jahresh e f OKI .v^si TE ? Vereins für vaterländische Naturkunde WÜRTTEMBERG. Prof. Dr. H. v. MoliI in Tübingen : Prof. Dr. Th. Plieninger, Prof. Dr. Peliling, Dr. Wolfgang Menzel, Prof. Dr. Ferd. Krauss, in Stnttgart. FÜNFTER JAHRGANG. (Mit drei SteinUfeln.) Mo. Bot. Garden, 1897 . ' STUTTGART. Ebne 1850 . n h a 1 t. I. Angelegenheiten des Vereins. Vierte Generalversammlung am 30. April 1849 zu Ulm. Be- richt von Prof. Dr. Th. PHeninger 135 Uebersicht der Fauna der Gegend von Ulm. Eröffnungs- vortra ? von Graf M a nd e 1 s 1 o h 138 Rechenschaftsbericht von Prof. Karr 142 Bericht des Kassiers, Apotheker We iss mann . . . . 144 Beschluss über Honorirung von Aufsätzen 145 Beschluss über Sammlung vaterländischer Naturprodukte . 145 Verzeichnis eingf kommen er Bücher 143. 147 Vorträge an Winterabenden zu Stuttgart 143 Ehrenmitglieder des Vereins 142 Verzeichniss der Mitglieder des Vereins nach den Wohnorten 173 II. Aufsätze und Vorträge. 1. Zoologie. C. L. Landbeck, Beitrag zur Ornithologie Griechenlands 253 Dr. G. Leube über zwei bei Ulm erlegte Biber .... 149 Prof. Dr. Th. Plieninger über populäre Bearbeitung der landwirtschaftlich nützlichen und schädlichen Thiere . . 181 Dr. O. Seyffer, Verzeichniss und Beobachtungen über die in Württemberg vorkommenden Lepidopteren 76 F. Wal ebner, Noliken über Ankunft und Abziehen einiger Vögel in der Gegend von Wolfegg. Von den Jahrgängen 1845—1848 380 2. Botanik. Forstassistent Calv Dr. Finckh, über tembergischen Flo Apotheker W. Lech Apotheker W. ‘Lee IsSSsss S 3 s SS I 38 ssgs II. Aufsätze Abhandlungen. Versuch einer Vergleichung des schwäbischen Jura mit dem französischen und englischen. Von Stadt-Vikar Fr; in Balingen. — 2 - tung Einer Schichte an verschiedenen Lokalitäten hervor. Wäh- rend die Niederschläge des schwarzen Jura iri den verschiedenen Ländern so ziemlich gleich sind, weichen sie im braunen Jura schon mehr von einander ab, im weissen Jura ist die Mannig- faltigkeit so gross, dass es nicht mehr möglich ist, die Identi- tät gewisser Schichten nachzuweisen. Die Arieten- und Gry- phäen-Kalke finden sich von Schwaben bis England überall. Sie beginnen den Jura; die aber das letzte Glied sind, die Port- landkalke, die finden sich eigentlich nur im Dorsetshire; denn dieselben Formen des Gesteins und der Fossilen wiederholen sich sonst nirgends, weil die Bildung von Portland das Resultat von Bedingungen ist, die an andern Localitäten fehlten. Der Portlandkalk findet sich in Schwaben so wenig als in der Schweiz, aber gleichzeitige Niederschläge finden sich, die mit Portland parallelisirt werden können. Somit kann überhaupt bei einer Vergleichung des Jura in verschiedenen Ländern weniger von gleichen, als von gleichzeitigen Schichten, es kann nur von einem Synchronismus der Formationen die Rede sein. Demnach ist die Aufgabe einer Vergleichung des Jura in verschiedenen Gegenden : Die gleichzeitigen Schichten unter ein- ander zu parallelisiren und dann aus der, je nach den Locali- täten verschiedenen , Gestaltung und Beschaffenheit der Formation aus den Arten der Petrefakten die Form des Meeres zur Jura- zeit, seine Ausdehnung und Grenze nebst seinen Bewohnern wieder herzustellen. Dabei ist aber die Beachtung der localen Einflüsse auf die Schichtenbildung von grösster Wichtigkeit. Zu beachten ist daher ‘t)d^fEinflussdesUfers, dessen Beschaffenheit, dessen Nähe oder Ferne. Der Liassandstein z. B., diese in Schwaben so mächtige Entwicklung des untern schwarzen Jura, findet sich vom Mont-Jura*), bis ins nördliche England nirgends wieder in der Form, wie bei uns. Erst dort tritt er wieder auf, weil die Faktoren zur Bildung desselben^ dort die gleichen sind, wie in Schwaben. Der Liassandstein ist nichts Anderes, als der Niederschlag des ich den französischen Jura im — 3 — Lias zugleich mit dem Keuper, der Uebergang beider Formationen in einander. Der gelbe, obere Keupersandstein ist die erste Bedingung und Faktor des Liassandsteins, dieser aber eigentlich nur ein in die Jurazeit fortgesetzter Niederschlag des Keuper- sandsteins. Dass sich Sandstein überhaupt bildete, deutet auf die Nähe eines aus Sandstein bestehenden Ufers hin, welcher vom Wasser gelöst in anderer Gestalt wieder neue Niederschläge bildete. Das Sandsteinufer war in Schwaben der Schwarzwald, im östlichen Frankreich die Vogesen. Je weiter man sich von ' diesen Sandsteinufem entfernt , um so mehr verschwinden Sand- steinbildungen im Lias. Und so gestaltet sich dieselbe Schichte des untern schwarzen Jura, die sich in der Nähe des Ufers als ein Wechsel von Kalk- und Sandstein zeigt, fern vom Ufer, in der Tiefe der See , als reiner Kalkniederschlag. Die Normandie ist ein Normaltyp für rein pelagische Niederschläge, für Bildun- gen fern vom Ufer in der offenen See: Sandstein im Jura ist hier gar nicht gekannt, die Mächtigkeit der Schichten ist ganz gering, denn Anhäufungen auf hoher See sind nicht möglich, Saurier, Fische, Zähne und Breccien im Lias (welche eine Ufer- nähe beurkunden), fehlen ganz oder gehören doch als Findlinge zu grossen Seltenheiten. Bei Fontaine Etoupefour (Dep. Calva- dos) ist der ganze Lias 6 — 8 Fuss mächtig , in diesen 6 — 8 Fuss aber sind alle Abtheilqngen des Lias in Miniatur dargestellt; ein Beweis, wie auch die Mächtigkeit der Schichten, nicht blos ihre Beschaffenheit, von der Nahe oder Ferne des Ufers abhängt. 2) Die Tiefe oder Untiefe der See übt ihren Einfluss besonders auf die Art und Beschaffenheit der Meeresbewohner, der Petrefakten aus. Nach Korallen, die hauptsächlich auf Un- tiefen hinweisen, sucht man im schwäbischen Lias vergeblich: das Calvados ist reich daran. In Burgund, Mont-Jura und der Normandie trifft man im braunen Jura auf ganze Bänke und Riffe von Korallen : in Schwaben gehören sie hier zur Seltenheit. Ebenso verändert sich mit der Tiefe der See die Taille der Muscheln: die Terebrateln und Spiriferen des Lias sind im Cal- vados doppelt so gross, als in Schwaben; die Ammoniten der Ornatenthone wachsen hier zu einer Riesengrösse an, dass sie fast nimmer erkennt, wer nur die schwäbischen Stücke aus 1* — 4 dieser Schichte gesehen hat. Dass auch die Beschaffenheit der Niederschläge und ihre grössere oder geringere Mächtigkeit hie- mit zusammenhängt , versteht sich von seihst. 3) Die Beschaffenheit des Wassers. Abgesehen von den vielen Quellen und Strömungen in der See, die Kalk-, Kiesel- und andern Gehalt mit sich führen und dem Gebirge roittheilen, sind es besonders zwei grosse Wirkungen, die fort- dauernd theils mit, theils nach einander in demselben Meeres- ‘ bassin thätig sind und die gleiche Schichte an verschiedenen Orten ungleich gestalten. Diese so wichtigen Faktoren sind das Salzwasser und Flusswasser. Jenes ist vorzugsweise geneigt, Kalkbänke zu bilden , Bänke , bestehend aus den (oft kaum mehr erkenntlichen) Trümmern von Mollusken und Zoophyten. Pflan- zepreste oder Knochen gehören darin zur SSeltenheit ; ohne Ord- nung zerstreut, die Bivalven mit getrennten Schaalen, abgenützt und gerollt liegen die Muscheln begraben. Wo aber Flusswasser mit der See sich verbindet, da bestehen die Niederschläge aus Thonen, thonigen Kalken und Sandsteinen, je nachdem das Festland ist, das die Flüsse durchströmen. Regelmässige Schich- tung herrscht hier vor; Pflanzenreste, Holz und Kohlentrümmer, Saurier, Sepien sind gewöhnlich. Die Muscheln liegen häufig in Ordnung nach Familien gruppirt, in Nestern bei einander. Feste Korallen fehlen ganz. Constant Prevost hat es gewagt, allein aus diesen zwei Ursachen den Wechsel aller Formationen zu erklären. Unter den jurassischen Schichten bezeichnet er als marine Bildung die Arieten- und Gryphiten-Bänke , die oolitischen Kalke des braunen Jura, den great oolite , die Macrocephalen- Schichte, den Coralrag und Portlandkalk, — als fluvio-marine Bildung aber den Liassandstein, die Thone und Mergel des schwarzen Jura, das System der Sandsteine und Thone des braunen Jura, den Oifordclay und Kimmeridgeclay. — Jeden- falls erhellt auch daraus, wie Eine Schichte an verschiedenen Localitäten verschieden sich gestaltete, je nachdem da oder dort das Seewasser allein oder verbunden mit Flusswasser wirkte. Von diesem Gesichtspunkt aus die verschiedenen jurassischen Formationen aufgefasst, ist zugleich die Unmöglichkeit ausge- sprochen, gemeinschaftliche, allgemein gültige Namen für die 5 — einzelnen Schichten zu erhalten. Die meisten Namen siDd nur als Localnamen richtig und haben nur specielle Bedeutung» so- bald, aber diese Specialnamen auf andere gleichartige Schichten übertragen werden, verwirren sie und verrücken den Gesichts- kreis. Was haben nicht schon die Namen Bradfordthon, Oxford- thon, Kimmeridgethon und gar der Portland für Confusionen in dem deutschen Jura gestiftet! Der Deutsche darf fürwahr stolz sein auf seinen Jura , denn in keinem andern Land hat der Jura eine so schöne und klare Entwicklung gefunden , mit solch deut- lichen Kennzeichen für die Schichten. Warum gibt man immer noch so mancher acht deutschen Schichte einen englischen Namen, der eben durch die Uebertragung falsch wird ! Ich bin fest über- zeugt, dass es nirgends in Deutschland wie in Frankreich einen Bradfordclay gibt , jene grauen Thone über dem great oolite mit dem Reichthum der schönsten, wohlerhaltenen Apiocrinites in - lermedius , elongatus » Parkinsoni mit dem Heer Yon Terebrateln, Aviculn, Myen etc. die alle wie im Tertiär. conservirt sind. In Schwaben haben wir nichts Aehnliches , denn die Bradfordthone sind eine dem südlichen England eigenthümliche locale Bildung. Ebenso ist es mit Kimmeridge und Portland ; sie sind und blei- ben Localnamen, die auf 'andere Localitäten keine Anwendung mehr finden. Viel grossem Werth haben die Namen der Schichten nach den Fossilien: Soweit die Leitmuscheln in den verschiedenen Schichten dieselben sind, ist man mit der Vergleichung alsbald im Reinen; aber auch hierin tauchen wieder eigene Schwierig- keiten auf, indem Vorkommnisse, die in der einen Gegend lei- tend sind und der Schichte den Namen geben , in einer andern Gegend aus dieser Schichte verschwinden und dort wieder in einer tieferen oder höheren Schichte als leitend auftreten. Dies ist z. B. mit Ammon. Parkinson» der Fall; in Schwabe'n leitet er für die Schichte über Ammon, coronatus und unter Ammon, macrocephalm , in Frankreich und England ist er Leitmuschel für den untern Oolith und hat im Gefolge den Ammon. Murchi - sonae, Humphresianus und coronatus! Ebenso lassen sich die für den deutschen Jura so vorzüglichen Namen einer Amaltheenschicbte, Opalinusthone, Jurensismergel , Scyphienkalke u. A. nicht mehr 6 — für Frankreich und England brauchen, indem die genannten Petrefakten dort theils fehlen , theils nur sparsam auftreten und dagegen andere Muscheln mit sich führen, welche die Schichte besser charakterisiren. Eine Synonymik der verschiedenen Schich- ten -Namen ist daher nothwendig zur Vergleichung des Jura. Doch genug der Einleitung! A. Schwarzer Jura. Lias. Von Wichtigkeit ist, die Schichte zu bezeichnen, auf wel- cher der Jura auflagert, und somit die Grenze des Jurameeres zu ziehen. Nicht überall ist es Keuper, wie in Schwaben, was die Unterlage des Lias bildet, auch diese wechselt mit den ver- schiedenen Ländern. Ist es ja doch in Schwaben nicht überall die gleiche Schichte des obern gelben Keupersandsteins, auf der Lias lagert, sondern fast ebenso häufig die rothen Letten, die unter dem Sandstein sind. So ist denn auch die Grenze des Lias nach unten in der Schweiz und dem Mont-Jura der obere Keuper. Bei der Verwerfung der Schichten in diesen Gegenden ist freilich die regelmässige Aufeinanderfolge aller Formationen zu selten, dass es überhaupt hier schwierig wird, Grenzlinien zu ziehen. Es sind bei Salins (Dep. Mont- Jura) Punkte , wo die Grenze zwischen Keuper und Lias sehr gut sichtbar ist und die Auflagerung des Lias bald auf dem obern Sandstein, bald auf den buntschekigen Letten — den marnes irisees — deutlich zeigt. Bereits ist aber der Keupersandstein, wo er sich über- haupt noch zeigt, auf eine Mächtigkeit von höchstens zwei Fass reducirt und weiter hin gegen das Burgund verschwindet nicht nur diese Schichte des Keupers, Sondern der Keuper selbst fast ganz. In geringer Mächtigkeit zeigt er sich nur noch, an die Sandsteingebirge von Central-Frankreich sich an- lehnend, im Cherdepartement zwischen Cher und Allier und am Canal du centre, der die Loire und Saöne verbindet. Aber fern von diesen Sandsteinufem findet man den Keu- per entweder blos durch eine schwache Schichte von Arcose vertreten oder ganz fehlend und den Lias unmittelbar auf Granit — 7 — auflagernd. Vom Bourbonnais an weiter hin gegen Westen ist nirgends mehr eine Spur von Keuper oder Trias und die Grenze des Lias allenthalben älteres crystallinisches Gebirge. Im Cal- vados und de la Sarthe liegen die Arietenkalke auf rothem Uebergangssandstein mit Trilobiten, in der Gegend , zwischen Caen und Alencon liefern hierin Steinbrüche die interessantesten Profile. In den Arietenkalken, ja bis hinauf in die Kalkmergel des mittleren Lias sind Rollstücke des rothen Sandsteins einge- backen, so wie andererseits in die Spalten und Risse des Sand- steins der Liasschlamm eindrang und darin verhärtete. Die Grenze zwischen dem rothen Sandstein und den blaugrauen Lias- thonen ist dabei sehr deutlich ausgesprochen, daher man Hand- stücke bekommen kann, die halb aus rothem Trilobitensandstein halb aus blauen Kalken mit Liaspetrefakten bestehen. — Erst drüben über dem Canal bildet wieder Keuper die Grenze des Lias. Welch enger Zusammenhang des Lias mit dem Keuper statt- findet, kann man sich unmöglich verbergen, wenn man überall die Thals srehe bestätigt findet, dass je schöner und mächtiger in einer Gegend der Keuper aufgeschlossen ist, der Lias um so mächtiger und schöner sich entwickelt; wo aber der Keuper fehlt oder gering ist, da ist auch der Lias nur unbedeutend. Auf solche Tbatsachen gestützt, haben Franzosen wie Thirria (notices sur le jnra de la haute-Saöne) die Keupersandsteine als couches inferieures liasiques zum Jura gerechnet , indem in jenen Gegenden der Keuper für eine eigene Formation viel zu unbedeutend ist. Nach unsern geologischen Begriffen ist dies ein Yerstoss, der einem schwäbischen Kenner nie widerfährt: so aber, wieder französische Kenper ist, kann es den betreffen- den Geognosten nicht übel gedeutet werden , dass sie denselben, als viel zu gering , mit dem Jura zusaflhmenfassten : fangt ja doch auch die ganze Trias von Lothringen gegen Westen zu ver- schwinden an. Nach den Grenzen des Lias richtet sich natürlicher Weise auch dessen Vertheilung und Ausdehnung. Bald bildet der Lias nur einen schmalen Zug, hart am Steilrand des Gebirges an- streifend, bald dehnt er sich zu Flächen aus, bald liegen die verschiedenen Schichten des unteren, mittleren und oberen Lias regelmassig terrassenförmig über einander, bald sind die Ter- rassen wie auseinander gezogen und die verschiedenen Schichten liegen neben einander in derselben Höhe. Hiebei ist es nun der schwäbische Jura, der dem Geologen als Normaltyp gelten muss, denn in keinem anderen Lande ist die Uebereinanderlage der Schichten und die Terrassenbildung besser markirt. Bald ist der Lias in Schwaben zu einer Filderfläche ausgedehnt, je nachdem die Keupergränze entwickelt ist (wie zwischen Eyach und Schlichem, zwischen Tübingen und Stuttgart, Rems und Kocher, Ellwangen und Oeffingen) bald sind es nur schmale Streifen (wie an der Wutach, dem obern Neckar, zwischen He- chingen und Reutlingen) ; überall aber orientirt man sich leicht, weil die Abgrenzung der Schichten meist schon an den äusseren Umrissen und den Abstufungen des Bodens erkennbar ist. Dies gestaltet sich nun aber ganz anders, sobald man den Rhein passirt hat, denn von da an fehlt die terrassenförmige Aufein- anderfolge der Schichten. Wo im Mont-Jura oder dem Berner Unterlande schwarzer Jura aufgeschlossen ist, findet nie eine grössere Ausdehnung in die Breite statt, meist sind es nur Rut- schen und Risse, an denen in einer Mächtigkeit von circa 100 Fuss wie an einem Profil die verschiedenen Schichten sich zei- gen, am Fusse des Risses liegen dann die Fossile aller Schich- ten unter einander. Das Nebeneinanderliegen der Schichten ist in Burgund, dem Cherdepartement , dem Calvados nicht minder der Fall. Man gehe z. B. von Avalion nach Vaspy , wo aus den Posidonienscbiefern der berühmte ciment romain fabricirt wird, oder von Arcy nach Avalion, so sind an der Strasse, die in Einer Ebene liegt, alle Formationen des Lias eröffnet, doch so, dass die Grenzen verwischt sind: unvermerkt ist man plötzlich wie- der in einer anderen Seichte. Oder man sehe sich in der Umgegend von Caen um. In dieser weiten Ebene, wo auch durchaus kein Markstein der Formationen, wie sie in Schwaben Jeder erblicken kann, sichtbar ist, liegen, meist noch dazu von Alluvium bedeckt, alle Formationen des Jura in geringer Mäch- tigkeit neben einander: unmittelbar bei Caen ist der grande oolite (oolite da Caen), geht man einige 1000 Schritte auf der Strasse nach Alencon, sa gelangt man ins rothe Uebergangsgebirge mit — 10 — ' so wichtige Ammon, angulatus auftritt, bis in den schwarzblauen Arietenbänken die Blüthe der Fauna sich zeigt. Die Menge der Arieten, die Millionen von Gryphaea arcuata, die Lager von Pentacrinites basaltiformis lassen hierin niemals einen Irrthum zu. In der 2ten Abtheilung des untern schwarzen Jura , dem ß, folgt hierauf eine mächtige Entwicklung von schwarzen Thonen nur spärlich von geringen Kalkbänken unterbrochen. Während in diesen Kalkbänken zum letztenmal Ammoniten aus der Arie- tenfamilien in Gesellschaft von Pholadomyen und Terebra- teln ( T cincta ) sich zeigen, beginnt in den Thonen ein neues Leben mit den Capricornern und Oxynoten, welche den Uebergang bilden zu dem Petrefaktenreichthum des mittleren. Lias. Dieser aber ist durch seine lichtgrauen Kalkbänke zu scharf von den schwarzen Thonen des ß abgegränzt, 'als dass man hier nicht eine Scheidelinie der Formationen ziehen sollte. — Innerhalb des untern Lias zeigt sich aber schon im deutschen Jura die grösste Mannigfaltigkeit. Im fränkischen Jura z. B. sind die schwarzen Arietenbänke durch einen hellen, keuperartigen Sandstein repräsentirt ; den Uebergang hiezu macht schon das Kies, wo sich die Kalke mit groben Quarzkörnern füllen und die obige Beschreibung passt eigentlich nur auf den Jura zwi- schen dem Ries und dem obern Neckar. Besonders variirt die Entwicklung der Sandsteine ; am Ende verschwinden sie , je näher man der Wutach kommt,, und mit denselben auch der Thalas- sitenreichthum und der A. psilonotus, letzterer um erst wieder im englischen Lias zu erscheinen. Die Hauptentwicklung der Sandsteine ist auf den 4 Filderflächen Württembergs, die ich oben schon bezeichnet habe, während da, wo der Lias nur schmale Züge bildet , die Parthien unter den Arietenbänken keine Rollen spielen. So fehlen denn auch in der Schweiz diese un- tern Schichten fast ganz; sogleich über dem Keuper findet sich der Ammonite s Bucklandi. Die Thone über den Arietenbänken sind ebenfalls nur unvollkommen : bei Pratteln sind Turnerilhone aufgeschlossen, es findet sich wohl auch noch ein A. psilonotus (in H. Merians Sammlung zu Basel sind solche) aber einen geog- nostischen Horizont bilden sie nimmermehr. Dieselben Resultate hat H. Dr. Rominger in den Heidelberger Jahrbüchern vom — 11 - Jahr 1846 (Vergleichung des Schweizer Juras mit der württem* bergischen Alb) veröffenlicht. Die Schweizer Verhältnisse stimmen ganz mit denen des Mont-Jura. Wegen der vielfachen Verwerfungen ist das Studium des Lias ausserordentlich schwierig; wo aber sich die Schichtung glücklicherweise beobachten lässt, wie in der Umgebung von Salins, da ist die Aufeinanderfolge der petrefaktenführenden Bänke ganz dieselbe wie in Schwaben; nur ist die Mächtigkeit derselben viel geringer. Ueber dem Keuper liegt eine gelbgraue 1 % Fuss dicke Kalkbank mit Thalassites (franz. Cardinia) concinna, secvri - formis und Plagiostoma ; darauf ruht sodann die Arietenbank wie bei uns nach oben mit Pentacriniten. Mit den schwarzblauen Gryphitenkalken schliesst aber hier der untere schwarze Jura. Wohl liegen darüber jene grauschwarzen Thone von Kalkbänken durchzogen , die Thone voll des Ammon, oxynotu s und Ufer, die Kalkroergel mit Pholadomyen, Mactromyen und Arcomyen ( Corb . cardissoides und Thal. Listen) mit Ammon, raricostatus und Gryphaea cymbium, aber ohne eine Grenzlinie gegen den mitt- leren Lias zu bilden. Dieselben grauschwarzen Thone, die nach unten die Oxynoten enthalten, haben weiterhin die A. Taglori, Jamesoni etc . , kurz sie werden unsere Numismalenmergel. Offen- bar müssen also die französischen Geologen den mittleren Lias schon mit unserem ß beginnen lassen, zumal da sie die Gry- phaea cymbium als Leitmuschel aufstellen , welche vom ß an durch das y sich findet. Ueber die geognostischen Verhältnisse des Mont-Jura hat mein Freund JulesMarcou in seinen „recherches geologiques sur les Jura salinois (mein, de la soc. geol. de France 2 S. T. III.) eine werthvolle Arbeit veröffentlicht; unser ß ist ihm die erste Abtheilung seines lias mögen, welche er früher mames ä Gryphaea cymbium genannt, nun aber, nachdem er ihre mächtige Entwicklung bei Balingen gesehen, in marnes de Balmgen umgetauft hat. Der untere Lias des Burgunds tritt bereits wieder etwas anders modificirt auf als der des Mont- Jura. Er hat vor Allem eine grössere Mächtigkeit der Kalkablagerungen, so besonders die Schichte der Thalassiten (hier Sinemuria genannt). Bei Se- mur und Beauregard wird die Schichte eisenhaltig, die zahlrei- — 13 spath, in der Wohnkammer mit blauem Kalk angefüllt, als Kabi- netstück sich auszeichnet). Dagegen ist Frankreich wahrhaft arm zu nennen, trotz der vielen Species, die d’Orbigny aufführt. Jedem Lande sind auch immer wieder besondere Versteinerungen eigen, was in dem einen Lande sich findet, fehlt in dem andern, entweder ganz oder kommt nicht in dieser reichen Entwicklung vor. Nehmen wir nur, wie sich die Familie derArieten in den verschiedenen Gegenden zu verschiedenen Species und Varietäten gestaltet ; der ächte Ammonite s obtusus Sow. ist nur England und dem Ais»e-Departement eigen, A. Turnen Sow. findet sich nur in England und Schwaben, ebenso tritt A. Brookii Sow., nach meiner Ansicht der verkalkte A. Turneri, nur sparsam im öst- lichen Frankreich über den Arietenbänken auf (cf. bei d'Or- bignyetc. A. Stellaris und Scipionianus , welche offenbar theils die inneren Windungen theils junge Exemplare von A. Brookii Sow. sind). Der ächte grosse A. Bucklandi Sow. fiüdet sich in Frank- reich viel seltener als in den beiden andern Ländern, während hier A. bisulcatus Brug. (= rotiformis und multicostatus Zieten ) der häufigere ist. Von A. psilonotus Quenst. habe ich schon gesagt, dass ich denselben 'in Frankreich niemals fand. Jules Marco u jedoch will seine Spuren auch im Mont-Jura entdeckt haben, jedenfalls wären das nur einzelne Erfunde. A. tortilis d’Orb. stammt mit ^4. liasicus d’Orb aus denArietenschichten und ist eine Varietät desselben ohne Siphonalfurchen ; dagegen ist A. torus d’Orb. der ächte psilonotus, aber er stammt auch nicht aus Frank- reich, wie ich sicher weiss. A oxynotus Qu. der in der Mitte des deutschen Jura seinen Anfang nehmend durch den Mont-Jura und das Burgund bis in das Cherdepartement (St. Amand) in Begleitung des A. bi/er^ch hinzieht, verschwindet von da für Frankreich, um jedoch in England (Gloucester) wieder zu erschei- nen. Eben hier geht übrigens dieser Ammonit in verschiedenen Spielarten immer dicker und stärker werdend in den A. hetero- phyllus über. A. bifer ist sein Genosse, der sehr vollkommen wird und an der Mundöffnung ein lang hervorragendes zungen- förmiges Ohr trägt.* An Bivalven scheint England eigen zu sein : das schöne und ziemlich häufige Hippopodium ponderosum, eine grosse Avicula cygmpes, an Schönheit und Vollkommenheit zeich- *4 - nen sich vor andern Gegenden die Lima, Pecten und Thalas- siten (Pachyodon) aus. Allgemein leitend sind dagegen in allen Ländern für die unterste Bank die Thalassiten und A. angulatus, für die schwarz- blauen Kalke Gryphaea arcuata und die Spielarten von A. Buck- landi; für die Thone und Kalke darüber Gryphaea cymbium und A. raricostatys . Die beiden letztern machen den Uebergang zu der Fauna des mittlem Lias. II. Mittlerer schwarzer Jura, y und 6. Argillaceous Lias. Marlstone series. Lias moyen, zum Theil Lias superieur. Marnes ä Belem- nites et ä Gryphaea cymbium. Etage liasien. . (cf Orb.) In Schwaben ist die Grenze zwischen ß und y zu scharf von der Natur vorgezeichnet, als dass sie nicht auch die Wissen- schaft ziehen sollte. Der mittlere Lias beginnt mit den licht- grauen Kalkmergeln und dem Reichthum verkiesler Ammoniten aus der Familie der Capricorner, im Bunde mit zahllosen Exem- plaren von Terebr. numismalis. Die erste Abtheilung, das y, schliesst mit der Belemnitenschichte und einer Kalkbank mit A. Davoei. Darüber treten dunkle Thone auf mit A. amaltheus deren Schluss wiederum hellere Kalkmergel mit A. costatus , Bel paxiUosus und Plicatula spinosa bilden. Sowohl die Mächtigkeit der Schichte, als die Vorkommnisse darin wechseln schon inner- halb Schwaben auf mancherlei Weise; oft sind es blos die Nu- mismalenthone, welche aufgeschlossen ffegen , das Uebrige ist auf ein Minimum reducirt. So ist denn auch in der Schweiz meist nur die Numismalenschichte, welche den mittlern Lias darstellt und zwar so, dass über den sandigen Arietenhänken heller gefärbte, jedoch weniger sandige Kalke mit Terebr. numis- mahs und rimosa, Gryphaea cymbium , Spirifer verrucosus und den Capricornem und Lineaten sich einstelle*, dagegen ist die Amaltheenschiehte fast nirgends aufgeschlossen. Im Mont-Jura ist, wie schon bemerkt, keine solche Grenz- — 16 erst wieder im Calvados bei Bayeux, Curcy, Croisille etc. zu Tage zu liegen. Bereits ist aber hier der Charakter der Schichte ein ganz anderer geworden, hauptsächlich in Bezug auf die Petre- fakten: denn in den hellgelben Kalkmergeln des y finden sich mit .4. Jamesoni, Bavoei und einem Heer der schönsten und seltensten Terebrateln und Spiriferen auch eine Anzahl von Ko- rallen, Cidaritenstacheln und ganz ungewöhnliche Gasteropoden, Euomphalus und Conus. Ausgezeichnet findet sich hier Terebr. quadrifida, T. Beslongchampii (letztere ist ganz neu und gleicht im Habitus, ausgenommen das Loch in der Mitte, der T.Miphya ), T. lagenaUs und vicinalis (in merkwürdiger Grösse). Euomphalus cadomensis , eine Menge von Turbo, Trochus und Pleurotomaria so wie nach oben mit A. amaltheus und spinatus die Gryphaea gigantea der Burgund, Pecten aequivalvis und glaber. Die hell- gelben Kalkbänke, darin die genannten Sachen sich finden, sind kaum 3 Fuss mächtig , Thone fehlen hier ganz , treten aber doch auch an einigen Stellen auf, z. B. bei Yieuxpont, wo in den- selben A. amaltheus, Peter ophyllus , maculatus, lineatus (dieser zuweilen mit einem an einer Kammerwand heraufgeschlagenen Bauchlobus) in wohlerhaltenem, verkiestem Zustand und eine reiche Erndte von Bel. Bruguierianus (paxillosus) sich findet. Die gleichen Verhältnisse setzen sich auch über den Kanal fort und die Marlstone series begreift ganz dasselbe in sich, was der Lias mögen der Franzosen und unser ß, y, 8. Die A. oxyno- tus und Ufer sind geögnostisch mehr von den Arietenbänken abgeschieden als von den Numismalenthonen , sonst gleichen aber die Verhältnisse vollkommen den schwäbischen : nur treten theil- weise andere Leitmuscheln auf, und eben die beiden Petrefakten, welche den schwäbischen Schichten denfiamen gaben T. numis- malis und A. amaltheus (A. Stokesii ) gehören zu wahren Selten- heiten. In England ist vielmehr Gryphaea cymbium und gigantea leitend für den mittleren Lias. Vergleichen wir die Schichte der verschiedenen Länder unter einander, so fällt vor Allem das Fehlen der Gryphaea gigantea für Schwaben auf. In Frankreich ist diese Muschel so zahlreich, dass sie durchweg als Leitmuschel für unsere Amaltheenthone gilt. d’Orbigny nennt dieselbe in seiner Paleontologie francaise 18 pont ein reicher Fundplatz, in England tritt er am liebsten im Lias e und £ auf. Die schönsten Stücke hat aber das d Schwabens geliefert. — Die Gasteropoden , die wir in Schwaben schon in grosser Menge, meist verkiest und klein finden, haben im Cal- vados ihre grösste und reichste Entwicklung: es sind wohl die- selben Arten, wie bei uns, aber die Exemplare sind viel grösser und wohlgenährter, so djiss unsere Turbo- und Trochus-Arten kaum mehr darin zu erkennen sind. Dazu kommen noch viele neue Sachen, die bei uns noch nie gefunden wurden, wie Euom- phalus oder Conus , und die meines Wissens auch sonst im Jura fehlen , dazu kommen noch verschiedene Korallenarten, Antho- phyllum, LUhodendron etc. die ganz eigene, von den übrigen verschiedene Verhältnisse des Meeres beurkunden. * III. Oberer schwarzer Jura. « und £ Upper lias shale. Alumshale. Withbyshale. Marnes du lias superieur. Schistes bitumineux et marnes ä Trochus. Couche de ciment de Vassy. Etage toarsien. (cf Orb.) Scharf gegen den mittleren Lias abgegrenzt, treten in fast allen Ländern die bituminösen Schiefer oder Kalke mit Posidonien, * Bei dieser Schichte füge ich mit Berufung auf eine Mittheilung von mir im 2ten Heft des 3ten Jahrgangs bei, dass ich den zweifelhaften Orthoceratites liasinus oder Belemnites macroconus auch in Frankreich und England in dieser Schichte wieder entdeckt habe. In der Sammlung der geologischen Gesellschaft zu London (Sommer sethouse) ist ein voll- ständiges Exemplar, von de Ja Bäche mitgetbeilt und als Orthoceras nebst Fragezeichen bestimmt. Die Alveole, die gegen 2 Zoll latus zu vergleichen wäre. Das wenigstens steht fest, das^dn^schwarae, belemnitenartige Seheide die Röhre umgibt, und doch kommt man wegen der Grösse der Röhre und der Länge der einzelnen Kammern in Ver- legenheit das Petrefakt den Belemniten zuzutheilen, auf der andern Seite kann man wegen der belemnitenartigen Scheide es kaum als ächten Or- thoceratiten betrachten. Es scheint dieses fragliche Stück,, das übrigens gar nicht selten sieh findet, einem eigenen neuen Geschlecht angewiesen 19 schwarzgrau von Farbe , als sicherer geognostischer Horizont auf. In Schwaben und England hat diese Schichte ihre Hauptentwick- lung und den grössten Reichthum an Vertebraten und Mollusken. Das british museum weist mit Stolz hin auf das 25 Fuss lange, vollständige Skelett von Ichthyosaurus platyodon, auf die zahl- reichen, ganz frisch aussehenden J. tenuirostris , Teleosaurus Chappmanni , auf die zahllosen Fische, welches Alles von Lyme- regis und Withby aus dieser Schichte stammt. Nicht minder glücklich ist Schwaben , wo es die classische Umgebung von Boll, Ohmden und Holzmaden ist, welche die deutschen Kabinette mit ihren Reichthümern versorgt. Doch nur zufällig ist der Ruhm dieser Orte, sicherlich liessen sich noch an 100 andern Orlen dieselben Resultate bezwecken. Frankreich zwar scheint diese Schichte in viel geringerer Mächtigkeit und Ausdehnung zu be- sitzen: Hauptfundorte sind Vassy bei Avalion (Dep. Yonne), wo die 12 — 15 Fuss mächtigen Posidonienschiefer zur Fabrikation von hydraulischem Kalk {ciment romain) ausgebeutet werden. Reste von Sauriern und Fischen kommen hier nicht selten zu Tag, wie auch A. heterophyllus , annulatus , Deplacei etc. Croisilles (Dep. Calvados) steht Vassy nicht nach, aber die englisch-deutsche Entwicklung erreicht die französische nimmermehr. In den Ge- birgen des Mont- Jura und der Schweiz lässt sich diese Schichte nicht überallhin verfolgen, sie ist oft meilenweit bedeckt oder verworfen, doch theilen hier auch noch andere Schichten das gleiche Schicksal und im Aargau, Basel, Solothurn z. B. erreicht sie immerhin keine unbeträchtliche Entwicklung. Die Beobachtung dieser so wichtigen Formation des Lias in den verschiedenen Ländern scheint darauf hinzuweisen , dass in ruhigen , geschützten Golfen, an Flussmündungen, in Mulden und Bassins der Reich- thum der Schichte sich vorzugsweise zeigt. Solche Plätze, Fluss- mündungen besonders, lieben vor Allen die Saurier, Fische aller werden zu müssen, das mitten inne steht zwischen Orthoceratit und Be- iemnit. Mit jenem Ortboeeratiten theilte ich zugleich den Fund eines Lituiten mit Ich geÄehe, dass es mehr die Idee war, die mich damals dem so allein und verlassen im Jura dastehenden Ortboeeratiten einen verwandten Freund beigesellen liess, und erkläre jetzt, dass jenes Petre- fakt ein nach Art der Lituiten gekrümmter Am irgend eines Crinoiden ist 2 * — 20 — Art, Sepien, schlanke Belemniten , gestielte Crinoideen, kleinere Ammoniten belebten diese für ihre Natur so günstigen Wohnorte. Mit dem Tode zu Boden sinkend, wurden sie in dem feinen Schlamm begraben und durchdrangen verwesend denselben mit ihrem Bitumen, ein Umstand, der wie an einem Buttertaige die Schieferstruktur bewirkt hat. — In Verbindung mit dem Nieder- schlage der Posidonienschiefer müssen nothwendig die Nieder- schläge der darüber liegenden graugelben Thone gebracht werden. Wenn auch in Schwaben die hellgelben Kalkmergel der Jurensis- schichte scharf abgegrenzt zu sein scheinen von den schwarzen Posidonienschiefern, so verschwimmt doch diese Grenzlinie in den anderen Ländern und besonders in petrefaktologischer Hinsicht findet kein Unterschied der beiden Schichten statt. Im Calvados, in England, im Dorset wie im Yorkshire ist Eine Schichte, die nach unten Jet Rock, schieferig und bituminös. Ein grosses System von Thonen (in Yorkshire 30mal mächtiger als unsere Jurensis- thone) bis zum ß des braunen Jura bildet. Mit den Sauriern und Fischen finden sich schon A. radians , Walcotti, heterophhyl- lus, communis , fimbriatus und setzen sich bis nach oben durch die ganze Thonmasse hindurch fort. Ammonites jurensis eine der instruktivsten Leitmuscheln der Thone des obem Lias (£) hört mit der Schweiz und dem Eisass auf; vereinzelt findet er sich wohl auch noch im Mont- Jura, aber weiterhin im Burgund, dem Westen Frankreichs und England fehlt er. A. lineatus opalinus findet sich dafür in diesen Gegen- den und geht selbst in den Qolite inferieure hinauf. Ausserdem sind es noch andere Ammoniten aus der Familie derLineaten, welche in Frankreich und England die Stelle des A. jurensis vertreten, wie A. cornucopiae, Germaini. — Ammonium radians ist durchweg in allen Ländern leitend für den obern Lias. Interessant ist es aber immerhin die Variationen dieses Ammoniten zu verfolgen. Schon innerhalb Schwabens halten sich gewisse Spielarten dieser so weit verbreiteten Muschel mit Vorliebe nur an gewissen Lo- kalitäten auf: um Aalen kommt A. aalensis am häufigsten vor, ebendort fast einzig Jene Varität des A. radians depressus, die dem A. psilonotus ganz gleich wird, in Franken ist es besonders A. radians costula , eben dort und bei Aalen A. radians compius, 22 an und gewähren ein herrliches Profil der Lagerung der einzelnen Petrefakten: in zahlloser Menge findet sich hier Trochus dupli- catus, Capitaneus, Vesuntius, Cerithium tuberculatum, Nucula Hamen , claviformis, oval'ts , Area aequivalvis u. A. , es findet sich dies zwar besonders nach oben, aber mit A. mucronatus, insignis , stemalis, ein Beweis, dass wir hier bereits die franzö- sische Gestaltung haben, nach welcher der obere Lias mit dem untern braunen Jura, der Opalinusschichte zusammenfallt. Im deutschen Jura endet mit dieser Schichte, Lias £, der Lias und muss hier auch allem nach gegen den braunen Jura abgeschlossen werden. Mit den Opalinusthonen beginnt ein neuer Abschnitt der Gebirge, eine neue Terasse in der Stufenfolge der Schichten, neue Petrefakten treten auf und die Verwandt- schaft des a mit der nächsten Schichte des ß ist zu gross , als dass man sie trennen könnte. Anders in Frankreich und Eng- land. Hier ist Ein untrennbares System von Thonen und Mer- geln zwischen den Posidonienschiefern und den sandigen Kalken des A. Murchisonae. Man ist daher in Frankreich ebenso im Recht, die Thone der Nucula Hameri zum Lias zu rechnen, als es in Schwaben nicht geschehen darf: fehlen ja dort eben auch unsere charakteristischen Muscheln A, opalinus und Trigoniä navis. B. Brauner Jura. Oolite. Der Hauptunterschied des deutschen braunen Jura vom fran- zösischen ist, dass hier die Kalke, dort die Thone vorherrschen. In Schwaben umfasst der braune Jura eine viel mächtigere Ge- steinsmasse als der schwarze , aber dennoch bleibt er eben, weil die Thone vorherrschen, nur Steilrand ohne Ausdehnung in die Breite, also dass er auf kleineren Karten kaum aufgetragen wer- den kann. Ganz anders in Frankreich , wo die Kalkbänke des oolite inferieure und besonders des great oolite weithin Ebenen bilden, an Ausdehnung oft um das 6fache den Lias überflügelnd. Im Süden Englands ist derselbe Fall, während der Norden sich mehr den schwäbischen Verhältnissen nähert. Bezeichnend für diese Gegensätze von Thon- und Kalkbildung im braunen Jura — 23 sind die Gegenden an der Wutach und das Burgund. Bei Blum- herg besteht der ganze braune Jura in Einer bei 300' hohen, steilen Rutsche; auf dem Gipfel des Berges ist weisser Jura, am Fuss des Risses ist Lias, somit ist blos eine vertikale Entwick- lung vorhanden , indem Thone keinen Haltpunkt haben , überhaupt niemals Flächen zu bilden im Stande sind. Fast dasselbe ist am obern Neckar, bei Spaichingen, Aldingen, Schömberg und noch an manchem Orte Schwabens der Fall, dass ein Bach, vom weis- sen Jura herabstürzend , in einer halben Stunde den braunen Jura durchschneidet. Der Gegensatz hiezu findet sich im Burgund, wo die Thone durch grosse, mächtige Kalkmassen ersetzt sind, die meilenweit sich verbreiten und bald Ebene, bald kühne Felsen- thäler bilden. Oolite ist es, der in Lothringen, im Calvados, im Norden Englands durch seine weite Ausdehnung die Haupt- rolle im Jura spielt. Diese verschiedene geognostische Gestaltung weist zurück auf die Verschiedenheit der localen Verhältnisse im alten Jurameer; grosse Kalkbildungen _ sind immer Zeugen einer pelagischen Bildung; Thone und Sandsteinanhäufungen deuten auf die Nähe eines Ufers, Insel u. dergl. hin, und es ist so an den Kalk- oder Thonentwicklungen uns Gelegenheit gegeben, die Verhältnisse des braunen Jurameeres , seine Bewohner und seine Niederschläge, wie sie theils am Ufer, theils auf der hohen See waren, kennen zu lernen. Die Vergleichung der einzelnen Schich- ten unter sich wird dadurch immer schwieriger, die gleiche Schichte in allen Ländern zu finden geradezu unmöglich, es kann nur von einem Synchronismus derselben die Rede sein. Immer weiter gehen die Aeste des Jura-Stammes aus einander, immer schwieriger wird es, die gleichen Alters sind aufzufinden. — Interessant bleibt auch hier wieder eine Parallele zwischen Lias und braunem Jura in den fraglichen Ländern, wo vor allem wieder eine gleiche Erscheinung in die Augen fäüt, nämlich die Sandsteinbildung im untern braunen Jura wie im untern schwarzen in Deutschland und Nordengländ, während in Frank- reich und Südengland diese Bildung wenn nicht fehlt, doch ausserordentlich gering ist. Dies führt uns alsbald zur ersten Abtheilung des braunen Jura. - 30 — Foss alle diese — anderswo in verschiedenen Schichten leiten- den — Muscheln friedlich bei einander, ein- deutlicher Beweis wie an gewissen Lokalitäten des Meeres , die sonst durch Schich- ten getrennten Thiere verschiedene Zeit in Einer Schichte bei- sammen liegen könnet und an dem einen Ort die gleichen Nie- derschläge fortdauern, die an einem andern schon wieder andern Niederschlägen Platz gemacht haben. Auch hieran sieht man wieder, wie wir im Calvados die Niederschläge der hohen See haben, der hohen See, wo so wenig als möglich Material zum Niederschlag vorhanden war, während England und Schwaben auch hier wieder als Zeuge der Uferbildungen dastehen, und der Synchronismus der genannten Schichten dürfte wohl keinem grossen .Zweifel mehr unterliegen. Great oolite. Oolite of Bath. Bradfordclay. Forestmarble. Grande oolite. Oolite de Caen. Etage bathonien. ( d’Orb .) Calcaire de Ranville. Eorestmarbre. Hauptrogenstein. So heisst die mächtige Gebirgsmasse von oolitischer Struktur und weissgelber Farbe , die vom Süden Englands an bis an den westlichen Schwarzwald verbreitet, den ausgezeichneten geognosti- schen Horizont für den braunen Jura bildet. Das ganze Gestein besteht aus einer Menge Hirsekorn grosser , mehr oder weniger runder Kalkkügelchen , die bald fester, bald schwächer durch ein Bindemittel vereinigt sind. Das sonderbare Gefüge dieses Ge- steins, seine mächtige Entwicklung, seine Farbe, sowie auch der grosse Mangel an Petrefakten lassen es überall bald erkennen. Der schwäbisch-fränkische Jura, der bisher von der Natur so reichlich in allen Schichten ausgestattet war, ist hier zu kurz gekommen; östlich vom Schwarzwald zeigt sich diese offenbar rein pelagische Bildung nimmer mehr und theilt hier wie in so manchem Andern das Schicksal des nördlichen Englands, wo diese grosse Formation ebenfalls fehlt. Sobald man aber auf der Westseite des Schwarzwaldes ins Rheinthal hinabsteigt, er- blickt man nördlich Lahr die steil einfallenden Massen , die bei Freiburg den 2000 Fuss hohen Sehöneberg bilden. Bei Rändern finden sich auch Petrefakten (Echiniden und Terebrateln). An - 31 — die Breisgauer Oolithe schliessen sieh durch den Wartenberg bei Basel , die der Schweiz an , die oft in mächtigen Bergen anstehen. Petrefakten enthalten die weissgelben Oolithe nur wenige und nur in den oberen Schichten, wo Galeirites depressus , Nucleolites scutatus, Disaster, Discoidea, Terebratula varians, biplicata, spinosa, quadriplicata etc. sich finden. Von der Schweiz in den Mont-Jura, von da in das Burgund und haute Sadne, und wei- terhin bis an die See und über die See fehlt der Great-Oolite nirgends. Bald geringer, bald mächtiger entwickelt, bald grob- körnig, bald fein oolithisch, allenthalben den ausgezeichnetsten Baustein liefernd, bildet er bald weite Ebenen wie im Calvados um Caen, bald steil ansteigende Berge und tief abfallende Felsen- thäler wie in dem Burgund und dem Jura, je nachdem die Ent- wicklung der Schichte mehr horizontal oder vertikal mächtig ist. In den Ebenen um Caen ist ein Steinbruch, carriere d’Allemagne, genannt , in welchem Erfunde von Fisch- und Saurierresten, Kno- chen und Zähnen nichts Seltenes €ind. Dieselben entsprechen vollkommen denen von Stonsfield, nicht weit von Oxford, wo Fische, Reptile, auch die berühmte Didelphis Prevostii sich ge- funden haben. Diese Stonsfielder Oolithe wollte noch im Jahr 1831 Murchison mit den Solenhofer Schichten identificiren ! bis Volz und Buch sich dagegen erhoben, um die Anglomanie deutscher Geologen zu bekämpfen. Mit dem Great-oolite ist fast immer auch ein compakter, graublauer, marmorartiger Kalk verbunden. Forest mar ble ge- nannt. — Eine Grenze zwischen beiden lässt sich nicht wohl feststellen; im Mont- Jura, dem Burgund gehen beide Schichten in einander über, indem die oolithische Struktur allmählig dem kompakten , harten Kalke Platz macht. Eben hier gewinnt dieser forest marble eine mächtige Entwicklung. Aehnlich den plumpen Felsmassen des weissen Jura , welche die Thäler unserer schwä- bischen Alb beherrschen, ragt der forest marble in grossartigen Felspartien empor. Zerklüftet wie in unserer Alb bildet er Höhlen und Grotten, die an Schönheit und Grösse den Deutschen nicht nachstehen. Die Höhle von Arcy zwischen Avallon und Auxerre ist in diese Schichte eingesenkt. Dieselbe enthält nun eben da, wo die Entwicklung eine Mächtigkeit erreicht (Mont-Jura, Bur- — ,32 gund) keine Petrefakten , füllt sich aber mit solchen bei geringerer Mächtigkeit. Letzteres ist im Westen Frankreichs und in Süd- England der Fall. Grosse Steinbrüche bei Ranville (2 Stunden von Caen an der Dives gelegen) entblössen die Schichten, die zu der Abtheilung des great- oolite gehören. Die grossen Qua- der, die aus den Brüchen weithin auf der See verführt werden, bricht man im gründe oolite ; um sie zu erreichen, wird der darüber liegende 10 — 12 Fuss mächtige forestmarble abgehoben, der voll steckt von Korallen, Echinodermen und Apiocriniten. Am glücklichsten ist jedoch die Entwicklung dieser Schichte in Südengland ausgefallen. An sich schon ist der great- oolite überaus mächtig und alle möglichen $üancen des Gesteins vor- handen, zudem füllt er sich an vielen Localitäten mit einem Reichthum kleiner, niedlicher Muscheln. Bei Bath, Stonsfield etc. z. B. ist dies der Fall, daher auch der Name oolite of Bath, den die Franzosen adoptirten, weil auch noch diesseits des Ka- nals dieselbe Schichte sich Jndet, z. B. bei Luc. Diese Schichte ist nichts anderes, als eine locale Bildung des gründe oolite, reich an Fossilen: es ist ein schneeweisser oolithischer Kalk, weich, dem alles Bindemittel fehlt, und der fast aus nichts als aus Muscheln und Muscheltrümmern besteht. Zwischen Luc und Langrune, 3 Stunden nördlich Caen, am Gestade des Meeres, lässt sich diese Schichte am besten beobachten. Die täglichte Fluth wascht hier das Ufer aus und die Ebbe legt dann das Aus- gewaschene bloss ; in der 20 — 25 Fuss mächtigen Bank ist nach oben besonders der unermessliche Terebratelreichthum; Tere- bratula digona , biplicata, reticularis, pticatella, concinna liegen zahllos herum; unter ihnen stellen sich Seeigel ein: Hemicida- ris, Echinm , Galerites etc., weiter unten die Bivalvenschichte, d. h. gewöhnlich nur die Eine, Schale von Nucula, Area, Lima, Corhula etc. Die ganze Schichte ist durchzogen von Korallen mit starker Basis, von Astraea, Maeandrina, Lithodendron, Madre- pora , Scyphia ; Serpulen sitzen überall in Menge auf den Mu- scheln auf, die oft ganz mit Schmarozem überdeckt sind r kleine Gasteropoden, Patellen fehlen ebenso wenig. Dagegen sind die Cephalopoden wie ausgestorben ; nicht eine Spur von ihnen ! — Unter dieser Localbildung des Bathoolits tritt in Südengland eine 34 Oberer brauner Jura, e und £. 1) Die Thone des e : Cornbrash limestone. Assise superieur de l’etage bathonien. Dalle nacree. Thurm. 2) Die Eisenoolithe des e: Kelloway -rock. Kellovien. Ox- fordien inferieur (d’Orb.) £: Oxfordclay. Oxfordien mögen Cd' Orb.). Argiles de Dives. Marnes oxfordiennes. Ueber den graublauen mergeligen Kalken mit A. coronatus und den Thonen mit B. giganteus stellt sieb in Schwaben eine oft sehr mächtige Entwicklung von schwarzen Thonen ein. Ver- kieste Ammoniten: A. Parkinsoni, Hamites bifurcati , A. hecticus, Ostraea costata, kleine Bivalven, Trig. costala , Pleurotomaria de - corata, Trochus monilitectus, Turritella echinata, ein kleines An- thophyllum, Dentalien etc. ziehen sich durch die Thone hin. Ueber ihnen lagern harte Kalke gewöhnlich mit einer Anzahl Terebr. varians erfüllt, worauf in einigen wenigen Fussen die rothbrau- nen oolithischen Bänke mit A. Macrocephalus , triplicatus, sub - laevis, bullatus, rnicrostoma mit Galerites depressus und Belemn. lataesulcatus . canaliculatus sich erheben. So ist es im nord- westlichen Schwaben z. B. an der Lochen, wo diese Schichten in einer Schönheit und Vollkommenheit entwickelt sind, wie sonst wohl selten; aber auch an andern Orten Schwabens fehlt nir- gends zwischen der Coronaten- und Macrocephalenschichte die Schichte des A. Parkinsoni, bifurcatus , Pholadomya Murchisonae, Trigonia costata. Ich glaube, dass dieser Schichte am ehesten der Cornbrash der Engländer entspricht, der wohl auch noch theilweise die Schichte des A. coronatus treffen mag. Denn Cornbrash bezeichnet graublaue Kalke und Thone mit Pholado- mya Murchisonae, Ostraea Marshii, Mya Vscripta, einem Heer von Terebrateln, wohl auch schon A. Herveyi. Freilich sind es nicht die Petrefakten , welche hier übereinstimmen , vielmehr nur die Lage der Thonschichte unmittelbar unter den oolitbiseben KeUoways ; man sieht aber doch in der Gestaltung der Schichte in den verschiedenen Gegenden, wie das e Schwabens allmählig in den Cornbrash übergeht. Mitten inne liegt der französische Cornbrash, der auch durchaus nicht derselbe ist, wie der eng- lische, auf den aber eben wegen des offenbaren Synchronismus die Franzosen den englischen Namen übertrugen. Im Westen Frank- reichs fand ich die Schichte nicht, aber in den östlichen Theilen, besonders dem Mont -Jura. Hier sind es bald feine oolithische Kalke , bald dunkle Thone mit kleinen Korallen und Biralven, die aber theils unterhalb , theils oberhalb sich auch vorfinden, wess- halb bestimmte Leit muscheln nicht angegeben werden können. Im Aargau und Basel endlich tritt erst der charakteristische A. Parkinsoni auf, Pleurotom. decorata, aber auch A. macrocepha- lus, athleta, triplicalus. Nach den Muschelbreccien, die zum Theil noch natürlichen Glanz haben, nennt Thurmann in „Essai sur les soulevements jurassiques du Porrentruy “ Dalle nacree. Diese Schweizer Schichten machen endlich einen sichern , Uebergang zu den schwäbischen Parkinsonthorien. Weit gefehlt ist es demnach keinesfalls die fraglichen Schichten zu paralle- lisiren; der Zeit nach sind sie gleich, denn sie liegen überall unter dem so wichtigen geognostischen Horizont, dem Kellovien- oder der Macrocephalenschichte. So weit ich Jura sali, sah ich diese nur wenige Fuss mächtigen, rothbraunen bis gelben oolithi- schen Bänke nie fehlen, welche, wenn auch die Schichten unter- halb verwirren, alsbald wieder den Weg weisen zu den über ihnen lagernden Ornatenthonen. Diese Bank von Eisenoolithen , der Kelloway der Englän- der und Franzosen ist überall vorhanden und fast überall auch als dieselbe. Von Franken zieht sie an den Rhein, vom Rhein durch die Schweiz in den Mont -Jura, in dem Burgund, an der Loire, im Calvados, in Süd- und Nordengland, nirgends fehlt sie: das Einzige, was sie in den verschiedenen Gegenden ver- schieden gestaltet, ist das Auftreten verschiedener Leitmuscheln in derselben. Für Franken und Schwaben ist die ausgezeich- netste Leitmuschel A. macrocephalus , weder tiefer noch höher findet er sich, allein in der nur wenige Fuss mächtigen Schichte, und niemals finden sich mit ihm die Petrefakten der darüber liegenden Ornatenthone. Dies ist die eigenthümlich deutsche Gestaltung, die sich mit den Grenzen des deutschen Reiches verändert; denn mit der Schweiz und sofort in Frankreich und England verschwindet A. macrocephalus aus der Schichte und die Petrefakten der Ornatenthone steigen in die Qolithe herab. Am Balmberge bei Solothurn, her Bettlach, Valorbes, im Ber- ner Jura finden sich mit den Petrefakten der Macrocephalen- schichte (diesen Ammoniten ausgenommen) A. ornatus, annu- laris, athleta, convolutus verkalkt, welche Muscheln alle verkiest in den schwarzen Thonen sich wiederholen. Hiemit beginnt die französisch - englische Gestaltung der Schichte. Im Mont -Jura und dem Burgund ( Chatillon sur Seine ) erreicht der Kellovien eine bedeutende Mächtigkeit. Das Gestein bleibt immer das Gleiche., An Muscheln sind als leitend zu betrachten Bel. latae - sulcatus, Ammonites anceps, triplicatus, Jason, cordatus und Ter. biplicata. Hie und da findet sich im Mont - Jura wohl auch noch A. macrocephalus. Im Calvados bei Dives in England ist die gleiche Erscheinung, dass die Muschein der Ornatenthone hier schon auftreten, wie A. Calloviensis C— Jason), Duncani, gem- matus ornatus) perarmatus , athleta , bi front (— hecticus) Königii, funiferus (= Lamberti), sublaevis , macrocephalus. Bei Chippenham findet sich hier noch Crioceratites Parkinsoni (— Ha- mites bifurcati), was in Schwaben in der Schichte unterhalb ge- gefunden wird. Gehen so die Eisenoolithe petrefaklologisch auseinander in eine deutsche und französisch - englische Gestalt, so vereinigen sich die Schichten dfer Länder wieder in den Omatenthonen, dem Oxfordclay, schwarzen fetten Thonen mit verkiesten Muscheln. Amm. ornatus, Jason, annularis, caprinus, convolutus, bipartitus, hecticus, Lamberti finden sich im deutschen Jura in ihnen, doch Dicht überall alle die genannten mit einander. , Schon in Schwa- ben ist der Wechsel der Muscheln mit den Localitäten nicht zu verkennen: so ist die Heimath des A. ornatus und bipartitus die Alb zwischen dem Neuffen und der Lochen, er findet sich wohl auch vereinzelt an andern Orten, aber nie in der Grösse und dem Reichthum wie bei Neuhausen, Jungingen, Margareth- hausen. Lochen. Dagegen fehlt hier die Varietät des A. Jason fast gänzlich, der bei Gammelshausen, Heiningen am häufigsten ist. A. Lamberti bleibt durchweg ziemlich selten, wie auch athleta, Backeriae. Ganz anders wird die Vertheilung der Mu- scheln im Mont -Jura und der Schweiz. Der Monte terribile. 37 Beifort, Besancon, Salins, Andelot sind reiche Fundgruben für die Oraatenthone. Die Hauptrolle spielen hier A. Lamberti, an- nularis, hecticus , während unser A. ornatus und Jason aus der Schichte verschwunden ist und sich nur unterhalb im Kellovien Verkalkt vorfindet. Allgemein leitend tritt auch Bel. hastatus auf. — Also wechselnd und doch sich* gleich bleibend ziehen sich die Thone durch Frankreich (im Burgund , wo die Kalkbil- dung vorherrscht, fehlen sie an einigen Orten) hin an die See. Hier zeigen sie sich gleichsam Abschied nehmend vom euro- päischen Festland noch einmal in ihrer ganzen Pracht. Zwischen dem modernen Seebade des französischen Adels, Trouville und dem uralten Normannenstädtchen Dives ( argiles de Dives } ragen an der Küste des Meeres thurmhohe Klippen eippor, die vaches noires nennt sie der Seemann; es sind Thon- und Kalkmassen täglich von der Brandung gepeitscht und zernagt, wild überein- ander gestürzt und zerrissen, die weithin im Meere sichtbar sind. Von dem great-oolite an bis hinauf zum greensand liegen hjer die Schichten in einem Profil vor: Die des braunen Jura be- stehen aus Ablagerungen von Thon, in denen die Gryphaea di- latata fast mit jedem Schütte gefunden wird. Die oolitische braune Kalkbank des Kellovien (von den normännischen Geologen fälschlich nach dem Englischen calcareous grit gena nn t) mit ver- kalktem Lamberti , caprinus , perarmatus trennt die schwarzen Thone in 2 wohl zu sondernden Abtheilungen, die einzig nur die Gryphaea dilatata gemein haben; denn nur oberhalb sind die verkiesten Ammoniten (Oxfordclay) unterhalb des Kellovien nur Bivalven und Gasteropoden (Cornbrash) ; die See wascht aus allen 3 Schichten die Muscheln aus und wirft sie an der Küste unter einander, wo man freilich ihr Lager nicht mehr erkennen kann, und woher es kam, dass man alles, was schwarzer Thon ist, als Oxfordthon bezeichnete. In dem eigentlichen Oxfordthon treten nur A. ornatus und Jason wieder auf. A. Lamberti, der sehr dick und gross wird, A. sublaevis, athleta, perarmatus, ca- prinus , auch macrocephalus zeigen sich hier: alles ist verkiest und in einer seltenen Pracht erhalten und besonders auch die Grösse aller Muscheln zu bewundern, welche die der schwäbi- schen Exemplare um das 3- bis 6fache übersteigt. A. athleta, 38 perarmatus, Lamberti erreichen 1 — 1 1 / 2 Fuss im Durchmesser, und sind rein yerkiest, metallglänzend. Was in Schwaben sich nicht findet, hier aber noch vorkommt, ist Pecten fibrosus und Trigonia clavellata, letztere ganze Bänke bildend zu oberst der Thone. Dieselben Verhältnisse setzen sich nun auch über den Kanal fort: in der Umgebung von Oxford sind A. athleta, Jason, , sublaevis, Comptoni ( convolutvs ) leitend , eben hier sind an eini- gen Orten die Kammern der Ammoniten mit schneeweissem Kalk- spath erfüllt, wodurch die Muscheln das zierlichste Aussehen gewinnen. Seit den Eisenbahnbauten sind aus dem Chippenham- Tunnel (Christian Malford) eine Menge Muscheln aus dieser Schichte in die Kabinete Europas gekommen , meist sind es Or- naten, zerdrück^ mit wefeser Perlmutterschale und wohl erhal- tener Mundöffnung. Ammonites Elisabethae nennen sie den Jason mit zollgrosser Schnauze, ebenso gross wird das Ohr des A. convolutus , daneben finden sich ausser den übrigen Ammoniten die Belemniten mit fast ganz erhaltener Alveole, Abdrücke von einer Menge Insekten , von Batrachiern und andern Seltenheiten, denn die Feinheit und Fettigkeit des Schlamms begünstigt die Konservation ausserordentlich. Endlich tritt im Yorkshire wie- derum wie in Schwaben die Verkiesung der Muscheln eiu; hier finden sich auch Squaluszähne, Krebse, Astacus (Klythia Man- delslohi) in den kleinen Geoden der Schichte. Hiemit ist der braune Jura Leopold von Buch’s geschlossen. Hiemit hat auch der braune Jura in Deutschland seine natür- lichen Grenzen erreicht, und die hellereren Thone und Kalke, welche jetzt sich entwickeln, kündigen eine neue Aera, die des weissen Jura an. In der Schweiz und Frankreich tritt nun aber hier alsbald wieder der gleiche Fall ein, wie beim Uebergang des schwarzen in den braunen Jura, dass keine absolute Grenze stattfindet. Es hängt hier das, was in Schwaben unterer weis- ser Jura ist, so eng mit den Omatenthonen zusammen, dass dieser Name in den nicht deutschen Ländern noch für den un- tern weissen Jura gilt. 39 - Der weisse Jura. Die mächtige . Entwicklung dieser Formation ist dem deut- schen Jura vorzugsweise eigen. Hier ist sie eine oft über 1000 Fuss mächtige Bildung, welche im englisch -französischen Jura oft kaum 100 Fuss erreicht. Der deutsche Jura kam durch das Fehlen von grande oolite und foreste marble zu kurz in der Höhenentwicklung; um nun das Niveau wieder herzustellen, hat die Natur die Schichten des weissen Jura wieder mächtiger ge- staltet, welche in Frankreich und England nur unbedeutend vor- handen sind. Deutschland und die Schweiz ausgenommen bildet der weisse Jura immer wieder jene hohen überhängenden Fels- massen, welche den ganzen Jura beherrschen und krönen: was für Frankreich und England der braune Jura, ist für Deutsch- land der weisse — die alle andern Juratheile überflügelnde For- mation. Daraus schon erhellt die Schwierigkeit einer Paralleli- sirung der Schichten in den verschiedenen Ländern; im Einzelnen gehen dieselben vollkommen auseinander, und nur allgemeine Aehnlichkeiten bleiben — geognostisch : das Vorherrschen der Kalke — petrefaktologisch: die Entwicklung der Korallen und Echiniden, während die Cephalopoden mehr und mehr unterge- ordnete Rollen spielen, am Ende fast ganz aussterben. ( Marnes oxfordiennes superievres.) Ueber den Ornatenthonen erhebt sich in Schwaben bis zu 600 Fuss und darüber ein Wechsel von Thon und Kalk ; es sind dünne weisse Kalkbänke, welche in sehr regelmässiger Ablage- rung die grauen Thone durchziehen. In den unteren Thonschich- ton — a — ist die Terebratula impressa eine sichere Leit- muscbel, auch kleine verkieste Planulalen, Rostellarien, Astärten finden sich mit, während in den Kalkschichten nach oben Am- monite s polygyratus und flexuosus die Schichte bezeichnen. Ich kenne für den untern weissen Jura keinen instruktiveren Ort, als den Hundsrücken, einen 2800 Fuss hohen Berg, östlich von — 40 - Balingen , auf der Grenze von Hechingen und Württemberg. Am Fuss des Berges bei dem Dörfchen Streichen stehen die Omaten- thone an, darüber die hellgrauen Thone mit T. impressa; die Kalke mit Thonschichten wechselnd steigen nun auf die Höhe des Berges hinan , wo an einer grossen und steilen Halde in den weissen Kalkbänken die herrlichsten Planulaten und Flexuosen, Bel. hastatus mit grosser Alveole, Squaluszähne etc. sich finden. Dass daneben auch Trümmer von Holz und Nester von Algen sich zeigen, deutet auf eine mächtige Uferbildung hin, die eben in Schwaben stattfand. In der Schweiz und dem Mont- Jura findet sich T. impressa noch oben in den Thonen des A. Lamberti und ornatus ; upsere grossartige Schichte reducirt sich so im fran- zösischen Jura auf ein Minimum und wird ' einfach noch unter dem Namen der marnes oxfordiennes mit einbegriffen. — Von Burgund an findet sich weder von dieser noch der folgenden Schichte auch nur eine Spur. Mittlerer weisser Jura., Scyphienkalke und Lacunosabärike. Terrain argovien. Terrain ä chaille. Aus den regelmässig gelagerten, wohlgeschichteten Kalk- bänken wuchern in Schwaben Korallenriffe empor, worauf zum Theil wieder regelmässige Schichten von Kalkbänken folgen. Diese Abtheilung des weissen Jura ist die natürliche Fortsetzung des unteren, denn Ammonites planulatus, flexuosus, Bel. hastatus setzen sich auch hier fort; es sind hier die Korallenriffe des untern weissen Jura, in denen ein Heer kleiner Mollusken und Radia- rien, die stets im Gefolge der Korallenbänke sind, sich nährte. Für den deutschen Jura ist diese Schichte eine -der wichtigsten, indem die Bildung dieser Korallenriffe zur ganzen Bildung des Albrandes unstreitig sehr viel beitrug. Am mächtigsten sind die Spongitenlager entwickelt in Schwaben und Franken; von da aus lässt sich ihr Zug verfolgen durch die Schweiz, den Mont -Jura bis in das Burgund, mehr und mehr nimmt aber die Mächtigkeit der Schichte selbst ab. An vielen Orten der Schweiz , bei An- delot liegen unmittelbar über den Ornatenthonen mit A. Lamberti Terebr. bipUcata und lagenalis, Apiocrinites, Pentacrinites. Offen- bar .ist diese Schichte nur eine örtliche Bildung, die in andern Gegenden keine Parallele findet, aber hier wohl am füglichsten ihre Stelle, wo auch im deutschen Jura eine Blfithe der Fauna sich zeigt. Am meisten Aehnlichkeit hat das terrain ä chaille petrefaktologisch mit dem lower calcareous grit des Yorkshire, einer localen Bildung zwischen dem oolitischen Coralrag und den' Oxfordthonen , wo ebenfalls A. cordatus, convolutus und Gryphaea dilatata Leitmuscheln sind. Coralrag. Groupe corallie \ Plumpe Felsenkalke, e des weissen Jura. oft in Verlegenheit, i , sei es in Deutschland oder in Frankreich, n den Schichten des unteren weissen Jura ist doch überall der Coralrag wieder lei- tend. Der ganze Anblick der Formation , die orographischen , und mineralogischen Verhältnisse, wie auch die Petrefakten vereini- gen sich, diese Abtheilung mit Sicherheit erkennen zu lassen. Der Name stammt aus England. Hier , wo der untere und mitt- lere weisse Jura Schwabens vollkdlhmen fehlt, lagert der Coral- rag, d. h. ein harter, blaugrauer Kalk, voll Austern, Cidariten- stacheln, Korallen und Muscheltrümmern, nur wenige Fuss mächtig, und nach oben zu dem mächtigeren coralline oolite sich gestal- tend, unmittelbar auf den Thonen von Oxford mit A. perarmatus , ornatus u. s. f. Im Norden Englands trennt man die Schichte in 3 Abtheilungen, indem man die Oolite von den Kalken oben und unten sondert ; die untere Schichte ist der lower calcareous grit , bezeichnet durch eine Menge kleiner Bivalven, Gryphaea dilatata und durch Ammoniten , die verkiest auch in den Oxford- thonen sich finden. Korallen sind hier noch keine. Darüber ist der coralline oolite mit Anthophyllum obconicum ( Turbinolia dis - par), Manon capitatum (Spongia floriceps) , Lithodendrum ( Ca - ryophyllum) cylindricum, Astraea helianthoides, alveolata, tubuli- fera u. s. f. Ferner mit Cidarites coronatus ( florigemma ), Echi- nus germnans, Clypeus emarginatus, Spatangus ovalis, Galerites depressus, Apiocrinites Milleri, subpentagonalis , Mya, Terebra- von Cephalopoden und das Vorherrschen von Korallen, Radiarien und Austerartigen Bivalven vereinigt sich, die Schichte zu einem ausgezeichneten geognostischen Horizont zu machen. In den verschiedenen Ländern gestaltet sich freilich auch diese Schichte immer wieder verschieden und ohne Kenntniss der Aufeinander- folge der Schichten könnte Niemand den schwäbischen Coralrag dem englischen identisch achten , aber die Hauptähnlichkeit der Schichten unter einander geht darob nicht verloren, und in allen Ländern lässt sich der Parallelismus hersteilen. Dies ist geo- logisch um so wichtiger, als die weiteren Glieder des Jura vom Coralrag an so auseinander gehen und zu Localbildungen sich gestalten, dass es ausserordentlich schwer wird, auch nur noch eine Aehnlichkeit der Schichten in den verschiedenen Gegenden zu finden. Zunächst zeigt sich dies an der Zusammenstellung der folgenden Bildungen: C des weissen Jura: die Krebsscheerenkalkplatten. Die So- lenhofer Schiefer. Kimmeridgeclay. Calcaire ä Astartes ♦ Groupe sequanien. Groupe kimmeridien. Alle diese Namen bezeichnen geschichtete Lager von Tho- nen oder Kalkbänken. Wenn es auch petrefaktologisch schwer hält, dieselben in Eine Linie zu stellen, so kann man doch mit Gewissheit sagen, dass der Zeit nach diese Bildungen als ge- schichtet über den ungeschichteten Coralrags lagernd zusammen- gehören. Im deutschen Jura ist diese Schichte ein System von thonigten, sehr regelmässig geschichteten Kalkplatten, das Schluss- glied des Jura. Ihre hauptsächlichste Entwicklung haben .sie in Franken an der Altmühl (Eichstedt, Pappenheim, Solenhofen, Kehlheim). Der Reichthum dieser Schiefer an Landthieren, Am- phibien und Fischen weist auf die Nähe eines Ufers, die Fein- heit des Korns , die so regelmässige horizontale Ablagerung auf ruhige Buchten und Golfe, in denen der Niederschlag stattfand. Von Franken zieht sich die Schichte der Donau entlang über die Höhen der schwäbischen Alb hin , den südlichen Flaebrand gegen die obersehwäbische Molasse hin bildend; es sind regelmässig 45 - brechende Kalkplatten mit kleinen Krebsscheeren , Aptychus so - lenoides, Terebr. pentagonalis, Nautilus biangulalus, Mytilus am - plus, Trigonia etc. Dass in Schwaben und Franken die gleiche Schichte es ist, hat Quenstedl’s Flötzgebirge schon längst mit Evidenz nachgewiesen. Eine ganz andere Gestalt gewinnen diese Schiefer am Fuss der Alpen in der Schweiz und dem Mont-Jura. Ohne jahrelange Detailstudien kann man sich in den Gebirgs- massen des obem weissen Jura unmöglich orientiren , und blosses Bereisen dir Gegend lässt immer über Dieses oder Jenes im Unklaren , doch verdanken wir ^genaue Kenntniss den eifrigen Studien besonders eines Thurmann (in Bruntrut). Es treten über den Korallenkalken die sehr constant geschichteten Thone und Kalke mit Astarte minima, Apiocrinites Meriani, Exogyra Bruntrutana auf, die Jules Marcou Groupe sequanien nennt; es sind weissgraue Thone im Wechsel mit dünnen, aber com- pakten Kalkplatten, welche letztere besonders nach oben mächtig werden. Petrefaktologisch unterscheidet sich diese Gruppe sehr scharf von dem darüber liegenden Thon und Kalkwechsel, den die Franzosen und Schweizer groupe kimmeridien nennen und dessen Gestein dem äussern Aussehen nach zwar wie das vor- hergehende, im Grunde aber doch etwas leichter und sandiger ist. Bald tritt die Schichte mehr als Thon , bald mehr als Kalk- bildung auf. Ueber solchen Wechsel von Thonen und Kalken in den verschiedenen Ländern macht Marcou in dem Bulletin der geologischen Societät von Frankreich (2. Nov. 1846) eine Bemerkung, die auch anderweitigem Schichtenwechsel gilt. - „Die Niederschläge der Thonschichte , in dem Ufergrunde von betracht- licher Mächtigkeit, werden immer geringer, je weiter man sich vom Ufer entfernt, und verschwinden endlich vollkommen im Grunde der hohen See, wo ihre Stelle die Kalke vertreten.“ Un- ter »Ufergrund — region littorale a ist so die Nähe der Alpen, der Schweizer Jura, der Mont -Jura verstanden, wo Kimmeridge- thone vorherrschen, je weiter man gegen Westen geht in das Gebiet der haute Saöne , dem Burgund , Normandie , kommt man in das Gebiet der region pelagique, wo Kalkablagerungen an die Stelle der Thone treten. Pteroceras Oceani , Ostraea solitaria, Mytilus jurensis, Ceromya, Homomya, Pleuroyma, besonders grosse 46 Pholadomya Protei, truncata eharakterisiren die Schichte. — In dem Burgund ist es Auxerre und seine Umgebung, -wo besonders die Kimmeridgekalke abgelagert sind, dem Ansehen nach voll- kommen unsem Krebscheerenkalkplatten gleichend, die grosse Pema plana, A. gigas Soxc., Nautilus giganteus sind hier leitend, kleinere Muscheln fehlen gänzlich, während weiterhin im Calva- dos eben die kleinen Muscheln die von grösserer Taille über- wiegen. Unter dem greensand lagernd beginnen bei Pont - levö- que, da wo das Thal der Tronques das Land dueehschneidet, die Kimraeridgekalke der Jura ; die Kalkmergel werden insgemein zu hydraulischem Kalk benützt und in vielen Orten für die reichen Fabriken der Gegend verwendet. Steinkerne von Cardium, Ve- nus, Pinna, Modiola, Natica, Pteroceras, kleine Cidarites und Echinus , Nerineen , Pholaden erfüllen die gelblichen Mergel nach oben, während in den unteren oolitischen Kalken Pinna, Pema, Trigonia, auch Astarten sich reichlich finden. Diese untere Kalk- bank scheint jedoch bereits zum Coralrag gezählt werden zu müssen , da zahlreiche Korallen in ihr sich finden. Auch in der Form von Thonen, was die englische Bildung schon anzeigt, tritt die Schichte auf. Bei dem Dörfchen Mault oder zwischen Hon- fleur und Trouville sind die letzte Schichte des Jura schwarze Thone unmittelbar auf dem coralline oolite ruhend, argiles de Honfleur, mit einer Menge Bivalven, besonders Myen , die mit weisser Schale, aber meist gedrückt und sehr zerbrechlich sich zeigen. Schwarze oder blaugraue Thone mit Kalkbänken wech- selnd sind es endlich auch in England die den Kimmeridge-clay, stets über dem weissgelben Coralrag lagernd, bestimmt erkennen lassen. Bei Oxford z. B. auf der Strasse nach Woodstock sind sie massig entwickelt. Um zu den grossen Steinbrüchen im co- ralline oolite, welche das Baumaterial zu Oxford lieferten und liefern, zu gelangen, werden zuvor die dunklen Thone des Kim- meridge abgeräumt und seine Muscheln blossgelegt. Trigonien mit eoncentrischen Ringen, biplicate Ammoniten, pugnacirte Te- rebrateln, besonders aber Ostraea deltoidea und weisse, klare Gypskrystalle sammelt man hier in Menge. Indem wir so von den Solenhofer Schiefem vergleichend zu dem Kimmeridge-clay gelangt sind, soll durchaus nicht, wie — 47 - oben bemerkt, die Identität der Schichte ausgesprochen werden, sondern nur der Synchronismus derselben. Mehr als dies haben der Kimmeride-clay und die Solenhofer Schiefer als die beiden Extreme in den verglichenen Ländern nichts gemein, denn es haben die geschichteten Lager über dem Coralrag ihre Beschaf- fenheit und ihre Bewohner je nach den Localitäten so verändert, dass die schwäbische Bildung in dieser, die französisch- englische in jener Form sich präsentirt. Portland stone. Groupe porttandien. Calcaire ä exogyres virgules. Enge mit den Kimmeridgethonen zusammenhängend bildet iD einem Theile des englisch - französischen , norddeutschen und Schweizer Jura die sogenannte Portlandgruppe den Schluss des ganzen Juragebildes, während es an den andern Orten schon mit der Kimmeridgegruppe endet. So ist in Schwaben und Franken oder iin nördlichen England Nichts , was dem Portland entspräche : denn Portland ist reine pelagische Bildung und muss darum schon in Schwaben, wo die Uferbildungen überwiegen, fehlen. Ueber- haupt hat man „Portland“ jede weitere Jurabildung , die über den Kimmeridgethonen noch vorkommt, genannt, zum Theil aber mit grossem Unrecht, wie im östlichen Frankreich und der Schweiz: denn es findet nicht die geringste Aehnlichkeit in mineralogischer oder petrefaktologischer Hinsicht statt zwischen dem Portland auf der Halbinsel dieses Namens und dem sogenannten Portland des Mont -Jura, der Schweiz oder gar der schwäbischen Alb. Es war daher nur die gemeinsame Reihenfolge der Schichte, oder das natürliche Gefühl der letzten Juraschichte denselben Namen zu geben, was die Veranlassung zur Verallgemeinerung des „Portland“ war. Der ächte und alleinige Portlandstone auf der Halbinsel Portland und im Süden Englands ist eine rein locale marine Bildung, die schon im Norden Englands nichts Entspre- chendes mehr hat Es sind weissgelbe , nicht sehr harte Kalke bald thonigt, bald auch oolitisch; als leitend ist in der Samm- lung des Sommer seth house angegeben : Ammonite s biplex (sehr coiossal), A. giganteus , Buccinum naticoide, Terebra partiandica. 49 Hiemit schliesse ich die Vergleichung des Juras in den besag- ten Ländern. Jedes derselben hat somit seine besonderen , her- vorragenden Bildungen , -welche die andern Theile des Jura über- flügeln ; in Nordengland sind es im Allgemeinen grossartige Sand- steinbildungen , welche die Thon- und Kalkschichten in den Hintergrund rücken, in Südengland und Westfrankreich die Oolite, in Ostfrankreich und der Schweiz die Kalke, in Schwaben die Thone, welche vor den übrigen Bildungen vorherrschen. Eine Schichte, die nach der geognostischen Reihenfolge und nach den Muscheln dieselbe ist, kann in den verschiedenen Ländern bald als Sand- oder Thonschichte, bald als Kalk- oder Oolitschichte auftreten. — Doch nicht blos in der Schichtenbildung sind Unter- schiede , sondern auch wirkliche , geognostische Verschiedenheiten. Dies ist einmal der Fall mit dem great- oolite, der für den englisch -französischen Jura so wichtigen Fomjation , die aber im schwäbisch - fränkischen Golfe vollkommen fehlt; durch diese grosse, oft bedeutender, als der ganze andere Jura entwickelte Gruppe, erhält dort die jurassische Bildung ein Glied mehr in der Kette, was sich auch auf die geologische Eiutheilung er- streckt, denn dadurch bekommt man 4 Hauptabtheilungen für den Jura, lias, oolite, oxfordien und corallien, oder auch lias, oolite, mferieure, moyenne und superieure. Die grande - oolite sind so mächtig, dass man sie zu einer eigenen Hauptabtheilung macht und dann die Schichten darüber bis zum Coralrag als drit- ten Haupttheil zusammenfassend, den Coralrag endlich und was darüber ist, als letztes viertes Glied aufführt. Im deutschen Jura ist die Proportion eine ganz andere; hier, wo der Hauptrogen- stein fehlt, müssten wir aus unserem braunen Jura 2 Hauptab- theilungen, den oolite und oxfordien bilden, was zu der Mäch- tigkeit des schwarzen und weissen Jura in gar keinem Verhältniss stünde. Dazu kommt die andere bedeutende Verschiedenheit, dass die Thone und Kalke des unteren und mittleren weissen Jura, dieSpongitenb änke im englisch-französischen Jura ganz-fehlen. Schwaben fehlt der Oolit, es hat dafür den weissen Jura, in Frank- reich und England ist der Oolit, fehlen aber die io Deutschland so wichtigen Glieder des untern und mittleren weissen Jura, denn es liegen in England, wie in Westfrankreich die Coralrags unmittel- YTÜtttmb. natnrw. Jahmhefto. 1849. ls Hft. 4 Mo. Bot Garden, 1897. 50 — bar über den Ornaten — - d. h. Oxfordthonen. In Schwaben bil- den die Spongitenbänke, die Korallenriffe des deutschen Meeres, den grossen Mittelpunkt, dem sich der übrige weisse Jura unter- ordnet, sie bilden die Höhen der Alb und vorherrschend die Masse derselben, während in England und Nordfrankreich erst mit dem Coralrag der weisse Jura beginnt. So sind denn im Nordwesten Europas die Oolitbildungen vorzugsweise, welche den Jura bezeichnen, in Deutschland die Bildungen des weissen Jura, der Spongitenbänke. Die weissen Jurabildungen lassen sich viel- leicht noch viel weiter ausdehnen auf die alpinischen Kalke der Provence, Italiens und Qestreiehs. Victor Thiollifere hat durch Quenstedt’s „Flötzgebirge“ und „Petrefakten Deutschlands“ aufmerksam gemacht, an der Hand derselben die provengalischen Alpen studirt und in der schon berührten Note „sur les terrains jurassiques de la partie meridionale du bassin du Rhöne“ (bullet, de la Socidtd geolog. seance 8. Nov. 1847) die Ansicht verthei- digt, dass die alpinischen Kalke mit Terebr. diphya, A. tatricus, und weiterhin die rothen Marmorkalke Italiens nichts anderes seien, als das Aequivalent der schwäbischen Scyphienkalke. We- der die diphya , sagt er , noch A. tatricus seien für irgend eine Schichte bezeichnend, sie finden sich im Lias, der Oxfordgruppe (d. h. mittlerer Weisser Jura) und im Neocomien zugleich, beide Muscheln charakterisiren nur im Allgemeinen den Jura im Gebiet des Mittelmeers (le jurassique mediterraneen ), nicht aber einzelne Schichten desselben. In den fraglichen Kalken nun, auch Kalke von Crussol und Porte la France genannt, finden sich besonders A. polygyratus, polyplocus, biplex, flexuosus, hecticus, Bel. hasta- tus , Aptychus imbricatus , Ter. lacunosa und nucleata (cf. Quenst. Petref. Deutschi. pag. 264) , was Alles für weissen Jura stimmt. Wenn nun auch die Schwammkorallen in den Alpen fehlen, so darf uns dies nicht irre machen, Korallen können ja niemals leitend sein für eine Schichte , sie treten vielmehr in jeder Schichte auf, wo die climatischen Bedingungen gegeben sind, und die Spongitenkalke Deutschlands wären nur eine andere Facies des Meeres, das im Süden Europas die 'Alpenkalke gebildet hat. Auch stimmt für diele Ansicht die geognostische Reihenfolge der übri- gen Juraschichten, denn unter den Alpenkalken finden sich in - 51 - der Provence die Ornatenthone , A. Parkinsoni, weiter unten die Opalinusthone und der Lias. Diese Form des Jura reicht in Frankreich vom Mittelmeer längs der Sevennen und Alpen bis zum Mont d’Or lyonnais und im Norden des Isfcre - Departements, wo die Form des englisch -französischen Jura ihren Anfang nimmt. Wenn nun in letzterem Jurazug die Oolite vorzugsweise sich entfalten, und im Norden Europas (Russland) der braune Jura vor allem Andern vorherrscht, so scheint der deutsche Jura den Uebergang zu bilden vom Jura des Nordens zu dem des Südens, wo der weisse Jura seine Hauptentwicklung hat. Der englisch- französische Golf des Jurameers , in dessen Mitte nun das Bassin von Paris und London ist, steht mit seinen Oolitbildungen als eigene Gruppe da, so wie auch der nordische Jurazug mit seinen Massen braunen Juras; nicht viel ist unter sich die Fauna des Nordens verschieden. Ganz anders aber sind die Bildungen und Bewohner des südlichen Jurameers, das über Italien und Griechen- land nach Afrika und Asien sich erstreckt. Mitten inne zwischen Nord und Süd von Europa liegt der deutsche Jura, getrennt vom Nordwesten durch das Fehlen von great -oolite, „im Allge- meinen aber die Theile des nördlichen und südlichen Juras in sich tragend, jedenfalls durch seine Spongilenbänke den Nord- rand des südlichen Jurameers bildend. Balingen im Frühjahr 1848. In nachstehenden Tabellen versuchte ich es, einen allge- meinen Ueberblick zu geben über die gleichzeitigen Schichten des Jura in Schwaben, Frankreich und England, wobei ich be- merke, dass die verticale Schichtenentwicklung nur im Allge- meinen durch die Druckverhältnisse angedeutet werden sollen. 54 55 Der braune Jura in BL Schwaben. . ^ J Schwelt nnd Mont-Jura. ^ B»i*™d.CjJ Normandie. Süd -England. Nord -England. .Sf. ..“L, I UZi°C:Ä’ Foreste marbte. Marnes i fonllOD. J — A. coronatus, humphres. Ostraea A. Murchisonae , Pect, persona- T s r!T 3, Polypiers. J Oolite de Bayeux. Apiocr.ia^ltlLdus^ A. Kagdeni. Trig. costata. 56 Schwaben. j Schweiz und Mont- Jura, j Burgund. Solenhofer- Schiefer Plumpe Fels-Massen. ■ans, polyplocus, Eogeni i et Pentacr. cingu latus. Scyplüen. i. polygyratus. Flexuosus Groupe portlandien. Exogyra virgula. Nerinea trin Calcaire portlandien. Exogyra virgula. Calcaire schisteux Kimnn Terrain argovien. 57 2. Untersuchung der Kalksteine Württembergs auf Alkalien und Phosphorsäure. Von Theodor Schramm. gab. Nach dieser Reaction schliesse ich, dass Phosphorsäure sich nur in einigen Kalken und hier in sehr geringer Menge finde, der grosse Ueberschuss von Eisenoxyd beweist mir, dass diese Säure nicht an Alkalien gebunden sein kann. Bemerken muss ich weiter noch, dass die saure Lösung der Kalksteine 4 Stunden lang mit Schwefelwasserstoff behandelt war, um Arsen und Kupfer zu fällen, welche beide Metalle ich in einigen Kalksteinen fand. Ueber den Gang der quantitativen Analyse habe ich nur zu bemerken , dass ich zu jeder Analyse 5 bis 10 Grm. gepulverten und bei 100° getrockneten Kalkstein anwandte. Nach der Lö- sung desselben, und der Abscheidung der übrigen Stoffe ward das Kali und Natron durch Platinchlorid getrennt. Die Salzsäure der Kalksteine ward in einer besondem Portion bestimmt, daraus Chlornatrium und Chlorkalium nach .der Annahme berechnet, dass beide Metalle , in demselben Verhältniss in welchem sie im Stein Vorkommen, auch als Chlormetalle enthalten seien; der bleibende Ueberschuss an Alkali ward dann als kohlensaures Salz berechnet. Zur Bestimmung der Phosphorsäure wurden 5 — 10 Grm. Kalkstein in Salzsäure gelöst, das mit Ammoniak abgeschiedene Eisenoxyd wieder in Salzsäure gelöst, und hieraus nach Berthier mittelst essigsauren Natrons und freier Essig- säure das phosphorsaure Eisenoxyd gefällt, und dem Gewicht nach bestimmt, und aus diesem Niederschlag, der 3 Atome Phosphorsäure auf 2 Atome Eisenoxyd (3 P 2 0 5 -f- 2 F 2 0 3 ) ent- hält, die Phosphorsäure berechnet. Die zur Analyse angewandten verschiedenen Handstücke aus den einzelnen Formationen nahm ich nach der Ordnung, wie sie in „Quenstedl’s Flötzgebirge Württembergs“ be- schrieben sind, und begann daher mit der untersten Schichte des Muschelkalks; nach diesem untersuchte ich den Keu- per, den schwarzen, braunen und weissen Jura, einige Süsswasserkalke und den Kalktuff. Es durfte mir natür- lich nicht genügen , von jeder Formation blos ein Exemplar zur Analyse zu verwenden, im Gegentheil, um der Sache mehr In- teresse zu bieten, und um mehr Nutzen daraus ziehen zu kön- nen, war es nöthig, Exemplare von verschiedenen Schichten der 61 — einzelnen Formationen zu untersuchen. Ob und von welchem Nutzen jedoch diese Analysen in irgend einer Hinsicht sein und werden könnten, wage ich meiner Unerfahrenheit halber nicht zu bestimmen, und überlasse dies dem Urtheile sachverständiger und erfahrener Männer. I. Muschelkalk. Wie schon Ch. Gmelin in seiner Analyse der Kalkforma- tionen Schwabens dieser Formation, als der für Schwaben wich- tigsten, am meisten Aufmerksamkeit schenkte, so nahm auch ich von verschiedenen Stellen und von sehr verschiedenen Schichten dieser Formation Exemplare in Untersuchung, und zwar: 1. Unterster Wellendolomit von Wittlensweiler bei Reudenstadt. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,3043 Kohlensaures Natron .... 0,6208 Chlorkalium 0,0382 Chlornatrium 0,0627 Phosphorsäure 0,1763 1,2023 2. Oberer Wellendolomit yon Aach. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali ..... 0,2531 Kohlensaures Natron .... 0,5548 Chlorkalium 0,0216 Chlornatrium. ...... 0,0520 Phosphorsäure 0,0637 0,9452 3. Wellenkalk von Egenhausen. In diesem wie in allen folgenden Kalksteinen wurde trotz aller Genauigkeit kein Niederschlag, auch nicht eine Trübung von phosphorsaurem Eisenoxyd erhalten, daher nach meiner Ueberzeugung in diesen Kalken keine Phosphorsäure enthalten ist. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,2303 Kohlensaures Natron .... 0,5200 Chlorkalium 0,0177 Chlornatrium 0,0419 0,8099 ' 4. Zellenkalk von Aach (aus dem Salzgebirge). In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1860 Kohlensaures Natron .... 0,4118 Chlorkalium 0,0165 Chlornatrium 0,0374 0,6517 5. Mittlerer Muschelkalk von Rottweil. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,154 Kohlensaures Natron .... 6,259 Chlorkalium 0,023 Chlornatrium 0,041 0,477 Mittlerer Muschelkalk von Dornstetten. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1332 Kohlensaures Natron .... 0,2392 Chlorkalium 0,0218 Chlornatrium 0,0406 0,4348 7. Dolomitischer Muschelkalk (poröser) von Untertürkheim. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,2045 Kohlensaures Natron .... 0,3364 Chlorkalium 0,0259 Chlornatrium 0,0387 8. Encrinitenkalk von Kirchberg an der Jaxt. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,2300 Kohlensaures Natron .... 0,2190 Chlorkalium ....... 0,0264 Chlornatrium . 0,0246 Ö. Dünngeschichteter Kalkstein von Wilhelmsglück. Dieser Kalkstein , auf Salzsäure geprüft , gab eine so geringe Trübung, dass es bei der Berechnung unberücksichtigt bleiben durfte. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,2280 Kohlensaures Ndlron .... 0,1892 Spuren. 0,4172 10. Oberer grobgeschichteter Muschelkalk von Un- tertürkheim. Chlorkalium j Chlornatrium j In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali . . Kohlensaures Natron . Chlorkalium ] 0,1641 0,2884 Spuren. 0,4525 11. Oberster Muschelkalk (mit Bone-bed) von Crailsheim. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1840 Kohlensaures Natron .... 0,2423 Chlorkalium j Chlornatrium j 64 12. Oberer poröser dolomitischer Kalk (aus der Letten- kohlenformation von Ludwigsburg. In der salpetersauren Lösung dieses Kalks erhielt ich wie bei mehreren der folgenden keine Spuren von Chlorsilbernie- derschlag, in der Lösung mit Salzsäure auch nur eine Spur Schwefelsäure. Dieser Kalkstein enthält daher nur kohlensaure Alkalien, und zwar in 100 Theilen: Kohlensaures Kali 0,2088 Kohlensaures Natron .... 0,4172 0,6250 13. Kalk, auf der Lettenkohleuformatiou aufliegend, von Kornwestheim. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1458 Kohlensaures Natron .... 0,3595 0,5053 1. Grüner Mergel (Thonmergel) von Spitzberg bei Tübingen. Nur nach einiger Zeit zeigt sich eine schwache Trübung yon Chlorsilber, wesshalb keine Chlormetalle in Rechnung kom- men können. In 100 TheUen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1233 Kohlensaures Natron .... 0,1794 0,3027 2. Blauer Mergel von Spitzberg bei Tübingen. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1680 Kohlensaures Natron .... 0,2495 0,4175 3. Rother Keupermergel vom Spitzberg bei Tübingen. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1453 Kohlensaures Natron .... 0,2218 Chlorkalium D,0092 Chlornatrium 0,0146 ' 4. Leberkies vom Bopser bei Stuttgart. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,2589 Kohlensaures Natron .... 0,4299 0,6888 , 5. Keuperdolomit von Stuttgart. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1594 Kohlensaures Natron .... 0,2457 0,4051 IH. Schwarzer Jura. 1. Sandkalk von Neuhausen auf den Fildern. In 100 Theilen sind enthalten : Kohlensaures Kali 0,1856 Kohlensaures Natron .... 0,1416 Chlorkalium 0,0301 Chlornatrium ....... 0,0366 0,3939 2 . Nagelkalk aus der Gegend von Stuttgart In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1853 Kohlensaures Natron .... 0,1886 Chlorkalium 0,0238 Chlornatrium 0,0250 0,4227 66 3. Unterer schwarer Jura (Psilonotenschichte) von Nellingen. ln 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1582 Kohlensaures Natron .... 0,3502 Chlorkalium 0,0095 Chlornatrium 0,02 1 7 0,5306 4. Numismalismergel von Dusslingen bei Tübingen. In 100 Theilenr sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,0804 Kohlensaures Natron . . . * . 0,1247 Chlorkalium 1 ^ 1 Chlornatrium} * ' * g^nge Spuren. 0,2051 In 5. Posidonienschiefer von BoD. 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,0616 Kohlensaures Natron .... 0,0533 Chlorkalium Chlornatrium 0,1149 6. Jurensismergel von Metzingen (oberster Liasmergel). In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1763 Kohlensaures Natron .... 0,2291 Chlormetalle Spuren. IV. Brauner Jura. Unterster brauner Jura von Metzingen. ) Theilen sind enthalten: 67 Kohlensaures Kali 0,1991 Kohlensaures Natron .... 0,2784 Chlormetalle Spuren. “0,4775 2. Eisenoolith von Aalen. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,2039 Kohlensaures Nation .... 0,2299 0,4338 V. Weisser Jura. 1. Unterer weisser Jura von Urach. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1881 Kohlensaures Natron .... 0,2209 Chlormetalle Spuren. 0,4090 2. Mittlerer weisser Jura von Urach. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1875 Kohlensaures Natron .... 0,2566 0,4441 3. Oberer weisser dolomitischer Jura von Urach. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1116 Kohlensaures Natron .... 0,1333 0,2449 jfsjy 4. Oberer röthlicher dichter Jura vom Jusiberg. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,0762 Kohlensaures Natron . . . . 0,0841 0,1603 5. Oberer gelber dichter Jura von St. Florian bei Metzingen. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlen saures Kali 0,11204 Kohlensaures Natron. . . . 0,00513 0,11717 6. Korallenkalk von Nattheim. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,10397 Kohlensaures Natron. . . . 0,03529 1Ü3926 7 . Oberer weisser Jura (Krebsscheerenkalk) von Böhmenkirch. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1069 Kohlensaures Natron .... 0,0347 0,1416 TM. Susswasserkalk. Von diesem Kalk, der keiner Formation an gehört, sondern bald da, bald dort, überall aber oben sich findet, untersuchte ich zwei Exemplare, nämlich den kreideartigen Süss- wasserkalk von Blaubeuren und einen von Okenhausen bei Heidenhelm. 1. Kreideartiger Süsswasserkalk von Blaubeuren. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,0672 Kohlensaures Natron .... 0,0344 04016 2. Süsswasserkalk von Okenhausen bei Heidenheim. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,06318 Kohlensaures Natron. . . . 0,01510 0,07828 flL Kalktuff. Von dieser letzten Kalkart, die noch unter unsem Augen aus kohlensäurehaltigen Quellen sich absetzt, konnte ich blos zwei Abänderungen erhalten; lange bemühte ich mich, mir einen Kalktuff aus dem Becken des Bodensees zu verschaffen, allein vergebens. Von Honau erhielt ich zwei Exemplare , die ich zwar beide analysirte, sie jedoch nicht besonders anführen wollte, wegen ihrer Identität sowohl, als auch desshalb, weil sie in ihrem Gehalt an Alkalien ganz mit einander übereinstimmen, und nur darin abweichen, dass der eine durch einen Gehalt an Eisenoxyd etwas röthlich gefärbt, während der andere von schön weisser Farbe ist und kaum Spuren von Eisen nachweisen lässt. 1. Kalktuff von Honau. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,1225 Kohiensaures Natron . . . . 0,1736 0,2961 2. Kalktuff von Cannstatt. In 100 Theilen sind enthalten: Kohlensaures Kali 0,0361 Kohlensaures Natron . . . . 0,2722 0,3083 Am Schlüsse meiner Analysen nun angekommen, dürfte es nicht unwesentlich erscheinen, die Resultate derselben zurUeber- sicht nochmals im Allgemeinen zu betrachten: Dass Alkalien (Kali und Natron) in allen Kalkarten vorkom- — 71 — den ist, blos im Wellendolomit mit Sicherheit; einige der übrigen Kalkarten Hessen blos Spuren von Phosphorsäure entdecken. Wenn nun der Verfasser am Schlüsse seiner Arbeit seine innere Befriedigung nicht ganz verbergen will, so hat er in ehrerbietiger Bescheidenheit nur noch den Wunsch beizufügen, dass solche auch von Denen, für die er sie zunächst bestimmt hat, gewogen aufgenommen, und für die Wissenschaft selbst, beziehungsweise für Gewerbe und Landwirthschaft , von nicht ganz verschwindendem Werthe erfunden werden möge. 3. Ueber den Gehalt Alkalien und an einiger Kalksteine an Pliospliorsäure. I Fehling. 73 — achtungsfehler kleiner ausfallen. Ein weiterer Yortheil liegt darin dass man weniger oft zu filtriren hat, und daher schneller arbeiten kann; wesentlich ist besonders dass im gebrannten thonhaltigen Kalkstein aller Thon aufgeschlossen ist, daher durch Wasser alles Alkali ausgezogen werden kann ; während beim Auflösen des ungebrannten Kalksteins in Säure der Thon zurückbleibt , und leicht etwas Alkali zurückhält. Mag die Menge des letztem dann auch noch so gering sein, so ist sie doch in Anschlag zu bringen, da man es ja überhaupt nur mit geringen Mengen zu thun hat. Bei Kalksteinen , welche nach dem Brennen hydraulisch sind, ward der gebrannte Kalk mit kohlensaurem Wasser behandelt, und damit fein abgerieben, um das Erhärten desshalb im Wasser zu verhindern. Herr Faist fand nun folgende Resultate: Ein mergeliger Muschelkalk von Zuffenhausen, eine wenig mächtige Schichte und zwischen den eigentlichen Muschelkalk- bänken eingelagert, an der Luft verwitternd. 1) 16,895 gr. gaben: 0,496 gr. =*f 2,93 % kohlensaures Alkali. *) 2) 22,347 gr. gaben: 0,619 gr. =2,77 % kohlensaures Alkali. Wellenkalk von Freudenstadt. 100 gr. gaben: 0,315 gr. = 0,31 % kohlensaures Alkali. Rothe Mergelknauern zunächst oberhalb der Fellgersburg bei Stuttgart. . 50 gr. gaben : 0,057 gr. = 0,11 % kohlensaures Alkali. Rother Mergel (Leberkies) leicht verwitternd, ziemlich mächtig, von der Weinsteige bei Stuttgart. 50 gr. gaben: 0,037 gr. = 0,07 % kohlensaures Alkali. Harter Steinmergel in kleinen Schichten abgelagert , aus dem gleichen Bruch wie die beiden vorhergehenden. 50 gr. gaben: 0,038 gr. = 0,07 % kohlensaures Alkali. Harter Mergel häufig mit krystallisirtem Schwerspath vor- kommend, ditto von der Weinsteige. 50 gr. gaben: 0,048 gr. .=== 0,096 % kohlensaures Alkali. Blauer Mergel (Leberkies) ziemlich mächtig, aus demselben Bruch wie der vorhergehende. - - § I ' *) D. i. ein Gemenge von kohlensaurem Kali und kohlensaureno Natron mit Spuren von Chlorkalium und Chlornatrium. — 74 - 50 gr. gaben : 0,060 gr. = 0,12 % kohlensaures Alkali. Sandiger Liaskalk von Vaihingen (Pflasterstein). 44,700 gr. gaben : 0,085 gr. = 0,19 °/ 0 kohlensaures Alkali. Liaskalk von Rohr bei Vaihingen (guter hydraulischer Kalk). 46‘ gr. gaben : 0,886 gr. = 1,92 % kohlensaures Alkali. Liaskalk von Metzingen. 60 gr. gaben: 0,557 gr. = 0,93 % kohlensaures Alkali. Liasmergel von Kirchheim. 60 gr. gaben: 0,508 gr. = 0,84 °/ 0 kohlensaures Alkali. Liasschiefer von Zell (sehr weich). 1) 100 gr. gaben: 0,127 gr. = 0,13 % kohlensaures Alkali. 2) 100 gr. gaben : 0,191 gr. = 0,19 % kohlensaures Alkali. Bei diesem Schiefer musste bei der Bestimmung der Alkalien die Gegenwart vom löslichen schwefelsauren Kalk berücksichtigt werden. Hydraulischer Kalk von Leube in Ulm. 15,796 gr. gaben : 0,126 gr. = 0,79 % kohlensaures 41kali. Hydraulischer Kalk von Blaubeuren. 20,150 gr. gaben: 0,150 gr, = 0,74 % kohlensaures Alkali. Hydraulischer Kalk von Hall. 30 gr. gaben: 0,167 gr. = 0,56 °/ 0 'kohlensaures Alkali. Ein blaugrauer thoniger Kalkstein aus Englaud (blue Lias). 50 gr. gaben: 0,425 gr. = 0,85 % kohlensaures Alkali. Hydraulischer Kalk von Hamburg (Roman Cement). 1) 50 gr. gaben : 0,155 gr. = 0,31 % kohlensaures Alkali. 2) 50 gr. gaben: 0,231 gr. = 0,46 % kohlensaures Alkali. Roman Cement aus England. 1) 50 gr. gaben: 0,150 gr. = 0,30 °/ 0 kohlensaures Alkali. 2) 50 gr. gaben : 0,226 gr. = 0,45 % kohlensaures Alkali. Portland Cement aus England. 1) 50 gr. gaben : 0,373 gr. = 0,74 °/o kohlensaures Alkali. 2) 50 gr. gaben : 0,364 gr. = 0,72 % kohlensaures Alkali. Bei der Untersuchung auf Phosphorsäure hatten die mit Essigsäure und essigsanrem Natron angestellten Versuche kein befriedigendes Resultat gegeben, dehn hatte man auch zu- weilen geringe Spuren einer Trübung bemerkt, so konnte in dem allmählig sich bildenden Niederschlag, doch nie mit Sicher- heit Phosphorsaure erkannt werden, und es musste daher vor- eilig erscheinen, die Gegenwart dieser# Säure zu behaupten, so wahrscheinlich sich auf ihr Vorhandensein aus mehreren Gründen schliessen liess. — Nachdem nun in neuester Zeit Svanberg und Struve (Erdmann und Marchand’s Journ. für. prakt. Chemie, Bd. 44 S. 291), das molybdänsaure Ammoniak als ein sehr empfindliches Reagenz auf Phosphorsäure empfohlen haben, Heinrich Rose (Po ggendorff’s Annalen Bd. 76. 1849 Nr. 1.) nach Wiederholung der Versuche das bezeichnete Rea- genz besonders für geringe Spuren der fraglichen Säure sehr passend hält, so sind eine Reihe von Kalksteinen Württem- bergs mittelst molybdänsauren Ammoniaks nach der angegebe- nen Methode (a. 'a. O.) von Herrn F. geprüft, und nach der eingetretenen Reaktion muss man allerdings schliessen, dass bei weitem die meisten Kalksteine etwas Phosphorsäure enthalten. Mit molybdänsäurem Ammoniak wurde die salpetersaure Lösung folgender Kalksteine geprüft: 1) Jurakalk von Uuterkochen. 2) Dolomit von Jaxtfeld (oberste Schichte des Friedrichs- haller Kalksteins). 3) Liaskalk von Rohr bei Vaihingen. 4) Juramergel von der Geisslinger Steige (über der ersten Spongitenbank). 5) Keupermergel von der Weinsteige bei Stuttgart. 6) Jurakalk von Hundersingen. 7) Aipaltheenthon von Jesingen bei Kirehheim. 8} Oberer Posidonienschiefer von Ohmden. 9) Thoniger Kalkstein von Blaubeuren. 10) Thoniger Muschelkalk von Zuffenhausen (Zwischen- schichte). Diese vorstehenden Kalksteine gaben alle eine deutliche zum Theil verhättnissmässig starke Reaktion auf Phosphorsäure, dagegen gaben die nachstehenden Kalksteine keine Reaktion auf Phosphorsäure: * Diluvialkalk von Cannstatt. Liasmergel von Vaihingen. Car- rarischer Marmor. 4. Verzeichntes und Beobachtungen über die in Württemberg vorkommenden Lepidopteren. Von Dr. Otto E. J. Seyffer. Von verschiedenen Seiten wurde schon bedauert, dass in einem Lande wie Württemberg noch so wenig für die Kennt- niss der daselbst vorkommenden Insekten gethan worden sei. In der That ist dieser Vorwurf einigermassen gerechtfertigt, da wir in den verschiedensten Gegenden des Landes Leute genug haben, die hinlängliche Müsse hätten, sich mit dem Sammeln und Beobachten von Insekten abzugeben, ja solche, welche wie z. B. die Forstleute, vielfach durch ihren Beruf darauf hinge- wiesen sind. Die grössere Anzahl der Freunde der Natur aber widmet sich in Württemberg seit 20 — 30 Jahren der Erfor- schung der geognostischen Verhältnisse , insbesondere der Petre- faktenkunde und der Reichthum dieses Feldes mag einer der Hauptgründe sein , warum die Entomologie so vernachlässigt wurde. Hiebei wirkt aber auch der Umstand mit, dass das Sammeln und Erforschen der Insekten mit weit mehr Schwierig- keiten, besonders aus Mangel an literarischen Hülfsmitteln ver- knüpft ist. Der Botaniker hat seine Floren, der Geognost seine Lethaea u. s. w., was hat aber der angehende Entornolog, der es noch insbesondere meist mit den kleinsten Thieren zu thun hat? Mancher mag schon den Plan gefasst und theilweise auch ausgeführt haben, eine Insektensammlung anzulegen, wurde aber, wenn ihm nicht die grössten materiellen Hülfsmittel oder ein älterer Sammler zur Seite -standen, um ihm Rath zu ertheilen,* veranlasst, die Sache wieder aufzugeben, oder wie Viele in einen groben Dilettantismus zu verfallen, der ihn unbekümmert — 77 — lässt über das, was er besitzt und wie sich dieses und jenes ver- hält, was er beobachtet hat. Trotz dieser Schwierigkeiten haben einige verdienstvolle Entomologen wie Herr Direktor v. Roser, der verstorbene Pfarrer Kunkel, auch Herr Prof. Zenneck eine grosse Anzahl württembergischer Insekten aus allen Klassen zusammengebracht. Wer sollte aber eine so grosse Anzahl von Thieren zu umfassen vermögen? Es gehören hiezu Zeit und Studien, welche bei- nahe eine Lebensdauer in sich schliessen , und wenn man durch andere Berufsgeschäfte in Anspruch genommen ist , so grenzt ein derartiges Unternehmen beinahe an Unmöglichkeit. Ebendesshalb haben auch die EntdUologen aller Länder es unternommen nur einzelne Klassen der Insekten zu sammeln und zu bearbeiten, und wie dieses für die gesammte Insektenfauna gilt, so gilt es auch für die Lokalfaunen. Wir besitzen auch aus den meisten Ge- genden Deutschlands Verzeichnisse und Beobachtungen über die verschiedensten daselbst vorkommenden Insektenklassen, von württembergischen Insekten aber ist nur Weniges bekannt ge- macht worden. Herr Prof. Dr. Plieninger hat in den Jah- resheften des Vereins (1. Jahrg. pag. 54) eine genaue Zusam- menstellung desjenigen gegeben, was über württembergische Insekten bekannt gemacht wurde. Da nun bei Constituirung des Vereins für Naturkunde in Württemberg sich derselbe zur besonderen Aufgabe gemacht hat, die Erforschung der noch unbekannten Verhältnisse der Fauna und Flora unseres Vaterlandes einzuleiten und zu veranlassen, so ist vielleicht hier der beste Platz an alle Freunde der Na- turkunde, besonders aber an die Mitglieder des Vereins die Bitte ergehen zu lassen, sich mit dem Sammeln und Beobachten der bei uns indess so sehr vernachlässigten, in allen Theilen aber so interessanten und für die verschiedenartigsten Verhält- nisse so «höchst wichtigen Klasse der Insekten zu beschäftigen und nach Jahren — denn solche sind hiezu immer erforderlich — ihre Ergebnisse dem Verein einzusenden. Vor allen andern Insekten haben die Schmetterlinge und Käfer von jeher das Interesse der Menschen auf sich gezogen und das Sammeln derselben macht bei Vielen eine Lieblings- 79 auch noch ist, möge nun mit den beigefügten Beobachtungen und Erfahrungen, welche manches Neue enthalten, den Anfang zu weiteren Bearbeitungen der württembergischen Insekten bil- den, andern Sammlern als Maassstab dienen, sie aufmuntem und ihnen beweisen, dass Württemberg in dieser Klasse der Insekten, von welcher man wohl auch auf andere schliessen kann, einen Reichthum wie wenig andere deutsche Länder, ja Seltenheiten besitzt, welche man sonst vielfach in Ungarn und andern entfernteren Gegenden zu suchen und um hohen Preis zu kaufen gewohnt war. Gewöhnlich soll bei Aufzählung der in einer Gegend vor- kommenden Thiere und Pflanzen eine topographische Beschrei- bung vorausgehen, dieses ist aber für Württemberg unnöthig, da in dieser Beziehung bereits alles Nöthige als bekannt voraus- gesetzt werden kann. Eine Abtheilung der vorkommenden Arten nach Flussgebieten , Gebirgsformationen u. dgl. kann bei den In- sekten nicht gegeben werden, da sie nie an einen gewissen Ort gebunden sind, ja in den meisten Fällen nicht einmal von ein- zelnen bestimmten Nahrungsmitteln abhängen, sich vielmehr mit der Zeit an dieses oder jenes gewöhnen *) und man Beispiele kennt, dass gewisse Arten, wie unter den Schmetterlingen Deil. Nerii und Celerio die grössten Reisen zurücklegen, um bei uns ihre Brut abzusetzen und dass der eifrigste Sammler und For- scher Jahrzehnte lang eine Gegend in allen Richtungen aufs ge- naueste durchforscht und durchsucht hat und nach dieser Zeit doch Arten entdeckt, von deren Dasein ihm vorher nie eine Spur vorgekommen war. Solche Abtheilungen sind nur auf grössere Strecken als Württemberg, wie besonders für die Alpen und für die nördlichen Gegenden zulässig und nur für unsere Alp möchte vielleicht eine grössere Anzahl eigenlhümlicher Arten ermittelt werden. Gewisses lässt sich aber auch hierüber nichts feststellen, da man schon manche der Alp als eigenthümlich zugeschriebenen Arten in andern Gegenden gefunden hat. ;f *) Ein auffallendes Beispiel hiefur liefert unter anderen die Raupe des Todtenkopfes Ach. Atropa,, welche in Europa schon längst einhei- misch war, als die Kartoffeln ein geführt wurden, uun aber nur auf dem Kartoffelkraut gefunden wird. 82 Bei denjenigen Arten, welche in ganz Württemberg ver- breitet sind, vorzugsweise aber in Stuttgart, Tübingen, Reut- lingen, dem grössten Theile des Neckarthaies, im Jaxt- und Kocherthale häufig Vorkommen, ist kein Wohnort näher bezeich- net, bei denjenigen aber, welche' bis jetzt nur in einzelnen Gegenden gefunden wurden, (vorzugsweise in Tübingen durch Herrn Prof. Hepp und in Reutlingen durch Herrn Keller) ist dieses genau bezeichnet, immer auch, wenn eine Art selten vorkommt, dieses durch „selten“ bemerkt. Abkürzungen sind folgende: cf Mann, 9 Weib, Boisd. Bois- duval, Borkh. Borkhausen, Dup. Duponchel, Esp. Esper, Fahr. Fabricius, God. Godart, Hübn. Hübner, Latr. Latreille , Lasp. La- speyres, L. Linnö, Ochs. Ochsenheimer, Tr. Treitschke, W. V. Wiener Verzeichniss und andere , welche sich von selbst ergeben. Nachträge jeder Art und aus jeder Gegend des Landes werden höchst willkommen sein , ebenso Beiträge zu den in die- sem Verzeichnisse nicht inbegriffenen Mikrolepidopteren , welche nachgeliefert werden sollen, sobald der zweite Theil von Bois - duval’s Index erschienen sein wird. Stuttgart im September 1847. RHOPALOCERA. SUCCINCTAE. I. Tribus Papilionides. 1. Genus Papilio. Latr. Ochs. 1. Podalirius. L. — In Stuttgart fand ich Exemplare von orangegelber Farbe. 2. Machaon. L. 2. Genus Thals. Fahr. Latr. (Zerynthia. Ochs.) 3. Hypsipyle. Fahr. (Polyxena. Hübn. Ochs.) — Um Stuttgart selten; soll auch in Oberschwaben am Bodensee schon gefunden worden sein. 83 3. Genus Parnassius. Latr. (Doritis. Fabr. Ocbs.) 4. Apollo. L. — Auf der ganzen Alp; soll auch schon bei Esslingen auf dem Zollberg gefunden worden sein. 5. Mnemosyne. L. — In einzelnen Thälern der Alp und bei Tübingen. II. Tribus Pierides. 1. Genus Pieris. Latr. (Pontia Ocbs.) 6. Crataegi. L. 7. Brassicae. L. 8. Rapae. L. 9. Napi. L. — Ueberall in vielen Varietäten, namentlich cf mit der Zeichnung des $. 10. Dapli dice. L. — Um Stuttgart und Tübingen und andern Orten selten. 2. Genus Authocharis. Boisd. (Pieris. Latr. Pontia. Ochs.) 11. Cardamines. L. 3. Genus Leucopbasia. Steph. (Pieris. Latr. Pontia. Ochs.) 12. Sinapis. L. — Um Stuttgart und auf dem Schwarz- wald fand ich Exemplare, die in beiden Geschlechtern ganz weiss waren. 4. Genus Rhodocera. Dup. (Gonopteryx. Leach.) Colias. Latr. God. Ochs.) 13. Rhamni. L. 5. Genus Colias. Ochs. Latr. God. (Eurymus. Swains.) 14. Edusa. L. — Ueberall verbreitet, besonders im un- teren Jaxtthal, auch in Oberschwaben. 15. Hyale. L. 16. Palaeno. I. — Schwarzwald. Gegend von Isny (Pfr. v. Wo eher in Christazhofen.) 17. Phicomene. Esp. — Nach v. Woeher’s Angabe auf den Bergen bei Isny. 84 HI. Tribus Lycaenides. i. Genus Thecla. Fabr. (Polyommatus. Latr. God. Ly- caena. Ochs.) ‘ 18. Betul ae. L. — Unter 100 aus Raupen erzogenen Exem- plaren sind stets 90 cf • 19. Pruni. L. 20. Ly nee us. Fabr. (llicis. Hübn. Ochs.) — Tübingen und Reutlingen nicht selten; um Stuttgart selten. 21. Spini. Fabr. — Selten. 22. Quereus. h. 23. Rubi. L. 2. Genus Polyommatus. Latr. God. (Lyeaena. Ochs.) 24. Ballus. Fabr. — Gegend von Isny, durch Pfarrer v. Wo eher gefunden. ' 25. Phlaeas. L. 26. Virgaüreae. L. — Ueberall auf Bergen, besonders häufig im Schwarzwald. 27. Chryseis. Fabr. — Tübingen und Reutlingen häufig, um Stuttgart selten. 28. Hie re. Fabr. (Hipponoe. Ochs.) — Tübingen selten. 29. Thersamon. Fabr. — Stuttgart selten. 30. X a n t h e. Fabr. (Circe. Ochs.) — Stuttgart ziemlich selten. 31. Helle. Fabr. — Tübingen selten. 3. Genus Lycaei^a Ochs. (Polyommatus. Latr. God.) 32. Telicanus. Herbst. — Von Herrn Pfarrer Hahn im Jahr 1834 an der Schotzach zwischen Thalheim und Horkheim, indessen aber nicht wieder gefunden. 33. Amyntas. Fahr. — Stuttgart ziemlich selten; Tübin- gen selten. Var. Polysperchon. Ochs. Tr. — Nach Ochsenhei- mer und Anderen eine eigene Art, unterscheidet sich aber zu wenig von Amyntas, um als solche zu gelten, wie schon Graf Hoffmannsegg bemerkt hat (Rüg* Magaz. p. 66) und man sonst noch viele andere Abweichungen unter den Lycaenen als eigene Arten aufstellen müsste. 34. Hylas. FaJbr . — Stuttgart und auf der Alp selten. 35. Aegon. Borkh. — Tübingen und Reutlingen nicht sel- ten, um Stuttgart selten. 36. Argus. L. 37. Agestis. Esp. 38. Alexis. Fahr. 39. Adonis. Fahr. 40. Doryias. Uübn. — Alp bei Sigmaringen, selten. 41. Corydon. Fahr. 42. Acis. Wien. Verz. 43. Als us. Fabr. 44. Dämon. Fabr . — Nur auf waldigen Bergwiesen. 45. Argiolus. L. 46. Cyllarus. Fabr. 47. Alcon. Fabr. — Stuttgart und Tübingen selten. 48. Erebus. Fabr. — Stuttgart und Alp selten. 49. Euphemus. Hübn. — Stuttgart und andern Orten, besonders Oberschwaben. 50. Arion. L. IV. Tribus Eryciuides. 1. Genus Nemeobis. Stepb. (Hamearis. Curt. Argynnis. Latr. Lycaena. Tr.) 51. Lucina. L. PENDULAE. V. Tribus Nymphalides. i. Genus Limenitis. Ochs. (Nymphalis. Latr.) 52. Sibylla. Fabr. 53. Camilla. Fabr. — Stuttgart und Alp ziemlich selten. 2. Genus Nymphalis. Latr. God. (Limenitis. Ochs.) 54. Pop uli. L. Var. Tremulae. Guenee. — Mit grossen weissen Flecken des cf auf den Vorder- und weisser Binde auf den Hinterflü- geln, doch mehr verwischt als bei dem 9; konuIlt um StuU S art nicht selten vor. 86 2 87. Polychloros. L. 88. Xanthomelas. Esp. — Stuttgart selten. 89. C. Album. L. — Sowohl in der Grösse der Zeichnung auf der Oberseite, als auch iu der Farbe auf der Unterseite gleicht kein Exemplar dem andern. VI. Tribus Apaturides. 1. Genus Apatura. Ochs. (Nymphalis. Latr.) 90. Iris. L. 91. llia. Fahr. Var. Clytie. Hübn. — Um Stuttgart sehr häufig. Var. Iris rubescens. Borkh. — Stuttgart sehr selten. VII. Tribus Satyrides. 1. Genus Arge. Esp, (Satyrus. Latr. Hipparchia. Ochs.) 92. Galathea. L. — Bei sonst sehr rein erhaltenen Exem- plaren von beiden Geschlechtern ist manchmal die gelbe Farbe durchaus weiss. Wegen ihrer Frische ist hiebei eine Abbleichung durch die Sonne nicht wohl möglich. 2. Genus Erebia. Dalm. (Hipparchia. Ochs. Satyrus. Latr.) 93. Medusa. Fahr. 94. Blandina. Fahr. (Medea. Ochsßf 95. Ligea. L. — Tübingen und Reutlingen häufig, bei Stuttgart selten. 3. Genus Satyrus. Latr. (Hipparchia. Ochs.) 96. Phaedra. L. — Tübingen, um Stuttgart ziemlich selten. 97. Hermione. L. — Stuttgart häufig, Tübingen selten. Var. Alcyone. Hübn. — Stuttgart ziemlich selten. 98. Circe. Fahr. (Proserpina. Hübn. Ochs.) — Auf dem Schwarzwald ziemlich häufig, wurde auch schon bei Stutt- gart auf der Solitude gefangen. 99. Briseis. L. 100. Semele. L. 101. Eudora. Fahr. — Stuttgart nicht selten. 102. Janira. God. Ochs, (tf Janira, 9 Jurtina. L.) 103. Tithonus. h. 104. Maera. Jü. Var. Adrasta. Hübn. — Stuttgart selten. 89 105. Megaera. L. 106. Aegeria. L. — Eine sehr dunkle Varietät fing ich vor 5 Jahren in der Gegend von Stuttgart. 107. Dejanira. L. 108. Hyperanthus. L. 109. Herb. L. 110. Iphis. Hübn. 111. Arcanius. L. 112. Davus. L. — Im Oberland. 113. Pamphilus. L. INVOLUTAE. VIII. Tribus Hesperidae. 1. Genas Steropes. Boisd. (Hesperia Latr. Ochs.) 114. Panis cus. Fahr. — Eine Yarietät, die ganz mit der Esp er’ sehen Abbildung (Tab. XCV. Cont. £ap. L.) überein- kommt, befindet sich in der Sammlung des Herrn L. Roser in Stuttgart und wurde in dortiger Gegend gefunden. 2. Genas Hesperia. Latr. Ochs. 115. Linea. Fahr. 116. Lineola. Ochs. God. — Tübingen und Reutlingen nicht selten, Stuttgart selten. 117. Sylvanus. Fahr. 118. Comma. L. 119. Actäon. Esp. — Tübingen und Reutlingen selten. 8. Genus Syricthus. Boisd. (Hesperia. Latr. Ochs.) 120. Malvae. Fahr. (Ma Warum. Ochs.) 121. Carl ha mi. Hübn. — Tübingen und Reutlingen nicht selten, um Stuttgart nur einzeln. 122. Fritillum. Hübn. 123. Alveolus. Hübn. 4. Genus Th an ans. Dup. (Hesperia. Latr. Ochs.) 124. Tages. L. HETEROCERA. IX. Tribus Sesiariae. — 91 — 143. Elpenor. L. 144. Ce ler io. L. — Raupe und Schmetterling nur in einzelnen Jahren in der Gegend von Stuttgart, z. B. im J. 1846. 145. Nerii. h. — Die Raupe nur in einzelnen Jahren; seit 1834 wurde sie nicht mehr gefunden. 146. Euphorbiae. L. — Wie keiner der Sphingiden überall verbreitet und sehr zahlreich. Varietäten mit durchaus rosa- rother Färbung um Stuttgart nicht selten. 147. Galii. Fahr. 148. Line ata. Fdbr. — Um Stuttgart und Reutlingen selten. 4. Genus Sphinx. Ochs. 149. Pinastri. L. 150. Ligustri. L. 151. Convolvuli. L. 5. Genus Acheron tia. Ochs. (Brachyglossa früher Boisd.) 152. Atropos. L. 6. Genus Smeriuthus. Ochs Latr. (DU in*. Dalm.) 153. T i li a e. L. — Um Stuttgart sind Exemplare mit grüner Zeichnung weit häufiger als solche mit dunkelbrauner. 154 0 cellata. L. 155. Populi. L. — Aus vollkommen ausgebildeten Raupen und Puppen, die in allen Theilen mit denen von Populi überein- kamen, erzog ich eine grössere Anzahl von Schmetterlingen, welche nicht grösser sind als Porcellus und eine weissgraue Farbe ohne viele Zeichnung haben. Vielleicht Smer. Tremulae? 156. Quere us. Fahr. — Von einem Eichenbusch klopfte ich bei Stuttgart im Jahr 1843 die Raupe, welche kaum einige Tage alt war, nach kurzer Zeit ging sie aber zugrunde. XI. Tribus Zygaenides. I. Genus Zygaena. Latr. Ochs. (Anthrocera. Scop. Steph.) 157. Minos. Wien. Verz. 158. Scabiosae. Hübn. 159. Aehilleae. Esp. 160. Cynarae. Esp. — Stuttgart selten. 92 161. Meliloti. Esp. — Stuttgart häufig, Alp selten. 162. Trifolii. Esp. — Stuttgart häufig, Alp selten. 163. Lonicerae. Esp. — Stuttgart selten, Tübingen und Reutlingen nicht selten. 164. Filipendulae. X. 165. Hippocrepidis. Ochs. God. — Tübingen selten. 166. Peucedani. Esp. — Stuttgart nicht selten. 167. Onobrychis. Fahr. — Bios auf Bergen; sehr zahl- reich auf der Alp. 168. Fausta. X. — Auf der Alp selten. 2. Genus Procris. Fahr. Latr. .God. (Atychia. Ochs.) 169. Statices. X. 170. Globulariae. Esp. — Stuttgart selten, Tübingen, Reutlingen häufig. 171. Pr uni. Fahr. — Stuttgart häufig. XII. Tribus Lithosides. (Chelonarii früher Boisd.) 1. Genus Euche 172. Jaeobeae. X. 2. Genus Emydia. Boisd. (Enprepia. < 173. Cribrum. X. Var. Candida. Ochs. God. — Tübingen 174. Grammh Eulepia. Steph.) S. Gen Bei Zwiefalten. Callimorpha. Latr. Lithosia. Ochs. (Lithosia un Set! na. Schrank.) 175. Rubri collis. X. 176. Quadra. Hübn. 177. Complana. X. 178. Complanula. Hup. (Lurideola Tr. — Stuttgart nicht selten. 179. Helveola. Ochs. — Stuttgart selten. 180. Unita. Hübn. — Tübingen und Reutlingen nicht selten. 181. Lnteola. Hübn. — Stuttgart häufig. 182. Anreola. Hübn. — Selten um Stuttgart, Tübingen 94 194. Matronula. L. — Selten. 195. Villica. L. — O.A. Wangen von Herrn Pfarrer von Wocher gefunden. 196. Purpurea. L. — Varietäten mit grosserer schwarzer Zeichnung auf den Vorderflügeln erzog ich in St. aus der Raupe. Manchmal sind hei solchen die Flecken auf den Hinterflügeln schon gelb eingefasst. 197. Caja. L. — Beinahe jedes Exemplar verschieden von dem andern. Die Sage dass durch Ernährung der Raupe mit Wallnussblättern dunkle Varietäten erzielt werden sollen, fand ich nicht bewährt. 198. Heb L. — O.A. Wangen von Herrn Pfarrer von Wocher gefunden. 4. Genus Arctia. Latr. früher. (Euprepia. Ochs. Chelonia. Latr. God.) 199. Fuliginosa. L . 200. Luctifera. Fahr. — Stuttgart selten. 201. Lu bricipe da. Fahr. 202. Menthastri. Fahr. 203. Mendica. L. — Selten. XIV. Tribus Liparides. 1. Genas Liparis. Oehs. (Hypogymna, Psilura, Pentho- phera, Porthesia und Leucoma. Steph.) 204. Monacha L. — In Nadelwaldungen überall häufig, hat in Württemberg, namentlich in Oberschwaben schon be- deutende Verheerungen angerichtet. 205. Dispar. L. 206. Salicis. L. 207. Auriflua. Fabr. 208. Chrysorrhaea. L. — Hat schon grossen Schaden an Obstbäumen angerichtet. 2. Genus Orgya. Ochs. Steph. (Dasyehira, Demas und LaeUa, Steph.) 209. V. Ni gram. Fabr. — Selten. 210. Pudibanda. L. 96 3. Genas Lasiocampa. Latr. Dup. (Gastropacha. Ochs. Steph.) 229. Pini. L. — Wo sich der Schmetterling findet kommen viele Varietäten vor; auf dem Schwarzwald fing ich im Jahr 1840 eine solche, die durchaus rothbraun und ohne alle Zeichnung ist. Verwüstungen an Nadelhölzern hat diese Art noch nirgends angerichtet. 230. Pruni. L. — Ueberall selten. 231. Quercifolia. L. Var. Alnifolia. Ochs. — Um Stuttgart nicht selten. 232. Populifolia. Fahr. — Selten. 233. Betulifolia. Fahr. — Stuttgart häufig, Tübingen, Reutlingen selten. 234- Ilicifolia. L. — Stuttgart selten. XVI. Tribus Saturnides. 1. Genus Saturnia. Schrank. Ochs. (Attacus Germ. Latr.) 235. Carpini. Borkh. — Beim Aufziehen von ganzen Bruten bemerkte ich manchmal die Merkwürdigkeit, dass zwei Raupen ein gemeinschaftliches Gespinnst zu ihrer Verpuppung machen. Solche Doppelhüllen haben dann 2 Enden zum Aus- kriechen des Schmetterlings. XVII. Tribus Endromides. 1. Genas Aglia. Ochs. 236. Tau. L. — Die cf weit zahlreicher als die 9. s0 ‘ wohl im Freien , als beim Erziehen aus Raupen ; eine Erscheinung die bei den verwandten Arten Sat. Carpini und Endr. Ver- sicolora gerade zum Gegentheil wird, indem ich beim Er- ziehen von vielen Bruten derselben immer im Durchschnitt % 9 bekam. 2. Genas Endromis. Ochs. (DorviUia. Leach.) 237. Versieolora. L. — Stuttgart häufig, Tübingen selten. 3. Genas Seriearia. Boisd. 238. Mori. Fahr. — Vielfach in Württemberg zur Gewin- nung der Seide gepflegt. 97 - XVIII. Tribus Zeuzerides. 1. Genas Cossas. Latr. Fabr. Ochs. 239. Ligniperda Fabr. — Die Raupe erkennt man schon aus der Ferne durch ihren auffallenden Rosenwassergeruch. 240. Terebra. Fabr. — Stuttgart sehr selten. 2. Genus Zeuzera. Latr. (Cossas. Fabr. Ochs.) 241. Aesculi. L. — Selten. 242. Arundinis. Hübn. — Fand ich ganz zerstümmelt einmal bei Berg an einem Pappelhaum sitzend. *. Genas Hepialus. Fabr. Latr. (Hepiolus. Ochs. Ulfe.) 243. Humnli. L. — Selten. 244. Sylvinus. L. Yar. Flina. Esp. — Stuttgart selten. 245. Lupulinus. L. 246. Hectus. L. XIX. Tribus Psychides. I. Genas Psyche. Ochs. Latr. Schrank. Steph. (Fumea. Steph.) 247. Pulla. Esp. 248. Plumella. Ochs. — Stuttgart selten. 249. Nit i dell a. Hübn. — Stuttgart häufig. 250. Bomby cella. Wien. Yerz. — Stuttgart und Tü- bingen selten. 251. Pectinella. Fabr. — Selten. 252. Calvella. Ochs. — Stuttgart selten. 253. Nu de 11a. Ochs. — Stuttgart ziemlich selten. 254. Muscella Fabr. — Stuttgart selten. 255. Graminella. Wien. Yerz. — Ausser diesen beo- bachtete ich noch mehrere Psychiden, zu deren näheren Be- stimmung ich aber noch nicht gekommen bin, da sie viele Schwierigkeiten darbietet. XX. Tribus Cocliopodes. 1. Genus Limacodes. Latr. Steph. (Heterogeaea. Knoch. TT.) 256. Asellus. Fahr. 257. Testudo. God. Württenb. natnrw. Jahreshefte. 1849. Is Heft. 7 XXI. Tribus Drepanulides. fl. Genus CilU. Leach. (PUtypterix. Tr. Latr. Lasp. früher Boisd.) , 258* Spinula. Hübn. .2. Genus Plätypterrl. Tr 1 . Lasp. Leach. (Dre pan a. ßchrank.) 259. Laeerlufla. Hübn. 260. Sicula. Hübn. — Stuttgart und Tübingen selten. 261. Curvatnla. Borkh. — Reutlingen selten. 262. Falcuia. Hübn. 263. Ham-i^la* Esp. 264. Unguicula. Hübn. XXH. Tribus Notodontides. 1. Genas Dicranura. Latr. (Cernra. Schrank« Steph. Harpyia Ochs. Pania. Dahn.) 265. Bicuspis. Hübn. — Tübingen selten. 266. Bifida. Hübn. 267. Fureula , L. 268. Erminea. Esp. — Reutlingen selten. 269. Vinula. L. 2. Genus Harpyia. Ochs. (Stautopus. Steph.) 276. Fagi. L. — Stuttgart und Tübingen selten. 271. Milhauseri. Fahr. — Tübingen und Reutlingen selten. 3. Genas Asteruscopus. Tr. (Petasia Steph.) 272. Casainia. Fabr. 273. Nubeeulosa. Esp. — Stuttgart selten. ’ 4. Genus Ptilodontis. Steph. (Notddonta. Ochs. Orthor- htnia. Boisd. früher.) 274. Palpina. L. 5. Genus Notodonta. Ochs. (Leiocampa, Lophopteryx, Ptilophora, Chaonia und Peridea. Steph.) v • 275.- Camelina L. 276. Cu cullina. Wien. Verz. Stuttgart Und auf der Alp selten. 99 277. Carmelita. Esp. — Stuttgart selten. 278. Dictaea. L. 279. Dictaeoides. Esp. 280. Dromedarius. L. 281. Tritophus. Fahr. — Stuttgart nicht selten. Tü- bingen selten. 282 Ziczac. L. 283. Torva. Ochs. — Stuttgart und Tübingen selten. 284. Trepida. Fahr. 285. Velitaris. Esp. — Stuttgart nicht selten, Tübingen selten. 286. Bi co Iura. Fahr. — Stuttgart und Tübingen selten. 287. Argentina. Fahr. — Stuttgart häufig. 288. Chaonia. Hübn. 289. Dodonaea. Wien. Verz. 290. Plumigera. Fahr. — Stuttgart selten. Alp häufig. 6. Genna Gluphisia. Boisd. (Notodonta. Ochs.) 291. Crenata. Esp. — Tübingen und Reutlingen selten. 7. Genas Diloba. Boisd. (Episema. Ochs. Steph.) 292. Coeruleocephala. L. 8. Genas Pygaera. Ochs. (Serlcaria. Latr.) 293. Bucephala. L. 9. Genus Clostera. Gr. von Hoffmannsegg. Steph. (Pygaerü; Ochs. Sericaria:. Latr.) 294. Curtula. L. 295. Anachoreta. fahr. 296. Reelusa. Fahr. 297. Anastomosis. L. — Stuttgart selten. NOCTUAE. XXin. Tribus Noctuobombycim. I. Genus Cymatephora. Tr. (Ceropaeha. Steph.) 298. Ridens. Fahr. (Xanthoceros. Hübn. Tr.) 100 299. Octogesima. Hübn. — Stuttgart häufig, Tübingen und Reutlingen selten. 300. Or. Fahr. 301. Flayicornis. L. 302. Diluta. Fahr. — Stuttgart nicht selten, Tübingen und Reutlingen selten. 303. Bipuncta. Borkh. selten. 2. Genus Cleoceris. (Po'lia und Cosmia. Tr.) 304. Yiminalis. Fabr. (Saliceti. Borkh. Tr.) 305 Öo. L. 3. Genus Plastenis. Boisd. (Cosmia. Tr. Tethea. Steph.) 306. Subtusa. Fabr. — Stuttgart und Tübingen selten. 307. Retusa. L. XXIV. Tribus Bombycoides. 1. Genus Acronyeta. Oehs. Tr. Steph. (Apatela. Steph.) 308. Leporina. L. — Selten. Yar. Bradyporina. Hübn. — Stuttgart selten. 309. Aceris. L. 310. M.eg acephala. Fabr. 311. Alni. L. — Stuttgart sehr selten. 312. Ligustri. Fabr. — Um Stuttgart häufig, Tübingen und Reutlingen selten. 313. Tridens. Fabr. 314. Psi. L. 315. Menyanthidis. Esp. — Stuttgart selten. 316. Auricoma. Fabr. — Stuttgart häufig, Tübingen und Reutlingen selten. 317. Rumicis. L. 318. Euphorbiae. Fabr. — Stuttgart häufig, Tübingen und Reutlingen selten. 319. Euphrasiae. Borkh. — Stuttgart selten. 2. Genus Diplitera. Ochs. Tr. 320. Caenobita. Esp. (Coepobita. Tr.) — In Ober- schwaben Ton Herrn Pfarrer von Wocher gefunden. mm m riPi&iM»« l.i.i ? I Ilm ] m$h I um t*s* 5&-SK <*■*•?*!►> OH o»?„® ► ’??#*► »"«??? mm* l r m n ? o u & ? “ ? r »- : ö^ow 418. Comta. Fahr. 419. Caps in co la. Esp. 420. Cucubali. W. Y. 421. Carpophaga. Borkh. (Perplex«. Bübn. Tr.) — Stuttgart häufig, Tübingen selten. 9. Genas Polia, Tr. 422. Dysodea. W. Y. 423. Serena. Fahr. — Stuttgart nieht selten, Tübingen selten. 424. Chi. I. 425. Flavicincta. Fabr. — Stuttgart selten, Tübingen und Reutlingen nicht selten. 10. Genas Thyatfra. Ochs. Tr. 426. Batis. L. 427. Derasa. L. — Tübingen und Reutlingen selten. XXVIII. Tribus Leucanides. 1. Genus Leucania. 0ehs. Tr. 428. Conigera. Fabr. — Tübingen, Reutlingen selten. 429. Albipuncta. Fabr. 430. Lftbargyrea. Esp. — Stuttgart und Tübingen ziem- lich hänfig. 431. Comma. L. — Selten am unteren Neckar. 432. L. Album. L. 433. Obsolet«. Bübn. — Stuttgart ziemlich selten. 434. Impura. Bübn. — Stuttgart selten. 435. Pallens. L. — Stuttgart häufig, Tübingen und Reut- lingen selten. /2, Genas Nopagria. Tr. Ochs. 436. Extrema. Bübn. (Junci. Boisd'i) — Stuttgart selten. Yon diesem im südlichen Deutschland sonst so zahlreich reprä- sentirten Genus mögen wohl in sumpfigen Gegenden des Landes, namentlich in manchen Theilen Oberschwabens, yon woher überhaupt wenig Berichte über die daselbst vorkommenden In- sekten vorliegen, mehrere Arten Vorkommen. 167 - XXIX. Tribus Caradrinides. 1, Genus Caradrina. Ochs. Tr. 437. Bilinea. Hübn. — Selten an verschiedenen Orten. 438. Trilinea. W. V. 439. Plantaginis. Hübn. (Ambigua. W. V. Tr.) — Um Stuttgart häufig. 440. Blanda. Hübn . — Stuttgart selten, Tübingen häufig. 441. Al sin es. Borkh. — Stuttgart und Tübingen häufig. 442. Morpheus. View. — Stuttgart ziemlich selten. 443. Cubicularift. W, V. — Erscheint oft zahlreich in den Häusern im Monat August. XXX. Tribus Orthosides. 1. Genus Orthosia. Oclis. Tr. (Orth, und Noctua. Tr.) 444. Gothica. L. 445. Litura. L. — Stuttgart häufig, sonst selten. 446. Neglecta. Hübn. — Stuttgart und Tübingen selten. Von Herrn Professor Hepp in Tübingen wurde die nach Treitschke noch unbekannte Raupe beobachtet. Derselbe fand sie auf einem mit Haidekraut, Geissklee, Ginster u. s. w. bedeckten Boden in Gesellschaft von Oleagina, Genistae, Contigua, Caeci- macula u. s. w. und zog sie mit Geissklee auf. ln der lugend ist sie grün, ändert aber später ihre Farbe, verpuppt sich im Sommer in der Erde, hat eine hellbraune Puppe mit kleiner Spitze und schlupft in der Mitte oder gegen Ende August aus. Die frischen Exemplare haben einen hübschen Anflug von röth- licher Farbe , besonders um die Mackein. Ich selbst beobachtete den Schmetterling im ersten Frühling bei Stuttgart * er musste also überwintert haben, wie so viele dieser Gattung, in die er auch der Anordnung von Boisduval zu Folge, am besten passt. 447. Caec.i m acula. Fabr. — Stuttgart und Tübingen selten. 448. Gracilis. Fabr. 449. Laevis. Hübn. — Stuttgart nicbt häufig. 450. Nitida. Fabr. — Reutlingen selten. 451. Pistacina. F«6r. — 110 — XXXI. Tribus Xylinides. 1. Genus Xylina. Tr. 486. Vetnsta. Hübn. — Stuttgart selten, Tübingen und Reutlingen nicht selten. 487. Exoleta. L. 488. Conformis. Fabr. — Stuttgart häufig, Reutlingen selten. 489. Rhizolita. Fabr. 490. Petrifieata. Fabr. 49t. Ö cu lata. Germ. — Stuttgart häufig. 2. Genus Cloantha. Boisd. (cieophana. Tr.) 492. Hy p erici. Fabr. — Stuttgart selten. 493. Perspicillaris. Fabr. — Stuttgart und Tübingen selten. 494. Radiosa. Tr. — Auf*der Alp selten. 3. Genus Cieophana Tr. 495. Linariie. Fabr. 4. Genus Chariclea. Kirby. Steph. (Xylina. Tr. Helio- tbis Tr. Suppt.) 496. Delphinii. L. — Von Herrn Pfarrer von Wocher in Christazhofen gefunden. 5. Genus Cucullial Ochs. Tr. Dup. Steph. 497. Abrotani. W. V. — Stuttgart nicht selten. 498. AbsynthiL L. — Stuttgart seltener als die vorige. 499. Umbratica. L. 500. Lactu ca e. E»p. 501. Lucifuga. Esp. — Tübingen und Reutlingen nicht selten. 502. As te ris. Fabr. — Stuttgart sehr häufig, Tübingen selten. 503. Thapsifaga. Tr. Tübingen selten. 504. Scrophuiariae. Ramb. Hübn. 505. Yerbasci. L. — 111 XXXII. Tribus Plusides. 1. Genus Absrostoia. Ochs. Tr, Suppl. 506. Urticae. Hübn. 507. T-riplasia, L. 2. Genua Chrysoptera. Latr. Dup. (Plasia. Tr.) 508. Mon e ta. Fahr. Stuttgart und Tübingen selten. 8. Genus Plus ia. Ochs. fr. Latr. 509. Illnstris. Fahr. — Tübingen nicht selten. 510. Festucae. L. — Stuttgart ziemlich selten. 511. Chrysitis. L. 512. Orichalcea. Fahr. — Von Herrn Pfarrer von Wo eher in Christazhofen gefunden. 513. Bractea. Fahr. — Bei Tübingen ziemlich selten. Wurde auch schon auf dem Schwarzwald gefunden. 514. Jota. L. — Stuttgart und Tübingen selten. 515. Gamma. L. * 516. lnterrogationis. L. — Schwarzwald selten. XXXIII. Tribus Heliothides. 1. Genus Anarta. Ochs. Tr. 517. Myrtilli. L. 518., Cordigera. Thunb. Esp. — Nur in Oberschwaben selten. 519. Arbuti. Fahr . (Heliaca. Bübn. Tr.) 2. Genus Heliothis. Ochs. Tr. 420. Ononis Fabr. — Stuttgart selten. 421. Dipsacea. L. 422. Marginata. Fabr. — Stuttgart ziemlich häufig, Tübingen selten. XXXTV. Tribus Acontides. 1. Genus Acontia. Ochs. Tr. 523. Solaris. W. V. — Stuttgart selten. 524. Luctuosa. W. V. 112 XXXV. Tribus Catocalides. 1. Genus Catephia. Ochs, Tr. 525. Leucomelas. W. V. — Stuttgart ziemlich selten. . 526. Alchymista. Fahr. — Stuttgart selten. 2. Genus Catocala. Ochs. Tr. 527. Fraxini. £/. — Im ganzen Land verbreitet, mehr oder weniger häufig. Um Stuttgart in manchen Jahren in grosser Menge. 528. Elocata. Esp. — Stuttgart nicht selten, Tübingen und Reutlingen selten. 529. Nupta. L. 530. Dilecta. Hübn. — Stuttgart selten. 531. Sponsa. L. 532. Promissa. Fahr. 533. Electa. Borkh. — Stuttgart häufig, Tübingen und Reutlingen selten. - m 534. Agamas. Hübn. — Soll in Stuttgart nach glaubwür- digen Aussagen gefanden worden sein an einem Eichbaume sitzend; ich selbst habe aber den Schmetterling oder die Raupe nie beobachtet. 535. Paranympha. L. 3. Genus Ophiusa. Ochs. Tr. 536. Lunaris. Fahr. — Stuttgart selten, Tübingen und Reutlingen nicht selten. In Stuttgart wurde er stets zur Zeit wenn es Agl. Tau gibt, beobachtet. 537. Pastinum. Tr. — Stuttgart nicht selten. 538. Lusoria. L. — Stuttgart selten. 539. Viciae. Hübn. — Selten. 540. Craccae. Fahr. — Stuttgart ziemlich selten. XXXVI. Tribus Noctuophalaenides. 1. Genus Enclidia. Ochs. Tr. 541. ML L. 542. Glyphica. L. n : V n nimm 114 117 wis: iss 1 I i l t filiiHi'HMriliNrniiiMiiEif»« ?• *3 öro»!* o ► Z » * s« r r O H oy w. v. 5. Ueber einige aus Griechenland erhaltene fossile Knochen. Yon Dr. 6. Jäger. Vor mehreren Jahren erhielt das Königl. Naturaliencabinet von einem damals in Griechenland sich aufhaltenden Wurttem- berger Herrn Arcbitect Knecht einige Bruchstücke fossiler Knochen, welche in dem Thale von Marathon gefunden worden waren, und zwar, nach der anhängenden Erde zu schliessen, in einem ziegelrothen fein geschlemmten fetten Thone , der mehr lemnischer Erde oder Bolus, als dem gewöhnlichen Lös oder Diluvialmergel ähnlich ist. Die Knochen selbst gehörten dem Pferde und einer Hirschart an. 1) Das obere Dritttheil eines Os metatarsi kommt mit dem eines gewöhnlichen Pferds von mittlerer Grösse vollkommen überein, und dazu mögen auch wohl zwei kleinere Bruchstücke der untern Hälfte eines Röhrenknochens gehören. Sie sind von fast kreideweisser Farbe und weniger fest, wahrscheinlich in Folge des durch das längere Liegen in der Erde oder an der Luft bewirkten Yerlustes des Knochenleims, wodurch auch das stärkere Ankleben derselben an der Zunge ohne Zweifel bedingt wird. Die innere Oberfläche des grösseren und eines der kleine- ren Bruchstücke ist mit weisslichten Kalkspathkrystallen besetzt, * eines der Bruchstücke ganz mit Kalkspath angefüllt. Dies ist auch 2) bei einem kleinen Bruchstücke eines Röhrenknochens der Fall, welcher vielleicht derselben Art von Wiederkäuern zugehört, von welchem Bruchstücke von zwei rechten Unter- kieferhälften herrühren, in welchen beiden hoch die zwei hintere Backzähne stecken. Beide Kieferbruchstücke scheinen etwas weniger calcinirt, als die Röhrenknochen, und auch die in jeden — 125 derselben befindliche Zähne sind, leichte Beschädigungen abge- 1 rechnet, gut erhalten. Die Kieferbruchstöcke sowohl als die Zähne kommen in Grösse und Form mit denen des gemeinen Rehs ( Cerws capreolus ) überein. Aus einer ohne Zweifel der von Marathon entsprechenden Ablagerung nämlich aus einem Thale am Fusse des Penthelicon erhielt Herr Prof. Andreas Wagner in München im J. 1838 *) fossile Knochep und Zähne darunter namentlich Backzähne einer Pferdeart, welche dem Equus primigenius Hippotherium gracile Kaup zugehören. Die Ueberreste von hirschartigen Wieder- käuern scheinen drei Arten anzudeuten, von welchen eine die Grösse des Rehs gehabt haben mochte, die andere grösser, die dritte kleiner als das Reh war. Ausser dem unteren Ende des Schenkelknochens eines Raubthiers -hat A. Wagner zwei Back- zähne eine£lweiten den Yiverren verwandten Raubthiers abge- bildet, welches er Galeotherium**) nennt. Der interesanteste Fund unter den von A. Wagner angeführten fossilen Ueber- resten ist indess ein Bruchstück des Oberkiefers eines in der Mitte zwischen den Hylobates und Semnopithecus stehenden Affen, den Wagner daher Mesopithecus und von dem Fundorte penheli- cus nannte, eine Bezeichnung welche auch insbesondere dem Galeotherium gegenüber von dem von mir beschriebenen Galeo- therium molassicum zu geben sein möchte. In der allgemeinen Zeitung vom 26. Februar 1841 wird von Bonn aus die Nachricht mitgetheiit, dass das Museum eine Sendung fossiler Knochen aus Athen erhalten habe, welche in der nächsten Umgebung der Stadt in einem röthlichen feinkör- nigen weichen Sandsteine gefunden worden waren. Sie gehören dem dreizehigen vorweltlichen Pferde {Hippotherium gracile) und a, deren Ueberreste auch in der Gegend von Rheinthale und in den Bohnerzgruben auf der Höhe der schwäbischen Alb zusammen Vorkommen. *) Abhandlungen der matb. pliysical. Classe der Acad. der Wissen- schaften. 8. München III. Bd. 1. Abthlg. Gelegenheitlich bemerke nahe gleichzeitig i tA. Wa worden Ist, gefunden worden < i welchem Zähne i Mola 126 ~ Es scheint somit, dass die obersten Schichten des classi- schen Bodens von Griechenland ziemlich ergiebig an Ueberresten einer untergegangenen Fauna seien, auf welche wir auch von unserer Seite die Aufmerksamkeit lenken möchten, die vielleicht indess durch die Ergiebigkeit an Kunstschätzen eher abgelenkt worden ist, welche die bisherigen Ausgrabungen geliefert haben, wobei denn allerdings sehr zu wünschen wäre, dass die Auf- merksamkeit der Finder insbesondere auch, auf die Verhältnisse des Vorkommens dieser fossilen Ueberreste gerichtet würde. — Den voranstehenden Notitzen füge ich nun noch einige Bemer- kungen bei. 6. Ueber die Ausfüllung der fossileiflfcnochen durch erdige oder krystalliniselie Substanzen. Von Dr. G. Jäger. Bei der Röstung der Knochen durch Feuer verkohlen be- kanntlich die verbrennlichen Theile derselben, insbesondere der in ihnen enthaltene Leim, die Knochen werden schwarz oder zu sogenannter Knochenkohle. Wird die Einwirkung des Feuers länger fortgesetzt , so verbrennen und verflüchtigen sich die ver- brennlichen Theile vollends, die Knochenerde selbst aber bleibt zurück, und die Knochen sind nun weiss gebrannt oder calcinirt Dieselbe Wirkung hat im Wesentlichen das längere Liegen der Knochen an der Luft oder in der Erde, jedoch treten dabei einige Modificationen ein. Durch das längere Liegen der Knochen an der Luft geht gleichfalls allmählig ein grosser Theil ihres Leims verloren, es bedarf jedoch eine längere Zeit, bis sie den weiss- gebrannten Knochen ähnlich werden und zerfallen. Es zeigt sich dabei unter den Knochen verschiedener Thiere und unter den verschiedenen Knochen desselben Thiers ein bedeutender Unterschied je nach der ursprünglichen Lockerkeit. oder Dichtig- keit ihres Gewebes und des Gehalts ihrer Hohlen an Mark, das die Einwirkung der Atmosphärilien mehr oder weniger aufhält, die durch verschiedene Umstände modificirt sein kann. Derselbe 127 Hergang findet mit einiger Abänderung bei den unter der Erde liegenden Knochen insbesondere je nach Beschaffenheit des Bo- dens statt. Ist der Boden, wie z. B. mancher Diluvialmergel feucht und eisenhaltig, so bildet sich, wie in Torfflagern in Folge einer nassen Verkohlung, bisweilen wirklich schwarze Knochenkohle, oder die Knochen erhalten auch wahrscheinlich durch das gebildete phosphorsaure Eisen eine mehr oder weniger dunkle blaue Färbung nicht selten mit dendritischer Zeichnung. Das Auflockern und Zerfallen der Knochen und Zähne erfolgt sofort, indem die Feuchtigkeit zwischen ihre Blätter und Fasern eindringt, und daher die Schwierigkeit, insbesondere grössere Knochen und Zähne, wie die des Mamuths, des Rhinoceros unversehrt zu Tage zu fordern. Unter gewissen Umständen scheint jedoch gerade der Verlust der Knochen und Zähne an Leim ihre vollständigere Erhaltung zu veranlassen. Durch die Beimengung des Leims der Knochen zu dem sie umgebenden, mehr Sand und Kalkerde enthaltenden Thon oder Mergel nimmt die Dichtigkeit des letzteren zu, und er bildet daher eine oft sehr feste Hülle um solche Knochen oder Zähne, wie dies bei manchen auf dem Rosenstein und in der Nähe der Reitercaserne an der Strasse nach Ludwigsburg gefundenen Exemplaren der Fall ist, bei welchen zum Theil diese Umhüllung noch durch Absatz von Süsswasser- oder Mineralwasserkalk an Festigkeit gewonnen haben mag, indess dadurch zugleich die Erhaltung der Einschlüsse selbst begünstigt wurde, wie sich dies aus der Beschaffenheit der in dem Mineralwasserkalk von Cannstadt oder in den Süsswasserkalken der schwäbischen Alb unmittelbar ein- geschlossenen Knochen und Zähnen ergibt. Nicht selten findet man die in Diluvial- oder älteren Allu- vialboden eingeschlossene Knochen, wie dies bei manchen am Sulzerain bei Cannstadt gefundenen Knochen namentlich: vom Pferd, Stier, Hirsch insbesondere der häufiger aufgefundenen Mittel- fussknochen der Fall ist, dadurch petrificirt, dass das sie um- gebende erdige Cement vielleicht in Verbindung mit dem in dem Mineralwasser oder dem Neckar aufgelösten Kalk in die Substanz des Knochens selbst eingedrungen ist. Bei manchen füllt auch die Höhlen derselben, ohne sichtbare Brüche oder >- 128 *- Risse der Knochen ein zusammenhängender fester Cylinder von Thon aus, dessen Substanz jedoch viel gleichförmiger ist, als der ihr sonst ähnliche die Knochen umgebende Thon oder Mer- gel, wie wenn dieser fein geschlemmpt oder durch ein enges Sieb hindurch getrieben worden wäre. Ein solches Sieb stellt nun wirklich der durch den Verlust des Leims poröser gewor- dene Knochen dar, indess in der von Mark leergewordenen Höhle des Knochens der freie Raum für die Aufnahme der Aus- füllungsmasse und in der über dem Knochen liegenden Masse des Bodens der nöthige Druck gegeben ist , um den Thon durch den porösen Knochen hindurch zu treiben, wenn auch damit nicht gerade immer eine natürliche hydraulische Presse einge- richtet sein mochte, was jedoch in manchen Fällen füglich an- genommen werden kann. Im Gegensätze mit diesen Knochen ist dagegen die Höhlung der in dem rothen Diluvialmergel vor- kommenden Knochen nur mit dem gleichen Diluvialmergel an-, gefüllt , wenn sie , irgend Spalten t»der Querbrüche zeigen , durch welche die Masse des sie umgebenden Bodens in Folge de» Druckes, welchen sie selbst ausübte, unmittelbar in die Höh- lung der Knochen eindringen musste. Wenn auch nicht aller Leim aus dem Gewebe der fossilen Knochen verschwunden ist» so ist der Verlust an demselben in der Regel doch sehr bedeu- tend, wie dies schon das ohne Zweifel vorzugsweise davon ab- zuleitende Ankleben solcher Knochen an der Zunge andeutet, noch mehr aber die Menge von Leim erweist, welche solche Knochen, wenn sie in Leimauflösung gelegt werden, wieder aufnehmen. Diese ist um so grösser, je poröser und zerreib- licher die Knochen geworden sind, wie z. B. die in Sand- mergel des Süsswasserkalkes von Steinheim gelegene Knochen welche durch die Wiederaufnahme von Leim die ursprüngliche Festigkeit und eine entsprechende Zunahme des specifischen Ge- wichts wieder erhalten, und zugleich die Eigenthümlichkeit des Anklebens an der Zunge verlieren. Mit der Entfernung des Leims und des Marks aus. den Knochen ist somit schon das mechanische Eindringen fremder Stoffe in die Sub- stanz und die Höhlen der Knochen in Folge des Druckes er- leichtert, welchem die sie umgebende Masse auf ihre Ober- — 130 gestellt werden wollte. Wenn nun aber auf die eine oder an- dere Weise der Absatz irgend eines Stoffs im Innern der Kno- chen zumal in kristallinischer Form erfolgt ist, so wird er den gleichartigen Stoff aus der ausserhalb des Knochens befind- lichen Flüssigkeit vorzugsweise anziehen und so allmählig die ganze Höhle des Knochen mit demselben Stoffe , z. B. Kalkspath (wie bei den aus Griechenland erhaltenen Knochen) ausgefüllt werden. Auf gleiche Weise kann aber auch die Auflösung eines 2ten und 3ten u. s. w. Stoffs in eine solche geschlossene organische Höhlung gelangen, wie dies wirklich nicht selten itf den Kam- mern der Ammoniten beobachtet wird, wobei ich auf die von Hrn. Prof. Quenstädt*) mitgetheille Zusammenstellung der ver- schiedenen Mineralien welche in den Cephalopodenschalen Vor- kommen, mich beziehe. Bei diesem Zusammentreffen mineralischer Auflösungen mit organischen Stoffen, tritt indess in vielen Fällen eine gegen- seitige chemische Wirkung ein; es erfolgt dadurch ohne Zweifel die Ablagerung von oft krystallisirtem Schwefeieisen zunächst um die Belemniten und Ammoniten des Liasschiefers. Sie ist oft so bedeutend , dass die ganze Masse der Ammoniten durch Schwefelkies ersetzt, nach dem gewöhnlichen Ausdrucke in Schwefelkies verwandelt ist. Für den chemischen Vorgang, welcher bei dieser sogenannten Verwandlung angenommen wer- den muss, ist nun ein näherer Nachweiss iu der Ausfüllung der Markhöhlen der in der Lettenkohle (Alaunschiefer) von Gail- dorf vorkommenden Knochen des Mastodonsaurus (Labyrinthodon Jägeri Owen), mit Schwefeleisen gegeben, welche ich auch bei einigen aus dem Liasschiefer namentlich bei Reutlingen erhalte- nen Wirbeln des Ichtyosaurus in auffallendem Grade beobachtete**)« Es muss in diesen Fällen vorausgesetzt werden , dass das Schwe- feleisen aus einer Auflösung von Eisen , höchstwahrscheinlich von Eisenvitriol, welche in der Gebirgsart sich gebildet hatte, und in die Höhle der Knochen eindringen konnte, entstanden sei. — Auf die Ausscheidung des Eisens aus einer solchen Auf- *) Württ. naturw. Jahreshefte II. Jahrg. 2. Heft p. 154. **) Heber die fossilen Reptilien Württembergs 1828. pag. 20. *■ r? r f li i I. Angelegenheiten des Vereins, 1. Vierte Generalversammlung am 30. April 1849 zu Ulm. Zusammengestellt von Prof. Dr. Th. Pliening er. Die auf der drilten Generalversammlung zu Heilbronn am 1. Mai 1847 nach Ulm designirte, vierte für das Jahr 1848 war verschoben worden, well der Ausschuss wegen der damaligen politischen Unruhen befürchten musste, dass die Versammlung nicht zahlreich genug besucht werden würde. Sie wurde daher auf das nächste Jahr vertagt und dieser Beschluss seiner Zeit in öffentlichen Blättern bekannt gemacht. Obgleich die Zeiten im Frühjahr 1849 auch nicht gerade einladender zu friedlichen wissenschaftlichen Berathungen ge- worden waren , so erschien es doch nicht räthlich , eine aber- malige Vertagung anzuordnen, wenn nicht in manchen Be- ziehungen Uebelstände und Stockungen in dem innern Haushalt des Vereins eintreten sollten. Da der 1. Mai in diesem Jahre auf den Dienstag fiel, so erlaubte sich der Ausschuss in Ge- meinschaft mit dem Geschäftsführer, Kreisforstrath v. Man- delsloh blos die kleine Abweichung von §. 19 der organischen Bestimmungen, dass der vorhergehende Montag, der 30. April, zum Tag der Berathung bezeichnet wurde, iim den auswärtigen Mitgliedern den vorangehenden Samstag zur Her- und den Feier- tag 1. Mai zur Zurückreise zu lassen, zugleich aber noch den Mitgliedern geistlichen Standes durch die Anberaumung eines Werktages die Theilnahme möglich zu machen. Der Geschäftsführer hatte folgende Vorbereitungen getroffen. Der grosse Saal in dem Gasthof zum Hirsch war für die Zwecke WOrttenb. uatunv. Jahresfaefte. 1849. 2« Heft 10 tHiii i 139 n it r.*p ! I i 1 165 12 fl 171 177 II. Aufsätze und Abhandlungen. 1. Ueber den gegenwärtigen ! Electroehemie. Ein Vortrag, gehalten vor dem Vei cerober 1847. Von Dr. Otto Seyffer. 13. De- — 180 — in Verbindung mit Luft und Erde erkannt worden war. Diese alte eingewurzelte Ansicht umzustossen fruchteten weder die Polemik derjenigen Naturforschern, welche die Zersetzung und Zusammensetzung aus theoretischen Gründen bereits erkannt hatten, noch die thatsächlichen Beweise , denn nur wenigen war es vergönnt gewesen , die Zersetzung mit eigenen Augen zu sehen und die Aussagen dieser wurden als unrichtig in Zweifel gezogen. Es bedurfte eines beweisenden Mittels, wodurch sich jeder diese Zersetzung augenscheinlich machen konnte und dieses wurde in der Volta’schen Säule gefunden. Die beide» oben genannten Engländer sprachen mit dem ihrer Nation eigenen umfassenden, praktischen Blick die Ansicht unumwunden aus, dass das Wasser mittelst der Electricitat der Säule in seine beiden Grundbestand- theile, Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt werde. In Frankreich wurde diese Thatsache allgemein angenommen und nur in ^Deutschland erhoben sich noch die Stimmen einiger grübeln- den Gelehrten dagegen , bald mussten aber auch diese verstum- men, die erste Entdeckung im Gebiete der Chemie mittelst der Volta’schen Säule war aberkannt und man sah ein, was für ein bedeutendes Hülfsmittel man in diesem Instrumente für die Chemie gefunden habe , und welch unberechenbare Vortheile man durch dasselbe in der Zukunft erzielen könne. Da diese erste Zersetzung die Grundlage aller übrigen Ent- deckungen bildet, welche mit Hülfe der Säule gemacht wurden, so muss ich dieselbe etwas näher begründen, um später über die übrigen Zersetzungen schneller hinweggehen zu können. Bekanntlich äussert sich die Electricitat , welche in der Volta- schen Säule, sei es durch Contact oder chemische Wirkung hervorgebracht wird, in ihren beiden Gegensätzen, der + und — Electricität , an den beiden Enden derselben, welchen dess- halb der Name -j- und — Pol beigelegt wurde. Bringt man nun mittelst zweier Drähte eine Verbindung zwischen diesen beiden Polen zu Stande und schliesst diese Verbindung durch Wasser, so tritt sogleich «ine Gasentbindung in demselben ein und zwar sammelt sich , wenn hiezu eine gehörige Vorrichtung gemacht ist, der Sauerstoff am der Wasserstoff am — Pole. Werden hiebei Drähte von Metallen verwendet, welche grosse 182 gen problematische Körper, dessen Existenz für den ohne allen Zweifel sein muss, welcher ihn gehörig beobachtet hat, ist zu- nächst aus den neueren Versuchen über die Electrolyse (Elec- trolyse ist nach Faraday so viel .wie electrochemische Zer- setzung) des Wassers entsprungen. Bei Gewittern und bei Versuchen mit der Electrisirmaschihe wurde er im vorigen Jahr- hundert schon durch seinen Geruch wahrgenommen, blieb aber ganz unbeachtet, bis Schönbein, dem die Electrochemie so viele neue Entdeckungen zu verdanken hat , die Erscheinung näher und von einer ganz neuen Seite auffasste, so dass er jetzt so weit gekommen ist, den Stoff zwar nicht als sichtbaren Körper, so doch als riechendes Princip auch ohne Hülfe der Electricität darzustellen. Ich erlaube mir die Geschichte des Ozons etwas näher zu beleuchten, da man den berühmten Baseler Naturforscher in dieser Sache allzusehr verkannt hat. Schon im vorigen Jahr- hundert haben mehrere Franzosen und Deutsche diesen bei elec- trischen Erscheinungen stets auftretenden Geruch als das Produkt einer durch die Electricität bewirkten Zersetzung betrachtet, durch welches die Geruchsnerven afficirt werden; am Volta’schen Apparate war diese Wahrnehmung vor Schönbein nicht ge- macht worden. Als er nun im Jahr 1840 in den Verhandlungen der königlichen Bayrischen Akademie der Wissenschaften über die von ihm bei der Electrolyse des Wassers wahrgenommenen Geruchserscheinungen berichtete und dieselben einem eigenthüm- lichen, dem Jod, Brom oder Chlor ähnlichen Körper zuschrieb und diesem den Namen Ozon gab, weil er sich zuerst durch seinen Geruch geoffenbart hatte , so war es vielleicht diese etwas kühn scheinende Hypothese, welche ihm so viele Gegner zu- führte; betrachtete man aber seine Untersuchungen genauer, namentlich die Umstände, unter welchen der Geruch hervorge- bracht und nicht hervorgebracht wurde, sein electrisches Ver- halten mit Platin und Gold, seiner Verbindungen mit verschiedenen Körpern und die hiedurch erfolgte Zerstörung des Geruches, seine Aufbewahrung und Anderes , so schien die Hypothese nicht mehr so kühn als Anfangs , ja man musste ihr sogar Beifall zollen. Die Einwendungen de la Rive’s, der Geruch möchte von fein zerlheilten , von den Leitungsdrähten durch die mechanische Kraft - 183 - des galvanischen Stromes losgerissenen Oxydtheilchen herrühren, war bald beseitigt, da bei Anwendung verschiedener Metalle zu Leitungsdrähten, derselbe Geruch zum Vorschein kam. Unermüdet suchte Schonbein die Sache weiter zu erfor- schen, bis er dahin gekommen war, die fragliche Substanz auf chemischem Wege darzustellep und er brachte es soweit, dass er seine Aehnlichkeit mit Chlor, besonders durch die Zerstörung von Pflanzenfarben aufs evidenteste nachwies. Ebenso fand er, dass Schwefel- und Phosphorwasserstoffgas, schweflige Säure, die unedlen Metalle und auch Phosphor das Ozon sogleich zer- stören. Nächst diesem bemerkte er, dass zur Erzeugung des Ozons stets Stickstoff nöthig sei und ging desshalb in seiner Hypothese so weit, das Stickgas, wie man es schon längst geahnt hatte, als zusammengesetzt zu erklären. Dasselbe würde nach dieser Ansicht Ozonwasserstoff sein. In der That wurde diese Hypothese wahrscheinlich durch die Aehnlichkeit desselben mit dem Chlorwasserstoff. Er wies nach, dass es keine Phosphor- verbindung sein könne, wie viele glaubten, und stellte sogar die Verhältnisse fest, in denen sich das Ozon mit Wasserstoff und Sauerstoff verbinde , wenn man den Stickstoff als Ozonwasser- stoff betrachte. Wegen dieser neuen Kühnheit fiel Alles über ihn her, der Eine hielt das Ozon für salpetrige Säure, der An- dere für eine neue , noch unbekannte Verbindung des Stickstoffes mit Sauerstoff u. dergl. mehr. Herr von Kramer bewies aber auf der Versammlung der Italienischen Gelehrten in Mailand, dass ersteres nicht sein könne und Schönbein unterliess nicht, immer neue Beweise für seine Ansicht zu sammeln, verwahrte sich aber gegenüber seiner Gegner ausdrücklich dahin, dass er seine Betrachtungsweise des fraglichen Körpers für nichts anderes angesehen wissen wolle, als für das, was sie wirklich sei, eine Hypothese, die er in der Absicht aufgestellt habe, Zusammen- hang in die von ihm über das Ozon ermittelten Thatsachen zu bringen. Viel weiter waren die Kenntnisse über den merkwürdigen Stoff bis zum vorigen Jahre nicht gelangt, Gegner hatte Schön- bein aber immer noch viele, namentlich stillschweigende, die ihre Ansicht nur durch ein vorne hm es Achselzucken kund gaben* Wörttemb. naturw. Jahreshefte. 1849. Z Heft. 13 — 186 — Erscheinungen im Gebiete der Electrochemie , indem zwei sonst nur gasförmig auftretende Stoffe, Stickstoff und Wasserstoff, die Bestandtheile des Ammoniaks, sich wie ein Metall verhalten; eine Erscheinung, welche bis auf den heutigen Tag noch nicht aufgeklärt ist. Vielleicht, dass sie in späterer Zeit die Kennt- nisse über den Stickstoff aufzuklären hilft; jedenfalls steht auch diese Bildung mit der Ozonentwicklung in Verbindung, denn ich habe bei Darstellung dieses Amalgams den stärksten Ozongeruch wahrgenommen. Von der Darstellung der Alkali und Erdenmetalle, welche für die Jetztzeit eine abgeschlossene Thatsache ist, hier bei dieser allgemeinen Schilderung des jetzigen Zustandes der Electrochemie, als zur Kenntniss des Ganzen gehörig , nicht umgangen werden darf, kann ich, da die Versuche von Brande in den pflanz- lichen Alkaloiden, z. B. in Morphin , Cinchonin , Chinin u. s. w., auch metallische Basen zu entdecken, zu keinem Resultate ge- führt haben, zu den weiteren Zersetzungsversuchen übergehen, welche mit Hülfe der Säule angestellt wurden, nämlich zu den Zersetzungen der Metallsalze und ihrer Lösungen , auf denjenigen Theil der Electrochemie, welcher für das praktische Leben be- reits den grössten Nutzen gebracht hat. Es sind diese Zersetzun- gen diejenigen, in welchen sich die Electrochemie heutzutage beinahe ausschliesslich bewegt , weil biedurch die erspriesslichsten Resultate für Künste und Gewerbe erzielt wurden. Gleich mit den ersten Versuchen über die Wasserzersetzung und denjenigen der Zersetzung der wässrigen Lösungen der Alkalien, wurden auch solche über die Zersetzung von Metall- salzlösungen angestellt und diese ersten Versuche gaben schon das Resultat , auf das man heuzutage die Galvanoplastik mit ihrem ganzen Gefolge von neuen Entdeckungen anfgebaut hat, eine Entdeckung, zu der man schon damals hätte gelangen können, die aber erst 40 Jahre später zu Stande kam. Schon Nichol- son hätte bei seinen ersten Versuchen mit der Säule gefunden, dass, als er die kupfernen Leitungsdrähte in verdünnte Salzsäure gehen liess, um letztere zu zersetzen: der -f- Draht aufgelöst wurde, während sich am — metallisches Kupfer ansetzte. Es war also bei diesem Vorgänge durch die Zersetzung der Säure 187 an der + Electrode oder dem damals sogenannten Sauerstoff- pole irgend eine Kupferverbindung mit Salzsäure , Sauerstoff oder einem der andern Bestandtheile der mit Wasser verdünnten Salz- säure gebildet worden. Diese blieb in der zurückbleibenden Salzsäure gelöst und nehme ich an es sei dieses, was das wahr- scheinlichste ist, salzsaures Kupferoxyd gewesen, so wurde im ferneren Verlauf der electrischen Action nicht mehr das Wasser der Salzsäure zersetzt, vielmehr die sich bildende wässrige Lösung des salzsauren Kupferoxyds und die Salzsäure mit dem Sauer- stoff wurde am + Pole entwickelt, während sich das von diesen befreite und reine metallische Kupfer am — ansetzte. Ich habe dieses Beispiel näher auseinandersetzen zu müssen geglaubt um für die übrigen Entdeckungen in diesem Felde eine Basis zu gewinnen. Kurze Zeit nach Nicholson entdeckte nun Cruiks- hank die Zersetzung von Metallsalzlösungen, die er der Ein- wirkung der Säule aussetzte, wo sich also nicht mehr, wie im obigen Beispiele, die Metalllösung ebenfalls durch galvanischen Einfluss erst bilden musste, vielmehr schon gebildet vorhanden war. Er setzte den Drähten der Säule Lösungen von essigsaurem Bleioxyd , von schwefelsaurem Kupferoxyd und von salpetersaurem Silberoxyd aus, wodurch er namentlich bei letzterem den präch- tigsten Dianenbaum von Aetallischem Silber am — Pole erhielt. Diese Versuche wurden tausendfältig an den verschiedenste^ Metallsalzlösungen wiederholt und bald brachte man mit ihnen durch die Bemühungen des scharfsinnigen Forschers Theo- dor’s von Grotfhuss die schon längst bekannten Metall- vegetationen und Metallreductionen, welche ohne äussere galva- nische Einflüsse lange vor Entdeckung des Galvanismus zu Stande gebracht worden waren, damit in Verbindung und erhielt dadurch eine weitere Einsicht in die durch das ganze Gebiet der Chemie vorkommenden galvanischen Wirkungen , welche man füglich mit dem Namen mikrogalvanische Wirkungen am besten bezeichnen Aus diesen electrocbemischen Zersetzungsversuchen ging eine der herrlichsten Entdeckungen hervor, welche zunächst die Aufmerksamkeit der Mineralogen und Geologen auf sich zog, leider aber an vielen derselben unbeachtet vorüberging. Es ist diess die von dem älteren Becquerel durch secundäre galva- nische Wirkung bewirkte Erzeugung verschiedener chemischen Verbindungen , welche sonst schwer darzustellen sind und wobei die Substanzen so schön krystallisirt geliefert werden, wie sie in der Natur Vorkommen, so dass Becquerel auf den Schluss geleitet wurde , sie möchten in der Natur ebenfalls auf electri- schem Wege gebildet worden sein. Er stellte auf ähnliche Weise wie man sonst die mikrogalvanischen Metallreductionen erhält, krystailisirte Oxyde von Kupfer, Blei und Zink, Oktaeder von Chlorsilber, Tetraeder von salzsaurem Kupferoxydul, Oktaeder von Schwefelsilber, graue Krystalle von Schwefelkupfer, kubische Krystalle von Schwefelzinn und Schwefeleisen , goldgelbe Krystalle von Jodblei, Oktaeder von Jodkupfer, Tetraeder der salzsauren Salze von Ammoniak, Kalk, Kali, Baryt, Strontian und Mag- nesia und viele andere her. Er machte hiebei die für die Kry- stallkunde so merkwürdige Wahrnehmung, dass in vielen Fällen die Krystalle anfangs vollkommen ausgebildel waren, sich aber nach und nach enteckten. Diesen Versuchen folgten seine neuesten Arbeiten vom Jahr 1845 über die Erklärung verschie- dener problematischer Erscheinungen im Gebiete der Geologie mittelst der Electrochemie, eine Arbeit, welche Davy schon im Jahr 1806 gleichsam vorhergesagt halft, indem er damals be- merkte , man werde einst in der Geologie auf Erklärungen kom- men, welche auf den chemischen Erscheinungen des Galvanismus fussen. Von den vielen Anwendungen der Vo 1 tauschen Electri- cität besonders bei Analysen von metallischen Substanzen will ich nicht reden und nur noch die von Edmund Davy einge- führte Anwendung der chemischen Erscheinungen derselben in der gerichtlichen Medizin zur Erkennlniss von Arsenikkupfer- oder Bleivergiftungen erwähnen, welche ein ebenso schönes Re- sultat gewährt, als die vielen andern Methoden auf rein chemi- schem Weg, indem diese Metalle bis auf die kleinsten Spuren aus den verschiedensten Lösungen geschieden werden. Ich habe nun eine grosse Anzahl von Entdeckungen ange- führt, welche im Zusammenhang zwischen electrochemiseher Wirkung und Metalllösungen oder wie man sie schon genannt hat in der electroehemischen Metallurgie gemacht wurden und gelange nunmehr an das wichtigste Ergebniss derselben, an die Galvanoplastik mit der electrochemischen Vergoldung, Versilbe- rung u. s. w. , überhaupt der Ueberziehung eines Körpers mit einem Metall auf nassem Weg. Bedenkt man bei Verfolgung der Geschichte der Electro- chemie wie vielfache Erscheinungen von Erfindung der Säule an bekannt wurden, welche die Grundlage der Galvanoplastik bilden oder die Ueberziehung eines Metalles durch ein anderes in allen Theilen beweisen, so muss man staunen, dass man nicht früher auf den Gedanken gekommen ist, diese Erscheinung weiter zu verfolgen und in der Technik Gebrauch davon zu machen. Be- trachtet man alle Metallreductionen von Brugnatelli und Davy an bis zur neuesten Zeit , ja bedenkt man , dass ersterer sogar wirkliche Vergoldungen auf galvanischem Wege an Silbermünzen schon im Jahr 1802 herstellte, so muss man in der That auf obigen Gedanken kommen. Niemand dachte aber hieran und erst der neuesten Zeit blieb es Vorbehalten die Sache zu der ihrigen zu machen; es hat sich aber auch die Technik keiner neuen Erfindung in kurzer Zeit so sehr bemeistert als dieser, denn bereits jetzt, nachdem noch keine 10 Jahre ihrer eigent- lichen Entdeckung vorüber sind und sie aus den Händen der Gelehrten in die der Techniker übergegangen ist, wurden die grössten Fabriken für diesen neuen Gewerbszweig in Peters- burg, Berlin, London, Paris, Wien und einigen andern Orten errichtet. Gewöhnlich nennt man den ersten Erfinder der sogenannten constanten Kette, Wach, auch den Erfinder der Galvanoplastik, indem er metallisches Kupfer aus einer Kupfervitriollösung nie- derschlug. Dieses ist aber ebenso unrichtig als unstatthaft, denn ebenso gut als er, hätten alle diejenigen das Recht die Erfindung für sich zu reklamiren, die sich schon lange vor ihm und auch nachher noch mit den galvanischen Metallreductionen beschäf- tigten. Bios denjenigen kann aber die Wissenschaft als Erfinder einer Sache betrachten , . welcher dieselbe ausführlich und nicht in blossen Andeutungen von sich gibt. Dieselbe kann keinem anderen zugeschrieben werden, aisJacobi, der seine neue Ent- deckung auf eine so vollkommene Weise aus seinen Händen gab, 191 wie Gaze, Moll u. s. w., Insecten und Pflanzen mit Kupfer und andern Metallen überzogen und die letzteren dadurch halt- bar gemacht. Von besonderer Wichtigkeit ist das galvanoplastische Ab- formen der gravirten Kupferplatten, welches Bö ttger zuerst im Jahr 1841 an einer Platte von Fe Ising so meisterhaft zu Stande gebracht hat, dass man die davon abgezogenen Abdrücke von denen der Originalplatte nicht unterscheiden kann. Schade dass diese Erfindung nicht früher gemacht wurde um die herrlichen und seltenen Werke der alten Kupferstecher vertausendfältigen zu können; wer weiss aber, ob diese dem Erfinder der Galvano- plastik nur Dank gezollt hätten? denn die Kupferstecherkunst ist zwar hiedurch , seitdem sie durch die Erfindung der Lithographie in Schlummer gewiegt worden war , wieder etwas gehoben wor- den, wird aber durch solche leicht zu Stande bringende Verviel- fältigung wie die Lithographie sich unter die Gewerbe verlieren und wo die Kunst gewerbsmässig betrieben wird, geht sie be- kanntlich ihrem Ruin entgegen. Ausser der Vervielfältigung der gravirten Kupferplatten gingen aber in kurzer Zeit aus der Galvanoplastik Abformungsmethoden hervor, die sich selbst bis zur Nachahmung von Banknoten und Urkunden erstreckte, wodurch die Galvanoplastik zu einem ge- fährlichen Zweig der Falschmünzerei und des Betruges zu wer- den droht, denn in der That ist sie schon, wie Beispiele lehren, zur Falschmünzerei im Grosen verwendet worden ; es kamen näm- lich im vorigen Jahr und erst neuestens wieder in den Rhein- gegenden und in Frankreich 20 Francsstücke in Umlauf, die galvanoplastisch von Kupfer gefertigt, wegen des Gewichtes mit Blei oder mit einem anderen Metall ausgegossen und galvanisch vergoldet waren. Das haben die, welche sich auf diese Weise mit Falschmünzen abgeben, vor den andern voraus, dass ihre Münze vom Original nicht so leicht unterschieden werden kann. Ob Banknoten und Urkunden ebenso untrüglich hergestellt wer- den können, will ich dahingestellt sein lassen, übrigens könnte ein denkender und wissenschaftlich gebildeter Gauner ein neues Verfahren aus demjenigen der Galvanographie des Herrn von Ko bell sich selbst bilden. Derselbe stellte Zeichnungen und 192 Gemälde galvanoplastisch dar, um die so gewonnenen Platten nachher zum Abdrücken benützen zu können. Er malt irgend ein Bild mit geeigneter Farbe , deren Bindemittell eine Auflösung von Wachs und Dammaraharz in Terpentinöl ist, auf eine silber- plattirte Kupferplatte und zwar so, dass die lichtesten Stellen ganz frei bleiben, die andern nach dem Verhältniss der Dunkel- heit eine dickere Lage erhalten , so bekommt er nach und nach ein gewisses Bild, ähnlich*wie die Schattirung der Bilder bei der sogenannten orientalischen Malerei erhalten wird, und da die Formen und Zeichnungen desselben nur in den verschieden dicken Schichten bestehen, so drückt sich das Bild in einer Kupfer- platte ab, welche auf galvanoplastischem Wege darüber herge- stellt wird. Auf dieser Platte erscheint dann das Bild wie ein- gravirt und man kann es durch Abdrucken vervielfältigen. Spencer, von Kobell und Schöler in Kopenhagen bil- deten ein weiteres Verfahren aus, welches zu diesem das Ge- genstück bildet, nämlich die sogenannte Voltaitypie; es besteht darin,' dass man eine galvanisch versilberte Kupferplatte- mit einem leicht zu schneidenden Wachsgrund überzieht,, die Zeich- nung hmeingravirt, so dass an den gravirten Stellen die Metall- platte blossgelegt wird. Hierauf macht man die ganze Wachs- masse mit Graphit leitend und bringt sie in den galvanoplastischen Apparat um eine Platte darüber herzustellen , welche nach ihrer Vollendung ein erhabenes Bild darbietet, das zum Abdrucken geeignet ist; solche Voltaitypen eignen sich zu Bildern, welche in den Text gedruckt werden sollen und können wegen ihrer leichten Herstellung und geringen Abnützung die Holzschnitte ersetzen. Eine weitere Anwendung der Galvanoplastik ist das Nach- bilden von Kupferpiatten auf Daguerr e’sche Lichtbilder. Bei- nahe zu gleicher Zeit gelangte man zu diesen beiden merkwür- digen Erfindungen , welche in der Geschichte der Kunst und der Gewerbe so grosses Aufsehen erregten und in späterer Zeit noch eine weit grössere Rolle in denselben spielen werden. Durch die Anwendung zweier Naturkräfle kam man zu dem Ver- fahren, Abbildungen zu erhalten, die in ihrer Entstehungsweise so sehr verschieden von einander sind, auf der andern Seite 193 aber wieder so viel Aehnlichkeit mit einander haben, indem beide anf der chemischen Wirkung, die Galvanoplastik auf der- jenigen der Electricität, die Daguerreotypie auf derjenigen des Lichtes beruhen und als Repräsentanten der beiden verwandten Zweige der Kunst , der Bildhauerkunst und der Malerei auftraten. Während das eine Verfahren die treuesten Bilder wie mit einem Hauch hinzaubert, ähnlich wie bei einem klaren durchsichtigen Gemälde, erscheint das andere massenhaft* und gibt die plas- tischen Formen eines jeden Gegenstandes metallisch von sich, wie sie bisher nur durch Abgüsse erhalten werden konnten. Es konnte nicht auffallen, dass man gleich bei Entdeckung der Gal- vanoplastik die so feinen Lichtbilder durch Niederschlagung eines Metalles auf dieselben nachzubilden suchte, um so eine Kupfer- platte zu erhalten, welche das Bild vertieft enthielte und von welcher man dann beliebig viele Abdrucke, wie von jedem Kupfer- stiche erzielen konnte. Kaum sollte man glauben, dass dieses wegen der ungemein feinen Schichte, welche das Bild auf der Silberplatte bildet, geschehen könne, und doch gelang die Sache nach wenig Versuchen. Der Engländer Grove überzog nämlich das Lichtbild auf der Rückseite und an den Kanten mit Schellack bis auf eine kleine Stelle zur Aufnahme des Leitungsdrahtes; ebenso verfuhr er an einer nach Smee’s Methode mit Platin- pulver überzogenen Blatinplatte. Durch Einfluss des Galvanis- mus ätzte er sie nun, indem er beide Platten in ein Gemisch von 2 Theilen Salzsäure und 1 Wasser brachte, und zwar so, dass das Lichtbild mit der +, die Platinplatte mit dem — Pole in Verbindung kam. War die Aelzung nach 25 bis 30 Se- kunden vollendet, so formte er auf galvanoplastischem Wege eine Kupferplatte darüber ab. Dieses Verfahren gab aber kein sehr günstiges Resultat und erst Berres und Fizeau vervoll- kommneten dasselbe in soweit, dass es einigermaassen angewandt werden kann ; es beruht auf einer ähnlichen Aetzung durch Sal- petersäure, salpetrige Säure und Chlorwasserstoffsäure, die auf den schwarzen Stellen Silberchlorür erzeugen, ohne die weissen anzugreifen. Die ‘Einzelheiten desselben sind aber zu umständ- lich, als dass ich sie hier näher anführen könnte und leider sind die erhaltenen Kupferplatten und hievon abgezogenen Bilder noch 194 nicht sehr vollkommen. Doch muss man das Ganze erst als einen Anfang betrachten und die Betriebsamkeit unserer Zeit und der Eifer mit dem neue Entdeckungen aufgesucht werden, wird auch dieses Verfahren gewiss noch weiter vervollkommnen, so dass wir vielleicht in kurzer Zeit mit Hülfe des Lichtes und der Electricität mit leichter Mühe unser eigenes Antlitz vertausend- fältigen können. Endlich muss ich noch die Methode des Professors Osann in Würzburg erwähnen, wodurch er in Metallplatten auf galva- nischem Wege Bilder ätzte. Er nennt dieselbe Galvanokaustik und sie dürfte vielleicht ebenso wichtig werden , als die Galvano- plastik seihst. Das Verfahren beruht auf der schon längst be- kannten Wahrnehmung, dass ein von dem — Pole einer Volta’- schen Säule ausgehender Strom eine in Kupfervitriol aufgehangene Kupferplatte auflöst und dieses Kupfer zu einer andern überführt welche mit dem Pole der Säule verbunden ist. Hieraus schloss er , dass wenn die erste Platte an einigen Stellen mit einem Ueberzug bedeckt sei , auf den die Kupfervitriollösung nicht wirke, so werden nicht diese, wohl aber die andern Stellen auf- gelöst und es müsse sich so jede beliebige Figur erzeugen las- sen. Diesen Ueberzug stellte er durch einen Firniss aus Kien- russ, venetianischem Terpentin und Terpentinöl her und die Aetzung gelang ihm vollkommen, besonders auf Zinnplatten , wo- bei er dann natürlicherweise anstatt der Kupferlösung eine Zinn- lösung (Zinnchlorür) anwandte. Doch alle diese Methoden mit Hülfe der Galvanoplastik Metallplatten herzustellen, welche zum Abdrucken und Verviel- fältigung einer Zeichnung bestimmt und meistentheils erst in ihrer Ausbildung begriffen sind und somit noch keine allgemeine Anwendung finden, müssen vor dem Nutzen zurücktreten, wel- cher für die Metallgewerbe, namentlich Messerschmide , Waffen- schmide, Ciseleure u. s. w., besonders aber Silberarbeiter aus der Galvanoplastik hervorgegangen ist. Ich meine damit die electrochemischen Vergoldungen, Versilberungen, Verplatinirungen n. s. w., welche nunmehr nach so kurzer Zeit zu allgemeiner Anwendung sogar bei dem geringsten Gewerbsmann gekommen and. Wie ich früher bemerkte vergoldete schon Brugnatelli 195 — gleich nach der Entdeckung der Säule Silbermünzen auf galva- nischem Wege; Vergoldungen auf rein chemischem Wege ohne Beihülfe des Feuers waren ebenfalls manche bekannt , aber theil- weise wegen der Unvollkommenheit der Vergoldung oder wegen der Kostspieligkeit nicht zur Anwendung gekommen. Durch die Entdeckung der Galvanoplastik lag es natürlicherweise sehr nahe, ebenso wie mit Kupfer Ueberzüge von andern Metallen zu er- halten und bei der Wichtigkeit der Sache für die technischen Gewerbe, der Unbequemlichkeit und Schädlichkeit des bisherigen trockenen Verfahrens mit Quecksilber, bemühten sich Viele, ein geeignetes Verfahren dieser Art zu entdecken. Das Französische Institut batte schon vorher einen Preis ausgesetzt für die Auf- findung einer zweckmässigen Vergoldung ohne Quecksilber und jetzt kam es nur noch darauf an, schickliche Goldlösungen zu bereiten, wodurch so wenig als möglich Verlust dieses kost- baren Metalls erlitten wird, denn die Apparate waren alle schon vorhanden. Der berühmte Genfer Physiker August de la Rive machte das erste geignete Verfahren bekannt und erhielt desshalb die Hälfte des ausgesetzten Preises und durch Böttger’s und vieler Anderen Bemühungen ist die Sache nun so weit gediehen, dass man in der Gegenwart die schönsten und dauerhaftesten Vergol- dungen electrochemisch zu Stande bringt und zwar so wohlfeil, schnell und unschädlich, dass die Feuervergoldung oder trockene Vergoldung weit dahinter zurückbleibt. Das Verfahren hier näher zu beschreiben würde zu nichts führen, nur im Allgemeinen will ich bemerken, dass bereits gegen 100 verschiedene Metho- den vorhanden sind. Die schönsten und sichersten Vergoldun- gen erhielt man gerade auf die Weise, wie man die Kupfer- platten bei der Galvanoplastik erhält, Haupterfordernisse sind aber, dass die zu überziehenden Gegenstände, um eine dauer- hafte Vergoldung zu erhalten, höchst rein und blank polirt sein müssen, dass man die stattfindende Vergoldung von Zeit zu Zeit unterbricht, d. h. die Gegenstände aus der Kette heraus- nimmt, abreibt, und dieses mehrmals wiederholt und dass man sich endlich eine gehörige Goldlösung bereite. Dieses ist die Hauptsache des Ganzen und bis zum heutigen Tage sind die f »KlBf üi 198 Wand von einem andern mit verdünnter Eisenvitriollösung ge- trennt war. In letztere Hessen sie eine Eisenplatte tauchen und stellten eine leitende Verbindung mit der Kupfervitriollösung her. Die erzielten Niederschlage sind sehr rein und haben nur den Nachtheil, dass sie leicht ins pulverförmige übergehen. Mit diesem geht die grosse Anzahl von Entdeckungen zu Ende, welche sich an die ersten Zersetzungen von metallischen Lösungen anreihen , keineswegs aber das grosse Gebiet der Elec- trochemie und somit komme ich an den vierten Theil meines Aufsatzes, gleichsam ein Gemisch der früheren, nämlich an die electrochemische Zersetzung verschiedener Flüssigkeiten mit den sogenannten electrochemischen Ueberführungen und der grossen Reihe von Wahrnehmungen, welche sich an dieselben anschliessen. Bei den ersten Wahrnehmungen der durch Hülfe des Gal- vanismus bewirkten Zersetzungen bemerkte man das Ansammeln bestimmter Stoffe an dem einen oder andern Polardraht, wie ich oben schon vielfach bemerkt habe. Viele konnten sich dieses nur durch eine Art Hindurchführung erklären. Niemand sann aber auf Mittel dieses direct nachzuweisen. Dieses tbaten zuerst Berzelius und Hisinger bei ihren oben angeführten Zerset- zungsversuchen, indem sie in eine zweischenklige Röhre auf , die mit dem -f Pol verbundene Seite salzsauren Kalk, auf die — Wasser brachten. Es entwickelte sich hiebei am -f Pole Chlor, während der Kalk durch das Wasser hindurchgeführt und am — frei wurde. Durch diese und verschiedene andere Wahrneh- mungen war zwar die Sache ausser allen Zweifel gesetzt, doch Jahre später Davy in seiner schon oben erwähnten Baker’ sehen Vorlesung vom Jahr 1806 an den verschiedensten Substanzen dadurch nachwies, dass er z. B. drei Gefässe durch Dochte von Asbest mit einander verband, in die zwei äusseren verschiedene flüssige Substanzen, Salzlösungen u. s. w. brachte, während das imitiere Wasser oder eine der beiden in den äusseren Bechern befindliche Lösungen enthielt. Wurde nun die Volta’sche Säule mit den beiden äusseren Bechern in Verbindung gesetzt und trat die immer erfolgende Zersetzung ein, so sah man wie die frei gewordenen Stoffe durch die Asbestdoehte hindurch von — 199 — einem Becher in den andern geführt wurden, um sich an dem Pole anzusammeln , an welchen sie ihrer electrochemischen Natur nach gehören. Man konnte hiebei den Gang und das Fortschreiten eines Alkalis oder einer Säure durch die mitCurkuma oder Lackmus gefärbten Papiere verfolgen , ja es zeigte sich, dass solche Ueber- fuhrungen von Stoffen in der kürzesten Zeit durch chemische Mittel hindurch stattfanden , zu denen sie grosse Anziehung hatten. Der k. russische Staatsrath von Reuss in Moskau beschäf- tigte sich damals vielfach mit solchen Versuchen und machte die Wahrnehmung , dass ausser dieser electrochemischen Ueber- führung noch Bewegungen der Stoffe ohne dabei stattfindende Zerlegung Vorkommen, wie er an folgendem Versuche nachwies; Er nahm ein grosses Stück feuchten Thones nnd brachte auf eine Entfernung von mehreren Fussen offene Glascylinder in dasselbe , füllte diese mit Wasser an und liess in diese» die Electroden einer starken Volta'schen Batterie gehen. Das Wasser bewegte sich von dem -f electrisirten Cylinder durch die ganze Schichte des Thones zum negativen Cylinder, so dass es dort, allen Gesetzen des Gleichgewichtszustandes und der Bewegung tropfbarflüssiger Körper zuwider, auslief. Diese Sache, welche etwas räthselhaft klang , erhielt erst ihre volle Aufklärung durch die Entdeckung der Exosmose und Endosmose durch D u - t röchet, welche zu so schönen und wichtigen Resultaten in der Physiologie geführt hat und die man anfangs allein electri- schen Einflüssen zuschrieb, nunmehr aber sehr leicht durch die Gesetze der Capillarität erklärt. Leopold Gmelin in Heidelberg und Andere gingen in neuerer Zeit soweit, eine grosse Anzahl der von Davy bemerkten electrochemischen Ueberführnngen ca- pillaren und andern äusseren Einflüssen zuzuschreiben , so dass wirkliche electrochemische Ueberführungen nur selten verkommen; nichtsdestoweniger gibt es aber eine grosse Anzahl von Fällen, wo sie in der That mit Leichtigkeit nachgewiesen werden können. Zu diesen Erscheinungen gehören ferner noch die electroche- mischen Zerlegungen verschiedener organischen Substanzen, wie Fleisch, Pflanzenstängel u. s. w. , welche wie die Asbestfaden zwischen Wassergefässen als Verbindungen gebraucht werden. Das Fleisch verwandelt sich hiebei in eine Art Gallerte und die Wfirttemb. naturw. Jahreshefte. 1849. 2. Heft 14 200 — Bestandteile der Substanzen sammeln sieh, durch die Wasser- gefässe übergeführt, an den bestimmten Polen an. Die von dem Engländer Crosse bei Darstellung solcher Gallertbildung wahr- genommene Erscheinung von Infusorien , welche vor einigen Jahren die Runde durch alle Zeitungen machte und dem Galvanismus zugeschrieben wurde , steht mit letzterem in gar keinem Zusam- menhang, sondern beruht entweder auf Täuschung oder lässt sich aus der gewöhnlichen Entstehungsweise dieser Thiere erklären. Einer besonderen Erwähnung werth sind die am besten hier anzureihenden sogenannten Nobili’schen Ringe. Mittelst der Electricität brachte man schon im vorigen Jahrhundert auf Me- tallplatten ringförmige Bildungen hervor, indem man den elec- trischen Funken darauf überschlagen liess , auch auf Quecksilber- flächen hatte man solche durch Einwirkung des Galvanismus er- halten. In einem sehr vagen Zusammenhang stehen diese Bil- dungen mit denjenigen, welche man jetzt unter dem Namen Nobili’sche Ringe begreift. Im December 1826 theilte Nobili die erste Nachricht mit, dass auf Metallplatten, die mit einer Flüssigkeit in Berührung standen und auf die er eine Vol tau- sche Säule einwirken liess , so dass ein Polardraht derselben die Platte berührte, der andere aber in beliebige Entfernung von ihr gebracht werden konnte , Figuren gebildet werden, die aus meh- reren concentrischen Zonen bestehen, sich auf einen Mittel- punkt beziehen , welcher der Drahtspitze gegenüberliegt und mit den schönsten Regenbogenfarben nach einem bestimmten Gesetze geschmückt sind. Diese Ringe, welche durch eine electrochemisehe Zerset- zung der Flüssigkeit und einen dadurch erfolgten Absatz der -f- und — Stoffe derselben in höchst dünnen aber verschieden dicken Schichten gebildet werden, schillern ebenso schön wie die Newton sehen Farbenringe und entwickeln sich einer aus dem andern. Ihre Lebhaftigkeit hängt aber sehr von dem Grad der Politur der Metallplatten ab. Auf Silberplatten als + Elec- trode stellte er solche durch phosphorsaures und kohlensaures Kali, schwefelsaures Natron, Salmiak, Chlorkalium, Kochsalz, Brechweinstein, Zinkvitriol, Chlorkobald, schwefelsaures, salpe- tersaures und essigsaures Kupferoxyd, Chlorplatin u. s. w. her. 201 Auf solchen Platten als — Electroden gaben Ringe: Die Lö- sungen von Brechweinstein, Kupfersalzen und Chlorplalin. Auf Kupfer- und Messingplatten als + Electrode gaben dieselben Flüssigkeiten Figuren, auf Platin- und Goldplatlen: Schwefel- säure Manganoxydullosung, salpetersaures Wissmuthoxyd und Bleizucker. Von Figuren gebenden Flüssigkeiten aus dem orga- nischen Reiche sind besonders bemerkenswert]} : Petersiliensaft, Mangoldsaft, Serum von Menschenblut, Kuhmilch und Schweins- galle. Nobili nannte das ganze Verfahren Metallochromie. Alle welche Versuche darüber anstellten, die Ringe nament- lich chemisch untersuchten, leiteten diese Bildungen aus den Zersetzungsproducten ab, welche in verschieden dicken Schich- ten die Metallplatten überziehen. Böttger hat das Verfahren in neuester Zeit vervollkommnet und wer Platten gesehen hat, welche nach seiner Angabe gefertigt sind, kann sich über die Farbenpracht nicht genug wundern, sie überlriffl Alles, was man je in dieser Beziehung sehen kann. Die schönsten Farben stellte er auf Platinplatten besonders durch Cblormanganlösung, schwefel- saures Manganoxydulkali , essigsaures, bernsteinsaures und hippur- saures Manganoxydul in Wasser dar. Die Ringe wechseln, um- geben von einer goldenen Zone in Purpur , Grün , Goldgelb und Blau, das schönste Farbenspiel, welches man denken kann. Vielleicht, dass auch hievon einst Anwendung in der Technik gemacht wird, da die Ringe sich sehr schön erhalten und nur durch Feuer, starke Säuren oder grosse Feuchtigkeit mit der Zeit trübe werden und zuletzt verschwinden. Diesen Ringen zunächst stehen die sogenannten electro- chemischen Bewegungen. Dieselben wurden zuerst von Profes- sor Gerb oin zu Strassburg kurze Zeit nach der Entdekung der Volta’schen Säule nachgewiesen und vonErman, Herschel, Davy und Anderen näher untersucht, man weisst aber bis auf den heutigen*Tag nicht vielmehr über sie, als schon Gerboin bekannt machte, auch werden die verschiedenen Erklärungen, welche man dafür gegeben hat, von Vielen in Zweifel gezogen. Gerboin’s Grundversuche sind folgende: Er nahm eine doppel- schenklige Glasröhre, füllte sie bis auf eine gewisse Höbe mit reinem Quecksilber, goss darüber in beide Schenkel Wasser und 14 * 203 Bewegungen treten in höherem Grade ein, wenn eine dünne Wasserschicht über dem Quecksilber ist, es wird nämlich durch die Oxydation des Kalium Wasserstoffgas oder durch die dabei ein- tretende Erwärmung Wasserdampf frei. Aehnlich wie bei diesem Vorgang hat nun Runge Bewegungen ohne Volta' sehen Apparat, sondern nur bei einfacher galvanischer Wirkung nachgewiesen. Besonders schön zeigen sie sich, wenn man Quecksilber mit Kochsalzlösung überschüttet, Kupfervitriolstückchen darauf wirft und einen Eisen- oder andern Metalldraht hineinsteckt. Die Kupfervitriolstückchen gerathen in eine äusserst rasche Bewegung, welche bis zu ihrer gänzlichen Auflösung fortdauert. Ich habe« nun schon die mannigfachsten Erscheinungen, welche die Electricitätslehre in Verbindung mit der Chemie dar- bietet, in kurzen Umrissen erwähnt und doch bleiben noch zwei Gegenstände übrig, die für die Theorie der Volta’schen Elec- tricität von nicht geringem Interesse sind, nämlich die elec- trische Polarisation und die Passivität des Eisens. Es werden hiedurch weder die schönen Abbildungen erzielt, welche die Galvanoplastik darbietet, noch auf Metallplatten die schönsten Regenbogenfarben hingezaubert, noch die phantastischen Tänze kleiner Körper auf dem Quecksilber hervorgerufen, ich muss vielmehr jetzt auf gleichsam ernstere Gegenstände übergehen, die nur rein wissenschaftliches Interesse darbieten. Beginne ich mit der electrischen Polarisation. Gautherot machte kurze Zeit nach der Entdeckung der Säule die Wahr- nehmung, dass zwei mit derselben in Verbindung gestandene Drähte welche zur Wasserzersetzung gedient hatten, auch nach Aufhebung ihrer Verbindung mit der Säule noch electrische Po- larität zeigten. In dieser Wahrnehmung ist der Grundsatz der ganzen Lehre der Polarisation enthalten. Man versteht also im Allgemeinen unter elektrischer Polarisation das Zurückbleiben der Electricität in solchen Körpern, welche mit einer Electricitäts- quelle bei Zersetzungsversucben in Verbindung gestanden sind. Der durch seine naturphilosophischen Phantasien allzu verwirrte aber doch ausgezeichnete Forscher, der Professor und Akademiker Ritter in München, der so viele Entdeckungen im Gebiete des Galvanismus anbahnte, wies nach, dass die von Gautherot Schön- — 209 ein wahres Knäuel von Erscheinungen, die aus einem einzigen Punkte hervorgegangen sind, aus dem sie sich wie der einzelne Faden abwickeln lassen. Ich- erlaube mir in einer kurzen Ueber- sicht das Ganze noch einmal zu beleuchten, um an den Schluss- stein desselben, an die electrochemischen Theorieen gelangen zu können. Um einige Ordnung in dasselbe zu bringen, habe ich alle Erscheinungen, welche die Electrochemie darbielet, in vier Hauplgruppen getheilt: 1) die Zersetzung des Wassers; 2) die Zersetzung der Alkalien und Erden; 3) die Zersetzung der Metallsalze und 4) die Zersetzung verschiedener, mitPein- ander in Berührung stehenden Flüssigkeiten. Alle diese Haupt- gruppen führen ein grosses Gefolge mit sich und die Zersetzung des Wassers steht gleichsam als Begründer dieses Staates, an der Spitze, sie bildet den Centralpunkt, aus dem alle übrigen Erscheinungen, wie die Strahlen aus der Sonne hervorgehen. An die Zersetzung des Wassers reiht sich zunächst die Bildung des Ozons an, des merkwürdigen Körpers, der sich nur durch seinen Geruch offenbart ; an die Zersetzungen der wässrigen Lösungen von Alkalisalzen, die Entdeckung der wunderbaren metallischen Basen derselben, welche, mit Wasser in Berüh- rung gebracht, unter Feuerentwicklung in einem phantasti- schen Tanze vergehen; an die Zersetzung der Metallsalzlösungen die Gestaltungen der Galvanoplastik, welche es möglich ma- chen , alle vertieften und erhabenen Gegenstände zu vertausend- faltigen, nebst den vielen Nachbildungsmelhoden , welche hieraus hervorgingen, die selbst die nicht minder wunderbaren Da- gu er re’ sehen Lichtbilder in die Möglichkeit einer Vermehrung einschliessen , und die electrische Vergoldung, welche es mög- lich macht, alle Gegenstände auf eine leichte Art mit Gold zu überziehen und die Schädlichkeit der Quecksilberdämpfe, welche bei der unbequemen und lästigen Feuervergoldung Vorkommen, übergeht. Endlich die Zersetzung verschiedener einander be- rührenden Flüssigkeiten, an die ich die merkwürdigen chemi- schen Ueberfuhrungen, die tanzenden Bewegungen auf Queck- silber und Wasser, die zauberhaften Nobili'schen Ringe und endlich die ernsten nur für die Wissenschaft erspriesslichen Er- scheinungen der Polarisation und Passivität angereiht habe. Von 210 allem diesem wusste man vor 50 Jahren noch nichts, es ist dieses ein neuer Beweis , wie Grosses der menschliche Geist durch vereinte Beihülfe, Zusammenhalten und freundliches Ent- gegenkommen der verschiedenen Nationen in kurzer Zeit zu Stande bringen kann. Die alten Entdeckungen und Erfindungen stehen aber bei einer solchen Betrachtung noch weit erhabener und ehrwürdiger da, wenn man bedenkt, mit welchen Schwie- rigkeiten aller Art früher solche Arbeiten verknüpft waren und die jetzigen Hülfsmittel betrachtet, wovon ich nur den literari- sch« Verkehr und die persönlichen Communicationen anfuhren will, welche vom höchsten Norden bis zum Süden ins Leben getreten sind. Unter solchen Umständen hat es die jetzige Zeit lei.cht, grosse Entdeckungen anzubahnen und zu vollenden. Dass es nun an Theorieen nicht gefehlt habe, welche ein- zelne oder mehrere dieser Erscheinungen umfassen, wird jeder- mann natürlich finden. Der Nutzen dieser Theorieen , aus denen nach und nach die sogenannten electrochemischen Theorieen entstanden sind, ist aber sehr problematisch, da die Electro- chemie überhaupt noch so in der Ausbildung begriffen ist, dass nur einzelne Sätze mit Sicherheit begründet werden können. Unter allen Umständen mussten aber die electrischen Zersetzungs- erscheinungen von Anfang an die Aufmerksamkeit der ausgezeich- netsten Chemiker auf sich ziehen und Davy und Berzelius brachten schon zu Anfang dieses Jahrhunderts ihre chemischen Systeme mit den electrochemischen Erscheinungen in Einklang. Es gestaltete sich nämlich nach und nach die Ansicht, dass die electrischen Erscheinungen die Grundlage der chemischen seien und jede chemische Verbindung eine blosse Folge der Anziehung der entgegengesetzten , in den sich verbindenden Körpern durch Berührung erzeugten Electricitäten sei, worauf man sämmtliche Elementarstoffe in die electropositiven und electronegativen ein- zutheilen versuchte. In der That musste sich eine solche An- sicht von selbst ergeben, wenn man bedenkt, dass es mit Aus- nahme des Titanoxydes , Ceriumoxydes, Tantaloxydes, der Ytter- erde, Kieselerde und Thonerde, keinen sonst auf chemische Weise zerlegbaren und sich also als zusammengesetzt beweisen- den Körper gibt, den es nicht gelungen wäre durch Hülfe der 211 Volta’ sehen Säule zu zersetzen und seine Bestandteile wenig- stens vorübergehend isolirt darzustellen, und dass sich sämmtliche Elementarstoffe in ihrem electroehemischen Verhalten, ähnlich wie in ihrem electrischen in zwei grosse Gruppen theilen, nämlich in solche, welche aus ihren Verbindungen an dem + und in solche, welche an dem — Pole der Säule ausgeschieden werden. Davy war der erste, welcher eine Identität der chemischen Verwandtschaft mit der Electricität nachzuweisen suchte. Nach ihm werden der Wasserstoff, die alkalischen Substanzen, die Metalle und gewisse Metalloxyde von der negativ electrisirten Metallfläche angezogen und von der -f- zurückgestossen , dagegen der Sauerstoff und die Säuren von der -j- angezogen und von der — zurückgestossen und diese anziehenden und abstossenden Kräfte seien energisch genug um die gewöhnlichen Wirkungen der Wahlverwandtschaft zu zerstören und zu hemmen. Diese Kräfte wirken von Theil zu Theil derselben Art, so dass diese Theile in der Flüssigkeit eine Leitung bilden , woraus eine Orts- veränderung entstehe. Nimmt man nach dieser Ansicht z. B. zwei Körper an, von denen die Theilchen des einen mit denen des andern sich in einem .entgegengesetzten electrischen Zu- stande befinden, und setzt man, diese Zustände wären so kräf- tig, dass die verschiedenartigen Theilchen sich mit einer Kraft anzögen, welche ihre Aggregationskräfte an Stärke übertriflft, so muss eine Verbindung entstehen, die mehr oder minder innig ist, je nachdem die Kräfte in ein mehr oder minder vollkom- menes Gleichgewicht treten und die Veränderung ihrer Eigen- schaften wird diesem entsprechen. Dieses ist der einfachste Fall der chemischen Vereinigung ; ähnlich gab sie Davy für die verwickeltsten Fälle und erklärte daraus alle zusammengesetzten chemischen Verbindungen mit Leichtigkeit. Dabei muss man noch bedenken, dass wenn Körper, welche man durch künstliche Mittel zu hohen Graden entgegengesetzter Electricität gebracht hat, und die hierauf ihr Gleichgewicht wechselseitig wieder her- steilen , Licht und Wärme die gewöhnlichen Folgen dieser Wie- derherstellung sind. Wärme und Licht sind aber auch das Re- sultat aller intensiven chemischen Wirkungen, und in Volta’ sehen Batterieen , wo grosse Quantitäten Electricität von langsamer 212 Intensität wirken, entsteht Hitze ohne Licht, ähnlich wie in schwachen chemischen Verbindungen. Bei diesen auffallend übereinstimmenden Thatsachen konnte es nicht auffallen, dass Berzelius bei der Organisation, die er in dem ganzen Gebiete der Chemie vornahm , aus Veranlas- sung seiner Bearbeitung der schwedischen Pbarmacopoe diesen Ansichten im Allgemeinen beitrat und sie später in seinem Lehr- buche noch weiter ausbildete. Theodor v. Grotthuss er- klärte die electrochemiscbe Zersetzung auf eine so ausgezeich- nete Weise, dass diese Erklärung in neuerer Zeit mit wenigen Modificationen zu allgemeiner Annahme kam. Als Beispiel will ich seine Wasserzersetzungstheorie kurz auseinandersetzen : Zwi- schen den Elementen des Wassers findet eine ähnliche Polarität statt, wie zwischen beiden Metallen einer Kette, durch welche die Wasserzersetzung vermittelt wird. Nimmt man an, dass in dem Augenblick des besonderen Auftretens von Wasserstoff und Sauerstoff in diesen beiden eine Theilung ihrer natürlichen Elec- tricität vor sich gehe, so dass ersterer -f-, letzterer — würde, so folgt, dass das Metall, aus welchem unaufhörlich — Electri- cität ausströmt, Wasserstoff anziehen und Sauerstoff abstossen muss, während es beim andern umgekehrt der Fall ist. „Be- trachtet man nun eine bestimmte Menge Wasser, zusammenge- setzt aus Sauerstoff, der durch das — Zeichen und Wasserstoff, der durch das -f- bezeichnet werden mag, so wird in dem Augen- blick, wo durch Schliessung der Kette der electrische Strom in dieses Wasser geleitet wird, dieselbe Electricität zwischen den Elementartheilen des Wassers erregt, so dass diese gleichsam das Complement des galvanischen Bogens zu bilden scheinen. Zugleich haben alle Theilchen Sauerstoff, welche in dem Wege des electrischen Stromes liegen, eine Neigung nach dem -j-Pole sich zu begeben, während alle Theilchen Wasserstoff, die auf demselben Wege liegen, nach dem — Pol zu gelangen streben. Hiedurch entsteht eine Folge von Zersetzungen und Wiederver- einigungen, welche so lange stattfindet, bis dasselbe vollständig zerlegt worden ist. Jede Zersetzung, welche man also mit dem Namen chemische belege, sei daher nur eine Störung des na- türlichen, immer fortwährenden Molekular-Galranismus oder eine 214 züge derselben kurz anzugeben. Nach de la Rive sind chemi- sche Verwandtschaft und Electricität verschieden von einander, bei jeder Verbindung zweier Atome kommt aber ein electrischer Strom zum Vorschein, dessen Intensität von der Stärke der Verwandtschaft abhängt, ebenso geschieht es bei einer Trennung im entgegengesetzten Sinn. Diese Vereinigung der chemischen Verwandtschaft und der Electricität scheint, nach ihm zu be- weisen, dass beide nur verschiedene Formen einer und dersel- ben Kraft seien, die höchst wahrscheinlich darin bestehe, dass sie den Aether in gewisse Schwingungen versetzen. Nach Bec- querel ist die Wärme ein Resultat der -f und — Electricität, dieselbe trennt sich bei ihrer Strömung, wenn sie Widerstand findet, in und —Electricität. Die chemische Affinität steht in genauestem Zusammenhang mit den electrischen Kräften, die letzteren sind aber in keiner Beziehung die ursprüngliche Wir- kung des chemischen Processes, setzen vielmehr die von ihnen unabhängigen Affinitäten voraus. Eine ähnliche Theorie wie de la Rive stützte Faraday aufseine electrochemischen Gesetze, deren wichtigstes über die bestimmte .electrolylische Action ich früher schon angeführt habe. Er sagt ausdrücklich, dass die electrische Kraft, welche neben der Affinität bestehe, mit dieser nicht Zusammenfalle; die Affinität werfe aber durch den elect- rischen Strom sowohl geschwächt und neutralisirt , als auch ver- stärkt und unterstützt. Schönbein sagt bei Entwicklung seiner Theorie des Tendenzstromes, dass in den zusammengesetzten Körpern sich ihre Grundstoffe durch chemische Anziehung in einem bestimmten Zustande der Anordnung und des Gleichge- wichtes befinden; in diesem Zustande müsse eine Veränderung eintreten, wenn mit demselben Körper ein drittes Element in Berührung gebracht werde, das gegen den einen oder andern Bestandteil der chemischen Verbindung eine merkliche An- : — UUIUU UIC geringste mecüamscne Molekularveranderung, die in einem Körper stattfinde, das elect- nsche Gleichgewicht desselben gestört werde, so habe auch diese Veränderung eine electrische Polarisation der mit einander in Alle diese waren also genölhigt, um ihrer Annahme getreu 215 — zu sein, dass die galvanische Electricität durch chemische Af- finität hervorgerufen werde , um nicht schon gleich Anfangs sich zu widersprechen , die electrochemische Theorie als unhaltbar zu betrachten und anstatt derselben die Affinität anzunehmen. Alle führen aber die Electricität doch noch ein und lassen sie stets neben der Affinität aufreten. So besonders Leop. Gme- lin, dessen Ansicht ein treues Bild dieser Meinung gibt: Nach ihm haben die wägbaren Stoffe Affinität zu einander, die beiden Electricitäten sind Materien, die ebenfalls Affinität gegen ein- ander besitzen und aus deren Vereinigung nach dem Verhältniss, in dem sie sich neutralisiren , Wärme entsteht. Sowohl die ein- zelnen Electricitäten, als auch die Wärme haben bedeutende Af- finität gegen die wägbaren Stoffe und werden mit um so grös- serer Kraft und in um so grösserer Menge von den wägbaren Stoffen gebunden, je einfacher diese sind. Je nach ihrer Natur halten die wägbaren Stoffe neben Wärme einen grösseren oder geringeren Ueberschuss von -f- oder —Electricität, wie z. B. der Sauerstoff die meiste -f-, das Kalium die meiste — Electri- cität enthält. Die zwischen diesen beiden Extremen liegenden Stoffe halten eine grössere Menge von Wärme, nebst einem Meinen Ueberschuss der einen oder andern Electricität nach einem gewissen Verhältniss und so bilden sie eine electrische Reihe, welche vielleicht mit der Affinitätsreihe des Sauerstoffs zusammenhängt. Man ersieht hiedurch zur Genüge, dass es trotz vieler Bemühungen bis jetzt noch nicht gelungen ist, die electrischen Gesetze als Basis der chemischen auf eine durchaus consequente Weise durchführen zu können und man noch immer genöthigt ist , zur ungezwungenen Erklärung der chemischen Er- scheinungen auch anderen Einflüssen als der Electricität einen Mit diesem geht meine Darstellung des jetzigen Zustandes der Electrochemie zu Ende. Die Wichtigkeit derselben für die Zukunft kann man aus der wichtigen Stellung ersehen, welche sie schon in der Jetztzeit erlangt hat und man die Worte Bec- querel’s bedenkt, die er am Schlüsse der Vorrede seiner Electrochemie sagt: „Und fragt man die Gegenwart, um die Zu- kunft errathen zu können, so sehen wir, dass die nöthigsten Württemb. naturw. Jahreshefte. 1849. 2. Heft. 15 Erfordernisse des Lebens, welche durch das Wachsthum dttf Bevölkerung herbeigeführt werden, wenn man die Fortschritte der Civilsation bedenkt, eine Ausrottung der Wälder herbeifüh- ren; dass die Steinkohlenlager nicht unerschöpflich sind und dass eine Zeit kommen wird, wo die Seltenheit des Brennmaterials ein Hinderniss für die metallischen Arbeiten und eine Menge von Industriezweigen sein wird, welche dasselbe nothwendig haben. Diese Zeit ist in der Thal noch sehr weit entfernt, be- schäftigen wir uns aber von jetzt an um unseren späteren Nach- kommen die Mittel zu bieten, die Metalle aus ihren Verbin- dungen auszuscheiden und die verschiedensten Industriezweige ohne Beibülfe des Feuers möglich zu machen.“ 2. Ueber Amphicyon. Von Prof. Dr. Th. Plieninger. Die auf Taf. t Fig. 8 u. 9 in nat. Gr. abgebildeten Zähne aus der Kirchberger eocenen Ablagerung sind mir von meinen Freun- den v. Mandelsloh und E s e r Behufs der Abbildung in unseren Jahresheften anvertraut worden. Den Zahn Fig. 8 hat Herrn, v. Meyer als ersten Querzahn der ersten Oberkieferhälfte einer Species des, von Lartet auf den Grund der in den Tertiärge- bilden von Sansans aufgefundenen Fossilien aufgestellten Genu« Amphicyon , eines zwischen Bär und Hund stehenden Raubthier- geschlechts, erkannt, und diese Species A- intermediu« benannt. Der Zahn Fig. 9 lässt sich , vermöge der Bildung der Zahnkrone und namentlich der geringen Ausbildung des inneren Höckers, auf einen Fleischzahn und zwar den des »echten Oberkiefers der- selben Gattung zurüekfiihren , unterscheidet sich jedoch von denen der bekannten 3 Species durch die geringere Stärke des MUtel- höckers , der trotz der starken Abnutzung der ganzen Zahnkrone dennoch vollständig überliefert ist. Auch steht dieser Zahn rück- sichtlich der Grösse zwischen A. intermediu« und minor. Ich habe daher keinen Anstand genommen, diesen Zahn, vorbehältlich weiterer Nachforschungen , welche von Seiten der UJmer Coliegen in dem Kirchberger Lager bevorstehen, einer 4len, nach meinem Freunde Es er benannten Species: Amphicyon E«eri, zuzuweisen. — 217 — ,3. Ueber einige neue Entdeckungen in der württembergisclien Flora. Von Dr. Finckh in Urach. Unsere vaterländische Flora, von der zur Zeit ihrer Bear- beitung durch SchübLer und von Martens 1207 phaneroga- mische Species bekannt waren, ist seit dieser Zeit um mehr als 100 Arten vermehrt worden, von denen in Lechler’s Supple- ment und kt diesen Heften Nachricht gegeben wurde. In Folge der Anregung, die durch solche periodische Mittheilungen ge- geben und unterhalten wird, lässt sich erwarten, dass unser Florengebiet auch ferner durch Auffindung neuer Pflanzen, zumal in Gegenden, die bisher weniger durchforscht waren, werde be- reichert werden. In den vom statistisch-topographischen Bureau verfassten Oberamts -Beschreibungen finden sich gleichfalls An- gaben über mehrere für Württemberg neue Pflanzen, die ich aber, als zu wenig verbürgt, hier übergehe. Dagegen erlaube ich mir, diejenigen Mitglieder unseres Vereins, die für die vater- ländische Flora thätig sind, auf eine kürzlich erschienene Lokal- flora aufmerksam zu machen , zu deren Gebiet ein beträchtlicher Theil unseres Jaxtkreises gehört, und worin die Verfasser neue Entdeckungen mittheilen, die sie hier gemacht haben und welche geeignet sind, die Aufmerksamkeit unserer Botaniker , auf dieses Gebiet hinzulenken, und zugleich wieder einen Beweis liefern, wie viel Neues bei uns noch da und dort zu finden sein dürfte. Der Titel dieser Schrift ist: Schnizlein und Friekhinger, die Vegetalionsverhältnisse der Jura- und Keaperformation in den Flussgebieten der Wörnitz und Altmühl, Nördlingen 1848. Das Gebiet der Verfasser greift in unser Land über und umfasst hier die Oberämter Crailsheim, Ellwangen, Neresheim, Aalen und Heidenheim. Als neue Bürger unserer Flora werden daselbst folgende Pflanzen aufgeführt : Vieia cassubica L. Bergbroaa bei Crailsheim; Levisticum officinale L. bei Bopfingen, westlich yod der Stadt an dem in Oolith gegrabenen Keller; Cirtium Lachenalii Koch. Schönenberg bei Ellwangen; Chlor a perfoliatu L. bei Roth am See; Galeopsis ochro- leuca Lam. bei Fleinheim und Diechingen; Stachys ambigua 15* 218 Sm. bei Ellenberg, O.A. Ellwangen; Androsace septentrio- nalis L. auf Sandäckern bei Tauberscheckenbach, „auf württem- bergischem Grund und Boden“; Ulmus effusa Willd. bei ^ieresheim; Populus canescens Sm. Bergbronn; Orchis sambucina L. auf dem Lias zwischen Ellenberg und Dinkels- biihl; Alliutn vineale L,. am Fuss des Brunnen bei Aalen; bei Heidenheim an der Brenz und bei Ellenberg; Allium carina- lum L. auf Aeckern bei Igenhausen, O.A. Neresheim; Car ex binervis Smith, bei Thannhausen, O.A. Ellwangen (mit dem Beisatz: „ist sicher die ächte Smith’ sehe Pflanze“); Stipa capillata L. bei Heidenheim an der Brenz; Poa bulbosa L. bei Fleinheim; Allosurus crispus Beruh, in Felsenritzen der Alp zwischen Geislingen und Heidenheim; Struthiopteris germanica Willd. in der Neidenfelser Klinge (O.A. Crailsheim) und andern tiefen, schattigen Stellen an der Jaxt. Von diesen Pflanzen hängen zwei entschieden mit benach- barten Floren zusammen , als deren äusserste Vorposten sie hier auftret en , nämlich Chlora perfoliata , welche dem östlichen Deutschland angehört, und Androsace septentrionalis , die (ähn- lich dem Helianthemum oelandicum Wahl. , das bei Mergentheim vorkommt) im Würzburger Gebiet und von da weiter gegen Osten sich findet. Die übrigen Pflanzen gehören nicht zu denen, die im Gebiet der deutschen Flora zerstreut Vorkommen. Carex binervis Sm. wurde bisher als dem nördlichen Deutschland ange- hörig angesehen, scheint aber die Bedingungen zu ihrem Wachs- thum bei uns ebenso zu finden, wie die Stellaria crassifolia Ehrh. und die Calamagrostis stricta Spr„ die gleichfalls aus dem Norden stammen, oder wie die Orchis Spitzeln Sanier., die früher blos auf Alpenwiesen in Tyrol gefunden, vor wenigen Jahren aber von Apotheker Oeffinger auch bei Nagold entdeckt wurde. Schwerer zu erklären wäre das Vorkommen von Allosurus crispus und Struthiopteris germanica, wenn wir nämlich der An- sicht unseres verehrten Naturforschers, des Herrn v. Martens, beitreten wollten, der beide Pflanzen nebst noch zehn anderen Farn (in unseren Jahresheften IV. 1. S. 104) zu den „Alpen- pflanzen“ rechnet , die bei uns „höchstens im rauhesten Schwarz- wald oder auf den Voralpen bei Isny“ Vorkommen könnten. Allein 0. S. 216 o. ff. 220 — i Theil als mehr öder weniger cbarae- teristische Eigentümlichkeiten anderer Gegenden bei uns ange- sehen worden sind. Ich erwähne in dieser Beziehung zuerst zwei Arten, die seither blos auf unserem Schwarzwald gefunden wurden, nämlich Ornithopus perpusillus L. , der „nordwestlich von Kircbberg im Württembergischen“, und Trientalis europaea L. t die an feuchten Stellen der „Klingen“ (Schluchten im Muschel- kalk) an der Jaxt gefunden werden. Einige andere Arten ge- hören der Alp an und verbreiten sich von da mit dem Jura nach Osten, wie z. B. Laserpitium stier L. auf dem Thierstein hinter dem Eger-Ursprung und den Felsen des Schenkensleins, genau südlich neben Aufbausen ; Leontodon incanus Sehr, auf dem Aal- buch ; Hieracium hupleuroides Gm. bei Nerenstetten ; Cynoglossum montanum Lam. *) bei Heidenheim an der Brenz; Rhamnus saxa - Ulis L. bei Unterkochen ; Aconitum variegatum L. bei Igenhausen und Königsbronn; Calamagrostis montana Rost.**) bei Ellenberg und am Schenkenstein. Von oberschwäbischen Pflanzen finden sich hier: Senecio aquaticus Huds. bei Goldburghausen und Ellen- berg; Pyrola chlor antha Sw. bei Bergbronn; Gentiana asclepia- dea L. bei Fleinheim und Nattheim r Galeopsis versicolor Curt. bei Schwabsberg; Salix nigricans Fr. bei Ellenberg; Schoenus nigricans L. bei Geisslingen und bei Zöschingen, O.A. Neres- heim; Carex heleonastes Ehrh. hei Rosenberg, westlich von Eil- wangen. Weitere interessante Pflanzen, die hier gefunden werden, sind : Farsetia incana Br. bei Ellwangen ; Myagrum perfoliahm L. ebendaselbst; Polygala comosa Schrh. am Schenkenstein bei Auf- hausen; Astragalus cicer L. aufAeckern neben der Uzmemminger Kirche; Fragaria collina Ehrh. am Eger-Ursprung; Eryngium campestre L. **) am Weg von Pflaumloch nach Uzmemmingen; ■ Jura bei Fleinheim; Torilis helvetica i Wasseralfingen; Lonicera perielymenum L. an Hecken rangen; Aspervla tinctoria L. am Schenkenstein; Vale- Morisonii DC. bei Uzmemmingen ; Centaurea phrygia L. i und Indelhausen v — 222 — Wunsch, dass auch andere Yereinsmitglieder das ihnen Bekannte hier mittheilen und damit zur Erfüllung eines im §. 4 Nro. 2 unserer Statuten besonders hervorgehobenen Zweckes unseres Vereins beitragen mochten. Für die mit S. und Fr. bezeichneten Standörter sind die Yerfasser der am Eingang erwähnten Schrift meine Gewährsmänner. Es komufen nämlich vor: Equisetum sylvaticurn L. bei Thannhausen und Bergbronn (S. und Fr.). Equisetum telmateja Ehrh. am Hornberg, bei Ellenberg und bei Thannhausen (S. u. Fr.). Equisetum hyemale L. bei Treppelbuch im Wald und bei Dietrichs weiler (S. u. Fr.). . .. Lycopodium selago L. in der Gegend von Ellwangen bei Hohenberg, Galgenberg und Schinderhütte und bei Ellen- berg, ferner zwischen Crailsheim und Kirchberg (S. u. Fr.). Lycopodium annotinum L. bei Bergbronn (S. u. Fr.). Lycopodium chamaecyparissus Br., Galgenberg bei Ellwangen und zwischen Thannhausen und Ellenberg (S. n. Fr.). Botrychium lunaria Sw. bei Urach an der Eichhalde, auf den Glemser Hochwiesen und auf dem Dettinger Rossberg in der Nähe des Glemser Hirtenbäuschens. Nach Dr. Schaffer auch bei Zwiefalten. Ophioglossum vulgatum L. bei Mayerkrügen; beim Fohlenstall oberhalb Güterstein (We iss mann). Polypodium vulgare L. bei Urach in der sogen. Hölle; »zwi- schen dem grünen und Wolfsfelsen ; auf dem Hohenschild bei Reutlingen; an Felsen beim Heimenstein. Aspidium aculeatum Doll, a) vulgare bei Urach in der sogen. Hölle. Polystichum oreopteris DC. bei Heumaden (Prof. Höch- st etter); bei Ellwangen auf dem Galgenberg und bei Ellenberg (S. u. Fr.). Asplenium viride Huds. bei Urach an verschiedenen Orten, sowohl an Mauern und Felsen, als auf nassem, felsigem Waldboden und zwar hier viel grösser und üppiger, am Thierstein bei Aufhaufen (S. u. Fr.). Asplenium septentrionale Sw. unter schattigen Muschelkalk- felsen bei Crailsheim (S. u. Fr.). — 223 Asplenium adiantum nigrum L. bei Hagelloch (Gessler); an der Jaxt; da wo sie auf den Muschelkalk tritt und auf diesem die eigenthümlich sogenannten „Klingen“ durchlauft (S. u. Fr.). Scolopendrium officinarum Sm. unter Felsen am Dettinger Rossberg (Prof. Höchst etter); im Lauterthal zwischen Dernek und Weiler; bei Ehrenfels im Wald Pfannenhalde beim Heimenstein ; an der Jaxt auf alten Mauern in der Gegend von Crailsheim (S. u. Fr.). Blechnum spicant Roth, im Wurzacher Stadtwald (Gessler); Ellwanger Gegend am Galgenberg, Dankolzweiler Sägmühle; zwischen Aumühle und Ellenberg; südwestlich von Thann- hausen (S. u. Fr.). Pteris aquilina L. im Wald am Wackerstein zwischen Pfullingen und der Nebelhöhle (Springer). Allosurus crispus Beruh. Struthiopteris germanica Willd. Die Standörter dieser beiden Farn sind oben schon ange- führt worden. Aus dem Angeführten geht hervor und bestätigt sich, was Herr v. Martens an einem andern Ort ausgesprochen hat, dass nämlich in Württemberg die Ciyptogamen Verzeichnisse noch immer weniger den Charakter der Gegend , als die Wohnorte der Bota- niker bezeichnen, und es scheint wirklich , als ob auch in Be- ziehung auf unsere Filices die Akten noch lange nicht geschlossen seien. Es unterliegt z. B. keinem Zweifel, dass in Beziehung auf Cryptogamen auf dem Schwarzwald viel, auf der Alp wenig gethan wurde und es ist demgemäss zu erwarten, dass mit der Zeit durch diesseitige Entdeckungen die grosse Ungleichheit zwischen diesen beiden Gegenden sich vermindern und, wenn nicht in Beziehung auf die Zahl der Individuen , so doch in Be- ziehung auf die Zahl der Arten ein Gleichgewicht sich heraus- steilen werde. Wesentlich gefördert könnte die Erforschung unserer Crypto- gamenflora dadurch werden , wenn die Redaction unserer Jahres- hefte die Bestimmung einzusendender Cryptogamen vermitteln würde, da es manchem auf dem Land wohnenden Botaniker 225 — 4. Biostatische Studien. Von Med. Dr. Walser in Roth bei Ochsenhausen. (Mit Steintafei HL) UeberaU wo wir das unermessliche Gebiet der Naturwissen- schaften betreten und in der Absicht durchwandern, um an der Hand der Erfahrung zu den die Welt der Erscheinungen be- herrschenden Gesetzen emporzusteigen , stehen uns zwei Wege offen. Beide führen zum gleichen Ziele, wenn auch beide nicht immer mit gleicher Leichtigkeit zu verfolgen sind. Während der eine dieser Wege von dem beschränkten Wirkungskreise des Einzelwesens ausgeht, den Wanderer zwingt, das geheimnissvolle Wirken der Natur gleichsam in nächster Nähe und in seinen einzelnen Momenten zu betrachten, führt uns der andere mit einem Mal auf einen Standpunkt, von dem aus wir, gerade um- gekehrt, darauf hingewiesen sind, die Erscheinungen der Natur in ihrem massenhaften Totaleindruck zu erfassen. Ist es im ersten Falle Zweck unserer Forschungen, das Wirken der Na- turkräfte an unserem uns Vorgesetzten Einzel-Objecte so genau als möglich zu beobachten, um aus den, gleichsam im Minimo des Raumes und der Zeit, möglichst genau in Erfahrung ge- brachten Thatsachen den Gesetzen der Natur auf die Spur zu kommen, so muss es im andern Fall unsere unverwandte Auf- gabe bleiben, von allen Einzelerscheinungen als solchen und den durch sie gegebenen Variationen der Naturerscheinungen abzu- sehen, um nur die innerhalb der gegebenen Gränze von Verr änderlichkeit, wo möglich im Maximo des Raumes und der Zeit constant bleibenden Thatsachen als Grundlage für die zu erfor- schenden Naturgesetze zu benützen. Noch ist es kein Jahrhundert, dass mit seltenen Ausnahmen ausschliesslich nur der erste der angedeuteten Wege von den Naturforschern betreten wurde. Der Mangel an grossen Massen genau beobachteter Thatsachen einerseits, wie die Unvollkom- menheit der Methode, dieselben für bestimmte Zwecke zu be- nützen, waren in froherer Zeit unübersteigliehe Hindernisse. Während es dem unsterblichen Genie eines Laplace, Le- gendre, Gauss, Lagrange, Fourier u. A. gelungen ist, mit Hülfe des hohem Calculs Methoden anzugeben, welche, um rundum selDst za erairen. Ich habe es versucht, wenn auch nicht die Function seihst hinzustellen, so doch ein ihr gleich- wertiges Aequivalent. — Nachdem es nemlich dem Scharfsinne Fourier’s in seiner Theorie de la chaleur 1822 gelungen ist, die merkwürdigen Eigenschaften der nach ihm benannten Reiben, zu welchen allerdings Lag ran ge schon im Jahr 1760 die Formel entdeckt hatte, ohne jedoch die Eigenschaften derselben nach ihrem ganzen Umfange zu kennen — nachdem es, sage ieh, Fourier gelungen ist, .die merkwürdigen Eigenschaften dieser Reihen näher ans Licht zu setzen, hat er namentlich auch die Aufgabe ganz allgemein gelöst: jede beliebige bekannte oder unbekannte Function in eine nach Sinus und Cosinus der Viel- fachen des Bogens — letztere als Variable eingeführt — fort- laufende Reihe umzuwandeln. Da nun der Biostatiker gerade in der Lage sich befindet, an sich der Form n|ch völlig unbekannte Functionen zu behan- deln, so habe ich es auf diese Grundlage hin versucht, unter allen Umständen gültige Aequivalente für diese mittelst dieser Reihen hinzustellen und dadurch den Calcul auf das vorhandene Material der Biostatik anwendbar zu machen. Nachdem ich im Yoranstehenden meine Ansichten über die Aufgabe, welche sich die Bioslatik zu setzen hat, ferner den Weg wie etwa diese Aufgabe zu lösen sein möchte, welche bis- her unbenützte Methode von mir wenigstens versucht worden ist, ansemandergesetzt habe, so bleibt mir, ehe ich auf den spe- ziellen Theü meiner Arbeit komme, nur noch übrig, über den Ursprung des hiezu benützten Materials mich aaszusprechen. Im Jahr 1845 bearbeitete ich eine phjsisch-medicinische Die Mortalitätsrurven , volkerung der im Süd teinberg ein. Zu diesem gehört insbesondere der dem württem- bergischen Oberschwaben zugehörige Oberamtsbezirk Leutkirch an. Diesem Oberamtsbezirk sind die hieher gehörigen Data entnom- men. Ohne in ein zu weitläufiges Detail einzugehen, kann ich doch nicht unterlassen, die auf das Leben der Bevölkerung ein- flussreichsten Momente in conciser Fassung hier voranzustellen. Zwischen dem 47° 43' 46" und 48° 5' 57"N.B., wie 27° 31' 28" und 27° 48' 14" O.L. v. Paris gelegen, nimmt dieser Bezirk einen Flächenraum von 8,0765 geographischen Quadrat- meilen ein. Die Oberfläche desselben ist von Hügelreihen und Bächen vielfach durchschnitten. Haupttüäier sind das IUerlhal (mit den Nebenthälern der Ach, Aitrach und Nibel), dasselbe bildet die östliche Gränze des Oberamts zum grössten Theil und zugleich die Landesgränze gegen Baiem. Ein weiteres, indessen bei weitem untergeordneteres Hauptthal ist das Roththal ; beide, Iller und Roth gehören dem Donaugebiet an. Von Ebenen können angeführt werden, die sogenannte Leutkircher Haide , 2 Stunden lang, » Stunden br,eit, im südlichen Theile des Bezirks, und das tVurzaeher Ried im mittleren Theüe des Bezirks, dasselbe ist das grösste Torfmoor ObSrschwabens , Stunden lang, f Stun- den breit, während ersteres zum grössten Theil Ackerfeld ist. Die höchste Erhebung, der Wachbühl ist 2429 p. F. über dem Mittelmeer, der niedrigste Punkt, das Niveau der Iller bei Kirch- dorf ist 1725 p. F. Die mittlere Höhe befragt 2077 p. F., was die mittlere Höhe von Oberschwaben um 247 Fuss übersteigt. Die climatischen Verhältnisse, wie ich dieselben als für Roth gültig im Jahre 1846 beobachtet habe, und so fern Roth nahezu die mittlere Höhe des Bezirkes erreicht, auch als die Mittelwerthe für den ganzen Oberamtsbezirk, ohne einen grossen Fehler zu machen, hinstellen kann, sind folgende: Roth, im nördlichen Theile des Oberamtsbezirks gelegen, hat eine Elevation von 1855 p. F. über der Meeresfläche. Die mittl. Jahrestemperatur im Jahr 1846 betrug + 6,55 R.; die mitt- lere Temperatur des Winters —0,86 R., des Sommers + 14,16 R., des Frühlings -f- 5,29 R., des Herbstes -f- 6,49 R., des kältesten Monats — 3,60 R., des wärmsten -f- 14,56 R. , absolutes Maxi- mum der Temperatur (1. Juli 1845) -f 27,75 R., absolutes Mi- {«yaMiia Pfarrei Roth, herausstellten, was auch wohl der Wahrheit nicht fern liegen wird , so sind als Todesursachen aufzuzäblen : das na- türliche Lebensende (Altersschwäche) mit 0,1197, Schwächlichkeit im ersten Lebensjahre 0,3991, Entbindungen, unglückliche Ge- burten und äussere Gewalt 0,0487, Krankheiten des Gefässsysteras (Fieber) 0,0947 , Krankheiten des gesammten Nervensystems (so- mat. und psychische Neurosen) 0,0710, Krankheiten der gesamm- ten Säftemasse (Dyscrasien, Phthisen, Hydropsieen etc.) 0,1629, locale Krankheiten des Kopfes und der Schädelhöhle 0,0397 , locale Krankheiten der Brust und der Brusthöhle 0,0737, locale Krank- heiten des Bauches und der Bauchhöhle 0,0505, zusammen4,0000. Die meisten Menschen sterben an Krankheiten der Respi- rationsorgane. Verheerende Epidemien sind ungekannt, epide- misch treten von Zeit zu Zeit auf: Morbüli, Scarlatina, Variolois, Croup, Tussis convulsiva, Typhus und typhoid. Dysenteria. Als eine Endemie kann angesehen werden das Carcinoma ventriculi, wie überhaupt die Krebsdyscrasie gegenwärtig im Zunehmen ist. Geisteskrankheiten gehören zu den häufigem Erscheinungen; Cretinismus jedoch ist, einzelne wenige Fälle abgerechnet, in hiesiger Gegend ungekannt. Sollen endlich noch die Hauptergebnisse in Bezug auf Mor- talität und mittleres Aller, angegeben werden (so fern dieselbe ihre Geltung auch für den Oberamtsbezirk haben sollten, was fernere Untersuchungen zu ermitteln haben), wie sie sich für die Pfarrei Roth nach meinen früheren Untersuchungen heraus- gestellt haben, so sind es folgende: Jährliche Todesfälle 50,62 ‘bei einer Bevölkerungsconstante nach ibjahngem Durchschnitt von 1538,63 Einwohnern somit Sterblichkeitsquotient der Bevölkerungsconstante 0,027, ’cyclus a.r Generation 30,32 Jahre, i. e. 30 Jahre 3 Monat. Mittleres Aller de. Einzelnen 5430 Jahre, d. b. 54 Jahre 10 Monat. ... f sTi als Slerblichkeilsqnolient i 8 “l , 0,0331 — der hebenden, vom Jahr 18« 0,0295 = sV der Lebenden. ** Jahrescurve der Mortalität. , , Fiir d “ roranstehenden örtlichen Verhältnisse soll nun eine das Geseta, welchem die Mortalität in ihren monatlichen 235 Differenzen unterworfen ist, ausdrückende Gleichung vorerst gefunden werden. Wie aus der hieher gehörigen angehängten Tabelle hervor- geht, stehen uns zu diesem Zwecke die den 12 Monaten ent- sprechenden Werthe der Mortalität zu Gebot. Wählen wir nun die für den vorliegenden Zweck angemes- senste Form der Fourier’schen Reihen, nemlich Ux^Ao+A! cosx-j-A 2 cos2x . . . . -fAa-i^n— l)x+ B t sin x + B , sin 2x . . . . + B b _, sin (n— 1) x so hab’en wir zur Bestimmung der einzelnen Coefficienlen — 19 2?rz 360° • ’ * ~~ 12 ! 30« z. wobei z von 0 bis (n— i) z eine arithmetische Reihe, deren Differenz = 1 ist befolgt, folgende zugleich dem Princip der kleinsten Quadratsummen entsprechende Gleichungen. A* = - (u 0 + u i+ a 2 u n _,) A, = ~ (a 0 -f Ü! cos 30° + u 2 cos 2 . 30° + . . . u n cos (n-1) 30® A* = - («O + «1 cos 2 . 30° -f- u 2 cos 4.30° . . . u n -i cos 2 (n— 1) 30« A«_i= - (Uo+UjCos^-lJSO .u a _ 1 cos(n-l )(n- 1)30° Bi = l («o-f »i ^30^-fu, &in%.3Q°. • . ■ +^sin(n-^> B 2 = ? (Ug-f-n, sin 2.30°+u 2 sin 4.30°. . . -fu^sin (n— 1)30° B„_i= ~ (u o -f-u 1 sin(n-t)3O o +u,sin2(n-l)30 o ...n n _ 1 sin(n-l)(n-l)30° wobei unter u 0 , Uj , u 2 . . . . u n — i nach der Reihe die bekannten Werthe der Function u x verstanden werden, wie sich dieselbe aus der Beobachtung vom Monat Deeember == u„ oder u 0 bis Monat November = u n _i aus der Tabelle I. des Anhangs ergeben. Die Resultate der numerischen Auswertung obiger Coef- ficienten sind folgende: Ao = + 0,083333 B, = + 0,0120239 A, = + 0,0040399 B 2 = — 0,0058033 A 2 — - 0,0075450 B 3 = + 0,0013842 A 3 = + 0,0023449 B 4 = + 0,0025859 A 4 = — 0,0022367 B ä = + 0,0049169 A 5 = — 0,0006458 linier Zugrundlegung obiger Gleichung mit den eben vor- anstehenden Constanten berechnet sich die Monatscurve der Mor- talität, die Mortalität des ganzen Jahres = 1 gesetzt: wie folgt: u 0 Dec. 0,0837985 0,084182 u, Jan. 0,0896009 0,091296 u 2 Febr. 0,0783621 0,087893 u 3 März 0,1087061 0,107765 n+ Apttl 0,0900921 0,098372 u 5 Mai 0,0957257 0,088773 Tagescurve u 6 Juni 0,0829371 0,072245 u 7 Juli 0,0672347 0,063293 u 8 Aug. 0,0893735 0,071536 % Sept. 0,0580295 0,077671 u 10 Oct. 0,0766445 0,079507 u„ Nov. 0,0710199 0,077128 der Mortalität. Ich gehe vorerst ohne weitere Erörterung sogleich über zur Tagescurve der Mortalität , wie sich dieselbe aus den hieher gehörigen Beobachtungen ergibt. Auch hier kommt am besten die gleiche , oben hingestellte Form der Fourier’schen Reihen in Anwendung. Die Data, welche hier zur Berechnung zu Grund liegen, sind die 24 Werthe der stündlichen Oscillationen der Mor- talität, wie sie sich aus der oben erwähnten tabellarischen Uebersicht des Anhangs ergeben. Die Anzahl der bekannten Werthe— n = 24, die Anzahl der zu berechnenden Constanten = n — 1 == 23. Bezugs der Auswertung und numerischen Zusammensetzung der Constanten verweise ich auch hier wieder jmf die Tabelle des Anhangs und stelle blos hier die gewonnenen Resultate hin. Ae = + 0,0416666 B 0 0 A, = — 0,0029706 B, = -j- 0,0055293 A 2 = — 0,0035143 A 3 = + 0,0032844 A* = — 0,0029745 A 5 = — 0,0015536 Ag = — 0,0007145 A 7 = + 0,0023602 A* == — 0,0011645 A, = - 0,0009284 A,o = - 0,0000227 Ajj ss _ 0,0006777 B 2 = — 0,0032595 B^ = — 0,0003315 B 4 = — 0,0008906 B 5 = — 0,0004719 B g = — 0,0009197 B, — — 0,0033408 B„ = -f 0,0006408 B* = - 0,0003232 »10= - 0,0007412 B u = _ 0,0000947 237 — Mittelst dieser der Gleichung A 0 -f- A, cos x + Bj sin x angehörigen Werthe der Constanten werden folgende Werthe der Tagescurve der Mortalität gewonnen, die Mortalität des ganzen Tages =±= 1 angenommen: 0 0,0327835 1 0,0316121 2 0,0318292 3 0,0447035 4 0,0425443 5 0,0346104 6 0,0512118 7 0,0581802 8 0,0518101 9 0,0544713 10 0,0547084 11 0,0383842 12 0,0503419 13 0,0517193 14 0,0521885 15 0,05244J>2 16 0,0407871 17 0,0487210 18 0,0321816 19 0,0251512 20 0,0315213 21 0,0268601 22 0,0286244 23 0,0449472 8 0,0330649 1 0,0353387 2 0,0376967 3 0,0411180 4 0,0448127 '5 0,0432812 6 0,0485078 7 0,0529607 8 0,0577451 9 0,0525343 10 0,0496723 11 0,0387020 12 0,0404548 13 0,0336652 14 0,0376599 15 0,0424444 16 0,0402653 17 0,0383231 18 0,0420180 19 0,0360493 20 0,0345334 21 0,0358598 22 0,0435812 23 0,0390810 Nachdem im Voranstehenden die sämmtlichen Constanten der obigen Sinns- und Cosinusreihen numerisch berechnet vor- liegen, so mochte wohl hier der rechte Platz sein, dein Leser die praktische Anwendbarkeit dieser Formel zur Beantwortung mancher Speciellen Fragen an betreffenden numerischen Beispielen zu zeigen. Sie liegen im Manuscript auch wirklich vor, mussten aber der nothwendigen von der Redaction verlangten Kürze wegen unterbleiben ; ich beschränke mich daher hier nur auf kurze An- deutung derjenigen biostatischen Probleme, welche mittelst nu- merischer Auswerthung obiger beiden Reihen gelöst werden kön- nen. Hieher gehören die Fragen:. 1) Welches ist die Mortalität zu einem beliebigen Zeitpunkt des Jahres oder Tages; z. B. für den 20. Mai in der Stunde von 12 bis 1 Uhr. Die Rechnung gibt die Mortalität des Jahres = 1 für diesen Moment 0,00012786 und es ster- ben unter 21110, die in einem Jahre sterben, in dieser Stunde 2,6990. Meine Beobachtung aus den mir zu Ge- bot stehenden Tabellen ergeben, dass an diesem Tag 60 Menschen starben, folglich im Mittel in 1 Stunde 2,50, jg was mit der Rechnung genau genug zusammentrifft. 2) Zu welchem Zeitpunkt des Tages oder in welchem Monat tritt das Maximum oder Minimum der Mortalität ein? Für die Tagescurve rechnet sich das Minimum aus der Curve : tang x -j- tang 2x -f tang 3x -f tang tlx = i; + ^+s;--’ + in auf den Zeitpunkt 12 Uhr 44 Minuten Nachts aus, was wieder mit der Erfahrung übereinstimmt. 3) Wie verändert sich die Mortalität innerhalb diesem oder jenem Zeitraum ? 4) Welches ist die Summe der vorgekommenen Todesfälle innerhalb eines beliebigeif Zeitraums? — Quadratur der Mortalitätscurve. — Diese Frage beantwortet sich aus der numerischen Aus- wertung folgender Reihe: fx = nA«, + 2 A ( r ( flx+i(n _ 1)ad) . sin — i(hx-f i(n-l)«d sinHl d _ wobei die (mit deutschen Lettern gedruckten) a und b nach und nach alle in arithmetischer Reihenfolge auf einander folgenden Werthe der ganzen Zahlen von l bis (n— 1), (unter (n— .1) das letzte Glied der beiden obige'n Sinus- und Cosinus-Reihen ver- standen) bedeuten; sämmtlicbe Glieder sind dureh das bekannte 2 Summenzeichen zusammengefasst, n bedeutet die Anzahl der verlangten Stunden oder Monate innerhalb des gesuchten Zeit- raums, d— ^ oder je nachdem die Reihe sich auf die Tages- oder Monatscurve bezieht. Für den Zeitraum von 6 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags erhält man durch die Rechnung 0,2780733, durch die Beobachtung 0,2720092 Zum Schlüsse dieses Abschnitts will ich hier nur noch die für die Berechnung bequemere , abgekürzte aus 3 Gliedern be- stehende Form jener Reihen, die zugleich auch die in ähnlichen Fällen gewöhnlichere ist, hinstellen, da dieselbe die Resultate bereits mit genügender Genauigkeit gibt. Anstatt der Reihen fx = A 0 Ai cos x . . . . + A n _i cos (n— 1) x + B, sin x .... + B^ sin (n— 1) x kann man mittelst Hülfswinkel die gleichbedeutende Sinus-Reihe einführen: fx = A 0 + «, sin (ip + x) + «r 2 sin + 2x) wo die beiden Gonstanten a und \ \> aus folgenden zwei Bestim- inungsgleichungen ausgewerlhet werden: a sin ip = A ; « cos tp = ß woraus beide Werthe sind: Für- die Tagescurven erhalten wir diesem zu Folge für deren drei erste Glieder folgende 5 Constanten: a 0 = +0,0416657; = + 0,0062767; xp t ■= 331° 43'; a, = + 0,0047931; tf/ 2 = 227° 10', und die abgekürzte Function derselben ist nun fx = 0,0416666 + 0,0062767 sin [15x + 331® 43'} + + 0,0047931 sin [30x + 227° 10']. In ähnlicher Weise erhalten wir für die Monatscurve fy fol- gende 5 Constanten: A a — + 0,0833678; Ai = + 0,0126844; 9t = 18° 34'; A 2 = + 0,0095188; n = | wird, wo also die Wahrscheinlichkeit der Art ist, dass sie für den Fall, wo der Fehler den Werth u überschreitet, gerade so gross ist wie für den Fall des Gegentheils, nennen wir, sage ich, diesen zuge- hörigen Fehler — p , so rechnet derselbe sich aus der Gleichung : aus : q — 0,4769363. Dieses ist gleichsam das Normalmaass, an welchem die Fehler gemessen werden u = -, wo n das zu dem Fehler u zugehörige Gewicht der Beobachtung bedeutet. g = R ist somit der wahrscheinlichste Fehler. Die wahrscheinlichsten Gränzen des wahrscheinlichsten Beobach- tungsfehlers endlich sind nach dem Princip der kleinsten Quad- ratsummen : ... 0,4769363. Nach dieser wie mir schien nothwendigen Einleitung kann ich zu meiner speciellen Untersuchung übergehen. Wie aus dem Yoranstehenden hervorgeht, ist dieses Princip der kleinsten Quad- ratsummen ganz dazu geeignet und wird auch meistentheiis dazu benützt, um mittelst Zugrundiegung der wahrscheinlichsten Be- obachtungsfehler, für einen gegebenen mathematischen Ausdruck die wahrscheinlichsten Werthe seiner Constanten zu berechnen. Es kann ferner dieses Princip dazu benützt werden, um in dem Falle , wo die Beobachtungsfehler nach ihren wahrscheinlichsten Werthen bereits bekannt sind, das Maass der Zuverlässigkeit, mit welcher ich auf meine Resultate bauen kann, auszumitteln. In beiden Fällen handelt es sich darum, durch Berechnung zu ermitteln, welches die, der a posteriori unbekannten Wahr- heit, nächstgenäherten Werthe der Beobachtungsfehler sind, und welches Maass der Genauigkeit für die berechneten Resultate daraus hervorgeht. Ich bin aber gleichsam im umgekehrten Fall, nicht die Beobachtung, sondern die Berechnung will ich 243 wahrscheinlichste Unsicherheit» und 0,0049213; somit ist di womit R bestimmt ist: R . 0,76 9363 . V J« Die nemlichen drei Fragen für fx, die Tagescurve, beant- worten sich also: Die Summe der Fehlerquadrate ist: S = 0,0001997665 ; der wahrscheinlichste mittlere Fehler ist: R = 0,6744897 = ± 0,0061571. fi — 24. Die wahrscheinlichsten Grenzen des wahrscheinlichsten Fehlers : R (1 ± 0,097352) = 4: 0,0067565 und + 0,0055577. Die wahrscheinlichste Unsicherheit bei der Bestimmung von R: R . 0,769363 Fassen wir die s 0,0005994 eben erhaltenen Resultate in Worten j die constanten Grössen den Resultaten der beiden Reihen an- klebt, zwischen und bei fy, zwischen und ttott bei f * schwebt, bei fy somit bei fx mwo umfasst, für fy den wahrscheinlichsten Werth = xoVuir» für den wahr- scheinlichsten Werth tjjVihf beträgt, bei fy der mittlere Werth um TWöiF tlein er als bei fx ist. Ob aber dieser Fehler eine positive oder negative Grösse sei, mit andern Worten ob die berechneten Resultate zu hoch oder zu nieder "im Allgemeinen ausfallen, darüber kann uns nur die Vergleichung mit der beob- achteten Curve belehren, und diese Vergleichung gibt uns: Für fy erhalten wir bei 7 Monaten ein zu hohes, bei 5 Monaten ein zu niederes Resultat ; im Ganzen genommen gibt also fy die Mortalitätscurve zu hoch. Ein ziemlich gleiches Ergebniss gibt die Vergleichung der Function fix mit der beobachteten Tages- curve; von 24 Einzelwerthen von fx fallen 13 zu hoch und 11 zu nieder aus. Zieht man somit von den betreffenden Resultaten den mittleren Fehler ab und addirt bei den übrigen den gleichen mittleren Fehler dazu, so würde man der Wahrheit bis auf We- niges nahe kommen. Bei dieser Gelegenheit muss ich bemerken, dass die Grenzen, innerhalb Welcher der mittlere Fehlerwertb — 245 — üben, so wäre dieses eine Behauptung, zu welcher ‘jedenfalls die Beweise noch nachgeliefert werden müssten. Es wird zwar Niemand in Abrede stellen , dass der Central- körper unseres Planetensystems, die Sonne, deren veränderliche Beziehungen zu unserem planetarischen Wohnsitze eben die Jahres- und Tageszeiten bedingen, zugleich auch die conditio sine qua non alles organischen Lebens sei; allein damit ist noch nicht bewiesen, dass die Sonne zugleich auch auf unmittelbarem Wege alle diejenigen Veränderungen, deren die zum Organis- mus metamorphosirte irdische Materie fähig ist , bedinge , nament- lich auch einen directen Einfluss auf die veränderlichen Werlhe der Mortalität des menschlichen Organismus ausübe. Ich habe den trockenen Boden des strengen Calculs, der für jede Behauptung sogleich den nackten Beweis verlangt, in diesem Augenblick verlassen, und wenn ich hier mich mit meinen Ansichten mit geringerem Bedenken ins Beich der Vermuthungen hineinwage, so bitte ich dieses dem Verfasser, namentlich in Rücksicht auf diejenigen Leser dieser Abhandlung zu gut zu halten, welche, ohne sich an den calculativen Theil derselben halten und damit für ihren Gebrauch begnügen zu könnet! oder zu wollen, vor Allem die gewonnenen Resultate in einem ihnen mehr zusagenden Gewände sich vorgeführt sehen möchten. Um dieses nemlich zu können, ist es, der vorhandenen grossen Lücken unseres Wissens wegen, gar nicht anders möglich, als dass man dieselben da und dort mit mehr oder weniger begründeten Hypothesen verkleistere. Soviel zurBeurtheilung dieses Abschnitts. Wenn ich also zugebe , dass der directe solare Einfluss bis jetzt noch nicht bewiesen ist, so glaube ich andererseits, ge- stützt auf die gewonnenen Ergebnisse, den Schluss dieser Ab- handlung eben dem Beweise: dass die Oscillationen der Morta- lität guten Theils auf dem directen Einflüsse des Central- körpers unseres Planetensystems beruhen, widmen za können. Es steht zwar zu vermuthen, dass der unmittelbare Einfluss der Sonne bei der Jahrescurve durch die sogenannten climati- schen Verhältnisse, die grossentheils sehr localer Natur sind, sehr maskirt werde; indessen, wollen wir alles auf Rechnung des schnellen Witterungswechsels, des sogenannten „sehlechten 246 Wetters“ schreiben — jener grauen Nebeldecke, worein die me- dicinische Welt, vom Archiater bis herab zum wohlbestellten Dorfbarbier so dutzendmal des Tags zu scheinbarer oder wirk- licher Beruhigung seines leidenden Heilobjecls, seine vermeid- liche und unvermeidliche Unwissenheit zu hüllen pflegt — so bleibt dadurch gänzlich unerklärt, warum zu anderen Zeiten, wo der gleiche Witterungswechsel vorkommt, nicht auch die Mor- talität sich gleichwerthig zeige , warum z. B. in den Späiherbst- und Wintermonaten , wo wahrlieh das Wetter, wie man zu sagen beliebt, in der Regel Wochen, ja Monate lang gleich schlecht, d. h. ungesund uns erscheinen muss, doch bei weitem nicht so viele Menschen sterben, als in den Frühlingsmonaten März und April. Soli ich .meine Vermulhung hierüber aussprechen , so erscheint es mir keineswegs unwahrscheinlich,, dass das nemiiebe geheimniss volle Agens, welches periodisch gerade zu dieser und keiner andern Zeit die Keime des Samenkorns aus dem Schoos der Erde weckt, das die Knospen der Bäume und Sträucher zu ganz bestimmten Zeiten schwellen macht, auch den thierischen Organismus periodisch mehr ergreife und zu erneuerter Kraft- äusserung ansporne, dass sodann eben dadurch diejenigen thie- rischen Organismen, welche gerade der Art sind, dass Kraft- aufwand und Ersatz des verbrauchten Materials nicht nur nicht mehr sich das Gleichgewicht halten, sondern sogar umgekehrt Verluste an Kraft und Materie erleiden, sei es auf normalem Weg in Folge des herannahenden natürlichen Lebensendes, sei es auf abnormem Weg durch Krankheiten, in grösserer Anzahl vergehen, als zu jeder andern Zeit; dass ferner dieser Zeitpunkt, wahrscheinlich wegen der durch die Organisation selbst gegebenen inneren Aebnlichkeit von Thier und Pflanze, gerade mit dem- jenigen zusammenfälh , wo der grösste Theü der Pflanzenwelt zu neuem Leben erwacht; dass endlich dieses geheimnissvolle Agens seinen Grund wesentlich in den planetarischen Beziehungen unserer Erde zur Sonne haben mag ; dass somit die Sonne hier direct als Centralkörper Ären Einfluss geltend macht. Es ist zum Voraus anzunehmen, dass dieser Zeitpunkt niöht überall aut der Erde zu gleicher Zeit eintrete, da nicht überall zu glei- cher Zeit die zur Entwicklung eines Organismus unerlässlichen 247 Bedingungen stattfinden, dass somit die Maxima der Mortalität für verschiedene Localitäten auch auf verschiedene Zeitpunkte fallen. Für unsere Gegend fällt er äuf die Monate März und April. Fassen wir nun aber im Gegensatz zur Jahrescurve, die Tagescurve der Mortalität mit ihren Osciliationen näher ins Auge, so lässt sich hier zum Voraus vermuthen, dass die sogenannten climatischen Einflüsse so gut wie ganz aus dem Spiel kommen, indem sich hinnen des Zeitumlaufes von einem Jahr dieselben vollkommen ausgleichen werden; die durch den Einfluss der Sonne nicht bemerklich afflcirbaren Localeinflüsse als constante Grössen wieder keinen Einfluss auf die Osciliationen der Mor- talität ausüben werden. Ein Blick auf die graphische Curve zeigt uns eine auffallende Verschiedenheit zwischen dem vor- und nachmittägigen Theile der Curve. Von Mitternacht bis Morgens 8 Uhr zeigen die Werthe der Mortalität ein beinahe, regelmässiges Steigen, von da ab bis Nachmittag 1 Uhr ein eben so regelmässiges Fallen. Die nachmittägigen Werthe dagegen steigen und fallen in sehr unregelmässigen Schwankungen, bis mit der ersten Stunde nach Mitternacht die Mortalität ihr Minimum erreicht, um von jetzt an wieder steigend die oben bezeichnete Curve von Neuem zu durchlaufen. Vergleichen wir diese Curve mit den beobachteten Tagescurven der Sonnenwärme , ebenso mit der von dieser theil- weise abhängigen des Luftdrucks, so lässt sich, ohne seiner Ueberzeugung grossen Zwang anzuthun , wirklich keine bestimmte Beziehung herausfinden. Eine desto auffallendere Aehnlichkeit aber werden wir gewahr zwischen dieser und der Tagescurve der magnetischen Declination, so weit diese uns bekannt ist. Wie die Mortalität , so beschreibt auch die De|linationsnadel eine Zeit des Tages über ihre Schwingungen mit ziemlicher Regel- mässigkeit, eine andere Zeit hindurch in ebenso unregelmässigen Schwankungen. Wie die Mortalität mit der achten Stande nach Mitternacht in ihrem Gang an einem Wendungspunkte angekom- roen ist, so dreht sich die Declinationsnadel auf dem europäi- schen Continenle von ihrer bisherigen östlichen Richtung gen Westen. Wie die Mortalität um die erste Stunde nach Mittag den tiefsten Punkt in ihrer Abnahme erreicht hat und von jetzt 17 - 248 - an in unregelmässigem Fallen und Steigen bis gegen 6 Uhr Abends, im Ganzen genommen steigend, vorwärts schreitet, bis sie ebenso wieder fallend und steigend um 1 Uhr Morgens bei ihrem absoluten Minimum angekommen ist; so erreicht für un- seren Erdtheil die Declinationsnadel gerade um die nemlicbe Stunde, 1 Uhr Mittags, ihre westlichste Abweichung, und be- ginnt gleichfalls in unregelmässigen Schwankungen ihre zweite Schwingung gen Osten, bis etwa um die gleiche Zeit, 1 Uhr Morgens , die Declinationsnadel wieder westlich des Punktes mitt- lerer täglicher Abweichung steht. Ein innerer Zusammenhang beider Phänomene lässt sich meiner Ueberzeugung nach hier nicht läugnen und eine enge Beziehung zwischen der Lebens- kraft (siehe meine Definition hievon oben) und dem magneti- schen Fluidum ist meiner Ansicht nach hier kaum zu verkennen. Da man nun allen Grund hat, eine Hauptquelle des Erd- magnetismus in der Sonne zu suchen, sei es dass derselbe durch Induction mittelst der Wärme und den electrischen Strom als Thermomagnetismus oder, wie neuere Beobachter, z. B. Lion wollen, direct durch Verkeilung entstehe; so ist meines Glau- bens der directe Einfluss unseres Centralkörpers auf die täglichen Schwankungen der Mortalität bewiesen. Es hat bereits im Jahr 1841 Buzorini in seiner Schrift: Luftelectricität, Erdmagne- tismus und Krankheitsconstitution, eine höchst auffallende Zu- sammenstellung gemacht zwischen dem Ausbruch der Cholera und den an diesen Orten oder in östlich derselben auf der glei- chen isodynamischen Linie gelegenen Orten beobachteten unge- wöhnlich grossen Schwankungen der Declinationsnadel; er hat zugleich gezeigt, wie die östliche Linie ohne Abweichung dieser grossen Weltseucijyp so ziemlich die Marschroute bei ihrem Vor- rücken von Osten nach Westen vorgezeichnet hat. Wenn nun meine auf einem ganz anderen Wege und auf ganz andere Weise ohne irgend eine vorgefasste Meinung unternommenen Unter- suchungen zu dem nemlichen Resultate in so fern führten, als sie dazu dienen, jenen inneren Zusammenhang, den Buzorini zwischen, der Cholera und dem erdmagnetischen Fluidum ver- muthet, aufdasorganisirende Princip des menschlichen Organis- mus, auf die Lebenskraft selbst, nicht nur wo sie in einer ein- 249 — z'elnen Krankheit, hier der Cholera, sondern in allen Fällen dem Einfluss der Aussenwelt unterliegt, auszudehnen, so ver- dienen diese Facta , deren weitere Verfolgung zu noch gar nicht zu ahnenden Gesetzen führen können, nach meiner Ansicht die Aufmerksamkeit der Naturforscher, in specie der Aerzte, in hohem Grade. Man wird an mich nun die Frage stellen, die ich mir in Gedanken bereits selbst gestellt habe: je nun, welcher Art sind die Beziehungen zwischen dem erdmagnetischen Fluidum und der Lebenskraft? — Wüssten wir, dass zur Zeit der östlichen Abwei- chung, welche mit dem Maximum der Mortalität zusammenfällt, die Intensität des Erdmagnetismus ihr Maximum oder Minimum erreicht, wüssten wir, welche Aenderungen das erdmagnetische Fluidum zu Zeitpunkten ungewöhnlich grosser Schwankungen der tig angegriffen wird, wie z. B. zum Zeitpunkte wo die Cholera oder eine ähnliche Weltseuche herrscht: so liesse sich hierüber freilich mit grösserer Sicherheit eine Hypothese aufstellen. Allein leider wissen wir über die Intensität des Erdmagnetismus noch blutwenig, und die Physiker müssen hierin noch viel nacbtragen. Nach Gauss fällt zwar die Abnahme der Intensität in die Vor- mittagsstunden und sie erreicht ihr Minimum etwa zwei Stunden vor Mittag, die Zunahme in die Nachmittagsstunden und das Maximum auf die zehnte Abendstunde nach Kupfer; doch wie gesagt, diesen Angaben liegen noch zu wenig Beobachtungen zu Grunde. Wollen wir uns an den Ansdruck der Erfahrung _ streng halten , so können wir uns die gegenseitigen Beziehungen beider Kräfte etwa so vorstellen: Es ist eine bekannte Thatsache, dass die Linie ohne Abweichung in Säcularperioden von Ost nach West vorrücke. Dieses Vorrücken geschieht eben mittelst der täglichen Schwankungen der Magnetnadel, indem man beob- achten kann, dass die mitüere tägliche Abweichung im Verlauf von etlichen Jahrzehnden eine merklich geringere westliche De- clination zeigt als in früheren Perioden. Die westliche Declina- tion ist für unsere Gegend seit dem Jahr 1814 im Abnehmen. Denken wir uns nun die Resultante der erdmagnetischen Kraft in ihre horizontale, vornehmlich die Declination als nördliche Com- 17* Tabellarische Uebersicht der Mortalitätswerthe. Jillji 253 mehr oder weniger gesplittert und eine mit Gebirgsart ausgefüllte, kegelförmig ausgebauchte , bis zu | der Zahnhöhe reichende Höhle a.a. für den Nucleus blossgelegt. Es waren daher diese ihren Dimensionen nach gewiss ausgewachsene Zähne an der Wurzel offen und mit dieser in ziemlich tiefen, durch die Durchschnitte von Zwischenwänden b.b. angedeuteten, nur unvollkommen an- schliessende Zahnzellen eingekeilt. Die zugeschärft-zweischneidige, nach innen und rückwärts gekrümmte Form der Zähne mit con- vexerer Wölbung der innern und weniger convexen der äusseren Zahnseite stimmt genau auf die S. 150, Jahrg. II. der Jahresh. beschriebene Zahnform des von mir mit Geosaurus maximus be- zeichneten Sauriers. Diese Bezeichnung gründete sich auf die Uebereinstimmung der bis jetzt nur vereinzelt gefundenen Zähne des vorliegenden Sauriers mit den Zahnformen des G. Sömeringii Cuv. aus Monheim. Die an unserem Maxillarstück sichtbare Dentition mit tiefen Zahnzellen der Fangzähne scheint nun einen wichtigen Unterschied von dem Monheimer Fossil zu bilden, von welchem eine nur anchylotische Verbindung der Zähne mit dem Zahnbein ange- geben wird, der eine Trennung des vorliegenden Sauriers von dem Genus Geosaurus und vielleicht eine Einreihung in das Genus Belodon oder ein anderes aus der Familie der Thecodontosaurier *) (s. Geol. transact. 1836. S. 349) mit sich bringen müsste, wenn sich dieser Unterschied durch weitere Auffindung von Ueberresten des fraglichen Sauriers und genauere Vergleichung des Mon- heimer Fossils als ein generischer heraussteilen sollte. 6. Beitrag zur Ornithologie Griechenlands etc. Von Chr. Ludw. Landbeck zu Klingenbad. Der betropfte Sänger. Sylvia guttata, mihi. Nov. spec. Artkennzeicben: Scheitel dunkelaschgrau, rund schwarz- gefleckt; Kehle weiss, mit etwas verdeckten schwarzen Flecken; Grösse der Sylvia garrula, 5" 3"' par. Maass lang; Schna- 254 bei von der Stirn bis zur Spitze 5"', vom Mundwinkel bis Spitze 7"', Länge der Nasenlöcher Breite zwischen Stirn und dem Anfang der Nasenlöcher 2"', Höhe des Schnabels an dieser Stelle 1£"' lang. Oberschnabel: von der Stirn sanft abfallend, beschreibt er eine sanfte Bogenlinie mit etwas stärker gebogener ausgeschnit- tener Spitze, dreiseitig, unmittelbar vor den Nasenlöchern ziem- lich stark seitlich zusammengedröckt, daher schlank und dünn; schwarz. Unterschnabel fast gerade , nur am Winkel und gegen die Spitze etwas abwärts gebogen, unmittelbar vor der Verei- nigung der Kieferarme wie der Oberschnabel zusammengedrückt, vorn schwarz, an der Wurzelhälfte gelb. Die Nasenlöcher be- schreiben mit schmaler Ritze einen mit beiden Enden nach oben gekehrten Bogen oder Kreisabschnitt und sind von obenher mit einer schwarzen Haut bedeckt. Auge: mittelgross, wahrscheinlich gelbbraun , die Wimpern aschgrau befiedert. Fuss: Schienbein 11"', Ferse 9'", Mittelzehe ohne Nagel 5£'", innere Zehe 3|'" Aussenzehe 3£"', Hinterzehe 3'", Nägel 1 — 2"' lang. Der nackte Theil des Fasses ist hellbraun, die Nägel sind dunkel hornbraun; die Schilder auf der Vorderseite des Tarsus so schmal, dass sie auf der Aussenseite desselben kaum sichtbar sind. . Flügel: vom Bug bis zur Spitze 2" 5"' lang; die erste Schwungfeder säbelförmig einwärts gebogen, slumpfspitzig, gleich- lang mit der längsten unmittelbar darüber liegenden Deckfeder; die zweite Schwungfeder ist die längste und verdeckt von innen bei zusammengelegtem Flügel die 3te und 4te, welche wenig kurzer sind; die meisten der Schwungfedern erster Ordnung sind auf der Unterseite von der Mitte an gegen die Wurzeln ver- schmälert, auf der Aussenfahne ist die 3te , 4te und 5te ausge- schnitten und auf der vordem Hälfte verengt. Schwanz: 2" 1" lang, abgerundet, indem die äusserste feder um 3'" kürzer ist als die mittlere, und so verkürzt oder verlängert sind die übrigen in zu- oder abnehmendem Verhältnisse. In Gestalt und Farbe gleicht unser Vogel bei flüchtiger Be- trachtung ausserordentlich der Sylvia garrula ; bei genauerer Vergleichung zeigen sich jedoch bedeutende Abweichungen; die Structur des Gefieders ist übrigens dieselbe wie bei der erwähn- ten Klapper-Grasmücke, somit zarter, weicher und reicher als bei der grauen (S. einer e ). Stirn, Scheitel und Hinterkopf, Rücken und Steiss sind schmutzig braungrau, aof dem Kopfe jedoch mehr ins Dunkelaschgraue ziehend, und schwarz gefleckt oder geschuppt, indem jede Feder in der Mitte einen schwarzen runden Fleck enthält; die übrigen obern Theile sind ungefleckt, die Steiss- und obern Schwanzdeckfedern reiner und lichter grau, als der Rücken, aber immerhin noch bräunlich angeflogeu. Die Zügel, die Umgebung der Augen, sowie die Ohrfedern rein dunkelaschgrau, glänzend; die Halsseiten ebenso, aber bräunlich angeflogen. Das kleine Gefieder der obern Seite der Flügel schmutzig graubräunlich, die Deck- und Schwungfedern verbli- chen schwarz oder bräunlichschwarz, alle mif grauer Einfassung, welche an den grossen Deck- und den hintersten Schwungfedern am breitesten ist; die Deckfedern auf. der Unterseite des Flügels graulichweiss , am Fiügelrande schwärzlich gefleckt ; die Schwung- federn auf dieser Seite gelblichweiss breit eingefasst , sonst glän- zend lichtgrau. Der Schwanz ist blassschwarz , die mittlern Fe- dern auf der Oberseite graulich gebändert oder gewässert; die äusserste auf der Aussenfahne weiss, auf der Binnenfahne aber mit keilförmigem weissen Fleck und schwarzem Schafte ; die 3te auf der Binnenfahne mit kurzer weisser Spitze. — Kinn, Kehle bis Oberbrust weiss mit verdeckten schwarzen Flecken, welche überall dnrchschimmern und besonders gegen die Brust sehr zahlreich vorhanden sind, indem hier jede Feder in der Mitte einen schwarzen Fleck enthält. Die übrige Unterseite ist weiss, auf der Brust und am After gelbweinröthlich , an den Seiten gr^ubraunröthlich überflogen ,' ähnlich wie bei Sylv. cinerea, nur lichter und zarter. Unterschwanzdeckfedern an den Wurzeln braunröthlich , an den Spitzen weiss. Schienbeinbefiederung graubräunlich. In Gestalt, Farbe und Zeichnung steht diese ächte Gras- mücke in der Mitte zwischen Sylvia garrula, mit der sie die Grösse und Färbung im Allgemeinen gemein hat, und Sylvia cinerea, mit welcher ihr Flügel- und sonstiger Körperbau ziem- Kleinere Mlttli eil ungen. — 260 — Rhyncholithen im wiirttembergischen Jura. Von Ph. Roman in Tübingen. Fuss mächtige bröckliche Kalke) einen Rhyncholithen, den n unserem Lias wohl gefunden wurde. Er'ist etwa % Zoll ganz den Typns, den die Rhyncholithen des Jura, wie sie sdt Tab. 34 abgebildet sind, zeigen. Am meisten nähert Rh. giganteus und dem Rh. acutus. Die schnabelförmige iompact, wie bei Rh. giganteus, der hintere freie Theil der > der bci D’Orbigny’s Exemplar (Quenstedt Tab. 32, 2) bt, ist hier, wie in der Regel bei Rh. acutus Tab. 34, 19, die platte Firste herabgedrückt. Ueber die Kaufläche kann Rhyncholithen aus dem mürben Gestein heranszuarbeiten Würde sich in dieser Bank der Nautilus aratus finden, so wäre die Vermuthang, dass er diesem angeboren würde, wohl gerechtfertigt. Nach der Analogie des lebenden Nautilus Pompilius Hesse er anf einen Nautilus von %-l Zoll Durchmesser schliessen, was die mittlere Grösse dieses 1- Vierundzwanzigster Jahresbericht über die Witterungsverhältnisse in Württemberg. Jahrgang 1848. Von Prof. Dr. Th. P lienin ge r. 1. Allgemeine Schilderung des Jahrgangs. Der Jahrgang 1848 gehörte zu den, bezüglich dem Vege- tationsprodukte , mittelmässigen. Die Wintermonate zu Anfang des Jahres boten nichts Ungewöhnliches dar, sie waren mit Frost und Schnee in gewöhnlichem Masse bezeichnet. Die Frühlings- monate hatten gleichfalls das gewöhnliche Mass von Wärme und Frost, ohne dass letzterer wesentlich geschadet hätte. Dagegen wurde die Sommerwärme in den 3 Sommermonaten durch häufige Gewitter abgekühlt, so dass häufig kalte Nächte eintraten, welche einen rascheren Gang der Vegetation wieder hemmten. Die Herbstmonate zeigten allmählige Abnahme der Temperatur, und nur im November trat eine verhältnissmässig milde Witterung ein, welche bis- über die Hälfte Decembers anhielt, um von da an einem anhaltenden Frost Raum zu geben. Den Witterungsgang der einzelnen Monate zeigt fol- gende, zunächst den Stuttgarter Beobachtungen entnommene Uebersicht. Der Januar halte ziemlich wechselnde Barometer- stände; vom 2 5ten, 10-12ten, 14-15ten, 23-26sten, 28— 30sten Stände über, sonst Stände unter dem Jahresmittel; dabei mehremal schroffe Wechsel. Die Lufttemperatur blieb bis zu den letzten Tagen anhaltend frostig und erst mit dem 30sten erschien, mit westlicher Windrichtung, Thauwetter. Die Brunnentemperatur sank unter Schwankungen um 1,0®. Die Luftfeuchtigkeit zeigte sich, entsprechend den häufigen Nebeln, ziemlich stark. In der Windrich tung herrschte die nordöstliche überwiegend vor, bei meist ziemlich ruhiger Luft, nur am 13ten erschienen Windstö’sse von N. und am 31slen von WirtUtmb. aatarw. Jahreshefte. 18«. $. Heft. 18 - 269 — 2. Lufttemperatur. a) Nach den Stuttgarter Beobachtungen. Die monatlichen Extreme am Thermomelrographen , die Monatsmittel von den 3 täglichen Beobachtungen, sowie von den Extremen und die Differenz dieser beiden Mittel gibt Tabelle L, wobei + den Ueberschuss, — den Minderbetrag des Mittels von den 3 täglichen Beobachtungen gegenüber dem von den täglichen Extremen angibt. Tabelle I. +10,0 d. 6. + 5,3 d. 31. +12,5 d. 27. +17,5 d. 31. +18,6 d. 3. +20,6 d. 14. d. 16. +25,2 d. 7. +24,0 d. 2f. +23,0 d. 8. +16,8 d. 6. 9,5 d. 17. +12,0 d. 17. Juli. ,5 d.2.4.15. 0 d. 3. + 5,5 d. 26. + 2,2 d. 20. + 1,3 d. la — 3,7 d. 1«. - 9,0 d. 24. Januar. — 270 — Das Jahr&maximum trat ein am 25. Juli Mittags, das Jahres- minimum am 27. und 29. Januar Morgens; die Jahresdifferenz war daher 36,0°. Die reducirten Monats- und Jahresmittel nach Kämtz (Lehrb. Bd. I. S. 97, 102) gibt Tab. II., die Zeichen -f und — be- zeichnen den Ueberschuss oder Minderbetrag des aus den 3 tägl. Beobachtungen gewonnenen wahren Mittels gegen das von den täglichen Extremen. Eine Vergleichung der nicht reducirten Monatsmittel aus den 3 täglichen Beobachtungszeiten vom Jahr 1848 mit denen vom Jahr 1847 und den 20jährigen Mitteln von 1825—1834 gibt Tab. IIL , wobei die erste mit „December“ enthaltene Spalte links je die Decembermittel des nächst vorhergehenden Jahres 5 5 SJ ttrttf — 272 — Eine Vergleichung der reducirten Mittel von den 3 täg- lichen Beobachtungen 1848 mit denen von 1847, den 20jähri- gen von 1825—44 und den 5Qjährigen Mitteln von 1795 1844 gibt die nachfolgende Tabelle IV. ; die Spalte „Differenz“ gibt jedesmal den betreffenden Ueberschuss oder Minderbetrag im Tabelle IV. 7 + 2,06<+ 1,54 - 0,17 + 1,12 + 0,25 + 7,25|+ 7,78 -j- 0,53p- 7,61+0,17+ 7,77+0,01 I | + 0,51 +0,35 Der Jahrgang 1848 war somit wärmer als 1847 im Februar, März, April, Juni, September, October, December und im Ka- lender- und meteorologischen Jahr; ebenso war er wärmer als das 20jährige Mittel in den Monaten Februar bis August, Octo- ber und im Kalender- und meteorologischen Jahr; dessgleichen wärmer als das 50jährige Mittel vom Februar bis Jnli, im Octo- ber und im Kalender- und meteorologischen Jahr. Die Vergleichung der reducirten Mittel von den Jah- reszeiten und den Vegetationsmonaten (April bis Sep- tember) gibt nachfolgende Tabelle V.; der Winter des Kalender- — 274 — ' Die Vergleichung der Frost- und Sehne e-g ranzen gibt die nachfolgende Tabelle VII. Tabelle VII. Frost. | Schnee. Fr, Frost. Sch, Män 23N« 28 Oct. 206 | 28,58 845. 2. April. |23. März. 846. | 22. März.! 19. März. 847. 20. April. 18. April. 848. j 13. März. 19. März. 20j. M.j 11. April. ;14. April. Die Frostgrenzen im Jahr 1848 waren demnach grösser als m allen vorhergehenden Jahren und auch dem 20jährigen Mittel, die Schneegränzen waren geringer als 1844 und 1845; die Dauer der Schneedecke länger als in allen übrigen Jahren; die Zahl der Schneetage war blos geringer als 1846. b) Nach«den Beobachtungen der Vereins mitglieder Die nicht reducirten monatlichen und Jahresmittel der 3 tä !1>J| II 3| ? !!!lilli!lll!ll'IIl '■ m ii 1 *; 5 * f- !l!l!!!ll!!?!l!!l! 1 1 4 1 ?: 444444444444444444 wrowtrommf iU ’l? + 1 Ml s 1 2- 1 o ! 1 1 ü ! 5- 1 5- 1 1 !- 1 1 +.L.U. j. i i i m ii [in i 1 f susmmmmn +++++•+++4*+++ 4-++++ + Ji t llflllli!!!!!!!!!! M 1 mmmm UllijläJjliliilli I jh'JiftirHtmfitm llii fi MS 33 S - S & 5 X SÄS3i- J .3?4'3S3 -"ill s * Tabelle XI. JJUiijifiiJJ r Monat: Juli + 15,68. Monat: Jan. - 4,68. Differenz beider: 20,36. Met. Wint Frühling Sommer . Herbst . 2,83 + 7,59 + 9*181+ 7,00+11,92 +16,64 +15,021+12,84+17, +15,67|+13,18+18,41 12,41+17,98 +ll,75j+ 8,47|+1 + 6,031+11,42 + 3,41 {+ 2,46 - i +15,34 +14,80 +11,57 + 8,35 + 2,93+ 3,42 +.0,52+ 1,27 + 7,2 -7,87 80 gestaItcn sich die 5t it H— JK Ä ? =|| zg. 4-8,69 4-8,61 +i*,9i|+7,63 -4-14,7414-7,62 +7,78 + 7,71 + 7,63 + 7,57 2) Von Schopfloch, ngen des Herrn Pfarrers Kommereil. — 282 - Bemerkungen zu Tabelle XV. 29 i h r 09 “t 5 i* * 1 o d o r 7 em P er , a ‘. Ur : 6 ’ 125 "’ red - 5,87. Max. des Jahrs: 22 3 t (den 23. Juhn. 2a Aug.), Min.: —12,3 7 l 36 Tabelle XVII. mtm *• ' mtmi 287 Wärmster Monat nach den reducirten täglichen Beobachtungen: Jnli = + 12,57; kältester: Januar = — 7,08. Differenz 19,65. Der Herbst =+5,33 ist kälter als der Frühling =+5,78 um 0,45. Der Sommer =+12,15 differirt vom Winter =-2,10 um 14,25. Die Temperatur steigt vom Januar bis Februar um 7,87. „ Februar „ März „ 0,46. „ März „ April „ 5.07. „ April „ Mai „ 3,50. „ Mai „ Juni „ 2,24. „ r Juni „ Juli „ 0,82. Fällt Juli „ August „ 0,68. „ August „ Septbr. „ 2,73. „ Septbr. „ October „ 3,03. „ October „ Novbr. „ 6,38. steigt Novbr. „ Decbr. „ 0,18. „ Winter zum Frühling „ 7,82. „ Frühling „ Sommer „ 6,58. fällt Sommer „ Herbst „ 7,06. „ Herbst „ Winter „ 7,34. Temperatur-Veränderung. Die mittlere täglicheist am gröss- ten im September = 4,86; am kleinsten im November = 2,63. Die mittlere tägliche Aenderung kommt in ihrem Jahresmittel (=4,03) dem September (= 3,97) am nächsten. Monatliche Veränderung: Maxi- mum im December = 22,3, Minimum im Nov. = 10,8. Differenz 11,5. liiiiiiiluiliii Tabelle XIX. Thermometer-Stände nach Tagen. T— ü 1? m rn i=V 5 '*1 r&s ??* 5» 3 0 15 7 10 1 5 2 0 5 2 1 2 2 l 5 5 18 1 30 12 1 15 1 4 26 7 1 § 5 7 1 9 11 1 0 11 2 3 13 2 o li a e 4 a 11 0 13 1 k « 2 3 17 3 2 8 3 0 1 0 13 1 3 17 3 0 1 2 18 19 1 9 12 15 7 52 6 0 91 15 16 1 1 83 23 6 30 4 70 30 4 62 2 7 38 2 2 40 2 6 12 8 12 1 7 82 9 7 8 78 4 5 33 'iss 22222 fiiLSÄg t s e c g g g s 2 2 g 22 e “ &J..g «Cg "5 2 322 -S 2 2 g g 2 2 2 2 2 2 2 s 2 2 2 2 2 -“ 2 2 v “ 2 2 2 2 2 2 2 2 l2«22222?222 22222222; Tabelle XXL 4) Von Calw, Zusammenstellungen des Herrn Med. Dr. Mülle Tabelle XXII. Thermometer st and im Freien im Schatten. Wärmster Tag . . + 17,80 (reducirt + 17,32) den 7. Juli. Kältester Tag . . — 9,00 (reducirt — 8,50) den 27. Januar. Unterschied beider 26,80 (25,82) — 297 — 2) Von Calw. Zusammenstellungen durch Herrn Dr. Müller. Tabelle XXVIII. 4) Die barometrischen Verhältnisse, a) Nach den Stuttgarter Beobachtungen. Die nachfolgende Tabelle gibt in Uebersicht die monatlichen Extreme, Mittel und Differenzen; die Barometerstände sind anf + 15° R. reducirt, die Mittel von den Morgen- und Mittags- beobachtungen genommen; die Zeichen + und — bezeichnen den Ueberschuss oder Minderbetrag der Mittelstände gegen das Jahresmittel von 1848 und das 20jährige von 1825 — 1844 (27 4,71). 20 Tabelle XXIX. 27"10,58'" 26" 6,75"' 27" 5,02"' 9,02 d. 12. 26 10,81 d,31. 27 4,66 ll,48d. 3. 26 7,02(1.11.! 27 3,36 8,28 d. 8. 26 6,41 d. 12. j 27 2,03 27 6,69 d. 4. 26 9,14 d. 8. 27 8,42d. 11, 26 11,30 d. 17. 8,09 d. 14. 27 1,05 d/ 3. [27 8,90d.l2. 26 ll,67d. 1, 27 8,13 d. 25: 27 3,25 d. 1. 127 10,27 d. 16. 27 0,80 d. 24, ! 27 9,46 d. 5. 26 10,47 dl 18. ’27 9,68 d. 10. 26 10,52 d. 4, März. Die Jahres - Differenz Tabelle XXXII. 3) Von En nab euren durch Herrn Pfarrer Schiler. Tabelle XXXIII. Bemerkungen zu Tabelle XXXIII. . 310,73 in d. Juli, ' 311,29 „ Sept., ' 311,14 „ Dcc., 311,01 „ Aug., 310,38 „ Jan. u. 309,67 „ Aug., 312,15 „ Dec., 310,31 „ Sept , ! Min. 306,68 i „ 305,19 „ 307,78 Die grösste Jabresdiff. „ grösste Jabresdiff. i Stand NO 311,09, * SW 308,72. i „ NO 309,24, „ Frühlini „ Herbst höchsten „ NO Der niederste Stand 1 tlMmmSlf Tabelle XXXV. 307 b) Von den übrigen Beobachtungsorten. *) Einmalige tägliche Beobachtungen. **) Beobachtung von Morgens und Mittags. 308 c) Besondere Zusammenstellungen einzelner Beobachter. 1) Von Canslatt. Zusammenstellungen des Herrn Med. Dr. Rühle. - 310 - Tabelle XL. Mittlei <0- w- -S. JS-g I* 0:W. G d r en | r Windrose. Sum-j -1 Sum- S ke! % J =100:1 Januar . . 239,4 NO i 0 4-3,15 72 1,04 21 1,13 .,06 : 25 Februar . . 104,4 W*NW+3,15 15 0,60 72 1,82 1,61 : 369 : 486 März. . . 153,9 NW JN 4-6,65 25 1,04 68 1,38 1,29 : 236 : 305 April. . . 1 121,9 WNW 49,45 19 1,26 71 1,59 : 450 :394 Mai . . . 217,8 NO J N 4-4,05 72 2,14 21 1,71 2,04 : 32 :32 Juni . . . 121,5 WNW +9,00 29 1,83 61 1,78 1,80 : 214 : 246 Juli ... 128,7 NW £W +4,95 34 1,44 59 1,59 1,54 : 95 :356 August . . 126,45 NW £W +2,70 15 1,40 78 1,86 «,76 : 1325 : 493 September . 177,30 NJ NW +8,55 43 1,40 47 1,11 1,24 :46 | : 130 October . . 177,75 N \ NW +9,00 42 1,45 5t 1,35 1,40 : 132 -.125 November 118,50 WNW +6,30 17 0,88 73 1,44 1,33 : 225 : 508 December . 185,85 N +5,85 46 1,50 47 1,04 1,27 : 917 :9t Frühling . 165,15 NNW +7,65 116 1,76 160 1,52 1,62 : 154 : 146 Sommer . . 129,60 NW IW +5,85 78 1,56 198 1,73 1,70 :545 : 365 Herbst . . 157,50 NNW 103 1,32 170 1,33 i 1,33 .113 : 185 Winter . . 178,20 N i NW +9,45 133 1,15 140 1,41 j 1,30 : 323 : 97 Jahr . . . NNW 430 1,43 668 1,52 : 1,48 1 ; 181 : 166 31t Wind -Verhältnisse. 312 3) Von Ennabeuren durch Tabelle XLI. N-S O-W Richtung. Stär!*. 77 e W 1 SW 101 WJNW 121 WfNW 104 W*NW l NO 100 WJNW 129 NW^W 95 W 178 N 149 NW£N 99 WJNW 543 I 92 W 413 149 NW JN 719 j 10S W£NW 364 142 NW £N 448 | 90 W 486 1 122 WNW - 313 — Herrn Pfarrer Schi ler. Wind - Verhältnisse. 4) Von Calw. Zusammenstellungen des Herrn Med.Dr. Müller. Tabelle XLIf. 315 6. Die wässerichten Niederschläge, a) Nach den Stuttgarter Beobachtungen. Die Menge des meteorischen Wassers ist in par. Cubik- Zollen auf 1 QFuss Fläche ausgedrückt; das 20jährige Mittel von 1825 — 44 berechnet. Ul LI _i§ l itu JL lUmiiiiiiiJL llllliltlllil Wfü mm*™ “■sb=£üw" Tabelle XLVIII. Kegen- Verhältnisse nach den Mohdsphasen. Umlauf des Mondes von ®W>© ©bis* 9 bis © Q) bis ® Im Summe, Vollmond zn Vollmond. Tu.--. «">■ Tag. Tag. Tag. cub." Tag. cub." b cub." Tag. ! cub." St. Dec 1847 ( bis 20. Jan.i 20. Jan. 1848- 19. Februar — 1«. März — 48. April — 18. Mai - 18. Juni — 48. Juli - 14. August — 13. Septbr. — 12. October — 11. Novbr. - 10. December 4 5 2 1 3 62,8 32,9 186,9 120.4 119.5 18,5 215,7 42.0 91,8 33.0 2 7 5 5 1 4 94.2 15.7 75,1 82.8 64,8 112,0 80.3 , 183,1 1 5 t 5' 3 52,0 232.9 215,0 234.7 201,3 39,4 121.7 286.9 88,2 3,0 3 7 7 3 3 40,0 25,6 157,1 42,8 395,8 73.5 475,7 23.6 12 8 127.1 322.2 120.4 152,7 213,9 280.5 216,1 2 7 10 5 6 92,0 258.5 264.5 277.5 597.1 235.1 462.6 367.7 115.5 122.5 12 15, 12 154,8. 385.6 768,3 384,9 152.7 132.5 515.6 616.6 331,6 122,5 a— 29,2 a— 131,4 a — 123,9 a+152,7 a- 82,9 a- 383,2 a— 93,3 a-f 45,4 a- 308,6 a— 195,6 a+100,6 a- 122,5 IT 1191,6 32 844,4 42 1674,4 ~41~ 1677*6 70 2036,0 83 3352,0 153 5388,0 a— 1316,0 fl iflii mmmm II 4 Tabelle LI. Regen- Verhältnisse 7 Tage vor und 7 Tage nach dem Neumond. Vor dem Neumond. Neumonds. Nach dem Neumond. Summe des meteor.Wass. 7ter Tag. Tag. ' Ster 4ter Tag. Tag. 3ter Tag. lter ( Tag. Tag. Tag. Tag. Tag., Tag. Tag. 7ter | Tag. ; 15Tagen | £ 8. Januar 4,8 2,8 31,2 38,8 63,7 30,5 22,2 5. Februar 113,2 48,0 45,8 33,3 5,0 298,0 28,3 14,5 16,8 4,5 20,8 9,8 30,2 5,1 5. März 1,1 50,3 27,4 73,5 22,5 50,2 326,7 298,3 3. April 124,0 17,2 13,8 28,6 183,6 195,3 42,5 1,7 0,3 3,8 3. Mai 48,3 121,0 72,2 1. Juni 0,8 1,1 48,2 32,8 3,0 4,5 49,2 211,8 84,0 5,5 12,5 1,9 13,2 3,2 9,3 1 30. Juni 16,5 112,3 44,7 j 10,8 2,2 232,1 398,5 7,0 30. Juli 7,0 1,0 44,8 3,0 62,8 72,2 14,0 50,0 15,1 3,0 28. August 46,0 69,0 M 202,1 182,2 60,7 27. September 3,2 96,3 48,2 2,2 64,3 94,7 369,6 181,9 48,0 27. October 5,0 10,5 30,5 14,5 14,2 122,7 268,3 6,0 40,0 22,0 27,8 25. November 62,0 3,5 6,3 9,0 34,5 8,0 219,1 76,2 25. December 2,4 8,2 4,0 23,6 88,8 63,0 Im 101,0 103,2 60,6 IÖ7? 114,4 88,41244,5 418,8 240,0 89,9 205,3 187,1 281^1 2339,2 2058,7 L und LI. Tabelle Ul. Regen -Verhältnisse nach den Moödsstellongen. Umlauf des Mondes von Voll- mond zu Vollmond. © bis© ©bis* 0) bis© Im Mond. S |Tag. cub." Tag. b | e„b,. Tag. c«b." Tag. ! cub „ |T?g. 1- Tag. Cb,. 2t. December bis 1 j 4,8 2 34,0 3 27,2 1 4,8 5 1 61,2 66,0 20. Januar — 3 15,5 1 2 52,7 4 240,3 2 9,6 5 68,2 j 249,9 11 ' 318,1 19. Februar — 5 129,8 7 161,7 5 223,9 3 176,7 12 291,5 1 o 400,6 20 692,1 19. März - 5 54,5 4 183,6 7 140,8, 5 54,5 11 324,4 16 378,9 18. April - 5 153,2 1 3 5,8 1 10,3 8 159^0 1 10,3. 9 169,3 18. Mai - 2 40,8 2 73,0 6 138,8 2 43,2 4 113,8 i 8 | ' 182,0 12 295,8 16. Juni — 4 104,4 6 56,6 5 172,1 7 295,5 10 161,0 12 | 467,6 22 628,6 18. Juli — 1 . 8,8 1 7,0 4 55,8 4 63,4 2 15,8 8 119,2 10 135,0 14. August — 4 114,0 4 82,1 3 120,0 4 67,2 8 196,1 l\ 187,2 15 383,3 1£. September — 3 42,4 2 | 63,9 5 305,7 3 139,5 5 106,3 8 446,2 13 551,5 12. Oetober - 4 76,2 1 1 48,0 5 74,7 5 134,0 5 124,2 10 208,7 15 332,9 11. November — 3 89,3 95,8 6 123,3 3 45,0 j 7 185,1 9 168,3 16 353,4 10. December. 33 | 4 23,6 4 23,6 4 23,6 39 828,9 651,4 | 53 1695,8 44 1152,4 ! 72 1480,3 97 2848,2 169 4328,5 Tabelle LIII. I Mmm ii Erdferne. 1 Tag der £££ Erdnähe. Tag der SSÄ 3T. 2 T. 1 T. 2T. 3T. 3T. | 2T. IT. IT. | 2T. | 3T. 330 Tabelle LVII. Regenmenge nach den Mondsknoten. . 333 zeichnen den Stand der Seefläche unter dem bis jetzt bekann- ten höchsten Stande in württemb. Fussen , den der See im Jahre 1817 erreicht hatte, 12,2' über dem bis jetzt bekannten tiefsten Stand. Dieser letztere als Nullpunkt angenommen, gibt dann die Spalte „Stand des Sees über 0“ die Reduktion jener Zahlen auf diesen Nullpunkt an. am 3islen den bis jetzt beobachteten absolut tiefsten Stand, und zwar 1' unter dem früher als tiefsten Stand angenommenen, gleichwie die Stände im Laufe des ganzen Monats durchaus noch niedriger als letzterer waren. 9) Wässerichte Ausdünstung, a) Nach den Stuttgarter Beobachtungen. Die Beobachtung geschieht mittelst eines cylindrischen Mes- singgefässes von 2,375 par. DZoll Grundfläche und 15 par. Linien Höhe , das mit Regenwasser zu £ seiner Höhe gefüllt und so oft aufgelullt wird , als das Wasser unter die Hälfte seiner Hohe *) Der par. □Fusses reducirt, = 0,1917 par. b) Zusammenstellungen des Herrn Pfarrer Ko mm ereil von Schopf loch. Tabelle LXIV. Zusammenstellung der Verdunstung gegenüber den wässrigten Niederschlägen, der Bewölkung des Himmels und den Meteoren. 10 . von den 3 täglichen Beo] Extreme mit den entspre« 3 2- 3 5 5 5- 5- 2- 5 5 5 5 3 3 $ nrnrnnm Hl ummmiut iiinmmii 11 «wa 0 = 0 5;-:- 3- 5 2- S- 3 5 ° V . 3 3 5 5 S- S- 5 3- 3 s- 3- 3 1 i ! I+ + + + + + +I U.u*. tli 3!;'5:j;S5J5Jh 1 T 1 l+HHHU -«**<« 5 3 £ S S ® i li 1 m 1 . + + + ?-£?■ - + +- + + + + i i + + + + + + ; 1 3- 3 ! 5 I - + + + + + + i lülliliiüjlil ^ ++++* + ++*■■> 2) Von Schopfloch durch Herrn Pfarrer Kommerell. Tabelle LXIX. Dunst,- Verhältnisse. Mit ist x3 !Ü Wt in Isüi m — 12,0 -12,0 - 4,9 - 4,9 - 0,4 - 6,4 - 0,7 - 0,6 2,54 0,81 4,77 - 3 , 10 ! 1,91 0,85 2,81 2 , 85 ! 3,27 0,76 4,50 == e< 0,8g ft p-t') b 8) Nordlichter. 364 367 14. Beobachtete Erscheint!! 370 372 Mittlere Zeit 10. Mai. Unterschied 24 Tage. Blühen des Winterrepses. (Brassica napus.) n 21. April. Oehriogen 16. Schopflocb 29. Mittlere Zeit 23. April. Unterschied 22 Tage. Blühen der Schlehen. (Prunus- spinosa.) Mai. | Issny 1. II ! Zeit 20. April. Unterschied 36 Tage. Blühen der Kirschen. . April. lingen 4. v 10 Henningen 28. Mittlere Zeit 24. April. Unterschu Blühen der Birnbäume 24. Apri Pfullingen Calw Schwennin 9. Mai. 8 . „ Mittlere Zeit 28. April. Unterschied 31 Tage. ll IM I III IM Ii HUI itiiiil llili Hl! ill illiill Hi* ■ m* r r I 1 I! f! Bll — 378 - Tabelle LXXX1V. Von F. Walchner Abziehen. — I 1 I i Sept. s? 'wmm 28 1 £ Kr °ct. ii £ Ir- B.1 WH*™. 0 B- Oct. 20 24 0 Kalt. Oct. 15 0 Kalt. " 19 w ™ S I w R “ h - Aug. £ SZ 1 s«p‘- 28 26 w w ,; m . P Abziebea'" ' l] ,1 1 1 Bemerkungen. 1 1 Oct. i i r Kr s r : i~ ( 4- ii § i stisn. !«rr ( - — 1 t Sept. is Ii s : V Kalt Regen. 1 52r r ä- ■srxSSHKS ' JPMlil “■'“j Oct. 1 ii I'I HIOI HIHMHH »Hjiiüülilillli miHf ttf-K-'t HlttiB» -f»-f k il-tii ä-MI äl’lrhäir s'ilisl