„Fr | I wet #4 do oder allgemeine botanische Zeitung, herausgegeben von der königl. bayer. botanischen Gesellschaft in Regensburg. Neue Reihe. XXL. Jahrgang, oder der ganzen Reihe XLVI. Jahrgang. Nr. 1—38. Steintafel I-VIL. en i Mit m Original-Beiträgen von Arnold, Christ, Czihak, De Bary, Eichler, Hasskarl, Irmisch, Kabsch, v.Krempelhuber, Landerer, Molendoe, Nylander, Schultz-Schultzenstein, Schwendener, Szabo, Stizenberger, Trevisan, Wydler. — Mo. Bot. Gari.n, PESEREEEEN Regensburg, 1863. . Verlag der Redaction. t-Commmissionäret Fr. Hofmeistör sen. inLeipzig — 6, J. Man Haup “ und Fr. Pudtlet in Regensburg. ‚ ® FLORA. Begensburg. Ausgegeben den 10. Januar. 1863. Inhalt. T. Irmisch: Ein kleiner Beitrag zur Geschichte der Microsty- „is monophylia. — A. de Bary: Die neuesten Arbeiten über Entstehung und Vegetation der niedern Pilze. — Schnitz-Schultzenstein: Die morpho- logischen Gesetze der Blumenbildung ete. Ein kleiner Beitrag zur Naturgeschichte der Microstylis monophylla. Von Thilo Irmisch. (Hiezu eine Tafel.) , Herr Cantor Buchholz in Neustadt-Eberswalde, welcher sich um: die Flora der Mark Brandenburg durch Entdeckung mancher seltenen Pflanze verdient gemacht hat, hatte im Sommer 1858 die Güte, mir die merkwürdige Microstylis monophylla, die er das Jahr vorher auf Torfsümpfen in der Umgegend seines Wohnortes aufzufinden so glücklich war, in frischen Exemplaren zuzusenden, und ich hatte so die Gelegenheit, manche Punkte aus der Naturgeschichte dieser Pflanze genauer kennen zu ler- nen, als es mir früher, wo ich nur trockne Exemplare untersu- chen konnte, möglich gewesen war. Die vorjährige, von den vertrockneten Blattresten umschlos- sene Knolle!) sieht etwas glasig aus; sie ist schwach seitlich zu- 1) In seiner kurzen Beschreibung unserer Pflanze, die er Psendorchts Mo- nophyllos nannte, sagt Clusios (rar. pl. hist. 1,270): radix bulbosa est, allquoi membranaceis involueris tecta, praeter Orchidum naturam, sub qua malize tenties fibrae exeunt, ut in Allii generibus, eum gquibus affinitaiem quändam habere YVi- detur, radieis ratione, cui pierumque adhuc inhaeret superloris anni jam eX- succa et canlicnlum reiinens. Ciusius erhielt die Päanze getrocknet durch einen Niederländischen Arzt, Gullelmus de Mera, der sie auf der Rückkehr aus Italien gefunden hatte und mit nach Frankfurt a. W. brachte. Flora 1863. Ai 2 sammengedrückt Fig. 7., und auf dem schiefen, ein wenig ein- gedrückten Scheitel trägt sie meistens noch einen vertrockneten Rest des vorjährigen Blüthenstengels. Unterhalb dieser Knolle finden sich gewöhnlich auch noch die abgestorbenen vorjährigen Nebenwurzeln, Fig. 1. Der diesjährige Spross sass bei der Mehrzahl der mir zu Gebote stehenden Exemplare dicht an der alten Knolle an; nur bei wenigen hatte sich die Achse unterhalb des ersten Blattes oder auch zwischen den Blättern jenes Sprosses ein wenig ge- "streckt, und in Folge dessen stand die diesjährige Knolle etwas köher und war von der alten Knolle weggerückt. Diese Verschie- .denheiten werden sieherlich, wie bei Sturmia Loeselii und bei . Melaxis paludesa), durch den Standort bedingt. — Was die „Blätter des Sprosses betrifft, so habe ich zwei Modificationen "gefunden: ° 1. Der neue Spross beginnt mit zwei scheidenförmigen Nie- 'derblättern. Fig. 1. Das erste und niedrigste a steht mit seiner Rückseite ver der Abstammungsachse, das zweite b alterniert mit ihm. Das erste ist oft, manchmal auch das zweite durch die Entwicklung der neuen Knolle schon zur Blüthenzeit am Grunde gespalten. Auf diese beiden Niederblätter folgt das ein- zige Laubblatt c, welches wieder vor der Abstammungsachse ‘steht. Die Scheide desselben, welche ziemlich diekwandig ist, ist meistens geschlossen, zuweilen aber auch weit hinab gespal- ten; es umschliesst in seiner Scheide das vierte Blatt Fig. 2 d, welches zu einer niedrigen, mit einer meist schiefen Mündung versehenen geschlossenen dünnen , nur in der Mediane etwas stärkeren Scheide verkümmert ist und die junge Knolle und den Grund des aus ihr sich erhebenden diesjährigen Blüthenstengels umgibt. Es ist dies, wie ich schon früher, Morphol. der Knollen- 4) In directem Bezug auf diese letzte Ptianze und vermuthungsweise von den beiden andern in Rede stehenden Orchideen sagt der treffliche Ehrhart im Anhange zu der auf dem Jumkiler Sumpfe (bei Upsala) verfassten Beschrei- bung der Mal. paludosa: Man sieht, wie der Schöpfer auch darin seine Weis- ‚heit blicken lässt, dass er eine jede Pflanze zu dem ihr von ihm angewiesenen Boden gepasst hat, und beide ‚sich immer so vortrefflich zusammenschicken. Wenn eine Berg -.oder Wiesenorehis in diese jährlich höher werdendeu Sämpfe wäre placiret worden, so würde sie in 12— 15 Jahren schon einen Fuss tief in .der Erde stecken, und also mit ihrem Stengel nicht durehdringen können. Diege Opkrys „aludosa aber steigt, so wie die andera in dergl.. Sümpfen „Wäthsenden perennirenden Pflanzen ven Jahr zn Jahr eiwas höher, soviel näm- Jieh, als der Torf in einer solchen Zeit zunimmt. Ehrhar. Beits. HI, 70, nn >8 un und Zwiebelgewächse p. 161 angegeben habe, '), das Mutterbjatt der Knospe, aus der sich der nächstjährige Spross bildet. Da dieses vierte Blatt mit seiner Mediane wieder vor dem zweiten, also wegwärts von der Mutterachse steht, so folgt. daraus’ die- selbe Stellung seines Achselsprosses zu letzterer. 2. Der neue Spross beginnt mit drei, an Grösse zunehmen- den Niederblättern, Fig. 4. Hier stand merkwürdiger Weise nicht bloss das erste a, sondern auch das zweite b vor der Abstam- imungsachse, wie es unter andern bei den. Arten von Üolchicum und den zunächst mit diesem verwandten Gattungen der Fall ist,*) Das dritte Niederblatt c alternierte mit dem zweiten, und das Laubblatt d, weiches ihm folet, stand wieder vor der Abstamnıungsachse; das fünfte, mit dem vierten alternierende Blatt war, wie das vierfe in dem unter 1. beschriebenen Falle verkümmert und war auch wie dort das Mutterblatt des nächst- jährigen, jetzt noch im Knospenzustande befindlichen Sprosses. In Folge der Stellung der beiden ersten, Blätter kam. aych hier das fünfte Blatt und sein Achselspross wegwärts von der vorjäh- rigen Knolle zu stehen. Dass die beiden unter 1. und 2. be- . schriebenen Anordnungen der Blätter ursprüngliche ‚seien, er- kannte ich daran, dass ich sie auch in dem Knospenzustande des nächstjährigen Spruosses ganz ebenso fand, wie an dem aus- gewachsenen diesjährigen. In Figur 8 habe ich einen vergrös- serten Querdurchschnitt durch eine Knospe gegeben, die die un- ‘ter 2. geschilderte Blattstellung zeigte: die Buchstaben a — e geben die Reihenfolge der Blätter an; a kehrte seine Aussen- oder Rückseite der nicht mitgezeichneten Abstammungsachse {der Knolle des diesjährigen Blüthenstengels) zu. Der unter 1. beschriebene war übrigens der häufiger beobachtete Fall, Ein einzigesMal fandich, dass bei einer mit 4 Blättern unterhalb der diessjährigen Knolle versehenen Pflanze, die sich bezüglich der Bildung und der Stellung dieser vier Blätter ganz so wie die unter 2. beschriebenen verhielt, die Knospe des nächstjährigen Sprosses in der Achsel des Laubblattes stand, mithin der vorjährigen Knolle zuge- . wendet war, Fig. 5. Merkwürdiger Weise fand sich hoch oben am B}ü- thenstengel ein kleines Laubblatt, das in seiner Achsel die un- terste Blüthe trug. Man könnte dieses Blatt für das Blatt an- 1) Daselbst habe ich den seltnern Fall, dass das Mutterblatt des nächstjäh- rigen Sprosses das 5. BI. der ganzen Blattreihe ist, beschrieben. 2) Andere hieher gehörige Fälle vergleiche man bei A. Braun in den Verbandi. des bot, Ver. für die Provinz Brandenb. Bf. 1. p. 90. ir 4 anschen, (das dem Mutterblatte der Knospe des nächstjährigen Sprosses in den normalen Fällen entsprach. Fs alternirte mit (lem basilären Laubblatte. Eine andere bereits bekannte Modifieation in der Blattbil- ılung unserer Pflanze ist die, dass ausser dem vorletzten Blatte auch das Mutterblatt der Knospe zu einem vollkom- menen Laubblatte auswächst, und so aus der M. monophalla die M. diphylla (wie es scheint, auch zum Theil Linne’s Ophrys Ulifolia, die ein Gemisch von zwei oder drei Ar- ten ist) wird. Diese Modification fand sich nicht unter den von Herrn Buchholz erhaltenen Exemplaren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sowohl bei Pflanzen, die sich nach Zahl und Stellung der Blätter wie die unter 1, als auch bei solehen, die sich wie die unter 2. beschriebenen verhalten, vor- kommt. — Ob der von Hartmann in seiner Scandinavischen Flora angegebene Fall, in welchem drei vollkommene Laubblätter vorhanden sind, dadurch zu Stande kommt, dass ausser dem Mutterblatte der Knospe aueh das zweite (oder dritte) Nieder- blatt sich laubartig gestaltet, oder ob sich vielleicht die Zahl der Blätter an der Grundaehse auf sechs steigert, muss ich da- hin gestellt sein lassen. Die frischen Nebenwurzeln gingen in den untersuchten Ex- einplaren unterhalb des untersten Blattes aus dem diesjährigen Spross hervor, wie auch Malazis paludosa an dieser Stelle die einzige Wurzel hat. Dass sie, wie es bei Sturmia Loeselii der Fall ist, auch aus Anderen Achsentheilen hervorgebrochen wären, habe ich nicht beobachtet. Es sind ihrer bei M. monoph. 3—6; sie erreichen ungefähr eine Länge von 3—10 Linien und bräu- nen sich. Wie der diesjährige Spross in einer rundlichen Furche der vorjährigen Knolle ansitzt, so findet sich auch der nächstjährige Spross im Knospenzustande, Fig. 3, bereits in einer Vertiefung an der diesjährigen Knolle, die sich wie bei Malaxıs paludosa und Sherneia Loeselii aus dem unmittelbar über dem Mutferblatte jenes Sprosses befindlichen Achsentheile bildet und zur Blüthe- zeit schon die Form, wenn auch nieht ganz die Grösse der vor- jährigen Knolle hat. Dass die Knolle der blühreifen Pflanze zu betrachten ist als eine Anschwellung der Basis des Internodiuns, das zu der untersten Bractee gehört, habe ich bereits früher an- gegeben. In der Knospe des nächstjährigen Sprosses: konnte jeh zu Ende des Juli nicht bloss sämmitliche. Blätter erkennen, 4% 5 . (ie den Bracteen vorangehen. sondern sogar die Bläthenan- lagen. Die Anfänge der Nebenwurzeln machen sich aın Grunde des jungen Sprosses, an dessen Achse unterhalb der Vorderseite des ersten Niederblattes als kleine niedrige kreisförnige Wöl- bungen bemerklich. Das erste Blatt zeigt bald einen kurzen, Fig. 3, bald einen längeren Scheidenspalt, Fig. 6. Auf der Aussenseite des zweiten und auch des dritten Blat- tes (manchmal auch .des ersten) fand ich sehr zarte, dabei aber eine bis drei Linien lange haarförmige Gebilde, Fig. 1 und 4. Sie glichen in allen Stücken den Saughärchen oder Papillen der Wurzeln, namentlich auch :(larin, dass sie sich bei dem Trocken- werden abplatteten und sich kräuselten. Vorzugsweise standen sie auf dem Mittelnerv der Blätter, und zwar reihen - oder trupp> weise dicht beisammen. Auch auf denjenigen Stellen der Aussenfläche, die dem Verlaufe der seitlichen Gefässbündel (die Gefässbündel liegen näher nach der Ober - oder Innseite der Blätter) entsprechen, fand ich jene Härchen Fig. 10, doch spär- licher. Sie sind Verlängerungen der Epidermiszellen und stehen oft auf kleinen buckelartig hervortretenden Erhöhungen Fig. 11, die durch ein etwas anderes, als das übrige Blattgewebe, gestal- tetes Parenchym gebildet werden, dessen Zellen — mindestens später, wo die Erhabenheiten sich etwas zu bräunen pflegen — “einen trüben Inhalt haben. Bei der Häufigkeit ihres Auftretens an den von mir untersuchten Pflanzen stehe ich nicht an, sie für etwas Normales zu halten, und es ist mir höchst wahrschein- lich, dass sie, wie die Papillen der Wurzeln, zur Aufsaugung der Flüssigkeit dienen. ) Auf den im Boden befindlichen Theilen der Blätter auch anderer Pflanzen kommen Saugbärchen vor: ich erinnere nur an die 'Keim- und Laubblätter der Corydalis cava *), und so hätte die obige Aunahme nichts Absurdes; die Grup- pierung der Härchen an einzelnen erhöhten Stellen findet sich in ganz ähnlicher Weise auf der Grundachse der Corallorrhkiza innata °), Beitr. zu Morphol. u. Bivlog. der Orchideen Tab. VI. Fig. 24 u. 25. 1) Leider habe ich es versäumt, darauf zuachten, obauch auf den Blättern von Sturmia Loeselii und Malaris paludosa Saughärchen auftreten. Bei letz- terer Ptianze fand ich sie auf der Grundachse, man sehe diese Zeitschr. 1851, P. 626, 2) Man vergleiche meine Abhandlung: Ueber einige Fumariaceen, in den Abhandl. der Naturf. Ges. zu Halle. 3) Gelegentlich will ich bemerken, dass Döll webl nur aus Versehen in seiner badischen Fiora p. 438 angibt, ich glaubte beobachtet zu hahen. dass das erste Blait einer Achseiknospe am Grunde des Stengels bei Corallorrhisa Zwischen den alten Exemplaren fand ich ein ganz kleines, keinen ganzen Zoll hohes Pflänzchen. Ob es aus einer Kein- pflanze sich gebildet hatte, oder aus einer Adventivknospe, lasse ich dahin gestellt: es hatte, ganz wie die stärkeren Exem- plare, eine vorjährige Knolle, die von einer vertrockneten Hülle umgeben war, aber auf ihrem Gipfel weder den Rest eines dünnen Stengels noch die Narbe von einem solehen trug; der diesjährige Spross hatte drei alternierende Scheidenblätter und ein einziges Laubblatt, Fig. 12 a—d: die Internodien derselben, mindestens die der obern waren deutlich entwickelt. Unmittelbar über der Insertion des Laubblattes hatte sich die Achse knollig verdickt Fig. 13 und 14: sie endete in eine kegelförmige Spitze ohne ir- gend eine Andeutung zu einem Blatte, verhielt sich also in die- ser letzten Beziehung wie z. B. das Ende des Blüthenstengels bei Oypripedium Calceolus, bei Uonvallaria majalis und Corydalis fabacen. Am Grunde der knollig verdickten Achse und in der Achsel des Laubblattes fand sich die noch kleine Knospe für den nächsjährigen Spross. — Nebenwurzeln fehlten diesem Pflänz- chen durchaus, aber die Papillen waren auf den Scheidenblättern besonders stark entwickelt. Ausser in der Achsel des obersten Blattes habe ich in der Achsel keines andern Blattes eine Knospe gefunden, auch Adven- tivknospen konnte ich an den mir vorliegenden Exemplaren nicht auffinden. Nur in einem Falle glaubte ich auf dem Gipfel einer vorjährigen Knolle (wo sie bei Sturmia Loeselii sich häufig fin- den, Morph. der Kn.- u. Zw.-Gew. Taf. X., Fig. 18) eine solche angetroffen zu haben: aber nach einer genauern Untersuchung musste ich annehmen, dass das kleine grünliche fleischige Kör- perchen Fig. 9, das ich für eine Adventivknospe hielt, nur das verkümmerte Ende der Achse sei: es stand ganz an dersel- ben Stelle, wo sich sonst der Rest oder die Narbe des vorjähri- gen Blüthenstengels findet, hatte keine Blätter, und verrieth Uurch nichts seine Fortbildungsfähigkeit. Ich habe auf der beigegebenen Tafel einige Abbildungen von Malaxis paludosa beigefügt zur bequemen Vergleichung dersel- vorn über dem Tragblatte stehe. Ich habe in meiner Schrift über die Orchideen ausdrücklich gesagt, jenes Blatt stehe vor der Mutterachse {man vergl. auch diese Zeitschrift 1854, p. 522). — In demselben Werke {p. '387.} bespricht DO! 1 meinen Irrthum in der Autfassung der Achsenbildung von Parts guaärifolia ; ich hatte ihn bereits in der Schrift über die Orchideen (p. ‘sn widerrufen und in meinen Beiträgen zur vergl. Morph. der PS. (Vi.) gut zu machen versucht. 7- ben mit Microstylis monoph. Da ich bereits in dem Jahrgang 1854 dieser Zeitschrift .(Nr. 40.) die Verjüngungsweise jener Pilanze beschrieben habe, so brauche ich jetzt blos die Abbild- ungen kurz zu erklären. Fig. 15 stellt in nat. Grösse die vor- Jährige von den Hüllen entblösste Knolle I dar: unter ihr findet sich der schlanke Achsentheil A, der die vorjährigen Blätter ge- tragen hat. Dicht an der vorjährigen Knolle sitzt der diesjäh- rige Spross Il an: er hat vier Blätter a — d; schon das zweite war laubartig (die Adventivknöspehen an den Blatträndern wur- den in der Zeichnung nicht berücksichtigt); zu dem diesjährigen Sprosse gehört die einzige Nebenwurzel w, welche an den schlanken Achsentheil unterhalb der vorjährigen Knolle sich anlegt. Fig. 16 dieselben Theile wie in der vorhergehenden Fi- gur von einem Exemplare, dessen Jahresspross II unterhalb der Knolle entwickelte Internodien !) hatte, so dass die diesjährige Knolle ?) hoch über der vorjährigen I zu stehen kam: a, b, c, d sind die Insertionslinien der diesjährigen Blätter, die wegpräpa- rirt wurden, um die diesjährige Knolle II und die ihr ansitzende Knospe IH, aus der der nächstjährige Spross wird°), zu zeigen; Fig. 17 diese Knospe etwas vergrössert, von der Vorderseite: das erste Blatt hat einen weiten Scheidenspalt; bei w sieht man die Stelle, wo die Nebenwurzel für das nächste Jahr hervorbrechen will; TI die diesjährige Knolle mit dem untersten Grunde des Fruchtstengels. Die sämmtlichen Zeichnungen wurden nach Pflanzen, die ich zu Anfang des Septembers untersuchte, entworfen. Fig. 18. Vergr. senkrechter Durchschnitt durch die Basis der diessjährigen Knolle II und des nächstjährigen Sprosses IM: w=w in Fig. 17; dist die Basisdes vierten diesjährigen Blattes. Fig. 19. Vergr. senkr. Durchschnitt durch die Basis der vorjäh- rigen Knolle I und durch den unter ihr sich findenden Achsea- theil A (=A in Fig. 15—18); die zur Basis des diesjähr. Spros- ses II gehörige Nebenwurzel w war nicht, wie in Fig. 15 und 16 aussen an der schlanken Achse A hinab-, sondern in diese bih- eingewachsen, so dass man äusserlich von ihr nichts wahrnahm. Eig. 20. vergr. Querschnitt durch die schlanke Achse A und y Ehrhart 1, 1. nennt die gestreckte Achse postamentum fliforme. 2) Bulbus fructificans ovalis postamento insidens. Ehrh,. 3) Ehrhart: Bulbus junior, s novus, ad basin bulbi fructificantis, Folie propriis involutus, vaginisque maternis circumdatus, eujus postamentum dein praecedentis in modum elongatur, follaqueexptieantur, bubus ipse autem anno sequenti scapım emittit, bulbumgue novum parit. 8 durch die sie durchziehende Nebenwurzel w. Fig. 21 etwas vergr. Querschnitt durch eine frische Nebenwurzel, Fig. 22 durch den schlanken Achsentheil eines Jiesjährigen Sprosses. Microst. monoph. und Malax. paludosa stimmen in der Anord- nung ihrer Blätter insofern überein, als die Mediane aller zwischen die Abstammungsachse und die Mediane des Mutterblattes des Spros- ses fällt, während bei Sturmia Loeselii (manevergl. Morphol. der Knollen- und Zwiebelgew. p. 157) die Mediane des zweiten bis fünften Blattes rechts oder links von der Abstammungsachse und dem Mutterblatte des Sprosses liegt, und in Folge dessen auch die Knollen der aufeinanderfolgenden Jahrgänge sich kreuzen, Ich habe bei der letztgenannten Pflanze mehrmals deutlich die Antidromie der aufeinanderfolgenden Sprosse beobachtet, . aber ich zweifle nicht, dass auch die Homodromie sich finden wird. Erklärung der Figuren 1—lA4. Fig. 1. Basis einer kräftigen Blüthenpflanze von Microstylis monophyll. in n. Gr. zu Ende des Juli, die Reste der vorjähri- gen Blätter sind entfernt. Fig. 2. Die Blätter a—c entfernt, so dass man nun das 4. Blatt sieht. Fig. 3. Die diesjähr. Knolle mit der Knospe des nächstjährigen Sprosses vergrössert; der Blüthenstengel auf jener ist nicht mitgezeichnet. Die beiden kleinen Kreise unten an der Knospe bezeichnen die Anfänge zweier Nebenwurzeln. Fig. 4. Ein Exemplar mit der unter 2. im Text beschriebenen Blattstellung. Fig. 5. Eine diessjährige Knolle, an der die Knospe k der vorjährige Knolle zugewendet war, i Insertionsfläche der Knolle, an welcher diese mit der Mutter- achse zusammenhing. Fig. 6. Die Knospe von vorn vergrössert, wie in Fig. 3 Fig. 7. Etwas vergr. Querschnitt durch eine vor- jährige Knolle. Fig. 8. Man vergl. den Text. Fig. 9. Eine etwas vergr. vorjährige Knolle, auf ihrem Gipfel der zu einem rundli- chen Körper verkümmerte Stengel. Fig. 10. Vergr. Querschnitt durch ein Scheidenblatt, das mit Papillen besetzt war. Fig. 11. Senkrechter stark vergrösserter Durchschnitt durch eine Erhö- bung der Blattaussenseite, auf der Papillen stehen; nur die eine Papille ist vollständig gezeichnet. Fig. 12. Kleines Pflänzchen, ungefähr viermal vergrössert. Fig. 3. Dessen diesjähr. Knolle von der Seite, Fig. 14 von vorn mit dem Knöspchen; d Inser- tion des Laubblattes. Vergr. a6 L. Die neuesten Arbeiten über Entstehung und Vegetation der niederen Pilze, insbesondere Pasteur’s Unter uchungen. . Mitgetheilt von A. de Bary. u. Ueber den Ernährungsprocess der Schimmel-und Fermentpilze. Die Pilze bedürfen zu ihrer Ernährung vorgebildeter orga- nischer Substanz, lebender oder todter. Sie nehmen aus der Atmosphäre Sauerstoff auf und geben Kohlensäure, manche Was- serstoff an dieselbe ab. In diese wenigen Worte lässt sich die Kenntniss, welche man bis vor kurzem von dem Ernährungs- processe der Pilze hatte, zusammenfassen. Daneben wusste man, dass die Hefepilze in zuckerhaltigen Flüssigkeiten Alkoholgähr- "ung erregen ; in wieweit ihr Lebensprocess hiebei betheiligt ist, war mindestens streitig und die herrschende Theorie spricht demselben eine gährungserregende Wirkung geradezu ab. In der neuesten Zeit sind für eine genaue Kenntniss der Vegetations- und Ernährungsprocesse der niederen l’ilze und der Einwirkung welche sie auf das jeweilige Substrat ausüben, werth- volle Anfänge gegeben worden. Pasteurs bedeutende Arbeiten über Gährung und ÜUrzeu- gung nehmen unter denselben unstreitig die erste Stelle ein. Was zunäehst den Ernährungsprozess der Schimmelpilze betrifft, so hat Pasteur im Laufe der Untersuchungen, über welche wir früher berichtet haben (Examen de la (doctrine des gen6rations spontandes, 1. e.) die Sauerstoffaufnahme und Kohlen- säureexhalation allgemein bestätigt gefunden ; aus einer limitirten Luftmenge, in welcher Schimmel vegetirt, verschwindet in kurzer Zeit aller Sauerstoff vollständig. Cultivirt man Penicillium glau- cum auf einer Flüssigkeit, welche in 100 Theilen Wasser vtwa 10 Zucker, 0,5 eines (am besten sauren) Ammoniaksalzes, -0;1 Aschenbestandtheile, zumal Phosphate enthält, so vermehrt ‚sich lie Masse des Schimmels beträchtlich. Der zu seinem Wachs- thum erforderliche Kohlenstoff wird ihm durch den Zueker,' der Stickstoff durch das Ammoniaksalz geliefert, beide verschwinden allmählich aus der Flüssigkeit. Lässt man einen ‚der ‘genannten Bestandtheile aus der Flüssigkeit weg, so erfolgs kein oder nur sehr kümmerliches Wachsthum des Schimmels. Setzt man tatt des Zuckers der Flüssigkeit Kohlensäure zu, 50 wächst der 10 Schimmel nicht. Es ist sumit nachgewiesen, dass die stickstoff- freie Nahrung dem Pilz in der Form einer vorgebildeten orga- nischen Substanz zugeführt werden muss. dass dabei zur nor- malen Vegetation eine Zufuhr von Sauerstoff (durch die umge- bende Luft) nothwendig ist, während die Zufuhr von Stickstoff und Mineralnahrung in derselben Forn wie für die chlorophyli- haltenden Pflanzen geschehen kann. Dass dagegen andere organische Substanzen den Zucker ersetzen können beweist Pasteurs merkwürdiger Versuch mit Traubensäure (Note relative au Penicillium glaucum et & la dis+ symetrie mol&culaire des produits organiques naturels. Comptes rendus Tom. 51. p. 298.) Nach Pasteurs früherer Entdeckung (s. Poggendorfs Annal. LXXX, 127.) ist die Traubeusäure (Acide paratartrique) combinirt aus optisch rechts drehender und optisch links drehender Weinsäure. Bringt man in obige Versuchsflüs- sigkeit statt Zucker plus saures Ammoniaksalz eine entspre- chende Menge sauern traubensauren Ammoniaks und sät Peni- eillium, so entwickelt sich dieses kräftig. In gleichem Verhält- niss mit seiner Massenzunahme verschwindet die rechts dre- hende Weinsäure, während alle links drehende unberührt bleibt. Der Pilz nimmt somit nicht nur seinen Koblenstoffbe- darf aus der Traubensäure, sondern trifft sogar zwischen den beiden Constituentien derselben eine merkwürdige Auswahl. Was die Aufnahme von Stickstoff dureh das Penicillium glaucum betrifft, so hatBoussingault nachgewiesen, dass dieser dem Pilz durch die in dem Substrat befindlichen löslıchen Verbind- ungen, wie die oben genannten Ammoniaksalze, zugeführt wer- den muss und nicht in irgend einer Form aus der Luft aufge- nommen wird. (Compes rendus Tom. 51. p.571, und Ann. Chim. et Phys. 3. Serie Tom. 61. p. 363.) Boussingault nahm zum Versuche Molken, von denen die eine Portion sofort nach der Bereitung eingedampft wurde, die andere nachdem sie 4 Wochen lang der Vegetation von Penieillium glaueum überlassen worden war. Die Bestimmung des Stickstoffgehaltes ergab, dass in der verschinmelten Masse (d. h. den zersetzten Molken plus Schim- melpilz) niemals mehr, zuweilen etwas weniger N enthalten war, als in den frischen Molken. j Es bedarf nach den mitgetheilten Versuchen mit der Pa- steur’schen Zuckerlösung und Traubensäure keiner besondern Erwähnung, dass mit der Schimmelvegetation eine Zersetzung des organischen Substrats in dem ler Schimmel wächst verbun- “ 4 den sein muss, und zwar dass diese Zersetzung ausschliesslich oder doch sgrösstentheils durch den Ernährungsprozess des Schimmels verursacht wird. Pasteur’s Versuche über die Generatio spontanea, von denen früher berichtet worden ist (Flora 1862, N. 23.) haben gezeigt, dass der Sauerstoff der Luft zwar allmählich von den organischen Lösungen aufgenom- men und zu einem langsamen Verbrennungsprocess verwendet. wird, dass aber dieser Process so langsam vor sich geht, dass selbst sehr zersetzbare Substanzen, wie Milch, eiweisshaltige Zuckerlösung u. s. w. unter seiner“alleinigen Einwirkung 1 bis 2 Jahre lang „frisch“ bleiben. Lebhafte Zersetzung tritt dagegen au- genblicklich ein, sobald der Zutritt von Schiimmelsporen stattfindet. H. Hoffmann (Mycolog. Studien über die Gährung, Bot. Zeitg. 1860) hat Thatsachen mitgetheilt, welche für die gleiche Ansicht sprechen, eine Ansicht die ja übrigens, wenn sie gleich hie und da bestritten wurde, Keinem neu ist, wohl aber eines bestimmten Beweises bedürftig war. In welcher Weise die Ernährungsprocesse und die Zersetz- ungen des Substrats nach den verschiedenen Schimmelarten und den verschiedenen Stoffen, auf welchen diese wachsen, sich unter- scheiden, bedarf noch ausgedehnter Untersuchungen. Nach einer Richtung hin hat F. V. Jodin diese Untersuchungen begonnen (Etudes de chimie physiologique 1. partie: De röle physiologi- que de l’oxygene etudi& specialement chez les mucedindes et les ferments. Comptes rendus tom, 58, p. 917 (1862). Wässerige lösungen von Zucker, Glycerin, Ammoniak- oder Alkalisalzen der Weinstein-, Bernstein-, Milch-, Essig- oder Oxalsäure, denen geringe Mengen von Alkaliphosphaten zugesetzt sind, werden bei freiem Luftzutritt von verschiedenen Schimmelpilzen heim- gesucht und zeigen gleichzeitig einen lebhaften durch den Sauer- stoff der Luft ‘bedingten Oxydationsprocess, dessen Producte Wasser, Kohlensäure und einfachere organische Verbindungen als die jeweils angewandten sind. Dabei wird eine Quantität der in der Lösung enthaltenen Stoffe zur Nahrung des Schimmelpil- zes verwendet. Jodin hat bis jetzt für eine Reihe von Fällen die Menge des Sauerstoffs bestimmt, welche bei der Verbrennung eines Grammes schimmelnder organischer Substanz absorbirt wird, sowie die Menge der dabei entstehenden Kohlensäure und Schimmelpilz-Substanz. So absorbirte ihm 1 gr. Zucker 0,49 O; unter Frzeugung von m. 0,71 C0;, und gr: 0, 14 Schimmel- substanz u. 3. w. 12 Leider hat Jodin, wenigstens in seinen bisherigen Mitthei- lungen, gar nicht berücksichtigt, welche specicle Schimmelfor- ınen in einer bestimmten Lösung zur Entwicklung kommen und welches Verhalten eine bestinimte Schimmelform in den verschie- denen Medien zeigt. Er bestätigt nur die von vornherein wahr- scheinliche Annahme, dass in dieser Hinsicht bedeutende Ver- schiedenheiten stattfänden , indem er angibt, dass z. B. Bern- steinsäure in Sauerstoffatmosphäre nur sehr schwierig, in ge- wöhnlicher Luft sofort Schimmelbildung auftreten lässt, dass in. einer Lösung des gährungsfähigen Umsetzungsproduktes des Rohr-. zuckers (Sucre interverti) der „Sens de la manifestation myco- genique“ vollständig verändert wird, wenn man statt phosphor- sauren Ammoniaks phosphorsaures Kali zusetzt. Im Interesse der Physiologie wäre es jedenfalls wünschenswerth, dass auf die bezeichneten Punkte mehr Rücksicht genommen werde. Sehr wichtige Aufschlüsse hat auch hier Pasteur in einer Untersuchung über die Essigsäuregährung geliefert, auf welche er später ein Verfahren zur Essigbereitung im Grossen gründete. (Pasteur, Etudes sur les mycodermes. Röle de ces plantes dans la fermentation acetique. Comptes rendus tom. 54 [1862] p. 265. Und: Suite & une pr&cedente communication Nouveau procede industriel de fabrication du vinaigre. Ibid. Tom, 55 [1862] p. 28. Auf verderbendem Wein, Bier u. s. w. treten Häute auf, welche, soweit sie Ref. kennt, aus torulösen oder cylindrischen den Hefepilzen ähnlichen Zellreihen bestehen und von Persoon und Desmazieres Mycoderma (vini, cerevisiae) genannt wor- den sind. Ihnen schliesst sich die Essigmutter an, Pasteur nennt sie Mycoderma aceti. Cultivirt? man Mycoderma aceti auf der Oberfläche alkohol- haltiger Flüssigkeiten, so wird, während der Vermehrung des My- coderma, der Alkohol in Essigsäure verwandelt. Nimmt man zum Versuch geschlossene, eine genau bestimmte Luftmenge ent- haltende Gefässe, so lässt sich nachweisen, dass der Pilz den Sauerstoff der Luft aufnimmt, und, da die Essigsäure ein Oxy- dationsproduct des Alkohols ist, an den Alkohol abgibt. Macht man den gleichen Versuch mit dem Mycoderma des Weines , so bildet sich keine Essigsäure, absichtlich zugesetzte verschwindet sogar, wenn gleich die Resultate nicht so constant sind wie in dem erstgenannten Falle. Lässt man Mycoderma aceti -auf Es- sig vegetiren, so wird die Essigsäure ' erstört, (Forts, folgt.) -13 Die morphologischen Gesetze der Blumen-Bildung und das natürliche -Sysiem der Morphologie der Biumen von Schultz-Schultzenstein.') Die Theorie der Blumenbildung hat zwar schon für sich selbst Interesse, gewinnt aber ihre concrete Bedeutung und ihren wahren wissenschaftlichen Werth erst durch ihre Verbindung mit der praktischen Systemkunde, insofern sie die Entstehung der Formen und Charaktere der Familien, Gattungen und Arten gründlich zu erklären im Stande ist. Es hat freilich in diesem Betracht neuerdings nach Schleidens Vorgange auch eine an- dere Ansicht Verbreitung gefunden, nämlich die, dass die ei- gentlich wissenschaftliche Botanik nur in der Morphologie und Metamorphosenlehre bestehe, wobei es auf specielle Gattungs- und Artenkenntniss nicht ankommen soll; so dass man ein gros- ser Botaniker sein kann, ohne eine einzige Pflanze dem Namen und Charakter nach zu kennen. Diese Ansicht führt dann zu einer einseitigen Ueberhebung der Morphologie, und gereicht der Wissenschaft im Ganzen zum Schaden, indem sie zu einem ab- strakten Formenwesen führt; welches das wahre wissenschaftliche Bedürfniss nicht befriedigt, und zur Beschönigung der Unwis- senheit führt. Auf der andern Seite hat es freilich auch nicht an botani- schen Praktikern gefehlt, welche nur das Speciesmachen betrei- ben und alle Theorie als überflüssig verachten, insofern sie den Zusammenhang derselben mit der speciellen Pflanzenkenntniss nicht finden können. Und dieser letztere Punkt ist eben von Wichtigkeit, dass nämlich die Blumenbildungstheorie überllaupt praktisch brauch- bar sein muss, wenn sie wirklich Naturwahrheit in sich enthält. Die Blumenmorphologie ist in neuester Zeit ohne Rücksicht auf ihre praktische Anwendbarkeit in der Systemkunde, ausgebildet worden, so dass die Einsicht des Zusammenhanges beider in weite Ferne gerückt scheint. vo: Auf der Theorie der Blumenbildung beruht zum grossen Theil die Behandlung der systematischen Botanik, weil sich die Blumenbildungstheorie in der Darstellung und Charakteristik der Gattungen und Arten unwillkürlich wieder abspiegelt. Die Be- !) Vorgeifagen in der botanischen Sektion der Versammlung der Naturfohs scher zu Karlsbad, 14 schreibungen in. der Klassifikation werden nach den Formen und Ausdrücken gemacht, die man sich in der Morphologie der Blu- men bildet, Sind es mechanische Gesichtspunkte, die in dieser herrschen, so übertragen sich diese auf die naturgeschichtlichen Beschreibungen, und wenn die Blumenbildungstheorie unvoll- kommen ist, so ist «ie Darstellung der Klassifikation der Fami- lien, Gattungen und Arten ebenso unvollkommen. Und eben weil die .neuere Metamorphosenlehre, welche die Grundlage der Blu- menbildungstheorie geworden ist, so grosse Unvollkommenheiten ‘hat, haben sich diese auf die Beschreibungen übertragen, so dass . die ganze sogenannte beschreibende Botanik dadurch in Misskre- dit ünd Zurücksetzung gekommen ist, und in ihrer Achtung der physikalisch-chemischen“ und morphologischen Richtung gegenüber in den Naturwissenschaften sehr verloren hat. Das Verhältniss der Morphologie der Blumen zur formbeschrei- benden Systemkunde ist daher ein sehr richtiges und einer ge- nauen Untersuchung werth Diess gilt besonders von dem Ver- :hältniss der Metamorphosenlehre zur Klassifikation. Zur Untersuchung dieses Verhältnisses wollen wir hier die morphologischen Gesetze der Blumenbildung betrachten, und zu dem Zweck zwei verschiedene Systeme der Morphologie der Blu- men neben einander stellen, nämlich einmal das künstliche ma- thematische, und dann das natürliche, organische System der Morphologie der Blumen, 1. Das künstliche, mathematische System der Mor- phologie der Blumen. Dieses System ist aus der Metamorphosenlehre hervorgegan- gen; es kann auch die Achsentheorie genannt werden, insofern es die Blumenbildung aus der mathematischen Verbindung von Achsen und Anhängen erklärt. Das Wesentliche der Achsen- theorie besteht in Folgendem : 1) In der Annahme, dass Achsen und Anhänge die morpho- logischen Bauelemente, die Bausteine der Blumen (wie der gan- zen Pflanze) sind. 2) Dass dieses integrirende, sich ergänzende Bestandtheile «sind; von denen keiner in der Blume fehlen darf: jede Blume Ach- -sen und Anhänge haben muss: die Bestandtheile allgemein sind. 3) Dass dieses einfache Elemente sind, die Blumenachse also ein ununterbrochenes Continuum durch die ganze Blume bildet; 'dass das Blatt ein einfacher Theil ist. b 15 4) Dass die ganze Blume somit ein einfaches Individuum ist, dessen Einheit durch die kreisfürmige Stellung der Anhänge um die Achse bedingt ist. Die Achse ist somit gewissermassen das Einheitsprincip der Blume (wie des Sprossen) und zwar ein ma- thematisches. a. Dass nur ein einziger Grundtypus für alle Blumen vorhan- den sein soll. 5) Damit hängt dann die Theorie der mechanischen uni mathematischen Zusammensetzung überhaupt zusammen. a. Dass regelmässige Zahlenproportionen in der Blumenbil- dung herrschen, seien es nun Spiralzahlen oder andere arithme- :tische Proportionen, dass die Zahlenproportionen das Aufbau- "gesetz sind. b. Dass eine mathematische Symmetrie der Grundtypus aller Blumen ist; die Grundform eine regelmässige Sternform oder Kreisform ist; ein einziger Grundtypus, auf den alle Blumenfor- ‘men zurückgeführt werden sollen. 6) Dabei gilt die Annahme, dass die Blumenachsen Stengel- gebilde, die Anhänge Blätter, die Blumenhüllen also nur Blätter sein müssen; dass also Blätter nur an Achsen der Blume sitzen können, nicht umgekehrt; dass die Achsen immer in der Mitte der Blumen stehen, dass es keine peripherische Achsen geben kann und überhaupt eine Blume ohne Achsen nicht existiren kann. 7) Die Annahme secundärer Achsen kommt bei der Blumen- bildung nicht in Betracht, ändert auch in diesen Grundbestim- mungen nichts, und ist überhaupt ein Widerspruch, da secun- däre Achsen nur Zweige sind. 8) Hängt die Achsentheorie mit der Metamorphosenlehre der Blätter zusammen, wonach die Blätter die Urform aller Pflanzen- gestalten bilden sollen. 9) Das Verfahren in Anwendung dieser Lehre läuft dahin hinaus, alle Blumentheile auf Achsen oder Anhänge zurückzufüh- ren oder daraus zu erklären, zu untersuchen ob ein Theil Achse ader Anhang ist. Alle diese Sätze sind unrichtig und unnatürlich. Gründe gegen die Achsentheorie der Blumen. 1) Nicht in allen Blumen sind Achsen zu finden. a. Schon bei den sternförnigen Blumen der polygynischen Sedeen, Alismaceen, Verstrineen sind keine durchgehenden Ach- 16 sen, da die kreisförmigen Früchte schon auf der Spitze der Blu- menstiele stechen, b. Bei den monogynischen, wo man die Stempel als Achsen betrachtet, hat der Stengel nicht den einfachen Bau einer Achse (eines Stengels) und wo Wandfrüchte vorhanden sind: Violariae, Orchideen, fehlen die Achsen gänzlich. c. Entschieden ohne alle Achsen sind die Blumen der Rosen, Colycanti.:.u, Marywiaceen, wo die Blumenhüllen, Staubfäden und Stengel auf blattartigen Kelchträgern, also Blätter auf Blät- tern stehen. d. Ueberall wo die Staubfäden auf Blumenblättern stehen (Proteaceen, Rupala) sitzen sie nicht an Blumenachsen. 2) Der Begriff der secundären Achsen ist überhaupt an sich widersprechend und künstlich, insofern nicht immer Blatt-Radien an den Achsen sich finden, wie bei einfachen Seitenzweigen, oder auch Radien ohne Achsen da sind, und dann die. Achsen- natur fehlt, während in den Blumen und Fruchtblattnerven Ach- sen in den Mittelrippen sıch wiederholen. Er reicht aber auch ‘zur Erklärung der primär achsenlosen Blumen nicht aus. 3) Becherförmige Achsen anzunehmen, wie bei der Cupula der Gupuliferae oder dem Kelchträger bei Rosa, Vietoria, Eu- ryale ist ein Widerspruch, » Die secundären Achsen haben aber hier nicht Stengelnatur, sondern den Blattbau. 4) Am meisten Schwierigkeiten bieten die oberständigen Blumen der Orchideen, Amaryllideen, Cucurbitaceen. . 5) Wo nun wirklich Blumenachsen vorhanden sind, wie bei den Ranunculaceen, Geraniaceen, da sind die Achsen nicht ein- fach, continuirlich, sondern immer aus abgegliederten Stücken bestehend, die sich oft hoch übereinander erheben. Immer glie- dern sich die Früchte ab, j 6) Die Staubfäden sind nicht immer blattartig, meist sten- gelartige Ramificationen. ‚ 7) Es ist unrichtig anzunehmen, dass nur die Blattanhänge, nicht die Achsen (Stengel) sich metamorphosiren sollen. 8) Wenn nur eMı einziger Grundtypus mit durchgehender Achse und alternirender Stellung vorhanden wäre, so würden sich die charakteristischen Blumenunterschiede der Gattungen nicht feststellen lassen. 9) Der Streit, ob ein Theil der Blume Achse oder Anhang ist, kann in der Regel gar nicht entschieden werden; und wenn er entschieden wird, ist er für die Charakteristik ohne Werth. Das Kennzeichen eines Blattes bleibt die Stellung an der Achse, ohne dass der Bau berücksichtigt würde; während wir doch dem Bau nach wahre Blätter (Zweigblätter bei Farren, Cy- cadeen) mit Zweigstellung finden. (Forts. folgt.) Redacieur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubäuer'seben Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. NM %. Regensburg. Ausgegeben den 20. Januar. 1863. Inhalt. A. de Bary: Die neuesten Arbeiten über Entstehung und Vegetation der niedern Pilze. (Fortsetzung) — Schultz-Schultzenstein: Die worphologischen Gesetze der Biumenbildung ete. (Fortsetzg.) — Litteratur. — Verzeichniss der im J. 1862 für die Sammlungen der kgl. bot. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. = .__ B B 1.2 a a ns ‚Die neuesten Arbeiten über Enistehung und Vegetation der niederen Pilze, insbesondere Pasteur’s Untersuchungen. Mitgetheilt von A. de Bary. (Fortsetzung.) Quantitative Bestimmungen zeigen, dass auch in den beiden letzten Fällen der Pilz O aus der Luft aufnimmt, ihnan die Flüs- sigkeit abgibt, und den Alkohol oder die Essigsäure zu Kohlensäure und Wasser verbrennen lässt. Mit der Oxydation ist stets eine be trächtliche Wärmeentwickelung verbunden. Der Pilz übt seine oxydirende Wirkung nur, wenn er auf der Obertläche der Flüssig- keit, mit dem Sauerstoff der Luft in directer Berührung ist. Versenkt man die Haut, welche Myeoderma aceti bildet, auf den Boden des Gefässes, so steht die Essigsäurebildung still, bis sich wieder eine neue Haut auf der Obertläche gebildet hat. Man kann übrigens auch durch das Mycoderma des Weines Essigsäure erhalten, wenn man seine Vegetationsbedingungen ändert. Pasteur eultivirte dasselbe auf Alkohol- und Essigsäure- haltiger, mit Phosphaten und löslichen Eiweisskörpern versehe- ner Flüssigkeit und stellte das Verschwinden des Alkohols und der Essigsäure von Tag zu Tag fest. Nach Bildung einer festen Mycodermahaut entfernte er die Flüssigkeit mittelst des Hebers und setzte statt ihrer reinen mit reinem Wasser verdünnten Al- Flora 1968, 3 18 cohol vorsichtig zu, so dass die Schimmelhaut oben blieb. Es trat eine wenn äuch nicht lebhafte Essigsäurebildung ein. Pasteur fand ferner, dass die Essigmutter, wenn einmal ihre Vegetation in kräftigen Gang gebracht ist, fortwährend neue Mengen Alkohol oxydirt ; findet sie keinen Alkohol mehr, so zer- setzt sie die Essigsäure selbst, wie schon bemerkt, in CO, und Wasser, und ist sie einmal von der Essigbildung abgebracht, so kehrt sie nur mit sehr verminderter Energie dazu zurück. Bei der Essigfabrikation im Grossen lässt sich leicht zeigen, dass das Mycoderma stets vorhanden und betheiligt ist. Die Ho- belspäne und Bindfaden, über welche bei der sogenannten Schnell- essigfabrikation die „Essigmischung“ (verdünnter Alkohol) läuft, müssen vorher mit Essig durchtränkt werden. Leitet man ver- dünnten Alkohol über reine Späne und Bindfaden, so läuft er, "trotz der grossen Berührungsfläche mit der Luft, ohne. eine Spur Essigsäure zu enthalten ab; sobald man ein wenig Mycoderma auf die genannten Körper gebracht hat, wird Essig gebildet. Auf diese Thatsachen- gestützt gibt Pasteur ein Verfahren für Essigfabrikation an, welches im Wesentliehen darin besteht, dass man, in passend construirten Gefässen, Mycoderma aceti in eine Flüssigkeit aussät, die in 100 Volumtheilen Wasser 2 Vol. Alkohol und 1 Vol. Essigsäure, nebst kleinen Mengen Phosphor- saurer Salze enthält. Ein Gefäss von 1 Quadratineter Oberfläche 50—100 Liter Flüssigkeit haltend, gibt bei diesem Verfahren, auf dessen Einzelheiten hier nicht eingegangen werden kann, 5—6 Liter Essig per Tag. Alle diese Thatsachen zeigen klar, wie die niederen Pilze, welche auf der Oberfläche todter organischer Körper leben , die Verwesung dieser bedingen oder doch in hohem Grade beschleu- nigen müssen. Einfach der Luft ausgesetzt oxydiren sich die organischen Substanzen meist nur langsam ; durch die Schimmel- pilze dagegen wird ihre Zersetzung theils eingeleitet, indem diese ihre Nahrung, besonders ihren Kohlenstoffbedarf, direet aus ihnen beziehen; theils indem dieselben fortwährend grosse Mengen Sauerstoff auf die organischen Verbindungen übertragen, und zwar in einem (zur Zeit wohl nicht näher bestimmbaren) Zu- stande, in welchem er sofort eine Verbrennung der organischen Substanz bewirkt. Nach den Untersuchungen van den Broek’s (Aun. der Chemie und Pharm. Bd. OXV, p. 75) ist übrigens dieser Satz Dicht so zu verstehen, als ob Schimmelpilze und andere mikro- > 19 skopische Organismen ganz allgemein nothwendige Erreger der Fäulniss sein müssten. Van den Brock fand, dass Eiweiss, Eigelb, Blut, Urin, Galle keine Veränderung erleiden, ‚wenn gie einer beständigen Wärme von 25°—-30° ausgesetzt, aber vor Luft- “zutritt (durch Absperren mittelst zuvor stark erwärmten Queck- silbers) sichergestellt sind. Reiner Sauerstoff, reine at. Luft bewirken keine Fäulniss, sondern nur eine Veränderung des An- söhenis und Ännehmen einer sauern Reaction bei den genannten Stöffen. Dägegen tritt Fäulniss ein, wenn man thierische Sub- stanzehi Zusetzt, die an freier Luft gestanden oder schon zu fau- ieh augefangen haben; und zwar geschieht diess unabhängig van ‘der Einwirküng der atmos); härischen Luft, selbst bei vollständj- gen Abschluss derselben und ohne dass es möglich ‚gewesen wäre, in den faulenden Substanzen lchjende Örganismen aufzu- finden. - Der Verbrennüng organischer Körpei dürch die Auf Ahrer ‚Oberfläche wächsehden Schimmelpilze schliessen sich die ‚wie ‚88 scheint meisten Gährüngsprocesse orgatischer Stoffe , ‚bei Welchen andere Umsetzungen als eine einfache Oxydation erfol- ‘geh, insofern an, als sie gleichfalls durch den Vegetations- process niederer Organismen, zumal Pilze, erregt werden? Zunächst die Alkohölgährung zuekerhaltiger Flüssigkei- ten. Män weiss längst, dass dieser Gährungsvorgang durch die Hefe eifogt wird, den Botanikern ist es längst bekannt, dass die Hefe aus bestimmt gestalteten und gebauten Zellen besteht, welche im wesentlichen die Eigenschaften von Pilzzellen besitzen, und dass sich diese Zellen während des Gährungsaktes durch lebhafte Sprussung vermehren. Cagniard de Latour ynd Schwann haben diese Erscheinungen zuerst genauer studixrt und.den Gährungsprocess als eine Folge der Vegetation ‚dieser lebenden Organismen zu erklären gesucht. Allein diese ‚Erklä- rungsweise kam nicht zu allgemeiner Geltung und Anwendung; die chemischen Processe bei der Alkoholgährung, d. h. die an- gebliche Spaltung der ganzen vorhandenen Zuckernienge in Koh. lensätire und Alkohol einerseits, andrerseits scheinbar analoge Fälle von Umsetzung und Spaltung organischer wie anorganischer Stoffe, bei welchen von vitalen Einflüssen keine Rede sein konnte, liessen andere Ei’klärtingsversuche entstehen und mehr oder minder zahl- reiche Anhänger gewinnen. Es ist hier nicht der Ort, ausführ- licher auf dieselben einzugehen, man vergleiche ihre Zusammen- ‚stellühk und Besprechung bei Tr&ube, Theorie der Ferment- 3 ® 20 wirkungen (Berlin 1858) und Schlossberger, Org. Chemie, 5te Aufl. p. 96 £. f. In neuester Zeit hat H. Hoffmann (Mycolog. Studien über die Gährung. Bot. Zeitg. 1860, p. 51) die Cagniard-Schwann- sche Ansicht über die Alkoholgährung (und andere mit der Ve- getation niederer Organismen constant verbundene Fermentations- und Verwesungsprocesse) wiederum wahrscheinlich gemacht; Pasteur hat sie durch Arbeiten, welche jedenfalls vor dem Erscheinen des Hoffmann’schen Aufsatzes gemacht wurden, ‘auf's Gründlichste bewiesen. (M&moire sur la fermentation al- coolique. Ann. de Chimie et de Physique, 3. s6rie tom. 58 [1860.)) Pasteur zeigt zuvörderst, dass bei der Alkoholgährung , unter welchem Namen speciell die Gährung des Zuckers unter. Einwir- kung der Bier- und Weinhefe zu verstehen ist, nicht wie bi® her angenommen wurde, aller Zucker sich nach der Gleichung © ı2 Han 0Ou=2 (C,H, O0.) + 4 CO, in Alkohol und Kohlensäure spaltet, mit Ausnahme eines Minimum, das sich nach Thenard in Milchsäure (Cıa Hıo O10 + 2 HO) umzetzen soll, sondern dass sich bei jeder Alkoholgährung Bernsteinsäure und Gly- cerin (dagegen niemals bei reiner Alkoholgährung Milchsäure) bilden und dass ferner stets die organische Substanz, welche mit der Hefe in die Flüssigkeit gebracht worden war, vermehrt wird. “ Die Menge dieser Substanzen ist sehr constant und erheblich ge- nug um z. B. auf den Geschmack des Weines von Einfluss zu sein. Und für alle diese Stoffe liefert der Zucker das Material, gegen 6 Procent desselben werden zu ihrer Erzeugung verwen- det. 100 gr. Zucker mit gr. 1,198 Hefe geben z. B. nach voll- endeter Gährung gr. 0,773 Bernsteinsäure, gr. 3,640 Glycerin. und gr. 1,663 neugebildeter organischer Substanz. Es geht somit bei der Gährung ein jedenfalls sehr complicirter Umsetzungspro- cess vor sich, dessen ausführliche Besprechung Gegenstand des ersten, chemischen Theiles der Pasteur’schen Arbeit ist. Es ist unrichtig, wenn man die Hefe als eine sich zerse- tzende stickstoffhaltige Substanz betrachtet, oder die stickstoff- haltigen Bestandtheile derselben allein als die eigentlichen Er- reger der Gährung ansieht. Ganz besonders sind die älteren An- sichten fehlerhaft, nach welchen die stickstoffhaltigen Theile der Hefe allmählich in Ammoniak verwandelt werden sollen; nicht nur, dass kein Ammoniak bei der Alkoholgährung entsteht, viel- mehr kann solches, das der gährenden Flüssigkeit absichtlich zu- gesetzt wird, verschwinden. Alle stickstoffhaltige- Substanz, 21 welche während der Gährung gebildet wird, gehört der Classe der eiweissartigen Körper an. Vielmehr ist zur Erregung von Alkoholgährung die Gegen- wart lebender Hefezellen unerlässlich, und ihr Wachsthums- und Ernährungsprocess ist es, welcher die Zersetzung des Zuckers bewirkt. Schützt man eine noch so gährungsfähige Zuekerlösung vor dem Zutritt frischer Hefezellen, so gährt sie nicht. (Die Hefe- zellen werden in Wasser bei Erwärmen auf 100° getödtet. Wenn man eine gährungsfähige Flüssigkeit in mehrere Gefässe ver- theilt, jeder Portion eine Quantität Hefe zusetzt und dann eine oder die andere zum Sieden erhitzt, so bleibt diese durchaus frei von Gährung, sobald man sie vor dem Zutritt frischer Hefezellen schützt; in den übrigen, welche jedenfalls die gleiche stoffliche Zusammensetzung haben, tritt sofort lebhafte Fermentation ein. Ref.) Bringt man Hefezellen bei günstiger Temperatur in reines Wasser, so beginnen wie bekannt ihre normalen Sprossungen in der gewöhnlichen Weise. Operirt man mit grösseren (nicht mi- kroskopischen) Mengen, so ist, wie Pasteur zeigt, in den er- sten Tagen eine stetig zunehmende Bildung von Kohlensäure und Alkohol nachzuweisen, ohn& Fäulniss, ohne Wasserstoff- oder Schwefelwasserstoffentwicklung, letztere treten erst später ein, unter gleichzeitigem Auftreten von Infusorien, Milchsäureferment u. s. w. Die Hefezellen zeigen also, gleich vielen Sporen, Sa- men u. 8. f. die Anfänge ihres Wachsthums und ihrer Vermeh- rung unter alleiniger Einwirkung geeigneter Wärme und Wasser- zufuhr, sie sind im Stande eine Zeit lang zu vegetiren unter Zersetzung ihrer eigenen Substanz, sie gehen aber zuletzt in Fäulniss über, wenn ihnen nicht eine geeignete Nahrung gebo- ten wird. Diese wird geliefert durch Zuckerlösung, welche die nöthige Quantität stiekstoffhaltiger und mineralischer Substanzen beige- mengt enthält. Nach einem Mittel aus vier Analysen Schloss- bergers besteht die organische Substanz der Hefe aus C 48,96 H 6,54 O 33,54 N 10,96 100,00 und zwar (Payen) sind 62,73 Procent eiweissartiger Substanzen, 29,37 Proc. Cellulose, 2,10 Proc, Fett vorhanden wozu 5,80 Proc. 22 Asche konmen. Mitscherlich fand bis 7,65% Asche, in wel- cher Phosphorsäure (39,5-—42 Proc.) und Kali (28,3—39,8 Proc.) vorherrschen. Hieraus ist die für die normale Vegetation der Hefezellen nothwendige elementare Zusammensetzung der Flüs- sigkeiten zu entnehmen. Von den Aschenbestandtheilen ist es’ selbstverständlich, ‚dass sie als anorganische Verbindungen auf- genommen werden. Der Stickstoff kann als Ammoniaksalz äuf- geiiommen werden, wie Versuche mit künstlich zusammengesetz- ten Mlüssigkeiten zeigen. Bringt man in eine künstlich bereitete geeignete Zuckerlö- sung, welche z. B. zusammengesetzt ist aus gr. 10 reinen Rohr- zuckers , gr. 0,1 weinsauren Ammoniaks und der Asche von gr. I Hefe auf gr. 100 Wasser, eine stecknadelkopfgrosse , Portion iri- scher gut ausgewaschener Bierhefe (80%, Wasser enthaltend), so beginnt Sprossung der Hefezellen; nach 24—36 Stunden bemerkt“ man Kohlensäurebläschen, später trübt sich die Flüssigkeit mehr und mehr unter steigender Gasentwickelung und allmählich bil- det sich’ ein Bodensatz aus reiner Hefe. In der ersten Zeit kann malt die ‚gesäten alten Hefezellen an ihren dicken Wänden und körnigen Inhalt von den massenhaft neugebildeten jungen Zellen leicht unterscheiden; allmählich nehnıen letztere die Beschaffen- heit jener an. Xuch Wie Wägung zeigt eine sehr beträchtliche Zunahme der Hefemenge. "Während dieser Vorgänge verschwindet der Ammoniak all- mählich', die Aschenbestandtheile werden aufgelöst. Lässt man Aınmoniaksalz ‘oder Mineralbestandtheile aus der Lösung weg, so vermehrt sich die Hefe nicht, und es tritt keine Gährung ein, oder doch höchstens ganz unbedeutende, auf Rechnung des im destillirten Wasser enthaltenen Ammoniaks oder der mit der Hefe eingebrachten Stoffe zw schreibende Spuren derselben. Diese Thatsachen zeigen deutlichst ,- dass bei der Gährung lebhaftes Wächsthum und Ernährung der Hefe stattfindet, für welche die stickstoffhaltige Substanz , die Mineralstoffe und der Zucker das Material liefern müssen, und dass andererseits ohne Wachsthum der Hefe auch die Gährung nicht eintritt. Weit rascher und energischer erfolgt allerdings die Gährung, wem man die stick- “ stoffhaltige Substanz in Form der in den Fruchtsäften, in dem wässerigen Auszug von Bierhefe selbst, im Blutserum und dem Serum des Muskelfleisches enthaltenen löslichen eiweissartigen Körper der Zuekerlösung zusetzt. Hühnereiweiss dagegen fand Pasteur wirkungslos; wenn Thenard und Colin fanden, dass 23 auf Zusatz dieser Substanz eine der. Luft ausgesetzte Zucker- lösung nach drei bis vier Wochen zu gähren anfängt und Hefe- bildung zeigt, so ist letztere sicherlich durch eine vorherige Zer- setzung des Albumins ermöglicht worden. Auch das Blutserum fand Pasteur noch wirksam, nachdem das in demselben ent- haltene Albumin zur Gerinnung gebracht und entfernt worden war. Was alsdann noch der wirksame stickstoffhaltige Bestand- theil gewesen sein mag, will Ref. nicht entscheiden. Mit den Versuchen, welche durch einfache Beobachtung und Wägung zur Evidenz bringen, dass eine geeignete Zuekerlösung unter lebhafter Neubildung von Hefezellen gährt und dass die Gäh- rung eine Folge dieser Vegetation ist, stimmt die ältere Ansicht überein, dass auch bei Operationen in grösserem Maasstab, die Hefezellen gährungserregend wirken und sich gleichzeitig Ver- mehren, wenn die gährende Flüssigkeit stickstoffhaltige und mi- neralische Bestandtheile enthält, wie es bei Bierwürzen, Most u. s. w. der Fall ist. Dagegen scheint damit im Widerspruch zu stehen, dass nach älteren Angaben die Hefe sich vermindere und doch Gährung erregen soll, wenn sie in chemisch reine Zucker- lösung gebracht worden ist. Hiergegen zeigt nun Pasteur, erstlich, dass die gewöhnliche, nicht ausgewaschene Hefe stets eine Quantität eiweissartiger und mineralischer Bestandtheile in löslicher Form enthält, und dass diese natürlich dem Wasser oder der zuckerhaltigen Flüssigkeit beigemengt werden müssen, sobald man diesen mehr als eine Spur nicht ausgewaschener Hefe, zusetzt. Ferner beobachtet man, wenn solche Flüssigkeiten gäh-. ren, in der That reichliche neue Sprossungen von Hefezellen, und endlich ist es unrichtig, dass bei einer solehen Gährung die Massc der mit der Hefe eingebrachten organischen Substanz ver-. mindert wird. Bringt man die nach der Gährung vorhandene- in dem Hefeabsatz unlöslich fixirte organische Substanz sowohl: wie die in Lösung befindlichen eiweissartigen u. s. w. Stoffe,. welche nur aus der Hefe stammen können, in Rechnung, so fin-- det man auch bei Anwendung reiner Zuckerlösung eine entsohie:. (lene Vermehrung der Hefebestandtheile durch die Gährung. .. Beispielsweise nennen wir aus den von Pasteur mitge- theilten Experimenten folgende: gr. 100 reiner Rohrzucker, mit gr. 20 Hefe, die gr. 4,626 Trockensubstanz enthielten zur Gäh- rung gebracht, gaben nach Ablauf der Gährung; Hefeabsatz gr. 3,230, lösliche veg. Substanzen gr. 2,320 (beides Trockensub- stanz), zusammen gr. 5,550. Ferner: Rohrzucker gr. 100, mit | 24 gr. 6,254 (= gr. 1,198 Trockensubstanz) gaben nach vollendeter Gährting ein Residuum von gr. 2,331 Trockensubstanz, wovon gr. 1,700. auf die abgesetzte Hefe seibst, gr. 0,631 auf die lös- liche organische Substanz kommen. In dem ersten Falle wurde also die mit der Hefe eingebrachte trockene veg. Substanz um gr. 0,934, im zweiten Falle um gr. 1,133 vermehrt. Entspre- chende Vermehrung der organischen, mit der Hefe eingebrach- ten Substanz (bis 1,2 und 1,5 Procent der angewendeten Zucker- menge) hat in allen Fällen statt. Dagegen fand Pasteur, dass die Quantität der nach vollendeter Gährung unlöslich niedergefallenen Hefe immer, wie in dem ersten der genannten Versuche geringer als die hinzugefügte Gewichtsmenge ist, wenn man so viel feuchte (teigige) Hefe zugesetzt hat, dass diese 15 bis 20 Gewichtspro- cente des Zuckers beträgt. Hat man dagegen höchstens 10 Ge- wichtsprocente frischer Hefe zugesetzt, wie in dem zweiten der erwähnten Versuche, so erhält man am Ende der Gährung eine grössere Quantität unlösliche Hefe, als ursprünglich angewendet worden war. Das erstere war der Fall bei den Th&nard’schen Versuchen, aus welchen eine Verminderung der Hefesubstanz in reiner Zuekerlösung gefolgert worden war. Ganz entsprechende Resultate erhält man, wenn man anstatt grösserer Mengen ge- wöhnlicher Hefe einer Zuckerlösung die löslichen Hefebestand- theile und dann eine kaum wägbare Spur lebender frischer Hefe- zellen zusetzt. Nach vollendeter Gährung finden sich lösliche und unlösliche Hefebestandtheile zusammen um ungefähr ein Ge- wichtsprocent des angewendeten Zuckers vermehrt. Noch mehr in’s Einzelne gehend, zeigt Pasteur ferner, dass während der Gährung die Gewichtsmenge der in der Hefe enthaltenen Cellulose, des Fetts und der in verdünnter Schwefel- säure unlöslichen eiweissartigen Körper vermehrt werden. Wenn man mit Zuckerlösungen operirt, welche den Stickstoff nur als Ammoniaksalz enthalten, so ist klar, dass die eiweissartigen Be- standtheile nur durch Verbindung des aufgenommenen Ammoniaks mit den Elementen des Zuckers gebildet werden können und dass zu der Bildung der Cellulose und des Fettes (vorausgesetzt, dass man total fettfreie Lösungen anwendet) der Zucker gleichfalls Material liefern muss. Es ist kaum zu bezweifeln, dass der Zu- cker auch dann das Material für Cellulose und Fett liefert, wenn eiweissartige gelöste Stoffe an Stelle des Ammoniaksalzes vorhan- den sind; in wie weit in diesem Falle der Zucker auch an der Bildung der unlöslichen eiweissartigen Hefebestandtheile theil- nimmt, muss dahingestellt bleiben. (Sehluss folgt.) 25 Die morphologischen Gesetze der Blumen-Bildung und das natürliche System der Morphologie der Blumen von Schultz-Schultzenstein. (Fortsetzung.) Gründe gegen die Achsentheorie der Früchte. 1) Nach .der allgemeinen Ansicht sollen die Samenträger Achsen oder Stengelgebilde- der Frucht, die Fruchtklappen aber Anhänge oder Blätter, Fruchtblätter, sein. Diess scheint in einigen Fällen, wie bei den Geranien, Ru- tgceen, Aurantiaceen richtig, ohne dass die mechanische Achsen- natur der Saamenträger dadurch bewiesen würde. 2) Schon bei den Cruciferenschoten und den Hülsenfrüchten entstehen Zweifel, weil hier die Samenträger zweifach sind und nicht in der Achse stehen; und die ganz blattförmigen Wand- saamenträger der Papaveraceen, der Weiden, Violarien können gar nicht mehr als Achsengebilde angesehen werden, :da ‚sie an den blattartigen Fruchthüllen sitzen. 3) Anderseits haben wir Fruchthüllen, die sicher dem mor- phologischen Begriff nach kein Blattgebilde, keine Fruchtblätter sein können, an den Früchten der Cacteen, welche auf ihrer gan- zen. Oberfläche mit Blattdornen und Schuppen besetzt sind, also Blätter tragen wie die Stengel. Aehnlich bei vielen Palmen: Ca- lamus, Sagus, Mauritia. 4) Zeigen die gynandrischen Pflanzen, bei denen die Staub- fäden und Blumenblätter auf der Spitze oder den Seiten der Fruchthülle stehen, dass hier die Fruchthüllen nicht Blätter nach der Achsentheorie sein können, weil sie, wie Stengel, selhst Blätter tragen. Diess ist bei den Orchideen, Aristolochien, den monströsen gynandrischen Biumen der Weiden unzweifelhaft, wo überall die Staubfäden auf der Fruchthüllenspitze‘, also Blatt äuf Blatt. stehen. 5) Der Name: Fruchtachsen und Fruchtblätter ist also, ganz ungerechtfertist, indem die Saamenträger nicht ümmer.. ‚Achsen, und die Fruchthüllen nicht immer Blattgebilde sind. : 6) Auch in der Ablösung der Fruchttheile von einander beim Aufspringen zeigt sich, dass die Saamenträger sich wie Anhänge von den Fruchtklappen, auf denen sie sitzen, ablösen: Momor- diea, Viola. 7) Die Saamenträger sind bei allen Wandfrüchten keine ı 26 - Achsen, sondern sitzen auf den Fruchtklappen, seitlich oder an der Spitze: Oyclarithere pedata. Allgemeine Gründe gegen die Achsentheorie der Blu- men und Früchte überhaupt. 1) Die Bauelemente, woraus man die Blumen erklärt, näm- lich die Achsen und Anhänge, sind selbst zuvor nicht erklärt, oder in ihrer Bedeutung für die Blumenbildung festgestellt. Man versteht zwar unter Achsen die Stengel; allein doch nur in dem Sinne, dass die Stengel aus dem Achsenbegriff und die Blätter aus dem Anhangsbegriff erklärt werden sollen; so dass die bei- den Begriffe von Achse und Anhang immer als bekannt voraus- gesetzt werden, ohne dass diese Voraussetzung irgendwie bewie- sen worden wäre. Man erklärt also die Bluhen aus ganz unbe- stimmten Elementen. Achse und Anhang sind mathematische Begriffe, deren AI- gemeinheit und Nothwendigkeit, und somit deren Anwendbarkeit für den Blumenbau ganz und gar nicht erwiesen worden ist. Es ist aber keiner Frage unterworfen, dass wenn man annehmen will, dass die Blume nicht als ein mathematischer Körper und dieser aus rein mathematischen Elementen zusammengesetzt sei, diess doch erst bewiesen werden muss, wenn es nicht eine irrige Vor- aussetznng bleiben soll, aus der man auch nur irrige Schlüsse ziehen kann. Grundlose Voraussetzungen können niemals zum Erklärungsprineip gemacht werden, wie es in der Achsentheorie geschieht. So ist also die Metamorphosenlehre in Gestalt der Achsen- theorie in ihrer Anwendung auf Blumenbildung nichts als ein mathematisches, geometrisches und arithmetisches Formelwesen, worin man die concreten Blumengebilde einrechnet. Die mathematischen Formeln sind aber abstrakte, todte For- meln, deren Anwendung auf die organischen Pflanzengestalten eben das künstliche System ist. Die danach gebildeten Aus- ıtrücke: Staubblätter, Fruchtblätter bezeichnen die concrete Be- (deutung der damit gemeinten Theile durchaus nicht. 2) Die Achsentheorie ist sich des Ziels der Blumentheorie überhaupt nicht klar bewusst. Sie nimmt an, dass es nur auf eine Erklärung der Blumenformen im Allgemeinen ankomme, ohne Rücksicht darauf, ob diese Erklärung auf alle praktischen That- sachen der Wissenschaft und namentlich der Systematik passt oder nicht. Sie führt demgemäss alle Mannigfaltigkeit der Blu- 27 menformen auf einen einzigen Grundtypus, den mathematischen Achsentypus nit sternförmiger Stellung zurück, und macht sich die Erklärung der Entstehung der in der Natur vorkommenden charakterischen Unterschiede und Typen der Blumengestalten un- möglich , während eine wahre Theorie der Blumenbildung darauf gerichtet sein muss, die Entstehung der Mannigfaltigkeit in den Blumengestaiten zu erklären, und eine Charakteristik der ver- schiedenen Formen zu geben. 3) Nach der Achsentheorie ist die Blumengestalt eine mathe- matisch feststehende, fertige, in dem Kreise mechanischer Be- stimmungen abgeschlossene. Diese Theorie kann daher der or- ganischen Stufenentwickelung der Blumengestalten vom niederen zum höheren nicht folgen. Es kann nach ihr nur die mathema- tisch berechneten und bewiesenen Formen geben, und sie muss Alles für Ausnahmen und Abweichungen erklären, was mit der Berechnung nicht übereinstimmt. Man sieht hiernach in der Natur überall nur Mängel, wo ge- rade die reichste Formengestaltung ist. . Gott soll alles in der Natur nach Zahl, Maass und Gewicht der todten Natur naturnothwendig gemacht haben; allein er hat' die Gestalten der lebenden Natur in Wirkliehkeit nicht nach: To- desmaasstäben, sondern nach ganz andern Lebensinaasstäben ge- nacht. Darum passt das mathematische Formelwesen überhaupt auf die lebende Gestaltung nicht, und kann auf diese nicht na- turgemäss angewendet werden. 4) Es gibt demnach in der Natur viele Mittelformen der. Blumentheile zwischen Blatt- und Stengelgestalten, welche sich auf keine vun beiden zurückführen lassen, wie die Knollenformen der Receptacula vieler Staubfäden ; Formen, die nur in der Glie- derung und Knollenbildung ihre Allgemeinheit haben. 5) Daher findet sich weiter, dass der morphologische Typus der Blumen von den Zahlenverhältnissen sehr unabhängig ist; die Zahlen also das Aufbaugesetz nicht bilden können. 6) Die Achsentheorie trennt daher Tlıcorie und Praxis in der Botanik ohne Aussicht auf Vereinigung, so dass Morphologie und . Systematik ihren gesonderten Gang gehen. Wir haben in dieser Theorie kein praktisches Mittel, die verschiedenen charakteristi- schen Wuchstypen der Blumen und Früchte diagnostisch zu be- stimmen, weil alle speeifischen Charaktere durch -die Metamor- phosenlehre in ein Identisches zusammenfliessen. Daher erscheint Morphologie und Systematik des Pflanzenreichs ohne allen in- 28 nern Zusammenhang in der Metamorphosenlehre, so dass wenn man die Morphologie zum festen Ausgangspunkt ninımt, diese sieh mit sich selbst begnügt und die gauze Systematik verach- tet, und einige Morphologen grosse Botaniker zu sein glauben, ohne eine einzige Pflanze der Art nach zu kennen. IL Das natürliche System der Morphologie der Blumen. 1) Die Aufgabe des natürlichen Systems der Mor- phologie der Blumen. Die Aufgabe, welche sich eine natürliche Theorie des Blu- menbaues zu stellen hat, besteht hauptsächlich darin, dass wir das Princip.und. das Bildungsgesetz finden, wodurch man die- Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit der Blumenformen, welche sich im Pflanzenreiche finden, erklären, und die Gestaltungstypen bestimmen kann, worauf die Gattungen oder Abtheilungen des Pflanzenreichs und deren Charakter beruhen. Die Metamorpho- senlehre befolgt einen umgekehrten Weg und führt zu einem ent- gegengesetzten Ergebniss, indem sie alle Mannigfaltigkeit der Gestalten durch Metamorphose auf eine einzige Grundform, das Blatt, reduzirt; damit alle Mannigfaltigkeit als ein wesentlich Identisches betrachtet, und in ein einziges abstraktes Schema, eine Art von künstlichem Blumenideal zwingt, das in Wirklich- keit gar nicht vorhanden ist. Die Metamorphosenlehre hat ein abstraktes Allgemeinheitsprincip für die Blumenbildung, während wir ein coneretes Allgemeinheitsprineip für alle verschiedenen Typen bedürfen. Das allgemeine Bildungsprineip muss ein organisches, lebendiges sein, welches aus der Natur und dem Entwiekelungs- sange der Pflanze entnommen, nicht bloss die Bildungsart der verschiedenen Blumenformen, sondern auch die natürliche Ver- wandtschaft, wie die natürlichen Unterschiede der verschiedenen Blumengestalten untereinander erklärt. Dieses Bildungsprincip kann nur aus den organischen Ent- wickelungsgesetzen hergeleitet werden, wodurch die verwandten Typen sich bilden. Die morphologische Verwandtschaft der ver- schiedenen Blumenformen bildet die Grundlage der Verwandt- schaften im Pflanzenreich und ist daher für Systematik von gros- ser Bedeutung. Die morphologische Blumenbildungstheorie muss nicht nur auf die Früchte der blühenden, sondern auch auf die Fructifica- EB nn ‚2 tionsorgane der ceryptogamischen Pflanzen, auf die Sporangien der Moose, Farren, Flechten, Algen und Pilze anwendbar sein; es darf nicht bloss eine Blumenbildungstheorie im Sinne Göthe’s sein, wonach man die Blume durch Metamorphose der Pflanzen- blätter erklärt, da auch die Fruchttypen solcher Pflanzen erklärt sein wollen, die weder Blätter noch Blumen haben. Das Bil- dungsgesetz muss sich allgemein auf alle Pflanzen des Reiches erstrecken; aber darf nichtsdestoweniger nicht auf Identifizirung aller verschiedenen Formen in ein abstraktes Schema hinauslau- fen, sondern muss gerade die spezifischen und generischen Ver- schiedenheiten der Formentypen erklären.. Diess ist die Aufgabe eines natürlichen Systems der Morphologie der Blumen. 2) Die Darstellung des natürlichen Systems der Blumenmorphologie. Was die Ausführung und Darstellung dieses Systems be- trifft, so haben wir uns dabei zuerst die Verschiedenheiten des+ natürlichen Systems der Morphologie vor dem künstlichen zu vergegenwärtigen, und die Begriffe beider festzustellen. Man ist bis jetzt gewohnt, das natürliche System nur auf die Klassi- fikation des Pflanzenreichs zu beziehen, seitdem Jussieu dem künstlichen Linn@schen System die Ausführung des natürlichen gegenübergestellt hat. Allein wir haben auch in der Morphologie dem künstlichen System ein natürliches gegenüberzustellen. Da- bei müssen wir uns zuerst vergegenwärtigen, was künstlich und was natürlich in der Theorie der Blumenbildung ist. An dem Linn€@schen System des Pflanzenreichs ist ersichtlich, dass das Zahlensystem ein künstliches ist, indem durch die Zahlenbestim- mungen die natürlichen Charaktere nicht zu fassen sind. Mit dem Zahlensystem hängt dann die Theorie mathematischer Ge- staltungsnormen der Blumen überhaupt zusammen, und wir kön- nen sagen, dass das künstliche System ein mathematisches und arithmetisches ist, nicht nur in der Klassifikation, sondern auch in der Morphologie der Pflanzen und der Blumen insbesondere. Das künstliche liegt in der schematischen Anwendung mathema- tischer und arithmetischer, mechanischer Formbestimmungen auf die organische Blumenkestaltung. Die mathematischen sind todte Formen, welche auf lebende nicht passen. In der Anwendung dieser todten Formen auf die lebendige Blumengestaltung liegt das, küustliche. Darum ist die Achsen- und Anhangstlieorie mit ihren mathematischen Bestimmungen ein künstliches und wider- natürliches System. (Fortsetzung folgt.) W ’ Litteratur Zur Lichenen-Flora von Russisch-Finnland. Lichenologen und Botaniker überhaupt, welche sich für die Kryptogamen-Flora der scandinavischen Länder interessiren, ma- chen wir auf eine lichenologische Abhandlung von A. J. Malm- gren aufmerksam, die in dem vorigsjährigen Notaris. pro Fäuna et Flora Fenniea p. 64—85 abgedruckt ist und den Titel führt: „Förteckning öfver Lafvar Samlade in Satakunda och Södra Österbotten sommaren 1859 of A. J. Malmgren." Es enthält nämlich diese in schwedischer und lateinischer Sprache geschriebene Abhandlung eine: Aufzähläti&: der Flechten, welche von dem Verfasser während des Sommiers 1859 in deh- Yu Russisch-Finnland gehörigen Landschaften Satäkunda untl Süd- Österbotten (ohngefähr zwischen dem 61--63 Grad nördl. Br.) gesammelt worden sind. Da die betreffenden Landstriche bis d@&- “hin in lichenologischer Beziehung grösstentheils noch unbekalint waren, so liefert diese Abhandlung einen schätzbaren Beitrag zur scandinavischen Flechtenflora, deren nähere Kenntitiss in neucster Zeit (namentlich durch die von Th. Fries, W. Ny- lander, Stenhammar u. a. daselbst vorgenommenen 'licheno- logischen Untersuchungen) üherhaupt bereits sehr schöne Fort- schritte gemacht hat. Es werden im Ganzen 215 Arten mit 108 Varietäten aufge- zählt, darunter circa 50 für Finnland neue Formen, und 8 über- haupt neue Species nebst 3 neuen Varietäten. Diese von W. Nylander bestimmten neuen Arten und Va- rietäten sind: Pyrenopsis tocarpa Nyl., Pyrenopsis grumulifera Nyl., Lecidea congruella Nyl., Iecidea bacillifera Nyl’, Lecidea geophana Nyl., Verruc. scopularia Nyl., Lecanora cerina var. wm- brata Nyl., Lecidea lapicida var. griseolurid« Nyl., Lecided ve- traea v. ferrata Nyl.; sie finden sich sämmtlich in Nylanders Prodromus Lichenogr. Scandinaviae beschrieben. Im Allggneinen stimmt diesem Verzeichniss gemäss die Li- chenenvegetation der genaunten Gegendefl mit der unserer Ur- gebirgsalpen überein, wobei sich übrigens auch hier die schön oft gemachte Bemerkung wiederholt, dass — wenn auch die Li- chenenvegetation zweier von einander sehr eutfernter grösserer Landstriche im Allgemeinen in Folge ziemlich gleicher klimati- scher, Boden- und sonstiger Verhältnisse Vebereinstiimnung 31 zeigt, doch immerhin fast jeder solche Landstrich einzelne ihm allein eigenthümliche Arten beherbergt. Noch sei bemerkt, dass nach unseren Beobachtungen der Lich. Acharii Westr. keine Varietät der Lecan. (Aspiciliu) ci- nerea (L.), sondern eine selbstständige Species ist, und dass wir es nicht für gerechtfertigt halten, die Lecidea platycarva Ach. als Varietät zu Lecidea contigua Fries zu ziehen, vielmehr Le- cidea platycarpa als eine unbestreitbar gute Species anerkennen, die insbesondere in den Alpen sehr schön entwickelt vorkömmt, während sie in den. Niederungen gewöhnlich nur in der Variet. steriza A:ch. sefunden wird. K Verzeichniss | der im Jahre 1862 für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Schluss.) 155. Fries Th. M. Genmäle med anledning af Sällskapets pro Fauna et Flora Fennica notiser. Heft V et VI. Upsala 1862 (von Hrn. Prof. Nylander . eingesandt.) _ 156. Braun, Dr. A.: Zwei deutsche Isöötes-Arten nebst Winken zur Aufsu- chung derselben ete. Berlin 1862. 157, Hofmeister W.: Neue Böitfäge zur Kenniniss der Embryobildung der ', "Phaneregamen II. Monokotyledönen. 158. Oesterreichische botanische Zeitschrift: XI. Jahrgang 1862. Nr. 1 bis 12. 159. Rabenh.orst. Dr. L.: Die Algen Europas. Decade XXXI bis XLII. Dresden 1862. 160. Dochnahl Fr. J.: Pomona Nr. 39—46. 1862. 161. Cohn Ferd.: Ueber Verunstaltung von Kiefer - Wipfeln durch Insek- ten. 1862, 162. Neues Jahrbuch für Pharmacie XVIll. Bd. 4 bis 6stes Heft. 1862. 163. Charles Darwin: Ueber die Einrichtungen zur Befruchtung britischer und ausländischer Orchideen durch Insekten und über die günstigen Ef- folge der Wechselbefruchtung. Uebersetzt von 6. H. Brohn. Stutt- gart 1862, 164. Hoffmann, Prof. H.: Ein Diffusionsversuch. . 165. Klinsmann E. F.: Beiträge zu einer Cryptogamen - Flora Danzigs Königsberg 1862. 166. Coimpte rendu de la 45. session de la societe Suisse des sciences natlurel- les a Lausanne 1861. 167. Amnales des sciences naturelles. _4e Serie Botanigue, Tedigee par Bro- gniart et Decaisne T. XVI. Nr. 2-6. 1862. 168. Bulletin de la societe botanique de France. T. IX. Nr. 4, 5. 1862. 169, Journal de la societe d’hortieulture du Bas-Rhin T. V. 8 et 9. 1862. 170. Nova acta regiae societatis Upsaliensis scientiarum. Seriae tertiae. Vol. IV. Fase. i. 1862. 171. Neue Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. Zürich 1862. 172. Regel E.: Reisen in den Süden von Ostsibirien. Unternommen 1855—59 von J. Radde. Botanische Abth. B. I. Heft 2. 1862. 173. Meitzen H.: Ueber den Werth von Asclepias Cornuti Decsne. als Ge- spinnstpflanze. Dissert. Göttingen 1862. 174. Förster C. F.: Vollständigster immerwährender Blüthenkalender für den Blumengäriner. Leipzig 1862 . 175. Rabenhorst L.: Lichenes Europaei exsice. Fasc. XXLV. Y 176. Sitzungsberichte der k. Acad. der Wissenschaften zu München. 1862. H. H.1.2, 177. Dritter Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde, 1862. Bericht der St. Gallen’schen Gesellschaft für Naturkunde für das Jahr 1861— 62. 179. Die Natur von Ule u. Müller 1862 Nr. 1-6. dann 27—3). 180 Lotos, Zeitsehrifi für Naturwissenschaft XI. Jahrg. 1861. XII. 1862. 1—9. 181. Bryologia javanica Fasc. 33—35. 182. Fleischer, Dr : Ueber Missbildungen verschiedener Calturpflanzen. Ess- lingen 1862. . Müller F.: Prineipes de Classification des Lichens. Geneve 1862. . Mitiheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft. V. Jahrg. Wien 1861. Nebst einer Partie Coca-Blätter von Hrn, Dr. Scherzer. Vefversigt af k. vetenscaps-Academiens förhandlingar. Stokhalm 1861. 186. The Canadian naturalist and geologist VII. 1862. 5. . Eichler W.: Zur Entwicklungsgeschichte des Blattes. Marburg 1862. 188, Rabenhorst: Bryotheca Europaea Fasc. XH. 189. Jahrbücher des Vereins für Naturkunde in Nassau. iötes Heft. Wiesba- den 1861. : " An Aufsätzen für die Flora ist weiters eingegangen: Jul. Sachs über die Leitung der plastischen Stoffe durch verschie- dene Gewebeformen. — H. Wydler morphologische Mittheilun- gen mit 4 lithographirten Tafeln. Jene Abnehmer, welche bisher ihr Exemplar von der Re- daktion unter Streifbaud erhielten und dasselbe auch ferners auf diesem Wege zu erhalten wünschen, werden gebeten, die betref- fenden 5 fl. baldigst einzusenden. Um baldigste Bekanntgebung von allenfalls ausgebliebenen Blättern des Jahrgangs 1862 der Flora bittet ‚ die Redaktion. Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- aruckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. NM 8. Regensburg. "Ausgegeben den 30. Januar. = 18683. Inhalt. J. Sachs: Ueber die Leitung der plastishen Stoffe durch ver- schiedene Gewebeformen. — A. de Bary: Die neuesten Arbeiten. über Ent- stehung und Vegetation der niedern Pilze. (Schluss.) — Anzeigen. — Verzeich- niss der im J. 1863 für die Sammlungen der kgl, bot. Gesellschaft eingegan- genen Beiträge. Ueber die Leitung der plastischen Stoffe durch. verschiedene Gewebeformen. Yon Julius Sachs. Die Untersuchungen über den sogenannten absteigenden oder rückkehrenden Saft haben übereinstimmend zu dem Ergebniss geführt, dass die in den grünen Blättern assimilirten, zur Bil- dang neuer Organe allein fähigen (plastischen) Stoffe bei den Dieotylen mit compaetem Holzkörper in der Rinde fortgeleitet werden, um den wachsenden Theilen ihr Baumaterial zu liefern und um später iu gewissen ausdauernden Theilen sich als Re- servenahrung für die nächste Vegetationsperiode anzusammeln. Bei vorurtheilsfreier Erwägung folgt dieser Satz mit Bestimmt- heit aus den Untersuchungen von Malpighi, Duhamel, Knight, Cotta, Hartig, Treeul, Johannes Hanstein, Göppert und vieler Anderen »). Es wäre überflüssig, hier auf die Widerlegung der gegen jenen Satz erhobenen Einwürfe noch- mals einzugehen, da H. v. Mohl ?) gegen Schleiden und Mül- der, und Johannes Hanstein gegen verschiedene Andere 1) Die Literatur zum grossen Theile zusammengestellt in J. Hansteins „Versuche über die Leitung des Saftes durch die Rinde“ in Pringsbeims Jahrb. f. w. Botanik Il. 1860. 2) Die vegetabilische Zelle p. 230—281. Flora 1393. 8 34 schon das Nöthige gesagt häben ; eine kritische Sichtung des vor- handenen Materials‘ habe ich in meiner Abhandlung „Beobachtun- gen und Ansichten über den absteigenden Saft“ ') versucht und kann ich mich hier auf die dort angeführten Betrachtungen be- ziehen. Nur einige ganz allgemeine Sätze von, wie ich glaube, prinzipieller Bedeutung, mögen hier als Grundlag ge für das Fol- gende Raum finden. Dass überhaupt eine Bewegung der zur Organbildung nöthi- gen assimilirten Stoffe stattfindet, ist gewiss; dass am Anfang jeder neuen Vegetationsperiode die in den Reservestoffbehältern (Eotyledonen und Endosperme der- Samen, Knollen, Rhizome, Zwiebeln, Holz und Rinde der Bäume, Sträucher u. s. w.) aufge- sammelten Stoffe (Stärke, Inulin, Zucker, Fett,. eiweissartige Substanzen) in die sich entfaltenden Organe übergehen und zu deren Entfaltung das plastische Material, liefern, ist Gegenstand direkter Beobachtung ?); dass ebenso zur Zeit der eigentlichen Vegetation, wo die Pflanze in ihren grünen Blättern jene Stoffe von Neuem erzeugt, ein Abfluss der Letzteren zu den wachsen- den Theilen hin stattfindet, folgt aus den Wirkungen des Rin- gelschnittes und den Angaben der obengenannten Schriftsteller einerseits und ebenso bestimmt aus der Vertheilung der betref- fenden Stoffe in den Geweben der Pflanzen während ihrer Ent- wickelung °). So lange die Vegetation thätig ist, müssen auch die in den Blättern assimilirten Stoffe in Bewegung Sein. Eine andere Frage ist es aber, ob sich die Reservestofle und die mit ihnen gleichwerthigen, neu in den Blättern assimi- lirten Stoffe in bestimmten Gewebeschichten fortbewegen, oder ob sie sich, wie man auf Grund eines Missverständnisses der Diffusionsgesetze annahm, gleichförmig durch alle Gewebe ver- breiten, so dass also von einer Bewegung in bestimmter Rich- tung und in bestimmten Bahnen nicht die Rede sein könnte. Dass aber eine allgemeine Confusion der Stoffe in der Pflanze nicht stattfindet, folgt wieder zuerst aus den Wirkungen des Rin- gelschnittes, es folgt aber noch entschiedener aus der Beobach- I. 4) In Nördlingers: Kritische Blätter 45. Bd. I. Heft. 1862, 2) S. meine Keimungsgeschichten in der botan. Zeitung 1859 und 1862. — 3) Vgl. Fiora 1862 N°, 19—21 und meine Abhandlung: „Ueber die Stoffe, welche das Material zur Bildung der Zellhäute liefern‘ in Pringsheims Jahrb. f. wiss, Bot. 1862, p. 194 und 240, und „Ueber den Einfluss des Lichts auf die Bildung des Amylum in den Chlorophylikörnern‘‘ Boten, Zeitung 1862. & 85 tung, dass wir in bestimmten Geweben immer bestimmte Stoffe vorfinden !), und da wir Grund haben, die bildungsfähigen (pla- stischen) Stoffe, während der Vegetation als in Bewegung be- griffen zu beobachten, so folgt von selbst, dass diese Bewegung in bestimmten Gewebeschichten stattfindet. Auch stimmen die Diffusiensgesetze vollkommen mit diesen Thatsachen und Ansich- ten überein. Jetzt, wo man nach Grahams Entdeckmgen die Diffusionskräfte anwendet, um aus einem Gemenge von Stoffen einzelne räumlich zu trennen, kann es als selbstverständlich be- trachtet werden, dass auch innerhalb der Pflanze durch diese Kräfte eine gesetzmässige Sonderung der Stoffe in verschiedenen Gewebeformen bewerkstelligt wird, wozu 2. Th. die verschiedenen Diffusionseigenschaften der Stoffe selbst, z. Th. aber auch die Verschiedenheit der molecularen Struktur der Zellhäute beitragen muss. Wenn Einige früher aus den Diffusionsvorgängen eine allgemeine Confusion der Stoffe in der Pflanze ableiteten, so können wir dagegen jetzt mit besserem Rechte sagen, die Dif- fusion ist das ordnende Prinzip, welches eine allgemeine Vermengung ausschliesst und jedem Stoffe seinen Ort und dfe Bahn seiner Bewegung in der Pflanze vorschreibt. Dies gilt, wenn es auch noch nieht möglich ist, jede einzelne Erscheinung in dieser Beziehung zu erklären. Wenn einerseits die allgemei- nen Gesetze der Diffusion auch im Allgemeinen auf die Pflanze anzuwenden sind, so ist doch anderseits festzuhalten, dass in der Organisation Gründe genug für die speciell_der Pflanze ei- genthümlichen Vorgänge gegeben sind, die sich dann dem Expe- riment aus leicht begreiflichen Gründen entziehen. Es findet diess z. B. seine Anwendung auf die merkwürdige Thatsache, dass in den Leitzellen ein oft stark alkalischer Saft vorhanden ist, während in nächster Nähe, getrennt durch wenige dünne Zellhäute im Parenchym ein stark saurer Saft sich findet 2). Wir haben also verschiedene, allgemeine und starke Gründe 1) Vergl. meine Abhdg. Ueber einige neue Reaktionsmethoden : Sitzungsbe- richte der Wiener Akademie 1859. Bd. XXXVI, p. 25. Für die Farbstoffe macht sich diess schon äusserlich geltend ; für die Gerbstoffe ist es leicht nachzuwei- sen ; für die Kohlenhydrate und Fette tritt besonders dann die Gesetzmässigkeit der Vertheilang bervor, wenn man die von mir oft angedeutete physiologische Gleichwertbigkeit dieser Verbindungen in Betracht zieht. 2) S. meine Abhandlung ‚Ueber alkalische, saure und neutrale Reaktion der Säfte lebender Pflanzenzellen‘‘ in Botan. Zeitung 1862. 2 zu der Annahme einer beständigen Stoffbewegung in der vegeti- renden Pflanze und ebenso dafür, dass diese Bewegung in be- stimmten Gewebeschichten stattfindet. Zugleich basirt sich auf das Vorstehende meine Ansicht, dass in den Pflanzen nicht Ein Bildungssaft, d. h. ein Gemenge von Stoffen, aus denen al- lerlei Anderes werden kann, sich fortbewegt, dass vielmehr ver- schiedene Bildungsstoffe sich in verschiedenen Gewebeformen fortbewegen. Eine speciellere Begründung dieser Ansicht soll im Folgenden versucht werden. Die älteren Untersuchungen über den rückkehrenden Saft waren in ihren Folgerungen auf die dieotylen Holzpflanzen, bei denen sich Rinde und Holz ohne Mühe trennen lassen, be- | schränkt, und konnten nicht mit Sicherheit auf die übrigen Pflan- zenklassen übertragen werden; ausserdem war aber das Resultat auch an den dicotylen Holzpflanzen noch ein unbestimmtes, da der Satz: der absteigende Saft bewege sich durch die Rinde, nichts über die Gewebeschichten aussagt, die hiebei in Betracht kommen. In beiden Richtungen geschah ein wesentlicher Fort- schritt durch die von Th. Hartig angeregten Untersuchungen über die dünnwandigen Elementarorgane der Gefässbündel, die er als Siebröhren bezeichnete. In der Abhändlung über die Zu- sammensetzung des Bastes gab H. v. Mohl'!) eine genauere Be- arbeitung dieser Gewebeform. Er negirte die von Hartig an- genommene siebartige Durchbohrung und nannte die betreffenden Zellen nach der eigenthümlichen Vertickungsart ihrer Wände „Gitterzellen“, die er als das wichtigste Organ des Bastes be- zeichnete. Die hervarragenden Resultate dieser Arbeit waren: zunächst der Nachweis, dass seine früheren vasa propria im Ge- fässbündel der Monocotylen homolog und analog mit den Gitter- zellen der Dicotylen sind (v.Mohl hatte diese Ucbereinstimmung sehon in seiner Anatomie der Palmen angedeutet) und dann die ausgesprochene Ansicht, dass dieselben in beiden Klassen der Verbreitung des absteigenden Nahrungssaftes dienen, da sie im- mer reich an schleimigen, proteinhaltigen Stoffen sind und bei Verletzung der inneren Rindeschichten der Dieotylen ihren Saft in Tropfen ausfliessen lassen. So war zuerst dem „absteigenden Saft‘‘ eine bestimmte Gewebeform zu seiner Bewegung angewie- sen und zugleich eine Uebereinstimmung der beiden Phaneroga- 1) Botanische Zeitung 1855 und Annales des sciences nat. 4. serie T. V. 1856 (letztere Quelle ist hier benutzt.) 37 menklassen in einem so wichtigen Punkte erkannt. Einen wei- teren Beitrag in diesem Sinne lieferte Caspary in seiner Ab- handlung über die Hydrillen (in Pringsheims Jahrb. f. wissensch. Botanik Bd. I, p. 381). Er machte zunächst darauf aufmerksam, dass bei vielen Phanerogamen an Stelle der vasa propria oder Gitterzellen bloss elattwandige, gestreckte Zellen ohne Gitterbil- dung vorhanden sind, wie bei U’dora oceidentalis, Anacharis Al- sinastrum, Najas minor, major, flexilis, Lemna gibba, minor, tri- sulea, Fictoria regia, Euryale ferox, Nuphar luteum, pumilum advena, Nymphaea Lotus, rubra, micrantha, Ceratophylium demer- sım. In allen diesen Zellen färbe Jod den Inhalt mehr oder we- niger braun, Zucker und Schwefelsäure rosenroth; sie enthalten also stets „Proteinstoffe‘‘; ihrer Längsdehnung wegen hält er sie für besonders geeignet zur Jeitung jener Inhaltsstoffe, die sicher nicht an Ort und Stelle in ihnen bereitet würden und er finde daher die „Hypothese“ v. Mohls bestättigt, wonach jene Zellen dem System des absteigenden Saftes angehören; und in diesem Sinne belegte er sie mit dem Namen „Leitzellen.“ Den experimentellen Nachweis dafür, dass diese Zellen bei der Leitung plastischer Stoffe wesentlich betheiligt sind, lieferte sodann Johannes Hanstein in seiner Abhandlung „Versuche über die Leitung des Saftes durch die Rinde und Folgerungen daraus“ (in Pringsheims Jahrb. Bd. II, 1860), wobei er aber, wie ich unten zu zeigen gedenke, in seinen Folgerungen etwas zu weit ging, und den Leitzellen eine zu umfassende Funktion zu- schrieb. Hier sei nur erwähnt, dass er die fraglichen dünnwan- digen Zellen ebenfalls dem Bast zurechnet& und keinen wesent- lichen Unterschied zwischen den gegitterten und glattwandigen annahm; er zweifelte nicht, dass die feinröhrigen Stränge im Mark der Apocyneen und Solaneen dem System der Sieb- und Cambiformröhren zuzurechnen sind und in seinen Experimenten fand er den Beweis, dass v. Mohls und Hartigs Ansicht über die Funktion dieser Zellen die richtige sei. In seiner neuesten Arbeit '): „Ueber die Gefässbündel der Pflanzen“ überträgt Caspary den Namen Leitzellen auch auf die gefässähnlichen Zellen, deren Querwände nicht durchbrochen sind und für welche er den Namen Gefässe nicht beibehalten will. Er schlägt vor, die Gefässbündel fortan als Leitbündel zu 1) Caspary: in den Monatsberichten der K. Akademie der Wissenschafien zu Berlin 10. Juli 1862. :38 bezeichnen, die gefässartigen, aber an den Querwänden nicht durchbrochenen Zellen sollen als Ringleitzellen, Schraubenleit- zellen, Netzleitzellen, Leiterleitzellen, Porenleitzellen bezeichnet “werden, während die Reihen ähnlich ausgebildeter Zellen, deren Querwände durchbrochen siud und die der Mohl’schen Definition des „Gefässes‘‘ entsprechen, ihre früheren Namen Ringgefässe, Schraubengefässe u. s. w. beibehalten dürfen. Seine früheren Leitzellen (s. oben) nennt er jetzt „einfache Leitzellen‘“, die Siebröhren Hartigs „Siebleitzellen.‘“ Es muss natürlich der Zukunft überlassen bleiben, ob diese Nomenclatur sich in der Botanik einbürgern wird. Mir schiene es einfacher und beque- mer, die gefässartigen Zellen ohne durchbrochene Querwand ein- fach als „falsche Gefässe‘ oder „unächte Gefässe“ zu unter- scheiden und die übrige Nomenclatur zu lassen, wie sie ist. Da ich nach dem Vorgange Caspary’s schon in einigen Pu- blicationen den Namen „Leitzellen“ für die dünnwandigen Formen, die keine Aehnlichkeit mit Gefässen haben, benützt habe, da ferner für diese erst in neuerer Zeit bekannter gewor- denen Gebilde ein gemeinsamer Name nöthig scheint, der in dem Worte „Leitzellen“ einen nicht unpassenden Ausdruck findet, so behalte ich bis auf Weiteres diesen Namen mit der früheren Be- deutung bei, um wenigstens in meinen Arbeiten eine für den Leser lästige Discontinuität zu vermeiden. Um über den von mir befolgten Sprachgebrauch keinen Zweifel zu lassen, sei zu- nächst bemerkt, dass ich alle früher von Gaspary als Leitzel- len bezeichneten Zellen auch jetzt noch so nenne, dass ich alle von Mohl als Gitterzellen, von Hartig und Nägeli als Sieb- röhren bezeichnete Elemente ebenfalls zu den Leitzellen rechne. Ich bezeichne als Leitzellenstränge oder Leitzellen- bündel die bündelförmigen oder strangförmigen Zu sammenordnungen von axial gestreckten, dünnwan- digen, ohne Zwischenräume schliessenden Zellen, welche keine Aehnlichkeit wit echten Bastzellen oder Gefässen, oder Holzzellen zeigen; deren In- halt überwiegend aus einem an eiweissartiger Sub- stanz reichen Schleim besteht, daher mit essigsau- rem Cochenille-Extrakt intensiv roth, mit Kupfer- vitriol und Kali violet, mit Salpetersäure und dann mit Kali behandelt orangegelb wird und sich durch verdünntes kaltes Kali extrahiren lässt. Als Arten die- ses generellen Begriffs machen sich geltend, die cambiformen 39 Leitzellen, die in jedem Bündel vorhanden zu sein scheinen, die gitterigen Leitzellen und die Sicbleitzellen, welche beide nicht immer vorhanden sind und höhere Ausbildungsgrade darstellen. Nach dieser Definition finden sich die Leitzellen bei allen Pflanzen von den Moosen aufwärts. Das Bündel im Stamm und dem Mittelnerv der Moose ist nach jener Definition ein cambiformes Leitzellenbündel, die üb- rigen, dem Gefässbündel sonst zukommenden Zellformen fehlen. In den Bündeln der Equiseten, Farnen, Selaginellen, Rhizo- carpeen ‚ind Leitzellen mit falschen, undurchbrochenen Gefässen vereinigt (Caspary a.a. O. p. 449.) Auch bei den Mono- und Dieotylen tritt wie bei den Moosen zuweilen ein Bündel reiner Leitzellen ohne Zutritt von Gefässen oder anderen Elementen auf; so, nach Caspary, bei Cerato- phyllum demersum (Caspary a. a. O. p. 466), oder die Gefäss- bildung ist äusserst beschränkt, wie bei. Aldrovandia vesiculosa (Caspary a. a. O. p. 463 und botan. Zeitung 1862). In’ Bezug auf,.die Art, wie mit den Leitzellen zugleich echte znd ünechte Gefässe in einem Bündel auftreten, hefert Caspary’s letztge- nannte Arbeit viel lehrreiches Material. ' Im vollkommenen Gefässbündel der Mono- und Dieotylen legt sich an das Leitzellenbündel einerseits das Holz mit den Gefässen, anderseits der Bast. Ist im Gefässbündel ein Cambium vorhanden, so :bildet dieses nach der einen Seite neues Holz, nach der andern neue Leitzellen, die oft mit Schichten von Bast wechsellagern. ‘(Vergl. die Angaben v. Mohls in der oben ci- tirtey Abhandlung.) f Bei den Cucurbitaceen finden sich sehr ausgebildete Leitzel- lenbündel sowohl auf der Markseite' der Gefässbündel als auf der Rindenseite derselben. Bei Solunum, Nicotiana und Nerium lie- gen ebenfalls zahlreiche Bündel verschiedener Leitzellen an Um: fang des Markes, am innern Umkreis des Holzkörpers; bei 80- lanum treten an diesen innern Bündeln bastartige Zellen auf. Die hier in Erinnerung gebrachten, bekannten Thatsachen, führen mich zu der Ansicht, dass die Leitzellen kein Theil des Bastsystems sein können, dass vielmehr der Bast (verdick- tes Bastprosenchym) eine secundäre, accessorische Bildung am Leitzellenbündel ist. Noch mehr: da sämmtliche Elemente des Gefässbündels verschwinden können, während die Leitzellen je- derzeit vorhanden sind, wo tiberhaupt noch ein strangförmiges Gewebe auftritt, da die Leitzellenstränge bei den niederen Orga- 40 nisationsstufen schon deutlich ausgebildet sind, wo noch kein Gefäss, kein Holz, kein Bast auftritt, so drängt sich ganz von selbst die Ansicht auf, dass: die Leitzellen das allein wesentliche Element jedes Gefässbündels sind, dass alle übrigen Zellformen desselben nur secundäre, höheren Aus- bildungsstufen eigene Organe sind. So wie bei der Blüthe die Geschlechtsorgane das Ursprüngliche, Wesentliche sind, während die Hüllen, Honigdrüsen u. dgl. als secundäre, wechselnde und unwesentliche Theile hinzutreten, ebens- sind die Leitzellen das Ursprüngliche, die Gefässe, das Holz, der Bast das Seeundäre am Gefässbündel. Nach dieser Betrachtung könnte man allerdings jedes Gefässbündel ein Leitzellenbündel nennen; aber die Gründe, welche Caspary zur Wahl des Namens „Leitbündel“ für Ge- fässbündel bestimmen, sind :wesentlich anderer Natur. Es ist der Umstand, dass die Gefässe (echte und unechte) Gase „lei- ten“ (Caspary a. a. O. p. 453), der ihn dazu bestimmt, die Gefässe den Leitzellen zuzurechnen. Wollte man aber jedes Ge- webe, welches zur Fortleitung von Stoffen dient, als „Leitzellen‘ bezeichnen, so würde man auch das Parenchym dazu zählen müssen. Die vorstehenden Bemerkungen sollen keineswegs eine Kritik der neuen Nomenclatur Caspary’s liefern, darüber. wird der Sprachgebrauch nach und nach entscheiden; ich wollte nur da- durch jedem Missverständniss in meinen eigenen und besonders in den hier folgenden Angaben vorbeugen. Ich kehre nun zu Johannes Hansteins Versuchen über die Funktion der Leitzellen zurück. Seine Versuche mit gewöhn- lichen Dicotylen (d. h. solchen, die keine Leitzellen auf der in- neren Seite des Holzkörpers besitzen) hatten gezeigt, dass bei Schnittreisern eine über dem Schnitt angebrachte Ringelung be- wirkte, dass sich die neuen Wurzeln nicht unten am Schnitt, sondern am oberen Rande der Ringwunde bildeten; was mit den älteren Versuchen vollkommen stimmt. Dagegen ergab dasselbe Experinent mit Zweigen von Piperaceen (Piper medium , Pepo- romia glabella) und Mirabilis Jalappa, bei denen innerhalb des Markes Gefässbündel (mit Leitzellen) verlaufen, ein wesentlich anderes Resultat, denn es bildeten sich unterhalb der Ringwunde neue Wurzeln, deren Bildungsmaterial aus den oberen Theilen des Reises gekommen sein musste, aber auch durch die Ringe- lung nicht aufgehalten wurde; es lag nahe, die Abwärtsleitung der plastischen Stoffe in diesem Falle den markständigen Gefäss- 4 bündeln zuzuschreiben. Noch entscheidender waren die gleichen Versuche mit Zweigen von Nerium Oleander ; auch bei ihnen bil- deten sich unter der Ringelung- Wurzeln am Schnitt; ebenso war es bei Cestrum noclurrum und Solarum Dulcamara. Bei diesen letztgenannten Planzen liegen im Mark nicht vollständige Gefässbündel, sondern Leitzellenstränge und J. Hanstein schloss aus dem Allen: da überall, wo im Mark diese dünnen Röhren fehlen, eine Unterbrechung der Rinde eine Hinderung für die absteigende Bewegung des Bildungssaftes ist, da anderseits das Vorhandensein jener Gebilde im Mark die Unterbrechung der Rinde unwirksam macht, so folgt, dass jene dünnröhrigen Stränge (Leitzellen) es sind, die sowohl in der Rinde als im Mark den Bildungssaft abwärts führen. Er sagt (a. a. O. p. 445) wörtlich: „Es hätten sich somit die Bündel unverdiekter Baströhren (beit- zellen) — wie er sie einstweilen bezeichne — als dasjenige dem Rindensystem angehörige Organ herausgestellt, welches mit grösster Wahrscheinlichkeit der Leitung des plastischen Saftes dient.“ Er setzt hinzu, wenn das Rindenparenchym ebenfalls an der Leitung betheiligt wäre, so müsste‘.auch das Markparenchym ein Gleiches thun, wofür er keinen Beweis habe (gerade in sei- nen Experimenten liegt für mich ein Theil des Beweises, dass das Parenchym auch leitet und zwar in obigen Fällen Amylum). Aus J. Hansteins Versuchen folgt gewiss, dass die Leit- zellen bei Fortführung der plastischen Stoffe unentbehrlich sind, aber es folgt aus ihnen keineswegs, dass sie die einzigen, oder auch nur die wichtic.ten Leitung:örgane sind. Man kann sich ganz auf den von Hanstein in seiner genannten Arbeit einge- nommenen Standpunkt stellen, und von hier aus den Beweis lie- fern, dass seine Folgerung aus seinen Versuchen zu weit geht. Er nimmt mit Recht (im ersten Theil der Abhandlung) die Stärke ?) für einen der plastischen Stoffe Wenn demnach die Leitzellen zur alleinigen Fortleitung aller plastischen Stoffe be- stimmt sein sollten, so müsste sich in ihnen nicht bloss eiweiss- artige Substanz, sondern auch Stärke vorfinden ; denn wenn man mit v. Mohl und Caspary aus der Gegenwaıt der stickstoffhal- tigen Substanz in den Leitzellen auf ihre Fortleitung in diesen schliesst, so muss ıran nach demselben Prinzip verlangen, dass 1) J. Hanstein schreibt a. a. Orie das Verdienst. die Stärke als einen bei der Organbildung thätigen Stoff erkannt zn haben, dem Th. Hartig zu; schon P. De Candolle war darüber vollständig im Klaren (De Candolle Physiologie I, p. 150 ff.) 42 auch die andern Stoffe, deren Leitung man den Leitzellen über- trägt, sich in letzteren wirklich nachweisen lassen. Allein in den Leitzellen findet sich nur ausnahmsweise und in geringer Menge Stärke, neben eiweissartiger Substanz, während gewisse Varenchymschichten jederzeit grössere Mengen von Stärke ent- halten, und die Gründe sind zahlreich, die uns bestimmen, diese Stärke im Parenchym als auf Wanderung begriffen zu betrach- ten, gleich dem stickstoffhaltigen (Schleim in den Leitzellen. Als allgemeines Prinzip ist es zu betrachten, dass zur Or- ganbildung jederzeit eine stickstofflose Substanz (Stärke, Zu- cker, Fett, Inulin) und eine eiweissartige zusammenwirken müssen; und da die Leitzellen der Solaneen, und des Ne- rium Oleander nur die letztere Art von plastischem Stoff füh- ren, so muss ein anderes Gewebe noch mitwirken. Und in der That führt das Parenchym, welches die markständigen Leitzellen der genannten Pflanzen umgibt, sehr reichlich Stärke; wenn sich also nach Hansteins interessanten Versuchen trotz der Unter- brechung der Rinde am unteren Schnittende doch Wurzeln bil- deten, so kann diess nicht bloss dem Umstande zugeschrieben werden, dass die markständigen Leitzellenstränge eine stick- stoffhaltige Substanz abwärtsleiten, sondern es ist dabei ebenso wichtig, dass das Markparenchym gleichzeitig Stärke führt. Weun aber die markständigen Leitzellenstränge nicht vorhandeıf wären, und das Mark dennoch Stärke im Parenchym enthielte, so würde sich unterhalb der Ringwunde gewiss keine Wurzel gebildet ha- ben, weil dann die Stärke im Mark nicht zur Organbildung hin- gereicht hätte, wenn die dazu ebenso nöthige stickstoffhaltige Substanz nicht hätte abwärts zu dem Callus hingeführt werden können. Da bei den gewöhnlichen Dieotylen (ohne markständige Bündel) durch den Ringelschnitt immer gleichzeitig das eiweiss- stoffeleitende und das stärkeführende Gewebe (Leitzellen und Pa- renchym) unterbrochen werden, so lässt sich aus der Wirkung des Ringelschnitts nicht folgern, dass die Leitzellen allein zur Leitung der plastischen Stoffe bestimmt sind; da ferner in Han- steins neuen Versuchen nach dem Ringelschnitte im Mark bei- derlei Gewebe (Leitzellen und Parenchym) vorhanden war, So konnte nur gefolgert werden, dass beide zusammen den Bil- dungsstoff abwärts leiteten. (Fortsetzung folgt.) 43 Die neuesten Arbeiten über Entstehung und Vegetation der ‚niederen Pilze, insbesondere Pasteur’s Untersuchungen. Mitgetheilt von A. de Bary. (Sehluss.) Pasteur erhielt bei seinen Versuchen die gleichen Resul- tate mit Wein- wie mit Bierhefe, welch letztere er übrigens vor- zugsweise anwendete. Ober- und Unterhefe erkennt er, wohl mit den Botanikern in Uebereinstimmung, nicht als scharf unter- schiedene Formen an und seine, übrigens treuen, Beschreibun- gen der Entwicklungsverhältnisse der Hefezellen enthalten nichts, was wir als den Lesern d. Bl. unbekannt betrachten dürften. Gestützt auf eine bei dem unten zu besprechenden Butter- säureferment gefundene Erscheinung hat Pasteur in einer spä- - teren Arbeit (Experiences et vues nouvelles sur les fermentations, Comptes rendus Tom. 52, p. 1260) das Verhalten der Hefe zum Sauerstoff näher ins Auge gefasst und darauf eine Erklärung ihrer gährungserregenden Kraft zu gründen gesucht. Wird Hefe in eine gährungsfähige eiweisshaltige Zuckerlösung gebracht, welche in einem flachen Gefässe dem Sauerstoff der Luft eine grosse Berührungsfläche darbietet, so absorbirt sie viel Sauer- stoff aus der Luft, vermehrt sich auffallend stark, erregt dage- gen nur schwache Gährung. Bringt man dagegen Hefe in die nämliche Zuckerlösung, nachdem nıan aus dieser die Luft durch Kochen entfernt und den Zutritt «des atmosphärischen Sauerstoffs durch Quecksilber abgesperrt hat, so vermehren sich die Hefe- zellen vielleicht hundertmal weniger als in dem anderen Falle, üben aber eine schr intensive Fermentwirkung; ein Gewichtstheil Hefe zersetzt 60—100 Zucker, während er bei freiem Luftzutritt 6—8 Theile zersetzt, ja vielleicht, wie Pasteur meint, für Al- koholgährung ganz unwirksam gemacht werden kann. Pasteur gründet hierauf die Ansicht, dass die Hefezellen unter allen Umständen gleich den Schimmelpilzen Sauerstoff zu ihrer Vege- tation bedürfen. Finden sie ihn frei, so nehmen sie ihn begie- rig auf unter üppiger Vermehrung, und ohne dabei ihre gäh- rungserregende Fähigkeit zu verlieren; wird ihnen kein freier Sauerstoff geboten, so.entziehen sie denselben seinen Verbin- dungen, speciell der Zuckerlösung und geben durch diese Sauer- stoffentziehung den Anlass zu weiterer Umsetzung des Zuckers, 44 Schon Traube (Theorie der Fermentwirkungen p. 71) hat auf die Absorption des Sauerstoffs durch frische, lebende Hefezellen aufmerksam gemacht, indem er zeigte, dass Indizolösung durch sie reducirt wird; seine Erklärung ihrer Fermentwirkungen scheint . allerdings den obenangeführten: Beobachtungen Pasteurs &e- genüber verfehlt zu sein. Pasteurs eigene Ansicht verdient jedenfalls als geistvolle — übrigens noch genauerer Prüfung be- dürftige Hypothese grosse Aufmerksamkeit. Mit Pasteur gleich- zeitig ist Van den Broek (Unters. über Gährung und Fäulniss, Annal. der Chemie und Pharm. Bd. CXV. [1860] p. 75) zu dem Resultate gelangt, dass die Gährung des Traubensaftes aus- schliesslich durch die Vegetation lebender, von aussen hinzuge- kommener Hefezellen und unabhängig von dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft erregt wird. (Auch über die Entstehung niederer Organismen und die Urzeugungsfrage kam v. d. Brock auf theilweise verschiedenem experimentellem Wege zu den glei- chen Resultaten wie Pasteur, was wir unserem früheren Be- richt über diesen Gegenstand hier nachzutragen haben.) Wie die Alkoholgährung so werden andere Gährungsprocesse durch den Ernährungsprocess niederer Organismen erzeugt. Die Gährung ist eine Folge der Vegetation dieser letzteren. Jede Gährung hat ihr besonderes Ferment, d. h. jede wird durch eine besondere Species von Organismen erregt. Wo zweierlei Gäh- rungsprocesse gleichzeiiig in einer Flüssigkeit auftreten, wie z. B. häufig Alkohol- und Milchsäuregährung in einer neutral ge- haltenen Zuckerlösung, da wird d’ess dadurch“ verursacht, dass zweierlei Fermentorganismen nebeneinander in Thätigkeit sind. Je nachdem die Flüssigkeit für die Vegetation des einen oder des andern günstiger beschaffen ist, wird der eine Gährungspro- cess über den andern die Oberhand gewinnen. Pasteur hat die bezeichnete Ansicht bereits für mehrere Gährungsprocesse bestimmt nachgewiesen. Wenn die Ferment- organismen, welche er ent!cckte, von ihm auch theilweise ihrer Beweglichkeit wegen zu den Infusorien gerechnet werden, so stehen sie doch jedenfalls auf einer Organisationsstufe, welche ihre systematische Stellung in Zweifel lassen muss und haben jedenfalls dasselbe botanische Interesse, wie die Bacterien, Zoo- gloea, die sogenannte Palmella prodigiosa, denen sie ihrer Or- ganisation und Entwickelung nach nahe verwandt zu sein scheinen. Milchsäuregährung (L. Pasteur, Me&moire sur la fer- mentation appel&e lactique. Annales de Chim. et Phys. '3e Serie 43 tom. 52 [1858] p. 404) Wenn man eine Zuckerlösung nach Zu- satz von Kreide und irgend einem stickstoffreichen Körper, wie Casein, Fibrin, Eiweiss, Leim u. dgl. sich selbst überlässt, so verwandelt sich der Zueker in Milchsäure, ohne dass die zuge- setzte stickstoffhaltige Substanz merklich an Menge und Zusam- mensetzung sich änderte. Organismen hat man in der gähren- den Flüssigkeit früher nicht gefunden, die Verminderung des “ Zuckers wurde daher als Contactwirkung, oder als Fortpflanzung der von dem stickstoffhaltigen Körper ausgehenden Verwesung auf die Zuckermolecule erklärt. Auf dem Bodensatz einer solchen gährenden Flüssigkeit fin- den sich bei genauer Untersuchung mehr oder minder deutliche Flecke einer grauen Substanz, des eigentlichen Milchsäurefer- ments. Rein dargestellt hat sie äusserlich grosse Aehnlichkeit mit gewöhnlicher Hefe. Das Mikroskop zeigt, dass sie aus klei- nen, oft gehäuften Kügelchen (globules) von weit geringerer Grösse als die Hefezellen besteht, welche eine lebhafte zitternde Bewegung (mouvement brownien) zeigen. Sät man diese Körperchen in Zuckerlösung, welche stickstoff- haltige und Mineralbestandtheile in löslicher. Form enthält (am besten in die mehrerwähnte mit wässerigem Bierhefeauszug ge- mischte Zuckerlösung) so beginnt bei günstiger Temperatur (30° bis 35° C.) die Vermehrung der Fermentkörperchen (in welcher Form dieselbe erfolgt wird nicht gesagt und Ref. konnte die Sache noch nicht nachuntersuchen, nach den gegebenen Daten scheinen sie sich durch gewöhnliche Zweitheilung zu vermehren); gleich- zeitig wird die Lösung stark sauer unter Freiwerden von reiner oder mit Wasserstoffgas gemengter Kohlensäure. Je mehr die Flüssigkeit saure Beschaffenheit annimmt, desto mehr wird die Gährung verlangsamt, sie erfolgt dsgegen rasch, wenn jene durch Kreidezusatz neutral erhalten wird. Die Kreide verschwindet dann allmählich, an ihrer Stelle findet man milchsauren Kalk. Je reiner das Ferment und je mehr die Flüssigkeit vor Zutritt fremdartiger Organismen geschützt ist, desto rascher und unge- störter verläuft die Gährung. Es ist überflüssig, auf die Analogie, welche diese Processe mit der Alkoholgährung zeigen, ausführlich hinzuweisen, Buttersäuregährung. (Pasteur, Animalcules infusoires vivant sans gaz oxygene libre et determinant des fermentations. Comptes rendus Tom. 22 [1861] p. 344.) Zucker, Mannit, Milch- . säure werden in Buttersäure umgesetzt. durch einen ‚kleinen nie- 46 dern Organismus, der auftritt in Form cylindrischer, durch- schnittlich 0,002 mın. breiter und 0,002—0,02 mm. langer Stäb- chen. Dieselben vermehren sich durch Quertheilung und zeigen lebhafte, vorwärtsgleitende Bewegung, Kreisdrehungen, unter un- Julirender Gestaltveränderung oder Geradebleiben ihres Körpers. In eine geeignete Flüssigkeit wie Hefezuckerwasser, oder Zucker- lösung mit Zusatz von Ammoniaksalzen und Phosphaten gesät, vermehren sie sich lebhaft; die Gewichtsmenge, welche sich bil- det, ist bemerklich, doch, wie bei allen Fermenten klein im Verhältniss zu der entstehenden Buttersäure. Sie vegetiren ohne Zutritt von freiem Sauerstoff oder atmosphärischer Luft; vielmehr werden sie durch solche sofort getödtet und die Buttersäurebil- dung sistirt, wie ersichtlieh ist,- wenn man: einen Strom Luft oder Sauerstoff durch die- gährende Flüssigkeit leitet. Leitet man einen Strom Kohlensäure durch, so bleiben sie lebend und die Gährung dauert fort. Wenn bei einer gewöhnlichen Milchsäuregährung Buttersäure auftritt, so hat dies in dem Vorhandensein des Buttersäurefer- ments neben dem Milchsäure bildenden Organismus seinen Grund. keines Milchsäureferment erzeugt keine Buttersäure und um- gekehrt. Bei der gewöhnlichen Milchsäuregährung des Zuckers bildet sich ferner oft Gummi (sogen. Michsäuregummi). Auch dieses soll nach Pasteur durch Fermentorganismen, und zwar durch zweierlei erzeugt werden, welche wiederum nur das Gummi, aber weder Milch- noch Buttersäure zu bilden fähig sind. Eine genauere Beschreibung dieser Fermente und ihrer Vegetations- bedingungen ist noch abzuwarten. Die Gährung der Weinsänure erfolgt ebenfalls durch die Einwirkung eines Fermentorganismus (Pasteur, M£moire sur - la fermentation de V’acide tartrique. Comptes rendus Tom. 46 : [1858] p. 615.) Reiner Lösung weinsauren Ammoniaks wird eine kleine Menge löslicher Phosphate und Eiweisssubstanzen (am be- sten in dem mehrerwähnten Hefeauszug) zugesetzt und die Flüs- sigkeit sehr heiss in einen bis zum Hals damit zu füllenden Kolben gebracht. Dann setzt man ihr ein Paar Cubikcentimeter der trüben Flüssigkeit einer im Gang befindlichen gewöhnlichen Weinsäuregährung zu. Bei etwa 30°C. und Neutralität oder schwacher Alkalinität der Flüssigkeit tritt am nächsten Tage Gasent- wieklung und Gährung ein; die Weinsäure verschwindet allmäh- lich, die Flüssigkeit trübt sich und ein ‘im Verhältniss zu der 47 Masse des weinsauren Salzes geringer Bodensatz tritt auf. Die- ser besteht aus kleinen Kügelchen (globules ou granulations), de- ren Grösse der des Milchsäureferments gleich kommt, und welche zu rosenkranzförmigen Fäden vereinigt zu sein scheinen, die in unregelmässige Klumpen und Lappen verfiochten und durch eine klebrige Substanz zusammengehalten sind. Wascht man den Bo- densatz gut aus und bringt ihn in reine Lösung weinsauren Am- moniaks, so gährt dieses schon nach wenigen Stunden. _ - Die Traubensäure‘ist, wie oben angegeben, combinirt aus optisch rechtsdrehender (gewöhnlicher) und linksdrehender. Weinsäure. Bringt man das eben beschriebene Ferment in eine Bösung traubensauren Ammoniaks, so tritt Gährung rasch und unter denselben Erscheinungen ein wie bei gewöhnlicher Wein- säure. Ist die Gährung zu Ende, so ist alle rechtsdrehende Säure verschwunden, dagegen wie bei dem Versuch mit Penicil- lium, die linksdrehende in der Flüssigkeit geblieben. Wir haben in Vorstehendem nur die Hauptresultate der in der Ueberschrift bezeichneten, und besonders der wichtigen Pa- steur’schen Arbeiten kurz wiedergegeben, und überlassen es dem Leser, zu beurtheilen, in wie weit die letzteren es verdienen, nach einem oberflächlichen Referate mit der Bemerkung abgefer- tigt zu werden: „von deutschen Arbeiten scheint der Verf. nicht viel gekannt zu haben!“ (Bot. Zeitg. 1862, p. 120.) . In Bezug auf die morphologische und entwickelungsge- sehichtliche Kenntniss der betreffenden Organismen, zumal der organisirten Fermente, lässen die vorliegenden Untersuchungen noch viel zu wünschen übrig, und esist nun die Aufgabe der Bo- taniker, die hier vorhandenen Lücken auszufüllen. Eine mäch- tige Anregung hiezu liegt jedenfalls in dem hohen physiologi- schen Interesse, welches diese Organismen durch Pasteurs Arbeiten erhalten haben, Anzeigen. W. Lasch, Apötheker in Driesen in der Neumark ver- kauft billig eine Pflanzensammlung , bestehend aus allen Zweigen der Botanik, meistens aus der Mark Brandenburg und von diesen den grössten Theil der Phanerogamen und Farne in vielen Varietäten und Bastardformen, wobei mehrere in vielen Exemplaren, im Ganzen oder in Abtheilungen. Bibliotheca Blumiana. Soeben ist erschienen: Verzeichniss der hinterlassenen Bibliothek des Hrn. Professor €. L. Blume in Leiden, Ritter zahlreicher hoher Orden und Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften, welche am 16. März 1863 öffentlich ver- steigert werden soll. "Ohne hier noch Etwas über die Verdienste Blume’s, die er sich durch Herausgabe seiner botanischen Werke um die Wis- senschaft erworben, und. die gewiss xon. Jedem im vollsten Maasse anerkannt werden, sagen zu wollen, ‚erlaube ich mir ‚nur auf diesen Catalog, welcher vorzüglich in der Botanik eine sel- tene Auswahl der besten Werke enthält, besonders aufmerksam zu machen, und stehen Exemplare, soweit der Vorrath reicht, jederzeit gratis zu Diensten, Leipzig im Januar 1863. T. O0. Weigel, Buchhändler. Verzeichniss der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen ‘Gesellschaft eingegangenen Beiträge. 1. Jahresbericht der Wetterauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau, i860—1861. 2. De Visiani et Pancic: Plantae Serbicae Tariores aut novae Decas I. 3. Kgl. Svenska vetenskaps-akademiens Handlingar. Ny Följd. III. B. 2te Hifte. 4. Maimgren A. J.: Oefversigt af Spetsbergens Fanerogam-Flora 1862. 5. De Candolle Alphons: Etude sur l’espece a l’occasion d’une revision de ia famille des Cupuliferes 1862. . 6. Abhandlungen des zoologisch-mineralogischen Vereins in Regensburg xXVI. 1862. 7. Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaft XH. 1862. October — December. 8. Pomona von Dochnahl. XI, 1862. Nr. 47-50. XII, 1863. Nr. 1—1. (Fortsetzung folgt.) Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauerschen Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. NM 4. Regensburg. Ausgegeben den 8. Februar. 1863. Inhalt. 3. Sachs: Ueber die Leitung der plastischen Stoffe durch ver- schiedene Gewebeformen (Schluss) — Schultz - Schultzenstein: Die morphologischen Gesetze der ' Blumenbildung ‚ete, (Fortserzg.) — Literatur. Ueber die Leitung der plastischen Stoffe durch verschiedene 'Gewebeformen. Yon Julius Sachs. (Fortsetzung,) Das Neue an diesen Versuchen ist, sie zeigen, dass die Leitzellen nothwendig mitwirken müssen, aber sie zei- gen nicht, dass sie allein alle plastischen Stoffe fortleiten. Das Parenehym enthält die eine Art, die’ Leitzellen die an- dere Art von plastischen Stoffen, die nur in ihrem Zusammen- wirken zur Organbildung fähig sind, wo eines von beiden fehlt oder in seiner Continuität unterbrochen ist, da hört auch der Effekt. des andern auf. Wenn nach den Versuchen Knights die Ringelung am Stamm der Kartoffel die Knollenbildung unterhalb nieht vollständig aufhebt, so folgt nicht, wie Hanstein schliesst, dass die Leitzellenbündel im Mark des geringelten Stammes die Bildungsstoffe abwärts führen, sondern es folgt, dass die mark- ständigen Leitzellen sammt dem sie umgebenden Markparenchym die zur Knollenbildung bestimmten Stoffe abwärts führen, jene die stickstoffhaltigen, diese die Stärke (und eine zuckerartige Substanz im unteren Theil des Stammes), Wenn in dem Kar- toffelstamm keine Leitzellenstränge im Mark verliefen, so würde wahrscheinlich die Ringelung jede Knollenbildung‘ unterhalb hin- dern; aber diess würde nicht beweisen, dass die Leitzellenstränge allein die Knollen bildenden Stoffe & ‚hingbleiten, sondern es be- Fiora 1303, tin. Bot | 4 12. 24 . 50 weiset nur, dass die Leitzellenstränge im Mark einen zur Knol- lenbildung nothwendig mitwirkenden Stoff hinabführen. Wenn sich trotz der Unterbrechung der Rinde am Stamm der Kartof- fel dennoch unterirdische Knollen (wenn auch nur kleine und wenige) bilden, und wenn sich in diesen Knollen eiweissartige Substanz und Stärke anhäuft, so wird man offenbar die Zulei- tung der Stärke dem stärkeführenden Markparenchym und die der stickstoffhaltigen Substanz den Leitzellen zusehreiben; da ja beiderlei Gewebe sich auch in continuo aus dem Stamme bis in die Knolle fortsetzen ?). Dasselbe gilt ganz allgemein von den Monocotylen. Wenn z. B. im Kolben von Zea Mais sich grosse Mengen von Stärke neben eiweisshaltiger Substanz anbäufen, wenn wir ferner sehen, dass um diese Zeit die Leitzellen des Stammes nur letztere Sub- stanz, das sie umgebende Parenchym aber Stärke und Zucker führt, so wird man offenbar die Aufwärtsleitung der eiweissarti- gen Substanz den Leitzellensträngen der Gefässbündel, die der Stärke dem Parenchym zuschreiben, In dem Maasse als sich die Stärke im Kolben anhäuft, verschwindet sie immer mehr und mehr aus dem Parenchym des Stammes ?). Wenn man es ferner für eine der Stoffleitung günstige Ein- richtung hält, dass die Gefässbündel durch die ganze Pflanze ein continuirliches System bilden, so gilt das nicht: minder von dem Parenchym, auch alle stärkeführenden Parenchymschichten der Pflanze stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Die Leitzellen scheinen dann zur Fortleitung von Stärke nebenbei mit benützt zu werden, wenn grosse-Mengen derselben in kurzer Zeit fortgeführt werden. So fand ich in den Blattstie- len von Aesculus Hippocastanum, Morus alba, Vitis vinifera im October, als die Blätter sich entleerten (Stärke und Chlorophyll aus dem Mesophyli verschwand), namhafte Mengen äusserst fein- körniger Stärke in den Leitzellen; ebenso findet sich Stärke in den grossen Gitterzellen des Stammes von Dahlia und, den Leit- zellen von Helianthus tuberosus; das sind aber gegenüber dem allgemeinen Verhalten Ausnahmen und die hier fortgeführte Stärkemenge lässt sich nieht vergleichen mit der grossen Quan- tität, welche das Parenchym führt (bei Dahlia, und. Helianthus 1) Die Angabe Knights ist von Hanstein (a. a. 0.) entlehnt, 2) Vergl. meine Abhandlung: Ueber die Stoffe, welche das Material. zur Bildung der Zellhäute liefern in Pringsheims Jahrb, f wiss. Bot, 1362. 51 ist im Parenchym des Stammes statt Stärke Inulin, über dessen Nachweisung in den Zellen ich demnächst Ausführlicheres ver- öffentlichen werde.) Zu Gunsten der Theorie, wonach die Leitzeilen allein zur Fortleitung sämmtlicher plastischer Stoffe dienen sollen, könnte man noch eine Annahme geltend machen, welche hier widerlegt werden muss, um einen sicheren Boden zu gewinnen. Man könnte nämlich glauben, dass der in den Leitzellen enthaltene Saft das Material zu allen anderen Bildungsstoffen in sich ent- halte und dass sie in diesem Gemenge nur nicht nachzuweisen sind, dass aber dieser Universalbildungssaft, wie man ihn nen- nen könnte, an bestimmten Stellen Stärke, Fett, Inulin, Zueker in das Parenchyın absetze, wo diese Stoffe nun ruhen, bis sie wieder aufgelöst werden, um abermals in unkenntlicher Form durch nicht parenchymatische Gewebe fortgeführt zu werden. Versucht man es, von dem Standpunkte dieser Theorie aus, ei- nige der bekanntesten und einfachsten Fälle der Vertheilung der assimilirten Stoffe in vegetirenden Pflanzen zu erklären, so er- gibt sich sogleich, dass die gemachte Annahme sich selbst wi- derspricht, während die von mir vertretene Ansicht Alles aufs Einfachste erklärt. In allen Fällen, wo wir Stärke, Zucker, Feit, Inulin u. s. w. in Parenchymzellen vorfinden, welche um mehrere Zell- schichten von den Leitzellensträngen entfernt sind, müssen wir nothwendig eine Durchwanderung des Parenchyms' selbst annehmen, auch unter der gemachten Voraussetzung, dass die Stoffe erst in den Leitzellen bis in jene Gegend gewandert sind, um sich dann im Parenchym in der genannten Form aus- zuscheiden. Entweder müsste, wenn wir jene Hypothese fest- halten, der Universalbildungssaft der Leitzellen selbst quer durch das Parenchym wandern, und sich in Stärke, Zucker u. s. verwandeln, oder es müssten diese Stoffe sich gewissermasseit aus dem Saft der Leitzellen herauslösen und durch’s Parenchym‘ in die entfernteren Schichten desselben übergehen, wo wir sie vorfidden. Beides widerspricht aber derselben Hypothese, wo+ nach nur die Leitzellen allein zur Stoflleitung geeignet sein sül- len. Denken wir uns eine Parenchymzelle mit Stärke erfüllt und durch 10 andere Parenchymzellen von dem’ Leitzellenstfang ent- fernt; so muss doeh das stärkebildende Material'aus: den Leit- zellen durch 9 Parenchymzellen wandern, um in: unsere Zelle zu gelangen, und wenn diess möglich und nothwendig ist, so 4 52 sind auch die Leitzellen nicht mehr die einzigen Leitorgane und nichts hindert uns dann, dem Parenchym auch in der Längsrich- tung die Leitungsfähigkeit zuzuschreiben, für die Stoffe, die wir in ihm finden, und für welche wir ihm doch eine Querleitung zugestehen müssen. Eines der einfachsten Beispiele bietet die keimende Kartof- felknolle. Längsschnitte durch die Achse der aufkeimenden Spros- sen im Zusammenhang mit dem zugehörigen Theil der Knolle liefern Objekte, bei denen die Vertheilung der Stärke und der eiweissartigen Stoffe in besonderer Klarheit hervortritt. Die Ge- fässbündel der Knolle gehen continuirlich in den Spross über und bilden in diesem einen Hohleylinder, der aus Gefässen, Holz, Leitzellen und echten zerstreuten Bastzellen besteht. Weder in der Knolle noch im Spross führen die Leitzellen Stärke, aber sie sind erfüllt mit eiweissartiger Substanz, die sie offenbar hin- auf zur wachsenden Knospe führen. Ebenso continuirlich geht das Parenchym der Knollen in das Parenehym des Sprosses über. Rinden- und Markparenchym des Sprosses ist mit Stärkekörnern dicht erfüllt, und nichts liegt näher als die Annahme, dass die Stärke des Knollenparenchyms in das Parenchym des Sprosses übertritt. Nach der oben genannten Annahme, wonach die Fort-. leitung der plastischen Stoffe allein den Leitzellen übertragen sein soll, ist diese Vertheilung von Stärke und eiweissartiger Substanz unerklärlich. Nach dieser Annahme würde die Stärke aus dem Parenchym des Knollen in die nächsten Leitzellenbün- del übergehen müssen, sie würde dazu 10—20 Parenchymzellen quer durchsetzen müssen, um dann innerhalb der Leitzellen zu- nächst unkenntlich zu werden; gibt man auch letzteres zu, SO würde doch die weitere Annahme nöthig werden, dass nach sehr kurzem Wege die stärkebildende Substanz aus den Leitzellen wieder austritt, um sich in Rinde und Mark des Sprosses in Ge- stalt von Körnern wieder niederzuschlagen. Man sieht, jene Hy- pothese erzeugt immer neue Hypothesen, sie führt zu ebenso un- genügenden “als geschraubten Erklärungen, während ein Blick auf ein gelungenes Präparat uns sagt, dass die Stärke des Knol- lens durch’s Parenchym ohne weiteres in Rinde und Mark des Sprosses übertritt, dass ebenso die eiweissartige Substanz der Leitzellen des Knollen in die der Sprossen übergeht. Auf welche Weise die Fortleitung der Stärke zu denken ist, soll uhten an- gedeutet werden. Ebenso würde die Vertheilung der Stärke im Keim von 53 Phaseolus zu beurtleilen sein und diese Betrachtungen lassen sich ebenso auf die austreibende Runkelrübe (deren Pareuchym Rohrzucker enthält) wie auf die keimenden Knollen von Dahlia und Helianthus tuberosus anwenden, deren Inulin in derselben Lage ist, wie die Stärke der Kartoffelknolle. Gehen wir von diesen äusserst klaren Verhältnissen zu den complicirteren während der Vegetation über, wo in den Blättern neue Bildungsstoffe assimiäirt und in die anderen Theile der Pflanze übergeführt werden. Nehmen wir auch hier wieder die Ansicht einstweilen als richtig an, wonach nur die Leitzellen der Gefässbündel der Fortleitung aus den Blättern zu den übrigen Theilen kin dienen sollten, so zeigt sich auch hier das Unzurei- chende derselben, Wenn diese Ansicht richtig wäre, so muss man fragen, warum findetsich in den Blattnerven, im Blattstiel, in den fertigen Internodien Stärke im Parenchym? Wenn dieselbe ursprünglich in den Leitzellen fortgeführt und nur seitwärts in das Parenchym deponirt würde, wozu sollte das geschehen im Parenchym der Blattnerven, der Blattstiele o keine Stärke zu irgend einem Wachsthumsprocess verbrauch. „ird, wo eine Ab- lagerung derselben überhaupt keinen Zweck hat? Nehmen wir dagegen die Sache so einfach als möglich, so heisst die oben ge- nannte Vertheilung der Stärke nichts Anderes, als: die Stärke wird in dem Parenchym der Blattnerven dem Stiel, im Paren- chym des Blattstiels dem Internodium zugeführt u. s. w. und da- mit verschwindet alles Räthselhafte in diesem Verhalten. Aehn- liches wäre z. B. von dem Zucker (Kupferoxydul reduzirend) in dem farblosen Parenchym der Blätter von Allüum Üepa zu Sa- gen, der sich bis hinab in die Zwiebel zieht. In meinen Arbeiten über die Keimung der Gräser (botan. Zeitung 1862), der Dattel (ebenda), der Schmirkbohne (Sitzungs- bericht der Wiener Akademie 1859), ferner „über die Stoffe, welche das Material zur Bildung der Zellhäute liefern (in Prings- heims Jahrb. f. wiss. Bot. 1862) und in der Abhandlung „Mikro- chemische Untersuchungen“ (Flora 1862) habe ich eine Reihe von Beispielen beschrieben, welche wie ich glaube, nicht anders zu deuten sind, als dass Stärke und Zucker im Parenchym foıt- geleitet werden, während dagegen die eiweissartigen Stoffe in den Leitzellen der Gefässbündel sich bewegen. Das strenge Festhalten an derExistenz Eines Bildungssaf- tes, der sich ausschliesslich in den Leitzellen bewegen soll, zeigt Th. Hartigs neuerdings formulirte Theorie. Er sagt wörtlich (Bot. 54 Zeitg. 1862, p. 75 und 76): „Einerseits nur im Holzkörper zu den Blättern aufsteigend, anderseits von den Blättern unmittelbar aus der Atmosphäre entnommen, begegnen sich die Rohstoffe der Pilan- zenernährung in der Belaubung und werden dort schon durch die chemische Aktion, welche das Zusammentreffen verschiedener Stoffe hervorruft, unterstützt von gesteigerter Licht- und Wärme- wirkung, in Bildungssaft umgewandelt, der, im Bastkörper der Faserbündel (Leitzellen der Gefässbündel 8.) abwärts gelei- tet, ein zweites Mal dem Holzkörper zugeht und in diesem auf- steigend, im belaubten Theil der Triebe ein zweites Mal dem Bastkörper zugeführt werden muss, um von letzterem dem Orte seiner endlichen und bleibenden Fixirung zugeführt zu werden. Auf diesem eine in sich selbst zurückkehrende Schlinge beschrei- bendem Wege, welchen der Bildungssaft zu durchlaufen hat, ehe er auf Zellenbildung verwendet wird, erleidet derselbe mannig- faltige Veränderungen, deren eine die Fixirung zu Reservestof- fen ist (Stärkemehl, Klebermebl, Inulin, Gerbstoff, fettes Oel, Zucker, Mannit). Diese Fixirung geschieht unter Mitwirkung des Zellkern in den den leitenden Fasern benachbarten Orga- nen, die dadurch zu Magazinirungsräumen werden, in denen die Reservestoffe kürzere oder längere Zeit aufgespeichert liegen. Das Zellgewebe der Rinde und des Markes, der Markstrahlen, die Zellfasern des Bastes und des Holzes gehören dahin. Dass gewisse Arten der leitenden Organe zugleich auch zu Magazini- rungsräumen werden können, dafür spricht das Vorkommen von Reservestoffen in Milchsaftgefässen und in echten Holzfasern. Aus diesen Magazinirungsräumen werden nun die leitenden Or- gane nach Bedarf mit Bildungssäften gespeist, in die sich die Reservestoffe wieder verflüssigen können.“ Ferner wird p. 83 entschieden gesagt, dass der „Bildungssaft“ in dem’ „Bast- körper (Leitzellen) ausschlieslich abwärts steige, und ferner heisst es: „In der That steht nichts der Annahme entgegen, dass im Keimlinge, in der annuellen Pflanze und im krautigen Triebe der mehrjährigen Holzpflanze der Bildungssaft dieselben Wege wandle, denselben doppelten Umlauf durch Holz- und Bastkörper vollziehe, auf dem wir den Bildungssaft der mehrjährigen Holzptlanze verfolgten, dass der von den tieferen, ausgebildeten und assimilationsfähigen Blättern annueller: Pflan-. zen bereitete primitive Bildungssaft durch die Blattstiele zunächst dem Holzkörper des Triebes zugehe, in diesem, mit oder ohne die Zwischenkunft der Umbildung im Reservesteff, bis zur 55 Spitze des krautigen Triebes emporsteige, dort seinen Ueber- gang in den Bast bewerkstellige um hier, nur abwärts schrei- tend und in horizontaler Verbreitung zum Ort seiner Verwen- dung auf Zellenbildung gelange.“ Die wesentlichen Schwächen, an denen diese Theorie leidet, sind folgende drei: 1) Es ist eine ganz unhaltbare Annahme, dass in den Blättern „ein Bildungssaft, oder das Organische auf seiner ersten noch flüssi- gen Stufe“ (a. a.0.p. 83) gebildet werde, um in die leitenden Ge- webe überzutreten. Aus den Untersuchungen H. v.Mohls ist be- kannt, dass im Chlorophyll der Blätter grosse Mengen von Stärke ge- bildet werden, in manchen Fällen (Rhipsalis und Oereus) tritt nach Nägeli fettes Oel darin auf, bei Allium Cepa, welches niemals Stärke im Chlorophyll bildet, finden sich in den grünen Blättern enorme Mengen von glycoseartigem Zucker; in den Leitzellen- bündeln der Blattnerven findet sich überall eiweissartige Sub- stanz; von dem urschleimartigen Universalbildungssaft, der als Ausgängspunkt für Hartigs Theorie dient, ist nirgends in den Blättern oder Blattstielen etwas zu schen. Wenn wir in den grü- nen fertigen Blättern dieselben Stoffe (Stärke, Fett, Zucker; ei- weissartige Substanz) vorfinden, wenn wir von hier aus durch den Blattstiel diese Stoffe in bestimmten Zellschiehten eontinuir- lich bis zu allen übrigen Theilen der Pflanze verbreitet finden, so. liegt es sehr nahe, dass jene Stoffe in den Blättern erzeugt und durch diese Zelischichten den übrigen Theilen’ zugeführt werden, und es gibt keinen Grund, diese Stoffe zu ignoriren-und neben ihnen einen unbekannten Bildungssaft, der nirgends zu sehen ist, anzunehmen. Wenn in den Blättern jener „Bildungs- saft‘‘ aus dem alles Andere werden soll, wirklich entstünde, wel- chen Zweck hätten die Massen von Stärke, Zucker, eiweissarfi- ger Substanz in dem Parenehym und den Leitzellenbündeln der Blätter? Für die Stärke im Chlorophyll der Blätter glaube ich den Beweis geliefert zu haben, dass sie daselbst durch det‘ As- similationsprocess entsteht, dass erst, wenn sie hier entstahden ist, auch Stärke in die Knospen geleitet wird, indem danm‘die Parenehymschichten der Blattstjele und des Stengels als Vermitt- ler dienen (S. meine Abhand’ung: „Ueber den Einfküss‘des: Lichts auf die Bildung des Am’,um in den Chlorophyliköfhern“ Botan. Zeitg. 1862). Die gayıze citirte Theorie ist nur denkbar unter der Annahme eines; ynkenntlichen „Bildungssuftes“, ‘der sich nicht nachweisen lässt, und gerade dieser ist eben, weil er sich in 56 den Zellen nicht nachweisen lässt, wenig geeignet, als Grund- lage: einer Theorie der Stoffbewegung in der Pflanze zu dienen. Hartig. selbst lässt in den „Magazinirungsorten“ aus sei- nem Bildungssaft Stärke, Zucker, Aleuron u. s. w. entstehen, das könnte man zugeben, wenn nur nicht in den Assimilations- organen selbst schon jene Stoffe vorhanden wären, wo man doch nicht annehmen kann, dass sie „magazinirt‘‘ werden; entweder ist die enorme Masse von Stärke und eiweissartiger Substanz in den Blättern einer Baumkrone überflüssig, oder jener „Bildungs- saft“ ist es. Da run aber erstere wirklich zu sehen sind und der Letztere nicht, so ist es wohl besser, sich auf die unmittel- bare Beobachtung zu verlassen und den Bildungssaft aufzugeben. 2) Hartigs weitere Annahme, dass der „Bastkörper‘ (Leit- zellen) die in den Blättern bereiteten Stoffe ganz ausschliesslich nur abwärts leite, involvirt schon die eben als unbegründet nachgewiesene Hypothese eines unkenntlichen Bildungssaftes; Hartig baut auf diese erste Hypothese noch die zweite, dass dieser unkenntliche Bildungssaft in dem „Bastkörper‘‘ nur ab- wärts, niemals aufwärts steige. Die Versuche, auf welche sich Hartig dabei stützt, sind meiner Ansicht nach nicht geeignet, weder für noch wider seine Theorie sichere Beweise zu liefern; sie beweisen nur, was schon in den alten Untersuchungen über den absteigenden Saft bewiesen wurde, dass ceteris paribus die Tendenz zur Holzbildung von der Spitze der Triebe aus ge- gen den Basaltheil hin vorwiegt (a. a. O. p. 81 u. 82). Ueb- rigens stehen der Hartig’schen Annahme, selbst wenn man sich auf seinen Standpunkt stellt, die Resultate anderer Versuche entgegen. Wenn in den von ihm benützten Versuchen die Holz- bildung immer an dem der Spitze zu liegenden Wundrande vor- wiegend auftrat und er daraus folgert, dass der „Bastkör- per‘ den „Bildungssaft“ nur ‘abwärts führe, so ist einzu- wenden, dass bei den von Göppert beschriebenen Ueber- wallungen der Weisstannenstöcke !) der „Bildungssaft‘“ ” offenbar von unten nach oben steigt; dasselbe geht aus Johannes Han- steins Untersuchungen hervor, die Speciel zur Entscheidung dieser Frage angestellt wurden (in Pringsheims Jahrb. a. a..0.); Hartig versucht zwar, diese letzteren zu entkräften, aber wie ich glaube , ohne Erfolg. 1) Ich sah derartige Ueberwallungen um Tharand und ausserdem Pr äparale- der besten Art, die von Cotta herrührten.. „ 657 8). Hartigs dritte Hypothese, dass der „Bildungssaft“, nach- dem er in den „Bastkörper“ abwärts gestiegen sei, nun in’s Holz übertrete, um in diesem aufwärts zu steigen, basirt sich auf die beiden vorhergehenden unhaltbaren Hypothesen. Man kann aus- drücklich zugeben, dass die im Holz der Bäume während des Winters abgelagerten Reservestoffe im Holz selbst als Lösung emporsteigen, aber es ist unmöglich, diesen Vorgang bei den „Keimlingen“ und den annuellen Pflanzen, ja sogar bei jedem Laubtrieb der Bäume gelten zu lassen: das heisst aus dem Com- plieirten noch Unbekannten, das Einfache und Bekannte erklä- ren. Bei Keimpflanzen ist ja in den ersten Stadien der Entwi- ckelung noch gar kein Holz vorhanden, und folglich kann das- selbe auch keine Stoffe aufwärts leiten; später (z. B. bei Pha- seolus, Quercus u. v. a.) bildet sich Holz im Keimstamm (noch während der Keimung), allein dieses junge Holz führt niemals assimilirte Stoffe, es enthält keinen eiweissartigen Schleim, keine Stärke, keinen Zucker, kein Fett, während diese Stoffe. in den Leitzellen und dem Parenchym der Rinde und des Märkes Alles erfüllen ; soll man nun mit Hartig annehmen, dass sich im Jungen Holz der Keimpflanze ein unbekannter Bildungssaft be- wege, und die genannten Stoffe, deren Herkunft und Zweck: so wohl bekannt ist, ignoriren ? Bei den belaubten Trieben der Bäume sollen die in den Blättern bereiteten Stoffe zunächst in’s Holz übergehen, daselbst aufsteigen, und dann im Bastkörper abwärts steigen; allein, meines Wissens findet sich im Holzkör- per einjähriger Triebe gerade zur Zeit ihres lebhaftesten Wachs- thums keiner von den Bildungsstoffen , die dagegen in dem Pa- renchym und den Leitzellen massenhaft anzutreffen sind; erst später sammelt sich in den Markstrahlen und im Holzkörper Stärke. Wenn irgend wo, so sind an den Endknospen, wo neue Blätter, Blütben, Internodien sich bilden; die Bildungsstoffe nöthig, sie müssen gerade diesen äussersten Enden der wachsenden Triebe zugeführt werden. Nach Hartig könnte nur das Holz diese Aufwärtsleitung besorgen, aber das jüngste gegen die Knospe hin liegende (ausgebildete) Holz enthält keinen der uns bekannten Bildungsstofie; ziemlich weit unter der Spitze des Triebes hört das Holz ganz auf, an der äussersten Spitze, wo immerfort neue Organe sich bilden, gibt es kein Holz, es entsteht hier erst spä- ter; kann es einen stärkeren Beweis gegen Hartigs Hypothesen geben? Das Holz soll allein aufwärts leiten, und es findet sich, dass gerade an den obersten Enden, wo Bildungsstoffe nöthig =. sind, kein Holz liegt. Dafür findet man aber thatsächlich, dass von den tieferen belaubten Theilen des Sprossen aus jederzeit Stärke im Parenchym bis hinauf an’s Ende des Triebes sich ver- folgen lässt, dass sie im jüngsten Parenchym der Knospentheile sich ausbreitet; dass ebenso die Leitzellen von unten bis zu dem Urgewebe der Knospentheile hin, eiweissartige Stoffe führt; und jenes Urgewebe des Vegetationspunktes und der jüngsten Blatt- anlagen ist ganz erfüllt mit Protoplasma von eiweissartiger Na- tur. Aus diesem ganzen Verhalten ist zu schliessen, dass das Parenchym die Stärke, die Leitzellen eiweissartige Stoffe den Vegetationspunkten zuführen, und dass das Holz in den vegeti- renden Trieben dabei unbetheiligt ist. Statt dass das Holz diese Stoffe zur Knospe leitet, wird es vielmehr von den Stoffen ge- bildet, die durch andere Gewebeformen bereits hinaufgeleitet sind. Die Ablagerung von Amylum im Holzkörper tritt erst in den späteren Vegetationsphasen auf. Dass diese Stärke im Frühling aufgelöst und mit dem aufsteigenden Rohsaft gemischt den sich entfaltenden Blättern zuströmt, darf wohl als gewiss betrachtet werden; wie aber diese Lösung aus dem Holzkörper der vorjäh- rigen Zweige in den noch krautigen diessjährigen Trieb über- tritt, bedarf selbst erst noch genauerer Untersuchung und kann als eomplicirter, minder bekannter Fall zur Erklärung der ein- fachen, leieht übersichtlichen Erscheinungen an Keimpflanzen und innerhalb einzelner Jahrestriebe nicht benützt werden. Endlich ist gegenüber der Hartig’schen Theorie, wonach das Holz allein die Aufwärtsleitung der plastischen, aus den Blättern (oder den Cotyledonen u. s. w.) kommenden Stoffe be- sorgen soll, die Thatsache zu erwähnen, dass die Zahl der Pflan- zen nicht klein ist, die des Holzes völlig entbehren, bei denen aber dennoch eine Aufwärtsleitung assimilirter Bildungsstoffe stattfindet. Es ist ganz unmöglich, Hartigs Theorie auf die Hydrilleen, Ceratophylleen, Aldrovandia und viele andere Phane- rogamen (Vergl. Caspary: Monatsber. d. K. Acad. zu Berlin 1862 a. a. O.) und auf die Moose zu übertragen, wenn man nicht abermals zu künstlichen Deutungen ihres Baues und zu neuen Hypothesen seine Zuflucht nehmen will. Die genannten Einwürfe dürften hinreichen, Hartigs Theo- rie als unhaltbar erscheinen zu lassen. , (Schluss folgt.) 69 Die morphologischen Gesetze der Blumen-Bildung und das natürliche System der Morphologie der Blumen von Schuliz-Schultzenstein. (Fortsetzung. ) Die Begriffe von Achse und Anhang sind mathemati- sche Begriffe; die Zahlenrechnungen sind arithmetische For- men, welche leere Abstraktionen bleiben, in welchen man die Blumengestalten einrahmt. Darum widersprechen alle mathema- tischen Gesetze der natürlichen Verwandtschaft der Blumenfor- men. Die mathematische Blumenbildungstheorie der Metamor- phosenlehre ist also für die Morphologie dasselbe, was das Lin- n@sche Zahlensystem für die Klassifikation des Reichs ist; sie ist ein künstliches, unnatürliches System. Wenn wir nun aber ein- wahrhaft natürliches System des Pflanzenreichs haben wollen, so dürfen wir das künstliche Meta- morphosensystem der Morphologie nicht beibehalten. Wir be- dürfen dazu auch eines natürlichen Systems der Morphologie. Was ist nun aber der wahre Begriff eines natürlichen Systems der Morphologie der Blumen? Diess ist in der mathematischen Richtung der Metamorphosenlehre noch wenig klar geworden. Offenbar ist das Natürliche in der Botanik nur das, was der or- ganischen Natur der Pflanze angemessen ist, Bei der jJetzi- gen Neigung, die Natur überhaupt als ein abstraktes allgemei- nes, identisches Ganze, als Kosmos, aufzufassen, hat man auch den Charakter des organischen Lebens der Pflanzen ganz aus den Augen verloren, lebende und todte Gestalten nicht unter- schielen , und die Morphologie der Pflanzen ist, wie die Botanik überhaupt, zu einer Art von mathematischer Physik geworden, zu einem todten Formelwesen von Achse und Anhang, Kreis- drehung und Zellenatonistik, woraus alle Lebenskyaft und der organische Charakter verschwunden ist. Hiernach gibt es keine speeifische organische Natur der Pflanze; die Pflanzennatur ist mit der kosmischen, anorganischen Natur identisch, und mau will, trotz der Erfahrungen an dem Linne’schen System, spe- cifische Charaktere der lebenden Pflanzengestalt in mathemati- schen Formeln fassen. Darin liegt aber nur Unnatur und Kün- stelei in der Wissenschaft. Wir müssen die Lebensgesetze der Gestaltung aufsuchen, wenn wir ein natürliches System der Morphologie bilden wollen; ed denn die Lebens- und Entwickelungsgesetze sind allein das na- türliche für die Pflanzen- und Blumengestaltung. Die Morphologie der Blumen muss auf den Weg des Lebens gebracht werden. Der Weg des Lebens ist die organische Entwickelung, der inorphologische Generationsprocess. Die organischen Entwicke- lungsgesetze des Blumenbaues müssen dem natürlichen System der Morphologie der Blumen zu Grunde gelegt werden. ... 3) Die morphologischen Aufbauungsgesetze. In Betrachtung der morphologischen Entwiekelungsgesetze der Blumen treten uns zunächst folgende Dinge vor Augen: 1) Die morphologischen Elemente oder Bausteine, aus denen die Blume sich zusammensetzt. 2) Die organische Entwickelungsordnung oder das Aufbau- gesetz (die Phytodomie), nach welchem sich die ganze Blume aus den morphologischen Elementen bildet. 3) Die Entstehung der Mannigfaltigkeit durch die Wuchs- typen. 4) Das Gesetz der Stufenentwicklung, wodurch die mannig- faltigen niederen und höheren Blumengestalten und Typen sieh bilden. Als morphologische Elemente betrachten wir die Blunıen- glieder oder Anaphyta der Blumen. Das Aufbaugesetz zeigt sich in der Gliederung und Verzweigung der Anaphyta, die nicht als mechanische Theilung, sondern als eine organische Generation (Anaphytose) zu betrachten ist. Die Mannigfaltigkeit und die Stufenentwickelung der Blumenformen geschieht durch die ver- schiedenen Wuchstypen, welche die Verzweigung in bestimmten Verzweigungssystemen annimmt. Dieselben Entwickelungsgesetze wiederholen sich in dem Bau der Früchte blühender Pflanzen und in den Sporangien der cry- ptogamischen. Wir befrachten also alle Blumen und Früchte als Gliederungs- und Verzweigungs-Systeme, durch de- rveu Verschiedenheiten die sogenannten Metamor- phosen der Blumentheile entstehen. Die Metamorphosen sind an sich nichts Ursprüugliches, son- dern nur durch die Verzweigungsformen hervorgebracht. Die verschiedenen Formen und Typen der Verzweigung und Gliede- rung der Anaphyta bringen auch alle Mannigfaltigkeit der Blu- mengestalten hervor; so dass der Generationsprocess der Ver- 61 zweigung zugleich der morphologische Generationsprocess der Blume ist. Diese Mannigfaltigkeit entsteht theils durch die Gliederung und Verzweigung der Blume im Ganzen (die Wuchstypen des Ganzen), theils durch die Wiederholung derselben in den einzel- nen Theilen (den Blumenhüllen, Staubfäden, Stengeln) derselben. In allen diesen Theilen ist nicht die Blatt- oder Stengelina- tur, sondern die Verzweigungsart der Anaphyta, sei es in Form der Blattrippen oder in Form der Stengelglieder, das Herrschende und Wesentliche. Wir fragen also nieht, ob ein Blumen- oder Fruchttheil Achse oder Anhang (Blatt oder Stengel) ist, sondern zu welchem Verzweigungssystem er gehört. Dadurch sind wir zugleich den vielen Zweifeln überhoben, welche, wie bei der Cu- pula der Cupuliferen, den Kelchen und Kelehträgern der Rosen, mehrerer Nymphaeaceen (Victoria) entstehen, da diese Organe eben solche Verzweigungssysteme darstellen, welche weder. Blatt noch Stengel sind, und aus denen man eben sieht, dass es aus- ser Achse und Anhang noch andere Gestalten der Anaphytosa gibt, welche unter die Achsen- und Anhangsbegriffe (oder Blatt- und Stengelbegriffe) gar nicht gebracht werden können. Ein wirklich natürliches System der Morphologie der Blume ist nur zu gewinnen, wenn man dieselben als Formen der natür- lichen Gliederungs- und Verzweigungssysteme auffasst. .. An der Blume im Ganzen stellen in der Regel die Blumen- hüllen und Staubfäden, oft auch die Stengel, Seitenzweige dar. a) Die morphologischen Elemente der Blumen. Nach der Metamorphosenlehre sind bisher Achsen und An- hänge als die eigentlichen Elemente der Blumenbildung und beide zugleich als einfache Bestandtheile derselben betrachtet; dem- gemäss die Fruchtböden (receptacula) als einfache Achsen; die Blumenhüllen, Staubfäden und Fruchthälter als einfache An- hänge oder Blätter; die Saamenträger wieder als einfache, con- tinuirliche Achsen betrachtet worden. Wir haben hier zuerst die Unrichtigkeit dieser Ansicht zu zeigen, und nachzuweisen, dass die sämmtlichen genannten Theile vielmehr zusammenge- setzte Gliederungs- und Zweigsysteme von Anaphytosen, und dass die Anaphyta die wahren Bauelemente oder die morpholo- gischen Bausteine der Blumen sind. Die Blume ist weder ein einfaches Individuum, worin Staub- fäden und Stengel als integrirende Organe erscheinen, noch ein - 69 einfaches Geschlechtsorgan der Pflanze, welches mit den Ge- schlechtsorganen der Thiere in einer Reihe stünde, noch eine mathematische Einheit von Achsen und Anhängen, sondern sie ist als Verzweigungssystem aus Gliedern zusammengesetzt, de- ren jedes für sich selbst individuell (Anaphyton) ist, indem es alle innern Organe des Individuums enthält; sie ist also eine Familie erwachsener Individuen, ein Stammbaum. Biumenblät- ter, Staubfäden, Stengel bilden solche Individuen, die durch die Verzweigung sämmtlich noch wieder aus mehreren Individuen zu- sammengesetzt sein könnnen. Die morphologischen Elemente des Blumenbaues sind also lebende Individuen. Sämmtliche dieser Glieder können Blatt- oder Stengelformen- annehmen; sind aber darauf nicht beschränkt; ‘da sie auch: in Knoten- und Knollenformen erscheinen können, welche weder'auf Stengel noch auf Blätter zu redueiren sind, wie die Staubfäden von Viscum, die Fruchthüllen der Cacteen. Wenn gleich die Glieder in den Blumenblättern und Staub- füden nicht überall deutlich hervortreten, so sehen wir sie doch an den verzweigten vielspaltigen Blumenblättern vieler Pflanzen, und in anderer Weise in der Längsgliederung der Lippen an den Lippenblumen der Labiaten und besonders vieler Orchideen (Zpi- pactis, Oncidium, Stanhopea), während die Staubfädenglieder nicht nur bei den verzweigten Staubfäden an den Zweigen derselben, sondern fast überall an der Anthere vom Filament durch die deutliche Knotenbildung hervortritt; nur bisher übersehen wor- den sind. In dem Verhältniss der Glieder zu ihren Verbindungspunk- ten, den Knoten, findet in den Blumentheilen dasselbe, was in den individuellen Pflanzentheilen: Wurzeln, Stengeln, Blättern sich zeigt, nämlich dass häufig bald die Knotenbildung ganz in die Glieder aufgeht, bald aber die Gliederbildung mit den Kno- ten zusammenfliesst, so dass in dem einen Fall fast, knotenlose Glieder wie in den Wurzeln, in dem andern gliederlosen, Kno- ten erscheinen, wie in vielen Fruchtböden. Der Beweis dafür, dass jedes Blamen- und Fruchtzweigstück ein Anaphyton ist, findet sich darin, dass jeder Kelch und Blu- menblattnerv, jeder Staubfaden oder Staubfadenzweig, jeder Fruchthüllennerv, jeder. Narbenzweig, jeder Saamenträgerzweig keimen, neue Augen treiben und sowohl in Blatt- als Stengel- sprossen:auswachsen kann, wie wir es in den monströsen Fül- lungen und Auswüchsen der Blumen und Früchte verschiedener 63 Pflanzen sehen. Die Keimfähigkeit und das Bruttreiben der Bin- men und Fruchtanaphyta ist der sicherste Beweis der indivi- duellen Natur eines jeden derselben. Diese monströse Brut- bildung ist zwar bisher unter dem Namen der Metamorphosen begriffen worden, aber ganz mit Unrecht, da hier durchaus keine Metamorphosen fertig gebildeter Theile vorliegen, sondern überall neue Auswüchse und Keime aus den vorhandenen Blumen und Fruchttheilen sich bilden, wie es bei jedem normalen Knospen- ausbruch ‚geschieht. Diese Auswüchse sind aber keineswegs im- mer blattartig oder wirkliche Blätter darstellend. Vielmehr fin- den wir an den Blumenkohlvegetationen, dass alle Theile der Blumen und des Blüthenstandes in stengelartige Gebilde aus- wachsen, ähnlich den Hohenkammpilzen (Ulavaria botrytis, flava). Solche traubige Blumenkohlvegetationen finden sich auch an den Blüthen der Esche (Fraxinus excelsior). (Fortsetzung folgt.) Litteratur Möhl, H.: Morphologische Untersuchungen über die Eiche. gr. 4. Cassel, Fischer, 1862. 35 S. und 3 lithograph. Tafeln. | Der Verf. unterzieht Stellung und Formen (soweit sie dem unbewaffneten Auge erkennbar sind) der Vegetationsorgane des Jahrestriebes der beiden norddeutschen Eichenarten einer mathe- matisch strengen Betrachtung und sucht die Regeln: zu ermitteln, welche die hier in Frage kommenden, Gestaltungsverhältnisse be- herrschen. Es war unvermeidlich, bei der in’s Einzelne gehen- den Darlegung dieser Untersuchungen einiges Bekannte zu wie- derholen. Neben solchem enthält aber die Schrift auch neue Er- gebnisse von allgemeinem und weitgreifendem Interesse. Vor Allem zieht unter diesen die vom Verf. hervorgehobene symme- trische Bildung der Seitensprosse die Aufmerksamkeit auf sich. Diese Symmetrie äussert sich zunächst in einer bestimmten Re- gel der Richtung der Wendung der Blattspiralen der Seitenach- sen höherer Ordnung. Sie ist folgende: nimmt man einen Sei- tenspross so vor sich, dass die unterste Schappe der Gipfelknospe 64 (diejenige des untersten, duincunceal gestellten fünfgliedrigen Wirbels von Knospenschuppen, welche beiderseits deckt) mit ihrer Rückenfläche dem Beobachter zugewendet ist, so sind die Blätter aller Seitenknospen der rechten Längshälfte des Sprosses linksumläufig gestellt; die der linken rechtsumläufig. Die Entwickelung der in eine, durch die Mediane der unte- ren Knospenschuppe gelegte Ebene fallenden Seitenknospen un- terbleibt in der Regel. Der Verfasser hat es unterlassen, den Fall der Entfaltung derselben zu besprechen, der wahrscheinlich gelegentlich vorkommt, und jedenfalls künstlich, durch Einstutzen des Sprossendes, bewirkt werden kann. Muthmasslich ist die Wendung der Blattstellung dieser an der Unterseite der Seiten- achsen median stehenden Knospen vag, vielleicht aber auch con- stant rechtsumläufig, wie nach dem Verfasser die der primären Achse der Eiche. Die bei jener Betrachtnng dem Beobachter zugekehrte Kante des Sprosses ist an allen Sprossen zweiter und folgender Ord- nung des Baumes die der Abstammungsachse, dem Spross nächst- vorhergehender Ordnung abgewendete. Sie fällt zusammen mit der Richtung der Hebungsseite der Blätter. Die Blätter stehen schon in der ersten Anlage dem Spross schief angeheftet; die Blattinsertionslinien der linken Stängelhälfte: liegen in einer rechtsumläufigen, die der rechten in einer linksumläufigen Schrau- benlinie. Die der Hebungsseite zugekehrten Ohren des Grundes der Blattspreiten sind die grösseren. Es findet also hier eine ähnliche, wenn auch nur sehr wenig in die Augen fallende sym- metrische Bildung statt wie bei den Begonien. — Leider haben die Untersuchungen des Verf. insofern eine Lücke, als auf die entsprechenden Verhältnisse der primären Achse der Eiche kaum anders Rücksicht genommen ist, als durch die Bemerkung, dass die Wendung der Blattstellung derselben constant nach rechts gehe. Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. MS. Regensburg. Ausgegeben den 18. Februar. 1863. Inhalt. J. Sachs: Ueber die Leitung der plastischen Stoffe durch ver- schiedene Gewebeformen (Schluss.) — Getrocknete Pfanzensammlungen. — Ein- ladung zur Pränumeration. — Verzeichniss der im J. 1863 für die Sammlungen Ueber die Leitung der plastischen Stoffe durch verschiedene Gewebeformen. Yon Julius Sachs. u (Sehluss.) Meine schon mehrfach ausgesprochene Ansicht '), wonach Stärke, Inulin, Zucker, Fett sich im Parenehym, die eiweissartigen Stoffe in den Leitzellensträngen fortbewegen und zwar je nach Umstän- der aufwärts, abwärts oder in der Querrichtung, entspricht voll- kommen den Resultaten der Ringelungsversuche, und speziell denen Hansteins, sie allein ist im Stande, die wechselnde Ver- theilung der genannten Stoffe in den Geweben vegetirender Pflan- zen zu erklären, sie allein gilt für alle Pllanzen von den Moo- sen aufwärts; die Annahme eines unbekannten Bildungssaftes fällt dabei ganz weg, indem die fraglichen Stoffe in den Zellen selbst nachgewiesen werden können. Während man bisher die an dicotylen Holzpflanzen gefunde- nen Verhältnisse auf die übrigen zu übertragen suchte, erschei- nen jene nach meiner Auffassung vielmehr als ein besonderer Fall der allgemeinen Regel. Meine Theorie findet bei ihnen nur insofern eine ganz naturgemässe Erweiterung, als bei den aus- dauernden Holzpflanzen die in den Blättern bereitete Stärke —m 1) Fiora 1862, p. 332 333 und Botanische Zeitung 1862 „zur Keimungsge- schichte der Dattel.“ Flora 1863. 5 66 durch die Parenehymschichten der Blattstiele und der Rinde fort- geleitet, später in die Markstrahlen übertritt und sich von hier aus in die Holzzellen und in’s Holzparenchym verbreitet, was alles der obigen Regel entspricht; aber statt auf demselben Wege in entgegengesetzter Richtung im nächsten Frühjahr zu den Kno- spen zurückzukehren, wird in diesem Falle die Stärke innerhalb des Holzkörpers selbst aufgelöst und in diesem dem Ort ihrer Bestimmung zugeführt, indem ihr Lösungsprodukt mit dem auf- steigenden Rohstoffe zu den Knospen hinaufgetrieben wird; nur in diesem, auf das Frühjahr beschränkten Vorgange liegt die ei- genthümliche Abänderung der allgemeinen Regel und es ist leicht ersichtlich, dass diese Eigenthümlichkeit als eine. begünstigende Adaptation zu ‚betrachten ist, :insofern auf diese Art den: zahl- reichen,.sieh gleichzeitig entfaltenden Knospen ‘des Baumei schnell eine grosse Menge der im Holz niedergelegten Reserve- stoffe zugeführt werden kann, was bei der annuellen Pflanze oder gar.bei Keimen ganz überdüssig und der gegebenen Organisation nicht entsprechend erscheint. Auf die weiteren Folgerungen aus der genannten Ansicht einzugehen , würde sogleich auf die speciellere Betrachtung ver- schiedener Pflanzen führen, die besser monvgraphischen Arbei- ten vorbehalten bleibt, deren ich einige demnächst zu publieiren ‚gedenke. Ganz allgemein tritt dagegen eine Beziehung zwischen Or- ganisation und Funktion in der von mir vertretenen Ansicht her- vor. Ueberall, so weit ich es kenne, ist die Querschnittssumme sämmtlicher Leitzellenstränge in Blattstielen, Internodien u. s. w. weit kleiner als der Querschnitt des zugehörigen Parenchyms ; diesem Verhältniss der leitenden Querschnitte entsprechend ist auch jederzeit die Quantität der fortzuleitenden Eiweissstoffe be- deutend geringer als die der stiekstofflosen Substanzen. Nicht minder allgemein macht es sich geltend, dass vorzugs- weise die den Leitzellensträngen am nächsten benachbarten Pa- renchymschichten es sind, welche Stärke und andere Stickstoff- lose plastische Substanzen führen. (Vergl. TI. v. Mohl über die Zusammensetzung des Bastes a. a. O. und meine Angaben über die „Stärkeschieht“ in Pringsheims Jahrbuch f. wiss. Bot. 1862, p. 194.) Es erübrigt noch, über die Art der Fortbewegung der ge- nannten Stoffe, der angedeuteten Theorie entsprechend, das Mögliche und Wahr.cheinliche allgemein anzugeben, indem auch 67 hier das Genauere erst durch monographische Arbeiten gewon- nen werden muss. Däss die Bewegung .der genannten plastischen Stoffe durch völlig geschlossene Zellen, vorzugsweise durch. endosmotische Kräfte vermittelt wird, kann’ kaum einem Zweifel unterliegen. Doch berechtigen leicht zu constatirende Erscheinungen zu der Folgerung, dass auch bei völlig geschlossenen Zellen (ohne Durch- bohrung der Wände) eine mechanische Durchpressung oder Filtration mitwirkend hinzutritt, um die Bewegung der gelös- ten plastischen Stoffe in den Geweben zu beschleunigen, da diese sämmtlich den colloidalen Körpern Grahams angehören, deren Diffusionsgeschwindigkeit ausnehmend gering ist. Wenn man saftige Stengel, Blattstiele, Wurzeln mit einem scharfen Messer quer durchschneidet, so tritt aus den Leitzellen und dem Paren- chym in sehr vielen Fällen eine so bedeutende Quantität von Saft hervor '), dass nothwendig die Herkunft desselben aus den vom Schnitt entfernteren Zellenlagen abgeleitet werden, muss, Da die Parenchymzellen wohl immer, die Leitzellen meist geschlossen sind (Beta- und Brassica-Wurzel, Allium ‚Cepa alle Theile), so kann dieser Safterguss aus der Schnittfläche nur auf einer sehr energischen Auspressung beruhen, die offenbar durch die Gewebespannungen verursacht wird, deren Theorie von Hof- meister begründet wurde (Flora 1862 ’xe, 9—11.) Wenn an den wachsenden Knospen ein rascher Verbrauch der Eiweissstoffe stattfindet, so wird die von den unteren Theilen her. wirkende Prossion den Saft der Leitzellen in jene Region, wo durch den Verbrauch der Druck abnimmt, zu befördern streben. Eine vollkommnere und wirksamere Einrichtung nach diesem Prinzip wird aber offenbar dann erzielt, wenn die Querwände der betreffenden Zellen von wirklichen Löchern durchbohrt sind und es ist zu vermuthen, dass diese Erleichterung einer rascheren Communication vorzugsweise bei rasch wachsenden Pflanzen mit langen Internodien sich finden wird. Der am besten. ‚bekannte hieher gehörige Fall, nämlich die Siebröhren in Oueurbita Pepo, bestätigt diess. Nä geli (Sitzungsberichte der K. bayer. ‚Akad. der Wiss, zu, München 1861: „Ueber die Siebröhren, von Üscur- bita Pepo‘“), der sich entschieden für die Durchbohrung, der Quer- wände dieser Siebröhren ausspricht, kommt zu dem Resultat 1) 8. meine Abt. über saure, alkalische und neutrale Reaktion der Sifte lebender Pfanzenzellen in Bot. Zeitg. 1862. 5*r 68 (pP. 21a. a. O.) „dass die Contraction des Gewebes eine be- stimmte Strömung des Schleims in den Siebröhren veranlassen kann“, ferner (p. 22) „der anatomische Bau und das Verhalten unter abnormalen Umständen erlaube die Annahme, es leiten die Siebröhren sowohl nach oben als nach unten“, und „wenn eine bestimmte Strömung nicht vorhanden ist, so muss doch mit den Turgeseenzveränderungen im Gewebe eine Bewegung eintreten. Die Wasseraufnahme durch die Wurzeln, die Leitung desselben durch den Stengel und die Verdunstung durch die Blätter, welche drei Processe meist nicht so zusammentreffen, dass die positiven Wirkungen des Einen durch die negativen der beiden Andern aufgehoben werden, veranlassen ungleiche Modificationen in der Turgescenz der verschiedenen Gewebe — dadurch müssen Strö- mungen in den Siebröhren bald nach oben, bald nach unten er- folgen.“ Auch in dem rasch aufwärts wachsenden Stamm von Dahlia variabilis finden sich in den Leitzellensträngen derartige Sieb- röhren, Ich habe mich bei diesen beiden Pflanzen von der Durch- bohrung der Querwände der Siebröhren auf folgende Art über- zeugt. Längsschnitte, welche zahlreiche Siebröhren enthielten, wurden auf dem Objektglas mit c. c. Schwefelsäure bedeckt, nach einigen Minuten die Säure mit Wasser abgewaschen und Jod- lösung zugesetzt; alsdann unter Deckglas mit dem Immersions- system (Hartnack N®. 9) beobachtet. Die Zellhäute aller Leit- zellen und Siebröhren waren völlig aufgelöst, die protoplasma- artigen Füllungsmassen derselben aber noch erhalten und durch Jod braun gefärbt. Man konnte an den Präparaten die den Quer- wänden der Siebröhren aufgelagerten Schleimmassen deutlich er- kennen, und zwar so, dass zwischen je zwei solchen schleimigen gebräunten Querlagen ein freier Zwischenraum blieb, der offen- bar vorber durch die nun zerstörte Querwand einge- nommen wurde. Quer durch diesen Zwischenraum ging eine grössere Zahl freier Fäden gebräunter Substanz von einer Schleimwand zur andern. Diese Fäden können füglich. nichts anderes sein, als die Füllungsmassen der Löcher, welche die Querwand der Siebröhre durchbohren und mit protoplasma- tischem Schleim erfüllt sind, dem sie den Durchtritt gestatten. Ich habe diese Präparate sehr oft und mit aller wünschenswer- then Deutlichkeit gesehen; sie, überzeugen mich mehr als alle anderen Präparations- Arten von der wirklichen Durchboh- Wis 69 rung der Querwand bei «den Siebröhren von (Cucurbita und Dahlia. So wie der aufsteigende Strom des Rohsaftes dureh die Oeff- nung der Tüpfel frei, wie in einem System feiner communieiren- der Canäle, sich aufwärts bewegt (vergl. Hofmeister: Ueber Spannung, “Ausflussmenge u. s. w. Flora 1862 N®, 7—11) und da- dureh offenbar eine die Geschwindigkeit begünstigende Einrich- tung hergestellt ist, so bietet die Durchbohrung der Querwände der Siebröhren eine Begünstigung für die Raschheit der Bewe- gung des eiweissartigen, plastischen Schleimes in den Leitzel- lenbündeln; in beiden Fällen würde auch bei geschlossenen Wän- den die Bewegung möglich sein, aber gewiss nicht so rasch, wie durch die oflenen Canäle. Der günstigste Fall für die Beschleu- nigung der Bewegung assimilirter Bildungsstoffe tritt offenbar dann ein, wenn ein System von Milchsaftgefässen die Pflanze durchzieht und zumal die Assimilationsorgane (Blätter) mit den wachsenden Knospen in offene Communieation versetzt. Nägeli sagt a. d. gen. Ort: „Die Siebröhren möchten in ihrer Funktion wohl mit den Milchsaftgefässen, Milchsaftgängen und übrigen Saftgängen übereinstimmen, deren physiologische Bedeutung von Schultz gewiss weit überschätzt und unrichtig gefasst, von den Gegnern aber allzu niedrig taxirt wurde. Die Wichtigkeit aller dieser grösstentheils mit schleimigen Säften angefüllten Kanäle scheint mir offenbar darin zu liegen, dass die Pflanze auf sehr lange Strecken mit Leichtigkeit unlösliche Stoffe transportiren kann, und dass, wenn auch eine bestimmte und constante Fort- bewegung durch besondere Kräfte nicht vorhanden sein sollte, dennoch in Folge der genannten mechanischen Einflüsse der um- gebenden Gewebe zeitweise Strömungen bald in dieser, bald 'in jener Richtung eintreten müssen.“ Maassgebend für die Bedeu- tung der Milchsaftgefässe im Haushalt der Pflanzen scheint mir die Thatsache, dass der Milchsaft neben Kautschuk und Harzen, die wohl als Exerete zu betrachten sind, in den untersuchten Fällen jederzeit namhafte Mengen assimilirter Bildungsstoffe ent- hält, nämlich eiweissartige Substanz, Stärke, Fett, Zucker (Gum- mi); wie aus den Angaben Boussingaults über den Milchsaft von Carica Pagaya, Galactodendron dulee, Hura erepitans (siehe Boussingault Landwirtbschaft I, p. 78) und den neuen Mit- theilungen von Weiss und Wiesner {botam. Zeitung 1862, p. 126) über Euphorbia platyphylla hervorgeht. Es würde der Zweckmässigkeit. der physiologischen Einrichtungen der Pflanzen 70 nicht entsprechen, wenn man diese Stoffe in den Milchsaftgefäs- sen für überflüssig und unthätig halten wollte, wenn man anneh- men wollte, dass sie für die Oekonomie der Pflanzen gleichgiltig seien; ‘warum sollte der Zucker, die Stärke, das Fett, die ei- weissartige Substanz im Milchsaft nicht denselben Zweck haben, wie dieselben Substanzen in den Saamen, Knollen u.«s. w., wo sie offenbar zur Organbildung benützt werden. Der hohe Grad von Beweglichkeit, den die Flüssigkeit in den Milchsaftgefässen geniesst, macht sie. tauglich, eine rasche Vertheilung der gelös- ten und körnigen Stoffe durch die ganze Pflanze zu bewerkstel- ligen. Schon aus einer älteren Arbeit H. v. Mohls (Ueber den Milchsaft und seine Bewegung. Botan. Zeitg. 1843, p. 553) geht : hervor, mit welcher Leichtigkeit der Milchsaft innerhalb der un- verletzten Pflanze auf mechanische Art in Bewegung geräth; mö- gen diese Bewegungen noch so unregelmässig und ganz von zu- fälligen äusseren Einflüssen mechanisch bedingt werden, so die- nen sie doch dazu, die Stoffe, welche an einer Stelle in den Milchsaft eintreten , rasch in andere Gegenden zu treiben, oder’ wenn an gewissen Stellen die im Milchsaft enthaltenen Stoffe zum Wachsthum verbraucht werden, aus anderen Orten des Sy- stems Ersatz dahin zu führen. Schon die Transpiration an den Blättern muss zeitweise Strömungen im Milchsaft veranlassen und die fast’ unaufhörliche Wirkung des Windes, wodurch Stengel und Blätter in Bewegung gerathen, muss die in ihnen enthalte- nen Milchsäfte bald hier- bald dorthin treiben. Wäre der Milch- saft innerhalb der Pflanze wirklich in Ruhe, so müssten sich die specifisch schwereren Theile sämmtlich in den unteren. Re- gionen ansammeln; dass die verschiedenen Gebilde des Milch- safts in allen Theilen des Systems so gleichmässig vertheilt sind, um die Flüssigkeit überall ziemlich gleich erscheinen zu lassen, beweiset schon, dass der Saft selten in Ruhe sein muss. Wenh so hinreichende und zwingende Gründe für “die Annahme sich finden, dass der Milchsaft auf passive Weise vielfachen Bewe- _ gungen unterliegt, eine fortwährende Vermischung und Trans-" portirung der in ihm enthaltenen Stoffe also stattfinden muss, von Stoffen, deren Betbeiligung an den Wachsthumspröcessen _ kaum in Frage gezogen werden kann, so tritt einerseits die phy- . siologische Bedeutung der Milchsaftgefässe klar genug hervor, während die Annahme einer von bestimmten organischen Kräften geregelten Bewegung ihres Inhalts dadurch als “unwahrscheinlich sich herausstellt, und ebenso jede Bewegung in bestimmter vi Richtung, die etwa mit der Circulation des Blutes verglichen werden könnte, als überflüssig und unbegründet zurückgewiesen werden kann. Zugleich weisen aber, im Einklang mit. obigen Andeutungen, ältere Angaben Göpperts auf eine Beziehung des Milchsafts zu den Wachsthumsprocessen unzweideutig hin. „Wir finden, sagt Göppert, (Wärmeentwickelung p. 14) im Spätherbst mehrere milchabsondernde Gewächse dieser Eigenschaft beraubt; ohne dass wir berechtigt wären, die Ursache dieser Erscheinung der Einwirkung der Kälte zuzuschreiben. Leonhardi (Beob. über Pf: Säfte p. 56) erwähnt diess zuerst, indem er bemerkt, dass der Milchsaft in der Wurzel. so wie in alten Stämmen mehrerer Arten von Asclepias nicht mehr vorhanden war, wäh- rend er in den Jungen Zweigen fortfuhr, beim Einschneiden zu fliessen. Link machte dieselbe Beobachtung (Grundlehren der- Anat. und Phys. d. Pfl. p. 96) an alten holzigen Stämmen von Euphorbia; ich (Göppert) sah esim October und Novenber an den meisten einjährigen Euphorbien, als E. Peplis, segetalis, di- versifolia, testicornis, taurinensis, undulata, an einigen mehrjähri- gen, wie E. agraria, villosa. Die blüthentragenden Stämme die- ser Pflanzen zeigten sich nebst den daran befindlichen Blättern: beim Einschneiden völlig milchleer, und nur die äusseren-Strah-. len der vieltheiligen Dolden und die Blüthen milchten, ebenso an den blüthenlosen. Zweigen nur die oberen Blätter derselben.“ In ähnlicher Art verschwindet der eiweissartige Schleim aus den Leitzellen aller Vegetationsorgane (vergl. Caspary über Aldro- vandia botan. Zeitung 1862 p. 195), wie ich vielfach beobachtet habe. Was endlich die Fortleitung der Stärke durch geschlossene Parenchymzellhäute betrifft, so erscheint dieselbe einerseits für die Erklärung mit Schwierigkeiten verbunden, während anderseits gerade in der Körnerbildung dieses Stoffes gewisse Vortheile für die Oekonomie der Pflanze liegen dürften. .: Däss. die Amylumkörner als solche nicht von Zelle zu Zelle wandern, bedarf keiner Erwähnung. Wenn ich von den Stärke- körnern in den Parenchymschichten der Blattnerven, Blattstiele, - der Internodien während der Vegetationszeit annehme, dass sie in diesen. Schichten sich fortbewegen, so denke ich mir den Vor- gang in der Art, dass ein gelöster Stoff durch die Zellhaut dringt, dass er aber sogleich in der nächsten Zelle als Stärkekorn sich ab- lagert oder zur Vergrösserung eines schon verbandenen beiträgt, (S. meine Abh.: Ueber die Stoffe, welche das Material zur Bil- _ 72 dung der Zellhäute liefern in Pringsheims Jahrb. f. wiss. Botanik 1862), dann erfolgt Auflösung der schon gebildeten Körner und das Lösungsprodukt durchdringt die nächste Zellhaut, um sich dort abermals in Gestalt von Körnern zu consolidiren; ein Pro- cess, der sich so oft wiederholen muss, als Zellhäute zu durch- setzen sind. Man könnte diese Hypothese unnöthig und unbe- gründet nennen, wenn nicht die Vertheilung der Stärke während der verschiedensten Vegetationsphasen zu der Annahme zwänge, dass die Substanz der Stärkekörner in den betreffenden Zell- schichten (besonders in denen, welche die Gefässbündel unmit- telbar umgeben) auf Wanderung begriffen sei; insofern ist die Hypothese also keineswegs unnöthig, denn sie bringt einen Sinn in die Vertheilung der Stärke. Aber sie ist auch begründet, wie aus folgender Ueberlegung hervorgeht. Wenn sich im Paren-. chym einer Kartoffelknolle während der ersten Vegetationsperiode Stärkekörner bilden, so unterliegt es nicht dem geringsten Zwei- fel, dass die Substanz dazu durch den Stamm der Pflanze ein- geführt wird, Wenn im nächsten Jahr die Knolle keimt, so ver- schwindet die Stärke aus ihrem Parenchym, während sich grosse Mengen von Stärkekörnern in den Keimtrieben bilden, um auch dort später zu verschwinden. Die Substanz, aus der sich Stärke- körner bilden, ist also zuerst in’s Parenechym der Knollen einge- wändert, später aber wieder ausgetreten, um in dem Parenchym der neuen Triebe sich zeitweilig noch einmal als Stärkekörner niederzuschlagen. Diese aus der unmittelbaren Beobachtung ent- nommene Auffassung lässt keinen Einwand zu. Wäre statt des Knollen nur eine Zelle da, und statt des Keimtriebes ein aus einer Zelle bestehender Ast, so wäre der Vorgang. auf sein ein- . fachstes Schema reduzirt; er würde dann ohne Weiteres der obi- gen Hypothese entsprechen, ohne irgend etwas Ueberraschendes darzubieten; um den wirklichen Vorgang zu haben, bedarf es weiter nichts, als einer öfteren Wiederholung desselben Proces- ses. Ganz allgemein lässt sich sagen: Da in Zellen, welche vor- her keine Stärke enthielten, später solche auftreten kann; da ferner in solchen Zellen, die Stärke enthalten, dieselbe vollstän- dig verschwinden kann (z. B. in den Cotyledonen des keimenden ' Phaseolus), so ist die Ein- und Auswanderung der Stärkekörner- bildenden Substanz gewiss und es hindert nichts die weitere An- nahme, dass dieses Ein- und Auswandern längere Zeit ununter- brochen stattfinde, wie es zur Erklärung der Thatsache nöthig scheint, dass von den Blättern aus in vegetirenden Pflanzen durch 73 den Blattstiel und die Internodien hindurch stärkeführende Pa- renehymschichten sich bis zu den Knospen hinziehen, ein Ver- halten, welches nur dann erklärlich ist, wenn man annimmt, dass die Stärkesubstanz hier in Wanderung begriffen ist. Wenn man allgemein den Grundsatz geltend machen darf, . dass physiologische Einrichtungen, welche in einer grossen Zahl verschiedenster Pflanzen vorhanden sind, auch einen hohen Grad von Zweckmässigkeit besitzen müssen, so wird diess speziell von der Bildung der Stärkekörner ebenfalls gelten; es muss doch irgend eine physiologische Bedeutung haben, dass der Stoff, den . die allermeisten Pflanzen in grösserer Quantität bilden und ver- brauchen, als irgend einen andern, dass gerade dieser Stoff überall in Gestalt von Körnern auftritt. Es liegt wohl nicht aus- ser den Gränzen der Pflanzenphysiologie, eine solche Frage auf- zuwerfen und ihre Beantwortung zu versuchen. Durch die Ei- genthümlichkeit der Stärke, sich überall in Gestalt von festen Körnern niederzuschlagen, ist offenbar die Möglichkeit gegeben, ein grosses Quantum dieses Stoffes in verhältnissmässig kleinem Raume anzuhäufen. Zugleich ist aber durch die Körnerbildung die Möglichkeit einer rascheren Diffusionsbewegung gegeben, was zwar überraschend klingen kann, aber aus den Gesetzen der Dif- fusion abzuleiten ist. Denkt man sich als einfachsten Fall zwei neben einander liegende, geschlossene Parenchymzellen A und B, von denen A mit Stärke erfüllt ist, B aber keine solche enthält, und es käme darauf an, sämmtliche Stärke aus A nach B zu schaffen, so dass A endlich völlig entleert ist und B dann sämmt- liche Stärke enthält. Bei einem leicht löslichen Stoff, dem die Neigung zur Körnerbildung fehlt, wie bei den Zuckerarten, wäre die Erreichung dieses Zieles undenkbar; denn der Diffusionspro- cess würde aufhören, sobald in A und B gleiche Concentration der Zuekerlösung vorhanden wäre und wäre das Volumen von A und B gleich, so würde dann jede weitere Diffusion aufhören, wenn in B genau die Hälfte von dem Zucker eingedrungen wäre, die.andere Hälfte bliebe in A; zu einer vollständigen Auswan- derung des Letzteren aus A nach B würde es nicht. kommen. Ganz’ anders ist es bei der Körnerbildung der Stärke. Wenn sich die in A enthaltenen Stärkekörner in irgend einer Weise nach und nach lösen und die Lösung durchdringt die trennende Zellhaut, um sich in B sogleich wieder in Gestalt von Stärke- körnern niederzuschlagen, so kann dieser Process so lange dauern, bis sämmtliche Stärke aus A nach B ausgewandert ist; 74, denn wenn die in B ankommende Lösung sich sogleich consoli- dirt und Körner bildet, so kann eine gleiche Goncentration der Lösungen in A und B nicht eintreten; und für den Diffusions- process ist es gleichgültig, ob inB schon Stärkekörner liegen, es kommt nur darauf an, dass in B keine Lösung sich anhäuft, und eben diess wird vermieden dadurch, dass die eindringende Lösung sich sogleich in Gestalt von Körnern niederschlägt. Es wird bei diesem ganzen Vorgang vorausgesetzt, dass in der Zelle A Kräfte wirken, welche die Lösung. der Stärkekörner herbeifüh- ren, während diese Kräfte in B nicht, oder in geringerem Grade . thätig sind; es ist aber für den Hergang einstweilen nicht ent- scheidend, welcher Art das Lösungsprodukt sei, was sich aus den Körnern bildet und dann selbst, wieder Körner. erzeugt. “Der ehen angedeutete ‚Vorgang lässt sich auch. auf die in Zellen sich bildenden Krystalle anwenden. Wenn es auf diese Weise erklärlich wird, wie die Stärke- körner innerhalb des Parenchyms ihren Ort verändern, und wa-. rum das. Vorkommen der Stärke oft auf ganz bestimmte, scharf begränzte Zellschichten beschränkt ist, so ist dagegen auch her- vorzuheben, dass gelöste Stoffe, wie Farbstoffe, ebenfalls meist. nur in einzelnen Zellen oder doch nur in einem scharf begränz- ten Terrain sich finden, während die. Umgebung frei davon ist. - Woher es kommt, dass derartige gelöste Stoffe sich nicht in die Nachbarzellen diffundirend verbreiten, vielleicht eher aus der Umgebung in eine einzige Zelle sich sammeln, muss weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Bonn, den 28. Dezember 1862. Getrocknete Pflanzensammilungen. Fungi Rhenani exsiccai a Leopoldo Fuckel collecti.. Fasc. I. Hostrichiae,ad Rhenum Nassoviorum.: Sumptibus Collecloris. 1863. (Mit dep ‚Portrait des Herausgebers.) In Ne. 49 der Botanischen Zeitung vorigen.Jahres hat L. Fuckel die Absicht angekündigt, unter obigem Titel eine Samm- . lung von Pilzen zu ediren, und es war von Anfang an .nicht zu. bezweifeln, dass dieselbe eine gute werden werde. Das nunmehr . 75 erschienene erste Heft. rechtfertigt die Erwartungen. in vollstem. Masse, so dass wir glauben, hier nochmals darauf: aufmerksam machen und dem Herausgeber unsere Anerkennung aussprechen zu sollen. Die Fungi Rlıenani unterscheiden sich von, auderen, ähnlichen Saunlungen dadurch, dass sie (bei sehr. guter. Aus- stattung und. dem sehr billigen Preis von 2 Thlrn.'per. Fascikel) eine in fortlaufender Reihe systematisch geordnete Sammlung. von Pilzformen darstellen, welche nach dem vorliegenden Plane zu- nächst 15-1600 Nummern, ‚umfassen wird. "Die systematische Ängrdnung, ist, nach. dem. was., vorliegt, nach der Zusammenstellung der Pilzgenera getroffen worden, welche ‘Ref. im Anhange zu Streinz’s Nomenclatar, fungorum gegeben hat. Demgemäss beginnt das erste Heft, mit, ‚den, Pero- nosporei und zwar: Peronospora 4l Formen, "Oystopus 6 Formen. Sodann folgt Protomyces Galii; ferner Mucorini (Pilo- bolus, Hydrophora, Mucor, Ascophora zusämmen 6 Nummern), die übrigen Nummern sind Hyphomyceten aus den Formgattun- gen Cylindrium, Dendryphium, Polythrineium,, To rula,, Alys- sidium, Bispora, Cylindrosporium 'Sporide smium, Poly- desmus, Helicomyces, Asterosporium , Stilbospora, "Didy MOSP9- rium, Melanconium, Coniothecium, Conioth yrium, tegono- sporium, Myriocephulum, Papularia,, Gymmosporium., Von den nit gesperrter Schrift gedruckten Gattungen sind theils bekannte, theils neue, von den mit liegender Schrift gedruckten. nur, neue Föriien, von den übrigen nur solehe Species, welehe. ‚schon be- schrieben sind, in der Sammlung enthalten. Die beiden Exemplare des ersten Fascikels, welche, Ref. gesehen hat, enthalten nur gutes, zum Theil ausgezeichnet schö- nes und reichliches Material. aBy. W..Nylander: De Anzi Lichenibus Longobardiae exsic- catis observationes quaedam. Inter recentes Lichenum europaeorum colleetiones certe exi- mie enitet illa quam edidit cl. M. Anzi, lichenologo assiduitate et formis plurimis raris detectis de seientia ‘optime . merito. Eminet collectio Anziana simul speciminibus, saepius insignibus, quod haud rdro in afiis desideratur. Sed in eadem, aeque ae in plerisque ; aliis hödiern! temporis Exsiccähis,,, "adbibita . est, BopagRr. . en elatura, quae prorsus revisione opus habet, ne ob nomina nova accumulata nimia jam obvia cunfusio adhuc infinite augeatur !). Quo revisionis proposito, seilicet nomenclaturae simpliciori pro- movendae, collectiones Lichenum a DD. Hepp, Arnold, Kör- ber, Anzi et Mudd editas proxima occasione commentario spe- ciali examinaturus, haud pauca spero nominibus inutilibus de- lendis simplicioribusque vel prioribus restituendis contribuere mihi datum fore. Pro numeris sequentibus colleetionis Anzianae determinatio- nes nomenclaturae nostrae afferre liceat. 2. „Collema glaucescens“ est CO. pulposum var. hydrocha- ram (Ach.) " 9. Sub nomine „Leptogium saturninum“ datur (A.) L. Hil- denbrandii (Garov.) et (B.) L. saturninum (Dicks): 13. „Polychidium cetrarioides“ est Leptogium albociliatum Desmaz. 16. „Stereocaulon fastigiatum“ est St. alpinum Laur. — 15. non est Si. Delisei Bor. 18. „Dufourea muricata“ sit D. ramulosa Heok. 29. „Placodium murorum ß lobulatum“ est Pl. murorum mi- nus (degulare Ach.) i 42. „Lecanora agardhianoides“ est Lecanora Agardhiana Ach. 48. (A.) „Parmelia muscigena“ est Physcia pulverulenta var. detersa Nyl. Syn. p. 420, Lich. Scandin. p. 110. 55. „Parmelia obscura b. muscicola“ est Physcia obscura var. endochrysa Hmp. 57. „Parmelia speciosa ß. atricapilla Anzi“ est P. ulricapilla Tayl. hoc est Physciu setosa (Ach.) Nyl. 67. „Zeora Stenhammari“ est Lecanora glaucoma var. bi- eincta (Ram.) 97. „Squamaria gypsucea“ est Squ. crassa var. Dufourei (Fr) Nyl. . BE 98. „Squamaria Lagascae“ est Sg. crassa var. periculos«a (Schär.) 100. „Lecanora tartarea b. arboren“ sit L. parella Ach. 1) Collectionem a cl. Coemans brevi edendam exemplum oblaturum fore spero nomenclaturae sanae et accufatae atque sensum studiorum prudentem, qualem nimis facile obliviscuntur praesertim assectae scholae Massalongianae. 105. 102. 112. 179. 77 „Lecanora subfusca var. distans f. melanocarpa“ est L. sub- fusca var. coilocarpa Ach. „Lecanora intumescens“ est ipsa Lecanora subfusca var. glabrata Ach. „Psora Garovaglii“ est Lecidea aenea Duf. pallidior. „Biatora cuprea“ est Lecidea vernalis Ach., Nyl. Lich. Scandinav. p. 200. W. Nylander: Observationes quaednm circa Herbarium Lichenum Britannicorum by William Mudd, faseic. I—l, 1861. Collectio haecce minime cum Anziana est comparanda et peccata varii indolis graviora frequenter exhibet, sicut ex exem- pls sequentibus elucebit. 23. 24. 26. 1. „Uollema pulposum“ est C. pulposum var. tenax (Ach.) accedens ad limosum (Ach.) „Leptogium tenwissimum“ est L. spongiosum Nyl. „Cladonia graeilis var. hybrida“ est Cl. gracilis f. chor- dalis Flik. — 11. est eadem sterilescens spermogonifera. „COladonia degenerans“ est Ul. erispata Ach. spermo- gonifera. „Oladonia furcala var. racemosa“ est Cl. furcata var. pungens (Ach.) . „Oladonia furcata var. pungens“ est Cl. uncialis var. bo- Taeina (Ach.) — 18. est eadem variis formis, „Oladonia coccifera var. bellidiflora“ est Cl. macilenta var. carcata (Ach.) „Cladonia Floerkeana“ est similiter Cl. macilenta var. carcata (Ach.) „Oladonia digitata“ sistit varias formas Cl. macilentae Hffm. . „Usnea barbata var. plicata“ est U. cerutina Ach. . „Cetraria glauca var. fallax“ est Platysma ulophylium (Ach) . „Peltigera aphthosa“ est Peltidea aphthosa var. leuco- phlebia Nyl. . „Peltigera polydactyla“ est P. polydactyla var. hyme-. nina (Ach.) — 66. est Purmelia sulcata Tayl. ‘ 78 71. „Parmelia aleurites“ est Parmeliopsis placorodia (Ach.) Nyl. 72. „Parmelia olivacea“ est P. exasperata (Ach) 81. „Borrera obscura var. chloantha“ est Physcia stellaris f. rosulata (Ach.) — 82. est venusta Ach. 86. „Physcia parietina var. laciniosa“ est Ph. parietina var. 91. 103. 168. ı11. 118. 142. 150. 154. 155. 162. 163. 175. 178. 180. 185. 186. 194. 203. ‚Opegrapha rubella“ eit O. viridis Pers., Nyl. Scand. 213 315 polycarpa (Ehrh.) „Squamaria crassa“ est Sgu. cerassa f. melaloma (Ach.) „Lecania coerulescens“ est Lecanora athrooearpe Dub. sazicola. „Rinodina r metabolica“ est Lecang: ra so phodes,, var. fei- echophila Nyl. Sporäe longit. 0,023. 37, erassit, 0,012 —14 millim, „Lecanora atra“ est L. subfusca var. eoilocgarpa Ach. „Lecanora varia var. denigrata“ est L. varia var. sae- pincola (Ach.) Nyl. Scandinav. p. 164. „Psora Carardocensis“ est Lecidea Friesii Ach. „Bacidia Iuteola var. eaesio-pruinosa“ est Lecidea Iu- teola* poliaena Nyl. Scand. p- 208. „Bilimbia sphaeroides“ est 'Lecidea sa buletorum Fi „Bilinbia anomala“ est Lecidea trieolor (Wither) Nyl Scand. p. 207. „Lecidea conglomerata“ est L. vernalis Ach. f. corticalis Nyl. Scand. p. 201. „Lecidea minuta“ est L. tenebricosa (Ach.)Nyl. Scand. p. 201. Sporae longit. 0,009--0,018, crassit. 0,0045 millim. „Lecidea aggregata“ est L. incincta Nyl. Scand. p. 231. „Lecides Tapicida“ est L. lithophila Ach. Nyl. Scand. p. 226. „Lecidea contigua var. confluens“ est L. contigua sat typiea. „Buellia coracina“ est Lecanora sophodes var. Igeosta Nyl. Sporae longit. eirca 0,014, crassit. 0,007 millim. „Buellia verruculosa“ est Lecidea, ocellata,Fik. (Rino- dina sulphurea T,önnr. in Flora 1858, p. 611) „Diplotomma cälcareum“ est Lecidea umbilicata Ram. „Opegrapha Chevalieri“ est 0. ‚eonf Inens (Ach) Dı 256. et 216, „Slenographa ängwina" est Graphis soßkistica Nyl. 79 228. „Arthonia astroidea var. Swartziana“ est A. astroidea Lobseura Ach. — 229. est typica ast roidea. 330. „Arthonia astroidea var. epipasta“ est A. astroidea var. epipastoides Nyl. Sceand. p. 259. 231. „Arthonia punchformis“ est M yeoporum miserrimum Nyl 265. „Pertusaria pustulata“ est P. leioplaca (Ach) Alla vice de his et aliis plenius.' Einladung zur Pränumeration auf die österreichische botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. Diese Zeitschrift erscheint ununterbrochen seit dem Jahre 1851 und hat sich bereits die ausgedehnteste Verbreitung ge- sichert. Sie stellt sich die Aufgabe, den allseitigen Interessen botanischen Wissens und Wirkens zu "entsprechen, den prakti- schen Nutzen, wo sich ein sdleker aus den füglichen Fortschrit- ten der Wissenschaft ergibt, zu Berücksichtigen, und die Leser stets auf dem Niveau des sich auf dem Gebiete botanischer Be- strebungen als neu und Bemerkenswerth Ergebenden zu erhalten, Sie zu belehren, zu wterhälten und änzaregen. Dieser Mission suchte die Redäction bisher dadurch nachzukommen, dass sie Original-Abhandlungen über Stoffe aus dem ganzen Umfange der botanischen Wissenschaft und von mehr als hundert Au- toren, dann Original-Correspondehzen aüs dem In- und‘Aus- lande” brachte, dass sit außfillifliche Berichte über die Veftkind- lungen und Leistungen gelehrter Corporatiohen uüd 'botanischer Anstalten mittheilte, literarische Erscheinungen und bofanische Unternehmungen besprach, endlich alles dieses durch eine fort- laufende Reihe von interessanten Notizen und dort, wo es sich als nöthig darstellte, durch Xylegraphien, Lithegraphien und an- dere Beilagen ergänzte und vervoliständigte Dabei nahm, sie: stets eine besondere Rücksicht auf die ößterfötlhische Flora und 80 jene Bestrebungen , die zu dieser in irgend einer Beziehung stehen. Die „österreichische botanische Zeitschrift“ (frü- her „österreichisches botanisches Wochenblatt“) erscheint in mo- natlichen Heften. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5 fl. C. M. (3 Rthl. 10 ngr.) ganzjährig, und zwar für Exemplare, die (so- gleich nach ihrem Erscheinen) frei durch die Post bezogen wer- den sollen, ausschliesslich bei der Redaetion (Wien, Wieden N°. 331), in welchem Falle bei Zusendung des Pränumerations- betrages um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der letzten Post ersucht wird. Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumerationen an und er- halten die einzelnen Nummern durch Vermittlung der C. Gerold- schen Buchhandlung (Wien, Stephansplatz) zugesandt. Von den früheren Jahrgängen können jene von 1851 bis 1856 einzeln zu 2 fi., Jahrgang 1857 um 4 fl., Jahrgang 1858 bis 1862 einzeln zu 5 fl., Jahrgang 1851 bis 1862 zusammen, aber blos bei dem Ge- fertigten um 30 fl. = 20 Rthlr. Pr. Cour. bezogen werden. Wien, im Jänner 1863. Dr. Alex. Skofitz, Wieden, Neumannsgasse N®. 331. Verzeichniss | der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. 9. ReichenbachL. et H. G. Jcones florae Germanicae et Helvetiae T. XX. e. Tabul. CCII. Lips. 1862, (Geschenk Sr. Majestät des Königs von Sachsen.) 10. Martius C. F. Th. von: Flora Brasiliensis Fase. XXXI. XXXI. Lipsiae “1863. (Geschenk des Hrn. Verfassers.) 11. Oesterreichische botanische Zeitschrift. Redig. von Skofitz. 1868. Nr. 1. 12. Senoner A.: Delle Caciee 1863. 13. The Canadian naturalist and geologist. Montreal 1862. VII. Sr. 6. 14. Schübler: Die Culturpflanzen Norwegens. Christiania 1862. 15. Nor mann J. M.: Quelques observations de morphologie vegetale faite au jardin botanique de Christia nia 1857. Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen Buch ’ druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. M 6. Megensburg. Ausgegeben den 28. Februar. 1863. Inhalt. Heinr. Wydler: Morphologische Mittheilungen. — Litteratur. — Getrocknete Pflanzensammlungen. — Verzeichniss der im J. 1863 für die Sammijungen der kgl. bot. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. FERN Morphologische Mitiheilungen von Heinr. Wydler.- Corrigiola litioralis 7. (Fig. 1-7.) Die Gelegenheit, die sich mir darbot, diese interessante Pflanze in ihrer Keimung und weitern Entwicklung zu beobach- ten, macht, dass ich noch einmal auf sie zurückkomme, un Manches zu berichtigen oder festzustellen, was ich darüber früher in der Flora, 1851 N®. 22 und 1859 N°®. 23 mittheilte. Die Keimpflanze beginnt mit 2 den folgenden Blättern ähn- lichen, nur kleinern Kotyledonen. Auch zeigen Letztere noch keine Stipelbildung; sie sind au ihrer Basis mit ihren flachen Stielen in ein schmales Scheidchen verwachsen. Die Wurzel An- fangs schmächtig. fädlieh mit nur wenigen Zweiglein erreicht bei reich verzweigten Exemplaren später eine verhältnissmässige Dicke. Das hypokotyle Glied ist entwickelt, walzlich. Die fol- genden Stengelglieder sind hingegen stark gestaucht und ihre Blätter deshalb zu einer Laubrosette zusammengedrängt. Es kommt nun nicht gar selten vor, dass eine Hemmung im weitern Wuchs des Stengels eintritt, dass er nicht zum Abschluss durch Blüthenbildung kommt, sondern nur eine unbegrenzte Laubrosette trägt, während dagegen ihre Seitenzweige sich gut entwickeln und durch eine Blüthe abschliessen. ‘Andere Male dehnt sich zwar der Stengel über der Rosette in etwas, trägt einige wenige Flora 1869. " 6 82 Blätter und endet in eine Gipfelblüthe. Dieses geschieht aber oft spät und erst, nachdem die aus der Bodenrosette hervorge- henden Zweige bereits eime beträchtliche Länge erreicht haben und in voller Blüthe stehen. Endlich gibt es Keimpflanzen, bei denen sich der Stengel gehörig und zur rechten Zeit ausbildet. Diese verschiedenen Zustände geben Aufschluss über die Zwei- fel, die ich in der Flora 1. ec. über den Wuchs dieser Pflanze hegte, und bestimmen mich zur Annahme. Dass ich auch damals nur ein und dieselbe Species vor mir hatte. Dass die reiche und frühzeitige Production von Zweigen aus der Laubrosette die Hauptursache der Unterdrückung des Stengels sei, unterliegt wohl keinem Zweifel. Fassen wir einen gut ausgebildeten Sten- gel in’s Auge. so bemerken wir, dass’ seine Rosettenblätter schon frühzeitig nach allen Seiten Zweige aussenden, die obgleich auf den Boden hingestreckt, sich nicht bewurzeln. Sie verlängern sich durch weitere Auszweigung oft beträchtlich (bis auf 1'/,, Fuss). Ihre Entwicklung und Ausbildung geschieht in aufsteigender Folge, so dass die untersten die längsten, die obersten die kürzesten sind. Ueber der Rosette trägt der Stengel an seinem gedehnten Theil meist einige sterile Blätter, über welchen dann wieder einige fertile, d. h. mit Zweigen versehene folgen. Diese Blät- ter wie diejenigen der Rosette gehören der Laubformation an, während die 2—3 obersten Blätter des Stengels in Form häuti- ger weisser Hochblättchen erscheinen, über denen dann die das Wachsthum des Stengels beschliessende Gipfelblüthe folgt. Die kleinen Hochblätter sind Tragblätter eben so vieler Blüthenzweige, die zu einer Gipfelinflorescenz zusammentreten. Meist sind nur 2 Hochblätter und chen so viele Blüthenzweige vorhanden nnd diese bilden dann eine Gabel, zwischen welche die Gipfelblüthe fällt. Ich sagte oben, dass der gedehnte Stengel tiefer sterile, höher fertile Blätter trage. Die «diesen letztern Blättern zugehö- rigen Zweige zeigen im Gegensatz zu denen der Rosette eine absteigende Entfaltungsfolge; der oberste zunächst den Hochblät- tern oder der Inflorescenz ist der stärkste, die tiefer folgenden sind stufenweise kleiner. Meist sind solcher Zweige 3 vorhan- den. Der unterste von ihnen steht gewöhnlich noch genau in der Achsel seines Tragblattes, während die beiden obern con- staut am Stengel eine Strecke weit hinaufwachsen, so dass ihre zugehörigen Tragblätter oft ’/s Zoll und mehr tiefer zu suchen und scheinbar ohne Zweig sind. Das Anwachsen der Zweige an den Stengel erstreckt sich übrigens ungleich hoch; bald wachsen - 83 beide obere Zweige, bald nur der oberste bis in die Nähe der Gipfelinfloreseenz hinauf, bald bleibt der untere auch tiefer zu- rück. Seltener wächst auch der drittunterste Zweig dem Stengel auf. Im Allgemeinen kann man sagen, je höher der Zweig, desto stärker das Anwachsen desselben. Da es gewöhnlich die laubi- gen Vorblätter des obersten Zweiges sind, die in die Region der Inflorescenz hineinreichen, so hat man die Inflorescenz eine be- blätterte genannt, und dieses als charakteristisches Merkmal für unsere Pflanze angeführt. Die Verwachsung dieser Zweige mit dem Stengel ist hier schr augenfällig. Nicht nur dass die Grenze zwischen beiden durch eine Längsfurche angedeutet wird, der Stengel erscheint von da an wo die Verwachsung beginnt auch viel dicker, hauptsächlich breiter, als unterhalb derselben. Die beiden obersten, nicht selten aber auch der drittoberste über- gipfeln, wenn ausgewachsen, immer die Endinflorescenz des Stengels. Hauptsächlich gilt diess von dem obersten, stärksten Zweig. Er streckt sich zugleieh mehr oder weniger gerade, wo- bei er die Gipfelinflorescenz und Gipfelblütbe seitwärts drängt und ihre Stelle einnimmt. Sind, was auch vorkommt, die beiden obersten Laubzweige des Stengels ungefähr gleich stark und wachsen beide bis zur Gipfelinflorescenz hinauf, so halten sie sich das Gleichgewicht und eine Gabel bildend, nehmen sie die Gipfelinflorescenz und Gipfelblüthe in ihrem Winkel auf. Die 2—3 unter der Gipfelinflorescenz befindlichen Laubzweige des Stengels verzweigen sich meist noch weiter. Da sich hierin diese Zweige ziemlich gleich verhalten, so genügt es, einen von ihnen näher zu beschreiben. Wir wählen dazu den obersten. Er trägt gewöhnlich wieder eine Anzahl (5—6) Laubblätter, auf welche ganz wie am Stengel meist 2, selten drei Hochblätter folgen, um dann mit einer Blüthe und einer Infloreseenz abzuschliessen. Die Laubblätter dieses Zweiges verhalten sich wieder wie die obersten Laubblätter des Stengels. Die untern sind nämlich ohne Achselprodukt (oder doch nur mit einem knospenähnlichen), die 2—3 obersten bringen hingegen einen Zweig. Die Zweigent- wicklung ist auch hier die absteigende. der oberste Zweig der stärkste. Er streckt sich gerade, und die Gipfelinflorescenz sei- nes Mutterzweigs bei Seite drängend, stellt er sich in ‚gerader Linie über letztere. Dantit ist denn der Anfang zur Bildung eines Sympodium gegeben. Da in der eben beschriehenen Weise die gleiche Auszweigung an den folgenden dritten, vierten etc. Zweiggencrationen, immer aus ilrem obersten Laubblatt sich 6 84 wiederholen kann, so verketten sich zuletzt diese Zweige zu einem mehrgliedrigen (ieh zählte oft 6—7 Generationen) Sympo- dium, dessen Glieder abwechselnd eine Anzahl Laubblätter und eine Gipfelinflorescenz tragen, wodurch man das Sympodium er- kennen und leicht von einem continuirlichen Zweige unterschei- den kann. Die Wendung der je obersten zu einem Sympodium zusammentretenden Zweige zeigt keine bestimmte Regel; es fol- gen homodrome und antidrome auf einander, doch schienen mir die homodromen häufiger und mithin das Sympodium vorherr- sehend Schraubelwuchs zu haben. Da wie bemerkt die einzelnen Sympodienglieder eine Anzahl Laubblätter tragen, aus deren 2—3 obersten wieder Zweige aus- gehen, so erscheinen die Sympodien, selbst mehr oder weniger stark seitlich verzweigt, jeder Zweig für sich die oben beschrie- bene Sympodienbildung wiederhelend. Das Verhalten der Roset- tenzweige in Bezug ihrer weitern Auszweigung ist ganz wie am Stengel. Ihre auf dem Boden liegenden Sympodien sind an dem wiederholten Auftreten von Inflorescenzen und damit wechselnden Laubblättern leicht kenntlich. Im Uebrigen sind die Rosetten- zweige die längsten des Stengels, sind gleich von der Basis an gedehnt und lassen auf einige basiläre, häutige Niederblätter eine grössere Anzahl Laubblätter folgen, bevor sie durch eine Inflo- rescenz und Gipfelblüthe enden, und dann als Sympodien weiter fortsetzen. Nachdem wir das Verhalten der Laub- (Bereicherungs-) Zweige beschrieben haben, wollen wir noch einen Augenblick bei den Blüthenzweigen verweilen. Jeder Laubzweig endet wie be- merkt: in eine Gipfelblüthe, und trägt unterhalb derselben 2 Sti- pelähnliche Hochblättchen, in deren Achse] sich ein Blüthenzweig befindet. Die Blüthenzweige, wenn ausgewachsen, bilden unter sich eine Gabel, zwisehen deren Zweige die Gipfelblüthe fällt. Wie die obersten Laubzweige wachsen auch die beiden Blüthen- zweige au ihrer Mutteraxe meist bis an deren Gipfelblüthe hin- auf, ihre Trag- (die Hoch-) Blätter tiefer zurücklassend '). Be- vor die Blüthenzweige sich dehnen, sind ihre oft zahlreichen Blüthen zu kugeligen Knäueln zusammengedrängt. Mit ihrer Entfaltung lockern sie sich auf und treten aus einander. Jeder Blüthenzweig beginnt als ein Dichasium, an dem jedoch von An- 1) Umgekehrt kommt. es zuweilen vor, dass das obere Hochblatt an sei- nem Zweig eine kleine Strecke weit hinaufwächst, 85 fang eine Ungleichheit der Zweige sichtbar ist. Jede Blüthe hat 2 Stipelähnliche Vorblätter. Die geförderten Zweige sind die antidromen und gehören den zweiten Vorblättern an. Sie arten zuletzt in eine Wickel aus, und strecken sich zu einem ziemlich graden (bis 1—1'/,”) Sympodium, auf dessen oberer Seite man noch die Stiele der abgegliederten Blüthen bemerken kann, welche 2 parallele Reihen bilden. Vor der Entfaltung sind die Blüthen eingerollt. Die Kelchspirale ist hintumläufig. Die rechtsen Zweige des Dichasium (und der Wickel) sind rechts-, die der linksen linksumläufig. An einzelnen Blüthenzweigen beobachtete ich insofern eine Anomalie, als innerhalb der Wickel einzelne Blüthen durch ein Laubzweiglein vertreten waren, das selbst wieder eine gipfel- ständige Inflorescenz hervorbrachte. Aehnliche Fälle sind mir auch bei Halianthus peploides, Stellaria glauca, graminea, Sedum acre, Polycenemum arv. ‚ Polycarpon tetraphyl., Hyperie. perfor., Vieia Faba, Serofular, "orientalis etc. etc. vorgekommen. Was endlich noch die Blattstellung unserer Pflanze betrifft, so bot sie mir folgende Fälle: 1) Auf die Kotyledonen folgt ein zu ihnen nk ge- stelltes (zuweilen aufgelöstes) Blattpaar (Pros. Ds En. an die paarige Stellung schliesst sich ®%/, St. an (durch Prosenthese von 1 - + Sy welche Stellung dann am Stengel fortsetzt oder höher ohne Pros. in %/s übergeht. 2) Es folgt auf die Kotyl. paarige 34° St. wie im vorigen Fall, darauf ®/, St. eingesetzt durch — ete. 3) Es folgt auf das Paar nach den Kotyl. °% St. entweder ohne Pros. an das zweite Blatt des vorausgehenden Paares anschlies- send, oder durch Pros. von °/4 (%s) angereiht. In manchen Fäl- len folgen auch auf die Kotyl. 2 sich rechtwinklig kreuzende Paare und dann erst eine der oben angegebenen Spiralstellungen. Immer (und so auch an den Zweigen) schliesst sich der Kelch der Gipfelblüthe ‘an die vorausgehende Blattstellung ohne Pro- senthese an. Die Zweige der Rosettenblätter zeigten in Bezug auf ihre blattstellung folgendes Verhalten: sie beginnen häufig mit 2—3 querdistichen Vorblättern. wovon die 2 ersten basilär am Zweig stehen. trockenhäutig und stipelähnlich sind, das dritte hingegen ein Laubblatt ist. An das oberste distiehe Blatt schliesst sich 86 dann oft ®/ ohne Pros. an. Zuweilen fand ich auch am Zweig- anfang 4 querdistiche Blätter, 2 Nieder- — 2 Laubblätter. Die Spirale in den genannten Fällen war hintumläufig. Da die Zweige der Rosette sich in aufsteigender Folge entwickeln, so sind die untersten die längsten und haben die grösste Blätterzahl (7—12), welche bei den obern kürzern Zweigen natürlich abnimmt. An- ders verhalten sich wie auch schon früher bemerkt die obersten 2—3 unter den Inflor. befindlichen Laubzweige. Da sie sich ab- steigend entwickeln, so ist der oberste meist blätterreicher als der untere; doch findet manchmal hierin auch kein Unterschied statt. Diese Zweige beginnen mit 2 rechts und links stehenden gewöhnlich ungleich hoch abgehenden jaubigen Vorblättern, auf welehe gewöhnlich ®/s St. (durch Pros. von > Sr — 2) folgt, meist hintum-, doch hie und da auch vornumläufig. Die beiden Blü- tbenzweige der Gipfelinllorescenz fand ich am öftersten unter sich gleichwendig. (Unter 25 beobachteten Fällen 16mal gleich-, 9mal gegenwendig.) Bei 3 Blüthenzweigen waren meist 2 gleich-, einer gegenwendig. Die Seitenblüthe hat ihren Kelch, nach 2 Vorblättern eingesetzt durch u la. Das Schema von Corrigiola Tittor. wäre nuninehr nach dem oben mitgetheilten folgendes: Kotyl. L. H. 2. Tofieldia pelusiris Huds Fig. 16. Döll in seiner Bad. Flora, S. 339, schreibt der Iuflore- scenz dieser Pflanze eine Gipfelblüthe zu. Nach mehr als 80 un- tersuchten Blüthenähren konnte ich niemals eine Gipfelblütle auffinden. Immer fand ich auch die oberste Blüthe in der Ach- sel eines Hochblättchens und ihre Stellung zu Axe und Tragblatt war ganz dieselbe wie die anderer zweifelloser Seitenblüthen, auch entfaltet sie sich von allen Blüthen der Traube zuletzt. Der wahre Scheitel der Inflorescenz scheint sich mir hingegen.in Form eines freilich äusserst kleinen Höckerehens oder Zäpfchens, seltener eines Pfriemchens kund zu geben. Was dazu verleiten kann, die oberste Seitenblüthe für endständig zu halten, ist, dass das sie tragende Iuternodium der Axe der Inflorescenz etwas schmächtiger und länger ist als die vorausgehenden Internodien und dass die Blüthe vun keinen andern gestört, sich senkrecht aufrichtet. Manchmal ist auch gar keine Spur eines Axenendes sichtbar. 8 Die Verstäubung der Anthereu ist eentripetal, eyklenweise; es stäuben zuerst die äussern vor d. Periantlı. exter. fallenden Sta- mina, dann die vor dem innern stehenden. Die Ordnungsfolge dabei ist in jedem Cyklus absteigend. d. h. von der Axe nach dem Tragblatt fortschreitend, und zwar scheinen beide Cyklen dabei dieselbe Richtung einzuschlagen. 8. Fig. }) An 3 Exemplaren fand ich die Hochblätter der Blüthenähre in viergliedrige unter sich wechselnde Wirtel gestellt. An einer Traube war der unterste Hochblatt-Wirtel dreigliedrig; die übri- gen Hochblätter derselben waren in 5 wechselnde Vierer-Quirle gestellt. Die Aehren mit wirteliger Blattstellung fand ich immer kürzer als die mit Spiralstellung. Bei der Wirtelstellung zeigen die Blüthen oft deutlich 4 Orthostichen ; von einer Gipfelblüthe war auch hier nichts zu sehen, die Mitte des obersten Wirtels nabın ein ca. %, Lin. 1. zapfenförmiges Stielehen ein, welches ganz denen glich, die an Inflor. mit Spiralstellung auftreten. o Alisma Plantage L. (Fig. 8-15.) Ohne wich hier auf die Keimungsgeschichte ?) und das Ver- halten der Pflanze bis zur Blühreife einzulassen, möchte ich hier bloss derjenigen Sprosse erwähnen. durch welche die Pflanze sich alljährlich erneuert, und hauptsächlich mittheilen, was mich die Untersuchung ihrer Blattstellung gelehrt. Dann mögen noch ci- nige Worte über die Inflorescenz folgen. Betrachten wir eine blühende Pflanze, so finden wir an ihr einen eentralen Blüthenschaft und eine Anzahl seine Basis ein- »ehmender (bodenständiger) Laubblätter. Die Axe, aus welcher diese Dlätter hervorgehen, ist gestaucht und knollenartig ver- diekt, während ihre Fortsetzung ls Scapus aus lauter gedehnten Gliedern besteht und nur Hochblätter trägt; auch die Gipfelblüthe dureh die er abschliesst, wird noch von einem gedehnten aber schmächtigen Glied (Stiel) getragen. Bereits Irm isch (Knollen- und Zwiebelgew. 147), daun Döll (Flora Bad. 471) haben richtig angegeben. dass sich Alisma aus derjenigen Knospe ernenert, welche die Achse des obersten Boden- 1) Manche Ale&-Arten haben eyelenweise, centrifugale aufsteigende Verstän- bung. Ornithogal. natans, umbellat. pyrenaic. haben cyklenweise. centrifu- gale absteigende Verstäubungsweise; Crackzia Liliastr. zeigt eyklenweise cen- tripetale, aber aufsteigende, vom Tragblatt nach der Achse fortschreitende \rt- stäubung. 2) vgl. Jittmann, Keinmng der Pfanzen. Taf. 6. 88 laubes (Wurzelblatt bei Döüll.) einnimmt. Die Sprossentwicklung “ist nämlich eine absteigende. An kräftigen Exemplaren bemerkt man manchmal schon zur Blüthezeit des relativen Muttersprosses in dessen drei obersten Laubblattachseln einen Spross, wovon der oberste vft bald nach der Mutterpflanze ausgewachsen ist und zum Blühen kommt, ja selbst aus seinem obersten Bodenlaub wieder einen bekwbten, blühenden Spross ausscndet, so dass auf diese Weise drei von einander abstammende Sprossgenerationen mit einander vereinigt sind. Selbst 4 solcher Generationen sind mir vorgekommen. Sie unterscheiden sich hauptsächlich dadurch von einander, dass je jünger sie sind, desto geringer die Zahl ihrer Bodenlaube. Es geschieht nun aber häufig, dass der dem zweitobersten Bodenlaub der Mutteraxe angehörende Spross nicht zum Blühen kommt, sondern nur eine Anzahl Blätter. entwickelt, und dann überwinternd einzieht als Knospe, in welchem Fall dann meist zwischen den noch vorjährigen Blättern des Sprosses und den diessjährigen einige scheidig-häutige Niederblätter *) ein- geschaltet sind. Der drittoberste Spross verharrt gewähnlich im Knospenstand und entwickelt sich erst im folgenden Frühling. Was die Blattstellung der Erneuerungssprosse betrifft, so sind mir bis jetzt folgende Fälle vorgekommen: 1) Der Spross beginnt mit einem scheidig-häutigen zweikie- ligen und nicht selten in zwei Stücke gespaltenen Vorblatt, wel- ches median nach hinten (vor der Abstammungsaxe) steht. Auf . +: . dasselbe folgen 2 durch Bu 2 Pros. eingesetzte, also rcehts und links liegeude Laubblätter. An «diese schliesst sich °%/, St. an, 3+' a eingesetzt durch Pros. von ——- und zwar constant mit vorn- 9) umläufiger Spirale. ‚Diese Blattstellung traf ich am häu- tigsten an, nämlich 35 Mal unter ca. 50 untersuchten Sprossen. Darunter befanden sich gerade 19 rechtsläufige und eben so viele linksläufige. — Die Zahl der einem überwinternden Spross zuge- hörigen Laubblätter, die vorjährigen zu den diessjährigen ge- rechnet, ist viel grösser als die der bald nach dem Mutterspross zum Blühen gelangenden Tochtersprosse. Ich zählte solcher schon im Herbst 10 und mehr gut entwickelter, während die blühenden Tochtersprosse oft nur 7 besassen. 1) Zuweilen sind auch die Niederblätter durch unvollkommene Laubblätter ersetzt, an denen dann der Scheidentheil vorzugsweise ausgebildet ist, wäh- rend die Spreite ganz schmal bleibt, 89 2) Das Vorblatt‘ wie bei 1). Auf dasselbe folgte eine distiche ı Stellung der Laubblätter, eingesetzt durch ır / 2; die Zahl der- ‘ selben wechselte von 2—b. An das letzte distiche Blatt schloss er, aber wit hintumläufi- ger Spirale. Diese Stellung kanmı mir selten vor. 3) Kein Vorblatt. Sogleich quer distiche Stellung wie im vorigen Fall (2—6 Blätter), daran °/, St. ohne Pros. anschlies- send. — Das erste distiche Blatt, manchmal ein scheidig-häutiges Blatt kann deshalb nicht wohl als Vorblatt gelten, weil es nicht 2 Kiele hat, man müsste denn annehmen, dass es sich stark seitwärts verschoben hätte. Auch ein abgestorbenes oder aufge- löstes Vorblatt anzunehmen gestattete schon der jugendliche, noch fast im Knospenstande befindliche Zustand des Sprosses nicht. 4) Endlich glaube ich einmal °/ St. beobachtet zu haben, bin aber im Zweifel geblieben, welches der Anschluss derselben an das Vorblatt gewesen. In den 3 zuerst genannten Fällen schloss der erste dreigliedrige Hochblattwirtel des Schaftes mit seinem ersten Blatt unmittelbar (ohne Pros.) an die vorausge- hende Blattstellung an. Untersuchen wir die Wendung der je obersten successive von einander abstammenden Sprossgenerationen, so ergibt sich, so weit meine Beobachtungen reichen, als ausnahmsloses Gesetz. dass Tochter- und Muttersprosse constant gleiche Wendung ha- ben, entweder rechts oder links, d. h. dass die Sprossung in Form einer Schraubel geschicht. Da aber die Sprosse nur von kurzer Dauer sind und buld absterben, so kommt es auch nicht zu einer deutlichen Sympodien-Bildung. Jeder Spross be- wurzelt sich übrigens frühzeitig und wird dadurch befähigt, un- abhängig von der Mutterpflanze fortzuleben. Die jungen Wur- zeln durchbohren dabei vielfach die Scheide seines Tragblattes. — In der Knospe "fand ich die Blattscheiden der spiralig gestell- ten Blätter nach dem langen Weg der Spir. übergerollt, während die distichen Blätter dieselben sämmtlich gleichgerollt zeigten. statt entgegengerollt, wie man erwarten durfte. Was die Untersuchung der Blattstellung manchmal erschwert. ist die gar nicht seltene theilweise oder völlige Unterdrückung des Schaftes des relativen Hauptsprosses, wo alsdann der Toch- terspross seine Stelle einnimmt. Von solchen Schäften bleibt oft nur ein kleiner kaum 1 Lin. 1. röthlicher Stummel oder Zäpf- sich %/, St. an, eingesetzt durch 90 chen übrig. Bei einiger Aufmerksamkeit erkennt man aber auch da meist den Tochterspross an seinem Voerblatt und seiner Blatt- stellung. Der mittelständige Schaft ist stumpf 3-kantig. 3-seitie. Fr trägt nur Hochblätter um zwar in wechselnden Dreier-Wirteln, welche seinen Kanten entsprechen, Tr schliesst durch eine Gi- pfelblüthe ab, deren dreigliedriges äÄusseres Perigon mit dem obersten Hochblatt-Wirtel weelselt (das Gleiche gilt für die Gi- pfelblüthe sämmtlicher Zweige). Ob die wirtelige Stellung der Hochblätter einer Y); oder %, St. entspricht, habe ieh bis Jetzt nicht ermitteln können. Es ist diess um so schwerer, da die Hochblätter nicht nur keine Deckung zeigen, aus der auf ihre Aufeinanderfolge geschlossen werden könnte, sondern sogar unter - sich oft au der Basis verwachsen. Vielleicht dass das Grössen- verhältniss ihrer Zweige darüber einigen Aufschluss geben könnte. Sowohl die Internodien des Schaftes als die Auszweigung des- selben zeigen einen schönen Stufengang. Von allen Internodien desselben ist das unterste das längste (oft über 1 Fuss lang), wodurch die Laub- und Hochblattregion vun einander aufs schärfste geschieden sind. Die folgenden Internodien nehmen stufenweise ab; das schmächtigste von allen ist das die Gipfel- blüthe tragende. An meinem Exemplare zählte ich am Schaft 9—-10 Internodien; an kleinen Exemplaren auch weniger. Die Verzweigung befolgt einen ähnlichen Stufengang; die untersten sind am reichsten verzweigt, an den obern vereinfacht sich die sekundäre Auszweigung. Die gedreite Stellung bleibt an den Zweigen dieselbe wie am Stengel. Die Gesammtverzweigung bil- det eine der schönsten pyramidalen Rispen. Fassen wir nun einen der primären Zweige der Rispe (am besten einen der un- tersten) in’s Auge, sn beinerken wir, dass er aus seiner Basis wieder einen Zweig abgibt, dass weiter von diesem zweiten ein ebenfalls basilärer dritter, selten hingegen aus diesen noch ein vierter entspringt. Diese von einander abstammenden Zweige sind deutlich in eine Schraubel gestellt. Der primäre Zweig hat an seiner Basis ein der Axe addossirtes häufiges, aus breiter Basis zugespitztes Vorblatt, welches Anfangs auch dessen Seiten- zweige einschliesst. (Schluss folgt.) 9 Litteratur H. Karsten, histologische Untersuchungen. Berlin, 1862, 4. OD. und 78 S. mit 3 lithogr. Tafeln. Vor zwei Jahrzehenden, als die Discussion der Art und Weise der Vermehrung der Ptlanzenzellen lebhaft zu werden be- gann, veröffentlichte der Verfasser obengenannter Schrift seine Inauguraldissertation „de cella vitali“, in welcher er den Nach- weis zu führen suchte, dass alle vegetabilischen Zellen zu einer oder mehreren im Inneren älterer Zellen als kleine, punktför- mige Bläschen entstünden, die allmälig heranwüchsen, endlich den ganzen Raum der Mutterzelle ausfüllend. Im ausgebildeten Organisınus existire nirgends eine einfache Zelle. WVeberall sei in jeder fertigen Gewebezelle mindestens eine, jene völlig aus- kleidende secundäre Zelle vorhanden: in dieser häufig eine ter- tiäre (der Zellkern R. Brown’s), in dieser mehrere quaternäre (die Kernkörperehen) u. s. w. — Diese Behauptungen enthielten eine richtige Angabe: die der „secundären Zeile“, welche in der vegetirenden Gewebezelle sich findet. Unter ihr verstand der Verf. das späterlin von Mohl Primordialschlauch genannte Ge- bilde. Im Uebrigen standen Karsten’s Vorstellungen mit den Beobachtungen und Folgerungen aller zuverlässigen Phytotomen ‚in Widerspruch; sie verdienten keine Beachtung und haben auch keine gefunden. Wenn heute, nach vieljähriger angestrengter Arbeit zahlreicher tüchtiger Beobachter, einige Punkte der Lehre von der Zellvermehrung noch controvers sind — wie etwa dic Organisation des Protoplasma, der geschichtete Bau der Zeil- wand, — so ist doch alle Welt darüber einig. es für ausgemacht zu halten, dass alle vegetative Zellvermehrung durch Theiluns des Zellraumes mittelst einer, zwischen den sich sondernden Theilhälften des Zelleninhalts sich bildenden Scheidewand erfolgt. — alle Welt, den Verfasser und vielleicht einen einzigen An- hänger seiner Meinungen ausgenommen. Die vorliegende Verüf- fentlichung hat den Zweck, darzuthun. dass bei den vielfachen Untersuchungen der Zellvermehrung in Fardenalgen. Haaren, jun- gen Embryonen, Sporen- uud Pollenmutterzellen. welche die letzten zwei Jahrzehente geliefert haben, die Beobachter überall die Hauptsache übersehen hätten: das Auftreten der punktiörmigen kleinen Bläschen, ihr Heranwachsen, (die Auflösung des geform- ten Inhalts der Mutterzelle, die Neubildung derselben in den Maenner en na U 92 immer grösser werdenden Tochterzellen. Die Untersuchungen, welche der Verfasser so keck anfieht, stimmen in den wesentli- chen Punkten unter sich überein. Die verschiedenen Beobachter haben an den nämlichen Objecten gleichartige Ergebnisse erhal- ten. Nicht wenige dieser Untersuchungen sind in der Weise ge- führt, dass die Beobachter das Objeet — zur Zelltheilung sich anschickende Fadenalgen, — auf dem ÜObjectträger des Mikro- skops lebend erhielten und halbe Tage lang nicht aus den Augen liessen. Wir wollen nur an die Arbeit Mitscherlichs über Oladophora glomeruta, und noch eindringlicher an die Prings- 'heims über dieselbe Pflanze, über Spirogyra und über!Oedogonium erinnern; — Arbeiten, deren der Verfasser bezeichnend genug mit keinem Worte erwähnt. Solchen gewichtigen Leistungen tritt der Verfasser mit einer beispiellosen Unbefangenheit gegen- -über. Die Abbildungen, welche Herr Karsten seiner Schrift beigegeben hat, zeigen, dass er nur in einem Falle (hei Oedogo- aium) den Weg der dauernden Beobachtung des lebenden Objects einschlug. Bei Spirogyra, die’ vermöge der charakteristischen Anordnung des geformten Inhalts ihrer Zellen einen der besten Prüfsteine für seine Ansicht ihm geboten hätte, hat er sich be- gnügt, verschiedenartige Zustände der Zellen aufzusuchen, und hat diese so combinirt, wie es für die Theorie am besten passte. Dabei wird die von Cohn vorlängst beobachtete Einschnürung des sich zusammenziehenden Primordialschlauchs im Aequator der Zelle, welche bei langsamer Wasserentziehung eintritt, für einen Uebergangszustand zur Scheidewandbildung erklärt. Die kugeligen Klumpen, zu welchen Theile des Inhalts durchschnit- tener Zellen von Vaucheria, Cladophora, Spiroyyra sich ballen, werden Zellen genannt. Die Theilung der Pollenmutterzellen, einen der best gekannten morphologischen Processe im Pflanzen- reiche, der an Tradeseunfia und an Kiefern oder Tannen beı der hohen Durchsichtigkeit der Zellen mit überzeugendster Klarheit beobachtet werden kanı und mehrfach worden ist, sucht der Verf. in ein neues Licht zu rücken durch Untersuchungen an Althaea rosea, bei der die tiefe Trübung des Inhalts die Beobachtung sehr erschwert. Er freilich kommt zu der neuesten Wahrneh- wung, dass in den Pollenmutterzellen, zu der Zeit, da sie be- ginnen aus dem Antherenfache einzeln sich herauszulösen, der centrale Kern noch vorhanden sei. Er liege zwischen vier zart- wandigen Zellen, deren Membranen mit ihrem peripherischen Theile der Mutterzelle eng anliegen. Die Zumuthung des Verf., 93 dass noch Jemand ausser ihm dies glauben soll, weckt die Erin- nerung an den kühnen Schwung des deutschen Sprüchworts: „Jemanden etwas Unnennbares in die Hand geben, und ihm ein- reden, es sei eine Wachtel.‘ Genug der Einzelnheiten, wir ha- ben derartiger Züge in der Schrift nur zu viele. Diese handgreif- lichen Irrthüner hindern leider, ohne nähere Prüfung einige An- gaben hinzunehmen, die an und für sich ganz interessant sein würden; so Mehreres in dem, was über Korkbildung an Wand- flächen von Oceropia gesagt ist; die Mittheilung, dass der Un- terschied von oben und unten bei der Weiterentwicklung einzel- ner Gliederzellen in Stücke zerschnittener Cladophoren erhalten bleibt. Seien diese Mittheilungen der Nacharbeit Anderer em- pfohlen. Geirocknete Pflanzensammlungen. Kryptogamen-Flora von Sachsen, der Ober-Lausitz, Thürin- gen und Nordböhmen mit Berücksichtigung der benach- barten Länder. Erste Abtheilung: Algen im weitesten Sinne, Leber- und Laubmoose. Bearbeitet von Dr. L. Rabenhorst. Mit über 200 Illustrationen, sämmtliche Algengattungen bildlich darstellend. Leipzig. Verlag von Eduard Kummer. 1863. Mit. Freuden begrüssen wir wieder ein Werk dieses rühm- lichst bekannten, für die Cryptosamie seit vielen Jahren so thä- tigen Verfassers. Sowohl der Anfänger und Freund des Studiums der Gewächskunde, als auch der wirkliche Botaniker, wird es willkommen heissen; erstere, um auch diese, oft höchst sonder- baren Gebilde in Hinsicht auf die Entwickelung ihres innern Or- ganismus und ihrer äussern Unterschiede auf eine bessere und leichtere Weise kennen zu lernen, letztere um das dureh lange fortgesetztes Bemühen sorgfältig gesammelte und entdeckte Neue in diesen Zweigen der Wissenschaft, naturgemäss geordnet, be- zeichnet und eingereiht zu finden, um es desto leichter übersehen zu können. S Der Verf. wollte zwar (wie das Vorwort besagt), das Gebiet dieser Flora nur auf das Königreich Sachsen beschränken, dass es dennoch so bedeutend erweitert wurde, ist um so erfreulicher, 94 Doch nur durch emsiges Durchforschen dieser Gegenden, mit Hülfe vieler sleichgesinnten Freunde, konnte dies «dem Verf. gelingen. Der weitern Verbreitung wegen, sind die griechischen Wör- ter wicht mit griechischen, sondern mit lateinischen Buchstaben bezeichnet. Die Beschreibungen der Gattungen und Arten sind deutsch, mit lateinischen Gattungs- und Arten-Namen. Bei den Wörtern sriechischer Abstammung ist ihre Bedeutung beigesetzt. Ueber- haupt ist der Druck auf Taschenbuch-Format zwar fein, aber doch deutlich und nicht zu klein. Die Zeichnungen der Algen, weist bei’300maliger Linearvergrösserung entworfen, sind zwi- schen der Aufführung dieser Gattungen naturgetreu dargestelit. Druckfehler, Berichtigungen und Nachträge, wobei die Ab- bildung von Cosmocladium pulchellim, findet man hinten auf sie- ben Seiten. Hierzu bemerken wir noch: Seite 68 ist vor Sirosiphon 18. Sirosiphoniaceae einzuschalten. “346 Zeile 1. eiuhäutigen, lies einhäusigen. 5316 .„ 11 und 26. verjüngt, lies verengt, im Sachregister sind vergessen einige Polytricha aufzunehmen. Die Uebersieht des Werkes bezeichnet 7 Klassen. 1. Algae, Algen in 3 Abtheilungen: 1. Diatomaceae mit . . 12 Fam. 44 Gattungen 269 Arten. 2. Phycochromaceae mit .. 6 „ 44 " 231 „ 3. Chlorophyllaceae mit . 13 „ 87 ri 479 5, 1. Melanophyceae, Schwarztange 1 „ 1 » 4 y II. Rhodophyceae, Rothtange mit 2 . p) n 8 „u IV. Characeae, Characeen mit 1 „ 2 n 20 V. Hepaticae, Lebermoose mit 17 „34 r 9° ,„ VL Sphagninae, Torfmoose mit 1 „ 1 m 8 ,„ VI. Bryinae, Laubmoose mit 36 „ 103 n 346 79 Die Algen (1. Kl.) finden wir hier mit aller nur möglichen Umsicht bearbeitet und so vollzählig, dass es wohl eher eine Algen-Flora von Deutschland genannt werden könnte, wozu nur wenige fehlen dürften. Die Darstellung der Genera in mehr als 200 Abbildungen ist besonders dankenswerth und wird dem An- fänger das Erkennen dieser höchst interessanten Organismen sehr erleiebtern. Doch ohne Microseop wäre dies unmöglich. Man thut also wohl. sieh hierzu eines, wenn auch nur mässig ver- grössernden und leicht zu handhabenden Instruments (welches 95 auch zu genauer Erkennung anderer, hauptsächlich der cerypto- gamischen Gewächse unentbehrlich ist), zu bedienen, wozu der Verf. ein sehr billiges vorschlägt. Die ebenso sonderbaren als niedlichen Gebilde der ersten Abtheilung dieser Klasse, die Diatomaceen, könnte man, der Gestalt nach, eher zum Thier- als zum Pflanzea-Reich gehörig, annehmen; auch zeigen fast alle freien (nicht angewachsenen). besonders aber die nachen- und spindelförmigen Individuen daran eine anscheinend freiwillige Bewegung, weshalb sie auch von ei- nigen Naturforschern zu den kieselhaltigen Infusorien gerechnet werden. Der Verf. hat jedoch vorgezogen, sie hier als an das Thierreich grönzende Gewächse aufzuführen. Mögen nun viele Freunde «dadurch angeregt werden, durch Selbstanschauung und Beobachtung sich ein eigenes Urtheil darüber zu bilden. Dass cs bei den Algen, Characeen u. a. m. nicht genau be- stimmt werden kaun, ob die früher an einem Orte vorgekomme- nen, auch immer dort wieder zu finden sind, wird jeder Samm- ler dieser Gewächse bestätigen. Sie bleiben oft mehrere Jahre aus, wenn der Wasserstand ihrem Gedeihen nicht zusagt oder die Stelle gar austrockuet, wie es nicht selten geschieht, Von den Schwarztangen (2. Kl.) ist die Lemania torulosa und von den Rothtangen (3. Kl), aus den Gattungen Butracho- spermum Roth und ZZildendbrandtia Nardo bestehend, sind die Kennzeichen beider abgebildet. Die 4. Kl. (Armleuchtergewächse) ist sowohl in ihrem Orga- nismus, als auch in den 20 Arten und 20 Varietäten sehr gut bezeichnet. Die Lebermoose (5. Kl), vornehmlich die Jungermanniaceen, sind nach reiflicher Beobachtung einiger genauer Kenner dieser Gewächse, jetzt in mehrere Familien und viele Gattungen ge- theilt, welche, nebst ziemlich ausführlicher Beschreibung, hier ihre Anwendung fanden. Dass die Torfmoose (&. Kl.) von den übrigen Laubmoosen, als zu einer eigenen Klasse gehörig, getrennt sind, ist nach den dort aufgeführten Unterschieden in der Organisation sehr zu bil- ligen; um diese hervorzuheben, sind die Kennzeichen der Arten und Varietäten um so sorgfältiger ausgeführt. - 7. Kl. Die neuen, aus genauer Durchforsehung ;“"Untersu- chung und Vergleichung hervorgegangenen Erfahrungen der aus- gezeichnetsten Moouskenncı über diese Gewächse, haben viele Veränderungen damit nöthig gemacht. So sind bier mehre neue 96 Familien, Gattungen und Arten entstanden und aufgenommen. auch letztere mit ihren Varietäten treffend bezeichnet. Im Ganzen zählt diese erste Abtheilung des Werks mit den Nachträgen: 89 Familien, 320 Gattungen und 1480 Arten. Bei jeder Art sind die nöthigen Synonyme und wo gute Ab- bildungen davon zu finden, nebst Fundorte und Zeit der Frucht- reife angezeigt und wie bei den Algen eine kurze Uebersicht der (rattungen vorangeht, so ist auch eine solche den Gattungen der lweber- und Laub-Moose. welche mehrere Arten enthalten, wie z. B. Barbula, Dieranum, Bryum, Mnium, Polytrichum. Hypmum u. a. m von letztern heigegeben. Auch die Varietäten sind nicht vergessen und viele, ausser der Hauptform, mit 1, 2 bis 3; mehre mit 4 und 5 und Chara foetida mit 9 Abarten aufgeführt. So können wir denn dieses Werk, des als Herausgebers der Algen Sachsens (resp. Mittel-Europa’s) „ Charen Europa’s „ Leber- und Laubmoose Europa’s „ Süsswasser-Diatomaceen mit Abbildungen, sehr thäfigen, gelehrten Verfassers, als ein schätzbares, zeit- gemässes bestens empfehlen und werden die zweite Abtheilung desselben, Flechten und Pilze enthaltend, welche derselbe, wenn auch erst nach einiger Zeit in Aussicht stellt (da es überhaupt jetzt an solehen Werken fehlt) schon im Voraus willkommen heissen. L. in getrockneten Exemplaren Verzeiehniss der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung.) 16. Biytt M. N.: Enumeratio plantarum vascularium quae circa Christianiam sponte nascuntur 1862. 17. Neues Jahrbuch für Pharmacie und verwandte Fächer. Bd’ XIX. 1863. H. 1. 18. Wittwer W. C.: Kiimatologie von Oberpfalz und Niederbayern. (Aus Bavaria 11.) 186, — — Ueber den Einfluss der Gebirge auf die Winde des Flachlandes. (Aus Poggendorfs Annalen 1862.) (Fortsetzung folgt.) Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen Buch- äruckerei (Chr. Krug’s W4ttwe) in Regensburg. Regensburg. Ausgegeben den 7. März. 1863. Inhalt. Heinr. Wydler: Morphologische Mittheilungen. (Schluss.) _ Schultz-Schultzenstein:; Die morphologischen Gesetze der Biumen- bildung etc. (Fortserzg.) — Antiquaria. “ Morphologische Mittheilungen von Heinr. Wydle r. (Schluss.) “nn " u Etwas höher als das Vorblatt findet sich am primä- ren Zweige ein entweder constant rechts oder constant links gelegenes kleineres häutiges Blättchen. Es ist das Trag- blatt des ersten Schraubelzweiges. An der Basis dieses letztern findet sich ein ferneres solches Blättchen, ebenfalls constant rechts oder constant links gestellt; aus seiner Achsel kommt der zweite Schraubelzweig, und auf dieselbe Weise verhalten sich nun noch die 1—2 folgenden Schraubelzweige. Zuweilen sind auch die Tragblätter der Schraubelzweige vorhanden, während sich der zugehörige Zweig selbst nicht ausbildet. Es kommt ferner, wenn auch selten, vor, dass auf der den Schraubeizweigen ent- gegengesetzten Seite des primären Zweiges ebenfalls ein Zweig (den ich aber nie weiter auszweigen sah), oder wenigstens sein Tragblättchen gefunden wird. Der primäre Zweig wird auf diese Weise zum mittelständigen, und die Verzweigung bildet alsdann den Anfang eines Dichasium. Im Allgemeinen kann man anneh- men, dass die Wendung der zu einem Wirtel gehörigen Schrau- belzweige unter sich gleich sei, also entweder bei allen rechts- oder linksumläufig. Jedoch sind Ausnahmen hievon nichts Sel- tenes, indem nämlich 2 Primärzweige gleichwendige Schraubeln “Flora 1883. 7 98 haben können, der dritte hingegen eine gegenwendige. Eine bestimmte Regel konnte ich hierin nicht auffinden. Es frägt sich ferner, welches das Verhalten hierin an den auf einander folgenden Wirteln sei, und beziehungsweise an den Wirteln der Secundär-Zweige. Eine darauf eingehende Untersuchung lehrte Folgendes: Eine besonders reiche Rispe von 13 dreigliedrigen Wirteln zeigte an ihren Primärzweigen folgendes Verhalten: 1. Wirtel. Alle Zweige homodr. Linksl. 2. Ebenso. 3. — Zwei Zweige Linksl. einer Rechtsl. 4& — Alle Zweige homodr. L. 5. Ebenso. 6. — Ebenso. 1. — Ebenso. . — Ebenso. 9, — Zwei Zweige L. einer R. 10. — Ebenso. 1. — Alle Zweige homod. L. 12. — Ebenso. 3. — Ebenso. Kleinere Rispen von 7 Wirteln boten Folgendes: A. 1. Wirtel. Zwei Zweige L. einer R. 2. — Alle Zweige homod. L. 3. — Zwei Zweige L. einer R. 4. — Alle Zweige homod. L. 5. — Ebenso. 6. — Ebenso. 1. — Ebenso. B. 1. Wirtel. Zwei Zweige R., einer L. 2. — Alle homod. R. 3. — Ebenso. 44 — Ebenso. 5. — Ebenso. 8. — Ebenso. 1 Fe Ebenso. 9 Eine Rispe von 6 Wirteln zeigte: 1: Wirtel. Alle Zweige homod. L. 2. — Zwei Zweige L. einer R. 3. — Alle Zweige homod. L. 4. — Ebenso. I. — Ebenso. 6. — Zwei Zweige L. einer R. ') Es geht aus obiger Zusammenstellung hervor, dass an den Primärzweigen eine bestimmte Wendung (rechts oder links) zwar die vorherrschende ist, dass aber auch gegenwendige mit unter- laufen können. Gerade dasselbe gilt für die Schraubeln der se- ° eundären Wirtelzweige, doch scheinen sie oft die Wendung mit den Schraubein der primären Wirtelzweige gemein zu haben. Es könnte an der Verzweisung von Alisma Pluntago auffal- len, dass die Zweige nicht sogleich an ihrer Basis wieder mit - Wirtelstellung beginnen, sondern dass ihr eine einfachere Stel- lung, nämlich eine einseitige basiläre Schraubelzweigung vorans- geht. Das Auffallende dabei verschwindet aber, wenn man sich erinnert, dass, wie schon oben beiläufig bemerkt worden, die primären Wirtelzweige in einzelnen Fällen rechts und links ein basiläres Hochblatt aufweisen, aus deren Achseln ein Zweig kommt, wodurch der primäre Zweig zu einem mittelständigen wird. Die 2 seitlich an seiner Basis befindlichen Hochblätter sind nun nichts anderes, als die gleichsam secundären Vorblät- ter ?) des primären Zweiges. Gewöhnlich aber kommt von ihnen das eine entweder gar nicht zur Entwicklung, oder wenn es auch geschieht, so bleibt es steril oder bringt wenigstens nur selten ein meist einblüthiges Zweiglein. Das gegenüberliegende Vor- blatt hingegen ist constant fertil und bringt die Schraubelzwei- gung. Der erste auf die Vorblätter folgende dreigliedrige Wirtel stellt sich dann so, dass ein unpaares Hochblatt (oder Zweig) desselben median nach vorn fällt, die 2 andern nach hinten zu stehen kommen. Welches denn von den beiden Vorblättern, das Alpha- oder das Beta-Vorblatt der Schraubelzweigung den Ur- 1) Noch ist die Wendung der Primärzweige zu derjenigen der Bauptachse zu untersuchen, was ich versäumt habe. . 2) Das dem Stengel addossirte Vorbiatt als das erste genommen. Es wie- derholt sich eigentlich an den Wirtelzweigen nur dieselbe Biattstellung am An- fang wie an den Erneuerungssprossen, d h. es folgt auf das nach der Axe ste- bende Vorblati eine querdistiche Stellung. 7 » 100 sprung gebe, ist schwer zu sagen, nach analogen Fällen möchte ich das Alpha-Vorblatt für dasjenige nehmen, aus dem die För- derung geschieht: dem obigen zufolge bildeten also die Wirtel- zweige Dichasien mit Unterdrückung des einen Seitenzweiges und Förderung des andern in Schraubelform. Wie bei Alisma die Schraubelform sowohl im Blüthenstand als in der Sprosserzeugung auftritt, so finden wir dasselbe über- haupt bei vielen Monoeotylen. Was man bei ihnen als einen doldenförmigen Blüthenstand beschreibt, ist vielmehr Schraubel- zweigung. Schon die Aufblühfolge lehrt, dass man hier keine ächten Dolden vor sich habe. Ebenso geschicht bei vielen Mo- nocotylen die Sprosserzeugung in Schraubelform. Um von ihnen nur einige inländische zu nennen, so gehören dahin z. B. Paris, Lloydia serot., Erythron. dens canis,, Seilla bifolia, Ornithogal. umbellat. nutans, Muscari sacemos. botryoides, comos. Bei den hier genannten Zwiebelgewächsen ist die Zwiebel ein Sympodium mit Schraubelwuchs. Alle haben einen centralen Blütlenschaft, und der Erneuerungsspross, welcher die Schraubel fortsetzt, kommt aus dem obersten Zwiebelblatt Fig. 20. Die Formel für Alösma Plantago ist folgende: N (= Vorblatt) L..H...Z. oder auch N (V.) LINL..H..Z. Cladium Mariscus, R. Brown. (Fig. 17, 18.) Ich erwähne dieser Pflanze hier nur, weil sie im Blüthen- stand dieselbe Blattstellung zeigt, wie Alisıma an ihren Erneuer- ungssprossen. Bereits mein Landsmann Joh. Scheuchzer (Agrostograph. p. 376) führte von dieser Pflanze, die er Pseudo- Cyverus palustris nennt, an, dass die Zweige der Panieula oft zu 2—3 in einer Blattachsel auftreten. Diess ist denn auch voll- kommen richtig. Es ist das, was man jetzt als Serial- oder auch accessorische Zweige bezeichnet. Ihre Entwicklung ist abstei- gend, der oberste ist deshalb auch der stärkste, der untere der schwächste, jener blüht zuerst, dieser zuletzt. Ob es allgemein ist, dass der unterste Primärzweig der Gesanuntinflorescenz, wie ich es mehrere Male fand, constant oder nur zufällig, ohne ac- cessorische Zweige sei, kann ich wegen Mangel an hinreichen- dem Material nicht sagen. Die Seitenzweige der Primärzweige verhalten sich wie diese, d. h. sie haben ebenfalls ihre unter- ständigen accessorischen Zweige, nur dass sie an Zahl und Aus- stattung oft ärmer sind als die der Hanpfachse. Manchmal feh- len aber auch den Scitenzweigen die accessorischen. Sänimtliche 101 Blüthenzweige verhalten sich, was ihre Blattstellung betrifft, gleich. Jeder Zweig beginnt nit einen median nach hinten (vor der Abstammungsachse) stehenden zweikieligen Vorblatt. Auf dasselbe folgen 2 rechts- und linksliegende Hochblätter (dureh 1 „eh eingesetzt) und an diese schliessen sich die nach ®/s ge- 1 stellten Hochblätter des Zweiges durch Prosenthese von a [a an, wobei die Spirale constant für alle Zweige einer Blattachsel vornumläufig ist” Also Alles wie am Erneuerungsspross von Alisma Plantage. Am häufigsten sind die 2—3 Zweige unter Sich gleichwendig, alle rechts oder alle links. Jedoch kommt auch das Gegentheil vor, wo nänlich ein antidromer Zweig mit unterläuft. An einer Panicula zeigten die 10 untersten frischen Zweige (die 5 obersten waren verwelkt und konnten nicht aufge- nommen werden) hierin folgendes Verhalten: 1. Primärzweig, mit 2 access. Zweigen, beide homodr, 2 — Ebenso. Ebenso. 3. — Ebenso. antidrom. 4. — Ebenso. i Ebenso. 5. — mit 3 access. Zweigen, alle homodır. 6. — Ebenso. 1. u. 3. Zweig homod. zweiter antidr, 7. — Ebenso. 1. antidr., 2. u. 3. hom, 8. — mit 2 access. Zweigen, antidrom. 9, —_ Ebenso. beide homodr. 10. —_ Ebenso. Ebenso. Demzufolge herrschte an den Primärzweigen der Panicula die gemischte Wendung. Wie es bei serial gestellten Zweigen allgemein der Fall ist, so auch bei Cladium. Die Zweige einer Blattachsel weichen sich nämlich gegenseitig aus. Wirft sich der oberste rechts, so der zweite links, der dritte wieder rechts und umgekelnt. Dieses Hin- und Herwerfen der Zweige ist hier von ihrer Blattstellung durchaus unabhängig; ob alle unter sich gleichwendig seien, ‘oder einzelne gegenwendig, es hat dennoch statt. 8. Fig. 18 Tumus commanis. (Fig. 19.) Nachdem ich die bei uns nicht häufige Pflanze nochmals un- tersucht, glaube ich (lie in der Flora 1851, 8. 446 über ihre Inflorescenz geäusserte Ansicht. wenigstens was die männlichen 102 Blüthen betrifft, als irrthümlich erklä:en zu sollen. Ich erkenne nämlich in diesen letztern eine wickelartige Anordnung, so dass ich auf eine erste Meinung (Linnaea, XVII. 189) wieder zu- rückkomme. Der Blüthe geht bei beiden Geschlechtern ein sei- tenständiges Vorblatt voraus; dem gegenüber steht der unpaare Theil des äussern Perigons (ganz wie bei Zilixm und auch bei Dioscorea). Bei der weiblichen Pflanze bleibt das Vorblatt steril und ibre Blüthen stehen in einfachen Träubchen. Bei der männ- lichen Blüthe ist das Vorblatt fertil und gibt*einer fernern Blüthe den Ursprung, welche wieder ein fertiles Vorblatt hat. Diese Auszweigung kann sich einigemale wiederholen und es bildet sich so eine Wickel. Ich zählte an einer solchen meist 4 Blüthen. Wie diess bei Wickelbildung der Fall ist, folgen sich die Vor- blätter alternative rechts und links. Ein paar Mal fand ich die erste Blüthe einer Wickel mit 2 seitliehen Vorblättehen, wobei der unpaare Theil des äussern Perigons median nach vorn fiel. Das obere Vorblättehen hatte nur eine Blüthe, aus dem untern kam hingegen eine 4-blüthige Wickel, so dass der geförderte Zweig hier dem ersten Blatt angehörte. Das Vorblatt liegt bei beiden Seitenblüthen nach vorn, sie sind mithin unter sich anti- drom. Die weiblichen Blüthenträubchen beginnen ebenfalls mit 2 seitlichen Vorblättchen, deren Blüthen sich wie im vorigen FaH verhalten. — Die Blüthen sind durch Fehlschlagen des einen Geschlechts diöcisch, denn ich fand in männlichen Blüthen oft Spuren des Pistills und in weiblichen 6 Staubfäden, deren An- theren nicht gehörig ausgebildet waren. Die Frucht, obgleich beerenartig, zeigt manchmal deutlich 3 Mediastinen, d. h. eine dehiscentia loeulicida, was man besonders deutlich sieht, wenz man den peripherischen Theil (Kelch?) der Beere ablöst. — Das Parenchym der Knolle enthält ziemlich grosse Stärkekörner, die ursprünglich zu 4, 3, 2 mit einander vereinigt sind. An der-Be- rührungstläche sind sie abgeplattet, an der freien Seite zugerun- det. Andere Zellen der Knolle (und auch der Frucht) enthalten Bündel von Raphiden von sehr verschiedener Grösse. - Die we- sentlichen Axen und die Blattformationen von Tanms ergeben ‚sich aus folgendem Schema: U) NIL... 2) H aus L, 53)hZc& oder % aus H. 103 Erklärung der Abbildungen. B. bedeutet überall das Tragblatt. A. Abstammungsaxe. Fig. 1-7. Oorrigiola littoralis. Fig. 1. Ende eines primären Zweiges I, mit seinen 3 ober- sten Blättern 1, 2, 3. Der Zweig aus dem untersten Blatt steht genau in seiner Blattachsel (er ist nicht weiter ausgeführt). Der Zweig II aus dem zweiten Blatt, und ebenso der Zweig II aus dem dritten (obersten) Blatt wachsen eine Strecke weit mit dem primären Zweig zusammen, der untere bis zum Tragblatt 3 des obersten Zweiges; dieser letztere bis zur Gipfelblüthe des pri- mären Zweiges, Dieser oberste secundäre Zweig ist übergipfelnd und beginnt die Sympodienbildung, «', 8' sind seine Vorblätter. T. Gipfelblüthe des primären Zweiges. Die punctirte Linie gibt den Grad des Anwachsens an. Das Anwachsen des obersten se- cundären Zweiges ist in der Figur nicht sichtbar, weil er theil- weise von dem primären verdeckt wird. Fig. 2. Ein primärer Zweig I, dessen 2 oberste secandäre Zweige, Il (welche den Blättern 1 u, 2 angehören), gleich hoch, nämlich bis zur Gipfelblüthe hinaufgewachsen sind. ‘Sie bilden eine Gabel, in deren Winkel die Gipfelblüthe T, und die beiden Blüthenzweige fallen. Jeder secundäre Zweig verzweigt sich aus seinen 2 obersten Blättern wieder, und bringt tertiäre Zweige (III), die bis zur Gipfelblüthe desselben hinaufwachsen und deren Blätter noch im Knospenstand befindlich sind. Fig. 3. Gipfelblüthe (T) eines Zweiges nebst den zu ihren beiden Seiten befindlichen in der Achsel von Hochblättchen ste- henden Blüthenzweigen (Dichasien); hinter der Gipfelblüthe fin- det sich ein Stück eines secundären angewachsenen Zweiges, dessen laubige Vorblätter « und 8 okerhalb der Gipfel-Inflorese. abgehen. Die Zweige I, II bilden die 2 ersten Glieder des Sym- podium. In den Fig. 1—3 sind die durch Schnirkellinien bezeichne- ten beiden, die Gipfelinflorescenz bildenden Blüthenzweige nicht weiter ausgeführt. Fig. 4. Grundriss eines primären Zweiges. «, 8 dessen Vor- blätter. Er trägt diese eingerechnet 7 Laubblätter und 2 Huch- blätter (1’ u. 2), aus denen je ein Blüthenzweig entspringt. 3° bezeichnet das erste Kelchblatt der Gipfelblüthe, deren Kelch- spirale sich an die vorausgehende */s Stellung unmittelbar an- EEE REES 104 schliesst. Aus dem obersten Laubblatt 5 kommt ein secundärer belaubter, blühender Spross, der mit dem primären ein Sympo- diun. bildet und mit ihm gleicher Wendung ist. Fig. 5. Ebenso. Der primäre Zweig hat nur 4 Laubblätter; dann 2 Hochblätter (3 u. 4), aus denen die Blüthenzweige kom- men; 5 erstes Sepalum der Gipfelblüthe. Aus dem obersten Laubblatt (2) kommt der mit dem primären gleichwendige secun- däre das Sympodium fortsetzende Zweig. Fig. 6. Vollständige Aufnahme eines Blüthenzweiges: Dicha- sium mit vorwaltendem Wickeltypus und Förderung aus dem zweiten Vorblatt. Die punctirte Pfeillinie ist die Diagonale der Wiekel, sie bezeichnet die Richtung, welcher das zuletzt ge- streckte Sympodium folgt. Die Schnirkellinien geben die Wen- dung der Blüthen an. .Fig. 7. Stellung des Kelchs zwischen Axe und Tragblatt. # u. 8 Vorblätter der Blüthe. Blüthe linksläufig. Fig. 8 bis 15. Alisma Plantago. Fig. 8. Ernevuerungsspross aus dem obersten Bodenlaub. Ein 2-kieliges nach der Axe hinstehendes Vorblatt; dann 2 quer distich gestellte Laubblätter, darauf */, Stellung. der übrigen Laubblätter; aus dem obersten Laubblatt 2” kommt wieder ein mit dem Mutterspross gleichwendiger sich wie dieser verhal- tender Spross. Spirale vornumläufig, links gehend. 2” erstes Blatt...des untersten Hochblattwirtels des Scapus. .. Fig. 9. Ebenso; der Spross trägt nur 5 Laubblätter. Aus 3° der Erneuerungsspross. Mutter- und Tochterspross gleich (rechts)-läufig. 4 erstes Wirtelblatt des Scapus S. Fig. 10. Ebenso. Mutterspross linksumläufig. 1” erstes Wirtelblatt des Scapus. Sprosse in Fig. 9 u. 10 vornumläufig. Fig. 11. Ebenso. Blattstellung %%, ; 1 und 2 Niederblätter; 1’—2° Laubblätter. Spirale hintumläufig, rechts. Fig. 12. Ermeuerungsspross aus dem zweitobersten Bodenlaub. 5 querdistiche Blätter, von denen die ‘4 ersten Niederblätter, das fünfte Laubblatt ist. Darauf 5 weitere Laubblätter nach ®,. 1’—5’ Spirale rechtsgehend, hintumläufig. " Fig. 13. Ebenso. 1 Vorblatt, 2 querdistiche Laubbl. 1’ An- fang einer vornumläufigen nicht weiter fortgesetzten °/, Spirale. Aus Laubblatt 1 ein mit dem Mutterspross gleichläufiger Toch- terspross. $.. Seapus durch den anwachsenden Spross aus seiner centralen Stelle verdrängt. . Fig, 14. Dreigliedriger Wirtel des Scapus, jeder Wirtelzweig 105 mit basilärer Auszweigung in Schraubelform; alle 3 Schraubeln homodrom; zwei Schraubeln mit 3 Zweigen, eine mit 2 solchen. Fig. 15. Grundriss einer Schraubelzweigung der Inflorescenz. Mittelzweig mit einem der Axe addossirten Vorblatt; Seitenzweige je mit 1 seitlichen Vorhlatt. Fig. 16. Blüthe von Zofieldia palustris. Die Zahlen geben die Verstäubungsfolge der Antheren an. Verstäubung cyklen- weise, centripedal, längs der Mediane absteigend. Fig. 17. Cladium Mariscus. Drei seriale -Blüthenzweige in einer Blattachsei, in absteigender Ordnung sich entwickelnd. Die Blattstellung der Hochblätter entspricht derjenigen der Er- neuerungssprosse von Alisma Plantago. Das Tragblatt, aus des- sen Achsel die 3 Blüthenzweige kommen, umgibt scheidenartig den Stengel, was in der Zeichnung nicht aufgenommen ist. Die 3 Serialzweige vornumläufig, sämmtlich gleich (links)- wendig. Fig. 18. Ebenso. Gibt das gegenseitige Ausweichen der 3 Serialzweige an. Fig. 19. Blüthenzweig einer männlichen Pflanze von Tamus communis. Mittelblüthe mit 2 seitl. Vorblättern « u. @&. Der unpaare Theil des Perianth. ext. derselben fällt median nach vorn. Seitenblüthen mit je 1 nach vorn liegenden Vorblatt; der un- paare Theil ihres Perianth. exter. steht dem Vorblatt gegenüber. Im Vorblatt „ findet sich eine 4-blüthige Wickel. Fig. 20. Blattstellung der Erneuerungssprosse von Ornithoyal. umbellat. pyren, etc, Muscari racemos. botryoides etc. X Cen- traler Blüthenschaft. Spross aus dem fünften Blatt mit dem Mutterspross gleichwendig, d. h. die Sprosse mit Schraubelwuchs. NB. Auf der Tafel muss bei den Figg. 9 u. 13 statt 5 ein S stehen. Die morphologischen Gesetze der Blumen-Bildung und das natürliche System der Morphologie der Blumen von Schultz-Schultzenstein. (Fortsetzung.) Die Metamorphosenlehre hat diese monströse Brutbildung zeither aus ganz falschen Gesichtspunkten und mit irrigen Augen angesehen, wodurch das richtige Verständniss derselben gehin- dert worden ist. Ein mit junger Brut besetztes Bryophyllum-, Asplenium-, Begonien-Blatt ist ganz dasselbe, was ein sprossender 106 Staubfaden oder Stengel, eine grüne oder proliferirende Rasen- blume, oder eine sprossende Cactus- oder Apfelfrucht ist. Ue- berall sind keine Metanorp\iosen vorhanden, sondern Anaphyto- sen neuer Theile. Das eigentliche Wesen der monströsen Blumen und Früchte ist durch die Metamorphosenlehre gänzlich verkannt, und darum bisher wissenschaftlich nicht verstanden worden. Man hat alle abnormen Neubildungen für Metamorphosen älterer Theile gehal- ten, während sie nichts als Anaphytosen und Verzweigungen der- selben darstellen, . Daraus nun, dass jedes Blumen- und Fruchtanaphyton durch die Keimfähigkeit seine Individualität beweist, geht unzweifelhaft hervor, dass die angenommene mathematische Einheit von Achse und Anhang nicht die Individualität der Blume darstellen känn und dass also die Ansicht einer mathematischen Zusammen- setzung der Blume aus Achse und Anhängen unrichtig ist, indem Achse und Anhang gar keine morphologischen Bestandtheile der Blume sind. Wenn man nach der Metamorphosenlehre sagt, dass sich vorschreitend ein Blumenblatt in einen Staubfaden, und rück- schreitend ein Staubfaden in ein Blumenblatt metamorphosire, so betrachtet man dabei den Staubfaden im Ganzen sammt der Anthere als einen einfachen Theil, wie man auch die ganze Pflanze schon als ein einfaches Continuum von Achse und An- hang betrachtet. Hier liegt nun schon der Irrthum in der Vor- aussetzung, dass der ganze Staubfaden ein einfacher Theil set, da er doch vielmehr aus zwei ganz verschiedenen durch Knoten getrennten Gliedern, dem Filamente und der Anthere besteht, von denen jedes sogar sein eigenes Verzweigungssystem hat. Wenn nun in der normalen Entwickelung sich ein Staubfaden bildet, so geschieht diess nieht durch vorsehreitende‘ Metamor- phose des Blumenblatts, wie man nach Göthe bisher angenom- men hat, sondern durch Hinzubildung (Aufgliederung) eines neuen Theils auf dem Blumenblatt, der ursprünglich noeh nicht an dem- selben vorhanden war. Dieses neue Anaphyton ist die Anthere. Die Anthere ist also durchaus nicht durch Metamor- pkose des ursprünglichen Blumenblattes, sondern durch einen neuen Aufwuchs Auf denselben entstan- den, was auch dann geschieht, wenn die Anthere auf einem ticht blattförmigen Theil sich bildet. Von Metamorphose könnfe man hier bloss bei dem Filamente, nieht in Bezug auf den gänzen 407 Staubfaden sprechen. Aber diese Metamorphose ist denn doch nur durch eine Aendtrung in der Verzweigung der Blattrippen des Blumenblatts entstanden, indem die Seitenrippen eingezogen und dadurch das Filament auf das Archikladium (die Mittelrippe) reduzirt ist. Wir haben also in der Staubfadenentwicklung zwei Dinge zu unterscheiden: 1) die Gliederung des Staubfadens, ins- besondere die Aufgliederung der Anthere; und 2) das Verzwei- gungssystem, was in dem Filament, wie in der Anthere die ver- schiedenen Wuchstypen wiederholt, daher können die Filamente sich gegabelt, scheitelwüchsig und säulenwüchsig verzweigen; und dasselbe gilt von den Antheren, die ebenfalls gegabelt und nebenwüchsig (Labiaten) oder scheitelwüchsig (Malvaceen) oder säulenwüchsig (Asperifolien, Paris) sein könnnen, wie in meiner Morphologie der Pflanzen dargestellt ist. An den unfruchtbaren Staubfäden polygamischer Pflanzen bildet sich das Antherenglied nicht aus. Wenn aber in monströsen (gefüllten) Blumen der Göthe- schen rückschreitenden Metamorphose, die Staubfäden in Blu- menblätter oder andere Blätter auswächsen, so geschieht diess ‚ebenfalls nur durch Veränderungen in der Gliederung und Ver- zweigung derselben, so dass Gliederung und Verzweigung die Bildungsprineipien dieser Metamorphosen enthalten. Ich habe diese Monstrositäten Hemmungsbildungen genaunt (Anaphytöte pP: 187, Flora 1861 Ne. 5), Die Entwickelungshemmung geschieht dadurch, dass das Antherenglied, entweder stufen- oder grad: weise, oder gleich vollständig abortirt, die Fntwickeltüg des Generationsorgans daher gehemmt wird.. Dadurch wird zunächst die Gliederung des Staubfadens verändert, indem dieser das (enanaphytotische) Spitzenglied verliert. In dem Maasse, als dieses geschieht, treten dann, wie man an jeder halbgefüllten Rose sehen kann, die Seitenzweige der Blumenblattrippen wieder aus dem Filament hervor und das Filament wird dadurch blatt- artig. Verkümmert die Anthere nur zur Hälfte (auf einer Seite), 80-wird auch das Filament nur einseitig blattartig, und zwar in allen nur möglichen Abstufungen, wodurch eben die monströsen Gestalten oder Frühlingsblätter der Rose, des Mohns- entstehen. Nirgends ist hier eihe ‘direkte rückschreitende Matamorphose des Staubfadens im Ganzen in ein Blumenblatt, und es ist nur eine sehr oberflächliche Betrachtung dieser Monstrositäten von Göthe gewesen, wobei das wahre Verhältniss der Antheren zu Filamtüt - und zum monströsen Blumenblatt ganz übersehen worden ist. 108 Das Vorurtheil der Metamorphosenlehre, die Staubfäden. wie die ganze Pflanze oder das Blatt als einen einfachen Theil zu betrachten, enthält den Hauptquell dieser Irrthümer. Die gefüllten, monströsen Blumen sind einerseits Hemmungs- bildungen in Bezug auf das Verkümmern und Schwinden der An- theren der Staubfäden und der Ovula in den Fruchtknoten; an- derseits aber sind es Auswüchse neuer Anaphytosen, welche sich in Folge der Bildungshemmung der Antheren und Ovula erzeu- gen. Die Hemmungsbildung ist die Ursache dieser abnormen Blumenwucherung, die dann aber ganz nach den Gesetzen der Anaphytose geschieht, indem durch die Hemmung der Entwicke- lung der Geschlechtstheile in den Staubfäden und Stengeln die rein individuelle Natur der Anaphytosen durch Proliferation wie- der hervortritt. b) Die Blumengliederung und die Stockwerke. ‚ Durch die Gliederung der Blumen im Ganzen entstehen in den Blumen Stockwerke, von denen jedes ein System für sich bildet. Diese Stockwerke sind der Perianthienstock (Synperian- thium),, Kelchstock (Synealycium), Kronenstock (Syncorollium), der Staubfadenstock (Synandrium), der Stengelstock (Synearpium). Diese Stockwerke sind oft durch lange Zwischenglieder über- einander emporgehoben, entweder der Kronenstock über den Kelchstock (Pulsatilla, einige Geranien) oder der Staubfadenstock über den Kronenstock (melırere Ranunculaceen und Papaveraceen) oder der Stengelstock über den Staubfadenstock, wie bei den Si- leneen, Capparideen, Passifloren, Euphorbien. Man sieht daraus, dass die Stockwerke nicht als Blumen- kreise in einander stecken, sondern gliederweis übereinander stehen. Nach der Achsentheorie ist man jetzt gewohnt, immer nur von Blumenkreisen zu sprechen, die concentrisch ineinander ste- hen; von einem Kelchkreise, Kronenkreise, Staubfadenkreise. Alle diese Kreise sind aber in der That übereinanderstehende Stockwerke, in denen die Kreisnatur nicht nothwendig ist. Es kann sogar bei manchen Blumen jeder einzelne Kreis z. B. der Staubfadenkreis bei Hippomane selbst wieder aus mehreren Stock- werken bestehen. Anderseits sind in Blumen mit opponirter Stellung, wie bei den Crueiferen überhaupt keine Kreise vorhan- den; wie auch bei allen sogenaunten unregelmässigen, lippigen Blumen die Kreisform zurücktritt, und nur die Stockwerke das ‘409 leitende in der Blumenbildung darstellen. Die Theorie der Bin- menkreise ist ungenügend und unrichtig: Bei der Charakteristik der Blumen kommt daher viel weni- ger auf die Stellung der Kreise, als auf den Bau der Stockwerke an. Der Bau der Stockwerke gehört zu den wichtigsten Dingen des Blumenbaues, weil sie das Fundament des ganzen Blumen- baues bilden. So erhalten die Blumen der Gattungen bei den Euphorbiaceen,, Passifloren, Sileneen, Cruciferen, ihre Eigen- thümlichkeiten vor allem durch den Bau ihrer Stockwerke. Die Blumenstockwerke entwickeln sich auch der-Reihe nach über einander und nach einander, so dass zuerst der Kronen- stock, dann der Fadenstock, zuletzt der Stengelstock entsteht, wie es auch durch Payer’s Untersuchungen bestätigt worden ist. Der Blumenhüllenstock als unterstes Glied erscheint in der .Ent- wicklung früher als das nächst obere Glied, der Staubfadenstock und das Spitzenglied, der Stengelstock ist der späteste Theil. Es ist nicht die von Göthe und Linune angenommene sSi- multane Entwickelung. Damit hängt zusammen, dass oft geschlechtslose Blüthen sich entwickeln, indem die oberen Stöekwerke der Staubläden und Stengel abortiren, wie in der ersten Blüthe mancher Viola-Arten und in den Randblütlien von Viburnum. Auch beruht die Bil- dung der polygamischen und diklinischen Blüthen allein auf der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit jedes einzelnen Stockwerks, das sich eben so gut für sich in einer eigenen Blume, als in Gemeinschaft mit den übrigen Stockwerken ausbilden kann. Je- des Blumenstockwerk kann daher auch !als eine Blume für sich betrachtet werden, so dass eine Zwitterblume eigentlich aus meh- reren übereinander gestellten, diklinischen Blumen gebildet er- scheint. Der Unterschied zwischen Zwitterblume und Diklinie ist daher nicht so gross, dass er die Wichtigkeit hat, die man ihm in dem Streit über die monoklinische oder diklinische:Natay der Euphorbienblumen beigelegt hat. \ re Dass das Diklinische, sowohl in Form der Monoskie amd Dioeeie als der Polygamie, an und für sich gar kein so: wichtiges Verhältniss für die natürliche Verwandtschaft und .die .‚Klassifi- cation der Pilanzen ist, sehen wir an den vielen. diklinischen Arten, die sich in einer und derselben Gattung (Rhemnus, 'Va- leriana, Lychnis, Ihymus) und an den polygamischen Blumen, die sich bei Syngenesisten, Acarinnen,. Doldenpflanzen , Gräsern, an einer und derselben Art bilden. Wenn .das Diklinische an 118 und für sich die natürliche Verwandtschaft bestimmte, so würde diess nicht stattfinden können, x Etwas anderes ist freilich noch die Bestimmung dessen, was diklinisch ist oder nicht. Und hierbei kommen wir immer wie- der auf die selbstständige und isolirte Entwickelung der Stock- werke entweder in einer und derselben oder in getrennten Blu- . men zurück. Ohne die individuelle Selbstständigkeit der Stock- werke wäre eine diklinische Blumenbildung eine Unmöglichkeit, und gerade die diklinischen Blumen sind ein Beweis für diese Selbstständigkeit. Die Diklinie ist nichts als der gesonderte Aufbau jedes einzelnen Geschlechtsstockwerkes in einer beson- dern Blume. Die Ansicht, dass in der Euphorbienblume jeder einzelne Staubfaden eine Blume darstelle, weil er gegliedert ist, hat darin etwas Richtiges, dass die Individualität jedes einzelnen Staubfe- dens (darin erkannt ist. Allein dieselbe Individualität haben alle Staubfäden aller Blumen, weil sie sänmtlich nur in mehr oder weniger vertretender Weise ebenso gegliedert, mit Blattfortsätzen versehen, selbst verzweigt und zusammengesetzt sind, wie es bei den Euphorbiaceen der Fall ist. Das Diklinische hat nur für die künstliche Linn&’sche Klassifikation Bedeutung, ist für die na- türliche Verwandtschaft untergeordnet. c) Die Blumenzweigung und der Blumenstamm (Anthophorum). Durch die Verzweigung entsteht der Gegensatz von Blu- menstamm, welcher den Träger des Ganzen bildet und Blumenzweigen, welche die Blumenhüllen, Staubfäden, Sten- gel darstellen, die als Seitenzweige an dem Stamm sitzen. Der Blumenträger (Anthophorum) ist derjenige Theil, den Linn& Fruchtboden (recepfaeulum), Decandolle torus nannte, dessen wahre Bedeutung aber darin liegt, dass es der Stamm der Blume ist, aus dem die übrigen Blumentheile als Zweige her- vorwachsen. Dieser Blumenträger stellt aber der Form nach nicht immer eine Achse dar: und wo er die Mitte der Blume einnimmt und eine continuirliche Achse darzustellen scheint, ist er nie einfach, sondern der Länge nach in Stockwerke gegliedert oder auch dem Umfange nach ramifizirt und also nach beiden Seiten ein aus Anaphytosen zusammengesetzter Theil. Bei vielen Blumen hat der Blumenstamm nicht die entfern- 111 teste Achnlichkeit mit einem mathematischen Achsengebilde, in- dem er entweder hohle Becher darstelit, auf deren Rande die Blumenhüllen und Staubfäden stehen, oder aus kreisförmigen Blattgebilden zusammengesetzt ist, wie bei vielen Rosaceen und Önagreen, oder knollige Formen hat (Rosa). Dass es auch blatt- artige Blumenstämme gibt, zeigt eben die Unrichtigkeit der Achsentheorie, Den Stockwerken entsprechend, ist der Blumenstamm immer aus übereinanderstehenden Gliedern gebildet, die jedoch bei ver- schiedenen Blumen mehr oder weniger verfliessen oder selbst- ständig ausgebildet sind, und zwar dem Kelch, der Krone, den Staubfäden und Stengeln, als ihren Zweigen entsprechen. Die getrennten Glieder des Blumenträgers nenne ich Calycophorum (Kelchstamm), Corollophorum (Kronenstamm), Staminophorun (Staubfadenstamm) und Gymnophorum (Stengelstamm). Ein be- sonderer Kelchträger ist bei den Rosaceen, ein Blumenkronen- träger bei Mirabilis, ein Staubfadenträger bei allen Pflanzen, die einen sogenannten Diseus besitzen; ein Stengelträger bei Ruta, Anacardium, Semecarpus, Malva, Nelumbium, Üestrum, Euphor- bia, Passiflora ausgebildet. Die aus dem Stamm gebildeten Blumenträger können sich archikladisch oder parakladisch, d. h. durch Mitteltriebe oder Seitentriebe (ohne Achsen) bilden. Die becherfö: migen und röh- renförmigen Kronen und Staubfadenträger der Rosaceen, Ona- green, Cacteae sind aus Seitentrieben, deren Mitteltriebe (Achsen) verkümmert sind, gebildet, ohne dass sie jedoch (bei Caetus, Victoria) eine Stengelblattstructur besässen; es sind eigenthüm- liche Gebilde, welche eine parakladische (Zweig-) Natur haben, ohne dass sie sich auf Blätter oder Stengel (Achsen oder An- hänge) zurückführen liessen. Es kommt hier nur auf die Art der Phytodomie, nicht auf die Stengel-, Blatt-, Knollen oder son- stige Form der Anaphytosen an, Aus diesem Grunde ist eine Achse zur Bgumenbildung kei- neswegs wesentlich und nothwendig, und die Annahme der Noth- wendigkeit einer Achse zur Blumenbildung ist ein Irrthum der Metamorphosenlehre, indem der Blumenstamm und damit die Blumenstockwerke ebensowohl aus Seitentrieben, als aus Mittel- trieben sich bilden können. Darum ist auch die gegenseitige Stellung der die Mitte einnehmenden Fruchtknoten zu den übri- gen sich zu Seitenstämmen entwickelnden Theilen der Blume sehr verschieden, je nachdem entweder der Mitteltrieb die Seitentriebe 112 | . überwächst, oder die Seitentriebe den Mittelpunkt überwachsen, in welchem letzteren Fall die Blume auf der Frucht zu stehen kommt. Die Bildungsart der unteren Früchte hat nach den bis- herigen Blumenbildungstheorien nicht eingesehen werden können. Als Zweige des Blumenstammes erscheinen die Blumenhül- len, Staubfäden, Stengel. Sie können einfach oder abermals in Stengel- oder Blatt- oder Knollenform verzweigt sein. Diese "Theile hat man in der bisherigen Morphologie als Anhänge be- trachtet und immer auf Blätter reduzirt, daher der Name Staub- blätter, Fruchtblötter,u. s. w. Wenngleich indessen sich bei einigen Pflanzen Mittelbildungen zwischen Staubfäden und Blu- 'menblättern finden, und bei mehreren monströsen Blumen die Staubfäden in Blumenblätter auszuwachsen scheinen; so is diess (abgesehen davon, dass diess keine Metamorphosen desselben ‘Theiles sind, da sich diese Mittelbildungen schon von der Keim- anlage aus und nie an fertigen Staubfäden oder Blumenblättern zeigen) durchaus kein Beweis, dass alle Staubfälen Blätter sind, da sänimtliche baumförmig verzweigte Staubfäden durchaus die Stengelnatur besitzen. Auch können die Blumenblätter keine me- tamorphosirten Stengelblätter sein, weil sie einen von diesen ganz verschiedenen Rippenbau besitzen. Jedenfalls ist die Blattform nicht das Wesentliche an Kelch, Kronen, Staubfäden und Stengel, da alle diese Theile ebensowohl stengelartig, knollenartig, stachel- und borstenförmig haarförmig verzweigt erscheinen können. (Schluss folgt.) Antiquaria. Soeben wurde unser reichhaltiger Lager-Katalog „ Ne. CXCHI. Botanik ausgegeben und ist sowohl von uns direkt als auch durch alle Buchhandlungen gratis zu beziehen. M. Schmidt’s Antiquariat in Halle a. S. Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- druckerei (Chr. krug’s Witiwe) in Regensburg: FLORA. MS. Regensburg. Ausgegeben den 14. Mär. " 1863. . Inhalt. Jul. Sachs: Ergebnisse einiger neueren Untersuchungen über die in Pflanzen euthaltene Kieselsänre. H. — Schultz-Schultzenstein: Die morphologischen Gesetze der Blumenbildung etc. (Schluss.) — Gelehrte Anstalten und Vereine: Schlesische Gesellschaft für vaterl. Cultur. — Verzeich- niss der im J. 1863 für die Sammlungen der kgl. bot. Gesellschaft eingegan- genen Beiträge. — Einladung. - Ergebnisse einiger neueren Untersuchungen ‘über die in Pflanzen enthaltene Kieselsäure. U. Von Dr. Julius Sachs. . Der folgende Bericht schliesst sich als Fortsetzung an den im Jalirgang 1862 der Flora N®. 3, 4, 5 enthaltenen an. Prof. Wilh. Wicke („Ueber das Vorkommen und die physio- logische Verwendung der Kieselerde im Pflanzenreich‘ in der bo- tanischen Zeitung 1862, p. 76—79) analysirte ein von Dr. Crü- ger übersandtes Stück Cauto-Rinde (Hirtella silicea) ; sie enthielt lufttrocken 34,4 p. Ct. Asche, welche in 100 Theilen 96,17 Theile Kieselsäure ergab. Im Anschluss an diesen Kieselsäurereichthum der Cautorinde (vergl. Flora 1862 Ne. 3—5) macht Wicke das Vorkommen von Kieselskeletten in der äusseren Rindeschicht mehrerer einheimischen und exotischen Bäume bekannt. Stamm und Zweige der Buche (Fagyus) enthalten in der äussersten Schicht ihrer Rinde ein Kieselskelett, welches sich nach ‚dem Verbrennen als festes dünnes Blatt von der Asche abheben lässt; auch bei Carpinus Betulus fand er an der Rinde „eine verkie- selte äusserste Schicht“, an deren Skelett man jedoch die deut- lichen Zellenformen vermisst; unter den Ahornerten gelang die Nachweisung einer solchen nur bei Acer Pseudoplatanus und A. vubrum, dagegen soll sie bei den Urticeen (Maulbeerbaum, Rü- Fiora 1863, v 114 ster !), Celtis australis) und bei den Artocarpeen (Frcus, Arto- carpus, Brosimum, Trophis, Trymatococcus, Coussapoa, Pou- »ouma mit Ausnahme von Galactodendron) nach Wicke als Fa- miliencharakter auftreten. Bei der Eiche, Kastanie, Haselnuss kommen wohl einzelne verkieselte Zellen und Zellpartien in der Rinde vor, aber keine verkieselte äussere Schicht; in der Pla- tanenrinde fand er einzelne verkieselte Zeilen ganz mit Kiesel- säure ausgefüllt. Viele andere von ihm untersuchte Baumarten zeigten nichts von jenen Verkieselungen. In den Bastfasern scheint nach Wicke’s Untersuchungen die "Kieselsäure sehr verbreitet zu sein und sie tritt hier in hinrei- chender Menge auf, um deutliche Skelette nach dem Verbrennen zurückzulassen. So fand er es an den Bastfasern von Linum ‚usitatissimum (frisch und aus alter Leinwand. entnommen), bei denen des Hanfes (aus Segeltuch), der Urtica dioiea, des Phor- mium tenax, der Agave americana. Dagegen lieferte die Baumwolle und die von Corchorus-Arten herrührende Jute-Faser nur undeutliche oder keine Faserskelette. Wicke ist geneigt, den verschiedenen Kieselsäuregehalt der genannten Fasern als Ursache ihrer verschiedenen Festigkeit zu betrachten, überlässt jedoch die Entscheidung seinen weitern Untersuchungen. In ähnlicher Richtung liegen einige Mittheilungen von Hugo Meitzen („Ueber den Werth der Asclepias cornuti (Decsn.), (syriaca L.) als Gespinnstpflanze.‘“‘ Inauguraldissertation. Göttin- sen 1862), wonach sowohl die Bastfasern als die Saamenhaare von Asclepias syriaca ziemlich viel Kieselsäure enthalten; dage- gen stehen aber beide, nach den eingehenden Untersuchungen’ Meitzens, in ihrer Festigkeit weit hinter dem Lein und Hanf ‚zurück. Der Verfasser findet den Mangel an Haltbarkeit bei den Samenhaaren (p. 58) nicht nur in ihrer geringen Wanddicke, son- dern auch in der Kieselerdeeinlagerung begründet. Dem gegenüber sollen nach einer neueren Untersuchung von Kabsch („Ueber die Haare des Samenschopfes der Asclepia- deen“: botaniscse Zeitung v. Mohl u. Schl. 1863, N°. 5), der Meitzens Arbeit nicht kannte, wie sich aus dem Text ergibt, die Samenhaare an Asclepias überhaupt keine Kieselsäure ent- halten. Die Asche der Haare von A. syriaca, Duglasii, amoena (p. 37) löste sich in Salzsäure völlig auf, hinterliess also kein 1) Bei der Korkulme fand er das Korkgewebe ausgezeichnet verkieselt. u 115 Kieselskelett. Dagegen enthält nach Kabsch die Asche der Sa- menhaare 68,4 p. Ct. kohlensauren Kalk, der aber im frischen Haar als oxalsaurer Kalk in die Wand eingelagert sei. Ob sich die verschiedenen Angaben von Kabsch und Mei- tzen daraus erklären, dass sie wahrscheinlich Pflanzen, die auf verschiedenem Boden gewachsen waren, untersuchten, muss einst- weilen dahingestellt bleiben. Bei den grossen Schwankungen, denen die Aschenbestandtheile je nach dem Standorte unterlie- gen '), ist es leicht möglich, dass beide Angaben richtig sind. Bemerkenswerth ist, dass auch Kabsch von der Brüchigkeit der Haare spricht, die nach ihm keine Kieselsäure enthalten. Eine neue Methode zur Darstellung von Kieselsäureskeletten wurde von Pollender („Chromsäure, ein Lösungsmittel für Pollenin und Cutin“ in der botan. Zeitung 1862 Ne. 47) angege- ben. Er fand, dass sich nieht nur Kork, Holz, Baumwolle, Pa- renchymzellen, sondern auch die Cuticula in Chromsäure löse. Die Epidermis an der Kürbisfrucht und von Equisetum in Chrom- säure liegend, verschwindet bis auf ein feines Häutchen, weiches sich in Fluorwasserstoffsäure auflöst; er kommt zu der Ansicht (p. 403), dass die Kieselsäure (z. B. bei Equisetum arvense) auf der äusseren Oberfläche der Cuticula in Form von kleinen an einander stossenden Stückchen, die hier und dort in Knötchen und’ Hügelchen sich erheben, durch Ausscheidung aufgelagert ist, also wirklich eine besondere Schicht, eine für sich beste- hende Ablagerung auf der Cuticula darstellt. Der Verf. scheiht diese Ansicht aber nur aus dem Ansehen der Kieselskelette' zu schliessen, während ich dagegen in dem Text keinen direkten Beweis finde, der die Annahme ausschlösse, dass nicht die Kie- selsäuremoleküle bloss zwischen die der Cuticula eingelagert siild‘; auch im letzteren Falle kann natürlich ein festes Skelett‘ zutüdk- bleiben. Neue Gesichtspunkte eröffiet eine soeben erschienene,’ sehr eingehende und an interessantem Detail reiche Arbeit’ von’ Prof. Max Schulze: „Die Struktur der Diatomeenschale vergiien&h mit gewissen aus Flüorkiesel künstlich darstellbaren Kies&lkätr- ten“ (in den Verhandl. des nätuihist. Vereins der pr. Rböthlatide und Westphalens Jahrg. XX. p. 1-42.) Fluorkieseigtg (Hurch e. c. Schwefelsäure, Flussspäth ind Kiessälld erzeugt) Bildet in 1) Man vergl. z.B Malaguti ei Durocher Anfidies des sclehtes nal. 1858. T. IX p. 230 M. . 116 Berührung mit feuchter Luft weisse Dämpfe, indem sich fein- zertheilte Kieselsäure ausscheidet. Wenn diese Dämpfe an einem festen Körper vorbeistreichen (z. B. durch eine feuchte Löschpa- pierröhre), so hängt sich ein Theil der Kieselerde als feines weis- ses Pulver daran. Prof. Heintz in Halle machte den Verf. auf die eigenthümliche Form dieses Niederschlages aufmerksam. Es sind dünnwandige, verschieden grosse, kugelige, birnförmige, wurstförmige Blasen, meist mit Luft gefüllt. Zertrümmert und bei etwa 300-maliger Vergrösserung betrachtet, zeigen sie auf der convexen Oberfläche oft eine Zeichnung, welche an die vieler Diatomeen (Pleurosigma, Coscinodiscus) lebhaft erinnert. Rund- liche oder an der Basis sechsseitige Höcker bedeeken in mehr oder weniger regelmässiger Anordnung die Oberfläche der Kiesel- häutchen, zuweilen findet man Stücke mit so regelmässiger Zeich- nung, dass sie geradezu wie Schalentheile von Diatomeen aus- sehen. „Jedenfalls liegt es nahe, sagt der Verf. p. 6, da die er- wähnte Zeichnung vielen verschiedenen Diatomeenarten in we- sentlich gleicher Weise zukommt, den letzten Grund derselben vielleicht weniger in einen organischen Bildungsprocess, viel- mehr in die die Abscheidung der Kieselerde unter solchen, wie den gegebenen Verhältnissen überhaupt beherrschenden Gesetze zu verlegen. Und wenn sich Krystallisation als letzter Grund nachweisen liesse, so wäre das Räthsel gelöst.“ Die vorliegende Arbeit ist wesentlich der Entscheidung dieser interessanten Frage gewidmet. Es wird zunächst (p. 7 u. ff.) gezeigt, dass weder bei den aus Fluorkiesel künstlich dargestellten Kieselhäuten, noch bei den Diatomeenpanzeın krystallinische Struktur die Ursache der eigenthümlichen Formen sei. Es stellte sich nämlich heraus, dass die ersteren gar nicht aus reiner Kieselerde bestehen, da sie nach einer Untersuchung von Prof. Landolt eine constante Menge von Fluor oder Fluorkiesel enthalten, nach dessen Aus- treibung durch Glühen die Kieselgebilde das niedrige specifische Gewicht der amorphen Kieselerde zeigen; auch ist die Art der Doppelbrechung, welche die künstlichen Kieselbildungen erkennen lassen, nicht die positive der krystallisirten Kieselsäure, sondern die eines optisch negativen Körpers, worin sich diese concen- trisch geschichteten Gebilde den concentrisch feingeschichteten Hyalithen, Kieselsintern u. a. aus amorpher Kieselerde bestehen- den Mineralien anschliessen; eben so wenig sei aber auch die als Doppelbrechung bei den Diatomeenschalen beschriebene Er- scheinung ein Beweis für deren krystallinische Struktur, da sich 4117 dieselbe als Depolarisation durch Refraction zu erkennen gibt; die Doppelbrechung verschwindet nämlich bis auf eine: geringe Spur, wenn man die Diatomeenschalen in Glycerin oder Canada- balsam legt. Es findet also insofern eine Uebereinstimmung’ zwi- schen den künstlichen Kieselhäuten und den Diatomeenschalen statt, als beide aus amorpher Kieselsäure bestehen. Dagegen zeigte es sich, dass die scheinbar so grosse Aehnlichkeit der Reliefverhältnisse dennoch auf einer wesentlich verschiedenen Struktur bei den künstlichen Kieselgebilden einerseits und den Diatomeenschalen anderseits beruht. Die, bald unregelmässig und entfernter gestellten, bald mit der grössten Regelmässigkeit angeordneten und durch dichte Stellung sechsseitigen halbkuge- ligen oder kegelförmig spitzen Hervorragungen auf den Kiesel- niederschlägen der Fluorkieseldämpfe bestehen nämlich aus über- einander geschichteten, nach einer gemeinsamen radial gestellten Axe centrirten convex-concaven Kreisscheiben, der Art, dass jede weiter nach aussen (gegen die Spitze der Protuberanz) hin lie- gende Schicht an Umfang kleiner ist. (Diese Verhältnisse sind durch sehr schöne Abbildungen erläutert.) Dagegen kommt der Verfasser in Bezug auf die Kieselschalen der Diatomeen zu dem Resultat, dass bei ihnen die Zeichnung zwar ebenfalls auf 'Re- liefverhältnissen beruht, die aber doch wesentlich anderer Art sind als bei den künstlichen Kieselgebilden. Er kommt zu dem Schluss, dass bei Pleurosigma angulutum, balticum, attennahtm und hippocampus die bekannte Zeichnung nicht durch kegelförmige oder pyramidale spitze Hervorragungen gebildet wird, sondern durch grübchenartige Vertiefungen, und es wird die Vermuthung aus- gesprochen, dass auch auf der inneren Oberfläche des Panzers dieselbe Bildungsweise sich wiederholt. Mit den künstlichen Kie- selgebilden könnten ferner noch die Zeichnungen auf den Scha- len von Coscinodiscus, Eupodiscus, Biddulphia, Isthmia verglichen werden. Auf ihrer Oberfläche bemerkt man runde, viereckige oder sechseckige Feldchen. Bei Isthmia überzeuge man sich am leichtesten, dass die viereckigen Felder Löcher in der Schale sind, welche demnach ein feines Gitterwerk darstellt. Weniger leicht sei es zu entscheiden, ob auch bei Coseinodiscus und Eu- podiscus wirkliche Löcher oder nur Grübchen in der Schale sind. „Hiernach ist denn also erwiesen, sagt der Verf. p. 38, dass die Reliefverhältnisse sowohl der gröber als der feiner gezeichne- ten Diatomeenpanzer, wenn sie auch bei oberflächlicher Betrach- tung denen der aus Fluorkiesel dargestellten Häute verwandt scheinen, doch ganz abweichender Natur sind.“ 118 Die morphologischen Gesetze der Blumen-Bildung und das natürliche System der Morphologie der Blumen von Schultz-Schultzenstein. (Schluss.) Wer wollte denn darauf bestehen, dass die haarförmigen und borstenförmigen Perianthien der Cyperaceen der Pappus der Syn- genesisten, Valerianeen, die Kelchdornen von Trapa, die haar- förmigen Nebenkronen der Passifloren, die haarförmig zerschlitz- ten Blumenkronen von Reseda, einigen Nelken, Mitella; die baumförmigen Staubfäden der polyadelphischen Melaleucen,, die Früchtklappen der Cacteen ihren Charakter in der Blattform ha- ben sollten? Ueberall ist hier nur die Verzweigung der Anaphyta, die Anaphytose, und das Verhältniss von Stamm und Zweig das Charakteristische; so verschieden auch die physiologischen Formveränderungen dieser Theile zu Blatt-, Stengel-, Knollen-, Dorn- oder Haarformen sein mögen. Es findet nun die Verschiedenheit statt, dass entweder die Zweige eines jeden Blumenstocks einen eigenen gesonderten Stamm haben, was in denjenigen Fällen stattfindet, wo die Stock- werke aus übereinanderstehenden Mittelstammgliedern (Archikla- diengliedern) gebildet sind, wie bei den Rutaceen, Papaveraceen, wo Kelchträger, Kronenträger, Staubfadenträger aus übereinan- derstehenden getrennten Gliedern bestehen, oder dass die Zweige mehrerer Stockwerke aus einem gemeinsamen Stamm entspringen, wie bei vielen Hülsenpflanzen, Kelch und Krone bei andern, wie bei Dalea, Petalostemon; bei den Rosaceen Kelch, Krone und Staubfäden einen gemeinsamen Stamm besitzen. Man sagt in dem, ersten Fall, dass die Blumenblätter auf dem Kelch oder die Staubfäden auf den Kronenblättern sitzen, was indessen nicht der Fall ist, da beide nur Zweige eines gemeinschaftlichen Stam- mes sind, wie bei den Dalea-, Petalostemon-Arten, den Asperi- foliep Staubfäden und Krone Zweige desselben Stammes sind, und bei den Rosaceen den gemeinsamen Stamm für Kelch, Krone und Staubfaden bildet. Seit Linne hat man den Fruchtboden (torus, receptaculum), nicht nur als einen einfachen, sondern auch als einen identi- schen Theil in allen Blumen betrachtet, dessen morphologische Natur und Bedeutung überhaupt. nicht untersucht worden ist; 119 woher denn die Idee der Metamorphosenlehre entstanden ist, dass das receptaculum ein einfacher Theil, die Achse der Blume sein müsse. Er ist aber bei den Rosaceen z. B. durch das Schwin- den des Mitteltriebes (der Achse) aus kreisfömig gestellten Sei- tentrieben gebildet, woraus man sieht, dass bei den Rosaceen eine ganz andere Bildung des Fruchtbodens vorhanden ist, als bei der Gattung ‚Ranunculus, so dass derselbe nicht ein bei allen Pflanzen gleich gebildeter Theil der Blume sein kann. Indem man von der Voraussetzung der Identität des Re- ceptaculum in allen Blumen ausgegangen ist, sind daher die Streitigkeiten über das Receptaculum soleher Blumen entstanden, wo dasselbe keine Blumenachse darstellt, an welcher die Staub- fäden sitzen. Seit Linn& hat man gesagt, dass die icosandrischen Pflan- zen sich dadurch von den polyandrischen unterscheiden, dass bei ihnen die Staubfäden nicht auf dem Fruchtboden, sondern auf dem Kelch standen, weshalb sie zuerst Royen, dann Decan-: dolle sogar Calycifloren genannt hat. Es ist aber dabei nicht untersucht worden, was alsdann Fruchtboden bei den Blumen der Rosaceen sein sollte, und ob sie überhaupt ein Receptaculum be- , Sitzen. Man hat durch künstliche Deutungen der Theile des Blu- menstammes Achsen bei ihnen gesucht, wo gar keine Achsen vorhanden sind. In der That ist die Ansicht, dass bei den ico- sandrischen Pflanzen die Staubfäden auf dem Kelch stünden, ganz irrig; sie stehen hier gar nicht auf dem Kelch, da ja Jie Kelchblätter selbst auf demselben Theil stehen, der als Stamm den Staubfäden zum Ursprung dient. Beide stehen vielmehr auf einem Receptaeulum; aber der Bau dieses Receptaculum (Calyco- phorum) ist von dem Bau desselben bei den polyandrischen Pflan- zen sehr verschieden, weil es überhaupt verschiedene Arten von Blumenträgern gibt, deren Natur man bei den bisherigen An- sichten eines mathematischen Blumenbaues bisher nicht hat er- kennen können. Wir haben also festzustellen: 1) Dass das Receptaculum kein einfacher, sondern ein 7zU- sammengesetzter, in Kelchträger, Kronenträger, Staubfadenträger und Stengelträger gegliederter Theil ist. 2) Dass das Receptaculum nicht ein identischer bei allen Blumen gleichgebildeter Theil, wie eine mathematische Blumen- achse, sondern in verschiedenen Blunen verschieden verzweigt und zergliedert, überhaupt ganz verschieden gebaut iM. du»s es 120, daher aus verschmolzenen Seitentrieben gebildete, kreisförmige Receptacula, ohne alle Achsen gibt. 3) Dass die verschiedenen Glieder des Receptaculum in einer und derselben Blume unter sich verschieden gebaut, und nament- lich der Staubfaden von dem Stengelträger von morphologisch verschiedener Structur sein kann, so dass z. B. bei dem Dya- deen der Kelch-, Kronen- und Staubfadenträger (das Receptacu- lum für Blumenhüllen und Staubfäden) seitenwüchsig, das Gym- nophorum dagegen scheitelwüchsig in der Mitte erscheint, wäh- rend bei Rosa selbst auch das Gymnopborum seitenwüchsig ist. Daraus ist erklärlich, dass durch den allgemeinen Namen Torus oder Receptaculum die versehiedenen Formen der Kelch-, Kronen-, Staubfaden und Stengelträger unmöglich charakterisirt werden können, und dass die Bestimmung dessen, was in einer Blume Torus oder Receptaculum sein soll, zu einer grossen An- zahl von Streitigkeiten hat Veranlassung geben müssen, welche sich nur dadurch erledigen werden, dass wir die ganze Türpin- sche Achsentheorie aufgeben, und unter dem allgemeinen Namen Torus oder Receptaculum nieht mehr die verschiedenartigsten Dinge zusammenfassen. d) Die natürlichen Wuchstypen der Blumen. , Entwickelung der Mannigfaltigkeit der Blumenformen durch die Verzweigungssysteme. Die Verzweigung bildet sich zu besonderen Verzweigungs- systemen aus, welche die Wuchstypen darstellen. Der Wuchs der Blume wie der ganzen Pflanze hat einen eigenen Habitus, welcher durch die Verzweigungssysteme verschiedener Blumen hervorgebracht wird. Diese Verzweigungssysteme entstehen durch. die gegenseitigen Proportionen der Entwickelung der Mitteltriebe oder Archikladien zu den Seitenzweigen oder Parakladien. Das Archikladium bildet keine continuirlich durchgehende mathemati- sche Achse, sondern ist aus Gliedern zusammengesetzt, welche verschiedene physiologische Metamorphosen als Blumenträger annehmen, und sich in einem verschiedenen Verhältniss zu den Seitentrieben entwickeln können. Auf diese Weise bilden sich die drei Blumenwuchstypen, welche ich in meiner Morphologie. der Pflanzen den archikladischen, den hypokladischen und .den termokladischen Typus (Säulenblumen, Wendblumen, Scheitel- blumen) genannt habe, von denen die beiden letzteren parakla- dische heissen, weil ihre Blumenträger sich aus Seitentrieben nn me ne 121 (Parakladien) bilden, indem das Archikladium zurückbleibt und von den Seitentrieben überwachsen wird. Den parakladischen Blumen fehlen daher die Achsen, und es ist eine unrichtige Vor- aussetzung der Achsentheorie gewesen, dass alle Blumen Achsen haben müssen. Daher sind die vielen Streitigkeiten darüber ent- standen, was man bei den parakladischen Blumen, z. B. der Ro- sen, als Achsen ansehen soll; Streitigkeiten, welche sich durch die Einsicht erledigen, dass keineswegs alle Blumen durchgehende Mitteltriebe in Achsenform besitzen, überhaupt mathematische Achsen gar nicht zum Blumenbau gehören. In den archikladi- sehen Blumen sind die Archikladien überwiegend und in der Entwickelüng herrschend, wogegen in den parakladischen Typen die Seitentriebe die ganze Entwickelung beherrschen und den Wuchs regieren, Die durch das gegenseitige Verhältniss in der Entwickelung derMitteltriebe zu den Seitenzweigen der Blumen entstehenden drei verschiedenen Typen des Blumenwuchses sind das Mittel der Natur, wo- durch sie die Mannigfaltigkeit der Blumenformen im Pflanzenreich hervorbringt. Diese Typen bilden zunächst an sich schon 8 verschiedene nicht auf einander zu reduzirende Grundformen, und widerlegen die Ansicht der Achsentheorie, nach welchen nur eine einzige Grundform, die Achsenform der Blumen, vorhanden sein sollte; alsdann aber entstehen noch wei- tere Modifikationen jedes einzelnen dieser Grundtypen, sowohl in den Biumen als in den Früchten, wodurch die Natur die Gat- tungscharaktere bildet. Somit erhalten nun die genannten drei phytodo- mischen Wuchstypen das Princip der natürlichen Verwandtschaft der Familien und Gattungen im Pflanzenreich. e) Die Stufen und Reihenverwandtschaft derBlumen- wuchstypen. Zunächst bilden diese Blumenwuchstypen dıei verschiedene höhere und niedere Stufen von Blumen und Früchten, welche ich in meiner Morphologie der Pflanzen charakterisirt habe. Der höchste und vollkommenste Typus ist der archikladische, der Säulentypus (Rutaceae , Geraniaceae); die parakladischen sind niedere Entwickelungsstufen. Von diesen ist der termokladische oder Scheiteltypus (Umbelliferae, Araliaceae) der niedrigste, und 122 zwischen diesem und dem Säulentypus steht der hypokladische Typus, die Wand- und Rebenblumen (Rosaceae, Leguminosae) in der Mitte. Nach diesem Prineip der Stufenentwickelung habe ich die Klassifikation der Unterklassen in meinem natürlichen Sy- stem des Pilanzenreichs vorgenommen, was ich hier zur EKrläu- terung desselben bemerke, weil mein Klassifikationsprincip von mehreren Botanikern nicht recht verstanden zu sein scheint. Innerhalb eines bestimmten physiologischen Stammklasse® typus (Homorgana, Synorgana, Dichorgana) bilden also diejenigen Pflanzen, welche Scheitelblumen besitzen, wie die Amaryllideae unter den Zwiebelgewächsen, die Doldenpflanzen unter den Di- chorgana petalantha die unterste Stufe; darauf folgen diejenigen mit etwas vollkommeneren Wand- und Rebenblumen, und als- dann die vollkommensten Gestalten der Säulenblumen. In dieser Stufenreihe können jedoch die Verbindungen verschiedener Wuchs- typen der Blumen und der Früchte einer und derselben Gattung, wodurch die Reihen der Seitenverwandtschaften entstehen, wieder verschiedene Verwandtschaftsreihen sich bilden. f} Die Verwachsungen als Zweigsysteme. Das Verhältniss von Stamm und Zweigen in den Stockwer- ken der Blume bringt die sogenannten Verwachsungen der ver- schiedenen Blumentheile untereinander, des Kelchs mit den Blu- menblättern und Staubfäden, der Blumenkronen mit den Staub- fäden, des Stengels mit dem Kelch oder den Staubfäden hervor. Dieses sind jedoch sämmtlich keine Verwachsungen ursprünglich getrennter Theile, welche in der angenommenen Verwachsung verbunden erscheinen, sondern es sind immer nur die Zweigsy- steme, die sich erst ganz neu aus ihren Stämmen entwickelt ha- ben, oder aus diesen hervorgewachsen sind. So ist also bei allen Blumen mit unterhalb stehenden Fruchtknoten (den Scheitelblu- men) durchaus keine Verwachsung des Kelchs mit dem Frucht- knoten, sondern der Kelch ist ein ganz neuer Aufwuchs (Ana- phytose) auf dem Fruchtknoten, so dass der Fruchtknoten hier den Stamm der Biumenhüllen und Staubfäden bildet, der sich aber oberhalb noch wieder in Calycophorum und Staminophorum verzweigen kann, wie bei den Onagreen. Ein Beweis, dass der Kelch selbst nur ein Zweig des Kelehträgers, als seines Stam- mes ist, findet sich darin, dass der Kelch in der Knospe immer erst später sich bildet, als der Kelchträger, bei den Pomaceen z. B. nicht aus der Fruchthülle erwachsen sein kann; ergibt sich 123 x wieder daraus, dass die Fruchtknoten in der Blumenknospe die am spätesten, und immer später als die Kelche und Kelchträger entstehenden Theile sind, so dass hier keineswegs eine simultane Entwickelung aller Blumen und Fruchttheile ist, wie man es nach der Linne’schen Prolapsislehre und der Göthe’schen Metamor- phosenlehre bisher angenommen hatte. Die Annahme der simul- tanen Entwickelung aller Blumentheile ist einer der grössten Irr- thümer der Metamorphosenlehre, wie ich in meinem Werke über „Anaphytose‘‘ zuerst gezeigt zu haben glaube. Der Ursprung der Zweige, die Insertion. Ein wichtiges Verhältniss ist das der verschiedenen Stock- werke untereinander und der damit zusammenhängende Ursprung der Zweige aus den einzelnen Stockwerksstämmen, wodurch das entsteht, was man Insertion genannt hat. Die Einfügung, An- heftung oder Stellung der Blumentheile aufeinander ist nichts an- deres, als der Ursprung der Blumenzweige aus dem zu ihnen ge- hörigen Stamm, und muss auf den Ursprung der Zweige und deren Verhältniss zum Stamm an den Stengeln, Blättern und Wurzeln der Pflanzen überhaupt zurückgeführt werden. Die In- sertion ist im Allgemeinen nach den Verzweigungssystemen ver- schieden; immer aber ist sie die Stelle, wo die einzelnen Blu- menzweige, seien. es Blumenbläiter, Staubfäden oder Stengel, sich von ibren Stämmen, den Blumenträgern (Calycophorum, Uo- rollophorum, Staminophorum , Gyıunophorum) abzwöigen. Hier- nach ist klar, dass die Insertion nach den verschiedenen Wuchs- typen verschieden und durch diese bestimmt sein muss, da diese Wuchstypen die verschiedenen Verzweigungssysteine der Blumen und Früchte darstellen, in denen sich die gegenseitige Abzwei- gung der verschiedenen Blumen und Fruchttheile vun einander verschieden gestaltet. Bisher hat man nur die Inscrtion der Staubfäden im Ver- hältniss zum Fruchtknoten betrachtet; die Abzweigung der übri- gen, Blumentheile und ebenso gänzlich die gegenseitige Abzwei- gung der verschiedenen Theile der Früchte von einander ausser Augen gelassen, obgleich ihnen ebensowohl eine verschiedene Insertion der Saamenträger und der Fruchtklappen vorfindet; die bei den Säulenfrüchten, Wandfrüchten und Scheitelfrüchten ganz eigene Typen bildet. Nach der Achsentheorie würden die Staubfäden immer nur an einer Achse inserirt sein können, wäh- rend. wir sie in. Wirklichkeit auch. auf Seitentrieben verschiedener 124 ’ Art auf Kelchträgern und Krone, Fruchthüllen inserirt finden; wie anderseits die Samenträger, welche die Achsentheorie als Fruchtachsen betrachtet, ebenso auch Seitenzweige der Frucht- hüllen, die dann den Stanım bilden, sein können. Bei den Früch- ten ist die Insertion der Samenträger ebenso wichtig als bei den Blumen die Insertion der Staubfäden, allein bisher überschen oder nicht verstanden worden. Ueberall kommt es bei der Inser- tion nur auf das gegenseitige Verhältniss von Stamm und Zweig, auf die Wuchstypen an. g) Die Gynandrie als Hypokladie der Staubgefässe. Auf der Abzweigung der Staubgefässe und Griffel oder Sten- gel im Ganzen von einem gemeinsamen Stamm beruht die Bil- dung der Gynandtrie. Die Gynandrie ist eine Form der hypokladischen Verzwei- gung der Blume, in der die Staubgefässe als Seitenzweige des Stengels oder seines Griffels und der Narbe erscheinen, wobei also entweder der Fruchtknoten oder der Griffel, oder die Narbe zum Staminophorum geworden ist, d. h. wo Fruchtknoten (Ger- men) Griffel oder Narbe den Stamm der Staubfäden bilden, wie bei den Orchideen, Stylidien. Linne, derdie Gynandrie nur unter dem Gesichtspunkte der Verwachsungen betrachtete, hat die Gynandrie vieler Blumen übersehen, dagegen andere zur Gynandrie gerechnet, die eigent- lich nicht gynandrisch siud, wie die Passifloren. Die Blumen der meisten Nymphäaceen (Nymphaea, Euryale, Victoria) bilden eine Gynandrie, wo die Staubgefässe als Zweige des Fruchtknotens oder der Narbe erscheinen. Bei der Gattung Nymphaea ist eine Gynandrice des Germens, von dessen ÖOber- theil sich die Staubfäden abzweigen, so dass das Germen zum Staminophorum wird. Bei Erryale und Vietoria erscheinen die Staubfäden erst als Seitenzweige der sternförmigen Narbe, so dass bier die Nerbe zun Staminophorum wird, von dem sich zugleich die Kelch- und Kronenblätter abzweigen. Ungeachtet der Formähnlichkeit der Blume der Euryaleen mit denen der Spiraeaceae und Dryadeae ist doch der grosse Unterschied, dass bei letzteren die Staub- fäden und Blumenblätter Zweige des Kelehträgerstammes sind, während bei Zuryale die Narben den Blumenhüllen und Staub- fadenstamm bilden. In dem Entwicklungstypus überhaupt ist Zuryale mit Styli- 45 dium darin ähnlich, dass auch bei diesem die Antheren Narben- zweige sind, die Narbe und der Griffel also den Staubfadenstamm bilden, nur dass bei Siylidium der Kelch ein Fruchtknotenzweig ist. Gelehrte Anstalten und Vereine. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Botanische Section. Der Secretär theilte in der Sitzung vom 4. December mit. dass das Herbarium des verstorbenen Schulrector Köhler in Schmiedeberg, welches besonders an authentischen Formen von Rubus, aber auch an anderen theils :von ihm selbst, theils von seinen botanischen Correspondenten gesamniclten Phanerogamen und Kryptogamen reich sei, bei seiner Wittwe zum Verkauf stehe, und dass Hr. Fiedler in Schmiedeberg zu näherer Auskunft be- reit sei. Herr Dr. Stenzel theilte einige von ihm in den letzten Jahren gemachte Beobachtungen zur Systematik schlesischer Pflan- zen mit: I. Unter den 3 Arten von Kletten ist Zappa lomenlosa ausser den in der Flora von Schlesien angegebenen Merkmalen auch dadurch von den beiden anderen Arten verschieden, dass die Krönröhre 3mal so lang ist als der Pappus und dass der Saum, namentlich zur Blüthezeit, glockig aufgetrieben und da- durch scharf von der dünnen Röhre abgesetzt ist. Von Z. minor unterscheidet sie sich ausserdem noch durch den doldentraubigen Blüthenstand. In den Runzeln und Rippen der Frucht dagegen konnte weder bei dieser nech bei den anderen beiden Arten ein scharfes Unterscheidungsmerkmal gefunden werden. — L. major und L. minor sind schwer durch bestimmte Kennzeichen zu un- terscheiden, indem die in verschiedenen Floren angeführten fast alle nicht ganz beständig sind. Selbst die rothe Färbung der in- nersten Kelchsehuppen, an der L. minor fast stets erkennbar, fehlt bisweilen. Gewöhnlich ist der Blüthenstaud bei Z. minor traubig, bei L. major doldentraubig; der Kronsaum verengert sich bei Z. minor ganz allmählich in die Röhre und ist In der untern Hälfte weiss, oben rosafarben; bei L. major ist der Saum gegen die Röhre schwach, aber deutlich abgesetzt und bis an die Röhre purpurroth. . II. Von dem zierlichen Hexenkraut (Üfrcaea) werden in 176 der Flora von Schlesien 3 Arten unterschieden. An zahlreichen vorgelegten Exemplaren von verschiedenen Standorten des Heu- scheuer- und Riesengebirges, sowie von Riemberg wurde nachge- wiesen, dass zwischen C. intermedia und O. alpina keine Gränze sich ziehen lässt, dass daher auch die schlesischen Formen da- für sprechen, die erste Art nach dem Vorgange von Garcke einzuziehen und mit C. alpina zu vereinigen. II. Die in der Umgebung von Breslau häufige Schwalben- wurz (Uynanchum VWinceloxricum) bietet bei grosser Ueberein- stimmung sowohl in der Tracht als auch in fast allen einzelnen Theilen grosse Verschiedenheiten, besonders in der Gestaltung der um den Narbenkörper befindlichen Nebenkrone (corona sta- minea). Es ist die Frage"aufgeworfen worden, ob eine dieser Formen mit dem zuweilen beobachteten Winden des Stengels beständig zusammen vorkomme, in welchem Falle man die win- dende Form als besondere Art betrachten könnte. Zahlreiche, namentlich im ÖOswitzer Walde und in den Eichengebüschen hin- ter Rosenthal beobachtete windende Stengel, von denen mehrere un einander, um Eichen, Hartriegel u. s. w. windende vorgelegt wurden, zeigten die verschiedensten Formen der Nebenkrone und sprachen somit gegen die Arttrennung dieser Formen. Windend ist stets nur der obere Theil des Stengels oberhalb der untersten Blüthen — es erreicht dieser seilartig auslaufende Theil bis 8 Fuss Länge —; mit einer Ausnahme war er stets links windend (der Sonne entgegen). Der Secretär legte eine Alge vor, welche Hr. Sanitätsrath Dr. Langner zu Landeck aus dem dortigen Georgen- bassin eingesendet; sie überzieht spinnwebenartig den gan- zen Felsgrund, und wird fort und fort von dem Boden des Bas- sins durch die Gewalt des Wassers nach der Oberfläche getrieben. Die Flasche, in welcher diese Alge enthalten war, entwickelte beim Oeffnen einen starken Geruch nach Schwefelwasserstoff; das Wasser darin erschien trübe, weisslich ; es schlug sich dar- aus ein starker schleimig faseriger, kreideweisser Absatz nieder, welcher unter dem Mikroskop zwei verschiedene Arten erkennen liess; die eine. besteht aus ganz blassen, parallel neben einander gelagerten, in einer schleimigen Flüssigkeit eingebetteten Hygro- crocifäden, obne alle Körnchen und von der grössten Feinheit, kaum Yz000°“ diek; die zweite Art besteht aus etwas dickeren (“200”), kraus und weitläufig durch einander gewirrten Fäden, - die durch zahllose kleine stark (wie Fett) lichtbrechende, aber x 127 in Aether sich nicht lösende Kügelchen, dunkel fein gekörnt, an die farblosen Oscillarien (Beggiatoa) erinnern, jedoch keine Bewegung zeigen. Eine Identifizirung dieser beiden Arten mit den von Kützing aufgestellten ist darum schwierig, weil eine solche nur die Dicke der Fäden zur Grundlage haben kann, deren frühere Messungen aber unzuverlässig sind; indess möchte die erstere für Hygrocrocis nivea Kg. (in thermis ealidis Italiae et Germaniae) zu halten sein; die zweite stimmt in ihren äusseren Charakteren mit der Oscillaria (Beggiatoa), leptomitiformis (in limo thermarum Calidarum Italiae) wesentlich überein; da ich dieselbe aber nur unbewegt fand, so müsste sie eine neue Spe- cies von Hygrocrocis abgeben ; inzwischen könnten die Fäden zu anderer Jahreszeit vielleicht Bewegung zeigen !). Zwischen den Algenfäden fanden sich häufig Kalkconcre- mente; dagegen hat sich eine Vegetation am Abfluss der Quelle, wie in Karlsbad, bei keiner der landecker Quellen finden lassen. Hierauf begann der Secretär einen Vortrag über pflanzen- geographische Verhältnisse bei den Algen, welcher je- doch erst in einer späteren Sitzung zu Ende gebracht und dann referirt werden soll Herr Dr. Schneider legte vor zwei Bände des Prachtwerks von „Johnstone and Croall, The nature printed British sea-weeds“, mit meisterhaften Darstellungen der britischen Florideen in Na- turselbstdruck. F. Cohn, z. Z. Secretär der Section. 1) Neuerdings ist mir durch Hrn. Dr. Nawrocki, der zum Zweck einer chemischen Analyse der Landecker Quellen mit Herrn Privatdocenten Dr. L. Meyer Anfang Februar daselbst sich aufhielt, auch eine grüne Zepfotäriz aus dem Georgenbassin mitgebracht worden, deren sehr dünne, krause, fein und kurz gegliederte Fäden etwa mit Lepfoihräz cyanea Kg. (Abano) übereinstim- men mögen. Nach meiner Ansicht gehören übrigens Hygrocrocis, Leptothriz und Zeggiatoa unmittelbar neben einander, wo nicht in eine Gattung. Eine Bewegung der feingekörnten Beggiat. (?) Zeptomitiformis wurde nicht be- obachtet. Auffallend ist, dass der Schwefelwasserstoffgeruch, den das Wasser beim Oeffnen der Flasche in fast unerträglicher Weise ausströmte, sich alsbald ver- lor, als dasselbe Behufs Untersuchung der Algen in eine offene Schümel gegos- sen wurde, aber sich nach einigen Stunden von neuem erzeugte, nachdem ‚die Algen wieder in die Flasche zurückgebracht worden waren. Es sebeint diess darauf hinzadeuten, dass der freie Schwefelwasserstoff des Was- sers seinen Ursprung dem Einfluss der Algen verdankt, weiche durch Ihren Vegetationsprocess die in der Quelle aufgelösse Schwefelalkalien zer- setzen. u 128 Verzeiehniss der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortseizung.) 20. Pomona 1863. Nr. 3-6. 21. Würzburger Naturwissenschaftliche Zeitschrift II. Bd. 2. Hft, 1862. 22. Hohenacker: Algae marinae siccatae Fasc. X, XI, XI. 23. Lindberg S. 0.: a) Nya nordiska Moss-arter, Stockholm 1859. b) Anteckningar om Nordiska Mossvegetationen. 1860. ‚c) Nya anteckningar om nord. Mossveg. 1861. d) Mossor aer 1858 pae Spitsbergen insamlade Prof. Nordenskiöld. 1861. e) Torfmossornas byggnad, utbredning och systematiska uppställning, 1861. BE un (Fortsetzung folgt.) - or \ 24. BjörnströmF. J.: Grunddragen af Piteae Lappmarks vaexifysiognomie. - Upsala 1856. 25. Lange M. T.: Tillaeg til Danmarks Flora 1861. 25. Thedenius C. F.: Observationes de enervibus Scandinaviae speciebus ge- . neris Andreaeae. Holmiae 1849. 37. Zetterstedt J. E.: a) Dispositio muscorum frondoserum in monte Kin- nekulle nascentium Upsaliae 1855. er b) Monographiae Andreaearum Scandinaviae tentamen Upsaliae 1855. €) Revisio Grimmiearum Scandinaviae. Upsaliae 1861. @die Nr. 23 bis 27 von Herrn Lindberg, Lehrer der Naturwissenschaften am " pharmaceutischen Institute in Stockholm eingesandt.) Einladung. Die gelegentlich der grossen Blumenausstellung in Carlsruhe vorgeschlagene "regelmässige Versammlung der Blumisten wird am 12., 13. und 14. April d. J. in Mainz stattfinden. Die Einladung ergeht vom Comit& der 1863er Blumenaus- stellung in Mainz und dem Mainzer Gartenbauverein. 'L. A. Humann, Präsident. A. Schumacher, Secretär. Sollten die Empfänger von Tausch- oder Freiexemplaren der Flora die Nummern auf dem Wege des Buchhandels nicht regel- imässig oder rechtzeitig erhalten, so bitten wir um Anzeige und werden schleunigst Abhülfe treffen. Redacteur: Dr. Herrichb-Schäffer. Druck der F. Neubauer'sehen Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. MW ®. Regensburg. Ausgegeben den 31. März. 1863. Inhalt. Dr. Landerer: Ueber Volksheilmittel in Griechenland. — Ge- lehrte Anstalten und Vereine: Schlesische Gesellschaft für vaterl. Cultur. — Litteratur. — Anzeigen. Ueber Volksheilmittel in Griechenland. Aus Notizen, welche ‚von Hrn. Dr. Landerer mitgetheilt wurden, zusammen- gestellt. Die Lyssa d. h. Wuth in Folge des Bisses von wirklich wü- thenden Thieren ist im ganzen Oriente eine sehr gefürchtete Krankheit und der Gebissene sucht gegen sie alle möglichen Heilmittel. Diejenigen, welche das Volk dagegen kennt, nennt man Lyssochorton, Lyssobotana, Lyssorhiza, jenachdem das Heil- mittel von der Wurzel oder dem Kraute der unten anzugebenden Pflanze genommen ist. Dieser Heilmittel sind verschiedene, auf Creta und Cypern vorzüglich der Saft von Aristolochia semper- virens, Arum Dracunculus und andere, deren ich schon früher erwähnt habe. Das ausgezeichnetste jedoch unter den vielen un- nützen bleibt das Pulvis antilyssicus monasterii insulae Salamj- nae, das aus der Wurzelrinde von Marsdenia erecta cum pulvere grosso -Mylabris variegaiae besteht und das während 40 Tagen eingenommen wird. Zu gleicher Zeit vernachlässigt man nicht, die Wunde, nachdem man sie mit einem glühenden Nagel aus- gebrannt hat, was gewiss sehr logisch und von der höchsten Wichtigkeit ist, in Eiterung zu erhalten. Da nun im Oriente das Vorurtheil herrscht, dass der Gebissene nach dem vierzigsten Flora 1863. 9 130 Tage für alle Zukunft von den Folgen des Bisses, der Lyssa, geschützt sei, so veranstaltet der Geheilte ein Gastmahl, zu wel- chem alle Freunde und Bekannte eingeladen werden. Diese Feier der Rettung wird auf Cypern ZwuAoyanos, Hundshochzeit ge- nannt und soll diese sonderbare Sitte aus den ältesten Zeiten stammen. In Thessalien gilt der aus der frischen Wurzel der Mandra- gora gepresste Saft als ein Specifieum gegen die Wasserscheu, Die in Griechenland sich findenden Mandragora-Species sind M. autummalis, vernalis und macrocarpa. Die Wurzeln dieser Pflanzen besitzen eine bedeutende Grösse, bis zur Länge und Stärke eines Armes. Ihr Geschmack im frischen Zustande ist bitterscharf und narkotisch. Schon im grauen Alterthum zur Be- reitung von allerlei Zaubermitteln und zum Schneiden mensch- licher Figuren, die man Alraunmännchen und Alraunweibchen nannte, vielfach verwendet, ist diese Wurzel heute noch im Pe- loponese, auch in Macedonien und besonders auf dem heiligen Berge Athos den Leuten als heilsam bekanat und werden aus der frischen Wurzel bereitete Pulver, Salben und Oele theils in- nerlich, theils äusserlich als Narcotica und Anodyna mit gutem Erfolge angewendet. Damit jedoch die Pflanze ihre ausseror- dentliche Heilkraft nicht verliert, was der Fall ist, wenn sie durch menschliche Hand aus der Erde gerissen wird, so binden die Hirten, welche sich Mit dem Sammeln derselben abgeben, die Pflanze mittelst eines Strickes an den Schwanz eines Hirten- hundes, der nun so lange ziehen muss, bis die riesenhafte Wur- zel ausgezogen ist. Weil sie jedoch, wie ich bei ihrem Ausgra- ben, selbst zu sehen Gelegenheit hatte, mehrere Fuss tief in der Erde steckt und sich eben so leicht der Schwanz des Hundes ausreissen, als die Wurzel aus der Erde ziehen lässt, so wird. “ den armen Thieren dieses Geschäft dadurch erleichtert, dass man die Wurzeln durch tiefes Graben bloslegt. Sie dürfen auch, um ihre Heilkräfte nicht zu verlieren, durchaus nicht abgewaschen werden. In Megara sah ich vor vielen Jahren vier Hunde an eine solehe Wurzel angespannt, die heulend nach verschiedenen Richtungen anzogen. endlich die Stricke ausrissen und das Weite suchten. Unter den vielen gegen die Epilepsie bei dem Volke ge- bräuchlichen Heilmitteln dürfte wohl der Helleborus orientalis in Form eines pulv. rad. Helleb. leviter ust. das ausgezeichnetste sein und en liegen viele Fälle vor, dass der iurtgesetzte Ge- z 131 brauch dieses Heilmittels eine bedeutende Besserung, ja sogar Heilung bewirkte. Ich halte es daher für meine Pflicht, auf die Anwendung (dieses Mittels auch in Deutschland aufmerksam zu ınachen, um zu Versuchen für das Wohl der Menschheit den Im- puls zu geben. In Amıphissa lebt auch ein empirischer Arzt, der es übernimmt, Epileptische zu heilen und verschiedene Pflanzen anwendet, die er Anfise’enmiaca, indem man im Oriente die fal- lende Sucht Seieniasmus, Mondsuceht, nach dem Namen des Mon- des Zeryvn nenut. Unter diesen Mitteln spielt die Wurzel Zuagpn, wie man den Helleborus im ‘Uriente nenut, eine Hauptrolle. Ausser diesen innerlichen Heilmitteln wird der Kranke einer Räucherung ausgesetzt und zwar auf folgende Weise. Der Pa- tient wird alle Tage oder einige Male in der Woche, in Tücher eingehüllt, über ein kleines Kolllenbecken gestellt, um den auf- steigenden, sehr stinkenden, brenzlicien Dampf einathmen zu müssen, welcher durch die auf die Kohlen geworfenen einge- trockneten Seiden-Cocons entsteht. Nach brieflichen Nachrichten des oben erwähnten wissenschaftlichen Arztes in Amphissa soll diese sonderbare Behandlungsweise bei mehreren Kranken eine bedeutende Retardation der Anfälle hervorgebracht haben. Dass Seiden-Cocons. die man follicr!i Bombyeis nennt, in früheren Zeiten officinell waren, erhellt aus älteren pharmacologischen Werken, welche Wirkung jedoch selben zugetheilt wurde, ist (daraus nicht zu entnehmen. Zrag9n nennt das gemeine Volk, wie schon erwähnt, den Helleborus. Itad. Melanıpod. heisst die Wurzel, weil ein Ziegen- hirt mit Namen Melanıpus der erste gewesen sein soll, der da- mig, die verrückten Töchter des Künigs Protus heilte. Die ätzende scharfe Eigenschaft dieser Wurzel ist den Griechen hin- reichend bekannt und besonders sind es die Albanides — Thier- ärzte, welche sie zu ihren Medikamenten gebrauchen. Um die gezogenen Haarseile bei Thieren und die Wunden in Eiterung zu erhalten, stecken diese Aerzte ein Stück Skarphi in die Wunde wodurch eine sehr kräftige Suppuration unterhalten wird. Der ausgezeichnetste, weil heilkräftigste Helleborus wurde von Anti- cyra, einer Stadt in der Nähe des Cap Malea oder Tanarus, ge- genüber dem heutigen Cerigo, dem Kythera der Alten gebolt und Ovid sagt: Geh’ hin, reinige deinen Verstand mit Kräutertränk- chen, geh’ nach Anticyra und trink dort alle Flaschen aus. Auch im heurigen Jahre, 1860, in welchem das Fieber aus unbekannten Ursachen wieder in den meisten Theilen Griechen- 9r 132 lands heftige auftrat, nahmen die Leute zu den verschiedensten Mitteln ihre Zuflucht, nicht weil ihnen der Nutzen des Chinin gegen das Wechsellieber unbekannt geblieben wäre, sondern weil dieses Speciieum den Armen zu theuer war. Wenn auch das Fieber durch eine Dosis vun 30 bis 40 Grau Chinin abgeschnit- ten wird, so kommen doch in den meisten Fällen noch mehrere Anfälle nach und diess zwingt die Lente, sodann zu anderen bil- ligen Mitteln zu greifen. Uuter diesen erlangt der Gebrauch von starken Absuden von Olivenblättern und auch der unreifen Oliven von Tag zu lag mehr Zutrauen und eine allgemeinere Ausbrei- tung, und besonders zeigt sich das von mir empfohlene Extr. tolior. Olivae sulph. oder das Olivamarinum sulphuricum seu hydrochlorieum gegen chronische Wechselfieber und gegen Sple- nitis chronica sehr wirksam. Unter den Hausmitteln, deren sich die Landleute gegen das.chronische Fieber. bedienen, ist auch das Capsicrm anınum zu erwähnen, dessen reife Beeren das äusserst brennendscharf schmeckende Capsicin geben. Diese ro- then Beeren nennt das Volk ihres Geschmackes wegen Tlrrepia Pfeffer. Das aus denselben bereitete gelblichrothe Pulver nehmen die Leute zu 20 bis 30 Gran, mit etwas Weingeist angerührt, vor den Fieberanfällen oder auch in der Zwischenzeit ein,. und zwar nach Mittheilungen von solchen Fieberkranken mit dem be- sten Erfolge. Eine bis zwei Dosen waren oft im Stande, den Patienten zu heilen. Eines der Hauptmittel, das bei den empirischen Aerzten im ganzen Oriente eine wichtige Rolle spielt, ist die Drucontia. Auch das Volk kennt diese Pflanze als ein specifisches heroi- sches Mittel (1ewixov Papuanov) gegen verschiedene Krankheiten. Die in Griechenland häufigst vorkommende Species ist AAım Dracunculus, das Agznovriov des Dioscorides, und da man die Wurzel desselben gegen Schlangenbiss anwendet, gewöhnlich Phidockortos, Ophidochorton, Ophidorkiza genannt. Das Pulver der frischen Wurzel ist sehr scharf, ja ätzend, die Haut corro- dirend, und längere Zeit auf einer empfindlichen Hautstelle auf- gelegt gelassen, ist sie im Stande, selbe heftig zu röthen und zu entzünden. Vielleieht als derivirendes Mittel wird dasselbe von den empirischen Aerzten gegen Tumor albus genu mit gu- tem Erfolge angewendet und das Beine Pulver auf frisches Lamm- fett aufgestreut und übergelegt. Es bildet sich bald eine erysi- pelatöse Entzündung der Hautdecken und in Folge dieser äus- serlichen Extzündung ist es in vielen Fällen möglich, dem Ent- 133 zündungsprocesse der inneren Gebilde vorzukommen oder viel- leicht denselben zu mässigen. Von hohem Interesse für mich ist das schöne Werk unseres Heroen der Botanik, des Professors Unger, „die Pilanze als Zaubermittel“, und merkwürdig ist es, dass eine Menge dieser als Zauberwmittel aufgeführten Pflanzen noch heutzutage im Oriente von empirischen Aerzten, llebammen, Bruchschneidern. Scrophel- heilern und ähnlichen Afterärzten, die sich mit der Heilung irgend einer mehr oder weniger inkurablen Krankheit aus- schliesslich abgeben. angewendet-wird, indeın sie dann. wenn die gewöhnliche Heilmethode nicht anschlägt. zu solehen, mit aussergewöhnlichen himmlischen oder teuflischen Kräften begab- ten Pflanzen ihre Zuflucht nehmen. Auch das Einsammeln der- selben ist in einen ınysteriösen Schleier gehüllt: denn die einen müssen anı frühen Morgen vor Sonnenaufgang, die andern beim Mondseheine von unschuldigen Kindern, ohne ein schneidendes Instrument dabei anzuwenden. gesammelt und im Schatten, von Menschenwohnungen und Ställen weit entfernt, getrocknet wer- den. Eine Menge solcher absurden Verhaltungsmassregeln müs- sen nach Angabe jener Heilküustler (Agyrten) beobachtet werden. damit die mit Wunderkräften ausgestatteten Heilptianzen (He- roica) ihre Wirksamkeit nicht verlieren. Die im Oriente als Zau- bermittel bekannten Pflanzen, von welchen ich Kenntniss erhielt, sind Mandragora vernalis, Mavdpayögas, Hyoscyamus niger, Viis- cum Loranthus , Arum Drucunculus, Asa foelida, und beson- ders der vier- bis fünfblätterige Klee. Toipuaao, Terea- QuAAov und wevrapuAAov genannt. Diese letzte Pflanze spielt eine grosse Rolle auf dem Gebiete des Aberglaubens. Durch sie gelingt es, in der Erde vergrabene Schätze aufzufinden. ja sogar versperrte Thüren, Kassendeckel u. s. w. zu öffnen Die Wun- der- und Zauberkraft dauert jedoch nur so lange , als der Klee frisch ist, weswegen er unmittelbar nach dem Auftinden ge- braucht werden muss und mit vielem Gelde bezahlt wird. Ein schöner Strauch der griechischen Flora ist Pitex Agnws castus, Lygia bei den heutigen Griechen genannt. Derselbe findet sich in feuchten Niederungen und an den Ufern der Bäche sehr gewöhnlich. Die alten Griechen hielten den Keuschbaum, wel- cher im Hera-Tempel der Samier zu den Füssen der Göttin stand, unter dem sie geboren worden war '). für das älteste der 1) Desswegen die Benennung des Baumes "Ayvog von &yvos keusch, L. 134 t Gewächse, welches wohl erhalten aus der Vorzeit übrig blieb. Die atheniensischen Damen bestreuten bei den Thermophorien ihre Sitze und Betten mit den frischen Blüthen und Blättern. Die Früchte, Mönchspfeifer, haben einen sehr aromatischen pfef- ferartigen Geschmack und eine den Uubeben ähnliche Heilwir- kung. Mit dem Absude der Blätter und Blüthen dieser Pflanze werden die Weinfässer ausgebrüht, um den Most vor saurer Gährung zu schützen. Auch gebraucht man starke Absude der frischen Pflauze, um die übelriechenden Schweisse der Füsse zu vertreiben, was wohl erzielt wird, jedoch oft zun Schaden des- jenigen ausschlägt, weleher solehe Pediluvia gebraucht. Die grie- chische Benennung Lygia stammt von dem Worte Adyos, weil diese Strauchart zäh und biegsam wie eine Weide ist und dess- wegen auch zum Flechten und Binden gebraucht wird. Alle Körbchen und ähnliche Hausgeräthschaften sind aus den Stengeln dieser Pflanze gemacht, Am Charfreitage wird in Griechenland das heilige Grab mit Blumen und Kerzen ausgeschmückt, welche nach Vollendung der Feierlichkeiten unter das Vulk vertheilt oder vielmehr von den sich darum Balgenden „ausgerauft“ werden. Aus diesen Blumen und dem Oele, das man vor den Heiligenbildern Tag und Nacht brennen lässt, bereitet sieh das Volk einen Balsam, oleum aro- maticum, das im ganzen Oriente in dem grössten Rufe geyen die verschiedensten Kraukleiten steht und als ein Speceificun von den Leuten aufbewahrt wird. Eine sehr schöne, jedoch sich sehr selten in den griechi- schen Gärten findende Piunze ist Momordica Charanthia aus der Familie der Cucurbitaceae. Die Griechen nennen ihre Frucht Balsamon, weil dieselbe durch die Fäulniss in eine wohlriechende salben- oder balsamähnliche Masse zerfliesst. Sie gilt bei den Griechinnen für ein ausgezeichnetes Mittel, den Haarwuchs zu befördern und das Ausfallen der Haare zu verhindern, weswegen die genannte Masse mit guteni frischen Oele in Digestion ge- setzt wird. Dieses so gewonnene Mittel heisst Balsamoladon, Balsamöl. 135 Gelehrte Anstalten und Vereine. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Botanische Section. Herr Professor Dr. Körber hielt in der Sitzung vom 26. Februar einen Vortrag über die Gonidien (Brutzellen) der Flechten, Bezug nehmend zunächst auf seine im Jahre 1839 verfasste kleine Schrift: ..de gonidiis lichenum‘“, in welcher er eine nach dem damaligen Stande der Wissenschaft möglichst um- fassende Darstellung dieser interessanten, zuerst von Wallroth näher bekannt gewordenen und mit obigem Namen belegten Pflan- zenzellen zu geben bestrebt war. Hat seit jener Zeit die Liche- nologie zwar in systematischer Beziehung enorme Fortschritte gemacht, so ist gleichwohl noch die Kenntniss von den morpho- logischen Stadien des Flechtenlebens und insbesondere von der Entwickelung und Metamorphose jener für das Leben des Flech- tenlagers wichtigsten Zellen eine mangelhafte zu nennen. Selbst Schwendener, welcher in der neuesten Zeit sehr schätzens- werthe Untersuchungen über den Bau des Flechtenlagers veröf- fentlicht und nach Tulasne den besten Anlauf genommen hat zu den dankenswerthesten Resultaten, kennt nieht einmal das Vorkommen goldgelber. braunrother und schwärzlicher Flechten- gonidien. Und auch Massalongo, Nylander, Stizenber- ger und andere haben in ihren Schriften nirgends eine befriedi- gende Skizze der gonimischen Verhältnisse gegeben. Der Vor- tragende bedauert, für jetzt keine Zeit zu haben. seine reichhal- tigen Erfahrungen für den Druck vorbereiten zu können, be- spricht aber deren Umfang. der sich in Nachfolgendem resumi- ren lässt. Die primäre Entwickelung der Gonidien ist noch keineswegs sicher nachgewiesen: wenn Einige sie durch Abschnü- rung aus den Markzellen des Flechtenlagers entstehen lassen, 56 sei dies wahrscheinlich eine Täuschung. Der Vortragende "bat dies nie beobachten können und glaubt vielinehr, dass’ sie aus Muttergonidien ihren Ursprung nehmen. zu denen jedes einfaghe Gonidium durch Fortentwickelung seines Inhaltes werden könne. Die Gestalt der Gonidien ist, obwohl im Allgemeinen auf die einer kugeligen Zelle redueirt. im besonderen doch höchst wman- nichfaltig und insbesondere je nach der weiteren Entwickelung>- stadie derselben. Die einfache. von Wallrotb gemachte Un- 136 terscheidung in Hologonidium und Mesogonidium genügt länger nicht mehr. Namentlich bei den gallertartigen Flechten ist die Formenverschiedenheit der Gonidien eine so verschiedene, dass Massalongo eine Reihe Kunstausdrücke für. dieselben schuf (z. B. Encatogonidia, Ormogonidia u. s. w.), die er nur leider nicht in seinen Schriften näher erläutert und in einen gegensei- tigen Zusammenhang gebracht hat. Letzterer ist vorhanden, lässt sich aber, wie alles Morphologische, in dem so äusserst zähen Flechtenleben, nur durch Induetion ermitteln. Nylander unterscheidet die gewöhnlichen thallinischen Gonidien, sodann Hymenial-Gonidien (worunter er die bei Spkaeroniphale und Stig- matomma im Innern des paraphysenlosen Nucleus auftretenden zahllosen kleinen gonidienähnlichen Körper versteht) und Goni- dien-Körner, als welche er zum grössten Theil jene Gonidien der Gallertflechten anspricht. Diese Eintheilung ist indess zu einfach und viel zu oberflächlich. Eine dem gegenwärtigen Be- dürfniss entsprechende Monographie der Flechtengonidien würde vielmehr eine auch alle andern Momente berücksichtigende Ein- theilung derselben bringen müssen. Hier ist noch auf den bisher fast übersehenen Unterschied aufmerksam zu machen zwischen Gonidien mit anfänglich abge- setztem Zellinhalt (bei welchem sich die Zeilmembran, nicht aber dieser Inhalt, bei Anwendung von Jod schwach bläut) und Goni- dien mit schon anfänglich continuirlich erfüllenden Zellinhalt (auf welche Jod anders reagirt). Die Farbe der Gonidien hängt, da die Zellmembran stets ungefärbt ist, lediglich von ihrem Zell- inhalte ab. Dieser selbst ist entweder chlorophyllartig und die Färbung des Gonidium dann gewöhnlich gelbgrün, oder phyco- chromartig und das Gonidium dann blaugrün. Beide Arten von Gonidien sind dadurch auch chemisch verschieden. Die ersteren treten vorzugsweise bei den heteromerischen, die letzteren bei den homöomerischen (Gallert-) Flechten, aber auch Lei Peltigera Sticta, Pannaria auf. Die Phycochromgonidien sind so völlig analog den Gonidien der meisten niederen Algengattungen, und bei den Collemaceen auch in ihrer Gestalt so völlig conform einer ganzen Klasse niederer, für selbstständig bisher gehaltener Algen, dass der Vortragende der Ueberzeugung ist, dass die meisten Speeies der Algengattungen: Chroococeus, :Glococapsa, Nostoc, Palmell« u. a. wichts anderes sind, als selbstständige, in ihrer weiteren Entwiekelung fehischlagende Flechtengonidien irgendwelcher homöomerischer Flechten. Aber auch die Chloro- I 137 phyligonidien der heteromerischen Lichenen können unter Um- ständen, etwa als Protococcus viridis u. s. w. ein scheinbares Al- gendasein leben. — Ausserdem finden sich bei den Lichenen goldgelbe Gonidien (Chrysogonidien) in gewissen Gattungen, z.B. Lecanactis, durchaus häufig und typisch; ihr chemisches Verhal- ten ist noch näher zu ermitteln. Braunrothe Gonidien (Erythro- gonidien), von denen wunderbarer Weise in den Werken anderer Lichenologen gar nichts zu lesen ist, finden sich sporadisch bei einzelnen Gattungen. Sie zeigen das besonders Interessante, dass sie dem betreffenden Flechtenthallus (angefeuchtet) stets einen Veilchengeruch verleihen, und dass sie zu byssoidischen Veräste- lungen durchaus geneigt sind — ein auffallender Umstand, der uns einen inneren Zusammenhang selbst der heterogensten Fleeb- ten, z. B. etwa des Chroolepus Jolithus mit Arthonia pineti ver- muthen lässt. Uebrigens sind die Gonidien der meisten Byssa- ceen nicht gerade in die Kategorie der Erythro-Gonidien zu ziehen, scheinen vielmehr eine besondere Kategorie zu bilden, wofür auch die (bis jetzt vereinzelt dastehende) Thatsache des Auftretens von Schwärmsporen bei Byssus rubens zu sprechen scheint. Endlich gibt es auch grauschwärzliche, stets (wie die Gonidien bei Collema und verw:) in Perlschnurform vereinigte Gonidien; die aber anch bislang noch nicht bekannt gewesen zu sein scheinen. Sie finden sich z. B. bei Arthopyrenia rhyponta und fumago, bei Coccodinium , bei Melanormia Kbr. nov. gen. u. &. — Der Vortr. besprach schliesslich noch die verschiedent- liche Lagerung der Gonidien im Flechtenlager und die Fun- ction derselben. In erster Beziehung wies er sie als eben so assimilirende wie reproducirende Organe auf und charakterisirte die durch sie bedingten sogenannten Soredien. Es unterliegt keinem Zweifel, dass durch letztere ein Flechtenthallus Spros- sungen erzeugen kann, wie dass durch die Gonidien im Innerü des Thallus, sufern sie durch Zelltheilung in sich Tochtergeni? dien erzeugen, auch ein reproductiver Act ausgeübt werde. Es sei. demnach der neue Name Chromidien, welchen Stizen- berger den Gonidien zu geben vorgeschlagen, völlig unnütz und der alte Wallroth’sche Name in seiner trefllichen' prägnaliten Bezeichnung durchaus beizubehalten. ee An diesen Vortrag knüpft sich eine Debatte, an der sich die Herren Dr. Stricker, Göppert, Cohn betheiligen. Herr Oberforstmeister von Pannewitz erläutert durch Vor- Zeigung instructiver Exenplare, dass durch ‘Abhauen der Aeste 138 leicht der Stamm kernfaul wird, und stellt die Frage zur Dis- cussion, an welcher Stelle der Ast zu entfernen sei, um mög- lichst schnelle Ueberwallung der Wunde herbeizuführen. Ferner zeigt derselbe verschiedene abnorme Wachsthumsveähältnisse, darunter eine Fichte, bei welcher in den Achseln sämmtlicher Nadeln des vorjährigen Triebes sich Zweige entwickelt hatten; die mehrere Zoll dicke Rinde 200jähriger Lärchen von Jägern- dorf; Schwämme (Daedalea guereina und Polyporus), welche um eine Feder herumgewachsen, ohne diese irgend zu verletzen. etc. Herr Corpsaulditeur Noack zeigt den Blattstiel einer Bego- nia ricinifolia,, welcher im vorigen Frühjahr durch Zufall bis auf ein kleines Stück durchgeschniiten, aber durch. einen festen Ver- band sofort zusammengehalten, das colossale Blatt gleichwohl bis zur gewöhnlichen Zeit des Absterbens (November) vollkommen ernährt hatte; bei genauerer Untersuchung zeigten die Schnitt- flächen sich nicht verwachsen, sondern durch eine Korklage ver- narbt; die Ernährung geschah (durch ein undurchschnittenes Ge- fässbündel. Der Sekretär gibt Mittheilungen über den GesunJheitszustand und die wissenschaftliche Thätigkeit des Dr. Milde in "Meran, welcher mit einer Monographie ’ der Equiseten beschäftigt ist, zu der ihm u. A. das werthvolle Herbarium De Candolle’s, so wie durch die k. k. österreichische Regierung sämmtliche Samm- lungen des Kaiserstaates zur Benutzung überlassen sind. Als Resultat seiner bisherigen Untersuchungen hat derselbe eine Ab- handlung über die geographische Verbreitung der Equi- seten übersendet, von denen eine kritische Sichtung statt der 163 bisher benannten nur 26 wirklich verschiedene Arten fest- stellt; deren besitzt die meisten (21) Amerika, auch die grösste Eigenthümlichkeit; Europa besitzt 13, darunter 2 ihm eigenthüm- liche Unterarten (E. Schleicheri und trachyodon) und eine eigen- thümliche Bastardform (E. litorale); Asien besitzt nur 11, dar- unter 2 ihm eigenthümlich ; Afrika nur 2, und keine eigenthüm- liche Art; aus Australien sind überhaupt keine Equiseten be- kannt. Der Bericht des Hrn. Stadtrath E. Trewendt über die Ver- waltung des botanischen Lesevereins im Jahre 1862 kommt zum Vortrag. Cohn, Sekretär der Section. 139 Litteratur Körber Systema Lichenum Germaniae (Breslau 1855) und Parerga Lichenologica Heft 1—4. Wer sich über die in Deutschland vorkommenden Lichenen gründlich unterrichten will, findet neben Körb. Syst. und ‚den Parergis heutzutage kein zweites Buch. Solch ein unentbehrli- ches Werk erst noch rühmend hervorzuheben, bedarf es nicht und meines Erachtens liegt es mehr im Interesse der Sache, etliche Punkte, welche vielleicht zu dessen Förderung beitragen könnten, zu bezeichnen. Zunächst wäre es schr wünschenswerth, weun nieht nur alle in Deutschland neu entdeckten, sondern auch die schon bekann- ten, wichtigeren Arten von den verschiedensten Standorten dem Hrn. Verf. zur Benützufg vorgelegt würden. Es wird dadurch ebensowohl die grössere Vervollständigung der deutschen Flora erreicht, als der lästige Missstanud leichter vermieden, dass man die nämliche Art wiederholt al» neu beschrieben findet. Bei vielen der kleineren Steinflechten wirkt die mannigfache Beschaf- fenheit der Unterlage. auf der sie wachsen, so bedeutend auf den äusseren Habitus ein, dass die zuverlässige Feststellung der Arten und Varietäten oft sehr erschwert wird. Hier kann we- sentliche Abhülfe kaum anders, als durch Vergleichung der Pflan- zen aus mehreren (geognostischen) Gebieten, aus der Ebene und höberen Gebirgen u. dgl. erzielt werden. Solche Miero-Lichenes bilden denn auch einen Hauptgegen- stand der zahlreichen Streitpunkte zwischen der Massalongo Körber- und N\ylander’schen Richtwag. Während die meisten grösseren und kicht kenntliehen Arten seit Acharius unver- ändert durch die lichenologischen Werke hindurchgehen, findet Nyl. öfters bei unansehnlichen Formen bloss „alia nomina“, wo die entgegengesetzte Meinung bestbegründete Arten erblickt. Durch Verbreitung von Originalexemplaren kann zwar bei den Entdeckungen der letzten Jahre die allmähliche Lösung des Streites herbeigeführt werden, allein um so schwieriger stellt sich die nachträgliche Ausmittlung vieler von Acharius und älteren Autoren beschriebenen Arten, welche von Massal. und Körb. nicht in natura untersucht werden konnten, dar. Die Nichtberücksichtigung dieser, zum Theile aus Deutschland staın- menden, älteren Species zeigt, so unvermeidlich sie bisher war, 140 doch eine Lücke des Syst. und der Par., deren Ausfüllung als dankenswerthe Aufgabe der heutigen Lichenologie zukomint. Es giebt im gegenwärtigen Augenblicke nur ein Werk, worin fast alle von Acharius beschriebenen europäischen Flechten mieroscopisch gewürdigt sind, nämlich Nyl. Lich. Scand. (Hel- singfors 1861). — Durch Einsicht des in Helsingfors aufbewahr- ten Herbariums von Acharius vermochte Nyl. diesen wichtigen Theil der älteren Litteratur aufzuklären und es entsteht nur die Frage, ob seine Urtheile im Hinblick auf Körb. par. 142, 322 auch Glaubwürdigkeit verdienen. Es soll nun hier die persönliche Seite des zwischen der Mass.- Körb. und Nylander’schen Richtung obwaltenden Streites nicht näher berührt und noch we- niger die Frage geprüft werden, ob die nicht sparsamen, gegen- seitigen Vorwürfe zu rechtfertigen seien, indem der beklagens- werthe Zwist jedenfalls nicht auf diesem, Wege erledigt werden könnte. Hält man aber jenen Theil der Fehde*) und die rein wis- senschaftlichen Leistungen Nylanders auseinander, so möge es erlaubt sein, auszusprechen, dass Nylanders Verdienste um die Flechtenkunde wohlbegründet sind, dass seine planmässige Vereinfachung der Arten und Gattungen keineswegs aus Ober- flächlichkeit entspringt und dass die Verwendung der Gonidien, Paraphysen, Spermogonien zu systematischen Zwecken der Li- chenologie zum erheblichsten Nutzen gereicht. An das audiatur et altera pars bereits durch juristischen Beruf gewöhnt, mache ich kein Geheimniss daraus, dass Nyl. Schriften für mich eine Quelle der Belehrung enthalten, und dass ich die Lich. Scand. für eine trefflliche Vermittlung der Acharianischen mit der gegenwärtigen Periode betrachte. Jedermann weiss, dass heutzutage Irrthümer in lichenologi- schen Dingen auch mit dei besten Willen unvermeidlich sind und zu Gunsten des Körber’schen Werkes darf behauptet wer- den, dass die Kritik nur in wenig Fällen Ursache zu wesentli- chen Berichtigungen finden wird. Bedeutende Schwierigkeiten stellen sich bekanntlich einer unumstösslichen Bearbeitung der niederen Krustenflechten und insbesondere der krustigen Angio- carpi entgegen, deren unscheinbarer Thallus von selbst auf mi- croscopische Untersuchung der Apotheeien hinführt. Ich ver- suche, da ich die Verrucarien anderer Gegenden nicht hinrei- chend kenne, vor der Hand diejenigen Arten des fränkischen 1) Eine Zustimmung zu Nyl. Angriffen gegen E. und Th. Fries bitte ich in obigen Zeilen nicht zu erblicken. 141 Jura zu nennen, hinsichtlich welcher ich der Ansicht Körbers nicht vollständig beizupflichten vermag oder meine bisherige Mei- nung abzuändern veranlasst bin. Pag. 308. Derm. pulvinat. — Die Pflanze bei Würgau (915 b.) ist gleich Dern. pus. adscend. Anzi exs. 219 mit Derm. glomerulif. Körb.! zu einer Species zu vereinigen, während Derm. pulvin. Th. Fries eine ganz verschiedene Art vor- stellt, deren Thallus nicht laubartig, sondern körnig knor- pelig,, heller gefärbt, etwas bereift ist. Pag. 315. Pertus. Wulfenii DC. kommt im fränkischen Jura nicht vor. Pag. 338. Die „Polybl. dermutodes“ des fränkischen Jura ist die in Arn. exs. 87 ausgegebene Pflanze, welche hier und nicht pag. 353 unterzubringen ist. Ob die Massal. Flechte dieses Namens der Jurapfianze vollkommen entspricht, weiss ich übrigens nicht und das von mir gesehene Massal. Original eignet sieh nicht zur mieroscopischen Prüfung. — Thelid. incavatum (Nyl.) Mudd Manual 295 exs. 282 stimmt sowohl im äusseren Habitus als hinsichtlich der Gestalt und Grösse der Sporen ganz mit Arn. exs. 87 überein. Pag. 339. P. nigella. — Ich glaube drei wesentlich abweichende Formen unterscheiden zu können. a) P. nig. Kplh. — Fehlt in Franken und ist eine beson- dere Art. " b) Thelid. absconditum = Saged. abse. Hepp 698 mit farb- losen, zweizelligen Sporen. c) Polybl. abscondita m. mit anfangs farblosen, später brau- nen, grossen, parenchymatischen Sporen — höchst- wahrscheinlich eine Varietät der Pol. rupifraga (Mass.) Arn. exs. 199; wächst nicht selten gemeinschaftlich mit b) und liebt Dolomitgerölle und Solenhofer Dach- schiefer. Pag. 349. T’hel. umbrosun. — Die fränkische Flechte ist unzwei- felhaft ein T’helid. mit zweizelligen Sporen und ich betrach- te als Synonym: T’helid. immersum Leight. Mudd Man. 295. exs. 283. Dagegen kann auch ich über die MaBsal. Flechte keinen genügenden Aufschluss geben. u Pag. 352. Einen stichhaltigen specifischen Unterschied zwischen Thel. pyren. und rubellum kenne ich nicht; selbst das pag. 353 erwähnte 7A. epip. „auf grobkörnigem Granit um Ei- senach leg. Metzler“ — Sporen farblos, deutlich 2- und 142 4-zellig, 33—48 m. m. lang. 14—20 m. m. breit — vermag ich von pyrenoph. nicht wesentlich zu treunen, Pag. 361. Verrue. einerea ist mir aus dem Gebiete des fränki- schen Jura nicht bekannt; bisher fand ich nur die äusserlich sehr ähnliche Pol. caesia m. an vielen Orten. Während die deutlich einzelligen, farblosen Sporen von Amphor. einerenm Mass. exs. 137 einen scharfen Umriss zeigen, sind diejeni- gen der P. caesia gelblich. von einem gewissen fetten oder fleischigen Aussehen, am äusseren Umrisse weniger scharf begrenzt. häufig jedoch (wahrscheinlich im jüngeren Zustande) nicht deutlich parenchymatisch. Pag. 364. eine V. rupest. Schrad. kenne ich zur Zeit nicht. Doch möchte ich glauben, dass man F. rup. diejenige Flechte nennen dürfte, welche Leight. exs. 140 publicirt hat, welche im Zw.’schen Verzeichnisse Flora 1862. p. 563 N®. 337 auf- gezählt ist; die ferner Lahm an feuchten Steinen bei Mün- ster und ich an Kalktuff bei Gräfenberg in Franken gesam- melt haben, und wozu selbst Amphor. foveol.? Arn. exS. 177 ') zu ziehen wäre — indem die Sporen entschieden brei- ter und grösser als bei Verr. muralis sind. Verrue. dolo- mitica (Mass.) Körb. par 362 liesse sich etwa als Varietät auffassen. Pag. 367. Die typische Verr. macrost. Mass. 194. Anzi Etr. 39. Zw. 214. vermochte ich in unzweifelhaften Exemplaren noch nicht im fränkischen Jura zu finden; alles bisher bemerkte gehört zu var. detersa. — Mit letzterer kann ich aber Körb. 142 nicht vereinigen, weil deren Sporen 15—20 mm. lang, 6—7 m.ım. breit, folglich beträchtlich kleiner, als diejenigen der detersa sind. Pag. 374. Die Lithoic. ruderum Mass. habe ich zwar bei von Krempelhuber gesehen, getraue mir jedoch kein näheres Urtheil zu. Die bei Eichstätt vorkommende Flechte dieses Namens (Flora 1858 p. 236) gehört, wie ich jetzt keinen Au- genblick zweifle, zur Verruc. muralis Ach. Pag. 376. Verr. fusca Kplhb. Arn. exs. 145. Rbhst. 166 — auch an Kalkfelsen der Insel Gothland von Stenhammar und in Westphalen von Lahm gesammelt, habe ich im frän- kischen Jura nicht angetroffen. Die um Eichstätt beobachtete 1} Diese Pflunze ist gewiss nicht Verr. muralis (Körb par. 378.) 148 Pflanze ist nur eine Varietät der V, plumbea Ach. mit brau- nem Thallus, im Schatten wachsend. Pag. 379. V. papillosa. Ich gestehe, dass ich nicht im Klaren bin. ob diese Körber’sche Art und V. elaeina p. 371 wirk- lich speeifisch verschieden sind. Gewiss scheinen mir Hepp 94, Arn. 171 und Mudd exs. 272 genau die nämliche Pflanze vorzustellen, welehen gegenüber eine Reihe von Formen mit halbkugelig über dem Thallus erhabenen, oft sehr zahlrei- chen, kleinen, nahe beisammen stehenden Apothecien tritt. (Körb. exs. 172. Arn. in lit. 553 b.!) Allein Rabhst. 572° Arn. exs. 51 bilden eine Mittelform, die eine wesentliche Trennung jener Species durchaus nicht begünstigen. Adhuc sub judiee lis est. — F. congreg. Arn. 83 könnte sich zwar als krustenlose Varietät unter V. papsll. Körb. unterbringen lassen , ist aber doch wenigstens als wohlbegründete Varietät abzuzweigen. — V. fuscata Hepp ist in meinen Augen absque dubio = V. anceps Kplh. (Flora 1859, p. 154). Pag. 379. Dass V. pinguie. und papillosa Arnold (non Körh.!) gerade 2 Arten sein müssten, will ich dahingestellt sein las- sen; doch wäre V. ping. Hepp 688 einerseits von V. papill. Arn. 52. Körb. exs. 82 andrerseits als leicht zu unterschei- dende Varietät (Flora 1859 p. 154) auseinander zu halten. Wenn in anderen Familien Varietäten zu Recht bestehen dürfen, warum nicht bei den Angiocarpis? Pag. 381. Verr. ochracea Hepp. Kplhbr. Lich. Bay. 237 ist nach meiner Ueberzeugung Lithoic. controversa Mass. Pag. 381. Perr. demissa Mass. non Hepp halte ich für Verr. muralis (vgl. Flora 1861 p. 263). Zur Vervollständigung der Parerga ist noch erforderlich die Bearbeitung a) des Restes der Angiocarpi, b) der Gallertflech- ten, c) der in ihrer Eigenschaft als Lichenen theilweise zweifel- haften Parasiten, d) und mehrerer der jüngsten Zeit angehören- den Bereicherungen der deutschen Flora. Hoffentlich wird dem Hrn. Verf. die baldige Vollendung seines gediegenen Werkes trotz der störenden Einwirkung zeitraubender Berufsgeschäfte er- möglicht werden. Welche Hindernisse aber dadurch zwischen Wille und That sich einschieben. wissen diejenigen am,Besten, welche auch durch einen „Lebensberuf“ an die Scholle gefes- selt sind. Arnold. 144 Anzeigen Bei Gelegenheit der Anwesenheit in Leipzig Hrn. Hasert’s aus Eisenach mit den Mikroskopen desselben bekannt geworden, fühle ich mich verpflichtet, diese vorzüglichen Instrumente ange- legentlich zu empfehlen. Bei einer von mir vorgenommenen ge- nauen Vergleichung eines Hasert’schen Mikroskopes neuester- Construction blieben die Leistungen des stärksten Objeetivsyste- mes desselben hinter denen Ross’scher und Amici’scher Ob- jeetive ersten Ranges nicht zurück. Probeobjecte von solcher Schwierigkeit wie Grammatophora subtilissima wurden aufgelöst. Dabei ist die penetrirende Kraft dieser Linsen nicht auf Kosten der definirenden gesteigert; vielmehr ist die Schärfe und Deut- lichkeit der Bilder eine sehr vollkommene. Auch die stärksten Objective sind keine Eintauch-Linsen, sondern werden gehand- habt wie die schwächeren: ein beim Gebrauche nicht hoch genug anzuschlagender Vorzug. Der Preis der Hasert’schen Mikro- skope ist nicht hoch: ein Instrument ersten Ranges kostet 130 Thaler. . Leipzig im Februar 1863. W. Hofmeister. Im Verlage von Conr. Weychardt in Esslingen ist so eben erschienen und durch alle Buchandlungen zu beziehen: Über Missbildungen verschiedener Culturpflanzen und einiger anderer Jandwirthschaftl. Gewächse. Von Prof. Dr. Fleischer, an der land- und forstwirth- schaftlichen Akademie zu Hohenheim. Mit 8 Tafeln Abbild. gr. 8. geh. Preis 26 Sgr. oder 1 fl. 24 kr. rhein. Diese Schrift bildet einen sicher willkommenen Beitrag zur Morphologie der Pflanzen, nicht allein für Botaniker, sondern auch für jeden die Wissenschaft schätzenden Landwirth. i Redactenr: Dr, Herrich-Schälfer. Druck der F. Neubäuer’chen Buch“ Aruckeret (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. ® FLORA. NM 10. Begensburg. Ausgegeben den 13. April. 1863. Inhalt. H. Wydler: Ueber die Blüthe von Melianthus. — J. v. Czi- hak und J. Szabo: Heil- und Nahrungsmittel, Farbsto'fe, Nutz- und Hansge- räthe, welche die Ostromanen, Moldauer und Wallachen aus dem Pfianzenreiche gewinnen. — Verzeichniss der im J. 1863 für die Sammlungen der kgl. bot. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. Ueber die Blüthe von Melianthus, von H. Wydler. Die fast bis auf die neueste Zeit von den systematischen Schriftstellern vernachlässigte Berücksichtigung der Stellung seit- licher Blüthen zu Abstammungsaxe und Tragblatt ist schon mehr- mals die Veranlassung von falschen Angaben geworden, indem an nicht selten die vordere und hintere Seite einer Blüthe mit einander verwechselte. Ich will hier nur an die Gattung Viola und die,Balsaminen erinnert haben. Ein ähnliches Beispiel bietet uns Melianthus. Alle Schriftsteller. die ich zu Rathe gezogen: Linne (gen. 1764), A. L. Jussieu (gen), De Cand. (prodr.), ad 1. de Tuss. (M&m. du Mus. XII, 459), Endlicher (gen.), Spach (suites & Buffon) beschreiben die Blüthe von Melianthus wie sie sich zwar nach ihrer Entfaltung verhält, nicht aber in der Lage, die sie in der Knospe, noch in der Achsel ihres Trag- blattes eingehüllt, zeigt. Alle übersahen ferner die Drehung, welehe der Blüthenstiel nach Seiner völligen Dehnung erleidet und welche es eben bewirkt, dass die entfaltete Blüthe eine von ihrer ursprünglichen so ganz abweichende Stellung darbiete. Payer (Urganogenie de la fleur) ist (so weit die mir zugängliche Litte- ratur zu schliessen gestattet) der einzige Schriftsteller, welcher die Stellung der Blüthe von Melianthus richtig aufgefasst hat. „Der später eintretenden Drehung des Blüthenstieles erwähnt er nicht, .: Flora 1863. 10 146 Wenn mehrere der oben genannten Schriftsteller der Gattung Melianthus seitliche und axilläre Blüthenstände zuschreiben, so ist diess wenigstens auf Mel. major, die ich allein lebend beob- achten konnte, nicht anwendbar. Bei dieser ist der Sachverhalt folgender : Die erste Axe derselben zeigt ein unbegrenztes Wachs- thum und trägt nur Laubblätter. Aus den Achseln dieser (und zwar aus dem vorliegenden Exemplar nur aus 2 auf einander fol- genden) entspringen die in aufsteigender Folge entfaltenden ca. 2—3 Fuss langen Blüthenzweige. Sie bilden ein zweites Axen- system und tragen bald über, bald unter der Mitte ein seiten- ständiges laubiges (auf die Scheide und Spreite reducirtes) Vor- blatt. Den Gipfel dieser zweiten Axe nehmen eine grössere An- zahl Hochblätter ein, die aus ihren Achseln die Blüthen aussen- den, welch’ letztere mithin einem dritten Axensystem angehören. Das unterste Hochblatt steht wohl um 1 Fuss von dem laubigen Vorblatt der secundären Axe entfernt und diesem gegenüber. 'Es ist als das zweite Vorblatt dieser Axe (Blüthenzweig) zu betrachten. Auf dasselbe folgen nun in spiraliger Ordnung noch zahlreiche andere Hochblätter mit ihren Blüthen, die anfangs ungestielt und dicht zu- sammengedrängt eine endständige überhängende Achre bilden. Mit der Entfaltung der Blüthen (welche von unten nach oben statt hat) verlängern sich deren Stiele und dieInternodien zwischen den Hoch- blättern dehnen sich zugleich in etwas. Die Blüthen treten nun auseinander und bilden nunmehr einen traubigen Blüthenstand. Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass von einem racemus terminalis nur insofern die Rede sein kann, als man ihn unmit- telbar auf die Axe bezieht, welche ihn trägt; das ist aber hier die secundäre Axe. Bezogen aber auf den Stamm oder die pri- märe Axe ist der racemus axillär und wie wir sehen, trägt die primäre Axe keine Inflorescenz. Die Angabe der Schriftsteller ia Betreff der Inflorescenz ist mithin viel zu unbestimmt. Mit der Entfaltung der Blüthe und der Verlängerung ihrer Stiele tritt nun auch eine spiralige Drehung dieser letztern ein ”). Durch diese wird eine Umkehrung der Blüthe bewirkt, (wie bei Lobelia, jedoch unvollkommener), wobei ihre hintere Seite schief nach vorn zu stehen kommt. Die ursprüngliche Stellung der Blüthe ist, wie auch Payer richtig angibt, die, dass von den 5 Kelehblättern zwei (das erste und zweite) ein vorderes 1) Die Blüthen derselben Traube zeigen ohne Ordnung bald Rechts- bald Linksdrehung und dasselbe gilt von der Wendung ihres Kelchs, Die Drehung des Stiels schien mir dem langen Weg des Kelchs zu folgen. ; 147 Paar bilden, zwei (das vierte und fünfte) seitlich stehen, das zweite aber, welches die Form eines Cueullus angenommen hat, median nach hinten liegt. Nach der Drehung des Blüthenstiels steht nun dieses letztere schief nach vorn, das erste und zweite stehen schief nach hinten, und in dieser Stellung haben die oben- genannten Schriftsteller die Blüthe beschrieben. Die Knospen- lage des Kelchs entspricht und zwar schon in kaum 1 Lin. gros- sen Blüthen deutlich der *s Spirale der Kelchblätter. Das erste und dritte Kelchblatt sind gegen die Spitze etwas um einander gedreht, wesshalb Adr. de Jussieu die Deckung übersehend, von einer gedrehten Kelchästivation reden konnte. Payer beschreibt die Blüthe von Melianthus als der Vor- blätter ermangelnd. Aber sowohl die Deckungsfolge der Kelch- blätter als die Lage des zweiten Kelchblattes median nach hin- ten, verlangen die Annahme von zwei seitlichen Vorblättern. Gewiss ist es, dass sie wohl nur selten zum Vorschein kommen. Dennoch bin ich so glücklich gewesen, sie an dreien der tiefern Blüthen des Racemus aufzufinden. An 2 Blüthen fanden sich beide Vorblätter, an einer dritten war nur eines und zwar das erste, vorhanden. An einer der Blüthen' mit 2- Vorblättern war das zweite Vorblatt in den einen Rand des Cueullus-artigen Kelchblattes verwachsen. Von lanzettlicher Form, sind sie zu- gleich etwas ungleichseitig, indem die sie durchziehende Mittel- rippe sie nicht in gleiche Hälften theilt; sie sind dabei unter sich symmetrisch gestaltet, ca. 3—4 Lin. I, 1 Lin. breit und tleilen mit den ausgewachsenen Kelchblättern die rothbraune Farbe. Der Anschluss des Kelches an die Vorblätter ist hier der ganz gewöhnliche pentamerischer hintumläufiger Blüthen „Eh dureh Prosenthese von = , der Uebergangsschritt mitlin vom zweiten Vorblatt zum ersten Kelehblatt gleich "so. Die Blüthe von Meliantkus gehört zu den bilateral- synıme- trischen oder zygomorphen !). Die Theilungsebene derselben fällt mit der Mediane zusammen und schneidet das zweite Kelehblatt, In dieser Hinsicht gehört sie in eine Kategorie mit den symme- trischen Blüthen von Delphinium und Aconitum, von Viola, der Pulygaleen, von Pelargonium, Dictamaus, der Bignopigceen, Acan- ‘ 2) Der von €. Schimper und A. Braun (Flora 1885) eingeführie Aus- druck: Zygomorphie wird von Blainville (Diet. d. sciene. nat, Suppl. I, 2 Artikel: animal) in gleicher Weise anf die Thiere angerendet. 10* 148 thaceen, Antirrhineen, Labiaten, Verbenaceen, Pedalineen, Goo- denieen, Lonicereen, Globularieen, der Labiatifloren unter den Compositen ete. etc. Bei diesen allen gehen der Blüthe 2 Vor- blätter voran oder dürfen wenigstens, wo sie fehlen, der Analo- gie mit verwandten Gattungen halber in der Anlage vorhanden vermuthet werden. Fehlen die Vorblätter bei einer symmetri- schen Blüthe wirklich, oder übersteigt ihre Zahl die Zweizahl, so muss natürlich’bei übrigens ebenfalls medianer Theilungsebene diese ein anderes Sepalum als das zweite schneiden. Bei Blü- then ohne Vorblätter, wie bei den Balsamineen, Vochysieen '), Pinguieula geht deshalb die Theilungsebene durch das vierte nach der Achse hin liegende Kelchblatt. Bei Blüthen mit z. B. 3 Vor- blättern (Pentastemon, Russelia, Gessneriaceae) gebt sie durch das erste median nach hinten liegende Kelehblatt. Eine mediane Thei- lungsebene auch durch das erste Sepal. zeigen die Leguminosen, bei denen aber der Kelch an die 2 vorausgehenden Vorblätter durch eine eigenthümliche Prosenthese angereiht ist. Median sy- metr. wie mit Melianthus ete. verhalten sich die Lobeliaceen und Rhododendron, nur dass bei letzteren die Blüthe, weil vornum- läufig, umgewendet erscheint, und das zweite Kelchblatt deshalb median nach vorn zu stehen kommt. Gaühz abweichend von allen hier genannten Pflanzen, obgleich mit zygomorph. Blüthen, ver- halten sich Aesculus und Koelreuteria, Echium, Saxifraga sar- mentosa und die lippenblüthigen Solaneen. Kehren wir nach dieser Abschweifung noch einen Augenblick zur Blüthe von Melianth. zurück. Die Beschreibung derselben bei Ad. de Jussieu und Endlicher lässt, wenn man von der ver- kehrt angegebenen Lage ihrer Theile absieht, wenig zu wünschen übrig. Während die,2 vordern Kelchblätter die grössten und un-' ter sich gleichseitig sind, so sind hingegen die 2 seitlichen nicht nur kleiner, sondern sie sind ungleichseitig, zugleich unter sich 1) Ich konnte aus der Familie der Vochysieen nur getrocknete Blüthen der Gattung Callisthene Mart. untersuchen. Vorblätter sind entschieden hier keine vorhanden, wesshalb denn auch die zwei ersten Kelchblätter rechts und links stehen und das Vierte gespornte median nach hinten liegt. Schnitzlein gibt in seiner Iconogr. einen Grundriss der Blüthe von Vochysia ucanorum ; er zeiehmet dabei zwei Vorblätter, gibt aber dem Kelch die Stellung wie ich sie beschrieben und wie sie nur bei Blüthen ohne Vorblätter vorkommen kann. Endlicher (gen.) spricht nur bei Vochysia von 2 Vorblättern (bracteol.). Allen übrigen Gattungen dieser Familie schreibt er flores bracteati zu, was sich nur auf die Tragblätter der Blüthen beziehen kann. 149 symmetrisch. Von den 4 Petalen ist das vordere Paar ebenfalls etwas grösser als das hintere, sie neigen sich sämmtlich nach hinten und dienen mit dem Cucullus-artigen Kelchblatt und dem noch unten zu beschreibenden Nectarhalter zum Verschluss der Blüthe nach hinten. Die Petala sind in ihrer Mitte durch einen Haarfılz fest zusammengehalten, und lassen sich eher sämmtlich mit ihren breiten Nägeln von ihrer Insertionsstelle ablösen, als dass sie sich an der verfilzten Stelle von einander trennten. Von dem median nach vorn liegenden Blumenblatt zeigten alle unter- suchten Blüthen keine Spur. Seine Stelle scheint mir durch eine wenig in die Augen fallende wulstige an der Basis des vorderen ımedianen Fruchtblattes stehende Drüse vertreten zu sein. Nach Payer soll dieses Petalum von allen zuerst erscheinen, dann aber früh schwinden. Dass die Schwindeglieder der Blüthe von Melianth. in die Mediane fallen, geht auch daraus hervor, dass das hintere mediane Stamen fehlt, falls es nicht bloss eine Um- wandlung erlitten und zum Nectarhalter geworden ist.‘ Nach Payer entstehen die Kelchblätter entsprechend ihrer *®/, Spir. Die Ausbildung der Blüthentheile geschieht aber in aufsteigender Folge, wie die Grössenverhältnisse der Sepala, Petala und der didynamen Stamina deutlich zeigen. Auch die aufsteigende Ver- stäubungsfolge spricht dafür, und an einzelnen Blüthen bemerkte ich selbst ein Vorherrschen des vordern Fruchtblattes über die andern, wie seines zugehörigen Stigmas. Beiläufig sei noch er- wähnt, dass die Anfangs fast walzlich-pfriemlichen Filamente bei ihrem Welkwerden eine bandartige Form annehınen. Entfernt man behutsam das zweite Cucullus-artige Kelchblatt, so stösst man auf einen membranösen mehr oder weniger gefal- teten Sack oder kappenförmiges Organ, welches sich mit seiner Rückenseite der Innenwandung jenes Kelchblattes anlehnt, ohne, mit Ausnahme seiner Basis, sonst eine Verwachsung mit ihm einzugehen. In sehr jungen Blüthen erscheint es nur als ein schmaler den länglich-quadratischen honigabsondernden Disous umrandender Wulst oder Ring, welcher nach den zwei hintern Staubfäden hin offen ist, und dessen freie Ränder an jener Stelle mit diesen Staubfäden zusammentreffen. Bald aber wächst dieser häutige Ring beträchtlich, nimmt die Form eines oben und vorn offenen membranösen Sackes an und erreicht fast die Grösse des Cueullus-artigen Kelchblattes. Dieses eigenthümlich gestaltete Organ ist offenbar dazu bestimmt, den von dem Diseus abgeson- Jderten reichlichen Honigsaft aufzunehmen, und ihn einige Zeit 150 festzuhalten, wozu auch noch die nach hinten geneigten Petala behülflich sind. Was den Discus betrifft, so erstreckt er sich als ein länglich-quadratischer Körper von den 2 hintern Staub- fäden weg bis in das kurze kegelförmige Horn des Cucullus- artigen Kelchblattes. Er ist in seiner Mitte der ganzen Länge nach von einer oft durch eine Furche getheilte Leiste durchzo- gen, welche ihren Ursprung an einem kurzen Höckerchen oder Schnäbelehen nimmt, welches man in der Mitte der die beiden hintern Filamente verbindenden Membran bemerkt. Es frägt sich nun, soll man den sackförmigen Honighalter als eine eigenthümliche Umwandlung des hintern unpaaren Staubfadens betrachten? Könnte man ferner nicht den drüsigen Discus als eine spornartige Verlängerung der Basis der 2 hintern Stamina ansehen, die mit einander zu einer bonigabsondernden Ebene verschmolzen wären, so dass ihre ursprüngliche Trennungslinie nur noch durch die den Discus durchziehende Leiste bezeichnet würde? Diese Meinung scheint mir so ungereimt nicht, wenn man sich an die mit Spornen versehenen Stamina der Fumaria- ceen, von Viola, Pelargonium und an die Drüsen erinnert, die wie bei Polygala, Cuphea etc. ein geschwundenes Stamen xertre- ten. Payer, der den Honighalter (welchen er Parapet nennt) und den Discus als zusammengehörig betrachtet, will es nicht zugeben, dass. diese Theile ein Stamen repräsentiren, noch we- niger seien es Spuren eines zwischen Staubfäden und Pistill be- findlichen Wirtels, was letzteres ich freilich auch nicht glaube. Ihm ist der Discus einfach: „un gonflement du tissu du re- ceptacle.“ , . ‚Die Blüthe von .Melianthus zeigt bei im übrigen entschieden pentamerischen, zwar nur im Kelch deutlichen, in den Petalen und Staubfäden durch Schwinden verwischten Zahlenverhältnis- sen einen nur viergliedrigen Fruchtblattkreis. An den Abortus eines Fruchtblattes, um die Fünfzahl auch in der Frucht herzu- stellen, ist aber hier gar nicht zu denken; es ist auch nirgends ein freier Raum für ein fünftes Fruchtblatt hier übrig gelassen. Vielmehr ist der Fruchtblattwirtel hier aus 2 zweigliederigen Cyklen zusammengesetzt, ein Fall, den man auch wieder bei Parnassia "), bei Nicotiana quadrivalivis nnd zufällig bei allen 1) Es war ein Irrtium von meiner Seite, wenn/ich in der Fiora 1857, S. 20 bei Anlass von Parnassia die Frage aufwerfen konnte, oh, nachdem ich Blü- then dieser Pfanze mit 6 Fruchtblättern angetroffen, nicht auch zuweilen solche mis 8 Fruchtblättern aufzufinden wären. Ich hatte einen Augenblick Vergessen, 151 den Pflanzen mit 5-merischem Kelch wiederfindet, die typisch 4 Fruchtblätter haben, von denen aber gewöhnlich nur 2 sich aus- bilden, wenn nämlich bei letztern, was zuweilen geschieht, sich alle 4 Fruchtblätter gut entwickeln. Bei Melianthus fallen vor den 4 Fruchtblättern 2 in die Mediane, die 2 andern kreuzen sich mit ihnen rechtwinklich. Nachtrag. Diese Zeilen waren schon gedruckt, als es wir erst möglich war, einen Aufsatz von G. Planchon im Bullet. de la soc. bot. de France, IV. 661 nachzusehen, worin er einige Monstrositäten von Mel. comosus beschreibt, und wo er nicht nur die Kelchstellung richtig angibt, sondern bereits auch der Dre- hung des Blüthenstiels erwähnt, so dass mithin ihm in dieser Beobachtung das Prioritätsrecht zukommt. Planchon fand Blü- tlıen mit 5 Petalen und 5 Staubfäden. Von dem fünften Staub- gefäss sagt er: „son filet aboutit juste au milieu du bord ante- vieur de la glande“, d. b. wohl an der Stelle, die ich oben als Höckerchen oder Schnäbelchen bezeichnete. In dem was er über monströse Blüthen des M. comos. vorbringt, kann ich ihm nicht folgen; leider wendet er bei Erklärung derselben die jetzt bei den französischen Botanikern sehr beliebte unglückliche „theorie des dedoublements" an, eine Theorie, die wie mir scheint, mit einer gesunden Morphologie sich nicht vertragen kann. Heil- und Nahrungsmittel , Farbstoffe, Nutz- und.Hausgeräthe, welche die Ost-Romanen, Moldauer und Wallachen aus dem Pflanzenreiche gewinnen. Mitgetheilt von Obriststabs- arzt Dr. Ritter Jakob von Czihak und Dr. J. Szabo, Secundarius im Hospitale St, Spiridion in Jassy. Fortsetzung zu dem Aufsatze, der im ersten Jahrgange der Dong dia Nr. 24 und 25 erschien. In N°.24 und 25 des ersten Jahrganges der Bonplandia theilte ich einen kurzen Aufsatz mit, der die Nahrungsstoffe, welche dass die in den Fruchtblaitkreisen von Parnassta auftretenden Grundrahlen die 2, 3 und 5 sind, dass mithin die Doppelzahl, die bei Ausbildung beider hier typisch geforderter Cyklen auftritt, also nur 4, 6, 10 beiragen kann (wovon aber gewöhnlich nor die Vierzahl als verwirklicht, vorkommt), die 8. Zahl gar zicht möglich ist. 4152 die Ost-Romanen dem Pflanzenreiche entnehmen, besprach. Da mir dieser Gegenstand nicht genügend durchgeführt erschien, so nahın ich im Jahre 1858, 1859 und 1860; als ich mehrere Monate wegen Dienstangelegenheiten in Jassy weilen musste; mit Hın. Dr. Szabo diesen Gegenstand wieder auf und wir veröffentlichen hier unsere Forschungen, welehe ein wissenschaftliches Interesse hoffen lassen, da ‚wir nicht allein die Nahrungsstoffe, sondern auch die Volksheilmittel und Farbstoffe u. s. w. besprechen, die - die Ost-Romanen aus dem Pflanzenreiche gewinnen. — Auch dem Botaniker geben wir einen Ueberblick der bis jetzt aufgefundenen und bier angeführten Pflanzenspecies der moldauischen Flora. Aschaffenburg im März 1863. Hippuris vulgaris Lin. Tannenwedel. ramanisch Koada kalului, Pferdeschweif. — Häüfig an Sümpfen und Teichen, auch am Pruth. Man benützt das Kraut zum Zinnputzen. Arum maculatum L. Gefleckter Aron. rom. Ungureanka. _ Bei Jassy bis Galatz häufig, selten nördlich von Jassy, noch sel- tener in der Romaner- und Bakauer-Gegend, fehlt an den Kar- pathen ganz. — Die Landleute gebrauchen die .Abkochung der Wurzel und Blätter bei gangraenösen Wunden. Die pulverisirte Wurzel und Blätter mit Fett zu einer Salbe bereitet, wird mit Nutzen bei Hausthieren in ähnlichen Uebeln angewendet. Die Schäfer gebrauchen beide Formen mit grossem Nutzen bei der Klauenkrankheit der Schafe. Blitum virgatum L. Erdbeerspinat. rom. Fraga taetaeraske, tatarische Erdbeere. — An Zäunen vorkommend. Die Beeren werden von den Bäuerinnen als Schminke gebraucht. Ligustrum vulgare L. Gemeine Rainweide. rom. Maelinizae. — An Umzäumungen von Weingärten und in Niederwaldungen. Die Beeren wendet man zum Blaufärben der Wolle an. Das Holz zu Pfeifenröhren. — Die Rinde wird als antiscorbutisches Mittel angewendet. Syringa vulgaris L. Lilak. rom. Liliaze. — In Weingärten und oft in Hecken. Die weisse Varietät der Blumen wird von den Bäuerinnen gegen Leucorrhoea gebraucht. Aus dem’ Holze machen die Schäfer ihre Pfeifen — Fluer — eine Art Flagiolett. Veronica offieinalis L. Ehrenpreiss. rom. Wentrilike. — Häufig in Wäldern der oberen Moldau, fehlt in der südlichen Moldau ganz. Wird vom Volke bei Diarrhöen , Dyscenterien und Hae- morrhagien häufig angewendet, ebenso auch mehrere Species dieser Gattung. 153 Veronica Beccubunga L. Bachbungen. rom. Bobownik. — Au Quellen sehr häufig. Im Winter und Frühjahre als Salat. benützt. Von dieser Gattung kommen noch vor: V._spuria L., longifolia L. et Schrad., media Bmg., foliosa Bung., nrgleca Bag, spicata L , orchidea Bing., cristata Bmg., hybrida Bmg., ser- pillifolia L., fruticulosa L., saxatilis L., petrea Bmg., alpına L., integrifolia Bung., aphylla L., depauperata Bmg., bellidioides L., Anagallis L., scutellata L., Chamaedrys L., Jacquini Bing, wur- ticifolia L., Teucrium Bing., latifolia Schr., prostrata L., den- tala Bing., pilosa Bimg., montana L., praecox L., agrestis L.' arvensis L., hederifolia L., Cymbalariaefoia Bod., Aliformis Bes., triphyllos L., verna L., romana Bing., acinifoka L., pe- regrina L. u Gratiola offieinalis L.Gnadenkraut. rom. Mila Domnului, Herrngnade. — Bei Botoschani und bei Galatz häufig; fehlt bei Jassi ganz. Wird bei Menschen, häufiger aber bei Hausthieren als Purgirmittel angewendet. Lycopus euwropaeus L. Wolfstrapp. rom. Czarwage. _ An feuchten Gräben häufig. Mit Laugenzusatz gewinnt ‚man. ‚eine gelblich-braune Farbe zur Färbung der Wolle. Noch ‚Kommt. vor L. exaltatus L. Salvia officinalis L. Gemeine Salbei. rom. Schelvia. —. In, Gärten häufig. Die Blätter werden in einem Milchaufguss® "bei catarrhalischen Zufällen häufig gebraucht. $. pratensis L. Wiesen- Salbei. rom. Schelvia. — Auf Wiesen sehr häufig. ‚Blätter und Stengel werden zu Bädern bei darrsüchtigen Kindern angewendet. Noch konımt vor 8. sylvestris L., nemorosa Bmg., grandiflera vur, Bmg., coccineo-roseu Bmg., rosea var. Bing., nivea Bmmg:, nutans Bmg., austriaca Jacgq., verbenaea Bmg., sclarea L., ver- tieillata L., glutinosa L., betonicaefolia Bmg. Fraxinus excelsa L. Esche. rom. Frasin. In Wäldern. und Weinbergen häufig. Die Blätter werden gegen Rheuma und Gicht häufig angewendet. Das Holz ist ein treffliches Nutzholz, für Zimmermann und Tischler. Noch kommt vor: F. ornus L. — Auf beiden Arten hält sich die spanische Fliege — Lytia vesica-. toria — in manchen Jahren massenhaft auf, dass man Hunderte von Centnern sammelt und in den Handel bringt. Salix fragilis L. Bruch-Weide. rom. Rekita. — An Ufern der Flüsse, auf feuchten Wiesen auch in feuchten Wäldern häufig. Die Zigeuner schnitzen aus dem Stamme Waschmulden, Löffel, Teller, Bienenstöcke u. s. w. Die Ruthen von verschiedenen, 154 Weidenarten werden zu Fleehtwerk verschiedener Art benützt. Noch kommt vor: Salix monundra Bmg., triandra Bmg., vitel- kina Hof., amygdalina L., Pentaudra L., decipiens Bmg,, myr- iylloides L., arbuscula L., herbucea L., retusa L., reticulata L.s Jacquini Bmg., cinerea L., limosa Bing., acuminata Sm., ha- stata L., incubacea Bing., silesiaca W., rosmarimnifolia L., phyli- eifolia L. sec. Fries (bicolor Ehrh.), coerulescens var. Bmß., depressa L., caprea L., fagifolia Bmmg., sphacelata var. Bmg., viminalis L., alba L. Valeriana offieinalis L. Gemeiner Baldrian. rom. Odolean. — Häufig auf Heuwiesen, in Hecken und Gebüschen. Das Volk wendet den mit der Wurzel und dem Kraut versetzten Brannt- wein bei verschiedenen Frauen- und nervösen Krankheiten an. Noeh konımt vor::V. dioica L.; exaltata Mik., tripteris L., hete- rophylla var. Bing., montana L., elongata L., saxatilis L. Fedia olitoria Wahl. Schrad. Fedie-Salat. rom. Nalata nielului, Lämmersalat, auch Fedika. Wird als Gemüse und Sa- lat häufig genossen. Noch kommt vor: F\ deniats Schrad. Iris pumia L., variegata L., squalens, sibirica L. Schwert- hlien. rom. Stenschen. — Häufig auf Wiesen und an Abhängen der Berge. Die Wurzeln und Blüthen werden mit Branntwein übergossen und letzterer bei verschiedenen Krankheiten ange- wendet Noch kommt vor: I. saumbucina L., germanica L, Pseu- dacorus L., graminea L., spuria L. Dipsaeus sylvestris Mill. Karde. rom. Warga Czobanuluj, Hirtenrutbe. — Auf Heuwiesen und Ackerfeldern häufig. Das Wasser, welches sich an den Blättern sammelt, wird, wie das Volk versichert, mit Nutzen gegen die Warzen angewendet. Man findet noch: D. Iaeiniatus L., pilosus L. Scabiosa corniculata, Teucantha, succisa L., transylvanica BE. Tenfels-Abbiss. ro. Muschkatu Drakului, Teufelsbiss. — Auf Heuwiesen, am Rande der Wälder, Brachfeldern u. s. w. sehr häufige. Die Bäuerinnen wenden das Kraut zu Bädern bei Neu- geborenen an. Noch kommt vor: S. longifolia Bing., diversifolia Bm g., arvensis L., davon rosea vor. Bmg., sylvatica L., coluım- baria L., davon polymorpha var. Bmg, canescens Bmg., tenui- folia Bing., davon carneo-rubra var. Bmg. Asperula odorata L. Waldmeister. rom. Mama paduri, Wald- mutter. — In waldigen Niederungen. Vom Landvolke bei Typhus in Aufguss gegeben; zu Bädern bei schwächlichen Kindern. — Asperula-tinctoria L. Färbender Waldmeister: — Zi Gebüsehen 185 und auf Heuwiesen häufig. Die Frauen färben damit leinene Garne roth. Noch kommt vor: A. arvensis L., taurina L., Uy- nanchtiea L., carneo-rubra var. Bmg., Allioni Bmg. Galium verum L. Wahres Labkraut. rom, Senzujene — Häufig auf Wiesen und am Rande der Aecker. Das Landvolk macht einen häufigen Gebrauch dieser Pflanze gegen Unterleibs- beschwerden und zu Bädern. Diese Pflanze mit Pottasche be- handelt, färbt die Wolle hochgelb. Noch kommt ver: G. Vail- lantii Koch, rubioides L., palustre L., montanum Bin g., uligino- swn L., austriacam Jacq. Bacconi Bmg., pusillum Bmmg., sca- brum Bmg., Mollugo L., syloaticum L., glaucum Bing. rubrum L., spurium Bm g., boreale W., rotundifolium L, infestum Bmg., Aparine L. Rubia tinetorum L. Krapp. rum. Rodea. — In der Galatzer, berlader, Tekutzer und Fockschaner Gegend häufig. Die Bäuerin nen färben damit die Wolle und Garne hochroth. Plantage media L. Wegebreit. rom. Patlaschine. — Auf feuch- ten Wiesen häufig. Wird als Thee gegen Husten gebraucht; den frisch gepressten Saft wendet man auf Schnittwanden an, die Blätter zum Verband. In der Küche benützt man die Blätter zum Einwickeln der Reis- und Fleischfülle zu den beliebten Klös- chen, Sermale genannt. Noch kommt vor: P major. L., Zaber- nemonlanum Bmg., wliginosa Mick., lanceolata L., davon mısilla var. Bmg., variefas Bing., sericea Bng., maritime L., Wulfferi Bmg., alpina L.. Psylliun L., arenaria W. et Kit., pumila Bmg. Sungwisorba offieinalis L. Wiesenkropf. rom. Soarbestre. — Häufig auf Waldwiesen. Wird gegen Diarrhöen, Ruhr und Hä- morrhagien gebraucht, auch gegen Colik, sogenannte Watamatura der Romanen, Uornus musculu L. Iornstrauch. rom. Korne. — Iu Wein- gärten, und Wäldern selır häufig und oft stattliche Däume von 1—2' Durchmesser des Stammes. Die Früchte gegen Diarrboea und Dysenteria, auch in typhösen Krankheiten. — Die reifen Früchte werden auch häufig in Zucker eingemacht — und als Dulzets oder auch als Sorbet zubereitet und zum Trinkwasser genossen. Das harte Holz wird zu verschiedenen technischen Zwecken verwendet. Cornus sangwinea L. Rother Hornstrauch. rom. Senscher. — An Umzäumungen und Waldgebüschen häufig. Die Früchte wer- den zu blauer Farbe benützt. — Die Blätter in Aufguss gegen Haemorrhagien, das Holz zu verschiedenen Wirthschaftsbedart. 156 Trapa nutans L. Gemeine Wassernuss. rom. Tschuline. — An Teichen in der nördlichen Moldau hhufig. Die Frucht, welche vie] Stärkemehl enthält, wird von den Landleuten gegessen. Parietaria offieinalis L. Glaskraut. rom. Greu Patirnik. — In Gebüschen und an Zäunen der südlichen Moldau häufig. Vom Volke gegen Husten, selbst Bluthusten angewendet. Alchemilla vulgaris L. Frauenmantel. rom. Kretischoare. — An Bergabhängen bei Bakeu, Niamzu und Piatra häufig. Die Frauen gebrauchen diese Pflanze gegen Leucorrhoea. Noch kommen vor: 4A. montana Bmg., alpina L., Aphanes L. Drtica dioica L. Grosse Brenn-Nessel. rom. Ursika.— An Zäu- nen häufig. Die Wurzel und Blätter werden gegen Wassersucht, Bluthusten und Haemorrhagien häufig gebraucht. Die jungen Sprossen werden im Frühjahre .als beliebtes Gemüse .oder auch als Salat gegessen. Die gehackten Blätter mit Kleien gemischt, werden als Nahrung den jungen Hühnern, Welschhühnern, auch Ferkeln gegeben. Noch findet man: T. urens L. — Wird auch als Gemüse genossen. Viscum album L. Weisser Mistel. rom. Wesku. — In Wäl- dern und Weingärten auf Wald- und Obstbäumen häufig. Von den Landleuten gegen Epilepsia und Krämpfe gebraucht. Wird häufig mit Stängel; Blätter und Beeren in grosse Standflaschen für Branntwein gethan, um ‘selben gelb zu färben. Von den Beeren bereitet man ebenfalls Vogelleim. Betula alba L. Weisse Birke. rom. Masteaken. — Der durch Anbohren der Bäume gewonnene Saft als kühlendes Getränke in Gebrauch. Aus dem Holze und der Rinde bereitet man den be- kannten Theer für die Gerber und auch zum Schmieren der Wa- . gen. rom. Dohot de Masteaken, Birken-Theer. Auch B. pendula L., die auf Hochgebirgen vorkommt, wird ebenso benützt. Alnus glutinosa Gärtn. Klebrige Erle. rom. Arin. — Kömmt schon häufig an den Ausläufern der Karpathen vor und steigt weit in die hochliegenden Nadelholzwaldungen. Die Früchte mit Eisenvitriol behandelt zum Schwarzfärben, die Rinde wird zum Braunfärben benützt. Die. über Flammfeuer erwärmten Blätter werden zum Verband auf Wunden angewendet. Das ‚Holz wird zu verschiedenen technischen Zwecken verwendet. ü - Morus alba L., rubra et nigra. Weisser, rother und schwar- zer Maulbeerbaum. rom. Agud. — Die Früchte werden genossen auch häufig in Zucker eingesotten. Die Blätter werden zur Nah- 4187 rung der Seidenraupen benutzt, die vorzüglich bei und in Husch gezogen werden. Das Holz wird zu verschiedenen wirthschaft- lichen Zwecken verwendet. Die Wurzel wird zum Gelbfärben ge- braucht. Anchusa tinctoria L. Schminkwurz, rothe Ochsenzunge. rom. Limba boului, Ochsenzunge. — In der südlichen Moldau beson- ders bei Berlat, Pekia, Ziganesehte, Wultur "und Galatz häufig. Wird von den Bäuerinnen zum Rothfärben ihrer Gespinnste an- gewendet. Pulmonaria officinalis L. Lungenkraut. rom. Mieria ursului. — In Gebüschen und Hecken der Weingärten häufig. Wird ge- gen Husten und Lungenschwindsucht häufig gebraucht. Noch kommt vor: P. Clusii Bing., angustifolia L., davon maeulatd Szabo. -— Foliis latioribus maculatis. — P. albescens var. Bmg. mollis Wolff. Symphytum officinale L. Beinheil. rom. Jarwa lui Tati, Vä- terkraut. — In sumpfigen Gegenden häuflg. Zn Brei verkocht bei Hernien angewendet, ebenso auch bei Beinbrüchen. Die Schäfer und Hirten. benützen diese Pflanze bei der Maul- und Klauen- seuche des Hornviehes uud der Schafe. Noch kommt vor: 8. bohemicum Bmg., tuberosum L., cordifolium Bmg. Primula veris L. Gelbe Schlüsselblume. P. elatior Jacq., acaulis L., farinosa L. rom. Tschobotzika Kukului, Kukuksstie- felchen. — Auf Waldwiesen, in Gebüschen, Weingärten und an Bergabhängen häufig. Wird häufig gegen Leucorrhoea und Ca- tarrhen angewendet. Contolvulus arvensis L. Ackerwinde, 'sepium Zaunwinde, syl- vatieus Bmg. rom. Holbura. — An Wegen, auf Brach- und Ackerfeldern, an Zäunen und in feuchten Wäldern häufig. Wird gegen Warzen und Hühneraugen angewendet. Lonicera caprifolium L. Geisblatt. L. Perychymenum L. rom. Capri foi. — In Waldungen bei Husch, Waslui, Bakeu, Piatra und Niamzu häufig. Die Früchte werden als Purgirmittel ange- . wendet. Noch kommt vor: Lonicera nigra L., Xylosteum L., al- pigena L. Verbascum Thapsus L. Wollkraut, Königskerze. rom, Lumi- nerike Domnului, Gotteskerze. — Häufig auf Bracbland. Das Kraut und die Blumen in Abkochung bei Brustkrankheiten. Es kommen mehrere Species in der Moldau vor, als: V. euspidatum Bmg., nemorosum Bung., phlomoides L., montanım Schrad,, 158 Isyechmitis L., pulverulentum Vill., album Bing, nigrum L., phoe- mreum Jacg., blattaria L., thapsiforme Sehrad. Datura Stramonium L. Gemeiner Stechapfel. rom. Czuma fäe — Pest Fäe. — An Zäunen und Misthaufen häufig. Der frisch ausgepresste Saft wird auf Wunden angewendet, wo sich Würmer gebildet haben. Auch wird die frische lflanze mit Fett zerrieben in Salbenform auf Wunden bei Menschen und Haus- thieren angewendet; oft auch werden die Blätter als Verband zur Bedeckung der Wunden benützt; ebenfalls frische Stengel und Blätter gegen die Motten unter die Divanmatratzen gelegt. Hyoscyamus niger L. Bilsenkraut. H. albus L., Scopolia Bmg. rom. Masalari, Fackel. — Auf Brach und Ackerfeldern , an Zäu- nen und Misthaufen häufig, auch in Waldgegenden. Die Blätter werden wie die der Datura angewendet. Bei Zahnschmerzen werden die Samen als Räuchermittel gebraucht. °H. Scopolia brauchen die Bäuerinnen als Abortivmittel. Die Abkochung wen- det man lauwarm auf Geschwülste und schinerzhafte Abscesse an. Nicotiana Tabacım L. Gemeiner Tabak. rom. Tiutum. — Wird sehr häufig besonders in Baschkani, Husch und in der südlichen Moldau und Wallachei scpflanzt und sehr guter Tabak aus tür- kischem Samen gewonnen. Die Blätter werden zum Rauchen, die Stengel und Blätter zum Färben angewendet. Bei rheumatischem Brustschmerz,, selbst bei Pleuritis und Pneumonie legen die Land- leute ein 'Tabaksblatt mit Honig oder mit Terpentin bestrichen auf die schmerzhafte Stelle. Die Abkochung wendet man auf gangränöse Wunden und Geschwüre bei Menschen und Hausthie- ren an, ebenso gegen Räude und Krätze u. s, w. Atropa Belladonna L. Tollkraut. rom. Matraguna (dieser Name kommt von Atropa Mandragora L. — In Wäldern hinter Piatra, Niamzu, Kumaneschte u. s. w. Wird gegen Wasserscheu bei Menschen und Hausthieren angewendet. Zum Glück, dass unter obiger Benennung auch sonst unschuldige Pflanzen ge- braucht werden, sonst müssten häufigere Vergiftungsfälle vor- kommen. Physalis Alkekengi L. Judenkirsche. rom. Papel. — Kommt in Weingärten häufig vor. Das Kraut wird wenig angewendet, desto mehr aber die Beeren, deren Saft man bei Ohrenschmer- zen und Schwerhörigkeit in die Ohren tröpfelt, auch gebraucht man selben zur Reinigung unreiner Wunden. Wird auch gegen Brustschmerz angewendet. Solgam Dulcamara L. Bittersüss. rom. Zirna, — Kommt in 459 sumpfigen Gegenden zwischen Rohr vor. Die Abkochung gegen Rheumatismus und Gicht. Den Saft der Beeren auf veraltete Geschwüre. Solanım nigrum L. und S. villosum Bmg.—An Hecken und Zäunen, auc Misthaufen häufig. Beide Arten werden wie Datura angewendet, aber mehr bei Hausthieren. Solanım tnberosum L. Kartoffel. rom. Kartoffe und Barabule. Wurden vor 36—-40 Jahren wenig, aber seit dieser Zeit jährlich immer mehr gebaut und zwar hauptsächlich als Bedarf zu den grossartig errichteten Branntweinbrennereien auf den Gütern der Bojaren, Seit der grossen Verbreitung der Brennereien hat sich das Volk mehr dem Trunke ergeben, wodurch die Gesundheit wie Moralität des Volkes untergraben ward. Es gibt viele Brenne- reien, wo 1—300 Ochsen mit der Branntweinschlempe , Braha genannt, gemästet werden. Solanum Lycopersicum L. (Lycopersieum esculentum : Dun.) Paradiesäpfel. rom. Patlazele rosch, rothe Patlazele. — Die un- reifen Früchte werden in Salzwasser oder Essig mit den Gurken eingemacht, Die reife rothe Frucht wird zu schmackhafte Sau- een verwendet, auch zu dieken Pulpen zum Aufbewahren einge- kocht, auch werden die reifen Früchte mit Fleisch und Reis ge- füllt in Fleischbrühe gedünstet und so zu einem beliebfen Ge- müse in den Küchen der Bojaren hergerichtet. Solanum Melongena L., 8. esculentum Dun., $. insamım L- Mant. Blaue Eierpflanze, rom. Vatlazele venete, blaue Patlazele, Die unreifen Frühhte werden theils in Essig und zwar mit einer Knoblauchzinke gefüllt eingemacht, theils mit Salzwasser wie die Salzgurken behandelt oder mit diesen zusammen eingemacht. Die reifen Früchte werden in Scheiben geschnitten, mit kochendem Wasser übergossen, um das Narkotische zu entziehen, dann mit Fleisch gedünstet und so als beliebte Speise gegessen. Man bratet auch die reifen Früchte zum Gemüse, aueh isst man die in Scheiben geschnittenen Früchte. die zuerst mit kochendem Salzwasser abgebrühet wurden, als Salat mit Essig und Baumöl. Beide Arten werden sehr häufig angebaut. (Fortsetzung folgt.) 160 Verzeichniss der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung.) 28. Brittinger Christ. Flora von Ober-Oesterreich oder systematische Veber- sieht der dort wachsenden Samenpflanzen. Wien 1862. 29. Crepin Fr.: Notes sur quelques plantes rares ou eritiques de la Belgique III. Fasc. Bruxelles 1863. 30. Stenzel Dr. K. 6.: Untersuchungen über Bau und Wachsthum . der Farne. I. Stamm und Wurzel von Ophioglossum vulgatum. -II. Veber Verjüngungserscheinungen bei den Farnen. Jena 1861. 31. Rab enhorst L: Die Algen Europa’s Decade XLIII. XLIV. Dresden 1883. 82: - ° Fangi Furopaei Ed. nova Series II. 3. Pomona von Dochnabi 1863 Nr. 7—14. 3. Skofitz: Gesterreichische botanische Zeitschrift 1863 Nr. 2. 3. 35. Correspondenzblatt des Vereins für Naturkunde in Pressburg. I. Jahr” gang 1862, 36. Jahresbericht des schlesischen Centralvereins zu Breslau für 1862. . 37. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinland® und Westphalens XIX Jahrgang 1862, 38. Bulletin de la societ€ imperiale des' naturalistes de Mosco u 1862. Nr. 1. 39. Journal de la societ€ d’horticulture du Bas-Rhin T. V. Nr. 10-12. 1862. 40. Bulletin de la societe botanique de France T. IX. Nr. 6. 7. Paris 1862. 41, Annales des sciences naturelles. IV. Serie T. XVII. Botanique Nr. I. Paris 1862. 42. Bulletin des travaux de la societe libre d’Emulation du commerce et de Pindustrie de la Seine-Inferieure. Annee 1861—1862. Rouen. 43, Abhandjungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz Bd. XI- 1862, 44. Fiora capensis by William H. Harvey et 0. W. Sonder. vol. 1. Legumi- nosae to Loranthacese. Dublin 1861--1862. 45. The plants indigenous to the colony of Victoria, described ByF Ferd. Müller: "Voll. „ Thalamiflorae. Melbourne 1861—1862. (Fortsetzung Kolgt.) — Redacteur: ‚Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch drackerei (Chr. Krag’s Witiwe) in Regensburg. FLORA. Megenshurg. Ausgegeben den 23. April. 1863. Inhalt. A. de Bary: Untersuchungen über die Entwickelung einiger Schmarotzerpilze. — Welwitschia mirabilis. — Litteratur. — Personalnachricht. — Anzeigen. j Untersuchungen über die Entwickelung einiger Schmarotzer- pilze. Im Auszug mitgetheilt von A. de Bary. Die parasitischen Pilze sind in dem letzten Jahrzehend Ge- genstand zahlreicher Untersuchungen gewesen, und nach den Re- sultaten, welche besonders Tulasne bei dem Studium derselben erhalten hat, wäre es überflüssig, über die Bedeutung dieser Studien ein Wort zu sagen. Die seitherigen Untersuchungen be- schäftigen sich vorzugsweise mit dem entwickelten Pilz, seinen Fructificationsorganen, und den ersten Keimungserscheinungen dieser letzteren. Die meisten derselben lassen in unserer Kennt- niss eine Lücke, indem sie für die Beantwortung der Frage, ob und wie die in Rede stehenden Pilze sich aus den Sporen ihrer Eltern entwickeln, ob und wie sie in die Organismen, welche sie ernähren, von aussen her gelangen, oder ob sie in diesen auf eine andere Art entstehen, keine Thatsachen bringen. Directe Beobachtungen in dieser Richtung liegen nur ganz vereinzelt vor; so für einige thierbewohnende Pilze, welche wie .Botrytis Bas- siana Gegenstand von Impfversuchen gewesen sind, SO für die Wasserpflanzen bewohnenden Chytridien und Pytbien (Cohn, Cienkowsky, Schenk u. A.) und für den Brandpilz des Wai- zens (B. Pr&vost, Kühn.) Für die grosse Mebrzahl der Para- Flora 1868, 1 162 siten, welehe Landpflanzen bewohnen, fehlt es durchaus an Be- obachtungen. und die herrschenden Ansichten über ihr Entstehen‘ und ihr Gelangen an den Ort ihrer vollen Ausbildung sind fast durcheänyig auf Analogien gegründet, ältere Meinungen höch- stens für einige Fälle genügend widerlegt. Mag man nun auch noch so sehr Grund haben, eine oder die andere der vorgebrach- ten Ansichten für überwiegend wahrscheinlich zu halten, so ste- ben dieselben doch noch alle mer oder minder berechtigt ein- ander gegenüber. Diejenigen, welche aussprechen, dass alle Pa- "rasiten aus Sporen entstehen und von Aussen in die Nährorga- nisımen eindringen, müssen unstreitig gewisse Einwürfe ihrer Gegner, welche die Schmarotzer aus der krankhaft veränderten Substanz des Wirtbes entstehen lassen, noch anerkennen. Eine bestimmte und allgemein giltige Entscheidung über die Frage nach der „Entstehung“ der Schmarotzerpilze erscheint da- her wünschenswerth; nicht nur im Interesse der Kenntniss dieser Gewächse selbst, sondern besonders auch um über den causalen Zusammenhang der Krankheiten höherer Organismen, welche durch das Erscheinen der Parasiten bezeichnet werden, Klarheit zu erhalten, und weil die Frage nach ihrer Entstehung selbstver- standlich in nıher Beziehung steht zu der neuerdings wieder auf- getauchten Frage nach der Generatio spontanga oder heterogenea. Eine Antwort auf die bezeichnete Frage ist, der Natur der Ob- jeete nach, nicht anders zu erhalten, als durch eine Reihe voll- ständiger, mit genauer Berücksichtigung der Vegetationsbedin- gungen angestellter Entwickelungsbeobachtungen; und zwar muss die Beobachtungsreihe so viele und mannigfaltige Einzelfälle ent- halten, dass durch sie Entstehung und Auftreten aller und jedes einzelnen Parasiten unmittelbar erklärt werden kann. Ich bin längere Zeit mit Arbeiten über die genannte Frage besel.äftigt gewesen und zwar hatte ich zunächst die endophyten, Landptianzen bewohnenden Schmarotzer zur Untersuchung ge- wählt. Wegen mannigfaltiger, in der Beschaffenheit der Objeete gelegener Schwierigkeiten konnte die Arbeit nur langsam fort- schreiten. und während mehrerer Jahre nur eine geringe Zabl von Pilzen. aus der Gruppe der Uredineen, den Gattungen Cys- topus und Peronospora den ge:tellten Anforderungen gemäss un- tersucht werden. Die Beobachtungen ergaben aber das unerwär- tete Resultat, dass selbst in dem kleinen Kreise der beobachte- ten Formen und Arten fast alle denkbaren Fälle der Entstehung d. h. des Eindringens des Parasiten und seiner Verbreitung in » 483 der Nährpflanze direct constatirt werden, die Arbeiten also vor- läufig abgeschlossen werden konnten. Die Beziehungen, in welchen der Gegenstand bezeichneter Arbeit zu zwei von der Academie der Wissenschaften in Paris gestellten Fragen steht, veranlassten mich. dieselben dieser Aca- demie vorzulegen. Meine Sehrift, welcher eine sehr ehrenvolle Anerkennung zu Theil geworden ist, wird in dem 20. Bande der Annales des sciences naturelles abgedruckt und von zahlreichen Abbildungen begleitet werden. Ich glaube jedoch hier einstweilen eine Uebersicht der Resultate mittheilen zu sollen. Die verschiedenen seither herrschenden Ansichten über Na- tur, Entstehung, Eindringen, Verbreitung der endophyten Schma- rotzerpilze kann ich hier, mit Hinweis auf die Arbeiten von Un- ger, Leveille, Tulasne, Kühn und mir selber, als bekannt voraussetzen. Ein für allemal will ich vorausschicken,, dass, bei ziemlich zahlreichen Beobachtungen, mir nie und nirgends ein Fall vor- gekommen ist, welcher für die Entstehung eines Parasiten aus dem Zelleninhalt oder intereellularen Flüssigkeiten der Nähr- pflanze auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit dargeboten hätte; überall hat sich eine andere Entstehung mit voller Sicher- heit nachweisen lassen. I Cystopus. Der weisse Rostpilz der Uruciferen, Cysto- pus candidus Lv. (Uredo candida Y.) hat, nach den übereinstim- menden Angaben neuerer Beobachter, ein aus reich verzweigten, querwandlosen, mit dicker Cellulosemembran versehenen Schläu- chen gebildetes Mycelium. Dieses ist in den Intercellularräumen des Parenchyıns der Nährpflanze weit verbreitet, und an die Zel- len befestigt mittelst zahlreicher kleiner Saugorgane, Hau- storien: kurzer fadenförmiger Anhänge der Myceliumsschläuche, weiche die Zeliwände durchbohren und an ihren in’s Innere der Zellen gedrungenen Enden zu kugeligen Bläschen angeschwol- len sind. Uystopus hat zweierlei Reproduktionsorgane, welche von. de- nen der Uredineen durchaus verschieden sind, dagegen mit de- nen von Peronospora grosse Uchbereinstimmung zeigen. Mit.dieser letzteren Gattung bildet Cystopus eine den Uredineen wenig Ver- wandte natürliche Familie. Allgemein bekannt sind die in den weissen unter der Öber- haut der Nährpflanze gebildeten Pusteln auf keulenförmigen Irä- gern reihenweise ‘abgeschnürten Fortpfienzungszellen des Uyst- 117 164 candidus. Sie nehmen mit der ‚Reife -ohngefähr kugelige Form an, lösen sich von einander los, und werden durch einen Riss der Epidermis ausgestreut. Ihrer Entstehung nach sind diese Zellen als Conidien, ihrer Weiterentwickelung nach als Spo- rangien zu bezeichnen ') Zweitens besitzt C. candidus Ge- schlechtsorgane, Oogonien und Antheridien, welche innerhalb des Parenchyms der Nährptlanze von dem Mycelium gebildet werden, und daselbst stets eingeschlossen bleiben. Die Sexualorgane sind in allen wesentlichen Punkten denjenigen gleich, welche ich für Peronospora beschrieben habe (Bot. Zeitg. 1861, N®. 14). Das Oogonium ist eine grosse kugelige Blase. mit dicht körnigem In- halt, welche endständig oder interstitiell an einem Mycelium- zweige erzeugt wird; schon sehr frühe legt sich an das Oogonium das Ende eines andern Myeeliumszweiges fest an, erhält schief- keulenförmige oder obovale Gestalt und gränzt sieh durch eine Querwand als Antheridienzelle von seinem Tragfaden ab. In dem erwachsenen Oogonium sammelt sich der grobkörnige, grössten- theils aus Fett bestehende Theil zu einer Kugel (Befruchtungs- kugel) an, welche die Mitte der Blase einnimmt und von durch- sichtigerem Protoplasma umgeben wird; die Antheridie treibt dann einen dünnen, cylindrischen Schlauch in’s Innere des Oogoni- ums, gerade auf die Befruchtungskugel zu; sobald letztere von dem Schlauche berührt wird, umgibt sie sich mit einer Cellulose- membran; die so angelegte Oospore erhält nun allmählich fein- körnigen Inhalt, und, auf Kosten des Protoplasma von welchem sie umgeben wird, eine doppelte Membran, d. h. ein derbes, aus Cellulose bestehendes Endosporium, umgeben von einer hellbrau- nen, mit dicken stumpfen Warzen besetzten Aussenhaut. Die Weiterentwickelung der Conidien tritt ein, wenn sie frisch in Wasser gebracht werden. Wie B. Pr&vost schon be- schrieben hat, nimmt hier die Conidie Flaschenform an, ihr fein- körniger Protoplasmainhalt theilt sieh in 5—8 Portionen, weiche. bald aus der geöffneten Membran hervortreten und sich als eben so viele Schwärmsporen, denen der Saprolegineen durchaus ähnlich, im Wasser vertheilen. Die Schwärmsporenbildung er- folst schon wenige Stunden nach der Aussaat und bei feuchter Witterung überzeugt man sich leicht, dass sie im Freien ebenso: wie in der Cultur stattfindet. . Die reifen Oosporen gehen in einen Ruhezustand über, t) Ueber diese Bezeichnungen vergi. Fiora 1862 Nr. 4. . 165 aus welchem sie in der Cultur während des Winters, im Freien wohl in der Regel erst in dem Frühling nach ihrer Entstehung erwachen. Wenn sie bei hinreichender Wärme einige Zeit feucht gehalten wa- ren und dann in einen Wassertropfen gebracht werden, so erfolgt sehr rasch ihre Keimung. Das Endosporium dehnt sich an einer Stelle aus, um als kurzer stumpfer schlauch aus dem geborste- nen Epispur hervorzutreten; dann werden zahlreiche (über 100) Zoosporen durch simultane Theilung des feinkörnigen Pruto- plasma gebildet und aus der sich auflösenden Membran entleert. Diese oogenen Zuosporen sind den aus den ÜConidien ent- standenen in allen Stücken gleich. Beide kommen nach einigen Stunden zur Ruhe, ernalten Kugelforn, und treiben, wenn man sie auf dem Objectträger eultivirt, einen dünnen schlauch, dessen Ende zu einer verschieden geformten, meist länglichen ..lase anschwillt. Hierbei hat es auf dem Objectträger sein Bewenden. Auf die Oberdäche der Nährpilanze gebrächt, setzen sich die Schwärmsporen, wenn sie zu Ruhe kommen, auf die Spaltöffnun- gen fest. Die Spore fixirt sich aussen auf den Schliesszellen, und treibt dann den Keimschlauch, welcher im Wesentlichen eben so beschaffen ist, wie die auf dem Objectträger gebildeten, durch die Spalte in die Athemhöhle. An anderen Orten der Nährptianze findet kein Eindringen der Keime statt. Bei dem Eintieten der Schläuche in die Athemhöhle hat es wiederum sein Bewenden, wenn die Aussaat auf Stengel und Laubblätter der Nährjtlanze gemacht worden war. Man kann oft nach Wochen die kKeim- schläuche noch in dem Zustande, den sie am ersten l’age er- reicht hatten, wiederfinden. »ind dagegen die Keime in die Spaltöffnungen der Gotytedonen ihrer Nährpflanze getreten, so entwickeln sie sich sofort zu den verzweigten, diekwandigen Myceliumsschläuchen des Cys/op«us und verbreiten sich in den In- terceilularräumen des larenchyws. In den mit Lepidirmm sati- vum angestellten Versuchen blieben von 123 Pflanzen alle dieje- nigen gesund und pilzfrei, welche keine Uystopus-Au»saat, auf die Cotyledonen erhälten hatten. Bei 18 wıren Zoosporen in Wassertropfen auf die Uvtyledonen gebracht worden; in 4 der- selben blieb die Entwickelung des Pilzes aus. Bei den andern zeigte sich der Pilz entweder in den Cotyledunen alein, oder, in der Mehrzahl der Fälle, verbreitete er sich durch die ganze heranwachsende Pflanze, in allen Blättern und Stengelgliedern fructificirend. Es ist leicht nachzuweisen, dass sein Mycelium hier aus den Cotyledonen in den Stengel und mit diesem weiter 166 wächst. In überwinternden Pflanzen bleibt das Mycelium lebens- kräftig, um sich im Frühling mit seinem Wirth weiter zu ent- wickeln. Üystopus candidus bewohnt eine grosse Anzahl von Cru- ciferen und befällt alle grünen Theile derselben: seine Ausbil- dung ist jedoch nach dem Pflanzentheil und der Pflanzenart sehr verschieden, insofern die Entwickelung der Geschlechtsorgane in den einen vorzugsweise erfolgt, in anderen ganz unterbleibt. Die weissen Rostformen der Portulaca, der Cirsien, der Al- sineen, der Cichoraceen und der Amarantaceen werden von be- sonderen, durch Form und Bau der Fortpflanzungsorgane, zumal der Oosporen ausgezeichneten Cystopus-Species gebildet. Ihre Structur und Entwickelung stimmt in allen wesentlichen Punkten wit dem Ü. candid«s überein. I. Peronospora. Das Mycelium der zahlreichen Perono- spora-Arten besteht. wie oft beschrieben ist, aus ästigen weiten Schläuchen, welche in den Intercellularräumen des Parenchyms le- bender Phanerogamen kriechen. Auch hier sind die dicken Myce- liumschläuche an die Zellen der Nährpflanze befestigt durch Hau- storien‘, welche die Meınbran jener durchbohren und in den In- nenraum dringen. Bei mehreren Arten, wie bei P. Umbellifera- ram, dersa u. a. haben diese Saugorgane die Gestalt kleiner gestielter Bläschen von keuliger oder obovaler Gestalt; bei P. pa- rasitica sind es grosse, dicke, keulenlörwmige, dichotom verästelte Schläuche, welche oft die Parenchymzellen ganz ausfüllen; bei den meisten Arten stellen die Haustorien cylindrische Schläuche mit zahlreichen gekrümmten Zweigen dar, den Aesten des inter- vellularen Myceliums ähnlich, aber dünner. P. infestans Mont. zeigt nur selten kleine Zweiglein, welche sich den Haustorien der anderen Arten vergleichen liessen. Die Geschlechtsorgane von Peronosporu sind denen von Üy- stopus völlig gleich. nur Speeiesimterschiede sind vorhanden, Yon den Organen. welche Caspary als Sporidaugien beschreibt, konnte ich nichts finden. Nach der Beschreibung und Abbildung welehe C. von diesen Körpern gibt, und nach der unvollständigen Kenntniss. welche C. von den Geschleehtsorganen selbst hatte, zweifle ich nicht. dass er junge Oogonien für besondere Organe gehalten und mit obigem Namen bezeichnet hat. R Die bekannteste Fruchtform der Peronosporen sind die auf den über die Oberfläche des befallenen Pflanzentheils hervortre- tenden baumförmig verästelten Trägern ungeschlechtlich gebilde- ten Fortpflanzungszellen; sie entstehen einzeln auf den Astenden I 167 und lösen sich mit der Reife los; ich nenne sie gleich den un- geschlechtlichen Reproduetionsorganen von Uystopits Conidien, Die reife Conidie ist, wie aus vielen Beschreibungen bekannt eine breiter oder schmäler elliptische, ovale oder obovale Zelle, mit mässig dicker Cellulosehaut und dichtem feinkörnigen Proto- plasmainhalt. Je nach den Arten finden sich einige anscheinend unbedeutende Structurdifferenzen, welche jedoch bedeutende Ver- schiedenheiten in der Keimung andeuten, nämlich: 1) Bei den meisten Arten sind die Conidien oben stumpf ab- gerundet, ihre Membran überall gleich dick und meisten: (P. ef- fusa, cealotheca etc. etc) mehr oder minder intensiv violett ge- färbt, nur bei P. pasasikien Tul. und P lepfoszerma m ganz farb- los. Alle diese Conidien sind. ihrer Weiterentwickelung ach, Sporen. Bei der Keimung treiben sie an einer beliebigen -telle, meistens jedoch seitlich, einen einfach n Schlauch. Bedingung für die Keimung ist ein feuchter Boden, feuchte Luft. 2) Andere Species zeigen die durchaus farblose Membran der Conidien an dem Scheitel zu einer sehr stumpfen, nach aus:-en vorspringenden Papille verdickt. Hieher gehört: a) P. ganglioniformis Berk, welche in der gleichen Fırm und unter den gleichen Bedingungen wie die Arten mit papillen- losen Conidien keimt, nur dass der Keimschlauch immer a aus der Endpapille vortritt. b) P. densa Rab. und P. macrocarpa Cd. Die Keithung fin- det statt, wenn die Conidien unter Wasser getaucht sind, bei P. macrocarpa vorzugsweise im Dunkeln. Unter Bildung eixenthün- licher Vacuolen schwillt die Cunidie an. ihre Mew.bran vHnet sich in der Endpapille und der Protoj lasmainhalt sehlü, ft aus. um im Wasser sofort Kugelgestalt anzunehmen. eine neue Lelluloschaut zu bilden und einen dicken Keinschlauch zu treiben ec) P. Umbelliferarım und P infestans bilden Schwärmsporen, die Conıdien sind — Sporansien. In Wasser getaucht tleilt sich das Protoplasma und wird alsbald durch die geöffnete Papille ausgetrieben; die Iheile trennen sich sofort von einander, um sich als eben so viele Schwärmsporen in Wasser zu zerstreuen. In Ruhe gekommen, nelımen diese Kugelgestalt an und treiben Keimschläuche. Ausnahmsweise kommt bei den Conidien von P. infestans zuweilen eine Keimung nach Art von a) vor. Alle Conidien von Peronospora keimen um so besser, je fri- Scher sie sind. Nach einigen Wochen, oft schon nach einigen 168 Tagen ist ihre Keimfähigkeit erloschen, zumal. wenn ‚sie sehr trocken geworden waren. Die Bedingungen der Keimung finden sie selbstverständlich leicht in der freien Natur, Sind sie auf die Oberfläche der geeigneten Nährpflanze gesät, so richtet sich bei den meisten Arten die Spitze des Keim- schlauchs gegen eine beliebige Epidermiszelle, durchbohrt ihre Wand, das ins Innere gelangte Ende wächst rasch zu einem di- cken Schlauche heran, in welchen alles Protoplasma einwandert; der aussen gebliebene Theil des Keimes und die leere Sporenhaut gehen bald zu Grunde, die Perforationsstelle der Membran wird undeutlich. Der im Innern der Epidermiszelle befindliche Kein- schlauch wächst schnell. durehbohrt ihre innere Wand und tritt in die Intercellularräume des Parenchyms, um sich hier zu ver- ästeln und zu verbreiten. In Spaltöffnungen treten die Keim- schläuche der meisten Arten niemals ein, nur bei P. infestans und P. parasitira sah ich sie ebensowohl durch die Stomata wie durch die Wände der Epidermiszellen eindringen. j Eine Ausnahme macht P, Uimbelliferarum. Ihre Schwärnt- sporen setzen sich auf den Spaltöffnungen fest, und treiben ihren Keimschlauch dureh die Spalte in die Athemhöhle, Finden sie keine Stomata, so gehen sie, nachden sie einen kurzen Schlauch getrieben haben, zu Grunde. Die eingedrungenen Keime entwickeln sich rasch zu dem für die Species charaeteristischen Mycelium, welches uft schon nach 5—8 Tagen wiederum Frucht bringt; bei 7 Arten wurde diess direct beobachtet. . Für die meisten Arten ist es gleichgültig, auf welchen Theil der Oberfläche ihrer Nährpflanze sie gesät werden, wenigstens auf den oberirdischen Organen dringen sie überall ein, P. m festans, welche in dieser Hinsicht allein untersucht wurde, auch in die im Boden befindlichen. Nur eine Species, P. Radii m» fand ich, welche bei den Versuchen nur in die Strahlblüthen von Tripleurospermum inodorum eindrang, in welchen sie auch immer allein fructificirt. Uebrigens ist Grsnd zu der Annahme vorhan- den, dass die Keime dieser Art auch in die Cotyledonen ihrer Nährpflanze eindringen. Unter den Nährpflanzen treffen die Peronosporen eine streng® Wahl. Die meisten bewohnen eine oder einige wenige Phanero- gamenspeeies, in welche ihre Keime jederzeit leicht eindringen». Auf andere Pflanzen gesät, gehen die Keime stets zu Grunde. 169 Das Mycelium ist nur selten, z. B. bei P. Umbelliferarum Aegopodii, in seiner Verbreitung auf einen kleinen Fleck der Nährpflanze eingeschränkt. In den meisten Fällen kann es von der Eintrittsstelle an die ganze Pflanze durchwachsen ; es folgt der Entwicklung dieser, und tritt besonders in die neu entste- henden Organe ein. Je nach den Arten fructificirt es auf seinem ganzen Wege, oder durchläuft eine oft lange Strecke der Nähr- pflanze ohne Frucht zu bilden; letztere tritt dann oft weit von dem Orte des Eindringens entfernt auf. In perennirenden Pflan- zen dauert das Mycelium mehrerer Peronosporen mit aus, um im Frühling in die neuen Triebe fructificirende Zweige zu senden, Hieraus erklärt sich vielfach das Auftreten der Parasiten im Früh- ling und Sommer. Die Vegetation der Peronosporen wird durch reichlichen Was- sergehalt des Gewebes ihrer Nährpflanze und der umgebenden Luft ungemein gefördert und beschleunigt, durch Trockenheit ver- langsamt oder ganz aufgehalten. Lichteinfluss und die in der Jahreszeit, wo die Parasiten vegetiren. gewöhnlichen Temperatur- schwankungen scheinen für sich allein ohne Bedeutung zu sein, Fäulniss des Nährgewebes setzt der Entwickelung des Para- siten sofort ein Ziel; nur in lebenden Pflanzentheilen kann dieser bestehen. — Die Bildung der Conidientragenden Zweige hängt in den meisten Fällen von dem Zutritt der Luft zu dem Myce- lium ab, ' 2 Die Keimung der Oosporen habe ich nicht beobachten kön-. nen. Auch neuere, seit letztem Herbst angestellte Versuche sind erfolglos geblieben. Bei ihrer sonst vollständigen Aehnlich- keit mit denen von Cystopus kann jedoch kein Zweifel sein, dass sie auch in den wesentlichen Punkten der Keimung mit jenen übereinstimmen. \ Wie ich schon in meiner Arbeit über Kartoffelkrankheit aus- geführt habe, lässt sich durch die Aussaatversuche aufs Bestimm- teste nachweisen, dass die krankhaften Veränderungen der. von, Peronosporen befallenen Phanerogamen lediglich durch die Vege- tation des Parasiten verursacht sind. Es ist kein Grund für: die Annahme vorhanden, dass das Auftreten des Parasiten durch eine krankhafte Prädisposition der Nährpflanze bedingt oder dass das Eindringen seiner Keime durch eine solche begünstigt werden. Im Gegentheil entwickelt sich der Parasit um so besser, je ge- sunder die Nährpflanze ist. Man kann höchstens von einer Spe- cifischen Prädisposition reden, wenn man die Erscheinung, dass bestimmte Arten oder auch Varietäten von Phanerogamen aus- schliesslich oder vorzugsweise von bestimmten Peronosporen be- fallen werden, so nennen will. (Schluss folgt.) 170 Welwitschia mirabilis, Die erste Nachricht über diese wunderbare Pflanze, welche Dr. Welwitsch 1860 auf einer sandigen Hochebene in der Nähe des Cap Negro im westlichen tropischen Afrika entdeckt hat, erregte bekanntlich unter den Botanikern eben so grosses Erstaunen, wie seiner Zeit die Entdeckung der Rafflesia. Kürz- lich sind Exemplare dieser Pflanzen, freilich völlig abgestorben, inKew angelangt und in Folge dessen gibt Hooker in Curtis’s botanical Magazine (Vol. XIX. Tab. 5368 u. 5369) eine Abbil- dung und Beschreibung derselben. Die Pflanze ist holzig. Der umgekehrt kegelförmige Stamın erreicht bei einem Alter von 100 Jahren kaum eine Länge von zwei Fuss. Aus der Erde ragen nur einige Zoll hervor, die aber einen Umfang, von 11 Fuss er- reichen, so dass der Stamm einem srossen runden Tisch sehr ähnlich ist. Ist der Stamm völlig ausgewachsen, so ist er dun- kelbraun,, rauh und zerrissen auf der ganzen Oberfläche, so dass dieser der verbrannten Kruste eines Brodlaibes gleicht. Der un- tere Theil bildet eine starke Pfahlwurzel, die in den Boden eindringt und sich niederwärts bis an das Ende in Aeste ver- zweigt. Von einer tiefen Grube im Umfange des niedrigen Stam- mes gehen zwei ungeheure Blätter aus, die eine Länge von 18 Fuss und darüber erreichen. Sie sind durchaus flach, linear, wahrhaft lederartig und bis auf die Basis in unzählige Riemen zerschlitzt, die sich kräuselnd auf der Oberfläche des Bodens ausbreiten. Diese beiden Blätter sind gleich vom allerersten An- fange der Pflanze da; sie entwickeln sich aus den beiden Koty- ledonen und werden nie durch andere ersetzt, so lange auch dıe Pilanze dauert. Aus dem Umkreise der tischförmigen Masse springen starke, gabelförmig geästete Cymae von fast einem Fuss Höhe hervor und diese tragen kleine aufgerichtete scharlachrothe Zapfen, welche die Grösse der gewöhnlichen Tannenzapfen erreichen. Die Schuppen dieser Zapfen liegen dachziegelförmig übereinander und enthalten, wenn sie jung und noch sehr klein sind, vereinzelte Blüthen, die an einigen Zapfen hermaphroditisch und an anderen weiblich sind. Die ersteren bestehen aus einem viertheiligen Perianthium, sechs monadelphischen Staubfäden mit dreifächerigen kugelförmigen Antheren, rings um ein centrales Eichen, des- sen Integument in eine S-förmige Röhre ausgeht und an der 171 Spitze in einer Scheibe endigt. Die weibliche Blüthe besteht aus einem einzelnen aufgerichteten Eichen, enthalten in einem zusammengedrückten schlauchförmigen Perianthium. « Der reife Zapfen ist vierkantig und enthält in jeder Schuppe eine breitge- flügelte Frucht. Alle Theile der Pflanze schwitzen ein durehschei- nendes Gummi aus. Welwitschia ist eine kotyledonische Planze und zwar gehört sie zu den Gymnospermen, Sie ist nahe verwandt mit Ephedra und Gnetum, jedoch verschieden von allen bekannten Gymnosper- men, da sie Zwitterblüthen hat und ihr die mit einem Hofe un- gebenen Holzzellen fehlen. Ungeachtet dieser Verschiedenheiten stellt Hooker dieselbe in die natürliche Ordnung der Gnetaceen und von diesen ist Welwitschia der einzige Repräsentant in dem tropischen Afrika. Auf Tab. 5368 ist eine junge (15 bis 20 Jahre alte) fruchttra- gende Pflanze und einc alte, bei der die Fruchtäste abgefallen sind, — wie man sie häufig in der Wüste sieht, und zwar beide in ’h4 der natürlichen Grösse abgebildet. Tab. 5369 enthält Abbild- ungen der versehiedenen Theile der Pflanze, theils in natürlicher Grösse, theils vergrössert. Baines und Andersson haben diese Pflanze auch in dem Damara-Lande, 500 engl. Meilen südlich vom Cap negro gefun- den, aber nur auf einem sehr beschränkten Raume. Häufiger ist sie am untern Laufe des Swakopflusses. Von den Hottentot- ten wird sie Ghories und in Damara Nyawka-Hykamkop genannt. An eine Zucht dieser merkwürdigen Pflanze in unseren Treibbäu- sern glaubt man eben so wenig denken zu dürfen, als an die der Rajflesia. Litteratur. Stenzel, Karl G.: Untersuchungen über Bau und Wachs- thum der Farne. II. Ueber Verjüngungserscheinungen bei den Farnen. Abdruck aus N. A. A. ©. L. T. 28, bei der Akad. eingeg. 10. Dechr. 1860. Jena, Fromanı 1861. qr. 4. 56 8. mit 5 lithogr. Tafeln. Der Verf. wurde vor mehreren Jahren durch die Unzuläng- lichkeit der vorliegenden Angaben über die Verzweigungsweise 472 der Farrnstämme veranlasst, diesem Gegenstande eine eingehende Untersuchung zu widmen. Seit jener Zeit erst sind ihm die Mittheilungen über denselben von Karsten (über die Vegeta- tionsorgane der Palmen, 1847) und des Referenten (Beitr. zur Kenntniss der Gefässkryptog. IL, 1857) zur Kenntniss gekommen, Obwohl nun seine Ergebnisse in der Hauptsache mit denen der letzterwähnten Schrift übereinstinmen, so meint er doch, und wit Recht, die Veröffentlichung seiner selbstständig entstandenen Arbeit sei nicht überflüssig, da seine Beobachtungen die Angaben der Vorgänger vielfach erweitern, in mehreren Punkten berichti- gen. Als willkommene solche Erweiterungen unserer Kenntniss sind zunächst hervorzuheben die Darlegung des Auftretens von Adventivknospen, die häufig ausläuferartig sich entwickeln, senk- recht unterhalb der Mitte der Blättereinfügungen (wie sie Ref bei Nephrolepis nachgewiesen) auch bei Alsophita aculeata, Blechnum spicant, Aspidium cristatum und spinulosum, Aspl. filix femina (und auch bei dem, nach der wohlbegründeten Ansicht neuerer Systematiker schwerlich speeifisch von ihm verschiedenen Poly- podium alpestre.) Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Ent- wickelung derartiger Knospen durch den Standort in feuchtem, lockeren Boden und in feuchter Luft begünstigt wird. Der Verf, fand z. B. diese Bildung bei Aspl. flix femina im Gebirge häufig; in der Ebene nur ein Mal. Auf demselben Grunde mag es be- ruhen, dass der Verf. bei Aspid. spimtlosum nur diese Art von Adventivsprossen, und nicht die dem Wedelstiel eingefügte, nach Art derer des Asp. filix mas. eine Strecke weit an diesem hin- aufgerückten Beiknospen fand. Er ist aber sehr im Irrthum, wenn er (8. 11 seiner Abhandlung, Anm.) die Existenz dieser vom Ref. erwähnten Knospen des Asp. spin. zuversichtlich be- streitet. Sie kommen an den Pflanzen des Standorts, welcher dem Ref. den Stoff zu seinen Untersuchungen lieferte (dem trockenen Wäldchen von Lindenthal bei Leipzig) vorwiegend häufig vor. Der Verf. ist mit dem Ref. in Uebereinstimmung darin, dass er diese Adventivknospen den Gabeltheilungen des Stammes als etwas wesentlich Verschiedenes gegenüber stellt; wicht beide un- ter denselben Gesichtspunkt, sowohl untereinander als auch mit den Axillarknospen der Phanerogamen zu bringen sucht, wie dies neuerdings von Mettenius geschehen (Abhandl. d. sächs. Ges. d. Wiss., Vu, 611). Aber wie der Weg, auf welchem Stenzel zu seiner Anschauung gelangte, ein von dem meinigen etwas-vef- 173 schiedener ist, so hat er auch zu einigen, ven den .meinigen ziemlich weit abliegenden Standpunkten geführt. Stenzel beschränkt sich auf die Untersuchung des fertigen Organs. Für die Deutung der Dignität desselben sind ihm die anatomischen Verhältnisse des Gefässbündelverlaufs vor Allem maassgebend. Den Beweis für die adventive Natur der unter dem Grunde der Blätter entspringenden Knospen von Farrn führt er dar- aus her, dass in diesen Sprossen das Gefässbündelnetz mit einem axilen Strange beginnt (also ähnlich wie nach meinen Untersu- chungen in den Embryonen der gemeinen einheimischen Farrn- kräuter); oder doch, wenn auch der Anfang des Gefässbündel- netzes des seitlichen Sprosses eine Röhre darstellt — wie bei Struthiopteris, Asp. fliz mas, das von dieser Röhre eingeschlos- sene Markparenchym nur mit dem Parenchym des Wedelstiels oder des Blattkissens, nicht mit dem Mark des Hauptstammes in Verbindung steht. Wo er den Verlauf der Gefässbündel eines solchen Seitensprosses bis zu der Aussenseite des röhrigen Ge- fässbündelnetzes des Hauptstammes verfolgen kann, da bezweifelt er nicht, dass der Seitenspross vom Stamme unmittelbar ent- springe. Solche Adventivsprossen des Stammes stellt er dann in einen scharfen Gegensatz gegen diejenigen, welche an Wedelstie- len stehen. Diesen Gegensatz halte ich für völlig unbegründet. Die Ent- wiekelungsgeschichte des Stängels der Farrn stellt es für ihn wie für die unendliche Mehrzahl der bisher untersuchten beblätterten Pflanzen von den.Charen aufwärts ausser Zweifel, dass eine Be- rindung des Stängels von den Basen der Jüngsten Blätter aus erfolge. Die Interfoliarstücke entwickelter Stängel, mögen sie auch nach späterer Vermehrung und Dehnung ihrer Zellen in Richtung der Länge noch so sehr gestreckt sein, noch so scharf von den Blättern gesondert erscheinen — sie bestehen gleichwohl bei der grossen Masse der beblätterten Pflanzen in ihren äusse-- ren Schichten aus Geweben, die ursprünglich Theile der dicht gedrängten Blätter waren '). — Wenn eine der Zellen dieser Stängelrinde nachträglich zu einem Adventivspross sich entwi- ekelt, so ist.die wahre Einfügung dieses Sprosses immerhin die 1) Ich verweise auf Spriug und auf meine vergleichenden Untersuchungen S. 90 Uebrigens genügt der Anblick jedes gelungenen Läugsdurchschnittes einer reichbläutrigen , in der Entwickelung begriffenen Stengelknospe eines Laub- mooses oder einer Gefässpflanze, um den oben ausgesprochenen Satz zu er- bärten. 174 in das nächsthöhere Blatt. Der Verlauf der Gefässbündel dieses Sprosses, und das Verhältniss derselben zu den Gefässbündeln des Stammes oder des Blattes sind secundäre Erscheinungen; abhängig von dem Verhältniss der Zeit des Auftretens und der Entwickelung der Gefässbündel des Adventivsprosses zu der Zeit der Gefässbündelbildung des Stängels oder des Blatts. So ist 2. B. bei Struthropteris germanica die Anlage zum Adventivspross verhältnissmässig ziemlich weit oben dem Stiele des sehr jungen Wedels eingefügt (Vgl. meine Abbild. in Abh. K. Sächs. 6. d. Wiss. V.T. 8£.10); gleichwohl reichen am entwickelten Stamme_ die Gefässbündel des Ausläufers bis an die Aussenseite des Hohl- eylinders von Gefässbündeln des Hauptstammes. Es muss unter solchen Umständen als ein Gegenstand von sehr untergeordneter Wichtigkeit gelten, ob die Adventivknospe eines Farrn am Blatt- kissen (wie bei Nephrolepis, Aspid. cristatum) oder am Wedel- stiel steht’(wie bei Asp. filix mas.) In beiden Fällen ist sie eine Sprossung des Blattes, und es kann nicht befremden, wenn beide Fälle an derselben Pflanze neben einander vorkommen, wie bei Asp. spinulosum. Ich lasse unentschieden, ob nicht Aspl. filix femina einen zweiten hieher gehörigen Fall bietet; insofern Stenzel an dieser Pflanze die Bildung von Ausläufern beobach- tet hat, denen von XNephrolepis und Aspid. eristatum ähnlich ; während ich an der Basis abgerissener Wedeltheile, die längere Zeit iu dunstgesättigtem Raume aufbewahrt worden waren, unter- halb der Austrittsstelle der Wurzel junge, aus Adventivknospen entstandene Pfänzchen ansitzen sah (l. c. 650). Und zwar ver- schiebe ich die Entscheidung dieser Frage um deswillen, weil die Möglichkeit vorliegt, dass jene Adventivsprosse aus Zellen der inneren Gewebe des Wedelstiels ihren Ursprung genommen haben könnten, analog den Adventivknospen, die aus den Stipeln von Marattia hervorbrechen. Stenzel wendet zwar ein, dass hier die Knospen, als unterhalb der Wurzel eingefügt, dem Stamme angehört haben müssten, „denn die Wurzel entspringt doch ge wiss vom Stamme.“ Ihm ist also das von mir ausführlich dar- gelegte und abgebildete merkwürdige Verhältniss unbekannt ge blieben , dass bei gewissen Farrn mit sehr dicht gedrängten Blät- tern am erwachsenen Stammıe die Wurzelbildung nur von den G€- fässbündeln der Wedelstiele ausgeht, nicht von denen des Stam- mes. So bei Aspil. filix mas, Aspl. jilix femina. Das Verhält- niss ist auf jeder Stufe des Lebensaltus der Wedel im Verlaufe der Gefässbündel nachweisbar. . 175 Noch einer Differenz meiner Ansichten von denen des Verf. sei erwähnt. Die am Grunde der Wedelstiele von Pieris agqui- lina eingefügten, meist längere Zeit ruhenden Knospen betrachtet Stenzel als schwache Gabelzweige von Stämmen, die (wie ich dies bereits an alten Stämmen der Adlerfarrn gezeigt) bei fort- gesetzt sich wiederholender Gabelung gar keine Wedel mehr an den stärkeren Gabelästen bildet, deren Kette als blattloses Sym- podium sich darstellt, sondern nur je an den schwächeren Gabel- ästen Wedel hervorbringen. Ich hatte diese Knospen als adven- tive aufgefasst. Keine Frage, dass die Anschauung Stenzels ganz anders plausibel ist, als die von Metteniusa. a. OÖ. im Anschlusse an Karsten ausgesprochene, welche alle Gabeläste des Stammes für dem Blattgrunde angewachsene axillare Zweige erklärt. Sehe ich, um auf des Verf. Argumentation, welche die Entwickelungsgesehichte perhorreseirt, voliständig einzugehen, von meiner direkten Beobachtung sehr jugendlicher Zustände der blattgrundständigen Knospen ab, so handelt es sich zwischen Stenzel und mir in diesem Punkte nur um den Streit zweier ‘Wahrscheinlichkeiten. Denn anatomisch kann die Frage nicht entschieden werden. Dass sämmtliche Elemente des Gefässbün- delsystems des Hauptstammes in die Seitenachse übergehen, ist für mich nach den oben gegebenen Andeutungen, von keinem entscheidenden Gewichte. Der Bau des alleruntersten Stücks des Blattstiels und des Stammes der Adlerfarrn sind nicht wesent- lich verschieden. Die Gruppirung von Gefässbündeln, braunem P’rosenchym und weissem Parenchyn , welche im Wedelstiel die bekannte Adlerzeichnung hervorbringt, tritt an allen Blättern, knospenlosen wie knospentragenden, erst viel weiter oben ein. Die Abbildung Stenzels T. 5, f. 14 seiner Abhandlung ver- dankt das Aussehen, als stehe der: Wedel seitlich an der Seiten- achse, lediglich dem Umstande, dass die platten Gefässbündel des Wedels oberhalb der Ansatzstelle der Knospe vermöge der typischen Torsion des Wedelstiels ‚von der schmalen Seite gese- hen werden. Für meine Ansicht scheint mir Folgendes zy-spre- chen. Wenn einmal der erwachsene Stamm von Pieris’ aquilina aufgehört hat, an der stärkeren der Gabelungen, in welche er -in rasch wiederholter Folge sich theilt, Blätter zu bilden, dann hebt er auch nie wieder damit an, soweit meine zahlreichen Beobach- tungen reichen. Aber an jüngeren Stämmen wechseln häufig knospenlose Blätter mit Knospen tragenden. Schon an wenigen Monate alten Keimpflanzen kommen solche Blattgrund-ständige 176 Knospen vor. Hierin scheint mir bereits ein ausreichender Grund zu liegen, ihre Entstehung für eine verschiedene zu halten von der der ächten Gabeltheilungen des Stammes. Die Gabeltheilung des Stammes, wie sie bei Gefässkrypto- gamen vorkommt, hält Stenzel für etwas dieser Pflanzengruppe Eigenthümliches, und von der Bildung der Axillarknospen der Phanerogamen gründlich Verschiedenes. Ich habe so ganz nener- dings den Versuch unternommen, die wesentliche Uebereinstim- mung aller normalen Stängelverzweigungen darzulegen (in Prings- beims Jahrbüchern, II, 271 und 278), dass ich mich begnügen darf, hier auf den eben eitirten Aufsatz zu verweisen. W. Hofmeister. Personalnachricht. Gardeners Chronicle vom 24. Januar d. Js. meldet den Tod des Directors von dem botanischen Garten der Capstadt, Dr. Carl Wilhelm Ludwig Poppe. 1803 zu Hamburg geboren, stu- dirte er zu Halle, Berlin und Leipzig und begab sich vor unge- fähr 30 Jahren als praktischer Arzt nach der Capcolonie. Aus- ser seiner 1850 erschienenen Fl. Cap. Med. hat er noch einige kleinere Schriften über Pflanzen jener Gegend geschrieben. Er ist der letzte von den zahlreichen Deutschen, die es sich ange- legen haben sein lassen, die reiche Flora jener Gegend zu er- forschen. Anzeige. Zu kaufen oder gegen sehr seltene Phanerogamen einzutau- schen sucht Dr. Holzinger in Wien, Josefstadt, Josefsgasse 5: Flörke’s Cladonien s. Text (1823—9) und Sieber’scht exotische Lichenen. Derselbe verkauft seine Moossamm" Jung, welche an 500 von Autoritäten bestimmte Species, die meisten in mehreren und zwar durchgehends ausgezeichnet schö- nen, grossen Exemplaren enthält und prächtig adjustirt ist, um 40 Thir. P. C. = 65 fl. österr, Bankn. Redscteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. ° MW #8. Reg ensburg. Ausgegeben den 30. April. 1863. Inhalt. A. de Bary: Untersuchungen über die Entwickelung einiger Schmarotzerpilze. (Schluss.) — J. v. Czihak und J. Szabo: Heil- und Neh- Tungsmittel, Farbstotle, Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ostromanen, Mol- dauer und Walachen aus dem Pflanzenreiche gewinnen. — Litteratur, — Bota- nische Notizen. on Personalnachrichten. Untersuchungen über die Entwickelung einiger Schmarotzer- ‚Pilze. Im Auszug mitgetheili von A. de Bary. (Schluss.) Il. Uredineen. Das aus feinen, mit vielen Querwänden versehenen Fäden bestehende Mycelium bewohnt die Intercellu- larräume des Parenchyms grüner Pflanzentheile; es ist oft so massig vorhanden, dass es die Zellen zusammendrückt und ver- drängt und auf schlechten Präparaten alsdann einer structurlosen Masse gleichsieht. Saugorgane besitzt es nicht. Die Fructification der Uredineen entsteht bekanntlich unter der Epidermis der Nährpflanze; die dichten Fruchtlager des Pil- zes heben die Oberhaut ab und durchbrechen sie zuletzt, um die Fortpflanzungszellen in’s Freie gelangen zu lassen. Nach Tu- lasne’s Untersuchungen besitzen die Uredineen viererlei Fort“ pflanzungszellen, und zwar, nach der von Tulasne eingeführten Terminologie, an welcher . ich ‚zunächst nichts ändern möchte, "folgende: ' D) Spermatien, in den Spermogonien gebildet, keine. Kei- mung zeigend, von noch unbekannter Function... . : -- 2) Stylosporen, acrogen gebildet, reihenweise oder einzeln, mit der Reife von ihren Trägern abfallend, sofort-keimfähig und zwar bei der Keimung einen einfachen Schlauch treibend. (Hier- her z. B, die „Sporen“. der. alten Genera .Ascidium, Uredo.) Flora 1863, 12 178 3) Sporen, Zellen von sehr verschiedener Structur und Ent- stehungsweise, meist complieirter gebaut als die Stylosporen, durchweg durch ihre Keimung ausgezeichnet: sie treiben einen Schlauch (Promycelium), der nach sehr bald begränztem Längen- wachsthum auf seiner Spitze eine, oder auf 3 bis 4 Zweigen je eine kleine secundäre Fortpflanzungszelle abschnürt. Diese nennt Tulasne _..4) Sporidien; sie keimen sofort, indem sie kurze dünne Schläuche treiben. "Welche Stelle die verschiedenen Keimungen in dem Entwi- ekelungsgange der Speeies einnehmen und wie sie sich zu der Verbreitung des Pilzes, zu seinem Eindringen in die Nährpflanze verhalten, darüber liegt nur eine einzige angebliche Beobachtung von Corda vor, und diese ist, wie schon Tulasne ausspricht, sicherlich unrichtig. ‚ Bestimmtere Auskunft hierüber geben zunächst“folgende voll- ständig verfolgte Entwickelungsgeschichten. Uromyces appendiculatus Lk. Die Sporen dieses Pilzes überwintern auf den abgestorbenen Theilen der Nährpflanze (Faba vulgaris Mill.) Im Frühling auf feuchten Boden und in feuchte Luft gebracht, erzeugen sie ein Promycelium mit 3—4 nierenförmigen Sporidien. Diese treiben sofort kurze Keim- schläuche. Sät man sie auf die Oberfläche der passenden Nähr- pflanze (in allen anderen Fällen gehen sie zu Grunde), so bohren sich die Keimschläuche mit der Spitze in die nächstbeste Epi- dermiszelle ein, das in diese gelangte Ende schwillt zu einem cylindrischen Schlauche an, erhält Querwände und Zweige, letz- tere durehbohren die Innenwand der Oberhautzelle und treten in die Intercellularräume des Parenchyms. Die Membran der aussen gebliebenen Sporidie gibt ihren Inhalt sehr früh an den einge- drungenen Schlauch ab und geht schnell zu Grunde, so dass bald jede Spur derselben verschwunden ist. Die in das Parenchym getretenen Zweige des Keimfadens. entwickeln sich hier rasch zu einem Uredineenmycelium. 10 bis 14 Tage nach der Aussaat macht sich der Pilz durch bleiche Färbung der besäten Stellen nach aussen kenntlich, und alsbald erscheinen seine Fructificationsorgane: Spermogonien und orangerothe Aecidium-Becherehen. Nach mehreren Wochen bildet dasMycelium rings um letztere braune, Sporen führende Räschen desT’omyces von gewöhnlicher Beschaffenheit. Die in den Becherchen gereiften orangefarbenen Aecidium- 179 Stylosporen treiben, wie bekannt, auf feuchtem Substrat einen dicken, gekrümmten Keimschlauch. Waren sie auf die Oberfläche der Nährpflanze gesät, so kriechen die Keimschläuche auf dieser, bis ihre Spitze eine Spaltöffnung findet; in diese treten sie ein, um sich in der Athemhöhle sofort zu verzweigen und aus den in die tieferen Intercellularräume getretenen Zweigen ein neues My- celium zu entwickeln. 6 bis 8 Tage nach der Aussaat bildet dieses von Neuem Frucht: braune, polsterförmige Räschen, welche die Epidermis durchbrechen, und in denen zuerst die von Tulasne als solche bezeichneten Uredo -Stylosporen, später die erst- erwähnten Sporen erzeugt werden. Die Uredo-Stylosporen kei- men wie die Aeeidium-Stylosporen und ihre Keime treten eben- falls in die Spaltöffnungen ein. Das aus ihnen entstandene My- celium erzeugt immer nur wieder braune Räschen mit Uredo und späterhin Sporen. Ganz die nämlichen Resultate ergab die Cultur von Uromy- ces Phaseolorum Tul., einer von U. appendiculatus sehr verschie- denen Species, und von Puceinia, beziehungsweise Aecidium Tragopogonis. Genannte Uredineen haben somit, abgesehen von den Sper- mogonien, viererlei Fortpflanzungsorgane, welehe sämmtlich die Species reproduciren, aber nur eine Art derselben reprodueirt immer die nämliche Form, die drei andern stehen mit dieser und unter einander in einem Generationswechsel. Der ganze Ent- wickelungsgang der Species ist, kurz zusammengefasst, folgender: 1) Sporen, erzeugen im Frühling das Promycelium mit 2) den Sporidien. Aus diesen entsteht 3) das Aecidium, dureh die Spermogonien und den Be- cherchen mit Stylosporen charakterisirt. Aus den Aceidium- Stylosporen entsteht 4) der Uredo, d. h. Räschen mit einer zweiten Art Stylo- sporen und den Sporen N°, 1). Die Uredo-Stylosporen erzeugen immer wieder Uredo- und Sporen tragende Räschen. Nach den bekannten Untersuchungen Tulasne’s haben fast alle Uredineen mit Ausnahme der Aecidineen (Aecidium, Roe- stelia, Peridermium, Caeoma T ul.) Sporen und Uredo-Stylosporen gleich den 3 oben angeführten Arten; andererseits sind fast alle Aecidineen von sehr übereinstinmmender Struetur und Entwicke- lung. Es ist daher wohl mehr als eine Vermuthung, dass die Mehrzahl der Uredineen ähnlichen Entwickelungszang und Ge- nerationswechsel zeigen werden, wie die beschriebenen, und dass 12* 180 die Aecidineen fast alle als besondere — vielleicht sexuelle — Or- gane mit anderen Formen zusammengehören. Damit ist nicht gesagt, dass der Entwickelungsgang aller Uredineen ganz genau gleich ist; vielmehr haben sich bei einigen Culturversuchen schon jetzt Verschiedenheiten von dem oben erwähnten Verhalten her- ausgestellt. Es sind hierüber noch mehr einzelne Versuche erforderlich. Was bis jetzt constatirt werden konnte, ist folgendermassen zu- sammenzufassen. a) Alle Stylosporen treiben bei der Keimung einen einfa- chen Keimschlauch. Dieser dringt in die Nährpflanze nur durch die Spaltöffnungen ein; ja er tritt sogar in die Spaltöffnungen jeder veliebigen Pflanze, um sich in der geeigneten Nährpflanze weiter zu entwickeln, während in anderen Pflanzen sein Ende in der Athemhöhle zu wachsen aufhört und abstirbt. Die Keimung selbst ist von Tulasne für viele Fälle beschrieben worden, das Ein- äringen in die Stomata habe ich bei 13 verschiedenen 'Uredofor- men constatirt, sowohl auf der Nährpflanze, als aufirgend einer anderen, wie z. B. von Aecidium Cyparissiae auf Sempervivum Tectorum. — Das Entwickelungsprodukt der eingedrungenen Keime ist für die beobachteten Aeeidium-Stylosporen schon angegeben worden. Aus den Keimen von Uredo-Stylosporen entstand, wenn sie zur - Entwickelung kamen, immer wieder Uredo, öfters in Gesellschaft der Sporen. So bei den obenerwähnten Uromycesformen,, Puc- cinia coronata Ü., Pucce. Compositarum Schl., Coleosporium Cam- panularım L&v., Cronartium asclepiadeum Fr. b) Alle Sporen im Sinne Tulasne’s erzeugen ein Promy- celium, welches Sporidien trägt. Das gleiche gilt von den Fort- pflanzungsquellen des Aecidium Euphorbiae sylvaticae DC. und des Endophylinm Sempervivi, diese sind daher auch den Sporen zu- zurechnen. Auf die Nährpflanze gebracht, dringen die Keime der Sporidien von Uromyces appendiculatus, Phaseolorum, Endophyllum Sempervivi durch die Wand der Epidermiszellen ein; finden sie nicht die rieb- tige Nährpflanze, so erfolgt kein Eindringen. Aus’ den Keimen der Uromycessporen entstand, wie erwähnt, Aecidium, aus den En- dophyllum-Keimen ein Mycelium, welches nicht zur Fruchtbil- dung kam. Die Sporidienkeime von Puceinia Dianthi DC. dringen dagegen 181 nur durch die Stomata ein. Aus den eingedrungenen Keimen entwickeln sich unmittelbar wieder Puccinia-Räschen. — . Die Keimung aller Reproductionszellen der Uredineen er- folgt leicht auf feuchtem Boden, in feuchter Luft, nicht unter Wasser. Die Keime entwickeln sich leicht, wenn sie die geeig- nete Nährpflanze gefunden haben, sie treffen aber, gleich denen von Peronospora, eine sehr strenge Wahl. Uromyces appendieu- latus z. B. dringt mit allen seinen Keimen leicht in Stengel und Blätter von Faba und Pisum sativum ein, entwickelt sich rasch und fructificir. Die Keime seiner Sporidien durchbohren dage- gen nicht die Epidermis von Phaseolus vulgaris; seine Aecidium- und Uredo-Keime treten in die Stomata letzterer Pflanze leicht ein, ohne aber weiter als bis in die Athemhöhle zu wachsen. Urom. Phaseolorum verhält sich zu den genannten drei Pflanzen gerade umgekehrt, u. s. w. Bemerkenswerth scheint mir eine bisher nicht erwähnte Reihe negativer Resultate. Unter den günstigsten äusseren Verhält- nissen ist es mir bis jetzt nie gelungen, die Sporidienkeime von Puceinia graminis und von Üoleosporium in die Oberhaut der Pflanzenarten eindringen zu sehen, welche die genannten Pilz- formen zu tragen pflegen. Ebensowenig konnte ich aus der in die Spaltöffnungen ihrer Nährspecies eingetretenen Keimen von Aecidium Asperifolii, Uredo Symphyti die Entwickelung von My- celium oder Frucht erhalten. Dieses bei wiederholten Aussaaten immer erhaltene negative Resultat, zusammen mit dem oben über die Formenreihe und den Generationswechsel anderer Arten Ge- sagten und mit dem Umstande, dass auf den Nährpflanzen der genannten Formen die wahrscheinlich hinzugehörigen und mit ihnen alternirenden Formen — Aecidien, beziehungsweise Pucci- nien u, dgl. — auch nie spontan vorkommen, machen es wahr- scheinlich, dass hier die Keime verschiedener Sporenformen ver- schiedener Species von Nährpflanzen zu ihrer Entwickelung be- dürfen und dass für den Generationswechsel des Parasiten auch ein Abwechseln der Nährpflanzen stattfinden muss. Die Richtig- keit dieser Vermuthung ist noch näher zu prüfen. Einmal in die Nährpflanze gelangt, verbreitet sich das My- celium in dem Gewebe verschieden weit, je nach der Species und je nach seiner unmittelbaren Herkunft. Das Mycelium des Urom. appendiculatus z. B., aus welcher Form von Keimen es entstan- den sein mag, geht nie weit von dem Orte seines Eindringens weg, es verbreitet sich höchstens auf eine Strecke von 1-2 Cen- 482 timetern Durchmesser. Nie wächst es z. B. aus einem Foliolum in ein anderes oder in den Stengel. ‚Das Mycelium von Endophyllum Semperrivi verbreitet sich von einem Punkte, z. B. einem Blatte aus rasch durch das Pa- renchym der ganzen Pflanze, Stengel, Blätter und selbst Wurzel. Das Aecidiumtragende Mycelium von Puccinia Tragopogonis ist ‚gleichfalls durch das Parenehym des ganzen Stockes verbreitet; es tritt aus dem Stengel in jedes junge Blatt, um in diesem zu fructifieiren. Das aus den Aecidien-Stylosporen entstandene, ‚Puc- .einia tragende Mycelium dieser Species wächst nicht über das ‚Blatt hinaus, in welches die Keime eingedrungen waren; nur ‚die mit Aecidium-Stylosporen besäten Blätter eines Stockes tra- gen Puceinia, die andern bleiben intact. Gleiches und Achnliches wie in diesen drei Beispielen lässt sich in vielen anderen Fällen beobachten. Das in den Stengelorganen perennirender Pflanzen verbrei- tete Uredineenmycelium dauert in vielen Fällen mit diesen Or- ganen seines Wirthes aus, um jedes Jahr neue, an den geeig- neten Orten fruchttragende Zweige in die Jungen Triebe der Nähr- pflanze zu entsenden, sei es in alle, sei es in nur einzelne der- selben. Diese von Tulasne schon gefundene 'Thatsache, welche bei Aevidium Cyparissiae, Pucceinia Anemones, Peridermium ela- finum u. A. leicht nachgewiesen werden kann, erklärt das all- jährliche Erscheinen der Uredineen auf vielen Pflanzen, ohne dass es nötkig eder erlaubt wäre, eine krankhafte Prädisposition derselben anzunehmen; es erklärt ebenso die Verbreitung der Uredineen durch Pfropfreiser, Steeklinge u. s. w. Auch bei einem den Ustilagineen angehörenden Pilze, Sorisporium Suponariae, ist das Perenniren des Myceliums in dem Parenchym der Nähr- pflanze leicht nachzuweisen. Eine Erzeugung oder eine Begünstigung der Entwickelung des Parasiten durch krankhafte Prädisposition der Nährpilanze findet bei den Uredineen ebensowenig statt wie bei den Perono- sporen. Wo Krankheit und Entartung der Nährpflanze mit dem Auftreten des Pilzes verbunden ist, da ist die Vegetation des letzteren die nächste Ursache; äussere Agentien, insbesondere Feuchtigkeit haben Einfluss, indem sie auf die Vegetation des Parasiten fördernd oder hemmend wirken.. Nimmt man zu den mitgetheilten Resultaten noch die von J. Kühn für die Ustilagineen hinzu, so erhält man eine Reihe yon Füllen, welche fast für alle möglichen Arten. des Vorkom- 183 mens endophytischer Pilze Beispiele bietet und dieselben sämmt- lich durch das Eindringen der Keime, die verschiedene Ent- wicklung, Verbreitung, Dauer des Myceliums unmittelbar erklärt, Bei der grossen Uebereinstimmung des allgemeinen Baues aller Schmarotzerpilze, von denen noch dazu viele entschieden höher organisirt sind, als die hier behandelten, lassen sich die gefun- denen Erklärungen füglich auf alle übertragen und bezeichnen den Weg, welcher bei Erforschung der Biologie irgend eines zur Untersuchung kommenden sicher zum Ziele führen muss. Es bedarf kaum einer besonderen Erwähnung, dass die für die Uredineen erhaltenen Resultate darthun, dass die ganze gegenwärtige systematische Eintheilung dieser Gruppe w- genügend ist. Der Weg zu ihrer Verbesserung ist durch die mitgetheilten Thatsachen bestimmt bezeichnet. Die zum Studium der einzelnen Arten nöthigen Culturversuche sind bei einiger Aufmerksamkeit nicht schwer anzustellen. Sie bilden für den sammelnden und beschreibenden Mycetologen eine dankbare, je- denfalls eine unumgänglich nothwendige Aufgabe. Heil- und Nahrungsmittel , Farbstoffe, Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ost-Romanen, Moldauer und Walachen aus dem Pflanzenreiche gewinnen. Mitgetheilt von Ohriststabs- arzt Dr. Ritter Jakob von Czihak und Dr. J. Szabo, Secundarius im Hospitale St. Spiridion in Jassy. Fortseizung zu dem Aufsatze, der im ersten Jahrgange der Bonplan- dia Nr. 24 und 25 erschien. (Fortsetzung.) Capsicum ammmum L. Beisbeere — rother Pfeffer. rom. Kiper rosch, ungarisch: Paprika. — Wird häufig gepflanzt und unreif zu Salz- und Essig-Gurken als Würze zugesetzt und gerne geil gessen. Die reifen rothen Schoten werden häufig zu Fleisch- speisen als Würze angewendet. Auch röstet das Volk die reifen Schoten in Asche und geniessen selbe als fiebervertreibendes Mittel, Erythraea Centaurium Pers. Tausendguldenkraut und E..Ge- rardı Bmg. rom. Potroaka.. — An Abhängen der Berge und feuchten Heuwiesen häufig. Der Branntweinaufguss wird gegen Colikschmerzen häufig angewendet, - ” :4184 . „ + TVinca minor L. Sinngrün. V. major L., V. herbacea W. Kit. rom. Previnka, auch Konunire, Verehelichung. — In Wäldern, Weingärten und auf Wiesen häufig. Die Abkochung gegen Hae- morrhagien, Diarrhöen und Ruhr. Rhamnus catharticus L. Gemeiner Kreuzdorn. R. saxatilis L., AR. alpinus L., R. frangula L. Faulbaum. R. rupestris Scop. rom. Paru-Tschuti. — An Hecken der Weinberge, in Gebüschen der Nie- derwaldungen. Die Früchte werden häufig als Purgirmittel, auch gegen Wassersucht gebraucht, ebenfalls zum Grünfärben benützt. FE; verucosus Jacq. rom. Salba moale. — Die Früchte werden als Brech- und Purgirmittel angewendet. Das Holz benutzen die Schuhmacher zu Holznägeln. Aus dem Samen gewinnt man eine grünlich gelbe Farbe, worin Wollgarne gefärbt werden. , Witis vinifera L. Weinrebe. rom. Witze de Wie auch Wie. — Wird in der Moldau und Walachei in vielen guten Sorten auf grossen Strecken gezogen. Einige Lagen liefern ausgezeich- neten Wein, der angenehm wie Markgräfler, aber feuriger ist. Die Tafeltrauben sind sehr schmackhaft. Um Jassy wird sowohl weisser als rother Wein in Menge gezogen, daher auch in guten Weinjahren der Most fast nichts kostet. Im October 1862 sah ich die Wadra = 12 bayerische Mass um 5 Kreuzer bayerisch verkaufen. Der. stärkste Wein wächst bei Ötobeschti nächst Fockshani und der angenehmste bei Kotnar nächst Herleu, auch in Husch wächst ganz guter Wein und ebenfalls um Jassy, wo die Rothweine dem guten Burgunder nicht nachstehen. — Aus den unreifen Beeren, rom. Aguride, presst man einen sauren Saft, Zame de Anguride, der- wie Citronensaft zu Suppen und Saucen angewendet wird. Die Weinblätter werden frisch zum Einwickeln von Fleisch- klöschen genommen, auch zum Aufbewahren eingesalzen und vor- züglich in Spezereihandlungen zum Einwickeln von Caviar, Oli- ven u. 8. w. benützt, damit sich vom Fliesspapiere keine Woll- fasern an die verkauften Gegenstände hängen, die dann darüber erst mit Fliespapier überbunden werden. Yitis Labrusca L. Fil- ziger Wein. Wilder Wein. — An Umzäumungen der ’Weinberge- Ribes rubrum L. Johannisbeere. rom. Pomesehoare — Träub- chen. — R. petraeum Wulf. rothblühende J., R.alpinum L., Ge- birgs-J. — In Scharu Dorna und auf den höchsten Bergen. R. mgrum L. Gichtbeere, bei Ockna, Kumaneschte u. s. w. .R. gros- sularia 1. Stachelbeere. R. uva crispa L. Krausblättrige unbe- 185 kannte J. R. reclinatum Bmg. An Abhängen des Berges Pion oder Gzachleu. — Die Früchte werden von allen angegebenen Arten gegessen, aber auch zu Dulzets mit Zucker eingekocht. Bei den Dulzets von ganzen Beeren der Johannisträubehen ist bei der Zubereitung eine wirklich mühevolle Arbeit vorzunehmen, denn die Bojarinnen lassen aus jeder Beere die Samenkernchen mit einer Nadel herausholen, ohne die Beerumhüllung zu ver- letzen und dann werden diese Beerchen mit Zucker eingekocht. Den ausgepressten Saft dieser Früchte wendet man mit: Wasser vermischt bei hitzigen Krankheiten als Getränk an. ‚Hedera Helix L. Epheu.'rom. Jedere. — Wächst häufig an Mauern und Felsen, auch in Gebüschen und an Bäumen. Die Abkochung wird vom Landvolke als Adstringens in Diarrhöen und Ruhr gebraucht. Viola odorata L. Wohlriechendes Veilchen. rom. Toporasch. — In Weingärten, an Hecken und auf Wiesen häufig. Die Blu- men gegen Husten, wahrscheinlich wegen der blauen Farbe gegen Keuchhusten angerühmt. Man macht auch aus den Blumen ein allbeliebtes Dulzets de Toporasch. Viola tricolor L. Dreifarbiges Veilchen. rom. Trei fratzi pa- tazi. — ‚Auf Aeckern und in Weingärten häufig. Die Abkochung der Pflanze innerlich gegen verschiedene Ausschläge, äusserlich zu Waschungen bei Kopfgrind und Milchborke. Noch kommt vor: V..hirta L., ambigua. W. et Kit., palustris L., alpına Jarıq. canina L., montana Bıng., persicifolia Bmg., mirabilis L., bi- flora L., deelinata Bmg., bicolor Bing., Zoysii Bmg., uliginosa Schrad. Impatiens Neoli tangere L. Gemeines Springkraut, rom, Slo- bonog. — Bei Kumaneschte, Bakeu und Piatra an den Ausläufern der Karpathen auf feuchten Waldwiesen häufig. Vom Landvolke vorzüglich gegen Gebärmutterkrankheiten, weissen Fluss u. s. w. in Gebrauch. Gentiana lutes L. Gelber Enzian. rom. Fieria peimuntului auch Enzura. In Wäldern und auf Gebirgswiesen häufig, Der mit dieser Wurzel angesetzte Branntwein wird bei verschiedenen Krankheiten der Menschen und der Hausthiere angewendet. Es kommt noch vor :,@. purpurea L., punctata L., eruciata L., asele- piadea L., acaulis L., verna L., preumonanthe L., germanica W. lancifolia Bes. (prim. fol. gal. steht zwischen germanica und amarella) amarella L., campestris L., ciliata L. Herniaria glabra L. Bruchkraut. H. hirsuta L. rom. Jerwa 186 surpeture, Bruchkraut. — In sandigen Gegenden bei Roman und Bakeu häufig. Wird bei Leistenbrüchen als Thee und Umschlag gebraucht. Chenopodium rubrum L. Rothe Melde, auch Gänsefuss rom. Talpa Gischti, Gänsefuss. In Gärten und an Zäunen häufig. Wird als Gemüse mit Borsch gekocht. Borsch ist ein gesäuertes Wasser, welches in jeder Haushaltung der Romanen eine grosse Rolle spielt und besonders im Sommer als angenehm säuerliche Zuthat zu Suppen sehr erfrischend wirkt. Während der langen Fasten wird der Borsch fast mit allen frischen und Trockenge- müsen genossen. Man bereitet den Borsch auf folgende Art. In ein reinliches hohes Holzgefäss von ungefähr 10 Maass Wasser- gehalt schütte man 3 Pfund Weizenkleie, schneide dazu eine ab- gekochte Rothrübe in Scheiben und giesse 10 Maass kochendes Wasser darauf. Man lasse dieses Gefäss einige Tage an einem warmen Orte stehen bis die Gährung eingetreten. Von diesem säuerlichen Wasser nelıme man so viel als zu einer angenehm säuerlichen Fasten - oder Fleischsuppe nöthig ist und bereite die Suppen wie gewöhnlich. Zu Gemüsen kann man auch von dier sem Borsch zusetzen, um selben eine angenehme Säure zu ge- ben. Ist das Quantum Borsch verbraucht, so setze man selben wieder wie oben angegeben an, mische aber eine Handvoll von der vergorenen Kleie dazu, wodurch die Gährung schneller eintritt, Chenopodiumarten kommen noch vor: Ch. bonus Hew ricus L., viride Smith, urbicum L., rubrum L. (Blitum rubrum Rchb.), murale L., album L., hybridum L., Botrys L., glaucum L. (Blitum glaucum Koch), vulvaria L., olidum Bmg., polysper- mum L., scoparia L., maritinum (Suacda maritima Mog. Tand,) Beta vulgaris L. Mangold. rom. Sfekle. — Wird häufig an- gebaut und in Boursch gekocht genossen. Den ausgepressten Saft wendet man gegen Verhaltung der Reinigung an. Salsola prostrata Bmeg. 8. Kali L., lanata Bmg. Salzkrauf. rom. Serezika. — Kommt häufig auf salzigem Boden vor. Von diesen drei Arten wird Soda bereitet. Atriplex hortense L. Gartenmelde. A. roseum L. rom. Lo boda. — An Hecken, in Gärten und auf Ackerfeld häufig, Wird wie Chenopodium verwendet. Noch kommt vor: A. patulum L- nitens Rebent., hastatum L., macronatum Bing., laciniatum L- tataricum L., littorale L. Ulmus campestris L. U. nuda Bmng., suberosa Willd., effus@ ‚Willd. Ulme, Ruster. rom. Ulm. — Diese vier Arten kommen it 187 fast allen Waldungen der Bezirke Jassy, Roman, Botoschani, Husch, Berlat u. s. w. vor. Die Abkochung der Rinde wird als Waschung unreiner Wunden verwendet. Das Holz wird zu guten Dielen und auch zu Hausgeräthen verarbeitet. Cannabis sativa L. Gemeiner Hanf. ron. Kinepe. — Wird häufig angebaut, kommt aber auch wild vor. Die Abkochung der grünen Pilanze wird gegen Ausfallen der Haare und für Beför- derung des Wachsthums derselben mit Nutzen angewendet. Das aus dem Samen geprestse Oel wird zum Brennen als auch zum Essen gebraucht und die Oelkuchen dem Hornvieh verfuttert Die Hanffaser wird ebenfalls zu Garngespinnsten benützt, welche auf der Spindel gesponnen werden. Alle Bäuerinnen weben ihre Ge- spinnste selbst, daher fehlt in keiner Familie der Webstuhl. Himulıs lupulus L. Gemeiner Hopfen. rom. Hemei. — An Zäunen und Hecken in Weinbergen und in Niederwaldungen sehr häufig. Von Bäckern und Bierbräuern wie bekannt angewendet. Abkochung der Blüthen und Blätter gebraucht das Volk als Wa- schungsmittel bei Kopferind, auch zu Bädern bei abzehrenden Kindern. Die jungen Hopfensprossen werden im Frühjahre als feines Gemüse geschätzt. Eryngium campestre L. Mannstreue. E. plawum L, rom, Skai woinitscheske. — Häufig auf Brachfeldern und Heuwiesen. Die Pflanze sammt Wurzel wird häufig gegen syphilitische Ausschläge in Abkochung als Waschmittel angewendet. Pastinaca sativa L. Essbare Pastinak. rom. Pasternatschi, — In der Gegend von Husch und Faltschi, häufig an den Ufern des Prutl. Das Landvolk sammelt solche in ganzen Wägenla- dungen und bringen selbe zum Verkaufe. ‚lnethum graveotens L. Dill. rom. Marari. — In Gärten utd an Zäunen häufig. Als Küchenkraut bekannt und wird zum Borsch zür Suppe und zu den Gurken, wie zum grünen Salat als Würze zugesetzt. Selinum orioselinum Spreng. Grundheil. rom. Petrinschel kinului, Hunds-Petersilie. — Auf bergigen Heuwiesen häufig. — In Aufguss gegen Leucorrhoea und Gonorrhoea, auch zu Bädern. Noch kommt vor: $. carvifolium L., austriarum Jacg., twberosum Bmg., Seguieri Bing., intermedium Bes. Angelica Archangelica L. Angelik. A. sylvestris L. rom. An- gelica. — In Wäldern und auch Niederwäldern häufig. Das Volk wendet diese Pflanze bei Typhus, dann als magenstärkendes Mit- tel häufig an, doch am häufigsten wird der Branntweinaufguss, 188 ‚von dieser Pflanze bereitet, angewendet. Bei Mundfäule des Hornviehes wird der Absud in Verbindung mit Alaun oder Kupfer- vitriol als Waschung gebraucht. Ligustrum Levistieum L. Liebstöckel. rom. Leuschtan. — Am Ufer des Sereth, Trotusch und Pruth. Auch in Gärten häufig. Vom Volke besonders bei Typhus auf folgende Art angewendet. Eine gute Portion dieser Pflanze wird mird mit heissem Wasser übergossen, in welches dann ein Lein- tuch eingetaucht wird. Nachdem dasselbe wieder ausgewunden, wird der Kranke in dasselbe, so warm als er vertragen kann eingehüllt. Diese Operation wird 2—-3 Mal täglich wiederholt, was oft von gutem Erfolge sein soll. Die zerhackte Pflanze mit Kleien vermischt den Kühen und Schafen verfüttert, soll die Milch vermehren. Man liebt diese Pflanze auch in Borsch, dann als Würze bei den Salzgurken. Die Blätter gebraucht man auch zum Geibfärben. Noch kommt vor: Ligusticum austriacum L. (Pleurospermum Hoffm.) Conium maculatum L. Gefleckter Sehierling. rom. Kukute. — An Zäunen, in’ Gärten und Weinbergen häuflg. Das Kraut gekocht als Umschlag bei Abscessen. Die Landleute sammeln die jungen Sprossen und essen selbe geschält ohne Nachtheil oder kochen selbe mit Borsch. Pimpinella saxifraga L. Steinpimpinelle rom. Petrinschell selbatike, auch Petrinschellasch. — An steilen Ufern und auf Bergen häufig. Wird oft als pellens gebraucht, öfter aber zu Bädern bei Kindern. Noch kommt vor: P. nigra W., magna L- orientulis Bmg., dissecta Bmg., hircina P., Dioica Bmg. Apium graveolens L. Selleri. rom. Zelline. — Wird allge mein angebaut, kommt aber auch wild bei Kumaneschte am Fusse der Karpathen vor. Wird wie in Deutschland zu Suppen und Gemüsen als auch Salat verwendet. Noch wird häufig gepflanzt: A. petroselinum L. als Küchenkraut bekannt. Oenanthe eroceca Baumg. Gelbe Rebendolde. rom. Schojan- — Am Pruth, in der Gegend von Husch und Feltschia häufig- Wird in grossen Massen zum Gelbfärben gesammelt. Mit Alauf versetzt erhält man eine lebhaft gelbe Farbe, mit Kali eine mehr orangegelbe. Wolle und Leinen wird darin gefärbt. Noch kommt vor: O, fistulosa L., peucedanifolia Poll., pimpinelloides L. Foeniculum offieinale All. Fenchel. rom. Sekare dulze, auch Molyra, — An Zäunen und in Gärten häufig. Der Aufguss voR 189 den Samen wird als Carminativum häufig, häufiger aber der Fen- chelbranntwein angewendet. -Carum Carvi L. Kümmel. rom. Sekare oder Kimeon. — Nur am Fusse der Karpathen, fehlt ganz im Flachlande der Mol- dau und Walachei. Aus dem Samen wird Kümmelbranntwein bereitet, dann wird derselbe als Würze dem Brod zugesetzt, und der Thee aus dem Samen bereitet bei Coliken gebraucht, auch die Windeln der Kinder räuchert man mit dem Samen und wi- ckelt dieselben darein, wenn sie Durchfall oder Leibschmerzen haben. i (Fortsetzung folgt.) Litteratur Christ’s Uebersicht der europäischen Abietineen. (Versamm- lung der naturforschenden Gesellschaft in Basel 1863.) Dieser Darstellung muss ich entschiedenes Lob zollen: sie stimmt fast in allen Punkten mit den Ergebnissen meiner Unter- suchung (Regensb, Fl. 1861. S. 593 u. f.) überein und gibt über das geographische Areal der europäischen Pinus-Arten einige neue Aufschlüsse. Eine neue Pinus Heldreichii vom thessali- schen Olymp wird beschrieben, welche Pinus uneinata nahe zu stehen scheint: die letztere hält Christ für eine Form von Piss Mughus, was zu entscheiden, wie ich schon andeutete, neue Un- tersuchungen in den Pyrenäen erforderlich scheinen. Dass ich Pinus Mughus nicht in Macedonien angetroffen, hat seine Rich- tigkeit: im Spicilegium rumelieum habe ich dies auch nicht ge- sagt, sondern eine Form von P. sylvestris als P, rotundata Lk. . bezeichnet. Jetzt ist es wohl als ausgemacht anzusehen, dass _ Links P. rotundata zu P. Mughus gehört: allein damals war die Bemerkung Wahlenbergs in dessen Carpathenflora für mich massgebend, dass P. meontana, die im Spicilegium zu P. rolun- dafa gezogen ward, nicht zu P. Mughus, sondern zu P. sylvestris gehöre. Die neuere Auffassung des Pinus rotundata habe ich be- reits in meiner Uebersicht adoptirt, wie sich daraus ergibt, dass ich als Südostgrenze für Pinus Mughus nicht Macedonien, son- dern Dalmatien und die Carpathen anführte. — Bedeutender ist die Verschiedenheit von Christ’s Auffassung und meiner Dar- 190 stellung in Beziehung auf Pinus maritima Lamb. und P. brutia Ten., worin ich ihm bestimmt entgegentreten muss. Er ver- einigte nämlich Pinus maritima mit P. halepensis, und erklärt Pinus brutia für eine eigene Art. Es geht indessen aus sei- ner Charakteristik deutlich hervor, dass seine P. brutia eben meine P. maritima Lamb. ist. Die Reduktion des P. brutia Ten. zu P. halepensis, die ich aussprach, beruht auf den von Biasius zu Tenore’s Zeit im botanischen Garten zu Neapel aufgenommenen Zapfen von demjenigen Baum, welchen Tenore beschrieben hat. Auf den Lambert’schen Figuren beruhte meine Bestimmung beider Arten: ich muss demnach annehmen, dass Christ’s P. brutia nicht Tenore’s Art, sondern Lambert’s P. maritime ist (Blätter bis 6“ lang; Apophyse sehr schwach quer gekielt, eigentlich nur querliniirt.‘) Dr. Grisebach. Botanische Notizen. Professor Babington in Cambridge ist mit der Sammlung des Materials behufs einer Revision der Flora von Island be- schäftigt. Er fordert die Botaniker auf, ihn durch Zusendungen und Mittheilungen zu unterstützen. Der 1850 verstorbene schottische Botaniker Dr. Neill hat der Royal Society in Edinburgh 500 L. vermacht, mit der‘ Be- dingung, von den Zinsen alle drei Jahre eine Medaille an einen ausgezeichneten sehottischen Naturforscher zu ertheilen. Die erste Medaille hat Dr. Lauder Lindsay für seine Untersuchungen über den Bau der Fleehten erhalten und die zweite Dr. Robert Kaye Greville für seine schottische Kryptogemenflora (1823 bis 1829), seine Flora von Edinburgh (1824), seine britischen Algen (1830) und seine in dem Mieroscopical Journal veröffentlichten Untersuchungen über die Diatomaceae. Sutton Hayes hat jüngst Pflanzen, die er in Panama ge- sammelt hat, nach England geschickt. Solche sind, das Hundert für 2 L. 2 s., durch Daniel Hanbury, Plough Court, Lombard Street in London zu beziehen. Das Herbarium des verstorbenen W. Borrer wird jetzt in dem königlichen Garten zu Kew aufbewahrt. Es ist wahrschein- 194 lich das beste britische Herbarium in den öffentlichen Sammlun- gen, denn Borrer stand in einem so hohen Ansehen, dass lange Zeit hindurch wohl kaum eine Pflanze der britischen Flora hin- zugefügt worden ist, ohne dass er sein Gutachten darüber abge- geben und Exemplare davon erhalten hätte. Es ist reich an kri- tischen Species und hierauf bezüglichen werthvollen Notizen. Der nach den Namen der Verfasser alphabetisch geordnete Katalog der öffentlichen Bibliotkek in Melbourne, der jüngst nach Europa gelangt ist, hat insofern für die Botaniker ein besonde- res Interesse, als die Initialen und die Vignetten zu Anfang und Ende eines jeden Buchstaben merkwärdige australische Pflanzen darstellen. Das Herbarium John Ray ist noch vorhanden. Es besteht aus 19 dünnen Fascikeln in Quart oder Folio. Die Pflanzen sind ausgezeichnet erhalten und die Namen derselben von Rays ei- gener Hand geschrieben. Dazu gehört ein ebenfalls von Ray geschriebener Index : (Horti sieci Raiani Catologus). Seit 1739 ist es im Besitz der Apotheker-Compagnie in London. Die 1835 von Dr. Seemann gegründete Bonplandia, Zeit- schrift für angewandte und später für die gesammte Botanik, hat mit dem 10. Bande, dem 10 colorirte Abbildungen von Fitch beigegeben sind, aufgehört zu erscheinen. An Stelle derselben wird Dr. Seemann unter dem Titel: The Journal of botany, british and foreign, in London bei Hardwicke ein botanisches Journal in monatlichen Octavheften von 32 Seiten mit einer Ta- fel von Fiteh und im Preise von 2 Schillingen pro Heft heraus- geben. In Deutschland ist dasselbe durch L. Denie ke in Leipzig zu beziehen. Allerdings ist zur Zeit in England eine allgemeine botanische Zeitschrift nicht vorhanden, denn die früher von Hoo- ker u. A. gemachten Versuche haben keinen Erfolg gehabt. Ob Dr. Seemann glücklicher sein wird, steht dahin. Ardoino, Catalogue des plantes vaseulaires qui croissent spontanement aux environs de Menton et de Monaco. Turin 1862. — Dieses kleine Gebiet ist von der Natur reichlicher mit Pflan- zen bedacht, als vielleicht irgend eine andere Gegend der Erde. Ardoino zählt nicht weniger denn 981 Species auf, während man auf einer gleichen Fläche (1,3 QM.) im nördlichen Frank- 192 reich und südlichen England deren nur ungefähr 500 findet. Das 1120 Mal grössere Irland enthält nicht mehr Pflanzenarten als das Gebiet von Menton und Monaco. Interessant ist auch das Vorkommen von Pflanzen nahe bei einander, die sonst räumlich weit von einander getrennt sind. So findet man z. B. wegen der mehr als 3600 Fuss hohen Bergkette auf diesem Gebiet Zrinus alpinus, Primula marginata, Gentiana acaulis kaum eine Stunde entfernt von Tamarix africana, Silene nicaensis und Atractylis cancellata. Personalnachrichten. ’ Die Leipziger Zeitung berichtet aus Jena unterm 31. März: „Der Hofrath Schleiden hat von Dresden aus, wo er sich zur Zeit aufhält, unerwartet ein Gesuch um Entlassung von seinem akademischen Amte hierher gesendet. Diesen Entschluss scheint Schleiden in der neuesten Zeit gefasst zu haben, da er vor kurzem noch sein Collegium über Botanik für das nächste Se- mester angekündigt hat. Ein Grund seines Gesuches ist nicht bekannt und man kommt auf die Vermuthung zurück, dass e$ seine Absicht sei, sich in Dresden ganz niederzulassen.‘“ Moquin Tandon, seit 1834 Mitglied der botanischen Se- ction der Akademie der Wissenschaften zu Paris, ist Mitte April gestorben. Er war auch Mitglied unserer Gesellschaft. An Stelle des verstorbenen Dr. Poppe ist Mr. Brown von Aberdeen, der einen grossen Theil von Afrika bereist hat, zum Botaniker der Colonie auf dem Cap der guten Hoffnung ernannt. Dr. A. de Bary, Professor der Botanik an der Universität zu Freiburg i. B. hat für seine, auf ein von der pariser Akade- mie der Wissenschaften gestelltes Preisausschreiben eingesandte Abhandlung: „Untersuchung über die Entwickelung einiger Schma- rotzerpilze“ einen Preis von 1000 Franken erhalten. — : Redscieur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Bach“ druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. NM 18. Regensburg. Ausgegeben den. 8. Mai. 1863. Inhalt. J. Sachs: Beiträge zur Physiologie des Chlorophylis. — Ge lehrte Anstalten und Vereine: Schlesische Gesellschaft für vaterl. Caltur. — Personalnachrichten. Beiträge zur Physiologie des Chlorophyll. Von Julius Sachs. I. Die farblose Grundmasse der Chlorophyllkörner. Wenn man chlorophylihaltige Pflanzentheile in starkem Al- kohol oder in Aether liegen lässt, so verbreitet sich bekanntlich der grüne Farbstoff in dem Lösungsmittel, während die entfärb- ten Chlorophylikörner in den Zellen zurückbleiben !), ohne an Grösse, Gestalt und Lagerung wesentliche Aenderungen erlitten zu haben. Von dieser an sich farblosen Grundmasse der grünen Körner vermuthete schon H. v. Mobl, dass sie wahrscheinlich eine „Proteinverbindung“ sei ®). In einer früheren Arbeit (Flora 1862, p. 133) sprach ich die Ansicht aus, dass das Chlorophyli wohl als grün gefärbtes Protoplasma betrachtet werden könne, eine Ansicht, welche natürlich nicht bloss die chemische Natur der farblosen Grundsubstanz berührt, sondern auch ihre innere Organisation und ihre physiologische Bedeutung. Die Art, wie 1) Diese Entfärbung iritt bei jungen, doch satigrünen Blättern sehr rasch, N wenigen Stunden ein, während bei alten oft Tage, selbst Wochen dazu nd- & sind. 2) v. Mohl: die vegetab. Zelle p. 204. 6. R. Treviranus hatte schon 1814 die Chlorophylikörner als. grüngefärbte Eiweisskügelchen betrachtet (Meohl’s verm. Schriften p. 350.) Flora, 1863, 18 . 184 die Chlorophylikörner ag dem Protoplasma entstehen ’), die Fähigkeit derselben, besonders bei’kryptogamischen Pflanzen sich freiwillig durch Theilung zu vermehren ?), die eigenthümliche Consistenz der Chlorophylisubstanz, ihr Verhalten gegen Was- ser zeigen vielfache Aehnlichkeiten mit den entsprechenden Eigenschaften des Protoplasma’s. Damit soll aber keineswegs gesagt sein, dass die Grundmasse des Chlorophylis genau das- selbe sei, wie das gewöhnliche farblose Protoplasma; dem wider- spricht schon die Thatsache, dass sich in derselben Zelle grünes und farbloses findet; dass sich der Farbstoff in dem einen bildet oder doch sammelt, im andern nicht, beweist, dass beide inner- lieh verschieden sind ; ebenso ist die eigenthümliche Gestalt des grünen Protoplasma’s (Körner, Bänder u. s. w.) und sein Ver- harren in dieser für längere Zeit, ein wichtiger Unterschied ge- genüber dem gewöhnlichen farblosen Protoplasma mit seinem rast- Tosen Förmenwe@hsel. Es soll in der ausgesprochenen Ansicht vielmehr nur eine generische Uehereinstimmung zwischen dem grünen und farblosen Protoplasma zum Bewusstsein gebracht werden, eine Uebereinstimmung, wie sie zwischen Protoplasma und Zellkern gewiss auch besteht, im Gegensatz zu den trägen und passiven Gebilden der Zelle, wie sie uns in den Stärkekör- nern, Fettkörnern und in der Zellhaut entgegentreten. Die im Folgenden mitgetheilten mikrochemischen Untersuchungen werden weitere übereinstimmende Merkmale aufweisen, wodurch die Grundmasse des Chlorophylis als eine Species auftritt, welche mit dem Protoplasma und dem Zellkern in dieselbe Gattung von organischen Elementargebilden zu rechnen ist. . Der Untersuchung stellt sich in-den meisten Fällen die Schwierigkeit entgegen, dass in dem Chlorophyllkorn Stärke ent- halten ist und bekanntlich nimmt diese letztere oft an Umfang so zu, dass von der grünen Substanz nur ein dünner Ueberzug bleibt; es ist klar, dass in solehen Fällen bei Anwendung der Reagentien beide Substanzen ihre Eigenschaften gleichzeitig gel- tend machen und so ihre Effekte für den Beobachter vermischen. Um diesem Uebelstand auszuweichen, habe ich die folgenden Re- aktionen an den Chlorophylikörnern von Allium Cepa gemacht, 3) Fiora 1863 p. 162, botan. Zeitung 1862 p. 366 und 1863 p. 66. . 2) Zuerst von ©. Nägeli angegeben: Zeitsehrift 1. wiss. Bot. 184% p. PB; was ich in Fiora 1862 bei p. 135 nicht erwähnt habe, da ich die betreffend® Stelle Nägeli’s noch nicht kannte, \ 485 da diese niemals Stärke enthalten, doch treten mehrere Reaktio- nen auch an den gewöhnlichen Körnern mit Stärkeeinsehlüssen in gleicher Weise und noch hinreichend deutlich hervor. Die, für die mikrochemische Untersuchung so wichtigen Fär- . bungsmittel lassen sich natürlich mit Erfolg nur an den vollstän- dig entfärbten Chlorophylikörnern anwenden. Ich benützte Blät- ter, welche einige Tage, Wochen, selbst Monate lang in Alkohol von 90°, gelegen hatten, Alkohol und Blätter waren vollständig entfärbt. Sehr dünn und zahlreich angefertigte Schnitte dersel-. ben wurden in einen grossen Tropfen des Reagens gelegt und dann unter Deckgläschen beobachtet. Färbungen. 1) In essigsaurem Cochenille-Auszug') nehmen die entfärbten Chlorophylikörner nach kurzer Zeit eine intensiv zie- gelrothe Färbung an, indem sie aus der Lösung den Farbstoff aufsammeln und in sich anhäufen (z. B. Mais, Allium, Solanum tuberosum, Dahlia)‘, dario stimmt die Grundmasse der Chloro- phylikörner überein mit: dem farblosen Protoplasma, dem Zell- kern, den eiweissartigen Krystallen (z. B. aus dem Samen von’ Rieinus und den Kartoffeln), dem formlosen Schleim in den Leit- zellen der Gefässbündel, und der trockenen eiweissartigen Masse in den Zellen der Cotyledonen und der Endosperme. 2) Alkoholische Jodlösung färbt die extrahirten Chlo- rophylikörnex gelb bis dunkelbraun, worin sie ebenfalls mit den andern oben genannten Substanzen übereinstimmen. 3) Dünne Schnitte entfärbter Blätter von Allium Cepa eine . halbe Stunde in c. c. Lösung von Kupfervitriol gelegen, dann abgewaschen und in starke Kalilauge gelegt: die Chlorophyll- körner färben sich deutlich violett. Bei denen von Beta vulgaris. war die violette Färbung noch mit Sicherheit zu erkennen (sie enthalten Stärke) wenn Schnitte der Blätter in der Kupferlösung erwärmt und dann mit Kali behandelt wurden; bei Phaseolus vul-. garis trat die violette Färbung der Chlorophylikörner (welche Stärke enthälten) ein, als Schnitte 20 Stunden in der Kupfer- flüssigkeit gelegen hatte und dann mit Kali behandelt wurden. In diesem Verhalten stimmt die farblose Grundmasse- der Chloro- phylikörner überein mit dem Protoplasma in jungen Gewebe, ‚dem Schleim der Leitzellen, dem formlosen eiweissartigen Inhalt der ee 1) Vergl. P. Maschke botan. Zeitung 1859 Nr. 8. i3* 188 Gotyledonen und Endosperme; ob die Zellkerne mit Kupferoxyd und Kali violett werden, konnte ich noch nicht entscheiden. ' 4) Feine Schnitte entfärbter Blätter von Allium Cepa, Sola- num tub., Beta vulg. zuerst in Salpetersäure etwas erwärmt, dann mit Wasser ausgesüsst, und endlich Kalilösung zuge- setzt; die Chlorophylikörner sind je nach der Einwirkung der Säure noch zu erkennen oder in eine formlose Masse zusammen- geflossen ; im ersten Falle ist jedes Chlorophylikorn deutlich orangegelb, im letztern erfüllt eine orangegelbe formlose Masse die Zellen. Ebenso färben sich die Zellkerne (von Allium Cepa, Solanum tuberosum), das Protoplasma (aller von mir beobachteten Zellen), der Schleim in den Leitzellen, die formlose eiweissartige Substanz in den Reservestoffbehältern der Samen und endlich die eiweissartigen Krystalle (in den Kartoffelknollen nach Cohn '). Lösungsmittel. j Die folgenden Angaben betreffen sämmtlich die Blätter von Allium Uepa, wenn nicht ausdrücklich eine andere Pflanze ange- geben ist. ’ 1) Kali. Dünne Schnitte junger grüner Blätter %, Stunden lang in starker Kalilösung gelegen: Chlorophylikörner noch er- halten, grün. Nach dem Aussüssen mit Wasser sind die Zellen mit homogen grünem Schleim erfüllt; diese Präparate mit Essig- säure neutralisirt und alkoh. Jodlösung zugesetzt: die Zellen er- scheinen mit brauner feinkörniger Masse erfüllt. * Dünne Schnitte grüner Blätter seit fünf Tagen in ce. c. Kalilösung liegend; die Chlorophylikörner sind zu einer homogen grünen Schicht zusammengeflossen, in manchen Zellen eine öl- artige, grüne, schmierige Masse bildend, die in Gestalt runder Tropfen auch ausserhalb der Zellen sich findet; dasselbe Präpa- rat nach drei Wochen ebenso. In Alkohol entfärbte Blätter: dünne Schnitte seit 4 Tagen in c. c. Kalilauge liegend ; die farblosen Chlorophylikörner ihrer Form nach völlig erhalten, scharf begränzt, wit "Wasser ausgewaschen: sämmtliche Chlorophylikörner sind verschwunden, ° Die Zellen mit klarer Flüssigkeit erfüllt; mit Essigsäure neutra- lisirt und Jodtinktur zugesetzt: die Zellen sind mit feinkörniger gelbbrauner Masse erfüllt. — Schnitte, mit Alkohol entfärbter 1) Ueber die Proteinkrystalle in den Kartoffeln. 87ster Jahresber. der Schle- sischen Geseilsch. f vaterl, Cultu.r 1850. Breslau. g 197 Blätter °/, Stunden in starker Kaulilauge gelegen: einige Zellen leer, die Chlorophylikörner nur in wenigen erhalten, die Zellen mit einer protoplasmaähnlichen , vakuoligen Substanz erfüllt, welche zum Theil ölähnliche Tröpfchen bildet. Diese Präparate mit Wasser ausgewaschen: der sichtbare Zellinhalt verschwunden; mit Essigsäure neutralisirt und mit Jodtinktur behandelt: in allen Zellen braune feinkörnige Substanz. An Schnitten entfärbter Blätter, welche drei Wochen in sehr starker Kalilösung gelegen, enthielten die Zellen meist einen schmierigen Schleim, in vielen Zellen war aber die Form der Chlorophylikörner noch deutlich erhalten. Die mitgetheilten Versuche zeigen, dass die Gestalt der frischen und der in Alkohol entfärbten Chlorophylikörner von Kalilösung zerstört wird; auffallend ist die Eigenthümlichkeit dass die äussere Form lange erhalten bleibt, wenn die Kalilösung sehr stark ist, dass dagegen nachheriger Wasserzusatz augen- blickliche Zerstörung der Körner bewirkt '); ob sie von verdünn- tem Kali wirklich gelöst werden, ist unbestimmt, gewiss kann man aber sagen, dass sie zerstört werden. Im Allgemeinen ist die Wirkung eine ähnliche bei dem Protoplasma, den Zellkernen, dem Schleim der Leitzellen, insofern auch sie durch Kalilösung zerstört oder gelöst werden. Was Cohn (a. a. O.) über das Ver- halten der eubischen Krystalle in den Kartoffeln gegen Kali sagt, ist dem an den Chlorophylikörnern Gesehenen auffallend ähnlich. 2) Ammeniakflüssigkeit. Sehnitte von frischen grü- nen Blättern eine Stunde lang in einem bedeckten Schälchen in 2—3 C. C. Ammoniak gelegen, dann in Ammoniak liegend angesehen: die Form der grünen Körner hoch deutlich, ihre Substanz gelockert, mit Vacuolen; nach dem Aussüssen mit Was- ser sind die Körner ziemlich scharf conturirt grün. Mit Essig- säure neutralisirt, Jodtinktur zugesetzt: Chlorophylikörner scharf begränzt, braun, kleiner, mit Vacuolen. . Dagegen fand ich die Zellkerne der Zwiebelschalen von AH Lium Cepa nach einstündigem Liegen in Ammoniak völlig gelöst, 1) Max Schuitze (Ueber den Bau der Nasenschleimhaut 1862 Halle p. 92) führt Kalilösung von 28—40%, Kaligehalt als ein schon von Moleschott be- nütztes Conservationsmittel für Muskelfasern an und sagt, dass selbst die leicht zerstörbaren Riechzellen und Riechbärchen sich in solcher Lauge stundenlang erhalten ; die. von mir angewendete Lauge hatte mehr als 40%, Kali, 198 bei Schnitten einer mit Alkohol extrahirten Zwiebel waren aber die Zellkerne bei gleicher Behandlung nach einer Stunde noch ungelöst. Schnitte einer jungen Kürbisfrucht zwei Stunden in Ammo- niak gelegen, zeigten, dass das früher reichlich vorhandene Pro- toplasma und die Zellkerne verschwunden waren, nach Neutrali- sation mit Essigsäure zeigte Jödlösung in diesen Zellen eine bräunliche feinkörnige Masse. ‚Die Cohn’schen Krystalle’ der Kartoffel lösen sich nach ihm im Ammoniak. Die Chlorophylikörner scheinen also gegen die Lösung durch Ammoniak viel resistenter zu sein als Protoplasma, Zellkern und krystallisirte eiweissartige Gebilde. 3) Phosphorsäure (sp. Gew. 1060): Schnitte frischer grü- ner Blätter eine Stunde in der Säure gelegen: Chlorophylikörner gelb, schwach begränzt; mit Wasser ausgewaschen, Jodtinktur zugesetzt: die Chlorophylikörner homogen braun; die mit Alko- hol entfärbten Chlorophylikörner wurden in ihrer Form nicht verändert. Die Zellkerne in Schnitten aus Zwiebelschalen waren nach zweistündigem Liegen in Phosphorsäure noch nicht gelöst, doch in ihrem Aussehen alterirt, ebenso die Zellkerne aus Knollen von BHelianthus tuberosus; dagegen waren die Zellkerne einer sehr jungen Kürbisfrucht nach einer halben Stunde in Phosphorsäure verschwunden und mit Jod nicht mehr nachzuweisen. 4) C. c. englische Schwefelsäure: dünne Sehnitte fri- ‚ Seher grüner Blätter mit der Säure bedeckt, nach 5 Minuten mit Wasser ausgewaschen und Jod zugesetzt: die Zellwände aufge- löst, die „Primordialschläuche* noch erhalten; an ihnen sitzen wie knopfartige Verdiekungen, die Ueberreste der Chlorophyli- körner; mit Alkohol entfärbte Chlorophylikörner zeigen dieselbe Resistenz gegen die Säure, Das Protoplasma und die Zellkerne scheinen dagegen 8% wöhnlich rasch zerstört zu werden. Die eiweissartige Substanz in den Cotyledonen von Phaseolus und Cucurbita zerfiesst IR e. c. Schwefelsäure und färbt sich dabei gewöhnlich intensiv rath. Die Krystalle der Kartoffel werden nach Cohn dureh e. c. Schwe- felsäure rasch gelöst oder in Tropfen umgewandelt, \ ‚Die Chlorophylikörner zeigen also gegen Schwefelsäure im Allgemeinen eine grössere Resistenz als andere ‘ihnen chemisch verwandte Gebilde, 109 5) Essigsäure (kalt) lässt die Form der’ frischen .-Chloro: phylikörner fast unverändert, ihre grüne Färbung geht in Hell- gelb über; durch Kochen in der Säure werden sie grumös, ‘doch nicht gelöst, Die Zellkerne der Zwiebelschalen fand ich nach dreistündi- gem Liegen in e. c. Essigsäure sehr stark aufgequollen, doch nicht gelöst. Nach Cohn werden die Krystalle der Kartoffel -in : Essigsäure gelöst. Die Chlorophylikörner sind also auch gegen diese Säure \ wi- derstandsfähiger als die ihnen stofllich verwandten Gebilde. Aus diesen Reaktionen geht nun zweierlei als Resultat her- vor; zunächst dass in all den betreffenden Gebilden des Zellhic haltes, nämlich in dem Protoplasma, den Zellkernen, den ‚Chloro- phylikörnern, dem Schleim der Leitzellen, den Krystallen „pro- teinartiger Körper“, ein vorwiegender Bestandtheil vorkommt, der in die Gruppe der eiweissartigen Substanzen gehört; zu sagen, dass die genannten Gebilde aus einer oder einigen eiweissartigen Stoffen bestehen, würde zu weit gehen, denn es. ist iheo- retisch wohl wahrscheinlich, dass mit der eiweissartigen Sub- stanz jederzeit auch noch andere organische und uneorganische Stoffe gemischt seien und die Reaktionen der angegebenen Art können ihrer Natur nach nur dahin Auskunft geben, dass die fraglichen Gebilde vorwiegend aus Stoffen bestehen, welche 'in die Gruppe des Eiweisses, Käses, Klebers u. -s. w. gehören, aber sie gestatten keine Auskunft darüber, ob.nicht ein kleinerer Theil ihrer Masse aus anderen Verbindungen besteht. Das zweite Resultat ist, dass die untersuchten Gebilde *) des Zellinhalts zu- sammen eine natürliche Gruppe bilden, die ich vorschlage, als „protoplasmatische Gebilde“ zu benennen, um ihre phy- siologische Zusammengehörigkeit zu bezeichnen. Nach ihrer Struktur, und der Art, wie sie sich bei dem Leben der Pflanze betheiligen, könnte man diese Gruppe noch in drei natürliche Unterabtheilungen bringen, die man als „amorphe“, „kry- stallisirte“ und „organisirte“ unterscheiden kann; 'als amorphe protoplasmatische Gebilde könnte man den schleimi- gen Inhalt der Leitzellen betrachten, die zweite Unterabthei- lung würde aus den „Proteinkrystallen“ bestehen; die dritte Gruppe, die ich als die „organisirte“ bezeichne, umfasst das 1) Wahrscheinlich müssen ihnen auch die Samenfäden zugezählt werden, 200 Protoplasma, den Zellkern, die Chlorophylikörner und wohl auch die Samenfäden. Die amorphen und krystallisirten proto- plasmatischen Gebilde sind das Material, aus welchem sich die organisirten ernähren; die stickstoffhaltige, feinkörnige Substanz, welche in den Zellen der Samen die Zwischenräume zwischen den Stärkekörnern ausfüllt, und die Aleuronkrystalle verschwinden bei der Ausbildung der Keimtheile; die Leitzellen der Gefäss- bündel sind während dieser Zeit mit eiweissartigem, protoplas- matischem Schleim erfüllt; sie leiten offenbar diese Substanz aus dem Reservebehälter des Samens zu den wachsenden Knospen und Wurzelspitzen, wo neues Protoplasma und Zellkern ent- stehen, ein grosser Theil geht in die sich entfaltenden Blätter, bildet dort zunächst den dicken protoplasmatischen Wandbeleg der Zellen, dersich nachher in Chlorophylikörner umwandelt. Der so aufgefasste Zusammenhang kann einstweilen allerdings nur als Hypothese gelten, die mutatis mutandis auch für die Entfaltung, der [Baumknospen, Knollentriebe u. s. w. durchzuführen ist '). Es wäre kaum möglich, bei unserer noch sehr lückenhaften Kennt- niss der protoplasmatischen Gebilde diese Hypothese im Einzel- nen mit Beweisen zu belegen; ich glaube aber, dass wenn man sie der Erklärung der Erscheinungen zu Grunde legt, welche sich bei der Beobachtung der Veränderungen der Zellinhalte während der Entwickelung der Pflanzen geltend machen, dass die schein-. _ bare Regeilosigkeit in eine klare leicht zu verfolgende Planmäs- sigkeit übergeht, und eben das ist ein Beweis für die Richtig- keit der Hypothese. IL. Die Entleerung der Blätter im Herbst. Die auffallende und beziehungsreiche Erscheinung der herbst- lichen Entlaubung wurde in ihrem wissenschaftlichen Interesse noch gesteigert durch Feststellung der Thatsache, dass das ve- getative Leben bei dieser Ablösung der Blätter aktiv. betheiligt ist, indem, wie H. v. Mohl zeigte, durch einen eigenthümlichen Bildungsprocess die „Trennungsschicht entsteht (H. v. Mohl, die anatomischen Veränderungen des Blattgelenks, welche das Abfallen der Blätter herbeiführen: botan. Zeitung 1860, N°. 1). Ihren physiologischen, befriedigenden Abschluss gewinat die Er- 9) Manche Andeutungen Th. Hartigs scheinen zu zeigen, dass er zu ähh- lichen Vorstellungen gekommen ist, die aber wie ich glaube, an vielen Unklar- heiten leiden. 201 scheinung durch die nicht minder merkwürdige. Wahrnehmung, dass die werthvollen, in einer ferneren Vegetätionsperiode. noch verwendbaren Substanzen aus den Blättern erst in die ausdau- ernden Theile übergehen, bevor die Ablösung eintritt, so dass nur das entleerte Zellengerüst des Blattes abgeworfen wird. Ich untersuchte die Blätter in verschiedenen Stadien ihrer herbstlichen Veränderung vor und während dem Abfallen in Be- zug auf das Verhalten des Chlorophylis und der darin einge- schlossenen Stärke. Die Beobachtungen betreffen allerdings nur sieben Species, die aber sehr verschiedenen Familien angehören. Ohne Zweifel werden weitere Untersuchungen ücch viel Neues in dieser Richtung zur Kenntniss bringen, doch stimmen mewe Wahrnehmungen an den sieben sehr verschiedenen Formen in mehreren wichtigen Punkten so weit überein, dass ich annehmen darf, die Resultate werden sich dem allgemeinen Gesetz wenig- stens annähern. Die an Aesceulus Hippocastanum, Dioscorea Batatas, Vitis vinifera, Sambucus niger, Populus pyramidalis, Robinia Pseud- Acacia und Morus alba gemachten Beobachtungen (siehe unten) führen zu folgenden allgemeinen Sätzen: 1) Bevor die Blätter abfallen, verschwindet das Chlorophyll und die darin enthaltene Stärke vollständig aus den Blattzel- len !); es wäre eine ganz ungerechtfertigte Annahme, zu glau- ben, dass diese Gebilde wirklich zerstört würden und vielleicht: woran man etwa denken könnte, durch eine langsame Verbren- mung sich verflüchtigten. Der Umstand, dass die Entleerung vor dem Abfallen beendigt ist, dass während der Entleerung die Ge- webe des Blattstiels offenbar mit Fortleitung von Stärke und protoplasmatischer Substanz beschäftigt sind, da diese Stoffe in den Leitzellen und gewissen Parenchymschichten sich bis zur Zeit des Abfallens nachweisen lassen, stimmt sehr gut mit der Ansicht, dass die genannten Substanzen, indem sie aus dem Blattgewebe verschwinden, durch den Blattstiel in den Zweig und Stamm übergehen um daselbst als Reservenahrung abgela- gert zu werden. Es wäre eine unbegreifliche Verschwendung der eigenthümlichsten Kräfte der Vegetation, wenn die in den Blät- tern enthaltenen Stoffe, deren Bedeutung für das Wachsthum wir wenigstens im Allgemeinen kennen, geradezu zerstört. würden, während die Auswanderung dieser Stoffe in den Stamm zum ı) Nur in den Spaltöffaungszellen bleibt Stärke in den ab ıllenden Biättern. 207 Zweck der Aufbewährung für spätere Verwendung ein schönes Beispiel von der inneren Oekönomie der Pflanzen liefert. 2) Die Blätter bleiben während der Auswanderung des Chlo- rophylis und der Stärke saftig; selbst nach dem Abfallen findet man die Zellen mit farbloser Flüssigkeit strotzend erfüllt. 3) In jeder Mesophylizelle bleibt nach völliger Auswanderung des Chlorophylis und der Stärke eine grössere Zahl kleiner in- tensiv gelb gefärbter, fettglänzender Körnchen übrig. Der Masse nach ‚können diese Körnchen wohl kaum den 40--50sten Theil des früheren Gehaltes von Chlorophyll und Stärke ausmachen, sie sind also nur als ein unbedeutendes Residuum zu betrachten. Ihre Substanz ist von der des Chlorophylis und der Stärke we- sentlich verschieden; ihr gelber Farbstoff ist in Alkohol löslich, es bleiben nach der Extraktion die entfärbten Körnchen in ihrer früheren Grösse zurück; ce. c.. Schwefelsäure greift sie nur. lang- sam an, kochende Kalilösung verwandelt sie in eine bräunliche schmierige Masse. Manchmal finden sich ausser diesen grössere ölartige Kugeln (Sambucus, Populus), die schon vor der völligen “Auswanderung des Chlorophylis in den Zellen auftreten. Von Blättern, welche im Herbst roth werden, habe ich versäumt, einige Beispiele zu untersuchen, doch ist zu vermuthen, dass auch bei ihnen in dem rothen Zellsaft die gelben Körnchen sich finden werden. - 4) Die herbstliche Veränderung scheint immer zuerst bei den ältesten Blättern anzufangen; an demselben Baume dauert die Entleerung und das Abfallen einige Wochen, indem nach und nach die einzelnen Blätter an die Reihe kommen; jedes einzelne scheint nur wenige Tage zu seiner Entleerung zu bedürfen; doch sind darüber noch genauere Untersuchungen zu machen. 5) Im Allgemeinen kann man wohl das fahle gelbgrüne Aus- sehen der Blätter als das Zeichen betrachten, dass die Resorption des Chlorophylis schon begennen hat; jederzeit fand ich, went die Färbung in ein entschiedenes Gelb übergegangen war, das Chlorophyll aus den Leitzellen vollständig verschwunden; dagegen ist aber die rein grüne Färbung der Blätter im September und Oktober kein Beweis, dass ihr Chlorophyll noch normal vorban* den sei, denn in gewissen Fällen wird die Form der Chlorophyll- körner. zerstört, sie geben in eine formlose schön grüne Masse über, so dass die Färbung des Blattes noch nicht alterirt ist, obgleich die Form der Chlorophylikörner zerstört sein kann. - E8 sind vier verschiedene Processe, welche bei der Enntlee- 203 rung der Blätter stattfinden: 1) Die Zerstörung det äusseren Form der Chlorophylikörner, 2) die Zerstörung der grünen Fär- bung, 3) die Auswanderung der Chlorophylisubstanz, 4) die Aus- wanderung der Stärke. Die sieben untersuchten Pflanzen zeigen, dass diese einzelnen Processe in verschiedener Weise sich com- biniren können, die sich folgendermassen bezeichnen lassen: . a) Die Form der Chlorophylikörner wird zugleich mit ihrer Farbe zerstört; die Chlorophylimasse verschwindet zugleich mit der darin enthaltenen Stärke (Aesculus, Dioscorea). -b) Dig Form der Chlorophylikörner wird zuerst zerstört, die Stärke verschwindet, die Färbung erhält sich noch einige Zeit am formlos gewordenen Chlorophyll (Pitis). ce) Die Stärke verschwindet zuerst, während Form und Farbe der Chlorophylikörner sich noch einige Zeit erhalten (Sambucus, Populus, Robinia). \ d) Die Form der Chlorophylikörner wird zuerst getödtet, dann die Färbung, erst zuletzt verschwindet die entfärbte Chlorophyll- substanz mit der Stärke (Morus). Sowie bei der Entstehung der Chlorophylikörner der Gestal- tungsprocess, die Färbung und endlich die Bildung‘ der Stärke- einschlüsse nicht immer gleichzeitig stattfinden, so zeigt sich auch bei der herbstlichen Veränderung der Blätter ein ungleich- zeitiges Eintreten der verschiedenen. Momente; ich zeigte z. B. früher °), dass es grüne Chlorophylikörner giht, die noch keine Stärke enthalten (bei vorher etiolirten Pflanzen, die noch nicht hinreichend lange dem Licht ausgesetzt waren), aber später solche bilden, und der hier unter c) genannte Fall zeigt, dass es grüne Chlorophylikörner gibt, die vorher Stärke enthielten, sie aber verlieren und dann selbst zu Grunde gehen. Während jene Be- obachtung nedst den damit zusammenhängenden Umständen be- weist, dass das Amylum als Assimilationsprodukt im Chlorophyll secundär entsteht, beweiset der unter c) genannte Fall, dass dieses Amylum sich aus dem Chlorophylikorn entfernen Kann. Beides zusammen gestattet aber die Annahme, die ich schon früher auf andere Weise zu begründen suchte, dass während der Vegetationszeit im Chlorophyll immerfort Stärke gebildet wird, dass sie aber auch immerfort von dort aus den übrigen Theilen der Pflanze zufliesst, indem der Verlust durch Neubildung im N Ueber den Einfluss des Lichts auf die Bildung des Amylum In den Chlara- pbylikörnern, Botan. Zeitg. 1862, p. 366. 204 Chlorophyll ersetzt wird, bis endlich im Herbst die assimilirende Thätigkeit aufhört und die zuletzt gebildete Stärke auswandert, ohne durch neue ersetzt zu werden. Im Folgenden stelle ich die Beobachtungen zusammen. (Schluss folgt.) Gelehrte Anstalten und Vereine. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Botanische Section. Herr Dr. Stenzel sprach in der Sitzung vom 12..März über das Blatt der Schuppenwurz (Lathraea Squamaria L.)- Die besonders von Meyen untersuchten Lufthöhlen im Blatte der Lathraea haben die Aufmerksamkeit besonders dadurch auf sich gezogen, dass ihre Innenfläche mit kleinen, theils kurz gestiel- ten, theils sitzenden Drüsen besetzt ist, von denen Meyen ver- muthet, dass sie den in den Lufthöhlen enthaltenen koblensauren Kalk absondern. Nach Allem musste man annehmen, dass diese Höhlen rings geschlossen im Blattgewebe liegen. Der Vortra- gende zeigte, dass sie alle mit ihren Aussackungen und Win- dungen in eine Querhöhle münden, welche durch den nach dem Blattgrunde hin wulstartig aufsteigenden, dann bogenförmig einge- schlagenen Rücken des Blattes gebildet wird. Da aber diese zu- rückgekrümmte Kante auf dem Blattgrunde nur lose aufliegt, 50 steht dadurch die Querliöhle und durch sie alle Höhlen im Blatte in offener Verbindung mit der Luft und den Flüssigkeiten des Bodens, in dem die schuppenförmigen Blätter sich befinden. Ihr Inhalt — kohlensauren Kalk hat der Vortragende in den von ihm untersuchten Blättern nicht gefunden — braucht also keineswegs eine ‘Absonderung der Drüsen des Blattes zu sein, dessen: Bau, ausgenommen bei den Arten der nächstverwandten Gattungen, kaum seines Gleichen im Pflanzenreiche hat. Der Sekretär zeigte vor: Limnochlide flos aqua von KOF- kau; diese Alge veranlasst im Haff hinter Stettin eine bläulich- grüne Wasserblüthe, die alljährlich in den Sommermonaten (Au- gust, September) über mehrere Quadratmeilen mit ihren säge- spähnförmigen Plättchen den Wasserspiegel erfüllt, wie derselbe bereits seit dem Jahre 1850 beobachtet. 205 Der als unermüdlicher Forscher der schlesischen Kryptoga- menwelt ausgezeichnete Lehrer Hilse in Strehlen hat Nachträge zu seinem Verzeichniss schlesischer Algen eingesendet, darunter einzelne neue Arten: Üoelosphaerium Wichurae Hilse, Micro- haloa natans Hilse, Ulothrix lacustris id., Oedogonium variabile id u. a.; schwärzliche, von ihm auf Palmblättern zwischen ame- rikanischem Tabak entdeckte, von ungegliederten, netzartig ver- wachsenen bräunlichen Fäden gebildete Räschen von !, hält Kützing für eine neue Algen- (?) Gattung; Schizodietyon nigrum K. Exemplare wurden vorgezeigt. Herr Kreisphysikus Dr. Bleisch, der sich um die Erfor- schung der einheimischen Diatomaceen vielfache Verdienste er- worben, hat der schlesisehen Gesellschaft eine von ihm 'verfer- _ tigte, elegant ausgestattete Sammlung von 100 mikroskopischen Diatomaceen-Präparaten zum Geschenk gemacht, wofür ihm der Dank der Section ausgesprochen wird. Herr Geh. Rath Prof. Dr. Göppert legt zwei literarische Seltenheiten vor: Petiver, English Plants, Herbarii Botaniei Re- gii Catalogus, 50 Tafeln, Plantae Silesiacae rariores, fiegendes Blatt, nach Schwenkfeld zusammengestellt. Herr Dr. Schneider legt die beiden letzten Bände von Johnstone und Croall: British Seaweds nature printed vor. Der Secretär hält einen Vortrag über die Verbreitung der Algen, insbesondere in den Meeren Europa’s, aus dem wir folgende allgemeine Gesetze entnehmen. 1) Die Verbreitungsgesetze der Algen lassen sich wegen des Cosmopolitismus, der ungenauen Begrenzung vieler Arten und der unvollständigen Durehforschung der meisten Länder nieht mit derselben Gewissheit ermitteln, wie für die höheren Pflanzen. 2) Bei den Süsswasseralgen lässt sich aus diesen Gründen ein Einfluss der Längen- und Breitenzonen nur in wenigen Fäl- len constatiren, da die mitteleuropäischen Gattungen, und zum grossen Theil auch die Arten sich in der ganzen Welt finden und nur ausnahmsweise endemisch sind. Dagegen scheinen sich mit grösserer Bestimmtheit die Algen der Gebirge und der Alpen von denen der Ebene zu scheiden, da gewisse Arten (Hilden- brandtia rosea, Stephanosphaera pluwiahis, Lemania, Chantransia, Hydrurus, zahlreiche Desmidieae , Palmelleae, Crocoecaceae, No-' stocheae, Seytonemeae, Diatomeae sich nur in der montanen; nie in der ebenen Region finden. Als alpin sind Oroolepus Jolithus, Chlamyococcus nivalis und viele Diatomeen ermittelt. - ° 206 3) Die Verbreitung der Meeralgen hängt nicht bloss vom Klima ab, welches freilich einen Haupteinfluss ausübt, sondern es haben auch Meere gleichen Klima’s, wenn weit von einander entlegen, eine verschiedene Algenvegetation; so ist an den Küsten des kälteren und wärmeren Nordamerika’s im Vergleich zu den entsprechenden europäischen über die Hälfte der Arten verschie- den; ebenso die Meerflora von Neuholland im Vergleich zu dem Cap, der Südspitze von Südamerica etc. 4) Das Festland zerfällt in eine grosse Zahl von Florenrei- chen, die durch mindestens ein Viertel eigenthümlicher Gattun- gen und mindestens die Hälfte eigenthümlicher Arten charakte- risirt, isolirte, höchst wahrscheinlich ungleichzeitige Schöpfungen darstellen, welche sich erst später theilweise vermischt haben. Eben solche Florenreiche, die besonderen Schöpfungsherden an- gehören, lassen sich im Meere unterscheiden, wenn auch die Be- grenzung derselben wegen Mangel an hinreichendem Material sich bis jetzt noch nicht mit voller Sicherheit begründen lässt. 5) Von den europäischen Meeren bildet das Mitfelmeer im Vergleich zur Nord- und Ostsee, ein besonderes Schöpfungs- oder Fiorenreich, da z. B. von den 125 Gattungen und 380 Arten, welche Frauenfeld für die Adria, und von den 103 Gattungen und 444 Arten, welche Kützing für das deutsche Litoral anführt, 71 resp. 30 Gattungen, also 57 resp. 50%, sich in den norddeutschen Meeren nicht wiederfinden, und ebenso voR den Arten 93°, der Adria eigenthümlich sind. 6) Die Gesammtzahl der Arten vermehrt sich nach Süden, cbenso in der Flora des Meeres, wie des Festlandes. Die deut- sche Ostsee hat 149, die deutsche Nordsee 231, die deutsche Adria 444 Arten. Dagegen scheint die Individuenzahl einzelner Arten im Norden grösser als im Süden; die Arten sind dort ge- selliger; die Flora des Nordens ist daher auf gleichem Areal ein- förmiger, die des Südens mannichfaltiger. Die Familien sind im Allgemeinen im Süden durch zahlrei- chere Gattungen, die Gattungen durch zahlreichere Arten reprä- sentirt (Bryopsis in der Adria durch 15, in der Nordsee durch 1, Cladophora hier durch 67, dort durch 13, Polysiphonia hier durch 102, dort durch 24 Arten; die Familie der Ceramieae enthält ” hier 54, dort 7, die Corallineae hier 24, Wort 2 Arten und so fort» 8) Gewisse Familien und Battungen der Algen lassen sich geradezu als Charakterformen des ‚Südens, gleich den Palmen, Lorbern, Myrthen etc. betrachten, die im Norden durch spärliche 207 Repräsentanten oder gar nicht vertreten sind; so die Dictyotene, Siphonaceae, Corallinene, Cystosireae, Sargasseae ete. 9) Einige Familien, Gattungen und Arten der norddeutschen Meere erreichen dagegen in der kalten Zone ihr Maximum und nehmen nach Süden hin ab, so Delesseria, Ptilota, Chondrus, Iri« dasa, Furcellaria, Desmarestia, FPucus, Laminaria, die im Mittel- meer wenig oder gar nicht vorkommen. 10) Einzelne Familien, Gattungen und Arten der norddeut- schen Meere sind im Süden durch verwandte, aber specifisch oft generisch verschiedene . vertreten, so die Fuceae der Nordsee durch die Cystosireae des Mittelmeeres, Rhodomela subfusca durch Halopitys pinastroides, Oystoclonium purpurascens durch Hypnea museiformis, Cladophora rupestris durch Cl. prolifere ete. 11) Auch die Vertheilung der einzelnen Familien und Gat- tungen ist verschieden in den versehiedenen Meeren; in der Ostsee überwiegen die grünen, Brackwasser liebenden Chloro- spermeae, welche hier 32°/,, in der Adria nur 20°/, bilden; dage- gen in dem letztern Meere herrsehen die rothen Fiprideen, die hier 51%,, in der Ostsee 30°/, ausmachen u. s. f. Dureh diese Vertheilung der charakteristischen Algen wird vorzugsweise die Physiognomie der Meerflora bestimmt, welche im Mittelmeer eben so völlig verschieden erscheint ven der der nordischen Meere, wie es der Strand und die Landflora der beiden Gebiete ist. 12) Nord- und Ostsee scheinen zu einem und demselben Flor- veich zu gehören, da die letztere, zwar in Kützing’s Verzeich- niss unter ihren 149 Arten 84 besitzt, die der Nordsee angeblich fehlen; da sie jedoeh nur 4 eigenthümliche Gattungen (0,06%, der Gesammtzahl) enthält, und jene verschiedenen Arten sich gröss- tentheils als Formen auffassen lassen, so scheint eine Trennung in besondere Reiche nicht gerechtfertigt. ... 13) Wie viele Landpfianzen von Spanien und Portugal sich im Süden von England, zum Theil bis zur Westküste von Irland und Schottland wiederfinden, so sind auch zahlreiche Charakter- algen des Mittelmeeres bis zu den südlichen und westlichen nicht aber zu den östlichen Küsten der britischen Inseln vorge- drungen (Zonaria, Haliseris, Aglaophyllum, Dasya, Outleria,' Bostrychia, Gratelupia, Oystosirae etc.) . 14), Bis jetzt lassen sich in den europäischen Meeren nur 3 Florenreiche, die besondere Schöpfungen repräsentiren, nachwei- Sen, nämlich ausser dem Mittelmeere und denen der kälteren ge- - mässigten Zone, noch das Polar-Eismeer; ob die von Forbes’ 208 ausserdem noch charakterisirte celtische, lusitanische und euxi- nische Seeprovinz auch besondere Reiche darstellen, muss noch . weiter ermittelt werden. Zur Erläuterung des Vortrages wurden Sammlungen der charakteristischen Algen des Mittelmeeres von Genua und Triest, der Nordsee von Helgoland und der Ostsee von Kiel und Kolberg vorgelegt. F. Cohn, Secretär der Section. Personalnachrichten.: Herment, Conservator des botanischen Gartens zu Caen ist am 16. Jan, gestorben. Zu seinem Nachfolger ist G. Thierry gewählt. ‚I.v Kovats ist zum ordentlichen Professor der Botanik. an der Universität Pesth ernannt worden. Dr. J. K. Hasskarl hat Bonn verlassen und seinen Auf- enthalt in Oleve genommen. Seine Adresse ist daselbst a. d. Linde 909. Die erste diesjährige Nummer der österreichischen botani- schen Zeitschrift bringt die Biographie und das Brustbild des- Bischofs von Siebenbürgen, Dr. Ludwig Haynald, nach welchem ıebrere Pflanzen einen Artnamen erhalten haben. In seinem . Besitze befind.:t sich das von Dr. Heuffel hinterlassene Herbar und durch eigenes Sammeln auf seinen Reisen, sowie durch Mit- theilungen vieler Botaniker hat er sich eine ansehnliche Samm- lung erworben. Seine Liebe zur Botanik und den Naturwissen- schaften überhaupt hat er durch vielseitige Unterstützungen ZU deren Förderung bestätigt. Dr. Lindiey hat das Secretariat der Horticultural society, das er länger als 40 Jahre innegehabt hat, niedergelegt und an. seine Stelle ist W. W. Saunders getreten. Charles Darwin ist zum Correspondenten der. Berliner Aug demie ernannt worden. Redscteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Büch- aruckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. Regensburg. Ausgegeben den 16. Mai. 1863. Inhalt. Die Blumenausstellung der bayerischen Gartenbaugesellschafi in München. — J. Sachs: Beiträge zur Physiologie des Chlorophylis. (Schluss.) — 3. v. Czihak und J. Szabo: Heil- und Nahrungsmittel, Farbstotfe, Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ostromanen, — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. — Botanische Notiz. — Persenalnachrichten. Die Blumenausstellung der bayerischen Garten- baugesellschaft in München. Reicher und grossartiger fast als in den Vorjahren waren Ende April und Anfangs Mai heurigen Jahres die weiten Räume des Münchner Glaspalastes. in einen lieblichen Garten umgewan- delt.. Von einem Ende bis zum andern war der Raum in ge- schmackvoller und anziehender Weise benützt, um Auge und Herz der zahlreichen Besucher aus Nah und Fern zu erfreuen. Die mächtige Fontaine im Mittelpunkte des Palastes umga- ben in Halbkreisen geordnet Gruppen von Zierpflanzen, die durch den Schmelz der Farben wie durch Reichthum der Blüthen Be- wunderung erregten. . Als Thorwärter prangten Agave americuna und Livisionia australis in frischen und kräftigen Exemplaren. Die Pflanzen-. gruppen selbst waren durch geschmackvolle Wellenlinien aus nie- derem zarten Gesträuch in innere und äussere getheilt. Cinerarien und Azaleen auf einer, Camellien und gemischte Zierpflanzen auf der andern Seite bildeten die inneren Gruppen; letztere besonders anziehend durch den Reichthum der vertre- tenen Arten von Digitalis, Ranunculus, Scylla, Amaryllis, Rosen und sonstigen Schmuckpflanzen in schönster Vertheilung. Die Aussenseite des mittleren Kreises bildeten Gruppen von lelar- gonien, Camellien, Cinerarien und besonders hervorragend eine Flora 1863, t4 210 Gruppe von Sommerpflahzeh aus dem Garten der Freifrau von Eichthal in Giesing mit den verschiedensten Sommerblumen, Ver- benen, Hortensien, Phlox, selbst Zwergastern besetzt und zier- lich von Pens6es in sammtenem Schmuck umgeben. Interessant war auch die kleine Gruppe von Begonien, Hybriden von .D. dis- color, aus Samen gezogen von dem .Kunst- und Handelsgärtner Scheidecker in Giesing. . Von diesem Mittelpunkt aus liefen von Nord nach Süd zwei kürzere, von Ost nach West zwei längere Gänge bis zu, den Wän- dön des Palastes. Hintergrund und Einfassung der ganzen Ausstellung bildeten von niederem Gesträuche in mächtige Wipfel von ‚Fichten und Föhren sich erhebende Decorätionspflanzen, deren ausländische Repräsentanten grösstentheils der kgl. botanische Garten geliefert hatte, ‚so nur beispielsweise eine prächtige Araucaria :excelsa, eine Rayena lucida vom Cap, Fieus Roxburgkii, Chamaerops humilis etc. - Im nördlichen Gange Hnks - vom Eingange hatte Scheidecker eine Sammlung neu eingeführter Ziersträucher und Coniferen ar- rangirt. Unter diesen Retinospora obtusa, eine neue Üonifere aus Japan, die eine Höhe von 80° erreichen und dann den Ha- bitus der Libanischen Ceder mit den schuppenartigen Blättern der Cypresse vereinen soll, Thuja pygmaea, eine zwergartige Spe- cies aus Japan, vollkommen gut unsern Winter ertragend, Abies Lowii, Alnus imperialis, Prunus aucubaefolia, Ulmus adian- thifolia. Zur Linken den Gang nach Osten verfolgend zieht vor Al- lem das Auge auf sich die im heurigen Jahre einzige grössere Gruppe von Rhododendren aus der Blumentreiberei des königl. Wintergartens (Hofgärtner Löwel), während rechts die Mitte eines grösseren, sonst freien Rasenplatzes Phoenix pusilla, ein Pracht- exemplar aus dem königl. bot. Garten ziert. Ein Seitenweg links führt im die “Abtkeilung der Früchte- und Gemüse-Ausstellung, vertreten hauptsächlich durch Lieferun- .gen aus dem Hofküchengarten (besonders Himbeeren, Erdbeeren, Ananas), den Gärten der Freifrau v. Eichthal in Giesing und des Brauereibesitzers Brey, doch im Ganzen weniger unü nıinder beschickt als im Vorjahre. An einer Gruppe Pelargonien vorüber erweitert'sich der Weg in der Mitte ein Oval lassend, dessen Mittelpunkt ein Gartenhaus von Eisen mit Glasjalousien aus der- Fabrik vun Braun und Keim at in ‚Memmingen bildet. Diesem zur Linken im Ovale befand sich ein 6-strahlich geordnetes Beet Cinerarjen mit einem Mittelfeld pontischer Azaleen, den fast einzigen Vertretern dieser. Ärt 'bei der ‚heurigen Ausstellung. An lieblich duftenden Reselen und Zwerglevkojen vorüber fesselt das Auge die Pelargoniengruppe des v. Erzberger’schen Obergärtners Moosmann in Augsburg, der wirklich Vorzügliches in dieser Art der Züchtung geliefert. Dem östlichen Ende der Ausstellung uns nähernd stehen wir an einer einstufigen Senkung, deren Mittelpunkt, eine Gruppe von Gyps, Zierpflanzen verhchiedener Art umgeben, und deren Rand Scheideckers Azaleen im mannigfaltigsten Farbenwechsel zierten, unter ihnen nobel und duftig hervorragend das Himalaya- Rhododendron Edgeworthü. . Auf dem Rückwege an der südlichen Seite des Palastes ent- lang kommen wir an Pelargonien und einer besonders hübschen Gruppe Scharlachpelargonien von Greinwald in Augsburg vorüber an das Oval mit dem Gartenhause, wo als Pendant zum oben erwähnten Cinerarienstern Hyacinthen, Tulpen und Maiglöekehen hochstämmige Ericen strahlenförmig umgaben. Auch hier war der Reichthum und’ die Farbentiefe mancher 'Hyacinthen bewunde- rungswürdig. Dem Eingang zur Gemüseausstellung gegenüber führte ein Gang zur Ausstellung von Bouquets und Kränzen, welche wie alle Jahre den Geschmack und die Geschicklichkeit der-Frl. Beyhi bewundern liessen. Neben ihnen einige Gartengeräthschaften Thonwaaren, und ein kleines aber lieblich geschmücktes Aqua- rium. Den Rhododendren gegenüber begann ein förmlicher Hain von Rosen aus der städtischen Gärtnerei von Magistratsgärtner Schuster, die von allen Seiten der grössten Bewunderung sich zu erfreuen hatten. Der dem Eingang gegenüber von "Nord nach Süd laufende Weg, der zur Restauration führte, war zu beiden. Seiten ‚mit Gruppen verschiedener Zierpflanzen geschmückt. _ Wenden wir uns nun nach dem in gefälliger Schlangenlinie und seichter Steigung und Senkung gegen West führenden Gang, so bemerken wir an der Südseite 'hingehend ‚vor ‚Allem eine Gruppe Dracänen aus dem 'königl. Wintergarten, -theilweise 'blü- hend und geschmackvoll geordnet. Ihnen folgt für den Liebhaber sicher interessant und anziehend eine Zusammenstellung bunt- blättriger Zierpflanzen Helix, Juniperus, Vinca, Agare, Pelargo- 14* 22 nium, Oonvallaria, Aealea, Sempervivum, Ilex nebst noch vielen anderen aus dem Baron Eichthal’schen Garten in München. Un- ter melfreren Gruppen von Zierpflanzen, die bis zum Abschluss ' des Ganges sich hinzogen, gewahrte man an den ersten Tägen die Krone der ganzen Ausstellung Cyanophyllum magnificum aus dem königl. bot. Garten mit tadelloser Reinheit der breiten und grossen, wundervoll gezeichnet und gerippten Blätter, und in seiner Nähe den prächtigen Farn Oibotium princeps, ebenfalls aus dem k. botanischen Garten. Den Abschluss des Ganges am westlichen Ende des Palastes bildete eine Sammlung technisch und medicinisch wichtiger exo- tischer Pflanzen, die allgemeiner Theilnahme und vollster Aner- kennung mit Recht sich zu erfreuen hatten. Die Gruppirung dieses belehrendsten Theiles der ganzen Ausstellung ist Werk des Hofgärtners Kolb, dem auch das Verdienst‘ gebührt, viele dieser Pflanzen in den Münchener botanischen Garten eingeführt zu haben. Volle Anerkennung verdient es auch, dass Obergärt- ner Schmitz im Baron Eichthal’schen Garten sich hiebei be- theiligte. Es ist wohl nieht thunlich, alle die hier vertretenen Pflanzen aufzuführen, doch möchten wir auf die wichtigsten und interes- santesten hinweisen. , Färbestoff liefernde Pflanzen vertraten Rubia tinctorum, Dra- caena Draco; die Nutzhölzer: Casuarina quadrivalvis und Eucalyptis’ ob- Ligua aus Neuholland, Bambusa verticillata, Gardenia Thunbergia, Amyris sylvatica; die Fruchtpflanzen: Ceratonia Siligua (Johannisbrodbaum) Psidium pomiferum aus Südamerica, Arachis hypogaea, Bombax Ceiba, Eriobotrya japonica, Phoenix dactylafera; die Giftpflanzen: Veratrum album, Fritillaria imperialis, Hyoscyamus orientalis, Helleborus niger ; . die Sagopflanzen: Cycas revoluta, ein prachtvolles Exemplar des so eigenthümlichen Tamus Elephantipes, Canna coccinea, Ma- rantha arundinacea; - technische Nutzpflanzen: Pandanus japonieus et utilis, Car- ludovica palmata, die das Material für die Panamahüte liefert, Gossipium herbaceum; . Gemüse- und Mehlpflanzen: Ohamaedorea Schiedeana aus Me- "xico, Arecn ‚ubra, Chnna edulis, Caladium esculentum, Dioscore® Batatas; 213 Kautschuk liefernde Pflanzen: Ficus elastica et religiosa, Sepota Mülleri, Cecropia peltata ; Getränke liefernde: Thea chinensis, Coffeu arabica, Phoenix sylvestris; Gewürz liefernde: Illieium anisatum, Vanilla aromatica, Pi- per nigrum, Üinnamomum verum ; \ offieinelle Pflanzen: Glycgrrhiza glabra, Pyrethrum roseum, Laurus nobilis, Yucca aloefolia, Tamarindus indica. Parfümerie-Pflanzen: Iris florentina, Jasmimum officinale, Hi- biscus Melmoschatus. Dürfte. es uns erlaubt sein, einen Wunsch zu äussern, 30 wäre es der, für ein nächstes Jahr den Pflanzen auch die Pro- dukte oder Früchte, welche sie liefern, und die sie ja eigentlich so wichtig machen, in irgend einer Form beizulegen, es würde das auf jeden Fall nur dazu beitragen, noch mehr belehrend auf das Publikum einzuwirken. Wie erfreuend wäre es, wenn auf diese Weise die Ausstellung nicht blos einen ästhetischen, son- dern auch direkt belehrenden Charakter gewänne. x Doch verlassen wir diesen anziehenden Punkt, um der Nord- seite entlang dem: Eingang zuzuwandeln. Hier fesselt uns vorerst noch eine Gruppe papierliefernder Pflanzen, der Cyperus Papyrus der Alten, Aralia papyriferas Musa Cavendishii. "An sie reiht sich eine Sammlung von Coniferen aus dem Bogenhauser Hofgarten, ein längliches Beet mit Aurikeln in sel- tener Grösse und lieblichem Farbenschmelz, neben ihnen Cala- dien und eine Parthie einzeln vertheilter Pflanzen, so Üoleus Verschaffeltii und Solanım purpureum giganteum. So ziemlich dem Oyanophyllum gegenüber, wo der Weg etwas steigt, stand Cinnamomum Culilawan, Colea Commersonii, und auf der Höhe des wiesigen Grundes majestätisch und ernst eine herrliche Cycas revoluta aus dem botanischen Garten. Mehrere Zierpflanzengruppen stehen der weichen Biegung des Weges entlang in lieblichster Abwechslung, darunter ein Rondel mit Amaryllis ünd Ranunculus, ein paar liebliche Cyclamen zur Seite. Eine Menge von Einzelnheiten that sich hier näherer Be- trachtung auf. Rhododendren, Azaleen, Nelken, Amaryllis, Ber- beris, Cinerarien, untermischt wieder hier mit um diese Zeit seltenen Hortensien, dort überragt von einem in voller Blüthe stehenden Mandelbaum, dort an kräftige Ficus sich lehnend, hier von Maiglöckchen zart umsäumt. ala Üsgen den Ausgang in .der Nähe des Spriugbrunnens hatte Scheideeker neu eingeführte Pflanzen aufgestellt, die jedenfalls genauere Aufführung verdienen, so: Cinchona tucenjensis, TÜ- landsia birittata, Putzeysia rosen , Hippomane longifolia, Aralia retichlata, das dem Cyanophyllum verwandte Melastoma dliscolor, Richardia albonaculata aus der Familie der Caladien, seines leichten Fortkommens wegen besonders empfohlen, Echites ar- gyrea,. Aspidium Pr izelliae, ein neuer Farn, der vollkommen sut unsern Winter im Freien vertragen soll, nebst noch vielen an- deren zum Theil wohl schon etwas länger bekannten Neuheiten. Beim Eingauge, Scheideckers Coniferen gegenüber, hatte Carl Pfäu öitüge 3 Novitäten plaeirt, unter denen woll Bambrsa varieı jata, Dorstenia mäöulata besonderer Erwähnung verdienen. \ lickeg wir hach Vollendung unserer Wanderung hin über Sieses B nen das nach jeder Richtung hin aufs. Neue un- ser Auge fesselt, so könne wir nur freudigen Herzens der bayerischen Gartenbaugesellschaft Dank wissen für die mannig- fachen Genüsse, die sie auch in diesem Jahre wieder Flora’s Freunden bereitet hat. Dr. Singer. ‚Beiträge zur Physiologie des Chlorophylis. Von Julius Sachs. E (Sehluss.) 1) Aesculus Hippocastanum. Am 19. October 1862 wurden grüne, fahl gelbgrüne und ganz gelbe Blätter von einem Baume abgenommen, einige von jeder Sorte frisch untersucht, die anderen in starken Alkohol geleg! und dann nach 21 Tagen untersucht. a) Grüne Blätter: Chlorophylikörner in allen Zellen noch normal aussehend, sehr. dicht gedrängt, intensiv grün. Die in Alkohol entfärbten Blätter lassen die Form der Chlo- rophylikörner noch sehr deutlich sehen, sie enthalten viel Stärke’). Im Blattstiel sind Leitzellen von sehr engem Lumen in schmale Bünde] zusanmengeordnet, zwischen denen weitere, stärkefüh- 1) Die Stärke wurde immer an den Alkohclexemplaren nachgewiesen ; feine Schnitte der extrahirten Blätter in Kalilösung erwärmt, dann mit Wasser sorg” FAIg Ausgesüsst,, mit Essigsäure netitfnlfsit und endlich Jodtraktur zugesetzt; vergl. Flora 1862, N°, 19 und 20. 218 rende Zellen liegen; die Zeilen zwischen den Gefässreihen jedes Gefässbündels im Blattstiel führen ebenfalls Stärke; die, Bastzone ist von einer stärkeführenden Schicht umgeben. b) Fahlgrüne, gelbliche Blätter: Im wandständigen Chlorophyll treten Lücken auf, die Körner verlieren ihre polygo- nale Form, runden sich ab, treten von der Wand weg; sie wer- den missfarbig; einzelne Chiorophylikörner zerfallen in viele ein- zelne, kleine, glänzende Körnchen; in derselben Zelle sieht man oft noch einzelne. wohl erhaltene Chlorophylikörner neben gelben, fettglänzenden Körnchen; zuweilen bildet sich ein grüner grosser Klumpen ohne bestimmte Form in der Zelle. Die mit Alkohöl entfärbten Blätter dieser Sorte lassen jene Formveränderungen noch deutlich erkennen; Stärke findet sich im Mesophyll der Oberseite überall, doch sehr wenig, ob in Kör- nern ist fraglich; in den Zellen der Unterseite fehlt sie meist; im Gewebe des Stiels ist nur wenig Stärke in den zwischen den Leitzellen liegenden weitern Zellen und in der Stärke führenden Schicht, welche die Bastzone umgibt, in beiden nur spurweise. c) Ganz,gelbe Blätter: frisch: die Zellen enthalten ii- tensiv gelbe fettglänzende Körnchen, ohne Ordnung im Lumen zerstreut; die.Zerstörung tritt, wie an Uebergangsstellen zu se- hen ist, zuerst im schwammigen Gewebe der Unterseite auf. Die in Alkohol aufbewahrten zeigen im Mesophyll keine Spur von Stärke mehr, doch ist solche noch in den Porenzellen; im Stiel sind ebenfacls nur noch undeutliche Spuren von Stärke in den die Leitzellenbündel umgebenden Zellen. 2) Dioscorea Batatas. Am 19. October 1862 wurden dunkelgrüne, fahl grünlich gelbe und rein gelbe Blätter abgenommen; von jeder Sorte einige frisch untersucht, die anderen nachdem sie 20 Tage in Alkohol “ gelegen. a) Dunkelgrüne Blätter eines jungen Zweiges zeigten. ganz normal aussehende wandständige Chlorophylikörner. Die mit. Alkohol entfärbten Blätter liessen ihre Chlorophylikörner ebenfalls der Form nach noch deutlich erkennen; nach Behapd- lung mit Kali, Essigsäure, Jod, findet man scharf begränzte, violette, Stärkekörner an Stelle der wandständigen Chlorophyli- körner; im Blattstiel war keine Stärke zu finden, ausser in den ‘Porenzellen. . b) Fahl grünlich gelbe Blätter: in den Zellen der Ober- 216 . seite war die Form der Chlorophylikörner noch: gut erhalten, ihre Färbung fahl grün, an Grösse hatten sie abgenommen; das schwammige Gewebe der Unterseite zeigte die Chlorophylikörner nicht mehr, statt ihrer fand sich in jeder Zelle ein grosser fahl- grüner Klumpen von formlos gewordener Chlorophylimasse. Die in Alkohol entfärbten Blätter waren nicht farblos , son- dern bräunlich gelb geworden; stellenweise liessen auch sie noch Chlorophylikörner erkennen, sonst fand sich ‚in jeder Zelle ein Klumpen grumöser protoplasmatischer Substanz, offenbar form- les gewordenes und durch den Alkohol entfärbtes Chlorophyli. Nach Behandlung mit Kali, Essigsäure und Jod war stellenweise in einzelnen Zellen noch ein wenig Stärke zu sehen; im Blatt- stiel keine Stärke. . 2:6) Ganz gelbe Blätter: die Chlorophylikörner ganz ver- schwunden; statt ihrer zahlreiche, ziemlich grosse‘ gelbe Körn- chen, deren jedes aus mehreren kleinen besteht. Nach längerer Einwirkung von Schwefelsäure wurden sje farblos und kleiner, in jeder Zelle wurde dann ein äusserst- feiner körniger Schlauch sichtbar; ein halbstündiges Liegen in Kalilösung (kalt) veränderte weder Farbe noch Form der Körnchen. . Bei den in Alkohol aufbewahrten Blätteru waren: die Körn- chen in Klumpen zusammengezogen; Stärke fand sich nur noch in den Porenzellen, sonst nicht. . 3) Vitis vinifera. Am 19. October 1862 wurden gleichzeitig Blätter von völlig grüner Färbung, von fahl gelblich grünem Aussehen und voll- ständig gelb gewordene abgenommen, Von jeder‘ Sorte einige - frisch untersucht, die anderen in Alkohol aufbewahrt. a) In den noch ganz grünen Blättern (frisch) enthielten die Mesophylizellen nurnoch an einzelnen Stellen wandständige Chlorophylikörner, in den übrigen Zellen hatten sie ihre Form verloren, sie waren in ein formloses, grünes feinkörniges Plasma übergegangen, welches die Wand auskleidete. In manchen Zel- len fanden sich grüne ölartige Tropfen; diese Blätter wurden durch mehrwöchentliches Liegen in Alkohol (80—90%,) nicht farb- los, sondern gelb: in den Mesophylizellen liess sich nirgends Stärke nachweisen, doch fanden sich noch geringe Mengen in den Leitzellen grösserer Blattnerven; im Blattstiel fand sich noch viel Stärke in der die Gefässbündel umgebenden Schicht. b) Ein fahlgrünes Blatt (frisch) verhielt sie fast ebenso, . 217 das Chlorophyll war noch formloser, seine Färbung fahl; die _ Oeltropfen in der. Mittelschicht des Mesophylis zahlreicher als früher. c) Gelbe Blätter enthielten im Mesophyl! grünlich gelbe - föttglänzende Körnchen in grosser Menge; sie verschwinden mit Schwefelsäure und stellenweise treten Oeltropfen auf; die Stärke war hier auch aus dem Stiel vollständig verschwunden.? 4) Sambucus nigra. . - Im September enthielten frische, ausgewachsene grüne Blät- ter viel Stärke in den Chlorophylikörnern, . Am 18. October 1862 wurden /grüne und fahl gelbgrüne Blätter abgenonımen, die einen frisch untersucht, die anderen in starkem Alkohol 30 Tage liegen gelassen und Jann untersucht. a) Die grünen Blätter (am 18. Oct} enthielten norınal aussehende wandständige, schön grüne Chlorophylikörner; in den Mesophylizellen lagen kleine und grosse Öeltropfen ,‚ die auf Zu- fluss von e. c. Schwefelsäure nicht verschwanden. Die 30 Tage in Alkohol gelegenen (vorher grünen Blätter) waren dunkelbraun geworden; die entfärbten Chlorophylikörner hatten ihr gewöhnliches Aussehen; die in den Mesophylizellen "liegenden Oeltrupfen waren noch vorhanden; nach Behandlung mit Kali, Essigsäure, Jod-fand sich ein wenig Stärke im Chlo- rophyli, in den Chlorophylikörnern der Unterseite war sie yanz verschwunden; in den „Stärkeschichten“ der Gefässbündel ‚der Blattstiele lag viel Stärke; auch die Leitzellen enthielten solche, doch wenig. Die öltropfenartigen Gebilde werden durch Kali runzelig, durch e. c. Schwefelsäure grün, dabei nehmen sie ein Ansehen wie faltige Häute an. R . b) Die fahl gelbgrünen Blätter zeigten frisch in vielen Zellen noch normale wandständige Chlorophylikörner; in anderen Zellen runde, vereinzelte Chlorophylikörner, diese noch grün; in noch anderen Zelleu grüne Wolken und Klumpen feinkörniger grüner Substanz; endlich enthielten andere Zellen zahlreiche fettglänzende Körnchen, kleinere und grössere, manche derselben grün. Auf Zusatz c. ce. Schwefelsäure bleiben die Oelkugeln un- versehrt, sie ändern bei Druck ihre Form und werden dann wie- der rund. 0 . Die in Alkohol gelegenen fahlen Blätter liessen dieselben Ge- bilde im farblosen Zustande erkennen, auch die entfärbten fett- ‚öhnlichen Kugeln. Die feinkörnige formlose Chlorophylimasse 218 wird mit Jod braun; die ölartigen Tropfen mit Jod nicht gefärbt. Nach Behandlung mit Kali, Essigsäure , Jod finden sich im Me- sophyli stellenweise Spuren feinkörniger Stärke; in allen „Stärke- schichten‘ der Blatistiele viel Stärke, auch die Leitzellen ent- halten solche; das Rindenparenchym der Blattstiele enthält fett- ähnliche Körner. 5) Populus pyramidalis. Am 29. Sept. 1862 abgenommene grüne Blätter enthielten intensiv grün gefärbte Chlorophylikörner, in Form und Lage nor- mal; nur stellenweise fand ich noch Stärke in ihnen. Am selben Tage abgefallene saftige, gelbefBlätter enthielten in den Meso- phyllzellen sehr zahlreiche, unregelmässig liegende intensiv gelbe, scharf begränzte Körnchen, zuweilen grosse farblose Tropfen; nach Behandlung wit Kali, Essigsäure, Jod nur an einzelnen Stellen noch Spuren von Stärke, in den Porenzellen überall. 6) Robinia Pseud- Acaciu. Im September 1862 abgenommene grüne Blätter enthielten in den Chlorophylikörnern der oberen Zellschichten reichlich Stärke. , Am 15. October 1862 wurden grüne, fahle, gelbe Blätter abgenommen und diese nach 25tägigem Liegen in starkem Alko- hol untersucht. a) Grüne, in Alkohol gelegene Blätter zeigten die Chloro- phylikörner (entfärbt) ihrer Form nach erhalten, sehr gross; mit Jod wurden sie braun. Nach. Anwendung von Kali, Essigsäure, Jod ist die Chlorophylisubstanz in eine formlose, braune Masse: verwandelt; Stärke findet sich in den Porenzellen, in den Meso- phylizellen nur stellenweise Spuren von Stärke; auch im Blatt- stiel’'nur geringe Mengen von Stärke im Parenchym zunächt den Gefässbündeln. b) Fahle Blätter, in Alkohol gelegen, lassen stellenweise noch wohlerhaltene (entfärbte) Chlorophylikörner sehen, an ande- ren Stellen sind sie von der Wand abgelöst, in Unordnung; in vielen Zellen sind nur noch vereinzelte Chlorophylikörner nehen gelben Körnchen und grösseren Ballen; Stärke ist nicht mehr nachzuweisen, weder im Mesophyll noch im Stiel. c) Glelbe Blätter (in Alkohol gelegen), enthalten im Me- sopbyil nur noch die kleinen fettglänzenden Körnchen, 219 7) Morus alba. ‚Am 18. October 1862 wurden grüne, fahle und gelbe Blät- ter von den Büschen abgenommen, die einen frisch, die audern nach 20tägigen Liegen in Alkohol untersucht. a) Dunkelgrüne Blätter (frisch) zeigten stellenweise noch normale wandständige Chlorophylikörner; in andern Zellen ist der Wandbeleg lückig, einzelne Stellen der Zellwand mit grünem Plasma überzogen, worin glänzende Körnchen liegen; in den mei- sten Zellen findet-sich ein formloses, grünes Plasma durch den ganzen Zellraum verbreitet, in diesem zahlreiche, fettähnliche Körnchen. Man sieht alle Grade der Zerstörung der Chlorophyli- körner, während die Färbung noch unverändert fortbesteht. In einem ebenfalls noch grünen Blatt fand ich in Allen Zellen nur noch formloses. grünes Plasma, die Chlorophylikörner waren als solehe überall zerstört. Die mit Alkohol extrahirten grünen Blätter waren nicht farb- . lös sondern bräunlich und fleckig geworden; die Fohm der Chlo- rophylikörner wär &n ihnen nicht mehr zu erkemeh;. eiii fein- körniges, jetzt entfärbtes Plasma erfüllte den Zellraum. Nach Behandlung. wit Kali, Essigsäure und Jod fand sigh Stärke in alten Mesophyilzellen. in äusserst feinkörniger Form; in gröbe- ren: Körnern war sie in dem Parenchym der Blattstiele zunächst den Gefässbündeln anzutreffen; feinkörnige Stärke fand sich auch in den Leitzellen und in den Zellen zwischen den: radialen Ge: fässreihen. b) Fahle, gelbgrüne Blätter, frisch: zeigten dieselbe Desorganisation der Chloroply,ilköruer, zudem fing die grüne Färbung an zu schwinden; die Alkoholexemplare waren farblos geworden, mit bräunlichen Flecken; in dem Mesophyli derselben fand sich körneliges, bräunliches Plasma; nach Behandlung mit Kah, Essigsäure, Jod fand sich in denselben Zellen viel Stärke, deren Körnerform jedoch zweifelhaft war; im Stiel führten alle, die Gefässböndel unıgebenden Zeilen Stärke. Die Leitzellen- sobicht ‘besteht aus einzelnen Bündeln enger Zellen, zwischen denen Schichten etwas weiterer’ Zellen liegen, welche Stärke führen. ec) Ganz gelbe frische Blätter (am 18. Oetob.) zeigen in den Mesophylizellen fettglänzende, fahlgelbe Körnchen; die seit 20 Tagen in Alkohol gelegenen gelben Blätter waren ent- färbt, doch schmutzig aussehend; Jodtinktur zeigte ohne Wej- 220 . teres in allen Mesophylizellen noch deutlich Stärke; alles Paren- chym der Blattnerven war mit Stärke erfüllt, in den Blattstielen fand Sich weniger, doch kleine Mengen auch in den Leitzellen. Ein am 8. November.abgenommenes, frisches, gelbes Blatt zeigte im Mesophyll zahlreiche gelbe Körnchen; mit der gewöhn- lichen Methode liess sich keine Stärke mehr nachweisen, doch enthielten die Porenzellen der Lamina noch solche. Bonn, den 26. März 1863. Berichtigung: pag. 200 Z. 6 lies statt Aleuronkrystalle Proteinkrystalle. Heil- und Nahrungsmittel , Farbstoffe, Nutz- und Hausgeräthe, - welche die Ost-Romanen , — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. Mitgetheilt von Obriststabs- arzt Dr. Ritter Jakob von Czihak und Dr. J. Szabo, _ Secundarius im Hospitale St. Spiridion in Jassy. . (Fortsetzung zu pag. 189.) Carum Bulbocastanım Koch oder Bunium bulbocastanum L: Knolldolde. rom. Alunele, Haselnüsschen. — Kommt bäufig vor. Die zweijährigen Knollen werden im Frühjahre von den Bauers- frauen gesammelt und zu Markte getragen. Man bereitet selbe wie die Kartoffeln und geben eine delicate Speise. Das Volk ısst sie duch roh. Scandix cerefolium L. (Chaerophyllum sativum Sprengel). Gemeiner Körbel. rom. Chasmazuki. — In Weingärten und Ge- büschen häufig, Wird als Speise verschieden zubereitet. Noch kommt vor: 8. peeten. L. Daucus carota L. Gelbe Rübe. rom. Morkowe. „Wird wie in Deutschland verwendet und sehr häufig angebaut. Chaerophyllum bulbosum L. Kälberknopf. rom. Baraboj. — An Zäunen, in Gebüschen und Weingärten häufig. Die Wurzeln werden theils als Salat, theils gekocht, theils mit Butter geröstet genossen und geben eine beliebte Speise während des Frühjahres. Die ge- schälten jungen Stängel benützen auch ‚die Landleute als Salat, geniessen auch dieselben roh. Noch kommt vor: Ch. hirsuium Jacg. Bes., temulum L,, *aureum L., aromaticum L,, satwum Bmg., syIvestre Bmg, ei Opulus glandulosa De C. Tourn. Schneeballenbaum. rom Kalin. — Am Rande der Weinberge und in Niederwaldungen häufig. Die Früchte werden als magenstärkendes Mittel genos- sen. Die holzigen Schösslinge werden zu Pfeifenröhren und Pei- tschenstöcken u. s. w. benutzt, besonders machen die Dreher die Hülsen davon, welche die Bernstein-Mundspitzen (Imame) halten und Sowane genannt werden. Noch kommt vor: 0. rosea var. Baumg. “ Viburnum lantanc L. Schlingbaum. rom. Dermos. — Vor- kommen wie Opal. gland. Die reifen Früchte werden gerne ge- gessen. Die holzigen Schösslinge werden auch zu Pfeifenröhren und Peitschenstöcken verarbeitet, ebenso liefert dieser Strauch die oben beschriebenen Sowane’s, da das Holz fest, zäh und fein- faserig ist. Sambucus nigra L. Flieder. rom. Sock. — An Zäunen, in Gärten, auch in Niederwaldungen sehr häufig. Die Blüthen von S. nigr. werden im Aufguss als schweisstreibendes Mittel ge- braucht. Aus den Beeren macht man Branntwein und Latwerge. Die Rinde vom jüngern Holze abgeschabt und zwischen zwei heis- sen Steinen erwärmt, wird'bei erysipelatösen Entzündungen auf. gelegt. Sehr merkwürdig aber ist die Anwendung -dieser abge- schabten grünen Rinde als Brech- und .Purgirmitte. Will man selbe als Brechmittel anwenden, so wird der junge Zweig von unten nach oben geschabt; will man Abführen hervorbringeh, so schaben die weiblichen Volksärzte — Baba genannt — die Rinde von oben naeh unten und nach dem Gebrauche erfolgt die ge- hoffte Wirkung. Es mag vielen unserer Leser die Sache als un- wahrscheinlich erscheinen, allein sie ist so, und ich muss nur annehmen, dass die Einbildungskraft diese verschiedenen Wir- kungen hervorbringt. S. Ebulus L. Attich. rom. Bos. Kommt häufig auf Brachfel- dern, Oedungen‘, au Zäunen, am Rande der Wege und Wiesen vor. Das Infusum der Blätter wird gegen Gonorrhoea angewen- det. Die Abkochung als Waschmittel zur Reinigung der Wun- den; bei der Klauenkrankheit der Rinder und Schafe wird die Abkochung des Krautes als Umschlag benützt. Die Wurzel wird gegen Wassersucht häufig gegeben. Die Beeren von beiden Ar- ten werden auch zum Färben der Leinengerne verwendet, welche eine schön violette Farbe geben. 8: racemosus b. Traubenholder. Die Beeren werden zum Rothfärben benützt, 222 ‘ Rhus Cotinus L. Gerbersumach. rom. Skumpie. — Am Pruth in der Gegend von Jassy bis Husch und Galatz häufig und ver breitet sich nach Berlat, Tekutsch und Fockschani. Die Land- leute sammeln und trocknen die Blätter und verführen selbe in Hunderten von Fuhren nach Siebenbürgen, Ungarn und der Bu- ckowina, wo selbe in die Gerbereien wandern. Der Absud der Blätter wird auch häufig zur Reinigung von Wunden bei Men- schen und Hausthieren angewendet. Noch kommt vor: Rh. ty- phinus L. Essigbaum. rom. Qzetar. -— Wird als Zierbaum in Gärten gezogen. Staphylea pinnata L. Pimpernussbaum. rom. Klokotitsche. — In Niederwaldungen, an Zäunen und in Gebüschen sehr häufig. Die Nüsse-werden genossen und die geraden Schösslinge als Pfei- fenrohre verwendet und nach der Türkei ausgeführt. Tamgrix .gallica L. Gallische Tamariske. T. germanica L. deutsche T. rom. Tamarischke. - Von beiden Arten die dickern Triebe zu Pfeifenröhren, die Blüthen als Thee gegen Metrorrha- gien. T. ygall. kommt häufig am Ufer des Sereth in der Nähe der Donau vor, man findet selbe aber bis Fockschani, von wo sie sich nicht weiter verbreitet. 7..germ. an den Ufern des Tro- tusch, der Moidowa und der Bistritza häufig. Alsine media L. Vogelmiere. röm. Rokoina und Rokowitza. — An Gräben, Zäunen, in Gärten und Weingärten häufig. Die irische Pflanze mit Fett zerquetscht und zerrieben wird in Sal- benform auf Wunden angewendet. Amarantlıus Dlitum L. Amarant. rom. Schtiv. — Auf Acker- feld, in Gärten, an Zäunen und Misthaufen sehr häufig. Wird als Gemüse und mit Borsch gekacht genossen, auch kleingehackt mit Kleie vermischt dem Hornvieh und Schweinen verfüttert Noch kommt vor: A. viridis Bmg. Eine Varietät mit grünen blymenähren. Linum usitotissimun L. Lein, Flachs. rom. In. —- Wird häufig cultivirt, kommt auch wild vor. Die hergerichtete Flachsfaser wird nur auf der Spindel gesponnen. Aus dem Samen wird Oel zum ‚Genusse und ‚andern ‚technischen Zwecken gewonnen. Pul- werisirte Lorbeerfrüchte mit diesem Oele gemischt legt man auf Brandwunden. ‚Die Leinkuchen werden dem Hornvieh und Schwei- nen verfüttert, auch wie die gestossenen Leinsamen zu erwei- chenden Umschlägen angewendet. Die ausgepressten Samen- kapscln :werden mit Maismehl vermischt und den Hühnern. Enten und indischen Hühnern als Reizmittel zu häuligerem kiexiegen 223 verfüttert. Noch kommt vor: L. perenne L., hirsulum L., nervo- sim Bmg., narbonense L, austriaeum L., tenwifolium L., alpi- num Jacgq., Aavım L., catharticum L. Berberis vulgaris L.. Sauerdorn. rom. Dratschina. — An He- cken und in Weingärten häufig. Die Früchte werden im Herbste wenn selbe recht zeitig sind und durch den ersten, Frost getrof- fen waren, zu Dulzets und zu Sorbet mit Zucker eingekocht. Aus der Rinde wird mit Zusatz von Alaun eine lebhaft gelbe Farbe gewonnen, die zum Färben der Wolle und Baumwolle be- nützt wird. Bei hitzigen Fiebern gebrauchen die Landleute den ausge- pressten Saft der frischen Früchte mit Wasser vermischt zum Getränke. Die Abkochung der getrockneten Früchte wird ähnlich benützt. u Loranthus europaeus L. Riemenblume. rom. Wisk. — Kommt häufig auf Eichenbäumen als Schmarotzerpflanze vor. Wird wie Viscum album benützt. , Leucojum vernum L. Knottenblume. rom. Nodutsche, . Knöt-. chen. — Auf Gebirgswiesen bei Oitus, Palanka u. s. w. Die Wurzeiknollen werden roh gegessen, auch als Gemüse zubereitet. Allium Porrum L. Lauch. Porrey. rom. Pori. .A. sativum L. Knoblauch. rom. Usturoi. A. arenarium L., vineale L., cari- natum L.., seorodoprassum L. rom, Zepeschoare. A. sphaerocephalum L., Aavum L., pallens L., paniculatum -L., senescens, : angulosum Bing., alropurpureum Biag., ursinum L., Mey L., ochroleucum W. et Kit., victoriahis L. rom, Zape zoare, Mäuselanch. A. oleraceum L. Lauchzwiebel. rom. Prasch. A. ascalonicun rom. Chasme, auch Chasmazuke. 4. Cepa L. Zwiebel rom. ‘Czeape. ‚ A. Schoenoprassum L. Schnittlauch. rom. Harpazike. Mehrere hier angeführte Arten werden häufig gepflanzt, weil gerade die Alliumarien eine beliebte Würze zu allen Speisen der Romanen abgibt, auch sehr häufig roh gegessen werden. Von Allium sativum und: Cepa gibt es einige Varietäten. A. sativum ist ein Volksmittel gegen viele Krankheiten mit Essig oder Brannt- wein angesetzt und zum Einreiben des ganzen Körpers besonders bei anstedkenden Krankheiten als Typhus, Pest, ‘Cholera’benützt. Der Saft von A. saf. mit Oel vermischt ‘wird gegen 'Ohrensausen und Ohrenschmerz in das leidende Ohr geträufel. Man ver- schluckt auch Knoblauchzinken gegen Wechselfieber oder andere epidemische Krankheiten. Häufig sieht man auch einen Knob- 224 lauchknollen in Leinwand eingenäht gegen Wechseifieber am Halse tragen. Während der Hitze bei Fiebern bindet man einen ge- theilten Knollen an die Pulsadergegend der Handgelenke. Eben- falls wird mit Fett zerstossener Knoblauch auf unreine Wun- den zum Verband angewendet. Trotz des scharfen Geruches ist der Knoblauch eine beliebte Würze bei verschiedenen Speisen selbst bei den nobelsten Damen. | 5 A. Cepa ıst allgemein beliebt sowohl roh als gekocht, auch in heisser Asche gebraten. Gebratene Zwiebeln wendet man auf Furunkeln und Abscesse an. Wunden, worin sich Maden gebil- det, werden mit Zwiebelsaft gereiniget. Aus den Zwiebelschalen gewinnt man eine gelbliche Farbe zur Färbung von Leinen- und Baumwollengarn. ‚A. oleraceum wird häufig gepflanzt und roh wie gekocht, als gebraten gegessen. Gibt ein sehr gutes Gemüse mit Fleisch zu- sammen gedünstet. Bei schmerzhaften Hämorrhoidalleiden legt man gebratene Lauchzwiebeln auf. (Fortsetzung folgt ) Botanische Notizen. Das botanische Museum zu Upsala bietet die erste Centurie der in Wisconsin und den benachbarten Staaten von Th. Rum- lien gesammelten seltenen Pflanzen aus. Was diese Centurie euthält, ist aus der botanischen Zeitung N®, 14 zu ersehen. Personalnachrichten. Giovanni Battista Amiei, Professor der Mathematik an der Universität zu Modena, dann Astronom des Grossherzogs von Toscana und Professor der Astronomie am Museo de storia na- turale zu Florenz, berühmt durch seine ausgezeichneten Mikro- skope, ist am 10. April zu Modena, seinem Geburtsorte (geb. am 25. März 1786), gestorben. - Nach der Rigaer Zeitung ist von Dorpat ein Ruf an den Pro- gessor Schleiden ergangen. — Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. _ FLORA. M 15. Regensburg. ‚Ausgegeben den 24. Mai. . 1868. s Imkait.. J. v. Czihak wnd J. Szabo: Heil- und Nahrungsmittel, . Farbstoife, Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ostromanen, — Moldauer und . Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. — Litieratur. — Getrocknete Pflanzensammlungen. —. Personalnachrichten. — Verzeichniss der im J. 1863 „ für die Sammlungen der’ sl. bot. Geselischaft ‘ eingegangenen Beiträge. Heil- und Nahrungsmittel , Farbstoffe ,_Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ost-Romanen , — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. Mitgetheilt von Obriststabs- arzt Dr. Ritter Jakob von Czihak und Dr. J. Szabo, Secundarius im Hospitale St. Spiridion in Jassy. Fortsetzung.) Lilium candidum L. Weisse Lilie. rom. Krin. — In Gärten und Weingärten häufig. Baumöl, worin die Blumen macerirt wurden, wendet man häufig gegen Quetschungen und auf Abscesse an. Die Zwiebel wird gegen Leucorrhoea benützt. Noch kommt vor: L. bulbiferum L., pyrenaicum L., Martagen L. Convallaria Majalis L. Mayblume. rom. Lakrimiora, Thrän- chen. In Waldungen und Gebüschen häufig vorkommend. Dis Blüthen werden zur Bereitung von Schönheitswassern benützt, wozu man auch noch andere Arten dieser Gattung nimmt. Die Landleute wenden die Blüthen gegen Leucorrhoea oder Gonorr- hoea an, auch gebraucht man oft gegen verschiedene Krankhei- ten den 'Branntwein, worin die Blüthen macerirt waren. Noch kommt vor: C, Polygonatum L., verticillata L., multiflora A., lati- folia Jacg. Asparagus officmalis L. Tourn.: Spargel. rom.' Sparanga, Sehr häufig auf Wiesen, Brachfeldern, in Weinbergen und an Flora 1888. ur 15 226 j j 5 2 Zäunen. Wird als gesuchtes Gemüse im Frühjahre in grossen Quantitäten zu Markte gebracht und diese wilden Spargeln über- treffen an Aroma und Zartheit die in Gärten gezogenen. Noch kommt vor: A. verticillata Bmg. rom. Enschur. A. acutifolius L. rom. Umbra jepurelui, Hasenschatten. A. amara. — A. verli- cillata und A. amara werden gegen Gicht und Rheumatismus häufig angewendet. ” '„ Rumes erispus L. Krauser Ampfer. Z. Nemolapathum L., #:acubls L. Diese Arten sind unter dem rom. Namen Stegi be- kannt. R. acetosa Sauer-Ampfer. rom. Makrisch. R. acetosella L. rom. Makrischor. — Auf Wiesen, -in Gräben, an Zäunen, auf Getränke gegeben. Man kocht sie auch als Gemüse mit Lamm- fleisch zusammen. Die Wurzeln der 3 ersten Arten werden, zum Geibfärben benützt. Noch kommt vor: R. sanguineus L., (R. ne- mörosis Schrad.), Hydrolapatlium Muds., maritimus, pilcher L:, obbusifokius L., Uyualicus L., Digynas Bing., alpinas L: Colchicum. autumnale .L. Herbst-Zeitlose. rom. Brendusche Auf feuchten Waldwiesen häufig. Die Blumen und Wurzeln mit Branntwein versetzt gegen Rheumatismus und Gicht; auch mit Fett zu einer Salbe zerrieben auf Frost- und Gichtknoten, eben- falls auf offene Geschwüre angewendet. Veratrum album L. Weisse Niesswurzel, rom. Strigoaje, Hexe. — V. nigrum L., schwarze N. — Auf Heu- und Waldwie- sen in der obern Moldau bis Botuschani, kommt weiter nordost- wärts nicht mehr vor. Wird bei Hornvieh gegen Maul- und Klauenseuche, bei Schafen gegen die Drehkrankheit angewendet. . Sehafe und Ziegen fressen’ das Kraut ohne Nachtheil. Das g& hackte Kraut mit Maismehl vermischt, wenden manchmal bös- willige Menschen an, das Federvieh des Nachbars zu vergiften: . Alisma ‚Plantago L. Froschlöffel. rom. Patlaschina Api, auch Limba Broaschtei, Froschzunge. — Am Rande der Teiche, au Wassergraben häufig. Die pulverisirte Wurzel mit Kupferfeile vermengt wird den der Wasserscheu verfallenen Hunden gegeben- Noch kommt vor: Alisma natans L. . Aesculus Hippocastanum L. Rosskastanie. rom. Kastale Kalului, Rosskastanie. — Nur in Gärten. Die Frucht wird ge 7 pulvert gegen Wechselfieber gegeben. Auch: trägt man känßg gegen Erysipelas eine in Leinwand eingenähte Frucht am Halse und behauptet, dass während des Tragens nie mehr eine Bry- sipel zurückkehre. . PVaccininm myrtillus L. Gemeine Heidelbesre. rem. Afın. — In Niederwaldungen der Ausläufer der Karpaikex häufig. Die Besren werden gerne gegessen und gekocht gegen Diarrhöen angewendet. Auch trocknet man selbe zum Gebrauche für ähnlicheUehel. W.uir ginosum L. Rauschbeere, rom. Afın de Mlaschtins, Sumpfbsera Kommt in gebirgigen Moorgegenden vor, sind zum Genusse nicht so beliebt und sollen manchmal schädliche Exscheigungen nack dem Genusse hervorbringen. VW. witis idaea L. Rothe Preissel- Beere. rom. Afın pomuschoare. Auf Hoehgebiwgen häuflg. Wer- den gerne gegessen und wie die erste Art verwendet. Die Blät- ter dieser 3 Arten werden im Decset gegen Dierrhogea gehraucbt. Erica vulgaris L, Gemeines Haidenkraut. row. Exrike, + Auf trockenen waldigen Gebirgsgegender, Haiden, wo auch 3. Tetralix L. und E. herbaces Bag. vorkommen, Die Blütken und auch die ganze Pflanze wird von den Kebirgsbewohnern zegea Diarrhoea und Dysenterie auch Hasmerrkagien häufig in Fern der Abkochung angewendet. Daphne Mezereum L. Seidelbast. rom. Tylikine, auch Kiper Lupului, Wolfspfeffer. — In Gebirgs- und Niederwaldungen. Als ‚blasenziehendes Mittel benützt. Die Abkochung der Ripde gegeR Zahnweh. Noch kommt vor: D. alpina L., D. Laureolg L. Acer pseudoplatanus L. Platanen-Ahorn. rom. Schugastru alb. A.campestre&., A. platanoides L., Spitz-Ahorn. A. cordifolium L. Diese Arten kommen in Hoch- und Niederwaldungen vor. — Das Holz von Wagnern und Tischlern viel’verarbeitet, auch macht man in der Moldau, Walachei und der Türkei aus diesem Ho)zg eine Art Mandoline, ein mit Stahlsaiten überzogenes Instrument, Kopsa genannt, das mit dem Foderkiel gespielt wird. Yen A. cordifoliam werden Pfeifenrohre und Stöcke gemacht. Die Ab: kochung der Rinde wird gegen Diarrhoea, Dysenterie und Hae- morrhagien auch als Wäschung unreiner Wunden angewendet. Man gewinnt auch aus der Rinde eine schwarze Farbe, won Wolle- und Leinengarn gefärbt wird. Polygonem Bistorta L. Knöterich — Schlafgenkraut. rom. Trosket aueh ‚darwa noschi. . P. Hydropiper L. Wasserpfeffer. rom. Jarwa roschi, rothes Kıaut. — P. Persicaria Meisu. Diese drei Arten findet man 15* auf ‘Waldwiesen, am Rande der Teiche und an Wassergräben. — P. Bistorta wird gegen Diarrhöen, Dysenterien, Metrorrhagien und Leücorrhöen angewendet. P. Hydropiper und Persicaria gegen Wassersucht und zwar nicht ohne Erfolg als Decoct mit Eibischwurzel gemischt. Das grüne Kraut wird auch als blasen- ziehendes Mittel angewendet, besonders Gewerbsbettler machen sich damit eiternde Wunden an den Füssen oder Armen. Noch kommt vor: P, viviparum L., P. amphibium L., davon P.'terres- stris var. Baumg., P. incanum Bmg., P. angustifolium Bing. P. avieulare, P. arenarium Bmg:, P. alpinum All., :P. Convol- vulus L., P. Dumetorum L. P. Fagopyrum L. Buchweizen, Hai- dekorn. rom. Chritschka. Wird sehr häufig gepflanzt. kommt _ such wild vor. Man macht aus der Frucht Griesmehl, Graupen, woraus. ein fester Brei, Kascha genannt, gekocht wird, der be- sonders in Russland und Polen und von den in die Moldau und Walachei eingewanderten Slaven ‚sehr geliebt ist, auch wird Suppe davon bereitet, auch die Kaseha mit Borsch gegessen. Paris quadrifolia L. Einbeere. rom. poame Vulpi, Fuchs- beere. — In Waldungen und an Zäunen und in Weingärten häufig. Der Absud dieser Pflanze wird als Verband auf alte Wumden an- gewendet. Die Beeren werden öfter als Brechmittel benützt. . Populus alba L. Silberpappel. rom. Plop. alb., weisse P. P. canestens var. Bmg. Sm., P. tremula L., P. nigra L., P. re panda Bmmg. Am Ufer der Flüsse, auch in Wäldern häufig. Das Holz wird zu verschiedenen Hausgeräthschaften verwendet, als Wasch- imulden, Bienenstöcke, Löffel, Schüsseln, Spindeln ete., auch zu Tischlerarbeiten uns. W. Die Knospen, welche im Frühjahre g ge- sammelt werden, kocht man mit Fett aus, bereitet daraus eine Salbe, welche gegen Rheuma angewendet wird. Mercurialis annua L. Einjähriges Bingelkraut. rom. Trepe- tetoare, abführendes Kraut, auch Plobonog de Kempu. — AR sandigen Orten bei Bakeu, "Wird gegen träge Verdauung und Verstopfung, auch gegen Blennorrhöen in Aufguss gebraucht. M- pereunis L. An feuchten schattigen Waldstellen, unter Felsen usw. M.liida Bmg. In Gebüschen und Weingärten bei Gelatz. Beide Arten werden wie die erste verwendet, Dictamnus albus L. Diptam, Fraxinelle. rom. Fresinel. — Findet sich von Husch bis Galatz, -sehr häufig bei Pekia, Zigs- neschte und Plaziuta; von Husch gegen Jassy nieht mehr vor nr Da 229 : kommend. Der Branntweinaufguss wird gegen epileptische An- fälle, Krämpfe etc. gebraucht. Ruta graveolens L. Weinraute. rom. Rute. Wird in Gärten und Weingärten gepflanzt. Das Infusum gegen wundes : Zahn- fleisch, Zahnschmerzen und üblen Geruch aus dem Munde; in Pulverform gegen Wechselfieber ; der Branntweinaufguss als Pr&- servativ gegen ansteckende Krankheiten. Pyrola media Sm. Wintergrün. rom. Perischor. — Von Jassy nordwestlich häufig, von Jassy südlich nicht mehr vorkommend. Es kommen noch vor: P. rotundifolia, minor L., secunda L., um- bellata L. und uxiflora L. Als Heilmittel werden alle Arten an- gewendet und zwar der Aufguss der ganzen Pflanze gegen Diar- rhoea, Dysenteria, Hydrops und Metrorrhagia. Arbutus Uva ursi L. Bärentraube. rom. Strugura ursului. An den Karpathen, auf dem Pion, in Lapuschna vorkommend. Der Thee von den Blättern wird als schweisstreibendes Mittel auch bei Harnbeschwerden oft in Pulvervorm angewendet, beson- ders aber die reifen Beeren. Asclepias Vincetoxicum L. — Vincetoxieum offie. Mönch. — Oynäanchum Vincetoxicum Pers. Schwalbenwurzel. rom. Rendu- nize, Schwälbchen, auch Jerwa fierului, Eisenkraut. — In Ge- büschen und Hecken häufig. Gegen verschiedene Unterleibs- krankheiten in Anwendung. Die Wurzel. kauet man und die Blü- then und Blätter werden zum Branntweinaufguss gebraucht. Das Volk schreibt dieser Wurzel eine Zauberkraft zu, die sich be- währet, wenn man selbe in der Nacht vor Johanni sammelt, wo- durch man die Kraft erlangt, dass jedes Schloss aufspringt, das man nur berührt.!! Saponaria officinalis L. Seifenkraut. rom. Saponerike. — Von Bäkeu gegen die Karpathen sehr häufig, in der untern Mol- dau gar nicht vorkommend, da sie den Bistritzafluss nicht über- schreitet. Wird als blutreinigendes Mittel in der Abkochung an- gewendet, auch zum Waschen der Wollstoffg wird die Wurzel häufig gekocht. - Vaccaria pyramidataMedik. Kuhkraut. rom. Vakarike, auch Skanteuza. — Auf Wiesen und Ackerfeldern häufig. Wird ‚wie Saponaria angewendet. Dianthus barbatus L. Nelke. rom. Garoafa. D. collinus Bmg., D. Carthusianorum L., D. atrorubens All., D. armeriaL. — An sonnigen Hügeln, an Dämmen und -Waldrändern und tro- ckenen Wiesen in vielen Arten. Der Aufguss der Blüthen und. © - Blätter wird häufig gegen Leucorrhöen und Amenorrhöen ge- braucht; ebenso werden diese Pflanzen häufig zu Bädern genom- wen. ıNech kommt vor: D. .prolifer L., diminutus, Deltoides L., sylwestris Wulf. nitidus Bmg., plumarius L., serotinus W. et Kit., superbus L., alpinus !L., virgineus L., caryophyllus 'L., Chimensis L.. pebrews Bing. , Sedum Telephium L. Wunderkraut. rom. Jarwa grasse, Fett- kraut. :S. purpureum Bmg., S. acre L. Scharfer Mauerpfeffer, 9. dasyphyllum Ix.., reflewum L.., rupestre. L., saxatile Bmg., al- dum L., ‚glaucem Bmg., sexangulare L., villosum L. Osulis acetosella L. Sauerklee. rom. Makrischor. — Davon O. :eurmea var. Szabo. 0. strieta L. — In Niederwaldungen häufig. Wird von den :Zamdieuten roh gegessen. Thee aus den frischen Blättern 'bereitet, wurd bei ‚hitzigen Fiebern als Trank ‚Agrostemme :yithago :L. Kornneike. rom. Negina. — 4. coro- naria ıL. kommt häufig zwischen Weizen und Korn vor, findet sich auch in Weingärten und Gebüschen. Man- gebraucht die gepulvertem Samen als Abführmittel. - «disarıım -eurgpeaemem L. Kuropäische Haselwurz. rom. ‘Pokiw- nik. — Hänfig in 'Gehüschen und am Rande der Weinberge. Mit keiner Päanke wird so viel Missbrauch .getrieben 'als gerade mit dieser. ‚Man braucht die Wurzel als Purgans, als Bredhmit- te], rauch bei verschiedemen Krankheiten ‚des Horn- und ‚Borsten- viehes ‚wird selbe angewendet. Den Stengel und :die Blätter zer- reibt ınan mit Fett zu einer Salbe, die man auf Wunden 'und auf Kepigrind anwendet. Leichtsinnige Frauen wenden die Wur- zel als Abortivmittel an und nicht selten geht (durch »den :über- mässigen Gebrauch die Mutter zu Grunde. ıLyihrem selicaria L. ‚Blutkraut, Weäderich. rom. ’Rekitan- L. wirgatum L. :L. Hyssapifolia L. Am Rande der Teiche und Wassergräbea., auf sandigen Wiesen häufig. Wird :gegen 'Diarr- höen wand :Dysenterien, 'Blutspeien und Heraklopfen.in Pulwr- form oft angewendet. ' Portulace toleraceaL. Portulak..r om. Porkrinae , auch Porzi- lake. Auf samdigen.Aeckern uud in Gärten. "Der aus -der ‘Pflan2® ausgepresste Saft wird gegen Scorbut angewendet, auch gibt man ‚solchen Kranken das Krant zum ‚Kauen. Man verwendet das Kraut auch in der Küche :als Würze zu Speisen. ı Agrimonia Eupatoria L. Odermennig. rom. Turinza. 4. .r% pons Bing. :4. Agrüumonioiles (Aremonia Agrimomiordes Ne ck)” 231 Auf Wiesen, in Wäldern, Gebüschen und Gesträuchen häufig. Wird als Thee gegen Brust- und Halsaffectionen, als Gurgelwas- ser. gegen Schwindsucht, ‚auch gegen Zahnweh als Mundwassey angewendet; auch werden diese Pflanzen : zu Cataplasmen. ge braucht. Reseda luteola L. Wau. rom. Rakieje, auch Roseta. R. Iuten L. — An sandigen Ufern der Flüsse und Bäche, auf sandigen Wiesen, auf Anhöhen sehr häufig. Wird oft als Brech- und Ab- führmittel, auch als Antiscorbuticum und auch als Rubefaeiens, wie Senfmehl, angewendet. In schmerzhafte hohle Zähhe legt man Stückchen der Wurzel. ‚Ewphorbia Peplus L. Wolfsmilch. rom. Laptile Kinului, ' Hundsmilch. — Man findet noch: E. Chamaesyce L., falcato. L,, exigua L., Lathyris L., diffusa Bung., epithymoides J acg., villosa Bmg., duleis Jacg., angılata Jacg., segetalis L., carniolica Jcq., sazxatilis Jacgq., helioscopia L., platyphylios L., verrucosa Lam., “ sylvatica Bmg., Esula L., Gergrdiana Jacg., Uyparissias L., Palustris L., lucida W. et Kit, ‚Selicifolia Host., nicgeensis, All amygdaloides L.‘ Diese Arten kommen in den Fürstenthümerp in verschiedenen Gegenden häufig vor. Die meisten dieser Spe- . cies werden als Brech- und Abführmittel angewendet. ‚Zum Ab- führen braucht man die ganze Pflanze, noch häufiger aber sen Samen. " Sempervivum teciorum L. Hauswurz. rom. Jarwa Ureki, Ohr- kraut. — Auf Dächern, Mauern, Felsen. Den frisch ausgepress- ten Saft ‚gebraucht man gegen Ohrensausen, Ohrenschmerz, Schwerhörigkeit; schmerzhafte Hühneraugen verhindet man mit zerdrückten Blättern. Die Blätter mit Fett zu einer ‚Selbe ver- rieben, wendet man gegen Kopfgrind und auf gangränöse Wun- den an. Noch kommt vor: S. globiferum Bing., 8. arachnoideum L., ©. hirtum L., S. montanum. Philadelphus coronarius L. Pfeifenstrauch. rom. Jasmin Ze-- wioas. — Meist in Gärten, auch in Hecken und Zäunen. Die Blätter in Baumöl .digerirt gegen Ausfallen der ‚Haare. Die ge- raden Schösslinge werden zu Pfeifenröhren. verarbeitet. (Fortsetzung folgt.) and yn Litteraturn W. Nylander: circa Lichenes Armoricae et Alpium Del- . pbinatus observationes. Besonderer Abdruck aus den Verhandl. der Finnischen Gesell- schaft der Wissenschaften. Band VII. 1863. Helsingfors. Der Verfasser veröffentlicht in obiger Schrift die lichenolo- gischen Ergebnisse zweier kurzer Exkursionen, deren erste der Alpenregion an der savoyischen Grenze bei La Grave, die zweite dagegen der Meeresküste in der Nähe der Loire-Mündung_ galt. In ersterer Gegend wurden folgende Flechten beobachtet: Synalissa symphorea (DC.), Omphalaria nummularia Nyl. var. stellato-lobata (wobei N. bemerkt, dass Synalissa von Omph. kaum generisch verschieden sei), Collema flaccidum Ach., C. furvum Ach., ©. melaenum Ach. mit v. polycarpa Schär., C. plicatile Ach., Leptogium saturninum Ny}. (über La Grave an Felsen, weiter unten an Bäumen gegen Grönoble hin durch L. Hilden-, brandii Gar. vertreten), L. lacerum v. pulvinatum Ach., Clado- niae pyzidatae ff. symphorea et pocillum (Ach.), CO. gracilis fl. exoncera (A ch.) et aspera (Fik.), Ü. cervicornis nur selten und “ steril getroffen, ©. rangiferina v. sylvatica (Hffm.)— Mangel an Cladonien offenbar für diese Gegend charakteristisch. Stereocau- lon alpinum Laur., $. iomentosum v. alpestre Th. Fr., Tham- nölia vermicularis Ach., Alectoria jubata f. lanestris (Ach.), 4. ochroleuca (Ehrh.), Oetraria islandica v. crispa (Ach.), Pla- tysma nivale (L.), P. cueullatum, P: juniperinum v. Tilesii (Ach. Nyl. Scand. p. 83), Peltidea aphthosa L. (Peltidea wird der Go- nidien wegen als neue Gattung von Peltigera durch Nylander abgezweigt.) Peltigera malacea Fr., P. rufescens mit canina und Uebergangsformen zwischen beiden, P. horizontalis, P. venosa, Solorina saccata Ach. mit v. spongiosa Nyl., $. bispora Nyl, Parmelia suxatilis Ach. selten und steril, P. conspersa Ach. f- hypoclysta Nyl., P. proliza Ach. (olivacea an Lerchen bei La Grave), P. stygia, P. lanata, Physcia contortuplicata (Ach.) — schon in Lich. And. Boliv. von N. zur selbstständigen Art er- hoben , P. stellaris (L.), P. caesia v. albinea Ach., P. pulveru- lenta und v. muscigena (Wahlb.), Umbilicaria polyphylla, U. atro- pruinosa v. cinerascens (Ach.) — identisch mit laevis Schär. En. p. 27, U. spodochroa Nyl. Scand. p. 115, U. eylindrica und v. fornata (Ach.), Psoroma hypnorum (Hffm.), Pannaria brunne% 288 (Sw.), P. microphylda (Sw.), P. nigra (Huds.), Sguamaria gypsa- cea (Sm.) Nyl. — unter welcher Benennung nach dem -Urthiejle Nylanders Anzi Longob. N°. 97. $. crassa v. liparia (Ach.) ausgegeben hat; 8. chrysoleuca (Sm.), $. melanophthalma (Ram.) mit schwarzen Früchten (die mit bläulichen ist glauca Ach.), $: » peltata DC., S. disperso-areolata (Schär.), $. albula Nyl., der vorigen nahe verwandt, $. saxicola (P oll.) mit f. Garovaglii und w. diffracta (Ach.) und versicolor (Pers.), $. concolor mit v. effusa (thallo vix effigurato areolato-subeffuso), Placodium muro- rum DC. — auch an altem Holz, P. elegans DC. — nach.Nyl. nur eine. Var. des vorigen, P. bracteatum (Hoffm.), P. variable v. alpestre(Ach.), Lecanora vitellina Ach., L. aurantiaca v. eryth- rella (Ach.), L. cerina v. stillieidiorum (Oed.), L. ferruginea v. variata Nyl. Apotheciis formae typicae aut obseurioribus vel fusconigris, aut sordide subvirese. lat. 0,75 mill., marg. propr. in- tegro, sporis long. 11—18 mik. erass. 7—9 mik. — ad muscos (1650 Met. s. m.), L. fulvo-lutea Nyl., L. tetraspora Nyl. n. sp. a sinapisperma thecis (2—) 4-sporis divers&, L. oreina Ach., L. nimbosa (Fr.), L. sophodes v. confragosa Nyl., L. iurfarea Ach; und v. mniaraea (Ach.), Z. alphoplaca (Wahlb.), Z. circinata Ach., L. glaucoma * bieineta (Ram.), L. subfusca V. distans (Ach), L. argopholis Ach., L. badia mit w einerascens Nyl., L. atra, L. ventosa, L. ginerea Sommf. mit v. depressa (Ach.), f. Iaerata (A ch.), v.. gibbosa Nyl., *calcarea (Ach.) und * Dick- sonii (Ach.) Nyl. Scand. p. 153—155, L. tenebrosa (olim LZeeid.) * obscurissima Nyl. — Sporen 9—11 ik. 1. 7—8 mik. dick (auch in Bareges vorkommend), L. verrucosa Laur., L. castanea (Ram.) f.. percaenoides (= Hepp Fl. Eur. 378), Lecan. fuscala Nyl. (= Mudd exs. 131), L. eucarpa Nyl., L. simplex Nyl. Glypho- lecia rhagadiosa (Ach.) — gegen die Südseite bei 1600— 1750 Met. Meereshöhe (Glyphol. ist von Lecanora ebenso verschieden wie Chiodecton von Opegr.), Urceolarıa scruposa (Ach) und \. gypsacea Ach., Zecidea lurida Ach., L. globifera v. rubiformis (Wahlb.), L. atrorufa, L. cuprea Sommf. Nyl., Lec. vernalis Ach., Nyl. (= Anzi Longob. N°. 179), L. sphaeroides Smuf., L. deeipiens Ach., L. candida Ach., L. vesicularis Ach. — oft mit unbereiftem Thallus, vielleicht var. opuntioides Vill. Dauph. p. 967), L. tabacina Schär., L. squalida Ach., L. conglomerata Ach., L.aromaticaAch., L. parasema Ach. u. v. enteroleuca (Ach.) —an Kalkfelsen, L. episema Nyl. auf Squam. sazic- V- versicolor, L. ‚ vitellinaria Nyl. (vielleicht mit vorgehender Art von Parasemanicht 254 zu trennen), L. contigua mit * confluens Ach. und f. subcalcareu Nyl, L. polycarpa Fik., L. amylacea Ach. und f. elata (Schär.), L. marginata Schär., T. armeniaca (Duf.) und var. aglaeoides Nyl. (thallo_flavo), ferner v. lutescens (Anzi exs. 113), L. aenea Duf., L. fusco-atra f. fumosa, L. atro-brunnea (Ram.), L. morw Schär., L. petraea * excentrica Ach., L. geminata Fw., L. er . phragmia Nyl., L. disciformis (Fr.), L. sazabilis (Schär.), L soloränaria Nyl. — der oxyspora (Tul.) verwandt, auf dem Thallus der Solorina bispora, L. Hookeri Schär., L. scabrosa Ach., L. trypetheliza Nyl. — eine sonderbare Art mit einem der flavo-virescens ähnlichen Lager und — zuweilen auf einer Lagerwarze mehrfach gehäuften — schwarzen anfangs punetförmi- gen dann planen 0,3 Mill. ‚breiten innen weissen Früchten, Spo- ren 2-zellig 12—18 Mik. 1. 5-6 Mik. d., Paraph. zart, keine Jod- bläuung, L. geographica Schär. mit v. gerontica Ach., Zindocar- pon miniatum v. complicalissimum Nyl., E. fluviatile Web., E. rufescens Ach., E. hepaticum Ach., E compactum (Mass.), Ver- rucaria tephroides Ach, P. radicescens Nyl. — der daedalea (Krempihb.). verwandt, aber mit diehterer unten schwarz be- wurzelter (10—14 Mill. dicker) Kruste und dickeren kürzeren Spo- ren (16—18 Mik. 1. 9-11 Mik. d.), in Felsspalten 1650 Met. s.m., V. pallida (Ach.),-V. umbrina, V. elepima Wahlb,, V. catalep- toides Nyl., V. subfuscella Nyl. Scand. p. 272 non Pyrenoc. p- 23, V. integra Nyl, P. Ungeri Fw., V. Auruntii Mass. (Syn.: V. incavata Nyl. Scand. 273 non Mudd, Thelidium im - mersum Mudd.), V. intercedens Nyl. Auf der Rückkehr von diesem Ausfluge hatte .N. in Grenoble Gelegenheit, das Herbar von Villars zu sehen, welches die Typen der Histoire des ;plantes du Dauphine 1786 bis 1789 enthält. ‚Als Anhang ebiger Aufzählung folgen sofort die Bemerkungen, zu . welchen .N. durch die Einsicht ‚der Flechten dieses Herbars. veranlasst war. Lichen consubstantialis = Squamaria insulata (Ban.)? . farinaceus = Syuamaria prwinosa D uby. . dispermus = L. atrorbrunnea (Baum.) . sawipertusus = Limb. ‚sphinctrina ‚Duf. ..seriplus =. Gr. seripta :(Gröneble). . ocellatus = Urc. ocellata DC. (Grenoble). . elweloides = Baeom. iemadoph. Ehr.h. L. lenligerus = ‚Squam. lentig, id vorallinus = L. tartarsa sterilis. EHOmnHmE 285 . opuntioides = L. vesicularıs Ach. . friabilis = Plac. fulgens DC. (Grönoble). . mesenteriformis = Lecidea mamillaris. . [usco-atey = Lecidea petraea Fw.? . pinastri = Platysma pinastri (Scop.) An Lerchen bei Briangen. . tartareus = Urc. scruposa saxicola. Ya dieser Flechte hat Villars bemerkt, dass sie mehr Farbstoff liefere als L. parellus. ‚lingulatus == Squam. saxicola (Poll.) ‚taesius == Pann. rubiginosa (Thunb.) . Nantospermus == L. decipiens Ach. eaespitosus = Squam. crassa DC. . agariciformis = Missbildung der L. ventosa. . intestiniformis = Parmel. emausta Ach. . ciliaris = Physcia ci. . croceus —= .‚Solorina crocea (von den hächsten Bergen der Dauphine). L. tinclerius = Ramalina pollinaria Ach. L. lacerus = Ulad. deformis Hffm. (Briangon). L. vesupinatus = Nephr. :toment. :(H ffm.) L. ambiguus = lad. aleic. (Grenoble). .L. sylvoatieus = Stiela sylv. (L.) " db. saninus — Pelt..can. .Hffm. il welleus = U. spodochroa (Ehrh,)— B. L.golyrhizus = U. cylindrica Dub. L. decussatus = U. atroprwinosa v. reticulata (Duf,) und der Villars’sche Name hat die Priorität. L. deustus = Endoc. fluviatile DC. »L. calicaris = Ramdl. polymorpha Ach. ıL. Yragelis = Sphaeroph. frag. (aus den höchsten Alpen jener Gegend). AL. rangıferinus = Ülad. rangif. v. sylvat. (Hffm.) AL. »spimosus —= Clad. furcata Hffın. al. paschalis == :Stereoc. tomentasum x. alpestre Th. Fır. et Alpinum (Leur.) L. cornutas = Thamnolia wermicularis. Ach. ıL. devaricatus = Brermia divaric. Ach. L.:auratus == \Chlerea :wulpina (L.) ab. ıpubescens :et .L. lanalus = ‚Parm. lanata (L.) ı.rmieroscopisus = Btereoc.:aumue Ach. mn S58Rn MBeDERen & R36 “L. hirtus et floridus = Usnea barb. f. florida Ach. Die Reise an das felsige Meeresufer bei Pornic lieferte nur spärliche Ausbeute, da das bebaute Land überall bis an’s Meer reicht , wenn nicht sterile Haiden dazwischen treten; Wäl- der fehlen hier. Indess sind die Flechten, welche hier vorkom- men, nichts weniger als kümmerlich entwickelt; im Gegentheile begünstigt ein milder Himmel und die feuchte Atmosphäre des Meeresufers ihr Wachsthum. Die geringe Zahl der Flechtenarten dieser Gegend ist in der Einförmigkeit und sehr unbedeuten- den Breite des Striches begründet,_ welcher hier zwischen Meer und Culturland für Flechten bewohnbar ist. Zudem fehlen we- gen Baumlosigkeit der Gegend die Rindenbewohner. — Zu unterst am felsigen Strande, zur Fluthzeit mit Wasser bedeckt, wachsen Lichina pygmaea, Verrucaria maura und Lichiia confinis in der angegebenen Reihenfolge bimderartig übereinander; alle übrigen, worunter Lecanora parella, atra, sulfurea und Parmelia prolıza die häufigsten, werden von der Fluth nicht mehr, erreicht. Bei Pornic wurden vornehmlich folgende Flechten beobach- tet: Zichina confinis Ag., L. pygmaea Ag., Collema pulposum Ach., Leptogium subtile (Schrad.), COlad. aleicornis Fik., ©. firma Nyl. Bot. Zeitg. 1861, p. 352, Ramalina pollinaria in einer zu maciformis (Delil.) hinneigenden Form, Parmelia pro- lixa Nyl., Placodium murorum v. obliteratum (Pers.), Lecanera vitellina Ach., L. ferruginea f. festiva (Ach.), L. holophaea Mont. (Lecidea sublurida N yl. En. suppl. p. 337, Thalloidima Mudd), L. sophodes v. confragosa (Ach.) uni v. exigua (Ach), L. sub fusca v. argentata (Ach.), v. distans und * umbrina Nyl., L.glau- coma Ach., L. sulphurea Ach., L. atra Ach., L. parella Ach. L. dimera Nyl. Sceand. p. 169 ff, ecrustacea et terresiris, 2. 6% nerea *gibbosa (Ach.), L. sarcogynopsis Nyl., einer auf L. eime- rea oder calcarea aufsitzenden Lecidea ähnlich mit elliptischen, 10,5—11,5 Mik. 1. und 7 Mik. d. Sporen. L. athalla (Duf. sub Collemate), L. simplex (Dav.), Lecidea parasema f. flavens Nyl- und v. latypea Ach., L. aromatica Ach., L. helerophora NY). — von der vorigen durch den schwarz-scholligen Thallus , ‚sowie durch das Ausbleiben einer weinrothen Jodreaction des Hyme- niums verschieden, L. contigua (Fr.), L. fuscoatra ff. fumosa Un Mosigii Ach., L. stellulata Tayl., L. albo-atra v- athroa (Ach) L. disciformis Fr., L. lentieularis Ach. (chalybeia Borr.) mit *chloropolisa Nyl. — durch grössere Ap. und einen dünnen graU- grünen ungleichen bis gefurchten, oder bis zum Verschwinden 297: verdünnten Thallus vom Typus verschieden, L, sarcogynoides Körb., Opegrapha Chevalierii Leight., Arthonia varians (D av.) EUndocarpon hepaticum Ach., Verrucaria maura Wahlb,, v. pro- minuta Nyl. in Mudd Brit. .Lich. p. 291, Verr. nigrata Nyl., * psammea Nyl. mit schwarzem dünnen Lager, Sporen farblos, vielzellig, 36—54 Mik. I., 15—23 Mik. dick. — Hierauf“ folgt noch eine Aufzählung einiger von den Ge- brüdern Crouan bei Brest gesammelter Flechten, worunter auch die Lecidea luteola f. porriginosa Ach. — Nyl. glaubt, dass die fraxinea Lönnr. hieher gehöre. Nachdem ich durch die Güte des.Herrn Dr. Nylander die Flechte von Brest besitze, kann ich die Richtigkeit dieser Ansicht in Folge sorgfältiger Verglei- chung derselben mit Stenh. &xs. 53b. bestätigen. Die Syno- nyme der Iuteola f. porriginosa Ach. sind: Bialora rubella * co- ronata, B- rub. g fallax Körb., sowie B. rub. albo-marginata Cald. Ich sah die Flechte von Brest, aus Gothland, Ungarn, Italien, von Lorch und von Liestal bei. Basel. Die B. rubella v. fraxinea in En. lich. Heidelb. halte ich für verschieden von obiger und spreche sie als f. ochroearpa der rubella an. Constanz, 12. Mai 1863. Stizenberger, - Getrocknete P-flanzensanımlungen. Arnold, Lichenes exsiccati. (s. Flora 1862. p. 55.) 1. Lichenen im Gebiete des fränkischen Jura, sämmt- lich von mir gesammelt. 219. ab. — . Collema palmatum (Ach.?) Körb. Flora 1858, p. 88. — Beispig einer schnell wachsenden Flechte. DieNr: 219. a. wurde im November 1862, dagegen 219,b. zu Anfang April 1863 gesammelt; beide Formen stammen genau von der gleichen Stelle auf der nämlichen Mauer bei, Eichstätt. — 220. T’hyrea yulvinata Mass. — Fruchttragende Exemplare! — 221. Imbricaria sinuosa (Sm.) Körb, par. 30. Zw. 181. bis B. Die Exemplare passen sehr gut zu Zw. l. c., der charakteristische Habitus der Flechte ist jedoch besser ausgeprägt bei Anzi 49. 256. — 222. Physcia medians (Nyl.) Flacod. med. Nyl. Bullet. dela Societ& Botan..de 238 France 1862. Synonym ist Ph. muror. eitrina m. in Flora: 1858 p. 67. Zw. 59. Die Sporen sind schmal, nicht breit eiförmig, ähnlich den Sporen d. Ph. eirrhochroa.— 223. a. Ricasolia candicans (Deks.) Mass. mem. 47. it: 216. Die Exemplare sind theilweise klein; ich hoffe jedoch, die Flechte an anderen Standorfen wieder auf- zufinden. — 224. Callopisma ochraceum (Schär.) Mass. mon. #. Xanthoe. ochr. Mass. sched. 77. — a. callosine (Pollin.) Kpihbr. Lich. Bay. 163. — 225. Callop. Iuteoalbum (Pers. f. lapieida m: Diese Form ist nieht mit var. lacteum Mass. 236- Hepp 635. zu verwechseln, sondern gehört zur typischen a. Per- soonianum Mäss. 235. Hepp 202. und siedelte vom benachbar- ten Obstbäumen auf die Kalkplatten einer alten Gartenmauer über. — 226. Aspieilia cefasea m., Eine Form, deren Apothecien besser als bei Arıi: exe. 9. entwickelt sind. — 228. Catillaria athalline (Hepp 499.). — Während THepp 499 eibe des Thallus entbehrende Form darstellt, besitzt diese, an Felsen wachsende Nr. einen ausgebildeten, weissen Thallus. Das schwarze Ape- thecium und Hypothecium,, sowie die Grösse und Gestalt der Sporen entfernen diese Art entschieden von Biatora lenticularis Fw. — 229. Bialora sanguineoatra (Ach.) Anzi Cat. 77. Flora 1862. p. 390. 230. Biatora olivacea (Hoff.) var. rubiginosa Hepp Flora 1862, p. 390. — 231. Bacidia effusa (Sm. Hepp) Flora 1858, p. 505. Zw. 370. Rabhst. 509. — Unter dem Namen effusa in! bereits verschiedene Fleehten ausgegeben worden, deren ge- naue Bestimmung zur Zeit nicht ohne Schwierigkeit ist. Nr. 281. hat übrigens grosse Aehnlichkeit mit Zwe. albescens (Hepp) phacodes Körb. — 232. Bacidia acerina (Ach. Nyl.) Flora 1862 p- 391. Hiemit ist zu vergleichen Bac. elevata Anzi exs. 145. dextr. (in mea colleet.) — 233. Bilimbia muscorum (S w.) var: accedens m. (Flora 1862, p. 391, 464.) Ich habe mich überzeugt, dass, da die Sporen nicht immer 10—12-zellig, sondern auch 6--8:zeiög vorkommen, und in diesem Falle die gewölinliche Lärte wicht überschreiten, hier nur eine Form der muscor. und keine eigene Art anzunehinen ist. —, 234. Lithoicea nigrescons (Pers.) f. eortieola Flora 4861, p. 268. — 236. Amphoridium Ve- FöRense Mass. scheü 30. Körb. par. 361. — 237. Treledium de- eins (Hepp) var. ihcanım m. Eine Form mit grauem Thal- ke, mit Versicht von Amghoriil. Hochsielter? zu unttersrheiden, = 238, Pilyblüstie dermatodes Mass. symm, 101.7 Flora 1963 MM. 9. — 239. Polyblastia wbsconditz m. Flora 1863, p. 34: — 240. Polyblastia vel Thelid.-abscond. Erste Anfünge der Vogbir 288 tion! auf den Steinen esitstehem dünne ; gratfe, meist runde Fle- cken ohne Apotheeien. — 241. Arthopyrenia rhyponta (A ch.) Körb. Syst. 370. Hepp 449. — 242. a. b. Sagedia carpinea (Pers.) Mass. ric. 160. Pyrei. füsiformis Hepp 459. — 243. Arthonia pineli Kötb. syst. 292. — 244. Xylographa pärallela (Ach.) Körb. par. 275. — 245. Spkinctrina microcephala (Sm.) Körb. par. 288. Sph. anglica Nyl. syn. 143. — 246. Fichöthecium mär- moratum (Schl.) Flora 1861,'p. 265. Wahrscheinlich der Typus einer besonderen Gattung; gegen die bisherige systematische Stellung spricht der Bad des Apotheciuths und der selbstständige, sehr feinrissige Thallus. Vgl. Nyl. botan. Zeitung 1861, p. 338. — 247. Tichothectum erraticam Mass. symm. 94? Flora 1862 p. 396. Richtiger wird diese Pflanze mit Tick. Bygmaeum ZU ver- einigen sein, wie schon Nyl. lich. Scand. 283 gethan hat. Sy- nonym mit 247 ist Anzi exs. 289. — 255. Pachyospora calcarea' E. var. £öntorta (FL) Mass. f. bortieola-Hepp. — Zweifelsohne gehört diese Rindenform hierher und nicht (Flora.1858, p. 335) zu Pach. ocellata Fl. — 50. b. Pyrenodesmia Aghardiana Mass. var. alboprwinosa ın. I. Lichenen aus der Keüperregion bei Baireuth, leg. Dr. Walther. 249. Zeora rimosa var. Swarzit Ach. f. ituicoma Kpihbr. Lich. Bay. 166: — 252, Nesolechia punetun’ Mass. sched. 86. m. Flechtet bei Höideberg &ömm. Y. Zwatkh, 248. Parmelia caesia (Hoff.) var. erosa (Borr.) Leighit. exs. 266. Flora 1862, p. 472. Vgl. Nyl. syn. 4253 — 250. Polybla- stid sugulosd Mäss. mei. 139. Diese für die deutsche Flora neue Art hat eine fast zu grosse Aehnlichkeit mit Polybl. inter- eedens Nyl. Thel. murale Hepp 445. IV. Flechten aus Württembeig, gesammelt vön Pfar- rer Kemuler. Fa 251. Sychnoyonia Bitferhöfferi (Zw.) Körb. pat. 995.-1- 258. Leciographa Zibackhii Mass. Cat. Graph. 619. Zw; SUB - V. — 223 b. Ricasolia tändidans bei Jenä tegit Dr. Ahlen. Die fehlenden Nrn. 227, 235, 254 werden bei hächster Gele- genheit ergänzt werden. Eichstätt im Mai 1863. u nn Arnolä. 249 Personalnachrichten. Dr. Berthold Seemann, der 1860 von der britischen Regie- rung nach den Fidschi-Inseln, die England zum Kauf angeboten waren, mit dem Auftrage, die Pflanzenwelt und die klimatischen und sonstigen Verhältnisse dieser schönen Inselgruppe zu unter- suchen, geschickt wurde, hat jetzt das Resultat seiner Reise un- ter dem Titel: Viti, an account, of gouvernement mansion to the Vitian or Fidjan Islands in the year 1860, 1861 (London, Maxi- milian et Comp.) veröffentlicht. Das Buch findet wegen seiner grossen Gründlichkeit in der englischen Presse allgemeine An- erkennung. .Verzeichniss der im 1 Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung.) 1—45. Siebe Flora 1853 N®. 1—10. 46. Ule und Müller: Die Natur. 1862 Nr. 40-32, 47. Oesterreich. botanische Zeitschrift 1863. Nr. 4. 48. Neues. Jahrbuch für Pharmacie B. XIX. 1863. Nr, 3. 4. . 49. Pomona von Dochnabi 1863. Nr. 15—18. 50. Würzburger, naturwissenschaftliche Zeitschrift IH. B. 3. 4. Heft. 51. Jahrbuch des naturhistorischen Lahdesmuseums von Kärnten. \. ‚Heft. . Klagenfurt 1862. 52. Verhandlungen der k. k, zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1862. Heft 1—4. 53, Marschall Graf: Personen-, Orts- und Sachregister. derselben Gesellschaft für 1856 —60. 51. Jahrbüch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1861 und 1863. XII. B. N. 4. 55. R. von Frauenfeld: Versuch einer Aufzählung der Arten der Gattung Bithynia (Nebst noch 8 kleineren Brochüren.) 56. Kanitz A.: Sertum Florae territorii Nagy-Körösiensis. 57. Crepin Fr.: L’Ardeine, Bruxelles 1863. 58. v. Jäger: Ueber rankende Gewächse, namentlich Epheu. 59. Raben horst: Die Algen Europa’s Decade XLV.—XLVI. &. » Hepaticae Europaeae Decas XXV—XXVII. 61, Lichenes Europaei Fase. XXV. 62. Arnold F.: Licbenes exsiceati Fasc. VII. . Be Redacteur:. Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauerschen Buch “ druckerei (Chr. Krug’s Witwwe) in Regensburg. FLORA I 16. Regensburg. Ausgegeben den 8. Juni. > 1863. Inhalt. Dr. Schwendener: Ueber Ephebe pubescens. — J. v. Czi- hak und J. Szabo: Heil- und Nahrungsmittel, Farbstotfe, Nutz - ünd Hausgeräthe, welche die Ostromanen, — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. -—— Gasaustausch durch die Pflanzenblätter. — Perso- nafnachrichten. — Botanische Notizen. — Anzeigen. Ueber Ephebe pubescens Fr. VonDr. S. Schwendener, Privatdocenten der Botanik an der Universität zu München. (Hiezu Tafel VI.) Die Verzögerung, welche die Veröffentlichung meiner Unter- suchungen über den Flechtenthallus“ durch den Umstand erfährt, dass die den Schluss des zweiten Theils bildenden Gallertflechten nun erst im vierten Heft der Nägeli’schen „Beiträge“ er- scheinen werden, veranlasst mich, die auf Ephebe bezüglichen Beobachtungen hier vorläufig im Auszuge mitzutheilen. Ephebe pubescens ist eine jener Pflanzen, welche schon durch die vielfachen Täuschungen, zu denen sie Veranlassung gegeben, - unser Interesse erregen. Von den älteren Autoren als Licken pubescens beschrieben, jedoch öfters verwechselt mit Cornicularıa lanata Ach. und andern ähnlich aussehenden Flechten, wurde sie in. der Folge bald zu den Algen, bald zu den Flechten gezählt und von Hoffmann bis auf Schärer unter neun verschiedenen Gattungsnamen aufgeführt. Ausgezeichnete Lichenologen wie v. Flotow, welcher die Gattung Zphebe meonographisch be- arbeitete, schrieben derselben noch im Jahre 1850 „apothecia scutellata s. biatorinea“ zu, die sie jedenfalls nicht besitzt; an- dere vertheilten ächte und unächte Exemplare, bunt durch ein- Flora 1863. 16 242 . ander gemischt, mit der nämlichen Etiquette. Kützing, welcher nur die sterilg Pfllanze kannte, nalım dieselbe als Stigonema atro- virens in seine „Tabulae phycologieae“ auf, wovon die be- treffende Lieferung im Jahre 1851 erschien. Seitdem wurde sie von Bornet, Stizenberger, Hepp und Nylander genauer . untersucht, — und noch hat die Verwirrung kein Ende. Die in den Thallus eingesenkten Apothecien, welche Bornet (Ann. se. nat. 3. XVII) beschrieb und abbildete, wurden von Stizen- berger (Hedwigia 1858 N®. 1) für Parasiten erklärt, welcher An- sicht Hepp in seinen Sporenabbildungen (IM. Taf. LXXXI) bei- stimmte. Dagegen bestätigt Nylander (Syn. p. 90) die Angabe Bornet’s und bringt die Pfianze in die Nähe von Lichina. Un- ter solchen Umständen ist die Frage, ob Ephebe pubescens zu den Flechten oder zu den Algen gehöre,. immer noch als unent- schieden zu; betrachten. Es ist in der That nicht leicht möglich, aus den oben eitir- ten Arbeiten, wenn man die verschiedenen Darstellungen kritisch beleuchtet, eine bestimmte Ansicht zu gewinnen. Sehen die Thallusenden wirklich so aus, wie sie von Bornet, Hepp und Nylander dargestellt wurden, so beruht das Längenwachsthum auf der unbegränzten Quertheilung der Scheitelzelle, und’ das in- tercalare Wachsthum auf der Theilung der Gliederzellen, welche zunächst in der Längs- und Querrichtung, später in den ver- schiedensten ‘Richtungen des Raumes stattfindet. Eine solche Wachsthumsweise kommt aber nur bei den Algen vor, sie ist von derjenigen der Flechten prineipiell verschieden, Man kann daher geradezu sagen, die von Bornet gegebene Abbildung stelle eine Alge mit einem Flechtenapothecium dar — eine Mittelstufe, die & priori einige Bedenken erregt. Auf der anderen Seite er- scheint die von Stizenberger und Hepp ausgesprochene An- sieht nicht-hinlänglich begründet; sie stützt sich’ bloss auf die Analogie und den bekannten microscopischen Habitus der steri- len Pflanze, und lässt sich überdiess kaum auf die Pyeniden ausdehnen. Ich hoffe, diese Widersprüche durch die folgende Darstel- lung der Verhältnisse gelöst und den endgültigen Nachweis ge leistet zu haben, dass Ephebe pubescens zu den Flechten W nicht zu den Algen gehört. — Die Pflanze, die ich untersuchte, ist ein fructificirendes Nylander’sches Originalexemplar, tnir von Herin Arnold freundlichst mitgetheilt wurde. Beobachtet man die Thallusenden bei niässiger. Vergrösse- 243 rung in Wasser, so scheinen sie im Allgemeinen mit den oben erwähnten Abbildungen übereinzustimmen. Die Scheitelregion . besteht in der Regel aus einer einfachen Zellreihe, einer Schei- telzelle und darauf folgenden Gliederzellen. In den letzteren treten in grösserer oder kleinerer Entfernung vom Scheitel zu- nächst Längswände, dann quer und schief verlaufende Wände auf, worauf die Theilung nach verschiedenen Richtungen fort- schreitet. — Kocht man jedoch die Thallusenden -in Kali, so er- leidet das Bild wesentliche Veränderungen. Die eben erwähnte Zellreihe erscheint jetzt umschlossen von zarten Fasern, welche auf der Aussenfläche der Zellen von unten nach oben verlaufen und wovon die längsten (2—5 oder 6—10 und darüber) bis zur Scheitelzelle hinaufsteigen, oft sogar über derselben zusammen- neigen (fig. 1 u. 6). Diese Fasern sind deutlich gegliedert, die einzelnen Zellen 8 bis 10 Mik. lang und in einiger Entfernung vom Scheitel hie und da verzweigt. Je weiter wir nach unten fortschreiten, desto grösser wird ihre Zahl, desto unregelmäs- siger der Verlauf. An Zweigen, die c. 40.Mik. Dicke erreicht haben, beobachtet man bei höchster Einstellung bereits ein förm- liches Netz von Fasern, die sich in den verschiedensten tangen- .tialen Richtungen kreuzen und verflechten, so dass der ursprüng- liche longitudinale Verlauf oft kaum noch der vorherrschende genannt werden kann. Dabei treten die Verästlungen verhält- nissmässig häufiger auf; einzelne Faseräste dringen schon früh- zeitig (beispielsweise bei einem Abstande von 45 Mik. vomgSchei- tel, bei weniger schlanken Enden oft schon in unmittelbarer Nähe der Spitze) zwischen die grösseren, aus der centralen Reihe hervorgegangenen Theilzellen ein und wachsen dann in vorherr- _ schend longitudinaler Richtung weiter. Wir begegnen also auch hier schon in der Stammspitze den nämlichen zwei Zellformen, welche überhaupt das Flechtengewebe characterisiren : den Fasern und Gonidien. Denn dass die grög- seren centralen Zellen wirklich als Gonidien zu betrachten sind, ist nach ihrem Verhalten im älteren Thallus über jeden Zweifel erhaben. Das Eigenthümliche derselben besteht nur darin, dass sie in der Scheitelregion sich nach einem andern Gesetze thei- len, als weiter unten im Thallus; dass sie gleichsam einen Sti- gonema-Paden darstellen, dessen Spitze in Begleitung schützen- der Fasern, die sie umschliessen, selbstständig weiter wächst. Entsprechend diesem Verhalten der Thallusenden beobachtet man auf Querschnitten, die in der Nähe der Spitze geführt wur- 18* 244 den, ein oder mehrere Gonidien, umgeben von einem Kreis klei- ner Zellhöhlungen, den Lumina der quergeschnittenen Fasern (hg. 2 a, b). Die Gonidien schliessen sich ursprünglich dicht an einander an, wie sich bei ihrer Entstehung durch Theilung der von der Scheitelzelle abgeschnittenen Gliederzellen nicht anders erwarten lässt. Später, wenn sich die Theilzellen in den Ecken abzurunden beginnen und die Verästlungen der Fasern zwischen dieselben eingedrungen sind, erscheinen sie hie und da durch die nämlichen kleinen Zellhöhlungen, die man am Umfange wahr- nimmt, von einander getrennt. Die Querschnitte erhalten da- durch ein verändertes Aussehen, das um so mehr an andere strauchartige Flechten erinnert, je grösser die Zahl der einge- ‚drungenen Fasern. Die lebhafte Verästlang der letzteren hat zur Folge, dass das fibröse Gewebe im Innern des Thallus hr bald die Oberhand gewinnt und die :Gonidien vorzugsweise auf den peripherischen Theil zurückdrängt (fig. 3). Viele derselben kommen im ältern Thallus unmittelbar an die Oberfläche zu lie- gen, indem hier die Verzweigung der Fasern in tangentialer Richtung mit der Vergrösserung der Fläche nicht gleichen Schritt hält, so dass die tiefer liegenden Zellen blossgelegt werden. Es stimmt also nicht ganz mit der Wirklichkeit überein, wenn man dem entwickelten Thallus eine Rindenschieht zuschreibt, da er eine solche nur stellenweise oder fast gar nicht besitzt. Ebenso wenig kann von einer besondern Gonimonschieht die Rede sein, indem@lie Gonidien, obgleich zunächst der Oberfläche in grös- serer Zahl vorhanden, doch auch im Centrum niemals ganz fehlen. \ Die Gonidien besitzen, wie es scheint, unbegränzte Thei- lungsfähigkeit. Sie bilden (abgesehen von der Scheitelregion) rundliche Gruppen, welehe durch die zwischen die älteren Gene- rationen eindringenden Fasern fortwährend in kleinere getheilt werden (fig. 4 u. 5). Eine Neubildung von Gonidien habe ich nirgends beobachtet; sie kommt auch, da in der Thallusspitze jedenfalls nur Theilung stattfindet, wahrscheinlich nicht vor. Auch bei der Bildung neuer Thallusanlagen ist eine solche nur dann anzunehmen, wenn die Entwickelung von der Spore aus- &eht, was bekanntlich ein seltener Fall ist. . Die Verzweigung des Thallus und das Verhalten der Mem- branen und Gonidien gegen chemische Reagentien betreffend, be- halte ich mir das Nähere für die Veröffentlichung meiner „Unter- suchungen“ vor, Hier sei zum Schlusse nur noch erwähnt, dass 245 die Thallusenden der Gattungen Spilonema und Gonionema in allen wesentlichen Punkten mit denen von Epkebe übereinstimmen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Längsansicht der Thallusspitze nach Erhitzen in Kali. Die peripherischen Fasern. verlaufen bis zur Scheitelzelle; ihre Verästlungen dringen schon frühzeitig zwischen die Gonidien ein. Vergr. 500 Mal. Fig. 2. Zwei Querschnitte durch die Thallusspitze. Die pe- ripherischen ‚Fasern erscheinen als kleine Höhlungen in einer ho- mogenen Gallerthülle. Einzelne Fasern sind bereits zwischen die Gonidien eingedrungen. Vergr. 400 Mal. Fig. 3. Querschnitt durch den jungen Thallus. Vergrösser. 600 Mal. Fig. 4 und 5. Gonidiengruppen aus dem ältern Thallus. In Fig. 4 sind die älteren Generationen durch eingedrungene Fasern von einander getrennt. Vergr. 4—500 Mal. Fig. 6. Längsansicht der Thallusspitze nach starkem Er- hitzen in Kali. Die aufgequollene Gallerthülle war am Scheitel- ende zerrissen und theilweise aufgelöst. Vergr. 600 Mal. v Heil- und Nahrungsmittel , Farbstoffe, Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ost-Romanen „ — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. Mitgetheilt von Obriststabs- arzt Dr. Ritter Jakob von Czihak und Dr. J. Szabo, Secundarius im Hospitale St. Spiridion in Jassy. (Forisetzung.) Amygdalus communis L. Mandelbaum. rom. Migdal. — In Gärten und Weingärten gepflanzt. A. nana L. Auf bergigen Wiesen häufig. Die Blüthen von beiden Arten werden gegen Brustleiden gebraucht. Die Früchte der ersten Species werden ‘wie bekannt angewendet und besonders in der Fastenzeit die daraus gewonnene Milch häufig zur Bereitung von Speisen ver- wendet. Man macht auch Sorbet davon. Die härtere Hülle der Mandeln pulverisirt wird in Theeform Schwindsüchtigen gegeben. Persica vulgaris L. Pfirsichbaum. rom. Piersik. In Gärten und Weingärten werden verschiedene Sorten gezogen, theilg 246 mit ganz rothem oder grünlich weissem auch gelblichem Fleische. Die Blüthen und Blätter werden in Thee als Brustmittel ge- geben. Aus den Früchten wird auch Dulzets bereitet. Armeniaca epirotica Baumg. Apricosenbaum. rom. Sarsare, — In Weingärten und Gärten häufig gepflanzt. Die Früchte wer- den halbreif, auch reif zu Dulzets mit Zucker eingekocht. Für Compot werden selbe auch getrocknet aufbewahrt. Manchmal gibt es eine solche Menge, dass man Branntwein daraus brennt, der. viel delicater und aromatischer als der Zwetschenbrannf- wein ist. Prunus spinosa L. Schlehdorn, Schwarzdorn. rom. Porum- bele. — In der ganzen Moldau verbreitet. Die reifen Früchte werden roh gegessen aber auch getrocknet aufbewahrt und in einer Abkochung gegen Durchfall und Ruhr gebraucht. ‚P. insititia L. Kirschen- oder Haferpflaume. rom, Goldani; wird in einigen Sorten gezogen. P. domestica L. Zwetschenbaum. rom. Persche. — Wird all- gemein cultivirt und liefert sehr gute Früchte. Die unreifen Zwetschen werden auch zu Dulzets gekocht und aus den reifen kocht man im Herbste eine allgemein beliebte Pulpa, die bei Kranken und Gesunden eine gesunde Speise abgibt. Aus den Früchten der beiden letzten Arten wird auch Branntwein bereitet. Padus avium Willd. Prunus padus L. Traubenkirschenbaum. rom. Malin. An Zäunen der Weingärten und in Wäldern häufig. Die Abkochung der Rinde wird als Adstringens gebraucht, auch zur Waschung unreiner Wunden. Aus den Früchten gewinnt man eine Lilafarbe für Leinengarn. Die Rinde gibt eine braune Farbe für Wollgarne. Cerasus duleis Gärtner. Süsser Kirschenbaum, Vogelkirsche. rom. Tschiresch. Wird allgemein in vielen Sorten gezogen. Die kleine bittere und süsse Vogelkirsche kommt in Weingärten und Niederwaldungen wild vor. Veredelte Kirschen werden schwarze und rothe häufig gezogen. % | C. Mahaleb. — Prumus Mahaleb L. — Mahaleb-Kirsche. In Niederwaldungen bei Baja, Niamzu und Slavik u.s. w. Die Zweige. werden zu Handstöcken und den sogen. ungarischen Weichsel- Pfeifenröhren verarbeitet, C. acida Borkh. Sauerkirsche, Weichsel. — C. caproniana DeC. — rom. Wischen. — Kommt in beiden Fürstenthümerr allgemein vor, vorzüglich in Weingärten gepflegt und gleicht un- serer Ostheimer Weichsel. Die beliebten Früchte werden häufig “ 249 mit Zucker zu Dulzets gekocht, auch eine Art Liqueur mit Zu cker und Weingeist, Wischniap genannt, daraus bereitet, dann werden die Früchte auch für den Winter getrocknet aufbewahrt und bei reiehlicher Ernte Brannntwein daraus bereitet. C. pumila Lois. — 0. glauca Mönch. Pr pumila Mill. Niedrige Kirsche. rom. Tschiresch merunt. — Auf Anhöhen vor- kommend. Das Kirschenharz braucht das Landvolk bei Brust- beschwerden, Husten, Diarrhöen und Dysenterien. Crataegus oxyacantha L. — Mespilus oxyacantha Gärtner. Weissdorn. rom. Peduzel. — Am Rande der Nieterwaklungen, in Hecken und Weingärten u. s. w. sehr häufig. Die Früchte isst man roh, werden auch zum Aufbewahren getrocknet und die Abkochung davon gegen Diarrhöen, Dysenterien und Hämorrha- gien gebraucht. Die Blätter legt man auf Frostbeulen;’ die Ab- kochung derselben wird als Waschmittel gegen Jucken der Haut angewendet. Noch kommt vor: C. monogyna Jacq., Ü. nigra Baumg. Sorbus Aucuparia L. Eberesche. Vogelbeerbaum. Pyrus aw- cuparia Smith. — rom. Sorb, auch Scorusch. In Wäldern, Weinbergen und Zäunen häufig und wächst meist zu hohen und ansehnlich dicken Bäumen. Die Früchte werden roh gegessen, aber auch getrocknet und in einer Abkochung bei hitzigen Fie- bern angewendet. Das Holz wird zu verschiedenen Wirthschafts- gegenständen verarbeitet. Mespilus germanica L. Mispel. rom. Meziesch. — In der Ge- gend von Husch, auf den Ausläufern der Karpathen und zwar in felsigen Gegenden. Die Früchte werden roh gegessen, wenn sie ganz morsch sind, auch als Decoct in hitzigen Fiebern und bei Wassersucht. Das Holz wird zu verschiedenen Gegenständen der Haus- und Landwirthschaft verarbeitet. Noch kommt vor: M. Chamae-Mespilus L. (Pyrus Chamae-Mespilus Lindl. Ehrh.), M. Cotoneasiter L. Zwergmispel, rom. Barkotsche. — M. pygmaca Baumg. u . Pyrus. communis L. Wilder Birnbaum. rom. Peri selbadike. — In Gärten, Weingärten, in Wäldern der Gebirgsgegenden, auch an Zäunen häufig. Viele veredelte Birnarten werden allge- mein cultivirt. Die kleinen Birusorten werden in Zucker einge- sotten, die grösseren Sorten getrocknet und als Fastenspeise ge- nossen, auch als Compot gegen Diarrhoe gegeben. Das Birn- baumholz wird als gutes Nutzholz verarbeitet. Noch kommt vor: P. Amelunchier L. (Amelanchier Medik.) Felsenbirne, rom. Pere 248 ° Mezieschu P. domestica L, rom. Pere-Skoruscheu. — P. Aria Ehrh., P. torminalis Ehrh. rom. Peduzele. Die Früchte der “ hier zuletzt angeführten Arten werden gegessen, wenn Sie ganz morsch sind. Malus sylvestris De C. Wilder Apfelbaum. rom. Mere pe- durez. M. dasyphyllus Bmg. M. domestica L. Kommen vor, wo Pyrusarten sich finden. Die wilden Aepfel benützt man zur Essigbereitung. Die Rinde der wilden Arten wird zum Gelbfär- ben von Wolle und Leinen verwendet. Veredelte Sorten gibt es viele, unter welchen der Mere domnescht, Fürstenapfel, eine schöne grosse Reinette, die beste ist. Die Aepfel werden gerne gegessen, und obgleich es eine Menge gibt, wird doch kein Apfel- wein daraus bereitet. Man säuert die Aepfel in Salzwasser ein, die das Volk gerne isst. In Stücke geschnitten werden sie” ge- trocknet zum Aufbewahren. Das Holz, besonders der wilden Ar- ten, wird als Nutzholz von Tischlern und Wagnern verarbeitet. Cydonia vulgaris Pers. Gemeiner Quittenbaum. rom. Guttei. In Gärten und Weingärten häufig gepflanzt, vorzüglich in der südlichen Moldau und Walachei, wo die Früchte sehr aromatisch und ansehnlich gross werden. In Ismail in dem Weingarten eines Kaufmannes, sah ich 1858 dessen Quitten-Ernte von wenigstens zehn Wagen und die meisten Früchte waren ,—1 Pfund schwer. Die Früchte werden verschieden benützt; theils in Scheiben geschnit- ten und getrocknet, theils zu Quittenfleisch — Kitonak — theils zu Sorbet mit Zucker gekocht. Man gebraucht die Abkochung von Quitten gegen Brustkrankheiten, Durchfall und Ruhr. Der schleimige Aufguss von Quittenkernen wird bei Augenleiden äus- serlich, und innerlich bei Brustleiden der Kinder angewendet. Spiraea filipendula L. Knollige Spierstaude. rom. Feritsche. — Auf Waldwiesen, an Dämmen, auf Triften. — S. ulmaria L. In feuchten Gebüschen, auf feuchten Wiesen, an Gräben, Bächen, Teichrändern häufig. Das Decoct der Wurzel beider Arten als blutstillendes Mittel gegen Blutspeien, auch gegen Engbrüstigkeit und Asthma. Die Blüthen als Thee gegen Unterleibsbeschwer- den, auch als Waschmittel bei Ausfallen der Haare. Noch kommt vor: S. salicifolia L., chamaedryfolia L., ‚Aruncus L., ulmifolia Scop., crenata Bmg., quwingueloba Bing. Rosa arvensis Huds. Feldrose. rom. Trandafır. — Man findet in verschiedenen Gegenden der Fürstenthümer unten bezeichnete Rosenarten meist wild und auch einige Arten davon in Gärten eultivirt, als: R. Tufea Mill., spinosissima Jacq., villosa L., pim-. 249 pinellifolia De Ü., pumila Wild.,Jacg., repens Bmg., subiginosa L., tanina L., solstitialis Besser., alpina L., collina Jacg., co- rymbifera Bmg., alba L., pendulina Lindl., cinnamomea L}, «Da- moscena Mill. (calendarum Brockh., centifolia bifera Poir.), gallica L., bifera Pers., semperflorens Dess. ete. In Nieder- waldungen, Weingärten, Hecken, Zäunen und eine Menge aus- ländischer Arten in Gärten und Parks cultivirt. Die Früchte von R. collina und R. canina werden zur Bereitung einer ange- nehm schmeckenden säuerlichen Pulpa verwendet. Im Allge- meinen werden die Früchte als Adstringens gegen Diarrhöen, Dysenterien und Hämorrhagien gebraucht. Die Rosenblätter wer- ‚den verschieden benützt, theils als Infusum gegen Leucorrhöer, “ theils zur Aq. destill. rosar., das als Schönheitsmittel und Au- genwasser gebraucht wird; die getrockneten Blätter zu Riechkis- sen. Die frischen Blätter werden theils zu Dulzets ganz, theils zu Sorbet, mit Zucker zu einer Pasta zerrieben, gekocht und häufig bei Bojaren zum Trinkwasser genossen. Die geraden Ro- senschösslinge werden zu Pfeifenröhren verarheitet, Eubus Idaeus L. Himbeerstrauch. rom. Smeure. — Man findet noch folgende Arten: R. tomentosus Bing., caesius L., nemorosus Bmg., hirtus Bmg., glandulosus Bmg., agrestis Bmg., fruti- cosus L. (plicatus Weihe) schwarze Brombeere. rom. Muri; darf nicht mit Aubus fruticosus Smith.; flor. brit.; verwechselt werden. — R. corylifolius Bmg., saratilis L. Alle diese Arten kommen theils in Gärten, Weingärten, Hecken, Waldungen und auf Gebirgen häufig vor. Die Früchte der meisten Arten werden roh gegessen, vorzüglich aber von Aub. Idaeus, auch von Brom- beeren Dulzets und Sorbet oder Scherbet, sowie Syrup gekocht, oder nur der frisch gepresste Saft mit Wasser versetzt und bei hitzigen Fiebern als Getränk gegeben. Von Himbeeren und Brom- beeren bereitet man auch Essig, der gegen Mundfäule, auch ge- gen Zahnweh in Gebrauch ist. Tormentilla erecta L. (Potentilla Tormentilla Sibth) rom. zinsch deschite,, Fünffingerkraut auch Sklipez. In Wäldern und auf Waldwiesen häufig. Die Abkochung der Wurzel gegen Diarr- höen und Metrorrhagien oft in Gebrauch. Der Branntweinaufguss vom Kraut und der Wurzel bereitet, gegen Wechselfieber; die ge- pulverte Pflanze wird auf unreine Wunden gestreut; zu Waschun- gen derselben wird auch die Abkochung des Krautes und der Wurzel angewendet. Auch gegen Scorbut, blutendes Zahnfleisch, als Mundwasser. Die Wurzel dient zum Rothfärben des Leders, 250 Fragaria vesca L. Erdbeere. rom. Fraga. — F. collina Ehrh. rom. Kapschuni. Schmecken wie Ananas-Erdbeeren. — In Gebü- schen, an Hecken, auf Waldwiesen sehr häufig. Die Früchte werden theils roh gegessen, theils zu Dulzets und Sorbet be- reitet. Der Thee von den Blättern wird gegen schwache Ver- dauung gebraucht. j Potentilla recta L. Aufrechtes Fingerkraut. rom. Skrintitoare. P. pilosa W., P. alba L. Auf bergigen Gegenden häufig. Die ganze Pflanze wird gegen Hämorrhagien, Dysenterien, auch Blut- husten gebraucht. Auch als Umschläge gegen Verrenkungen, Her- nien u. s. w. Der Branntweinaufguss von P. alba wird als ma- genstärkendes Mittel gerühmt. Noch kommt vor: P. anserina L., rupestris L., supina L., intermedia L., adscendens Bmg., argentea L., neglecta Bing., hirta L., opaca L., reptans L., caulescens I, Olusiana Jacq., grandiflora Bmg., prostrata Bng. Geum Urbanum L. Benedictkraut. rom. Redikioare. G. n- termedium Ehrh., G. rivale L., G. montanım Bmg., G. reptans Bmg. Auf bergigen Waldwiesen in Gebüschen und Weinbergen an Flüssen und Teichen häufig. Die gepulverte Wurzel wird bei Diarrhöen, Dysenterien, Coliken, auch bei Typhus angewendet. Der Absud wird selten gebraucht. Der Branntweinaufguss wird als Präservativ gegen ansteckende Krankheiten gebraucht. Actaea spieata L. Christophskraut. rom, Jarwa Swintului, Christophor. — In Waldungen nächst Jassy und Botuschani; kömmt in der südlichen Moldau nieht vor. Die Abkochung als Waschmittel gegen Krätze bei Menschen und Hausthieren. Bei dem Landvolke herrscht der Aberglaube, dass man das Flämm- chen vergrabener Schätze sehen könne, wenn man das Kraut um die Zeit des Neumondes sammelt, zerquetscht, mit Olivenöl di- gerirt und dann-die Schläfen und Augenlider damit einreibt. Chelidonium majus L. Schöllkraut. rom. Rostopaska. — AU Zäunen, alten Gemäuern und Weingärten häufig. Gegen Leber- krankheiten und Stockungen im Pfortadersysteme, gegen Augen- schmerzen u. 8. w. meistens in Abkochung. Den ausgepressten Saft wendet man auf Warzen an, auch die zerquetschte Pflanze auf blutende Wunden, auf Schlangenbiss und Insectenstiche. Glaucium phoeniceum Bmg. Hornmohn. rom. Paparuna. — Auf Brachfeldern und zwischen Saatfrüchten häufig, Die Blüthen gegen Leucorrhöen, Husten, Blutspeien, Schwindsucht, Asthma, Keuhhusten u. s. w. oft angewendet. Papaver Rhoeas L. Klatschrose. rom, Mack. — Auf Saatfel- 251 dern im nördlichen und östlichen Theile der Moldau, im westli- chen und südlichen Theile gar nicht vorkommend; in Gärten häufig. Die Blüthen wie die von @lauwcium in Anwendung. Die unreifen Samenköpfe von Mohnarten gebrauchen die Bäuerinnen in einer Abkochung bei unruhigen Säuglingen und legen dadurch oft den Grund zu gefährlichen Krankheiten des Gehirns. Der Samen von P. somniferum wird zu verschiedenem Backwerk ge- braucht. Oel presst man nicht. Im Oriente gewinnt man mit- tels Aufritzen der grünen Samenkapseln das bekannte Opium — Afion genannt. Noch kommt vor: P. hybridum L., argemone L., alpinum. L., dubium L., somniferum L. Davon werden einige Arten in Gärten cultivirt. Helianthemum vulgare Gärtn. Sonnenröschen. rom. Hiere- steitoare, auch Ruscha soarului. — Auf Waldwiesen und in Ge- büschen häufig. Die zerquetsehte Pflanze wird auf Schnitt- und andere frische"Wunden gelegt, ebenfalls verrenkte Gelenke und Beinbrüche damit verbunden. Als Thee gegen Magenschmerzen. Noch kommt vor: H. tomentosum Bing., hirtum Bmg., Fumaria Mill, vineale Bmg., marifolium Bing., vanım Bmg., serpylli- folium Bmg. Tilia parviflora Ehrh. Linde. rom. Tej. — T. grandiflora Ehrh., T. tomentosa Bmg. — Sehr häufig in Waldungen, auch in Weinbergen. Die Blüthen werden als Thee bei Catarrh, rheu- matischen Fiebern, Erysipelas und verschiedenen andern Krank- heiten gebraucht. Man macht auch mit Zucker Scherbet davon. Die Blüthen sind viel aromatischer als die in Deutschland. Den Bienen dienen die Blüthen als Nahrung und zur Honigbereitung, der ganz köstlich ist und von gunz weisser Farbe. Das Holz wird zu Brettern verarbeitet, aus dem Stamm macht man auch Bie- nenstöcke, durch Aushöhlen desselben. Aus dem Baste werden Stricke gedreht. Durch die zu vielfältige Verwendung des Lin- denholzes wird dasselbe immer seltener, besonders bei gänzli- chem Mangel vor Waldschutz und Waldkultur. Nymphaea lutea L. Nuphar luteum Smith. Gelbe Seerose. rom. Nuphar und Nanufar. — N. alba L. weisse Seerose.— Die gelbe kommt in der nördlichen Moldau auch häufig bei Jassy vor, von da an kommt die weisse vor bis Galatz. Die Wurzel und die Blüthen werden häufig gegen die sogenannte Watama- tura, eine Art Krampf in Magen und Gedärmen, dem die Ro- manen sehr unterworfen sind, auch gegen Leucorrhöa angewendet, ‘ 252 Vorzüglich aus den gelben Blüthen macht man ein Sorbet, wel- ches Scherbet de Nufer genannt wird und vorzüglich bei Husten und allen Brustübeln genossen wird. (Fortsetzung folgt.) ‚ Gasaustausch durch die Pflanzenblätter. Th. v. Saussure hat uns mit der Wechselwirkung, welche zwischen den grünen Theilen der Vegetabilien und der Atmo- sphäre stattfindet, bekannt gemacht. Er fand’neben dem Sauer- stoff, der in Folge der Zersetzung der Kohlensäure unter dem Einflusse des Sonnenlichts durch die Blätter ausgeschieden wird, stets eine beträchtliche Menge Stickstoff, und zwar. bemerkt er, dass das Volumen dieses Gases ungefähr eben so gross sei als das des von der Pflanze bei der Zersetzung der Kohlensäure ge- bundenen Sauerstoffs. Er betrachtet daher die Ausscheidung des Stickstoffs als mit der Zersetzung der Kohlensäure verbunden. Spätere Beobachter haben gleichfalls das Auftreten von Stick- stoff neben dem durch die Blätter ausgeathmeten Sauerstoff be-. obachtet. So fand Daubeny den abgeschiedenen Sauerstoff niemals frei von Stickstoff. Nach Draper enthielten sogar 100 C. C. des Gases, welches von Pinus taeda und Poa annua aus- geathmet worden, nicht weniger als 22 bis 19 Stickstoff. Cloez und Gratiolet fanden, dass das Gasgemenge von Potamogeton perfoliatus in Wasser vegetirend , welches durch Aufkochen und darauf folgendes Einleiten von Kohlensäure von aller Luft befreit war — mit der Zeit immer reicher an Sauerstoff und ärmer aB Stickstoff wurde. Zu Saussure’s Zeiten war die Zusammense- tzung der Pflanzen nur sehr unvollständig bekannt, und desshalb darf es uns nicht wundern, dass dieser geschickte Beobachter die Substanz der Pflanzen selbst als die Quelle des ausgeathme- ten Stickstoffs ansah. Jetzt wissen wir, dass dies unmöglich der Fall sein kann und folglich der ausgeathmete Stickstoff aus einer anderen Quelle herrühren muss. Nach den zuletzt angeführten Versuchen war es wahrschein- lich, dass dieser Stickstoff von der im Innern der Pflanze einge- schlossenen Luft herstammt. Aebnliches hat früher auch Bous- singault gefunden. Damit war aber die Frage, ob die Ent- wickelung von Stickstoff mit der Zersetzung von Kohlensäure v 253 stets verbunden sei, nicht gelöst. Um zu einer Entscheidung hierüber zu gelangen, hat Boussingault neuerdings Untersu- chungen angestellt, wobei er aber die bis jetzt gebräuchliche Me- thode verlassen und gerade die entgegengesetzte gewählt hat, die darin besteht, dass er nichts zu eliminiren suchte, sondern Al- les bestimmte: die durch das Sonnenlicht entwickelten, die in den Pflanzen enthaltenen und die im: Wasser gelösten Gase, Diese Methode macht es zugleich möglich, genau das Verhältniss zwischen der zersetzten Kohlensäure und dem abgeschiedenen Sauerstoff, worüber man bis jetzt noch im Unklaren war, zu be- stimmen. _ Vom Juli 1859 bis zum September 1861 hat Boussingault 41 Versuche angestellt, über welche er in den Annales de chi- mie et de physique [3] T. LXVI. pag. 295—429 ausführlich be- richtet. Unter diesen 41 Versuchen sind 15, bei denen das Vo- lumen des entwickelten Sauerstofis etwas grösser ist, als das der versehwundenen Kohlensäure: bei den übrigen dagegen findet das Gegentheil statt. Nur in 9 Fällen sind beide Vol. gleich. Bei dem Pfirsich, bei der Pinus maritima und dem: Lorbeer ist das ausgeschiedene Sauerstoffgas dem Volumen nach bald grösser, bald kleiner als das der verschwundenen Kohlensäure. Die Was- serpflanzen, die Weide und die Mohrrübe, haben weniger Sauer- stoff gegeben, als die Kohlensäure enthielt, welche verschwunden ist; aber es ist möglich, dass in zahlreicheren Versuchen der umgekehrte Fall eingetreten wäre. Das Verschwinden eines Theiles des Sauerstoffes, welcher in der Kohlensäure enthalten ist, kann ganz natürlich einer As- similation von Sauerstoff durch die Pflanzen zugeschrieben wer- den, während die Ausscheidung eines grössern Sauerstoffvolu- mens nur dadurch erklärt werden kann, dass man annimmt, es werde ausser dem Einfluss des Lichts auch Wasser zersetzt und der Wasserstoff davon assimilirt. j Nimmt man das Mitte) aus allen Versuchen, indem man sämmtliche Versuche als einen einzigen betrachtet, so ergibt sich, dass 1339,38 C. C. Kohlensäure verschwunden und 1322,61 C. C. Sauerstoffgas und 16,20 C. C. Stiekgas abgeschieden worden sind, "so dass also 100 Vol. Koblensäure 98,175 Vol.. Sauerstoff und 1,22 Vol. Stickgas 'geliefert haben. Die Menge des letzteren Ga- ses ist hier demnach viel geringer als bei den, früheren Be- ebachtern. Trotzdem sind wir aber nicht berechtigt zu sagen, dass wäh- 254 rend der Vegetation wirklich Sticksfoff entwickelt wird, denn unter „Stickstoff“ hat man bei allen diesen Versuchen dasjenige Gas verstanden, welches nach der Behandlung mit Kali und Pyrogallussäure übrig blieb. Boussingault fand nun, dass dieses Gas stets mit einer sehr bemerkbaren Menge eines brenn- baren Gases gemischt war. Um hierüber ins Reine zu kommen, stellte er mit Oleander, Pfirsich, Weide, Flieder, Pinus mari- tima und Wasserpflanzen neue Versuche an, wobei er den nicht absorbirten Rückstand des Gases genau analysirte. Er fand hier, dass der vermeintliche, früher beobachtete Stickstoff nur Kohlen- oxyd- und Sumpfgas war. Bei der Vegetation findet also weder eine Absorption, noch eine Ausscheidung von Stiekgas statt. Was das Auftreten von Kohlenoxyd- und Sumpfgas betrifft, so hielt Bous- singault zwar im Hinblick auf andere Seerete des pflanzlichen Organismus (ätherische Oele) nicht für unmöglich, dass die Aus- scheidung dieser Gase eine normale sei, sieht aber vorläufig noch von einer Entscheidung der Frage über den Ursprung derselben ab, vielmehr wird er diese zum Gegenstande einer zweiten Ver suchsreihe machen. i Personalnachriehten. Die französischen Journale bringen weitere Nachrichten über Moquin Tandon’s Tode Am Montag den 13. April war er noch in der Sitzung der Akademie anwesend und ebenso am fol- genden Abend in einer Gesellschaft bei Marschall Vaillant, wo er noch schr heiter war, so dass seine Freunde am folgenden Morgen auf das Aeusserste durch die Nachrieht von seinem Tode erschreckt wurden. Seiner Anordnung kemäss ward an seinem Grabe keine Rede gehalten. — Horace Benedikt Alfred Moqguin Tandon ist am 7. Mai 1804 zu Montpellier geboren. Mit 24 Jab- ren war er bereits Doctor der Mediein und bald darauf wurde er zum Professor der vergleichenden Anatomie an dem Athe- näum zu Marseille ernannt. 1833 wurde er zum Professor der Botanik an die Fakultät der Wissenschaften zu Toulouse berufen und 20 Jahre später auf den Lehrstuhl der Naturgeschichte af der Facultät zu Paris. Bald darauf nahm ihn die Akademie det Wissenschaften auf. Moquin Tandon hat viel geschrieben und alle seine Schriften zeichnen sich durch Klarheit und Eleganz aus: 255 Constant Billot, ehemaliger Professor der Physik und Na- turwissenschaften am Collöge zu Hagenau, geb. zu Rambervillers, (Dep. der Vogesen), am 12. März 1796, ist am 19. April zu Mu- tzig (Dep. Niederrhein) gestorben. Durch die Herausgabe eines Herbier de la Flore de France et d’Allemasne, der grössten aller bisher erschienenen verkäuflichen Sammlungen europäischer Pflan- zen, deren erste Centurie 1846 erschien und deren 34. und 35. eben in der Vorbereitung begriffen waren, ist sein Name bei den Botanikern in ganz Europa ehrenvoll bekannt geworden. Ausser- dem hat B. noch Annotations a la Flore de France et d’Alle- magne herausgegeben, in welchen er und seine zahlreichen Mit- sammler in Frankreich und Deutschland ihre Ansichten über die ansgegeheneu Pflanzen niedergelegt haben. B. sind nicht ällein einige Arten, sondern auch eine Gattung gewidmet worden. Botanische Notizen. Flora von Labrader. — Die deutschen Missionäre haben daselbst 168 Pflanzenarten gesammelt, doch ist damit wol nicht die ganze Flora erschöpft. Ueberraschend ist die sehr schöne Entfaltung von Iris sibirica und Epilobium latifolium, mit wel- chem die Rasendächer der Eskimohäuser in Hoffenthal, einer Missionsstation der Brüdergemeinde, buchstäblich bedeckt sind. Von Sazifraga sind 10, von Potentilla 8 Arten bekannt. Das vollständige Verzeichniss der in Labrador vorkommenden Pflanzen ist auf S. 27 der diesjährigen- geographischen Mittheilungen von Petermann (4. Heft) enthalten. Anzeigen Aconographia botanica universalis ex inconibus colo- ratis 35,721 optimorum auctorum combinata auctore„John. Wilkins Vol. I—XX in folio: Cryptogamae, Vol. XXI-—CLVII, in folio maximo: Phanerogamae. Dieses in seiner Art einzige Universalwerk bietet die Gfund- lage für ein speeiell wissenschaftlich botanisches Etabliscen ent, sei dasselbe für Privatsiudien oder für eine Lehranstalt, für ein Museum oder für einen botanischen Garten bestimmt. Es ist an sich eine reiche botanische Biblinthek, aber von allen Bibliotheken durch seine systematische Anordnung der Gattungen und Arten nach De CGandolle’s System, so verschieden, dass dieses Universalwerk cbenso wie seine Her- 256 stellung den Aufwand eines thätigen und sich gänzlich diesem Zwecke hinopfernden Menschenlebens gekostet hat, auch wieder dem eimstigen glücklichen Besitzer desselben, sein eigenes Le- ben gewinnen und unendlich viel Zeit und Mühe erspa- ren lässt, wenn er die Früchte geniesst, welche für ihn ein An- derer so umsichtig und erfolgreich gesammelt hat. Das Werk füllt mit Allem was dazu gehört, insbesondere mit den Textbü- chern und den allersorgfältigsten, kalligraphisch geschriebenen Catalogen, ein grosses Zimmer in Pirna bei Dresden, im Hause von Mad. Wilkins, der Wittwe des Verstorbenen. Der Werth ist sehr billig auf 3000 Thir. taxirt und für nähere Unterhand- lungen wendet man sich an Hrn. Doetor C. Th. Pilling, Advo- cat und Notar in Dresden. Dresden den 1. Mai 1863. Hofrath Dr. Reichenbach. Anm. Für Entomologen befindet sich dabei eine in ähnlicher - Weise ingross Quart aufgestellte Iconographia entomo- logica universalis. . Vol. I--XXXL ieonibus coloratis 11,047 illnstrata, ebenfalls’ mit kalligraphischem Catalog, welche die kostbarsten entomolo- ‘gischen Werke in sich vereinigt. Gebote bittet man an dieselbe Adresse des Hrn. Dr. C. Th. Pilling, Advocat und Notar in Dresde» zu richten. ‘Der Unterzeichnete ist beauftragt, ein Herbar, welches circa 6000 Phanerogamen und etwa 1000 Kryptogamen enthält, & tout prix zu verkaufen. s Da aber die Pflanzen gut gehalten sind und sehr werthvolle Sammlungen, wie z.B. die Reichenbach’sche Flora germaniea exsicc., sehr viele, vielleicht alle des früheren Reisevereins, die Salzburger Flora von Mielichhofer, die Schweizer Flora, zu- mal die von Zermatten, die der Pyrenäen, die von mir selbst 1847 in Italien gesammelten Phanerogamen u. s. w. darin ent- halten sind, so schien es mir angemessen, einen festen Preis und Zwar die Centurie auf einen Thaler Preuss. Courant fest- zustellen , gleichviel ob Jemand das ganze Herbar oder nur ein- zelne Familien entnimmt. Gegen portofreie Einsendung des Betrages erfolgt die unfrhkirte Zusendung. e RB ö Bemerken muss ich jedoch, dass, da sich das Herbar nicht an meinem Wohnorte befindet, die Spedirung sich — vom Tage des empfangenen Auftrages an gerechnet — wohl 8—14 Tage verzögern könnte, Dresden im Juni 1863, Waisenhausstr. 4. Dr. L. Rabenhorst. . Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buche, druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg, FLORA. MW 19. Regensburg. Ausgegeben den 16. Juni. 1863. . Imhalt. J. v. Czihak und JS: Szabo: Heil- und Nahrungsmittel, Farbstotfe, Nutz und Hausgeräthe, welche die Ostromanen, — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. — W. Nylander: Adhuc de Liehenibus quibusdam Guineensibus. — Animadversio circa notulam ultimam Friesianam. — Die Vegetation auf dem Camerun-Gebirge in West-Afrika. — Personalnachrichten. — Anzeigen. Heil- und Nahrungsmittel, Farbstoffe, Nutz- und Hausgeräthe, welche ‚die Ost-Romanen, — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. Mitgetheilt von Obriststabs- arzt Dr. Ritter Jacob von Czihak und Dr. J. Szabo, Secundarius im Hospitale St. Spiridion in Jassy. . (Fortsetzung.} Paeonia officinalis L. Gichtrose. rom. Boschor. P. laciniata Bmg. — In Gärten, auch in der Gegend von Tekutsch bei Pekia und Galatz sehr häufig. Man gebraucht die Wurzel dieser bei- den Arten in Pulverform und in Aufguss gegen Epilepsie, Krämpfe, Würmer; Manchmal wird, auch der Samen angewendet. — Die Blüthen geben mit Zusatz von Alaun eine dunkelrothe Farbe, welche die Bäuerinnen aus der Gegend von Pekia zur Färbung ihrer Gespinnste anwenden. Thee aus den Blüthen bereitet, wird auch gegen Hämorrhagien gebraucht. Poterium sanguisorba L. Gemeine Becherblume. Der Sangw:- sorba offic. viel ähnlich. rom. Tschabar6. P. polygamum W. et Kit. Bei Niamzu und Piatra häufig; letztere in der Gegend von Berlad auf trockenen Berghöhen. Wird als blutstillendes Mittel, auch gegen Diarrhöen und Dysenterie, ebenfalls gegen prufuse Menstruation, doch meistens in Pulverforn, angewendet, = Delphinium consolida L; Feld-Rittersporn. rom. Nemerischori Flora 1863. 7 258 auch Taponisch. — D. elatum L., D. fissum Baumg., D. inter- medium Bmg. — Auf Saat- und Brachfeldern nächst Foltischeni, Niamzu, Okna, Kajuz, Orescha auf Gebirgsausläufern häufig. Die Blüthen und Blätter werden gegen Schlangenbiss, auch gegen Magenkrämpfe in Aufguss angewendet; den Branntweinaufguss braucht man zum Auswaschen der Bisswunden. Aconitum ochroleneum Bmg. Eisenhut. rom. Omag. — Noch findet man: A. Anthora L., septentrionale Koelle et Willd, Napellus L., nanım Bing., neomontanum Kölle, cammarum L., cernuum Bm g., tauricum Bmg., Lycoctonum L. — Auf Wald- wiesen der Ausläufer der Karpathen, in waldigen Gebüschen, auch in feuchten Waldgegenden, bei Niamzu, Kumaneschte, Slaniku. Die Pflanze wird meist im Branntweinaufguss gegen Gicht, Rheumatismus, auch zum Einreiben angewendet. Die frische Pflanze mit Fett zu einer Salbe verrieben wird bei Menschen und Hausthieren zum Verbande auf Wunden gebraucht; wird auch als Vergiftungsmittel für Wölfe, Füchse und Hunde ange- wendet. Aquilegia vulgaris L. Akelei. rom, Kelderusche. — A. nivea Bing. A. nigricans Bmg., A. alpina L. — An Umzäunungen und in Gärten. Die Blüthen werden oft gegen Trunksucht in Verbindung mit Veratrum in Branntweinaufguss angewendet. Als Zusatz zu Bädern bei kleinen Kindern während dem Keuch- husten. Nigella Damascena L. Schwarzkümmel. rom. Negruschka. N. sativa L., N. arvensis L.— An Zäunen und auf waldigen Wiesen und Brachfeldern häufig. Gegen Blausucht, auch bei.dem Keuchhusten die gepulverten Samen. Die Juden gebrauchen den Samen auf ihr Schwarzbrod und auch auf feinere Brodarten gestreut und mitgebacken. Anemone sylvestris L. Grosse Waldanemone, rom. Oitschi auch Patatschi. — A. alpina L., nemorosa L., ranunculoides L« narcıssiflora L. Auf Wiesen und in Gebüschen, wie an Umzäunungen häufig. Die Blüthen werden gegen Leucorrhoea gebraucht. Pulsatilla vernalis Tourn. (Anemone pulsatilla L.) Gemeine Küchenschelle. rom. Dedezei. — Kommt in Weingärten, auf tro- ekenen Anhöhen und an Umzäunungen,. häufig vor. Von den Blättern wird ein Thee bereitet, der bei Augenleiden zum Ein- tröpfeln und Waschen verwendet wird. Man braucht auch die ganze Pflanze wit den Blüthen zu Bädern, 359 BHepatica nobilis Bmg. (Anemone hepatica L., Hepatica tri- loba Chaix). Leberkraut. rom. "Treirej. — Auf waldigen Wiesen bis gegen Botuschani, von wo aus nördlicher diese Pflanze nicht mehr vorkommt. In der südlichen Moldau, nicht vorkommend, Um Lemberg in Galizien kommt sie wieder vor. Wird wie Ane- mona und Pulsatilla angewendet. Clematis Vitalba L. Waldrebe. rom. Witza alba. — C. Flam- mula L. rom. Kerpen. Ü. erecta L., C. integrifolia L. rom. Lu- minoasa. — In Gebüschen, an -Zäunen, am Rande der Wälder häufig vorkemmend. Ein Absud der Blätter und Blüthen wird gegen Gonorrhöen, Leucorrhöen und syphilitische Krankheiten, auch als Waschung gegen Krätze, auch gegen Hautausschläge, ebenso zur Reinigung der Wunden bei Menschen und Haußthieren gebraucht. Blätter und Blüthen ‘gepulvert und mit Kleien ge- mischt gibt man den Schafen gegen den Leberegel Die Reben werden zu Körben verflochten und die dicken Reben zu Stöcken und Peitschenstöcken verarbeitet. Adonis aestivalis L. Adonisröschen. rom. Ruskuze, auch Ko- koschel. — 4. autumnalis: L. (A. miniata Jaeq.), A. flummen Jaeg., A. Volgensis Bmg., A. vernalis L. — Auf Wiesen und grasreichen Gegenden, wie Brachfeldern häufig. Eine Abkochung wird gegen Leber- und andere Unterleibskrankheiten gebraucht. Die Wurzel von A. vernalis wird sehr oft mit Helleborus ver- wechselt und von leichtsinnigen Dirnen als Abortivmittel ange- wendet. Man gebraucht auch die Wurzelfasern als Haarseil zur Unterhaltung der Eiterung; bei Pferden, Hornvieh und Schwei- nen besonders bei Halskrankheiten. Die Wurzel mit Wein ge kocht wendet man als Mundwasser gegen wundes Zahnfleisch und Zahnweh an. Ficaria ranunculoides Roth. Scharbockskraut. (Ranunculus Ficaria L.) rom. Greuschor. — In Weingärten, auf Wiesen und Weiden, an feuchten schattigen Orten. Die Abkoehung der gam- zen Pflanze wird hie und da als Mundwasser gegen wundes Zahn- fleisch gebraucht. Ranuneulus Flammula L. Hahnenfuss. rom. Pitschor Koko- schului — Hahnenfuss. — R. Lingua L., R. areis L., R. sede- ratus L. Werden häufig als die Haut roth machendes und bla- senziehendes Mittel angewendet. Die Abkochung wird bei Wun- den: der Hausthiere als Wasehwasser angewendet, auch wird die aus der zerquetschten Pflanze und Fett bereitete Salbe zum Ver- ‘band der verwundeten Hausthiere benützt. „Noch kommt vor: R. 17% 260 Thora L., auricomus L., pedatus Bmg., montanus W., Gouani Bmg., polyanthemos L., repens L., lanuginosus L., bulbosus L., illyrieus Bmg., rutaefolius L., alpestris L., aconitifolius L., pla- Panifolius; philonitis Ehrh., laciniatus Bmg., arvensis L., hedera- ceus L., hederophyllus Pers., divarıcatus Schrnk., peucedanifo- lius Bmg., falcatus Bing., polyphyllus Bmg. Helleborus niger L. Niesswurz. rom. Spunz. — H. viridis L., H. purpurascens Bmg. — Auf den Ausläufern der Karpathen am Bistritza-Flusse; über der Bistritza gegen Osten findet sich kein Helleborus mehr. Die Wurzel wird häufig als Abführmittel angewendet. Der Wein und Branntweinaufguss wird gegen rheu- matisches Zahnweh, gegen Verhalten der Menstruation, gegen ‚Stoekungen im Unterleibe und daher auch als Abortivmittel ge- bebraucht. Bei der Leberegelkrankheit der Schafe wird die ge- ‚ pulverte Wurzel auch angewendet. Die Wurzelfasern werden oft als Haarseil bei Hausthieren benutzt. Die gepulverte Wurzel mit Essig und Salz gemischt, wird bei der Maulseuche des Horn- viehes in’s Zahnfleisch eingerieben und, auch manchmal innerlich gegeben. . Quercus Robur L. Gemeine Eiche. rom. Steschar. — Q. pe- * dunculata Ehrh., pubescens W., Cerris L., austriaca Jacq. Bmg- -— Man findet ganze Waldstreeken von oben benannten Arten, auch einzeln in Weingärten, an Zäunen u.s.w. Die Blätter, Rinde und Galläpfel als Adstringentia benützt, und zwar in Ab- kochung gegen Diarrhöen, Dysenterien, Hämorrhagien, als Wasch- mittel unreiner Wunden, bei Maul- und Kiauenseuche des Horn- viehes und der Schafe. Die gepulverte Rinde wird auch auf un- reine Wunden angewendet, dann zu Bädern bei darrsüchtigen Kindern und Entkräfteten; endlich zum Gerben des Leders be- nützt. Die Eicheln werden als Kaffe scrophulösen und schwäch- lichen Kindern gegeben. Beim Einsäuern der Salzgurken legt man Eichenblätter auf den Boden des Holzgefässes, worin die Gurken gesäuert werden, wodurch selbe nicht weich werden sol- len. Das Holz wird zu Schiff-, Mühlen- und Maschinenbau ver- arbeitet. In den Fürstenthümern werden die sogenannten Ein- bäume, Luntre genannt, aus einem Eichstamme gezimmert. Noch wird das Holz häufig zu Fässern, Tischler- und Wagner- arbeiten verbraucht. Das Borstvieh wird im Herbste zur Mast in die Eichenwaldungen getrieben. . Juglans regia L. Wallnussbaum. rom. Nuke. — In Gärten und Weingärten, am lande der Wälder bei Bakeu häufig, über- 261 "haupt in beiden Fürstenthümern sehr häufig angepflanzt. Die Abkochung von den Blättern, auch von den grünen Schalen der Nüsse. wird gegen rheumatische und gichtische Schmerzen, dann gegen scrophulöse und syphilitische Krankheiten angewendet, auch als Waschwasser gegen Ausfallen der Haare und als Mund- wasser bei Geruch aus'dem Munde gebraucht. Die noch grünen Nüsse werden Ende Juni gesammelt und mit Zucker oder Honig eingemacht. Die reifen Nüsse sind allgemein beliebt, dienen zur Bereitung von Fastenspeisen und geben ein schmackhaftes Oel. Das Holz wird von Tischler und Dreher verarbeitet. Die Fass- binder brühen ihre neuen Fässer mit einer heissen Abkochung der Blätter, die dann wieder mit reinem heissen Wasser aus- gelaugt werden. Fagus sylvatica L. Rothbuche. rom. Fag. — Kommt in der ganzen obern Moldau bis an die Karpathen und Pruth vor, unter Berlad sieht man nur Eichen und bei Galatz nur die orienta- lische Zwergeiche. Die Nüsse werden roh gegessen, auch Oel davon gepresst, welches zum Essen und Brennen benützt wird. Als Nutz- und Brennholz allgemein verwendet. Leider werden die schönen Waldungen durch Waldraub und Habsucht zu Grunde ‚gerichtet und bis jetzt noch ist weder Forstschutz, noch Forst- cultur, obgleich eine Lebensfrage, die nächste und dringendste des Ministeriums. Carpinus Betulus L. Weiss- oder Hainbuche. rom. Carpen. — Kommt in allen Waldungen der Niederungen und an Umzäu- nungen häufig‘ vor. Wird als Nutzholz zu vielen technischen Zwecken, besonders bei Mühlenbau und zu Handgriffen verschie- dener Werkzeuge , als zu Tischlerhandwerkszeugen verwendet. Oorylus Avellana L. Haselstaude. rom. Alun. Cofubnlosa W. In Wäldern, Gebüschep, Hecken und Umzäunungen sehr häufig. Die Nüsse werden gerne gegessen, man presst das Oel aus den- selben, das man zu Fastenspeisen verwendet. Die Wurzeltriebe geben Pfeifenröhren und Stöcke. j Teucrium Laxmanni Bmg. Gamander. rom. Dumbezi. T. Scordium L., T. Chamaedrys. — Auf Wiesen und Anhöhen. Diese drei Arten werden in Aufguss als Stärkungsmittel häufig angewendet, auch gegen wundes Zahnfleisch und Zahnweh. Das T. Laxmanni unter dem Namen Jarwa bojeraske wenden die ste- rilen Frauen an, um fruchtbar zu werden; auch gegen weissen Fluss. Noch kommt vor: T. Botrys L., Scorodonia L., montanım L., supinum Bing. 262 Satureja hortensis L. Pfefferkraut. rom. Czimbru. — $. ru- vestris Bmg. — Die erste Art wird häufig in Gärten als Gewürz- pflanze zur Bereitung der Speisen cultivirt; auch wird sie hie und da zu eingesalzenen Gurken gethan, vorzüglich aber zu frischen und eingesalzenen Bohnen. Hyssopus offieinalis L. Hyssop. rom. Isop. — Meist in Gär- ten und Weingärten, auch an Zäunen. Wird als Thee bei Hu- sten, auch in Lungenschwindsucht gegeben. Nepeta Cataria L. Katzenminze, rom. Ketuschnike, auch Poala Swinti Marii, Schürze der heil. Maria. N. pannonica Bmg., N. nuda L. — An Zäunen und Hecken nicht selten. Von den Frauen gegen Gebärmutterleiden in Theeforin, auch als Waschung, N. Cuiaria wird auch oft gegen Colikschmerzen gegeben. Verbena offieinalis L. Eisenkraut. rom. Sporitsch, auch Spo- rik. — Auf Misthaufen, an Zäunen und Wegen häufig. Nur in der nördlichen Moldau. In Theeform gegen Diarrhöen und Ruhr, auch als Zusatz zu Bädern darrsüchtiger Kinder. Mentha sylvestris L. Rossminze. rom. Minte. — Folgende Arten kommen noch unter gleicher romanischer Benennung vor: MI. nemorosa Bmg., viridis Bmg., gratissima Bmg., rotundi- folia Bmg., crispa L.. hirsuta Bmg., aquatica L., sativa L. gentilis L., riparia var. Bmg., arvensis L., nigricans Baumg.’ vertieillata Bimg., austriaca Bmg., Pulegium L.— Auf Wiesen, am Rande der Teiche und Wassergräben, auf feuchten Wald- wiesen häufig. Viele der angeführten Arten werden in T'heeform gegen Magenschmerzen, Diarrhöen, Dysenterien, Cholera, Coli- ken, Appetitlosigkeit, übeln Geruch aus dem Munde angewendet, auch zu Umschlägen und zu Bädern benutzt. . Glechoma hederaceum L. Gundelrebe. rom. Retundschoare. G. hirsutum W. et Kit. — Auf Heuwiesen, an Zäunen, unter Obstbäumen u. s. w. häufig. Wird als Thee gegen Husten, Brust- beschwerden, Blutspeien und Schwindsucht häufig angewendet. Die Blätter braucht man auch zunı Verbande der Wunden und Geschwüre. Betonica officinalis L. Betonie. rom. Betonike. .B. Alope- curos L. — auf Waldwiesen und am Rande der Wälder. Wird wie Glechoma angewendet. Marrubium creticum Bmg. Andoın. rom. Woronike. M. vul- gare L., M. crisptm Bmg., M. peregrinum L. — An Misthaufen und am Rande der Wege häufig. Wird gegen Unterleibsbe- schwerden und Wassersucht angewendet. " 263 Leonurus cardiaca L. Löwenschwanz. rom. Talpa Gischti.— An Zäunen, Misthaufen und Mauern häufig. Wie Marrubinm in Gebrauch; auch gegen Herzklopfen. Origanum vulgare L. Dosten. rom. Sowur. — In Gebüschen, Weingärten, auf Brachfeldern, Bergwiesen. Der Absud dieser Pflanze wird gegen Scorbut, üblen Geruche aus dem Munde, “ Zahnschmerzen, dann als Waschmittel bei Hautausschlägen, weis- ‚sem Flusse, offenen Geschwüren, auch äls den Haarwuchs beför- derndes Mittel angewendet. Als Zusatz zu Bädern wird das Kraut mit den Blüthen häufig gebraucht; auch gewinnt man dar- aus eine gelblich braune Farbe für Wolle- und Leinengarn etc. Thymus Serpyllum L. Thymian. rom. Tschimbrischoare. — An Bergabhängen, auf trockenen Triften, auf Waldwiesen und in Niederwaldungen sehr häufig. Wird als Antiscorbuticum und häufig zu Bädern angewendet. Die Bäuerinnen brühen damit , ihre Milchtöpfe aus. Noch kommt vor: zwei Varietäten von TA. Serp., Ih. citriodorns et Th. subnudus Bmg., dann Th. lanugi- nosus Bmg., graveolens Bmg., pannonicnus All, acinos L., al- pinus L., montanus L. “ Melissa officinalis L. Melisse. rom. Jarwa Stupului, Bienen- stockkraut. — M. intermedia Bmg. Erstere.in Gärten und Bie- nenständen angepflanzt, wild bei Niamzu, Bakeu, Fockschani; die anderen Species bei Foltizeni und Baja vorkommend. Der Aufguss wird gegen Magenkrampf, Colikschmerzen, Diarrhöen, Gebärmutterbeschwerden, auch als Waschung bei Kopfschmerz etc. angewendet. Die leeren Bienenstöcke werden vor dem Ein- fangen der Schwärme mit diesem Kraut ausgerieben, man be- reitet auch einen Melissen-Branntwein. Calamintha offieinalis Mönch. Bergwinze. rom. Jasma. C. Nepeta Clairv. — Auf sandigen Höhen in der Gegend von Fockschani häufig, Wird wie Melissa angewendet, auch als pellens. Dracgcephalum Moldavica L. Moldauischgg Drachenkopf. rom. Metetschunei. :D. austriacum L.— Kommt bei Husch und Faltschi häufig vor; wird wie Melisse verwendet. Melittis Melissophylium L. Immenblatt. rom. Dobronike. M. grandiflora var. Bmg,, M. nivea Szabo. — In Waldungen, am häufigsten aber in der Galatzer Gegend. Wird gegen Cardial- gien, Herzklopfen und nervöse Kopfschmerzen als Thce gegeben. Man gebraucht auch das Kraut zu Bädern für Kinder. Prunella vulgaris L. Brunelle. rom. Schoperlaize, auch Bo- 264 ” . sujok de Kemp. — Davon P. carnea var. Baumg., grandiflora Jacg., laciniata, davon die Varietäten P. ochroleuca Bmg., nivea Bmg., violacea Bmg., purpurea Bmg., pusilla Bmg. — An Bergabhängen und auf Brachfeldern. Als Thee gegen Coliken und auch gegen Mundfäule gebraucht. Euphrasia, offieinalis L. Augentrost. rom. Burunitze E rubra, E. alpina Bmg., E. lutea L. — Kommt an Waldrändern häufig vor. Das Infusum als Waschung gegen Augenkrankheiten. ° Lathraea sguammaria L. Schuppenwurz. rom. Murna peduri._ — In‘ Waldungen nächst Jassy häufig. Gegen Gebärmutterkrank- . heiten viel in Gebrauch. i Linaria arvensis Desf. Frauenflachs. rom. Linerike, auch Inu selbatike, wilder Flachs. L. vulgaris Mill., L. genisiaefolta Mill. — Auf Brachfeldern am Rande der Wege häufig. Der ‚Aufguss wird gegen Uterinblutungen , profuse Hämorrhoiden, Nasenbluten angewendet. Aus dem Kraut bereitet man auch mit Fett eine Salbe. Noch kommt vor: L. alpina Mill., minor Desf., dalmatica Bmg., Petoria Bmg. Serophularia nodosa L. Braunwurz. rom. Buberik. 8. agua- tica W. et Kit., 8, laciniata W. et Kit., $. vernalis L. — In Gebüschen, an Zäunen, Teichen und Wassergräben häufig. Das Deecoct des Krautes wird als Waschmittel gegen Hautausschläge, Kopfgrind, besonders crust£ lactea angewendet, seltener inner- lich gegeben. Digitalis ambigua L. (D. grandiflora Lam., D. ochroleuca Jacgq.) Weissgelber Fingerhut. rom. Deschetar. D. lutea L., D. ferriginea'L., D.‘lanata Bmg. — Auf Waldwiesen, an Wald- rändern, in Weingärten oftmals häufig. Gegen Brustkrankhei- ten, Wassersucht, Asthma, Dyspnoe werden. Blätter und Blüthen in Theeform gegeben. Die Digitalis purpurea fehlt ganz in der Moldau. . Orobanche lutea Bmg. Sommerwurz. rom. Werizel und Jarwa Untului, Butterraut. — O. efatior Bmg., coerulea Vill., caryo- phyllacea, ramosa L. — An Umzäunungen der Weingärten, auf trockenen sandigen Hügeln, auf Hanffeldern u. s. w. häufig. Fett mit der'zerstossenen Pflanze gekocht, wird dann zu einer Salbe bereitet und gegen Nervenschwäche im Rücken eingerie- ben, auch gegen Kopfgrind gebraucht. (Fortsetzung folgt.) ' 2065 W. Nylander: Adhucde Lichenibus quibusdam Gmineensibus. In Flora 1862, pp. 474, 475, de Lichenibus nonnullis e re- gione aequinoctiali Benin, monte Cameroon, Africae oceidentalis, provenientibus mentionem feci. Nuper a cel. J. D. Hooker alios ex iisdem montibus accepi. Venia detur, ut ex eo numero hie enumerem, quos haud ante, 1. c., inde notavi. 1. Leptogium Burgessii (Lightf.) Altit. 70009000 pedum supra mare crescens. L. inflexum etiam ibi eadem al- titudine obvenit. . 2. Oladonia fimbriata Hffm. Altit. 6000—10,000 ped. 3. Stictina quereizans (Mich.) Nyl. Altit. 7000-8000 pedum., 4. Stietina fuliginosa (Dicks.) Nyl. Ad truncos arbo- rum, altit. 10000 pedum supra mare. 5. Parmelia revoluta Flk., Nyl Syn. 1, p- 385. Altit. 7000-—8000 pedum, socia Parmeliae megaleine Nyl.. 6. Peltigera rufescens Hffm. 'Altit. 8000 ped. Haud bona, 7. Peltigera vpolydactyloides Nyl. — Thallus palli- dus (vel passim pallido-fuscescens), fere medioeris, subopacus, laevis vel laeviusculus, lobulis fertilibus angustatis, subtus pal- lidus fuscescenti-tomentosus, venis nullis yel vix ullis; apothe- cia fusconigra vel nigricantia longitudinalia unguiculiformia; ‚sporae attenuato-fusiformes 3-—9-septatae, longit. 0,055—73 millim., crassit. 0,0045 millim. — Altit. 7000-8000 ped. — Facie est P. poly dactylae, sed thallo opaco, subtus absque venis distinetis. Est minor quam P. malacea, thallo tenuiore, etc. 8. .Lecanora subfusca f. allophana Ach., Nyl. Lich. Scandin. p. 160. — Ad cortices, .altit. 70008000 pedum su- pra mare. 9. Urceolaria seruposa Ach. Altit. 800010000 ped. Simul inter eos Lichenes vidi Physciam leucomelam Mich. (fere var. angustifoliam Flot.) lectam usque altit. 9000 ped. et Stereocgulon denudatum Fik. usque altit, 12000 pedum, D Asisspdvansio «irca wetalam ultimam Friesianam. ‚ Nomisi hodie ad me pervenit Florae 1862, n. 36, uki p. 572, D, Th. Fries speeiminulum exhibuit infaustum novum audaciae tristis, qua excellit. Si contemtu suo solito de scriptis meis loqui ibi satis habuisset, hocce jam sistit rem nimis cogni- tam, ut aliquis attendisset, sed adest ibi insinuatio praecipue eminens, quae. correctione necessaria opus habet. Contendit ad- versarius Upsaliensis, singularem expetens gloriam, ‚se libellum Genmäle*), injuriis vel insinuationibus contra ne 50 paginis plenum, lingua suecana compositum fuisse cam ob causam „dass sie eine Erwiederung auf eine — von Herrn N. eingeführte ebenfalls‘schwedische Schrift ist.“ Quod evidenter a lectoribus germanicis ia sumitur ac si loco a Fries citato aliquid lingua suecana seripsissem; et hocce insinuationem sistit vere tristissi- mam. Nunguam (sin lineas quasdamı ab hinc decennium) etl. c. nihil lichenographicum lingua ea scripsi. At haud minus mi- rum est, omaino aliam prodire explicationem, quoad linguam suecanam, qua conscriptus est libellus Friesianus, in ipso Gen- mäle p. 40, ubi dicitur, eam linguam adhibitam fuisse, quia etiam mihi cognita erat. Quasi solum de eo et de me ageretur! Deus avertat! Quae conscripsi solum pro emolumento scientiae edidi, neque personis unguam in opusculis meis occupor; sed errores castigare atqyg audaciam pessimae indolis indigitare et corrigere saepe ‚goactus fui utileque duxi in disciplina, quam w- timis annis stadjis meis praesertim amplexus sum. i Qui tantpm nugas et injurias argumentis eriteriisque certis opponere valent, eos sibi credentes solum inter non intelligentes invenire nosse facile patet. \ Helsingfers, dd 30 Maji 1863. W. Nylander. Die Vegetation auf dem -Camerun-Gebirge in West-Africa. Unter den ersten Europäern, welche das höchste Gebirge .AR der Westküste von Afrika, den riesigen vulkanischen Stock des 13,760 engl. Fuss hohen Camerun, der sich im Grunde der Bal von Biafra, zwischen 3° 57° und 425° n. Br. und 915° und 9 1) Videatur Flora 1862, n. 22. 287 1’ östl. Länge von Greenw. erhebt, bestiegen, befand sich auch der . deutsche Botaniker G. Mann. Er landete am 5. Dezember 1861 bei der Missionsstation Victoria in der Ambas-Bai und begann am 13. den Aufstieg, über welchen er einen kurzen Bericht an Sir William Hooker erstattet hat. Diesem in dem Journal of the Proceedings of the Linnean Society of London Nr. 25 pag. 1 ver- öffentlichten Briefe entnehmen wir das, was für den’ Botaniker In- teress« hat. Das nächste Ziel Waren die 1492 und 3146 Fuss hoch ge- legenen Dörfer Bassumba. und Mapanya. Der schmale Pfad nach dem ersteren führt durch Wald, der hauptsächlich aus Palmen, Acacien, verschiedenen Ficus, Cardamomen, dem Kola-Baum (Sterculea acuminat«) und drei zu Bauholz verwendbaren Arten, nämlich der afrikanischen Eiche (Oldfieldia africana), der kleinen Eiche von Sierra Leone (Lophira alata) und dem Gelbholz oder Schwefelbaum (Mormida lueida) zusammengesetzt ist. Besonders in die Augen fallend ist unter den Bäumen ein Eriodendron, welches einen enormen Umfang erreicht, ferner Anthocleista nobilis und Monodora grandiflora mit }hrem schönen Laub, sowie Stereulea tragacantha, die blatttos, aber mit kar- minrothen Früchten bedeckt war. Ipomoea und Momerdica wuch- sen über Bäumen und Büschen überall, wo der Wald etwas lichter war. Unter den Farnen fiel hauptsächlich eine schöne Hypatepis auf. Dies ist auch die Region #er riesigen Gräser, die sich bis 5000 Fuss Meereshöhe erstreckt. _ An lichten Stellen nehmen den Boden Saceharum spontaneum, Panicum plicatıem und Amomum Danielli ein. Aa dem kleinen Fluss, der Victoria mit dein reinsten Wasser versieht, zog die Aroidee Ambias Basteri du.ch ihre schönen sehneeweissen Blü- then die Augen des Botanikers auf sich und eine dicht mit Blü- then bedeckte Erythrina, in der Ferne einer Flammengarbe ähn- lidh, schmäckte die Felder. Diese ganze Zone wür.e sich treffich zum Anbau von Ka- kao, Kaffee und Zucker eignen, aber nur kleine Pflanzungen von Pisang und Koko (Oolocasia esculenta) unterbrechen hie und da den Wald. :Sehr werthvell ist die Raphia vinifera, da sie das Hauptmatertal zum Bau der Hütten liefert und überall in der Nähe der Küste, äber nur bis 700 Fuss über demMeere wächst. Die Oelpalme (Elueis guineensis) dagegen erreicht ihre obere Gränze 'erst ‘kurz vor Mapanya, jedoch wird #as Psimöl nur zum häuslichen Bedarf zuf dem Gebirge selbst verwendet. Oberhalb Mapanya kam man zunächst über einige ‚mit -Gebüsch und ein- 268 zelnen Bäumen bewachsene Hügel, wo neben dem Wege Saccha- rum sponlaneum 8 bis 10 Fuss hoch stand und zwei Arte Im« paliens häufig angetroffen wurden. Jenseits der letzten Pisang- Pflanzungen gelangte man in einen Wald, der sich durch massen- haftes Auftreten von Farnen charakterisirte. Ueberall, wohin sich das Auge wandte, zeigten sich Farne, einige gleich Palmen von 10 bis 20 Fuss Höhe, andere als zwerghafte Schmarotzer, moosartig aus den Mutterpflanzen bervorwachsend oder auf dem Boden Rasen bildend. Fast jeder Stamm der Cyathea war mit Trichomanes und Dicksonia selenifolia bekleidet, den Boden über- z0g eine dichte Decke von Selaginella Vogelii wie mit einem schönen Teppich, den die 6 Zoll grossen Blüthenköpfe eines Hae- manthus und die nicht weniger schönen 'Blumen einer Calänthe- Art schmückten. Nach einem einstündigen Marsch traten die Reisenden, 4967 Fuss über dem Meere, plötzlich aus Wald und Gebüsch auf ein grosses, altes Lavafeld, das, zu beiden Seiten ' von riesigen Bäumen umsäumt, einen mit niedrigem Moos und . höheren Farnen grün bekleideten Abhang von "/.engl. M. Breite - bildet. Der:mühsame, oft sehr steile Pfad, führte an dem lin- ken Rande hinauf, wo neben Leucothoö angustifolia, Rubus ape- talus, Clematis sinensis, Oynoglossum micranthum, Trifolium si- nense, Uyanotis abyssinica auch ein Haidestrauch, eine 15 Fuss hohe, aber dürr und struppig aussehende Ericinella auftrat. Nach einem sechsstündigen Marsch wurde der kleine, 200F. über eine 7309 F. über dem Meere gelegene Plattform sich erhe- bende, kahle Kegel, dem das Lavabett vor alten Zeiten entströmt ist, erreicht und nach weiteren sechs Stunden gelangte Mann, stets in nördlicher -Richtung, an einer Reihe von Hügeln vorbei, zu einem Wald im Boden eines mit Gras bewachsenen Kraters, wo er Ilypericum angustifolium und die herrliche Pflanze Lasio- siphon glaucus in voller Blüthe fand; Pittosporum Mannii und Paratropia Manniı verliehen dem Wald ein frisches schönes Grün, aber die Masse der Blüthen war so gross, dass kaum ein Blatt zum Vorschein kam. So waren zwei Acanthaceae mit Blu- nen beladen, ebenso der blattlose Plecthranthus insignis und vel- schiedene Umbelliferen. Wenige hundert Schritte vom Beginn des Waldes fand man eine Quelle in 7880 F. Meereshöhe und übernachtete nicht weit davon. Am andern Tage musste sich Mann auf dem Mount Helen, in einer Höhe von 9450 Fuss, da ihn seine Leute im Stiche liessen, zur Umkehr nach Mapanya bequemen. Hier langte am 269 am 19. Dezember Capitain Burton an und am 22. ging es wieder vorwärts. Mann kam jedoch nicht weiter wie beim ersten Male. Er wurde am Weihnachtstage so unwohl, dass er die Ersteigung des höchsten Gipfels, der in zwei deutlich unterscheidbaren, von .Burton Victoria und Albert getauften Köpfen aufsteigt, am 27. Dezember nicht mitmachen konnte, Erst am 2. Jänner 1862 hatte sich Mann so weit erholt, dass er seine Excursionen fortzusetzen im Stande war. Die we- nigen baumähnlichen Pflanzen, die er auf dem Wege zum Mount Isabel, dessen Krater 10,746 F. über dem Meere liegt, antraf, waren Leucotho& angustifolia und Myrica salieifolia Hochst,., die eine Höhe von 20 Fuss erreichten, aber nur einzeln in Ver- tiefungen oder Kratern vorkamen. Hypericum angustifolium wuchs hier nicht über 6 bis 8 Fuss hoch. Cytisus. Mannii bil- dete in seinem reichen Blüthenschmuck sehr hübsche kleine Bäume mit runder Krone. Helichrysum foelidum stand überall und A. Hochstetteri sah aus’ allen Vertiefungen hervor, während Wahlenbergien über das Gras hervorragten. Scabiosa swecisa fand sich nur an der Westseite von Mount Isabel vor; eine an- dere kleine Pflanze, Umbilicus pendulinus, wuchs auf den Lava- feldern. Die Westseitg des Mount Albert (13,533 F.) fand man ganz kahl; sie besteht nur aus Asche. Auf den Lavafeldern um die- sen Berg sammelte Mann Helichrysum Manni, Umbilicus pen- dulinus, Swertia Clareneiana und Veronica Mannii ausser Ver- schiedenen Gräsern. Bei einem zweiten und letzten Besuch der beiden höchsten Gipfel am 27. Januar fand Mann an dem Ostabhang der Kegel, die weit besser bewachsen sind als der westliche, manche inte- ressante Pflanze, wie ein hübsches Lycopodium, eine neue Com- posite, Senecio Burtoni, Anthospermum asperuloides. Auch reich- ten dort die Ericinella und der Cytisus bis zur Mitte des Ber- ges und Helichrysum Mannii bis zum Gipfel herauf. Auf dem Rückwege bestieg Mann noch den höchsten der am Fusse des Victoria-Pik belegenen Hügel (12,271 F.), den er Mount Hooker nennt. Er fand die Südwestseite ganz über2o- gen mit Hypericum, Cytisus und Helichrysum chrysocoma, Wäh- rend die Nordostseite mit dem sehr hübschen, Büschel von 2 F. Höhe und 2 bis 3 F. Durchmesser bildenden Gras Deschampsia caespitosa bedeckt war. Mann blieb noch einige Wochen auf dem Gebirge, mit 270 Sammeln und Zeichnen beschäftigt. Die häufiger werdenden hef- tigen Gewitter machten aber das längere Verweilen auf dem Ge- birge sehr unangenehm und so trat denn auch Mann am 28. Febrnar seine Rürkweg an. — Personalnachrichten. Die holländische Gesellschaft der Wissenschaften zu Harlem hatte schon vor einigen Jahren folgende Preisfrage gestellt: „De quelle nature sont les corps solides observes dans des diamants, appartiennent-ils au r&gne mineral ou sont-ils des vegetaux ? Des recherches & ce sujet, quand möme elles ne s£ rapporteraient qu’A un seul diamant pourront &tre couronn£gs, quand eites auront conduit & quelque re&sultat interessant.‘ Laut Beschluss der aus Mitgliedern holländischer Universitäten gebil- deten Commission ist dem Hrn. Geh. Medicinalrath Professor Dr. Göppert in der jüngst abgehaltenen Generalversammlung der doppelte Preis zuerkannt worden, wie diess in den letzten zwanzig Jahren ihm bei ähnlichen Veranlassungen sehon zu dei verschiedenen Malen geschehen ist. (Schles. Ztg. den 5. Juni.) Anzeigen. Der Schlesische Central-Gärtner-Verein, der sich zu Anfang dieses Jahres erlaubt hat, seinen Jahresbericht pro 1862 erge- benst einzusenden,. wendet sich an Ihren Wohllöblichen Verein in nachstehender Angelegenheit und bittet, ihn in der Erreichung eines yon ihm angestrebten Zieles geneigtest unterstützen zu wollen. Aus dem Schoosse unseres Vereines wurde der Antrag gestellt: „der schlesische Central-Gärtner-Verein wolle die Gründung „einer Kasse zur Unterstützung von Gärtner-Wittwen und „altersschwachen Gärtnern zu bewirken suchen.“ Der Verein erkannte sofort die Nothwendigkeit und Nütz- liehkeit der angeregten Idee, allein eben so bald war es ihm klar, dass er für sich allein zu schwach sei, ein solches Werk zu Stande zu bringen.. Desshalb beraumte er eine Generalver- ‚sammlung in Breslau an und lud zu derselben alle in Schlesien bestehenden Vereine ein. Diese General-Versammlung hat am 17. Mai unter erfreu- 1 licher Theilnahme von Deputirten schlesischer Gärtner-Vereine und einer grossen Zahl von Gärtnern aus der Provinz stattge- funden. Die Hauptresultate der Berathung waren: 1) Der Schlesische Central-Gärtner-Verein solle unter Dar- legung des Zweckes alle Gärtner-Vereine Deutschlands zur Be- theiligung an dem Vorhaben einladen und sie ersuehen: ara für die Angelegenheit: zu ertheilen. 3) Der Schlesische Central-Gärtner-Verein solle sich gleich- zeitig an Hrn. Prof. Dr. Koch in Berlin wenden und ihn ersu- chen, dass auch dieser Gegenstand auf die Görlitzer Tagesord- anng komme, Hinsichtlich des Modus der Einzahlungen in die zu grün- dende Kasse, sowie der Höhe und der Zeit der den Wittwen und resp. den ältersschwachen Gärtnern zu gewährenden Unterstü- tzungen fehlte der Generalversammlung jeglicher Anhalt für eine Berathung, da sich eine Rechnung erst dann anstellen lässt, wenn die Factoren dazu gegeben sind, im concreten Falle also, wenn sich die Grösse der Betheiligung übersehen lässt. Dage- gen hat die Versammlung beschlossen: j ‚ die Betheiligung an der Kasse nicht dem Belieben der einzel- nen Gärtner zu überlassen, sondern dieselbe nur von Vereinen - als solchen geschehen zu lassen. j Die Motive für diesen Beschluss sind folgende: 1) werden dadurch solche Gärtner, welche sich bislang von allen Vereinsbestrebungen fern hielten, schon aus Interesse am Vereine anschliessen, abgesehen von dem Nutzen, der ikmen für ihre Fortbildung aus einem solchen Anschluss erwächst, 2) zählt wohl jeder Verein solche Mitglieder, welche auf die Unterstützungen der Wittwen verzichten werden, und diese ge- währen dadurch deu ärmeren Mitgliedern die Möglichkeit der Erlangung einer solehen Wohlthat, wie die Kasse sie ‚gewäh- ren soll, Der Schlesische Central-Gärtner- Verein ersucht fiemnach Ihren Wohllöbl, Verein recht dringend, diesen Gegenstand MAg- lichst bald in Berathung zu ziehen und unserem Yergine ge- neigtest mittheilen zu wollen: 1) ob sich der Verein bei der Kasse betheiligen werde, 9 ob und welchen Deputirten der Verein für Austrag der 272 Angelegenheit in Görlitz bevollmächtigen werde; schliesslich noch die Bitte: . 3) dem Schlesischen Central-Gärtner-Verein freundlichst die Grundzüge mittheilen zu wollen, wie sich ihr Wohllöbl. Verein - die Ausführbarkeit des Projectes denkt. Briefe bittet der Verein an seinen Seeretär, den Lehrer C. Winderlich, Albrechtstrasse 19, Breslau, adressiren zu wollen. Breslau im Mai 1863. x Herr Zwanziger in Salzburg, ein eben so eifriger Samm- ler als tüchtiger Kenner der Laubmoose, beabsichtigt die Laub« moose der österreichischen Alpenländer in Pracht- exemplaren herauszugeben, von denen die vorliegenden ersten zwei Decaden alle bisher herausgegebenen Laubmoose sowohl an Grösse als Reichhaltigkeit und Vollständigkeit der Exemplare übertreffen. Die gelieferten Moose sind in bis Hand breiten und Bogen grossen Exemplaren schön eingelegt, auf weissem Papier aufgeklebt und mit gedruckten Etiquetten versehen, auf welchen sich der Name, Fundort, die Vorkommensverhältnisse und Zeit der Einsammlung verzeichnet finden. Die handbreiten, golden schim- mernden Rasen des so seltenen Orthothecium chryseum Schp., der herrlich grünen, fruchtreichen seltenen Mielichhoferia nitida N.etH., B.elongata, des glänzenden Pierygophyllum lucens Brid., des so zierlichen und seltenen Fissidens rufulus Schp., die bo- genlangen Rosen von Hylocomium umbratum Schp. sind pracht- voll und selbst die gelieferten gemeinen Arten erfreuen durch ihre Grösse, Schönheit und Vollständigkeit. Möge der Herausgeber durch mehrfältige Abnahme der Sammlung in den Stand gesetzt werden, mehrere Decaden her- auszugeben und’ hierdurch zur Verbreitung der Kenntniss der so schönen, als herrlichen Laubmoose beizutragen. . Herr Zwanziger (Abgabe bei der k. k. Polizeidirection 1n Salzburg) hat den Preis der Decade einstweilen auf 1 fl. öst. Währ. festgesetzt und erbittet das Geld entweder im Bestel- lungsbriefe, oder wird es durch Postnachnahme erheben. Exem- plare zur Einsicht befinden sich bis jetzt in den Händen der Herren Dr. Wilhelm Philipp Schimper in Strassburg und Di. Julius Milde in Breslau, dann im Herbar der k. k. zool0- gisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Salzburg, den 1. Juni 1863, . Dr. Sauter. — Bedacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauerseben. Büch- druckerei (Chr, Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA m nn M 18. Regensburg. Ausgegeben den 24. Juni. 1863. Inhalt. J. v. Czihak und S. Szabe: Heil- und Nahrungsmittel Farbstoffe, Nutz -und Hausgeräthe, welche die Ostromanen, — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. — Personalnachrichten. — BO- tanische Notizen. — Aufruf. — Anzeige. Heil- und Nahrungsmittel, Farbstoffe, Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ost-Romanen, — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. Mitgetheilt von Obriststabs- arzt Dr. Ritter Jacob von Czihak und Dr. J. Szabo, Secundarius im Hospitale St. Spiridion in Jassy. (Fortsetzung.) Orambe tatarica Jacgq. Tatarischer Meerkohl. rom. Tartan. — Um Jassy gegen den Pruth auf allen hochliegenden Wiesen häufig. Die Blüthensprossen werden als sehr beliebtes, feines Gemüse, wie Blumenkohl zubereitet. Die riesige, spindelfürmige Wurzel wird nach dem Alter der Pflanze oft sehr lang und dick; man findet Wurzeln von 6—8 Fuss Länge und 5—8 Zoll Dicke, Für die Landwirthschaft möchte die Cultur dieser Pflanze vor grossem Nutzen sein, da die Wurzel so zart wie Erdkohlraben. ist und daher zur Fütterung des Hornviehes benutzt werden könnte. .. Isatis tinetoria L. Waid. rom. Drob, auch Kerdame. — Auf Bergen bei Berlad, Tekutsch, Fockschani, Bakeu, Roman, Fol- tizani, Piatra und Niamzu. An der Pruthgegend nicht vorkom- mend. Giebt eine schöne blaue Farbe für. Wolle. Die Bäuerin- nen verstehen es sehr gut, die Farbstoffe aus den Pflanzen zu Flora 1863. 18 - 274 - gewinnen. — Noch kommt vor: I. praecox, I. campestris und I. orientalis Baumg. Draba verna L. Hungerblümchen. rom. Urda Watschi, Kuh- rahmkäse. — An Wegen und Zäunen häufig. Wird als die Milch vermehrendes Mittel mit Kleien vermengt den Kühen verfüttert. .Noch kommt vor: D. aizoides L., aizoon var. Bmg., ciliaris Scop., stellata Bmg., pyrenaica Bing., alpina Bmg., ruderalis Bmg., muralis L., nemoralis Bmg., androsacea Bmg., hirta Bmg., petraea Bmg. Armoracia rusticona Rupp. Meerrettig. rom. Chran, A. ma- crocarpa Bmg. — In Gärten und Weingärten, an Zäunen und Wegen, am Bande von Acker- und Brachfeldern, auf feuchten - Wiesen häufig. Die Wurzel wird zerrieben mit Wein gekocht gegen Scorbut, innerlich auch als Mundwasser gebraucht; die Wurze) wird noch als blutreinigendes Mittel, dann auch bei Brust- krankheiten, Wassersucht, Urinverhaltung häufig benutzt und oft verrieben als rubefaciens gebraucht. In der Küche wird der Meerrettig häufig verwendet. Lepidium sativum L. Kresse. rom. Chrenizel, auch Reschuke und Kardame. Findet sich häufig an Zäunen und in Weingärten. Wird als antiscorbutisches und blutreinigendes Mitte] gebraucht. Noch. kommt vor: L. ruderale L., perfoliatum L., graminifolium L., rotundifolium Bimg., Iberis Bmg., spinosum Bmg., crassi- folium Bmg. — Das Kraut von L. sativum und L. ruderale wird gegen Wanzen und Flöhe in die Betten gelegt. Thlapsi arvense L. Täschelkraut. rom. Traista Tschobanului, Schäfertasche, — Auf Aeckern, Bergen, zwischen Felsen, auf Brachfeldern bei Husch und Galatz, auch auf Hochgebirgen. Noch kommt vor: Th. alliaceumL., campestre Bmg., sazxatile Bing., hirtum Bmg., montanum L., praecox Wulf., perfoliatum L., alpinum Jacgq., alpestre L. Wird im Frühjahre häufig als Gemüse gegessen. . Capsella Bursa-pastoris. Mönch, Hirtentäschel. rom. Pung& Popi, Pfaffenbeutel. — Kommt häufig auf Brachfeldern und in Gärten vor, wird wie die vorige Pflanze benützt. Sisymbrium Nasturtium L. Rauke, Brunnenkresse (Carda- mine Fontana Lamark) rom. Brunkuze. — Am Rande der Quellen und Waldbäche, an Wassergräben häufig. Als blutrei- nigendes und antiseorbutisches Mittel in Anwendung, auch all- gemein als Salat gegessen. Noch kommt vor: $. sylvestre R. Br., heterophyllun var. Burg. von amphibium R. B r., ter vesiye Tausch, 275 pyrenaicum R. Br., tenwifolium Bmg., ‚murale Bmg., arenosum. Bmg., Sophia L., pannonicum Jacgq., ÜColumnae L., Jrio. L., Loeselii L., Alliaria Scop. Sinapis arvensis L. Ackersenf. rom. Muschtar. S. orientaisl Bmg., 8. nigra L. — Auf Brachfeldern, Aeckern und Wiesen, ‚an Zäunen sehr häufig. Die Samen werden gegen Fieber und. Impotenz gebraucht, das Senfmehl als rubefaciens und auch mit Most oder Essig zu Fleischspeisen. Brassica oleracea L. Kohl. rom. Kufeki. — Das Weisskraut ist eine dem Romanen fast unentbehrliche Pflanze, da das Sauer- kraut, welches in ganzen Häuptchen in Salzwasser eingemacht, wird, in keiner Familie fehlen darf. Die Salzbrühe vom Kraut‘ wird als Abführmittel genommen. Bei Kopfschmerz legt man ein’ Kohlblatt auf, das oft gewechselt wird; auch auf unreine Wun- den nimmt man die Weisskrautblätter zum Verband, auf Brand- wunden nimmt man gesäuerte Blätter. Man pflanzt noch häufig: Br. crispa L. Wirsing. rom. Kureki nemzaske, deutscher Kohl. Br. Botrytis Mill. Blumenkohl. rom. Konopide. Br. corylloi- des L. Kohlrabi. rom. Kerelabi. — In Gebirgsgegenden findet man wild: Dr. campestris und Br. napus L. Rebs. Br. orien- talis L. (Conringia perfoliata Cr., auch Erysimum orientale V est. et R. Br.) Eruca elongata Bmg. Wilde Rauke. rom. Muschtar alb. — Kommt in der Gegend von Botyschani' vor. E. Erucastrum Bag. An den Ufern der Flüsse Trotusch und Sereth., Wird wie der Senf verwendet IHesperis tristis L. Nachtviole. rom. Mirodenia, Wohlgeruch, auch Floare Noptizie, Nachtblume. EH. inodora L. (Ei sylwestris Gr.) H. nivea Bmg., H. matronalis L. Die weisse Species kommt in Lapusch und am Berge Pion vor; die violette kommt auf Wie- sen und in Gebüschen vor. Der Absud der Blüthen und Blätter. wird als Waschmittel gegen Ausfallen der Haare und bei Kopf- : grind der Kinder angewendet. Raphanistrum segetum Bm g. Ackerrettig. rom. Rakize. Auf: Brachfeldern, an Wegen und Zäunen häufig. Der Samen wird wie Senfsanıen benützt. Die Hirten hüten das Vieh vor. dem Genusse dieser Pflanze, weil durch den Genuss das Vieh aufge-. bläht wird. Raphamıs sativus L. Rettig. rom. Rediki. — Baph. nigra Schwarzer Rettig. R. radicula Monatsrettig. Die zwei ersten Arten werden sehr häufig in Gemüsegärten gezogen und sind (8* 276 allgemein beliebt. Die Monatrettige werden meist nur in Bo- jarengärten gepflanzt, Rettigsaft wird gegen Leberschmerzen und Anschwellung der Milz, gegen Wassersucht und Urinverhal- tung, auch gegen Gonorrhoea angewendet. Althaea officinalis L. Eibisch. rom. Nalbe mare. A. canna- bina L., A. hirsuta L., A. rosea Bmg. (Alcea rosea L.), A. pal- lida W. et Kit. — Kommt auf sumpfigen Wiesen vor, auch am Rande der Teiche und an Wassergräben,, von Bakeu gegen die Karpathen nicht mehr vorkommend. Die Wurzel und die Blätter werden gegen Husten, Brustschmerz und entzündliche Krankhei- ten in Abkochung angewendet. Die Blätter dienen auch zu Ca- taplasmen. Die Blüthen von A. rose« werden zum Rothfärben benützt. : I Malva rotundifolia L. Malve. rom. Nalbe auch Kaschu Popi, Pfaffenkäse. — M. sylvesiris L., M: montana L. — An Wegen, Zäunen, in Höfen und Gärten häufig; wird wie Althaea ange- wendet. Das Decoct der Blüthen bei Augenleiden. Auch in der Küche werden die Blätter zum Einwickeln der Fleischklöschen — Sermali — verwendet. Hibiscus esculentus L. Essbarar Hibisch. rom. .Bamia, auch Bambia. — Wird häufig in Gärten gepflanzt. Die dreikantigen pyramidalen Schoten werden theils grün als Gemüse genossen, theils getrocknet zum Gemüse aufbewahrt. Man übergiesst die grünen Schoten mit kochendem Salzwasser, reihet selbe dann zum Trocknen auf Fäden. Diese Schoten sind ein sehr nahr- haftes, nicht blähendes, schleimiges Gemüse, das selbst bei Un- terleibsentzündungen und Typhus gegeben werden kann. Noch kommt vor: H. Trionum L. Cucurbita Pepo L. Kürbis. rom. Bostan. Mehrere Sorten werden allgemein vom Landvolke gezogen und besonders einige Sorten als treffliches Gemüse gesucht, die gewöhnlichen Sorten den Kühen und Schweinen verfüttert. Aus den Samen macht man oft eine Milch als kühlendes Getränke. i ©. Citrullus L, Wassermelone, rom. Harbuse. Wird allge- mein und in mehreren Arten gezogen; es gibt deren mit rothem, weissem und gelblich weissem Fleische. Sie sind im. Spätsom- mer eine Hauptnahrung des Landvolkes, werden allgemein gerne gegessen, und wirken erfrischend. Die kleinen unreifen Früchte werden mit Gurken eingesalzen. Aus den Kernen macht man auch eine Milch. Cucumis Melo L. Zuckermelone. rom. Zamos. Wird auch an in vielen Sorten und Grössen, mit mehr oder weniger aromati- schem Geruche und Geschmack, wie verschiedene Farbe des Flei- sches und zwar auf freiem Felde gezogen, und ist auch eine Hauptnahrung des Volkes von der Zeit ihrer Zeitigung an bis in den Spätherbst. Die reifen Früchte werden in Essig und Zu- cker eingemacht, auch blos in Zucker, die unreifen mit den Gurken in Essig, mehr aber in Salzwasser. C. sativus L. Gurke. rom. Krastawete, auch Pepene. — - Die Gurken werden in einigen sehr schönen, grossen und zarten Ar- ten und in ‘grosser Menge in beiden Fürstenthümern gezogen. Häufig werden die grünen saftigen Gurken geschält mit Salz ge- gessen, besonders aber in Massen in Salzwasser eingemacht und als Würze unreife Schoten von Capsicum annuum und das Kraut von Anethum graveolens, oft auch das von Artemisia Dra- cunculus zugesetzt. Die kleinern Gurken macht man mit Essig ein. Die Salzgurken werden während der Fastenzeit allgemein gegessen, häufig auch die in Scheiben geschnittenen Gurken als Salat benützt. Fieberkranke legen, zur Linderung der Kopf- schmerzen, die Hälfte einer zerschnittenen Gurke auf die Schläfe. ‚Bryonia alba L. Zaunrübe. rom. Mutetoare, Unstätige. — B. dioica Jacq. Vorzüglich an Zäunen und Hecken vorkom- mend. Die Wurzel wird gegen Unterleibs- und Gebärmutter- leiden, Leucorrhöen und Gonorrhöen oft gebraucht; die Blätter und zerdrückten Früchte zum Verbande der Wunden; die grünen Früchte mit Fett zerrieben geben eine Salbe zum Verbande der Wunden bei Menschen und Hausthieren. Pinus sylvestris L. Fichte. rom. Zetine, auch Brad. P. Mu- ghus Scop. Bergfichte. P. Pumilio L. Zwergtanne. P. Cembra Zirbelnusskiefer. Grosse Waldstrecken von den Höhen bis zu den Ausläufern der Karpathen sind mit Pinus sylv. bestockt. Die andern angegebenen Arten kommen nach den Höhen bald mehr bald weniger vor. Im Frühjahre werden die jungen Spros- sen in Abkochung gegen Scrophulosis innerlich gegeben, auch als Waschung gegen herpetische Ausschläge. In die feinen Zweige werden die geräucherten Forellen zum Versandt verpackt. Das Holz wird zu allmöglichem technischen Zwecke verwendet und auf vielen Schneidemühlen zu Brettern, Latten u. s. w. verar- beitet. Ungeheure Flosse werden in Galatz zusammengejocht und aufeinander geschichtet, so dass selbe oft über 30 Fuss Höhe haben und sind nur mit Baststricken verbunden; so herge- richtet werden sie durch Schiffe nach Constantinopel bugsirt, 278 Lariz europaea Koch. (Pinus Larix) Lerchenbaum. rom. Krinul. — Komnit nur auf den höchsten Gebirgen vor, auf dem Pion, am Klostei‘ Dureu. Wird wie P. sylv. verwendet. Abies alba Endl. Weisstanne. rom. Molitwa. — A. excelsa End!l. Rothtänne. rom. Molitwa rosche. Mit der erstgenannten oft auf Strecken, oft einzeln vorkommend, besonders in Hoch- gebirgen; wird wie Pin. sylvestris verwendet. — Man findet noch Waldstrecken an dem Flusse Bistriza, sogenannte Urwaldungen, wo noch keine Axt eindrang. Taxus baccata Eibenbaum. rom. Tise. Kommt nur auf den höhern Gebirgen vor, wie bei Kumaneschte, Dorna, Hanku u. 5.W., wird aber immer seltener, weil dieser Baum in den Hochwal- üuungen meist einzeln vorkomint , sein Wachsthum sehr langsam ist und durch die Mönche zu verschiedenen Geräthschaften, als zu Tellern, Wasserkannen, Löffeln, Linialen, Spindeln und auch Dreharbeiten verwendet wird, die meist sehr zierliche Formen haben, und schöne Schnitzerei, zeigen. Juniperus communis L. Wachholder. rom. Iniperi. Am Pion, bei Borka und Dorna häufig. — J. nana W. Auf Hochgebirgen. Die Gebirgsbewohner sammeln die Beeren und brennen Brännt- wein daraus und verkaufen selbe auch den Bewohnern der Nie- derungen für Benützung in der Küche. 'Fümaria offieinalis L. Erdrauch. rom. Saftire. Wird im Frühjahre als blutreinigendes Mittel den gleichwirkenden Kräu- tern beigemengt und als Decoct häufig gebraucht. Noch konmt vor: F\ cava (Corydalis cava Wild. Sch. et K.), F. parviflora Lam., F. solida (Cor. solida Sm.), F. capnoides Bug. (Cor. capnoides L.), F. bulbosa Bmg. (Cor. bulbosa var. Szabonis J. Czihak. Die ganze Pflanze viel grösser, ästig, die Blätter länger, dunkelgrün, Blüthe weiss. Von F\ solida und F\. cava werden die Wurzelknollen wie Kartoffel benutzt, man nennt sie auch Alünele, Haselnüsschen. Polygala amara L. Bittere Kreuzblume. rom. Scherparize, Schlangenkraut. — Auf Heuwiesen häufig. Der frisch ausgepresste Saft gegen Schlangenbiss und Insectenstiche oft angewendet. Das Infusum gegen Engbrüstigkeit und Lungenschwindsucht. — Noch kommt vor: Polyyala austriaca Bug., P. vulgaris L., P. major Jäcg., und P. Uhamaebuzus L. Letztere kommt zwischen Fel- sen im Thale Slanik und Laposch vor. Genista tinetoria L. Ginster. srom. Drobschor, auch Schi- nistre. — Auf Grasplätzen in waldigen Gegenden, auch & 278 Wiesen häufig. Die Bäuerinnen bereiten daraus eine gelbe Farbe für Wollgespinnst. Noch kommt vor: @. sagiltalis Bmg., tri- angularıs Bng., ovata W. et Kit., pilosa L. und germanica L. Ononis spinosa L. Stachelicher Hauhechel. rom, Sudoare Ka- lului, Pferdeschweiss. — In der Pruth-Gegend häufig. Wird oft gegen Wassersucht angewendet. Noch kommt vor: O. hircina Jacg., parviflora Bing. Pisum sativum L. Saat-Erbse. rom. Mazere. — Mehrere Sorten werden häufig gebaut und grün aber besonders getrocknet in der Fastenzeit genossen. P. arvense L. kommt auf Brach- feldern in der Gegend von Niamzu vor. Lathyrus sativus L. Platterbse. rom. Mazerike, auch Lintea pratului. — Wird cultivirt und die weissen eckigen Samen wie die Erbsen benützt. Noch kommt vor: L. Aphara L., Nessolia L., Zuberosus L., Hallersteinii Bng., pratensis L., sylvestris L., latifolius L., heterophyllus L., palustris L., L. Monanthus Bıng., hörsutus L. . „. Faba vulgaris Bing: (Vieia Faba L.) Saubohne. rom. Bobe. Wird häufig angepflanzt. Die Blätter essen die Landleute mit Borsch als Gemüse; die jungen Schoten werden als beliebtes Gemüse genossen und werden auch eingesalzen aufbewahrt. Die reifen Bohnen werden verschieden als Fastenspeise zubereitet. Zens esculenta Bmg. Linse. rom. Linte. — Wird häufig ge- baut und viel genossen, besonders in ‚der Fastenzeit. Robinia pseudoacacia L. Gemeine Robinie. rom. Salkem. — Hat sieh in den Fürstenthümern sehr verbreitet und kommt in Gärten, Weinbergen, Anlagen wuchernd fort. Die Blüthen werden zu einem beliebten Scherbet mit Zucker bereitet. Aus der Rinde gewinnen die Landleute eine hellgelbe Farbe. Tetragonolobus prostratus Bmg. Spargelerbse. rom. Nohot. — Wird häufig angepflanzt und die kugeligen Samen wie die Erbsen genossen, auch geröstet zum Verkaufe ausgeboten. Astragalus Onobrychis Jaeq. Esparsette. rom. Ungia Gaji, Habichts-Kralle.. — A. glyeyphyllos L. Süssholzblättriger Tra- ganth. Auf Brachfeldern, Wiesen und Hecken sehr häufig. Der Aufguss wird als adstringirendes Mittel gegen Diarrhöen und Dysenterie gegeben. Als Waschmittel bei Leucorrhoes. — Noch kommt vor: A. austriacus Jacq., Cieer L., enocephalus Bmg., asper Jacq., galegiformis Bmg., eseapıs L., praecox BmM$. Glyeyrrhiza echinata L Stachliches Süssholz. rom. Radazine dulze, auch Jarwa dulze, — Wächst in der Gegend von Galatz 280 und Fockschani, auch an den Ufern des Sereth häufig. Die Wurzel wird zur Versüssung von Deeocten und Infasen gebraucht, auch frisch gekaut, auch rein als Decoct gegen Husten und Brustschmerzen. Wird in Fockschani in Massen zu Markte ge- bracht. i . Melilotus offieinalis Schreb. Steinklee. rom. Sulezina. — Auf Brachfeldern, Wiesen, an Hecken sehr häufig. Das Kraut zerhackt wird theils als Cataplasma, theils als Abkochung als er- weichendes Mittel auf Geschwälste und unreine Geschwüre an- gewendet. ‘ Mit den Blüthen parfünirt man den Holzschwainm, der zum Anzünden der Pfeifen benützt wird. Noch kommt vor: M. coe- rulea Lam., dentata Pers., macrorrhiza Pers. Hypericun. perforatum L. Johanniskraut. rom. Poscharnize. Auf .Brachfeldern und an Wegen sehr häufig. Man bereitet mit Baumöl aus dieser Pflanze einen öligen Aufguss: Und de Po- scharnize, Butter von P., den man auf alle Wunden anwendet; man gibt dies Oel auch innerlich als krampfstillendes Mittel, als Adstringens gegen Diarrhöen, Dysenterien, gegen Hämorrhagien und profuse Hämorrhoiden, gegen Cardialgien und unzählige an- dere Krankhelten. Das Kraut wird häufig als Zusatz zu Bädern verwendet. Man macht auch eine Salbe aus der mit Fett zer- riebenen Pflanze, die bei Menschen als auch bei Hausthieren zum Verband der Wunden angewendet wird. Der Branntwein- aufguss wird als Präservativ gegen ansteckende Krankheiten ge- braucht. Der Ruf von der Heilkraft dieser Pflanze ist so gross, dass man ein oder das andere Präparat davon fast in jedem Hause findet. Man gewinnt auch aus dieser Pflanze eine bräun- lich gelbe Farbe zur Färbung der Wolle. Noch kommt vor: H. dubium Bmg., quadrangulare L., humifusum L., Richert Vill., alpinum Bing., montanum L., hirsutum L., pulchrum L- und Kohlianum Bmg. Tragopogon pratensis L. Bocksbart. rom. Barba Capre. — T. undulatus L., T. major Jacq. In Weingärten und Baumgär- ten, am Rande der Gebüsche häufig. Die Blätter und Wurzeln dieser drei Arten werden von den Landleuten als Gemüse in Borsch gekocht genossen. Scorzonera hispanica. L. Haberwunz. rom. Skorzonere. — 8. graminifolia Bmg. An Waldwiesen bei Bakeu häufig. Durch die eingewanderten Deutschen seit ohngefähr 30 Jahren als Ge- müse in Gebrauch gekommen, das nun auch in Gärten gepflanzt 281 wird. Noch kommt vor: &. austriaca W., humuilis L., lanuginosa Bmg., parviflora Desf., rosea W. et Kit., purpurea L., angusti- folia Bmg., octangularıs Bmg. und laciniata Bmg. Tarazxacum offieinale Wigg. Mönchskopf. rom. Popode. — Auf Wiesen und an Wegen sehr häufig. Als blutreinigendes auf- lösendes Mittel in Gebrauch, vorzüglich aber im Frühjahre als Salat und Gemüse benützt. Sonchus palustris L. Sumpf-Gänsedistel, Hasenkohl, rom. Susai. — $. arvensis L., laevis L., rigidus Bng., alpinus Bing., oleraceus L. — Auf Aeckern, feuchten Wiesen, an Ufern der Flüsse, auch in Gärten und Weingärten häufig. Diese Pflanzen werden als Gemüse benützt, auch isst man gerne die abgeschäl- ten Stengel. Lactuca sativa L. Lattich., rom, Maroli. — Wird in ver- schiedenen Arten überall gezogen und zum Salat als auch zum Gemüse benützt. Auch die wilden Arten, besonders die juse Sprossen, werden häufig gegessen; deren kommen vor: L. vn vestris Lam. (L. scariola Hof.), virosa L., Augustana Bmg. sagittata W. et Kit., saligna L. Cichorium Intybus L. Wegwarte. rom. Schikoare. — Auf Wiesen, Brachfeldern, neben Zäunen, an Wegen häufig. Als auflösendes, blutreinigendes Mittel benützt. Die zarte Wurzel wird im Frühjahre häufig mit Zucker zu einem beliebten Dulzets eingesotten. Lappa major Gärtn. Klette. röm. Brustur. — L. fomentosa Lam. — An Zäunen und Wegen sehr häufig. Die Wurzel wird in der Abkochung gegen syphil. Krankheiten, Hautausschläge und als Waschung gegen Kopfgrind angewendet. Die frischen Blät- ter werden als Verband der Wunden und Geschwüre verwendet. Serratula tinctoria L. Färber-Scharte. rom. Palamide. — In Gebüschen bei Bakeu, auch bei Odobeschti, Porzeschti und Peu- neschti häufig. Man gewinnt aus dieser Pflanze eine rothe Farbe zur Färbung der Wolle. Noch kommt vor: $. centauroides Bmg., simplex Bmg. „ alpina Bmg., discolor Bmg. Carlina acaulis L. Stiellose Eberwurzel. rom. Turtie. — Auf Bergen und freien Waldplätzen, bei Bakeu, Piatra und Niamnzu häufig. Wird als magenstärkendes Mittel in Branntweinaufguss bäufig angewendet. Es herrscht auch unter dem Landvolke der Glaube, dass durch den Gebrauch dieser Pflanze die Fettleibig- keit befördert werde, wesshalb man auch dem magern Hornvieh 382 gerne diese Pflanze verfüttert. Noch kommt vor: 0. caulifera var. Bmg., vulgaris L. Carthamus lanatus Bmg. (Centrophyllum lanatum De C.) Saflor. rom. Schofranel. CO. tinetorius L. — Die erstere auf tro- ckenen sandigen Feldern bei Berlad, Faltzie, Tekutz; die zweite Art fast in allen Gärten der Landleute zum Gelbfärben der Wolle und des Leinengarns angepflanzt. Cyanus montanus Bmg. Flockenblume. rom. Slawok. — Auf Wiesen und Saatfeldern, an Wegen und sandigen Brachfeldern bei Galatz. C. segetum Bmg. kommt nur in der südlichen Mol- dau bis Berlad vor, von.da gegen Jassy aufwärts nicht mehr. Wird auch in Gärten gepflanzt. Erstere Species wird als Thee gegen Hämorrhagien, Diarrhöen und Dysenterie, besonders aber gegen Cyanöse der Kinder gebraucht. Noch kommt vor: 0. pa niculaiüs Lam. et Jacq., Cyanus atropurpureus Bmg., Jaceus Juss., phrygius L. et W., davon C. pumilus var. Bmg., austria- eus W., floseulosus Bing., variegatus Bmg., rupestris L., nanus Bmg., mollis W. et Kit., roseus Bmg., coriaceus Bmg., scabio- sus L. et Lam.. davon CO. badensis var. Bmg., orientalis Bing, solstitialis L. Bidens tripartita L. Zweizahn. rom. Doi Dinzi. Davon P. pumjla var. Bmg., minima Bmg., cernua L., radiosa Bıng., In sumpfigen Gegenden, an Pfützen und Wassergräben, an Tei- chen und am Abhange lehmiger Berge. Diese Arten werden zur Gewinnung einer bräunlich gelben Farbe für Wollgespinnst ver- wendet. Artemisia vulgaris L. Beifuss. rom. Pelin negru. — 4. pon- tica L. rom. Pelinitza und Pelinieza Mielului. A. scoparia W. et Kit. Diese drei Arten werden meist von den Landleuten selbst in grünem Zustande zu Kehrbesen gebraucht. A. campe- stris rom. Pelinitze de Kempu wird als Wundermittel von den Landleuten angewendet. A. abrofanum L. Eberraute. rom. Lemnu Domnului. A. Dracuneulus L. Dragant. rom. Tarhon. Beide Arten werden in Gärten gezogen und als Würze den eingesäuer- ten Gurken u. s. w. zugesetzt. Oft benützt man auch die A- Dracunculus zu Saucen und auch als Zusatz zum Essig und Senf des piquanten Aroma’s wegen. Tanacetum vulgare L. Rainfarın, Wurmkraut. rom. Witrize auch Kalaper. — T. Balsamita L., T. crispum Bmg. Die erste Species auf Brachfeldern, Wiesen, an Zäunen und in Weingär- 483 ten häufig; die zweite und dritte Species in Hausgärten der Landbewohner. T. incanım Bmg. am Serethflusse bei Galatz. Alle Arten als Wurmmittel in Gebrauch. Tan. Balsamita wird frisch zerdrückt auf Wunden angewendet. Alle angegebenen Ar- ten werden auch als Zusatz zu Bädern bei Neugeborenen, wie auch bei schwächlichen Kindern gebraucht. Petasites officinalis Gärtn. Hutkraut, Pestwurz. P. hybridus Peterm. Gärtn, ‘P. albus Gärtn. — Auf feuchten Waldwie- Sen, an Quellen und Waldbächen häufig. Diese Pflanzen werden Jung wie Kohl gegessen. Die Wurzel und Blätter werden auf pustala maligna angewendet, selbst auch gegen typhöse Fieber und Pest in Gebrauch. Auf Geschwüre jeder Art wendet man theils die zerquetschte Päanze, theils in Absud an. Bei ge- schwollenen Füssen des Hornviehes macht man auch Umschläge mit dem Absude. Noch kommt vor: P. alpinus Bmg., ramosus Bmg,, niveus Bmg., paradoxus Bmg. ? Gnaphalium arenarium L. Fadenkraut, Ruhrkraut. rom. Si- minok. — Auf Bergen und Wiesen, in der ganzen Moldau sehr häufig. Gegen Uterinkrankheiten, Diarrhöen und Dysenterien in Gebrauch. Wird selbst in Apotheken, wegen häufiger Nachfrage, gehalten. Noch kommt vor: G. huıteo-album L., sylvaticum L., rectum Smith, spurium L., pusillum Bmg., wliginosum L., Leöntopodium Scop., germanicum L., montanım Bmg., arvense Willd., gallicum Bimg., carpathicum Wahlenb. Mätricaria Chamomilla L. Aechte Feld-Kamille. ron. Ma- rund, auch Romanitza Kommt häufig an Zäunen, in Weingärten und auf Brachfeldern vor und wird, wie bekannt, auch in den Fürstenthümerh angewendet. Wird häufig verwechselt mit Chry- santhemum inodorum L., mit Anthemis arvensis L. und mit Au- themis Cotula L. Uhrysanlhemum atralum Bing. seu Pyrethrum (Leueanthemum atratum De C.) Schwärzliche Bertramwurzel, Wucherblume, Ch. Leiicanthemum L. (Leucanth. vulgare Läm., Matricaria Leucanth. Desv.) Weissblume. rom. Oki Boului, Ochsenauge. — An Wie- sen ad Wiesenrändern niederer Gebirgsgegenden. Wird zu Bä- dern und Uataplasmen, auch manchmal innerlich wie Kamille gebräucht. Nöch kommt vor: Pyretkeum seu Chrysanth. inodo- rum L., Pyr. ptarmicaefolium W., Ch. heterophyllum L., monfa- num L., rotundifolium L., segetum L., Halleri Sut. seu Pyr. Nlal- leri W. — Ch. alpinum L. seü Pyr. eaucasienm W., Pyr. neini- mum Bing., Pyr. macrophyllum W. (Aehillea 'mäcrophijlta L., 284 Chrys. macrophyll. Waldst. et Kit.), Ch. corymbosum L. seu Pyr. corymbosum W., P. Parthenium Smith seu Matricaria odo- rata Lam., Pyrethrum seu Chrys.- Tanaceti folium atque florum Jacobi Czihak, Szabo. Blüthe gelb, Blätter stark und weiss- behaart; in der Gegend von Galatz. Tussilago Farfara L. Huflattig. rom. Podbal. — Am Ab- hange von lehmigen Hügeln, an aufgeworfenen Gräben, am Rande der Bäche sehr häufig. Die Blätter und Blüthen werden in Ab- kochung gegen Husten, Brustbeschwerden und Lungenschwind- sucht häufig angewendet. Die frisch abgeschabten langen Wur- zeln sollen leichtsinnige Dirnen zum mechanischen Abtreiben der. Frucht benützen. Inula Helenium L. Alant und I. dysenterica L. rom. Jarwa mare. — An Zäunen, in Weingärten und auf Brachfeldern häufig. Die Wurzel der ersten Species wird in Stücke geschnitten auf Faden gereihet und getrocknet, dann zum Räuchern in Zimmern gegen Vertreibung der Schnacken mit Vortheil angewendet, auch hie und da der Branntweinaufguss gegen Colik gebraucht. Die zweite Species wird als Decoct gegen Diarrhöen und Dysenterien, auch gegen Leucorrhöen gerühmt. Noch kommt vor: I. -Oculus Ohristi L., Britanniea L., germanica L., saliema L., hirta L., ensifolia L., hybrida Bing., montana L. Arnica montana L. Wohlverleih. rom. Arnike. Häufig auf Gebirgswiesen. Wird gegen nervöse Krankheiten, Diarrhöen, Dysenterien, auch gegen Struma der Bergbewohner häufig ange- wendet. Noch kommt vor: A. alpina Bmg., scorpioides Bm$. (Doronicum scorpioides W.) und A. Doronieum Bing. . Achillea Millefolium L. Schafgarbe. rom. Koada Schoariku- lui, Mäuseschwanz. — A. dıstans L., A. magna L. — Auf Brach- . feldern, an Wegen und auf Wiesen sehr häufig. — Das Infusum gegen profuse Hämorrhoiden, Uterinblutungen, Scorbut, Blut- harnen oft in Gebrauch, der sich auch auf die Hausthiere er- streckt. Die frische Pflanze mit Fett zerstampft wird auf Wun- vn bei Menschen und Hausthieren angewendet. Noch kommt : A. lingulata L., Claveımae L. (Ptarmica Clavennae De 0.) Deckinzia Bing., nobilis L., nioschata W ulf., sefacea Bmg, rea Szabomis J. Czihak. — Mit goldgelben glänzenden Blumen, Stängel und Blätter mit weissen seidenartigen Haaren dicht be- setzt. Kommt in der Gegend von Galatz vor. Anthemis arvensis L. Unächte Acker-Kamille. rom. Maruka. Auf Aeckern und Brachfeldern häufig. Wird manchmal wie Ma- 283 - tricaria Chamomilla, vorzüglich zu Bädern benützt. A. tinctoria L., Färber-Chamille, gibt mit Alaun versetzt eine schöne gelbe Farbe, (ie von den Bäuerinnen angewendet wird. Auch als tonisch reizendes Mittel gebraucht. Noch kommt vor: A. nobilis L. Edle, römische Chamille. rom. Romaniza mare. A. saxatilis Bimg., alpina L., austriaca Jacq., Cotula L., ruthenica MB. Helianthus annuus L. Sonnenblume. rom. Floare Soarelui, auch Soara Soarelui. — Wird in Gärten, auch auf Feldern häufig‘ gezogen. Aus den Samen wird ein Oel gepresst, das sowohl zum Essen als zum Brennen benützt wird. Hel. tuberosus L. Knollige Sonnenblume, auch Erdbirne rom. Guli. Wird von den Landleuten angepflanzt, die Knollen gerne roh und gekocht auch in Asche gebraten, gegessen. In feinerer Küche wird diese Frucht nicht verwendet. (Fortsetzung folgt.) Personalnachrichten. "Dr. Moore, Curator des botanischen Gartens der kgl. bota- nischen Gesellschaft zu Glasnevin bei Dublin ist für seine wis- senschaftlichen Leistungen von der Universität Zürich zum Dr. phil, ernannt worden. . Dr. Martin Martens, Professor der Botanik zu Löwen, be- kannt durch seine Arbeiten über die von Galeotti aus Mexico mitgebrachten Pfanzensammlungen, ist am 8. Febr. gestorben. ‘ Der congres’des societes savantes hat in seiner im grossen Amphitheater der Sorbonne am 11. April gehaltenen Sitzung den Abhandlungen, welche Schimper und Köchlin-Schlumber- ger:in den Schriften der naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Strassburg über die fossilen Pflanzen aus der Uebergangsforma- tion in den Thälern von Thann und Burbach in den Vogesen veröffentlicht und mit dreissig schönen Tafeln ausgerüstet haben, die goldene Medaille zuerkannt. 4 288. Ä ” Hofrath Prof. Dr. Seubert ist "zum Director des Polytech- nikums in Carlsruhe gewählt und bestätigt worden. Botanische Notizen. Waterhouse, der Stuart auf seiner letzten wichtigen Reise durch den australischen Kontinent als Botaniker begleitete, ist im Begriff, eine Brochüre über diese Reise herauszugeben. Dr. Müller in Melbourne ist mit der Bestimmung der auf der Expedition von Waterhouse gesammelten Pflanzen beschäftigt. Mäximowicz, Seitens des kaiserl, botanischen Gartens in Petersburg nach Japan gesendet, hat die Erlaubniss von den Be- hörden nicht erhalten können, das Innere des Landes zu berei- sen. Dagegen hat er seinen eingelernten Diener und ebenso auch japanesische- Gärtner nach den gebirgigen Theilen des In- nern abgeschickt und auf diese Weise reiche Sammlungen von lebenden Pianzen und Samen zu Stande gebracht. Das Herba- rium enthält schon an 1700 Arten japanischer Pflanzen. Auch hat er einige Bücher gekauft, in denen die Pflanzen des Landes abgebildet und beschrieben sind. Aufruf zur Gründung eines cryptogamischen Reisevereins. 1.. Der Verein gründet sich auf Gegenseitigkeit und hat zum Zweck: die wissenschaftliche, phytogeographische Erforschung zumal derjenigen Ländertheile in Europa, welche sich der bis- herigen Untersuchung entzogen oder doch nur sehr oberflächlich gekannt sind. 2. Zur Erreichung dieses Zweckes soll der Reisende neben der streng wissenschaftlichen Forschung auch das Sammeln des: Materials in mehrfachen, möglichst instructiven Exemplaren im Auge behalten, um den Theilnehmern die Belege der Beobach- tung, resp. Entdeckung und zugleich ein Aequivalent für die Beiträge bieten zu können. 3. Die Reisen theilen sich nach den verschiedenen Haupt- abtheilungen der Kryptogamen in bryologische (einschliesslich. der Lebermoose und Farrn), in lichenglogische, algologische (ein- schliesslich der Charen und Meeralgen) und mycologische. RT, 4. Zu Reisenden eignen sich nur junge, gesunde, kräftige Männer, welche in dem Zweige der Kryptogamie, für welchen sie engagirt werden, vollständig orientirt sind, ihre Aufgabe nicht nur begreifen, sondern auch zu lösen im Stande sind und — wo möglich — bereits Proben ihrer Befähigung abgelegt haben. Da der Verein besonders die phytogeographischen Verhält- nisse im Auge hat, so ist es durchaus nothwendig, dass der Reisende auch insoweit Geognost und Physiker sei, um die geo- gnostischen und physischen Verhältnisse genau beurtheilen zu können. 5. Die Zeit und Dauer der Reise würde sich natürlich nach der Entfernung der Gegendesf richten, die besucht werden sol- len, doch würde sie sich für gewöhnlich nicht über 3 bis 4 Sommermonate ausdehnen. 6. Der jährlich zu entrichtende Beitrag ist auf 4 Thlr. Pr. Cour. (= 15 Franes, — 6 fl. Oestr., = 7 Fl Rhein.,) festgesetzt "worden. Bleibt das Resultat nnter dem Werthe des Beitrags, so hat der Beitragende ein Guthaben auf das nächste Jahr. Ue- bersteigt das Resultat den Werth des Beitrages, sq hat das Mit- glied nach Vertheilung der Sammlungen die Verpflichtung pro rata einen Supplementbeitrag zu zahlen. Dieser würde den Grund zu einer Vereinskasse legen, mit deren Hilfe später ver- hältnissmässig grössere Reisen — ohne die Beiträge zu erhöhen — gemacht werden könnten. Jeder kann für seine speciellen Interessen subscribiren. 7. Die Beiträge sind im Januar einzuzahlen: für Sachsen, Preussen etc. bei Dr. L.Rabenhorst in Dresden; für Oester- reich bei J. Nave in Brünn; für Bayern, Baden etc. bei Fr. Arnold, Assessor in Eichstädt in Bayern; für Frankreich, Belgien, Holland, Schweiz etc. bei Prof. Buchinger in Strass- burg gegen Empfangnahme einer Vereinsquittung. 8. Ueber den Modus der Wahl der Localität, die besucht werden soll, erwarten wir geeignete Vorschläge. 9, Der Reisende ist verpflichtet, alle 3—4 Wochen einen Reisebericht zu liefern, der durch eine verbreitete Zeitschrift publieirt wird. 10. Die Bestimmung und wissenschaftliche Bearbeitung des ge- sammelten Materials wird von dem Reisenden nach seiner Rück- kehr unter Zuziehung von Monographen etc. besorgt, desgl. die Vertheilung des Materials an die Mitglieder und den Schluss bildet ein vollständiger in sich abgeschlossener Bericht. 288 P. P. Diesem allgemeinen Aufrufe schliesst sich, da die Zeit schon zu weit vorgerückt ist, um auf die Wahl der zu bereisen- den Gegend und des Reisenden selbst. näher einzugehen, ein spe- cieller an zu einer bryologischen Reise in diesem Jahre, welcke von dem rühmlichst bekannten Bryologen Herrn. Dr. Molendo in München ausgeführt wird. Derselbe wird die Marmolatta im südlichen Tyrol und den Orteler für diesen Sommer in Angriff nehmen. Wir fordern zunächst das bryologische Publicum hier- "mit ergebenst auf, sich baldigst zur Theilnahme zu entschliessen und den ersten derartigen Versuch recht zahlreich unterstützen zu wollen. Alle Bedingungen sind in vorstehendem Statut bereits dargelegt. \ L. Rabenhorst. W. Ph. Schimper. Anzeige. In der Fr. Wagner’schen Buchandlung in Freiburg er- schien soeben: . Führer dnrch die Flora von Freiburg. Verzeichniss der in ihrem Gebiete wildwachsenden Gefässpflan- zen mit Angabe ihrer Standpunkte und Blüthezeit, zum Ge- brauche auf botanischen Excursionen von J. Schildknecht, Lehrer an der höheren Bürgerschule in Freiburg. Mit einem Vorworte von Dr. A. de Bary, Professor der Botanik an der Universität iu Freiburg. Preis 1 fl. 20 kr. oder 24 ngr. . Zur Nachricht. Während der ersten Hälfte des Monats Juli halte ich mich in Samaden im Oberengadin auf, wo bereits einigeEntomologeh verweilen (freilich vom Wetter nicht begünstigt). Andere haben ihr Eintreffen in Aussicht gestellt. Es wäre schön, wenn eine gemeinschaftliche Rückreise durchs Münsterthal über das Wormserjoch und Meran nach Innsbruck zu Stande käme. Darauf bezügliche Anfragen wären an mich nach Samaden (Gasthaus von- Fanconi) vor Mitte Juli’s zu adressiren, Geschäftsbriefe und Bestellungen aber nach Regensburg. Dr, Herrich-Schäfter. —— Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch druckerei (Chr. Krag’s Wittwe) in Regensburg. FLORA JE 19. Regensburg. Ausgegeben den 7. Juli. ' 1863. Inhalt. H.R. Göpperti: Aus dem botanischen Garten zu Breslau, — Ch. Darwin: Ueber das Vorhandensein zweier Formen bei gewissen Arten der Gattung Linum. — Ueber das Pflanzengelb. — J. v. Czihak und J. Szabe: Heil- und Nahrungsmitiel, Farbstotie, Nutz - und Hausgeräthe, weiche die Östromanen — Moldauer und Walachen — aus dem Pllanzenreiche gewinnen. — Botanische Notizen. — Personalnachrichten. — Verzeichniss der im J. 1883 für die Sammlungen der kgl. -bot. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. . I, _ ı “ . U. "Aus dem botanischen Garten zu Breslau. Von H.R. Göppert. (Breslau den 15, Juni 1863.) Um die allgemeinere Verbreitung der Cultur der offizinellen Gewächse und somit ihre Kenntniss zu befördern, habe ich ihnen ausser den anderen den botanischen Gärten obliegenden Verpflichtungen schon lange Zeit hindurch besondere Berücksich- tigung gewidmet und nun vielleicht diejenigen zusammengebracht, welche etwa gegenwärtig im Handel und anderweitig zu erlangen sind, In der hier beifolgenden Abhandlung „Die officinellen Gewächse europäischer botanischer Gärten ete. Hannover 1863“ (39 $.), einem besonderen Abdruck aus dem Maiheft des Ar- chives der Pharmacie von Dr. Bley, versuchte ich die diesfallsigen Resultate zusammenzustellen und füge zu gütiger Aufnahme in die Flora als eine Art Erläuterung die Angabe des Inhaltes eines vor Kurzem für tropische officinelle Ge- wächse erbauten Gewächshauses bei, welches bei 70 Fuss Länge, 16 bis 20 Fuss Breite und 12 bis 18 Fuss Höhe auch noch ge- nug Platz darbietet, um zu Demonstrationen für eine grössere Zahl von Zuhörern benutzt werden zu können. Die mittlere Ab- theilung enthält ein Bassin zur Aufnahme von Nymphaeaceen und anderer Sumpf und Wasserpflanzen wärmerer Regionen, wie z. B. Saccharum offieinarum L., Sacch. violaceum Juss., Oryza sativa, Bambusa arundinacea L., Musa Cavendishii ete., deren Flora 1868. 0 290 Blüthen und Früchte sieh in gut verschlossenen Gläsern daneben befinden. Ferner: Zingiber offieinale Rose. (Rhiz. Zingiberis), Zingiber Zerumbet Rose. (Rhiz. Zerumbet), 2. Cassumunar Roxb. (Rh. Cassumunar vel Zedoariae hiteae), Kämpferia Ga- langa L. (Ihiz. Galangae), K. rotunda L. (Rh. Zedoar. rotundac); Cureuma longa L. (Rhiz. Cureumae), ©. Zedoariae L. (Rhiz. Ze doariae), Alpinia nutans Rose,, Amomum Cardamomum L. (Fruct. Cardam: rotundi), 4. aromatieum Roxb. (Fr. Cardam. longi), Maranta arındinarea L. (Amylum Marantae), dann von den Or- chideen, Vanilla aromatica planifolia und gujanensis (Fruct. Vanillae et Fruet. Vanillae pomponiae). Die davon stammenden offieinellen Dreguen dabei in Gläsern auf Etageren von leichtem Drathgeilecht. In der Nähe ferner Gossypium religiosum L., ker- barewm L. und arboreum L. nebst 25 Sorten gelber und weisser Baumwolle aus verschiedenen Gegenden Indiens, dabei noch viele Gewebe anderer tropischer Pflanzen aus den Familien der Pal- men. Museen, Pandaneen, Bromeliaceen, Malvaceen, Bomba- ceen, Apocyneen, Urticeen u. s. w. ebenfalls in Gläsern. In einem der an den mittleren Theil sich anschliessenden Seitenflügel kultiviren wir von Palmen (dabei zugleich wie bei allen folgenden die Droguen so wie alıch oft noch Blüthen und Früchte in wohlverschlossenen Gläsern) Cocos nueifera (Früchte und Blüthen), Cocos lapidea Gärtn., Areca Catechu (Catechu bengal ), Calamus Rotang, Draco (Sanguis Draconis), Sagus Ruffia Jacg, (Sago), Hyphaene eueifera G., Elais gwineensis Jacg. und Cocos butyracee Mart. (Blüthen und Früchte, Ol. Palmar.) Coper- micia cerifera und Klopstockia cerifera (Cera); die übrigen Palmen, wie sämmtlicke Cycadeen an 20 verschiedenen Arten nebst ıhren Produkten in 2 anderen grossen Häusern. Ferner Taccaceae: Tacca pimnetifida Forst. (Amylum); Piperaceen: Piper nigrum (Fruet. Piper nigr. et: alb.), Chavica Betle Miq., Ch. Roxburghii Miq. (Fr. Piper longi), Enckea reticulata Mig. (Rad. Jaborandi), Cubeba offieinalis Mig. (Fr. Cubeh.), Arth. elongeta Mig. (Folia Maticae); Moreae: Fieus Benjamina L., religiosa L., indica L. und infertoria (Gummi Laccae), F. elastira L. (Resina elastica), Borstenia Contrayerva. L. (Rad. Contrayervae); Artocarpene: Ce siilloa elastica (Resina. elastica von Gostarica), Antiaris toxicarta Ieschen. (Upas Antiar-Baum); Antiaris sareidora Lindk; Ar- torarpns iutegrifolia L. (Brodfrucht), Galactodendron uhle (Kub- banmy; Polygomeae: Oorrolaba uvifera (Kino oecidentale); Law yinene: Gomamomseon zeylanicum N ab BE: (Cork, Ginnem. acut.), 201 C. Cassia N. ab E. (Cort. Cassiae lignae), O. dulce (Fl. Cassiae?), C. aromaticum N. ab E. (Cort. Cassiae ligneae), C. ewealyptoides N. ab E. (Fol. Malabathri?); Persea gratissima Gärtn. (Avo- gado-Frucht); Agathophyllum aromaticum (Nuces caryophyllatae v. Ravensarae); Rubiaceae: Crphaelis Ipecaeuanha L. (Rad. Ipec, gryseae), Uhiococca racemosa Jacq. (Rad. Caincae); Cincho- neae: Psychotria Iucumaefolia, magnoliaefolia, undulata Jacq. (Rad. Ipec. nigrae), Condaminea macrophylia und O. corymbosa DC., Cinchona Condamine« Lam, (Cort. Chin. Loxa), CO. lanei- folia R. et P. (Cort. Chin. fuse.), O. tujucensis Karst. (Cort. Cinch. Maracaibo), ©. micrantha R. et Pav. (Cort. Chinae Huanuco), C. Calisaya Wedd. (Cort. Chin. reg.), Ü. pubescens Vahl. (Cort. Chin.), ©. sueeirubra -Wedd. (Cort. Chinae ruber), CO. nitida R. et Pav., C. purpurascens Wedd. (Quinquina blanco de Loxa); von Exostenma wenigstens eine Art; Ex. macrophyllum, die Mut- terpflanze von Cort. Chin. St. Luciae, E. floribundum, habe.ich jüngst verloren, Luctlia Pinceana und L. gratissima Sweet, Hymenodictyon. ihyrsiflorum Wall. liefern die nicht in Europa gebräuchlichen Cort. Chin. nepalensis; Strychneae: Sfrychnes nuz vomica L., (es glückte nach vielen vergeblichen Versuchen mit den Samen des Handels endlich aus von Hrn. Reg.-Rath Wi- chura aus Java mitgebrachten Samen eine Pflanze zu erzielen), ‘St. Tieut&Leschen. (Pohon Upasgift); Apocyneae: Tanghi- nia madagascariensis, der berüchtigte Madagaskar - Giftbaum ; CGordiaceae: Cordia Myxa L. (Baccae Myxae), Ü. Sebestena L., (Baceae Sebestenae); Convolvuleae: Ipomaea Purga L. (Rad. Jalappae), I. Scammonia (Scammonium); Sapetaceae: Sapota Mülleri Blackrode (Gutta percha von Surinam), die in- dische Mutterpflanze Isonandra Gutta Lindl. habe ich verloren; Ebenaceae: Diospyros Ebenum (Lignum Eben. nigrum); My- risticeae: Myristita. moschata fehlt augenblicklich, dagegen M. Bicuiba Mart. (Ol. Bicuibae) vorhanden; Bixaceae: Bias Orellane (Orellana Orleans); Büttneriaceae: Theobroma Carao L. (Fruet. et Ol. Cacao); Sterceuliaceae: Adansonia digilata L. (Frucht und Holz); Clusiaceae: Xanthochymus' ovalifolius Roxb. (Gutti von Tenasserim), X. pictorius (G. Gutti Mysore?), Garvinia Cona Roxb., Hebradendron cambogioides Grah. (G. Gutti Zeylonense); Canellaceae: Calophyllum Madrunno H. et Bpl. (Tacamahaca Brasil.), ©. Calaba Jacgq. (Tacam. Indiae oc- eident.), Canella alba Murr. (Cort. Canellae albae); Meliaceae: Carapa gujanensis Aubl. (Ol. Carap. anthelminth.), Guarea tri- ' 19 * d‘ 292 chiloides L. (Drasticum); Cedrelaceae: Üedrela odorata L., C. febrifuga Bi. und ©. montana Karst. (Cortie. antefebriles), Seie- lenia Mahagony L. (Cort. et Ligen. Mahag.); Erythroxyleae: “ Erythroxylon Coca Lam. (Fol. Coeae); Sapindaceae: Sapindus Saponaria L. (Nuculae Saponar., Paulinia Curare H. et B. [?]) (Curaregift); Rhamneae: Zizyphus Jujuba Lam. (Baceae Jujub indie.); Euphorbiaceae: Cicca disticha L., Jatropha Curcas (Sem. Cataput. major), J. Mauihot L., J. Janipha Kunth., d. Aipi Pohl (Amylum Tapiocca). Croton Eluteria Sw. (Cort. Cas- carillae); Anacardiaceae: Spondias lutea (Acajou-Holz), Ana- cardiun: occidentale L. (Sem. Anacardii veeid.); Burseraceae: Bursera gummufera Jacq. (Resina Carannae): Simarubeae: Simaruba Cedron Planch. (Sem. antefebrilia), Qrassia umara L., (Cort. et lign. Quassiae surinam.), Simaruba excelsa DC. (Cort. et Lign. Quassiae excelsac); Divsmeae: Gaulipeu Cusparia St. Hil. (Cort. Angusturae verae). überdiess noch @. odoratissimaL dl., pentandra W., macrophylla St. Hil.u. @. orata; Zygophylleae: Guajacım offieinale L. et jamaicense Tausch. (Cort, et L. Guajaci), G. arboreum DC. (Lign. sanetum); Combretaceae: Terminalia belleriecu Roxb. (Fr. Myrobal. beller.); Lythrarieae: Lawsonia alba L. (Rad. Alcannae verae); Myrtaceae: Melaleuca Leuca- dendron L. (Ol. Cajaputi), Myrtus Pimenta L. (Sem. Amomi), Caryophylius aromatieus L. (Caryophylli et Anthophylli), Lecythis Ollaria (Topfbaum), Bertholletia excelsa H. et B. (Para- nüsse), von letzteren beiden Arten auch die höchst eigenthüm- lichen Früchte; Papilionaceae: Indigofera Anl. L. und I. tinctoria L. (Indigo), Dipterix odorata L. (Fabae Toncae), Myro- zylon frutescens 1g. (Bals. Peruv. ?); Caesalpinieae: Guilan- dina Bonduc L., Cuesalpinia chinata (Lign. Fernambuci), Tama- rindus indica L. (Fr. Tamarindorum), Haematoxylon campechia® num L. (Campecheholz), Hymenaea Courbaril L. (Resina Copal mexic.), H. stilbocarpa Hayne (Resina Copal brasil.), Copaifera offieinalis (Bals. Copaivae), Oassia Fistula L. (Fruct. Cassiae Fi- stulae) C. brasil. (Fruct. Cassiae brasil.), Andira inermis H. & B. (Cort. Geoffroyae jamaic.); Mim oseae: Prosopis juliflora DC. (Gummi Mimos. Indiae oceid.), Acacia vera W. (Gummi arabic., Senegal), Acacia horrida (G. Mim. capensis). or 293 On the existence of two forms, and on their reciprocal se- xual relation, in several species of the genus Linum. By Charles Darwin. (Journ. of the proceedings of the Lin- nean Society. Botany Vol. VII. pag. 69.) — Ueber das Vorhändensein zweier Formen und über ihr gegenseitiges Geschlechts- Verhältniss bei gewissen Arten der Gattung Linum. Linum wsitatissimum bietet zwei Formen dar, die fast in gleicher Zahl vorkommen und sich im Bau wenig, bedeutend aber in ihrer Verrichtung unterscheiden. Die Verschiedenheit beschränkt sich nämlich auf die Stengel. Die eine Form hat doppelt so lange Griffel und Narben als die andere. Fin wich-' tigerer Unterschied ist noch der, dass bei der kurzgriffligen Form die Narben weit auseinander fahren, während sie bei der lang- griffligen fast aufrecht stehen. In dieser letzteren Form: variirt jedoch die Länge der Narben beträchtlich, nichts desto weniger aber ist die Unterscheidung beider Formen leicht, denn, abge- sehen von dem Auseinanderfahren, reichen die Narben bei der kurzgriffliigen Form eben nur bis an die Basis der Antheren. Im Pollen ist dabei, sowie in der Länge und Form der Narbenwärz- chen kein Unterschied, nur stehen diese nach Verschiedenheit’ der Narbenlänge gedrängter oder weitläuftiger, womit im ersten Falle eine tiefere Färbung sich verbindet. In Anbetracht der ge- ringen und veränderlichen Unterschiede dieser beiden Formen ist es nicht überraschend, dass sie bis jetzt übersehen wor- den sind. Im Jahre 1861. brachte D. auf die Stigmata von zwölf Blu- men der langgriffligen Form den Pollen von kurzgriffligen und diese gaben sechs wollbeschaffene Früchte. Die beiden Pfan- zen, an denem dieser Versuch vorgenommen wurde, hatten noch viele andere Blumen, aber sie waren alle unfruchtbar, obgleich die Stigmata dicht mit ihrem eigenen Pollen bedeckt waren. Nicht sonderlich günstiger fiel das Resultat bei anderen Pflanzen der langgriffligen Form aus, selbst wenn sie in der Nähe von kurzgriffligen standen, sobald sie sich selbst überlassen blieben. Dagegen aber gaben namentlich in dem letzteren Falle die kurz- griffigen Blumen reichliche Früchte. Hieraus schien hervorzu- 294 gehen, dass die letzteren mit ihrem eigenen Pollen fruchtbarer seien als die ersten, D. glaubte aber, dass dieser Unterschied von einer bestimmten UrSache herrühre, nämlich von der Ein- wirkung der Insekten. Schon an sich sind die auseinanderfah- , renden Narben .in den kurzgriffligen geeigneter zur Aufnahme des Pollens von kleinen Insekten als die aufrechtstehenden in den langgriffligen, und da diese wieder in weit grösserer Zahl vorhanden waren, so war wiederum die Uebertragung des Pol- lens von diesen auf die kurzgriffligen Narben häufiger als um- gekehrt. Un diese Frage zur Entscheidung zu bringen, stellte D. 1862 wiederum Versuche mit einer gleichen Zahl Pflanzen von beiderlei Blüthenformen an, wobei er aber die Vorsicht gebrauchte, dass die Insekten durch ein Netz abgehalten wurden. Von der lenggriffligen Form gaben 17 Pflanzen mit mehr als 100 Blumen, sich selber befruchtend, nur drei Kapseln, von denen eine keine, und jede der beiden anderen 5 gute Samen enthielt; dagegen lieferten 14 Blumen, die D. mit Pollen von der kurzgriffligen Form betupft hatte, 11 schöne Früchte, von denen jede 8 Sa- men und darunter 5 dem Anschein nach gute enthielt, während das Maximum der Production 10 Samen für jede Kapsel beträgt. Die 17 Pflanzen der kurzgriffeligen Form gaben, sich selbst über- lassen, nur 15 Kapseln, von denen 11 guten Samen enthielten und zwar durchschnittlich 4; dagegen aber brachten 12 Blumen, betupft mit dem Pollen der andern Form, 7 schöne Früchte her- vor, von denen jede 7 und darunter 4 gute Samen enthielt. Hiernach steht also fest, dass die kurzgriffligen Blumen mit ihren eigenen Pollen besser fruchten als die langgriffligen, die beinahe als unfruchtbar erscheinen, aber auch bei den ersteren wird die Fruchtbarkeit durch die Application des Pollens von der anderen Form erhöht. Nun untersuchte D. die Wirkung der zweierlei Pollen auf die Narben jeder der beiden Formen. Hiebei fand er, dass im Allgemeinen nur der ungleichnamige Pollen seine Röhren hinein- trieb, nicht aber, oder doch nur unbedeutend der gleichnamige. Obgleich die Pollen beider- Formen unter dem Mikroskop nicht zu unterscheiden und auch die Narben nicht sonderlich verschie- den sind, so ist doch ein grosser Unterschied in der Thätigkeit beider Pollen und beider Narben offenbar. Die Ursache dieser merkwürdigen Thatsache ist schwer anzugeben. Vielleicht, meint D., erkennen die ungleichnamigen Pollenkörner und Narben ein- 295 ander, welches Verhältniss mit demjenigen übereinstimmt, so die verschiedenen Arten der nämlichen Gattungen, oder. aueh einer verschiedenen Gattung gegen einander haben. Bei Linum perenne ist dieser Dimorphismus beträcktlicher und deshalb auch schon von verschiedenen angeführt worden. Dabei ist auffallend, dass in der langgriffligen Form die Narben- fläche nach Innen, in der kurzgriffligen nach Aussen gekehrt ist. ‚Zu den Versuchen dienten 12 langgriffige und 14 kurzgrifflige Pflanzen, die, mit Ausnahme eines Exemplares von jeder Form, mit einem Netze bedeckt waren. Zwölf langgriffiige Blumen wur- den humomorphisch mit gleichnamigem Pollen befruchtet und 12 andere heteröinorphisch mit solchem von der kurzgriffiigen Form; jene brachten keine einzige Kapsel, diese deren 9 mit durch- schnittlich 7 guten Samen. Bei einem zweiten Versuch mit einer gleichen Zahl kurzgriffliger Blumen wurde dureh die homomor- phische "Befruchtung eine Kapsel mit 3 guten Samen, durch die heteromorphische aber 9 Kapseln erzielt, von denen eine schlecht: war, während die 8 anderen durchschnittlich 8 gute Samen ent- hielten. Von den Pflanzen, die sich selbst überlassen blieben, brachten die 11 langgriftligen unter dem Netze nur 8 Kapseln mit 13 Samen, die 13 kurzgriffiigen dagegen 12 Kapseln, jede mit 5 Samen. Von der ungeschützten Pflanze gab die der -er- steren Form, obgleich die Pflanze sehr klein und schwächlich war, 5 gute Kapseln, die der anderen dagegen 12. Wie bei Zin. grandiflorumn. sind also auch hier die kurzgriffigen :Pflansen it ihrem eigenen Pollen fruchtbarer als die langgriffligen. Im Ge- gensatz aber zu Lin. grandiflorum ergab sich hier die merkwür- dige Thatsache, dass die Pollenkörner beider Formen von Lin. perenne, auf die Narben der gleichen Form, ihre Röhren in diese eintrieben, aber nicht immer Fruchtbildung herbeiführten. Aus diesen Versuchen schliesst nun D., dass ss ein Mittel geben müsse, wodurch die Natur eine Befruchtung zwischen uß- gleichnamigen Formen bewirkt. Nach seimer Meinung -sind ‚46 die Insekten. Dem Winde schreibt er dabei einen weit gefinfe- ren Einfluss zu, als bisher allgemein angenommen worden ist. Er lässt diesen nur in einigen bestimmten Fällen zu, bei Beson- derheiten im Verhältnisse der beiden Bafruehtwngktheile, in ihrer Bildung, in der Beschaffenheit der Blumenhüllen u. s. w. : In dieser Ansicht bestärkt ihn :beseaders noch ziie Veräudertmg, weiche bei dem langgriffligen Lin. ‚perenne die Stellung :der Nar- ben durch die vollständige :Entwiekelung der ‚Blumen erleidet, 296 indem sie dabei sich von Innen nach Aussen drehen und sie in eine Lage gebracht werden, wo sie den Pollen, der an dem Kö- cher eines nectarsuchenden Insectes haftet, unausbleiblich auf- nehmen. Bei Lin. flavum zeigt sich der Dimorphismus gleichfalls, je- doch konnte D. damit keine Versuche anstellen, aber wie er be- richtet, beabsichtigt Crocker, ein aufmerksamer Beobachter, sie im gegenwärtigen Sommer auszuführen. Ausser den drei hier angeführten Arten von Linum sind, ab- gesehen von denen, die durch verschiedene Botaniker von Zin. perenne abgetrennt worden, nach Vaucher L. gallicum, L. ma- ritimum und-_L. sticlum, und nach Planchon L. salsoloides di- morphisch und sicher auch noch verschiedene andere Arten, da dieses Verhältniss ja bei so gemeinen Gartenpflanzen wie Lin. grandiflorum und flavum so lange übersehen worden ist. Andere Arten sind dagegen entschieden nicht dimorphisch, wie z. B. L. catharticum , wo D. stets Staubfäden und Narben von fast glei- cher Höhe in allen Pflanzen fand. Dasselbe war der Fall bei L. usitatissimum oder L. angustifolium, welches D. in der Nähe von Torquai wild wachsend fand. Dass in einigen Fällen dieser Dimorphismus ein Schritt vor- wärts zur vollständigen Trennung sein möge, will D. nicht be- streiten, aber gute Gründe können- dafür angeführt werden, dass zwischen jener und der Neigung zu einer diöcischen Structur kein nothwendiger Zusammenhang besteht. „Wiewohl ein Vor- theil gewonnen wird durch die unausbleibliche Kreuzung der di-, morphischen Blumen, so bewegen doch zahlreiche anderweitige analoge Thatsachen mich zu dem Schlusse, dass irgend ein an- deres, noch ganz unbekanntes Naturgesetz ‚hierin dunkler Weise uns vor Augen gestellt werde.“ Mit diesen Worten schliesst D. den Bericht über seine Versuche, die wiederum Zeugniss able- gen, von dem’ ausserordentlichen Fleisse und der grossen Aus” dauer, mit denen dieser geniale Naturforscher dunkle Fragen ZU lösen bestrebt ist. Ueber das Pflanzengelb. . Die Hülsen der Getreidesamen enthalten nach Stein (Leo- poldina, Heft 4, S. 24) denselben Farbstoff wie das Stroh, Grund- lage zugleich und Residuum des Grünen, denn das Phytochlor 297 entsteht, wenigstens zum grossen Theile, indem sich mit dem gelben Farbstoff ein blauer verbindet. Der gelbe gehört zum Typus Pflanzengelb, Phytomelin oder Melin schlechtweg, welches Repräsentant einer Gruppe von Körpern ist, die unter einander in ganz ähnlichen Beziehungen stehen wie die Zuckerarten und auch eine diesen ähnliche Zusammensetzung besitzen. Sie sind wssserarme Kohlenhydrate. Bemerkenswerth ist, dass sie schwa- che Bitterstoffe sind, und dass auch der Zucker einen bitteren Geschmack annimmt, wenn man ihm so viel Wasser entzieht, dass er sich in seiner Zusammensetzung den Kößpern der Melin- gruppen nähert. Dem Farbstoffe des Strohes scheint es sonach zugeschrieben werden zu müssen, dass die Butter bei vorhetr- schender Strohfütterung einen deutlich bitteren Geschmack an- nimmt, so wie sie auch vom Pflanzengelb ihre Farbe erhält. Das Melin, C®* H“ 0%, in Ruta graveolens, den Knospen der Sophora Japonica u. A., das Quercimelin, cs H® 0°, in der Rinde von Quercus tinctoria und das Anthomelin, C°* H?' 0°, in den Blüthen von Acacia pseudacacia vorkommend, sind Glucoside, d. h. solche organische Verbindungen, welche durch die Einwirkung von Schwefelsäure oder gewisser Fermente und Wasser in Zucker und einen oder mehrere andere Körper zer- legt, „gespalten“ werden. Das Meletin, C’ H? 0°, eben das Spaltungsproduet der Melinarten, ist selbst wieder ein gelber Farbstoff von grösserer Schönheit und Beständigkeit als das Melin selbst und ebenso verdient es auch mit mehr Recht als das letz- tere ein Bitterstoff genannt zu werden. Ferner ist es gleichfalls der Typus einer Gruppe, der Meletingruppe, zu welcher der Farbstoff des Gelbholzes, das Morin und sehr wahrscheinlich auch die im Jaune indien enthaltene Euxanthinsäure. Damit identisch oder doch ein Glied der Gruppe sind ferner der Farb- stoff des Wau, von Reseda lıteola, der persischen Beeren, von mehreren Rhamnusarten und der Früchte von Hippophaö rham- noides. Die Glieder beider Gruppen werden durch Behandlung mit Natrium-Amalgam in salzsaurer alkoholischer Lösung in einen rothen Körper verwandelt, den Stein Paracarthamin nennt, weil er eine dem Farbstoffe des Saflors ähnliche Zusammensetzung hat. Dieser Körper ist dadurch charakterisirt, dass er nur in saurer Lösung roth ist, durch Alkalien aber grün wird, und möglichst frei von Säure scheint er eine braune oder gelbbraune Farbe zu besitzen. Dieselben Reactionen zeigen mehrere natür- 288 lich vorkommende Farbstoffe, wie der der Georginen, der Rinde von Cornus sanguines, die bekanntlich zuerst grün ist, dann roth und dann grün wird. Ebenso rührt die Farbe der herbstlichen Blätter von Vitis quinquefol. von demselben Stoffe her. Uebri- gens geben eine grosse Zahl von Pflanzen mit’ salzsaurem Al- kohol eine rothe Lösung, die durch Alkalien grün wird. Ein- zelne an den Ranken häufig bemerkbare rötllliche Streifen schei- nen darauf hinzudeuten, dass in der Substanz an diesen Stellen eine freie Säure zur Wirkung gelangt ist und in der [hat kann man hier mittelöt Lakınuspapier eine saure Reaction nachweisen. Die Kelche, Blüthen und Blattstiele von Zamium «amplexicaule, die unfruchtbaren Stengel von Euphorbia cyparissias, die Sten- gel und jungen Blüthen von Rumex acetosella, die Stengel von Vaceinium myrtillus und Vitis idaea werden durch und durch roth. Die Stengel von Rubus fruticosus, junge Zweige von Saliz vitellina ,.Populus nigra sowie deren Kätzchen, Pinus sylvestris und eine Menge Anderer, die Stein untersucht hat, enthalten alle diesen Stoff, der wohl als ein Chromogen zu betrachten sein dürfte, aus dem die Farben der Blüthen und Blätter nach und nach entstehen. Bei den holzigen Pflanzen konnte Stein deutlich erkennen, dass dieser Stoff in den Zellen enthalten ist, welche unter der Rinde, um den holzigen Theil umherliegen. Die Körper der Melingruppe haben demnach eine grosse Be- deutung in dem Haushalte der Natur. Sie sind die Grundlage des Grünen und auch der Bildung vieler, um nicht zu sagen aller rothen Pflanzenfarben. Ebenso erzeugen sie auch, da sie unter verschiedenen Einflüssen veränderlich sind, eigenthümliche grünliche, theils in verschiedenen Nuancen braune und rothe Färbungen. Heil- und Nahrungsmittel, Farbstoffe, Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ost-Romanen, — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. Mitgetheilt von Obriststabs- arzt Dr. Ritter Jacob von Czihak und Dr. J. Szabeo, Secundarius im Hospitale St. Spiridion in Jassy. , (Fortseizung.} Calendula arvensis L. Ringelblume. C. offieinalis }.. vom. Chilimike. Auf Feldern bei Roman, Bakeu, auch in Gärten ne- Er 298 ben Zäunen und an alten Gemäuern. Der Branntweinaufguss von den Blüthen bereitet, wird gegen Gebärmutterbeschwerden, Gelb-- sucht und verschiedene andere Unterleibskrankheiten angewendet. Bei Scorbut und Zahnweh kaut man das Kraut, ebenso wird es als Zusatz zu Bädern der Neugeborenen gebraucht. Orchis mascula L. Männliches Knabenkraut. O. militaris L. Grosses K., O. maculata, geflecktes K., 0. Morio L., weibliches K. und noch andere Arten werden rom. Salepi genannt. Sehr häufig in der ganzen Moldau und Walachei auf waldigen Wie- sen, am Rande der Wälder, in Weingärten, an Hecken u. 5. w. Man. braucht die Wurzeln als Decoct gegen Diarrhöen, Dysen- terien, Catarrhen und andere entzündliche Krankheiten der Schleimhäute. Man verkauft besonders im Winter auf den Stras-. sen ein warmes Getränke, welches mit Pfeffer gewürzt ist, und . dessen Hauptbextandtheil eine Abkochung von Salep ist, das der arbeitenden Klasse als gesundes Nahrungsmittel dient. Dieser Salep kommt aus dem Oriente, weil man in den Fürstenthümern die Zubereitung der Orchiswurzeln für den Handel nicht. kennt. Wegen der. Gestalt der Wurzeln wird selbe vom Volke auch ge-. gen Hernien angewendet. Noch kommt vor: O. bifolia Baumg,, coriophora L., conopsea Bmg., conopsea var. Bmg., latifolia L., ustulata L., angustifolia W. et Gr., fusca Jacq., sumbueina, Mo- norchis, Hircina, albida Bing. Epipaetis nidus avis Hall. Vogelnest, Sumpforche (Serapie«- dis spec. L., Cephalanthera Rich.), E. ovala Bmg, E. cordata Bmg. rom. Kuibu Rinduneli, Schwalbennest. — In Waldungen bei Jassy und in der obern Moldau; von Jassy abwärts gegen Galatz fehlt diese Gattung ganz. Die Wurzel wird häufig ın Branntweinaufguss gegen Leibesverstopfung angewendet. Die Wurzel von Helleborus niger wird oft wit dieser Wurzel ver- wechselt. Noch kommt ver: E. pallens 5 w. Cypripedium Caleeolus L. Frauenschul. rom. Papuka Doamne. — In Niederwaldungen bei Waslui, von da südwärts gegen Ga- latz fehlt diese Pilanze ganz. Bauersfrauen bieten die Blumen gegen profuse Menses und andere Blutilü-se wi Aristolochia rotunda L. Runde Osterluzey. A. Clemalitis L., 4. longa L. rom. Kurku Beschika, auch Maru Lupului, — Am Rande der Weingärten, auf Brachfeldern und Heuwiesen sehr häufig. Von diesen drei Pflanzenarten sind Wurzeln, Blätter und Blumen häufig in Gebrauch und werden vorzüglich gegen schwache . Verdauung, Nervenleiden, Diarrhöen und Dysenterien angewendet. 300 Die Abkochung benützt man auch zu Waschungen übelriechender &Geschwüre bei Menschen und bei Hausthieren. Die frischen Blätter werden zum Verbande der Wunden verwendet, ebenfalls bereitet man ‘eine Salbe aus zerquetschten Blättern und Blumen, zu denen man Fett zusetzt. Diese Salbe wird auch auf Ge- schwüre angewendet. Auch zu Bädern wird diese Pflanze benützt und der Aufguss der Blätter und Blumen wird als Verband bei der Klauenkrankheit bei Hornviel und Schafen gebraucht. Phalaris canariensis L. Kanarisches Glanzgras. rom. Jarwa Kanaruschului, Kanarienvogelkraut. — An Zäunen, auf Aeckern, Brachfeldern und Wiesen sehr häufig. Die Samen braucht man als Futter für Zimmer-, besonders Kanarienvögel. Noch kommt vor: Ph. paradoxa L., minor Retz, arundinacea L. Orypsis schönoides Lam. Dorngras: C. aculeata Ait. rom. Jarwa Watamaturi, Kolik-Kraut. Der mit dem Dorngras angefer- tigte Branntweinaufguss wird gegen Magenweh, Magenkrampf, Kolik u. s. w. als dem von den Romanen unter dem allumfas- senden Namen Watamatura bezeichneten Uebel, selbst auch gegen Hernien angewendet. Agropyrum repens Gärtn. Palis. P. Beauv. Queckengras. Tritieum repens L. rom. Kir. Auf Aeckern, Brachfeldern, Wie- sen, überall sehr häufig. Die Abkochung der Wurzel wird bei hitzigen und Wechselfiebern als Getränk gegeben, weil besonders der Romane bei Wechselfiebern, die oft sehr hartnäckig und in allen Formen vorkommen, das kalte Wasser scheut, in der Mei- nung, er könnte Wassersucht bekommen. Noch kommt vor: 4. intermedium Pal. Arundo phragmites Roth (Phragmites communis Trinius). Schilfrohr. rom. Trestie, auch Stuch. — An Teichen und Seen, in Niederungen, an Bäehen und Flüssen sehr häufig. Zu ver- schiedenen wirthschaftlichen Zwecken in Gebrauch, als zum Dach- decken, zu Rohrwänden und Einzäunungen der Gärten und Vieh- stände, als Brennmaferial, wo Holz mangelt; zu Rohrgeflechten zum Fischfange, zu Fischbehältern, dann zu Spulen für die We- berei der Frauen u. s. w. — Noch kommt vor: A. Donax L. Stypa pennata L. Pfriemengras. rom. Penize. — Auf trocke- nen Heuwiesen sehr häufig. Die Bäuerinnen binden kleine Be- - sen daraus, auch zieren die Bauernbursche ihre Hüte damit. — Noch kommt vor: St. rapillata L., St. Arisiella L. Secale cereale L. Roggen. Secale barbatum Mönch. rom. Se- kara. — Wird nicht allgemein angebaut, mehr in den nördlichen 801 Gegenden der Moldau und Walachei. Das daraus bereitete Mehl wird von deutschen, polnischen und russischen Einwanderern, wie von der jüdischen Bevölkerung zum Brodbacken verwendet. Die Romanen essen. nur Waizenbrod gerne. Der Keimpilz, Sele- rotium clavans, Mutterkorn, kömmt auch häufig vor und wird von den Bäuerinnen gegen unterdrückte Reinigung gebraucht. Avena sativa L. Hafer. rom. Owos. — Wird besonders in der Gegend von Roman, Bakeu und Piatra für die Pferde ange- baut. Noch kommt vor: 4. alpina Sm., pubescens L., pratensis L., tenuis Schrad., falua L., orientalis Schreb., strigosa Schreb. - . Triticum cereale; davon werden häufig gepflanzt: T. ursti- vum L. Sommerwaizen. rom. Greu de wara. T. hybernum L. Winterwaizen. rom. Greu de toachna, Ilerbstwaizen. — Zu letzter Art zählt man eine, Arnaut genannt, die vorzüglich in der süd- lichen Moldau gepflanzt wird und sehr grosse Körner hat. T. hybernum drum Desf. wird in der Gegend von Roman gebaut und wird meist nach Genua für die Macaroni-Fabriken angekauft. T. Spelta L. Spelze, Dünkel, rom. Greu goale, Nackter Waizen, wird nur hie und da angepflanzt. — Das vom Sommer- als Win- terwaizen bereitete Mehl wird allgemein zum Brodbacken und zu anderem häuslichen Gebrauche verwendet. “ Hordeum vulgare L. Gemeine Gerste. rom. Orz. H. hexasti- cha L. und H. distichum L. werden häufig angebaut und zu Pferdefatter als auch zum Bierbrauen wie zur Bereitung von Graupen zu Suppen u. s. w. verwendet. Die Abkochung der Kör- ner gibt man bei hitzigen Fiebern, Diarrhöen u. s. w. als Ge- tränk, auch wird die Gerste so wie das aus ihr bereitete Malz häufig als Zusatz zu nährenden Bädern benützt. Noch’ kommt vor: H. murinum L. Panicum miliaceum L. Hirsengras. rom. Malai und P. tatari- cum, tatarisches Hirsengras, rom. 'Fatarka. — Wird häufig, be- sonders in der Walachei, angebaut; die geschälte Hirse, Pasat genannt, wird häufig als Brei gekocht, oder von dem Meble Brod und dünne Kuchen, Turte genannt, gebacken; auch wird daraus ein säuerliches, angenehm schmeckendes Getränke dureh die Gährung gewonnen, das man Braha nennt, in den Strassen feil- geboten und häufig genossen wird. Von dem Stroh des P. ta. tariei werden die obersten Theile zu Kleiderbürsten und Kehr- besen verarbeitet, die allgemein im Gebrauche sind, auch nach der Türkei verführt werden. Noch kommt vor; P. Waihmami, P. 802 rapillave, P. maximum, P. plicatum. Eine verwandte Species “ist Seluria P. Beauv. (Pennisetum Bmmg.), wovon 8. viridis, P. glauca, 8. italica Beauv. und 8. oder Penn. germanicum Bing. werden ebenfalls wie die Panicum-Arten benützt. Zea Mays L. Mais, Welschkorn. rom. Popuschoi in der Moldau, Porumb in der Walachei, Kukuruz in Ungarn, Sieben- bürgen, Bulgarien und Serbien. Die Maispflanze ist die verbrei- tetste in allen oben genannten Ländern und wird oft auf unüber- sehbaren Strecken angepflanzt. Die gewonnene Körnerfrucht, welche im Kolben in dazu errichteten grossen länglichen Flech- ten, Körben von 10—100 Schuh Länge, 5—7 Fuss Breite und 10—15 Fuss Höhe, mit Schilf gedeckt, aufbewahrt werden, gibt nicht nur das Brod der Bewohner jener Landstriche, sondern ist auch ein bedeutender: Handelsartikel für das Ausland. Fast in jeder Haushaltung befindet sich eine einfach construirte Hand- mühle, worauf die Landleute ihren täglichen Bedarf für die zu bereitende Mamaliga — Polenta der Italiener -- mahlen. Die Mamaliga ist ein in Salzwasser gekochter etwas consistenter Brei, der das Korn- oder Waizenbrod vertritt und täglich bei. jeder Mahlzeit vom Landvolke genossen wird. Selbst bei den Mahl- zeiten Vermögen der und desAdels fehlt selten die Mamaliga mit Butter oder Büffelrahm. Das Landvolk backt auch aus dem Mehle runde fiache Kuchen, die man Malai nennt, Die noch unreifen milehigen Kolben werden häufig in Salz- wasser abgekocht oder an Kohlen gebraten und so zum Verkaufe in Städten und auf dem Lande ausgeboten. Das Welschkorn be- nützt man auch zur Fütterung der Pferde, zum Fettmachen des Hornviehes und der Schweine wie des Federviehes; das Mais- stroh wird dem Hornvieh, verfüttert, Die bei den Maisessern in Oberitalien vorkommende Pellagra fand ich auch im Jahre 1845; ais ich mit dem regierenden Für- sten Sturdza die Gebirgsgegenden besuchte; im Dorfe. Kuma- neschte und der Umgegend in allen ihren bekannten Formen, und es scheint, dass nicht allein der Maisgenuss, sondern eben- falls Ortsverhältnisse und klimatischer Einfluss in Gebirgsgegen- den diese Krankheit mehr bedinge, da selbe bei den Bewohner? des Flachlandes nicht vorkommt, obgleich sie ebenfalls fast nur von Mais leben. In einem engen Thale dieser Gebirgsgegend fand ich auch fünf jugendliche Subjecte, die dem ausgebildetsten Cretinismus verfallen waren. | Typha latifolia L Breitblättriger Rohrkolben 7. angusli 808 folia L. Schmalblättriger Rohrkolben. rom. Papura. — Am Rande der Seen und Teiche sehr häufig. Die Blätter werden zu Rohr- decken — Rogoschina — und zu Rohrkörben von verschiedener Grösse und Form verarbeitet und wird mit beiden Artikeln Han- del getrieben. Seirpus palustris L. Sumpfbinse. rom. Pipirig. — Am Rande der Teiche und in sumpfigen Gegenden. In manchen Gegenden macht man Körbe daraus, anch Fischkörbe, um kleine Fische zu fangen. Noch kommt vor: 8. avieularis L., locustris L., mariti- mus L., sylvaticus Schräd, ovalus, locustris L., afrovirens Bmg., triqueter L., Holoschönus L., sylvalicus L., fluitans L. Hiemit schliessen wir die aus der Abtheilung der Phanero- gamen uns bekannten Nutzpflanzen der Romanen und gehen zur Aufzählung der Pflanzen über, welche die Romanen aus der Abtheilung der Cryptogamen für ihre Nahrung und sonstige wirth-schaftliche Zwecke entnehmen. . "(Schluss folgt.) Botanische Notizen. In der 427. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin am 31.ı Mai, sprach Professor Braun über das eben erschienene Werk Beers über die Orchideen und machte auf eine Beobachtung darin aufmerksam , wor- nach Orchideen-Wurzeln die Eigenthümlichkeit haben sollen, sich zusammen zu ziehen und damit die ganze Pflanze mehr nach unten zu ziehen. Es wäre interessant, zu wissen, ob diese bis jetzt einzig dastehende Beobachtung auch anderwärts vorliege. — Pröfessor Koch machte nach Mittheilungen des Dr. Beck in Altenburg auf einen Birnfaum in Pegau, in der Nähe von Leip- zig, aufmerksam, von dem Melanehton auf einer Reise Früchte gegessen. Dieser nahm einige mit sich und brachte sie, weil sie vorzüglich schmeckten, dem Kurfürsten von. Sachsen, bei.dem. damals gerade der Kurfürst von Brandenburg, Josehim IE zum Besuch anwesend war. Ersterer befahl, die Birnen durch das ganze Laud zu verbreiten. Noch heisst sie deshalb Melanchtons- Birne. — Weiter sprach Professor Koch über die ‚grossen Fort- schritte, welche die Gärtnerei während der letzten zehn Jahre ie Frankreich gemacht hat, Besonders seien es die bildende Gartenkunst, die Obstzucht und die Neuzucht von Blüthensträu- 304 chern, welche jenseits des Rheines mit Vorliebe gehegt und ge- pflegt werden. Einzelne Gartenbau-Vereine liessen Vorträge über verschiedene Gegenstände halten und Sachverständige her- umreisen, um über Baumzucht zu belehren. Die Regierung un- terstützt diese Bestrebungen und hat im vorigen Jahre an der Akademie zu Toulouse auf den Vorschlag des dortigen Garten- Vereins einen besonderen Lehrstuhl für Baumzucht gegründet. Personalnachrichten. Staatsrath v. Staren in Simpheropol, der älteste der jetzt lebenden Botaniker, ist am 17. April gestorben. Derselbe hat sich durch Einführung zahlreicher schöner Pflanzen aus den kau- kasischen Ländern und der Krim grosse Verdienste erworben. Professor Gustav Lorinser in Wien } daselbst am 20. Mai. » Herı Dr. Wilhelm Hofmeister in Leipzig hat einen Ruf als Professor der Botanik und Directer des botanischen Gartens nach Heidelberg erhalten und angenommen. Verzeichniss der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung.) 65. Kützing Prof.: Diagnosen und Bemerkungen zu 73 neuen Algenspeeies. Nordhausen 1863. 64. Lotos XIN. Jan Nr. 14. . 65--66. Sitzungsberichte der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften in Mün- chen. 1862 Il. Reft 3. 4. " 18681. „ 1.2. 67. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1862, Nr, 397-530, (Fortsetzung folgt.) — Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen Buch druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. FLORA. MW 30: Regensburg. Ausgegeben den 27. Juli. 1863. v Inhalt. W. Nylander: Lichenes quidam seandinaviel novi. — circa germinationem Agarici campestris L. — J. v. Czihak und I Szabe: Heil- und Nahrungsmittel, Farbstoffe, Nutz - und Hausgeräthe, welche die Ostromanen — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzenreiche gewinnen. — Botanische Notizen. — Personalnachrichten. — Anzeige. — Verzeichniss der im J. 1863 für die Sammlungen der ke. I bot. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. W. N: ylander:'Lichenes quidam scandinavici novi. 1. Lecanora vitellinula Nyl. — Similis pyraceae, sed apo- theciis vitellinis (ssepius sat confertis) et thallo (obsoleto vel tenuissimo) subindeterminato vel vix determinato, flavescente (vitellino-Aavescente). Sporae longit. eireiter 0,011 millim., erassit. 0,0045—0,0065 millim. — Ad alnos in Lapponia orientali (N. J. Fellman). Difert „Callopisma vitellinellum“ Mudd. jam mar- gine apotheciorum majorum thallino suberenulato. 2. Lecanora diphyes Nyl. — Similis fere Leeideae parase- mae (latypeae) Ach., sed sporae fere sicut in Zecanora phlogina {incolores ellipsoideae loculo apice utroque praeditae, interdum tubulo jungente, 0,019——15 millim. longae. 0,005—7 millim. crassae), Gelatina hymenea et theeae iodo intense coerulescentes. — Ad saxa in Lappunia orientali (N. J. Fellman). Species wmaxime paradoxa et singularis, licet ad faciem externam parum notabilis ®). 1) Apotheciis lecideinis distat a genere Lecanora, sed hymenio conyenit eum stirpe Lecanorae cterinae, Thallo et spermatiis et habitu convenit eum Lecidea parasema. Est stirpis propriae inter stirpem’Lecanorae disparalae Ny1. (Thalloid. letanorini Anz.) et stirpem Lecanorae sophodis. Spermogonia incoloria. Paraphyses apice nigricanti-clavatae ; hypothecium ineolor vel sub- ineolor. Nulla species satius quam baecce ostendit, quomodo confuunt omnino Lecideae et Lecanorae,, tamquam pluries in scriptis meis Indicavi ; aique jam ea re absurditas Massalongianismi Manifeste demonstrari videtur, Flora 1888, PT} 308 3. Lecanora ‚albolutea Nyl.— Thallus albus tenuis effusus vel evanescens; apothecia ochraceolutea mediocria (latit. 1-2 millim.) plana immarginata vel margine epithallino albo saepe praedita. (vel receptaculo toto ita albo), saepe inaequalia et con- tlexa, intus alba; sporae (ut in Zecanora fulvolutea) longit. 0,014—18, crassit. 0,007—8 millim. — Supra muscos pulvinatos in Lapponia orientali eam in insulis Maris Albi legit G. Selin. 4. Lecidea incolorella Nyl. — Thallus tenuis virescens ef- fusus (Gloeocapsa instrutus); apothecia albohyalina minuta (lat. 0,3—0,04 millim.) planiuscula; sporae ellipsoideae simplices (aut obsolete tenuiter 1-septatae), longit. 0,009—0,011 millim., erassit. 0,0045 millim., paraphyses mediocres pauci-articulatae, apice quoque et hypotheeia incoloribus. Gelatina hymenea "iodo vinose rubens. — Ad lignum abiegnum putridum prope Helsing- fors. Paraphyses crassiores et articulatae eam separare videntur a Lecidea Intea. 5. Lecidea Kolaönsis Nyl. — Facie externa fere ut in L. euphoroide, thallo albo areolato-granulato; apotheciis nigris (raro pro parte pallescentibus), intus albidis, sat confertis; sporae ob- longae simplices, long. 0,011—0,021 millim., erassit. 0,004—0,0045 millim., paraphyses haud discretae, hypotheeium incolor. Gela- tina hymenea iodo coerulescens, dein vinose rubescens. — Ad ligna in Lapponia orientali, prope Kolam, legit N. J. Fellman. Etiam saxicola ibidem ad Mare Glaeiale; interdum ecrustacea ad lapillos ealcareos., Accedit ad Leeideam turgidulam Fr. — Forma aolosula Nyl. ecrustacea, facie fere Lecidene anomalae (apotheelis nigris vel rarius pallescentibus in eodem specimine), speris sim- plicibus longit. 0,014—18 millim., erassit. 0,0045 millim., para physes non discretae; gelatina hymenea iodo coerulescens, deinde obsceure vinose rubens vel violacee tincta. Ad ligna prope Ko- lam (Fellman), “ 7. Lecidea discoidella Nyl. — Affınis Lecideae globulosae Fik., sed apotheciis fusconigris vel subnigris paullo majoribus (latit. 0,5--0,6 millim.), planis, marginatis, intus albidis; sporae® Snae oblongae vel fusiformi - ellipsoideae 1-septatae, longit- 0,009—0,0011 millim., crassit. 0,004 millim., paraphyses häud discretae. Gelatina hymenea iodo coerulescens, deinde obseurafa. .— Ad ramulos denudatos prope Kolam in Lapponia orientali (Fellman). . 7. Leeidea boreella Nyl.— Thallus cinerascens vel cinere0- virescens tepnuissinus subeflusus inaequalis, continuus vel obs0- . 307 letus; apothecia nigra (vel fusconigra) convexula minuta (latit. eireiter 0,3 millim.), intus obseura; sporae 16nae sphaeroideae, diam. circiter 0,005 millim., paraphyses non diseretae, hypothe- eium slilute Iuteo-fuscescens vel sordide lutescens (lamina tenui visum). — Supra terram sabuloso-humosam ad Kolam (P. A. Karsten). Affinis Leeideae improvisac, et paraphyses similiter tubulis modo indicafke. Gelatina bymenea iodo vinose rubens (praecedente passim coerulescentia obsoleta). Thallus Protococeo, ut videtur, immixtus ®), W..Nylander: Circa germinationem Agarici campe- stris L. Mox dicam, me de sporarum fungi illius edulis germinatione nihil compertunı habere, tamen per menses plures et modis variis earum culturam tentavi (in calidariis, in eellis, substrato variato. potissime stercore equino adhibito), at numquam ne initium qui- dem manifestum germinationis certae vidi. Neque in libris wıy- eologieis aliquid inveni de ea re?) Observatum autem simul fuit, lamellas hymeneas Ayariei campestris sporiferas et . ‚uam. in qua lavata fuerunt speeimina pro ciho apparata, diffusas in locis, ubi.saepe sponte obvenit haecce species, numquam eunı -fungum proferre; neque igitur sporae -ita in solo natu dis- persae germinare videntur. Etiaınsi putetur, incubation “um ‚perlongam esse; hocce parum jJuvat, nam sub serie multorı nm an- norum sic sporae in iisdem lucis frustra disseminatae fuerunt nec fungos ullos protulerunt. Quomodo tum species illa agarieina et analogae species spo- rarum ope generantur? Apud Coprineos quoque nonnullos vidi in 1) De Lecidea gyrisante Nyl. Lich. Scandin. p- 231 animadyerlatur. me eam optimam legisse ad Holmiam apotheciis rite evolntis (gyrosis), sporis dongit. eirciter 0,011 milltm., crass. 0,007 - 8 millim., hypotbecium fuscum, !pate- physes non discretae. Gelatina hymenea iodo vinose rubescens. Graniticola. — Lecidea urceolata Th. Fr. Arct. dicefe liceat Leeideam sociellam, nam -aomen „ürcadlata‘‘ jam ab Achario datum est alii ; etiam in Lanponia erientali adest. _ 2) Cultufae experimenta 'ope sulphatis calcici et nitratis kaliei a D. La- bourdette laudata;(Compt. rend. Acad scienc. 1861..p. 235.et671) nullam mereri fidem, Parisiis bene jam constat. A cl. Triana comperi, fungos giganteus Laboxrdesteanos (quibus nounibil fabulosi haud deest) sponte et fortuito ortus fuisse nic meihodo ullo eulturae peculiari. x 20* 308 ° ‚ materia nigra et pileis deliquescentibus orta, supra substratum remanente, haud germinare, quum eas sporas usque plures heb- domades post deliquescentiam examinaverim, Maximi interest jam culturae fungorum, ut rite cognita hiant omnia momenta physiologiae eorum ; alioquin processus naturales bene imitari et explicari haud possunt. Admodum igitur optan- dum est, ut in hoc eapite observationes attententae et accuratae instituantur, nam de alimento praestantissimo et hucusque nimis. -parco agitur, quod cultura faciliore reddita simili forte olim abun- dantia colere liceat ac hodie plantas plurimas culinarias, in veris agris funginis. Hac occasione in memoriam revocare fas sit, clarissimum Coemans inventum magni ponderis physiologieum fecisse; spo- ras Pilobolorum cum herbis, quibus disseminatae adglutinantur, devoratas, in intestina vaccarım receptas germinantes inveni in stercore recenti. Necessarium quidem videtur, ut. sporae fun- gorum stationibus analogis nascentium via fali intestinali prae- parentur, neque aliter germinabiles sintve 1 facultatem germina- tivum obtineant, ut mycelium oriatur. Subsimile ita aliquid hic observetur ac in speciebus nonnullis generis Oestri (inter Diptera), ubi evolutionis momentum primum vel studium larvae in inte- stinis animalis eujusdam peragitur. Saltem observationes nega- tivae, quas attuli. eredere suadent, sporas Agariei eampestris germinationem nullam offerre, si eas disseminare tentamus. Sed antiquitus constat, eum fungum vel mycelium ejusdem sponte in stercore ex. gr. equino provenire. Experimento facili, sed ma- ximi ponderis, probare et demonstrare liceret (ex. gr. vaceis vel equis cum pabulo lamellas Agariei illius praebendo), anne hic vere germinatio talis intra-intestinalis adsit et characterem phy- siologieum constantem vel praecipuum sporarum earum efficiat. Heil- und Nahrungsmittel, Farbstoffe, Nutz- und Hausgeräthe welche die Ost-Romanen, — Moldauer und Walachen — aus dem Pflanzevreiche gewinnen, Mitgetheilt von Obriststabs- arzt Dr. Ritter Jacob von Czihak undDr. J. Szabo, Secundarius im Hospitale St. Spiridion in Jassy. (Schluss.) ‚Equisetum arvense Schreb. Schachtelhalm, rom. Koada Ka- kului Pferdeschweif. — An sandigen Ufern und in sumpfigen 809 Gegenden häufig. Wird zum Reinigen der eisernen, zinnernen als anderen Kochgeschirren benützt. Man gebraucht die Abko- chung, auch das Infusum gegen Brustbeschwerden, Engbrüstig- keit und gegen Wassersucht jeder Art als Diureticum. Nach der Meinung des Landvolkes sollen die Kühe und Schafe die Milch verlieren, wenn diese Thiere von Equisetumarten fressen. Noch kommt vor: E. sylvaticum L., fluviatileL., hiemale L. Fl. Lap. 394. E. palustre L. . , Polypodium vulgare L. Schwarz. Gemeines Engelsüss, auch Tüpfelfarrn. rom. Jarwa dulze de Munte, süsses Gebirgskraut. — Kommt in Niederwaldungen der Gebirgsgegenden häufig vor. Man wendet die Wurzel in Substanz, mehr aber in Abkochung gegen Brustkrankheiten, chronischen Husten, Blutspeien u. s. w. an. Noch kommt vor: P. Dryopteris L., Eichen - Tüpfelfarrn., P. Phegopteris L., Buchen-Tüpfelfarrn. P. Ayperboreum Sw., Nördlicher Tüpfelfarrn. Aspidium Filix Mas. Sprgl., Schwarz, auch Polypodium F. Mas. L. Männliches Farrnkraut. rom. Nawalnik.. — In Wal- dungen, hügeligen und gebirgigen Gegenden häufig. Wird sehr oft verwechselt mit: 1) Athyrium Pilix foemina Kuth. Falscher Wurmfarrn (auch Aspidium Filix foemina Sw., Polypodium Filix foemina L., Asplenium Cyathodes Bernh. 2) Aspidium Oreopteris Sw. Randfrüchtiger Schildfarrn. 3) Aspidium cristatum Sw. Kammförmiger Schildfarrn. . 4) Aspidium aculeatum Stacheliger Schildfarrn. 5) Pteris aqwilina L. Gemeiner Adker-Farrn. Die Wurzel wird in Substanz als auch in Abkochung gegen ‘ Eingeweidewürmer gebraucht. Der Aberglaube des Volkes schreibt dieser Pflanze Zauberkraft zu. Wenn man nämlich am Johannis- tage nach Mitternacht die Samen an den Wedeln sammelt, so erlange man die Eigenschaft, die vergrabenen Schätze zu ent- decken. Die zur selben Zeit gegrabene ®urzel hat nach dem Volksglauben die Eigenschaft, wenn man selbe unter die Thür- schwelle vergräbt, dass sich die Freier zu den heirathslustigen Mädchen drängen; oder wenn selbe mit anderer Meinung vergra- ben würde, so gehen die Wünsche in Erfüllung; daher auch der romanische Name Nawalnik von Nawalire, das Drängen, das Zuströmen. Lycopodium elavatum L. Gemeiner Bärlapp. rom. Bunczag. Auf den Ausläufern der Carpathen häufig. D: > gelbe Pulver, 56 Keimkörner, welches sich in den zweiklappigen Kapseln befindet, wird zum Bestreuen der wunden Hautstellen bei Kindern ange- wendet, 7. complanatum L., vertlachter B., kenımt weniger häufig vor. L. selago L., Tannen-Bärlapp (L. selaginoides Roth), densum Lam., L. recureum Kit. kommt auch auf den Ausläufern der Carpathen vor. Mit dem Samen glauben alte Weiber hexen zu können, uhd geben manchmal davon, aus Unkenntniss der Wirkung, aber doch in boshafter Absicht, den Milchkühen ein, die Milch zu vertreiben; ja sogar Menschen geben sie aus dieser oder jener Absicht davon ein, aber sowohl Menschen als Haus- thiere fallen oft als Opfer der giftigen Wirkung. Die Pierde- hirten gebrauchen die Abkochung der Samen gegen Räude. der Pferde. Ein Glück, dass diese Pflanze wenig bei dem Landvolke bekannt ist. Lichen Islandicus L., Cefraria islandica Achar., Lobaria islandica Hoffm. Isländische Schuppenflechte. rom. Lichen. — Auf Gebirgsrücken der Hochgebirge, besonders auf dem Berge Pion häufig. Die Abkochung wird bei Brustkrankheiten häufig angewendet. Man findet auch noch eine Varietät mit nackten Rändern. Lichen pulmonurius L., Sticfa pulmonacea Achar., Lobarıa yo Hoffm. Lungen-Moos. rom. Lichen de Steschar, chen-Moos. — Kummt in Wäldern häufig an alten Eichstäm- men vor und wird ebenfalls in Abkochung gegen Luugenkrank- heiten angewendet. Tremella Nostox L.. Lihkia Nostoe. Röhling. Gemeine Erd- gallerte. Glasgallerte. rom. Drele. -— An faulenden Bäumen im Frühjahre häufig, weil eine ganz vernachlässigte Waldeultur die Masse faulender uud abständiger Stämme vermehrt. Dieser gal- ' lertartige Schwamu: wird in grossen Quantitäten in der Zeit der Osterfasten von Landfrauen gesammelt und als belielite Faster- speise zu Markte gebraeht. Trem. purpurea und Tremella spieulata L. wird gleichfalls genossen. Beide Fürstenthümer sind reich an Pilz- oder Schwanm- arten, die theils schädlich, theils unschädlich und zum Genusse vom Landvulke gesammelt werden. Während meines 36jährigen Aufenthaltes in der Moldau kam mir kein Vergiftungsfall durch Genuss schädlicher Schwämme zur Keuntuiss, was gewiss als Beweis dient, dass die Landleute die essbaren Schwämme . von den schädlichen gut zu unterscheiden wissen, und man kamn it. daher mit aller Zuversicht die Schwämine essen, die eine Bauers- frau gesammelt oder zum Genusse zubereitet hat. Dieser In- stinkt, die schädliche Pflanze zu meiden, wird verloren gehen, so wie die Civilisation bei den Romanen mehr Eingang findet, wie uns die häufigen Vergiftungsfälle durch Genuss schädlicher Schwämme in Frankreich und Deutschland beweisen. Wir bemühen uns hier eine soviel wie möglich vollständige Aufzählung der essbaren Schwämme mitzutheilen, welche in den Fürstenthümern vorkommen, sind aber der Ueberzeugung, dass die angegebene Zahl nicht vollständig ist, weil es uns sehr - schwer hielt, selbst über die angegebenen die nöthigen Mitthei- lungen zu erlangen. Der vulgare Name für die Agaricus-Arten ist Buretzi oder Czuperzi, mit Ausnahme der bei den betreffen- den Arten angegehenen Synonymen. Den Romanen sind als schädliche Schwämme bekannt: 1) Agaricus muscarius L., der sehr häufig vorkommt. 2) » _Phalloides Fries. E) rubescens Pers. 4) „ emelicus L., ceyanozanthus et virescens Schäff. und andere mehr. _ Die uns bekannten essbaren Schwämme sind; Agaricus aurantiacus Bull. Kaiserling. rom. Buretzi galbi- schoare, gelbliche Schwämme, auch A. caesarius Schäff., A. aureus Batsch, Amanita. aurantiaca et caesarea Pers. — Er- scheint in Wäldern, besonders im Herbste sehr häufig. -Agarieus delieiosus L. Reisker. Hirschling. rom. Buretzi dulze, auch Lactuarius lateritius Pers. — In Nadelholzwaldun- gen sehr bäufig vom Juli bis November vorkommend. Agaricus Russula Schäff. A. roseus Schäff. Reisker. — Blätter-Schwamm; kommt in Nadel- und Laubwäldern manchmal sehr häufig vor und wird von Trattenick zu den essbaren - Schwämmen gerechnet und ebenfalls wie in Böhmen auch in den Fürstenthümern genossen. u, - Agaricus. Lactifuus L. A. Lactifluus deliciosus L. Saftblät- terschwamm. rom, Rischkowe. — Kommt im Herbste in Nadel- waldungen auf sandigem Boden vor und besonders um das Mönchskloster Rischka im Distrikte Suczawa. Man. bringt diese Schwämme eingesalzen zum Markte nach Jassy. . Agarieus ostrealus Jacg. A. dimitiatus Bull.Aus@rschwamm. Im Frühjahre und im Herbste findet man denselben au alten \ 312 Laubholzstämmen, ist ein schmackhafter Schwamm und wird häufig gesucht. Agaricus esculentus Wulf. Essbarer Blätterschwamm. rom. Pestrize, auch A. clavus L. rom. Buretzi werizi, grünliche Schwämme. 4A. perpendicularis Bull. — Auf Waldwiesen, Haide- boden, im Grase oft heerdenweise vorkommend. Agarieus piperatus Scop. Pfeffer-Blätterschwamm , auch A. amarus Schäff. rom. Buretzi luze, glänzender Schwamm. In Wäldern häufig. Agaricus Oreades Bulton. Kommt auf Weiden und fetten Wiesen von Mai bis November vor. Agaricus fusipes Bulliard. Spindelschwamm. Im Sommer und Herbste nach Regenwetter unter faulenden Baumstämmen und abgefallenen Aesten oft häufig vorkommend. Agaricus campestris L. Gemeiner Champignon. rom. Zu- persche; auch A. edulis Bull., A. alutaceus Pers. — Auf Fel- dern, an Ackerrändern, vorzüglich auf Grasplätzen, die mit Zwetschenbäumen besetzt sind. Kommt schr häufig im Frühjahre und Herbste vor, ist ein äusserst delicater Schwamm, der ver- schieden zu Speisen verwendet wird. Die kleinern macht man in Essig ein. Agaricus cretaceus Bulliard. Sieht dem vorigen Schwamme sehr ähnlich, kommt an Wegen und fetten Stellen vor. 4A. coccineus Pers. Karminrother Blätterschwamm. rom. Bu- retzi roschi oder Pitarzi, auch A. miniatus Scop., A. Kermesi- nus Fl. dan. A. scarlatinus Bull., kommt heerdenweise auf Wie- sen von August bis October .vor. A. cinnamomeus L. Zimmetfarbener Blätterschwamm. rom. Penischoare. Mehrere Abarten davon sind: 1) A. semisanguineus Fries; 2) A. cinnamomeus Fries A. betulinus Scop. rom. Buretzi de Mastaken. 3) A. conformis Fries, A. tomentosus Hoffm. 4) A. croceus Fries et Schäff., A. icerinus Scop., 4. squamulosus Batsch, A. iliopodius Bull. rom. Buretzi Rosch- kowane. — In Wäldern vom Juni bis December häufig. ‚Agaricus niveus Scop. Weisser Blätterschwamm. rom. Bu- retzi luzi ziganeschte, glänzender Zigeunerschwamm; auch 4. virgineus Pers., A. conocephalus Schum. Auf Waldwiesen mit Haideboden vom August bis September vorkommend. ' Agaricus fagetinus L. Buchenschwamm. rom. Buretzi de Fagu. Kommt an Boden von Buchenstämmen vor. , 313. Agaricus Alneus L. A. Apus alneus Pers. Haftblattschwamm® der Erle. Wächst häufig an Erlenstrünken. Agaricus scorodenius Fries. Der Laubschwamm. Kommt auf Hügeln und Haideplätzen oft häufig vor, hat einen zwiebel- artigen Geruch und wird gerne gegessen. Agaricus melleus Vahl. Der Hallimasch. Kommt heerden- weise um faulende Baumstämme und deren Wurzeln au der Ober- fläche der Erde vor und wird gerne gegessen. Agaricus pratensis Persoon. Wiesenschwamm.. Auf Wiesen gemein, der Hut wird oft mehrere Zoll breit. Man isst ihn gerne auf Kohlen gebraten. Agaricus cochleatus L. A. Omphalia cochleata Pers. rom. Nikoretze. Im Herbste in Buchenwäldern auf Buchenstrünken in Rasen, ein beliebter Schwamm. Agaricus eburneus Bulliard. Elfenbeinschwamm. Häufig in Nadel- und Laubwäldern. Agaricus alutaceus Persoon. rom. Buretzi de Skin. Kommt in Laub- und Nadelwäldern und zwischen Dornhecken vor, und obgleich er sehr leicht mit A. emeticus zu verwechseln ist, so können die Landfrauen selbe sehr gut von einander unterscheiden. Agaricus clavipes Persoon. Kommt in Waldungen. unter Moosen vor. Agaricus Prunulus Persoon. Mehl-Blätterpilz Kommt in lichten Wäldern im Grase vor, hat viel Aehnlichkeit mit Ager. campestris, ihm fehlt aber der den Stiel umgebende Ring, ist aber ebenfalls ein guter Egsschwantm. Cantharellus cibarius Fries. Speise-Faltenschwamm, Pfiffer- ling, Eierschwamm , Röthling. — An feuchten, schattigen Orten, besonders in Nadelwäldern, kommt aber auch in Laubwäldern oft heerdenweise, auch einzeln vor. Ein ganz delicater und belieb- ter Schwamm, der den Bewohnern an den Ausläufern der Car- pathen während der Fastenzeit zur Nahrung dient. " Boletus ovinus Persoon, Polyporus ovinus Fries. Schaf- Löcherschwamm. In Nadelwaldungen der Ausläufer der Carpa- then häufig, kommt herdenweise vor und ist für die Gebirgsbe- wohner eine gute und beliebte Speise. Wird auch zum -Aufbe- wahren getrocknet oder eingesalzen. Boletus bovinus L. Rinden-Röhrenschwamm. Boletus grega- rius Vahl, B. eircinans Abb. d. Schw. F. Im Sommer und Herbste heerd&nweise vorkommend. ' Bolelus edulis Pers. et Bulliard. B. bulbosus Schäft. 4 Herrnpilz. rom. Chrigj. — Ist. ein sehr beliebter und guter Schwamm, den man in lichten Laub- und Nadelwäldern oft sehr häufig findet. Wird zum Aufbewahren getrocknet und ist so her- gerichtet vorzüglich in Galizien ein Hardelsartikel. Boletus Favus Pers. Bulliard Champ. de France Tab. 421. Nees von Esenbeck System der Pilze und Schwänmme Fig. 222. rom. Hrib. Wird in Nadelwäldern vorzüglich im Herbste an Föhrenstrünken gefunden, ' Boletus sanguineus L., Fistulina buglossoides Bull., F. hepa- tica Fries, Hydropys buglossoides Persoon, Boletus. hepaticus Lightf., Buglossus quercinus Wahlenb. Eichen -Fleisch- schwamm, Hirschzunge. rom. Buretzi de Stescharu. Fiudet sich im August und Sept&wber an Eicken und Rothbuchen und wird gerne gegessen. Boletus ignarius L. Feuerschwamm. rom. Jask, auch Agari- eus ignarius Batt., Boleius angulatus et obtusus Pers., B. fü4- vus Willd., B. strigosus Schult. Kommt an Weidenstämmen vor und liefert auch den. Zündschwamnı DB. fomentarius Fries, B. ignarius Scop., B. ungulatus Bull., B. lipsiensis Batsch findet sich an Rothbuchen, man macht aus ihm den Zünd- schwamm. Phallus esculentus L., Morchella esculenta Persoon. Die gemeine. Morchel. rom. Sburzoizi. Phallus impudicus L. Schlü- pferiger . ‚Biebelschwamm. rom. Bozuzu. Beide Arten kommen im Frühlinge in Laubwäldern und schattigen Baumplätzen vor, sind allgemein beliebt und geben eine gute- Speise. Helvella esculenta Persoun. Frühlorchel, Runzelsechwamm. Kommt im April und Mai in gebirgigen Tannenwäldern an den Wegen vor und wird gerne gegessen. Clavaria coralloides L., Hydnum coralloides Scop. ‚Beri- cium coralloides Pers., Hı ydnım ramosum Bull., Merisma cg- ralloides Spr. Corallenar tiger Stachelschwamm. rom. Buretzi de. Gonopide, Blumenkohlschwamm. Kommt im Herbste bei feuch- ter Witterung an Pappeln und andern Baumstämmen an der Exrd- oberfläche vor, ist weisslich, fleischig und sehr schmackhaft, kommt aber nicht sehr häufig vor. Clarrria Botrytis Pers., Clavaria fluva Tournefort. Rother Keulenpilz, rother Ziegenbart, rothe Bärentatze, rom. Buretzi de Weweritza, Eichhorn-Schwamm. Orangeförmig, kommt. in Laub- und Nadelwaldungen aber einzeln vor ung ist ein sehr delicater Schwamm. | 48: Hydnum cervinum Pers. Hirschstacheischwamm. Hydaum im- bricatum L., H. squarrosum Nees. Kommt in Laub- und Nadel- waldungen häufig vor, gibt ein gutes Gemüse und wird auck vom Wilde gefressen. Aydnum Erinaceus Bull. Igelschwamm. Hericium Erinaceys Fers., Hericium commune Roqg. Man findet diesen Schwamm in Höhlungen alter Eichen und Buchen. Lycoperdon Tuber L. Trüffel. Tuber cibarium. Persaon et Sibthorp. Schwarze Trüfleln habe ich nicht gesehen, aber der Tuber album, weisse Trüffel, kommt in den Ausläufern der Oar- .pathen hie und da vor, wird aber. aus Unkenntniss nieht gesam- welt, wie dies in Böhmen, besonders in der Gegend von Cark- bad von den Landleuten gewinnreich geschieht. Lycoperdon Bovista L. Bovist,. rom. Gogoasche, auch Besu Kalului, Pierde-After. Kommt im Herbste auf trockenen Wie- sen, dürren Feldern, auch in Wäldern nicht selten vor. Das in diesem kugelartigen Schwanıme enthaltene Pulver wird zum, Blut- stillen bei Verwundungen angewendet. L.cervinum L. Scleroderma cervinum Persoan. Hirschbrunst, Kugelschwamm. Dieser Pilz befindet sich ver der völligen Aus- bildung unter der Erde, kommt dann hervor und man findet ihn im Spätherbste und des Winters öfters unten am Stamme der Fichten und Buchen. Die romanischen Damen brauchen: das schwärzlichbraune Pulver zum Färben oder Schminken der Au- genbraunen. Als Schluss dieser Abhandlung wünschen wir, dass deren Veröffentlichung einen wissenscläftlichen Nutzeu bringe. Gelehrte Anstalien und Vereine. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultar. Botanische Section. In der Sitzung vom 3. Juni der schl. G. f. v. ©. hielt Herr Prof. Dr. Ferd. Cohn einen Vortrag über ein neues sehle- sisches Diatomeenlager. Der seit 23 Jahren in Betrieb befindliche grosse Terfstich- Friedrichsglück zu Tillowitz bei Falkenberg in Ober- schlesien nimmt den Raum eines Beckens ein, welches beiläufig eine Meile im Durchmesser hat und ringsum ven 30—50' darü; ber sich erhebenden Sand- und Basaltbergen eingesehlussen, ohne 318 Zweifel früher ebenso mit Wasser bedeckt gewesen ist, wie noch jetzt so viele grosse Teiche dieser Gegend. Nach dem Abfluss des Wassers, weleher nach der Gegend der heutigen Eisenhütte Theresienhütte geschah, bedeckte sich der Grund des Bodens mit Torf, über dem Nadelwald sich erhob, wie dieser noch heut sich an vielen Stellen des Beckens erhalten hat. Am höchsten Südwestrande des Torflagers zieht sich um den Fuss eines Sand- hügels im Halbkreis ein Diatomeenlager in einer ca. 100° breiten und mindestens 120° langen Ader. Dieses Diatomeenlager liegt unmittelbar auf dem Sande. welcher den Boden des Beckens bildet, auf; es hat eine Mächtigkeit von '/ı bis 1 Fuss und dar- _ über; über ihm befindet sich eine Y,—!/,‘ mächtige Schicht von Torfmoos (Sphagnum), welches fast unverändert gelblich, leicht zerreiblich ist, als ob es frisch getrocknet sei; in dieser Moos- schicht finden sich eingestreut Nester von unveränderten Kiefer- nadeln, Zweigen und Zapfen, sowie Wassernüsse (Trapa natans), wie sie noch heut die beitachbarten Teiche erfüllen. Diese unveränderte Sphagnumschicht ist nun wieder bedeckt von dem eigentlichen schwarzen brennbaren Torf, der gegen- wärtig hier noch 8"/,‘ Mächtigkeit besitzt; darüber sind bereits 4 Fuss Pech- und Rasentorf .abgestochen worden. Auch dieser Torf zeigt verschiedene Schichten; er besteht in seinen tieferen Lagern vorzugsweise aus den verwesten Stengeln und Blättern von Torfmoos, höher hinauf dagegen vorzugsweise aus den Wur- zelfasern und Rhizomen von Gräsern und Riedgräsern mit mas- senhaft eingestreuten Holzstücken; die mikroskopische Untersu- chung lässt Fragmente zahlreicher Pflanzen in vortrefflichster Erhaltung erkennen, welche wieder auf mannichfache Verände- rungen in seiner Bildungsgeschichte Schlüsse erlauben. Das ursprünglich 8 Fuss unter ‘dem Boden befindlich gewe- sene, gegenwärtig zum Theil aufgedeckte, sehr wasserreiche Dia- tomeenlager besteht aus einer im nassen Zustande schwarzbrau- nen, torfähnlich ausschenden, beim Trocknen aber gelb-grau werdenden, sehr leichten und lockeren, an den Fingern abfär- benden und leicht zerreiblichen Erde, die von einzelnen Gras- stengeln und Blättern durchzogen ist. Höchst merkwürdig ist, dass dieses ganze mächtige Lager überall nur von einer eiu- zigen Diatomeenart gebildet wird: Nuvicula serians Kg., von ca. 0,007 mm. Länge, die allerdings häufig in Torfsümpfen von Europa und Amerika, ailch schon fossil gefunden worden ist; nur Pinmaria siauropiera füdet sich spärlich eingestreut. Das . 817 Diatomeenlager von Tillowitz ist, wie sich aus seiner Lagerung ergibt, gegenwärtig, und zwar schon seit undenklicher Zeit aus- gestorben, und hat sich ohne Zweifel unter Wasser in einem Teiche gebildet, welcher mit der Zeit durch Sphagnum zuge- wachsen ist; die unverähderte Beschaffenheit des Torfmooses zu- ° nächst über den Diatomeen scheint eine plötzliche Trockenlegung desselben, che es Zeit hatte zu vertorfen, zu beweisen. Der Torf, der darüber liegt, gehört einer andern Bildung an, und scheint vorzugsweise Wiesen- oder Rasentorf zu sein, der ver- hältnissmässig trockneren Ursprungs ist. Die Kieselschalen der Navicula serians zeichnen sieh durch ihre feine: Struetur aus (5—6 starke Längsstreifen vom Rand bis zur doppelten Mittel- rippe, gekreuzt durch schiefe Streifen, darüber sehr zarte und dichte Querstreifen, die in einer anderen Schicht der Schale sich befinden). Durch Glühen werden’ dieselben nicht verändert, viel- mehr nimmt dann die Erde eine schneeweisse kieselguhrartige Beschaffenheit an, und ist auch zu Kunstproducten (Pfeifenköpfen) ‚versuchsweise benutzt worden, wozu sie sich jedoch wegen ihrer Zerbrechlichkeit. nicht eignet. — Die obigen Nachrichten begrün- den sich auf die Mittheilungen der Hrn. Dr. Poleck in Neisse und Fabrikbesitzer Teichelmann zu Tillowitz, welche uns auch durch Zusendung des erforderlichen Materials freundlichst unterstützten, so wie auf die Beobachtungen, welche der Vortra- gende bei einem in Gemeinschaft mit Herrn Geheimrath Göp- pert im Mai dieses Jahres unternommenen Besuches des tillo- witzer Torfinoors anzustellen Gelegenheit hatte. Hierauf demonstrirte Prof. Cohn unter dem Mikroscop die verkieselten Zellen eines fossilen Nadelholzes, wel- ches in einer Sandgrube bei Reichenbach wahrscheinlich als Ge- schiebe gefunden, und ihm von Hrn. Prof. Sadebeck mitgetheilt wurde. Dasselbe kommt in fingerdicken Stücken vor, die an der Luft vollständig in ihre einzelnen Holzzellen verfallen und als- dann ein schneeweisses feinnadliges Pulver darstellen. Die ein. zelnen Zellen sind beiderseits zugespitzt, hohl, lufthaltig; ihre. Membran ist voliständig durch Kieselerde verdrängt; das Lumen der Zellen jedoch nur theilweise von einem Netzwerk von Kieselsubstanz mehr oder weniger erfüllt; die Tüpfel sind un- deutlich; häufiger sind in den Wänden concentrische Kieselblasen sichtbar. Dieses fossile Holz ist darum von Interesse, weil es "den Verlauf des Versteinerungsprocesses gewissermassen in statu nascenti verfolgen lässt; die Kieselerde reichte nur aus, um die 8 1; Zellenwand, nicht aber um Intercellularsubstanz und Zellhöhle zu versteinern;” der ganze Vorgang stimmt wesentlich mit dem überein, was Crüger für die Cautorinde nachgewiesen hat. Botanische Notizen. &a den ältesten, lebendigen Zeugen der deutschen Geschichte gehört die mächtige alte Linde. die nahe am Kirchhofe des Städt- chens Staffelstein steht, auf einer Stelle, wo schon im J. 1130, nach den Urkunden, in denen Kaiser Lothar dem Städtchen viele Privilegien ertheilte, ein ..Lindenhof‘ vorhanden gewesen ist. Der gewaltige Stamm misst 63 Fuss im Umfange und ein Du- tzend Männer gehören dazu, ihn mit den Armen’zu umschlingen. In der Höhe von einigen Klaftern theilt sich derselbe in mäch- tige Aeste, von denen jeder so stark als ein grosser Baum. Aber leider scheinen die Tage der Alten gezählt zu sein, denn Alles — Stamm und Avste — sind hohl. Das Ganze wird wohl nur noch durch die Klammern, die aus Vorsorge um die beiden Hauptäste gelegt worden sind. zusammengehalten; denn das we- nige Holz, welches die Rinde unterkleidet, wäre kaum im Stande, die noch stattliche Krone zu tragen. Dennoch aber ist das Le- ben dieses lebendigen Zeugen ferner Jahrhunderte nicht sicher geborgen; jeder Sturm kann die weithin schattende Krone zu Falle bringen, wenn nicht neue künstliche Mittel sie schützen. Alte Leute erzählen, dass Marschall Berthier, als er einst bei einen Spazierritt vom Schlosse Banz zu diesem Baume kam, in den hohlen Stamm hineiageritten sei und darin sein Pferd um- -gelenkt habe. In.der That ist die Höhle so gross als manches Zimmer. — N°. 1037 der Leipziger illustrirten Zeitung bringt eine Abbildung dieser altehrwürdigen Linde. Als Preisaufgabe für 1865 hat die belgische Akademie der Wissenschaften eine genaue Erforschung der fossilen Flora und Fauna der Steinkohlenformation in Belgien gestellt, wobei Alles das, was hierüber sowohl in Belgien als im Auslande bereits veröffentlicht worden ist, sorgfältig zu berücksichtigen ist. Der von der Akademie ausgeschriebene Preis besteht: in einer gol- ‚denen Medaille im Werth von 600 Fr. und dazu sind von Staats- wezen noch 2000 Fres. hinzugefügt worden. Die Abhandlungen 819 sind vor dem 20. September 1865 an den beständigen Secretär der Akademie, Ad. Quetelet einzusenden. Als ein Mittel für die Erkenntniss der Bastfasern, namentlich um solche den Personen, die mit der anatomischen Structur des Pflanzenreichs nicht vertraut sind, kenntlich zu machen, gibt Van Tieghem (Compt. rend. T. LVI, pag. 936) das Betupfen der Schnitte mit einem Tropfen Chiorwasserstoffsäure an. Unter dem Mikroskop sieht man dann die Bastfasern sich in wenigen Minu- ten schön rosenroth färben. Auf die Korkzellen und das Cam- bium erstreckt sich diese Reaction nicht. Das Holz färbt sich zunächst gelb, dann aber erscheint die rosarothe Färbung in der dem Cambium benachbarten Zone und in der, welche das Mark umgibt. Ueber diese Grenze hinaus geht die Reaction nicht, so lange auch die Einwirkung der Säure dauern möge. Die Farbe ist hier immer dunkler und dadurch leicht von der der Bastfaser zu unterscheiden. Ist die Säure mit der gleichen Menge Wasser verdünnt, so tritt die Reaction regelmässiger und sicherer, aber langsam ein. Andere Säuren bringen dieselbe Reaction hervor, doch ist dazu längere Zeit erforderlich. Selbst bei der 'Salpeter- säure ist die gelbe Färbung nur das Endresultat der Einwir- kung. Verdünnt man die Salpetersäure mit dem gleichen, Ge- wicht Wasser, so färbt sich die Bastfaser gleichfalls schön ro- senroth, aber freilich nur vorübergehend. — Hat man die Theile vorher einige Zeit in Wasser getaucht, so tritt die Färbung der Bastfasern durch ‘die Säure nicht ein, und ebenso verschwindet die Farbe nach und nach, wenn’ man "die Schnitte nach der Ein- wirkung der Säuren in Wasser eintaucht. . % Personalnachrichten. Sir Charles Lyell ist zum auswärtigen Ritter des preuskf- schen Ordens pour le merite für Kunst und Wissenschaft erwählt "und bestätigt worden. ‚ Nach Regels Gartenflora (Juniheft) hat Professor Schleiden “einen Ruf als Professor der "Physiologie nach Dorpaf a angenommen. 320 Anzeige. Bei August Hirschwald in Berlin ist soeben erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: Lehrbuch der Pharmakognosie. Ein pharmakognostischer Commentar zu sämtlichen deutschen Pharmakopöen von Dr. J. W. Albert Wigand, Professor der Botanik, Direetor des botanischen Gartens etc. zu Marburg. Mit 141 Holzschnitten. Gr. 8. geh. Preis: 1 Thlr. 20 Sgr. Verzeichniss ’ der im Jahre 1863 für.die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung.) 68-74. Sitzungsberichte der mathem -naturwigs. Klasse der &, k. Academie der Wissenschaften in Wien. 1348. Band 1. Heft 1—5. 189. „ AL „ 1-5. 139. „iu „ 1-8. 181. „ Lu. 1862. „ I „ 47. 186%, „A. „ 5-8. , 75—78. Denkschriften der mathem.-naturw. Klasse B, I. mit Atlas. Bnd. U. 1—8, Bnnd- IIt. 1-8. Bad. IV. 1—2. Report or the commissioner of Patents for the year 1861. Agriculture. Washington 1862. 80. Schriften der kgi. physikalisch-öeonomischen Gesellschaft in Königsberg. til. Jahrg. 1862. , Zwölfter Jahresbericht der naturbistorischen Gesellschaft in Hanno" ver 1862. . Grisebach: Plantae Wrightianae e Cuba orientali. Cantabrigiae 1861.1 83, Duval-Jouve: Sur une forme de P’Aira media. 84. Nylander W.: Circa Lichenes Armoricae et Alpium Delphinatus observa- tiones. Helsingforsiae 1883, Wwilikomm M.: Series inconfeeta plantarum indigenarum Aragoniae, auc. Loscos y Bernal et Pardo y Sastron. Berichtigung. In den Personalnachrichten in Nr. 19 p. 304 ist zu lesen statt Staatsrath v. Staren: Staaisrath v. Steven. — Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubsuerschen Buch druckerei (Chr. Krug’s Witwe) in Regensburg. FLORA, NM 4. Regensburg. Ausgegeben den 14. August. 3863. Inhalt. W. Nylander: Sphaeriae quaedam Scandinavicae novae. — Vegetationsbilder aus Newfoundland. — Litteratur. — Kryptogamischer Reise- verein. — Personalnachrichten. —- Verzeichniss der im J. 1863 für ‘die Samm- “W. Nylander: Sphaeriae quaedam Seandinavieae- noYae, 1. Sphaeria vieinula Nyl. — Aflınis Sph. .millepunctatae Grev.'), sed perithecia parte supera vix vel parum prominula et elevatione cortieis sat distincta (albido-einerascente) insidentia; sporae fuscae oblongae aut ellipsoideae rectae, longit. 0,009—0,014 millim., erassit. 0,0045—0,0065 millim. — Kola in Lapponia orientali, ad corticem salieis (P. A. Karsten et N. J. Fell- mann.) 2. Sphaeria pruniformis Nyl. — Comparanda cum Sph. dis- persella Nyl. Hb. Mus. Fenn. p. 112°), sed apotheciis paullo ma- joribus (latit. fere 0,5 millim.) magis prominulis, saepe tubereuli- formibus vel ovoideo-prominulis (basi parum lata adnatis), epithecio saepius haud distineto; sporae fuscae oblongae 7-septatae (acce- dente adhuc uno alterove septulo longitudinali), longit. 0,024—27 millim,, crassit. 0,011 millim. — Sat sparse crescens ad corticem populi lecta prope Soukelo (latit. 67°) in Lapponia orientäli ‚N. J. Fellmann.) u 1 1) In Sphaeria millepunctata GTev. sporae sunt incolores vei sabincolo- res oblongae (saepe curvalae, longit. 0,008-0,012 millim,, thecae et paraphyses tenerae. 2) Eandem (disyerseilam) legit ad populos in Finnlandia boreali Dr. P. A. Karsten) Cf. Sph. spermoides Curt. Sphaer. p. 818,.t. 87, f, 37. Flora 1863. 2 322 3. Sphaeria sorbina Nyl. — Similis Bph. spermoidi Hffm. sed sporis majortibus (oblongis vel oblongo-eylindraceis simplici- bus, longit. 0,032—48 millim., erassit. 0,007—9 millim.), paraphy- sibus sat confertis teneris (crassit, eirciter 0,0025 millim.) — Ad ramos Sorbi aucupariae prope Helsingfors ’), fine mensis Marti 1863, sub epidermide et circa stroma Sphaeriae Sorbi Schmidt. diffusum (interdum latitudine pollicari et ultra). Sporae omnino sicut in Sph. ovina Pers. (Curr. Sphaer. in Linn. Trans. 1859, t. 57, f. 16), saepe quasi YAcnolo (ut dieunt) vesiculoso medio. Perithecium fusconigrum vel nigrum, interdum in statu vivo oli- vaceo-nigricans. Subiculum concolor nigricans tenue aut obso- letum. In Sph. spermoide Hoff m. affıni sporae longit. 0,020--30 millim., erassit: 0,0045=-0 ‚0065 millim., haud Yaro quasi spurie 1-septatae. j 4. Sphaeria Anerymyela Kyı. (Nectris.) — Apotheeia (peri- thecia) aurantiaco-lutea subtremelloidea minuta (latit. cireiter 0,2 mill. vel pauxillum ultra) hemisphaerica prominula, apice de- pressiuseula,; sporae Snae fusiformes, tenuiter 1-septatae, longit. 0,016—18 millim., crassit. 0,0045 millim., paraphyses propriae nullae. — Ad caules Urticae in Tavastia Finlandiae (P. A. Kar- sten). Non confundatur cum Peziza fusarioide Brk., quae epi- thecium habet discoideum (est Discomyces) ‚depressum, thala- mium paraphysibus praeditum (datur in Desmaz. Cr. Fr. No, 1063); sporae &mbabus sat similes. Apothecia juvenilia dacrymycellae omnino innata, deinde denudata. Gorrigenda. Pag. 307 letzte Zeile steht „nic“ statt nec, „ullo“ statt ulla » 308 Zeile 1 steht „et“ statt e. » 0 „ 49 steht „germinativum‘“‘ statt germinativam., » n » 2 steht „studium“ statt stadium. 1) Notandum est Sphaeriam Labürni Pers. in Finlandia meridionali sat \ frequenter mense Novembri et ineunte vere inveni ad ramulos dejectos Sorbi aucupariae. Sporae ei fuscescentes 5—7-septatae (et aliquoties longitudinaliter divisae), longit. 0,023—0,034 millim., crassit, 0,010—14 mitlim, 323 Vegetationsbilder aus Newfoundland. \ Nach Moses H. Perley, dem Präsidenten der Natural-History- Society von New-Brunswick (The Canadian Naturalist and @eo- logist, Vol. VII, N°. 5. October 1862) bilden drei verschiedene Arten von Pflanzenwuchs in Newfoundland, dem Theile Amerika’s, ‚der Europa am nächsten gelegen ist, drei verschiedene Distriete, die von den Einwohnern Wälder, Marschen und Wüsten (Woods, Marshes, Barrens), genannt werden. Die Wälder finden sich im Allgemeinen an den Seiten der Hügel oder an den Abkängen der Thäler, wo stets für das Ueber- mass des Wassers, an dem Newfoundland leidet, natürlicher Ab- Auss vorhanden ist. Daher trifft man die Forsten, wenn sie überhaupt so genannt werden dürfen, am häufigsten und die Bäume am grössten in der Nühe der Seeküsten, der Seen und ‚Flüsse, wenn der Boden und andere Umstände günstig sind. Newfoundland ist häufig als ein dicht bewaldetes Land ge- schildert worden, aber ein solches ist es in der That nicht. Die Bäume bestehen zumeist aus Schwarztannen (Spruce, Abies nigra), Weisstannen (White fir, d. ala), gelben Birken (Betula excelsa), weissen Birken (BD. populifolia) und Lärche (Hackmatack, Zarıx american). Was man aber hier für grosse Bäume ansieht, würde in New-Brunswick nur verächtlich angesehen werden. ‘An der Ostküste gibt es nur wenig Holz, das zu andern Zwecken brauch- bar wäre als zu Brennholz und zum Bauen von Fischerböten. Im nördlichen Theile der Insel sollen früher auf der Kalkforma- tion ausgedehnte Forsten gestanden haben, doch haben grosse Brände die schönsten Bäume zerstört, worauf ein Nachwuchs ge- ringerer und kleinerer Arten folgte. Der grössere Theil der Bäume ist nur yon kleinem Wuchs, meist Tannen von nur 20 bis 30 Fuss Höhe und nicht mehr als 3 bis 4 Zoll Durchmesser, die so dicht bei einander stehen, dass die Zweige von oben bis unten sich in einander verschlingen. Die ‘ungeheure Menge der abgestorbenen und umgefallenen Bäume, die verfaulten Stümpfe und Aeste bilden mit dem jungen Auf- schuss und dem verworrenen Gestrüpp häufig ein fast undurch- dringliches Dickicht. Die Bäume sind oft mit grauen und weis- sen Flechten und Moosen bekleidet, während grüne weiche Moose den Boden bedecken und die verwachsenen ‚Wurzeln, die schar- fen Kanten und meist schlüpfrigen Flächen der Steinblöcke mit i 21* "324 den Löchern und. Gruben dazwischen verdecken, so dass jeder Schritt in diesen Wäldern die äusserste Vorsicht erfordert. Während der Hitze des Sommers, — was wenigstens hier so heisst. — schliesst der gedrängte Stand der niedrigen, verküm- merten Stämme jeden frischen Luftzug aus, während dieselben an ihrer Spitze doch nicht hinlänglich dicht bedeckt sind, um die heissen Strahlen der Sonne abzuhalten. Diese erhitzte Atmo- sphäre wird überdiess noch unleidlicher durch den starken Ge- ruch nach Terpentin, welcher aus allen Poren der Nadelhölzer hervordringt. Umschlossen von diesen Wäldern liegen, sich ausbreitend über. die Thäler und niedrigen Landstrecken, grosse offene Ge- filde, die marshes, die von einer mehrere Fuss starken Moos- decke bekleidet werden. Diese ist grün, weich, schwammig, von Gräsern und Sumpfpflanzen durchwachsen. Die verschiedenen Farben der Moose geben diesen Marschen ein eigenthümlich rei- ches Ansehen, zumal aus einiger Entfernung, besonders wenn an den Seiten der Erhebungen noch Baumgruppen zerstreut ste- hen. Ein des Landes Unkundiger könnte demnach leicht glau- ben, dasselbe sei für den Anbau ganz besonders geeignet. was aber in der That durchaus nicht der Fall ist. Lang anhaltende Trockenheit oder harten Frost ausgenom- men, sind diese Marschen stets feucht und zwar in so hohem Grade, dass sie nicht im Stande sind, das Gewicht eines darü- ber schreiten wollenden Menschen zu tragen. Ein Gang von 3 bis 4 Miles Länge über eine solche Marsch, wobei man mit je- dem Schritte bis an die Knöchel oder wohl gar knietief in das Moos einsinkt, ist ein höchst ermüdendes Unternehmen. Die Moosdecke wirkt wie ein grosser Schwamm. Beim Schmelzen des Schnees im Frühjahr sättigt sie sich vollständig mit Wasser, welches sie lange zurückhält und welches sich bei jedem Regenfalle wieder ergänzt. Die feuchte Beschaffenheit der Marschen rührt allein von der wasserhaltenden Kraft der Moose her, indem der Untergrund ei- gentlich hinlängliche Neigung besitzt, so dass das Wasser ab- fliessen könnte. Entfernt man diese moosige Oberschale, so findet man darunter entweder trockene, runde Geschiebe oder kahles Gestein. Die „Barrens" sind ausgedehnte Distriete auf den Höhen der Hügel und der hochgelegenen Strecken. Sie sind zum Theil mit dünnem, struppigem Pfanzengewächs, meist beerentragenden 325: Pflanzen und zwerghaften Gebüschen besetzt. Häufig trifft man kahle Stellen mit vielem Gerölle oder zerbröckelten Felsmassen völlig ohne einen pflanzenbringenden Boden. Nur mit Hilfe dieser „Barrens‘‘ ist es möglich; grössere Strecken des Innern zu durch- wandern. Zuweilen findet man an den tieferen Stellen der „Barrens“, oder da, wo sonst die Verwitterung des Gesteines etwas Pflan- zenboden hat entstehen lassen, einige verkrüppelte Lärchenbäume, die hier zusammenhaltende Büsche (tucking bushes) genannt wer- den. Sie wachsen nur etwa brusthoch mit senkrecht vom Stamme, abstehenden Zweigen, alle dicht verworren, mit flachen Spitzen von gleicher Höhe, als wenn sieabgehauen wären. Diese’ Büsche sind so steif, dass man an manchen Orten fast auf ihnen hin- schreiten kann und es eine ungemeine Mühe macht, sich durch sie hindurchzudrängen. Die drei genannten Arten von Ländereien erscheinen nirgens für sich in grösserer Ausbreitung, sondera wechseln mit einan- der stets im Laufe einer Tagereise ab. on Litteratur. Leighton Lichenes britannici exsiccati. Diese in Flora 1861 Nr. 28 ff. der Beurtheilung unterzogene Sammlung ist seitdem vom Hrn. Herausgeber nicht mehr fortge- setzt worden. Eine andere, nahezu alle Nrn. umfassende, von meiner Arbeit völlig unabhängige Bestimmung derselben hat Hr. Mudd in seinem Manual of British Lichens 1861 (vergl. Flora 1862 p. 475) geliefert und mit Rücksicht- hierauf sehe ich mich veranlasst, folgende nachträgliche Bemerkungen und Berichtigun- gen jenem früheren Verzeichnisse beizusetzen: 346. Coll. erispum Borr. Diese zur Gruppe von C. pulpos. che. limos. gehörige Pflanze wurde auch von Mudd Man. 40 als besondere Art behandelt. 202. Imbric. sinuosa (Sm.) Das Leighton’sche Exemplar schliesst sich zunächst an Zw. exs. 181. bis B. — Arn. exs. 221. an. 232. I. sinuosa v. concentrica. — Mudd Man. 96. bemerkt, dass der eigenthümliche Habitus dieser Form vom Standorte her- rührt, indem die Flechte, gewöhnlich nicht angewachsen, in kleinen Ballen am Boden liegt, welche b:sonders durch den 36 ’ Einfluss des Windes eine fast kugelise Gestalt annehmen. Auf ganz ähnliche Art rollt sich Cetraria islandica auf dem flachen Boden der Garchinger Haide bei München zusammen. 966. Parm. erosa (Borr.) — Borr. caesia var. albinea Ach. Mudäd Man. 108. Gemäss der von Mudd beschriebenen Apothecien eine wahre Parm. und keine Imbrie. 86. Physe. muror. v. eitrina (Ach.) Diese Flechte ist wegen “ ihrer breiten Sporen nicht mit Ph. medians (Nyl.) zu ver- ‚ wechseln, gehört aber besser zu Ph. muror., als zu Callop. citrinum Kch. Anzi exs. 32. 317. Wird von Mudd Man. 159 als Var. der Acarosp. smaragl. bezeichnet und meine frühere Bestimmung: Dermato. microst. Flora 1861 p. 534 fällt, nachdem Mudd die Apothecien be- ‘schrieben , hinweg, 149. Meine frühere Vermuthung, dass hier eine Form der Zeora coaretata (Ach.) vorliege, ist von Mudd Il. c. pag. 154 bestätigt, 188, Ich halte mein Exemplar in Leighton’s Sammlung noch immer für Aspic. ienebrosa (Hypothecium farblos); —Mudd Man. p. 205 bringt Nr. 188. zur Lee. fumosa. 155.. 337. erachte ich nunmehr mit Mudd Man. 210 für Lecid. contigua Fr. Arn. in Flora 1862 p. 308 (vix Hepp 126.) 156. ist dagegen in meiner Sammlung lediglich Lee. «ustulata. 186. ist zweifelsohne Lecidea sylvicola Flot. Körb. 305. Lecid. fuliginosa Tayl. Mudd Man. 208. (Sporen einzellig, farblos, an beiden Enden stumpflich, 6-8 m. m. lang, 3 m. m. breit, Hypothecium schwarz) ist eine wahre Lecidea und ge- hört habituell in die Nähe von Lee. scofina, intumescens, assimilis H. 333. Meine Ansicht Flora 1861 p. 497 findet ihre Bestätigung bei Mudd. Man. p. 209. 204. 304. ist in meiner Sammlung Lec. fumosa und nicht Sporast. morio b. cinerea (s. Mudd Man. p. 192), wahrscheinlicher ist 278. (Mudd p. 212) zu Sporastatia zu ziehen, soweit 8 sich nämlich um das in meinen Besitze befindliche Exem- plar handelt. 332. Nach Mudd Man. 201. ist anzunehmen, dass Leight. unter dieser Nr. nicht Diat. vernalis, sondern eine Form der Kecid. enteroleuca ausgegeben hat, neben welcher nur zu- fällig in meiner Sammlung Biat. vern. (besser B. conglome- rata!) sich ündet, ‘ 327° 350. wird von Mudd Man. p. 201 als var. sazxicola zu Zee. en- teroleuea gezogen. 218. = Mudd exs, 194.; gemäss Nyl. Flora 1863 p. 78 Lecidea umbilicota Ram. — Herr Leighton hat übrigens hier zum Theile auch Rieasolia (Placodium) eandicans publieirt: vgl. Anzi Manip. 10. Mudd. Man. 309. 184. Nach der Beschreibung bei Mudd Man. 214 ist unter die- ser Nr. Catillaria conerete Körb. ausgegeben, allein mein Exemplar ist Rhiz. petr. 151. (und 332. in mea collect.) passen nicht wohl zu Biat. ver- nalis (L.) Stenh. Exs. 54 a., welch letztere grössere Apo- thecien und grössere Sporen besitzt; richtiger wird diese Flechte mit Mudd Man. 194 als DB. conglomerata aufzufas- sen oder doch von B. vernalis als Varietät abzuzweigen sein. (vgl. die Notiz bei Hepp 505). 326. bringt Mudd p. 195 zur Lec. minuta, allein mein Exem- plar ist eine Bacidia. _Uebrigens trage ich jetzt kein Be- denken mehr, diese englische L. minuta mit B. sylvana Körb. zu vereinigen. Lee. -tenehricosa Ach. Nyl. Lich. Scand. 201. ist davon nicht wesentlich verschieden. 196. wird von Mudd I. c. p. 160 zur Sarcog. privigna gestellt. 98. Mudd Man. 281 erblickt hierin gleichfalls Sphaeromphale fissa Körb. Hepp 103, allein die neuere Untersuchung meines Exemplars zeigte farblose, 2-zellige, 16—19 m. m. lange ,, 6-7 m. m. breite Sporen, zu 6—8 in aseis; es empfiehlt sich daherN\r. 98. zur weiteren Untersuchung an Ort und Stelle. 140. wird zwar bei Mudd. Man. 292 zu Perr.rupest. (== mura- lis Ach.) gebracht; ich bleibe jedoch bei meiner früheren ‘Meinung; das Citat von Hepp: „Thelotr. murale“ lässt sich dahin aufklären, dass Leighton die äusserlich sehr ähn- liche Polyblastia rugulosa Mass. mit ausgegeben haben dürfte. In Leight. Lich. Angioc. tab.20. fig. 1. ist ebenfalls Verruc. muralis mit parenchymatischen Sporen abgebildet. 198. Lithoicea laevata (Ach.)! diese neuerdings von Mudd exs. 273 publicirte Art beobachtete ich auch an Granitblöeken in der Oos unterhalb des Gerolsauer Wasserfalles- bei Baden- Baden. (Sept. 1858.) 288, wird von Mudd Man. 305 mit Recht zur Arihop. alomarıa (= Leight. exs. 344) gezogen. 348. Es ist mir nicht gelungen. hier und ber Mudd exs. 295 328: Sporen aufzufinden; in Mudd Man.. 304 wird die Flechte Arthopyrenia punctif. var. einerea genannt und die Grösse der Sporen als mit der Stammform übereinkommend be- zeichnet. 254. nunmehr auch bei Mu.dd Man. 302. mit Arthop. fumago ver- einigt; ebenso wird: 138. als Varietät zur Sag. macularis gebracht. (Mudd p. 301.) und die Identität von 32. mit Segest. lectissima (Man. p. 284.) bestätigt. 199. ist (wenn auch nicht inmeiner Sammlung) eine sejbständige, . „in Deutschland von Herrn Lahm bei Münster beobachtete Art; in Mudd lich. exs. 290 ausgegeben. Sporen farblos, schmal, öfter an einem Ende keulenförmig, am anderen ‚ schmal ‚zugespitzt, 25—33 m. m. lang, 3—4 m. m. breit, zu 8 in ascis, Paraphysen_fädlich. 319. Ob. diese Pflanze bei ihrem lebhaft grünen, gelatinögen. Thallus geradezu mit Hepp 442. 443. zu identificiren sei, (Mudd Man. p. 294.) möchte ich bezweifeln, doch stimmen die Sporen, welche nicht nur 2-zellig, söudern auch (Mudd exs. 281) 4-zellig sind, in Gestalt und Grösse ganz mit Hepp 1. c. überein. . NB. Chiodecton graphidioides L eight. und Exterographa Zwackhti “ Mass. sind ein und dieselbe Pilanze; letztere. nur eine we- .. niger ausgebildete Form der ersteren. - 310. ist ın Flora 1861 von mir nicht aufgezählt worden, da ich diese Nr. nicht erhalten hatte. Mudd Man. 224 .erklärte solche für Abroth. Smitkii und vereinigte hier, wohl mit Recht, die Nrn. 191. 209. gleichfalls mit Abr. Sm. — Nicht der grüne Reif des Apotheciums. der auch bei Smithii nicht. selten ist, sondern (Tul. Men. p. 115.) „apothecia cuticulae (matricis) segmentis erectis obvgllata“ bilden das Hauptmerk- mal von Welw. gegenüber dieser Art. \ NB. Während die in dieser Zeitschrift 1861 enthaltene Aufzäh- lung der Leighton’schen Samnılung nur als eine Reihe einzelner Repräsentanten der brittischen Flora gelten konnte. ist nunmehr in dem den deutschen Lichenologen wohlbekannten Werke: W. Mudd Manual of British Lichens, eine den jetzigen Anforderungen der Wissenschaft entsprechende Besciieibung säinmtlicher britti- scher Arten erschienen. Bei der Betrachtung desselben entsteht jedoch in mehreren Fällen die Frage, ob die ‚gebrauchten :Namen mit den. in Dentschland üblichen Beuennungen übereinstimmen. 829 Ich erlaube mir daher. da ich einer gefälligen Mittheilung des - Herrn Mudd uicht nur seine Lichenes exsiceati. sondern auch zahlreiche andere englische Exemplare verdanke, einige kurze, oben nicht zu exrledigende Notizen hier anzureihen. a) Leraria carneolvica Turn.) Man. p. 140 ist eine wahre Secoliga im Sinne des Körberschen Systems, mit farblosen, 4-zelligen, - gewöhnlich an beiden Enden stumpfen, 12—16 m. m. langen, 4 m. m. breiten Sporen, von denen ich 8, 12 und 15 in je einen Schlauche zählte; die Paraphysen sind robust und frei, nicht verschmolzen, an der Spitze schwach verdickt. Sehr nahe verwandt ist Gyal. denudata (Somm.) Th. Fries Arct. 140. 102. Secol. Friesii Körb. par. 110; aber in keinem Falle gehört die englische Pflanze zu Lecan. carneopallida Nyl. Lich. Scand. 196. Lecan. protuberans (Somm.) Th. Fries Arct. 102. b) Rinod. exigua var. metabolica Mudd p. 143 exs. 108 (vergl. Nyl. in Flora 1863 p. 78.) dürfte wegen der grossen Sporen, - 2224 m. m. lang, ‚12. m. m. breit, habituell den Sporen von Buellia discolor (Hepp 319.) auffallend ähnlich, als besondere Art zu betrachten sein: Rinod. teichophila (Nyl.) c) Gyal. truneig. Manual p. 167 ist die ächte Pflanze dieses Namens; Mudd exs. 140 aber ist Gyal. Flotowii Körb. d) Biatorina Griffithii Man. 176 gehört gemäss eines vom Ver- fasser mir zugeschickten Exemplars zu Biat. anomala Hepp 18. Zw. En. Flora 1862 p. 507, während Leight. exs. 60. Mudd exs. 155. Arn. exs. 216, die Biat. Griff. Körb. par. 142, Lec. tricolor (With.) Nyl. Fora 1863 p. 78. bilden. e) Biatorina sphaeroides (Deks.) Man. 177 und Biat. pilularis Körb. par. 136 sind, wie ich aus einem microscopisch geprüften Mudd’schen Originale ersehe. ein und dieselbe Species. \ f). Scolic. vermiferum (Nyl.) Mudd exs. 153. Leight. exs 158. gehören zu Scolic. holomelaenum Körb. par. 240. (Hypothecium blass, Sporen 16—22 m: m. lang, Thallus gering entwickelt.) Dagegen hat Scolie. compactum' Körb. par. 240 ein dunkles Hypothec., etwas längere Sporen, 20—25 m. m. und einen (liekeren Thallus. g) Lee. viridiatra Stenh. wird von Nyl. Scand. 164 für eine .:Form.der Zecan. varia (polytr. intric,) erklärt; von Körb. par. 199.148. zu Biatora leueophaea gezogen. Die beiden Synonyme im Manual p. 206 — Hepp 255. und Lec. ulpest. 330: Körb. (par 1991) sind zu streichen. Wohin gehört aber die englische Flechte? h) Lecid. mutabilis (F&e) Man. 195. gehört gemäss eines Mudd- schen Originals zur Biat. De Candollei Hepp = geographica Mass. i) Lecid. decolorans var. viridula Mudd Man. 197. wird von var. c. Fr. L. E. p. 267. Stenh. exs. 164. kaum verschieden sein. k) Lec. lutosa M. Man. 202 kann mit Cat. lut. Mass. ric. 79. —= Hepp 506 nicht vereinigt werden. I Arth. epipasta (Ach.) Man. p. 247. Exs. 230 entspricht genau der Arth. radiata var. epipasta (Ach.) Zw. Enum. Heidelb. Flora 1862 p. 532. m) Man. p. 273. — Pertus. syncarpa Mudd ist = Pert. coral- lina (Ach.) Arn. Exs. 204. Rabhst. 692. und Peri. globuli- - fera (Sm) = Pert. sorediata Fr. Körb. par. 312. n) Arthop. nitescens (Sal.) Man p. 303. hat hinsichtlich der Spe- ren grosse Aehnlichkeit mit Zw. 43. F. — Flora 1862 p. 551. Auffallend ist, dass die Sporen gerne in der Mitte abbre- chen und man öfters nur die halben Sporen erblickt. Schliesslich sei erwähnt, dass Hr. Mudd mir aus England noch folgende, für die Flora dieses Landes neue Arten zukom- men liess: 1) Collema limosum Ach. Körb. exs. 238. Flora 1862. p. 567. durch den äusseren Habitus und grössere Sporen von Coll. pulposum Ach. verschieden. 2) Biatora sarcopisioides Mass. ric. 128. Anzi Lich. Venet. ex Herb. Mass. 61. 62. Die Sporen der englischen Pflanze fand ‚ ieh 9—13 m. m. lang, 3—4 breit; diejenigen des Massal. Originales 9—10 m. m. lang, 3—4 breit. Im farblosen Hy- pothecium und äusseren Habitus stimmen beide zusammen. 3) Biatora Metzleri Körb. par. 16%. Synonym ist gemäss. eines Nylanderschä Uriginals Zee. oolithina Nyl. Flora 1863 p. 464. 4) Bacidia caerulea Körb. par. 134. 5) Bilimbia (euprea var.) chlorotica Mass. Körb. par. 167. 6) Arthonia melaleuca Fr. Stenh. Exs. 150 = Arth. marmor. Nyl. Scand. 258. = Arth. Schäreri Mass. symm. 68. 7) 'Coniangium fuscum Mass. (Körb. par. 272.) Arnold. 331 Fischer, Dr. L., Professor der Botanik: Taschenbuch der ° ‚Flora von Bern. Systematische Uebersicht der in der Ge- gend von Bern wildwachsenden und allgemein cultivirten Phanerogamen und Gefäss-Kryptogamen. 2te Auflage. Mit einer Karte. Bern 1863. Verlag von Huber et Comp. 234 8. 8°. Schildknecht J., Lehrer an der höheren Bürgerschule in Freiburg: Führer durch die Flora von Freiburg. Ver- zeichniss der in ihrem Gebiete wildwachsenden Gefässpflan- ‘zen mit Angabe ihrer Standpunkte und Blüthezeit, zum Gebrauch auf botanischen Excursionen. Mit einem Vor- wort von Prof. A. de Bary. Freiburg 1863. 208 8. 8°. .Es Hegen uns hier zwei sehr schätzenswerthe Beiträge zur Kenntniss der Flora zweier durch Naturschönheiten und Reich- thum der Vegetation ausgezeichneten Bezirke Deutschlands und der damit so nah verbundenen Schweiz vor, welche allen diese Gegenden bereisenden Botanikern höchst willkommen sein werden. Ar. Schildknecht beabsichtigte mit seinem Werke die Localflora Freiburgs, welehe seit Spenner nicht mehr bearbeitet worden war, da seitdem viel Neues entdeckt, Anderes dagegen . verschwunden ist, in möglichst vollständiger Weise zusammen- zustellen, was demselben, wie Hr. Prof. de Bary in seiner Vor- rede bemerkt, vollkonmen gelang. so dass jeder die Umgebung von Freiburg durchstreifende Botaniker getrost sich diesem Füh- rer anvertrauen kann. Das Taschenbuch des Hrn. Prof. Fischer i»t nach dem Muster von Kochs Synopsis angelegt,’ daher auch für Anfänger zum Bestimmen der gesammelten Pflanzen zu verwenden. Er. sowie Hr. Schildknecht war hauptsächlich darauf bedacht» Alles Irrthümliche in früheren derartigen Werken zu verbessern und nur nach eigener Erfahrung zu urtheilen. Eine nach kurzer Zeit'schon nothwendig gewordene zweite Auilage der Flora von Bern zeigt, dass sclbe ein Bedürfniss war und ihren Zweck erfüllt. Die Ausstattung beider Werke lässt nichts zu wünschen übrig, als dass bei einer zweiten Auflage der Freiburger Flora, wie bei der Berner, eine kleine Umgebungskarte zugefügt werde, 332 Lehrbuch der Pharmacognosie. Ein pharmacoguostischer Commentar zu sämmtlichen deutschen Pharmacopöen von Dr. Albert Wigand, Professor der Botanik in Marburg. Berlin 1863. Verlag von Aug. Hirschwald. Ein Lehrbuch der Pharmacognosie auf 300 Seiten! Der Herr Verfasser sieht sich gedrungen, diese Kürze in einer langen Vor- rede zu rechtfertigen. Sie beruht zum Theil in der Auswahl, theils in der Behandlung des Materials, mit Vermeidung alles Historischen, Kritischen und Literarischen. Die gänzliche Ver- nachlässigung der Literatur dürfte um so schmerzlicher vermisst werden, als derjenige, der in dem Buche gründliche Belehrung sucht, ‚häufig genug sich genöthigt sehen wird, sich weiter in der . Literatur umzusehen und da wäre wenigstens eine kurze Ueber- sicht der pharmacognostischen Literatur sehr am Platze gewesen. Hauptsächlich verdankt das Buch seine ausserordentliche Ge- drungenheit der sachlichen Kürzung, deren sich der Herr Verf. beflissen hat. Wenn auch die meisten Beschreibungen der Dro- guen gerade ihrer Kürze wegen sehr gut und präcis ausgefallen sind, so ist doch Alles, was nicht zur Beschreibung gehört, über alle Gebühr vernachlässiget. Die Verwechslungen, die Ver- fälschungen sind gerade nur angegeben. Kennzeichen und Un- terscheidungsbehelfe, welche nicht schon an der Drogue sichtbar sind, sondern durch chemische oder andere Operationen erst hervorgerufen werden müssen, fehlen fast ganz. Die wesentlich- sten Bestandtheile der wichtigsten Droguen sind ihrem Procent- Gehalt nach angegeben, aber ausserdem das reiche Material an chemischen Analysen gänzlich unbenützt gelassen. Wo soll mau dann diese Arbeiten. die hauptsächlich im Interesse der Pharma- cognosie unternommen worden, suchen, als in einem Lehrbuch der Pharmacognosie> Die Anordnung in der Pharmacognosie nach Pflanzentheilen und dann innerhalb dieser nach Familien, be- kundet ein Streben nach System, schlägt aber zum Nachtheil der Uebersichtlichkeit aus. Statt langer Auseinandersetzung ein paar Bei ‚piele der Reihenfolge: herba tlematidis, folia petroselini, folia eicutae, herba conii, folia foeniculi, herba chaerophylli odor., semen lini, nuces mosch.. semen coffeae, nuces vomicae, fabae St. Ignatii, semen stramonii. Ohne Register ist in dem Buche nichts zu finden. Die häufig gelungenen Beschreibungen machen das '388 ‚Werk zu einem recht brauchbaren Hilfsmittel in der Praxis, für Leute vom Fache, die zur Unterstützung des Gedächtnisses sich einer compendiösen Zusammenstellung bedienen wollen. für ein Lehrbuch ist es jedoch offenbar gar zu kurz gefasst. Personalnachrichten. Der Unterzeichnete unternimmt im November dieses Jahres eine mehrjährige, ausschliesslich botanischen Zwecken gewidmete Reise nach Aegypten, Nubien, den Küsten des rothen Meeres und den oberen Nil-Ländern. Um in den Stand gesetzt _ zu werden, planmässiger als seine eigene Erfahrung es vermag. solchen Verhältnissen nachzuforschen, in Betreff derer die vor- handenen Samınlungen unzureichenden Aufschluss ertheilen, oder über welche es uns zur Zeit überhaupt noch an Kenntniss man- gelt, richtet derselbe an alle diejenigen Botaniker, welche sich monographisch mit einzelnen Abtheilungen des Pflanzenreichs beschäftigen, oder die sich für gewisse Einzelheiten der Flora jener Länder speciell interessiren, die driugende Bitte, ihn mög- lichst bald mit den betreffenden Fragen und Winken den Resul- taten ihrer Studien gemäss ausrüsten zu wollen. Ferner erklärt sich derselbe jederzeit bereit, Denen, die ihm ihren Rath ange- deihen lassen, durch Zusendung gewünschter Gegenstände zur Bereicherung ihrer Sammlungen sich erkenntlich zeigen zu wollen. Auch verspätete Mittheilungen werden ihm unter beifolgender Adresse stets möglichst bald zugestellt werden. Berlin, Friedrichsstrasse 58. Dr. (reorg Schweinfurth. Den 1. Juli starb der Apotheker Lasch in Driesen in einem Alter von 77 Jahren, bekannt durch zahlreiche Arbeiten in der Linnaea. Fries widmete ihm eine Pilzgattung Laschia. Peter Sanguinetti, Professor an der Universität zu Rom wünscht mit auswärtigen Botanikern in Correspondenz zu. treten und Pflanzentausch-Verbindungen einzugehen. Von den nordamerikanischen Botanikern sind im vorigen Jahre gestorben: Benjamin D. Greene in Bostön am 14. Okt, Dr. Asahel Olapp in New-Albany (Indiana) am 17. Dechr., Dr. 3 Melines C. Leavenworth in der Nähe von New-Orleans im December und Dr. Charles Wilkins Short in Louisville (Ken- tucki) am 7. März. Gustav Mann, der für den Garten zu Kew auf der West- küste von Afrika sammelte und über dessen Besteigung des Ca- merun-Gebirges wir jüngst berichtet haben. befindet sich auf der Rückreise nach England und will hierbei die Azoren und Spa- nien besuchen. Dr. Ph. B. Ayres, Arzt am Civil-Hospital Port Louis auf Mauritius, ein Schüler Lindley’s, bekannt durch seine Beschäf- tigung mit den britischen Pilzen, ist gestorben. Auf Mauntius hatte er fleissig die einheimischen Pflanzen gesammelt, behufs der Zusammenstellung einer Flora dieser Insel. Paul Fest. der zur Zeit in Cuyaba in der brasilianischen Provinz Matta erosso verweilt. erbietet sich zu Sammlungen für Herbarien, Museen, botanische Gärten u. s. w. Aufträge sind an den preusxischen Consul v. Gülieh in Montevideo zu richten. Kryptogamischer Reiseverein. Den geehrten Mitgliedern diene hiermit zur Nachricht, dass Herr Molendo seine Reise nach dem südlichen Tyrol angetre- ten hat. Zugleich fügen wir hier, um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, zur Ergänzung unserer Statuten noch hinzu: a) der Reisende ist durchaus gebunden, nur nach den vom Vorstande ihm ertheilten Instructionen zu verfahren. b) das gesammelte Material ist ausschliessliches Eigenthum des Vereins. Es kann und wird nur an eingezeichnete Mitglieder vertheilt und abgegeben. Es mag nicht unerwähnt bleiben, dass der Verein in der kurzen Zeit sich schen auf eine höchst erfreuliche Weise ent- wickelt hat, er zähit bereits gegen 100 Mitglieder Dresden und Strassburg. L. Rabenhorst. W. Pb. Schimper. [2 385 Verzeichniss der im \ Jahre 1863 für die Sammlungen der ksl. botanischen 86. 87. 88. 89. 0. 100. 102. 103. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. ‚(Fortsetzung.) Sauter, A.: Die Vegetationsverhältnisse des Pinzgaues. Trabalhos da commissao scientifica de &xploragao Seccao botanica I. Rio de Janairo 1862, Schildknecht F.: Führer durch die Flora von Freiburg. Mit einem Vorwort von A. de Bary. 1863. Fischer, Prof. L.: Taschenbuch der Flora von Bern. 1863. Vogl, August: Beiträge zur Anatomie und Histologie der unterirdischen Theile von Convoivulus arvensis L. Wien 1863, Cohn F.: Ueber die Algen des Karlsbader Sprudels. Breslau 1883. „ Bericht über die Thätigkeit der botanischen Section der schle- sischen Gesellschaft für vaterl. Cultur im 3. 1861 und 1862. . Karsten, H.: Entwicklungserscheinungen der organischen Zelle. Ber- lin 1863. . &öppert, A, R.: Die offieinellen Gewächse europäischer botanischer Gärten, insbesondere die des k. botänischen Gartens zu Breslau. 1868. . Neues Jahrbuch für Pharmacie. Band XiX. 6. — XX. 1. . Pomona von Dochnahl 1863. Nr. 23—30. . Oesterreichische botanische Zeitschrift 1863 Nr. 6 u. 7. . ‚ . Fraas, Prof.: Nekrolog des Staatsrath von Roser, . Journal de la soci&t& d’horticulture du Bas-RhinT. Vi. 1. 2. Annales des scientes natarelles. Botanique XVil. Nr. 6.XVIiL. Nr. 1—3, . Bulletin de la soci&te botanique de France Tom. VIl. Nr. 8. VIIL Nr.9. ‘Neue Schieferetiqueiten in länglicher, 4-eckiger ete. Form von H. A W. Faber in Närnberg. . Om ett nytt slägte , Epipferygium, bland bladmossorna. AfS. 0. Lind- berg. Stockholm. (Fortsetzung folgt.) Anzeigen. Bei J. Ricker in Giessen ist soeben erschienen: Hoffmann, Icones analyticae Fungorum. Abbildun- gen und Beschreibungen von Pilzen mit besonderer Rücksicht auf Anatomie und Entwickelungsgeschichte. I Heft. Mit 6 _ Kupfertafeln. 2 Rthir. 20 Ngr. - Dieses Werk wird regelmässig fortgesetzt und erscheint jähr- lich ein Heft von gleichem Umfang und Preis. 836 Babenkorsts botanifche Werke. Bei Eduard Kummer in Leipzig ist erschienen und durch alle Buchandlungen zu beziehen: Rabenhorst, Dr. L.: Kryptogamen-Flora von Sach- sen, der Oberlausitz, Thüringen und Nordböhmen wit Berück- “ sichtigung der benachbarten Länder. Erste Abtheilung. . Algen im weitesten Sinne, Leber- und Laubmoose. Mit über 200 Nlustrationen, sämmtliche Algengattungen bildlich dar- stellend. 8. geh. 1863. Ladenpreis 3 Thlr.. 6 ngr. In vorstehenden! Werke sind nicht allein die Algen Deutsch- Yands, sondern fast Europa’s vertreten und ‘kann daher das- selbe mit vollem Recht eine Algenflora von Deutschland genannt werden. — - Deutschlands ‚Kryptogamen-Flora oder Hand- - buch zur Bestimmung der kryptogamischen Gewächse Deutsch- lands, der Schweiz. des Lombardisch-Venetianisthen König- reichs und Istriens. 2 Bände und Synonymen- -Register, dazu. gr. 8. geh. 1844—53. Ladenpreis 8 Thlr. 13 Ngr. — Inhalt - der einzelnen Bände: I. Pilze. 3 Thir. 10 Ngr. I. 1. Li- . ebenen. 25 Ngr. II. 2. Algen. 1 Thir. 10 Ner. IL 3, Le- - ber-, Laubmoose und Farren. 2 Thlr. 3Ngr. Synony- men-Register 25 Ngr. . - u. “ — — Die Süsswasser-Diatomaceen (Baeillarien) für Freunde der Mikroskopie bearbeite, Mit 10 lithogr. Tafeln. 5 er. 4...Cart. 1853. ‚Ladenpreis 2 Thir. =; . Populär-praktische Botanik, oder Anleitung, die in Deutschland häufig wildwachsenden und gezogenen Gewächse kennen zu lernen. 8. 1843. Früherer Preis 1 Thlr. 27%, Nör., 'jetziger nur 12. Ngr. " jo Rn Retinene: Dr. Herrich-Schäfter. "Druck der F. Nenbaper'schen Buch tel oo druckere” (Chr: Kris Wittwe) in Regensbnrk. ° x FLORA. NM 3%. x itegensburg,. Ausgegeben den 11. September. 1863. Inhalt. A. v. Krempeihuber: Zur neueren Geschichte der Licheno- logie, — Litteratur, — Personalnachrichten. — Botanisehe Notizen. — Botani- sche Neuigkeiten im Buchhandel. — Verzeichniss der im J. 1863 für die Samm- Jungen € der kel. bot. Gesellschafi eingegangenen Beiträge. — Anzeige. Zur neueren Geschichte der Lichenologie von A Y. Kren- pelhuber in München. -, ’ Bekanntlich war es Herr Prof’ F&e, welcher zum ersten Male in seinem „Essai sur les Cryptogames des &corees exotiques of- ficinales. Deuxieme partie. Strassbourg 1837 umfassende, mif zahlreichen Abbildungen begleitete Beobachtungen über die Ver- schiedenheit der Gestalt, Farbe, Grösse ete., welche die Spore. der Flechten zeigen, veröffentlicht und darauf aufmerksam ge« macht hat, dass bei der systematischen Eintheilung dieser Ge- wächse ein vorzügliches Gewicht auf die Apothezien und die Or- gane, welche letztere enthalten, gelegt werden müsse, wenn man andeıs ein wirklich natürliches System erhalten wolle. Wenn aun gleich Fee bei seinen Aufstellungen darin irrte, dass er den Schläuchen, Theken, eine grössere Bedeutung als den Sporen selbst beimass, hatten die Resultate seiner schönen Untersu- chungen, welche Anfangs wenig gewürdigt worden waren, doch Später die erfreuliche Folge, dass sie Andere aufmunterten, auf dem von ihm angebahnten Wege wahrer Forschung weiter vor- zuschreiten. Unter denjenigen, welche diesen Weg zuerst mit Glück und reichem Erfolg versucht haben, steht aber Herr Prof. . Gius. De Notaris oben an und keinem Lichenologen ist wohl unbekannt, welch weitgehenden Einfuss die yon De Notaris im Ylore 1893. 22 338 Jahre 1846 in dem ‚Giornalg Botanico Italiano, parte prima, tomo 1. pag. 174—224 unter dem Titel: .‚Frammenti lichenografiei di un lavoro inedito del Cav. Giuseppe De Notaris“ veröffent- lichte kleine Abhandlung auf die Gestaltung der Lichenologie ausgeübt hat, wie diese es hauptsächlich war, durch welche Mas- salongo angefenert eine neue Reformation dieser Wissenschaft herbeiführte, die — wenn auch zur Zeit noch in «dem ersten Stadium ihrer Entwickelung stehend, wenn auch noch immer von manchen (wiewohl sehr wenigen) Forschern verachtet und ge- schmäht — doch sicherlich früher oder später zur Vollendung und allseitigen Anerkenuung gelangen wird, da das Prinzip, auf welchem sie ihr Gebäude errichtet hat, (den Naturgesetzen ent- spricht und daher unumstösslich ist. Sn “Mit Recht wird man. ‘daher in der Geschiehte der Licheno- Ipgi je, van. ‘dem, Erscheinen jener bedeutungsvollen Abhandlung, sohin vom Jahre 1846 an den Beginn einer neuen Periode dati- ren. können. So allseitig bekannt nun obige Thatsache im Allgemeinen sein dürfte, so wenig genau gekannt ist nach meinen Erfahrun- gen vo vielen Lichenologen (der vollständige Inhalt der in Rede stehenden berühmten Abhandlung; ich glaube desshalb, es dürfte Mahchem willkommen sein, wenn ich hier eine deutsche Ueber- setzung derselben folgen lasse, der ich übrigens nur den Wunsch beifüge, dass der Zeitpunkt nicht mehr ferne sein möchte, wa es dem Einen oder Anderen der zahlreic] en Anhänger des von De Notaris angenommenen Prinzips gelungen sein wird, ein hierauf basirtes, wahrhaft natürliches uni brauchbares Flechten- system aufzustellen , und damit über die wenigen, Gegner dieses Frinzipes den verdienten ‚Triumph zu erlangen, Lichenographische Fragmente eines unedirten Wer- kes des Herrn Giuseppe De Notaris. Die Gattungen Roccelle, Cladonia, Ramalina sind es, bei welchen die Verwirrung, welche in der Familie. ‚der Lichenen bisher herrschte, sich besonders bemerklich geinacht hat, weil die. Elemente, aus welchen diese Gatiungen „usammengesetzt sind, in ihrer äusseren Erscheinung, in der Struktur des Thallus und der. Apotliecien merkwürdig mit einander harmoniren, Bei Far u} jeder von: diesen Gättungen sind die Spofidien nach’ ein uiid 'deıh: selben Typus geformt, der — mit Ausnahme leichter Modifika- tioten. — sich in allen dazu gehörigen Species wiedertolt. Wenh demnach in den währhaft natürlichen Gattungen dieser Famtfa die Struktur der Sporidien bei allen ihren Repräsentanten‘ glefäh: förmig ist, so scheint mir hieraus geschlössen werden’ zu’ nids: sen, dass man’ alle die andern Gruppen von Arten, welche sich mehr oder weniger in ihrer äusseren Erscheiming. ähnlich‘ sind; aber in Bezug auf die Charaktere‘, welche. vorzitglick von Wich- tigkeit sind, differiren, weder für natürlich halten kann; nöch dass sie je natürliche sein werden. Eingenommen von dieser Idee, welche: übrigens auch ulopieh sein könnte, und vielleicht auch noch mehr angefeuert dürch’eina Aeusserung des sehr geehrten Herrn Prof: F&e, welcher in seh nem Supplemente zu der Abhandlung über die Flechten’ der-exd= tischen :'offizinellen Rinden !) — nachdem er die Mätigel der Ii- chenologischen Systeme von Acharius, Eschweiler, Fries, : Meyer, gezeigt hatte, behauptete: Aucuh de tes’ äutewrb [051 fait de travaux' durables, Pparceque nül est’ descendu profondsıhöut dans l’orgenisation intime des lichens, et que'mut #'voule: doif« ner’ au apotheces et: aux organes: qu’ils renfehntent Pimportane que tous les auteurs ont-aceörd&e- au-fruit'et & la gräime dans les phanerogafnes: folgte ich den Fusktapfen dieses grosser Möi« sters, indem! ich die Apothekien eines grossen: Theiles:derPloch} tem meiner’kleinen-und unbedeutenden Satifnlunk einer mike: Scopischen Untersuchung unterwarf. Sodanir' zeichrletg: ich. ıhdd grösster Sorgfalt die Schläuche und Sporen, wobeilich-michr unb Anlialte zur: Schätzung der relativen Dimensionen zu‘ Vekoinmen‘; fortwährend einer einzigen Linsen-Gombination" bediente, ‚und richtete zugleich. auch auf ihre Farbe. und auf: did Veränderus: gen, welchen diese Theile während ihrer Entwickelung:unterworfem sind, meine Aufmerksamkeit; hierauf legte ich. meine Zeichgws, gen in so viele Gruppen zusammen, als ich Fundanteste!-Typow in den Formen der Sporidien erlangte. -Auf diese: Art kläseiff-, airte ich meine wenigen Lichenen — unabhängig. vo jedes an- dern Merkmale — lediglich nach der: Form. und: Stukfar der: Sporidien: , ulı züerst erhielt ich Grappen von Elemeiten, die: so sehr 1) Büsat‘' sur“ les Erfptogkihes des ecordes. exotiäues' offienates, 2. partie, 1887, pa 4: 22» Pr 849 unter sich verschieden waren, dass ich ’sogleich die Ueberzeu- gung gewann, man könne auf einer solehen Basis, nämlich auf den Sporidien allein kein lichenographisches System errichten; aber nachdem ich sodann jede meiner Gruppen nach den Cha- rakteren der Apothezien und des Thallus. welche Punkte ich bei meinen Analysen nicht vernachlässigt habe, ausgeschieden hatte, sah ‚ich‘ mit grosser Genugthuung sehr natürliche Gattungen ent- stehen, wie Peltigera, Solorina, Nephroma, Graphis, Opegra- pha_ete,, sah ich ferner bei den Krustenflechten, wo noch ein grösserer Durcheinander herrscht, Sippen von Arten hervorgehen. welche deutlich verschieden von denjenigen sind, woraus die heu- tigen Tages von dem grösseren Theile der Lchenologen ange- nommenen Gattungen ‚bestehen, .aber niehts desto weniger bezüg- lich einiger Theile mit den Gattungen des berühmten Acharius übereinstimmen. . Nach diesen Präliminarien fuhr ich fort, in jeder der vor- genannten Gruppen die Apothezien und den Thallus zu studiren, zu dem Zwecke, den natürlichen Charakter zu bestimmen, wohl wissend, dass die Gruppen selbst kein Glück im Rei- che der Lichenologie machen würden, wenn sie nicht durch ein triviales, leichtes Criterium gekennzeichnet wären. Nieht bloss weil ich glaubte, es sei ein mikroscopisches Studium bei’ Gattungen von zellichter oder dergleichen Beschaffenheit durchaus nothwendig, wie wir ja tausend Beispiele von Gat- tungen, von Familien, von Klassen unter den Naturwesen haben, von deren Existenz wir ganz und gar nichts wissen oder die wir fast nicht kennen würden; wenn uns das Mikroscop nicht ihre Struktur und Formen geoffenbart hätte; sondern zu dem Ende, um die Eintheilungen, welche sich hauptsächlich auf Theile von extremer Kleinheit gründen, aber aul die dessenungeachtet nach den Gesetzen der botanischen Tassonomie ein.Hauptgewicht gelegt werden muss, auch. denjenigen annehmbar' zu machen,. welche bei den Worten Analyse und Microscop gleich vor Schre-, eken blass und stumm zu werden pflegen. Solche Merkmale, solche Charaktere existiren, und bereits. habe ich einige in den Werken des geehrten F&e citirt gesehen, aber sie werden vielleicht von mehreren verachtet , weil es auch unter den Botanikern Manchen gibt, der sich von der Nachah- mungssucht leiten lässt, und der es nicht wagt, sich von gewis- sen antiquirten und faulen Normen, weil solche von berähmten Autoritäten aufgestellt worden waren, loszusagen; der- Wunder- EM bares erreicht in Detailsachen, welchem aber die Fähigkeit .man- gelt, das Ganze in allen seinen Theilen zu überschauen. Wie sollte man je von der Notliwendigkeit, die Gattungen Parmeka, Leranora, Lecidea,, Calicium in Unterabtheilungen zu: bringen, Autoren überzeugen können, welche Collema, Usnea, Ramalinaz Lecanora, Börrera, Parmelia in ein und dieselbe Gattung stellen? Wie jene Autoren, welche Endocarpon und Porina, Umbilicaria und Opegrapha, Lecidea und Cladonia in ein Bündel than? Ich will mich nicht danıit befassen, die Morphologie der Li- chenen vom Anfang bis zu Ende hier zu wiederholen, noch: die Merkmale umständlich aufzuzählen, welchen man -bei der syste- matischen Anordnung dieser Familie den Vorzug wird geben müssen; ich will nur bemerken, dass ich die von den Spöridien hergenommenen Merkmale für die wichtigsten halte, und dass die Thecken oder Schläuche für sieh niemals zur Unterscheidung einer Gattung dienen können. Hierin weiche ich meines Erach- tens etwas wenig von den von Fee aufgestellten Prinzipien ab, welcher.der Form der Thecken und der Art und Weise, wie in denselben die Sporidien sich loeirt finden, eine Wichtigkeit (bei- gelegt hat, welche diese Merkmale in Wirklichkeit nicht ‚haben: Ich will noch beifügen, ‚dass.zu den Untersuchungen der Spori- dien eine Vergrösserung von mehr als 60) Durchmesser noth- wendig ist, weil — wenn man sich Linsen von geringerer Stärke bedient — in. der Mehrzahl der Fälle es :nicht gelingt, die Struk- . tur und Form der Sporidien zu bestimmen; und ausserdem, dass — wer zu der Untersuchung dieser Theile ein sehr starkes.und gutes Instrument anwenden könnte, was mir nicht möglich: war, — sicherlich zu Resultaten gelangen würde, die ich sehr‘ wohl voraussebe, aber nicht habe erreichen gekonnt. Die Schlauchschicht (lamina proligera) — ausgenommen bei Calicium tigillare. für welches es passend sein wird, das genus Acolium wieder anzunehmen, und ferners bei Conioeybe furfura- .eea, welche hinsichtlich ihrer Struktur einer .-Mucedine ähnlich und desshalb von ©. pallida ganz verschieden ist — ist- aus Schläuchen und Paraplıysen zusammengesetzt: letztere sind fa- denförmig und verlängert, mehr oder weniger an ihrem .oberen Theile gefärbt, dicht gedrängt und zuweilen in der Art ‚zusam- menhängend, dass es nicht gelingt, ‚sie zu "trennen: erstere aus einer Tegumental-Membrane — Kiste bei F&e— bestehend, ent- halten bei der Mehrzahl.der Lichenen 3 Sporen. selten eine ein- zige, zwei, vier, sechs: oder sehr viele... . Er 1:07} Die Form und die Dimensionen der Schläuche hängen noth- wendiger Weise von dem Volumen der Sporidien und der Stel- lung derselben ab, welche — obschon sie vielen Variationen un- orworfen ist — keine charakteristischen Merkmale abgibt '). Die Schläuche siebt man meistens mehr zerstreut in der ‚Schlauech- sgbirhte zwischen den Paraphysen, ohne erkennbare Ordnung. ausser ihrer perpendikulären Stellung in den Apotleciis diseiferis. In Betreff der Färbung -- wobei ich hier alle sehr feinen Distinktionen bei Seite lasse — bieten die Sporidien zwei we- sintliche Modifikationen dar: die einen sind russfarbig oder von einer braunen, mehr oder weniger dunklen Farbe, durchsichtig nder opak; die anderen bleich oder von strohgelber, blasser, perl- farbener Farbe und immer durchsichtig: In der einen wie in der guderen Keihe wiederholen sich beinahe dieselben Modificationen: aiafache. ader uniloculare, biloculare, 4—-5-pluriloculare, mit der Länge nach einreihigen oder kettenförmigen Fächern; oder wür- felförmig, so zu sagen in mehrere Fächer getheilte, und zwar sowohl der Länge wie der Breite nach. Es gibt kreisrunde, el- lyptische,, eiförmige, nierenförmige, doppelte, verlängerte, spin- delföımige. fadenförmige, stäbchenförmige, wurmförmige u. s. [ Wenn. man die Reihe der Gatiungen durchgeht, sieht man sie hezüglich der Grösse des Durchmessers von einem Centimil- kinetie bis zu einem Millimetre variiren. . Yin Sporidium, wenn es einfach oder einfächerig ist, bietet ein. Episporium und einen Nucleus dar. Das Episporium kan farblos sein und ınehr oder weniger unter der Form eines durch- siehtigen Limbus sich darstellen; der Nucleus homogen oder in 2 Massen getheilt, welche an die Pole des Episporiums zurück- gezogen nicht durch einen eigentlichen Zwischenraum getrennt, tundlich oder nahezu hemisphärisch, und in diesem Falle bis- weilen unter-sich durch ein fadenförımiges, achsenähnliches Bänd- chen verbunden sind, wodurch sie einer Rochelle (kleinen Spule?) ähnlich sind. Bei dep mehrfächerigen Sporen stellen sieh die Nuclei anfangs fast immer unter Bläschenform dar, aber indem sie sich allmälig erweitern, geschieht es, dass sie innerhalb des Episporiums sich mit ihren Wänden an einander fügen, indem sich zugleich ihre Rundung ‘verwischt. In der Reihe der russfarbigen Sporidien kann das Epispt" 1) Bei den Schläuchen der Lichenen wiederhole man sich, was- ich. A dei bezüglich der Schläuche der Pyromyceten bemerkt habe, 5 rium selbst auch gefärbt sein und eine beträchtliche Dicke und papierartige Konsistenz erlangen. Nicht immer liefern die Spo- ridien Merkmale zur Unterscheidung der Arten, denn bei vielen Gattungen wiederholen sie sich konstant mit denselben Formen und denselben Dimensionen. . Im Uebrigen nehme ich den grösseren Theil der von Fee aufgestellten Prineipien (pag. 5. 6. l.c.) an und stimme ihm bei, dass „un facies different annonce 'presque towjours“ dans un lichen des theques differentes.““ reich ihm habe ich die Nothwenlig- keit konstatirt, Graphis von Opegrapha zu trennen, welch letz- tere durch die Sporen zunächst den von Fries mit dem Namen Patellaria unterschiedenen Pezizen schr gleicht; die Analogie’ von Baeomyces mit Uledonia, von. welcher die Biatora byssoides oder Baeonyces rufus abgetrennt werden muss; die Analogie von vielen Leeidea-Arten mit einigen Biatora- und Parmelia-Species; den Unterschied öwischen Solorina, Peltigera und Nephroma, zwi- schen Pyrenula und Verrucaria, zwischen Urceolaria und Par- Melia u. 8 f. "Nicht kann ich aber ihm beistimmen, dass man alle Borrera- Arten mit Parmelia vereinigen müsse, dass Usnea verwandt mit Roccella sei; ich lasse ferner nicht die Lecidea parasema und deren Verwandte bei den wahren Lecideen stehen; aber auch ich komme zu dem Schlüsse, dass — wenn man eine natürliche Klas- sifikatiöb der Lichenien haben will — man grösstentheils wieder den Weg wird betreten müssen, der einst von Acharius einge- schlagen worden ist. Ich habe nicht die Mittel, die bereits her- gestellte Arbeit in ihrer Vollständigkeit, welche diese auch sein mag, hier anzuführen. und dann halte ich diess auch für unnütz, wie mir auch die Kraft fehlt, die einzelnen Theile auszuarbeiten; ich schmeichle mir indessen, dass die Fragmente, welche ich davon hier zu publiziren itı Begriffe bin, mit der Zeit helfen werden, die Nothwendigkeit, bei dem Studiunn der Lichenen volle Aufmerksamkeit auf alle carpologischen Elemente zu ‚richten, dentlich zu mächen, und eben so einigen von meinen Collegen Lust wächen werde, ein Unternehmen zu vollenden, von dem abzustehen ich wider Willen gezwungen bin. _ (Folgen nun von fag. 178-224 die Diagnosen "und ausführ- lichen Beschreibungen der Gättungen: Ricasolia De Not., Hu- genia De Not., Dirinopsis De Not., Dirina Fr., Bacidiu De Noöt., Bitimbia De Not, Bintorella De Not., Abrothallus De "ri 4 Be: Not., Buellia De Not.,, Usue«. Alectoria, Ramalina Ach. Roceela und Conıbea De Not. , nebst zahlreichen zu diesen Gat- tungen gehörigen Arten.) Litteratur. fr itsch, K.: Thermische Constanten für die Blüthe und Früchtreife von 889 Pflanzenarten, abgeleitet aus zehnjäh- rigen im botanischen Garten zu Wien angestellten Beob- . achtungen. Die thermischen Constant des Verfassers sind die Sum- iien der über 0° gestiegenen wittlen Temperaturen der seit An- Tg ‘Februar jeden Jahres bis zur Blüthezeit uder bis zur Frucht- reife der gegebenen Pflanze verflossenen Tage. Schon von Alph. de Candolle sind einige der gewichtigen Bedenken ausgespro- chen worden, welche der allgemeinen Anwendbarkeit dureh solche Rechnungsart gewonnener Ergebnisse sich entgegen stellen. Den zwei, schon an und für sich entscheidenden Einwürfen, welche de Gandolle in seiner Geographie botanique erhob — dass für sehr viele Pflanzen auch solche Temperaturen nutzlos sind, die Win nur einige Grade über den Gefrierpunkt sich erheben, und dass für die Wirkung zu einem bestimmten Zeitpunkte der Ent- wickelung einer Pflanze, etwa mit Ablauf der Winterruhe eintre- tender gesteigerter Wärme der Entwicklungsgrad, welcher die Organe dieser Pflanze. in der vorausgegangenen Vegetations- periode erreicht haben, ungleich mehr massgebend sei, als die Höhe jener Temperatur. — Diesen Einwürfen hat sich seit den Erscheinen des de Candolle’schen Werks noch ein dritter bei- gesellt, der auch alle einjährigen Pflanzen im engsten Sinne, auch die erst im Beginne des "Frühlings keimenden, noch im Läufe des nächsten Sommers ihre Vegetation völlig abschlies- senden Gewächse trifft: die Erkenniniss der Thatsache, dass gleiche Temperaturen in verschiedenen Eutwiekelungszuständen der Pflanze sehr verschiedenartig, sei es beschleunigend oder verzögernd, auf die Weiterentwickelung wirken. Es folgt aus allem Diesen sofort, dass die Beobachtungsreihen des. Verfassers nur eine ganz locale, lediglich für Wien zutreffende Gültigkeit haben, ‚können. Statt weiterer Ausführungen sei hier nur daran | Bus erinnert, dass auf Madeira der Tulpenbaum im Winter drei Mo- nate, die Buche über vier Monate laublos stehen, während einer. Temperatur, welche weit diejenige übertrifft, bei der in unserem Klima das Ausschlagen der Knospen erfolgt; dass nicht wenige der in ersten Frühling blühenden Arten schon im vorausgehen- den Herbste einzelne Blüthen entfalten, dafern die Witterung ‚besonders günstig sich gestaltet. Das letztere Verhältniss ist zwar vom Verfasser bei einer Beobachtungsreihe nicht unberück- sichtigt geblieben — bei derjenigen, welche die Arten von Oroeus betrifft. Er hat dabei, von seinem Standpunkte aus ganz con- sequent, als thermische Constanten die Summe der mittleren Temperaturen des vorausgegangenen Frühlings und Sommers und bei den im Frühjahr blühenden die Temperatursummen der der Blüthe vorausgegangenen Frühjahrstage angenommen. Dass aber nicht nur innerhalb einer Gattung, sondern auch bei der nämli- ‚chen Art, ja bei ein und demselben Individuum einer Art, wie 2. B. bei Yiola odorata, Primula elatior, so häufig eine Herbst- blüthe der Frühjahrsblüthe vorangeht, ist desshalb sehr beleh- rend, weil die gewöhnliche Frühjahrsblüthezeit dieser Arten etwas später beginnt, als die anderer, z. B. Leudojum vernum, also nach der Theorie des Verfassers eine höhere Temperatursumme erfordert , während doch Leucojum vernum, Amygdalus und ähn- liche nie eine. Herbstblüthe zeigen, auch in den Jahren nicht, wo dieselbe bei Yeola und Primula massenhaft auftritt. Führer in’s Reich der deutschen Pflanzen. Von Dr. Moritz Willkomm. Mit 7 lithogr. Tafeln und 645 Holzschn. Leipzig. Hermann Mendelssohn. 1863. Gr. 8. 678 8. Der Zweck, welchen der als Reisender in Spanien bekannte Verfasser im vorstehenden Werke anstrebt, ist kein anderer, als dem Freunde der Natur das schnelle und sichere Bestimmen der ihn umgebenden Pianzenwelt"so leicht als möglich zu machen. Es dienen ihm dazu analytische Tabellen und sehr instruktive dem Texte beigedruckte Abbildungen. Die erste Tabelle lehrt die Gattung, die zweite die Art der zu bestimmenden Pflanze ken- nen; letztere zählt die Arten unter ihren Gattungen nach natär- lichem Systeme auf. .Unerklärlich bleibt hiebei, warum der Verf. wohl die Haupt- 846 abtheilungen seines Systems anführt, aber die Charakteristik der Familien, die doch-von so ‘hoher Wichtigkeit ist. ganz und gar übergeht. Wollte er die Familien nicht in ähnlicher Weise wie _ die Gattungen und Arten analytisch zusainmenstellen, so wäre es doch am Platze ‚gewesen, in Her zweiten Tabelle deın Namen der ‚Faitlilie eine kurze Charakteristik beizufügen. Der Verf. hat im seine Flora alle in Deutschland wild wach- senden ‚sicheren Species atfgenonmen und in Aufführung der Ba- starde einen sicheren Mittelweg gewählt (so z. B. bei den Gat- tungen Mentha, Rubus, Salix etc), um durch Aufzählung un- sicherer Ferinen den Anfänger nicht Zu verwirren. Neben diesen wildwachsenden Arten hat er aber auch, was gewiss sehr dankenswerth istzggt allgemein verbreitete Cultur- ‚untl Ziefptlanzen aufgenommen. _ Fast die meisten Floren übergehen diese letzteren gänzlich, so dass es mit ihrer Hülfe allein verwehrt bleibt nunmehr überall verbreitete Culturpflanzen, wie Pavia, Ampelopsis und dergl. zu bestimmen. Jeder Art ist neben dem wissenschaftlichen wit Accent ver- sehenen Namen äuch der deutsche Name beigefügt: Den Bestimmungstabellen hat der Verf. eine allgemeine Ein- leitung über die Pflanze und ihre Theile nebst älphabetischer Aufzählung von Kunstausdrücken vorausgeschickt, denen 7 litho- graphirte Tafeln beigegeben sind. Es kann’ diese Einleitung in sofern von Nutzen sein, als dem Anfänger die zum Bestimmen so .nothwendigen termini technici nicht immer sicher zur Hand sind. Fassen wir Alles zusammen, so können wir mit gutem Ge- wissen sagen, dass der Verf. Alles gethan, sein Werk praktisch #u machen und dass dieses selbst bei den vielen Vorzügen vor anderen ähnlichen Sehriften gewiss manchen neuen Freund und Jünger dem Studiun der Pflanzenwelt gewinnen wird. S. Personälnachrichten. Den 1b. Juli starb zu Dresden der Ober-Militär-Apotheker Hübner, 75 Jahre alt, rühmlichst bekannt als Bryolog und durch die Herausgabe seines Moos-Taschen- Herbars. Rabenhorst benannte eine Sphaeriacee und Desmidiee nach ihm, a Nach der Hamburger Reform ist der Prof. Dr. #, 6. Rei- chenbach in Leipzig, Custos des Universitäts-Herbariums, für die Professur am akademischen Gymnasium zu Bamberg in ‘Vorschlag. Die anderen Candidaten für diesen. Lehrstuhl sind Aallier in Jena, Hanfstein in Berlin, Lantzius-Beninge in Göttingen und Sander in Hamburg. — Wenige Tage dn- rauf brachten die Leipziger Tageblätter die Nachrieht, dass Rei- chenbach wirklich erwählt worden ist. Mit der Professur ist ‚zugleich das Amt eines Direktors des botanischen Gartens, das ‚längere Zeit unbesetzt gewesen ist, verbunden. Charles Gustav Moriceau, Arzt zu Nantes, der sich nicht geringe Verdienste um die Flora seines Departements (der un- teren Seine) erworben hat, ist am 20. März gestorben. Paul Sasse, königl. preuss. Legationssath und Kabinets- sekretär J. Maj. der Königin Wittwe, der sich seit mehr demn 25 Jahren und schon zu einer Zeit, wo noeh Niemand an eine Verwendung tropischer Pflanzen in unseren Gärten dachse, gresse Verdienste um die Pflanzenacclimatisation erworben hat, ist am 14. Juli im 71. Lebensjahre gestorben. Die als eifrige Freundin der Botanik in weiteren Kreisen bekannte Frau Josephine Kablik, eine Apsthekerswitiwe, ist au 21. Juli, 76 Jahre alt, in Hohenelbe (Böhmen) gestorben. -All- ‚jährlich und noch im späten Alter durchwanderte sie. das Riesen- gebirge und durchspähte jeden Winkel nach Pflanzen, so dass sie durch ihre Funde wesentlich zur Bereicherung der Flora dieses . Gebirges. beigetragen hat. In Folge ihrer Verdienste um die Bo- tanik erhielt sie 1841 das Diplom eines correspondirenden Mit- gliedes der. botanischen Gesellschaft in Regensburg und aus glei- chem Grunde sind 7 Pflanzen :nach ihr benannt worden. Sutton Hayes, eiu nordamerikanischer Arzt, der sich wäh- . rend eines zweijährigen Aufenthaltes in Paris eifrig mit dem Studium der. Botanik beschäftigte, ist am 19, Juni zu Colon in Neu-Granada” gestorben. Er nahm Theil an der Expedition, welche die Regierung der vereinigten Staaten ausschickte, um einen Weg für die Auswanderer nach Californien ausfindig zu machen, wobei er die in den besuehten Gegenden wachsenden 348 ‘ Pflanzen fleissig sammelte. Eines Lungenleidens wegen be- suchte ‘er den Isthmus von Panama. Obgleich seın Zustand so ermst war, dass er voraussichtlich nur noch wenige Mo- nate zu leben hatte, wirkte diese Veränderung doch so wohlthä- tig, dass er noch länger als drei Jahre lebte. Während dieser Zeit bot ihm die tropische Vegetation von Uentral-Amerika ein “ reiches Feld der Arbeit und des Genusses. "Botanische Notizen. In den englischen Colonien findet man nach Gardeners Chro- nicle Ne, 23 botanische Gärten,,und zwar in Indien zu Calcutta den. königl. botanischen Gatten unter Dr. Thom. Thomson und: Dr. Thom. Anderson und die Pflanzschule der Agricultural Society unter A. H. Bleckynden, zu Bonibay unter N. A. Dal- zell, zu Madras unter A F. Jeffray, zu Bangalore unter W. New, zu Ootacamund (Nilgherry hills) unter W. G. Melvor, zu Saharunpore unter W. Jameson, zu ‚Menghyr. unter Th. E. Ra- v.enshaw, zu Etawah unter A. O. Hume, zu Batasore unter Dr. A. A. Mantell, und auf Ceylon zw. ‚Paradenia. bei - Kandy unter G. H.K. Thwaites: in Australien in der Colonie Vic- toria zu Melbourne unter Dr. F. Müller und in Gipsland unter Sale, in Sydney unter Charles Moore und James Kidd, in der Colonie Queensland zu Brisbane unter Walter Hill. welchen Garten die Colonialregierung jährlich mit 7912 Thlr. unterstützt, in Süd-Australien zu Adelaide unter G. W. Francis und in Tasmanien zu Hobarton unter F. Abbott; in Afrika auf dem Cap der guten Hoffnung unter Brown, in Natal unter Mark J. Mae Ken und D’Urban und auf Mauritius unter James Dun- can; in Westindien auf Jamaica unter N. Wilson und auf Tri- nidad unter Dr. H. Crueger; in Canada zu Kingston unter Dr. Lawson., Aus den bei Gelegenheit. von Frank Gregory’s Reise in Nord-West-Australien von Maitland- Brown auf dem Ritt durch das Innere und von Pemberton Walcott in der Umgegend des Laudungsplatzes gesammelten. und von Dr. Ferd. Müller: in Mel- bürne bestimmten Pilanzen (Edinburgh New. Philos. Journ.: 1863, April, pag. 214), wodurch die bisher sehr geringe-Kenntniss von der. Vegetation des nordwestlichen Australien nicht unbedeutend . 848 vermehrt. wird , geht hervor, dass in dem bereistet. Gebiet Mal- vaceae, Amarantaceae, Convolvulaceae und. besonders 'Tegumi- nosae zahlreich vertreten sind, während Compositae, wie in an- dern Theilen des tropischen Australien, verhältnissmässig weni- ger vorkommen. Auflallend erscheint die geringe Zahl der Eu- calyptus-Arten. Die tropischen Formen sind bei weitem vorwie- gend, doch mischen sich südliche Arten und Gattungen darunter. und ausserdem ist es interessant, dass hier gewisse: indische und südwest-asiatische Pflanzen wieder auftreten, die zum Theil nirgends weiter in Australien beobachtet worden sind. Müller, Dr. Ferd.: The Plants indigenous to the Colony of Victoria deseribed. Vol, I. Thalamiflorae, 4°, 250 pag. mit 23 Taf. Melbourne, Bailliere. 1860--1862. — Dieser von dem berühmten Repräsentanten der botanischen Wissensehaft in Au- stralien herausgegebene erste Band einer systematischen Flora der Colonie Vietoria bringt nach Petermanns geographischen Mit- theilungen des Neuen in grosser Fülle. Namentlich sind darin die Verbreitung der einzelnen Species in und ausserhalb Austra- lien ausführlich angegeben und die einheimischen Namen der Pflanzen besonders berücksichtigt. Dr. Müller, der so viele Theile Australiens selbst bereist und so viele botanische Samm- lungen von australischen Expeditionen bearbeitet hat, wird drin- gend zu einer Ausarbeitung einer vollständigen Phytogeographie jenes Continents, wozu ihm das Material wie keinem Andern zu Gebote steht, aufgefor dert. Nach dem Morgenblatt (S. 636) gehört die alte Linde von Scharpenburg bei dem hannöverschen Dorfe Heede an der Ems zu den-grössten und bewundernswürdigsten Bäumen in ganz Deutschland. Sie bildet mit ihren mächtig ausgebreiteten Zwei- gen eine breite und huhe Krone, die man schon von weitem über die andern Bäume. wie die Kuppel einer Kathedrale über "die Häuser der Stadt hervorragen sieht. Sie steht noch in- voller Kraft ihres Wachsthums da und hat eine ganz eigenthünliche Entwicklung. Der dicke Hauptstamm ist nämlich etwa-'18 Fuss koch, steht gerade aufrecht und hat die Figur eines’ in der Mitte etwas zusammengeschnürten Reihenpfeilers mit breitem’ Piedestale und dickem .Kopf. . Der Fuss geht in mächtige Wurzeln und der Kopf in eben so starke Zweige auseinander. In der Taille — wo er a knappsten ist — hat der Pfeiler etwa 6 Klafter, .dex 359 Kapf oder. Knauf. aber ist nieht weniger als 60 Fuss im Umfang: Die :grossen Aeste gehen in sehr regelmässigen Abständen rings upaher am Rande des plumpen Kopfes hervor. Es sind ihrer 16 alle gesund und. mit, reichlichem Laube bedeckt und jeder Arm einen bis anderthalb Klafter im: Umfange. Dabei sind alle so ziemlich von. derselben Länge und streben unter fast gleichen Winkeln in. die Laft. hinans. An dem alten Baume sind noch wenige. Zeichen des Verfalls zu entdecken und man kann die Dauer seiner Zukunft eben so wenig abschätzen wie die seiner Vergangenheit, Die englische bötanisehe Zeitschrift „Phytologist“‘, herausge- geben von Alexander Irwine, fast ein’ viertel: Jahrhundert larig das. einzige Communiestionsmittel für diejenigen, die sich mit dem Studium und Sammeln der britischen Pflanzen beschäftigter# hat seine neue Folge mit dem sechsten Bande geschlossen. weil die Ausgaben grösser waren als die Einnahmen. Botanische Neuigkeiten inır Buchhändet. Beer, J.. Gi: Beiträge zun Morphologie und Biplogie: der: ar . milie-den.Orehideen. Wien;: Gerolds. Sohn. 10 Thlr;- Dietrich, D.: Deutschlands. kryptogamische Gewächse in Abbildungen. 2. Ausg,. 1: B. 7. u. 8. Heft. Jena, Sukow: a 18. ngr. Fischer: Taschenbuch der Elora.von Bern. Systematische Uebersicht- den. in.der Gegend von Bern wildwachsenden und allgsmein cultivirten Phanerogamen und Gefässkrypfogamen: 2. Aufl. Bern, Huber et Comp. 1'/, Thlr. Irmisch, Th.: Beiträge zur vergleichenden Morphologie den Pflanzen, . 4. Abth. Halle, Schmidt. 2 Thlr, Kerner, das. Pflanzenleben der Donauländer. Innsbruck, Wag- ner. 2 Tbir. Nägeli, C.: Beiträge. zur. wissenschaftlichen Botanik, 3. Hft Leipzig, Engelmann. 3%, Thir. Schildknecht, J.: Führer dureh die Flora von Kreiburg- ‘ Verzeichniss der in ihrem Gebiete. wildwachsenden Gefäss- pfianzen. Mit einem. Vorwort. von A. de Bary., Freibupg i: Br., Wagner. 24 ngr. Göppert, I. R.; die officinellen Gewächse. europäischer bo- 355 tanischer.. Gärten, insbesondere- die des königk botanischen txartens der Universität Breslau. Hannover, Hahn, */, Thlr, Hallier: Die Vegejation auf. Helgoland... 9, Ausg, Hamburg, Meissner. '% Thlr. Hoffmann, H;; leones. analyticae fungorum.: Abbildungen und Beschreibungen von Pilzen mit- besonderer Rücksicht auf Ana- * tomie und Entwicklungsgeschichte. 3. Heft. Fol, In Mappe. tiessen, Rieker. 2%, Thlr. Keiner. A: Der batanische. Garten -der:, Universität au Inns-+ bruck. Innsbruck. Wagner. Reter: Untersuchungen über-den Bau und die Entwickelungs- geschichte der Brutknospen. Hameln, Schmidt und Sugkert, Sehnitzlein, A.: Analysen zu den natürlichen Ordnungen dar jewächse und deren sämmtlichen Familien in Europa. Neue Ausgabe, 1. Lief, gr. Fol. mit. Text in gr. 4, Erlangen; Palm und. Enke. 12 Ngr. Schultze, M.: Das Protoplasnıa der Rlizgpoden und der Pilag- j zenzellen. Fin Beitrag zur Theorie der Zellen. , Leipzig, En- . gelmann. 16 Ngr. Seubert: Exeursions - Flora für das Grossherzogthum Baden, Stuttgart, Engelhorn. 1. Thlr. Spiess: G. A.: Ueber die Grenzen der Naturwissenschaft mit Beziehung auf Darwin’s Lehre von der Entstehung der Arten im Thier- und Pfanzenreich .durehgatürliche Züchtung. Eine Festrede. Frankfurt a. M., Hermann. '% Thlr. Walpers: Annales butanices systematicae Tom. VE; Auctore ©. Müller. Fase. +. Leipzig, Abel. YYs Thir. : \ Vv €@, [3 zahehmni SS. der im Jahre 1863 für die Sammligpgen, dar; kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung. ‚) son. si. Louis Transactigus,. Vak IL, 1863... 105. Botaniska Notiser af N. J. Andersson, Stockholm 1863 Nr. 1.2 . 106. Jaarbaek_ der kgl nederlandsche. Maatschappy tot. Aanmoediging van den Tuinbouw. Rotterdan: 1863. 107. Annuaire de l’Academie royale de Belgique 1869... 108. Bulletin de l’Acad, roy. de Beigigue ‚a „Bruxeljes, sh, anpee. 2. Ser, "Te Xtik XIV, 1802. 352 109. Memoires couronnes et auires m&moires de l’Acad. roy. de Belg. Coll. en 8 Tom. XUl, XIV, 1862, 110. Alexanders geesten van ]. van Maeriant IL T. 1861. 111. Willkomm, M.: Führer in’s Reich der deutschen Pflanzen. II. Halbband. Leipzig 1862. 112. Leonbardi von: Die böhmischen Characeen, Prag 1863. 113. Nägeli C.: Botanische Mittheilangen (Fortsetzung). 114. Kny Wr: Symbola ad hepaticarum frondosarum evolutionis historiam. Dissert. Berolini 1863. 115. Wigand A.: Lebrbuch der Pharmacognosie. Berlin 1863. 116. i6ier Jahresbericht der Ohio-Staats-Ackerbaubehörde für das, Jahr 1851. Columbus 1862. 117. Memoirs of the American Academy of aris and sciences N. S. Vol.ill, P. II. Cambridge 1863. 118, Proceedings of the American Academy. Vol. V. una VI. 1-8. 119. Annual Report of the Smithsonian Institution. Washington 1862. 120. Preliminary Report on ihe eigbih Censas 1860. Washington 1862. 181. Transactions of the Academy of Sciences of St. Louis. Vol. VII. Nr. 1. 122. Annales of the Lyceum of natural history of New-York. Vol, VA . Nr. 13—16. 1862. . 123—125. Boston Journal of natural history, published by the Boston society of natural history. Vol. VI. Boston 1859-60. vol. VII 1861-62. Vol. R. 1-11. „ 1862-68. (Fortsetzung folgt.) Anzeige. Im Verlage von Fr. Schulthess in Zürich ist soeben er- schienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen: Cramer, Dr. C. ” Professor der Botanik am schweizerischen Polytechnikum Physiologisch-systematische Untersuchungen über die Ceramiaceen. Heft I. (Aus den Denkschriften der schweiz. naturforschenden Gesellschaft besonders abgedruckt). \ Hoch 4. 130 S. u. 13 Kupfertafeln. Preis broch. 3 Thlr.öngr. “4; Redsceur: Dr. Herrich-Schäffer. Bruck der F. Neubawerschen Buch- @ruckerei (Chr. Krug’s Wiitwe) in Regensburg. FLORA. “ NM 23. Regensburg. Ausegeben den 24. September. . 1SCH. Inhalt. Litteratur, — Botanisehe Notizen. — Verzeichniss der im J. 1863 für (die Sammlungen d der kgl. bot. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. ° FE Pr Zr Litteratur. u ae The plants indigenous to the colony of Vietoria, described Ay Ferdinand Müller, Government Botanist for the colony of Vietoria ete. ‚Vol. I. "Thalamiflorae. By Authority. John Ferres, Government Printer, Melbourne 1860—62. 4. VII. und 242 Seiten. 12 Hanpt- und 11 Supplement- Tafeln. Herr Ferdinand Müller, Regierungsbotaniker und Be vn des botanischen Gartens zu Melbourne, seit Jahren in der syste- matischen Botanik aufs Rühmlichste bekannt, bietet uns in dem vorliegenden Buche den ersten Theil einer vollständigen Flora des vön ihm-aufs Eifrigste durchforschten Gebiets” der Colonie Victoria. Da der Verfasser bereits früher in mancherlei (vorzüg- lich englischen) Zeitschriften und besonderen Berichten den weit- aus grössten Theil seiner Entdeckungen publicirt hat, 0 ist der Zweck dieses. Werks nur der, das bisher Zerstreute ünd oft nur flüchtig skizzirte nunmehr im Zusammenhang, systematisch ge- gliedert und in’s Detail ausgeführt darzustellen. Es kann somit nicht befremden, dass wir, wenigstens in diesem ersten Bande, fast gar keine Novitäten finden. . „Die Anlage des: Werks ist im Allgemeinen dieselbe, ala in Flora 1863. Be > | . ! 354 den berühmten Floren J. D. Hooker’s (Fl. lasmaniae , Fl. an- "taretica ete.), nur- ist dürchgängig . die englische Sprache ange- ‚wendet. Bei den Hauptabtheilungen des Gewächsreichs anhebend, deren jede mit möglichst coneiser Differential-Diagnose versehen ist, gelangt der Verfasser zu einer etwas specielleren Charakte- risirung der Familien, Gattungen, endlich der Arten. Letztere sind zunächst mit der nothwendigen Synonymik ausgerüstet und an diese reiht sich eine kurze Diagnose nebst den Angaben über Vorkommen innerhalb des Gebiets. Doch vermissen wir jegliche Notiz über allgemeine geographische Verbreitung; nur hie und da, wo eine Pflanze in Australien selbst weiterhin vorkommt, wird das bemerkt. Jeder Art ist schliesslich noch eine ausführ- liche, mitunter wohl. etwas, zu weitläufige‘ Beschreibung beige- geben, nebst allerlei kritischen Erörterungen, Bemerkungen über Blüthe- und Reifezeit,' Verwandtschaft, besondere Kennzeichen und dergleichen. Der vorliegende erste Band enthält nur die Thalamiflorae. Hievon werden 192 Arten beschrieben, die in 78 Gattungen und 35 Familien vertheilt sind und zwar folgendermassen, Ranuncu- , laceae mit 4 Gattungen und 11 Species, Cabombeae 1 g. 1 SP» Dilleniena 18.9 sp. Magnoliaceae 1g.1 sp, Anonaceae i 8 1 sp., Monimiaceae 2 g. 2 SP-, Menispermeae 2 g. 2 sp., Papave- raceae. 1 g. 1 sp., Craciferae 10 @. 26 sp., Capparideae 1g. 15p.- Droseraceae. 1 g. 10 sp., Violaceae 3 g. 7 sp., Pittosporene Ge 11 sp., Frankeniaceae 1 g. 1 sp., Sapindaceae 3 g. 10 sp., Mal- piehiaccne 1 g.1 sp., Viniferae 1 g. 1 sp., Aurantiaceae 1 1 spp Zygophylleae 2 g. 7 sp., Rutaceae 4 g. 29 sp., Büttneria- ceae 5 g. 9 sp., Tiliaceae I g. 2 sp., Stereuliaceae 18. 1 SP Malvaceae 4 8.8 sp., Geraniaceae 3 8.3 8p., Oxalideae 1 8.2 SP- Lineae 1 8. I sp., Tremandreae 1 g .2Sp., Polygaleae 2 g.8 sp. Hypericineae 1 g. 1 sp. Elatineae 1 & 2 SP., Phytolacceae 28 2 sp., Mollugineae 1 g. 2 sp., Caryophylicae 6 g. 11 sp. und Sclerantheae 1 g. 4 sp. — Durchaus neue Arten, auch von dep Verf. selbst früher noch nicht beschrieben, finden wir nur 2, nämlich Stenopetalum velntinum F. M. aus der Familie der Cru eiferae und eine Violacea: Jonidium Vernonii. F. M.; dagegen keine neue Gattung. Schon aus diesen Angaben wird man er- kennen können, was man bei speciellerem Studium auch überall bestätigt findet, dass es dem Verf. nicht sowohl darum zu thun war, neue Arten zu „machen“, als vielmehr die alter in. ihrem Variabilitätskreise genauer kennen zu lernen und zu limitiren; 355 ein Verfahren, worin der Verfasser augenscheinlich dem Vorbilde 3. D. Hodkers zu folgen bestrebt ‚gewesen ist. Es ist natürlich, dass bei einem Speeialwerke. wie das hier besprochene, m den (lie Diagnosen grösserer Pfianzengruppen liefernden allgemeineren Theil Ungenauigkeiten mit einfliessen, indem der jeweilige Verfasser bei der Aufstellnng jener mehr vder minder, jedoch immer vorzugsweise (lie Bürger seiner Flora im Auge hat, die anderer Länder aber nicht selten allzusehr ver- nächlässigt. Wenn auch dieser Vorwurf vorliegendes Werk kei- neswegs in besonderem Masse trifft, so hätte doch Manches ver- mieden werden müssen. Nur Einiges mag hier erwähnt werdeg, da es unmöglich ist, alles im Einzelnen zu durchwandern. Bei den Ranunculaceen heisst es: Srpals deridnons; sie bleiben jedoch stehen bei einigen Caltha und bei Helleborus (auch bei Paeonia: doch glaubt Hr. Müller die Paeoniaceae als besondere Ordnung betraehten zu müssen): die Antheren der Dilleniaceae werden genannt: „introrse, or rarely with marginal dehiscence‘, während sie bei fast allen amerikanischen Gattungen extrorse sind; des- gleichen ist bei dieser Familie für manche Ner amerikanischen Arten ein nur 3- oder 4-blättriger Kelch und ebensovielbhlättrige “ Blumenkrone constant, während Müller die Minimalzahl auf 5 angibt; bei den Magnvliaceae wird die fleisehige Aussenschieht der testa als Arillus bezeichnet; der Gattung Drimys werden „2—3 Kelchblätter, in der Khospenlage dachig“ zugeschrieben? obgleich die Kelchblätter ganz in ‘eine ealyptraähnliche Hülle, die keine Spur von Imbrieation zeigt, verwachsen sind u. dgl. Trofz solcher kleinen Mängel ist jedoch das Werk iin Grossen und Ganzen als eine ausgezeichnete Leistung zu betrachten. Die Be- schreibungen der Arten sind äusserst sorgfältig und wohlgeord- net, die Charaktere'der Gattungen und überzeordneten Katego- rien scharf, kurz und in der Kürze doch ersehöpfend; die Ter- minologie ist eonsequent und auf klaren morphologischen An- sehauungen fussend. Is wird dasselbe daher seiner Anlage und Ausführung nach das Fundament. bilden für künftige botanische Forschungen in einem Lande, dessen so merkwürdige Florg, zwar durch eine der _genialsten systematisshen Leistungen, Robert Brown’s unsterblichen Prodromus Florae novae Hollandiae, be- reits erschlossen, noch immer einer in das Detail ausgeführten . allgemeinen Darstellung ermangelt. oo. Die beigegebenen 23, Steintafeln, in gleicher Weise wie in den Hooker’ichen Florenwerken mit Feder und Kreide ausge- 237 € 356 - führt, stellen Habitus und sorgfältig gezeichnete Analyse von ebensoviekler- merkwürdigsten und anı wenigsten bekannten Arten dar. Sie sind zum Theil vortrefllich, wenn sie auch die Eleganz und technische Sauberkeit der bessern europäischen Abbildungen bei weitem nicht erreichen. Ueber die Fortsetzungen des Werkes, dem im Interesse der Wissenschaft ein rascher Fortgang zu wünschen ist, werden wir später berichten. x Walpers Annales botanices systamaticae, auctore Dr. Ca- rolo Müller Berolin. — Tom. VL fase. I—IV. Lipsiae, Sumtibus Ambrosii Abel. 1861—63. Der 6. Band von Walpers Annalen bildet den Schluss des mit dem Bande IV. beginnenden Cyelus, welcher die Publicativ- nen in der systematischen Botanik von 1851—55 nach dem be- kannten Plane dieses Werkes registrirt enthält. In den Bänden IV. und V. wurden aufgeführt die Dicotyledonen, Gymnöspermen und 7 Ordnungen der Monocotyledönen; nämlich: Palmae, Pan- danaceae, Typhaceae, Araceae, Pistiaceae, Triuriaceae und an- hangsweise noch die Eriocaulaceae. Der neue Band soll den Rest der, Monocotyledonen enthalten mit Ausnahme der Cypera- ‚seae, deren Redaktion von Prof. Andersson zwar übernommen ‘wurde, aber widriger Umstände wegen erst später vollendet wer- den kann. Die 4 bis jetzt erschienenen ‘Hefte bringen in der Ordnung der Aufzählung folgende Familien: Fluviales, Junca- gineae, Alismaceae, Butomeae, Hydrocharıdeae, Balanophoreae, Rafflesiaceae, Zingiberacege, Cannaceae, Musaceae, Burmannia- cpae, Irideae, Amaryllideae, Bromeliaceae, Haemodoraceae, Hy- poxideae, Pontederiaceae, Liliaceae, Asphodeleae, Asparagineae, Smilacineae, Lapagerieae, Roxburghiaceae, Ophiopogoneae, Aspi- distreae , Dioscoreae, Taccaceae, Melanthaceae, Uvularieae, Jun- caceae, Commelynaceae und Orchideae. Die letztere Familie von Hrn. H. G. Reichenbach fi. redigirt, füllt die 3 letzteren Hefte fast völlig aus und ist noch nicht abgeschlossen. Wie sich wohl von selbst versteht, hat sich Hr. Reichenbach nieht dar- auf beschränkt, die vorhandene Litteratur einfach zu sammeln, . sondern er hat dieselbe kritisch durcharbeitet und gesichtet und so eine fundamentale Uebersicht der Fortschritte in der Kenat- 0.387 niss dieser ungeheuren Familie geliefert. — Ueber « übrigen Theil des Werks lässt sich nach der ganzen Anlage des letztern nicht weiter berichten, x ı C. F. Ph. Martii Flora Brasiliensis, fasc. XXXII. Erio- caulaceae. Exposuit Fridericus Körnicke. 1863. Die grosse und interessante Familie der Eriocaulaceae, der Compositen unter den Monocotyledonen, vor nıln fast 30 Jahren von v. Martius wissenschaftlich erschlossen: (Nova Acta Acad. Nat. Cur. vol. XVII. 1835) und seitdem insbesondere durch die Beiträge von Kunth (Enum. Plantarum vol. IID, Bongard (Acta Petrop. Sc. math. VI. Ser. tom. I. IL) u. A ausserordent- lieh vermehrt, hat in letzterer Zeit an Hrn. Dr. Friedrich Kör- nicke, gegenwärtig Professor an der landwirthschaftlichen Aka- demie in Waldau bei. Königsberg in Pr., vordem Conservator des Herbars am Petersburger botanischen Garten, einen neuen Mo- nographen gefunden. Durch die. Auffordetung des Hrn. v. Mar- tius, die brasilianischen Bürger der Familie für die Flora Bra- siliensis des genannten Botanikers zu bearbeiten, erhielt Herr Körnicke den ersten Anstoss zu seinem Unternehmen; er be- schränkte sich nicht auf die Ausführung des ursprünglichen Plans, sondern unterzog die Erivcaulaceae in ihrer ganzen Ausdehnung einer neuen gründlichen Revision und einem äusserst sorgfälti- gen- Studium. Er wurde dabei von einem so ausgebreiteten und besonders an Originalexemplaren so reichen Material unterstützt, wie es wohl selten einem Systematiker zur Verfügung gestanden hat. Bereits vor mehreren Jahren hat der Verf. in der Linnaea (vol. XXVII. p. 561 sqq.) die ausserhalb Süd- und Centralame- rika’s vorkommenden Formen ausführlich erläutert, worüber sei- ner Zeit in der Flora (1856 p. 667) Bericht erstattet wurde; ge- genwärtig erhalten wir durch das Erscheinen des Fase. XXXHL von Martii Flora Brasiliensis den Abschluss der Monographie, Auf 30 Foliobögen, begleitet von 26 Tafeln, sehen wir hier die vollständige systematische Darstellung der den bei weitem gröss- ten Theil der Ordnung ausmachenden Bürger des tropischen Ame- rika’s, nebst einer ausführlichen Fintwickelung .des natürlichen Charakters und anhangsweise der geographischen Verbreitung und praktischen Anwendung der gesammten Familie. Wir neh- 353 men Gelegenheit, über diese in jeder Hinsicht ausgezeichnete Arbeit einen sedrängten Bericht zu erstatten: Nachddn der Verfasser einen kurzen und präcisen Differen- tial- und Natural-Charakter in der für die Flora Brasiliensis ge- bräuchlichen Weise gegeben hat, schreitet er sugleich dazu, den letzteren im Detail auszuführen. Es wird dabei mit den Vegeta- tionsorganen begonnen. Die Wurzelorgane werden gebildet von wenig oder gar nicht verästelten Fasern, «ie am unterirdischen oder unterge- tauchten Theil des Stengel» entspringen. Sie sind ball kahl ball zottig, Jholzig oder schwammig, und im letztern Falle häufig transversal geringelt. Die wichtigsten anatomischen Verhältnisse werden kurz dargestellt, , > - Der. Stengel ist entweder verkürzt (sogen. Rhizom) und entwickelt an seiner Spitze Blätter und Blüthenstiele,- seltener blüthenstieltragende Acste; oder er ist verlängert, einfach und verästelt, krautig oder holzig uns daber witunter halbstrauchig. Die krautartigen Stengel kunimen vor aufrecht, oder an der Ba- sl» (selten weiter) kriechend oder im "Wanser Autheud. Diese “ Verschiedenheiten, früher zur Trennung grösserer Gruppen be- nützt, sind jedoch hierzu nicht brauchbar. — Die Aeste sind ent- weder dem Hanptstamme gleich oder davon ver:.chieden; letzteres theils durch die Art ihrer Beblätterung, theils dadureh, dass sie allein Blüthenstiele entwickeln, während der Hauptstanm steril ist. Auch kommt es vor, dass erst die Avste zweiter Ordnung fertil ‚sind, während sich die primären wie der Hauptstamm ver- halten. . \ Bei einigen Arten der Gattung Paepulanthus findet endlich. der merkwürdige Fall statt, dass unter einer Dolde von Blüthen- stielen einer oder der andere in einen beblätterten Ast ausgeht, der an seiner Spitze eine ih gleicher Weiss proliferirende Inflo- rescenz trägt. Mitunter bilden solche Aeste die scheinbare Fort- setzung (des jedesvfal vorhergehenden, so dass es aussieht, als “yh derselbe Stengel in verschiedenen Absätzen Wirtel von Blü- thenstielen träge. ‘ B Die Blätter, aus breiter Basis nach der Spitze verschmä- lert (äusserst selten ungekehrt), variiren in der Form zumeist zwischen lanzettlich und lineal bis zum haar- und borstenförmi- ‘gen. Sie sind stets ganzrandig (feine Zähnelung nur scheinbar, durch die stehenbleibenden Basalzellen der Wimpern veranlasst), nach unten hin häufig randhäutig, in der Consistenz ‘dünnhäutig bis starr. An der Basis umfassen sie gewöhnlich einander mit, einer offenen, nur bei einer Art kurz geschlossenen Scheide. Ist der Stengel verlängert, so bedecken sie diesen ganz oder zum grössten Theil; Stellung verschieden, bei einer Art „zweizackig alternirend; bei, verkürztem Stengel sind sie zur Rosette oder rosenarttig zusammengedrängt, nach allen Seiten abstehend, selten wach Art der Irideen zweizackig reitend. Sie sind theils gitter- nervig (Erioraulon, eimige Sorten Puepalauthus), jedoch ohne Ge- fässbündel ig den Transversalrippen; 'theils einfach. längsstreifig (die meisten Paepalanthus- und übrigen Gattungen). Die Seheiden, welche überall die Basis der Blüthenstiele umschliessen- (Vorblätten) , bilden geschlossene Röhren mit, allei- niger Ausnahme von Toniuca. An der Mündung sind sie entweder gerade oder schief abgestutzt oder diese ist in einen Schlitz ver- engert; Merkmale, die für ganze Gruppen charakteristisch sind. In den beiden letzten Fällen sind sie an der Spitze mit einer . kleinen ‚Spreite' versehen. Nur bei Tonina besteht’ die Scheide aus einem offenen, den Stengelblättern ähnlichen, jedoch schma- ‚jeren Blatte, unterhalb dessen der extraaxillare Blüthenstiel steht. Der Verfasser setzt diese Kigenthünlichkeit in Parallele mit ähnlichen Vorkommnissen bei Strepfopus amplexifolius, Smila- eina strepfopodoides und Hekorima dichotoma, bei denen die Blü- - thenstiele am Rande etwas unterjialb der Basis der Tragblätter entspringen und sich unter die letzteren zurückbiegen. — Bei der Gattung Philodire und Paepalanthus villosulus fehlen die Scheiden ganz. Die Blüthenstiele, d. h. die das Blüthenköpfchen tragen- den Schäfte bestehen aus einem einzigen meist sehr verlängerten Stengelinternodium und entspringen einzeln, selten zu mehreren (als collaterale Sprossen) aus den Rlattachseln .oder gebüschelt oder doldig an der Spitze des Stengels oder der Acste. Sie sind meist stielrund, läingsrippig, gewöhnlich. nach Art der Moosseta - gewunden und zwar nach links. Eine eigenthümliche Erschei- nunk kommt’ bei Platyeaulon, einer. Abtheilung der Gatfung Pae- palanthus. vor; hier sind die Pedunculi brockelig verbreitet und. tragen an der Spitze’ ohne besondere Brakteen mehrere Köpfchen. Der Verfasser bespricht zwei mögliche Erklärungsweisen dieses Verhaltens; die eine, dass es eine hier zur Norm gewordene Fasciation eines einzigen Blüthenstiels sei; die andere, dass eine Verwachsung mehrerer, eollateraler Pedunculi Statt gefunden habe. Aus mehreren Gründen, die wir jedoch hier nicht näher bespre- x chen können, wird der letzten Ansicht der Vorzug gegeben. — Ein anderer sonderbarer 'Fall, wie jener eine zur Regel gewor- dene Monstrosität, findet sich bei zwei weitern Abtheilungen von Paepalanthus: Stephanophylium und Actinocephalus. Bei der er- steren findet in constanter Weise eine unbeschränkt wiederholte Prolifergtion aus den Blüthenköpfchen statt; bei den letzteren werden gleichsam sämmtliche Blüthen eines endständigen hüll- kelchlosen Köpfehens zu köpfchentragenden Peduneulis entwickelt; so dass also die letzteren von einem gemeinschaftlichen Recepta- eulum doldenförmig ausgehen. Von diesen einigermassen unter- schieden sind die „gebüschelten Blüthenstiele“, die aus den Ach- seln sehr verkleinerter und an der Spitze der Aeste dicht zu- sammehgedrängter Blätter entspringen. Uebergänge finden je- doch statt, wenn diese Tiagblätter bis zum Verschwinden ver kämmern. — Die Blüthenstiele bleiben zur Reifezeit stehen, während entweder die einzenen Früchtchen aus-, oder seltener die ganzen Köpfchen abfallen: nur bei der so eben erwähnten Untergattung Actinocephalus fallen die ganzen Pedunculi ab, SO dass sich also auch hierin ihre Gesammtheit wie ein einzelnes Köpfchen verhält. —. Die Köpfchen sind denen der Compositen durchaus gleich- gebaut. Die äusseren Brakteenreihen sind von derberer Textur, steril und bilden einen Hüllkeleh (bracteae involucrantes); die innern dagegen sind zarter, kleiner, mitunter ganz verkümmert, haben dagegen Blüthen in ihren Achseln (bracteae flores stipan- tes). Dabei finden in der Ausbildung der Hüllkelchblätter ganz ähnliche Variationen statt, wie bei den Compositen; meistens ist der Uebergang zu den fertilen Brakteen allmälich; doch kommt es vor, dass die innerste Reihe der ersteren ungewöhnlich entwickelt ist, den Blüthendiscus weit überragt und (wie bei Car- lina, Xeranthemum , Helichfysum) eine Strablenhülle bildet. An- dererseits wird umgekehrt, wie bei einer Cynara der Hüllkelch von den Blüthen an Höhe übertroffen. Auch diese Verschieden- heiten sind charakteristisch für ganze Gruppen. — Die Form der Köpfchen varürt ‚nach der Gestalt des Receptaculums zwischen scheibenförmig und eylindrisch. Beiden Arten von Brakteen so wie den Perigonblättern fehlen Gefässbündel; nur bei Mesanthe- mum, Prescottianum sind die inneren einen Strahl bildenden Hüll- kelchblätter damit versehen. f Die Blüthen sind eingeschlechtig (die männlichen mit einem Rudiment des Pistills) und monöcisch in demselben Köpfchen. ee 7 (bei einer Art von Eriocaulon diöeisch), bei Tonina paarweise nebeneinander stehend, bei den übrigen vermengt, meistens je- doch die männlichen vorzugsweise in der Peripherie, die weibli-. .chen im Centrum des .Köpfchens befindlich.,. Sie sind sitzend oder kurzgestielt. Die einzelnen Wirtel entspringen gewöhnlich ziemlich in derselben Höhe, seltener werden sie durch deutliche Internodien von einander getrennt, so dass sogar, mitunter das Pistill gestielt ist. — Beide Geschlechter besitzen ein deppeltes, (selten durch Abortus einfaches) 3- oder 2-gliedriges, gleichzähli- ges, seltener ungleichzähliges Perigun. Bei den männlichen Blü- then folgen hierauf 1 oder 2 Staupgefässwirtel, dje in ihrer Glie- - derzahl mit dem Perigon übereinstimmen (mit Ausnahme der Gattung Philodire), durch Abort jedoch. mitunter unregelmässig werden; endlich das Rudiment des Pistills, welches ebenfalls nach Massgabe des Perigons 3- oder 2-gliedrig ist. Bei den weibli- : chen Blüthen folgt auf das innere Perigon (die Corolla) unmittel- bar das Pistill, je nachdem ersteres 3- oder 2-gliedrig ist, aus 3 oder 2 Carpellen-bestehend. — Ist die Blüthe 3-gliedrig, so stehen die Perigonialblätter um je 120° von einander ab, ein Ver-. hältniss, das mitunter durch ungleichseitige Ausbildung getrübt. erscheint; die inneren Perigonialblätter alterniren mit den äus- ' sern. Die Blüthen des Kelchs folgen auf die stützende Bractea so, dass die beiden vordern oder äussern dieselbe zwischen sich nehmen (um je 60° davon abstehen); das vordere oder erste Blatt . der Corolla ist dagegen der ‚Braktea opponirt, während die in- neren Blättchen mit ihr alterniren. Sind: 6 Staubfäden vorhan- den, so alterniren dieselben regelmässig unter einander und mit dem Perigon; wo nur 3 vorkommen, sind sie den Corollenblättern opponirt; es ist desshalb anzunehmen, dass der äussere Wirtel ‚abortirt sei. Die Rudimente der Carpelle alterniren mit dem in- nern Wirtel; bei den weiblichen Blüthen alterniren die ausgebil- deten mit dem innern Perigon (wie es auch sein würde, wenn man hier den Abort zweier Staubgefässwirtel annehmen wollte). ‚Bei zweigliedrigen Blüthen findet das Gesetz der Alternation ganz in der gleichen Regelmässigkeit statt. Sind, was selten vorkommt, die Perigonialwirtel ungleichzählig, so sind die 3-gliedrigen so disponirt, als wenn die ganze Blüthe regelmässig dreigliedrig wäre. Der Verfasser bespricht nun in zwei Abschnitten die Modi- ° ficationen von Kelch und Krone, welche innerhalb der Familie vorkommen und insbesondere durch verschiedenartige Verwach- 362 . sungen, Nüancen in der Form der relativen Ausbildung der Theile, der Behaarung u. s. w. hervorgerufen werden. Der Raum dieser Blätter gestattet es nicht, ihm darin in’s Einzelne zu fol-. gen; so mag hier nur Einiges Erwähnung finden. Das äussere Perigon (der Kelch) ist gewöhnlich in beiden Geschlechtern gleich- gestaltet; nicht so bei dem innern Perigon. Des letzteren Theile sind nämlich bei den männlichen Blüthen stets in eine an der Basis solide Röhre verwachsen und nur an der Spitze mehr oder minder tief dreilappig, bei den weiblichen dagegen meistens frei, seltner in verschiedener Weise verwachsen, so dass sie bald nur in der Mitte, bald nur an dab Spitze zusammenhängen und Endlich sind sie ‘bei den Tribus der Eriocauleae, wozu Mesan- themum und Eriocaulen gehören, auf der Innenseite gewöhnlich mit einer Drüse versehen, die der Verf. für paracorollenähnliche Ankängsel erklärt (gegen Kunth’s Ansicht, der dieselben für. . Rudimente abortirter Staubgefässe hielt). ' Die Staubgefässe schen an der Spitze des untern soliden Theils der Perigonröhre aus. Die Filamente hängen da, wo die Kronenblätter zarthäutig sind, mit diesen aufs Innigste zusam- men, Sind’ jedoch nicht wirklich verwachsen; ist aber die Krone scäriös, so sind sie frei. Unter einander haben sie keine Ver- bindung. Die Antheren sind entweder zweiknöpfig und 4-fäche: rig, oder einknöpfig und zweifächerig, sind einwärts gewandet, ohne Conneetiv mit lem Rücken am Filament befestigt, springen in Längsspalten auf und.fallen nach der Bestäubung rasch ab. Sie sind gelblich, weisslich, oliven- oder schwärzlich grün; bei Eriocaulon. meist kuglig, sonst länglich. Da, wo die Staubge- fässe der Krone anhängen, überragen sie letztere mit ihren An- theren schon im ‚frühesten Zustande; im’ andern Falle sind sie dagegen, während die Krone schon bedeutend “sross ist, in ihrer Entwickelung noch sehr zurück. Bei Erioraulon endlich geht beider Organe Ausbildung ziemlich gleichförmig vor sich. Das Rudiment des Pistills, wie es bei den männlichen Blüthen vor- kommt, gleicht durchaus den Anhängseln, wie sie an den ausge- bildeten Pistillen vorkommen; nur bei Eriocaulon ist es nıehr den Drüsen der Kronengipfel ähnlich. . Ä “ BZ 3 (Schluss folgt.) ” - " 5 | Pros L’Ardenne par Fraugois Crepin. Bruxelles’ Gustave Ma- yolez. 1863, ’ F. v. Tschudi sagt in seinem berühmten 'Thierleben der . Alpenwelt: „Es liesse sich ein eigenes und wahrscheinlich nicht; Ä uninteressantes Buch über die inneren und äusseren Verhältnisse und Verbindungen dieses Pflanzenteppichs schreiben, indem bei aller Freiheit und Zufälligkeit doch gewisse Gesetze nach che- mischen, physikalischen, . meteorologischen und geognostischen Motiven unverkennbar sind. Hoffentlich werden unsere Pllanzen- freunde auch diese pflanzengeographischen Zustände der wissen. schaftlichen Beachtung unterziehen, wenn sie einst mit Auffin- dung‘ und Bestimmung der letzten Flechten und Algen zu Ende gekonmen sind.“ Dass diese letztere Bedingung erfüllt ei, kann man wohl nicht sagen, und doch haben wir bereits verschiedene Werke, ja man kann sagen in. einiger Fülle, die‘ einer Betrachtung der Pitanzenwelt in diesem Sinne gewidmet. sind. Freilich hat man die eigene Heimath, die uns doch zu= meist intere.siren sollte, lange vernachlässigt und ihr erst einige Aufmerksanıkeit zugewendet, :nachdem uns geniale Reisende die wunderbaren PHanzenformationen, die sich unter den Strahlen der tropischen Sonne an den Ufern der amerikanischen Riesen- ströme oder auf den endlosen -Steppen oder den fernen Eilanden des stillen Oceans in reinster Urwüchsigkeit entfalten, in Bild und Wort geschildert haben. Zu den Schilderungen dieser Art gehört auch das oben* an- geführte kleine Werk (60 8.), Crepin, Professor an der Gar- tenbauschule zu Gand-brugge-les Gand führt uns in eine wenig besuchte und desshalb auch wenig bekannte Gegend, die dennoch des Anziehenden viel bietet ung entrollt ver unsern Adgen ein zwar nicht ganz, aber, wie er selbst sagt, doch ziemlich voll- ständiges Vegetationsbild. C. beschränkt sich jedoch nur auf Belgien, wo die Ardennen sich über einen grossen Theil des Pro- vinz Luxemburg und einen kleinen Theil der Provinzen Lüttich, Namur und Hennegau erstrecken. Steigt man aus den lieblichen Thälern zwischen der Sambre und Maas zu den Höhen der Ardennen, deren: höchste 2200 Fuss erreicht, auf, so erstaunt man auf das Höchste über den Wech- sel in denı Aussehen der Gegend, die hier wahrhaft trostlos isf. Hier findet man weite öde Flächen mit düsterem Haidekraut be- - r . deckt, oft ist. der Boden torfig und enthält dann stagnirende Sümpfe, die mit Binsen umsäumt sind. Das thierische Leben scheint ganz aus dieser Einöde verschwunden zu sein und sehn- süchtig schweift das Auge über die Wälder und Thäler, welche diese traurigen Höhen begränzen. Schon in einer Höhe von 1500 bis 2000 Fuss bietet sich hier ein allerdings schwaches. aber treues Bild. der oberen Bergregionen. Die Eichen- und selbst die Buchenwälder sind fast verschwunden, denn in dieser Höhe ha- ben sie bereits ihre höchste Gränze erreicht. In den kleineren Beständen, die bis in diese Höhe hineinreichen, sind die Bäunie, vorzüglich die Eichen,, verkrüppelt und mit langbartigen Fleeh- ten bedeckt. Dafür aber findet der Botaniker hier einige Alpen- - pflanzen, wie Meum athamantieum, ‚Juneus filiformis, Carex pau- eiflora und Lycopodjum alpinım. Während drei Viertel des . Jahres sinkt das Thermometer hier in der Nacht auf den Geirier- punkt. Die Nebel sind häufig und der Nordostwind so scharf, dass man die Häuser mit Bäumen umgeben hat, wodurch jene so versteckt werden, dass nur der Rauch das Vorhandensein von ‘menschlichen Wohnungen anzeigt. Die Thäler sind reich an landschaftlichen Schönheiten, an Wäldern , ‚Wiesen und seltenen Pflanzen, so dass C. davon mit Begeisterung spricht. Nach dieser allgemeinen Beschreibung ordnet C. in einem besonderen. Capitel die Pflanzen nach ihren verschiedenen Stand- orten. Ein anderes Uapitel ist dem angebauten Lande, das nur den dritten Theil der Oberfläche einnimmt. während die anderen beiden Drittel auf die Wälder, Haiden und Brachen kommen, ge- widmet. Nur unmittelhar in der ‘Nähe der Ansiedelungen der Menschen wird regelmässig Feldbau Betrieben, die entfernter lie- genden Ländereien und die Hochebenen überlässt man dem Haide- kraut. . Alljährlich wird ein bestimmter Theil der näheren Haiden unter die Mitglieder der Gemeinde getheilt. Wie in Westphalen wird dann das Land geplaggt, die” Plaggen verbrannt, die Asche ausgestreut:und Roggen ausgesät, der selbst in einer Höhe von 600 Metern ausgezeichnet gedeiht. Ausserdem baut man noch Avena sativa und orientalis und Hordeum vulgare. In neuester Zeit hat man es auch mit Spelz und Weizen versucht, C. hält jedoch diese Gegend besser geeignet zur Benutzung als Weide und zum Anbau von Futterpflanzen und Wurzelgewächsen. Der Kartoffelbau wird so stark betrieben, dass davon ausgeführt wird. In der. Nähe der Wohnungen findet man. Hanf, Lein, Kohl, Rü- -ben u. s. W. 365 Die Wälder werden in einem eigenen Capite} behandelt, Wie überall sind die Bestände auch hier im Niedergange begriffen während sie früher wahrscheinlich alle Berge bedeckten. Doch scheint man auch hier neuerdings zur Besinnung zu kommen und diesem Unwesen Einhalt thun zu wollen. Den Hauptbestand bil- den Eichen und Buchen;. Birken und Hainbuchen bilden häufig das Unterholz. Im Hochwald kommen noch vor: Acer platanoi- des und Pseudo-platauus, Fraxinus, Salix caprea und aurita, Sorbus aucupuria, Rhamnus frangula, Evonymns europaeus und Ilex. Vereinzelt, aber häufig finden sich: Popilus tremula, Als nıs glutinosa, Cerasus arium, Oralaegus monvayna, weniger da- gegen Cerasus Padus, Malus ucerba und Diespilus germanica.' Die Lärche und Rothtanne sind in einigen Gegenden, jedoch nur ' in geringer Ausdehnung angepflanzt. Ihrer Bodenbeschaflenheit nach stimmen die Ardennen im Allgemeinen mit den Vugesen überein. Nach 'Thurmann be- sitzen diese 24 charakteristische Pflanzen, die dem Jura nicht eigen sind, oder daselbst nur sehr selten angetroffen werden. Von (diesen sind nach C. 10 Arten in den Ardennen weit und breit verbreitet, 10 andere ziemlich häufig und 4 fehlen ganz. Von.den 6 Arten, die nach Thurmann vorzugsweise den Vo- gesen hu Gegensätz zu dem Jura eigen sind; kommen 5 in den Ardennen häufig vor. Diese sind: Surothamnus scoparius, Ara flexuosa , Jasione montana, Betula alba und Luzula albida. Im Ganzen kommen in dieser Gegend 663 Pflanzenarten vor und davon gehören 38 zu den Gefäss-Kryptogamen und Chara- ceen. ‚ der die Ardennen seit 1850 besucht, hat nur 36 Arten u ffinden können, die als belgische Pflanzen noch nicht bekannt. 'waren. _ Botanische Notizen. Die Gottesgerichts-Bohne aus Alt-Kalabar. Be- . züglich dieses neuen und höchst wichtigen Arzneistoffes sind dem ärztlichen Intelligenzblatte N®. 32 ergänzende Bemerkungen von ' dem praktischen Arzte, Hrn. Dr. Georg Martius, zugegangen. Obgleich die Kalabar-Bohne (in ihrem Vaterlande auch „Esere“ genannt) vom Professor Christison zu Edinburg bereits im Jahre 1855 bezüglich ihrer physiologischen Wirkungen untersucht worden. ist, wobei der berühmte Forscher fast ein Opfer dersel- ‘ SB 7 ben geworden wäre, und im Jahre 1860 der Botaniker Balfour , die Stammpflanze der Bohne genau aufgestellt und wegen ihrer besonderen Eigenthümlichkeiten unter (dem Namen „Physo- stigma venenosum“, natürliche Ordnung der Leguminosae, Unterordnung der Papilionaceae und Tribus der Euphasevulae, zu- erst beschrieben hat, finden wir doch bei uns bis auf die neueste Zeit grosse Unkenntniss darüber. Neuerdings haben nun einige Aufsätze in verschiedenen deutschen Journalen auch bei uns mehr Kenntniss über dieses merkwürdige Mittel verbreitet, dem trotz eseiner äusserst wirksamen medicinischen Eigenschaften doch keine grosse Zukunft Wevorzustehen scheint, da es wohl nie in grös- seret Menge, sondern stets nur in einzelnen Exemplaren uns zu- kommen wird. Dr. A. Robertson zu Beinburg hat zuerst die Beobachtung gemacht, dass das. wässerig-weingeistige Extract der Bohne in das ‚Auge gebracht den Sphincter pupillae und die Ciliarmuskeln conirahire, also dem Atropin gleichsam entgegengesetzt wirke, während Christisen und Sharpey bei ihren früheren Versu- chen mehr die allgemeinen Wirkungen verfolgten‘ und darge- than haben, dass bei grösseren Gaben (Gr. XII des Pulvers) eine grosse Ermattung, Verlangsamung und Unregelmässigkeit des Pulses eintritt, mit allmäliger Aufhebung des Willens-Einflusses 'auf die Muskeln und endlicher Herzlähmung, jedoch ohne Stö- rung der Sensibilität und der geistigen Functionen. Christi- son glaubt, dass der vierte Theil einer Bohne schon tödtliche Folgen haben könne, und war der Erste, der ein alkoholisches Extraet daraus darstellte, welches das wirksame Prineip zu ent- halten scheint, wiewohl es ihm nicht gelang, dasselbe isolirt oder als ein Alkoloid zu gewinnen. Ausser A. Robertson haben sich in England neuerdings Fraser, Wells, Bowman Reill, Hanbury und in Deutsch- land v. Gräfe mit diesem Gegenstande wissenschaftlich beschäf- tiget und über die Wahl der Präparate und deren Anwendungs- weisen sich ausgesprochen. Die Methode, das Atropin- auf das Auge anzuwenden, indem man ein Stück feinen Fliesspapieres von bestimmter Grössg in eine -Atropin-Lösung von bekanntem (fehalte einweicht und dann trocknet, haben Streatfeild und in Frankreich Leperdriel. empfohlen. Solches Papier wird in kleine Stückchen von "/s bis’ !/s,Zall. im Quadräte geschnitten und das Verhältniss des Atro- _ pins»so geregelt, dass ein Quadrat: einem Tropfen der gewöhnli- ' ! 387 ‚chen Lösung von 2 Gran auf die Unze entspricht. ‚Ein Papier nach diesem Principe mit einer Lösung der Kalabar-Bohne be- reitet, befriediget vollkommen und verspricht, die sicherste Me- thode zu werden, um die Menge (des angewendeten Mittels genau zu reguliren. a Durch den Tod des Ierauggebers der Flora Galliae et (iermaniae exsiceata, Prof. Billot, lief die Samıglung, von. welcher der Herausgeber 34 Centurien geliefert hatte, Gefahr in Stockung zu gerathen. Glücklicherweise sind die in dieser Hin- sicht hervorgetretenen Befürchtungen als ungegründet zu betrach- ten. Zwei Freunde und Mitarbeiter Billot's, Bavoux und Paillot in Besancon haben es übernommen, die Sammlung “fort- zusetzen; der eine der Verfasser ıler Flore de France, Grenier in Besancon, wird die in den weiteren Genturien aufzunehmen- den Arten einer sorgfültigen Revision unterwerfen, und das Gleiche wird, wie bisher, Duval-Jouve für die darin erschei- nenden Glumäeeen thun. Diess zur Nachricht‘ an die bisherigen Mitarbeiter Billot’s. Auch die Annotations, die mit ‘den Genturien erscheinen, werden fortgesetzt, und zwar unter dem Fitel Billotia. Zum ersten Bande der Annotations ist ein Re- gister und eine biographische Notiz über ‘Constant Billot er- schienen. Im botanischen Garten zu Innsbruck zieht, wie die Leipzi- ger “llustrirte Zeitung N°. 1051 berichtet, eine erst kürzlich zur Aufnahme der vaterländishen Flora unter dem Namen „Kleintyrol“ angelegte Abtheilung vorzugsweise den Frenmlenhesuch an. ‚Mehr als 600 Gebirgspilanzen vereinigen sich hier zu einem instructi- ven Bilde: der tirolischen Pflanzenwelt... Bei Anpflauzung dieses Alpengartens, der hinter dem Glashanse eingerichtet worden ist, hat man einerseits’ auf die geographische Veytheilung der Vege- “tation, anderntheils auf die geognostische Unterlage entsprechende Rücksicht genommen. Die Gesteinsgruppen sind nämlich genau derartig aufgebaut, dass sie ein schematisches Abbild der oro- graphischen und geosmestischen Verhältnisse Tirols darbieten. Die sich gwischen den Gesteinsgruppen windenden Wege stellen die Haupttheile Tirols und die Felsgruppen die wichtigsten Ge- birgsstöcke und Bergzüge des Landes dar. Der Botaniker findet daselbst die weitverbreitetsten, wie.auch die seitensten Arten der irelischen Flora‘ vertreten. Durch eine geeißnete Bodenmischung . 368 ist es gelungen, selbst den Pflanzen der höchsten Alpenregionen einen passenden Standort anzuweisen und die ihnen eigenthüm- liche Form zu erhalten bis zu denen, die den Gletschern benach- bart sind, wie z. B. Oardamime alpina Androsacea glacialis ete. Verzeichniss der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen - Gesellschaft eingegangenen Beiträge. , (Fortsetzung.) 126. Proceedings of the Academy of natural sciences of Philadelphia 1862. Nr, VAL 1862. ‘127. Journal of the Acad. of nat. sciences of Philadelphia N. Ser. Vol. V. ‘pP. 2 u. 6: 1862. 128. Annual Report of the trustees of the museum of commpar. Zoology 1862°. Boston. 129. Address of his Exe. J. Andrew to the legislature of Massachüsseis. Bo- ston 1863. 130. Annales des sciences physiques et naturelles ete. publice par la societ€ @agriculture etc. de Lyon. Troisieme Serie T. IV. 1860. V. 1861. VI. 1862. 131. v. Martius: Fiora Brasiliensis Fasc. XXRUL—AXKV. 1863. 132. Karsten: Entwickelungserscheinungen der organischen Zelle. Berlin 1863. 183. iöter Bericht des naturhistorischen Vereins in Augsburg 1863. (Fortsetzung folgt.) Die nächsten Nummern der Flora enthalten:. Dr. H. Christ über Pinus Brutia ete. ' Molendo erster Reisebericht. ' Dr. 1. K. Hasskarl, Adumbrationes Commelinacearum qua- rundam, quas in Africa etc. reperit Peters. Dr. W.; Kabsch in Zürich. Ueber die Vegetationswärme der Pflanzen und die Methode sie zu berechnen. F. Arnol@die Lichenen des fränkischen Jura, Fortsetzung. Die Herren Verfasser werden gebeten, die ihnen unter Streifband franco zukommenden Correcturbogen auf demselben Wege baldmöglichst zurückzusenden. PN Redacteur: Dr, Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubawerschen Bac-H äruckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. nu “ . - a: x S vo. de . N . ”. ut " Loeiigp- . j fl Yo: x NM 94. Regensburg. Ausgegeben den 2. Oktober. | . 1868. Inhalt. Dr. Christ: Beiträge zur Kenntniss südeuropäischer ‚Pinus- Arten. — Molendo: Erster Bericht des kryptogamischen Reiseyereins. Beitekge zur‘ Kenntnis. südeuropäischer Pinus-Arten von Di Christ in Basel. en I. Ueber Pinus Brutia Ten, Pinus Halepensis Miller und deren Varietäten, . Aus einer Kritik, ;von, Gri sebaech. ‚Nr. 12, 1863 dieser Zeit- schrift) über meine kleine Uebersicht der ehropäischen Pinus (Verhandlung der Basler naturforschenden Gesellschaft 1862, .IH. 4.) ist zu ersehen, dass derselbe immer noch an der in Nr. 38 Jahrgang 1861 dieser Zeitschrift ausgesprochenen Ansicht festhält‘: „es bilde die Pinus maritima Lamb, eine, von P. hulepensis Miller und Willd, verschiedene Art, während die Pinus Brutia des Tenore mit P. halepensis zusammenfalle.“ "Dass eine Autorität wie Griseb. (einer der ersfen Kenner der Mediterranflora) eine solche, von.den Ansichten der meisten Coniferenforscher völlig differirende . Anschauung: hegt; spricht deutlich für die. immer noch herrschende Dunkelheit: in sdieser #rage, und rechtfertigt es, wenn ich versuche, diessibe :durch die folgende Untersuchung einer. defiüitiven Lösung: 'päker. zu bringen. Theils durch Betrachtung der reichen 'Föhrenbestände der westlichen Riviera (zwischen Voltri und. Savona, zwischen Mentone und Monaco), theils durch Vergleichung eier sehr zahl- reichen Formenreihe, die mir aus Stationen v von Spanien bis in Flora.1868. A x 370 den Orient hin Verlag, Ayen sich. mir we nftehr folgenden Resultate ergeht, Die Föhth, Mit föfh wir ©s hier Zu thuh "haben, bilden eine aus der Reihe der übrigen Pinastri des Endl. scharf her- vortretende Gruppe (für die man den von Kotschy Reise cilie. Taurus pag. 297 vorgeschlagenen Namen „Eupinaster“ annehmen könnte, wenn derselbe sprachlich richtig abgebildet wäre). — Es sind Bäume des Mittelmeerlittorals,, die sich durch die dünnen, weich- elastischen, an der Aussens#&ländthd grünen, an der Innenseite ‚mehr_oder weniger blau bereiften Nadeln, durch «die an einer dichten Aehre gehäuften männlichen Kätzelen, durch das Zurück- wMefen des Längskiels gegenüber dem Querkiel der Apophyse, nd vor Allem durch ten Umdo auszeichnen, der nicht, wie bei ne ie setzte echneit Ns oder “wie bei der Ahopbgse etwas feingesenkte Area sich ‚darstellt, weielte 'bakl kaum eine Spur einer Erlhabenheit zeigt, bald. zu eingm. stum- pfen Höcker aufsteigt, der auf der Oberseite einen schwachen Kiel sehen lässt. - Tünerhalb dieser Gruppe vereinigen sieh nun einige asigti- ‘sche Formen mit Einschluss von solchen aus Creta und Calabrien au einem -Artentypus; während lie rigen «därinter sirtitliche des Turop. -Festlamdes‘ ausder Galabr jem) dinen zweiten Pypus Har- stellen. . “5 Der erstere zeichnet sich ss dürch Sitzende Strebili. ‚Die weihliche Blüthe zeigt ‘einen Kurzeh, aufrechten !Stiel, ‘der jedoch 'bei lem. ‚erwachsemen Strob. ‘durch Ausdehnuiig’der' Basis ‚des Mtztern vetsehwinidet. — Die 'Stebb: Sind Ziifcheh’2'and- 8% lang, aus breiter Babis'conisch und stumpf äulatfeıtd, 'sfe’stehehn wirtelg ‚zu ‘8,6, bis 45 ud miehr Wicht geknäwelt, ‘schief abstehend, - Ihr. “Umbb ist im erwachsenen >Zustiiit volkk "pfen,, aus einer weissen. :breitän ‘Area "Wähtelnihlt,, Auch "Welche !di6 scharfe, "aber "kaum erhöhte 'Querlinie (erutn Wnerkiel | Fi wertet) Kindtrchsetst. Die "Apoph. 'ist ven randliehen Umtläs, yareir oder weniger fein radial:gerunzeh, bald matt ederbrtftn, ' glänzend ‚tief Kastatienbram, Die Blätter ‚sind 'sehriung & +79, ziemiichiderb;, she dar, in mächtigen "Büschela ur: Ende (derähleie vereitiigt. Wie :die-Btrob-, so "zeigt üie Beastnig eithe stärke Tenäohz Ar Wirtelung. “er Baum gross (nach Link Linn na ERRWITIO Fuss koch, Lariciv-artig. — Diese Art hat Tetiore erst in!den Ge: birgswäldern Calabriens (Aspromonte von 2480-8000) «enideokt, auch in--den 'botanischen Garten von Neapel yerpflänzt, Es liegen mir (durch Parlabore und Heldreichh) ven berden'Orten Exein:- plare vor. Diese Form zeichnet sich 'durch sehr lange -Nadeln (7°) und kleine (2“) glanzlose Strob. aus. — :Dies die einzige Tocakität auf dem Continent Buropa’s; in Griechenland fehlt die Art positiv. Dagegen tritt:sie ausgedehnt auf in ‚den -Gebirgen des Südrandes von Kleimasien: im »oilieischen Taurus "von 2000 bis 8800° und wm Libanon von 3000-4000 (Kotschy) Die cilicische Form zeigt kürzere, dickere Blätter (45%) und’ din: zende breiteonische ‘grössere 'Strob., die des'Libamren wieder Ian: gere dünnere Blätter, aber einen verlängert conischen, mattledör- braunen 'Strob. — Endlich hat Heldreich den Baum in "reta ‚entdeckt, welche Station die Brücke zwischen :‘Calabrien und Pau- rusbildet. Damit äst, 50 weit unsere jetzige Kermtniss keicht, as Norkomnien dieses 'sehr constanten,, “wenig 'varirenden Typus 'seschlossen. Bu BE en Diagnose: P. strobilis'hernotinis:breviterpediwleulatig ‚öfe- etis, adultis sessilibus patentibus verticillätis .conferke glömerwkis numerosis (6—15 und) ovatosconicis basi applanatis, . apoph. wi« carinatis solummedlo transwerse lineatis are Imeliana 'dealbatı conspicus plank et depressä Anstrivtis.: "Foliis Iongissimis (47% asia: on . SS : Dies ist Tenore's Pinus Brutiu., -(Flor.' Neap. pw- ‚drom. 69.) Gräffer’s Pinus eonglomerata; (Emdi. 182) lets‘ terer ein trefflich ibezeichnender ‘Name. — Wie iich in meinar ‚Uebersicht -pag. 18 nachgewiesen, hat Endl. syn. '181. diese Art völlig verkannt , trotz der :trefllichen 'Beschreibung bei Link Limnwea XV.:497. — Ebön ‘so gut beschreibt "Bertol. fer.-ital :Der zweite Typus unserer Gruppe ist jausgezeichnet »dnröh stark umd lamg gestiekte Btrob:: ‚dureh Petioli von "Y:ıbas 1'744 Tiinge wind 4“ ‚Dieke, «die /hadkig abwärts gebogen sind, und :Hie schon an der weiblichen Bitthe sehr heiweistreten: #tröb. von 2- bis ‘über’9” ‚lang, "einzeln, zu'2, :au_ 3, Beltemer ‚zu :b (alsdann mit‘? genäherten "Wirteln von 2-und:3) ewirkelt; die Basis der. Strob. ist init Nach wie bei :D. Brutia; sondern mu- gerimdet. "Die Nadaln sind kürzer und diemer.u(fm|Burehschnitt 2-4), Dies ist die Art, welche unzweifelhaft: und wäbestrittin ie Ines Hl arlep eneiis ron Miilleriund won Wille: mlarstellt, [2 ” 24* 377 .Sie ist in Südeuropa und Vorderasien sehr verbreitet und ist viel veränderlicher als P. Brutia. Bald tritt sie auf 1) mit verlängert * eonischen Strob.,. deren Apoph..convex, radial gerunzelt und matt, mit einem starken Querkiel und einem hervortretenden, stumpfen, oben gekielten Umbo versehen sind, bald 2) sind die Strob. oval, mit planen, fast kiellosen, schwächer gerunzelten oder fast glat-. .ten, glänzenden Apoph. und mit.einem Umbo, 'der so wenig als P. Brutia einen Höcker zeigt, sondern eine flache weissliche . Area bildet. — Die Farbe der Apoph. varüirt ferner von Scher- bengelb bis zum tiefen Rothbraun; endlich stehen die Blätter bald in gedrängteh Spiralen am Ende der nackten Zweige (forma penicillata), bald bekleiden. sie locker den Zweig lang herab; ihre Länge schwankt zwischen 1—5”. - : : Es konnte nicht fehlen, dass extreme Formen dieser Varie-" tätenreihe von. einzelnen Autoren zu Species erhoben wurden. Den Anfang macht Clusius Histor. Plant. 33, dessen Pinaster UI. hispanieus nach der mir. richtig scheinenden Ansicht von Willkomm und Lange prodr. flor. hisp. eine kleine, sehr kurz- blättrige und hoch 'gekielte Form aus Südspanien ist, (Vergl. meine Uebers. pag. 17). — Siehe Nr. 1.der folgenden Tabelle. — ‚Wichtiger ist die Aufstellung der Pinus maritima durch Lam- bert conif. ed. 1. L 16. Er trennt diese seine neue Art durch folgende Charaktere: strob. ovato-conicis glaberrimis solitariis pe- dunculatis, laevissimis ac nitidis — von der Pin. Halep., welche bezeichnet wird: strob. ovato-oblongis reflexis solitariis peduneu- latis — tuberculosis nec laevibus neque muricatis. — Die Ab- bildungen (Tab. 6 u. 7) zeigen, was schon klar aus diesem Text bervorgeht, dass Lambert unter seiner P. halep. eine jener schmälern, gekielten und genagelten opacem-Formen versteht, die wir oben mit 1) bezeichneten, während seine P. maritima eine jener ovalen, kiel- und umbolosen polirten Formen, die wir mit 2) bezeichneten, vorstellt. Denn dass seine maritima nicht unsere und Tenore's, Links und Bertolon3’s P. Brutia sein kann,. erhellt klar aus den in- seiner Diagnose ferner enthaltenen Worten: folia biuncialia vel parum longiora, ferner aus den Worten: strob. solitariis pedunculatis, indem ja P. Brutia durch die geknäuelt stiellosen Zapfen sich auszeichnet, endlich daraus, dass eine seiner abgebildeten P. maritimae in Griechenland von Fox-Strongway gesammelt ist, wo bekannt- ich die Brutia ganz fehlt. u - — In dieser Trennung folgt Link Linnsea XV. dem Britten nach. Den Charakteren Lamberts fügt er bei: für P\ maritima folia laete viridia, für P. %alepensis: fol. glaucescenti-viridia. Er fand seine P. maritima in Griechenland und bei Genua. , Ebense Endlicher syn. 181. —- Er fügt bei: für D. ma-' .ritima: fol. strobilum duplo superantibus, für P.halep.: fol. stro- bilum aequantibus, während Lambert selbst noch keinen’ Ua- terschied in den Blättern kennt; er sagt bei P. halep.: folia fere praecedentis (d. h. der marit.). Man sieht das Streben nach au slichst vielen. Unterschieden bei einer an sich identischen - ache Ferner, um Andere zu übergehen, Griseb ach im Spicil. flor. Rumel. pag. 347 u. f. und in dieser Zeitschrift Nr. 38, 1861, welcher die Unterschiede also zusammenfasst : P. marit.: fol. elong. strobilo duplo longiora. Carina apoph. transversa nulla vel tenuissima. P. halep.: fol strobilum aequantia. Apoph. transverse ca- rinatae. - Seinen beiden Species schreibt er weiter. zu: strob. pedun- culatos reflexös, und der P. halep. noch ferner folis rarius ultra bipollicaria. Es ist somit völlig klar, dass Griseb. in Nr. 38, 1861, sowie in Nr. 12, 1863 dieser Zeitschrift irrt, wenn er Te- nore’s Brutia mit seiner und Millers Halepensis identikcirt, “ denn P. Brutia, mit ihren ungestielten,, kiellosen Strob. und 7” langen Blättern passt doch ‘absolut unter die Diagnose Grise- bachs von P. halep. nicht. Und besitzt‘. auch ‚Herr. Grise- bach Speeimina aus Neapel, die P. Brutia benannt sind, . aber mit P. Halepensis übereinstimmen, so beweist dies für eine ein- fache Verwechselung und nicht für die Synonymie dieser zwei grundverschiedenen Arten. Nach dieser Auseinandersetzung der Opiniones doctorum bleibt noch übrig die Frage, wie sich die Natur selbst zu diesen Distinctionen verhalte. Und hier müssen wir durchaus für die Einheit der P. maritima mit der P. Halepensis eintre- ten. Es sind 2 Modificationen derselben Art, die oft, in einzel- nen Formen betrachtet, sehr verschieden sich dargeben, die je- doch durch zahllose Mittelformen unmerklich in einander über- gehen. Zum Beweis gebe.ich folgende Tabelle, auf welcher das Ver- halten von 18 verschiedenen Formen zu den angeblichen Species- merkmalen dargestellt ist: ‘ Apophyseos \ Folia _Strobilus Löc. natal, DimensDispssitio Dimens. Forma longitud. _ 1. Riopar (Hisp.) . 1-17’ 1onE. ae oil. , 2. Hentne . . . Verne. 2 elongat. 3. Chiavati . . -» 2. Jong. Ei elongät. A, Cannes: .„ - » ‚2a elongät. bamaes. . . . 2-3 long. a, elöngat. “ 6; Libanon .'. - 4 long. zer. elangät. ne ceyfihär. 7. äthen.. . ... 14’ Jong 2,‘ elongat. "8, Katliskalä.. . . bene 3° penieill- vix 2° oval. 9, Toulon. . - - Pa Er Er 2, oval 10, Cannes. . - - 2--3° penieill. 2, elongat. 11. Mentone . . - FE SEE 2 ovato-oblong. 12. Florenz bort. bot, 4° penieill, 27, oval. 13. Caduta d. maringre 2%, penicill. 27,” oval. 1& Term . x... 4” penielll- plus 3° oval 15. Mentone . . .- een VER 2‘ oval. 16, Constanndfe.. 2A lüng. 2 oval. 17. Pentelikn . - 2“ penieill. vr’ oral. - 18. AlbEh 2. 3”. penfeill. plüs 3” on ent nenn “ b "inmerkung. Long. in der Calumne : „Disposftlo“ ber . den Büscheln han Ende. der s h BR -; DAS: . Bates ge ll) u Superfic. polita rufe Opaca rufa vix polita rufa epaca rufg-griser testacea Opaca Bae- testacer epaca polita,rufs polita rufa testac. vix polita polita brunnea polita rufa polita rıfa polita rufa testac. polita polita rubida id. iq. Jucida rubida Forma. convexissima "sonvexa sonvexa convexissima convetiuseula plane convexa planiuseufa - convexiuscula plana convexiusenla planiuscula Carina. arguta argutd - arguta erguta argufa argute ievis arguta depressiuscul& depressiuscula kevis - tevissima zulla paene nulla nulla id. id, ia, Umbe prominens valde proMi« nens preminulus. prominulus. prominens. prominens. .prominulas, “prominulus.- prominulus. depressus., prominulus. ! depressus sed supräa proe minulus. depfessus : depressus. depressus. id. id. ° id, eichnet die Bekleidung der Zweige ine. herab mit Bkviern im: ‚sogenaft zu r x | u - I “ .. Ays, dieser Tabelle gebt nun hervor, dass. vor’ Allem. das an- gebliche. Markmal. der- Läng«, des Blätter; im Verkältniss zum Strob, duschays schwapkend; und gar, nicht festzuhalten ist: ich. .iend yirgends eine Vorm, bei. des die Bläter wirklich. durchweg: ngcl einmal solang waren ala. des Stroh.: sondern im Allgemeinen steht aux fest, dass. in der. Regel dia Blätter ehwas länge, sind: als der Strob. — Speziell, verweise, ich auf Nr. 13, welche Norm dam . Strob, nach eing entschiedene P. maxitina, dan Dimensiopen dag Blätten nach eine emsschiedene, P. ddalen kink und Grisuh wäre, Was yun die dem. Strob, entaommenen Merkmale, aulangt, N Weßlen häufig hei. demselben Exemplare Merkmale: der: Pin. ‚ma ritipa. Lamb, mit soleben der P. Halep. Lamb., Link. und Griseb, zusammen (2. B. Nr. 1, 7, & 10 — ‚Bei mehregen Bor- mon (2. B. 7, 9, 10, 11) tveten die angehlich unterscheidenden Charaktere so wenig entschieden auf, dass man sie ganz. alas “A gut zur eigan als zur andem des beiden: „Öpecies%. ziehen “kann” Es bieiben van unsexer. Reihe höchstens die Borwen 2 bis 6, welche man, mit einiger. Sicherheit des Bi ‚Eulen: Link und Gviseb,, ud die Hosen 14 bin 18, die wan.der. B. ma ritima lan. zuweisen könnte; alle übrigen klappen nicht, Somit ist constatist, dass die angeblichgu Unterschiede. vag und v£riabel, dass, almälige Uehgrgäuge vorhanden, dass somit diesa 2 sogamannte Arten zu suppziwiren sind. Die 2% van dan Autoren getsenufen Formen sind nicht einmal geographisch gesghiedene Varietäten, denn wär haben an der weatlichen Bi: viera, in Toscana, in Griechenland die 2 Formen mit allen Ue- bergängen ine bunt gemischt. Endl. ixrt, yällig, ynd steht mit Link, den er doch eitirt, im Widerspruch, wenn er der Pinus marit. Grischenland als ausschliessliche Heimath zuweist. Diese: Einheit der Speeies haben denn auck mehrere Aufozep schon längst erkaunt. Schon Link 496 nequt die, 2 „Arten difkcillime distingnerdas. Bartol. ft. ital. X. 264 u. f; (4840) gibt P.. marik Lamh. ausdrücklich als Synonym des: P. Halay Willd. spec. Plant, nnd mmächreibt die verschiedenen. Forma _ durch die Worte: umbone — auf totn. depregsg, vel iu media ab- tue brayissimeque apieuletp,. — Firen. ung Gndr. Bas. Fang. IH. 154 (4855) und Willkamm und Lange pvode. % isn. I. 16 u. f. (1863) kennen wur eine B Audep.Millen. . Leistere ba- schreiben sehr gut: apopb. anf. plana absolein serinats ans con- VAxd, conspinne earinate muıbane depzessa awäns. — bbapse Hik: 8. debränmi in Verhandl. nat. Ver. Rheinl. u. Westphal. XVIIL — Heldyeich in litt. (18- Apr. 1863) sagt: „P. halep. Mill. (marit. Lamb.) schien mir, immer dieselbe in der Küstenregion des Mit- telmeers, Griechenlands und des ganzen Orients weit verbreitete Art zu\sein. Der Kiel der Apoph. ist wohl je nach dem Alter der Zapfen mehr. oder weniger ausgesprochen, überhaupt varia- bel, so wie die Länge der Nadeln; die besonders an Sehr sonni- gen, dürren, steinigen Localitäten bedeutend kürzer sind." — Endlich schreibt mir Parlatore, dem nunmehr Behufs Redak- tion ‘der Coniferen für den Prodromus das reichste Material zur Anschauung vorliegt 7. Mai 1863: „J’ai donne pour le moment - un nom different aux. deux varietes du P. halepensis :ppur vous assurer sur le veritable .P. maritima Lamb. Mais je suis per- 'suade qu’il s’agit d'une seule.esp&ce malgre les diff6rences ap- parenteb des.cönes, car: ces deux formes se trouvent sur le meme arbre.“.: oo. - Unter solchen Umständen wird hoffentlich die P. maritimu Lamb. als Art aus unserer Litteratur verschwinden. Zum Schluss noch die Diagnose der Pinus halepensts Miller: P. strobilis hornotinis et adultis longe (1.—1') et crasso (*/) ramulo hamato reflexo 'insidentibus, solitariis binis ternisve, ovatis elongato-conieisve, versus basin attenuatis, apoph. mox convexis earinä transversä elevatä instructis, umbone’aream albidam superante (Pinus halepensis Lambert, Link, Endl., Griseb.} mox depressis carinä destitutis umbone plano albo Pinus maritima Lamb.) fol tenuissimis 2—4”, raro 5“ longis. I. Was ist Pinus Magellensis Schouw? Willkomm, in seiner lehrreichen Arbeit über die verschie- denen . (von ihm als „Arten“ aufgestellten) Formen der Pinus montana Mill. und Schlechtend. (Tharandter Jahrb. N..F. VU 166 u. £.) stellt schliesslich als eine offene Frage hin, zu wel- cher Pinusform die. Pinus Magellensis Schouw (Annal. seiences nat. 3. ser. Bot. III. 1845 pag. 233) zu ziehen sei. — Ich, bin durch die Güte von Professor Parlatore in den Stand gesetzt, hiermit einen Beitrag zur Lösung dieser Frage zu liefern, und benütze diesen Anlass, diesem treffliehen. Botaniker meinen Dank für- so: manche werthvolle Mittheilungen auszusprechen Schouw’erwähnt seiner Pflanze (loc. eit. in der Uebersicht der: Coniferen Italiens) als Pin. magellensis ad interim.: Er fand * ‚er sie auf dem Monte Amaro (Gipfel der Majella in den Abruzzen) von 5600-8300‘, und er charakterisirt sie als arbriäseau, qui semble different du Pumilio des alpes — ä branches courböes couchees, feuilles roides, un peu courbees et serrees; le söne est encore plus petit que dans le Pamilio et globuleux — on rencontre souvent trois feuilles dans la vaginelle —; les t&gu- ments de bourgeons tr&es grands, membraneux et noirs äla base. — Schouw. fügt bei: Je serais tent& de le regarder comme une espece qui est au Pinus Laricio ce que le Pumtlie est au P. “ sylvestris; car un exemplaire du Laricio de la r&gion de hötre de la m&äme montagne (Valle d’Offenta), que Gussone m’a donne, a des cönes plus petits que dordinaire et des feuiHes courtes.. Nur sei der bourgeon du P. Magell. tres-obtus, wäh- rend derjenige des P. Laricio en forıne de pinceau sei. Er sagt ferner, dass er auf dem Monte Pollino Calabriens 6200° eine Form gefunden, jedoch olıne Strobile, von der er nicht wisse, ob sie zu P. Magell. oder Pumilio gehöre, und sagt noch, dass seine P. Magell. von Tenore (fl. neapol. V. 269) P. Pumilio, und von Gussone (pl. rar. 259) P. Mughus genannt worden sei. Auf diese allerdings höchst vage Notiz hin hat Endl. synops. conif. 179 (1847) die Pflanze Schouw’s als eine var. ß. Magel- lensis unter P, Larieio Poir., jedoch mit Fragezeichen einge- reicht. Seine Diagnose ist der Beschreibung Schouw’s ent- lehnt. — . j Anders Bertoloni flor. ital. X. 257 u. f. (1854). Zum er- sten Mal wird hier eine genaue Beschreibung gegeben, der ich’. Folgendes entnehme: . Deeumbens. Fol. erassis incurvulis amoene viridibus, siceis flavidis (subinde ternis 1—2” longis). Strob. parvis subsessili- bus-ovatis (modo ovum columbinum aequantes, modo paulo gran- diores 1” longi.) Squamarum 'ungue umboneque depressis, un- guis augulis intermediis brevissimis umbone apieulato. — Als Loealität wird ebenfalls der Monte Amaro in der Majella und die Valle d’Orfenta genannt. — Als ital. Name ist „falso mugo“ ge- geben, und die Art steht zwischen dem Pin. Mughus S cop. und P. Pinaster eingereiht. — So weit die Autoren. , Betrachten: wir nun die Pflanze selbst, wie sie mir, von Te- nore:-alla Grotta Caprara in der Majella gesammelt und’von Par- latore' mitgetheilt vorliegt. Jedem Kenner der Pumilio-Formen unserer Alpen wird auf den ersten Blick klar, dass das, was Sehouw und Bertol. (denen ähnliche Typen zur Vergleichung x ZI fehlen. mochten), als eine eigene Art vworkam. sich iunig au- schliesst an die bekannte Zwergkiefer Willkomms (l. eit.) wid Heers (Verhandl. der schweiz. naturforsch. Gesellsch. in Luzern 1862, pag. 187). Es ist eine sehr charakteristische, Pumilio im Sinn Willkomms: Der Strob. ist rundlich-oval,. 1” lang, oder etwas länger, die Apoph. rund und um den Strob. herum fast völlig gleichmässig entwickelt. (NB. Absolut gleich sind die Apoph. - trotz Willk’s. Behauptung nie entwickelt: immer, d. h. bei allen Fumjlioformen, herrseht, wenn auch nicht bei den Strob. des Wipfels, go doch bei denen der Seitenäste, die Lichtseite etwas vor.) Das obere FeJd der ziemlich convexen aber nieht hackig vorg+zogenen Apoph, (d. b. oberhalb, des Quexkiels) ist nament- lieh höher als das Unterfeld, der Umbo daher water der Mitte der Apophysen. Der Vmbo „selbst zeigt die charakteristische Barm der Pumilionen: er ist theils vertieft, sa dass sich der sohasfe kleine Mucro in diese Grube von oben einsenkt, theils Wervorstehend und von dem sehr spitzen Mucro doninirt. Um den Umbo läuft eine schwarze Zone. Die Apoph. ist von trüben Kastanienbraun, fast glanzlos. — Unter Exemplare des alpinen Pusnakio (2. B. ven Val Camogaseo im Engadin) gemischt, lassen sich die Strob. der Majella kaum herausfinden: als einzige kleine Besonderheit mag vielleicht an meinen Exemplaren letzterer Lo- eahtät auffallen. dass die Basis des Strob. planere Apoph. zeigt, als der Pumilio des Engadin. Ks ist somit zweifellos, dass die von Tenore vesammelte Pfanze der Majella keine eigenthümliche Form bildet, sondern zu Pinus montana Miller ex Schlechtend. und zwar zur Form Pumilio Hänke, Willkomm und Heer gehört und dass Te- nore undGussune mit ihren Benennungen: Pinus Pumilio und. P. Mugbus -das Richtige getroffen haben. Damit ist denn auch die Südgrenze der Bergföhre für Italien, die ich nach Link in meiner Uebersicht (Verhandl. der Basler naturforsch. Gesellsch. 1862, II 4. pag. 12) schun in Modena annahm, bis zum. 42° südlieh (ja, wenn die Localität des Monte Pollino m Calabrien hiehergebört, bis zum 40° südlich) tinabgerückt, und erreicht hier überhaupt den südlichsten Punkt ihres ganzen Verbreitungs- bezirks. Interessant ist ferner; dass gerade der südliche Apen- nin wieder die, sonst eher den Centralalpen angehörige strau- chige Pumilioform zeigt, während im nördlichen Apennin nıw die. hochstänmige Form PL, uneinala Ram. (nach Exgpl. vom Monte. Nera comm. Parlatore) mit fast 2“ langen, sehr un- 3 gleichseitigen Strob. und breithackigen, Apoph, vorkomnt ef, Link iu Linnaea XV. 492. Kehren wir nun zurück zu Schoyw und Bertoloni. — Es ist vor Allem klar, dass die P. Magellensis des letztern ungere Pilanze, also Pimus montana Pumilio ist. Die Diaguose lässt hierüber keinen Zweifel. Unguis nenut Bertol. die Apophyse, und der Ausdruck: angulis intermediis brevissinis, im Gegensatz zu dem in der Diagnose seiner P. Mughus von, Toscana (unsrer montana uncinata). vorkommannden Ausdruck: angulo inferiore so- tuto reflexo, bezeichnet die viel breitere als lauge, mässig con- vexe Apoph. der Majellaform gegenüber der hackig zuyückgeschla- genen Apoph. der Toscanischen P. meinata (Ber tal’s. P. Mu- ghus) ganz gut. Die Farbe der Blätter, sonst ein sehr eonstantes Merkmal, bleibt noch näher zu untersuchen, Anders ist es mit Schouw. Dieser stellt seine Pflanze mit P. Laricio zusammen, und hebt. deren nahe Verwandtschaft mit dem echten Zarieia der Valle d’Orfenta hervor. Es liegt mir ein Exemplar dieses Larieio von Orfenta, der also in der näch- sten Nachbarschaft der Majellaforın wächst, von Tenore selbst gesammelt vor. Es ist derselbe typische Laricio, wie er auf Corsica und auf dem Aspromonte Calabriens vorkommt. Nun scheint es, dass auf diesen hohen Gebirgen auck der Lariciv strauchartig auftrete. Wenigstens enthält das DC. Herbar ein als P. Pumikio etigquettirtes Exemptar des Earicio aus der Hoch- region Corsica’s. Es bleibt daher die Ansicht möglich, dass Schouw’s D. Magellensis eine dieser Zwergformen des Luricio sei, um so mehr, da er deutlich die Pin. Pumilio von seiner neuen Interimsspecies trennt, und erstere auch in Süditallen ver- inuthet. So hat Tenore {nach Parlatore’s brietl. Mittheilung) die Sache aufvefasst: ihm ist P. Mugellensis Schouw synonym mit Layicio. Anderseits ist nicht zu übersehen. dass Se seiner Pflanze Strob. zuschreibt, die noch kleiner seien als P, Prmalio, und Zweigknospen von -stumpfer Form, was Alles vie) eher un- serg Majella-Pumilio, als einen Laricio vermuthen lässt. Die Beschafferheit der Blattscheiden und das Vorkommep von 3 Blät- tern in der Scheide entscheidet nichts) Dadurch, im Verein mit der Localitä$ Mopte Amare. weher auch Bertol. weine echte Majella-Pumilio hat, scheint, wir die Annahme. richtiger. Sch w'n. Päapze mit, dieser kefzteren au identifciren. Dieser Ansicht ist yo 8 äuch Parlatore (in litt.) , welcher freilich unserer Pflanze den Namen Pinus rotundata Liuk beisetzt, was. nicht richtig ist; indem Link’s rotundata (Linnaea cit. 486) eine andere Bergföh- renform: nämlich die hochstämmige Pjn. uncinata rotundata des Willkomm darstellt. Als Resultate unserer Untersuchung ergibt sich sonach: 1) Pinus montana Mill. var. Pumilio Willkomm findet sich in den Abruzzen und wahrscheinlich auch in Calabrien über der Buchenregion von 5600-8300” als Krummholz und zwar in - . einer der alpinen völlig analogen Form. 2) Diese Pflanze ist von Tenore fl. neap. als P. Pumilio, von Gussone pl. rar. als P. Mughus, von Bertol. fl. ital. als „P. Magellensis Scho uw‘. beschrieben. 3) Die P. Magellensis Schouw Ann. gehört sehr wahrscheinlich, .> nicht aber mit voller Gewissheit zu dieser Pflanze. Es bleibt ‘ nämlich immer noch eine, wenn auch schwache Vermuthung ührig, dass Schouw unter seiner P. Magellensis die Strauch- form der Pin. Laricio verstanden oder doch mitbegriffen habe. 4) Der Name Pinus Magellensis ist daher fallen zu lassen, indem keine der 2 Pinusformen der Majella eine eigenthümliche ist, indem vielmehr die eine zu P. montana Pumilio, die andere zn P. Larieio Poir. gehört. Kryptogamischer Reiseverein. Erster Bericht über die bryologische Reise Molendo’s.. I. Von München bis Brunnecken. Als ich am 8. August München (1596 p.) verliess, war nach einer Reihe gewitterhafter Regengüsse jene intensive Hitze eingetreten, in welcher kaum der kühle Athem der Alpen, der nach Sonnenuntergang kommende „Bergwind‘“ Erfrischung ge- währt. In dieser Zeit wird die endlose Hochf läche, welche bald flach, bald wellig bis an die Mauer der Alpen” hinanzieht, für den Bryologen noch bedeutungsloser als sie ihm. durch ihre Moosarmuth a priori war, so wichtig sie auch als Gegensatz’ zu den Alpen für das locale Klima Südbayerns wird.! Zu Tegernsee traf ich mit Dr. Lorentz zusammen , wel- cher hart über seiner Wohnung’ ein- interessantes Moos beobach, tet hatte. Dort am Südrande der Fl yschberge kommt in der geringen Meereshöhe von 2700-3000‘ W. exp. in ungeheurer Menge eine zarte Form des Hypnum callichroum mit längerer und schlanker Büchse vor Sie überzieht im Mischwalde von Bucheny Roth- und Weisstannen den’ mergeligen Waldboden an entblössten Stellen mit weiten zarten Decken, stellenweise frucht- » bedeckt. Mit ihr Hypmum Schreberi, eupressiforme, piliferum, auch loreum und etwas Oakesii. Ist das Moos. wirklich — was ich jetzt noch bezweifle — auch mit dem, später zu erwähnen- den, von Krim! identisch, so erfahren Diagnose und ‚Region des H. callichroum eine grosse Erweiterung. Wer die Gluth kennt, welche in engen und stdgerichteten Thalwegen von den Kalkwänden auf die Strassen zurückstrahlt, zieht das Bergsteigen dem einförmigen Strässenzuge vor. Der Bryolog um so mehr. Leider musste die stille Hoffnung, am Weg über den Schildenstein Wichtiges zu finden, bald verschwin- den. Ueber steile und flache aber immer trockene Hänge hinan, über dolomitische Rauhwacken und Kalke mit stereotyper Quel- lenarmuth hinauf ging es bis zur „Platte“, einer Einsattelung, deren Mergelschichten auch sogleich Quellen- und Pfützenbildun- gen bedingen, Man erreicht diese Alpe bei 4800° und mit ihr eine wunder- volle Fernsicht bis auf den eisigen Centralkamm des Zillerthals hin. Wie von Moosen im Ansteigen nur die gewöhnlichsten Sa- chen auftraten, so wucherte auch an den Pfützen des Sattels nur Hypnum commutatum und das unvermeidliche H. arcuatum, wel- chem Lindberg seinen ersten Namen H. Patientiae bestens lassen konnte. Es fordert wirklich die Geduld heraus. Der Absteig führt über lauter südliche Lagen nach Achen- thal hinab, — ein weitschichtiges Terrain, in dem kaum der Wechsel in der Gestalt von Fagus (Knieholz auf den Thalböden und baumartig auf dem darüber ansteigenden Gehänge) Inte- resse bot. Im Ächenthal erschien bei den ersten Felsen am See ne- ben der „Scholastika“ : Zypnum ceatenulatum, Halleri, molluscum ; Barbula paludosa, tortuosa; Gymnosiomum rupestre. Neben die: sen, unsere Kalkwände massig bekleidenden, Arten auch das zierliche H. Sauteri in wenigen Räschen und die Barbula mucro- nifolia, bei 2970 (öster. nach Lipold.) “ Wir passirten so rasch es ging den See und erreichten Jen- . BEE ie 0 bach 1800, um dort das erste der grossen Gewitter abzuwarten. init denen die drückende Hitze wechselte. Ihm folgte des andern Tages ein noch stärkeres in der Gerlos. welche man von Zell, der Zillerthaler Metropole aus, betritt. Kurz vor Zell endet der Kalk als Dominant, die Gerloswässer rauschen schon zwischen Phyllit und Glimmerschiefer, den der Urkalk unterbricht und der . Gneis erst krönt, dann verdrängt. Schon der erste Ansteig zeigte die Moosdecke verändert. Hier überzogen die Wegränder: Weber« elongata albieans und erada, Pogonatum aloides, Leptotrichnm homomallım und Oligo- trich:m (steril) bei 2400° p. in Nortlagen. An trockenen Schieferplatten: Grimmia Hartnani und Racomitr ium hetero- stichum; an feuchten das schöne Racom. protensun: (mit etli- chen Früchten, 2400 N.) “ Hat man die erste Höhe erreicht, so beginnt ein Wechsel üppiger Bergwiesen und felsenreicher Wälder, Im Substrat tre- ten alsbald die Kalkschichten ein, um zwei Stunden lang wieder- holt mit Glimmerschiefer und Gneispartien am Steige zu wech- seln. Oft liegen hier Urgebirgs- und Kalkblöcke durcheinander, ihren Detritus besiedelt dann eine Moosdecke, in welcher soge- nannte Kalk- und Kieselmoose sich mengen, und vielleicht im ‚Lauf der Zeiten sich wechselweise verdrängen. Solche Decken grünen ‚besonders an den Quellen, wo die Verwitterung schnel- ler arbeitet, z. B. bei 3200° neben den GCratoneuren, Hypnum molluseum und rivulare leben Hylocomia wie ZI. loreum und sguarrosum; dann auch Hypnam piliferum, arcuatım, uncindtum und andere „polyelinische“ Arten, wenn man für „gemein“ den inhaltreicheren Ausdruck anwenden will, den ein russischer Zoolog auf solche Species anwendet, welche den verschiedensten klimatischen und anderen Abstufungen sich anschmiegen können '). Die feuchten Kalkfelsen bieten die Orthothecien (ruf. et intrieatum, letzteres trug vor 8 Jahren reichlich Frucht), @ym- nostomum eurvirostre, Dislichtum capillaceum, Bartramia Oederi, Barbula pahtdosa et tortuosa, Enealypta streptoearpa als regel- mässig wiederkehrendes Mooskleid; die trockneren auch Hyp- num Halleri, eine Kluft den Anodus (32-3300 N.); üer Wald- boden Polytrichum formosum, und an steiniger Stelle Zrachy- thecium glarcosum. 1) Non'Phanerogamen fand sich 1855 hier Erepis paludosa ‚und dasseltene Hieracium denticulatum Gserus &risebach) vor. kr) Hart daneben, auf den feuchten Urgebirgsplatten, "in Menge Racomitrium fascheulare, selten R. protensum; in schwel- lenden Kissen das Amphoridium Mougeotii (33—3600° p), in hu- moseh Ritzen auch Playiotheeium undulatim c. fr. ünd Zeuco- hrynin. Auftrockenen Blöcken Griwimit ovata ‘und Hart- mem, Racomitium mierocarpon (3500%, Weisia erispula; auf Waldmoder: Polytrichum commme und Juniperimm, Poyona- fım urntigerim, Webera elongata et eruda; an Wegen Tricho- stomum "homomallum endlos. An Quellen auch einmdl (3800) Mnium 'affere, in Klüften Plagiothecium dentienlatum und 'syloa- kieum. — Bartramia Halleriana überzog den schattigen ’Moder ohne Usterschied der Felsart. Besonders interessant ist ein Dre- panium, welches Lorentz zuerst auf einem ‘@neisfelsen im Welde fand (neben H. uneinatıım und cupressiforme ete. bei 39009), es gleieht einem H. fertile saxieola oder auch dem H. imponens, Deckel besitzt es leider nicht. ‚In der genauen Durchsuchung dieser 'Flöra ‘erreichten wir das Becken und Dorf der Gerlos, wo ein "Unwetter alsball zu unfreiwilliger Musse für diesen Tag verdäinmte. Das Thal Gerlos zieht sich vom Dorf ätıs ’erst noch efre ‘Stunde in der alten Westogtrichtüng fort, dann'biegt die heutige Thalrichtung senkreeht nach Sid ab, um als „wilde Gerlos“ in die Gletscherstöcke der „reiehön Spitze‘ hinäuf zu verästeln. Eine 'alte Thalıng zieht sich über den Ronacher Sattel in das heutige oberste Salzachthal hinüber und lässt so die Gerlos als Fortsetzung der grossen Längenspalte des Salzachthales er- scheinen. Der Weg zieht in feuchter Waldung zuerst bis 4200 etwa empor, um eine Thalenge zu umgehen. Thonige "Wegründer sind noch immer wit (len genlännten Weberaarten besiedelt. auch noch mit Pogonatum «aloides, massig mit Dieranella subulata und Leptotr. homomallum. Nach einer Stunde führt er auf die Al- penfläche hin, welche zum Theil mit dem Sande bedeckt ist, den die Gewässer der wilden Gerlos von den Gletsch@rn. writbfingen. Hier ‘an der Thalbiegwng %offten und fanden Wir ah Sande: eine 'Golonie der Anyströmia longipes mit Fräehten, 'ne- ben Bryum argenteım und anderen, auch das prächtige Br. Blindii (arenarium Sauter olim). Dieranella varia, sterile (rre- villeana, Linaria alpina etc. Alles bei etwa 4000 und darüber. Der Weg verlässt den Thalbodon, um nach West über die Krimler "Platte fortzusetzen: er verlässt damit. eine der prächtig- EX sten Ansichten der Zillerthaler Eisberge, in der die Reichen- spitze in vollster Gletscherpracht sich zeigt. Der Steig bis atf die sanft nach Nord abdachende Fläche der Platte, bot nichts, als etwa Weber«a elongata im Erigebü- sche. Der Hochrücken selbst ist in der Osthälfte von zahllosen Quellbildungen ausgefurcht, deren Versumpfungen sich zu einem grossen Hochmoore bei etwa 51--5200° vereinen. An den Quellen’ trug neben Hypnum revolvens das H. commutatum falca- tum Früchte. Sphagnum Mougeotii fimbriatum und rigidum sind - allgemein, das letztere c. fr.; auch acutifolium und subsecundum’ seltener S. cymbifolium. Viel Hyymum stramineum, finitans, Po- Iytrichum strictum; Meesia uliginosa und Dieranum Schraderi selten. Im Ganzen ist-das Moor (das ich um des Dissodon wil- len. durchkreuzte) arm an Arten, und auch’ an Individuen sind nur die Sphagnen und Aulacomnium reich, nach ihren Hypnum fluitans, Philonotis Fontana. Auf der Plattenhöhe an Gneisblöcken fand sich Dieranum elongatum und Grimmia Donniana. Das Brausen der Krimler Fälle verräth deren Nähe, ehe man dieselben erblickt, und die Spannung steigert sich unterm "Anblick des wilden grossartigen Bergzuges , welcher vom Heilig- geistkees nach Norden her in gewaltigen Spitzen aufgebaut ist. Map eilt rasch in die Kriml (36—-3700°) über steile Waldhänge hinab. Im Schutt über der ersten Häusergruppe dominirt das Piychodium; mehr im Schatten tritt dazu das Hylocomium Oakesii- das ich mit reichlichen Früchten antraf (39—4100%), bald mit . Climacium, bald mit jenem oder auch Mnium spinosum ganze Blöcke überziehend. In diesen Partien wuchsen: auch zahlreich Racomitrium sudeticum, microcarpon, heterostichum, canescens, und die ersten Andraeen dieser Tour (Formen der petrophila). (Schluss folgt.) In den nächsten Nummern der Flora erscheinen weiters: de Bary, über die Entwicklung der Sphaeria typhina Pers. etc. Sollmann, die Sphaeriaceen des Weichbildes Coburgs ete. . Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubanerschen Buch- . *druckerei (Chr. Kfug’s Wittwe) in Regensburg. j FLORA. MW 23. Regensburg. Ausgegehen den 10. Oktober. _ 1863. K Inhalt. Ueber Commelinaceen und die Gattung Amischotolipe von Dr. J. K. Hasskarl. — Molendeo: Erster Bericht des kryptogamischen Reisever- eins. (Schluss.) — Verzeichniss der im J. 1863 für die Sammlungen der kel. bot, Gesellschaft eingegangenen Beiträge. Adumbrationes Commelinacearum quarundam, quas in Africae orientalis littore, Mozambique reperit Prof. Peters et amplius in hujub opere „Reise etg.“ deseripsit Dr. J. K. Hasskarl. Commelina Petersii Hsskl. (spec. nov.) Diagn. Caule’erecto simplici (?) glahro; foliis anguste, ob- longo - s. lineari-lanceolatis, longiter in acumen acutissimum attenuatis, basi breviter in petiolum brevem eiliolatum . atte- nuatis, patentibus, supra margineque scabris, 7—9-nerväis, vaginis laxis, puberulis dein glabratis, ore et petiolo ciliolatis; spatha terminali (solitaria), breviter pedunculata,, cordato-ovata acutissima, complicata, extus cum pedunculo minute puberula, patenti, subnutanti; pedicellis in spatha geminis, altero 1-doro longe exserto, flore 5’ breviter pedicellato; altero 5-floro, flori- bus succedaneis parum exsertis.. Habit. Mossambique. Observ. Differunt: C. salieifolia Bl. Kth. En. IV. 39. 5. caule repente glabro; foliis angustioribus, utrinque glabris; va- ginis ore ciliatis; spathis oppositifoliis, angustato - acuminatis, glabris; peduneulo incluso sub-3-Horo ; — C. Krebsiana Kth. 1. c, 40. 8: caulibus diffusis glabris; foliis complicato-curvatis, utrin- que hispidulo-pilosis; vaginis ore ciliatis, spathis oppositifoliis: Flora 1863, 25 386 ‘ ” . ” elongato-acuminatis, 0. üeuminatu H.Kth. 1. c. 41. 10: caule glabro; foliis Jatteolatis utyinque pubescentibus; pedicellis gla- bris; — C. barbata Lam. Kth. 1. c. 39. 6: caule repente. foliis lanceolatis (complicato - curvatis? haud semper ex spec. hrb Berol.); vaginis ciliatis; .spathis oppositifoliis angustato-acumi- natis glabris; — C. glabra Meyer Kth. L c. 42. 14: folis pe- 'tiolatis, involueris oppositifoliis (nec axillaribus uti verb. Kunthii. cl. specim. herb. Berol., ubi pedunculi in vagina reelusi eviden- ter oppositifolii!); spatha acuminata. Descrpt. vid. Peters Reise I. p. 522. Commelina brüacteosa Msskl. (spee. nov.) Diagn. Cäule erectö, diehotome ramoso, hirsuto ılein gla- brato' extept& linea deeurrenti pilosa; foliis subsessilibus , basi obligue et inaequaliter acutis, oblungo-lancenlatis, acuminatis, utrinque glabris exceptis pilis singulis ad paginam superiorem praeprimis versus basin dispersis, margine scabris, subtus glauces- centibus, nervis 4—5 ad latus utrumque prominulis; vaginis hir- sutis dein glabratis, longitüdinaliter eleyata-nervosis, 4tam folio- rum partem longis, internodiis suis .multo breylöribus, ore bi- auriculatis glabriusculo; inflorescentia terminali racemöso-panicu- lata, bracteosa , spathis®e bractearum axillis breviter 'peduneu- latis-semiexsertis, cordato-subrotundis, vix acutis complicatis, haud ventricosis, hirtellis, margine scabriusculis; pedlieellis in spatha binis, altero sterili stipitiformi, altero 3-Horo; pedicellulo pedicellun subaequanti; floribus subexsertis; perigonii -Toliolis exterioribus glabris. Habit. Loca hymida, Mossambique. Observat. Differunt confines: C. eoelestis Wild. Knth.. l. 0. 45. 23: vaginis antice tantum pilosis, nec hirtis; spathis longe pedunculatis’ oppositifoliis acuminatis subventricosis. — Ü. stricta Dsf. Kth. 1. ce. 24: caule ad unum latus scabriuseulo; toliis elongato-acuminatis, vaginis scabriusculis, tardius glabra- tis; spathis longissime pedunculatis subventricosis; — O. pallida . Wild. Kth. 1. c. 47. 28: vaginis violaceis, ore eiliatis, foliis pubescentibus latioribus; spathis oppositifoliis eordato-ovatis aeu- minatis; — (. wervosa R. P. Kth. 1. ce. 49. 37: foliis lanceolatis acutis, -supra nitidis; vaginis ore hirsutis; perigonii foliolis in- ternis purpureis_ violaceis;— U. clandestina hrb. Berol. Kth. 1. €. 46. $6: ramis glabris, foliis acutatis, vaginis antice hirtis, ore eiliatis; spathis longe peduneulatis eordato-ovatis acutatis. sub- + 387 ventricosis etc. Schlchtd. Linnaea XXIV. 654: eaule glabro hu- milioris, vaginis glabris excepta linea seabriusewla, foliis.spathis. approximatis in apice caulis majoribus; pedicello’altero 12-floro sn Ü. intermedia Schlehtd. 1. ce. 655: eanle glabro, vaginis nune glabris nune pilis brevibus obsessis; foliis elliptico-lanceolatis, acumine obtusiuseulo, supra scabridis, pedunculo longiori, paten- tim pubescenti; spatha latiori et longiori, subacuminata, pedicello fertili 10—-12-floro ;— CO. imvoluerosa A. Rich. Wip. Ann. III. 657. 5.: eaule humiliori, foliis lanceolatis acutis, junioribus pubentibus liatis, vaginis eiliatis, spathis (involueris) longe pedunculatis, * cordato-lanceolatis, 2—2"7,”” longis, plieatis. — Maxime autem no- stra C. eleganti H. B. K. Kth, 1. c. 55. 55. accedit, in primis " speciminibus Ehrenbergii j., e St. Thomas insula allatis (hrb..Berol.), eui autem praecipue spatha cucullatis distineta, acuminatis in diaghosi nec in speciminibus laudatis. Descrpt. vid. Peters Reise II. p. 524. Commelina Forskäle:; Vhl. ® Observ. cf. Vhl. Enuner. II. 172. 20; A. .Dir. Spge. I. 391. 30; — Kth. Enum. IV. 49. 40, cujus diagnosis magis qua- drat, quam Valliana. Binae adsunt formae: altera pilosior hrb. Berol. prostrata, ad nodos radicans et ramos erectos 2—5” altos, vix ramosos emittens, foliis angustioribus, subtys plus mi- nus canescentibus (gläucescenti- !) -— altera glabra hrb, Berol. magis elata (an rami tantum ?) 6--18’ alta, dickotoma, magis canescens, foliis latioribus. — Nostra specimina — e con- tinenti et insula Mossambique e veeinitate paludum sumpte — ad priorem formam spectant et cum speciminibus Ehrenbergii ' elb. sat conveniunt, quae in Arabia et Abyssinia legit; haec in herb: Berol. sub nemine Ü. communis I. eonservantur; quae autem e Knth. I. e. 86.1. differt: foliis ovato-lanceolatis, elon- gato-acuminatis, subtus glabris, vaginis ore et antice puberulis; spathis subrotundo-cordatis oemplicatis; — specimina, & Casi prope Tettam in continenti,Mossambique lecta, magis robu- sta sunt, et ad secundam formam inclinant. — De sobolibus sub- terraneis aphyllis fructiferis vid. Peters Reise Il. p. 526. Comelina falcata HYsskl. (sp. nov.) Diagn. Oaule erecte glabriusculo, apiee puberule , simplici Yaginato , parce folioso ; foliis ad apicem caulis paueis (4) lineari- obleugis acaminatis, saepe eomplicatis giabriusculis, margine 25* 388. . scabridis, patentibus; vaginis membranaceis primo puherulis et ad faucem ciliatis, dein aphyllis persistentibus,; spatha terminali breviter pedunculata, complicato-cucullata, antice marginibus connatis subfaleatis subacuminatis puberulis; pedicellis binis, al- tero elongato longe exserto 1-floro, flore 5’ altero incluso 3-floro, Habit. In Continenti Mossambique locis humidis. Observat. Sectiomi 2. «. Knth. Enum. IV. 49 adnume- randa, in qua sectioni differt: proxima ©. Forskälei Vhl. Kth. l. c. 40: caule ramoso diffuso, spathis acutatis subturbinatis, quae in nostra subfalcata breviter sed acutissime acuminata re- periunfur; — reliquis sectionis speciebus omnibus foliis latiori- bus. In sequenti sectioni (2. 8.), quae e Kunthio pedicello in : spatha solitario (an' sufficienter?) differt, CO. angustifolia Mehx. accedit, quae e diagnosi (Kth. 1. ce. 53.50) differt: caule ramoso, foliis utrinque et spathis hirtellis; speeimina autem "Engel- manniana una cum supra descriptis foliis latioribus longe secedunt et forsan a specie secernenda; — Ü. longifolia Lam. Kth. 1. e. 58. 65 differt: foliis longioribus (angustioribus?), spa- this tyrbinatis. — (. persicariaefolia Sprng. Kth. I. c. 59. 70: foljis oblongis, utrinque acuminatis, in descriptione Kunthii: foliis ovato-lanceolatis'; spathis cordatis. Deserpt. cf. Peters Reise IH. p. 527. Commelina angustifolia Mchx. Habitat. in uliginosis prov. Rios de Sena, planitiei Mos- sambique. Observat. ef. Knth. En. IV. 53. 50, ubi diagnosis plane congruit et praeprimis Herbarii Berolinensis speeimina Engel- manni Nr, 168, quae autem a reliquis speeiminibus aliquot dis- erepant: foliis latioribus, excepto specimine C. iruncatae WI1d. 119; hujus. autem pedunculi spathae paullo longiores videntur; — 0. degans H. B. Knth. 1. «. 55. 55. differt: caule procum- bente, foliis utrinque pilosis, vaginis pubescentibus, spathis his- pidis; — 0. gelatinosa Edgew. Bot. Ztg. 1852. p. 840 differt: caule ramisque diffusis, foliis longioribus, spathis subcorymbosis falcatis; acutis. Lamprodithyros Hsskl. (Gen. nov.) Genus hocce novum germine 2-loeulari, gemmulis 2, stami- nibus- fertilibus %&, sterilibus. 3—2, antheris 2-partitis, lobis cla- vatis divarieatis. peripomii foliolis interioribus persistentibus ‘ emarcidir corrugatis a confinibus distinetum. — Differunt: Ane- > lema RBr.: capsula sessili friloculari polysperma, — Pollia Thnb.: fructu indehiscenti; — Flosscopue Lour. (Dithyro- " carpus Knth. 1. ce. 76): loculis capsulae 1-spermis stamini- busque vmunibus fertilibus; — Tradescantia L.: perigonti laei- niis interioribus persistentibus, capsula 3-loeulari. — Genus’ Di- , Ihyrocarpus Knth. idem ac Flosscopae Lour., et inde nomen Kunthianum reponendum est; nomen tamen, non plane obliviori tradendum, partim in nomine hujus generis novi retinui. Ad hoc genus pertinent: 1) Z, Schomburgkianus Hsskl. (Dithyrocarpus Knth);— 2) L. Peersii Hsskl.— 3) L. radicans Usskl. (Di- thyrocarpus Kltzsch. hrb. Berol.); — 4) L. Dregeanus Hsskl. (Anilema Knth. Ditkhyrocarpaıs Kltzsch. hrb. Berol.); — 5) L. Tacazzeanus Hsskl. (Aneilema Hochst.);—6) L. stenorrhachys Hsskl. (Dithyrocarpus Kltzsch.); J) L. paniculatus H ssklo® (Tradescantia Rxb.);— 8) L. protensus Hssk1. (Aneilema W11); = 9) L. montanus Hsskl. (Aneilema Wght.);— 10) L. beni- wiensis Hsskl. (Aneilena ? Kth., Commelina Palis.). 5 Lamprodithyros Petersii Hsskl. b Diagn. Herbae erectae, caule simplici glabriusceulo, superne minute puberulo, foliis breviter petiolatis, oblongo-lanceolatis acuninatis basi in petiolum attenuatis, utrinque et praeprimis sybtus dense fulvo-tomentosis, supfa insuper pilis longis albidis eonspersis, margine serrulato seabris et cilivlatis; vakinis ore longiter ciliatis, minute puberulis et pilis longis retrorsis dein deciduis munitis, panicula bracteatä terminali dichotoma, ramu- lis albido-puberulis scabriuseulis; perigonii foliolis externis ovato- oblongis acutis extus hirtulig. Pebit. Continentis terrae Mossambique leca lumida. Observ. Ditferunt eongenera: L. beniniensis Hsskl. und D. Dreyeanus Hsskla(Kth. En. IV. 73,39 et 40) foliis latioribus, posterior species etiam defectu pilorum in foliorum superficie; — L. Schomburgkäwuus Hss kl. (Dithyrocarpus? Knth. 1. c. 662. 2*), eui Knth erronde capsulae loculos monospermos tribuit, uti recte Jam monuit Seubert') in herb. Berol., qui hane speciem ad Anei- lema bracteolatum Mrt. ducit (Flor. 1841 Beil. DL. 59. 1, Wilp. Aun. 1 885. 2): foliis latioribus utrinque hirtello-scabriusculis, “capsula obcordata; — dein Aneilematı sequentia :differunt: A. 1) qui hanc ob tausam speciem hancce a Ditkyrocarpo separandam censet. 7 ” uberulum Bath. (Wip. Ann. HI. 658. 4): panicula densa, fila- mentis apice barbuletis, 3 sterilibus; — A. rivulare A. Rich. (Wip. le 657. 1): caule foliisque glabriuseulis, panicula densa, .capsula calyce velata, seminibus in loculis ultpa 2 (9); — A. hirtum A. Rich. (Wip. 1. c. 9): caule a basi ramosissimo et ioliis hirtellis, perigonii foliolis exterioribus glabris, capsula ob- cordata, apice subglanduluso-pilosa, seminibus in loculis solitarlis. . Deserpt. vid, Peters Reise IL p. 529. Lamprodithyros Tacazzeanus Asskl. Habit, solum humidum arenosum continentis Mossambique. Observ. Diagnosis (WIp. Änn. II. 658. 3) specimina au thentica Unionis itinerariae (iter Abyssin. sect. III. Nv, 23 Ande- wa Tacazzeanum Hehst.) haud quadrat;, felia enin haud sunt He ,elliptico oblonga acuta, basi sensim attenuata et vaginantia“ sed „„ovat®aut ovato- -oblonga, basi rotundata et subito in petiolum atteuuata, supra basin latissima et inde ad "apicem sensim acuminato- attenuata , varius medio latissima et apice magis acuta, summa sessilig in vaginam semi-apertam trans- euntia“; — et semina haud sunt „plura mutua pressione angulata“, sed: in loculis binis selitaria angulata caesia; — psaiter perigonii foliola haud sunt „obovalia-obtusa“, sed owata acuta.—— L. Dregeamus Hsskl. (Anilema Knth. En. IV. 73. 40, Döthgrocaspus Kltzsch. herb. Berol.) differt: habitu humiliori, minus robusto, foliis (quae in specimine moluceano herb. (Berol). Kuwnthii sunt oY&to-oblonga acuminata nec ovata) subtilissime puberulis, panictlis minus effusis, capsulisque majoribus; — L. stenorhachys Hsskl. (Dithyrocarpus Kitzsch. herb. BeroL) quem legit Pöppig ad Amazunas , differt: caule ramoso, ut videtur, elatiori, feliis oblongo-lanceolatis, angustieribus, longioribis, mi- aus pilosis, panieula regulari pyramidali, ramis saepe oppositis patentibus, apice adscendenti-incurvis. — L.„protensus Hsskl. (Anileme WI1. Kth. hc. 74. 54) valde accedit, simillimus, - sed differt: Caule basi dongiter repenti, foliis oblongis aut oblungo- lanceolatis utrinque attenuatis, pilis haud conspersis, sed ia si- perficie superiori seabris, panicwis -magis elatis altioribus. — Antenma aeguindctiale Kth. 1. c. 72. 37 differt: panicula pauci- Hora, capsula 6-perma, apite 4-suspidata; — A. aulhasrens Kth. Lk c. 38 ditfert: feliis lanceolatis, germine (an re vera?) 3-Iocular. Deserpt. vid. Peters Reise II. p. 531. [ \ Dr. J.K. Hasskarl. ’ @84 Amischotolype’Hsskl., eine neue Gattung der Commali- naceae von Dr. J. K. Hasskarı. Mit der Bearbeitung der Commelinageae des Reichsherba- riums in Leyden beschäftigt, war es mir von grossem Vortheil, durch die Güte des Hrn. Dr. Garcke, des Custos des königl. Herbariums in Berlin, diese ganze Abtheilung, welche speciel zur Grundlage der. Kuutl schen monographischen Bearbeitung dieser Famihe diente, zur Vergleichung und Bestimmung der darin noch unbestimmten Pflanzen zu erhalten. Vor allem Din- gen kam es nun darauf an, einen Ücberblick der in diesem Har- bar enthaltenen Pflanzen zu erlangen, und die mir persöslich noch nicht zu Gesicht gekommenen Gattungen und Arten mir in’s Gedächtuiss einzuprägen. Wie erstaunte ich, als ich die Arten der Gattung Campelia L. C. Rich. zu sehen bekam, dass* * dn ‘ganz andere PHlapzen sich vorfanden, als diejenigen sind, ‚welche in Ostindien unter diesen Namen hekannt geworden wa- ren und zwar, wenn ich nicht irre, zuerst durch Blume in seiner Enumeratio plantarum Javae p, 7. ‘) Schon hier wird zwer ziem- lich richtig angegeben: cymae densiflorae bracteatae, oppositi- foliae, vel laterales“, allein erst Miquel machte in seiner Flora Fl. Ind. Bat. I. 546, darauf aufinerksam, „dass der_Blüthenstand ‚ein sitzender sei, während doch Kunth von einem gestielten spräche (Kth. En. IV. 107)“ und zieht mit Recht in Zweifel, ob die Campelia gJlubrata, welche ich in den Plant. Jungh. p. 154 aus- führlich beschrieben habe. mit der Kunth’schen identisch ‚sei? Beide haben allerdings keine Achnlichkeit und sehon auf den er- sten Blick zeigt der Mangel der langen Blüthenstiele, welche an der Spitze der Acste, von 2 blattartigen Hüllblättern gestützt, eine kopfföruuige Dolde von Blüthen fragen sollen, einen ganz anderen Habitus, während unsere Pilanze einen knäuelförmig gedrängten ungestielten Blüthenstand zeigt, welche von der Basis der Blait- “scheiden, der Insertion der Blätter nicht gegenüber, sondern un- ter denselben, aus dessen Scheiden hervorbrechen. Bei genayuerer Vergleichung zeigen sich aber auch noch manche andere wesent- liche Unterschiede. So ist die Blüthenhülle am Grunde nicht. in einen kurzen Stiel verengt; die innern Blüthen sind nicht grös- ser als die aeussern; die Staubfäden sind nicht aur am Grunde hab 1).Wie ich mich durch authentische Exemplare im Leydener Krb. überzeugt N e. . Y x * 892 etwas gebartet, sondern gebogen, über der Basis bis zur Mitte ungefähr mit sehr langen rosenkranzförmigen Haaren besetzt, welche bis zu der Spitze an die Staubbeutel reichen ; diese sind eiförmig-länglich mit elliptischem Connectiv, das an den Rändern von eylindrischen Fächern eingefasst wird (nicht wie bei Cam- pelia: „loculis connexivi triangulari-geniculati crura terminan- tbus“ Kth. l. c.). Dies sind die wesentlichsten Unterschiede, welche in meiner Beschreibung von Campeka glabrata bereits ‘- ausführlich angedeutet waren; eine Scheu, ohne Autopsie eine neue Gattung zu begründen, hatte mich und wohl auch Herrn Miquel später davon abgehalten, den Unterschied von Campelia ' gehörig festzustellen. Es leidet nun aber keinen Zweifel mehr, dass die indische Pflanze, welche Bluine hieher gezogen hat, von-Campelia zu trennen und da sie-mit keiner andern Gat- ” * tung der Commelineen zusammenfällt, als eine neue Gattung ‘aufgestellt werden muss. Im Vorbeigehen wollte ich aber noch bemerken, dass im Berliner Herbarium Exemplare von englisch Indien aus dem Herbarium von Hooker j. und Thomson sich befinden, die entschieden zu derselben neuen Gattung gehö- ren, dort aber als Forrestia bezeichnet sind, und doch scheint mir diese Gattung (Kth. 1. c. 116), unerachtet ich keine Exemplare - davon im Berliner Herbarium vorfand, schon durch den Haßitus des Blüthenstandes wesentlich verschieden, wenn nämlich Kth’s. Worte: „fores rubri supra vaginam exserti, dense capitati her- maphroditi vel abortu unisexuales‘“ richtig gewählt sind (cf. Msn. Gen. 1.407. Endl. Gen. no. 10386). Um den ebarakteristischen und diese Pflanze insbesondere von Campelia unterscheidenden Blü- thenstand schon durch den Namen auszudrücken , nenne ich diese Gattung: = Amischotolyye von zpioxog, üngestielt, und rorumy Knäuel und die in Pint. Jungh. p. 154 beschriebene Campelia glabrata Hsskl.,—=4. glabrata Hs sk], sowie Uampelia mollissima BL.En. 7.1, Schult. Syst. VL 1181. 3; Knth. En. IV. 109.5; Mig. Fl. Ind. Bat. II. 546.2; Zoll. Wissenseh. Verz. 1.65. 4.? (nam speeiemen Zollingeri sub hoc numero in herb. Berol. conservatum ad hane speciem‘haud pertinet) = Amischotolype mollissima Hsskl., endlich Campelia marginata Bl. En. 7. 2; Schult. Syst. VIL 1181. 4 et p. 1727 (descript. caulis, vaginarum et foliorum); Kath. 1. c. 109.6; Miq. 1. e. 547. 3. ist = Amischotolype marginata Hsskl. Uebrigens scheint, wie auch Zoll. (Wiss. Verz. 1. c.) andeutet, noch eine vierte Art Es j 808 vorhanden zu sein, was sich bei näherer Vergleichung der Exem- plare wohl noch herausstellen wird. + Indem ich diese vorläufige Mittheilung über eine’ gänzlich verkannte Gattung der Commelinaceen veröffentliche, möchte ich mir die freundliche Bitte an das botanische Püblikum erlauben» mich mit gefälliger Zusendung von bestimmten oder unbestimm-, ten Commelinaceen erfreuen zu wollen, da nur durch eine mög- lichst sorgfältige Vergleichung alles vorhandenen Materials eine monographische Bearbeittung dieser, noch so sehr im Argen lie- genden, Familie gelingen kann. ' Cleve, den 8. Sept. 1863. i - Dr. J. K. Hasskarl, Kryptogamischer Reiseverein. Erster Bericht über die bryologische Reise Molendo’s. Von München bis Brunnecken. (Schluss.) Nach der nöthigen Rast in Krim! nahmen wir die rechte (westliche) Seite der Fälle vor. Man geht an Kalkblöcken, den Abfällen eines Urkalklagers in der Höhe, vorüber, dureh die bald steinigen, bald moosigen Erlenauen, dann erreicht man das : Gebiet der Wasserstaubwolken, deren vertiealer Bereich 800’ messen kann. Dieser kühlende Regen trifft die Westflanken der Wasserfälle um so mehr, als der tiefste von ihnen durch einen unbezwungenen Felsriegel abgelenkt und mehr gegen West ge- 'worfen wird. Am Steige zum Tauernhause, der östlich über den Fällen hinanklettert und dem Wasserstaube und seinen Wirkun- gen entrückt ist, lebt eine ganz andere Vegetation. An den erwähnten Kalkblöeken war Barbula recurvifolia und. Hypnum catenulatum; auf Gneisträmmern in der Au aber frucht- bedeckt das Dicranuim longifolium, auf einigen auch Climacium und Hyloc. Oakesii c. fr.! Den Boden überzogen Fofmen von Hypnum uneinatum , squarrosum, tamariseinum, den Moder auch Polytrickum commune. Dabei spärlicher Mnium spinosum, affine, ‘c. f£ auch Bryum roseum. Auf Blöcken ferner Piychodium, Grim- , mia Hartmani, auf Holz in der Au einmal Cylindrothecium coneinnum. : An jungen Zweigen Hypnum uncinatıem wie anderswo die Lescuraea. | r * Letztere. Form bezeichnet schon den Begiun des Warrer- staubregens; mit ihr lebt an alten Erlen und ihren Haupt- ästen üppig‘und fruchtbedeckt der schöne grosse Didymodon ru- bullus '@. serratus Schpr.. auch viel Pylaisee, Brachyth. plumo- sum und Barbula toriwosa. Der Wind und der kalte stäte Regen hauchen bald das Wäld- hen vor sich weg; eine nasse, steinige Halde zieht hinauf zur Stelle, wo früher ein Pavillon gestanden. Am unteren Saume gegen den genannten Wald ist die Stelle, wo Barbula iemade- phila fruchtet. An den leichter» zugänglichen Stellen war wenig _ „übrig, sehr wenig! Indem aber Lorenz die kräftigen Schultern zum Piedestal des Freundes machte, gelang es diesem, die Rü- ckenkante einer Gneisklippe zu erklettern, welche dies seltene Moos genügend trug. Selten für sich allein in braunen weichen, „ aber gern beim’ Waschen zerfallenden Polstern wachsend, lebt “es da zwischen Anomobryum,, Hypnum plumosum, Bacamitrumt canescens Var. ‚ prolieum, Didymoden serratus, Pogonatum AUmı- gerum, Von hier aus also durchsuchten wir fünf volle Stunden diese Halden mit ihrer so eigenthümlichen, Moosdecke, wit ihren Re- - gen und den betäubenden Donnern der Fälle. Als eigentliche Masscnvegetation dieser subalpinefi Oase „wucherten“ hier: Anvectangium compachum. Anomobryum, Grimmia gigantea, Gy- noduntium virens serratum (einer Burbula tortuosa bei vbertläch- @licher Betrachtung steril ähnlicher als seiner Normalforn), Bra- chylec. plamosum, RBacomitrium canescens prolicum, Hypnum re volvens. . Mehr accessorisch mit diesen, ausser den vorhin ge- nannten: Hypnum commatabum und arcuatum, stellalum, cuspi- dahım, squarrosum; Trichostomum flexicaule und Burbula lor- inosa; Blindia; Amphoridium Mougeotii, Bartramia Halleriam, auch D. Oederi; Grimmia ovala uffinis; Zieria julacen, Meesia uliginosa; Fissilens exilis ,, osmundoides micrvcarpus, adianthoi- des; Mninm punctatum und ortkorr hynchum , Atrichum undula- tum, etc. Von Orthothecien keine Spur, von Andraeen eben SO wenig. Alles Vorhandene aber variirt so zu sagen nach Einem Typus, cs erscheint mit verlängerten Axen und lockerer Blatt- stellung!. Was von eigentlichen alpinen Arten auftritt, beschränkt sieh auf wenige von vorhinein hygrophile Arten, welche dieser abnormen Station mit ihren so eigenthümlich zugestalteten, phy- sikalischen und mechanischen, Zuständen trotzen können. Deu % 285 den Temperaturverhältnissen.naeh könnte man hier weit mehrere erwarten, „und sonst wandern die Alpenarten ja am leichtesten in feuchten und dessbalb.um so mehr abgekühlten Schluchten thalabwärts. Aber es ist ein Anderes, die Feuchtigkeit in Gas- form zu erathmen, und ein Anderes, von ihr mit andauermlen Douchen bedacht zu werden. Ueberdiess sind hier alle Oberilä- chen theils zu einem schlammartigen Detritus zersetzt, . theils mit einem solchen vom Falle her überzogen. Und wenn damit wohl die günstigsten Ernährungsbedingungen geboten sind, so perhorreseiren doch die Alpenmoose eine von ihren heimathlichen Stätten zu grell abstechende Station. Andere Zustände begegnen uns auf der Ostseite des Falles, wo der Saumpfad zum Tauern über die Gneisplatten wie über - Stufen hinaufsteigt. In der That hat dabei die menschliche Ar- beit der natürlichen Gestaltung nachgeholfen. . Auch hier ist die Luft kühl und feucht, aber die Staubregen fallen bloss ganz un- ten, hart am Falle, auf die Felsen nieder und nur an diesen Partien trifft man die eben geschilderten Vegetationszustände. Dagegen am Steige ‚selbst begegnet man den meisten Arten des Regengebietes nicht mehr, die Moosflora trägt erst den. Stempel der oberen Berg- oder Waldregion und geht allmählich im die subalpine über — wie #berall wo mit dem Laubwalde auch dessen accessorische Flora fehlt. « Der Steig arbeitet sich über ein Chaos von Trümmern (Gneis) empor, deren Klüfte mit ihren Dimensionen der Grösse der Blöcke entsprechen. Ob die Wände dieser Höhlungen feucht gehalten, ob sie trocken sind, hängt von ihrer Grösse und von, ihrer Zugänglichkeit für die Luftströmung ab. Darnach richten sich, zum Theil wenigstens, Vorkommen und Habitus der Ar- “ten, welche hier die Moosdecken bilden. Dicranodontium long. und Tetraphis, Polytrichwm commune,. Sphagnum acutifolium, Hypmum Orista castrensis, uncinatem: splendens, triquetrum, squarrosum, Dieranım scoparium, Plagso- thecium sylvaticum bilden die gewöhnliche Massenvegetativa bis in die Klüfte hinein. An trocknen Felsen, doch durch den Licht- wegfall vom Inneren der Höhle abgehalten, überall ‚Zsothecmn myurum. - @deichfalls auf Gestein oder an eingeklommten vermoderten Hölzern , seltner auf Moder und nie an eigentlich nassen Stellen Icht das Pleyioihee. neckeroideun, dessen Azenlänge und Stolo- mwerbildung theils mit der Feuchtigkeit im Verhältnisse steht. ) theils mit der Behinderung, welche seinem Wachsthume durch robustere Arten geboten wird. Wo es mehr ans Licht tritt, ver- liert sich sein Hebliches Grün ins Gelbliche und in trockneren helleren Spalten bildet es eine forma »ıyura, die sich zur Höh- “ ienform verhält etwa wie Pl. Roeseunum zum Pl. sylwaticum. Sein Vorkommen, reicht hier von 3800 bis über 5000 hinauf; Früchte sind sehr selten, vielleicht war heuer kein ihrer Ent- wicklung günstiges Jahr. “Mit ihm wächst gern Heterocladium heteropterum steril; an feuchten Stellen lichtgrün zart, sehr verlängert und mit welhr entfernter Blatt- und Aststellung; oder an trockenen Flächen fast - starr mit dichter, mehr aufgerichteter Verästelung, vliven- oder „ dunkel braungrün. An accessorischer Flora gesellt. sich von Laubmoosen den ‚genannten bei: Plagiothee. undulatım, denticulatum, pulchel- lum ; Homalia trichomamoides (bei 4 --4100%), Brachytee. velutinum, Starkii; ‚Mnium stellare, medium (4200° cum setis paueis: Dr. Lorentz), ortkorrhynchum, punetatum ; Hypnum piliferum, stru- mineum auf Moder zwischen Gmeisblöcken 4100: Lorentz!) loreum., umbratum; Bryum roseum (f.), elongatum, erudum;, Bar- trania Halleriana; Barbul« tortuosa, Amphoridium Mougeotüi, Fissidens taxifolius ete. j . Etwa bei 4300° p: treten mehr die Felsrippen an den Weg, und die K'üfte werden seltener (um übrigens oben noch an mehreren, Stellen wiederzukehren). An feuchten: Hymium mol- luscım und ein zierliches Drepanium, das schon bei Tegernsee ‚erwähnt wurde. Es gleicht dem H. hamulosum an Grösse und Büchsenform weit mehr als dem A. callichrowm, zu dem Schi m- per die 1858 von Lorentz hier gesammelten Exemplare 208, und verdient erneute Untersuchung (H. cullichroides in schedis ad amicos). — Bald auch Racomitrium faseieulare und proten- . sum, beide fruchtend. Dieranum longifolium und gracilescens, Andraea petrofila an schattigen Felsen. Auf dem Waldboden: Sphugnum fimbriatum und squarrosum, acutifolium ; Hylocom um loreum als Massehvegetation. Pogonatum alpinum. An einer Wegbiegung an trockenen Gneisplatten: Grisunie Hart- mani, spiralis ‚opilifera Zettst. und G. elatior steril, — letz- tere fanden wir zum ersten Male auf der Nordseite der Tauern- kette. _ Beim obersten Fall fand Lorentz auf einem „Windbruche“ im Wald: Dieranella Grevilleana; am Steige fand: ich Mnimm 897 spinosum fl. masc., bej 4800‘ und höher zwischen Saxifraga ro- tundıfolia und Chesüi etc. auf feuchtem Moder der Gneisplatten die schöne Tayloria splachnoides, am Felsen selber Amphoridium Hougeotii, Gymnostomum curvirostre, Blindia. . Bald darauf biegt der Steig, der die Cataracten endlich unter sich hat, in das stille Krimler Tauernhochthal ein, unter grosser Veränderung der Vegetation. Ehe wir dieser uns zuwen- den, fügen wir noch wenige aber wichtige Arten bei, welche wir bei früheren Besuchen fanden. Nämlich im Wasserstaub des un- tersten Falles Didymodon eylindricus e. fr. (Lorentz), im Chaos von ihm zum Steig hinauf Tetraplodon angustatus: idem 1858. Ebenda an Felsen Racomitr. sudeticum und auf Moder ein selt- samer Campylopus (fragilis oder densus, beide vielleicht nicht verschieden ?), und Plagiotheeium undulatum (Mdo.) Im Krimler Tauernhochthal (5200-5600) geht es abwech- selnd über Felsschutt von meist grosser Trookenheit, an Wald‘ von Fichten, Lerchen und Zirben vorüber, und auf. Auen dahin, welche von der Achen zeitweise überfuthet und mit Gletscher- sand beschlämmt werden. Die Moasvegetation ist im Ganzen etwas spärlich, artenarm, aber der Untersuchung werth. -. Zuerst noch im Schutt und seinen Klüften fand sich Hetero- cladium heteropterum und die mehr psammophilen Arten, wie Cy- nodontüum gracilescens; ‚auf freien Felsen Grimmia ‚ Donniana Gr. incurva und die unvermeidliche Weisia erispula. Dazwi- schen fand Ltz. auch Dieramim albicans, ich D. elongatum und am Boden Leptotrichun flexicaule g. densum. Auf die sandigen Wiesen dieses Gletscherthales.um so mehr gespannt, als Dr. Holler hier in Menge Bryum Blindii gesam- melt hatte, machten wir eine etwas trübe Erfahrung. Dass wir die Wasserstürze nie noch in solcher Wasserfülle gesehen hat- ten, verdankten wir den erwähnten Hochgewittern. Aber auch: dass die sandigen Wiesen beim Tauernhause total überschwemmt waren, und nicht nur jenes reizende Bryum, sondern auch die Passagen übertluthet hatten. Nur an einer beschränkten Stelle konnte ihre Vegetation untersucht werden, und es lohnte sich. War auch vom Anbeginn nur wenig da, so überzog Angströmia ‚ganze Strecken, stellenweise mit einer Unzahl ihrer braunen Früchte dem hellen Sande eine eigene Färbung ertheilend. Ehe man das Tauerhaus erreicht, leuchtet noch einmal über einen schönen Wasserfall die reiche Spitze (über 10400) aus det wilden Gerlos herein, mit ihrem Gletscherkleide etwas abste” 398 chend von den vorderen (nördlichen) Gebirgen des Krimlerthales, von deren wilden Hörnern und Wänden nur wenige Schneestrei- fen herabblicken. Mit dem Tauerhaus wird es gleich anders, wenn man will „tauernhaft‘“ ‚Firm und Eis gewinnen mit einem Male an Raum im Gebirge; man tritt nun an den Centralrücken heran , welcher — massenhafter und breiter gebaut als jene nach Nord ausge- streckten Rippen — zwischen und über seinen Wänden Platz genug trägt für das arktische Kleid. Hinterm Tauerhause überschreitet man die Krimler: Achen, doch nicht mehr so leicht wie in früheren Jahren. Wenigstens diesmal nicht; denn die Gletscherbäche hatten neue und mannes- tiefe Rinnsale ausgerissen. in welchen wir alle vier, der Furthen unkundig, nehr- oder minder vollständige Eisbäder_en costume „erhielten. Der Bergriegel, über den maiı hier, um den eigent- ichen Schlachtertauern zu amgehen, steil aufsteigt, that das sei- nige, um das Wasser verdampfen zu machen, und der wunderbar grosse Anblick, den das breit und silbern bis zur Thalsohle nie- dersteigende Heiliggeistkees bietet, liess keinem Verdruss über das irdische Pech einen Raum. - . Hat man das „Schlachterkarl‘“ oder den felsigen Zugang zum Wimbach hinter sich, so betritt man eine sanft ansteigende sum- _ pfige Fläche, die westöstlich, oder senkrecht auf der Krimlerthal- richtung, sich hinzieht gegen die Zillerplatten und den Schwar- zenkopf. Unsere Fläche ist bedeckt von Gneistrümmern; aber ungemein arm an Moosen, nur die Sumpfstellen erfüllt das Hyp- num flritans alpinum, oder ein commutatum, vielleicht auch H. exannulatum. Bei 64—6500 steigt das 'Ihal wieder nach Süd hinauf, erst jn der bisherigen Weise, dann mehrt sich das Ge- röll, die Steigung wird stärker und die Zwergweiden durchwir- ken reichlich den Boden. An den zahlreichen Rinnsalen traf ich früher Hypnmım molle, diesmal H. glaciale (7200°) spärlichst c. fr. sonst bis 8400’ hinauf, Webera Ludwigii und cucullala bis zum Schnee; auf dem Boden meist die Gletscherform des Hypmım uncinatum (ß. der Syn.) Oligotrichum, Polytrichum sexangnlare, stellenweise Webera albieans var. ylaeialis fruchtbedeckt. Man steigt vom Bache links (östlich) hinan über Teppiche schöner Alpenpflanzen, wie Cardamine asarifolia, Phytenma globulariar- folium u. a. Dazwischen traf Ltz. spärlich steriles Conostomum. An kalten Bächen die genannten, auf Gneisgeröll darin die Was- serform der Grimmia mollis. Bei 7808--7900 betritt man wieder 99% eine kleine Fläche, pflanzenleere Gneisplatten wechSeln mit- De- ‘ken des genannten Polytsichum, der Weberd cweullata, des, Bryum Sehleieheri. Die Phaneroganen sind sehr spärlich, mehr rechts fand ich vor 8 Jahren in grosser Menge den Ranunculus Pygmaeus, diesmal übersah ich die Stelle, weil das ganze über ihm fulgende Schneefeld bis auf eine kleine Lahne am Ueber- gang abgeschmolzen_war. Hier bei 82-8400’ war oft der ganze Boden ohne alle Pflanzen, gleiehviel ob Fels oder schwarze Erde- Das Joch krönt eine Reihe von Felsen und Trümmern, Alles Gneis, der aber in der Structur (fast körnig bis grobfaserig) mehrmal wechselt. Der letzte steinige Ansteig heisst „am Sand- rain“, der Uebergangspunkt „die Tfaffenlücke“, deren Höhe ver- schieden angegeben wird: von Schaubach und in Trinkers Erläuterungen zu 8749 (österr) Im Jochgerölle fanden wir’hier an der Nordseite; Lypmum splendens , uncinatum, ylaciale, Andraea petrofila, Leptohymeniwm filiferme, Lescurasa saxatilis (bis 6000’ herab nicht. selten), Weisia erispula, Dieranum albicans, ? Mühlenbeckii, Distichtium capil- lareum , Grinmia inewva ec. fr. „ Donniana, sterile G, sulcata? Raconitri vum camescens , sudeticum und faseiculare !, Didymodon subellus: Alles zwischen 8750 und 8800’. Die Südseite gehört zum danklosesten, was an Terrain für den Bryologen existirt, obwohl die kewaltige Pracht der ihm ur- plötzlich vor das Auge tretenden Hochgipfel den Absteigenden nicht daran denken.lässt. ' Von der Birnlucken (8695°), der Grenze der Tauern- und der Zillerthaler-Gruppe bis zum Westcap der- Antholzer Gruppe ragen die riesigen Häupter in den Abendhim- mel hinauf, “anächst die Dreiherren-, die Rosshuf- und die Röth- spitze, alle drei fast gleich hoch, an 11000‘, zwischen denen die eisigen Pässe nach Virgen mit ihren schönen Pflanzen liegen (Unterthörl 10083‘); westlicher die einsamen „Nocken“ des Rainthales und wieder gegen unsere Scharte her dic Köpfe des Zillergrundes. Im Rücken die tiefe Einsamkeit des Wimbach- thales und der dunklen Hochräcken,, die es umspannen. - Von Kasern in der Prettau, wie dieses oberste Gebiet des Ahrnbaches heisst, von, Kasern bis Brunneck hinab, wird der von der Krimler Fülle verwöhnte Bryolog schrittweise ernüchtert. Wäh- rend er durch Feld und Matten, an Wald und Wand vorüber- zieht, durch wilde Klammen wie über St, Peter, durch üppige Becken wie unter Taufers; während von allen Seitenthälern, von wunderbar gestalteten Bergen die Gletscher niedergrüssen, bis 400 endlich über den waldigen Höhen von Brunneck die Dolomitriesen von Enneberg aufsteigen: in dieser so mannigfachen wie pracht- vollen. Fülle der grossartigen Bilder kommt der Bryolog kaum einmal in Versuchung, sich zu den geliebten Kleinen zu bücken! ’ Verzeichniss der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung.) 134. Sitzungsberichte der. k. ‚bayer. Academie der Wissenschaften in München. 1863. 1 3. 135. Abhandlungen der mathem.-physical, Abtheilung der k. b. Acad. x. Bd. " %. Abth, München 1862. 136. v. Martius: Dehkrede auf J. A. Wagner 1863, 137. v. Liebig: Rede am 28. März 1863, 138. Verhandiungen des naturferschenden Vereins in Brünn. 1. B. 1862. 139. Pomona von Docehnahl 1863. 31--36. 140. Neues Jahrbuch für Pharmacie Bnd. XX: 2. 141. 10ter Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Giessen 1863. 142. Fünfter Jahresbericht des naturhistorischen Vereins in Passap für 1861 . und 1862. i 143. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündtens N. F. VIII. . Chur 1863, . (Fortsetzung folgt.) Eingegangen für die Flora: Molendo zweiter Reisebericht. In der Leipziger Bücher-Auction von J. Ha rtung, welche am 26. October beginnt, kommt am 4. Nov. ‘unter Nr. 4645 ein nahezu vollständiges Exemplar der Flora, unter 464 6ein defec- tes, dann die Denkschriften der Botan. Gesellschaft in Regens- burg, Sturm’s Flora und andere naturwissenschaftliche Werke vor. u — Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Bach- äruckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. B en ' FLORA. N 36. Regensburg. Ausgegeben den 16. Oktober.“ - 1863. Iuhalt; A. de Bary: Ueber die Entwickelung der Sphaeria typhina. _ Litteratur. — Persona'nachrichten. — Botanische Notizen. "Veber die Entwickelung der Sphaeria ypkina Pers. ‚und Bail’s „Mycologische Studien.“ a Die folgenden Zeilen sollen eine Beurtheilung und. Befichti- gung geben von einem ‚Aufsatze Th. Bail’s, welcher unter dem Titel „Myeologische Studien“, besonders über die Entwicklung der ‚Sphaeria typhina in .dem 29. Bande der Verhandlungen der Leo- poldinischen Academie ‘und auch als Separatabdruck erschienen ist; und zwar soll sich die Beurtheilung nur mit dem entwick- lungsgeschichtlichen Theil dieses Aufsatzes beschäftigen. Es mag auffallend scheinen, dass eine kleine Arbeit über die Entwick- lung eines einzelnen Pilzes zum Gegenstand einer ausführlichen Kritik gemaeht wird; allein die Resultate, welche Bail verkün- det, scheinen bedeutsam genug zu sein, um ausführlicher be- sprochen zu werden. . Sphasria typhina ist. zu allgemein bekannt, um hier noch- Hals genauer beschrieben werden zu müssen. Ueber ihre FB Kant wicklung ist Bail zu folgenden Resultaten gekommen. ' - Der Pils überzieht die oberste entfaltete Blattscheide grös- Serer. Gramineen, ganz .oder theilweise, selten geht er darüber hinaus auf die .Lamina des zur Scheide gehörenden oder des aus derselben hervorstehenden nächsten Blattes. Er ist ein rei- ner Epiphyt, bewohnt nur die Oberfläche der Blattscheide und der.Theile, welche in derselben eingeschlossen sind, im Innern ‚Flora 1863... ..:0.00 © en 26 | % ’ . ‘ 402 der befallenen Organe befindet sich auch nicht ein einziger Pilz- faden: Das jugendliche Fruchtlager der Sphaeria stellt einen grauweissen Ueberzug der Blattscheide dar, welcher aus dicht verschlungenen Pilzfäden besteht. Auf der Oberfläche des La- gers endigen viele Fäden, die einen stumpf, die anderen laufen in feine Spitzen aus. Beidenlei Fadenenden schnüren kleine övale Samen oder Conidien in grosser Menge ab. In Wasser gesät keimen letztere, indeg. $ie nach einer oder zwei Seiten- Schläuche treiben, welche kurz bleiben und sich nicht weiter - entwickeln. Auf dem Conidien bildenden Lager findet diese - Keimung ebenfalls statt, die Schläuche werden hier aber gross, und erzeugen, indem sie sich in beträchtlicher Anzahl entwi- ekeln und dicht verweben, kleine weisse Blattern, die einzeln oder in Gruppen beisammen stehen und nichts weiter sind als die junger Perithecien der Sphaeria. Hieraus ergibt sich somit das überraschende Resultat, dass. die ‘zweierlei Fortpflanzungsorgane der Sphaeria, nämlich die Co- nidien und die in den Peritheeien erzeugten Sporen als auf ein- ander folgende Glieder eines Generationswechsels entstehen; wenigstens ist ein Abschnitt dieses letzteren bestimmt herge- stellt. Nun kennt man bei vielen Pyrenomyceeten Conidien, deren Bildung dem Auftreten der Peritheeien in ganz ähnlicher- Weise vorausgeht, und deren Entwicklung nnd Bau vollkommen: über- . einstimmt mit denen von Sphaeria typhina. Daher liegt die Ver- mufhung nahe, dass ein ähnlicher Entwicklungsgang und Gene- rationswechsel wie bei dieser auch bei vielen, vielleicht allem Pyrenomyceten vorkommt. Damit wäre denn, wenigstens für be- stimmte Fälle, eine Erklärung für die Bedeutung der Conidien det, Pyrenomyceten gefunden und die Kenntniss der Entwicklung dieser Pilze um einen grossen Schritt vorwärts gebracht. Leider werden aber Bail’s Angaben durch genauere Unter- ‘suchung in vielen Punkten nicht bestätigt. ° Referent hat die Sph- iyphina vorzugsweise auf Dactylis glomeratu, Poa trividlis und Agroslis vulgaris, ausserdem aber noch auf einer Menge anderer pe- rennirender Gräser untersucht, und will, bevor er seine Resultate hier mittheilt nur noch bemerken, dass in Felgendem der Ve- berzug, welchen die Sphaeria auf der Aussenfläche der oberster entfalteten Blattscheide bildet Fruchtlager, die Scheide welche dieses trägt kurzweg fr uchttragende Blattstiele genahnt werden sollen. Es ist erstlich falsch, dass Sph. iyphina ein reinen. Epäphyt = e : 403 sein soll. Vielmehr zeigt jeder einigermassen leidliche Quer- schnitt durch das jugendliche Fruchtlager und die innerhalb die- ses befindlichen Theile, dass die Fäden des Pilzes nicht nur auf der Oberfläche der fruchttragenden Scheide und in den Zwi- schenräumen zwischen dieser und der Organe welche sie 'ein- schliesst , sondern in dem ganzen Parenchrym aller von dem Quer- Schnitt getroffenen Theile in grösster Menge vorhanden sind. Die Fäden verlaufen hier zwischen den Zellen, nicht iin Innern derselben, sie treten in grosser Zahl zwischen den Epidermis- zellen durch auf die Obertläche der Theile, un auf der frueht- tragenden Scheide sich zum Fruchttragen zu verflechten. Sie sind farblos, ziemlich schmal, und mit zahlreichen Querwänden versehen. Noch besser erkennt man sie auf guten Längsschnit- ten; sie lassen sich hier in Menge in den zu der fruchttragen- den Scheide gehörigen Knoten verfolgen, und in das Mark des nächstunteren Internodiams soweit es noch saftreich ist. Auch in den Ueberbleibseln des Markes der tieferstehenden gestreck- “ ten Stengeltheile findet man die Fäden.noch, wenngleich schwie: Yiger; leicht dagegen in dem Marke der Stengeiknoten und der bodenständigen verkürzten Internodien des Sprosses, deren Mark immer saftreich bleibt. Ebenso finden sich die Fäden meistens leicht in dem kurzen Axentheile kleiner, am Grunde der Sphaeria tragenden Sprosse stehender Seitentriebe, weiche äusserlich vom Pilze keine Spur zeigen. In den Blattorganen,, welche tiefer als die fruchttragende Seheide stehen, fand Referent die Fäden nicht. Die im Stengel befindlichen Fäden fand ef. ausschliesstich im Marke, und zwar in den Intereellulargängen desselben; sie verlaufen hier schnurgerade der Länge des Stengels nach, sind schr schmal, doch leicht zu erkennen und frei zu präpariren, schr wenig. verzweigt und mit sehr werigen Querwänden versehen. _ Die reichseptirten Fäden, welehe in das Fruchtlager übergeken; sieht man in Knoten unter der fruchttragenden Scheide als Zweige von den straffen, im Marke befindlichen Hypher ent- springen; letztere gehören daher bestimmt der Sphaeria an. Die in dem Gewebe verlaufenden Fäden sind früher” vor- handen als das Fruchtlager. Man findet sie ih reicher Menge in Sprossen, wo die ersten Anfänge des Fruchtlagers in Form locker verflochtener Hyphen auf der Aussenseite der fruchttra- genden Scheide erscheinen. Und zwar eind digse ersten Anfänge des Lagers zu beobachten, so lange die fruchttragende Scheide noch tief’in der nächstunteren steckt. Sehom bevor sie durch 260* 404 Streckung ihres Internodiums ‘aus letzterer hervortritt, hat das Fruchtlager sein Wachsthum in die Fläche vollendet. Dain der Regel mehrere Triebe eines Stockes die Sphaeriafrucht tragen, so kann man die ganz jugendlichen Anfänge des Lagers leicht finden, wenn man die Blattscheiden soleher Grasstöcke öffnet, an denen ein oder Jer andere Trieb ein oben in’s Freie getretenes Fruchtlager trägt. Die Sprosse, auf welcher der Pilz fructifieirt, haben immer die Gestalt und den Bau der blüthenfragenden Sprosse der jeweiligen Grasart. Bei Agrostis “vulgaris, der einzigen Species, welche Referent in dieser Be- ziehung genauer untersucht hat, fand sich auch meistens eine deutliche verkümmerte Inflorescenz innerhalb der fruchttragenden Scheide, und zwar gehörte diese letztere dem ersten, zweiten oder dritten Blatte unter der Inflorescenz an. In den beiden letzteren Fällen sind ein oder zwei Blätter mehr oder minder verkümmert und von den Fäden des Pilzes durchwuchert und überzogen, in der fruchttragenden Scheide mit eingeschlossen. Es ist nicht zu bezweifeln, dass bei anderen. Grasspeeies we- sentlich das Gleiche stattfindet. . Nach allen diesen Thatsachen wäre somit Bail’s erster Satz .„Sphaeria iyphina ist ein reiner Epiphyt u. s. w.“ folgendermas- sen zu verbessern. Sphaeria iyphina ist ein Endophyt, dessen Mycelium vom Grunde der Graspflanze welche es bewohnt, in den. Intercellularräumen des Markes der Stengel emporsteigt. In den Blüthehtrieben verzweigt sich das Mycelium reichlich un- terhalb der obersten, zweit- oder drittobersten Blattscheide ; es durchwuchert das Parenchym ‚der letzteren und tritt auf ihre Oberfläche, um hier das Fruchtlager zu entwickeln, und verbreitet sich gleichzeitig in und zwischen den höher stehenden Theilen des Sprosses, welche hierdurch verkümmern und in der frucht- tragenden Scheide ganz oder zum grössten Theile stecken bleiben. Es ist wahrscheinlich, dass das Mycelium in den boden- ständigen Theilen des Stengels perennirt, weil Sph. iyphina in denselben Stöcken alljährlich wieder zu erscheinen pflegt; doch fehlen hierüber noch entscheidende Beobachtungen. Wie der Pilz zuerst in die Graspflanze gelangt, ist noch zu untersuchen. _ - " Das junge Fruchtlager bildet zuerst eine gleichförmige, dünne, grünlich- oder grauweisse, für das blosse Auge glatte Schicht. Es besteht, ‘sobald es ing Freie getreten ist, aus einem festen Geflechte zarter Hfphen, welche gerne nach allen Seiten hin mit einander verfilzt sind, jedoch vorzugsweise senkrecht gegen die - ’ ” ‘ FA )5 4 - Oberfläche verlaufen. Das Geflecht ist grösstentheils durchschei- nend, nur in einer der Oberfläche nahe gelegenen schmalen Zone durch Zuftgehalt undurchsichtig. In dieser lufthaltigen Zone endigt eine grosse Anzahl der senkrecht zur Oberfläche “verlaufenden Fäden und zwar mit stumpfen, dicht aneinander gedrängten Enden. Ueber sie hinaus ragen Zahlreiche, locker gestellte pfriemenförmige und meist einzellige Fadenenden -in’s Freie, welche auf ihrer sehr- feinen Spitze die schmal ellipti- schen Conidien abschnüren. Eine Spitze erzeugt, soviel ich er- kennen konnte, mehrere Conidien, und zwar tritt die nächstfol- gende immer erst dann- auf,‘ wenn die vorhergehende reif ist und dicht unter dieser — ähnlich wie z. B. die Conidien von Acrostalaynus *). Bei vorsichtig gemachten Präparaten, insbe- sondere an nicht zu dünnen und nicht mit Wasser befeuchteten Querschnitten, sah ich nur auf den letzterwähnten Spitzen und. nicht auf den stumpfen Fadenenden der lufthaltigen Schicht die Abschnürung der Conidien. Reife liegen allerdings allenthalben auf dem Fruchtlager , besonders wenn die Präparate unter. Was- ser gebracht sind. Ich’$laube daher auch dem Ausspruche Ba il’s „die Conidien wdrden jedenfalls sowohl von den stumpfen als von den spitzen Fäden abgeschnürt“ sowie der Erklärung von Figur 4 d seiner Tafel I widersprechen zu müssen. In Wasser äusgesät keimen die Conidien wie Bail es be- schreibt. ‚Bei. einer Aussaat in Traubenzuckerlösung fand ich die Schläuche am zweiten Tage stark gewachsen verzweigt, und viele hatten kurze Aestchen getrieben, welche sich senkrecht aus der Flüssigkeit erheben, in ihrer Gestalt und Grösse den spitzen_ Enden des „Gonidientragenden Lagers gleich waren, und wie diese an ihrer Spitze wiederum Conidien abschnürten. Auf dem jungen Fruchtlager der Sphaeria fand ich bei mei- nen Exemplaren nur selten gekrümmte Conidien; ich bezweifle jedoch nicht, dass man dieselben in grosser Menge finden kann, wenn die Lager feucht gehalten worden sind. Die Entwicklung der Perithecien beginnt mit dem Erschei- nen kleiner schneeweisser Flecken auf dem grünlich weissen Fruchtlager. Dieselben treten zuerst als kleine Pünktchen auf, welche sich centrifugal entweder in ihrem ganzen Umfange gleichmässig, oder anfangs nur an einzelnen Stellen vergrössern, so dass in dem ersteren Falle runde Flecke, in dem zweiten 1) Vergl. H. Hoffmann in:Bot. Zeitg. 1854. v N u ' weisse, von einem Mittelpunkte ausstrahlende, manchmal ver- zweigte Linien oder Streifen auf der Oberfläche des Fruchtlagers auftreten. Da die*meisten Bildungen über die glagte Oberfläche des Fruchtlagers hervorragen, so schen sie in beiden, besonders aber in dem letzteren Falle auf den ersten Blick aus wie das Mycelium eines Schimmelpilzes, der auf der Sphaeria seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat und sich centrifugal auszubreiten be- gipnt. Ein solches Mycelium oder eine secundäre Bildung, welche demselben verglichen werden könnte, ist aber in der That nicht vorhanden. Jeder erträgliche Durchschnitt zeigt, dass die mei- sten Flecke und Striche dadurch zu Stande kommen, dass die stumpf endigenden senkrecht zur Oberfläche verlaufenden Fäden des Lagers sich in der gleichen Richtung verlängern. Die Sub- stanz der weissen: Stellen besteht lediglich aus Hyphen, welche, ‚paralle] und gleichhoch, in der bezeichneten Richtung verlaufen und die unmittelbare Fortsetzung derjenigen, aus welchen das Lager ursprünglich bestand, bilden. Anfangs sind sie ziemlich locker gestellt, oft wellig gekrümmt, durch luftführende Zwi- schenräume von einander getrennt, später fest miteinander ver- ttochten. Die spitzen Conidientragenden Enden des ursprüngli- chen Lagers werden von jenen sich vergrössernden stumpfen Fäden bald überragt, sie stehen anfangs nuch deutlich zwischen diese eingedrängt, später kann man sie nicht mehr unterschei- den. Die Entwicklung neuer Conidienträger hört da wo die weis- sen Flecke gebildet werden, bald auf. Die beschriebenen Veränderungen beginnen, wie schon ge- sagt wurde, zuerst an einer oder wenigen zerstreuten Stellen des Lagers. Allmählich vermehrt sich die Zahl dieser Stellen, jede nimmt stetig an Umfang zu, zuletzt Hiessen sie zusammen, su dass das Lager ganz oder doch grüsstentheils Ansehen und Struc- tur verändert, und dabei auf mindestens das Doppelte der ur- sprünglichen Dicke heranwächst. In den weissen Flecken treten nun, meist lange bevor sie sämmtlich zusammengeflossen sind, die Anlagen der Perithecien auf, und zwar wiederum zuerst in der Mitte des Fleckes. Sie erscheinen zuerst als kleine halbkugelig® Hervorragungen, da- durch gebildet, dass die Fäden des weissen Geflechts hier stär- ker wachsen und sich dichter, oft unregelmässiger verdechten. Schon bei dem allerersten Auftreten wird das Gewebe in der Mitte der Peritheciumanlage durchscheinend, indem es sei nen Luftgehalt verliert, und gleichzeitig ist auch, schon die nach # j | 407 > . aussen offene Höhlung ‚des Peritheeiums angelegt: In der (zur - Oberfläche des Lagers senkrechten) Mittellinie des halbkugeligen Körpers findet sich nämlich ein enger, auf dem Scheitel‘ nach aussen mündender Canal, welcher seiner ganzen Länge nach be- gränzt wird von sehr zarten, kurzen, "schräg nach oben gerich- teten Fäden — Zweiglein derjenigen, welche die Peritheeiumwand ‚bilden. Diese zarten Fäden sind ungemein zahlreich, sehr dicht gedrängt und convergiren alle nach der Mittellinie des Perithe- ciums; auf einem Querschnitt durch letzteres sieht man sie ra- dienartig von ‚der Mitte zur Peripherie verlaufen.‘ ‘Die freien Enden der auf gleicher Höhe stehenden Fädeh berühren einander beinahe, nur ein kleiner Faden - ist zwischen ihnen vorhamdeh, der Canal also äusserst eng. Die weitere Entwieklung des einzelnen Peritheciums besteht nur in bedeutender Vergrösserung, zumal in der Richtung senk- recht zur Oberfläche des Lagers; der Längscanal wird im unterh Theile zu: der Peritheciumhöhlung erweitert, in welche die Spo- renschläuche vom Grunde aus hineinwachsen, sein oberer sehr eng bleibender Theil wird zur Mündung. ‚Die Zahl der Perithe- ciumanlagen auf dem Fruchtlager der Sphaeria vermehrt sich rasch, so dass das Lager an denselben bald ganz oder zum grössten Theile dicht bedeckt ist. Die Fäden an der Oberfläche halb erwachsener Perithecien pflegen ‚häufig zahlreiche locker mit, einander verflochtene Zweige nach aussen zu treiben, welche zu- sammen einen zarten wolligen Ueberzug bilden. Nicht selten treiben diese Zweige wiederum kurze, spitze Aestchen, den 00 nidienträgern des ganz jungen Lagers gleich und wie diese ©0- nidien abschnürend. Es erfordert ein wie ich glaube sehr geringes Maass von Uebung und Aufmerksamkeit, um sich von der-hier kurz ange- gebenen Entwieklungsweise der Peritheeiumanlagen zu überzeu- gen, insbesondere um zu erkennen, dass dieselben durch nichts anderes als die Fortentwicklung der Hyphen des glätten un- sprünglichen Lagers entstehen, und keineswegs als eine Neubil- dung der gekeimten Conidien. Letzteres ist schon darum un- möglich, ‚weil die Perithecien sich auch dann entwickeln, wenn man die Sphaeriatragenden Grashalme im Zimmer eultivirt und dafür sorgt, dass die jungen Fruchtlager nur von der trookenen Zimmerluft,, ih weleher die Cönidien nicht keimen können , um« geben sind. Die eigentliche Pointe der Bail’sohen Arbeit ist somit rein 208 aus der Luft gegriffen, und; was die Arbeit über die Entwieklung der Sphaeria Iyphina Richtiges aussagt, ist kaum mehr, als Per- soon, Fries, Tulasne schon längst mit wenig Worten ge- sagt haben. “Auch die Angaben über den Bau der reifen Peritheeien,, so dürftig sie auch sind, müssen in einigen Punkten berichtigt wer- den; doch will Referent auf diesen minder wichtigen Gegenstand. hier nicht näher eingehen. Nicht unerwähnt darf dagegen blei- ben, dass die Arbeit Bails auch mehr als einen, nicht unmit- telbar zu der Entwicklungsgeschichte, der Sph. iyphina gehörigen Ausspruch enthält, welcher jedem Sachkundigen ohne Weiteres zeigt, wie leicht es der Verfasser mit der Genauigkeit nimmt. Um nur ein Beispiel zu nennen, so redet Bail von „den Usti- lagineen und Uredineen, dereg Myceliumfäden: meist vom Wur- zeikopfe aus in die Pflanze eindringen“ u. s. w. zu einer Zeit (1861) wo‘ man das Eindringen von einer oder zwei Ustilagineen mit Sicherheit kannte, für die Uredineen aber gar keine. siche- ren Beobachtungen vorlagen, wohl aber die begründete Annahme herrschte, dass die Keime der letztern dureh die Spaltöffnungen eindringen, also nicht im Wurzelkopfe. Den Grund,. warum er von dieser Meinuug abweicht, hat Bail verschwiegen, und Be- obachtungen, welche später bekannt worden sind, haben gezeigt, däss gar kein Grund dafür worhanden ist. Das. bisher Angeführte wird genügen, um zu zeigen, dass Bails „Mycologische Studien“ ein Muster einer schlechten Ar- beit sind. ‚Referent bedauert, dem unverkennbaren Eifer des Verfassers gegenüber, ein solch hartes Urtheil aussprechen zu müssen, hält es aber für Pflicht, diess unverblümt zu thun aus zwei Gründen. Erstens weil Bail seine vermeintlichen Entde- ckungen mit einer selbstgefälligen Sicherheit verkündigt, welche geeignet ist; minder Geübten einen sehr unrichtigen Begriff von dem Werthe dieser Entdeckungen-zu geben. Zweitens weil Bail mit gleicher Zuversicht wie die Resultate über Sphaeria typhina eine Anzahl anderer Entdeckungen veröffentlicht hat, von denen be- sonders die über den genetischen Zusammenhang von Hefe, Em- pusa Muscae, Mucor, Achlya und noch anderen Pilzen zu nen- nen sind. („Ueber Krankheiten der Insekten durch Pilze.“ Ver- handlungen der Vers. deutscher Naturforscher zu Königsberg.) Die; Objecte, mit welchen sich diese Arbeiten beschäftigen, ge hören in vieler Beziehung zu den schwierig zu untersuchendeh; und. wenn der Verf. bei einem verhältnissmässig leicht zu. beob- . achtenden Gegenstand wie der Sphaeria iyphina- sich so bedeu- 'tende Versehen wie die namhaft gemachten zu Schulden kommen lässt, so kann man billiger Weise fragen, in wieweit seine Ar- beiten auf einem viel schwierigern Gebiete Zutrauen verdienen. Referent will hierüber zur Zeit noch nicht aburtheilen, weil seine eigenen Resultate über die- bezeichneten Gegenstände noch zu unvollständig sind; Ref. glaubt jedoch in diesen Resultaten so- wohl, wie in Bails „Mycologischen Studien“ hinreichenden Grund zu finden, um den Leser vor einer voreiligen Annahme der Bail’schen Entdeckungen zu warnen. A. de Bary. Litteraturn » Dr. Moritz Wagner: Flora, Charakter der Vegetation, geographische Verbreitung der Pflanzen in horizontaler, und vertikaler Richtung, und Kulturpflanzen der Provihz Chiriqui in Mittelamerika '). (Petermann’s geographische Mittheilungen $. 291.) | Die Flora hat im Wesentlichen den Charakter des tropischen Pflanzenreichs der östlichen Theile i in Süd-Amerika.- In der ief- region nähert sie sich wie die gesammte centralamerikarische Flora am meisten den Floren von Brasilien, Guiana und des, co- lumbischen Küstenlandes von Venezuela und Neu-Granada. Sehr viele Arten hat sie auch mit der Antillenflora gemein. Zum Theil rührt dies von der Aehnlichkeit der klimatischen Verhält- nisse, zum Theil aber von den Meeresströmungen und dem Pas- satwinde her, wodurch die Einwanderung der Pflanzen begünstigt worden ist. Die auffallende Uebereinstimmung der Küstenvege- tation beider Oceane spricht deutlich für eine frühere Wasser- strasse an Stelle der heutigen Landenge von Panama. Viel weniger Verwandtschaft zeigen die Chiriquiser Pilanzen mit den Floren von Guatemala und Mexiko; nur in der Höhe von 3 bis 9000 Fuss kommen einige Pflanzen aus diesen Floren .» Die Provinz Chirigui gehört zum Staate Panama. Sie erstreckt sich von 8° 2° pis 90 42° n. Br. und von 81° 37° bis 83° 5° w. L v. 6r. und umfasst einen Flächeninhalt von 310 geogr. Quadratmeilen. Gegen Norden gränzt an das caraibische Meer und gegen Süden an den stillen Ocean, & 410 vor. Am allergeringsten aber ist die Verwandtschaft mit den Fieren von Ecuador und dem Hochland von Cundinamarca. Arau- carien, Cinchonen und Chaquiragua-Strätcher, die für die tro- pischen Anden so bezeichnend sind, kommen in der Cordillere ven Chiriqui so wenig vor wie mexikanische Eichen oder Tan- nen. Pinus ovecidentalis scheint die äusserste stidliche Verbrei- tungsgrenze an der Frasern-Bai (unter 13° n. Br.) zu finden. ‚Die Zahl der dem Lande eigenthümlichen Pflanzenarten im Vergleich mit den Arten, welche die Chiriqui-Flora mit andern Floren Amerika’s gemein hat, verhält sich annähernd wie 1:22. . Nach der Vertheilnng der Flora in horizontaler Richtung sind folgende 3 ziemlich scharf getrennte Zonen oder Längen- gürtel für die dominirende Physiognomie des Pflanzenreichs, die auch dem: landschaftlichen Charakter ein sehr bestimmtes Ge- präge verleiht, besonders bezeichnend. D Die Littoral- Zone, die an schmalen Dünenstreifen ausschliesslich auf solche Pflanzenarten beschränkt ist, welche einen mit Kochsalz stark geschwängerten Boden Zur Ernährung bedürfen. Weiter landeinwärts bis zu einer Entfernung von: 4 Seemeilen, namentlich an den Flussufern, folgt auf festem Boden eine gemischte Flora, in welcher gewiss Littoralpflanzen mit den- “ jenigen Pflanzenarten der heissen Region gemengt sind, welche einen sumpfigen Boden mit stagnirendem Braak-Wasser lieben. Leguminosen und Euphorbiaceen dominiren unter den Pflan- zen des Dünenstreifens. Akazien und Mimosen sind an Indivi- duenzahl vorherrschend. Es sind meist diekstämmige, stattliche Bäume, wie ihre Verwandten im Urwald des Binnenlandes; eine gewisse Verkümmerung verräth die spärliche Nahrung des san- - digen Bodens, Der starke Natrongehalt, dessen sie bedürfen, wirkt wie ein Gift auf andere Arten, die ihnen deshalb den Bo- denbesitz des äussersten Küstensaumes auch nicht streitig machen. . In wildester Ueppigkeit tritt ‚hier die kriechende Winde, Ipomoea pes caprae L. auf, welche ihre Zweige bis zu einer Länge von 200 Fuss über den Dünensand ausbreitet. Neben ihr ist der giftige Manzanillo-Baum (Hippomane Manzanilla) aus der Familie der Euphorbiaceen, der auf den Antillen vorkommt, aD. Zahl vorherrschend. Die Cocos-Palye ist der schönste, ‚sto)- zeste Baum der Strandzone, Die schöneren Exemplare wachgen _ mehr auf festerem Boden in einiger Entfernung vom Strande. Neben ihr bedeckt Arrostichum wureum L. weite Strecken und - Crescentia cueurbitina und Paritium tiliaceum bilden um die % 4 Palmen oft ein schwer durchdringliches Dickicht. An den Fluss- - mündungen sind Rhizophoren ynd Avicennien durchaus domini- rend. Der Manglehaum (I. mangle L.) mit seinen nach allen Seiten hin ausgebreiteten,, knotigen, vielbeugigen Aesten, die sämmtlich wie der Stamm eine Menge starker Luftwurzeln trei- ben, bildet undurchdringliche Wälder, die bis 2 Seemeilen land- einwärts reichen. 2) Die Zone des tropischen Hochwaldes mit im-' mergrünen hochstämmigen Bäumen und einem nicht üp- pigen Unterholz, welche besonders durch vorherrschende Mono- cotyledonen charakterisirt ist,. bildet an der atlantischen Küste von der Grenze der Littoralzone einen Längengürtel, der im Mittel 20 bis 22 Sceemeilen breit ist. Diese Zone liegt innerhalb des Bereiches der feuchten Niederschläge und hat ihre südliche Grenze gegen die Savannenzone da, wo die Passatwinde bereits trocken über das Land hinstreichen. Besonders reich vertreten sind hier die. Familien der Rubiaceen, Myrtaceen, Melastoma- ceen, Sterculiaceen, Euphorbiaeeem, Anacardien, weniger die “ Palmen, von denen aber einige kleine Aıten (Chamaerodea Fried- richsthaliana, Trithrinus Warzcewizii und Bactris subglobosa Wendl.) mit schönen Arten aus den Familien der Cycadeen, Seitamineen, Cannaceen, Bromeliaceen für das Unterholz beson- ders bezeichnend sind. Unter. den Schmarotzerpflanzern sind die Fanıilien Orchideae, Piperaceae, Bromeliaceae, Lorantbaceae der Individuenzahl nach am reichsten vertreten. 3) Die Savannen-Zone, nur der pacifischen Abdachung eigen, wo sie einen durch die Waldstreifen der Flussufer theil- weise unterbrochenen Gramineengürtel von 16 bis 18 Seeineilen Breite zwischen dem Fusse der Cordillere und der Littoralzene bildet und der Landschaft den herrlichen,“ gartenähnlichen Cha- rakter ertheilt, Die darin vorkommenden Bäume und Büsche erreichen selten und nur an den Flüssen eine ähnliche Höhe und Schönheit wie die Bäume der feuchten Urwaldzone. Es gedeihen nur solche Baumarten, welche starken Lichtreiz und viermonat-: liche Trockenheit ertragen. Viele Bäume und Büsche verlieren während der Trockenheit ihr Laub. Grastluren mit einer niedri- gen, meist kriechenden, nicht dichtgewebten Gramineendecke nehmen etwa zwei Drittheile des Raumes ein. Die häufigsten der niederen Gräser sind Digitaria margınala Lk. und Paspu- lum notatum Fi. Letzteres, im Lande unter dem Namen Jinji- prilla bekannt, ist das verbreitetste Savannengras der liefregion u 412 und bildet das wichtigste Futterkraut der Heerden. Neben ihnen kommen aber nech viele andere Gramineen vor und besonders häufig Paspalum virgatum, Setaria glauca, Panicum maximum, Eragrostis ciliaris, Isolepis junciformis, aus der Familie der 'Sauergräser Oyperus flavomariscus, Rhynchospora comata, Sce- laria nutans. Die Savannen sind bei Beginn der Regenzeit liehtgrün; ‚später werden sie dunkler und während der trockenen Zeit gelb- lichbraun. Niemals zeigen sie dem üppigen Graswuchs und die wechselnden Farbentinten der europäischen Wiesen. . Die Savan- enblumen sind in der tropischen Zone überhaupt nicht zahlreich. Unter ihnen sind die Familien Polygaleae, Sauvagesiae, Papilio- naceae, Ericaceae, Campanulaceae ‚_Euphorbiaceae, Capparideae, Irideae am reichsten vertreten. Die schönsten Savannienblumen ‚ Im Junj und Juli sind Polygala.longicaulis Rth. und Sauvagesia pulchella Blanch. Das häufigste Unkraut der Savanne ist die berühmte, schen von Linn & beschriebene Mimosa pudica, welche von den Mestizen la Sensitiva genannt, eine ungeheure Verbrei- tung hat und in manchen Gegenden-nahezu die Hälfte des Sa- vannenbodens bedeckt. j Die Savannen sind hier nicht kahl und baumlos wıe die Prairien Nord-Amerika’s und die Pampas in den argentinischen Staaten. Zahllose kleinere und grössere Baumgruppen bilden bald bandartige Waldstreifen, bald inselförmige Bosquets, ähm “lich den Oasen der Wüste, und gewähren dem Auge eine unend- liche Abwechslung. Am reichsten hinsichtlich der Individuenzahl sind in diesen Wäldern die Familien der Verbenaceen, Dillenia- ceen, Melastomaceen und Papilionaceen vertreten. Die häufig- sten Baumarten sind: Miconia auriculata, M. impetiolaris, Hir- tella racemosa, Duranta Plumieri und Curatella umericana. Die beiden letzteren, im Lande Espina de paloma und el Chumico genannt, spielen eine bedeutsame Rolle im Haushalt der Natur. Da beide allein die lange anhaltende Dürre seibst an den son- nigsten Stellen vertragen, so rücken sie zuerst vom Waldrand in die Steppe vor und bereiten damit den nachrückenden mehr . Schatten bedürftigen Waldbäumen neben ihnen die Stätte. Der Savannenwald ist dadurch in fortwährender Verwandlung begriffen. In der horizontalen Vertheilung der Flora lassen sich an den südlichen Gehängen der Cordillere 4 Hauptregionen unter- seheiden. 1) Die Region.der immergrünen tropischen Laub- 4 418 bäume, der Palmen, Pandaneen, Cannaceen und Seitamineen, “welche an der Nordseite bis 2000 Fuss, an der Südseite ‚bis 1600 Fuss über die Meereshöhe reichen. An Arten sind beson- ders reich vertreten: die Familie Verbenaceae, Rubiaceae , Pa- pilionaceae, Melostomaceae, Euphorbiaceae, Compositae, Chusia- ceae, Myrtaceae, Sterduliaceae. Aroideen bilden die prächtigsten Schlingkräuter. Für das Unterholz sind besonders viele Arten der Gattung Heliconia mit saftig grünen Reihenblättern. und gros- _ sen, vielgestaltigen, in den herrlichsten Farben prangenden Blü- then bezeichnend; neben ihnen viele Arten aus den Familien der Loganiaceen, Smilacineen , Simarubaceen, Bromeliaceen, Compo-. siten. Zu den schönsten und höchsten Bäumen dieser Region. gehören der sogenannte Espave-Baum (Rhinocarpus ewcelga) ; besonders häufig an den Flüssen, der Ceiba-Baum (Eriodendron anfractuosum) und der Mahagoni-Baum. . 2) Die Region der baumartigen Farne und Gräser, zugleich auch die Region der schönsten Gebirgs- Orchideen, von 2000 bis 3500 Fuss. Neben den genannten ° Familien der Tiefregion, von denen viele Arten bereits ver- schwinden, treten Bäume und buschartige Farne in grosser Zahl auf, deren malerische Schönheit dieser Region ein ganz eigen- thümliches Ansehen gibt. Die Monocotyledonen des Unterholzes, besonders die Palmen, Pandaneen, Aroideen und die Gattung Heliconia nehmen an Arten und Individuenzahl beträchtlich, ab, während die parasitischen Orchideen auf den Bäumen die grösste Mannigfaltigkeit zeigen. Von Kulturpflanzen verschwinden der Kakaobaum, der Melonen-Baum, die Vanille, der Indigostrauch, die Sassaparilla. Die Banane gedeiht noch bis 4000 Fuss, ver- liert aber an Schönheit und Ertrag. Die Familien der Verbena- ceen, Piperaceen, Papilionaceen, Compositen bleiben noch eben so reich vertreten wie in der Tiefregion. Aus den Familien der, Laurineen, Tiliaceen, Clusiaceen, Apocyneen, Vaccinien kommen eigenthümliche Arten vor, die ausserhalb Chiriqui und Veragua noch nieht gefunden wurden. Darunter.sind folgende von Dr. See- mann gefundene und theilweise neuentdeckte Arten ‚besonders merkwürdig: Triumfeita speeiosa, Ulusia odorata, Sauranja mon- tana, Moschoxylon veraguense und Persea veraguensis, — beide letz- ‚tere besonders schöne und stattliche Bäume des Waldsaumes. W. entdeckte eine hübsche neue Art der Gattung Artanthe. .3) Region der Rosaceen, Labiaten und Gompo- ‘siten, 3500 bis 4200 Fuss. — Obwohl die meisten charakteri- 414 stischen Arten dieser Familie schon in der vorigen Region er-. scheinen, so geben’sie doch erst den Bergstufen über 3000 Fuss dureh inassenhaftes Auftreten am Rande der Wälder eine be- sondere Physiognomie.' In dieser Höhe ist (die Flora selbst wäh- rend des trockenen Verano am blumenreichsten und am meisten der Gebirgsflora von Mexico und Guatemala ähnlich. Viele Gat- tungen , wie die Pflaumenbäume, Brombeerensträucher, Stern- und Johanniskräuter, erinnern an europäische Formen und stehen “ mit Fuchsien, Salvien und Lupinusarten in grosser Zahl ge- mischt. Richen treten bereits in ganzen Gruppen auf, gehören aber mehr der folgenden Region an. Ferner sind hinsichtlich der Arten- und Individuenzahl besonders die Familien der Ver- . kenaceen,, Papilionaceen , Ericaceen, Myrtaceen reich vertreten. Natürliche Bergsavamnen, theilweise mit Gramineen oder mit Farnbüschen bedeckt, reichen an vielen Stellen der Südseite den Urwald unterbrechend''bis zu dieser Höhe hinan. Zu den be- sonders charakterisfischen Arten, die W. in dieser Region sam- melte, gehören Rubus urtieifolius Seem., Echites veraguensis Seem., Thibaudia longifolia Kth., Psidinm polycarpım Lamb. and eine neue schöne, zur Familie der leguminosen gehörende . Art Pieramnia Seemanniana Gris. 4) Region der Eichen, der Gebirgserle und der. Agave americana, von 4200 bis 8000 Fuss. — Hier treten ähnlich wie in Mexico in ziemlich beträchtlicher Individuenzall gewisse Pflanzenformen auf, die an die gemässigte Zone erin- nern und neben den noch zahlreich vertreteneu tropischen Typen eine fremdartige "Figur spielen. Neben alpinen Palmen, der Agave umericana, die ganz dieser Region angehört, und vielen Baumfarnen kommen Eichen und Erlen ebenso häufig vor wie der: Brombeerstrauch. Charakteristisch sind für diese Region die von Dr. Seemann entdeckten Eichenarten Quercus glabrescens, Benth., ©. aristata Hook., %. bumelioides Liebm. und eine von W. nahe der Kammhöhe entdeckte, noch nicht beschriebene Quercusart. Mit diesen Eichen erscheint besonders an der Grenze der Bergsavanne eine bis Guatemala verbreitete Erlenart, Alnus Mirbelii, welche ganz an die alpinen Erlen Europa’s erinnert. Neben ihnen wächst häufig eine von Oerstädt beschriebene Palıne Chamaedorea Pacuya, die in den Barrancas des Vulkans bis zur Höhe von 7000 Fuss reicht. Unter den Culturpflanzen sind die beiden Bananen-Arten . Musa parudisiaca und M. sapientum die wichtigsten. Erstere 418 ist grün vom Baume gepflüekt und im Wasser gekocht eines der gewöhnlichsten Nahrungsmittel der Eingebernen. Als Gemäse werden besonders häufig gepflanzt: Igname (Dioscorea alata L.), Yuca (Manihot utilissima Pohl), Batata oder Camote (Batatas edulis Chris.), Papas (Solemum tuberosum L.) und Oto (Arum esculentum L.) Letzteres ist ein ganz besonders. angenehmes und fein schmeckendes Gemüse. Bohnen werden uur deshalb weni- ger angebaut als in anderen Gegenden Central-Amerika’s, weil “bei dem Reichthum natürlicher Weiden das Fleisch billig ist, Von Cerealien werden nur Mais und Reis gebaut. Beide gedei- hen ausgezeichnet; für den Weizen dagegen scheinen selbst, die mittleren Stufen der Cordillere noch eine zu hohe Temperatur zu haben. An köstlichen Baumfrüchten ist Ueberfluss, obwohl auch darin die Plateauländer von Guatemala und Costa Rica reicher bedacht sind. Die beliebtesten tropisehen Obstarten, die in den Gärten cultivirt werden, sind: Aguacate (Persea gratissima), mehrere Sapote-Arten , Papayas (Carica Pagaya), Mango. (Man- yifera indica), Granadilla (Passiflora. (quadrangularıs), Ananas (Pinna genannt, von Ananassa vulgaris). Kokosnüsse” sind im Ueberfluss auf dem Markt, sowie, auch Orangen, Melonen, die aus Europa verpflanzt ‚sind. Zu den besten tropischen Früchten’ gehören besonders mehrere Anona-Arten, vol denen aber die köstliche Anona Chirimoya, die Königin der Tropenfrüchte, nur in der mittleren Region auf dem Vulkan von Chiriqui gut gedeiht. Für das Zuekerrohr und den Tabak sind Boden und. Klima von Chiriqui ausgezeichnet gut. Kakao gedeiht nur auf der Nordseite in feinster*Sorte. Den guten Kaffeesorten fehlt die höhere Plateau-Region. Personalgechriechten. Oekonomierath Schramm, Verfasser einer Flora der Um- gegend von Brandenburg und verschiedener Aufsätze . in. der österreichischen botanischen Zeitschrift, ist im August zu Landeck gestorben. Dr. H. Steudner, aus Greiffenberg in Schlesien, der am. 5. März 1861 wit der Heuglin’schen- Expedition zum ersten 416 Male nach Afrika kam, ist am 10. April den klimatischen Ein- flüssen erlegen. Sein Alter hat er auf nur 31 Jahre gebracht. Fu rs Botanische Notizen. Nach den Untersuchungen, die Corenwinder über die Re- spiration der Pflanzen angestellt hat (Comptes rendus T. LVI. pag. 266), hauchen die völlig ausgebildeten Blätter, selbst bei ‚trübem und regnerischem Wetter, so lange sie sich in freier - Luft befinden und das Licht von allen Seiten empfangen, bei Tage keine Kohlensäure aus, wohl aber ist solches in mehr oder minder bedeutendem Maasse in geschlossenen, mit Fenstern ver- sehenen Räumen der Fall, sobald die Blätter, nicht direct von den Sonnenstrahlen erreicht werden können. Es ist daher nicht vollständige Dunkelheit erforderlich, damit die Blätter Kohlen- säure aushauchen. Die braun, purpurroth, schwarz u. S. w, ge- färbten Blätter verhalten sich "hinsichtlich der Respiration wie die grünen Blätter. Sie absorbiren bei Sonnenschein die Koh- lensätre der Luft, und hauchen dieselbe während der Nacht und unter dem eben besprochenen Umstande wieder aus. Es ist da- ‚her nicht gänz richtig zu sagen, dass die Pflanzen vermöge ihrer ‘grünen Theile den aus der Kohlensäure der Luft abgeschiedenen Kohlenstoff assimiliren. . Die Herausgeber des „Scientific American“ haben aus Oali- fornien einen Querschnitt von einer Riesenfichte erhalten, der am Fusse 30 Fuss Durchmesser hat. Aus den Jahresringen geht hervor, dass dieser Baumriese 6300 Jahre zählte. % Eingelaufeng Manuscripte für die Flora: ' u Dr. J. Sachs: Die vorübergehenden Starre-Zustände periodisch beweglicher und reizbarer Pflanzenorgane. Referat über: Ph. Parlatore Considerations sur la methode na- turelle en Botanique. Florence 1863. . Miquel: Annales Musei botaniei Lugduni-Batavi 1863. \ - Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen | Buch- » druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. ” \ - FLORA. N 99. Regensburg. Ausgegeben den 21. Oktober. 1863. ‚. Zuhalt, Molendo: Zweiter Bericht des kryptogamischen Reisevereins. — Die Vegetation am Lake Eyre in Australien. — Botanische Notizen. — Ver- zeichniss: der im J. 1863 für die Sammlungen der kgl. bot. Gesellschaft ein- Begangenen Beiträge, — Herbarien-Verkauf. Kryptogamischer Reiseverein. Zweiter Bericht ‚über die bryologische Reise Mol endo’s. Von Brunneck zur Marmolada. 8.1. "Der Ampezzaner Strassenzug. Dass der male- rische Reiz einer Route und die Moosfülle der durchwanderten Gegend im’ umgekehrten Verhältnisse stehen können, das stellte sich schon im Arnthale heraus. Auch hier an den Strassenzü- . gen längs der Rienz und’Boita waltet das gleiche Verhältniss fort: der-m der feuchten Ueppigkeit der Tauernhöhe verwöhnte Bryolog findet für die Mühen einer Fusswanderung hier nur kar- gen Lohn, — staubige Mauern, trockne Raine, Culturland, moos-. armer Boden im gelichteten Nadelwald, unverwitterte Kalkfelsen und Gerölle zwischen alledem geben wenig Iloffnung, dass - die Kalkgebirge Ampezzo’s eine lockende Mooshülle bergen.'“ Und diese Sorge kann nicht einmal der Wechsel der so seltsam -wil- den als schönen Alpenbilder ganz wegbannen. Ueber den Strassenzug von Brunneck bis zur Wasserscheide des Pusterthales ist Schweigen das Beste. Hier am hohen Kreuz bei Toblach (die Höhenangaben bewegen sich um 4000‘ p.) wendet sich die Rienz nach Süden, ins Höllensteiner Thal, das ‘ich nach einem heftigen. Gewitter betrat. - In diesen ihrem Ober- Flora 1863. 27 418 ’ . laufe nimmt die Wassermenge rasch ab, die beiden kleinen Seeen sind vom Schutt fast angefüllt; der obere oder „Dürrensee“ liegt meist. trocken! Das Thal ist einsam, waldig, von Wand und Schutt unterbrochen. Rotlitanne, Lerche und Föhre mengen sich fast überall durcheinander, einmal — bei Schluterbach — ist der Bergahorn eingesprengt, sonst begleitet sie vielfach Pinus Mughus; übern Wald ragen graue und röthliehe Kalkschroffen drohend und hoch empor und verensen mit einem wildschüönen ‘Thore den Eingang dieses Thales, das sie westlich von Prax, östlich von Sexten abschneiden. "Bei der Moosarmuth der deutschen Strecke der so berühm- ‘ten Ampezzancr Strasse (und unter ähnlichen Umständen auch ferner in diesen Skizzen) dürfte-cs zur Zeichnung der Pflanzen- ‘decke geboten sein, auch einzelne Gefässpflänzen zu erwähnen. Sie verrathen den südlichen Charakter um so mehr, als die be- obachteten Moosarten auch den nördlichen Kalkalpen Bayerns. angehören: Am’ Eingang zum Höllensteiner Thal bedeekten einen Quell- - sumpf Philonotis calcarea, die Cratoneuren, Hypıum udıneum, -(Sendineri), einen anderen Aularomniam pahıstre und Camptothe- eium nitens mit den vorigen, doch ohne die Philonotis. An Mauern, Schutt und Felsen allgemein Campanula eaespitosa, selten Hor- minum pyrenaicum; allgemein Aypnum abielinum, coneinnum De Not., eupressiforme, molluseum, auch splendens; ferner (klein- früchtig) die gemeine Frnuria, Bryum caespiticium; Leptebryum und Desmatodon cernuns stellenweise, ebenso Trichosiomum rr gidulun, Barbula mueronifolia und gracilis, häufiger D. recur- vifolia, fullax, unguieulata wmd ruralis, gemein B. tortuosa und Leptotrichum flexieaule. ‘Auf Flussgriess auch B. inelinata. Im Walde Dicranum scoparium, auch D. undulatum. Pylaisea, H. uneinatum , trigrefrum. Das wiederholt sich bis über Ampea2z0 in die Oltre Chiuse hinab! Der Bryolog aber, der in der Gluth der Hundstage diese Strecken untersucht, findet den, Namen Höllenstein nicht unpassend, sonst sollte man richtiger Höhlen- . stein schreiben. . Hart vor dem einsamen Bräu- und Postgebäude von.Landro (Höllenstein) ändert die Landschaft; es’ treten plötzlieh ‘die wil- den Hörner und Schroffen der Krystallinkette herein, Zw- sehen ihren Hochspitzen am Spiro del Forame (10,400% steigt ein Gletscher herab, zu dem wir noch später wandern werden. Jotzt bringt fast jede Strassenwendung, fast jede ‚Viertelstunde. x D 419 neue Bilder, neue Wildniss und neue Pracht, aber keine neuen Moose. Selbst die obigen werden spärlich. So öffnet sich gleich ‚bei Landro östlich ein enges 'Ihal mit den seltsamen 3 Zinnen, dann tritt der Kıystallin-Gletscher hinter waldige Vorsprünge zu- ' rück, um beim gastlichen Schluferbach einem Anblick der Mesurina-Hörner (Col Sant Angelo) Platz zu machen.. Rechts baut sich immer öder ein rauhes Steingebirg auf, dureh das sich Pässe nach Prax winden, in ihm dominirt die Rotwand mit 9400°. Auf der Wasserscheide sammelt sich bei 4400 ein spärliches Gewässer, das naeh West hinabrinnt, ‚es,ist der Ruffreddobach, schon ein Seitenäderchen der Piave.- Hier bei Ospidale will .die Strasse rascher hinab und hinaus äus den wilden Engen, die grauen Wände von Travernanzes und Faunis tauchen auf, dane- ben die beschneite Tofana, dann die Ketten des Sasso Fermin, darüber bald auch im massigen Baue der Pelmo (9736‘) und an- dere Riesen von Ampezzo, ein Bill in der Abendbeleuchtung _ ‘von wunderbarer Pracht, Die Strasse hat Peutlstein erreicht, deren Ruine von hier zugänglich ist; "um seine Wände windef sie sich in kühnen Wendungen herab und erreicht die Klaym von Pentlstein: einen schauerlichen Abgrund, in dessen näeht- licher Tiefe der Ruffredo,. bereits durch den Rio von Valsrande verstärkt, herauskommt. Hier kreuzen sich (ie. öden Felsen- ‚thäler; gegenüber im Westen kommt uns das steingraue Faunis entgegen, aus Norden untern Geistkogl windet sich Val di Campo - di Croce herab; die Bäche vereinen sich und ziehen als Boifa nach Süden hinab zum-schönen Becken von Ampezzo und sel- »er zweiten Thalkreuzung, wo graue und rothe Kalkstäcke, dazgh breite und tiefe Thalungen getrennt, malerisch emporstreben.‘ Dieser Bau gibt Ampezzo seinen Reiz, seinen Charakter, er macht es auch allen Luftströmungen leichter zugänglich, Ab- gesehen von permeabler oder zerklüfteter Beschaffenheit der Ge- steing, mehrt dieser luftige Bau die algemeine Trockenheit des Gebirges im Sommer, und den ohnehin reichen Schneefall im Winter, der hier in den beiden letzten Wintern 28 und 84 Zoll betrug. Auch scheint hier bereits die Stauyng der feuchten Süd- westwinde vor der grossen Südostwendung der Alpenkettg fühl- bar zu sein; die Niedersghläge erfolgen reichlicher, der Süden rückt ihr Maximum mehr in dem August, Die zahlreichen und intensiven (Agwitfergüsse Jieser-Wochan (14 in 4 Wochen) sind wohl kaum eine Rigenthämlinhkeit von Inf. Um das Florephild der Aupezzaner Stgasse Benausanbchen, 27° "420 füge.ich zum Schlusse bei, was spätere Ausflüge ergaben. Auf Peutlstein im Gemäuer viel Piychodium, Distichium capilla- cenm und Timmia megapolitana; Hypnum Halleri, Vaucheri, con- einnum, abielinum, glareosum, catenulatum, auch incurvalım; Eurhynchium Vaucheri, Artemisia camphorata , Avena - argehtea, Paederota Bonarota, Aster Amellus, Erigeron alpimıs. An den Wänden ünd Gehängen: Silene petraea, Potentilla caulescens., Hypnum Sauteri, Barbula recurvifolia, tortuosa , in- elinata, Encalypta ciliata und streptocarpa,. Bryum capillare. An der Strasse Desmalodon cermwus und die Höllensteiner Moose, auf einer Brücke auch Grimmia orbienlaris und anodon ver- einzelt (4- 4100). : Auf Lerchen: Dieranım montanum c. fr., an der Klamm _ viel Bartramien (Oederi und Halleriana) , beide Distichien, Hyp-' num Sprucii, strigosum, julaceum, Barbula paludosa. Auf trock- nen Blöcken bis Ampezzo ausser den gewöhnliehen Kalkmoosen besonders viel Drepanisım Vaucheri, ferner Laserpitium peuceda- notdes, Rhamnus Pumila, die Cotoneaster und Aronia, Hieracium glaucenm und porrifolium, die Uhamaecistrose! — Auf dem Griess der Boita: Barbula inchinat«, Serofularia Hoppii; an Felsen des Bettes: Oinclidotus riparius steril, fontinaloides f., Orthotrichum anomalum, eupulabım, rupestre, Barbula gracilis et mucronifolia (am Pulverthurm 3700), Hypnum palısire subsphaericarpon, fili- cinum gracilescens Tyn., Anomodon viticulosus; im Thale auch noch ' Anomodon attenuatus, Hypnum populeum, serieeum, lutescens, gi- gentewmn in einer Pfütze. Statt Centawrea Jacea ist die gemeinste Wiesenblume : die C. nigrescens, die herrschenden Disteln sind Cirsium lanceolatım, eriophorum und Carduns defloratus. 8.2. Die Gebirge von Ampezzo. Die Decke des Am- pezzaner Beckens bilden die Wengerschichten, Mergelschiefer, thonige Kalkbänke und Sandsteine: hellgraue, gelbliche, schwärzliche und ein rothbrauner fester von gröberem Korn, der einer Doleritbreccie gleicht. Alles versteinerungsarm und . fast überall von Kalkschutt überschüttet, daher selten zu Tage anste- hend und fast nur in Gräben und Bergstürzen entblösst, z. B- in dem, welcher Pecol verschüttet hat, wo bei einem kleinen See aus dem dunklen’ Thonboden Magnesiasalz efflorescirt. Dieser Schichteneomplex bildet kleine Hügel mit‘ sanften Falten und zahlreichen Mulden dazwischen ; besonders zwischen Crepa und Tofana sind alle Vertiefungen versumpft, die Sümpfe voll sogenannter Kalkvegetation; da die Quellen aus den Spalten, .. ‘ 0 41 der Kalkwände niedersinken oder deren Schutt auslaugen. Nur an wenigen Stellen, wo die Versumpfung der Mulden mehr dem man- . gelnden Abflusse meteorischer Wässer ihre Entstehung‘ danken mag, nähert sich die Pflanzendecke denı Hochmoor-Typus; Sphug- num aber sah ich hier nirgends. . Wie bemerkt; stehen um dies Becken gesonderte Hoch- j gebirgsstöcke. Im Nordwest steigt über die natürliche Me- diane, über die Boita, die Masse der Tofana empor; im Süd- west die bogenartige Kette des Sasso Formin (Becco longo und di Mezzodi, Fermin, Guscela, Nuvulan und, Averran); : zwi- sehen diesen Stöcken liegt die Strada dei tre Sassi, der Pass nach Buchenstein und Enneberg, von der das waldige.:V.al "Costeana nach Ämpezzo herabzieht, welches der Felsvorsprung der „Crepa“ in zwei seichte Arme spaltet. ..In Nordost von Ampezzo steht die Wand Lacedella, die eigentlich durch die Crepa Sommelles vom Spico del Forame abzweigt (mit dem sie das gegen Ospidale geöffnete Valgrande einrahmt). Im Südost baut sich das wilde Gebirge von Sorra- pisch (Val sopra Pitz der Karten) auf,’in ihm die schneereiche Croda (oder Wand) Maleoira, früher eine rechte Bärenheimath. Zwischen Spico und Sorrapisch liegt Tre Croci, der ‚Pass nach Valbuona, Mesurina und Auronzo;: das Wasser, das. nach Am- pezzo niederrinnt, ist die Begontina, Diese Pässe bilden mit dem Boitathal bei Ampezzo ein Kreuz, ühnlich wie bei Peitlstein, nur sind Joch und Gebirg höher und weiter auseinander gerückt. In den breiten Thalbildungen schnei- den sich die genannten Bäche tiefere Furchen ein. Nur die Südwestgruppe ist kettenförmig gebaut, nur sie ist von.weiteren Hochpässen zerschnitten, welche über die Alpe ‚Giau, am Guscela nach Caprile zum Condevole, und über. die Federa nach Pescal (und zym Condevole oder zum Mae) hin- überführen. . Ueber der Grenze Ampezzo’s im Süden stehen. zwei. ‚Könige der Venetianer Alpen, westlicher der Pelmo, östlicher der schlanke Antelao. Hier sei über die Höhen der : Hochspitzen und der: ‚ Pässe die Bemerkung gestattet, dass sie.in runden Zah- len, mit Hinweglassung der Bruchtheile erfolgen: besonders dess- halb, weil gerade jetzt von der bevorstehenden. Veröffentlichung der Kataster-Karten und von den interessanten Ergebnissen der heurigen Thätigkeit des Alpenvereines zahlreiche neue Daten und Correctionen in unmittelbarer Aussicht stehen. In ‚diesen Sep- 22 tembertagen untersucht Dr. Grohmann die Ampezzaner Gipfel mit der unermüdeten Hingebung eines begeisterten Bergsteigers. — So sind also Antelao und wohl atich Pelmd, die Gipfel von Tofana utd Sorrapisch, der Krystallinkette sämmtlich „Zzehn- tausender‘; die Kette des Sasse Formin oscillirt zwischen 7200 bis 85007; "Ampezzo selber liegt zwischen 37--3800°, die Strada dei tre ‚Bussi 6800‘, Tre Groci aber wohl nur 5700. An allen ötöcken ziehen von den Kofeln (Sassi), von Wand („Croda‘) und Vorsprung („Crepa‘) helle Griesslahnen herab, die sich nach unten rasch verbreitern, fast vegetationsleer: Dankbar dagegen sind die (? diluvialen) Bergfälle, besonders der bei Campo (4--5000°), der sich im Walde versteckt; andere reichen an und über die Gränze der Nadelwälder, so der Schutt unter Forceila di Formin und Federa, und der ywischen Cima Formin und Gü- dla... Hässlich und imooslcer dagegen sind jene Massen, Welche der Geissel der italienischen Alpen ihren Ursprung verdanken, -ı jenen Kalkmässen , dje nach Erweichung der sie unterlaufen- den Mergelschichten herabstürzen, und dann meist Seen bilden, — Wie der Schutt, der heute Pecöl bedeckt. Ich stieg hier drei Stunden, ohne anderes als Veratodon zu sehen, obwohl es nörd- lich und westlich exponirt ist! Die Vegetation. der Südhänge ist oft fast Null, wenigstens die Bryoiden fehlen. Dagegen schaft der terrassirte Absturz nach Nord günstige Positionen. Auffallend ist, dass die Baum“ grenze (Prey abies 6400, ZLaric über 6600, Cembra bis 7000‘, 'agus fehlt, Acer pseuduplatanıs nur eingesprengt, aber sicher bis 5400‘), in Nordlägen kaum niedriger ist als in Südgehängen. Hat man es hier mit einer rein lotalen Eigenthümlichkeit zu thun (mit mechanischen Ursachen, etwa ınit den allzu neogenen Abbrüchen der südlichen Geschröffe)? Oder wiegt hier die Feuch- tigkeit der nördlichen (NO.—NW.-) Lagen den Entgang an Wärme soweit auf, dass die südliche Exposition nahezu paralysirt wird? Die Cuitur der Cerealien und der. Kartoffeln hat um Ampezzo mit 5000° p. überall ihr Ende erreicht. Sie, steigt somit lange nicht so hoch als im Livinallongo; theils ist die Lage rauher weil minder geschützt, theils thut auch die Geoteetönik Attı- pezzu’s noch in Anderer Weise das ihrige, weil sie über 5000 kätim mehr Raum fär bauwürdige Flächen gab, und weil sie mit den vielen Versumpfungen die Spätfröste begünstigt. Ich habe tif At tiner einzigen Stelle bei Campo etwas Phascum euspi dedum 18100) gesehen. ' 473 Das wäre in kurzen Strichen eine Skizze des Gebietes von Ampezzo. Nun zu seinen Moosen. , , oa $.3. Die Moosvegetation Ampezzo’s etwa -in der Weise zu skizziren, .dass jeder Ausflug der Reihe nach aufge- führt würde, scheint unthunlich. Nicht nur der Raum dieser Skizzen verbietet das, auch die Methode und ihre ungleichen Erfolge. Mein Verfahren war nemlich hier das gleiche, das ich in. der Venediger Gruppe und sonst anwandte. Zuerst wird das Ge- biet de: Wälder untersucht, d. h. nicht der Wald allein, auch‘ die Schluchten und was sie erbaut, die Versumpfungen, die Bergstürze, das Ackerland. - Erst dann, wenn nicht die zweifel- hafte Gunst der Witterung es zuvor anräth, geht es auf das Hochgebirge. So gewinnt man, durch” die Erscheinungen der Waldregion wenig mehr aufgehalten, die nöthige Muse für die _ alpinen und nivalen Regionen. Ist ein Bergstock schwer zugäng» lieh, so wird er zuvor umkreuzt oder voce alpina „abgegangen“, dann die Exeursion wiederholt, indem direet auf den verspre-. chendsten Punct losgestiegen wird. Am Ende der Fichten, Lerchen, Zirben, der Mughus ° und Vaceinien wird besonders genau untersucht und netirt, ebenso auf hochgelegenen Sumpfstellen, auf den Gipfeln, Scharten und zumal in der Nachbarschaft der Schneelager und dort wo Ge- steine wechseln, Sand mit Kalk oder Kalk mit Melafyr ete. So dürfte auch die Mehrzahl der Arten und ihr regionen- weises locales Vorkommen immerhin mit jener Wahrscheinlich- keit ermittelt werden, welche nan vom kurzen Aufenthalte wer niger Wochen verlangen kann. Auch ist der Erfolg der einzelnen Ausflüge schr ungleich; stieg ich doch im Geschröff. und Schutt über Pecöl (in Nordlagen) über volle drei Stunden, ohne mehr als sechs Arten zu sehen, ‚ darunter Öerutodon, Barbulgq tortuosa, Bryum caespitieium und selbst diese nur spärlieh. Ist es nöthig, dem Leser diese. Aus- ' Hüge vorzuführen, oder pimmt man besser die erfolgreicheren und drängt die anderen zusammen? « Den letzteren Weg einschlagend sei bemerkt, dass das ei- gentliche Boitathal bereits in"der obigen Skizze der Ampezzaner Strasse von Peutlstein herab betrachtet ist. ’ Wir beginnen daher mit dem . “I Höchgebirgsstock des Sorrapisch. Richtiger mit seiner Westhälfte oder mit Valoria und Beinem Hochgrate, der 424. Malcoira (? mancher Karten, die Nomenclatur ist hier im Argen, dieselbe Bezeichnung wird oft im-selben Stocke zwei ganz ver- schiedenen Theilen gegeben: Malcoira heisst übrigens „der wilde Kar‘‘ und Croda Malcoira ist was darüber als Wand oder Grat aufragt.) | . Das ganze Gebirge des Sorrapisch trennt sich nach Süden durch Forcella grande vom Antelao und den begletscherten Mar- marolen. Nordwärts tritt es in 3 grossen Vorsprüngen vor, der mittlere scheidet das östliche eigentliche Sorrapisch vom westli- chen Valoria. Jenes schickt seine Wässer schon nach Auronzeo, Valoria ist die Amme der Begontinabäche. , Zwischen ‚zwei der erwähnten Gebirgsvorsprünge oder Riegel und dem Malevira-Grat eingeschlossen ist dieses weitschichtige Kesselthal- von . Valoria übrigens leicht ‚zugänglich durch jene schmale Pforte, neben ‚welcher seine Bäche in Cascaden in’s Ampezzaner Becken eintreten. .Man wird da, nach dem kurzen Ansteigen eines Holzziehweges,, eigenthümlieh überrascht, wenn sich ınit einem Male ein breites Hochgebirgs-Revier aufthut, welches in grossen Stufen von einem langen schartigen Zuge wilder schneegefleckter Wände sich herabsenkt. Eine der höch- sten Scharten wird unser Ziel, dort wo das grössere Schneefeld liegt, Um aber mehr zu beobachten , verlassen wir den Steig und wenden uns gleich südöstlich hinauf, um dann nach West vor- dringend alle Stufen zu kreuzen. So übersteigt man vier bewal- dete Stufen, deren Kalkbänke zwar in Wänden abbrechen, aber‘ doch leicht zugänglich sind, die zu thonigen Kieseln, auf kleine grasige Flächen oder über die Waldregion auf die Grieshalden - unter dem Malcoiragrat hinaufführen. Es ist damit aber auch ein sehr buckliges und verwickeltes Terrain geschaffen, das ohne die Bewaldung einem sog. „Plattert“ gliche, wie sie die Salz- burger und julischen Alpen tragen. Ueber den letzten Zirben erreicht man darauf Gerölle und die karrenartig zerfurchten Kalk- platten eines kleineren Bergriegels, an dem sich die Grasnarbe höher hinaufzieht als an allen anderen Stellen, für uns ein Moos- und Wegzeiger. Doch auch diese endet und man steigt dann, hoch über einer schneereichen Rinne über: das Geschröff hinauf, biegt um eine wohlgefärbte vegetationsleere Wand und steht (bei 85—8600° p.) auf der ersehnten Scharte, dem Ziele dieser Berg- tour; denn der Anblick beblätterter Gewächse ist in der. letzten Halbstunde wie weggebannt, an den frisch zexbröckelten Wänden Pr 425 ist, kein Gras, kein Moos zu entdecken, auch sehen sie unnahbar aus. In der That sind die Hochspitzen des Sorrapisch „jung- fräuliche Zehntausender.“ . Ich skizzire absichtlich zuerst die schöne Wildniss von Va- loria, um die Leser nicht mit Wiederholungen zu ermüden, und um ihn orientirt zu finden, wenn die in drei Ausflügen gesam- melten Daten jetzt folgen. z - (Schluss folgt.) Die Vegetation am Lake Eyre in Australien. Die australischen Entdeckungsreisen der letzten Jahre baben uns auch mit der Umgegend des 1840 von Eyre entdeckten, von Babbage Lake Gregory, jetzt aber nach seinem Entdecker be- nannten Seebette, das sich von '27',,° s. Breite bis über den 28. . Parallel hinaus, möglicher Weise weit nach Norden erstreckt und den nordwestlichen Theil des Torrens-Beckens bildet, näher be- _ kannt gemacht, jedoch nur mit dem südlichen und westlichen Uferlande, während das nördliche Ende des Sees und sein östli- ches Ufer immer noch ganz unbekannt sind. Der grösste Theil des südlichen Uferlandes besteht nach Goyder aus Ebenen mit hellbraunem lehmigen Boden, bedeckt mit rothem, kieseligen Gestein; Quarz und rostfarbenem Sand- stein. Die ‚Oberfläche bildet Hohlungen und Thonbecken, von denen die ersteren reichliches Gras und saftige Kräuter .enthal- ten, während die ganze Ebene mehr oder weniger mit Polygonum bewachsen ist. Diese Vegetation bedeckt bisweilen die Hälfte des Bodens, häufiger aber ungefähr '/, desselben. Der mit ro- then Steinen bedeckten Ebene an Ausdehnung zunächst steht der sandige Boden, der‘eine ähnliche, aber gleiehmässiger vertheilte Vegetation trägt, ausser in den Sandräcken, wo die zwischen- liegenden Niederungen eine nicht so gute Grasdecke haben, viel- mehr grosse seichte Thonbecken bilden , oder mit Sulsola, Poly- gomm oder Mulga bewachsen sind. Darauf folgen im Verhält- niss des Areals zunächst die breiten Thäler oder Wasserbetten, welche gewöhnlich mannigfaltige nahrhafte Gräser, saftige Kräu- ter, Polygonum, krüppelhafte Eucalypten, Acacia oder Milyu enthalten, und zuletzt der Boden, der gar keine für Hcerden taugliche Vegetation besitzt. 426 Somit bietet das Land Alles. was der Viehzüchter wünschen kann, jedoch nur im Winter; denn von Oktober bis Ende März trocknen und welken die Gräser, die saftigen Kräuter verschwin- den ganz. Nur das Polygonum allein widersteht der intensiven Sonnenhitze, so dass die Viehheerden im Sommer fast nur auf dieses angewiesen wären. Stuarts Expedition im Westen des’ Lake Eyre war vol einem Botaniker Namens Herrgott begleitet. Die von diesem gesammelten Pflanzen wurden dem Dr. F. Müller in Melbourne übergeben. Seinen Bericht hierüber hat Letzterer in den Trans- actions of the Philosophical Institute of Victoria veröffentlicht und dieser ist uns durch Petermann in seinen geographischen Mittheilungen (5. 307) zugänglieh gemacht worden. Hieraus er- sehen wir, dass den früher darch Babbage gesammelten Pflan- zen, die-Dr. M. gleichfalls bearbeitet hat, durch Stuarts Ex pedition etwa 60 Species hinzugefügt worden sind”und darunter sind mehrere ganz neu. Die Natur der Pflanzen deutet sofort an, dass sie einem Lande ohne hohe Berge angehören, denn obgleich einige Species mit den von Stuart an den Barrier-Bergen entdeckten und den .von Müller an den Flinders- und Elder-Bergen gefundenen identisch sind, gehören sie doeh zu der «lürren Vegetation, an- der auch die baumlosen Hügel des südlichen Innern so gros- sen Antheil haben. Andererseits wird dadurch auch zuerst das Vorkommen mehrerer Pflanzen innerhalb‘ des südaustralischen‘ Gebietes bewiesen, welche die periodisch trocken liegenden Fluss- betten des tropischen Australien bewohnen und als Vorboten der Flora eines Landes erscheinen, das viel weniger der Dürre ausgesetzt ist als die südlichen Steppen dieses Continents. So finden sich Dentella repens Forst., Cleome flava Banks, Mu- kia scabrella Arn., Aeschynomene indica L.,: Flaveria austral- «asisca Hook., Oyperus angustatus R. Br. unerwartet in den südlicheren Breiten Australiens. “ . Weiter wurden mehrere charakteristische Pflanzen bemerkt, die Gregory vom Cocper-Creck mitgebracht hat, und dadurch wird wahrscheinlich, dass sich ein allmälig aufsteigendes Land vom Torrens-See- vielleicht eben so weit nordwestlich als nord- östlich erstreckt und dass der Abfluss dieses Landstriches, we- nigstens in nassen Jahreszeiten, in die grosse Depression nörd- lich vom Spanier-Golf gelangt, endlich dass ein Verbindungsweg ‘ von dort in nordwestlicher Richtung geöffnet werden wird, der , | 4m ein von Wassertiefen , ähnlich. «dem Cooper- Creek; bewässertes Land durchschnetdet. \ ._ ” Pflanzen, die dem Biigalow-Scerub Ost-Australiens eigen sind, ” waren in der Sammlung nicht, und ebenso kaum eine Species, die sich der harten, oft dornigen- und undureltdringlichen- ‚Serub- Vegetation Std- und West-Australiens nähert. r Die Sammlungen von Babbage, Gregory und Stuart haben einiges Material zur Beurtheilung der numerischen Ver- hältnisse der Pflanzen in der subtrepischen Region des australi- schen Inneren 'geliefeft. Hiernach herrschen Compositen und Leguminosen über alle andern Fämilien vor. Nächst ilmen schei- nen die Salsolacene,, die Gräser. Malvaceae und Myoporinae am zahlveichsten zu sein. Dass die Myrtaceae spärlich vertreten sind, erscheint um so senderbarer, als sie nicht nur in den mei- sten übrigen Thälern®Australiens eine hervorragende Familie bilden, sondern auch nach Oldfield’s Beobachtungen unter denselben Breiten von West-Australien, in der Nähe der Sharks- Bay, eine der Haupt-Pflanzentribus ausmachen: Aber obgleich ihre Specieszahl ungewöhnlich klein ist, so liefern doch 'die Myrtaceen auch hier in. den überall verhreiteten Eucalypten “den grössten Theil der Bäume. Ausser ihnen bilden nur einige Avo- viae schön gestaltete Nutzholzbäume. Casuarinae und, was noch auffallender ist, Proteaceae sind nicht gemein; Epacrideae fehlen ganz. Dir Monocotyledonen stehen in geringerem .Verhältniss zu den Dicotyledonen als gewöhnlich; Acotyledonen scheinen auf- falleud selten zu sein. ‚ Die auf Stuarts Expedition zuerst im nordwestlichen In- nern von Südaustralien beobachteten Pflanzen belaufen sich auf 46 und diese führt Müller namentlich an. ” Botanische Notizen. Die Flora von Neuseeland zählt nach Hovuker 730 phanerogame und 1173 kryptögame Pflanzenarten. Das Ueberwiegen der letzteren, die aus 117Far- hen und Lycopodien, 118 Leber-, 250 Laubmoosen, 388 Pilzen ünd Flechten und 300 Algen bestehen, ist eine Folge des feuch- ten Inselklima’s, welches die niedern Ordntngen des Pflanzen-ı reiches begtinstißt. Die 117 Farne vertheilen sich auf 3 Gattun- x gel. 42 Artett Kehören ausschliesslich Neuseeländ an, 30 Arten 428 hat es gemeinschaftlich mit Südamerika, 61 mit Australien und Tasmanien und 10 kosmopolitische Arten kommen. sogar in Eu- 'ropa vor. Von den 730 phanerogamen Gewächsen gehören nicht weni-, ger als 507 Arten oder 69,45 pet., die sich auf 26 Geschlechter vertheilen, Neuseeland ausschliesslieh an.- 193 Arten (36,44 pet.) ‚besitzt es gemeinschaftlich wit Australien und den geringen Rest (4,13 pet.) gemeinsam mit Südamerika und einigen antaretischen Inseln. - Trotz der. nahen Verwandtschaft der Flora Neuseelands mit der Australiens fehlen aber doch gerade die artenreichsten Geschlechter Australiens, nämlich Zucalyptus und Acacia, auf Neuseeland gänzlich, obwohl‘sie, dorthin verpflanzt, üppig ge- deihen. Es kann also, wie Hochstett er inseinem Werke über NeuseeJand hervorhebt,, seit sich jene Geschlechter in Australien ..50. artenreich entwickelten, kein. Austausch. oder wenigstens kein sehr bequemer er organischen Formen zwischen .diesen beiden australischen Gebieten stattgefunden haben. - .Die verwandtschaftliehen Beziehungen zu Südamerika, sowie der neuseeländischen Alpenflora zu den Formen auf den antarc- tischen Inseln, spricht nach Hochstetters Vermuthung für das ehemalige Dasein einer räumlich verbreiteten . Mutterflora, welche nur durch geologische und klimatische Veränderungen in. einzelne botanische Provinzen zerrissen wurde. Dass Neu- seeland seit seiner Inselwerdung von dem ehemaligen Artenreich- thum nur das Lebensfähigste gerettet hat, lehrt das Verhältniss der Ordnungen zu den Geschlechtern und .der Geschlechter- zu den Arten. In Neuseeland ist jede Ordnung. etwa durch 3 Ge- schlechter und das Geschlecht wieder durch 2!/, Arten. vertreten, so dass also auf jede Ordnung nur 8. Repräsentanten kommen, während das Verhältniss der Arten zu den Ordnungen auf der ganzen Erde 350 :1 ist. Die Physiognomik der neuseeländischen Flora wird durch die Ueberfülle der Farhe und strauchartigen Gewächse bestimmt und deshalb mangelt es allenthalben an Wiesen und Blumen. Unter .den Farnen ist der wichtigste das Rarahue. (Pteris eseu- lenta), welehes — äusserlich ähnlich unserem Adlerfarrn — alles trockene und offene Land bedeckt, auf fruchtbarem Boden aber mannsboch wächst und Diekichte ‚bildet, durch die sich der ‚Wanderer nur mühsam seinen Weg bahnen kann. Seine essbare Wurzel bildete chemals die Hauptnahrung der Maori. ‚Von den 730 phanerogamen ‚Gewächsen .sind. 113. Bäume, , 2% 429 also 15,48 pet., während es z.B. in England unter 1400 einhei- mischen Arten nur 35 Bäume (2,5 pet.) gibt. Ferner zählen zur Flora Neuseelands noch 156 Sträucher und Pflanzen mit holzar- tigem. Stengel! Das Grün der Wälder und Büsche ist nicht er- freulich , sondern von schmutziger Olivenfarbe. Dämmerung und Todtenstille herrscht in den neusceländischen Wäldern; kein Vo- gel singt, kein Schmetterling ist auf den "Liehtungen anzutref- ‘fen, keine Blume tröstet das Auge. Ganz im Verborgenen ‚bfü- hen eine zarte blaue Rimurea (Wahlenbergia gracilis), die ein- zige Glockenblume Neuseelands, und die Tupapa (Lagenophora Forsteni), die: unser (änseblümchen. ersetzt, 1: rt. Das vierte Heft der Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel enthält an botanischen Abhandlungen: die Kryptogamenflora des baslerischen, sowie eines Theiles des an- grenzenden bernischen unnd solothurnischen Jura von Dr. P. Ruesch .und Uebersicht der europäischen Abietineen (Pinus Linn.) vonDr. H.Christ. In der ersteren .Abhandlung werden dem wandernden Botaniker als an Kryptogamen besonders reiche Loealitäten empfohlen: die Belchenfluh, das Beinwylthal, das Ge- hänge des Passwang und cer Blauenberg; auch das Bruderholz ist namentlich reich. an Phascaceen und Fissidensarten.. Die letztere Abhandlung wird für, die Freunde der Coniferen nicht ohne Interesse sein, da die Ansichten der Botaniker. über diese Pflanzengattung inmmer noch so sehr abweichen. Dem Dr. Christ lag durch die Güte vieler Botaniker ein reiches - Material zur Vergleichung vor. Er hat eine naturgemässe Vereinfachung der Arten für vortheilhafter ‘gehalten als deren künstliche Trerung, Die Erforschung der localen Floren haben sich mehrere der gelehrten Gesellschaften in den französischen Departements seit längerer Zeit zur Aufgabe gestellt ‚und hierin. auch recht Er- spriessliches geleistet. In der diesjährigen Versammlung .der ge- lehrten Gesellschaften bespricht Milne-Edwards in seiner Rede auch die Leistungen während der jüngsten Zeit. Besonders her- vorgehoben werden die Untersuchungen über die Equisetaceen von Duval-Jouve in Strassburg, deren Veröffentlichung noch nicht beendet ist. Planchon in Montpellier hat die Veröffent- -liehung von.sehr wichtigen Monographien fortgesetzt und aus-. serdem eine ausgezeichnete Flora von Neu-Granada geschrieben. Godron in Nancy hat eine Abhandlung über Pflanzenbastarde veröffentlicht, die als ein Zeugniss seines Wissens und philosg- phischen Geistes anzusehen ist, sowie auch eing botanische Geo- graphie der Lorraine. Clotz in Toulouse hat sich von Neuem verdient gemacht durch eine Abhandlung über die Lebensknoten bei den Pflanzen. Mit silbernen Medaillen wurden bedacht: Jor- dan in Lyon seine Verdienste um die Flora der Umgegend, obgleich das Comite sich nicht einverstanden erklärt mit der An- sicht dieses Botanikers über den Werth der Besonderheiten, auf welche er zu viele specifische Unterschiede gründet, und Le- jolis in Cherbourg für seine Untersuchungen über den Ein- fluss der Zusammensetzung des Bodens auf die Vertheilung der Pflanzen. “oo. Verzeichniss der i im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen “ Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung.) 144. Giornale botanico italiano da Fil. Parlatore Ann. H.P. 1. F. 1. -143. Jahrbuch der k. k, geologischen Reichsanstalt XIII. 1863. N, 2 146. Oesterreichische botapische Zeitschrift von Skefitz 1863. Nr. 8. ” 147. Lotos von Prag 1863. Nr,:5. 6. ” 148. Paneik J.: Arena mobilis in Serbia ejusque Flora, 1863. ' ” 149. Rabenhorst L : Die Algen Europa’s Decade 49 bis 56. 1563. 150. Fournier Eag.: De ha feccondation dans les Phanerogames. 154. Vaillant L6on : De la Täpandation dans les Cryptogames. Paris 1868 15. eyer um Rossmann: Phanerogamenflorg der grossherzaglichen Provinz Oberbessen und insbesondere der Umgebung von Giessen. 1863. 158. Fresenius 6.: Beiträge zur Mycologie. il. Hft. Frankfurt 1863. 154. Hallier: Flora von Helgoland 2te Auflage. 155. Hallier: Nordseestudien. Hamburg 1863. 156. Bryologia javanica. Lugd. Bat. 1863. faseic. 36—38. 157. Bericht über die Verkandi. des ersten Copgresses von Botenikern ete. in - Mainz. 1863, (Fortsetzung folgt.) 431 z Herbarien- Verkauf, Iın Nachlasse des jüngst verstorbenen Militär-Oberapotheker Hübner in Dresdef finden sich: 1. Ein allgemeines Herbar, nach Reichenbachs System ge- ordnet. 48 Packete, circa 5000 Species enthaltend, mit zahl- reichen Doubletten . 0. 70 Thir. 2. EineGramineen-Sammlung, womit der Verstorbene nächst den Moosen sich vorzugsweise beschäftigte. 20 Pekt., darun- ter 2 starke Packete Calamagrosten; circa 2500Sp. 40 Thlr. 3. Farn, ind. aussereuropäische. 9 Packete, 150 Sp. 15 Thlr. 4. Algen, 4 Pakets, . . 2020. 12 Thly- 5. Lichenes, 6 Packete und 10 Kästen 300 Sp... 15 Thlr. 6. Moose incl. Lebermoose. 21 Packete mit zahlreichen Dou- bletten, besonders sauber präparirt . . . 80 Thir. 7. Die eigentliche Moossamm lung des Verstorbenen, woran : er seit 50 Jahren gesammelt, mit sehr zahlreichen Original- Exemplaren von den ersten Autoritäten, wie Funk, Fürnrohr, Hampe, Bruch, Hübener, Schwägrichen etc. ete., alles wehl gekapselt und familienweise in 13 grossen gegen Staub be- stens verwahrten Pappkästen. eirea 3400 Kapseln . 50 Ihlr.- 8. Ein mittelgrosses Mikroskop, von guter bequemer Uenstru- ction, 300maler Linear-Vergrösserung, Messinggestell 15 Ihtr. ® 6 Exemplare des Moostaschen-Herbars von Sachsen, enthält auf 41 Tafeln über 240 Spec, Der frühere Preis war ä 12 Rthir., wird za 8 Rthir. abgegeben. . - Wer den Verstorbenen persönlich kannte, oder mit ihm in . Tauschverkehr stand, der wird wissen, wie sorgfältig ‘er beim Sammeln die Exemplare wählte und wie penibel er sie einlegte. So durfte z. B. bei den Gräsern ‚kein Blatt eine gezwungene Lage oder. wohl gar eine Falte zeigen, bei den Moosen durfte @en Pol- stern dder Rasen nicht ein‘ Sandkörnchen mehr anhängen, er wusch an einem Moosrasen' öfters tagelang und so war seine letzte Arbeit noch — faetisch schon im Sterben — von.&en Sei- nigen gestützt, das Reinigen und Waschen eines Moosrasens. Vorgenannte Sammlungen sind bei der hinterbliebenen Wittwe, Heinrichstr. Nr. 12 in Dresden, zu erhalten. Auch ist der Un- terzeichnete zur Besorgung gern bereit. Dem schliesst sich der botanische Nachlass des verstorbenen Apothekers Lasch in Driesen an. Derselbe enthält: 1. Ein allgemeines Herbar, Phanerogamen nach Reichen- “bach’s Flöra excursoria geordnet, über 8900 Sp. - 150 'Thlr. 432 9. Ein allgemeines kleines Herbar, 17-Packete 20 Thlr. 3. Monographische Sammlungen,‘ die Belege zu seinen monographischen Arbeiten, welche meist in der Linnaea abge- druckt sind: a) Salices, 29 Packete & eirca 120 Species - oderFormen ". . .. b) Gramineen.. c) Verbascum. d) Xanthium . e) Seleranthus f) Thalietrum . g) Quercus . . h) Filices, Equise i) Moose k) Flechten . . D) Fungi . . 123 FR 150 . 30 Thlr. . 4 Packete 3 . 4 „ -3 ’ . 6 „u 4 2 0 2 . 4. „ 2 9 . 17 2 6 „ ten 17 2.30 09 24 er 25 5, ...30 Fr 40 ,„ ” “ Gegen Einsendung der beigesetzten Preise an die Wittwe er- folgt umgehend die Zusendung der bezeichneten Sammlung: Zu näherer Mittheilung ist gern bereit Dr. L. Rabenhorst in Dresden (Sachsen). - Corrigenda. Wegen verspäteten Eintreffens des Correcturbogens bitiet man, folgende Fehler in Nr. 26 der Flora zu korrigiren: Pag. 402 Zeile 20 lies statt hergestellt: festgestellt. » 3 v. u. statt Blattstiele: Blattscheide. der Organe: den Organen. Fruchttragen: Fruchtl ” 403 ” 5 ” ”„ — ” 11 ” ” 10 vu ” ” 404 ” 6 ” wm 7 „ » 2v.u „ „ 405 „1 ” u ” — „ 9vu » » 206 „ BundiO „ „m „12 » ” — ” 15 „ ».0» 21 ” E}) ui ”„ vu „ „408 „20 ” in: im oben; eben. weicher: welchen. gerne: zwar. Aczostalagsaaus. „ 413 v. u. stait erhaben: erhoben. Sekrümmte: gekeimte. meisten; weissen. ager. £3 ein kleiner Faden: eine kleine Lücke. nur: nun. an: von. der; aus den. im: am. — Bedacteur: „Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauerschen Büch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. Mas Regensburg. Ausgegeben den 28. Oktober. 1863. Inhalt. Molendo: Zweiter Bericht des Kryptogamischen Reisevereins. (Schtuss.) — Litteratur. — Personalnachrichten. — Botanische Notizen. — Anzeige. Kryptogamischer Reiseverein, Zweiter Bericht über die bryologische Reise Molendo’s. [N “ Von Brunneck zur Marmolada. (Schluss.) Von der nordwestlichen Basis, von ihren Wänden und ihrem Schutt, mit dem sie das öfter genannte Pecol einsargten, schweige ich, trotzdem sich Pryteuma comosum. Saxifraga squar- rosa, Daphne striata, Cerastium alpinum, Dianthus sylvestris und. superbus ß. alpinus fanden; erst bei 51—5200° fand ich Neckera altenuala, crispa, Pseudoleskea atrovirens und catenulata, alles steril; unter Salix hastata fertil die Barbula aciphylla und mu- ralis; tiefer unten am Ende der Aecker Brachythec. populeum, glareosum auf Gerölle. Hart unter den Wänden mit Beginn der Nordlage beginnt das weite Waldrevier von Trecroei, Val- buon ünd Valoria, das aus Pinus abies, Uembra und Lariz, da- zwischen und darüber auch aus Mughus besteht: Eingespfengt ist Acer pseudoplatanus und- Sorbus aucuparia, als Unterholz- häufig Salix hastata, auch arbuscula, im moderreichen Kräuter- teppich beginnt schon bei 5400° Salix reticulala, bald auch re tusa und hart am Ende der Fichten Sali« herbaces. Der An- fang der ersten Zwergweiden bezeichnet das Ende der Zubalpinen Flora 1863. \ - 28 \ 434 - Region ı nicht un nhnich, ‚oon kh es äh öl mit den Ver- hältnissen det. # aliche pen parallel Stellen känn. Mit dem Auftreten des Waldes und der Zirben also finden sich sehr schön Hypnum Balleri, molluseum, filieinum ; Sauteri und fa- 3tigiatum auf Einem Blocke; überhaupt die gewöhnliche Kalkvege- tation, wie wir sie schon oben bezeichneten. Viel Orthotheeium yufescens und intricatum , steril. Am Bache viel Hypfhum comm. falcatum; etwas Splachnym spierieäm f'. Bald tritt Bach und Strasse an den Fuss der Wände, und hier ist eine Cha- rakterpflanze der feuchten Kalkritzen von Ampezzo, die Yule- rind elongata, gerit gekehten äls der Vorbote schöner Moose, be- sonders einer eigenthümliehen Form (?) des Brachythecium Funkii. Diese: Pflauze kriecht ziemlich vereinzelt Uurch feuchte Hanoye Ritzpte; tägl katze einfache Schwellende Aeste und zieht verrichten &rün hormotimer Blätter durch ders Soldbraum- rasch in’s Schwärzliche. Wo Platz ist, tritt sie auf Moder (von Mu- shus, Rhododenären etc.) äber, irischen aidere Moose ünd Gras, und wenn sich hier die ursprünglich krieehende Axe sehr ver- kürzt, so verlängern sich dafür die Aeste und bilden eine wahr- haft prachtvolle Mooserscheinung,, die ich über 7600’ hinauf ver- folgen konnte, wenm schon überall etwas spärlich. Sonst fand sich die Wand bedeckt mit verfaulter Seligeria tristicha, mit den gemeinen Orthothecien fund Crätoneuren ete. An Moderlagen fand sich Leptotrichum glawcescens , Plagiothecium pulchellum; beide Distichien an fruchtbaren Stellen; häufig Cirsium Erist- thates und unter einer Wand auf Steinen Ahynchostegium depres- sum, alles zwischen 5—5300°. Die letzten vier Moose wuchsen auch am oben erwähnten Höizweg, der hart: unterm Joche Treeroci in das eigentliche Valoria: führt; Ehe wir seine Terrassen betreten, sei einer be- nachbarten Wand erwähnt, an der das Moderlager einer Hoöhle. vom loekeren .leicht zerfallenden Rasen eines prachtvollen zarten weichen Brachytheeium durchzogen war, das ich vorläufig als ? eirrhosum Syn. bezeichne, obwohl es von meinen Exemplaren aus den Venediger- und Grossglockner-Gebieten abweicht. " " Auch mit der forma julacea von Eur. Vaucheri hat unser Moos frisch nur mäbsige Aehnlichkeit: Daıf man es als Varietät des ‚Dr. . Funkis bezeichnen, wenn man sieht, wie. dieses. auf feuchter moosiger Erde nur turgider aber nicht zarter wird? (Vgl. unten beim: Grystallin.) Der erste Thalbod en von Yaloria zeigte das hier. spar- > . 435, same Dieranım elongatum neben Dier anodontium, Hpmum pul- chellum, dentieulatum auf Muchusmoder. Auf Geröll’ gemein ‚Hor- Mminum , an feuchten Felsen Sarifraga squarrosa, Arabis pumila, überall "Carex firma, Dryas und die Chamaceist-Rose, ‚seltener Valeriana saxatilis, montana etc. Die zweite Stufe hat Brachythecium Funkü, Hm, Sawteri (5600%. Auf einent schattigen Grasplatze unter den Wän den: Oynodontium virens, Timmia megapolitana, Hapnum sulea- Zum steril. — Mehr westlich, an wassertriefenden Wänden wuchs mit den CGratöneuren und Orthotheeien auch -bis 5800 in Menge : Catoscopium und spärlich der Amblyodon. Vielfach Barbula pa - Iudosa JS. Mit Uebergehung der vielgenannten allgemein verbreiteten Arten trat auf der nächsten Stufe prachtvoll das "Plugiothe- eium pulchellum ß. majıs auf, mit Zieria julacea , Distichien; ‚an alten Leichen Dieranım montanım, auf Gras Brachythecium - glareosum, auf Moder Eurhynchium piliferum. An hellergefärbten Kalken, die mit vielen kleinen Löchern und. Spalten ausgewittert sind, begann (nachdeın mit dem Zurücktrefen der Fichten 'auch Ilypmum Sauteri bei 6200 endete) sparsam die :zierliche Enca- Iypta longicolla (636600); tiefer abwärts noch bei 6100‘ ‚auch Anomodon vitieulosus. Das Ende der Lerchengrenze, wenigstens des mehr geschlossenen Bestandes, bei 6600° im östlichen Valoria, brachte “ Hyyphum "dimorphum, strigosum, Encalypta rhabdocarpa auf trock- nerem Moder; H. Starkii, denticulatum, umbratum dürftig an _ Baumlerchen. Auf troekneren Grashalden JPieranım Mühlen- beckii steril. Von den, hier überhaupt spärlichen, Orthotrichen fand sich doch O. leiocärpum und erispum, Allgemein Saxifraga sedoides.“ Bald waren die obersten Zirbenbäume erreicht, von denen zwei uralte aber riesenhafte Leichen noch über 7000". Ia- gen; auf den Geröllen trat der. prächtige Papaver pyrehaicum' in Menge Auf, im Gras die Xnautia longifolia, an einer feuchten Halde Arabis eoerulen, Hutchinsia brevicaulis und Potentilta mi- nima neben Amblyöden, Cymödontium virens, Meesia ulpina; es’ ging rasch zum ersten Sehneelager hinauf; über Platten und Schutt zu einem zweiten grösseren. Allgemein Sesleria sphae- rocephala. on Die Vegetation war hier spärlich ; im Gras viel Thlaspi lindhfolium, Azalea und viel Ziyna, auf Gestein etwas ‚28% . 436 Petrocallis; in den Platten und Karrenfeldern dürftig und ein- förmig, mehr auf kleine Vertiefungen beschränkt: Orthothecia und Cratoneura, Meesia minor , Dissodon Iröhlichianus, Timmia me- gapolitana, Distichia; Hypnum molluscum, Halleri, peilchellum, das letzte fastigiatum, Barbula paludosa, Ercalypta rhabdocarpa, Dicranun Mühlenbeckii und virens waren die Constituenten die- ser Flora; in den Wänden beim ersten Schneeflecken war mehr- fach Gymmostomum bicolor unreif, das ich in dieser Höhe (74 bis-7800%) nicht mehr erwartet hatte; mit ihm auch noch einige wenige Exemplare der Encalypta longicolla 74—7500'. Von hier bis zur Scharte stiess mir absolut nichts Neues ‚mehr auf; die Nordlage und die sich mehrenden Schneetlecken sowie die rasch sich ermeuernde Zertrümmerung der wilden Wände scheint hier der Vegetation ein früheres Ende zu bereiten als man erwarten kann, indem sie den Boden erkälten und Humuslagen durch Bestreuung mit Gras verhindern. Zwi- schen 82—8600° notirte ich noch: Hypnum Halleri, Encalypta .rhabdocarpa, Meesia minor, Dicranum virens, Mühlenbeckii, Scopariam! beide Distichien, Barbıla tortuosa, Leptotrichum fle- xicaule, Dissodon Fröhlichianus. Das Absteigen, obwohl mehr westlich, hat nichts Neues, wie das gewöhnlich erfolgt, wenn man aufwärts genau arbeitet; . ich hatte meinen höchsten Punkt in der Scharte erst nach 4 Uhr er- reicht, nach zehnstündigem Steigen; um 7 Uhr hatte ich den oberen Rand des Beckens von Ampezzo, um 8 Uhr Ampezzo erreicht. I. Am Crystallgletscher herrscht auch Verwirrung in ‚der Nomenelatur. Was ist Spico del Forame? Nach den besten Karten der mehrzinkige unerstiegene Riese, der mit seinen Ar- men den Crystallgletscher umschliesst. Den Umwohnern aber scheint der Name Spico mythisch geworden zu sein. Da sie zwi- schen dem Crystallin der Karten, der ein Nordarm des Spico wäre, und diesem selber nicht unterscheiden, so bleibt es einst- weilen gerathen, hier den über 10,000‘ aufragenden Knotenpunkt . als Spico del Forame, und den bedeutend niedrigeren Arm als Crystallin (-Kopf) mit den Karten zu bezeichnen. Man gelangt zum Gletscher von dort aus, wo die Rienz sich bei Landro spaltet; ihr östlicher Arm kommt vom Moosgrund über Lago Misurina, ihren westlichen nährt der Crystallgletscher. Doch muss dieser wiederholt in den Grieslagern verschwinden, über deren eines man zu der klammartigen Mündung des Gie- 437 ‘ ischerthales hinangeht. In die grosse Stille dieser Felsenklau- sen eingetreten, wechselt nun vor uns eine Fülle wildschöner Bilder. Das Thal ist sehr eng, 40 bis 100 Schritt breit und- etwas gewunden, und coulissenartig stehen die steilen Wände über der flachen griesbedeckten ‘Sohle. Aber welche Wände! zer- spalten und überhängend, dabei auch voller Klüfte und Höhlen, _ an Höhe und Färbung wechselnd, unten in tiefen Schatten, oben in grellen Lichtern, selten von &rünen Streifen wohlthätig unter- brochen: ein Felsriegel scheint sie zu verbinden und die Schlucht zu sperren; über ihm leuchtet es von nahen Eislagern und die schneegestreiften Hörner des Spieo bauen sich darüber auf. Die erkältete Luftschicht und noch mehr die fortdauernde Beschotte- rung lassen hier auf der Thalsolle keine dauernde Vegetation aufkommen, an den untersten Flanken auch keinen Baum. Erst in schmalen Seitenbuchten oder in einer gewissen Höhe der Wände mit Südost oder Südwest-Exposition tritt Holzwuchs ein, auch auf der Höhe des genannten Riegels steht eine einsame Zirbe. _ Ein Pfad leitet östlich über diesen Riegel weg, der durch einen grossartigen Einsturz der Ostwand entstand. Bleibt man dagegen auf der Thalsohle, so sieht man sich bald von einem kolossalen Felsengrabe eingeschlossen, so eng und wild starren hier die Wände empor. Jenseits des Riegels ändert das Bild; unten liegt der Schutt nach wie vor, aber er ist gröber und reicht in grossen Halden weit zu den Wänden hinauf, hie und da begrast oder von Mughus bedeckt: Wo das Thal am weite- sten, stehen am Schutt einige Zirben, hinter denen wieder öst- lich- von den Crystallinwänden herab ein grösserer Bergsturz kommt. Bald werden diese Wände niedriger und tauchen in den platterigen Schutt ein, der vor’'m Gletscher liegt. Das ist eine Stelle, unı hinaufzuklettern. Das Eis beginnt etwa bei 6400%; gegenüber in der südlich exponirten Wand des Crystallin gehen hoch Zirben weit höher hinauf, während unten Schutt und eisi- ger Lufthauch der Vegetation ein plötzliches Ende bereiten. Das Eislager verdankt seinen Körper, bei der Nordlage und tiefer Beschattung, dem Lawinensehnee, welchen die ebenso ho- ‘hen als steilen Hörner des Spieo del Forame abgeben und der bei dieser Lage nicht mehr ganz geschmolzen werden kann. (Auf der Südseite dagegen liegt, soviel man aus Valoria sieht, auch in der Hauptscharte unter 7600° kein 'dauernder Scimee.) So 438 entstanden vier Schnee- und-Eislager, welche sich zum schönen Crystaligletscher verschmelzen. ‘Von Vegetation trägt der Gries von der Strasse bis zur Klarmm hin‘„Latsehen“ und Weiden (8. dafnoides, incana etc), Barbula. tortuwosa, inchisata, Funaria. Er endet vor der Klanm \ und dem nördlichen mit Wänden terrassirten Waldhang des Cıy- stallinarmes; hier, trifft man auf Moder viel Sphaynum acutı[o- kium, das um Ampezzo so selten ist. Auf Gestein u. a. die Or- thothecien , Hypnum Hülleri, Suuteri, Gymmostomum eurvirostre, “ und am Fuss der Wand (47—4800°) Splachmum sphaericum. : Der Eintritt in die immer kühle Klamm endet Bild ‚uud Wald. Man sieht überhaupt an den Wänden, so weit sie ersteig- bar, wenig Mooswuchs; auch die genauere Durchsuchung gibt von Arten. non multa sed multum.. * Zu den ersten gehörte auf ziemlich trockener Erde eines kleinen. Vorsprunges, zwischen Ohamaeeist, Erica carnea, Hyp- mım molluscum ete. eingebettet, Brachytheeium cirrhosum in schlankästigen. prächtigen Exemplaren (dem verwandten Zurhyn- ehium hab:tuell nicht zu vergleichen). In trockenen Ritzen Phy- teuma comosum, Potentilla »itida ; Suxifraya squarrosa; in tro- ckenen und schattigen Vorsprüngen des Geschröfles Encalypta lon- giealla spärlich (47—4800° N. und NO) . . Auf der andern Thalseite: Splachnum yracile, Iypnum ar- euattım, glareosım, Mnium punetatuwm und orthorrhynchwn; alle beisammen. Ferng besonders gross und 'schwellend BDruchythe- “ cium Funkii in allen Uebergängen zur früher erwähnten. krie- chenden Form (s. Valoria). Massenhaft: Hstellatum, molluscum, die Uratoneura ; selten H. Sauteri, Seligeria tristicha u. pusilla, Encalypta longicolla, H. fastigiatum und ? subsulcatum. Häufig H. palustre, Dieranum scoparium (auch, var. orthophyllum) , Bes- leria sphaerocephala (bei kaum 5000), Avena urgenteu. Bis zum Riegel hinauf: von Encalypten streptocarpa und eiliata;, auf Gras, dem sich vermoderte Aeste hereingestürzter ° Zirben beimengen: Brachythecium velutinum, Hypnum_ stellatum, molluscam und schön Bambergeri, an F elsen 4. Hallert, Sau- teri, cupressiforme ete., am Fusse einer Wand: H. ? subfulca- tum. Am Fuss überhängender Wände in der Traufe: Oratoneura, Aneura pinguis, Orthothec. rufescens und dazwischen sparsam Amblyodon, darunter Dierannm virens als Uebergang zu: Y. ser: ratum; 49-5100. — Auf Geröllen beim Riegel viel Aquilegia pyrenaica, Petasites niveus, auch Riynchostegium murale und 4 R besonders schön Splaehqum giucile. — in Latschenmenler: des Riegels suchte, ich vergeblich nach, . Dieranum flemiaauia , die Stammforn fand ich, im Gerölle hinter ihm in. einem. vo» .dey Wand herabgeworfenen Ballen. Ebensowenig. gelang e8 hier (mad, sonstwo) an den Höhlen Änoectangium "Sendtnerianun zu finden, . das solche Stellen nach Sendtners Angaben zu bewohnen scheint. Ich erkletterte alle zwischen 5—6000° zugänglichen Höhlen, fand aber, ner die. Distichien spärlich, die Gratoneu- ren, eine ganz laxe an jenes Anooelangium erinnernde Form. des iymmostgumur eurviesstre. u. dgk beim zweiten Bergsehuif.iand ich. ap. Fuss des, Wände auf def Erde Brach. Funkii (vom Schnee flachgedrückt) spar- sanı, viel 2. glareosım und Piychodium, Barbula paludosa, Mnium orthorrhynchum. Auf den Blöcken H. fastigiatum , Timmia, me- gapolitana e. f., Pseudoleskew catenulata etc. Alles 53—5500°. Beim Ansteig gegen den Crystallgletscher erschien, noch einmal Encalypta longieollu, auch. rhgbdaegzpa,. Barkula aciphyda ; sehr schön auf hellem: Ralkdetritus, Gymnostomun, | bi- color , Hoypnum Bambergeri, molluseum, cugressiforing; auch vu- gosem und abietinum, auf trocknen Geröllen, Vieh Thlaspi 19 tundifolium, Biychodium, Trichostomum rubellum,, flezaganle; Barbula tortuosa, Distichia und Mmnm orthorrhynchum waren hier die letzten Erscheinungen von. 6--6200°. Rückwärts wandernd traf ich im Schutt der Sohle unter einem grossen „Biock auf feuchter Kalkerde: Giymnostom. hieolor neben Uatoscopium! Auf Schutt‘ der Westseite viel van einer glätteren Var. des Cerastium ulpinum; auf [ Kalksteinen, über, quel- ligen Stellen Pseudoleskea atrovirens, Hypman suleukum und stel- Tatum, molluscum und Barbula tortnosa. Unter dieser Gruppe‘ eine andere aus Huypnum commtalum und einem “fremdärtigen, 5 Zoll hohen H. rivflare gebildete bei 5300°. Im Bach viel 4 H, sübsphaericarpon. Nächdem ich die Klamm passirt, hatte, wurde ich dureh. den Verlust der Brieftasche fatal übefrascht, das zwang I mich, de; an- dern Morgens Sie zu finden, und dann über Laga Misurj ina, Val buon und Trecroci nach ‚Ampezzo zu wandern, vop den herrlichen Landsehaftsbildern dieser Wandery ypg | 'sehweige ich. ‘Vor dem 'See ist ein weiter, Sattel versumpfb, eine. besonders kalkreiche Quelle hat sich einen ganz artigen ‚Narkose ‚über dem Stunpfboden erbaut, inden» sie ‚ingsym as. Cratoneuron versteinerte, Das Geröll ‚gegen den ‚See enthält } Dicramum Next, 448 caule, Plagioth. pulchellum; die moorige Wiese am Südendt des Sees Hypnum revolvens. Von Valbuon bis Treeroci fand ich fast kein einziges bemerkenswerthes Moos, wenn man nicht etwa H. strigosum notiren will. „Viel Steine gab’s und wenig — Moos.“ Litteraturn °C. F. Ph. Martii Flora Brasiliensis, fasc. XXXII. Erio- caulaceae. Exposuit Fridericus Körnicke. 1863. (Schluss zu pag. 362.) . Das fertile Pistill besteht aus 2 oder 3 dünnwandigen unter ‘einander verwachsenen Carpellen, die je 1 an kurzem Funiculus an der Spitze des Innenwinkels aufgehängtes Ovulum haben. Die "Griffel sind unten in eine kürzere oder längere, runde oder drei- kantige, solide oder hohle Säule verwachsen, welche oben in die Narben auseinandergeht. ‚Letztere sind um so länger, je kürzer die Griffelsäule, und umgekehrt; ungetheilt oder zweischenklig, je nach den Gattungen, und bei Paepalanthus auch nach den Un- tergattungen. Meistentheils alterniren sie mit den Carpellen (Analoga: Papaveraceae, Statkhousiaceae); nur dann sind sie diesen opponirt, wenn die sogleich zu besprechenden Theile feh- len. Es finden sich nämlich bei den meisten Gattungen da, wo die Griffelsäule sich in die Narben spaltet, den Fruchtblättern gegenüberstehend einfache keulenförmige oder längliche häufig papillöse Organe, die den Narben nicht unähnlich sind. Ueber deren morphologische Deutung ist viel gestritten worden ; der Verfasser bespricht die über diese Frage aufgestellten Ansichten im Einzelnen und entscheidet sich endlich dahin, dass dieselben als Anhängsel der Fruchtblätter, als Paracarpidien, ähnlich den Nebenkronen , Nebenstaubfäden etc. aufzufassen seien. Die Frucht ist eine Kapsel, welche loculicide mit Längs- spalten aufreisst. SL Die Saamen werden gewöhnlich alle ausgebildet, sind von länglicher oder ellipsoidischer Form und meist beiderseits mit einem Spitzchen versehen. Die Schale ist entweder nackt oder mit Längs-, seltner auch mit Transversalreihen haarährflicher Gebilde besetzt, welche nichts anderes sind als stärker verdickte Parthieen einer zarten, den Saanien umhüllenden und: in der 41 Reifezeit bis auf diese Verdiekungen zerstörten Zellschicht. Das Albumen ist mehlig; der Embryo linsenförmig , dem Nabel dia- metral entgegengesetzt und auf der einen Seite vom Albumen, auf der andern von der Testa begrenzt. Schliesslich werden noch die verschiedenen Formen der Be- haarung geschildert. : . An diese allgemeine Charakteristik der ganzen Familie schliesst sich der eigentlich systematische Theil der Arbeit an, welcher, wie bereits oben bemerkt, die Arten von Süd- und Cen- tral-Amerika aufführt. Es ist hier nieht der Ort, in die Einzel- heiten dieser Darstellung einzugehen, die .man am bequemsten doch nur aus dem Original selbst kennen lernen wird; nur eini- ges wenige möge hier noch Platz finden. — Zuerst, wird die Ord- nung in folgender Weise eingetheilt: Tribus I Puaepalantheae. Inneres Perigon (Corolle) drüsenlos. Staubgefässe den Pe- rigonzipfeln an Zahl gleich oder weniger. 1. Inneres Perigon bei co? fehlend; bei 9 gänzlich auf Haste redueirt: Lachnocaulon Kth. 2. Perigon bei beiden Geschlechtern vorhanden, doppelt. a) Inneres Perigon bei Q auf kleine langbehaarte Läpp- ehen reducirt: Tonina Aubl. b) Inneres Perigon bei @ blattartig. - a. Staubgefässe weniger als Perigonzipfel: Philodice Mart. ß. Staubgefässe ebensoviel als Perigonzipfel: Paepalanı- thus Mart. Tribus U. EZriocauleae. Inneres Perigon meist drüsentragend. Staubgefässe doppelt so viel als Perigonzipfel. . 1. Lappen des inneren Perigons_ bei dJ’ in eine oben hohle Röhre, bei Q nur in ihrem obern Theile mit den Bändern verwachsen : Mesanthemum Körnicke (nov. gen.)" 2. Lappen des inneren Perigons bei J’ bis zum untern soliden Theile, bei Q gänzlich frei: Eriocaulon L: “Ferner wird Paepalantkus nach den Verschiedenheiten in der Behaarung der Köpfehen, der Zahl der Glieder in den Blüthen- wirteln, der Verwachsunger der Perigonblätter u. s. f. in H, Eviocanlon nach ähnlichen Prinzipien in 4 Untergattungen zer- "fälle, Beschrieben werden: Zonina mit 1 Art, Philodice mit 2, 442 Paepalanthus mit 217, Mesaniheme«m mit } und Eriocaulon mit 33. Species. Unter diesen finden sich eine grosse Zahl Novitä- ten; nicht unbedeutend ist auch die Zahl der in andere Gattun- gen, insbesondere von Erioraulon zu Paepalanshus versetzten Arten. Jede aufgeführte Species ist mit präciser Differential- - Diagnose, den Synonymen und einer ausführlichen Beschreibung versehen, welch’ letztere insbesondere in Bezug auf die sehr kleinen Blüthen äusserst sorgfältig und detaillirt gearbeitet sind. Es ist dies ein beträchtlicher Vorzug dieser Monographie vor den meisten früheren Bearbeitungen, welche viel zu wenig Rück- sicht auf diese zwar minutiösen aber sehr wichtigen Verhältnisse Benommen und dadureh mancherlei Verwirrung herbeigeführt ıaben. un - . Dem descriptiven Theile folgt ein Anhang über Lebensweise und geographische Verbreitung der Eriocaulaceen. Wir erfahren daraus, dass dieselben sich in Bezug auf Vorkommen 'im Allge- meinen wie un:ere Üyperaceen verhalten. Sie leben gesellig an sunpfigen Orten, feuchten sandigen Localitätgn, an Flussufern u. 8. £.; wenige bewohnen nach Art unserer Myriophylien und Ueratophyllen tiefere Gewässer; einige kommen in .dürren $a- vannen, andere als Unkraut unten Reissaaten u. dgl. vor. Sie steigen -von den heissen Meeresküsten bis hinauf in die höchsten” Gebirge (so in Venezuela bis zu 11,000, in Neu-Granada zu 12,000, im Sikkimhimalaya bis zu 10,000 Fuss Höhe) und ‚kevöl- kern in letzteren die Sümpfe und Felsspalten. Nach Süden gehen sie bis zum 35° s. B., nach Norden his zun 57% n.B. Letztere Höhe erreichen sie jedoch nur mit einer in Irland und auf der Insel Skye vorkommenden Art: Eriocaulon seplangulare, dem ein- zigen europäischen Repräsentanten dieser Familie, der aber wahrscheinlich durch. den Golfstrom aus Nordamerika, wo die Pilanze verbreitet ist, eingeführt wurde; im Uebrigen ist die Nordgrenze in. Amerika der 45., in Afrika der 14., in Asien der 30.° n. Br,; die Südgrenze in der alten Welt der 35., in Ame- vika der 28° s. 3, Die Familie ist mithin vorzüglieh den TTro- pen angehörig. In der That überschreiten nur wenige Artgn die Wendekreise; doch wird das Diehtigkeitsmaximum nicht : sowohl in den unter oder zuuächst dem Acquator gelegengn ,. sondern vielmehr in zwei Zonen erreicht, welche auf dan verschiedenen Henuisphären gelegen von den Wenlekreisep und dem 10. Par rallel eingeschlossen werden, — Yon sämmtlichen 326 hekgunten Arten aählk Brasiliens Flora die meisten; pulich. 240; ‚hierauf .- ” . folgt Ostindien mit 37, nächstden, die Länder Südamerika’ » wörtl- “ lich von Brasilien mit durchschnittlich 12, dann Nordamerika mit 10 Arten ete. Aus ‘einem letzten kurzen Abschnitt über den Nutzen der Eriocaulaceen geht hervor, dass so gut wie nichts darüber be- kannt ist. Die 26 Tafeln, welche den .Text begleiten , stellen fr Arten ganz oder nur zum Theil dar. Die. Habitusbilder sind von dem bekannten Künstler C. F. Schmidt in Berlin und von dem ver- storbenen L. v. Passauer in München, sämtliche: analytische Figuren von dem Verf. selbst gezeichnet. Durch. Naturtreue, _ Eleganz der Haltung und Sauberkeit der technischen Ausführung gleich hervorragend, bilden dieselben eine Zierde der. Flora Brasiliensis. Diese Monographie, die erste grössere systematische Arbeit des Hrn. Verfassers (der ınittlerweil die Wissenschaft.noch durch £ing Monographie. der Marantaceen bereichert hat), wird überall als: Resultat eines nıusterliaften Fleisses, eines sorgfältigen und gründlichen Studiums anerkaunt und als gediegener Beitrag zur speciellen Pilanzenkunde geschätzt werden. in u Lorrigenda. in lem ersten Theile des vorstehenden Referats sind folgende sinnstörende Druckfehler stehen geblieben: pag. 359 Zeile 4 und 7 statt zweizackig lies zweizeilig, Z. 6 st. Tosenarlig |. rasenarlig, Z. 8 sl. Sorten J. Arten, 2.7 v. u. st. brockelig 1. bandartig. Pag. 361 Z. 22 v, 0. st. Blüthen 1. Blätt- chen. Pag. 362 Z. 23 st. gewandet I. gewendet, Z I v.u. st. Kronengipfel ı. Kronenzipfel. . Personalnachrichten. Ueber W. Schimper, der wie bekannt seit fast 27 Jahren uggnterhroehen in Habesch-Tigre und Semen lebt, haben wir durch Dr. Steudner, der kei seinem Zusanmensein mit, ‚dem würdigen Greise. von diesem mit Gefälligkeiten. überhäuft wor- den war, ausführliche Nachrichten erhalten. Hiernach hatte Sch. den Fürsten von Semen und Vicekönig von ganz Tigre, De- tschazmatsch Ubie, zum Freunde gewonnen und war von diesem zum Gouverneur der Distrikte Antitscho und Jmıba Sea ernannt. Als solcher bezog ‚Sch. die Hälfte der Binkünfte dieser Distrikte, i 344 so dass er unter günstigen Verhältnissen lebte. Nur unter die- _ sen Umständen war es ihm möglich, jene wirklich zahllosen Sammlungen von Pflanzen und Thieren zusammenzubringen, die er an den Esslinger Tauschverein,, von welchem er zuerst vor fast 32 Jahren nach Algier, Aegypten, dem Sinai und der ara- bischen Küste, alsdann. nach Habesch geschickt worden war, und später an das Musee de P’hist. nat. in Paris einsendete. Es waren weniger die Einkünfte von seinen Ortschaften, als vielmehr die Möglichkeit, Leute gegen Erlass der Frohnen etc. zur Verfü- sung zu haben, theils als Jäger oder Sammler oder zum Trock- nen und Präpariren der gesammelten Gegenstände, theils nur als Träger. Wie Sch. selbst erzählte, hatte er gewöhnlich, d. h. während und kurz nach der Regenzeit, 23 bis 30 Leute, die er mit Sammeln und Präpariren vertraut gemacht hatte, ausgerüstet wit allem zu diesem Zweck Erforderlichen, auf den verschiede- nen Stationen Tigre’s und Semens. Als vor ungefähr sieben Jahren der Kampf zwischen Ubie und Kasa, dem jetzigen Negus, damals Detschatzmatsch (Her- zog) von Sana und Kuara ausbrach, war Sch. seit langer Zeit in Entschetkat. der Hauptstadt Semen’s, üm auf einer der am weitest sichtbaren Punkte, bei dem nahen Debr’ Eski auf UÜbie’s Wunsch ein massiv-thurmähnliches Gebäude aufzuführen. Zur Sicherheit hatte Sch. als sein bewegliches Eigenthum, seine Sammlungen und Bücher, von Tigre dorthin genommen. -Als aber der Kampf der Entscheidung nahete, war Sch. mit seiner Fanıilie im Tieflande, in der Nähe von Sokota, und hatte seine zurückgelassenen Diener beauftragt, seine Habe im Falle einer drohenden Schlacht in eine Kirche zu flüchten, wo er sie vor Plünderung durch die feindlichen Horden gesichert glaubte, da die Kirchen bis in die neueste Zeit bei den Abyssiniern als un- verletzliche Freistätten galten. Sch.’s Diener hatte auch wirklich, als die Nachricht vo» der Schlacht, aus welcher Kasa als Sieger hervorging, während UÜbie gefangen’ worden war, in Entschetkat eintraf, alles ihnen werthvoll Erscheinende, den wenigen Hausrath, die vorhandenen Vorräthe etec., in die Freistätten geflüchtet , aber die ihnen höchst gleichgültigen, ja vielleicht sogar unangenehmen Sammlungen, das während zweier Deeennien hergestellte Normal-Herbarium, sowie sämmtliche Bücher im Wohnhause gelassen, wo sie der Zerstörungswutli der mordend und plündernd, brennend und sen- gend heranstürmenden Horden Kasa’s anheimfielen. - Diese zer- , 445 rissen die Papiere der Sammlungen , sowie die Bücher, und streuten dieselben in alle Winde, da sie keinen "Nutzen davon “zu ziehen wussten. Der grösste Verlust aber von Allem war der des Normal-Herbariums. _ , Zwei Tage nach der Schlacht liess sich Kasa unter dem Na- men Theodros I. zum Kaiser von Aethiopien krönen. Die Kron- lehen wurden eingezogen und somit verlor auch Sch. seine Län-' dereien und Einkünfte. Der neue Negus entbot ihm Friede und Freundschaft und Sch hätte sich zum Kaiser durch einen recht-, zeitigen Besuch in dessen Lager leicht in dasselbe ‚günstige Ver- hältniss setzen können, in dem er zu Ubie stand. Leider ver- säumte er, einen solchen Besuch abzustatten, und erst als der Negus einige Jahre später in Akium war, stellte sich Sch. dem- selben vor, wurde äusserst freundlich empfangen und mit unge- mein vielen Versprechungen und Vertröstungen auf ruhigere Zeiten entlassen. - So lebt nun der äusserst lebendige Greis seit Ubie’s Sturze” still und kümmerlich im Kreise seiner kleinen Familie. Er ist mit einer Abyssinierin verheirathet und hat zwei erwachsene Töchter, sowie einen etwa 12 Jahre alten Sohn. Sch. macht sich dem Kaiser, der ihn oft seiner Freundsehaft versichern und ihm Versprechungen mathen lässt, dadurch nützlich, dass er die Uebertragung der einlaufenden Briefe in das Ancharische und umgekehrt besorgt. Stets lebt er noch in- der Hoffnung, einst wieder in den Besitz seiner Ländereien zu kommen, wo- durch er wieder vor Mangel geschützt wäre. Doch wird diese Hoffnung wohl leider unter der Regierung Theodros D. nie in Erfüllung gehen. Botanische Notizen. Die Standorte der Farrn auf den canarischen In- seln, pflanzen-topographisch geschildert, so lautet der "Titel einer "anziehend geschriebenen Abhandlung von Dr. C. Bolle in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde (Bd. XIV. S. 289), die, da dieser Pflauzenfamilie. sich gegenwärtig die botanische Moderichtung mit grosser Vorliebe zugewandt hat, nicht allein das Interesse des Kräuterkundigen erregt. Was im westlichen und südwestlichen Europa nur vereinzelt als grosse Seltenheit auftritt, zeigt sich hier in paradiesischer Ueppigkeit und Fülle, AR6 - “ denn alle Lebensbedingungen, welche den Wuchs und die Man- nikfaltigkeit dieser Pflanzenklasse begünstigen, sind hier vereint. Schon seit langer Zeit sind die canarischen Inseln wegen ihres Reichthumis an Farrnkräutern berühmt; hier ist das Heiligthum derer, die von der so allgemein gewordenen Leidenschaft für ‚ diese Gewächse, die, um schön zu sein, der Blüthe nicht bedür- fen, ergriffen sind oder zu der Fahne eines Newman oder Moore geschworen haben und- wer es erreicht, kann getrost in sein Ta- ‚gebuch schreiben: et mihi lieuit adire Corinthum. Um so mehr war der Lakonismus der früheren Schriftsteller über diese Lieb-* linge des Tages zu beklagen. — Der Wald Aguagarcia und wei- terhin die Nordseite Teneriffa’s, die Umgegend der beiden Orota- ras,, die von Taganana, feod de los vinos und Garachico sind die‘ Oertliehkeiten, äh welchen, gleichwie auf den westlichen klei- _ nern Inseln‘, der Farrnreichthum innerhalb dieses Archipels sei- nen Kulminationspunkt erreicht. Etwas ärmer an Filiees ist schon Gran-Canaria; ganz arm daran sind Lahzaröte und Fuerta- vehtura, die östlichen Eilande: dieses 5, jenes gar nur 2 Spe- cies von Farrn in seiner Flora beherbergend. Die absolute Höhe, in der die’ Species vorkommen, kann nach Angäbe der Regionen, in welche die Inselgruppe Klimatologisch und botanisch zerfällt, mit Leichtigkeit ermessen werden. Es sind dies: 1) die Küsten- region, bis 2500 Fuss. Charakterfarrn derselben sind: Ckeilan- thus Bilchelle Bory, Notochlaena lamiginosa Desv., Pieris lon- gifolia L., Aspidium molle Sw. 2) Die Region der semperviren- ten Walduhgen, von 2500 dis 4500 Fuss Höhe, in Besitz der ungeheuein Mehrheit aller canarischen Farrnkräuter. 3) Die Hochregion, höher als 4500 oder 5000 Fuss, äusserst äfm an Filices, nur zwei Arten davon erzeugend: Ceterach .officinarım „Willd. und Asplenium Adiantum nigrum L., var. acıtum, von “welcher überdiess noch letzteres der Hauptmasse seiner Indivi- duen nach der Waldzone angehört. Den botanischen Garten in Ken! haben im Jahre 1862 550,132 Personen besucht, 70, ‚062 inehr als im Jahre vorher, Die grösste Zahl der Besucher in einem Monat kommt "auf den August mif 138,391 Personen, an eiiem Wochentage auf den 9. Juni mit 12,479 Personen und an einem Sonntage auf den 24. August mit 18,120 Personen. B —_ Bi , £ 0. ai Der gebrochene Stamm der berühmten Herne-Eiche bei Wind- sor ist im September vom Sturme endlich wmgeweht wörden. Ein Theil dieses berühmten Baumes war vor mehr Als 90 Jahren vom Stamm gefallen und wird inder V orrathskamnier von Schloss Windsor sorgfältig aufbewahrt. Seitdem ist die berühmte Eiche mit einem Zaun umgeben und mit einer Metallplatte bezeichnet worden, welche die Inschfift trägt: . Die alte Sage geht, dass Herne der Jäger, Vorerst ein Förster hier in Windsorforst Den Winter durch in stiller Mitternacht Rund um den Eiehbaum wandelt. (Die lustigen Weiber von Windier.) Als Shakespeare die lustigen Weiber von Windsor schrieb, soll er in der heutigen Hope Inn, in Frogmore, welche Scllenke damals als „The Bottle on the Moore‘ bekannt war, gewohnt ha- ben, und das Haus stand ungefähr 200 Ellen vom Baume. Hernr soll in der ersten Zeit von Königin Elisabeths Regierung einer der’ Heger oder Förster gewesen sein und in Folge eines Ver- Sehens, das ihm seine Stelle gekostet haben würtle, sich an dem Eichbaum erhenkt habe. Die Lientität der. Eiche ist von vielen Schriftstellern bestritten worden, aber auf einem 1742 in Eton erschienenen Plan des Schlosses und der Stadt Windsor ist- die Stellung der Eiche, die als Fallstaffs Eiche bezeichnet ist, genau angegeben. Ba Botanische Neuigkeiten im Buchhandel. > Bary, A. de: über die Früchtentwicklung der Ascömyeeten. Eine pflanzenphysiologische Untersuchung, Leipzig, Engel- ... mann. 1°, Thlr. . Vaillant, b.: de la f6condätion dans les ceryptogames. Paris, Savy. 2 fre. 50 c. Salm-Reifferscheid-Dyek, J. de, Monographia generum Aloes et Mesembryanthemi. Fase. 7. Bonn, Cohen u. Sohn 3 Thlr, Heger, 6.: Phanerogamenflorä der grossherz. Provinz Oberhes- sen und insbesondere der Umgebung von Giessen, 'enih. die in dem bezeichnetel Gehietd wildwächsenden umd häufiger im Freien cultivirten Blüthenptlanzen. Nach dem Tode de- Verf. bearb.: und herausg. von F\, Rossmann. Giessen, Ferber. t Thlt. 6 Ngr. 448 - - Bertolinii, A.: Flora 'italica eryptogama. Pars 2. Fasc. 1. Wien, Sallmayer und Comp. 1 Thlr. Reichenbach, H. G.: Xenia orchidacea. Beiträge zur Kennt- niss der Orchideen. 2. Bd. 3. Heft. gr. 4. Leipzig, Brock- haus. 2?/s Thlr. Miquel, F. A. G.: Annales musei botanici Lugduno-Batävi. Tom. 1. Fasc. 1et2. Fol. Leipzig, Fleischer. & 1 Thir. 21 Ngr. Sowerby: English.Botany; or, euloured figures of british plants, Third Edition. Re-arranged accordings to the natnral orders and entirely revised. Edited by John Boswell Syme, Leetu- rer of Botany at Charing Cross and Westminster Hospitals. Erscheint in monatlichen Lieferungen zu 5 s. ‚bei R. Hard- wicke .in London.. . Fermond, Ch.: Essai de phytomorphie, ou 6tudes des causes qui determinent les principales formes vegetales T. 1. XL — 648 p. et 16 pl. Paris, G. Bailliöre. 15 fr. Anzeige. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig: Xenia orchidacea. Beiträge zur Kenntniss der Orchideen von Heinrich Gustav Reichenbach fill. Zweiter Band. 1—3. Heft: Tafel CI bis CXXX; Text Bogen 1—9. 4. Geh. Jedes Heft 2 Thlr. 20 .Ngr. Dieses für alle Botaniker und Freunde der Pflanzenkunde sowie für Bibliotheken höchst wichtige Werk ist von dem Ver- fasser nach längerer Pause wieder aufgenommen worden, und liegen bereits die drei ersten Hefte des zweiten Bandes vor. Der erste Band, enthaltend 100 Tafeln und 31 Bogen Text ‚kostet 26 Thlr. 20 Ngr., gebunden 30 Thlr., und ist nebst einem ausführlichen Prospect (der sehr günstige Besprechungen des . Werks, unter anderm von Prof. Lindiey, dem berühmten engli- schen Botaniker und Kenner der Orchideen, mittheilt) durch alle Buchhandlungen zu beziehen. " — Für die Flora eingegangen: Eichler: Ueber Welwitschia mirabilis. Nach Hooker. Schultz-Schultzenstein: Das natürliche System der Mor- phologie der Früchte; vorgetragen in der Botan. Section der Versammlung der Aerzte und Naturforscher zu Stettin. — Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer, Druck der F. N eubaner'schen Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. v L; L ORA Reg ensburg. ‚Ausgegeben den 3. November. 1863. Inhalt. Dr. „ Sachs: Die vorübergehenden Starrezustände peridign beweglicher und reizbarer Pflanzenorgane. — A. W. Eichler: Ueber Wei tschia mirabilis nach Hooker. — Botanische Notizen. Die vorübergehenden Starre-Zustände periodisch beweglicher und reizbarer Pflanzenorgane. Von Prof. Dr. Julius Sachs. a Die periodisch beweglichen nnd reizbaren Organe verschie- dener Pflanzen können abwechselnd, je nach’ den äusseren ‘Ein- flüssen, zweierlei Zustände darbieten: die Fähigkeit nämlich, sich periodisch zu bewegen und reizbar zu sein, kann anf kürzere ‚oder längere Zeit.suspendirt werden nnd einem starren unbe- - weglichen Zustande Platz machen. Dieselbe Organisation kann also heute fähig sein, einem Spiel bewegender Kräfte . Sich zu beugen, morgen aber denselben völlig widerstehen, um später abermals jene Geschmeidigkeit zu erlangen, die sie auf einige Zeit verloren hatte. Durch letzteren Umstand unterscheidet sich dieser vorübergehende Starre-Zustand wesent- lich von der bleibenden Unbeweglichkeit, welche der Tod des Organs nach sich zieht; das vorühergehend starr gewordene Be- wegungsorgan ist lebendig, es hat nur einen anderen „Lebenszu- stand als vor- und nachher. Versehiedene Schriftsteller, welche sich mit den Bewegungs- erscheinungen beschäftigten, haben das Starrwerden ‚beweglicher Organe mehrfach beobachtet,. sie scheinen aber die Wichtigkeit” dieser Erscheinung nicht genügend erkannt zu haben, da sich keiner veranlasst fand, die verschiedenen Bedingungen zu stu- 'diren, welche den vorübergehenden Starre-Zustand bewirken und so mehr Licht und Ordnung in ‚die zahlreichen, einander oft Flora 1868, : ru 450 scheinbar widersprechenden Erscheinungen auf diesem Gebiete zu bringen. . Die Thatsache, dass dasselbe Zellengewebe je nach Umstän- den einen beweglichen und einen starren Zustand annehmen kann, bringt. eine gesetzliche Ordnung in die verschiedenen Erschei- nungen und ist an sich seMMtein Gegenstand von allgemeinem physiologischen Werth. _Dem Nachweis dieser Thatsachen allein. nd, Nie folgenden Zeilen gewidmet. Es ist dagegen nicht meine "Absicht, die inechanischen Vorgänge selbst, welche wäh- Trend Ger Zeit einer -Bewegung stattfinden, zu behandeln. Die "At “uha "Weise, wie unter Voraussetzung des beweglichen: Zu- "ständes, 'eine' hektimmte Bewegung durch bestimnit& mechanische Aenderungen zu Staiide kKomiint, ist durch W. Hofmeister ') analisirt un "Gargelegt "wörgen. Hier "aber Tiehiie ich eine gahz mldere.Frdge:in Angriff, : :indem ‘ich zeige, dass. jene - ‚mechani- „sehen Vorgänge in den Bewegungsorganen nicht unter allen Um- ständen möglich sind, sondern von einem besönderen, bewegli- chen Zustande abhängen, der seinerseits durch verschiedene ; äus- sere ‚Ursachen erst herbeigeführt werden muss. Es scheint mir ehr ‚Wichtig, diesen Unterschied von Bewegung und Beweglich- ei! klar aufzufassen und es sei daher erlaubt, mich eines Gleich- nisses "auf dem’ Gebiet der menschlichen Physiologie zu bedienen. Die Theorie des Gehens setzt den beweglichen Zustand der Mus- keln und Bänder, die Verbindung der Knochen und die Thätig- keit der-Nerven u. s. w. voraus, sie beschäftigt sich damit, zu zeigen, wie die-wirklich vorhandenen Kräfte bestimmte Bewegun- ‚gen, der Glieder bewirken. Eine ganz andere Frage ist es aber, ‚warum. ünter gewissen Uniständen die Beweglichkeit fehlt, warum die Muskeln ihren Dienst versagen, warım die Kräfte nicht mehr vorhanden sind, und warum sie unter gewissen Umstängen wie- derkehren. Ich will ‘also nicht die "Wirkung der vorbandenen Kräfte zum Zweck einer. bestinmten Bewegung verfolgen, &00- ‚dern die Frage‘ beäntwörten, unter welchen Umständen ‘die be- “ wegenden Kräfte überhaupt vorhanden sind, ‘unter’ welchen nicht. u "Die vorübergehende Wärmiestarre und die: ‚Kälte: starre, Yy Flora son, ra = = u (bei Mimosa und Hedysarumgyrans), ist in.bestifamtg, Hder ‚Spe- - . ties ejgenthümliche Temperaturgrenzen eingeschlossen; ‚über- schreitet .die Temperatur der umgebenden Luft. diese ‚Grenzen tach unten oder nach oben, so werden die Bewegungsorgane starr , ‚kehrt. die Temperatur wieder ‚in:jepe ‚Grenzen zurück , so kommt auch die Fähigkeit, auf ‚bestimmte Reize zu ‚antworten und sich. Beriodineh. zu bewegen , wieder. Ist der Grmseliche Aal an Den unbeweglichen Zustand, welcher ‚durch zu. nidere Tap- Peratyr ‚bewirkt wird, nenne ich „die vorüh ergeh ende. Kal- ‚testerre" (wobei keineswegs an Gefrieren nder „Erfrieren., denken ist); den unbeweglichen Zustand, „welcher ‚dure Pre Temperatur herbeigeführt wird, nenne ich, dagegen „NPrUBer- gehende Wärm estarre.“ 2) Nachweise für die Kältestarre. :Pyptrochet (m&moires pour sery. :ä ‚Uhist, ‚ete. 1. p: ‚ö :gibt an,;die. Reizbarkeit der Mimose (M. ‚udiga) gehe ae wenn, die Temperatur auf etwa. 7°.R. (8,75% C) fait. ‚meinen Beobachtungen liegt aber die untere Grenze, der ‚Beweg- ‚lichkeit - bedeutend ‚höher. ) Mehrere Exemplare ‚yon ‚Nice Budica, welche ich vor dem Fenster stehen ‚hatte, ‚zeigten 5 sic] ‚lm Septbr. .1862 am Tage immer . ‚sehr ‚reizbar, aber Morgens ut um 6 Uhr, wenn das Thermometer. auf 10, ‚his‘ 116,0. sank, ‚yaren, sie völlig upempfindlieh, , ‚selbst. dann, wenn die ‚Sonpe . sie 'be- -hien; „am :22. Septbr. waren ‚sie ‚selbst um 8 U r ‚Ma ins bei ‚Soguenschein und 13,7°.C. noch unempfindlich.” Balten, „aber ihre Tagstellung angenpmmen, woraus Aaron dass zur Reizbarkeit eine ‚höhere Tenberalur gehört; als zur pp- ‚Bigdischen Bemeain ER 4) Meine Beobachtungen an 'Mimosa padica warden .z. m. han keäher, Meist aber 1863 gemacht; ich liess mir einige Dutzend Exemplare von einem hiesigen Handelsgärtner erziehen, um das Material nicht schonen zu müssen. Hedysarum gyrane konnte ich.Je)der Richt, -bekamunen. % 466° - Im Juli ‘1863 fand ich Morgens 5 Uhr 'bei einer vor dem Fenster stehendön Mimose die Blätter offen, aber nur die gros- sen ‘Stielpolster reizbar, die Blättchen waren unempfindlich , bei 150 De der Starrezustand erst nach längerer Einwirkung der nie- deren ‚Lufttemperatur eintritt und umgekehrt auch eine höhere Temperatur längere Zeit einwirken muss, um den beweglichen Zustand herbeizuführen, so ist es nicht leicht, über den höch- sten Temperaturgrad, welcher die Kältestarre bewirkt, genau in’s Reine zu kommen, da man die Temperaturverhältnisse nicht gut nach Willkür reguliren kann. Ich glaube aber annehmen zu dürfen, dass jede längere Zeit anhaltende Temperatur unter 15° €. linreicht, die Kältestarre "herbeizuführen; dass sie dage- * gen bei 12%, 10°, 8°C. verhältnissmässig rascher eintritt. Gewiss . ist, dass Temperaturen, welche nur wenig tiber 15° liegen (15%5 bis 17° C.) bei längerer Dauer (5—6 Tage) keine‘ Unbeweglich- ‘keit erzeugen, dass so lange die Temperatur nicht unter 15° C. sinkt, auch Reizbarkeit und periodische Bewegung der Mimosa pudica nicht ganz verschwinden. . Fünfzehn Grad (Cels.) kann - also ungefähr’ als der Wendepunkt betrachtet werden, oberhalb dessen die Temperatur im Stande ist, den beweglichen Zustand zu erhalten, wenn sie lange genug dauert; unterhalb dieser "Grenze dagegen kann jede Temperatur, wenn sie hinreiehend lange dauert, den Starrezustand erzeugen ; in beiden Fälleu wird ‚vorausgesetzt, dass die Beleuchtung, Feuchtigkeit u. s. w. die "gewohnten güustigen Grenzen nicht überschreiten. Bei 15-16 C. scheint auch zugleich die untere Greffze der Vegetationsteur ‘peratur (in dem früher von mir bestimmten Sinne) für- Mimos6 Pudica zu liegen, denn die Entfaltung neuer Blätter wird schod * bei 17° und 16° ausserordentlich langsam. Bei Hedysarım gyrans, welches ich leider nicht genauer be- ‚obachten konnte, scheint nach der Angabe von Kabsch die um tere Temperaturgrenze der Beweglichkeit noch um 7° C. höher ‚zu liegen als bei Mimosa,; Kabsch') nennt 22°C. als diejenige "Temperatur, wo die Seitenblättchen in beständiger Ruhe sind; selbst bei 23—24° C. sei die Bewegung noch- fast unmerklich und erst bei 35° C. erreicht sie die Geschwindigkeit, um eine ‚Sebwingung in 8590 Segunden zu vollenden. Es wäre.voR In 4) Botanische Zeitung 1861. N. 8 Pe teresse zu wissen, welches Jdie niedrigste Temperatur: ist, - wohgi noch Entwickelung neuer Blätter, an dieser Pflanze ‚stattändgk. b) Nachweise für die vorübergehende Wärme- Starre. on P. De Candolle !) scheint der Erste gewesen zu sein, der diesen merkwürdigen Zustand beobachtete, und die Thatsache ' scheint seitdem vollkommen in Vergessenheit: ‚gerathen zu sein. Er setzte eine Sensitive im Finstern auf den Ofen, -wo sie min- destens 37° (C.?) Wärme hatte; sie schloss sich vor 1 Uhr Mif-. ‚tag; darauf wurde sie in eine Temperatur von 20° gebracht , wo sie nach drei Stunden sich öffnete; sie hatte ihre ganze. Sensi- bilität verloren und schloss sich nicht mehr am Abend. Am ‚folgenden Morgen um 2%/, Uhr in das Gewächshaus getragen und begossen,, schloss sie sich auch nicht; während des ganzen Ta- ges waren die Blätter starr, ohne Reizbarkeit, am Abend. ‚schlos- ‚sen sie sich aber wieder, am folgenden. Morgen- öffneten sie sich wieder uud waren ‘wieder sensibel. Um Mimosen einer beliebig hohen Lufttemperatur aufzusg- tzen, bediente ich mich des von mir in Pringsheims Jahrb. f. wiss, Bot. II. p. 341 beschriebenen und abgebildefen Appara- tes, der wie ich glaube ällen hier zu stellenden Anforderungen entspricht ; nur wendete:ich statt der Oelbrenner eine oder zwei gewöhnliche Spirituslampen ‚an. Die Pflanzen- blieben in: ihrem Topf stehen; dieser- wurde so gestellt; dass er die innere Wand des Wassergefässes nicht berührte, um eine zu‘ rasche Erwär- mung der Erde zu vermeiden; die Blätter befanden: sich in dem Raum unter der Glasglocke und blieben dem Tageslicht ausge- setzt. Zwischen den ‚Blättern befand sich die Kugel des Ther- .mometers. Die Erde des Topfes wurde jedesmal vor: dem Ver- Such begossen und die-Einrichtung des Heizapparates bringt es ‚mit sich, dass mit steigender Temperatur der. Luft unter der "Glasglocke auch der Dampfgehalt derselben sich steigert, so dass “die die Blätter umgebende Luft immerfort' dem - Sättigungspunkt nahe bleibt. . Der übergreifende offene Rand -der: Glasglocke er- laubte die Einführung eines Drahtes, um ohne sonstige Störung - die Bewegungsorgane zu reizen. Eine Füanze mit fünf vollständig entfalteten. Blättern wurde » Nemeires present. & Pinstit. des sc. par divers savants 1806. T. I. p.364; obiges Citat nach einem ältern Excerpt aus dem Originale. x 21 #133. Juni 1868 in det’ Heizapparat erwärmt; die Eufttempe-. rüber stieg wälrchd: der Zeit von 8 Uhr bis 10 Uhr Morgens von 20 0. auf 310,3 C. unter der Glocke. Die Stielpolster wurden ungemein reiz bar, Die Teiiperatur unter der Glocke schwankte nun 3 Stunden lang (von 10 bis 1 Uhr) zwischen 31 und 29,5° 0: Wähtend dieser Zeit behielten die Blättchen die: stärke Reizbar- Fer, und 'Ülbse minderie sich nach dem Herausstellen in Luft ‘yon 330-:205:C. (im Ziinmer) entsprechend der Temperaturernied- bung, estrdt -dber 'Keill’Starrezustand ein. Eine Lufttemperatur - eirea-36°C. bewirkt also binnen 3 Stunden keinen Sturrezü- Zustand. Am 3. Juti 1868 wurde der Apparat am-Süäfenster Nachmit- ds (öhtie dirdkteb Sönkehlicht) aufgestellt, did drin befindliche "Platas Kalte 5: fertig "entwivkeite Blätibr. Vol 4 bis 4, Uhr ich Mittag Hice' di6 Tenifeiätur unter der Glötke von: 220 ©. "Sf geist 40°C. Die Stield hatten ihre Tapektelltiug "behalten, ‘Ale Blätichen aber hätten sich zur Nachtstelling zusammenge- legt; dagegen waren die Blättchen einer anderen Mimose, -die unter Glksploeke stand während der Thermometer 22° C:-zeigte, ‘Bihz geöffiet. Das Steigen der Temperatür hatte-diso die Nacht- stellung der Blättchen jener bewirkt. Als die’ Glocke möglichst WER vonder erwärniteh Pflanze abgehoben würde, blieb Alles "SE Setuiiden King rahig, dann fiel ‚plötzlich der unterste Blatt- 'stiel hinab, ind fun Tolgten‘die anderen der’Reihe-nach „diesem Beispiel: Schlag: auf Schläg. ‘Die Glocke "wurde wieder aufge- "Setzt; "die Blattstidle köben sich wieder langsam und rahmen ‚ihre, Tagstelluhg em. Die Temperatur unter der Glocke würde neh bis 5%: Uhr (also eiie Stunde lang) Auf. 40% Ü. erhalten. "Die Biälter bHeben: während: dieser Zeit vollkommen reizbär, bei “ dm Abheben ‘der Glöckn Hdlen die Stiele herab. Als die Pflanze hin Ivo: Miskuten Tag ‘an: der Tnift von 220 C. gestanden kette, iahmen"dik"Siele' hörizontale' Stellung an, die Blättchen: blieben ‚geschlossen ; in diesen Zustand aber war die Pflanze hicht Mehr Yeizbar;. die-Reisbhrkeit stellte sich abär- schon. um 6° Uhr, zz tiach 20 Minuten wieder ein. Die Resultate dieses Versuchs Iassen sich dahin us . fassen, dass 40° C. binnen einör Stunde einen ‚bald‘ vörtbere- Beiden Starrezustahd erzeugen; 'warem: disser erst nach dem Aufhören der hohen Temperatur eintrat, kann ich nicht bestim- mens wäre möglich, -dass-er auch bei-40° GC. selbut-wingetre- [0 AR ten wäre, wenn diese Temperatur noch 1—2. Stunden. ‚lang an- gehalten hätte, . 5. Juli 1863 wurde der Apparatı vorher, erwärme ung 'erst dann ei eine e Mimose in denselben gestellt. Das ‚Thormamgter che den Blättern “erreichte binnen 10 Minuten 45% (die Tf tteritpene S tur ausserhalb war 21,5° C.);. dann wurde, die. ale nöR 30 Minuten“ lang auf 45°C. erhalten; uhren diege r Zeit ‘waren die Blättchen geschlossen, die Stiele erzenle Bi öf- poister aber blieben immerfort reizbar, . "Dann wurde ( aus dem Apparat höfausgestellt an das, vom Ta ale nee Fenster bei 21,50 ©. Nach Verlauf von !fı Stunde‘ würden rden . hier völlig starr; die heftigsten Erschütterungen. ER ben. erfl g- los. Am nächsten Tage fand ich die Pflanze wieder. ‚neizbät. I Am 4. Juli 1863 wurde dieselbe Pflanze, welche durch. Er- wärmung auf 40° & am 3. Juli starr geworden war, dann. ihre Pro "ster bei starkem Sonnenschein so aufgestellt, dass die unter der Glocke befindliche Pflanze, trafen. Die Pflanze ie im 94 Uhr, wo die Erwärmung hegann, sehr, empfindhich. ‚Um 10 Uhr hatte die Luft unter der Glocke die Temp. A586, "er- reicht und die Blätfchen sich geschlossen; die „grossen Polster krümmten sich derart, dass die Stiele scharf Hy gerichtet ‚ständen. Um 10%, Uhr stieg die Temp. auf 49 u durch % geschobenen Draht wurden allerlei „Reizungen FR; ndet, blieben sämmtlich erfolglos, die Pflanze war pl [8:2 \igh Ps empfindlieh geworden. Die Teinperafur stjeg” "noch ” auf, ‚50° C. und sank bis 10%, Uhr wieder ‚auf 49 c yährend die” Sonnenstrahlen die. Pflanze trafen. “Diese plieh & gegen jeden Beiz unempfindlich, während, die Blattstiele er aufgen] jchtet, ‚standen. Um 10%, Uhr sank de Tenip. auf, 478 1 as BE teten Blatistiele machten .mit dem Stamm, "einen Porn Yon vo . bis 30°; Blättchen - ‚geschlossen; keine Reizhärl ceik: Art N: Temp. = 45° O. Alles ebenso; um 11!/a Uhr ebepso be a ‚Um 11% bei.36° C.: auf starke Erschütterupg sen sieh. der vorletzte Blattstiel soyeit, um mit dem Stamm 'eingn, ri ei B Winkel zu bilden; um 12 Uhr bei 350 C.: dns” Ki ‚Bereizte Blatt hat sich wieder aufgerichtet, auf Eu Füng:, sen kt es sich wieder, aber nicht bis zur Horizonta aleh; die kötlrsten . Biattstielpolster sind nun auch wieder „Feizbat ‚der Stiel des _ miitleren Blattes völlig unbeweglich; _ km 34 h Uhr nach Miag > . verwendgt. Der Frwännungsapparat. wurde Ve ER Er ; N sfrah 456 25* im Schatten: Blätter in normaler Tagstellung und alle Theile . ‚stark reizbar. Demnach tritt. selbst bei direkten Somenlicht die vorüber- gehende Wärmestarre rasch ein, wenn die Temperatur auf 49 bis 50° C. steigt. . . "Eine sehr reizbare, frische Mimose wurde am 4. Juli 1863 um. u 4 Ühr nach Mittag in. den Apparat gestellt; ym 4%, Uhr bei 409 'C.: ‚Blättchen geschlossen, Polster noch reizbar; um 5 Uhr bei 45° C, war nur ein Blattpolster noch etwas reizbar, die an- deren starr; 'die Stiele horizontal gestellt; um 5'% Uhr bei 50° G.: Stiele noch horizontal, Alles völlig starr, unempfind- lich; um 5'/. Uhr war.die Temp. auf 45°C. gesunken: ein Blatt- stiel "zeigte sich etwas. reizbar,, die anderen starr; die Pflanze wurde jetzt" sogleieh. aus dem, Apparat genommen und- in einen finsteren Raum gestellt. Um 5° Uhr bei 23° C. waren die Stiele horizontal, völlig starr, die Blättchen wie vorher geschlossen. Am folgenden Tage um 8 Uhr bei 22° fand ich die Blättchen in dem finsteren Raume auf ungefälir 60° geöffnet, die Stiele so stark aufwärts gerichtet, dass ste mit dem Stamm parallel lie- fen ; die Blättchen waren reizbar; von den Stielpolstern waren zwei reizbar; die Blättchen geschlossen; ‚um 3 Uhr nach Mittag im . Finstern bei 21,5°.C.: zwei Stiele aufwärts dem Stamme ange- «drückt, die anderen auf 50-—60° abstehend, sämmtlich reizbar , ‚Blättchen in Nachtstellung. Die Pflanze wurde um 3 Uhr nach Mittag an das Fenster gestellt bei 21,5°C,; um 5 Uhr waren die Blättchen völlig offen, sie und die Stielpolster reizbar. Dieser Versuch ‚zeigt also,. dass die Wärmestarre auch im, Finstern wieder in den beweglichen reizbaren Zustand überge- hen kann. . Am 3. August 1863 wurde eine junge Mimose in den vorher geheizten Apparat gestellt; binnen 5 Minuten stieg die Tempera-” tur neben den Blättern auf 50° C.; die Blattstiele stellten sich sogleich horizontal und wurden unempfindlich, indem sich die ‚Blättehen schlossen; dann stieg die Temp. auf- 52° C. und ver- harrte dabei 5 Minuten lang; die Pflanze blieb immer starr. Sie wurde herausgestellt, an das Fenster. Am nächsten Tage ’ um 8 Uhr Früh fand ich die Blättehen geschlossen, einen Blatt- stiel ganz aufwärts gerichtet, einen anderen horizontal, sämmt- lich starr; am folgenden Tage war noch Alles starr, die Blüthen halb offen, die untersten, kleinen, ältesten Blätter ganz geöffnet und reizber. Am dritten Tage nach der Erwärmung auf 52° C. 457 fielen die Blättcben der oberen Blätter ab, die unteren. waren reizbar und gesund. . Sämmtliche hier mitgetheilten Versuche führen n nun zu dem Resultat, dass schon bei 40° C., wenn diese Temperatur eine Stunde lang gewirkt hat, ein rasch vorübergehender Starrezu- stand erzeugt wird; dass 45° C, während !,, Stunde einen’ ähh- lichen Effekt hervorbringen; dass ferner 49° bis 50° C. die vor- übergehende Wärmestarre in sehr kurzer Zeit hervorrufen; bei 52°C. aber tritt wenigstens an den jüngeren Blättern perma- nente Starre und nach einigen Tagen der Tod ein. Die-bei dieser! Versuchen gemachten Beobachtungen weisen noch auf manche eigenthümliche und unbekannte Vorgänge hin, deren Studium aber weiteren Arbeiten vorbehalten bleiben muss; ich wollte hier nur die Thatsache constatiren, dass es für Mi- mosa pudica eine vorübergehende Wärmestarre gibt. Wahr- scheinlich wird sich diess auch bei anderen - reizbaren und pe- ziodisch ‚beweglichen Pflanzentheilen nachweisen lassen.. Nach den vorliegenden Versuchen darf man also annehmen, dass der bewegliche Zustand der Mimosa pudica” bwischen” die Temperaturgrenzen 15° C.' und’ circa 40% C.. eingesthlössen ist; doch ist es möglieh, dass selbst Temperaturen, welche um ernige Grade unter 40 liegen, bei längerer Dauer eine vorübergehende Wärmestarre erzeugen "können. Die vorübergehende Kälte- und Wärmestarre tröten auch ein, wenn man die Mimosen in Wasser von bestimmter: Temperatur untertaucht, es scheint aber, dass die Temperaturgrenzen dabei nicht ganz dieselben sind wie in der Luft. Ich führe zuerst einen Versuch an, welcher zeigt, dass das Untertauchen einer Mimose in Wasser von 21—22° selbst bei einer Dauer von 18 Stunden keinen schädlichen Einfluss übt, und dass bei dieser Temperatur auch die Beweglichkeit der Mimose unter Wasser nieht gestört wird. Am 4. Juli 1863 nach Mittäg 3%, Uhr stellte ich eine Mi- mose sammt ihrem Topf in ein sehr grosses mit Wasser gefüll- tes Becherglas, so dass sämmtliche Blätter untertauchten. Das Wasser hatte lange genug in dem Zimmer gestanden, um die ‚Lufttemperatur desselben, 21,5° C. anzunehmen, so dass die Mi- mose bei dem Eintauchen nur eine Temperaturdifferenz von ei- nigen Zehntelgraden empfinden konnte. Bei diesem wie bei den - folgenden Versuchen war noch eine Vorrichtung getroffen, um * das Eindringen des Wassers zu den Wurzeln zu hindern, um so FZ A5B die üblen Folgen übermässiger Bodennässe zu vermeiden. Aus weichem, plastischem Thon wurde eine Plıtte gefertigt und auf die Oberflüche der Erde im Topf gelegt, so dass sie den Mi- mosenstamp genau umschloss ; am Rande des Topfes wurde die Thonplatte sorgfältig befestigt und verstrichen. Ebenso wurde‘ ‚das Bodemloch des Topfes mit Thon verkittet. Auf diese Art gelingt es, binnen wenigen Minuten .einen so dichten Verschluss herzustellen, dass selbst nach löstündiger Bedeckung wit Wasser von etwa 15 Ctm. Höhe die Erde im Top! nur halb feucht vor- gefunden wurde. Eine Stunde- nach dem Untertauchen waren die Blättchen unter Wasser ausgebreitet und sämmtliche Bewegungsorgane reiz- bar, Um 5%, Uhr schlossen sich, bei abnehmender ‚Beleuchtung Morgen um. PA Uhr fand ich die Blättchen wieder gepffnet und sämmtliche. Polster reizbar , das Wasser latte sich Nachts auf 19,50 abgekühlt. Die Blätter hatten unter Wasser ihren silber- glänzenden Luftüberzug behalten, .bei dem Herausnehnen der Pflanze waren sie. sämmtlich trocken, . . Ganz. anders verhielt sich bei genau demselben Verfahren eine gleiche Mimosenpflanze ,, als sie in Brunnenwasser von 16° GC, untergetaucht.. wurde; ‚die Blättchen schlossen sich sogleich, nach %/4 Stunde begannen sie aber sich zu öffnen. Nach Ver- ‘lauf einer halben Stunde, waren sämmtliche Bewegungsorgane völlig unempfindlich, die stärksten Erschütterungen brachten keine Bewegung hervor; das Wasser hatte sich unterdessen auf 17° C. erwärmt; die Pflanze wurde herausgenommen und in.die 22° ©. warme Luft gestellt. Nach ’/, Stunde fand ich die. Blätt- chen ausgebreitet und reizbar, die Stielpolster aber noch unem- pfndlich, nach Verlauf einer weiteren halben Stunde waren auch sie wieder reizbar. Dieser Versuch zeigt also, dass im Wasser. die Kältestarre schon bei 16—17° C. und zwar sehr rasch _eintrift, während in Luft von 15—16° C, selbst nach längerer Zeit noch keine Unbe- weglichkeit erfolgt. An demselben Tage (3. Juli 1863) wurde eine Pflanze gleigh den andern vorbereitet und dann in Wasser von 40° C, unterge- taucht; nach 10 Minuten hatten sich die Blättchen geschlossen, die Stiele standen aufrecht, waren aber noch deutlich reizbar; 5 Minuten später hatte sich das Wasser auf 36° Ü. abgekühlt und wurde wieder auf 39° C.’erwärmt; nach Verlauf von aber- * 459 mals 10 Minuten war alle Reizbarkeit vollständig verschwunden, die Blättehen geschlossen, die Stielpolster aufgerichtet; 5 Minu- ten später wurde sie herausgestellt, die Pflanze hatte also 30 Minuten unter Wasser von 40—36° C. zugebracht; 10 Minuten naeh dem Herausstellen hatten die Stiele horizontale Stellung und sämmtliche Bewegungsorgane' waren noch starr; 3 Stunden später war Alles wieder im normalen ‚beweglichen Zustand, die ‚Blätter in Tagstellung, die Polster reizbar. Die Erscheinungen in Wasser von 40—36° C. gleichen de- nen in Luft von 40--50° C. durchaus; auch hier trat die eigen- thümliehe Stellung mit geschlossenen Blättchen_und aufgerich- teten "Stielen ein, die also der Wärmestarre eigen . zu sein " seheint, 2 (Fortsetzung folgt.) Ueber Welwitschia mirabilis. Nach der Darstellung J. D. Hooker’s, enthalten in den Transactions of the Linnean Society vol. XXIV. p. 1—48. t. I-XIV, im Aus- zuge mitgetheilt von Aug. Wilh. Eichler. Seit "der Entdeckung der Rafflesia Armoldii ist, nach dem eigenen Ausspruche Hooker’s, kein Gewächd gefunden worden, das in gleichem Maasse die Aufmerksamkeit der: Botaniker auf sich gelenkt hat und das des Interesses in so hohem Grade: würdig "ist, als die Welwitschia mirabilis. Nicht allem ihre sonderbare äussere Erscheinung, ihre bedeutenden Dimensionen fesseln den Beobachter; auch. der Bau ihrer Blüthen, durch dessen Kenntniss unsere Anschauungen über die Morphologie der Gymnospermen- blütke wesentlich erweitert werden und besonders ihre merkwür- dige ‚Entwickelangsgeschichte, eigenthümliche anatomische Strue- tar end Emhbryobildung sowie eine Menge Details der verschie- densten Art xind’‘es, die reichlich die Mühe lohnen, diese Pflanze .einer specielleren' Betrachtung .zu unterwerfen. Vor einiger Zeit-hat nun Dr. J. D. Hooker im dem neue- sten Bande: :der Transactions of the Linnean Soeiety in einer ausführlichen Abhandlung, von prächtigen Tafeln begleitet, die Resultate seiner geistvollen und gründlichen Untersuchungen über die merkwürdige: Pflanze publicirt, 460 Da das genannte Werk wohl den wenigsten’ der Leser der „Flora“ zu Gebote stehen "dürfte, bis jetzt aber., so viel ich sehe,. in. verbreitetere Zeitschriften kein genügender Bericht über jene Abhandlung übergegangen ist, so glaube ich ersteren einen Dienst. zu erweisen, indem ich ihnen im Folgenden einen Auszug aus Hooker’s Darstellung biete. Ich bin dabei bemüht gewesen., alle Theile. derselben so wiederzugeben, wie es ihrer Wichtigkeit für die Kenntniss der Pflanze und dem allgemeine- ren Interesse der besprochenen Fragen angeinessen erschien; dass dabei viele Einzelheiten übergangen worden sind, die im Verhältniss zu dem Mitgetheilten nur eine untergeordnete Be- ‚deutung haben, liegt in der Natur des Referats: denn auf einen andern Titel machen die, nachfolgenden Blätter keinen Anspruch. Aus diesem letzteren Grunde habe ich es auch geflissentlich vermieden, die Darstellung mit eigenen Zuthaten zu verbrämen. An gar manchen Stellen, davon wird sich der Leser überzeugen, wäre Gelegenheit gewesen zu Einwürfen, Aeusserung von Be- denken .oder abweichenden Auffassungen u. dgl.; da es jedoch nicht im Entferntesten in meiner Absicht liegt, hier eine Dis- eussion über zweifelhafte Punkte jener Abhandlung zu eröffnen, sondern dieselbe so, wie sie ist, zur weiteren Kenätniss zu brin- gen, so glaube ich in keinem Falle der Sache durch die Unter- lassung derartiger Randglossen geschadet zu haben. Die Beigabe von Abbildungen würde unzweifelhaft sehr er- wünscht gewesen sein; da jedoch hier nur Copien hätten geliefert werden können, eine Auswahl aus den Tafeln aber kaum’ zu ver- anstalten ist, so lässt die Zahl der letztern sowie die Grösse vieler Figuren dies für die „Flora“ unthunlich erscheinen. Die erste Nachricht über die merkwürdige Pflanze, von der wir hier handeln werden, gelangte nach Europa darch 'ein Schrei- ben ihres Entdeckers, Dr. Friedrich Welwitsch-ran Sir William Hooker, datirt vom 16. August 1860 ‚aus St. Paul _ in Leanda. Diesem, das seiner Zeit der Linne’schen Gesellschaft mitgetheilt und im „Journal of Proceedings“ (V.„Bd. p. 182) ver- öffentlicht wurde, folgte bald eine weitere Ankündigung Wel- witsch’s, dass er beabsichtige, Exemplare der Pflanze nach Kew zur Untersuchung zu senden, und die Hoffnung hege, die Re- sultate derselben in den Transactions of the Linnean Society veröffentlicht zu sehen. j ‘ Die versprochenen Zusendungen erfolgten und lieferten einen Ä % 461° B bedeutenden Theil des Materials zu den Untersuchungen, deren Resultate im Folgenden .mitgetheilt sind. Dasselbe wurde noch wesentlich vervollständigt sowohl durch eine zfemlich beträcht- liche Zahl von Exemplaren der Pilanze; als durch Zeiehnungen und Notizen , die von mehreren in der Gegend yon Loanda sich sufhaltenden Europäern (Hrn. Baines, ©. J. Andersson und Joachim Monteiro, Zoolog zu u Loanda) gesammelt und nach Kew gesandt wurden. Botanische Beschreibung. — Verwandtschaft. Die Welwitsehia,. bis jetzt nur in einer Species W. mira- bilis: bekannt, ist eine holzige Pflanze, die ein Alter von wohl 100 Jahren erreichen soll. Sie besitzt'einen verkehrt kegel- oder fast kugelförmigen über 2’ langen Stamm, der nur wenige Zolle über den Boden hervorragt, zum grössten Theil in der Erde steckt und sich nach unten plötzlich oder allmälich in eine starke.an der Spitze verästelte Pfahlwurzel verschmälert. Der :oherirdische Theil ist etwas verbreitert und von: verschiedenem Aussehen; bald erscheint er ründ, flach wie ein Tisch, dech stets‘ deutlich zweilappig, bald erhält er durch steilere Aufrich- tung dieser Lappen eine gewisse Aehnlichkeit mit dem äufge- sperrten Rachen mancher monströsen Thiere. Augggwachsen ist derselbe, . wie: auch der mittlere Theil des Stammes tiefbraun, hart und auf der Oberfläche rissig und geborsten, wie die Kruste sehr ausgebackenen Brodes; im Umfange erreicht ‘er 14° und mehr. — An seiner Peripherie entspringen ausı zwei tiefen Fur- chen, correspondirend mit den erwähnten Lappen, zwei unge- heure Blätter; jedes ausgewachsen von einer Länge von. 6’ und darüber; ganz fach, linear, ganzrandig, parallelnervig, von dick lederartiger Consistenz, bläulich grüner Farbe auf der obern, ‚heller grün mit rothbraun gemischt auf der untern Seite; im Al- ter zerschleissen sie bis zur Basis in zahllose Streifen, die ein- - gekräuselt auf dem Boden liegen. (Nach den Angaben des Ent- decekers sollen. diese beiden Blätter von Anfang an vorhandeh und nichts anderes sein, als die riesig entwickelten Üetyledonen, . sollen während des...ganzen Lebens der Pflanze ausdauern und nicht durch andere ersetzt werden). — Dicht oberhalb der. In- "sertionsstellen der Blätter, im Umkreise des oberirdischen Theils, erheben sich Inflorescenzen in grosser Zahl. Es.sind starke dichotomisch verzweigte Cymen von fast 1 Höhe, mit stielrun- den an den Knoten gegliederten uud durch Brakteeu gestützten > 462 Aesten, welehe kleine aufrechte länglich-cylindriscke Zapfen tragen. Letztere sind mit 70--90 Schuppen besetzt, die in 4 Reihen dieht geschindelt, von hreit eirunder Form sind und im den Achseln die einzelständigen sitzenden vom Rücken her zu- sammengedrückten Blüthen tragen. Diese sind mit: Bestimmt- heit monöeisch auf verschiedenen Zapfen, vielleicht sogar diö- eisch. Die männlichen, dem Anschein nach hermaphroditen Blüthen, besitzen ein Perigon von 4 zu.2 und 2 decussirten häutigen Blättchen; die zwei äusseren sind vollkommen frei, sichelförmig ‚gekrümmt, schmal spatelig und spitz, die innern ‘breit spatelförmig bis verkehrt eirund und.an der ‚Basis in eine zusammengedrückte Röhre yerwschsen. ‚Innerhalb dieses. Peri- gons befinden sich 6 .am Grunde monadelphische Staubge- fässe, mit cylindrischen : Trägern und endständigen kugligen 3-fiehrigen ‚Antheren, die über ' den Scheitel :mit’&imer drei- schenkligen Spalte aufreissen. Die Pollenkömer sind einfach und elliptischh Das Centrum der Blüthe nimmt ein .einziges, aufrechtes, orthotropes, mit breiter Basis sitzendes Ei .ein, ohne : weitere Umhüllung als ein einfaches Integument, das in eine griffelähnliche Röhre mit scheibenförmig ausgebreiteter : Spitze ausgezogen ist. Diesem. Ovulum fehlt. jedoch der Embryosack und es ist daher steril. — Bei den weiblichen Blüthen ist. .das:Perigon sehlauchförmig, etwas geflügelt, stark zusammen- gedrückt und ganz ungetheili; alle Andeutung männlicher Or- gane fehlt; das Ovulum (hier mit. Embryosack und fertil) ist gänzlich vom Perigon umschlossen und von derselben -äussern Beschaffenheit, wie in der männlichen Blüthe, nur mit. dem Um- terschied, dass die ausgezogene Spitze der Eihaut.blos einfach zersehlitzt, nicht aber tellerartig ausgebreitet ist... —— Zur Beile- zeit wird der Zapfen gegen 2 Zoll lang und erhält eine schön scharlachrothe Färbung; seine Schuppen ‚bleiben stehen. Das - Perigon nimmt an der Fruchtbildung Antheil; es vergrössert “ sich beträchtlich und wird breit geflügelt; seine Höhlung ist aben in einen feinen Canal verengert, durch welchen. die. Spitze .des Integuments hindurehgeht. Der Same, im Ganzen von dersel- hen Form, wie das unbefruchtete Ei, enthält ejn xeichliehes, dichtes Endosperm, in dessen Axe sich der dicotyledonigehe ‚Embryo befindet. Letzterer, von länglicht eylindrischer Gestalt ‚ist: an ‚seinem Radicularende verdickt und.bier an dem sehr ‚an- sen spiralfürmig zusammengewickelten Embryoträger. befestigt, dpr „nit seinem andern Ende mit ‚der kegelfönmigen flejschigen Spitze 468 des in seinem “übrigen Theile viel düinneren Perisperms verbun- den ist, Nach den ‚Mittheilungen der verschiedenen Berichterstätter schwitzt die ganze. Pfianze dine ‚gummöse Substenz aus. . Die ‚Welwitschia mirubilis ist bis jetzt gefunden worden in den steinigen Einöden um das Cap Negro (15° 40° s. Br.), und im Damara-Land in der Nähe der Wällfischbay, ‚beide Orte an der Westküste des tropischen Südafrika’s. Die Eingebornen von Loanda nenxen sie ,„‚Finmbo‘ ?), die Hottentotten „Ghories"‘, die Einwohner von Damara-Land „Nyanka-Hykamkop“. Aug dem Mitgetheilten erßiebt sich, dass Welpitschia ihren antholögischen und karpologischen Merkmalen nach in-die-Ver- wandtschaft der Gnetaceen gehört. Freilich ist ihr Habitus ein ganz eigenthümlicher und durchaus dem der bekannten Gattun- :gen dieser Familie, Gnetum und Kphedra, fremdartiger; fagst 'ınan jedoch vorzugsweise die Reproduktionsorgane in’s Auge, so . wird“mah finden, dass dieselben, ungeachtet der Abweichungen von dem: Typus jener beiden Gattungen, :in ihrer ganzen Mor- phose den charakteristischen und nicht zu verkennenden Grund- plan der Gnetaceen besitzen und daher diese’ systematische An- ordnung gerechtfertigt erscheinen lassen. Im Folgenden sind die wesentlichen Unterschiede der nun- mehr bekannten 3:: Gnetaceengattungen ‚zur bequemeren Ueber- sicht zusämmengestellt: N) 6NETUM. Squamae strobili heterogami in discos carnosos peltatos ° eonfinentes, post anthesin immutatae, omnes floriferae. Flores eonferti, .anf- ‚sexyales, Alis artieulatis intermixüi. Fi. mas.: Perianthium 2-labiatum. Stämen sölitariım, Alamento 2«nervi, lochlis pölfiniferis 2, — Fl. foem.: Pe- . rianthium ampullaceum. Ovuli integumenta 2. Fructus drupaceus — Arbores erectae »v. arbusculae scandentes. Folia opposita, ampla, Penninervia. " 2) EPHEDRA. Squamae sirobili‘ "homogami per parla connatde, post an- thesin amptiatäe v. tarbösae , inferfores'thcuae, 2 termineles majeres :1-Botae. Flores wnisexuales,, fllis: afliculatis 0. Fi. mas : -Perianthium : menbrama- teum,, bilebiatum. Stamina:2-8, monadelpha , ‚antkörae ; capitatee ,.. 2-Incu- Iares.— Fl. foem.: Perianthium ampullaceum, 3-gonum,. Oyulisntegumen- yam solitarium. Eruetus siccus, squamis amenti membranaceis Y. carnosis ı) Welwitsch- hatte daher den Namen „Tumboa‘“ für die Pflanze vor- geschlagen ; da jedoch nach anderweitigen Mittheilungen verschiedene Gewächse Mit Tumbo bezeichnet werden und- um Dr. Welwitsch’s Namen mit dieser ‚denkwürdigen Entdeckung für immer zu-verknüpfen, hat J. D. Hovker.nach Vorheriger Verständigung dieser. Pflanze, dan Genusnamen Welwtischia beigelegt, 464 inelusus, — Suffrutlices apıylli, rhisomale lignoso; ramis Leretibus, -articulatis, striatis, ad nodos squamosis. Folia syuamaefolia. j 3) WELWITSCHIA. Squamae strobili homogami 4-fariam imbricatae, per- piurimae floriferae, fructiferae valde auctae. Flores pseudohermaphroditi (mas- - culi) et feminei. Fl, mas.: Perianthium 4-phyllum, foliolis 2-seriatis, in- terioribus connatis. Stamina 6, monadelpha; antherae 3-loculares. Oyvuli (sterilis) integumentum solitarium, disco stigmatiformi terminatum. Fl. foem:: Perianthium ampullaceum, compressissimum, 2-alatum. Ovulum maris, sed processu styliformi recto apice simplici lacero. Fructus siccus, squamis _ merhbranaceis strobili velatus. — Truncus obconicus, lignosus. Folia 2, opposita, lonyissime linearia , dilacerata , nervis parallelis. "(Fortsetzung folgt.) Botanische Notizen. oe James Taylor gibt in dem Edinburgh New Philosophical Journal Vol. XVI. pag. 76 ein Verzeichniss von 138 bl@ienden Pflanzen, 5 Farn, 2 Equisetaceen und 2 Lycopodiaceen, die er in den Jahren 1856/61, wo er Arzt auf einem Wallfischfahrer war, an beiden Seiten der Davis-Strasse und der Baffıns-Bay gesammelt hat. Erst seit 1839 hat man in dem botanischen Garten der Uni- versität Christiania .einigermassen befriedigende Resultate bei der Zucht der norwegischen Alpenpflanzen erzielt. Seitdem hat man unausgesetzt die Anforderungen dieser Pflanzen sorgsam studirt und so endlich nach vielen misslungenen Versuchen alle Schwierigkeiten überwunden. Sowohl Samen als lebende Pfan-" zen der nordischen Alpenflora werden dort auf Verlangen jeder Zeit hereitwillig abgegeben. ‘ — u: Bei den Samensendungen, die durch Maximowicz aus Ja- pan an den botanischen Garten in Petersburg gelangten, war, wie Regels Gartenflora berichtet, der Inhalt der luftdicht ver- schlossenen Blechkisten stets verdorben und gerade diese. Me- thode wird so oft als die beste für weitgehende Sendungen em- pfohlen. Am besten hat sich hier bei Samen und Früchten die Verpackung zwischen lufttrockener. Erde nnd das feste Einlegen der einzelnen Pakete in solide Holzkisten: bewährt. z rl — ‚ Redacteur Dr. Herrich-Sehäffer. Druck der F. Neubauerschen ‚Buh- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. ” % | | u Te N 30. Regenshurg. Ausgegeben den Al. November. 1863. Imhalt. Dr. 3. Sachs: Die vorübergehenden Starrezustände periodisch “ „beweglicher und reizbarer Pflanzenorgane. (Forts) — A. W. Eichler: Veher Welwitschia mirabilis nach Hooker. (Forts.) — Botanische Notizen. Eine Die vorübergehenden Starre-Zustände periodisch. beweglicher und reizbarer Pflanzenorgane. “Von Prof. Dr., Julius Sachs. . N - (Forisetzung.) I. Die vorübergehende Dwnkelstarre. Der reizbase Zustand der Mimosen- und Oxalis-Blätter so wie der periodische bewegliche Zustand dieser und anderer Blät- ter (Acacia, Trifolium) hängt von einer vorhergehenden und länger dauernden Beleuchtung ab; eine anhaltende Verdunkelung dagegen bewirkt einen Starrezustand, wo Reizbarkeit und perio- dische Beweglichkeit verschwinden; ich nenne diess „die vor- übergehende Dunkelstarre.“ Stellt man eins der genannten Pilanzen in einen finsteren ‚Raum, so ist Reizbarkeit und periodische Bewegung auch ohne unmittelbare Einwirkung des Lichtes noch vorhanden ;- allein dieser bewegliche Zustand verschwindet vollständig, wenn die Dunkelheit einen oder mehrere Tage lang anhält. Die anfänglich im Finstern stattfindende Beweglichkeit muss daher als eine „Nachwirkung“ des Lichts betrachtet werden; das Licht lat in den Bewegungsorganen einen Zustand hervorgerufen, der auch dann noch eine geraume Zeit fortbesteht, wenn seine Ursache; Flora 1863. . “ 466 das Licht, aufgehört hat. 24.wirken. Stellt man nun eine durch andauernde Dunkelheit unbeweglich gewordene Pflanze wieder an das Licht, so tritt nach mehrstündiger oder mehrthägiger Ein- wirkung desselben der bewegliche Zustand wieder ein. Auch die Dunkelstarre verschwindet nicht sogleich bei erneuter Einwir- kung des 'Liehts; die Dunkelstarre kann aufgefasst werden als ein Zustand von Trägheit, der erst durch längere Insolation be- seitigt wird. Es sei gestattet, ohne dass ich damit mehr als einen flüchtigen Vergleich andeuten möchte, an eine Erseheinung aus einem ganz anderen Gebiete zu erinnern: (der Flussspath, wenn er.längere Zeit im Dunkel gelegen hat, lguchtet nieht, der in ihm enthaltene Aether ist in Ruhe; setzt. man ihn aber einige Zeit dem’ Sonnenlichte aus, so göräth. sein Aether in Bewegung, . ep’wird-selbstleuchtend, ‘% phosphorescirt und diese" innere Be- weging dauert noch lange fort, nachdem die Insolgtion aufgehört. hat. Der nicht leuchtende Zustand des Flussspaths liesse sich mit der Dunkelstarre der Pflanzen, der leuchtende, innerlich be- wegte Zustand desselben mit den periodisch beweglichen und reizbaren Zustande vergleichen; in beiden Fällen wird dureh.das Licht ein’ beweglicher Zustand herbeigeführt, der erst lange nach dem Aufhören der Lichtwirkung allmälig verklingt. Dieser Vergleich liesse sich auch in Bezug auf die Wärme durchführen. Zur Herbeiführung der Dunkelstarre ist keineswegs absolute oder eine sehr tiefe Finsterniss nöthig; die Dunkelstarre tritt ‘ vielmehr auch dann ein, wenu eine Mimose einige Tage lang der mangelhaften Beleuchtung ausgesetzt bleibt, wie sie im -In-' nern eines gewöhnlichen Zinmers, entfernt von den. Fenstern ersscht. Sowie die Kältestarre, also schon bei ziemlich hoher Temperatur eintritt, die der Mensch noch keineswegs als Kälte empfindet, so genügt auch ein Lichtgrad, der dem Auge noch erlaubt kleine Schrift anhalteıx! zu lesen, um die Dunkelstarre . bei. Mimosa zu erzeugen. - Ausserdem, dass Licht und Finsterniss hei. längerer Wir- kung einen beweglichen oder unbeweglichen. Zustand produci- ren, wirken beide aber auch noch als Reize auf die beweglichen ‚Organe. Vorausgesetzt, dass die. Bewegungsorgane. sich nach hinreichender Beleuchtung in heweglich reizbarem Zustande be- finden, bewirkt jede plötzliche Verdunkelung. eine. ganze. oder theilweise Schliessung der Blättehen, jede Steigerung der. Licht- intensität, aber ein mehr oder minder vwollkommenes. Aus- einanderschlagen , oder wepn man lieber will, eine mehr.oder oa ” \ 487. ‚minder vollkommene Tagstellung der:periodisch. bewegliehen Blätt- chen; Steigerung und Minderung der.Liehtintensität wirken also als Reize im entgegengesetzien Sinn, während jede Erschütterung. eine Stellung bewirkt, wie sie durch plötzliche Verdunkelung bestimmt wird. In dieser Wirkuug des Lichts und der Dunkelheit ‚liegt lie richtige. Deutung einer lange verkannten Beziehung des Lichts zu den periodischen Bewegungen begründet, Da das periodische Veiinen und Schliessen der Blätter mit dem ‚periodjschen Wech- sel von Licht und Nacht mehr oder minder Hand in Hand geht, so folgerte man, dass dieser Wechsel der Beleuchtung die Ur- sache der periodischen Bewegung sci. Allein es steht fest, dass Nie periodischen ‚Bewegungen auch bei constanter Finsterniss, und. bei constantem Licht stattfinden; daraus folgt bestimmt, dass der Wechsel von Licht und Tinsterniss nicht (die Ursache der periodischen Bewegung ist. obgleich er das Zeitmass derselben bestimmt. Die Geschwindigkeit der periodischen Bewegung ist im Finstern oder bei kuustanten Licht eine andere als'unter ge: wöhnlichen Verhältnissen. Der regelmässige Wechsel von Tag’ urid Nacht ninmt also Einfluss auf die innere periodische Bewegung der Pflanzen; die Aufhellung am Morgen wirkt als direkter Reiz. der die Blätter beständig in der Tagstellung festhält;' die ver - winderung des Lichts am Abend oder früher "dagegen wirkt als Reiz, der die Nachtstellung nach sich zieht. Der Einfluss des Lichts auf die Beweglichkeit ist also ein überaus vielseitiger. Folgendes Schema dürfte vielleicht dazır beitragen, das allgemeine’ Gesetz in der grossen Mannigfaltig- keit dieser Erscheinungen hervortreten zu lassen: I. Unbeweglicher Zustand, Dunkelstarre, herronges bracht dureh dauernde Dunkelheit; 2) keine Reizbarkeit durch Erschütterung, -b): keine Reizbarkeit für Lichtwechsel,; e) keine: freiwillig periodische Bewegung. B 2. Veberführung des unbeweglichen in .den. be- weglichen Zustand durch dauernde Beleuchtung.- IEL.Be weglicher Zustan d, hervorgebracht. durch (day- | ernde Beleuchtung. ‘ a) Reizbarkeit für Erschütterung. b) Rascher Wechsel der Beleuchtung wirkt sls Reiz: . age x 7 468° x. Steigerung des Lichts bewirkt Tagstellung, . 8. Minderung des Lichts bewirkt Nachtstellung. c) Der Wechsel von Tag und Nacht bewirkt in -Folge von 1) ein bestimmtes Zeitmass der periodischen Bewegung. d) Bei constanter, aber nicht zu lange dauernder Dunkelheit finden freiwillig periodische Bewegungen statt, die weder durch Lichtwechsel noch durch Temiperaturwechsel bedingt sind; bei zu lange andauernder Dunkelheit hören diese Bewegungen auf, weil die Pflanze in einen neuen Zustand verfällt, d. h. dunfkelstarr wird. e) Bei constanter Beleuchtung findet ebenfalls freiwillig perio- dische Bewegung statt. . Nachweisungen. Dass die periodischen Bewegungen der Mimose auch bei - tagelang anhaltender Finsterniss stattfinden, wurde schon von Du Hamel berichtet !) und von De Candolle bestätigt ®). Letzterer zeigte auch, dass die Mimose bei constanter Beleuch- tung periodische Bewegungen macht, dass sieh die periodischen Bewegungen von Oxalis iscarnata und strieta weder durch Licht noch durch Dunkelheit ändern. Ich zeigte früher, dass auch Phaseolus im Finstern fortfährt, die Blättchen auf und abzu- schlagen, dasselbe habe ich auch bei Zrifolium incarnatum und pratense, bei Oxalis acetosella und Acacia lophantha,, beobachtet. Es ist für den Augenblick gleichgiltig, ob die Bewegungen gemu dieselben sind, wie unter dem gewöhnlichen Einfluss von Tag und Nacht; genug, dass sowohl bei constanter Finsterniss als bei constantem Licht überhaupt eine periodische Bewegung statt- findet. Es ist bekannt, dass die Bewegungen bei Hedysarum ‘'gyrans, so lange nur die Temperatur günstig ist, in gleicher. Weise bei Tage und bei Nacht stattfinden und diese Bewegungen sind von anderen periodischen Bewegungen doch wohl nur durch die Geschwindigkeit verschieden, Alle diese Thatsachen zeigen, dass ganz unabhängig vom Wechsel der Beleuchtung wiederholte Bewegungen stattfinden. Dass ebenso die Reizbarkeit der Mi- mosa pudica im Finstern längere Zeit besteht, ist bekannt; ‚Cohn fand die Blätter von Oxalis acetosella noch nach dreitägiger et 1) Phys. des arb. 1758 p. 158, 159, . 2) Pf, Physiol. IL. p, 640, übersetzt von Röper. -* ö \ 409 ' Finsterniss reizbar, ‚welche Angabe ich nach eigenen. Beobach- tungen bestätigen kann. Die periodische Bewegung bei constanter Beleuchtung oder bei constanter Finsterniss ist aber nicht dieselbe wie unter ge- - wöhnlichen Verhältnissen bei dem Wechsel von Tag und Nacht. De Candolle fand, dass die periodische Bewegung bei Mi- mosa unter constanter Beleuchtung‘ rascher wurde, aus meinen unten mitzutkeilenden Beobachtungen wird man erfahren, dass “ dasselbe bei constanter Finsterniss erfolgt. Auch, die periodi- schen Bewegungen bei Oxalis, Acacia, Trifolium nahmen einen anderen Gang an, als gewöhnlich. Aus diesen Thatsachep folgt ' ohne Weiteres, dass der Wechser von Tag und Nacht einen Ein- fiuss auf den Gang der periodischen Bewegung ausübt, da die Blätter regelmässig am Morgen die Tagstellung, am Abend die Nachtstellung einnehmen, wenn sie dem Wechsel von Tag und Nacht ausgesetzt sind. Dieser Einfluss von Tag und Nacht muss als ein direkter Reiz aufgefasst. werden, den der Wechsel der Lichtintensität auf die beweglichen Organe ausübt. Es ist durch unzählige Versuche bekannt, dass jede plötzliche Verdunkelung eines periodisch beweglichen Blattes die Nachtstellung, jede plötzliche Beleuchtung die Tagstellung erzeugt, was doch gewiss _ als Reizerscheinung bezeichnet werden darf. Aus dieser That- sache zusammengehalten mit der vorigen, dass die Periode bei constanter Anwesenheit oder Abwesenheit des Lichts eine andere wird, folgt bestimmt, dass die periodische Bewegung .so, wie sie unter gewähnlichen Verhältnissen auftritt, durch einen auf Licht- wechsel beruhenden Reiz geregelt wird. Das bisher Gesagte lässt sich nun in dem, Satz zusammen- fassen: die periodische Bewegung an sich ist nnabhängig von . dem Wechsel der Beleuchtung, aber die periodische Bewegung ‘in dem Zeitmass, wie sie unter gewöhnlichen Verhältnissen auf- tritt, wird durch den Lichtreiz bestimmt. Dieser Satz erleidet aber Ausnahmen: bei Hedysarım gyrans ist die petiodische Be- wegung auch unter gewöhnlichen Verhältnissen 'vom Litht ganz unabhängig, eine Tag- und Nachtstellung kann hier nicht unter- schieden werden, weil die Oscillationen in kurzen Intervallen bei Tag und Nacht stattfinden. Man könnte, wie ich glaube, mit ©. iniger Wahrscheinlichkeit, diese Thatsache so ausdrücken, dass hier der regulirende Lichtreiz zu schwach ist, um die heftigen und rasch wirkenden inneren Bewegungsursachen zu bewältigen. Schwieriger ist es, sich bei Oxalis acetosella zu ‚orientiren: hier 0 | | bringt,‚direktes Sonnenlieht die Nachtstellung hervor, wirkt also scheinbar wie plötzliche Verfinsterung, während diffnses Tages- licht (Schatten) die Tagstellung produeirt; ich «glaube, man kann diess Verhalten 'auf jeden Fall als eine grosse Reizbarkeit für Liehtwechsel bezeichnen; es ist aber unerklärlich, warum erst eine Zunahme des Lichts die Tagstellung, eine noch stärkere 'Zunahme desselben die entgegengesetzte produeirt. Das Verhältniss des Lichtreizes zu den in der Pflanze pe- riodisch thätigen Kräften kann überhaupt ein sehr verschiedene: -gein, wie aus De Candolle’s Versuchen hervorgeht; bei Mi- mosa gelang es ihm, die tägliche Periode umzukehren. indem er künstlich Tag und Nacht umkehrte; nıan kann’ diese "Thatsache so ausdrücken: bei‘Mimosa ist der Lichtreiz stärker als die pe- riodisch wirkende Kraft; dagegen gelang es ihm nicht, bei Oxalis “incarnata: und stricta durch Lichtwechsel" eine Veränderung ‘der täglichen Periode zu erzielen, eine Thatsache, ‘die nıan auch so ausdrücken kann, es sei‘bei diesen Pflanzen (lie innere perio- disch wirkende Kraft viel stärker als der Lichtreiz. Die Siel- lung der periodisch beweglichen Blätter zu irgend einer 'Tages- zeit lässt sich auffassen als die resultirende aus zweierlei Kräf- ten, deren eine die in der Pflanze thätige periodisehe Bewegung, deren andere den Liehtreiz vermittelt. In dem Vorstehenden habe ich über den Einfiuss des Lichts weder neue 'Thatsachen noch wirkende Ursachen dargelegt, mein Wunsch ist es hier aber auch nur, die sehr verschiedenen That- sachen einmal so zu ordnen, dass sie sich unter wissenschaftlich brauchbare Ausdrücke bringen ‚lassen; sowie eine algebraische Formel erst dann gelöst werden kann, wenn die Zeichen richtig geordnet sind, so müssen auch die Erscheinnügen erst gehörig’ gruppirt werden, 'bevor die versteckte Ursache derselben zu finden ist. ‘Alle bis hierher genannfen Erscheinungen sind nun aber nur die Kennzeichen Eines Zustandes der beweglichen Organe, nämlich des Zustandes, in welchem sie thatsächlich- beweglich sind, und die im Folgenden mitzutheilenden Thatsacken zeigen, dass dieser bewegliche Zustand eine Folge dauernder Lichtwir- kung ist; diess mit dem Vorigen zusanımengehalten ergiebt darn, den Satz: das Licht bewirkt den beweglichen Zustand, in die- em sind die betreffenden Organe auch ohne gleichzeitigen Licht- uinfluss beweglich und ferner wirkt plötzlicher Liehtwecheel auf den beweglichen Zustand als Bewegungsreiz. . 471 Die ersten bestimmten Angäben, welche zu der ‚Fölgerung führen, dass dauernde Lichtwirkung die Ursache des beweglichen -Zustandes ist, rühren von Dutrochet her, dessen Auseinänder- setzungen über diesen Gegenstand vielleieht zu dem Besten ge- hören, wäs er geleistet hat. Seine Versuche führten ihn zn dem Satz ®), es genüge, die Sensitive des Lichteinflusses zu beräu- ben, um ihr die ‚Bedingungen ihrer Beweglichkeit zu nehilien, und unter dem Hinlluss dieses Agens gewinne Sie auch von Neuem diese Bedingungen , nachdem sie dieselben verlöreh hatte, und ferner (p. 559 a. a. O.) werde die Mimosa (indem man sie durch Verdunkelung ihrer Beweglichkeit beräubt) , zu dem Modus der Existenz anderer Pflanzen’ (vegetäux välgäirbs) übergeführt. d. h. sie bewegt alsdann ihre Blätter nicht Hrehr unter dem Einfluss mechanischer Reize u, s.'w. AIS er eine Mimose bei 20-—-25° R. (25—-31,2° C.) in einem tinstern. Raume stehen ‚liess, machte sie drei Tage lang periodische Bewegungen, die-Blättehen hatten dann ihre Reizbarkeit verloren, während die Stielpolster noch reizbar waren. Am vierten Taße bewegten sich noch die Blattstiele, wenn man sie reizte; am 'füzften' Tage war alle Beweglichkeit verschwunden. Als-er diese dünkelätarr gewordene Pflanze dem Sonnenlicht aussetzte, breiteten sich die Blättehen in kruzer Zeit aus. und nach zwei Stunden wären sie reizbar für Erschütterung; nach 2’, Stunden fingen auch die Stiele an, sich. ‚beweglich zu. zeigen, und im: Laufe ‚des Lages erhielt die Miinose ihre ganze Beweglichkeit wieder. : Als er. den ‚Versuch bei. 22—24° R. (27,5--30° C.) wiederholte, verlor die Sensitive ihre Beweglichkeit binnen 41 Tagen.- Bei ‚diesem zweiten Versuch war die mittlere Temperatur etwas höher. und die Zeit bis zum Eintritt der Dunkelstarre etwas kürzer. Die- ser Einfluss der Temperatur machte sich im gleichen. Sinn. gel- tend, als. er eine Pflanze bei 14—20° R. (17,5-—25° C.) im Fin- stern stehen liess, wo erst nach zehn Tagen die Beweglichkeit völlig verschwand. Während bei dem ersten Versuch ‘der Wie- dereintritt der Beweglichkeit unter dem Einfluss dew' direkten Sonnenlichtes schon nach :wenigen ‚Stunden erfolgte ; bedurfte es fünf Tage, bevor unter dem Einfluss diffusen Tageslichts ?) die ganze Beweglichkeit der letztgenannten Pflanze wieder "eintrat. Ferner: bei 13—17° R. (16,9—21.2° C.) bedurfte es 11 Tage; bei 1) Mem. potır serv. a l’hist, de veget. et des anim. I. p. 555. 2) Im Schatten eines Gebäudes im Freien 472 , 10—15° R. (12,5—18,7 C.) dauert es 15 Tage bis zum Ver- schwinden aller Beweglichkeit; dabei verlor die Pflanze viele Blättchen) die noch übrigen aber erlangten am Licht nach 7 Ta- gen ihre Beweglichkeit wieder. Bei völliger Verdunkelung verschwindet also der bewegliche Zustand um so rascher, je höher die Temperatur ist, und der bewegliche Zustand tritt später um so schneller wieder .ein, je intensiver das Licht auf die dunkelstarr gewordene Pflanze. wirkt. Die Blättchen verlieren im Finstern ihre Beweglichkeit eher als die Stiele, und gewinnen sie wieder früher als diese, die jungen Blätter gewanhen ihre Beweglichkeit eher als die alten, die ersten Anzeichen der wieder erwachenden Beweglichkeit machen sich durch Schlaf und. Wachen geltend, erst dann tritt auch die Reiz- barkeit durch Erschütterung wieder ein ').: . ; Meine Versuche bestätigen im Wesentlichen die, Angaben Dutrochets, zeigen aber, dass Nebenumstände, die sich nicht immer erkennen lassen, auf die Zeitverhältnisse grossen Einfluss nehmen. Der Hauptsache nach treten aber die von Dutro- chet gefundenen Erscheinungen auch bei anderen reizbaren und periodisch beweglichen Pflanzen ein. Ich lasse zunächst meine Beobachtungen über die Dunkelstarre der Mimosa .pudica folgen. Die täglich oft wiederholten Beobachtungen zeigen, was Dutrochet übersah, dass im Finstern die periodische Bewe- gung eine beständige ist, indem die Blättchen von‘ Stunde zu Stunde ihre Stellung ändern. ‚Um eine tiefe Verdunkelung zu erzielen, wurden die Pflan- zen in einen geräumigen‘, gut verschliessbaren Schrank gestellt, . dessen Thür sich so leicht öffnete, dass bei den oft wiederholten Beobachtungen eine ’Erschütterung leicht zu vermeiden war. 1)p. 592.0. (Fortsetzung folgt.) 473 Ueber Welwitschia mirabilis. Nach der Dafstellung J. D. Hooker’s, enthalten in den Transactions of the Linnean Society vol. XXIV. p- 1-48. t. I-XIV, imPAus- “zuge mitgetheilt von Aug. Wilh. Eichler. (Fortsetzung.) Das Aeussere des Stammes. Man kann an dem Stamme, 3 mehr oder.minder deutlich un- terschiedene Theile erkeunen:. 1) ein zusammengedrücktes stär- keres Mittelstück, das im Folgenden als „Stock“ bezeichnet werden soll; an ihm entspringen die Blätter. Es wird nach oben ‚abgeschlos sen durch. 2) einen zweilappigen Scheitel (erown), der die Inflorescenzen trägt; nach unten verschmälert es sich in 3) die Pfahlwurzel, . . Die augenfälligsten Punkte in der äusseren Erscheinung die- ser. Theile sind bereits oben. in der botanischen Beschreibung er- 'wähnt, worden und können somit hier übergangen werden. Wir wenden uns daher sogleich zur specielleren Betrachtung. : Der Scheitel ist im Allgemeinen länglich,, die längere Axe parallel mit den Blattinsertionen. Am Rande ist er mehr oder ıninder ganz, oft jedoch auch vielfach zerrissen und gelappt; anfangs stark eunvex, plattet er sich allmälich in der Mitte ab und vertieft sich mitunter mit zunehmendem Alter so bedeutend, dass die Basis der Concavität ‚weit unterhalb der. Ansatzstellen der Blätter Jiegt. Ueber seine Oberfläche verlaufen unregelmäs- sig concentrische Wülste; diese sind an-der’Peripherie am deut- liehsten (etwa 8-10 unterscheidbar) , nach der Mitte hin ver- wischt und untereinander verschmolzen. Auf ihnen befinden sich in ziemlich gleichen Abständen rundliche Gruben, die Narben der abgefallenen Infiorescenzen, gewöhnlich in einer Reihe, sel- tener in zweien (wahrscheinlich nur die Folge der Verschmelzung‘ zweier Wülste); die Zahl derselben erreicht in alten Exemplaren an der Peripherie wohl 100, nach innen vermindert sie sich ah- mälich. (Da die Blüthenstände bei ihrer saftigen Beschaffenheit schwerlich länger als ein Jahr dauern und in den „beobachteten Fällen alle in demselben Entwickelungsstadium waren, so ist es woh[ denkbar, dass diese Wülste die Marken eines jährlichen Wachsthums bilden). Mit zunehmendem Alter wird der Scheitel von ‚soncentrischen und radialen Rissen durchfurcht; mitunter ist er behaart und zeigt unter dem Mikfoskop zerstreute kleine 474 borstenförnige Körperchen,; die nichts anileres sind. als eißen- thümliche stark verdickte Zellen, die sich überall im Gewebe der Pilaßze finden (weiter unten als „Spieularzellen“ genauer zu be- schreiben) und an der Oberfläche stehen bleiben, während die umgebenden zaitereti Gewebe verwittern. et Der Stock zeigt einige beiterkenswerthe Erscheinungen. Hierhin gehört besonders eine bis gegen 1 tiefe horizentale Furche, durch die er vom Scheitel getrennt wird. In diese sind (tie Blätter eingelassen; ihre Ränder schliessen im frischen Zu- ständ dicht an letztere an und bilden so eitien natürlichen Schutz für die zarte im Wachsthum begriffene Blattbasis. Dicht unter- halb derselben laufen rings um den Stoek einige Wülste, ähnlich denen des Scheitels, durch mehr oder minder tiefe Thäler ge- trennt; auch an ihnen ‚befinden sich, wie auf dem Scheitel, hier und da Narben abgefallener Intloresceizen eder deren Kniöspeh oder diese selbst; eine Anomalie, die weiter tnteiı besprochen werden wird. — Das äussere Ansehen des Stockes ist variabel, woran zum Theil das verschiedene Alter Schuld ist; bei ganz alten Exemplaren ist er gleichmässig hart; braun (die Wülste jedoch von zatterer Textur und heller gefärbt), knotig und rissig, die Rinde in einzelne eckige Stücke zerborsten; mitunter aber. oben überhaupt heller, unten dunkler, was wahrscheinlich anzeigt, bis zu welcher Tiefe er im Boden gesteckt hat. . Die Wurzel, zwischen einer Länge von 1 und 2° varüirend, ist eylindrisch oder in der Richtung des Stockes etwäs zusam- mengedrückt. Hier und da trägt sie einige Fasern, an ihrem unteren Ende Aeste — ein Zeichen, dass die öbere Schltht des Bodens äusserst trocken ist. Sie ist etwas biegsam; ihre Farbe viel dunkler, als die des Stocks, mitunter ganz schwarz. Anatomie des Stammes. Auf einem Längsschnitt durch den Stamm erkennt man: 1) eine braungefärbte ftindenschieht, 2) ein reichliches Pär- enchym, das die Hauptmasse der Pllanze bildet, 3) ein @e- fässbündel-System von sehr eigenthümlicher Beschaffenheit. tinde. Diese überzieht die ganze Pflänze als eihe sehr harte Schicht, ist am stärksten entwickelt auf dem Scheitel und am untern Theile des Stocks, wird dünn bis zum Verschwinden gegen die Blattinsertionen bin und fehlt gänzlich in der Furche, Mn welcher die Blätter eingefügt sind. Wie schon obeh beiherkf. zerreisst sie nach verschiedenen Richtungen bei zuneBhendem a5 Alter. Von Sehiehtung oder periodischem Wachsthup lässt sie keine Spur erkennen. — Die äussern Zellen sind von zienHch gleichen Dimensionen und diekwandiger als die andern; die der Epidermis sehr gross; radial gestreckt und mit dicken harten dunkelbraunen Aussenwänden versehen. Das übrige Gewebe ist ein transversal gestrecktes Parenchym, untermengt mit sonder- bar gestalteten Zellen, die bereits bei der Beschreibung des Scheitels erwähnt wurden und die wir als „Spicularzellen“ be- zeichnen wollen. “In der Furche an der Blattbasis findet sich, wie bemerkt, nicht die:gewöhnliche Rinde, sondern wird@ier ersetzt durch ein sehr saftiges zartes Parenchym von &elbgrüner Farbe, locker ge- füllt mit wässerigem grumösem Chlorophyll und bedeckt von einer sehr zarten Epidermis ohne Spaltöffnungen und ohne inerkliche ‚Verdickung der äussern Zellwände, Die Rinde ist nicht ein selbstständiges Gewebe, sondern nur 'eine äussere weniger lebensfähige Schicht des die Hauptınasse der Plaiize bildenden Parenchyms. Dass dieselbe sich an\ der Wurzel als eine zusammenhängende Schicht. ablösen lässt, rührt hauptsächlich daher, dass hier die Gefässbündel mehr mit der Oberfläche parallel ‚laufen, als es in Stock und Scheitel der Fall ist. — Parenchym. Unter der Rinde liegt eine parenchymatische Cambium- oder genauer Meristemschicht , die den ganzen $tanım umkleidet. Sie unterscheidet sich nur durch die grössere Zart- heit ihrer Zellen von dem darunter befindlichen 'Parenchym und strotzt ebenfalls von den schon ehr erwähnten Spicwlarzellen-; ihre stärkste Entwickelung.. erreicht Sie an der Peripherie des Scheitels umd im ebergten Theil der Wülste des Stocks unterhall) der Blattinsertion, von wo aus Sie in die Wandungen der Furche übertritt; am schwächsten bis zum Verschwinden findet man sie gegen. die Einserkung in der langen Axe des Scheitels. Unter: dieser Meristemschicht liegt das Parenchym, aus ‚dem die Hauptmasse der Pilanze besteht. Seine Zellen sind von der . gewöhnlichen : hexagonalen Form, dünnwandig, Ohne Zellkerne und besondere Zeichnungen; ihr Inhalt bietet nichte Bemerkens- werthes.. Im jüngeren Zustände der Pflanze verhältnissmässig am stärksten entwickelt, wird eS später Von Spieularzellen und Ge- fässbündeln so durchsetzt, dass es mit dem sehärften Messer nicht glatt geschnitten werden Kann; zugleich erhält es dadureh “ EZ 476 eine blass strohgelbe Farbe; hier und da finden sich in ihm zer- streut Guinmidrüsen, Bie schon mehrfach erwähnten „Spicularzellen‘, sind von höchst sonderbarer Beschaffenheit. Ihre Länge beträgt oft At, ihr Querdurehmesser das 4—5-fache der Parenchymzellen; sie sind'sehr starr, spindel- oder nadelförmig; beiderseits meist spitz, einfach oder verästelt, mehr oder minder eckig, gekrümmt, ha- kig, im Alter gelb und in wechselnder Dieke mit kleinen Kry- stallen bedeckt. Auf dem Querschnitt erscheinen ihre Wände concentrisch geschishtet,; mit zunehmendem Alter verschwindet ihr Lumen und ihr@Krystalldecke wird dicker; in zarteren Pflan- zgntheilen jedoch, wie im Perigon u. dgl. bleiben sie dünnwan- dig und frei von Krystallen. Sie finden sich überall im Paren- chym der Pilanzen uud verleihen, wo sie auftreten, den Gewe- ben Festigkeit; ihre Wandungen trennen sich jedoeh sehon: sehr frühzeitig von denen der benachbarten Zellen. ‚Die Krystalle, welche diese Spieularzellen bedecken, sind dünne rhomboidale oder sechsseitige Prismen, die mit breiter Fläche aufliegea; die grössten haben "/soo—"ı000“ Durchmesser. Sie lösen sich bein Kochen in starker Salpetersäure. Nach der Untersuchung von Frankland scheinen sie ein Silicat zu sein, wenigstens enthalten sie weder Phosphor- noch Oxalsäure, ‚Das Gummi, das aus verschiedenen Theilen der Pflanze aus- schwitzt und sich auch in Höhlungen des Parenchyms findet, entsteht aus collenchymatös aufquellenden und sich verflüssigen- den Zellen des letztern. Es ist trocken, durchscheinend, hell gelbbraun, ohne Geruch-und Geschmack. Gefässbündelsystem. "Dieses besteht anfänglich aus einer dünnen eoncaven Schicht, die unterhalb des Scheitels un- gefähr mit der Oberfläche des Stocks. parallel verläuft, dessen Axe krenzt und die Ansatzstellen der Blätter verbindet. Da ‚ diese Schicht auch später überall in ziemlich gleichem Abstand von der Oberfläche des Scheitels verbleibt, so wird sie wie die- ser, mehr oder minder vertieft und becherförmig. Von ihr aus entspringen 1) in aufsteigender Richtung iselirte begränzte Ge-. fässbündel, die den Scheitel durchsetzen und in dessen Wülsten enden und 2) absteigende Bündel, die sich in der Axe von Stock und Wurzel zu Strängen vereinigen, sonst aber zum grössten Theil begrenzt und isolirt sind und sich in der Meristemschichbe verlieren. An der Peripherie Jieser Schicht .ist der Sitz der ‚grössten j 0.5477 Lebensthätigkeit der Pflanze. Hier entspringen die zahlreichen Gefässbüridel des Blattes, hier sind die Meristemschichten von Stock und Scheitel’ vereinigt, und indem sie die zarte, saftreiche* Wandung der Furche an der Insertion der Blätter bilden, sind sie in Continuität-mit dem Parenchym der letzten; hier ist also. zugleich der Weg für die von den Blättern assimilirten Säfte. Die Gefässbündelschicht bildet nun weder ein sehr in die Augen fallendes, noch gut begrenztes System; ihre einzelnen Bündel sind nicht in Gruppen oder in eine compakte Masse ge- ordnet, sondern liegen einfach neben einander, ein faseriges, etwa 3—4 Lin. dickes Stratum zusammensetzend. Man kann in demselben zwei Theile unterscheiden, in denen die Bündel efwas verschieden angeordnet sind: einen centralen und einen periphe- rischen. Der erstere ist. der kleinste, nimmt eine kreisförmige Fläche von höchstens 2° Durchmesser ein und besteht aus einem unordentlichen Flechtwerk von Bastfasern, Spiral- und vestreif- ten Gefässen u. s. w.; den peripherischen Theil dagegeir bilden zahllose dichtgedrängte , seitlich zusammengedrückte Bündel, die. strahlenförmig vom centralen Theile aus nach der ganzen Inser- tionslinie der Blätter hin verlaufen. — Die Bündel des Stra- tums vermehren ihre Strueturelemente fortwährend, verästeln sich und senden ihre Aeste aufwärts zum Scheitel und abwärts zum Stock ‚(während sie im Blatte nur an der Basis wachsen und sieh.nicht verzweigen). Diejenigen Gefässbündel, welche aufwärts in die, Wülste des=Scheitels gehen, entspringen in Menge auf der ganzen Ober- seite des Stratums und erscheinen auf dem Querschnitt, jenen Wülsten entsprechend, in undeutliche Kreise geordnet. Eine An- zahl von ihnen tritt ohne bestimmte Ordnung in die Inflorescen- zen ein und gruppitt sich erst innerhalb dieser nach Maassgabe der Brakteen. — Die absteigenden Bündel gehen ebenfalls von’ der ganzen und zwar hier unteren Fläche des Stratums aus. Sie nehmen im Allgemeinen einen solchen Verlauf, dass jedes Bünde] auf dem kürzesten Wege sich senkrecht zur Oberfläche des Stockes stellt, bis die von dem centralen Theile aus- und in die Wurzel eintretenden mit der Oberfläche der letzteren pa- rallel verlaufen. Im Scheitel und Stock sind die Gefässbündel isolirt; in der Wurzel dagegen verwachsen sie untereinander in einige unregel- Mmässig concentrische Reihen von Holzkeilen, die ein oder zwei Markcentra umschliessen und durch breite Parenchymmassen in radialer und peripherischer Richtung unterbrochen worden. Zwi- schen ihnen verlaufen zerstreut durch das Parenchym noch iso- lirte Bündel. Diese Holzkeile sind in‘ Gruppen zu 3—6 oder ınehr vereinigt, untereinander parallel, oft aber‘ schief zum Ra- dins und zu andern Gruppen; von innen nach aussen nehmen sie an Grösse ab. Sie werden ‚gebildet ihrer grössern Masse nach von Bast; diesem folgt nach innen eine sehr unbedeutende- Cambiumschicht ‚und hierauf ein Bündel von porösen Gefässen. Gleiche Zusammensetzung haben auch die übrigen Gefässbündel. Die Zellen des Bastes sind dünn, rund, weiss, 1—2“ lang und darüber; ihr Lumen ist bis zum Verschwinden verengert, ihre Obentläche äusserst fein quergestreift,, selten sind sie verästelt. _ Die. porösen Gefässe besitzen dicke Wandungen , duxch secun- däre Ablagerungen mitunter ausserordentlich verstärkt; sie geben “über in ächte Spiralgefässe. — Die für. die übrigen Gymnosper- meu charakteristischen Zellen mit doppelt geringelten Tüpfelu fellen der Wehwsischia durchaus. Vergleicht man nun die im Vorstehenden beschriebene Struc-. tur des Stanimes mit der anderer Gefässpflanzen, su wird man zu der Ansicht gelangen, dass die Welwitschia dem Typus der Dicatylen zugehörig ist, von dem sie eine merkwürdige und in ihrer Art einzige Modifikation ausmacht. In der That möchten sich hiergegen wohl nur zwei Einwürfe erheben lassen; der eine , dass eine so bedeutende Anzahl der in Stock und Wurzel herab-. gehenden Gefässbündel isolirt und geschlossen bleibt; der andere, dass die Bündel des Stockes sich in der Peripherie desselben verlieren. Erstere Ersgheinung hat jedoch ihre vollkommenen Analoga in verschiedenen unzweifelhaften Dicotyledonen mit ab- noriner Holzbildung; die letztere erklärt sich aus der eigenthüm- lichen Art des Wachsthunis der Pflanze Mittelst einer sie völlig umkleidenden Meristemschicht, gleichsam mit. einem über ihre» ganze Fläche ausgebreiteten „punctum vegetationis,“ An dieser Stelle möge anhangsweise noch eine kurze Erör- terung über .die morphologische Deutung der mit „Stock“ und „Scheitel“ bezeichneten Theile Statt finden. Was zunächst den Stock anbelangt, so ist derselbe wohl. als. der nämliche Theil zu betrachten, der bei keimenden Dicotyledonen als „cauliculus“ oder „tigellum® bezeichnet wird. Während die- ser aber bei den meisten ausdauernden Dicotylen sehan - nach dem. ersten Jahre undeutlich wird und verschwindet, so erreicht er. hier, indem er die Funktionen des. Stämmes. übernimmf,. die 429 massigste Entwickelung unter den Vegetationserganen. Es ist. aus den Untersuehungen von Glos bekannt '), dass dieser Theil der Axe in Zahl und Anordnung seiner Gefässbündel von Stamm und, Wurzel. ‚versghieden ist, — Weniger leicht. ist, die Frage nach - . dem Wesen des Scheitels zu erledigen, insbesondere oh die oben besprochenen Wülste als der primären. Axe zugehörig, oder als ays der, Verschmelzung axillarer Blüthenäste hervorgegangen zu betrachten sind, Analoge Vorkommnisse sind. unbekannt, die Anordnung der Gefässbündel gibt keine bestimmten Aufschlüsse: doch möchte wohl das Richtigste gein, sie für. unentwickelte Glieder der primären. Axe zu halten, . mit denen die Blüthen- knospen verwächsen; der Ausicht, wenigstens, dass sie rein Axil- lareı Natur seien, steht der Umstand einigermassen im Wege, dass keine Axen wahrnehmbar sind. aus denen sie hervorgegan- geh sein könnten. (Fortsetzung folgt.) Botanische Notizen, ‚Die Gewächse sind zwar in der nördlichen centralen Sahara nach Duveyrier (Petermanns geogr. Mitth. 5. 379) nicht sehı- zahlreich, aber wegen der relafiv grössen Unterschiede i im Niveau des Landes etwas mannigfaltiger als man geglaubt hat. D. hat in seinem Herbarium mehr als 200 Speeies zurückgebracht. Die Sandregion bietet dem Auge oft grüne Striche, nämlich in den niedrigen, Wasser haltenden Theilen derselben. Hat man diese Sanddünen hinter sich, so. ist das Land. auffallend kahl bis zu dem Plateau des, Tassili, Hier kommen in nenen hypsometri- schen Verhältnissen, Pflanzen. vor, die dem, europäischen Ufer des Mittelmeeres eigen. sind, während, unweit davon, aber. in tie- feren Theilen der‘ Wüste die ersten Vertreter. der tropischen Flora auftreten. — Unter der selben Breite trifft man die Salva- dora persica, die Pamariz ethel, die Balunites uegyptiaca, einige Acacien, unter. denen zwei. Gummi- liefern, eine’ 7’huja und noch, obwohl ganz einzeln, die Olea exropaea (nämlich in - Fessana), Nech. ist, die Oalotropis.procera zu: erwähnen, eine grosse; ‚grüne tropische Pflanze mit breiten Blättern. a u or . oo. "Ann. d. Sc. nat. II. Ser, vol. KUL, 1. XVLit. 321, VI 0. XV. : 480, Nach einer Mittheilung des Hrn. Jegor v. Sivers in der Sitzung des naturforschenden Vereips in Riga am 16.'Sept. findet sich in Curland, auf dem Gute Kokenberg im Ermess’schen Kirch- spiel, ein Wachholder (Juniperus communis), der zum zweiten Male wobl nicht wieder auf der Erde vorkommt. Obgleich nur 9 Fuss hoch, hat der Stamm in der Erdnähe einen Umfang von 10 Fuss. 2 Fuss über’ der Erde beträgt der Umfang noch 7 F. Zwei gewaltige, noch benadelte Aeste am Gipfel bilden eine halb- kreisförmiges Dach, dessen Halbmesser 12 Fuss #eträgt. Ein zweiter Wachholder, auf dem Kirchhof der Wirtgenhof’schen Bauer- gemeinde, im Kirchspiele Trikaden, hat zwar eine Höhe von 35 F.. aber nur einen Umfang von 3’, F _ Wenn auch Italien ganz holzarın ist, so macht doch Toscana eine rühmliche Ausnahme. Die dichten Wälder in der-Maremina, dem bekannten ungesunden Ländstrich, der sich von Corneto längs des Meeres bis nach dem Fluss Cecina hinzieht, liefern jährlich aus dem Verkauf von Holz, Kohlen und Rinde eine Kinmahme von eirea ';, Mill. Fr. Wie lange aber dieser Wälderreichthum anhalten wird, ist sehr problematisch, denn schon jetzt, wo eben erst die Eisenbahn von Siena nach Chiusi diese reichen Reviere aufgeschlossen hat, sind die Transporte von Schiffbauholz u. s. w- auf derselben nach Livorno ungeheuer. Andere Eisenbahnlinien, die noch in der Ausführung begriffen sind, bedrohen den Be- stand dieser Wälder noch mehr. . “ Persenalnachrichten. Dr. L. Dippel zu Idar im Fürstenthum Birkenfeld hat für die Beantwortung der von der naturforschenden Gesellschaft in Rotterdam gestellten Preisfrage: ‚Ueber die Entstehung der Milchsaftgefässe der Pflanzen“ eine goldene Medaille’ erhalten. € An Aufsätzen sind für die Flora eingegangen: de Bary: Beitrag zur Kenntniss der Nostocaccen, insbesondere der Rivularien. A. W. über: Eichler Excursus morphologicus de formatione fo- rum Gymnospermarum. Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch“ druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. # FLORA MW 31. Regensburg. Ausgegeben den 18. November. ° 168. Inhalt. Dr. J. Sachs: Die vorübergehenden Starrezustände periodisch beweglicher und reizbarer Pfanzenorgane. (Forts) — A. W. Eichler: Ueber Welwitschia mirabilis nach Hooker, (Forts) — Botanische Notizen. Die‘ vorübergehenden Starre-Zustände periodisch "beweglicher und reizbarer Pflanzenorgane. Von Prof, Dr. Julius Sachs. - (Fortsetzung.) Versuchl. Am 15. August 1862, 6 Uhr-Abends wurde eine Mimose in’s Finstere gestellt (bei 22,5°. C.); um 7 Uhr Abends hatte sie Nachtstellung. Am nächsten Morgen um 5:/, Uhr zeigte sie (bei 18,7°C.) noch Nachtstellung, um7 Uhr waren die Blätt- chen halb geöffnet ') (20° C.), wın 8 Uhr aber wieder geschlos- sen!! um 12 Uhr Mittag (bei 21,3° C.) wieder halb offen, um . 1 Uhr Mittag ist der Oeffnungswinkel circa 30%, um 3 Uhr ist der Oeffnungswinkel der Blättehen bei einem islatt eirca 60°, bei einem anderen 30°; um 5 Uhr Abends (bei 22,5° C.).sind beide auf 30° offen, um 7 Uhr Abends ist der Veffnungswinkel 20 bis 30°, Am 17. August: 7 Uhr Morgens ganz geschlossen, um 12 Uhr Mittag einzelne Blättchen verschieden offen, andere ge- schlossen (21,2° C.); um 2% Uhr sämmtliche Blättchen fast ge- 1) Ich verstebe unter halb offen die Stellung der Blättchen, wo die beiden Reiben ungefähr &inen Winkel von 90° bilden, ganz offen, wenu sie ih ‚einer Ebene liegen, also einen Winkel von 180° bilden. Flora 1863. . . 31 482 schlossen, um 6 Uhr Abends ganz geschlossen. Alle Bewegungs- organe noch reizbar. Am 18. August: Um 6 Uhr Morgens, die Blättchen weit - geöffnet aber unregelmässig gestellt; Blättchen nicht, Stiele kaum reizbar (16,5° C.). Um 12 Uhr Mittags: Blättchen auf fast 130° geöffnet ; kaum noch ein Zeichen von Reizbarkeit. Um 2 Uhr nach Mittag wurde die Pflänze, die ihre Reizbar- keit verloren, aber noch unregfinässige periodische Bewegungen machte , an ein Fenster gestellt, welches nicht von der Sonne götroffen wurde. Um 3‘, Uhr (21,20) standen die Stiele stark aufwärts, die Blättchen hatten sich abwärts geschlagen, also weit über 180°. geöffnet; noch. keine Reizbarkeit; auch um 6 Uhr Abends noch .nicht reizbar; in der Nacht. schlossen sich die Blättchen. ” -Am:19. August um 5 Uhr Morgens fand-ich :sie noch in Nachtstellung, um 7 Uhr waren sie auf 180° geöffnet; noch keine Reizbarkeit vorhanden; sie blieben den ganzen Tag geöffnet und zeigten schon um 11 Uhr vor Mittag ein wenig Reizbarkeit, die . um 6 Uhr Abends (bei 20,5° C.) schon viel stärker war. Am.fol- genden Tage verhielt sich die Pflanze wieder ganz normal. j Versuch II. Gleicher Art durchgeführt vom 31. August _ bis .3. Sept. 1862, gab ähnliche Resultate und ich bemerkte da . zuerst, dass mit dem Aufliören der Reizbarkeit der Blätter im Finstern, eine besondere Stellung der Theile verbunden ist: die Blättehen völlig geöffnet, die sekundären Blattstiele abwärts, die Hauptstiele fast horizontäl, Diese Stellung ist, wie die folgen- den Versuche zeigten, der Dunkelstarre eigenthümlich. Versuch Il. Am 12. Juli 1363 wurde eine Mimose in’s Finstere gestellt. Die Temp. fiel während des Versuchs im Schrank von 23 auf 18° C.. Am 16. Juli Morgens 8 Uhr Blätt- chen völlig offen, alle Gelenke stark reizbar. Am 19. Juli, Blättchen offen, sekundäre Stiele abwärts, Hauptstiele fast: horizontal, völlig starr. Am 19. Juli um 9 Ulir Morgens an das Fenster gestellt, war die Pilauze anı 20. noch unempfindlich, am. 21. Juli waren die Blättchen schon empfindlich, die Stiele noch nicht. Versueh IV. Diese Beobachtungsreihe ist besonders. in- strüctiv, weil bei den äusserst geringen Temper: Aturschwankun- gen die etwaige Annahme ganz wegfällt, dass diese im Fistern als Ursache der periodischen Bewegung auftreteu, Die Pflanze . Pa wurde am 24. September . 1863, Abends 9 Uhr, in,.den, Schrank. ge- stellt, in welchem sich auch das Thermometer befand. ‚ Tag des nn 5 Zustand der Mimose im —_ Sepfbrs.| Stunde IP nd Ee 1863. |. A Finskern “24 19 Abd. | 16,5 | Nachtstellung. 25 | 7 Mre.j 16,0 | Tagstellung; reizbar. x 8 16,0 | üntere Blätter gunz offen, obere halb offen, | manche unregelmässig. 9 16,0 | untere Blätter offen, obere ganz ge- schlossen. 12 Mttg,| 16,3] untere und ein obere: Blatt ganz offen, die anderen unregelmässig, 90° bis 130° offen. Ss 2_ 16,3 sämmtliche Blätter 180 bis 130° offen, 4 Abd. | 16,5) untere Blätter 180° offen, mittlere 90° of zu fen, oberste 1800 offen. ? | 16,0] obere und mittlere Blätter 60—90° offen, 1 oberste geschlossen. 26 | 7 Mrg. | 16,1 sämtliche Blätter 1800 offen. 9 16,0) untere Bl. 909 offen, obere geschlossen. 12 Mtig.| 16,2 sehr unregelmässi$, ‘meist 90° offen, keine “ “ Reizbarkeit. ‚12 - 116,51 Oeffaung der Blättehen —= 180 bis 1200, oberste geschlossen = 4 16,3 | sämmtlich eirca 90° offen, wieder ziem- lich reizbar. 6 Abd. | 16,5 Oeffnung 60°, nicht reizbar. 10 | 16,2) völlig geschlossen, theilweise reizbar. 97 | 7 Mrg. | 15,6 sämntlich auf 180° geöffnet. Blättchen u ’nicht, Stiele weniger reizbar. u g 15,3 sämmtlich 180° geöffnet. Blättehen nicht. “Polster theilweise reizbar. en j 11% 15,5 | ebenso. 1%/,Mtg.| 15,5 | öbere Blättchen geschlossen , unten offen, “ einzelne reizbar. 3 15,3 ]. untere 90° offen, obere geschlossen, kaum RE Be “reizbar. i 7 Abd. | 15,0 | meist ganz offen (180°) unregelmässig. * 31? . 484 , Tem-] . zus des Stunde pera-) Zustand der Mimose im 1863, ie A Finstern. 9 Abd. 15,0 Oefinung 180—90°; unregelmässig. 28 | 7 Mrg.| 15,0 | sämmtliche Blätter 180° offen. Blättchen nicht, Polster wenig reizbar. g 13,5 | ebenso; Stiele etwas abwärts, sekundäre R Stiele stark abwärts. ı1 15,6) ebenso; starr. Die Pflanze hatte also um 11 Uhr Morgens den Starrezu- stand angenommen; sie wurde jetzt an das Fenster gestellt, wo in den nächsten Tagen die Temperatur von 16,80 C. bis 15,8°C. . variirte. Bis zum 29. um 9 Uhr Abends blieb die Pflanze genau in dem Zustand, den sie im Finstern zuletzt angenommen hatte, obgleich sie einige Stunden lang von der Sonne getroffen wurde; erst am 30. zeigten die Polster ein wenig Reizbarkeit, die Blätt- chen waren noch stärr; viele derselben fielen jetzt ab; am 1. Okt. zeigten die Blättehen eines Blattes um 9 Uhr Abends Nacht- stellung, die anderen waren noch starr, offen; am 3. Oktober warden die noch gesunden Blätter wieder reizbar und periodisch beweglich. Nach diesem Versuche scheint es, dass auch die Reizbarkeit® einer periodischen Aenderung unterliegt, doch müssen noch wei- tere Beobachtungen darüber entscheiden. Mit aller Bestimmtheit tritt hier aber die Thatsache auf, dass die Blättchen im Finstern in beständiger auf- und abgehender Bewegung begriffen sind; .wenn diess auch ziemlich unregelmässig geschieht, so liegt es doch gewiss sehr nahe, diese beständigen Oscillationen mit de- nen von Hedysarum gyrans zu vergleichen. Man kanr sich vor- stellen, dass bei Mimosa sowie bei Hedysarım der innere Trieb zu beständiger Öseillation immer vorhanden ist, dass aber der Liehtreiz bei Mimosa zu stark wirkt, um- diesen inneren Vor- gang nicht zu Tage treten zu lassen, während bei Hedysarım die innere periodisch wirkende Kraft sehr stark, der Lichtreiz aber schwach wäre. Schon Dutrochet hat die von De Can- dolle beobachtete Acceleration, welche die Periode der Mim054 bei constanter Beleuchtung erfährt, in ‚ähnlichem Sinne gedeutet a. a. Ö. p. 572). 48 Die folgenden Versuche zeigen, dass_ die Dunkelstarre_so- wohl als die Accellerativn der periodischen Bewegung auch dann eintritt, wenn man Mimosen längere Zeit ‘an einen schattigen Ort stellt, wo die Lichtintensität zwar nur einen Bruchtheil des Tageslichts beträgt, aber doch noch so stark ıst, dass man dabei Bücher lesen und dergl. Beschäftigungen vornehmen kann. Versuch V. Am 24. August 1862 um 9 Uhr Morgens stellte ich eine Mimose an die Hinterwand meines Wohnzimmers, 15 Fuss von den Südostfenstern entfernt ; die Temperatur schwankte während der folgenden Tage zwischen 22,5° C. und 15° C., blieb aber meist nahe an 20° C. Di& periodischen Bewegungen dauer- ‚ten mit einigen Unregelmässigkeiten bis zum 28. Mittags, am 29. Mittags war auch die Reizbarkeit verschwunden, die Blätter hatten die Stellung der Dunkelstarre. Am 29. wurde die Pflanze Mittags um 1 Uhr wieder an das Fenster gestellt; schon Abends um 6 Uhr waren die Blättchen ein wenig empfindlich, die Stiele aber” noch starr; die Blättchen hatten ziemlich unregelmässige Stellungen. Am 30. August Mittags waren die Blätter in norma- ler Tagstellung und völlig reizbar, nachdem sie mehrere Stunden lang ven der Sonne getroffen worden waren. Versuch VI Am 30. Juni 1863 wurde eine Miinose in einen anderen Zimmer ebenfalls 15 Fuss von den Fenstern ent- fernt an die Hinterwand gestellt. Die Temperatur an diesem Orte schwankte zwischen 20,5° C. und 23,5°C. Nach 7 Tagen war die Pflanze vollkommen starr, die Blättchen weitgeöffnet,, (über 180°), die sekundären Stiele abwärts, die Hauptstiele hori- zontal. Die Pflanze wurde am Morgen des 6. Juli an’ein Süd- fenster gestellt, wo sie vou der Sonne getroffen wurde; nach 12 Stunden war sie etwas reizbar, am folgenden Tage nahm die Reizbarkeit zu und in den folgenden Tagen wurde der bewegliche Zustand wieder ganz normal. Versuch VI. Dieser Versuch wurde mit dem Versuch IV gleichzeitig und als Parallele dazu ausgeführt; auch hier sind ‘die Temperaturen sehr gleichförmig, doch von jenen eiwas Ver- schieden; das Thermometer bing zwischen den Blättern det ‚Pflanze; diese stand an der Mauer zwischen den beiden Südost- enstern, erhielt also nur’das von den Wänden reflektirte Licht. > . Septbr. | Stunde | o ©. Pflanze im. Halbdunkel. 24 | 9 Abd.] 17,01 Nachtstellung. 25 +} 7 Mrg.11751 ganz offen, 180°. 8 16,0] Oefinung der Blättchen c. 1208. 9 16.2 n n „ c. 90%, 12 Mttg{ 172] 5 » „ c. 130°. 19 17,5 n 1 „ ce. 908, 7 .Abd.| 16,8 " e. 130%, >26 | 7 Mrg.] 172 Oefinung der Blättchen c. 30%. 9 16,0 n n „ mehr als 180°. . 112 Mitg.] 17,0 n Mi Br mehr als 180% 2, 16,8 nn c. 130%. 6 Abd.| 15,7 n > e. 45°. 110 17,01 völlig geschlossen. Noch reizbar. 27 17 Mıg.] 16,2} Ocfinung der Blättchen ce. 130%. ) 1501 u Bon nıehr als 180°, 1°/aMtg. 17 ” ” s etwa 180°. . 3 16,2 1 > re ebenso. 7 Abd. } 16,0 n n „ 90° bis 120°. 9 16,5 ganz geschlussen. 28°] 7Mrg.| 16,3 | Oeffnung der Bläftchen 180°. 'Blättchen nicht, Poister der Stiele wenig reizbar. 1Mttg] 168| ebenso. 9 Abd.] 16,51 untere Blätichen offen, obere’ halb offen, sehr wenig reizbar. Um 9 Uhr Abends wurde die Pilanze an das Fenster gestellt, wo sie in der Nacht die letzte Spur von Reizbarkeit verlor, denn am nächsten Morgen war sie wohl in Tagstellung aber gegen je- den mechanischen Reiz völlig unempfindlich; diesen Zustand der Starre behielt sie den ganzen Tag, auch schlossen sich die Blättchen am Abend nicht. Am 30. Morgens bei 16° C, wären die Blättchen noch starr , die Stiele reizbar; am Abend schlossen sich die Blätter und am nächsten Tage war die Pilanze wieder in fast normalem Zustand. Auch bei dieser Pflanze waren die Blättchen \ wenigstens am ersten Tage in beständiger Oscillation, dieselbe wurde aber um 487 Re so langsaner, je mehr sie sich dem Starrezustand näherte; auch hier war die für die Dunkelstarre ckarakteristische Stellung &i ein- getreten; die Blättehen öffneten sich weit über 180°, die sekun- dären Stiele schlugen sich abwärts, die Hauptstiele standen fast horizontal, Ich lasse nun zunächst zwei Beobachtungsreihen an zwei Exemplaren einer Acacia' folgen,’ die mir unter dem Namen -4. lophantha verkauft wurde. Die Hlätter dieser Pflanze sind für Erschütterung unempfindlich, unterliegen aber dem Lichtreiz, in- dem sie sich bei plötzlicher Verdunkelung schliessen, bei Be- . leuchtung öffnen, und zeigen ausserdem sehr energische perio- dische Bewegungen. Im Finstern dauern dieselben einige Tage lang fort, werden dann unregelmässig und hören endlich auf; bringt man alsdann die Ptlanze abwechselnd an das Licht und in’s Finstere, so bfeiben ihre Blättchen immer in derselben star- ren Stellung. Suwie bei der Minwse ist aber auch hier eine dauernde Insolation im Stande, die Beweglichkeit in beiden Rich- tungen wieder herzustellen, die periodische Bewegung und die Fähigkeit, für Lichtwechsel reizbar zu sein, tritt dann wieder ein. Am 20. April 1863 wurde eine junge, mit neun schönen und sehr gesund aussehenden Blättern versehene Acasia lophantha in einen Holzschrank gestellt, in welchem auch der Thermometer dicht neben der Pflanze hing. Die Beobachtungen würden hier stündlich gemacht, ich nehme aber in die Tabelle, um sie nicht übermässig lang zu, machen, ‚nur diejenigen Beobachtungen auf, wo’ sich irgend eine Aunde- rung zeigte; wo in der Tabelle 4—10 Stunden übersprungen sind, bedeutet diess so viel, dass in dieser Zeit keine merkliche Aen- derung eintrat. j al Stunde °C.) Acacia lophuntha im Finstern. 20. | 9 Abd. | 17,5} Nachtstellung. 21 | 6Mrg.| 17,5] Blättchen auf 90% geöffnet. 8 17,5 | mehr geöffnet. 12 Mttg.| 18,0 Blättehen auf 1800 geöffnet. 6 Abd. | 17,5 Blättchen c. 60°—-70% geöffnet. ‘9 Abd. | 17,01 die älteren halb offen, tie jüngeren ganz geschlossen. 488 April Stunde] ® C.| Acäacia lophantha im Finstern. 22 1 6 Mrg.| 17,0|| Blättchen ’e. 130° geöffnet, Seitenstiele unregelmässig abwärts. «8 .17,81| Blättchen ec. 180° geöffnet, secundäre Stiele “ unregelmässig. - 12 Mitg.| 18,0 || ebenso , 4 Abd. | 18,7 | Blättchen beginnen sich zu schliessen. 9 18,0 | untere Blätter offen, obere halb' offen. 23 | 7 Mıg.] 17,7] alle Blättchen regelmässig plan ausge- j breitet. : 12 Mtig} 16,2 | ebenso. _ " . u 10. Abd.} 16,2 | ebenso. 24 } 6Mrg.}| 15,6] ebenso, die oberen nicht ganz plan. 12 Mttg.| 16,2 | sämntliche Blätter gahz offen (180°). 10 Abd.} 15,6 | ebenso, obere Blätter unregelmässig. 25 1 6 Mrg.| 15,0) sämmtlich offen, plan ausgebreitet. . Die Pflanze hatte also seit 48 Stunden ihre periodische Be- wegung bis auf geringe Spuren eingestellt. Sie wurde nach der . letzten Beobachtung an das Fenster gebracht, wo sie bei trübem Himmel, binnen 2 Stunden ihre Blättehen stark abwärts stellte : (Oeffnungswinkel weit über 180). dann traten auch geringe Stel- lungsänderungen an den sckundären Stielen ein. Um 12 Uhr Mittag wurde diese dunkelstarre und eine im normalen Zustande befindliche Acacia in das Finstere gestellt: jene veränderte ihre Blattstellung nicht, die Blättchen blieben offen, die andere dage- gen nahm binnen 1 Stunde tiefste Nachtstellung an. Alsdam- wurden beide an das Fenster gestellt, wo die dunkelstarre Pflanze ihre Blattlage ebenfalls unverändert beibehielt, die normale Pflanze ihre vorhin geschlossenen Blätter in einer Stunde bei trübem . Himmel wieder öffnete. . Am Abend dieses Tages blieben (um 5 Uhr) die unteren 6 Blätter noch starr offen, die oberen (8 u. 9) schlossen sich; am nächsten Tage kehrte die periodische Bewe- gung vollständig wieder. Die ‚Pflanze hatte keinen Schaden ge- nommen, sie vegetirt jetzt noch kräftig fort. . Am 25. Juni wurde das andere Exemplar in’s Finstere ge- stellt; die Temperatur schwankte diessmal zwischen 20° C. und 25° C. im finstern Raum. Es dauerte diessmal 12 Tage, bis jede Ä | . 439 Spur von periodischer Bewegung im Finstern verschwand; die unteren Blätter wurden schon am 4ten Tagn unbeweglich, und . das Aufhören der periodischen Bewegung schritt an dem Stamme aufwärts fort, die jüngsten Blätter wurden zuletzt starr. Als sie . am 12. Tage an die Sonne gestellt wurden, fielen die Blättchen der unteren Blätter ab, die oberen aber schlossen sich halb, diese Stellung behielten sie auch in der folgenden Nacht; am 13ten Tage trat die periodische Bewegung wieder ein. - (Sehlass folgt.) Ueber Welwitschia mirabilis. Nach der Darstellung . J. D. Hooker’s, enthalten in den Transactions of the Linnean Society vol. XXIV. p. 1—48. t. I-XIV, im Aus- : zuge mitgetheilt von Aug. Wilh. Eichler. . (Fortsetzung.) Das Blatt. Man wird sich aus der botanischen Beschreibung der haupt-- sächlichsten äussern Merkmale der Blätter erinnern, sowie auch der Angabe von Welwitsch, dass dieselben aus den Cotyledo- nen hervorgegangen sein sollen. Dieses gewiss höchst merkwür- dige Verhalten bedarf zwar noch der Bestätigung durch die Be- obachtung der Keimung; allein es lassen sich bereits einige Punkte aus der Anatomie des Stammes zu seinen Gunsten gel- tend machen. Einmal nämlich hatten in allen beobachteten Al- tersstufen, den jüngsten wie den ältesten, die Blätter in Bezug _ auf Axe und Meristemschicht unveränderlich dieselbe Stellung, sodann fehlt le und jede Andeutung von Internodien in der Axe; auch würde sich unter einer andern Annahme das sonder- bare Vascularstratum, dessen Bündel in allen Stadien des Wachs- thums in Continuität mit denen des Blattes sind, nieht genügend erklären lassen und endlich spricht noch dafür die gleichförmige Regelmässigkeit, mit der die begrenzten Bündel zu Stock und Scheitel abgehen, sowie die cambiale Beschaffenheit der Gewebe innerhalb der Querfurche !). 1) Diese Erscheinung ist nicht ganz ohne Analogie. Bei einigen Arten der südafrikanischen Gattung Strepfocarpus (5. polvantkus, biflorus, Rezii) ent- Was nun die anatomische Beschaffenheit des Blattes anbelangt ,. s0 ist dieselbe eben so zierlich und eomplieirt, als für eine so lange Lebensdauer, wie wir sie für jenes annehmen, eingerichtet. Die Epidermis wird von einer. einzigen Schicht von ‚Zellen gebildet, die mit wenig Inhalt und dicken hornigen Aus- senwänden - versehen sind. Unter ihr befindet sich beiderseits ‚eine dicke Lage sehr lockern saftigen Zellgewebes, der Länge nach von Bastbündeln durchzogen. Eine verworrene Masse der oben beschriebenen Spieularzellen durchsetzt dasselbe und ver- leibt ihn Festigkeit; diese sind jedach hier von weit regelmäs- sigerer Gestalt und Lage als im Samen, indem sie senkrecht auf die Oberfläche des Blattes gerichtet sind und sich nicht in -die: Bastbündel einzwängen. oder mit ihnen kreuzen; dabei sind . sie oft in rechtem Winkel am einen oder anderen oder an bei- ‘den Enden gebegen. Die Mitte des Blatts nimmt eine dickere Schicht gewöhnlichen Parenchyms ein, ohne Zeichnungen der Zellwände und »icht ohne Inhalt, durchsetzt von wenig Spieu- larzellen und hier und da versehen mit Gummidrüsen. Das letztere Gewebe durchziehen starre Gefässbündel, ein- ander parallel, in der Medianebene des Blattes und in seiner ganzen Länge. Sie haben dieselbe Beschaffenheit, wie die im Stocke, sind jedoch symmetrischer entwickelt, auf dem Quer- schnitte oval oder keilförmig mit dem breiten Ende nach oben. “Sie werden umzeben von einer einfachen Schicht diekwandiger punktirter Zellen, besitzen oben ein halbmondförmiges Bastbün- del. hierauf folgend eine ähnlich gestaltete Cambiumzone mit etwas strahliger Anordnung der Zellen, sodann einen Strang ge streekter diekwaudiger poröser Gefässe, an welchen sieh Spiral- gefässe mit dünnen Wänden und engen Mündungen anschliessen, die allmälich in weitergewundene übergehen. Das Gefässbündel ‘ist unten geschlossen durch eine zweite 'Bastschicht, ebenfalls halbmondförmig. jedoch mit der Goncavität nach oben, die’ohne Zweifel aus einer zweiten schmaleren Cambiumzone an der un- tern Seite der Gefässe entstanden ist. . Die Stomata liegen in parallelen Reihen auf beiden Seiten - wickelt sich bei der Keimung der eine Cotyledon zu dem einzigen grossen Laubblatte, das die Pffanze besitzt und das platt auf dem Boden liegt ; der a0“ dere dagegen verschwindet frühzeitig. Die Inflorescenz ist hier mit. dem Blatt- stiel und dem untersten Theil des Mittelnerven verwachsen und besteht a5 &iner verkürzten Axe, an der vielbtüthige Schäfte entspringen. : Wie man sieht, hat (änchNdas tetzie Verhalten einige Achnliehkeit. mit, dem von. Welwitschia. Pu . des Blattes und zwar auf den Längslinien zwischen :je zweien der Bastbündel über dem saftigen Zellgewebe. Sie unterscheiden sich nicht wesentlich von den: gewöhnlichen Spaltöffnungen: Die lange. Dauer, parallele Nervatur und anatomische "Be- "schaffenheit' des Blattes von Welwitschia erinnert unmittelbar an Podocarpus Dammara und insbesondere an die südamerikanischen Cycadeen, bei denen eine Schicht von Bastzellen unterhalb der ‘Blattepidermis liegt. Doch kann keine dieser und überhaupt keine der mir (Hooker) bekannten Pflanzen sich in Bezug: auf ‘ Sehönheit und Complication der Structur des Blattes mit der Welwitschia messen. — Es ist ferner eine bemerkenswerthe:Er- 'scheinung, dass hier wie auch bei den genannten Gymnospermen die Gefässbündel des Blattes im Gegensate zu denen der ‘meisten Monocotylen, nicht mittelst seitlicher Aeste untereinander. in Verbindung stehen, und es möchte daher die Ansicht nicht ganz ohne Berechtigung scheinen, dass diese Blätter vielleicht als aus “einer Reihe mit einander verschmolzener einnerviger Blätter her- vorgegangen aufzufassen seien. ‘Wenigstens spricht hier :noch das häufige Vorkonimen einer Mehrzahl von linearen Cotyledonen bei diesen Pilanzen und die Entwickelung einer grossen Zahl’von Intiorescenzen aus'der Peripherie des Scheitels bei Welwitschia. In Anbetracht des Ursprungs der Blätter, ihrer langen Dauer und des Wachsthums''des Stammes, »kann der parallele Verlauf ihrer Gefässbündel bei Wehwüschia wicht verleiten, diese aus letzterem Grunde in die Verwandtschaft der Monocotylen zu “stellen. Inder That, da das ganze Wachsthum des Stammes ein centrifugales ist, das Blatt aber durch “Vermehrung seines 'Zel- lengewebes auf beiden Seiten der Basis in die Breite wächst, so ist es nicht anders möglich, als dass die neuentstehenden Ge- fässbündel mit den bereits vorhandenen in dieselbe Ebene zu “liegen kommen und dass sie durch das Längenwachsthum des ‘ Blattes parallel mit einander nach aussen geführt werden. x Der Blüthenstand. Die Inflorescenzen werden in !/,—!/s” tiefen eiförmigen Höh- lungen an der Peripherie des Scheitels dicht oberhalb der Blatt- “insertionen angelegt. Diese Höhlungen sind nach oben offen durch eine vertikale Spalte mit vorspringenden Rändern ; die aus ihnen hervorbrechende Knospe ist eingehüllt in starre, leder-. "artige*geschindelte-Schuppen; von denem die beiden ersten ver- 492 . hältnissmässig sehr gross, einander opponirt”und nach rechts' und links an die Ränder der Höhlung gestellt sind. - Mitunter entwickeln sich, ‘wie schon oben bemerkt, ‚auch. Blüthenknospen unterhalb der Blattinsertion auf den oberen Wülsten des Stockes; eine Erscheinung analog dem Vorkommen von Sprossen an dem Cauliculus oder 'Tigellum verschiedener Pflanzen ?). Der Blüthenstand ist eine dichotomische Cyma mit stehen bleibenden opponirten Brakteen an jedem Knoten; ihre Regel- mässigkeit. wird jedoch häufig gestört durch Verkümmerung eines . oder des andern Internodiums, so dass die Knoten oft ange- schwollene Massen bilden, von denen mehrere Aeste doldenähn- lich ausgehen. — Die Aeste sind dick, rund, hellgrün, glatt, an "der Basis etwas artienlirt; ihre Epidermis ist mit Spaltöffnungen versehen, ähnlich denen des Blattes. Die innere Struktur bietet nichts Besonderes. Durch das vertikal gestreckte Parenchym, in welchem einzelne dicke Bast- und sehr wenige Spicularzellen vorkommen, verlaufen in der Nähe der Peripherie und parallel mit der Obertläche eine grosse Zahl 'isolirter Gefässbündel von der gewöhnlichen Beschaffenheit. Die grössten derselben befinden sich nach innen; in den Knoten und an der Basis der Zapfen anastomisiren sie miteinander. Die Inflorescenz der Welwitschia gleicht daher der von @ne- fum und insbesondere den amerikanischen Arten dieser Gattung, sowohl in Anbetracht ihrer dichotomen Verzweigung, als auch der häufigen Verkümmerung der Internodien und unvollkomme- nen Entwickelung einzelner Zapfen. " Die männlichen (pseudo-hermaphroditen) Zapfen und Blüthen. Da bereits in der botanischen Beschreibung das Wesentlichste über die äussere Erscheinung dieser Theile gesagt worden ist, so mögen hier nur noch einzelne Details «Erwähnung finden. Der Zapfen ist zur Blüthezeit ",—1” lang und !/—1” dick; seine Schuppen haben einen Durchmesser von etwa 1',—2”. Die uptersten derselben sind leer und paarweise an der Basis ver- wachsen, die obersten bleiben in rudimentärem Zustand, die übrigen enthalten Blüthen. Ihre anatomische Struktur ist dieselbe, wie 1) Vergl. hierüber Bernhardi, über Zinaria arenaria, in der Linnaes Vi. 581. 6. 14. . * 493. vr die der Schuppen des weiblichen Zapfens und wir verweisen daher auf die Beschreibung der letzteren. Die früheste Erscheinungsform der Blüthe ist die eines kleinen . Zäpfchens. An beiden Seiten der breiten Basis desselben ent- stehen zunächst die beiden äusseren Blättchen des Perigons in Gestalt zweier rasch heranwachsender Höcker und etwas später, sich mit jenen kreuzend, die beiden inneren Blättchen. Auf diese folgen zwei Ringe im Umfange des Zäpfchens oberhalb des Peri- gons, von denen der äussere sich zum Staubgefässwirtel, der. innere zum Integument entwickelt. Der Nucleus des Ei’s wird dürch die Axenspitze selbst ‚repräsentirt. Welcher von jenen beiden Ringen am frühesten angelegt wird, war nicht genau zu ermitteln. Die Blüthen des ausgebildeten Perigons sind sehr zart und durcheheinend. Sie werden von nur 2. Zellschichten gebildet, zwischen welchen keine Spieularzellen eingelagert sind; letztere, dünnwandig,,; mit, weiten Lumen, gleichförmigen oder. schwach getüpfelten Wänden’ und ohne Krystalle. an der Aussenfläche, sind so gruppirt, dass die Blättehen dadurch wie von.strahlig ver- laufenden Nerven durchzogen erscheinen. Der Stauhgefässwirtel: bietet, nach dem schon früher darüber Gesagten, nichts besonders Bemerkenswerthes mehr; nur mag allenfalls erwähnt werden, dass sich in der Zahl seiner Glieder, nämlich 6, die einzige entschiedene Ausnahme von der sonst . durchgängigen binären Anordnung aller Theile der Pllanze findet. “ Das Ovulum zeigt ebenfalls keine besondern Eigenthümlich- keiten, mit Ausnahme des in eine lange hin- und hergebogene Röhre ausgezogenen Integuments, das an der Spitze mit einer ‚breiten papillösen, narbenähnlichen Scheibe abschliesst. Wie ge- sagt, entwickelt sich in dem Nucleus kein Embryosack und das Ovulum bleibt somit steril (auch findet man, beiläufig bemerkt, niemals Pollen auf ersterem); nach der Verstäubung wird es braun und vertrocknet. Eine Vergleichung des J’ Zapfens und seiner Blüthen mit ‚dem von Evhedra lässt uns in mehrfacher Beziehung eine auf- fallende Vebereinstimmung beider Pflanzen erkennen. In beiden sind die Schuppen 4-zeilig geordnet, einblütbig und 'von analo- ger anatomischer Beschaffenheit; die äusseren Blättchen des Pe- rigons der Welwitschia fehlen zwar bei Zphedra, doch sind die inneren durchaus gleichartig und auch die Staubgefässe entspre- chen sich einigermassen, nur'mit dem Unterschied, dass sie bei ARE Ephedra zwischen 2 und:6 schwankend, völlig in ein solides Fi- lament verwachsen und ihre. Antheren nur 2-fächerig sind (statt \wie bei Welhwiisehta 3-fächerig). Schliesslich ist aueh die äus- sere Erscheinung des. sterilen Ovulums bei letzterer sehr ähnlich der des fertilen. Kies bei Ephedre. Etwas entfernter ist die Ana- logie’ mit @netum; doch lässt sie sich, durch die Vermittlung van . Ephedra ungezwungen. herstellen. Eine auffallende Erscheinung. in der Struktur des sterilen, 'Ovulums ist jedenfalls die Thatsache, dass die so ausgezeichnet stigmatöse Spitze der Eihaut gänzlich. ohne Funktionen ist '). Man kann sich bei der Betrachtung dieses, sonderbaren Ver- hältnisses kaum enthalten, Speculationen anzustellen. über die. Möglichkeit, dass Welwilschia der einzige bekannte Repräsen- tant eines vielleicht schon. erloschenen Pilanzengeschlechtes. sein möchte, bei welchem eine solche. Ausbreitung. des Integuments- in der That als Narbe diente. ‚Nimmt man nun an. (wozu. die, Struktur der männlichen Blüthe von. Welwitschia einige Anhalts- punkte: gibt), dass die Blüthen. dieses, primäven Gesghlechtes, her- maphrodit gewesen seien, se. bötg. uns Welwitschia einerseits einen Üebergang zu der durchaus eingeschlechtigen. Blüthe der übrigen Gymmospermen, andererseits erhielten. wir. dadurch eine Brücke von den Angiospermen, bei denen der Pollen auf dem. Stigma keimt, zu den Gymnospermen, bei welchen er unmittel- bar auf den Nucleus gelangt. Es ist nicht sehr schwer, sich vorzustellen, welche allmälichen Abänderungen mit dem imaginä- ren Typus vorgegangen sein mussten, um hier das Verkümmern und endliche Verschwinden des Eınbryosacks, dort das der Stanb- gefässe herbeizuführen — bis, wie bei Welwiischia, die völlige Trennung der Geschlechter bewerkstelligt worden war. Seltsam! Ephedra ist in dieser Beziehung um einen Schritt weiter als Welhvitschie,, indem in ihrer männlichen Blüthe das Uvulum völ- lig verschwunden ist; darin aber, dass ihr fruchtbares ki noeh mit jenem funktionslosen Stigma versehen ist, ist sie um einen Schritt zurück. n in dieser Hinsicht erinnert sie an eine einigermassen verwandte Bildung bei der ostindischen Gattung Cardiopieris. Bei. dieser trägt nämlich das ein“ fücherige Ovarium 2 Narben, die eine eine kleine Warze, die andere "gross, kugelförmig und von einem Griffel getragen ; leiztere ist nach Rob. Brown’s Beobachtungen funktionslos. " Weibliche Zapfen. > Die weiblichen Zapfen, 1',—24,” lang, besitzen 4050 Paare deeussirter Schuppen von etwas häutiger Textur; hiervon sind die 2 bis 3 untersten die kleinsten, an der Basis’ verwach-: sen und wie die 4-6 nächst obern sich rasch vergrössernden: Schuppenpaare leer; die Blüthen der 6—-10 obersten Paare blei- ben gewöhnlich unbefruchtet. Jede Schuppe (von deinselben Bau wie die des: FB Zapfens). zeigt ein breites hyalines Mittelfeld von äusserster Zartheit. Zu beiden Seiten desselben, jedoch noch ziemlich weit vom Rande verlaufen 2 bis 5° Gefässbündel von gewöhnlicher Beschaffenheit, die nach oben divergiren und sieh gegen den Rand hin verästeln. Zwischen den beiden lEpidermoidalschichten der Schuppe, von denen die äussere Spaltöffnungen besitzt, befindet sich eine dritte Schicht von fadenförwigen Bastzellen. Diese sind hin und her- gewunden, aber völlig frei und-unverästelt; am dichtesten liegen sie in der Nähe der Gefässbündel und verlaufen vom da aus in radialer Richtung zum Rande, wo sie mit gerundeten Spitzen endigen; ihnen ganz ähnliche Zellen finden sich auch in den flü- geligen Rändern des & Perigons. Ausserdem finden sich noch gegen den dicksten [heil der Schuppe kurze feinpunktirte Spi- eularzellen , aber- ohne Krystalle. Die Axe des. Zapfeng ist spindelförmig, stielrund, bedeckt von einer: zarten Epidermis und gebildet aus einem sehr saftigen schwammigen. Gewebe rundlicher Zellen. Durch dieses verlaufen der Länge nach in der Nähe der Peripherie verschiedene- kleine und 12 grosse Gefässbündel, letztere in Gruppen zu 3 und 3, die mit den 4 Schuppenreihen correspondiren., angeordnet; ulle- samnıt wellig hin- und hergebogen und durch Seitenäste anasto- inosirend. - Die kleineren Bündel stehen mit den Schuppen oder Blüthen in keiner Verbindung; sie liegen gewöhnlich ‚zwischen den Gruppen der grössern, seltner ober- oder ausserhalb derselben und vereinigen sich mitunter mit ihnen; letzere dagegen haben wit jenen Organen folgenden ge setzmässigen Zusammenhang: Die beiden seitlichen Bündel einer jelen Gruppe treten direkt an beiden Seiten der Basis in (das Perigon ein; ein Seitenast wird in die entsprechende Hälfte der Schuppe ausgesandt; das mittlere Bündel ist supplementär und erlischt, nachdem es mit den seitlichen hie und da anastomosirt hat, unterhalb der In- sertion der Schuppe. 496 Der weibliche Zapfen der”Welwitschia ist somit in mehrfacher , Hinsicht dem von Ephedra analog. So ist besonders die Neryaätur der Schuppen , die Häufigkeit der Stomata, die Art und Weise des Vorkommens von Bast- und Spicularzellen bei beiden Gat- “ tungen die nämliche; auch besitzen bei einigen Arten von Ephedra die Schuppen ein ähnliches hyalines Mittelfeld. Dagegen unter- scheidet sich letztere dadurch, dass ihre sämmtlicher Schuppen | paarweise an der Basis verwachsen sind und an Grösse zunehmen bis zu dem obersten Paare, welches allein Blüthen trägt. (Fortsetzung folgt.) Botanische Notizen. ‚Das Edinburgh New Philosofical Journal (Vol. XVI. p.-248) enthält einen sehr interessanten Bericht von Duncan Forbes über die verderblichen Wirkungen , welche der sehr strenge Frost im Dezember 1860 und Jänner 1861 in den Grafschaften Suther- land, Ross, Cromarty, Inverness, Nairn, Elgin und Banffshire auf.einer Fläche von 14 geogr QM. auf die Bäume und “Sträu- cher ausgeübt hat. Manche Bäume und Sträucher wurden sofort getödtet, andere so hart mitgenommen, dass zu ihrer völligen Erholung wohl mehrere Jahre erforderlich sein werden. Die mitt- lere- Temperatur im Sommer und Herbst 1860 war um mehr als 3° niedriger und dieser Umstand im Verein mit der ausserge- wöhnlichen Nässe hatte einen nachtheiligen Einfluss auf die Ent- wickelung der Pflanzen ausgeübt. Die jungen Triebe waren daher nicht gehörig gereift und in Folge dessen auch weniger geeignet, die Kälte zu ertragen. Hierdurch ist es denn auch zu erklären, dass manche Bäume und Sträucher, die für abgehärtet gehalten wurden und die strengen Winter von 1838, 1841 und 1855 gut überstanden hatten, durch den strengen Frost im December 1860 zu Grunde gingen. . An Aufsätzen sind für die Flora eingegangen: Dr. Sauter: Ueber A, Kerners Pilanzenleben der Donauländer. . Dr. J. Sachs: Ueber die obere Temperaturgränze der Vegetation. v. Zwackh: Enumer. Lichen. fiorae Heidelberg. Continuat. - Redacteur: Dr. Hertich-Schäffer. Druck der F. Neubawer’schen Buch- ° druckerei (Chr. Krug’s Witiwe) in Regensburg. ' * M 3%. * Regensburg. Ausgegeben den 24. November. 18683. Inhalt. Dr. J. Sachs: Die vorübergebenden Starrezustände periodisch beweglicher und reizbarer Pflanzenorgane. (Schluss) — A. W. Eichler: Ueber Welwitschia mirabilis nach Hooker. (Forts.) — Personalnachrichten. — Botani- sche Notizen. — Ankündigung. Die vorübergehenden Starre-Zustände periodisch beweglicher. und reizbarer Pflanzenorgane. Von Prof. Dr. Julius Sachs. , " (Schlass.) ı Ganz ähnlich, wie Acaria verhält sich Trifolium ineurnatum bei dauernder Finsterniss. Im normalen Zustand sind bekannt- lich die drei Blättchen während des Tages plan ausgebreitet, in der ‚Nacht aber nach oben zusammengeschlagen; sie sind für. Lichtwechsel reizbar,, indem sie sich bei Verdunkelung schlies- sen; durch Tageslicht aber wieder öffnen. Diese Beweglichkeit wird auch hier durch lange Verdunkelung beseitigt, die Blätt- chen werden dunkelstarr. Zu den Beobachtungen wurden Pflan- zen, welche ich in Blumentöpfen erzogen hatte, benützt. Am 20. März 1862 wurde ein mit zahlreichen Blättern ver- sehenes Trifolium incarnatım um 12 Uhr, als die Blättchen, sich in Tagstellung befanden in einen finsteren Raum gestellt. Um 4 Uhr nach Mittag: die meisten Blättchen aufwärts be- richtet. Um 9 Uhr Abends: sämmtliche "Blättchen aufwärts (Nacht- stellung). Am 21. März, Um 7 Uhr Morgens: sämmtliche Blättchen in Tagstellung flach), den ganzen Tag über ebenso. Flora 1863. 32 x 498 Um 9 Uhr Abds.: die meisten in Naehtstellung, einige offen, flach ausgebreitet. Am 22. März. Um 7 Uhr Morgens: sämmtlich in Tagstellung, flach aus- gebreitet. Um 12 Uhr Mittags: die Blättchen abwärts gerichtet. Um 8 Uhr Abds.: ebenso, etwas unregelmässig. Am 23. März: ‚Um 8 Uhr Morgens: die meisten Blättehen in Tagstellung, einige in Nachtstellung. Um, 3 Uhr nach Mittag: sämmtlich flach ausgebreitet. Um 9 Uhr Abds.: sämmtliche Blättehen abwärts gerichtet. Am 24. März. . Um 7. Uhr Morgens; die meisten Blättchen abwärts gerich- tet, einige in Nachtstellung. Die Blättehen hatten eine Stellung angenommen, welche im normalen Zustand niemals eintritt und welche charakteristisch für die Dunkelstarre ist. Am 24. März wurde die Pflanze an das Fenster gestellt; die Blätfchen behielten selbst nach dreistündiger Besonnung noch ihre starre Stellung, aber am Abend nahmen sie ihre gewohnte -Nachtstellung wieder an und verhielten sich am nächsten Tage wieder normal. Mehrere andere im Frühjahr 1862 gemachte Versuche führ- ten zu demselben Resultat. Dass die periodische Bewegung im Finstern auch hier nicht “ vom Temperaturwechsel abhängt, davon überzeugte ich mich durch eine Beobachtungsreihe, welche am 29. September 1863 begann und drei Tage lang fortgesetzt wurde; die Temperatur in dem finstern Kasten schwankte in den beiden ersten Tagen nur zwischen 15,5° ©. und 15,8° C., und die geringen Schwankungen, selbst lassen keine Beziehung zu den periodischef Bewegungen erkennen. . Ozalis acetosella, wovon ieh zwei Exemplare, die im Wald erwachsen waren, den ganzen Sommer über in Töpfen eultivirte, ist für derartige Beobachtungen nicht sehr ermuthigend, da se- wohl die periodischen wie die Reizbewegungen mit grosser Lang- samkeit stattfinde. Ein im Mai 1863 in’s Finstere gestelltes Exemplar zeigte bei 20—22° ©. (im Finstern) am ersten Tage eine Verdoppelung der Periode , sie öffnete sich Morgens um 6 Uhr, dann stellten sich die Blättchen bis 10 Uhr halb abwärts, um 12 Uhr Mittag standen sie wieder kelchartig aufwärts, diese Spgllung behielten sie biy 7 Uhr Abends, in der Nacht wurden die "Stellungen, .un- regelmässig, einige stellten sieli horizontal, andere abwärts. Ge- tinge und sehr unregelmässige Stellungsänderungen erfolgten auch in den folgenden ‘Tagen, sie hörten am 23. Mai, also. am siebenten Tage vüllig gu, indem sich die Blättchen sämmtlich horizontal stellten; selbst am 7. Tage war die Reizbarkeit noch nicht ganz verschwunden, starke Erschütterung bewirkte noch eine geringe Senkuug des Bläftehens. An das Fenster gestellt, rahın die Pflanze nach einigen Tagen ihre Bewegung wieder an, doch hatte sie sehr gelitten, die meisten Blätter verdarben: Interessenter ist die 'Ihatsache, dass Oxalis acetosella bei einer Beleuchtung, wo Mimosa pudieca in wenigen Tagen starr wird, nicht nur fortfährt zu wachsen, sondern auch Periodieität und Reizbarkeit behält. Fin Exemplar liess ich im Juni, Juli. ‚ August und September an der Hinterwand meines Zimmers ste- ben, wo Tropacolumı, Phaseolus, Polygonum Irgopyrum stark vergeillen und Mimosa bald dunkelstarr wird; die @ralis biiels grün, brachte neue Blätter und bebielt ihre Reizbarkeit. Der Uharakter der Schattenpflanze machte sich somit sehr entschieden “geltend. Cohn?) fand, dass die Blätter von Uxulis arefosehla schon nach dreitägiger Verdunkelung Tag und Nacht horizontal stehen blieben, sie waren dann aber noch reizbar. Nie Bititter nahmen, als die Pflanze dann an das Fenster gestelk wurde, die Stellung nach oben an, indem sie eine Hohlpyrämide bildeten, Cohn’s Deutungen kann ich nach meinen bisherigen Angaben natürlich nicht ganz gelten lassen. - Alle meine Beobachtungen führen zu dem Resultat, dass die Dunkelstarre der Blätter mit einer Stellwig verbunden ist, die- merkwürdiger Weise der normalen Tagstellung schr ähnlich .ist, Trotz dieser Achalichkeit darf aber die eigentliche Tagstellung mit der Starrestellung nieht identificirt werden; denn jene wird‘ durch plötzliche Beschattung in Nachtstellung übergeführt; diese dagegen ist für Lichtwechsel ganz unempfindlich. Auch zeigt At- mosa und Acacia, dass die echte Tagstellung schon äusserlich von der Starrestellung verschieden ist; bei Oxalis und Trifolinm kann diess wegen des einfachen Blattbaues nicht so hervortreten. nn nd 1) Bericht der Verhandfungen der bot. Section der schlesischen vaterländ. Gesellsch. 1859. p. 57. on 82 * 500. Auch Blätter, welche niemals periodische Bewegungen zei- gen und dureh Lichtwechsel keine Stellungsänderung erfahren, nehmen bei laf&e dauernder Verfinsterung eine eigenthüpliche Lage san, die man als ein Analogon der Dunkelstarre- Stellung betrachten darf. Lässt man im Licht erwachsene Pflanzen von Brassica Napus einige Tage lang im Finstern stehen, so schla- gen sieh die beiden Seitenhälften der Tag abwärts, oft so stark, dass sie sich mit der Unterseite unterhalb des Mediums berühren; genau dasselbe thun Me Blätter von Papaver SOMNI- ferum. Ein 'Monatsrosenstock, der 8 Tage im Finstern stand, zeigte etwas Aehnliches: die Blättchen waren stark abwärts ge- richtet, nach unten concav; der sie tragende Stiel war ebenfalls stark concav nach unten gebogen; später breiteten sich die Blät- ter am Licht wieder flach aus. II. Trocken-Starre. So nenne ich einen Zustand von Unbeweglichkeit, den die Blätter von Mimosa pudica dann aunehmen, wenn die Wurzeln nicht genug. Wasser iin Boden vorfinden. Im Sommer 1863 liess ich mehrfach einzelne Töpfe mit Mimosen unbegossen , während die daneben am Fenster stehenden immer feucht erhalten wur- den; die Kleinheit der Töpfe und die Lockerheit der Erde be- dingten bei der hohen Temperatur ein rasches Austrocknen des Bodens. . Mit zunehmender Trockenheit desselben nimmt die Reizbarkeit der Blätter sichtlich ab; wenn die Erde sehr trocken geworden ist, tritt eine fast absolute Starrheit der Blätter ein sich selbst überlassen, stellen sich die Hauptstiele horizontal; die Blättchen breiten sich halb oder ganz aus; heftiger ‘Schlag _ und Erschütterung bewirkt keine Senkung der Stiele. Diese durch .Wassermangel erzeugte Starrheit wird binnen 2 bis 3 Stunden gelöst, wenn man die Erde begiesst. . Die Trockenstarre ist nicht etwa mit Welkleit zu verwech- seln, obwohl sich diese natürlich später auch einfindet. Wären bei der Trockenstarre die Bewegungsorgane welk, schlaff, 0 würden die Stiele und Blättehen der: Schwere folgen; die horizontale Stellung der Stiele beweiset aber das Gegentheil; €8 ist hierbei daran zu erinnern, dass sehr reizbare Mimosenblätter nach starkem Reiz. besonders Abends, sich so tief abwärts krüm- nen. dass sie init dem Stamme fast "parallel liegen. Diess ist zwar keino Folge von Schlaffheit, wie Brücke gezeig® hat; aber er heweiset, dass «die Polster sich in diesen Grade 'krüm- 501 men können; wenn nun die Trockenstarre mit entschiedener ’Schlaffheit verbunden wäre, so würden die Blätter wahrscheinlich ganz abwärts hängen, nicht aber horizontal stehen. Man darf das Verhalten vielleicht so ausdrücken: bei der Trockenstarre sei allerdings zu wenig Wasser in den betreffenden’ Zellen, aber ‚doch immer noch so viel, um den gewöhnlichen Spannungszu- stand der Gewebe, wie er bei nieht reizbaren Geweben besteht, zu unterhalten ; dagegen im beweglichen Zustand enthalten die betreffenden Gewebe weit mehr Wasser, wodurch die Spannung auf ein Maximum gesteigert und die von H ofmeister ange- deuteten Vorgänge herbeigeführt werden ")> IV. Verschiedene andere Starre-Zustände Dutrochet zeigte, dass die Durchdringung der Gewebe mit athmosphärischer Luft eine Bedingung des beweglichen Zustandes ist, dass die Entziehung der Luft sowohl die periodische Bewegung als die Reizbarkeit aufhebt; den so eingetretenen Starrezustand schreibt er vorzugsweise der Abwesenheit des Sauerstoffes zu und nennt ihn daher Asphyxie. Er zeigte ?), das eine im Topf stehende Mimose unter dem Reeipienten der Lyftpumpe bei den ersten Zügen ihre Blätter zusammenfaltet, dass, sie aber bei her- gestellten Vakuun: ihre Blättchen wieder halb öffnet und ihre Hauptstiele aufrichtet. Er bemerkt ausdrücklich, dass diese Stellung derjenigen sehr ähnlith sei, welche sie nach langer Dunkelheit annahnıeh; die Blätter machten im Vakuum keine Schlafbeweguns und waren gegen Erschütterung völlig unempfind- lich.: An der Luft nalımen sie nach und nach ihre Beweglichkeit wieder an. Er gibt ferner an, dass die Blätter von Robinia Ppseud-acacia in lufthaltigem Wasser ihre periodischen Bewegun- gen fortsetzen , dass sie dagegen in luftleerem Wasser unbeweg- lieh sind und dabei die entschiedenste Tagstellnng (der Dunkel- starre entsprechend) annehmen. Dutrochets Angaben tiber die Blüthen von Mirabilis, Ipomuea, Convolvulus glaube ich hier zanz übergeen zu dürfen, indem ich überzeugt bin, dass die von ihm studirten Phänomene des Aufblühens und Verblühens mit den periodischen Bewegungen überhaupt nichts zu thun ha- ben und noch weniger als Reizerscheinungen zu betraiten sind; das einmalige Aufblühen und das einmalige Schliessen abgeblüh- 1) Vergl. Hofmeister Flofa 1862 p. 502 f. - 2) Dutrochet mem. pour serv. I. p. 362 569. - 52 ter Blumen ist offenbar ein Akt. der wohl- mit der Entfaltung eines Blattes, nicht aber mit den perieclischen Bewegungen eines solchen verglichen werden muss. Dagegen ist hier an,seine An- gabe zu erinnern, wornach die Blüthen von Levnrtgdon, Tara.sa- cum und Sonchus oleracens, welche sich periodisch öffnen und schliessen , unbeweglich werden, wenn sie sich im Vacuum be- finden (a..a. O0. p. 471). Es ist nicht ganz leicht, Dutrochets Ansicht über die Ursache der Starrheit, welche durelı Evacuation hervorgebracht wird und über den Zusammenhang dieser Thatsache mit der Dunkelstarre, völlig ‚klar aufzufassen (a. a. O. 559563), aber ich glaube, sie lässt sich annähernd so resumiren: Im Grunde ist die dwch dauernde Dunkelheit und die durch Evacuation hervor- gebrachte Unbeweglichkeit derselben Ursache zuzuschreiben, näm- lich dem Mangel an Sauerstoff; bei der Evacuation wird derselbe dem Gewebe direkt entzogen, bei dauernder Dunkelheit dagegen tuete im Gewebe Mangel an Sauerstofi ein, weil die Pilanze ohne Sonnenlicht keinen solehen ausscheidet (p. 568 a. a. Q.); ieh glauhe, gestützt auf die neueren Untersuchungen von Kabsch,. kann man dieser Ansicht beiflüchten, aber mit der Abänderung des Schlusssatzes, dass im Finstern nicht sowobl das Aufhören der Sauerstoffausscheidung, als vielmehr die Erfüllung alter Ge- webe.der Pflanze mit Kohlensäure die Ursache der Dunkelstarre ist; man könnte also folgenden Satz aufstellen: Die Entziehung der atbinospbärischen Luft bewirkt denselben Zustand von Starr- heit, wie eine lang anhaltende Verdunkelung; in beiden Fällen wird die Einwirkung des Sauerstoffs auf das lebendige Gewebe verhindert, im ersten Falle näntlich wird er unmittelbar wegge upmmen, bei der Dunkelstarre dagegen tritt wohl Sauerstoff iu das Gewebe, aber derselbe dient hier zur Bildung von Kohlen- säure, die ihrerseits ohne Licht nicht zersetzt wird, sieh daher im Gewebe anhäuft und dieselbe Wirkung hervorbringt, als eb man die Pflanze in eine Athmosphäre von Kohlensäure gesetzt hätte, Es bleibt hiebei aber unbestimmt, ob die Kohlensäure wer dadurch wirkt, dass sie die Einwirkung des Sauerstoffs hin- dert, oder dadurch dass sie selbst nach Art einer. giftigen Sub- stanz das Gewebe angreift. Der von Kabsch, hervergehobene Umstand, dass schen eine Mischung vou Luft und Kohlensäure die Beweglichkeit hindert, macht das Letztere wahrscheinlicher. Kabsch (bot. Zeitung 1862 p. 342) fand, das die reizbaren Staubfäden von Mahonia und Berberis bei Evacuation „auf 20 « | 503 bis. 24 Mill. sich zum Stempel binneigen, dann aber zurückgehen ‘und fortan unempfindlich gegen Reize sind; an der freien Luft wurden sie dann wieder reizbar. Die Staubfäden von Helianthe- mum verloren ihre Reizbarkeit, wenn die Evacuation auf 5. bis 10 Linien stieg, erhielten diese Eigenschaft aber wieder, als sie an die Luft. gebracht wurden. Für Mimosa pudica bestätigen die Versuche von Kabsch die Angaben Dutrochet’s und er fand zu dem, dass die im Vaeuum für Erschütterung unempfnd- liche Pfauze noch durch den Induktionsstrom reizbar ist. Sehr interessant sind seine Angaben über die Wirkung ver- ' schiedener Gase. . Er fand, dass in einer . Umgebung von reiner Kohlensäure die Reizbarkeit der Staubfäden von Berberis (für Erschütterung) fast momentan aufhörte (p. 346 a. a. O.); blieben diese 3 bis 4 Stunden in der Kohlensäure so trat dann die Reizbarkeit erst nach einigen Stunden wieder ein. Geringere Mengen von Kohlen- säure (30 bis 40 pCt.) mit atmosphärischer Luft gemischt, waren ohne Wirkung auf die Reizbarkeit, ein grösserer Prozentsatz machte sie aber starr. . Im Stickgase verschwand die Reizbarkeit sehr bald (. 347) und wenn die Staubfäden nur 10 bis 15. Minuten darin verweilt hatten, so kelırte sie dann bei Zutritt der Luft wieder ; längeres Verweilen wirkte schädlich. Kohlenoxydgas zu 20—25 pCt. mit Luft gemischt „vernich- tete“ die Reizbarkeit,, dagegen störten selbst 50 p©t. Wasserstoff mit Luft gemischt die Reizbarkeit der Berberisstaubfäden nicht; reines Wasserstoffgas brachte bei kürzerem Aufenthalt (10—15 Minuten) in demselben vorübergehende Starre, bei längerem Ver- weilen bleibende Unempfindlichkeit hervor. \ Stiekoxydulgas ist indifferent, die EmpÄndlichkeit der Ber- berisstaubfäden hörte erst mit ihrem Tode auf. In reinem Sauerstoffgas tritt erst nach '% bis 1 Stunde der Starrezustand ein, von dem sich die Staubfäden dann an der Luft wieder erholen. . Im. Stickoxydgas "beugen sich die Staubfäden nach 12 Minuten zum Stempel und verlieren ihre Reizbarkeit. An Ammoniakgas trat bei den Berberisstaubfäden nach 2 bis ö Minuten eine bewegung wie nach einem Reiz ein, bald heraus- genommen „erholen“ sie sich wieder (p. 355), sie scheinen also eine Zeit lang starr zu. bleiben. .. Diese Angaben vou Kabsch zeigen also, wie verschiedene € 504 ’Gsse im Stande sind, an einem reizbaren Organ „vorübergehende Starrezustände‘‘ hervorzubringen. Einstweilen beweisen diese Erscheinungen aber nichts in Bezug auf den Mechanismus der ‚Bewegungen, und ich kann Kabsch nicht beistimmen, wenn er aus seinen sehr interessanten Versuchen folgert, dass bei dem Mechanismus der Bewegung .die Turgescenz (Spannung durch Diffusionsprocesse veranlasst) als mitwirkende Ursache aufzugeben sei (p: 356). Warum ich der Beweisführung von Kabsch nicht beitreten kann, lässt sich vielleicht am besten durch ein Gleich- niss klar-machen. Angenommen, es wüsste Niemand, auf wel-- chen Principien die Bewegung einer Uhr beruht und €s käme darauf an, das Problem zu lösen. Da würden verschiedene For- scher verschiedene Wege einschlagen; die Einen -würden sich das Uhrwerk genau ansehen und daraus den Mechanismus «er- klären; aber es wäre auch Niemanden verwehrt, eine gehende Uhr in Wasser zu legen, oder sie mit verschiedenen Säuren zu behandeln u. dgl. mehr. Hierbei würde der Gang der Uhr man- che Unregelmässigkeiten zeigen, und wenn die Feder rostet, oder durch Säuren halb aufgelöst, ihre- Spannkraft verliert, so wird. sie aufhören zu gehen. Wenn nun die mechanische Unter- suchung des Uhrwerks gezeigt hat, wie die Spannkraft der Fe- der das Werk in Bewegung hält, 'so ist damit der- Mechanismus erklärt; und wenn die chemische Veränderung der Feder durch Oxydation u. dgl. die Uhr zum Stehen bringt, so ändert das nicht das Geringste an der Wahrheit der mechanischen Erklä- rung, es wird dadurch nur die weitere Thatsache constatirt, dass die Feder aus einem Stoff besteht, der auf diese oder jene Weise seine innere Struktur ändert und dadurch aufhört, dem Mecha- “ nismus der gegebenen Art zu dienen. So ist esnun auch mit den Bewegungsorganen der Pflanze ; wenn es gelingt, aus der Spannung zwischen der Expansibilität der einen Gewebe und der Elasticität anderer die Bewegungen zu erklären, so ist das für die mechanische Seite der Frage genügend; wenn sich aber zeigt, dass bestimmte Wärmegrade, Lichtgrade, bestimmte chemische Kräfte nöthig sind, den beweglichen Zustand zu erhalten, so schliesse ieh daraus, dass die molekulare Zusammensetzung der Bewegungsorgane von jenen . Agentien abhängt; so wie die Feder in der Uhr durch einen chemischen Prozess unfähig gemacht werden kann, ihre Spann- kraft zu üben, so können auch die Zeilen durch chemische und physikalische Einflüsse die Fähigkeiten verlieren, die eigenthüm- lichen Spännungserscheinungen zu-zeigen, die’ sie im normalen ” % * ’ 505 Zustandg bietep. Die in der vorliegenden Abhandlung gemach- ten Mittheilungen haben mit dem Mechanismus der Bewegungen ‚also nichts zu thun, sie zeigen vielmehr, wie der dazu nöthige Zustand der Zellen von verschiedenen äusseren Agentien abhängt. Allerdings wird dadurch auch die mechanische Auffassung der Bewegungserscheinungen insofern berührt, als nun die Frage entsteht, welche Molekular-Vorgänge sind es, die das Licht, die Wärme, die Gase u.*s. w. in den Zellen veranlassen, um die- selben bald fähig, bald unfähig zu Bewegungen zu machen? - Unter den Agentien, welche die molekulare Struktur der . Körper beeinflussen, steht die Elektricität oben an; wird schon .bei-ugorganischen Körpern, bei einfachen Stoffen, wie die Metalle sind, durch die Elektricität das Gleichgewicht der Molekularkräfte beeinflusst, so ist zu erwarten, dass bei der complicirten, Mole- kulärstruktur organischer Körper dieser Einfluss ungleich grösser sein werde; in Bezug auf den Muskel ist diess bekannt. In Bezug auf die Pflanze sind wir.darüber noch sehr im Unklaren -uhd um so dankenswerther sind daher die Untersuchungen von Kabsch in dieser Richtung. Um bei meinem Thema zu bleiben, erwähne ich hier nur eine seiner Angaben, welche zeigt, dass auch die Elektrieität einen Starrezustand der vegetabilischen Bewegungsorgane hervorrufen kann. Nach Kabsch (bot. Zeitung 1861’ p. 358) bewirkt ein. schwacher Strom einen Reiz auf das Gynostemium von Stylidium, der einer Erschütterung gleicht. Ein stärkerer Strom aber „brachte eine Art Lähmung hervor, die man mit Recht als Tetanus be- zeichnen könnte; "/, :Stunde lang nach der Einwirkung des Stromes blieben die Gynostemien starr, unempfindlich gegen Reize, dann aber erholten sie sich und wurden wieder reizbar; also ein Starrezustand, wie er z. B. durch hohe Temperatur bei Mimosa eintritt. Bei Hedysarım gyrans wurden dagegen die durch Kältestarre (bei 22°C.) unbeweglichen Blättchen vermittelst des Induktionsstromes in Bewegung versetzt. Aber auch durch diese merkwürdigen Thatssachen wird über den Mechanismus der Bewegung nichts entschieden. Sowie der ‚Mechanismus des Gehens durch die Thatsache nicht alterirt wird. dass mit der Muskelcontraktion gewisse elektrische Wirküngen verbunden sind, ebenso wird durch. die Wirkurig des Induktions- Stromes auf vegetabilische Bewegungen, deren Mechanismus nicht “erklärt. Aufgabe weiterer Forschung ist es vielmehr, die Ursachen aufzusuchen, warum diejenige Molekularstruktur der Gewebe, Dr "505 x welche dem Mechanismus der Beweguugen dieng. sich Öndert, wenn Wärme, Licht, Elektricität und chemische Kräfte auf die Zellen einwirken. Wir dürfen annehınen, dass auch andere lebens- kräftige Pflanzentheile durch Licht, Wärme, Elektricität u. s. w. in ihrer Molekularstruktar vorübergehende leichte Veränderungen erfahren, aber es fehlen uns die Mittel, diess wahrzunehmen. Die Bewegungsorgane mit ihrem von der Molekularstruktur ab- hängigen Mechanismus bieten uns diese Gelegenheit. Und die ‘in der vorliegenden Abhandlung mitgetheilten Beobachtungen sind daher nicht sowohl ein Beitrag zur Theorie der Bewegung, als vielmehr ein Beitrag zu der Theorie der Einwirkung äusserer Agentien auf die dem Vegetationsprozess dienenden Molekular- vorgänge im Innern der Gewebe. Bonn, den 6. Oktober. 1863. Ueber Welwitschia mirabilis. Nach der Darstellung J. D. Hooker’s, enthalten in 'den Transaetions of the Linnean Society vol. XXIV. p. 1-48. t. I-XIV, im Aus- zuge mitgetheilt von Aug. Wilh. Eichler. (Fortsetzung.)' Weibliche Blüthe, Perigon und Fruchthülle. Wie die männliche Blüthe, so erscheint auch die weibliche bei ihrem ersten Sichtbarwerden in, Gestalt eines kegelförmigen Zäpichens, das die Axe des Ganzen repräsentirt umd dessen Spitze unmittelbar zum Eikern wird. An seiner Basis wird zu- nächst das Perigon angelegt, einen umfassenden rechts und links etwas aufgetriebenen ing bildend; auf dieses folgt das Integument als ein innerer oder oberer vleichförmiger Ringwulst. Das Perigan wächst nun in die Höhe, wird concav und n»napffärmig, seine Mündung erweitert sich und lässt die beiden rechts und links selegenen Lappen deutlicher hervortreten; hierauf verbreitert es sieh besonders oberhalb der Basis und erhält dadurch eine schlauchähnliche Form. Während dieser Zeit wächst auch das Integument heran, und erhebt sich zuletzt über den, gentralen Kern; endlich entstehön noch an dem Perigon die oben erwähnten: Hügelförnigen Ausbreituugen in Gestalt zweier schmaler: mein- branöser Ränder, die auf beiden Seiten aufwärts zu dım Lappei “ 507 der Mündung verlaufen. Die weitere Ausbildung, besteht im Wesentlichen darin, dass die. beiden Randflügel sich nach aussen und oben ausdehnen, während die Mündung sich relativ verengert. Der Umriss der Blüthe wird. dadurch zuletzt fast kfeisförmig, wit einem kleinen Ausschnitt am oberen Ende, durch welchen die griffelfürmige Spitze des Integuments hervorragt; die Grösse erreicht die der Tragsehuppe. Anfänglich ist die entstehende Blüthe zwar dicht an der Basix der Schuppe, jedoch deutlich an der Rhachis des Zapfens befindlich ; allmälich aber erhebt sie sich über erstere und erscheint im ausgebildeten Zustande auf der Spitze .eines kegelförmigen Vor- sprunges der Ehachis, welcher mit der verschmälerten Basis der Schuppe verwachsen ist. — Zu der Zeit etwa, in welcher alle ihre Theile angelegt sind, treten rechts und links je zwei Gefässbündel in sie ein; das innere eines jeden l’aares geht, wie dies auch bei der männlichen Blüthe der Fall ist, bis ungefähr zur Ansatz- stelle des Integuments und erlischt hier plötzlich, das äussere dagegen durchsetzt das Perigon. Das Pericarp, oder das Perigon zur Zeit der Samenreife, zeiehnet sich insbesondere durch die beträchtliche Ausdehnung der Seitenflügel aus. Sein mittlerer, den tameır: unmittelbar umschliessender Tbeil ist von verkehrt ei- oder birnförmiger Gestalt, seine Höhlung oben in einen feinen Kanal plötzlich zu- sammengezogen (durch welchen die Spitze des Integuments geht), und unten allmählich in einen zusammengedrückten stielföürmigen Raum verengert. Gewöhnlich ist dieser Theil äbgeplattet auf der Seite der Axe und convex gegen die Schuppe; seine Wände sind von dünn leder- oder pergamentarfiger Consistenz und bestehen aus 4 Zellschichten, nämlich der’äussern und innern Epidermis, zwischen welchen eine dieke Schicht eylindrischer verfilzter Bast- zellen gelagert ist, an welche sich auf der innern Seite eine sehr zarte Lage spindelförmiger Zellen anschliesst, die mit dünnen Wandungen und sehr engen und feinen Spiralzeichnungen versehen sind. Dazwischen sind einige wenige Spicularzellen zerstreut. Die Seitenflügel sind von_ ähnlicher anatoınischer Beschaffenheit. wie die Ränder der Tragschuppe; zwischen den beiden Epider- misschichten befindet sich eine Lage fadenförmiger Bastzellen. die gegen die Höhlung hin eine lockere baumwollenartige Massc bilden, nach dem Rande zu auf eine sehr dünne Schicht reduzirt werden und in so starken Biegungen verlaufen, dass die Flügel dadurch wie gewässert erscheinen. Die Gefässbündel, die in i 508 ‘letztere verlaufen, gehen bogenförmig von dem Hauptbündel aus und erlöschen, bevor sie die Peripherie erreichen. = Das Perigon der weiblichen Blüthe ist analog ten beiden äussern Blättchen der männlichen; denn es ist.nicht allein die Stellung seiner Theile gegen die Schuppe dieselbe, sondern es findet auch die flügelartige Ausbreitung ihr Gegenstück in einem schmal geflügelten Kiel auf dem Rücken der Blättchen des männ- lichen Perigons. — Ebenso entspricht dasselbe der äussersten leder- artigen Enveloppe des Ovulums von Ephedra und Gnetum , von der es sich im Wesentlichen nur durch seine Form unterschei- det. Seine anatomische Struktur ist in den meisten Punkten identisch mit der bei Zyhedra; nur besitzt das Perigon bei die- ser Gattung 3 Gefässbündel und Gnetum hat deren viele. . Das fertile Ovulum vor der Befruchtung. Wie oben schon auseinandergesetzt wurde, erscheint das Ovulum als ein kegelförmiges Zäpfchen an der Basis der Schuppe, an dem zunächst das Perigon und sodann in Gestalt eines Ring- wulstes das Integument angelegt wird. Wenn letzteres sich kaum über den Nucleus erhoben hat, tritt der Embryosack auf; er zeigt sich als eine rundliche oder quer-elliptische Blase, die sich rasch mit blassgelben Endospermzellen erfüllt und leicht unver- sehrt aus dem Nueleus herausgelöst werden kann. Das Integu- ment verlängert sich nun allmälich in eine Spitze, die jedoch nicht wie bei der männlichen Blüthe mit einem Discus abschliesst, sondern gleichförmig und nur etwas zerschlitzt und gebräunt ist; in diesem obern Theile besteht es aus mehreren Zellschichten, im untern nur aus einer einzigen. Das dichte und saftige Ge- webe des Eikerns bietet nichts Bemerkenswerthes. Die allgemeine Uebereinstimmung des Ovulums der Welhvi- tschia mit dem der übrigen Gymnospermen ist hiernach evident, sowohl in Bezug auf uie Beschaffenheit des Integuments , das zum grossen Theil vom Nucleus frei bleibt und häufig in eine griffelartige Verlängerung ausgeht, als auch mit Rücksicht auf den grossen, leicht freizulegenden Embryosack; in welchem be- reits vor derBefruchtung Zellbildung stattfindet. Was im Besondern die übrigen Gnetaceae anbelangt, so stimmt.im Baue des "Ovu- jums Welwitschia im Wesentlichen völlig überein mit Ephedra; Gnefum jedoeh unterscheidet sich von beiden dureh das Vorhan- densein zweier In!egumente, von denen das innere der einfachen Be 508. Eihaut in jenen Gattungen analog ist und sich, wie bei diesen, in einen griffelförmigen Fortsatz verlängert’). | - Mn Anbetracht, dass das Ovulum der Welwäschis ays der Rhachis des Zapfens entspringt und die Blüthenaxe abschliesst, ‚ entstehen in seiner morphologischen Deutung einige Schwierig- keiten. Obwohl nämlich die -Vertheilung der Gefässbündel so- wohl in der Tragschuppe als an der Basis des Fies, sowie die Bildung des Perianthiums aus zwei Blattorganen darauf hindeu- ten könnten, dass das Ovulum vielleicht einen zusammengesetzten Bau habe, so stehen doch einer sölehen Annahme alle übrigen Eigenschaften desselben entgegen und es dürfte ‚hinlänglich ge- rechtfertigt sein, es bei seiner sonstigen Uebereinstimmung- für morphologisch durchaus gleichwerthig mit dem Ovulum der übri- gen Gnelaceen zu betrachten. Unter lieser Annahme jedoch wird es unmöglich, den Blüthenbau der @netaceen mit dem der nächst- verwandten Coniferen (wie er bei diesen gewöhnlich erläutert wird) in Parallele zu bringen. Vorausgesetzt nämlich, dass las Ovulum - bei beiden Familien in der That nackt ist und die seinen Kern umschliessenden ein oder zwei Enveloppen seine. Integumente vorstellen, nicht aber carpellaren Ursprungs sind, so hätten wir z. B. bei Abies zwei Ovala, getragen von einer Schuppe ‘ und diese gestützt von einem äussern Blättchen. Wollte man nun eine vollkommene Harmonie zwischen Gnetaceen and Coniferen her- stellen, so ist es einleuehtend, dass diese dadurch erzielt werden würde, dass man dieäussere Schuppe bei Abies als Analogon der Trag- schuppe bei den Gnetaceen, also als Braktea betrachtet und nun entwe- der die innere Schuppe bei Abies als Perigon, oder anderseits das Perigon der Gnetaceen als Analogon der inneren Schuppe bei Abies, also etwa, nach der bekannten Interpretation dieses Organs von Robert Brown, als Carpellargebilde auffasst. Letztere Deutung ist jedoch völlig unmöglich, wie der Bau der männlichen Blüthe von Welwitschia schlagend beweist; die erstere aber im höchsten Grade unwahrscheinlich. wie sich diess aus einer ‚Menge von’ “ 1) Die Integumenie von Gnelum enistehen. wie diess auch sonst gesetz- mässig ist, in der Ordnung von innen nach aussen. Die Darstellung Griffith's (von Lindley mitgeiheilt im Vegetable Kingden p. 233 und von Henfrey in den Transact. Linn. Soc-}, nach welcher das Gegentheil stattfinden soll, ist Völ-g lig unrichtig. Es wird hierdurch bestätigt, was ich in einer Abbandlung über die Morphologie der Gymnospermenblüthe (Martii Flora Brasil. fasc.. XXXIV) in Bezug auf diesen Punkt auseinandergesetzt habe, Richler. 510. - \ 'Thatsachen. die zu erörtern hier zu weit führen würde. mit ziem- licher Sieherheit. folgern lässt ). — 1) ich kann mich an dieser Stelle nicht enthalten , eine Bemerkung "über das Verhältniss zwisehen Conö/eren und Enetaceen in Bezug auf den Bau ihrer weiblichen Blüthe zu machen (freilich in einem yonHooker gänzlich verschie- denen Sinne), da ich diesen Gegenstand vor Kurzem ausführlicher in Martii Flora Brasiliensis fasc. XXXIV. erörtert habe. Lassen wir jene künstlichen Un- terstellungen, wie sie Hoo ker macht, bei Seite und betrachten die Sache eih- tech, wie sie ist. ‘Bei den Gxelaceen (wie diess mit besonderer Evidenz auch aus der oben erläuterten. Entwickelungsgeschiehte von Welwilschia hervorgekt), entspringt über der Braktea — der Tragschuppe — eine Blüthe, versehen mit einem verwachsen- oder getrenntblättrigen Perigon und einem Ovulum, das sich als metamorphosirte Spitze derBlüthenachse manifestirt- Würde sich kein Perigon entwiekelt haben, so fände man eben nur ein nack- tes Oyulum über der Braktea. Biess ist aber der Bau, wie ihn z. B. dephalo- taxus, Phyllocladus, Podocarpus (besonders evident z.B. Pod. spicata) und andere zeigen, wie er den ächten Cupressineen gemeinsam ist (nur dass hier meist mehrere Orula als collaterale Sprosse in derselben Brakteenaxille stehen) und wie er auch noch bei andern Coniferengattungen vorkommt. Wie ich in meiner eben genannten Arbeit im Speciellen nachzuweisen versucht habe, ist aber diese Murphose der weiblichen Blüche allen Coniferen eigen, d. b. bei allen Fedneirt sich die letztere auf ein einziges nacktes Ovulum, das überall als (inetameorphosirter) Axillarspross auftritt, bald.aus den Achseln von Laub- blättern (2. B. Salisburya), oder über Brakteen, die an der primären Axe.des Amentums stehen (Cupressineae etc.). oder endlich aus den Actheln von Brak- teen zweiter Ordnung fAdies u. a.). Dabei habe ich gleichfalls auseinanderge- setzt, dass die scheinbaren Störungen und Anomalien in diesen Verhältnissen nur seeundäre Erscheinungen sind, hervorgerufen durch Verwachsungen, Ver- kümmerungen u. dgl. Doch kann ich diess hier nicht weiter erörtern und muss auf jene Abhandlung selbst verweisen, die demnächst auch? in den Annales des sciences naturelles erscheinen wird. Nimmt man aber diese Auffassung als Grundlage zur Vergleichung an, so wird man bemerken , dass der merphologi- sche Unterschied der @xefaceenblüthe von der der Coniferen nur darin besteht, dass erstere ein Perigon besitzen und letztere nicht, und zwar gilt diess nicht nur für die weiblichen Blüthen, sondern auch für die männlichen. Denn diese werden bekanntlich bei den Coniferen aus einer einfachen mit Staub gefässen besetzten und perigonlosen (verlängerten) Axe gebildet, während diese Axe bei den Gnelaceen (verkürzt ist und) ein Perigon besitzt. . Eichler. x» (Schluss folgt.) 2 In Nr. 31 der Flora sind wegen verspäteten Eintreffens der Correctur fol- gende Fehler zu verbessern : Pag. 490 Z. 11 lies statt Samen: Stamme. — 2. 17 statt nicht: meist. — 2. 19 statt starre: starke. — Z. 29 statt Mündungen; Windungenm. » Pag. 491 Z. 6 statt amerikan. : afrik.-— 2. 18 statt bier: hiefür. 0 Pag. 493 Z. 14 statt Blüthen:: Blättchen. — 2. 21 statt Staub: Staub. Pag. 494 Z. 26 statt mussten: müssten. . 541: Personalnmachrichten. An Stelle des nach Hamburg berufenen Prof..Dr. Reich en-" bach ist dem Prof Dr. Mettenius in Leipzig die Aufsicht über das Herbar übertragen worden. = William Darlington, der Nestor der nördamerikanischen Botaniker, ist am 23. April #4 West Chester in Pennsylvanien in einem Alter von 81 Jahren gestorben. Einen ausführlichen Nekrolog desselben bringt Silliman’s American Journal of seienee and arts Vol. XAXVI, pag. 132.» Der britische Botaniker W. H, Coleman ist am 12. Sept. zu Burton-on-Trent gestorben. Botanische Notizen. . Wie die botanische Zeitung berichtet, haf die Stadt Verona für 8000 fl. Massalonge’s reiehe Sammhing fossiler Pflanzen sowie dessen Flechtensammlung, die seinen Arbeiten über diese Familie zu Grunde gelegen hat und daher sehr werthvoll ist, an- . gekauft und dem städtischen Museum einverleibt, "Nach Lemaire: spielen die Infusorien eine wichtige und unumgänglich nothwendige Rolle beim Keimen (Comptes rendus LViI. pag. 562). Legt man, sagt er, Bohnen, Linsen, Gerste oder Hafer auf einen feuchten Schwamm oder Porzellangefäss, so sieht man nach 24 Stunden, wo die Samen und der Embryu noch "hart, sind, zahlreiche Bacterien in dem künstlichen Boden und auf der Oberfäche des Samens und nach 48 Stunden er- sebeinen Vibrionen und Monaden. Dasselbe ist auch unter den gewöhnlichen Bedingungen der Fall, wenn man die Erde vorher ausgeglüht hat und dann mit ganz reinem destillirten Wasser be- feuchtet. Setzt man letzterem 1 bis 2 Tausendstel Pherylsäure (Kreosot) hinzu, so wird dadurch die Eutwickelung der Infusorien verhindert , zugleich aber auch die Keimung. Beides tritt aber ein, wenn man die Säure durch Waschen oder Verflüchtigen entfernt. 512. Naylor hat auf der Insel Jersey, die er in den Sommern 1861 und 1862nach allen „Richtungen durchstöbert hat, 850 blü- hende Pilanzen und Farne” gesammelt. Seit der Veröffentlichung von Babingtchs „Primitiae Florae Sarnicae“ (1839) ist die Flora di@ser Insel um 52 Species bereichert worden, von denen N. mehrere zuerst aufgefunden hat. Ankündigung. Pflanzen aus Tyrol, in schönen, instruktiven Exemplaren werden verkauft: Nach Auswahl aus 900-1000 Species, die Cen- turie (100 Species in 2—300 Individuen) zu 3 Vereinsthaler. « Die allgemeine Anerkennung der vorjährigen zahlreichen Abneh- wer, bürgt allen neuen Theilnehmern volle Zufriedenheit. (Nur von Urn. Dr. LP. in Alexandria ist keine Antwort eingetroffen.) ° . Rupert Huter = in Ob, Lienz (Tyrol). Zur gefälligen Beachtung. Wenn einige Ordnung im Erscheinen und Versenden der Nummern der Flora eingehalten werden soll, so muss der Druck jeder Nummer jedesmal am Dienstage Morgens stattfinden. Man bittet daher, die Correcturen jedesmal so zu erledigen, dass sie spätestens Montag Abends hier eintreffen, Bleibt die Correctur aus, so kann zwar in manchen Fällen der treffende Artikel zu- ‚rückgelegt werden; diess ist aber nicht jederzeit thunlich und ‚dann sind bei den oft sehr difficilen Handschriften, welche von len Herren Verfassern meistens auf Selbstcorrektur eingerichtet scheinen, störende Druckfehler unvermeidlich. Zugleich wiederhole ich, dass Correeturbogen, auch wehn darin viel corrigirt ist, ohne Beanstandung mit 1 Kreuzer-, resp. 4 Pfennigmarke zurückgesendet werden können. E Für die Flora zugesagt‘ F. Krasan: Erläuterungen zum Verständniss der Spirre (Ar " thela). JEREEER OS Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubaner'schen Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. “ 'Regenshurg. Ausgegeben den 4. December. FLORA. M 33 « N Li ı 8863. Inhalt. A. W. Eichler: Ueber Welwitschia mirabilis nach Hooker, (Schluss.) — W. Kabsch: Ueber die Vegetationswärme der Pflanzen und die ‘ Methode sie zu berechnen. — Verzeichniss der im J. 1863 für die Sammlun- gen der Kal. bof. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. _ Ueber Welwitschia mirabilis. Nach der: Darstellung J. D. Hooker’s, enthalten in den Transactions of the Linnean Society vol.:XXIV. p. 1—48. t. I—XIV, im Aus- zuge mitgetheilt von Aug. Wi, Eichler. (Sehluss.) . Befruchtung und Embryobildung. Same. Zu welcher Jahreszeit die Befruchtung stattfindet, war nicht genau zu ermitteln; junge männliche Blüthen zugleich mit fast reifen Früchten wurden im September gesanımelt, an anderen „ebenfalls gegen diese Zeit. eingebrachten Exemplaren waren die Antheren bereits verstäubt. Doch sind jedenfalls zur Zeit der Pollenreife die weiblichen Blüthen noch sehr klein und weder vom Perigon noch, vom Integument gänzlich eingeschlossen ;' denn hat letzteres erst seine griffelförmige Spitze zebildet, so ist es fast unmöglich, dass durch diese. hindurch ein einziges nur mittelgrosses Pollenkorn auf die Kernwarze gelange, während man deren in der That 40 und mehr vorfindet, die sämmtlich ihre Schläuche entwickelt haben. Auch ist anzunehmen, dass. zur Zeit der Befruchtung die Schuppen mehr’ von einander ab- stehen, als es nach dieser der Fall it, sowie dass dieselbe mit Hülfe von Insekten bowerkstelligt wird: In Bezug auf letzteren Flora 1863. 83 514 a Punkt verdient einer Erwälinung; „dass man oft reife Zapfen findet, die ähnlieh: den von Cureulioniden angegriffenen Blüthen- knuspen durch und durch gebohrt sind, und dass eine von " Blüthenstaub sich nährende Goleopterengruppe, die (eloniae, häufig in der Heimatlı der Welwiischia vorkommt. Der Pollen bleibt einige Zeit auf dem Nucleus liegen. ehe Veränderungen im Embryosack sichtbar werden; seine grossen Schläuche treiben selir langsam und steigen träge in das dichte Gewebe des Kerne# hinab. Mehr als 1 Pollenschlauch aus jedem Korn ist nieht beobachtet worden; dieser dehnt: sich mitunter “ sogleich auf beiden Seiten aus und bildet so eine Art Gabel oder Krücke, in deren Mitte das Pollenkorn liegt; in seinem untern Theil ist er rund, unverästelt und ’schwillt an der Spitze erst an, wenn, er’ die seeundären Embryosäcke erreicht. Die Veränderungen im Nucleus zufölge der Befruchtung be- ginnen ungefähr zu der Zeit,.wo sich das Integument so eben über denselben erhoben hat. Sie bestehen zunächst in einer ‚raschen Ausdehnung des Kernes nach allen Richtungen; hiebei wachsen jedoch die Partliieen oberhalb des Einbryosackes anı langsanısten, während die. beträchtlichste Zunahme, und: zwar bespnders in .der Längsrichtung, an der: Basis unterhalb der An- satzlinie des Integuments Statt findet. Hierdurch erhält letzteres ‘eine immer höhere Stellüng am Nucleus, bis es endlich im Samen in der Nähe der Spitze eingefügt erscheint; eine Ent- wickelung, die mehr oder minder sämmtlichen Gnetaceen, Cycadeen und vielen Coniferen eigenthümlich ist. Währenddem beginnt auch der anfangs rundliche oder quer-elliptische mit Endosperm gefüllte Embryosack sich wie der Nucleus zu verlängern und, da die Ausdehnung im untern Theile die stärkste ist, eine verkehrt eiförmige Gestalt anzunehmen; hierbei erhält er eine gegen das Integument immer tiefere Lage und gelangt endlich unter das Niveau von dessen Insertion. Nunmehr kann man an dem Eike zwei bestimmte Parthieen unterscheiden ; einen Spitzentheil ober- halb des Embryosacks, den wir den „Kopf“ (cone) nennen wollen, und einen unteren, der „Rumpf‘‘ (body) heissen mag; die Gränze zwischen beiden bildet die Einfügungslinie des Integuments; Während (der Verlängerung des Embryosacks ist dieser je- doch auch sonst nicht unverändert geblieben. Es verseliwindet hämlich seine Membran oberhalb des Endosperms,. eine Anzahl Zellen ‚des letzteren aber erheben sich an der’ 'freigelegten Stelle zu stumpfgen röhrenförmigen. Fortsätzen, von ‚denen. dje mittleren , | Si8 zu ‚den secundären Embrydsäcken oder Corpusculis werden. Im Anfang noch den gewöhnlichen Endospermzellen ähnlich, nehmen sie rasch ein verschiedenes Ausselien an, werden hin- und her- gebogen und stellenweise aufgeblasen; ihr Inhalt (bei Exemplaren, die in Alkohol aufbewahrt wurd@n) ist amorph, mit kleinen Vaeu- olen erfüllt und färbt sieh mit Jodtinktur heilgelb. Hierauf bemerkt man nun zunächst, wie in dem Gewebe des „Kopfes“ dunkle Linien auftreten, die strahlenförnig von dem obern Theile des Embryosacks nach auswärts und* aufwärts ver- laufen. Dieselben lassen sich leicht. als kanalförmige Lücken “erkennen, die etwa 2 des Kopfes durchsetzen und in welche die secundären Embryosäcke einzeln oder zu 2 bis 3 hineinwachsen. Letztere variiren in der Zahl zwischen 20 und 60; an ihrer Basis in Contigyität verlaufen sie anfangs fast aufrecht und bilden mit den zwischen ihnen befindlichen Zellen des Kopfes ein dickes Bündel, das auf dem Durchschnitte wie ein dunkler Fleck er- seheint; nach oben gelien sie dann nach Massgabe jener Kanäle garbenförmig auseinander. An ihrem obern Ende sind sie keulen- förmig und gerundet, nach unten allmälich verdünnt, an der Basis selbst etwas zwiebelförmig angeschwollen und sehr selten schwach verästelt; ihre Länge ist ‚sehr veränderlich, aber oftınals grösser als die des Kopfes, indem sie sich entweder innerhalb der Kanäle “falten, oder diese selbst gebogen sind. Was nun das Endesperm anbelangt, so wird dasselbe während der so eben beschriebenen Ausbildung der Gorpuscula, allmälich ‚gleiehförmig grösser, vertieft sieh jedvch an dem oberen Ende (nur lockere Endospermzellen liegen in dieser Vertiefung) und bildet schliesslich einen verkehrt eiförmigen Körper, der sich oben plötzlich in einen die Cavität umsehliessenden Hals zusam- menschnürt. In seinen untern Theil ist es von dichtzelliger körniger Beschaffenheit ; der Hals aber, wird gebildet von einem lockern, fieischigen und sehr elastischen Gewebe, das mit der Basis des Nucleuskopfes vermittelst der peripherischen sich nicht zu Corpusewlis entwickelnden Fortsätze der Endosperinzellen, welche sich mehr oder minder in das Gewebe des Kopfes hinein- gedrängt haben, im Zusammenhange steht. Der Nucleus endlich vergrössert sich im Laufe der Entwickel- ung von allen Theilen des Fies am wenigsten. Sein Rumpf ver- schmälert sich an der Basis in einen breiten kurzen Stiel, der beiderseits von einfachen oder verästelten Gefässsträngen durch- z0gen-wird, seine Wandungen (d. h. die das Endosperm seitlich 33 * ı 316 . ' “umhüllenden Parthieen) reduciren sich auf eine dicke fleischige “ Haut; an seinem Halse (in der Gegend der Insertion des Inie- zuments) differenzirt er sich in eine äussere dichtere und in eine innere. zähe und elastische Sebicht. die beide nach unten in die Gewebe ‚der Wandung, nach obendn die des Kopfes verschmelzen, Letzterer zeigt eine sehr zellige oberflächliche Gewebsschicht und im Innern ein viel festeres Gewebe. das von jenen oben besprochenen Kayälen, in welchen die Corpuseula liegen. durch- setzt. wird und unten im Zusammenhang mit den Halse des Eindosperms’ steht. ’ ’ Entwickelung des Embryo. Haben die sceundären Embryosäcke mit ihrer Spitze das Ende der den Kopf des Nucleus durchziehenden Kanäle erreicht, so kömmen sie mit den überall in der Nähe der Peripherie herabsteigenden P’oMensehläuchen in Contact und beginnen nun, sich in eigentbünlicher Weise weiter zu entwickeln. (Die Zahl’ der befruchtet werdenden Corpuscula ist veränderlich; gewöhnlich mag es wohl nur cins sein, doch sind oft 2 bis 3, je mitunter bis zu 8 beobachtet worden; nie- mals aber fand sich mel als ein Embryo im Samen oder ein Corpusculum, das sich nach unten zertheilt hätte.) Die nächste Veränderung nach den Anlegen des Pollen- schlauchs besteht darin, dass der zwiebelförmig aufgetriebene unterste 'Thdil des Corpusculums sich verlängert und der Inhalt. des letzteren in eine die unterste Spitze einnehmende verkehrt eiförnige Masse zusammengeballt wird. Nach der Verlängerung zeigt sich zuerst eine Einsehürung der bulbösen Basis an ihrem Halse und der Inhalt. nunmelr von einer Membran tmkleidet wird etwas lappig, zuerst oben und an den Seiten und ‚später unten. " Rasch wird die Einschnürung dottlicher und scheidet: den Bulbus, der sich als einen rundlichen Kegel mit dem breiten Ende nach oben darstellt, von der Röhre des Corpusculums. während die Zerfällung «des Inhalts der Eindzelle so vorgesehritten. ist, dass die ganze obere Portion aus S bis 10 getrennten Massen besteht; diese bekommen schnell eigene Membranen und bilden so die erste Zellgeneration des Embryoträgers oder Suspeusors- Der untere Theil oder die nunmehrige Terminalzelle theilt sich nun auf dieselbe’ Weise wieder der Länge und Quere nach; wo durch eine zweite Zellreihe gebildet wird, und in dieser Weise geht die Entwicklung weiter. Die Zellen des Suspensors werden in grosser Anzahl ent- wickelt, verlängern sich rasch und indem ihre Bildung und darauf‘ 517 folgende Streckung rascher fortschreitet, als das Corpuseulym sich verlängert, so entternt sich die Basis des letztern immer mehr von’der Terminalzelle. Zugleich wird dasselbe durch diese Verlängerung ausserordentlich verdünnt :und stellt sich endlich als eine $eine Röhre dar, die mit den Zellen des ‚Suspensurs wie mit einer sie umhüllenden Scheide abschliesst "). ‘ Die Zahl der Zellen, die sich im obern-Theile der Ternıinalzelle des Suspensors bilden, variirt sowohl je in den verschiedenen Generationen, als auch an verschiedenen Suspensoren. Die erste Generation besteht aus 6 bis 8 oder 10, die folgenden 'stets aus mehreren ; am Ende des ausgebildeten Suspensors häufen sie. sich in grossser Menge an und Bilden eine fleischige Masse, die mit dem Radieularende des Embryo verwachsen ist. Dabei sind die Zellen der ersten Generation gewöhnlich gleich gross und verlängern sich von allen am meisten (mitunter auf 3%), die folgenden sind unregelmässiger uud dehnen sich immer weniger aus, ‘die untersten endlich bilden ein Bündel, an dem die ätıssersten Zellen an ihrem oberen Ende»etwas abstehen, ja sogar sich völ- lig zurückkrümmen. ” Ist der Suspensor völlig ausgebildet, so beginnt die Terminal- . zelle sich rasch zu vergrössern und s® die Bildung des Embryo einzuleiten. — Ersterer liegt völlig in der Vertiefung an der ‘ Spitze ‘des Endosperms innerhalb jener oben erwälnten lockern Zellmasse, ist ausserordentlich gewunden,, und erreicht mitunter die bedeutende Länge von 3 Zoll. Während der Entwickelung des Suspensors hat’ das Endosperm beträchtlich an Masse, und Consistenz zugenommen; an seinem fleischigen tingförmigen Halse löst es sich schiesslich selbst vom Kopfe des Nucleus ab. Mitunter findet man an seiner Ober- fläche noch die Reste des Embryosackes und an dem Halse oft noch in sehr später Zeit unausgebildete Corpuscula ; von letztern nn 1) Es ist zwar sicher , dass der Suspensor dadurch gebildet wird, dass der hach der Befruchtung sich in dem bulbösen Ende des Corpuscnlums ansammelnde Inhalt sich in der oben angegebenen Weise theilt und die so entständenen Zel- len’ rasch sich verlängern; dech konnten einige Fragen (an den in Alkohol auf- bewahrten Exemplaren) nicht völlig erledigt werden. Es müsste nämlich noch festgestellt werden, ob das Keimbläschen von der Memdran des Corpusculums eingeschlossen bleibt, oder ob es nicht etwa diesefbe durchbricht u. ferner ob es sich nicht, wie bei den Consferen, zuerst der Länge nach in 4 Zellen theilt, die die Anlagen von ebensoviel Suspensoren bilden, von denen dann hier nur ‚ eine? zur weitern Entwickelung käme. 818 bemerkt ınan stets in dep Kanälen des Nucleuskopfes eine grusse Zahl, welche unbefruchtet geblieben sind. Der reife Same-ist von verkehrt eiförwiger Gestalt. zu- sammengedrückt und gekrönt von dem calyptraähnlichen Integu- mente — der Testa — mit ihrer griffelförmigen Spitze. Nimmt man dieses hinweg, so erblickt man den kegelförmigen Kopf des Nucleus, dessen äussere Sellichten continuirlich in den das Endo- sperm wie eine derbe Haut unischliessenden Runpf übergehen. Das Endosperm ist ganz frei; oben in seiner Vertiefung liegt der zusammengewickelte Suspensor, dessen Verbindung mit den „Kopf“ jedoch gewöhnlieh unterbrochen ist. Der Embryo ‚ Ist linear, stielrund oder dtwas zusammengedrückt , liegt in der Axe des Endosperms und hat etwa °/, von dessen Länge; an seinem Radicularende verdickt er sich plötzlich in eine fleischige Masse — das untere Ende des Suspensors —, nach unten ist,er verschmälert und spaltet sich in zwei kleine flache Cotyledonen, die einander dicht anliegen. Eine Plumula ist nicht wahrzunehmen !). Es möchte wohl schwer halten, unter den Phanerogamen ein vollkommenes Analogon zu dein oben beschriebenen Processe der Befruchtung und Embryobildung bei Welwiischia zu finden. Zwar stimmt eine beträchtliche Zahl sehr wesentlicher Punkte mit dem Verhalten bei Cjycadeen und Coniferen überein. so die Structur ‘ 1) Es ist in dem Obigen die das reife Endosperm umkleidende Schichte un- terhalb der Insertion des Integuments (der Theil, den wir als „Rumpf“ be- zeichnet haben) als zum Nucleus gehörig, mithin als ächtes Perisperm beschrie- ben worden. Es liesse sich aber wohl noch eine andere Auffassung geltend ma- chen, die durch ähnliche Vorkommnisse bei den Zoranthaceen unterstützt wird, nämlich dass der „Rumpf“ eine krugförmige Eniwickelung der das Ovulum tra- genden Blüthenachse sei. Hiefür würde der Umstand noch sprechen, dass die Gefässbündel, welche im unbefruchteten Ei an der Basis‘dicht unterhalb des zu dieser Zeit noch ganz unten eingefügten Integuments enden, im reifen Samen» diese Enveloppe durchsetzen und ebenfalls erst an der Insertion des (nun hinaufge- rückten) Integuments abschliessen. “ Allein mehrere Umstände widerstreiten einer solchen Annahme ; einmal die vollkommene Continuität der Gewebsschichten des „Rumpfes“, äussen mit der Eihaut und innen mit dem Gewebe des „Ko- pfes“ ; ferner die Analogie mit Gnetum, bei welcher Gattung diese Enveloppe des Endosperms bestimmt 'ein’Perisperm ist, indem hier das äussere Integument aueh im reifen Samen än' der Basis eingefügt "und our das innere nach, der Spitze zu gerückt Ist und endlich einge ‘ähnliche Vorkomgsnisse bei angiospermischen Pflanzen (deten Unterschiede von dem Verhalten bei Welgiischia nur gradaell sind). iene Gefässbünder möchten sich daher wohl am natürlichsten a eine eigenthämliehe Form der Rhaphe deuten lassen. 'sıB des Ovulums. die Einwirkung des Pollens direkt auf den Nu- eleus, der freie Eimbryosack‘, der sich schon vor der 'Befruch- tung mit Endospern füllt, die zahlreichen’ Corpuseula und die Lage des Keimbläschens in deren unterem Ende. sowie die Bil- dung eines langen Suspensors; allein es zeigen sich wichtige’Un- terschiede in der Absorption der Membran des Embryosackes in seinem oberen Theile, in dem Vordringen der Corpuseula in die Spitze des Nucleus, wo. sie befruchtet werden, sowie in dem Um- stande, dass aus dem Keimbläschen nur 1 Suspeusor hervorgeht. In ‚letzterem Verhalten stimmt Wehvitsehia mit den AÄngiosper- men überein, von denen sie sich sotist durch die übrigen Vor- gänge bei :der Eimbryobildung und durch ihr nacktes Ovuluih,weit entfernt, ‘Eine Annäherung an dieselben könnte ınan jedoch efwa noch darin finden, dass die Corpuscula durch ihren Austritt aus dein primären Embryosack und ihre Ausbildung und Befruchtung ausserhalb derselben sich gleichsam wie selbstständige nd in dieser Hinsicht denen der ’ Angiospermen analoge Embry usäcke verhalten. Zum Schluss mögen noch einige Verhältnisse’ in der Enbryo- genese bei Gnebun und .Loranthus Erwähnung finden, Hie eine Immerhin beinerkenswerthe Analogie mit den Vorgängen hei Wal- wilschia erkennen lassen. Bei Gnetum füllt sich nämlich der Embryosack frühzeitig mit Endospermzellen ; von diesen sind die obersten (bei Gh. seundens) sehr gross, locker und gestreckt. während eine Menge zarter fa- denförmiger Zellen der Länge nach zwischen ihnen und in dem unteren Theile des Endospernis verlaufen. Letztere. "äte 'wäht- scheinlich durch Verlängerung wewöhnlicher Endospernizellen entstanden sind, "gleichen in mancher Hinsicht den Corpuseulis von Wewstschia;dech besitzen sie nicht jenes zwiebelförhriig aufgetriebene untere Ende und finden sich ausserdem in jeder Höhe im Endosperm. Wie bei Welwitschia scheint auch hier der Embryosack an seiner Spitze schon, frühzeitig, resorbirt zu werden, während jene grossen Endospermzellen aus der Oeffuuhg hervortreten und ein oder zwei der fadenförmigen Corpuseula (?) bis zur Basis des Nucleuskopfes, oder vielleicht in diesen selbst vordringen, wo sie dann befruchtet werden '). — "Was endlich 1) Die Beobachtungen über die Embryogenese von Gnefum sind noch zu unvollständig, als dass das Obige mit mehr Bestimmtheit hätte vorgetragen wer- den könne. 520 Loranthus anbelangt (auch Sunialum verhält sich. ähnlich), so wächst nach der Darstellung Griffiths der (primäre) Ewmbryo- sack aus dem Nucleus heraus, erhebt sich über diesen, steigt in der Höhlung des Ovariums empor und dringt mitunter bis zum Griffel, wo er alsdann mit dem durch eine Höhlung unterhalb des Stigma’s herabkommenden Pollenschlauche zusaanmentrifft. Wir gewahren somit unter Berücksichtigung der beiden letzt- genannten Fälle eine Reihe von Verschiedenheiten in dem Ver- halten des Pollenschlauchs gegen Narbe und Ovulum, die bei Gymnospermen und Angiospermen in einer gewissen Parallele stehen. Bei letztern sehen wir, wie in den meisten Fällen der ‚Pollenschlauch durch Griffel und Nucleus driugt und nur bei ei- nigen Lorunthaceen bloss den Griffel durchsetzt, während ibm der Eimbryosack entgegen wächst; bei den Gymnospermen aber ge- langt der Pollen unmittelbar auf den Eikern, seine Schläuche steigen, in Analogie mit dem ersten Falle bei den Augiosper- men, entweder. herab bis zum primären Embryosack, oder eyt- sprechend den Loranthaceen durchdringen sie den Nucleus nur theilweise (fast ganz bei (netum, zu Ys bei Welwitschia), indem ihnen hier die Corpuscula mehr oder minder entgegen kommen. Eine weitere Untersuchung der hier berührten Verhältnisse wird ohne Zweifel zu Entdeckungen führen, die modificirend auf die . hergebrachte Classification der Blüthenpflanzen einzuwirken im Stande sind. : Was endlich die Entwickelung des Embryo zur neuen Pflanze anbelangt, so fehlt es darüber zur Zeit noch an genügenden Be- obachtungen. Ueber die Vegetationswärme der Pflanzen und die Methode sie zu berechnen. Von W. Kabsch. Wärme und Feuchtigkeit sind die Grundbedingungen des Pilanzenlebens. Wenn für das Bestehen des einzelnen Pflanzen- organismus beide Faktoren als gleichwerthig angesehen werden müssen, und was die Verbreitung der Pflauze anlangt, wenn da in beschränkten Bezirken die Feuchtigkeit namentlich in ihrer Abhängigkeit vun gewissen Bodenverhältnissen von grüsserer Be- deutung erscheint als die Wärme, so steht dagegen im Grossen und Ganzen, in den verschiedenen Zonen und Erdtheilen die Mannigfaltigkeit, die Ueppigkeit, die gesainmte Gestaltung der ' j 51 Pflanzendecke fast ausschliesslich in direkter Abhängigkeit von, der oft so wunderbaren Vertheilung der Wärme. Für jede Pflanzenart sind gewisse Wärmebedingnngen in bald weiter bald enger gezogenen Grenzen vorhanden; diese müssen erfüllt sein, wenn‘ das Bestehen einer Pflanze an irgend einem « Orte gesichert sein soll. Jede Pflanze beansprucht während ihres Entwickelungsganges eine ganz bestimmte Temperaturkurye, die allerdings einer grösseren oder geringeren Modifikation fähig ist, . aber doch nur unter gewissen, durchaus nicht zufälligen Ver- hältnissen. Hauptsächlich sind es die übrigen Momente, die auf das Pflanzenleben einwirken, wie die ätmosphärischen Niederschläge, die physikälische und chemische Beschaffenheit des Substrats, der Standort der Pflanze, Licht u. s. w., welche die Wirkung der Wärme oft unklar und nicht scharf bestimmbar erscheinen las- sen. Dennoch ha man schon mehrfach den Versuch gemacht, die Wirkung der Wärme auf den Pflanzenorganismus allein nu- merisch- festzustellen ; und sind auch die Resultate, die erlangt worden, häufig zweifelhaft gewesen, ja können dieselben nach den angeführten Gründen unter allen Umständen nur ran, Ser richtig sein, so liegt es doch im Interesse der Wissenschaft, der "Wehrheit so nahe wie möglich zu treten. Ueberblicken wir die ganze Reihe der Erscheinufgen, die sich, angeregt durch den Einfluss der Wärme, im Pfanzenleben kund geben, so stellen sich 3 Hauptmomente dar, auf welehe die oft so anomal scheinenden Vegetationsverhältnisse, Soweit sie, ‚wie gesagt, überhaupt durch die Wärme bedingt werden, der Hauptsache nach zurückgeführt werden können, und durch deren Gesammtheit sic®’das Verhältniss einer bestimmten Pflanze zur Wärme charakterisiren, ja in Zahlen und Formeln ausdrücken lassen muss. Schon nach den Bestimmungen und Beobachtungen von Que- telet, Babinet, A. De Candolle u. A. ist uns der Haupt- satz jener Wärmewirkung geläufig geworden: J ede Pflanze hat zur Ausführung ihres individuellen -Lebenscy- klus eine bestimmte Wärmesumme nöthig; nur da, wo ihr diese Wärmemenge ohne Unterbrechung und in festen Mengenverhältnissen dargeboten wird, kann ihr Bestehen bei sonst günstigen Boden- undFeuch- tigkeits - Verhältnissen als gesichert angesehen werden. ’ ' - ‘ 522 \ . Ich übergehe die Versuche, welche von älteren Beobachtern wie Adauson, Quetelet, Boussingault, Babinet gemacht worden sind, die Wärmemengen für die einzelnen Pflanzen nume- isch - festzustellen. Gegenwärtig bestimmt man die für das Ge- deihen einer Pflanze nothwendigen Wärmegrade nach dem Vor- gange De Candolle’s, indem man einfach die mittleren Wärme- grade der Tage, welche zwischen ‚denn Keiinen oder Sprossen der Pflanze bis zu ihrer Samenreife vertiossen sind, zusammenaddirt und nur diejenigen Tage unberücksichtigt lässt, an denen die Temperatur die, ebenfalls für jede Pflanze ganz bestimmte, zur Keimuug oder Sprossung nothwendige Wärme nicht erreicht hat. Nach dieser Berechnungsweise fand man z. B. ') für die Gerste von 5° Ü. ab berechnet 1250° ‘ „ den Faulbaum „5-70 » . 1980—1815 » die Esche oo 5° ” Fr 1980 „» die Rothbuche „ 5° ..*r 2500 „ den Weinstock „ 10 n 2900 „ den Mais .„130 „2500 „ die Dattelpalme 199° „ n 5100 u. 5. W.. Andere, rein tropische Gewächse, wie Kokospalne, Pisamg, MR iierplauze bedürfen natürlich noch grösserer Wärme-Qugntl- täten, dagegen ‚genügen 50-250 Wärmegrade zur Entwiekeläng vieler Algen und Polarpilanzen. Wenn nun De Caudolle in der Wärmesumme, die den Uflanzen nach dieser Bereehnung zukommt, den Ausdruck des wahren klimatischen Moments für den Verbreitungsbezirk der ItHlanze sucht, so kann diess nur bedingt zugegeben ‚werden , denn ob eine Pflanze in einem bestimmten Klima gedeiht oder wicht, hängt keineswegs allein von der mittleren Wärme ihrer Vegetationszeit ab. Es wirken da die absoluten Temperatur- Maxima und -Minima, welche die Ptlanze treffen und die in dem einen wie dem anderen Falle nieht ohne Einfluss auf die Ver- breitung der Pilanze sein werden, ja deren Vorhandensein zum Theil ganz allein die Verbreitungsgrenzen der Pflanzen bestimmen; ferner ist nieht zu vergessen, dass die Pflanze bestimmte Wärme“ grade für die einzelnen Vegetationsphasen nöthig hat. Und ' wenn anch gerade in dieser Beziehung die Gewächse, wie bereits erwähnt, ein nicht unbedeutendes Accomodationsvermögen be- sitzen, eine Eigenschaft, die ihnen gestaftet durch die Länge . N BeCandolle Geographie botanique t. I. p. 396° , :523 der Vegetationszeit das zu ersetzen, was ihneu an Intensität der Wärme im Lauf der Entwiekelungsperioden abgegangen, su geht doch dieses Vermögen nicht über eine gewisse Grenze hinaus und es darf daher jenes Moment nicht geradezu unberücksichtigt gelassen werden. Dass die Ursache der nördlichen wie südlichen Verbreitungs- grenzen einer Pflanze hauptsächlich in_ dem 'Iypus der Tempera- turkurve; die sich während ihrer Vegetationszeit herausstellt, zu suchen ist, kann wohl nicht bezweifelt werden, doch sind die Verhältnisse offenbar nicht so einfach. Ueberhaupt kann die . ganze Berechnungsweise nur eine annähernde sein, und auf alle Fälle wird man nach den für eine Pflanze nötbigen Wärmebedin-, gungen allein ihre Verbreitungsgrenzen nicht feststellen können, da stets mehr, oder minder bedeutende Modifikationen hervorge- rufen werden durch die Wirkung anderer Momente, von denen das Pflanzenleben abhängig ist. Dabei dürfte auch nicht zu ver- gessen Sein, dass, die Gewächse eine gewisse Disposition für ein bestirnmies gegenseitiges Verhältniss der :Wärme zur Feuchtig- keit und zu dem Substraten, dessen Abänderung ‚sicher auch ein abweichendes Verhalten im Y egetationsverlaufe veranlassen dürfte, zu besitzen scheinen. Erst wenn wir im Stande sein werden, alle diese Punkte durch Zahlenwerthe in Berechnung zu ziehen, werden wir die Gesetze ausfindig machen können, welche die Vegetationsgrenzen bestimmen. Vorläufig miksen wir uns begnügen, einen möglichst getreuen Massstab für die einzel- nen der gendunten Lebensbediugungen der Pflanzen ausfindig zu machen und denselben unseren Beobachtungen zu Grunde zu le- gen. Für die Wärme ist bis jetzt am ineisten geschehen. aber, wie ich glaube, doch nicht in dem Maasse, dass wir dadurch ein wirkliches, wenn auch nur annähernd richtiges und vollständiges Bild von den Eintiusse der Wärme auf das Pfianzenleben in allen seinen Vegetationsphasen erlangt hätten. . Speciell nun die Berechnungsweise De Candolle’ s für die Wärmesummen, welche den Pflanzen zukommen sollen, betref- fend, so wird, wie-ich meine, eine einfache Betrachtung genü- gen, un nachzuweisen, dass dieselbe nicht ganz richtig sein kann, dass es wenigstens möglich ist, einige Fehlerquellen, welche das Resultat weit von der Wahrheit abführen, zu ver- meiden. Die Pflanzen sind mit sehr wenigen Ausnahmen in viel hö- hergm Grade als dies bei den Thieren der Fall ist, während day ' f 524 ‘ ganzen Verlaufes ihres Lehensprocesses vom Einfluss des Lichtes abhängig. Wenn wir auch die Art und Weise dieser Lichtwir- kung in allen ihren Einzelheiten und Beziehungen noch nicht genau erkannt haben, so wissen wir doch, dass es unmöglich ist, eine höhere Pflanze selbst unter den günstigsten sonstigen Be- _ dingungen bei Abschluss.des Lichtes zur Blüthe und Frucht zu bringen. Die Pilanzen werden zwar noch einige Zeit fortvege- tiren aber offenbar nur in krankhafter umnatürlicher Weise mit vollkommener Störung ihres normalen Vegetationsprozesses , die Pflanze ‚wird bald bleichsüchtig erscheinen, sie wird vergeilen. Wie es nun auch mit dem Chlorophyll stehen mag, ob seime An- . wesenheit nothwendig mit der Kohlensäurezersetzung verknüpft ist, oder ob es nur als ein zufälliger Begleiter dieses Hauptvor- yanges in der ve getativen Thätigkeit der Pflanze aßgesehen wer-- den kann — es lässt sich sehr viel dafür aber adch "Manches da- gegen anführen — so viel muss nach dem gegenwärtigen Stand- punkte unseres Wissens angenommen werden, dass diese Kohleti- _ säurezersetzung,, die als ein Reduktionsprozess anzusehen, nur während des Tages unter Einfluss des Lichtes stattfindet und . dass sich während der Nacht die vegetative Thätigkeit der Pflanze auf die Aufnahme von Sauerstoff, auf einen @xydirenden chemi- schen Prozess beschränkt. Nach den allgemein in der Chemie geltenden Gesetzen ist aber wit einem Reduktionsprozess eine Wärmeadfnahme verknüpft, es wird Wärme gebunden, während mit einem Oxydatiensprozess eine Wärmeabgabe ver- bunden ist, es wird Wärme frei. Theoretisch muss hieraus schon gefolgert werden, dass nur die Wärme, welche der Pflanze unter der Lichteinwirkung zufliesst, für ihren Vegetationsprozess nutzbar sein wird, und dass die Nachttemperaturen für die obige Ber&chnungsweise daher zu eliminiren sind. Es ist aber auch durch direkte Thermometermessung mehr- fach nachgewiesen, dass die Eigenwärme der Pflanze während der Nacht bedeutender ist als die der Luft. 'Wenn nun nach dem allgemein in der Wärmelehre giltigen Gesetz nur von dem wärıneren zum kälteren Körper Wärme überzuströnen vermag, nie umgekehrt, so ist es an und für sich klar, dass die Pflanze während der Nacht keine Wärme aufnehmen kann, sondern solche sogar abgeben muss. Denkbar wäre zwar insofern eine Ausnahme als sich Wärme in chemische Kraft verwandeln könnte und auf diesem Wege ‘ ich während der Nacht‘ aus der Luft zur Pflanze überzuströmen’ ‘ , > 525 ‘ vermöchte, aber selbst wenn dies in der That möglich, so würde “ die Möglichkeit .auf die Pflanze doch keine Anwendung finden können, da ja während ‚der. Nacht nur ein mit Wärmeabgabe ver- bundener Öxydationsprozess in der Pflanze vorgehen kann. Bequerel stellte ein elektrisches Thermometer über einen kosskastanienbaum , der sich in der Mitte einer offenen Ebene hefand, auf; es ergab sich, dass um 3 Uhr Nachmitjags die Luft oberhalb dieses Baumes 2—5° kälter war als über der freien Ebene und dass sich andererseits bei Sonnenaufgang, besonders nach hellen Nächten die Luft unter dem Baume wärmer zeigte: als ausserhalb desselben. Diess kann nur eine Folge nächtlicher Wärmeausstrahlung von Seite des Baumes sein. Unter dem Ein- fluss der Sonnenbestrahlung findet sich deshalb über dem Baume in der Nacht ein aufsteigender warmer und anı Tage ein wieder- kehrender kalter Luftstrom, die sich beide nahezu. wie die mitt- lere Temperaturbeobachtung. ergibt, das Gleichgewicht halten. . Trotzdem soll damit; durchaus nicht gesagt sein, dass die Nachtlemperaturen vollständig ohne Einfluss auf. das vegetative leben sind. die Grösse ‘der täglichen Temperaturoseillationen wird gewiss nicht gleichgültig sein, einmal dann, wenn die nächtliche Yemperatur die für eine Pflanze bestehende Kältegrenze überschreitet; und andererseits dürfte auch die Stärke des en- dosmotischen Prozesses während der Nacht zum Theil’ von der Differenz der Eigenwärme der Pflanze und der nächtlichen Luft- temperatur abhängig sein. Doch ist"dieser mehr indirekte Ein- fiuss der Wärme offenbar untergeordneter Art und dürfte nur bei aussergewöhnliehen extreinen Fällen einigen »Eintluss ausüben, der aber bei den allgemeinsten Verhältnissen. die hier nur in Betracht kommen. nieht berücksiehtigt werden kann, oder höch-- stens nur eine Korrektion der, gefundenen Temperaturwertke ver- anlassen dürfte. ’ B Die Temperatur der Nachtstunden darf daher, wie ich glaube, als für die Lebensthätigkeit der Pflanze nutzlos, bei der Berech- nung der Wärmesumme keine Berücksichtigung erfahren, sondern die Temperatur für die Berechnung kann folgerichtig. allein nur aus den Tagesstunden ermittelt, werden. Die auf diese Weise erhaltenen mittleren Tem- peraturen werden natürlich nicht unbeträchtlich höher ausfallen und in gleichem Verhältniss dann auch die ausihnen fürdie Lflanze berechnete Wär- mesumme. Worauf ‚ber am meisten. trewicht zu legen seinb s . 3 . 12 \ 526 dürfte, das‘ wäre folgender Umstand: die Wärmesumme nämlich, die ein bestimmter Ort während eines bestimmten Zeitraumes der Vegetation zu bieten vermag, wird sich durch diese Berech- nung nicht gleichmässig für alle Punkte der Erde erhöhen; je nach der Grösse der täglichen Tempe- . raturoscillation wird diese Erhöhung grösser oder geringer ausfallen, also im Allgemeinen nach den Tropen zu und an den Küsten geringer als nach den Polen zu und in der Mitte der Continente. Die für tropische @ewächse bisher ‚berechneten Wärmesummhen dürften daher nur eine geringe Aen- derung erleiden, während sieh für nordische Pflanzen bedeuten- dere Unterschiede herausstellen werden. Es kommt aber noch ein anderer Umstand in Betracht, der, obwohl als wichtig anerkannt , bisher für die Berechnung eben- falls ohne Berücksichtigung geblieben. Die Tageszeiten sind - bekanntlich je nach den Zonen und je nach den Jahreszeiten an’ verschiedenen Punkten der Erde von sehr verschiedener Länge, und demnach muss auch die mittlere Tageswärme für die Vege- tation einen sehr verschiedenen Werth haben. Es kann unmög-' lich gleichgiltig sein, ob eine mittlere Temperatur von 16° z. B. 12 Stunden wirkt wie am Aequator, oder 18 bis 20 Stunden, wie in polaren Gegenden. Wie wäre es sonst zu erklären, dass die Kulturpflanzen, deren Anbau über den grössten Theil der bewohnten Erde verbreitet unter verschiedenen Zonen eine so abweichende Entwickelungszeit nöthig haben. Die Gerste z. B. bedarf in Santa F& de Bogota bei einer Mittelwärme von 14%7 C. 122 Tage zur Entwiekehung mit 1793 Wärmegraden (nach Boussin- gault), in Reval bei nahezu derselben Mittelwärme dagegen nur 90 Tage mit 1288 Wärmegraden ; bei Upsala bei «einer noch ge-" .ringeren Mittelwärme von 13°,94 nur 114 Tage mit 1589 Wärmegt. und in Christiania nach Schübler bei eier Mittelwärme von 16° C. nur 55 Tage, wobei sich nach Boussingault’s Berech- nungsweise nur 862 Wärmegrade herausstellen würden. 880 und 1793 Wärmegrade bei ein und derselben Pflanze, das sind zu enorme Differenzen, als dass auch nur annäherungsweise die Richtigkeit derselben angenommen werden dürfte. Zwar ist dureh die Berechnungsweise De Candolle’s inso- fern eine nicht unbeträchtliche und sehr gerechtfertigte Modifi- - kation bewirkt worden, als dieser Forscher, wie bereits erwähnt, nur diejenigen Tage, deren Temperatur eine gewisse zur Keimung « der Sprossung einer Pflanze nöthige Wärmehöhe überstiegen 527 hat, zur Berechnung verwendöt..- Aber die Differenz in der Wärme- summe, die er bei denselben-Pflanzen,; in versehiedenen Regionen: gezogen, erhielt, ist kausi weniger bedeutend als bei den Resultaten Boussingault’s So fand De, Candolle für die: Gerste ') zu Feroe (62°,3°) von 5° Keimungstemp. ab 19300, von 80 ab 1700 „. Uleo: (656,0)... „, . „10 5, u. 1472 „ Einontekis (689,30) „ .. „105 5, 3 1165 ‚ Alten (709,09). 5 „1250 , „ „ 965 Um nun die abweichende Länge. der Tageszeit für die Rech-' nung wenigstens einigermassen auszugleichen. könnte mal. afı einlachsten in folgender Weise verfahren: Man legt die normale ‘ Tageszeit von 12 Stunden zu Grunde, diesen Zeitraum: zur besseren ‘Unterscheidung dem astronomischen Tage gegenüber vielleicht‘ mit dem Namen: „Vezetationstag ° bezeichnend und betraeltet! dann diejenige‘ Wärmemenge, welche die niittlere Temperatur eiiet solcheh 'Vegetatiohstäges um!einen Grad erhöht, als eine Wärmeeinheit; die Anzalıl Stunden, welche im Mittel während: des Vegetationsverlautes der Pflanze.die normale Länge: des’ Ve- getätionstages überschritien oder lieselbe nicht erreicht haben;' müssen dann mit der Zahl der Tage überhaupt multiplieirt wer- den und geben mit, 12 dividirt als Quotient die Zahl der Vege- . tationstage‘, che zu der Zahl der verflossenen astronomischeu ‚Tage hinzu rend ie Summe ist dann in der gewöhn- lichen Weise mit der mittleren Temperatur zu multipliciren. Wollte man dies ın eine einfäche Formel zusammenfassen, so würde, wenn c die mittlere Temperatur, ec’ die Keimungs- oder Sprossungswärme, t die Zahl der verflossenen astronomi- schen Tage und h die Anzahl der Stunden, ılie «lie Dauer des Vegetationstages im Durchschnitt überschritten oder nicht er- reicht haben , bedeutet st4( . ) oe DS a.» 0. Bd. 1. S. 353. . \ sein, jFortsetzung folgt.) Ey Verzeichniss der im Jahre 1863 für die Sammlungen der kgl. botanischen ‘Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortseizung.) . 158. Proceedings of the natural history society of Dublin for the session 185960. Vol. II. P. 1. 2. 1860-63. 159. The Journal of the society of arts and of the institutions in Unjon. Vol. XI. Nr. 574. Boston 1863. 160. Journal de la societ€ d’hortieulture da Bas-Rhin T. VI. Nr. 3. 161. Bulletin de la societ& botanique de France. Paris T. VII. 1860. Nr. 9. T. vl. 1861. Nr. 10. T: X. 1863. Nr. 1—3. 162—163. Annales des sciences naturelles. Botanique par Brongiart. T. XVIl. 1861. Nr. 4-6. T. XIX, 1863, Nr. 1—4. ’ „164. Hedwigia von Babenhorst Nr. 15-17. "165, Pomona von Dochnahl 1863. Nr. 39—46. 166. Neues Jahrbuch für Pharmacie. B. XX. Nr. 4, \ j 167. Sitzungsbericht der kgl. bayr. Academie der Wissensch. in München 1868 I. Heft IV. - 168, Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. AbtB, für Naturwissenschäfien. 1862, Nr. 2, 169. Vierzigster Jahresbericht derselben Gesellschaft von 1862, 170. Reinsch P.: Die Kryptogamenflora des baslerischen, sowie eines Theiles des-angrenzenden bernischen Jura. ‚ 17l. Langenbach G.: Nonnulla de Diluvii natura, faupa et flora. Disseri. Vratisi, 1863, dien Aalen 173. Martius Ph. von: Die Fieberrinde, der Chinabaum, sein Vorkommen und seine Cultur. 1863. 173. Vierter Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde 186263. - 174. „Denkschrift des Offenbacher Vereins zur Säcnlarfeier der Senken berg ir ’schen Gesellschafe: 175. Dr. Berg: Anatomischer Atlas zur pharmaceutischen Waarenkunde mit u . Jastrationen. 1ste Lief, Berlin 1863. 176. RabenhorstL.: Beiträge zur wahren Kenntniss und Verbreitung der Al- gen. Heft I. mit Tafeln, 1863. Für die Flora eingegangen: W. Ph. Schimper: Bitte an die Bryologen und Antwort auf H. Cesati’s Bemerkungen etc, Recension: O. Schlickum. Botanisches Taschenwörterbuch 1864. ——— Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- druckerei (Chr Krug’s Wittwe) in Regensburg. i) 3 « \ Fr“ Regensburg. Ausgegeben den 12. December. 1863. Inhalt. Litteratur. — Botanische Notizen, — Anzeigen. Litteratur A. W. Eichler, excursus morphologicus de formatione flo- rum Gymnospermarum. ‘ (v. Martius, fiora brasiliensis, fasc. 34. p. 435—449.) Unter diesem Titel knüpft der Verf. an seine Bearbeitung der brasilianischen COycadeen und Coniferen eine vollständige Zusammenstellung und Beleuchtung der zahlreichen bisherigen Versuche, die Blüthenverhältnisse der Gymnospermen auf den einfachen Bauplan der phanerogamischen Pflanzengestalt zurück- zuführen. Die eigenen ‘Ansichten, zu welchen der Verfasser dabei gelanst, sind zum Theil neu und vermehren insoferne die Zahl der vorhandenen, sind jedoch, wie Referent glaubt, anderer- seits ‘wie die ganze Abhandlung geeignet, in diesem dunklen Gebiete Licht zu verbreiten und die schwierige Frage der Ent- scheidung näher zu bringen und verdienen daher der Beachtung der Botaniker empfohlen zu werden. Zugleich dürfte eine kurze Hervorhebung der Hauptzüge für das grössere Publikum um so mehr nützlich erscheinen, als das Werk, in welchem die Abhand- lung niedergelegt ist, leider nicht Vielen zu Gebote steht, und die Verständlichkeit derselben überdiess durch die für morpho- logische Gegenstände so, wenig geeignete lateinische Sprache su Flora 1863. 4 .530 ‚wie auch zum Theil durch die Umständlichkeit der Darstel- lungsweise selbst. erschwert ist. . I. Die männliche Blüthe. Jede antherentragende Schuppe ist (wie die Entwickelungs- - geschichte und anongtröse Uebergänge lehren) cin wahres Blatt- organ, also. ein einfacher Staubfaden. Daher ist jedes einfache staubfadentragende Kätzchen als eine männliche Blüthe, jedes verästelte Kätzchen als kätzchenförmige Inflorescenz zu be- trachten. — Die ungewöhnliche Form des Connectivs und die Zahl der Fächer bei Dammara und Arutearia bilden eimen Uehergang zwischen den Coniferen und den Cyeadeen. Unter . den’ Gnetareen ist die Anthere bei Eiphedra und (/netum ein-, bei . Welwitsckia dreifächerig. U. Die weibliche Blüte. Bei den Oyradeen ist der Spadix, ‚welcher bei Oycas im ana- tomischen Bau und in der morphologischen Bedeutung mit dem Laubblatt'und bei den übrigen Gattungen wenigstens mit dem männ- lichen Spadix übereinstimmt, als offenes Carpidium mit nackten Eichen, welche letztere die Stelle der Zähne und Fiedern des Laubblaites. einnehmen und sich wie diese verhalten '), der ganze Zapfen daher als einfache Blüthe zu betrachten. Bei den @nefaceen bildet das Eichen die Blüthenaxe, und zwar sind von den 3 Hüllen bei @neftum, weil sie sich nicht, wie Griff ith (nach dessen eigenen Abbildungen zu urtheilen) un- richtig angibt, von aussen nach innen, sondern nach Blume’s Untersuchung ?) so entwickeln, dass zuerst die äussere, dann die innerste und zuletzt die zweite auftritt, die beiden inneren als integumenta, bei Ephedra von den 2 Hüllen die innere als integum. simplex, die äusserste Hülle bet beiden Gattungen aber nieht . ng, 1) Wenn der Verf. (p. 440 u. 1m) a die Eichen bei den Cycadeen und bei. denjenigen Angiospermön, wo dieselben an Blattorganen enispringen, als blosse Theile des Blattes ansieht, so kann ihm darin Ref. ebenso wenig beistimmen, als darin, dass er das Eichen bei den Primulaceen für ein ganzes Blatt erklärt, hält vielmehr in beiden Fätlen die Knaspennatur des Eichens für nazweifelhaft. Für die Blattnatur beruft sich der Verfasser irrthümlich auf eine Stelle bei A- Braun, welche keineswegs den Sinn hat, als theile Braun diese-Ansicht, viel-_ mehr findet sich gerade in der angeführten Schrift (Polyembryonie p. 188 #.) eine Zusammenstellung von Thatsachen, welche die Knospemnatur des Eichens unwidersprechlich beweisen. . 2) welche überdiess von Hooker jun. in dessen Abhandlung über weint tschig p. 29 Anm. bestäsigt wird. + . D “ x . ‘ , Zn 7: $ wie Blume annimmt als Ovarium, sondern nach R. Brown und Tulasne, weil sie auch an der männlichen Blüthe vorkommt, sowie nach der Analogie von Welwitschia als Perigon zu be« trachten, wonach also die Ghnefaceen eine Blüthe mit Perigon und einem durch die Axe gebildeten nackten Eichen mit 1 oder 2 Integumenten besitzen. Dass auch bei den Cowiferen ein nacktes Eichen vorhanden ist! d.h: dass die Integumente nur als solche, nicht aber, wie von Baillon und Parlatore geschieht, als Ovarium zu deuten sind, ergibt sich für die Gattungen mit einem Integument sofort aus' der mit Cycadeen und Gnetaceen übereinstimmenden Anlage und Entwiekelung von Eikern und Integument, für die Gattungen mit zwei. Integumenten [z. B. Podocoarpus und Salistnerya] 1) aus derengen Verwandtschaft mit den Cephalotaxus und Phyllocledus mit einfachen Integ., 2) aus der zuweilen [Podocarpus] stattfindenden Verwachsung der Integumente ımtereinander, was niemals zwischen ‘"Ovarium und, Eichen, woll aber oft auch Sgpst zwischen beiden Integumenten vorkommt, 3) aus der zuweilen in der Reife nach Aussen auftretenden accessorischen Hülle [cupula, arillus], 4) ans der Analogie der Cycadeen und Gnefaceen mit stets fehlendem Ovarium. - Gegen Baillon und Parlatore macht der Verf. mit Recht geltend, dass dureh deren Theorie bei den kKichen mit 2 Integu- menten (Dacrydieae und Podocarpeae) das änssere Integument keine Erklärung finde, — und dass auch bei gewissen Angio- spermen der Fall vorkomme, wo sich das Integument aus zwei urprünglich getrennten Spitzen entwickele, —- so wie er sich ‘namentlich in Beziehung auf Baillons Darstellung der Ent- wicekelungsgeschichte auf Ca8pary’s Widerlegung ') derselben 1) Den Beobachtungen von Baillon wird silerdings von Caspary die zum entgegengeseizten Ergebniss führende Entwickelungsgeschichie von Pins Lariz entgegeugestellt, die Beobachtungen Baillons selbst aber theils zur unvellständig theils gar nicht widerlegt, und die Darstellungen desselben spre- chen trotz Caspary’s Berufung auf die zweilippigen Integumente bei Palygala und anderen Angiospermen so entschieden für die Annahme zweier Carpelle, dass, so lange nicht die Richtigkeit dieser Abbildungen für die betreffenden Pflanzen in Abrede gestellt wird, die Ansicht Baillons nicht als vollständig widerlegt angesehen werden’kann, — um so wenidtr, als auch Baillons äb- bitdung des Axengebildes, an welchem die fraglichen Seitenbildungen auftreten, nicht mehr bereclitigt, dasselhe für den Nucleus als (näch B.) für das Recepta- eufum (punctum vegetationis) zu erklären. u. 532 “beruft. Seine eigene früher ') ausgesprochene Ansicht, dass bei Araucaria die Fruchtschuppe als geschlossenes Fruchtblatt d. h. als Ovarium zu betrachten, sei, hat der Verf. auf Grund weiterer Beobachtungen der Entwickelungsgeschichte zurückge- nommen und die betreffende Monstrosität anders gedeutet ?). Was nun die Art des Ursprunges dieses nackten Eichens bei den Coniferen, und die Frage, was in dieser Familie als weibliche Blüthe zu betrachten sei, betrifft, so ist es zunächst klar, dass das Eichen bei Taxus und Torreya die Spitze eines mit Vorblättern versehenen, bei Salisburya die Spitze eines ver- längerten aber nackten Zweiges darstellt, dass mithin hier jedes nackte Eichen eine einfache Blüthe repräsentirt. Bei den übrigen Coniferen. mit sitzenden Eichen sind dieselben als’ Zweige in den Winkeln von Bracteen oder Laubblättern zu betrachten. Diess gilt zunächst für sämmtliche Oupressaceae, die meisten Taxaceae und für die Araucarieae, und zwar ist diese Bedeutung bei den- jenigen Gattungen (z.B. Cephalotaxus, Phylloeladus, Pherosphaera, Dammara, Araucaria), bei denen die Eichen wenigstens in der Blüthezeit axillär erscheinen, wenn auch die reifen Samen über der Basis der Schuppe entspringen, an und für sich klar, für andere Gattungen aber, wo die Eichen schon in dem Blüthezustand auf der Schuppe selbst in einer. gewissen Höhe aufsitzen, lässt theils die Analogie solcher in eine gleiche Gruppe gehöriger Gattungen, bei denen die Axillarstellung der Eichen von Anfang an unzweifelhaft ist, theils sogar die Vermittelung zwischen dem Ursprung der Eichen‘ in der Achsel und dem aus der Schuppe selbst durch Uebergänge innerhalb einer und derselben Gattung oder Gruppe auf die Axillarnatur des Eichens schliessen, wie denn auch bei vielen Angiospermen (Zilia, Thesium, Samolus etc.) - die Blüthe oder Inflorescenz aus der Fläche des Blattes, zu welchem sie unzweifelhaft als Axillarspross gehört, zu entspringen scheint. Ebenso findet das Auftreten mehrerer Eichen auf je einer Schuppe bei Oupressus etc. eine Analogie in den Beiknospen vieler höherer Gewächse s). Bei allen Coniferen mit einfachen 1) Flora 1862 p. 369. 2) Fiora brasil. Conif.' p. 425. \ 3) Warum adoptirt der Verfasser nicht Baillon’s Deutung der. gehäuften Blüthen bei Cupressus als einer axillären gestauchten Cyma , wie der Halb- ‚ Scheinguirl bei den Labiaten? Diese Ansicht, welche ebenfalls im Einklang mit ‘ der vorstehenden Theorie steht, erscheint nicht nur von: vorneherein naturge- - mässer als die Annahme von vielen accessorischen Knospen, ‚sondern wird durch. . Baillons Darsteilung der Entwickelungsgeschichte aufs bestimmteste bewiesen. 533 _ Schuppen ist hiernach das Eichen d. h. die einfache Blüthe als Axillarspross der Schuppe zu betrachten. Bei den Abiefineue mit doppelten Schuppen ergibt sich theils aus durchwachsenen | Zapfen, bei denen sich die innere Schuppe su einem Laubspross entwickelt, theils aus der von Baillon untersuchten Entwickel- ungsgeschichte, dass die innere (Frucht-) Schuppe ein mit 2 Blättern versehener Spross in der Achsel der äusseren Schuppe (braetea) ist ), und durch Analogie wird diese Ansicht auch auf die Cunninghamieae und Taxodineae, bei denen beide Schuppen mehr oder weniger verwachsen sind, und die sich ausserdem nur durch die Zahl der Blätter an der Fruchtschuppe unterscheiden, ausgedehnt. Der Verfasser stellt nun weiter die Ansicht auf, dass die Eichen in diesem Axillarspross je in dem Winkel eines der Blätter entspringen, dass derselbe mithin selbst eine einfache Inflorescenz in der Achsel der äusseren Schuppe, der ganze “Zapfen. daher eine .Infloreseenz zweiter Ordnung: sei ?). - Die im Vorstehenden dargestellte Deutung der weiblichen Coni- feren- Blüthe lässt sich demnach so zusammenfassen: a) das: Eichen hat durchweg einerlei Bedeutung, nämlich die eines Axengebildes; 2) die ganze weibliche Blüthe wird ausschliesslich durch das Eichen dargestellt d. h. das letztere ist nackt, ohne Ovarium und Perigon; diese Blüthe ist stets axillär, bald nackt, 1) Diese Ansicht wurde zuerst von A. Braun (Individuum der Pflanze p. 65 und Poiyembryonie 1860 p. 243) ausgesprochen. Weiter begründet wurde die- . selbe ausser Baillon auch durch Caspary (in der Entwickelungsgeschichte) und Parlatore (comptes rendus 1861. p. 164. Ann. des se.nat. 1861. p. 215). 2) Wie der Verfasser selbst eingesteht, fehlt es für diese Ansicht noch an einer direkten Begründung, doch. führt er durchwachsene Zapfen an (ohne sie jedoch genauer zu bezeichnen), wo.&n den dureh Vergrünung der Fruchtschup- pen hervorgehenden Laubsprossen gleichzeitig mit dem Verschwinden der Eichen, in'den Blattwinkeln Laubknospen auftreten. Wenn übrigens der Verfasser für seine Ansicht geltend macht, dass keine eigene noch andere Beobachtimg der- selben im Wege stehe, so hat derseibe wohl nicht bedacht, dass Caspary sehr entschieden gegen den Ursprung der Eichen aus Axengebilden auftritt und diesen Widerspruch sowohl auf Beobachtungen an einem durchwachsenen Lär- chenzapfen als auf die'Entwickelungsgesehichte von P. Zarir gegenüber Bail- ion, welcher die Entwickelungsgeschichte von P. resinosa inEichlers Sinne deutet, zu gründen sucht. Wenn gleich die Analogie entschieden mehr zu Gunsten des Ursprungs‘des Eichens aus der Axe spricht und für die aufallende . Behauptung Caspary’s, dass sehr wahrscheinlich bei allen Coniferen (Tarus nicht ausgenommen) die Eichen aus Carpellen, nicht aus der Axe entspringen, der in Aussicht gestellte Beweis erst abzuwarten ist, so geht doch aus diesem Allen hervor, dass auchBaillons und Eichlers Ansicht für die Ablelineae bis jetzt noch einer hinreichend sicheren Begründung entbehrt. % bald mit Vorblättern, bald sitzend, bald gestielt, in den Achseln bald von Laubblättern, bald von Bracteen ; die Bracteen stehen bald einzeln, bald in ein Kätzchen gesammelt; das Kätzchen “bald einfach, bald.in erster Ordnung zusammengesetzt. Nach diesen Verschiedenheiten der weiblichen Blüthe ordnen sich die Gruppen und Gattungen folgendergestalt '): 1. Eichen aus den Winkeln der Laubblätter a) mit Vorblättern: Taxus, Torreya. b) ohne Vorblätter (gestielt) : Salisburya. 11. Eichen aus den Winkeln von Bracteen, ohne Vorblätter, sitzend.' ‚a) die Bracteen in ein einfaches Kätzchen gesammelt, selten fast einzeln: Taraceae (mit Ausnahme der Gattungen un- ter 1), Cupressaceue, Araucarieae. 1. Eichen anatrop: Podocarpeae. 2. Eichen orthotrop: Dacrydieae, Phyliocladus, Uephalo- taxus, Cupressaceae, Araucarieae. \ «. Eichen an der Bractea empgrgerückt und daher verkehrt: Dacrydiese (ausgenommen Phero- #8 sphaera und Dacrydii Speec.), Araucariene. ' ß. Eichen an der Bagis der Braetea oder wenig hö- 1) Es ist vielleicht nicht ohne Interesse, hier auch kurz die vom Verfasser gegebene Uebersicht der Coniferen-Gattungen nach Tribus und Subordines wie- derzugeben, weil dieselbe zum Theil neu ist und um zugleich die oben ange führten &ruppen durch ihre Gattungen näber zn bezeichnen. Subordo I. Pinacene. Trib. I. Araucarieae: Dammara, Araucaria. Trib. il. Abietineae: Pinus, Sciadopiüys. Trib. UL Cunninghamieae: Cunninghamia, Athrotazis, Sequoia. “Iris, IV. Taxodinese: Zarodium, Giyelostrobus, Crypiomeria Subordo I. Cupressacene. . Trib. V. Cupressineae, Subtrib. 1. Cupressineae verae: Cypressus, Chamaecyparis. “ Subtrib. 2, Actinostrobeae: Widdringtonia, Fremela, Fits-Roya, kelind- " strobus, Callitris, Biola, Thuja, Thujopsis. Subtrib. 3. Juniperinpe: Juniperus, Sabina, Ärceuthos. Subwib. 4. Diselmeae: Diselma. Subordo II. Taxaeene. _ Tel. Wi. Dacrydieae: Saze-Gothaea, Dacrydium, Pherenosphacra, Mi. crocachrys. ü ’Trid. Til Podoearpeae; Podocarpus. Trib. MU. Taxene: Torreya, Tazus, Cephalotazus. Tr. IK Selisbüryeae: Phylloclades, Salisburya, . BE 535 her, , daher aufrecht: Pherösphaere, Doerydii Spee., Cephalotawus, Phylloeladus, Cupressaceae. b) Kätzchen zusammengesetzt, die secundären Kätzchen schuppenförmig. \ 1. Eichen an der Basis der Bractea und aufrecht: Ta- zodineae. 2) Eichen an der Bractea emporgerückt, verkehrt: Cun- ninghamieae, Abvetineae. . - Bedenken wir, dass alle diese Unterschiede (mit Ausnahme des anatropen Fichen be’ Podocarpus)'nur relativ und gradwell Sind, d. b. nur auf unwesentlichen Modifikationen eines gemeih- schaftlichen Typus beruhen '), dass dieselben mit ganz analogen Unterschieden in der männlichen Blüthe correspondiren, indem das einfache männliche Kätzchen als einzelne Blüthe dem Eichen, „das einfach zusammengesetzte männliche Kätzchen als einfache Anflorescenz dem einfachen weibliehen Kätzehen, das doppelt .zusammengesetzte männliche Kätzchen als doppelte Infloresceenz dem weiblichen Kätzchen mit doppelter Schuppe entspricht, — und dass ausserdem nach dieser Auffassungsweise der Blüthenbau der Coniferen auch mit den @nefaceen und be- züglich der männlichen Blüthe auch mit den Cyeadeen (um so weniger freilich mit den letzteren in Beziehüng auf die weibliche Blüthe) in grosser Uebereinstimmung erscheint,‘ so müssen wir eingestehen, dass es dem Verf. gelungen ist, die Gymospermen- Blüthe auf eine Weise zu deuten, welche durch Berücksichtigung aller besonderen Fälle, durch Uebereinstimmung mit den allge- meinen Gesetzen der Morphologie sowie durch innere Harmonie alle früheren Versuche übertrifft uud welche gerade durch diese Harmonie auch in Beziehung auf diejenigen im Vorstehenden vem Ref. bezeichneten Punkte, für welche eine vollständige positive 1) Noch grösser würde freilich die Gleichförmigkeit sein, wepn die Ansicht von Parlatore und Dickson, dass auch für diejenigen Pjnacese und Ox- pressaceae, welche nur einfache Sehuppen baben, die letzteren aus Verwach- sung einer Bractea .mit .einer axillären Fruchtschuppe hervorgegangen seien, was aber, wie auch der Verf. hervorhebt, durchaus nicht. bewiesen ist. Ausder ganzen Darstellung von Parlatore (Comptes rendus 1861 p. 312) ergibt sich nämlich weiter nichts, als dass bei allen von ihm besprochenen Coniferen der Zapfen blattarlige Gebilde (Bracteen) trägt, was aber gar keines Beweises be- darf und von Niemand bezweifelt worden ist; dass aber bei,den Cöniferen mit einfachen Schmppem diese durch Verschmelzung einer Bractee mit der Frucht- Schuppe entstanden sei, wird durch P's Ansfährwüg gar nicht bewiesen, j ‚536 Begründung bis jetzt noch vermisst wird, einstweilen eine Ga- rantie ihrer Richtigkeit in sich trägt '). An die eben besprochene Abhandlung reiht sich (p. 449—452) dann noch eine morphologische Betrachtung der Gymnospermen überhaupt und speciell über die Cycadeen, sowie eine Besprechung der systematischen Stellung der drei Familien der Gymnospermen au einander, zu den analogen Familien der Gefäss-Kryptogamen und zu den Angiospermen. A.W. Over de Cycadeen in Nieuw Holland door F. A. W. Mi-. quel.‘ Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Aka- demie van Wetenschappens , Afdeeling Natuurkunde. Dee XV. - Durch die vielen Entdeckungsreisen, die in der jüngsten Zeit in Australien ausgeführt worden sind, haben unsere Kenntnisse über die Flora dieses Welttheiles und ganz besonders auch die über die Familie der Cycadeen eine wesentliche Erweiterung er- fahren. Zu Anfange unseres Iahrhunderts warnur eine Cycadee Neuhollands bekannt, Zamia spiralis, von Salisbury beschrie- ben. R. Brown, der Flinders Expedition als Botaniker be- gleitete, beschrieb 1810 zwei neue Arten der Gattung Oycas aus den nördlichen Distrikten Neuhollands und M. in seiner Mono- graphie eine der Zainia spiralis verwandte am Schwanenfuss ent- deckte, die er, beide zur Gattung Muerozamia gehörend, ver- einigte. Diese vier Arten blieben bis auf die neueste Zeit die einzigen Repräsentanten der Cycadeen in Neuholland. Als M. vor einigen Jahren eine Uebersicht (Prodromus Systematis Cyca- dearum) der ganzen Familie gab, die durch die Entdeckungen in Südafrika und vorzüglich in Mexiko eine so grosse Entdeckung erhalten hatte, konnte er nur kurz der neuesten Entdeckungen in Australien Erwähnung thun. Jetzt aber ist er durch die Zusen- dung von Material im Stande, die zerstreut vorkommenden Arten genau zu bestimmen und ebenso die Stellung der beiden Gattun- gen Macrozamia und Lepidozamia. Lehmann trennte bekanntlich die afrikanischen Arten von ı \ 1) Der Verf. vertritt hierin zugleich die Ansicht von A,Braun, dessen Be lebrung er, wie ausdrücklich bemerkt wird, im Wesentlichen den Anstoss zu seiner Auffassungsweise der dargestellten Verkältuisse, verdankt.. 53 der Gattung Zamia L. und machte daraus eine besondere Gat- tung Zucephalartos, wozu er auch Zamia spiralis zählte. Eine nähere Vergleichung dieser Art mit einer ihr nahe stehenden, im westlichen Neuholland entdeckten, veranlassten M. die neu- holländischen Arten von der afrikanischen Gattung Zu trennen und als besondere Gattung Macrozamia aufzustellen. Seitdem ‚sind die.Blüthenorgane von anderen afrikanischen Arten bekannt geworden und die jüngst in Australien entdeckten Arten sind verschieden von den ursprünglichen Maerozamiae, wodurch eine neue Vergleichung beider Geschlechter nothwendig geworden ist. Wollte man beide Gattungen behalten, so müsste man noch eine dritte,, für eine in Neuholland entdeckte Art aufstellen. In einer solehen Vermehrung der Gattungen sieht M. aber keinen Vortheil für die Wissenschaft. Da die Blüthenorgane verschiedener Encephalarti noch unbekannt sind, so schien es M. gerathener, der Gattung Encephalartos vorläufig eine grössere Ausdehnung 'zu geben und in Untergattungen zu trennen. Diese Gattung ist also durch zahlreiche Arten in Gegenden repräsentirt, die durch das Meer weit von einander getrennt sind, da die dazwischen liegenden Inseln keine einzige Art davon besitzen. Wir erkennen darin ein eigenthümliches Band zwischen zwei Floren, die im Uebrigen ganz verschieden, nur schwache Analogien in einzelnen natürlichen Familien darbieten. Nach M. scheint sich der Ursprung dieser Verwandtschaft einer der ältesten Typen im Pflanzenreiche aus einer früheren Zeit, wo diese Pflanzengruppe eine noch grössere Verbreitung hatte, her- leiten zu lassen. Der Gattung Lepidozamia, von Regel mit einer Art aufge- stellt, ven. der das Vaterland und die Befruchtungsorgane gänz- lich unbekannt waren, wurde durch die neueren Entdeckungen die richtige Stellung angewiesen. Vor der Entdeckung durfte” man von dem eigentlichen Encephalartos Denisonii nicht ver- muthen, dass sein Vaterland in Australien zu suchen sei. Die Arten der Gattung Cycas vergegenwärtigen die indischen Typen in der Flora des nördlichen Theiles von, Neuseeland. Die von R. Brown daselbst entdeckten U. angulata und C. media wurden durch die vortrefflichen Abbildungen von F. Bauer besser bekannt als durch die kurzen Beschreibungen in dem Prodromus flarae Novae Hollandiae. Eine dritte Art, deren ungedornte Blattstiele schon abweichen, fand M. in dem Herbarium von Sir W. J. Hooker. Sie war bei Port Essington entdeckt. Eine N 538 genaue ‚Beschreibung war aber wegen der Unvollständigkeit der Exemplare nicht möglich. Dasselbe ‚gilt von einer sehr nahe, stehenden Art, die Gaudichaud auf der Insel Rawak entdeckte, und von einer anderen Art aus dem nördlichen Theile Neuhollands; so dass jetzt hier 4 Arten dieser Gattung vorkommen, mehr als in Indien und auf dem indischen Archipel. Im Ganzen beläuft sich nun die Zahl der in Neuholland bis jetzt entdeckten yon deen auf 10 Arten und diese sind: Cycas L. . a) mit stacheligen Blattstengeln, . 1. Uycas media R- Br. im nördlichen Neuholland. 2. Cycas angulata R. Br. ebendas. 8. Cycas graeilis Mig., im südöstlichen Theile im Flussge- , biet Bur dikiu, beim Vorgebirge Upstart nach F. Müller . „vorkommend. . i " b) mit stachellosem Blattstengel. . 4. Uycas spec., eine noch zweifelhafte Art aus Neuholland, bei Port Essington gefunden. (C. media var. ß. Mig. in ‚Prodr. Syst. Cycad. pag. 7 et 17). "Encephalartos Lehm. a) Mucrozamid. . 1. Encephalartes Fraseri Mig. als Macrozamia in Monogr. Cycad. pag. 37). Maerozamia Preissii Lehm. —' Enee- Phalartos Preissii BP. Müller. — Zamia spiralis F.Bauer Qlustr. inedit.) In Neuholland am Schwanentluss, bei King George Sound, - Esperance Bay heimisch, auch im westlichen Theile bis zum 29 s. Br. von-Maxwell gefunden. 2. Encephalartos spiralis Lehm. (Zanxia spiralis Salisb., 2. spiralis R. Br. eine kleinere Form. Macrozamia Mig.) Var. 8. major. (var. Miquelii Müll) . Im östlichen Neuholland, tropisch wie nicht tropisch vor- kommend, bei Broad Sound und Moreton 20° 30° s. Br, bei Port ‚Jackson und bei Jervisbay: F. Müller. 3. Encephalartos Oldfieldii Mig., eine neue Art (Macrozamie Preissii Oldf. herb. nicht Lehm. (Im südwestlichen Neu- holland am Schwanenfluss.) Lepidosamia Begek d. Encephalartos Denisonü Y., Müll) i in Transact. Pharım. soe. of Victoria II..pag. 90) Maerozamia. Denisenii Moore et F. Müll. Fragm. Phytogr. Aust. 1. pag. 4. ° , Im aussertropischen östlithen Neuholland am Flusse Manning nach Stephenson, im Flussgebiet Burnett näch C. Moore, an der Moreton-Bay in Wäldern bei Durando.nach W. Hill und auf .' Bergrücken 1000 bis 2000 Fuss hoch nach A. B. Gregory. e) ‚Parazamia. N 5 Encephalartos Pauli Guwilielmi F. Müll. (Macrosamta Hill. et Müll.) ‘ Im südwestlichen Neuholland bei 'Moreton-Bay selten nach W. Hill, in Maitland und Nova Anglica 1000 Fuss hoch nach Müller, auf unfruchtbarer Strecke 1209—]500 Fuss nach Gre- gory, in der Nähe der Flüsse Mackenzie und Maranoo nach Cobham. . d) Species unbestimmt. 6. Encephalartos Hacdonelli F. Müll, Mss. (Macrozamia >... Müll), In Mittel-Neuholland beim Flusse Naales in Maedonell-range von J. M. Stuart entdeckt. Botanische Notizen. H. Burmeister. Exeursionen an den Rio Salado del Sud').. Zeitschr. f. allg. Erdkunde. Bd. XV. S. 225. Anı 24. Januar d. J. unternahm B. einen Ausflug von Buenos Aires nach der kleinen Ortschaft Ranchos, die er gegen Abend mit der Diligence erreichte und von hier -aus machte er Excur- sionen in die Umgegend. Bei dieser Fahrt passirte B. zuerst das eine Legua von Buenos Aires belegene Städtchen Barracas. Dasselbe liegt auf einer ziemlich feuchten, breiten Niederung, kaum 2 Meter über dem Wasserspiegel des Riachuelo, der 16'/ Meter tiefer als Buenos Aires liegt. Auf der anderen Seite des Riachuelo hebt sich der Boden sehr allmälig ‚nach Süden. In einem Abstande von 2 Leguas wird das Terrain beträchtlich höher, "Scheint aber die Höhe des flachen Rückens, auf dem Buenos Ai- ‘res gegründet ist, nicht völlig zu erreichen. Diese ganze Ge- 1) Der Rio. Salado del Sud gehört ganz der Provinz von Buenos Aires an, verfelgt, in einem Abstande von circ# 32 bis 40 Leguas vom Rio de !a Plaın dieselbe Richtung von NW. nach SO. und ergiesst sich an der oberen Seite des Busens. von Somberombon in den atlantischen Ooean. .%40 j \ gend ist gut angebaut und gewährt mit den vielen von Gebüsch ‚umgebenen, zum Theil stattlichen Wohnhäusern, den Pappel- reihen und den dazwischen zerstreuten Maisfeldern einen südeu- ‚ropäischen Anblick; nur die 20 Fuss hohen Blüthenschäfte der Agaven mit ihren armleuchterartigen Aesten und dichten Blu- mengruppen an deren Spitzen mahnen den Beobachter sofort an amerikanischen Boden. Man bildet daraus Hecken und pflanzt die Gewächse theils allein, theils mit Pappeln gemischt, hinter Gräben um das in Cultur gelegte Land. Ausser diesen durchweg. künstlichen Decorationen ist nichts anderes als etwa eine Vieh- herde auf der breiten gleichförmig ebenen Flur zu sehen; in un- gleichen Abständen sind kleine Gebüsche angepflanzter, ursprüng- lich europäischer Gewächse über. das unabsehbare Blachfeld ver- breitet, das dadurch ziemlich wohlthuend geschmückt ist, statt „der anfänglichen unendlichen Oede, die sein ursprünglicher, überall gleichförmiger Charakter war. Kein Baum, nicht einmal ein Strauch, stand auf diesen endlosen Feldern, als die ersten Spanier sie betraten. Gebüsch gab es nur auf den niedrigen, zu Zeiten unter Wasser gesetzten Inseln in der Mündung des Rio Parana und weiter aufwärts am Flusse; grosse mit einer einhei- nischen Distelart von halber Mannshöhe bekleidete Strecken bildeten die einzige Abwechslung auf diesemBoden; ihre tro- ckenen Schäfte,. die alljährlich absterben, waren das al- leinige Feuerungsmaterial der Indianer,-wie der ersten Spanier, ' Ja sie bilden es weiter hinein ins Land noch jetzt, wenn nicht, wie das in der Nähe aller Ansiedelungen geschehen ist oder fort- schreitend zu geschehen pflegt, die eingeführte südeuropäische Artischocke (Uynara -Oardımeubus) die ursprüngliche Distelart verdrängt hat, offenbar zum Vortheil der Ansiedler, denn ihr Strunk ist viel höher, dicker, härter und dichter verästelt, also ergiebiger für die Feuerung: Die Gegenden zunächst um Buenos Aires zeigen mehr Ab-' wechselung in den Gebüschen, als weiter hinein in’s Land, da hier mit der Entfernung die Ansiedelungen immer zerstreuter liegen. Auf der weiten Ebene sind die heftigen Winde dem ra- schen Gedeihen der angepflangten Bäume sehr hinderlich. Die so gefürchteten Panıperos, die gewöhnlich aus Süden, seltener aus Norden kommen und die Bäume ausreissen, sind zwar nicht häufig, kommen aber doch jährlich vor und daneben weht fast beständig ein lebhafter Wind. Ausser den Pappeln (Populus- dilatate) sieht man besonders: 541. Weiden (Salix babylonica), Paraissa’s. (Meliw. Azedarach) und. Acacien (Robinia Pseudacacia) in diesen Gebüschen; daneben als - Fruchtbäume den Pfirsich, . seltener die Aprikose. Feigen . ge- _deihen nur in der Nähe von Buenos Aires noch gut, weiter süd- lich nehmen sie bald ab und fehlen am. Rio Salado fast ganz, Mais, Melonen, Kürbisse, Tomaten, . Kartoffeln, Kohl, Bohnen und Salat sind die gewöhnlichen Kulturpflanzen in. den. Gärten neben den Ranchos ;' aber nur neben den. grösseren und besseren . Ansiedelungen hat der Garten eine so reiche Auswahl; der arme Mann begnügt sich mit Mais, der reif oder -unreif sein Haupt- ° nahrungsmittel ist. So beschaffen ist das ganze Gebiet bis zum. Rio Salado, und. noch viel weiter, bis an die kleinen Sierren Vulean, Tandil, Tinta, Amarilla und Tapalquen, welche eine niedrige Gebirgs- kette südlich vom Rio Salado bilden. Ueber diese Gebirgskette geht, die sesshafte Bevölkerung von Buenos. Aires nicht hinaus; sig, hat, indessen weiter. südlich,;in Bahia Blanca und am Rio Ne- gro in. El) Carmen noch ein Paar Stützpunkte, aber das Land hat auch bis dahin keinen anderen Charakter. Der einzige Unter- schied ist, dass alles Organische schwächer und kraftloser wird, je weiter seine Heimath an die Südspitze Amerika’s. heranrückt. _ Gebirge und Waldungen fehlen auch hier, auf der Ostseite des Continents völlig. Gruppen höherer ‚Gräser, unter denen aber das ‚schöne Tottoras-Gras (@lyeerium Neesti) mit weisser Rispe, welches im Innern der mittleren Pampa-Region vorkerrscht, nicht mehr geshehen wird, bilden in den Niederungen, wo noch kein . stehendes Wasser sich ansammelt, sogenannte Pajonales, während ‚höhere Schilfrohrarten nur an wirklich feuchten Stellen wachsen. Der Rio Salado, der südwärts in fünf Leguas Entfernung von dem Städtchen Hiesst, war grösstentheils mit dichtem Pflay- zenwuchs bedeckt. Ausser langen Conferven, welche die Haupt- masse bilden, erkannte B. eine grosse Chara-Art und ein Pota- mogeton. . s Bei der Besteigung des Kilimandjaro, des jüngst in Afrika unter dem Aequator entdeckten Schneeberges, durch den Baron .wd. Deken und Dr. Kersten, kam man, wie letzterer in. der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde Bd. XV. 8. 141. berightet, am zweiten Tage, den 28. November 1862, wo man aus einer Höhe von 6000 Fuss aufgebrochen ‚war, zuerst durch ein Gehölz 547 mit steifblätterigen Farren, dann durch Wald und über eine schöne Wiesentläche mit Knabenkraut. Auf dem Mittagslager- platze hatte man eine eigenfhümliche Gruppe hoher krautartiger Pflanzen, die tanzenden Kobolden sehr ähnlich sehien, vor sich. am folgenden Tage schon wurde das Holz sehr spärlich. Nur etwas Kniehola, ganz trocken und ohne Spur von Blatt und Trieb, kroch am Boden hin und diess war auch mit Grund, warum man noch an diesem Tage, ohne den, näher &elegenen Westgipfel erreicht zu haben, in einer Höhe von 13000 par. Fuss umkehren musste. K. sammelte hier einige Pflanzen, die sich gerade dar- boten. Beim Hinabsteigen wurden die Reisenden irre geführt. Am 30 November kamen sie in die Region der Baumfarın, die sie ‘beim Hinaufsteigen nicht passirt hatten. Jene zeigt-sich in ihrer ganzen Schönheit an den Thalabhängen eines hübschen ‚Bergflusses.. Bananenarten mit kolossalen 12füssigen Blättern nnd Baumfarrn mit ihren krummstabförmigen Knospen blieben den Reisenden stets zur Seite. Bei dieser Irrfahrt wurde es K. ein- leuchtend, dass er nicht viele Exemplare seiner gesammelten Pflauzen und Blumen gesund nach dem Hauptquatier Moschi, in . 4000 Fuss Höhe, bringen würde. Er trug sie theils in ‘ein grosses seidenes Taschentuch, theils in ein wollenes' Shawltuch einge- bunden und den Rest ineiner ledernen Botanisirbüchse verwahrt, die er sich aus dem Barometerfutterale angefertigt hatte. Unter diesen Umständen unterliess K. das weitere Sammeln, zumal er bei dem Zustande des Weges und des Wetters auf andere Dinge aufzupassen hatte, um nicht zurück zu bleiben oder zu stürden. In dner Höhe von 6000 Fuss hört bald nach unten hin der Wald auf, und dann beginnen die Blumen der gemeinen Tiefe. Oben, etwa 13000 Fuss hoch, kamen nur graue und weissliche Farben var, an niedrigen, behaarten, meist trockenen. Haidebüschen. Bisweilen fand sich etwas Violett oder Karmeoisin an einem niedrigen Blümchen. Darauf zeigte sich Gelb an grösseren Haidebüschen, die endlich mannshoch und dicht grün belaubt wurden. Einige Holzpflanzen fanden sieh auch noch in etwa 10,000 Fuss Höhe, sowie etwas Kopfklee. Darunter, auf Wiesen- boden, Campanula von zartem Lila und eine grosse Schaftplanze mit blassblauen Blumen; dann, in der Waldregion, Blumen aller. der buniesten Farben, darunter auch unser Veilchen, aber ohne Geruch , schöne, schmaretzende Lilien, Wegebreit und wunder- hübsche Strobblumen. Die Bäume sind hier, besonders nach ler aberen Waldgrenze zu, abenteuerlich mit Flechten behangen,, v '. x 543 und die zierlichsten und mannigfaltigsten Farrn wachsen zwischen ihnen. Von diesen hat der Baron eine hübsche Sammlung zu- sammengebracht, da er Sich für diese Pflanzengruppe ganz speziell interessirt. K’s. Pflanzensammlung, bis etwa 6 bis 7000 Fuss herabsteigend, ist nur klein und sehr reduzirt. — So markirt, ' als sie gewöbnlich von anderen Orten geschildert worden, fand K. zu seinem Erstaunen die Uebergänge nicht. Es schien ihm vielmehr, als ob er in einem Garten spazigrte, wo er aus Wald- in Wiesen- oder Blumenregionen übertrat, und wo manchmal eine besondere Baumart im Walde zu einer Gruppe zusammengestellt. ist, wie hier die Baumfarın. ‘Von einer anderen Seite bestiegen, bietet der Berg gewiss noch andere Charaktere. Von 10000 Fuss . an aufwärts wurde kein Wassergerinne angetroffen. — Die Farben- veränderung der Pflanzen nach der Tiefe zu ist dieselbe, wie bei den Thieren, des Meeres, nur in umgekehrter Ordnung, weil hier die Intensität der Sonnenstrahlen nach oben abnimmt. Am 1. ‚ Dezember erreichte mau.die. Banangnregion in einer Höhe von 5000 Fuss , statt 3 bis 4000 Fuss an anderen Stellen‘, und bald gelangte maıf glücklich zu dem Hauptquatier zurück, von wo man ausgegangen. Der Baron v. d. Decken sagt in seinem Bericht (a. ä. 0. 8. 149): Die Vegetation war bis in die Höhe von 8000 Fuss eine äusserst reiche, dann wurde sie, was Bäume anbetrifft, eine spär- liche; Farrn kamen bis gegen 9500 Fass vor, dann bloss noch eine Art Erica und auf der Erde hin kriechendes Knieholz in geringer Menge. Anzeigen. ' Maruschke und Berendt Buchhandlung in Breslau sind mit dem Verkaufe nachstehender botanischer Werke beauftragt und erbitten Gebote franco. mit Post. Reichenbae h, flora (rermaniae et Helvetiae Bd. 1—20 sanz eol. cplt. bis 1863, schöne Hiblwbde. yanz neu. Bischoff, Handbuch d. bot. Terminologie. 3 Bde. 1833 —44. Ppbad. . ‚Fte, memoire sur la famille de fougeres tom. I—IX. Strassbourg 1844—57 avec beaucnup de pl. Hooker, genera filicum from the original eol. drawing af Fr, Bauer. Lundon 1842. with col. pl. » * 544. Lindenberg et Gattsch. ©, species hepaticarum ' I—I. Bonn 1839—51. Lyngbye, tentamen Hydrophytologiae Danicae. : Hafniae 1819 (nur in 20 Explrn. gedruckt) selten. Hlwbd. Mettenius, filices horti botaniei Lipsiensis. 1856. Reichenbach, Flora. Wohlfeile Ausgabe, halb color. I. 1—7. 119-181. Leipzig 1845—1862. Schlechtendohl, Lang und Schenk, Flora von Deutschland IX. 14. 4. Aufl. Jena. brosch. | Lowe, ferns british and exotie vol. I—VHL with numerous co- lour. print. plates (500). London 1856—60. 5 ‘Lowe, natural history of new and rare ferns. London 1862. Ein ausführlicher Catalog botanischer Werke-erschien kürz- lich-und steht gratis zu Diensten. Zn Verkäufliches Herbarium. Ein vorzüglich gut erhaltenes Herbarium von weit über 9000 div. Species Phanerogamen ist zu verkaufen. Die Samm- ' lung ist nach Endlicher geordnet und enthält grösstentheils spontane Exemplare, überall mit den Original-Etiquetten, worun- ter sehr viele von Turezaninow, Heldreich, R Brown, dann von Pöppig, Humboldt u. A. gesammelt. Jede Species liegt in einem gr. Folio,Bogen von Löschpapier, jede Gattung . oder Unterabtheilung in einem grossen Bogen Royal-Schreibpapier Die Familien, resp. Abtheilungen derselben sind zwischen grün überzogenen Pappdeckeln, durch Riemen zusammengeschnürt. Jede gewünschte nähere Auskunft ertheilt auf .franco Anfra- gen gern Herr Baroy, von Thümen auf Gräfendorf bei Jü- terbog (Preussen). 2 / . Für die Flora eingegangen: Stizenberger: Kritik über Coemans Üladoniae Belgicäe Cent. I. j . Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Nenbaner’schen Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. “ D En 72: 7:3 Regensburg. Ausgegeben den 17. December. 1863: Inhalt. W. Kabsch: Ueber die Vegetationswärme der Pflanzen \ und die Methode sie zu berechnen (Forts.) — A de Bary: Beitrag zur Kenntniss der Nosiocaceen, insbesondere der Rivularien. — Botanische Notizen. — Anzeige. iDue : Ueber die Vegefationswärme ( der Pflanzen. und ‚die Methode sie’ zu berechnen. Von W. Kabsch. (Fortsetzung.) Als ein Beispiel will ich die Gerste mit den von Boussin- gault berechneten Wärmesummen anführen, da hierbei die Kuül- tur derselben unter allen Zonen berücksichtigt, und sich somit für unseren Zweck die auffallendsten Gegensätze "herausstellen _ müssen. Kultur der Gerste. 52 383 |58 |28.| & = BE 158 888 |E8 878) E |®, 5 ı35 1,855 |28 le82] Sao |e# = |58|-?82|s: 232] @ 8 |S8 Ort der Cultur 5 85 [55 ,N| 53 23 s® EE u See 1Er8s| 38 E33 22 (83 & 55 |?.8 28 sl 8: ]Jas = |=5 |ag3 |Er Eealss 52 m 5: lE&3 |äs 8” 2, = Tage C. | °C. 1Stndn. ISındn.| WE. | °C. Cumbal unter dem 168 10,7 14 12 — 1 2358 1798 Aequator Gr .... 90 19 233 | am, j— ,] 19849 | ı7ıo "Regensburg . -- 88 17,14| 20 14, 1 22/,| 2134 | 1509 Halle. . . . . 93 142 75115 |, 2033 | 1320 Christiania . . 55 15,5 a.'118 I,a 1732.51 862 Fiora 1863. oo. 35 546 Obgleich diese Tabelle immer‘ noch ‘ganz beträchtliche Ver- schiedenheiteg zeigt, so stehen sich die Zahlen doch viel näher als auf andern Tabellen. Die Haupt Differenz fällt auf Cumbal, . hervorgerufen dureh die ungewöhnlich lange Dauer der Kultur (168 Tage), die aber durch besondere Feuchtigkeitsverhältnisse des Ortes ihre Erklärung finden dürfte ; für -Santa Fe de Bogata bei einer Kultur von #2 Tagen und 14°,7 C. mittlere Temperatur würde die Summe .der Wärmeeinheiten nach obiger Formel be- rechnet nur 2074 betragen, also den anderen Zahlen sehr nahe stehen: -Die nächst grosse Differenz fällt auf das nördlichste \Verkommen der Gerste... Um die schnelle E ntwiekelung nordischer Vegetation zu erklären scheint die grössere Länge der Tageszeit allein nicht zu genügen, sondern der Sonne dort eine besonders intensive in "ihrem eigentlichen , Wesen wohl noch unerklärte Wirkung zugeschrieben werden zu.müssen. ‚Die Resultate, welche ‚duzch.die-Sounenbestrahlung 'doıt an den Pflanzen hervorgerufen wurden, sind in der That ganz enorm und nur mit tropischen Wachsthumsverhältnissen zu vergleichen; so hat mah in Finm- marken (nach Schübler) beobachtet, dass Gerste in 24-Stunden 2!/,°, Erbsen 3” gewachsen sind. Dies kann unmöglich allein die Folge des verlängerten Täges sein und es wäre demnach er- klärlich, dass in der Polarzone geringere Wärmemengen für die Entwickelung der Pflanzen genügten. Achnliche Verhältnisse zeigen sich bei der Erhebung über dem Meere, und so hat denn auch De Candolle gefunden, dass sich die Wärmesumme einer Pflanze mit der Erhebung, ihres Standortes über dem Meere verringert. - Die Gerste wird.noch kultivirt in den Kerpathen bei 1000 M. mit einer Wärmesumme. ven 1808° von 5° ab, der mittleren ‚Schweiz bei 1300 M. mit. einer Wärmesunmme von 17550. von 3 ab, den Berner Alpen bei’ 1516 M. mit: ‚einer Wärmesumme von 1357° j ia von 5° ab, den italienischen Alpen bei 20456 M. mit einer Wärmesumme, van " 903 von 5° ab. Diese Zahlen weichen auch sehr ‘bedeutend von ejnander:ab : Und. dürften desshalb, da sie sich unter deiyselben Breitegrade ie söbst südlicher mit der Höhe so beträchtlich verkleinern, als meiner: Theorie _ widersprechend angesehen werden Mai.. muss aber nicht vergessen, die Art und Weise zu prüfen, wie De \ 547 ” . } x Li} Candolie zu diesen Zahlen gekommen. Er beiutzte einfach, die meteorologischen Zusammenstellungen, die an einem Ort in der' Ebene in der Nähe des Gebirges gemacht worden und redu- zirte die Zahl für die Berge, indem er immer für eine gewisse Anzahl Meter Erhebung nach den bekannten Durchschnittser- mittelungen einen Grad weniger rechnete. Wenn nun auch nicht zu verkennen ist, dass diess wegen des Mangels einer genügenden Anzahl von Beobachtungen der einzige Weg war, um zum- Ziele zu gelangen, so liegt .doch andererseits auf der Hand, dass die erhaltenen Zahlen bedeutende Irrthümer in sich schliessen müssen, Diese Angaben über die obersten Kulturgrenzen der Pflanzen in den Bergen, betreffen stets nur besonders günstig | gelegene und ge- schützte' Orte, welche in ihren Wärmeverhältnissen oft ganz be- deutend von denen der umgebenden grossen Gebirgsmasse ab- weichen. Uebrigens finden sich bei De Candolle auch Angaben, die grössere Gleichmässigkeit zeigen und wo sich die südliche Bage mit der grösseren Höhe über dem Meere ziemlich compen- sirt haben. So gibt er für Betrla alba und affines an: von 30 an gerechnet auf den Bergen des südlichen Norwegens (60° n. Br.) bei 950 M. Erheburg 1300°; in Schlesien bei 1300 M: Er- hebung 1305°, am Etna bei 2176 M. Erhebung 1310% dazwischen allerdings wieder die Schweiz mit 930%. Wollte man einen Mass- stab für den Einfluss der. Höhe auf die Wärmesumme finden, so müssten überhaupt direkte Beobachtungen an ein und dem- selben Gebirge und unter möglichst gleichen Umständen gemacht werden. Differenzen, wenn auch geringere, würden sich aus den oben angeführten Gründen unter allen Umständen ergeben. Allein auch in der Ebene können sich nicht absolut gleiche Resultate heraussstellen, wie eigentlich schon an und für sich klar ist. So werden nämentlich die Feuchtigkeitsverhältnisse eine völlige Uebereinstimmung verhindern, ferner die Art des Substrats, besonders nach Massgabe seiner absorbirenden Kraft für die Sonnenstrahlen und für die Feuchtigkeit. — Ein weiterer nicht zu übersehender Punkt ist folgender: Es ist sehr wahr- scheinlich, dass sich die im Schatten wachsenden Pflanzen in Betreff der Wärmeaufnahme sehr verschieden von’ ‘den in der Sonne wachsenden verhalten. Die Wirkung der Insolation ist schwer oder gar nicht zu taxiren; es würden demnach Sehatten- ptlanzen allein für alle dergleichen Beobachtungen geeignet sefn, Nach den interressanten Versuchen De Candolle’s treten im Allgemeinen die Vegetationsabschnitte der Pilanzen früher ein, 35 * 548 ” [2 wenn sie der Sonne ausgesetzt sind, als wenn sie im Schatten ‘stehen. .Da nun nach den Wahrnehmungen dieses -Forschers der tägliche Durchschnitt des Thermometerstandes im Schatten nur unwesentlich von dem in der Sonne differirte, so musste das eigenthümliche Resultat herauskommen, nach welchem die Be- rechnung der Wärmesumme für die inder Sonne wachsenden Pflanzen geringer ausfiel, als für die im Schatten vege- tirenden. De Cand olle gibt natürlich in beiden Fällen die mittlere Temperatur des ganzen Tages; wenn man aber die Nachtstunden, als für die Vegetation nutzlos, unberücksichtigt lässt so werden die Wärmedifferenzen für die beiden 'Thermo- “ meter bedeutender ausfallen und demnach auch sich eine grössere Gleiebmässigkeit für die von den Pflanzen consumirten Wärme- summen herausstellen. Also auch dieser'Umstand würde für die ‘ vem.mir vorgeschlagene Abänderung .in der ‚Berechnungsmethode sprechen. :.. . Sicher dürften sich auch dann noch Difierenzen herausstellen. die ‚aber, wie leicht zu begreifen, nicht so bedeutend sein könnten; es ist nämlich wahrscheinlich, dass namentlich wirkliche Sonnen- pflanzen bei direkter Bestrahlung, ganz abgesehen von der dadurch erzeugten Wärme, ihre Lebensperioden in Folge der durch die irekte. Bestrahlung erhöhten Lichteinwirkung schneller durch- machen werden, als im Sclfatten und somit dann auth eine ge- ringere Wärmesumme verbrauchen. Diese Versuche De Candol- le’s deuten überhaupt sehr schön auf die Art der Lichtwirkung für das Pfianzenleben hin. Wie die Pflanzen eine "bestimmte Wärmesumme zur Durchführung ihrer Lebensfunktionen bedürfen, “so scheinen sie auch eine bestimmte Lichtmenge nöthig zu haben. und wie sich die Intensität der Wärme: dureh eine längere Andauer derselben ersetzen lässt; so scheint etwas ganz Aehnliches bei der Lichtwirkung obzuwalten. Die..Tabelle A. gibt. die Resultate der Beobachtungen De Candolle’s an Pflanzen, die er am demselben Tage im Schatten und in stets von der Sonne bestrahlten Stellen gesät und unter den gleichen Verhältnissen aufgezogen hatte. Die Wärmesummen, welche ein Ort der Vegetation zu bieten hat, würden also nach Obigem nicht unbedeutende. Veränderungen erleiden und nur an Orten zwischen den Wendekreisen mit den früher berechneten nahezu übereinstimmen ; für Orte in der ge- mässigien Zone dürften sie * durchschnittlich um ein Viertel und ° 549 für solche in volaren Gegenden zelegenen um die Hälfte zu er- höhen sein. Sehr bezeichnend sind namentlich die Yusaunmenstellungen, wenn sie auf ‘die verschiedenen lahreszeiten und eine gewisse Anzahl von Tagen berechnet sind. Einigen der G&ographie bo- tänique De Gandolles entnonnenen Beispielen habe ich die Summen der Wärmeeinheiten, wie sie sich ungefähr nach meiner Berechnung beraustellen würden. hinzugefügt und in beiliegender - Tabelle B. zusammengestellt. Die Verschiedenheit meiner Resul- tate von den älteren besteht nicht blos indem relativ grösserer Werthe der Zahlen, sondern auch darin, dass die für die einzelnen Vegetationsperipden gefundenen Wärmesummen einander beträcht- lich :näher stehen, was aus dem Umstande abzuleiten, dass sich mit der Verkürzung der Vegetationszeit die Länge 'des Tages (also auch die Anzahl der Vegetationstage) vergrössert, und dabei auch. die Temperaturen der. 'eihzelnen Tage höher steigen. at! Eine zweite Abweichung'besteht darin, dass die für die ver- schiedenen Keimungstemperaturen erhaltenen Wärmesummen’ im Norden beträchtlich geringere Differenzen zeigen als im Süden. Das scheint für den ersten Anblick auffallend, erklärt sich’ aber, wie ich glaube, leicht aus dem in nördlichen Breiten fehlenden allmäligen Uebergange von der Wifiterkälte zur Sommertemperatur. Die grösseren Differenzen in unserer Breite werden also vornehm- lich durch die bedeutendere Länge der Vegetationszeit und den allmäligen Uebergang 'der Temperaturen im Frühling uud Herbst hervorgerufen. Vergleicht man «die Zahlenwerthe der’einzelnen Beobachtungs stationen mit einander, so bieten sich besonders in dem relativen Verhältniss derer von Chiswiek, von Genf und Paris nicht unwesentliche Verschiedenheiten. 5 ; Die älteren Zahlen zeigen bei den ersten fünf Graden für Ghiswick höhere Wärmesummen an als für Genf, für Paris höhere als füg beide genannte Orte, während ich für Genf die höchsten, für Paris sehr nahe stehende etwas niedrigere und für Chiswick die niedrigsten: Zahlen erhalten habe. Die Wahrscheinlichkeit scheint mir für mein Verhältniss zu sprechen. Um dies zu be-. gründen-müsste ich Alles wiederholen, was ich bereits über meinen Vorschlag gesagt habe, ich muss auf das Vorhergehende verweisen. Mehrfach bereits habe ich darauf hingewiesen. dass Me Be- stimmung der Wärmesunmen allein uns keineswegs ein voll- kommenes Bild der Einwirkung der Temperatnr auf das Pfianzen- . \ leben darbietet, und dass das Gedeihen einer Pflanze vielmehr 650 j hauptsächlich von ‚einer bestimmten Temperaturkurve für die, einzelnen Vegetationsphasen abhängig gedacht werden muss. Es liegt eine sehr,grosse Reihe von Beobachtungen über den Eintritt dieser Phasen des Pfanzenlebens ver, von denen ich hauptsäch- lich an die von Quetelet, von Goeppert un« Gbhn, von Fritseh, von Hoffmann und mehreren Gesellschaften, wie die Landwirthschaftliche Gesellschaft zu Prag, das Statistische Burean ‚zu Schwerin u. a. zusammengestellten erinnern will. SZ Obgleich die Zusammyenstellungen vergleichender Temperafur- beobachtungen mit diesen Pflanzenphasen als wichtig anerkannt worden ist, so sind dergleichen doch sehr ‚wenige vorhanden und diese mussten ungenügende Resultate geben, weil die Beubachtungs- methode einmal eine unrichtige und dann auch, weil bei allen diesen Temperaturzusanımenstellungen nur die mittlere Tageswärme be- - rücksichtigt wurde. Näch dem bereits Gesagten müssen aber die Nachttemperaturen für die Berechnung eliminirt werden, und so- mit werden sich wesentliche Veränderungen herausstellen. Der Wein entfaltet seine ersten Blätter zu Brüssel!) im Mittel am- 25. April mit einer mittleren Tagestemperatur von 10°,25 C., in Madeira ®) am 31. März mit einer mittleren Temperatur von 18°; für Quereus Robur 1.. fällt die Belaubung in Brüssel auch auf den 25. April, in Madeira zuf den 20. Februar (17%.4 währ- scheinliche mittlere Temperatur).. Die Abweichungen, welche sich hierbei herausstellen sind so sehr beträchtlich, dass sie allein schon hinzureichen scheinen, um die Abhängigkeit der Vegetations- phasen ven bestimmten 'Temperaturgraden zu verneinen. “ Die Differenzen werden aber schon geringer, wenn yir nur die mitt- lere Temperatör -der Tagstunden in’s Auge fassen; für Madeira dürfte sich dieselbe nicht wesenstlich von der des ganzen Tages unterscheiden, während man für Brüssel die Temperatur der Tagstunden gewiss auf-13° C. veranschlagen kaun. Freilich Ist die Differenz noch bedeutend genug und wenn wir die Tempgatur- summen untersuchen, welche der Pflanze in beiden Fällen bis zur Entfaltung der ersten Blätter zugesflossen sind, So zeigen sich nach viel bedeutendere Unterschiede.‘ Wir stehen hierbei vor ‚einer eigenthümlichen Erscheinung, für die wir eigentlich keine Erklärung besitzen. Die herbstliche Entlaubung so vieler Holzgewächse in der gemässigten Zone ist offenbar ebenso als 1) nach Quetelet " - 2) nach Heer, - . 55r ° ‚ x ein allerdings vielen Pflanzen semeinschaftlicher Arteharakter anzusehen, wie gewisse Formen der Blüthe und Frucht, und zeigt, wie sich die Pflanze der Erhaltung ihrer Chakaktere zu Liebe selbst bedeutenden Veränderungen in den wichtigsten Lebens- einflüssen zu akkomodiren vermag. ' Uebrigens hommen auch Ausnahmen vor, so ist es bekannt, dsss z. B. unsere Obstbäume sich im Hervorbringen von Blüthen und: Früchten in südlichen Gegenden gerade zu erschöpfen. Solche Beispiele scheinen daher nicht geeignet, eine Annahme. zu entkräften, für die, wenn wir uns auf die gemässigte- und kalte Zone beschränken, so manche günstige Beobachtungen vorliegen. Für denjenigen Theil der Erde, wo die Planzenphasen über. haupt in bestimmbaren Grenzen zum Vorschein kommen, und däs ist die gemässigte und kalte Zone, muss als allgemein geltend angenommen werden, dass jeder Same zur Keimung, des gleichen jede Blatt- und Blüthenknospe zu ihrer Ent- faltung, jede Frucht zuiihrer Reife neben einer be- stimmten Wärmesume auch eines gewissen Tempera turgrades bedarf, der je nach der: Pllahzeenert sehr verschieden ausfallen kann. z In Betreff dieser periodischen Erscheinungen, wenn sie e wit Temperaturbeobachtungen zusammengestellt werden sollen, ist es vor Allem nöthig, nur die Hauptmomente, die sich wirklich sicher bestimmen lassen, hervorzuheben. Indem ich mich ganz der Instruktion für phänologische Beobachtungen von K. Fritsch'y anschliesse, bemerke ich nur, dass es 4 Hauptmomente sind, welche festzuhalten. ö 1) Das Keimen bei annuellen Pflanzen. ihm analog das Schwellen der Knospen bei Bäumen und Sträuchern, die hierbei beobachteten Temperaturen geben die Wärmegrade an, ‚ bei denen die Lebensthätigkeit der Pflanze beginnt; die unter diesen liegenden Temperaturen sind bei der Berechnung der Wärnesummen ale für die Pflanze wirkungslos ausser Acht zu lassen. 2) Die Blattentfaltung bei Bäumen und Sträuchern; s0- bald sich bei der Knospenentwickelung die obere Blatifläche zu zeigen beginnt. ‚ 3) Die erste Blüthe, für alle Phanerogamen am sichersten bestimmt durch das Stauben der Antheren: " D’Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften 1859 Bd. 37 5,50], . 552 4) Die erste Fruchtreife, die nicht eher zu notiren, als bis das Ausstreuen der Samen oder das Abfallen der Frucht statt- gefunden. Bei den Gräsern, von denen viele für uns ja eine besondere Wichtigkeit als Kulturpflanzen haben, ist vielleicht noch ein be- sonderer Moinent festzustellen ; es ist die Aehrenbildung, d. h. der Moment, gan welchem die "erste Aehre oder Rispe zum Vor- schein kommt. Alle diese einzelnen Perivden lassen sich meist auf den Tag bestimmen und wo dies nicht der Fall ist, können Mittelverhält- nisse gefunden werden. Die mittlere Temperatur der Tagstunden des auf diese Weise festgesetzten Tages ist dann als die für die betreffen den Vegetationsphase uöthige Wärmehöhe zu betrachten. . Wir besitzen sehr wenige; in der Weise zusammengestellte Be- obachtungen. " So hatz. B. Vogt ') zu Anys im Regierungsbezirk Gumbinnen 14 Iahre hindurch an 27 Pflanzen vergleichende Untersuchungen über Blüthe und Fruchtreife mit der mittleren Temperatur des entsprechenden Datums angestellt. Seine Resultate scheinen allerdings nichts weniger als günstig für den oben aufgestellten Satz; bei Draba verna variirte die Temperatur der Blüthezeit un 10 Grade (10°,30u. 0%,55), bei Turssilago Farfara um 7 Grade (9085 und 20,97) u. s. w. Die Beobachtungen sind fast sämint- lich an Pflanzen angestellt worden, die in offener Lage vegetiren; bei solchen kommt ein Mument in Betracht, welches ausserhalb. jeder Berechnung liegt, es ist die Insolationswärme. Welche Wirkung dieselbe auf die Vegetationszeiten der Pflanzen ausübt, das habe ich bereits früher bei Erwähnung der De Candolle’schen Versuche besprochen. Um die Einwirkung der Wärme auf die Vegetationsphasen festzustellen, dürfen daher nur Schattenpflanzen als Untersuchungsmaterial benutzt werden; bei einer solchen Pflanze, Viola odorata, erhielt Vogt dann auch viel näher liegende Temperaturwerthe, in 10 Iahren 100,72 — 99,7% — 90,62 — 90,37 — 99,20 — 8°,70 — 80,53 — 8°,37 — 712 — 7°,00; nur in 2 Jahren zeigten sich weiter auseinander liegende Extreme nämlich 110,50 und 6°,92. Wären nur die Temperaturen der Tagestunden benutzt worden, die resultirenden Werthe würden einander sicher näher gestanden haben. (Schluss folgt.) j 1)Dove Bericht über die in den Jahren 1848 u 49 auf den Stationen des meteorologischen Instituts im preussischen Staate angestellten Beobachtungen, Berlin 1851. S. 103-118. “ 553 Beitrag zur Kenntpiss der Nostocaceen, insbesondere der Bi vularien. Von A. de Bary. Hierzu Tafel VII. Die Gruppe der Nostocaceen in dem vun Nägeli und L. Fiseher angewendeten weitesten Sinne des Wortes !) gehört unstreitig zu denjenigen Abtheilungen des Pilanzenreiches, deren T.ebens- und besonders Fortpflanzungsgeschichte am mangelhaf- testen bekannt sind. Von der Struetur und:-dem Wachsthum der ausgebildeten Pflanze haben wir ziemlich genaue Kenntniss. Eine kurze Recapitulirung der Hauptpunkte derselben wird als Einlei- tung zu .den unten folgenden Mittheilungen hier am Platze sein. Der Thallus der Nostocaceen besteht aus einer fadenförmi- gen Reihe von Zellen, deren dichter, homogener oder körniger Inhalt durch Phycochrom gleichmässig gefärbt ist. Die Fäden sind frei, oder meistens in galleftartige Scheiden von verschie- dener Festigkeit eingeschlossen, oft durch reichlich ausgeschie- ” dene Gallerte.zu grösseren Stöcken öder Colonien vereinigt; der einzelne Faden einfach, oder mit ächter oder scheinbarer ?) Ver- zweigung versehen. Die Fäden wachsen in die Länge’indem ihre Zellen, sei es in der ganzen Continuität des Fadens, sei es aus- schliesslich oder vorzugsweise an einzelnen Punkten, sich wie- derholt durch parallele Querwände theilen. Theilungen in an- derer als stets zur Längsachse des Fadens rechtwinkliger Rich- tung kommen nur bei wenigen Gattungen, besonders bei Sirosi- phon Kg: vor; hier bestehen dann die Fäden nicht aus einer,“ sondern aus mehreren Zellreihen. Bei manchen Gattungen, besonders bei Oseillaria und ver- wandten, sind alle Zellen eines Fadens einander gleich. ' Bei der Mehrzahl kommen dagegen ausser den phycochromhaltigen und meistens theilungsfähigen Zellen, die mit dem gemeinsamen Na- men Gliederzellen bezeichnet werden. sollen, einzelne Zel- len vor, welche, einmal ausgebildet, keine Weiterentwickelung, insonderheit keine Theilung mehr zeigen. Ihre Form ist.meist rundlich, ihr Volumen oft grösser als das der Gliederzellen; sie fallen besonders dadurch leieht in die Augen, dass sie einen “ — D) Nägeli, Einzell. Alg.p. 4. L. Fischer, Beiträge zur Kenntniss der Nostocaceen. Bern 1853. Als Nostocaceen sind zusammengefasst die Oscillarieen, Leptotricheen,, Nostoceen , Scytonemeen, Lyngbyeen, Mastichetricheen. Rivu- larieen Kützing,, Spec. Algar. 2) L. Fischer I. e. p. 9. farblosen wasserhellen Inhait und eine derbeie Men:bran als die Gliederzellen besitzen, welche Membran oft gelblich gefärbt und da wo sie mit einer Gliederzelle in Berührung steht, mit einer kleinen, in Form eines Knöpfehens nach innen vorspringenden Verdickung versehen ist. Die beschriebenen Zellen stehen ein- zeln entweder zwischen je zwei Gliederzellen, oder an den En- den der Fäden. Nach ihrer Theilungsunfähigkeit hat man sie als Dauerzellen, und insofern sie die zwischen Ihnen liegenden Glie- derreihen als selbstständige Stücke von einander abgrenzen, als Grenzzellen bezeichnet; Benennungen, welche jedenfalls tref- fender sein dürften als der nur die Verschiedenheit von den Gliederzellen andeutende, von Allman und Thuret gebrauchte Name Heterocysten, zumal sie sich ebensowenig wie dieser letz- tere Name auf die Functionen beziehen, welche nicht durch die ‘ Beobachtung constatirt sind ®). „.Ven den meisten Nostocaceen kennt man keine Fortpflan- zungsorgane oder besonders organisirte Uebergangsglieder, welche in die Generationsreihen der Glieder- und Grenzzellen einger. „Sehaltet wären. Die einzig sicher constatirte Vermehrung besteht “darin, dass sich die Fäden an beliebigen oder durch Greuzzellen bezeichneten Stellen in einzelne Stücke trennen ‚und jedes ..yon diesen das Längenwachsthum des primären Fadens in der bishe- rigen Weise fortsetzt. Einige Beobachter, insbesondere Itzig- sohn und neuerdings Hantzsch haben zwar solche Uebergangs- glieder oder Fortpflanzungsorgane für eine Reihe von‘ Nostoca- -ceen zu finden geglaubt, inden sie in den Entwickelungskreis derselben gewisse Chrooeoceaceen (Uhroococcus, Gloeocapsa) her- eingezogen ?), Aus Chroococeus sollen sich junge Nostoe-Stöcke, aus (rloeocapsa Sirosiphon entwickeln u: s. w. Beider Aehnlich- keit, .. welche zwischen den einzelnen Zellen der Chroococeaceen und Nostocaceen unzweifelhaft besteht, hat diese Ansicht von vorn herein einige Wahrscheinlichkeit für sich, denn der einzige durchgreifende Unterschied zwischen beiden Abtheilungen liegt lediglich darin, dass die Zellen der Chroocoecaceen nicht zu Fä- den vereinigt sind, und sich häufig nach anderen 'Theilungsge- ‚setzen.als die der Nostocaceen vermehren. Gerade aus dieser *)S.A. Braun, Verjüngung, p. 166--58. L. Fischer L. c. Thuret an dem unten zu citirenden Orte. 2) Itzigsohn, Botan. Zeitung 1858. 1854. Hedwigia LI, p. 18, 124, 128: Verband der Leopoid. Acad. Vol. 25 pars 1. Hantzch,. in Rabenherst, Algen Europa’s, Decas 33 und 34 (1862). S. auch Bot. Ztg. 1858, Beilage: ' , 555 Aehnlichkeit entspringen aber, insoferne dieselbe gar leicht die Quelle von Täuschungen und Verwechselungen’ werden kann, grosse Bedenken gegen die erwähnte Ansicht. Jedenfalls müsste diese, um als erwiesen betrachtet zu werden, sich auf eine ge- 'naue Untersuchung aller einzelnen Vorgänge gründen, durch welche die für sich immer scharf charakterisirten Chroococcaceen sich in Nostocaceenformen umwandeln und umgekehit. Dieser Anforderung wird aber durch die vorliegenden Mittheilungen kei- neswegs genügt. Denn dieselben beschränken sich darauf, eine Anzahl gesellig bei einander vorkommender fertiger Formen nach ihrer Aehnlichkeit zu, einer Entwickelungsreibe zusanmenzustel- len; und zwar scheint diese Reihe über Entstehung von Nosto- caceen aus Uhroococcaceen einigen Aufschluss zu geben, während sie die Entstehung letzterer aus jenen ‚ganz im Unklaren lässt. Und endlich stehen die Angaben der erwähnten Autoren mit po- sitiven Thatsachen in ungelöstem Widerspruch , indeın sie eine durchaus andere Entstehungsweise junger Nostoc-Individuen be- haupten ; als die,‘ welchedurch Thuret’s unten zu erwähnende Untersuchungen bestimmt nachgewiesen ist und in sehr zahlrei- ‚chen Fällen leicht beobachtet werden kann. Diesen Bedenken ‘gegenüber liegt in den erwähnten Angaben zwar eine Arregung zu fernerer Untersuehung , aber bis jetzt keine Bereicherung un- serer positiven Kenntnisse über die Fortpflanzung der Nosto- caceen.. Die wenigen Gattungen, über deren Reproduction wir mehr oder weniger vollständige Kenntniss haben sind Nostoc, Anabaena Bory und die verwandten, wie Thuret mit Recht ürgirt meist damit zu vereinigenden neueren Genera (Anabaena, Uylindro- spermum, Spermosira, vielleicht. auch ‚Nodularia Kützing Spee. Algar. u. a. m.), endlich Rirelaria ‘). Bei der erstgenannten Gattung kennt man keine von den Gliederzeen wesentlich ver- schiedenen Fortpflanzungsorgane, bei den anderen sind solche ‚ vorhanden und ihre Function theils sicher bekannt, theils wenig- stens begründete Vermuthungen darüber möglich. 1) Jch sehe hier ab von der noch in vieler Beziehung, onklaren Foripßan- zungsgeechichte der Leptothrim ochracea, welche Mettenheimer (Abhandi. Senkenberg-Ges. Frankfurt a. M. II. 139 Vgl. Bot. Ztgi .1858. Beilage p. 67) ge- liefert hat. — Ch. Musset’s Nouvelles recherches anatomiques et physiologi. ques sur les Oscillaires, Toulouse 1862, habe ich bis jetz}. nicht erhalien können. Nach dem kurzen Referat, weiches das Bulletin de la soc. hot. de , @. France (Tome IX. p. 475) bringt, Ist es mir zweifelhaft, in wieweit diese Arbeit ” “ hierher gehörige neue Thatsachen enthält. \ . ' 556 „. Die Kenntniss der eigenthümliehen Fortpflanzung von Nostoc verdanken wir Thuret’s schönen Untersuchungen ?). Nostoc ist bekanntlich. charakterisirt durch rosenkranzförmige,-aus phy- cochromhaltigen (blaugrünen) Gliederzellen und zahlreichen inter- stitiellen Grenzzellen gebildete Fäden, welche vielfach durch einander -gewunden und in grosser Anzahl durch ziemlich feste Gallerte zu bestimmt geformten Körpern oder Stöcken vereinigt sind.. Die Bildung junger Stöcke geht auf folgende Weise vor-sich. Die Gallerte des alten Stockes wird erweicht, die zwischen den Grenzzellen gelegenen Fadenstücke lösen sich von letzteren los, treten langsam aus- der Gallerte hervor und strecken sich gerade, während die Grenzzellen in der Gallerte liegen bleiben. - Die rundlichen Gliederzellen :der frei gewordenen Faden- stücke ‚dehnen sich nun in die Quere, so dass sie Scheibenform erhalten und theilen sich dann zunächst ein- bis zweimal in einer der Läugsachse des Fadenstücks parallelen. die bisherigen Theil- ungsebenen des letzteren also rechtwinklig schneidenden Richtung: Das Fadenstück wird somit in eine Anzahl von kurzen Querreihen blaugrüner Zellen verwandelt. welche sofort die rungliche Gestalt der gewöhnlichen Gliederzellen annehmen. Dieselben fahren fort, fich in der Richtung zu theilen, welcher die Querreihen: ihre Enstehung verdanken. In dem’Maasse als hierdurch ihre Glieder- zahl, vermehrt wird, krünimeh sie sich, legen sich dabei mit ihren Endzellen an die beiden nächstbenachbarten Reihen an, und ver- einigen sich somit sämmtlich zu einem einzigen gewundenen Nostocfaden. Einzelne, anscheinend ordnungslos gestellte Zellen dieses Fadens nehmen alsbald die Beschaffenheit der Grenzzellen an. Während «er beschriebenen Prozesse entwickelt sich um die Fäden eine neue ‘Gallerthülle, deren Entstehungsgeschichte dureh, Thuret’s Abbildungen anschaulich dargestellt ist. : Sobald der gewundene Faden aus der Vereinigung der Querreihen ge- bildet ist, erhält die Gallerthülle die Gestalt eines rundlichen oder länglichen Körpers, in dessen Mitte der Faden liegt. Durch fortdauerndes Längenwachsthun des einen, aus den Querreichen entstandenen Fadens und gleichzeitiges stetiges Wachsthum der, Gallerthülle wächst der mikroskopisch kleine Körper allmählich zu dem zollgrossen- Nostocstocke heran. #Bei geeignetem Material. | lassen sich leicht alle Uebergangsstufen finden. D Gust. Thuret. Note sur la reprod. du Nosioe verrucosum.: Ann. st. \nat. 3e Serie Tom. 2. p. 319 und: Obsery. sur la reprod.' de auelgum.. ‚Npsto:. @ chiades. Mem. soc. hist. nat. Cherbaurg Tom. V, 1-3 Aue gar it 557 Thuret hat seine Beobachtungen an Nost. Mouyeotii Br eh. und N. vesicarium DÜ. angestellt, Montagne hat sie bei einer Form, welche er. N. Boussingaultii nennt bestätigt; ich habe für ' N. commune genau die nämlichen Resultate erhalten, zu einer - Zeit wo erst die älteren Votersuchungen Thuret’s vom Jahre 1844 bekannt waren '). ' Bemerkenswerth ist, dass die. aus- der Gallerte hervortreten- den alten Fadenstücke bey or die Quertheilung eintritt, in, Wasser oscillarienartige Bewegungen zeigen, vermöge deren ohne Zweifel ihre Auswanderung aus der Gallerte geschieht. Schon Vaucher - bat dieselbe bei N. verueosum: beobachtet, Thuret hat sie für oben genannte Arten genauer studirt. Ich habe sie bei‘ N. com- mune zu untersuchen versäumt, dagegen bei N. imindalum Kg. vor längerer Zeit einen jedenfalls hierher gehörigen Zustand be- obachtet. Erwachsene Exemplare dieser Art waren im August, bei warmem Wetter, in eine. grosse tiefe Schüssel voll’ Wasser gelegt.worden und hier zu Boden’ gesuuken. Nach einigen Ta- gen-3ag die. Gallerte aufgelockert auf dem Grund des‘ Gefässes, sie enthielt nur noch wenige phycochromhaltige Fadenstücke, da- gegen eine Unzahl vereinzelt liegender 'Grenzzellen: Auf der Oberfläche des Wassers schwamm eine blaugrüne Zusamnienhän- gende Haut, bestehend aus den von den Grenzzellen losgelösten geradegestreckten Fadenstücken, welche unter dem Mikroskop eine lebhafte oseillarienähnliche Bewegung zeigten. Die Form dieser Bewegung wurde nicht gapz genau untersucht, auch die Weiterentwickelung nicht beobachtet. Von den oben bezeichneten wit Anabaena zu vereinigenden Forinen ist die Fortpflanzung bei Oylindrospermum durch Thu - ret’s schöne Untersuchungen genau bekannt. Die übrigen oben genannten Gattungen oder Subgenera schliessen sich‘ jedenfalls an Uylindrospermum so nahe an, dass sie hier wenigstens keiner \ besonderen Erwähnung bedürfen, aumal da über ihre Reproduc- tionsprocesse noch keine direeten Beobachtungen vorliegen, Die Fäden von Uylindrospermum bestehen bekanntlich aus einer Reihe kurz ceylindrischer, an den Kanten gerundeter, blaugrüner Glie- derzellen. Die Enden des Fadens werden von je’ einer ruudli- chen @renzzelle gebildet. ‚Diejenigen 'Gliederzellen, welche an letztere unmittelbar anstossen,, ‚werden zu Sporen. Sie wachsen zu einem die übrigen Gliederzellen nıehr- '4) S. bot. Zig. 1858, Beilage, p. 66 und 9. 558 " ; ” mals übertreffenden Volumen an, erhalten länglich-eylindrische Gestalt, dunkel körnigen durch Phycoehrom blaugrün gefärbten Inhalt und eine dicke, braune oder gelbbraune Membran. In die- sem Zustande verbleiben sie, während alle übrigen Glieder des Fadens zuletzt absterber und sich zersetzen. Nach einem Ruhe- zustand, welcher Jahre lang dauern kann. entwickelt sich aus der Spore ein neuer Anabaina-Faden. Der Inhaltskörper, von einer zarten Membran umgeben, streckt. sich in die Länge, durch- bricht die derbe Sporguhaut an einem Ende, und theilt sich dann durch Querwände in mehrere Tochterzellen, aus deren wieder- holter Zweitheilung eine dem Mutterfaden gleichgebaute, aus der Sporenhaut bald herausschlüpfende Zellreihe hervorgeht. .Ich habe in Obigem die über die Fortpflanzung der Nostoca- ceen bis jetzt bekannten Thatsachen kurz zusammengeste At, um daran die Mittheilung einiger Beobachtungen zu knüpfen, welche ich über die Keimung und Entwickelung der Rivularien ge - macht habe. Einige in meiner Beobachtung gebliebene Lücken zu ergänzen, muss ich Anderen überlassen, da mir das hierzu erforderliche Material gegenwärtig nicht zu Gebote.steht, Bevor. ich auf den Gegenstand selbst eingehe , bemerke ich; ‘dass ich den Gattungsnamen Kivularia im Sinne Kützing's gebrauche, d.h. nur für die mit den sogenannten Manubria versehenen Formen; und dass ich es hier dahingestellt sein lasse, ob ver- wandte, der Manubria entbehrende Formen, wie Physactis Kg. und andere, nur sterile Zustände der Rivularien darstellen, oder aber durch einen wesentlich verschiedenen Entwickelungsprozess von ihnen ausgezeichnet sind.’ Die Species, welche ich vorzugsweise untersucht und auf der beigegebenen Tafel abgebildet habe, habe ich, so gut es ging, als Bir. angulosa Roth bestimmt; sie ist unter diesem Namen in Rabenhorst’s Algen Mitteleuropas. Nr. 981 ausgegeben. Sie bildet grünlich braune weiche Gallertstöcke, welche in stehenden Gewässern, theils frei schwimmend, theils angewachsen vorkom- men; im ersteren Falle sind sie mehr oder minder regelmässig kugelig g, im anderen Falle meist etwa halbkugelig. Die kleinsten sind kaum '/, Millim. gross, die grössten erreichen die Grösse einer Nuss. Im Innern der Stöcke finden sich, wie für die Ri- vularien im Allgemeinen bekannt ist, zahlreiche Fäden in radialer Anordnung, mit dem einen Ende des Mitte, mit dem anderen der Peripkerie der Kugel zugekehrt. Sie bilden bei vorliegender Species mehrere sehr unregelmässige und nicht scharf getrennte , r 1 559 Schichten, indem die einen mehr, die anderen weniger dem Kugel- centrum genähert sind, und stehen innerhalb der Gallerte ziem- lich locker, .d. h.. pit breiten seitlichen Abständen von einander. Der einzelne Faden hat die für sämmtliche Rivularien be- kannte Reitpeitschenform (Vergl. fig. 14, 15, 16). Er ist unvet- ‚@weigt, Sein peripherisches Ende haarförmig zugespitzt. das centrale verbreitert und durch eine kuglige oder breit ellipsoidische Grenz- zelie, welche in Folgendem Basilarzelle genannt werden soll, "abgeschlossen. Letztere hat derbe, farblose oder gelbliche Men:- bran, ganz wasserhellen öder einige Körnchen führenden farb- losen Inhalt, und an ihrem Berührungspuncte mit der nächsten Gliederzelle meistens das oben erwähnte nach innen vorspringende Knöpfchen. An’ die Basilarzelle reiht sich bei sterilen oder jugendlichen Fäden zunächst eine Anzahl abgerundet ceylind- rischer mit körnigem, blaugrünem Inhalt versehener Gliederzellen an. Sie. werden etwa doppelt so lang als breit und theilen sich danp durch Querwände;; dasselbe wiederholt sich fort und fort in den Tochterzellen, . a - ‘Gegen die Spitze des Fadens hin werden die Zellen allmählich schmäler und länger, und je mehr diess der Fall ist, desto sel- tener findet man Theilungen in ihnen. Die des’ haarförmigen Fadenendes endlich sind vier- bis sechsmal länger als breit, bei- nahe oder ganz wasserhell, und theilen sich nicht mehr. Das Wachsthum des Faden: durch Vermehrung . seiner Gliederzellen “findet sonach in seinem unteren Theile statt, ein ausgesproche- nes Spitzenwachsthum, von welchem Fischer redet, ist nicht vorhanden, vielmehr gerade das Gegentheil davon. Bei der Fruchtbildung, welche in der Regel bei den meisten Fäden in einem Stocke nahezu. gleichzeitig eintritt, wird die un- terste, unmittelbar an die Basilarzelle stossende Gliederzelle zur Spore. Sie wird dicker als die dicksten Zellen der sterilen Fäden und streckt sici"zu einerLänge, weiche ihren Querdurch- messer- meist 10—12—14mal, und selbst noch mehr übertrifft. Sie behält dabei cylindrische Form uud abgerundete Enden. Nach ihrer Gestalt und Grösse hat man sie im ausgebildeten Zustande recht anschaulich als den Stiel oder Handgriff (Manu- brium) des peitschenförmigen Fadens bezeichnet. Der Inhalt der Sporenzelle wird vom Beginn ihrer Vergrösserung an durch An- sammlung zahlreicher Körnchen dunkel und undurchsichtig; er behält jedoch die Phycochromfärbimg bei, mit der Reife ist er braungrün oder blaugrün. Er wird umgeben von einer farblosen i 560 Membran, welche zur Zeit der Sporenreife derb, doppelt con- tourirt , jedoch ungeschichtet ist. / (Fortsetzung folgt.) 02 + Botanische Notizen. Ueber die botanischen Gärten bringt Regels Gartenflora (S. 336) folgende Notizen. Die Gärten in Triest und Venedig sind aufgehoben. - Ersterer ist der Gartenbau-Gesellschaft zu einem. Versuchsgarten überlassen worden und letzteren hat der Obergärtner Ruchinger in Pacht übernonmen, und in einen Handelsgarten ungewandelt. Der frühere Direktor des botanischen ’ Gartens in Triest, Bottacin, ist jetzt Präsident der’ Gartenbau- gesellschaft. — Der zur Universität in Padua. gehörige Land- wirthschaftliche Garten steht unter Leitung des Prof. Dr. Anton Keller. Obgleich dieser Garten jährlich nur über 100 fl. zu verfügen hat, ist er doch reichlich und in instruktiver Weise mit’ Allem, was sich anf Gemüse-, Obst-, Wein- und Ackerbau bezieht, ausgerüstet. — Professor Gasparini hat Pavia wieder _ verlassen und die Leitung des botanischen Gartens in Neapel übernommen. An seine Stelle ist Garevaglio zum Direktor des botanischen Gartens in Pavia ernannt worden. Nach Professor Heer zählt die Flora des Engadin 80 arcti- sche Arten, von denen einige, wie z. B. Silene acaulis in der ganzen Schweiz, andere, wie z: B. Leiothikon arcticum,, nur in der Umgegend des "Bernina vorkommen. / Anzeige. Soeben erschien und steht gratis zu Diensten: Antiqg. Catalog CCKX. Botanik cc. 1500 Bände. Schmidt’s Antiquariat. Halle a. S. ’ Redaeteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Nenbauer’schen | Buch- druckerei (Chr Krug’s Witiwe) in Regenshurg. FLORA. a 1} MW 36. Regenshurg. Ausgegeben den 22. December. 41863. * Inhalt. Litteratur. — W. Kabsch: Ueber die Vegetationswärme ' der Pflanzen und die Methode sie zu berechnen n (Sehl.) -— Personalnachrichten. Litteratur. Considerations sur la möthode naturelle en botanique, par . Philippe Parlatore. Florence, Imprimerie de- Felix le Monnier. 1863. 8%. 73 pag. Diese Schrift des Florentiner Botanikers ist Herrn Adolph Brongniart gewidmet und hat keinen geringeren Zweck, als ‘auf Gründung einer wahrhaft natürlichen Methode in der syste- matischen Botanik hinzuarbeiten, einer Methode, bei deren An-- wendung aller vorhandene und “on Tag zu Tag zunehmende: Wirr- warr aus der Litteratur ausgetrieben werden, alle Unsicherheit und all’ das Schwankende in den Prinzipien der systematischen Bo- tauiker sein Ende und das natürliche System, wie es der Botanik als Ideal vorschwebt, seinen Anfang nehmen soll. Zu diesem Ende will der Verf. die Prineipien entwickeln, die ihn bisher in Seinen’ systematischen Arbeiten geleitet haben: Nach einer gedrängten historischen Uebersicht der gleichen Bestrebungen der Botaniker seit Caesalpin, wie dieselben in den namhafteren Systemen ihren Ausdruck gefunden haben, und anknüpfend an die einander gegenüberstehenden Eintheilungs- Prinzipien von Jussieu und De Candolle (deren ersterer die Reproductions-, letzterer die Vegetationsorgane obenanstellt) wen- Fiora 1863, 36 562 det sich der Verf. sogleich zur Discussion der Frage: Was sind wesentliche Organe und woran erkennt man sie? — Würde die Funktion, so meint der Verf., massgeben, so möchten wohl die Vegetationsorgane die wesentlicheren und wichtigeren sein, da die Ernährung der Reproduetien vorausgehen müsse, letztere auch auf vegetativem Wege bewirkt werden könne u. s f. Fragt es sich jedoch andererseits. ob die Unveränderlichkeit, die Constanz eines Organs ein Kriterium für dessen Wesent- lichkeit abgäbe, xo glaubt der Verf., die letztere keinem Theile der Pilanze, weder aus der vegetativen noch aus der reproduetiven Sphäre, vor dem andern zugestehen zu können. Denn weder das Vorhandensein des Embryo noch die Zahl seiner Cotyledonen, ein so wichtig erachtetes Merkmal, sei in den mit Di- und Mono- cotylen bezeichneten natürlichen Klassen invariabel, noch sei andererseits die Abtheilung der Acotylen eiire natürliche zu nennen ; ebenso seien Position und Gestalt des Einbryo, Anwesen- heit oder Fehlen des Albumens für die unfergecrdneten Gruppen keineswegs von der Bedeutung. die man diesen Charakteren ge- wöhnlich beilege, indem dierelben oft bei den nächstverwandten Pflanzen sich als unbeständig erwiesen. AI diese Behauptungen werden «durch zahlreiche Beispiele belegt. — Auf gleiche Weise wird nach und nach durchgeführt, dass weder die Insertion der Staubgefässe (von Jussieu besonders berücksichtigt), weder Anwesenheit noch Fehlen der Corolle, weder Verwachsen- noch Getrenntsein, noch Zahl der Blumenblätter, dass all’ diese Merk- male, ein jegliches für sich allein betrachtet, nicht geeignet seien, zu Ausgangspunkten einer walırhaft natürlichen Classification zu dienen. — Ganz ebenso verhält es sich aber nach der Ansicht des Verf. auch mit den Vegetationsorganen Vorhandensein oder" Fehlen der Gefässe, Differenzirung in Wurzel, Stamm und Blatt u. 8. f.; dies Alles sei innerhalb natürlicher Gruppen bedeutenden Schwankungen unterworfen *). So seien denn sowohl die_De- Candolle’sche Eintheilung des Gewächsreiches in Zellen- und Gefässpflanzen und letzterer in Endogenen und Exogenen, als das Endlicher’sche System der Thallophyten, Cormophyten u. s. f., sowie das von Lindley vorgeschlagene Fachwerk der Acro- 1) Unter den zum Beweise hiefür beigebraehten Exempeln befinden sich mehrere recht ungeschickte. Wie in aller Welt kann man doch, wo es sich um rein morphologische Verhältnisse handelt, bebaupten, der Cuscuta und andern Parasiten fehle die Wurzel, der Aafflesia, Apodanthes etr. der Stemm , an dern Rhizogenen die Blätter? 563 genen, Amphigenen, Dictyegenen etc. unnatürliche Classifikationen, denn in ihnen seien einzelne Charaktere an die Spitze gestellt, die abgesehen von versehiedenen Unrichtigkeiten, wie der Annahme der Endogeneität der Menvcotylen, theils innerhalb naturgemässer Abtheilungen Ausnahmen erlitten, theils dazu führten, dass in anderen schr heterogene Elemente vereinigt würden. Durchwandeıt man. nun weiter unzweifelhaft natürliche Pflan- zengruppen, wiez. B. Gramineen, Örel iilileen, Urueiferen, Papilio- naceen im Einzelnen, so wird man »ich bald überzeugen, wie veränderlich alle oder fast alle ihre Organe sind, wie selbst solche, die man für die allereonstantesten hält, plötzlich durch Entdeckung. ‚einer neuen Form ‚sich als. variabel erweisen und man wird zu der Ansicht gelangen, dass fixe Charaktere in der That nicht. existiren, weder in Jen grössern noch in den kleinern Ab- theilungen bis herab zu den Arten, dass es daher keine wesent- lichen Organe gibt. Und da es. ferner die Aufgale des natürlichen Systems ist, eine ‚vollständige Eutwickeluug der Be- ziehungen der "Gewächse zu einander nach allen Richtungen hin zu geben (das ‚künstliche System ist nur brauchbar zur Unter- scheidung, zun „Bestimmen“ der Pflanzen), so darf sich mithin die natürliche Metliode nicht auf ein einzelnes oder wenige Or- ganc beschränken, sondern hat alle in ihrer Gesammtheit „Ven- semble de l’organisation‘‘ zu berücksichtigen. Es ist nun gewiss, so ist der weitere Gedankengang des Verf, dass im Pflanzenreiche eine Anzahl ver.chiedener Grund- - pläne oder Typen der Organisation existiren-,, die nach allen möglichen Richtungen hin durch Abort, Verwachsungen, Wieder- "holungen, Degenerescenzen u. dgl. variirt werden. Hierdurch entstehen untergeordnete Typen, die ihrerseits abermals die Mittelpunkte von Variationskreisen abgeben, und so wiederholt sich dies bis herab zum Cyklus der individuellen Veränderungen innerhalb der Species. Es muss daher als Aufgabe der natürlichen Methode ahıgesehen. werden, diese Typen zu ermitteln; ihre Coor- dination und Subordination wird das natürliche System ausmachen. Das Kennzeichen eines ächten Typus aber ist das, dass er beruhe auf der Gesammtorganisation. des Gewächses, in. den Elementar- wie den zusammengesetzten Theilen, sowohl in den Vegetations- als den Reproduktionsorganen. Soweit der Hauptsache nach die Theorie dieser Methode; was in, der zweiten Hälfte des Buches folgt, ist die praktische "Anwendung derselben für conerete Fälle. Zwar ist es unmöglich, . , sur. 564 dem Verf. bier in die Einzelheiten seiner wenig fibersichtlichen Darstellung zu folgen, doch mag das Wesentliche derselben in Folgendem kurz resumirt werden. ' Zunächst die primären Typen des Pflanzenreichs. Solche unterscheidet der Verf. 5 und bezeichnet dieselben (ohne dass jedoch in dem Namen das Wesen des’ Typus involvirt sein soll) als Typus der: 1) Zellpflanzen, 2) Zell-Faserpfiauzen, 3) Gefässkryptogamen, 4) Monocotyledonen und 5) - Dicotyledonen. Der I. Typus umfasst die Algen, Flechten und Pilze, näm- lich Pflanzen, gebildet aus nur einer oder gleichartigen Zellen, "mit rein peripherischem Wachsthum, ohne Unterschied von Wurzel, Stamm -und Blatt, die sich fortpflanzen durch einfaches Zerfallen in mehrere Individuen oder durch Bildung von Sporen in allen oder einzelnen Zellen des Thallus (de la fronde), oder in bc- sonderen Organen, oft begleitet von Antheridien. — Zum Typus der Zellfaserpflanzen gehören die Laub- und Lebermoose. Hier sehen wir die ersten Anfänge .einer Differenzirung der Gewebe in dem Auftreten von Faser- und Neryenbildung; Stamm, Wurzel “ und Blatt werden unterschieden, ersterer wächst an der Spitze. Die Reproductionsorgane, durch Archegonien (ovaridies) und Antheridien repräsentirt. werden complicirter. — Alle und .be- sonders die Vegetationsorgane gelangen zu höherer Ausbildung im IH. Typus (Equisetac., Iycopodiac., Filices, Rhizocarpeae, Charareue). Gefäss- und‘ Gefässbündelbildung tritt auf, doch fehlen noch ächte Spiralgefässe; Reproductionsorgane auch noch - auf dieser Stufe Archegonien und Antheridien. — 'Beim Typus der Monocotyledonen treffen wir nun die ächten Spiralgefässe; die Gefässbündel sind: im Stamm zerstreut, und letzterer wächst mit einer Terminalknospe, ist daher einfach und cylindrisch. Die Grundform der Blätter ist die lineare 'mit paralleler Nervation ohne Unterscheidung von Stiel und Spreite. Die Reproduction geht mittelst Samen vor sieh, welcher in Blüthen entsteht, deren wesentlichste Theile Staubgefässe und Pistill sind, deren Perigon einfach ist und in deren Wirteln die Dreizahl vorherrscht. Der Samen enthält einen Embryo mit bedecktem Würzelchen und 1 Cotyledon. — Der letzte Typus der Dicotyledonen (hierzu die Gymnospermen und Rhizogenen Lindl. gerechnet) zeiehnet si N die die in einen Kreis geordneten Gefässbündel, die Kt ne llal'ges. ‚Stammes, der sich durch Axillarknospen venk AEG tb Heldaderigen init Stiel und Spreite versehenen - » + 565 Blätter. Das Perigon lässt Kelch und Krone unterscheiden; in den Blüthenwirteln herrscht die F jinfzahl vor. Eıinbryo mit unbe- decktem Würzelchen und 2 oder mehr Cotyledonen. In diesen Typen spricht sich somit in allen Theilen eine fortschreitende Entwickelung vom Einfachen zum Zusanmenge- setzen, also eine Stufenleiter der Vollkommenheit aus. “ Man darf aber nun nicht etwa glauben, es sei absolut noth- . wendig, dass jede der irgend einem Typus angehörigen Pflanzen alle oben aufgezählten Merkmale desselben vollzählig, oder an- dererseits ausschliesslich besitzen müsse; nein, es Kann sowohl ein oder der andere Charakter fehlen (wie z. B. einige Lemnaceen keine Gefässbündel besitzen), oder zu viel da sein (z. B. das Vorkommen netzaderiger Blätter bei den Monocotylen), ohne dass deswegen die betreffende Pflanze aus dem Typus- herausträte. Niemals geben einzelne Merkmale für sich betrachtet den Aus- schlag, sondern die ‚Gesamtheit derselben, das „Ensemble der Organisation. “ i ot. Ebenso, wie mit den grossen Abtheilungen verbält .es sich auch mit den untergeordneten. Ueberall kann es vorkommen _ und kommt es in der That häufig genug vor, dass dieser oder jener sonst constante Charakter einmal fehlt, ein anderes Mal ein fremdartiger- vorhanden ist und dehnoch muss die, Pflanze als dem „Typus“ angehörig betrachtet werden, da das einzig Con- stante in dem stetigen Wechsel, das „Ensemble der Organisation“ hierfür spricht, und dies der älleinige Wegweiser und sichere Fa- den in Labyrinthe der Gestalten ist. Auf Grundlage dieses Prineips bespricht der Verf. noch eine Menge von Einzelheiten, kritisirt er verschiedene Pflanzengrup- . pen, die hier und da in systematischen Werken Eingang gefun- den haben (z. B. die Zertheilung der Farn, Coniferen, Aroideen, Liliaceen in mehrere besondere Familien; die Zersplitterung der Gattung Begonia, wiesie von Klotz sch versucht wurde u. s. f.), ohne jedoch in Bezug auf die Methode selbst etwas Neues oder doch Bestimmteres vorzubringen. Wir wollen ihm jedoch hierin nicht, welter folgen. Wenn auch der Verf., wie aus "dam Schlussabschnitte erhellt, von dem Bewusstsein eines hohen Werthes dieser „wahrhaft na- türlichen Methode“ durchdrungen ist, so wird man nach dem vorstehenden sachgetreuen Bericht nicht eine gleich günstige Meinung darüber gewinnen können. Abgesehen davon, dass diese Iheorie” der „Typen“ und deren Ermittelung mit Hülfe des Stu- D 566 diums des „Eusemble’s cs Organisation" ein wenig greifbares und praktikables Ding ist, das dem systematischen Takt oder Instinkt dech wieder zum obersten Führer einsetzt und womit auch im Ganzen nicht viel mehr gesagt ist, als dass eine gute Gättung ete. auch ein bestimmt ausgesprochenes habituelles Ge- - präge haben müsse; abgesehen von diesem, darf die rechte na- türliche Methode nicht blos, wie Jiess der Verf. will, die Orga- nisation des fertigen Gebildes berücksichtigen, selbst vorausgesetzt, _ dass sie dies: vollkommner als bisher zu thun im Stande wäre, sondern lat vor allen Dingen auch die Lebens- oder Entwickelungs- geschichte des Organismus in gebührenden Anschlag zu bringen. Der Einfluss aber, den diese Rücksicht auf die Gestaltung des natürlichen Systems ausüben wird, kann kein untergeordneter sein; um hier nur an cius zu erinnern: man weiss durch die neuern Un- tersuchungen, von wie hoher Wichtigkeit für die Begrenzung wicht nur sondern auch für die Verwandtschaft der natürlichen: Gruppen die Reproductionsvorgänge und die dabei Statt findenden Verschie- denheiten in Folge und Wechsel der Generationen sind. Alle diese Verhältnisse aber sind in der hier besprochenen Schrift nicht mit einer Silbe erwähnt. Dass dieser Umstand die ganze ge- priesene Methode zu einer künstlichen stempeln und dadurch die Schrift relativ werthlos machen muss, bedarf keines weitern Beweises. j ’ v Ueber die Vegetationswärme der Pflanzen und die Methode sie zu berechnen. Von W. Kabsch. {Schluss.) Schon wenn man ganz oberflächlich die Entwickelung der Vegetation an ein und derselben Pflanze unter verschiedenen Breitegraden beobachtet, so findet sich ein regelmässiges Fort- schreiten nach Süden zu; und vergleicht man’die mittleren Monats- temperaturen der einzelnen Beobachtungspunkte mit einarder, SO zeigt sich eine ganz auffallende Uebereinstimmung in den Re sultaten, besonders wenn man die Schwankungen in Anrechnung bringt, welche die Tageswärme an und für sich und die mittlere Tagestemperatur im Laufe eines Monats erfahren können. Um diese annährend abzuschätzen benutzte ich die Angaben der sb- 567 soluten Veränderlichkeit der Monatstemperatur, d. h. also die Schwankungen, welche die mittleren Monatstemperaturen in einer möglichst grossen Anzahl Jahre erleiden können; diese geben uns Ja den allgemeinsten Ausdruck für die monatlichen Temperaturos- eillationen eines Ortes. Als Aequivalent habe ich nun einfach . . die Hälfte der absoluten Veränderlichkeit zur mittleren Monats- j 'temperatur hinzu addirt und so- mit geringen Modifikationen eine 'Keihe von Zahlen erhalten, welche der nittleren Wärme der Yagesstunden des betreffeuden Monats ziemlich hahe sfehen dürf- ten. So unvollkommen nun aueh diese Methode sein möge, die Ergebnisse, äuf das Pfianzenreich angewendet, simd nicht ungünstig. Se schlägt -die Birke in Rom im März aus (walırscheinliche Temp. 8,7 R.), in Prag Ende April (wahr-ch. Temp. 9°), iu Paris Anfang April (99,8), in Stockholm Ende Mai (9,7). Die Sprossungstem- peratur für die Birke würde hiernach ungefähr 9° R. betragen, Der gemeine Hollunder entfaltet seine Blätter in Nizza Mitte ‚Januar (7%,7), bei Paris im Febguar (7,3); in Edinburg im April (771. Die Sprossungstemperatur für den Hollunder würde dem- nach bei 7%,5 R. liegen. Die Linde beginnt bei Florenz sich Mitte März zu belauben (9%,5), bei I’rag Mitte April (9%), bei London ‚Mitte April (8%,8), bei Stockholm Anfang Mai (9°.5), die Sprossungs- temperatur würde. hiernach eirca 9° sein.. Dergleichen Betrach- tungen sind natürlich sehr unvollkommene Ersatzmittel für die direkte Temperaturbeobachtung, (ie sich nicht nur auf die für die Entwickelung der einzelnen Pdanzenphasen nöthige Tempera- turhöhe, sondern auelı auf die ihnen zufliessende Wärmesumme in der oben entwickelten Berechnungsweise erstrecken müsste, wie dies bereits durch Fritsch, DeCandolic, Quetelet wenig- stens für einzelne Vegetation:perioden geschehen. Die Sprossungs- temperafuren der Bäume und Sträucher werden sich hiernach etwas höher heraustellen als bisher angenommen, dasselbe wird wit den Keimungstemperatüren der annuellen Pflanzen, die durch “die vorhandenen Lufttemperaturen bestimmt sind der Fall sein. Für die Keimung dürfte es überhaupt schwieriger als für alle übrigen Pflanzenphasen sein, ‘die zugehörige Temperatur festzu- stellen. Nur verhältnissmässig wenige Sanıen keimen sofort, nachdem sie die Frucht verlassen, so der Same der Weiden Pappeln, Ulmen, des Kaffeebaumes, vieler Laurusatren u. s. w.; die meisten Samen müssen inehrere Tage, viele mehrere Wochen ja selbst Iahre im Boden -liegen. Mandel und Pfirsich keimen oft erst nach 6 Monaten, Eschensame nach Hartig erst im zweiten 568 . Frühjahr und näch Wichura liegen die Samen des Ahorn, der Kornelkirsche, des Spindelbaums, der Rose, der Weistbuche etc, sogar mehr als 2 Iahre im Boden. Die zur Keimung nöthige Wärmehöhe ist hier offenbar nicht zu bestimmen, wie denn über- haupt beim Keimen die Wirkung der Wärme nicht rein hervor- tritt, Feuchtigkeit und Beschaffenheit des Bodens, die Bodentem- peratur, die ja von der Lufttemperatur oft so bedeutend abweicht, zeigen sich wirksam und lassen den Einfluss der Wärme nicht rein hervortreten. Selbst die Resultate, welche durch direkte Messung durch Einsenknng von Thennumetern in !keimende Samenhaufen erhalten worden, sind nicht brauchbar. Bein Keimen der -Samen ist vorzüglich Sauersteffaufnahme thätig, also ein oxydirender Prozess, bei welchem Wärme frei wird; diese frei ‚werdende Wärme muss natürlich die Resultate .beeinträchtigen. Diesen Umständen ist es wohl auch zuzuschreiben, dass die An- gaben der Keimungstemperatur oft so verschieden ausgefallen sind. Nach Edwards und Colliin ist die niedrigste Temperatur, bei welcher eine Keimung zu beobachten 5,50° R., nach Göppert 30, die Resultate von Göpperts interessanten Versuchen dürften wenigstens für die Pflanzen des gemässigten Klima’s’ als beweisend zu betrachten sein; Gewächse der höchsten Alpen und wirkliche Polarpfianzen beginnen ihren Keimungsprozess sicher schon bei 0° — rot. Bei der Feststellung des Einflusses ‘der Wärme auf eine u l’Hauze darf aber noch ein dritter Punkt nicht ausser Acht ge- lassen werden. Die Temperatur-Maxima und Minima, denen- eine J’tHanze unterworfen ist, sind oft von ganz entschiedenem Ein- tiuss auf den Verbreitungsbezirk der Pflanze. Jede Pflanzen- art hat auf der Thermometerskala zwei Pynkte für das Maximum und Minimum der Temperatur, inner- halb derersie fähig ist, ihreLebensfunktionennor- mal auszuüben. Bei der Darstellung dieser Temperaturgrenzen- sind jedoch zwei’Punkte zu unterscheiden — einmal-die- absoluten Tempa-i ratur-Maxima und Minima und dann die durchschnittlichen hohen und niederen Temperaturgrade, welchen die Pflanze ohne Scha- den ausgesetzt werden kann. Viele Pianzen können nämlich sehr wobl eine kurze Zeit einen hohen Kälte- oder Wärmegrad _ ertragen, gehen aber zu Grunde, wenn sie längere Zeit einer, viel weniger hohen oder niedrigen Temperatur ausgesetzt werden; so ist es für Agave americana bekannt, dass sie eine kurze Zeit . u 569 eine Temperatur bis — 10 ertragen kann, aber zu Crunde geht, sobald sie läugere Zeit einer Wärme von nur 6° ausgesetzt bleibt. Zur Darstellung der T'emperaturgrenzen einer Pilanze sind also zwei Zahlen erforderlich, beide den Teınperaturverhältnissen sol- cher Orte entnominen, au denen nachweisbar die nördlichste resp. südlichste Verbreitungsgrenze der fraglichen Pflanzenart sieh findet. ‚Die eine dieser Zahlen würde die durchschnittlichen jährlichen Maxima und Minima aus einer möglichst grossen Anzahl 'von Be- obachtungsjahren anzugeben haben, die andere die Isothere des heissesten resp. kältesten Monats. .Es ist nämlich aus dem oben angeführten Grunde klar, dass die Durchschnittstempera- .turen des kältesten und heissesten Monats die Wärmegrenze zu | eng ängeben müssen: und andererseits wird das Maximum und Minimum der Jahrestemperatur diese Grenze zu weit stellen Dass die absoluten Maxima und Minima der Temperatur, die vielleicht.nur alle-5 oder 10 Jahre wirken, nicht in Anrechnung gebracht werden dürfen, versteht sich vun selbst. Einen Mittelweg bieten allerdings noch die Isotheren und ‚Isochimenen, und deren Linien werden noch”heute häufig für die Angabe der Verbreitungsgrenzen der Pflanzen benützt, aber ge- gen die Polarzone hin, wo die gesamnmte Vegetationszeit vielleicht nur 6 Wochen oder noch weniger dauert, kann aufdiesem Wege kein auch nur annähernd richtiges Resultat erzielt werden. Aus- serdem ist es auch mehrfach nachgewiesen, z. B. von Grise- bach, dass die Verbreitungsbezirke der Pfianzen durchaus nicht jenen Linien folgen, sondern sich in Deutschland z. B. vielmehr den Faralleikreisen entlang erstrecken, wie denn auch jener For- scher mehrfach darauf hingedeutet, dass durch die Winterkälte_ aliein die nördliche Verbreitungsgrenze mancher Pflanzen be- stimmt wird. : ‚Bei vielen Pflanzen werden sich die Temperaturgrenzen nur einseitig angeben lassen. So für die ächten Tropengewächse nur die Kältegrenze und für die ächten Polarpflanzen nur die Wärme- grenz&; natürlich kann bei der Bestimmung der Kältegrenze in der angegebenen Weise nur an die ausdauernden Gewächse ge- dacht werden, für die einjährigen Pflanzen würde eine ähnliche Berechnungsweise, die sich aber nur auf die Temperatur ihrer Vegetationszeit erstrecken dürfte, angewendet werden müssen. DeCandolle hat in seiner Geographie botanique (p. 237 u. f.) einige vergleichende Zusammenstellungen der absoluten Wärme- Maxima und der Temperaturen des wärmsten Monats solcher . x I 570 4 . AN Orte, die in der südlichen Verbreitungrgrenze einer Pflanze (a. a. O. Fagus 'sylvatica, Sorbus arcuparia, Cotomeaster vulgaris) mit Orten, die ausserhalb dieser Verbreitungsgrenze liegen, ge- geben. Die dabei angegebenen Zahlen zeigen allerdings, dass in diesen Fällen die südliche Verbreitungsgrenze der Pflanzen nicht durch die Maxima der Temperatur bedingt‘ wird. Diese Zahlen Leweisen aber nicht, dass eine bestimmte Einwirkung der . Maxima und Minima der Temperatur auf die Verdreitnngsgrenze überhaupt nicht stattfindet, sondern sie legen, wie ich glaube,, nur. dar, wie die Verbreitungsgrenzen der Pflanzen von sehr ver- schiedenen Verhältnissen abhängig sein müssen. In der That, wenn wir auch die vollständige Kenntniss der - Wärmeverhältnisse in ihrer Wirkung auf die Lebenserscheinungen einer Anzahl Pflanzen besässen, ja wenn wir selbst bestimmte Zahlen ermittelt hätten für die Feuchtigkeit '), die zum Gedeiben einer Pflanze nothwendig und wenn wir ebenso die physikalischen und chemischen Verhältnisse des Substrats für eine Anzahl Pflanzen in festen Nennwerthen auszudrücken vermöchten , SO würden wir erst dann alle Mittel in den Händen haben, um die Ursachen der Verbreitungsgrenzen aufzusuchen und feststellen zu können. Und als Resultat unserer Forschung wird sich dann ohne Zweifel herausstellen, wie jene Bedingungen selbst für ein und dieselbe Pflanze an verschiedenen Orten keineswegs gleichwerthig sind, oder in einem bestimmten unabänderlichen Werthverhältniss- zu einander stehen, sondern wir werden dann sicher finden, wie bald die Wärmesumme, oder die Temperaturkurve, die Maxinia und Minima der Temperatur, bald die Feuchtigkeit, sei es in der ‚Anzahl der Regentage oder in der absoluten Regenmenge während der Entwickelungsperiode, bald die physikalischen oder chemischen Bodenverhältnisse, an dem einen Orte hervorragend die 'Ver- breitungsgrenze bestimmen, während dasselbe Moment an einem D 1) Ausgedrückt durch die jährliche Regenmenge, die Anzahl der Regentäge und deren Vertheilung auf die einzeinen Vegetationsphasen. Die jeder Pflanze zukommenden Verbältnisse konnten nur rein empirisch ermittelt werden äurch Aufzeichnung und Vergleichung der atmosphärischen Niederschläge einer grös- seren Zahl solcher Orte, die theils innerhalb, theils an der Verbreitungsgrenze der fraglichen Pflanze gelegen, wobei man natärlich die in ibren Feuchtigkeits- ‘ verhältnissen als extrem bekannten Orte besonders zu berücksichtigen hätte. Bei genügender Anzahl von Beobachtungen müssten sich Zahlenwerthe heraus“ stellen, aus denen wir wenigstens annäternd auf das Maximum und Minimum der für eine Pflanze nöthigen Feuchtigkeit zu schliessen im Stande sein würden: f U anderen’Orte in seiner Wirksamkeit weit zurücktritt. Dass, wir hiernach, wenn wir die eine oder die andere dieser Bedingungen herausgreifeh und mit den bekannten Verbreitungsgrenzen der Pflanzen vergleichen, keine übereinstimmenden Resultate erreichen können, ist wohl selbst verständlich. Wenn ich die Art und Weise der gegenwärtigen Anschauung über die einer Pflanze nöthigen Wärmebedingungen und deren Darstellung dureh Zahlenwerthe einer Kritik unterzogen, und -weun ich es versuebt, die Nothwendigkeit einiger nicht unwesent- lichen Abänderungen darzuthun, nur vom theoretischen Stand- ‚punkte aus, ohne dafür eine Anzahl selbständiger Beobachtungen äufstellen zu können, so geschäh dies in der Absicht, die Auf- - merksamkeit der Botaniker und Meteorologen auf diesen Punkt zu lenken und eine Prüfung der vorgeschlagenen Abänderungen zu veranlassen. ” --' Im’einigen Jahren hoffe ich die Resultate der auf Grund der oben : entwickelten Anschauungsweise angestellten tigenen Beo- bachtungen vorlegen zu können. Um aber über den Werth oder Unwerth der Methode endgültig entscheiden zu können, ist die Kraft des Einzelnen nicht genügend, dazu simd namentlich eine Anzahl regelmässiger und anhaltender Beobachtungen unter mög- lichst verschiedenen. Breitegraden nöthig. \ Sollte von comipetenter Seite mein Vorschlag einer näheren Prüfung würdig gehalten werden, so würden in Zunkunft die Beobachtungen zur Fesstellung der Wärmebedingen einer Pflanze nach folgendem Schema anzustellen sein. ” 1) Temperaturkurve a) Datum des«Keimens oder Sprussens (Schwellen dag Knos- .pen) einer Pflanze, a b) Angabe der Temperatur der Tagstunden zu dieser Periode .c. Datum der Belaubung, d) Angabe der Temperatur zu dieser Periode, e) Sumen der Wärmeeinheiten, welche vom Datum des Spros- sens bis zum Datum der Belaubung eingewirkt haben (für Bäume und Sträucher), f) Datum der ersten Blüthe, g) Angabe der Temperatur zu dieser Periode, h) Sumen der Wärmeeinheiten vom Datum der Belaubung bis zum Datunı der Blüthe (bei annuellen Pflanzen vom, Datum der Keimung bis zum Datum der Blüthe; speciell' 572 die Getreide arten betreffend, wurde noch das D#tum des Siehtbarwerdens der ersten Rispe, der zugehörige Wärme- grad und die Berechnung der Wärmeeinheiten zwischen _Keimung und Rispenbildung einzuschalten sein) ij) Datum der Fruchtreife, k) Angabe der Temperatur zu dieser Periode, ]) Summe der Wärneeinheiten vom Datum der ersten Blüthe bis zur Fruchtreife (bei den Gräsern von der ersten Ris- penbildung bis zur Fruchtreife). 2) Summe der Wärmeeinheiten von Datum der Keimung oder Sprossung bis zur Fruchtreife. 3) Angabe der Temperatur-Maxima und Minima, welche auf die Pflanzen eingewirkt haben, sowohl der absoluten als der Temperäturen des kältesten und wärmsten Monats, besonders an Orten zu beobachten , welche auf oder in der Nähe der Verbrei- tungsgrenze einer Pflanze liegen. Bei den. Holzgewächsen wür- den die Temperaturen während des ganzen Jahres in Betracht zu ziehen sein, bei den annuellen Pflanzen für die Minima die Frühjahr- und Herbsttenperaturen, da zu beiden Jahreszeiten die Nachtfröste schädlich wirken, im ersten Falle die keimenden Pflanzen vernichten, im zweiten das Reifen der Frucht verhin- dern '); für die Maxima die Sommertemperaturen. 1) Wahrscheinlich dürfte sich herausstellen , dass die Angabe der absoluten -Temperaturgrenzen während der ganzen Entwickelungsperiode nicht genügend seien, sondern dass auch die Maxima und Minima, der Temperatur für die ein- zelnen Vegetationsphasen erMitielt werden müssen, Corrigenda. Page22 Z. 23 lies statt Algen: Alpen. — Page leizteZ. statt noch: auch. — Pag. 327-2 24 lies nach: hinzuaddiren oder davon abzuziehen. Personalnachrichten, Dr. Schmidt, bisher Professor der Botanik in Heidelberg, hat sein Amt aufgegeben und sich nach seiner Vaterstadt Ham- burg zurückgezogen Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubanerschen Buch- druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. Tabelle B. . er Fer ZEB32 zAB. Mitt] 2272 ] Mittlere 2228 Keim- “ Zahl Temper Wärme 353 & Zahl Temperat.! Wärme- |= 2 3 2 Dauer der Periode der emper. [ Nanıer | = =) Dauer der Periode der m 1. SE 8: Temp. Tag während | Summe |5 7 © = Mare während | Summe |-5 = Eu 25° \dieserZeit 5,53 >" dieser Zeit rau al u BSEM. = a © » © Soma r em. u E52 St. Petersburg: oc. WE Chiswik b. London. °C. WE 1° 13. April — 3. Noveinber) 204 11,68 22240 3214 im Jahre 365 9,41 36350 4187 2 18. April — 27. Oktober.f 192 11,80 2208 3198: im Jahre 365 9,41 3635 4187 3 23. April — 21. Oktober. | 181 12,40 A181 3182 - 123. Januar — 8. Ianuar. |‘ 350. | 9,74 3622 4165 4 29. April — 14.:Oktober.1. 168 | 13,07 : | 2134 3163 - | 8. Febr. +—- 23. Dezem.| 318 ++ 10:12 -4--.3500 4153 5 4. Mai —. 8 Oktober! 157 13,86 1958 3143 236. Febr. — 7. Dezem.! 284 | 11,50 3346 4146 6 9. Mai — 1. Öktöber. 145 14,08 1891 3127 16. Mrz — 21. Novem, 250 12,30 3166 4122 7 15. Maäi — 25. Sept. 133 14,39 1815 3109 27. März — 10. Novem. |+ 228 12,74 3033 4109 8 20. Mai — 19. Sept. 12? 14,90 1736 3091 8 April — 3.Novem.| 209 13,66 2898 4095 Genf. 9 Paris. 1° 1l. Febr. — 17. Dezemb.| 309 13,08 3505 4730 im Jahre 365 10,72 3942 4635 2 19. Febr. — 12. Dezemb.| 296 13,62 3488 4749 16. Januar — 31. Dezem. | 349 11,22 3922 4606 3 234. Febr. — 8 Dezemb.| 287 14,00 3465 471l 28. Januar — 23. Dezem.| 329 11,56 3832 4565 4 5. März — 22. Novemb.| 262 15,46 3388 4636 | 9. Febr. — 16. Dezem.| 310 | 11,95 3808 4513 . 5 11. März — 15. Novemb.! 249 16,01 3320 4662 21. Febr. — 4. Dezem.| 286 12,44 3702 4457 6 23. März — 7. Novemb.| 229 16,70 3208 4639 7. März — 22. Novem. 260 12,57 3557 4398 7 1. April — 1. Novemb.| 214 17,45 3113 4617 - | 19. März — 15. Novem. | 241 13,20 3418 4331 8 10. April — 27. Oktober.| 200 18,03 3005 4594 28 März — 10. Noven. 227 13,60 3346 4269 Stockholm. Königsberg. 1° 3. April — 17. Novemb.| 229 10,62 2465 3627 ° 123. März —- 22. Novem. | 244 10,56 9599 3776 2 7. April — 11. Novemb.) 218 11,06 2452 3609 28. März. — 15, Novem. | 232 11,12 2581 3753 3 13. April — 5. Novemb.| 206 11,78 2420 3591 3. April — 9.Novem. | 220 11,77 2553 . 3725 4 18. April — 30. Oktober | 195 12,53 2381 3573 8. April — 2. XNoven. | 208 12 32 311 3696 5 24. April — 24. Oktober 183 13,06 2331 - 3551 14. April — 27, Oktober] 196 12,88 2464 3667_ 6 29. April: — 18. Oktober 172 13,69 2268- 3524 20. April .— 20. Oktober] 183 .13,45 2338 3640 7 5. Mai — 12. Oktober 160 14,37 2135 350% 25. April — 13. Oktober | 171 14,14 2308 3618 8 10. Mai — 6. Oktober 149 15,20 2104 3490 30. April — 8. Oktober! 161 14,75 2234 , 3598 | 573—576 A. Tabelle über die Wirkung der Insolation. Y v Lepidium sativum in der Sonne .' im Schatten ... Differenz ‚ Iberis amara in der Sonne .. im Schatten... . Differenz Ib. umbellata in der Sonne .. im Schatten... . Differenz ‚ Sinap. disserta in der Sonne . im Schatten . Differenz... .. Nigella sativa in der Sonne .. im Schatten ... , Differenz Linum usitatıss. in der Sonne .. im Schatten... Differenz Sal EN SH 5 & =3 2; S » | Mittlere | = | Produkt 55 Mittlere E = | Produkt | Wärme- [Summe der = Temperat. er aus der ee: Tenmiperat. s® aus der summe von) berech- | Summe der Blüthe Er: während Fr: Temp. und Ei während | s,= |Temp. und} der Saat | neten Ve- Wärme- us | dieser E$ der Zahl 2. dieser 8 = | der Zahl | bis zur |getations- | Einheiten. =2| Zeit. |5, |der Tage. ©2| Zeit. |7;_ | der Tage.| Reife. Tage. sa =5 Na = 24. Mai/12. Iuni] 49 16°,38 C. 9. Aug.! 28 | 180,38 dito 118. — | 50 | 16,16 17. — | 35 | 18,46 20,5 1 Taga|l 1 | — 0912 | |8 Tage| 7 | 0,08 | 23. Apr. 20 Iuni| 58 | 14,26 827. 11. Aug.) 52 | 17,82 927 1754 : dito 28. Iuni| 66 | 14,46 17,0 954 9.Sept.| 73 | 17,33 20,0} 1265 2219 166,8. 3096,35 W. Ei 0 j8sTage| 8 00 | Im 17] Pl [31 | — 0,49. 338 | 465 24. Mai|4. Aug. | 72 | 17,18 1234 1 Ä dito [8. — 76 } 17,05 20,0 1296 [Die Kapseln gelangten nicht zur vollständigen Reife. 96,3 1926 W. E. 0 14 Tage. 4 |—0,88 | 62 - 23. Apr.|29. Mai| 35 | 13,87 485 26. Iuli| 59 | 16,91 998 1483 | dito - | 5. Iumi 43- } 14,42 16,3 620 9. Aug! 65 | 16,96 20,0 | 1103 1723 136. 2448 W. E. 0 3 Tage| 8 |+055 | | 135 Tl Tage] 6° |+0,08 105 | 240 23. Apr.| 8. Iuli | 76° | 14,91 1133 18. Aug.| 41 | 18,61 763 1896 j dito 174| 15.Sept. 20,8 2434 144,3 2756,1 W. E.| 0 | | l 128 Tage I. Mai 13. Iuli) 50 16,17 819 7. Aug.\.25 | 18,11 453 1272 92,5 1813 W. E.. | dito 19,0 23. — ’ 20,3 1580 | 0. 16 Tagel ' 308 ” v ‚ | Ä FLORA. - M 3. Regensburg. Ausgegeben den 29. December. 1863.. Inhalt. DeBary: Beitrag zur Kenntniss der Nostocaceen, insbeson- dere der Riyularien. (Schluss) — F. Arnold: Die Lichenen des fränkischen Jura. — Personalnachrichten. " _ Beitrag zur Kenntniss der'Nostocaceen, insbesondere der Ri- vularien. Von A. de Bary. (Schiuss.) " Die jüngeren, sterilen Fäden sind durch weiche homogene ‚Gallerte zusammengehalten, in. welcher, wenigstens wenn man sie in Wasser betrachtet, keine Schichtung nach den einzelnen Fäden zu finden ist. Um die Sporenzelle herum entwickelt sich dagegen, innerhalb der anscheinend homogenen Gallertmasse,_ eine besondere dicke Scheide. Zur Zeit der Sporenreife (vergl. fig. 1—6) stellte diese einen im Allgemeinen spindelförmigen Körper dar, dessen breitester Theil durchschnittlich dreimal so dick ist als die Spore selbst. Die Oberfläche der Scheide ist ab- wechselnd der Quere nach eingeschnürt und vorgewölbt, so dass ihre Umrisse in der Seitenansicht symmetrisch wellenförmig sind. -Die Dicke der Scheide, sowie Zahl und Tiefe ihrer Einschnürun- gen ist je.nach den einzelnen Exemplaren verschieden. Das un- . tere Ende der Scheide ist derart abgestutzt und ausgehöhlt, dass es genau auf einen kleinen obern Abschnitt der Basilarzelle passt; diesem Abschnitte sitzt es fest auf, während der grössere Theil der Basilarzelle ausserhalb der Scheide liegt. Das obere Ende der Scheide ragt über die Sporenzelle hinaus; es ist nach oben zu allmählich verschmälert, und verliert sich zuletzt in den Um- riss der über der Spore gelegenen Gliederzellen. Die Scheide Fiora 1863. . 37 578 - besteht, wenigstens zur Zeit der Reife, in ihrer ganzen Dicke . aus sehr derber, fester Gallerte, in deren Mitte die Spore fest eingesetzt, gleichsam eingebohrt ist. Ihre Oberfläche wird von einer dichteren, meistens ‚durch Doppellinien umschriebenen Schicht gebildet. Es ist aber nicht richtig,'wenn man diese Schicht allein als eine weite sackförmige Scheide beschreibt, welche das Manubrium locker umschliesst, und wenn man dabei die innere Substanz der Scheide mit der ausserhalb befindlichen weichen Gallerte. identifieirt. Beide haben allerdings nahezu glei- ches Lichtbrechungsvermögen , erstere ist aber von der ausser- halb befindlichen Gallerte wenigstens zur Zeit der Reife durch viel grössere Festigkeit und Dauerhaftigkeit verschieden, was sich besonders bei den unten zu erwähnenden spontan eintreten- den Macerationserscheinungen zeigt. - i Ueber die Entwickelung der Scheide fehlen mir genauere Untersuehungen. Ihr erstes Auftreten fand ich zur Zeit wo die Spore sich von den benachbarten Gliederzellen zu differenziren beginnt; und zwar erscheint zuerst der untere, auf der’Basilar- * zelle aufgesetzte Theil mit sehr zarten und nach oben in die ho- mogene Gallerte verwischten Umriss. Iu dem Maasse als die Spore wächst, tritt der Umriss schärfer hervor und setzt sich weiter nach oben fort. „Wenn die Bildung der Spore anfängt, dann schwellen auch die"ihr nächstliegenden Gliederzellen an und erhalten einen dicht körnigen , mehr oder weniger ündurchsjchtigen Inhalt. Sie wer- . den auf diese Weise der Spore um so ähnlicher, je näher sie ihr- liegen. Dieser Umstand hat, da die Spore vorzugsweise in in der Längenrichtung wächst, ohne Zweifel zu der von A.Braun') gelegentlich - -ausgesprochenen -Vermutllung Anlass gegeben, die - Spore entstehe aus der Verschmelzung mehrerer Gliederzellen. Bei der Vergleichung verschiedener Entwicklungsstufen fand ich je- doch nur ein‘allmähliche? Grösserwerden der untersten Glieder- zelle und in den ihr angrenzenden Gliedern fortwährende Zwei- theilung, niemals einen Zustand, welcher sich als: ein Stadium des Verschmelzens hätte deuten lassen, Daher scheint mir das * - 1) Verjüngung p. 158. Die nämliche Ansicht spricht Carter (Ann. and Magaz. Nat. Hist. 2. Series Vol. 18 p. 234) aus. Er külfpfi daran Vermutbungen über eine Befruchtung der Spore durch die Basilarzeile, für welche ich jedoch keinen Grund finden kann. Meine Beobachtungen beschränken sich lediglich auf das Mitgetheilte. 578 oben über die Entwickelung der Spore angegebene das Richtige zu sein. Ueber. die Function und Weiterentwickelung der in Obigem als Sporen oder Manubria bezeichneten Zellen sind keine Beob- achtungen bekannt. Die einzige auf die Fortpflanzung der Ri- vularien bezügliche Notiz, welche ich kenne, findet sich in Pringsheim’ s Abhandlung über die Befruchtung und Keimung der Algen (Berlin 1855). Sie betrifft nicht die Manubrien, sondern die Basilarzellen, welche Pringsheim „sich vergrössern, sich mit körnigem Inhalt erfüllen und ergrünen“ salı, ohne die Be- deutung dieser Erscheinung aufklären zu können. Ich habe nie Gelegenheit gehabt, diese Erscheinungen zu beobachten. und muss daher gleichfalls auf eine Deutung verzichten. Was ich beob- achtet habe, ist Folgendes. Meine Exemplare von Riv. angulosa waren Anfang Septembers bei Höchst in der Nähe von Frankfurt a. M. gesämmelt und ° frisch nach Freiburg gebracht worden. In einem grossen Gefässe mit Wasser erhielten sie sich bis Ende Septembers oder Anfang ÖOctobers; dann ging rasch Alles bisyauf die Manubria und Basi- larzellen zu Grunde; die Gallerte lockerte sich, die Eyd- und Gliederzellen der Fäden starben ab und waren bald gänzlich ver- schwunden, ‚zuletzt fast nur noch Detritus und die in ihrer wohl- erhaltenen Scheide eingeschlossenen Manubrien übrig: Ueber\der Spore blieben in manchen Fällen die Membranen einiger Gliederzel- len erhalten (fig. 4,6); die Basilarzellen lösten sich entweder gleich- falls von der Scheide los oder blieben in ihrer bisherigen Verbindung; in ihrer Beschaffenheit trat bis zum Schluss der Untersuchung keine Veränderung ein (fig. 1—10, 14, 16). Mitte Decembers gefror das Wasser, in welchem sich das Material befand fest zusammen. Es wurde alsdann langsam aufgethaut und das Gefäss Anfangs ° Januar in’s geheiäte Zimmer gebracht. Vom 14. Januar an wurden zahlreiehe Keimungen der Manubria beobachtet. \ Eine den späteren Keimungserseheinungen constant voraus- gehende Veränderung des Inhalts habe ich nicht gefunden. Der- selbe hatte.bei einem Theil der Manubria noch die nämliche Beschaffenheit wie zur Zeit des Reifens, bei anderen war er im ‘Umfang, zumal an den Enden, farblos geworden, der blau- oder braungrüne Farbstoff in der Mitte aggesammelt, doch scheint diese ‘Verschiedenheit zu der Weiterentwicklung Mı keiner bestimmten Bezighung zu stehen. Das erste Stadium in der Keimung, welches ich fand, besteht darin, das das in Gestalt und Grösse durchaus 37 * 580 unveränderte Manubrium durch’ farblose Querwände in 4, 6 oder 8 cylindrische Zellen getheilt erscheint (fig. 4, 5). Diese sind mehrmals länger als. breit, übrigens in ein und demselben Manu- "brium oft von sehr ungleicher Länge, mit ebenen Endflächen auf einander gesetzt, sie füllen die Membran des Manubriums überall vollständig aus. Ob sie simultan oder durch wiederholte Zwei- theilung entstehen, konnte ich nicht direct beobachten; nach zweizelligen Zuständen habe ich vielfach, aber immer vergebens gesucht, vierzellige fand ich niemals in kräftigen Manubrien, vielmehr nur in einzelnen ungewöhnlich kleinen, die nur etwa sechs Mal so lang als breit waren, . Zweitens findet man die Zahl der Zellen verdoppelt (in einem Falle fand ich 12, sonst 16), die einzelnen Zellen halb so- lang als die des ersten Stadiums, also offenbar dureh Zweitheilung dieser. entstanden, alles übrige noch unverändert (fig. 6). Nun beginnt in sämmtlichen Gliedern der durch die’Theilung des Manubrium entstandenen Zellreihe eine Zweitheilung welche sich rasch durch mehrere Generationen wiederholt. Man findet - zahlreiche Fäden, welche aus einigen und dreissig, fünfzig, sech- zig Zellen u. s. f. bestehen, und letztere allenthalben in neuer Theilung :begriffen. Der Theilungsprocess schreitet zunächst fort, bis die Reihe, ‚welche hinfort als Keimfaden bezeichnet werden soll, aus etwa 120 bis 150 Zellen besteht; damit schliesst das dritte Stadium der Keimung ab. Dieses Stadium wird, ausser der Zellvermehrung.durch eine Reihe auffallender Veränderungen charakterisirt. Die Zellen des Keimfadens ändern von dem etwa 32zelligen Zustande an ihre Gestalt, indem sich die Kanten der Berührungstlächen abrunden; der Faden wird also rosenkranz- förmig-eingeschnürt, nur die beiden Endzellen. bleiben, wie bisher, kuppelförmig (fig. 7,8). In dem bezeichneten 32zelligen Zustande BG 4 werden die Zellen, bevor sie sich wiederum theilen, so lang als ° breit (fig. 7, 8), später kaum halb so lang, so dass ältere Keim- füden aus kurzen scheibenförmigen Gliedern bestehen (fig. 9, 10). Mit der Vermehrung seiner Zellen streckt sich der Keimfaden in die Länge. Er dehnt dabei die Membran des Manubrium anfangs der Länge nach aus, und treibt ihr oberes Ende aus der bisher darüber hinausragenden Scheide heryor. Zuletzt wird die Membran durch die fgrtdauernde Dehnung eine Strecke unterhalb des obern Endes allmählich der Quere nach durchgerissen (fig. 7), das abgerissene Stück. sitzt dem oberen Ende * sich streckenden 'Fadens als eine leicht abfallende Kappe au das - 8581 untere Ende des Fadens bleibt: dabei unverrückt in*der Scheide stecken (fig. 7, 9). In dem Maasse als der Faden sich in die Länge streckt, nimmt er: überall gleichmässig an Breite ab. Während er im ersten Stadium die Membran des Manubrium allenthalben vollständig adsfüllt, liegt’ er nach Anfang des dritten alsbald locker in derselben, und ist am Ende des letzteren Stadiums etwa doppelt so lang und halb so diek als das Manubrium ur- sprünglich war (vgl. fig. 6— 10). Der Faden streckt sich also beträchtlich, ohne dabei an Volumen zuzunehmeh, eine Erschein- ung welche wohl kaum anders als durch eine seinen sämnitlichen Zellen zukommende_ geringe Contractilität zu erklären ist. Endlich erhält der Inhalt der Zellen vom Beginne -des dritten Stadiums an immer eine schmutzig braune Farbe und wird durch zahlreiche grobe (in Acther unlösliche) Körner dunkel und undurch- sichtig. Er behält diese Beschaffenheit‘ bis „um Ende des g£- "nannten Stadiums. Hat der Keimfaden etwa die doppelte Danke des Manubrium und eine Zellenzahl von etwa 120 bis ’150 "srreicht, so tritt eine .‚ Reihe neuer Veränderungen ein, die ich als viertes Stadium zusammenfassen will. Dasselbe läuft nicht iminer genau in der- selben Weise ab; in den wie es’ scheint vollkommen normalen Fällen folgendermassen. Die Keimfäden kriechen aus der sie ‘umgebenden Membran oder Scheide heraus. Man findet sie nicht selten frei im Wasser liegend, und zweimal habe ich, an sonnigen warmen Tagen, die Bewegung direct beobachtet. Die Fäden rücken langsam in gerader Linie vorwärts, bleiben von Zeit zu Zeit stille stehen, um die Bewegung wieder aufzunehmen ‚ bis ihr unteres Ende die Scheide vollständig verlassen hat. Ins Freie gelangt, bleiben sie ruhig liegen; zuweilen sah ich sie noch schwache Bewegungen machen, von welchen jedoch nicht ent- schieden werden konnte, ob sie von den Fäden selbst ausgingen, oder denselben durch in Ger Nähe befindliche Oseillarien und Infusorien mitgetheilt waren. Zur Zeit des Ausschlüpfens ist in der Theilung der Zellen ein Stillstand oder doch eine bedeutende Verlangsamung einge- treten. Die Zellen sind meistens länger geworden (übrigens im- mer breiter. als lang), junge Theilungen findet man nicht oder aur selten. Die beiden Enden des Fadens haben sich etwas zu- gespitzt, indem die Zellen hier schmäler, ‘die Endzellen selbsf meistens kegelförmig geworden sind. In dem Zellinhalt begin- nen die dunklen Körner mehr und mehr zu verschwinden, er 582 - nimmt ein homogen-durchscheinendes Ansehen und eine hell blau- grüne Farbe an (fig. 11). ” So beschaffen, trennt sich der Keinfaden in einige — ich fand 5 bis 7 — Stücke von nahezu gleicher, wanchmal auch ziemlich ungleicher Länge ‘und Zellenahl. Die Stücke schieben sich der Länge nach aneinander her, bis sie zuletzt auf gleicher oder nahezu gleicher Höhe nebeneinander liegen, ein kleines Fa- denbüschel bildend (fig. 12, 13). Ihre Bewegung scheint sehr langsam von Statten zu gehen; ich habe dieselbe niemals direct gesehen. Dass sie wirklich "stattfindet, wird dadurch unzweifelhaft, dass man alle Zwischen- stufen zwischen der ersten Verschiebung der Stücke -und ihrer Nebeneinanderlagerung findet. Schon während der Verschiebung beginnt jedes einzelne ‚Stück sich in einen gewöhnlichen peit- schenförmigen Rivularia-Faden umzuwandeln. Die eine Endzelle desselben nimmt kuglige Form an, ihr Inhalt wird fort und fort blasser gefärbt und durchsichtiger, schliesslich erhält sie ‘ alle Eigenschaften der gewöhnlichen Basilarzellen.. An dem ent- gegengesetzten Ende spitzt sich der Faden allmählich lang. und fein zu, die 2—-5 letzten Zellen strecken sich zu einer den Quer- ‚durchmesser mehrmals übertreffenden Länge, hören auf, sich zu theilen und erhalten allmählich farblosen wasserhellen Inhalt; sie bilden die haarförmige Spitze des Fadens (fig. 13, 14). Die üb- rigen Glieder des Eadenstückes behalten die bisherige Structur und beginnen von neuem die Zweitheilung gleich den Glieder- zellen älterer Fäden. Auch bei diesein Prozesse ist bemerkens- werth (und dasselbe gilt für die älteren Exemplare von Rivu- laria) wie die Zellen des zugespitzten Fadenendes gleichzeitig an Länge zu- und an Breite abnehmen. In der Regel kehren sänmtliche Fäden eines Büschels ihre Basilarzellen nach der gleichen Seite; seltener liegt ein Faden in umgekehrter Richtung wie die übrigen. Es ist sehr wahrschein- lich, dass die beiden verschmälerten Enden des ursprünglichen Keimfadens zu Haarspitzen werden, da sie schon vor dem Zerfallen jenes die nämliche Beschaffenheit haben, wie die zur Haarspitze auswachsenden Enden der Keimfadenstücke, und da ich sie in, einigen unten zu erwäbnenden Fallen zu Haarspitzen entwickelt sah, ohne dass der Keimfaden in einzelne Stücke zerfallen war. Wo. die beiden Keimfadenenden zu Haarspitzen geworden, und nachher alle Fäden eines Büschels gleich gerichtet sind, da s 583° muss,sich eines der Endstücke des Keimfadens kopfüber umge- wendet haben. . Noch häufiger als den ‚eben beschriebenen fand ich einen davon etwas verschiedenen Verlauf des vierten Entwickelungs- stadiums (fig. 14.).ı Der Keimfaden rückt nämlich nicht oder nur eine Rurze Strecke weit aus der Scheide hervor. Sein iw’s freie getretener Theil zerfällt in mehrere Stücke, welche sich in- der oben beschriebenen Weise zum Büschel eruppiren und zu gewöhnlichen Rivularienfäden ausbilden, deren Basalzellen -ämmt- lich gegen die Oeffinung der Scheide gekehrt sind und derselben theilweise anhaften. Das in der Scheide gebliebene . Stück bildet seine oberste fest in der Oefinung steckende Zelle immer zur Basalzelle aus, seine übrigen Theile nehmen zuweilen gleichfalls ° die Struetur eines normalen Rivulariafadens an, dessen Haarspitze dann aus dem untern Ende des Keimfadens entsteht, also nach der entgegengesetzten Seite wie die der Fäden vor der Scheiden- "Öffnung sieht. ‚In den ‚meisten Fällen bildet aber. das stecken gebliebene Stück keine Haarspitze. sondern wächst durch Theilung - seiner sämmtlichen Zellen noch einige Zeit in die Länge, krünnt- sich .dabei innerhalb der Scheide unregelimässig. hip und her, wobei sein unteres Ende oft hakig nach aufwärts gebogen wird, und stirbt schliesslich ab.. Ausserdem hebe ich noch zwei weitere Entwickelungsweisen des ursprünglichen Keimfadens beobachtet, jedvch su vercinzelt, dass sie füglich als Abnormitäten betrachtet werden müssen. In dem einen, ein einziges Mal gesehenen Fall (fig. 17) war der Keimfaden mit einem Ende in der Scheide stecken geblieben, beide Enden hatten sich zu langen Haarspitzen ausgebildet, die untere war innerhalb der Scheide in eine Schlinge zusammenge- bogen; alle übrigen Zellen hatten sich zu normalen gleichmässig blaugrün gefärbten Gliederzellen entwickelt. Dicht neben dem oberen Ende lag ein kurzer normaler Rivularienfaden, der, sich Jedenfalls aus einen losgetrennten Stücke des Keimfadens ent- wickelt hatte, .da er mit diesem zusammen in einer deutlich umschriebenen zarten Gallertscheide eingeschlossen war. ' In dem anderen, zweimal beobachteten Falle, endlich (fig. 16) war anscheinend der ganze Keimfaden zu einem einzigen peitschen- förmigen Rivularienfaden entwickelt; seine unterste im Grunde: der Scheide steckende Zelle zur Basilarzelle. 5 In sämmtlichen beschriebenen Fällen liefert somit die Keim- ung der Manubrien dasselbe Resultat, nämlich die Entstehung 584 neuer Rivulariafäden. : In den als normal zu bezeichnenden, weit- aus die Mehrzahl bildenden Fällen entsteht aus den Stücken des Keimfadens, alsö ‘aus einem Manubrium, immer ein kleiner, mehrfädiger Rivularienstock. Als ein solcher wird das aus”dem Keimfaden entstandene Büschel unbedenklich zy bezeich- nen sein, das es von einem erwachsenen Stocke nur durch die Kleinheit und die Zahl seiner Fäden verschieden ist. Die letzteren sind von Anfang an wie die des erwachsenen Stockes‘ "durch homogene Gallerte zusammengehalten, deren Umrisse zwar nur in sehr ‚seltenen Fällen unterschieden werden können, deren Gegenwart aber dadurch erwiesen wird, dass die fertigen Fäden, und schon die Stücke des Köimfadens von ihrer Verschiebung an, oft bei weitem seitlichem Abstande von einander, ziemlich fest vereinigt bleiben und sich auch bei Drehungen oder leichtem Druck nicht von einander" trennen. Die Grösse eines jungen Stockes nimmt nach seiner ersten Ausbildung sofort zu, indem sich die primären Fäden durch den für viele Nostocaceen bekannten sogenannten scheinbaren: Verzweigungsprozess vervielfältigen (s. fig. 15). Eine Gliederzelle des Fadens,-urfl zwar hier inımer eine in seinem unteren Theile gelegene, nimmt Kugelgestalt an, verliert den Phycochrominhalt und erhält die übrigen Eigenschaften einer Basilarzelle. Das unter ihr gelegene Stück des Fadens fährt wärend dieser Ver- änderungen fort sich zu verlängern, schiebt sich seitlich an. ihr vorbei, sein oberes Ende bildet sich zur Haarspitze aus, sein unterer Theil vermehrt auf die gewöhnliche Weise die Zahl der theilungsfähigen Gliederzellen. Das. über der neuen Basilarzelle . gelegene Stück behält das Verhalten eines gewöhnlichen Rivularia- fadens bei. So entstehen aus dem einfachen Faden zwei; dem einen, ursprünglich oberen, gehört die neue, dem anderen, ur- sprünglich unteren, die alte Basilarzelle an. Letzterer ist anfangs zur Seite gekrümmt; später streckt er sich gerade, während der obere nach der’ anderen Seite geschoben wird’). Ich habe diesen Vermehrungsprozess in den jungen Rivulariastöcken mehrfach x 1) Es wird nicht überflüssig sein zu bemerken, dass sowohl hei Rirularia, _ als auch bei andern Nostocaceen (Eyactis, Scytonema) das untere Fadenstück keineswegs immer erst dann anfängt sich zu verlängern und vorzuschieben, wenn die Grenzzelle über ihm fertig ausgebildet ist. Letztere ist oft erst wenig von den Gliederzeilen verschieden, besonders noch mit reichlichem Pby- cochrominhalt versehen, wenn das untere Stück schon weit über sie hinaüsge- wachsen ist- ' ' . 585 direct beobachtet, und in meinen Culturen vielfach junge Stöcke gefunden, welche vermittelst. desselben die ursprüngliche Zahl ihrer Fäden beträchtlich vermehrt hatten. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass durch den beschriebenen Vermehr- ungsprozess auch aus solchen Keimfäden, welche sich zunächst in einen Rivulariafaden ungewandelt haben, ein neuer Stock entstehen kann. Direct beobachtet habe ich diessnicht. In dem “ oben besprochenen und in Figur 17 abgebildeten Falle dürfte der neben dem Keimfadenende liegende junge Rivularienfaden auch wohl durch eine erst spät eingetretene scheinbare Verzweigung * abgetrennt und zur Seite geschoben worden sein. . Mit der Entwickelung der beschriebenen, zwar schon aus ziemlich zahlreichen Fäden bestehenden, jedoch noch mikro- skopisch kleinen Rivulariastöckchen hören meine Beobachtungen auf. Alle Exemplare starben in diesem Zustande ab. Es ist kaum "zweifelhaft, dass der Grund hiervon in der Beschaffenheit des’ hiesigen (an Mineralstoffen ‚überaus armen) Wassers zu suchen ist, in welchem Rivularien niemals spontan vorkommen. Mit Rir. angulosa zusammen hatte ich eine kleine Form gesammelt, ausgezeichnet durch festsitzende, schwarzgrüne, halb- kugelige, kaum über 2—-3 Millim. grosse festen Gallertstöcke, dicht an einander gedrängte Fäden und ungemein grosse (20 bis 30.mal so lange als breite) Manubrien, welche von einer dünnen eylindrischen Scheide eng’ umschlossen sind — vielleicht Rir. durissima Kg. Sp. alg. Diese zeigte während des Winters das gleiche Verhalten wie A. angulosa, nur dass die Manubrien meistens fest mit einander vereinigt blieben. Im Februar beob- achtete ich bei ihr einige Keimfäden, welche denen des dritten Stadiums von AR. angulosa' gleich waren, sich aber nicht weiter entwickelten. Aus dem Mitgetheilten ergibtwich, dass die Manubrien in der That Fortpflanzungszellen der Rivularien, und zwar geschlechts- lose sind, und das jedes einzelne einen neuen Stock zu erzeu- gen vermag. Ob bei diesen Gewächsen noch andere Formen der Fortpflanzung vorkommen‘, und wo dieselben zu suchen sind, bleibt zweifelhaft. - Es ist kaum nothwendig, besonders auf die grosse Aehnlich- keit aufmerksam zu machen, welche 3wischen der Keimung der . Rivularien und der durch Thuret für Cylindrospermum beschrie- benen stattfindet. Die ganze Entstehungsgeschichte. des Kfin'- fadens ist für beide Gattungen fast genau die gleiche. Auch . . 586 x geht aus Thuret’s Abbildungen deutlich hervor, dass der Keim- faden von Uylindrospermum eine Zeit lang in dem Maasse, wie er . sich in die Länge streckt, an Dicke abnimmt. Dass auch bei Cylindrospermum eine. Mehrzahl definitiver zuletzt fruchttragender: Fäden aus dem sich theilenden, Keimfaden entsteht, wird zwar von Thuret nicht ausdrücklich hervorgehoben, kann aber nach den bekannten Wachsthumserscheinungen älterer Cylindrosper- mumfäden kaum in Zweifel kommen. Thuret bezeichnet die reife Fortpflanzungszelle von Üylindrospernum als Sporangium, und _ aur den ausihr bei der Keimung hervortretenden noch einzelligen Anfang des Keimfadens als Spore. Um diese Bezeichnungen zu ” rechtfertigen, müsste die bei der Keimung sich verlängernde Zeile als Tochterzelle in dem „Sporangium‘ entstehen, während dieses nach den vorliegenden Thatsachen nicht anderes ist, als die bei der Keimung aufreissende äussere Membranschicht der nämlichen Zelle. aus deren Theilung der Keimfaden hervorgeht. Die Organe, welche Thuret unterscheidet, sind daher nur Theile: einer .und dersel®en Zelle, und diese ist, ihrer Entwickelung nach, jedenfalls als Spore zu bezeielinen. Sie entpricht in’jeder Beziehung dem Manubrium von Rivularia , welches oben gleich-. falls Spore genannt worden ist. Schliesslich mag noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Keimüngsgeschichte von Rivularia einen neuen Fall für das Vorkomnien selbstständiger Bewegungen bei Nostocaceen- fäden liefert. Es ist bemerkenswerth, dass ganz ähnliche Be- . wegungen, wie sie den meisten Oseillarieen und in geringerem Grade den von Thuret beschriebenen Cylindrospermen und ver- ° wandten Formen zeitlebens eigen sind, anderen, im ausgebildeten Zustande bewegungslosen Nostocaceen, nämlich Nostoc und Rivu- laria wenigstens während einer kurzen Periode „ihrer Entwi- ckelung und in beschränktem»Maasse’ zukommen. Die Systematik erhält hiedurch und durch die mitgetheilten morphologischen Daten neue Argumehte für die nahe Verwandt- schaft der mannigfaltigen Formen und Gruppen, welche im Anfange dieses Aufsatzes als Nostocaceen zusammengefasst worden sind. >. 587. . Erklärung der Abbildungen. Sämmtliche Figuren sind bei 390facher Vergrösserung gezeich- net, die meisten mit der Camera lucida entworfen. Alle betref- fen Nie Riv. angulosa Roth. Fig. 1—3. Umrisse kleiner überwinterter Manubrien und ihrer Scheiden; in Fig. 2 ist die Basilarzelle erhalten, in 1 und 3 fehlt sie. Fig. 4. Grösseres Manubrium. Innerhalb seiner noch unversehr- ten Membran 6 langcylindrische Tochterzellen gebildet. Ueber dem Manubrium stecken die Reste der Membranen einiger Glie- ‘derzellen in der Scheide. Die Basilarzelle ist theilweise los- gelöst. , Fig. 5. Grösseres Exemplar; gleicher Entwiekelungszustand wie Fig. 4. Acht Tochterzellen. Fig. 6. Manubrium, dessen Inhalt in 15 Tochterzellen getheilt ist; . offenbar. waren vorher 8 vorhanden, von denen 7 sich wie- derum ‚getheilt haben. Fig. 7—10. Weitere Entwickelung des Keimfadens. ImFig: 7 be- steht er aus einigen und .30, in Fig. 8 aus einigen und 50 Zellen u. s. w. Er nimmt dabei an Breite stetig ab. Der In- halt seiner Zellen ist in diesen Zuständen .braungrün und grobkörnig. Fig. 8 zeigt den: oberen Theil der Membran des Mänubrium aus der Scheide hervorgetreten und bei a im Be- griff quer durchzureissen. In Fig. 9 sitzt das abgerissene End- stück auf der Spitze des Keimfadens, in Fig. 7 und 10 ist es abgefallen. Fig. 11. Umrisse eines aus der Scheide ausgetretenen frei im Wasser liegenden Keimfadens. Fig. 12. Keimfaden in 5 Stücke zerfallen, welche im Begriff sind, sich nebeneinander zu dem jungen Rivulariastock zu gruppiren. Fig. 13. Junger Stock, aus 6 zu einem Bündel zusammengerück- ten Fäden bestehend. Alie haben schon eine deutlich von den Gliederzeilen zu unterscheidende kugelige Basalzelle (b, b) einige zeigen deutlich zugespitzte Endzellen. Der Inhalt der Basal- zellen war sehr blass grünlich, fast wasserhell, die übrigen Zel- len, wie auch bei dem Exemplar Fig. 12 gleichförmig blaugrün gefärbt. n-abgestorbene Gliederzellen. . Fig. 14. Junger Rivulariastock, aus 7 Fäden bestehen Einer derselben in der Scheide stecken geblieben, verkräfnmt, ohne Haarspitze; b seine Basalzelle‘ Dieandern 6, von der Scheide 588 zu einem Bündel zusammengestellt, haben ‘die Form erwach- sener Fäden. . Fig. 15. Stück eines jungen Stockes. Ein Faden. mit der Basal- zelle, die noch theilweise Phycochrom enthält, nach oben ge- kehrt; ein anderer, in umgekehrter Lage, ist durch scheinbare - Verzweigung in 2 Fäden zerfallen. Die Spitze des unteren ist -schräg an der neu gebildeten Basalzelle -vorbeigewachsen. Fig. 16. Peitschenförmiger ausgebildeter Faden, anscheinend un- mittelbar aus einem nicht zerfallenen Keimfaden entstanden; seine Basalzelle im Grunde der Manubriummembran. b Basal- .zelle des Mutterfadens. Fig. 17. Manubriummembran mit ihrer‘ Scheide, aus welcher ein langer, an beiden Enden in eine ‘Haarspitze auslaufender und mit dem- untern Ende in der Manubriummembran steckender Faden hervorragt. Der Faden sehr lang; ein aus’31-4lieder- ‘zellen bestehendes Stück in der Mitte desselben ist in der Zeichnung weggelassen; alle seine Gliederzellen homogen-blau- grün, die Haarspitzen farblos. Neben seinem obern Ende liegt ein kurzer peitschenförmiger Faden, mit vollständig entwi- ckeiter Basalzelle, welcher das ursprüngliche Ende des ‘Keim- fadens darzustellen scheint, weil seine Haarspitze der unten in der Scheide-steckenden gleich ist. Das obere Ende des langen Fadens ist weniger lang zugespitzt, es scheint an der Basalzelle des kleinen vorbeigewachsen zu sein. Der lange Faden ist von einer sehr zarten farblösen Scheide umgeben, welche sich auch über den kurzen fortsetzt, - Anmerkung. Die Schraffirung der einzelnen Fäden dient nur zur Bezeichnung des Tons oder Colorits und’ deutet keines- wegs eine an den lebenden Zellen vorhandene Streifung an, Die schräge Stellung einiger Querwände im unteren Theile von Fig. 16. rührt von einem Versehen des Lithographen her; die Wände sind . horizontal wie in den andern Figuren. , Die Lichenen des fränkischen Jura. Von F. Arnold. (s. Flora 1862 p. 305 ff.) 1. Imbriegia sinuosa (Sm.) Körb. par. 30. Parm. sin. Ach. syn. 207. Mudd man. 95. Parm. Iaevig. Ach. Nyl syn. 384, Schär. En. 4. ’ - 589 Exs. Zw. 181. bis BB — Hepp 581. Arn. 221. Mudd 68. a) An Fichten, Föhren und Buchen im Wäldchen zwi- schen Deining und Tauenfeld bei Neumarkt in der Oberpfalz. (Arn. exs. 221); — b) selten an Fichten im Muthmanns- reuther Forste bei Baireuth; — c) an Föhren und Tannen ‚gegenüber Gnäadenberg zwischen Altorf und Neumarkt. Bis- her nur im Gebiete des braunen Jura und immer steril be- obachtet. 2. Imbr. revoluta (F1.)‘ Körb. par. 30. Parm. perlata Muda man. 92 (et secund. expl. a cel. Mudd communicatum). Exs. s. Flora 1861 p. 440. Selten an alten Eichen und Carpinus zwischen ‚günaden- .. berg und Altorf, steril. 3, Imbric. physodes var. lubrosa Ach. NyL syn. 401. = var. glosa Schär. En. 42. Mudd man. 97. (Parm. caligula- C. Schimper.) An Zweigen junger Birken im Muth- mannsreuther Forste bei Baireuth_ (steril). var. öittata (Ach.) Körb. par. 31. Anzi cat. 27. Pas. phys. vitt. Nyl. syn. 400. Schär. En. 42. Mudd man. 9%. . Exs. Rabhst. 430. (313). Anzi 257 C. Auf Sandboden über Moosen auf der Erde gemeinschaft- lich mit Cetraria glauca im Hirschwalde südlich von Am- berg: steril. 4. Parmelia pulverulenta (Schreb,) var. Ülacina m. Exs. Arn. 256. a) Nicht selten an niedrigen sonnigen Dolomitfelsen un- weit Weidmannsgesees bei Pottenstein (Arn. exs. 256); — b) desgleichen bei den Steiflinger Bergen und um Engel- hardsberg ; — c) selten daselbst Moose incrustirend: bisher nur steril angetroffen. 5. Physcia medians (Nyl.) Arn. exs. — Placod. med. ‚Nyl. Bullet. _ de la.Soc. Bot. 1862. Exs. Zw. 59. Arn. 222 (non Leight. se. s . a) an Dolomitfelsen des kahlen Abhangs am Doctorsberge bei Eichstätt, (Arn. exs. 222). Sporen 12—16 m. m. lang, 5-6 m. m. breit, der ganzen Länge nach gleich schmal, farblos, mit breiter Scheidewand, gewöhnlich befinden sich die. beiden runden Sporoblasten an den Enden der Spore. b) an Dolomitwänden im Wiesenthale bei Nankendorf unweit . Weischenfeld in Oberfranken; c) an Kalkplatten oberhalb _ Pegniz-in Oberfranken, steril. Die Flechte ist leicht kenat- E} 590 lich am schwefelgelben Thallus, welcher heller als bei den übrigen Arten der Gattung gefärbt ist. 6. Lecanora Agardhianoides Mass. var. pacnodes Mass. symm. 19. Exs. Anzi Venet. ex herb. Mass. 35. (Anzi 276.) a) Selten auf den Kalkfelsen der drei Brüder am Donau- ufer zwischen Kelheim und Weltenburg!) Sporen einzellig, farblos, 9—10 m. m. lang, 3-4 m. m. breit; — b) hie und da an Kalkwänden im lichten Buchenwalde oberhalb Prunn “ bei Riedenburg im Altmühlthale. 7. Callopisma ochraceum (Schär.) Mass. Mon. 89. Xanthoe. ochr. Mass. sched. 77. Körb. par. 124. ® callosine (Poll.) Kphbr. lich. Bay. 163. Exs. Mass. 114. Rabhst. 362.437. Arn. 224. Krb. 184. a) An Kalkfelsen der Schwäbelweisser Kalkberge bei Re- gensburg (Arn. exs. 224); — b) sparsam auf den Kalkfelsen der 3 Brüder an der Donau zwischen Kelheim und Weiten- burg; — auch an einem Kalkfelsen vor Obereichstätt. 8. Callop. Inteoalbum a. Persoon var. saxicolum Mass. Exs. Arn. 225. (Rabhst. 69. Anzi. Venet. ex herb. Mass. 24.) An Dachplatten (Solnhofer Kalkschiefer) einer alten‘ Gar- tenmauer zu Eichstätt (Arn. exs. 225); zweifelsohne von be- nachbarten Prunus domest.- Bäumen herabgesiedelt. 9. Aspicilia epulotica (Ach.) var. minute m. — Kplhbr. lich. Bay. 284. + Exs. Arn. 164. 5 " a) An Kalkplatten am Rande des im Sommer trockenen ° Bachrinnsals oberhalb Bur glesau bei Schesslitz in Oberfran- ken (Arn. Exs. 164); b) an umkerliegenden Kalksteinen und Platten eines Abhangs zwischen Schönefeld und Essling bei Eichstätt. Die gärfkliche Pflanze sammelte Hr. Lahm An Kalksteinen bei Büren in Westphalen. 10. Aspicilia tenebrosa (Fw.) a. urceolaris Körb. par. 99. Asp. atrocin. Mass. ric. 39. Lecan. coracina Hepp. Lecan. tene- brosa Fw. Nyl. Scand. 231. Aspie. corac. Anzi Cat. 61. Lecid, tenebr. Mudd man, 204. Exs. Hepp 383. Zw. 134 (228). Rbhst. 595. Arn. 114 227. Beigkt. 205. 188. Körb. 9. An Quarzblöcken unweit der Strasse von Pottenstein nach Gössweinstein in Oberfranken. (Arn. exs. 227). Sporen 1-zel- ’ "n. 12. 13. 14. 200 591 lig, farblos, zu 8*in aseis, 9-11 m. m. lang, 5—6 m. m. breit; Paraphysen gegliedert; Hypothecium bräunlich. Gyrophora polyphylla (L.) Körb.weyst. 95. Th. Fr. arct. 163. Mudd man. 116. Umbilit, polyph. a. glabra, Schär. Enum. 28. Nyl, Scand. 119. Exs. s. Körb. syst. 95. Stenh. 20 a. Leight. 65. Mudd 37. Steril. Ziemlich häufig au Quarzblöcken bei Biberbach oberhalb Pottenstein in Oberfranken steril (1013 !); daselbst auch eine jugendliche, habituell dem Eindoc. Guepini einiger- inassen ähnliche Form. Lecidea sylvieola Fw. Körb. syst. 254. par. 223. Lec. ex- pansa Nyl. Leight. Mudd Man. 208. Exs. Körb. 75. Zw. 426. Rabhst. 675. Leight. 186. _Mudd 176. An umherliegenden Hornsteinen, erdigen Quarzen im jun- gen Nadelwalde oberhalb Schwandorf in der Oberpfalz. (1007!) ' Sporen 1-zellig, farblos, 6--9 m. m. lang, 3 m.m. breit, Hy- an Spitzen der Paraphysen und Thallus schwarz. Lecidea fumosa Hoff. var. polioleuca (Kö rb.): — Lec. poliol. Körb. par. 220. Auf Dächziegeln des ‚Bierkellers zwischen Hirschberg und Beilngries im Alfmühlthale (93521) Sporen 1-zellig, farblos, - 12 m. m. lang, 4--5 m. m. breit; Hypothecium schwarz. "Thallus weiss oder weisslichgrau,, Apothecien schwarz, mit einem grauen Reife bedeckt. Lecidella protrusa (Fr.) Körb. par. 213. Leeidea protr. Fr. L. E. 324. Schär. Enum. 115. Mudd man. 207. Mass. rie. 75. Exs. Schär. 578. Leight. 299. Zw. 238. An umhegliegenden Hornsteinen und erdigen Quarzen (Ter- tiärgebilde) im lichten Buchenwalde unweit Randeek ober- halb Neuessing im Altmühlthale (1016!) Sporen zu 8 in ascis, einzellig, farblos, 12—15 mm. lang, 6—8 m. m. breit; Hypotheeium röthlichbraun, Epithecium schwarzgrün; Para- physen ziemlich getrennt. Der lepröse 'Thallus ist nicht so lebhaft gelb gefärbt, als bei Leight. 299 und es dürfte die Flechte zu der von S@härer und Fries 1. c. erwähnten Form: thallo subfarinoso gehören: Vollkommen mit der frän- kischen Pflanze stimmen Exemplare aus Heidelberg und Eng- land (comm. Mudd) überein. = 692 15. Lecidella goniophila (Fl.) var. atrosangwinea (Hoff.) Körb. par. 210. Exs. Hepp 252. An Kalkfelsen der Schwabelweisser Berge bei Regens- ' burg (1012!). Epithecium schwarzgrün, Hypothecium farb- los; Sporen 1-zellig, öfters mit 2—3 Oeltröpfehen gefüllt, farblos, 8 in aseis, 12—16 m. m. lang, 6—8 m. m. breit. 16. Catillaria acrustacea (Hepp Flora 1858 p. 502) m. Exs. Arn, 228. 228. b. .a) An einem Kalkf&en am sonnigen Anger zwischen Schön- “feld und dem Altmühlthale bei Eichstätt (Arn. exs. 228); — b) an Dolomitfelsen zwischen Eichstätt und dem Tiefenthale (5981), sowie bei Obereichstätt findet sich eine Form mit kleineren, verkümmerten Apotheeien (Arn. exs. 228. b.) . Var. athallina (Hepp). — Biat. lenticul.. var. acrustacea. Körb. par. 144. Anzi manip. 21. Exs. Hepp 499. a) 8. Flora 1858 p. 502 (Hepp 499); — b) an umher- liegenden Kalksteinen im lichten Föhrenwalde zwischen Kevenhüll und Beilngries. R Diese der folgenden sehr nahe stehende Art ufterscheidet sich von Biator. lenticularis durch das verkohlte schwarze Hypothecium und kräftigere Sporen. Die verdickten Spitzen der Paraphysen sind aber. bei beiden Arten schwärzlich. (Schluss folgt.) Personalnachrichten. Laurent Berl&öse, Abt von San Rosa, Verfasser einer 1837 erschienenen Monographie der Gattung Camellia, die in kurzer Zeit 3 Auflagen erlebte, ist nach der Rev. hortic. am 15. Octob., 80 Jahr alt, zu Campo Solino gestorben. D Professor Dr. Göppert in Breslau ist zum Adjunkten der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher ernannt worden. % Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. N eubauer’schen Büch- - druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. . 9A NM. 38. Regensburg. Ausgegeben den 31.’Decemberr. 1863. Inhalt.‘ Zweiter Bericht des Kryptogamischen . Reisevereins. (Forts) — F. Arnold: Die Lichenen des fränkischen Jura. (Schluss) — Botanische *N0- tizen. — - Anzeige. u ns Kiryptogamischer Reiseverein. - Zweiter Beri cht über die bryologische Reise Molendo’s. | (Fortsetzung.) MH. Costeana-Gebiet. Wer ‘von Ampezzo gegen den “Condevole will, kann es auf verschiedenen Pässen thun, das erste Ansteigen führt ihn aber immer zuerst durch jenen Theil des Ampezzer Beckens, in welchen ° die Gewässer der breiten Costeana-Thalung einmünden. Diese Thalbildung ist nicht so einfach, denn sie verzweigt nicht nur nach oben in die Hauptarme, welche der Averran irennt, sondern kaum sind diese Arme zum Costeanabach vereint, so spaltet die Crepa — ein niederer flacher Rücken, der von der Tofana herab- hängt — die weite primäre Thalbildung nach unten. in zwei parallele Thäler. So liegt zwischen der Crepa und Tofana ein hügeliges sumpfiges-Weideland mit kleinen Bächen gegen Ampezzo hinab, über das man zur Strada dei tre Sassi gelangt. Zwischen Crepa und der Forminkette - aber schneiden sich die Costeanabäche in einer wilden Sehlucht ein, die bei Campo mündet. Gegen das reizende Campo hinab schiekte vordem die Crepa' einen gewaltigen Bergsturz , den vielfach der Wald verdeckt; auch das Fermingebirg ist reich an wilden Schuttmassen. Die Geröll- ströme der Tofana sind unwichtig. Flora 1883. ’ 8 Hinter deg Crepa, im. oberen Cösteanafhal breiten Wald und Weide sich aus, ersterer erreicht fast das sanfte aber windge- peitschte Joch von Strada dei tre Sassi, ja Lerchen und Zirben steigen in den freien Gehängen noch hoch über dasselbe . hinauf, — am Nuvulan endete früher die Zirbe nicht vor 000°. Wir wenden uns zuerstan die Bergstürze zwischen Campo und Mortisa, wo die oft häuserhohen Kalkblöcke tief schattige Klüfte hinter sich lassen, 3800-4600. Der Wald besteht aus Fichten, dazwischen wenige Lerchen und krüppelige Buchen, am Rähde: Eschen. Auffallend ist der Reichtum an Strauehwerk. Beide Cotoneaster, Ar onia, Tthododendron hirsutum und Chamas- beris, "Sala, glabra, ‚Rhamnun pumika, Erica earnea,, Aretstaphylos off., Dryas, Teucrism montanum ete. Isemein.erscheinen: Baxdbula teriuasa,.. Teichasiam. zigie. dal, flexicaule und rubellum, Dieranım scoparium, Orthotrichum anomalum ‚- Eicalypta "streptocarpe, Erihanie: apocarpa *fgrisea), Bryum capillare, Hypnum molluscum, cupressi, ‚forme, .gatenulatum. (Aster; Amellus, Veronica Büticilöse, Diähthus Yo, Poten- tilla caulescens, Sesleria caemlea. -ete.): Am Waldsaume: Barbula convoluta, Thesium Yostratum, et alpinum, Pedieularis tuberosa; Cirsium erioforum. — Auf mehr oder minder beschatteten trockenen Felsen: Hypnum_ chry- sophylium, Halleri mit einer Zwergform, Fustigiatum selten, häu-, figer das niedliche Suuteri, selten Vaucheri; die Anomodonaxten,- Hypnum lutescens , sericeum, irroratum, Neckera crispa und N. u attenuata ß. longifolia. Saxifraga Aizoon, squarrosa, Silene pe- traea, quadrifida etc. Auf schattigen und auch feuchten F eisen: Barbıda pa- ludosa, Fissidens adianthoides; seltener die Seligerien: tristicha,. pusilla ; sehr spärlich Anodus Doxianus. Orthotrichum cupüla-: tum, Bartramia Oederi, Halleriana. Eurhynchium striatulum,. Vaucheri subjulaceum; Brachythecium glareosum,. salebrosum, Pty- chodium, Rihynchostegium murak ‚selten, depr essum isolirt,,:..Pla-. giothecium dentzeulatum, pulchellum. Lauzula niveg, Paederota Be. narota, Cirsim Erisithales etc. BE An nässenden Fels en: Orthotheeium. rufiscens ; Oralg- ngura. — Am Waldsaume, mehr gegen das. Südosteck der Grepa- hin, } kümmerlich Neckera Sendtneriana , deı Karstpflanze. ‚ähnlich, . in. eiger trockenen Kluft Auf Holz: Dieranım montgnüm, Les“ kea nervosa,. ‚ Ambiystegium subtile und, serpens. ‚In, gr Campar. ar ze \ ’ . - „a 565 Schlucht beim Wasserfall viel Zimnobium subsphuericarpon und etwas Trichostomum crispulum. In den felsigen Wäldern von der Federa— bis gegen die Giau-Alpe hat ein reicher Wechsel von trockenen und feuchten Kalkfelsen, von Schluchten und flachen trocknen oder sumpfigen Stellen statt. Die Expositionen wechseln von West bis Ost über Nord.- Ausser vielen genannten gemeinen Arten scheinen bezeichnend: Eurhynchium Vaucheri in beiden Formen, E. strigosum , piliferum, Ambiystegium Sprueii (5200); Plagio- thecium pulchellum häufig auf Moder an Wegen, mit ihm selteh die Buzxbaumia indusiata (4200); Encalypla vulgaris bis 5000°; eiliata, Barbula mueronifolia, Hypnum Sauteri fast neben fasti- giatım , Halleri, Vaucheri (9300° gegen Fedära) selteh. “ An thonigen Einbrüchen gegen den Costeandbach: Hy- . pnum arcuatum, Fissidens bryoides (sive) tawifolius. Auf suh- pfigen Flächen: Hypnum“Bendineri Schp. in lit., H. nitens; auf ° trocknen’ Barbula fragilis selten ($—5200). u Zwischen Giau und der Strada dei tre Sassi liegen die öden steingrauen Platten und Köpfe der Nuvulankette; gegen die Ver- einigung der beiden Costeana-Arme schieben sie einen, auf ro- then thonigen Kalken ruhenden Vorsprung hinab, das "seltsanie Zackenschloss des Torre d’Averran. “Wir halten uns an „liessen Nordseite , wo Alnus viridis ganze Strecken überzieht ; dazwischen Br ‚achytheeium reflexum whd Starkii, Lescuraea striata, Hylocomium umbratum und Oakesii durcheinander, splendens briquetrum, und sgquarrosum 56—5800°. Weiter gegen die Strada hinauf bei 63—6400° lichtet sich der Wald zusehends, bei einer lieblichen Alpentrift findet sich spärlich und steril am Fuss der Kalkblöcke Brachythecium trachypodium neben Orthothecium intricatum! Die trümmer- reichen Triften versumpfen bis zur Jochhöhe hinauf, sie enthal- ten: Campanula barbata, Gentiana nivalis, etwas Desrhatodon Ta- tifolius, in Pfützen auch Hypnum giganteem. Man siet hier zur Linken einen Hügelzug mit carminrothen Erdabrütschunger: er bildet die fast auf allen Karten verzeichnete Waäasserscheide, zwischen ihm und den Nuvulan-Köpfen fliesst ein Bach schon aus Südost nach Nordwest, um dann nach Süd hinab gegen An- draz umzubiegen. An dieser Höhenwelle sind: die Sandsteine der Wenger Schichten bis zu der Höhe von 7200° entblösst. Spär- liche Weisia erispula und Grimmia apocarya waren fast die ein- zigen Moos& dieser armen Bildung. Dagegen ap rothen #hon’ s3* P2 596. ° [REZE: und dem Detritus der Kalk- und Sandstein-Conglomerate fan- den sich: Pseudoleskea brachyelados, Dicranum virens, ? Müh- = in selten duch Barbula fragilis uml Desmatodon Iatifolius: 68—7200'. Dieser Sehichteneomplex taucht zwischen Nuvulan und Averran in. einen karrig zerfurchten und von Schutt überdeck- ten Kalk unter, der gegenwärtig pflanzenarm ist. Einzelne Mo- derlagen (besonders an den zwei’Wildseeen unterm Nordost-Kopf des Nuvulan) und die auffallend hoch hinauf reichenden Bäume und Baumreste lassen vermuthen, dass eine plötzliche Abholzung den Pflanzenwuchs herabbrachte; "alle Stöcke sind abgesägt, nicht abgebrochen. Wie dem, auch sei, und wie viel auch der Schnee, der mich bei 76-7650’ zur Umkehr zwang, verbarg, das. Terrain ist auf- fallend arm ; Dicranum virens, Catoscopium und Amblyodon; die . Cratoncura drangen bis 7500° hinauf; im Geschröffe des wilden Nordostcapes von Nuvulan fanden sich sparsam neben Alsine aretioides Encalypta longicolla und rhabdocarpa,. beide, Distichia, Barbula paludosa und tortuosa; auch die „Schlernhexe‘, oder. Statice alpina, Kobresia, Elyna, Tofjeldia borealis, Soldanella mi-. nima etc. — Auf Moder bei den Seen: etwas Dieranum elon- - gatum. — . „Wenn der geneigte Leser im Vorigen das Costeanagebiet von Federa bis zum Hexenpasse durchkr zt hat, so bleiben ihm noch die weiten sumpfigen Alpweiden zwischen der Tofana und Crepa für den Rückweg nach Ampezzo übrig. Es ist, übrigens weniger der Reichthum an Arten, als deren Gruppirung, was uns in diesen Versumpfungen anzieht. Das Entscheidende dürfte der chemische Gehalt des Wassers sein, welcher die Versumpfungen hervorrief: denn die einen ver-. danken ihr Dasein dem mangelnden Abzug der meteorischen Gewässer, die andern der Stauung kalkreicher Quellen. - Von. den Sickerquellen, welche den Kalkstoff als Substrat für Cato- scopium absetzen, bis zu jenen, welche das Aulacomnium tragen, dürfte die Analyse eine ziemliche Skala des Alkaliengehaltes _ nachweisen. In den meisten Sumpfstellen bilden Hypnum commutalum, aduncum (Sendtineri), Philonotis calcarea die Masse der Vegetation ; in anderen Hypnum flwitans und giganteum ; in einigen Hypnum pellucidum, H. nitens und Aulacomnium palustre;, in anderen Lageg, bildete sie Catoscopium mit, Cratoneurum falcasum. 597 Zum Caloscopium trat an einer Stelle Cinehidiim stygium zahlreich und Bryum neodamense sehr spärlich. Eine andere enthielt Cinclidium , Meesia tristicha, Hypnum trifarium. _ “ Letzteres mengte sich auch ‘unter fluitans und pellucidum, doch überall vereinzelt. Zum AH. pellucidum trat Dicranum palustre, zum H. nitens eine fragliche Mniacee-und Philonotis fontana. Zu H. nitens und fluitans auch selten H. stramineum. Fast in oder an allen Sumpfstellen: FA. Schreberi , splendens, tamariseinum. Nirgends ein Sphagnetum, auch kein ‚grösseres Moor- oder Torflager. Uebrigens reichen diese kleinen Gruppen von 4300 bis 5200’. Erwähnung verdient noch die Nord seite der Crepa, welche in die ebengenamnten Triften einigen Schutt sandte und in hübschen Wänden abfällt. Dieser Schutt ist minder gross, auch ' vom Waldschatten minder feucht gehalten, und besitzt so nicht den Reichthüm des Campo- Bergfalles. Doch fehlen ihm nicht Eurkynchium Vaucheri; Orthothecium rufescens trägt Früchte, häufig sind Brachythecium glareosum und Piychodium. In ‘der Crepawand aber selten das Brachyth. Funkii?, am schattigen . Boden Hylocomiumi’'Oakesii, und an einer freieren Stelle Dieranum Mühlenbeckii mit Frucht bei 2300°. IV. Sasso di Formin oder Cima di Fermin sind Synonyme der prachtvollen wildgezackten Bergmasse, welche in der Südwest- kette Ampezzo’s dominirt und gegen 8500° misst. Die beiden Hochpässe von Federa und Giau biegen sich um ihre Flanken in das venetianische Gebiet des Condevole hinüber. Eigentlich bildet der Hochgrat von Formin eine Art Hufeisen, dessen Arme eine sehr verschiedene Structur zeigen: denn der eine wächst mit einer Reihe röthlicher wilder und schroffer Fels- zähne rapid in die Höhe, der andere trägt zwischen 78000’ eine schräge Fläche, auf der mehr die hellen Kalke mit mergeligen Schiefern und Sandsteinen wechseln. “ Zwischen diesen Hauptästen kommt ein ödes enges (als Val Fermin 'mir zweifelhaft bezeichnetes) Hochthal nördlich herab 2um Costeanabach, wo er gegen die Alpe Giau sich wendet. Nach dem ersten steilen Ansteig durch dichten Wald erreicht man eine kleine quellsumpfige Fläche, dann «geht es durch ge- lichteten Wald über endlosen Schutt. zwischen rothen Hörnern - 598 und grauen Wänden fort, bis auf der 'Thalsohle bei 6800 auch die letzten Zirben verschwunden sind. Hier wird das Trümmerwerk noch wilder, ein Seitenthälchen mündet von rechts, und über ihm steigt man hinauf, um das Kalkplateau mit seinen Karren zu erreichen; zwischen diesen Steinflächen gibt es Mulden mit thoniger Krume und Graswuchs, auch grössere Höhenwellen mit Scharten und kleinen Schneefel- dern. Am Grate häufen sich die Bruchstücke der genannten Ge- steine; diese sandigen Bildungen sind die Zunge des Enneberger Complexes, die am weitesten nach Ost reicht. Gleich beim Aufsteige von Costeana aus fanden sich Hypnum Sauteri bis 5900‘, Halleri und fastigiatum , dieses auch mit Eu- rhynchium strigosum und Vaxcheri vergesellschaftet. Auf alten Lerchen Dieranım montanım e. fr. Auf dem Wege Dieranella varia und dürftig D. Grevilleana bei 5600’ unreifl. Am Fusse feuchter Felsen spärlich Mypnum subsuleatum. Auf der quellenreichen flachen Thallläche war viel Brachy- thecium rivulare neben len unvermeidlichen Cratoneuren, selte- ner Caloscopium und Splachnum sphaerieum d'. An den grossen Kalkblöcken: Neckera erispa, Anomodeon viticulosus, Eushynchiem Vaucheri var., Mnium rostratum, orthorhynehum (5T—5900)....; “ Von hier "aufwärts wird Salix reticulata häufig, der eigent- liche Schutt beginnt. Eine Felsrippe, die aus ihm auftaucht, zer- legt ihn in zwei parallele Thälchen, an deren oberer Vereinigung der Wald endet, der auf den Wänden überm Thalnoch hoch bin- aufsteigt. Auf Moder erschien hier Dieranım scoparium und elongatum, Webera cruda. Unter grossen Blöcken: steril Webera albicans, W. cruda, Timmia megapolitane, Neckera al- tenuata (66200)! Dabei auch Brachythecium glareosum, steril trachypodium und eine grosse Form des .Didymodon rubellus. Auf kleinen Trümmern beide Psexdoleskeen, an Ler- chenwürzeln Brachyth. Starkii, auf Moder am Fuss der Blöcke Brachyth. Funkii (adrepens); beide Timmien, Sauteria alyına, selten Tayloria serrata. Der Wald ist schon gelichtet, an grossen Blöcken in Sp al- ten erscheinen: Zieria julacen, Hypnum, Bumbergeri, spärlich Encalypta longieolla, Gymnostomum bicolor (63—6500). In feuch- ten Vertiefungen unter den Blöcken: Brachytheeivm Funkit, Encalypta rhabdocarpa, Cratoneura und pele mele die Orthothe-. cien: rufescens, intricalum, chryseum und das 1861 von mir ent- - deckte ©. binervulum , letztere beide spärlich, 646600. (Auch 3% in den bayerischen Alpen muchsen. die vier Orthöthecien‘ stets durcheinander.) Der Wald endet, einzelne Zirbenstrünke stehen nöch überm Schutt, der beschwerlicher wird. Homögyne discolor häufig; ebenso Saxifraga erustata, sqwarrosa, auch caesia und andrö- sacea; Alsine Gerardi und austriaca, Potentilla nitida, "Sesleria sphaerocephala, Anthemis montana; bald auch Statice alpina, Pa- paver pyrenaicum, Elyna ete. Von Moosen sind: Barbula' aci- phylla, die Cratoneuren , Hypnum palustre, glareosum, plicatum, . Oakesii, splendens , Meesia minor und eine compacte niedlich® Form von Bartramia Oederi häufig. Hie und da Gymnostomitm bieolor (bis 7500), Dissodon Fröhlichianus, Trichostomum glau- cescens (6800— 7200‘). In Klüften Brachytheeium trachypodiim e. fr., B. Funkii, beide Myurellen: 69—7200. Ausser Fe fastigiatum, Halleri. ete. vielleicht auch A. condensalum, ide Timmien und, Distichien. " - Den Schütt verlassend erreicht man über. ein, Geschröf und über karrite Kalkplatten hinweg allmälig'ein breit abgerundetes Berghaupt mit 81—8200° Höhe, das in W8W!' von' dei Höchspitze des Formin (? Cima del Lago) steht. Auch: Hief,"iih Trtmmer- werk der Karren, fanden sich. alle’ & OHKOLhAGHEN" mit Mnium ginosum J' und’ orthörhyhihum, Drepaniun! sudsuldatum 17600). Ferner Hyprium Halleri, Psöndölöskeu atröhirens;' Myurella ju- lacea, Barbula aciphylla , ruralis, Haypnium filfeinum), commutatum, beide Distichie. Didymodon rubellus, Dissodoh Fröhlichianus, Meesia minor, Encalypta rhabdocarpa, Barbula tortuosa, "Tricho- stomum flewicaule und Brachythecium glaeiale auf dem Detritus der Wengerschichten. Die letzten 10 Arten erreichen die Höhe des Grates und leben noch hart an den Schneelagern (8000 bis 8200°%) in Gesellschaft von Cerastium Tatifolium, Arabis alpinas coerulea, pumila, Tihlaspi rotundifolium. Auf den obersten’ Sand- lagen besonders viel Sarifraga oppositifolia, die mit der blauen Arabis und Hufchinsia brevicaulis endlich als die einzigen Blatt- pflanzen den nackten Boden besiedelten. Ein Versuch, von hier die Hochspitze zu erklettern, miss- lang; als ich zum zweitenmal den höchsten Kopf des Plateaus verliess, war es 5", Uhr; als ich Ampezzo ndch einer „wilden Jagd“ erreichte, schlug es 9. Der wunderbaren Pracht der Aus- Sicht aber, der eigenthümlichen Structur dieses Bergstockes und . seiner Vegetationsbilder werde ich noeh lange gedenken. 2 Im Verlauf derReise ist es unmöglich, alle Vegetations- i erscheinungen in diesen Berichten zusammenzufassen; meine Notizen und die gründlichere Untersuchung werden z. B. nicht wenige Arten, die hier nicht genannt sind, als Bürger dieser Flora erkennen lassen. Auf eines aber darf schon hier hinge- wiesen werden: auf das auffallende Fehlen (eventuell auf die grosse Seltenheit) so mancher Art, die in den nördlichen Alpen zu den gewöhnlichen Erscheinungen gehört. Diese Arten zer- fallen aberin 3 Gruppen: die einen fehlen, weil die Wälder tast + . nur aus Nadelholz gebildet und überdiess gelichtet und fast ausgestockt sind. Wo sind hier jene natürlichen Verhaue aus Baumleichen,,. welche Fäulniss und Sturm in den bayrischen Alpen so häufig errichtet haben? So fehlen hier Dieranum Sautert, flagellare, thraustum, Hyymum fertile, reptile, pallescens. etc. im auffallender Weise... Andere, welche fast keiner Berggrup e der bayrischen Alpen fehlen, werden hier vermisst. weil die thonreichen Mergel- schiefer, die oft in grosser Mächtigkeit dort- alle Kalketagen trennen und durchsetzen, hier auf ein Minimum redueirt sind. Besonders macht sich dies in der Waldregiom geltend, die auch hier tiefer feuchter Schluchten nicht. entbehrt; wohl, aber jener Artengruppe, ‚deren Zierde Pterygophylium, ‚Hypnum. Lorentzianum, Dieranum majus, (im ‚weiteren Sinne auch ‚Plagiotheeium Mülleri- anım) u. &. sind. Auch, die. regiones suprasylvaticae lassen in dieser Richtung manches vermissen, wie Hypnum hamulosum, callichroum, Dicranum albicans. Eine dritte Gruppe erscheint aus allgemeinen klimatischen Zuständen bier beschränkt; zu ihr zählen Anacalypta latifolia, Zieria demissa. ‘, Dagegen treten hier Arten in die Gesellschaften der Kalk- moose ein, welche ziemlich unerwartet sind: z. B. die kätzchen- artigen Brachythecien und Br. trachypodium , welchen sich alsbald im Condevolegebiet andre anschliessen werden. Ehe der Bereich der oberen Boita verlassen wird, sucht der Reisende einer angenehmen Pflicht wenigstens theilweise- zu ge- nügen, indem er seinen herzlichen Dank für die Zuvorkommen- heit und freundlichen Aufschlüsse ausspricht, mit der Gäste und Einwohner in Ampezzo seine und seines Vereines Zwecke gefördert haben. Möge jeder Vereinsreisende Alpenkenner wie die Herrn von Sonklar und Grohmann aus Wien, oder Männer wie die Hrn. Förster Döpper, Kaplan Pescosta, "Pretor v. Hibler und „ so viele Ändere in Auipezzo, auf seinen Fahrten treffen. (Forts. £) 601 , Die Lichenen des fränkischen Jura. Von F. Ar nold. (s. Flora 1862 p. 305 #) (Schluss.) 17. Catillaria chalybaea (Borr.) Mass ric. 79, Biat. chal. Mudd Man. 180, Biat holom. var chal. Hgpp 13. Lec.Ienticul. Nyl. Scand. 242 p. p. („hypothee. infuscat,“) Lec. chalyb. Nyl. prodr. 136. Exs. Hepp- 13. Nyl. 139 Auf einem Felsen des braunen Jura im lichten Walde ober- halb Berching in Mittelfranken. Sporen farblos, 2-zellig, zu 8 in ascis, 8-10 m. ın. lang, 3 m. m. breit. Fypothecium schwarz; Epithecium schwarz-blaugrün;. Paraphysen an den "Spitzen verdickt und schwärzlich. Ich besitze. diese Flechte mit denselben mieroscopischen Merkmalen a) von Mudd bei Bilsdale, Yorkshire. und b) von ‚Metzler. auf Sandstein bei Trier (103 in lit.) gesammelt. Bial, chalyb. Hepp 502. Arn. inFlora 1858 p. 474.. wird » von Körb. par.:196. mit Recht als Varietät zu .Biator. len- licularis gezogen; die Cat. chalyb. Mass. kenne ich zwar nicht aus einem Massal. Originale, aber die Beschreibung rie. p. 79, „apothee. extus intusque atris“ passt nicht zur Ienticilaris. Wegen des farblosen Hypotheciums bringe ich auch Hepp 498; Rabhst. 673 zur Biat. lenticul. und die in Flora 1858 p. 502., 1860 p. 74 erwähnte Flechte 788! gehört aus demselben Grunde nicht zu Cat. chal., sondern . wohl richtiger zu Biat. lentic. var. pulicaris Mass. ric. 136. Exs. Anzi lich. Venet, ex herb. Mass. 69. 18. Rhaphiospora flavovirescens (Dicks.) Mass. ale. gen. 12. Körb. par. 237. Mudd Man. 186. Arthr. flv. Th. Fr. Arct. 203. Lecid. citrinella Ach. syn, 25. Fr. L. E. 346. Nyl. Scand. 248. Schär. En. 124. Exs. Körb. 139. Rabhst. 410. 4ll. Le ight. 303. An umherliegenden Sandsteinen und Blöcken (Tertiärgebilde) , beim Schutzengelsteinbruche im Veldensteiner Forste zwi- schen Plech und Auerbach (1014 !). Var. arenicola Nyl. Ahaph. arenic. Mudd Man. 186. Lee. citr. var. aren. NyL - : » Exs. Arn. 261. An einer niedrigen Sandsteinwand des Schutzengelstein- 60? bruchs im Veldensteiner Forste (Arn. exs. 261). Sporen fi ” “los, 10—14-zellig, 50-55 m. ın. lang, 3—4 m. m. breit, 8 in cylindrischen Schläuchen; Paraphysen getrennt. Die Exemplare stimmen vollständig mit einem englischen, von Mud.d mitgetheilten Originale überein, doch erachte ich sie nur für eine, des regelmässigen gelben Thallus entbeh- rende Varietät der flavovir. An. dieser Localität kommt arenic. theils direct auf-dem Sandsteine, theils auf dem Thal- lus von Sphyrid. fungiforme vor. 19, Scoliciosporum holomelaenum (Fi) Körb. par. 240. Exs. Körb. 194, Mudd 153.! An umherliegenden Hornsteinen am Wege von Sachsen- - dorf nach Stadelhofen oberhalb Pottenstein in Oberfranken. (Sporen 22 m: m. lang,.2 mm. breit; Hypotheeium farblos.) Das Se. contpactum Kör:b: dürfte, wenn-man es auch nicht als Species betrachten will, doch den Werth einer Varietät besitzen. 20. Bialora rirulosa (Ach) Fr. L. E. 271. Mass. ric. 125. Körb. par. 150. Th. Fr. Arct. 198. Lee. rivul. Aeh. syn. 28. Schär. En. 111. Nyl. Scand. 222. Mudd Man. 19. Exs. Körb. 132. Zw. 9. Mudd 168: Hepp 491. Arn. 262. u An Quarzblöcken bei Sachsendorf und Biberbach oberhalb 'Pottenstein in Oberfranken. (Arn. exs. 262.) Sporen farblos, 1-zellig, öfters: etwas: einwärts gekrümmt, zu sin ascis, 9-—-12 mm. m. lang, 4—5 m. m. breit. 21. Bigtorina pyracea Mass. ric. 136. Körb. par. 136. ‚Bio- tora luteoalba Stenh. Exs. 76. Var. irrubata (Ach.?) Flora: 1861. p. 505. Bit. pyrac. Mudd Man. 178. Exs. Leight. 213. Mudd 146. Auf Mörtel einer alten Scheune zu Pottenstein in Ober- franken (1019!) gemeinschaftlich mit Callop. eitrinem und in einzelnen Exemplaren von Arn. Exs. 257 mit ausgegeben. — Sporen farblos, 2-zellig, 9—12 m. m. lang, 4—5 m. m. breit. zu 8 in länglichen Schläuchen; Hypothec. gelb. 22.? Biatorina alocyza Mass. symm.' 42. Exs. Anzi Venet. ex herb. Mass. 66. Arn. 263. 264. An sonnigen Kalkfelsen und Wänden: a) bei Hüting süd- lich von Eichstätt; — b) nicht selten am grossen Kalkfels®n zwischen Schwabelweiss und den: Tegernheimer ‚Kellern bei 38. 24. 603 Regensburg (Arn. exs. 263) Sporen farblos, 2-zellig, an bei- den Enden gewöhnlich abgerundet stumpf, zu 8in aseis, 12 bis 16 m. mu. lang, 6-7 nn. breit; Paraphysen gegliedert, . Apothecien weiss gerandet; — ce) hie und da an Kalkfelsen des ‚Donauufers zwischen Kelheim und Weltenburg; — d) der sterile Thallus an Kalkwänden zwischen Breitenfurt und Dollnstein bei Eichstätt. (Arn exs. 264). — Ob die Flechte nicht etwa richtiger zu Pyrenodesmia gezogen werde, lasse ich vorläufig dahingestellt. Coniangium Körberi Lahn in lit. An einem sonnigen Kalkfelsen zwischen Breitenfurt und Dollnstein. bei Eichstätt. Sporen farblos, 2-zellig, vu 8 in “den oben abgerundeten Schläuchen, 12—16 m. m. lang, 4—6 m. m. breit,.an beiden Enden stumpf. Paraphysen fehlen; Hypothec. braun. Gonidien gelbgrün, gross, einzeln circa 12 m. m. breit, öfters.zu 4: zusammengestellt, 22—25 m. m. breit. Wahrscheinlich .eine Steinform von Uoniang. ewile. Contang. rugulosum Kplh. Körb. par. 271. an glatter Rinde einer jungen Esche am Privzenwege bei Eichstätt (630!), ist ohne allen Zweifel = Üoniang. ewile (Arthonia ex. Anzi 210. Abroth. ex.. Hepp 473). Die Gestalt und Grösse der Sporen und Schläuche, das :bräunliche Hypothee.,, der äus- : sere Habitus stimmen zusammen und lassen keine Trennung : " der Beiden zu. 25. 26. Thelochroa Montinii Mass. syınm. 86. sched. 186. Körb. par. 327. Exs. Mass. it. 355. Arn. 270. - a) An Kalkfelsen zwischen Breitenfurt und Dollnstein bei Eichstätt. — Sporen oval, einzellig, farblos, 9-13 m. m. lang, 6-7 ın. m. breit, zu 8 in den Scehläuchen, nicht sel- ten einige Oeltröpfchen enthaltend. Die Apothecien sind braun, nur mit der Loupe sichtbar, Paraphysen deutlich vor- handen; die ganze Pilanze macht wehr den Eindruck einer gymnocarpen, als einer angiocarpen Flechte. (Psorotichia?) b) an einer niedrigen Kalkwand des felsigen Abhangs vor Übereichstätt. (Arn. exs. 270.) Thelidium amylaceım Mass. symm. 103. Exs. Anzi lich. Venet. ex herb. Mass. 194. (Sporen farblos, 2- zellig, 24 bis 30 m. m. ‚lang, 12-15 a. m. breit.) “ist, ‘wie nieht zu bezweifeln sc##® wird = Thelid. umbro- sum Arn. exs. 29. Körb. par. 349. (Thelidium immersum 604 = Leight. Mudd man. p. 295. exs. 283. gehört hieher als Varietät). \ Das ächte Thelid. umbrosum (M ass.) Amphor. Mass. fram. 79. symm. 80. ” | . Exs. Anzi lieh. Venet. ex herb. Mass. 145. \ ist hievon durch bräunlichen Thallus und anders gestal- tete, undeutlich 4-zellige Sporen verschieden. 37. Acrocordia gemmata (Ach.) Körb. par. 346. Anzi Cat. 109. Verr. gemm. Ach. Syn. 90. Nyl. Scand. 280. Fr. L. E. 444. Thel. gemm. Kplhb. lich. Bay. 247. Mudd man. 297. Verr. alba Schär. Enum. 219. nn Exs. Schär. 105. Hepp 104. Zw. 32 B. — Leight. 136. Rbhst. 89 Stenh 88. “ An einer alten Eiche im Walde oberhalb Pappenheim. (Sporen farblos, stumpf, '2-zellig, zu 8 einreihig in den Schläu- chen, 16—19 m. m. ang, 10—11 m. m. breit; Paraphysen zahlreich, fädlich, Perithec. halb.) Stizenb. in lit. 1863. 28.2? Polyblastia fallaciosa (Stizb.) m. — Sporodietygn fallac. Exs. Arn. 269. u , a) Nicht selten an glatter Birkenrinde an mehrereh Or- ten im fränkischen Jura. Die parenchymatischen Sporen lassen keine Vereinigung mit Arthop. punetif.: falax Hepp ‚450. Verr. epiderm. fallax Nyl. Scand. 281 (expl. a Nyl. benevole communie.), zu; es liegt vielmehr eine neue, schon im v. Zwackh’schen Verzeichnisse der Heidelberger Flora ‘(Flora 1862 p. 564) und von mir in Flora 1862 p. 392 irrig als Arth. punct. fallax erwähnte Art vor, welche weitverbrei- tet, aber noch nicht genügend unterschieden sein: dürfte. Jene wahre /allax mit zweizelligen Sporen habe ich im Jura noch nicht bemerkt. b) An Birken im Hirschparke unweit Morizbrunn bei Eich- stätt (Arn. exs. 269.) 29. Nesolechia oxyspora (Tul.) Mass. mise, 13. Abrothallus ox. Tul. Mem. 116. Mudd man. 225, Exs. Leight. 281. u , Parasitisöh auf Imbric. saxatilis an einem Quarzblocke bei Biberbach , oberhalb Pottenstein in Oberfranken. (Sporen farblos, einzellig, nach heiden Seiten etwas zugespitzt, 18 22 m. m. lang, 6—-7 m.m. breit, zu 8 in aseis, öfters einige Oeltröpfehen enthaltend. “ “ Fun Corrigenda. . Z. 3 v, u. lies Imbricaria. — Pag_596 2. 12 1.2), Zmv.u 1 Pag. Die Rämliche. — Pag, 592 ZW 1. Kalkfeisen. " 605 Botanische Notizen. Die ausserordentliche Dürre, von der Ungarn im Laufe des Sommers betroffen worden ist, lehrte so recht eindringlich die grosse Bedeutung der Wälder in dem Haushalt der Natur. Der Ausfall, den dadurch der Ackerbau: erlitten hat, wird auf 126 Mill. Gulden östr; Währ. veranschlagt. Man hat allerdings in dem Reichsrath zu Wien diese Aufstellung bemängelt, aber zu hoch ist diese in Wirklichkeit wohl schwerlich gegriffen, da jene auf die grossen Verluste an Vieh in Folge des mangelnden Futters keine. Rücksicht genommen hat. Dass die Entblössung des Landes von den Waldungen mit die Hauptursache der heurigen Dürre in Ungarn ist, hat L. v. Korizmick in der landwirth- schaftlichen Section der Versammlung der ungarischen Aerzte und Naturforscher zu Pest nachgewiesen. An sich ist das Ver- hältniss der: Waldungen zum Gesammtflächenraume des Landes nicht ungünstig, :da 23" Preeent des letzteren mit Baumpflanzungen bedeckt-sind, abex die . Vertheilung ist. ‚eine sehr ungleiche. Während im marmaroser Comitat auf die Waldungen’ 46,3. Procent » kommen, sind in den Theissgegenden, wo die Noth ganz entsetz- lich gross ist, nur 0,03 Procent mit Baumpflanzungen besetzt.’ Am besten zeigt sich der Zusammenhang zwischen der Entblössung des Landes von den Waldungen und der Dürre im biharer Comitat, Die Waldungen nehmen hier zwar 42,71 Procent der Gesammt- fläche ein, aber die Vertheilung ist auch hier eine ausserordentlich ungleiche. In den waldigen Gegenden auf der Ostseite ist die Noth viel weniger. gross, sie wächst aber und zwar um so mehr, als.die Gegend ärmer an Bäumen ist. In den baumlosen -Gegen- den. ist sie am grössten, \ Bei einer Auction von Coniferen zu Edmonton in England kamen jüngst allein 29,000 Stück Wellingtonia gigantea und fast eben SO viele Oupressus Lawsoniana zum Verkauf. . Der Theebau wird in Östindien längs der. Kette des Himalaya- gebirges bereits auf einer Strecke von 1500 engl. Meilen betrieben und zwar beginnt diese an den Hazara-Bergeu bei Rawul-Pindi im fernen Westen. En _ 606 Anzeige. Die Flora erscheint im Jahre 1864 wie bisher. Nimmt die Zahl der Abnehmer: in gleicher Art zu, wie sie in den beiden vergangenen Jahren merkbar war, wird die Beigabe von Litho- graphieen auf das Allernothwendigste besehränkt md die: Hono- rirung von Beiträgen in möglichst geringem Maasse in Anspruch genommen, so kann hoffentlich die Zahl der Nummern bald wie- der die frühere Höhe von 48 für’s Jahr erreichen. Der Gehalt der Originalaufsätze, der Recensionen, die bota- nischen und Personalnachrichten scheinen allen billigen Anforde- rungen zu entsprechen. Die Originalaufsätze sollen auch ferner die neuere Richtung der Wissenschaft im Auge behalten, im sy- stematischen Fache die Kryptogamen, in specie die Lichenen, be- sonders beachtet werden). die kritischen Anzeigen und Recensi- nen unparteiisck und ohne "Rücksicht auf die einsendenden Ver- leger gegeben, der Einlauf von Manuscripten sogleich angezeigt, in einzelner seltenen Fällen deren Aufnahme überhaupt und de- ren zeitliches Erscheinen vom Urtheile anderer sachverständiger Mitglieder abhängig gemacht werden. Zugleich erlauben wir uns hiermit, das botanische Publikum noch insbesondere auf das Nachstehende aufmerksam zu machen. Bei der ungeheuren und täglich wachsenden Ausdehnung der botanischen Literatur und insbesondere bei der sich stetig. meh- renden Zahl von. periodischen- und Gesellschaftsschriften hat sich schon seit langer Zeit das Bedürfniss geltend gemacht, auf. ein- fachere Weise, als durch Einsicht jener Schriften selbst, Kennt- niss von den in ihnen enthaltenen Publicationen zu erlangen. Hiefür ist es gebräuchlich .und praktisch, durch. ‚Repertorien zu sorgen, Ein Repertorium kann zweierlei Zwecke im Auge haben. Entweder will es einen für nicht specielles Studium ausreichen- den Ersatz für die Literatur selbst bieten, hat demnach dieselbe in ihrem ganzen Umfange zu berücksichtigen, sich vorzugsweise referirend und mehr oder minder auswählend und kritisirend zu verhalten ; oder es beabsichtigt blos, zu registriren. Die erstere Aufgabe, früher durchMeyen, Grisebach u.a. füreinzelne Zweige der Wissenschaft bearbeitet, ist gegenwärtig verlassen und nur die systematische Botanik erfreutsich in Walpers Repertorium und Annales einer derartigen Unterstützung; eine vollständige Lö- 607 sung derselben aber ist heutzutage um so weniger zu erwarten, als ‘sie die Kräfte des Einzelnen, selbst Weniger übersteigt und nur durch das Zusammenwirken Vieler ermöglicht werden kann. Unter diesen Umständen kann ein Repertorium der zweiten Art dessen Herstellung ungleich leichter zu bewirken ist und über dessen Nützlichkeit es keiner weitern Erörterungen bedarf, den Botanikern nur erwünscht sein, mag dasselbe auch, um eine be- stimmte Grenze zu haben, nur einen Theil. der Gesammtliteratnr und zwar den wichtigeren, die periodische botanische Literatur berücksichtigen. .. „Die Flora. hatte bereits in früheren Jahrgängen Zusammenstel- lungen dieser Art geliefert. Die Einrichtung derselben hat sich jedoch nicht praktisch genug gezeigt und sowohl dieser Umstand ° als auch andere liessen die Fortsetzung des Unternehmens in der letzteren Zeit nicht thunlich erscheinen. Mit Rücksicht jedoch auf den Nutzen eines derartigen Literaturverzeichnisses und in Anbetracht, dass: gegenwärtig in den bekannteren Zeitschriften kein solches, wenigstens keines von einiger Vollständigkeit existirt, hat sich die Redaction der Flora veranlasst gefunden, . Vorkeh- rungen zu treffen, um in dem neuen Jabrgange des Blattes wieder ein Repertorium der periodischen botanischen - Literatur in’s Leben treten zu lassen. Der Plan desselben ist folgender: 1) Das Repertorium erscheint in Perioden von ungefähr 1 Monat in der Form von Beiblättern mit eigener Paginirung. Je ein Bogen zählt für eine Nummer des Hauptblattes. . 2) Berücksichtigung finden die periodiseben und Gesellschafts- schriften wissenschaftlichen Charakters. Selbstständig im Buch- handel erscheinende Werke einzelner Autoren bleiben ausge- - schlossen. .3) Es werden verzeichnet die Originalabhandlungen, Ueber-: setzungen und Literaturberichte botanischen Inhalts. 4) Das Repertorium zerfällt in jeder Lieferung in 2 Theile. Der erste enthält das Register der Originalabhandlungen und Uebersetzungen. Die in der nämlichen Sehrift enthaltenen Pub- likationen erhalten als gemeinsame Ueberschrift den Titel des betreffenden Werkes. Dem Namen des Autors folgt der Titel der Abhandlung, Notizen über Tafeln und dgl. Im zweiten Theile werden die Literaturberichte verzeichnet und zwar in der Art, dass’ der:Name des Autors, dessen Arbeit besprochen wird, vor- 608° ansteht, worauf der Titel der letztern folgt nebst der Angabe, -. wo der fragliche Bericht zu finden ist, Dieser Theil ist alpha- betisch geordnet, der erstere im Allgemeinen nach den Nationen, im Besondern nach der Reihenfolge der Abhandlungen im Ori- ginal. 5) Sämmtliche Aufzeichnungen werden mit "fortlaufenden Nummern versehen. 6) Am Schlusse des Jahrganges wird ein Nominal- (nach den Namen derAutoren) und von diesem getrennt ein Real-Index. (nach den Schlagwörtern im Titel der Abhandlungen) geliefert. 7) Das Repertorium beginnt mit den Fublioationen von „An- fang des Jahres 1864 an. Die Herren Mitarbeiter erhalten in der ‚Regel den ersten Ab- klatsch zur Correctur unter. Streifband; nur bei möglichst. schnel-: ler Besorgung derselben kann Ordnung im Erscheinen der Num- mern eingehalten werden; die Correeturbögen dürfen jederzeit unter Streifband mit 1 Kreuzer- oder 4 Pfennig-Marke zurück- gesendet werden, wenn nichts anderes als auf die. Correetur Be- zügliches beigeschrieben ist. : Bu E Der Ladenpreis des Jahrganges ist 4 Thlr. = 7 fl. rhein. Die Herren Buchändler G. J. Manz und Fr. Püstet in Regens- burg, Fr. Hofmeister in Leipzig, so wie die Postämter und die Redaktion nehmen Bestellungen zu diesen Preisen an. Eingegangen für die Flora: Dr. Pötsch in Kremsmünster: Beitrag zur Kryptogamenflora des unteren Bayerwaldes. Redacteur: Dr. Hexrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen:Buch-:. druckerei (Chr. Krag’s Witwe) in Regensburg. " * ar. Inhalts-Verzeichniss. | I Original- Abhandlungen. Arnold: Die Lichenen des: fränkischen Jura 588. Christ: Beiträge zur Kenntuiss südeutopäischer Pinus-Arten 369. Czihak J. v. und Szabo: Heil- und Nahrungsmitteh, Nutk- uni Hausgeräthe, welche die Ost-Romanen, Moldauer und . Wallachen aus dem Pflanzenreiche gewinnen 151. Eichler A.: Ueber Welwitschia- mirabilis nach Hooker 459. De Bary A.: Die neuesten Arbeiten über Entstehung und Vege- -tation der niedern Pilze IL 9. » Untersuchungen über die Entwickelung einiger . Schmarotzerpilze 161. . » Ueber die Entwickelung der Sphaeria {yphina Pers. 401. a Beitrag zur Kenntniss der Nostocaceen, insbesondere der Rivularien 553. Hasskarl: Adumbrationes Commelinacearum quarundam; quas in Africae orientalis littore Mozambique reperit. Prof. Peters 385. Irmisch Th. Ein kleiner Beitrag zur Geschichte der Mierostylis - monophylla 1. _ Kabsch W.: Ueber die Vegetationswärme der Pflanzen und die Methode sie zu berechnen 520. Krempelhuber A. v.: Zur neueren Geschichte der Licheno- = . logie 337. i Lichenographische F ragmente eines un- edirten Werkes des Herm Giuseppe De Notaris 338. Flora 1868. 39 610 Landerer X.: Ueber Volksheilmittel in Griechenland 129. Molendo: Erster Bericht über die bryologische Reise 380. Zweiter „ »n “ 417. 593. NylanderW.: Lichenes quidam Scandinaviei novi 305. Circa germinationem Agarici campestris 307. » Sphaeriae quaedam Scandinaviae novae 821. Sachs J.: Ueber die Leitung der plastischen Stoffe durch ver- schiedene Gewebeformen 33. Ergebnisse einiger neueren Untersuchungen über die in Pflanzen enthaltene Kieselsäure H. 113, Beiträge zur‘ Physiologie des Chlorophylis 193. Die vorübergehenden Starre-Zustände periodisch be- weglicher und reizbarer Pflanzenorgane 449. Schultz-Schultzenstein: Die: mgenhplagisghen Gesetze der Blimenbildung und das natürliche System : der Morphologie der Blumen 13. Sch wendener: Tieber Ephebe pubescens 242. Szabo vide Czihak. Wyaler H.: Morphologische Mittheilungen 81. » Corrigiola 1it- toralis 81. 2) Tofieldia palustris 86. 3) Alisma Plantago 87. 4) Oladium Mariscus 100. 5) Tamus communis 101. n. Ueber die Blüthe von Melianthus 145. ” IL Kleinere Mittheilungen: Botanische Notizen aus Zeitungen 190. 224. 255. 286. 303. 318. 348. 365. 416. 427. 445. 464. 479. 496. 511. 539. 560. Ardoino: Catologue des plantes vasc. qui croissent spont. aux environs de-Menton et de Monaco 191. - Flora von Labrador 255. Botanische Gärten in Indien und den englischen Colonien 348. Nordwest-Australische Vegetation 348. * Die alte Linde von Scharpenbyrg 349. Die Gottesgerichtsbohne aus Alt-Kalabar 365. Botanischer Garten zu Innsbruck 367. Untersuchungen über die Respiration der Pflanzen von ‚Coren- winder 416. - Die Flora von New-Seeland nach Hooker 497. Lokale Floren von Frankreich 429. . : * . 611: Ueber W. Schimper 443. ' Die Standorte der Farrn auf den eanarisch en Inseln 445. Die Herne-Eiche 447. Die Gewächse der mördlicheq Sahara nach Duveyrier 479. Ueber die Wirkungen des Frostes nach Duncan Forbe 496. Ueber die Rolle der Infusorien beim Keimen 511. Burmeisters Excursionen an den Rio Salado del Sud 539. Die Besteigung des Kilimandjardo durch v. d. Deken und Dr. Kersten 541. Ueber botanische Gärten 560. Darwin Charles: Ueber das Vorhandensein«weier Formen und über ihr gegenseitiges Verhalten bei gewis- sen Arten der Gattung.Linum 293. Gasaustausch Wurch die Pflanzenblätter 252. Göppert: Aus dem botanischen Garten zu Breslau 289. N; ylande r .W.: De Anzi Lichenibus Longobardiae exsiceatis ob- . servationes’ quaedanı 75. Observationes quaedam circa herbarium lichenum Brittanicorum by Mudd. fasc. L—II. 77. Adhuc de lichenibus quibusdam Guineensibus 265. - on Animadversio circa notulam Friesianam 266. Personalmachrichten: 176. 192. 208. 224. 240. 254. 270. = Be 285. 304. 319,. 333. 346. 415. 443. 480. 511. 572. Pflanzengelb, über das 296. Singer: Die Blumenausstellung der bayer. Gartenbaugesellschaft in München 209. Vegetation auf dem Camerum-Gebirge in West-Africa 266. Vegetation am Lake Eyre in Australien 425. Vegetationsbilder auf Newfoundland 323. «Welwitschia mirabilis. (Mittheilung darüber) 170. - BE) +7 oT IH. Litteratur. “ Christ: Uebersicht der deutschen Abietineen 189, Crepin: L’Ardenne 363. Eichler: Exeursus morphologieüs de formatione Aorum Gymnö- spermarum 529. Fischer: Flora von Bern 331. Fritsch: Thermische Constanten 344. Karsten: Histologische Untersuchungen 91. + HR . jr) Körber: Systema lichenum Germaniae 139. Leighton: Lichenes britaniei exsiceati 825. Malmgren: Zur Lichenenflora von Russisch-Finnland- 31. Martius: Flora Brasiliensis Fasc. XXXII. Eriocaulaceae 557. Miquel: Ueber die Cycadeen in New-Holland 536. Möhl H.: Morphologische Untersuchungen über die Eiche 68. Möller F.: The’ plants indigenous to the Colony of Victoria Vol. I. 353. Nylander: Circa lichenes Armoricae et Apium Delphinatus observationes 232. Parlatore: Considerations sur la methode naturelle en Bota- nique 561. 2 Rabenharst: Kryptogamendora von Sachsen, der Oberlausitz, ‘ Thüringens ..ete. 1-93: . - uf 2: Schildkuecht: Flora venPreibung Adhtar "ah sur. 5 an. Stenz'et.K.:: Untersuchungen über Bau und Wachstum der Farne IL, 171. Wagner M.: Flora der Provinz Chiriqui ın Mittel-America 409. Walpers: Annales .botanices systematicae Val. VI. 356. Wigand: Lehrbuch der Pharmaeognosie 332.: Willkonm: Führer ins Reich der deutschen Pflänzen 345. W. Gelehrte Anstalten und Vereine. Botanische Gesellschaft zu Regensburg: “ Verzeichniss . der zu den Sammlungen eingegangenen Beiträge 31: 48. 80. 96. 128. 160. 240. 304. 320.-335. 351. 368. 400. 430. 28. . S Schlesische Gesellsehaft für vaterländische GCultur. Botanische Section 125. 135. 204. 315.. «Reiseverein Kryptogamischer 286. 334. 9 I. Berieht über die Reise Molendo’s 380. ” 1. no dom .ome.h 0” alT. 59. V. Getrocknete Pflanzensammlungen. - Anzi: Lichenes Longobardiae exsiccati 75 .! zu Arnold: Lichenes exsiecati 237. en: \ Fuckel L.: Fungi Rhenani exsiccati 74. 5 . m Hübner: Herbariönverkauf 431, Mudd Herbarium lichenum ‚Britanigorum. 7. [1 ie) 613 Rabenhorst: Herbariumverkauf 256. Zwanzi iger: Laubmoose der österreichischen Alpenländer 27. vI Register aader Personen: Amici 224. Anzi 75. Ardoino 191. Arnold 237. 588. Ba- bington 190. Bail 401. Beer 303. Billot 255. 367. Boussin- gault 10..69. 252. Brown 192. Buchholz 1. Caspary 39. Christ 189, 369. Cohn 205. 315. Crepin 363. Czihak 151. Darwin 293. De Bary 145. 192. 401. 553. De Notaris 338. Duveyrier 279. Eichler 459. 529. Fischer 331. Forbes 496. Fritsch 344. Fuckel 74. Göppert 270. 289. Goyder 425. Greville 190. Han- stein 37. Hartig 36. Hartmann 4. Hasskarl. 208. 385.° Hayes 190. 347.. Heinz 116. . Herment 208. Hilse 205. Hoffmann 11. Irmisch 1, l.. ‚Jodin 11. Kablik 347, Kabsch 114. 520. Karsten 91. ‘Körber 135. 139. Körnicke 357. Kovats 208, Krempihuber 336. Landolt 114. Landerer 129. Lasch 47. Leighton 325, Lemaire 4il. Lindsey 190. Malmgren 30. Mann 267. Martens 285. Maximo-. wicz 286. Meizen 114. Meyen 204, Milde 138. Miquel "526. Möhl 63. Mohl 36. .Molendo. 380. 417. Moore 285. Mudd 77. 325, Müller 349. 353. "Nägeli 67.. Neill 190. Nylander 30. 74. 77. 232. 265. 305. 307, 321. Varlatore 561. Pasteur 9. Payer 147. Perlay 323. Persoon 12. Peters 385. Plangen 151. Pol- lender 115. Babenhorst 91. Ray 191. Sachs 31. 11% 193. 449. Saussure 252. Schildknecht 331. Schimper 443. Schleiden 192. Sehultz-Schultzenstein 13. Schultze 115. Sehwann 19. Schwein- _fürt 333. Schwendener 240. Seemann 191. 240. Singer 208. Stenzel 125. 171. 20%. Szabo 151. Tandon 192. Traube 19. Van d. Decken 541. Van d. Broek 18. Van Tieghem 219. Wagner 409. Walper 356. Wicke 91. Wigand 332. Willkomm 345. Wydler 81. 145. Zwanziger 272. der Pflanzen. Abies 278. "Abietineae 189.’ Acacia lophantlıa 487. Acer rubrum 113, Pseudoplatanus 227. Achillea 284. Acönitum 258. Actrea 250. . Adonis 259. Aesculus Hippvcastanum 214. 226. Agaricus campestris 307. Agarici 310. Alehemilla 156. Alisma Plantago 87. 101. 226. Allium 223. A. Cepa 67. Alnus 156. Althaea 276. A. rosea 92. Amischotolype Hssk. 391. Amygdalus com- 614 munis 245. Anchusa 157. Anemone 258. Angelica 187: An- themis 284. Apium 188. Aristolochia sempervirens 129., rotunda 299. Armoracia 274. Artemisia 282. Arthocarpeae 114. Arum Dracunculus,, maculatum 152. Asarım Europaeum 230. Ascle- pias 229, Syriacus 114. Asperula 159. Aspieilia epulotica, tene- brosa 590. Aspidium 172. 309. Astragalus 279. Atriplex 186. Atropa Belladonna 157. Avena 301. “ Berberis 223.° Betula 156. Blitum virgatum 152. Boletus 313. Brassica 275. Bryonia 277. Calendula arvensis 298. Callopisma ochraceum ; „uteoalbum 590. Cannabis sativa 187. Capsicum annuum 132. 183. Carlina 281. Carica Pagaya 69. Carpinus betulus 113 Carum Carvi 189, Bulbocastanum 220. Catillaria aerustacea 592. 'Ceratophyl- lum demersum 39. Cestrum npeturnuin 41. Chaerophyllum 220. Chelidonium 250. : Chenopodium 186: “Giehortüne 38T. Chrysan- themum 283. ‘Cireäea 125. Cladium Mariscus 100. Cladonia 338. Clematis 259. Colchicum mac. 188. Commelina Petersii 585, bracteosa 386, Forskalii 387, falcata 387, angustifolia 388. Con- vallaria 225, majalıs 5. Convolvulus 157. Corallorhyza innata 5. Comus 155. Corrigiolä littoralis 81., Corydalis 5. Crambe ta- tarica 273. Crataegus 247. Cueumjs 276. Cucurbita 276, Pepe” 67. COyanus 282. Cycadeae 529. 536. Cycas 538. Cydonia 248. Cylindrium 7. Cynanchum 126. Cypripedium | calveolus 6, 299. Cystopus 75. 168. Datura Strammonium 158. Delphinium 258. Digitalis 264. Di-. psacus sylvestris 156. Discorea Batates 215. Dracontia ‚132. Encephalartos 538. Ephebe pubescens 241. Epipactis 299. Equisetum 308. Erica 127. Eriocaulaceae 357. 440. Erythraea cent. 183. Euphorbia 231. E. Peplus 71, platyphylia 69.: Fagıs 26}. Fedia olitoria 154. Foeniculum 188. . Fragaria 250. Fra- xinus excelsa 154. Fumaria 278. Fungi Rhenani 74. Galactodendron dulce 69. Galium 155. Genista, 379. Gen- tiama 185. Geum 250. Gnetaceae 529. ‚ Gratiola off. 153. Gy- rophora polyphylla 591. Hedera Helix 185. Heleborus 260, orientalis 131. Helian- thenum 251. Herniaria glabra 185. Hippuris vulgaris 152: Hir- tella silicea 113. Humulus Lupulus 187. , Hura erepitans 69. Hygrocrocis nigra 127. Hyosciamus niger 158. Hypericum 280. Imbricaria sinuosa 588, revoluta, physödes 589. Impatiehs’” Noli tangere 185. Inula 284: Isatis 273. Juglans 260. Junipe- rus 278. . % 615. Lactuca 281. Lappa'125. 281. Lamprodithyros Petersii 389, Taccazzeanus 390. Lathraea Squamaria 204. Lecanora gerina 30, albolutea. 306, diphyis, vitellinula 305, Agardhianoides 590, ' Leeidea congruella, baeillifera, geophana, petraea, lapicida, platy- garpa 30, boreella, discoidella, incolorella, Kolaönsis 306, sylvi- cola, fumosa, protrusa, goniophila sgf Lepidium 274. Lepido- zamia 536. Leptothryx cyanea 127. Lichen Acharii 31. Liche- nes Britfanici 77. 325. Lich. Longobardiae 75. Ligusticum le- visticum 188. Ligustrum vulgare 152. Lilium candidum 225. Limnochlide flos aquae 204. Linum usitatissimum 114. 222. 298. -L. perenne 285, 'grandiflorum 285.. Lithoie. ruderum 142. Lo- nicera. 157. Lycopus Europ. 158. . Macrozamia 537. Malaxus paludosa 2. Malus sylvestris 248. Mandragora 130. Martinia erecta 129. Melianthus 144. Me- lissa 263. Mentha 262. Mimosa pudica 472. Microstylis mono- phylla s. diph. 4. Mirabilis, Jelappa 40. Morus alba 156. 219. Nerium Oleander 41. Nicotiäna 157. Nostocaceen 553. Nym- phaes 124, 251. Oenanthe 188. Ophris lilifolia 4. Opulus glandulosa 221. Oscillaria leptomitiformis 127. Oxalis acetosolla 498. . Paeonia 257. Paepalantheae 441. Palmella prodigiosa 42. Panicum 301. Papaver 250. Parietaria 156. Parmelia pulverulenta 589. Pastinaca 187. Peltigera polydactyloides 265. Perono- spora 75. Pertusaria Wulf. 141. Phaseolus vulgaris 195. Physcia medians 589. Physalis 157. Pimpinella 188. Physostigma vene- nosum 366. Pinus 189. 277. P. taeda 252. Brutia, Halepensis . 869, maritima 372, Magellensis 376. Tiperaceae 40. Plantago 155. Poa annua 252. Polybl. dermatodes 141. Polygala 278, Polygonum 227. Polypodium 309. Populus 218, 228. Potamo- geton 252.“ Potentilla 250, Poterium 257. Primula 157. Prunus 246. Pulmonaria off. 157. Pulsatilla 258. Pyrenopsis, iocarpa, grumulifera 30. Querens 63, 260. i Ramalina 338. Ranuneulus 260. Rhamnus 280. Rhus cotinus 222. Ribes 184, Rivularia angulosa 557. Robinia Pseudacacia 218. Roccella 338. Rosa 248. Rubia tinctorum 155. Rubus 249. Rumex 226. Salix 154. , Salsola 186. Sglvia 153. Sambucus 217. 221. Sanguisorba off. 155. Scabiosa 154. Selinum 187. Sempervivum tect, 231, Solanum 39, 158, 159, ‚Sphaeria daerymicella, pruni« "816 formis, sorbina, vieinula 321. Spirogyra 92. Sph. typhina 401. ‚Starmia Loeselii 2. Symphytum off. 157. Syringa vulgaris 152. Tamarix 'gallica 222. Tamus comm. 101.. Taxus 278. Teu- erium 261. TIhel. umbrosum 141. Tblaspi 274. Thymus 268. Tilia 251. Tofieldia palustris 86. Tormentilla 249. Tradescantia -92%. Truba natans 156. Tremella 310. Trifolium incarnat. 497. Triticum cereale 301. Ulmus 156. Uredinese 177. Uromyces appendie. 178. Ur- ticeae 114. Urtiea 156. - Vaceinium 217. Valeriana 154. Veratrum 226. Verbascum 157. ‚Veronica 153. Verrucaria scopularia 30, cinerea fusca, demissa, macrost., ochracea, papillosa, pinquic., rüupestris 142, 143. Vinca minor 184. Viola 185. Viburnum 221. Viscum album 156. Vitex agnus 133. Vitis vinifera ı84,. 16. Ve - Welwitschie. miräbilis'270, 459. Boveißr BER ; ,-Zamia.spiralis 536, Zea Mais so, 302. i ee