-■-I ' ■^^^ ■' . ^ -J, -^L-_i hťV " -i" . -"''^.i^mi^- .^^' ^ ." í^itzaugsberielite der koni^l. bolimiachen Gesellschafí der 1 n P -> ^ r a. * ' ?^ iattttir Jáni ^^ .^ :Mii ai s « HL _i .^ Jí - ■ rm^^- tH^í* der konigL bíJhmischen GESELLSCHIFT DER in JTahrgang 1S63. Januar — Juni. Prag, 1862. Druck der Gerzabek'schen Baclidruckerei (K, Seyfried). U4 ■ i 1 f 1 .1 Sitzungsbcriclite ^ i a .. ^-J t^* ■' » * J? i *» » ' v / Jahrcsberícht fur 1861 9 m der ordentliclien Sitzun o- o der konigl, bolimisclien Gesellschaft der am 8. Januar, 1862 erstattet vom Secretar Dr. Wilhelm Rudolph Weitenneber. Wissenechaflen Hochgeehrte Herrenl Ehe icli Ilinen bei dem so eben eingetretenen Jahreswechsel, wie in den friilicren Jahren íiber die Thátigkeit und die -svShrend des Jahrea 1861 in unserer kíínig]. Gesellschaft stattgeíundenen Veránderungen einen gedrangten Bericht erstatte, erlaube ich mir hiemit nach altliergebrachter Sitte, nicbt nur der Gesaramtheit der Gesellschaft, sondern auch jedeai Einzelnen der Herren Mitglieder meine aufrichtigen Gliickwíinsche fQr das eben beginnende Jahr ausznsprechen* Einen geschichtlichen Eiickblick anf das im verflossenen Jahre im Kreise unserer Gesellschaft Erlebíe und Geleistete werfend, wollen wir zuvorderst anf die inneren Verháltnisse derselben unsere Aufmerksamkeit I" richten. Hier wáren zuerst jene bedeuíenden Veriinderangcn zu erwiihnen, wclche im Schosse derselben binnen der letzten Jahresfrist staítfanden- Leider haben wir im J. 1861 mehrere tarte Verluste eriitten. Dahin ge- hort insbesondere der Tod unserea vieljahrigea Priisidenten, Sr* Excellenz des Ilrn. Frani Anton Grafen v, Kolowrat-LIebsfeinsky (gestorben in Wien am 4. April), ferner der zwei beruhmten, um die slavische Literatur hcchvcrdienten ordentiichen Mitglieder, Wáclaw Hanka (gest. zu Prag am 12. Januar) nnd Paul Joseph Šafařík (gest. zu Prag am 25. Juni), endlich des Hrn. Joseph Franz Smetana (gest 1 4 * in Pilsen am 19. Februar) aus der Kategorie der correspondirenden Mit- glieder. Dagegen sind durch Neuwahl im Verlaufe des Jahres 1861 zugewachsen und zwar : 1) in die Classe der ordentlichen Mitglieder die SKwei fraheren ausserordentlicTien Mitglieder, Hr. Prof. Martin Hattala (gewáhlt am 1. Mai) und Hr. Prof. Victor Pierre (gewahlt am 4. É December) ; 2) in die Classe der correspondirenden Mitglieder, Hr. Med. Dr. Gustav Biedermann in Bodenbach (gewalilt am 2. Januar) und X 3) in die Classe der ausserordentlichen Mitglieder die Herren Prof. Wenzel Zikmund (gewahlt am 6. Marz) und Prof. Ge org Bippart (gewShlt am 12. Juni). ^ ' Die konigl. Gesellschaft besteht demnach gegenwarííg, am Jahrea- fichlusse 1861, aus 20 ordentlichen, 12 Ehrenmitgliedern, 30 auswartigen, 40 ausserordentlichen und 41 correspondirenden, daher im Ganzen aus 143 Mitgliedem, so dass in Entgegenhaltung zum J. 1860 eine absolute Verminderung derselben um 1 stattgefunden hat. leh lasse nun das Verzeichriss der (pl. tit) P. H. Mitglieder der Wissenschaften wie dassclbe gegenwartig, d. i. ifiit Beginn des Jahres 1862 usammengestellt wurde. Prastdent; (Vacat.) i>. Z. Dlrectori Jobann Erasm. Wocel. Seďi'etár: Wilhelm Rudolph Weitenweber. Ehrenmifglieder : Wogn Thun Joseph Dilmar Graf v. Nostitz Rieneck, in Dresden (1841). Eugen Graf Czemin v. Chudenic, in Wien (1842), Wien Sacher ner, in Wien (1852). Rattonitz, in Berlin (1857) Alexander Freih. v. Bach, in Rom (1867). Carl Freih. von Mecséry, in Wien (1858). Leopold Felix Graf v. Tbun-Hohenstein, in Prag Albert Graf v. Nostiz Eieneck, in Prag (1858). Ordenílklie Mitglieder i Franz Palacký (1830), Jacob Philipp Kulik (1832). ^ Johann Erasm. Wocel (1846). , Wenzel Wladiwoj Tomek (1848).' Joachim Barrande (1849). Caři Jiiromir Erben (1849). Caři Nap. Balling (1849). * Johann Evang. PurkynS (1850), Wilhelm Matzka (1850). Cassier der Ges. August Emanuel Reass (1850). Vinzenz Frans Kosteletzky (1852). Ignaz Joh. Hanuš (1852). Wilhelm Ru-lolph Weitenweber (1853) Joseph Wenzíg (1856). C. A. Constantín Hofler (1856). Bibliothekar der Ges Friedrich Rochleder (1857). Johann Heinrich Loewe (1859^ Friedrich Stein (1859). Martin Hattala (1861). Victor Pierre (1861). Auswdrtige Mitglieder ; Wilhelm Carl Haidinger in Wien (1829). Carl Chriat Rafn in Kopenhigen (1830). Fraiiz Xav. Max Zppe in Wien (1832). Adam Ritt. v. Burg in Wien (1833). Adolf Martin Pleischl in Wien (1834). Ferdinand Hessler in Wien (1838). Eduard v. Eichwald in St. Peteraburg (1838). Carl Czornig Frcih v. Czemhauaen in Wien (1840). Carl Kreil in Wien (1841). Johann Aug. Grunert in Greifswald (1841). Ge rg Hcinr. Pertz in Berlin (1843). Johann Fried. Bohmer in Frankfurt a. M. (1843). Wien Wien Johann Lamont in Mlinchen (1846). Wien Wien Quetelet ;3 6 Heinrich Robert G3ppert in Breslau (1855). Tlieodor Georg v. Karajnn in Wien (1855). Franz Miklosich in Wien (1855). Peter Mař. Plonrens in Pária (1856). Gideon Jan Verdam in Leyden (1857). Math. Font. Maury in Washington (1858). Ignaz DoUinger in MUnchen (1859), Justus Freih v. Liebig in Mtínchen (1859) Caři Fried. Phil. v. Martius in Mtinchen (1859). Gustav KShler in Berlin (1859)' Heinrich Wilh. Dove in Berlin (1859). Peter Ritter v. Chlumetzky in Brtinn (1859). Ausserorderttliche Mitytieder : August Wilh. Ámbros (1859). Caři Amerling (1840). Friedrich Graf v. Berch'oId (1850). Franz 8al. Bezděka (1850). Georg Bippart (1861). - Joseph Georg Bobra (1853). Vincenz Alex, Bochdalek (1860). Johann Czermak (1851). Joseph Čejka (1850). Franz Čupr (1850). Franz Doucha (1850). Johann Nep. Ehrlich (1854). Anfon Gindely (1855). Joseph Kob. Ritt. v. Hasner (1855). Leopold Ritt v. Hasner (1855). Carl Jelinek (1848). Johann Jungmanu (1850). Franz Karlinski (1860). Philipp Ladial. Kodym (1850). , Caři Fr. Eduard Kořistka (1855). Johann Krejčí (1850). Franz Bol. Květ (1859). . Herrmann Freih. v. Leonhardi (18501 Joseph Wilh. Loschner (1855). ^ 'i; »-ft^%é ? v^ Wenzel Bol. Nebeský (1848). Franz Anton Nickerl (1850). Johano Palacký (1858). p' Jobann Friedr. Scholte (1856). Franz Šobaj (1850). Wenzel Stanisl. Staněk (1850). Caři Bol. Storch (1850). Wenzel Štulc (1856). Heinrich v. Suchecki (1858). Job. Slav. Tomiček (1850). Wilhelm Fridolín Volkmann fU Vi^A í,%t rr PT- -^ « A ' *' I \ t \i t ': im' • - i Winařický Wratislav JaroaK Anton Wrfátko (1854). Carl Wladislaw Zap (1845). Wenzel Zelený (1860). Wenzel Zikmund (1861). Johann Zimmermann (1841). Correspondirende Mitglieder : Alexander D. Bache in Washington (1858). Anton Jaroši Beck in Wien (1851). Gustav Biedermann in Bodenbach (1861). Theodor Brorsen in Senftenberg (1850), Georg Curtius in Kiel (1850). 1 1 unn ia Wien 846) Joseph Ginzel in Leitmeritz (1858^- Michael Gloesener in Luttich (1853). Jacob F. Golowacki in Lemberg (1850). Gustav Heider in Wien (1851). Alexander Fedor. Hilferding in St Pateří Hermenegild Jireček in Wien (1858), Joseph Jireček in Wien (1858). Mathau8 Klácel in BrUnn (1850), Adam Klodzinski in Lemberg (1850). Joseph Georg Kohler in Olmutz (1840). (1860) ^- 8 Friedrich Rad. Kolenaíý in Brlinn (1848). Wenzel Adalb. Kunea in Triest (1854). Wilhelm Dušan Lambl in Charkov (1856). JoBcf Leidy in Philadelphia (1860), i August Le Jolis in Cherbourg (1858). Emanuel Líais d. Z. in Brasilien (1856). Franz Moigno in Paris (1856). John H. Nevmann in Birmíngham (1859). JoBeph Pečirka in Blatná (1850). Emil Franz ROssler in Erlangen (1845). Anton Rybička ia Wien (1858), AugUBt Schleicher in Jena (1850). Adolph Schmidl in Ofen (1884). Robert Sliortred in Ostindlen (1851)/ Adalbert Šafařík in Wien (1859). Alois Šembera in Wien (1850)* Giuseppe Valentinelli in Venedig (1853). Wilhelm Vrolik ín Amsterdam (1853.) Gustav Adolf Wolf in Lemberg (1840). Constantin Edl von Wurzbaclx ín Wien (1858) James Wynne in New-York (1859). Gregor Zeithammer in Gratz (1849). Robert Zimmermann in Wien (1854). Nachdem das geehrte Mitglied, Hr. kaia. R4h Prof. Kulik, zu- folge der seit vielcn Jahren bcobachteten Gescháftsordnung, das alljáhrlich nach dem Tumus des Eiutrittea in die kgL Gesellscbaft unter den ordent- liehen Mitgliedern wechselnde Ehrenamt einea Directors im Jahre 1860 bekleidet haťte, wurde letzterea seit Apríl 1861 voa dem derzeitigen Hrn. u Dircctor, Prof. Joh. Erasm. Wocel, gefUhrt. In Bezug auf die ttbrigen Aemter in der Gesellachafř, als das Secretariat, die Cassageschafte und das Bibliothekariat, war keíne Aenderung eingetreten; die Siellen der Herren Sections Geschaftsleiter dagegen sind in der Art llbemommen worden, dasa in der historischen Section Hr. Tomek (und in dessen Abwesenheit Hr. Hofler ala Stellvertreter), in ásv natorwissenschaftUch-mathtimatiachea Hr, R e u s 8 (in dessen Abwesenheit Weitenweber), in der philosjphischen •'9 Section Hr. Hanuš und in der philologisclien nach dem Ableben desHni. Hanka gegenwSrtig der als o. M. nea eingetretene Hr Hat tála fangirte. Was feiner daa literarische Wirken der kOniglichen Gesellschaft nach Aussen im verflossenen Jahre betrifft, so war dasselbe ein aaf er- freulicbe Weise reges. Es wurden namentlich die beiden Hefte der Sitzungsberichte vom Jahre 1861 (Janoar — Jáni und Juli — December) selbsstandig durch den Druck verofFentlicht, welche ein jedenfalls befriedi- gendes Zeugniss von der eifrigen wissenschaftlichen Thátigkeit innerhalb der allwochentlich abgehaltenen Sectionsaitzungen abgeben, Nebstdem hatte die kgL Gesellschaft auf ihre Kosten die 3. Auflage dea vom Hrn, kaia. Rathe Kulik verfassten und neuerdings nmgearbeiteten lOOOjabrigen Kalenders unter dem Titel: „Die Jahreiřormen der christlichen Zeit- w rechnung" herausgegeben. Der XI. Band unserer Denkschriften, der nachstenS im Drucke vollendet sein wlrd, enthált folgende Abhandlungen von Mít- gliedern: 1. Schiller als Denker, von Prof Dr. Robert Zimmermann. 2. Beitrage zur Auflosung híJherer Gleichuogen Uberhaupt u. 8. w. von Prof. Dr. J. Ph. Kulik. — 3. Ulber das Bourdon^sche Metallbarometer, von ProC Victor Pierre. — 4. Dle Lehre dea Sokrates in ihrer histori- scheu Stellung, von Prof. Wilh. Volkmann. — 5. Čtenie Nikodémovo atd. od W. Hanky. — 6. Děva, zlatovlasá bohyně pohanských Slovanův, vypravuje Dr. Hanuš. — 7. O rukopisnom molitvenniká staročeskom. NapisalJ Golowacki. — 8. Ballistische Studien und Versuche usw. von Director Dr. Jo 8. G. Bohm. — 8 O staročeském dódickém právu, od J- E. Wocela; sowle von Nichtmifgliedern : 9. Dds speculative System ^ des Johannes Scotus Erigena, von Dr. Wilh Ka ul ic L 10. Die Steln- kohlengebiide in der Umgebung von Radnic in Bobmeu von Caři Feíst- man tel und 11. Beitrage zu Weddle'd Methode der AuflSsuag numerischer Gleichungen. von Josef Popper. Hinsichtlich des literarischea Verkehrs mít andereu wissenschaft- lichen Vereinen und gelehrten AkaJemlea warde, wie fríiherhinj auch im verflossenen Jahre das Augenmerk aiif dle Pdege der auswSrtigen Corre- spondenz gerichtet und ich fcaun mií Befriedigu ig berichtea, dass auch im J. 1861 der Schriftea-Aasta sch bis in die eatferntesten Gogenden t. B. Washington^ St. Louis, Philadelphía. Batavia und dgl. theils lebhaft fořt- gesetzt, theils neu augekniipft worden ist. Die Verzeichnisse der mituntěr sehr Jankeaswerthea und interess antén Seníuagen sind jedeamil den be- treffenden Sitzui 10 4 « Philosophische Section am 13. Januar 1862. . Aowesend dia Herren : Purkyně, Weitenweber, HanuS, Zap, v* Leon- bajrdiy Karlinski; als Giiste die Herren: J. Muller, Dr. Porges, Alfred Jáeissner, Jos. Bayer, Zeidler, Dastica und Klemt. i- Hn Jos. Bayer (áls Gast) hielt einen Vortrag Uber das -Wesen des Komischen und dessen Verlialtniss zu den anderen verwandten Momeníen und Arten des Scbíinen, nach den in der neuen L Bearbeitung seiner „Aesthetik" niedergelegten Ansichtea. ,í Hr. Klemt (als Gast) las eine Abhandlung in bíJhmi- iseber Sprache, in welcher er den tecbniscben Begriff des romanischen Kir cbenbaustyles zu entwickeln suchte. Ea gibt — nach der Behauptnng des Voríragenden — zwei Haupt- standpuncte, von denea man bei der Kunstbetrachtuag ausgeht Entweder man betrachtet das Kunstwerk als Abbild des menschlichen Geistes, und die kunstgeschicbtliclien Gruppen als Culturmonumente der Mensehheit, wa man d^nn auf das subjectív Individuelle den Nachdruck legt; oder man ifHcht das Gesetz zu erfassen, welchea sicb der Geíst aus der Nátur ange- eignet, um mit dessea Hilfe und in dessen Sinne in objectiver Nothwen- r digkeit die Kunstformen zu scbaffen. Dieser letzteren Art von Kunstbetrachtung gehort zumeist auch eín Btíchlein an, welches Hr. Klemt tiber áíe Kirchenbaustyle im Manuscripte vollendet, und woraus gegenwartiger Vortrag eben ein BruchstUck ist. Die Entwickelung des technischea Begriffes des romanischen Kirchenbaustyles fand sich K. desswegen veranlaast zum Gegenstande eines besonderen Vor- trages zu wiihlen, weil er glaubt, dass in der ganzen Kunstgeschicbte nicht leicbt ein interessanteres Beispiel eíner consequenten Entwickelung zu finden sein diirfte, als eben die Entwickelung des romanischen Kirchen- baustyles darbietet, wo eine einzige Form durch blosse Forderuiig ihrer Consequenzen die ganze Bewegung in den Formen vemrsachte. Der productive Keim liegt in dem KreuzgewSlbe, und seine Rlick- wirkuns: auf die unteren Theile findet er Bchon in dem Eundbogen vor- 5- ^ o gebildety welche die SMnlen zu Arkaden verbiuden. In jenen Baustylen, die dem Horizontalismus angehoren, bat Saule und Architrav jedeš seine Selbslándigkeit Werden aber zwei Saulen durch eiuen Bogen verbundeu; so verliert sich jener elementare Gegensatz, und das Joch wirkt als Ein Ganzes. Im romauiachen Style Sat sich auch sogleich das Sáulencapital 11 Wlírfelcapital verwandelt, und Nothwendigkeit der Aufhebung der Gegensalze liat der Saulenbasís dle znm Uebergange von der cylindrischen Saule zuř vierecfeigen Plinthe die- ■ n Denden Eckblátter entlockt. In den Bauatyleu, die dem Verticalismns angehíJren, ist die Form der obořen Bauglieder massgebend fUr den Standort und die Form der Trager, Hr. K. hat nun weiter auszufahren gesucht, wie aus der Form des Kreuzgewolbes die ganze Eatwickeluiig des romaniscben KircLenbaustyleg '6ich erklaren lasse. Daa Kreuzgewolbe Sussere seine Herrschaft in Rlick- Bicbt auf die Stellung der Pfeiler, nnd in Racksiclit auf iliře Forin. In Bezug auf diě. Stellung, weil die Pfeiler oder Saulen dort stehen mtlssen, wo die statischen Linien des Gewolbes niederlaufen, in Bezug auf die Form, weil nachdem die Saule, wie schon angedeutet, ihre Selbsstandigkeit verloren, sie sich in einen Pfeiler verwandelte, und der Pfeiler in Folge desselben Prozesses in so viele verticale Glieder (Dienste) getheilt wurde, als er statische Linien zu tragen hatte. Er besteht also 1. aus den TrS- gern der Stirngurten, 2. aus den Trágern der Kreuzrippen, 3. aus den Q ade. Dieses Wirklíchkeit ist jedoch nur die ideále Gliederung und fiadet sich in der aus 'decorativen und anderen Rilcksichten oft modifixirt. Die wichtigste Forderung in der Eatwickelung der Kirchenbaukunst \m romaniscben Style gescb^h durch die Erfindung des Stichgewolbes. Indem ein solches kein Quadrat zam Grundrisse fordert, konnte es auf kleinen langliche^ Vier- ecken errichtet werden, wodurch es auch leichter wurde. In Folge dessen ánrchbrach man die Mauermasse mehr mit Fen^tern und schwSchte sie, bis sie endlich nicht mehr hinreichte den Seitenscbub der Kreuzrippen zu versclilingen, als dessen Widerlager dann Strebepfeiler aufgestellt werden muíisten. Aus derselben statischen Nothwendigheit sucht Hr. K. die Form des polygonen Chorschlusses zu erklárea, wenn er glelcb die Bestimmung der Seitenanzahl, und die Wahl dea Vieleckea dem gothischen Style zueignet Die letzten Kreuzgewfilbe an der Ostseite und Weatseite, an Querschiffes die den TTebrigen die Nachbarschaft anderer Kreuzgewolbe biethet* Ihr® ausserste Kreuzrippe erfordert, weil sie diag9nal hinauíschiebt, einen dia- W61 gonal sfehenden Strebepfeiler, was dann, als auch die Ápsis in das bengssjstem einbezogen wurde, zum polygonen Chorschlnsse fiihrte. Am Ende des Querschiffes und an der Westseite kehrt das Verháltniss wieder, -ÍTw 12 Widerlage hler fand jedoch der diagonále Schub gein 'Ritlrmen, oder in der ecliweren FaQade, So bildete sxcli ein System von gegenseitigen StUízea, darch Thíirme, Fa^ade, polygonen ChorsclilusS; Pfeiler und Strebepfeiler gěhalten, za Widerlag befestigt ein Thlirmchen auf der Vierung daa Gebilde, welches sicb dann dem géo- metrisclien Prinzipe des gothischen Stylea als fertiges statisches Gerippe darbot. Die ganze Bewegang der Formen des romanischen Kirchenbau- styles von der einfachen Verbindung der Saulen durch 65gea bia znr vollen Entwickelung kana man nur verstehen, wenn man das Bestreben Verfolgt, alle Banglieder in Zusammeahang zn bringen, die Schwere za zertheilen und zu beherrschen. Auf diesem Experimente beruht die ganze Entwickelung des romanischen Kirchenbaustyles. Daraus folgt aber auch, dass wir alles, was wir als Consequenz eines und desselben techni.chen Ged^iukens finden, auch dem Style vindiziren míissen, wel her ala der TrSger dieses technischen Gedankens erscheint. Daher gehoren, dasStich- gewolbe, die Pfeilergliedemng, die Strebepfeiler und der vielseitige Choř- fichluss, ob sie gleich erst in der Uebergangsperiode und im gothischen Style znr Anwendung kamen, doch ganilich dem romanischen Style an Historische Section am 20. Januar 1862. Anwesend die Herren: Tomek, Zap, Storch, Winařický, Štulc, und Karlinski; als Gast Hr, Emler. Hr. K. VI. Zap las einen iSngeren Aufsatz (in boh- W des h e i- ligen Bischof Adalberťs von Prag. Der Vortragende war bemllht, ein individuelles auf streng histo- rischemHiníergrundescharf gezeichnctes Bild jenes ausserordentlichen Manncs %u entwerfen, und schopfte seine Daten aus sammtlichenbisjetztbekannten Originalquellen, vornehmlich aber aus den beiden in den ersten Jahren nach Adalbert^s Tode verfassten Lebensbeschreibungen von Johann Cano- parius und Bischof Bruno nach dem Texte im 6. Theile von Pertz^s Monu- menta historica. Der Aufsatz ist ein Bestandlheil der bobmísch-mahrischen Chronik, die der Verfaaaer demnachst dem Drucke tibergeben wird. l*^ 13 Natiirhist-math. Section am 27. Januar 1862. Anwesende: die Herren Weitenweber, Rochle^íer, Stein Pierre, Jelínek. Nickerl, Kořistka und Karlinski ; als Gaste die HH Dr. Apoyer aus Dillingen und Prach. * Hr. Weitenweber sprach einige Worte Uber die Bog. Naturokonomie und zahlte šodann, nach Kirchner, die bisher bekanntgewordenenSchmarotzer derBienen auf ,, Nach eÍLer kurzen Einleitung iiber den Begriff, den Umfang und den Nutzen einer wissenschaftlich befriebenen Naturokonomie lieferte der ^ Vortragendfi eine systematiacE geordnete Aufzahlung der zahlreicheni auf den Bienen und Hummeln vorkommenden Schmarotzerlhiere, welche nebst ScLenk, Newport, Smith, Ratzeburg u/ A. namentlich der fleissige Forscher auf diesem Gebiete, Hr. Magister der Chin, Leopold Kirchner in Kaplitz beobachtet hat Der betreffende Aufsaíz wird in dem náchsten Hefte der von Dr. Weitenweber redigirten Zeitschrift Lotos mitgetlieilt j r , ^Ferden. Hr. Pierrehielt einen Vortrag tlber den Einfluss b der Biegung des Wagebalkens auf die Richtigkeit der W Zu den am haufigsten angewendeten physikalischen Messinatrumenten gehort unstreitig Wage, und wiewohl derselben in verechiedenen Lehr- und Handbuchem ziemlich umfangreiche Kapitel gewidmet werden, kann man doch nicht behaupten, dass durch alle diese Abhandluogen der Gegenstand voUig erschopft sei. Wer ř hat, wird zugeben mfissen, dass befaaet hat, Eesultate bSufig weniger stimmen iel mit fiubíilen Wagnngen aus denselben abgeleiteten als man lichen Ausftihrung des Instrumentes, und der auf die Operation des Wagens Porgfalt erwarten berechtigt ware, und vergebens wird man nach Aufschluss iiber die Grllnde deraríig gewohnlichen Hilfsbflchern suchen. zu machen, welche Wissens gar wenisr Weise besprochen worden ist uad glaube damit eine kleine Lucké in der Theorie Wag ausfullea za konnen. bemerkt, ďaas trotz >, ^- 14 tiblichen, ftnf grosse Widerstandsíaliigkeit gegen Biegung berechneten Form der Wagebalken, dieselben doch nicht selteu bei grOsserer Belastung eine nicht unbetracbtliche Biegung erleíden nnd die besseren mechaBischen Wcrkstatten waren daher bemiiht, aolche Constructionen ausfindig zu machen, durch welche dieser Uebelstand míJglichst beseitigt werden solL Nichts desta "weniger kommen noch immer viele Wagen vor, die von dem genannten Fehkr nicht freí sind, so dass eiae Untersuchung des Einflasses einer Biegung des Balkens auf die durch die Wagung gewonnenen Resultate znr Nothwendigkeit wird. So viel Doir bisher bekannt geworden ist, exístirt íiber den írag- lichen Gegenstand nur eine einzige Arbeit von H a r t i g (Polytechn, Centralbl. J, 1859), in welcher derselbe den Einfluss nnterBUcht, welchen die Biegung des Wagebalkens auf die Empfindlichkeit der Wage ausubt und die Mittel angibt, sowohl die Grosse der Biegung als den jeder Be- lastuDg entsprechenden Grád der Empfindlichkeit zu ermitteln. Von vid grosserer Wichtigkeit aber diirfte es sein zu erfahren, .ob nicht auch die Eichtigkeit der Wage durch eine Biegung des Balkens alterirt werdeií konne, und schon im Jahre 1857 wurde ich auf diese Frage aufmerkaam, hábe auch einen derartigen Einíluss an einer im physikalischen Kabinete der Universitát vorfindigen; sehr empfindlichen Wage in der That benaerkt, wesshalb ich seither in meinen Vorírágen fíir Lehramtscandidaten der Physik alljithrlich darauf hingewíes^n und die Mittel, die erforderlichen Correctionen auszufííbren, namhaft gemacht hábe. H artig geht von der Voraussetzung aus, dass die Grosse der Biegung des Balkens einfach der Belastung proportional sei, woraus folgen wíirde ^aps bei horizontaler Gleichgewichtsstelluug die beiden, gleichbelasíeten Arme auch gleich grosse Senkungen erieiden mlissten. Wíirde diese Vorausseízuiig in allen Fallen zutreffeo, so konnte die Eichtigkeit der Wage allerdings keine Storutog erfahren ; nicht so im gegeutheiligen? sehr %vahrscheinlichen Falle. Meistens ríihrt; wenn eine Biegung beo- bachtet wird, dieselbe davon her, dass die Enden des Wagebalkens, oder die znr Aufhangung der Wagescbalen bestimmten Tr 2U leichí gearbeiteí «ind, so dass nicht sowohl die Arme in ihrer Gáaze, als vielmehr bloss die Enden derselben durch die Belastung deformirt werden. Wíe dem »ber auch sei, sehwerlich wird angenommen werden konnen, dass die beiden Halften des Balkens in allen ihren Punktea so genaa ígleichartig hprgestellt werden konnten, um durch gleiche Gewichte gen a a -H-J \ 15 gldche Formanderongen zn erleiden ; geschieht diess aber nicht, so eind auch die Drelmngsmomente gleioher in den Wagschalen liegender Ge* wichte in der Horizontal-Síellung des Balkens nicht mehr gleich gross, und die Wage erscheint unrichtig. Um zu entscheiden, ob eine solche mit der Belastung verandejrliche Biegung eintrete oder nicbt, gibt es ein — « einfaches Mittel, námlich die Ermittlung des Verlialtnisses der Hebelarme von Gewicht nnd Last bei horizontaler Balkenstellung, eine Operation die in folgender Weise leicht ausgefuhrt werden kann: Man bringe auf die eine (í. B. linke) Wageschaíe einen beliebígen Gegenstand vom Gewichte T, und in die andere (rechte) Wageschaíe das Gewicht P, welches zuř Herstellung der horizontalen Gleicíigewichts- fitellung des Balkens erforJerlich ist. Sodann vertausche man Gewicht und Gegenstand, so dass im gegebenen Beispiele T auf die rechte, daa Gewicht auf die linke Wageschaíe zu liegen kSmmt Man wird nun f * im AUgemeinen zur Herstellung der horizontalen Balkenstellung ein anderes Gewicht P db p bedílrfen. Bezeichnet man mit 1 die Lange des linken, mit r jene des rechten Hebelarmes, so ist Pr = TI . iT ^ (P±p) I somit (^ )' = 1 ±^ ^ f*"i 9 r , r Weil nun bei jeder nor einigermasseu gut gearbelteten Wage p stets nur ein sehr kleiner Bruchtheil von P ist, hat man mit einer in uUen Fállen vollkommen zureichenden Náherung: I ^ p 1 ~ ' — 2P in welcher Formel Fehler in den Werthen von P von verschwindendeaa Einflnsse sind, wogegen p mit um so grQsserer Sorgfalt bestimmt werden muss, je kleiner P ist. 3 Indem man mit bleinen Belastangen beginnend žn den grSssten, derefl die Wage fahig ist, fortschreitet, ergibt sich ob die Wage einer veráir- derlichen Biegung miterliegt, oder nicht. Im ersten Falle wird sich y mit der Grosse der Belastung Sndern, im zweiten hingegen nich^ und dann bedarf das gefundene Gewicht keiner weiteren Correction, Im Falle aber -j veránderlich ist, hat man die Werthe dieses Quotienten flir um gleiche Intervalle fortschreitende Belastung^ (z, B. von 10 zu 10 Grammen) 16 ermitteln und in eine Tabelle zu bringen, mittelst welcher man ďas Q Q= F7 ableitet. Nach Substitution des Werthes von y ergibt sich 1 O — P' -+- P' — ^ ^ - ^ — *^ 2P, so dass man einfach, au dem Gewichte P' die sehr einfache Correction P r anznbringen hat, je naclidem-r- grosser oder kleiner als die L Einheit ist Naíurlícli íbuss man aas 1 ■ I r * n P r Werth von y oder 2p nehmen, welcher der dem Gewichte P' nachstkommenden Belaa- tung enfspricht. Die Eingangs erwahnte Wage des physikalischen Kabinetes der Uni- versitat crgab, aaf solche Weise nntersucht : y fiir eine Belastung von 1 Gramm — — 0.999970 n 20 „ , 0.999990 n 50 , „ 0.999993 8^mit nímmt der Werth von j zu mit der Belastnng ; die an den jedesmaligen Resultaten der WSgnng anzubriogenden Correctionen sind somit nicht nnbe- deutend, da die Wage bei 50 Grammen Belastung noch 0.05 Milligramme ausscblagt, der durch die Unrichtigkeit der Wage hervorgebrachíe Fehler aber beinahe 0.4 Milligramme betrágt, wahrend er bei 1 Gramm Belastung nur 0.03 Milligramme ausmacht. Dass diese Methode das Verhaltniss von r zu 1 direct zu bestimmen, auch abgesehen von jeder Biegung des Balkens, von gróssem Nutzen iat, dtirfte in die Augen springen, wenn man bedeiikt, dass ea unmoglich ist, die beiden Hebelarme absolut gleich lang zu machen, eine absolut ricLtige Wage alBo kaum existiren diirfte und die Methode der donoelíen Wásunff Gefahr Formel durfite es nicht praktisch sein das wahre Q = V"PP abzuleiten, in welclien P má P' die zwei Werthe des Gewichtes eines Gegenstandes bezeichnen, die man erhielt, wena man nach eiumaliger Wágnng Gewicht und Gegenstand auf den Wagschalen vertauscht. Ist aber fiir eine Wage der Qaotient |- constant, so ersclieint der- selbe stets in der Form 1 dt a, wobei a ein aehr kleiner Bruch ist, und die an dem direkt gefundenen Gewlclite P anzubringende Correction ist dann it a P. Mit Hilfe von Tabellen, die nur von 5 zu 5 Grammen fortschreiten, lásst sich die Rechnung uberdiess noch sehr vereinfachen. Auch bei der Adjustirung einer nnrichtigen Wage gebene Verfahren Stád der Operation weiss, wie viel oder wie wenig noch zuř vollen Ricíitigkeit fehlt und sich bei der Verstellung der Endachneideu darnaeh ríchten kanu, wodurch viel Zeit und nnnUtze Míihe ersoart wird. -f Im Januar 1862 eingelaiifene Dnickscliriften. K. Wei Leipzíg 1861. formation Wiskemann. Darstellung der m Deutschland zuř Zeit der Re- herrschenden nationalokon. Ansichten. Leipzíg 1861. Atti deir Imp. R. Isíituto Veneto di scienze etc. Tom. VIL disp. 1. Jahresberícht der naturforsch. Gesellscbaft Graubuadens. Neue Folge I.-VI. Jahrgang. Chur. 1856—61, L. Radloff. TJeber die Sprache der Čukčen und ihr Verhaltnias zum Korjakischen. St. Petersburg 1861. W (Bursae mu* cosae supracoracoideae). St. Petersburg 1861. D, Perewočykow. Wiekowia wozmyčenia cemy polčych planet. 4. oddělenie. St, Peterab. 1861. Bulletin de V Academie Imper. des sclences de St Peterabourg- Tom. m. fol. 25—36 et Tom. IV. fol. 1-^10. Programm dea k. k. G-ymnasiums zu Warasdin. Agram 1860 (von Hra. P» Matkowié). Zweiter Bericht des Offenbacher Verelna fiir Naturkunde fiber seine Tbatigkeit u. s. w. 1861. The Qoaterly Review. London. Nro. 220. October 1861. Magazín der Literatur des Auslandes. Leipzíg 1862. Nr. 1 — 8. SitzuDgsberichte I. 1862. 2 18 Wirtlischaftfikalcnder bohm. íq 8" und 4"j. Memorie del R. Istituto Lombardo di scienze etc. Milano 1861. Yol. VIII. fasc. 6. in 4» J. u. W. G r imm '3 Deutsclies Worterbuch. 1861. III. Bandes 6. Heft. > Zeitschrift des Vereins fíir Geáchichte und Alterthnm Schlesiens, von Riipell. IIL Bandes 2, Hefí, Bericht des Maseums fiir Altertlinm. Brcslau 1869, 1860, W. Waíteubach. Monumenta Lubensia. Breslaii 1861 in 4*^. C. Grttnhagen, Breslau uuter den Piasten ala deutsches Gemein- wesen. Breslau 1861. Ficlite, Ulrici und Wirth. Zeitschrift fár Pliilosopbie u. s. w. Halle 1862. Neue Folge XL Band 1. Heft. Jahrbuch der k. k. geolog. Reicbsanstalí in Wien. XIL Bd. Nr, 1, Lotos, Zeitscbrift fíir Naturwissenschaften. Red W, R, Weitenweber. Prag 186 1. December. Philologisclie Section am 3. Febniar 1862. ' Anwesend die Herren : Hatíala (als Geschíiftsleiter) , Tomek, Parkyně, Hanuš , Winařický, Wrtátko ; als Gáate P, Peíera, Klemt und Dastch. Hr. Hanuš legte zuvorderst ein durch Hro. Scriptor A Zeidler ara 15. Jan. 1862 in der Univ.-Bibliothek in der lat, Incunabelausgabe ^Ha- genaw. 1500. Sermones Pomerii fratris Pelbarti de Tliemesvar" vorgc- funJenes Pergaraentfragment vor, in welchem sicli ein Bruchstíiek eines w altbohmiscben Gedichtes und zugleicb ein Fragment der Nibeluugen befindet Das ganze Bucb gehorte einst dem Hern Peter Vok von Ro- senberg, sodann der Klosterbibliothek in Wittingau an und gelangte nach der Klosteraufliebung in die Prager kais. Univ.-Bibliothek (43. F. 13). Das bolí mis che Gedicht stand vorne an der ersten Blattseite des Manuscríptea und erl.ielt sich nur in drei, leider durch den Buchbinder staťk verietzten Langzeilen. Es scLeint, dass vor dem bohmlscben Gedíchte etwas anderes an dieser ersten Blattseite geaehrieben stand, was radirt, dem bolim. Gedichte Platz macbte, so dass diese Seite woLI ein Paliropsest ist. Es dentet darauf nicht nur die Ranheit dieser Pergamcntceite ím Ver- gleiche mit der Glatte der Pergamentseiten , worauf die Nibelungen- verse íjtebeu; so wie selbst Reste, wie es scbeint, ehemaliger Buchsíabeu y w^ i^ 19 Wo schrift gesclirieben utid darf dem 13. Jahrliunderte widerspruclilos vindi- cirt werden, auf jeden Fall sind dessen Schrifízuge noch alterer Form r als jene der Koniginhofer Handschrift. Leidcr ist es nur theilweise le- serlich, da es an sich verblasst, noch dazu in einer starken Lcimscliichtc lag. Es kennt mit Ausnahme des grosseu Uncialbaclistabens P mit der- selben (itzt rothbrauii gewordenen) Tinte, wie die ubrigen Buchsíaben ge- sehriebcn, keine grossen Anfangsbucbstaben, (falls nicht die Auffrischung etwaa nenes an den Tag bringen wird), ebenso kennt es, mit Ansnalime des Punc tes, der mitten der Zeile steht und wie es scheint, die Verse von einander zu theilen hatte, keine Unterscheidungszeichen. Die eia- zelnen Worte sind jedoch von einander getrennt. Es entbalt manche ™ L ^ Sonderbarkeit so^vohl seitens der břJhm. Palaeographie als der Grauimatik. 80 z. B. ungewohniiche Abkiirzungen im bohmischen z. B. vň, uiige- W()bnlicbe Buchstabenformen z. B, in der an sich sonderbaren Wortfor m : duorzwo, ungpwobnliche Lautformen : swaki národ, eine, wie es scheint, sudslawisch gebrauchliche Metathesis íiir bohmisches vsaky oder alt Ysiaky, wáhrend die anderen Wortformen nur bohmisch sind. Die Glossen im Fragment des Evang. Sti. Joannis, die man ias 10. Jh. setít, haben schon die Form use, vše fur vsie, vsia (Šafař. 138. b), doch die Schreibweise des Johannisfragmentes, das bedeutend an siidslavische, etwa noch aus den Ztitcn der Bekehrung durch die Slavenapostel herruhrende sudslav. Formen mahnt, „hcemi-' fur chcemy, hodí fur chodi, seheint im Fragment in der problematischen Leseart hcu f. clicu, chci, wieder- zukehrcn, obschon anderwiírts wieder „chwilu" fiir hwilu zu lesea ist. Die Nibelungen und das bobmische Fragment sind ohne alle Linien iň gr»- delaufenden Zeilen, jene zweispaltlg, dies einspaltig oder wie schon ge- Bagt, in Langlinien geschriebeu. Lesbar wurde bis jetzt, ao lange nicht durch die Photographie, welche die KčJniginhofer Handschrift thatsachlich viel le- eerllcher herstellte, als sie es an sich war, pder durch chemische Bedtrei- chung den ausgeblassten, kaum sichtbaren Buchstabenfor uen nachgoholfen ist, der versammelíen philologischen Section etwa folgendea : Erste Zeile (? fiwoy (? sworPj .... Zweite Zeile. tel (? nel?)' ne racIii witati ten bude duorzwo sňati (? snarv ?) va Bwu chwilu . . . 2* 20 Dritte Zeile. weza (? wem ?) pitati, bio (? zio ?) zo (? zv ?) sňati. (? suarv ?) vzie (? freie ?] radost nebo . . . Obschon nun das meiste, wíe gesagt, nur problematisch und iu seiner fragmentarischen Form fast ohne allea Zusammenhang und somit unver- standlich ist, so scheint wohl doch folgender Schluss erlaubt za seín, 1. Der Anfang, der etwa den Sinn gibt : Híjret zn, icb will euch wunderbarea singen, klingt episch. 2. Die lesbaren Wortformen spěwati, vítati, pitati, scheinen^ Versreimpaaren anziigehoren, "was allerdings mit Hinsicht auf die bishe- rigen Antecedentien der bohm. Literatur sonderbar ist und mehr auf einen kirchlichen als weltlichen Gesang hinweisen wiirde. Es ist sobin, bis auf weiteres, dies iníeressante Brnchstuck ein neues palaeographisclies, lingui- Btisches und literarhistorisches Rathsel des Slteren bohmischen Schrift- thucns, immerliín aber ein Beweis, dass man schon im 13. Jahrhunderte mit sebr geíibter fester Haud an die Aufzeichnung vou bobmischen Ge- dichten ging und dass sobin, sowohl dle Gríinberger Handachrift (Libušin sůd), als das koniginbofer Manuscript, nicht vereinzelnt da stehen. Falls das bohm. Fragment wirklich, wie es scheint, ein Theil eines epischen Gedichtes ist, so ist nicht leicht anzunebmen, dass es auf einem Qiuart-Pergamentblatte zu Ende gefuhrt worden wSre, es m merhin etwa auf den ríickwárts nach deu Ntbelungen leer gelassenea Blattern oder Seiten fortgesetzt worden sein, Dass es jedech vorn vor den Nibelungen begonnen, bewelset schlageud folgender Umstand. ,g daher im- Wendet man das bohm. Fragment um^ so erblickt man einen Theil eines grossen verzierten und (griin) blau, rothgemalten Uncialbuchstabens, ober demselben (roíh) die Worte: (aTe)ntiure v o den Nibelungě, sodann senkrecht uníer ein and er rechts vom Uncialbuchstaben die Zeichen N S J S (gleichfalla roth). Der theilweise nur erhaltene Un- cialbuchstabe ist ein U, somit der Anfang der Nibelungen UNS IS (uns ist in altea maeren) auf der einen Spalte, wahread dieandere Blattspalte mit deu Worten beginnt: Die herren waren milte vo ar de hoh er- born." Dies ist nun der Anfang der fílnften Nibelungenstrophe, somit standen auf der ersten Spalte 16 Lang- oder 32 Kurzverse, es war sohín das Manuscript ein Quartband imd hatte auf jeder Spalte etwa 28— SOKurz- zeilen mit ununterbrochea fortlaufenden Versen. Die Langverse sind nur durch Puncto, in der Mitte, ja obeihalb derselben in der Zeile angebracht, geschieden, die einzelnen Strophen hat aber der Schreiber einerseits durch / 21 grosse AnřángsLuclistaBen^ anďerseits daďuroL angedeutet, dass eř den grossen Anfangsbuchstaben vor die Spalte etwa um eine Buchstabenweite herauswarf, wie ^leich am Anfange der zweitea Spalte das D vor den Worteu: „Die herreu wareu milte," so dass esí (das jedocli, aonderbar geniigy mehr einem U oder N als einem D ahnlich síeht) unmittelbar tiber die rothen senkrecht stehenden Buchstaben zn líegen kam. Es kann auch sein, dass es wirklicb ein U ist und vielleiclit dem Illumina- tor, wie gebráuchlich, das zn mablende U vorzeicbnete, wahrend das Oben- fehlende D unten im Texte angebracht wurde. Sielier ist es, dass in zwei spatem Stropben z. B^ „Die siglosen reclien"' das ausgeworfenc D ganz anders aussieht, als das so eben problematisch erwabnte D — 11. Die 21e len selbst sind, wie schon beriihrt, nicht linirt, dennoch aber ge* radě auslaufenď und am Ende, wenn ein Wort nicht voll^řandíg die Zeile fiiUte;. durch keíne Schriftzeichen ausgefUUt. Eigene Namen sind bald gross, bald klein geschríeben z. B. Bvrgunden, sabsen 8ind meist durch latervalíe getrennt, dochfiuden sich auch Ausnahn von z. B. z e tenemarc h e — das i ist fast immer punkt- und Worte los, nnr im Worte „mít chraft* faiid ich darob einen Strich — Abkiír- zungen fiuden sich wenige und zwar die gewohnlichen vor, doch scheinfr manches umegelmassig geschreben z. B. warěn, vmázzen. — Im Ganzen ist die Schrift nett und deuílich, nur die erste Seite stark be- schádigl; und gebleicbt Es folgt hiebei der Text getreu wieJergegeben^, Zeile fiir Zeile; mit Ausnahme der ersten Strophe hat Herr Scriptor Zeidler das Verdienst, denselben nach der Lachmann'áchen Aasgíbe dec Stropheuzahl nach aufgefunden und bestinimt, so wie auf de Varianten des Fragmentes aufmerksam gemacht zu haben. Von Varianten werden Gťrmanisten in der That Viele und vielleicht auch bedeutende vorfinden und díeselben nach ihrem Werte fiir Lnut- und Foraienlehre so wie zum Theile auch fiír den Sinn des Gedichtes bestimmen, sa wie síe auch eot- scheiden werden, ob das vorliegende Fragment etwa ein BrnchstUck eiaea bereita bekannten unvoUatándigen Pergament Mauuscriptes sei. A- b. 1. Spalte (Ave) n t iure v o den Níbl ungě (roth) N JE (Vom U etwas mehr ats ein Drittheil, vam T T nur der obere Theil sichtbar.) A. b. 2. Spalte Lachm. III. A. Str. 5. Seite a. 22 Die hcrren waiěn milte vo ar de hoh erbora. mit chraft vmaz , - L zen kuene die reehen vzerchorn. F da ze den Bvrgrnden so was ir lant geuant si frvajten starcliiv (wonder sit in E zelenlant) Vom leízíen Verše sind nur die Bucbstabenspitzea siclitbar. B. a. 1 Spalte. Laclim. Str. 218. 219. o zv den burguuden gevangen wol fivnf hundert mau. D ie síglosen reehen zetenemarche rite do enheten ovcli díe sahsen so hoLe niht gesíriten, daz man in lobes iřehe daz B, a. 2. Spalte Laehm. Str. 227. 228. vň anď des chuninges man swaz ie man streit nach eren daz waa gar ein -v^int wiď sifriden der schonen Sigelindě kint. S i frumíen in (dem stnrme) ď helde B, b. 1. Sp. Laehm. Str. 236. D ie twanc mit sinem ellen ď waetliche man. des ovch ď chunic livtegast scLsden vil gewan vn ovch von den sahsen sin braď livdeg'. nv hořet • (miniu maere edel) chuningine h' B. b. 2. Sp. Laehm. Str. 244. 245. chuníge anďs nicht gezam. wan dan o chen gvtliche die im warn cbomen. daz si den sich nach eren im stnrme hetě genom. G ynther baí im maere von sinen frívndea sagn. wer im an ď reise zetode wer ersla Daranf legte Hr. HannS ein ebenfaUs in der kais. Bibliothek beim Um- binden des lat. Manuscriptes L G. 11. vorgefundenes Fragment eines bohm. Gedich^es, das der Sprache nnd der Schrift nach in das Ende des 14. Jahrhimderts gehort, vor. Anch es besteht aus Per-amentstreifen und zwar aus 15 Sttick, wovon glíicklicherweise 13 — dann 2 zusammenpassen und so einen ziemlich bedentendeu Theil eines, wie es scheint, bisher unbekannten komischen oder satyriachen Gedichtes llefern, das der 23 ForsQ nach sícli an die Spraebweise des Tandariáš oder Žák a podkoní, dem Gtíiate nach aber an die Auffassung des Rltterwesena im Geschmacke des sogeaanníen Dalemil anlehnt Es stand ursprunglich in einem Perga- menfquirtbande zu scehs Lagen, von deneu sich eben fol. K. und P. frag- meníarisch erhielíen. Nach fol K. zu schliessen war das Gedicht zwischen ' senk- imd waií^rechten Linien zweispaltig gsschrieben. Es kennt nocK gar keiae Unterseheidungszelchen, docb deutet es die Versanfánge grosse Buchstaben an ; die dazu nocb durch rothe Striche kennzeichnťt siad. Form und Geist sind ersichtlieh aus beifolgeudera Bruclistiicke, das dem larigsten und zusannienhaageadátea Fraginente K, B. 1. u. 2- eat- nommen ist. (Ueberall steht, wie In den Nibelungen, f statt s.) przies nos gmiti Kanu ad Dywte sie gielio praczney tuzie kak ma tuhy chrzbet ruczie dluzie Gimiz koruhwi helmy lama Tot gest znáti zet neklama Swu naymileysy pany Ne chce nykde gieti piany Ged no ponaywieczs-ych sie hus těch toczi Na swu zaduu twa rz soczí kwapie az nemoz helmu wzdieti Proto bude mhu prziezs zuby Tak iax to gemu na ruby Gedna ch rziepi wekrwy stane In hed gemu namisly tane Yax sie musy stídieti kdiz my bude mu pany widieti Jen boy biw I prziesta ne Mnoho sie wnem skodi stane To wiedie ze wy to tirzi Ze wem nepo wiem kto obdirzi. Die Ox-thographie hat manche Eigenthíimlichkeiten, z. B. lax und ^ax íiir jakž, spater einmal auch dieiv fíir dieva, was an die Schreibwbiso der gleichfalls in der kaís. Bibliothek aufgefuudenen Dalemilhandschrift erinnert, woria das 10 ebenfalls im altdeutschea Sinne als Doppol u ge- Worte stole Pro tohoto braucht wird. Auch unge^^ohaliche Formen der králi kak ti mozes sieati W korunye naswea clopotole Gens tak wsadi klopotoli kíeníz vzrzi tu sobie wzuoli . . . Und 80 scheint es, dasa auch dies Fragment der bohm. Literatur nicht unwillkommen kommt- . Philosophische Section am lO. Febr. 1862. Auwesend die Herren: HanaS, Weitenwtjber, Lowe, Ilat íala, Štulc Karlinski, Winařický; Vo kmann und Storch; als Gíiste; P. Petera, Da- stich, Klemt. 24 Hr. HannS setzte aeinen Berichť tíber dle ne nen literarischen Funde in der Prager kais. Univ.-Biblio thek fořt. Diesmal kam die Reihe an die bisher unbekannte b o h m iscli e tJebersetzungder lateiniachen Sehrift : Ueber die víer Ca r d ina 1- tu gen den, welclie das Mittelalter, weil sie aus einigen Sátzen Seneca- Werk (aber im cbrístlíchen Geiste), wie es heisst vom portugie- sischen Erzbischofe Martin von Braga zuaammeugestellt ist, dem Philosophen Luc. Annaeus Seneca zuznscbreiben pflegte. Wenn also auch der Inhalt niclit gerade von grosser Bedeutenheit ist, ao Í3t es doch die Porm der tJibersetzung in mehr als einer Hinsicht. Es finden sich naralich zwischen dem lateinischen Texte, der desbalb aneb ungewohn- licb groBS tind in weit abstebenden Zeilen gescbrieben ist, nebat lateini- Bcben, auch bob mí sebe Glos sen vor, die mít der, nach der ausfubr- lichen lateinischen Paraphra,5e jeder Stelle des Psendo - Seneca steta folgenden bohmischen Uibersetzimg interessante Beitrage zur bohmiscben Synonymik philosophischen Inhaltes liefern. Die Uibersetznng selbst geliort dem 14. Jabrhunderte an, denn das Manuacript selbst etammt ans dem J. 1433 und zeigt deatlicb, eine blosse Abscbrift eines weit frUheren Manuscriptea zn sein. Daraiif weíset die nngleiche, altere und spatere OrtJiograpbie eben so Lín, wie ungewohnlicli alte Worte und Satz-Formen. pass die Uibersetzung, die bis Jetzt ein Unicum der bohmischen Literatur Í8t, nnbekannt blieb, hat sie wohl dem Uastande zu danhen, mitten im latein. Texte, Susserlich von demselben ununíerscbieden, angebracbt wor- den zu sein, bis sie dem Ange Prof. Hofleťs aiffállig ward, der den bohmischen Text flir Bemerkungen iiber Seneca hielt, was dch jedoch spíiter als eine vollstSndige Ui b ers etzu ng auswies. Der Index selbst, ein Sammelwerk in Form einer Papierhandschrift in 4" hat in der kais. Bibliothek die Signatář 10. E. 1 und filhrí an seJnem Er.de fol- .gende Nachschrift: Explicit liber Senece de quafuor virtutitus cardinalibus finitus per me andream a oseezna servum inutilem ac peccatorem maxi- mum pro quibus uuumquemque in hec libro legentem supplico oraclonibus quoties pater noster si non plnres valeat pro me exorare fiuT A ^ _ _ J ^ • ♦ mm^ ■ inmensla quarta fería cst domini andree. (das Punctirte M absiclitlich weggeschabtO Wir geben hier ein Beispiel des ersten Abschaittes in Form der Glossen ttná der Uebersetziin«r. * 25 -■V cznosti zposobno§ti nebo obyczegowe vlilawnych , vatuor Tirtuínm šunt species eardinalium multorura roznmi dowedetie doliczeny dogystienj rl \ sapienfnm sententiis diflfiaitae quibus animus humanu3 comparatiis ad bo- nestatem vité possíťaccedere. Darauf folgt, wie gesagt, nach eincr langeren lateíníschen Parapbrase dieser Sřelle folgendes; Texfua Cztyrzi su swrchowanych cznosti strany mnohých mudrczuow rozumy drgistene gimisto lidsky rosum osdoben gsa kpoctiwosti zywota mohiby przistupiti* (5~/ im Texte.) Eine incunabelartige d e n t s c h e Uibersetznng in Versen Ct>Im- pressntn Lyptzk per Melchíorem Lotter Anno Salutis nostre etc. Quin- r gentesimo ocíavo" — aufbewahrt in der kais, Univ. Bibliothek iinter der Signatur: 29. H. 2. N. 1) gibt diese Stelle wie folgt: Vier sint der angel tugent j Do mit getzirt wirt die iugent ) Die vnsz vil naturlicber leuthe Yn yren spruchen bedenten. ■i r Es finde hier nur noch die Uibersetzung der letzten Stelle ihren Platz, deren Text jedoch aus dem Grunde iibergangen wird, weil darin das einzíge Wort: inculpabiliter durch die bohmische Glosse : bez- poskrny (sic) wiedergegeben erscheinf, Die Uibersetzang lautet jedoch, wie folgt : r Protož acz kto zywot swoy kuzytku netoliko wlastniemn^ ale také mnoliich nehodnye dosieczi zada^ tu drziewie rzieczenych cznosty zposobu WkakostecL czasuow miest osob przy^ ypryczyn tu striedmost stezku drz aby yako wniekakem prostrziedku przistoge iakti skrze przjkre odzew- * ni(rz spasti aneb sam wladna sebu wystrziehal sie nemudrosti aneb za- j taziegiezye mstil bevmosti (sie) deo gracias. C^ahrscheinlich ?erschrie- ben filr leniwosti „ignauiam.") Deutsch lautet diese Stelle nun so : Wer nun meyent dar nach czu streben | Nach seinem vnd au der a^ leut nucz czu erfarn sein leben I Der behalde disses buchleins obíreschrí- bene lere j Der durch sie ist hin vnd here | Czu rechter mittelmasse be- keret j AIso die czeit stehet person vnd vrsach begeret | AIso das sich ein yder man j Der die cbgenannte vier togent wil han j Der wart das er sich dar czu mag geben | In allen sachen czu miítelmas mag leben." Wie hi die \ 26 deutsche selir frei, á\e bcJhmische folgt dem lateinischen Texte fast von Wort zu Wortj docL muss auch bemerkt werden, das3 fast in jedem Codex der lateinische Text selLst manigfache Varianten zeigt. So hat z. B. die bohmische Handschríft in der letzten Stelle: „velud in quodam m ed i ollo ■ sum mi ta tis," walirend das deutsche Bueli : „velut in quodam velii- culo summitatis" liest. Darauf lasHr. Volkmann einen kritischen A nf suta tiber die p sych ol ogis che n Ansichten Spinozza^s vor^ der einetn grosseren Werke tiber Psychologie entnommen war- Historische Section am 17. Febriiar 1862. Anwesend die Herren : Palacký sen., Weltenweber, Hofler, Gindely, Zap,, Karlinski, Winařický, Štulc. Herr Hofler besprach den Pian K. Max írailians I., Buhmen nnd Ungarn mit dem deutschen Reiche zu vcreinigen. Der Vortragende fíihrte zuerst ans, in welcher Art und Weise der wiederholte Zug der Fraczosen nach Ithlien (unter Karl VIII- und Lud- ^ wíg XII.) eínen Riiekschlag auf die iingarischen VerhMltnisse ausgettbt hatíe und der Anscliluss des K. Wladislaw Jagello an den franzosischen Konig^ erfolgt war. Je mehr diese Wendung der franzosischen Politik dem romisclien Konige die Gefahr naher brachte, zum dritten Mal der Anrcchte auf Ungarn beraubt zu, werden, de^to mehr reifte in Maximilian der Pian, sich auf das Kuiserreich za stutzen, und so die Umstrickun^, welche bereits von Westen, Sílden, Osten aus eingeleiíet war, zu zerreissen. Eben deshalb legte er dem Reiclistage zu Coln, auf welchem die lands- huter Fehde im Iníeresse Maximilians beendigt worden war, den Pian vor eine grosae CentralmacLt zu schaffen, indem auch Ungarn in den deutschen Eelchsverband hineingezogen werden solíte. Leider ist dieses Project nur in seinen allgemeinsten Umríssen bekannt (_Siehe Hofler's bohmische Stndien S. 60 u. ff.) ; aber auch so gewahrt es die Unterlage zu einer politischen Combination, welche spáter wieder aufgegriffen' wurde * und die Kelme einer grossen Zukunft in sich schliesst, Fúr Maximiliau L brachte es den Gewinn, dass ein Zag der Deutschen nach Ungarn erraíig- licht wurde, der sodann zu dem Resultste fíihrte, dass K. Wladislaw die alten Vertráíre Unsrams mit dem HauseHabsbu 27 Nach diesem íns Prof. Hi>íler noch Jic Fortiíctzung sciner Gcscliichte der Ahauser Union voh 1608 inid namcntUch jcneu Theil vor, der sieh auf die geheimen Verhandliingen des Fíirste?n Christhxn von Arihalt mít dem Mj*rkgrafen von Brandenburg (Ansbacli und Liiteabach) im J. 1607 bezog. Nahirwiss.-rnatliematisclie Section am 25. Febriiar 18G2, Anwesend dle Flerrea Weitenweber, v. Leonhardi, Czcrmak, v. Ua^ner, Koiisíka, J. Palacký jun. und Karlinski. Hr, Weitenweber maclite einige Míítheilungen ans e i n e r g r 5s 5 er e n hy dr o 1 ogi s ch - me t eorologi s clien Studie des Hrn. Dr. Nowak uber das Todte Meer und die Ver- dun stun g. Der bekannte Hydrology Hr Med. Dr. Alois Nowak in Prag bescliáftigt sich in diescr seiner vorliegenden Arbeit — welcher zuuSclist die von Fall- * merayer im J- 1853 in den Abhandíungen der kiJn. baier. Akademie der Wissenscliaften gelieferte Zusammenstellung der beachtenswertliesten Er- gebuisse neuerer CTniersuchimgen Uber den Asphalísce zu Grunde ge'egt ist — ttiit der Frage, wie vie! beiláufig in einer gegebenen Zeit das Todte Meer an FIuss- und Regenwasser '*n Empfang nehrne, nud ob dem sich ergebenden ungemein bedcutenden Empfange wirklich, wle man gegen- wiírtig allgemein annimmí, die Verdunstung und nur sie allein, das Gleich- gewicbt zu halten im Staude sel? Die Einnahmen des Todten Meeres, dessen Flácheninhalt nach Edw. Robinson^s Messangen (1838) auf hSchstens 351 engl. Quadratmeilcn anzuschlagcn, sind von dreierlei Art, námlich theiis von nie giinz versie* genden Flíissen und Biichenj theiis von solchen Wasseradern gespendet, die nur periodlsch, wáhrend der Regenzcit fiiessen, theiis cndlich von Seite des dle Obeiflaclie des Todten Meeres d-rect treffenden meteorischen Nie- derschlages geliefert. . 1. Zu den perena fliesscnden Gewassern, deren Znfuhr dem Todten Meere zu Gute komrat, gehort a) der Jordán, welcher nacli den von Cheaney verbuz'gten Berechnungen im Durchschnitíe ta.íílich nicht weni.2:er als 6 .Q..V.» -,.^..W ,.V....Q Millionen und 90 Tausend Tonncn Wassers in den Asphaltr.ee ausschíittet ; b) dem Jordán des Nordendes gerade entgegengesetzt, am Slidende der betrachtliche Karaliystrom nebst fíinf bis sechs andcren unbedeuíenderen ■Tl- Wasseradern ; c) im Siidosten die am Ende ihres Laufcs sich vereinígen- 28 den Flfísse Wacly Hamed und Wady-Kerek, und zwisc&en díesen und denr Jordán noch auf der Ostseite des Asphaltsee^s d) der Wady el Modscheb (Arnon) und der Wady Zerka-Maln, von denen insbesondere der erst^re sehr beachtenswerth, da er an seiner Míindung 82 Fuss breit nnd 4— lO Fuss tief ist. ' 2, Was z\veítOD3 die vielen nur periodisch fíiessenden Gewžísser anbe- langt, 80 beweist der Verf. durch mehrere Citáte aus Fallmerayeťs Ab- handliing, dasa die vou ihnen zusammen gelieferte Wassermenge eine hoclist betracLtliche sein mfisse, ja nach allen vorgebrachtea Daten findet er ea- Lochst walirscheinlich, dass dle von den sammtlichen „Giessbachen" und „Waldstromen'' des 39 engl. Meilen langen Asphaltsees binnen Jabresfrist gelieferte Wassermenge ebenso namhaft sein moge^ ala jene des Jordau- flusses ; eine Annahme, die demselben um so mebr erlaubt tu sein scheint, als er die Wassermenge sámmtlicher ausser dem Jordán in das Tbdte Meer fallenden, nicht versiegeudon Flíisse (siehe oben b bis d) auch nur fítr eben so gross gelíen lasst, wie jene des Jordans, obw^hl sie gewisa we- sentlich grosser sein dtirfte. Es ist also nach Hrn# Nowak kaum za bezweifeln, dass die vou- sammtlichen perenu und perícdisch einmiindenden Gewassern des Todteiř Meeres gelieferte Wassermenge far den einzelnen Tag des Jahres im Durch- schnitte beilSufig 18 Millionen 270 000 Tonnea betragen moge, und hiemit das Niveau des Todíen Meeres, abgesehen von jeglichem Abgange, binnen Jabresfrist um mehr als 7 Meter steigen machen solíte 3. Anbiílangend die dritte Einnahmsquelle des Todten Meeres^ die Šumme des meteorischen Niederschlages namlich, Wťlcher binnen Jabresfrist die Obeiflache des Asphaltsees uumittelbar trifft, so sind dem Verfasser (Dr. Nowak) freilich keíne am Toi-en Meere selbst gemachten Beobach- tungen bekannt g*jworden, abrr er glaubt, bel der geringen Entfernuug Jerusalems diirfte es wohl gesfattet sein, die in Jerusalem gesammelten Beobachtungen Barclay^s auch fíir das Meeres gelten zu lassen und dem nach die wahrscheinliche jahrliche Regen- menge dea Letzteren auf etwa 57 Zoll anzusetzen. Durch die Gesammteinnahme des Todten Meeres (von Seite der Flusse, Gíessbache und des meteorischen Niederschlages^ miisste also das Niveaa desselbeo, wenn nicht fUr entsprecheoden Abgang vorgesorgt wííre, binnen Jabresfrist um beilaufig 315 Zoll, also in zehn Jahrea um nicht weniger «Is 262 Vs Fuss steigen* 29 Da nun aber feeln derlei Steígen des Seespiegels wahrgenommen wird, ISO muss binnen Jaliresfrist nothwendig wieder eben so viel Wasser ans dem Todten Meere in Abgang kommen, als ihm binnen derselben Zeit zu- gefíihrt worden. Bei dem von Russegger, Wildenbrnch, Syraonds und Wilkin hinreí- cliend constatirten Umstande, dass der Spiegel des Todten Meeres betriícht- licli tiefer liegt, als jener des Mittellandischea nnd natiirlich aucb tiefer . als alles benachbarte Land, kann man weder annehmen, das iiberfliíssige . Wasser des Todten Meeres fliesse in das Mittelliiadische oder ein anderes benachbartes Meer unterirdisch ab, noch aúch, es fliesse landein- nnd zwiscben den Gesteinschichten allmáhlích abwárta, um sich irgendwo in Quellenform udgl. wieder zu ergíessen. Es bleibt also nach dem gegenwartigen Staude der Wissenscliaft einzig nud allein die „Verdunstnng," der es beschieden sein soli nnd der es gegenwartig wirklich ziigemuthet wird, das viele vom Todten Meere binnen Jaliresfrist in Empfang genommene Wasser wieder in Abgang za bringen, und so die rechte Bilanz immer herzustellen. F Wie viel aber kann wohl der Verdunstung mit Kecht zugemuthet werden ? Abermals fehlt es an directen Beobachtungen ; aber Hr. Dr, Nowak glaubt jene Erfahrungen beniitzen zu durfen^ welche anf einer, dem Aequator noch naber liegenden, in klimatischer nnd geologischer Beziehung mit Pa- lastina ziemlich verwandten Insel (St, Maurice oder Isle de France) ge- macht nnd veriSffentticht worden sind, und denen zufolge die Verdunstungs- menge binnen Jahresfrist daselbst kaum mehr als 60 ZoU betragen mag. Sei nun also die Verdunstung des Todten Meeres trotz dessen gr<5sserer Entfemung vom Aequator, wirklich keine scbwáchere wie auf St, Maurice, und betrage hiemit auch die jahrliche Verdunstungsmenge des Todten Meeres 60 Zoll, so ist diess doch lange nicht so viel, , als zur Bilanz be- níJthigt wird ; ja, da die jáhrliche Einnahme des Asphaltseea dessen Spiegel beiláufig sogar um 315 Zoll steigen machen solíte, wenn nicht fttr einen geniigenden Abgang gesorgt ware, so stellt sich heraus, dass die Verdun- stung kaum den fQnften Theil des Gesammtempfang es zu verzehren und in Abgang zu bringen im Stande sei. Or. Nowak hofFt durch seine hier skizzirten Anseinandersetzungen ZUT Evidenz nachgewiesen zuhaben: erstens, dass wenigstens beirm Todten Meere die „Verdunstung" das keineswegs leisíe, waa derselben zugemuthet wird, und zweitens^dass der sehr 30 bcdeutendo, von dor Verdunstung n i ch t vcrzehr t e U e b e r- schass des vom Todlea Meere binnen einr gegebenen Zeit in Empfang genommeiien Wassers nothwendig auf eioem andern W( durch einen andern Prozess in Abgang gebracht werden m il s s e. Schliesslich beuierkt Dr Nowak, dass, wie er niclit zweifeln konne, i Wasser dea Todten Meeres in jenen concenďisclicn tellurischen Holilraum abfliesse, welcher nach seiner, bereits in melireren fríiheren Schriften entwickelten Ansicht Erdkern und Erd- rinde von einander trermt; und innerhalb dessen jene zweite Halíte der irdischen Wassercirculation vollbracht wird, als deren peripherische Endigungen der Verf. fast alle Quellen iinserer Erdoberfliiche nnd alle jVne Wasserdampfemanalionen ansiehtj von denen er bei friiherer Gelcgenheií schon gesprochen. *) n r. Palacký jun. s prach u b er das Ve r hřilt ni s s de r Fl^ra derAlpenundAnden zujener des Tieflan d__9j ate sielTp^rGrunJlage nrulTissender Vorarbeiten das Verhíi! niss der alpinen (arktischen) nnd andineu (antarktisclien) Floren 2u denen ihrer Tiefiandsgebiete, aus Anlass speciell der Forbes^schen Theorie uber díe Diffiision der ersteren withrend der Eiszeit naher zu be- leuchten, und gelangte zn/olgenden Resulíaíen : 1. Die Gebirgsfloren aíler Lánder haben eine Anzahl gemein- schaftlícher Genera, jedoch ist iiberall eine grosse Žahl alpiuer Formen der Tieflandstypen am deutlichsfen in Neuseeland, Australien, Persien, Abyssínlen eíc. zu finden. 2. Die alpInen (andinen etc.) Foriuen befi.iden sich bloss in der stets feuehten Zone oberhalb der Bauffigninze^ von wo sie nnr durch die Bíiche indie ticfen Thalerberabkommen. Die Hochsleppen-Vegctationin Hoch- asien, auf den iinden udgl ist wesentlich von der alpinen (andinen) ver- sebieden und nuhert sich der allgemeinen Steppen Vegetation. 3. Der Fortn nach kíinn man in der alpinen (andinen) Zone zwei JRegioncn, die des Rasens Cdie obere) nnd die der niedrigen Halbstniucher (Ericaceen etc.) unterscheiden. 4. Von alpinen Formen muss das Vorkommen von Pflanzen unter- schieden werden, die in wárineren Gegenden nurim Gebirg, in kalteren auch ') Yergl. SitzungsbericLíe vom J. 1861. Mai und Juni, -Ť>T- 31 im FlacWand vorkommen, so z. B. unsere Achillea millefolium am Dema- wend in 10—12000', Limosella aquatica in den Auden in 12000', Cal- tha palusíria in Persien ober 8000' etc. 5, Die alpinen (andinen) Pflanzen beschrankeu sich auf eine kleine Anzalil von Familien und Geschícclitern, es fehlen ihnen z. B. die walu-en ■Rasenpíianzen. Der Baiim- und Stráuchervegetation setzen eher Wind, Maugel an UutergrDnd etc. als die Kalte eine Griínze. 6. Die alpíne und auJine Flora eind zwar almlich doch sclbst- Btíindig, was sich von den iíbrigen Gebirgsfloren weniger sagen lásst Iq Jáva stossen in der HochgebirgszoDe arktische und antarktisclie Formeu znsammen (Alchemillí?, Geranium, Primula, Nestera, Leucopogon.) 7, Die arktisclien und alpinen, dann die andinen und antark- tiselien Foimen eind Keistens ííhnlich, doch nicht ausnahmlos. 8. Der Himalaja und der Alíai bilden die zweite Unterabtheilung der alpinen Flora, die Rok jmou ntains die ůiitte. Im Febniar 1862 eingelaufene Driíckschrifteii. 4 Memorie del I. R* latituto di scienze ed arti etc. Venezia 1861. Vol. X. parte 1- Atti etc. Tom VII. disp, 2, Venezia. ProccedingsoftheRoyal Society. London 1861. VoL X-39.— 4LXI 42. Jabrbucher des Vereins von Alterthumsfreanden im Rheinlande, XXXI. 16. Jahrg. 1. Bonn 1861. Das Bad der romisehen Villa beiAllenz, erlautert von E. aus^m Werth. Bonn 1861. Abhandlungen der kgl. bayrischen Akademie der Wiss. Philos.-histor. Classe. Munchen 1861. IX. Band. 2. Abth. Abhandlungen n. s, w. Mathem.-pbysical. Classe. MUacben 1861. IX. Band. 1. Abth. J. v. Liebig's Rede am 26. Márz 1861. — Rede am 28. Nov. 1861. J. H. P I a t h. Ueber die lange Dauer und die Entwickelung des chi- nesischen íieiches. Munchen 1861. Andr. Wagner. Denkrede auf G. H v. Schubert. Miinchen 1861. The od. L. B. Bischoff. Gedáchíniaarede auf Friedr. Tiedemann. Miinchen 186L W. Christ. Bedeutung der Sanskritstudien auf die griech. Pliilo- logie. Munchen 1861. 32 L. Rockinger. UeberBriefsteller und Formelbadier in Deutsch land wahrend des Mittelalters. Miinchen 1861, C. A. Muffat. Denkrede auf Dr. G. Tli, v. Rudhart. MUnchen 1861. Mémoires de la Societě Royale des sciences de Liěge. Liěge 1861 ' ' Tome XVI. Wagazin der Literatur des Auslandea. Leipzig 1862. Nro. 4—6, Batavia 1860. Deel XXII, 1861. DeeL XXIII. W wissenschaftl XXI. Bd. 1. Heft. Festschrift zuř Feier des 50jahrigen Doctorjubiiáams des Dr. C. G. Carns in Dresden. 1862. Die ZáhmuDg der Vogel nach St. Pietruski, mitgetheilt von Dr. Jos. Roda. Prag 1862. (Sep.-Abdr.) Nachrichten von der Georg-Augusts-Universitat u. 8. w. Vom Jahre 1861. Gotíingen Nro. 1—22. A Magyar Tudós Táreaság Evbonyvel. A Puhányok Izomrostjairól. Adalek etc Dr. Margo. Fest 1861. Ipolyi Arnold, A Deákmoiiosíori XIII. Századi Román Ba- silika. Pesteu 1860, TSrtéuettu doroányí PáljamBnkák. 1. 2. KíJtet. Budán 1841. Dr. Jean. Érdy De íabulia ceratis in Transilvania repertia. Cum 6 tab, lithogr. Pesthim 1856. Magyar Akademiai Értesito. 1 — 4 Kotet. Archeologiai Kozlemények. Pesten 1859. Magyar Torténelmi Tár. Kiadja á Magyar Tud. Akademia 1— VIII. Kotet. 1856—1861. Monumenta Hungariae kistorica. Magyar TčJrtenelmi Emlékek. Statistikai Kozlemények. Pesten 1861. Knauz Nando r, Az Országos Taní ca es Orszaggyiilestek TíJrté- nete 1445—1452. Peat 1859. Szalay Agoston, Négyszás Magyar Levél a XVI. Századból. Pesten 1861. Mágy Hunyadi Magyar Lászlo, Délafrikai Utazásai 1849— 57 években. Pěst 1859 Magyar Lászlo, Délafrikai Leveleí és Naplókivonatai. Pesten 1857, GegS Elek, A Moldvai Magyar TelepekroL Budan 1838, \ t ' 33 Philosophische Section am 10. Márz 1862. Anwesend die Herren Mitglíeder: Hanuš, Volkmann, Storch und Dauchn; ala Gagte: GroLmann, Klementy Dastich. Kritik punkte der Methodologie. Historische Section ara 17. Márz 1862. Anwesend die Herren Mitglíeder: Wocel, Weiteuweber, Gindely, Winařický, Zap und Storch, als Gaste die Herren Dastich und W. Weiten- Weber jun. Hr. Woc el hielt (in bohmiscber Sprache) einenVor- trag uber die Geschicbte des a 1 1 b 6 hm isc h en Recbtes und iiber die Quellen desselben. Die nachfolgende Skizze ent- balt eine Uebersicht des Vortrages. In der bohmischen Rechtsgescbichte lassen sich zwei Hauptperioden unterschelden. Die ersíe derselben, in welcher das urspriingliche altsla- viscbe Recht vorherrschte, reicht bis lu die zweite Hálfte des XHI. Jahr- hunderts, d. i. bis zur Auflosung der alten Župenverfaasung ; die zweite aber von dieser Zeit bis zuř Schlacht auf dem Weissen Berge^ wobei be- merkt werden muss^ dass auch in dieser zweiten Periodě sich noch viele altbohmische Rechtssatzungen, namentlicb im Gebiete des Privatrecbles erhielten und bis zum Abschlusse dieser Epoche fortdauerten. — Das Grundprincip des altbohmischen Personen- und Familienrechtes, wie auch des auf demselben gegriindeten Sachenrechtes war die G leichbére ch- tigung aller Fam i 1 i en gl i e de r und die Gleichheit ihrer Anspruche andas gesammte Familienvermogen. Aus diesem Princip ward der Grundsatz abgeleitet, dass die mánnlichen Fa- milienglieder entweder im gemeinsamen Besitze des Familíenvermogens (unabgetbeilt, nedílní) verblieberi, oder sich zu gleichen Theilen in das- selbe theilten (oddělení, dílní). Ueberreste dieser altslavischen Rechts- satzung haben sich bekanntlich noch in dem lebenden Rechte der Síidslaven erhalten. Jenem Grundprincipe entsprach die Gesammtbttrg- schaft (společná ruka, universalis fideijussio), d. i. die Verpflichtung aller Gemeindeglieder fíir die auf ihrem Gebiete begangenen Verbrechen Sítzungáberichte I. 18tí2, 3 34 in solidům zu haften. In jener fernen Zeit, wo die flirstliche Macht noch nicht concentrirt, und allzuscLwach war, um dic Sicherheit der Person und des Eigenthums zu scLirmen, musste die Gesammtbíirgschaft als die natiirlich^Hte und kráftigstc Schntzwehr der Gesellschaft erscheinen. Die aus dioser Periodě herriihrenden einheimisclien Recbtsquellen sind liberaus díirftig; die wicLtigsíe derselben ist daa Jus Conradi (v. J, 1189 — 1191); ausserdem tauchen in gleichzeitigen Urkunden, in der Chronik des Cosmas und seiner Forísetser Stellen auf, welche einiges Lichí Uber die Rechtsinstitutionen jener Zeit gewáhren- Interessante Auf- schlíisse und stellenweiae eine nabere Begriindung der alíbohmischen Rechíssatzungen bleten die aitesten Recbtsdenkmale auderer slaviscben VíHkér, namentiich die Pravda ruskaja^ das Statutům Vislicense und das Geeetzbuch des Car Stephan Dužr.n voa Serbien. Es gingen jedoch viele Institutionen des áiteren, urspríinglich slaviscben Rechtes ín die Saz- zungen der folgenden Periodě íiber, in welcher der Einfluss des Feu- dalwesens vorwaitet. Bedeuísame Deberreste jener alteren Institutionen eníiialten ; das Bucb des altcn Herrn von Sosenberg (Kniha starého pána z Rosenberga) vom Anfange des XIV. Jahrh. ; Édd prdva zeinského (XIV. Jahrh.) des HerrnAndreasv. DubéAus- legung des bohmischen Landrechíes (Výklad na právo zem6 České), XIV. Jahrh., ferner die Kniha Tovačovská des Herrn Cti- bor v, Cimbnrg (XV. Jahr.); vor AUem aber das Werk des Vikto- rin KorneliuB v. Všehrd: nenn Btlcher von den Rechten, Gerichten und von der LandtafeI des Kouigreichs Bííhxnen. (Knihy devatery o práviech a sůdiech i o dskácb země České) vom Schlusse des XV, Jahrhunderts, " Ja sogar die unter Wla- dislaw II, Ferdin atn d L nnd Maximilian veroffentlichten Rechte und Landesordnungen (Práva a zřízení zemská) sind grossentheils auf jenen altbohmischen Institutionen gegrtíndet, nnd endlich lassen sieh die Spuren jener Rechtssatznngen žn zahllosen Dokumenten der LandtafeI; in den íUteren LandtagsachlUssen nnd in unzáhligen offentliehen und Privaturkun- deo nachweisen, deren Priifting und kritische Wiirdigxmgen vom rechts- gesohichtlichen Standpunkte als eine wurdige, durch das kulturgeschicht- liché Interesse nnseres Landes gebotene Aufgabe sich darstellt Weil das altslav. Rechtsprincip, auf welchem die Župen- oder Kastellanei- w Verfassung gegrllndet var, keine Privilegíen der Stande, keine Exemtion von den allgemeinen Rechten und Gerichten anerkannte, so musste die Župen- as verfassnng um so schneller dem Untergange sich zuneigen, je energischer iín Laufe des XUI. Jahrhundertes fromde Institutionen in BobmeD einge- fuhrt, nnd je háufiger von den Monarclien CorporAtioxien und Personen sammt den auf den Giitern derseiben angesessenen Leuteň, von den Aemtern nnd Gerichten der Župa eximirt wurden, Zu dem Verfalle der Castel- lanei-Verfassung írug wesentlich die Ansiedelung deutscher Emphyteuten in den Stádten und auí dem Lande bei, die ausgeschieden ans dem Rechté- yerbande der Župen, bloss nach deutschem Rechte sich regelten. Die Župenverfassung begann schon unter Přemysl Otakar I. zu sinken, erhielt den gewaltigsten Stoss unter Přemj^sl Otakar IL und ging endlich unter Karl IV. vollig zu Grunde, Durch die Einfuhruug des Feudal- weaens und durch die Griindung der Stadte nach deutschen Vorbildern ward eine Scheidung dea Volkes in drei Hauptklaasen, den Adel, den BUrger und den Landmann (kmet) bedingt. Wáhrend in den Stádten grosstentheils das deutache Recht Eingang fand, gerieth der Landmann, wiewohl noch immer personlich frei, freiztígig und erbberechtigt, in eine mit der Zeit imraer driickendere Abhangigkeit von seiném Grundherrn, v auf den die ehemalígen Rechte und Forderungen der Zupenamter ttber- gangen waren. Der freie, zumeist adelige Grundbesítzer hielt aber an seinen ursprlinglichen Rechten fest ; selbst dem allgeliebten Karl IV. ge- lang es nicht, seinen oktfoirtén Codex, die Maj e s ta s O aro li na im Lande einzufiihreu. Der Adel konnte seine Rechte um so leichter behaupten, da er aijf den Landtagen, von denen alle Gesetzgebung ausgingj fast ausschlíessend das Land und somit auch sein Recht vertrat. Beweise davon enthált die Landtafel (bereits von Otakar II. gegriindet); in welcher die Landtagsschlilsse, wie auch die auf die Besitzer freier Lándgiiter sieh bezíehenden Rechtssprtiche durch alte Rechtssatzungen und Gewohn. heiten motivirt werden ; dadurch waren jedoch zeitgemasse Modificationen álterer Institutionen nicht ausgeschlossen. Wir finden daher in jelien Rechtsinstitutionen, welche die Verhaltnisse der landtafelfóhigen Grund- besítzer im XIV,, XV. und XVL Jahrhunderte normirten, Denkmale des eigenthiimlichen altbohmisclien Privatrechts, welches in der ersten Rechts- periode auf alle Insassen der Krone Bohmens sich erstreckte, in der darauf folgentlen aber zumeist auf die landtafelfahigen Familien beschránkt ward. Das Eigenthiimliche solcher Institutionen tritt am lebhafteaten in jenen Kapiteln der Rechtsquellen hervor, welche vom Kaufe, von der Evic tionsleistung (správa), von der Erbschaft, der Erbverbrtt- 3* ' 36 derung, vom Drittel (í^etina, analog der romiscben dupla beim Ver- kaufe), von den Ve rtr á ge n, der Mitgift; dem Leibgedinge und a. m. handelu. . Bcuchtenswerth erscbeint die tiberaus giiustige StelluníT des weiblichen Geschleclits im altbohmischen Recbte* 't) Wissen schaften (XI. Band) publicirtcn Abhaudlung: O staročeí^hém dědickém právu ausftilirlicL besprochen wurde. — Durch den Einflus^ des Lehnreclites wurdeujedocb eínige dieser Institutionen bedeutend alíerirt; so konute der Besitzer einea aus dem GesainmtvermíJgen derFamilie ausgescliiedeneu Gutes, wenn er keine Leibeserben liintcrliesS; liber dasselbe auf den Todesfall nicht verííigen, sondern es fiel nach der Analogie der Lehne der kSnigl. Kam- meranlieim; es stand jedoch dem Eigenthtimer des Gutes frei, durch eine simniirtc, in die Landtufe! eingatragene Schuldverschreibung dasselbe wem immer zu vermachen, Die Annahme jener aus dem Lehnrechte aufge* nommenen Bestimmuug crscheint als čine Concession, die man dem im Mittťlaltcr herrschenden Princip gemacht; dieselbe wurde jedoch durch die legislativě MacLt der Stiínde in ihrer Wirkung so abgeschwacht, dass 3Íe spaterhin unter Wladislaw II* voUig aufgehoben ward. UnterKonig Wladislaw II. erschien im J. 1500 die erstegedruckte (Zřízení zemské království Českého) in bohm, Sprache. In diesem Codex sind die gesetzlichen Verordnungen und Beschlusse, so wie síe in der Landtíifel eingetragen waren, systematisch zusammengesíellt, nnd der Verfasser des Wcrkes Albrecht Rendl v. Ansova, hnt sich darin nicht bloss als Gesetzkenuer, sondern auch als gewandter Organi- sátor bewáhrt. Da jedoch derselbe bei seiner Arbeit mchr auf den Vurtheíl des Gesetzsammlung Werk Widei Bung zu lange dauerndcn Zwistigkeiten und Kampfen zwischen dem Adel und der Burgerschaft- — Unter Ferdinand I. erschien die gleichfalls aus der Landtafel geischSpftc La n des ord nu ng (Práva a zřízení zem- ská, 1530) 5 vermehrt und besser geordnet erschien im J. 1550 die zweite Ausgabe derselben ; die dritte unter Maximilian im J. 1564 gedruckte Relchhaltigkeit Ausgaben der i b&hm. Landesordnung. Aus diesen Landesordnungen geht uaverkennbar hervoi'> dass der Konig von Bohmen ohne Bewilligung des Herren-, Ritter- und Blirgerstandes weder im politischen Organismus des Landes und in der Gesetzgebuag irgend eine Acndcrung voniehraen, noch die Landes- dteaer auaschreiben kounte. Dieses Landrecht, welches ausser den gesetz- 37 lichen Normen des bShmíschen Staats- nnd Privtitrccbtes auch vide in das Strafrecht eingreifende Paragraplie enthalt^ war der Gesetz-Codex des KS- nigreichs Bohmen bis zuř verhangnissvollen Schlacht auf dem Woiasen Berge. Ferdinand 11. gab íni J. 1627 dem Landc die eriícuerte Lan des oř dnnng, durch welche alle, die absolnte Gewalt des Monarchen beschrankenden Anordnungen und Ge^etze der álteren Landesordnung ver- nichtet wurden. Zu den bisherigen drei Reidisstiínden wurde noch der vierto^der Prálatenstaiid, hínzngefíigt; die gesetzgebende Gewalt ward don Landtagen beuomtnenj und ihnen bloss dus Recht der formalen Bewilliguag der Lan- dessteuer belasseu; an die Stelle des miindlichca, offentliclien Pj'ozesaes Irat das geheime, schriftliche Gerichtsverfahren ; die ausschliessende amt- liclie Bérech tigung der bohmischen Landessprache ward raifgehobon, und die dentsche Sprache mit der bíihmiscben als gleichberechtigt erklíCrt. Uebér die erneuerte Landesordnung erliess jedoch im J. 1640 Ferdinand ITL k o- nigliche Declaratorien nnd Novellen, in welchen ein milderer Geist sich kundgibt, als in der Landesordnung seines Vaters. So z. B» bestimmt A. 17 der erneuerten Landesordnung, dass keine Angelegenheit weder miindlich noch sehnftlieh ohne ansdriickliche koniglichc Bewilligung am Landtage verhandelt werden dilrfe ; das Declaratorium Ferdinand IIL (A. a. IX ) hebt aber diese Bestimmnng auf nnd gewahrt den StSnden das Recht; Uber anderweitige Angelegeuheiten, insofern sie nicht die Řega- lien, die Person und die Macht des Monarchen betreflen. gemeínschaftlich zu verhandeln^ In diedentschen Gemeinden de^ Laudes wurden deutsche Muni- éipalrechte eingefíihrt, Bereits im XI. Jahrh. erhielíen die ersten deutschen Ansiedier am Pořid zu Prag von Wratialaw II. die Berechtigung vivere secundum legem et justitiam Theutonicorum, — Soběslaw II. gewiihrte den Deutschen bedeutende Vorrechte zum Nachtheile der bohmischen Landesbewohner ; und spSterhin, als deutsche Ansiedier sich auch in an- deren Stadten des Landes niedergelassen, wurden die Privilegien derselbeu von Otakar I und Wenzel L bestatigt, und insbesondere von Ota- kar II deutsche Manicipalrechte den Stadten der bolimischen Krone ver- liehen, Freudenthal in Máhren war unter den Stadten der bíJhmischen Krone die erste, in welcher (im J. 1213) das Magdeburgeť Recht eingefuhrt ward. — Darauf sprach der Vortragende Uber das VerhSltniss des Altprager Stadtrechtea zn dem Magdeburger RecIUe, (yergL E. F. Rossler, Das altprager Stadtrecht), ferner Uber die Brttnner ■38 und Iglauer M ii n i c ip a Ir ochte, die C o n s tit ut i o n e s juris m e t a 1 1 i c i von Wenzt 1 IL, Cnrsus scntentiarnmcivilium Otakara IL u. s. w, nnd íiílirte die bohmischen Uebersetzungen ei- niger deutschen Reclitsdenkmale an^ als: Právo wikpildš sasického rodu (Weichbild), Práva cfsai^ská^ Práva velkého tněsta Pražského^ Práva manská, kniha Magdebur gsk ý ch práv městských, kteráž Donat Blove, welche in Handschriften vor- ^ handen Bind. Im Dnickc erschienen die Stadtrechte in bohmischer Sprache zuerst durch Briccins v, L i ck a im J. 1536; verbessert und in eine bessere Ordnung gebracht gab síe P a ii 1 v. K o 1 d i n im J. 1579 her- aus. Der Kern der bohmislien Stadtrechte des Koldín ist das deutsche Municipalrecht, deseen Formen jedech denen des romiechen Rechts nach- gebildet sind, aus welchem die Titel und viele Paroemien in den boh- mischen Test aufgenommen wurden. Ausserdem wurde anch jenen Satzungen der Landesordnung, welche auf die StadteBezug hatten^ z B. dem St. Wen- zelsvertrage, in den Stadtrechten die entsprechende Stelle eingeráumt. r ■ Endlich ist hervorzuheben, dass diese Stadtrechte bis zuř EinfUhrung der allgemeinen biirgerlichen Gesetze, d. i. bis zum J. 1787 und theilweise bis ztim J. 1811 in BShtnen nnd Máliren gesetzliche Gcltung hatten. Hierauf gab der Vortragende eine Uebersicht des bohmischen 6 e- richtswesens und Gerichtsverfahrens Zur Zeit der Župenverfassung bestanden ausser dem Gerichte derLandtage, das Uber Majestataverbrechen und Streitigkeiten, welche Landgutejr betra%)i Recht sprach, die Zupen- oder Gangerichte (cůdy) und dann eine Art von Austragalgerichten (slubný soud), welche Uber gering fiigigere Streitigkeiten durch Richter, die von den Parteien aus der Mitte waren ž derinein jgrosses*^ und ein ^k lein es Ge r i cht;" die Competenz derselben richtet sich aber nicht nach dem Stande der streitenden Pai-teien nach dem Werthbetrag verzweigte ward die Organisirung der Gerichte in der zweiten^ nach der Auflosnng der Župenverfassung eingetretenen Periodě. Da constituirten sich das oberste Landgericht (soud zemský), d a s kleinere Land- g e r i c h t (soud menší Pražský), das Hofgericht (soud dvorský, nskýX des Oberstburggrafen (soud purkrabí Pražského) u. a. Die Competenz dieser Gerichtsstelltu, tiber welche man in Všchrďs Werke : O pra- / 39 vlech a sudech nnd ín F a uk naťs Schrift; Uber die Landea- ordnungundGerichtederKron Bchem hinreichende Auf- schlusse fiadet; war theils von dem Stande der streitenden Parteíen, theils von der Bescliaffenheit und dem Werthbeírago der Streitsachen abhiíDgig. Das Gerichtsverfahren hatte vier Hauptstadieu: Die Klage (žaloba), die Vorla dung (půhon), die Beweiaftthrung (vedení dflvodů) und das Vollstrecknngsverfahren .(vedení práva), Ueber die Art und Weise der gerichtlichen Procedur durch dicse vier Stadien gibt ins- besondere das Buchdes alten Herrn von Rosenberg, die Ordo judicii terrae und die Auslegung des Landrechtes vonAndreas v. Dube detaillirte Aufklarnngen. Die B e w e i s- m i 1 1 e 1 des heissen Wassers, des glHhenden Eisens nnd des gerichtlichen Zweikampfes wurden bereits von Karl IV, abgeschafft und an ihre Stelle írat der Reinigungseid der Eideshelfer. Beim V o 1 1 a t r e c k u n g a* verfahren durcbschritt die Execution vier Grade : dieAuffordernng zum Vergleich (úmluva^ moniíio), die E inf lihrung in den Pfand- b e s i t z (vzvod, ínductio in possessionem), die Beherršchung fpa- novánf, dominatio), d. i. die Nutzniessung des Pfandbesitzes, und endlieh die Uebergabe der Giiterins volle Eigenthum (od- hádání) v^ Flurstreitigkeiten G r a n z g e- 1 r i chtě (soudy meznf) entschieden, deren eigenthttmliehe Einrichtung Menšík v. Mensteinin dem Tractate: O mezech, hranicích; soudu a rozepři zemní (Prag 1600) ausftihrlich schilderi Nehen den Patři- monialgerichten bestanden noch in Dorfern und Stadten gehegte Ger i chtě (zahájené soudy), in welchen Uber minder wichtige Streit- sachen von Gemeindegliedcm Rechí gesprochen wurde. (Ueber gehegte Gerichte vergl. Hospodář des Brtvín v. Ploškovic vom J. 1687). Von den Gerichten der Ortschaften, in denen deutache Municipal- rechte eingefUhrt waren, ging die Berufung entweder an die Schoppen- stiihle zu Iglau und Leitmeritz, oder an jenen der Altstadt Prag je nach- dem in denselben das Magdeburger oder das Altprager Stadtrecht herrschte, Die Leitmeritzer Schoppen wandten sich wieder in zweifelhaften Fallen um Belebrung und Weísung an den obersten Schoppenstuhl zu Magdeburg* Diese Appellatíonsinstanzen hob aber Ferdinand L auf und errichtete eme gemeinsame Appellationskammer flir alle bShmischen Kroidánder zu Prag. Erneuert und erweitert ward dieser oberste Gerichtshof darch eine be- 40 sondere Instruction FerJinands III. im J. 1G44. Maria Theresia trennte im J. 1752 die Markgrafsoliaft Máhren von der ZustSndigkeit des boh- mischen Appellationshofes und errichtete fíir Mahren ein besonderes Ap- pellationsgericht zu Brllnn. Kaiser Joseph II. verwandelte sodann die bohmischeAppellationskammer in ein oberstes Appellationsgericht, anwelches fortau die Berufiing cicht iiur von den sammtlichen weltlichen Gerichten des Landes, sondern auch von den geistlichen Consistorien ging. Nach einermehr als SOOjahrígen Dauer ward das bOhm. Appellationsgericht im X 1849 aufgeloBt und an dessen Stelle das Ober-LandeBgericht eingesetzt, Hr. Gindely theilte einen Aufsatz mií íiber die Einmischung Spaniens in die Papstwahlen. Die Unsicherheit des spaniachen Besitzes in Italien, gegen welchen sowobl Frankreich als dle einheimischen Fiirsten nnablassig conspirirten, nathigte die spanischen Konige alle Mittel aufznbieten, um aich wenigstens die Papste geneigt zu machen, oder auf ihre Wahl einen solcben Einflusa ausznilben, dass aie im Voians ibrer Freundscbaft gewiss waren. Philipp II. brachte die Art und Weise dieser Einwirkung in ein formliches System, das ein intereasantes Denkmal seiner intriquanten Politik bietet. Der Vor- tragendeberichtetenun, aufGrundlage der von ilim im Archiv von Siman- cas aufgefundenen Correspondenzen, Uber das Gewebe diplomatischer Verliandlnngen und Scbachziige vom J. 1590—1605, wodurch Philipp II. nnd Philipp III. die Papstwahlen fómalich von sich abhaneie machten. Natmwiss.-math. Section am 24. Marz 1862. Jelinek Mitglieder: Pnrkyně, Weitenweber, Amerling, Hr. W besprach ejjie p f 1 an zen p h j a i o I o- gische AbhandUng Dr. P o Ion i o^ Uber die weiblichen ^JJL^kea dea. Arnm italicum Lam. rjř^^^^i^^tfN-^ i-n/^' "r -- -- ^,j ^ - .^.^^^^_^- I Bekanntlich bestelien zwischen den Angaben des iíalienischen Bota- nikera Prof. Gasparrini und des Franzosen C a r u cl iíber das Vor- handensein oder die Abwesenheit eínes Perigonium bei den weiblichen Blllthen des Arům italicum wesentliche Widersprilche. Ersterer behaoptete nSmlich die Gegenwart des Perigoniums, wahreud Letzterer, und mit ihm mehrere andere Pflanzenforscher, dasaelbe langnete. Ans den fleiaaigen Untersuchungen, welche der rastlose Dr Antonio Federico Polonio / 41 in Pavia íiber diesen Gegenstand neuerdings mit Zuhilfnahme des Mikro- skops gemacht, imd soeben in einer eigenen Schrift: Oaservazioni organo- geniche sui foretti feminei delť Arům italicnm (Pavia 1861 in gr. 40 n^it 15 Figuren in Farbendrnck auf einer Fol.-Tafel) veroffentlicht. hat stelleu sicli nun folgemle Resulfate heraus: 1) die weib!ichen Bllithchen X dea Arům italicum besifzen eine vierlappige Blumenhiille, eín.wahres Pe- rigonium. 2) Dag Carpellum bildet sicli spSter als daTTerigonium, nnd zwar erat, nachdem sich Letzteres in die vier Lappen getlieilt hat. 3) Das Carpellum stellt Ovarium, Griffel und Narbe dar. 4) Die Verwachsung dog Carpellum mit dem Perigonium beginnt am Grunde des Letzerca. 5) Auch in wohl eníwickelten Bliithclicn lassen sich die Spuren des Perigoniums Vom Carpell nnterscheiden. G) Die sogeiiaunten Driisenhaare (pěli glandulari) des Bliithenkolbens sind wahrscheinlieh verkUmmeríe (abcrtiti) BlQthchen. 7) Bei den mannlichen Blíithen felilte in allen ihren Entwickeluiigscpochen das Perigonium ganzlich, — Die beigegebcnen mikroakopisclien Abbildungen sind recht instructiv. Hr. Karlinski hielt einen Vortrag Uber die schnellaíe Praxig der Auflosung der Kepler^schen Gleichung: M— E— e sin. E bei grossen E xc e n t r i e i t át en der ellipti- schen Cometcn bahněn. Wesen Problems und der bisber bekannten Methoden seiner Auflosung. besprach der •of. Wo Formenl Wolfera Náhe- mngswerthes dienende tg. E, ^'"* COS. M — e bei grosser Exceuíricitlit e, zu grosse Werthe von E^ liefern nnd dadurch die Rechnung weitlanfig machen mnss. Er bezelchnete weiter die von díeser Methode geforderte Einfiihrung siebenstelliger Rechnung gleich vom An- fange an, als nutzlos, indem er nachwies, dass solange das gesuchte E nicht richtig in Graden und Minuten featgestellt ist, die Rechnung mit 5stelligen Logarithnien-Tafeln geíiihrt werden kann, Diese zwei Fehler, nSmlich der Anfang der Rechnung mít zu grossem É^ und mit siebenatel- ligen Logaritlimen, betrachtete er als den hauptsachlichen Grund, warum Prof. Wolfers znr Berechnnuff der exeentrischen Anomálie des Encke*achen 42 Cometenaua der Mittleren il-26^ 12' O'' und 6—0-8474362, dreizehn NS- lieningswerthe gebraucht hat. Zn der schon friiher erwahnten Gauss^schen Methode znriickkeh- rend machte der Vortragende iiber ihre Anwendung bei grossen Excentri- citáten folgende Bemerkungeu. I) Ist e"=iííil?. die in Sekimden und e' = — ' ^ , die in Mínnten sin. 1" sin. 1' ausgedriickte Excentricitat, behalten weiter X und jt die ihnen vou GauBs (Theoria motus pag. 11) gegebene Bedcutung, uud ist endlich X' die Va- riatión des astelligen Logarithmus von sin. E ftir 1 Minuté des Winkels E, ffc' die Variation des óstelligen log. e' sin» E ílir eine Minuté von e' sin. E, so ist t approximativ X'=: und ix*zz. r, daher lasst sich der Gauss'sche ^ 100 100 ' Coěfficient .'^ durch -:::^ ersetzen, und der Gauss^sche Ausdruck fiir jxH X jx'-i"X die excentrische Anomálie E=(M + e''sin.Ei)_^ (M-|-e''sin.E— EJtiber- (x-f-X gehtinE=(M+e'8Ín.Ej)I^ (M-j e'sin.Ej— Ej),welcher letztere mít fíinf- stelligen Logarithmen-Tafeln bis auf 0',1 berechnet werden kann, so dass dánu nur ein-, hocbstens zweimal der erste Ausdruck siebenstelHg zu be- rechnen kommt. — Die Grossen X' und jx' sind (um den Einfluss der 6. Stelle zu eliminiren) aus einem 10' grossen Intervalle der Winkel E^ und e*sin. E, zu nehmen. II) Zor Bestimmung des ersten Náherungswerthes E^ genflgt es, a) durch einen Blick in die Tafel der Kreisbogenlangen (Bremiker pag. 288) das gegebene e approximativ in Grade e* zu verwandeln, und indem man sich erinnert, dass ebenfalis approximativ : sin. 5" -7,3, sin. 10»='/6» sin. 20"=zV3^ sin. 30«=:%, sin. 40"=z%, sin. 50"-%, sin. 60"= 7g, sin. 70"=:7jo, sin. 80»=8in. 90"= 1; b) mit vvillkurlich angenommenem E„=10<», 20", 30" etc, ganz roh M„=;E„— e"sin.E^ zu berechnen und das gegebene M mit M„ zu vergieichen. Diese Vergleiehung liefert den ereten NSherungswerth E„ welcher vom wahren E kaum um 1" bis 2" verschie- den sein wird. Um zu zeigen, wie schnell man auf diese Weise zum wahren Werthe des E gelangt, wnrde das vom Prof. Wolfers (1. c.) gebrauchte Beispiej nach der ebeo vorgetragenen Methode berechnet. Die Rechnung war folgende : 43 Ist M=25" 12^ 0'^ nnd e=0.8474362, so ist e°-éS.%±: folglich flir E„=60» M„— 60"^ '/g48.°6-60» -42.»4=17.6± , E„=70" M„=70"— 7,o48."5iz70»— 44»=:26"=h und da M:=25" so kann man nehmcn nind Ej =70*'. Wenn wir nun Kiiize lialber e sin. Eirp und M + e sin. E = S setzen wird funfstellig © + 9 II I II & II H2 o X CO I <» I ® > 6" í? ^. -i -^S 1- ^ « <^ - ^ ^ o oí o,- - " ^ ^ ^ o o T-* IH >s C3 03 t> t^ II II 'Lil 11 N li II il^ ^O ^ r-t ^ CO cvl t^ t^ -. í» <>í p i co »o 5 « a II II II 5i ^ lO \0 ' ^ JO í^ 4> r «4' ' % «^^S5S^ix^5£'-£' to cí có ws S s "^ 3 ^ ^ '^ II n II n ?í ^ ^ *=^ ^ *" C .g .SS ^^ Q p2 5 ,:?' ^^ 'o ^ pS' &jd 44 Philologisclie Section ara 31. Marz 1862. Anwesend die Ilerren : Weitenweber, TTattala, Hanuš, Doucba^ Vrťátko und Earlinski ; als Gast Hr- Schmidt. Hr. Hanuš setzte seinen Bericht Uber die literari- scben Funde in der kais. Un i ver s itat s -Bibl ioth e k fořt. Er legte diesmal eine den Literaturhistorikern und den Katalogen der Bibliothek bisher entgangene bohmische Kronik vom Kaiaer Jovia- nns (kronika velmi pěkná a příkladná) vor, die sich in einem codex man u ser ip tus mixtus (sign. 11. B. 4 fol. pap.) ans dem 15. Jahrliunderte erhalten hatte. Den Hsuptkern des Bandes bilden die Evan- gelien, welche in lateiniscber Uibersetzung von der Hand Sigismundi de Hussynecz im J, 1408 geschrieben und nach Aosweis des Registers im J. 1409 beendet wurden, Im Verlaufe des 15. Jahrhunderts hatte eine bohmisclie Hand diesen laíeinischen Evangelien bShmische Inter- linearglossen, jedech in geringer Menge beigefUgt, und dieaelbe ^ Hand scheint rilckwíírts auf den leergeblicbenen, schon linirten, BíJgen \ drei bShmische Sagenkroniken : vom Stilfried, Bruncvik und endlich die bislier tibersehene vom Kaisor Jovianns fiir sich, ohne jede Unter- fichrift hinzugefíigt zu haben. Die bohmische Hnudschrift ist fliichtig und incorrect geschrieben, ungleich in alterer nnd spaterer Ortliographie so wie in áltern und apátern grammaticaliachen Formen, zeigt aber eben darch die alteren Formen mehr als wahrscheinlich an, dasa sie aus einem viel aitern Manuscripte Ubernommen wurde. Die Kronik vom Stilfried zeigt sogar deutliche Spuren, dass sie aus emern gereimten Werke transcribirt nnd verderbt wurde. Was nun die Kronik vom Kaiser Joviamis speciell anbelangt, ao erstreckt sie sich vom Blatte 208. verso bis 210., ist sobin vier Folioseiten lang nnd folgt mit Uibergang nur einer Zeile, worin die Worte: Poczina se kronika welmi piekna aprzykladna eingeachrieben sind, sogleich auf die „Kronika o Bruncwikowi welche mit dem Blatte 203. beginnt. Ihr Anfang lautet: Jyowian czisarz kralowal mnoha letha Ten když gednu chwili | na swem loži lezisse po- zdwizeno gest srdcze geho . . ..." Ihr Ende: „Cziesarz pak Jowia' | byl gest poíom w bazny bozi mnoha leths ziv y s czysa j rzown y a ns anuli gBu w panu." Offenbar ist die letzíe Zeile verschrieben fUr: a cí- sarovň, i usnuli jsů v pánu. Wie diese Beisnicle zei^en, aiud die Zeilen ř 45 ohne alle Intcrpunctionszeichea geschrieben; nur ist iro Allgemeincn der Beginn einea neuen Saízes mit einem grossen AnfangsbucLsíaben, der rotil duruhstrichen ist, angedeutet. Jede Seite hat gegen 30—40 Lang- zeilen, doch bielt sicL der Scbreiber iiicbt stets nach dem Linea], so daas fol. 209- verso 46 gescbriebene und nur 39 gezogene Linien und Zeilen vorgefunden werden, Sigismundus de Hussyuecz hielt sich aber strenge an seine 25 gezogenen Langzeilen. WasBcbliesslich denlnbalt dicser kleinen Kronik vom Kaiser J o w i a n betrifft, so ist er dem bekannten Saminelwerke von Sagen, „Gesta Romanorura^ genannt, entnommen und bildet dort das 59. Kapitel, nur dass die „Moralisatio" in der bob- miscLen Uibersetzung nbergaugcn und nur die Sage selbst, etwas erweiterl und frei, íibersetzt ist. Was die Interlinealglosaen betrifft; so zeichnen sich díeselben durch nichts Besonderes aus, kommen auch sehr spárlich vor. Ei- nigc Beispiele mogen hier Platz finden : ^in alia effigie: w gine twarzi a r podobcnstwi" — „recubantibus illia : odpocziwagiczym gim'^ — „nobilis decurio : dworzenin^ — „sciscitabatur : pilnie sie ztazowal." Der ganie nicht wobl erhalteue Codex trágt die alte luschrift auf dem zwciten Evangelienblatte (das erste scheint schon seit Langem ge- fehlt zu haben): „Novum testamentům scriptum. S. Joannia sub rupe^" was auf einen Prager Ursprung fUhren konnte. Im Márz 1862 eing-elaufeue Driíckschiiften. Verhandelingen der koninklijke Akademie van Wetenschappen. IX. Deel. Amsterdam 1861 in 4". Verslagen en Mededeelingen der k. Akademie van Wetenschappen, AfdeL Naturkunde. X. XL Deel Amsterdam 1861 in 8®* Jaarboek van de koninklijke Akademie etc. Amsterdam 1860. XXIV. Bericht iíber das Wirkeu des histor. Vereins in Bamberg im J. 1860—61. AbliandluDgen der naturhisíorischen Gesellschaft zu Ntirnberg, 1861. n. Band Izviestija Imper. Archseologickago Občestva. St. Peíersbourg. 1859 nad 1861 in 4^ Verhíindlungen des naturhisíor. Vereins usw. Bonn 1861 XVUL Band. 46 Crelle's Juurnal fUr Mathematik, for'ges von Borchardt. LX. Band. 2. Heft. Berlin 1862. r -. Sitzungsberich^e der k. bayr. Akademie der Wiss. zu Miinchen 1861» ^ %^ II. Bandes 1. und 2. Heft. 62. und 63. Publication des literar. Vereins zu Stuttgart. I Archiv der allgemeiuen gescbichísforscbenden Gesellscbafí der Schweiz* Zflrich 1862 XIII. Band, Meteorologische und magnet. Beobachtungen zu Prag, von BOhm und KarlinskL 1862. The American Journal of science and arts, New Haven 1861. Nn 96. Magazín der Literatur des Auslandes. Leipzig. Nro. 7 — 12, Lotos. Redig. von W. R. Weitenweber. Prag 1862 Februar. Nortons Literary Letter. New York, 1860. New Série Nro. 1, 2, Pliilosophisclie Section am 7. April 1862. Tř 'Anwesend die Herren Weitenweber, Hanuš, Winařický, Volkmann, Storch und Ambros; als Gáste Dastich, Kohler; Klerat, Pickert und Grohmann. flerr Dr, Grohmann (als Gast) las seine Abhandlung: iiber „Apollo Smintheus und die Bedeutung derMause in der Mythologie der Indogerman en" vor, ^Der Inbalt derselbeu war in Kiirze folgender: Apollo Smintheus hat aeínen Namen von amív^o^, Maus und wurde aach auf griechischen Bildwerken mil einer Maus in der Hand oder zu seinen FUssen dargestellt. Schon die griechischen Schrifltíteller, wie Ari- starch und Strabo, mtíliten sich vergebena ab, sich dieses Attribut des Gottes zu erkláren; die gewohniiche Ansiclit deufete sich dasselbe auf den Scliutz, den Apollo durch Vertilgung der Feldmause den Aeckern gewahre. Allein dleser Deutung widcraprechen die griechischen Erzáhlimgen selbst, nach dcnen die weisseu MiCuse des Gottes heilige Thiere waren und ihm zu Ehren auf Staatskoaten geftUtert wurden. Man wird sich daher nach einer anderen Erklárung dieses wunderlichen Symbols amsehen miíssen. Die Maus, ákhuh, was auch Ratte und Maulwurf bedeuíet, wird im Veda ausdrucklich als das heiiige Thier des indischen Starmgottes Rudra genannt. Sie heisst auch vajradanta, Blitzzahn, wie der Eber. An beiden Thieren, Eber und Maus, muss daher jenen ursprflnglichen Menschen die WeJsae ihrer Zahne aufgefallen sein und die Veranlassung geboten faaben, den ^Mf% 47 Zabn dieser Thiere mit dem Blitze za veígleiehea. Dem arischen Urvolke also erscLien der Bliíz als der leuchtende Zahu eines Thieies. eines Ebers oder einer Maus, das iň der dunklen Gewitterwolke einherfuhr. Wie nun Radra und die Maruts, seine Sturmgeister, ausdrUcklicb Eber genannt werden oder vielmehr urspriinglich in dieset Gestalt gedacht wordeu sind- 60 gilí auch Etwas ganz Aeíinliches von don Máusen. Die Verschiedenheit der Dimeiasionen in beiden Naturbildern kommt fUr jeue pbantaaievolie Zeit gar nicht in Anscblag. Die Mause also sind, gleich denEbern oderScblan- gen, Sturm- nnd BI itz esw ese o. Wie Kuhn in seiner Sebrift iiber die Herabkunft des Feuers und Gottertrankes nachgewiesen bat, dacbte man sich aber denBIitz am Himmel nach ei aer auderen Vorsteilung auch durch Drehung eines Stabes in der Nabe des verloschten Sounearades entstanden und fassíe dieaen Vorgang als Zeugungsakt auf, bei welcbem Agni geboren undauřdieErdegebracbt wďrde. AuaderMiscbung dieser beiden Vor- stelhingen, der Entztindung des himmiischeu Feuers durch Drehung und desirdi- schen Zeugungsactes, enstand dann der Glaube, dass bei jener Zeugung im Gewitter der hioimlische Punke der Seele geboren wurde, den dann die feuerbringenden Vogel, wie unser Storch, auf die Erde brachten. Nach dieser Anschauung wurden dann auch die Seelen wie die Máuse (Blitze) im Gewitter geboren. So entstaud denn leicJit der Glaube an die Maus- gestalt der Seelen, welche noch heute bei Deotschen und Slaven allgemein anzutreffen ist. Wenn ein Kind mit offenem Muude schláft, sagt man noch heute, so mnss ro^n ihn schliessen, sonst mocbte die Seele in Gestalt einer Maua entscblupfeu. Ausserdem gibt es noch zahlreiche Sagen, in denen erzáhlt wird, dass die Seele beim Tede des Menschen in Gestalt einer Maus aus dem Korper des Menschen entlaufen sei. — Die Má u s e sind also Seelen. Beim Tode des Menschen kebrte die Seele nach v uralter Vorsteilung in die Gemeinschaft jener Elementargeister zurfick, aus welcher sie bei der Geburt getreten war. Diesen Elementargeistern entsprecben im deutseben Volksglauben die Eiben und Wichte. Wenn nun die Seele dea Menschen den Korper desselben als Maus bewohnte und in dieser Gestalt beim Tode des Menschen von dem Korper schied: so ver- eichsam Wichte in dieser Gestalt gedacht worden seien. Das ist dt^nn auch in der That der Fall and in der Mark heisst es noch heute ausdriicklieh : die Elben halten ZUT Julzcit in Mausgestalt ihren Umzng, deshalb diirfe man in den Zwolfíen die Maus nicht beim rech^en Namen nennen, soudem muss „bonloper" Bodenlaofer, sagen. Újfa^ 48 ^r DioMííuse sind also u rsprílngli cL Bl i t z- und Ge- witterwesen, tin d in weiterer Entwickelung Seelon und Elben. Das sind die beulen Gruadvorstelluugen, auf welche sicL der gesammte Cultus der MSuae in den indogermanischen Religlonen zuriick- fUhren lásst. Den Schaaren Rudrus, die ursprunglich als eine Schaar bimmlischer Mause aufgefasst wurden, entspricht ia der deutschen Mythologie das wíitliende Heer, das von Wuotan angefiihrt wird. Wenn also dem Rudra, als dem dcs Blitzes gewaltigen Gott und dem AufUbrer dieser Scbaaren, die Maus beib*g war: so sollen wir Aehnlicbes aucb bei Wnoían erwarten- Es xnttssen auch in der Tbat uralte und lángatverdunkelte Beztlge zwi- schen Wuotan und den Máusen gewaltet baben. Das erkennen wir vor Allem an den Prodigien, welche im Glniiben des Volkes den Míiusen zu- geschrieben werden. Das plotzlicbe Erscbcinen von Mausen bedeutet Krieg J w L oder anateckende Krankheit; ebenso das Erscbeinen des wUtbenden Heeres oder das starke Sebnauben der Pferde, oder ein heftiger Streit der Dohlen^ also solcber ThierC; die entscbieden dem deutacben Sturmgotte gebeili- get waren. Indess die eigentlicbe Herrin der Máuse ist in der deutscben Mythologie Wuotans Gemahlin, Freyja. r Als Windsbraut der wUden Jagd voreilend, ward sie gleicb Rudra, die Ftíhrerin jener blitztragenden Sturmgeister, die wir als Máuse erkannt baben ; sie selbst war des Blitzes gewaltig und als Wolkengottín nahm sie die Seelen der Verstorbenen in ihre Wobnun Wiedergeburt auf die Erde. Sie vereiuigte sonach alle Eigcnschaften in fiich, 8ic ganz vorzUglich als Herrin der Máut:e erschtínen zu lassen. In ihrer Eigenscbaft als seelenbeberbergcnden Gotíin wird Freyja im christlichen Yolksglauben durch die heilige Gertrud vertreten und dieser Heiligen wird nun ausdrlicklich die Maus als Symbol beígegeben. Wie Apollo Smintbeus dem KriniS; der ihn erzíirnt batte, die Máuse auf die Aecker sendet, so schickt die heilige Gertrud, in anderen Gegeuden die Muraue (Morana), die Máuse Denjenigen in den Flacbs, die am letzten Fasching, dem Fest-tage der Gottin, nicbt abgesponnen baben. Wenn also dem indischen Rudra und der deutschen Freyja die Maus heilig war, weil sie als Sturmgotter den Blitz, den Icucbtenden Mauszahn, ftihríen: so wird auch Apollo, der doch gleichfalls Sturmgott ist, den Namen Smintbeus und das Symbol der Maus, nur aus demselben Gruade erhaltea baben. Apollo hiess Smiutheus, weil er Herr I f t 49 der Mau^e, d- i. der Blitze und der blitztragenden Sturmgeister, der Dámonen und Genie n, war. Als Gegner der Máuse erschienen im deutschen und slavischen Volks- glauben insbesondere Donar und Perun, die Donnergotter! Wen O"^*-^" "^«'b weisen die meisten Gebranche, welche die Vertreibung der Mause zum Zwecke Laben, auf diese beiden Gotter. Da dieselben nun vorzngswcise im Frlibling an jenen Festtagen geíibt werden, an denen man die Wieder^ kehr des Donnergottes feierte: so ist kein Zweifel, dass dieMause auchdieApotypome der Winterdámonen gewesen seien, welclie im Winter die Oberhand im Haiise gewonnen hatten und nun im Fríihlinge durch den Donnergott, den entschiedenen Feind der Diímonen vertrieben wurden. Aber nicht nur Damonen des Winters, sondern auch derNacht waren die MSuse. Wie die nachtlíchen Trollen werden dje Máuse nach bohmischem Volksglauben durch das Kraben eines weissen líahned vertrieben und an einer Stelie des Atharva-Veda werden die beiden Agvinen, die Personificaíionen des Morgenlichtes, um Vertilgung der Máuse angerufen. Sind díese Eesultate gesichert, so erhalten nun eine Menge von SageU; welcbe friiher ungeníigend oder gar nicht erklart werden konnten, plotzlich Sinn und Bedeutung. Vor Allem die Sage vom Mausethurm, die sich schon in so friiher Zeit bei allen deutschen und slavischen Volkem vorfindet, dass sie jedenfalls in die Zeiten des ungetríibten Heidenthums zuríickreichen muss. ^ Fast in allen diesen Sagen ist es ein boser, grau- samer Herr, der, statt das Getreide zu spenden, dasselbe verbrennen lasst : es ist der bose Damon der Díirre, Cušna^ der Trockene, welcher Noth und Darbungen herbeiftthrt. Aber plotzlich springen aua dem Feuer oder kommen aua dem See (dem himmiischen See), eine nngeheuere Anzahl von Máusen hervor, die den bíJsen Herrn verfolgen. Es sind die Sturm- geister die des Blitzes gewaltig sind und gegen den Damon der Durre ankampfen. Der bSae Herr baut sich eine Burg und flíichtet hinein ; der DSmon errichtet die Wolkenburg. Dle Máuse aber (die Blitze) verfolgen ihn, dríngen in die Burg und to íten den bSsen Herrn, den Damon. Die Bur^^ ver- sinkt hierauf in den See, die Gewitterwolke sinkt hínter den Horizont hinab, Auf eine ganz ahníiche Weise und eben so leicht und ungezwungen lasst sich tnit Hilfe nnserer ResuTtate die beríihmte Sage von Hamein erklaren und es ist gleichsam die Probe fíir die Richtigkeit nnserer Auffassung, dass sich all diese Sagen so leicht nnserer Deutung fiigen. SitzuDgáhericLfe I. 1862. 4 50 Naturwiss.-mathematisclie Section am 28. Apríl 1862. Anwesend die Herren Mitglieder; Weitenweber, Rochleder, Stein, Pierre, Amerling, v. Leonhardi, Bohm und Earlinski. lir. Stein legte zwei kUrzIich erschienene lufusorienab- handlungen von E. Eberhard und von A. Wrzesniowski vor j und unterzog die darin aufgesteUten neuen Arten einer Prllfung. Seitdem die grosseii Infusorienwerke von Claparéde und Laclimann und von mir die Wissenschaft mít vielen neuen Tiiatsachen und frucbt baren Gesichtspuncten zu weiteren Forschungen bereichert und die ge sammten Grundlagen der Infuaorienkunde sebr wesentlich umgestaltet habeu riscben Lebensformen dch scbon so anziehende Weit der klei wieder in bohem Grade die allgemeine Aufmerk samkeit in Ansprueh^ und es wenden sich ihrer sorgfáltígern Ergriindnng die noeh viele loLnende Entdeckungen verspricht, fořt und fořt neue Krafte 2U, Unlangst sind wieder zwei selbststáudige Beobachter, Hr. Schulrath Dr. Ernst Eberhard, Director der Realschule in Coburg, und Hr. Aug. O. Wrzesniowski, Aide Naturaliate an der k. mediciníscben Akademie in Warschau, mit einigen Ergebnissen ihrer Forschungen her- vorgetreten, die mir heute zu verschiedenen kritischen Bemerkungen Ver- anlassung geben. W des Sciences naturelles veroffentlicht wurden, 36 und PÍ. 8. 9. bí Warschau anf- 1 gefundene Infusorienaiten, sind aber recht sorgfáltig und durch vortreífliche Abbildungen erláutert Hr. Director Eberhard, den ich schon im Jahre die dortifiren An- nm lfi54, wo ich mehrere Tage in Coburg zubrachte, Btalten zuř kíinstlichen Fischzucht zu studiren, als einen eifrigen Infaso- rienforscher kennen lemte, tíat seine Beobachtungen in dem diesjahrigen Osterprogra Realschule niedergelegt Ein frii- heres Programm derselben Anstalt (von Ostern 1858) enthielt bereiís eine Infusorienabhandlung von Eberhard; sie schilderte hauptsáchlich den da- ungelehrte Leser in recht maligen Zustaud der Infnsorienkenntnisse fur klarer und ansprechender Weise, und lieferte nur anhangsweise von einigen selbst beobachteten Formen bildliche Darstellungen, die jedoch zu roh und skizzenhafí auřgefuhrt waren.aís dass sie hátten zur wissenschaftlichen Geltun OP o 51 gelangen konnen^ Auch die Lier zn besprechende Abhandltiiig verbreitet 8Ích zunachst wieder Uber die nenesten Entdecknngen und Fortscliritte auf dem Gebiete der Infusorienkunde , alsdann werden 15 Infusorienarten nebst drei Raderthieren und einem Rhizopoden beschrieben und abge- bildet, die nach der Ansicht des Verfassers bísher nocb gar nicbí oder doch nicht genau dargestellt sein sollen. Die auf drei colorirteu Steinta- feln gelieferten Abbildungen sind zwar weit besser, als die in der fríi- beren Abhandlung, lassen aber schon insofern noch Mancbes zu wíínschen iibrig, als sie oft nicht einmal die Details der Organisation zum Ausdruck bringeDj welche in der Beschreibung speciell hervorgehoben wurdeu. Was nna die angeblich neuen Arten anbetriíft, so sind sie zum Theil in der That bereite bekannt. Es ist namlich 1. das Strombidi um polymorphum Eberhard (a. a. O. S. 20 und Taf L Fig. 1—11) zweifellos mit Metopua sigmoides Clap. et Lachm. identisch. Wenn dies der Verfasser nicht selbst erkannte, so ríibrt dies wohl nur daher^ dass auch die von Claparede und Lachmann gegebene Abbildung nicht sehr naturgetreu ist, indem sie das Peristom und nanaentlich die kraftigen ado- ralen Wimpern nicht riehtig darstellt. In jedem Falle war die Anwendung des Namens Strombidiuni unzulássig, da dieser bereits von Claparede und Lachmann an eine ganz andere peritriche Infusoriengattung vergeben wurde. Metopus sigmoides ist ein sehr polymorphes Infusionsthier, welchea leicht zur Aůfstellung mehrerer Arten verleiten kann. Von besonderem Interesse sind die von Eberhard in Fig. 7, 8. und 11. abgebildeten For- men, die mir noch nicht vorgekommen sind ; vielleicht stellen sie in der Theilung begriffene Individuen dar. Die in Fig. 9 und 10 abgebildeten Formen gehííren schwerlich zu Metopus, sondem stimmen viel mehr mit meiner Gyrocorys oxyura (vergl. Sitzungsber. der k. bohm. Gesellsch. der Wissensch. vom 27. Februar 1860. S. 48.) ttberein. 2. Das Chythridium Steinii Eberh. (S. 20. und Taf. L Fig, 12.) ist mein Didinium nasutum oder Vorticel]a nasuta O. F. Miiller; wie sowohl aus der von mir zuerst in der Zeitschrift Lotos vom Jahre 1859. (S. 5.) gegebenen Beschreibung, wie auch aus dtn verschiedenen Stellen melnea Infusorienwerkes, wo dieses Thier citirt wird, zur Gentige erhellt. Eber- harďs DarstelluDg stimmt tibrigens genau mit meinen Beobachtungen íiberein. 3, Das Sisyridion cochlioatoma Eberh. (S. 22 und Taf. IL Fig. 19 — 21,) ist nichts weiter als die gemeine Bursaria flava von Ehren- r berg, welche, da sie eine eigene Gatíung erfordert, wohl am richtigsten 4 52 nach Dn]ardín's Vorgang Panophrys ííava genannt werden muss. Far Tneiue Bestimmuiig spricht sowoLl die gesammte Korperform, wie das VerLalten des Nucleus und des contractilen Behalters und ganz besonders die charakteristische Form und Lage des Mundes. Dass Eberhard das ulir- glasformige Organ neben dem Munde und den schwingenden Lappen im Schlunde libersah, ist gewiss zu enísebuldigen, da dies Feinheiten aind, die sich erst bei grosser Aufmerksamkeit und zweckmássiger Behandlung des Objectes wahrneLmen lassen. Panophrys flava beaitzt auch im ganzen Umfange sehr feine, dicht neben einander gelegeue Tastkorperchen, die selbst Liebeikiihn, der das Thier znerst so sorgfaltig schilderte, entgingen. Claparěde nnd Lachmann haben sie bereíts constatirt, und ich hábe sie in neuester Zeit ebenfalls an vielen Individuen sehr deutlieh gesehen. — TJnter dem Namen Bursaria flava wird von EberLard S. 25 und Taf, III. Fig, 36. ein nur einnial beobaclitefes Infusionstbier aufgefulirt, welcíies offenbar auch die aclite Bursaria flava Ehrbg. war, obwohl es den Mund anscheinend etwaa anders organisirt zelgíe, was gewiss nur eine Folge der ungUastigen Lage des Thieres war. 4. Die Ophryoglena cinerea Eberh. (S. 28 und Taf. IL Fig. 25.) fallt mit der von mir iu den Sitzungsberíehíen der kgL bohm. ^eaeUsch. der Wisaensch, vom 17. December 1860 Ophajoglena oblonga zusammen. S* Das Balantidium p«llucidum Eberh, (S. 25 und Taf, llh Fig. 34-) etellt offenbar eine nicht scharf genng untersuchte Enchelya ^ar. In keinem Falle dnrfte das Thier als ein Balantidium aufgefúlirt werden, von Ciaparčde und Lachmann aufgestellte Gattung ganz. ver- heterotriehe Infusorien umfasst. welche parasiíisch im Darm- S. 62 beschriebenen edene nen 6. In Cystidium titubans Eberh. (S. 24 und Taf. IL Fig. 28—30.) wUrde ich unbedenklich eiae nicht hinlanglich genau beobachtetc Leucophrys patula Ehbg., wie sie von mir in den Sitzungsber. der k. bohm. Geselísch. der Wissensch náher bestimmt worden ist, erblicken, wenn nicht die Lage des contractilen Behalters ganz am hinteren KSrperende dieser Annahme entgegenstánde. Die an Cystidium titubans ercittelten Organisatíonsverháltniase relchen allein noch nicht hin vm uber das Thier ein sicheres Urtheil zu fállen und ihm einen Plata im System anzuweisen. Es ist tiberhaupt zu beklagen, dass Eberhard so viele Beue Gattungen angenommen hat, ohne auch nur den Versuch zu machen, 53 sie nžíher zn begriínden und zu definiren, und sich iiber ihre Stellung zu den bereits bekannten Gattungen auszusprechen. 7, Das Hemicyclium lucidum Eberh (S, 21. und Taf. L Figt 16) erinnert ansserordentlicli an die Aspidísca deuticulata Ehrbg., welche freilich selbst nocli ganz nngenílgend bekannt ist Eberhard hat sicherlich an seinem Thiere ermittelt deun cin plattgedrlicktes, nacktes, gepanzertes Infasionathier von der Form der Aspídiscen rait nur adoralen Wimpern stánde ohne alle Analogie in der Infusorienwelt da* 8. Der Loxoceplialus luridus Eberb. (S. 24 nnd Taf, II. Fig. 27.) lasst sich, wenn al!e Ángaben Eberharďs vollkommen zuverlassig sind, nicht auf eine bekannte Infusorienform zurtickfiiliren, Hátten wir nun aber auch wirklich eine neue Art vor uns, ao mttssteu doch erst noch die Lage nnd die Form des Mundes genauer ermittelt sein, und es miissten positive Angaben Uber den Sclilund und das System der contractílen Be- hálter vorliegen, bevor von einer Aufnabme dieser neuen Form in das wissenschaftliche System die Rede sein konnte. 9. Die Diceras viridans Eberh. (S. 21 und Taf. L Fig. 14. 15.) ist augenscheinlich eiue schon durch ihre áussere, nach vom 5n zwei ungleichlange Zacken ausgezogene Korpergestalt ausgezeichnete neue holo- triche Infusorienform, welche in vielen Exemplaren und aach haufi": in Quertheilung beobachtet wurde. Leider siad Quertheilung^zustSnde nicht abgebildet worden; vielleicht hatte sich darnach die Nátur des Tliieres eher beurtheilen lassen. Die Abbildungen zeigen auch keine Spař vom Munde, der am Ende der lángern Zacke líegen soli ; wie er aber beschaffen und ob ein Schlund vorhanden sei, wird nicht gesagt. So bedarf denn auch dieses Thier, namentlich in generischer Beziehung, noch einer weitern Be- grundung. 10. Das Pelekydion barbatulnm Eberb. (S. 23. und Taf. It. Fig 22. 23.) ist eine wohlbegriiadete neue Art, die ich bei Frag einmal in grosser Anzahl zu beobachten Gelegenheit hatte. Sie dttrfte auch wohl die Aufstellung einer eigenen Gattung rechtfertigen, obwohl sie sich im gesammten Habitus, den nur die Fig. 22 richtig ausdrílckt, uahe an die Gattung Amphileptus anschliesst; denn der Mund Uegt, meinen Untersu- ,r chungen zufolge nicht wie bei Amphileptus parallel der einen Seitenkante des Halstheiles, soudem in dieser Seitenkante sclb:t. i 11- Den Siagonophorus loricatus Eberh. (S. 2£. und Taf. III Fig 33.) endlich halte ich unbedingt fiir die intere-san teste Ent- 54 deckung Eberbarďs. leh kann darin nnr ein hypotriclies Infusionsthier erkennen, dessen wahrscheinlich sehr feine nnd vielleicht nur auf das Mittelfeld beachránkte Bauchbewímperung Uberaehen wurde. Die Gestalt des Thieres erinnert so sehr an meine Gatíung Scaphidiodon, dass mir die Annabme nicht allzusebr gewagt eracheint, es werde aich bei wieder- holter, entscbieden nocb nothwendiger Príifung der Siagonophorus loricatus nnr als eine neue, dem sUssen Wasser angehSrige Art der Gattung Scaphidiodon ausweisen. Ausser den bis hierher anfgefíibrten Infusionsthieren werden von Eberhard noch drei schon bekannte Arten abgehandelt, námlich Lemba- dion bullinum Perty (S. 24. und T«f. II. Fjg. 26), Blepharisma p e r s i c i n u m Perty (S. 23 und Taf. II. Fig 24.) nnd Climacostomum v i r e n s Stein (S. 22. und Taf. I. Fig. 17. 18), ohne dass jedech dadurch die Kenntniss dieser Thiere um einen weaentlichen Scbritt weiter gefordert wiirde. Denn an Lembadion bullinum babě icb bereits weit genauere Structurver- háltnisse in den Sitzungsber. der kčJn. Bobmiachea Gesellscb der Wissensch. vom 17. December 1860 S. 58—59 veroffentlicht. Auf das Vorkommen einer undulirenden Membrán bei Blephariama peraicinum ist ebenfalls schon von mir (Organismus der Infusionstbiere S. 73.) aufmerksam gemaebt worden. Die Totalgestalt dleses Thieres wurde von Eberhard allerdinga naturgetreuer ala von Claparěde nnd Lachmann, welche das Thier unter dem Namen Plagioíoma laterltia auffilhren, abgebildet; die Streifang atellt hinwiederum Eberhard irrtbíimlich als eine sich sehr gchief gitterformig kreuzende dar. Von Climacostomum virens endUch hábe ich bereits alle we- sentliclien Organisationsverbáltniase theils im Organismus der Infusions- th.erc (S. 55. 78. 81. 95), theils in den Sitzungaberichten der k9n bííh- WÍS3 S, 45. auseioander gesetzt. Mehr gibí auch Eberhard nicht, nur lernen wir durch ihn noch den encystirten Zustand kennen. Seině Abbildung des entwickelten Thieres {.tis. 18.) ist bis auf einen Punct vollig natargetreu ; es werden námlich ausaer den lángs des ganzen abgestuízten Vorderrandes stehenden und sich dann am Aussenrande des Peristoms bis zum Munde heraberstrek- kenden adoralen Wimpem anch noch am Innenrande des Peristoms den adoralen gle.chende Wimpern angegeben. Letztere muss ich Jedech nach stelleu. zahlreicb in Abrede Die AbLandlung von Wrzesniowski beschaftigt sich vorzugs- É 55 weise mit dem eBen besprochenen Climacostomnm vírens, ron dem íHiif Behr sorgfáltig und mit klinstlerischem Geschick ausgeflihrte Abbildungen auf Taf. 8. geliefert werden. Wrzesniowski, dem meine Arbeiten nur ungenOgend bekannt waren, uná der sich lediglich an die von Clnparede und Lachmann gegebene Darstellung der Leucophrys patula dieser Foracher bielt, glaubte eine neue Art der Gatíung Leucophrys entdeckt zu baben und nanme diese Leucophrys Claparedii, Nun ist aber, wle ich in den SitzuDgsberichten der k. bohmischen Gesellscb. der Wiasensch. a. a. O. S* 44 — 46 bewiesen hábe, das von Ehrenberg urspríingllch als Leucophrys patula beschriebene Infusionsthier ganz verschieden von der Leucophrys patula Clap. et Lachm , letxtere zeigt vielmehr alle Kennzeichen der von mir auf Spirostomum virens Elirbg. gegríindeten Gattung Climacostomum, mithin muas dieser Name statt der Bezeichnung Leucophrys zuř An- wendung kommen. Die Leucophr, patula von Claparěde und Lachmann dilrfte aber auch kaum specifisch von CUmacostomum virena verschieden sein; denn die einzige wesentliche Differenz ist die, dass Climacostomum virens einen •^ verschiedenílich gekrummten, lang strangfbrmigen Nucleus besiízt, wShrend der Nucleus von Leucophrys patula Clap, und Lachm. schelbenformig sein soli. Nun hábe ich aber nicht selten kleincre Individuen von Climacost. virens beobachtet, deren kurz strangfórmiger Nucleus kreisfórmig zusam- mengebogen war, so dass sich beide Enden des Nucleus innig bertihríen, In diesem Falle schien auf den ersten Anblick ein einfacher scheibenfór- jniger Nucleus vorhanden zu sein, und erst der Zusatz von Essigsáure lelirte, dass der Nucleus in der That ein ringformiger Strang war. Es ver- wandelt sich aber auch bei dem im Beginn der Quertheilung begriffenen Indiiduen der sťrangfórmige Nucleus stets in einen einfechen scheibenfor- ' migen Korper. Sollten nun nícht Claparéde und Lachmann die eine oder v die andere dieser Formen von Climacost* virena vor sich gehabt bahen ? Ich mSchte mich fiir diese Annahme so lange entscheiden, bis durch ander- weitige Beobachtung zahlreicher Individuen sicher constatírt wird, dass wlrklich noch eine zweite Arí von Climacostomum mit constant einfach scheibenfórmigem Nucleus existirt. Dieser wíirde dann der Name Climaco- •it. stomum patulum gebtthren. Wrzes mit meínem Climacostomum virens zusammen, wie Jedermann sofort beim ersten Vergleich seiner Abbildungen mit den von Eberhard gelieferteo und v 56 mit meinen Beschreibungen erkennen wird. Wrzcsniowski lasst ebengo irrthlimlich wie Eberbard, auch am Innenrande des Peristorus adorale Wimpcrn herablaufen. (Der etwas verspJííete Druck diescr Zeilen verstatlet mir hier noch nachtraglich mit Vergníigen die Bemerkung einzusclialten, dass mir vor Wrzesuiowski S; dass er sich nunmehr selbst von der Identitát seiner Leucoplirys Clapa- redii mit mcinem Climacostomum virena, so wie auch von der ganzlichen Abwesenheit adoraler Wimpern am Innenrande des Peristoms tiberzeagt hábe.) . Wrzesniowski stellt ferner noch eine neae Osytricha unter dem NamenO. sordida auf (Taf 9 Fig. 5, und 6.), welche der Ó. pel- lionella tauschend áhnlich und von ihm niir durch grosae Subtilitáten^ auf welche kaum Werth zu legen sein díirfte, zu unteracheiden ist. Daa hauptsachlichste Unterscheidungsmerkmal soli námlich in den Afterwim- pern liegen, die bei O. sordida kaum starker und lánger ala die Rand- wimpern sind, wáhrend sie letztere bei Oxytr. pellionelía betráehtlich an Lange nnd Starke Ubertreffen. Man vergieiche aber nur einmal recht vielo Individuen der gemeinen groasen Stylonychia mytilus und man wird bald eehen, welche ausserordentliche Variationen in der relativen Lfínge und der Starke der Afíerwimpern bei einer und derselben Art vorkommen konnen. Wean Wrzesniowski bei Oxytr. pellionelía (Taf, 9. Fig. 7.) sieben Afterwimpern becbachtete^ wShrend ich hier, wie bei allen anderen Oxytricha-Arten nur fUnf zahlte, so kann dies moglicher Weise daher riihren, dass Wrzesniowski Individuen nntersuchte, die ersí uniángát aus der Theihmg hervorgingen und die neben den wáhrend der Theilung oapern noch zwei Deberbleibsel der alten Aftcr- "Ji ^ Afterw wimpern besassen. Es sind aber iiberhaupt die Zahlenverhaltaisse in den vcrschicdenen Arten von Wimpern bei den Oxjtrichinen nicht allzu seLr zu urgiren, wenn man nicht zu ganz nnhaitbaren Arten koramen will. Wrzesniowski constatirt weiter fUr Stylonychia histrio (Taf. IX. Fig. 8.) die Lage des Áfters an derselben Stelle, wo ich ihn bei den iibrigen Stylonychien angegeben hábe. Dass der vordere Theil des adoralen Wim- perbogens der Oxytricliinen iiber der Oberlippe liegt, wie Claparěde und Lachmann angeben, und nicht unter derselben, wie ich in meinem Infusorien- werke annahm, hábe ich lángst erkannt und anch gelegentlich berichtigt, darům bleibt aber die Oberlippe dennoch Oberlippe, weil ich dieseu Theil so in Bezug auf seine relative Lage zum Munde genannt hábe. ^ 57 ^ I Von Traclielophyllum apículatum Clap. et Lachm. liefert Wrzesniowski eine gute Abbildung (Taf. 9. Fig 10. 11. 12.), die n^cht UberflUasi lích weitláufig war, da Claparěde und Lachmann nur ein nicht ganz normales'Individuum dargestellt liatten. Eia wesentlicher Charakter des Trachelophyllum apiculatum ist aber von allen bisherigen Beobachtern Uberselien worden; der ge- sammeu Korperoberfláclie liegt niirnlich noch eine eigene, weielie, etwas trllbe gallertartige Schicht auf, welche von den ungewohnlich langea und ziem- stehenden Korperwimpem durchbobrt wird. leh sah diese mantelartige Híille constant bei allen Individuen, deren ích eine ziemlich beiracLtliche Anzahl im vergangenen Sommer (18G1) in Preussen bei Niemegk antraf. Endiich bestatigt Wrzesniowski die bereits von mir (Sitzungsberichte der k. b6bmischen G. der W. am 17. December 1860 S. 60— 61) gemachto Beobachtung, ' dass Cinetucbilum margavitaceum nicht mit einer, sondern mit zwei Schwanzborsten verseben ist. Hieraiif demonstrirte Hr. Djr. Bohm eínen neuen Zeit- besti mm ungs-Apparat f íi r populare Zwecke, den Uuiversal- Gnomon. (Mit einer Abbiidu'»g nach photographischer Vorlage.) Uflscre wttrdigen Vorfahren haben das Feld der Gnomonik mit be- sonde Vorlíebo bebaut nnd uns auch in diesem Gebiete zablreicbe Proben ihres Fleisses und Scharfslnnes binterlassen. Aber auch gegen- wáríig ist das Bedíirfniss von Zeitbestimmungs-Apparaten nicht erstorben j im Gegentheile, der rasche und puncíUche Verkebr, so wie die erstar- kende Industrie, stellen die Forderung guter Zeitbestimmung recht drin- gend an uns. Richtig conslruirte und eben so aufgestellte Sonnenuhren koanen diesem Verlangen allerdings, wcnigstens zu grOsserem Theile, entsprechen. AUein, abgesehen von den mancherlei Missstánden, an denen sie leiden, ist die Verfer igung derselben (an Gebituden, einzeln stehenden Mauern u. drgl.) gewohnlich Personen anvertraut, bei denen man w^der das Vorhandensein eines richtigen Begriffes von der Sacbe, um die es sich handelt, noch auch die genUgende Kenntniss oder genaue Befolgung děr einschlágigen Con- structions-Vorschriften, voraus&etzen darf, Mit tragbaren Sonnenuhren verhalt es sich wohl anders ; diese setzen aber wieder beinahe durchgehends die "Kenntniss der Lage des Meridiana voraus und machen dadurch den Gebrauch des Gnomons von voransge- ^t 58 henden anderweiten TJnfersuchungen abhangig. Will man dieses vermeíden, und will man die Dhr zagleich fur alle Orte der Hemíspliare verwendbar machen und auf die wecLselnden Declinationen der Sonne, im Laufe des JaLrea, Eiicksiclit nehmen u, drgl. m*, so kann dies nur auf Kosten der Einfachheit oder der Genauigkeit geschehen, Die Messung von H()hen oder von Zenithdistanzen der Sonne, wird immer das běste Mittel solcher Zeitbestimmung bleiben. Es ist daajenigě, dessen sich die wissenschaftlicbe Praxis in aller Strenge bedient, und es flihrt immer zu den vollstandigaten Erfolgen, wenn man sich in Bearbei- íung wissenschaftlícber Gegenstande fíir das gemeine Leben, moglichst in- nig an die strengen Methoden der Wissenschafí anschliesst* Die Schwierigbeit dabei liegt stets nur in der bei solchen Metho- den auszuflihrenden Rechnung. Rechnungen mtlssea leider noch immer entweder ganzlich vermieden oder auf ein Minimum reducirt werden, wo es sich um das grosse Publicum handelt. Der um die mathematischen Disciplinen hochverdiente M íi 1 1 er hat seiner Zeit populare Tafeln veroffentlicht, mit deren Hilfe die bei der angeregten Methode nothige Rechuung sehr wesentlich vereinfacht wird, In neuerer Zeit hat Herr Ebele, Lehrer an der Oberrealschnle zu Elberfeld, diese Taféln nicht nur erweitert und deren Gebrauch erle'ch- tert: sondern zugleich, zur Messung der Sonnenhohen, einen sehr einfa- chen Sextanten construirt. Ebe!e'8 Sextant sammt Tafeln fauden bei dem Publicum und auch bei Autoritiiten der Wissenschaft *) volle Anerkennung, und mit Recht. Der Sextant ist zweckmassig construirt; er ist eehr einfach und bedarf zu seiner Handhabung kaum einer besonderen Einíibung. Dennoch gibt er die Sonnenhohen mit einer Annaherung, die fíir den Zweck, zu welci-em síe dient, mehr als vollkommen ©usreicht, Wer sich an die unbedeutenden kleinen Rechnungen nicht síSsst, die mít Hilfe der Tafeln dabei gemacht werden mlissen^ wird kaum einen Apparat finden, bei dem Leiatung und Kosten in einem gtinstigern Verháltniase stánden. Spáter hat Herr Ebele einen Zeitbestimmungs- Apparat geliefert, der alle Rechnung beseitigt. Er besteht aus einem Systéme von Linealen, versehen mit einem Absatze und zwei Sculen, durch deren nach Vor- scbrift besorgte Ricljtung und Stellung sofort die verlangíe Zeit an einer ') S, unter Anderem S. Strow'ís - Kalend er fůr alle Stánde. 59 r der Scalen abgelesen werden fcann. Die sinnreiche Einrichtung des Ap- parates liefert einen 9ch9nea Bewoia von dera constructlven Scharfsinne des Herm Verfassers ; allein was bei diesem Apparate an Rechnung er- spart wird, dtirfte durch die erschwerte Manipulation und die verminderte Genanigkeit der Zeitbestimmung aufgewogen werden. Eine Consíruction aus schwacLen Holzschienen dUrfte ftír einen Apparat, der bestimmt ist, der Sonne durch lángere Zeit ausgesetzt zu werden, endlich kaum zu empfehlen sein. Inzwischen bestimmte mich diese letztere Consíruction des Herm Ebele, zuř wirklichen Ausfuhrung eines Gnomona zn schreiten, dessen Einrichtung ich schon seit mehreren Jahren skiszirt hatte, und nachdem deraelbe in seinen Leistungen den von mir gehegten Erwartungen ent- sproclien hat, so halfee ich es an der Zeit, dartiber Mittheilung zu machen- Bei allen meinen Constructionen bemiihe ich mich ein mSírIichat vollsíándiges Modell der Wírklichkeit zu geben ; respective. chkeit zu geben ; respective, die Nátur zů copiren. Gellngt diea, so muss der Apparat seíne Schuldígkeit thun. In dem vorliegenden Falle (Zeitbestimmuug) haudelt es sich offen- bar um das spharische Dreieck zwisehen Pol, Zenith und Gestirn, da in diesem alle mit der gestellten Aufgabe zusammenhángenden Grossen vorkommen. Gelingt die mechanlsche Darstellung diesea Dreieckes fur alle moglichen Werthe der darin enthalteneu Variablen, so muss der Apparat auch alle Fragen mechanisch, d. h. ohne alle Eeehnung, be- antworten, zu deren Berechnung jenes Dreieck dient. Ich wJll zur Beschreibung des Universal-Gnomon's selbst schreiten, von dem die beiliegende AbbiMung sích auf eine photographiache Copie stíitzt. Die Yariablen, die in dem genanníen Dreiecke vorkommen, sind : die Aeqnatorhohe des Beobachtera, die Zenith- und Poldistanz des Gestirnea (Sonne), endlich dessen Azimuth und Stundenwinkel: da der Positions- r winkel ausser Betrachtung ateht, Dem zu Folge muas der Apparat einen Atimutal-Hohen- uad Stunden-Kreia besitzen und eine beliebige Stellung der Weltachae und dea Meridians gegen den Hohenkreis gestatten. Damit ist die Aufgabe fíir den Conátructeur formulirt Wir wollen nun diese Bestandtheile náher betrachten. Die beiMegende Abbildung zeigt in DD das massive, gusaeiserne Stativ des Apparates. Mit Hilfe der drei Fusschrauben und eines Senkels, wird die obere, ebene Flache dea Stativs horizontál gestellt. Die auf derselben gestochene Theilung bildeí sofurt dea Azimutalkreis dea Gnomons. 60 Der Keia AAA ist der Holienkrefs. Die Achse dieses Kreises (die in der Abbilduug nieht S'chtbar wird) geht durch das Fussgestell DD, Mit ihr ist die Messiugplatte mm fesfverbnnden, und diese trágt zu- gleich den Indexstrich des Azimutalkreises. Die genanníe Veríicalachse muss genau ín die vordere Ebeue de3 Hohenkreises fallen, und wo ihre Verlángerung die Peripherie des Kreisea trifft, tragt dieser den Theilstrich 90". Die nSchst aniiegenden Quadran- ten sind in einzelne Grade getheilt, und geben demnach Hohen, Der eine T von ilmen, links in der Abbildung, gibt die Hohen der Sonue, der andcre dient zur Einstellung auf die Polhohe. Auf der ausaeren Peripherie des Hohenkreises schleift eia Schuber c c c, gestíitzt und geleitet durch eine rllckwárts des Kreises eingedrehte Nuth, und die nothigen Seitenbiattchen b b ^ ., von denen das eine den Indcxatrich des Hohenkreises tragt Genau 90" von diesem Striche entfernt, ist der Diopter BB tangirend und fest mit dem Schuber des Ilohenl-reises verbunden. .In dem vorderen Schenkel (B) ^des Diopters ind zweí íeiue Locher gebohrí, die vertical und sehr nahé íiberein- ander stehen. D- r andere Schenkel (B,) tragt ein, den genannten Lochern corre- spondirendes Fadenkreuz. Der Schubvr b b, . . . schleift ganz willig Uber die Kreisfláche, bleibt in jeder Lage von selbst ruhig stehen und kann, durch die Klemmachraube b; in jeder beliebigen Lage liber dies fest gemacht werden. I Rtickwárís der Klemme b, wird das Senkel angebracht, dessen man sich zur Verticalstellung dea Kreises zu bedienen hat t Die bisher beschriebenen Bestandtheile dienen, fiir sich allein, so- fort, und ohne alle Keclmung zur Bestimmung der wicht gaten der ein- schlagigen Fragen und zwar ; s a) zur Messung der absoluten HShen der Sonne ; b) zur BestimmuDg der Coirection der Uhr, aus correspondirenden Sonnenhohen; c) zuř Bestimmung der R'chíang des wahren Meridians, leh wi!l diese Momente naher beaprechen. A d a< Ist das Instrument nivel!irt» und dreht man den Hííhenkreis ín die verticale Ebene der Sonne, verschiebt endlich den Schuber c c c so weit, bis die S.nnenbilder, die durch die kleinen Oeffnungen des Diopters entstehen, auf dem anderen Schenkel desselben sichtbar werden. so wird N 61 ewesnin Sel es dahin zn bringen, dass der Kreuzstrich des Diopter-Schenkela B die vollstlíud ( ) ( ) Ist allea ordentlich garbeitet, so g"bt der Indexstricíi (b) des Hohen- kreises sofort die Hohe der Sonne Der Gmnd der Genauigkeit der erhaltenen Sonnenholien wird von der Griisse des Eohenkreises und von der Genauigkeit der AtisfuTirung des Apparate3 abhangen. Der Kreis meines Exemplares hielt AM^ Wiener ZoUe im Durchmeeser nnd ist in ganze Grade getlieilt, der AusftíbniDg zu priifen, hábe ich am 16. October 1861 einige Son- nenbShen mit demselben gemessen, gleichzeitig aber die dazu gehOr^ge wabre Zeit notirt. Um die Genauigkeit Ich fand: m. Zeit 1" 42'1 Beob. H 2 5-9 2 36- 1 2 45 5 2 53-6 27-»0 25- O 22 O 21-0 20 O Berechnet man nnn aus den wahren Zeiten, und mit der Polhohe von 50" W, Declinat 8" 58 '4 die scheinbaren H()hén der Sonne, und vergleicbt eie mit den beobaclteten, so' erbalt man die folgende Uebersicht 11 6 h e Berechn. 26-"92 24- 94 21- 93 20- 90 19- 94 Beob. 27-«0 25-0 22 O 21 O 20-0 Rechn. Beob. 0-"08 0-06 0.07 O- 10 O 06 Im Mitel wird Rechaung Beob. O "074 4'44. Der Gnomon gibt also seine Hohen bis auf ungefálir 5' genau ; nnd entspricht dalier seiner B.stimmung ganz und gar. 62 We V* 30 der Apparat zuř Beobaclitung correspon. dirender Hobeu bentitzt werJen kann, bedarf keiner ErklSrung. Hat man des Vormittages einíge Hohen der Sonne genommen und die dazu gehSrigen Uh rz e i t en notirt, so wird man das Díopter auf der letztgewonnenen Hííbe eingestellt lassen. Des Nachmittages dreht man den Ilohenkreis wieder in die Sonne nnd dieser nach, bis die Sonnenbil- der von dem Kreuzstriche gesclinitten werden. Man notirt nun die Dhr, und stellt sogleích aůf die nachstvorangebende Hohe ein, und so fořt bis man alle vormiftagigen Hiíhen durchgenommen hat. Das arithmetiscbe Mittel der notirten vor- und naťhmittágigen Uhrzeiten ist dann bekanníljch die Uhrzeit des wabrea Mittages. Es Beien t und ť die zu der Beob. Hohe h gel-orenden vor- und nachmittagigen Uhrzeiten. leh fand am 16. October 1861 fiir h = 25»0 t — 21'' 33 '2 ť = 1" 41'1 27-0 67 O 18-0 daher sind die Uhrzeiten des wahren Mittages: T = 23" 37-'15 37- 50. Ebenso erhielt ich am 20. October 1861 fůr h — 24-"9 t = 21" 6l-'5 ť = 1" 33'0 27- 5 22 29-0 O 52' 5 daher T - 23'- 42 '25 40-75 Ferner am 19. April 1862, bei h — 48-"5 t =: 22" 43 O ť = 1" 6-'8 49- O 49- O 2 5 49- 3 66-7 O 54- O 50 O 23 7-0 46-0 Ea ist somit auch grosseren T — 23" 24 '90 25. 75 25.35 26- 50. Die Lage nceines Fensters gestattet mir nicht corresp. Hohen tinter aber selbst in den vorliegendea nngUnstIgen Failen kleiner Stundenwinkel erhált man die wahre Zeit 63 ínnerhalb einer Minníe genan, was fiir das gemeine Leben mehr ala hinreicLt. Ad c. Notirt man, bei Beobachtung der corresp. Hohen, nebst den Uhrzeiten auch den Indexstrlch dea Azimutalkreises, so gibt das aritfim. Mitíel der vor- und nacLmiítágigen Notirangen denjenígen Theilstricli an, auf welchen der Index im Augenblicke dea wahren Mittages einzusteben hatte — den Meridianpunct. leh bezeichne die Notirongen des Azimutal- kreises dnrch o und w', und ich fand am 16. October 1861 fUr h — 25-0 o = 300 »8 «' zi 9 »0 27-0 309- 8 3-0 Mithin auch fílr den Meridian M = 334 °9 334- 9 Den 20. October 1861 : Daher auch h = 24-''9 o zz 356-6 w' — 57-»8 ■ 27-5 6 5 47*0, o^ — 27»20 26- 75. Am 19. Apríl 1862: h - 48-"5 o =: 32'"0 o' — 86"3 49- O 34 2 85- O 49' 3 37- O 82 O 50- O 39 6 79. 1. Somit w — 52-^15 59- 60 69- 50 59-35. Diese Resultato erscheinen um so befriedigender, als der Azimn- talkreia nur 1% Zoll Durcbmesser hat, und von 2 zu 2 Graden ge- theilt ist. Bei giinstiger Lage des Fensters wird man unter grosseren Stunden- winkeln correspocdirende Hohen beobachten, wodurch man Zeií und Azimut bis auf einige Bruchtheile der Minuté genau zu erhalten vermao-. Hat man das Azimut (d. h. die Angabe des Index) fOr den Mitíag auf die bezelchnete "Weise gefunden, und hat man tiberdies, — was bei ■^ .í ' ^ 64 meínem Exempláre leider nocli nicht angcbraclit ist, das Diopter mit einer einfaclion Visírvorrichtung versehen so kann man sich die Richtung des Meridiana fíir alle Zelten fixíren. Man stellt fiir diesen Zweok den r Hiíhenkreis auf den entspreclienden Indexstricb ein, und viairt mit dera Diopter ein in der Richtung desselben liegendes eníferntes Object aa und trSgt dieses in sein Journal ein. Bleibt das Instrument auf seinem Platze stehen^ so dient das Object zuř Verificirung der unverriickten Stel- lungdesApparates; undnimmtmaneszeitweiligfort, sogibt dae genannte Ob- ject bei wiederholtem Gebrauche des Gnomons, sofort die Richtung des Meridianes. leh wende mich nun zu den anderen Bestandtheilen dea Apparates ; ZU dem Declinations- und Stundenkreise, so wle zu der Vertical- und Po- larachse* Die HUlse k k trifft verlangert den Scheitel des Hohenkreises, und die in ibr eingeschlossene, im ganzen Umkreise drebbare Achse, bildet mithin die Vertícale. Der Punct d des mit ihm verbundenen Gelenkes muas mit dem Centrum des HcJhenkreises coincidiren. Dieses Gelenke trSgt zugleich die Polarachse oa, die, um den Bo- jedem Winkel gegen den Horizont gestellt und in der Theilung des 11. gen d drehbar, unter jedem ihrer Lage fest gemacht werden kann, Mit Hilfe Quadranten des Hohenkreises (desjenigen rechts), wird die in Rede stehende Achsé auf die Polhohe des Beobachters eiugestellt. Senkrecht auf der Polarachse steht der Kreis p p, der Stundenkreis, Er ist in Vor- und Nacbmittag Stunden, von 4 zu 4 Minuten eingeřheiJt. Der Nullpunct der Theilung beginnt dort, wo der Stuudeukreis von der vorderen Ebene (Thellungsebene) des Hohenkreises geschnitten wird ; Torausgesetzt, dass die Polarachse gleichfalls in die genannte Ebene eiu- gestellt wurde. Das Kreissegment q q q, bildet den Declinationskreis. Durch die Httlsen u u ist er mit der Polarchse verbunden, um weiche er, im Um- fange beinahe des ganzeu Stundeukreises, gedreht werden kann. Der Declinationskreis ist in einzelne Grade getheilt (so weit als dies níithig), und der Zeiger f (Stundenzeiger) so adjustirt, er auf dem Nullpunct des Stundfnkreises einstebt, wenn Polarachse und Declinationskreis in die Theilungsebene des Hohenkreises gebracht worden. Solíte der Ztiger f in diesem Falle nicht auf 0^ einsteben, so bildet nojiie aer z*tiger i m aiesem r aiie ment aui u einsienen, so c sein Stand den, ein fíir allemal zu notireuden, lodexfehler des Stundeuzei ^ers' ^ -9- řragc r í ás J^ ruhir íS6t . I S. ftx 65 i Dle gesclúlderte naturgemasse Lage und Beweglicílkcit der ein- schlagigen Acbsen und Kreise (noch deutlicher vielleicbt die beilieg. Abbildun OP selbst) dilrfte es binreichend anschanlich machen, auf welcbe Weise der Apparat die Construction des Polardreieckes voUbrlngt. Hat man námlich das Diopter auf irgend eine SonnenbQhe eingestellt, so bewegt man Ver- tiealacbse und Decllnationskreis der Art, bis der der Declination der Sonne (die naturlicb als bekannt vorausgesetzt wird) entsprecbende Tbeiletrlch des Declinationskreises, auf den Index b dea Hobenkreises einspielt la diesem Falle ist das Polardreieck construírt, und der Zeiírer f zeigt so- fort die Stunde und Minuté des entsprechenden Augenbiickes an. Die beiliegende Abbildung maclat dieses sebr deutlicb. Sie stellt den Apparat in dem Augenblicke dar, wo die Sonnenbobe von 34'"7 beobacbtet wurde; denn b weiset auf 34-°7. Die Declination der Sonne war 5-U und dieser Grád scbneidet sieb mit jenem (34-^7) des H3henkreises. Offenbar bilden die Punete 90^, u', b das Dreieck zwiscben Zeníth, Pol und Ge- stirn. Die Ricbtung durch Pol und Zenith (durch u' und 90) deutet die Riclituag des Meridians an, und der Winkel 90, u', b ist der Stuuden- winkel die wahre Zeit der Sonne. Winkel Zeiger f angezeigt, der (in der Abbildung) anf etwa lO*" 16' deutet. Es war also lO*" 16' Vormlttag; -wodurch die Aufgabe gelíjst ist. Eb versteht sich von selbst, dasa man die Zeit auf diesem mecha- Wesre alle Recbnun !r sicber erbalt, ganz so und in denselben Fallen wie bei der Bereehnung nach den Formela. Lassen wir nun hier einige Beispiele aos der Wirklichkeit folgen. Am 11. April d. J. wurden die nacbatehenden Beobacbtungen gemacht, in denen b die beobachtete Hobe, s die beobachtete und s' die berecbaete wabre Zeit bedeuten. Die Polhohe von Prag ist bekanntlicb e 50" 5' und die Deelinatioa der Sonne war ^^ 8° 19^ Es wurde am Gnomon beobacbtet: h 42-° 7 s 43- 1 43- 2 43- 5 43- 9 10* 13'.5, ferner ist s' 17-5 19 3 21-5 25- O 10" 13.'2 17-3 18-5 21-7 G-2. SitznDgabetichte I. 18G2 5 G6 Es ist mithin s' — a =: ~ 0-'3 0-2 0-8 + 0-2 + 1-2 im Mittel: s' — s := -j- 0-'02; was eine genaue Úbeieinstimmung der Beobaclitung mít der Rechnung auadriickt. Án diesem Tage erhielt icli des Nachmittags keine correspondirende Beobachtungen. leh liatte aber, in der Hoffnnng solclie zu erhalten, bei den vormittagigen Hohen zogleich die Angaben des horizontalen Kreises notirt. Berechnet man ans den beobachteten Hohen die Azimiite der Sonne, und addirt sie zu den notirten Lesungen o, so gibt jede Beobachtung einen Werth o filr die Meridianstellung des Gnomons. Die Úbereinstim- mung dieser Werthe (o) unter sich gewahrt dann einen Aahaltapunct ZUT Beurtheilung der LeistnngsíííLigkeit des Apparates, in Hinsiclit auf die Bestimmung der Lage des Meridians. Icli fand: t =z 42^*7 o = 22-03 daher o = 58-''72 43- 1 23-5 58- 58 43 2 24-1 58- 83 43- 5 25- O 68- 67 43 9 26- 4 58- 68 Mittel: o — 58 "68; was boclist befriedigend ist, nnd es gestattet, die Lage des Meridianes bis auf einige Bogenmiiiuten genan zu bestinoraen. Das Gesagte reiebt hin, nm sowoLl die Leistnngsfábigkeit, als auch die vielseitige Verwendbarkeit des Inatrumentes zu beleuchíen. Inzwischen kann ich mir es nlcbt versagen, eine vollstándige Reihe von Beobachtun- gen, die icb am 25. Apríl d. J. zu erhalten Gelegenheit hatte, als ein completes, sich gegenseitig controllirendea Beispiel, eíwas ausfuhrlicher dúrchzufUhren. Die Beobachtungen sind, mit Riicksicbt auf die eingefuhrten Be- zeichnungen, die folgenden. G7 25. April Vormittag, i-r t = 8" 51''5 h = 37"8 o = 93-"0 8 = 8" SB-^G 57-0 38- O 94-0 59- O 9 3-8 39- O 95-8 9 70 11-0 40- O 97* 4 13-0 9 180 41- O 98-5 9 21-0 26.0 42. O 98- 8 29 O 33-0 43- O 100- 6 36' 6. Nachmittag. t = 2" 21-'3 h =: 43-"0 w = 209-"l a = 2^" 23-'0 28-3 42-0 211-0 31' 4 36-8 41- O 211- 4 39-3 44-3 40- O 213- O 47-4 51 1 39- O 214- 9 6-4 4 58-6 38-0 216. 5 3 1.4 3 0.3 37- 8 217 O " 34. Das erste Resnltat, daa sich aus diesen BeobacLtungen ziehen lasst, ist die Uhrzeit (T) im walireu Mittage nnd eohia die Correction der Uhr. Das arithmetische Mittel aus den eorrespondirenden vor- nnd nach- uy mittagigcn Uhrzeiten (t) gibt der Reihe nach folgende Uhrzeiíen (T) fiir den wahren Mitíag: T — 11" 57 '40 67- 80 57-45 57-65 57-40 57-15 67- 15 Mittel : T = 11" 57-43. Das Borlíner Jalirbuch gibt fur den 25. April d. J. . m. Z — o. Z 1=: — 2'11, daher ist: m. 2. im o. Mittage r= . . . 11" 57.'89 die Uhr gab T zz 11 57'43 daher ist Correction d. Uhr x = -*- 0-46 (1) Die Vergleichung meiner Uhr mit der Pendeluhr der Sternwaríe gab aber x = 0'59 (2) . 68 was dem durch den Gnomon gefiindencn Werthe (1) sehr nnlie kommt. Uebrip:en3 íeigt auch scLou der Gang der fiir T gefandenen Wertlie die Sicherlieit, innerhalb welcher sich die erhaltenen Zeitbestim- E. mun^ren bewegen, BetracLten wir die am Apparate thatsachlicli abgelesenen wahren Zclten (s) im Vergleicbe zu den beobachteten Uhrzeiten (t). Bezeichnet g die Zeitglcicbung, so repriísentirt s -+- g die von dem Instrumente un- mittelbar gegebene mittlere Zeit, nnd die Correction (x) der Uhr ist dann gegeben durch x := a + S "^ *• Da g zz — 2 '-11 ist, so erhult man auf diesem Wege der Reihe nach aus den Beobachtungen des X t t^ Vormittags Nachmittags 0'-01 n— — 0'41 0-11 +0-99 + 1.09 0-39 0-11. 0-99 j +0.89 1-19 -fO-89 0-69 +1 -39 O -99 Mittel: X— 4 0'-58 x= -f 0''69; und im Mittel ans f beiden Reihen x= +0'*63, \ . . (3) sebr nabe dasselbe wie friiber* Ans den einzelnen Wertben von x ersíeht man, dass eine einzelnd Beobachtung am Apparate die wabre Zeit innerhalb einer Minuté genau gibt; was wohl Alles ist, das von einem so kleinen Instrumente und im gewobnliehen Leben verlangt werden kann. Wenden wir nns nun zu den am Apparate abgelesenen wahren Zeiten s» Das aritbmetische Mittel der correspondirenden vor- und nacbrait- tagigen Werthe von s, ist die w a h r e Zeit im wahren Mittage und soU daher gleich 12^* 0'-00 sein. In der That aber geben die vorangefiihrten Werthe s, Vor- nnd Nachmiítag, der Reihe nach 12"^ 0^00 T 0-30 0-70 0-20 0-15 O '20 11 59 -80 Mittel: — 12" 0'.19; was nur iim llYg Secunden von der stfengen Wahrheit abweicht. 09* Tn alinllclier Weise harmoniren auch die Leistungen des A^imu- ťalkreiaes. Daó Mittel aus den correspond. Ablesungen o des Vor- und Natíbmittagea gibt denjenígen Werth o, der der Meridianstcllung des Ho- heúkrelses entaprícLt. Die angefilbrten Beobachtungen geben, der Reihe' nach r o=: 155»00 155 -25 155 -35 >H 155 -20 154 -96 154 -90 154 -85 í. M > • ft u ' Mittel: O— 155**07; woiíurch die I^age des Mcri- dians bis auf Bruchtheile eines Grades sicher bestitnrat wird. •Vergleichen wir dieses Resultat mit den Re?ulíatea der einzelnen Beobachtungen, indem wir aus den beobachteten Hohea der Sonne daa Azimut berecLuen und dieses zu dem beobachteten Werthe vom o ent- weder addiren oder davon subtrahiren: so erhalten wir der Reihe nach folgende Werthe aus den Beobachtungen des Vormittags Nachmittags 6>— 154**-4a 6)=: 15i®7(> i 155 -20 . . - 155 -20 155 -65 154 -27 155 -90 154 -50 155 -63 155 -05 - 154 -60 155 -30 155 -60 155 -60 Mittel: o— 155«-19 0= 154**-95; und im Mittel eínes Vor- und Nachmittages naturlich wie frliher 0= 155" 07. Die Ermittlnng des Werthes o dient^ wie bereits bemerkt wurde, zuř Richtung de? HOhenkreises in den Meridian, Stellt man nSmllch den Hohenkreis auf den ermittelten "Werth von a ein, so beaeichnet die Lage des Diopters die Riditung des Meridians. «^ Durch AnvisiruDg irgend eines der terrestrischen Gegenstífnde, die in dieser Richtung liegen, kann man sich der Lage des Meridians selbstverstiíndlieh fUr alle Falle versiGhern. Ist der Hohenkreis ín diese Lage (in die Richtung des Meridians) versetzt, so iSsat sicb das Instru- ment sehr bequem als einfache Aequatorealuhr verweuden, Zu diesem Be^- hufe bringt man die Achse u u in die Ebene dc3 Iloheiikrcises, síelU sie 70 u 4 _ - - * _ auf díe Polhohe ein und klemmt sie, mít Hilfe der ScLranbe o, fest. Man bewegt nun den Declinationskreis q q so weit gegen die Sonne, bis der Schatten seiner Theilungsflache die Aclise u u der Lsínge nach lial- birt. Der Zeiger des Stundenkreises gibt sofort die wahre Zeit (s) des Augenblickes. Notirt man zugleich die Uhrzeit (t), so erhált man gleichzeitig die Correction derselben. leh hatte am 25. Apríl, anf Grund der Beobachtungen des Vormit- tages, den Hohenkreis auf o= 155®'0 eingestellt, um den Apparat einst- weilen als Aequatorealulir zu versuchen, In dieser Lage erhielt icb fol- gende Beobachtungen : t= 9^ 36'-2 s=r 9^ 39'-0 daher xz=^-0''69 46 -O 48-5 O -39 53-6 56 0-29 10 4 -O 6-2 O -09 ^>, 7 1 10 0-78 Mittel x-+0'45 t= O" 46' O 8- C 49'-0 x=+0'-89 53-6 66-0 39 16 8 —0-11 15 O 17 -5 4-0 -39 20 -5 24 -5 O -89 Worte X Mittel x=-j-0'49. Im Mittel aus allen 10 Beobachtungen x=+0M7; ...... (4) was mit den Resultaten (l, 2 u. 3) sehr nahé iibereinkommt. Der Apparat leistet also seine Schuldigkeit in jeder Beziehung. Diese seine Schuldigkeit erstreckt sích aber nicht auf die bisher bespro- clicnen Resultate allein, sie ast viel allgemeinerer Nátur und umfasst, mit )leme, zu deren LíJsung man des genannten Polar- dreieckes bedarf. In etwas grosserem Masastabe (etwa 7" Diameter des Hahenkreises) ausgefiihrt, gestattet es eine scharfe Rectification, und le ihm zustandigen Probléme ohne alle Rechnung und mit einer Prácisicn zu losen, die den Forderungen des gemeinen Le- bena, den Anspriichen mechanischer ' Auflosungen , voUkommen gerecht * * "^ ' " í>reit bekannter Mechaniker Hr. W. Spitra hat vieler Anfragen^ zu denen mein Vorlrag Anlass gab, eine grossere Partie derlei Tzolliger UniversalGnomou^s bereits Angriff genommen.) dann im Stande und in 71 Hr. Amerling tteíTte seine Beobaclitnngen mit Uber die erstenStande und die Parthenogenese des Tetranychu^ telarius, ferner tiber Demodex bominis. Seit fiinf Jahren war der Vortragende bemiiht gewcseu, die ersten Stiínde, besonders die Winterherberge der allgemein bekannten und in Gartenpflauzungen sehr lastigen Spínnlaus aufzufinden; aber erst heuer im FríihlÍDge gelacg ihm eine befriedigende, wenn auch nicht bisher ganz abgeschlossene Beobachtung. Er hatte daza ein separatea Zimmer mitbioss zwei Topf-Pflanzen gewáhlt, níímlich mit Cytisas laburnum und Morus alba, wovon ersterer jedeš Jahr primář, letztere Pflanze aber steta nur Becundar und imruer erat spáter mit der Spinnlaus behaftet war. Bei dem fleissig- $ten, mit Beibilfe der Loupe vorgenommenen Durchsuchen des eben aus* sclilageadén Geiablattes fand er zwar 3 — 4 von der Spiunlaus bereits be- fallene und desahalb, in Folge des auágeaaugten Chlorophyila, Lellgelb puQctirte Biátter, aber auf der gaazen, ziemlich schrundigen Ptianze dcunoch nirgeuds einen Ort, wo die Spinnlaus, sei es iaa Ei- oder einem andera Zuátande hatte aberwintern konnen, bis er endlicU gaaz unten, nahé der Erde in den Risschen 2 — 3 sehr kleiue weiase wollige Linien und in einer vernarbten Wuade eín pergamenthnutiges, durehsichtiges Sáckchen von gelblicher Farbe entdeckte, welches inneu und aussen mit 6 — 7 mennig- rijthlichen Puncten besetzt war. Unter dem Mikroskope ersehienen diese roíhnehen Puncte deutlich als abgestorbene Milbenmannchen mit wohl sichtbaren ausseren Zeugungswerkzeugen und die kleinen weissen Linien ersehienen als aus sehr weissem, wolligem Filz gebildete Sáckchen, ujd welche weibliche Exuvien des Tetranychus telai^ius herumlagen^ wábrend auf den griinen Blattem die Mlítter bereits Eier legten, ja wahrenď sogiir einige dieser Eier schon auágebríltet sich sogleích als íast ferdg gebildete Imagines darst^llten, dabei zwar von verschiedener Form, aber durchaus Weibchen. Als Hr. Amerling bei dieser Gelegenheit die ersten Colonion auf den Blattern zerstorře oder ti5dteíe, ward hiedurcB nicht nur aTle fer- nere Beschádigung des Cjtiaus ffir dieses Jahr verhindert, sondem auch, wie die fortgesetzte Beobachtung bestátigí hat, die Anateckung der Morus alba unmoglicb gemacht. Weiter besprach und deraonstrirte Hr, A. seinen frííher gemachten Fund, náffilich eine Acarus Inaago, die er in Pilsea aus den Schmeerbalgen der Naše einer Typhus-Eeconvalescentin, der Frau M. A. P.^ i» mehreren leider beschádigten Excmplaren herausgezogen. Aus den sehr gut erhal- r tenen drei Fuasen und einigen anderen Theilen, zwischeii denea auch Eier r 72 iind rundě EischaTen zu selieo; kann man schllessen, dass díe langé scfion durch Henle uud Gustav Simon bekannien Haarsackmilben des Men- sclien (Demodexhoroinis) ungeachtet aller Wahrscheinlichkeitsgrttnde, welche Leidig in Tíibingeíi (siehe Wiegmann's Archiv fttr Naturgeschichte XXV. Jahrgg. BandL Berlin 1859. S. 344) filr die Fertigform des Thieres beí- r gébTacht; dennoeh nichts mehr ale Larven seien, welche aus den von der Iniago oder Fertigform zu gewissen Zeilen gelegten, anfanga spindel- fórmigen, dann runden (?) oder herzformigen (Simon) Eiern entsteheny fWachsen, eine lange Zeit im Larvenzuaíande verbleiben, endlich aber bei gewissen Menschen zu begattungsfahigen Fertigformen šich entwickelný dubei eine mehr weniger intensive pustulose Kašen- und Gesichtshaut- EntziinduDg veranlassend, sodann in allen schmutzigen Gebáuden und Wohniingea wahrscheinlich zur Nachtszeit in die Haarsacke fast aller darin sích aufhaltenden Menschen Eier legen, welche letzteré sich ge- wohnlich nicht weiter als bis zuř Larvenform ausbilden uud nur bei I manchen, besonders unreinlichen Menschen abermala bis zur híJcbsten Ent- wickelung gelangen. Hr. A. erwáhnt, dass er bishcr drei derlei Fálle beob- achtet hábe, zwei bei Mannern, welche in der Sonne entbehrenden Stuben woLnend ihre Hautcultur vernachlassigt hatíen, und einen bei der schon erWříhnten Frau. Alle drei Individuen litten lange Zeit an hartuackigen fitrichweisen sogenannten Kupfergesichíeřn und Flechten, waren sammtlich mit Jod- und anderen Mitteln bereits vergeblich behandelt worden und genascn erst nach anhaltend angewendeten Wassercuren, Hr, A. theilt dicse seine Erfahrungen mit, um andere Naturforscher auf diesen Gegen- Btand aufmerksam zu machen, damit endlich nicht nur fiír descriptive Syste- matik gut erhaltene Exempláre beiderlei Gesehlechíea von dem in Rede stchenden Demodex hominis, sondern auch fUr die Ileilkunde zweckmássige prophylaktiscbe Mittel ausfindig gemacht werden mogen. Hr. A. erinnert noch daran, dass Leidig mit Gru by (a. a. O. S. 346) von fabelhaften Mengen der Haarsack-Milben bei Katzen und noch mehr bei Himden spreche, eo dass die Haut dieser von der Milbe befallenen Thiere mit Krusten und Eiter bedeckt war, und fíigt hinzu; dass er selbst das Gleiche in jenen drei Fiillen beim Menschen gefunden hábe, so dass man es Lier wohl mit analogen Zustiinden zu íhun hábe, ohne dass die Krankheit von HundeU auf Menschen íibertragen worden sein mueste; weuigstens hatten die drei Patienten, die Herr A. gesehcn, nie einen besondern Verkelir mit Hundei) gehabí. — Herr A. schliesst seinen Vortrag mit dem Bemerken, 73 ^69 er díe demanstratíven Exempláre der Imago von Demřrdex so *ne Yon Eiem, seltsam verkrftppelteD Haarea u. s. w. in eeiner physíokrati* scben Sammlung fár Jedermann zur Einsichí aufbewahre. Freiherr v. Leonhardi zeigte eine grossere Anzahl Tnlpeo von unge w oh nlícher Bilduňg var, theila meta- BchematiBche Bliitheri, theils lehrrciche Krtíppel- bildungen. Die metaschematischen Bliithen folgen eigentliUmlichen Regeln und beweisen, dass die gewohnliche Anordnung nach der Sechszahl^ mit Riick- siclit auf welclie so viélé Monokotyledonen in die Linné'sche secbste Classe gestellt werden, kein Gesetz, sondern nur die haufigst vorkommende Yon mehreren mSglichen R ege 1 n ist, sowie dass das Anordnungsgeseta- in einer hoheren AUgemeinheií gefasst werden musa, in welche die ver- BcLiedenea Regeln einbegriffen sind. Es gibt z. B- regelmiissige, voli- koramene nnd kríippelige Fiinfer- oder Siebener- Bliithen, so wie es regel* massige nnd kríippelige Secbser-BIíiíhen in der gleichen Pflanzenart gibt- Von Tulpenblíitben mit zwei Wirteln einnmlánfiger Blattstellnng ta Anderen j als háufigster Fall selbstverstándlich doppelte Dreier, nicbt selten dop- ■t pelte Vierer nnd selten doppelte Filnfer beobachtet. oder nach anderer 2/ 2/ 2/ 2 Wirtel Bezeichnung % , 7g , % , ger Blattstellnngen : fíinfzablige (die sonst nicbt, aber grade in diesem Fríilijahr in Prag selten sind), siebenzablige (sonst selten, aber heuer háufig); sehr selten neunzablige und wie der Vortragende sich zu erinnern ^ meint, auch einmal eine eilfzáblige **) ; nach anderer Bezeichnung : %, ^ % 5 % ' 80 dass diese zweite Reihe die Liicken der ersten ausfíillt und der Zablenfortscbritt als ein stetiger erscbeint. ***) Besonders merkwllrdig erscheint ihm ein Fall, den er frisch vorzeigte nnd der ihm heuer zum ersíenmale vorgekommen ist, obgleioh er — von bio- logisehem, allgemein philosopbischem und selbst logischem Interesse geleitet bereits seit 25 Jabren in jedem Frnbjahr Hunderte, oft Tausende von *) Einmal auch von íTarciasns poetícus, den der zu fruh verstorbene Dormitze ihm brachte. **) Eiae Bluthe von Lilium bulbiferum mít 11 Perlgonbláttern, 13 Staubblát- tem und 8 Fruchtbláttern, welche letzteře einen brelten Grififel bildeten, ist ilim nachtráglich in diesem Frůbjabr zugekommen. Es Bchien keine Zwillingsbilduug zu sein. **^) Fálltí mit y^ sowie mít % Stellung kommen manchmal bel verscbiede- ncn Iiisarlcu vor. 74 r Tiilpen hlnsicbts Stellungsverhaltnisse prUfte: eine Eínerbluthe, walir- Wissenschaft r a u n, der diesen Fall auf Prof. Leonhardrs nachtraglichen Bericht hin zum wenigsten als einen naci den bisher bekannten Fállen gar nichtvofauszusehendenbezeich- nete. Es war nSmlich eine Tulipa sylvestris mit % Stellung, alao, wie es scheinf, ein erstes Glied einex anderen, niederen Eeilie. Sie fand sich als Zweigblnthe im obersten Laubblattwinkel einer Sirbenerbluthe , wáhrend eine ándere, zuglf^ich vorgezeigte Siebenerbluthe als ZweigblUthe eine gewehniiche SechserblUthe hatte^ Ueberhaupt muss die Vermathung abge- wiesen werden, als sei filr die Eintheílnngszahlen nnd daraus sich ergebenden Blattstellungsverhaltnisse die Ueppigkeit oder Magerkeit eines Sprosses die gťíissere oder geringere Menge des eiozuthcilenden Stoífes, die Art der Nah- rung das Bestiramende, Man findeí tlppige und winzige Blutlien mit einer lio- heren, so wie mit einer niederen BlattstellnngszahU Jeder Spross ist hierin moglieber Weise eigenthtinilich, nnd der Voitragende hat Tulpen mit zwei Zweigbliitben gesehen, deren Jede eine andere, und beide eine von der Gipfelbltítbe verscliiedene Blattstellung hatten, alle drei, jede in ihrer Weise, vollkommen regelmássig gebildet. Diese Einer Bltithe hatte auerst ein Blatt von der gewí)hnlichen, grtínlicL-gelben Farbung nnd schmalen Gestalt der Blatter des Aussen- wirtels des Perigons. Es vertrat flir sich allein den ganzen Aussenwirtel. Ihm gegeniiber Ein, von iiím in der Knospenlage eingeschlossenes Blatt, das durch seine reingelbe Farbe, grossere Kriimmung und Breite und den beiderseits weiss befranzten Nagel sich als alleinigen Vertreter des inneren Perigonwirtcls auswies. Wiederum diesem gegenttber — oder, da eia Griffel nicht vorhanden war, acheinbar die Mitte einnehmend — • Ein Síaubfaden. Damit war die BlUíhe abííeschlossen. o Nicht unwahrscheinlich ist es, dass von dieser neuen Reihe sich noch ein Glied finden lasse, namlich mit Va Stellung, wenigstens bei Tulipa sylvestris, wo der Sussere und der innere Perigonkreis so ver- Bchieden gebildet sind, dass man eine derartige Bltithe mit derjenigea abweichenden Begrenzung der Formaíionfn, welche Roper (sowie auch wiederholt Prof. Leonhardi) bei T. Gesneriana beobachtet hat — wo nur drei Staubblatter, und gleich darauf, mit ihnen wechseind drei Frucht- blatter sich fanden — vielleicht richíiger ala der '4 Stellung, statt als dntr abgekUrzten % Stellung angehorig bezeichnen dUrfte.*) *) Ohnehin wSrde es wohl kein hiareichender Eicwand ccgen die Eicbtickcit 75 ITeberíiaiipt erscteint Tulipa sylvestrig lelirreicher, weil z. B, bei Fffnfer- and Siebener- Bltíthen halbgeJeckte Blatíer vorkommen, die mít ihrer ansseren, schmaleren, grtinlich gelben Hálfte dem Susseren, mít ihrer breiteren, reingelben, benagelten und uníen weissgefranzten Ilalfte dem inneren Perigonkreis angelioren. Durch solclie MischblStter wird dle r Entscheidung tlber Links- und Rechtsgang, sowíe tlber kurzen oder langen Weg erleichtert. Auch werden dadurcb bei Bltithen, deren ver- schiedene Wirtel verschiedenen Blattstellungszahlea folgen, oder bei denen schoo inuerhalb desselben Wirtels die Blatf&tellu] so wie Verwachsungen — die z. B. durch den, auf Blatttheile des inne- ren Kreises, welche vor die Zwischenraume des áusseren Kreises fallen, in der Knospe getibten Druck begflnstigt werden*) — verstiindlicben Eine Verwachsung, verbunden mit einer, durcb Zerrung einea Theils Lerbeigefíibrten Zerwachsung, die an die Verháltnisse der Canna-BItithe erinnert, ward gleicbfalls vorgezeigt Eia Staubfaden war, nach An^achsung der einen ziemlich perigonartig verwandelten, aber noch seinem Ursprunge nach kenntlichen Ha! fte desselben an das nacLstsíeheude Perigonbiatt, wáh- rend seiner Ausbildung der Lange nach zerrissen. Eine Spur des Rissea war zwar nicht unmittelbar siolitbar, er war aber viei dunner, als die an- deren Staubfaden und hatte nur einen halben Staubbentfil \ -^ der Auffassung seln, wenn aucb eín Fall gleích gut als Glíed ín zwei rer- schíedene Reihen passte. Kommt das doch auch in der Rauralehre vor, WC z, B. die Kreisliníe nach Gleichungen verschiedenen Grades aufgefasat werden kann. Vergl. K. Ch r. F r. K r a u s e, Novae theoriae curvarum specí- mina V. Opus postumum ed. H. SchrSder, p. 55: Theoria analytice- gcometrica elementaría circull, sivé dlacussio aequationís oríginariae circuli 1 ^== w. Fůr mathematlsche Botaniker mag hiebei bemerkt werden, dasa in dem híer angefůhrten Werke auch zuerst eine allgemeine Formel fůr Berechnung aller moglichen Asterismea enthalten ist, bei deren Auffindung Krause freilich keine Ahnung davon hatte , dass diese FIguren den Schlussel zuř Blattstellung enthalten. *) Auch Umbildungen oder Verwantllungen komraen vor, wpnn namlich eín, seiner urspruogllchen Aniage nach, einem bestimmten Kreíse angehoriger Theíl, ín Folge regelwldriger Achsenstreckung, in einen niederen, oder in einea hoheren Krels eingeachoben wird und nun der ruckschreitenden oder der vorgreífenden Metamorphose unterlíf^gt. Solchc Fálle beweísen, dass zwischen eiuer Protogenese und einer Deuterogenese der Blátter zu onter- schtíiden isU 76 . Prof. Leoníiardi beíiíelt sicli vor, iiber mehrere andere beacTitens- werílie TulpenbiWungen ein andermal zu berichíen. *) ^ Am Schlusse dieses Vortrages machíe Hr. Prof. Rochl ed er einíge Bemerkungea iiber den Einflnss, welcben dSe Bescbaffenbeit der Nahrung auf die jedesmalige Bildung der Form an Blíithe, Bláttcrn usw. der Ptían- zen Sussert, md so mancbe Form-Abweielmng bedingt. "I Im April 1862 eingelaufene Druckscliriften. Journal de V Ecole Itnper, polytechnique. Paris 1856—58. Tom. XXI. 36. 37. — Tom. XXIL 38. Atti delť I. Instituto Veneío di scienzí etc. Venezia 1861. Tom. VIÍ. disp. 3. 4. Joacb. Barrande Défeuse des Colonies. 11. Incompatibilité entre ^JtX' le systéme des p]is etc. Prague et Paris 1862. (Vom Hrn. Verfasser.) Zeitschrift der deutsclien geologischea GesellscLaft in Berlin. XIII. Band 2. n. 3. Heft. Berlin 18G1. Quellen und Erorterungen zuř bayerischen und deutschen Geschichte. MUnchen 1861. VI. Band. ■ F ' A. Erman's Archiv f&r "wisseDsehařtl. Kunde von Rnssiand. Berlia 1862. XXI. Band 2. Heft. Mittheilnngen der k. k, mahr.-schles. Gesellscbaft fiir Ackerban, Nátur- und Landeskunde. Brtinn. Jabrg. 1861. J. Phil. Kulik Tafeln zuř Besíimmung des Inhaltes eylindriseher und konischer Geíasse u. 8* w. Dritte vermebrte Ausgabe. Prag 1862. CVom Hrn. Verfasser.) The Quaterly Review. 1862. Januar Nro. 221. Lotos. Zeitschrift fiir Naturwiss., redig. von W. R. W e i t e n w e b e r. Prag 1862, MSrz. *) Noch moge hier einer, in díesem Frubjahre nacbtráglich geraacbten Beob- acbtung Erwahnung geschehen. Bei der far die Prager Gartea neuen stark gtífuliten Tulpeavarletát: „gelbe Rose", zeigíe sich nicht selten eine íormliche Kel ch bi 1 d ung, indem einer oder zwei bis drei, der abwecb- selnden dreltheilígen Wirtel — ohne Veranderung ihrer Gestalt und Grosse, und obce von der Blftthe abgeruckt zu sein — also verschieden von der bei gefíillten Tulpen nicht seltenen BiMung eines weitabstehenden drei- tbeiligen Períanthiums — grůu waren und dadurch von dem Dottergelb der zur Corollo ausgeschiedenen und erhobenea úbrigen Perigonblátter eigenthúmlicb abstacben^ 77 Magacin der Literatnr des Auslandes. Leipzig 1s'G2. Nro. 13—16. Tlie American Journal of science and arts. New Ilaven 186Í.Nro. 97. Poggendorff's Auualen ftir Physfk und Chemie. Berlin 1862. Nro. 2. -botan. Geseíl. iu Wien. Jahrg. 1861. Aug. Neil reich Nachtráge zu C. Maly's Enumeratio plantarum etc. Wien 1861. C. H e II e r Synopsis der im rothen Měére vorkommenden Cru- staceen. (Sep. Abdruck). Monatsberichte der k. preuss. Academie der Wiss. In Berlin. Ans dem J. 1861. Berlin 1862. M. J. Maury Storm and Rain Chart of the North Pacific Sea. Washington 1860. ' I Pliilolog-isclie Section am 6. Mai 1862 Wrfátk Winařický _ * . . . Hr. M. Hattala besprach F. Buslajev's Versuch einer Iiis t or i schen Gram matik der russischen Sprache (Opji-B istoričeskoj grammatiki ruakago jazyka. Moskva 1858), Er hob zuerst lobend hervor, dass, obgleích sich der Verfasser n bisher mehr mit literar-bistorischen als grammatischen Studien abge^eben liatte, er Jedoch auch in letzíerer Hínsiclit unter den Slaviaten Kusalands r eine hervorragende Stelle einnimmt. Sein Versuch erweist sich namlich r nnstreiíig als der erste Anlauf zn einer vollstandigen Scht wissenachaft- lichen Grammatik der russischen Sprache, der umsomehr Beachtung ver- dient, je weniger dafiir in Russland vorgearbeitet wurde. Hierauf wiea der Vortragende aus der Lautlehre nach, dass die indoeuropalsche Sprachfor- schung uberhaupt, nud die slavische insbeaondere, doch weiter gedlehen ist, als man es nach dem besprochenen Versuche annchmen díírfte. Fernerhielt Hr. Wrfátko einenVortrag (in boh- mischer Sprache) iiber die h a nds chrif tlich ea lateinischen Texte nnd die handschrifíliche n bohmischen Ueberseízun- gen des alten biblischen Romans: Oseneth, Tochter Potiphars, des Priesters von HeUopoIis, und Gemalin JosephsvonAegypten. 78 Naturliist-math. Section am 26. Mai Anwesend dle Hrn. Mitglieder : Weitenweber, Amprling, v. Leon- Lardí, Nickerl und J. v. Hasner ; als Gáste die Hrn. A Nowak und Ruda. Hr. Weitenweber legte einige natu r hiatorische Werke vor und besprach kurz: 1. Die fossilen MoUusken des Tertiarbek- kens von Wien, von Dr. M o r i z H (5 r n e s. Wien. 1862. II. Band Nro. 3. 4 mit 20 Tafeln. — 2. Novorum Actorum Academiae Caes. Leop.-Carolinae Germanicae Natnrae Curiosorum. Tom. XXIX. cum tabnlis 29. Jenae. 1862. -3. Kon. Svenaka Vetenskaps-Academiens Handlingar. Stockholm 1861. III. Bandet 1. Afth. Hr. Nowak (als Gast) las eine grSssere meteorologiscLe Abhandlnng: ^Ueber die Gewitter." Nacbdem derVortragende daran erinnert, dass er bereits im vorigen Jahre*) den Versuch gemacht hábe, die Entstehung nnd Elektricitát der Gewitter auf andere Weise zu erklSren, als dies von Seite der Meteorologen zu geschehen pflcgt, nnd sein Zuríickkommen anf diesen Gegenstand durch die ihm vorschwebende Hoffnung motivirt, es míjchte durch eine sorgfál- tige Beachtung aller uns vm den Gewittern, diesen gewaltigsten Manifť- stationen der atroospharificlien Elektricitát, dargebotenen Winke vielleicht gelingen, ein richtigeres Verstándnisa dieser atmospharischen Elektricitát selbst anzubahnen, spricht er zunáchst die Ueberzeugung aus, dass ein solches Beginnen nur dann Erfolg haben konne, wenn man sich entschliesse, gewisse derzeit herrschende Ansichíen als noch unerwiesen zu betracliten, und wenn man es insbesondere, vorderhand wenigstens, fíir moglich halte, es sei eine derlei unerwiesene, Ja eine geradezu irrige und falsche Ansicht aoch die bisher geltende Theorie vom Ursprunge der Quellen, und letztere dtirfteu wirklich auf eine ganz andere, und zwar auf die von Dr. N. schon ín mehreren der Oeffentlichkeit tibergebenen Arbeiten angedeutete Weise entstehen. Dass er ein solches Ansínnen stellen diirfe, folgert der Vortragende vorziiglich aus dem von ihm schon wiederholt zur Sprache gebrachten Q Quellenfheorie einstímmende Schwankungen der Ausflusamenge zeigen, und zwar auf- Siehe Sitzungsberichte der k. bohm 1861. Monat Juni. 1-1 I i d allenderweise dergestalt, dass sle nacli langerer Dtirre bereits reíchliclier 2a íliessen anfangen, bevor noch eln anhalteader Regen eingetreten, und dass sie umgekehrt nach langerem Regen, wo sie docli eine gi^ossere Er- giebigkeit wahrnelimen lassea soUten, gerade weniger Wasser zu liefera pflegen. Seině dermaligen Betrachtungen Uber die Gewitter nmfasstn nur jene Classe derselbeu, welche in der Atmosphare des Innern der Conti- nente und grosseren Inseln vorkommen, indem zur richtigen Wiirdigung ■ der Kiisten- und Seegewitter noch anderweitíge ErSrterungen erforderlich wáren ; jedoch mčJge man in dieser Trennang nicht schon ím vorhíneiu einen Gruad zn Einwendungen erkennen wollen; aoudern erst die Áusein- andersetzung vollstandig abwarten. Der Vortragende beginnt seine Betrachtungen mit der Erwáhnung der allbekannten Erscheinung, dass vor dem Einbrechen eines Gewitterfl der Himmel schnell mit dicbtem Gewolbe bedeckt erscheine- Er fiihrt mehrfache Grunde gegen die tiber diese plotzliche und dichte Bewiilkung vor Gewittern aufgestellten Andichten auf, durch welche Grliude er sich řu dem Ausspruche veranlasst sieht, es lasse si ch die plotziiche, massenhafte Wolkenbildung vor Gewittern aus den bisherigen Ansi chtěn nicht recht verstehen. Er findet es - 1 ^ daher zweckmassig, der Entstehung eben dieser eigenthiímlichen Gewit- terbewolkung auf anderem als dem bisher verfolgten Wege nachzuforschen* Da nun diese elgenthíimliche Gewitterbewolkung, nach Dr. N^, nichts anderes ist, als ein potencirtes, d. h. sowohl zahireicberes, wie in- tensiveres Auftreten und Sich-Vereinigen v on Hauf enwol- ken, fio ist wohl als die erste Aufgabe der in Rede stehenden Untersu- betrachten- an welche Bedinoroníren die zn o"^*o Entstehung der gewohnlichen Haufenwolken gebunden écí. w Auch die dermahge Erklarung der gewohnlichen Haufenwolken aus dem „anfsteigcnden Luftstrome** ist eine ungeniigendc, wie eelbtít die schon von Brandes und Berzclius dagegen vorgebrachten Einwendungen beweisen* Dr, N. macht nun darauf aufmerksam, dass Jeder, der auch nur durch ein Jahr die Wolkenerscheinuagen seiner Gegend sorgsam beobachte, manche sehr interessante Wahrnehmungen machen konne. Er werde nam- lich bald fiaden, dass die Haufenwolken im Soramer háufiger und grSáser Winter ani Horizonte sichtbar werden, und ínsbesondere, dass ihr Er^cheinen bei *- 80 nur Vinreiehend rnbiger Atmosphare eine merkwíirdigft Anh anglicLkeit an gewisse besóndere Gegendeň des Horizontes zei- ge, so dass sie nicht selten melirere Tage nach einander an deraelben Himmelsgegend in beaonderer Háufigkeit síchtbar seien. Wenn man nun noch seharfer beobachtet, so werde man sich leich tlberzeugen konnen, dass jene Stelleii des Himmels, an welcbenbei ruhiger Atmosphare die Haufenwolken am constanteaten auftreten, genau solcben Partieen des Erdbodens entsprechen, wo sieh Berge, oder ricbtiger ge- sagt, wo sich zwischen Bergen quellenreiche Thaler hin- ziehen. Fílr Prag sei eine solche Gegend insbeaondere die Region der beiden im Siiden von Prag gelegenen Thaler der Beraun und Sazawa, und es sei hochst anziehend zn beobachten, wie an manchen Tagen der ganze tibrige Himraeí der Prager Gegend wolkenlos, und wie nnr gerade ííber jenen Tbalern eia eigenthiimlicher oft langgestreckter Zug von Haufen- wolken oder von Haufenschichtwolken, je nach der Richtung des herr- f schenden (schwachen) Windes ostwarts oder westwárts dahinziehe, eine Beobachtung Dn Nowaťs, die mit einer schon frUher von dem bekannten Meteorologen Hrn. Caři Fritsch gemachten nahezu ubereinstimme. Aus diesem leicht von jedem unbefangenen Meteorologen wahrnehm- baren Verhalten der Haufenwolken folgert nun Dr, N., dass jene Wasser- diínste, aus denen die Haufenwolken nnserer Contínento nnd Inseln sich bilden, insbesondere von solcben Partien ^ des Bodens emporst eigen, wo entweder sichtbare Quellen zu Tage treten, oder wo* die nnterirdisch Vorhandenen Wasseradern durch allerhand Spalten und KlUfte ihre Dtinste in die Atmosphare senden. So paradox auch dieser Satz klinge, so glaubt der Vortragende dennoch sehr Vieles zu Gunsteu desselben vorbringen zu konnen. Zunachst argu- mentirt derselbe: Da die gewcJhnlichen Haufenwolken, so wie ihre Poten- cirung die Gewitterwolken, unter halbwegs gtinstigen Umstanden immer ^r Welse dort mehr R geben, wo die von ihm aufgestellte Bedingung zur Bildung von Haufen- wolken in reichlicherem Masse vorhanden eei. Daher nun stamme denn die thatsáchlich grossere Regenmenge der nSrdlichen Hemispháre, die víel mehr aus dem Oceán hervorragenden Landes unď hiemit auch eine viel grSsseré Samme von Quellen umfasse, als die sUdlichc; und der Vor- tiagende ist ttberzeugt, daas gerade diese wichtige Thatsache sich aus 81 seíner Theorie weit einfaclier bcgreifeii I;i3se, aís z, B. aus der Uberaus kiinstlieheii und weníg^ enveisbaren Hypothese Ilerrn Maury's, in welcher Let^terer nicht nur eine hochst unwalirsclieinliche Wauderuug der Luft- striJmiingen voraussetzt, sondeni den ITcbergang dejrselbcii aus der sud- w licheu Hemiaphare ia die nordliche aucli noch voa der hochst problema- tischen Action des Magnetismus des Oxygens der Atmjspháre abhangig machu Eben so sprechen nach Hrn. N. auch die Regenverhaltuisse der ein- zelnen im Inncrcn der Continente gelegenea Laader ganz zu Gunstoa seiner Ansicht, wie dies insbesondera Bohmen beweise, in dessen quel- lenreichen Gebirgsgegenden die jáhrliche Begeamenge 30 — 40", ja au8- nahmsweise selbst 62,5 Zoll erreiche; wahrend dieselbe im quellenármern flachen Lande, z. B. bei Prag sogar nur 14" betrage. — Es seiea áhniicho Verháltnisse aber auch anderwiírts vorhanden, und es sei iu den Gebirgea uberall eben so auch die Anz:^Jil der Qiiellen, wie jene der unterirdischen Wasserlaufe eine welt betraclitlichere, wie in den angnínzenden Flach- híndern. Eben so die Menge der BodeuzerklUftungen, Spalten, Hohlen und sonstigen Porositáten. — Thatsache sei es, dass quellenreiche Cur- orter wie z. B. Carlsbad, Marienbad, Gastein, Mehadia u. a. m, verhSltniss- massig weit mehr von Nebeln, Wolken, Gewittern und meteorischen Nieder - schlágen aller Art heimgesuclit werden, als naheliegende andere, quellen- arme Gegenden. Zu wundern sei es freilich, wie man z. B. die aus der Dunsthohle der Czorichhobe von Mehadia ununterbrochen ausstromen^en Wasserdámpfe beobaciiten, und nicht an deren Zusammenhang mit der Bikhing von Haufen- und Gewitterwolken, wenigstens in jener Gegend, denken konne. Der Vortrageade ist íiberzeugt, dass sich dieser Zusammenhang an solchen Orten, wie Mehadia, oder bel den Geysern von Island in einer gera- ín Weise finden und nachweiaen lassen mllsse. Minder auf' íallend werde dieser Zusammenhang natttrlich an aaderen Orten sein, aber doch sicher ilberall beáfehen, wo eben Quellen und unterirdische Wasser- laufe 'durch Vermittelung von KlUften, Gesteinsspalten u. s. w. ihre Duu3te in die Atmospbare senden konnen. Schon Par rot hábe auf einen Unterschied der Nebel aufmerksam gemacht, und besonders jene, den Bodea nicht beríibrende, kíeine Nebel- mnssea erwřílinenswerth gefunden, die man vor uud bei dcm Sonnenunter- gange auf Siimpfen und anderen seichten Gcwasseru bemerke. Wahrend SitzuDgabtíiichte I. 18G2, 6 82 aber Parrot glaubt, sie entsteLen durch eigentblimHche Gasarten, meint Dr. Nowak, es scicn Waaserdámpfe, die an jenen Stellen aus daselbst zu Tage ttetenden Quellen oder unterirJischen WasserlSufen entbunden werden* Auch die eigentliumlichen, nach Dr, Nowak ebenfalls so zu erklK- renden Strichiiebel gchoren hieher, wie namentlich ein von Prof. David genitíldetes Beispiel aus der Me^niker Gegend annehmen lasse. Nicht minder seien Jene Anweisungen eines Vitruvius, Plinius und vieler Anderer zu erwahnen, in welchen denjenigen, weJche Quellen řuchen, eingescharft wird^ sie Latten genau naobzusehin, von welchen Stařen des Bodena feuchte Dunstwellen emporateigen, denn das seien die Stellen, wo sich uiiterhalb Qnellwasser befinde. Alle diese unscheinbaren Thatsachen sprechen nach Dr. Nowak laut dafiir, dass íiberall von Quellen ortliche Wasserdampfwellcn in die Atmo- sphSre steigen mogen, die unter enísprechenden Uucstanden in einer ge- wissen Hohe Haufenwolken bilden konnen, Noch deutlicher werde dies, wenn man, wie so liaufig in Gebirgs- gegenr^en allerhand kleine Nebelmassen, Nebelstreifcn, Nebelfaden n. 8. w, aus dea WSldern und Bergen aufsíeigen selie, Ea sei dies das sogenannte „Piaucheu" der Berge, daa bibher auch nicht entsprechend ge- déutet worden, wie dies Hr. Nowak bereits bei fríiherer Gelegenhfiit, wo er AL v. Humboldťs Ersteigung des Bergea Silla besprochen*), genUgend nacligewiesen hábe, Uibrigeus hábe schon Hnbe und spater Ar ago jener eigenthiimlichen Wolkenflocken gedacht, die vor einem Gewiíter aus den Gebirgsthalevn aufzusteigen pflegen und die nur durch die Annahme eigen- thtircliclier Wasserdampfemanationen aua den Spalten der Berge richtig zu eikluren seien. — Gewitis seien insbesondere in den quellen- und kliifte- reichen Gebirgen alle Bedingnngen vorhanden, die eine Srtliche Wasser- dunstentbindung an unzáhh^gen Stellen ermoglichen und uns daa ílber den Bergen eben so bestándige wie hSufige Aufíreten von Haufen- und also aucl i Weise i wir, wie bisher, nur den Wechsel der Lufttítrome und von weither, selbst vom Oceán herbeizielieride und an den kalten Abhangen der Berge sich abktihlende Wasserdlinste n. dgl. annehmen. Der Vortragende glaubt, dass eine richtisre Wardiffunír der that- *) S. Sitziingsberichte der k bohm GeselL der Wiss, zu Prag. 1861. Mai. Ueber gewisíie Schlammatellen in grossen Hohcn. 83 sachltciícn Vcrhaítnisse uns iíberall za dieaer Annehmc gcneigt macLcn míisse. Auf dcna bekanntcn Brockcn z. B, erkláre sich die daselbst so consíante Bildung von Haufen-, HaufenscLicIit- und Gewitterwolken gewiss weit riclitiger aus den daselbst in die Atmosphare emporsteigendcn Wasserdiimpfen des „Hexenbrunnens**^ des „Fuclisbades", dea „Brocken- feldes% des sogenannteu „Scbneeloches** u. s. w. als aus eincm warmcn, ^an der Wand des Gebirges aufwSrts gepressten SUdstrome^ u, dgL Ebenso am Zobtenberge, auf der bekannten Sehneekoppe nad in den von der Sehneekoppe westlich zichenden weitern Bergen des Riesen- und Iser- gebirges, wo uberall zahlreiche Quellen, von diesen Quellen gebildete Siimpfe, dann unziililíge Tbaler, Kliifte nnd Gesteinsspalteu solche ortUche Was Hr dass samé Meteorologen jener Gebirgsgegenden sehr bald die Bebauptuug za bestatigen im Stande wáren, wie sich daselbst iiberall Haufen- und Ge- witterwolken am constantesten dort bilden, wo unterhalb die Berge am quellen- und klufrerreichsten sind. — Auch im Bohmerwalde finden sich dieselben Bedingungen und Verhalínisse, was insbesondere aus Dr. Fr, L Ilochstetter^s Schilderungen des Bahmerwaldea deducirt wird. wie fíir die schweizer Alpen durch jene iqteressaate Beschreibung bewlesen wird, die seinerzeit Zschokke ia seinen „Schweizer Skizzen* (die Quellen des Innatroms) tiber die Gewitíerbildung gebracht hal, wie man sie vom Kulmhause des Rigi beobachíen kann. — Aber auch in den ítbrigen Con- tinenten treffe man iiberall die Bildung der Ilaufeii- und Gewitterwolken an dieselben Bedingungen und Erscheinungen gebunden, w» in Europa, wcnn sie auch z. B. in den tropischcn Lándem und namentlich auf Vul- kanen tropischer Lander viel grossartiger selen. Der Vortragende citirt Arago^s Angabe bezííglich der Beobacbíung ď Abbadie^s in Abbyssinien, dann die schon fríiher oinmal*) erwáhnte mcrkwtirdige Bildung von Schmarotzerwolken, wie solche Boussingault an den Gletschern der Cordilleren beobachtete, femer dessen Schilderun^ der „intermittirenden Wolkenbildung'' auf eben diesen Gletschern, so wie mehrere einschlágige Stellen aus den Berichten Dr. Moriz Wagneťs *) S. Ztschft „Lotos" JaLrg. 18G1 S. 211, 6* 84 Uber die meteorolog! schen Verhallnísse Centrakmeríka^s. dnU wie auf den Contínenten, so sei ea auch auf allen grosseren Inseln, was durch die von Arago mitgetlieilte und von Dr, N. schon ira vorigen Jahre bespro- chetien Beobachtung Graham HntchÍ8on's auf Jamaika, so wie durch einen fihnlichen Bericht der Novara-Expedítion Uber die Berge von Jáva be- Btátígt werde. Eine ruhige Wtirdigung solcher thatsachlicher Vefhaltnisse macht nach Ilrn. N. die Annabme plausibel, dass wirklich die Bildung von Haufen- wie von Gewitterwolken innerhalb der Conti- nente und gríisserer Ins* In an jene Stellen gebunden sei, wo, wie namenílich in Gebirgen, mehr weniger zahl- reiche n'nd macht ige Quellen und unterirdische Wasser- laufe vorhanden sind, so wie ferner, dass Haufen- und Ge- witterwolken eben nur Erzeugnisse der mit diesen Quellen Und unterirdischen Wasserlííufen ursachlich zusammenhangenden, von ihnen durch die mancherlei Porositaten des Bodens in die Ataosphare gelangenden n ^ und unter gUnstigen tlrastíínden in einer gewisaen Hohe sich condensiren- den Srtlichen tellnrischen Wass erdampfemanationen seien. Flir nicht minder richtig hait der Vortragende die Ansicht, dass die Gewitterwolken nichts als eine Potencirung der Haufenwolken seien, so dass sie sich von diesen nur durch die grossere Raschheit und gríjssere Massenhaftigkeit ihres Auftretens, dann durch die scharferen XJmrisse der Form und die grossere Menge in- wohnender ElektricitSt unterscheiden. — Dlese Potencirung werde bedingt durch zeiíweihg einíretende ungestlime Steigerungen desjenigen telhirischen Processes, von welchem die Bildung der tclUirischen Wasaerdampfemana- tionen tiberliaupt abhángig ist, so wie durch gewisse die Ansammlung dieser Emanationen begUnatigende Zustande der Atmosphare ; Annahmen, fllr welche insbesondere eine náhere tJntersuchung der sogenannten „Geo- graphie** oder ^Localitat'' der Gewitter, so wie der mehr weniger deut- lichen Perioditat derselben sprechen. Beztiglich der LocalitSt der Gewitter erinnerC der Vortra- gende an Arago'3, von ihm iai vorigen Jahre (a. a. O.) gewUrdigte diesfallige Notizfn, die er noch durch weitere Anftihrungen ergánzt ; dann an Prof. D o v e's gleichfalls schon erwahntes Zugestandniss, dass es in der Loca- Iltat begríindet sei, warum die Gtwiítor an gewissen Orten háufiger vor- kommen, als an anderen, so wie an V o 1 1 a's und Ándercr Erfahrun^en. 85 Er ist Uberzeiigt, dass sich bei genauerer Untersncliung herausstellen wíirde, wie die ZhIiI der Gewittcrtage im Inncrn der Contínente im geradeii Ver- liřiltnisse stehe zuř Háufigkeit und Maclitigkeit der Quellen uud der vor- liandenen Bodenzerklíiftungen. Ja, der Vortragende findet es wahrschein- licL, dass selbst die Menge des meteorischen Niederschlages im Innern der Continente sich nach diesen Verháltnissen richten moge. Hr. Nowak kommt sofort aiif die bekannten grossen regen- und ge- witterlosen Districte des Erdbodens, die schcn von Arago in dieser Hinsicht inerkwUrdig gefundene Kiiste von Peru, die Westkiiste von Mexiko und die grossen Wíistenbezirke zu spreclien, Diberall fehlt es daselbst wie an eigentlichen Gebirgen, so an haufigen Bodenzerklilfíangen und an hin- reichend zahlreichen Quellen. Dr. N. riigt es bei dieser Gelegenheit, dass dieses meteorologisebe Problém bSufig sebr oberfláchlich behandelt werde, 4 und weist speciell nach, wie nach Bergratb R u s s e g e ťs vcrlásslichen Angaben die Regen-, Gewitter- und Windverlialtnisse Aegyptens wesentlich anders seien, als man z. B. nach Hrn, Maury zu erwarten berechtigt wáre, Uebergehend zu der Periodicitat der Gewitter, bespricbt Dn Nowak zunachst die Thatsaclie, dass nahezn iiberall die Sommerge- wUter viel hiCufiger, als die Wintergewitten Er zeigt dass die Erklárung dieser grosseren Háufigkeit nicbt aus der grosseren Stíirke des „aufstei- genden Luftstroms" hergeleitet werden konne, insbesondere weil es Jahre gebe, wie z. B. 1811, wo es trotz der versengendsten und anhaltendsten Soramerbitze und also iroU der grosstea Intensltat des aufsteigenden Luftstromes doch monatelang zu gar keiner ausgiebígen Wolken- und Gewitterbildung komnie. Nach Hru. Nowak's Ansichtaber sind die Gewitter darům im Somraer viel háufiger als im Wint§r, weil im Sommer bei sonst normalen tellu- rischen Verháltnissen fast alle Quellen bedeutend ergiebiger zu T^ge treíen als im Winter, ja selbst Quellen fliessen, die im Winter gar kein Wasser liefern und řerner, weil im Somraer alle Emanationswege des Bodens offen stehen, wáhrend im Wioter eben díese leti.teren wie z. B. am Brocken das sog. „Fuchsbaď*, das „Brockenfeld**^ und das „Schneeloch^ unter mas3cnhaftem Schnee verdeckt sind, ja im Winter auch die wirklich stattfindenden Wasser- dampfemanationeu sich grossentlieils schon innerhalb der Kllifte und nahé tiber dem Boden verdichten míissen. Von einer monatlichen Periodicitat der Gewitter konne wohl bia jetzt mit weniger Bestimmtheit gesprochen werden, obgleich sie Hr. Nowak 86 aus mancben Grlínden, die er nííher entwickelt, ziemlicli waTirsclieinlich findet Aber es testehe aucb hochst wahrscheinlicli bei selir vielen Quellea eine gewisse llebercinstimmung mit den Mondespbasen, wie dies namcntlich bei dem artesischen Brunnen des Militairepitals von Lilie bereits verlasslich iiaeLgewiesen worden iétj und hiemit stimme aucli dics mit Dr. Nowak's Theorie vollkommen iiberein- — Waa endlich die tagliche Periodicitat zumal der Tropengewitter aňbélange, so wklare sicli diese ganz wohl aus der kaum zu bezweífelndcn zwéimalígen Ebhe und Fluth der Quellon, die, wie D a r w i ifs Beob clitungen in beidenlndlen annehmen lassen, gerade innerLalb der Tropen besonders energisch sein díirfie, wobel der Vortra- gende noch dem Einwurfe begegnet, dass es ja danii auch regelmasslge Nachígewitter geben solle. Einerseits schelnt es ihm, dass die náchtliche Quelien als jene des Tages, weil aneb das náchtliche Earometerminimum daselbst etwas geringer sel, ala da3 des Nacbmittága ; nud andercrseita findet er ia der grossen Ktihle der trc- pischen Nachte einen zureichenden Grund íur eino echon in den unteren Gegenden der Atmosphare vor sich gehcnde Condcnsining der Emanadonen, 80 dass letztere nur sparsam in die zur Wolken- uud Gewitterbildung er^rderlichc Hohe geiangen konnen. Zur ErklániDg der zu nngewohnlicherZeit au^íretenden Gewitter deutet der Vortragende wie schon im vorigen Jahre (a a. O.), auf die mancherlei nnveraieidlichen zeitweiligen Storiingen dea die in Rede ste- Lenden Wasserdainpfemansťionen erzeugenden tellurischen Processes, wo excessive Stcigerungen der Emanationen nicht ausbleiben konnen. Dr, Nowak tibergelit sodann die mancberlei vorangehenden, verkiindigenden und begleitenden Erscheinnngen der Gewitter, indem er auf seine im vcrigen Jahre dariiber gebrachten Be- merkungen verweisi Nur tiber das wetterverktlndende Briillenund donnernde Geíoae mancher Berge, z. B, des Reieheaaucr Berges in 3!áhren nnd vicl^r Seen, das Brullen der Gletscher, das Rollgedonner des Seaéngebirges, den donnerahnlichen SchaU , den man an heissen Sommertagen am Genfer- nnd mehreren andern Seen zn h<5ren pflege, uud tiber die Bramido^s der Cordilleren entwickelt er seine Ansicht, indem er, von den Thatsachen ausgehend, die seinerzeit Boussingault Uber den Vulkán Pasto berichtete, zu der Annahme gelangt, dass alle diese Erchei- nungen in Condensirungen der unterirdisch sich nnab-ássig eníwi' kelnden, zeitweilig aber das normále Maasa der moglicben Spannung Uberscbrei- ^T v 87 » * b^JHIi tenden tellurischen Wasserdíimpfe ihren nííclisíen Grund haben, dabei ttbrigens sehr mit den schon friiher erwahnten Oscillaíionen des sie be- dingenden tellurischen Processes ubereinstimmcn. Den Zusam menhang zwischen Gewittern xi nd Erd- beben, so wie zwischen Gewittern und vulkanischon Aus- b r íi cli e n bedauert der Vortragende bier aus Mangel an Zeit vorlaiifig nicbt in verdienter Ausfiihrlichkeit wiirdigea zu k<)nnen. Docb unterlásst er nicbt, wenigstens ersteren durch mancbe, elner sehr fleissigen ZusatnmcnsícUung Dr. Emil Kluge's entnommene Daten za constatiren. Er nimmt ala f gewisa an, dass alle jene Erdbeben, die mit Gewittern auftreten und denen anhaltende Regengilsse folgen, ihren nachsten Eatstehungsgrund in einer excesaiven Eatwickelung tellurischen Wasserdampfes habén, iiidem eine solche nothwendig mit mehr weniger erschlitternden unterirdischen Dampf- pracipitationen verbunden sein musse. Schliessh'ch bespricht der Vortragende noch in Kurze dle E lektri- c i t a t und die F o r m der G e w i 1 1 e r w o I k e n, in ersterer Bezie- hung abermals auf das von ihm schon im vorigen Jahre Gesagte zuriick- weisend. Mehrere ihm wichtig scbeinende Beobachtungen v. Hnmboldťs, Boussingaulťs, Saussure^s lassen ihn nicht daran zweifeln, dass die Ge- wiíterwolken ihre ungewohnliche Menge von Elektricitat spháre verdanken, sondern daas sie dieselbe umgekehrt aus dem Innern der Erde, wolier sie síaaimen, mitbringen und an die AfmosphSre abgcbcn. Ja, Dr, Nowak ist sehr geneigt, die eigentliumliche Form der Gewitter- wolken, so wia manche andere Erscheincng (z. B. die haufigen Ablea- kungen der Magnetnadel bei Gewittern) auf Eechnung des nebst der Elek- tricitat bel dem Gewitterbildungsprocesse wahrscheinlicb auch thaligcn tellurischen Magnetismus zu setzen, unl diesen besonders als das gestaltende Moment bei der Bildang der localen Nebel, der Ne- belfáden, Nebelstreifen, Hanfen- und Gewitterwolkea mussen daruber erst splitere Forschungen entscheidea. Vor der Hand wunscbt der Vortragende nur die auffallendsteu Er- Bcbeinurigen der Gewitterbildung, zumal der Gewitterbewolkung, der Ge- witterelektriciíat, der die Gewitter verkundlgenden nnd begleitenden Quel- lenersclielnungen, verstándlicher gemacLt zu Iiaben, als sie dies bis jetzt gewesen. Atmo anzusehen. DocI 88 Im Mai 1862 eiiigelaufene Drackscliriften. 1 JaLrbiiclier der k. k, Centralanstalt fur Meteorologie nnd Erdmagne- tismiis, voii C. Kře i I. VIII. Band. Jahrg. Í856. Wien 1861 in gr. 4". Poggendorffs Annalen der Physik und Cljcmiel Leipzig 1862. CXVI. Band. Nro. 3. Archiv fiii- Kande osterr. Geschiclitsquellen. Wien XXVII. Band. 2. Hea Sitzungsbericlite der philop. -histor. Classe U3w. Wien 1861. XXXVII Band 3. u. 4. Heft. XXXVIII. Band 1. Heft. 20. Sitznngsberichte der natarwiss.-matL. Classe u-.w. Wien 1860. Nro. 1861. I. Abth. Nro. 6-8. II. Abtheil. Nro. 4-8. Kongliga Svenska Vetenskaps Akademiens Handlingar. Stockholm 1855—1869. Bandet I. 1. 2. 11. 1. 2. III. 1. Mít Ófversigt af K. Vetenskaps-Akademiens Forhandh'ngar. Arg 1860. Stockholm 1861. Die Freiwilligen-Corps Ocsterreichs im J. 1859. Wien 1860. 18 chromolithogr. Abbildungen in Fol. Novorum Act.trum Acaderaiae Caes. Leopold -Carolinae germanicae naturae curiosoriim Tom. XXIX Jenae 1862 cum tab. 29. Zeitschrift fur Philosophie nnd philos Kritik, von F i ch t e, Ulrici und Wirth. Halle 1862. Neue Folge XL. Bandes 2. Heft. Česko-moravská Kronika, složil K. V. Zap. V Praze 1862.1. sešit. Reise der dsíerr Fregatte No\ara um die Erde in den J. 1857 59 n tor den Befehlen des Cooimodord B. v. Wiil ler sto r f - Ur b a i r, lUtcLreibender Theil. III. B ná. Wien 1862. Jalirg Schriften der k. physikaliscli-okon. Gesellschaft zu Konigsberg. U. 1861. I. Abth. Magazin der Literatur des Auslandes. Leipzig 1862. Nro. 17—20. Bulletin de la Scciété Imper. des Naturalisíea de Moscoa. Année 1861. Nro. in. 1862. Památky. Časopis Musea království Českého. Dii V. Sešit 1. V Praze C r e 1 1 e's Journal fUr die reine LX. Band. 3 Heft. Berlin 1862. 89 Ueber den berULmten Prager Arzt J. Fr. L6w v. Erlsfcld. E'n Beí- trag ztir medicinischen LHeraíurgeschichte, von Dr. W. R. Weitenwebcr Prag 1862. (Separ.-Abdruck.) Philologisclie Section am 2. Juni 18G2. Die Herren Mitglieder Weitenweber, Hattala, Hanuš, Kořistka, Bez- děl^a, Zap nnd Winařický* Hn Hanuš las einen Abriss (in bolím. Spracbe) Uber die astronomischeundastrologischo Literatur der Bobmen i m XVI. Jabrhunderte nach Werken, die sich in der Pra- ger kais. Un i versi t ats -Bibliotbek befindeu; aus einer ^rfJssern Abbandlung vor. Er deutete den Werth der a s t r o 1 o g i s ch e n Literatur Laupt- Síícblich seittns der Culturgeschichte an, insofern dieselbe ein Resulfat einerseits wiasenschaftlicber Naturbeobacbtungen , andrerseits getrtibter ons- und pliilosophischer Ansichten ist, die ofí in ungleichem Ver- haltnisse darin sicb kundthun. Wenn dalier aucb der Erfolg einer de- tailliríen Beschaftigung mií der astrologlschen Literatur fiir die ei^ent- Řelig liché Geschichte der Astronomie von geringem Belange ist, so ist er d( ch sebr lohncnd in Bezug auf Volkerpsychologie. Dieser Werth sfeigert sich noch um ein Bedeutendes binsichtlich der bohmischen Literatur dieser Art durch die Eigenthiimlichkeit derselben. In den Vorreden und Dedi- cationssclireiben, welehe der Art Literatur gewohnlích beigefugt sind, kommen namlich die aeltensten biographiachen und literargescbichtlichen Notizen vor, so wie die belehrenden Abbsndlungen^ die oft mebr an die Geschichte und Moral-, so wie an die Religions-Philosopbie sich ansclilies- fien, als an die Aatronomo-Astrologie, indem di6 damaligen Almanache, zumeist die kleinern, „Minutieu" genanut, eben so KaJender als be- lehrende Schriften waren, und daber einen beacbtenawerthen Haupt- beitrag zur bdhm. Cultnr- und Literaturgeschichte ura so mehr abgeben, aksie áusserst selten sind. Denn bei ibnen kon:men zu den allgemeinen Ursachen der Vernichíung bohmischer Bíicber des 16. Jahr- hunderts noch die besonderen binzu, dass solche Almanache durch den íaglichen Gebrauch selbst ihrem Ende nahten, und sodann einem £ihnli- chen Geschicke anheimfielen, dem auch unsere Kalender nach dem Ge- braachsjahre zu verfallen pflegen. Darům sprach schon im J. 1829, 90 Werke F r. P a 1 a c k ý, der selbst zwei Abhandlungcn uber diesen Gegenstand achrieb, tnit Recht : „Niemand beschrieb bisher aus dem gauzen ersten Jahrhnnderte nach der Erfindung der Bucbdruckerknnst auch nur eíne einzige „Minutie'- oder einen „Kalendeť^ auf die Weise, wie es dieBiblio- graphie fordert, ein Beweis, dass wobl niemand derlei Schriften in den Handen haťe, wie denn auch ich selbst in Prag nicht einer ein- zigen „Minut ie*' ans dem 16. Jahrh. anf die Spur kam". Palacký fand sodann die meisten in dem Wittinganer Archiv, die er denn auch sammt den Lebenabeschreibungen der Astronomen und Aerzte, die sie schrieben, anflihrt cčas. česk. mus. 1829). Im Veilaufe der Zeit kamen aber auch in der kais. Bibliothek viele astronomisch astrologische zum Yorschein, und zwar in so bedcutender Menge, dass der Vortragen do vom J. 1542 bia 1599 dreissig Werke als bibliographisch beschrie- ben nachwies. Davon wurden jedoch in dieser Sitzung nur diejenigen Schriften hervorgehoben, welche sieh bisher entweder ganz oder in einer wichtigeren Beziehung der bohm. Literaturgeschichte, znmals der im J. 1847 erschienenen 2. Ausgabe dea Jos. J u n g m a n n'schen Werkes, entzogen hatten. Nachdem daher der Vortragende die bisherlgen Angaben der bohm. Literaturhistoriker liber die hier zur Sprache gebrachte astrologische Literatur des erwahnten Jahrhunderts in Erinnerung gebracht, hob er bibliographisch folgende Werke heraus : 1. Neue Pranostik (Prognosticatio) mit wunderbaren Wahr- engungen vom J. 1541—1550. Durch Dr. Salamon Leibarzt in Ru- remunde. Mit einer Vorrede versehen von Šud von Semann. Gedruckt in Prag. 1543. Das Buch ist me.kwiirdig durch den Streit zweifr astro- logischer Parteien, wovon die eine die Vorhersagungen durch blosse astro- logische Kunst und Wisaenschaft bewirkt haben will, wiihrend die andere dazu die Bestatigung durch Bibelstellen fordert. Verfasser und Uiber- setzer schlagen sich zur letzteren Partei. 2. Almanach zum Jahre des Herm 1544. Mit der Pranostik des Dr. P e t r u s von Probosčovice von der Krakauer Universitát. Ge- druckt in Prossnitz. Die Máhrer machten sich oft durch einen dauern- der und tiefer eingehenden religiSsen Radicalismus und Fanatismus be- merkbarer, als die elgentlíchen Bohmen. Davon ist auch dieser Almanach ein Zeuge. Denn wahrend in Bohmen bis zum letzten Viertel des 16. Jahrhundcrts in den Kalendem nur Johann Hus, oder hiJchstens noch ^ieronym aus Prag unter den Kalen der-Heiligen erscheinen, aeigt 91 dieser Kalender am 6- 7. und 8, Juni Hus, Hieronym, und Žižka nnter den Heiligen, was vielleicht bibliographisch eia Unicum ist. 3. Joliann Lichtenbergers Walirsagungen. Gedruckt in Prag vou Nicol. Konáč (vor dem J- 1546). Es ist dies eine bohmiscLe Bearbei- tnng der: Proguosticatio in latino, rara et prius non audita, que exponlt Johannes eremita a Lichtenberg. 1488. FoL; welche auch deutsch im J. 1497. 4**. erscliien und in Bohmen viel Aufsehen erregt zu habea Bcheint, da Lichtenberger Vieles liber Deutschland und Bohmen apeciell anfuhrte. 4. Laurentii de Březová, Magistři, Somniarium, herausgegeben von Václav Hájek aus Libočan im J 1550. Es ist das derselbe Hájek, der durch seine fabelhafte Kronik von Bohmen die bohmische Geschichts- schreibung auf Jahrbunderte auf eine so unverantwortliche Weise in die Irre flíhrte. In vorliegender Schrifí finden wir denselben in einer andern Leichtfertigkeit befangen, namlřch sein Wohlgefallen ííussernd; und den obersten Hofrichíer des Markgrafthums Máhren, den Herrn Wilhelm aus? Vickov und auf Cimburg, durch die Dedication zum Wohlgefallen auffor- dernd íiber das eben angeregte Tranmbuch. Hájek spielt iu der Vorredo alltrdings den Aufgeklarten, der da auf Tráume nichts halte und sclilágt die Lesung des Traumbuches eben nur zuř Uníerhaltung und K u r z- weile vor. Allein viele Gegenstánde des Traumes und ihrer Auslegung sind so unzarter und roher Nátur, dass man dieselben wohl dem derben Volkshumor, niemals aber einem Geii.ílichen und Probste zuř Kurzweile vorzulegen sich erlauben wiirde. An sich ist das Buch in mehr als einer Hinsicht nierkwíirdíg. Es ist namlich ein Beweis des tief eingehenden Zer- wiirfnisses zwichen Astrologen und Tra u mdeut ern, wovon die ersíern auf rein wissenschafJichem Standpunct bei ihren Vorhersagungen zu stehen vermeinten, und die Traumdeuter als abergláubiache und vor- urtheilsvolle Gemeine Uber dle Achsel ansahen, Ffir di Lohm. Literatur ^ hat das Traumbuch, abgesehen von dem gefeierten Namen des „Vavřinec z Březové," den Werth, dass es die populare Traumauslegung enthalt wie sie wuhl Jahrhunderte lang gang und gábe war, daher reich an culturhistorichen Blicken ist, wie es denn aiích noch manches Mytholo- gische andeutet, z. B. ein S t o r ch, der Uber die Ěrde scbreitet, dentet Gliick an; — ein Mensch, der sich vor den Stern en verneigí, bedeutet einen Ubeln Ruf ; — wcr eine goldene ScLIauge (im Traume) findet, 92 hat Anwartscliaft anf den Fund eínes Schafzes, der eben so gross ist, als die Sclilange n, s. w. 5. Minutie und Pranostic (Praktik) ausgehond vom Prager Studium durch PetrusCodicilIus aus Tulechov zum Jalire 1576. Gewidmet dem Hrn. WiHielm von Rosenberg, Prager Oberstburggrafen, Die AlmanacLe dieses Gelebrten, (geb. 1533 in Sedlčany), der seinen bSlim. Nanien : Knížka latinisirte, erhielten unter allen Kalenďern in Bobmen die naeiste Verbreitung, indem man fast aberglaubisch an deren Wahr- haftigkeit glaubte Er gab auch durcb eine bedeutende Zeit seine Alma- nacbe heraus, nnd zwar vom J. 1563 — 1590, stets in Namen der Prager Hocbsdiule. Obschon sie mit den Bildnissen der Kaiser und Konige im Holzscbnitte ersehienen, fehlte am 6, und 7. Juni niemals der Name des Job. Hus und Hieronym roth gedruckt unter den Ileilígen. Dies soli, wie sogleich bemerkt werden wird, bis zur Reform des Kalender- wesens gedauert haben. 6. Schreibkalender verbunden mit der Pranostik nach der neuen Anordnung fUr das Land BShmen geordnet nnd herausgegeben im J. 1586. in der kleinern Stadt Prag 4". Es ist bekannt, dass die durch Papst Gregor XIIL angeregte Kalenderreform in Bobmen durch kaiserl. Befehl und Landtagsbeschluss im J. 1584 angenommen und 1585 auch in den Kalendern praktisch durcbgeflihrt wurde, indem man síatt des 7. Jííners sogleich den 17, Jáner ecbrieb. Doch fand diese wissenscbafc- liche Reform, etwa weil sie den pabstlichen Namen flibrte, in dem damals fitark reformirt gesinnten Dchmen manchen Widerspruch. Kalender und Almanache ersehienen ohne den Namen der Astrouomen und auch die Prager Universitat wollíe sie nicht unter ihrem Namen erscheinen lassen. In dem noch slarker als BSbmen reformirt geíarbíen M á h r e n nabm man im Jáner 1584, sogar auf dem Landtage trotz dea kaiserl. Befehls den reformirten Gregorianischen Kalender nicht a n, so dass man damals in Bobmen das Osterfest um 4 Wochen frtiher feierteals in Mahren. Erst am 8. Juni nahm endlich der máhrische Landtag dennoch den neuen Kalender an, so dass man statt des 4. Octobers sogleich den 14. October Bchrieb nnd reclinete. Eine Folge der Annahme des neuen Kalenders war denn auch, nach der allgemeiaen Annahme wenigstens, die Auslas- fíung der Magistři Joannes Hus und Hieronym us aus der Žahl der Kalenderheiligen, wie denn in der That der vorliegende Kalender es be- weiset. Doch ist, wie der Yortragende nachwies, diese Thatsacbe keines- 93 i wegs einhellig erfolgt, nnd es ist ín der Bezieliung nocli Manches zu erforschen ttbrig. Danira besprach der Vortragende noch : 7. Die „Minuti e und Pranoatik'^ des Magister Petrus Codicillus aiis Tulechov vom J. 1588. Denn diesem bertlhmten Magister Petrus Codicillus z Tulechova, der Dicbter; Mathematiker und Astronom an der Prager Universitát war, legt man zumeist die Auslassung des Job. Hus aus den bohmischen Kalen- dern zur Sclnild und erzalilt mancherlei, wie er desbalb verfolgt und verachteí wurdc und zwar namentlich von der utraquistischen Paríei in Bohmen, da er dadurch gleicbsam die ganze Prager Universitat, untér deren Namen er seine Kslender Iierausgab, national compromittirte, beson- ders, indem man ein so tiefes Vertrauen zu ihm haíte, dass man ihn vom J. 1683 — 1589 d. i. bia zu seinem Tede u n u nt erb r o che n die Rectorswiirde, die doch sonet jáhrlich einem andern Gelehrten durch Wahl zufiel, fuhren liess. AUein gerade dieser Umstand widerspricbt der Sage: denn ware er so verhassfc und verfolgt geweseo, so hátte er im J. 1586, nachdem er ím J. 1585 zuerst Hus und Hieronym aus dem Kalender entfernte, nicht ferner als Rector fungíren mUssen. Es iat aber aiích dieser Umstand, dass er námlich im J. 1585 die bertihrte Ausbs- sung vornahro^ nicht ganz siclier gestellt Es scheint namlich, dass es bisher k einem Literaíurhistoriker gelang, die Almanache von den J. 1584 nnd 1585, auf deren Vergleichung es hier insbesoadere ankame, selbst einzusehen- Palacký sab z. B. nur dessen Minutien von den J. 1583 und 1687 (um der friíhereu und spateren zu geschweigen: Časop. čeak. mus. 1829. S. 55,), deren X Jungmann sonderbarer Weiae in seiner bohm. Literaturgeschicbte (1847. S. 171.) gar nicht gedenkt. Kalina von Játhenstein, der im J. 1819 im 2. Hefte seiner ^^achricliteu íiber b(3hm. Schriftstellcr und Geleliríe'' von unserm Magister eine eíngeliende Biographíe gibt, weíss nur ein Eteostichon, das nach Jos. DubroW' sk5''s Angabe in der fíirstL Lobkovic'schen Bibliothek in Prag von einer gleichzcitigen Iland sich aufgez eichnet finden soli, anzufííhren, als den einzigen Beweis, dass die Auslassung eben im J 1585 geschah. Es lau- tet: „Ejectus fastis est Huasus Czechia noster, o! in pectoribus ne ema- culetur, babě.** Einen Almarách von P, Codicilltis selbst sah er nicht. Palacký sagt, dass allerJings in der Minuíie v^m J. 1587 der Name des J. Hus fehle, in der Minutie vom J. 1590, der letzten, die als Opus posthuraum erschien, jedoch die BucLstaben M. J. H, wiederum roth 94 eiDgezeichnet seien. Es ware nun immer mříglich, dass der Drucker nncíi dessen Tode diese Aenderung auch ohne den Willen des Magiaters vor- nahm. Die in der kaia. Univ, Bibliothek vorhandene Minutie v. J. 1^88 (54. F. 1068), die dem Herm Georg, dem Aeltern von Lobkovic, Herrn zn Libochovic und Mělník, obersten Hofmeister des Konigr. Bohmen ge- widmet ist, hat allerdings weder am 6, (noch am 15 ) Juni die gebrauch- líchen Namen Hus und Hierónym, jedoch in der rucllcc^f^st nat\k 7 Sitzungsbericlite -ť-" l'** /Í4t ^f^. *,-ti der konigl. bohmischea / GESELLSCH4FT DER WISSENSCHAFTEN m y Jahrgan^ 1803. Juli December. Prag, 1863. Druck der Gerzabek'schen Buchdnxckerei (K. Sejfried) i 1 ■\n Philologische Section am 7. Juli 1862. i Wiiiař Zap Hr. Frilhauf (als Gaat) laa eine Abhandlung in bSbmi- scher Sprache itber das altromische und byzantinische Steuersystem. O zřízení berničnem , jaké v říší římské a byzantínské bylo, toliko poznamenati chceme následn)ící. Až do dob Maxim fanovýcli nebylo v Itálii přímých daní ; neboť tributa nejsou daně, nýbrž zálohy peněžité. Tehdáž záležely důchody státní v příjmech ze statků zemských, pak v kořisti, jii vítězní vůdcové po skončených válkách odváděli , v ročních poplatcích které podrobeným provinciím ukládány byly, a konečně ve cle a jiných berních nepřímých, tastralním. Kdo n pozenmé na sákladě odháehofftea Zuschauer niclit um diesen gewohnten Genuss bringe, fíilirt er gleich nach der Scene, in welchcr ilinen Maria Magdalena ankUndigt, dass sie das Grab leer gefunden, den obligaten Wettlauf Peteťs und Johannea zum Grabe hinzu (,,tuto nej- prv spolu běžř, Jan napřed. Peter kluíe za n;m a potom Jana chytí*'), wobei er doch so viel Takt entwickelt, Peter nicht zum zweitenmale falleu zu lassen. Johannes spricbt vor dem Wettlauf: j^Dobře, Petře! Jař poběhnii, čistě, čersfve, až se sehnu ; neb v tomto mém roucliu lněném, běžel bych v závod s jelenem, jsa mlad, zdrav jsem r též na nohy; ty pak, stařečku nebohý! za mnou tu klus polehoucku, v tom svém slaměném kloboučku." Daraus lasst sich sclillessen , dass der Anzug der Apostel wohl niclit der iiblich uberkommene, sondern der landesubliche gewesen, wie es liberhaupt díe Eigenthumlichkeit der Volksmisterien („ministeria") war, dia' handelnden Personen zu 1 o c a 1 i s i re n, Uberhaupt díe idealhistorische Vergangenheií zuř hausbackenen Gegenwart umzngestalten. Beim Grabe angekommen, nehmen die Apostel die Grabgewánder und verlassen mít dem kirchlichen Gesange : ;,Pověz nám, Maria I cos na cestě viděla? Hrob prázdný, Kry sta živého, i také slávu z mrtvých vstalého," dle Scene, welcher Gesang aus mehreren Ursachen von Lomnický hieher ungeschickt geseízt ist, besonders darům, weil er die Erscheinung des lebendlgen Cíjristus erst im vierten und letzten Ácte eintreteu lasst. In diesem vierten Acle sehen wlr die Engel Raphael und Uriel am Grabe im Gesprache mit Maria. Darauf erscheint Christus la der Gestalt eines Giirtners und Alles geht ao vor sich; wie in dem Volks- oaterspiele: die drei Marien. Nur localisirt Christua zum Schlusso die Sendung Mariana, und zwar mit folgenden Worten, die etwa ala ein Beitrag gelten konnen zur Erkenntniss der Orte, in denen zu Lomnický'a noch Osterspiele im Scbwunge waren. Zeiten und nach Wis Alle genanntea Orte liegen in Sud en Boh mens, bis gegcn Prag hin- Wirb r samkeit Lomnický's. Christus spricht namlich zur Magdalena unter andeřem wie folgt: „Zajdi také do těch Vodňan , aí jsem též od nich poznán, zastav se I v Prachaticích, potom odtud v Netolicícb, rciž, af se také raduji, alleluja prozpěvují j nechí mne cti i v městě Pisk , to víc Jejich 24 r duši k zisku; Plzeňští, ač jsou vzdálení, vsak ať jich též tajno není 5 takéf nad to i v městě Klato- vech po Jejích nešťastných hodech, vzkaz jim, ať jsou potěšení pro mé radostné vzkřiSení; nad to nad Vltavou v Tejně, af jich nijakž není tejně; summou, pro starost, pro mladost, reiž, af mají všickni radost: v VeleSíně i v Kaplici, zvlášť kteří j s o u k a t o 1 í c i, kde koli- v vSC jsou věřící i v Kardasově Kečici . . ♦ . Maria versprlcht noch mehr zu thun, als Christus fordcrte, denn fiie sagt : ^Já půjdu, půjdu s radostí ke všem s takovou milostí, půjdu vSudy po všech městech, oznámím to na všech místech, půjdu, vážíc toho draze po všech kostelích v té Praze**... Christus verschwindet sodann, Maria stimmt den iiblichen Kirohcn- gesang an : „Bůh všemohoucí'* ,,worin alle ihr helfen (pomáhají) und mít diesem Liede dieses kurze Spíel (hru) heenden/* M Am Ende des Vortrages hob Hr. Hanuš den relativeu Wertli der vor- BÍehenden Untersuchung hervor und fuhrte denselben auf melirere Punkte řurílck, und zwar: i 1. Dass dadurch sicher gesíellt sei, dass noch im Anfango des 17. Jahrhundertes Volksosterspiele aufzuftihren Sitte in Bohmen war. 2. Dass aber die Bearbeitung und Erneuerung derselben schon in (len Hánden weltlicher Dichter sich befaad. 3. Dass aussere ungílnstige Zeitverhaltnisse es waren, welche die Entwicklnng des weltlichen Schauspieles aus diesen geistliclien Schauspielen in Bohmen verhinderten, so, dass das modeme bohmische Drama unserer Tage sich an fremde Master anschliessen musste. 4. Dass Lomnický nicht der einzige nachweisbare weltlich^ Dichter war, der da den Uebergang vom geistlichen Schauspiele zum weltlichen Drama durch Ueberarbeitung der Kirchenosíerspiele anzubahnen versuchte. 5. Dass es, wie dieser letztgenannte Punct gleichfalls, Sache eines kílnftigen Síudium'a sein miisse, zu untersnchen, ob das Kirchenosterspiel, namentlich in der Gestalt einer Versetzung mit komise h derben Efn- lagen und Scenen, sich líinger und dauernder in katholischen oder in akatholischen Gemeinden in Bohmen sich erhielt* r 6. Dass die bibl i sch en Spiele, welche die J esu i ten pfleg- teuy einen ganz cigeníhiimlichen Zweck verfidgtcn, der fern lag dem 25 Zwecke, den die Kirchenscbauspíele fríiherer Tage slcli setzten, daher auch die Form sokher Spiele eine gauz andere war, als jene der ^^Kirchen- und Volks-Mysterien^^ Nacli geendeíem Vortrage iiahra Hr. Hanu§ ans dem iibrigen Inhalfe der Handscbrift der kais. Universitatsbibliothek 17. Nr. 25, namlích 1. sgs dem j^Sedlskc vítání Frydrycha krále" und 2. aus dem Berichte dcs Abschreibers A. M. liber dle letzten Lebcnsgeschicke Simon Lomiiický's Gelegenheit, die genannte Schrift Lomnický's : ^^Sedlské vítání ' mit einer Mhern, 16l2 verfassten, íiber das Begrábnhss Kaiser Rudolf 11. krítiscU zu parallelisíren, um die perfide Gesinnungáloslgkeit Lomnický's in poli- tisclten Angelegenheiten an den Tag zu legen. ^*- Historische Section am 20. October 1862. Auwesend die H. H. Mifglieder: Bezděka, Bippart, Doacbn, Ilaniis, r Tomek, Weitenweber, Winařický, Woeel, Wrfátko und Zap; ferner al^ Gasíe die Herren Emler, Elospodář; Niederle, Plaček und Welíšský'. Hr. Bippart hielt einen Vortrag iiber das 2. und 3. Sta- dium des rí3mischen Konigthums. Das zwelte Stadium unter Numa Pompilius, TuUus Hostilíus, Ancus Marcius bezeichnete der Voríragende als ein Wahireich, in welchem die Ideen der alten Erbmonarcbie nocb lebendig waren und die Gleichberech- tigung der beiden Hauptstamme, der Latiner und Sabiner, ibren Ausdruck fand. Die Wahl wurde námlich gcleiteí durch den Interrex, und nachdem in drei auf einander folgenden Acten das Volk, der Senát, die Gotter den in Vorschlag Gebracbíen gut geheisseuj bestatigt und geweiht batten, wurde der Betreffende zum Konig ausgerufen. Aber die Riicksicht auf Naíionalitát und Abstammung waren bei der Wahl massgebend, nicbt r. Bubjective Beweggriinde ; man wahlíe abwechselnd einen Sabiner und La- tiner, nnd zwar au.s bestimmten, als thronfahig erkannten Gesclilechtcrn. Wiíhrend sondann diese VerfaSsungsform mit derjenigen der griecbiscben Síaaíen verglichen wurde, in welchen nach dem Síurze der Erbmonarchie ein lebensláDglicher Regent aua einer bestimmten Dynastie eingesetit ward^ seí es mit oder ohne BeibeTialtung des KíSnigstitels — erschien fúr das dritte Stadiani; unter Tarquinias Priscus, Servlus Tnllius, Tarquinitis Superbus die griechische Tyrannis als sehr entsprechende Analogie^ und Silzungsberíchte 1862 11. 4 26 der Vortragende zeigte, wie in Bezug auf illegale Erwerbnng der Herr- schaft und gesteígerte WíHkiir der Handhabung derselben, in der aussern wie inneren Politik, in der Rechtspflege nnd Verwalíiing, in dem Beneh- men gegen Adei und Volíc, die genannten rcmisclien Ilfrrsíher niit den sogenannten Tjrannen der Grieclien iibereinstimmen, und wie diese Ueber- einstimmung so gar wcit gelit, dass die beíden eraten jener Regenten nur theilweise iiber Recht und Herkommen sich hinaussetzen und itn Ganzen eine popularC; das Wohl des ganzen Staates fórdernde Regierung filliren, der driUe aber, alle Scbranken und constitutionellen Formen veracbtend, r sich nur auf Gewalt stUtzt und, eigenmachfig iiber Gut und Blut der Bilrger verfiigend, sowobl das Volk als den Adel bedriickt und endlich von allgemeinem Hasse beladen, unter Leitung der Aristokraten gestiirzt, und die Monarchie in aristokratiscbe Republik umgewandelt wird. (Der ganze Vortrag wird in den nácLsten Actenband aufgenommen). Profesor Tomek machte in freiem Vortrage (in bShmiscber Sprache) Mittheilungen aus seinen dctaillirten Forschun- gen Uber die Topograpbie der Prager Neust adt, im 14. 1 und 15. Jahrhunderte, hauptsácblioh in dem Zeitraume von 1377 bis 1436. Naturwiss.-matli. Sectíon am 27. October 1862. Anwesend die H. H. Mitglieder: Weitenweber, Amerling, Krejčí, Loscbner, Nickerl, PeCírka^ Čzermak und Koristka; als Gáste die Herren BVommei und Lippich. Hr. Czermak demonstrirte unter dem Mikroskop eine Probe von auf Glaa gravirter Schrift, welche vermittelst der Maschine von Mr Peters in London erzeugtworden war. Die ScbriftzUge dieser Probe sind so klein, dass das ganze ,,Vater- unser" in engliscber Sprache in einerKreisflacbe Raum haf, deren Durclr messer V^^, Zoll betragt. Ein Quadratzoll wQrde 2500 solcher Kreise, so- mit 2500mal das „Vater unser'" entbalten kiJnnen. Dennoch konnten die Anwesenden die Schrift unter dem Mikroskop voUkommen deutlich lesen. Die Torgezeigte Probe, welche der Vortragende von Mr. Peters in Lon- don zum Gescbenke erbalten, ist aber noch lange nicht das Aenaserste, was reter3's Maschine zu lei^ien vermochte. Man hat das engl „Vater unscr'* 27 in leserlicher Schrift in eine KreisflíícLe auf Glas gravirt, deren Durch- mesaer V. 356'0U() ZoU betrugl — Es ist bereclmet worden, dass inSchiift- zíigen von dieaer enormen Feinhoií die ganze heilige Schrift (in englischer Sprache etwa 3,566.480 Buclistabea enílialtend) nicht weniger als 22 Mal in einen engl. Quadratzoll gescluieben werden kounte! Mr, Peters'3 Maschine ist eiue Art „Storchschnabel** von hochater meclia- nischer VoUendung und Pracision, und diirfte nicht blos zuř Herstellung mikroskopischer „Gemuths und Augenergotzungen^^, geheimer Depeschen u. dgl. sondern auch za wissenschaftlichen Zwecken nutzbar gemacht werden kSnnen, z* B. zuř Erzeugung von Glasmicrometem, Iníerferenz- gittern ete, — Nach Ilrn. Czermaťs Vorschlag liesae sich der Mechanis- mus der Peters'scheu Maschine in umgekehrtem Sinne beniitzen, ná:í)lich zuř Herstellung von exacten vergrosserten Zeichnungen mikros- kopischer Objecte. Hr. Weiten web er • th eil te mit einen Aufsata des Ilrn. a Feistmantel uber die Kal kst e i ns ch i ch t en in der untercn Abtheilung des silurischen Gebirges von B o h m e n. Bekanntlich wird das silurische Gebirge von Bohmen auf Grund- elnzelnen Schichtencomplexen enthaltenen Petrefacten in z w e i Abtheilungen unterschieden, die sich zugleich durch ihre petro- graphische Beschaffenheit recht wohl von elnander trennen, indem die antere dieser beiden Abtheilungen aus thonigen und quarzigen Geáteinen besteht, wahrend in der oberen derselben vorwaltend Kalksteinbánke zuř Entwicke- lung gelangen, denen sich nur untergeordnet thonige Schichten zugesellen. *) Nichts desíoweníger fehlt der Kalk in der untern Abtheihing nicht ganz. Es ist híer nicht die Rede von dem manigfaltigen Vorkommen desselben auf Kliiften und Gángen, welche die Gesteine der untern silurischen Ab- theilung durchsetzen ; in wahren Schichten und Bánken, concordant mit den Lagen anderer Schichtgesteine tritt derselbe auf. Derlei geschichíete Kalkbánke in der untern silurischen Abtheilung sínd bisher an vier verschiedeuen Orten besonders bekannt; bei Hrách o- lusk unweit Piirgliz ; dann bei Hrade k, zwischen K o t u r o v und lage der in selnen *) Bar rande snr le terrain Sihirien du oenrre de la Bohéme. — Extrait da Bulletin de la societé geologique dc Fruuce 1851 4* 28 Pí ženec, utid bei Černic in dc-r Umgebung von Pilsen. — Sie be- stehen aiis einem grosstentíieils feinkornigen, fast ausschliesslicli grau, meist ziemlich dunkel gefarbtem Kalksteine, der nur wenig maclitige, 1--3 Zoll, selteii 9 — 10 Zoll starke Schichten bildet. Seltener ersclieint das Gestem grobkornig, uud dann gewOhnlich mit krjstallinischer Struk- tur. Ueberall sind dlese Kalksteinbanke zwischen Schichten der verstei- nerungsleeren Tiionschiefer der Etage B. eingeschlossen, und wecbsellagern mit denselben derart, dass sie oft durch ganz schwache , kaum merkbare Lagen Thonschiefers von einander getrennt sind; — sie haben dasselbe Streichen und dasselbe Verfiachen mit den Thonschiefera. Sie sind somit ein Gh'ed der Etage /?., obwohl von so geringer Ausdehnung, dass sie auf den allgeraeinen petrographischen Cliaracícr derselben ohne Einfluaa bleibtn. An den oberwáhnten Orten sind diese Kalke durch Steinbruche erschlossen, und somit der Beobachtung blossgelegt. Bei Hracholiisk befindet sich der Steinbruch ostlich uno^efálir eirie Viertelstiinde vom Dorfe. Der Kalksíeia zeigt hier eia Strei hen nacli Ji. 4—5, bei einem unter 45 Grád nach Nord gerichteten Verfiachen. Die ganze Miiclitigkeit, in welcher hier dle Kalksteinbanke zwischen dem TLonschiefer eingelagert aind, betragt bciláufig 8 Klaftern. Die einzeluen Schichten sind nicht selíen gebogen und gewunden. Sie werdeu seit raehr als 20 Jahren zu techniscben Zwecken, vorwaltend zur Erzeu"-un"- von o'^"ci í)iingergyps. bennzt. Etwa ^4 Meilen ostlich von Pilsen liegt Hrádek, der erste Ort in westlieher Richtung von Hracholusk, bei welchem diese Kalksteine wieder erschlossea sind. Die Briiche auf denselben sind etwas ostlich vom Dorfe angelegl-, und zeigen das Gestein vorwaltend nach A 4—5, an einzeluen Sřellea aber auch nach /i 1—2 streichend. Das Verfířichen ist durchaus nordlich, oder nordwestlich, mit 45 bis 50 Grád Einfallen. In den Bruchen. deren au|enblicklich fiinf eroffnet sind, sind ziierst bloss die Kalkstein- schichten entbiSsst, nur an einer Stelle sieht man den Thonschiefer im Liegenden anstehen; aber an der Oberflaehe stellt sich auch im Hangen- den das Vorhandensein des Thonschiefers sicher, Einzelne Thonsehieferlagen treten zwischen den Kalksteinbanken anf, die bei der Gewinnung ansgeschiedcn werden. — Im Kalksteine kommen nicht selten Parthien weissen kiystalliui- schen Kalkes vor. Die Lagermig der Kalksteinbanke ist oft gewunden, sphároi- discb, annaherad concenf risch-schallg, und auch der Thonschiefer im Liesen- 29 den zelgí sich híe und da gebogen und gekrUmrat. Die Entdeckung dieser r Kalksteinlagcr datirt erst seit 3 Jahren, und werden dieselben zu Ealk gebrannt, der als Hradeker Kalk manigfaltig bei Bauten Verwendung findet. Weiter westlich von Hrádek liegt Černic, eine Stunde sfidlieh vou Pilsen, nahé an der von da nach Nepomuk flihrendea Strasse. Die Čer- nicer Kalksteinbríiche beginnen ostlich vom obern Theile des Dorfes , und erstrecken sich theilweise in dasselbe hineiu; so dass einzelne Gebáude abgetragen warden, um die Briiche erweitern zu kSnnen* — Die Strei- chungslinie der Briiche geht zwischen h. 4 und 5, Der (Jstlichste davon ist eine kleine Strecke Sstlich vom Dorfe gelegen, und die iibrigen dehnen sich westlicli bis zum Bradlawa-Bache aus, íiber welchen hintiber hisher der Kalkstein niclit bekannt ist- In ostlicher Richtung geht derselbe aber gewlss weiter fořt, da er hier ira Bruche an einer Wand in voliér Mách- íigkeít und Giite erachlossen ist. — Der Kalkstein liegt auch híer in verschieden stíirken, nie bedeutenden Banken, die sehr hauťig durch unter- schiedlich machtige^ theils Schwarze, alaunschiefer - ahnliche Thonschiefer- lager gcírennt slnd- Letztere sind oft so schwach, dass der Kalkstein im Qaerbruche bloss schwarz oder dunkelgrau gestreift erscheint. Das Streichen der Schichten ist // 4 — 5; das Verfláchen vorwaltend nach Nord, besonders im westlichen Theile, unter verschieden sfeilen Winkeln» nicht selten senkrecht , Ja an einzelnen Stellen fast siidlich geneigt. " Die Machtigkeit, dieser Kalkablagerung ist nicht vollig erschlossen. Der ostlichste Bruch, wo die fciidliche Wand bereits den Thonschiefer als Liegendgestein zeigt, hat eine Breiíe von ungefáhr 8 Klaftern; jedoch ist an der nordUchen Wand der Kalkstein noch nicht erschopft, und das Hangendgeatein noch nicht angefahren. — Doch lasst sich diess auch híer an der Oberfláche in geringer Entfernung als Thonschiefer bestimmen. Auch in den flbrigen Brilchen liisst sich nach der Weituuff derselben eine mehr als 8 Klafter betra":ende Máclitierkelt fUr die KalksteinbSnke annehmen, Die Tiefe, in welche hiaab der Stein bis jezt gewonnen wurde, ist stellenweise 8 bis 9 Klafter, ohne dass hier eine Veranderung oder ein Ausgehen der Kalk- steinbanke sich angezeigt hátte. Wie bei Hracholusk und Hrádek koramen auch in den Čemicer Lagern Windungen der Schichten vor. An einer Stelle (an der Sstlichen Wand des ostlichen Biuches) wurden interessante Auskeilungen der ein- zeincn Schichten beobuchtet, wodurch Abweichnngen im Verfláchen der- 30 \ selben in lířinz kurzen Sírecken sich herausstellten, Daa Verflachen der b einzelnen Lagen war nehmlich, voa Nord nach Siid gerechnet, in einer Strecke von kaum 3 Klaftern erst 90 Grád , dann 60 Grád nach Nord, dann 65 and 85 Grád ebenfalls nfJrdlich gerichtet, endlich 75 Grád nach Siiien, und wieder 80 Grád nach Norden einfallend. .Die Bentitzung dieses Kalkes zu Bauzwecken sollseitSo — 40 Jahren stattfinden. Er wh'd hier, wie bei Hrádek, in flaclien , theils gemauerten, nach nnten conisch verengten Gruben gebrannt, und znmeist im gelosch- ten Zustande als Cernicer Kalk verfiihrt. Der Sage nach soli schon bei Erbauung der in der Nahé stehendea alten Burg Hradina der Kalk von liier verwendet worden sein. Endlich erscheint derselbe Kalk zwischen Hrádek und Černic unweit des Dorfes Kotterow, etwas stidlich davon gegen Plzenec noch an einer Stelle. — Der Bruch, in dem der Kalkstein hier geoffaeí ist, ist aber von geringer Ausdehnung, so dass fiber die Machtigkeií dea Vorkommena daselbst nichts entschieden werden kann. Doch kann man die Streichungs- richtutig dentlich nach A 3 abuchmen, und zeigt sich das Verflachen der Bánke ala ein, dem an anderen Orten gerade cntgegengesetztes. — Es ist nehmlich nach Sudost gerichtet, und ziemlich flach, inděm es bloss circa 30 Grád betrágt Die Beschaffenheit dea Gesteines ist aber so gleich v mit jener der Hracholusker, Hradeker und Cernicer Schichten, dass die Identitat jenes mit diesen nicht verkannt werden kann. In Bezug auf die chemische Zuaammensetiung erweist sich der Kalk genannten mit Thonerde- £ilikat verunreinigtes Gestein. Einzelne Analysen ergaben die Zusam- mensetzung desselben folgend : Kalkstein von Hracholusk: Thonerdesilicat 54'8 — 49'9 Eisenoxyd 3-7— 2 5 Kohlensaurer Kalk 41'5— 47-6 Kalkstein von Hrádek: Thonerdesilicat mit etwas Talk- m t erde 30 Eisenoxyd 10 Kohlensaurer Kalk 60 Kalkstein von Černic: Tlionerdesilicat 22 r Eisenoxyd * 2 Kohlensaurer Kalk 7G 31 Die Analysen sind mit Stticken vorgenommen worden, wie sie eben zum Aasbremien bei den Oefeň vorbereitet waren, und wenn sicli liieraus aiich entnelimen lasst, dass im AUgemeinen der Gehalt an kohlensaurem Kalke, dalier die Gíite des Gesteins im geringsten zu Hracholusk, am vor- zOglichsten zu Černic sei, daher s5ch von Ost nach West steigern, so ist es doch gewíís, dass eínzelne Lager von gleicber Qualítát sich íiberall vorfinden, nur dass die Menge der kalkreicheren ScLicbíen bei Černic grosser sein wird, als bei Hrádek und Hracholusk. — Nach der chemi- schen Zusammensetzung, und nach dem fortwahrenden Wechsel von Kalk- schichten, mit, wenngleich meist schwachen Thonschieferlagen, kann man den Kalkstein einen bald mehr, bald weniger mit kohlensaurem Kaik in- praegnirten Thonschiefer nennen. Doch fehlen auch einzelne Parthíeen, namentllch des kryatallinisch - kormgen Gesteins nicht, die ganz reiner Kalk sind, und bel der Behandlung n-it Sauren gar keinen unloslichen Ríickstand lassen. — Bei Hracholusk und Černic zeigte sich das Gestein, obwohl nicht sehr haufig, von Gangen durchzogen, welche mit Kalkspath er- fiillt sind. Auf einem derselben bei Hracholusk war der KaJkspath in Krystalldrusen ausgebildet. Die einzelnen Krysíalle sind flache Rhomboeder^ R — 1, mit abgerundeten Axenkanten, diesen parallel gestreiflen,. matt glanzenden Fiachen, grau von Farbe, nicht selten 2 bis 3 ZoU gross- Auf diesen Kalkkrystallen sitzen stellenweise ebenfalls grau gefarbte kleine Schwerapathkrystalle auf, deren einzelne an den durch ein Doma gebil- deten Spitzen eine gelbliche Fárbung zeígen. Kalk- und Schwerspathkrys- talle sind bloss durchacheinend, leztere mehr als erstere. Nebenbei finden sich Gruppen kleíner weisser, im flbrigen gleich beochaffener Kalkspath- krystalle vor, Bei Černic kommen Gange bis 1 Zoll Machtigkeit vor, auf denen Kalkspath, meist von gelblichweísser Farbe, díeselben ausfílllend, erscheint. Aber auch graulichweisse Kalkvarietaten treten als AusíuUung von schwachen Gangen auf, und diese siud mehr durchsichtig als erstere. Án einigen Stellen laufen diese beiden Kalkspathvarietáten a«f diinnen Gangen an einander geachaart fořt. Drusen zeigen sich selten ; doch sind einzelne Kliifte mit kleinen flachen Rhomboedern ttberzogen. Die Kalk steinbSnke werden ausserdem sehr háufig von Kliiften durch- sezt, die meistens einen Anflug oder Ueberzug von gelben Eisenoxyd- hydrat haben, so dass das Gesíein síellenweise gelb gefárbt erscheint. v«^r^:«i"cyA* míin ň\a Kiilksřftíím von Hracholusk. Hrádek und Černic dni 32 eine Linie, so stellt es sich heraus, dass diese Linie parallel der Ilanpt- Btreichungsrichtung der Tlionscbiefer fállt. Es bezeiclinen dieselben sonacli ein in demselben geologischen Horizonte gelegenes Vorkommen, das aucli in dem gleichen, nach Nord-Nordwest gericLteten Einfallen seiner Schichten tíbereinstimrat- Nur der Kalk bei Koturow jfallt etwas sudlich von dieser Linie, nnd reicht durch sein entgegengesetztes , nach Siidost gerichtete^ Einfallen ab, was moglicher Weise in einer Haltung des Gebirges seinen Grund haben kann, wie solche nicht selten auch in den Thonschíefern beobachtet werden. — Betrachtet man nnn dieses Zusammenfallen der Kalksteine in einer Streichungslinie, das Eingelagertsein derselben zwi- schen gleich streiehenden Thonschieferschichten, das Wechsellagem der einzelnen Kalkbanke noit einzelnem Lager von Thonschiefer, die gleich- fbrmige Beschaffenheit der Gesteine, welehe nur durch die Hohe des Kalb- gehaltes sich unterscheidet, das, so weit es die Beobachtuug bis jezt zu- iSsst, nngest8rte Fortsetzen in die Tiefe ; so kann man nicht ausweichenj wenn auch vorláufig in der Ausdehnnng zwi.schen Hracholusk und Hrádek eine gríJssere Unterbrechung bestehi, sammtliche im Vorstehenden besprochene Vorkommnisse von Kalksteinbánken als eine gleichzeitige, mit den Tliou- schiefern der Etage B Ubereinstimmende Schichtenbildung zu erkláren, wodurch die Bildung von Kalksteinschichten auch in der Periodě der Entstehung der untern Etage unsers bohmischen Silurgebirges sich herausstellt Da alle diese Kalksteinbanke, nach theilweise mehrjáhriger Beobachtung keine Spur von Petrefacíen lieferten, so kann man mit ziemlicher Bestimmt- heit annehmen, dass sie gleich den Thonschíefern der Etage B. petrefac- tenleer sind, und somit ihren Plata als normále Schichten des azoischen Complexea rechtfertigen. — Sie konnen ferner mit vollem Recht als eine durch ihre petrographische Beschaffenheit besoudere Lage der Etage B be- Irachtet werden, und dílrňen zur Bezeichnung ihren eigenen Namen aus Rlicksicht der Anciennitat der Kalkbeniitzung bei Černic, als „Čemicer Schichten^' tragen. Die Linie, in der sie auftreten, liegt offenbar geolo- gisch tiefer, als die ersten versteinerungsfuhrenden Schichten der Etage C bei Skrey — Mletšic. Was so findet man dieselbe nirgends durch auffallende Merkmale gekennzeichnet, Oberflach Formen Rašen " eben 33 den ttbrigen Gesteinen bedeckt. Daher kommt es aQch, daš^ daV^^Auffjn- den derselben, so weit diess bisher bekaunt^ ílberall dem Zufalle iiberlassen war, und nurdurch einzelne, in der Ackerkřume zeratrente Gesfeinbruchsttlcke erfolgte. Es ist desshalb gewiss nicht nnwahrscheinlich, dass ia der Zu- kunft noch mehrere YorkSmmnisse dieses Kalksteinschíefers bekannt werded, und dass dadurch namentlich 'die grosse Unterbrecbung zwiscben Hracbo- lusk und Hrádek behoben wird, obwohl eben in dieser Strecke sehr mog- lich ein Theil derselben durcb die Anflagerungen der Kohlengebilde von Radnic bedeckt sein kann. Durch solche Entdeckungen wird sich d&nn das Zusammengeboren aller dieser Kalksteinvorkommnisse zu einer gleich- zeitigen Lage in der ganzen, mebr als fiinf Meilen zwiscben Hracbolusk und Cemic betragenden, Ausdehnung um so vollstandiger lierausstellen. <^ Im Sept. und October eingelaufene Druckschriíiten. ■iTfl ^i4r Tiansactions of the Royal Society of London. For 1861. Vol 151. Part 1. 2. 3. # • Proceedings of the Royal Society, London Vol. XL Nro, 47, 48. Volr XIL Nro- 49. 1 A. de Morgan Contents of the Correspondence of scientific men etc. Oxford 1862 (Vom Hra. Verfasser). -x' Magazin der Literatur des Auslandes, Leipzig 1862. Nro, 34. — 41. Crelle's Journal fiir die reine und angewandte Mathematik. LX. Band, 4. Heft. Berlin 1862. r Sitzungsberichte der konígl, bair. Academie der Wissenschaft zu MtincÉen. 1&62 L 1, Heft* Centralblatt der k. k. patriot.- ekonom, Gesellschaft etc. redig. von A. Borrosch. Prag. Jahrg 1862. Wochenblatt u. s. w. Prag. Jahrg. 1862. Hospodářské noviny a t. d. V Praze 1862. Aití deir Imp. R. Istituto Veneto di Scienze, lettere etc. Tom. VH, disp. 8. 9, Venezia 1862. Poggendorffs Annalen der Physik. Leipzig 1862, Nro. 8. Second Report of a geological Reconnoissance of the southerá and Tf middle Oounties of Arka SUzungsberichle 1862. IL ^ ^ .- 5 34 n Third Report of tbe geological Survey in Kentucky, by D. D. Owen Frankfort Schriften der Universitát Band F VI, I AbhandluDgen der naturforsch. Gesellschaft zn Halle. VI. Band 2—4, AbtheiL, VU. Band 1. Abth, Lamonťs Annalen der Sternwarte bei Míinchen* XL Band. Mttn- cben 1862, K. Rot h lauf Ueber Vertheiluňg des Magnetismus in cylindrischen Stahlstaben. Mttncben 1861. Memoirs of the literary- and philosophical Society of Manchester. III. Series 1. Vol. London and Paris 1862. ProceedingB of the literary and, philos. Society of Manchester. Vol. U- Manchester 1862. Rules of the liter, and philos. Society. Manchester 1861. Zeitschrift des Vereins fíir Geschiehte und Alterthum Schlesiens, von R. Ropě 11 Breslau 1862. IV. Bandea 1. 2. Heft. Codex diploraaticus Silesiae. V. Band (das Formelbuch des Domherrn Arnold von Protzan, herausg. von W. Wattenbach). Breslau 1862s Abhandlung vaterlandidche 1862. Philos.-hist AbtheiL 1. 2. Heft. — Naturwiss. Med. 1861. 3. Heft, 1862. 1- Heft. XXXIX. Jahresbericht u. s. w. fiir 1861. Breslau 1862. B. jSilliman and J. D. Dana The American Journal of science and aría. Vol. XXXV Nr. 100. Juli 1862. New Haven. Lotos, Zeitschrift f. Naturwissenschafí, redigirt von Weiten weber. Prag 1862. August, September. Historisch-statistische Beschreibung der Diocese Budweis, von J o h a n n Trajer. Budweis 1861. 1.— 5* Heft, Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubiindens. Neue j Folge VIL Jalirgang. Chur 1862. L Natuurkundig Tijdschrlft voor Nederlandsch Indie Deel UI, Heft. 4—6. Batavia 1861. Carl von Zierotin und seine Zeít; von P. v. Chlumecky. Briinn 1862. Quellenschriften zuř Geschiehte MShrens und Oesterr. -Schlesiens. j (ChronikeB von Ch. ďElvert.) L Theil. Brflnn 1861. Neues Lausitzisches Magazín, herauagegeben von G. J. Hircbe, GQrlit? 1862. XXXIX. Band X. und 2 Hálfte, 35 ^* j'-m. r 4 Philologische Sectioii am 3. November 1862. ? ... . . . , .. Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Weitenweber, Nebeský, Zap, Storch, Bezděka; als Gáste die HH. Prtthauf und Dastych. - Hr. W. Nebeský machte (in bohm. Sprache) einige ver- gleichende Betrachtungen Uber die áltere Poe s i e,,i na- mentlich liber dasEpos bei den Indem undGriechen, ferner bei den Spaniern, Serben nnd Rnasen. ■ L r I » r ^'i ^. :_ _ n Philosophische Section am 10. November 1862. Gegenwartig die Herren Mitglieder: Hanuš, Štulc, Winařicli _ J Wr * I Š ^» Hr, Hanuš berichtete tíberlnhalt nndForm des Werkes: Hádání Pravdy a Lži (Streit der Wahrheit und Ltige), Welches im J. 1467 Ctibor von Cimburk dem K6nig Georgvon Poděbrad widmete. Dariiber lierrschten in der bíJhmischen Liíerafurgeschichte die ver- schiedensten Ansichten. Aeltere Kritiker, als Lupáč von Hlavačov Bohuši. B a 1 b i n u 8 sahen zumeist auf den ernaten Inhalt des Bučhes, die neuern, mít Dobrovský an der Spiíze bis auf Š e m b e r a . heben bald lobend, bald tadelnd auch die Form hervor, nach welcher sie es unter Gedicbte reihten. Der Vortragende suchte nun darzulegen, dass es dem Inhalte nach r e ligion s p h il os op h is ch und p olÍtÍ se h, selbst der Form nach durchaus kein Gedieht, noch weniger, wie manche sagten, ein Roman, sei. Denn das sogenannte Poetische der Schrift besteht hie nor in einem hohern Fllige des Styles, der noch dazu meist die Bibel zum Vorbilde hat, nnd in wenígen eingestreuten Fabliaux, womit sich die Schwestern der L U g e auf ihrer Reise ergotzten. Wenn dies Wenige nicht berechtigt, den ganz ernsten Zweck nnd Inhalt des tibersehend, es Gedichten einzureihen, ao berechtige auch nicht die Per- ioaification (keineswegs aber, wie man auch meinte, die ,AlIegorie«) da Werkes Gunsten der Wahr^ heit entschieden wird, es unter dia Romane zu ateUen, selbst wenn man 6* / m Wort nicht den Beg legt, da die Begebenheit eben keine romanhafte, nítnlich imverwickelt, oder einfacli die ist, dass die Lflge mit ihren Schwestern nicht zur An- idage der Wahrheit in den Himnael vor die heil. Dreífaltigkeit gelassen, sondern mit ihrem Processe nach AntiocLíen vor den heil. Geist gewiesen _ ^ _ - wird. Die einzelnen epischen Scenen spielen auch nur meisť in den Ueb.erachřiften der Capitel ihre Rolle , wShrend der Inhalt^ des Textes zumeist ^ étozelne religiíis-pbilosophisch-politische Abhandlungen sind, Unter der Personification der Wahrheit stellt namlich Ctibor von Cimburk die damalige Weltanschauung der Husiten, der utraqnistischen Partei dar wáhrend deren Gegner ihm die per- sonificirle Welt nnd Religionsanschauung der sogenannten „Lei" oder Lilge ist Dass nun beide Parteien ihie Anschauungea vor Gerichí zu erhárten sich bemlihen, ergibt sicli von selbst, so dass Ctiboťs Werk als ein Bei- trag zur genauen Erkenntniss der Uíraquisten ■ Lehre gerade zji einer Zeit erscheint, in welcher sich die spáter so máchtig gewordene Partei der bohiflischen und malirischen Briider von den eigentlichen Utraquisten loszulSsen begann. Ctibor war aber fUr seine Zeit zu selir allgemein ge- bildet, als dass er in seinem Werke nicht auch Momenten der damaligen aUgemeinen Weltanachaung nnd Bildung Raum gegonnt hátte. Dazu ist vor ^eit der drei bestehenden Stande: dea Arbeiter-, Ritter- und Při e s tersta ndes zu zahlen, die er nicht genug nach allen Seiten, der Bibel, Geschichte und Weltstellung nach zu rUhmcn weiss, ohne zu bedenken, in welche Widerspruche er sich dadurch mit dem Kerne seiner husitischen Lehre verwickele. Das ge- schieht denn speciell auch mit dem Priesterstande , als dessen Haupt- vorzug er D e m u t h und A r m u t h angibt ; ja ein gut Drittheil dea ge- sammten Buches geht eben mit dem Beweise um, dass seit der Zeit als Petři entstand, die christliche Kirche statt vor- wSrts rUckwáits gieng. Es fíihrt auch die Schrift neben dem allgemeinen Titel: ^Hádání Pravdy a Lži* auch noch den erlauternden Mittitel : í,Hidáni o kněžské zboží a panování jich", d. i. Streit der Waiirheit und Liige liber da s K ir c he n ver m 3ge n und die Priesterherrschaft, ohne, wie oft in der bohmischen Literatur- geschichte angegeben wird, einzig nnd allein sich mit diesem Gegenstand* zu bescháftigen. lu der Lehre der Husiten ist die Forderong der Prie- imonium v> VI Wíderspruch. Dénn da ihnea der Priester national gesinnt sein solíte, so musste er als solcher ám Volke und dadurch auch in der Welt eine feste Stellnng haben íind darin wirken, wozu Eigenthumsbesitz docb gewiss mitgehort. Wean nnn auf diese Weise das Buch Ctiboťs mehr als Zeitspiegel," denn áls baaře r Wahrheit auch flir die Zukunft werthvoll bleiben wird^ so wareri es noch andere Eigenschaflen; deren halber der Vortragende das Bnch einer nJíhern und eingeheudern Betraclitungsweiae den Literaturfreuudea anempfahl. Diese siud im Kurzen folgende: ■ ' >n -.^,i 1. Das Buch ist an vielen Stellen im Volkfttone» and inso- fern gar haufig im Dialecte geschrieben, weicht sobin iu Manchem von der allgemeinen Schriftsprache ab, was zuř Bereicherung der letzteírn nicht wenig beizutragon im Stande isL Ja Ctibor erwahnt in der Vorrede ausdrtícklidi , dass er, in wie fern er nicht dem M.^ígiaterstande ange- hoře, auch kein „mistrovské dílo/* kein Doctoren- oder gelehrtes Buch schreiben wolle, sondern nur im Volkstone, wie man eben spreche: d. i. ^,v přišlo vfch^^ schreibe. Insoweit nun die Kenntniss der Dialecte der bohmischen Sprache in der Vergangenheit und Gegenwai^t eine der schwach- sten und vernachlássigte^ten Partien der bohmischen Sprachwissenscháfl bildet, findet der bohmische Linguist in dem Buclie Ctibor's eine nicht zu unteráchatzende reichliche Quelle der Belehrung und Bereicherung; ^. Aus dieser Eigenthíímliclikeií der Sprachweise Ctibor'3 folgt der reichliche Gebrauch der Sprichworter und sprichwortlichen Redena- arten im Buche von selbsL Zuř Geschichte der Sprichworter, d. i. zuř Bestimmung ihres Alíers, so wie ihrer Erklarung erweiset sich sohin gleich- falls das Buch Ctiboťs ak eine Hauptquelle. 3. Das Werk ist ebenfalls in archaeologischer Hinsicht be- deutsam, da es viele Volksanschauungen "bertilirt, die im christlichen Ge- wande mythologische Elemente enthalten. Dahin gehort z. B. die gefiaUé Scheidnng des Himmels (nebe) uod des Paradieses (ráj) in der Oberwelť^ die AuflFassung des Paradieses als einer Himmelsburg, die Erwáhnung dei Gelahmtseins des hl. Petrus (Chromtil Petr), insofern er im Volkamythus an die Stelle des Blitz- und Feuergottes Perun trat, dessen Lahmbeit, wie die des Hephaestos, mythisch begrtindet ist. 4. Ist das Buch in kulturhistorischer Hinsicht ^Jiochst bc- deutsam, da die Personification der Wahrheit und Lti£re. sammt deren Ge. 38 folge, anch aeitens der Kleidung, Lebensweise und dgl. durchgeflihrt ist, ■«> dasB man in dem Werke ein Bild damalígen Seins imd Wirkens vor sich hat. Dies gilt namentlich von den Personificationen der Liigeund ihrer Schwestern, die viel farbenreicher nnd interessanter geschildert siná, und deren Gefolge. Der H o c h m u t h (Pýcha) ist nach Wabrheit Ciibor I der Ne id (Závist) iat aus Alexandnen; die Feindschaft (Nenávist) aus Oeaterreich; der Geiz (Lakomství) ist eine Venetianiache Dáme; die G e n u 8 8 8 u c h t (Lakota) ist aus Danemark ; die U n z n c h t (Smilstvo) Sodoma ; die 1? « n 1 h e 1 1 (Lenost) ans Polen, und die L ii g e (Lež) endlich hat ihre Heimat Uberall (Fol. 60. a.). Der Proceas der Wahrheit und LQge wird mit allen damals gebrauchlichen Ceremonien verhandelt, Praesés des Gerichtes ist der heil. Geist, der oberste Kanzler der hl' Johanneš Evangelista, Beisitzer des Gerichtes sind die Apostel und anderJ FUrsten ; den Sitz des h. Johanneš, der unmittelbar unter den FUssea des Praeses sitzt, um beide Parteien wohl zu vemehmen, nimmt der h. Paulu? ein. Beglaubigungsschreiben, Urtlieile werden verlesen, wie in einem fórm- lichen Procesae. Der hl. Petrus ist weder Himmelspfortner (Elias und Henoch haben die Píorten des Paradieses geschlossen, durch welches man ersf in den Himmel gelangí), noch Bischof in Rom, sondern Bischof in Antiochien. 5. Bedeuťsam ist endlich das Buch auch durch seine vielen H o 1 z- schnitte, die meist mit der Jahreszahl 1539, jedoch ohne Monogramm des Kiinstlers, versehen sind. Sie bekundeU nicht btos in vielen eine ge- wandte Ktinstlerhand, sondern sind auch durch die Darstellungen der Trachten, der Wagenformen, Scenen u. dgl merkwflrdig. -' Aus allem diesem schloss der Vortrigende, dass das ohnehin genug seltene Buch es verdienen wiirde, wenigstens a u s z u g s w e i s e und mit Erklarungen neu berausgegeben zu werden. Das hatte nnn seine ierigkeiten. Denn nicht nur waren die archaeologischen und culturhistorischen Bemerkungen und Erklarungen nicht leicht, aondem auch durch den Snsserst unprácisen Druck bedeutend erschwert, da " ' - - man weiss nicht ob durch den luhalt oder durch die fehlerhafte eigewBff háufig Form Werk tíbschon 1467 dem Konig Georg von Podiebrad uberreicht, doch weit Bach dedl Tode des Verfassers (f U94) d. i. erst im J. 1539 bei Se- ^ » veryn dem jtingerniň der alten StadtPrag in Folio (131 BI. sammt Titel- blattern und Register) im Druck erschienen und zwar ,auf Unkosten uní BemShnng (nákladem a prací)'' des Hrn. Johann Cukrman z Ruprš- torfu, der dabei vielleicbt zu sehr naeb seinem Wahlsprucb, den man unter seinem Wappen verzeichnet fiodet: „Všecko bohu poroučím'* verfahren zu sein scheint. Auch das Registrum ist unter aller Kritik bochat schleuderhaft verňisst, man siebt uberall, wie dle sorgsame Hand des Verfassers bei der Herausgabe der werthvollen Handschrift feblte. Die kais. Prager Uníversitatsbibliotbek besifzt ein sehr wohl erhal-- tenes Exemplár (54. B. 36. N. 4), das im X 1661 der Bibliothek des? Collegii Societatis Jesu Brzeznicii einverleibt war* Auch die Bibliothek. des bohm* Museum in Prag bat ein Exemplár, so wie das Landesarchir za Brfinn. Die mahriscbe Landesvertretung bat auch das Verdienst, durch Herrn D e m u t h das Hauptwerk der juridlscben nnd Bchriftstellerischen Tbatigkeit des Ctibor von Cimburg und Tobitschau, namlich die bertibmíe: Kniha Tovačovská im J. 1859 in Brtina in eíner der Sache wUr- digen Ausgabe verOffeníIicht zu haben. ,/í Historísche Section am 17. November 1862. \. ^ _ I Anwesend die Herren Mitglieder : Palacký, Tomek, Weitenweber, Hofler, Zap, Winařický, Wrťátko, Bippart und Zikmund; als Gaste die Herren: J. Dunin Brzesinski, Emler, Friihauf, Klemt, Lesser, Tonner, FeL Weitenweber und W. Weitenweber iuu. *«tř>f»' -t Hr. Hoíler las den ersten Bericht ttber seine neuesten Studien zu MUnchen^ insbesoudere ttber Georg von Poděbrad. F - j Die Studien, welche icb von Ende Juli d. J. bia zu Anfang November tbeiia an der k* Hof- nnd Staatsbibliothek in Miinchen, theils an dem dortigen k. allgemeinen Reichsarcbive und dem k. Staaísarcbive unternabm^ erstreckten sicb vorzugsweise daraaf, Liicken in friiher begonnenen For- Bcbungen zu ergauzen und, Ungunst háltnisae nicht gestattet hatte, unter veranderten Umstanden nachzuholen* Icb kann aneb die Bereitwilligkeií und Zuvorkommenbeit, sowohl der k. bayr. Beborden als der einzelnen Personlichkeiten, mít welcben icb !n wís- senscbaftliche Berlihruug trat, nicht genug riíhmen und sebe mích auch geradezu verpflichteť zu erklaren, dášs, wenn díe freilich aehr angestrengten Ferialstudien nicht ohne Frucht wařén, ich diess vorzngsweise der unbé- grenzten GUte der koniglichen Arcliiv- ůnd Bibliotheksbeamten, HH. A. R» Gutschneider, Dr. Héidler, Dr. Rokinger, Dr, Rapp, šbwie meines CoUegen des Hrn, Prof. Dr, CorneliuS; des Hrn. Barons von Stockheim zu dauken hábe. 1. Nur vorílbergeliend erwShne ich da der Kenntnissnahme einer n e ue n ^uělle fUr die Geschichte K, Karis IV., dea Heinricus dapifer B Herausgab bereitet. Sie ist eine Fortsetzung des Ptolomaus von Lucca und von einem Standpunkte aus géschrieben^ welcher Karl IV. entschieden frennd- lich ist.*) Der Verfasser war Caplan P, Johann's XXII. und begann seine Chronik, wíe es p. 262 ausdrilckiich heiast; mit dem Tode dieses Papstes * t" r (1334), den er mit Recht „virům ardentis ingenii et in jure ecclesiastico + ac divino peritum^' nennt, AUein schon frllher machte er Zusátze, bis cndlich p* 264 die Fortsetzung anhebt, die bis 1361 gefíihrt wurde. Ďa er r K. Ludwig beinahe nur voriibergehend und unwillig bespricht, hingegen mít besonderer Vorliebe bel Karl IV. verweilt, konnte man sein Werk vor- zugsweise nach diesem Kaisey nennen. Er hat noch die alte Art, Papat ^£k 1 r ? ■ * *) Nach einer maasalosen Begriíssung Karla IV. als neuen Alexandera heisst es ad 1359: „Papa Innocentius Apostolice Šedi presedit et Carolus TV. Romano Imperío, uterque pacificus; sed peeunie cupidus, papá bona Sedis recuperans* Imperator bona Imperii occupantibiis relinquens, quis finis seqnatur incertum exístit. De Moguatia vero ivit Aquia grani et in iilis partibus ^ P^^ ^ Anglia ad ipsum accessit, et inde reversus Moguntiam in die palmárům post officium misse peractum pervenit in Xurrenberg IV. idus ApriliSj qui erat feria IV. saucte Septimane et ibidem sanctum pascha peregit, et inde Pragam de- cessit, que nunc Metropolis regni Bohemie existit, ubi nunc sedéa Imperii .*i[ Oonstantinopol ^í Auch zum J. 1359 heisst es vom Papst und iíaiser: „peeunie magis quam reipublicae studentes seu intendentes." 1361 kommt er nochmals darauf : „Papá et Imperator bene concorda- bant, sed maximě in congreganda et extorquenda pecunla a snfs subjectís, sed ipsos excnsare potes qnod paei dabant operám que vix sine pecunia defenditiu*, propter maios quoium numerus magnus esí. 41 und Kaiser neben einander zu síellen, beibehalíen, wendet sich aber mehr den letzteren als dem ersteren zu- Ueber P. Johann erfáhrt man wenig walirend man von Heinrich als Caplan desaelben desío mehr zu erwartea bereclitigt ist. řlingegen wird er bei Karl IV. sehr aasfulirlich und ist na- meatlich Quelle fúr die Ereigiiisse in Alemannien; in und um Constanz, den Krieg der Stádte mitKarlIV. und die vorderOsterreichischen Lande, woíOr ihn auch Stalin beniitzte. Ludwig den Baier veraclitet er beinahe ebeuso. wie er ihn hasst, (o barbarica atultitia, heisst es ven seinem romischen Aufent- halte) wáhrend er Karl IV. als Reformátor des Keichea begrUsst, bis er be- merkt, dass seine und P. Innocenz VL groísfe Sorge darin bestehe, zwar Friede zu halten aber auch Geld aufzuspeichern. Zu den deutschen und na- mentlich oberdeutschen Vorgángen fligt er, wo er kann, aus alter Anháng- lichkeit fraazosiscbe und besonders avignon'ische hinzu, Uber die Gesandt- schafíen K. Ludwigs an den Papst, Uber das Projed seines Veíters Heinrich, romiscbcr Konig zu werden , waa der BohmenkčJnig beírieb, aber gegen K. Robert war, der deshalb dem Papsíe zUrnte. Ueber Karis Aufenthalt in Avignon, íiber seine Reiaen und Kriege giebt er zw>ir chroníkenartige, jedech sehr regelmassíge Notizen. Man kann ihn als lehrreich und als eine Quelle bezeichnen, welche lángst verdiente herau 2. Eine andere Furschung, welche sich an eine schon 1850 begonnene Bearbeitung der gemeinsamen Tage der Reichsstadte (Stádtetagsacte) anschliesst, íiber welche leh schon vor Jaliren ein gros- seres Fragment unter dem Titel : Betrachtungen uber das deutsche Stadte- wesen im XV. und XVI. Jahrhunderte im XL Bandě des Archives fUr Kunde osterreichi^cher Geschichtsquellen abdrucken liess, fahríe mich dazu, die Durchsicht von Stadtechroniken in der k. bajr. Hof- und Síaatsbibliothek^ namentlich Augsburgs und NiU-nbergs, vorzunehtnen. Diese ausgedehníe o ^5 Arbeíí hatte dann zur Folge, dass ich zur Durchsicht mehrerer ausge- zeichneter Sammelwerke íiberging, von welchen ich neben der berUbmten Camerarlschen vorzugsweise die Correspondenz des Dr. Cunrad Dieterich ZU Ulm (Cgm. 1250-56) hervorhebe, der sich in den Besitz der wich- tigsten Acktenstucke setzíe, die sich auf die osterreichíschen Zeřtriirf- I T nísse im Anfange des XVIL JahrEundertes bezogen. Hatte diese Jos. v. řlammer zn seiner Geschichte Clesels beniítzt, wie sehr hatte er sich seine miihevolle Arbeit zu erieichíern vermocht! Nicht minder gehort Č Silzunssberíclile 1362 H, 6 ■*»* 42 I tenswerthe Documente uber die Husitenzeií und die Epoche des Basler Concils enthalt. 3. Alle diese ForschuDgen kann ich jedoch nur als Vprbereitung und Einleitung zit derjeuigen betrachten , welclie ich íiber die beriihmíe Union von Ahausen 1608 anstellte, die der Liga vorberging und dem Reiche die Weben des 30jábrigen Krieges beinahe schon 10 Jahre friiher verscliaífte. Es ist diess nicht ein Studium von heute oder gestem Lange ehe eine historisebe Commíssion in Miinehen tagte und sicb die Aufgabe stellte, Regesten der Union vorzubereiten, hábe ich (im J, 1849) ein sebr reicbhaltiges Materiál fur die Unionagescbicbte aufgefunden und zu bearbeiten begonnen und dann 1860 wenngleich vergeblich mich um die Erlaubniss beworben, diese Forschungen aucb nach anderen Seiten ausdehnen zu dttrfen. Obwobl ich bereita in Bamberg eínen betrachtlichen Theil des ungedruckten Materiales bentitzte, in Prag und Wien dann fortarbeitete, wie meine Schrift iiber K. Heinrich IV. (1859) beweist bin ich doch erst durch das k. baierische Staatsarchiv in den Stand gesetzt worden, die Sache mit ein er ge wissen Erschopfung des Gegenstandes zu behandeln. Doch sebe ich mich durch die ungemeine Reichhaltígkeit des Materials genothígt, liber kurz oder lang die Forschungen in Miinehen wie- der aufzunehmen, um den ersteu Band des Werkes bis zum Abachlusse des Friedens der Union mit der Liga im Spátherbste 1610 fubren zu kSnuen. Ich gedenke in spaterer Zeit noch mehrmal auf diese auch flir Bohmen so wichtigen Studien zuriickzukehren , und bemerke vor der Hand nur, da die PersiJnlichkeit des Fíirsten Christian von Anhalt in neuester Zeit auch in offentlichen Blattern wiederholt zur Sprache kam lácherlicher Weise selbst als Herzog von Braunschweig-Anbalí •— dass bei einem so hervorragenden Staatsmann, wie Ftírst Christian von Anhalt war, und bei einer so ungemeinen poUtischen Thátigkeit die Kenntniss seiner Briefe nicht ausreiche, sondern die Keden, welche er bei den wich- tigaten Sitzungen und Berathungen hielí, Quell entwickelte sem zař Kenntniss seiner Pláne, seiner Wirksamkeit and seines politischen Treibens sind. Denjenigen gegeníiber, welche nur widerstrebend und un- gern die Pláne der unirten FiirBten annahmen, ganzes Btaatsmannisches Talent. Da lerntman den Mann kennen, welcher am Berathangstische seine reiche Kenntniss an Erfahrnngen, seine grosse Gewandtheit in Behandlnng der Menschen wie der Gescháfte leigte, Tan. sende von Fáden. die dann nur der Lunte bedurfteu, in seine Hand nahm. 43 ' stets aber nur das Erreichbare wollte. Dle Studien tiber diese Epoclie flihrten mich dann dazn, der Thátígkeit des Herrn von Buwinghausen, herzoglich wiiríembergischen Gesand(en bei K. Heinrich IV., besonders zu gedenken und wo moglich eine Sammlung seiner hoebst merkwílrdigcn und ausgezeichneten Berichte zu veranlassen. Es sind deshalb die ge- eigneíen Besprecbungen erfolgt und ist die gegriindete Hoffnung vor- handen in Bezug auf die so merkwurdige Zeit allmalig sich auf einliei- mische Qaellen stiitzen zu konnen. 4. leh wende mich den Forschungen Uber daa XV. Jahrhundert zu. leh hábe diese bekanntlich lange, ehe ich nach Prag kam, begonnen. Die Denkwiirdigkeiten Ludwígs von Eyb uber hohenzolleťsche Fursteu; ďas kai- serliche Buch des Markg. Albrechta Achilles und dieSchrift uber die politi- sche Reformbewegung im deutschen Reiche wahrend des XV. Jahrhundertes waren nebst mehreren kleiueren Abhandluugen geschrieben; ehe ich eine Ahnung hatte, dass ich je Baiern mit Bohmen vertauschen werde, Was seitdem von mir íiber das XV. Jahrhundert publicirt wurde, steht nur in natíirlicher Fortsetzung mit den in Bamberg begounen Forschungen* An die Erforschung der politischen Seite, welche eine TJnterbrechung ^erleiden musstC; als ich die Stelle eines k. k* Professors annahm, fichloss sich die Porschung iíber die re li giosen Streitigkeiten desselben Jahrhunderts naturgemáss an. Es ist darin nichts Gewaltsames, nichís Gesachtes, son- dern nur die Forschung selbst hat sich ein neues Gebiet eroffuet, welches ihr vorher verschlossen war. Seit den 12 Jahren dass ich diese Studien unternommen, hat sich aber die Literatur der ersten von mir gegebenen Anregungeu bemáchtigt und sie ausgebeutet; es war nothwendig geworden, die alte Forschung wieder aufzunehmen^ sie mít der neuen in Einklang zu bringen, etwaige Irrthiimer zu verbessern und den Standpunct, von wel- chem man selbst ausgegangen war, un demjenigeU; den andere eingenom- men hatten, zu prufen. Insbesondere aber hoffte ich eine schou l8oO begonnene, seitdem in Prag fortgesetzíe Sammlung der Staatsbriefe Gregora von Heimburg, dessen sich K. Georg von Bohmen zur Abfassung der wichtigsten Staalsgeschafte bediente, zu erweitem, und diess waren die Griinde, welche mich bewogen, die ungemeine Ganst der Verhaltnisse, die nur Wege einer Episode, zu den alten Studien uber das hundert und 6* u leh erwaline znerst dci-jenigen Dinge, welche sich auf die Zeit vor j dem Regicrungsantrití K, Georgs beziehen^ aiif den Tod des K, Ladislaus und die hieraus erfolgte Anklage des K. Georg; hierauf die Unterliandlun- gen K. Georgs mít demrornischcn Stulile, um deutscher Kaiser zu wcrdeii; eudlich die beabsiclitigte Unterwerfung Georgs uiiter Papst Paul II. und in eincm zweiten Berichte der Correspondenz vom J. 147J, dem Todesj^hre des erwahnten FUrsťen, Ehe leh jedocli hierauf eingehe, wird es erlaubt sein^ eine Bemer- kung vorauszusenden. Ala ich dea erstcn Band meincr scriptores rerum husiticarum puMicirte, dessen Inlialt aus den verschiedensten Biblíothelíen Europa's zusammengetrngen tt'ar, fiihHe sicli ein einhcliuischer Lite- rát zum Danke fiir den Fleiss, dea er nicht angewendet^ zu der Bemer- kung veranlasst, die Fremden EoUen sifh nicht mít bohmischer Geschichte befíissen. Meine Antu'ort darauf besteht in der Ausarbeitung des II. Ban- des der řcript res rerum husiticarum, welcher unbekíimmert um ein so thorichtes Geiede zusammengestellt und der k. k Akademie der Wisscn- scliafícn bereits seit langer Zeit ubergeben wurde. Er entlialt vorziigiich die Ausbeutc der Prager Universitatsbibliotliek! Als sich die Nachricbt ver- breitete, ich biitte meine Ferien daza beniitzt, die Miincbener Arcbive zu durchíorscbcn und wesentlicLe BereicLerungcn der btihmiscben Gescliicbte gefunden, wurde dieíes Geriicbt mit sebr bamiscbeii Bemerkungen in ein nicbt deutsclies Blatt cingeriickt, gleicb als wenn sich nur Feindlicbes und Schlimmes fiir Bobmen von „ansIiindiscberSeite*' erwartcn liesse. Diesen Ver- ■ # díicbtigungen gegenUber erwiederc idi nur, dass der Zweck der gescbicbt- lichen Forscbung — Wabrheit und ebeii nur Wabrbeit, ob bittere oder susscr ist gleicbgilíig, sei und ein redlicLer Forscher niemals, wenn er eine wissenscbaftliche Untersuclinng beginnt, weiss, zu wclcLen Resultaten er gc- langen mag. Der Begriíf von frcundlích oder fcindlicb, ist fur micb gar nicbt vorhanden. Ich kenne nur den eincn Endzwek der Wisscnscliaft, die Wubrbcit. Was abcr speciell die bubmiscbe Gescbichte betrifft uud zumal die des XV. Jbr. so kann nur ein Ignorant meincii, dass dieselbe in allen Bezie- hungen ius Reine gebraclit worden sei. Oder ist . dcnn z. B. das so lunge versclilossene bairiscbe Síaatsarchiv, iat das k. b. Haus-Arcliiv durclisucht ? Sind von den 147 Folianten N euburg er C opialb ucher, welche einen wabren Sebatz fiir die Geschichte Bubmens entbalten, mehr als kaum ein halb Dutzend Bíinde bisbtr durcbgearbeitet? Ist das Ergcbniss derFursien- ' 45 briefe bereits den Gescliichfsbuchcrn einvcrleibt? Sind die Correspon- denzen des Markgrafen Albrecht Acljilles von Braudenburg und seiner Sohue mit K. Georg oder K. Wladislau? vollstandig bekannl ? Wie viele solchc Fragcn Hessen sich nicht aufwcrfen. Es ist von Dcnjenlgen^ welche sich bislier mit dem XV. Jahrhunderte beschaftigten, genug gescliehen^ díeaen Urwald etwas zn lichton. leh glaube a>?er, nachdem icb seibst zii diesen Arbeitern geborC; ein Recht zu babcn, wenn ieh sage, dass die Ma&se des erst noch zu bewžíltigenden Síoffes so gross ist, dass síe auf mích den Ein- druck Doacbtj als standen wir jetzt erst im Anfnnge der Forschiing. Man kanu ebendeshnlb aneb nicht bescbeiden^ genug sein, wenn Fleiss und Forschung mit glíickliclien) Erfolge gekront werden. Wohl aber ist Denjenigeu gegeniiber, welche der freien Forschung Grenzeu ziehen mochten, Lervorzuheben; dass ihre Ansobanungen gliick- licher Weise noch nicht von Forseliero gethcilt werden, die diesem Ka- men Elire macben. So hat Ej-nst Diimmler erst unlangst in seinem hochst griindlicheu Werke liber die Gescbichte der ostfrankiscben Carolinger die altere Gescliiclite BoJimens behandelt und ebenso Siegfr. Hirsch in seinem aus^rezeichneten Werke liber K, Ileinricli II. Dr, Friedrich von Weech untcr- zog die Stellung K. Jobann's von Bobmen ziidem deníschen Konige Ludwig einer neuen Untersucbung, Bereits hat Dr- Friedrich in Mlinchen, welcher erst die Heinischen Dokumente von Simancas zum Dracke bearbeitefC; die Lebre des Joliannes Hus und ihre Bedeutung ítir die Entwickelung der r neuercn Zeit (Regensburg 1862) einer grííndlichen ErBrterung uníerworfen. Dr. Menzel; der die Regesten des Kurfiirsten Friedrich von der PfalZy Konig Gcorgs Bíjndcsgerossen; herausgibf, ging noch einen Schritt weiter und unterzog die Benutzung der Quellen der Gescbichte K. Georgs einer Kritik; nicht ohne seine Spiíze gegen diebisberigeNichtbeniitzung der unten folgeuden Inslruction K. Georgs an seinan Ge>andtcn nachRom, zu richten. Die Gescbichte H. Ludwig des Reicbea von Baiern-Landsbat^ gleicbfalls eines Verbundeton K. Georgs, wird von Dr. Kluckbobn aus den Quellen bear- beiíet; die des Kurfursten Friedrich von Dr. Sicherer; die H. Albrecbts IV. von Baiern, von Baron v, Stockbeím. Jo mehr Zeitgenossen K. Ge- orgs in dicser Weise behandelt werden^ dosto klarer írcten dann aneb jene Einzelnbeiten hervor; in welchen dle bobmisclie Gescbichte mit der bai- rischen und deutscben xusammenfallt nnd werden die Plane K. Georgs in Betreff des deutscben Reichs versíandlicber. 64 Die Forscbung, welche so lange diesem FUrsten den •Riickea zu- wandte, ist nun im Gange begriffen und keine Macht ist stark genug; sie zuríickzuhalten, Wa3 nun meine eigenen Forscbungen betriffl, flo bemerke ich, dass ich ihre jílngsten Resultale meinem K. Ruprecht einverleibte, jedoch im Stande biu; sie bis zu einer eigencu Monographie : M. Johannes Hns und JI die Vertreibung der Deutschen aus Prag (1409) auszudelmen , welche, wie ich glaube sagen zu kíJnnen, wesentliche Aufschlusse Uber einen wich- tigen Wendepunkt nicht blos der bohmisehen Geschichte allein, au§ bisher nicht benfltzten Handschriften enthalten wírd. In Bezug auf das XV. Jahrhundert kommen nun zuerst diejenigen nrkundlichen Aufschlusse in Betracht, welche sich auf die Zeit vor K- Georg beziehen. Sie beleuchten theils die Absetzung Wenzels, tlieils die Erhebung Ruprechts und Sigismuods, und sind entweder archivalischen Auf- leicLnungen oder, wie die letztern, Orglnaldocumenten entnoramen, welche r auch den Herausgebern der Monumenta Zollerana entgingen. Die darauf folgenden Urkunden v, J. 1422, 1424,-1428,— 1430 34 beziehen sich auf Markgraf Friedrich von Brandenburg als Reichs- hauplmauu wider die Husifen und die husitiachen Wirren. Sie beleuchten namentlicb die konigllche Partei, welche sich unler den flusiten fand und mit dem Markgrafen Verbindungen unterhielt; dazu gesellen sich der Ori- ginalbericlit des Markgrafcu Uber den Husitenzug von 1427, erstattet an K. Sigismund, wichtige Briefe des letzteren, von welchen es Uberhaupt noch eine groBSe Anzahl ungedruckter gibt, zuletzt e:n Bericht Uber die Schlacht von Lipan, in Ganzen 36 zum Thelle sehr weitláufige Documente, derenMittel- punkt M.Friedrich I- oder K. Sigismund sind. Derbei weitem grossere Thell, wo nicht alle, sind Originalien, die der Forscbung sich bisher entzogen nnd somit sind sie noch im Stande, Liicken in der Geschichte auszufUlIen. um Sohn und zweiten Nachfolffer M. Bei ihrer Sammlung waren mir die Fttrstenbriefe, die Ansbacher Reichstags- acten, die Neuburger Copialbtlcher, endlich Oríginaldocumente von besonde- rem Behelfe, Sie beginnt mit einem Schreiben H* Albrechts III. von Baiern an M. Albrecht und einem Schreiben des letztern und seines Bruders Johann an den Kaiser Uber die ungerechte Wahl des „ufgernckten** (parvenu) K. Georg. Darau reiht sich ein Traetat des Magister Nicolaus 47 Tempelberg iiber díe ungerechte Wahl K. Georgs und die Ermordung desK. Ladislaus v. Jahre 1461 an; dann folgen zwei intereasante Sclirei- ben des Danenkonigs Christian an KřJnig Georg und den Herrn Zdenko v. Sternberg mit der Aussicht auf einen Dáncnkrieg. (So viel ich in Erfahrung bringe, befinden sich diesc inedita auch in cínem Codex der Leipziger Uni- veraitats-Bibliotliek.) Ich hábe diese Briefe so wie den Tractat Tempelbcrgs in einem philologischen Codex der Dniversitatsbibliotlick zu Wiirzburg gefunden, zu dessen Kenntniss ich zuíallig durch Entzifferungeiner schwer lesbaren Stelle gekommen war, die Andern nicht zu bewaltigende Schwierig- keíten gemacht hatte. Da die Angaben Tempelbcrgs in dfts Zeugenverhor tiber den Tod K, Ladislaus nicht aufgeuommen wurden, verdienen sie r um so mehr Berucksichtigung. 6. Unstreitig das Wichtigste, was ich fUr bohmischc Geachichte ge- funden, bezieht sich aber auf das Streben K, Georg3, doutscher Kaiser zu werden, sowie mit dem romischen Stuhle eine Aussolinung, ich mochte sagen, um jeden Preifl zu erlangen. Ich muss nun hiebei fiir Diejenigen, welche mit dem Gegenstande nicht hinlgnglich vertraut sind, erwahnen, dass dieserPlan K. Georgs mit einem Reformproject der deutschen Reichsverfassung verbunden war; dass ich _ h Beides zuerst bekannt machte und zwar nach einer flíichtigen Aufzeich- nung; welche oíTenbar fttr den Markgrafen Albrecht ven Brandenburg ge- macht worden war, und die sich in den, bis dahin so viel als vergessenea Ansbacher Reichstagsacten vorfand. Seitdem hat sich die Forschung der j- Sache wieder bemachtigt; man fand in Miinchen vollstándigere Acten dieses Reformplanes, als ich vor mir haííe, im sog. Eribacher Ms. ; was aber fíír ^^K mich von besonderer Wichtigkeit war, der Vertrag des H. Ludwigs von Baiern mit K, Georg, damit dieser deatscher Kaiser werde^ und welchen ich in einer blosaen Abschrifí gefunden, deren Authenticitát wenigsíens hStte bestrítten werden kSnnen, ist im k. b Staatsarehive nnter demselben Datum X wie im k. Bache noch im Originál vorhanden. dahe und hSchstena kann man sagen, dass die tibrigen Si vollstSndig ausgefertigt waren und die Fertigung schoben wurde, ín wetchem der Bohmenkonig romischer Koni^ wurde welche Art er es aber werden wollte, das kann man begreiflich nur von ihm erfahren und hing von der Moglichkeit ab, den rechtmássígen hT 48 Kaiser Friedrich zu beseitigen und sieh an seine Stelle zu erschwingen. Es versteht sich von selbst, dass gerade diese Dinge mit dem tiefsten Schleier des Gcheiinnisses umzogen wurdea und ihrer Nátur nach nur K. Georg und selnen Vertrautesten bekannt sein konnten. Wie weit sie r ab^r im Zuge wareii; beweisen einer^eits die Unterhandlungen K. Georgs mit dem Herzoge von Mailand, um deutscher Kaiser zn werden und andererseits das Drííngen des kíJnigliclien Gesandten zu Rom, Fantin, aa den Kouig, die Gesandtscliaft nach Rotn, um welche es sich hier handelte, abzusenden. (Beides bei Palacký : Urkundl. BeitrSge n. 211 v* Febr. 1460 und n. 238 v. 5. April 14^1). Da sie noch dazu als Fortaetzung des Reformprojectes des deutschen Reiches erscheinen, auf welches man spáter immer wieder zuriickkam und von K. Georgs Bevollmachtigten ansgingen, so ist denn doch uber K. Georgs Mitwissen und Willen kaum ein I erheblicher Zweifel zu denken. Ueber die anderen Documente, die sich auf Bohmen beziehenund im k, b* Staatsarchive aufbewahrt werden, hoffe ich, wenigstens was Georg Poděbrad betrifft, zu einer andern Zeit berich- ten zu konnen, "^ Das Reformproject des deutschen Kaisers, welches im Jahre 1460 Martin Maier, Anw^alt und Procurator Konigs Georg Poděbrad von Bohmen entwarf, *) umfasste die wichtigsten und man kaun wohl sagen, die eigentlichen Lebensmomente des deutschen Reiches. Wurde dasselbe aufgegriflfen und r mit gtíhorigem Nachdruck, mit Macht und Weisheit durchgefiihrt so ver- P anderte sich die Lage des Reiches von Grund aus und trat dasselbe am ú. Ende des XV. Jahrhundertes^ als die grossen europáischen Conflicte be- gannen, ganz anders in die Staatenreihen ein, als es nachmals der Fall war. Der Inhalt des Reformplanes selbst ist abcr bereits so oft besprochen worden, das3 es unnothig scheiuen dtirfte nochmal darauf einzugehen, und es jeízt aa der Zeit i§t, seiner Schicksale zu gedenkea. *) Er wurde zuerst besprochen in meiner akademischen Abhandhxng iiber die politische Reformbewegung im deutschen Reiche und den Antheil Baierns an derselben 1850; mitgeíheílt in dem kaiserlichen Buche S. 50 — 78. Nach- fand er sich auch in dem Erl" id zwar mit Varianten und Zu- dem er in dieser Weise bekannt geworden, bachischen ManuscrÍDte des Reichsarchives n síiízen za dem Bandě der Ansbacher Reichstagsacten, aus welchen ich ihn mittbeiíte und in der er als fluchtige Copie eingetragen wurde, wáhrend das Ms. Ich will die be- deutendsten Verbesseruogen nach der Erlbachischea Haudschríft hier mittheilen • 49 ■ Hand ín Hand ralt tfem Reformplane uná dessen Ausfítlirung ging aber eine Reihe von Stipiilationen des Ktínigs von Bohmen mit dem Churfursten Friedrich von der Pflalz^ dem H. Ludwig von Oberbaiern, dem Churerzkanzler des deiitsclicn ReicíiS; Dieíricli von Mainz etc. Endlich und vo¥ Allem solUe der Sturz K. Friedrichs und die Erhebung Georg Podě- Zu 1. Gewalt víf Doctor Martia. Herrn Johannsen Erzbischoven zu Trier des lieilig'en Romischen Reichs arelatcasen Erzkanzler — Erlb. Ms. in Italien Erzkanzlor. Dann das Datum : Der Geben ist zu Brage aiu Doars- tage nach sand Gallentage. Nach Christi vnsers Herrn geburd XIÍII vnd darnach iu dem LX vnseies Reichs ia dem drittea Jar. Zu 2, Abschrifft des gewalts nn meines herrn von Trier Rete^ fállt nach dem Erlb. Ms. in der r- : - ^ dritten Zeile: iinserra Rate weg, und statt gentzlich zu meynen. Zeíle 10 heisst es: gentzlich zu vereyneD, Die Zeile oben heisst es: !!«• rheinische gulden, statt Gulden. Bei der dritten Urk. (KaíarL Buch S. 52): Abschrifft der Verschrelbung mit dem Pfulzgraven lautet die Abkiirzung ebenso auf procurator als auf protonotar hin. S. 55, von dem Zol zu sant Felix, heisat es iin Erlb. Ms. sant. Gwer vnd zwar: líem als der zol zu sand Gwer auf dem Rein, den der vom katzenelpogen Innhelt, von dem Romischen Reich nach abgang des von katzeaelpogea verfallen wurd, so sol der kunig denselben zol mit seiner Zugehorung und begi*if dera pfultzgrafen vnd seinen Erben Pfalltzgraven vnd L Ú Curfursten zu lehen verlichen und sein erben solchen zol in ir genugsam were . -b V- bringen, Dann bei der Geldbestimmung YIIl ungariache Gulden. ZL 7 j denn statt davon, n Zl. 14 v. o. den Eyd von des kunigs wegen. Item der konig sol auch dem Pfalltzgraven vnd den seinen sunder- lich nnd imgeverlich Recbt ergeen lassen, S. 57 Z. 2. v. oben als ein ordent- licher und willkurter Richter. ZL 7 fíirgeladeti werden. Zl. 21 nach aller notdurfft geferttigt , schickhen die dan vberall vor- geschriben punkt und Artigl nach aller nothdnrft baiderseit. In der Abschrift der Verschreibung von des kunigs wegen K. B. S, 58 heisst der Kanzler Pfalzgraf Friedrichs Mathes Ránnig, nach dem E. iL : Ranning oder Ramimg. Trn Absatze 2: des kunigs wege. In der Eynung zwíschen dem Konig von beheim vnd dem von Mentz von des Reichs wegen (K. B S. 59) heisst es zu S. 62, Z. 16 v. u. den beb- sten vnd dem Stul zu Rom heiligen Concilien unl bebstlichen Legaten Romischen kaisern und kunigen gegeben, — confirmiren vnd bestetten. Dann fehlt im Erlb. Ms. S* 63 Zl. 17 v. o. bei der Šumme von 2700 fl. r die Angabe der VII c. K. B. S. 64, Z. 11 v. o die sollen (E. Ms.) SilzuDSsberichte 1862. 11. 7 50 brads zur Wtlrde eines romischen K3níg3 erfolgen. Letzferer Pian war von Dr- Martin Mair mit Hilfe Heinrich Erlbachs ansgearbeitet, welcher spater H, Wolfganga von Baiern Kanzler, am 18. Juni 1471 auf dem Reichstage zu Regensburg, nm Dr. Mair zn schaden, dem Kaiser Friedrich den Pian enfdeckte. Allein eine gewisse Kunde war K, Friedrich nach Abschriffl; von dem Belbriefe (K. B, S. 64) nach dem Erlb, Ms. : Z. 2 v. o sein gnad, Z. H v. o. gehallten solle werden. Z. 18 BrUder Z. 19. Fur- dning ZL 23 v. o, Herr Wolprechter Forss. Zl 25 v. o. aufgenomen vnd hem wohlperechten ZL 10 v. u, von den vállen. Nach vbergeben (K.B. S. 65 Z. 6 v a) folgen im E M. 2 leere Blatter. Dann folgt ein eigener Fascikel, Verstentniss zwischen dem KOnig zu Behaim und Herzog Ludwigen jn Baiern. H Lndwigs saclien und zuerst n. 18. des K.B. Dn fehlt S. 67 Zl, 3 v. o. im E. M. vnd vnverzogenlich und Z, 7 v. u, Herzog Ludwigen und sein eiben an allen seincn und jren und jrs Furstenthumes zu Baiern her- lichkeií gerechtigkeit. S. 68 Zl. 13: alle jaře Z. 16; vnd auch die im Reich nach nothturft vorgwissen. S. 69 Z. 4; LXXm gulden und ZL 4: XXX'n ZL 17 v. u. das uns verfiel haben wollte, damit sollen vnd wollen wir in versehen vnd nachdem v^\t nv. ZL 14 v. u. gewarten. ZL 11 v. u. derselbe Zeit. Brief von aller penne wegen vnd acht (K. B. S. 70) ZL 8. v. u, also Z. 9: macht vnd volkomenheit» ZL 3: verwurttht oder verschnldt hetto oder hat hoch vnd nider (K B, S. 71) ZL 10 v. o. Ir aller und yg- hcher verziehen. ZL 15 v o. H. Ludwig die sein imd sein hellfer. Z. IG vorgenanuten Dingen. ZL 18 verwurkht, verschuld vnd verloren haben. Zl. 11 v. u. Romisch koniglicher macht Z. 3 v. u. II«i markh. Brief Statthallter Ambt (K, B. S. 72) ZK 12 v, o. loblicher Fried. Zl 28 zu ordiniren ZL 9. v. u. So wir nw Betrachten. Brief daa H. Ludwig nit schuldig aey in aigener person das Hofmei- stcrambt zu uerweaen* (K. B. S. 73) ZL 16 v, ob ynnen haben. Brief vber das Hofmeysterambt (K. B. S. 75) ZL 2 v. u. koniglicher whde. S. 76 Z 5 v. o. allen vnsern ernste S. 77 Z, 10 v o Derselb vnnser S^^eher Z 9 v. u. das, S 78 Z. 14 v. u. auszgeslossen. Heinrich Erbach war H. Lndwigs von Baiern gelubter Diener mit 15 fl. Jahressold und bekannte selbst, er hábe ein libell mit seinem hohen vleise» vnd vbung za wege bringen helffen. ~ das Dr. Marten als ein volmechtiger Amvalďdes Gersigen, den man nennt knnig zu Beheim, machte Erlach be- kannte nachher, er hábe Sorge getragen, dass der Konig von ííartin Mairs Anschlagen gewarnt wurde und letzterer geubt hábe, damit es ear řSrderlich vnd V 5i den Sclireiben , welclie das Icaiserllclie Such vci-ofifentlicbte, Schon friiher zugekommen; iadem'der gewandte und tiefblickende Staatsmann sich selbst von Prag au8 mit dem Kaíser in Verbindung zu setzen sachte. Das letz- tere Project, welchea etwa 3 Jabre nach dem eraten verfasst wurde^ kennen wir nicht ia urkundlícber Aasftibrlicbkeit, sondern nur in dem Berichte, welcher darílber von Markgraf Albrecht Achilles eratattet wurde nad worauf dann letzterer seine Vorschláge au den Kaiser (4. Januar 1464) gríindeíe. Wohl aber ist begreiflich, dass, ala dem Bohmenkoníge in Be- íreff Mair's eine Warnung zukaoi; dleses Benehmen des koniglichen An- waltes seinen Herra unangenehm beriihrte, wie andererseits die Thatsache, dasa Mair seinen Pian durch den Kaiaer durchzusetzen bemííht war, als es mit dem BObmenkSnige nicht ging, von der Euergie Zengnisa gibt, mit welcher Mair dasjeníge verfolgtej was allein zum Heile dienen konnte. Was aber nun den Pian betrifft, die Reform dea Keichea durch Erhebung K. Georgs zum romiscben Konige durchzusetzen, ao ward derselbe von mir nur nach der Seite besprochen, die das Haua Wittelsbach nnmittelbar beruhrte, Der zweite Theil desaelben und wenn ich ao sagen darf, die eígentliche Inace- nesetzung schildert nna ein Actenstíick, *) das mír selhat (1849) nicht un- furnemen soli. Erschiieb deshalb aa Hanusen Nasperg, deaaen Sehreiben in den Neuburger Coplalbuchern vorbauďen siud. Konig Georg von Mair gewarnt, hábe auch zuletzt gesagt : es woll der Doctor von seinen betrieglichen anschlegen gegen ym ye nit aufiRioren jm mustsein der Tag einer gering werden. Erlbach sagte auch: wie Doctor Martin allwege mit seinen Ansegen des romischen Eeicha halben vil ausgangen were gegen den von Burguudi, Herzog Albrechten von Oe- sterreích, dem Gorsigken vnd andem vnd sich damit wollen selbst einen grossen Herrn zu machen, Nicht minder bekannte er, dass er durch einen Edelmann die Schriften M. Maírs aua B6hmen herausgebracht , zweimal dem Konige von B5hmen Warnimg zukommen liess, dass die deutsehen Fursten einen Heereazug gegen ihn berathschlagten, Unter den an ihn gcrichteten Fragen befand aicb auch die : wie er die Diog geUandelt hab zwischen dem Gorsigken und H. Ludwig, damit er ein vneinigkelt zwischen jn gemacht haben wolt. Er wurde 1472 zur Enthauptung verurtheilt. " *) Die betreffende Urkunde findet sich vor 1. im sogenannten Erlbacher Acte, jedoch nur der Anfang von: zuerst sol Sein Konigliche Gnad — weder aein porson noch macht spařen. Dieser Anfaig enthiilt von den eigeat- lichen Vorschlagen níchts, und wenn man ihn nur durchliest, so weisa man von der Hauptsache nichts, obwohl dle Inatruction den Titelfulirt; die vnder. richtung des handels der bei vnserm heiligen vater dem Babst von vnsers 7 « 62 bekannt war^ wenn mlr auch damaís seíne hohe Éedeutung nícht vollstán- dig klar war. Aucli cTIeser stammt von Dr. Main Es wurde zuerst be- sťimmt, dass derKonig eine heimliche Botscha^t an den Papst sende und diese von letzterem eia glaublich Zusagen erlangen solíte, der Papst werde, was der Gesandte mít ilim rede, g e h e i m halten und Niemanden offen- baren, es sei denn mit beider Zustimmung. Der Konig hábe die Znsfige getlian, auf Maria Lichtmess nach Rom zu senden, und auch, als er in Olmíitz ge- wesen, seinen Ráthen bereits befohlen, von da hinweg nach Rom zu reiten, da sei aber ein offenerBrief des Churfíírsten von Maiuz an den Konig eingetroffen, in welehem jener diesen ermahnte, mit den íibrigen Churfúrsten aufMontag nach Esto sich nach Ntirnberg wegen des Tiirkenkriegs zu ver- ftigen. Aufdieses verschob derKon?g dieBotschaft nach Rom, damit. wenn daselbst etwas Sonderliches beschlossen werden wiirde, dem Konige dieses znr Unterstiitzung der Gesandschaft gereichen konne^ Der Papst míige daher den Aufenthalt entschuldigen. Es hábe ferner auch K. Mithias seine Botscbaft inNurnberg gehabt, welche Nachfolgendes berichíete: Nach demFalle von Coustantinopel (1453) hábe K. Lasla und Hunjad der Gubcr- nator von Uugarn, Kaiser Friedrich um Hilfe ersuclit. Diese hábe letzterer auch zugesagt, einen Tag zu Frankfurt gehalten, und dort hábe auch das Reich Hilfe versprochen. Ein zweijahriger Friede solíte ausgeschrieben, und 30,000 Mann zu Fuss und 10,000 Gewappnete zu Ross aufgestellt werden. Nicht minder kamen die beiden Gubernatoren von Un^arn und Bohmen in Ne- gnedigst n Herrn des kunígs zu Beheim wegen furzunemen . Nach eiaer von dem k. b. Reichsarchive besorgten Abschrift, welche vor mir liegt, betragt, was der Erlbach'sche Act enihalt, nicht ganz 2 Blatter, das ubrige beJnahe 28. 2. In einem Ms. des k. k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchives unter dem Titel: InstructioD (iir die in der Angelegenheit der romischen Ko- nigswahl K. Georgs an den Papst zu sendende geheime Botschaft N. 1279. Von dieser sind bisher nur 11 Zeilen in Palacky's Hiát. Beitragen p. 239 S 244 gedruckt Diese Abschrift im Wiener Archiv ist aber so líickenhaft dass nur die des Ansb. Archives als die voUstandige auzunehmen ist.3. Voll- standig in einer Ausdehnung von 20 Seíten in den Ansbacher Reichstags- acten, die ich wie oben bemerkt der Vcrgessenheit entriss, als ich aus ihnen Mairs Eeformplan bekannt machte. Hatte "der historische Verein zu Bamberg Fonds genug bessesen, wáre sie und vieles Andere schon 1850 bekannt ge- macht wořden. Auf die Literatur des Gegens(andes weiter einzugehen ist begreiflich hier nicht der Ort, .53 Wenstaít znsammen unci icacliten dle Saclie scliliisslg^ Alsaber eine Botschaft des KíJnigs von Ungarn díe versproehencn 40,000 Mairn begelirte, hábe der Kaiser gesagt, soUe er die Hilfe ans dem Reiche thiin, so míísse er voí Allem Frieden und Einigkeit im Reiche haben, Da aber diese im Reiche nicht genaachí seien, so kíínne er auch die Hilfe nicht leisten, verspreche sie aber den Ungarn anf Himmelfahrt nachsíea Jahn Allein der Kaiser hábe g^x kei- nen Friedeo; weder einen zweijáhrigen, noch sonst einen gemacht Viel- mehr sei im Reiche melir Aufruhr; ala friiher gewesen, ja er hábe sich r selbst des Konigreichs Ungarn unterstanden ohne alle redliclie Ursachen, da doch Mathias nach loblichem Herkommen des Konigreichs einhellig ínm Kouige erwahlt worden sei, Er behalte auch die ungarische Krone, Granzsclilosser, etc. wodurch Ungarn verlassen and den Osmanen preisgege- ben worden sei, Unter diesen Verháltnissen sehe der Konig sich alle? Hilfe aus dem Reiche entblosst, es sei denn, dass dem Reiche mit einem andern Regierer versehen werd e/^ „Und hat die genannt ungarisch Botschaft darauf die Kurfílrsten und Fiirsten und der KurfUrsten und Fiirsten-Rete zu Nurnberg auf das hochst ermant; ersucht und gebeten, das sie dem Reich dermassen versehen. Wenn aber der Konig von dem Reiche verlassen werde, so kíJnne er dea Tiirken nicht Widerstand lelsten, sondern mlisse mit denselbeu mancher- lei Geding und Teyding aufnemeu; dessen er vor Gott und der Welt ení- schuldigt sein woUe." Die Botschaft des KíJnigs begab sich sodatn nach Prag an5 ermahnte den Konig Georg auf das Hochste, dazu die Haud zu bielen. Sie hábe aber vorgedtellt: „nachdem Seině koníglich gnad yast gevorcht^ grossmech- thig vernunftig zu dem frieden im reich geneigt und auch im rSmischen Reich und dem KSnigreich von Hungarn am basten gesessen sei und dazu der kunig von HuDgam, der kunig von Polen^ herzog Albrecht und die lantschaft zu Oesterreich, auch herzog Ludwig von Bay- ern , die dann den Dingen vast wol gesessen sind und ein teyl des Reichs kurfíirsten Fiirsten und mechíig Stete jm mit erbejungen und eynungen und lehenspflichten und heyratten also gewont sein, das sie víF jn mer dánu kelnen andern Fúrsíen ein vffsehen haben vnd sich auch nach jm mer dann nymand anders halten vnd richlen^ deshalb scin koniglich gnad baas dann jemand in der crisíenheit die šach loblich vollenden und handhaben muge," Die koniglichen Riíthe zu Niii-a- 6i berg und der Konig selbst aníwortcťcn uLereinstímmend, eř Bedauere nicht bíoss die TUrkengefalir, sondern hábe aucli zu Regensburg, Frank- furt und zuletzt zu Neustadt persbnlich das Mogliche dagegen gethaa- Als K. Lasla ilin und die Landherren gegen Belgrad erboten/ seien sie dazu bereit gewescn, als eben die Stadt durch die Kreuzfalirer gerettet wurde. Was er auch sonst noch fUr Frieden im Reiclie und gegen die Tiirken íhun konne, sei er als christlicher Fíirst bereit Nun stehe die Sache darauf. Wolle der P a p s t Ungarn retten^ so niUsse er Jemanden mit voliér Gewatt, Frieden und Einheit, und was dazu Noth ist, im Reiche 1 zu machen und den christlichen Zug zu vollbríngeu, ernennen. Bei all dem Aufruhr und Kriege der Kurfiirsten und Filrsten wider einander wáre doch weder des Konígs noch der andern Kurfiirsten Meinung , dasa die Sacliď einem franzUsischen oder andcm Furdten, der nicht in das Reich gehore, befohlen werden solíte ; der wurde im Reiche keinen Gehorsam erlangea und die Sache dadurch noch mehr gehindert als gefórdert. Des Konigs líotschaft soH ferner dem Papste sagen, es sei ein Tag auf St. Lucía und dann auf Remíníscere in Níírnberg gehalten worden. Auf dlesen Tagen sei gegen die Decima uud Vicesiraa, welche der Papst zu dera Tíirbenkriege ausgeschrieben, von den Chuťfiirsten appellirt wor- den. Die andern Fíirstcn hátten sich angeschlossenj und so sei klar, dass kein Zug gegen die Osmanen (ohne Geld) erfolgen T\*erde, Der Koni von Ungarn aber, so von dem Reiche im Síiche gelaseen, werde keinen aňdern Ausweg erblícken, als sich mit den Osmanen zu vertragen , wenn das nicht durch den Papst ^mit einem Regierer des Reichs" abgestellt werde. Da aber der' Papst die Decima und Vicesima auf den Rathschlag hin ausgesclirieben, welchen der Kaiser und die Fíirsten selbst zu Frankfurt auf Michaeli gethan, sei es ganz unbillig, dass sie sich jetzt o- o dagegen setzten. Wenn ungehoream erscheine und wider ihn appellire, so werde ihm daraus von Tag zu Tag „in andern sachen, da man vielleicht mer Scheins hette, solcher Ungehor" sam und Verachtung entstehen, dass schwerer dann scbwer wáre zu sagen.*' WUrde der Papst dabei mit Processen und Gebotsbriefen einschreiteUj so wUrden die Fiirsten auch wider diese appelliren, sich vielleicht zu den KíJnigen von Frankreich und Sicilieuj die dem Papat widerwartig wSren, scWagen und sich mit ihnen vertragen, „dadurch dem Papste und dem Stuel zu Rom an seiner Oberkeit grosser Abfall geschehe/* Ja wenn 5S der Papst die Appellation dulde, ao lasse er sem elgenea Gesetz, das er erst za Mantua gegeben, dass Niemand von ihm appelliren solle, verachten nnd wurde jeder, wann es ihm gefalle, von ihm appelliren. „Wiil nun seine Heilikeit solches vorkumen, so kan er das durch den kaíser nit thun wan er durch sein lasskeit im reich anch veracht ist nnd nichts Frucht- parliches do gen furnemen kan und deshalben so ist seiner Heilikeit vast not und gut, das er dem reich mit eincm regierer versehe, der von den FUrsten geforchtet sey und die šach a b s t e 1 1 e n mSge. Vnd auf das sein Heilikeit verstee das sein gebote und Bann verachtet werden , wie wol er den Doctor Jorgen Heynburg dorumb in den Bann gethan hat, das er Herzog Sigmund ein appellation wider sein Heilikeit begrifen liat, so gebrauchen in doch die Fursten in den obgemelten sachen und ver- achten seiner Heilikeit bann an dem ennde ganz.* Nun sei der KSnig von den Chur- und Ffirsten mit allem Fleisae ersucht worden, der Appel- Landen beizutreten. Das hábe er dem Papste „zu gnt" noch nicht gethan, auch etliche FUrsten vermoclit, dass sie es nicht thaten und andere bearbeitet, dass sie zurucktreten mochten, was sie auch zuge- sagt haT en. Ferner hábe sich der Koníg von Sicilien mit Klagen an die Knr- und Fiirsten gewandt nnd sie aufgefordert, eín Concllium gegen den Papst zu bewilligen. Sie hátten dariiber auf Reminiscere zu Nurn- berg gerathschlagt und endlich einen neuen Tag zu Frankfurt (uff Sopn- tag Trinitatis) beschlossen, daselbst wegen des Concils, der sanctio prag- niatica nnd des Reichs wegen enťlich zu beschliessen. Der Konig sei Je- dech WiUens, den Tag zu „widerbieten» und seine Verschiebung zu betreiben, allein darumb das er dodurch solch furnemen das dann wider den Babst und den Stuel zu Rom suit beschlossen werden vorkommen m8g.« Damit aber der Papst den Ernst der FUrsten wider ihn erkenne, so mSge wissen, dass der Churfdrst von Mainz, obwohl er sich mit ihm °_„™ der Annaten vertragen und seine Confirmation darauf genommen, doch der lation mit seinen o- er wegen Chnrfiirsten ricb und andere) hatten sich mit ihm verbunden, wie dle Urkunde beweise, . welche der Konig mit einsende. Obwobl aber der Konig um' den Beytritt angegangen worden, hábe er nicht nur bis jetzt nicht beigestimmt, sondern auch H. Ludwig und andere Fursten ersucht , es mcht zu thun, das diese um seiner WiUen noch nicht gethan baben. der Papst auch glaube, er mochíe von etlichen ein Verstanl- wenn 56 I118S erlangCD; so wiirde er dadurcli ^nur verkiirzt werden" ; děna die 6 Churfíirsten hátten sich so vereinigtj „dass ir keiner nichts entlichs on^ die aiidern zu tlum hat." Sie híitten sich aber allen Fleiss gogeben, um den Koníg ziira Eíntritte in ilire Einigung zu bewegen, das hábe er bis jetzt auch noch nicht gethan ^allein dem Babst zu gut," } Wenn sich nach seiner Heilígkeit richtet, so ist die šach alle gebrochen, und die Churftirsteneinígung werdé dadurch auch zerríittet Damit aber der Papat erkenne, wie sehr der Konig zu dem christ- h*chen Zuge und dera Frieddn im Reiche geneigt sey, und dass, „was sein koniglich gnadfiirgeb; aus einjem guten Herzen komme/' so wolle er noch folgendeS anfiihren lassen. Als Kaiser und KiJnig zu Bríinn beisammen waren, hábe sich ersterer eigenhandig verschrieben, dass er seinen kaiser- lichen' Hof wohl besetzen und diesen und das Reich regieren wolle nach dann gerathen, wie er des Konigs Ratlie. Wohl hábe ihm der Konig das Reich soli regieren, aber der Kaiser den Rath verachtet; so dass der Konig sich verpflichtet fiiíile, allen Fleiss zu tlmn, darait diesen' Ueliel- stSndeu begegnet werde. Die Pflicht, welche er als christlicher Konjg, als obcrster Churfúrst Gott dem Allmííchtigen, dem Christenglauben, dem T Papste únd dem Reiche sclmldig sei, sei aber die einzige Ursache, welche ilin lewege; ihm sei es ja nicht Noth, sich inMíihe und Arbeit zu síiírzen, ,wenn jn redlich merklich Ursach und besondera das er seiner heilikeit zn gut thut, darzu nit bewegen.*' Da er aber durch seine Macht die Dinge _ ■ n besser als andere vollenden konne, so besorge er, dass „wo er sich in die šach nit ^eb," Gott, der da spricht, wer nicht beimir ist, der ist wider mich, ihn, sein Konigreich, Land und Staat herr- tiglich und schwerlich strafen míige, an Seele und Leib bestrafeund, da ihm Gott als Gnade gegeben, selň KOnigreich in Jahresfrist von dem Aufruhr zum Frieden zu bringen, so werde er ihn auch in den andern Dingen (den christlichen Zug und das auch und bevoran den heili- hen Stul zu Rom, pey seiner Oberke^it wirden und gerechtikeit zu handhaben) nicht verlaasen. Er hofiPe aber „in den Sachen so aufrichtig und redlich mit Beistand des Papstes sich zu halten,'* das er getrawet , das seiner heilikeit u n d j m die Ehre und lobe durch got vorbehalten sey, das sie Beachiitzeř und Schirmer des heilieren Cbristendaubens. des heili^en Stules zu Rom uad 67 •v heiligen Reichs geheissen und gehalten werden. Vnd dass aucli sein Hei- likeit des Ktíiiigs christenlich gnt meynung in den Sachen \eráíee, So gefellet dem K-nig wol, das der Babst so die obgenaanten šach beschlossea werden, einen Erzbischove zu Prag mach oder einem troffenli" chen man allen gewalt, den ein Erzbischof von rechts wegen haben soli befelh, der dann an eines ErzbiscLoven stát zu Prag vbe, piss so lang ein Erzbischove gesetzt werde vnd das aiich der Babst einen treffen- lichen Legate n heraass gen Brag schike, der mit dem konig und Statthalter des Erzbiathums wege fUrneme, dadurch one plutvergiessuug eineinikeitdesglaubcns im k )nigr ei ch fUr ge n omm en werde, darzu woll sich dan der konig als einem christenllchen konig zugehort, erberlich halten. Vnd uff das der Babst die šach nooh grtind- licher versteen muge, so ferne sie dann die Ding zu willen sein, So woll der konig dem Babst offentlich obedienz. vnd gehorsam thun, inmassen sein vorfarii konig z u Beh eim g e th a n liaben. Der Konig wollt anch von der obgemelten šach das co ne 11 i um, die prag máti ca šanc ti o und auch die decima bcrurend verstent- nus mit dem babst eingeen, dodurch sein heilikeit sich des ktinig lialben vnd dieselbcn šach vberkuraen werden. Der konig wolt anch siinst des Zugs wegen an die T u r k e n ver- stenntnus mit dem babst eingeen, dodurch der babst ein wissen hab, das der Zng ein Furgang gewynne vnd sie sich dazu bede nach einander richten mogen. Der konig wolt auch von des reichs wegen ein verstent nus mit dem babst engeen, dadurch der babst wisse, das er von jmm nit ver- lassen sondern beschutzt und beschirmt (werde) vnd das auch der konig so das zu schulden kombt, dem babst alles das mit pflichten thun werde, das jm ein rSmischer kaiser nnd konig nach Ausweisung des recht schuldig ist zu tlmn J Der Konig hábe in den Angelegenheiten des Cardiaals S. Petři (Nicolaus von Cusa) von den Herzogen Albrecht nnd Sigismund von Oesterreich ganze Macht, H. Albrecht thue nicht anders si^ der KiJnig woUe, „wan er ist zum konig gebrudert und also verschrieben, das er sich in allen sachen, es sei wider den kaiser oder andere gentzlich nach dem konig richtet. Also bestund die šach ganz vff dem Silzungsberichte 1862. II. ' - g 68 ř- k o n i g a 1 1 e i n. Wenn nun der Papst auf des KSnigs Vorscblage eingehen wolle, so wtirde er die Herausgabe der S c hlosser bewirken, welche H. Sigismund demLegaten abgenom- und was auch sonst der Legat zu H. Sigismund zu fordem men bat , dorumb wolt jm der kunig fUrderUgs recbtens eingeen lassen vnd ju vnd sein bisthnm pey dem das zurecbt gesprocben wurd, banthaben und scbiitzen. Dariiber solle man mit dem Cardinale ředěn. Nicbt minder wolle der Konig, wenn die Sacbe ms Reine kame, mit den Konigen von Ungam und Polen und vielen KeichsfUrsten das Kreuz nehmen, dem Papáte aber durch die Decima and Vicesima merklich gelt, das man slcb vereinigt, gefallen (zufallen). Des Babst Oberk eit wird gehantbabt, der frid vnd das recbt jm gehalten, der Zug wider die Turken geschehen und vnd ge- eynikeit des glaubens jm kunigreich zu beheim m a c h t. Wenn aber der Papst den Sachen nicht nachkame, so werde sicli der Kónig zu den ChurfUrsten in die Einigung geben, der Appella- und sanctio und Con- von cilium Furgang gewynnen. Dann aber werde dem papstlichen Hofp s o gros ser Nutz entzogen vnd Abfall bescheuala nye ge- w e st ist. Wenn der Kooig und die deuíschen Fiirsten so eins waren, brachten sie auch die Konige von Frankreich und Sicilien und den TJngarn „wenn sie wollten" auf ihre Seite ; der Konig hábe Macht von den KSnigen von Ungarn und Polen, so dass er dem Stuhl zu Rom einen I uniíberwindlichen Abfall béreíten konne. Der Zug gegen die Turken unterbliebe,- so wie Friede und Eintracbt im Reiche ; Ungarn gienge fiir die Cbristenbeit verloren" vnd dié eynikeit des glaubens zu Beheim (wer- de) aucb versaumpt, „vnd so vil vnrats vnd vbels m der welt entsteen, das nymant genugsamlicb aussprechen mocht und wer (ware) versehenlicb so der keyser ganz so wenig ist vnd der Babst auch so wenig erfunden werde, das ein solche šach wider sie pede ftirgenomen wurd das jn- peyden und ir oberkeit vnstatten kumen mocht." aber der Papst geneigt ware auf die Sachen einzugehen , je- dech wissen wolle, wie der Konig meine, dass die Sache vorzunehmen sei, so solle man von dem Papste zu erfabren suchen, „wie und mit ^ r ■ wem erjnn dem reich meine zu versehen." WUrde er dann ^ .11 L mmoit Wenn 3 gd # ^ t-: den Kouíg von fiolimen bezeiclinen, „doch das der konig den sachen , nachkom wie vorsteet/^ so solle man ihn fragen, wie er den Konig ver- sehen wíirde, und antwortete der Papst, als ríimischen Koníg^ jedoch so, dass Friedricli Kaiser bliebe, nur die Administration des Reiches an K, Georg káme, so mlisste man fragen, wie das gescliehen solíte. Man solle dann dem Papste voratellen, er moge einen Legaten an den Konig senden mit vpller Gewalt, um die Sache vollstandig abzureden, der Ko- nig aber dann seine Ráthe mit dem Siegel und voUer Gewalt nach Rom senden und die Sache ganz vollenden. Wíirde der Papst von einem Vicarius ředěn, so sei dieser Titel ganz abzuschlagen wegen des Pfalzgrafen und des Alten von Saclisen wegen. Man solle forí darauf dringen, dass der Konig romischer Ko- nig werdej indem er nur darauf Folge im Reiche erlangen wttrde. Be- stžínde aber der Papst auf dem Titel: Regierer des Reichs, so ist das nicht abzuschlagen. Der Papst solle alle Reich s- unterthanen von ihrer Pflicht gegen den Kaiser entledi- g en und ihnenbei hohen Penen befehlen, demKcnige zuhuldigen, Dassauch der Bab st dem konig in einer sonderen Bullen ganzen und vollen gewalt und macht geb nach aller notdurft auf die pesten Form das hL romischeReich zu regieren^ zuverwesen vnd zuhandeln und zuthun alles das ein ríJmiscIier keyser^ der durch die kurfursten alle einhelligklich zu romíschem konig erwelt vnd durch denBabst keyser gemacht were, jn eynlchen weg thuu konde solt oder nicht und das auch solcher gewalt vnd macht des kunigs lebtagen ganz auss waren (wáhren) solt unwi- derrufenlich. Wenn aber der Papst meine, den Konig zum obersten Hauptmann wider die Ttirken zu machen oder einen Reichsfrieden zu setzen und den Konig zum Conservator und Handhaber desselben zu machen, so sei das nicht anzunehmen, Nicht nur gewinne der Konig dadurch keiue Ge- walt ím Reiche, sondern die obenberiihrten Uebelstande blieben. Was man thun wolle^ das mOsse also geschehen, dass der Konig Obrigkeit und Administration im Reiche erlange. der Papst ferner iíber das Verstandniss wegen der Decima solle man ihn vernehmen , wo nicht, diese und alle andem Wtirde Sachen dem Legaten, der nach Bohmen káme, zuwenden. WoUte 8* 60 Papst jedoch sclion jetzt die Sache aboaachenj so soUe man sagen^ wenn derKSnigzu dem Reich e gekommen ware, dann solíte der Papst die Decima aujTsetzen, Papst und Kynig sich deshalb ver s chr eiben , dass Niemand davon befreyt wiirde, beide die Sammler ernennen und gleichzeitig ab- rechnen. Zum Zuge selbst solle dem Konige zuvor das Geld, das aus den Reichsstíidtenj Juden, Stiftern, Klostern und dem bohmíschen Lande eingienge, zukommen. Decíma; \icesima; Tiiccsinia sollten Papst und Konig mit einander thoílen. Gienge der Papst darauf niclit ein, so solle man sich mit ihm ver- tragen, wie es der Éaiser gethan. Der Konig solle ferner, sobald er romi- scher Konig wurdc; durch seine Botschaft dem Papste ofíentliche Obe- dienz leisten, wie es einem romischen Konige zukomme. „Er wolle aucb nicht gesta tten des Reichs kurflirsten und fiirsteUj dass sie in ein Concilium odn Aesculin \í 67. r nicht im E'ntferiite6ten gedacht werden kann, ist niclita destowenigerimmer- hindenkbar^ dass aus dem Auftreten einer bestimmten Art von Flno- rescenz ein Schluss auf das Vorhandensein eines bestimmten Stoffes gemachfr werden konne; eine Ánsicht, die iu der That auch bereits von Stok es ausgesprochen wurde. Stokes sagt námlich ausdríícklich : „dass die Flao- rescenz ein neues chemisches Priifungsmittel abgeben konne, welches flír die Treimung organisclier Verbindungen von grossem Werthe sein wílrde'^ und bésonders darnm merkwurdig sei, weil es eine oder mehrere ^em- pfindliche* (d. h. fluorescirende) Substanzen in einer Mischung verscbie- dener Verbindungen unabhangig erkennen liesse" u. 8."f. Es leuchtet jedoch ein, dass um die Anwendung der Fluorescenz- Erscheinungen zu diesem Zwecke moglich zu machen,^vor Allem 1) die charakteristischen Merkmale festgestellt werden mtissten, an welchen man die Fluorescenz eines bestimmten KíJrpers erkennen und von andern ahn- lichen unterscheiden kann, und 2) miisste sicLergestellt sein, dass die charakteristische Fluorescenz eines bestimmten Stoffes dadureh, dass ér mit anderen gleichfalls fluorescirenden oder auch nicbt flnorescirenden zusammengebracht wírd, keine Veránderung erleidet. Da man weiss , dass die verscLieden brechbaren Bestandtheile (oder Componenten) des weissen SonnenlicLtes auf verscLiedene der Fluo- rescenz fáhige Stoffe in sebr ungleicher Weise wirken, hat man eben in der genauen Ermitílung dieser Verschiedenbeiten das Mittel, die verschie- denen Fluorescenzen zu cbarakterisiren uud von einander zu unterscheiden. Man wird daher als charakteristische Merkmale einer bestiinmten Fluo- rescenz erklSren konnen : a) Diejenige prismatische Farbe, mit welcher die Erscheinung aufzu- treten beginnt (die Granze der Fluorescenz). b) Diejenige Farbe, welehe die Erscheinung in ihrem groasten GTlanze hervorbringt (den Ort des Maximums der IntensitSt der Fluorescenz). c) Die Farbencomponenten, in welehe die durch Fluorescenz erzeugte Mischungsfarbe bei der prismatíschen Analyse zerfállt, und deren relativa Intensitat (die Zus am m en s e t zung der Fluor es c en z f ar b e)- Da die Untersuchungen sammtlicher bísher bekannt gewordenen fluo- rescirenden Stoffe in diesen Richtungen schon der grossen Anzahl solcher Stoffe wegen jedenfalls eínen grossen Aufwand von Zeit und Geduid ín 9 « 68 Anspruch nehmen werden, nnd tiberdieas auch hSufig mit Schwierigkeiten i verbunden sínd, dle einer genanen Feststellung der oben genannten Merk-' male in vielen Failen hindernd entgegen stehen, wird es begreiflich, dass man in jedem Falle erst dann an eioe allgemeine Anwendung der Fluo- rescenz-Erscheinungen zn chemischen Zwecken wird denken konnen, wenii Iiinreicliend reiches und verlassliches Beobachíungs-Material vorliegen wird. leh glaube indessen^ dass selbsí mit dem bereits vorhandenen Materiále sich schon Einiges leisten lasst, wenn man sich geelgneter Beobachtungs- methoden bedíent; und diess zu zeigen ist der Zweck der vorliegenden Mittheilungen, die demnach nur als Ansgangspunkt noch weiterer Unter- suchnngen erscheinen sollen. ' Was nun die Griínzen der Fluorescenz anbelangt^ so weiss man be- reits, dass verscbiedene Stoffc ein wesentlich verschiedenes Verlialten in der Art zeigen, dass a) bei manchen Stoffen die Fluoreseenz bei einer bestimmten prismatiechen Fai'be beginnend , an Intensitát gegen die brcchbare- ren Farben des Spectrum hin mehr oder weniger rasch zunimmt, ohne dass der durch Fluorescenz erzeugte Farbenton eine merk liché Aenderung zeigt. Solche Fluoresccnzen sollen im Folgenden als einfache (oder gleichartige) bezeíchnet werden 5 Beispiele liefern die Fluorescenzen des sauren schwefekauren Chinin, des Aesculin, Fraxin u. m. a. (natiirlich unter ficher Eeinheit der genannten Substanzen.J b) Dass bei anderen Stoffen die Fluorescenz in den weniger brech* baren Strahlen nait einem gewissen Parbentone beginnt nnd ein Maximum der Intensitát in den nSchst brechbareren Strahlen er- reicht, allmálig aber in den noch mehr brechbaren Strahlen eine der Vorausse tzung moglichster chemi- neue Fluorescenz von ganz anderer Farbe Platz greift, ein Vorgang, der sich selbst mehreremale in der Ausdehnung des Spec- trums wiederholen kann. Dcrartige Erscheinungen nenne ich zusam- o wurde auf dieses Verlialten aufmerksatn, und hat auch bereits die Vermuthung ausgesprochen^ dass in deraríigen Fállen raehrere fíir sich fluorescirende Stoífe mit einaader gemengí sein dtirfíen, Hieher gehoren ausser den voa Stokes an Aufgiissen von Mercurialis perennis, Orseille- uod Lakmustinc- tur beobachtetea Fluorescenzen noch eine Anzahl anderer; 'z. B. jene des ^^ ^ 1 \ 6d Quassiaestracts, der alooholischen L(5sungen der meisten Harze n. s. w. Ueberhaupt kann man mit Sicherheit behaupteCj dass diese Art von Fluo- rescenz die bei weiíem am hSufigsten vorkommende sei, und sich beí scLarfer Priifung selbst in Fallen nacliweisen lásst, wo man bislier einfa- che Fluoresceiíz vorlianden glaubte- Icb erwahne hier vorlííufig imr den in gewohnlicher Weisebereiteten alcoholischen AuszuggrUner Pflanzentheile (das sogenannte Chldrophyllj, die weingeistige Tinctur von Stechapfelsamen, tlber- haupt alle diejenigen TincturennndLosungen, beí welchen eine grosserc oder r geringere Menge verschiedenartiger Substonzen in Auflosun gerhaltea wird, Dieser letztere Umstand macbt die genaue Feststellung der GríCnze einer einfachen Fluorescenz mitunter sehr schwierig, und umsomebrj als die Losiingen vieler organisclien Stoffe einer melir oder weniger rascben Veranderung unterworfen sind, durch welche mitunter floorescirende Zer- setzungsprodukte geblldef werden, und eine anfiínglich einfache Fluores- cenz in eine zusammengesetzte verwandelt wird, Liegen nun die GrSnzen; bci welchen die ver schi ed enar t igen Fluores- cenzeu beginnen^ sehr nahé aneinander^ so konaen dadurch, wie leicht zu begreiíen, Tauschungen hervorgebracht und Fluorescenzen fiir einfache gehalten werden, die es in der That nicht sind. Ebenso iat der Umstand, dass die Fluorescenz im Beginne haufig sehr schwach ist, und erst in den brechbareren Strahlen an Intensitát gewínnt, haufig und L namentlich bei an und fiir sich wenig intensiven Fluorescenzen der ge- nauen Feststellung der eigentlichen Granze sehr hinderlich ; doch kommt im Grunde auf die ausserste Genauigkeit in dieser Hinsicht nicht so viel ^. an, es geniigt, wenn man anzugeben weiss, an welcher Stelle dea primaren Spectrums das Phanomen zweifellos beginnt ; ich glanbe jedoch bei ďer von mir angewendeten und im Folgenden beschriebenen Methode der Be« obachtung auch diese GrřCnze mit geniigender Sicherheit angeben za konnen, wovon spSter die Rede sein wird. r So leicht es daher a priori scheinen mag zu entscheiden; ob eine FluoJ^escenz eine einfache oder zusammengesetzte sei, ao ist dennoch die Sache in manchen Fállen schwierig, und es wii-d nicht iiberflilssig se?n schon an dieser Stelle auf einigeandere Fehlerquellen hinzuweisen, die das Urtheil unsicher zu machen vermogen. Es díirfte wohl als bekannt vorausr- gesetzt werden, daas, wenn eine Stelle eines sonst gleichfarbigen Gesichts- feldes auflfallend heller ist das die nachstangranzenden, jedesmal ia den 1 70. dunkleren Partien die zu jener der hellsten Stelle complementare Con- trastfarbe hervorgerufen wird, so dass die betreffende Fláche ungleich-' farbíg erscheint; an den dunkleren Stellen combinirt sich die Wirkung der Contrastfarbe mit jener der ursprtinglichen Farbe, wodurch diese in ^ip so grosserem Masse modificirt erscheint^ je empfindlicher das Auge des Beobachters gegen geringere Farbenunterschiede ist. Es geschieht daher hřiuíig, dass selbst bei einfachen Fluorescenzen der Farbenton der Fluo- rescenz diesseíts uiid jenseits des Maximums ein anderer scbeint, als an den Stellen dís Maximutna selbst. So sehe ich z. B. bei der Losung des sauren scliwefelsauren Chinin im ultravioletten Theile des Spectrums ein gritnliches Gran, und das bekannte schone Himmelblau nnr an den am intensivsten fluorescirenden Stellen. Blende ich aber diese letzteren durch eineií zwiscben das Auge und das Spectrum gebracLten undurch- r sichtigen Schirm ab, so kommt auch im Ultraviolett ein zwar maítes, aber reines Himmelblau zum V^orscheine ; Aehnliches beobachtet man auch noch in vielen anderen Fállen. Es sieht daher haufig so aus, als ob die Fluores- cenzfarbe an den Stellen, wo das Phanomen beginnt oder endet, eine andere ware, alsan denen, wo es ein Maximum wird, wesshalb es bei derEntschei- dung Uber die Art der Fluorescenz durchaus nicht geniigt, das pnsmatische Spectrum einfach nnr auf die Oberfláche des zu untersuchcnden KiJrpers za projiciren, Eine weitere sehr erhebliche Fehlerquelle entspringt daraus, dass in dem von der Oberfláche des fluorescirenden Korpers ausgehenden Lichte neben den durch Fluorescenz veranderten auch mehr oder weniger nnver- Sndert zerstreuteStrahlen enthalten sind, welche durch ihr Zusammenwirken / mit den ersteren mannigfache Farbennuancen hervorbringen, die von der eigéntlichen Flnorescenzfarbe mehr cfáev weniger verschieden sind, Be^ sondera bei weniger intensiv fluorescirenden Substanzen gewahrt man diese Erscheinung am leichtesten, und am Curcumapapier hat sie bereits Stok es wahrgenommen, An jenem erscheint das Blan und ein Theil des Violetí des gewohnlichen Spectrums in Lila umgewandelt, und erst im aussersten Violetí und im Ultraviolett kiJmmt die gelbgriine Fluorescenz des Curcuma-Extractes zum Vorscheine. Aehnliche Storungen íreten ein, r wenn man fluorescirende Fliissigkeiřen in Geíassen mit Glas oder Berg- krystallwanden der Untersuchung im Lichte des Spectrums unterzieht, indem es in diesen Fallen nicht zu vermeiden ist^ dass sich das an der .71 vordersten Fláclie unverandert reflectirte und zersíreute Licht mit dem von der Oberflache der FIlissigkeit kommenden und durch Fluorescenz veranderten vermengt Bei Anwendung von Glaswanden kommt Uberdiess d:e fast allen Glassorlen eigenthUmlicbe Fluorescenz als stSrender Um- stand hinzu leh hábe daher bei der UntersHchung fluoresci- render Flíissigkeiten das prismatischeSpectrum stets auf die freie Oberíláche der Flttssigkeit projicirt Das Vorhandensein einer zusammengesetzten Fluorescenz kann man indessen in den entschiedeneren Fallen auf eine sehr einfache Weise er- kennen. Leitet man namlich die miíte^st einer Sammellinse concentrirten Sonnenstrahlen in bekannter Weise in die FlUasigkeit, so zeigen sich bei Anwendung einer ňicht achromaíischen Linse von kiirzerer Bren nwe ite zwei oder mehrere, einander einhllllende, verschieden- farbige Lichtkegel, welche nichts anderes sind, als die durch die verschieden- farbigen Fluorescenzen sichtbar werdenden, den verschieden brechbaren Strahlen des Mreissen Lichtes angehorigen Brennflachen. íň Bezug aof das Maximum der Fluorescenz will ich hier nur er- wahnen, dass die Stellen des Spectrums, welche im zuruckgeworfenen Lichte die glanzendste Fluorescenz hervorbringen, nicht immer zugleich die- jenigen sind, an welchen die Fluorescenzfarbe am tiefsteu ins Innere des fluorescirenden Korpers eindringt, wesshalb man sich durcliaua niclit des + letzteren Phánomens bedienen darf, um die Stellen der starksteu Fluores- cenz festzuatellen* : . . Die prismatische Analyse des Fluorescenzfarbe ist schon von S t o k e s in vielen Fallen versucht worden. Er verfuLr dabei entweder so, dass er das Licht durch eine Spalte vou gerlnger HohC; welche der brecheu- den Kante des das primSre Spectrum erzeugendeu Prisma parallel stand, einfallen liess und so ein Spectrum erhielt, das bei grosser Langenaus- dehnung eine geringe Breite besass, oder so, dass er dieselbe Lichtspalte von geringer Hohe senkrecht gegen die Kante des Prisma stellte und so ein sehr schmales Spectrum erzeugte, welches er ein Linearsp ectrum - T nannte* Es lenchtet ein^ dass die Farben in einem auf solche Weise zu Stande gekommenen Spectrum (ausgenommen an den aussersten Riín- dern) nichts weníger als reine prismatische Farben sein koanen. Wird daher Ober 72 flSche eines fluorescirenden Korpers projicirt, unJ die Fluorescenzfarbe mit- telst eines zweiten Prisma aiialysirt, so kounen iu deni so erhaltenen ab- g e 1 e í t e te n Spectrura keinesfalls linver mischte Farben auftreten. Bei der zweiten Beobachtungs-Mefliode wUi-de allerdings dieser Vorwurf weg- íallen, wenn man von vorneherein uberzeugt ware, dass al!e Strablea ohne TJnterschied der Brecbbarkeit, soweit sie Fluorescenz crregen, eine und dieselbc Fluorescenzfarbe hcrvorrnfen ; da man diess aber wohl nicht von vorne heroin bchaupten kanu, so muss, von anderen Nachtheilen zu schweigenj diese Methode verworfen werden. Nur dann, wenn man die Hohe des Spaltes sehr klein machte oder weim man statt einer Spalte eine sehr kleine rundě oder quadratische Oeffnung anwenden wiirde, konnte man hoffen, ein hinreichend reines Spektrum zu erhalten, welches aber wieder so íichtschwach werden miisste, daí»s dadurch al!e Vortheile verlo- ren werden^ welche die Reduction der Hohe der Lichtspalte sonst ge- wShrt * ^ ' ■ ' ' leh íiabe daher das pnmare Spectrum únbeschadet ďerReiu- heit der prismatischen Farben und der Líchtstárke zu einem linearen zumachen versucht", und diess auf folgende Weise bewerkstelligt : Mittelst eines Silberraann'schen Heliostaťs werden die Sonnenstrah- len durch "eine beiliiufig zwei Millimeter breite, vertikále Spalte horizontál in eiu verfinstertes Gemách geleitet und treffen sodann das in einer Ent- fernung von beilňufig 4 Metern von der Lichtspalte vertikál aufgestellte Quarzprisma Q (Fig. 1**) (von 60*' brechenden Winkel) unter dem der Minimal-Ablenkung entspreehenden Einfallswinkeh Mittelst der Quarz- linse L wird sodann eiu m8glichst reines Spectrum mit scharf erkennba- ren Fraunhofeťschen Linien erzeugt, und dieses mittelst des unter 45" gegen den Horizont geneigteu ebenen Metalispiegels MN nach abwárts geworfen; so dass es auf einem ra geeigneter Entfernung vom Spiegel angebrachten horizontalen Schirme aufgefangen werden kann. *) leh hábe es Torgezogen nur eine schetnatische Figur zu g^hen, weil leh eben damit bescháftigt bia, dem Apparat eine grossere VoUkommenheít zu geben and ihn eine Detail- zeichnung erst dann moglich ist, wena der Apparat allen meinen WOnschen in dieser Hinsicht eatsprocbea haben mrd. /I. FwA Chtojvph ijlí MS Fial Jtotke Suhstan r. \ \ . t. 4^^f^ tcZ^i/Tt Qiitíssia -Tifirtun FrMyjcin FiaJ. PrcLger SitxBerichie iSdZ E. S. 7^ í (wm us-^Tinchir -n! t ^^- 'h ^júu ^ ř t f (ef/ri m finifiktfřt.sfh) M 1\ - \\ \ vberSndif/0 ífpÁ' liflirter Ale ohol. n ni 1 \9'Áf:uIefin Ae/£rn/pfén {am m on Ur l'ff I i a ťh .) (! M C^rcitmaPapipr^ (nf>th Ofivonol (fr*hn».^) Onafií i a -Tin cťm unSóTiff Afhohol M LcfVfnua -Tinvtur (ffriinlťvňe flaorene.) (am monitf/* ftffjtrh) ■ n m " mžo w Chifi in M . ^ _ ^, n m 1 AiXronoll úfvtitr v On A /k psurro trin a M ZarmfísTifwfu/ (pf/rpnrnt* ffi/orf^sťO IL Ul 1 m; //^>J mnřacTi íich\rpfp Isanres Chinin ITrunyltts Prager Sitz Ber í clíte j \mi H.S.72. Lit P.Ixeb: . 73 t f t f Soli nun ein lineareš Spectrum erzengt werden, so zwisclien den auffangeiuTen Scliirm uiiJ den Spiegel eiiie bringt man Cyl inder- Iinsevonbeiláufig2 Centimeter Brennweite in der Art y dass die Cylinderaxc der Langsrichtung des Spectrums genau parallel ist, und das selir sclimale^ kaum 1 Milliraeter breite Bild dea Spectrams genau auf den Scbirm fallt (Fig. 1. zeigt bei RR' einen zuř Abhaltung des Seitenlicbtes dienenden Scliirm, der in der Mitte Ocffijung zur Aufnabme der Cylinderlinse I hat. Die Cylinderaxe und die LííngsricLtung des Spectrums sind auf die Ebene recbt zu denken.) eine rechteckige der Zeicbnung senk- Bringt man an die Stelle des auffansrenden Schirmes die freie dass er daselbst eine sebr diinne, niir eben gteichmassig Ober- flíiche einer flaorescirenden Substanz, so erhalt man ein sebr intensives liueares Spectrum, in welchem trotz dem die Fraunhofer- schenLinien deutlicb ausgepragt erscbeinen. Ist der zu untersucbende Korper eine Flíissigkeit, so wird er in eine scbmale Wanne oder auf eine Platte von Hyalithglas (Fig. 1 PP' 1) gebracbt, so benetzende Scbicbte bildet ; letzteres aus dem Grunde, damit bei der prismatiscben Analyse der EInflnss des aus der Tiefe der Flussigkeit kommenden Lich- tes auf ein Minimum reducirt werde. Mittelst eines in geeigneter Eotfernung mit der brechenden Kante dem Spectrum parallel aufgestellten Flintglasprisma wird nun das ab ge- le i t e t e Spectrum der Fluorescenzfarbe mit freiem Auge beobacbtet. Die Anwerídung eines Fernrobres erweist sich wegen des zu grossen Licht- verlustes, den es verursacbt, untbunlich; wogegen die Beobacbtaug mit freiem Auge, wenn nur síorendes Seitenlicht binreiebend beseitigt wird, vollig zureicht, um so mebr, als man auch mit freiem Auge die starkeren Fraunbofer^schen Linien des Sonnenspectrums ganz gut wahmehmen kanil, wenn nur das angewendete Prisma von guter Qualitat und die betrach- tetě Licbtlinie nicbt zu breit ist Durcb Anwendung des eben bescbriebeuen Verfabrens gelangt man. nun A) Einfacbe Fluorescenzen. 1) Die Flnorescenz beginnt bei einem und demsel- ben Korper stetsan einer und derselben Stelle des Spectrum s, nnd bei Fliissigkeiten ist die grosere oder Sitzungsberichte 1863. 11* 10 74 P geringere Concen trati on ohne Einfluss auf die Granae derPluorescenz. Bei der Beobachtung durch das aualysirende Prisma líísst sich diese Griínze meistens dadureh sehr scharf erkennen, dass sich gerade in der ihr entsprechendeu Stello dea untern Randes des (niemals ganzlich febleu- den) abgelenkíen Spec(runis die dei Axe des Ocularprisma páral- r' lele (untere) und die dagegen senkreebte Grenzc des abgeleiteten Spectrums durcbschueidcn, und zwar um so reiner und scharfer, je gcrin- ger die Breite, und je grosser die Reinheit des primártn Spectrums war. Mit zunehmender Breite deaselben, und bei ungenauer Zusanuneustellung des Apparatea wird die Erscbeinung immer verwaschener und unbestímm- ter und nimmt mehr und mebr die Gestalt an, wie aie Stokes abbildet. Die Figuren 2 und 3 stellen das an LíJsungen von Aesculin und Fraxin sich ergebende Phanomen mí)glichst getreu dar. Ebenso die Figuren 9, 11, 12, 15, 16, in welchen MM' das abgelenkte Spectrum vorstellt. 2) Die F luoresc en zfarbe zeigt bei demselben fluo- rescirenden Stoffe in der ganzenAusdehnung derFluo- rescenz erregenden Parthie des primáren Spectrums einer lei Zus ammen selzun g (Mischung), jedoch haben jcne Farben, welche in Bezugauf Brechbarkeit derjenigen, in welcher die Fluoroscenz beginnt, zunachst liegen, so wie diese letztere Farbe selbst steta die relativ gr oss te Intensi ta t. Mancbesmal zwar bat es den Anschein, ala ob die Fluorescenzfarbe an den Stellen des Maxioaums eine andere Zusammenaetzung als an den ubrigen hStte; docb ist dies eine TauscLung, welche davon herriihrt, dass eben die priamatische Farbe, in welcher die Fluoreacenz beginnt, oder doch die nachst angranzenden in der ganzen Ausdehnung dea abge- leiteten Spectrums die íiberwiegenden sind, und daher an denjenígen Stellen desselben, an welchen die Fluoreseenz wenig intensiv ist, noch ganz gut erkennbar sind, wahrend die iibrigen Farben schon so schwach und nnscheinbar geworden sínd, dass man sie leicht ganz íibersieht Es ge- nflgt aber in solchcm Falle meistens, die helleren Farben durch einen Schirm abzuhalten, um sogleich die sonst ílbersehenen Farben zuerkennen. Ist die Fluoreseenz eines Stoffes schon an und fttr sich sehr wenig in- tensiv, flo halt es gewohnlich schwer die Sussersten Farben des abge- íf- ^1 + ► I 7* leiteten Spectrums sicher watrzunehmen^ und es ist daher unter allen Umstanden moglichster Schutz des Auges ror storendem Seitenlicliíe un- umganglich nothwendig. Das Ueberwiegen derjenigen prismatischen Farben , mit welchen oder in deren Nahé die Fluorescenz beginnt, ist auch der Grand, warum der Farbenton der Fluorescenz immer mehr oder weniger der jener Farben ist Beginnt z. B. die Fluorescenz bei einem Stoffe bereits ím Roth^ so fluorescirt derselbe schon im diffusen Tageslichte roth; beginítt sie im Griin oder Blan, so zeigt derbetreffende KOrper eine gríinlíche oder im letzten Falle blaue Fluorescenz n. s. w. Stoffe, die erst in den ultravio- letten Strahlen zu fluoresciren beginnen, zeigen immer, so viel mir de- ren bekannt geworden eind, violette oder dunkelblaue Fluorescenzfarbe. 3) Die Fluorescenz erreicht bei demselben Stoffe stets in derselben Gegend des primSren Spectrums vdas Maximum der Intensita t Bei fluorescirenden Auflosungen hat die grijasere oder geringere Con- centration insoferne Einfluss, als es stets eine gewisse Coneentration gibt, beiwelclierdas Phiínomen im Ganzen genommenam intensivsten auftrítt, wobei aber weder, wie bereits erwahnt; die Grauze, noch der Ort des Maximums, noch endlicb die Zusammensetzung der Fluorescenzfarbe eine Aenderung er- leiden. Wenn Ausnahmen vorzukommen scbeinen, so baben sie theils darin ihren Grund^ dass die betreffende Fluorescenz keine einfaclie ist, wovon spáter, theils darin, dass mit Abnahme der Intensitatder Fluorescenz die Wahr- nebmung der Granze ihres Beginnes und die genaue Ermittlung der Zu- sammensetzung der Fluorescenzfarbe aus den bereits angegebenen Griínden immer unsicberer wird, In den Figuren 8 bis 12 incL, dann 15 und 16 hábe ich versucht beispielsweise die eben bertihrteu VerbSKnisse fiír die einfachen Fluorcs- cenzen des Aesculin, Aeseuletin, Fraxin, des sauren und einfacb schwefel- sauren Chinin, des sogenannten ChlorophylI aus abgebríihtem russischem Thee und eines prachtvoU zinnoberroth fluorescirenden, von Rochleder aus Aesculetin dargestellten rothen Pigmentes, das in vieler Beziehung merkwurdig za sein scheint, in graphischer Form darzustellen, wobei jedesmal die iiber die abgeleiteten Spectra der Fluorescenzfarbe gezeich- neten Curven die Zu- und Abnahme der Intensitat der Fluorescenz in den verschiedenen Partíen des primaren Spectrums versinnlichen, Die 10* 76 Die Figuren 2 Tind 3 sollen liinwieder dazii dlenen, die Verschiedenheiten der sehr Shnlichen Fluorescenzen von Aesculin und Fraxín, so wie 4 und 5 jene von (reinem) Chlorophyll aus Theeblattern und des Rochledeťsclien rothen Pigmentes aus Aesculetin anscliaulich zu machen. Wálirend bei Aesculin die Fluorescenz beilaufig an der Granze des Indigo beginnt, und ihr Maximum zwiscLen der Linien-Gruppe H und der ultra viole tten Gruppe 1 hat beglnnt jene des Fraxín friiher (mit der Linie G) und erreicht ebenso noch im sicbtbaron Tbeíle des Spectrums ibr Maximum; in der Fluorescenzfarbe des Aesculin íiberwiegen Violeti iind Dunkelblau, in jener der Fraxin Hellblau und Griln, auch reiebt das abgeleitete Spectrum bei Aesculin bis weit ins Orange^ wabrend jenes von Fraxin nur bis Gelb reiebt. Der átberiscb-alcoholische Auszug von vorláufig mit siedendem Was- ser extrahirtem russischem Tliee, zeigt eine prachtvoll rotbe Fluorescenz^ die beinahe im aussersten Rotb (nahé bei der Linie B) beginnt, und bei prismatiscber Analyse nur Roth von der Brecbbarkeit der zwiscben B und dem rothen Ende des Spectrums liegcnden Strablen liefert. (Fíg, 40 Die roth fluorescirende aus Aesculetin erhaltene Substanz beginnt in derNábe der Linie C zu fluoresciren und die zinnoberrothe Fluorescenzfarbe wird bei der prismatischen Analyse in Orange uud bis zur Linie B reichendes Eoth zerlegt (vergl. Fig. 5.). Bei beiden Snbstanzen fallt das Maximtiai der Fluorescenz fast genau aiif die Stelle des Beginnes derselben, und nimmt von da ungemein rasch ab, doch bei dem einen und dem andern Stoffe in ganz verschiedener "ÍVelsC; wie man am besten durch Verglei- chung der Figuren 4 und 5 entnehmen kann. Ala weitere Beispiele k(5nnen nocli die Figuren 12 und 17 dienen, welche 'ebenfalls zwei sehr ahnlichen Fluorescenzen entaprechen, und zwar Fig. 12 jener der Auflii- sung von einfacb schwefelsaurem Chinin iu desíillirtem Wasser, Fig. 17 aber der einer alcoholischen Losung eines bishcr unbekannten, .und wie es scheint sehr flucLtigen, im káuflichen Indigo vorkommenden Stoffes. B) Zusammengesetzte Fluorescenzen. Mischt man zwei oder mehrere, fUr sich einfach fluorescirende Fl ii ss igk e iten , natilrlich solche, die sich, ohne aufeinander irgendwie verandernd zu wir- ken, mit einander vermischen lassen, so fluorescirt das Gemengeimmer in einer Farbe, die aus den Fluorea- 77 F cenzfarbcB der Gemě n g tlieile gemischt ist; eine roth und eine blau fluorescireude FlUásigkeit geben senách ein violetí fluoresciren- des Gemische; das Violett wird aber mehr ins Roth oder Blau neigen, je nachdem der roth oder der blau fluorescirende Gemengtheil im Ceber- gewichfe ist. Uatersucht man nun ein derartiges Gemenge mít dem vor- hin beschriebenen Apparat, so erkennt man jede der einfachen Fluorescen- zen, die den Gemcngtheilen zukomraen, sofort wieder ; woraiis folgt. dass durch die Mischung mit anderen, chemisch i ndifferen- ten, flnorescircnden oder nicht f luo r esci re n d en Stoffen der C har a ct e r einer be st immt en einfachen Flu- ore s ce n z ni cht verandert wird. Wenu die Granzen der ein- fachen Fluorescenzen nicht ganz nahé bei einander liegen, so gewahrt man sehr gut, wie sieh die abgeleiteten Spectra der einfachen Fluorescenzen an den Stellen des Beginnes von einander abheben und erst in den brech- bareren Partieen des Spectníms libereinander legen. Es entstehen auf diese Weise dunkle Raume, welche die Gestalt rechtwinklicher Drei- ecke haben, deren Hypothenusen von dem oberen Rande des abgelenfc- ten Spectrums gebildet werden, wáhrend die eine Kaíhete von dem teren, der Axe dea analysirenden Prisma parallelen (horizontalen) Rande des abgeleiteten Spectrums der v o r a n g e h e n d e n, die andere Kathete aber von dem auf die Prismcnaxe scnkrechten (veríikalen) Rande des abgeleiteten Spektrums der nachfolge nden einfachen Fluorescenz herrOhrt. Es ist begreiflicb, dass auch diese dreieckigcn Raume nur dánu scharf und bestimmt erkannt werden konnen, wenn die Breite des pritnaren Spec- trums eine moglichst geringe und die Aufstellung des ganzen Apparates, namentlich jene des analysirenden Prisma, eine sehr exacte ist. Da aber jenes Spectrum immer eine gewisse, wenn noch so kleine Breite haben rauss, so kann es geschehen, dass bei einer zusammengeseízíen Fluores- cenz die erwahnten dreieckigen Raume nicht deutlich zum Vorseheine kommen ; es wird diess der Fall sein, wenn die Granzen zweier einfacher Fluorescenzen so nahé aneinander falíen, dass wegen der unvermeidllchen Breite des abgelenkten Spectrums der kleine dunkle Raum von diesem letzteren ganzlich iiberdeckt wird. In diesem Falle, den 'man leichí mit einer einfachen Fl uo res ce n z v erwe ch s ein kann, schneiden sieh der horizontále und verticale Rand des abgeleiteten Spec- rums nicht mehr in einem Punkte dea unteren Řandea des abgelenkten, t nn- 78 sondern in einem viel ticfer liegenden, Sobald dieses Verhalten eíntritt, und sich dnrch keine Correcíionen an der Aufstelluug der verschiedencn Bestandtbeile des Apparates beseitigen liísst, wird demnach die Vermuthung gerecLtfertigt, dass man es mit einer zusammengesetzten Fluorescenz zu m thnn hábe, bei welclier die Gránzen der einfaclien Fluoreacenzen eehr nabc aiiciuander liegen. Hat man auf solche Art die Erscheinungen au abaiclitlich bervorgebracLten zusammengesetzten Fluorescenzen verfolgt, so ist es dann Icicbt, an ciner Menge von fluorescircuden Korpem ein gleiclics Verhalten zu erkcnnen, und es gelingt In vielen Fallen ganz gut, die so von einander gesouderten einfachen Fluorescenzen mit Riick- šicht auf ihre characíeristíschen Merkir ale als diejenigen gewisser bekannter Stoffe zu erkeunen, und so das Vorhanden sein dieser letzteren wenigstens sehr wahrscheiulich zu machen. In den Figuren 6 und 7 hábe ich versuehí eine Vorstellung von dem Anblick zu geben, den die prisraatische Analyse einer zusammengesetzten Fluorescenz bei Anwendung meiner Methode gewahrt ; man erkennt in bei- den Figuren, dass die mehrerwahnten dreieckigen duuklen Eiiume da- durch zu Stando kommen, dass zwei einfache Fluorescenzen bei veischie- denen Stellcn des Spectrums beginncnd, sich uber einander legen. Fig. 6 gibt eine Ansicht der Erscheinung an einer w^sserig alcoholischen Quassiatinktnr, Man wird durch Vergleichung mit Figur 3 sogleich bemerken, dass hier eine Fluorescenz auftritt, welche jener des Fraxin sehr ahnlicli ist, wenu man die Granze der letzteren und den Ort des Maximums derselben wohl ira Auge belialt. Ausser dieser erkennt man noch zwei einfache Fluorescenzen, eine sehr schwacLc; die an der Granze zwíschen Roth und Orange zu begin- nen schcint, aber wegen der zu geringeu Intensitut kaum mit Sicherheit zu characteriáiren ist, uud eine intensivere, die zwischen E und *F be- ginnt und ihr Maximum zwischen F und G erreicht; sie scheint von činem harzartigen KiJrper oder einem aíherischen Oele herzuríihren. Eben- so ist Fig, 7 das Bild einer interessanten zusammengesetzten Fluorescenz. Gewisse Lacmussorten geben nSmlich, wenn sie mit sehr verdiinntem Aetz-Ammoniak extrahirt werden, eine schmutzig grun fluorescirende Tincíur, deren Verhalten bei der Analyse eben Fig. 7 reprSsentirt. Man L unterscheidet sogleich zwei ziemlich intensive einfache Fluorescenzen, von 79 denea die Eine dem mehr erwfíhnten rothen Pigment ans A e 8 c u 1 e í i n (vergl. Fig, 5) angehort, wuhrend die zweite zwi- sclien E nnd F beglnnt und ihr Maximiim in der Nabe von F hat^ von da aber sehr rascli abiiinimt. Wovon sle herrlilirt, ist mir dermalen un- bekannt. Die drilte einfache Fluoreacenz ist sehr scliwach und scheint zwischen G und H zu bcginneiiy sie ist ebenfalls wegen ibrer zu gerin- gen Inteusitát vorlíiufig niclit níilier zu characterisiren. Eiae andere Lac- niussorfe, die mit wSssrigem Alcohol extrabirt eine sehr scbone purpurne Fhiorescenz zeigte, licferte bei der Untersuchung gcnau dasselbe Resultat (vergh Fig. 24) ; nur trat bei derselbcn die Fluorcscenz des rothen Pig- inentes aus Aesculetín besonders stark hervor, wahrend die zweite (zwi- schen E und F beginnende) zwar ungleich schwacher auftrat als im vorhcrgehenden Falle, aber immer nocb sicher erkennbar war ; die dritte (zwischen G und H beginnende) war ebenso matt wie im frliheren Falle, Es wíirde hieraus folgen, dass alle Lacmnssorten drei verschiedene ftuo- rescirende Stoflfe enthalten, und dass das rothe Pigment, wel- cbesRochleder aus Aesculetín dargestellt hat, in allenvorkommt. Fig. 19 gibt ein Beispiel von dem Aussehen der Erscheinungen^ welche bei Stoffen auftreten, die an sieh zwar einfach fluoresciren, aber mehr oder weniger raschen VerSnderungen unterworfen sind, durch welche neue fluo- ^i- rescirende Korper gebildet werden. So ist es der Fall, wenn man einer Aesculetinlosung etwas Ammoniak znsetzt. Dieser Zusatz bewirkt an- fanglích nur, dass die Aesculetín - FluorescenZ; ohne ihre characterístischen Merkmale einzubíissen, intensiver wird. Bei langerem Verweilen an der Luft aber nimmt die Flílssígkeit eiue dunklere Fiirbung an, die Fluorescenz wird weniger lebhaft, und bei der Untersuchung findet man jetzt, dass ausser der noch immer deutlich erkennbaren Aesculetin-Fluorescenz (vergl. Fig. 9) noch eine neue, schwache^ mit der Linie E beginnende Fluores- cenz vorhanden ist. Mit weiter fortschreitender Veranderung der Losung nimmt die Aesculetin-Fluorescenz fortwáhrend ab, und treten neue undeut- liché Fluorescenzen auf, bis endlich alle Fluorescenz verschwunden ist. j Auf dieselbe Art erkeunt man, dass die auf die gewohnliche Art be- reitete Stechapfelsamen-Tinctur eine zusammengesetzte Fluorescenz besitzt, 80 und zunachst In zwei ziemlicli intensi ve einfachc Fliiorescenzen zerfallt, deren eine ín F]g. 13 dargestellt ist. Man erhált die lotztere ziemlich rein nnd intensi v (nur noch von geringen Spuren der andern Fluorescenz begleiíet), wenn man die Samen zuerst mit gewohniichem Alcoliol (von der Dichíe 0.850) extraliirt, die Fmssigkeit abgieast nnd die ruckstan digen Samen neuerdings mit Alcoliol behandelt. Diesea zweite Extract fluorescirt bereits mehr blaugriin, wSlirend das erste wie beVanut einé apfeIgrBne Fluorescenz zeigt, und je ofter man die Operation in der angege- benen Weise wiederliolt, um so reiner erlialt man die durch Fig. 13 cha- racterisirte ziemlicL intensi ve Fluorescenz. Die Stecbapfelsamen enthalten wenigstens zwei verschiedene fluorescirende Substanzen, von denen die eine im Weingeist ziemlich schwer líJslich, und die Haupfursache der Fluorescenz der in gewohnlicher Weise bereiteten Tinctur ist. Der gewcíhniich als „ Chlor ophy 11" bezeichneíe atherlsch-aleobolische Auszug von griinen Pflanze ntheilen zeigt ebenfalls eine zusammengesetzte Fluo- rescenz, namlich die bereits ei-wShute, im aussersten Roth beginnende, und eine zweite, ungleich weniger intensive, in der Gegend der Linie F beginnende. Bruht man Theeblatter (von braunem russischem Thee) wie- Wasser We ab, und extrahirt sie nach dem Trocknea ► bleibt die erstere Fluorescenz fast ganz rein zurUck, von der letzteren zeigen sich nur noch Spuren. Es ist nun bekannt, dass das sogenannte ,,Chlorophyll" beim Verdunnen mit vielem rerliert und dafur eine achwache griinlich- Wasser blaue annimmt. Diesa rUhrt eben davon her, dass der die rothe Fluores- cenz erzengende Stoff im Wasser ganz unloslich ist. und durch Zu- Wasser aus der athensch-alcohollscíien Tinktur ausge- schieden wird, wahrend derjenige, weleher die bei F beginnende blauli- che Fluorescenz hervorbringt, im Wasser loslich ist. Ea verschwindet da- her die erstere ganzlich, wenn man eine gewohnliche ChlorophyilLosua Wasser man setzten Fluorescenzen, Indem es vorkommt, dass bei VerdUnnung der Flus- sigkeit die eine der einfaclien Fluorescenzen dabei intensiver wird, wahrend dagegen eine andere abnímmt u. dgl. m. 81 Die rotb fluorescirende Substanz, welche in dem sogenannten Chloro- phyll enthalten ist^ bietet Ubrigens noch einige sonderbare Erscheinimgen, welche ich jedoch so wie jene des Uranglases (Fig. 25) spáteren Mit- theiluugen vorbehalte. Fiir diessmal will ich nnr noch einer sehr merk- wiirdigen Beobachtung erwáhnen, die ich beim Zusammenbringen einer Aesculin-Losung mit einer (ammoniakalischen) Fraxiu-Loaung zu machen Gelegenheit hatte. Wáhrend man erwarten solíte, dass beido Flusaigkei- ten sich, ohne aufeinander verandernd einzu\YÍrken, mit eiuander vermi- schen lassen, ist diess durchaus niclit der Fall, und es genii gt eine ausserst kleine Menge Ae se ulinl o su ng, nm in einer verhaltniasmassig grossen Menge Fraxinlosung die Fluorescenz des Fraxins fastganzaufzuheben, und nnr eine schwache Aesculin-Fluorescenz ubrigzu lassen. Besonders ist diess der Fall, wenn die gleichfalls a mmo- niakalische Aesculinlosung nicht frisch bereitet ist, sondern lángere Zeit mit der Luft in Beríihrung war. Sehr frappant ist unter diesen Dmstanden die Erscheinung^ welche man gewahrt, wenn man die in einer Wanne von Hyalithglas befindliche Fraxinlosung mit einem In Aesculinlo- \^ snng von vorerwahnter Bescliaífenheit benetzten Glasstabe umruhrt, wáh- rend man auf die freie Oberfláche der Fliissigkeit das prismatische Spec- trum projicirt. Es bilden sich in diesem Falle an allen den Stellen, wo sich beide Flttssigkeiten mengen, schwarze Striemen und Wolken, gerade so, als ob man eine schwarze Fliissigkeit mittelst des Glasstabes in die Fraxinlosung verríihrt hatte. Sind die Losungen frisch bereitet, dann ist das Plianomen weniger aufiallig, die theilweise Zerstorung der Fraxinfluorescenz bleibt Ubrigens auch in diesem Falle ^ehr bemerkbar. Einfliisse der letztbezeichneten Art konnen nun allerdíngs in anderen Fallen auftreten und dadurch das Er- kennen eines bestimmten einfach fluorescirenden Stoffes in einem Gemengre mit anderen unmoglich machen. Es gehoren aber diese Falle offenbar in dieselbe Kategorie wie jene , in w^elchen die zusammengebrachten Stoffe auf einander chemisch einwirken. In allen anderen Fallen aber, wo solche gegenseiíige Einwirkungen nicht vorhanden sind, kann man, wie ich in den angefiihrtsn Beispielen dargethan zn haben glaube, immer die Fluorescenz-Erscheinungen als ein Mittel beníítzen die Gegenwart gewisser fluorescirender Stoffe in Gemen- SitzuDgsberlchte 18 62. II. 11 82 gen mit anderen darauf an, man durch eíne geeignete Beobacbtungsmethode die znsammengesetzte FJuores- cenz in die sie bildenden einfacben Pluorescenzen aufzulosen verm()*-e Im November 1862 eingelaufene Druckschriften. Crelle'8 Journal flir Mathematik LXI. Bandes 1. Heft. Berlin 1862. Abhandlungen der k. bayer. Academie der Wiss. Mtinchen 3 862. I. Heft 1, 2. A u g. M. G 1 ii c k s e 1 i g, Das Vorkommcn von Mineralien im Ege- rer Kreise Bohmens. Carisbad 1862 {vom Hrn. Verfasser). Eeise der oaterr. Fregatte Novara um die Erde. Nautiscli-pliysikal. W f V ^ (Vom h. Mariae-Obercommando). .Zeitschrift fíir Philosophie u. s. w., von Fichíe, Ulrici und Wirth. Halle 1862. XLI. Band 2. Heft. ' M A. Erman's ArcLiv fur wissensch. Kunde von Russiand. XXI. Band 4. Heft. Berlin 1862. Neues Lausitzisches Magazín, herausg. von Hirche. XL, Band. 1 Hálfte. G(5rlitz 1862. F. T ráje r. Historische Beschreibung der Diocese Budweis, 1862. 6. Heft (vom Hrn, Verfasser). Job. Udalr, Lerck Ueber Kolilenoxydkalium u. s. w. (Separ.- Abdruck)- Bnlletín de rAcademie Imper. des sciences de St. Petersbonrg. 1862. Tom rV, FeuilL 11-25. C. Stru ve, Beobachtung der totalen Sonnenfinsterniss u. s. w. St. ^ Petersbnrg 1861. V. Bouniakovsky. Recherches per quelques fonctions numeriques. N. v. Kokscharow, Ueber den russ. Monazit iind Aeschynit. E. Re gel. Flora des Ussuri-Gebietes. Mit 12 Tafeln. St. Peters- bnrg 1861. Otto Paulsen. Znr Anatomie von Diplozoon paradoxům. St. Petersbnrg 1862. Victor Langlois. Extrait de la Chronique de Sempad etc Alex. Strauch. Essai ďune Erpétologie de FAIgerie. St. Pe- tersbourg 1862, 83 14! íeobcaja hisíoria de Vardan. Wasbinfiríon 1862. Tom. t m gr, 4, Smithsonian Miscellanoua collectious. 1862. VoL 1 — 4. Annual Report of the board of Regents of the Smithaonian Instiíu- tion for year 1861- Washington 1862. Catalogue of publications of the Smithsonian Institution, Washing- ton Juny 1862. Smithsonian Museum Miscellanea. Washington 1862. Fonrth Report of the Geological Survey in Kentueky ; by D. D. Owen. Frankfort, Ky. 1861, Memoirs of the American Academy of arts and sciencea. New Se- ries. Vol. VIII. part 1, Cambridge and Boston lb6l. Proceedings of the American Academy etc. Boston 1861. Vol. V. FoL 31— -48, j Vierter Jahresbericht der offentl. Oberrealschule anř dem Bauem- markte in Wien. 1862. Gustav Skřivan. K theorii řad bezkonečný^ch. Ve Vídni 1862» (Vom Hrn, Verf.) Časopis Musea král. Českého, Red. K, VI» Z a p» V Praze 1862, Díl V. sešit 3. Kronika česko-moravská K. Vlád. Zapa, V Praze 1862. Sešit 3. Berichte tiber die Verhandlungen der kgL sachs, Gesellschaft der Wiss. in Leipzig. Math.-phys. Classe 1861. L II, — Philolog.-bistor. Classe 1861. 11. IIL IV. G. Hartenstein. Loeke^s Lehre von der mensclilichen Erkenntnisa u. s. w. Leipzig 1862, W. H. Han kel. Messungen liber die Absorption der chemischen Strahlen des Sonnenlichtes. Leipzig 1862. P. A H an sen. Darlegung der theor. Berechnung der in den Mond- tafeln angewandten Storungen. Leipzig 1862. Victor BShmert Beitráge zur Geschichte des Zunftwesens. Leipzig 1862. Jos. Alex* Freih. v» Helfert, Bericht tiber die Ausatellong 11 * N. 84 von Schul- und Unterrichtsgegenstanden u* ě. w. Wien 1862. (Vom Brn. Verfasser)* Philosophísche Section am 15. December 1862. Gegenwartig die Ilerren : Weitenweber, Hanuš, Winařický, Bezděka, Štuk und Zap; als Gaste die Herren: Dastích, Kolář, D. Pavlovid. Hr. Hanuš wahlte sich diesmal die c ultur geschichtlic h e irksamkeit des Jesuitťn Antonius K o- ten und literarische Wirksamkeit d e s Jesuitťn hiaS zum Gegenstande seines bohmischen Vortrages. Pater Koni as eteht in der bohmischen Literatur- und Culíurge- schichte durch die allgemein geglaubíe Sage, er hábe wahrend selues Prediger- und Missionarlebens 60 Tausend bohmischc Bticher verbrannt, in gar Ublem Rufe, weshalb von mehreren unparteiischen Sei- enden in frUherer Zeit die Auffarderung ergieng, in den Manuseript- und Blicherschaízen der kais. Univ. Bibliofhek zu Prag Nachforschnngen anzustellen, in wie weit diese an sich schon unwalir- scheinliche Sage begríindet sel. Der Voríragende konnte nun als das relative Resultat seiner bishe- rigen Forschungen Folgendes zu Tage fordem : Pater Antonius K o n i a š wirkte in der ersten Hálfte des vori^en Jahrhunderís besonders als Missionar in Koniggráz und dessen Dm^-ebun*^. Er war in Prag im J. 1691 geboren und starb ebendaselbst (im Clemen- tinischen CoUegium) am 27. Octobcr 1760; sohin nur 13 Jahre vor der Aufhebung dea gesammten Jesuiíenordens. Sein erster Biograph war ein dem Namen nach unbekannter Jesuite, der nach seinem Tode das im um seiner Wirksamkeit schrieb. Dieses benutzte hand- schriftlich noch Martin Pelzel zu seiner Lebensbeschreibung des ge- nannten Paters und veroffentlichíe dieselbe in seinem geschatzten Wer- ke: j,Bohmische, mahrisclie und scLlesisehe Gel eh rte und Schrift- fiteller aus dem Orden der Jesu i ten." (Prag 1786 S. 184 186). Darin flihrt er nun allerdings seitens Koniaa die Worte des Jesuiten an: „Eorum ultra sexaginta fa čile millia Vulcano de- dit in praedam." Dieser Aussprucb, so dunkte den Vortragenden, miisse aber cnm grano salis genommcn werden ; denn : 85 1. Schreibt ja dies der Jesuite dem Jesuiten als Elogium, d, i. zu dessea Lobe; 2. sagt auch er auadríicklich „f aci 1 e,« um anzudeuten dass hier keineswega von einer bestimmten Šumme, sondern nur von einer grosseu Menge die Rede sein soli. 3. Steht die ungeheuere Šumme von 60.000 — wean man auch nicht sagt: Biichern — sondern nur — Bán den in keinem VerLált- nisse zu der bescheidenen Anzahl der bohmischen Literaturwerke zur Zeit des Jesuiten Konias. 4. Bezieheu sich die Worte des lebenabcsehreibenden Jesuiten „eo- r u m^^ (se. libr o ru m) durcbaus nicht bloss auf b oh mi se h e Werke, sondern allgemein auf alle ketzerischen und obscoenen Schriften in was immer fiir einer Sprache. 5. Dies bestátigen auch schlagend die vom Pater Konias verfassten Indices librorum abolendorum vel expurgandorum^ die auch lateiui- sche, franzosiscbe, italienische und deutsche Werke enthalten. 4 6. Ist nicht anzunehmen, dass Konias alle bohmiscLen Bticher, die er so gerne besonders den niedern Volksschiqhten Q,rudi8 plebecula") und den Soldaten wegzunehmen pflegte, wirklich verbrannte, sondern man scheint annehmen zu miissen^ dass er sie zum Theile nur verwahrte und in die Jesiiitenbibliothcken ablieferle, vzas sich auch durch einzelne Thatsachen bestátigen lasst, die da geradezu beweisen, dass solche als „libri haeretici'^ bezeichneten und hie und da castigirten Werke sich in den Jesuitenbibliotheken vorfanden und darin fiir die Literaturgeschichte besser aufbewahrí wurden, als in den Handen des Volkes, wo sie bei den wechseinden Besitzern gar manches trube Geschick zu erleiden pfiegen. 7. Haben sich in der That die meisten der bessern; von Konias durch seine ,, Indices" oder „Klíče'' verfolgten bohmischen Bilcher in der bShm. Literaturgeschichte in mehreren Exemplaren wirklich erhalten , was oft gerechtes Staunen erregt^ da nicht bloss die Jesuiten, sondern fríiher schon die husitischen Verwíistungen und die anderen politischen Kriege z. B, der dreissigjahrige Krieg, in unserem armen Vaterlande gar graulich darin aufráumten. Um viele geringere Werke, t. B. um ketzerische Traktáte und Traktatlein, reformatorische Gebete und Gebetbíichlein, Ge- sSnge und Gesangbtichlein ist aber wenigstens in der wahren Literaturge- schichte kein Schaden, wenn man bedenkt, wie sehr man oft wirklich 86 Treffliches und dauernd Weríhvolles ungílnstígen Verhaitnissen zum Opfer fallen sieht und dies verschmerzen mneš. Bedenkt man endlich, 8. dass Konias ala Jesuite und Missionár nur seine Pflicht that, dass er nur Gesetze in Ausíibung braclite, welclie die hoch sten Autorita- ten in Staat und Kirche (Ferdinaud IL, Karl VI., Maria Theresia, Pábste, ErzbischfJfe und Bischíife) dem damaligen Zeitgeiste consequent erliessen: so Ěchwindet das Bild desselbcn als eines Un^eheuers in Jesuitenírestaít OV,^x^«vio iia ^COUllCliil aus der hbhm. Liter^jturgeschichte vollcnds, und wir sehcn in ihm nichts, als einen eifrigen, gelehríen Geistlichen, dem das Seelenheil seiner Ge- meinde wirblicb am Herzen lag, als einen StaatsbUrger , der politische Gesetze mit kirchlichen im Einklange zu erhalten sich bemíihte, als eineu besonncnen und klugen Manu, der oft da nur entfernte und castigirte, was Andere, wenn aie aucb nicht Jesuiten waren, erbarmuno^slos vernich- teten^ endlich sogar als einen Vaterlaiidsfreund; der in mehr alaeinerBe- ziehung der bohmischen Literaturgeachicbte niitzte- Um in dicsem letzten, am meisteu unwahrscheinlichen Punkte nicht als ein einseitiger Vertbeidiger des Angeklagten bei dem Processe der Litera ten gegen Koniaš angesehen zu werden, bob der Vortragende am Schlusse seiner Vorlesung besonders díe BescLaffenheit : erstens der genannten Indices des Koniaš hervor^ so wie zweitens die Bescbaffenheit der tibrigen schriftstellerischen Werke * des genannten Geistlichen. Díe Indices desselben unterscheiden sich von den zu seiner Zeit ílblichen Verzeichnissen der Art aus, dass sie biblíographisch verfassí sind, wahrend die Kirchenverzeichnisse oft nur den Namen des verbotenen Autors oder das Schlagwort des beanstiíndigten Buches anfíihren. Konias ist besonders beiWerkcn sehr ausfíihrlich, die ausgebessert werden sollten* da gibt er nicht nur genau an, welche Bilder oder Blafter vernichtet^ welche Satze und Worter geloscht, was verbessert und hinzugefíigt werden soIK Dadurch hat er sich — um hier nur von der bohm. Literatur zu spre- r chen -- sehr viel Verdienst eben um aitbíihmische Bíicher erworben, indem \ seine Verzeichnisse den Literaturhistorikem nun deutliche Fingerzeigege- ben, nachzuforschen, ob ein bestimmtes Werk vollstíindig und unver- letzt Bei, wie es erganzt und seiner orspriinglichen Leseart wieder zu- ríickgegeben werden kSnne, 87 Das erste Verzeichniss dei Art gab Koniaš scLon im J, 1729 uu- ter dem Titel beraus: Klíč kacířské bludy k rozeznání otvírající, k vykořenění zamýkající aneb ^^Jistřík některých bludných knih. V Hradci Králové. 12. Dieser j^Clavis haercsin claudens eí aperiens" kam sodann im J. 1747 in Koniggraz in zweiter sehr vermehrten Áusgabe heraus und wuchs durch fortgesetzte Sammlung und Sichtung des Missio- nárs^ der eine eigcne Gabe besessen haben soli, vcrdachtige Bucher auf- zusplircn, so an, dass er ihn am Ende seiner Tage bereits in vier Theile handschriftlich thcilte, wovon der erste Theil bohmische, der zweite deutsche, der dritte lateinische, der vierte e n d 1 i c h Bucher anderer Sprachen cnthielt. Die drei Ictzten Bánde liegen noch Irgendwo — wahrschcinllcli in dem erzbischoflichen Archive in Prag Prag> erzbischofs etwa im J. 1770, also zehn Jahre nach dem Tode Koniaš heraus unter dem Titel: Index bohemicorum librorum pro- hibitorum et corrigendorum ordine alphabeti disgestus (Vetero-Pragae, ty- pis Joan. Car. Hraba s. a.) Diesen Index nun beschrieb der Vojríragende geuau, gab Beispiele an, wie sehr Koniaš ins Detail die Literaturwerke dariu beriihre und wie eben dadureh er damit eine kleine Literaturge- scliichte oder wenigstens eine detaillirte Bibliograpbie bShm. ketzeriscber Werke geliefert hátte. b) ' In Bezug anf die anderen theologischea Werke des Missio - nars Koniaš erwiibnte der Vortragende, dass deren Reihenfolge bisber un- bekannt gewesen, obscbon Pelzel und nach ibm Jun-íoiaun seiner Werke ansfíihrlicli erwábnen. Werkea : A n gu- st in et AI. de Bac ker: Bibliotheque des ecrivains de la compagnie de Jésus ou notices bibliographiques (Liege. 185D), weiches im 5. Bandě (S. 383; 384) von Koniaš spricbt, und an der Hand der wirklicbeu Bu- cher des Koniaš, wie sie sich in der kais- Dniversitátsbibliotliek zu Prag befinden, kam nřímlich der Vortragende zu der Ueberzeugung, dass Pel- zel, wahrscheinlich durch den nrspriinglichen Biograpben des Koniaš verlei- tet, dessen Werke nicht bei ihrem wirklichen Namen nenne, soudem nur ihren Inhalt angebe, wodurch es geschah, dass in der bi^he- Werke fingirtea Ti- tcln, theils doppelt figurirten* So weit es nun dem Vortragendeu 88 der Werke des Koniaš selbst habhaft zu werden, sind diese — mit Ue- v bergehung der obigen drei Ausgaben der Verzeicljnisse verbotener Biicher folgende : 1. Cytara uového zákona pravého boha v předrahých Kry- —I stové víry tajemstvích a v svatých jeho hbozpévnS oslavující, aneb : r ■ # Písně celororoční — vSem pobožným versovníkům představené. Milým ^ r . vlastencům místo nekatolických, bludy kacířskými porušených písní za dar obětované, KSniggráz. 1728. 8. Eine zweite Auflage erschien davon ebendaselbst im J, 1746. 2. Zlatá neomylné římsko-katolické pravdy dennice na vejrocní slavnosti svatých a světic božich. Někdy od Kristofa Pflaumera z tovaryšstva pána Ježíše v přátelském rozmlouvání představená, nyní pak od jednoho téhož tovaryšstva kněze v epištolní vysvětlení rozšířená. Milým vlastencům inlsto bludných kněh obětovaná. V Praze. Joach. Kamenický. 1728. 8°. Díeses Werk des Jesúiten Pílaumer, sehrleben- dig geschriebene Gesprache iiber (besonders in Eobmen) slrittige Religions- wahrheiten enthaltend, tibersetzte aberschon im J. 1654 in Prag Job. Benedikt Smolík; wie dessen: „Katolická rozmlouvání'^ beweisen. Koniaš ist so- bin nnr ein Bearbeiter und Vermehrer der Smolík'schen Uebersetzung. 3. Jediná choti beránkova od prvního zasnoubení a založení svého až na věky v učení Krystovém neporušená, bezpečnou za berán- kem k životu věčnému cestu ukazující všeobecná římská církev gruntovně dokázaná od jednoho kněze z tov. p. Ježíše. V Hradci Krá- ové. 1733. Vád Tybéla. b\ 4. Im Jahre 1746 ? erschien die erste , im Jahre 1750 ? die zweite, im J. 1756 endlich die dritte Auflage der „Postilla" des Koniaš „anebo celoroční výkladové na epištoly a evangelia.'' Diese dritte Auflage ist in Prag bei Ign. Fr. Průša 8^ gedruckt. Dass es eine dritte Auflage sei, folgt aus den Worten am Titelblatte: ,,po třetí na světlo vydány od kněze Ant Koniaš e'^ ; die Jahreszahlen der 2 ersten Auf- lagen sind nur aus den Daten der Censurbewilligungen und andern Anzeigen erschlossen, da die Auflagen seibat in der Prager kais. Bibliothek nicht auf- zufinden waren. Auch Pelzel kennt nur diese 3. Auflage, und es konnte immerhin sein, dass die zwei frtiheren einen andern Verfasser hatten, den Koniaš nur beníiřzíe oder sein Werk bearbeitete. j 89 5. Dasselbe ist sieher der Fall mit dem Werke rodičů atd. — moadrost", welches ia Prag zum neuntenmal 1753 dnrch Koniaš herausgegeben wurde, dessen Ursprung aber weit iiber die Ge- burtazeit des Koniaš fallt 6. Das im J, 1754 erschienene Werk : Spasitedlný týhoden, aneb krátké věčného spasení upamatování na každý den rozvržené (Prag. 12°. standische Druckerei),' ist wahrscheinlich die Schrift, die Pelzel dem Ko- niaš uníer dem Namen : „Reflexiones sanctae singulis per mensem diebus ponderandae* zuschreibt. 7. Im J. 1760, also im Sterbeiahre Koniaš, erschienen Seina ..Pí- Werk im J. 1762 als ein Theil der dritten Ansgabe der „Cytara nového zákona" erscliien. Au3 allem diesen folgt, dass Koniaš sích nur aiif practisch-theologi- scliem Gebiete der Liturgik und Asketik bewegte, was mit seinem Berufe als Missionarius ganz tibereinstimmt. Ob Koniaš die meisten seiuer Werke, wie wenigstens Pelzel angibt, zngleich lateinisch und deutsch heransgab, ist fraglich und kiinftiger Forschung vorbehalten, die auch Na- bereš Uber die Biograpbie dieses verlasterten Mannes zut bringen hatte. Nach manehen Stellen in seinem ,;Klíč" či j^clavis'^ zu schliessen, hStte Koniaš nicht einmal fenig deutach gesprocben. j 4 Historische Section am 22. December 1862, Anwesend die Herren Mitglieder: Erben, Weitenweber, Zap, Doucha und Winařicky; als Gáste die HH. Emler, Frtthauf und Patera. Hr. Prof. Emler (als Gast; hielt einen Vortrag in bohmíscher Sprache íiber die Resultate seiner dipl o m a t is ch en Durch- forschung mehrerer Urkunden Conrad IL Příčinu k práci té dala diplomatická cvičení v ústavu pro vyskou- mání rakouského dějepisu, jehož členem pisatel byl a jemuž uloženo bylo k listinám cíaařii z domu franckého zvláštní zřetel míti, V práci bylo spůsobu toho šetřena, že se částky všech listin a to každé wláště na listy vypsaly, mezi sebou srovnaly a z nich pak se ustanovilo, co pra- vidlem a co odchylkou jest a v čem tato svého základu má. Sepsán Sitzungsberichte 1862, II. 12 90 těchto částí listin ěínilo se z výtisků, a bylo li těchto více, srovnaly se mezi sebou a spolchliv5jší byl použit : krátce práce byla provedena ve směru, jaký se jeví v Chronicon gottwicense a v slavném díle ,,Historia diplomatica Friderici 11'^ od nuillard-Brehollesři- Jaká zevnější úprava listin Konráda II. byla, mohly toliko originály aneb zvláště dobrá fac- ^ simile ukázati, Prvnějších se dostalo pisateli; když podporován jsa od mi- nisterstva osvěty 1860 v archivahiích záležitostech po jižním Německu ce- stovah V severním Německu prošel v podobDém směru ctěný prof, Sik- kel z Vídně mnoho listin a sdělil laskavě výtěžek z toho, tak že výsledky zkoumání o zevnější úpravě listin Konrádových o dobrou polovici všech posud zachovaných originálů se opírají a tudy dost velikou jistotu mají, any tyto i do rozličných dob panování dotčeného císaře padají. Ještě ^ spolehlivější jsou výsledky bádání o vnitřní úpravě částek, jelikož k tomu použito všech listin uveřejněných, jichž se dopíditi možno bylo. Z obo- jího podotýkáme v možné jen stručnosti následující. Všecky listiny Konráda 11. jsou psány jako všecky této doby na pergamene nestejné barvy, která brzy cisto bílá, brzy i Špinavě žlutá jsouc, o rozličné pilnosti a zručnosti při vyděláváni svědčí. Pro písmo se oby- čejně dělaly čáry a to na rozmanitý spůaob : ač jest i dosti listin, kde žádné stopy po čarách nenf. Čáry pak byly dělány nástrojem více méně ostr;ř^ a ten zanechal po sobe bi-ázdky, nikde ale jakousi barvu. Na pergamene se vždy psalo na straně, která druhdy k masu obrácena byla, ani jediný pád v listinách Konráda U. ae nevyskytuje, aby bylo psáno na straně, kde chlupy stávaly. Přejdeme-lí k textu listin, napadne nám na prvním místě chrismon, které žádné listině od Konráda II. vystavené se nedostává. Jeho tvar jest písmena c uvnitř, dole a nahoře rozličnými okrasami opatřená. Jeli- kož ty okrasy bývalé tironské noty zastupují, jest tím dokázáno, že na začátku 11. věku jejich význam již povědom nebyl. Vedle chrismon jest invokace verbální a ta zní in nomine sanctae et individuae trinitatis ; od- cliylky v této části jsou menší než v titulatuře, která na ni následuje a do 26. března 1027 diaina fauente clementia rex, potom ale diuina fauente clementia ímperator Romanorum Augustus zní. Místo favente jest též ordinaníe annuente a dante a třikráte zní invokace dei gratia rex. Listina od 14. května 1025 s názvem divina favente clementia Romanorum impqrator Augustus jest podvržena ; neb mimo jiné nepravidelnosti dokazuje i tento ac!ir>nismus její Tf 91 podstrčení. Hned po korunování Konráda na císaře není titulatura dosti ustálena; jest vidĚti, že kancléřové nenašli významu, který by je dosti uspokojil. Inskripcc; arrenga a formula publicationis nejeví podobnS žádný ob- ■jV vykly spůsob vyjádření se jako intimace, která za obsahem se výskytu jíc dle toho formu svou řídí. K intimaci se pojí hned interminace, t. j. vyhrožování trestem a pokutou, jestli kdo proti ustanovení listiny jednati bude. V listinách pro Itálii vystavených jest vSude interminace, v listinách pro Německo jen ve čtrnácti. Co pak se dástky pokuty t>'če, není ve všech listinách stejně, ano ani pro stejné pády stejně vymě- řena. K interminaci a kde té není k intimaci přivtěleno jest ohláSení, že listina podpisem a pečetí panovníkovou potvrzena jest a po ohlášení tom uvedeni bývali v době pozdější svědkové. V listinách Konráda lí. nejsou nikde svědkové, a kde se vyskytují (máme asi tři pády), mťlžeme bez rozpaku řici, že listina podvržena jest. Píikroěme nyní k částkám listin, od nichž vlastní vyhotovení a plat- nost jejich závisela. Jsou to tak zvaný podpis panovníkův, monogram, podpis kancléřův, pečef a iádek s diitum. Co se obyčejně v diplomatice podpisem panovníkovým nazývá, to nepsal král, ale vždy ten, kdo celou listinu vyhotovoval. O tom svědéí ve všech listinách Konrádových, že prodloužené písmo prvního řádku a tak zvaných podpisů krále a kancléře od jedné ruky pochází ; a mimo to i sama slova řádku tohoto, která do- sti ustálena jsou a do roku 1027 signum domini Chuonradi regis invic- tissimi a potom Signum domini Chuonradi invictissimi Romanorum imperatoris znějí. Při tomto tak zvaném podpise stojí monogramm. On jest jediná část listiny, při jejíž vyhotovení i král se siičastnil. Až do času Jindřicha II- máme monogrammy, které jen jméno naznačují, za Jeho panování vy- skytují se mnohé již s titulem a za Konráda IL jen tento poslední druh. Odpovídajíce na otázku, zdali monogrammy dle jakési šablony zhotoveny byly, musíme se rozhodně proti tomu vysloviti ; neb při tolika listinách, které před námi byly, neshledal se ni jeden monogramm s druhým úplně stejný. Ano i v týž den zhotovené listiny anebo brzo po sobě nemají stejného mouogrammu, Žeby ale král sám byl celý monogramm dělal, proti tomu svědci okolnost, žeby zhotoveni v podobě, jak je máme před sebou, dlouho trvalo a žeby více jednotvárnosti bjlo lze pozorovati.. Zá- kladním tvarem monogrammu jsou dvě kolmé souběžné ťSáry, jež jiné dvě křižnjíee se mezi sebou spojují. Dotčené dvě kolmé čáry spojiye ještě 12* 92 jiná vodorovně tažená, která zároveň křiziyící se čáry v bodu, kde se řežou probíhá. Tuto vodorovnou cáru mám za část monogrammu , již Konrád IL sám zhotovoval. Neb se obyčejně i barvou i jakousi neji- stotou liší od částí ostatních. Okolp těchto dvou kolmých a se křižují- cích čar hromadí se i ostatní písmeny monogrammu. Od r. 1027 jsou tři kolmé souběžné čáry, jelikož císařův titul byl větší než králův a tudy i více částí potřebí u monogrammu. Pod tak zvaným podpisem králov- ským jest obyčejně (zřídka vedle něho) ohlášen^^ že kancléř listinu pro- hlédl na místě arcikancléře. Nepravě se tota oznámení jmenuje podpis kancléřův; an řádek ten Jak již řečeno bylo, od téhož písaře pochází jako řádek první a za jednoho kancléře více písařů rozeznati se může- Za císaře Konráda IL rozhodlo a ustálilo se ono památné rozděleni hodnosti arcikancléř- ské mezi arcibiskupa mohučského a kolínského. Prvnéjšímu a jeho nástupcům ostalo arcikancléřství v Německu, jež již dříve měli; druhé vydobyl v r. 1031 sobě a svým nástupcům arcibiskup kolínský- Císařská kancelář byla již dříve na dvě rozdělena, tak že v listinách pro Itálii vystavených jiný kancléř a arcikancléř se vyskytuje; arcikancléřství italské nebylo však na jisté místo poutáno a nejednou se stalo, že arcibiskup mohučský obě hodnosti měl. Tak to i bylo od r. 1024—1031, kde Aribo ve všech listinách i pro Německo i pro Itálii vydaných co arcikancléř jest. Po jeho smrti (v dub. 1031) zjednal si hodnost tu Piligrim, arcibiskup ko- línský a od té doby ostalo to tak na všecky budoucí časy. Všecky listiny Konráda II. musejí až do r. 1031 míti co arcikancléře Aribona a není-li tomu tak, máme je za podvržené. Od r. 1031 mají Bardona pro Ně- mecko a pro Itálii od r. 1031—1036 Piligrima a potom Hermanna. Kancléřové jsou i pro Itálii a pro Německo hned od počátku roz- dílní. Do r. 1032 jest Udalricus, potom Burchardus a v r. 1039 opět jiný Udalricus. V čele kanceláře italské byl nejdříve Hugo, potom Bruno, pak Hermann a konečně Kadeloh. Stranou od tak zvaných podpisů krále a kancléře jest pečeť. O její zachránění se v středověku nejvíce staralo. Za Konráda II. nemáme pečetí na provázku privěšených jako v dobách pozdějších. Pečeť jest zhotovena z obyčejného vosku a na známý spůsob připevněna. Král sadě na trůnu bez lenošky, maje v pravé ruce kopí a v levé žezlo, nahoře liliemi opatřené jest vyobrazení nejstarších pečetí Konrádových. Na jiné jest v tomž postavení, maje v pravé ruce žezlo, v levé říšské jablko. Na ^ 93 Chuonradus jest podobné vyobrazení jako poslenějsí, jen dže na žezle sedí jakýsi pták Od r. 1035 jest na pedetěch též takové vyobrazení, císař má ale říšské jablko v pravé a žezlo v levé ruce. Vyobrazení svědčí o dosti značném pokroku v rytectví, oblyčej po- dobizen jest ušlechtilý, vousatý, ale příliš dlouhý a hlava nahoře u po- rovnání s dolejší éástí nad míru široká. Ve třech listinách, jež Konrád 11. se svým synem Jindřichem vy- hotoviti dal, není pečetí, ale olověných bull/, které připevněny json řcmín- ky z pergamenu (u dvou) a hedvábnými nitěmi. Bulle mají podobizny i Konráda 11. i Jindřicha III. s ostatními příznaky panovnické hodnosti, a bezpochyby se jich užilo proto, žeby obyčejné pečetě byly mnoho místa zaujaly. Listinu končí řádek s datum. Při tom rozeznávati sluší udání času a místa vyhotovení. Udání času obsahuje jmenováni dne v měsíci a určení roku. Ono se děje naskrz dle starého kalendáře Římanů; tot ooby- cejně udáním roku od Kristova narození, indikcí a podotknutím roku kra- lování a od r. 1027 i císařování, Obtíže při tom nejsou nepřekonatelné avšak nemalé a to pro těžké určení epochy každého jednotlivého spů- sobu počítání času a velká neshoda v Číslech. Epocha roku v listinách Konrádových kolisá mezi 25. prosincem a prvním lednem. Rozhodnutí se pro jedno neb druhé jest těžké, jelikož v tom se jen listin vystavených mezi 25. pros, a 1. led. držeti můžeme a těch po skromnu jest. Za epo- chu indikcí považovati se musí začátek září. Nejvíce nedůslednosti se jeví v udáních let kralování a císařování; neb mnoho listin nemá souhla- sících udání s lety po narození Kristově a s indikcí. Listiny takové nejsou podvrženy, ale chyby staly se strašnou nedbalostí písařů. Na rozhraní let jest nejvíce chyb, což patrně svědčí, že pisař neměl změnu na mysli a psal u př. v X, roce kralování, když již XI. byl započal. Udání místa, kde listina vyhotovena byla, přesvědčí nezřídka, že listina podvržena jest a předce nelze přesvědčiti z originálních listin Kon- rádových, že vepsání datum t j. dne a měsíce na jiném místě se státi mohlo, než jak to listina udává, a že tedy při tomto jediném nedostatku o podvržení listiny s přesvědčením pronésti se nesmíme. Tolik v možné krátkosti o Částech listin Konráda II., o textn a čistě pálaeografické jejích stránce bndiž později promluveno. 94 Naturwiss.-math. Section am 29. December Anwesend die Herren Mitglieder: Weitenweber, Pierre, Amerling, Je- línek, Staněk, J, v. Hasner, Czermak, Kořistka und Palack;^- jun. ; als Gast Hr. Dr. A. Nowak. Hi\ Pierre hielt einen Vortrag Uber einen Apparat (Te- trachord) zuř Demons trati on der Gesetze der Trans- versal-Sch wi ugu nge n gespannter Saiten. Um die Urastándiichkeiten und den Zeitverlust zu vermeiden, denen man bei dem gewolinlichen Monocborde in dem Falle begegneí, wenn man aucli den Einfluss des Durcbmessers und der Dicbte des Materials der Saite in den Bereich der expevimentellen Denionstration ziehen wiH, bediene ich mich bei meinen experimentellen Vortragen eines eigenthiím- lich costruirten Apparates, bei welchem auf einem Resonanzkasten vier gleich lange Saiten A, B, C, D so befestigt sind, dass die erste und vierte, und ebenso die zweite und dritíe gleicbe Spannung in der Art be- sitzen, die Spannung von Zwei und Dřel in einer bekannten und einfachen Beziehung zu jener von Eins und Vier stebt; wáhrend bei diesen das Materiál dasselbe (Stabldraht) ist, aber die Durcbmesser verschie- den sind, sind bei jenen die Durcbmesser gleich, aber das Materiál somit die Dichte ist eine verschiedene. Um diesen Zweck zu erreichen, ist die erste (Stabl-) Saite A wie gewobnlich an einem Wirtel befestigt, gebt sonach, wie alle íibrigen, aber zwei Stege und ist mit ibrem anderen Ende an dem einen Arme eines gleich- armigen Hebela befestigt, dessen zweiter Arm wieder zum Befestigungs- punkte der Stabl-Saite D dient, die mit ibrem zweiten Ende wieder an den langeren Arm eines , ungleicbarmigen Hebels, befestigt ist. Die Arme die- ses Hebels steben in einem bestimmten Verbaltnissa (4 : 1 oder besser nocb 3 : 2), so dass eine an dem ktirzeren Arme befestigte Saite eine in dem Verbaltnisse der Armlangen grSssere Spannung erhalt als die Saiten A und D, die an und flir sich gleich gespannt sein werden. Diese Saite B ist mít ihrem zweiten Ende wieder an einen gleicharmigen Hebel, dessen Arme dem ktirzeren Arme des zuvor erwahnten ungleicharmigen Hebels gleich sind, befestigt und bewirkt daher, dass die Saite C, dle mit dem einen Ende an den zweiten Hebelarm, mit ihrem anderen Ende aber an einen Wirtel befestigt ist, eben so stark gespannt wi rd, wie sie 95 selbst. An dem von mir gebrauchten Apparate ist B eine AlumindraLt-i C. eine Kupferdraht-Saitc, beide, wie bereits erwalmt, von gleichem Durch- messer. Da siimintliche vier Saiten iiber zwei genau parallele Stege ge- fíihrt sindj haben síe iiberdiess gleiche Láugen^ geben aber natiírlicli ver- schiedene Tone, dereu rclaíive Hohe auf die gewohnliche Weise bestimmt und niit der Formel fíir die Schwingungsdaiier verglichen werden kann^ Am bequemsten kann díese Vergleícliung dadurcb -bewerkstelligt werden^ dass man durch einen verseliiebbarenSteg die tiefere der zu vergieichenden Saiten so lange verkiirzt, bis síe denselben Ton gibt wíe die andere, und an einer auf dem Kesonanzkasten angcbrachten Scale die entsprecíiende ■t Lange abliest. Bei dem von mir angewendeten Instrumente stehen die Dorchmesser der zwei Stahlsaiten in dem Verháltnísse von 0'58 zu 1, die Lange beider beírágt 81 Centimeíer. Die dickere Saíte miisste sonach nur 46-996 Ceníimeter lang sein, wenn sie denselben Ton geben soli wie die diinnerc. Durch den beweglíchcn Steg auf diese Líínge gebracht er- gibt sich in der That Einklang beider Saiten. Die Dichte der Ahimin-Saite steht zu jener der Kupfer-Saite im Ver- haltuisse von 1 zu 2-667, bei gleichen Langen und Duťchmesseni. Ver- kiirzt man die Kupfersaite auf 49' 6 Cení. Lange, so gibt sie denselben Ton wie die Aluminsaite. Ďasa die Auwendung des gleicharmigen Hebels zu dem Zwecke, zwej Saiten gleiche Spannung zu ertheilen, selbst bei dem gewohnlicheu hori- zontalen Monochorde mit zweí Saiten von grossem Vortheile in allen den- ■ jenigen FSllen ist, in welchen es sich darům handelt, beide Saiten unter allen Umstiínden von gleicher Spannung zu Iiaben, ist leicht einzusehen und díese Einrichtung uberdiess mit Leiehtigkeit auf jedeš bereits vorhan- dene derartige Monochord tibertragbar. Hr. Amerling raachte wieder einige na tur()konomi- sche Mittheilungen nebst Demonstration der pa ras i ti- schen Th ier clien. 1. Zuerst wies der Vortragende das naíurokonomische Milbenherbar von Herrn Leopold Kirchner in Kaplitz vor, Dasselbe enthžilt alle Pflanzen, an denen die Herren Amerling und Kirchner Milben-Arbeiíen anfgefunden haben, und welche in der von Dr. Weitenweber redi- 96 girten Zeitschrift Lotos (Jahrg. 1862) nnd ausmhrlicher in dem von B o^- r o s ch redigirteu Centralblaíte fdr Oeconomie nnd Forstwissenschaft 1862 besprochen sind. Als bemerkenswerth hob er namentlicli liervor den neu anfgefundenen Cecydoptes Cotoneastri, wodurch abermals eine Species zu der bisher einzígen Species Cecydoptes Prnni zuwuchs ; dann Calycopbthora Ávellanae, et C. populi, weIcLe am Slamme Bogenannte Knospenroschen veranlassen und nie mehr die Knospe zur Entvvickelung kommen lassen, sondern Ueberreste bewirken, die man genau nach Jahren unterscheiden kann. — Interessant ist auch Erineus Padi, den schon der alte sehr fleissige Franz de Paula S c h r a n k (seine Beitráge zur Natur- geschichte, Augsburg 1776 S. 15) ziemlichgut sah, aber unrícbtig mít Aca- rus Limacum Reaumur (Act. par. 1710) in aUen Eigenschaften fur gleich Mlt, und glaubí, jen er Acarus Limacum kSme etwa von den bekrochenen Biattern des Vogeikirschbaumes in den Darm der Gartenachnecke, worauf erdannoft im trocknen Sommer auch auf derSchneckenschaleerscheine. Uns ist bisher nicht bekannt, wie weit die Forschung in Hinsicht des Acarua Limacum seit Reaumur (Act. par. 1710 í Insecte de Limocoňs) gediehen ist, werden aber nicht unteríassen autoptisch selbst uber diesen interes- santen Gegenstand nachzuforschen . 2. Als eben so interessant zeigte der Vortragende Blátter von Po- pulus tremula vor, welche mit einigen Eiem ďes Schmetterlings Orthosia populeti belegt waren. Herr L. Kirchner machte die schone Ent- 30 mikroskopisch kleinen Milbeneiern besetzt sind, aus denen dann die sehr kleinen Milben selbst hervorkommen. Es ist diese Beobachtnng eine scLone nnd wichtige Zugabe zn der Beobachtnng des Vortragenden, welcher im Jahre 1858 zu Divischan in den dortigen Obstgarten die verschiedenen Colonien von Eccoptogaster prnni sammt ihren Feinden, Ichnenmonspoppen und Larven in ihren drei Metaraorphosen als Ei, Larvě und Pappe, an einer allgemeinen Milbenphthiriase darnieder liegend und die Milbeneier-Sacke zum Theil schon mit hervorkriechenden Miibenlarven, ihnen kopfe und noch grosser heraushangend, gefunden haíte. Der Rucken und der Bauch; selhat auch einzelae Orgáne, waren von ihnen voli, so dass theils sehr viele kleine Knopfchen, theils auch viel grossere einzelne zu sehen waren. Das Aussehen der sehr alten Pflaamenbaume wirklich sehr trauriges, ahniich den absterbenden Birkenwaldern in Schwe- deck wie war em 97 den iind doDen bei Tetschen-Liebwerd, deren man aus den dortigen grossen Obstbaumaniagen nach Hrn. J o š ťs Mittheilung 800 heraUBwerfen musste. Hr. L. Kircbner wird sicher nicbt unterlaasenj diesen interessanten Gegenstand in seiner Gegend noch weiter zu verfolgen, indem diese Milbenwelt Tag taglich an Ausbreitung "and Wichtigkeit in tinseren Augen gewinnt. und wirklich átf den selir wichtigen gehort. ' ' Hierauf wandte sich der Vortragende zum W einstocke nnd zu dessen merkwttrdigem Naturaliencomplese, der bei uns in Bohmen keiu Leibcomplex, meiat aber ein je nacb Landern, welcbe der Weinstock besucht, abwechselnder, mebr oder weniger scbádlicber Clientencomplex ist. Dabin firehoren die Melniker bekannten Kafer .Šv ad len k v" und ^strakatí chrou- sti. Š keine Melolontha oder Anomala vitis, die In Oesterreieh und Ungarn hauset, grííngolden mit gelben Seiten des Halsschildes und oft des Schul- terrandes der Fliigeldecken gianzt und an Grosse sowohl die sehr áhn-^ liché dttstergriingoldené Anomala solida, áls aucb Anomala JuHi iiber- trifft; wobl aber die Philoperta hortícola, deren Arbeit schon der generiscbe Name anzp.igt und diese wirkiich eigenerArt ist, und zwar aicht unáhniich einer durchbrochenen Nahterei am Weinrebenblaííe. Sie sínd um ein Drltteh kleiner als die hellgriingoldene aurata und besonders die 5"'grosse Anomala viíis, sind sogleich am goldgriinen Thorax und anden braunrothen Fliigeldecken zu erkennen; íiberíhrzeítwefliges Wiedererscbeinen ist leider nichts bekannt. Was die mit dem Volksnamen „Strakatí chrousti" belegten KSfer betrifft, so ist es: Melolontha fuUo, die grSsste hierlandische Maikáfer-Species, gegen ly^^ZoU lang, ganz braun, mit weisaen Haar- oder Schíippchenflecken be- sprengtj das Schildchen mit doppeltem weissen Fleck und das Brust- sttíck mít drei Langslinien. Die Larvě, oder eigentlich auch Engerling genanntj bewobnt Kieferwálder und hat schon oft ganze Striche Wálder kablgefressen (wo? in welchem Turnus ? wie stark? in welcher Begleitung ?), wáhrend er regelmássíg auch andere Báume, vielleicht zur Begattungszeit entlaubt. Hr. Dr. A. erhielt ihn aus Mělník und fand auf dessen Bauchschienen einige 5 Stiicke eines ovalig gedrííckten L J Gebildes, das ein Ikodes- oder Zeckenbalg zu sein schien, ganz aber emem angeklebten Schmetterlingsei gleicht, wo bereits das Raupchen durch das imtere dunkelbraune halbomsaumte Loch und durch die Bauchschienen des Kafers ausgekrochen ist. Ea ist Schade, dass der Vortragende bísher nur Sitzungsberichte 18 62* II. 13 98 als in manclicr anderen seincr Schriften, in dcnen er sicíi fieier bewegfe, z. B. in dera Werke : Životovč svatých otcův. Der bohniisclie Uebersetzer seibst: Éehoř (d. i, Gregor) Hrubý z Jelenije, im Mittelalter auch G e I e n i u s, Jeleníus der Aeltere genannt, ist Eeiucn Lebcnsgeschicken nach bisber noch wenig erforscht worden. Sein Geburřsjahr ist gar nicht bekannt, sein Sterbejalir gibt Jungmann (S. 556.) als das J. 1514 an, doch litóst er ihu (S. 114. Nro. 926.) noch im J. 1516 ein lateinisches Werk tibersetzen. Er war vom Adel, ein Biirger Prags, stand der katboh"schen Seite gegenUber, und machte Bich besonders als Ilunmiist durch haufige Uibersetzungen aus dem Latein beriihmt, die theils in alten Drucken, theils in Manuscripten vorliegen. Hanslik erwiihnt dersclbeu in seiner Beschreibung der Prager Universitats- Biblioíhek an drei Stellen und zwar S. 53-1. 544. G25. Auch sein Sohn Sigismund glanzt unter den Autorea der bohmischen Literatur. Die melsten Biicher der Ueberseízung deg „Gliickbucheg' Petrarca'9 sind in relativ zahlreicher Menge und meist wohicrlialten auf uns gekora- mea, was, als vielleicht einzige Ansnahme bei alten bohmischen Buchern, die in die Reformationszeit Bohmens fallen, ein Bcí\^eis sein mag, dass sie mehr auf den Schlossetn des bohmischen Adels und den Hausern Lumanistisch gesinnter Buiger. so wie auch in den rcicherern Klosterbiblio- theken, als unter dem gríJssern lesenden Publicum heimisch waren. Auch stammt wirklich das vollstandíge Exemplár der Prager feais. Universitats Bibliothek mit einem gemalten Holzschuiíte (54. B. 7.) aus der Kruniauer Jesuitenbiliothek ; dem zweiten woblerhaltenen Exem- pláre (54. A. 60) ist jedoch seine Abkunft an níchts abzusehen. Gerade die Jesuiten; denen man die Vernichtung von taasenden bSlimischcn Buchern zuschreibt, haben wenigbteas in ihren Bibliotheken, sowohl von Manuscripten als Bíichern tauscnde der werthvollsten \ycrke bohmischer Literatur den Literaturfrcundcn der Zukunft erhalten. »9 Hístorisclie Section cam 23. Jimi 1862 Anwesead die Herren Mitgliedcr: Weitenweber, Hanua, Winařický, Stulc, Zap imd Storch ; als Gáste die Ilerrcn Dasticli und Emler- Hr. Hanuš gab (in einem freien boLmisclien Vortrage) Bericbt tlber das jungst in Genf eíschienene Bucb^ betiíeltt: Le livre du Recteur, catalogue des etudiants de ť Aca- demie de Geněvede 1559 á 1859, um auf die culturhistoriscbe Bedeuteuheit dieser Hterariscben Erscheinung, die in einem unscheinbaren NamensverzeicLnisse zugleicb die H e i m a t aller derjenigen enthált, dle da in Genf sicli ihre religios-Hteransche Bildung Lolten. Freunde der CulturgescIúcLte konnten daraus wenigstena annaluírungsweise eine Statistik des Besuchs dieser Universitííf seitena der ihr nachstgelegenen, so wie der entferntesten Volkerschafíea entwerfen, die manches Schlaglicbt, so auf die genannte Hocbscbule, wie auf die sie besuchenden Studirenden wíirfe. Von den dreí Herausgebern und Redacteuren dieses livre du recteur (den Herren Cbarles LeFort, Prof. der Recbte, GuataveReviUiod, Frasident der bistor. und archaeolog. Gesellscbaft zu Genf und Edouard Piek, Dr. der Recbte und der Phil) batíe Herr R e v i 1 1 i o d beim freundscbaftlicben Einsenden zweier Exempláre an die ^Universitat zu Prag^ nocb die besondere Gíite, auf die Menge von „noms Bobem es, qui figurent en assez grand nombre dans ce long catalogue** aufmerksam řu macben. Um einigermašsen wenigstens auf das Resultat einer bisto- riscb-statistischen Forscbung in diesem „Rectorsbucbe" hinzudeutenj ent- v^^arf Hr. Hanuš ein Verzeicliniss derjenigen Bohmenj Mabrer und Schlesier, die im ersten Jabrbunderte der reataurirten Universitat zu Genf {denn deren crster Ursprung verliert sicb bis zu dem Jabre 1368) d i. vom X 1559 — 1659 diese berUlinite Hccbscbule besucbten. Er reihle daran zur Vďgleicliung zugleicb das Verzcicbniss der besucbenden Polen. So euíátand folírenJe Tabelle: ■Jr «• 7* ee * j: Hú .t i f ř1 Ul i ; •A 1 fl 1 Re^ister zam Jahrgaiig* tse^ L íiuvAmbros. Compositionen voa Messen im XV. Jahrhundert. IL 12. Amerling, Ueber den Kehriclit der Bieneiu IL 8. — Naturokono- miache Mittheilungen. II. 95. Bayer. Wesen des Komischfen. L 10. ' ' "^ Bippart. Romisclie SíaatsverfassuDg unter den Konigen. IL 25. Bohm. Ueber einen neuen Universal-Gnomon. L 57. — Ueber ein Origínal-ManuBcript Tycho Brahe^s. L 104. • - ^- Czermak. Mikroskopische Schrift von Peters, IL 26. * 'i^- Ví Emler. Ueber Urkunden Kaiser Conraďs. II. IL 89. Feistmantel. UntersiluríscLe Kalksteinschichten in Bohmen. II. 27. Frtihauf. Das altr^misclie und byzantinische Steuersystem. IL 3. Gin děly. Spanien bei den Pabstwahlen. L 4, Grohmann. Ueber Apollo Smintheus und dle Manse. L 46. Fnnde. L 24. der Bohmen Fragm ^ I. 18. Literarische Chronik des K. Jovianus. I. 44. — Astronomische Literatur XV. Jahrhunderte. I. 89. — Petrarca's : "De remediis ntrinsque fortunae. I. 94. — Ueber das Genfer : Livre du Recteur. I. 99. TL » Lži. n. 35. Ctiboťs VOD Cimburk Buch : Hadání",Pravdy ^•• • ' A. K«niaš's cnlturgeschichíl. n. literar. Wirksamkeit U. 84 Hat tála. Ueber Buelajev's russische Grammatik. I. 77. H6 fler. Ueber K. Maxmilians I. Pian uaw. I. 26. — Berichí Uber dessett Stndien in MiincLen. II. 39. Karlin ski. Auflosung einer Kepleťschen Gleichnng. I. 41. Klemt. Der romaniscbe Kirchenbaustjl, I, 10, 101 v. Leonhardi. Metaschematische BlUílien von Tulpen. I. 73. Nebeský, Ueber die altere Poesie. II. 35. Nowak. Ueber die Gewitter. I. 78. Palack'y. Flora der Alpen und dcs Tieflandes I, 30> — Ueber Ben. tham's und Hooker's Genera plantarum II. 98. Pierre. Einfluss der Biegung dcs Wagebalkens. I. 13. — Ueber Plateau's VersucLe usw. I. 107. — Anwendung der Pliiorescenz-Erschei- nungen. IL 66. — Ueber das Tetracliord. IL 94. Půrky ně. Grttndung von National-Academien. II. 4. Rochleder. Untersuchung der Aloe succotrina von Czumpelik, 11. 5 + Stein. Ueber E, Eberharďs und Wrzesniowaki's Infusorien-Abbaud- lun gen. I. 60. Volkmann. Ueber die psycholog! sclien Ansicbten Spinoza's. L 26. Kritik des Materialismus. I. 33. Weitenweber. Jahresbericht fur 1861. I. 3. — Ueber Kirchneťs Schmarotzer der Bienen.I 13. — Aus Nowak's Abhandlung Uber das todt® Meer und die Verdunstung I. 27* — Ueber die weiblichen Bliithen des Arům italicum, nach Polonio. I 40. — Die Procedings of Philadelphia, II. 5. Ueber PeyFs Gregarin^JI. 65. Wocel. Geschichte des altbShmischen Rechtes. I. 33. — Ueber Wilhelmine W Zap. Ueber den heiligan Bischof Adalbert. I, 12. — Die Kegie- rungsperiode von 894—936, L 103. A ^ % J 1 n ^Aé I . k der Gc»«v