TafelT. Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. (punıd -139}u() J319pur -I9Aun) pues aaqpasay | Japurquma}s}1O UON3AIYNUOY adney -uasıa 'Dyunp, au uLIep ‘puesyprajg f pues ae aq.1eUaprRH ‘(8061 11248J0H -ZImsajyps Aa sua4a3AanynY>pIaH sap neiqsumı1aı) „Msn Zunpjiquisss -11OQ 43p usıpesin ag“ :spwg [1eD 'q 'e SA10]311P}S10J -[EIZULAOLJ USUIQ.LOIS -3A sap »zjesjny waus sne yumels Zunppiqqy ld (Sımsajıpg sam) wunLIeM JSIOJJEIZUIAO..J wpp sne ORTEN) Bleichsand und Ortstein. Eine bodenkundliche Monographie von DR. WILHELM GRAF ZU LEININGEN. Mit 1 Tafel. Bleichsand und Ortstein. Hiezu die Tafel 1. Eine bodenkundliche Monographie von Dr. Wilhelm Graf zu Leiningen. Vorwort. Die umfangreiche Literatur über Bleichsand und Ortstein ist so sehr zerstreut in teilweise schwer zugänglichen Veröffentlichungen, ins- besondere forstlichen*) Zeitschriften, daß es sich wohl der Mühe lohnen dürfte einmal das Wichtigste hierüber zusammenzufassen, zumal durch die Fortschritte der Kolloidchemie**) nunmehr wenigstens einiger- maßen Aufklärung über die Vorgänge bei der Ortsteinbildung erreicht werden konnte. Die ältere Literatur über Ortsteinbildung und die damit zu- sammenhängenden Erscheinungen bespricht sehr übersichtlich P. E.Müller; namentlich haben sich dänische Autoren auf diesem Gebiet verdient gemacht. Albert führt ältere französische Forscher an, welche die Ortsteinbildung zu erklären versuchten. Aber immer noch darf wohl C. Emeis als derjenige bezeichnet werden, welcher als erster die Ortsteinfrage in ihren Grundzügen ausführlich behandelte und auch die zugehörigen Spezialgebiete (Heide, Humus etc.) eingehend besprach. Meine Aufgabe soll es nicht sein die Entwicklung der Literatur über Ortstein und die angrenzenden Gebiete zu schildern, sondern einen Überblick über den heutigen Stand des Wissens auf diesem Gebiete zu geben. Doch soll tunlichst jeder bedeutendere Fort- schritt in der Forschung mit dem Namen desjenigen Autors genannt *) Unter dem Einflusse landwirtschaftlicher Nutzung kommt Ort- stein im Boden wohl kaum zustande, nachdem die Ursachen (Humusansammlungen im oder auf dem Obergrund) fehlen! **) Zur Einführung in das Studium der Kolloidchemie empfehle ich von kleineren Werken: K. Arndt, Bedeutung der Kolloide für die Technik, und V. Pöschl, Die Einführung in die Kolloidchemie, Bi werden, der die betreffende Tatsache zuerst festgestellt hat. Mit bezug hierauf ist auch das Inhaltsverzeichnis chronologisch geordnet. Bei Beobachtungen, welche für irgend einen Punkt von besonderer Wichtig- keit sind, werden auch diejenigen Autoren genannt, welche später noch zur Lösung solcher Fragen beigetragen haben, bezw. frühere Fest- stellungen bestätigen. Es war mein Bestreben nach Möglichkeit alle positiven Kenntnisse über Ortstein und Bleichsand, wie sie in der Literatur, etwa seit 1875, niedergelegt sind, zu verwerten. Bei der kritischen Sichtung des über- reichen Materials unterstützte mich vielfach meine eigene Erfahrung. Nach Tunlichkeit wurden nur Originalarbeiten und nur aus- nahmsweise Lehrbücher und Sammelwerke herangezogen. Vielfach war außerdem ein Schriftwechsel mit einzelnen Autoren nötig. Trotzdem wird meine Abhandlung nicht lückenlos sein, was sich allein schon mit ungenügender Erforschung einzelner wichtiger Punkte erklärt. Es schien mir aber zu weit zu führen, noch auf die Kultur des Ortsteins einzugehen; die Ver- besserung ortsteinführender Böden ist ein Problem, welches noch ganz und gar nicht abgeschlossen ist und sich naturgemäß nach den örtlichen Verhältnissen richtet. Hauptsächlich in Preußen werden solche kranke Böden wieder produktiv gemacht, teils ohne teils mit Dampfpflug und Düngung; ich verweise hier lediglich auf die umfangreiche diesbezügliche Eiteräatüutr. Wenn meine Ausführungen über Ortstein etwas umfangreich geworden sind, so möchte ich darauf hinweisen, daß außer dem eigentlichen Thema: „Ortstein und Bleichsand“ die einschlägigen Humusarten, ihr Zustande- kommen, ihre Einwirkung auf Boden und Vegetation und im Zusammen- hang hiermit manche forstliche Fragen besprochen werden mußten. Maß- gebend für eine breitere Behandlung des Stoffes war der Umstand, daß der Ortstein von den Geologen bisher so wenig beachtet wurde, obwohl er auf große Strecken hin eine bedeutende Rolle spielt und aus dem Vor- kommen von rezentem Bleichsand gar mancher Schluß auf das Zustande- kommen gewisser Sandsteine etc. früherer geologischer Zeitalter gezogen werden könnte. Von größter Bedeutung für die folgenden Erörterungen sind die sog. Humussäuren. Ich halte mich in dieser Beziehung an die Untersuchungen von Baumann und Gully und nehme an, daß die sog. Humussäuren größtenteils aus Kolloiden bestehen; im übrigen verweise ich auf die Originalarbeit. I Einschlägige durchgesehene Literatur. (Chronologisch geordnet.) Sprengel: Über Pflanzenhumus, Humussäure und humussaure Salze, (Archiv für die gesamte Naturlehre VIII. Bd. Seite 1826). C. Grebe: Gebirgskunde, Bodenkunde etc. (Eisenach 1865). J. Wessely: Der europäische Flugsand und seine Kultur (1873). W. Schütze: Die Zusammensetzung des Ortsteins. (Zeitschrift für Forst- und Jagd- wesen 1874). E. ge Ortstein und Raseneisenstein. (Zeitschrift für Forst- und Jagd- wesen 1876) C. Emeis: Waldauie ist und ge ae . C. Emeis: Über das urgemäße Zurückweichen des Wa in Schleswig- Holstein (Beilage zum en des in für en wig- See 1881). E. : Der Ortstein eo ähnliche Er: Idungen in den Diluvial und Alluvialsanden (Jahrb. d. k. preuß. geo Erensein für 1885). E. Ramann: ur Kr und rs des a (Zeitschrift f. Forst- und sen 1886). P. E. Müller: yn natürlichen Humusformen (Berlin 1887). E. Spaeth: Beiträge zur Kenntnis der hydrographischen Verhältnisse von Oberfranken (Dissertation Erlangen 1889). C. Metzger: Beiträge zur Kenntnis der hydrographischen Verhältnisse des bayerischen Waldes Eee Erlangen 1892). c. . Übe mmenziehung der Stoffe in den oberen Bodenschichten (Vereins- es ee für Schleswig- Holstein 1894) c. ee Zur Aufschließung des Ortsteins durch Entwässerung (Vereinsblatt des Heidekulturvereins für Schleswig- Holstein 1900). C. Emeis: Über Hedebdenanalsen (Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 1901). P. Graebner: Die Heide Norddeutschlands (Leipzig 1901). Siefert: Über ET (Bericht über die 2. Hauptversammlung des deutschen Forstvereins 1901). A. Möller: Besprechung von Graebners Buch: Die Heide Norddeuschlands ee = Forst- und Jagdwesen 1902). A. Möller: Über die Wurzelbildung der ein- und rg Kiefer in märkischem Sandboden. en hrift für Forst- und Jagdwesen 1902.) Wilh. Emeis: Ein Beitrag zur Heidebeforstungsfrage (Vereinsblatt des Heidekultur- vereins für Schleswig-Holstein 1903). M. Helbig: Ortsteinbildung im Gebiete des Buntsandsteins (Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1903). 0. Lemcke: Über die Ortsteinbildung in der Provinz Westfalen (Dissertation Münster 1903). Ad. Mayer: Bleisand und Ortstein (Die landwirtschaftlichen Versuchstationen 1903). Otto: Erfahrungen über ergehen im Heidegebiet Nordwestdeutschlands (Bericht über die Hauptversammlung des deutschen Forstvereins 1903). J. Erdmann: Die ne ie (Berlin 1904). IV P. Graebner:? Handbuch der Heidekultur (Leipzig 1904). . Vater: Ein Vortrag über die Bedeutung des Humus für den Wald auf der 5. Haupt- en. des deutschen Forstvereins zu Eisenach (1904). K. von Zimmermann: Über die Bildung von Ortstein im Gebiete des nordböhmischen Quader. eine (Leipzig 1904) Tacke und Weber: Über einen alten, gutgewachsenen en über hartem und starkem Ortstein nn. für Forst- und Jagdwe 1905). Protokoll über die Versammlung der Direktoren der ndsbmtslen ae ise een 1906 (Terminologie a Klassifikation der. recenten Humus- usw. ine). M. er und K. Rau: Erläuterung zur geologischen Spezialkarte von Württemberg, Blatt Freudenstadt 1906). P. E. Müller und Fr. Weis: Über die Einwirkung des Kalkes auf Buchenrohhumus. Naturwissenschaftliche Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft 1907). K. Regelmann: Erläuterung zur geologischen Spezialkarte von Württemberg, Blatt Obertal-Kniebis 1907). H. Vater: Einhe itliche Benennung der Humusformen (51. Versammlung des sächsischen Forstver e 1907 R. Albert: Referat über: Erdmann, Die Sees Heide in forstlicher Beziehung. (Zeitschrift für Forst- und Jagdwe C. Emeis: Die Ursachen der Ortsteinbildung und es ne: auf die Landeskultur “ or Holstein. (Allgemeine POEER und Jagdzeitung 19 eine Erwiderung von Tancr& P. eo Erwiderung an Erdmann (Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1908). Hornberger: Ein Beitrag zur Kenntnis der Zusammensetzung der Buntsandstein- böden. (Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1 K. Regelmann: Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte von Württemberg, Blatt Baiersbronn 1 A. Baumann: Untersu migen hi über die Humussäuren I. (Mitteilungen der Königl. bayerischen Moorkulturanstait, Heft 3, 1909.) P. Ehrenberg: Die Kolloide des Bodens und ihre Bedeutung für die rege o wesen 1909). M. Helbig: Über Ortstein im Gebiete des Granites. rer Zeit- schrift für oe und Landwirtschaft 1909). M. ee Zur Entstehung des Ortsteins (Naturwissenschaftliche Zeitschrift für Forst- und Landwirtschaft 1909). R. a in zur Kenntnis der Ortsteinbildung (Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1910). G. Andersson und H. Hesselman: Verbreitung, Ursprung, Eigenschaften und An- w ng der A ae Böden (Stockhol 0). A. Baumann und Gully: Untersuchungen über die Humussäuren Il. (Die „freien H sä des Hochmoors). Mitteilungen der Königl. bayer. Moorkultur- anstalt, Heft 4, 1910.) A. Baumann: Bericht über die Arbeiten der Königl. bayerischen Moorkulturanstalt 1909) (Landwirtschaftl. Jahrbuch für Bayern 191 0). E. Blanck: Über die petrographischen und Bodenverhältnisse der Buntsandstein- formation Deutschlands. (Jahreshefte des Vereins für vaterländische Natur- kunde in Württemberg 1910.) V R. Duesberg: Wie läßt sich die durch Rohhumus und Verheidung bewirkte Boden- ve rg in Pommer’schen Forsten aufheben? (Separat-Abdruck.) R. Dues Der Wald als Erzieher. 1910. c. a und Betrachtungen über das Verhalten der Humusarten. (Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 1910.) C. Emeis: Die Ursachen der Ortsteinbildung etc. (Vereinsblatt des Heidekulturvereins ü ee RER 191 M. Helbig: Einwirkung von Kalk auf Tannentrockentorf, (Forstwissenschaftliches M. Münst: Ortsteinstudien im oberen Murgtal. (Mitteilungen der geologischen Ab- teilung des Königl. württemb. statistischen Landesamtes 191 0). P. Vageler: Ortsteinbildungen an der Küste der Kur ischen Nehrung. (Naturwissen- schaftliche Rundschau XXI. Jahrgang.) H. Vater: Die Tharandter TEE che. (Tharandter forstl. Jahrb. 1910.) H. Schreiber: ne (Österr. Moorzeitschrift Jahrgang 12 Nr. 3.) Der Begriff „Ortstein‘‘. Ortstein ist eine mehr oder weniger harte, hell, rot, braun bis schwarz gefärbte Schicht des Bodens, bei welcher eine Verkittung der Mineralteile sekundär erfolgte und zwar vorwiegend durch Humusstoffe. Man kann also den Ortstein als einen Sandstein, bezw. ein Konglo- merat mit humosem Bindemittel (Zement) bezeichnen. Freilich tragen wiederum vielfach weniger Humusstoffe als Mineral- verbindungen zur Verkittung der Ortsteinschicht bei, ja man hat Ortstein gefunden, in dem Humussubstanzen fast gänzlich fehlten, oder nur in einzelnen Schichten desselben eine nennenswerte Rolle spielten; in solchen Fällen kann man dann allerdings nicht mehr von Humussandstein sprechen; es kann z. B. vorkommen, daß unter braun bis schwarz gefärbtem Ort- stein nach unten zu der Sand zwar stark verkittet ist, daß diese Schicht vie] härter als der braune Ortstein ist, daß aber in solchem hellen Ort- stein humose Bestandteile zurücktreten; dann hat man beide Vorkommen am gleichen Orte. Solches sah ich z. B. gelegentlich einer Studienreise in der Oberförsterei Großmützelburg (Reg.-Bez. Stettin) unter der liebenswürdigen Führung des Herrn Forstmeisters Duesberg. Auch Emeis junior berichtet, daß im Norden der Provinz Schleswig- Holstein unter dem festen (unteren) Ortstein vielfach ein verhärteter, sandsteinartiger gelber Sand vorkommt. Erdmannspricht von farblosen, humosen Verbindungen im Boden und meint damit ebenfalls die genannten Ortsteinbildungen, die sich als sehr hart erweisen. Siefert, Vater, Helbig und Albert erwähnen ebenfalls farblosen, d. h. hellgefärbten Ortstein, doch sind die Angaben bezüglich des Humusgehaltes oder anderer Bindemittel leider wenig ausführlich. Glüht man solchen hellen Ortstein im Reagensrohr, so färbt er sich sofort dunkel und entwickelt brenzliche Dämpfe; bei der Behandlung mit Ammoniak entsteht momentan eine tiefdunkle Lösung. Eine Probe hellen Ortsteins aus der Lausitz, welche ich durch die Güte des Herrn Professors Albert erhielt, wies einen Humusgehalt von 2,14% auf. Es ist also wohl möglich, daß farblose Humusstoffe, bezw. organische Ver- bindungen mit zur Verkittung beitragen, wenn auch die Verhärtung solcher Schichten in erster Linie durch Mineralstoffe verursacht wird. Dahin geht auch laut brieflicher Mitteilung die Ansicht von Herrn Professor Helbig. 1 ae 2 NER! Ist also schon die Definition für Ortstein je nach dem örtlichen Vor- kommen bei den einzelnen Autoren (vergl. Helbig und Albert, Ramann u. a.) eine verschiedene, so stimmen noch weniger die Er- klärungen, oder besser gesagt Versuche einer Erklärung für die Entstehung von Ortstein überein. Wir sind nämlich noch weit von der Lösung dieser Frage entfernt. Dies ist nun weniger die Schuld der Vertreter der Bodenkunde, denen (schon ganz allein nach der Menge der produ- zierten Ortsteinliteratur zu schließen) das redliche Bemühen Licht in die Sache zu bringen nicht abgesprochen werden kann. Es liegt der Grund für die unzureichende Erkenntnis des ganzen Phänomens in der bis heute noch lange nicht genügend ausgebauten Humuschemie und hier muß der Hebel angesetzt werden. Wesen und Kennzeichen des Ortsteins. Ortstein kann in Böden entstehen, deren oberste Schicht entweder mit Humus stark angereichert oder von Humuslagen, vor allem Rohhumus bedeckt ist, wenn Nährstoffmangel, geringe Luftzirkulation und un- günstige klimatische Faktoren die normale Zersetzung der Humusteile auf- halten; es treten Fäulnisprozesse ein und werden meist sauer reagierende feste und lösliche Humusstoffe (letztere Humussole genannt) gebildet, welche eine hohe absorptive Kraft haben und ein ähnliches Verhalten wie organische Säuren zeigen, weshalb sie bisher als „„Humussäuren“ bezeichnet wurden. Die Humusstoffe greifen den Boden zunächst in den oberen Schichten stark an, bringen darin mineralische Bestandteile, darunter natürlich auch die wichtigen Pflanzennährstoffe, vor allem Kali, Phosphorsäure, Kalk und Magnesia in Lösung, greifen aber auch das für die Pflanzenernährung weniger in betracht kommende Eisen an und machen sogar die Tonerde, welche als schwer veränderlich im Boden gilt, löslich. Die Einwirkung der Humusstoffe ist also eine sehr energische. Äußerlich erkennbar wird diese Veränderung im Obergrunde dadurch, daß dieser seine Farbe, die ursprünglich durch die Gegenwart von Eisen- verbindungen bedingt war, verliert; der ehemals gelb, braun, rötlich oder erünlich gefärbte Boden wird ausgebleicht, Bleichsand, oder früher nach seiner bleigrauen Farbe „Bleisand‘ genannt. In tieferen, meist noch weniger erschöpften Lagen des Bodens, vor allem in der an leicht umsetzbaren Stoffen reichen Verwitterungsschicht, fallen nun die hinuntersickernden, gelösten Humus- und Mineralstoffe durch chemische und physikalische Vorgänge teilweise aus und verkitten die Bodenteilchen, ein Teil der Lösungen aber wandert in die Tiefe und wird vom Grundwasser aufgenommen. Die wirklichen Ursachen, welche diesen Ausfällungen zugrunde liegen, sind noch nicht alle und nicht mit genügender Sicherheit ermittelt, weil die Vorgänge im Boden sich der Kontrolle entziehen. Das Resultat der Ausfällungen aber kennt man, den Ortstein. Entsprechend den genannten Vorgängen: Auslaugung im Obergrund, Anreicherung von Mineral- stoffen in der Tiefe, ist (im Verhältnis zum unveränderten Boden, wie dieser in der Nachbarschaft von Ortsteinböden oder in größeren Tiefen unter Ort- stein gefunden wird) der Bleichsand ärmer, der Ortstein hingegen im allgemeinen reicher an Mineralstoffen. In den lebhaft gefärbten Ortstein- schichten enthält der Ortstein selbst auch mehr Humusstoffe als Bleich- sand und Untergrund. Die Gründe für diese Unterschiede werden später erörtert. Früher wurde Ortstein vielfach mit anderen Verhärtungen im Boden verwechselt. Grebeerkennt zwar schon das verschiedenartige Material ortstein- artiger Schichten (Eisen, humose und tonige Stoffe), aber Schütze unterscheidet wohl als erster genau zwischen Ortstein (als einem durch organische Substanzen verkitteten Sand) und Raseneisenstein. Letzterer, auch Sumpf- oder Wiesen-Erz oder Limonit genannt, besteht aus Eisenoxydhydraten, kiesel- und phosphorsaurem Eisenoxyd mit manchen anderen Beimengungen und ist eine von Ortstein durchaus abweichende Eisenabscheidung im Boden. Ich hebe hier besonders hervor, daß ich im Folgenden, wenn ich von Ortstein spreche, stets Neubildungen im Boden meine, bei denen eine Ver- kittung der Bodenbestandteile durch wechselnde Mengen von Mineralstoffen, jedoch stets unter Anteilnahme einer merklichen Menge von Humus- stoffen erfolgt. Wollte ich unter Ortstein auch noch Ablagerungen wie den Tonortstein Müllers!), ferner die sehr humusarmen Eisen- konkretionen (Eisensandsteine), wie sie der gleiche Autor erwähnt, oder den genannten Raseneisenstein zusammenfassen, so wären 1) Müller bezeichnet den Tonortstein als eine feste und harte Mischung von Sand und Ton von graulicher, ziemlich gleichartiger Farbe, deren Festigkeit von hinab- oder BURHHÄEREISERSLEINGUREWEEEN Partikeln, namentlich feinem Ton herrührt, wodurch die übrigen Elemente des Bodens zusammengekittet sind; der Tonortstein m Ätz-Ammoniak oder Alkali, ferner durch die Einwirkung alkalisch reagierender Alkali- verbindungen z. B. Dinatriumphosphat und Borax, oder zum mindesten entsteht doch eine dunkelbraune Lösung von Humussolen Beim Verglühen im Platintiegel schier sich Ortstein, die humosen Stoffe 1* — 4 — hier, wenn man konsequent sein wollte, auch Verfestigungen im Boden veranlaßt durch Kalk zu nennen, die doch niemand als „Ortstein“ ansprechen würde. Durch Kalk hervorgerufene Verhärtungen erwähnt in dem Kapitel Ortstein z.B. auch Wessely. Ich schicke hier schon voraus, daß im Ortstein zwar recht erhebliche Quantitäten von Eisen vorhanden sein können, daß die Ausfällung be- trächtlicher Mengen von Eisen aber durchaus nicht zum Wesen des Ortsteins gehört. Näheres hierüber später! Die Eigenschaften des Ortsteins. Die Ausformung des Ortsteins ist eine sehr verschiedenartige; bald verläuft die Schichtung horizontal in Streifen oder Bänken, bald diskordant, oft verursacht der Ortstein mit seinen weniger stark gefärbten nach oben auslaufenden Adern im Sande eine förmliche Marmorierung; zumal wenn braune, rote und schwarze Lagen abwechseln, wird das Bild ein lebhaftes; schwarzer Ortstein schließt auch oft Schmitzen von röt- lichem bis braunem Farbtone ein. Auch topf- oder trichterförmige Aus- buchtungen nach unten, gefüllt mit Bleisand, kommen vor; teils verdanken sie ihre Entstehung Kulturmaßregeln (Durchbrechung und Neubildung von Ortstein), teils hängt die Form von dem Wege ab, den das Wasser im Boden (veranlaßt durch Wurzeln, Einschlüsse von Steinen usw.) nimmt. ‚Genaueres hierüber berichtet Emeis und Ramanın. Die Mächtigkeit des Ortsteins wechselt natürlich sehr stark, sie kann wenige Zentimeter, oft aber bis zu 50 cm und noch mehr be- tragen; der Abstand von der Bodenoberfläche schwankt lokal sehr stark. Schütze erwähnt Ortstein von 4 Fuß (1,255 m) Regelmann sah einmal Ortstein von 0,80 m Mächtigkeit. An dem Wesen des Ortsteins, soweit seine äußere Erscheinung in betracht kommt, interessiert uns auch seine Farbe. Daß zwischen der Härte des Ortsteins und seiner Farbe keine Beziehungen bestehen, hebt schon Emeis hervor. Mit dem Eisengehalt könnte die Farbe des Ortsteins nur noch im Beginne seiner Ausbildung in Zusammenhang stehen, insoferne verbrennen und er zerfällt gänzlich, falls nicht neben den Humusstoffen noch ein hoher Gehalt von Minerälstoffen die Verkittung bewirkt hat. Bei der großen Ähnlichkeit, die Ortstein und Eisensandstein (sowie Eisen- konkretionen im Boden überhaupt) aufweisen, sollte man, um Täuschungen zu vermeiden, stets diese Reaktion anstellen, da die Härte, Farbe und sonstige äußere Kennzeichen solcher Schichten allein kein sicheres Urteil erlauben! — 5 — sich Eisenausfällungen durch eine gelbliche bis braune Farbe bemerk- bar machen. Jedoch wird die Ortsteinbildung durchaus nicht immer durch Eisenabscheidungen eingeleitet, und ist sie weiter fortgeschritten, so übertönen die Humussubstanzen jede andere Farbe. Wenn der Ortstein gelbbraun bis rot oder schwarz gefärbt ist, hebt er sich deutlich vom Bleichsand und Untergrund ab. Enthält er aber wenig oder hellgefärbte Humusstoffe, so erkennt man ihn nur an seiner Härte, nicht an seiner Farbe, und außerdem an seinem schon näher beschriebenen chemischen Verhalten. Regelmann (Blatt Kniebis) erwähnt, daß die Farbe mit dem Wassergehalt des Bodens in Zusammenhang steht; je trockener das Gelände ist, um so mehr weist der Ortstein eine fuchsrote Farbe auf. Wodurch die Härte des Ortsteins bedingt ist, darüber wissen wir nichts genaueres. Jedenfalls ist nicht das Eisen der Kittstoff, welcher dem Ortstein, soferne es sich nicht um extreme Fälle handelt, seine Härte verleiht; solches geht schon aus den Analysen hervor. Auch aus dem Gehalte an anderen Mineralstoffen, von denen man eine verhärtende Wirkung erwarten könnte (Tonerde, Phosphorsäure, hydratische Kiesel- säure) lassen sich keinerlei Relationen ableiten; selbst dr Humus- gehalt ist innerhalb engerer Grenzen, wie ich durch einige Bestimmungen ersah, nicht entscheidend; wenn freilich der Humusgehalt sehr hoch wird, wie dis Ramann von den Vorkommen auf mineralisch kräftigeren Böden angibt, ist der Ortstein mild und weich, doch sind das schon Extreme; vergleicht man aber die Resultate von Lemcke, welche wegen ihrer genauen Angaben betr. Härte des Ortsteins hierzu sehr geeignet sind, so findet man, daß die Analysenergebnisse einzeln und in naheliegenden Kombinationen miteinander verglichen in dieser Beziehung keinerlei Ein- blick in das Wesen des Ortsteins ergeben. Die Härte des Ortsteins ist wohl eher mit anderen Faktoren als chemischen in Beziehung zu bringen. So scheint seine Konsistenz häufig von den Feuchtigkeits verhältnissen im Boden abhängig zu sein. Wenn nämlich Tieflagen den größten Teil des Jahres ziemlich feucht sind, bildet sich ein milder, leicht durchdringlicher Ortstein aus; dies gilt nach Ramann für die nassen Heiden?.) Offenbar kommt es in solchen Schichten niemals zu einer stärkeren Austrocknung, welche eine Irreversi- 2) Die Behauptung Sjollemas (zitiert von A. Mayer), daß Bleisand und Ortstein nur auf trockenen Heiden entstehen, beruht wohl auf ungenügender Anschauung. Wie man besonders in der Schleswig’schen Heide sehr häufig sehen kann, ist gerade das Gegenteil der Fall. Alles ist eben örtlich sehr verschieden, ie nachdem einer der in Frage kommenden Faktoren überwiegt. bilität und damit die Verhärtung kolloider Stoffe zur Folge hätte. Deshalb kann Ortstein in stets feuchten Lagen auch verhältnismäßig leicht von Pflanzenwurzeln durchdrungen werden. Sehr weiche Ausfällungen im Boden von schmieriger Beschaffenheit, welche nur als Übergänge zu Ortstein angesehen werden müssen, wie sie für Missen charakteristisch sind und auf Plateauflächen mit stehendem Wasser sowie in nassen Mulden vorkommen, beschreiben Schmid und Rau. Je länger und je mehr Wasser bei der Abscheidung von humosen Stoffen im Boden einwirkt, um so schwärzer und schmieriger wird der Ortstein bezw. die Übergänge zu Ortstein. Auch Regelmann erwähnt Fälle, in denen nur speckiger und kein harter fester Ortstein entsteht, da die betr. Böden kaum austrocknen; von solchen Vorkommen wird später noch die Rede sein. Für Abhänge mit rascher Abfuhr der Niederschläge und zeitweiser Austrocknung hingegen ist rötlich gefärbter, härterer Ort- stein das normale. Es ergibt sich nicht nur ein Unterschied bezüglich der Härte ver- schiedener Ortsteinvorkommen, sondern auch hinsichtlich der Schichtenfolgen: Die oberen Lagen sind regelmäßig weich, die unteren Lagen sehr stark verkittet. Dies hat Ramann veranlaßt zwischen „oberem‘‘ und „unteren braunem Ortstein‘“ zu unter- scheiden. Unter letzterer Bezeichnung sind jedoch auch hellbraune bis sämischgelbe Vorkommen zusammengefaßt. (Mündliche Mitteilung.) Der obere Ortstein ist meist dunkler gefärbt und für die Pflanzenwurzeln viel leichter durchdringlich als der untere; deshalb kann man gelegent- lich auf dem untern Ortstein einen dichten Filz von Pflanzenwurzeln finden?), die nicht nach unten vordringen können, biegen sich ja doch auch starke Kiefernpfahlwurzeln auf ihm um. Der untere Ortstein ver- wittert auch, an die Oberfläche gebracht, viel schwerer als der obere; Beispiele hierfür erwähnt Ramann. Die Bezeichnung oberer und unterer Ortstein ist somit für die Praxis des Kulturingenieurs und Forstmanns, eventuell auch für die Bodenkartierung sehr zweckmäßig. Man kann aber allgemein gültige Regeln auch bezüglich der Härte inden Schichtenfolgen des ÖOrtsteins nicht aufstellen. So fan Regelmann bei seinen Untersuchungen (was allerdings viel seltener vorkommen dürfte) den Ortstein gerade inden obersten Schichten sehr hart, von dunkelbrauner Farbe, die tieferen Lagen weniger verfestigt, 3) Solches beobachtete ich besonders ausgeprägt bei Pontresina (Schweiz). une gl ER bräunlich bis ockergelb, den Hauptteil der Zone bildend, also gerade das Gegenteil von den meisten Beobachtungen anderer Autoren. Außer der Feuchtigkeit scheint auch die Durchlüftung der Ausbildung harten Ortsteins entgegenzuarbeiten; in grobsandigen Böden kommt es nach Regelmanns Beobachtungen infolge von reichlicher Luftzufuhr nicht zur Ausbildung von eigentlichem Ortstein, es bildet sich Orterde, ja dieser Autor hält es auch nicht für ausgeschlossen, daß durch Oxydationsvorgänge im Ortstein selbst eine Zerlegung der Humusausfällungen stattfinden könnte, welche in besonders günstigen Fällen sogar eine Auflösung des Ortsteins herbeiführen würde. Man müßte hierbei jedenfalls an die Gegenwart von viel Luft bei einer gewissen, stets vorhandenen Feuchtigkeit denken, denn sonst würden Regelmanns Aufstellungen mit dem vorher Gesagten in Widerspruch stehen. Feuchtigkeit und Durchlüftung steht immer in einem gewissen Verhältnis zur Bodendecke. So kommen lockere Ortsteinschichten nach Regelmann (Blatt Kniebis und Baiersbronn) eher-unter Heidel- beeren und Heidekraut in leicht austrocknenden, gut durchlüfteten Böden zustande; unter Sphagneen, in kälteren und nässeren Böden verhärten sich die Schichten leichter. Ob diese durch die physikalische Eigenart des Bodens bedingte Ausbildung von Ortstein oder Orterde überall in dieser Weise stattfindet, erscheint mir zweifelhaft. Vor allem dürfte sich nicht immer eine Abhängigkeit der äußeren Eigenschaften des Bodens (Farbe, Härte) von der heute beobach- teten Vegetation nachweisen lassen, da die Bodendecke, welche den Ortstein wirklich verursacht hat, vielleicht schon seit Jahrhunderten verschwunden ist. Mitunter kann die mikroskopische Untersuchung der Rohhumusschicht bezw. ihrer unteren Lagen Aufklärungen geben. — Über Ortsteinbildungen unter den einzelnen Holzarten und Boden- decken später noch Genaueres! Die Voraussetzungen für die Entstehung des Ortsteins. Nachdem wir nun einen kleinen Überblick über das Wesen des Ort- steins haben, wollen wir die Entstehung desselben soweit als möglich kennen lernen. Arme, ausgeblasene oder ausgewaschene Sande, so Heide- aber auch Diluvialsand, der in den oberen Schichten oft sehr wenig Nährstoffe aufweist, ferner manche Flußsande (vergl. Erdmann), also Bodenarten, wie wir sie z.B. in der Umgegend von Nürnberg, in der Oberpfalz, in der Lüneburger- oder schleswig’schen Heide treffen, bieten schon der a en Vegetation, insbesondere wo nährstoffreiches, für die Pflanzen er- reichbares Grundwasser fehlt, wenig Nährstoffe. Häuft sich auf diesen Böden aus noch zu erörternden Gründen Humus (aus den Resten der Pflanzen hervorgehend) an, so ist dieser Mangel an Nährsalzen im Boden auch für die Zersetzung desselben ungünstig; die Bakterien, welche auf normalen Böden die Zersetzung rasch besorgen, leiden unter diesen Nährstoffmangel und zum chemischen Zerfall (Auflösung durch rein chemische Vorgänge ohne Mitwirkung von Bakterien) ist ebenfalls zu wenig Kalk und Kali vorhanden. Oft mangelt in groben, armen Sandböden auch noch eine gleich- mäßige Feuchtigkeit, welche bekanntlich ebenfalls zur Zersetzung der Pflanzenreste beiträgt. Sind also diese ungünstigen Faktoren vor- handen, so häufen sich besonders in Kiefernaltholzbeständen, die viel Sonne, also Licht und Wärme durch ihre wenig geschlossenen Kronen hindurchlassen (so daß die obere Bodenschicht zeitweise austrocknet, was wiederum für die Zersetzung ungünstig ist), auf und im Boden (im Wurzelraum) organische Stoffe an. In dichten Beständen ist anderseits die kühlere Temperatur ungünstig für die Zersetzung (,„Mine- ralisierung“, wie sie Helbig nennt) der Pflanzenreste auf der Boden- oberfläche. Auf offener Heide ohne wesentlichen Baumwuchs rufen dagegen die gleichartigen Abfälle des Heidekrautes Humusablagerungen hervor, die hauptsächlich im Boden erfolgen, im obersten Wurzelraum des Heidekrautes. Dort tritt oft Austrocknung ein, und dieser hierdurch hervorgerufenen sehr unverweslichen Humusart schreibt Emeis mit Recht eine auslaugende Kraft zu. Die bodenbearbeitenden Regenwürmer sind bei uns unter Nadelholzarten, besonders wenn Kleinsträucher die Bodendecke bilden, recht selten; also werden die toten Pflanzenteile auch hierdurch nicht verändert, denn die anderen Glieder der Bodenfauna fallen bei uns kaum ins Gewicht. Man darf überhaupt in den Nadelwäldern besonders der kühleren Regionen, die Tätigkeit der Regenwürmer gar nicht hoch an- schlagen. Auch in Dänemark scheinen nach P. E. Müller erhebliche Unterschiede in dem Auftreten dieser Tiere je nach der Bestandsart vorzukommen: Diese Tiere bevorzugen die krautartige Vegetation, wie man sie unter Lichtholzarten findet, und meiden die mit Kleinsträuchern bedeckten Böden, also auch die Heide. Buchen- und Fichtenwälder (Schatt- hölzer) werden, falls es sich um geschlossene Bestände handelt, weniger von Regenwürmern aufgesucht. Dagegen fand sie Müller stets dann unter Buche und vor allem unter Eiche, wenn die Bestände lichter waren, ne 9) Bin ja sogar in Krüppelbeständen, wie sie ja in der Heide so häufig auftreten; - aber stets nur, wenn der Boden noch mullartig (moderartig) war. Sowie sich aber die Streudecke anhäuft und verfilzt, wandern sie auch hier aus. Mit Bezug auf die Bodenverbesserung behauptet Gräbner sogar, daß mit dem gewöhnlichen Mittel der Lockerung durch Bodenbearbeitung in Humusböden eine Gare nicht erzielt werden könne; es müsse die Tätig- keit der Regenwürmer hinzukommen. Vielleicht gilt das speziell für die Verhältnisse in der Heide; es ist sonst sicher durch Düngung und Bear- beitung, oft durch eines allein, möglich selbst Rohhumusböden produktiv zu machen; auch auf Moorboden wandern ja die Regenwürmer erst ein, wenn er schon durch solche Maßregeln produktiv gemacht ist. Wo Regenwürmer in Wald- oder auch in andern Böden fehlen, ist auch kein Maulwurf zu beobachten. Diese Tiere besorgen nebst dem Engerling und Mistkäfer immerhin doch einige Bodenbearbeitung (Duesberg) und verhindern Anhäufung von Humus auf dem Boden; in dichten und damit kühlen Beständen fehlen sie allerdings fast ganz?). Über die Rolle der Pilzmycele macht P.E.Müller sehr ein- gehende Mitteilungen. Sie tragen auch bei uns außerordentlich stark zur Verfilzung und torfartigen Verfestigung der Streu bei; allerdings kommt einzelnen Pilzarten auch eine zellulose-zersetzende, also humuszehrende Eigenschaft zu, aber nur unter günstigen Verhältnissen. (Siehe meine Abhandlung über die Humusablagerungen in den Kalkalpen, Naturw. Zeitschr. f. Forst- und Landwirtschaft 1908/09.) Die Faktoren, welche für die Verwesung der Pflanzenreste maßgebend sind, werden von Helbig und anderen Autoren in folgender Weise zu- sammengefaßt: 4. Eine bestimmte mittlere Höhe der Temperatur. 2. Genügender Wassergehalt. 3. Anwesenheit der zur Ernährung der Mikroorganismen nötigen Salze. 4. Zutritt von atmosphärischen Sauerstoff. 5. Abwesenheit von Stoffen, welche die Entwickelung von Bakterien hemmen. Die Ablagerung einer Rohhumusschicht ist weniger durch die Größe der Streuproduktion als durch die Summe der Faktoren bedingt, die ihre Verwesung begünstigen oder beschränken. — 4) Die Schilderungen P. E.Müllers über den Einfluß des organischen Lebens, besonders der höheren und niederen Tiere auf den Boden seien als sehr ausführlich hier besonders erwähnt! An Auch bei dieser Zusammenfassung wird ein Wert auf die Boden- fauna, offenbar aus den gleichen Gründen, die ich erwähnte, nicht gelegt. Von den genannten Punkten, welche für die Verwesung der Pflanzen- reste von Bedeutung sind, haben wir den klimatischen Faktoren noch besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn diese schon, wie angedeutet, in verschiedenartigen Pflanzen- beständen (Wald — offene Heide) sehr ungleichartig sind, so treten sie noch mehr hervor, falls sich auf unebenem Boden die Wirkung der Exposition bemerklich macht. Albert berichtet, daß das Auf- treten von Rohhumus und damit von Bleichsand und Ortstein im Groß- mützelburger Revier an die Nordabhänge gebunden ist; auf den Nord- seiten der Dünen ist es kühler, feuchter und es entwickelt sich, wie mir auch Herr Forstmeister Duesberg zeigte, dort eine viel üppigere Bodenflora, vor allem Beersträucher und Moose, durch die in erster Linie Rohhumus von modriger bis zu torfartiger Beschaffenheit hervorgerufen wird. M. Münst erwähnt mit bezug auf das Murgtal, daß die Roh- humus- und Ortsteinbildungen am kräftigsten in den Karen und Kar- riegeln der Nordhänge entwickelt sind, deren rauhe, feuchte und kühle Hochlage durch das Vorkommen der Legforche (Bergkiefer) gekenn- zeichnet sind. Aus der Exposition allein kann aber in Ortsteingebieten ein Schluß auf das Vorhandensein oder Fehlen von Ortstein nicht gezogen werden. Überall muß das lokale Klim a°) (Frostlöcher, Lichtungen im Walde), die Bodendecke, die Bodenfauna und die Wasserführung genau untersucht werden, der Einfluß eines dieser Faktoren kann über- mächtig werden, mehrere Faktoren vereint können die Wirkung der Ex- position ausschalten. Beispiele hierfür bringen Schmid und Rau. Wenn schon in der gemäßigten Zone klimatische Faktoren lokal ausschlaggebend sind, so kann man von vorneherein natürlich Ortstein in südlichen, heißen Ländern mit sehr ungleichmäßig ver- teilten Niederschlagsmengen nicht erwarten und schon unter klima- tischen Verhältnissen, wie sie in Ungarn herrschen (heiße Sommer, kalte Winter), scheint Ortstein nach Wessely nur in geringem Maß- 5) Vielleicht würde man hierfür am besten den Ausdruck das „stand- örtliche“ Klima gebrauchen. Je nach der Beschattung durch Büsche, Bäume, Felsen, je nachdem die Niederschläge durch die Krone von höheren Gewächsen ab- gefangen werden, kann dasstandörtliche Klima auf diekle insten Distanzen einsehr verschiedenes sein. BEE 1 on stabe vorzukommen. Im mediterranen Klima hat Müller Ort- stein beobachtet (in den Landes); es ist dies aber doch wohl als ein durch besonders gelagerte Verhältnisse hervorgerufener Ausnahmsfall zu bezeichnen. — Im allgemeinen galt bisher wohl immer die Ansicht, daß durch stark verfilzte Rohhumusdecken die Durchlüftung des Bodens verhindert werde; das setzt natürlich voraus, daß die Humusmassen selbst auch für Gase schwer durchdringlich sind; dieser geringe Gasaustausch müßte also auf die Zersetzung der Pflanzenreste auch ungünstig einwirken. Allein nach noch zu veröffentlichenden Untersuchungen von Albert ist in Sandböden selbst unter 25 cm mächtigen, stark verfestigten und ver- filzten Rohhumusmassen die Zusammensetzung der Bodenluft kaum ab- weichend, so daß damit erwiesen ist, daß der Gasaustausch im Rohhumus nicht behindert ist; Mangel an Durchlüftung könnte man demnach nicht immer als Ursache für die Anhäufung von Humus aufführen. Jedenfalls sind die diesbezüglichen Untersuchungen noch abzuwarten. P.E.Müller schildert das Verhalten dreinzelnen Humus- arten in waldbaulicher Beziehung, wobei sich schon bei ein und derselben Holzart je nach dem Zersetzungsgrade der Humusdecke große Unterschiede geltend machen, z. B. zwischen Buchen - Torfund -Mull. Die Mullform dieser Böden (heute als „Moder“boden bezeichnet) ist günstig für die Bestände, die Torfarten (‚„Rohhumus bis Trocken- torf“ nach Ramanns neuerer Auffassung) schädlich. Schon Sprengel, der in seinen heute noch höchst anerkennens- werten Studien über den Humus eine Menge Grundlegendes gefunden hat und dessen Forschungen bis zur Zeit der Baumannschen Arbeiten großenteils zu recht bestanden, kennt den ungleichen Wert verschiedener Humusarten für die Vegetation und teilt ihn hiernach und nach den Ursachen dieser Eigenschaften in eine Anzahl von Klassen ein. Auch Emeis reiht den Humus nach seinem Wert für die Wald- bäume in 3 Kategorien ein. Das Alter von Humusablagerungen spielt nach Emeis ebenfalls eine bedeutende Rolle; blauschwarzer, stark ver- dichteter Humus, welcher unter sehr alten Heidebeständen vorkommt, zählt zu den ungünstigsten Arten; auch beschreibt Emeis schon sehr eingehend die. Pflanzen der lebenden Bodendecke und ihre Ein- wirkung auf den Boden. Müller führt aber auch an, daß die Humusarten in ungleicher Weise den Mineralboden beeinflussen, je nachdem sie von verschiedenen Holz- arten, von Buche, Eiche, Fichte usw. abstammen; dies beruht auf der Abgabe verschiedenartiger Humussole; Helbig weist hierauf be- sonders hin, doch ist die Humuschemie noch zu wenig entwickelt, als daß sich Genaueres hierüber sagen ließe. Dies gilt auch von den Humus- arten, wie sie durch die verschiedenen Arten der Bodenflora verursacht werden. In seiner auslaugenden Kraft wirkt also z.B. Buchenrohhumus viel stärker auf den Boden ein, als solcher, der ausschließlich dem Nadel- abfall der Kiefer entstammt. Den Übergang der normalen Buchenstreu in torfartigen Rohhumus, der sich schon sehr bald durch eine ver- änderte Bodenflora äußert, schildert sehr eingehend P. E. Müller. Nach dem gleichen Autor neigt die Eiche viel weniger zu Rohhumus- bildung; ja in Heidegebieten, in denen der Boden auf große Strecken hin gleichmäßig in Bleisand und Ortstein verwandelt ist, fehlen diese Erscheinungen geradezu unter Eichenbüschen. Die Kiefer soll, wo sich unter ihr die Streudecke fast nur aus ihrem Nadelabfall zu- sammensetzt, (ohne daß Beersträucher usw. dabei beteiligt sind!) gerade- zu ein Humuszehrer sein; ähnlich die Birke (Erdman n). Die Lärche,ZirbeundWacholder sind unter den gleichen Voraus- setzungen nach meinen eigenen Beobachtungen der Kiefer sehr ähnlich. Fichte und Tanne stehen als Rohhumusbildner etwa in der Mitte zwischen Buche und Kiefer. Ähnliches berichtet auch P. E. Müller. Die Bergkiefer (Pinus montana), deren Streudecke fast nie frei ist von Beimengungen aus Abfällen von Kleinsträuchern und Moosen, muß ihrer schwer verwesenden Nadeln halber zu den stark Rohhumus produ- zierenden Holzarten gezählt werden. Die Rolle, welche die Bestandteile der lebenden Bodendecke in bezug auf Produktion von Humus spielen, soll hier ebenfalls geschildert werden. Die spezifische Eigenschaft der Humusbildner unter für sie günstigen klimatischen Verhältnissen (die für die einzelnen Arten sehr verschieden sind und mit dem standörtlichen Klima von Meter zu Meter wechseln) Rohhumus anstatt Moder zu bilden, beruht einmal in der Eigenart des Wurzels ystems, sich stark ver- zweigen und verfilzen zu können, außerdem in der Zersetzungsfähigkeit der oberirdischen Pflanzenteile, welche eben wieder durch das standörtliche Klima beeinflußt wird. Von den Kleinsträuchern des Waldbodens ist das Heide- kraut, welches in der Regel als sehr schädlich für den Boden bezeichnet wird, viel weniger gefährlich als in der Regel angenonimen wird. Es geht nämlich unter Heidehumus die Bildung von Ortstein langsamer vorsich als unter Buchenrohhumus, welcher nach Müller sich rascher anhäuft und mehr auslaugbare Humusstoffe enthält. — 13. — Dennoch verändert, wie früher schon erwähnt, die Heide den Boden allmählich stark und C. Emeis schreibt: „Wo die Heide bis zur Erzeugung des Ortsteins gewachsen ist, sind Buche und Eiche ohne die durchgreifendste Umgestaltung des Bodens unmöglich.“ Er teilt weiterhin auch mit, daß die Fichte in dem von der Heide so ungünstig veränderten Boden eine Verbreitung ihrer Wurzeln nicht anstrebe. Albert sagt, das Heidekraut werde erst dort gefährlich, wo es sich auf schon vorhandenen Trockentorfablagerungen ansiedelt; dies gelte nicht nur für Waldböden, sondern auch für die eigentlichen Heidegebiete. Duesberg hält die Heide mehr für ein Ze ichen von verdichtetem, ausgelaugtem Boden als für die Ursache seiner Verschlechterung. Die Rauschbeere (Vacc. uliginosum)®) liefert sehr langsam verwesende Reste, ebenso die Preißelbeere, die auch noch durch ihren unglaublich dichten Wurzelfilz Humus produziert. Die Heidelbeere kann besonders in verlichteten Beständen unter Kiefer gefährlich werden. Zu der Massenproduktion von Humus kommt noch dessen sehr geringe Zersetzbarkeit, welche das Überhandnehmen dieses Beerstrauchs dem Forstmann so unerwünscht macht. Die andern Kleinsträucher (Bärentraube, Krähenbeere, Erica carnea) sind meist nur lokal von einiger Bedeutung und selten gefährlich für den Wald. Von den Waldmoosen tragen selbst diejenigen, welche sehr üppig wachsen, an und für sich wenig zur Rohhumusanhäufung bei, z. B. Hylocomium Schreberi, loreum, splendens, Hypnum crista castrensis usw. Wenn aber Moose sich auf einem dicht gelagerten Nadelabfall an- siedeln, so bildet sich unter ihnen bald eine verfilzte Lage von torfartigem Rohhumus, die dann wiederum von der Heidelbeere in Beistz genommen wird (Duesberg). Diese Moose wirken auch noch indirekt in der Weise, daß sie den Nadelabfall auffangen, der sich dann Jahrzehntelang im Moosgeäst nicht zersetzen kann. Von diesen Moosen findet man ge- legentlich Exemplare von 30 cm Stammlänge (vergl. diesbezüglich meine Abhandlung: Über Humusablagerungen in den Kalkalpen!), welche in ihren Polstern massenhaft Nadel- und Zweigreste enthalten. Was die Sphagnumarten betrifft, so tragen diese selbst wenig zu Rohhumusbildungen bei, sie wachsen aber sehr rasch darauf, und mit ihnen, wie Duesberg schildert, auf den kühlen Nordabhängen von Inlandsdünen häufig auch andere Hochmoorpflanzen (Ledum palustre, Eriophorum). 6) Die deutsche Bezeichnung „Rauschbeere‘“‘ wird an ‚verschiedenen Orten auch für andere Pflanzen angewendet. ed Die Gräser und viele Kräuter (nicht natürlich die sog. „Beer- kräuter“, richtig „Beersträucher“) sind Humuszehre T; wo es noch möglich ist, zersetzen sie vorhandenen dem Boden aufgelagerten Humus. Nur im Hochgebirge verhalten sich einzelne Arten (Carex firma sicher, von anderen ist dies bisher noch nicht bewiesen) als Humus- bildner, ohne aber schädlich auf den Boden zu wirken. Der Rohhumus und seine Einwirkung auf Vegetation und Boden. Die früher schon erwähnten Humusarten müssen noch etwas genauer besprochen werden. Bezüglich des Ausdruckes „milderundsaurer Humus“, den man in den hier einschlägigen Ausführungen der Literatur häufig antrifft, be- stehen vielfach irrige Anschauungen. Viele sind der Meinung, daß eine Humusschicht, wenn sie blaues Lakmuspapier dauernd rot färbt (sauer reagiert), zum Rohhumus gerechnet werden müsse und können sich gar nicht genug tun in ihrer Besorgnis vor den sauren Humusarten; dem gegenüber muß darauf hingewiesen werden, daß nicht die Sarre‘ des Bodens den Pflanzen schädlich wird, sondern, daß der Zersetzungs- zustand des Bodens, und damit die Zugänglichkeit der Nährstoffe aus- schlaggebend ist. Ich habe in meinen Arbeiten über Moor und Alpenhumus diese Tatsache festgestellt. Der stark saure aber Kutg@ersetztie Alpenhumus, welcher nebenbei erwähnt, einen stärkeren Säuregrad als Hochmoor aufweist (nach der Bestimmung der sog. Humussäuren, Methode Tacke), ist ohne jegliche Bearbeitung und Düngung produktiv und läßt die natürliche Verjüngung des Waldes zu, viele Rohhumusarten aber, die ebenso sauer, oder weniger sauer reagieren, sind improduktiv. Die absorptive Kraft des Humus, seine kolloiden Eigen- schaften sind es, die die „Säure“reaktion mit Lakmuspapier vor- täuschen, indem sie die Base des Lakmusfarbstoffs an sich reißen, aus Kainit durch Absorption der Alkalien Salzsäure freimachen, dem kohlen- sauren Kalke den Kalk entziehen und Kohlensäure entbinden usw.. aber unter Humussäuren (selbst wenn es solche gibt) haben die Pflanzen nicht zu leiden, das beweisen mir die erwähnten Säure- bestimmungen. Es läßt sich nicht in Abrede stellen, daß Rohhumus wohl in allen Fällen ungünstig auf den Mineralboden einwirkt, daß er dem Bestande selbst durch ungünstige Einflüsse auf den Wurzelraum (Herabsetzung der Durchlüftung, Bodenfeuchtigkeit und Beeinträchtigung der Boden- fauna) schadet und die natürliche Verjüngung im Walde meist unmöglich macht, aber bei geeigneter Behandlung (häufig ist nur eine Störung seiner Lagerungsverhältnisse durch Bodenbearbeitung [Möller] nötig) ist Roh- humus mitunter leicht produktiv zu machen. Möller wendet sich mit Recht gegen die schlechte Beurteilung, die der Rohhumus im allgemeinen erfahren hat und zeigt, daß er bei geeigneter Verwendung ein sehr gutes Keimbett für junge Kiefernpflanzen abgibt. — Einen zerstörenden Einfluß aber von Humussubstanzen auf die Würzelchen von Keimpflanzen, wodurch die natürliche Ver- jüngung ausgeschaltet wird, erwähnt Regelmann. Doch vergißt er nicht hinzuzufügen, daß auch die Durchlüftung und Erwärmung des Bodens in Rohhumus nicht normal ist! Vielleicht findet eine Verjauchung der Würzelchen statt; Buttersäuregährung und ähnliche biologische Pro- zesse sind im Waldboden nach den Untersuchungen von Albert und Luther und Studien, die ich in Gemeinschaft mit Emmerich und Löw anstellte (Bakteriolog. Zentralblatt 1911), ganz und gar nicht aus- geschlossen! Der Einfluß von Humus auf den Boden ist jedoch nicht zu unter- schätzen. Selbst innicht extremen Fällen und wenn essichnicht um Rohhumus handelt, scheint der Waldboden unter der auslaugenden Wirkung, die eine Humusdecke durch Absorption und fortwährende Ab- gabe von Kohlensäure ausübt, zu leiden. Der Ackerbauer bezeichnet nach P. E. Müller alten Waldboden als tot und weiß, daß er erst langsam produktiv gemacht werden kann. — Wenn hier der Mangel an Nitraten im Boden und einer für landwirtschaftliche Nutzung notwendigen Bakterienflora und Boden- fauna sicher stark ins Gewicht fällt, so ist eine Erschöpfung durch Humus wohl der Hauptgrund der Schädigung; um so mehr Anlaß besteht, besonders auf armen Böden die Rohhumusbildung hintanzuhalten. Im allgemeinen muß man einen Boden, auf oder in dem sich Pflanzen- reste nicht zersetzen, schon als „krank“ bezeichnen, auch wenn weder Bleisand noch Ortstein darin auftritt; entfernt man auf einem solchen Boden auch die Rohhumusdecke, so beseitigt man damit noch lange nicht die Ursache der Rohhumusbildung und es wird sich, wie Hel- big mit Recht hervorhebt, solange immer wieder Rohhumus ablagern und die Neigung zur Ortsteinbildung bestehen bleiben, als man nicht die Faktoren wiederherstellt, oder da, wo sie von jeher gefehlt haben, neu schafft, welche zur Mineralisierung der Pflanzenreste nötig sind. Die Gefahren, welche Rohhumus, Bleichsand und Ortstein für den Wald mit sich bringen, führen dazu, daß man in erster Linie das Auf- a kommen einer schädlichen lebenden Bodendecke, welche Rohhumus hervorbringen könnte, durch entsprechende waldbauliche Maß- regeln hintanzuhalten sucht. Vor allem wäre es notwendig bei Kahlschlagwirtschaft die Bestände tunlichst lange in ent- sprechendem Schlusse zu halten, um die Kleinsträucher und Waldmoose möglichst fernzuhalten und in jungen Beständen müßten alle Lücken nachgebessert werden, um den Waldunkräutern das Licht zu entziehen, die einzige Lebensbedingung, in bezug auf welche sie anspruchsvoll sind. Wie sehr aber die ebengenannte Form der Waldwirtschaft auf den Boden einwirkt, dafür gibt uns ein mit Zahlen belegtes Beispiel Albert. Er berichtet, daß auf den Dünenzügen von Großmützelburg Kiefernwald stockt, der seit Jahrhunderten plenterwaldartig bewirtschaftet wird; die Wuchsleistungen der heute vielfach noch vorhandenen ungleich- alterigen Bestände seien für solche Böden ungewöhnlich gut (Verf. kann dies aus eigener Anschauung nur bestätigen). Leider habe man diese für Flugsandgebiete so rationelle Wirtschaft später verlassen und die als Folge des Kahlschlages entstandenen gleichalten Kiefernstangenhölzer sind um zwei Bonitäten schlechter! C. Emeissagt, was gerade für solche Fälle zutrifft: „Der Mensch hat seit langem in willkürlicher und unverständiger Weise den Haushalt des Waldes, d. h. das Ineinandergreifen der Hölzer gestört, und somit gegen seinen eigenen Vorteil nach persönlichen und willkürlichen An- sichten den Wald mißhandelt“. Regelmanns höchst beachtenswerte Aufstellungen über die Bekämpfung des Rohhumus, Bleichsandes und Ortsteins lassen sich in folgende Leitsätze zusammenfassen: „Verlichtete Fichtenbestände, Flächen, auf denen eine Verjüngung nicht rasch genug durchgeführt werden kann, und vor allem reine Kiefern- bestände bedingen häufig die Vermehrung und Verbreitung des Ortsteins selbst über bisher ortsteinfreie Gebiete. Die Zeiträume, in welchen Kahl- hieb, Waldbrände und Viehweide die rohhumusbildenden Pflanzen über- mächtig werden lassen, sind für seine Ausbildung die günstigsten.“ „Der Feldzug gegen den Ortstein besteht hauptsächlich in der Be- kämpfung von Rohhumusanreicherungen, welche im In- teresse des Waldbaus mit allen Mitteln durchzuführen ist. Entfernung der Rohhumusdecke und Zufuhr von Mineraldünger, vor allem von Kalk, ist sehr zu empfehlen. In reinen Nadelholzbeständen ist schwer gegen die Rohhumusentwicklung anzukämpfen. Vor allem sollen Buchen zwischen Fichten und Tannen angepflanzt werden.“ — BE :. Sol Nachdem diese hier nur im Auszuge zitierten Maßregeln nicht nur dann in Frage kommen, wenn es sich um Ortsteingefahr handelt, sondern der Verschlechterung der Böden überhaupt entgegenwirken, ist mit Rück- sicht auf die Nachhaltigkeit im forstlichen Betriebe dieses Resume Regelmanns zweifellos der Beachtung im höchsten Grade wert. Die waldbaulichen Maßregeln zur Verhütung von Rohhumusan- sammlungen sind aber durchaus nicht immer die gleichen. Während auf Sandboden ein möglichst starker Schluß der Bestände angezeigt ist, muß auf Urgesteinsboden, auf welchem das standörtliche Klima infolge der Wasserführung viel kälter ist, besonders in Hochlagen die Wärme in den Bestand hereingelassen werden, damit sich der Humus nicht anhäuft; derartige Maßregeln müssen aber stets Rücksicht auf die lebende Boden- decke nehmen; auf Sandboden ist die Gefahr des Überhandnehmens der Kleinsträucher unter geringer Beschirmung viel größer als auf den besseren Urgesteinböden, die eher vergrasen; dies ist zwar für den Bestand nicht günstig, da Gras dem Boden viel Wasser entzieht, aber dieser Schaden ist lange nicht so groß wie eine dauernde Bedeckung mit Kleinsträuchern. Durch Vergrasung wird übrigens vorhandener Humus (auch Torf) auf- gezehrt. — Hier noch einiges über Kalkung und Düngung. Bei der Kalkung von Rohhumusböden ist zu berücksichtigen, daß besonders dann, wenn die Kalkung in ihrer wirksamsten Form als gebrannter Kalk gegeben wird, ein Teil des im Humus enthaltenen Stickstoffs durch die rasche Verwesung, welche infolge der Kalkung eintritt, in die Luft hinausgeht; damit ist dieser für die Vegetation verloren. Besonders stark trifft dieser Verlust Sandböden, da diese erfahrungsgemäß ohnehin weniger Stickstoff festhalten können. — Ob nicht, allerdings nur bei starken Gaben von gebranntem Kalk, Pflanzengifte entstehen, ist heute noch nicht aufgeklärt; es scheint aber im Zusammenhang mit der Nitrifikation, bezw. vorhandenen Salpeterstickstoff Kalkung auf Humusböden gefährlich werden zu können; Baumann u.a. berichten von solchen Erfahrungen auf Moorboden?). Nun kommt aber auch im Humus der Wälderentgegen denfrüheren Ansichten Salpeter vor. Herrn Oberforstmeister Dr. P. E. Müller verdanke ich eine gütige briefliche Mitteilung, nach welcher in 30—40 cm starken Schichten von reinem, stark zersetztem Humus, welcher auf steifen Ton- und Mergelböden 7) Siehe die Verhandl. der 2. internat. Agrogeologenkonferenz Seite 166! (Sjollema, Feilitzen u. a.). Genaueres von Sjollema und Hudig (Verlagen van landbouw- kundige onderzoekingen der rijkslandbouwproefstations Nr. 5, 1%9). % Re: Sr ruhte, eine lebhafte Salpetersäurebildung durch Bakterien vor sich geht, was beim eigentlichen Trockentorfe, solange er unbearbeitet daliegt, nie der Fall ist. — An Stelle von gebranntem Kalk wäre auf Rohhumusflächen nach Vater Rohkalksteinmehl, noch besser Thomasmehl oder Naturphosphate zu verwenden; man vergl. die zahl- reichen Versuche dieses Autors. Nach Regelmann wirkt auch die kalkreiche Buchenlaubstreu günstig auf Rohhumus ein. Über den Wert der Kalkung auf Buchenrohhumus berichten aus- führlich P. E. Müller und Fr. Weis. Vor allem wird hierdurch die Nitrifikation des Stickstoffs, der in den Rohhumusarten der Vegetation in einem sehr unzugänglichen Zustande aufgespeichert enthalten ist, er- möglicht. Die beiden Autoren erwähnen aber auch, daß in dieser Be- ziehung des Guten nicht zuviel getan werden darf, damit nicht eine zu schnelle Salpetersäurebildung eintritt, welche eine abnorme Entwicklung und ein schlechtes Pflanzenmaterial zur Folge hat, was vielleicht für Forstgärten zu beachten wäre. Helbig beobachtete, daß sich bei einer Kalkung über das Optimum hinaus ein Abfall in der Zersetzung des Rohhumus einstellte. Über die Einwirkung von Kalkung auf fertig ausgebildeten Ort- stein wird später noch die Rede sein. Über die Möglichkeiten der Entstehung von Ortstein. (Übersichtüber die verschiedenen Theorien.) Über die Vorgänge bei der Ausbildung von Ortstein gibt es eine große Anzahl von Hypothesen. Die Verkittung der Mineralteile im Boden entzieht sich aber der Beobachtung; man kann nur einzelne Phasen ihrer Entwicklung wahrnehmen und Schlüsse hieraus ziehen. Die Fortschritte, welche die Kolloidchemie in neuerer Zeit gemacht hat, trugen zur Klärung mancher Fragen, leider aber auch zur Aufstellung unkontrollierbarer Hypothesen bei. Ich werde mich bemühen, die ver- schiedenen Ansichten über die Entstehung von Ortstein möglichst vollzählig aufzuführen. Vielfach läßt es sich nicht überblicken, inwieweitsich chemische oder physikalische Prozesse bei der Ortsteinbildung abspielen, und in welchen Stadien die chemischen Vorgänge oder die physikalischen Erscheinungen vorwalten. Schon aus den sich widersprechenden Meinungen von Autoren, wie Albertund Helbig, die zweifellos beide als Kenner des Ortsteins bezeichnet werden müssen, darf man schließen, daß geradezu die Grundlagen auf diesem Gebiete noch nicht feststehen. Hierüber u JE später noch Genaueres! Daß der Ortsteinausbildung oft bedeutende phy- sikalische Veränderungen im Boden vorangehen, ist zweifellos. Ich konnte in Sandböden, die zur Bildung von Ortstein neigen (Nürnberger Reichswald, Oberpfalz), mittels des Bohrstockes immer wieder die Tatsache feststellen, daß der Obergrund aus weniger feinem Sand bestehend dem Ein- dringen des Stockes geringen Widerstand entgegensetzte, daß aber dann eine Sandschicht folgte (etwa in 40—50 cm Tiefe), in welche man den Erdbohrer nur mit großer Mühe eintreiben konnte; sie enthielt viel feines Material, was entweder schon seit den Diluvialzeiten im Untergrunde lagert, vielleicht Absätze, die unter Wasser erfolgten, wobei erfahrungsgemäß die Bodenteilchen eine außerordentliche dichte Lagerung annehmen. Anderseits können aber die Teilchen von kleinster Korngröße erst später in den Untergrund gewandert sein; die tonigen Substanzen sind vielleicht mit Hilfe von sog. Schutzkolloiden (gelösten Humusstoffen aus den Resten der Pflanzendecke stammend) nach unten transportiert worden. Müller weist auf die Wanderung von Tonteilchen in den Untergrund hin und Reinders (zit. von A. Mayer) nimmt ebenfalls eine Verspülung toniger Bestandteile in tiefere Bodenschichten an. In neuerer Zeit bestätigt Hesselmann die Anreicherung der tieferen Schichten von Ortsteinböden an Feinerde (zit. vn Ramann, Bodenkunde S. 115). ’ In jedem Falle kann der verdichtete Untergrund durch seinen Gehalt an umsetzungsfähigen Stoffen und ausflockenden Elektrolyten die Ver- anlassung zur Ausfällung von unlöslichen Verbindungen aus den hinunter- sickernden kolloiden Lösungen geben, zumal in dem fein körnigen Material diese Lösungen naturgemäß länger festgehalten werden und so Zeit genug zu diesen Prozessen ist: das Ergebnis der Ausfällungen ist eine Ver- kittung der Mineralteile des Bodens zu Ortsteinbänken. Zimmermann sagt von dem obenerwähnten Verhalten anstauender Schichten im Untergrunde, daß sie den „Keim“ zur Ortsteinbildung in sich tragen. Vor allem kann aus Wasserhorizonten. die sich auf solchen Schichten bewegen, auch ein Verdunsten des Lösungswassers in die oberen Boden- räume hinauf, damit Konzentration und Ausfallen von Humusstoffen und ihren Verbindungen mit Mineralstoffen unmittelbar über und in den obersten Teilen der stauenden Schicht selbst stattfinden; es können Aus- fällungen aus Humus- und Minerallösungen in fester Form durch Absorption in der verdichteten Schicht zustande kommen, anderseits können sich durch Eintrocknen des Lösungswassers aus Suspensionen feste Sub- stanzen absetzen, endlich Gele bilden, die durch Austrocknung (z.B. in 2* RR der warmen und niederschlagsarmen Jaureszen) irreversibel werden und Bleichsand schon zu stark erschöpft ist) in diesen Bodenschichten, d.h. inden oberen Teilen verdichteter Bodenlagen und im Porenraume des Bodens darüber, endgültig verbleiben. In verdichteten Schichten des Bodens kann auch eine Filtration der heruntersickernden Lösungen stattfinden, in der Weise, daß feine Teile aus dieser zurückgehalten werden; die suspendierten Stoffe werden also vom dichtgelagerten Boden wie durch eine Membran zurückgehalten. Ob nun das Wasser nach oben abdunstet und dadurch die Lösung konzentrierter wird oder eine Filtration erfolgt, es können Stoffe zurückbleiben, die zunächst als gallertartige Masse im Boden lagern, oder die Sandkörnchen wie ein Firnisüberzug bedecken, allmählich aber an Dicke zunehmen und den Boden verkitten (Helbig, zum Teil auch nach freundlichen brief- lichen Mitteilungen). Nach Schlösing (zit. von Ramann, Bodenkunde) hat die Ausfällung von Humussolen durch Kalklösung (sog. Kalkhumat) eine sehr stark verklebende Einwirkung auf die Bodenteilchen. Reinders (zit. von A. Mayer) sagt, daß durch die kolloide Eigenschaft der abgeschiedenen. Niederschläge eine Verstopfung der ursprünglich durch- lassenden Schichten bewirkt wird, was natürlich ebenfalls wie eine Ver- dichtung des Bodens wirkt. Eines läßt sich ziemlich sicher sagen: Wenn der Obergrund an Basen stark verarmt ist, so verursachen in tieferen Schichten ungesättigte Humuslösungen die Verkittung; sie fallen im Untergrunde besonders leicht aus, wenn hier feinerdiges Material vorhanden ist, das reich an Elektro- Iyten ist, wie wir das gerade von der Verwitterungszone des Bodens wissen (vergl. Helbig). Alles das klingt nun recht hypothetisch! Dennoch lassen sich wenigstens manche Beweise für die Richtigkeit dieser Annahmen beibringen. Vor allem können solche Vorgänge wie die erwähnten im Laboratorium nachgeahmt werden, anderseits wird man einschlägige Beobachtungen in der Natur machen. So konnte ich an Bodenprofilen im Reichswald wiederholt Ortstein im ersten Stadium der Entstehung sehen; die Sandkörner, teilweise erbsengroß, waren wirklich mit einer dünnen Membran von Humuskörpern überzogen, zuerst noch ganz lose, in späteren Stadien schon etwas verkittet. Ramann sah gelatinöse Massen entstehen (ausgefällte Humus- stoffe), die durch Vermischung humoser Wässer mit offenbar mineral- Be. ee reicherem Grundwasser hervorgingen. Auch Helbig bemerkte (nach briefl. Mitteilung) in einem frisch aufgeschlossenen Profile bei Neubruchhausen (Hannover) gallertartige Substanzen, die sich mit Wasser aus dem Ort- stein ausschlämmen ließen. C. Emeis beobachtete im Lehmboden gallertartige Ausscheidung von Kieselsäure (die er mit Recht in Beziehung zur Bildung des Flints in der Kreide bringt) und bringt so einen sichtbaren Beweis für das Auftreten von Gelen im Boden. ieles kann aber endgültig erst geklärt werden, wenn die Chemie der Humusstoffe vervollkommnet sein wird, denn auch Versuche Ort- steinkünstlich herzustellen (Emeis, Lemcke,Ad.Mayer, Gräbner) vermögen nur das Resultat dieser Bemühungen hervor- zubringen; man erhält Bildungen, die denen in der Natur ganz ähnlich sind, doch einen Einblick in das ganze Wesen der Ortsteinbildung können wir nicht erhalten. — Mit dem Vorhergehenden soll nicht gesagt sein, daß eine derartige Verdichtung des Bodens, Einlagerung feinkörnigen Materials, unbe- dingt vorhanden sein muß, damit sich Ortstein bilden kann, obwohl die Ortsteinbildung sicher dadurch gefördert wird. In Dünensanden, die primär in verschiedenen Tiefen sehr gleichmäßige Korngröße aufweisen, findet Ortsteinbildung sehr ausgeprägt statt; aber wir wissen nicht, ob eine Bodenverdichtung der Ortsteinbildung voran- gegangen ist, nachdem dies durch Augenschein nicht festzustellen ist; nach den mechanischen Analysen und den Ausführungen von Albert scheint dies allerdings der Fall zu sein; man müßte jedenfalls einmal eine größere Anzahl von Ortsteinbildungen in gleichmäßigen Sanden (am besten Dünensanden) im allerersten Stadium daraufhin untersuchen; bei dem Wandern des Ortsteins nach der Tiefe zu, welches Ursache und Wirkung für unsere Wahrnehmung verwischt, eignen sich nur ganz junge Ortsteinbildungen zu solchen Studien, die man am besten vielleicht in der Heide anstellen könnte. Zimmermann erwähnt Ortsteinabscheidungen in losem, homo- genem Sand ohne Schichtung; auch Helbig nimmt an, daß eine Ver- dichtung des Bodens der Ortsteinablagererung nicht immer vorhergeht (briefliche Mitteilung). Hier möchte ich noch weitere Literatur über Ortsteinbildung mitteilen. Schon von Zimmermann wird angedeutet und von Albert mit Recht ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Ortstein in durch- lässigen Böden die Zone bezeichnet, bis zu welcher die aus den Sommer- regen stammenden Sickerwassermengen hinunterdringen. Se Schmid und Rau finden Ortstein besonders auf den Sonnen- seiten der Hänge, wo ein steter Wechsel von Durchfeuchtung und Aus- trocknung stattfindet, er läßt also offenbar auch in den Buntsandsteinböden die Grenze des Eindringens der Sommerniederschläge erkennen. In solchen Fällen darf man mit Albert annehmen, daß es sich bei der Ortsteinbildung um vorwiegend physikalische Vorgänge handelt, um Koagulationen von Substanzen, die im Boden in Form scheinbarer oder kolloider Lösungen zirkulieren und schon bei einer geringen Konzen- trationsänderung ausfallen; an solche vorherrschend physikalische Prozesse können sich nun leicht chemische Umsetzungen anschließen, denn die koagulierten Substanzen können, zumal sie im Boden fein verteilt sind, zu allen möglichen Reaktionen (Ausfällungen) mit heruntersickernden Bodenlösungen Veranlassung geben, wodurch die Ortsteinschicht wächst. Helbig ist anderseits zu dem Resultat gelangt, daß in den ersten Phasen der Ausfällung der Kittstoffe (Humate) hauptsächlich chemische Vorgänge wirksam sind, daß hingegen bei voll entwickelter, noch an- dauernder Ortsteinbildung die rein chemische Ausfällung nur eine geringe Rolle spielt und begründet diese Auffassung auch ein- gehend. Das letzte Wort über solche Fragen kann wohl erst gesprochen werden, wenn die Humuschemie weiter vorgeschritten sein wird. — Albert hebt hervor, daß die Tiefe, in welcher die Ortsteinab- lagerungen im Sande von Binnendünen, als auch im Flugsand nahe der Meeresküste erfolgt, eine durchaus konstante ist, 30—40 cm unter der Bodenoberfläche, sie bezeichnet eine Trockenzone im Boden. Nach Albert kommt aber Ortstein auch oft erst in 60—80 cm Tiefe vor; es handelt sich in diesen Fällen um ausgesprochen frische Böden mit nahe anstehendm Grundwasser (Mulden usw.), welche nahezu dauernd mit Wasser gesättigt sind; hier erfolgt die Ausfällung der im Oberboden ausgelaugten Stoffe im Gebiete des kapillaren Grund- wasseraufstiegs; der Grundwasserstrom gibt durch seinen Reich- tum an Basen vorwiegend zu chemischen Ausfällungen Anlaß; so beobachtete früher schon Ad. Mayer in Holland die Ausbildung von Ortstein auf der Grenze des Grundwasserspiegels. — Die Schwankungen des Grundwassers, welche länger andauernden, und die Grenzen, bis zu welchen der kapillare Aufstieg desselben im Boden reichte, werden dann durch mehr oder weniger ausgeprägte Ortsteinlinien im Bodenprofil erkennbar sein; zur Ausbildung des Ortsteins unter diesen Bedingungen dürfte aber unbedingt zeitweise stagnierendes Grundwasser und wiederholte Austrocknung erforderlich sein, denn sonst würde ja Pre 23 a nach später noch zu erwähnenden Beobachtungen nur eine Auslaugung des Bodens, nicht aber eine Ortsteinbildung zu erwarten sein; hierüber noch Genaueres! Zimmermann weist ausdrücklich darauf hin, daß die Gelegen- heit zu Umsetzungen chemischer Natur und zur Austrocknung (veranlaßt durch eine Umkehrung der Bewegungsrichtung eingesickerter Lösungen vermittels Kapillarität, also ein Zurückwandern nach oben) gerade in Zonen des Bodens gegeben ist, in die Wärme und Luft eindringen kann, also im Sande über dem Grundwasserhorizont, der auf un- durchlässigen Schichten angestaut ist; allerdings macht dieser Autor die angeführte Bemerkung in einem ganz anderen Sinne. Wenn bei reichlichen und häufigen Niederschlägen eine Trocken- zone im Boden nicht zur Ausbildung kommt, wenn deren Menge ausreicht, daß sie bis zum Grundwasserstrom hinunterdringen, so wird eine Ortsteinbildung in den erwähnten gleichmäßigen Sanden unter- bleiben. So weisen Schmid und Rau auch darauf hin, daß bei ständiger Durchfeuchtung keine Ausfällungen zustande kommen, sondern ein Versickern in den Untergrund (gemeint ist wohl bis in das Grundwasser) stattfindet. Ein heftig fließender Grundwasserstrom kann also die Lösungen fortführen (besonders wenn er sich auf undurchlässiger Unterlage bewegt) und meilenweit von dem Orte, wo er sich an Humus- und Mineralstoffen anreicherte, Ausfällungen (Ortstein) verursachen; gerade Gewässer, die Missen entstammen, sind hierzu imstande. Bezüglich dieser Punkte siehe Münst! Wenn die Bedingungen für eine Auslaugung des Bodens gegeben sind, nicht aber für die Ortsteinbildung, können nur Ausbleichungen erfolgen, ohne daß Ortstein entsteht. Unter solche Vorkommen sind die „Missen‘ einzureihen (vergl. die Arbeiten des Kgl. württemb. geol. Landesamtes). ; Ausbleichung des Bodens unter Rohhumus ohne Ortsteinbildung, oder nur mit einer Anreicherung speckiger Humussubstanz, zum Teil mit Eisenortsteinlagen erwähnt auch Regelmann (Blatt Kniebis). Derartige Vorkommen sind auch im Nürnberger Reichswalde an dauernd nassen Stellen zu beobachten. Münst gibt an, daß bei sehr starker und stetiger Wasser- bewegung im Boden (Quellen, Grundwasser) an Stelle von Ortstein eine schmierige, schwarzbraune Humatausfällung den Sand erfüllt; BE dies ist besonders auf Plateauflächen im Schwarzwalde der Fall; zu einer Ortsteinbildung würde öftere Austrocknung notwendig sein (Schmid und Rau; siehe auch unter „Härte“ des Ortsteins!). Letztere Autoren erwähnen Bleichsand ohne Ortstein bei Böden, in welchen der anstehende Buntsandstein nahe unter der Oberfläche liegt. Was Ausbleichung ohne Ortsteinbildungen betrifft, sei hier auch daran erinnert, daß überhaupt nicht jede Art. von Humusablagerungen geeignet ist, derartige Ausfällungen zu verursachen, sondern daß unter solchen Humusanhäufungen ein großer Untersc hi ied besteht, wie Helbig hervorhebt. Wenn auch eine erhebliche Differenz im Gehalte verschiedener Humus- arten an Pflanzennährstoffen nicht vorhanden ist, so ergeben sich doch bei der Kultivierung von Humus, je nachdem er von Buche, Kiefer oder Heide herrührt, große Unterschiede, die also doch wohl nur auf eine Eigenart der Humus substanzen selbst zurückzuführen sind (Ramann). Ungleiche Ursachen werden aber auch ungleiche Wirkungen zur Folge haben. Würde jeder Auslaugung von Mineralstoffen durch auflagernde Humusmassen eine Ortsteinablagerung entsprechen, so müßte man ja gerade unter Torfmooren regelmäßig Ortstein antreffen, während man nur eine Ausbleichung der überlagerten Gesteine und Böden wahr- nimmt. Wo Ortstein unter Moor vorkommt — im norddeutschen Diluvium ist dies mitunter der Fall — ist der Ortstein primär, das Torf- moor eine sekundäre Bildung, durch die vom Ortstein hervor- gerufene Stagnation des Wassers im Boden und durch sonstige Boden- verschlechterung veranlaßt. Ramann und Lemcke erwähnen anderseits, daß Ortstein auch in der obersten Bodenschicht vorkommen kann, ohne daß Bleichsand darüber lagert; das kommt jedoch nur in Ausnahmefällen vor, denn diese Zone ist, wie Helbig sagt, die relativ günstigste für die Verwesung; deshalb wird sich also der Ortstein, wie das für die meisten in der Literatur aufgeführten Fälle zutrifft, nur in tieferen Schichten halten können. Doch sieht man aus den erwähnten Ausnahmen, daß sich die Vorgänge, wie sie sich in der Natur abspielen, in kein Schema pressen lassen! nn Ausfällungen in stagnierendem Grundwasser deuten folgende Beobachtungen hin: Ramann sagt von den trockenen Heiden, daß der Ortstein dort häufig nur in der Form der Braunerde vorkommt, und nur aus- nahmsweise größere Mächtigkeit annimmt; die höheren Lagen sind in der Regel frei von Ortstein, während die Abhänge und namentlich die Senken Abscheidungen zeigen; in den nassen Heiden richtet sich das Ortsteinvor- kommen in gleicher Weise nach der Bodenausformung. Auch nach Erdmann überwiegen in den trockenen Heiden die ortsteinfreien Böden; in Tieflagen mit häufigem Stauwasser, wo vermutlich schon seit langem Humusanhäufungen stattgefunden haben, fehlt Ortstein nur selten. Erdmann schreibt anderseits, daß in Flußsandböden Ortstein niemals im kapillaren Sättigungsgebiet des Grund- wassers auftritt; es scheint also entweder unter solchen Umständen die Fortführung von heruntersickernden Lösungen, welche in diesem Falle naturgemäß begünstigt ist, eine Ortsteinbildung nicht zu ermöglichen, oder aber es bildet sich kein Ortstein, weil in diesen Schichten nie eine Konzentration oder gar eine Austrocknung zustande kommt. Durch diese Beobachtung Erdmanns wäre jedenfalls die Annahme, daß durch Berührung der humosen Sickerwässer mit dem Grundwasser (das ja immer Mineralstoffe gelöst enthält) Ausfällungen entstehen, nicht allgemein gültig, und dieses Phänomen würde tatsächlich nur auftreten, falls es sich um stagnierendes Grundwasser handelt, wie das von Tieflagen in der Heide erwähnt wurde. — A. Mayer erklärt die Einleitung der Ortsteinbildung durch eine Ausfällung von unlöslickem Ferrihumat (hervorgegangen durch Oxydation des löslicheren Ferrohumates vermittels sauerstoffreicher Luft im Boden), das dann ‚„‚Kerne“ zur weiteren Abscheidung bodenverhärtende Substanzen abgibt; er gibt die Gründe für Reduktionsprozesse in den oberen und Oxydationsvorgängein den unteren Bodenschichten an. Der gleiche Autor hält auch eine Abscheidung von schwarzen Humusstoffen im Boden durch Frost für möglich. Bekanntlich kann man aus Humussolen durch Gefrierenlassen tatsächlich ein irreversibles Gel erhalten: so müßte, falls die betreffenden Bodenschichten dem Froste noch zugänglich sind, ebenfalls ein schwarzer Ortstein entstehen, nach Art des später zu erwähnenden, von P. E. Müller geschilderten Vor- kommens. Hierdurch wird jedoch keineswegs die Annahme des letzteren Autors unwahrscheinlich. Im übrigen ist es auffallend, daß die Auffassungen von A. Mayer, die gar manchen Beitrag zur Lösung der Ortsteinfrage bieten, in der neueren Literatur so wenig Beachtung mehr finden. Jedenfalls kann man seine Theorie, die natürlich auch nur eine der vielen Mög- u lichkeiten, wie Ortstein zustande kommen kann, dartut, nicht mit wenigen Zeilen erledigen. Näher kann aber hier auf seine ausführlichen Darlegungen leider nicht eingegangen werden. Ramann (Bodenkunde) weist darauf hin, daß außer der aus- fällenden Wirkung, welche Elektrolyte in der Verwitterungszone des Bodens auf heruntersickernde Lösungen kolloider Natur ausüben, auch noch eine gegenseitige Ausfällung von Kolloiden stattfinden kann: Unter dem Einfluß der Schutzkolloide werden Eisenoxyd und Tonkolloid löslich®) ; sie müssen hierbei elektrisch geladen werden. Diese Lösungen kommen in Berührung mit Bodenschichten, die größere Mengen elektro- positiv geladenen Eisenoxydhydrates enthalten, dessen Elektrizitätsmenge überwiegt und nun sowohl die humosen Stoffe, wie die mitgeführten anderen Kolloide zur Ausfällung bringt. Als Beispiel für die Ausfällung eines Kolloides durch ein anderes erwähne ich folgenden Vorgang. Behandelt man Torf oder Ortstein mit verdünnter Kalilauge und versetzt den abfiltrierten dunkelbraun gefärbten Auszug (sog. „Kalihumat“‘) mit Kaliwasserglas, so scheidet sich bei geeigneter Konzentration bald das Kieselsäurehydrat als Gallerte aus. Diese läßt sich leicht mit Wasser ausziehen, wobei sie weiß wird. Die ausgewaschenen, durch Kalilauge in Lösung gehaltenen Humussole (sog. Kalihumat) geben neuerdings mit Kaliwasser- glas versetzt die gleiche Reaktion bei entsprechender Konzentration ebenso deutlich! Auch Ortstein selbst mit Wasserglas behandelt gibt die Veranlassung zur Abscheidung von Kieselgallerte und zwar schneller als der Kali-Extrakt daraus und schon bei geringerer Konzentration. Diese Vorgänge können sich in ähnlicher Weise vielleicht bei der Ortsteinbildung selbst abspielen. Diese Reaktion macht übrigens, wie ich hier gleich betonen möchte, auch die teilweise Auswaschung des Kali aus dem Ortstein erklärlich. Schon Sprengel kannte die erwähnte Ausfällung und schreibt: „Mit der Humussäure geht die Kieselerde keine Verbindung ein, denn setzt man kieselsaures Kali zu in Wasser gelöster Humussäure, so scheidet sich die Kieselerde als eine gallertartige Substanz aus der Flüssigkeit und diese färbt sich etwas dunkler, indem sich humussaures Kali bildet.“ Es ist, wie ich hier nebenbei bemerke, nicht unmöglich, daß der Dopplerit, welcher in den offiziellen Nomenklaturen (obwohl mit Recht?) als „niedergeschlagene, fest gallertige Humussäure“ bezeichnet 8) Nach brieflicher Mitteilung von Herrn Professor Sauer könnte es sich um lösliche Alkalitonerdehumate handeln! IE en wird, seine Eigenart ähnlichen Ausfällungen verdankt. Die Beobachtungen von Miklauz deuten darauf hin! (Vergl. Zeitschrift für Moorkultur und Torfverwertung 1908 Heft 6!) Wenn wir von der Ausfällung von Mineralstoffen in der Ort- steinschicht absehen und uns nur mit den Humusstoffen im Ortstein befassen, so darf man es als sicher annehmen, daß die Anreicherung der Ortsteinschicht mit Humus und die Verkittung der Mineralteile im Boden auch durch stark zersetzte Pflanzenreste erfolgen kann, die mit Hilfe des versickernden Wassers in den Boden hinuntergewandert sind. (Die Rolle der Wurzelreste, welche im Boden verbleiben, soll später erwähnt werden.) Hier sei besonders auf die Wahrnehmungen von P.E. Müller hingewiesen. Hiernach findet ein mechanisches Hinunterschwemmen von Humussubstanzen („Humuskohle“) in grobkörnigen, porösen Sandböden statt und zwar erfolgt das Absetzen der Humusteile in einer Zone des Bodens, welche von einer verdichteten “ Schicht unterlagert wird. Besonders günstig für das Eindringen von Humusstoffen erweist sich der Sandboden, soweit als er vom Froste gelockert werden kann. Daß die Einlagerung von Humus, welche zu Ausbildung von schwarzem Ortstein führt, in solchen Fällen auf mechanischem Wege vor sich geht, dafür gibt Müller als einen triftigen Beweis an, daß die Quarz- körner in solchem Ortstein nackt und nicht wie sonst ganz von Humus- substanzen inkrustiert sind. Auf diese Art nehmen die ansehnlichen schwarzen Ortsteinschichten, wie sie in feuchten Heiden vorkommen, durch die Aufnahme von reichlich Humus geradezu eine torfartige Beschaffenheit an und es wird also Ortstein bis hinunter zur Frostgrenze gebildet. Schon Biedermann erwähnt die Entstehung von Ortstein durch das Hinunterwandern von Humusstaub in reinen Sandboden und nach Lemcke tritt schwarzer Ortstein von der Art des eben geschilderten ohne Zusammenhang mit braunem durch Ausfällung entstandenen Ort- stein auf. Auf Grund seiner mikroskopischen Untersuchungen nimmt Lemcke an, daß die Entstehung solcher meist lockerer Ortsteinlagen am besten nach P. E. Müller erklären läßt. Auch Helbig gibt die Möglichkeit eines solchen Prozesses, wie er schon von Senft angedeutet wurde, zu. Es ist mir geradezu rätselhaft, wie man an der Entstehung von Ortstein auf dem Wege der Einwanderung von Humusteilchen auf mechanischem Wege zweifeln kann, wie dies früher so häufig geschah. Da und dort muß Ortstein unbedingt auf diese Art entstanden sein! Re. In feinkörnigen, vor allem in tonigen Böden kann allerdings durch Hinunterschwemmung von Humus (oder besser gesagt: dadurch, daß hinuntersickernde Wässer feine Humusteilchen n achsaugen) kein schwarzer Ortstein entstehen. Ein Analogon zu dem erwähnten, durch Nachsaugung von Humus- teilchen entstandenen Ortstein ist der früher erwähnte Ton ortstein, bei welchen feinste Tonpartikel (geschützt durch kolloide Humusstoffe) in tiefere Bodenschichten gelangen; auch dieser fehlt nach M üllers Aus- führungen in feinkörnigen Böden, was seine Theorie nur DESTATtTIET. Wenigstens ein Teil des Humusgehaltes im Ortstein und mitunter auch seine dunkle Färbung muß notwendigerweise auch auf die vielen im Ortstein enthaltenen Wurzelreste zurückgeführt werden. Zimmer- mann fand Reste von Heidekrautwurzeln im Ortstein, Müller scheint jedoch hierauf weniger Gewicht zu legen ebenso Vageler. Ich selbst fand im weichen, braunen (oberen) Ortstein von Pont- : resina solche Mengen von Pflanzenwurzeln, lebende und abgestorbene, daß ich diesen einen wesentlichen Anteil an der Humusanhäufung im Ortstein zuschreiben muß. Solche Faktoren wechseln eben lokal sehr stark! Wenn nach den bisherigen Ausführungen zwar gerade Rohhumus- böden zu Ortsteinbildung neigen, so müssen die Humusansammlungen nicht in allen Fällen von so schädlicher Art sein, auch unter moder- artigem Humus kann Ortstein vorkommen. Beispiele hierfür bringt Münst (Analysen von Ortstein im Buntsandsteingebiet) und der Ver- fasser: Über ein Vorkommen von Bleichsand und Ortstein in den Zentral- alpen (Centralbl. tür das ges. Forstwesen 1911). Selbst durch Einwirkung zersetzter Nadelstre u, auch ohne daß sich Humusschichten auf dem Boden anhäufen, kann Ortstein ent- stehen, wie dies Müller in Wäldern von Pinus Maritima bei Bordeaux schildert. Doch scheint es sich hier um eine Ausnahme zu handeln, bei der wohl die große Menge zersetzter Nadeln es mit sich brachte, daß lösliche Pflanzenstoffe in den Boden eindrangen und dort wie humoses Sickerwasser wirkten (Anm. des Verf.) Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten einer Ent- stehung von Ortstein und ich glaube, aus dem Gesagten dürfte wohl zur Genüge hervorgehen, daß man nicht eine einzelne dieser Entstehungsart als die stets und überall vorkommende bezeichnen darf, sondern daß selbst auf geringe Entfernungen hin die Ortsteinbildungen durch verschiedene Ursachen hervorgerufen sein können. BERN Die Mineralstoffe im Ortstein. Von den im Obergrund durch Atmosphärilien und Humusstoffe aus- gelaugten Mineralstoffen werden nur einzelne im Untergrund bei der Ortsteinbildung angereichert, und es ist für den Forstwirt, der auf Sand- böden fast regelmäßig die Kiefer, eine tiefwurzelnde Holzart anbaut, nicht gleichgültig, ob die Nährstoffe, die aus dem Obergrunde durch Humusstoffe ausgelaugt werden, der Waldvegetation gänzlich verloren gehen, oder ob sie sich vielleicht in tieferen Schichten, in welche Tief- wurzler ihre Wurzeln hinunterzutreiben vermögen, anhäufen. Albert beweist durch seine Analysen, daß etwa 90% der dem Bleichsand ver- loren gegangenen Mineralstoffe in der Ortsteinschicht festgehalten werden. Über die Art und Weise der Ausfällungen in der Ortsteinzone will ich bei der — ich möchte sagen — absoluten Unkenntnis, die wir von diesen Vorgängen haben, keine Vermutungen, auch nicht solche, die in der Literatur in unheimlicher Menge geäußert wurden, aufstellen. Hier soll nur das mitgeteilt werden, was sich an hand der analyti- schen Belege über die Zusammensetzung des Ortsteins sagen läßt. Während sich vor allem Tonerde und Phosphorsäure im Ortstein anreichern und das Eisen in den meisten Fällen ebenfalls wenigstens zum großen Teile im Ortstein verbleibt, gelangen Kalk, Magnesia und Kali offenbar sehr leicht in die Grund- wässer: ein Teil dieser wichtigen Pflanzennährstoffe geht also für die an Ort und Stelle wachsenden Pflanzen verloren. Über die eigentlichen Vorgänge läßt sich nach dem heutigen Stande der Humuschemie wenig Sicheres sagen, aber deutlich geht aus allen einschlägigen Arbeiten das Resultat hervor: Es entspricht im allgemeinen jeden falls einer stärkeren Auslaugung des Obergrundes (Bleichsand) eine stärkere Anreicherung im Unter- grund (Ortstein). Was die einzelnen Stoffe im allgemeinen betrifft, so hängt es wohl von der stärkeren oder geringeren Absorptionsfähigke it des Ortsteins ab, wie viel davon ausgewaschen oder aufgespeichert wird. Die Absorptionsfähigkeit steht aber wohl sicher in Beziehungen zum Alter des Ortsteins und zur Verdünnung der Lösungen, also zur Wasser- führung. Mit Bezug auf das Alter des Ortsteins sagt P. E. Müller: „Die absorbierende Schicht hat die Eigenschaft, daß ihr Absorptionsver- mögen im Allgemeinen immerfort in demselben Grade steigen wird, in welchem sie mehr Stoffe zu absorbieren vermocht hat“. — 40 Der allererste Beginn aber ortsteinartiger Ausfällungen im Boden und weitere Umsetzungen bezw. Absorptionsvorgänge werden durch die Verwitterungsschicht eingeleitet oder durch eine Verdichtung im Boden oder in ganz gleichmäßigen Böden (z.B. gleichkörnigen Sandböden) durch physikalische Vorgänge, durch eine Konzentration, Koagulation, Aus- trocknung, deren Produkt selbst schon Ortsteincharakter, wenn auch nur im kleinsten Maßstabe, trägt. Alles wird je nach den örtlichen Verhältnissen sehr ver- schieden sein. Von den Vorgängen bei der Ortsteinbildung wird einer der wichtigsten die hydrolytische Spaltung der aluminiumhaltigen Silikate im Öbergrunde sein. Man muß ferner annehmen, daß die hydrolisierten Silikate dann noch tiefgehenden Veränderungen durch die lange dauernde Einwirkung der Humusstoffe unterliegen. Schon Sprengel sagt, obwohl er die Vorgänge bei der Hydrolyse noch nicht kannte, daß „‚die Humussäure die merkwürdige Eigenschaft hat, die Kalk- und Tonerdesilikate zu zer- egen“. Auch P.E.Müller hat die Auflösung von Tonerdesilikaten unter dem Einfluß der Humusstoffe beobachtet. In neuester Zeit betonen insbesondere Sauer (auch brieflich) und seine Mitarbeiter eine Spaltung der Tonerdesilikate durch die Humus- stoffe, außerdem besonders auch Albert. Unter der Einwirkung gelöster Humusstoffe, die wir uns im Über- schusse denken müssen, so daß eine Absättigung durch Alkalien nicht stattfindet, würde also nach den genannten Autoren Tonerde löslich und wandert dann in die Tiefe, bis sie auf labile Mineralstoffe, die sich ja in der Verwitterungsschicht in Menge finden, stößt; hier erfolgen dann Aus- fällungen, da die bisher als Schutzkolloide dienenden Humusstoffe, sei es aus chemischen oder physikalischen Gründen, ausfallen und nun Um- setzungen mit den durch Verwitterung angegriffenen Mineralien erfolgen können. So kommt die für den Ortstein geradezu typische Anhäufung von Tonerde in dieser Bodenschicht zustande. Es läßt sich wohl aus einer Zusammenstellung und Vergleichung der großen Anzahl von Analysen entnehmen, daß in der Ortsteinschicht fast ausnahmslos die Tonerde stark angereichert ist; trotz der vorigen Überlegungen wissen wir aber doch nicht sicher, auf welchem Wege. Für die Tonerde im Ortstein können sich nämlich auch deshalb analytisch so hohe Zahlen ergeben, weil die Tonsubstanz als solche (ungespalten) ähnlich wie im Tonortstein heruntergewandert und im Ort- stein ausgefallen ist. Behandelt man nun im Gange der Analyse das — 141 — Ortsteinmaterial mit Salzsäure, so erhält man natürlich eine hohe Zahl für Tonerde. Mit Bezug auf diese Umstände sind die Ausführungen Alberts von Bedeutung, welcher sagt, daß die leichtere Beweglichkeit der Tonteil- chen im Bleichsande die Folge eines Mangels an löslichen Salzen seien (welche ausflockend wirken könnten und so die Tonsubstanzen im Öber- grund zurückhalten würden) und eine stete Begleiterscheinung der Humus- säureverwitterung. — | Beweiskräftig für eine Wanderung der einzelnen Stoffe sind Analysen von Bodenprofilen (Bleichsand, Ortstein, Untergrund) eigent- lich immer nur dann, wenn die Schichten, aus denen das Analysenmaterial entnommen ist, ursprünglich unter sich gleichwertig waren und zwar in chemischer und physikalischer Beziehung. Dies ist bei den Analysen von Albert der Fall und nur unter solchen Voraus- setzungen ist man zu Schlüssen berechtigt, wie sie dieser Autor bezüglich der Wanderung der Nährstoffe zieht. Aber einen genauen Aufschluß, auf welchem Wege die Anreicherung im Ortstein erfolgte, erhalten wir auch unter solchen Umständen nicht. — Die Aufspeicherung von Phosphorsäure im Ortstein geht nach Albert im Ortstein geradezu quantitativ vor sich und ist gleich der Anhäufung von Tonerde charakteristisch für diese Schicht. Der Reichtum an Phosphorsäure im Ortstein scheint durch den hohen Gehalt des Ortsteins an Tonerde bedingt, welche ja die Phosphorsäure zu fällen imstande ist, doch scheint auch eine vielleicht durch physikalische Fak- toren (Austrocknung) hervorgerufene Ausfällung organischer Phos- phorsäureverbindungen möglich, was Münst hervorhebt. Wenn man die Analysen vn Ramann, Lemcke undMünst vergleicht, ergibt sich, daß in 15 von 21 Analysen ganzer Profile die höchsten Zahlen für Phosphorsäure (die in Ortstein festgestellt wurden) mit den für Tonerde zusammenfallen; in weiteren 5 Fällen wurde die höchste Zahl für Phosphorsäure auch im Ortstein gefunden und gleichzeitig auch ein bedeutender, wenn auch nicht maximaler Gehalt an Tonerde, jedenfalls mehr als genügend, um die Phosphorsäure zu binden. — Eisen, Kalk, Magnesia, Kali und Natron werden teils mit, teils ohne Hilfe von Humusstoffen durch die Tagwässer im Ober- grund gelöst. Für Kalk und Magnesia sind Humusstoffe kaum nötig zur Lösung; ja man möchte mit Albert annehmen, daß sie schon größtenteils ausgelaugt sind, bevor der eigentliche Prozeß der Ort- steinbildung beginnt; sie würden auch zu viel ungesättigte Humussole an sich reißen, so daß für die Lösung von Tonerde und Phosphorsäure nicht genug davon vorhanden wäre. Nach den Analysenresultaten wird zweifel- ie los Kalk und Magnesia ausgewaschen, was aber auch durch eine spätere Zersetzung (Verwesung) kalkhaltigen Ortsteins erklärt werden könnte. Das Kali wird meist im Ortstein angereichert, es wandert also vermutlich später aus dem Bleichsande aus mit Hilfe von Humusstoffen. Seine Anreicherung im Ortstein beruht offenbar auf einer hohen Absorp- tionsfähigkeit, die der Ortstein in den ersten Stadien seiner Entstehung noch kaum haben kann. Münst scheint nach seinen in dieser Beziehung etwas schwer ver- ständlichen Ausführungen hingegen Wert auf Ausfällung des Kali im Ortstein zu legen; eine Anreicherung des Kali im Ortstein geht auch aus der Betrachtung des Analysenmaterials der verschiedenen Autoren tat- sächlich hervor, welche nur selten einen Mindergehalt des Ortsteins an Kali gegenüber dem Untergrund (unveränderten Boden) angeben; doch ist dieses Mehr an Kali im Ortstein nicht so bedeutend, daß man auch nur annähernd von einer quantitativen Ausfällung des Kali sprechen könnte, und Alberts Untersuchungen, die unter viel günstigeren Verhältnissen (gleichartige Bodenschichten) ausgeführt wurden, lassen auch deutlich eine egführung von Kali aus dem Ortstein in die Grundwässer erkennen, welche mir vollkommen erklärlich wird durch das Verhalten von kieselsauren Kalilösungen gegenüber Humussolen, welches bereits besprochen wurde. Humusstoffe wirken also lösend auf das Kali ein und umgekehrt. Wenn ich gerade auf das Kali als Transportmittel für weg- zuführende Humussole Gewicht lege, so geschieht das, weil gerade die braunen, humosen Wässer aus Silikatgesteinsgebieten viel Kali (und außer- dem freie Kieselsäure) gelöst enthalten, wie dies Spaeth für die Gewässer des Fichtelgebirgs und Metzger für den bayerischen Wald nachgewiesen haben, eine Tatsache, die ja auch sonst oft erwähnt wird. Eisen wird der Hauptmenge nach wohl im Obergrund durch Humusstoffe beweglich gemacht und größtenteils im Ortstein ab- sorbiert. Doch würde zur Lösung des Eisens auch Kohlensäure allein, ohne die Mitwirkung von Humussäuren genügen, auch eine Lösung des Eisens ohne gleichzeitige Reduktionsprozesse als Oxydverbindung muß nach Albert und Ramann entgegen früheren Anschauungen für häufig vorkommend angenommen werden. Auch beim Eisen ist, ähnlich wie beim Kali, hie und da eine Aus- waschung zu konstatieren. Das Eisen scheint trotz seiner chemischen Affinität, zur Phosphor- säure, die ja im Ortstein so reichlich enthalten ist, sehr beweglich, d. h. es wird in ihm durchaus nicht, wie zu erwarten wäre, quantitativ aufgenommen. In 7 von 26 Fällen war der Eisengehalt am höchsten im Untergrund. Vielleicht ist also ein Teil des Eisens schon vor der Aus- bildung von Ortstein aus dem Obergrund ausgewaschen worden. Ich möchte diese öfters festgestellte Auswaschung des Eisens hier nochmals besonders hervorheben, da vielfach, wie erwähnt, noch die irrige An- sicht herrscht, eine Anhäufung von Eisen sei für die Ortsteine charakteristisch, obwohl schon Schütze den oft sehr geringen Eisengehalt des Ortsteins durch Analysen festgestellt hat! Der Mehrgehalt des Ortsteins an Natron gegenüber dem un- veränderten Boden (Untergrund) ist so gering, daß Albert an einen Basenaustausch von Kali gegen Natron bei der Absorption denkt. In zahlreichen Fällen enthält der Ortstein tatsächlich sogar weniger Natron als der Untergrund. — Aus dem zahlreichen Analysenmaterial kann ich, um einen Überblick über die Verteilung der Mineralstoffe in Bleichsand, Ortstein und Unter- grund zu geben, nur einige Beispiele aufführen. Ich folge hier Helbig, der uns bereits eine hübsche Übersicht über die Nährstoffe in Bodenprofilen verschiedener Formationen gegeben hat; hierdurch wird jedoch ein ein- gehenderes Studium der gesamten in der Literatur vorhandenen Ana- lysen nicht erspart, fallı man vollen Einblick in diese Verhält- nisse zu haben wünscht. Es betrugen die salzsäurelöslichen Stoffe aus verschiedenen Ort- steinprofilen in 100 Teilen-Teile:) a) Diluvium 10) b) Quadersandstein!!)] c) Buntsandstein 12) d) Granit Bleich- Ort- | Unter-| Bleich- Ort- | Unter-[ Bleich-' Ort- | Unter-| Bleich- | Ort- | Unter- sand | stein | grund | sand | stein | grund | sand | stein | grund | sand stein | grund Kz0 10,0084 | 0,0113 | 0,0174 | 0,0062 | 0,0159 | 0,0182] 0,0244 | 0,0843 | 0,0746] 0,0849 | 0,1275 | 0,1940 NasO ] 0,0115 | 0,0114 | 0,0239 | 0,0119 |'0,0324 | 0,0411 | 0,1092 wgneg 0,0792] 0,1111 | 0,0984 | 0,0482 CaO 1] 0,0127 | 0,0210 | 0,0242] 9,0158 | 0,0140 | 0,0176 ] 0,0360 ‚0400| 0,1060 | 0,1125) 0,1750 MgO | 0,0035 | 0,0103 | 0,0331 | 0,0086 | 0,0107 | 0,0098] 0,0229 Olss sloots 0,0567 | 0,2090 | 0,1260 MnO ‚004 | 00048 0,0055 | 0,0035 | 0,0032 | 0,0056 | 0,0253 I 0,1432] 0,0958 | 0,3484 | 0,2095 FegOs | 0,0770 | 0, 0,2712 ] 0,0130 | 0,5596 | 0,0610] 0,1610 | 1,2575 | 0,2414 0, \ DE RLRER EE RR RER 1,3984 7,2264 AlzOs | 0,0486 | 0,7037 | 0,4797 | 0,0100 | 0,6352 | 0,0496] 0,3387 | 3,7219 | 0,5634 7,5820 |f P2Os [0,0126 | 0,0608 | 0,0305 | 0,0116 | 0,0263 | 0,0044] 0,0153 | 0,0636 ! 0,0340| 0,0256 | 0,0784 | 0,0816 Sa 1,2973 | 0,2073 | 0,7328 | | 5,8304 | 1,2223 1,8785 | 9,5262 | 8,0607 Glüh- Verlust13) | 1,647 ke he Ve 8,09 2,23 172 Inıs 9,10 | 35,17 ach M. Helbig: Über Ortstein im Gebiete des Granites (Naturwissen- ng Bere ift für Forst- und Landwirtschaft 1909 Heft 1). 10) Analysenmittel aus 7 bezw. 9 Angaben nac amann, Jahrb. der Kgl. Pr. geolog. Aare und Br aha 1885, Anhang. 11)NachRamann, Literatur w rstehend, Untergrund = d Schichte. 12) Nach Helbig, Zeitschrift u Mar und Jagdwesen, 1903, Seite 372. 13) Glühverlust ist auf Gesamtboden berechnet. 11,33 Die Bedeutung des Kalkes für den Ortstein. Der Umstand, daß Kalk im Ortstein nicht allzusehr angereichert wird, trägt offenbar zu dessen Beständigkeit bei, denn Humusstoffe, welche mit Alkalien abgesättigt sind, werden als der Zersetzung (Verwesung) leicht zugänglich bezeichnet ; besonders wenn Ortstein in den oberen Bodenschichten viel Kalk enthielte, würden die organischen Stoffe leicht zersetzt, wobei die Verbindungen des Kalkes mit Humus in kohlensauren Kalk umgewandelt würden, worauf insbesondere Münst hinweist; diese Umsetzung würde den Kalk immer neuerdings wieder in eine wirksame Form zurückverwandeln, so daß er, falls keine Lösung und Auswaschung durch kohlensäurehältiges Wasser stattfände, auf unbeschränkte Zeit die Ortsteinbildung hintanhalten könnte. Wichtig für die Kultur der Ortsteinböden ist die Frage, ob Kalkung fertig ausgebildeten Ortstein im Boden zurückzu- bilden vermag; aber dafür haben wir, wie mir auch Herr Professor A. Sauer schreibt, keinen Beweis. — Wenn dies aber tatsächlich der Fall ist, so darf man dabei nicht an eine Auflösung des Ortsteins, wie sie etwa durch Soda oder Ammoniak bewirkt wird, denken, was mir folgender Versuch beweist: Durch die Einwirkung der Hydroxyde der Erdalkalien auf ver- schiedene Sorten von Ortstein erfolgte, wenn Ortstein in Stücken ange- wendet wurde, wie dies den Verhältnissen in der Natur ja entspricht, auch bei großem Überschusse dieser Reagentien (Kalk- und Barytwasser) keine Auflösung des Ortsteins, ja nicht einmal eine Braunfärbung der überstehenden Flüssigkeit und auch in der Folge, sei bei der Aufbewahrung in trockenen oder feuchten Räumen, kein Zerfall des Ortsteins; wohl aber waren die Ortsteinbrocken noch härter als zuvor geworden und zeigten beim Durchschlagen eine mehrere Zentimeter starke hellere Zone, welche durch die Einwirkung des Kalkwassers entstanden war; tiefer konnte dieses trotz der langen Dauer des Versuches (etwa Y, Jahr) nicht ein- dringen. Nur gepulverter Ortstein ergab mit reichlich Kalkwasser eine schwach bräunliche Färbung der überstehenden Flüssigkeit. Wenn Ortstein im Boden durch den Einfluß einer Kalkung auf- gelöst wird, was ja mit Hinsicht auf die Kultur von Ortsteinböden sehr zu wünschen wäre, möchte ich an eine sehr langsame Verwesung denken, welche aber den Zutritt von Sauerstoff, vielleicht auch die Mit- wirkung von Bakterien voraussetzt. Die Möglichkeit einer Auflösung bereits verfestigten Ortsteins durch den Einfluß kalkreicher Buchenlaubstreu bespricht Regelmann (Blatt Kniebis). Ferner führen Schmid und Rau Fälle an, in welchen sich Ort- stein auch bei starker Ausbildung unter besonders günstigen Umständen wiederauflöste, offenbar unter der Einwirkung mineralischer Dünger; genaueres geben diese Autoren leider nicht an. „Kalkung wird auf Anregung der geologischen Landesanstalt nunmehr in Württemberg auch beim Bepflanzen von rohhumusreichen Flächen mit viel Erfolg angewendet; ob sich aber durch Kalkung Ortstein im Untergrund zurückbilden kann, kann in der kurzen Beobachtungszeit noch nicht festgestellt werden‘. (Briefliche Mitteilung von Herrn Professor A. Sauer.) Vielleicht lassen sich diese Fragen gerade in Württemberg der Lösung näher bringen. Nachdem hier die geologische Landesaufnahme dem Ortstein viel Beachtung schenkt, kann man an Hand der Kartierung möglicher- weise nach Ablauf längerer Zeit die Einwirkung von Düngung auf solche Böden verfolgen. Nährstoffkapital und Produktivität des Bleichsandes. Es ist klar, daß die schon erwähnte Erschöpfung des Bleich- sandes an Nährstoffen nicht allein vondem Entzuge durch die Pflanzen herrühren kann. Dies läßt unmittelbar schon mit Hinsicht auf die Verarmung dieser Schicht an Tonerde feststellen, welche ja von den Pflanzen nur in geringen Mengen verbraucht wird. Auslaugend wirken in erster Linie die Humusstoffe und in dem an leicht löslichen Nähr- stoffen erschöpften Bleichsand findet die Vegetation häufig nicht genügend Nährstoffe; vor allem bietet er anspruchsvolleren Gewächsen nicht mehr genug davon. In der Konkurrenz mit den Holzarten bleiben dann die im Walde wenig erwünschten Kleinsträucher Sieger und wirken mit ihren Abfällen, die schwer verwesend, nur immer aufs neue Rohhumus bilden, fortwährend nur noch ungünstiger auf den Boden ein. Die starke Wurzelverbreitung, welche man gerade im weichen, oberen Ortstein so häufig beobachten kann, läßt deutlich genug erkennen, daß die Pflanzen (nicht nur die Kiefer, auch Gräser, Heidekraut usw.) die Nähr- stoffe in der Tiefe auch aufsuchen, vor allem bildet die Heide selbst, wie Ramann erwähnt, nie Wurzelverzweigungen im Bleichsande, sondern erst auf der an Nährstoffen reicheren, weichen, oberen Ortstein- schicht; die Ursache dieser Wurzelverbreitung liegt übrigens, abgesehen von der Verteilung der Nährstoffe, in der Wasserführung des Bodens; die humosen Schichten trocknen weniger als der Bleichsand aus, in vielen Fällen ist die Ortsteinzone immer etwas feucht. 3* ee Die Gegenwart von Ortstein unter Bleichsand ist an und für sich (was ich hier gleich anfügen möchte), durchaus nicht die Ursache einer schlechten Entwicklung von Waldbeständen. So hat Emeis beobachtet, daß Ortstein unter ansehnlichen Buchen- altholzbeständen vorkommt und daß riesige Eichen über harten Ortstein- schichten wurzeln; aber weitere Generationen von Holzarten auf dem rohhumusbedeckten Boden zu erzielen ist ohne vorherige Bodenbearbeitung nach dem gleichen Autor unmöglich. Auch Ramann erwähnt gute Buchen-, Eichen-, Kiefern- und Fichtenbestände auf Ortstein. Das Nährstoffkapital des Bleichsandes, welcher aus besseren Böden hervorgegangen ist, muß schon nach den Aufschlüssen, welche wir durch die mikroskopische Analyse rasch und sicher erhalten, als durchaus nicht gering bezeichnet werden; anders allerdings ver- hält es sich mit Diluvialsanden, deren Bleichsande nach Ramann ofteine klägliche Armut an Pflanzennährstoffen aufweisen. Auch im Bleichsande von Dünen muß nach Albert wenigstens der Vorrat an Kalk und Phos- phorsäure als völlig unzureichend für die normale Ernährung der Wald- bestände bezeichnet werden. Und doch gibt es auch für diese Bodenarten, wie Albert dartut, Ausnahmen. Bezüglich der Nährstoffarmut im Bleichsande ist also eine Generalisierung unangebracht und auch Münst hebt hervor, daß die Verheerungen der sog. Humussäuren bei den armen Sandböden viel größer als bei den reichen Granitböden ist; nachdem bei letzteren immer noch ein ansehnliches Nährstoffkapital in der Form von Feldspaten (die ja nır äußerlich angegriffen und erschöpft sind) vorhanden ist, können solche Böden die Verluste mit der Zeit doch noch ausgleichen, während der an Reservekapital viel ärmere mittlere Buntsandstein dies nicht kann. Regelmann sagt von letzterem: Da dieser Horizont Feldspat fast nicht mehr führt, ist der Kaligehalt seiner Böden im allgemeinen gering. Helbig erwähnt einen Granit-Bleichsand mit hohem Nährstoff- kapital, so daß dieser lediglich hiernach beurteilt, den besseren Klassen zuzurechnen wäre. Noch nährstoffreicher ist der von mir näher be- schriebene Bleichsand von Pontresina. (Centralbl. f.d. ges. Forstwesen 1911.) Es kann nach dem Gesagten nicht befremden, wenn man also auf Bleichsand, der besseren Bodenarten entstammt, und unter welchen mächtige harte Ortsteinbänke anstehen, so gute Bestände antrifft, wie sie z.B. Regelmann (Blatt Kniebis) beschreibt, oder wie ich sie selbst im Oberengadin sah. Es ist dabei aber zu berücksichtigen, daß sich ja das Wurzelsystem der Bäume, besonders von Tiefwurzlern, doch nicht — Mn allein im Bleichsande bewegt, sondern, daß es gerade aus der oberen Ortsteinschicht, die ja meist weich, leichter durchdringlich und nährstoff- reich ist, genügend Nahrung heraufholen kann, um den schönsten Be- stand zu ernähren. Allein auf die Dauer können Ortsteinböden nicht produktiv sein und die Bestände werden umso eher rückgängig werden, je näher sich die Ortsteinschicht an der Bodenoberfläche befindet. Doch sind es keineswegs nur die Nährstoffe, welche in Ortsteinböden ausschlag- gebend werden, sondern die physikalischen Verhältnisse, welche in Böden, die von Rohhumus befallen sind, ungünstig verändert sind: Trockenheit oder Nässe, ungenügende Durchlüftung und Verdichtung des Bodens. Aber auch wenn spärlich Nährstoffe im Bleichsande enthalten sind, ist der schlechte Ruf, in dem diese Bodenart hinsichtlich ihrer geringen Produktivität steht, nicht in allen Fällen gerechtfertigt. So ist nach Ramann Bleichsand dann durchaus nicht improduktiv, wenn für die Pflanzen das Grundwasser erreichbar ist. Tacke und Weber beschreiben einen sehr ansehnlichen Kiefern- bestand in der Lüneburger Heide (100 jährig, auf 1 Hektar 395 Stämme bis zu 23 m Höhe mit einem Holzgehalt von 440 fm davon 374 fm Derb- holz), welcher in Bleichsand über hartem, mächtigem Ortstein stockt; der Bleichsand enthält dort keinen auffallend hohen Nährstoffgehalt. Über das im allgemeinen aber doch sehr mangelhafte Wachstum der Kiefer auf Ortsteinböden berichtet sehr ausführlich (mit Abb.) Gräbner und gibt die Gründe hierfür an, die großenteils in Wassermangel und ge- hinderter Wurzeltätigkeit liegen, genauer an. Jedenfalls ist die für die Kiefer besonders unnormale Verbreitung der Wurzeln in tieferen Boden- schichten unter dem Bleichsand ihrem Wachstum nie zuträglich; kann es doch sogar zu einer Verjauchung der Wurzeln kommen! Bei den Auslaugungsprozessen im Bleichsand bleibt der Quarz ziem- lich unberührt. Dadurch, daß alle anderen Mineralstoffe im Obergrunde mehr und mehr ausgewaschen werden, reichert sich die Kieselsäure aber dort prozentual natürlich ganz von selbst an und wenn Em eis mit Hinsicht auf die norddeutsche und schleswig’sche Heide von einer Ver- kieselung der Bodenoberfläche in geologisch langen Zeiträumen spricht, so besteht diese Ansicht (an die ich insbesondere die Geo- logen mit Rücksicht auf analoge Vorgänge in früheren Erdperioden nachdrücklichst erinnern möchte), heute noch zu Recht, wenn Emeis auch auf anderem Wege zu dieser Anschauung gekommen. ist. (Vgl. Münst.) Be a Die Absorptionsfähigkeit des Bleichsandes. Die Fähigkeit des Bleichsandes, Nährstoffe, die z. B. in der Form von Düngung gegeben werden, festzuhalten, ist davon abhängig, ob im Bleichsande Eisen- und Tonerdeverbindungen, sowie Humusstoffe vor- handen sind, welche Umsetzungen, bezw. eine Absorption ermöglichen ; dann kann besonders Phosphorsäure und Ammoniak aufgenommen werden. In der Regel ist aber im Bleichsande die Absorption geradezu eine minimale; sind auch einzelne Mineralbestandteile, z. B. Feld- spate im Innern der Körper noch keineswegs erschöpft, so mangeln doch leicht umsetzbare Stoffe durch die starke Auslaugung, die der Bleichsand erlitten hat. So unterscheidet sich der Bleichsand von dem kaum ver- änderten Untergrund, welcher ja noch nicht ausgelaugt ist, und noch mehr vom Ortstein, welcher seine Fähigkeit, Mineralstoffe zu absorbieren, immer noch steigert, wodurch ja auch die oft sehr erheblichen Eisen- konkretionen im Ortstein erklärt werden können. Auf diese Unterschiede macht P. E.Müller sehr ausführlich aufmerksam. Lemcke gelangte bezüglich des Bleichsandes und Untergrundes zu ähnlichen Ergebnissen wie Müller. Auf diese geringe Absorptions- kraft wäre also bei einer Düngung Rücksicht zu nehmen und mög- licht schwerlösliche Dünger anzuwenden. Versuche in dieser Beziehung hat Gräbner angestellt und laut freundlicher brieflicher Mitteilung gute Erfolge erzielt. Die Verbreitung des Ortsteins. Die Hauptverbreitung des Ortsteins ist vom Strande des Meeres bis zum Fuße der Alpen!®) in armen Sanden zu suchen und es unterliegt nach allen Wahrnehmungen und Analysen keinem Zweifel, daß mineralisch ärmere Böden unter Ortstein viel zu leiden haben. Böden, die im Gegen- satz zu den meisten Diluvial- und Heidesanden feinkörnig und gleichzeitig nährstoffreich sind, neigen weniger zu Erkrankung; innerhalb letzterer Bodenarten scheinen allerdings weniger die chemischen als die physika- lischen Verhältnisse von Bedeutung zu sein; die strengen Flottlehm- 14) Das südlichste Vorkommen von Ortstein in Deutschland dürfte wohl ein von mir beschriebenes sein: „Bleisand und Ortstein am Peißenberg“ (Naturwissen- schaftl. Zeitschrift für Forst- und Landwirtschaft 1906 Seite 214); es handelt sich hier um Ortstein, der sehr deutlich ausgeprägt ist und unter einer Bleisandzone in eisenschüssigem, ockergelbem Sande zu beobachten ist. böden!5) z.B. zeigen bei Erkrankung die stärksten Verdichtungsgrade; milder Flottlehm verhält sich bezüglich der Bodenflora und der Zustände im Boden selbst viel günstiger; beim Flottlehm sind es zweifellos eher die Extreme des Wassergehaltes und die Folgen der Verdichtung, welche ihn zu Erkrankung disponieren als der Mangel an Nährstoffen, der mitunter in dieser Bodenart herrscht. Erdmann hat diese Punkte, die hier kurz im Auszuge wieder- gegeben sind, ausführlich besprochen. — Wenn von Gräbner behauptet wurde, daß sich der Ortstein unter den Heideflächen meilenweit in ununterbrochener Schicht durchziehe, trifft dies wohl kaum zu. Dazu sind in der Heide die Bodenverhältnisse in chemischer und physikalischer Beziehung trotz schein- barer oberflächlicher Übereinstimmung viel zu ungleich. Es gibt wohl keine Strecke in den Heiden, die auch nur auf eine Meile hin so einheitliche Bodenbeschaffenheit hätte, daß sie gleichmäßig von Ortstein befallen wäre. Stärker als die Lüneburger neigt wohl die Schleswigsche Heide zur Ortsteinbildung; dort konnte ich Ortstein unter der liebens- - würdigen Führung von Herrn Provinzialforstdirektor Wilh. Emeis häufig und sehr ausgeprägt beobachten. Bisher sind zahlreiche Vorkommen von Ortstein auf Böden bekannt, die weder dem Diluvialsande noch Dünenbildungen angehören und man sieht aus der folgenden Zusammenstellung, daß der Ortstein an keine bestimmte Formation gebunden ist. Müller erwähnt Vorkommen auf: Granit im Böhmerwalde und im Riesengebirge, im Hochgebirge Norwegens (Tonböden, Ramann im Gotthardgebiete, auf Buntsandstein in Thüringen, auf Granit und Gneiß der Tatra, Helbig auf Granit und Buntsandstein in Baden, Siefert ferner Sauer, Münst und andere Mitglieder der geologischen Abteilung des Kgl. württembergischen statist. Landesamtes auf Granit und Bunt- sandstein in Württemberg, C. Emeis in Waldbeständen der sächsischen Schweiz. Ramann und Zimmermann auf dem Quadersandstein Nordböhmens. Hornberger auf Buntsandstein im Kaufungerwald, Münst bespricht u. a. Ortstein im Odenwald, Pfälzerwald, Rheintal und 45) Unter Flottlehm versteht man äußerst feinsandige Böden, die auch geringe Mengen Ton enthalten können, Ausschlämmungsprodukte diluvialer Gletscher, die in Becken abgesetzt wurden; besitzt Flottlehm in feuchtem Zustande eine oft sehr große Plastizität, so ist er doch, nachdem kolloide Bestandteile darin ganz zurück- treten, viel durchlässiger wie dieser, wird aber je nach dem Feinheitsgrade des Materials oft sehr schwer bearbeitungsfähig und lagert sich fest zusammen; diese Böden, besser als Flottsande zu bezeichnen, sind als Waldböden zum Teil gerade- RN in den Vogesen, Andersson und Hesselman verschiedene Vor- kommen in Schweden. Auchim Hochgebirge kommt, wie angedeutet, Ortstein vor, so am Gotthard, an der Furka, jedoch nach einer gütigen Mitteilung von Herrn Professor Früh viel weniger deutlich ausgebildet als in Heidesand. Verfasser fand Ortstein sehr ausgeprägt im Oberengadin bei Pontresina und ist überzeugt, daß im Silikatgesteinsgebiete der Alpen Ortstein viel mehr verbreitet ist, als bisher bekannt ist. Die Verwitterungs- zone in den dortigen Böden ist häufig ziemlich dunkel gefärbt, so daß Ort- stein von einer gelbbraunen Farbe nicht so sehr ins Auge fällt, wie in den lichten Sandböden und daher leicht übersehen wird Man kennt auch zahlreiche Ortsteinvorkommen in verschiedenen Silikatgesteinsböden, die durchaus nicht von vorneherein nährstoffarm waren, in denen der Obergrund erst durch Auslaugung unter der Einwirkung von Humusstoffen verarmt ist. Die Bedingungen und Vorgänge bei der Ortsteinbildung in besseren Böden sind die gleichen wie sie schon erwähnt wurden, nur dauert es offenbar länger, bis darin Ortstein zustande kommt. Je mehr Alkalien, insbesondere Kali, in einem Boden vorhanden sind, um so größere Zeiträume müssen verstreichen, bis dieser durch die Auslaugung mit Hilfe der Humusstoffe verarmt. Daher arme Sande rasch erschöpft werden, kalireiche Urgesteinböden usw. viel langsamer; offenbar findet man auch aus diesem Grunde eben in den Zentralalpen seltener Ortstein, da durch das Kali der Granite und der anderen zentralalpinen Silikatgesteine die Humusstoffe in Lösung gehalten werden und sich nicht so leicht zwischen den Bodenteilchen abscheiden können, wie Humussole, die nicht durch Alkalien abgesättigt sind und nun in der Verwitterungs- bezw. Ortsteinschicht durch labile Mineral- stoffe ausgefüllt werden. Vermutlich werden also, so lange Kali in den oberen Bodenschichten freigemacht werden kann, die Humusstoffe nicht ausfallen, sondern abgesättigt durch Kali als Sole von den Niederschlägen durchgewaschen werden. Diese Einwirkung des Kali läßt sich am besten daraus ersehen, daß selbst irreversible Gele, die schon als Kitt von Mineralteilchen im Boden abgelagert sind, durch Zutritt ganz geringer Mengen von Elektrolyten (Alkali) wieder verflüssigt werden können, was zu berüchtigt, können aber für die ange Kultur sehr brauchbar gemacht werden (Gräbner, Ramann, Bodenkun as Äquivalent der Flottlehme besitzen wir in e% ayern in den Absätzen diluvialer Vergletscherung in Seebecken, die heute vielfach vermoort sind; im süd- vorhanden, welcher in feuchtem Zustand plastisch ist, trocken zu Staub zerfällt und großenteils aus Quarzmehl besteht. Ba. DR Helbig hervorhebt. Doch ist dies nach meinen Versuchen durchaus nicht bei allen Ortsteinvorkommen der Fall. Herr Professor A. Sauer schreibt mir, daß die Anfangsstadien des Ortsteins (Orterde) im Granitboden gar nicht selten beobachtet werden, daß dagegen typischer Ortstein im Granitgebiete immerhin selten ist, was auf die Kaliwirkung zurückzuführen ist. — Bei den hohen Niederschlägen, die in den Alpen niedergehen, ist auch im Boden in der Regel genug Wasser vorhanden, um die Lösungen hinwegzuführen; sind aber undurchlässige Schichten im Boden vorhanden, so häuft auf ihnen (da es sich in den Alpen fast stets um geneigten Boden handelt), ein rasch beweglicher Grundwasserstrom, der die Boden- lösungen rasch zu Tal führt; es ist also weder Eintrocknung, noch Stag- nation zu befürchten, Erscheinungen, die in der Ebene und in Sand- böden oft genug auftreten und Ortsteinabscheidungen hervorrufen. Es wird demnach, wie Helbig sagt, in alkalireichen Böden die Ortstein- bildung lange unterbleiben können, wenn auch auflagernde Humusstoffe genügend Material zur Verkittung liefern, also diese Vorbedingung gegeben wäre. Eine Analogie zu der langsamen Entwicklung von Ortstein in besserem (feinkörnigen) Silikatgesteinsböden hat man nach den Schilderungen von Müller in nährstoffreichen Lehmen. Diese enthalten (nach unseren heutigen Anschauungen) so viel Elektrolyte, daß die Humusstoffe in ihrem Bereiche nicht zur Ausfällung kommen, die Sole sich nicht in Gele verwandeln können; erst wenn die Lehmböden erschöpft sind, tritt dies ein und beginnt eine Ortsteinbildung. Kennt man auch die Verbreitung des Ortsteins im allge- meinen, so sind wir noch weit davon entfernt, über seine lokale Ausdehnung etwas Genaueres zu wissen. Allerdings schenkt man dem Auf- treten von Ortstein immer mehr Beachtung und bei der einschneidenden Be- deutung, welche diese Neubildung im Boden für Land- und Forstwirtschaft hat, erscheint es sehr begrüßenswert, daß auch bei der Bodenkar- tierung hierauf Rücksicht genommen wird, wie das in Württem- berg geschieht. „Wie günstig die Gegenwart von Kalk im Boden wirkt, geht daraus hervor, daß Ortstein nach den Untersuchungen der Kgl. württembergischen Landesaufnahme an die Böden des sterilen Hauptbuntsan d- steins gebunden ist, dagegen im oberen und unteren Buntsandstein fehlt, was auf den geringen Kalkgehalt und den mehr oder weniger be- trächtlichen Tongehalt zurückzuführen ist.“ ER; Ba „Unter gleichen klimatischen Bedingungen und physika- lischen Verhältnissen sind auch kalkhalti ge bezw. kalkreiche Böden frei von Rohhumusanreicherungen, so lange das Temperatur- jahresmittel nicht unter eine gewisse Grenze!®) heruntergeht.“ (Aus einer briefl. Mitt. von Herrn Professor Sauer). Der mittlere Buntsandstein mit seiner Nährstoffarmut ist schon für die Ausbildung von Rohh umusschichten(nachSchmid und Rau bis zu 1 Meter Mächtigkeit) sehr stark disponiert, und in seinen Böden wurde auch die Hauptverbreitung des Ortsteins in Württemberg gefunden. (Publikationen des württembergischen geologischen Landes- amtes.) Schon Biedermann beobachtet, daß Lehmbeimisch- ungen des Sandbodens das Zustandekommen von Ortstein hintanhalten, auch wenn eine sehr alte Heidenarbe vorhanden ist und Emei Ss er- wähnt, „daß Lehmdistrikte ihn nur ausnahmsweise in sandigen Adern führen“! Vielleicht meinte Biedermann mit „Lehm“ kalkreichen Diluviallehm, der ja häufig Inseln und Lagen im Diluvialsand bildet. Die Disposition der verschiedenen Bodenarten zur Ortstein- bildung ist, wie wir bis jetzt schon sehen konnten, eine ganz ungleich- artige und hängt zweifellos großenteils auch von den chemisch en Faktoren ab; aus diesem Grunde scheinen manche Bodenarten der Ort- steinbildung nicht zu unterliegen. P. E. Müller hebt hervor, daß reichlicher Kal k gehalt in einem Boden, der von torfartigem Humus bedeckt ist, die Ausbildung von Bleich- sand und Ortstein hintanhält, während in den gleichen Gegenden, in welchen diese Beobachtung gemacht wurde, bei Mangel von Kalk im Boden Bleichsand und Ortstein zu den regelmäßigen Korrelaten von torfartigen Humusauflagerungen gehören. Münst erwähnt die Kalk böden, ferner die Tonböden im Buntsandsteingebiet als ortsteinfrei. Bei den Kalkböden (tätigen Böden) liegt der Grund wohl in der raschen Zersetzung der Humusstoffe in den oberen Bodenschichten. Die genannten Tonböden aber sind so undurchlässig, daß sie Wasser nicht durchsickern lassen, sondern oberflächlich stauen und sog. „Missen‘“ verursachen; wo solche in Ortsteingebieten des Buntsand- steins liegen, kann man sicher sein, daß unter den Missen abweichende 16) Wie dies in der subalpinen und noch mehr in der alpinen Region der Fall ist, wo auch auf Kalkboden Alpenhumus in mächtigen Lagen vorkommt. m. u Bodenverhältnisse anzutreffen sind, daß dort lokal zähe Tonbodeninseln vorkommen. Die Tatsache, daß mächtige Humusschichten (wie Alpenhumus), aus denen auch stark humose Wässer absickern, in Kalkboden keine Ortstein- ablagerungen hervorrufen, siehtmanin den Kalkalpen am deutlichsten bestätigt. Angegriffen wird auch hier der Mineralbestand des Bodens, doch führt dies nur zu almartigen (wiesenkalkartigen) Kalkausfällungen, welche ich schon früher beschrieben habe (Humusablagerungen in den Kalkalpen), obwohl doch an und für sich aus dem Lösungsreste des verwitterten Kalkes ortsteinartige Abscheidungen hervorgehen könnten. Abgesehen von der chemischen Beschaffenheit des Bodens sind mit- unter seine physikalischen Eigenschaften für die Ausbildung von Ortstein ungünstig, von deren Einfluß früher schon die Rede war. So wurden bisher in Gn ei ß böden des württembergischen Schwarzwaldes keine Ortsteinbildungen gefunden. Als Grund gibt Regelmann an, daß die schieferigen Verwitterungsprodukte dieses Gesteins das leichte Aus- trocknen des Bodens verhindern und außerdem die Feinerde nicht leicht daraus ausgeschwemmt werden kann; so lange letztere genügend vor- handen ist, geht offenbar die Zersetzung der Humusreste im Boden ganz normal vor sich. Das Alter von Ortsteinbildungen. Ein Vorkommen von fossilem Ortstein in der Steinkohle führt H. Schreiber als „Blackland“ der Engländer an. — Eine zuverlässige Angabe über das Alter von Ortstein macht Lemcke; er kommt zu dem Resultate, daß in dem von ihm genannten Falle, bei dem es sich um Ortstein im Bezirk eines Kastells aus der Zeit des Drusus handelt, der Ortstein schon vor der Besiedelung durch die Römer vorhanden war, also mindestens 2000 Jahre alt sein muß. Weitere Mitteilungen über das Alter von Ortstein macht Münst; hiernach sind manche derartige Vorkommen auf Mißwirtschaft, die im frühen Mittelalter stattfand, zurückzuführen. Zur Ausbildung von ausgeprägten Ortsteinschichten sind nach Müller jedenfalls Jahrhunderte notwendig. Doch können Fälle vorkommen, in denen sich ausnahmsweise Ortstein in weniger als 100 Jahren ent- wickelt. Müller teilt eine diesbezügliche Angabe von Pur knyes mit, welche sich auf Kiefernbestände in Böhmen bezieht, und hält diese Angabe für richtig. a RR Auch an dem Alter von Eichen, welche auf Inseln ortsteinfreien Bodens wachsen, (P. E. Müller), während um die Eichen herum sich überall Ortstein ausgebildet hat, müßte man das Alter desselben messen können, denn die Eichen waren jedenfalls vor Beginn der Ortsteinbildung vorhanden. Es wäre übrigens verfeh 1t, wollte man die Ortsteinbildung immer auf ungeeignete waldbauliche Maßregeln zu rückführen. Rohhumus, Bleichsand und Ortstein sind Bildungen, die wahrscheinlich schon bald nach der Diluvialzeit, sicher aber vor jeder menschlichen Kultur bestanden haben C. Emeis hat nachgewiesen, daß sich unter den sog. Hünengräbern tief im Boden Ortstein in vollkommen ungestörter Lagerung durchzieht. Der Ortstein mußte sich also, wie er hervorhebt, schon vor der Ansiede- lung von Menschen, — die ja nach dem hohen Alter der Hügelgräber zu schließen, schon sehr früh erfolgt sein muß —, im Heideboden ausge- bildet haben. Die Auswaschung und Erschöpfung der oberen Bodenschichten ist eben einer derjenigen Vorgänge, welche die Erdoberfläche, auch ohne daß der Mensch eingreift, immer unfruchtbarer machen, bis wieder eine neue Eiszeit neuen Boden schafft, oder sonstige geologische Umwälzungen die Bodenfruchtbarkeit wieder herstellen. P. E. Müller nimmt mit Forchhammer an, daß die Ver- heidung von Sandböden (und damit natürlich auch die Ortsteinbildung, Anm. des Verfassers) sehr weit in der Zeit zurückliegt, und daß ein Teil der Heideflächen, wenigstens auf größeren Strecken, niemals mit Wald bewachsen war, sondern daß sich die auf die Eiszeit folgende Vege- tation unmittelbar in der Form von Heidevegetation auf dem magersten Sandboden des westlichen Jütlan.d fortgesetzt hat. Vielleicht sind auch die Sandflächen im nördlichen Bayern unter der Einwirkung von nahem Inlandeis zuerst von einer Bodendecke, die subarktischen Vegetationsvereinen glich, überzogen ewesen, auf die mit steigender Temperatur die Heide folgte, welche stellenweise Ortstein hervorrief, so daß diese Schicht schon vor der Besiedelung mit Wald ausgebildet war und später dann durch die Ein- wirkung von Rohhumus (den unnatürliche Waldwirtschaft, reine gleichaltrige Kiefernbestände, hervorriefen), nur noch verstärkt wurde. Natürlich läßt sich, da Reste einer subarktischen Flora bisher nicht gefunden wurden, ein sicherer Beweis hierfür nicht beibringen. N Daß sich auf armen Sandböden!”) von vorneherein heideähnliche Vegetationsformen und nicht Wald ansiedelten, dürfte folgende Überlegung ergeben: Nur anspruchlose Pflanzen können mit dem geringen Stickstoffkapital eines jungen, rohen Bodens auskommen; dieses muß erst durch Nieder- schläge, Leguminosen, die besonders gerne solche Böden besiedeln, und Verstaubung (Zuführung stickstoffhaltigen Staubes aus Pflanzenresten stammend) im Boden angereichert werden, um der Waldvegetation zu genügen. — 47) Daß die Sande im nördlichen Bayern lange Zeit fortwährend vom Winde umgelagert wurden (und dabei auch die nährstoffreiche Feinerde aus ihnen sgeblasen wurde, um vielleicht anderswo als Löß abgeladen zu werden, E zeugen geschliffene Geschiebe, darunter auch viele Dreikanter. Man en deren Entstehung mit Sicherheit auf windbemeeten Sand, der auf große str en hin Spielraum gehabt haben muß, zurückführen. Ver- ine: meine Abhandlung „Über Kantengerölle gr“ Re Umgegend von Nürnberg“ (Mitt. der geogr. Gesellschaft in München III. Bd. 2). Abhandlungen der NATURHISTORISCHEN | GESELLSCHAFT zu NÜRNBERG. ———— oe XIX. Band. I G. Bamler: Notizen zu einer ethnographischen Sammlung von den Tamiinseln. Mit Tafel2—-11; das Erdbeben vom 14. auf den 15. September 1906. Mit Tafel 12. NÜRNBERG 1911. U. E, Sebaid, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei. Notizen zu einer ethnographischen Sammlung von den Tamiinseln. Von G. Bamler. Mit 10 Tafeln. Das korrespondierende Mitglied der Naturhistorischen Gesellschaft in Deutsch- Neuguinea, Missionar G. Bamler-Logaueng im Huongolf, hat 1907 auf Ersuchen Erläuterungen zu Sammlungsgegenständen aus der dortigen Gegend geschrieben. Was davon von allgemeinerem Interesse ist, wird nachstehend im Wortlaut ver- öffentlicht. Im III. Band des vom Forschungsreisenden Professor Dr. R. Neuhauss herausgegebenen Werkes „Deutsch-Neuguinea“. Vlg. von Dietr. Reimer, Berlin 1911, ist Missionar Bamler durch eine wertvolle größere Arbeit vertreten. Das Haus; Yabim: ändu. Die Eingebornen des Huongolfes bauen Pfahlhäuser, wahrscheinlich aus Gesundheitsrücksichten. Sie sagen, die Ausdünstungen der Erde seien schädlich und in dem regenreichen Klima (jährlich im Durchschnitt 4000 bis 5000 mm Regen) ist dies leicht denkbar. Die Pfähle sind 1—1%—2 m hoch und stets von dem Afzeliaholz, dem einzigen Holz, das in der Erde nicht verfault. Das Haus hat 4 Tragpfähle und 4 längere Dachstützen. Die Pfähle sind oben etwas ausgehöhlt, damit der Längsbalken (tembong) gut aufliegt. Die großen Balken liegen lose aufeinander, nur die kleinen Stangen werden mit Schlingpflanzen gebunden. Auf dem Längsbalken ruhen die Quer- balken (l&lum, sprich l&llum). Diese sind an beiden Enden durchbohrt oder eingehauen, damit eine Latte durchgezogen werden kann. Auf den lelum liegen dann breite Latten, meist Yanenglatten (die Rinde einer Areca- palme), auf welche der Fußboden festgebunden wird. Als Fußboden be- nützte man entweder die schmalen Rindenstücke einer kleinen Palmenart, oder man schlug Bambusrohr breit. Dieser Fußboden ist nur für unbe- schuhte Füße und außerdem lebt der Eingeborne mehr außerhalb als innerhalb des Hauses. Auf dem Fußboden sind je nach der Größe des Hauses 2—4 Feuerplätze angelegt. Die Einfassung bildet ein Stück Schling- pflanze, der Fußboden wird durch eine Lage Erde oder Kies geschützt. Das Anlegen des Feuerplatzes im neuen Hause (‚‚Feuerplatzpflanzen‘“) war 2 a ein wichtiges Geschäft. Man legte gerne etwas Asche von einem geweihten Platz auf die neue Feuerstätte. Der Feuerplatz dient nur an Regentagen zum Kochen, mehr wird er als Kamin für die Nacht benützt. Man ge- braucht Holz, das mehr glimmt, als hellauf brennt. Der Eingeborne muß in der Nacht natürlich so und so oft aufstehen und sein Feuer schüren; doch da die Leute weder nervös noch übermüdet sind, so verschlägt ihnen das nichts. Über der Feuerstätte ist eine kleine Hürde angebracht, auf welcher man Speisereste aufbewahrt. Ein weniges höher als diese Hürde ist ein großes Gestell, welches zugleich als Ausbau für das Giebeldach dient, und woselbst man Töpfe, Schüsseln und Matten aufbewahrt. Unter dem Dach (ganz oben) ist endlich ein Gerüst (kölong), auf dem Reservematten (in Tami auch die Skelette ausgegrabener Leichen) liegen. Vom kölong herunter hängt an einem Strick das Schweinenetz und die Tasche (Binsentasche) mit den Wertsachen. Unter dem Dach hängen gewöhnlich auch die Tanztrommeln. — Betten, Tische, Stühle, Truhen kennt der Eingeborne nicht, der Hausrat beschränkt sich aufs aller- nötigste. Die Neuzeit bringt da viele Änderungen. Einzelne Eingeborne fangen an, ihre Häuser nach unserem Stil zu bauen: höher, bequemer und solider. Der Verbrauch an Nägeln, Petroleum wächst mehr und mehr. Abends bei Licht noch etwas lesen zu können finden die Eingebornen zu schön. Diese Entwicklung ist nur freudig zu begrüßen, denn sie weckt Bedürfnisse und nötigt die Leute zu anhaltendem Fleiß. Es erübrigt noch einige Worte über die Maße und Wände der Häuser. Die Tamihäuser sind im Verhältnis zu den Häusern auf der Küste größer und besser gebaut. Der Bodenflächenraum geht auf der Küste selten über 45 Quadratmeter, auf Tami faßt das Haus nahezu 20 Quadratmeter. Die Wandhöhe ist auf der Küste oft nur 1 m, auf Tami 1,20—1,50 m. Auf der Küste sind die Wände oft nur mit Palmblattmatten (taboang) ver- kleidet, auf Tami sind es durchwegs Planken. Junge Ehemänner haben die Planken ihrer Häuser oft reich mit Bildwerk verziert. Eine der be- liebtesten Figuren ist der Menschenkopf (oder Menschenleib) mit einem ungeheuren, großen Hut darauf; man hat oft den Eindruck, als ob der Hut die Hauptsache wäre. Wahrscheinlich ist der Hut eine Darstellung des Tanzhelmes für die Sia-Tänze; er gibt dem Eingebornen Gelegenheit, seinen Malgelüsten besonders die Zügel schießen zu lassen. — Oft findet man eine Schlange mit Menschenkopf, manchmal drängt es sich einem geradezu auf, die Schlange sei Darstellung des männlichen Gliedes. Häufig findet man auch Gegenüberstellung von Mann und Weib und zwar völlig nackt, obschon es unter den Eingebornen als große Torheit gilt, wenn Menschen sich völlig nackt zeigen. Hier und da gehen die Darstellungen er 3 auch in Scheußlichkeiten über. Manche Darstellungen haben mythologi- schen oder geschichtlichen Hintergrund. So sah ich das Bild einer Krei- senden dargestellt zum Andenken an eine Frau, die während der Geburt starb. Aus dem Tierreich sind neben Schlangen besonders noch Krokodile und Fische dargestellt. Die Fische geben (wie der Tanzhut) dankbare Detailmalerei, Krokodile stellt man gerne mit einem Schwein im Rachen dar. — Die Farben der Eingebornen sind: Schwarz (Kohle), Weiß (Kreide) und Rot (Ocker). Sie kennen verschiedene Pflanzensäfte, die die Farben haltbar machen. Die Grabhütte, Yabim: saim, ist ein kleines Häuschen. Da die hiesigen Papua Ahnenkult trieben, so läßt sich verstehen, warum den Leichen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Angesehene Männer wurden neben dem lüm (Dorfhaus) begraben, weniger angesehene Männer, ferner Frauen und Kinder entweder unter oder neben dem Haus. Lag die Leiche direkt neben dem Haus, so wurde einfach das Hausdach angesetzt und bis auf den Boden verlängert. Nötigten die Umstände, das Grab etwas entfernter vom Haus zu graben, so wurde über dem Grab eine Grabhütte errichtet. Dieselbe wurde sehr einfach gebaut, das Dach meist von alten Dachüberresten, die Wände von gespaltenen Holzscheiten, die zwischen 2 Reihen dünner Pfähle aufgeschlichtet wurden. (In dieser Weise wurden auch die Feldzäune her- gestellt.) In der Trauerhütte war eine Ecke mit besonderem Ausgang für den verwitweten Teil abgetrennt. Diese Klausur durften die Trauernden nur gegen Abend zu einem kurzen Ausgang verlassen. Die Trauerzeit währt, bei den verschiedenen Stämmen verschieden, bei den Yabim (Festland) knapp ein halbes Jahr, auf Tami 2—3 Jahre. Zum Trauerschluß wurde ein großes Essen mit Tanz veranstaltet und dann die Trauerhütte einge- rissen und verbrannt. — Das Grab ist sehr flach, doch merkt man selten lästigen Geruch. Nach einer gewissen Zeit wird das Grab mit einer Ein- fassung (hier immer hartes Holz, in anderen Gegenden Steine) umgeben und mit Kies aufgeschüttet. Später werden die Gräber mit Zierpflanzen (meist Dracänen) bepflanzt. Kanu; an der ganzen Küste: wäng. Die Naturhistorische Gesellschaft hat 4 verschiedene Kanumodelle in ihrer Sammlung, einen Zweimaster (großes Seeboot) der Tami-Insulaner, ein Einmastboot, wie man es meist auf dem Festland für Reisen gebraucht, 4 kleines Fischerkanu und ein Ruderkanu der Leute von der anderen Seite des Huongolfes. Sämtliche Kanu sind Auslegerkanu, d. h. jeder Bootstrog hat einen Parallelschwimmbalken, der mit dem Bootstrog durch feste Aus- legerstangen verbunden ist. Diese Ausleger verhüten natürlich das Um- 4 — 50 — schlagen der schmalen Einbäume, sind aber nicht absolut zuverlässig. Die Kanus müssen sorgfältig ausbalanciert werden. Schlimmer ist es aber, wenn der Ausleger durch die umschlagenden Segel unter Wasser gedrückt wird, als wenn er bei vollem Winddruck sich aus dem Wasser hebt. In diesem Fall wird das Gleichgewicht leicht hergestellt, wenn man das Steuer- ruder nachläßt oder wenn jemand auf die Auslegerstangen springt, im ersten Fall dagegen (wenn der Ausleger untergeht) ist nicht zu helfen. Es dürfen daher die Segel nie auf der Auslegerseite stehen, sondern immer auf der dem Ausleger entgegengesetzten Seite (Steuerbord). Zum Bau der Kanu werden nur die besten Hölzer verwendet. Das beliebteste Holz ist das kä k&köp (botanisch leider noch nicht bestimmt). Es wächst vorzugsweise auf Bergen und scheint in einer Höhe von 200 bis 400 m am besten zu gedeihen. Wenn das Holz ordentlich behandelt wird, d. h. wenn man es ordentlich austrocknen läßt, hält es bis 10 Jahre, meist geht aber die Lebensdauer eines Kanu nicht über 5—6 Jahre hinaus. Die Eingebornen wissen zwar auch, daß man das Holz nicht schlagen darf, wenn es im Safte steht, doch behaupten sie, es käme auf den Boden an, auf dem der Baum gestanden ist. Ich glaube aber, daß sie die Hölzer meist nicht ordentlich austrocknen lassen. So kannte ich ein Kanu, das an die 2 Jahre im Bau war, dann aber auch 12 Jahre lang gefahren werden konnte, während alle anderen, die bereits nach 6—8 Monaten ins Wasser kamen, kaum 6 Jahre hielten. Die kleineren Kanu, die meist auch aus unaus- gewachsenen Bäumen gehauen werden, haben eine noch viel kürzere Lebens- “dauer. Der Bestand an Kanu ist nicht sehr groß. Die Insel Wonam (Tami- Inseln) mit zirka 120 Einwohnern hat gewöhnlich 3—4 große Zweimast- kanu und etwa 6—8 kleine Fischerkähne. Dies Verhältnis findet man auch auf dem Festland, auf zirka 100 Menschen kommen 5—6 Kanu. (Große Segelkanu gibts auf dem Festland nicht.) Obwohl also der Kanubestand nicht sehr groß ist, so ist doch wegen der kurzen Lebensdauer der Kanu der Verbrauch an guten Kanuhölzern ein ziemlich großer. Die Stämme sind infolgedessen gesucht und da sie weit her geholt werden müssen, so kommen sie auch teuer. Man hat ja keine Beförderungsmittel, die Stämme müssen aus dem Wald herausgeschleift werden und zwar mit Menschen- kräften. Kleinere Stämme holen die eignen Dorfangehörigen aus dem Walde heraus und die Vergütung besteht meistens darin, daß der Kanu- besitzer den Leuten ein paar Töpfe voll Taro kochen läßt. Für größere Boote muß schon die Hilfe der Nachbardörfer mit angerufen werden. Vor den -Baumstamm, der für die großen Zweimaster eine Länge von 12—15 m hat (Einmaster sind etwa 7—9 m lang), wird eine starke Schlingpflanze gebunden und daran ziehen nun zirka 40 Mann. Da diese 40 Mann den a 5 Stamm auf keinen Fall weiter als eine halbe Stunde schleppen, so sind weitere 40 Mann zur Ablösung nötig. Der Papua vermag sich nur für einen Augenblick anzustrengen, ja da stürzt er sich mit Hurrah auf die Sache, aber nach einer halben Stunde ist er „ganz tot‘. Solche Transporte kosten natürlich 4 oder 2 Schweine nebst dem dazu nötigen Taro, d. h. in deut- scher Münze etwa 30—50 Mark. Diese Bezahlung übernimmt meist ein Mann vom Festland, gewöhnlich der Mann, der den Baumstamm gefunden hat. Er bekommt dafür das Boot im Werte von 50—70 Mark bezahlt, muß aber noch die Aufsatzbretter und Auslegerstangen dazu liefern. Es geht übrigens beim Handel nicht so wie in Deutschland, die Sachen haben keinen bestimmten Preis. Heute kauft einer ein Boot um 70 Mark und hat alles dazu geliefert bekommen, morgen kauft ein anderer ein gleiches Kanu um denselben Preis, obgleich er verschiedene Stücke, die er von einem alten Kanu daliegen hatte, dazu gab. Sowie der Baumstamm im Dorf angekommen ist, wird er in Arbeit genommen. Ist viel Splint am Stamm, dann wird er erst weggehauen, sO- dann höhlt man den Stamm etwas aus und bearbeitet die Spitzen. Auf die Spitzen wird viel Sorgfalt verwendet. Das ungefähre Verhältnis zwi- schen Spitzen und Trog ist aus den Modellen zu ersehen. Das Aushöhlen der Stämme besorgen geschickte Männer, denn Ungeübte können leicht den ganzen Stamm ruinieren. Man rechnet mit den Steinen und läßt den Boden der Kanu ziemlich dick. Die Kanus sind daher ziemlich schwer. Das Aushöhlen der Kanu geschieht jetzt mit Hohleisen. Der Eingeborne macht sich seine Hohleisen aus irgend einem passenden Stück runder Eisen- stange, Schiffsnägel waren auf jeden Fall die ersten Fiseninstrumente. Früher hatte man dazu Steine, die hohl geschliffen waren, doch benützte man weniger den Serpentin von Kela als vielmehr Klingen von Muscheln (Tridacna gigas). Diese Klingen sind leider schon eine Seltenheit geworden. Daß Boote mit Feuer ausgehöhlt werden, habe ich nie gehört, selbst in Märchen nicht. Die Eingebornen erzählen wohl, daß man das Dröhnen der Steinbeile einen Kilometer weit gehört habe und daß die Schneide sich schnell abnutzte, aber nie hörte ich bei dergleichen Arbeiten etwas vom Gebrauch des Feuers. Als Kanuholz wird ja auch nur weiches Holz, aber von diesem nur das beste benutzt. Ist der Kanutrog fertig ausgehöhlt und die Enden fertig geschnitzt, dann werden die Kniehölzer (Spanten) aufgesetzt. Die besten Spanten geben die Strebewurzeln des pad-Baumes (Vitese monophyllus K. Sch.); sie brechen nie und sind auch ausgezeichnet wetterbeständig. Man kann sie meist für mehrere Kanu benützen. Die Anordnung der Spanthölzer ist an den Modellen ersichtlich, je 2 Paar für die beiden Enden und 2 Paar 6 in für die Mitte. Bei Zweimastkanu gehen die mittleren Spanten durch die Plattform durch als Stütze für die obere Plattform und für die Masten. Das Spantensetzen beaufsichtigen die erfahrensten Männer, denn von der Stellung der Spanten hängt die Lage des Kanus im Wasser und damit auch die Segelfähigkeit, ob das Kanu schnell oder langsam läuft, ab. Während des Baues soll das Kanu etwas nach Steuerbord überhängen; wenn das Kanu dann ins Wasser kommt, wird es durch den niedrigen Ausleger nach Backbord herübergezogen und erhält so im Wasser eine gerade Lage. Im übrigen dienen die Spanten bloß dazu, den Oberbau des Kanus steif zu halten, nicht um ihn zu befestigen. Die Befestigung des Oberbaues (des „Aufsatzes‘, wie man ihn hier nennt) geschieht vielmehr unmittelbar zwi- schen Trog und Aufsatz. Es werden zu dem Zweck zirka 5—6 cm vom Rande des Troges entfernt eine Reihe Löcher gebohrt, die einen Abstand von 20—25—30 cm voneinander haben. Entsprechend diesen Löchern wird dann eine Reihe Löcher in die Aufsatzplanke, die dem Rand des Bootstroges möglichst genau angemessen ist, gebohrt und die Planke mittelst einer besonderen Schlingpflanze (woing = Polybotrya tenuifolia Kuhn) an den Bootstrog gebunden. Die Schlingpflanze wird vor dem Ge- brauch eingeweicht, da sie sonst brechen würde. Sie zeichnet sich durch eine eminente Festigkeit aus, es kann ein Mann mit aller Kraft an einer Rebe ziehen, ehe sie reißt, aber sie widersteht der feuchten Witterung nicht lange. Die Teile, die am meisten gebraucht werden, müssen bereits nach 6 Monaten ersetzt werden, im günstigsten Falle halten sie ein Jahr. Zum Aufbinden des Kanus helfen immer sämtliche Männer zusammen, denn das Anziehen der woing erfordert Kraft und ist eine schmerzhafte Arbeit, da die Reben natürlich in die Hände einschneiden. Doch wird die Arbeit gerne getan, da als Belohnung ein leckerer Tarobrei (geriebene Taro und Kokosnußmilch — polong) winkt. Gedichtet wird das Boot mit dem Bast der frischen Rinde des ndjim-Baumes (botanischer Name noch unbekannt). Der Bast der frischen Rinde wird geschabt und mit Knochenmeißeln (bö- tekwä) zwischen die Fugen gestopft. Der Saft muß Schellack enthalten, denn er erhärtet ziemlich rasch und macht das Boot wasserdicht. Von den Händen ist der angetrocknete Saft kaum wegzubekommen. Das Stopfmaterial wäre sehr gut, wenn es bei wirklich stabilen Booten ge- braucht würde. Bei den Kähnen der Eingebornen aber geben bald die Schlingpflanzen nach oder die Planken trocknen aus, kurz die Kanus sind nur selten lange wasserdicht. Die Einmastkanu erhalten nur eine Planke als Aufsatz, dafür aber noch ein Untersatzbrett von möglichst gutem Holz für die Auslegerstangen, das Zweimastkanu für den Hochseegebrauch hat 2 Planken als Aufsatz Be - A 7 Ein wichtiger Teil des Kanus sind die Auslegerstangen (kiong). Sie müssen fest aber doch elastisch sein. Am besten eignen sich dazu die Stangen des Calophyllum K. Sch. Da diese Calophyllum kiong nur auf höheren Bergen wachsen, so ist die Beschaffung derselben mit ziemlichen Kosten verknüpft. Es wird sehr darauf gesehen, daß die Stange keinen Bruch hat, denn von der Güte der Auslegerstange hängt die Sicherheit des Kanus ab. Der Auslegerbalken (Schwimmbalken) selbst wird von einer bestimm- ten Sorte leichtem weichem Holz gemacht (säm, botanischer Name unbe- kannt). Weich muß der Ausleger sein, damit man die hölzernen Pflöcke, welche das Bindeglied zwischen Stange und Ausleger bilden, einschlagen kann, leicht, damit er das Kanu nicht zu sehr aufhält. Bei starkem Wind setzt sich ein Mann auf die Auslegerstangen. Der Ausleger liegt beim Segeln stets lu v wärts; kommt er durch ungeschicktes Steuern einmal leewärts zu liegen, so wird er durch den Segeldruck sofort unters Wasser gedrückt. Soll das Boot gewendet werden, so stellt sich der Steuermann auf die andere (bisher vordere) Spitze und zieht die Segel nach hinten. Das Wenden ist bei den Kanus daher immer sehr umständlich, man kann das Segel nicht einfach auf die andere Seite schlagen lassen, sondern muß erst Stricke auflösen und auswechseln und das Steuerruder hin- und hergeben. Die Eingebornen kreuzen übrigens nur im Notfalle, da mit ihren kiellosen Booten beim Kreuzen sehr wenig herauskommt. Sonst laufen die Kanus bei gutem Wind nicht schlecht, doch dürften 5 Seemeilen (9 km) in der Stunde das Höchste sein. Nach der Schnelligkeit der Boote richten sich im allgemeinen auch die Reise- entfernungen. Kein Stamm fährt weiter, als er in einem, höchstens zwei Tagen erreichen kann. Weiteren Entfernungen stehen dann auch die Han- delsmonopole entgegen. Für größere Seereisen sind die Kanu auch zu schwerfällig und zerbrechlich. Schwere See hält das Auslegerwerk absolut nicht aus, die Eingebornen fahren daher nur bei gutem Wetter. Die Trag- kraft der Kanus ist auch nicht weit her, die größten leisten etwa 20—25 Zentner, die kleinen tragen knapp 2—3 Zentner. Die Preise der Kanu stehen sich auf etwa 15 Mark das kleine Fischer- boot, 20—25 Mark ein Einmastboot, 40—50 Mark ein großes Zweimastboot. Die Kanu sind immer Eigentum eines Mannes oder Familie, die großen Kanu führen Namen und haben ein Kennzeichen, oft das Totemtier der Familie. Die eine Familie hat einen Adler oder Taube aus Holz geschnitzt auf den Mastspitzen, eine andere hat dieselben Zeichen auf den Auslegerstangen; eine andere Familie hat die Spitzen (Bootspitzen) mit Muscheln besetzt, oder an den Segeln hängen eine Art Fahnenbänder herunter. 8 BE. Tanzmasken. Der Eingeborne hier unterscheidet Vergnügungstänze und Geister- tänze. Ins Gebiet der Geistertänze gehören die großen Masken; für Vergnügungstänze hat man nur Tanzhelme. Die Geistertänze werden in hiesigem Gebiet nur auf Tami ausgeführt, während die Vergnügungs- tänze überall getanzt werden. Die Vergnügungstänze werden zum Teil nur bei Totenfeiern getanzt, sind aber auch da eigentlich Kultfeier. Getanzt wird nur, wenn. „die Rede gut ist“, d. h. wenn kein Krankheits- oder gar Todesfall vorlag. Krankheit und Tod ist „schlechte Rede‘, d. h. ein Zau- berer hat aus irgend einer Ursache (aus eigenem Antrieb oder auf fremde Veranlassung hin) den Kranken verhext. Dies Verbrechen steht auf gleicher Stufe mit Totschlag oder fahrlässiger Körperverletzung — es ist eine böse Rede — Unfriede, Streit im Dorf. Der Vers „denn wo man singt, da laß dich ruhig nieder‘ lautet in Papua-Variation ‚„‚denn wo man tanzt, da laß dich ruhig nieder“. Tanz ist Zeichen, daß in dem betreffenden Dorf Friede herrscht, oder eben wieder Friede hergestellt worden ist, nachdem man die Trauer um den Toten beendet hat. Am meisten wurde auf Tami getanzt und zwar fast nur zur Beendigung der Trauerzeit. Die Trauerzeit währt 2—3 Jahre, beschlossen wird sie mit einem solennen Festessen. Das üb- liche Menü lautet auf: Schweinefleisch und Tarobrei, beides Delikatessen, die das Herz eines jeden Eingebornen höher schlagen lassen. Das Essen ist aber nicht allein für die Erdenbewohner, es ist Totenopfer. Der Ver- storbene nimmt von den Schweinen, die geschlachtet werden, von all den Schüsseln Tarobrei (hier finden die großen Holzschüsseln oder -mulden Verwendung), die zum Austeilen bereitgestellt werden, den Schatten, das Bild (die Seele) und teilt dies wieder unter die Schattenmenschen aus, sich auf diese Weise das Bürgerrecht in der Unterwelt zu erkaufen. Je splen- diter das Festmahl, desto großartiger konnte natürlich der Verstorbene unter den Geistern auftreten. Da der Tote bescheidener Weise nur das Bild, die Seele von all den Herrlichkeiten nimmt, so bleibt dem Menschen die Materie übrig, die dann an die Festteilnehmer ausgeteilt wird. Die Fest- teilnehmer sind nämlich das ganze Dorf und auswärtige Freunde. Aber es gilt hier der Grundsatz: umsonst ist nur der Tod, wollt ihr essen, so leistet auch etwas dafür, d. h. tanzt dem Toten zu Ehren eine Nacht hindurch. Das ist so feststehende Sitte gewesen, daß man gar nicht anders wußte. Die Leute ließen es sich denn auch angelegen sein, etwas ordentliches zu leisten und übten schon wochenlang vorher, um dann am Festabend die ganze Nacht bis weit in den anderen Tag hinein zu tanzen. Es wurde den Leuten schließlich doch zur Last und sie nannten die ganze Veranstaltung „seine Arbeit machen“. Oft geben die Kranken an, was für ein Tanz bei ihrer Totenfeier getanzt werden soll. m 9 Es gibt eine ganze Anzahl Tänze; geradeso wie man in Deutschland vom „Rheinischen“, „Schottischen“, „Polka“ spricht, so ist es auch hier mit den siä, singe, kKÖköwä, wemän*) und wie sie alle heißen. Es sind alles Tänze von verschiedenen Gegenden. Die verbreitetsten Tänze sind die siä von der Rook-Insel. Sie behandeln meist einheimische Darstellungen von Tieren, Jagdszenen oder scherzhafte Vorkommnisse aus dem täglichen Leben. Die beliebteste Tanzfigur ist der Kakadu; alles hat man ihm abgelauscht, wie er sitzt, wie er steigt, wie er frißt, wie er spielt. Die mimischen Vor- stellungen werden immer von 2 Vortänzern gegeben, die übrigen Tänzer bilden dann den Chorus; daneben gibt es auch Reihentänze. Die Tänze werden nur vom männlichen Geschlechte ausgeführt, bei großen Festtänzen tanzen aber auch die Frauen mit, doch völlig unabhängig von den Männern. Sie können mittanzen, was natürlich den Eindruck des Tanzes hebt, sie können aber auch fehlen. Dafür haben die Frauen eigene Tänze, z. B. die Kököwötänze, bei welchen nur die Frauen tanzen und die Männer nur das Schlagen der Trommeln (Tanztrommeln) besorgen. Zum Tanzen schmückt man sich natürlich feierlichst. Man rasiert sich Bart, Augenbrauen und Hinterkopfhaare, bemalt sich um Mund und Augen auch die Nase bekommt einen roten Strich, dann werden die Schmuck- sachen, Eberzähne, Brustschmuck (kaboa), Arm- und Stirnbänder angelegt, in die Armbänder steckt man die knallroten Blätter der Dracaena oder Riech- sträußchen, in den Gürtel ins Kreuz die bunten Krotonblätter, auf dem Kopf hat man den mit schneeweißen Federn verzierten Tanzhelm — kurz so ein Papuatänzer sieht gar nicht so übel aus. Die Frauen schmücken sich ähnlich, nur daß sie, außer bei den eigentlichen Frauentänzen, keinen Tanzhelm aufhaben und anstatt der grünen Zweigbüschel im Gürtel eigens angefertigte schweifartige Wedel haben. (Derselbe Stoff wie die Schürzen.) Die Tänze währen bei Festlichkeiten die ganze Nacht hindurch, wobei sich die Tänzer gegenseitig ablösen. Zu jedem Tanze wird ein Lied gesungen, Tanz ohne Lied kann man sich gar nicht vorstellen. Der Inhalt der Lieder ist oft mehr als einfach, doch versteht der Tänzer selten den Text des Liedes, da die Lieder mit dem Tanz importiert sind. Man hat oft den Eindruck, als ob es dem Papua bloß auf die nötige Anzahl Silben zur Melodie ankäme, um den Text kümmert er sich auch gar nicht. In den meisten Fällen wird der Text wahrscheinlich auch verstümmelt sein. Bis jetzt sind im hiesigen Gebiet Lieder und Tänze obszönen Inhaltes nicht beobachtet worden. Die Geistertänze sind nur Männertänze, doch dürfen die Frauen zu- schauen. Ein eigener Tanz der Tami sind die Tagotänze, die offenbar mit den Dukduktänzen von Neu-Pommern verwandt sind. Die ursprüngliche *) weman oder wäman. e bedeutet ä. 10 — 56 — Idee der Geistertänze ist wohl kaum mehr recht zu erkennen. In Neu- Pommern sind die Geister eine Art Polizei geworden, die begangenes Un- recht ahnten, unter Umständen aber auch das Recht mißbrauchen. Auf Tami durfte während der Tagozeit keine Nuß gegessen werden, in Yabim verboten die tabutabu den Genuß der Taro. Die tanzenden Masken waren angeblich Geister, die sich an einem bestimmten, den Frauen unzugäng- lichen Platz im Wald aufhielten. Auf Offenbarung des Geheimnisses stund der Tod. Es durften deswegen nur erprobte Männer den Maskentanz aus- führen. Der Tanz selbst besteht aus schwach hüpfenden Bewegungen, da der Tänzer einmal mit dem Graszeug so überladen ist, daß er in seinen Bewegungen gehemmt ist und zweitens die Maske zu halten hat. Das Graszeug ist von ganz jungen frischen Wedeln der Sagopalme gemacht. In Ermangelung dieses Materials nahm man auch dürre Bananenblätter, Farnkraut und dergl. Der Kragen besteht aus Farnkraut und Dracänen- blättern. Der Tänzer umwickelt sich zuerst die Lenden, damit der Unter- körper bedeckt ist. Sodann setzt er die Maske auf und läßt den Nacken- lappen (Blattscheidengewebe der Kokosnuß) über den Rücken herunter- hängen. Wenn nun der Oberkörper mit dem zweiten Volant (oder wie man das Ding nennen will) umwickelt wird (NB. über den Schultern), so wird damit der Nackenlappen befestigt. Der Nackenlappen dient als Angel (Lederangel), an welcher die Maske auf- und zugeklappt werden kann. Die Maske sitzt ja nicht fest wie ein Hut auf dem Kopf, sondern sie wird nach hinten durch den Nackenlappen (oder nennen wir es Nackenangel) in oben angegebener Weise befestigt, nach vorne durch die Schnur, die der Tänzer in der Hand halten muß. So ist er in den Stand gesetzt, von Zeit zu Zeit die Maske etwas zu lüften und frische Luft zu schöpfen, denn der ganze Anzug hat ungefähr dieselbe Wirkung wie ein römisches Dampfbad. Der Tänzer sieht durch die beiden engen Schlitze neben der Nase. Die Federkokarde wird oben auf den Zapfen gesteckt. Auf dieselbe Weise wird auch die zweite Maske — Wäman — montiert; sie beansprucht ziemlich viel Raum, denn das Rad hat einen Durchmesser von zirka 2,50 m. Die Raupe, die von vorne nach hinten über die Maske läuft, dient zur Aufnahme der Federstäbchen. Die langen Stäbchen ge- braucht man für oben, die kurzen geben den unteren Teil des Rades. Die Stäbe müssen natürlich gut ausgeglichen werden, damit das Rad schön egal wird. Die Gesichter der Maske sind also auf der Seite. Die langen Arme des Maskenkorbes dienen dazu, daß der Tänzer die Maske festhalten kann, denn sie sitzt auch ganz lose auf dem Kopf. Die Bekleidung des Wäman ist ganz leicht, man kann den Körper des Tänzers durch den Volant sehen. Das Rad soll beim Tanz recht wippen. Diese Maske stammt kn 11 von Mälige (Westküste von Neu-Pommern) und ist nach meinem Dafürhalten auch mit dem Dukduk und Tago verwandt. Auf Tami hatte der Tanz bloß die Bedeutung eines Vergnügungstanzes. Die richtigen Tanzmasken sind sehr groß, sie erreichen 3—4 m Durchmesser. Ohrringe (pinipin) von Tami und Siasi. Das Schildpatt wird in Streifen geschnitten, die Ringe mit Muschel- drillbohrern ausgebohrt, in Jo] Stücke geschnitten und abgerundet. Ist der Strang fertig geschnitten, dann wird er auf Stäbchen gereiht und mit Bimsstein abgeschliffen. Polieren tut sichs durchs Tragen. Zwecks Ein- setzens in das Ohrläppchen werden die Ringchen durchschnitten; zur Ver- stärkung und Schutz des Ohrläppchens werden noch Palmblattfieder ein- geschoben. Lang herabhängende Ohrläppchen betrachtet man als beson- deres Schönheitszeichen. Feuererzeugung. Armringe aus ganz dünnem spanischen Rohr werden von den Ein- gebornen als Feuerzeug benützt. Diese Art Feuer zu machen wird, wie es scheint, mehr in den Bergen geübt, ich sah es auch drüben überm Golf bei Samoahafen (Kela). Man benützt ein kurzes Stückchen besseren, d. h. festeren Holzes dazu, das man an einem Ende spaltet und durch ein da- zwischen geklemmtes Steinchen offen erhält. Das Stückchen Holz braucht nicht größer als ein Wäschezwicker sein. Dieses Stückchen Holz legt man etwas erhöht auf die Erde und tritt es mit dem Fuße fest, während man mit einem kurzen Stückchen spanischem Rohr (zirka 50 cm lang) scharf um das Holz auf- und abzieht. Durch die Bewegung entwickelt sich Hitze, die sich dann dem durch das Reiben abgefallenem Zunder (Holzmehl) mitteilt und diesen entzündet. An der Küste hatte man allgemein ein etwas flach zugeschnitztes oder gehauenes Stückchen Holz (gleichviel welcher Sorte, nur nicht zu weich), auf welches man mit einem Stäbchen zuerst eine flache Rinne ein- preßte (das Holz durfte also auch nicht zu hart sein) und dann durch hef- tiges Hin- und Herreiben Zunder (Holzmehl) und Hitze erzeugte. Der Zunder ist unbedingt nötig, denn wenn auch die Reibung so stark war, daß die ganze Reibungsfläche verkohlt war, sie reichte nie hin, um das Holz selbst zum glimmen zu bringen. Ich sah immer, wie der Zunder sorg- fältigst zusammengestrichen wurde, der fing dann auch immer den Funken auf. Der Eingeborne erzeugt durchs Reiben also nur einen Fun ken, der dann durchs Holzmehl und weiteren leicht entzündlichen Stoffen zur Flamme entfacht wird. Die Weise der Inlandleute, Feuer zu reiben, scheint mir die leichtere und praktischere. 12 wa BE Schweinezaubersteine. Die Zaubersteine sollen zweierlei erreichen: 1. Daß die Schweine nicht vorzeitig krepieren. 2. Daß ein guter Kaufpreis erzielt wird. Nr. 1 war aber Hauptsache. Grund: Die Schweine laufen für gewöhn- lich frei umher. War nun ein Schweinemarkt angesagt, dann mußten diese halbwilden Tiere gefangen und gefesselt werden, oft keine kleine Aufgabe, denn durch das Gegrunze der gefesselten Schweine wurden die freien oft verscheucht. Es konnte 4—8 Tage dauern bis alle Schweine gefesselt waren und da passierte es öfters, daß die zuerst gefangenen eingingen oder auf dem Transport krepierten. In diesem Fall mußte der Verkäufer den Kauf- preis wieder herauszahlen. Um das zu verhüten, mußten schon Monate vor dem Termin be- stimmte Männer (die deswegen im Range der Häuptlinge stehen) durch Fasten alle schädlichen Einflüsse von den Schweinen abhalten, zu gleicher Zeit legte man obige Steine mit Wurzeln und Rindenstücken (gerieben und gestoßen) in eine Schüssel. Das Fasten der Männer ne sich übrigens nur eg en und in Wasser gekochte Speisen, und Beim Schweinefest selbst nehmen die Häuptlinge die Steine in die Hand und schlagen jedes Schwein (die Schweine liegen gefesselt in einer Reihe) leicht dahin, wo es gespeert werden soll. Brummholz, Schwirrbrett, Waldteufel (Yabim: bälum, Tami: käni). Der Kultgegenstand der Huongolfstämme. Es ist kein Gott oder Götze, erhält keine religiöse Verehrung, dient nur dazu, die Anwesenheit eines angeblichen Geistes den Weibern und Kindern vorzutäuschen. Das Brummen hört man bei Windstille stundenweit. Gefürchtet wurde das bälumsholz, weil der Verrat des Geheimnisses unnachsichtlich die Todesstrafe nach sich zog, begehrt und geehrt, weil die Verleihung desselben Erhöhung in den Häuptlingsstand war. Die Belehnung ging nach Erbrecht. Der Kult, mit dem dies bälumsholz verbunden ist resp. war, hatte das Geschlechtsleben des. Menschen zum Inhalt. Hier in Neu-Guinea blieb die Sache in engen Grenzen, es beschränkte sich auf die Pubertätsweihe. Der geschlechtsreife Knabe mußte vom Geiste verschlungen werden; gegen ein Schwein gab ihn der Geist wieder heraus. Beim Verschlingen beißt der Geist dem Knaben die Vorhaut durch (Beschneidung). Dem Knaben wird durch diese Prozedur das schlechte Blut abgezapft und in der Folge _— 59 — 13 soll er rasch wachsen. Unterlassung der Beschneidung hat Wunden am Geschlechtsteil zur Folge. Die Beschneidung (bei manchen blos Spaltung der Vorhaut, bei anderen gänzliche Abtrennung derselben), wurde an abgelegenen Orten vollzogen. Vorbereitungen und Abheilen der Wunde nahmen Monate in Anspruch. Während der Zeit wurden die Jungen in guten und bösen Dingen unterrichtet. Das bälumsholz ist geschichtlichen Ursprunges; eine Frau soll das Schwirren des Brettchens zufällig beim Holzspalten entdeckt haben. Regenzauber; Taimi. Ein Sammelsurium von Steinen, Fischknochen, Rindenstücken und Blättern. Die Bedeutung des einzelnen unbekannt. Die Hauptsache war dabei der Spruch: „in N. N. erschlugen sie einen Kasuar, das Blut spritzte bis zum Himmel und färbte ihn rot; so sollen die Regenwolken aufsteigen“. Die Sachen wurden in eine Schüssel mit Wasser gelegt, der Regenzauberer mußte während der Zauberzeit gewisse Dinge meiden. Die Leute waren natürlich so schlau und legten die Steine erst ein, wenn die Regenzeit nahte. Unter Umständen bekamen sie Geschenke (die Pflanzen mit den hakenartigen Auswüchsen sollen die Eberhauer herbeiziehen), unter Umständen, wenn der Regen zu früh kam, d. h. die Felder noch nicht gebrannt waren, mußten sie auch zahlen. Trauerzeichen, Trauernetze. Das allgemeine Trauerzeichen heißt koukou. Es wird um den Hals getragen bis zur Beendigung der Trauerzeit. Nähere Verwandte binden an die Schnur irgendein Andenken an den Verstorbenen (Haare, Ge- brauchsgegenstände und dergl.). Witwer tragen mehrere Schnüre um den Hals und kreuzweis über der Brust; dazu ist um den Kopf ein weißes Tuch gebunden. Das große Trauernetz für Witwen heißt gundü. Während der Witwer sein Haar mit einem weißen Tuch einbindet, vermummt sich die Frau in einer Anzahl Netze. In der ersten Zeit der Trauer trägt sie 4—5 Netze über- einander, das oberste bis über die Augen herabgezogen. Während dieser Zeit durfte die Frau auch nur Abends ausgehen. Nach etwa einem 4, Jahr darf sie einige Netze ablegen. Die ganze Trauer dauerte etwa 3 Jahre. Hundezähne. Die Hundezahnkette ist Halsschmuck für Kinder und bei Käufen Tauschobjekt. Der Eingeborne rechnet nach der Länge der Kette. Eine 14 | Armlänge (zirka 100 Stück) Preis für einen Hund, eine Klafterlänge Preis für ein Schwein. Für große Schweine muß aber mindestens 1 Eberzahn dabei sein. Eberzähne. Man schlägt dem jungen Eber die beiden oberen Hauer aus, worauf die untern ungehindert weiter wachsen können. Das mindeste Werterforder- nis ist, daß die Spitze die Wurzel erreicht, je weiter sie an der Wurzel weiter entlang geht, desto wertvoller ist der Zahn. Diese guten Zähne sind jedoch in festem Besitz, Familienerbstück. Der Preis schwankt zwischen 10—25 Mk. Das Schwein wurde natürlich reichlich alt (10—15 Jahre) bis die Zähne ordentlich ausgewachsen waren. Töpferei. Wir haben zwei Töpfereibezirke, einen bei Kap König Wilhelm, Gidua- töpfe, und einen zwischen Kap Parsee-Badenbucht (Huongolf), Kelatöpfe. Die Töpfe von Gidua haben enge Öffnung, die von Kela weite. Die von Gidua sind dünnwandig, die von Kela dickwandig. Das kommt wohl von der Herstellungsweise.. In Gidua arbeitet die Töpferin (das Topf- machen ist Frauenarbeit) den Topf mit Hilfe eines runden Steines und Holzschlägels aus, indem sie den Stein innen gegen die Wandung hält und mit dem breiten Schlägel dagegen schlägt, in Kela setzt man auf den Rand Tonwurst für Tonwurst auf und verstreicht. Es werden auf diese Weise große Töpfe gefertigt. Die Töpfe werden getrocknet und dann an kleinem Feuer gebrannt, eigentlich nur gebacken. Mützen. Das Tragen von Mützen ist eine Sitte sämtlicher Inlandbewohner der Finisterre-Cromwell-Rawlinson-Halbinsel. Wahrscheinlich sollen sie als Schutz gegen die Sonne dienen, denn die meisten dieser Völker sind Steppen-(Grasflächen-)bewohner. Soweit man das Land bis jetzt kennt, bewohnen diese Leute einen Streifen, der zwischen Festungshuck-Dorfinsel beginnt und der Länge nach durch die Halbinsel bis zum Markham durch- geht. Die an der Küste wohnenden Melanesier haben die Mütze nicht an- genommen; warum ihn dann die (der Sprache nach) melanesischen Lae- womba angenommen haben, ist nicht aufgeklärt. Eigentümlichkeit der Laewombamützen ist die Malerei, alle anderen tragen entweder ungefärbte oder einfarbig (rot) angestrichene Hüte. Über die Bedeutung der Zeich- nungen weiß man noch gar nichts. Die aufgesteckten Kakaduschopffedern bedeuten die Zahl der erschlagenen Feinde. Das Erdbeben vom 14. auf den 15. September 1906*). Brief vom 20. Januar 1907. Mit einer Tafel. (Tafel 12). Ich bin seit September 1887 im Lande und habe schon manchen Erd- stoß mitgemacht. Es ist einem etwas so Gewohntes geworden, daß man nicht einmal vom Stuhl aufsteht, wenn es nicht gleich an allen Ecken des (Holz-)Hauses kracht. Zwei Erdbeben erlebte ich (eines im September (?) 1895, das andere im August 1899), die waren so stark, daß man sich an- halten mußte, um nicht umgeworfen zu werden; doch richteten sie weiter keinen Schaden an, als daß einige Lampen und einiges Geschirr zerbrach. Was ein schweres Erdbeben ist, sollten wir in der Nacht vom 14. auf den 15. September 1906 kennen lernen. Die Regenzeit hatte eine kleine Pause von 14 Tagen gemacht und ich war eifrig dabei, mir ein Obdach im Wald zu schaffen, wo ich einigermaßen wie ein Kulturmensch leben konnte, denn drei Wochen hatte ich schon in der Hütte meiner Arbeiter zugebracht, wo die ganze Bequemlichkeit darin bestand, daß ich meine Hängematte ausspannen konnte. Ich war nun eben soweit, daß die eine Wand und ein paar Quadratmeter Fußboden fertig waren; vergnügt stellte ich ein primi- tives Tischchen und Stuhl auf, hing eine Lampe an die Wand und verstaute meine Habseligkeiten auf den übrig bleibenden 2 Quadratmetern Boden. Ich sah schon gewonnen Spiel. Mit diesem angenehmen Gedanken legte ich mich in meine Hängematte und schlief schnell ein, unter mir verschiedene meiner Arbeiter, die in der Hütte nicht alle Platz hatten. In der Nacht wache ich von einem leichten Beben auf: ein Erdbeben. „Nun, es wird schon wieder aufhören,‘ denke ich und bleibe ruhig liegen. Aber auf ein- mal wird das Beben ein Schwingen, daß ich in meiner Hängematte wie in einer Schaukel herumgebeutelt werde, an ein Herauskommen ist nicht mehr zu denken. An Gefahr dachte ich nicht, wunderte mich bloß, wie ich herumgeschwenkt wurde bis ich merkte, daß sich unter den Schwing- ungen das Dach abheben und das ganze, noch halb unfertige Häuschen zusammenbrechen will. Da fürchtete ich, das Dach könnte einen erschlagen, aber siehe da, es legte sich mit der fertigen Wand langsam hinten über und wir können nun ins Freie. Gottes Hand hat uns beschützt, daß keinem auch nur ein Härchen gekrümmt wurde. *) Der Bericht wurde s. Z. der Kaiserlichen Hauptstation für Erdbeben- forschung in Straßburg i. E. zugeleitet. N ach Mitteilung von Dr. A. Sieberg wurde er benützt bei dem makroseismischen Probebebenkatalog für 1906 und in einer Monographie des Genannten über die Erdbeben in deutschen Schutzgebieten. 16 — 2 — Kaum waren wir im Freien, als es schon wieder zu beben anfing, es war überhaupt ein fortwährendes Zittern, das sich bald in heftigeren, bald in leiseren Stößen bemerkbar machte. Größere Pausen als 5 Minuten gab es nicht. Meine Jungens suchten mir meine Uhr, es war 2 Uhr. Hätte ich die Kaltblütigkeit gehabt, die bemerkbaren Stöße zu zählen, ich hätte in den 4 Stunden bis zum Tagesanbruch sicher 50 Stöße zusammenge- bracht; allein, als es gar kein Aufhören gab und dazu ringsum die Bäume krachend umbrachen, da packte mich das Grauen. Was hätten wir machen wollen, wenn auch auf unserem Platz ein Baum umgebrochen wäre, es war Nacht, der Boden lag noch voller Stämme, Wurzeln und Schlingpflanzen, an ein Ausweichen wäre da nicht zu denken gewesen. Und eben wenn man dachte, jetzt hat sich die Erde beruhigt und man hatte sich auf einen Baum- stamm oder Brett niedergelassen, da schreckte einen ein neuer Stoß wieder auf. Mit Freuden sahen wir daher den Morgen heraufdämmern, nun sahen wir aber auch die Verwüstung, die das Erdbeben angerichtet hatte, sahen auch, in welcher Gefahr wir geschwebt hatten. Ich hatte mir, um mir den Platz nicht zu verbauen, mein Häuschen ganz an den Rand des Ab- hanges gebaut, die eine Ecke ruhte direkt auf einer Felsplatte, die über den Abgrund hinausragte. Der ganze Abhang war aufgelockert, viele Korallen- steine waren den Abhang hinuntergerollt oder hatten sich aus ihren Lagern herausgedreht. Ein Wunder, daß meine Platte nicht auch in Bewegung gekommen war. In der Ferne sah man allenthalben starke Erdrutsche. Wie mochte es auf den zwei hohen Bergstationen Sattelberg und Warea aussehen! Ich sandte sofort Boten nach Erkundigungen aus und die brach- ten die Nachricht, es sei in unserer nächsten Nähe ein großer Bergrutsch, dazu sei der Weg fast seiner ganzen Länge nach aufgerissen; es sei ferner nach dem Erdbeben eine Flutwelle gekommen und hätte sämtliche Kanus mit fortgenommen. Bei den Eingebornen sind fast sämtliche Häuser um- gefallen gewesen. Keiner der Eingebornen konnte sich eines ähnlichen Erdbebens erinnern, nur als Sage wußten sie, daß vor der ersten Pocken- epidemie ein sehr schweres Erdbeben gewesen sei. Die ersten Pocken gras- sierten in den sechziger Jahren im Lande, nach den Aufzeichnungen katho- lischer Missionare, die in den fünfziger Jahren auf der Rook-Insel Mission trieben, war (im August?) 1856 ein schweres Erdbeben, so daß die Erde voller Risse war. Es war zwischen beiden Daten (Erdbeben und Pocken) auf jeden Fall ein größerer Zeitraum, allein solche Irrtümer können bei Eingebornen, die kein Zeitmaß haben, sehr leicht vorkommen. Doch ist es interessant, auf diese Weise einen Anhaltspunkt für frühere Erdbeben zu haben. Es hätte demnach das vorletzte starke Erdbeben vor zirka fünf- — 6 — 17 zig Jahren stattgefunden. (Eingeborne kommen selten über sechzig Jahre hinaus.) In bedeutend früheren Zeiten muß es immer im Frühjahr (hier die Zeit des Monsunwechsels von Nordwest zum Südostwind) größere Kata- strophen gegeben haben. Die Tamileute hatten es bei Frühjahrserdbeben immer sehr eilig, ihre Habseligkeiten auf dem Stationshügel in Sicherheit zu bringen, eingedenk der Warnung ihrer Vorfahren: wenn die Plejaden auf den Bergen (im Westen) liegen, dann nehmt euch vor Springfluten in Acht. Merkwürdig ist es, daß die Eingebornen Frühjahrserdbeben mehr fürch- teten, während nach den bisherigen Erfahrungen die Erdbeben um die Zeit der Herbstäquinoctien herum die schlimmeren waren. Großer Katastrophen erinnert man sich nur einer, des Einsturzes des Vulkanes auf Long Insel. Dies geschah zu Lebzeiten der Großväter der jetzt lebenden ältesten Männer, also vor etwa 100 Jahren. Einige andere Nachrichten sind völlig sagen- haft, wie auch jene Katastrophe auf Long-Insel sagenhaft ausgebeutet ist. So erzählen sie z. B.: Auf der Rook-Insel existierte ein Vulkan (d. h. in der Phantasie der Eingebornen ein Feuerwesen; nebenbei bemerkt sind auf Rook wohl ein halbes Dutzend Vulkankegel), der ärgerte sich darüber, daß die Weiber immer ihren Kehricht in seinen Krater warfen und aus Zorn darüber sprang er in die See zwischen Rook und Neu-Pommern. Aber es war dorten eine sehr starke Strömung und so wanderte er in die Finsch- hafener Gegend, doch da war es noch schlimmer. Er versuchte es weiter an verschiedenen Plätzen längs der Küste, aber es paßte ihm nirgends, bis er schließlich wieder auf seinen ersten Platz zurückkehrte, wo er heute noch steht (die Ritter-, früher Vulkan-Insel). Interessanter in bezug auf das letzte Erdbeben ist die Sage, es sei früher die Long-Insel mit dem Festland Neu-Guinea verbunden gewesen. Der genauere Inhalt der Sage ist mir leider entschwunden; ich weiß nur noch, es handelte sich um eine Großmutter und ihren Enkel. Die Groß- mutter wurde über irgend etwas zornig gemacht, im Zorn verzauberte sie das Land, das von einer großen Flutwelle zerstört wurde, d.h. das Land sank. Bei dem letzten schweren Erdbeben kann es sich auch nur um ein Einsturzbeben handeln und zwar liegt das Zentrum auf der Linie zwischen Festungshuk und Hardenberghuk und zog sich nordöstlich nach der West- küste Neu-Pommerns. Das Senkungs- oder Einsturzgebiet muß unter- seeisch sein, denn man hört nichts, daß ein größerer Komplex Land gesunken sei, außer einer Nachricht von Neu-Pommern, wo ein Bergdorf um zirka 15 m gesunken sein soll. Auf dem Berg Hunstein (Neu-Pommern) sieht man bei klarem Wetter auch sehr starke Bergrutsche, während auf Rook nichts wahrzunehmen ist. Nach den Schilderungen des Missionars Hansche war 18 a ER das Erdbeben dort (in Rook) überhaupt nicht so stark, es gab dort auch keine Flutwelle, sondern es zog das Wasser ab. Am schlimmsten soll es nördlich von Festungshuk aussehen; dort sollen fast alle Täler durch die Bergrutsche ausgefüllt sein. Aber auch noch südlich bis herunter an den Sattelberg hat es bös gewirtschaftet. Die Berge sehen aus, als ob sie mit Riesenkartätschen abgekratzt seien. Tief gingen ja die Bergrutsche nicht, meist ist nur die etwa 1 m’ starke oberste Erd- und Humusschicht abgerutscht, doch sind von der Wucht und dem Ge- wicht der Erdmassen die stärksten Bäume wie Zündhölzer abgeknickt. Sämtliche Wasserläufe waren wochenlang verschüttet, bis dann größere Regen die Erddämme zum Durchbruch brachten und unglaubliche Mengen Holz in die Seen beförderten. Die beiden Stationen auf Sattelberg (900 m über dem Meer) und Wareo (700 m, zirka 1 deutsche Meile Luftlinie nördlich von Sattel- berg, vom Sattelberg durch das Büsimtal getrennt) litten sehr. Das ältere Wohnhaus auf Sattelberg fiel mitsamt seinen Pfählen um, doch blieb das Haus selbst unbeschädigt: auf Wareo riß es ein neugebautes Haus von seinen Pfählen und verschubste das ganze Haus um 90 cm in der Rich- tung der Erdbebenaxe. Auf Wareo war das Beben offenbar stärker als auf dem Sattelberg. Es sind dort sämtliche Gebäude mehr mitgenommen, die Erdrisse größer und breiter und die Bergrutsche häufiger. Man spürte auf Wareo die Nachbeben auch viel länger als auf Sattelberg.. Noch an Weihnachten verging kaum ein Tag ohne 1 oder 2 Erdstöße, oft auch 4—5 und zum Teil kräftig. Sekunden vorher hörte man einen dumpfen Schlag in der Ferne und dann kam ein Beben. Die leichteren bestunden in einem leichten Schwingen oder Zittern, schlimmer war es, wenn es zuerst von unten herauf Stöße gab. Für Wareo darf man für die Zeit vom 16. Sep- tember bis 31. Dezember 1906 4—500 Erdstöße ansetzen. Bemerkenswert ist auch, wie das Beben sich in entfernteren Orten bemerkbar machte. Auf den beiden Missionsstationen Deinzerhöh (Kap Gerhards, Huongolf) und Kap Arkona (erstere zirka 60, letztere zirka 80 km vom Zentrum entfernt) wackelte es wohl noch tüchtig, doch fielen höchstens leere Flaschen um. Doch sind auf den Bergen zwischen Kap Arkona und Markhamfluß wieder mehr Erdrutsche sichtbar. Sollte das Beben dort im Westen eine der nach Nordosten gehenden Schwingung entsprechende Schwingung nach Süd- westen gemacht haben! Andererseits berichtet Missionar Wagner, daß auf den Bergen im Nordwesten von Wareo (es wären das die Südabhänge des Cromwell) keine Erdrutsche mehr zu sehen seien. In Friedrich-Wilhelms- hafen (300 km) spürte man einen Erdstoß, desgleichen in Herbertshöh (800 km). In Sydney (2000 km) zeigte der Seismograph das Beben mit —65 — 19 einer großen Kurve an, desgleichen wurde es auch in Apia (Samoa-Inseln) bemerkt. Leider fielen dem Beben resp. den Bergrutschen auch ziemlich viel Menschenleben zum Opfer. Aus den uns bekannten Gebieten allein wurden zirka 50 Erschlagene gemeldet, im ganzen dürften wohl an die Hundert verschüttet sein. Die Eingebornen haben aus früheren Zeiten her noch immer die Gewohnheit, sich dicht an Abhängen anzubauen, weil sie da vor ihren Feinden sicherer waren; die Gewohnheit war ihr Verderben. Noch möchte ich erwähnen, daß etwa 5 Wochen nach dem Beben plötzlich Unmengen von Moskiten auftraten, darunter viele Anopheles (die Malaria- fiebermücke), was viele Malariafieberanfälle zur Folge hatte. Offenbar waren die Unmengen Moskitos in den aufgestauten Wassermassen ausge- brütet. So erklärt sich die Angabe südamerikanischer Ärzte, daß nach schweren Erdbeben immer die Malaria häufiger aufträte. Zu obigem Erdbebenbericht habe ich noch nachzutragen, daß wäh- rend des Bebens ein großer (nach einigen Aussagen zwei) Meteor in der Rich- tung von Nord-Süd in der Gegend südlich vom Sattelberg gesehen wurde. Ein ziemlich starkes Beben erfolgte nochmal anfangs Oktober, das auch von einer Springflut begleitet war, da zog es aber das Wasser ab, der Finschhafen lag in geringeren Tiefen von 5—8 m vollständig trocken da. G. Bamler. Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tafel 2. : a er... S Dorf Nanka bei den Damplings Inseln, Huongolt. Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tafel 3. Dorf Laukänu südlich von Kela. Ein lum (Dorfhaus) in Kela, Huongolf. Im Hintergrund eine Kirche, "Pa XIX Ztequimy 'sod en 'P 'YaY Fr IaeL Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tafel 5. Eingeborene beim Bretterhauen. Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tanzhelm (Seitenansicht) (Vorderansicht) 1 © x nn Be} 3 N = I) m Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tatel 7. Tago Wäman Tanzhelm (Vorderansicht) (Seitenansicht) (Vorderansicht) Tanzmasken. Zwischen Tago und Wäman Frau in Witwentracht, Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. "äö — er oo 5 o. = ci 73 Ss KK = = = 0 . un NE Häuptling mit Kindern; in Trauer. 1. Tamikinder mit einheimischem Schmuc 2. Junger Mann aus den Bergen. 3. Mädchen von Finschhafen, ca. 16 Jahre alt. "Pa XIX Z1squamN 'SO) 'JeN 'P "YQV ‘6 [SYeL Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tafel 10. Gruppe von Laukänu. Gruppe aus Nanka. Laukänufrauen beim Topfmachen, ie Frau rechts knetet Ton. P *yqVy | umN 'S9NY 'JeN ' el ka "Pa XIX 29 "1 IOeL Erdbeben am 14/15. Sept. 1906: Bergrutsch bei Finschhafen YeN 'P 'UaV 's9n pa XIX ZısquamN "TI IO9f@L Abhandlungen NATURHISTORISCHEN GESEELSCHAFE zZ NÜRNBERG. Oo - Br W. Gothan-Berlin: Über die Gattung Thinnfeldia | | Ettingshausen. Mit Tafel 13—10. NÜRNBERG 1912. U. E. Sebald, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei Über die Gattung Thinnfeldia Ettingshausen. Von W. Gothan - Berlin. Mit 4 Tafeln (13—16) Sit einiger Zeit bin ich unter anderem mit einer Bearbeitung neuer zahl- reicher Rhätpflanzenfunde aus der Umgegend von Nürnberg beschäf- tigt. Es sei mir gestattet, über die Vorgeschichte dieser Beschäftigung einige Worte zu sagen. Auf einer botanischen Exkursion im Frankenjura mit Professor Ascherson und Graebner lernte ich den bekannten Nürnberger Floristen, jetzigen Korpsstabsveterinär A. Schwarz, Ob- mann der botanischen Sektion der Nürnberger naturhistorischen Gesell- schaft, kennen, der die Exkursion führte, und dieser teilte mir von den umfangreichen Aufsammlungen von Rhätpflanzen mit, die die Gesellschaft seit einigen Jahren in der Umgebung habe ausführen lassen und die auch jetzt noch fortgeführt werden. Die angeknüpfte Verbindung führte mich zu einem Besuch der Fundstätten im vorvorigen Jahre und auch im vorigen Jahre nach dort, wo ich die Sammlungen studierte und auch selbst weitere Aufsammlungen mit Nürnberger Herren machte. Da, abgesehen von Salfelds Arbeit (Palaeontographica Bd. LIV, 1907), seit Schenks klassischer Monographie (1867) nichts Nennenswertes über die deutsche Rhätflora erschienen ist, so wurde schließlich eine monographische Be- arbeitung des aufgesammelten großen Materials in Aussicht genommen, ‘die in den Abhandlungen der Nürnberger Gesellschaft erscheinen soll, und zwar mit zahlreichen Abbildungen. Die vorliegende kleine Arbeit ist nur ein Nebenprodukt der Beschäftigung mit jenen Rhätpflanzen, unter denen neben Nilssonia und Cheirolepis die Thinnfeldien das Hauptkontingent stellen. Mit den letzteren habe ich mich daher auch genauer befassen müssen, und diese Beschäftigung zeigte mir, daß im Laufe der Zeit durch verschiedene Autoren der Gattung Thinnfeldia ein Umfang und Sinn gegeben worden ist, dem man in keiner Weise zustimmen kann. Ich glaube, bei der Wichtigkeit der Gattung, die in jedem Lehrbuch der Geologie eine Rolle spielt, meine Meinung der Öffentlichkeit nicht vorenthalten zu sollen, wollte sie aber auch nicht in dieser Ausführlichkeit in die Hauptabhandlung aufnehmen, da zahlreiche Typen in Frage zu ziehen sind, die mit Fränkischer Rhätflora nichts zu tun haben, und habe daher eine kurze besondere Mit- teilung daraus gemacht. [667 Se Thinnfeldia Ettingshausen (emend. Schenk). Kirchneria*) Braun, Verzeichnis der in der Kreisnaturalien- sammlung zu Bayreuth befindlichen Di NEO p- 97. — Bei- träge zur Urgeschichte der Pflanzen, H. VI, Neuropteris Braun ex p. l. c. p. 98. Thinnfeldia Ettingshausen ex p. Begründung einiger Arten der Lias- und Oolithflora.. Abhandlungen k. k. Geolog. Reichsanst. 1852, Bd. I. 3. Abt. Nr. 3, p. 2ff. (exklus. Thinnfeldia Münste- riana und parvifolia)— Schenk, Flora der Grenzschichten 1867, p. 105 ff. Thinnfeldia auctorum ex p. (Sewardz. T., non Feistmantel, non H. B. Geinitz). Pachypteris Brongn. beiAndrae, Fossile Flora Siebenbürgens und d. Banates. Abh. k. k. Geol. Reichsanst. Il, 3. Abt. Nr. 4, p. 43, 44 4853 (non apud Brongniart). Fiedern rhombisch bis nach der Basis fast gleichförmig verbreitert, oft herablaufend, ganzrandig und ganz (nur ganz ausnahmsweise gelappt bis teilweise fiederig, in einem anderen Falle Wedel ganz einfach, unge- fiedert) dicht bis lockerer stehend. Beschaffenheit der Fiedern durch die kräftigen Epidermen lederig (oft von diesen leicht mikroskopische Präparate zu gewinnen). Mittelader meist deutlich, wenn auch wenig hervortretend, herabgezogen; Seitenadern gegabelt, fein, schräg von der Mittelader ab- gehend und ebenso auf den Rand auftreffend. Wedel entweder (selten) ganz einfach oder einmal gefiedert. Epidermiszellen dickwandig, Zellwände ge- rade (nicht unduliert); Spaltöffnungen sehr deutlich, in Reihen auftretend (stets?), von einem Kranz konzentrischer Zellen („Wallzellen‘“ Schenk) umgeben, die sehr charakteristisch sind. Systematische Zugehörigkeit nicht näher bekannt (? Filices) Obwohl, wenn man auf dem ursprünglichen Ettingshausen’schen Typus von Steierdorf fußt, die Umgrenzung von Thinnfeldia sich sehr einfach und eindeutig vornehmen läßt, hat die Gattung doch durch die Auffassungen einiger Autoren im Laufe der Zeit einen Sinn an- genommen, der jeder Einheitlichkeit entbehrt und nach meiner Auffassung recht heterogene Formen zusammenhalten soll. Das überaus reichliche Material, das die Aufsammlungen der Nürn- berger Naturhistorischen Gesellschaft zusammengebracht haben, enthielt +) K irchneria hat daher eigentlich vor Thinnfeldia die Priorität, ist aber über 50 Jahre nicht im Gebrauch gewesen, weswegen ThinnfeldiaEttin g5- hausen allein Geltung zukommt. ; i - 3 Hunderte von Thinnfeldien, und die Beschäftigung mit diesen führte mich dazu, mich mit den Arten und dem Umfang der Gattung näher zu beschäftigen. Es mag gleich hier hervorgehoben werden, daß ich dabei zueineranderen undbesondersengerenAuffassung der Gattung gekommen bin, nach Maßgabe dessen, was ich in der Diagnose ausgedrückt habe. Zu dem in der Diagnose behandelten echten und auf Ettingshausen zurückgehenden Thinnfeldia-Typus gehören 1: 5) ae > a be 2 os natürlich die von Ettingshausen 1852 selbst abgebildeten Arten: Thinnfeldia speciosa (l.c. T. I, Fig.8 und Thinn- feldiarhomboidalis(l.c.T. I, Fig. 4—-7)*); unsere Tafel 13, Fig. 1 und 3; Die von Andrae 1853 (Abhandl. k. k. Geolog. Reichsanstalt II, 3. Abt. No. 4, T. 12. Fig. 7—9) als Pachypteris Thinn- feldi abgebildeten Typen; die von Schenk in seiner bekannten Flora der Grenzschichten dar- gestellten Arten: Thinnfeldia rhomboidalis, T. XXVII, Fig. 1—5, 7,8 (exkl. Fig. 61); Thinnfeldia decurrens, T. XXVI, Fig. 1-5; Thinnfeldia obtusa T. XXVI, Fig. 6; ferner ? „Dichopteris“ incisa, T. XXVIII, Fig. 5; Thinnfeldia laciniata, T. XXVIII, Fig. 1—4 (auch die eigenartige Thinn- feldia saligna Schenk, deren Spaltöffnungsbau durchaus der von Thinnfeldia rhomboidalis etc. ist). Die von Nathorstals Thinnfeldia rotundata in Floran vid Bjuf T. I, Fig. 9-11 und T. XIX, Fig. 8, 9 beschriebenen Reste (unsere T. 14, Fig. 1); ferner von demselben Autor in Växter etc. vid Palsjö 1876, T. VI, Fig. 4, 5 Thinnfeldia Npr- denskjöldi (unsere Tafel 14, Fig. 2); . Die von Saporta, Paleontologie frangaise Bd. I, T. XLI, Fig. 3, 4, T: XLHf als: Thiuanfeldia incisa {unsere .T. 13, FiR.;2; die einzige gelappte Form, die aber auch in den echten Thinn- feldia-Formenkreis lückenlos einpaßt), rhomboidalisu. obtusa dargestellten Formen. ‚ Die von Raciborski (Flora kopalna 1894, T. XIX, Fig. 8-15, T. XXI, Fig. 3—7 als Thinnfeldia rhomboidalis und major beschriebenen Typen (unsere T. 14, Fig. 3; T. 15, Fig. 2). *, Thinnfeldia Münsteriana, l.c.p. 5, T. Il, Fig. 1,2 und Th, parvifolia(p. 6 T. II, Fig. 3) sind, wie Schenk meint und wohl mit Recht, mit SelenocarpusMünsterianus identisch, und haben daher mit Thinn- feldia nichts zu fun. 4 —_... 7. Die von Seward (Jurassic-Flora, pt. II, 1904), T. X, Fig. 1—3 als Thinnfeldia speciosa wiedergegebenen Typen, wo- gegen seine Thinnfeldia rhomboidalis (l. c. T. IV, Fig. 1—3) wegen des in Fig. 4 und 2 deutlich sichtbaren differen- zierten Randes Zweifeln begegnen muß; über die Auffassung dieses Autors siehe p. 76. Ich habe mit der vorangehenden Zusammenstellung keineswegs eine Vollständigkeit in der Aufführung der Thinnfeldia- Abbildungen des echten, Ettingshausen’schen Typus geben wollen, sondern dem Leser die Möglichkeit bieten wollen, das nach meiner Meinung in diesen Typ Gehörige zu vergleichen, das der Übersichtlichkeit wegen größtenteils auch auf un- seren Tafeln. dargestellt ist. Das allen diesen Formen Gemeinsame und be- sonders in die Augen Springende ist, um es noch einmal hervorzuheben: Der alethopteridische, am Grunde allerdings oft durch eine Einschnürung abweichende Habitus der Fiedern mit allermeist sehr schrägen Seitenadern, die Unverzweigtheit der stets nur einmal gefiederten (oder ungefiederten) Reste, die Ganzrandigkeit und die bis auf eine Ausnahme (Thinnfeldia incisa Saporta) durchweg vorhandene Unzerteiltheit der Fiedern; ferner die eigentümlichen „Wallzellen“ der in Reihen auftretenden Spaltöff- nungen. i Bezüglich der Unverzweigtheit und einfachen Fiederung möchte ich bemerken, daß auf diese m. E. ein besonderer Nachdruck zu legen ist und die Gruppe dadurch besonders einheitlich wird. Bei den Hunderten von Thinnfeldien des Nürnberger Museums ist niemals auch nur eine Andeutung einer weiteren Verzweigung zu Tage getreten (Schenks Figur 1867, T. XXVII, Fig. 6, gehört sicher, wie schon oben bemerkt, nicht zu Thinnfeldi a). Daß dies auch nicht der Fall gewesen sein kann, dürfte weiter daraus hervor- gehen, daß noch niemals anderswo, soweit die Literatur sehen läßt, ein ver- zweigtes Stück von Thinnfeldia gefunden worden ist (vgl. die oben zitierte Literatur); wo dies anscheinend der Fall ist, handelt es sich, wie nachher zu zeigen sein wird, um eine Erweiterung des Thinnfeldia- Begriffs durch die Autoren, der in der ganzen Gattung Konfusion ver- ursacht hat. Betrachten wir vollkommen erhaltene Stücke von Thinnfeldien, wie z. B. Ettingshausens Abbildungen (besonders unsere T. 13, Fig. 3), so zeigt bei diesen die nach dem Grunde zu abnehmende Beblätterung, die schließlich in ein nacktes Fußstück übergeht, daß es sich indenResten um selbständigeBlätter,um den ganzenWedelhandelt, wie auch schon Schenk hervorhob; denn sonst müßte dieser, wenn er etwa ein Wedelteil (Fieder vorl. O.) wäre, bis unten hin Blättchen zeigen. Dasselbe zeigen vollständige Stücke auch a 5 von abweichenderen Arten wie Th. rotundata Nathorst (Floran vid Bjuf, T, 19, Fig. 8; unsere T. 14, Fig. 1). Gehen wir nun zu den anderen Typen über, die die Autoren ebenfalls bei Thinnfel dia unterbringen. Da ist zunächst am wichtigsten Thinnfeldiaodontopteroides (Morr.) Feistmantel (unsere T. 16, Fig. 5), eine Form, die zuerst von H. B. Geinitz (Palaeontographica Suppl. III, Lief. II, Abt. 2, 1876, p. 4, T. 1, Fig. 10—16) unter dem Namen Thinnfeldia crassinervosa in die Gattung Thinnfeldia gebracht wurde. Auffallenderweise hat Geinitz*) die früheren Darstellungen dieses Typus durch Morris (in Graf Strzelecki, New-South Wales, 1845, p. 249 T. VI, Fig. 2—4) und durch Carruthers (Quarterly Journal Geol. Soc., Bd. 28, 1872, p. 355, T.XXVII, Fig. 2 und 3) vollständig übersehen, auch die Notiz von Cr&pin, Bull. Acad. roy. Belgique 2. serie, T. XXIX, Nr. 3, 1875, Tafel mit 5 Figuren. O. Feistmantel trat dann ebenfalls für die Einreihung in Thinnfeldia ein, und ihm folgten dann alle späteren Autoren (vgl. Feistmantel, Palaeontograph. Suppl. III, Lief. II, 1879, p. 165, T. XIII, Fig. 5; T. XIV, Fig. 5; T. XV, 3—7 (non T. IX—XI, die besonderen Arten zuzuweisen sind); ferner in Mem. Geolog. Survey New- South-Wales Nr. 3**), 1890, p. 101, T. XXVI, Fig. 2; T. XXIX, Fig. 1 bis 5 (non T. XXV; T. XXVI, Fig. 1!; schließlich auch in Abhandl. Kgl. Böhm. Ges. Wiss. VII. Folge, Bd. 3, 1890, p. 62, T. 1; T. Il, Fig. 1 und 3; T. Ill, Fig. 5a und 8, 8a). Die Aderung dieses Typs ist im ganzen odontopteridisch (z. T. aber auch alethopteridisch wie bei Thinnf. lancifolia Morr., worüber nachher) und zwar in viel höherem Grade als dies bei dem vorher behan- delten Thinnfeldia-Typus der Fall ist, bei dem es wohl zu einer habituell ausgesprochen odontopteridischen Aderung nicht kommt, wenn auch manchmal Stücke mit derartigem Charakter aufstoßen. Deswegen hatte Cr&pin ganz richtig auch auf die äußere Ähnlichkeit der Fiedern mit Odontopteris alpina hingewiesen. Bei weitem am charakteri- stischsten ist aber an diesem Typus die Struktur des Wedels (uns. T. 16, Fig. 5): mit stereotyper Gleichförmigkeit tritt hier eine einmalige Gabelung auf, wobei jeder Gabel- teil einfach befiedert ist, was bisher an jedem nur einigermaßen vollständig. bekannten Rest: beob- achtet worden ist. Die Befiederung reicht bis an das Fußstück sb Einige Bestimmungen dieses Autors sind entschieden zu beanstanden, wie z. B. für die als Palissya Brauni und Sphenolepis bestimmten Reste! **) In Palaeontographica 1. c. und den Memoirs Geolog. Survey New-South- Wales sind dieselben Tafeln benutzt worden, jedoch in anderer Gruppierung. 6 en Eee der Gabel hinunter, das in seinen untersten Teilen sich als nackt erweist (Vgl. z. B. die Abbildungen bei Feistmantel, Abhandl. Kgl. Böhm. Ges. der Wiss. VII. Folge, Bd. 3, 1890, T. I, Fig. 1); dies konnte allerdings bisher nur an einigen wenigen Resten direkt beobachtet werden; oft muß es aus der sukzessiven Größenabnahme der Fiedern nach unten geschlossen werden (wie auch bei dem Stück T. 16, Fig. 5). An der Richtigkeit dieser Annahme für die Reste auch im allgemeinen kann bei der ganzen Sachlage nicht gezweifelt werden. Eine weitere Differenzierung dieses Wedeltyps ist nicht bekannt und auch offenbar nicht vorhanden gewesen. Die einzige Differenzierung, die bekannt ist, besteht in einer dürftigen Andeutung einer Lappung bei dem von Feistmantel (l. c. 1890, T. Il, Fig. 2) als Thinnfeldia cf. trilobita Johnst. abgebildeten Rest. Legt man auf die Aderung weniger Wert, dagegen den Hauptwert auf den Wedel- aufbau, so müßte auch die Feistmantel’sche Thinnfeldia (Glei- chenia) dubia in diese Gruppe einbezogen werden (Mem. Geolog. Survey New-South-Wales 1890, T. XXVI, Fig. 3; uns. T. 15, Fig. 3), sowie Thinnfeldialancifolia Morr. pro var. (uns. T. 16, Fig. 2 bis 4). Der Wedelaufbau der „Thinnfeldia“ odontop- teroides und Verwandten entferntdieseArtweitvon den echten Thinnfeldien, und sie wird aus noch an- deren Gründen als Sondertyp anzusehen sein. Wie Stur unter den carbonischen Sphenopteris-Arten auf Grund des Wedel- aufbaues die Diplotmemen ausgesondert hat (die er allerdings wieder zu weit faßte), und wie sich dies und die weitere Absonderung der ihrerseits wieder gut charakterisierten Sondertypen Mariopteris durch Zeiller und Palmatopterisdurch Potonie als fruchtbar und zweckmäßig erwiesen hat, so muß auch dieser Typus durchaus von Thinnfeldia abgesondert werden, trotz der allgemeinen bis jetzt nach Feistmantels Vorgang gehandhabten Zurechnung zu Thinnfeldia. Noch eine weitere Vergrößerung des Umfangs von Thinnfeldia odontopteroides ist Feistmantel zuzuschreiben. Er hat nämlich auch die in Mem. Geolog. Survey New-South-Wales I. c. T. XXIV und T. XXV, und T. XXVI, Fig. 4 (auch Palaeontographica, 1. c. T. IX—XI; T. XVI, Fig. 1) dargestellten Typen hineingezogen (unsere T. 16, Fig. 1). Diese artgemäß mit dem eben vorher behandelten Typus der Thinnt. odontopteroides zu vereinigen, einer so monotypischen Art wie nur denkbar, scheint mir nicht möglich. Auf jeden Fall ist auf Grund des be- kannten Materials dazu keinerlei Anlaß vorhanden. Übereinstimmend ist allein im ganzen die Form der Fiederchen und die Aderung. Dagegen weicht der]. c. Palaeontographica, T. X, Fig. 1 abgebildete Rest schon durch die ee 7 oben sichtbaren Zwischenfiedern, die weitere Differenzierung des Wedels ganz von Thinnf. odontopteroides (im obigen Sinne) ab; eine Gabelung des Wedels mag vorhanden gewesen sein, wie die Lage der zwei Wedelteile in der Figur vermuten läßt. Ähnlich diesem Rest, aber ohne Zwischenfiedern zeigt sich der T. IX 1. c. dargestellte Rest, der auch eine vollständige Gabel zeigt (unsere T. 16, Fig. 1). Dieser mag indes wohl mit dem vorgenannten zusammengehören, da bei diesem die Zwischenfiedern nur im oberen Teil auftreten, der leider auf T. IX nicht erhalten ist. Wiederum zeigt der Rest auf T. XI, Fig. 1 durchweg durch die Zwischenfiedern und die Größe der Fiedern etwas besonderes. Schließlich wäre noch das T. XVI (weiter vorn) abgebildete ebenfalls eine Gabel zeigende Stück zu erwähnen, das zwar keine Zwischenfiedern mit Sicherheit erkennen läßt (? Erhaltung), aber doch den Eindruck macht, als ob es wohl mit dem erwähnten Stücke auf T. IX usw. zu einem Typus gehören könnte. Auf jeden Fall muß der einfach gabelige Wedel der echten Thinnfeldia odontopteroides als Art für sich angesehen werden, und dies umsomehr, als an den anderen Fundpunkten (außerhalb Australiens), Süd-Afrika und Argentinien, noch nie die großen weiter differenzierten, eben besprochenen Wedelreste neben dem echten und so häufigen Odontopteroides-Typus gefunden sind. Einzig Bedenken könnte bei meiner Auffassung die bereits nebenbei erwähnte Figur Feistmantels aus Australien erregen, die sich in den zi- tierten Palaeontographica (Suppl. III, Nr. III, 1878, p. 106, T. 15, 8; unsere T. 45, Fig. 3) und Mem. Geolog. Survey N.-S.-Wales findet (Thinn- feldia (Gleichenia) dubia Feistm.). Der Wedel des Restes zeigt den Aufbau von Thinnf. odontopteroides (einmalige Gabe- lung), die Einzelfiedern zeigen aber den Habitus vonetwaThinn f.incisa Saporta (mit Mittelader, die allerdings nach dem Text übertrieben ist!), einer echten Thinnfeldia im eigentlichen Sinne (S. 69). Ich würde auf die Aderung in unserem Falle das geringere Ge- wicht legen und auf den Wedelaufbau das größere, und demgemäß diesen Rest in die gleiche Gruppe mit Thinnf. odon- topteroides bringen, wie auch die oben erwähnte Thinnfeldia lancifolia. Man darf wohl überhaupt auf diesen in einem einzigen Exemplar gefundenen Rest (‚„nervis indistinctis“) nicht allzuviel Wert legen. Immerhin kann man zugeben, daß dieser (und vielleicht auch Thinnf. lanci- folia, unsere T. IV, Fig. 2—4) — ein Rest mit Fiedern von Thinnfeldia- Typus und Gabelung — als eine Art vermittelnder T m. zwischen Th. odontopteroides- Gruppe und unseren europ ung Ite 8 - Mm - Thinnfeldien gelten könnte. Es ist mir jedoch gelungen, noch weitere Ar- gumente für die Trennung von Th. odontopteroides s. str. von unseren europäischen Thinnfeldien beizubringen. In der Sammlung der Kgl. Geologischen Landesanstalt in Berlin befinden sich auch die Ori- ginale zu Feistmantels bereits zitierter Arbeit über die Karrooformation in den Abhandlungen der Kgl. Böhm. Ges. der Wissenschaften (1889, T. I bis IV; alle wohl nicht, ich habe dies nicht genauer kontrolliert), darunter auch das zu Fig. 4, T. I, das von Feistmantel übrigens ungenau wieder- gegeben ist*). Auf diesem befanden sich noch Kohlenrest 8, von enen es mirgelungenist, Epidermispräparate an- zufertigen (T. 15, Fig. 4). Der Vergleich mit den Epidermen der Thinn- feldien (T. 15, Fig. 1) lehrt nunmehr leicht, daß hier in der Tat ein anderer Typus vorliegt. Die Epidermiszellen von Thinnfeldi a, wie sie schon Schenk bekannt gemacht hat, sind derb, dickwandig, mit geraden (nicht undulierten) Zellbegrenzungen, sehr deutlichen, (? stets) in Reihen stehenden Spaltöffnungen mit denschon von Schenkals besonders charakteristisch hervorgehobenen „Wallzellen“ in den auch als Ganzes dickwandigen Häuten. Die Epidermis der „Thinnf.“ odontopteroides zeigt einen ganz anderen Habitus: sie ist recht zart, dünnzellwandig, mit fein gewellten Zellwände n, die Spaltöff- nungen sind nicht gereiht, haben keinen sWallzellent+Ring und sind übrigens schwer zu sehen, indem bei der Zartwandigkeit der Zellen oft nur die schlitzartige Öffnung zwischen den Schließzellen wahr- nehmbar ist. Wenn die Zartheit der Epidermiszellen zum kleinen Teil auch auf dem Erhaltungszustand beruhen könnte, so bleiben doch noch, wie der Vergleich unserer Figuren (T. 15, Fig. 4 und 4) zeigt, so große Differenzen in der Epidermisstruktur, wie z. B. die gewellten Zellwände, die „Wall- zellen“ der Spaltöffnungen und deren Anordnung übrig, die ganz unzwei- deutig auf die Verschiedenheit der behandelten Typen hinweisen. Auch macht die ganze Th. odon topteroides und die zarte Kohlenschicht die die Blättchen hinterlassen haben, schon einen bedeutend zarteren Ein- den Gedanken erwecken, daß hier eine weiter differenzierte Th.odontopteroides vorliegt, dies ist aber nicht der Fall. Der Rest links ist das Fußstück einer Gabel (Blätter nach unten gerichtet!), die Feistm antelentgangen ist; ein kurzes Stück der Gabel ist auf dem Stück (nach unten gerichtet) noch vorhanden, Feistmantel hat es aber nicht mitgezeichnet. Daß das Blatt rechts in der Figur mit dem linken nichts zu tun hat, geht auch schon aus der verschiedenen Richtung der Blätter bei beiden Resten hervor. Rechts von dem rechten Blatt in der Figur befindet sich noch ein weiteres Blattpaar (von Feistmantel fortgelassen), offenbar zu einem Gabelstück gehörig. Der Blattrest auf der Figur rechts ist ohne die dazugehörige 2. Gabel erhalten. ae 9 druck als unsere robusten Thinnfeldien, und demgemäß wäre auch eine zartere Epidermis durchaus zu erwarten. Bei Thinnfeldia odontop- teroides scheinen überdies die Spaltöffnungen auf beiden Epidermen gleichmäßig verteilt zu sein, während bei Thinnfeldia rhomboi- dalis usw. sie auf der Unterfläche zahlreicher sind*). Bei dieser Sachlage schon wäre es geboten, die Thinnfeldia im heutigen Umfange in zwei Gruppen zu spalten, von denen die Odontopte- roides-Gruppe einen neuen Namen erhalten müßte, als den ich Dicroi- dium (von dtxpous, zweispaltig und eidog Gestalt) vorschlage, mit der Rücksicht darauf, daß das ganze Wedelblatt einmal gegabelt ist. Sehr über- raschend ist nun das geographische Verhalten der beiden Gruppen. Die gesamte Odontopteroides-Gruppe kommt ausschließ- lich im Gebiete der Glossopteris-Flora vor und muß daher-speziell Dicroidium odontopteroides- als Glossopteris-Pflanze gelten; allerdings ist ja im Rhät, wo sie auftritt, nicht mehr viel von den eigentlichen Glossopteris- Typen zu spüren, sie muß daher genauer als Charakterpflanze der rhätischen Folgeflorader Glossopteris- Flora gelten. An- derseits liegt das Verhältnis mit Thinnfeldia in unserem Sinne genau umgekehrt: Sie ist eine Charakterpflanze des Rhät vom — sagen wir — europäischen Typus, die aber nur lokal in großen Mengen, wie in Franken aufgetreten zu sein scheint. Die einzigen Reste, die auf das Vorhandensein des bei uns (südlich bis zum Kaukasus) bekannten Thinnfeldia-Typus gedeutet werden, sind, soweit ich die Literatur durchgesehen habe, zwei dürftige Restchen, auf Grund deren man auf eine Bestimmung verzichten sollte. Der eine ist die von Geinitz (a. a. O. 1876, T. I, Fig. 17) beschriebene Th innfeldia? tenuifoliaH.B.Geinitz, der andere der von Seward (Ann. South- Afric. Museum, IV, 1, 1903, p. 57, T. VIII, Fig. 1) aus Südafrika angegebene dürftige Pflanzenrest, von ihm als Thinnfeldia rhomboidalis Ettgsh. bestimmt. Dieser kann eher zu den von Szajnocha (Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien Bd. 97, 1888, I, p. 231, A. I, Fig. 5, 6, 7; unsere T. IV, Fig. 2-4) als Thinnfeldia lancifolia Morris (pro var.) angegebenen Typen gehören; sie schließen sich an Thinnf.odontop- teroides nahe an, sind aber durch längere Fiedern und deutliche Mittel- ader von ihnen in typischen Stücken zu unterscheiden, wie ich *) Diese Verteilung der Spaltöffnungen würde vielleicht bei beiden Pflanzen deuten sein, daß sie aus dem Wurzelstock oder Stamm herauskommend ziemlich aufrecht standen und so eine morphologische Blattunter- und Oberseite weniger zu unterscheiden war. x 10 ar. A peu auch an einigen Resten aus Argentinien in der Geolog. Landesanstalt in Berlin sah. Übergänge zwischen beiden sind vorhanden, so daß vielleicht eine artgemäße Trennung nicht aufrecht zu erhalten ist. Daß auch Thinnf. lancifolia durch die gabeligen Stengel zu Dicroidium gehört, zeigt die Abbildung bei Szajnocha l. c. T. I, Fig. 5 (unsere T. 16, Fig. 4). Bleibt also nur der unbrauchbare Rest bei Geinitz. Es ist hier jedenfalls so viel klar, daß auf Grund dieses mangelhaften Restes ganz unmöglich behauptet werden kann, daß unser europäischer Thinnfeldia-Typ in der Rhätflora der Glossopteris- Gebiete existiert habe; vielmehr weist alles auf das Gegenteil hin. Praktisch erhalten wir das überraschende Faktum, daß Thinn- feldiaaufdas Rhät europäischen Typs sich beschränkt, aus der Flora der Glossopteris-Gebiete aber zu streichen ist. p- 113 ff, T. XII, XIII ff); ob die dahin gestellten odontopteroidischen bis sphenopteridisch-odontopteroidischen Formen jedoch alle gabelig verzweigt waren, ist fraglich, und außerdem fehlen ihnen die Zwischenfiedern (Dichop- teris microphylla Zigno, die einzige fertile Art (l. c. T. XV, Fig. 5) dürfte wohl nicht mit völliger Sicherheit hierher zu bringen sein). Alles in allem ist aber Dicho pteris eine wenig gut umgrenzte Gattung. Schenk hat auch wohl kaum Recht gehabt, seine „Dicho p- teris“incisa (Flora der Grenzschichten etc. 1867, p. 1214, T. XXVIII, Fig. 5) bei Dichopteris unterzubringen, da es sich doch wohl nur um eine etwas abweichende Thinnfeldia- Form (aff. decurrens Schenk) handelt; auch seine Dicho pteris obtusiloba gehört nicht zu diesem Typus (l. c. T. XXVIH, Fig. 9—11). Eine weitere Verwirrung und Erweiterung des Thinnfeldia-Umfangs hat Seward*) vorg ‚demman eb ig beistimmen kann, wie dem Feistmantel’schen Vorgehen; gegen die Ansichten Sewards hat übrigens schon Salfeld (Palaeontographica LIV, 1907, p. 193/194) sich ablehnend ausgesprochen, und zwar gewiß mit vollem Recht. Seward vereinigt nämlich in seiner Jurassic Flora (Part. Il, 1904, p. 27 ff.) noch die bisher meist als Sondertypen aufgefaßten mesozoischen. Gattungen Cycadopteris (Zigno, Flora format. oolithicae, Vol. I, livr. IV, 1867, p. 151 ff.) und Lomatopteris Schimper (Traite Pal. vegetale, I, 1869, p. 472, T. XLV), letztere von Schimper als auch Cycadopteris Zigno in sich *) Die von Fontaine (Potomac or younger mesozoic"Flora 1889, p. 110 ff., t. 17, 18) zu Thinnfeldia gerechneten Formen gehören selbstredend gar nicht dazu, wie schon Zeiller bemerkte. =- mM - 11 begreifend gedacht. Während man über die Vereinigung von Cycadop- teris undLomatopteris, die ja auch schon Schimper vorgenommen hatte, in der Tat im Zweifel sein kann*), ist nach meiner Ansicht die Ver- mengung mit Thinnfeldia im bisherigen wie im obigen Sinne ein Mißgriff. Bei Thinnfeldia ist noch niemals jene Berandung be- obachtet worden, die für Lomatopteris und Cycadopteris so typisch ist. Eine zweimalige Fiederung, wie sie bei Loma topteris die Regel bildet, ist bei Thinnfeldia unbekannt und ebenso auch das Auftreten von Zwischenfiedern. Auch das geologische Vorkommen der Typen ist verschieden. Während Thinnfeldia eine vorwiegend rhätisch-liassische Gattung ist, it Lomatopteris für den weißen Jura charakteristisch, und Cycadopteris nimmt eine Mittelstellung zwischen beiden ein. Seward geht sogar soweit, daß er Odontopteris jurensis Kurr (allerdings mit ?), CycadopterisBrauniana undheterophylla Zigno (diese ohne ?), mit „cf.“ auch Thinnfel- dia lancifolia Szajnocha (wie oben gezeigt, zum 0 dontop- teroides-Typ gehörig) der Art nach mit Thinnfeldia rhom- boidalis identifiziert! Merkwürdigerweise rechnet er aber auch noch den von ihm (l. c. 1904, p. 34, Fig. 2) abgebildeten Rest dahin, der nach der Abbildung m. E. nur als ein Ctenopteris- Rest aufgefaßt werden kann, wie man sich durch Vergleich mit Sewards eigener Abbildung von Ctenopteris cycadea (I. c. T. IIl) überzeugen kann. Übersichtlich seien hier noch einmal die Unterschiede zwischen Thinn- feldia und Dieroidium zusammengestellt; die anatomischen Merk- male sind allerdings bisher nurvonDicroidium 0odo ntopteroides selbst bekannt, nicht von den anderen Arten der Gruppe, die sich bei der ganzen Sachlage aber wohl analog verhalten werden. Thinnfeldia | Dicroidium einem Falle ungefiedert, in einem anderen | teil meist einfach, selten zweifach gefiedert die Fiedern mit Beginn von Fiederung: Thinnf. incisa Saporta, sonst stets ganz) a | Wedel einfach, meist einmal gefiedert (in | Wedel stets einmal gegabelt; jeder Gabel- Aderung alethopteridisch, selten mit Hin- | Aderung odontopteridisch, selten aletho- neigung zur odontopteridischen | pteridisc "Die nn bestehen bier in den starken, dicken Seitenadern bei Cyca- dopteris und in dem Vo rhandensein von Zwischenfiedern bei Loma topteris, die beiCycadop en eris wenigstens in dem Maße nicht vorhanden zu sein scheinen. Beiden gemeinsam ist die Berandung der Fiedern. Thinnfeldia | Dieroidium krarg dick Epidermis zart. Zellwände der Epidermis gerade (nicht Zellwände derEpidermis deutlich lul BERN: dick rs ers ee mit „Wallzellen‘“. Spalt- | Spaltöffnungen ohne „Wallzellen“. Spalt- an in Reihen ER eh | öffnungen BRFRENENE verteilt. Im Gebiet des nördlichen Rhät vorkom- Nur im Rhät Fr Glossopteris-Gebiete, mend (Schweden, Franken, Frankreich, hier meist häu Bisher Argentinien, Ungarn, Kaukasus). Südafrika, ei an Ostindien, (? spär- lich). Demgemäß würden folgende Arten bei Thinnfeldia bleiben*): 1. Thinnfeldia rhomboidalis Ettingsh. (T. 13, Fig. 3; T. 15, Fig. 2 vielleicht besondere Art). 2. Thinnfeldia decurrens Schenk, 3. Thinnfeldia obtusa Schenk, 4 Thinnfeldia saligna Schenk. 5. Thinnfeldia major Raciborski (T. 14, Fig. 3), 6. Thinnfeldia rotundata Nathorst (Taf. 14, Fig. 1), 7. Thinnfeldia Nordenskjöldi Nathorst(T,, 14 Fig 2.), 8. Thinnfeldiaincisa Saporta (T. 13, Fig. 2), 9. ThinnfeldiaspeciosaEttingshausen(T.13, Fig. 1). Zu Dicroidium würden kommen: Dieroidiumodontopteroides Morris sp. (T. 16, Fig. 5), Dicroidium lancifolium Morr. pro var. (T. 16, Fig. 2—4). Für die großen doppeltgefiederten Reste, die Feistmantel aus Australien beschrieben hat, die allerdings nee noch verschiedene rten umfassen, würde ich vorläufig als Gesamtar DicroidiumFeistmanteli een 1). Ferner: Dieroidium dubium Feistm. sp. (T. 15, Fig. 3). *) Ob alle diese Arten als solche festzuhalten sind, ist eine andere Frage, der ich in der Gesamtbearbeitung der Nürnberger Rhätflora, soweit möglich und nötig, näher treten werde. ae 13 Auf die tabellarische Zusammenstellung der Unterschiede zwischen Lomatopteris, Cycadopteris und Thinnfeldia glaube ich verzichten zu können, da hier nach den vorherigen Erläuterungen m. E. die Sachlage klar genug ist. Schließlich wären noch einige Worte über die systematische Stellung von Thinnfeldia und Dicroidiumzu sagen. Ettingshausen undAndrae hielten sie für vergleichbar mit Coniferenzweigen, wie Albertia und Phyllocladus, Braun hielt sie für Farne; Schenk hielt sie an- fangs wegen der Epidermisstruktur und der Ähnlichkeit mit Stangeria- Blättern für Cycadophyten, später in seiner Monographie aber wieder eher für Farne. Dieser letzteren Meinung scheinen sich auch die meisten Autoren angeschlossen zu haben und dies um so mehr, als Raciborski (Flora kopalna 1894 p. 63ff., T. XIX, Fig.11a, 12b; T. XX, Fig. 1, 2; Text mir, weil tschechisch, leider unverständlich) speziell Sporangien von Marattiaceenhabitus gefunden zu haben glaubte. Zunächst möchte ich bemerken, daß nach meiner Ansicht in den Krakauer Thinnfeldien eine andere Art als rhomboidalis vorliegen dürfte, da die Abbildungen von Raciborski entschieden einen anderen Formenkreis repräsentieren als die Steierdorfer und fränkischen rhomboi- dalis-Formen, auf jeden Fall aber eine eigentliche rhomboidalis-Form unter den Krakauer Exemplaren nicht vorhanden zu sein scheint. Ferner dürfte es wohl bei der mit Sporangien dargestellten Thinnfeldia AR, Fig. 1, 2, auch von Zeiller in seine Elements de p leobotanique ül ) wohl noch nicht feststehen, daß es sich um eine Thinnfeldia handelt; der strikte Nachweis hierfür wäre allerdings um so interessanter. Unter den Hunderten von Thinnfeldien bei Nürnberg und in Franken überhaupt ist nie eine Spur eines Sporangiums gefunden worden, und dies ist recht ver- dächtig. Höchst bedauerlich ist, daß Raciborski in seiner so bedeutungs- vollen Arbeit nicht ein allgemein verständliches Resumee oder ein solches wichtiger Stellen gegeben hat, damit man sich über das Nähere im Text unterrichten kann. Die Bildungen auf den Figuren 1. c. T. XIX, Fig. 11a, 42b sind wohl als Pilze anzusehen und auch Raciborski spricht im Text von Sphaeriaceen. In Wahrheit liegt die Sache also so, daß man immer noch über die systematische Stellung kein definitives Urteil abgeben kann; das Äußere ist zwar am ehesten farnartig, aber Gewisses ist dadurch nicht von ferne gewonnen. Aus diesem Grunde ist es auch sehr von Vorteil, daß der Name Thinnfeldia nicht eine anticipierende Endung wie -pteris usw. trägt, sondern völlig indifferent ist, und daß dies auch bei dem eben- falls bisher in seiner systematischen Stellung dunkeln Dicroidium der Fall sei, darauf habe ich bei der Wahl des Namens besonders gesehen. 14 Tem Bezüglich der Umgrenzung der Arten von Thinnfeldia füge ich schließlich noch hinzu, daß diese wie schon aus dem vorigen zum Teil zu entnehmen sein dürfte, bei einigen Typen großen Schwierigkeiten begegnet, und daß, wie das ja auch bei anderen schwierigen fossilen Pflanzengruppen (z. B. vielen Sigillarien, den rhätischen Nilssonien) der Fall ist, vielfach einzelne Reste zur sicheren Bestimmung und zur Gewinnung eines Urteils über den Umfang der Arten in keiner Weise ausreichen, so auch hier un- bedingt ein möglichst großes Material eingesehen werden muß, ohne das man zu einem maßgebenden Urteil nicht gelangen kann. ID —— Tafel 13. Fig. 1. Thinnfeldia speciosa Ettingsh. Lias: Steierdorf (Kärnten) Copie nach Abhandl. K. K. Geolog. Reichsanst. I, 1852, Abt. III, No. 5. I, Fig. 8 Fig. 2. Thinnfeldia incisa Saporta Lias: Hettanges (Moselle). Copie nach Saporta, Pal&ontologie frangaise, I, 1873, t. 42. Fig. 1 Fig. 3. Thinnfeldia rhomboidalis Ettingsh. Lias: Steierdorf (Kärnten) Copie nach Abhandl. K. K. Geolog. Reichsanst. 1. c. t. I, Fig. 5: Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tafel 13. Tafel 14. Fig. 1. Thinnfeldia rotundata Nathorst. Rhät: Bjuf (Schonen). Copie nach Nathorst, Floran vid Bjuf Ill, 1886, t. X1X, Fig 3. Fig. 2. Thinnfeldia Nordenskjöldi Nathorst. Rhät: Palsjö (Schonen). Copie nach Nathorst, växter vid Palsjö, 1876, t. VI, Fig. 4. Fig. 3. Thinnfeldia major, Raciborski. Unt. Jura: Grojec (Galizien). Copie nach Racib., Flora Kopalna 1894, t. 21, Fig. 6. Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tafel 14. Tafel 15. Fig. 1. Unter-Epidermis von Thinnfeldia rhomboidalis Ettingsh Rhät: Ziegelei Wolfshöhe b. Rollhofen (Nürnberg). Spaltöffnungen in Reihen geordnet und mit dem Kranz von „Wallzellen“. (Vergr. ca. 300 x). Phot. W. Gothan Fig. 2 Thinnfeldia rhomboidalis Ettingsh. nach Raciborski, wohl aber en Art... 13:9). -Unt. . von ra (Galizien). Copie nach Raciborski, I. c„ t. XIX Fig. 3. Dieroidium dubium Feistmantel sp. (Gleichenia dubia Feistm.). Rhät: Australien. Copie nach ee Arge vw 1ll, 2, 1879, t. IX (XXVIl) Fig. 4. Epidermis von Dieroidium odontopteroides Morris sp. (Thinnfeldia odont. auct.). Rhät: Stormberg (S. Afrika). ven dem re zu Feistmantel, Abhandl. Kgl. Böhm. Akad. Wiss. 1889, Fig men. (Vergr. ca. 300 x). (Leider ist das Präparat wenig ee und daher die Photographie nur mäßig; man erkennt aber die undulierten Zellenwände und oben 2 Spaltöffnungen ganz deutlich. Fig. 1 u ohne Retouche ; Tafel 15. Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Tafel 16 Fig. 1. Dieroidium Feistmanteli n. sp. (Thinnfeldia odontopteroides bei Feistm.). Rhät: Australien. Copie nach Feistmantel, Palaeontogr. 1. c. 1879, t. IX (XXVII) Fig. 1, (unterer Teil). Fig. 2—4. Dicroidium lancifolium Morr. (pro. var) Rhät: Argentinien (Cacheuta). Copien nach Szajnocha, Sitzgsber. Wien. Akad. Wiss. Bd. 97, 1889, t. J, Fig. 5—7. m 3 mit Andeutung der Gabelung. Fig. 4 mit sichtbarer Gabe. ung. Die Art ist vielleicht nur Form der folgenden. h Fig. 5. Dicroidium odontopteroides Morris sp. (Thinnfeldia odon- topteroides auct.). Rhät: Südafrika (Stormberg). Nach Potoni£. Das Stück ist nach einem der Feistmantelschen Stücke zu Abhandl. Kgl. Böhm. Akad. Wiss. 1889 gezeichnet. Typisches Stück der Art Tafel 16. Abh. d. Nat. Ges. Nürnberg XIX. Bd. Fan