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Kronecker las über die Inhaltselemente der verschiede- nen Mannigfaltigkeiten, An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vorgelegt: W. G. Kern und W. Willms, Ostfriesland wie es denkt und spricht. Bremen 1871. 8. K. Schiller und A. Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch. 1. Hft. Bremen 1872. 8. Von der K. Akademie der Wissenschaften in Wien: Sitzungsberichte, philos.-hist. Kl. 66. Bd. 2. 3. Heft. 67. Bd. 1.—3. Heft. 68. Bd. 1. Heft. Wien 1871. 8. [1872] 1 Gesammtsitzung Sitzungsberichte, math.-naturw. Kl. 1870 I. Abth. 8-10. II. Abth. 9—10. 1871 I. Abth. 1—5. II. Abth. 1—5. Wien 1871. 8. Denkschriften d. philos.-histor. Kl. 20. Bd. 1871. 4. Archiv für österreichische Geschichte. 43 2; 45, 1.2; 46, 1.2; 47,1. Wien 1871. 8. Fontes rerum austriacarum. Bd. 31. 32. 34. Abth. II. Wien 1871. 8. Almanach für das Jahr 1871. 21. Jahrg. Wien 1871. 8. Tabulae codieum manuscriptorum jpraeter graecos et orientales. Vol. V. Vindobonae 1871. 8. und 23 Separat-Abdrücke. Sitzungsberichte der Dorpater Naturforscher-Gesellschaft. 3. Bd. 2. Heft. 1870. Dorpat 1871. 8. Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands. Bd. 5—7. Dor- pat 1870 | 71. 8. E. Czyrnianski, Chemische Theorie auf der rotirenden Bewegung der Atome basirt. Krakau 1872. 8. H. Abich, Über hrystallinischen Hagel im Thrialetischen Gebirge. Tiflis Lade 8. Sitzungsberichte der philos.-philolog. u. hist. Klasse der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1871. Heft. 5. München 1871. 8. Atti della Societa di scienze naturali. Vol. XIH. Fasc. 1—3. Vol. XIV. Fasc. 1.2. Milano 1870 | 71. 8. Bulletin de la societe des sciences naturelles de Neuchatel. Tome IX. Neuchatel 1871. 8. H. G. Stillfried, Monumenta Zollerana. Bd. 7 u. Registerband. Ber- lin 1861. 1866. 4. Mit Begleitschreiben v. 31. Oct. 1871. The Annals and Magazine of Natural History. Fourth Series. Vol. 8. Nr. 43—48. London 1870. 8. Forhandlinger i Videnskabs-Selskabes i Christiania. Aar 1869 | 70. Chri- stiania 1870 | 71. 8. Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Syttende Binds. 3 Hefte. Attende Binds. 3 Hefte. Christiania 1870 | 71. 8. Norsk Meteorologisk Aarbog for 1869, 1870. Christiania 1870 | 71. 4. Catalogue of Scientifie Papers (1800—1863). VolV. London 1871. 4. W. Lobscheid, A Chinese and English Dietionary. Hongkong 1871. 4. J. Lieblein, Dictionaire de mons Hieroglyphiques. Theil 1. 2. Christia- nia 1871. 8. H. Mohn, Det Norske Meteorologiske Instituts Storm- Atlas. Christiania 1871. Folio. J. A. Friis, Salbmagirje (Lappish Salmebog). Christiania 1871. 8. Den Norske Turistforenings Ärbog for 1870. Christiania 1870. 8. J. A. Friis, En Sommer i Finmarken, Russish Lapland 09 Nordkarelen, Skildringer af Land og Folk. Christiania 1871. 8. ce E27 un vom 11. Januar 1872. © Memorie della Societa italiana di seienze natural. T. II. N. 5. T. IV. N. 5. Milano 1371. 4. Memoires de la societe des sciences naturelles de Cherbourg. Tome XV. Cherbourg 1870. 8. Catalogue de la Bibliotheque de la Societe des sciences nat. de Cherbourg. Premiere Partie. Cherbourg 1870. 8. J. T. Walker, Account of the operations of the great trigonometrical Sur- vey of India. Vol. 1. Dehra Dora 1870. 8. P. Panceri, Cyhi organi laminosi e la luce delle pennatule. Napoli 1871. 4. 18. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müllenhoff las über das Alter des Namens der Ger- manen. Hr. K ummer trug vor eine Mittheilung des Hrn. Professor Dr. H. A. Schwarz in Zürich, enthaltend Fortgesetzte Untersuchungen über specielle Minimalflächen. Eine der Aufgaben, welche Gergonne bezüglich der Bestim- mung von Minimalflächen unter vorgeschriebenen Grenzbedingungen im 7ten Bande seiner Annales de Math&matiques (1816) gestellt hat, ist folgende: Couper un cube en deux parties, de telle maniere que la section vienne se terminer aux diagonales inverses de deux faces opposees, et que l’aire de cette section, terminde & la surface du cube, soit un minimum ? Donner, en outre, l’equation de la courbe suivant la- quelle la surface coupante coupe chacune des autres faces de ce cube? 1% 4 Gesammtsitzung In demselben Bande der Annales stellt Ted&nat in zwei Aufsätzen eine Schraubenfläche als Lösung der angegebenen Aufgabe hin, gleichzeitig äufsert jedoch bereits Gergonne in verschiedenen An- merkungen bezüglich der Richtigkeit dieser vorgeblichen Lösung gewichtige Bedenken, welche in der Behauptung gipfeln: Nichts beweist, dafs die von Tedenat gefundene Minimalfläche diejenige sei, durch welche die gestellte Aufgabe gelöst wird. Die Tedenat’sche Lösung ist unrichtig, weil dieselbe eine der bei dieser Aufgabe auftretenden Grenzbedingungen, in deren Auf- stellung sich a. a. O. eine Lücke vorfindet, unerfüllt läfst, indem die von der Variation der Grenzen abhängenden Glieder der ersten Variation nicht gleich Null sind. Hiernach ist auch eine neuerdings aufgestellte Behauptung „es sei von den Gergonne’schen Aufgaben nur die einfachste, die auf die Schraubenfläche führe, von Tedenat gelöst worden“, zu be- richtigen. Der Königlichen Akademie beehre ich mich, in dem vorlie- genden Aufsatz eine Untersuchung mitzutheilen, aus welcher unter anderem hervorgeht, dafs durch die angegebene Gergonne’sche Auf- gabe zwei (zu einander symmetrische) Minimalflächen bestimmt werden, welche den aus der Aufgabestellung sich ergebenden ana- lytischen Bedingungen genügen und welche zugleich specielle Fälle derjenigen Minimalflächen sind, die in dem Nachtrage zu meiner im Jahre 1867 der Königlichen Akademie vorgelegten Abhandlung „Bestimmung einer speciellen Minimalfläche* betrachtet werden. I: Nach einer von Gauss herrührenden Formel (Werke Bd V. | pag. 65) besteht die Variation 0, welche der Flächeninhalt eines einfach zusammenhängenden, von einer in sich zurückkehrenden Linie L begrenzten Flächenstückes 5 bei einer Variation dieses Flächenstückes erfährt, im Allgemeinen aus zwei Theilen. Wäh- rend der erste dieser beiden Theile ein über alle Elemente von $ zu erstreckendes Doppelintegral ist, dessen Element die mittlere Krümmung der Fläche an der betreffenden Stelle als Faktor ent- hält, ist der zweite Theil ein über alle Elemente der Begrenzungs- linie Z zu erstreckendes einfaches Integral. a a u et vom 18. Januar 1872. 5 Bezeichnet dZ die Länge eines Elementes der Begrenzungs- linie Z, p die Richtung der Tangente einer dem Flächenstücke S angehörenden Linie, welche von dem Elemente dZL in das Innere von S$ führt und auf diesem Elemente perpendikular steht, wobei die Richtung vom Rande aus nach innen als positiv angenommen wird, bezeichnet ferner de die absolute Gröfse der Verschiebung des Elementes dL und öp = öe.cos(p,de) der Gröfse und Rich- tung nach die Projektion dieser Verschiebung auf das Perpendikel p, so ist der zweite Theil der Variation des Flächeninhalts des Stückes S das über alle Elemente dZ von L zu erstreckende In- tegral — föp.dL—= — fde.cos(p,de).dL. Soll die Fläche S$ die Eigenschaft haben, innerhalb vorge- schriebener Grenzen einen möglichst kleinen Flächeninhalt zu be- sitzen, so muls die erste Variation dieses Flächeninhalts gleich Null sein, woraus bekanntlich geschlossen wird, dafs die mittlere Krümmung des Flächenstückes überall den Werth Null haben mufs. Ist nun die Begrenzungslinie Z des gesuchten Flächenstückes S in allen ihren Theilen gegeben, so ist die Variation öe für alle Punkte derselben gleich Null, also ist auch für alle Punkte der Begrenzung die Gröfse öp = de.cos(p,de) gleich Null und es liefert daher das über die Begrenzung von $ zu erstreckende In- tegral — föp.dL in diesem Falle keinen Beitrag zur Variation 88. Wenn hingegen die Begrenzungslinie oder ein oder mehrere Theile derselben nicht selbst gegeben sind, sondern an die Stelle derselben gegebene Flächen treten, auf denen die nicht gegebenen Theile der Begrenzung L liegen sollen, beziehungsweise frei varii- ren können, während es sich erst noch darum handelt, diejenige Gestalt der nicht gegebenen Theile der Begrenzungslinie zu ermit- teln, für welche die Fläche S$ einen möglichst kleinen Flächenin- halt besitzt, so tritt zu der Hauptbedingung, dafs die mittlere Krümmung in jedem Punkte des Flächenstückes S gleich Null sein soll, noch die Grenzbedingung hinzu: Überall, wo die Begrenzungs- linie nicht selbst vorgeschrieben ist, sondern an deren Stelle eine gegebene Fläche F tritt, auf welcher die Fläche S endigen soll, mufs für den Fall des Minimums längs der Endigung der Faktor cos (p, de) gleich Null sein; mit andern Worten: es muls in allen Punkten des auf der Fläche F liegenden Theiles der Begrenzung 6 Gesammtsitzung von S die Tangentialebene von S mit der Tangentialebene von F einen rechten Winkel einschliefsen. Die Grenzbedingungen, denen die Fläche $ für den Fall des Minimums genügen muls, können also folgende Form erhalten: Die Fläche $ soll „längs gegebener Linien Z endigen*, oder „ge- gebene Flächen F rechtwinklig treffen“ oder endlich „längs gege- bener Linien Z endigen und gegebene Flächen F rechtwinklig treffen. * Zu denjenigen Aufgaben, bei welchen die Grenzbedingungen die zuletzt angegebene Form erhalten, gehört auch die specielle Eingangs erwähnte Aufgabe Gergonne's. Die Bedingung des Rechtwinkligstehens hat Gergonne, als derselbe die Aufgabe stellte, wohl nicht gekannt, vermuthlich weil zu jener Zeit das Rechnen mit Doppelintegralen, wenn auch die Grenzen derselben zu varii- ren sind, nicht hinreichend entwickelt war; es würde indessen nicht schwer gewesen sein, für den speeiellen Fall der Gergonne’schen Aufgabe die Grenzbedingung des Rechtwinkligstehens auch ohne Zuhülfenahme der Gaufs’schen Formel mit Hülfe der Formel öfSyVı-+p’+g’ dady ei = (+2) özdedy— nd! 95 VI+p’+4° herzuleiten, weil es bei dieser Aufgabe hinreicht, nur solche Va- riationen ins Auge zu fassen, bei denen die veränderlichen Theile der Begrenzungslinie in denselben Vertikalebenen bleiben. (Vergl. Gauss Werke Bd. V. pag. 58 art. 21.) Dafs aber Gergonne richtig erkannt hat, zu welcher Gruppe von Aufgaben die in Rede stehende specielle Aufgabe gehört, geht daraus hervor, dafs derselbe in einer Anmerkung (Annales Bd. 7 pag. 153) sich folgendermafsen ausdrückt: Le probleme general, dont celui-ei est un cas particulier, serait le suivant: Deux por- tions de courbes, isolees l’une de l’autre, se terminant de part et d’autre a deux surfaces courbes, aussi isol&es l’une de l’autre etant donnees; faire passer par ces deux courbes une surface dont l’etendue, comprise entre elles et les deux surfaces donndes, soit la moindre possible? Es verdient bemerkt zu werden, dafs die Aufgabe, eine ein- fach zusammenhängende Minimalfläche zu bestimmen, welche vor- vom 18. Januar 1872. 7 geschriebenen Grenzbedingungen der angegebenen Art genügt, nicht immer eine bestimmte ist. Abgesehen davon, dafs es Fälle gibt, in denen durch dieselbe Begrenzungslinie mehr als eine einfach zusammenhängende Minimalfläche gelegt werden kann, welche in ihrem Innern von singulären Stellen frei ist, gibt es Fälle, in de- nen unendlich viele Minimalflächen allen Bedingungen genügen. Man braucht z. B. nur an den Fall zu denken, in welchem eine von einem variablen Parameter abhängende Schaar von Minimal- flächen von einer röhrenförmigen Fläche, welche auf den einzelnen Flächen der Schaar Flächenstücke von endlicher Ausdehnung be- srenzt, orthogonal durchsetzt wird. Denkt man sich nun diese Röhrenfläche gegeben, so ist ersichtlich, dafs es unendlich viele einfach zusammenhängende Flächenstücke gibt, welche der erstbe- trachteten Schaar angehören und welche demnach mit der Eigen- schaft, dafs die mittlere Krümmung in jedem Punkte derselben den Werth Null hat, die Eigenschaft verbinden, die gegebene Fläche rechtwinklig zu treffen, woraus sich übrigens ergibt, dafs alle diese Flächenstücke gleichen Flächeninhalt haben. ER. Der einfachste Fall der im Vorhergehenden erwähnten allge- meineren Aufgabe tritt offenbar dann ein, wenn die Linien Z ge- rade Linien und die Flächen F Ebenen sind. In diesem Falle treten folgende beiden Sätze in Kraft: I. Jede auf einem Stücke einer Minimalfläche liegende Ge- rade ist eine Symmetrieaxe der durch analytische Fort- setzung dieses Stückes entstehenden Minimalfläche. II. Wenn auf einem Stücke einer Minimalfläche eine ebene Curve liegt, längs welcher die Tangentialebene der Fläche und die Ebene der Curve miteinander einen rechten Win- kel einschliefsen, so ist die Ebene dieser Curve eine Sym- metrie-Ebene derjenigen Minimalfläche, welche durch ana- Iytische Fortsetzung dieses Stückes entsteht. Diese beiden Sätze, auf welche ich gelegentlich der Untersu- chung einer speciellen Minimalfläche (vergl. Monatsberichte 1865. p- 152) geführt worden bin, sind specielle Fälle eines allgemeine- ren Satzes, dessen Kenntnifs ich einer gütigen mündlichen Mitthei- 8 Gesammtsitzung lung des Hrn. Weierstra(s verdanke und von dem ich in der Folge eine wichtige Anwendung machen werde. Mit Hülfe dieser Sätze habe ich versucht, folgende Aufgabe zu lösen: „Gegeben ist eine zusammenhängende geschlossene Kette, „deren Glieder von geradlinigen Strecken, oder von Ebe- „nen, oder von geradlinigen Strecken und von Ebenen ge- „bildet werden; gesucht wird eine einfach zusammenhän- „gende, in ihrem Innern von singulären Stellen freie Mi- „nimalfläche, welche von den geradlinigen und von den „ebenen Gliedern der Kette begrenzt wird und die letzte- „ren rechtwinklig trifft.“ Die vorstehende Aufgabe ist für den Fall, dafs die Glieder der Kette nur von geradlinigen Strecken gebildet werden, in all- gemeinster Weise von Hrn, Weierstrafs gelöst worden (Monats- berichte 1866 p.855u.8356). Die Untersuchungen Riemann’s über dieselbe Aufgabe liegen in einer Bearbeitung des Hrn. Hattendorff vor (Abhandl. der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göt- tingen Bd. 15). Die Funktionen, welche Hr. Weierstrals mit @ (u) und H (u) bezeichnet hat, genügen auch in dem hier angegebenen Falle einer und derselben linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung, de- ren Coefficienten rationale Funktionen von u sind, übereinstimmend mit dem von Hrn. Weierstrals a. a. OÖ. angegebenen Resultate. Während aber die Determinante @ (u). Z/’(uw) — H(u).@'(u) in den Fällen, in welchen die erwähnte Kette nur geradlinige oder nur ebene Glieder enthält, eine rationale Funktion von u ist, hat für den allgemeinen Fall, in welchem die Kette geradlinige und ebene Glieder enthält, erst das Quadrat dieser Determinante die Eigen- schaft, eine rationale Funktion von v zu Sein. In dem einfachen Falle, in welchem die Kette aus zwei ge- radlinigen Strecken und einer Ebene oder aus zwei Ebenen und einer geradlinigen Strecke besteht, führt jene Differentialglei- chung auf die bekannte Differentialgleichung der hypergeometri- schen Reihe. In dem allgemeinen Falle tritt hingegen, was nicht übersehen werden darf, zu denjenigen Werthen des Arguments, welche für die Differentialgleichung wesentlich singulär sind, noch eine ge- wisse Anzahl aufserwesentlich singulärer Werthe hinzu. vom 18. Januar 1872. 9 2) [377 Wird die Gergonne’sche Aufgabe (vergl. den im Eingange die- ses Aufsatzes wiedergegebenen Wortlaut der ursprünglichen Fas- sung derselben) so verstanden, dals die gesuchte Fläche blofs un- ter allen unendlich benachbarten, denselben allgemeinen Bedingun- gen genügenden Flächen die kleinste sein soll, oder vielmehr so, dafs überhaupt die erste Variation des Flächeninhalts der gesuch- ten Fläche gleich Null sein soll, so läfst diese Aufgabe un- endlich viele Lösungen zu, wie ich in der Folge zeigen werde. Um indessen von vorn herein von der Art und Weise des Auftretens von unendlich vielen Lösungen in einem solchen Falle eine deutliche Vorstellung zu gewinnen, kann man die Aufgabe dadurch etwas vereinfachen, dafs man an die Stelle des Würfels in der Gergonne’schen Aufgabe einen geraden Kreiscylinder treten läfst, dessen Oberfläche und dessen Inneres in Bezug auf ein rechtwinkliges Coordinatensystem durch die Bedingungen 6} b} 7 . ryPzR 5, »=(2) gegeben sein möge. Den beiden Diagonalen der Gergonne’schen Aufgabe mögen die Geraden oO Oo TE 7 Y=_%4), Sr — 5 HT, = —— 4 4 entsprechen. Dann genügen die im Innern dieses Cylinders liegen- den Stücke der durch die Gleichungen Y L te(an + D)2 = werk Rene 1) — u dargestellten rechts und links gewundenen Schraubenflächen für jeden ganzzahligen Werth der Zahl n den vorgeschriebenen Bedin- gungen: die beiden geraden Linien zu enthalten und die gegebene Cylinderfläche rechtwinklig zu treffen. Der Flächeninhalt S dieser Stücke wird gegeben durch die Formel S.= zf" VYı+@n+ 1)? r?.dr 0 und erlangt unter den angegebenen Voraussetzungen seinen kleinst- möglichen Werth für n = 0. (Vergl. die Aufsätze Tedenat’s im Bd. 7 der Annales.) 10 Gesammtsitzung Bezüglich der Gergonne’schen Aufgabe beschräuke ich nun die Untersuchung auf den Fall, welcher dem Werthe n = 0 bei der soeben betrachteten einfacheren Aufgabe entspricht, im welchem also die im Vorhergehenden betrachtete Kette nur vier Glieder enthält, nämlich zwei geradlinige Strecken, welche mit zwei Ebe- nen abwechseln. (Vergl. die spätere Fassung, welche Gergonne seiner Aufgabe gegeben hat.) Zur Lösung der so sich ergebenden Aufgabe führt nun fol- sende Betrachtungsweise. Es sei $ ein einfach zusammenhängendes zwischen den Ebe- nen zweier gegenüberliegenden Seitenflächen a’b und c’d des gege- benen Würfels (Fig. 1) liegendes und diese Ebenen längs der Li- nien ab’ und cd’ rechtwinklig treffendes Stück einer Minimalfläche, welches in seinem Innern von singulären Stellen frei ist und des- sen vollständige Begrenzung von den genannten beiden Linien «ab! und cd’ und von den beiden (nicht parallelen) Diagonalen «ac und b'd' eines anderen Paares gegenüberliegender Seitenflächen des Würfels gebildet wird. Diese vier Theile der Begrenzung von $ mögen der Kürze wegen mit (e), (f), (9), (A) bezeichnet werden. Es handelt sich darum, aus den angegebenen Eigenschaften das Flächenstück $ und die Gestalt der in den Ebenen «'b und c'’d liegenden Linien (e) und (f) analytisch zu bestimmen. Vermöge der angegebenen beiden Symmetriegesetze kann das Flächenstück $ über seine Begrenzung hinaus analytisch fortge- setzt werden. An dieses Flächenstück S denke man sich zunächst die symmetrische Wiederholung desselben in Bezug auf die Ebene a'b, nämlich das Flächenstück S, angefügt. Hierauf denke man sich an die beiden Flächenstücke S und S‘,, welche längs der Li- nie (e) mit einander zusammenhängen und daher in ihrer Vereini- gung ein ebenfalls einfach zusammenhängendes Flächenstück S-+S, bilden, die symmetrischen Wiederholungen der beiden Flächenstücke S und 5, in Beziehung auf die geradlinigen Strecken (h) und (Ah), angefügt, welche mit $S, und ‚S, bezeichnet werden mögen. Es fallen dann die Ebenen der Linien (f), und (/): mit der Ebene be‘ und die Ebenen der Linien (e), und (e), mit der Ebene ad' zusammen, während gleichzeitig die vier Flächenstücke 945 00518 und 5, in ihrer Vereinigung wieder ein einfach zusammenhängen- des Flächenstück bilden. Denkt man sich nun dieses Flächenstück über die Linie (e); + (e), hinaus analytisch fortgesetzt, d. h. in vom 18. Januar 1872. 11 Bezug auf die Ebene dieser Linie symmetrisch wiederholt, wobei die Wiederholungen von $, 98, 8, .beziehlich mit S, 8; 85, Sz; be- zeichnet werden mögen, so bilden die acht Flächenstücke S bis $,, von denen S, $, $, dem Flächenstücke S congruent, die vier an- dern demselben symmetrisch sind, ein einfach zusammenhängendes Flächenstück M, dessen Inneres von singulären Stellen frei ist. Die einzelnen Theile der Begrenzung dieses Flächenstückes haben paarweise parallele Lage, während gleichzeitig die Normalen der Fläche in entsprechenden Punkten correspondirender Begrenzungs- theile parallel sind. (Den Flächenstücken $ S, S3.. $, entsprechen in Fig. 2 beziehlich diejenigen Flächenstücke, welche mit $12..7 bezeichnet sind.) Wenn daher die Punkte des Flächenstückes M in der be- kannten Weise durch parallele Normalen auf die Fläche einer Ku- gel bezogen werden, so bedeckt die diesem Flächenstück entspre- chende einfach zusammenhängende sphärische Fläche 7’ die Ku- gellläche vollständig und zwar in der Weise, dafs geschlossen wer- den kann, es sei die Fläche 7’ durch Querschnitte aus einer mehr- fach zusammenhängenden Riemann’schen Kugelfläche 7 entstanden. Hieraus folgt, dals die in den allgemeinen, die analytische Darstellung der Minimalflächen betreffenden Fermeln (D) des Hrn. Weierstral[s (Monatsber. 1866 p. 619) auftretende Funktion %(s) eine algebraische Funktion ihres Argumentes ist. Eine einfache Abzählung zeigt, dafs sechs Querschnitte erforderlich sind, um die geschlossene Fläche 7 in eine einfach zusammenhängende Fläche T' zu zerschneiden; es gehört daher die Funktion $(s) nach der Riemann’schen Eintheilung der algebraischen Funktionen in Klas- sen in diejenige Klasse, bei der die Zahl, welche die Ordnung des Zusammenhangs der die Verzweigung der Funktion geome- trisch darstellenden Fläche ausdrückt, gleich sieben und die An- zahl der linear von einander unabhängigen Integrale erster Art gleich drei ist. In dem vorliegenden Falle müssen die Integrale, deren reelle Theile die drei Coordinaten eines beliebigen Punktes von M sind, = SU - EBD, ve Hit )Sle)ds, we 2s &(s)ds — wobei u, v, w nicht dieselben Gröfsen bezeichnen, die in der Abhandlung des Hrn. Weierstrafs mit u, v, w bezeichnet sind — 12 Gesammlsitzung - drei Integrale erster Art sein und da zwischen den drei Differentia- len du, dv, dw die identische Relation (du)’ + (de)’+ (dw)” = 0 besteht, so sind diese Integrale hyperelliptische. Mit andern Worten, die Funktion $(s) ist in dem vorliegenden Falle gleich dem reeiproken Werthe der Quadratwurzel aus einer ganzen Funk- tion achten Grades von s. Wird diese ganze Funktion mit 4R(s) 2 bezeichnet, so ergibt sich &(s) = ———., VRG@) Die drei Strecken ab, ad, aa’ mögen beziehungsweise die po- sitiven Richtungen der x-, y- und z-Axe bezeichnen, und s möge gleich + ri gesetzt werden, so folgt aus der Bedingung, dals den beiden Geraden Z= +, auch auf der Minimalfläche gerade Linien entsprechen sollen, dafs die acht Wurzeln der Gleichung R(s) = 0 in Beziehung auf die beiden Geraden E= = symme- trische Lage haben und zwar überzeugt man sich durch geometri- sche Betrachtungen, dafs im vorliegenden Fälle diese Wurzeln sämmtlich auf den beiden Geraden = 0 und , = 0 liegen müs- sen. Man hat also Rd) = Cr —s')(r3 — s‘) zu setzen, wo r, und r, zwei reelle positive Gröfsen bezeichnen und r, » bis zum Punkte s—=r, zwei Einschnitte gemacht, so entspricht dem hierdurch entstandenen einfach zusammenhän- genden Gebiete ein von zwei geraden Strecken und von zwei ebe- nen Krümmungslinien begrenztes einfach zusammenhängendes Stück einer Minimalfläche. Dem die Punkte s=r, und s=r, ver- bindenden Theile der reellen Axe entpricht auf der Minimalfläche eine der y-Axe parallele gerade Linie, welche eine Symmetrie- axe des betrachteten Flächenstückes ist. Diese Gerade verbindet diejenigen beiden Punkte der Begrenzung desselben, welche den Punkten s=r, und s=r, entsprechen und die Eigenschaft haben, dafs durch dieselben aufser der erwähnten Geraden noch zwei andere Asymptotenlinien der Fläche hindurchgehen, welche, vom 18. Januar 1872. 13 wenn R(s) = 1—14s! + s® gesetzt wird, ebenfalls geradlinig sind, diese Eigenschaft jedoch im allgemeinen Falle nicht haben. Da die Projektionen der erwähnten beiden ebenen Krümmungs- linien auf die Ebene z = 0, wie eine einfache Rechnung zeigt, nur dann gleiche Länge haben, wenn das Produkt r,.r, den Werth ı 1 hat, so ist für den vorliegenden Fall r, = u setzen und es 1 haben in Folge dessen die acht Wurzeln der Gleichung R(s) = 0 auch in Bezug auf die Kreislinie £?-++,?° = 1 symmetrische Lage. Dieser Kreislinie entspricht dann auf der Minimalfläche eine gerade Linie, welche mit den beiden geraden Strecken der Begren- zung, deren Mittelpunkte sie verbindet, rechte Winkel einschlielst; diese Gerade ist ebenfalls eine Symmetrieaxe des Flächenstückes S. Wird der Constanten r, irgend ein zwischen 0 und 1 liegen- der reeller Werth r beigelegt, so liegt das betrachtete Flächenstück ganz innerhalb eines geraden quadratischen Prisma, auf dessen Oberfläche die Begrenzung dieses Flächenstückes liegt. Sowohl „die absolute Länge der einzelnen Kanten des erwähnten Prisma, als auch das Verhältnils x der Höhe desselben zur Seite der qua- dratischen Grundfläche sind innerhalb des angegebenen Intervalles eindeutige Funktionen von r und zwar gehört auch umgekehrt zu jedem Werthe dieses Verhältnisses x nur ein einziger zwischen 0 und 1 liegender Werth von r. Bezeichnet man die halbe Seite jenes Quadrates mit w,, die halbe Höhe des Prisma mit w;, so ergibt sich unter Benutzung der Jacobi’schen Bezeichnungsweise 9 BR N. rn Zt A Re 2 ee unter der Voraussetzung, dafs den zugehörenden Moduln X, und k, die Werthe 2 A V?a-+r°) beigelegt werden. Soll nun das quadratische Prisma in einen Würfel übergehen, also », = w, sein, so ergibt sich, wenn r = tg}y gesetzt wird, 14 (resammtsitzung für den Winkel y der Werth 67° 8'31/28; einen Winkel von dieser Gröfse schliefst die Normale der Fläche in den den Wer- 1 F > then s=r und s—= — entsprechenden Punkten mit der z-Axe ein. r Für diesen Werth von r ergibt sich beiläufig », = #; = 1,39704, während für die Gröfse des Flächeninhalts des betrachteten Stückes S der Werth wj.4,93482 gefunden wird. Es ist hierbei zu bemerken, dafs, wenn n eine ganze positive Zahl bedeutet, auch die Bedingung », = (2?n+ 1)», zu einer Lösung der Gergonne’schen Aufgabe in dem oben angegebenen allgemeineren Sinne führt, und hiermit ist bewiesen, dafs die ge- stellte Aufgabe, wenn dieselbe in diesem Sinne verstanden wird, unendlich viele Lösungen zuläfst. 4. Aus der vorhergehenden Untersuchung ergibt sich unter an- derem, dafs die gefundene Minimalfläche zu denjenigen speciellen Minimalflächen gehört, welche in dem Nachtrag zu meiner Abhand- lung „Bestimmung einer speciellen Minimallläche* betrachtet wer- den. Die besondere Eigenschaft dieser Flächen, dafs die auf recht- winklige Coordinaten bezogene Gleichung derselben rational aus- drückbar ist durch elliptische Funktionen, deren Argumente ganze lineare Funktionen der Coordinaten sind, kommt daher auch der im Vorhergehenden gefundenen Minimalfläche zu. Das Verfahren, welches in der genannten Abhandlung zu der Gleichung pPpvtrvi+ ru +1l= 0 geführt hat, läfst sich noch etwas vereinfachen und gleichzeitig so verallgemeinern, dafs dasselbe überhaupt auf den Fall, in welchem die acht Wurzeln der Gleichung R(s) = 0 in Bezug auf die drei Linien &=0,, = 0, &’+r?= 1 symmetrisch liegen (wobei die Lage derselben dann von zwei variablen Parametern abhängt) all- gemeine Anwendung findet. Das Hauptergebnils, zu dem ich ge- langt bin und welches mir der Beachtung nicht unwerth zu sein scheint, besteht nun darin, dafs, wenn von einigen Grenzfällen ab- gesehen wird, von denen in der Folge die Rede sein wird, die Gleichung aller jener Flächen in dieselbe specielle Form gesetzt werden kann, z. B. in die angegebene, in welcher dann die drei vom 18. Januar 1872. 15 Gröfsen A, #, v wieder elliptische Funktionen der rechtwinkligen Coordinaten eines beliebigen Punktes der Fläche bedeuten, wobei indessen die Constanten, durch welche diese elliptischen Funktio- nen näher bestimmt werden, im Allgemeinen für die drei Funktio- nen verSchieden sind. Es ist nicht wesentlich, die angegebene specielle Form der Gleichung beizubehalten, vielmehr scheint die Gleichung nal, el, in welche jene durch die gleichzeitigen Substitutionen U--Aı SF Br sen 1-7, i = 5 1—%ı ß ı —% übergeht, vor derselben in gewisser Hinsicht einige Vorzüge zu haben. Ausgehend von den bereits erwähnten Formeln (D) des Hrn. Weierstrafs setze man Be: VRo RC) = AlQHs’ PSP + BEP? + CU s’PEats)B, 30 = wobei die Coefficienten A, DB, € reelle Werthe haben, welche spä- ter genauer bestimmt werden sollen, und transformire die drei In- tegralfunktionen u— u = SA—s’)Tls)ds , 20, = SiA+s) Eds , w— uw, = S2sS(s) ds mittelst der Formeln i(1+s?) 14 28 v 1—s? N 3 = 3 2 m 1—s? n i(1+s?) f A l in welchen ?, #, v drei neue veränderliche Gröfsen und /, m, n drei Constanten bezeichnen, deren Produkt den Werth 1 hat. Dann ergeben sich die Gleichungen 16 Gesammtsitzung A ldr = JYVBU+BH+C—- "+ 0r Us Un mdıu 1205 I Vom“ + (Or A— B)mtn? + Aut’ ” n dv ww IYAn + (AH B—Ondv?’ + Bot Fafst man nun die oberen Grenzen ?, #, » dieser drei Inte- grale als Funktionen der ecomplexen Gröfse s auf, so sind 2 — 2 = Ru—u,), y— yo = Rw— v0) , 2— 2, = Rw— wo), wo der vorgesetzte Buchstabe N andeutet, dafs der reelle Theil der nachfolgenden Gröfse genommen werden soll, die mit den Gleichungen (D) des Hrn. Weierstrafs übereinstimmenden Gleichungen der Mini- malfläche. Andererseits werden aber gleichzeitig durch dieselben drei Gleichungen, wenn die unteren Grenzen der drei Integrale als constant, die oberen Grenzen derselben als veränderlich betrachtet werden, drei elliptische Funktionen ?, vw, v bestimmt, deren Argu- mente beziehlich die drei Grölsen u — u,, © — v,, w— w, Sind. Es wird nun behauptet, dafs, wenn die drei Gröfsen ?, w, v in dem letzteren Sinne als Funktionen von u, v, w betrachtet wer- den, die Gleichung | 1) überhaupt eine Minimalfläche darstelle, vorausgesetzt, dafs die drei Grölsen uw, v, w beziehungsweise =; = = als rechtwin- klige Coordinaten eines Punktes im Raume gedeutet werden, und dafs 2) die durch diese Gleichung dargestellte Fläche im Allgemeinen und bei angemessener Bestimmung der durch die Integration eingeführten Constanten mit der durch die Gleichungen (D) des Hrn. Weierstrals dargestellten Minimalfläche übereinstimme, falls die in jenen Gleichungen auftretende Funktion 8 (s) durch it 2 Ä 5 die Festsetzung %&(s) = ——— bestimmt wird und an die VR(s) Stelle der Gröfsen «u, v, w die Coordinaten x, y, z treten. | | PO 7 2 us vom 18. Januar 1872. 7. Von diesen beiden Behauptungen soll zunächst die erste be- wiesen werden. Es seien ?%, #, v drei elliptische Funktionen der rechtwinkligen Coordinaten &, y, 2, mit denen dieselben durch die Gleichungen 2 — (2) = a+adr?+ali, dx : lu\2 D) Mn () —.ba bu + bunt, dv\2 3 f ? = I— | = e-+ cv? + dv? verbunden sind. Betrachtet man nun die Coordinate 3 eines beliebigen Punk- tes der durch die Gleichung Aav — 1 dargestellten Fläche als Funktion von x und y, beziehungsweise von A und %#, so erhält man durch eine ziemlich einfache Rechnung für die mittlere Krüm- mung der Fläche in diesem Punkte den Werth N 1 Dr 18 do oe — eı 8: 0% 9y 1 1 2 1 2 1 2 = +. 9:4 + 0.50.) . ıY 2 14" 2 v' 2 wo zur Abkürzung mit M der Ausdruck (=) En () Z- - Ih und mit (1) bis (6) beziehlich die Ausdrücke (1) = 2b" cd" — a(b’ + ce) 2) = 2be— a" (W" + cd) (3) = 2a" —b(c + a) (4) = 2ca—d"(d +a) (5) = 2a" — c(a +b) (6) = 2ab — cd" (ad +) bezeichnet sind. Denkt man sich aber für die neun Constanten abe diejenigen Werthe eingesetzt, welche sich aus den Gleichungen, durch welche [1872] 2 4 18 Gesammtsitzung 7,1, v als elliptische Funktionen von u, v, w erklärt worden sind, ergeben, wenn uv=2,v—=y,w=z gesetzt wird, so sind die Ausdrücke (1) bis (6) sämmtlich identisch gleich Null, und es stellt daher die Gleichung ?%.#.v = 1 unter den angegebenen Voraus- setzungen im analytischen Sinne eine Minimalfläche dar. Damit jedoch behauptet werden kann, dafs diese Gleichung für die hier in Betracht kommenden Fälle im Allgemeinen wirklich eine reelle Fläche und nicht blofs eine Gleichung zwischen drei veränderlichen Gröfsen darstelle, ist eine weitere Untersuchung erforderlich, wel- che zweckmälsig mit dem Beweise der zweiten der obigen beiden Behauptungen verbunden wird, zu dem ich jetzt übergehe. Die hier zu betrachtenden speeiellen Minimalflächen können, wenn von Grenzfällen abgesehen wird, in drei Gruppen eingetheilt werden, jenachdem die die Verzweigung des Integrales ® ds je R(s) geometrisch darstellende von ebenen Flächen gebildete Polyeder- oberfläche I.) ein rektanguläres Prisma begrenzt, oder II.) einen körperlichen Raum begrenzt, dessen Oberfläche von vier gleichseitigen Dreiecken und vier Paralleltrapezen ge- bildet wird, oder III.) ein doppelt zu denkendes ebenes Achtseit ist. (S. die Figuren 34, 35 und 36 der zu meiner oben erwähnten Ab- handlung gehörenden Taf. VI.) Den Ecken dieser Polyeder entsprechen jedesmal die Wurzeln der Gleichung R(s) = 0 und diejenigen Punkte der Minimalfläche, durch welche drei von einander verschiedene Asymptotenlinien hin- durchgeben. Die Winkel, welche die in diesen ausgezeichneten Punkten der Fläche construirten Normalen der Fläche mit den Coordinatenaxen einschliefsen, kann man als variable Parameter ansehen, durch welche eine specielle Fläche innerhalb jeder der drei Gruppen näher bestimmt wird. vom 18. Januar 1872. 19 Wenn nun die Richtungen jener Normalen für die drei Grup- pen durch die Tabelle | - a I + e0s« = cos® = = c0sy | =e'sin« 0 = c0s« | 181 | ) = sin® = cos®ß | ZE c0S« = sin« BH: Hi TI“R% | = sin ® = cos® | 0 ! gegeben werden, wobei für die erste Gruppe zwischen den Win- keln «, £, y die Relation cos’« + cos’ + cos’y = 1 besteht und für den Fall der dritten Gruppe die Annahme gemacht wer- den soll, dafs @&+&< zZ, während überhaupt für alle hier vor- kommenden Winkel die Werthe 0 und 5 als Grenzfälle vorläufig ausgeschlossen werden, so werden die Coefficienten A, B, C, ab- gesehen von einer denselben gemeinschaftlichen multiplikativen Con- "stante &, welche positiv oder negativ sein kann, durch die Tabelle A | B @ I sint« sin?® sin!y II cos?« | cos?& 2 sin?£& O Isin?£ cos?« 1 III Ari bestimmt. En air: 20 Gesammtsitzung Wenn für eine der ersten oder der zweiten Gruppe angehö- rende Fläche A = D ist, so kann dieselbe auch als der zweiten, beziehungsweise der ersten Gruppe angehörig betrachtet werden, wie sich durch eine Drehung des Coordinatensystems um 45°, bei welcher die z-Axe ungeändert bleibt, und gleichzeitige Verwand- lung von s in s.yi ergibt. Damit nun die Gröfsen u, v, w gleichzeitig reelle Werthe an- nehmen, müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein, welche in fol- gender Übersicht, in der sich die Zeichen < und = stets auf reelle Grölsen beziehen, zusammengestellt werden, I. Gruppe. Werden die drei Constanten /, m, n durch die Gleichungen siny & sin « sin —— - . —e ee ri — 2 sin siny ’ sin « bestimmt, so kann man "dr "du ” dv A =—— — ——on 2 7! ’ ® 4 ’ LE — v’ j \ ‘ setzen und zwar hat man, um für den Fall =— -+ 1 alle reellen Punkte der Fläche zu erhalten, den Gröfsen ?, u, v alle der Be- dingung ?uv — 1 genügenden reellen Werthsysteme beizulegen, wobei ein Übergang von den positiven zu den negativen Werthen sowohl durch den Werth Null als auch durch den Werth & ge- schehen kann. Für den Fall e=—ı setze man, mit $, &, % drei neue veränderliche Gröfsen bezeichnend, welche nur reelle Werthe an- nehmen sollen, pe er DR ne’, v— ed mit der Bedingung, dafs die drei Gröfsen g, /, % dem absoluten Betrage nach beziehlich drei durch die Gleichungen cos ß cos « do = artg — —— , J, = area —— _ cosßcosy ’ '?° E osy cos ’ cos, Yo = arctg a cos a cos 3 A vom 18. Januar 1872. 21 bestimmte Gröfsen Po; Yo; %o nicht überschreiten dürfen. Um alle reellen Punkte der Fläche zu erhalten, hat man den Gröfsen #, %, %, alle mit dieser Bedingung verträglichen reellen Werth- systeme beizulegen, für welche die Summe 9 ++, = 0 ist, wobei indessen diesen Variablen ein Umlauf um die extremen Werthe durch das Imaginäre hindurch zu gestatten ist. II. Gruppe. “da E id um [ 2 u a E a f “ ; (l, m, n reell) V % Z 4 [4 mtg& e=-+1;0<%?2= Peotg’ß ; m’tg’ae Sp’ zo; —wmZ "y[ 10p UoA UorTDLIyDeN "TO A 07==20)800 —— 1— B y (9) FRETT sl 1ı9+2 «7 IBeosuoppeLf Oyas aadouug “q q 2 = BEE EEE EEESEENE ENGE SE VORNE EEE Be EEE "PIIM 3208 HI K ‘ a ‘ a u A—ı A+% A: I 28099 — (z16-? + 3100) — (gie + 2120) Tr r— T— yaıyaızaq 2A yes uuom ‘“oqn opuoyaFdotfloA op ur 149 Gesammtsitzung Be re pet oyas oyddnıg | 0 = zus — (12 — 19) (23 — r)) | Ua 0 | ) -suoW A9p urA-YIoyoS ü | | a > 0 0 0 ee \ aruuogoy] 10p Oyprysuonugoy = ® 1 — „fi + 2? | 0) | Soma | De :\:9 +9 an 2,5 5 De N EB a Ba nn uodunyyLourag] | oar[J 12p Funpian) | ) T 14 I— =?3 26 \ Monatsbertcht Janızzur LITE. vom 18. Januar 1872. 97 Indem ich mir erlaube, hinsichtlich des Literaturnachweises auf den Anhang zu meiner mehrfach erwähnten Abhandlung „Be- stimmung einer speciellen Minimalfläche* Bezug zu nehmen, be- merke ich nur noch zum Schlusse, dafs je zwei der betrachteten Minimalflächen, welche sich nur durch das Vorzeichen des Faktors ge von einander unterscheiden, in der Beziehung zu einander stehen, dafs jede eine Biegungsfläche der andern ist, während gleichzeitig den Asymptotenlinien der einen Fläche die Krümmungslinien der andern Fläche entsprechen, eine Beziehung, auf welche bekanntlich Hr. Ossian Bonnet zuerst aufmerksam gemacht hat. Hr. G. Rose legte eine ADhandlung des corresp. Mitgliedes der Akademie Hrn. G. vom Rath in Bonn vor: Über den Meteoriten von Ibbenbühren (Westphalen), gefallen am 17. Juni 1870. Die erste Kunde dieses merkwürdigen Meteorsteinfalls ver- danke ich Hrn. Prof. Heis in Münster. In einer gütigen Zuschrift vom 27. Juli 1871 theilte mir derselbe mit, dafs bereits vor mehr als Jahresfrist, am 17. Juni 1870, ein Bauer in der Gegend von Ibbenbühren unter Detonation und Lichterscheinung einen Stein zur Erde habe fallen sehen. Nach zwei Tagen habe der Mann den Stein gefunden, aufgehoben und in seinem Hause aufbewahrt, ohne demselben ein weiteres Interesse zu schenken. Erst nach Verlauf eines Jahres habe der Bauer, nachdem sein Sohn glücklich aus dem Kriege heimgekehrt, sich des Steins wieder erinnert und denselben auf den Rath eines Freundes nach Münster zum Profes- sor Heis getragen. „Ich erkannte den Stein“, schreibt Heis, „so- gleich als einen Meteoriten. Was denselben besonders auszeichnet, ist seine helle Farbe. Glänzende Eisenkörnchen sind nicht zu n Le 23 Gesammtsitzung entdecken. Die fast allein auftretende Masse erscheint zum Theil deutlich krystallisirt, mit auffallend grofsen Spaltungsflächen. Das Gewicht des Meteoriten beträgt 2,034 Kilogr.; sein spec. Gewicht 3,4.“ Diese interessante Mittheilung des Hrn. Heis war von einem trefflich ausgeführten Model begleitet. Einer ferneren Mittheilung des verdienstvollen Astronomen entnehme ich noch die folgenden Angaben: „Nach Aussage je- nes Colonen geschah der Niederfall am Nachmittage gegen 2 Uhr unter donnerähnlichem Getöse, welches von vielen Leuten der Um- gebung bis in eine Entfernung von drei Viertel Wegestunden ver- nommen wurde. Eine blitzähnliche Erscheinung soll dem Donner um eine Minute vorangegangen sein. Drei Minuten später schien es dem Berichterstatter, als ob in seiner Nähe, einige hundert Schritte fern, ein Gegenstand in den Boden eingeschlagen sei. Beim Niederfallen habe er ein Geräusch vernommen, vergleichbar demjenigen, welches eine Schaufel ertönen läfst, die man, am Stiel- ende angefalst, von der Höhe flach auf den Boden schlägt. Auf meine Anfrage, ob vielleicht gleichzeitig am Himmel ein Wölkchen beobachtet worden sei, wuflste der Bauer Nichts zu erwidern. Der- selbe achtete nebst seinem Begleiter so wenig auf die Erscheinung, dafs er es nicht für der Mühe Werth hielt, zu untersuchen, ob mit dem scheinbaren Blitzsehlage wirklich Etwas zur Erde niedergefal- len sei. Zwei Tage später, als der Bauer wieder in dieselbe Ge- gend kommt, bemerkt er auf einem hart getretenen Fufswege einen Eindruck wie von einem Pferdehufe herrührend. Bei näherer Un- tersuchung wird er eine 0,7 Met. in den Boden gehende Öffnung gewahr. Seinen Arm bis über den Elbogen hineinsteckend, stölst er mit den Fingerspitzen auf einen am Grunde liegenden Stein. Derselbe zeigte sich, nachdem er herausgenommen, schwarz an sei- ner Oberfläche, an dem einen Ende zertrümmert, von einer Art wie sie in der dortigen Gegend noch nie gesehen. Die Zertrüm- merung muls vor dem Eintritt in den Boden geschehen sein, denn ein kleines, etwa 30 gr. schweres Stück wurde 300 bis 400 Schritte entfernt aufgefunden. Auf meine (Heis) Anfrage, ob wohl die andern dem Steine augenscheinlich fehlenden Stücke aufgefunden werden könnten, wurde erwidert, dafs dies ein Jahr nach dem Er- eignisse nicht gelingen werde, da ringsum weicher Moorboden sei. — _ vom 18. Januar 1872. 39 Der Fall von Ibbenbühren hat gleich demjenigen von Krähen- berg nur einen einzigen Stein geliefert. Die Form desselben ist eine höchst charakteristische und, trotz zweier nur oberflächlicher und eines grofsen Abbruchs, deutliche. Auf den ersten Blick zwar erscheint unser Stein unregelmäfsig sphäroidisch; eine etwas ge- nauere Betrachtung läfst aber manche gemeinsame Züge mit eini- gen der ausgezeichnetsten Pultusker Steinen u. a. auffinden. Im Allgemeinen hat der Stein die Gestalt eines abgeplatteten Sphä- roids. Der Umrifs der breiteren Seite, Fig. 1, ist eiförmig, fast subreetangulär, wenn wir uns den abgebrochenen Oberrand ur- sprünglich so gestaltet denken, wie den Unterrand. Fig. 2 (beide Figuren etwa halbe natürliche Gröfse) zeigt den Meteoriten im Profile, wobei die nach oben gewandte, sanfter und regelmäfsiger gestaltete Wölbung der in Fig. 1 dem Beschauer zugewandten Seite entspricht. Diese letztere, die Vorder- oder Brustseite, ist in ihrer Mitte fast ebenflächig gestaltet. Der deutlich abgesetzte flache Scheitel stellt sich als eine dreiseitige Fläche dar, welche in unse- rer Figur durch die lichtere Schattirung sich deutlich abhebt. Während die gerundeten Ecken dieses Dreiecks sich gegen die Peripherie des Steines hin zu buckelartigen Erhöhungen gestalten, wölbt sich die Scheitelfläche an den Seiten jenes Dreiecks auffal- lend regelmäfsig gegen die Flanken. In der dreiseitigen Fläche tritt eine leichte Erhöhung und eine zur Rechten anliegende sanfte Vertiefung hervor. Die Unter- oder Rückenseite ist höher und zu- gleich unregelmäfsig gewölbt. Der Scheitel ist hier keine Fläche, sondern ein etwas in die Länge gezogener Buckel, welcher nicht in der Mitte der Unterseite, sondern etwas dem in Figur 2 nach vorn gewandten Ende genähert sich erhebt. Auch die Flanken des Steins, in denen Ober- und Unterseite zusammenstofsen, sind recht verschieden. Auf der linken Seite beider Figuren ist unser Sphäroid durch eine beinahe ebene Fläche, welche fast normal zur Brustseite steht, gleichsam abgeschnitten, während in den andern Thei- len des Umkreises die Flanken mehr scharfrandig erscheinen. Die in Fig. 2 nach vorn gewandte Seite zeigt den Seitenrand sogar zu einer kielähnlichen Erhöhung zusammengedrückt. Eine andere bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit der Oberfläche unseres Steins sind rundliche Eindrücke, welche man den Abdrücken von Fingern in eine plastische Masse vergleichen könnte. Dieselben treten be- sonders deutlich am seitlichen Rande zunächst des Kiels, Fig. 2 2 30 Gresammtsitzung hervor. Es erklären sich im vorliegenden Falle die fingerförmigen Eindrücke wohl unschwer durch Abspringen und Herausfallen ein- zelner Theile des Aörolithen. Wie wir alsbald zu erwähnen haben werden, umschliefst derselbe nämlich grofse blättrige Krystall- körner. Die Dimensionen des Steins sind folgende: Breite (in der Richtung «—2) = 0,112 met., Dicke —= 0,093 m., Länge — 0,125. Muthmafsliche Länge des unversehrten Meteoriten = 0,130 m. Die Oberfläche des Steins ist mit Ausnahme der Bruchflächen von einer gleichmäfsigen schwarzen Rinde bedeckt, deren Dicke kaum I; mm. beträgt. Die schwarze matte Schmelzrinde ist nicht glatt und eben, sondern bedeckt mit einer Menge äufserst feiner Schmelzwülste, welche indefs bei Weitem nicht so deutlich sind wie bei Stannern, nicht einmal wie bei einigen der Pultusker Steine, sondern nur kurz und wenig erhaben. Diese Schmelzsäume, wel- che, durch die Lupe betrachtet, eine feinblasige Masse zeigen, ha- ben einen fast netzförmigen Verlauf. Unsere Figuren gewähren davon ein annäherndes Bild. Auf den Flanken des Steins na- mentlich ist ein Strömen der Schmelzmasse unverkennbar, wenn- gleich sich auch hier keine zusammenhängenden Schmelzlinien fin- den, vielmehr die Skulptur der Oberfläche überhaupt einem zarten Wellengekräusel vergleichbar ist. Die feinblasigen Schmelzwülst- chen sind glanzlos und matt; die von ihnen umschlossenen maschen- ähnlichen Flächentheile, auf denen der Schmelz glatter aufliegt, sind glänzender. Betrachtet man mit einer Lupe die Oberfläche des Steins, so bemerkt man, dafs dieselbe von einer Unzahl von Sprüngen durchsetzt wird. Gewils findet sich kein Raum von der Grölse eines Quadratcentimeters ohne solche feinen Risse. Diesel- ben haben einen gekrümmten verästelten Verlauf und sind an der Oberfläche nur auf kurze Erstreckungen zu verfolgen; sie gehören nicht etwa nur der Schmelzrinde an, sondern dringen, mit geschmol- zener Rindenmasse gefüllt, in’s Innere des Steins. Die Schmelz- linien, welche eine für die Meteorsteine so überaus charakteristi- sche Erscheinung bilden, sind in dem Ibbenbührener Stein sehr fein, so dafs man sie mit dem blofsen Auge kaum wahrnehmen kann. Die Lupe läfst indefs erkennen, dafs sie in grofser Zahl den Stein durchziehen, dicht geschaart zunächst der Oberfläche, sel- tener gegen das Innere, Zuweilen ist ihr Verlauf streckenweise geradlinig, häufiger gekrümmt. Sie gehen, ohne ihren Zug zu än- PR vom 18. Januar 1872. al dern durch die körnige Grundmasse, wie durch die krystallinischen Ausscheidungen. Die kaum haarfeinen Schmelzlinien schwellen häufig zu punktförmigen schwarzen Partien an, welche gleichfalls nur geschmolzene Rindenmasse sind, die irgend eine kleine Lücke oder Hohlraum ausfüllte.e Die mikroskopische Betrachtung lehrt, dals die feinsten Spalten nicht von einem zusammenhängenden Schmelz erfüllt sind, sondern dafs häufig die geschmolzene Masse gleichsam nur in zerstreuten Flittern die feine Kluft erfüllt. Auch durch die Lupe sieht man zuweilen ganz dünne, stark glänzende Partien der Schmelzmasse die Spaltflächen bedecken. Unser Stein mufs demnach beim Eintritt in die Erdatmosphäre in Folge der plötzlichen Erhitzung seiner peripherischen Theile in zahlosen fein- sten Sprüngen geborsten sein. Die in die Klüfte eindringende, er- starrende Schmelzmasse verband die gelösten Theile von Neuem. Nicht ohne grofse Überraschung wird ein Meteoritenkenner das Innere des Steins, wie dasselbe auf der grofsen Bruchfläche, in Fig. 1 oben, sich darstellt, betrachten. Die schwarzen Schmelz- linien treten, so überaus fein sind sie, bei dem Anblick mit blos- sem Auge fast ganz zurück. Die Masse ist auffallend licht, viel heller als die gewöhnliche Klasse der Meteorsteine, die Chondrite. Der Stein besteht aus einer weilsen bis graulichweilsen körnigen Grundmasse, in welcher sehr zahlreiche, kleine und grofse Kry- stallkörner von lichtgelblichgrüner Farbe liegen. Diese krystal- linischen Ausscheidungen, welche meistens einige mm. grols sind, einerseits bis zu unsichtbarer Kleinheit hinabgehen, andererseits eine Grölse von 1, ja von 3 etm. erreichen, bilden die besondere Merkwürdigkeit unseres Steins, wenn man erwägt, wie selten im Allgemeinen in der Grundmasse der Meteorsteine ein deutliches Silicatkorn krystallinisch sich aussondert. Die Krystallkörner sind in der Masse unseres Meteoriten keineswegs gleichmäfsig vertheilt. Auf der Bruchfläche (Fig. 1 oben) bemerkt man, dafs namentlich bei y dieselben grofs und zahlreich sind, sodafs die Grundmasse fast verdrängt wird, und der Meteorit hier fast ein reines grols- körniges Aggregat jener Ausscheidungen ist. Niemals gelingt es aus der Grundmasse die Krystallkörner unversehrt herauszulösen; ihre blättrige Struktur bedingt immer, dafs sie mit dem Gesteins- bruche durchreissen. Die Durchschnitte, welche man erblickt, sind meist gerundet, zuweilen auch wohl polygonal begrenzt durch rhombische resp. sechsseitige Umrisse, aus welchen man wohl auf 32 Gesammtsitzung das rhombische System schliessen kann. Indefs ist es nicht mög- lich, aus diesen Durchschnitten irgend Etwas mit Sicherheit über die Krystallform zu ermitteln. Die Untersuchung der Spaltbarkeit ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Ursache liegt theils in der rissigen Beschaffenheit, theils in den zahlreichen unregel- mälsigen Absonderungsflächen und in der regellosen innigen Ver- wachsung der Körner, in Folge deren man häufig nicht im Stande ist, die Spaltungsrichtungen verschiedener Individuen von einander zu unterscheiden. Aufserdem aber ist auch die Spaltbarkeit der Körner nicht ganz gleich deutlich. Obgleich ich viele Zeit und Mühe in dieser Beziehung aufgewandt habe, bin ich nicht zu einem befriedigenden Resultate gelangt. An mehreren Körnern beobach- tete ich folgende Spaltbarkeiten: Eine sehr vollkommene, welche fasrig gestreift ist; auf ihnen glänzen zuweilen einzelne Partien mit farbigen Ringen. Die Richtung der Fasern entspricht der Zone der andern Spaltrichtungen; eine zweite steht normal zur er- sten, und begrenzt gewöhnlich die dünnen Blättchen, deren etwas gekrümmte Fläche der vollkommenen Spaltung entspricht. Auch die zweite Absonderung ist zuweilen sehr deutlich. Aufserdem sind noch zwei andere Trennungsrichtungen in derselben Zone vorhan- den, deren Kante mit der ersten Spaltflächke — 1314° gemes- sen wurde. Die über der letztern Fläche liegende Kante der bei- den letztgenannten Spaltungsflächen berechnen sich demnach — 83° (über der zweiten Spaltung — 97°). An einem Krystallkorn, wel- ches die in Rede stehenden Spaltungen sehr deutlich zeigte, wurde der letztere Winkel = 964° bis 97° gemessen. Nicht unerwähnt darf ich indefs lassen, dafs ich an einigen Körnern zwei anschei- nend gleiche Spaltungsrichtungen mit dem Winkel. von 1084° bis 109° fand, ein anderes Mal mafs ich zwei recht deutliche gleiche Spaltungen — 864°. Ich glaubte demnach anfänglich, dafs die fraglichen Krystallkörner vielleicht etwas Verschiedenes seien, kam indefs später mit Rücksicht auf die sonstige vollkommene Identität derselben von jener Ansicht wieder zurück. Ähnlichen Schwierig- keiten begegnete Story-Maskelyne in Bezug auf den Enstatit im Steine von Busti. (On the Mineral Constituents of Meteorites; Philos. Transactions Vol. 160, p. 189—214; 1870.) Die Splittrig- keit der Metallkörner macht es schwierig, aus ihnen eine dünne Platte zur mikroskopischen Betrachtung zu schleifen. In dem Prä- parate bemerkt man aufser den Streifen, welche der Zonenaxe der „a ° En dan dennun-1879. 33 Spaltungsrichtungen parallel gehen, viele nnregelmäfsige feinste Sprünge, welche mit dunkler Schmelzmasse, oft nur theilweise, erfüllt sind. Das specif. Gew. rein ausgesuchter Krystallkörner wurde in zwei Versuchen bei 15° ©. bestimmt zu 3,428 und 3,425. Beim Glühen verwandelt sich ihre lichtgrünlichgelbe Farbe in braun, es steigt gleichzeitig in Folge theilweise höherer Oxydation des Eisens das Gewicht. Ich bestimmte in einem Versuche, bei wel- chem etwa 1 bis 13 mm. grofse Stückchen angewandt wurden, die Gewichtszunahme — 0,55 p. C. V. dd. L. nur an feinen Spitzen zu einem schwarzen Email unter Aufschäumen schmelzbar. Ebenso schwer schmelzbar erweist sich die Grundmasse des Steins.. Die Hitze, welche die Oberfläche des Meteoriten bei seinem Eintritt in die Atmosphäre erfuhr, mufs demnach erheblich gröfser gewesen sein als diejenige, welche man mit Hülfe des Löthrohrs hervorbrin- gen kann. Die Analyse sorgsam ausgesuchter Krystallkörner (0,3820 gr. geschmolzen mit reinstem kohlensaurem Natrium) ergab folgende Mischung: Kieselsäure 54,51') Oxyg. 29,07 Eisenoxydul 17,53 3,89 MD uzaurzzln) 0,29 0,06 | 14,82 Magnesia 26,43 10,57 | Kalk 1,04 0,30 3 Thonerde 1,26 0,59 101,06 Die Krystallkörner sind demnach eisenreicher Enstatit oder Bronzit 7. 18i0,. Es findet kein einfaches Verhältnifs der Mo- lekule der Magnesia und des Eisens statt, was indefs bei isomor- phen Basen auch nicht erwartet werden kann. Rechnet man statt des Mangans eine äquivalente Menge Eisen, statt des Kalks eine entsprechende Menge von Magnesia, so enthält unser meteorischer Bronzit auf 4 Mol. Eisen 11 Mol. Magnesia. I) s. folg. Seite. [1872] 3 34 Gesammtsitzung Wenden wir uns nun zur Untersuchung der Grundmasse, Dieselbe ist sehr feinkörnig, von etwas fettartigem Glanz, weils oder lichtgrau, sehr mürbe, sodafs mir die Herstellung eines mi- kroskopischen Schliffs nicht gelingen wollte. Auf der angeschlif- fenen Fläche sieht man keine metallisch glänzenden Theile, son- dern nur die feinen schwarzen Schmelzlinien und -punkte. Unter- sucht man das Pulver der Grundmasse unter dem Mikroskop, so erweist es sich als gebildet ausschliefslich durch farblose Krystall- bruchstücke, welche bei Anwendung von polarisirtem Lichte wech- selnde Farben zeigen. Das spec. Gew. der Grundmasse, in klei- nen Stückchen gewogen, ergab sich (bei 15°) in zwei Versuchen gleich 3,405 und 23,404; sie ist demnach nur sehr wenig leichter als die ausgesuchten Kry- stallkörner, wohl in Folge des etwas lockeren Gefüges der Masse. Zur Analyse wurde die Grundmasse möglichst von den Enstatit- körnern befreit; ganz war dieses unmöglich, da die Ausscheidun- gen zu äufserster Kleinheit herabsinkend, augenscheinlich einen wesentlichen Theil der Masse bilden. Die zur Grundmasse ver- fliessenden Enstatitkörner sind nicht grünlichgelb wie die gröfsern Ausscheidungen, sondern lichtgrau bis weils. Zwei Analysen er- gaben folgendes Resultat: I II Mittel Kieselsäure 54,31 54,64 54,47 Oxyg. 29,05 Eisenoxydul 17,02 17,29 17,15 3,81 Manganoxydul 0,23 1.74 0,28 0,06 14,72 Kalk 1,39 1,39 0,40 Magnesia 26,06 26,18 26,12 10,45 Thonerde 1,01 1,12 1,06 0,50 100,47 Die Zusammensetzung der Grundmasse kann demnach als fast iden- ’) s. vor. $S., eine zweite Analyse, zu welcher nur ein halbes Gramm verwandt werden konnte, ergab Folgendes: Kieselsäure 53,85. Eisenoxydul 17,95. Magnesia 27,33. Kalk + Manganoxyd-oxydul 1,02. 'IThonerde 1,15. Summe = 101,30. k vom 18. Januar 1872. 35 tisch mit derjenigen der ausgeschiedenen Krystallkörner betrachtet werden. Die Constitution des Meteoriten von Ibbenbühren ist eine der einfachsten unter allen bisher untersuchten kosmischen Steinen. Chromeisenerz, welches sonst fast niemals in den Steinmeteoriten fehlt, ist hier nicht vorhanden. Es würde nach dem Aufschliessen mittelst kohlensauren Natriums als schwarzes Pulver zurückbleiben, und sich so verrathen. Doch wurde keine Spur davon wahrge- nommen. Ebensowenig ist Magnetkies oder irgend eine andere Schwefelverbindung vorhanden; denn, nachdem eine gröfsere Menge des Steinpulvers mit reinster Salpetersäure anhaltend digerirt wor- den war, brachte Chlorbaryum im Filtrat nicht den geringsten Nie- derschlag oder auch nur Trübung hervor. Hingegen scheint eine Spur von gediegenem Eisen vorhanden zu sein. Freilich gelang es mir nur, aus einer Menge von etwa 5 gr. durch Ausziehen mit einem Magnetstab ein einzelnes, mit dem blofsen Auge kaum sicht- bares Eisenpartikelchen zu erhalten. Es hatte dies kleine Körn- chen in Folge beginnender Zersetzung einen gelbbraunen Fleck erzeugt. Schliefslich wurden noch einzelne, doch äufserst seltene, für das blofse Auge unsichtbare röthlichgelbe Körnchen mit glän- zender Oberfläche erspäht, über deren Natur Näheres zu ermitteln, mir unmöglich war. Noch verdient erwähnt zu werden, dafs die Schmelzrinde sehr deutlich vom Magneten angezogen wird. Ein Theil des Eisenoxy- duls der Bronzitverbindung ist demnach unter dem Einflusse des Sauerstoffs der Atmosphäre und der hohen Erhitzung in Magnet- eisen übergeführt worden. Diejenige Schmelzmasse, welche, die feinen Klüfte erfüllend, ins Innere des Steins gedrungen, erwies sich viel schwächer oder gar nicht merkbar magnetisch; offenbar weil dort die Schmelzmasse der Einwirkung des atmosphärischen Sauer- stoffs entzogen war. Der Stein von Ibbenbühren nimmt demnach eine ausgezeich- nete Stellung unter allen bekannten Aörolithen ein, indem er we- sentlich nur aus einem einzigen Silikate, Bronzit, besteht. Unter der grofsen Zohl der bisher untersuchten Steine ist es nur ein ein- ziger, der am 29. Juni 15843 bei Manegaum in Khandeish (Hindo- stan) gefallene, von Storry-Maskelyne (s. a. a. OÖ. sowie auch Rammelsberg, Die chemische Natur der Meteoriten, Abh. d. k. Ak. d. Wiss. 1870; $. 120) untersuchte Aörolith, welcher, gleich Ibben- Dx, oO 36 Gesammtsitzung bühren wesentlich nur aus Bronzit besteht. Zur Vergleichung darf hier die Mischung der Enstatitkörner aus dem Manegaum-Stein nach Maskelyne mitgetheilt werden: Kieselsäure 55,70 Magnesia 22,50 Eisenoxydul 20,54 Kalk 1,32 100,36. Für die Grundmasse fand Maskelyne eine nahe übereinstimmende Mischung, wie für die ausgeschiedenen Körner. Der Bronzit des indischen Aörolithen unterscheidet sich demnach von demjenigen unseres westphälischen nur durch den etwas gröfseren Eisengehalt, sowie durch das Fehlen der Thonerde. Auffallender Weise giebt Maskelyne das spec. Gewicht des von ihm untersuchten Bronzits nur zu 3,198 an, während man glauben sollte, es müsse wegen des bedeutenderen Eisengehalts etwas höher sein, als dasjenige des Ibbenbührener Bronzits. Nächst dem Steine von Manegaum ist auch der merkwürdige Meteorit von Shalka (Hindostan), gef. 30. Nov. 1850 (s. Rammels- berg, a. a. OÖ. p. 119, und G. Rose, Beschr. und Einth. d. Meteo- riten, Abh. d. k. Ak. d. Wiss. 1863; p. 122) dem westphälischen Steine nahe verwandt. Nach den neuen, verdienstvollen Untersu- chungen Rammelsberg’s besteht Shalka zwar nicht ausschliefslich, aber doch wesentlich aus Bronzit, nämlich: Bronzit 86,43 p. C. Olivin 10,92. Chromeisen 2,11. Die chemische Zusammensetznng des Bronzits von Shalka kommt nun dem unsrigen noch näher als die des Manegaum-Bronzits. Rammelsberg fand ihn nämlich wie folgt zusammengesetzt: Kieselsäure 55,55; Eisenoxydul 16,53; Magnesia 27,73; Kalk 0,09; Natron 0,92. Unter den terrestrischen Bronziten kommt keiner Varietät ein gleich hoher Eisenoxydulgehalt zu wie jenen kosmischen. Wir kennen demnach jetzt vier Meteorite, welche wesentlich nur aus je einem Silicate bestehen: Chassigny wird nur durch Olivin gebildet, Bishopsville nur durch Enstatit, während Mane- gaum und Ibbenbühren aus Bronzit bestehen. Monatsbericht Januar Meteorit von JSbbenbihren. gefallen 11. Jrmı 1870 Fig. 2. vom 18. Januar 1872. 7 An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vorgelegt: Fedor v. Reibnitz u. Rathen, Worte eines Psychologen. Bd. 1—3. 2 Ex. Leipzig 1872. 8. Det Kongelige Norske Frederiks Universitets Aarsberetning for Aaaret 1869, 1870. Christiania 1870 | 71. 8. Beretning om Bodsfaengslets Virksomhed i Aaaret 1869, 1870. Christiania 1870 | 71. 8. Norske Universitets og Skole-Annaler. Tredie Raekke. X. 3die og 4de Hefte. XI. 1. og 2. Hefte. Christiania 1870 | 71. 8. P. Botten-Hansen og Siegwart Petersen, Norsk Bog- Fortegnelse 1848—1865. Christiania 1870, 8. G. Armauer Hansen, Bidrag til Lymphekjertlernes normale og pathoto- giske Anatomi. Christiania 1871. 4. Proceedings of the Royal Society. Vol. XIX. No. 124—120. London STE E Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Vol. 160. Bart. ‚D::,,Mol. 161. Part:-I. .'London;-1870;| 71, -4., Astronomical and Magnetical and Meteorological Observations made at the Royal Observatory, Greenwich, in the Year 1869. London 1871. 4. W. Ahlwardt, Verzeichni/s der arabischen Handschriften der Königl. Bi- bliothek in Berlin. Greifswald 1871. 8. Mit Ministerialschreiben vom 9. Jan. 1872. Proceedings of the London Mathematical Society. Nr. 35. 36. 40. Lon- don 1871. 8. Catalogue of Scientific Papers (1800—1863). Vol. V. London 1871. 4. 38 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse 22. Januar. Sitzung der physikalisch-mathemati- schen Klasse. Hr. Riess las über: Rückwirkung von Nebenströmen in einer unveränderten Schliefsung auf den Hauptstrom der leydener Batterie. Der Nebenstrom der Batterie wirkt schwächend auf den ihn erregenden Hauptstrom zurück. Die Rückwirkung, welche nach einander eine Reihe von Nebenströmen ausübt, die durch Verän- derung ihrer Leitung mehr und mehr geschwächt werden, durch- läuft zwei Phasen. In der ersten Phase, die mit der vollkommen- sten Leitung des Nebenstroms ohne merkliche Schwächung des Hauptstroms beginnt, nimmt die Rückwirkung zu, derzufolge die erregenden Hauptströme an Stärke abnehmen; in der zweiten Phase nimmt die Rüekwirkung ab, die Hauptströme werden desto kräfti- ger, je schwächer der wirkende Nebenstrom ist. Greifen wir von dieser Reihe von Nebenströmen zwei heraus, so entspricht, wenn sie der ersten Phase zugehören, der schwächere Nebenstrom einem schwächern Hauptstrome, und einem stärkern wenn sie der zweiten Phase zugehören. Die letzte Thatsache hat nichts Auffallendes, da unter sonst gleichen Bedingungen der schwächere Nebenstrom die schwächere Rückwirkung auf den Hauptstrom üben mufs, und das Auffallende der ersten Thatsache habe ich dadurch zu beseiti- gen gesucht, dafs ich dem schwächern Partial-Nebenstrome eine längere Dauer und dadurch ein tieferes Eingreifen in den folgen- genden Partial-Hauptstrom beimals, so dafs seine Schwäche durch seine Dauer mehr als aufgewogen wurde (Riefs Elektr. Lehre 2. 307). Bei der Entdeckung der Rückwirkung des Nebenstroms auf den Hauptstrom und noch lange nachher gab es nur Ein Mittel einen Nebenstrom zu ändern, der von einem gegebenen Theile der Hauptschliefsung in einem in bestimmter Entfernung davon liegen- den Nebendrathe erregt wird, nämlich die Änderung des Drathes, der den Nebendrath zum Kreise schliefst. Die Versuche über jene Rückwirkung waren daher auf Nebenströme in verschiedenen Ne- benbogen beschränkt. „Jetzt sind mehre Mittel bekannt, verschie- den starke Nebenströme in einem und demselben Nebenkreise zu erhalten und es blieb die Frage zu erledigen, in welchem Sinne die so veränderten Nebenströme auf den Hauptstrom zurückwirken. vom 22. Januar 1872. 39 Es sei der Drath, in dem der Schliefsungsbogen einer leyde- ner Batterie einen Nebenstrom erregt, durch einen ausgebreiteten Drath zum Kreise geschlossen. Nahe und parallel diesem ausge- breiteten Drathe liege ein zweiter (Hülfs-) Drath, dessen Enden entweder mit einander verbunden sind, oder frei liegen. Bei ver- bundenen Drathenden ist der am Thermometer gemessene Neben- strom stärker als bei freien. Enden. Um ein Beispiel zu geben: als der ausgebreitete (Kupfer-) Drath 1004 Fufs lang war, verhielt sich der Nebenstrom bei verbundenen Enden des Hülfsdraths zu dem bei freien Enden wie 7 zu 5.') Gröfsere Veränderungen des Nebenstroms werden durch dies Mittel erhalten, wenn der zur Schliefsung des Nebendraths benutzte Drath nicht ausgebreitet, sondern in die Form eines N mit nahe an einander liegenden Schenkeln gebracht ist. Als dieser Drath 203 Fufs, der den Schen- keln des N parallele Hülfsdrath 1004 Fufs lang war, verhielt sich der Nebenstrom bei verbundenen und freien Enden des Hülfsdraths wie 67 zu 24.) Am bequemsten ist der Versuch auszuführen, wenn der zur Schliefsung des Nebendraths gebrauchte Drath spi- ralförmig gewunden ist, wo dann der Hülfsdrath dieselbe Form besitzen mufs. Mit einer ebenen zur Schliefsung benutzten Spirale von 53 Fufs Drathlänge wurde in der angegebenen Weise ein Ne- benstrom im Verhältnisse 76 zu 52 geschwächt.°) Diese letzte Anordnung wurde jetzt zur Hervorbringung von zwei verschieden starken Nebenströmen getroffen und der sie erregende Hauptstrom dabei untersucht. Eine ebene Spirale aus 5375 Fufs eines 2 Linie dicken Kupferdrathes gewunden, war in den Schliefsungsbogen der aus 3 Flaschen bestehenden Batterie eingeschaltet, der aulserdem ein el. Thermometer enthielt (Platindrath darin 97,5 Lin. lang 0,057 Lin. dick). In einer Linie Entfernung stand der Spirale die gleiche Nebenspirale gegenüber und letztere war durch Kupferdräthe mit einer ebenen Spirale von Kupferdrath (53 Fufs lang $ Lin. dick) verbunden, der eine gleiche 1 Lin. entfernte Spirale nahe stand, welche hier als Hülfsspirale diente, deren Enden durch 1 Fufs Kupferdrath verbunden werden konnten. In den sekundären Kreis !) Akad. Monatsber. 1562 S. 349. 2) 8. 852. 3) Elektr, Lehre .2. 339. 40 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse war ein Thermometer eingeschaltet (darin Platindrath 231 Lin. lang 0,057 Lin. dick). Folgendes das Schema des Apparats: A Die zwei Paare ebener Spiralen sind durch die Doppelpfeile A u. B, die Thermometer durch Kreise angedeutet. Der Batteriestrom wurde am Thermometer h, der Nebenstrom an n gemessen. Ich erhielt die folgenden Werthe für Haupt- und Nebenströme. Es sind die aus 6 Thermometerbeobachtungen abgeleiteten Erwär- mungen für die in Einer Flasche befindliche Elektrieitätsmenge 1, zu welchen drei verschiedene Ladungen der Batterie, an der Maafs- flasche mit #4 Lin. Schlagweite gemessen, benutzt wurden. Bei Bestimmung des Hauptstroms der ersten Zeile war die Schlies- sung der Nebenspirale von A geöffnet, also kein Nebenstrom vor- handen. Versuchs-Reihe |. Nebenstrom Hauptstrom 0,90 100 Hülfsspirale geschlossen . . . 0,58 0,57 63 offen u a 0,765 85 Während durch Öffnung der Hülfsspirale der Nebenstrom im Verhältnisse 53 zu 31 sank, stieg der Hauptstrom von 63 zu 85. Dies würde nicht befremden, wenn der Nebenstrom 0,31 bereits zu den Strömen gehörte, bei welchen die Rückwirkung auf den vom 22. Januar 1872. 41 Hauptstrom die zweite Phase erreicht hat. Dann mülste ein schwächerer Strom als 0,31 durch Änderung der Leitung des Stroms erzeugt, den Hauptstrom weiter steigen machen. Dies war aber nicht der Fall... Anschaulicher wird das Ungewöhnliche der hier beobachteten Rückwirkung, wenn man durch Änderung der Leitung Nebenströme von nahe gleichem Werthe, wie die hier be- obachteten herstellt. Die Spiralen B wurden entfernt und verschie- dene Längen eines (auf einem Rahmen ausgespannten) 0,0554 Lin. dicken Platindrathes in die Schliefsung des Nebenstroms einge- schaltet. Reihe 2. eingeschalteter Drath Nebenstrom Hauptstrom 0,90 100 0,483 Fufs 0,61 0,49 54 3,91 0,32 0,27 50 Der Nebenstrom sinkt durch Verlängerung seiner Leitung von 0,61 auf 0,32 und zugleich der ihn erregende Hauptstrom im Ver- hältnifs 54 zu 30. In der vorigen Versuchsreihe brachte das Sin- ken des Nebenstroms von 0,58 auf 0,31 ein Steigen des Haupt- stroms von 63 zu 85. Man sieht, dafs hier zwei nahe gleiche Paare von Nebenströmen, die auf verschiedene Weise erlangt wor- den sind, in entgegengesetzter Art auf den Hauptstrom zurückwir- ken: in der ersten Versuchsreihe entspricht der schwächere Neben- strom dem stärkern, in der zweiten Reihe dem schwächern Haupt- strome. Beiläufig ist zu bemerken, dafs, wie weiter unten nach- gewiesen wird, zu der grofsen Schwächung des Hauptstroms durch Einwirkung des ersten Nebenstroms der ersten Reihe (100 zu 65) der im Thermometer n befindliche Platindrath wesentlich ist. Ohne Anwendung einer Hülfsspirale werden verschieden starke Nebenströme in einer substantiell unveränderten Nebenleitung er- halten, wenn der nicht erregte Theil derselben in verschiedene Formen gelegt wird. Bei der Uform der Leitung erhält man den stärksten, bei gerader Form einen schwächern, bei Nform den schwächsten Nebenstrom.') Solche drei Nebenströme erregte ich mit den Pogg. Ann. 83. 329 beschriebenen Apparaten und beob- 1) Akad. Monatsber. 1851 S. 297. 42 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse achtete dabei den erregenden Hauptstrom. Auch hier trat der um gewöhnliche Fall ein, dafs dem stärksten Nebenstrom der schwäch- ste, dem schwächsten Nebenstrom der stärkste Hauptstrom ent- sprach. Die Rückwirkung ging in gleichem Sinne mit dem Werthe des Nebenstroms. Ein Nebenstrom, der durch die Form seiner Leitung verändert wurde, wirkte in entgegengesetzter Weise wie ein Strom, der durch Änderung von Stoff oder Dimensionen seiner Leitung dieselbe Änderung erfuhr. Ich übergehe die speeielle An- gabe dieser Versuche, da ich mich hier auf Nebenströme in, auch der Form nach unveränderten Schliefsungen beschränke. Die interessanteste Art, verschieden starke Nebenströme in derselben Leitung auf den Hauptsirom zurückwirken zu lassen, er- hält man dadurch, dafs die Änderung des Nebenstroms durch einen zweiten Nebenstrom bewirkt wird, der mit verschiedener Richtung auf den ersten einwirkt. Der Nebenstrom wird geschwächt, wenn der auf ihn wirkende Strom gleiche Richtung, und verstärkt, wenn er die entgegengesetzte Richtung hat.') Der Apparat bleibt dann bei der verschiedenen Rückwirkung unverändert, während in der ersten Versuchsreihe ein Theil des Apparats, die Hülfsspirale, durch Öffnung unwirksam gemacht werden mufste. Man ist bei den fol- genden Versuchen gezwungen, statt Eines Nebenstromes zwei Ne- benströme auf den Hauptstrom zurückwirken zu lassen; da aber die Nebenströme an beliebig von einander entfernten Stellen des Hauptbogens erregt werden und aufserdem die Rückwirkung des einen Nebenstroms sehr schwach erhalten werden kann, so verur- sacht Dies keine Verwickelung des Versuchs. Das folgende Schema macht die Beschreibung des Apparats anschaulich. !) Akad. Monatsber. 1871 S. 106. vom 22. Januar 1872. 43 lı In den Schliefsungsbogen der Batterie ist, wie bei den frühe- ren Versuchen, das Thermometer % und die ebene Spirale A ein- geschaltet, dann an einer entfernten Stelle die cylindrische Spirale C aus 52-1; Fuls eines $ Lin. dicken Kupferdrathes bestehend, der eine gleiche Spirale in 1 Lin. Entfernung nahe steht. Beide Spi- ralen sind um einen Holzcylinder von etwa 9 Zoll Höhe 6 Zoll Breite gewunden. In hinlänglicher Entfernung von dem Hauptbo- gen ist das oben beschriebene Paar ebener Spiralen B aufgestellt; die Nebenspiralen von A und © sind durch lange Kupferdräthe mit je einer Spirale von B verbunden, in den Nebenkreis I das Thermometer n eingeschaltet. Nachdem bei einer Anzahl von Bat- terie-Entladungen durch den Hauptbogen die Thermometer AR und n beobachtet waren, wurden die Befestigungspunkte der Verbindungs- drähte an der Nebenspirale C mit einander vertauscht und die Be- obachtungen wiederholt... Da die Verbindungsdräthe aufser Wir- kungsnähe gelegt waren, so ist im elektrischen Sinne durch diese Vertauschung der Befestigungen die Form des Apparats nicht ge- ändert worden. Im Schema haben die beiden Nebenströme in den Spiralen D entgegengesetzte Richtung, also nach Umlegung der Drähte im Kreise II gleiche Richtung. Im Mittel aus 6 Beobachtungen mit 3 verschiedenen Batterie- ladungen erhielt ich folgende Werthe des Hauptstroms und des 44 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Nebenstroms im Kreise I. Bei der ersten Beobachtung waren beide Nebenschliefsungen geöffnet. Reihe 3. Nebenstrom Werth desselben Hauptstrom im Kreise I 0,625 100 verstärkt 0,465 0,35 56 geschwächt 0,15 0,55 38 Es wirkten hier zwei Nebenströme, in den Nebenspiralen von A und C erregt, auf den Hauptstrom zurück, aber der Strom in C nur in sehr geringem Maafse, weil er in einem gutleitenden ganz aus Kupfer bestehenden Kreise eireulirte. Ich werde deshalb nur den im Kreise I laufenden gemessenen Nebenstrom in Betracht ziehn. Dieser Nebenstrom wirkt mit dem Werthe 0,465 viel stär- ker auf den Hauptstrom zurück, als mit dem Werthe 0,15, denn er entfernt ihn von seinem ursprünglichen Werthe 100 bis 56, der schwächere Strom nur bis 85. Nach der bisher bekannten Rück- wirkung verschiedener Nebenströme, die durch die Beschaffenheit ihrer Leitung hergestellt werden, auf den Hauptstrom würde der Werth 0,15 unter dem Werthe liegen, mit dem das Minimum des Hauptstroms beobachtet wird und bei einem schwächern Neben- strome würde der Werth des Hauptstroms steigen müssen. Dies auszumachen wurde in den Kreis I ein 231 Lin. langer 0,057 Lin. dicker Platindrath eingeschaltet; er war identisch mit dem im Ther- mometer n befindlichen Drath, die Platineinschaltung in Kreis I demnach verdoppelt. Reihe 4. Nebenstrom Werth desselben Hauptstrom 0,62 100 verstärkt 0,33 0,28 45 geschwächt 0,15 0,53 85 Der Nebenstrom 0,13 schwächer als der schwächste der vori- gen Tafel hat den Hauptstrom 88 nicht steigen sondern bis 85 fallen gemacht, ein Beweis, dafs der Werth 0,15 gröfser ist, als der dem Minimum des Hauptstroms entsprechende. Noch. schla- gender erscheint Dies bei dem folgenden Versuche, wo zu dem vom 22. Januar 1872. _ 45 Nebenkreis I noch 7,82 Fufs eines 0,0554 Lin. dicken Platindraths hinzugesetzt waren. Reihe 5. Nebenstrom Werth desselben Hauptstrom 0,62 100 verstärkt 0,17 0,14 .,.,.23 geschwächt 0,09 0,388 61 In den drei letzten Versuchsreihen entsprechen den Nebenströ- men 0,15 0,13 0,09 die Hauptströme 83 85 und 61, die beiden ersten Nebenströme hatten also einen grölsern Werth als der Ne- benstrom mit dem das Minimum des Hauptstroms auftritt. Die in den Versuchen 3 und 4 aufgezeigte Rückwirkung des Nebenstroms auf den Hauptstrom ist demnach neu. Es entspricht in jeder Reihe der schwächere von zwei Nebenströmen dem stärkern Hauptstrom, was durch die bekannte Rückwirkung nur dann der Fall sein könnte, wenn jener schwächere Nebenstrom unter dem Werthe läge, mit dem der Hauptstrom seinen kleinsten Werth erreicht. Ich habe in jeder Versuchsreihe auch den Nebenstrom, ehe er gestärkt und geschwächt wurde, auf den Hauptstrom wirken lassen, was dadurch geschieht, dafs man die beiden Spiralen B aulser Wirkungsnähe bringt. Der Werth des Nebenstroms liegt dann zwischen den in den Tafeln angegebenen Werthen, und der ihm entsprechende Hauptstrom ist stärker als der dem verstärkten und schwächer als der dem geschwächten Nebenstrom entsprechende. So war in der öten Reihe: Nebenstrom Werth desselben Hauptstrom 0,62 verstärkt 0,17 0,14 frei 0,13 0,50 geschwächt 0,09 0,38 In dieser vollständigen Reihe nimmt die Einwirkung auf den Hauptstrom zweimal an Stärke ab mit abnehmendem Nebenstrome. Ich habe die Beobachtung bei freiem Nebenstrome aus den Tafeln 3 bis 5 fortgelassen, weil dort nur Beobachtungen bei unveränder- tem Apparate mit einander verglichen werden sollten. Nimmt man zur Vergleichung die Beobachtungen bei freiem Nebenstrome hinzu, 46 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse wobei Spiralen, die einander nahe standen, von einander entfernt werden, so gehören die Versuche zur Klasse der in Reihe 1 mit- getheilten. In der dritten Versuchsreihe befand sich nur der Platindrath des Thermometers n in der Nebenschlielsung, in der vierten Reihe derselbe Drath zweimal, in der fünften aufserdem ein langer Pla- tindrath. In Folge davon sank durch Rückwirkung der freien Ne- benströme auf den Hauptstrom dieser in den genannten Reihen von 100 beziehlich auf 75 71 48. Wie die mitgetheilten Beobachtun- gen zeigen, waren bei Einwirkung des verstärkten geschwächten Nebenstroms die Wertle des Haupstroms. Ihr Verhältnifs in der dritten Reihe 56 88 1,57 vierten 45 85 1,89 fünften 23 6l 2,65 Das Verhältnifs der beiden Werthe des Hauptstroms bei Ein- wirkung des gestärkten und geschwächten Nebenstroms ist also desto grölser, je stärker der freie Nebenstrom auf den Hauptstrom zurückwirkt. Da bei gutleitender Schliefsung des Nebenstroms diese Rückwirkung, wie bekannt, sehr gering ist, so war voraus- zusehn, dafs auch die Schwächung und Stärkung eines solchen Nebenstroms nur geringe Änderungen des Hauptstroms geben würde. Es wurde aus der Nebenschliefsung I das Thermometer n entfernt, so dafs beide Nebenschliefsungen gleich wurden und nur Kupferdrath enthielten. Reihe 6. Es war der Hauptstrom 100 bei gestärkten Nebenströmen 89 geschwächten 102 Es fand hier eine sehr geringe Rückwirkung der Nebenströme auf den Hauptstrom statt. Beiläufig ist zu bemerken, dafs in der letzten Beobachtung zum erstenmal der Fall vorliegt, eines stär- kern Hauptstroms bei vorhandenen Nebenströmen als ohne diesel- ben. Die Verstärkung ist sehr klein und nicht sicher zu erhalten. Unter fünf zu verschiedenen Zeiten angestellten Beobachtungen kam sie uur dreimal vor. > vom 22. Januar 1872. 47 ‘Die imitgetheilten Erfahrungen stützen die Annahme, dafs der Nebenstrom, um auf den Hauptstrom wirken zu können, eine ge- wisse Zeit bestehen müsse und dafs die Einwirkung bis zu einer Gränze mit Verlängerung dieser Zeit wächst. Offenbar war (ge- messen konnte er nicht werden) der Nebenstrom des Schliefsungs- kreises I in der Reihe 6 stärker als bei irgend einem Versuche zuvor; dennoch war bei seiner Stärkung und Schwächung seine Rückwirkung auf den Hauptstrom geringer als je. Als Grund da- von ist anzugeben, dafs er zu kurze Zeit bestand, und die viel schwächern Nebenströme in den Reihen 3 bis 5 eine bedeutend oröfsere Rückwirkung bei ihrer Stärkung und Schwächung äufsern konnten, weil sie eine längere Zeit hindurch bestanden. Wenn die Stärkung und Schwächung eines Nebenstroms durch Veränderung seiner Schliefsung in Verkürzung und Verlängerung der Zeit seines Bestehens ihren Grund hat, so ist nicht mit glei- cher Wahrscheinlichkeit anzugeben, worin scine Stärkung und Schwächung in der unveränderten Schliefsung besteht. Freilich lassen sich Fälle anführen, in welchen eine gleiche Rückwirkung, wie die oben dargelegte, stattfindet und die Ursache des veränder- ten Nebenstroms keinem Zweifel unterliegt. Man lege von einem beliebigen Drathkreise in einzelnen Versuchen ein immer längeres Stück in gleiche Entfernung vom Schliefsungsbogen der Batterie, so wird ein immer stärkerer Nebenstrom in dem Kreise circuliren und eine wachsende Rückwirkung auf den Hauptstrom bemerkt. Jede Zeile der Tafel B. 2 8.305 meiner Elektrieitätslehre gibt den Beleg, dafs je länger das erregte Stück der Nebenschliefsung, de- sto kräftiger ihre Rückwirkung auf den Hauptstrom ist.!) .. Die'so merkwürdigen zwei Phasen der Rückwirkung von Nebenströmen die durch ihre Leitung verändert werden, treten hier nicht auf. Der stärkste herzustellende Nebenstrom erniedrigt den Hauptstrom am stärksten, und welche zwei Nebenströme auch hervorgebracht werden, dem schwächern von ihnen entspricht der grölsere Haupt- strom. Die Ursache davon ist klar: der stärkere Nebenstrom ist —___ 1) Die Nebenschliefsung ist zwar bei den 3 Versuchen jeder Zeile nicht vollständig dieselbe, da aber eine grofse Länge eines 0,156 Lin. dicken Neu- silberdraths zur Schliefsung gehört, so ist die verschiedene Länge des $ Lin. dieken Kupferdraths nicht zu berücksichtigen. 48 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse durch gröfsere Erregung hervorgebracht worden und enthält daher die gröfsere Elektrieitätsmenge, die auf ein längeres Stück der Hauptschliefsung wirkt, daher seine stärkere Wirkung auf den Hauptstrom. Durch andere Versuche ist gezeigt worden, dafs mit wachsender Elektrieitätsmenge des Nebenstroms seine Rückwirkung auf den Hauptstrom zunimmt, wenn auch das rückwirkende Stück der Nebenschliefsung constant bleibt. Der vom Hauptstrom erregte Theil des Drathkreises blieb unverändert, der Kreis wurde an einer davon entfernten Stelle geöffnet und jedes der dadurch ent- standenen Drathenden mit je einer Fläche eines Condensators ver- bunden. Je ausgedehnter die Condensatorflächen sind, eine desto gröfsere Elektrieitätsmenge wird im Drathkreise in Bewegung ge- setzt und desto schwächer erschien der Hauptstrom. So wurde ein Hauptstrom, der bei Einschaltung Einer Condensatorflasche in den Drathkreis des Nebenstroms den Werth 0,34 hatte, auf 0,15 erniedrigt durch Einschaltung von fünf solcher Flaschen.') Wollten wir aus diesen frühern Versuchen auf die Ursache der neuen Versuche schliefsen, so kämen wir zu der Annahme, dafs durch Fernwirkung auf ein Stück der Nebenschliefsung die im Nebenstrome eirculirende Elektricitätsmenge verändert werden könnte. Die in dem am Hauptbogen liegenden Stücke des Neben- bogens erregte Elektrieitätsmenge könnte überall dieselbe bleiben, aber von ihr je nach der Anordnung des Apparats ein kleinerer oder gröfserer Theil den Kreislauf vollenden, der übrige Theil auf dem- selben Wege zurückgehn, den er nach der Erregung durchlaufen hat. Diese Annahme ist bedenklich und leider nicht durch magne- tische Ablenkung zu prüfen. Es ist dazu die Anwendung eines elektrischen Ventils nöthig und mit diesem deutet eine verminderte Ablenkung nur dann auf verminderte Elektricitätsmenge im Neben- strome, wenn die Geschwindigkeit der Entladung desselben gleich geblieben ist. Ein Nebenstrom in derselben Schliefsung, durch die Entladung derselben Elektrieitätsmenge im Hauptstrom erregt, bringt durch das Ventil gehend eine desto geringere magnetische Ablen- kung hervor, in je mehr Flaschen die entladene Elektrieitätsmenge angehäuft war. Wenn daher ein Nebenstrom, der durch Änderung der Form seiner Schlielsung, ebensowol wie einer, der durch Ver- 1) Riess (gesammelte) Abhandlungen, Berlin 1867, S. 244. vom 22. Januar 1872. 49 längerung dieser Schliefsung geschwächt wurde, eine verminderte Ablenkung am Galvanometer gezeigt hat'), so ist der Schlufs nicht erlaubt, dafs in beiden Strömen die Schwächung von einer Verminderung der Elektrieitätsmenge herrührt. Die hier aufgezeigte neue Art der Rückwirkung von Neben- strömen auf den Hauptstrom der leydener Batterie ist sehr einfach anzugeben: Bleibt ein Drathkreis, von dem ein Stück durch einen gegebenen Batteriestrom erregt wird, unverändert, so wirken verschie- dene nach einander darin hervorgebrachte Nebenströme in der Weise auf den Hauptstrom zurück, dafs der schwächere Nebenstrom dem stärkern Hauptstrom entspricht. Die Rückwirkung varirt also in in gleichem Sinne mit der Stärke des Nebenstroms. Durch ver- änderte Schliefsung des vom Hauptbogen erregten Stückes des Drathkreises lassen sich Nebenströme von demselben Werthe er- halten wie die im constanten Kreise, und diese können, was seit lange bekannt ist, den Hauptstrom in entgegengesetzter Weise än- dern, so dafs dem schwächern Nebenstrome der schwächere Haupt- strom entspricht. Diese Erfahrung scheint mir in jedem Falle von Wichtigkeit zu sein. Ist die Elektrieitätsmenge in den auf verschiedene Weise erlangten gleichen Nebenströmen verschieden, so folgt, dafs in einem Strome bei gleicher Erregung die Elektrieitätsmenge durch Fern- wirkung verändert werden kann. Ist hingegen, wie wir zuvör- derst annehmen müssen, die Elektrieitätsmenge in jenen Strömen dieselbe, so lernen wir das Unerwartete, dals Ströme von gleicher Elektricitätsmenge, die den Kreis, den sie durchlaufen, um gleich- viel erwärmen, auf den Hauptstrom in entgegengesetzter Weise zurückwirken können. !) Riess (gesamm.) Abhandl. S. 347 u. 344. [1872] 50 Öffentliche Sitzung 25. Januar. Öffentliche Sitzung der Akademie zur Gedächtnilsfeier Königs Friedrich’s des zweiten. Der vorsitzende Sekretar Hr. Haupt eröffnete die Sitzung mit einem Vortrage über Friedrich’s Lettres sur l’amour de la patrie und berichtete dann über die Veränderungen die sich im Bestande der Akademie während des letzten Jahres ereignet hatten. Darauf las Hr. du Bois-Reymond als Mitglied des Curato- riums der Humboldt-Stiftung folgenden Bericht: Das Curatorium der Humboldt-Stiftung für Naturforschung und Reisen erstattet statutenmälsig Bericht über die Wirksamkeit der Stiftung im verflossenen Jahre. Abermals hat das Curatorium den Tod eines seiner Mitglieder zu beklagen. Der Geheime Commerzienrath, Hr. Alexander Mendelssohn, der am 25. October v. J. starb, hatte als lang- jähriger Freund Alexander von Humboldt’s der Stiftung von Anfang an rege Theilnahme und insbesondere deren Geldangelegen- heiten seine Fürsorge gewidmet. Nach Mafsgabe des Statuts hat die Königl. Akademie der Wissenschaften für die noch übrige Dauer gegenwärtiger Wahl- periode an Hrn. Alexander Mendelssohn’s Stelle den Gehei- men Commerzienrath Hrn. Paul Mendelssohn-Bartholdy zum Mitgliede des Curatoriums gewählt. Das Capital der Stiftung hat in diesem Jahre einen Zuwachs von 500 Thlrn. erhalten. Diese Summe ist die Hälfte des Ertra- ges einer Sammlung, welche in Holland das von Hrn. Professor W. Kühne präsidirte „Nederlandsche Humboldt’s Comite* gelegentlich der Humboldt-Jubelfeier veranstaltet hat. Die an- dere Hälfte des Ertrages wurde dem Comite für das Humboldt- Denkmal zugewiesen. vom 25. Januar 1872. 51 Die laut vorigem Bericht im Jahr 1871 zu Stiftungszwecken verwendbare Summe von 2200 Thlrn. ist auf Beschlufs der Aka- demie Hrn. Dr. Georg Schweinfurth aus Riga, zur Fortsetzung seiner mit den Mitteln der Stiftung begonnenen botanischen Reise in den südwestlichen Nilländern, überwiesen worden. Das Curatorium kann seinen vierten Bericht über dies Unter- nehmen mit der erfreulichen Kunde eröffnen, dals der Reisende, allen Gefahren Afrika’s glücklich entronnen, zur Stunde bereits wohlbehalten auf Europäischem Boden weilt. Ganz so ungetrübt wie die Anfänge seiner Reise ist deren letzter Verlauf nicht ge- wesen. An Leib und Leben zwar hat der tückische Continent den kühnen Reisenden zu schädigen nicht vermocht; es hat ihn aber auf der Höhe seines Reiseglückes in dem Verlust eines Thei- les seiner Sammlungen der nächstdem empfindlichste Schlag ge- troffen. Die in dem vorjährigen Berichte des Curatoriums gegebenen Nachrichten reichten bis zur Mitte des Juli 1870. Zu dieser Zeit befand sich Hr. Dr. Schweinfurth wieder auf der grofsen Seriba Ghattas, dem Mittelpunkte seiner Forschungen, nachdem er kurz zuvor von einem beinahe halbjährigen Zuge nach den südwestlich an das Nilgebiet grenzenden Ländern der Njam-Njam, Abanga und Monbuttu zurückgekehrt war. Der glückliche Erfolg dieses Zuges hatte in ihm den Wunsch geweckt, die durch die jährlichen Han- delszüge der nubischen Grofshändler sich bietende Gelegenheit noch einmal zu benutzen, und mit Beginn des Jahres 1871 einen Zug nach einem anderen Theile des Njam-Njam-Landes anzutreten. Den Rest des Jahres 1870 aber wollte er der weiteren Durch- forschung des vielarmigen und verworrenen Stromgebietes des Gazellen-Flusses widmen. In dieser Absicht reiste er im September südwestlich nach Kurkur im Bongo-Lande, einer im Jahre 1856 von John Pethe- rick gegründeten Handelsstation; im November besuchte er die nordwestlich jenseit des Djur gelegene Seriba Kurschuk Ali’s, von dessen dortigem Verwalter Chalil er gastfreundlich aufge- nommen wurde. Um diese Zeit rüsteten sich sämmtliche Seriben-Besitzer des Djur- und Bongo-Landes zu einem gemeinsamen Zuge nach dem Njam-Njam-Lande. Mit vereinter Kraft wollten sie die widerspen- stigen Häuptlinge an dessen Grenze bändigen, um den Weg nach 02 4 D 52 Öffentliche Sitzung dem elfenbeinreichen Inneren zu sichern. Kurschuk Ali, Has- saballa und Abu Gurun sollten den Zug beginnen, Agad und Ghattas nachfolgen; letzteren wollte Hr. Dr. Schweinfurth sich anschlie[sen. Aber es kam anders. Stets schon war die in der Seriba dro- hende Feuersgefahr dem Reisenden bei Tag und bei Nacht ein Quell der Sorge gewesen. Immer dichter war seiner Vorstel- lungen ungeachtet in dem engen Bezirk eine strohbedeckte Bam- bushütte neben der anderen entstanden. Es liefs sich voraussehen, dafs im Fall eines Unglücks das ganze, von tropischer Sonne ge- dörrte Hüttenlager unrettbar verloren sei. Dies war das nicht un- geahnte Verhängnils, welches am 1. December 1570 um die Mit- tagsstunde den Reisenden ereilte, und trotz seiner Wachsamkeit und aller für den Fall getroffenen Mafsregeln sich ihm im höch- sten Grade verderblich erwies. Ein Schufs, den ein Nubischer Soldat mitten im Lager auf eine Sklavin abfeuerte, versetzte ganz in der Nähe der Schwein- furth’schen Hütten ein Strohdach in Brand. Durch heftigen Nord- ostwind geschürt, legte die Feuersbrunst die Seriba Ghattas, eine ringförmige Anhäufung von ungefähr 600 Hütten, so schnell in Asche, dafs nur Weniges geborgen werden konnte. Die Glut war so grols, dafs auch Alles, was bei Beginn des Brandes auf den freien Platz in der Mitte der Seriba geschafft wurde, darunter Hrn. Dr. Schweinfurth’s Kisten und Koffer, versengt wurde. So wurden fast die ganze Ausrüstung des Reisenden, die jüngsten Samm- lungen, und leider auch ein Theil der Handschriften, in weni- gen Minuten ein Raub der Flammen; und der Verzweiflung nahe stand er ohne Kleider, ohne Waffen, ohne Instrumente, ohne Uhr, ohne Nahrungsvorräthe, ohne Thee, ohne Chinin vor dem Haufen Kohle und Asche, der unwiederbringlich verloren die Frucht mehr- jähriger grenzenloser Anstrengungen und sonst so beispiellos glück- licher Conjuncturen barg. Der Zerstörung der Seriba folgte auf dem Fufse die Hiobs- post von der gänzlichen Niederlage der Seribenbesitzer, welche den Zug nach den Njam-Njam eröffnet hatten, so dafs jede Mög- lichkeit einer weiteren Unternehmung nach dieser Seite abgeschnit- ten war. Erst sehr spät, nämlich am 11. Mai 1871, und zunächst ohne Einzelheiten, gelangte die Nachricht vom Unglück durch Djaffer vom 22. Januar 1872. 53 Pascha, den General-Gouverneur des Sudans in Chartum, und durch das deutsche General-Consulat in Alexandrien, zur Kennt- nifs des Curatoriums. Hr. Dr. Schweinfurth hatte zwar so- gleich ausführlich an den österreichischen Consul Hrn. Hansal in Chartum geschrieben, der nach Abgang des preufsischen Con- suls Hr. Duisberg seine dortigen Geschäfte versah. Hr. Hansal selber aber hatte mittlerweile gleichfalls Chartum verlassen, und ein Bericht des Missionärs Blessing, dem der für Hrn. Hansal bestimmte Brief übergeben wurde, ging verloren. Trotz dieser Verspätung glaubte das Curatorium für Ersatz einiger der nothwendigsten Reisegeräthschaften sorgen zu müssen, wenn auch vielleicht der Reisende sie nur noch zur Rückkehr würde benutzen können. Das General-Consulat in Alexandrien übernahm mit Hülfe des dortigen deutschen Arztes Hrn. Dr. Kulp bereitwilligst die Anschaffung der Gegenstände, und die egyptische Regierung sandte sie auf Ersuchen des Hrn. Reichskanzlers durch expressen Boten nach Chartum, wo sie in der That Hrn. Dr. Schweinfurth für die Fortsetzung seiner Rückreise sehr gelegen kamen. Am 25. September 1871 trafen endlich ausführlichere Nach- richten durch Briefe des Reisenden selber aus Chartum vom 1. August ein, und mit diesen auch der unmittelbar nach dem Brande am 1. December 1870 geschriebene Bericht an Hrn. Hansal, den Hr. Dr. Schweinfurth im Nachlasse des kurz vor seiner Ankunft in Chartum dem klimatischen Fieber erlegenen Missionärs Blessing vorfand. Diese Briefe gewährten nunmehr ein deut- liches Bild von der Lage nach jenem Ereignils und von den Un- ternehmungen und Erlebnissen seit jener Zeit. Unter dem Wenigen, was den Flammen entrissen wurde, be- fanden sich Schreib- und Zeichenmaterialien des Reisenden. Ihr Anblick enthob ihn seiner ersten verzweifelten Stimmung, und sagte ihm, dafs er von Neuem anfangen müsse zu beobachten, zu sammeln und das Gewonnene durch Schrift und Zeichnung festzu- halten. Noch hatte er über ein halbes Jahr vor sich, ehe er mit den Handelsbarken die Rückkehr auf dem Nil antreten konnte. So begann er denn mit düsterer Energie seine Arbeit von vorn, mehr als früher mit Mangel und Entbehrung kämpfend und von Gefahr bedroht. Von der unseligen Brandstätte wandte er sich mit seinen Dienern zunächst wieder nach Kurschuk Ali’s Seriba, 54 Öffentliche Sitzung bei deren wohlwollendem Verwalter er nicht vergeblich hoffte, für einige der dringendsten Bedürfnisse Abhülfe zu finden. Unter an- derem erhielt er Zeug zu Kleidern, die er selber zuschnitt. Er ver- weilte hier bis Neujahr 1871 und wanderte dann westwärts von einer Seriba zur anderen. Bei der Seriba Biselli am Wau, einem Seitenflusse des Djur, gelangte er auf classischen Boden. Hier hatte 1863 Baron Heuglin verweilt, in dem nahen Dorfe Wau war Dr. Steudner gestorben. Von dort zog er nach dem Ko- sangaflusse und besuchte die Seriben Ali-Amuri’s und Siber, wo er egyptische Regierungstruppen antraf, und es ihm gelang, Schreibpapier, europäisches Schuhwerk und einige andere nöthige Dinge zu erwerben. Eine viertägige beschwerliche Wanderung brachte ihn nach der Stadt Dem Gudju, einem Hauptsitze des Sklavenhandels, den er gründlich kennen lernte. Von diesem westlichsten Punkte der ganzen Reise aus erreichte er sodann in einem grolsen Bogen die von Gellaba’s bewohnten Städte Dem Bekir und Dem Adlän, und gelangte endlich durch eine weite, menschenleere und wasser- arme Wildnifs zur Seriba Agad Wau und zum Ausgangspunkte des Ausfluges, zu Kurschuk Ali’s gastlicher Seriba am Djur, zurück. Hier erhielt er Ende Februar die willkommene Nach- richt von der Ankunft der Nilboote in der Meschra am Bahr el Ghazäl, aber erst Ende März brachten die ausgesandten Träger ersehnte Vorräthe, Pflanzenpapier, und in Briefen aus Europa auch die erste Kunde vom Kriege mit Frankreich und den Waffentha- ten der Deutschen. Ende April kehrte er zu der unterdessen neu erstandenen Seriba Ghattas zurück. Den 4. Juni wurde von dort mit den neu gesammelten Schätzen nach der Meschra aufgebrochen und 14 Tage später fuhr die Barke des Ghattas ab, die ihn am 27. Juli wohlbehalten nach Chartum brachte, wo sich Vieles verändert hatte, die früheren Bekannten theils weggezogen, theils gestorben waren. Am 9. August wurde die Rückfahrt auf dem Nil von Char- tum aus fortgesetzt und am 13. Berber erreicht, wo leider der kleine Tieki-Ticki, welchen Hr. Dr. Schweinfurth als Beleg für die Existenz eines Pygmäenvolkes im Inneren Afrika’s lebend nach Europa zu bringen hoffte, dem Klima erlag. Am 10. September wurde die Reise zu Lande nach Suakin angetreten, am 26. vom 25. Januar 1872. 55 schiffte sich Hr. Dr. Schweinfurth nach Suez ein, und erreichte Alexandrien am 6. October. Er verweilte in Egypten, mit der Verpackung und Versendung seiner Sammlungen und seinen Geld- Angelegenheiten beschäftigt, etwas über einen Monat, wurde in Cairo Sr. Hoheit dem Khedive vorgestellt und bewunderte dort die seit seiner letzten Durchreise von Bareillet, vormaligem Ober- gärtner der Stadt Paris, trotz aller klimatischen Schwierigkeiten geschaffenen Gartenanlagen, zu denen auch ein reicher Antilopen- park gehört. Hrn. Dr. Schweinfurth’s Gesundheit hatte dem sonst so ver- derblichen Klima Centralafrika’s glücklich widerstanden. Durch den letzten Theil seiner Reise, der unter so erschwerenden Umständen zurückgelegt wurde, fühlte er sich jetzt angegrif- ‚ fen. Auf ärztlichen Rath stand er davon ab, nach mehr denn | | dreijährigem Aufenthalt unter einem Himmelsstriche, wo Sinken des Thermometers auf + 17° R. für empfindliche Kälte gilt, sofort dem Berliner Winter sich auszusetzen. Er begab sich, um zu überwintern, zunächst nach Sicilien, wo er am 12. November nach einer Abwesenheit von drei Jahren und vier Monaten europäischen Boden wieder betrat. In Syrakus, wo er in wohlverdienter Ruhe an seiner Reisebeschreibung zu arbeiten gedachte, hatte er die Freude den Papyrus, den er in seiner Heimath am oberen Nil be- obachtet hatte, an der schon von Ovid besungenen, in den Ana- pus sich ergiefsenden Quelle der Cyane wiederzusehen, und mit eigenen Augen die alte Streitfrage, ob der sicilianische Papyrus von dem des Niles verschieden sei, dahin zu entscheiden, dafs kein solcher Unterschied behauptet werden könne. Das Klima von Si- eilien entsprach jedoch nicht seinen Erwartungen. Bei der Ein- richtung der Wohnungen war ihm die Kälte sehr empfindlich, und er entfloh ihr schlie[slich nach Malta, wo er bis zum Beginn der milden Jahreszeit zu verweilen gedenkt. Von seinen verschiedenen Sendungen stammend liegt hier ein reiches Material angehäuft und harrt seiner Bearbeitung. Es war ein Glück, dafs die wichtigsten Sammlungen, namentlich die aus dem Njam-Njam-Lande schon vor dem Brande abgesendet wur- den. Sie sind wohlerhalten hier angelangt, wie auch die späteren, welche der Reisende selber bis Alexandrien geleitete. Manche le- bend gesendete Pflanzen und Sämereien entwickeln sich bereits hoffnungsvoll im botanischen Garten. Aufser den im vorjährigen 56 Öffentliche Sitzung vom 25. Januar 1872. Bericht erwähnten ist darunter namentlich die im Njam-Njam- Land und in den Hochlanden westlich vom Kosanga entdeckte Cykadee (Encephalartos septentrionalis) anzuführen. Aus den gleich- falls vor dem Brande eingesandten Handschriften ist im Laufe vo- rigen Jahres Mehreres gedruckt worden, so: 1) ein vorläufiger Bericht über die botanischen Ergebnisse der ersten Njam-Njam-Expedition, in der botanischen Zeitung. 2) Streifzüge zwischen Tondj und Rohl im nordwestlichen Centralafrika, in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin. 3) Eine Zusammenstellung der geographischen Ergebnisse von Hrn. Dr. Schweinfurth’s Reise im oberen Nilge- biete mit einem Anhang über die Zwergvölker Afrika’s und einer Karte von Dr. Petermann, im ersten Hefte seiner geographischen Mittheilungen vom vorigen Jahre. Auf dieser Karte sind aufser der Schweinfurth’schen Reise, so- weit sie bis zu ihrem Erscheinen bekannt war, auch die mehrerer früheren Reisenden eingetragen, welche dieselben Gegenden berühr- ten, die von John Petherick, den Gebrüdern Poncet, Theo- dor von Heuglin, so dafs sie ein Bild gewährt, wie weit über die seiner Vorgänger hinaus der Reisende der Humboldt-Stif- tung das Gebiet seiner Forschungen damals ausgedehnt hatte. Die im laufenden Jahre zu Stiftungszwecken verwendbare Summe beläuft sich, abgesehen von 375 Thlrn., die für Hrn. Dr. Hensel, und von 600 Thlrn., die für Hrn. Dr. Schweinfurth reservirt werden, ordnungsmälsig abgerundet auf 2150 Thlr. Hr. Kirchhoff las eine Abhandlung des Hrn. Rudorff über ein oberelsässisches Rechtsbuch. MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Februar 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr Haupt. 1. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Curtius las Beiträge zur Geschichte und Topographie von Kleinasien. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: General-Bericht über die Europäische Gradmessung f. d. J. 1871. Wien 1871. 4. Berichte des naturwissenschaftl.-medicin. Vereins in Innsbruck. 2. Jahrg. 1. Heft. Innsbruck 1871. 8. Neues Lausitzisches Magazin. 48.Bd. 2. (Doppel-) Heft. Görlitz 1871. 8. Schriften d. K. Physikal.-Ökonom. Gesellschaft in Königsberg. 11. Jahrg. Königsberg 1870. 4. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 23. Bd. 3. Heft. Ber- kn Todes Mittheilungen der Centralkommission zur Erforschung und Erhaltung d. Bau- denkmale in Wien. 17. Jahrg. Jan. Febr. Wien 1872. 4. Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer zu Stade. 4. Heft. Stade 1871. 8. Monumenta sacra et profana opera collegi€ Doctorum bibliothecae. Vol. I. Fasc. 1. 2. U, 1-—4. III, 1—4. V, 1. 2, Mediolani 1861—68. 4. [1872] 5 58 Sitzung der philosoph.-histor. Klasse vom 5. Febr. 1872. W. Lobscheid, A chinese and english Dietionary. Hongkong 1871. 4. W. J. Henwood, Öbservations on metalliferous deposits and subterranean temperature, Part 1. 2. Penzauce 1871. 8. Plantamour, Wolf et Hirsch, Determination telegraphique de la difference de longitude entre Rigi-Culm et Neuchatel. Geneve 1871. 4. Annales academici 1866—77. Lugd. Bat. 1871. 4. Diplomatarium norvegicum. Fase. XV. Christiania 1871. 8. Meddelelser fra det Norke Rigsarchiv. I, 3. Christiania 19%0. 8. Foreninged til Norske Fortilsmindesmerkens Bevaring. Kristiania 1871. 8. Blytt, Christiania Omegas Fanerogamer och Bregner. Christiania 1871. 4. Statistik Norwegens. 20 Hefte. Christiania 1870—71. 4. Plantamour, Resume meteorologique, 1869—70. Geneve 1871. 8. 5. Februar. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Hr. Olshausen las über die sogenannte Pahlawi-Sprache und -Schrift auf Anlals der Inschriften von Hägidbdäd. BR Gesammtsitzung vom 8. Februar 1872. 59 8. Februger Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Weber theilte mit: einige Daten über das Schach- spiel nach indischen Quellen'). Gegen das Ende des Shäh Nameh (ed. Macan vol. IV p. 1544) berichtet Firdäsi über die Einführung des Schach-Spiels am Hofe des grofsen Säsäniden- Königs Nüshirvan (529 — 577) durch einen Inder, Gesandten des Königs von Kantj (Kanydkubjd). Die Er- findung desselben war einer indischen Königinn zu Liebe geschehn. Auch die Araber, z. B. Macädi in den goldnen Wiesen, berichten speciell, und zum Theil schon weit früher, von dem indischen Ursprunge des Spieles, s. Hyde hist. shahilud. (Oxon. 1694) p. 32 ff. 41 ff., Gildemeister seriptor. Arab. de reb. Ind. p. 140— 143°). Diesen ausdrücklichen Zeugnissen über die indische Herkunft 0» des Schachspiels tritt der persische Name desselben EIN, shatrang, [) .o der sich dann im arab. zu „3.a% shitran; und von da aus durch @ > das Medium von axedrez, echees in engl. chess gewandelt hat?), !) da dieser Bericht auch wohl in Hände kommt, denen die Trans- scription des indischen Alphabetes nicht geläufig ist, bemerke ich, dafs in in- dischen Wörtern ce wie tsch, 7 wie dsch zu sprechen ist. ?) die von Gildemeister aus dem Amarakoga 2,10, 46 und dem Rämäy. 1, 5,12 angeführten Stellen über ashtäpada beziehen sich zwar höchst wahr- scheinlich auf das Schachbrett, resp. Damenbrett (das Pet. Wört. hat indels nur: „ein getäfeltes Brett mit acht Feldern zum Würfelspiel“), und die Angaben des Amarak. ibid. über gaäri (a piece or man at chess draughts or Chauper, Wilson; vgl. Hemac. 487, akshopakarane pägakdder valam qutika Medini! ränta 89, ('abdakalpadruma) und gäriphalam ( a chequered cloth or table for playing draughts, Wilson) kann allerdings auch auf das Schach be- zogen werden, ebensogut aber auch nur auf Dame, Triktrak u. dgl. sich beziehen (der unten besprochene Text kennt das Wort yäri nicht). Im Übrigen ist man davon, dafs der Amarakoga weit über die Zeiten der Araber, ja dafs er über den Beginn unserer Zeitrechnung hinausgehe, wie Gildemeister damals noch annahm, jetzt lange zurückgekommen. Dagegen legt u. A. schon die Aufnahme des pers. pilu, Elephant, Protest ein (8, 4, 26, 195 resp. 8, 3, 198); Lassen’s Angabe Ind. Alt. K. 1,312, dafs dies Wort im Amarak. fehle, ist irrig. 3) so wenigstens Sir W. Jones in den As. Res. 2, 159; s. Hyde p. 10 fi. ri [B] 60 Gesammtsitzung bekräftigend zur Seite, da derselbe auf ind. caturanga zurückgeht, womit theils in epischer Zeit schon ein viergliedriges Heer, be- stehend aus Elephanten, Reitern, Streitwagen und Fufssoldaten, theils eben auch, allerdings zunächst nur in weit späteren Quellen, das Schachspiel mit seiner entsprechenden Gliederung bezeich- net wird. Die Einwendungen, welche vor einer Reihe von Jahren (1852) von Bland in einer trefflichen Abh. über das Schachspiel in Per- sien im Journal R. As. S. 13, 1-70 gegen den indischen Ursprung desselben gemacht worden sind, müssen diesem doppelten Zeugnils, der Tradition und der Sprache, gegenüber um so mehr schweigen, als ich in der Lage bin, aus einem den persischen Texten Bland’s nahezu gleichzeitigen indischen Texte ein Zeugnifs für das dama- lige Bestehen des Schachspiels, und zwar als eines allbekannten Gegenstandes, beizubringen. In Haldyudha’s Commentar nämlich zu Pingala’s chandahsütra findet sich behufs Veranschaulichung der Textangaben über die Gradation der Silbenzahl bestimmter Me- trumsformen die Vorschrift, dafs man sich dazu eine Tabelle in Schachbrettform entwerfen möge, indem man wie beim caturanga- Spiele 64 Felder zeichnet und die Namen darin gradatim vertheilt'): caturangakriddyam iva catuhshashtim koshthagarani likhitvd (Ind. Stud. 8, 230). Halayudha lebte allem Anschein nach gegen Ende des zehnten Jahrhunderts (ibid. 8, 193.202). Das von ihm hierbei für Feld gebrauchte Wort koshthägdra bedeutet eigentlich Korn- kammer’), und führt somit auf die bekannte, von den Arabern (s. Hyde proleg. “ı ff.) überlieferte Erzählung von dem Lohn, den sich der Erfinder des Spiels ausbedungen haben soll, ein Korn nämlich auf das erste Feld, zwei auf das zweite und dann in arithmetischer Progression je immer das Doppelte der vorhergehen- den Zahl (4.8. 16.32.64ete.), — eine Erzählung, die entweder jener Benennung zu Grunde liegt, oder umgekehrt daraus entstanden ist. Unter diesen Umständen ist es immerhin höchst auffällig, dafs sich bis jetzt noch so wenig anderweitige Erwähnungen des Schach- 1) s. hierzu bereits mein Väjas. $. spec. (prim.) praef. p. xmı (Bresl. 1845). . ?) koshtha allein bedeutet ebenfalls schon: Vorratlıskammer, Schatzkam- mer, aber auch Behältnils im Allgemeinen, ist resp. etymologisch wohl mit kora, kushthä, kukshi, kuca, Ykuc verwandt, somit auf den Begriff des Krum- men, Runden, Gewölbten, Bauchigen zurückgehend. vom 8. Februar 1872. 61 spiels in indischen Texten gefunden haben. Die einzige bereits allge- mein zugängliche directe Nachricht darüber befindet sich eben immer noch in jener Abhandlung „on the Indian game of chess“ von Sir W. Jones, die im zweiten Bande der Asiatic Researches London 1799 p. 159 — 165 enthalten ist. Seine Angaben daselbst beruhen resp. auf den Mittheilungen, die ihm Radhakanta Deva über eine betreffende angeblich im Bhavishya-Purdna enthaltene Stelle machte. Es ist nun zwar dies Purdna selbst bis jetzt noch nicht zugänglich und daher einstweilen auch nicht zu verificiren, ob es wirklich diese Stelle enthält. Sie selbst indessen ist nun- mehr schon seit längerer Zeit ihrem Wortlaut nach publieirt, und es verlohnt sich daher wohl, auf ‚sie einmal wieder zurückzu- kommen. Theils nämlich hat sie Rddhäkdnta Deva selbst in sei- nem grofsen Wörterbuch (’abdakalpadruma (= C., im Verlauf) unter dem Worte caturanga abdrucken lassen, theils ist auch das Werk, welches er dabei als seine Quelle dafür angiebt(davon, dals der Text dem Bhavishya-Pur. entlehnt sei, erwähnt er dabei nichts!), das tithydditattvam, uns bereits seit einigen 30 Jahren in einer trefflichen Seramporer Ausgabe (1835) vorliegend, als erstes Buch nämlich der „Institutes of Hindoo Law by Rughoo Nundun“*'), s. da- selbst vol. I. p. 88.89 (= S.; auch hier wird das Bhavishya-Pu- rdna nicht als Quelle erwähnt). Und ich habe endlich drittens dieses Werk des Raghunandana auch in einer Handschrift der hie sigen Kön. Bibl. Chambers 839 (fol. 107b bis 109b; —= C.) ver- gleichen können. Ich lasse dem auf Grund dieser drei, sämmt- lich in bengalischer Schrift vorliegenden und mit mancherlei Inkorrektheiten behafteten Quellen konstituirten Text”) je die Übersetzung mit den nöthigen Erläuterungen folgen, und füge hier zunächst nur noch bei, dafs mir zum Verständnifs desselben die Jones’sche Abhandlung von grofsem Nutzen gewesen ist, beson- !) Raghunandana lebte nach Bühler (Digest of Hindu Law p.x) „in the beginning of the sixteenth century“, ?) durch diese Vergleichung wird diese meine Mittheilung hier vermuthlich doch auch noch einen selbständigen Werth haben für diejenigen, welchen die bei Goldstücker im letzten Heft seines Sanskrit Dict. p. 421b (1864) eitirte Abh. von Professor D. Forbes „on the origin and progress of Chess“ zu- gänglich ist, was für mich selbst leider nicht der Fall ist [s. unten]. 62 Gesammtsitzung ders auch darum, weil darin aus den mündlichen Mittheilungen Raädhäkänta’s allerlei ergänzt ist, was man aus dem Texte selbst kaum würde entnehmen können, Allerdings ergeben sich darin auch verschiedene Milsverständ- nisse, die entweder auf Rechnung von Jones oder von Rddhäkänta selbst zu bringen sein werden. Dafs Letzterer im Übrigen völ- lig kompetent zu seinen Mittheilungen war, ergiebt sich aus dem, was Sir W. Jones darüber sagt, mit Sicherheit. Danach waren nämlich die Brahmanen von Bengalen vormals überhaupt wegen ihrer Geschicklichkeit in diesem Spiel berühmt, im Speciel- len aber hatte Rädhäkänta’s eigner Vater in Gemeinschaft mit sei- nem guru, spiritual preceptor, Jaganndtha, der damals noch in Tri- beni (Triveni) lebte, zwei junge Brahmanen in allen Spielregeln un- terrichtet, und sie auf Bitten des damaligen Königs von Jayanagara demselben zugesandt, der sie reichlich für ihre Kunst belohnte. Es standen somit Rddhäkdnta die besten Gewährsmänner zur Seite. Ehe wir nun zu Raghunandana’s Darstellung selbst schreiten, ist erst noch kurz anzugeben, wie derselbe in seinem tithitattva, dem ersten, ungefähr den römischen fasti entsprechenden, Buche seines grolsen Werkes, eines wahren Corpus Institutionum Indica- rum, dazu kommt, auch des Schachspiels zu gedenken. Es han- delt sich nämlich in dem betreffenden Abschnitte (in S. von p. 85 an) um die Feierlichkeiten beim Vollmondsfeste. Damit ist zu ge- wissen Zeiten ein Durchwachen der ganzen Nacht verbunden (das kojägarakrityam), bei welchem man sich die Zeit mit aller- lei Kurzweil, insbesondere auch mit Würfelspiel vertreibt. Nach Ansicht Raghunandana’s ist nun darunter kein gewöhnliches Wür- felspiel zu verstehen, sondern eben jene mit Würfelspiel verbun- dene Varietät des Schachspiels, der seine sich nun unmittelbar anschlielsende Darstellung desselben gilt. Und hier bei dieser Gelegenheit, bei der Schilderung also des kojägara am Voll- mondsfeste, nach dem Lingapurdna des dägrina-Monats, resp. an dem Vollmondstage Namens kaumudi'), wird man somit im Bha- vishyapurdna, dem nach Jones’ Angabe der folgende Text ange- !) vgl. den kaumudijägarah bei Aufrecht Catalogus p. 870 (im Pu- ränasarvasva, Wilson nro. 358, fol. 126a). — Die Angaben Raghunandana's lauten (pag. 87): vom 8. Februar 1872. 63 hören söll (Raghunandana selbst giebt, wie bereits bemerkt, seine Quelle dafür nicht an), danach zu suchen, resp. in sonstigen dgl. Werken zunächst wohl noch am Ersten auf weitere Angaben dar- über zu rechnen haben. tithitaltva, ed. Seramp. 1, 88. 89. (= S$.) (Chamb. 839 = C., (abdakalpadruma unter caturanga — (.) atha caturangam! I akshakriddydm Vyasa- Yudhishthirasamvddah pracarati? I 1) so S., beide Wörter fehlen in C. — 2) dies Wort fehlt in C. — In C. fehlt der ganze Absatz von atha bis pracarati, dafür fin- det sich daselbst Folgendes: caturangam .. akshakridävige- shah, coramkhela iti bhäsha 1 yathä. Woher Raghunandana den Dialog zwischen Vydsa und Yudhi- shthira entlehnt hat, giebt er eben leider nicht an. Nach der Angabe von Jones würde derselbe im Dhevishya-Purdna zu suchen sein. mahärnave ling apuradnam: dgvine paurnamäsydm tu care) jägaranam nigt | kaumfudı sü samäkhydta karyd lokavibhütaye || kaumudyäm puüjayel lakshm’m indram airävate sthitam \ sugandhir nigi sadvero akshair jägaranam caret || tatha: nigithe varada lakshmih ko jägartti bhäshini } tasmai vittam prayachämi akshaih kridam karoti yah || närikelaig cipitakaih pitrin devan samarcayet | vondhüng ca prinayet tena, svayam tadayano bhavet || und später (auf pag. 88): kriyakaumudyam: närikelodakam pitvd akshair jägaranam nigt | tasmai vittam prayachämi ko jägarti mahitale || und hieran schliefsen sich unmittelbar die Worte: atha caturangam. Auf die Feier des mit der kaumudi verbundenen kojäygara (vgl. Trikänday.1, 1, 108 u. Här. 65) scheint bereits, s. Burnouf Lotus de la bonne loi p. 449, in einem Pali-sütra, dem Sämahnraphalasutta, und zwar als zu Buddha's Zeit schon gebräuchlich, angespielt zu sein: „a l’epoque de luposatha (d. i. upavasatha, Fasten) pendant la nuit de la pleine June du mois de ÄKo- mudi*. 64 Gesammtsitzung Wenn Goldstücker im Sanskr. Diet. p. 42la, 5 v. u. ausdrücklich das Bhavishyapuräna „as quoted in the tithitattva of Raghunandana* als die Quelle dafür angiebt, so ist dies irrig (ge- gen das Zeugnifs wenigstens von SC., wie G.); nur Jones ist bis jetzt der Gewährsmann dafür. Yudhishthira uväca: 1’). ashtakoshthydm ca y& kridä täm me brühi tapodhana | prakarshenaiva me nätha catürdji yathä” bhavet. Will 1) so S., yato GC. Über das „Spiel auf den acht Feldern“ also will sich Yudhishthira unterrichten lassen; ashtakoshthi ist wohl ein dvigu- Compositum, und die „acht Felder“ stehen als pars pro toto; oder ist das Wort bahuvrihi, und etwa bhümydm zu ergänzen? Zu kosh- tha Ss. das oben pag. 60 bereits Bemerkte. Vyasa uväca: 2. ashıtau koshthän samälikhya pradakshinakramena tu” I arunam pürvatah kritvä dakshine haritam balam 2 3. Pärtha paccimatah pitam uttare cydmalam balam | 2) ca C. 2. Acht Felder zeichne man der Reihe nach nach rechts hin, stelle vorn hin die rothe, rechts hin die grüne, — 3. unten hin die gelbe, links hin die schwarzbraune (black, Jones) Schaar. Wenn man, mit vorn beginnend, der Reihe nach nach den vier angegebenen Richtungen hin jeimmer acht Felder nach rechts hin zeichnet, so entsteht eben ein Quadrat von 64 Feldern; Raädkäcant in- formed me, that the board consisted like ours of 64 squares, half ofthem occupied by the forces and half of them vacant, Jones. — Schwarz, gelb, roth und weifs (nicht: grün) sind die Farben der vier Ka- sten, s. Ind. Stud. 10, 10. 24 Vajrasüci p. 215. Sollten diese hier gemeint, also als ganz gleichberechtigt neben einander gestellt sein, so würde man wohl aufbuddhistischen Ursprung dieser Form des Spieles zu schliefsen haben? 3b. rdjno vdame gajam kuryät tasmäd agvam tatas tarim Us 4. kurydt Kaunteya purato yuddhe patticatushtayam I kone naukd, dvitiye 'cvas, tritiye tu ”gajo vaset Wall !) Diese Zählung der Verse ist von mir herstammend, findet sich im SCQG. nicht vor. vom 8. Februar 1872. 65 5. turiye ca vased räjd, vatikäh puratah sthitah | 1) ca SC. 3b. Links vom König stelle man den Elephanten'), danach das Rofs, danach das Boot, — 4. davor stelle man vier Fuls- soldaten. — In der Ecke steht der Nachen, auf dem zweiten Felde das Rof[s, auf dem dritten der Elephant, — 5. auf dem vierten der König, (je) davor die Bauern. Was die femininen Wörter für Bauer: vafi”), vatikä eigentlich bedeuten, ist nicht klar; vgl. vati Strick, vati Termite, vataka Klöfschen, Knöpfchen, vatukan (Mal.) a bondman, a servant, a man of a certain tribe considered as original from Telinga (Wil- son, Glossary of judicial and revenue terms p. 544). Oder liegt darin etwa einfach eine Verstümmelung aus patti, pattika vor? vgl. gädha, ghadha in v. 30 aus ghätya. Ähnlich hat sich ka- parda, Muschel, in kavada, Cowrie, gewandelt, wobei freilich das p im Innern steht. Aus der Angabe, dafs der Elephant je links von seinem Kö- nige steht, geht hervor, wie Jones mit Recht bemerkt, dafs die vier Armeen „on each side of the board“ gestellt werden müssen, nicht etwa zwei Schaaren unmittelbar neben einander stehen. 5». pancakena vati raja, catushkenaiva kunjarah I 51 6. trikena tu! calaty agvah, Pärtha, naukä dvayena tu? I 1) trikenaiva SC. — 2 ca SC. 5b. Bei fünf rückt der Bauer und der König, bei vier der Elephant, — 6. bei drei das Rofs, bei zwei der Nachen. d. i. wenn „fünf“ etc. geworfen wird. — Welcher Art die Würfel sind, mit denen hier gespielt wird, ist nicht recht klar. Wenn es, wie sonst meist, fünf Würfel wären, so mülsten deren Seiten abwechselnd etwa je mit einem Striche markirt oder ohne dgl. Marke sein. Dann läge aber theils auch die im Verse nicht erwähnte Möglichkeit vor, dafs Eins geworfen wird, d.i. dals nur eine bezeichnete Seite oben auf liegt, theils die andere, ebenfalls !) s. bei Hyde p. 94 einige Namen des Elephanten nebst einigen ande- ren Wörtern in Sanskrit und Devanägari. ?) so (s. v. 30. 32), nicht vatin, wie im Pet. W. angegeben ist (der Nom. vati in v. 5. 7. 10. 25 entscheidet nichts). Vgl. trivatikä v. 29, und zu vatik@ s. v. 10. 28. 30. 66 Gesammtsitzung nicht erwähnte, dafs alle oben aufliegenden Seiten unbezeichnet sind. In v. 25 scheint zudem von einem Wurfe: zehn (?) die Rede zu sein. — Was ferner geschieht, wenn der Wurf eine Fi- gur trifft, die nicht ziehen kann? wie dies z. B. beim Anfang des Spiels längere Zeit hindurch dem Elephanten sowohl als dem Boot nicht möglich ist, da sie eingeschlossen sind, und über ihre Vor- und Neben-Männer doch wohl nicht hinwegspringen können? — Nach den Angaben von Forbes bei Goldstücker 1. e. handelt es sich um nur einen Würfel „an oblong, foursided one, used by the natives of India to this day in some of their own peculiar games such as the game of Chaupar, in which according to Abul Fazl, the dice used had on one side one spot, on the second two, on the third five, and on the fourth six. In a similar manner the dice for the Chaturanga had the four numbers 2. 3. 4. 5, the 5 and 4 as also the 2 and 5 being opposite to each other, so as to make the amount 7, as in our own cubie die.* Über Verwendung von drei Wür- feln dieser Art, deren Seiten mit 1. 2.3. 4 bezeichnet sind, s. meine Ind. Streifen 1, 278 ff. (aus den Monatsberichten für 1859). Die obige Frage übrigens was zu geschehen hat, wenn der Wurf eine Figur trifft, die nicht ziehen kann, bleibt auch hier bestehen. Die einzige Antwort darauf scheint die zu sein, dals der betreffende Spieler eben nicht zieht, sondern einfach übergangen wird. Gn. koshtham ekam vilanghya 'tha sarvato yati bhüpatih Noll 7. agra eva vati ydti valam hanty agrakonagam I yatheshtam kunjaro yati caturdikshu mahipate Wr 8. tiryak turamgamo yati langhayiteva trikoshthakam I konakoshthadvayam langhya vrajen nauka Yudhishthira Ws 6v. Der König geht überall hin, ein Feld bespringend, — 7. nur nach vorn geht (ebenso) der Bauer, und schlägt, was sich an sei- nen vorderen Ecken befindet; der Elephant geht nach Belieben in den vier Himmelsrichtungen fort, — 8. das Rofs geht der (Quer, drei Felder bespringend, der Nachen geht zwei Felder nach der Ecke bespringend. Der Elephant entspricht hier also dem Thurm, nicht der Königinn, wie Jones irrig angiebt (marches in all directions), hat aber die Stellung des Läufers; dagegen der in der Ecke stehende Nachen hat die Bewegung des Läufers, nur in viel beschränktereni Grade, und die Stellung des Thurms. Die Königinn fehlt ganz. vom 8. Februar 1872. 67 Die nachstehende Figur') falst das Bisherige erläuternd zu- sammen. B roth, vorn (Osten). EBENE LEIFeTSETE| S un o je») u | | = = = Sıuoy !"ydoery); Joy ! 30047 = 20 2 ol | | 8 | ä S F € ( S 2 | = [W} En o = dongg] | Aoneg] | donesp | aoneg] > $ Do Den IR = h2 g g q g > = > zZ = & = ‚3 = = SZ» DO cn | | £ = = 8 -la|Fr]| | ©: = =] - al Bose Aka re : & | | KBaunee &: S | ee | nn = = E=) un © = | 3 © 5 S — Le! a a 5 5 | 5 | 5 | | ee | = i o a ın | Bauer Br Bauer | Bauer = O) Are | TE RE -_ u 3 (04 5 en 2 a - u Mn Ze (3) fe} Boot | Rofs | Eleph. | König 3 s Hs | | ERERE EEE 273 ES GREEN ITS BeTTEIETE 2 <« D gelb, unten (Westen). Es erscheint mir geboten, hier gleich einige Bemerkungen an- zufügen über die erheblichen Differenzen, die sich aus dem Bishe- rigen zu den sonst bekannten Regeln des Schachspiels, speciell was die Figuren und deren Bewegung betrifft, ergeben. Abgese- hen nämlich von der Vertheilung der Truppen in vier Schaaren, womit zusammenhängt, dafs die Königinn ganz fehlt, ist das Auf- fälligste, dafs hier der Streitwagen, der in den Angaben über die vier Glieder eines indischen Ileeres durchweg neben den Ele- !) so schon Cpt. Hiram Cox, in den Asiat. Res. 7, 486, wo indels die Stellung unrichtig ist; der Süden mufs rechts stehen, nicht nach un- serer Weise unten. 63 Gesammtsitzung phanten, Rossen und Fufsgäugern genannt wird'), durch das Boot, den Nachen ersetzt ist. Es weist dies unbedingt wohl auf die Herkunft dieser Form des Spieles aus einer sei es an der See gelegenen, sei es, was wohl besser, durch viele Ströme durchschnit- tenen Gegend hin. Die Annahme von Cpt. Hiram Cox in sei- ner werthvollen Abhandlung über die Birmesische, Chinesische ete. Form des Schachspiels im siebenten Bande der As. Res. (p. 480 —503. 1803), dafs in den Angaben von Jones über das Boot (an Stelle des Streitwagens) ein mistake vorliege (p. 484), hat schon Colebrooke in einer eigenen Nachschrift (ibid. p. 504) zurückge- wiesen, dabei aber resp. ausdrücklich bemerkt, dafs er selbst „in an antient treatise of Law, the elephant, horse and chariot as pieces of the game of Chaturanga* erwähnt gefunden habe, wie denn auch „the Hindus of the peninsula (I mean those of Karnd- taka above the Ghäts) preserve, as I am informed, the chariot among the pieces of the game“. Wenn daher in dem Jones’schen Texte sowohl wie auch faktisch in Bengalen eben das Boot an dessen Stelle stehe, oder gar „in some parts of India, a camel“, so ist Colebrooke geneigt, darin „an innovation“ zu sehen*). Sehr zu bedauern ist hierbei, dals er jenen „antient treatise of Law“ nicht näher bezeichnet hat’). Bekanntlich haben auch die Chinesen*), obschon bei ihnen das Schachbrett in der Mitte durch einen Fluf[s durchschnitten wird, s. Hyde p. 104. 166, keine Fi- gur, die Boot hiefse, und wird bei ihnen der Thurm vielmehr auch durch den Wagen vertreten. Ebenso bei den Persern, die nach !) hasty-apva-ratha-pädätam ist die solenne Formel, s. M. Bhär. 8, 1504 4. Räm. 1, 74, 4. Amarakopa 3, 8, 2, 1 (hastyapvarathapädätam senängam syac catushtayam). ?) das Kameel gehört jedenfalls wohl erst der mogolischen Zeit an, s. Hyde p. 121 ff. 142. %) wenn auch Jones nach Rädhäkänta angiebt: „that this game is men- tioned in the oldest lawbooks“, so bezieht sich dies bei ihm wohl auf Go- tama, 8. v. 29. 88. *) Die Chinesen schreiben die Erfindung des Schachspiels einem ihrer Kaiser zu, und zwar setzen sie dieselbe nach Himly (Z. D. Morg. Ges. 24, 175) ungefähr in das Jahr 550 p. Chr., also gerade in die Zeit, wo nach Firdüsi das Spiel aus Indien nach Persien kam. ni vom 8. Februar 1872. 69 Jones (p. 161) sogar noch in ihrem Namen dafür: rokh (woraus das engl. rook, unser Roche) den indischen Namen ratka erhalten haben sollen. Aufserhalb Indiens findet sich das Boot bis jetzt nur noch bei den Russen, welche, s. Hyde p. 75, Pet. Wb. unter ca- turanga, Himly Z. D. M. G. 24, 175, den Thurm: ladija „Schiff“ nennen. Es ist dies um so auflfälliger, da das Schachspiel zu ihnen doch wohl aus Inner-Asien, wo Boote gerade keine grofse Rolle spielen, gelangt, resp. speciell durch die dem Schachspiel so sehr ergebenen mogolischen Fürsten vermittelt sein wird, die Berichte über deren Figuren aber eines Bootes nicht gedenken. Befremdend sodann im Obigen ist auch die Rolle des Ele- phanten. Bei den Chinesen, Persern, Arabern, Spaniern nämlich heifst der wirkliche Läufer, d. i. die Figur, welche aufser der Stellung neben dem König auch die Bewegung des Läufers hat, Elephant (pers. pil, ar. phil, span. alfil); ebenso auch bei den Russen: sion, s. Himly p. 174, Hyde p. 74. Hier dagegen hat der Elephant zwar die Stelle des Läufers, aber die Bewegung des Thurms. Es ist ferner aus den Angaben über die Bewegung des Bootes (Läufers) nicht mit Sicherheit hervorgehend, ob dasselbe stets zwei Felder gehen muls, oder ob es auch nach Belieben nur ein Feld gehen kann. Es fehlt endlich eine bestimmte Angabe darüber, ob das Rofs bei seinem Kreuz- und Quergange auch über ein von einer andern Figur besetztes Feld, es in der Mitte lassend, hinwegspringen kann; die Ylangh, springen, nämlich, die dies eigentlich in der That wohl involviren könnte, wird nicht blos vom Rofs, sondern auch vom Boot, ja sogar vom König und vom Bauer, die doch über nichts hinwegspringen können, sondern einfach nur ein Feld weiter rücken, gebraucht. Nur auf die Bewegung des Ele- phanten wird sie nicht angewendet, was indessen wohl ganz zu- fällig ist. 9. sinhäsanam catüraji nripäkrishtam tu shatpadam I kakakashtham brihannaukd naukäkrishtapracdrakam 19 II Dieser Vers, welcher sieben theils Modalitäten des Sieges, resp. Ausgangs, theils vortheilhafte Positionen namhaft macht, gehört eigentlich nicht hierher, sondern vor v. 14, da von v. 14 an die- selben der Reihe nach einzeln dargestellt werden, 70 “ Gesammtsitzung 10. ghätäghäte vati nauka valam hanti Yudhishthira | rdjä gajo hayag ca 'pi tyaktvd ghätam nihanti ca \1oll 10. Bauer und Nachen schlagen, mögen sie selbst dabei geschla- gen werden oder nicht. König, Elephant und Rofs schlagen, mei- den aber selbst geschlagen zu werden. Die letzten Worte giebt Jones wieder durch: can not expose themselves to be slain, und Cox (am a. 0. p. 4386) macht daraus gar: can not be slain. Das verstiefse indefs gegen den ganzen weitern Verlauf der Darstellung. Es kann sich hier vielmehr nur, wie sich aus diesem eben ergiebt, um „Tauschen“ von Figuren handeln. Bauern und Nachen sind die schwache Seite der Schaar, auf deren Verlust, wenn nur der Feind auch einen ent- sprechenden Verlust erleidet, es nicht so sehr ankommt; sie schla- gen daher darauf los, unbekümmert, ob sie dabei selbst verloren gehen. König, Elephant und Rofs aber sind die höheren Officiere, und schlagen nur dann, wenn sie dabei nicht selbst in Gefahr ge- rathen. — Gegen zu rasches Opfern auch der geringeren Truppen warnt der nun folgende Vers. 11. atyantam svabalam rakshet svardjd” balam uttamam \ alpasyä 'rakshayd Pärtha hantavyam balam uttamam? Wıı ll 1) rajä SC. — ?) Alle drei Texte fügen hier eine Glosse ein: nau- käyäg catväri padäni, agvasyd "shtau padäni, ity adhikyam apvasya. 11. Man hüte seine Truppen aufs Äufserste. Der König (frei- lich) ist die Hauptmacht. Die Hauptmacht (aber) kann verloren gehen, wenn man die geringern (Truppen) nicht hütet. Anders Jones: securing the king above all and not sacrifieing a superior to keep an inferior piece. Dies liegt nicht in dem Wort- laut; dagegen liefse sich das zweite Hemistich etwa auch so über- setzen: „durch Aufopferung eines kleineren suche man die Haupt- macht (des Feindes) zu tödten“. — Die Glosse fügt hinzu, dafs das Rofs, dem (von einem beliebigen Platze in der Mitte aus) acht Züge zukommen, wichtiger ist als der Nachen, dem im gleichen Falle nur vier Züge zur Disposition stehen. 12. matamgajasya garvena röja kridati nirbharam! \ tasmät sarvabalam dattvä? rakshet? Kaunteya kunjaram I 121 13. sinhäsanam catürdji yadavasthänato bhavet \ sarvasainyair gajair api* rakshitauyo mahipatih N is 1 1) Obhayam C. — 2?) datvä CSC. — 9 raksha S. — #) jairäpi C. vom 8. Februar 1872. Fl 12. Die Hauptstütze des Königs ist der Elephant, darum opfere man alle andern Truppen, um ilin zu erhalten. 13. Für den König dagegen, auf dessen Bleiben die Möglich- keit zu den Siegen sinhäsana und catärdji (s. unten) beruht, sind alle Truppeu, auch die Elephanten, zu opfern. Hier fügt Jones in seiner Darstellung, mit Recht, gleich die Verse 36—38 an, da dieselben ebenfalls noch allgemeine Spielre- geln enthalten. 360. na kurydd ekadd rdjan gajasyd "bhimukham gajam II 36 Il 37. yadi kurvita dharmajna päapagrasto bhavishyati | sthändbhäve” yadd Pärtha hastinam hastisammukham 1 37 \ 38. karishyati tada rajann iti Gotamabhäshitam | präpte gajadvaye rdjan hantavyo vdmato gajah I 38 I 1) hier ist wohl °vo zu lesen, da sonst keine Construction sich er- geben will. 36b. Einen Elephanten stelle man nie einem andern (feindlichen) entgegen; — 37. das würde grolse Gefahr mit sich bringen. Wenn aber (absolut) kein Platz da ist, (nun) — 38. dann mag man es thun, sagt Gotama. Kann man zwei (feindliche) Elephanten be- kommen, so schlage man den zur linken Seite. Da G@otama „an illustrious lawyer and philosopher*“ war, würde er sich, meint Jones, nicht herabgelassen haben, Regeln für das Schachspiel zu geben, wenn dasselbe nicht bei den „ancient sages of India“ in grofser Achtung gestanden hätte. Und allerdings ist diese Heranziehung des Namens des Gotama (sie kehrt v. 29 noch- mals wieder) auffällig genug, und verspricht, dafs sich in Zukunft wohl noch weitere und alterthümlichere Angaben über das Spiel in indischen Texten finden werden, zumal wir ja auch aus Cole- brooke’s Angabe (s. oben p. 63) wissen, dals er faktisch bereits „in an antient treatice of Law“ dgl. gefunden hat. Warum man den linken Elephanten lieber nehmen soll, nicht den rechten, erhellt nicht recht, denn es ist ja gerade die rechte Seite des Königs die am meisten bedrohte, da sie ja, von vorn her- ein wenigstens, ganz offen und unbeschützt da liegt. Es folgen nun die in v. 9 aufgezählten verschiedenen Positio- nen, resp. Modalitäten des Sieges. 72 Gesammtsitzung 1. Der Sieg sinhäsanam, Thron. 14. anyadrdjapadam räjd yadd ”kränto!) Yudhishthira \ tada sinhäsanam tasya bhanyate nripasattama WI 14 15. rdja ca nripatim hatvd kurydt sihhäsanam yada | dvigunam vähayet panyam? anyathai "kagunam bhavet W 15 \ 16. mitrasinhäsanam Pärtha yadd "”rohati bhüpatih \ tada sinhäsanam ndma sarvam nayati tadbalam I ı6 U 17. yadd sihhäsanam kartum räjä shashthapadagritah | tada ghäte ’pi hantavyo valend ’pi surakshitah I ı7 I 1) so C., yäto S., yäti C. — ? alle drei Texte haben hier die Glosse: drigunam panyam dätavyatvena präpayet. 14. Wenn ein König den (ursprünglichen) Platz eines andern Königs einnimmt, so heifst das dessen Thron'). 15. Tödtet er dabei den andern König, so erhält man doppel- ten Einsatz; sonst einfachen. 16. Besteigt ein König den Thron seines Freundes, so über- nimmt er das Commando über dessen Truppen. Höchst charakteristisch für die treulose Politik indischer Für- sten, dafs sogar im Spiel die Entthronung des Freundes als ganz berechtigt erscheint! 17. Wenn ein König, um den Thron (eines Andern) zu ge- winnen, bis auf das sechste Feld gerückt ist, dann mufs er (von diesem) auch mit eigner Gefahr getödtet werden, wenn er auch noch so gut beschützt ist. Der Freund aber (s. v. 16) mufs es sich wohl einfach gefallen lassen? denn sonst würde ja jede Chance, den Feind zu besiegen, verloren gehen. — Dieser Vers ist bei Jones übergangen. 2. der Sieg catürdji, die Vier-Könige (-Macht). 18. vidyamäne nripe yacg ca! svakiye ca nripatrayam | präpnoti tu yadd?, tasya catürdji tadä?) bhavet Wis 1) so S., yatra CO. — 2 so S., ca tadä CS. — 3) so SC., yada C. 19. nripenaiva nripam hatvd catüraji yadd bhavet | dvigunam vähayet panyam anyathai "kagunam bhavet W ig li !) kann sowohl als Thronbesteigung, wie als Thronentsetzung auf- gefalst werden; indessen ist tasya doch wohl besser auf das Subjeet des Vordersatzes, den Sieger also, zu beziehen, die erstere Auffassung somit die richtigere. vom 8. Februar 1872. 73 20. svapadastham yada rdja rdjanam hanti pärthiva | caturange tada bhüpa vahayec ca caturgunam II 20 Il 21. yadd sihhäsane kale!) catürdji samutthitd I catürdji bhavaty eva na tu sihhäsanam nripa? Nail 1) so alle drei Texte, hier und in v. 34; man erwartet °nakäle. — 2) alle drei Texte haben hier die Glosse: atredam vijam: ubha- yathä jaye 'pi parasihhäsanddhikärät parardjavadhe gauryädki- kya-nishkantakatva-darganät kriddyam api tath& kalpyate. 18. Wer, während sein eigner König noch da ist, die andern drei Könige gewinnt, der hat (den Sieg) catürdji. Dies wäre sehr kurios ausgedrückt, falls es nämlich wirklich be- deuten sollte, was Jones angiebt: „if he (d. i. der König) can suc- cessively occupy the thrones of all the three princes“. Es steht dies indessen mit vv. 20.21 in Widerspruch und mit v. 19 nicht in Congruenz, und kann somit unser Vers wohl nur den Fall im Auge haben, dafs man mit andern Figuren als dem eignen Kö- nig die andern drei Könige, also auch den befreundeten!, schlägt. Worin besteht denn aber eigentlich die Freundschaft zwischen zweien der vier Parteien, wenn der König einer jeden Partei nicht nur vor der Thronentsetzung durch den Freund (v. 16), son- dern auch vor dem Getödtetwerden durch dessen Truppen sich schützen mufs?! Nun, darauf giebt der nripakrishta-Fall (v.22— 24) Antwort. 19. Tritt eatürdji ein, indem der eigne König den andern töd- tet, so erhält man doppelten Einsatz, sonst einfachen. Nach Jones handelt es sich resp. um den „last of the three Just before he (der Sieger) takes possession ofhisthrone“. Der Text spricht aber vom Tödten (hatvd), nicht von Thronentsetzung. 20. Schlägt ein König den andern, während derselbe auf sei- nem (ursprünglichen) Felde steht, wird der Gewinn vervierfacht. 21. Wenn zur Zeit, wo der Sieg sinhäsana möglich ist, auch der catürdji-Fall sich darbietet, so verdient Letzterer den Vorzug. Die Glosse erklärt dies dahin, dafs es im Spiel ebenso sei, wie im Leben, wo auch beim Tödten anderer Könige sich mehr Tapferkeit zeigt und mehr Sicherheit für die Zukunft ergiebt, als wenn man blos ihre Throne besteigt, d. i. sie verjagt, ohne sie zu tödten. Hieraus ergiebt sich ganz deutlich, dafs es sich bei der catürdji eben nicht speciell um die Thronentsetzung der Andern [1872] 6 74 Gesammtsitzung handelt (wie Jones zu v. 18. 19 angiebt), sondern um deren Ver- nichtung, ob auch dieselbe allerdings nach v. 20 dadurch noch einen besondern Glanz erhält, wenn etwa zufällig einer der Könige sogar auf seinem Throne sitzend getödtet wird, 3. das nripäkrishtam, die Wiederherbeischaffung eines Königs. 22. rdjadvayam yada haste älmano räjni samsthite \ parena samhritag!) cai ’ko valena ’py apahäryate I 221 23. rdjadvayam yadd haste na sydd, anyakare parah I tadä rdjäa hi rdjdnam ghäte ’pi tam hanishyati II 23 II 24. nripäkrishte? yada rdjäd gamishyati Yudhishthira \ ghätäghäte ’pi hantavyo rajd, tatra na rakshakah N 24 II 1) samhatap ©. — ?) °krishto S. 22. Wenn man die beiden (feindlichen) Könige in der Hand (d. i. getödtet) hat, der eigne König aber noch da ist, wird der von dem Gegner (etwa) genommene König (des Freundes) mit sei- nen Truppen (oder: mit Gewalt?) wieder weggenommen (befreit). Nach unserer Praxis wäre das Spiel überhaupt zu Ende, wenn man die beiden feindlichen Könige in der Gewalt hat; nach dieser Regel hier wird es indefls noch fortgesetzt, nur der König des Freundes aus dem Tode, resp. der Gefangenschaft, wieder er- löst. Es hat dies seinen Grund darin, dafs nach v. 30 ja noch der yhädhä-Fall eintreten, d. i. ein Bauer des Feindes zum fünf- ten Könige (s. v. 32) werden, und als solcher etwa noch die Be- freiung der beiden Könige seiner Partei ete. bewirken kann. 23. Hat man aber die beiden (feindlichen) Könige nicht in seiner Hand, wohl aber der Feind den Andern (den befreundeten König), dann möge der König einen (feindlichen) König auch auf eigne Gefahr hin tödten. Im günstigen Fall ist dann nur noch ein feindlicher König zu besiegen, im ungünstigen Fall, d. i. wenn der eigne König dabei verloren geht, immer noch etwa der ghädhä-Bauer im Stande einen fünften König heranzuschaffen. Die Darstellung von Jones falst resp. noch eine dritte Eventualität, und zwar diese ausschliefslich ins Auge: „he may exchange his king for one of them, against the general rule, and thus redeem the allied prince, who will supply his place“. Danach kann also ein König durch Tödtung eines feind- vom 8. Februar 1872. 75 lichen, selbst wenn er danach selbst zu Grunde geht, seinem Alliir- ten durch Austausch wieder zum Leben verhelfen. 24. Wenn ein König auf das nripdkrishtam auszieht, mufs der- selbe (vom Feinde) getödtet werden, auf Tod und Leben hin. Da ist kein Retter vor. d. i. mag dabei der vertheidigende König selbst zu Grunde gehen oder nicht; es ist dies: ghdtaghäte eben „against the general rule“, s. v. 10; ähnlich schon v. 17. Und hier schliefst sich denn, wie Jones bemerkt, wohl auch der siebente der in v. 9 aufgeführten Fälle, das naukakrishtam, an, welcher sich auf die Wiedergewinnung von Booten. zu beziehen scheint. Der Text bietet aber in seinem weitern Verlaufe nichts Näheres darüber (s. unten nach brihannauka). 4. das shatpadam, sechs-Schritte-weit. 25. konam rdjapadam tyaktvd vatika 'ntam yada vrajet | voti ca shatpadam! ndma tadd koshthabalam nayet? N 251 1) so S., vatıi' shashtipadam C., vati nayet || padam G. — 2 so S,, naye O., ca shat O (ein Setzer-Versehen! s. die vorige Note). 26. yada!) tasya bhavet Pärtha catürdji ca shatpadam I tadd 'pi ca catüraji bhavaty eva, na samgayah II 26 Il 1) so S., yadi CC. 27. padäteh shatpade viddhe rajna v& hastind tatha | shatpadam na bhavet tasya avacyam crinu pärthiva 127 23. saptame koshthake yat!’ syad vatikd dagakena? vai I tada ’nyo’'nyam ca hantavyam sukhäya durbalam balam I as II 1) so S., ya CO. — 2 so CC., dapamena S. 29. trivatikasya Kaunteya purushasya kada cana | shatpadam na bhavaty eva iti Gotama-bhäshitam N 23 II 30. naukai "ka vatika yasya vidyate khelane yadi I gädha» vati 'ti vikhydtd, padam tasya na dushyati?? N 30 2) so SCC., wohl aber ghädhä zu lesen? — 2) hierzu die Glosse in allen drei Texten: gädhö ghätya (so G.; padam ghädhä C., beide Wörter fehlen in S.), padam rajapadam konapadam ca tat (letzteres Wort fehlt SC.). 25. Wenn ein Bauer an das (entgegengesetzte) Ende, ausge- nommen die Ecke und den Platz des Königs, gelangt, so nimmt 6*r 76 Gesammtsitzung derselbe die Kraft dieses Feldes an, und es heifst dies Verfahren shatpadam. Der Bauer kann also zum Elephanten und zum Rofs werden. — Dafs es sich um das entgegengesetzte Ende des Brettes han- delt, zeigt theils das Wort anta, theils der Umstand, dafs nur sö sechs Schritte herauskommen, denn der Elephant und das Rofs des Nachbars sind nur vier resp. fünf Schritte weit vom Bauer entfernt. Dieser Vers scheint mir nun entscheidend für die Stellung der Parteien, über welche Jones leider nichts angiebt. Es kann sich hierbei nämlich wohl nur um das Hinübergelangen in die letzten Enden der feindlichen Stellung handeln, und es würde hierdurch somit bedingt, dafs die einander gegenüberstehenden Heere sich feindlich sind (nicht, wie bei unserm Vierschach, mit einander ver- bündet), je zwei Nachbarn somit zusammen gehören. Das Hin- übergelangen kann nur theilweise direkt durch Vorrücken, muls zum guten Theil durch Schlagen nach der Seite hin geschehen. 26. Wenn (gleichzeitig) catürdji und shatpadam möglich sind, dann hat catärdji natürlich den Vorzug. Da catäraji denn doch viel längere Zeit in Anspruch nimmt, als shatpadam, so kann es sich hierbei resp. wohl nur um den Fall han- deln, wo bereits zwei Könige in der Hand des Spielers sind, und es sich nun blos noch um den dritten handelt; dann soll der Sieger darauf ausgehen diesen zu tödten, und nicht erst sieh durch shat- padam noch unnöthig verstärken. 27. Wenn das shatpadam des Fufsgängers durch einen König oder Elephanten bestrichen wird, dann kann er es nicht ein- nehmen. Unter shatpadam ist hier wohl praegnant eben gerade das sechste, resp. letzte, eigentlich achte, Feld zu verstehen. 28. Wenn der Bauer durch Zehn (?) auf dem siebenten (vorletzten) Felde steht, dann können die schwachen Truppen nach Belieben gegenseitig getödtet werden. „durch Zehn“, d. i. wohl wenn „Zehn“ geworfen wird? doch ist davon in v. 5. 6 nicht die Rede! — Auch die Übersetzung des zweiten Hemistichs ist rein konjekturell, und weils ich mir kein rechtes Bild von der eigentlichen Bedeutung desselben zu machen. Der Vers ist von Jones ausgelassen; er gehört zu denen, von wel- chen er sagt: „two or three of the remaining couplets are so - vom 8. Februar 1872. 77 dark either from an error in the manuscript or from the antiqui- ty of the language, that I could not understand the Pandit’s ex- planation, and suspect that they gave even him very indistinet ideas.“ Nun, die Alterthümlichkeit (!) der Sprache ist es zwar gerade nicht, die hier Schwierigkeiten macht; wohl aber theils das Schwanken der Textlesart im ersten Hemistich, theils das Be- fremdliche des Inhalts des zweiten. 29. Nach Gotama tritt das shatpadam nicht ein, so lange der betreffende Spieler (dessen Bauer es vollziehen soll) noch drei Bauern hat. 30. Hat er dagegen aulser dem Boot nur noch einen Bauer, so heifst derselbe ghädhd, und es schadet ihm (dem Spieler) kein Platz. d. i. es steht seinem Bauer jeder Platz frei, wie die Glosse sagt, auch der des Königs und des Bootes, er kann somit auch ein fünfter König werden (s. v. 32), resp. ein fünftes Boot. — Die Erklärung von gädha durch ghätyd „zu tödten* in GC. spricht für die in ©. in der Glosse vorliegende Lesart ghädhdä, und ergiebt sich resp. dies Wort wohl eben als eine moderne Depravation aus ghätya. Dieser Bauer ist nämlich, als ganz besonders gefährlich (s. das zu v. 22 Bemerkte), vom Feinde wenn irgend möglich „zu tödten*. 5. Der Ausgang kakakdshtham, ein Remis. 31. haste range balam na ’sti, kakakashtham tadd bhavet | vadanti rakshasdh sarve, tasya na slo jaydjayau N 31 II 32. protthite!) pancame rdjni mrite vatyd? ca shatpade | dcaucam sydt tada hanti?) calitvd cälitam balam® W321 33. dvir dorittya gate?® Id®mdd® dhanydt parabalam jayi U 33 il I) so SC., prärthite GC. — ? conject., vatyam SCC. — 3 so SC., rajan C. — # so SC., padam C. — 5) so $., gatau CC. — 6) so SC., yasmd? C. 34. Partha sihhäsane kale käkakashtham yada bhavet i sinhäsanam bhavaty eva, kakakashtham na bhanyate N 341 31. Wenn auf dem Schauplatz keine Truppen mehr sind, (d.i. doch wohl aufser den Königen?) so heifst dies: käakakdshtham (Krä- hen-Stand). So sagen alle Räkshasa. Da bleibt die Partie un- entschieden. Der Name kakakashtha stammt offenbar, vgl. käkakshinydyena, davon her, dafs die Krähe nach beiden Seiten hin schieltl. — Wenn 73 Gesammtsitzung die Räkshasa hier als Auktorität genannt werden, so weist dies offenbar auf jene Tradition über die Entstehung des Spieles hin, die Jones nach Rädhäkänta mittheilt, wonach nämlich das Spiel in Ceylon erfunden sein soll zur Zeit der Belagerung von dessen Hauptstadt Zankä durch Rdma, und zwar von der Gemahlin Rd- vana’s „in order to amuse him with an image of war, while his metropolis was closely besieged by Rama“. Diese Angabe ist natürlich an sich theils werthlos'), theils curios genug. Wenn ein Fürst den Krieg vor den Thoren hat, wird er schwerlich Zeit haben mit einem so friedlichen Kriegsspiele sich zu beschäftigen. Indessen das zu Grunde liegende Moment, dafs das Spiel, resp. diese Form desselben, aus Ceylon stamme, könnte immerhin von Bedeutung sein, zumal wenn wir das oben über die Verwendung des Bootes statt des Streitwagens Bemerkte dazu halten. Unter den Räkshasa unsers Verses würden somit etwa die Buddhi- sten zu verstehen sein? In dieser Beziehung ist es vielleicht nicht ohne Bedeutung, dafs neben ihnen, wie wir sahen (bei v. 36) nur noch Gotama als weitere Auktorität für das Spiel eitirt ist, dessen Geschlecht ja @autama Buddha zugezählt wird. Sollte er für diesen eingetreten’), und diese ganzen Angaben etwa eben darauf zu- rückzuführen sein, dafs dies friedliche Kriegsspiel von den Anhän- gern des friedliebenden G@autama Buddha, den Buddhisten, sei es Ceylon’s, sei es eines stromdurchschnittenen indischen Landstrichs, erfunden wurde? Vgl. hierzu noch das über die Farben der vier Heere oben zu v. 2 Bemerkte. 32. Wenn ein fünfter König durch einen (ghädhä-) Bauer beim shatpada (s. v. 30) erstanden unds (dann wieder) gestorben ist, so ist das schlimm. Dann tödtet er (selbst) gehend die (ganze noch) bewegliche (?) Schaar. — 33. Wenn es durch zweimalige Wiederholung geht (?), tödte drum der Sieger (unbarmherzig) die (ganze) feindliche Schaar. Jones hat diese Verse ganz übergangen. Mit der Beseitigung des durch skatpada gewonnenen fünften Königs ist die Partie end- !) Cox freilich hatte damals nicht übel Lust, die Geschichte als baare Münze zu nehmen, und, da Aäma nach der von Jones aufgestellten Chro- nologie „at least 3500 years ago“ gelebt habe, die Erfindung des Spieles so hoch hinauf zu setzen (am a. Ö. p. 483-485). ?) s. Ind. Stud. 1, 436. vom 8. Februar 1872. 79 gültig entschieden, sollte man meinen, ein Sinn, der nur aber ge- rade in diesen vom käkakashtha handelnden Abschnitt gar nicht hinein passen will. Auch scheint 32» ja eben vielmehr anzugeben, dals mit seinem Tode alle Figuren beseitigt werden? Oder ist etwa: ’calitam zu lesen? so dafs blos die Figuren, die noch nicht „gerückt“ worden sind (zu Ycal „rücken“ s. v. 6), aufser Cours ge- setzt werden? Die Lesarten sind leider sehr abweichend, zum Theil auch die Worte selbst nicht mit Sicherheit zu konstruiren. Was bedeutet zumal und wohin gehört der erste pädda von v. 33, für wel- chen Vers resp. überhaupt nur ein Hemistich vorliegt? 34. Wenn das kakakdshtham 'gleichzeitig mit sinhasanam ein- tritt, so wiegt dies Letztere vor, ist von jenem nicht die Rede. 6. brihannauka, der Boot-Triumph. 35. upavishtam ca yat sthänam tasyo ’pari catushtaye I naukdcatushtayam yatra kriyate yasya! naukayd N 35 II 36. naukdcatushtayam tasya?, vrihannauketi bhanyate I » tasya S. — ? so $., tatra CC. 35. Wenn ein Feld besetzt ist, und auf die vier Felder dahin- ter die vier Nachen zusammengetrieben werden, so bekommt der, durch dessen Nachen — 36. dies geschieht, sie alle vier. Dies heilst brihannauka. if three sbips happen to meet and the fourth can be brought up to them in the remaining angle, the player of the fourth seizes all the others, Jones. 7. naukakrishtam. Über diese in v.9 aufgeführte Modalität enthält der Text nichts Näheres, s. das zu v. 24 Bemerkte. 36v-38. na kurydd ekada bis vdamato gajah N 35 11! 1) iti caturangakridanam SC., iti tithyaditattve caturangakridanam C. Diese Verse sind schon oben zwischen v. 15 und v. 14 übersetzt. Kurz rekapitulirt ergiebt sich aus dem Vorstehenden Folgendes. Es handelt sich hier um ein Vierschach, welches aber mit einfachem Brett von 64 Feldern und einfacher Figurenzahl (32) gespielt wird. Jede der vier Parteien, von denen je zwei benach- barte zusammengehören, hat nur acht Figuren: König, Elephant, Rofs, Boot und vier Bauern. Die Königinn fehlt. Der Elephant 80 Gesammtsitzung steht an der Stelle des Läufers zur Linken des Königs, hat aber die Bewegung des Thurms, das Boot hat die Stelle des Thurms, aber die Bewegung des Läufers, geht indefs nur zwei Felder weit. Die andern Figuren gehen und schlagen wie bei uns. Die Züge selbst, d. i. die Bestimmung, mit welcher Figur man zu ziehen hat, werden durch Würfe mit dem Würfel entschieden. Von einem eigentlichen Plan kann somit nicht recht die Rede sein, es ist vielmehr im Wesentlichen nur eine Art Glückspiel. Ein besonde- res Gewicht wird darauf gelegt, den ursprünglichen Platz (Thron) der feindlichen Könige, ja auch des Alliirten, durch den eignen König zu besetzen. Es genügen diese Regeln, mit einigen nöthigen Ergänzungen, um das Spiel wirklich zu spielen, und zwar könnte dasselbe bei der Latitüde, die dem Zufall dabei gegeben ist, eventualiter sogar al- lenfalls wohl von einem Einzelnen nicht ohne Interesse gespielt werden, dem es darum zu thun wäre, die Zeit hinzubringen, wie es denn gerade dazu, behufs des Durchwachens nämlich der Nacht des kaumudi-Festes, als eine Art Patience-Spiel also, von den In- dern als praktisch befunden worden ist. Die grofse Einfachheit dieser Spielweise nun, die nicht einmal eine Königinn kennt, — die Verbindung derselben mit dem Wür- felspiel, die als alterthümlich erscheinen könnte, — endlich die dabei vorliegende Berufung auf die Räkshasa (Buddhisten?) und auf Gotama, — all dies spricht in der That wohl gegen die Ver- muthung von Jones, dafs es sich hier nur um eine sekundäre Form des Schachs handele „more modern than the simple chess of the Persians*. Andrerseits freilich macht die Ersetzung des Streitwagens durch das Boot entschieden den Eindruck einer „in- novation“, und wir thun somit wohl gut, einstweilen erst noch nä- here Nachrichten, die hoffentlich nun, da man aus dem von mir im Eingang Bemerkten weils, wo man etwa danach zu suchen hat, nicht ausbleiben werden, abzuwarten, ehe wir uns ein Urtheil hie- rüber gestatten. Nachschrift. Durch die freundliche Güte meines geehrten Freundes Dr. R. Rost, Bibliothekars der India Office Library in London, bin ich in den Stand gesetzt worden, zunächst die im Eingange (s. p. 61 not.) erwähnte Schrift von Professor Duncan vom 8. Februar 1872. 1 Forbes einzusehen!), und habe dann im weitern Verlaufe auch das fünf Jahre später erschienene gröfsere Werk desselben Vfs. „history of Chess from the time of the early invention of the game in India“ (London 1360, Allen) erhalten, in welchem sich dieselbe vollständig inkorporirt findet’). Die Absicht des Vfs. geht dahin, der ebenfalls oben im Ein- gang erwähnten Abhandlung Bland’s gegenüber den indischen Ur- sprung des Schachspiels zu erweisen. Dabei geht er denn zu- nächst literargeschichtlich etwas scharf ins Zeug. Während Cox geneigt war, die Tradition über die Erfindung desselben zu Räma’s Zeit für baare Münze zu nehmen (s. oben p. 78 not.), meint For- bes zwar, dafs uns dies zu weit zurückführen würde?), scheut sich indefs doch selbst nicht, den von Raghunandana mitgetheilten Dialog zwischen Yudhishthira und Vydsa seinerseits für ganz ge- schichtlich zu halten, somit schlie[slich sogar noch etwas weiter in der Zeit zurückzugreifen, als dies Cox gethan hatte, indem er nämlich die bekannten Angaben, dafs Yudhishthira „a little more than 3000 years before our era“ gelebt hat, für völlig authentisch hält (p. 7, hist. p. 15), und somit das Spiel in dieser seiner Form als bereits 3— 4000 Jahre vor Nüshirvän bestehend ansetzt (p. 5, hist. p. 7, oder wie es aufp. 16 hist. p. 33 heilst: it claims an antiquity of 5000 years)! Ja, er geht so weit, die kuriose Angabe, die sich bei Ward in seinem View of the history of the Hindoos 4, 433 findet: „Yudhishthira again encounters Shakuni at chess*) and '!) dieselbe führt den Titel: observations on the origin and progress of chess, containing a brief account of the theory and practice of the Chatur- anga, the primaeval game of the Hindus, also of the Shatranj, the mediaeval game of the Persians and Arabs. London 1855 (Sercombe and Jack), pagg. 50 oct. 2) pagg. vu. 312. ıx., 15 shill.; nach den Angaben in der Vorrede er- schien die Arbeit ursprünglich in den „Illustrated London News“, später im Chess Players Chronicle, und ist danach auch bereits ins Deutsche übersetzt worden, vermuthlich in irgend einer Schachzeitung. ®) „the period of the siege of Lankd, according to Hindu authorities would carry us too far to meet with the readers belief.“ (hist. p. 13.) #) im Maha Bhärata ist nur von Würfelspiel, nicht von „chess“ die Rede! 82 Gesammtsitzung again loses all“, dahin zu deuten (p. 7, hist. p. 15. 16), dafs Yudhi- shthira „ventured on the game too soon after Vydsa’s lecture, be- fore he had sufficient time to gain experience“! Mit der Darstellung sodann, welche Sir W. Jones vom catur- anga gegeben hatte, geht Forbes als einem „mere abridgment“ der betreffenden auch ihm als dem Dhavishya Puräna entlehnt geltenden Stelle ziemlich scharf ins Gericht'). Er hat den Text derselben in GC. wie in S. gefunden, und behauptet nun seinerseits davon eine treue Übersetzung zu geben: „the following is what I believe to be a faithful translation of such portions of the Sanserit text as bear upon our immediate purpose.“ Bei einer Vergleichung dieser sei- ner Übersetzung mit dem Text stellt sich nun aber theils heraus, dafs Forbes alle die Verse, die Jones ausgelassen hat, selbst auch mit Stillschweigen übergeht, somit ebenfalls auch nur „a mere abridgment“ giebt, theils ferner ergeben sich sö bedeutende Dif- ferenzen und Mifsverständnisse, dafs, — ja dafs man stutzig wird, und sich fragen mufs, ob es überhaupt möglich ist, dafs Forbes den Text von C. und S., die er doch wiederholt als seine Quel- len angiebt, selbst auch nur eingesehen hat! So übersetzt er in v. 1 ashtakoshthydm mit: eight-times-eight- squared board; — in v. 4 fügt er zu kone hinzu: the left hand (corner); — v. 10 ist mit v. 11 umgestellt, die Glosse zu v. 11 resp. in den Text aufgenommen; — v. 12 ist ausgelassen; — v. 36v bis 33 sind ohne besondere Bemerkung über die Abwei- chung vom Texte, wie bei Jones, vorausgenommen, resp. zwischen v. 10 und 15 gestellt; — v. 9 ist, mit Recht, als Überschrift ge- wissermalsen, zwischen v. 153 u. 14 gestellt; statt naukäkrishta !) er bezeichnet (p. 15, hist. p. 30) einige Punkte, bei denen Jones al- lerdings im Unrecht ist, „as errors which arose partly from his imperfeet acquaintance at that period with the Sanscrit language“. Es ist indefs zu be- merken, dafs Jones gar nicht beansprucht, den Sanskrit-Text selbst zu über- setzen; er giebt, was ihm Rädhäkänta gab (p. 163 „the passage was copied for me by A. and explained by him“). Auch giebt dies Forbes (hist. p. 292) unmittelbar zu, macht ihm aber daraus gerade einen Vorwurf, dafs „he had merely the perusal of on extract copied from the Bhav. Pur.“ Alle diese Vorwürfe, die Forbes gegen Jones richtet, gelten in gesteigertem Grade (s. oben) von ihm selbst. Er hätte schr wohl gethan, sich nicht so kühn aufs hohe Pferd zu setzen, und auf seinen Vorgänger so geringschätzig herabzusehen! vom 8. Februar 1872. 83 aber liest Forbes: gadhävati(!), und führt nun auch demge- mäls die diesen Namen führende Position, die im Text nur eine Abart der vierten Eventualität, des shatpada, ist (s. v. 30), als eine besondere, resp. als die letzte, der sieben Eventualitäten des Spieles auf, indem er das, vom Texte ja allerdings auch schliels- lich ganz übergangene naukäkrishtam gänzlich ignorirt, und dafür eben diese Form als siebenten Ausgangs-Modus substi- tuirt; — v. 17 ist ausgelassen; — v. 15 wird so übersetzt: „when a player, after having attained possession of his ally’s throne (!), succeeds in capturing the two adverse kings*; — v. 19 nripenaiva nripam hatva wird übersetzt durch: „by the latters king slaying the last of the hostile kings“; — ebenso in v. 20 rdjäanam durch: „the last of the [two, hist. p. 11] adverse kings*; — v.23 lautet: „but so long as the two adverse kings are not in his posses- sion, the captured ally is to be deemed defunet, or hors de com- bat“ (!); — v. 24 ist ausgelassen, denn die an Stelle desselben sich findenden Worte (p. 10): „when an allied king is ransomed or ex- changed for one of the adverse kings, both of them are thence- forth considered to be out of play“, oder gar was dafür in der history p. 22 steht: „an allied king may also be ransomed or ex- changed for one of the adverse kings; but this is entirely at the option of the last player, who may either claim the exchange or consider both kings defunct“, können doch schwerlich als „a faith- ful translation“ desselben angesehen werden; sie sind eben völlig aus der Luft gegriffen; — v. 25 vati ist übersetzt mit „either of the two middle pawns“'!); — v.26—23 sind ausgelassen; — v. 30 ghadha vati ist als Compositum (gädhävati) betrachtet und an den Schlufs gestellt, als siebente Eventualität (s. das zu v. 9 Be- merkte); — v. 32—34 sind ausgelassen. Dies sind denn doch so erhebliche Differenzen, dafs sie sich nicht füglich unter das einreihen lassen, was Forbes unmittelbar nachdem er „a faithful translation* verheilsen, einschränkend vor- !) es wird also die Regel, dafs der Bauer (für gewöhnlich) nicht den auf dem entgegengesetzten Ende befindlichen Platz des Königs resp. Bootes einnehmen darf, dahin gedeutet, dafs nur den beiden mittleren Bauern das shalpadam zusteht! Vielmehr hat gerade der Königsbauer die meiste Aussicht hinüber- zukommen, da er ja dem Feinde ein Feld näher steht. s4 Gesammtsitzung ausschickt: „I must mention however that the original is in many places so extremely coneise in its style, that a mere verbal trans- lation into English would convey no meaning. In such cases 1 have endeavoured to give the authors sense as clearly as I can, by adopting some slight degree of eircumlocution“. Es kommt aber dazu noch Folgendes. Mit Recht tadelt Forbes die Angabe von Jones, dals der Ele- phant „moves in all direetions“; wenn er aber hinzufügt (p. 11, hist. p. 19): „now it so happens that the expression usedin the ori- ginal admits of no doubt as to the Elephants move. It is the adverb catushtayam, which simply means: in the four cardinal direc- tions“, so ist dagegen zu bemerken, dafs der Text von G. 8. gar nicht so liest, sondern (was für die Sache freilich auf das- selbe hinauskömmt): caturdikshu. — Auf p. 12, hist. p. 24 heifst es: „the term Gdädhävati means: strong or secure Pawn*; in G. wird gädhä aber ausdrücklich gerade im Gegentheil durch ghätya d. i. „zu tödten* erklärt. — Wiederholentlich spricht Forbes (p. 20. 26, hist. p. 40. 41. 55. 309 und pag. xv. xvI) von einem Sanskrit-Worte roka ship, von welchem er das Pers. rukh her- leitet, im Gegensatz zu Jones, der dasselbe auf Sanskrit ratha „Streitwagen* zurückführte. Dieses Wort roka nun kommt in unserm Texte oben gar nicht vor, existirt einstweilen nür in den Wörterbüchern”), war aber allerdings von Cox bereits (am a. O. p- 501) als indischer Name des Thurmes angegeben worden; und däher scheint Forbes dasselbe genommen zu haben, wie er denn ja ausdrücklich (hist. p. 297) bekennt, dafs es eben die Arbeit von Cox war, welche ihn zu seiner eignen Theorie über das Schach geleitet habe. — Höchst eigenthümlich sodann ist die Berichtigung, welche (hist. p. 291 not. 2) der Angabe von Jones zu v. 11: „the eommentator on the Puräna observes that the horse who has the !) Wenn Jones dabei speciell darauf Gewicht legt, dafs ratha im Bengali- schen roth ausgesprochen wird, so bemerkt hiegegen Forbes zwar mit Recht: „that there is no proof that the Bengali dialect existed for centuries after Nü- shirvan“; indessen die Aussprache eines indischen a als o geht weit über das Bengalische hinaus, s. u. A. das kürzlich in diesen Monatsberichten Dee. 1371 p. 616 hierüber Bemerkte. ?) nach dem Pet. Wört. im anekärthasamgraha des Hemacandra und in der Medini (känta v. 32: rokas tu krayabhid-diptyo, rokam näni). vom &. Februar 1872. 85 choice of eight moves from any central position must be preferred to the ship who has only the choice of four“ zu Theil wird: „what is here attributed to the commentator is really part of the text, as we know from its being in the same kind of metre with the rest of the description“; es handelt sich hierbei um das Scholion: naukdäydg cateäri padani, agvasyd 'shtau paddni ity ddhikyam agvasya, welches, in dieser Form wenigstens, denn doch wahrlich unme- trisch genug lautet! — Das Merkwürdigste aber ist, was wir hist. p. 295 in Bezug auf Jones’ Übersetzung des zwölften Ver- ses zu lesen bekommen: „this stanza or sentence is not to be found in either of the texts to which I have had access; and I shrewdly suspect (!) that it is concocted (!) by the two sages them- selves [womit Sir W. Jones und Raädhäkanta gemeint sind!] in or- der to bear out their assertion respecting the imaginary power they have already conferred on the Elephant“. Dies übersteigt doch eigent- lich alle Begriffe. Allerdings fehlt v. 12 bei Forbes selbst (s. oben), aber beide von Forbes angeblich benutzte Texte haben ihn, und die unbegreifliche Sufisance, mit der er dies in Abrede stellt, findet ihres Gleichen nur in der Leichtfertigkeit, mit der er sich nicht entblödet, zwei Männer wie Jones und Radhäkänta geradezu der wissentlichen Fälschung zu zeihen! — Nach dem Vorstehenden glaube ich denn in der That meinerseits zu der Annahme berech- tigt zu sein, dafs Forbes, wie sehr er auch Jones gegenüber seine eigene Vergleichung des Original-Textes wiederholentlich her- vorhebt, dennoch faktisch die beiden Texte, von denen er dies aus- sagt, Ö. sowohl wie S., gar nicht selbst eingesehen, sondern nur eine von einem Andern gemachte mit den obigen Lücken und Fehlern behaftete englische Übersetzung des betreffenden Textes benutzt hat. | Ist nun auch hiernach die Forbes’sche Arbeit in diesem ihrem auf das caturanga-Spiel bezüglichen Theile in literargeschichtlicher, wie in philologischer Beziehung sehr erheblichen Ausstellungen ausgesetzt, so verdient sie doch im Übrigen in hohem Grade das Praedikat „interesting“, welches ihr Goldstücker am a. O. zutheilt, und ist in der That von nicht geringem Werthe. Zunächst sind schon einige der Forbes’schen Noten zu der Übersetzung des caturanga-Stückes für das theilweise ja doch unsichere Verständnifs desselben von Interesse, und wenn ich mich auch seiner Auffassung nicht anzuschlielsen vermag, so halte ich es doch für an- 36 Gesammtsitzung gemessen, dieselben hier anzuführen, natürlich unter Hinzufügung meiner Gegengründe. Den zehnten Vers zunächst bezeichnet Forbes als „at first sight a little puzzling if not absolutely unintelligible*, versteht ihn aber schliefslich dahin, dafs „the ship and pawns mutually capture each other, but are not allowed to capture a superior piece*, während die drei andern Figuren „can take any piece whatever“, sich aber nur gegenseitig schlagen können. Die Worte des Textes bieten indefs zu dieser Erklärung nicht den geringsten Anhalt, und sind völlig klar. — Das zweite Hemistich von v. 35, welches Jones als „extremely obsceure* bezeich- net hatte, und für dessen Inhalt ich auch keine rechte Begründung fin- den kann, wäre nach Forbes (p. 12, hist. p. 24) von der gröfsten Bedeutung, weil daraus mit Bestimmtheit hervorgehe, dafs (wie bei unserm Vierschach) die einander gegenüberstehenden Par- teien je zusammen gehörten. So wenig ich nun auch seine auf das Vorrücken der Bauern begründete Auseinandersetzung über die „mere propriety of slaying the Elephant on the left hand“, gegen- über dem einfachen Faktum, dafs dem König, und auf den kommt es doch hauptsächlich an, von rechts her die meiste Ge- fahr droht, da seine Flanke nach dieser Richtung hin ganz offen steht, für begründet erachten kann, so ist doch der Grund, den Forbes gegen die Zusammengehörigkeit von je zwei Nachbarn, z.B. Grün und Roth (A. B), geltend macht, wohlberechtigt, dafs näm- lielr der Kampf und die Gefahr dann (zunächst) ausschliefslich dem einen derselben zu Theil werden würde. Zwar ist dies nicht der grüne König (A), wie Forbes kurioser Weise aus dem gleichen Grunde annimmt, vielmehr der rothe (B), dessen Flanke eben dem schwarzen (C) ganz offen steht, während er selbst die Flanke des grü- nen (A) deckt. Aber das Faktum selbst ist richtig, ebenso wie die Bemerkung von Forbes, dafs wenn die einander gegenüberstehenden Parteien zusammen gehören, die Chancen von vorn herein für Alle gleich sind, weil nämlich dann (was Forbes freilich nieht monirt) die rechten Flanken Aller gleichmälsig offen stehn. Ich kann indessen dennoch, auf Grund der aus dem shatpadam wie mir scheint sich eo ipso ergebenden Nothwendigkeit (s. das zu v. 25 Bemerkte) bis auf Weiteres nicht umhin, an der Annahme festzu- halten, dafs es vielmehr doch eben je zwei Nachbarn sind, die zusammen gehören; und wenn nun auch allerdings derjenige derselben (B), welcher seinem Collegen (A) die rechte Flanke vom 8. Februar 1872. 7 deekt, während seine eigne rechte Flanke dem Gegner (C) ganz offen steht, von vorn herein in viel üblerer Lage ist, als Jener (A), so wird dies doch theils für ihn wieder dadurch aufgewogen, dafs er sich eben verhältnifsmäfsig leicht auf den Thron seines Alliirten A setzen und das Commando auch über dessen Truppen übernehmen kann (s. v. 16), während die Thronentsetzung von B für A viel schwerer ausführbar ist, — theils ferner, was das Ganze betrifft, dadurch wieder gut gemacht, dafs ja auch der Feind sich in glei- cher Lage befindet, der eine König desselben (D) ebenso sehr in seiner rechten Flanke durch A bedroht ist, wie B durch seinen Alliirten C. — Bei Gelegenheit der brihannauka (v.35) bemerkt Forbes mit Recht (p. 12, hist. p. 25) in Bezug auf die Stellung der beiden Alliirten zu einander: „this oriental alliance seems to have been rather of a passive kind and certainly not over cordial, for we have seen two instances in which a player might be coolly plundered by his ally, first of his throne, and secondly of his ship.* — Die Angabe des Textes über die Bewegung des Bootes falst For- bes (p. 8, hist. p. 17) dahin auf, dafs es stets zwei Felder weiter in der Diagonale rücken mu/[s, und nimmt ferner an, dafs es da- bei durch eine zwischenstehende Figur nicht behindert ist, sondern über dieselbe hinwegspringt wie das Rofs, in Bezug auf welches allerdings der Text (s. v.5) auch keine besondere Angabe der Art enthält, so dafs man der Ausdehnung der gleichen Freiheit auch auf das Boot von vorn herein wenigstens nicht direkt entgegentre- ten kann, sobald man dieselbe dem Rofs gestattet. Es ist mir in- dessen dennoch zweifelhaft, ob wir diesen für den Läufer eben sonst doch ganz ungewöhnlichen Modus statuiren dürfen. Das Rofs hat einmal durchweg diese Freiheit, der Läufer nirgendwo. — Eine weitere Eigenthümlichkeit, die Forbes dem Boote zuweist, dafs es nämlich niemals „can attack any of the squares on which the three others are allowod to move“, ist theils im Text durch nichts begründet, theils widerspricht sie der eignen (übrigens unmotivirten) Angabe von Forbes (auf p.11, hist.p.20) „ships and pawns mutually capture each other, but are nöt allowed to capture a superior piece.* — Die Frage, wie es im Anfang gehalten werden soll, wenn der Wurf vier den Elephanten zum Ziehen veranlafst, während derselbe nicht ziehen kann, und wie es in ähnlichem Falle mit dem Boot steht, wenn der Bauer des Elephanten schon vorgerückt ist, den Platz somit bedeckt, auf welchen das Boot nach Forbes’ Annahme 83 Gesammtsitzung springen könnte, beantwortet Forbes ebenfalls (s. oben p. 66) daä- hin, dafs der betreffende Zug einfach ausfällt. Es bleibt dies in der That wohl die einzige Möglichkeit; freilich liegt darin eine grofse Schwierigkeit, welche den eigentlichen Anfang des Spieles unter Umständen oft recht lange hinauszuschieben geeignet ist. Sodann aber ist der zweite Theil der Forbes’schen Schrift, resp. seines grölsern Werkes, der von der Wanderung des Spiels nach Persien etc. handelt, vieles höchst Interessante enthaltend. Wir stimmen ihm zunächst darin völlig bei, dafs allem Anschein nach wirklich Indien das Mutterland desselben ist. Und auch seine wei- tere Annahme, dafs das Vierschach in der einfachen Form des ca- turanga sich erst sekundär zu dem Zweischach in der Form, wie es die Perser überliefern, gestaltet habe, — seine Darstellung ferner der Art und Weise, wie die Verschmelzung der beiden ver- bündeten Parteien in ein Heer entstanden sei’), — endlich seine Beweisführung, dafs die aus dem König des Alliirten hervorgegan- gene, ursprünglich nur sehr wenig bedeutsame Königinn erst in neuerer Zeit zu der Omnipotenz gelangt ist, deren sie sich jetzt erfreut, verfolgen wir mit dem lebhaftesten Interesse und sind gern (s. oben p. 30) geneigt, allem dem zuzustimmen, müssen uns dies indessen einstweilen doch noch versagen, so lange uns nicht aus Indien selbst noch ältere Darstellungen als die bei Raghunandana vor- liegende zur Disposition stehen. Die Annahme wenigstens, dafs das Boot wirklich ursprünglich an der Stelle des Streitwagens stehe, hat denn doch ihre sehr grofsen Bedenken. Höchst eigenthümlich sind die auf pag. 23 ff. (hist. p. 62) mit- getheilten Berichte eines Zeitgenossen Timür's, wonach das Schach- spiel „the invention of an ancient Greeian sage, by name Her- mes“ war, dafs es resp., und zwar in der Form des Shatranj i Kamil, „perfeet chess“, also mit 56 Figuren zu spielen, durch Alexander den Grofsen und seine Soldaten nach Indien gekommen und dort bald darauf durch Sassa, den weisen Minister des Königs Kaid (des Für nach einer zweiten, der Wittwe des Jamhür nach einer dritten Relation), in die mit nur 32 Figuren zu spielende Varietät des Spieles umge- formt worden sei. Wir stimmen Forbes darin bei (p. 33, hist. p. 72), 1) unter gewissen Verhältnissen übernimmt ja auch schon im caturanga- Spiel (s. v. 16) der eine König das Commando über zwei Parteien, die dann nur ein Heer bilden. vom. 8. Februar 1872. 89 dafs der Vf. dieser Darstellung sich dabei wohl nur habe durch Rücksichten auf T7imär leiten lassen, der ein grofser Verehrer des „perfect chess* war, die Inder gründlich hafste, und es daher ge- wils gern sah, wenn die Ehre der eigentlichen Erfindung des Spiels den Indern geraubt wurde. Hermes Trismegistos mulste dann auch diese Last noch auf seine vielbeladenen Schultern nehmen. So wenig Gewicht somit allem Anschein nach auf diese Legende zu le- gen sein wird, so legt mir doch andrerseits die von Forbes in seinem gröfsern Werke (Appendix p.xvIff.)‚neben andern höchst dankenswer- then Zugaben, am Schlufs noch mitgetheilte Abhandlung von Herbert Coleridge „on Greek and Roman Chess“, in welcher insbeson- dere der ludus latrunculorum speciell behandelt ist, unwillkür- lich die Vermuthung nahe, dafs die Entstehung des indischen Spie- les doch vielleicht irgendwie durch eine Bekanntschaft mit diesen abendländischen Spielen veranlalst sein könne. Es wäre dann hier derselbe Fall eingetreten, den wir ja noch anderweitig (bei den Fabeln, bei astronomisch-astrologischen Vorstellungen etc.) zu be- obachten Gelegenheit haben, dafs ein ursprünglich occidentalisches Gut nach Indien einwandert, dort neue Gestalt annimmt, und in dieser neuen Gestalt aus Indien wieder nach dem Abendlande zu- rückkehrt. Ich lege indessen dieser Vermuthung zunächst natürlich kein irgend welches Gewicht bei, meine vielmehr auch hier, dafs wir eben einfach vor Allem abzuwarten habe, was uns etwa nun- mehr noch aus neuen indischen Quellen über das caturanga- Spiel sich ergeben wird. Sollte nicht auch in der Pali-Literatur sich ir- gend etwas darüber finden? wenn die Buddhisten wirklich (s. oben) bei der Erfindung betheiligt waren, so sollte man meinen, müfste sich noch irgendwo eine Spur nachweisen lassen. — Höchst auffällig ist, um dies noch schliefslich zu erwähnen, dafs bei der mehrfachen Aufzählung der 64 kald, Künste, Spiele und Kunstfertigkeiten, des Schachspiels niemals gedacht ist, während doch gerade die dafür solenne Zahl 64 so unwillkürlich darauf hin- führt, dafs ich mich sogar selbst dadurch einmal habe verleiten lassen, catuhshashtikalägdstram durch: „Lehrbuch für das Schach- spiel“ zu übersetzen, s. Ind. Stud. 1, 10 (corrigirt ibid. 2, 390 und Acad. Vorl. über ind. Lit. G. p. 241). Die Zahl 64 spielt auch in der astronom. Literatur eine Rolle; es werden 64 anya dersel- ben erwähnt, s. Mudräräkshasa 3, 8. 8, 9 (ed. Calc. 1831): ca- tuhshashtyange jyotihgästre. [1872] | 90 Gesammtsitzung vom 8. Februar 1872. An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vor- gelegt: F. Brünnow, Tables of Iris. Dublin 1869. 4. Memoirs of the Royal Astronomical Society. Vol. 34. Part. I. London 1571. 4. General Index of the Memoirs of the Royal Astronomical Society. London 1871. 8. C. Schiaparelli, Arabisches Wörterbuch. Firenze 1871. 8. Mit Mi- nisterialschreiben v. 31. Jan. 1872. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1871. Nr. 4. Wien 1871. 8. Verhandlungen d. k. k. geolog. Reichsanstalt. Nr. 14. Wien 1871. 8. Bulletin de la Societe imperiale des naturalistes de Moscow. Annee 1871. no. 1 et 2. Moscou 1871. 8. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Vol. XXXI. London 1871. 38 Atti del Reale Istituto veneto di scienze, lettere ed arti. Venezia 1870 — 1874.08; Friedrich Becker, /mpfen oder Nichtimpfen? Berlin 1872. 8. C. Bruhns, Resultate meteorologischer Beobachtungen i. J. 1869. Leipzig URS a Gesammtsitzung vom 15. Februar 1872. 91 15. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. A. W. Hofmann las über aromatische Phosphine. Angesichts der willkommenen Ergebnisse, welche die leichte und sichere Handhabung des Jodphosphoniums, wie bereits früher erwähnt worden ist,') in der Methyl- und Äthylreihe und, wie ich der Akademie in der Kürze mitzutheilen gedenke, auch in der Propyl-, Butyl- und Amylreihe geliefert hat, mufste der Wunsch erwachen, auch die aromatischen Phosphine in den Kreis der Be- trachtung zu ziehen. Vor Allem schien ein Anilin mit Phosphor an der Stelle des Stickstoffs, also ein Phenylphosphin, überhaupt die Gruppe der phenylirten Phosphine das Interesse zu beanspruchen. Ich habe viele Versuche angestellt, dieser Körper habhaft zu werden, al- lein bis jetzt ohne den gewünschten Erfolg. Nach den Erfahrun- gen, welche über das Verhalten des Ammoniaks zum Chlorbenzol und analogen Benzolverbindungen vorliegen, durfte ich kaum hof- fen, das Phenylphosphin aus der Einwirkung des Jodphosphoniums auf das Chlorbenzol hervorgehen zu sehen. Der Versuch wurde nichtsdestoweniger gemacht, allein obwohl unter sehr verschiede- nen Bedingungen gearbeitet worden ist, hat sich die Bildung von Phosphinen in dieser Reaction nicht wahrnehmen lassen. Das Chlorbenzol wird zu Benzol reducirl, welches dann, selbst bei An- wendung höherer Temperaturen, nicht weiter verändert wird, wie dies die schönen Versuche des Hrn. Baeyer’) nachgewiesen ha- ben. Aber auch die Wechselwirkung zwischen Jodphosphonium und Phenol, in welcher ich, im Hinblick auf die in der Methyl- und Äthylreihe gewonnenen Ergebnisse, das tertiäre Phosphin und die quartäre Verbindung gehofft hatte auftreten zu sehen, ist in ganz anderem Sinne verlaufen; die in dieser Reaction gebildeten merkwürdigen Phosphorkörper bedürfen noch einer genaueren Un- tersuchung. Zur Erzeugung der Phenylphosphine müssen also neue, von den bisher betretenen verschiedene Wege eingeschlagen werden. 1!) Hofmann, Monatsberichte 1871. S. 430 u. 605. 2) Baeyer, Berichte der deutschen chem. Gesellschaft 1868, S. 127. 7* 92 Gesammtsitzung Ebensowenig wie die Darstellung der Phenylphosphine- ist mir bisher die Erzeugung eines phosphorhaltigen Toluidins gelungen. Dagegen bietet die Bildung einer dem Benzylamin entsprechenden Phosphorbase keine Schwierigkeit. Da, wie aus den Versuchen der HH. Cannizzaro und Limpricht bekannt, das Benzychlo- rid unter dem Einflusse des Ammoniaks sich leicht in Benzylamin verwandelt, so konnte schon im Voraus nicht bezweifelt werden, dafs sich beim Zusammentreffen von Benzylchlorid und Jodphos- phonium unter geeigneten Bedingungen eine aromatische Phosphor- base erzeugen werde. Benzylphosphin. C,H, Eh 3 PN | R- H Für die Darstellung dieser Verbindung ist es nicht nöthig, das Benzylchlorid im Zustande der Reinheit anzuwenden; es genügt, mit heifschlorirtem Toluol zu arbeiten, welches zwischen 150° und 180° siedet. Die aufeinanderwirkenden Substanzen wurden in den- selben Verhältnissen angewendet, welche bei der Darstellung der Methyl- und Äthylkörper befriedigende Ergebnisse geliefert hatten, nämlich von 2 Mol. Benzylcehlorid, 2 Mol. Jodphosphonium und 1 Mol. Zinkoxyd. Eine sechsstündige Digestion bei 160° ist für die Bildung der Benzylphosphine ausreichend. Die Digestions- röhren enthalten nach vollendeter Reaction eine weilse Krystall- masse. Beim Aufschmelzen entweicht ein lang anhaltender Strom von Phosphorwasserstoff; die compacte Krystallmasse bläht sich auf und wird in der Regel theilweise aus der Röhre herausgetrie- ben. Mit Wasserdampf destillirt, liefert das Reactionsproduet eine in Wasser untersinkende ölige Flüssigkeit, von äufserst charakte- ristischem, lange haftendem Geruch. Man schied sie von dem Wasser mittelst eines Scheidetrichters, trocknete sie durch Stehen- lassen über Ätzkali und unterwarf sie mit eingesenktem Therme- meter der Destillation im Wasserstoffstrome. Sie begann schon wenige Grade über 100° zu sieden. Das Quecksilber stieg alsdann rasch auf 180°, bei welcher Temperatur eine reichliche Menge farbloser, stark lichtbrechender Flüssigkeit überdestillirte. Was zwischen 180° und 190° überging ward gesondert von dem früher vom 15. Februar 1872. 95 destillirenden aufgefangen. Die niedrigst siedende Fraction ist zum grofsen Theile aus dem Benzylchlorid regenerirtes Toluol; die zweite Fraction, die bei 180° siedende Flüssigkeit, ist Benzylphos- phin; der Retortenrückstand enthält Dibenzylphosphin und andere Producte. Durch eine nochmalige Destillation im Wasserstoffistrome ge- reinigt, zeigt das Benzylphosphin den constanten Siedepunkt 180°. Mit der Luft in Berührung oxydirt sich die Phosphorbase mit sol- cher Heftigkeit, dafs ihre Temperatur auf 100 und mehr Grade steigt und dicke weilse Nebel gebildet werden. In Wasser ist das Benzylphosphin unlöslich, leicht löslich aber in Alkohol und Äther. Mit den übrigen primären Phosphinen theilt die aroma- tische Phosphorbase die charakteristische Eigenschaft, ein krystal- lisirtes Jodhydrat zu bilden. Man erhält dasselbe durch Ver- mischen des Phosphins mit rauchender Jodwasserstoffsäure, wobei es als weilse, scheinbar amorphe Masse niederfällt. Die Unlös- lichkeit der Jodverbindung erlaubt auch das in der ersten totuol- haltigen Fraction noch vorhandene Benzylphosphin zu gewinnen. Die weilse Fällung von Benzylphosphinjodhydrat löst sich beim Erwärmen in Jodwasserstoffsäure und schiefst aus dieser Lösung beim Erkalten in mehr als Centimeter langen, weilsen Nadeln an, welche sich bei der Berührung mit Wasser in Säure und Base zersetzen. Durch Waschen mit wasserfreiem Äther und Trocknen im Wasserstoffstrome bei 100° läfst sich das Jodhydrat leicht für die Analyse rein erhalten; es bilden sich bei diesem Versuche oft wohlausgebildete Tafeln von beträchtlichen Dimensionen und gro- fser Schönheit. Das Salz hat die Zusammensetzung C,H,PI= C,H,)H,P.HI. Theorie Versuch Jodprocente 50,39 90,35. Das Benzylphosphin verbindet sich auch mit concentrirter Chlor- und Bromwasserstoffsäure; ich bin aber nicht im Stande gewesen, diese Verbindungen in Krystallen zu erhalten. Das Chlorhydrat giebt mit Platinchlorid einen gelben, unlöslichen Nie- derschlag. Das Benzylphosphin bildet sich nach der Gleichung 2C,H,C1+2[H,P.HI] + Zu0 = 2[(C,H,)H,P.HI] + ZuCl,+H,O. 94 Gesammtsitzung Diese Gleichung drückt aber nur eine Phase der Reaction aus, in welcher gleichzeitig verschiedene andere Producte auftreten. Von diesen habe ich bisher nur das secundäre Phosphin der Ben- zylreihe, das Dibenzylphosphin, im Zustande der Reinheit erhalten. Dibenzylphosphin. C,H, C„H,P = c,| r; H Diese Verbindung ist in der nach der Destillation des Benzyl- phosphins in der Retorte zurückbleibenden Flüssigkeit enthalten. Bei längerem Stehen, zumal in Gegenwart von festem Alkali, er- starrt diese Flüssigkeit zu einem weichen Krystallbrei, den man auf einem Leinwandfilter sammelt, um so das Feste durch Pressen von der anhängenden Flüssigkeit möglichst zu trennen. Die noch immer stark gefärbten Krystalle werden nunmehr in siedendem Al- kohol gelöst und die Lösung mit wenig Thierkohle behandelt. Die farblos gewordene Flüssigkeit setzt beim Erkalten schöne weilse Krystalle der neuen Verbindung ab. Eine nochmalige Kry- stallisation aus siedendem Alkohol liefert das Dibenzylphosphin im Zustande vollendeter Reinheit. So dargestellt bildet das Phosphin grolse gewöhnlich stern- oder büschelförmig vereinigte, glänzende vollkommen geruch- und geschmacklose Nadeln, welche in Wasser unlöslich, in kaltem Alkohol sehwer, in siedendem Alkohol leich- ter löslich sind. In Äther sind sie nahezu unlöslich. Die Kry- stalle schmelzen bei 205°; bei höherer Temperatur verflüchtigen sie sich, aber nicht ohne partiale Zersetzung. Mit dem Eintritt der zweiten Benzylgruppe sind die basischen Eigenschaften, wel- che in dem Benzylphosphin noch in sehr bestimmter Weise her- vortreten, vollkommen erloschen. Das Dibenzylphosphin löst sich in keiner Säure auf, auch ist es mir nicht gelungen, das Platinsalz der Verbindung darzustellen. Das aromatische secundäre Phosphin unterscheidet sich also sehr wesentlich von den secundären Phos- phinen der Methyl- und Äthylreihe, welche noch scharf ausgespro- chene Basen sind. Übrigens ist diese Abwesenheit basischen Cha- rakters nicht befremdlich, da ja auch bei den secundären aromati- schen Aminen die Verbindungsfähigkeit für Säuren nur noch eine schwache ist. Die Verschiedenheit des Dibenzylphosphins von den vom 15. Februar 1872. 95 entsprechenden Körpern der gewöhnlichen Alkoholreihen giebt sich überdies in seinem Verhalten zum Sauerstoffe zu erkennen, denn während das Dimethyl- und das Diäthylphosphin mit der Luft in Berührung sich schon bei Mitteltemperatur entzünden, übt der Sauerstoff auf die dibenzylirte Phosphorbase selbst bei erhöhter Temperatur nicht die allergeringste Wirkung aus. Da das Diben- zylphosphin keine Verbindung eingeht, so mufste man sich begnü- gen die Formel C.,H,P durch die Analyse der Substanz selbst festzustellen: Theorie Versuch n 1. Ill. u, 08 218,80 78,75 78,37 — 44. 19 7,01 6,99 6,77 _ r 31 14,49 — _ 13,6 214 100,00. Die Bildung des Dibenzylphosphins erfolgt nach der Glei- chung: 2C,H,C1+ H,P.HI+ ZnO = (C,H,),HP.HI-+ ZnCl, + H,0. Benzylphosphin und Dibenzylphosphin sind aber nicht die einzigen phosphorhaltigen Producte der Einwirkung des Benzyl- chlorids auf das Jodphosphonium. Die Mutterlauge des Dibenzyl- phosphins enthält noch einen anderen Phosphorkörper. Der Ge- danke lag nahe, in dieser Flüssigkeit die Gegenwart des Triben- zylphosphins zu vermuthen; es ist mir indessen trotz mehrfacher Anläufe bis jetzt nicht gelungen, diesen Körper zu fassen. Die Mutterlauge des Dibenzylphosphins besteht zum grofsen Theile aus einer klebrigen, im Wasser unlöslichen, in Alkohol löslichen, mit Blei verbindbaren Substanz, welche einer kleinen Menge krystalli- sirbarer Materie, die möglicher Weise nichts anderes ist als Di- benzylphosphin, hartnäckig anhängt. Alle Versuche, diese klebrige Substanz, welche saure Eigenschaften zu haben scheint, in eine der Analyse zugängliche Form zu bringen, sind bis jetzt ge- scheitert. Bei Anstellung der hier beschriebenen Versuche, die zum gro- fsen Theile schon im Laufe des verflossenen Sommers ausgeführt 96 Gesammtsitzung wurden, habe ich mich noch der werthvollen Hülfe des Hrn. E. Hobrecker erfreut, für welche ich ihm schliefslich meinen besten Dank ausspreche. Hr. A. W. Hofmann las ferner über die Oxydations- producte der Methyl- und Äthylphosphine. Bei mehrfachen Phosphorbestimmungen, welche im Laufe der neuen Untersuchungen über die Phosphine ausgeführt worden sind, ergab es sich, /dafs diese Körper, und zumal die Glieder der Me- thylreihe, Oxydationsmitteln gegenüber, eine ganz bemerkenswerthe Beständigkeit zeigen. Wurden die Körper nach der von Hrn. Carius vorgeschlagenen Methode mit Salpetersäure in zugeschmol- zener Röhre erhitzt, so ist, wenn nach der ursprünglichen Angabe mit einer nicht ganz concentrirten Salpetersäure und bei mälsiger Temperatur gearbeitet wurde, mehrfach der Fall vorgekommen, dafs die dem Rohre entnommene Flüssigkeit in geeigneter Weise mit Magnesiumsalzen behandelt, gar keinen Niederschlag gab. Liefs man die stärkste rauchende Salpetersäure bei höheren Temperatu- ren wirken, so bildete sich allerdings Phosphorsäure, aber nur, wenn man bei den ganz extremen Temperaturen operirte, wie sie Hr. Carius') in seiner späteren Vorschrift empfiehlt, wurde die ganze Menge des Phosphors durch Magnesiumsalze fällbar gemacht. Es schien von Interesse, die Producte, welche sich durch die Ein- wirkung der Salpetersäure auf die primären und secundären Phos- phorbasen bilden und welche Hr. Paul Thenard bei seiner un- vollendet gebliebenen Untersuchung der Phosphorbasen wahrschein- lich, theilweise wenigstens, schon in den Händen gehabt, aber nicht genauer erforscht hat, einer näheren Prüfung zu unterwerfen. Der Versuch hat gezeigt, dafs unter diesen Umständen neue Säuren von grolser Beständigkeit und nur geringer Flüchtigkeit entstehen und es war hiermit für diese ganze Gruppe von Phos- !) Carius, Berichte der deutschen chem. Gesellschaft 1870, S. 697. vom 15. Februar 1872. 97 phorkörpern auch alsbald eine sehr einfache Methode der Phos- phorbestimmung gegeben. Man brauchte die zu untersuchende Substanz nur, je nach den Umständen, in starker Salzsäure oder Salpetersäure zu lösen, die Flüssigkeit langsam mit rauchender Salpetersäure zu versetzen und die Lösung nach dem Eindampfen mit einem Überschusse von Natriumcarbonat zu behandeln, zu trocknen und im Tiegel zu schmelzen; auf diese Weise erfolgt die Oxydation des Phosphors leicht und vollständig. Alle im Folgenden erwähnten Phosphorbestimmungen sind auf diese Weise ausgeführt worden. Versuche in der Methylreihe. Monomethylphosphinsäure. Um das Oxydationsproduct des Me- thylphosphins in grölserer Menge zu erhalten, wurde ein langsa- mer Strom des Gases direct in rauchende Salpetersäure geleitet. Es wäre unnöthig gewesen, für diesen Zweck das Phosphingas im reinen Zustande darzustellen. Es genügte, das Methylphosphingas zu verwenden, wie es sich aus dem Rohproduct der Einwirkung des Jodmethyls auf Jodphosphonium und Zinkoxyd durch Behand- lung mit Wasser entbindet.‘) Dieses Gas enthält stets geringe Mengen von Phosphorwasserstoff, welcher sich bei der Berührung mit der rauchenden Salpetersäure entzündet und leicht Veranlas- sung zu kleinen Explosionen giebt. In dem Maalse, als das Me- thylphosphin reiner wird, werden diese Verpuffungen seltener und hören endlich gänzlich auf. Immer aber erscheint in Folge der- selben mehr oder weniger Phosphorsäure unter den Oxydations- producten. Zur Entfernung der Salpetersäure wurde die Flüssig- keit mehrfach auf dem Wasserbade eingedampft, der Rückstand alsdann in Wasser gelöst und zur Abscheidung der Phosphorsäure mit Bleioxyd gekocht. Es entstand ein in Wasser unlösliches Bleisalz, welches sich aber in Essigsäure auflöste und dabei nicht unerhebliche Mengen Bleiphosphat zurückliefs. Wird diese essig- saure Lösung mittelst Schwefelwasserstoffs vom Blei befreit, so bleibt der neue Körper nach dem Verjagen der Essigsäure auf dem Wasserbade als eine ölige Flüssigkeit zurück, welche nach dem Erkalten bald zu einer weilsen wallrathähnlichen Krystall- ') Hofmann, Monatsberichte 1871, S. 605. 93 Gesammtsitzung masse erstarrt. Die so gewonnenen Krystalle, welche sich in be- stimmbaren Formen nicht erhalten liefsen, sind hygroskopisch, aber nicht zerfliefslich. In Wasser lösen sie sich leicht; die Lösung röthet Lackmuspapier und besitzt einen angenehm sauren Ge- schmack. Die Krystalle lösen sich auch in Alkohol. In Äther sind sie etwas weniger löslich als in Alkohol; die alkoholische Lösung wird indessen durch Äther nicht gefällt. Bemerkenswerth ist die Stabilität der Substanz; dafs sie von rauchender Salpeter- säure nicht verändert wird, ergiebt sich schon aus ihrer Darstel- lung, allein sie läfst sich zum Öfteren selbst mit Königswasser eindampfen, ohne die geringste Veränderung zu erleiden. Die neue Verbindung schmilzt bei 105°, sie ist, zum grofsen Theile wenigstens, ohne Zersetzung flüchtig; bei sehr starkem Er- hitzen aber entwickelt sich etwas brennbares Gas, und es bleibt ein Rückstand von wenig Phosphorsäure, dem mehr oder weniger Kohle beigemengt ist. Die Analyse zeigte, dafs das Methylphosphin bei der Behand- lung mit Salpetersäure 3 Atome Sauerstoff fixirt. Der Formel CH,PO, = (CH,)H,PO, entsprechen folgende Werthe Theorie Versuch Pr II. III. IV. 6 12 12,50 13,21 12,5 — m H, 5 5,21 5,45 5,26 - _— pP 3l 32,29 Z— — 33,85 32,09 O0, 48 50,00 — - — — 96 100,00 Die neue Substanz ist eine wohlcharakterisirte Säure; ich will sie mit dem an die Spitze des Paragraphen gestellten Namen Mo- nomethylphosphinsäure oder schlechtweg Methylphosphin- säure bezeichnen. Sie bildet zwei Reihen von Salzen, deren Zu- sammensetzung in den Formeln (CH,)HMPO, und (CH,)M,PO, gegeben ist. Die primären (sauren) Salze entstehen bei der Einwirkung der Metallcarbonate oder bei unvollkommener Sättigung mit den vom 15. Februar 1872. 99 freien Basen. Zur Darstellung der secundären (neutralen) Salze mufs die Säure mit den freien Basen vollständig gesättigt werden; sie lassen sich indessen auch aus den Carbonaten darstellen, wenn letztere, wie dies bei den Alkalicarbonaten der Fall ist, die frei werdende Kohlensäure fixiren können. Die primären Methylphos- phinate haben eine saure Reaction, die secundären Salze reagiren alkalisch. Die Alkalisalze sind löslich und nur wenig krystallisa- tionsfähig; die Ammoniumsalze verlieren beim Abdampfen das Am- moniak und hinterlassen die Säure. Von den Metallsalzen, zumal den primären, sind viele unlöslich oder schwerlöslich. Methylphosphinsaures Silber. Wird die Säure mit Silberoxyd gesättigt und die Lösung bis zur Consistenz eines Syrups einge- dampft, so schiefst das primäre Silbersalz in schönen weilsen Na- deln an, welche sich aber bei der Berührung mit Wasser und selbst mit Alkohol aufserordentlich leicht unter Abscheidung der freien Säure in das secundäre Salz verwandeln. Die Analyse des mittelst Silberoxyds gewonnenen und mit Wasser gewaschenen Salzes gab Zahlen, welche zeigten, dafs man es mit einem nahezu reinen secundären Salze zu thun hatte. Um dieses Salz ganz rein zu erhalten, wurde die Lösung der Säure mit Ammoniak möglichst genau neutralisirt und mit Silbernitrat gefällt. Es ist ein weilser, amorpher, in Wasser nahezu unlös- licher Niederschlag. Die Formel dieses Salzes CH,Ag,PO, verlangt folgende Werthe: Theorie Versuch L 1. Il. IV: C 12 3,97 3,83 E — — H, 3 0,97 0,99 = _ — Ag, 216 69,68 — 68,34 69,43 69,44 r 3l 10,00 — 9,95 -— — Qu AB SE = 1% a“ a 310 100,00. Methylphosphinsaures Blei. Kocht man eine wälsrige Lösung von Methylphosphinsäure mit einer nicht ganz ausreichenden Menge Bleioxyd, so beobachtet man gleichzeitig die Bildung des primären 100 Gesammtsitzung und des secundären Salzes, welches letztere als weilses, schweres, amorphes Pulver in der heilsen Flüssigkeit zu Boden sinkt, wäh- rend ersteres beim Erkalten der Flüssigkeit in schönen, langen, glänzenden, weilsen Nadeln anschielst. Das Salz zerlegt sich bei dem Waschen mit Wasser, wie die Silberverbindung, in das secun- däre Salz und freie Säure; in der That gaben mehrere mit den gewaschenen Krystallen angestellten Analysen Zahlen, welche zwi- schen den dem primären und secundären Salze entsprechenden Werthen liegen. Das secundäre Salz wird indessen ohne Schwierigkeit rein er- halten, wenn man die Lösung des gleich zu erwähnenden Barium- salzes mit Bleizucker fällt. Es ist ein weilser in Wasser nahezu unlöslicher, in Essigsäure löslicher Niederschlag von der Formel (CH,)PbPO, oder richtiger (CH,),Pb,P,O, Theorie Versuch Blei 68,77 68,77. Methylphosphinsaures Barium. Es wurde durch Kochen der Säure mit Bariumcarbonat, Verdampfen des Filtrats zur Syrupcon- sistenz und Fällen mit Alkohol erhalten. Weilses, aus mikrosko- pischen Nadeln bestehendes Krystallpulver, welches sich in Was- ser leicht löst. Die wälsrige Lösung liefert beim langsamen Ver- dampfen keine Krystalle, sondern trocknet zu einem Gummi ein. Bei der Analyse erwies sich die so dargestellte Verbindung als das primäre Salz C,H,BaP,O, = (CH,),H,BaP,0, Theorie Versuch Barium 41,9 42,25 Die Methylphosphinsäure hat dieselbe Zusammensetzung wie die methylphosphorige Säure; man braucht aber nur die über letz- tere vorliegenden Angaben mit dem oben Mitgetheilten zu verglei- chen, um die Überzeugung zu gewinnen, dafs man sich hier zwei absolut verschiedenen Individuen gegenüber befindet. Die methyl- phosphorige Säure ist eine nicht krystallinische ephemere Verbin- dung, welche sich schon beim gelinden Erwärmen in phosphorige Säure und Methylalkohol zersetzt und daher mit der aufserordent- lich stabilen Methylphosphinsäure, welche sich destilliren läfst, nicht verwechselt werden kann. vom 15. Februar 1872. 101 Dimethylphosphinsäure. Mit diesem Namen bezeichne ich eine Säure, welche aus der secundären Methylbase durch die Einwir- kung der Salpetersäure entsteht. Für die Darstellung der Verbindung wurde die salzsaure Lö- sung von Dimethylphosphin angewendet, welche man erhält, wenn man das Rohproduct der Einwirkung des Jodphosphoniums auf das Jodmethyl nach dem Austreiben des Methylphosphins dureh Wasser, mit Alkali destillirt und das entwickelte Dimethylphosphin in Chlorwasserstoffsäure leitet. Vermischt man diese Lösung mit rauchender Salpetersäure, so erhitzt sich die Flüssigkeit unter Ent- wicklung von salpetrigsauren Dämpfen zum Sieden. Die concen- trirte saure Lösung wurde zur Entfernung der Salpetersäure mehr- mals mit Salzsäure eingedampft, alsdann auch letztere, soweit als thunlich durch Erhitzen verjagt' und die Flüssigkeit schliefslich zur Entfernung aller Salzsäure mit Silberoxyd gesättigt und die von dem Chlorsilber abfiltrirte Silbersalzlösung durch Schwefelwasser- stoff gefällt. Diese Lösung von Neuem auf dem Wasserbade ein- gedampft, erstarrt allmählich zu einer weilsen paraffinartigen, an der Luft schwach braun werdenden Krystallmasse, welche in Was- ser, Alkohol und Äther sehr löslich ist. Diese Lösungen haben eine entschieden saure Reaction. Die Krystalle schmelzen schon bei 76°; bei höherer Temperatur verflüchtigen sie sich ohne Zer- setzung; das Destillationsproduct zeigt denselben Schmelzpunkt wie die undestillirte Säure. Die Dimethylphosphinsäure ist für die Analyse weniger geeignet als die Methylphosphinsäure; man hat sich daher begnügt, ihre Zusammensetzung durch die Analyse des Silbersalzes festzustellen. Aus der Untersuchung dieses Salzes er- giebt sich die Formel C,H,PO, = (CH,),HPO,. Das Dimethylphosphin hat daher bei der Behandlung mit Salpeter- säure nicht 3 Atome Sauerstoff, wie das Methylphosphin, sondern nur 2 Atome aufgenommen. Die Dimethylphosphinsäure bildet nur eine Reihe von Salzen von der Formel 0,H,MPO, = (CH,),MPO,. Dimethylphosphinsaures Silber. Das Salz wurde durch Sätti- gen der rohen noch Salzsäure enthaltenden Säure mit Silberoxyd, Abdampfen der filtrirten Lösung und Fällung der höchst concen- 102 Gesammtsitzung trirten Flüssigkeit mit absolutem Alkohol gewonnen. Es sind feine verfilzte weilse Nadeln, aufserordentlich löslich in Wasser, sehr wenig löslich in absolutem Alkohol und Äther. Das Silbersalz hat die Formel C,H,AgPO, = (CH,),AgPO;, welcher folgende Werthe entsprechen Theorie Versuch E I. III. Br B4 11,98 OT 1,56 2,99 3,0 lage Ag 108 53,73 — 52,84 53,76 P 31 1,4 RE, 101 auf 02.7388 715,98 bit 123 1: 201 100,00. Dimethylphosphinsaures Barium. Durch Kochen der reinen Säurelösung mit einem Überschusse von gefälltem Bariumearbonat wird eine neutrale Flüssigkeit erhalten, welche auf dem Wasser- bade verdampft zu einem klaren Firnifs eintrocknet. Mit einem harten Körper berührt, wird dieser Firnifs undurchsichtig und zeigt Neigung zum Krystallisiren. Er ist auch in Weingeist löslich. Dimethylphosphinsaures Blei. Darstellung wie die des Barium- salzes, nur dafs das Blei nicht als Carbonat, sondern als Oxyd angewendet wurde. Auch in den Eigenschaften gleicht es dem Bariumsalz; der Firnifs löst sich in wenig Wasser, trübt sich aber bei Zusatz einer gröfseren Menge. Einige Bleibestimmungen zeig- ten überschüfsiges Blei, was nicht befremden kann, wenn man die grolse Neigung des Bleis basische Salze zn bilden und die Abwe- senheit aller Kennzeichen bedenkt, welche die Reinheit der Verbin- dung garantiren. Versuche in der Äthylreihe. Um die in der Methylreihe gesammelten Erfahrungen noch an weiteren Beobachtungen zu prüfen, habe ich auch die den neuen Säuren entsprechenden Äthylkörper einem allerdings nur cursori- schen Studium unterworfen. vom 15. Februar 1872. 105 Aethylphosphinsäure. Darstellung, Aussehen und Eigenschaf- ten dieser durch die Einwirkung der Salpetersäure auf das Äthyl- phosphin gebildeten Säure gleichen in jeder Beziehung denen des ent- sprechenden Methylphosphinkörpers. Die Athylverbindung schmilzt schon bei 44° und läfst sich ebenfalls destilliren. Sie ist gleich- falls in Wasser aufserordentlich löslich, wird aber anfangs nur schwer von Wasser benetzt. Die Zusammensetzung C,H,PO, = (C,H,)H,PO, wurde durch die Analyse des Silbersalzes festgestellt. Es wurde durch theilweise Sättigung der Säure mit Silber- oxyd und Fällung der concentrirten Flüssigkeit mit Alkohol und Waschen des Niederschlags mit Wasser gewonnen. Amorphes, gelbliches Pulver, unlöslich in Wasser und Alkohol, von der Formel (C;H,)Ag,PO,. Theorie Versuch 15 IT. Silber 66,66 66,54 65,81 Die letzte Zahl (II) bezieht sich auf ein Salz, welches wie oben beschrieben dargestellt worden war, nur dafs man in der Hoffnung, das primäre Silbersalz zu erhalten, den durch Alkohol gefällten Niederschlag nicht mit Wasser gewaschen, sondern nur abgepre/[st hatte. Diäthylphosphinsäure. Auch bei der Behandlung des Diäthyl- phosphins mit Salpetersäure werden dieselben Erscheinungen beob- achtet, wie in dem entsprechenden Versuche mit Dimethylphosphin. Die gebildete Säure habe ich indessen nicht im krystallisirten Zu- stande, sondern nur als Flüssigkeit beobachtet; selbst in einer Kältemischung von — 25° wurde sie nicht fest. Auch in diesem Falle ist die Zusammensetzung der Säure C‚H,PO, = (C,H,),HPO, durch Darstellung des Silbersalzes und Bestimmung des Silbers in demselben fixirt worden. Wird die Lösung der Säure mit Silberoxyd gekocht, bis sie nahezu neutral geworden ist, alsdann eingedampft und mit Alkohol 104 Gesammtsitzung versetzt, so scheiden sich feine, verfilzte Nadeln von diäthylphos- phinsaurem Silber aus, welche die Zusammensetzung C,H,‚AgO, = (C,H,),AgPO, besitzen. Theorie Versuch Silber 47,16 47,52. Es ist nicht uninterressant, das Verhalten des Phosphorwas- serstoffs unter dem Einflusse kräftiger Oxydationsmittel mit dem- jenigen seiner methylirten und äthylirten Substitutionsproducte zu vergleichen. Der Phosphorwasserstoff fixirt bei der Behandlung mit concentrirter Salpetersäure 4 Atome Sauerstoff und verwandelt sich in die dreibasische Orthophosphorsäure; das Methylphosphin verbindet sich nur mit 3 Atomen Sauerstoff, indem die zweibasi- sche Methylphosphinsäure gebildet wird; unter denselben Bedingun- gen eignet sich das Dimethylphosphin nicht mehr als 2 Atome Sauerstoff an, um in die einbasische Dimethylphosphinsäure über- zugehen; das Trimethylphosphin endlich fixirt nur 1 Atom Sauer- stoff; es entsteht das schon vor Jahren von Hrn. Cahours und mir beobachtete Trimethylphosphinoxyd, welches sich nieht mehr mit Metallen verbindet. Man gelangt auf diese Weise zu folgender Reihe: HP+0O = H,PO, (CH,) H,P+0, = (CH,) H,PO, (CH,,H P+0, = (CH,,H PO, (CH), P+O = (CH,), PO. Ein Blick auf diese Reihe zeigt zunächst, dafs alle hier ver- zeichneten Körper sich an die Phosphorsäure anlehnen. Die aus den Methylphosphinen entstehenden Körper sind Phosphorsäuren, deren Hydroxylgruppen stufenweise durch Methyl ersetzt sind. vom 15. Februar 1872. Orthophosphorsänre . . . Methylphosphinsäure Dimethylphosphinsäure . Trimethylphosphinoxyd . Diese symmetrisch gegliederte Reihe steht nicht allein. HO no HO CH no} HO CH, CH, | HO CH, CH CH, 12407 19 PO. E20: Eine ganz analoge Reihe leitet sich von der Orthoarsensäure ab; ihre Glieder entstehen aber in anderer Weise als die Phosphorkörper. Die der Methylphosphinsäure entsprechende Verbindung ist die von Hrn. Baeyer') entdeckte Arsenmonomethylsäure, die der Di- methylphosphinsäure correspondirende, die altbekannte Kakodyl- säure von Hrn. Bunsen, das Trimethylarsinoxyd endlich ist von Hrn. Cahours°’) durch Oxydation des Trimethylarsins erhalten worden. ÖOrthoarsensäure .... . Arsenmonomethylsäure . Methylarsinsäure Kakodylsäure ...... Dimethylarsinsäure Trimethylarsinoxyd .. . 1) Baeyer, Ann. Chem. Pharm. CV. 268, CVII. 286. 1) Cahours, Ann. Chem, Pharm. CXU. 230. [1872] 106 Gesammtsitzung Mit der Darstellung der Methyl- und Dimethylphosphinsäure hat demnach die unverkennbare Analogie der beiden Elemente, Phosphor und Arsen, welche sich bereits nach so mannichfaltigen Richtungen hin hat verfolgen lassen, eine neue Bestätigung gefun- den. Ich hoffe, dafs die Fortsetzung dieser Studien solcher Be- stätigungen noch andere bringen wird, und zweifle namentlich nicht, dafs man für die Glieder der Kakodylreihe, aus denen man die Arsenmonomethylsäure und die Kakodylsäure gewonnen hat, bald auch die analogen Phosphorkörper auffinden wird, wie denn auch die Entdeckung der primären und secundären Arsine, deren Oxydation dieselben Säuren liefern würde, nicht lange mehr auf sich warten lassen dürfte. Ich kann diesen Aufsatz nicht schliefsen, ohne dankbar der trefflichen Hülfe zu gedenken, welche mir Hr. E. Mylius bei An- stellung der beschriebenen Versuche geleistet hat. ee legte die folgende Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. E. Wölfflin-Troll in Winterthur vor: Joca monachorum, ein Beitrag zur mittelalterlichen Räthsellitteratur. In Haupts Zeitschr. für d. A. (n. F. 3, 167) spricht W. Wil- manns bei Anlafs der Veröffentlichung eines Fragebüchleins aus dem IX. Jahrh. sein Bedauern aus, dafs die für die Geschichte der mittelalterlichen Räthsellitteratur so wichtigen, aber bisher nur aus wenigen Proben bekannten Schlettstadter Joca monachorum trotz der Nachforschungen verschiedener Gelehrten aufzufinden nicht gelungen se. Da der Obengenannte vor Jahren für die Wie- ner Akademie der Wissenschaften die in Schlettstadt befindlichen patristischen Handschriften durchforscht hat, so ist er zunächst in dem Falle, den bisher’ vermifsten Traktat in der dortigen Hs. 1073 (im Katalog 1173) nachzuweisen und auf Grund einer kürzlich genommenen Abschrift mitzutheilen, wodurch die von Wilmanns pu- vom 15. Februar 1872. 107 blieirten Interrogationes nicht nur eine belangreiche Erweiterung, sondern auch werthvolle Verbesserungen erhalten. Sätze, die bei W. verstümmelt und rein unverständlich sind, wie Quis upserpen- tem? Corcotrillo, erscheinen hier: in ihrer ursprünglichen Gestalt: Qui super serpentem corcodrillum fluvium transivit? Sanctus Helenus. Obschon der Traktat offenbar eine Art Repetitorium der bibli- schen und besonders der alttestamentlichen Geschichte sein will, so sind doch auch Fragen aus der profanen Geschichte beigemischt, und nicht selten schlägt der Ernst in Scherz um, in der Art, dafs zu der sauern Arbeit sich Rechenschaft abzulegen über das dem geistlichen Stande nothwendige Wissen, launige Räthsel wieder neue Kraft und Stärke verleihen. Die Naturwissenschaften, bei W. durch die Fragen 1—8 vertreten, sind hier mit $. 39. 40 of- fenbar noch im Rückstande. Unschwer erkennt man, dafs die aus 86 Fragen und Antworten bestehende Sammlung aus zwei Schich- ten besteht. Die erste Masse umfafst $. 1—38: beginnend mit Erschaffung der Welt und mit Adam reicht sie hinunter bis auf die Apostel Judas und Petrus. Die zweite holt $. 39 wieder mit Adam aus, lehnt sich $. 41—64 an das erste, $. 65—79 an das zweite Buch Mosis, um dann ein unerwartet rasches Ende zu neh- men. In der ersten Hälfte ist die Frageform consequent durchge- führt, die zweite beginnt mit imperativischen Formen wie Die mihi nomen 39. 40. 41. 67; in der zweiten finden wir constant quod für quot geschrieben 46 —48. 57. 61—63 u. s. w. in der ersten meist quo 23— 26. So endlich erklärt sich auch, dafs $. 27. 10 inhaltlich mit 49. 50 zusammenfallen. Da indessen die Sammlung genau mit der 16ten Seite des siebenzehnten Quaternio schliefst, so liegt die Vermuthung nahe, der Schreiber habe die zweite Masse gegen das Ende gekürzt und wegen erschöpfter Geduld abge- brochen. Zugleich aber ist es dem Obengenannten gelungen die Anfänge dieser klösterlichen Frag- und Antwortlitteratur noch um zwei Jahrh. weiter rückwärts zu verfolgen. Der im zweiten Theile ver- öffentlichte Traktat stammt aus der Schlettstadter Hdschr. 1093 (im Katalog 1193), welche in Uncialen saec. VII. zu 17 bis 18 Zeilen per Seite geschrieben ist. Kaiser Justinian und die Ein- wanderung der Langobarden in Italien sind die spätesten chronolo- gischen Daten, auf die der Vf. Rücksicht nimmt. In dem Vorwie- gen der alttestamentlichen Geschichte, in dem Ausholen von Er- g* 108 Gesammtsitzung schaffung der Welt berühren sich beide Sammlungen; die Fragen über Lebensdauer und Nachkommenschaft Adams, über das Grab Abrahams, über Noah, über den ersten Zimmermann Tubalcain, über König Saul und über Julius Cäsar decken sich sogar fast in der Form. Dagegen sind in dem älteren Traktate den Antworten oft noch weitere Auseinandersetzungen in lehrhaftem Tone ange- hängt, welche erst später selbst wieder in Form von Frage und Antwort gekleidet worden sind; aufserdem macht sich ein chrono- logisches Interesse geltend, indem für bedeutende historische Facta jeweilen der Abstand von Erschaffung der Welt angegeben wird; und während die spalshaften Fragen und Antworten noch gänzlich fehlen, ist dafür das griechische und römische Alterthum mehr be- rücksichtigt. Wenn der erste Bogenschütze und der erste Zimmer- mann und die erste Sängerin aus dem alten Testamente hergeholt werden, so folgen $. 11 ff. ähnliche das heidnische Alterthum be- treffende Fragen, welche stofflich den Anhängen zu Hygins Fabeln, (274 Quis quid invenerit. 275. 277, ef. Cie. Brut. 56, 205 L. Aelius (Stilo) in rebus inventis literate peritus) verwandt sind. Schade nur, dafs die Irrthümer des Vf. und die Fehler der Abschreiber so zahlreich sind, dafs der gehoffte Gewinn sich wesentlich verringert. Der Vertreter der comoedia stataria, Fundanius, den man $. 16 herauslesen möchte, steht doch auf gar zu unsichern Füfsen, und die Angaben über Romulus und Diocletian klingen so verworren, dafs der Ausleger nicht vorsichtig genug sein kann. Die Formen des Vulgärlateins, Verwechslung von Nominativ und Accusativ, von b und u (fauer, requiebit), Abweichungen im Vokalismus und im Sprachschatze (sagittatur — sagittator, franz. eur; treginta, trente; mansio, maison) treten schon in der ältesten Quelle stark hervor, und liefsen es deshalb rathsam erscheinen, die Überlieferung nur selten, um dem Verständnisse des Lesers nachzuhelfen, zu corrigiren. Was sich etwa für die Kenntnifs der alttestamentlichen Vulgata gewinnen lasse, vermochte Schreiber nicht zu untersuchen, dem eine einfache Mittheilung zu genügen schien. Wie diese Räthsellitteratur aus klösterlichen Kreisen her- vorgegangen, in welchen Jahrhh. sie sich entwickelt, welches ihre Elemente und ersten Formen gewesen, wie die einen abgestorben sind, während andere sich gesunden Wachsthums erfreuten und noch andere sich neu ansetzten, dazu liefern die beiden Stücke im- merhin neue beachtenswerthe Beiträge. vom 15. Februar 1872. 109 Schlettstadter Handschrift 1073 (im Katalog 1173) saec. IX, quat. 17, pg. 6. INCIPIVNT IOCA MONACHORVM. 1. INT. Quid primum ex deo processit? RPO. Fiat lux. 2. INT. Quis est mortuus et non est natus? RPO. Adam. 3. IN. Qui auiam suam uirginem uiolavit? R. Abel terra. 4. IN. Quantus annus uixit? || R. CCCCCCCCCXXX nongentus treginta. 5. IN. Ipse Adam quod filius habuit? R. Excepto Cain et Abel et Seth treginta filius et treginta filias. 6. IN. Qui primus obtul- lit holocaustum deo? R. Abel agnum, pro quo oceidit eum Cain, frater suos. 7. IN. Quis est natus et non est mortuos? R. He- lias et Enoc. 8. IN. Qui asinas quaerendo regnum inuenit? R. Saul. 9. IN. In quo monte numquam pluit usque in sempiternum? R. In Gelboel, ubi Saul oceisus est. 10. IN. Quo prima ciuitas facta est? R. Nineuae. 11. IN. Quod mansiones habet uillam totam **. R. Quindiecim milia; una mansio XXX, allequas XX. 12. IN. Qui primus principes factus est? R. Ninus. 13. IN. Qui primus imperator factus est? R. Julius; antea cosules fue- runt, qui regebant reipublica. 14. IN. Qui primus rex factus est? R. Saul. 15. IN. Postquam Adam expulsus est de paradiso, qui primus de hominibus fuit ad portas paradisi? R. Eua et Seth; oleum quaesierunt et non acciperunt. Hoc illorum dietum est: Modo non dabitur || uobis, sed post milia quigentos annos uenit plasmator uester ex uirgine sancta, exhibet uobis oleum, unde un- guatur corpus uester et refrigeret caro uestra, hoc est baptismum. 16. Quantae linguae sunt? R. XXII. 17. IN. Qui mare pedibus transierunt? R. Populus Israheliticus. 18. IN. Jordanem quanti transierunt? R. Tres. 19. IN. Quem baptismum habuerunt apo- $ 1. Genesis 1, 3. 3. Gen. 4,8. 4. Gen. 5, 5. || Incip. quat. XVI, pag. 7. 5. Weniger bestimmt Gen. 5, 4. 6. Gen. 4, 4. 8. Samuel 1, 9, 3; asinus querendum Cod. 9. Sam. 2, 1, 21. 10. Vgl. $ 50. 11. Jona 3, 3.4, 1. Im Cod. steht milia nach XXX; von dem mit ** angedeuteten Worte sind die 2 ersten Buchstaben un- deutlich, die zweite Sylbe eis; eircis Wilmanns. 13. Julius steht in C hinter Ninus $ 12; R fehlt. 15. Seth] seh €. oleumg; sierunt C, || Ineip. quat. XVII. pg. 8. 110 Gesammtsitzung stoli? R. Quando dominus pedes eorum lavabit. 20. IN. Qui cum asina locutus est? R. Balam. 21. IN. Qua lingua locuta est asina? R. Grega. 22. IN. Qui nee caelum nec terram tetigit et in alia prouintia aceidit? R. Abacut propheta. 23. IN. Quo prouincie sunt? R. XXXII. 24. Quo genera sunt piscium? R. LXIII. 25. Quo genera sunt uoluecrum? R. Quinquaginta et IIII. 26. Quatrupedia quo genera sunt? R. XXII. 27. IN. Serui quo- modo uel quo ordine facti sunt?? R. De Ham, qui de Noe patri suo risit. 28. IN. Qui super serpentem corcodrillum fluuium tran- iuit? R. Sanctus Helenus. 29. Qui bestia mulsit? R. Sanctus Mamas. 30. IN. Qui Christum uidit et dormiuit? || R. Sanctus Johannis euangelista. 31. IN. Qui pagana propheta uocatur? R. Sebilla. 32. IN. Quis est genitus sine conceptione carnali? R. Dominus noster Jesus Christus. 33. IN. Qui femina ante cogno- uit filium quam maritum? R. Sancta Maria. 34. IN. Qui femina dedit, quod non accepit? R. Eua lac. 35. IN. Qui sensit nari- bus, quod oculis non uidit? R. Isaac cum benediceret Jacob pro Esau. 36. IN. *Qui dum uitam dicerit, docuit accedere? R. Ju- das in passione. 37. IN. Quis dieta eredidit, sed sedens negauit? R. Petrus ante forum Pilati. 38. IN. Quisdum in libro maior effectus est? R. Joseph. 39. IN. Die mihi nomina quattuor stil- larum. unde ortus est nomen Adam. R. Anatolem, dysis, arctus, misimbria. 40. IN. Die mihi nomen. unde est luna nebulosa. R. Posuit deus Adam contra orientem, et Eva contra oceidentem. Praecepit illis duobus his lucere: sol uero Adam flameis radiis lu- cere praeduxit, luna uero lumen praestaret Euae. Et transgressa est Eua praeceptum domini; || manducauit pomo de medio para- disi, de qua praecepit eis deus, ne tangerent. Proptera natus est lumen adluminantem, exclarator luminis eius. 41. IN. Die mihi 19. lavabit] d. i. lavavit. 20. Mos. 4, 22, 29 Bileam. 21. Gre- ga] d. i. graeca. 22. et fehlt in ©. 23 — 26. quo] d. i. quot. 27. Vgl. $ 49. quod (©. 29. Mamas]. Vgl. Wilmanns 49 nebst An- merkung. 30. || Inc. XVII, 9. 35. Gen. 27, 27. 36. Man erwar- tet etwa: Qui, dum osculum dedit, eic. 37. reddidit sedentes se (.; cf. Matth. 26, 69. Luc. 22, 55. ane fori ©. 38. Viell. Quisnam. libro] = libero, d. i. filio, mit Beziehung auf Christus; maiore (. 39. dixys artus (©. 40. exclaratur ©. || Incip. XVII, 10, vom 13. Februar 1872. 111 flumina, qui sunt in paradisu. R. Unus est uini, alter est oleum, tertius mel, quartus lac. Uero dicitur Eufratis, quia iusti, cum exierint de saeculo, super ipsa flumina habent habitationes. 42. IN. Qui primus faber factus est? R. Tubalcain, filius Lamech, et no- men matris suae Sela. 43. IN. Qui primus aedificauit maceriam? R. Cain pro malitia aedificauit ciuitatem nomen Enoch. 44. IN. Qui primus dieit litteras? R. Mercurius gigans et Enoch filius Jafet: ipse est scriba ante portas Hierusalem caelestem, nomina iustorum*. 45. IN. Quare fuit deluuius super terram? R. Filü dei eoncupierunt filias hominum in terra, quod erant pulchre nimis, acceperunt eas sibi uxores. Nati sunt eis filii; ipsi fuerunt gigan- tes et multa mala fecerunt in terra. Propterea || fuit diluuius. 46. IN. Quod annis edificauit Noe arca. R. C. 47. IN. Quod dies pluit diluuius? R. Quadraginta diebus et XL noctibus. 48. IN. Quod animae hominum fuerunt, qui introierunt cum Noe in arcam? R. Octoe: Noe et uxor eius et filii sui Sem, Cham et Ja- feth et uxores eorum. 49. IN. Qui primus plantavit uineam? RB. Noe post diluuium introiuit in paradiso, colligit uitis qui fue- runt plantatas de manu domini, adportans in scapulis suis; plan- tauit eas in terra Senaar. Bibens ex ipsa uinea uinum inebriatus est, et nudatus in tabernaculo suo dormiebatque.. Cum uidisset eum filius suus Cham patri suo esse nudatum, nuntiauit duobus fratribus suis foras. Ad uero Sem et Jafeth inposuerunt palleum et cooperuerunt uiricula eius. Euigilans Noe ex uino uidit, quae fecerit filius suus minor. Dixit: maledietus Chanaan sit, seruus fratrum suorum. Inde fuerunt serui. || 50. IN. Qui prima ciuitas facta est? R. Enoc, secunda Nineue, tertia Babilonia. 51. IN. 41. Gen. 2, 10 sg. 42. Gen. 4,22 tuba cain C. Sela] Gen. 4, 19. 43. Gen. 4, 17. 44. Cic. de deor. nat. 3, 22. 56. Ampelius 9, 5. Plinius n. h. 7, 192. dieit] dixit oder docuit? iaretC. *] Lücke. 45. Gen. 6, 1 sg. acceperunt] Vulgata; viell. ac ceperunt. || Inc. quat. XVII. pg. 11. 47. Gen. 7, 12. pluit] vor it ein Buchstabe ausradiert, also ursprünglich pluuit. 48. Gen. 7, 13. iaseth C. 49. Gen. 9, 20 sq. Senaar]) Gen. 10, 10. nudatus] nunc atus mit ausradiertem Buchstaben in der Mitte C. quae] q; €. || Inc. XVII, 12. 50. Vgl. $ 45. Vielleicht: IN. Quae secunda? R. Nineue. [tertia Babilonia]. Vgl. $ 59. 112 Gesammtsitzung Qui fuerunt capitales ad edificandam ipsa. R. Assur et Ninus. 52. IN. Qui primus index? R. Nemo. 53. IN. Quae tertia eivi- tas facta est? R. Babylonia. Dum uenirent filii Jafeth, dixit unus quis ad proximum suum: uenite, faciamus hie ciuitatem et turrem, cuius columen pertingat ad caelum, et caelebremus nomen nostrum, anteguam diuidamur in uniuersas terras. Et ceperunt aedificare turrem, et discendit dominus, ut uideret ciuitatem et turrem, quae aedificabant filii Noe. Et dixit dominus: Eece unus est popillus una labio; discendamus et confundamus ibi linguas eorum et non intellegat unus quis uocem proximi sui et condormierunt meridiano ut mutatae sunt linguae eorum. 54. IN. Ubi sunt mutata? R. In Babylonia turrae. 55. IN. Quantas linguas benedixit deus? R. Trea; greca, aebraica et latina. 56. IN. Cui dixit deus: Surge et deambula terra in longitudinem et latitudinem || suam, quia tibi daturus sum et semini tuo post te. R. Abraham. 57. IN. Quod filius habuit Abram? R. Octo. De Agar concupina sua genuit Smahel, de Sarra uxore sua genuit Isaac; mortua autem Sarra Abraham aliam duxit uxorem nomine Ceturam; genuit ei sex filius. Jamram, Jexan, Madam, Madiam, Gesboch et Sue. 58. IN. Qui primus conparauit terra? R. Abraham in agro Efron iuxta eiui- tatem Manasse, et supra ipsa terra sepeliuit Sarra, uxore sua. 59. IN. Quis uersa est in statuas salis? R. Uxor Loth eo tem- pore, quando subuersae sunt ciuitates Sodoma et Gomurra. 60. IN. In quem loco mutauit deus Jacob nomen? R. In monte Fanuhel dixit ei deus: Non uocaberis ultra Iacob, sed Israel erit nomen tuum; ille uero erexit tibi titulum lapidium. 61. IN. Quod filius habuit Israel? R. XII. Ruben Simeon, Leui, Iuda, Dan, Neptalim, Gad, Aser, Isachar, Zabulon, Ioseph, Beniamin. || 62. Quod anno- rum erat Ioseph, quando uinditus est in Aegypto? R. Quindieim. 53. Gen. cp. 11. Quae fehlt in ©. iareth ©. columnem C. di- uidamur]) dauid ambularet C. tellegat C. condormierunt] Aörten auf, Gen. 11, 8. 56. Gen. 12, 1. || Inc. XVII, 13. 57. Gen. 16, 15. 21, 3. 25, 1. autem serra C. Zamran Gen. 25, 2. 58. com- parauit]) kaufte. Manasse] Mamre Gen. 23, 17. 59. Gen. 19, 26. salas ©. subuersae] subsisse ©.; viell. subeisae — excisae. 60. in mant C.; Gen. 32, 30. 61. Gen. 29, 32 sq. 30, 8 sq. || Inc. AXVI, 12. 62. quindicim] siebenzehn oder sechszehn, Gen. 37, 2. vom 15. Februar 1872. 113 63. IN. Quod praecium uindiderunt eum fratres sul? R. Uiginti dinarius. 64. IN. Qui emit eum? R. Putifar, enuchus Faraonis, et interpraetauit somnia regis. 65. ** R. Treginta annorum erat, et dixit Farao per salutem ea ascendere* tefatio curru et pcaecone clamante, ut omnes genu fleeierent coram eo et praepositum eum seirent unniuersae terrae Aegypti. Uocauit eum lingua Aegyptiaca saluatorem mundi, dedit ei uxorem Asenech, filia Putifar sacerdo- tis, et genuit ei duos filios, antequam fames ueniret in terra Ma- nasse et Effraim. 66. IN. Quod animae hominum introierunt, cum Israel in Aegypto sequenti Ioseph? R. LXX. 67. Da mihi no- men patri uel matre Moysi et Aaron. R. Amram et lochabet, filia Leui. 68. IN. Ubi aparuit primo deus Moysi? R. In monte Chus in flamma || ignis et dixit deus Moysi: uade ad Faraonem et die ei, ut dimittat populum meum Israhel. Sacrificare mihi et ego ero tecum et Aaron frater tuus erit propheta tuus. 69. IN. Quod annorum erat Moyses, quando stetit in conspectu regis Fa- rao? R. Moyses octuaginta, et Aaron octuaginta tres erat anno- rum. 70. IN. Quanta signa ostendit in Aegypto per manu Moysi et Aaron. R.x. 71. IN. Per qua signa eum dimisit Farao populo Israel redire.. R. Percussit deus media nocte Aegyptum et non fuit domus, ubi non iaceret mortuus et per timorum mortis dimisit redire. 72. IN. Quod annos habitauit populus Israel in Aegyp- tum? R. CCCCOXXX. 73. Quo tempore regressus est populus Israel de terra Aegypti? R. Quinto Kal. Aprl. luna prima nocte et die, quando exierunt de Aegypto; hoc est relegio paschae: ab illud die caelebratur pascha. 74. IN. Qui primus cantauit canti- cum? R. Miriam soror Moysi. 75. IN. Qui percussit petram et 63. Gen. 37, 28. 64. Gen. 37, 36. 39. 1. 65. Gen. 41. 46. Die Lücke nach $ 65 etwa zu ergänzen: Quod annorum erat Ioseph, quando stetit in conspectu regis? tefatio] viell. tofacio. Anders Gen. 41, 43 Vulg. Fecitque eum ascendere super currum suum se- cundum. Asenech] Aseneth Vulg. Gen. 41, 45. Manasse] manse C.; Gen. 41, 51. 66. Exodus 1, 5. 67. Ex. 6, 20. lJochabet] ioehabuit C. 68. Chus] Horeb Er. 3, 1. || Inc. XVII, 15. 69. Ex. 7, 7 R. Moyses] rex und davor eine Lücke von drei Buchstaben C. 71. Ex. 12, 29. 72. Ex. 12, 40. 73. Quo fehlt in ©. Vgl. Mos. 4, 9, 3. illud] vielleicht illu. 74. Miriam] Ex. 15, 21; maria (C. 114 Gesammtsitzung fluxerunt aquae? R. Moyses in heremo, ut biberet populus Israel aqua uiua. 76. IN. Quod || annos pauit deus populum Israel in deserto? R. XL. 77. IN. Qui exaltauit serpentem in deserto? R. Moyses de uirga domini. 78. IN. In quo loco dedit deus Moyse duo tabulae legis? R. In monte Synai. 79. IN. Quod fuit modus arcae testamenti? R. Longitudo eius duo semis cubitis, latitudo hoc semis, altitudo hoc semis. ‘80. IN. De qua ligna facta est arca testamenti? R. De lignis setim et auro purissimo et tabulas lapidias. 81. IN. Cuius sepulchrum quaesitum et non inuentum? R. Moysi, quia dixit ei deus: uade in montem, elevare et morere; et adsumptus est ibi Moyses. 82. IN. Qui pugnauit cum Golia rege Alofilorum, et cum una petra obtinuit uietoriam? R. Dauid pro Saul rege. 83. IN. Qui primus cantauit alleluia. R. Dauid. 84, IN. Qui pugnauit cum dracone in mare et contra solem uoluit adpassare? R. Ogigans. 85. IN. Qui oceidit draconem in Babyl- lonia? R. Daniel. 86. IN. Qui liberauit Susanna de falso cri- mine? R. Danihel. FINIT. || 75. Exod. 17, 6. 76. || Incip. XVII, 16. 77. Mos. 4, 21, 8. 78. Ex. 31, 18. tabulae] tabernaculae C. Vogl. Ex. 19, 20. 79. Ex. 25,10. 37,1. modus] metus ©. 80. Ea. I. c. facta est fehlt in C. sethym C.; Förenholz Exod. 25, 10. 37, 1. 81. Mos. 5, 32, 49. 50. 34, 6. cuius] cui ©. eleuare] Mos. 5, 49: ascende in montem istum Abarim, id est transituum, in montem Nebo... et vide terram Chanaan et morere.. 82. Samuel 1, 17. 83. Psalm. 104, 35 etc. 84. Ogigans] cyıyas. fin der Notitia librorum apocryphorum qui non recipiuntur aus dem ır. oder r. jh. in Mansis Collectio conciliorum rın (1762) p. 151 (vgl. p. 165. 167) wird genannt ein Liber Ögiae (al. de Vegia, Eugenia, Vegenia) nomine gigantis qui ab haereticis cum dracone post diluvium pugnasse fingitur apoeryphus. Die- ser Ogias wird entweder der König Og von Basan, der letzte der Riesen (Deuteron. 3, 11) oder auch der orientalische Ogyges sein, s. deutsche altertumsk. 1,61 f. Müllenhof.] 85. Apocryph. Vom Dra- chen zu Babel, v. 26. 96. Apocr. Historia von der Susanna, v. 45 899. vom 15. Februar 1872. 115 Die Schlettstadter Handschrift 1093, welcher das folgende Stück entnommen ist, enthält nach der Bezeichnung des Bibliothe- kars: Selectae lectiones ex prophetis et epistolis S. Pauli, welcher Titel indefs nur auf die acht ersten Quaternionen palst. Auf Quat. 9, Blatt 4 folgt: ımcıpIt CDRONICAm SANCT GIRONIMI PRBI- CAELI ET TERRAE CREATIONIS etc. Auf Quat. 10, fol. 1 recto: INCIPIT DE PLASMATIONE AdAM- fol. 1 verso: UBI dEUS AdAM Pzasmauıt etc. fol. 4 verso: INCIPIT dE SEPTEM POMdERIBUS, nämlich: pondus limis, quia de limo factus est (scil. Adam); pon- dus maris, inde sunt lacrimae salsae; pondus ignis, inde sunt alita (es ist halitus gemeint) caldas; pondus uenti, inde est flatus frigi- tus; pondus rux (]. roris), inde sudor humano corpore; pondus floris, inde est warietas oculorum; pondus feni, inde est diuersitas capillorum. Dann quat. 10, fol. 5 verso: ADAM ABSQUE ABER etc,, von welcher Stelle an der folgende Abdruck vollständig ist, [In Folge eines Misverständnisses entspricht der folgende Ab- druck keineswegs Zeile für Zeile der Handschrift; eine Abände- rung und Berichtigung des Irrthums war augenblicklich nicht wohl möglich, noch auch schien sie erforderlich.] 116 Gesammtsitzung INCIPIT dE PLASWATIONE ADAM. VyB1 DEUS ADAM PLASWAUIT - UBI XPS NATUS EST- boc ım verb2eem CIUITATEM ....... | Adam ABsque ABEL ET CAIN DABUIT XXX FILIOS ET XXX FILIAS » UIXIT AUTEM ADAM ANNIOS ÖCCCXXX - ET MORTUOS EST X + KL + SEPTEMBRIAS IN 20C0 (UI ÖICHTUR ARBE - UBI ABRAAM ET ISAAC ET JACOB SE pu2Ul SUNT » boc EST IN EBREON CIUITATE - IN PRO UINCIA ALLOFILORUM - UBI FUIT bABITATIO GIGAN TORUM. UBI ET dAUID UNCTUS FUIT IN REGNO + XII - MILIA PROoPE bIERUSALEM CIUITATEM » DUO ADAM FUERUNT - UNUS PROTOPZASTOS - ET ALIOS BAON LE OCCISIT MADdIA IN CAMPO || MOAB. quIS PRIMUS INLENIT ARTEM MUSICAM - Id EST ORGANA AUT 2IRA VEL OMMNEM GENERA [Inter |uA2 LORUM. JOVAL dE GENERE CAIN + FILIUS ADAM. ®qUIS PRIMUS FAUER FUIT - I0BAL ET CAIN FRATRES I0BAS. DA PRINCIPIO MUNdI USQUE Ad D1LUUIO QLUOd ANNI FUERUNT - I| ANNORUM ET SUPER + I ANNOS - CC - "qUANTOS ANNOS bABUIT NOE - QUANDO INCIPIT FABRICARE ARCAM. d. "IN QUANTOS ANNOS FABRICAUIT ARCAM. C. FAUANTUM TEMPORUM FUIt IN ARCAm. ANNO UNO- "QUANTOS dIES FUIT SUPER AQUA ARCA. C2. "UBI REQUIEBIT ARCA. || QUANDO RESTITUIT - SUPER DUNTENM ARMENI. "qUAN tus piLIos bABUIT NOE. 111. SEM cham er 1apbet - quı INTER SE ÖJUISERUNT TERRAM + SEM ACCEPIT IN ORI ENTEM - CcbAm Ad MERIÖKE - JAPbEd Ad oCCIdenTemM. 11) PARTES dE TOTO MUMNDO FECERUNT + Id EST UNA PARS dICIHUR ASIA » ALIA AFRICA » TERTIA ERUPPA » 1. ARBE]) Verb. Mambre, Genesis 49, 30. EBREON] in agro Ephron. Gen. 25,9. Oben $. 58. P20TOPLAUSTO ceod. 2. [INTER] fehlt im cod. Gen. 4, 21. 3. 10BAL ET CAIN] Verb. Thubaleain frater (Stiefbruder) Jobal (oder Jobalis). Gen. 4, 22. 11] = duo milia. 8. RESTITUIT] viell. residit, oder ähnl. Die Antwort Gen. 8, 4. ITALI] cod. ITALIA, vom 15. Februar 1872. 117 dE TRES FILIOS NOE INMDE EXORTAE SUNT + AXX ET II CENERATIONIS - DE SEM ChALdEI EBREI GRECI - dE cham aprı ecıpt - ım boc SUNT MAURI - de JApbet ITALI GALLI ET SPANI TERRAM. OA PATRE ABRAbAM || FUERUNT ANNI IN - CXCNI) - DABRA AM CENTO ANNORUM GENUIT ISAAC +» PRIMUS GENUIT bısmaber de ACAR MALER bısmabezitarum. ACAR ENIM ET MODE ÖICLU SUNT SARRACINORUM - PATER bısmaber PRIMmUS SAGITIATUR FUIT - FUERUNT AUTEM A PRINCIPIO MUND) USQUE Ad MOISEN - I1ICV ANNI » ÜÜAUIS PRIMUS 2ITTERAS GRECAS INUENIT ? QUO NONOELANTEM. Pmedıcınam qUI PRIMUS INULE NIT + APOLLION + "FAUIS PRIMUS NAUEM Fecıt- orpbeus MACISTER bircu2is - (PqUIS PRIMUS 2ITTERAS ZATINAS INLENIT « CARMITIS NEPhA. || AA MOISEN USQUE Ad dAUID FUERUNT ANNI ÖDUCEN U SEPTLAGINTA QUINALE - !ÜAUIS PRIMUS REX FUIT IN ISRAEL « SAUL - POST IN CCCVIM ANNUS bEZIAS RAP TUS EST IN CAE2O - ÜAUIS PRIMUS STATERIAM FECIT- FUDUNACIUS - POST HI CCC ET VI ANNOS dA PRINCI PIO MUND) FUERUNT USQUE QUOd ROMOLUS ROMA FABRICAUIT - FPAUIS PRIMUS MILE IN OBSETIO MISIT- ROMOLUS « (PAUIS PRIMUS IMPERATOR FUIT - JULIA NUS ET OCTABIANUS - ANTE XP) ADUENTO FUERUNT dA PRINCIPIO MUND) USQUE QUOd || XPS NATUS EST- VXXVI1} ANNI FUERUNT - SIGNATUS EST TIUERIUS IMPERATUR - IN DyERUSALEM REGNANTE DEROdE 10. Genesis 21, 5. 16, 15. PATE cod. 11. *qULomomoe 2LANTEM] Vgl. Hygin Fab. 277. Plin. n. h. 7, 192. [Strabo 419 meu)TyV de Dyuovorv yererIaı darı MuSiav #72.) 12. Hyeg. fab. 274: Apollo artem oculariam medieinam primus fecit; id. fab. 138. 14. Verb. Carmentis nympha. 16. jrAaeE2 cod. 17. statt Fudunaeius ist wohl nach Plin. n. h. 7, 198 Phidon Argivus (oder Argius) zu verbessern, welcher mensuras et pondera erfun- den hat; stateriam = stateram. 18. oBseto] wahrscheinlich obsidium —= Geiselschaft. 113 Gesammtsitzung REGE - ?VALIS PRIMUS CEMMA IN AURO MISIT - AUT MITTERE IUSSIT +» ÖIOCLITANUS + ?’quı PRIMUS AMTE RAS GUTIGAS INULENIT - GOULPbyza Gotborum EPISCOPUS - "FUIT AUTEM dA PRINCIPIUM MUNdI USQUE QUOd ZANCOBARDI IN ITALIA PRAESIDERUNT, VÖCCIXX ETII ANNI » TEMPORE JUSTINIANO IM PERATORE + ?PqUANTAS NATUMATS XPS DABDIT + 11 - PRIMA NAUUITAS XPI ÖIUINITATIS A PATER ANTE SAECU 2A. || SECUNdA NATIUITAS PER AÖDSUMPTIONEM CAR NIS dE MARIA VIRCINEM - TERTIA PER BAPTISMUM. UT FIERIT PRIMOGENITOS IN MULTIS FRATRIBUS » JUAR TA NATIUITAS - PRIMOGENMUS EX MORTUIS RESUR REXIT » ITA ET bomimem- FOAUATLUOR NAUUMATIS SUNT » PRIMA GENERATIO - SECUNdA ANIMA CREATIO + TERTIA IN BAPTISMO RECRE AUO - QUARTA IN RESURRECTIONEM REGENERATIO - xPS POST xxX ANNOS BAPTIZATUS FUIT + XXX » ET» 11 + ANNOS ET UNO MEDIO IN TERRA AMBOZAUIT. 20. Vgl. Suidas s. v. yuusia, Yrusıa. 23. NATIUITAS statt nativitatis cod. ADSUMPTIONIS cod. 24. REGENERATIONEM codex. vom 15. Februar 1872. 119 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: John Williams, Observations of Comets. London 1871. 4. E. Plantamour, R. Wolf und A. Hirsch, Determination telegraphique de la difference de longitude entre Rigi-Culm et Zurich. Geneve 1871. 4. Lipschitz, Untersuchung eines Problems der Variationsrechnung. (Berlin 1871.) 4. W. Förster, Berliner Astronom. Jahrbuch für 1874. Berlin 1872. 8. Sitzungsberichte der physicalisch-medicinischen Societät in Erlangen. 3. Heft, Erlangen 1871. 8. 19. Februar. Sitzung der physikalisch-mathemati- schen Klasse. Hr. Helmholtz theilte mit: Versuche des Hrn. Dr. W. Dobrowolsky aus Petersburg, die Empfindlichkeit des Auges gegen Unterschiede der Lichtintensität verschiedener Spectralfarben betreffend. Ich erlaube mir der Klasse Mittheilung zu machen von einem für die Physiologische Optik wichtigen Resultate, welches Ver- suche, die in dem Physikalischen Laboratorium der Universität von Hrn. Dobrowolsky angestellt wurden, ergeben haben. Das menschliche Auge ist bekanntlich innerhalb ziemlich weiter Gren- zen gleich empfindlich für Unterschiede der Helligkeit weifsen Lichts, wenn diese Unterschiede gleiche Bruchtheile der gesammten Helligkeit betragen, wie dies namentlich Hr. Fechner in seinem psychophysischen Gesetze ausgesprochen hat. Die Empfindlichkeit des Auges für Helligkeitsunterschiede wird also gemessen durch den Bruch, welcher den kleinsten Werth des Unterschiedes der Helligkeiten zwischen zwei aneinanderstofsenden hellen Feldern angiebt, der gerade an der Grenze‘der Wahrnehmbarkeit liegt. Bisher sind Versuche dieser Art nur mit weifsem Lichte angestellt 120 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse worden, und haben ergeben, dafs der Werth dieses Bruchs unter mittleren Umständen etwa „4, beträgt, dafs aber unter sehr gün- stigen Umständen, bei richtigem Grade der Beleuchtung, sehr rei- nem Felde, scharfen Grenzen der schwachen Schatten, die darauf wahrgenommen werden sollen, auch „4, oder selbst „4, noch er- kannt werden kann. Hr. Dobrowolsky hat es nun unternom- men, die Gröfse der Empfindlichkeit für Helligkeitsunterschiede bei den verschiedenen Spectralfarben zu vergleichen. Die Methode, welche für diesen Zweck die besten Resultate geliefert hat, war folgende. Weifses Licht ging durch zwei Nicolsche Prismen mit parallelen Hauptschnitten. Zwischen beiden stand eine 7 Mm, dicke Gypsplatte, senkrecht zu und drehbar um die optische Axe der Nicol’s; der Drehungswinkel konnte gemessen werden. Das Licht, was diese Theile passirt hatte, trat dann in den Spalt eines Spectroskops und wurde in ein Spectrum ausgebreitet. Dreht man die Gypsplatte um die Axe der Nicol’s, so findet man 4 Stel- lungen, in denen sie eine Reihe Spectralfarben auslöscht, und da- durch ein System dunkler Linien im Spectrum hervorbringt, vier andere Stellungen dazwischen, in denen diese Linien gänzlich ver- schwinden. Die bekannten Gesetze der Doppelbrechung und Po- larisation erlauben aus dem Drehungswinkel der Gypsplatte das Verhältnifs zwischen der Lichtstärke der dunkleren und der helle- ren Streifen, die man im Speetrum erblickt, zu berechnen. Der Unterschied zwischen Maximum und Minimum als Bruchtheil der Helligkeit des Maximum angegeben, ist sin’(2«), wenn « den Winkel bezeichnet, um welchen die Gypsplatte aus einer Stellung gedreht ist, wo ihre Hauptschnitte mit denen der Nicolschen Pris- men zusammenfallen. Der Beobachter hat zu untersuchen, wie weit er von einer Stellung aus, wo die Streifen verschwinden, die Gypsplatte in der einen und andern Richtung drehen darf, ehe sie anfangen in diesem oder jenem Theile des Spectrums sichtbar zu werden. Die Stärke des durch den Apparat gehenden Lichtes mufs in solchen Grenzen gehalten werden, dals für die beobachtete Farbe das Maximum der Empfindlichkeit eintritt, und somit der gemessene Bruchtheil seinen möglichst kleinsten Werth erhält. Die von Hrn. Dobrowolsky selbst und zwei andern Beob- achtern gewonnenen Zahlen sind folgende: 21 vom 19. Februar 1872. a —— ng, nenn nn nun mean gen ne ar Zn nn ai eospennn n ng Herr D. Herr B. Herr G. Farbe und Fraunhofersche Linien. Bu Bruch un Bruch 2 | Bruch „ A 15° 30' | Er | | Roth 3 B el er ee 6 BER Ber Orange zwischen C und D 108 TR Goldgelb bei D EU |® are 9° an | me RT Grün zwischen D und E 7° 30' ar : Blaugrün zwischen E und b 2° Er 43 Cyanblau bei F 5° SE = nt | Indigo nahe an G 3° 30 Ji5 Hr 7 kiachen. Bl 3230 | „4r ge So 4° a = Violett _— 1 7777 1 1 1 2 | bei H E- PERT Zu 122 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Die Lichtstärke des Violets war nicht grofs genug zu gewin- nen, um sicher zu sein, dafs hier das Maximum der Empfindlich- keit erreicht war. Namentlich war dies an der Linie H wohl nicht der Fall. Die Tabelle zeigt, dafs die Unterschiedsempfindlichkeit des Auges vom Roth zum Violet continuirlich wächst, und in letzterer Farbe zehn bis zwanzig Mal so grols ist, als im Roth. Dasselbe zeigte sich übrigens auch für die gemischten Farben farbiger Gläser, wenn durch solche Gläser rotirende Scheiben mit schmalen schwarzen radialen Strichen betrachtet wurden. Einschal- tung eines blauen Glases veränderte bei einigen Augen die Empfind- lichkeit von 745 im Weifs nicht, bei andern erhöhte es sie. Einschal- tung eines rothen Glases setzt sie im ersten Moment auf „4, bis 75 herab. Wenn dann bei längerer Betrachtung des Roth dieses durch das sich entwickelnde complementäre Nachbild immer stum- pfer wurde, also durch die Ermüdung gegen Roth sich dessen Ein- fluls verminderte, wuchs die Empfindlichkeit auf „I; bis „7. In diesen Verhältnissen ist auch wohl der Grund zu finden für die schon längst von Hrn. Dove an Pigmentfarben gemachte Beobachtung, welche ich selbst für Spectralfarben bestätigt habe, dafs bei proportionaler Abschwächung der Helligkeit verschiedener Farben das Roth scheinbar viel stärker abnimmt und eher ver- schwindet, als das Blau. Letzteres enthält viel mehr unterscheid- bare Helligkeitsstufen als ersteres. Hr. Kummer zeigte ein von Hrn. Professor Schwarz in Zürich angefertigtes Gypsmodell einer Minimalfläche vor, deren Be- gränzung durch eine Reihe von vier Ebenen gebildet wird, auf de- nen sie überall senkrecht stehen mufs. Die von Hrn. Prof. Schwarz zuerst allgemein gestellte und behandelte Aufgabe Minimalflächen zu finden, deren Begränzungen durch eine Kette von graden Linien und von Ebenen gegeben ist. vom 19. Februar 1872. 123 m. s. den Monatsbericht der Sitzung vom 18. Januar d. J., bietet namentlich in dem Falle, wo die Begränzung durch eine Kette von Ebenen allein gegeben ist, einige Schwierigkeiten für die geome- trische Anschauung dar, da es scheint, als ob die so zu begrän- zenden Flächen jedes gegebene Maafs der Kleinheit überschreiten könnten. Aus diesem Grunde wandte ich mich an Hrn. Professor Schwarz mit der Bitte mir darüber einige Aufklärungen zukommen zu lassen. Derselbe überschiekte mir hierauf das vorliegende Mo- dell, in welchem die Begränzung durch folgende vier in der be- stimmten Reihenfolge zu nehmende Ebenen gegeben ist: ytz+e=0. Die dieser Begränzung angehörende Minimalfläche ist diejenige, welche Hr. Prof. Schwarz in seiner von der Akademie gekrönten und herausgegebenen Preisschrift: Bestimmung einer speciellen Mi- nimalfläche pag. 80—83 als Biegungsfläche der von vier Kanten eines regulären Tetraäders begränzten Minimalfläche behandelt hat, und zwar ist das von den obigen vier Ebenen begränzte Stück der Minimalfläche genau die Biegung des zwischen vier Kanten des regulären Tetraäders liegenden Stückes der ursprünglichen Fläche. Die in dem Modell dargestellte Fläche mit ihrer Begränzung ist auch die einzige Fläche, welche den analytischen Bedingungen genügt, dafs sie Minimalfläche sei und dafs sie die vier Ebenen überall rechtwinklig treffe. Hr. Schwarz hat nun auch untersucht ob diese Fläche auch wirklich ein Minimum darstellt, d. h. ob sie kleiner ist, als alle unendlich nahen Flächen, welche den- selben Gränzbedingungen unterworfen sind, und hat gefunden, dafs dies in der That nicht der Fall ist, und dafs überhaupt in dem Falle, wo die Begränzung nur durch Ebenen vorgeschrieben ist, die Minimalflächen, welche diese Ebenen überall rechtwinklig treffen, niemals wirkliche Minima in dem Sinne sind, dafs ihre zweite Variation stets positiv sei, oder dafs sie kleiner seien als alle unendlich nahe liegenden Flächen, welche durch dieselben Ebe- nen begränzt sind. 124 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse X Hr. Ehrenberg legte Professor Whitney’s neueste Erläuterungen der Californischen Baeillarien-Gebirge vor und fügte den Aufbau von Bacillarien-Wänden be- treffende Bemerkungen und Skizzen hinzu. Es kann nur als ein besonders günstiges Verhältnifs angese- hen werden, dafs der Staatsgeolog für Californien, Hr. Prof. Whit- ney, dessen wichtige Durchforschungen jenes Landes die Übersicht der dortigen geologischen Erscheinungen bereits so vielseitig zu Stande gebracht haben, auch auf die Erläuterung der Bacillarien- Gebirgsmassen seine Aufmerksamkeit neuerlich speciell gelenkt hat. In einem mir zugegangenen Schreiben vom 7ten Dezember 1871, welches von reichlichen neuen Gebirgsproben begleitet ist, hat der- selbe sich sogar angeregt gefunden, jene von mir in meinem ge- druckten Vortrage von 1870 ausgesprochenen Wünsche für weitere Nachforschungen einzeln zu besprechen und zum Theil so voll- ständig zu erledigen, dafs ich seine Mittheilungen darüber für ganz besonders werthvoll der Classe vorzulegen mich verpflichtet halte. Professor Whitney’s Schreiben lautet: Beantwortung der von Professor Ehrenberg in der Abhandlung über Californische Bacillarien p. 46—57 gethanen Fragen. 1. Sind alle die bekannten Seen im Hochlande von Califor- nien (unter Californien scheint Prof. Ehrenberg den ganzen pacifi- schen Abfall und das „great Basin“ zu verstehen) jetzt ohne jeg- lichen Schilfsaum u. s. w.? — „Die Sülswasser-Gebirgsseen, wie der Bigler See und zahllose kleinere Seen sind fast überall an ihren Ufern von einer üppigen, freilich ungleichartig vertheilten Vegetation umgeben, welche haupt- sächlich von Carex und in geringer Entfernung von einer Fülle von Nadelhölzern, so ungefähr, gebildet ist: 444 +4 a RR 4 +4 a Wasser, b Carex -Wiesen, c Nadelhölzer. Die alkalischen Seen (alkaline lakes) haben indessen in ihrer Nähe gewöhnlich keine Bäume und sind zuweilen an ihren Ufern gänz- lich von jeglicher Vegetation entblöfst, bei anderen findet sich ein ‚spärlicher Pflanzenwuchs von Artemisia-Arten (sage brush) bis vom 19. Februar 1872. 125 dicht an ihren Ufern. Die Seen des westlichen Abfalls der Sierra Nevada sind alle Süfswasser-Seen mit keinerlei infusorienhaltigen Ablagerungen in ihrer Nähe. Derartige Ablagerungen in dieser Gegend gehören einer älteren geologischen Periode an, derjenigen, welche der Bildung des Basaltes unmittelbar voraufging.“ 2. Da die grofsen Flächen in der Nähe der jetzigen Seen als Wüsten bezeichnet werden, so ist man berechtigt, den Haupt- flächen der Landschaft einen Mangel an Baumwuchs, Sträuchern und Gras als herrschenden Character zuzuschreiben und es wäre wünschenswerth eine genaue Bezeichnung dieser Wüstenoberflächen von sorgfältigen Beobachtern zu erlangen. — „Der Flächenraum des ‚great Basin‘ ist durchaus nicht eben, sondern im Gegentheil von zahlreichen parallelen Gebirgszügen durchzogen, welche von einigen Hundert bis zu vielen Tausenden von Fufsen über die Sohle der dazwischen liegenden Thäler em- porsteigen. Ein derartiger Durchschnitt des „Basin* von Ost nach West würde folgenden Character zeigen: nm gli TE? Die Berge haben gewöhnlich keinen baumartigen Pflanzenwuchs, ihre tiefen Einsenkungen, Schluchten und canons ausgenommen, welche die oberen Gebirgstheile zerklüften und je höher und brei- ter die Bergkette ist, je gröfser ist im Verhältnifs das Ansteigen dieser Baumvegetation. Die niedrigeren vulkanischen Bergketten sowohl als diejenigen, welche östlich der Abflüsse des Coram- und des Humboldt-Flusses liegen, sind ohne jede selbst strauchartige Vegetation, während in den höheren Bergketten eine grofse Menge derartiger Vegetation, hauptsächlich aus dem sogenannten „sage brush* (Artemisia) bestehend, vorkommt, gleichmäfsig die niedere- ren Hügel der Kette, die Sümpfe an ihrem Fufse und den dazwi- schen liegenden ebenen Raum, welcher gewöhnlich sehr sehmal ist, bedeckend. Ist aber dieser ebene Raum sehr alkalisch, wie es häufig der Fall ist, so ist er ganz entschieden jeglicher Vegetation beraubt und mit einer dickeren oder dünneren Kruste von „Alkali“ bedeckt, aus kohlensaurem Natron und gewöhnlichem Salz gemischt. 126 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Während der Winter-Regen durchnäfst sich die Alkali-Kruste im Thalboden, das Wasser mag eine Zeitlang die Oberhand gewinnen und der mit Salz incrustirte Schlamm sich in einen schlammigen See verwandeln. Diese Erscheinungen variiren viel in den ver- schiedenen Jahreszeiten nach der Menge des fallenden Regens. Der Querdurchschnitt eines solchen Thales würde sich folgender- mafsen gestalten: HN Win: A Sum Alkali-Ebene _— 77T / 2 za elsen Imsa d ) a a hypothetische Trennung zwischen dem vorderen Felsen und dem Sumpf oder dem Verwitterungs- Abfall (Detritus). Der Sumpf besteht aus Schutt-Massen, welche durch Regen, Frost und ihre eigene Schwere aus den oberen Höhen herabgekommen sind, zuweilen zur Seite der Bergzüge hoch aufsteigen und unzwei- felhaft eine grolse Mächtigkeit annehmen. Die Mächtigkeit einer solchen Detritus-Masse im Centrum des Thales ist noch nicht ge- kannt, sie scheint aber in den meisten Fällen sehr bedeutend. Noch ist zu bemerken, dafs die Infusorienlager nicht in der Thal- sohle vorkommen, sondern aufwärts an den Gebirgswänden, zu- weilen sehr hoch, besonders in den Seiten-canons oder an oder gegen die äufsersten Enden des elliptisch gestalteten Thales, wo es sich abzweigt, hauptsächlich wenn, wie es nicht selten der Fall ist, die sich trennende Bergkette aus vulkanischen Massen besteht.* I um /rfusorien-Lager Ua 0) MI — — j N UNUEoppgggggE umpF ——= id 3. Ferner ist es wünschenswerth, dafs überall die Schlamm- ablagerungen der jetzigen Seen, womöglich in verschiedenen Tie- fen, einer Beurtheilung zugänglich werden. — | „Proben sind verschiedenen derartigen Örtlichkeiten entnom- men worden und einige derselben sind schon der neuerlich nach Berlin gesandten Kiste beigeschlossen. Aus all dem bisher Beob: achteten habe ich hinsichtlich dieser Ablagerungen die Vorstellung gewonnen, dafs ihre Bildung weder in den oben beschriebenen Al- kali-Ebenen, noch auf dem Grunde der Sülswasserseen, noch an vom 19. Februar 1872. 127 dem westlichen Abfall der Sierra gedacht werden kann. Es muls besonders nach ihnen in den jetzt um heiflse Quellen sich bilden- den Ablagerungen gesucht werden und in den Solfataren der noch nicht vollkommen aufgeklärten Centren der vulkanischen Thätig- keit, wie bei dem Lassen’s Peak, wovon schon Proben gesammelt und Prof. Ehrenberg, Mr. M. A. Edwards und Anderen übergeben worden sind.“ 4. (Hinsichtlich dieses habe ich keine Bemerkung zu machen.) 5. Sehr wünschenswerth ist ferner, dafs eine sorgsame Un- tersuchung der durchbohrten Schichten bei Brunnengrabungen und artesischen Bohrungen nach Trinkwasser gemacht werde, wo sol- che Arbeiten unternommen werden. — „Derartige Bohrungen sind hauptsächlich im San Jose-Thale nördlich von San Francisco gemacht, ein Mal bis zur Tiefe von 1000 Fufs. Die in dieser Gegend durchbohrten Schichten sind in- dessen nur Sand und Kies und soweit ich dieselben untersucht habe, scheinen sie keinen infusorienhaltigen Character zu haben. Ausgedehnte artesische Brunnenbohrungen sind auch neuerdings nahe bei Los Angeles gemacht, aber ich habe diese Gegend seit Beginn dieser Arbeiten nicht besucht, so dafs ich keinen Aufschlufs über den Character der durchsunkenen Schichten geben kann. Da endlich die Ablagerungen der Infusorienfelsen in der Sierra der Pliocän-Bildung anzugehören scheinen, so erwarte ich nicht, dafs dergleichen in dem grofsen Thale des Sacramento und San Joaquim werden aufgefunden werden, nachdem letzteres seit der Pliocän- Periode hauptsächlich durch den Detritus ausgefüllt worden ist.“ 6. „In Beantwortung des ausgesprochenen Wunsches, dafs eine genauere Kenntnils des gegenwärtigen mikroskopischen Le- bens in der Nähe heifser Quellen erlangt werden möchte mit An- gabe der Temperatur und des Salzgehaltes dieser Quellen, möchte ich bemerken, dafs einige Proben des gesammelten Materials unse- rer heifsen Quellen, besonders nahe von Lassen’s Peak, bereits abgesendet sind und dafs mehr gesammelt und aufbewahrt werden wird.* 7. „Hinsichtlich der Möglichkeit durch Bohrversuche in einer der grofsen Wüsterfflächen und fern von den gebirgigen canons Infusorienlager zu entdecken, möchte ich bemerken, dafs ich kei- nen Grund habe zu glauben, dafs sich solche Lager dort finden 128 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse werden, da ihr Vorhandensein eng mit vulkanischen Bedingungen verknüpft ist, denen man nur in den Gebirgen begegnet. Nichts kann klarer sein, als dafs vulkanische Thätigkeit das Wachsthum mikroskopischer Organismen begünstigte und gestattete.* 8. „Die Empfehlung unter dieser Nummer, die Untersuchung der verschiedenen nicht weilsen Schichten, welche mit den fein- körnigen weilsen zusammen vorkommen, soll beachtet werden. Eine grofse Zahl solcher Proben ist schon gesammelt worden.“ 9. „Das Wünschenswerthe photographischer Skizzen der Lo- kalitäten ist eingesehen. * 10. „In dieser Frage ist der Gedanke ausgesprochen, ob diese Infusorienlager den Schutthalden am Fufse schroffer Fels- wände oder Lebens-Inerustationen durch heifse Quellen an solchen Wänden vergleichbar wären. Hierauf ist die Antwort ohne Zö- gern: nein. Ich habe nie eine solche Örtlichkeit gesehen, wo diese Art der Ablagerung stattfindet. In all den von mir untersuchten Gegenden habe ich deutlich beobachtet, dafs die Infusorienablage- rungen ansehnliche horizontale Flächen bilden. Auch gehören sie nicht den zerstörten Felsen am Orte an, wie ebenfalls in demsel- ben Paragraphen ausgesprochen worden. Es sind wirklich ge- schichtete Lager.“ 11. „Hinsichtlich des Mangels von Eisen in diesen Ablage- rungen habe ich nichts zu erwidern.* Aus diesen Mittheilungen Whitney’s gehen folgende interes- sante Belehrungen hervor: Es darf hiernach wohl als feststehend angesehen werden, dafs die so auffällig mächtigen Baeillarien-Lager Californiens, im wei- testen Sinne dieses nordwest-amerikanischen Landes gedacht, sich den auf der Insel Ischia von mir 1858 beobachteten Bildungsver- hältnissen solcher Massen anschliefsen und es wird sich nur noch um Variation der Modalitäten solcher Erscheinungen handeln. Besonders belehrend und erläuternd sind Whitney’s Mitthei- lungen über die Vegationsverhältnisse in der Nähe der sülsen und salzigen Seen, während die schon mannigfach angedeuteten Erläu- terungen des „great Basin*, als durch Gebirgszüge unterbrochene Einsenkung, durch die intensive geologische Forschung jetzt be- gründet wird. Die Carex-Ränder der Süfswasser-Seen beeinflussen vom 19. Februar 1872. 129 und verändern insofern meine Vorstellungen, als dieser Reichthum von wahrscheinlich mannigfachen Gräsern nun den Mangel der Phytolitharien in den Bacillarien-Lagern nicht mehr entschuldigt. Sollten die Sülswasserseen irgend einen Antheil an den Biolith- massen haben, so müfsten diese weit mehr erfüllt mit Phytolitha- rien sein, da die Carices, wie fast alle Gräser, ähnliche Kieseltheile in ihren Zellen bilden. Der Mangel aller Grasbildung an den Salz- seen stimmt mit dem grolsen Mangel an Phytolitharien in den dortigen Biolithen überein und läfst die Vorstellung begründen, dafs weder die sülsen noch die salzigen Niederungen wesentlichen Antheil an der Bildung der Bacillarien-Gebirge gehabt haben kön- nen, jene nicht wegen des Mangels der Phytolitharien, diese nicht wegen des jetzigen Mangels der organischen Erscheinungen in und an denselben. So wird denn auch durch Whitney die Vorstellung auf Höhen geleitet, aus denen heifse Quellen hervorgebrochen sind. Eine Schwierigkeit scheint noch die, wie angedeutet wird, vielfach in horizontale Flächen ausgedehnte Lagerung zu veran- lassen. Hierbei möchte ich nur aussprechen, dafs. ich an ein Aus- scheiden oder Isolirtwerden der kleinen Organismen aus horizon- talen Lehm- oder Thon-Schichten zu denken nie veranlafst war, aber freilich noch nicht alle Schwierigkeit gehoben erkenne. Noch lassen sich jetzt nicht alle Erscheinungen der nordwest-amerikani- schen Bacillarien-Gebilde als in einer und derselben Weise erklär- bar auffassen. Überdies sind noch zwei besondere Hindernisse für die Klar- heit der Vorstellungen, welche darin liegen, 1) dals mächtige ganz reine Lager von Bacillarien-Schalen existiren und 2) dafs unter den vorherrschenden Sülswasser-Schalen auch Seewasser-Gebilde in beträchtlicher Anzahl vorkommen. Die reinen Lager würden sich in Sülswasser-Seen, aber dann nur mit Phytolitharien gebildet haben können und würden durch auf sie fallenden Schutt oder kieselerdige feine Vulkan-Asche durch und durch gemischt worden sein, da diese Trümmer schwerer oder als Bimsteinstaub gleich schwer sind. Nur nach Abtrocknen einer grofsen Schicht wird sich ihr Widerstand gegen Auflagerungen denken lassen. Die brakisch gemischten reinen Bacillarien-Lager bleiben noch immer unklar und durch die obigen wichtigen Mittheilungen Whitney’s ist die Hoffnung sehr geschwunden, dafs ihr Character 130 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse durch Einwirkung der Salzseen in Californien zu erläutern sein werde, wie es auch schon durch Edwards 1863 in Silliman’s Ame- rican Journal, Serie 2 Vol. 45 p. 239, hervorgetreten ist, dafs die ihm zugesandten Ablagerungen jener heifsen vulkanischen Quellen nur in geringen Beimischungen todter Süfswasser-Bacillarienschalen bestanden obne alle Beimischung von Meeresformen. Es bleibt nur übrig diese scheinbaren Meeresgebilde als Brakwasser-Gebilde so zu denken, wie Surirella striatula in Carlsbad, die verschiede- nen Achnanthes-Arten in den Soolwässern (Abhandl. 1836 p. 120), bei Rott von mir 1847 (Monatsb. p. 169) u.a. a. O. angezeigt sind. Solehe nicht alkalische, nicht laugensalzhaltige sondern kochsalz- haltige Lokalitäten könnten aber in grofsen und kleinen Krater- Seen gebildet sein. So würde also Diploneis mit den übrigen ähnlichen californischen Gestalten dort keine Characterform des Meeres, sondern nur des Brakwassers sein. Dafs die marinen Bacillarien-Lager der Küsten-Gebirge nicht zu den brakischen ge- hören, ist ihres überwiegend marinen Charakters halber unabweis- bar, auch wenn sie keine Polythalamien, Polyeystinen oder Pte- ropoden enthalten. Sehr belehrend ist mir auch Professor Whitney’s Erläuterung des Salzgehaltes und der Gesträuche der californischen Wüste. Der von ihm geschilderte Character schliefst sich so auffällig an den von mir selbst viel beobachteten Character der libyschen Wüste in Afrika an, dafs beide so verschiedenartigen Länder sich gegen- seitig mannigfach doch erläutern. Weder Kochsalz noch Bittersalz (Magnesia), wie es oft von Schriftstellern genannt wird, sondern Soda, Natron carbonieum, bildet jene von den Eingebornen engli- scher Sprache Kali oder Alkali genannten weifsen Überzüge des Landes und auch nicht der Felsen, sondern nur der austrocknen- den Sümpfe und Niederungen. Dieses Salz hat in Afrika nur einen laugenhaften stumpfen Salzgeschmack, hat zwar ebenso etwas Beimi- schung von Kochsalz, Chlornatrium und auch von Bittererde, ist aber vorherrschend eine ganz von Kochsalz verschiedene Substanz. In Afrika ist das reine Kochsalz ein theurer Tausch- und Ver- kehrs-Artikel und keineswegs sind die Wüsten damit bedeckt (8. Abhandl. 1571). In Abyssinien wurde, als ich dort war, reines Steinsalz nach dem westlichen Innern als theures Tauschmittel be- nutzt, sogar wie Geld zum Ankauf von Negersclaven. Die im In- nern vorkommenden salzigen Erden haben einen bitteren und un- vom 19. Februar 1872. 251 angenehmen Beigeschmack. Ebenso übereinstimmend mit Afrika sind die oft weite Flächen als Gestrüpp vorherrschend überdecken- den Artemisia-Arten, in Afrika Schihe und Schebe genannt, welche die Eingebornen und Reisenden in Californien Salbey (sage-brush) zu nennen gewohnt sind. Auch für diesen Gegenstand hat Whitney’s Mittheilung ein gröfseres Interesse. Zu den Schwierigkeiten, die noch bleiben, gehört auch der Umstand, dafs, da die Bacillarien-Lager, sowohl nach meiner aus Analogie abgeleiteten Ansicht als aus der direkten Betrachtung der amerikanischen Geologen, nun wohl unzweifelhafte Nebengebilde vulkanischer Thätigkeiten sind, demnach die scheinbaren oder wirk- lichen Überlagerungen keine vulkanischen aschenartigen Stoffe er- kennen lassen. Die früher von den Beobachtern ausgesprochene Ansicht, dafs die Bacillarien-Lager, durch eine Basalt- oder Lava- Decke vor dem Wegschwemmen geschützte Ablagerungen von Seen sein möchten, erscheint jetzt auch Whitney als eine unan- wendbare Vorstellung und die von mir angeführte Analogie von Ischia weist dort auf nicht von Basalt oder Lava überdeckte ähnliche Wirkungen heifser Quellen hin. So mögen allerdings auch im westlichen Nord-Amerika die Basalte oft fehlen, wo Bacillarien- Gebirge anstehen. Die heifsen Quellen, welche dergleichen bilde- ten, mögen öfter aus den mittleren Abhängen eines convexen ba- saltlosen Trachyt-Berges oder auch vom Scheitel und Rücken des- selben ausgeflossen sein und wie in Ungarn mit weifsen vom Trachyt abgeschwemmten Thonlagen abwechseln. Nimmt man, wie es keine Schwierigkeit hat, dieses an, so fehlt nur für die Entwicklung con- fervenfilzartiger lebender Bacillarien-Massen als Stammlager Gal- lionellen u. s. w. und als Grundlager der vereinzelt lebenden Na- rieulaceen und Eunotien in dichten schwamm- und filzartigen Über- zügen eine Oberfläche, von welcher sie sich leicht ablösen und welche das Anhäufen ihrer abgestorbenen Schalen in ausgebreite- ten Lagern begünstigen, wozu die senkrechte Wand manche grö- fsere Leichtigkeit biete. Durch vulkanische Hebungen und Sen- kungen sowie durch Zerstörungsverfall mögen auch solche Wände oft wieder verschwunden sein und bei starken Quellen brauchen sie weniger hoch zu sein, um gleiche Wirkung hervorzubringen. Ich erinnere hierbei an die bei Bilin in Böhmen am Tripel- berge anstehenden Polirschiefer aus Bacillarien, welche jetzt einen freien grolsen Hügel bilden, dessen 14 Fufs mächtige Kuppe in weiter 132 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Ausdehnung durch sie gebildet wird. Bei Cassel finden sich die mächtigen Bacillarienschichten unter Basalttuff und mit ihm ab- wechselnd. In Lüneburg ist eine über 40 Fufs hohe Schicht un- ter der Haidekrautdecke in sehr reinem Zustande weit verbreitet. In Mexiko bilden sehr reine mächtige Schichten tiefe Lager unter dem Gebirgs-Seeboden und der Stadt und eben solche finden sich dort an Bergabhängen unter einer zuweilen mächtigen Decke von Humus und verwittertem Gestein. Noch anders ist das Vorkommen der biolithischen Tripelge- steine als abwechselnde Schichten schroffer tief eingeschnittener Felswände. Diese und viele andere Ablagerungen ähnlicher Art lassen eine grofse Vielartigkeit im Entstehen solcher Erscheinun- gen erkennen, welche durch weiteres Studium erst weiter zu ent- wickeln sind. Um diese Vorstellungen vereinbarer zu machen und klarer zu gliedern, erlaube ich mir noch eine Darstellung einer Skizze vorzulegen, welcher meine Beobachtungen auf der Insel Ischia zum Grunde liegen und welche mir bei Besprechung der nach Fremont im Thale des Fallriver 500 Fufs und nach Hague am Humboldt-River 500— 1000 Fufs mächtigen Bacillarien-Lager vorgeschwebt haben, deren Schiehtung in drei Etagen von Fremont und in dünneren wenig geneigten Schichten am Truckee River von Hague angezeigt ist (vergl. Monatsb. 1849 p. 79 und Abhdl. 1370 p. 11). Es soll und kann diese Skizze nicht Darstellung der Bacillarien-Lager jener oder irgend einer bestimmten Örtlichkeit sein, allein ich habe mir deutlich machen müssen, in welcher Weise wohl eine 500—1000 Fufs hohe, in Etagen getheilte, derartige Wand, wenn sie wirklich existirt, denkbar sei. Der zunächst liegende Gedanke ist, dafs drei über einander liegende, durch andersartige Zwischenlagen gesonderte so mächtige Lager sich nur in einem tie- fen ruhigen Kesselthale könnten gebildet haben, während doch beim Fallriver ein tiefes Längsthal mit Flulswasser im Grunde vorhan- den ist. Ob meine in beiliegender Skizze dargelegte Vorstellung etwa jene Felswand am Fallriver passend erläutere kann ich nach Whitney’s letzten Mittheilungen nicht mehr hoffen, da aber doch eine andere Erläuterung solcher Schichtenbildungen aus Bacillarien noch nicht vorliegt und Schwierigkeiten zu haben scheint, so be- gnüge ich mich bei Vorlegung der Skizze mit der Darlegung einer von den vielleicht mannigfachen anderen Möglichkeiten eine solche Erscheinung zu erklären, die, wenn auch nicht am Fallriver, so vom 19. Februar 1872. 133 doch anderwärts Geltung haben kann. Das entschiedene Vertrauen auf diese Möglichkeit gründet sich auf die in Ischia gemachte Er- fahrung eines einfacheren Verhältnisses und dessen Hinführung auf ein zusammengesetzteres. Was bei einer Front-Ansicht die Vorstellung erweckt, dafs eingelagerte Bacillarien-Schichten zwischen anderen Gesteinen exi- stiren, würde die wahrscheinlich selten sich zeigende Profil-Ansicht als nur angelagerte Abfallshalden der Produkte von oberen Quel- len erkennen lassen, deren einige sich auch im mittleren Theile der Gebirgswand eine Zeitlang thätig gezeigt haben können. Aufser dieser skizzirten Vorstellung ist noch darauf aufmerk- sam zu machen, dafs in Berlin, Cassel und Lüneburg, ganz beson- ders aber überall in Mexico, die mächtigen Bacillarien-Schichten mit mehr oder weniger Phytolitharien, zuweilen sogar vorherr- schend von Phytolitharien gebildet sind (Mexiko), ein Character, dessen Erläuterung vielleicht in Californien, wo er fehlt, irgend einen Aufschlufs gewinnen kann. Dieser Aufschlufs könnte darin bestehen, dafs aufser den plioeänen oberen Schichten auch noch in den Niederungen bei Seen durch artesische Brunnenbohrungen den mexikanischen ähnliche neueste Ablagerungen sich so finden lassen könnten, wie sie in unseren Torf-Niederungen vorhanden sind. Und da es Ried-Gräser in der Nähe der Süflswasser-Seen dort giebt, so würden in diesen unteren Ablagerungen Pflanzen-Kiesel- theile als reichere Mischung zu erkennen sein, welche in den obe- ren Bergabhängen Californiens erfahrungsgemäfs fehlen. Endlich ist noch wünschenswerth auf ein Verhältnifs zu ach- ten, welches, ungeachtet der vielfachen wissenschaftlichen Nachfor- schungen von Pettko 1846, Andrian 1866, Richthofen 1860, Stur 1867 in den Jahrbüchern der K. K. geolog. Reichsanstalt, noch unklar geblieben ist. In Ungarn hat man, seitdem Zipsers Polirschiefer von Jastraba und anderen Orten von mir 1837 (Abhandl. u. Monatsber. d. Ak.) analysirt wurden, dortige trachytische Felsen, mit denen biolithische Erden wie in Ischia und auch Halbopale verbunden sind, in der Art betrachtet, als seien letztere Wassergebilde aus kieselhaltigen heifsen Quellen. Allein man hat die Vorstellung in der Art bisher festgehalten als seien diese, von Richthofen als quarzhaltiger Tra- chyt, Rlıyolith genannten Gebirge in unwesentlichem Zusammenhange mit unbedeutenden organischen Nebenbildungen mit Hinweis auf 154 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse den Kieselsinter von Island. Die ursprünglichen Lebensverhält- nisse, wie sie aus Ischia dargestellt sind, bedürfen auch in Ungarn einer weitern Pflege.') Da nun aber auch aus Kamtschatka die Quellabsätze der heifsen Quelle von Malka (s. Microgeologie 1854 p. 88), welche Erman mitgebracht hat, meinen Untersuchungen nach und gegen die Erwartung des Beobachters, gleich denen von Jastraba, Za- muto und Arca in Ungarn (Microgeologie 1854 Taf. VIII), aus wohl- erhaltenen Bacillarien bestanden, so ist es unzweifelhaft, dafs zwar ein grofser Kieselgehalt heifser Quellen den bekannten unorgani- schen Kieselsinter bildet, dafs aber auch bei schwachen Mischun- gen mit Kieselerde das Quellwasser zu organischen Bildungen in grolsem Maafsstabe in freier Atmosphäre wenigstens führen kann. Ob die Kieselerde in Ischia, deren sich die lebenden Baeillarien der Oberfläche zu ihren Schalen bemächtigen, in der Kochhitze, welche das umgebende Trachytgestein der Quelle in knetbaren Letten verwandelt hat, aus diesem Trachyt unmittelbar oder aus tieferem Gestein entnommen ist, wird einer künftigen Forschung . an verschiedenen Orten zu empfehlen und weiter zugänglich sein. Für jetzt ist es hinreichend wichtig durch Whitney von Neuem zu erfahren, dafs die grofse Mächtigkeit bis 1000 Fufs hoher, wenn auch abwechselnder Schichtungen von Bacillarien, welche von ihm keinen Widerspruch erhalten, als Thatsache festzuhalten ist !) Da man im Dorfe Jastraba nach Stur (Jahrb. d. K. K. geologischen Reichsanstalt Bd. XVII 1867 p. 107) beim Brunnengraben tiefere Schichtun- gen solcher Tuffe durchbrochen hat, so scheinen diese durch Zipser seit 1837 bekannt gewordenen Polirschiefer mit Rhyolith-Tuffen und porzellanerde-arti- gen Thonen dort durch spätere Schuttgebirge überdeckt zu sein und nur un- terirdisch sich erläutern zu lassen. Deshalb wird bei Brunnengrabungen manch interessanter Aufschlufs allmälig zu erwarten sein. Die kaolinartigen Massen deuten auf zerstörten metamorphosirten Trachyt und die Bacillarien- Tripel auf’organisch umgewandelte Kieselerde, vielleicht derselben Schichten. Da diese Erscheinungen auch in Amerika der miocänen Tertiärbildung zugeschrieben werden, so ist es wichtig, dafs in der Eifel 1846 die obere Tertiärzeit in diesen Bildungen hervortrat und dafs bei Bilin und in Ungarn die unterste unmittelbar auf der Kreide liegende Entstehungszeit wie bei Bi- lin sich kundgegeben, während in Ischia und vielleicht in Malka neueste ähnliche Entwicklungen vorliegen. vom 19. Februar 1872. 135 und die schon durch seine Theilnahme in meinen Händen befind- liehen verschiedenen Pfeifenthon- oder Kaolin-artigen, hier und da wohl für Bacillarien gehaltenen Proben von Gebirgsarten, neuerlich auch sehr schön erhaltene Bacillarien-Biolithe vom Pit River, sind bei näherer Untersuchung geeignet, die Spannung der Aufmerksam- keit zu erhalten und immer mehr Klarheit in die Verhältnisse zu bringen. Die Bacillarienhügel am Salzsee sind mir nur als lehrreiche übriggebliebene Ausfüllungen oder Kerne von Kesselseen denkbar, deren Ränder sammt den Umgebungen ganz verfallen und verän- dert sind (wie Bilin, Kassel). Mangel an schwefelsaurem Thon (Alaunstein), schwefelsaurem Kalk (Gyps), vielleicht auch wahrer schwefelsaurer Magnesia (Bittererde), sowie die Anwesenheit von Cypriden und kohlensaurem Kalkmulm, auch die Seltenheit von Gallionellen und Phytolitharien deuteu auf kalte ruhige Sülswas- serbildung mit sparsamem Graswuchs, nicht auf heifse Quellen hin. Wenn ausgezeichnete Vertreter der geologischen Wissenschaft, wie Whitney und seine Begleiter, sich mit so hingebender Bemü- hung der Läuterung und Feststellung dieser wissenschaftlichen Vorstellungen widmen, so kann freilich eine Entwicklung der Kenntnisse rascher als je gedeihen. Zur Erläuterung der beiliegenden Skizzen sei Folgendes be- merkt: Da sich die Vorstellungen über die mögliche Entstehung an- geblich bis 500 oder 1000 Fufs hoher Bacillarienwände und ihre senkrechte Haltung noch nicht befestigt haben, so möge der bei- gehende Versuch einer graphischen Erläuterung meine schon in Worten früher ausgedrückte, auf mannigfachen, zwar auf geringere aber doch auch ansehnliche Dimensionen beruhende Beobachtungen darstellen. Es haben sich bisher 4 verschiedene Bildungsweisen grolser fossiler Lager von Bacillarien erkennbar gemacht, bei denen kalte Süfswasser-Bildungen (Hydro-Biolithe) und Meeresbildungen (Hali- Biolithe) auseinander gehalten werden müssen, indem die letzteren durch die Kalkformen der mikroskopischen Polythalamien in ihren Massenverhältnissen sehr erhöht werden. Solche Bildungsweisen 136 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse von Bacillarien-Schichten sind 1) weit verbreitete horizontale ein- fache Lager, welche sich a) als einfacher Schlammboden ausge- trockneter grofser Süfswasser-Seen und Sümpfe erkennen lassen oder b) als ein gehobener ehemaliger Meeresboden, wo sie mit kreideartigen Bildungen als Mergel sich über ganze Länder ver- breitet zeigen können, wie am Becken des Mittelmeers und an der Küste von Californien. 2) Kesselartig beschränkte, horizontale mehrfach mit jüngeren Trümmer-Gebirgsarten wechselnde Schich- tungen. Die wechselnden Lagen sind a) zuweilen vulkanische Tuffe, b) Sand und Letten. Solche Bildungen erscheinen in tief- eingerissenen Thälern an schroffen hohen Wänden in Mexiko und Californien als horizontale Schichten und schon bei Kassel als mit vulkanischem Tuff abwechselnde Gebirgslagen. 3) Unregelmäfsig begrenzte, oft an Abhängen und auf Höhen mehr oder weniger tief unter der Humus- und Pflanzendecke liegende verschieden mäch- tige Schichten, von a) mehlartig weifser, b) grauer oder schwärz- licher Farbe, letztere durch Sand- und Humusmischung. 4) Hal- denartige entweder nur schuttförmig angelagerte oder in verschie- denen Stufen über einander liegende Gebirgsmassen, welche nur scheinbare horizontale Schichtungen bilden und bis zu jeder Höhe an Gebirgswänden durch heifse Quellen gedacht werden können. Die früheste Erläuterung fand sich in der Vorstellung, dafs Ablagerungen auf dem Boden horizontaler Sülswasser-Seen und Sümpfe oder kesselförmigen oder trichterförmigen Vertiefungen, auch _ alter Krater, unter Wasser geschichtete Bacillarien-Lager bilden. Dergleichen Schichten können meilenweit ausgedehnt sein, wie sie im Meeresgrunde in Hunderten von Meilen gleichartig vorkommen können. Da die Gebirge der Schreibkreide bis 1000 Fufs Mäch- tigkeit auf solche Weise erfahrungsmäfsig erlangt haben müssen, so ist auch eine noch höhere Entwicklung denkbar. Die mexikanischen und californischen ungeheuren horizontalen Schichten an schroffen Wänden tiefer Schluchten (barancos, canons), welche Anfangs als durch Einschneiden von Wasserströmen aus abfliefsenden Seen gedacht worden sind, hat man sich auch wohl als vorher horizontal daselbst abgelagerte Massen gedacht, wobei die Gewalt des abfliefsenden Wassers nur das zunächst im Wege liegende wegnahm und sich schnell tiefer einwühlte. "Die schwe- dischen und französischen Bergmehle (Puy de Dome) und die Dysodil- Bildungen durch Eindringen von Steinöl und die Mergel- und Tripel- vom 19. Februar 1872. 337 Gebilde des Mittelmeerbeckens befestigten diese Vorstellung auch für Mexiko. Diese Wirkung abfliefsender Seen und des Einschneidens ihrer abfliefsenden Gewässer in die Gebirgsmassen wird durch die oft harten, sogar granitischen Felsmassen solcher Schluchten behin- dert, die sich nur langsam und in zu grofsen Zeiträumen einschnei- den liefsen. Eine neue Vorstellung erweckten die Bacillarien-Lager bei Lüneburg 1842 (Oberohe), die unter der Haidekrautdecke bis 40 Fufs mächtig liegen und in feinen Durchrieselungsspalten sogar lebende Formen erkennen liefsen. Auch die 80 bis 100 Fuls mächtigen Lager unter mehreren Strafsen Berlins liefsen 1841 und 1368 solche mit fortdauerndem Leben erfüllte unterirdische Was-. ser-Rieselungen beim Bau des Neuen Museums und der Markthalle in der Karlsstrafse erkennen. Darnach würde es denkbar sein, dafs, so wie Blumenzwiebeln, Spargel und alle Pflanzenkeime, auch selbst weiche grofse Blätterpilze aus tiefem Erdboden sich erheben und die darüber liegende Erdschicht höher heben, bis sie berstet, auch wohl das feine selbstständige Leben der Bacillarien ihre Schichten unterirdisch vergröfsern könnten, so lange sie von fri- schem Wasser durchrieselt werden. Eine Vergröfserung von Ba- eillarien-Lagern dieser Art in Berlin ist von mir 1868 in den Mo- natsberichten mit genauen Messungen und Abbildung aller Verhält- nisse vorgelegt und in dem Vortrage über die mexikanischen Ge- birgslager in Betracht gezogen worden. Dafs die grolsen Grana- ten im harten Glimmerschiefer-Gebirge mit Auseinanderdrängen der Lagen dieses harten Gesteins sich vergrölsern ist meine unzwei- felhafte Erfahrung. Durch die 1858 gemachte Beobachtung auf Ischia, wonach sich Halden von Bacillarien-Schuttmassen am Fulse schroffer Fels- wände bilden können, ist die Möglichkeit hervorgetreten, dafs, wie im Seeboden, sich auch horizontale Ablagerungen* heilser Quellen bilden können, welche bei stufenweiser Gestaltung das Ansehen von Schichten gewinnen, aber nur an andersartige Fels- wände angelehnt sind und die durch fortdauernde Durchdringung von heilsem Wasser eine lettenartige Festigkeit, oft auch eine Ver- kittung zu mehr oder weniger festem, sehr leichtem Gestein (Polir- schiefer) erhalten. Von den fünf gezeichneten Skizzen soll Fig. I und II meine im vorigen Jahrgange der Abhandlungen niedergelegten Vorstellun- [1872] 10 138 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse gen einer denkbaren Entstehung hoher Bacillarienwände in steilen Felsschluchten erläutern. Vielleicht erweckt sie weitere örtliche Untersuchungen. Sie setzt voraus, dafs die Schlucht nicht durch Wasserläufe, sondern als Rifs und Kluft durch vulkanische Hebung, Austrocknung oder Abkühlung der festen Gebirgsmassen entstanden ist, in der das Wasser auch fehlen kann. Ferner setzt sie vor- aus, dafs die weifsen thonartigen Streifen solcher Front-Ansichten aus Bacillarien bestehen, weder Kaolin, Kalk- noch Bimsteintuff sind. Fig. III ist die von mir 1358 in Ischia wirklich beobachtete Bacillarien-Halde an einer Trachytwand. In dem Monatsbericht 1858 p. 488 ist die sofort nach der Rückkehr von Ischia mitge- theilte frische Nachricht gegeben, hier folgt eine aus später Erinne- rung entworfene Skizze, welche doch die Örtlichkeit bestimmter kenntlich zu machen und zu prüfen geeignet sein wird. Da nun in dem engen Thale Serravalle, unweit Casamicciola das grolse südliche Farrnkraut Woodwardia radicans auf Ischia von mir ge- funden und mitgebracht ist, so mag dieses zur Auffindung der durch drei heifse Quellspalten bezeichneten Lokalität dienen. Beide Pfeile zeigen nach dem Ursprung des Baches in der Schlucht. Fig. IV möge die mir vorschwebende Vorstellung anschaulich machen, wie sich wirkliche horizontale Bacillarien-Schichten an steilen Felswänden naturgemäfs denken lassen. Eine solche Bil- dung kann viele Meilen weit gleichartig sein, wie jedes lange kes- selartige Gebirgsthal. Der ursprüngliche hohe Wasserstand, wel- cher das Thal einst als See bedeckte, ist durch die punctirte Ho- rizontal-Linie angezeigt. Im Wasser haben sich als Schlammbo- den die Bacillarien gebildet und mit Torflagern und Sandlagern wechselnd geschichtet. Eine (vulkanisch) entstandene Kluft kann das Wasser plötzlich abgeführt, oder es kann auch vorher eine Verkleinerung des Sees bis zur Mitte so statt gefunden haben, dafs sich an seinen Rändern die Rasen- und Waldbaum-Vegetation vergröfsert und spät erst nach dem Abtrocknen der Erdschichten die Kluft entstand. Es läfst sich denken, dafs die auf der linken Seite gestützte grölsere Masse der Schichten unverändert ruhen blieb, während rechts der kleinere, einer untern Stütze entbehrende Theil plötzlich oder allmälig abrutschte und im Flusse spurlos verschwand. Die beiden Pfeile deuten leichte Erläuterung durch ar- tesiche Brunnenbohrungen in solchen Fällen an. — Ob die mexi- kanischen und californischen Schichten solche Bildungsarten sind, n-Wänden. IV. durch kalte entwässerte Gebirgs - oder Krater - Seen. Profil Durchschnitt ; chen Hochgebirges. Rocky Mountains. Ä N Pie / = 1 Er Windriver Gebirge tah_Sce ER asatch Gebirge fi / L----------- - Monatsbericht Februar 1812 u Denkbares Entstehen von bis 1000 Fuss hohen | 7 a. durch heisse Quellen?. u. Profil Ansicht .. RE | Front Ansicht - EEEETERZ E EEEEEL -___ Basaltisch ? 6252020222202 - heisse Quellen Z—_ _ metam. Trachyt-Letten heisse Quellen ! Grdendend \ RR Bacillarien II ” . Kr Geröll he ll) IM Tracht N 1° N .. Ä ı) N I) MN - SL | II. NE ı Beobachtete heisse (Quellablagerung auf Ischia. | 5 SERRHT re ul 2 > Front -Skizze. 1 Durchschnitt des N. W. amertlkar ütchen. Hochgebirges. Sierra Nevada. GET, u. oldt.Sce Mt Diable Stedsee 12.2.2... 8, Pass ı.d. Sierra Nevada IE Table Hill R eg: Pr 1 Mb. Schnune Tür, me. Berkinr. vom 19. Februar 1872. 139 bleibt anheimgegeben. Auch die fort und fort in dünnen Wasser- rinnen der Substanzen lebenden und das Lager vergröfsernden Ge- staltungen in Berlin und Lüneburg mögen hier und da noch mehr erläuternd sein. Fig. V ist eine von Hrn. Geheimrath Burkart in Bonn mir zugesandte Skizze des zwischen dem Felsen- und Schnee-Gebirge liegenden, mit vielen Höhenzügen und Thälern versehenen Tief- landes, Great Basin genannt, in welchem die im Jahre 1870 in meinem Vortrage erwähnten grofsen Bacillarien-Ablagerungen ver- schiedener Art vorkommen. Der noch nicht veröffentlichte Durch- schnitt gehört einer älteren hypsometrischen Arbeit Burkart’s an, welche letzterer in den fünfziger Jahren an Alexander v. Humboldt (s. Berghaus Briefwechsel mit Humboldt B. 3) zur Benutzung ein- gesandt und bei den schwer zugänglichen Original-Mittheilungen der so aufserordentlich erfolgreich thätigen Geologen Nord-Amerikas für den vorliegenden Zweck noch hülfreich scheint. Hr. Reichert legte eine Abhandlung des Hrn. Reinhold Hensel vor: Beiträge zur Kenntnils der Säugethiere Süd- Bra- siliens. 140 Gesammtsitzung vom 22. Februar 1872. 22. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Auwers las über einige neuere Beobachtungsreihen an Bradley’s Zenithsector. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus de l’acadtmie des sciences. Vol. 71, no. 3. — Vol. 74, no, 6. Paris 1870—72.., 4. Almanaque nautico, para 1872. Cadiz 1870. 8. Dr. R.G. Stillfried, Die Attribute des neuen deutschen Reiches. Berlin 1872. 4. Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. 50.51.H. Bonn 1871. 4. Memoires de la societe des sciences physiques de Bordeaux. Vol. VII, Livr. 2. Bordeaux 1852. 8. O. Keller, Vicus Aurelüü oder Öhringen zur Zeit der Römer. Bonn 1877278; Ragona, Variazioni diurne del calore atmosferico.. Modena 1871. 8. — Descrizione dell’ igrotermografs. Modena 1869. 4. Memoires de l’academie des sciences de Petersbourg. Vol. XVI, XVII. Petersburg 1871. 4. Bulletin de l'academie de Petersburg. Vol. XVI. Petersburg 1871. 4. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde. Berlin 1871. 8. Gesammtsitzung vom 29. Februar 1872. 141 29. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Droysen las über eine Flugschrift von 1743 aus dem Cabinette Friedrichs des Grolsen. An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vorgelegt: Copies photographiees des miniatures des manuscrits grecs conserves a Mos- cou. Livr. II. III. Moscou 1871. Fol. Mit Ministerialschreiben vom 21. Febr. 1872. B. Studer, Index der Petrographie und Stratigraphie der Schweiz und ihrer Umgebungen. Bern 1872. 8. (2 Ex.) Journal of the Chemical Society. Nov. Dec. 1871. Jan. 1872. London. 18711 2. 8. Bulletin de la Societe de geographie. Juillet 1870 — Decembre 1871. Paris 1870 | 71. 8. Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein von Neu- Vorpommern und Rügen. 3. Jahrg. Berlin 1871. 8. The Quarterly Journal of the geological Society. no. 108. 109. London 1871| 72. 8. Bulletin de la societe geologique de France. Paris 1871. 8. Glasnik. Vol. 30—32. Belgrad 1871. 8. Pratt, A treatise on attractions, Laplaces functions and the figure of the earth. Ed. IV. London 1871. 8. de Gonje, Fragmenta historicorum arabicorum. Vol. II. Lugd. Bat. 1871. 4. Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. 9.Lieferung. Bern 1872. 4. Druckfehler - Berichtigung. Im Januarheft S. 18 Z. 14 von unten ist statt gleichseitigen Dreiecken zu lesen gleichschenkligen Dreiecken. MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. März 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr Haupt. 4. März. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Hr. Rudorff las über die bätische Fiducialtafel. Hr. Mommsen legte die von den HH. Henzen, Hübner und Bormann erstatteten Berichte über den Fortgang der Arbeiten am Corpus inscriptionum Latinarum während des Arbeitjahres 1. Nov. 1870 bis 31. Oct. 1871 nebst seinem eigenen Berichte vor, indem er die Verspätung dieser Vorlage mit Hinweisung auf die während der letzten Monate stattgehabten Verhandlungen über die theilweise Umgestaltung des Arbeitsplans entschuldigte. Hr. Henzen und Hr. Bormann haben den Druck der ur- banae (Bd. VI) bis S. 200 geführt; die Kaiserinschriften sind zum grölseren Theil gedruckt, die der Magistrate druckfertig. — Hr. Mommsen hat den Druck von Bd. III (Orient und Donauländer) mit Ausnahme der Nachträge und der Indices vollendet, denjenigen von Bd. V (Oberitalien) bis Seite 496 geführt. Der dritte Band wird in einigen Monaten, die erstere die Osthälfte Oberitaliens bis zum Gardasee umfassende Hälfte des fünften in einigen Wochen ausgegeben werden. — Hr. Hübner hat den Druck der Inschrif- [1872] 11 144 Gesammtsitzung ten Britanniens nahezu vollendet. Es ist bestimmt worden, dafs die britannischen Inschriften als ein eigener Band (VII) demnächst erscheinen sollen, während über die Veröffentlichung der Inschrif- ten Galliens und Germaniens unter Aufhebung der früher darüber getroffenen Festsetzungen und Vereinbarungen weitere Beschlufsfas- sung vorbehalten bleibt. — Hr. Gustav Wilmanns, zur Zeit in Dorpat, ist von der Akademie beauftragt worden, die lateinischen Inschriften der Proconsularprovinz Africa zu sammeln und heraus- zugebeu und wird zu diesem Behuf im folgenden Jahr eine Reise nach Tunis unternehmen. Über die Sammlung und Herausgabe der Inschriften von Numidien und Mauretanien bleibt nach Auf- hebung der früher darüber getroffenen Festsetzungen und Verein- barungen weitere Beschlufsfassung vorbehalten. — Die Sammlun- gen für Mittel- und Unteritalien werden vorbereitet, — Der finan- zielle Stand des Unternehmens ist befriedigend und die Förderung des Druckes wenn nicht durchaus, doch einigermalsen genügend. 7. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Roth las über die geologische Beschaffenheit der Philippinen. Die Kenntnifs der geologischen Beschaffenheit der ostasiati- schen Inselwelt ist mit Ausnahme von Java, Dank den Untersu- chungen Junghuhn’s, gering zu nennen. In diesem Betracht ist daher jeder neue Beitrag willkommen zu heifsen. Die von Dr. Ja- gor in den Jahren 1859 und 1860 auf einer Reise durch die Phi- lippinen gesammelten, aus Luzon, Samar und Leyte stammenden und mir zur Untersuchung mitgetheilten Gesteine gestatten Einiges schärfer anzugeben als es bisher möglich war. Als einem Stück des grofsen Vulkangürtels des stillen Meeres hat sich schon früh die Aufmerksamkeit den Vulkanen der Philip- vom 7. März 1872. 145 pinen zugewendet; viel geringer ist die Kenntnifs der dortigen neptunischen Ablagerungen. Als Gesammtresultat des bisher Bekannten ergiebt sich, dafs in den Philippinen auf einem Grundstock krystallinischer Schiefer junge, z. Th. sicher tertiäre und reichlich noch jüngere Ablagerun- gen lagern, gehobene Korallenriffe und Küstenbänke mit den noch heute im stillen Ocean lebenden Muscheln. Die gehobenen, zu beträchtlichen Höhen (bis 600 Fufs Meereshöhe nach Dana, U. S. Exploring Expedition) reichenden Korallenriffe schliefsen sich den lebenden vollständig an. Dafs die Hebung der Philippinen noch jetzt fortdauert, ist zwar nicht durch genaue Messungen festgestellt, erscheint jedoch höchst wahrscheinlich. Die vulkanischen Gesteine sind nach von Richthofen (Zs. geol. Ges. 14, 358) jünger als die Nummuliten führenden Kalke, welche letztere von den „Trachyten“ eingeschlossen werden und damit Brececien bilden. In und auf den vulkanischen Gebilden lagern jüngere Sedimente, deren Bildung noch fortdauert. Ebenso besteht noch heute die vulkanische Thätigkeit, die sich auch in heftigen und häufigen Erdbeben äulfsert. Ältere Sedimente scheinen nach Semper in Nordluzon und Cebu vorzukommen, es liegen davon keine Proben vor. Ältere Eruptivgesteine, die namentlich aus Nordluzon erwähnt werden, sind von Dr. Jagor nicht anstehend, aber doch als Geschiebe be- obachtet. A. v. Humboldt nennt (Kosmos. IV. 405) Granit aus Nordluzon. Neben den thätigen Vulkanen treten, wie fast überall, erlo- schene Vulkane auf; ob ein Theil der modernen Eruptivgesteine in der Weise der älteren als Gänge oder doch ohne vulkanisches Gerüst auf die Oberfläche kam, läfst sich aus dem vorhandenen Ma- terial nicht ersehen, erscheint aber wahrscheinlich. Twuffe sind so- wohl in der Nähe der erloschenen als der thätigen Vulkane vor- handen. Abgesehen von Mindanao, wo der in historischer Zeit thätige Vulkan Serangani und die nur vielleicht thätigen Vulkane von Davao und Sujut sich finden, ferner von Negros, dessen Vulkan (Malespina der hydrogeographischen Karte der Philippinen) Semper (Skizzen d. Philippinen. Würzburg 1869) stark rauchen sah, sind nur auf Luzon und den davon nördlich gelegenen Inseln, den Ba- bujanes, thätige Vulkane bekannt. Auf der kleinen Insel Camiguin 11° 146 | Gesammtsitzung nördlich von Mindanao fand, nach einer brieflichen Mittheilung, am 1. Mai 1871 bei dem Dorfe Catarman ein vulkanischer Ausbruch statt. Der neuentstandene spaltenförmige Krater warf Rauch, Asche, Erde und Steine aus. Vorher hatten längere Zeit heftige Erdbeben Camiguin, Bohol und Cebu erschüttert. Von den drei thätigen Vulkanen der Babujanes liegt einer, wie es scheint unab- lässig thätig, auf der Insel Babuyan Claro, der zweite auf der südöstlichsten Insel Camiguin; er ist im Solfatarenzustand. Der dritte hat sich nach Semper auf den östlich von Camiguin gelege- nen Didicaklippen, wohl Resten eines alten Kraterrandes, erst 1856 gebildet. Er hatte 1857, begleitet von heftigen Erdbeben, einen bedeutenden Ausbruch. Semper schätzte im October 1860 seine Höhe auf mindestens 700 Fufs. Auf der Nordspitze von Luzon nahe unter dem Cabo engano (Provinz Cabayan) hat Don Claudio Montero einen 2489 p. Fufs hohen Vulkan aufgefunden, den Monte Cagua. Semper sah ihn 1860 von Aparri aus rauchend. Weit ab von diesen vier nahe an einander liegenden Vulkanen be- finden sich, getrennt durch grofse Strecken, aber durch eine Reihe erloschener Vulkane verbunden, die übrigen drei thätigen Vul- kane Luzons: der Taal, der Albay oder Mayon, und der Bu- lusan, letzterer auf der äufsersten Südspitze der Insel. Der nie- drige, kaum 840 Fufs hohe, also zu den niedrigsten Vulkanen ge- hörige Taal liegt auf einer Schlackeninsel in der Laguna de Bom- bon, südlich von Manila. In dem Kratersee erhebt sich der Aus- bruchskegel. A. v. Chamisso sah ihn 1818 schwach thätig; E. Hof- mann 1825, Wilkes und De la Marche 1842 fanden ihn in voller Thätigkeit, Semper bestieg den Krater 1859. Er fand ihn bestän- dig rauchend, mit kochendem milchweifsem Wasser erfüllt und schweflige Dämpfe ausstofsend. Der Kraterboden, der zahlreiche Erhöhungen zeigte, war mit Thon, Gyps, Alaun, Schwefel bedeckt, und überall brach heilser Wasserdampf aus. Nach L. v. Buch scheint das Gestein des Berges ein Dolerit zu sein. Der Haupt- ausbruch des Berges December 1754 war ein Aschenausbruch, dem viele kleinere gefolgt sind. Lavaströme hat der Vulkan seit langer Zeit nicht geliefert. Der Mayon hat nicht nur Aschenaus- ausbrüche und die sie begleitenden zerstörenden Schlammströme, er giebt auch Lavaströme aus. Seine Hauptausbrüche fallen in die Jahre 1766, 1800, 1814. Im Jahr 1854 warf er eine Menge Asche aus; 1858 fand man den Krater mit Dampf erfüllt, 1859 vom 7. März 1872. 147 sah ihn Dr. Jagor voll heifser schwefligsaurer Dämpfe. Den Bu- lusan sah Dr. Jagor rauchen, der auch auf Leyte am Dagami (Ostküste der Insel) eine Solfatara auffand. Viel zahlreicher sind auf den Philippinen die erloschenen Vul- kane. Sie mögen auf fast allen Inseln vorkommen, die Angaben lassen jedoch oft in Zweifel, ob man erloschene Vulkane oder un- geöffnete Dome vor sich hat. Genauer gekannt sind die der In- selLuzen: Im Süden zwischen Bulusan und Albay der Mte Pocdol; nordwestlich vom Albay der Masaraga; von diesem nördlich der Malinao oder Buhi, und der Yriga am See von Buhi; nordnord- westlich von diesem folgt der mächtige Ysaro.. In der Provinz Camarines norte sind zu nennen der Laboo und der Pico von Co- lasi. Südlich von der Laguna de Bay (SO von Manila) liegen der Majaijay, der Malavarat und der Maquilin, letzterer mit grolser Solfatarenthätigkeit. Am Fufs des Maquilin, der, nur etwas öst- lich gerückt, in der Verbindungslinie zwischen der Laguna de Bombon und der Laguna de Bay liegt, treten die heifsen Schwe- felquellen von los Banos, der Schlammvulkan von Natanos, der Krater von Maicap auf; zwischen dem Maquilin und Majaijay liegt das vulkanische Gebiet von San Pablo mit zahlreichen kleinen Kraterseen. Nordöstlich vom Majaijay finden sich zwischen Luc- ban und Mauban Doleritlaven und Tuffe. Die ähnlichen Gesteine der Insel Talim in der Laguna de Bay und auf der Halbinsel Ha- lahala, die von v. Hochstetter (Wien. Akad. Ber. 36, 121) auf der Halbinsel Binangonan beobachteten säulig zerklüfteten Obsidian- ströme deuten dort einen grolsen vulkanischen Mittelpunkt an. Die Bay von Manila wird nach Westen durch die Kette des Pico de Butilao und die Sierra de Mariveles mit Doleritlaven begrenzt; da- ran schliefst sich südlich die Insel Corregidor, auf der O. v. Kotze- bue einen alten Krater sah, und jenseit des Einganges der Bucht von Manila der Pico de Loro. Rechnet man dazu die mächtigen Tuff- massen der Umgegend von Manila, die auch als niedriger Damm die Laguna de Bombon vom Meer trennen, so hat hier die vulka- nische Thätigkeit in grofsem Maafsstabe gewaltet. Ob der trachytische Doppelkegel des Arayat, der sich steil und schroff zu 3150 Fufs Höhe aus der Ebene von Pampanga NW. von Manila erhebt, ob der Aringay oder Monte Sante To- mäs und der noch nördlichere Monte Data erloschene Vulkane sind, Jäfst sich nicht sicher ausmachen. FEbensowenig, ob die von Meyen 148 Gesammtsitzung (Reise um die Erde 1831), und v. Richthofen bei S. Mateo (N. von Ma- nila) und die östlich davon zwischen Antipolo und Bosoboso beob- achteten, mit Kalk zusammen vorkommenden „Trachyte* Lava- strömen angehören. Dasselbe gilt für die Zugehörigkeit der „Tra- chyte* bei Zamboanga auf Mindanao. Ein Versuch die Vulkane, die thätigen wie die erloschenen, auf ein oder mehrere Spaltensysteme zurückzuführen, scheitert an der mangelnden Kenntnifs, was für die übrigen Inseln in noch hö- herem Grade gilt als für Luzon. Die vorwiegende Nordsüdrich- tung erklärt sich aus der topographischen Configuration der Insel- kette. Den Beweis, dafs die vulkanische Thätigkeit z. Th. der Jetzt- zeit angehört, liefern auch die Blattabdrücke und die verkieselten Hölzer der Tuffe. Es sind meist Palmen und zwar lebende Ar- ten. Die Tuffe enthalten häufig (namentlich bei Manila) kleine graue Bimsteinstücke und sind oft fest genug um als Baustein zu dienen. Die vulkanischen Sande in der Nähe der Vulkane sind bis- weilen umgelagert und mit der Unterlage gemengt, oder am Strande durch Kalk, den Muschelschalen entnommen, verkittet. In Tuffen und Sanden wechselt in hohem Maafse das Korn, ebenso die Zahl und Gröfse der eingeschlossenen Gesteinstrümmer; wo sie durch Verwitterung oder Fumarolenwirkung gelitten haben, wurden aus ihnen Thone ausgewaschen, die im engsten Verband mit jenen bis- weilen mächtige Ablagerungen bilden. In den sehr zahlreichen vulkanischen Gesteinen, welche vom süd- lichen Luzon, von Samar und Leyte vorliegen, und in den zugehöri- gen Tuffen sind mit sehr geringen Ausnahmen nur zwei und noch dazu sehr verwandte Gesteinstypen vertreten: Amphibol- und Pyro- xenandesite resp. Dolerite, also Gesteine mit triklinem Feldspath, der mit Hornblende oder mit Augit verbunden ist. In den Am- phibolandesiten ist noch Magneteisen und meist Olivin vorhanden, bisweilen tritt noch untergeordnet grüner Augit dazu. Zu ihnen gehören die Laven und Gesteine der Berggruppe von Läboo, Co- läsi, Ysaro, ein Theil der der Insel S. Miguel, die vom Dagomi und Danaan auf der Insel Leyte. Sie alle haben sehr ähnlichen porphyrischen Habitus und variiren namentlich in der Menge und Gröfse der braunen Hornblende. Aus der Analyse der Feldspathe wird sich ergeben, wie weit die Augitgesteine den Doleriten ange- vom 7. März 1872. 149 hören, also Labrador enthalten. Nach der Ähnlichkeit mit dem Habitus der Aetnalaven erscheint es für manche sehr wahrschein- lich. Neben dem Augit findet sich Magneteisen, Olivin, selten dunkler Glimmer. Dahin sind zu rechnen die Laven des Albay, Yriga, Masaraga, Malinao und der ganzen Umgebung der Laguna e Bay. Die rundum auskrystallisirten losen Augite aus den Ra- pilli des westlich von Yriga an der Stralse nach Nabua liegen- den Hügels, der aus Dolerit besteht, sind ausgezeichnet durch die gerade Endfläche, ähnlich wie die Krystalle von Bufaure und vom Forstberg. Diese Krystalle sind in der Richtung der Hauptaxe stark verkürzt, so dafs sie fast tafelförmig erscheinen. In den entsprechenden Tuffen und Sanden kehren die Mineralien der Ge- steine wieder. Wenn sich auch einzelne Bimsteinstücke in ihnen finden, so kommen doch grölsere Bimsteinablagerungen kaum vor; ebenso sparsam ist Bildung von Mandelsteinen und Bildung von Zeolithen. Ob ächte Sanidin- oder Sanidin-Oligoklastrachyte auf- treten, erscheint zweifelhaft. Über das relative Alter beider An- desite läfst sich ebensowenig eine Ansicht aussprechen als über die chronologische Folge der einzelnen vulkanischen Berge. Höchst bezeichnend ist in der häufigen Fumarolenthätigkeit das alleinige Auftreten von Schwefelwasserstoff, resp. schwefliger Säure und die Sublimation von Schwefel. Die Bildung von Gyps, Alaun, Alunogen, Bianchetto entspricht dieser Einwirkung; je nach der Stärke und der Dauer der Einwirkung trat die Umwandlung der Thonerde in Sulphat oder die vollständige Entfernung dersel- ben ein. Die reichliche Gypsbildung findet ihre Erklärung in dem Kalkgehalt der Hornblende, des Augites und Feldspathes. Eben- sowenig fehlt die Bildung basisch schwefelsaurer Eisenoxyde, die Röthung des Zersetzungsrückstandes durch Eisenoxyde und die durch Bunsen’s schöne Versuche erläuterte Bildung von Schwefel- kies, dessen Verwitterung die Zerstörung der Gesteine unterstützt. Dagegen mangelt jede Spur salzsaurer Fumarolen. Darf man auch nicht erwarten lösliche Chlorverbindungen zu finden, so erscheint doch keine Spur von sublimirtem und zu Eisenglanz zersetztem Chloreisen. Bildung von Palagonit wurde ebenfalls nirgend beob- achtet. Zahlreich dagegen sind Absätze von Kieselsinter, Opal, Hyalith aus der letzten Phase der vulkanischen Thätigkeit, aus Kohlensäure und Alkalibikarbonat enthaltenden Quellen, ähnlich wie in Island, Neuseeland, Californien, Madeira u. s. w.; Absätze, wel- 150 Gesammtsitzung che ihre Erklärung in den Arbeiten Bunsen’s über Island finden. Auf denselben Ursprung müssen auch die Jaspisvorkommen der vulkanischen Gegenden zurückgeführt werden. Geysirähnliche Er- scheinungen wurden nicht beobachtet. Man darf jedoch den Antheil der vulkanischen Bildungen an dem Aufbau der Philippinen nicht zu hoch anschlagen, räumlich sind sie untergeordnet den krystallinischen Schiefern und den Se- dimenten. Von ersteren liegen Gneifs, Hornblendeschiefer, Horn- blendegneifs, Talk- und Chloritschiefer, Serpentin vor. Sie sind nach den Angaben im nördlichen Luzon verbreitet und kommen nach Chevalier auch W. von Manila in der Provinz Balanga vor; dahin gehören auch wohl die Eisenerze von Angat (Prov. Bulacan). Die Nordostküste der Provinz Camarines norte zwischen Paracali und Mambulao wird von ihnen gebildet; sie setzen südlich bis Jndan und Labö fort; wahrscheinlich auch jenseit der Bai von S. Miguel, wo sie, wie nach dem Vorkommen von Kupfererzen zu schliefsen ist, die Sierra de Carauman bilden. An der Südküste derselben Provinz bei Pasacao treten Hornblendeschiefer und Hornblende- gneils auf. Im nordwestlichen Samar, bei Loquilocun, bei Basey (Samar), auf der Insel Leyte bei Tanauan sind sie ebenfalls beob- achtet. Nach Sainz de Baranda (Anales de minas 2. 197. 1841) fin- det sich Serpentin auf Mindanao sowohl in der Provinz Caraga als in Misamis, nach Dana bei la Caldera Hornblende- und Talk- schiefer. Die Talk- und Chloritschiefer der Insel Lubang (SW. von Manila) setzen nach Mindoro fort und gehen dort in Serpen- tin über. Auch in S. Jose, Westküste der Insel Panay, sah der- selbe Beobachter Dana Geschiebe von Talkschiefer, Quarz und Jaspis. Nach Meyen ist Talkschiefer auf der Insel Cebü beson- ders häufig. Nach ihrer Zertrümmerung und Verwitterung haben die kry- stallinischen Schiefer das Material zu sedimentären Absätzen gelie- fert, welche mehr oder minder sandig und thonig die ursprüng- lichen Mineralien Quarz, Feldspath, Glimmer, Magneteisen erken- nen lassen. Diese Absätze schwanken petrographisch zwischen Thonlagern und Sandsteinen. Von den Sedimenten treten neben Kalken Sandsteine und Thonschichten hervor. Die von Semper beobachtete schnelle Um- wandlung der weithin sich erstreckenden Korallenriffe in sehr har- vom 7. Marz 1872. 151 ten dichten Korallenkalk lehrt, dafs die dichten spröden Kalke nicht, wenigstens nicht immer, diese Umwandlung den „Trachyten* verdanken, wie v. Richthofen annimmt. Die Erhaltung der orga- nischen Reste in den Kalken ist, in Folge jener Umwandlung, eine sehr schlechte. In den bei Binangonan gebrochenen Kalken fand v. Richthofen neben zahlreichen Nummuliten undeutliche Austern, welche er auch auf Mindanao bei Zamboanga beobachtete. Callery (Citat bei Chevalier Voyage de la Bonite. Paris 1844 p. 227) fand bei Pual (16° 10’ NB. am Golf v. Lingayen, Sual der spanischen Karten) im „Grobkalk* die decapoden Kruster Portunus leucodon und Noptacus Latreillei. An der Westküste der grofsen Cordille- ren in Nordluzon sammelte Semper in etwa 800 Fufs Meereshöhe mitten im Lande mürbe Sandsteine mit marinen Muscheln (Conus). Die Thone und Sandsteine führen Blattabdrücke, die Sand- steine an manchen Punkten Braunkohle. Diese soll nach D. Jose de Santos (Citat bei Semper) in der Gegend des Aringay vorkom- men; sie findet sich bei Mauban (Prov. Laguna, Luzon) und wurde angeschwemmt in Samar bei Loquilocun beobachtet. Auf Cebu im Gebiet von Naga, auf Mindanao im Seno de Sibugey, nach Sainz de Baranda auf der Insel Siargao (am Nordostende von Mindanao) kommt Braunkohle vor. Die Sedimente sind demnach nur z. Th. marinen Ursprungs. Von den auf den Philippinen vorkommenden Erzen gehören die Eisenerze, z. B. das am Fufs der Sierra de Bagacay (S. von ParacaliÄ, Prov. Camarines norte) vorkommende Magneteisen, den krystallinischen Schiefern an. Dahin mögen nach dem sogleich zu erwähnenden Vorkommen auch die Kupfererze von Nordluzon ge- hören, über deren Vorkommen nichts Näheres bekannt ist. Nach Dana führen die Talk- und Chloritschiefer der Insel Lubang Kupfer- kiese. Die zumeist in Serpentin und Talkschiefer in der Provinz Nordeamarines bei Paracali und Mambulao auftretenden Quarzgänge führen neben Schwefelkies und Eisenglanz, Blende und Kupferkies, gediegen Gold und Chrombleispath., Das Vorkommen des Chrom- bleies entspricht also ganz dem von Beresowk im Ural. In den Gängen überwiegt bisweilen der Bleiglanz, bisweilen der Kupfer- kies. Goldhaltige Sande, reich an Magneteisen, werden an vielen Punkten gewaschen. Nach Sainz de Baranda kommt das Gold aufser auf Luzon, wo im Flufsthal des Agno grande nach Semper Gold gewaschen wird, noch auf Mindanao, Sibuyan, Panay, Dina- 152 Gesammtsitzung gat vor; Quecksilber angeblich auf Leyte; Kupfer (cobre native en polvo finisimo y pirita de cobre) auf Mindanao. Schöne Kry- stalle von Rutil finden sich nach ihm auf der Insel Bigat, wohl ein Beweis für das Vorkommen krystallinischer Schiefer. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Hedwigia. 10. Bd. Dresden 1871. 8. Sitzungsberichte der philos.-philolog. u. hist. Klasse der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Heft. 6. mathem.-phys. Klasse. Heft 3. München 1871. 8. ee J. A. Friis, Lappisk Mythologi, Eventyr og Folkesagen. Christiania 1871. 8, Proceedings of the American Philosophical Society. Vol. XII. no. 86. Philadelphia 1871. 8. Astronomical and Meteorological Observations of the Naval Observatory du- ring the year 1868. Washington 1861. 4. War Department. Circular no. 3. Washington 1871. 4. J. Storm, De romanske Sprog og Folk. Christiania 1871. 8. Archives of science and Transactions of the Orleans Connty of natural sciences. Vol. 1, no. 1—3. Newport 1871. 8. Ausstellungskataloge. no. 1—3. Bogota 1871. 8, vom 14. März 1872. 153 14. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bonitz las über Platons Phädras. Hr. Rammelsberg las über die chemische Natur des Amblygonits. Breithaupt lehrte ein für Skapolith gehaltenes Material aus dem Granit von Chursdorf bei Penig in Sachsen als ein neues kennen, und nannte es wegen seiner schiefwinkligen Spaltbarkeit Amblygonit. Er fand darin Thonerde, vermuthete aber wegen der leichten Schmelzbarkeit einen Gehalt an Alkali und übergab deshalb eine Probe an Berzelius, welcher das neue Mineral als ein Fluophosphat von Thonerde und Lithion erkannte, dessen Li- thiongehalt er auf 11 p. C. schätzte. Die Analyse konnte wegen Mangel an Material nicht durchgeführt werden, und Berzelius be- merkt nur, der Sauerstoff von Lithion und Thonerde sei = 1:3.') Breithaupt hat den A. nicht blos im Granit von Arnsdorf und Chursdorf, sondern auch auf der Zinnerzlagerstätte von Zinnwald nachgewiesen, woselbst das Mineral blaugrün gefärbt erscheint. Unter ganz ähnlichen Verhältnissen wie bei Penig hat man den A. später bei Hebron im Staat Maine gefunden,’) und Des Cloizeaux hat diesen gleichwie den sächsischen zum Gegenstand neuer Beobachtungen der Struktur und des optischen Verhaltens gemacht. °) Nach Breithaupt zeigt der A. zwei Spaltungsflächen unter 106° 10’ und eine den spitzen Winkel derselben gerade abstum- pfende, also unter 126° 55’ gegen jene geneigte. Des Cloizeaux konnte am A. von Hebron die beiden schiefwinkligen Spaltungs- flächen, nicht aber die dritte wahrnehmen, und fand, dafs jene bei- den verschieden sind. Die optische Untersuchung bewies, dafs der I) Gilb. Ann. 65, 321. 2) Brush im Am. J. of Sc. Bd. 34 (1862). 3) C. rend. August 1863. — Pogg. Ann. 123, 183. 154 Gesammtsitzung A. zum eingliedrigen System gehört, und dafs auch die Abän- derung von Penig sich wie die amerikanische verhält. Des Cloizeaux betrachtet die vollkommenste Spaltungsfläche von Perlmutterglanz als die schiefe Endfläche P des eingliedrigen Hexaids, welche gegen die linke vertikale Fläche M unter 105°, gegen die rechte T, welche eine unvollkommene Spaltungsfläche ist, unter 88° 30’ sich neigt, während M: T = 135° ist. Die op- tischen Axen sind sehr divergent, ihre Ebene ist fast senkrecht auf M, und die Mittellinie ihres spitzen Winkels ist negativ und pa- rallel der Kante PM. Von Breithaupt mit dem nöthigen Material versehen, habe ich im J. 1845 die erste vollständige Analyse des Amblygonits von Arnsdorf bei Penig gegeben,') und obwohl die Bestimmung einzel- ner Bestandtheile inzwischen verbessert ist, kann ich doch jetzt die damals erhaltenen Resultate kaum wesentlich ändern, denn neue Analysen haben höchstens im Fluorgehalt einen etwas höhe- ren Werth ergeben. Diese neuen Versuche wurden durch die Auffindung gröfserer Mengen von A. in Frankreich, zu Montebras im Dpt. Creuse, er- forderlich, weil eine von Moissenet in der Ecole des mines in Pa- ris gemachte Analyse, welche ein ganz anderes Verhältnifs der Amblygonitbestandtheile geliefert hatte, sich bei Wiederholung mei- nerseits als ganz unrichtig, das Mineral als identisch mit dem A. erwies. Niemand wird läugnen, dafs die Analyse einer Verbindung von Fluor, Phosphorsäure, Thonerde, Lithion, Natron und Kali eine schwierige Aufgabe ist, und dafs die bekannten Trennungs- und Bestimmungsmethoden in diesem Fall nicht immer brauchbar sind. Ich habe deshalb an dem französischen A. die einzelnen analythischen Methoden geprüft und dann meine alten Versuche an dem deutschen wiederholt. Am Schlufs dieser Abhandlung komme ich auf den Werth der einzelnen Methoden und den Gang der Ana- lyse znrück. !) Pogg. Ann. 64, 265. vom 14. März 1872. 155 I. Amblygonit von Penig. Das V. G. ist —= 3,097 (Breithaupt hat 3,11 gefunden). Im Folgenden ist a aus meinen älteren Analysen entnommen, wobei das Maximum der zwei Phosphorsäure-, das Minimum der drei Thonerdebestimmungen gewählt sind; b und e sind neuere Versuche, betreffs der Alkalien und des Fluors. a. b. c. Fluor 8,11 9,22 Phosphorsäure 48,00 Thonerde 36,26 36,20 Lithion 6,68 6,36 Natron 3,29 3,48 Kali 0,43 0,18 102,77 Hiernach dürfte als das zuverlässigste Resultat anzunehmen sein: Atomverhältnifs Fluor 9,22 48,5 Phosphorsäure 48,00 = P 20,96 67,6 Thonerde 36,20 Al 19,26 35,3 Lithion 6,36 112,937 42,4 | Natron 3,48 Na 2,58 11,2 2 54 Kali 0,18 K 0,15 0,4 103,44 O 44,86 280 Es ist also Mr: Rothe #.P =,1 .1,9 R:Fl= 1: 0,9 Offenbar ist R:FI=1:1 und Al:P=1 :2, der Amblygonit also eine Verbindung von 2 Mol. normaler phosphorsaurer Thon- erde und 3 Mol. Fluorlithium(natrium), 156 Gesammtsitzung a Al P? 0° 3R Fl Ist Na: Li = 1:4, so erfordert eine solche Verbindung: 3Fhı =! 52.10 Einer 9,88 4, =:124 Phosphorsäure 49,24 2Al = 109,2 Thonerde 35,58 2,4Li:—= 16,8 Lithion 6,24 0,6Na= 13,8 Natron 3,23 160 — 256 104,17 576,8 II. Amblygonit von Montebras. Vor einigen Monaten erhielt ich als „Envoi du comptoir mi- nerogique et geologique Emile Bertrand, Rue Gay-Lussac 32, Pa- ris“ als Separatabdruck aus dem 20. Bde. der Annales des mines (1871) eine Abhandlung: M&moire sur un nouveau flaophosphate trouve dans le gite d’etain de Montebras (Creuse) par Moissenet, professeur & l’Ecole des mines, avec une note sur la montebrasite par Des Cloizeaux. In diesem Aufsatze wird mitgetheilt, dafs bei den Versuchs- arbeiten auf Zinnstein, welche bei Montebras seit 1865 betrieben werden, sich ein neues Mineral gefunden habe, welches anfänglich für Feldspath gehalten worden, dann aber durch seine Schmelzbar- keit und seine Bestandtheile als neu erkannt sei. Die letzteren seien zwar die des Amblygonits, dessen Struktur und V. G. das Mineral besitze, allein da die Analyse ganz andere Verhältnisse ergebe, so sei es neu, und werde als Montebrasit bezeichnet. Die Analyse gab, nach Abzug von 2,25 p. C. Quarz und 0,6 Glühverlust: vom 14. März 1872. 157 Fluor 27,49 Phosphorsäure 22,44 Thonerde 39,32 Kalk 2,06 Lithion 6,69 Natron 6,89 104,89 Man ersieht hieraus, dafs dreimal so viel Fluor und nicht halb so viel Phosphorsäure wie im Amblygonit vorhanden sind. Moissenet berechnet aus seiner Analyse eine Formel, indem er folgende Atomverhältnisse annimmt, welche den durch die Ana- lyse gefundenen hier gegenüber gestellt sind: angenommen gefunden En 1:1,86 Al:’BS—ST er! R:P= 2:1 2,25:1 Bu CR rar a 0} Trotz der Abweichungen, namentlich in den beiden letzten Verhält- nissen, ist Moissenet von der Richtigkeit seiner Formel in dem Grade überzeugt, sals er, einer Ansicht von Gudin gemäfs, das Molekül der Verbindung construirt, auf einer beigefügten Kupfer- tafel zwei Durchschnitte desselben abbildet und sogar daraus die Spaltungsrichtungen bis auf die Sekunde berechnet. Bei dem Versuch, die Analyse zu berechnen, gelangt man in keiner Weise zu einem wahrscheinlichen Ausdruck. Dies liegt hauptsächlich an dem Verhältnifs zwischen Fluor und Sauerstoff, und dieser Umstand erregte Zweifel an der Richtigkeit der Analyse selbst. Ich habe daher das Mineral, welches nicht schwer zu er- langen ist und von verschiedenen Seiten mir zukam, selbst unter- sucht, und die verschiedenen Methoden der Analyse an ihm ge- prüft, trotzdem ich bei den ersten Schritten sofort einsah, dafs der Montebrasit nichts anderes als Amblygonit, die Analyse von Moissenet aber vollkommen falsch ist. 158 Gesammtsitzung Im Nachfolgenden gebe ich eine Reihe von Bestimmungen der Hauptbestandtheile des Minerals: Phosphorsäure Thonerde a) 47,72 a) 38,42 b) 48,00 b) 38,26') c) 48,41 c) 36,92 d) 48,42 d) 36,46 e) 49,39 e) 35,15 Lithion Natron Kali a) 6,22 0,76 0,13 b) 7,96 0,93 0,40 ec) 8,10 1,39 0,70 Mit dem Maximo der Phosphorsäure, dem Minimo der Thonerde, den Alkalien b und der Fluorbestimmung = 11,71 p. ©. erhält man: Fluor 11,71 Phosphorsäure 49,39 Thonerde 35,15 Lithion 7,96 Natron 0,93 Kali 0,40 105,54 woraus: Atomverhältnifs EL 1170. 0— 616 P.; 21,565...:69,6 Al 19,70 36,8 Ti 99,735; 53;58 Na 0,69 3,0 + 57,1 K 0,33 0,8 O 43,92 274,5 !) a und b molybdärhaltig. vom 14. März 1872. - 159 Es ist also: Al: R — ENT Al:P = 1:19 R:Fb=+1:1,08 Diese Verhältnisse sind dieselben wie die des sächsischen Amblygonits. Der französische unterscheidet sich lediglich dadurch, dafs er Na:Li= 1:12 enthält. Die Berechnung ergiebt: ar 577 —APfuor 10,00 4P = 124 Phosphorsäure 49,75 2Al = 109,2 Thonerde 35,94 ee | Lithion 7,23 0,23Na.—=1) 53 Natron 1,25 160 = 256 104,22 570,9 Selbstverständlich stimmen auch die übrigen Eigenschaften vollkommen überein. Das V. G. fand ich = 3,081. Die beiden Spaltungsflächen schneiden sich unter 106—107°. Auch Des Cloi- zeaux bestätigt die Übereinstimmung in der Struktur (er fand je- nen Winkel —= 105°) und dem optischen Verhalten, denn die Dif- ferenz, welche er hinsichtlich des letzteren fand, hat mit der che- mischen Natur der Substanz hier wie in ähnlichen Fällen nichts zu thun.') Über die Analyse des Amblygonits. Der Amblygonit wird durch Schwefelsäure in der Hitze un- ter Entwicklung von Fluorwasserstoffsäure zersetzt, allein weit langsamer als Kryolith, so dafs minder feines Pulver eine wieder- !) Nach Beendigung der vorstehend mitgetheilten Untersuchungen erhielt ich von Prof. v. Kobell den Sitzungsber. der Münchener Akad. d. Wissen- schaften, worin Derselbe zu dem nämlichen Resultat gelangt ist. Dafs der Gehalt an Phosphorsäure (46,5) etwas zu klein, der von Natron (5,37) zu grofs ausgefallen, kommt auf Rechnung der Methoden. [1872] 12 160 Gesammtsitzung holte Behandlung nöthig macht. Um zugleich die Alkalien zu be- stimmen, fällt man die Auflösung mit Ammoniak, wodurch basisch phosphorsaure Thonerde sich abscheidet und ein Theil der Phos- phorsäure im Filtrat bleibt. Zu diesem Filtrat setzt man Chlorbaryum, behandelt den Nie- derschlag mit Chlorwasserstoffsäure und Schwefelsäure, und fällt die Phosphorsäure durch Magnesiamischung. Die Alkalien werden nach Entfernung des Baryts durch kohlensaures Ammoniak als Chloride gewogen, mit 2 Vol. Äther und 1 Vol. Alkohol kalt be- handelt, um das Chlorlithium aufzulösen, während man im Chlor- natrium durch Platinchlorid den Kaligehalt bestimmt. In meinen Versuchen ist das Chlorlithium nochmals direkt ge- wogen und dann sein Chlorgehalt bestimmt worden. Fand sich derselbe unter 83,5 p. C., was mitunter der Fall war, so wurde daraus die kleine Menge beigemischten Chlornatriums berechnet. In gleicher Art verfuhr ich mit dem direkt gewogenen Chlornatrium, wenn dasselbe mehr als 60,7 p. C. Chlor enthielt. Man hat vorgeschlagen, das Lithion als Li’PO* zu bestim- men. Diese Methode ist aber, wie ich schon früher gezeigt!) und jetzt wieder bestätigt habe, nicht brauchbar, weil der Niederschlag mehr oder weniger Na’ PO* beigemengt enthält. So erhielt ich aus 100 Th. durch den Chlorgehalt als rein er- kannten Chlorlithiums aus dem A. von Montebras 117,5 Th. Phos- phat, welches 57,0 p. C. Phosphorsäure enthielt. Es hätten aber nur 90,98 p. C. Li’PO* mit 61,2 p. C. Säure erhalten werden sollen. Man sieht, das Phosphat enthielt 77 p. C. Li’PO%, und danach mufsten in der That 118 p. C. erhalten werden. Es gilt nun, den Niederschlag von basisch phosphorsaurer Thonerde zu zerlegen. Die beste Methode ist folgende: Man löst ihn feucht in verdünnter Schwefelsäure auf, setzt ein Übermafs von schwefelsaurem Kali (nicht schwefelsaures Ammoniak) hinzu, dampft fast zur Trockne ab, und reibt die Masse mit vielem 90- prozentigem Alkohol gut an, worauf man sie einige Stunden ste- hen läfst. Das phosphorsäurehaltige Filtrat giebt bei richtiger Arbeit mit Ammoniak keine Fällung, allein die durch Auflösen des Alauns u. s. w. in heilsem Wasser und Fällen mit kohlensaurem !) Pogg Ann. 102, 441. vom 14. März 1872. 161 Ammoniak erhaltene Thonerde enthält zuweilen einige Prozent Phosphorsäure, weshalb sie nach dem Glühen und Wägen in Schwefelsäure aufgelöst und mit molybdänsaurem Ammoniak be- handelt wird.') So unzweckmäfsig es ist, in Thonerdephosphaten die Säure durch Molybdän bestimmen zu wollen, weil dazu sehr grofse Mengen desselben und eine wiederholte Behandlung erforderlich sind, auch die Thonerde dann nicht rein abgeschieden werden kann, so sehr empfiehlt es sich, das Molybdän zur Trennung der kleinen Mengen Phosphorsäure von der 'Thonerde zu benutzen, und ich ziehe die Methode mit Kalisulfat und Alkohol, welche ich schon früher empfohlen habe,’) nach den Erfahrungen am Amblygonit jeder anderen vor. Das Schmelzen von NER mit Kieselsäure und kohlensaurem Alkali ist nicht zu empfehlen, denn einerseits bleibt leicht etwas Kieselsäure in den abzuscheidenden Produkten, und dann ist auch in diesem Fall die Thonerde stets mit Molydän zu prüfen, und dabei wird sich in der Regel ein Phosphorgehalt zeigen. Vollkommen verwerflich ist die Scheidung durch Weinstein- säure und Magnesiamischung, weil der Niederschlag schwer frei von Thonerde zu erhalten, letztere aber bei dieser Methode so gut wie unbestimmbar ist. Es ist mir nicht geglückt, aus der salpetersauren Auflösung durch salpetersaures Quecksilberoxydul die Phosphorsäure abzu- scheiden. Bei geringerem Zusatz von Alkali war die Fällung un- vollständig, bei gröfserem schlug sich Thonerdephosphat nieder. Dagegen ist folgende Methode brauchbar: Man glüht das Thon- erdephosphat mit HNaO im Silbertiegel, löst in Wasser, fällt mit Chlorbaryum, und bestimmt im Niederschlage die Phosphorsäure, während man das alkalische Filtrat mit Schwefelsäure versetzt und schliefslich die Thonerde fällt. Im Verlauf der Untersuchungen beider Amblygonite habe ich mehrfach Gelegenheit gehabt, die Natur des durch Ammoniak ge- fällten basischen Thonerdephosphats zu untersuchen. Die direkte 1) H. Rose 6. Aufl. 2, 518. 2) Pogg. Ann. 64, 405. 162 Gesammtsitzung Analyse desselben läfst sich durch die im Filtrat bleibende Phos- phorsäure gut controliren. Es zeigte sich, dafs dieser Niederschlag nicht immer dieselbe Verbindung ist. Bei einem geringen Überschufs von Ammoniak scheint er et zur 9 ale oder Zweidrittel-Phosphat zu sein; dann ist Berechnet gefunden seine Menge = 69 p.C. (4) Phosphorsäure im Filtrat 16,6 16,0 p. C. 15,2 Bei mehr Ammoniak bleibt mehr Säure im Filtrat, der Nieder- schlag ist basischer, BIERTII, ein Dreifünftel-Phosphat, seine Menge —= 65,8 65,7 (2) Phosphorsäure im Filtrat 19,9 20,35 20,82 ‘Bei der letzten Analyse des sächsischen A. wurde sogar Halb- Phosphat, 4? Pr .0/,' gefällt, insofern seine Menge — 60,2 61,6 (4) Phosphorsäure im Filtrat 24,6 Früher habe ich das durch Ammoniak gefällte basische Salz — Al? P?: O°:7 also — Dreiviertel-Phosphat gefunden.') In der Natnr kommen bekanntlich aufser dem normalen Phos- phat AlP?O°® oder Gibbsit (Kallait, Variseit, Zepharovichit), das Zweidrittel-Phosphat Al’P!O'° als Wawellit (Coeruleolaetin), das Halb-Phosphat = Al’P?O'' als Kalait, und angeblich auch das Drittel-Phosphat = Al?P?O'* als Evansit, alle natürlich im wasserhaltigen Zustande, vor. 1) Pogg. Ann. 64, 408. vom 14. März 1872. 163 Die Fluorbestimmung im Amblygonit. Schmilzt man das Pulver mit Kieselsäure und kohlensaurem Alkali, so kann man allerdings das Fluor bestimmen. Ich habe auf diese Art aus dem A. von Montebras 11,7 p. ©. erhalten. Die Methode ist freilich sehr umständlich und das Resultat wohl etwas zu hoch. Ich habe mehrfach versucht, das Fluor als Fluorkiesel durch Erhitzen mit Schwefelsäure und Kieselsäure zu verflüchtigen und in dem von Fresenius angegebenen Apparat!) zu verdichten. ‚Diese Methode, welche z. B. für Kryolith sehr brauchbar ist, fin- det auf den A. keine Anwendung, weil die Zersetzung erst beim Siedepunkt der Schwefelsäure lebhaft wird.”) Bewirkt man, wie ich das beim A. früher gethan habe, die Zerlegung in einer Platin- retorte und leitet das Gas in Wasser, so sind Verluste unvermeid- lich. (Ich erhielt 8,1 p. C. Fiuer.) Trägt man das gepulverte Mineral in glühend geschmolzenes Phosphorsalz, dessen Menge bekannt ist, so erhält man beim Glü- hen einen Verlust, der zuletzt constant wird und wobei sich ein klares Glas bildet. Er betrug in einem Versuche 10,06, in einem anderen aber nur 7,54 p. C., so dafs dieser Weg nicht zuverlässig erscheint. Mit geschmolzener Borsäuse wurde 8,36 p. ©. Verlust erhal- ten, welche, als BFI? betrachtet, 7,43 p. C. Fluor entsprechen würden. Mit amorpher Kieselsäure gemengt und bis zum Sintern stark geglüht, gab der Amblygonit von Penig 9,2 p. C., der von Montebras 9,44 p. C. Verlust. Als Fiuorkiesel betrachtet, würden sie 6,8 und 7,0 p. C. Fluor entsprechen. Da Kobell auf gleiche Art 9 p. C, Fluor entsprechend 12,3 p. C. Verlust gefunden hat, so scheint in meinen Versuchen die Temperatur nicht hoch genug gewesen zu sein, und man darf wohl den Fluorgehalt übereinstimmend mit der Rechnung zu 10 p. C. annehmen. Derselbe würde 13,7 p. ©. Fluor- kiesel entsprechen. 1) H. Rose 6. Aufl. 2, 677. ?) Auch saures schwefelsaures Ammoniak erwies sich unbrauchbar. 164 Gesammtsitzung / Hr. Curtius legte eine Abhandlung des Dr. Gelzer vor: Die Sitzinschriften im Dionysostheater in Athen. Während die Inschriften der Priestersessel im Dionysostheater schon 1862 in den Monatsberichten der Akademie veröffentlicht wurden, ermangeln die Inschriften der Sitzreihen noch immer einer genauen Publication, wie sie doch von Einem Gerhard (archäolog. Anz. 1864 pg. 262°”) und Einem Keil (Philoll. XXIII, pg. 574) als wünschenswerth bezeichnet wurde. Der um griechische In- schriftenkunde so verdiente Hr. Professor Kumanudes in Athen hat diese Inschriften zwar zweimal, aber blos in Minuskeln veröffent- licht: in der dszarr "OrrwPgiov vom 9. Aug. 1863 und viel sorg- fältiger im ’ESvopvr«E vom 26. Jan. 1864, und daraus finden sie sich abgedruckt im archäologischen Anzeiger 1864 pg. 235* u. 262*, Die meisten dieser Inschriften sind schwer lesbar, viele halb verloschen, weil die Oberfläche der Steinsitze meist stark durch Verwitterung gelitten hat. Die Buchstabenformen fast sämmtlicher Inschriften weisen auf eine sehr späte Zeit hin (Kumanudes hält jedoch einige für vorrömisch). Wenige sind sorgfältig eingehauen, so IV, 6 und VI, 12; die meisten scheinen blos eingeritzt. Wie bei den Sesselinschriften (Philistor III, 4 pg. 364. Schweiz. Mus. III pg. 44) sind auch hier häufig neue Inschriften an Stelle von früheren gesetzt, bisweilen mit solcher Nachlässigkeit, dafs man sich nicht einmal bemühte die ältere Inschrift erst auszumeilseln. Daher sind oft noch beide Inschriften erkennbar. Manchmal auch sind die Buchstaben der ältern Inschrift theilweise bei der darüber geschriebenen benutzt. Die Ordnung der Keile hebt von Westen an und zwar ist je mit 1 die Sitzreihe unmittelbar hinter den marmorneu Thronses- seln bezeichnet, sodafs die obersten Reihen die höchsten Ziffern tragen. Höher als bis zur 24sten Reihe liefsen sich keine Buch- stabenspuren verfolgen. Die gröfste Inschriftenfülle gewähren Keil UI— VI. vom 14. März 1872. 165 I. Keil. 1) avw 2), = yes eel. 4) unleserliche Spur. ll. Keil. A a a 2) wor.. an eine Ergänzung r0]ros, wie Kumanudes sie zu VI, 22 vorschlägt, ist hier deshalb nicht zu denken, weil die In- schrift auf dem ersten Steine des Keils unmittelbar neben der Treppe beginnt. 3) Sazogov Arc(s vergl. C. I. G. 481. Laxogevovros Ayındogev Eözagrov. Darüber ist in sehr grolser Schrift Iwv eingeritzt. Auch diese Inschrift steht auf dem ersten Steine des Keils, also mufs mit Is» das Wort beginnen ("IuvıöwWv?). 5) Hevre]naö[os; vgl. Keil. Philoll. XXIII. pg. 594 ff. Dar- über ist in ganz schwachen Zügen eingeritzt: "Avrum [=] vers. Der Name scheint sonst in attischen Inschriften nicht vorzukommen. 6 u. 7) unleserliche Spuren. 9) Als] Ares? 10) ....zgaras 13) ’A(S)ev&s. Kumanudes las ’A(S)yväs; allein die Inschrift bietet deutlich «. 14) unleserlich. 15) ..z Oso£ivas. IL. Keil. 3) iegies “Er(T)ias "Plw)uav. Die fünf letzten Buchstaben von ‘Pouciov sind in bedeutend kleinerer, aber stärkerer deutlicherer Schrift eingehauen. Eine itgaıe "Erries "Poneiov kehrt wieder VI, 8; eine igeie “Erstes zu Asıßlas zu Tovries VI, 3. vgl. Keil l. c. pg. 615 ff. Statt ikpsıe (VI, 1 u. V1,8) findet sich zweimal (III, 3 u. IV, 5) die Neben- 166 Gesammtsitzung form iegie (Keil l. e. pg. 609); am gewöhnlichsten (8 Stellen) ist die Schreibung itgr« (Keil l. e. pg. 598). 4) ...0..5 Ev a(sreı;) Ögdopegev &a Ile[ı]ge[er] die Spuren von „daöc* sind aufserordentlich schwach; das ı ad- seriptum ist, wie häufig, weggelassen. Dieser Priester (Priesterin) hängt wohl mit dem Lichtfeste der Artemis Munychia zusammen. vgl. Philochoros bei Athenaeus XIV, pg. 645a. Suidas s. v. audıpwvres. Welcker Götterlehre I, pg- 570. 6) ieo)e(i)& Aidoüs. Kum. ... vardos Y ist deutlich auf dem Stein erhalten und deshalb Keils Ergänzung l. e. pg. 605 ’ASyveidos unhaltbar. Der Dativ statt des sonst ge- bräuehlicheren Genetivs ist nicht anstölsig, wenn man: V,6 zavnbogors und VI, 4u.5 Eorubegas vergleicht. Ein Altar der Aidws (Pausan. I, 17,1) befand sich nach He- sych I, pg. 73 ed. Schmidt und Eustathius ad Hiad. XXII, 451 ed. Rom. pg. 1279 (Aidoüs ac Abersias Yv Bumses megı röv 755 Morıe- dos ’ASyväs vewr.) auf der Akropolis in der Nähe des Polias- tempels. vgl. Welcker, griechische Götterlehre III, pg. 220. 7) .. Beals) (Z)ursgas "Errmevies. Sicher sind die zwei letz- ten Worte mit Ausnahme des ersten Buchstabens von Zurygas. Das erste Wort ist undeutlich, weil eine zweite Inschrift darüber eingekratzt ist (wie es scheint Zmrs«[yes]). Die drei Buchstaben ..Sz@.. sind sicher, demnach ist die Lesung ®:rı(dos), welche Ku- manudes vorschlägt, unmöglich. Da die Inschrift erst auf dem zweiten Steine der »eg=s beginnt, und davor noch ein Stein mit zerstörter Oberfläche sich befindet, vermuthe ich: Asuxo)>8a(s. Diese semitische Göttin, welche wir an vielen von Phönikern be- suchten Küsten, zu Thalamai in Lakonien, in Koronea, auf dem Isthmos von Korinth, in Milet, Rhodos und Samothrake antreffen, kann uns in der Nähe von Meurr, Tga« und Zareuis, in einem in vorhistorischer wie historischer Zeit von Semiten vielbesuchten Ha- fenplatze nicht auflallen. vom 14. März 1872. 167 8) ..wguSwons? Havörmov vumpys 2... "Hoys. Kumanudes liest: Osıo?vons Havöyuou vunpys .... "Horse. vgl. Keil l. c. pg. 604 ff. Trotz genauer Untersuchung wollte es mir nicht gelingen, die fast verlöschten Züge des Namens der Nymphe zu enträthseln. Sicher sind nur die drei letzten Buchstaben. Ob v oder x vorangeht, war nicht ganz sicher zu entscheiden. Was vorangeht, palst zu einer Ergänzung Os:ovoys nicht. 9) Sermvobogc(te) ..... vo ..L.. Kumanudes las: Ösımvopog(as)g‘. Hinter Ösrvapdgcıs folgt eine grolse Lücke, indem ein ganzer Sitzstein ausgebrochen ist. Dies kann freilich bei der liederlichen Art, wie diese Inschriften in den Stein eingehauen sind, nicht als Grund geltend gemacht werden, um die Zusammengehörigkeit von Ösırvopoge:s mit dem nachfolgen- den 2 zu bestreiten. Allein da auf dem Steine deutlich nicht £, sondern 2: steht, scheint dies der Rest eines andern Wortes zu sein. Eher könnten die darüber geschriebenen Wortreste Ev ölayoogiors?) mit dem Vorhergehenden in Zusammenhang stehen. Keil pg. 604 will unter den Deipnophoren „die Frauen verste- „hen, welche die Speisen am oschophorischen Festzuge trugen. „Knaben wäre wohl kein Ehrenplatz im Theater eingeräumt „worden.“ Unbedingt sicher ist die Annahme nicht, da ja wohl sehr ju- gendliche Kanephoren und Hersephoren ihre festen Ehrenplätze im Theater hatten. Die Wahrscheinlichkeit spricht allerdings für Ehrensitze nicht der «des Ösımvopogo,, sondern der deipnophori- schen Frauen. vgl. Mommsen:; Heortologie pg. 273 u. Anm. pg. 274. 277. 10) Kovgorzopeovu 2£ "Aypavgou Ayuunmeos. Die Schreibart des letzten Wortes, von Kumanudes im ’ESvo- pir«E richtig angegeben, ist Versehen des Steinmetzes und nicht Druckfehler, wie Gerhard im archäologischen Anzeiger 1864 pg. 262 Anm. 1 annimmt. Über die Ayurrng Kovgorgopos vgl. Welcker griech. Götterlehre II, pg. 503. Keil l. c. pg. 604. Kovgorgopou und Ayunmaos sind wohl trotz der verschiedenen Schrift zusammen- gehörig. Dann wäre 2£ "Ayravgov gebraucht wie &v "AyAavaou 168 Gesammtsitzung (Plut. Alec. 14). Es scheint demnach, dafs im Aglaurion Bild und Altar der Demeter Kurotrophos mit eigenem Cultpersonal aufge- stellt war. 11) A(vunr)gos Kovgorgopov "Aynies „2... Hons. Gerhard archäol. Anz. 1864 pg. 262* und nach ihm Keil 1. ce. pg. 603 lesen °HS2rc, das wohl nur Druckfehler ist, da Kumanu- des in beiden Publicationen die richtige Schrift des Steines gege- ben hatte. Mommsens Annahme, Heortologie p. 31, dafs der Dienst der Demeter Achaia nicht Geheimdienst des gephyräischen Ge- schlechtes geblieben, sondern Staaatscult geworden sei, wird durch den öffentlichen Ehrenplatz der Priesterin nur bestätigt. 12) Ayunrs(os) Boewpoo(v)? ER Mit #geaggcı, dem attischen Demos, kann die Göttin nicht zu- sammenhangen, da das &9vızcv ®oeagros Steph. Byz. s. v. oder #ge- agaLos lautet. Kumanudes ’Arrızys Emıyp. emır. pg. 160 Nr. 1266— 1272. Sollte es etwa eine Brunngöttin bezeichnen? Man ver- gleiche die zyyalı zogeı Eur. Rhes. 929, die vunpe: zonverca Od. ge. 240 und vor allem den x»;7voöxos Horsıöwv Cornut. XXII ed. Osann, mit dem Demeter mehrfach in Beziehungen tritt (vgl. Paus. VIII, 25, 6. Zmuryses TR Tew yayouası senene Aousin Ö2 &mı rw ’ er , Aovsasr>ar FW Acdwrı). 13) isgyiaes Ayroüs zaı "Agriuıdos, darüber in schlechter Schrift: $raovias AP Kumanudes las ieeras Aroüs za 2... PAwovias. Das Richtige hat Eustratiades in der archäologischen Ephemeris 1370 pg. 375 angegeben. Keils Beziehung auf die göttliche Verehrung der Flavia Domi- tilla (l. c. pg. 605) wird dadurch stark fraglich; natürlicher ist an eine Priesterin Flavia zu denken. 16) ....vaes. Die Buchstaben müssen das Ende eines Wor- tes bilden, da das Fragment auf dem Ende der Kerkis nach rechts sich befindet. > A) IV. Keil. 1) srepalunpogev) ..av..cınge.. eiuw.. Pırıdıou Der Fredavrıpogos ist wohl der Priester im Yawov des srepavn- «pogos Harpocration s. v. Zrepavrpogos. Boeckh zu C. I. G. 123. vom 14. März 1872. 169 Der Priester trägt den Namen oder Beinamen des Gottes nach weitverbreitetem Gebrauche. So Paus. III, XVI, 1. zegaı de isguv- var aıbısı magSevor, HaAoUMEVOL zare Taire Tais Ieals zur ara Mev- zımmidss. Ebenso heilst iegews Bovrov weder „des Priesters des Butes“ noch „des Priesters Opferschlächters* (Keil Philoll. Sup- plem, II, pg. 631), sondern „des Priesters Butes*. Butes, der Name des mythischen Anherrn, ist zugleich Titel der im Amt ihm nachfolgenden Butaden. Über Sridıov vgl. Keil l. c. pg. 610. 2) Auf dieser Sitzfläche las Kumanudes Anlunrgos ourobavrov, woraus sich nach Keil ]. c. pg. 609 ein bisher nicht bekanntes Beiwort der Demeter OvAw oder ’Iovaw ergiebt. Dieser Irrthum rührt von der doppelten Benutzung des Steines für eine Ehreninschrift her. Die ursprüngliche Inschrift lautete, noch jetzt wohl kenntlich: Ayunraos Xror(s. Darüber wurde später, theilweise mit Benutzung der alten Züge, geschrieben: Aroba(v)rov Arccbavrou mao "ASyvaiors Eoy,ovros Paus. VIII, 45, 4. "ArzEav- gos Aropavrz Tazogvsıos Kuman. ’Arr.ir.emır. 1187. vgl. 1019. Auch sonst ist der Name in Athen nicht selten. 3) isaies T7s Ozudos vgl. Keil l. c. pg. 608 u. 609. 4) Ünvyrgies Nuca(s) roobol .... IlsıSoüs. Kumanudes verbindet rgopcd mit Nic«s, was trotz der grolsen Verschiedenheit der Schrift wohl zulässig ist. Ein Theil der In- schrift wäre dann. wie in III, 1 und III, 10 als spätrer Zusatz zu betrachten. Keine Correspondenz hat dieser Sitzplatz mit dem Ehrenplatz önvyrgusv Nusas vumprs, da zwischen beiden ein ganzer Keil liegt und jene auch zwei Stufen höher zu sitzen kommen. (Keil VI, 6.) Über die Form Nvsas vgl. Keil I. ce. pg. 608. Ähnliche Formen sind hier: II,5 ’Avrwv(ei)ves 0 9 zgaras II, 13 ’A(S)avas 11.15 OeoEkvas 170 Gesammtsitzung III, 160.4 Ves IV, 4u. VI,6 Nvras Über den Dienst der Peitho vgl. Keil l. c. pg. 608. 5) Os(s)uopogov as iegy.ce [s "A]Srr [es] . . v4 . . Serwocogov steht auf dem ersten Steine der #egxis; davor ist höchstens Platz für vier Buchstaben. Das Folgende las Kuman. ie)enes Oivav>r(s. Allein die Spuren des Steines enthalten deutlich andres und mehr. Vielleicht ist zu lesen: ieena[s 'A]Snv[&s Oiv]avSn[s. 6) Myrgos Ozwv In sehr schwacher, fast verlöschter Schrift. Über den Cult der Göttermutter vgl. Keil l. c. pg. 606 ff. Kumanudes rıyaapai "EA- Ayv. @vezö. pg. 17 Nr. 34. Ihr Priester wird erwähnt ©. I. G. 189. Merkwürdig ist, dafs der Priester der Göttermutter der einzige Diener eines fremdländischen Cultes (die römischen ausgenommen) ist, welchem ein Sitz im Theater neben den Verwaltern alteinhei- mischer Dienste eingeräumt war. 7) ... dam ..(A)nunr(gos) Morsuv 8) Meyirs(7s zara) Drlp)ıruc V,11 u. V,13 kehrt dieselbe Inschrift wieder. Zwei Prieste- rinnen Meyısrr hat Keil im Philoll. XXIII, 601 nachgewiesen. C. 1. G. 478. Zmı isgeins ’ASywas Doruedos Meyissns vis "Arzrnmiadou “Aruızwms Suyeergos. Ephem. Arch. 2118. &rı iegsies "Iovvia(s) Meyissns Fns Zuv(wvos) Zov- views Tuyear(205). Megiste, Zenons Tochter, verwaltete das Priesterthum der Athena Polias unter Claudius, die Tochter des Asklepiades ebenfalls in römischer Zeit. Es ist anzunehmen, dafs auch die dritte Megiste die Auszeichnung eines Ehrensitzes im Theater als Athenaprieste- rin erhielt. Da ferner auch Ilevrerngis und wahrscheinlich OivavSr kraft ihres Amtes als Athenapriesterin den Ehrensitz im Theater erhielt (Keil 1. c. pg. 591), so sind auch die Bedenken erledigt, welche gegen den Stuhl mit der Inschrift: iegiaes ’ASyvas "AInıiou erhoben wurden. Kumanudes Philistor III, 5 pg. 460. Der Stuhl gehört in das Theater. vom 14. März 1872. 171 10) iseyas N. 11) Auch hier ist doppelte Schrift unverkennbar. Ursprüng- lich, jetzt noch wohl kenntlich, stand auf dem Steine: (Agrzmdos K)oruvidos. Darüber liest man den Anfang eines neuen Wortes: Yrg«.. Über Artemis Kolainis vgl. Keil l. ce. pg. 222 u. 227. Die auf Artemis Kolainis bezügliche Inschrift aus Myrrhinus, welche C. I. G. 100 nach Fourmont gegeben wird, ist jetzt in Markopoulo, in der Me- sogaia, an der Seite der Kirchthüre der ‘Ay. 02z?%4 eingemauert. Kumanudes hat sie in der HaAryysvssi« veröffentlicht. Wesentliche Änderungen gegenüber der fourmontschen Copie finden sich nur im Beginn: SR ..... 79] o2dgi [cv Seal Tara, IS mo [: eö]s[:] Mugawovsuor *eivaı 8 «Jura: za rWv Arımav %lr ’ > = a_ Fr > 1] AFUV EMIAEISYIEUTL TNS [« \ m n ”] odcsEws Umso rav Örnor| ve] NPE [s]&«ı ı @yaScv vage 5 Y = #]öv öruorwv u. 8. f. Der Rest stimmt vollkommen mit dem Fourmontschen Text. Nur am Ende liest Kumanudes: Megiren 7) [ev] & P-] w [* «] $eidırro[r] zer Fov avre[y e]apz« MeıEiav (sic) AAA Öse[y, \ > \ 27 4 ]&s @mo #75 meoröbor. ol Örucran. 12) ieona(s 13) Wei; 2, AwvvsovA... Die beiden Inschriften liegen auf zwei Fragmenten der sehr zerstörten Sitzreihe. Ist ein Zu- sammenhang denkbar, so könnte man vermuthen: € G ’ lev(Alov iesews) Arovusov Alıuveiov). vgl. Athenaeus XI, pg. 465. 15) Ev “Pawv(ogvri?) > , 16) Avrıoy,ou 172 Gesammtsitzung Die Inschrift wird von Keil l. ec. pg. 606 wohl mit Recht auf Antiochos Philopappos (C. I. G. 362) bezogen. UN ROT. V. Keil. 1) iegoda(v)r(öos) "A(r)sE(avöges)? Kum. u. Keil l. c. pg. 615 lesen isgopa(v)r(ov) "A(?)e E(avögov). Stark fraglich bleibt, ob zwischen beiden Inschriften ein Zusam- menhang stattfindet. vgl. übrigens archäol. Zeitung 1871 pg. 17. N aupirıdos«e x2 Darunter in grofser, unleserlicher Schrift: Ka«.. Kor..ı 3) @..mov.. Awvrs. vgl. Keil p. 614, 615. 5) kegewg Seas Puurs zu Ießaroo Kair(az0s) Auf derselben Stufenreihe: CAdgcdı)rns "Erırgeyies "Aortuıdos Oivaras Ayunraos "Ay (aies) Diese bisher unbekannte Inschrift befindet sich merkwürdiger Weise nicht anf dem Sitzplatz der fünften Reihe, sondern unmit- telbar dahinter, am Fufsplatze') der sechsten Reihe, also hier der Kanephoren vom IerA«dıov. Diese Inschrift, wie die meisten Fufsplätze der aufsteigenden Sitzreihen, war mit Schutt überdeckt. Die Vermuthung, dafs auch andre Fufsplätze mit Inschriften bedeckt seien, bestätigte sich bei angestellter Nachforschung nicht. Wahrscheinlich nahmen die Ehrensitze der drei Priesterinnen in voraugusteischer Zeit die Stelle ein, wo jetzt die Inschrift des Sebastospriesters steht. Als diesem ein Platz angewiesen ward, wurden die alten Inschriften der Priesterinnen entfernt und dahin- !) Es ist ein Irrthum, wenn Philoll. XXIII, 489 angegeben wird, dafs auch die Inschrift iepeiag “HAiov sich auf dem Fufsplatze der ersten eigent- lichen Sitzreihe befinde. - vom 14. März 1872. 173 ter aufgetragen. Der Platz genügt vollkommen zu Sitzen für vier Personen. Über "Adoodıry "Erırgayıa vgl. Plut. Theseus XVIN. Asyeraı ö8 aurs) Tov EV Ev Asidbots avsAsıv Seov "Adgodırnv AaSmyslsovce mass Saı zaı magarreiv SUVEIAMOgOV, Syovrı d& meos SeAaren FrV ciya Syrzıcav oUFaVv RuronarwG Towyov years" d1o za Rare Ta Tiv Seov "Erırge- yiav. Welcker Götterlehre II, 717. "Agrsiıs Olveie scheint neu zu sein. Hr. Prof. Vischer in Basel theilt mir darüber Folgendes mit: In Eurip. Here. fur. 579 finden wir die Sygodevos Sex Oivuärıs, welche Herakles dadurch erfreut, dals er die YgUrozagevov Sog maRıovwroV suArreıgav yo wsav erlegt. Vgl. Steph. Byz. s. v. Olyy .’Rgos de Oivwyv aürnv dns, 75 70 ZvıSz0v Oivwaerys za Syruzov Olvwerıs "Agrsnıs N Ev Oivan 75 "Ao- years Kögaumzn Umo Hgorrov. Hesych. III, pg. 187 ed. Schmidt. Oive- rı(8)os'"Agrzmdos is £v Oivun rns "Agysies. Artemis, der es Freude macht, dafs die Furjreige aygnsav getödtet ist, erscheint als Schütze- rin der Fluren. Hängt sie nun nicht mit der aetolischen zusam- men, die von Oivsvs beleidigt, den kalydonischen Eber sendet? Oivsus heifst bei Paus. III, 25, 3 Gründer des argivischen Oivoy. Ist es nun nicht wahrscheinlich, dafs auch das attische Oivor denselben Cult gehabt habe, sei es das marathonische oder das bei Eleutherai ? 6) Kavnbogoıs y amo Marrudıov. Über Kanephoren vgl. Keill. c. pg. 595, Ephem. archaeol. 1862 p. 174, Lenormant recherches arch&ologiques a Eleusis 36 pg. 21, Rofs, Demen. pg. 216, 260. 264. Oberpriester in diesem alten Tempel war ö iegeus Fol Ars zov emı Harrediov zer Boufuyrs. Die Kanephoren standen wohl im Dienst der Athena (70 2ödos r7s Hari«dos C. I. G. 491). 7) "Aylgoölr[as] Kurıeö[os] ze]... .. Ares ’He[rıwvrs]. "Acgoörrys ist zweifelhaft, da die Oberfläche des Steines stark gelitten hat und ich nicht einmal A® mit genügender Sicherheit lesen konnte, Gerhard archäol. Anz. pg. 263* liest ’ASyv&s ve wohl nur durch Druckfehler, da Kumanudes H:.. bietet. Ich möchte an eine ’A->rv@ "He[rıwvr] denken und ihre Vereh- rung auf der Halbinsel ’Heriwsrsıe annehmen. 174 Gesammtsitzung » Die Form ’Heriwvr rechtfertigt sich durch Quintus Smyrn. I, 115 und XIII, 268, ebenso durch die Erklärung des Namens ’H:- , gıcal m ’ v TIRIVELL. Steph. Byz. 8s.v.% ErEge FoU Ilsipesws ara amo "Heriuvos. ’ ’ 8) zare Ynpısua Aumörv T... A..nas Der Name kehrt wieder auf der elften Stufe desselben Keils. vgl. Keil l. ce. pg. 610. 9) ’Arzias zu(lr)e bydırun. 2. Sa... Die Lesung des Namens, welche Kumanudes bezweifelte, ist sicher. Dagegen vermochte ich die von ihm als zweifelhaft gelese- nen Buchstaben IIer. nicht zu entdecken. Der Name ’Arzies ist sorgfältig, die anderen Worte dagegen sind sehr nachlässig eingehauen, Kar« in viel gröfserer Schrift, als Yndısue. Offenbar trug die sehr zerkratzte Oberfläche einst eine andre Inschrift. Kumanudes und Keil l. ce. pg. 613 erklären die Alkia gemein- sam als Vibullia Aleia, die Gattin des Herodes Atticus. 10) Audenyas v7s Mr(örev) "Damit zusammen gehört VI, 10. Sirirrrs 755 MyÖrev Suyargos. Schon Kumanudes hat auf die vitae decem oratorum VII verwie- sen, wo als Töchter des Medeios, des Exegeten aus den Eumolpi- den, angeführt werden: 1) Laodameia, 2) Philippe, Priesterin der Athena-Polias, vorher aber verheirathet. Es ist anzunehmen, dafs Laodameia zuerst das in ihrer Familie erbliche Priesteramt am Poliastempel verwaltete und ihre Schwe- ster nach ihrem Ableben ihr nachfolgte. Diese Frauen werden von Bofsler de gentibus et familiis Attic. sacerd. pg. 7 und von Lenormant recherches archeol. a Eleusis pg. 157 (sofern er die verwandten Daduchen ganz analog ansetzt) um 55 vor Christo an- genommen. Dafür entscheidet sich auch Keil l. c. pg. 616 ff. Schwierigkeiten machen die sehr nachlässigen Schriftzüge in A«- Öruras #75 Mr(öyov), welche spät aussehen. 11) Aamörv [za]r« N )-Ipısue) Die geringen, aber deutlich erhaltenen Spuren der zwei letzten Worte fehlen bei Kumanudes. vom 14. März 1872. 175 12) ie(en)es Kisagior(ns) vgl. Kumanudes ’Arr. erıyg. emır. 200 J Kasagıscn ! © oysırovor > mn AAwreayDTev 15) Isgzws Arovurou VI. Keil. 1) isgeies Hrlov isgews Arovusov Die Spuren von iegeus sind schwach, aber wohl zu erkennen. Es besteht also zwischen beiden Inschriften kein Zusammenhang, vgl. Vischer schweizer. Museum III, pg. 60 und an einen ”H%ıos- A:rcvuscs mit Keil pg. 621 ist nicht zu denken. 2) isoyas E.... ’Au(r)avies Die Fortsetzung der Inschrift isgy«s E ist verdeckt durch den auf diese Stufe gesetzten Marmorblock mit dem Ehrendecret für Hadrian. Ebenso sind r und v des Namens ’Avrwvi« theilweise verdeckt durch die Thierklauen des Thronsessels für Ulpios Eubiotos. 3) isgnes Erri(es)... soweit reicht der erste Stein der zegxis. Der zweite ist zerstört mit Ausnahme des obersten Randes, auf dem in sehr kleinen Buchstaben ®sAvov zu lesen ist. Auf dem dritten folgt dann in grolser Schrift als Fortsetzung der andren Inschrift: za: Asıßıcs zar Tovries. Vor isgras "Erries liest Kumanudes ®....7s. Da aber jene Worte den ganzen ersten Stein der zegxis' einnehmen und davor kein Platz mehr ist, kann sich diese Lesung nur auf die Inschrift des zweiten Steines beziehen, auf PsiAtvov. Über die Verehrung der Livia, Keil l. c. pg. 616 u. 617. Mehr als ein Philinus erscheint in Athen, welcher einen Thea- tersitz beanspruchen konnte: 1) ®ireivos, der Vater des Ti. Klaudios Novios, des Erz- priesters der Antonia Augusta C. I. G. 381. Rofs De- men 41 pg. 87. Keil Philoll. XXIII, pg. 221. [1872] 13 176 Gesammtsitzung 2) Der Archon im 3. Jahre Antonins unter den Consuln Gratus Sabinianus und Seleukos. Syncellus pg. 212 B. Andre Sirio: ®iriswo I, 9, 385. III, 8, 21 u. 452. III, 2, 155. IV, 3, 266 u. 274. Rofs Demen 15, pg. 21. i Kumanudes Arr. &r. erır. 630. 840. 974. 1019. 4) Egonpbogoss 2’ (D)ns Oeuidos vgl. IV, 3 und Keil l. c. pg. 596 u. 609. 5) Egrnpogars 2’ EirıSvele) Zv "Ayge. Das E von EiAıSvie ist deutlich erhalten, ebenso I adser. in "Aygg. Dagegen fehlt das s der Genetivendung in EirıSvie(s) of- fenbar durch Nachlässigkeit des Steinmetzen, da kein Platz dafür vorhanden ist. vgl. Keil pg. 618 ff. 6) vnuyramv (N)vra(s) (vu)uprs Wenn die drei Worte Eine Inschrift ausmachen, wie Kuma- nudes und Keil wohl mit Recht annehmen, so müssen die einzel- nen Theile zu verschiedenen Zeiten eingetragen sein. 7) "07.Bas isgnas zu UTOMVYIARTITIIOV Zu ZATER Yıpırua, Tovries 775 E,01,A:..,BH67TT Kumanudes las das Ende: r75....ı0u Su(yergos). Über die Bedeutung von Umowuvmiacrırlaos vgl. Keil pg. 617. Die regellose Willkür, mit der die einzelnen Worte auf die Sitzreihe geschrieben sind, rührt auch hier offenbar daher, dafs der Beschlufs des Areopags und der des Volkes zu verschiedenen Zei- ten eingetragen wurden. 8) isgas Er(res) (Poyuctav. 9) Er.npogov ’ASyväs Ozudos. Kumanudes hat &rypogos durch Ovrcspegos erklärt. (Serv. zu Aen. XI, 858.) 10) Sirius Muönou Suyargos siehe zu V, 10. Es ist vielleicht nicht ohne Absicht, dafs die Plätze der beiden Schwestern unmittelbar neben einander angebracht sind. vom 14. März 1872. 177 11) Meyiorys zalre]Vrpe[oue] 12) KeparyIev. Dies scheint die ursprüngliche Inschrift, wie sie auch Kumanudes im ’ESvoßVAaE bietet. Darüber wurde spä- ter in viel sorgfältiger eingehauenen Buchstaben und mit Benutzung der schon vorhandenen ®aArgıos gesetzt. rg steht als littera ligata. I ist klein unter H beigesetzt. In der ds. ’Osr. las Kumanudes Parng(ews), was bei Gerhard arch. Anz. p. 236 fehlt. 13) Meyio(rns) zara Ludısue 14) ı0srgoß 19) isgews @z(mdos) Darüber ist in viel gröfserer, aber schwacher Schrift blofs geritzt: Annesıs(recrov) .. K... I0.. C.. An einem Zusammenhang zwischen beiden Inschriften ist nicht zu denken, wie Keil pg. 615 annahm, wenn er isgeus Jets Aunins vorschlug. 22) wos Kum. roros 23) € 24) € VI. Keil. 2) HH... Lavos 10) Keorru(reuv)? 13) (S)enzorwv Die $e7z0%0: gehören zum Cultpersonal des Zeus in Olympia. Pausan. V, 15, 10. uersı de va 25 Tas Iuoias Seyzoiu Te, 05 Emı uyvi Erasru Tyv rımmv Eye In den von Beul& publieirten Inschriften aus Olympia (Peter- sen, das heilige Recht bei den Griechen Philoll. Suppl. II, pg. 199 ff.) werden je drei ©s1z0%0: ’Oruprızoi erwähnt. Da nun Hadrian im attischen Olympieion genau die Culte und Riten des elischen beibehielt, da neben dem Baröuvrys Auos 22 Deisys ein Bawdvvrys Ars "Orupmiou Zu «orsı ernannt ward, so wurden auch wahrscheinlich drei Serz0ro: angestellt. vgl. C. I. G. 344. Alrozgaroge "Adgıcvov ’Oryurıov e m La , oı mowror TEnKoA0. 178 Gesammtsitzung VII. Keil. 6) ....Ew6 10) %ıSozwrwv. o. vgl. Vischer schweiz. Museum III, pg. 60. 14) rav.. 15) v = 16) wr 18) w..r IX. Keil. Se yuovos.... AI 3) "Arrızoü. vgl. Keil l. c. pg. 622. "X. Keil. 1) N Teicu XI. Keil. Aa Öle) myles) auf zwei Bruchstücken der arg zerstörten Sitzreihe. Diese Ardaur« könnte die C. I. G. 385 erwähnte isosi« BAarovie Aroddusıe Sein, Tochter des Lykomiden Kleitos aus Phlya (Keil pg. 618) und Priesterin der Demeter. Unter diesen Ehrensitzen können nur sechs mit zweifelloser Sicherheit männlichen Cultusbeamten zugewiesen werden. (II, 3; V,5; V,13; VI, 1; VI, 19; VII, 13.) Dies ist nicht auffällig, da der gröfste Theil der Priesterschaft schon auf den Marmorsesseln untergebracht ist. Sehr grofs ist dagegen die Zahl der den Priesterinnen einge- räumten Sitzplätze. Doch sind hier zwei Classen zu unterschei- den. Die einen sind gleich den Marmorsesseln Sitze des jedesma- ligen Cultusbeamten, die andern Ehrenstühle einer einzelnen, hoch- verdienten und deshalb vom Volke geehrten Priesterin; so V, 12, VI, 7 u.s. f. Sie schliefsen sich an den Marmorstuhl an mit der Inschrift iegias ’ASrvas "ASnwiou. vom 14. März 1872. 179 Bei sechs Sitzen ist ausdrücklich angemerkt, dafs der Besitzer sie in Folge eines Volksbeschlusses erhalten habe; bei einem (VI, 7) ist daneben noch der Beschlufs des: Areopags erwähnt. Sehr merkwürdig ist der Umstand, dafs 16 Theatersitze Frauen, die nicht als Priesterinnen bezeichnet werden, eingeräumt sind. Allein aus anderweitigen Nachrichten wissen wir, dafs die meisten der- selben auch Priesterinnen waren, so Penteteris, Flavia, die beiden Ladamea, Philippe und wahrscheinlich die drei Megiste. Vibullia Alkia als Gattin des hochverdienten Attikus Herodes bietet keine Schwierigkeit. Beim Mangel andrer Erwähnungen bleibt es zwei- felhaft, aus welchem Grunde die beiden Lamidion, Philidion, An- tonina und Theoxena der Ehre eines Theatersitzes theilhaftig wurden. An die Throne der Wohlthäter Ulpios Eubiotos und Diogenes schliefsen sich die Sitze des syrischen Prinzen Antiochos, des Dio- phantos, des Philinos und des Attikos an (vgl. auch II, 1. VI, 12 und X, 1). Ferner ist ein Platz für Angehörige eines Demos re- servirt, KeparzSw VI, 12, an den sich zwei unsichere ’Iwvıdwv II, 3 und Korrvrewv VII, 10 anschlielsen.!) Zwanzig Sitze sodann tragen nicht Namen menschlicher Per- sonen, sondern von Göttinnen. Kumanudes hat daraus den Schlufs gezogen, dafs diese Inschriften keineswegs die Inhaber der Ehren- plätze bezeichneten, sondern mit den Inschriften des syrakusani- schen Theaters zusammenzustellen seien, wo die einzelnen Keile nach den Namen von Königen und Königinnen benannt sind. Als Grund macht er die Länge der meisten Inschriften geltend, welche sich über einen viel weitern Raum erstrecken, als von einer Per- son könne eingenommen werden. Dagegen sprechen die pluralischen Inschriften, wie Serzcrwv, 7:Iozwrwv. Ferner können die Zahlzeichen zevnpogus y, Egrnpo- goıs 2’ gewils nicht anders aufgefalst werden, als dafs an den be- zeichneten Stellen Sitzplätze für drei Kanephoren u. s. f. vorhan- den seien. ') Endlich scheinen auf einigen Sitzen nicht vollständige Namen zu stehen, sondern Nummern und Marken: vgl. L1. I, 2. IV, 17. VI, 22. VI, 24. VIII, 14, 180 Gesammtsitzung ne Bezeichnend ist auch die Aufschrift ’Avrıoyov. Die ganz ui nen Buchstaben sind mit Absicht über das ganze aus drei Steinen bestehende £öwr:ov gezogen, offenbar um anzuzeigen, dafs diese ganze Sitzreihe dem Antiochos und seinen Angehörigen als Sitz- platz angewiesen sei. Es werden demnach auch die blofs mit Götternamen bezeich- neten Sitze Ehrenplätze der jedesmaligen Priester oder Priesterin- nen gewesen Sein. Unter diesen sind nicht weniger als sieben mit dem Namen der Demeter versehen (III, 10. III, 11. III, 12. IV, 2. IV, 5. IV,7. V,5), je zwei mit dem der Athena (II, 13. V,7), der Artemis (IV, 11. V,5), der Aphrodite (V,5. V,7) und der Hebe (III, 5. III, 11); je einer mit dem der Göttermutter (IV, b), der Dione (V, 3) und der Peitho (IV, 4). Zwei endlich sind nicht ganz sicher (III, 7 und III, 8). Eine letzte Schwierigkeit bereiten noch einige vollständige identische Sitzinschriften. So: Monatsberichte 1862 pg. 283, 21. iegtus "Agrsmıdos Koraıwidog und hier IV, 11. "Agrimıdos Korcuwvidos III, 3. Isgias “Erries "Punawv VI, 8. isgas 'Erries “Ponaisv Monatsberichte 1862 pg. 281,1. iegopavrou V,1. nach Kuman. iegoavrou "Arekavögov IH, 11. "Hßys II, 8. °H£us Die auch von Keil ]. c. pg. 616 empfundene Schwierigkeit von zwei Priesterinnen der römischen Vesta könnte vielleicht da- durch gehoben werden, dafs eine als Vestapriesterin im Piräus angesehen wird. C.1.G. 101. Ebenso kann eine Hebepriesterin EATPAuT \ ‚HMonatshericht Marz 1872. EN N > 2T AA TER Be j ra see FT Tac win Monatsbericht an A.Schütze lich Nonatsbericht Marx JERR. Mel. 9 AEINNO® Fee xzerstoerter Stern. korPpo TPoobooY | EZA EAAYDOY zu nn po Tragoyanal]Al RN er Sans dB’ DAX DNS INIS% AZ FT N ».A HAMN Cr I POO | = IEPH IV Keil. rer | ANKE a ıerıalc [° HoMer Pos : YALN EEE IN Y Be Troper In 210 Y : One ıcr|HAme { Br ‚Monatsbericht März 1872 ee, | » MH TPOCOEM] zAAmTwNn MT PANKBNIAOZ 15 FD N N I Be I | V Hai. or Ale Pa Ih = AIPITI AG, Korn: | IEPLOZ dEAT PO MHZ a & 1 + ClesIrpariac APTEMIAOCOINAIAC AKUTE AT e “ KATAYHEICMA || AAM IS leRr? " AAAAMHJA C THCMIH “ NAMIAIOY VT Keil. Taf£IV. La 2 E A|ovAIA D | AollN IC a NMA A Schütze lich 13 ! ; N | SS „Monatsbericht Märx 1872. | j ER 1 | ER | E | Vz lEPEIAC | 5 \NEBGOTC = 2 HAIOY Pr Bi Ass HH a| EPHAC € C e Tpeininey KA| N | we „E Pcngloport | as 31 ASK Pal YMNH u Ü BR VAIA 7 maiaii FAloVvAIAC IHeE or 7 » OABIAC | IEPHAC/ \Kugynomnum 11° TE A — -OAHPOJPor ACHINAZ a ‚Ac 5 “4 Ze) | Allen Di HcMaH)AHoYoyrA | a aM Ser = fl. Schütze lich vr. ) E FAUNE » X180KwnwN 15. 1 @ | N a - MONOo«c ‚| ATTIKI A. Schütze lich, Pe ie EN ZH EZ 1 7 A Ei te vom 14. März 1872. 181 am Heiligthum zu Aixone C. I. G. 214 thätig gewesen sein, die andre zu Athen (ihr Altar Pausan. I, 19, 3). Die Inschrift der Artemis Kolainis im vierten Keil ist deut- lich ausgemeifselt und eine andre darüber gesetzt. Es steht nichts der Annahme im Wege, dafs dies damals geschah, als der Priester den Marmorsessel erhielt. Aus der nach dem Abklatsch gefertig- ten Publication in den Monatsberichten kann man deutlich ersehen, dafs "Agrenıdos Korcuwidos in bedeutend späterer Schrift, als isgews aufgetragen ist. Der Schwierigkeit zwei Stühle für den Hierophanten zu er- halten, begegnet man am leichtesten durch die Lesung: iegocba(v)r[dos] Ob die folgende Zeile "A(?)e &... damit in Zusammenhang stehe, ist nicht von Belang. Höchst auffallend ist, dafs während auf den Marmorsesseln neben den Priestern wenige weltliche Beamte ihre Plätze hatten, hier gar keine mehr vorkommen. Ein Theater, wo ungefähr zwan- zig Sitzreihen hoch fast nur Priester und Priesterinnen sitzen, giebt sich deutlich, wie schon anderwärts ist hervorgehoben worden, als geheiligter Festraum kund. Zugleich gewährt es uns einen Ein- blick in die wahrhaft staunenswerthe Fülle von Priesterthümern, welche in dem frommen Athen seit den Anfängen der Geschichte bis in die späteste Römerzeit geblüht haben. NOT NN ner 132 Gesammtsitzung Hr. A. W. Hofmann las über Derivate der Äthylen- basen. Die Darstellung einer gröfseren Menge von Äthylendiamin aus den Rückständen der Chloralfabrikation, über welche ich der Akademie im letzten Sommer berichtet habe,') ist Veranlassung gewesen, das Studium dieses merkwürdigen Körpers wieder aufzu- nehmen, zumal um einige mittlerweile für die Monamine ermittel- ten Reactionen auch an den Diaminen zu erproben. 1) Einwirkung des Schwefelkohlenstoffs auf das Äthylendiamin. Ich war zunächst begierig zu erfahren, ob das Äthylendiamin fähig sei, ein Senföl zu bilden, und habe deshalb einige Versuche über das Verhalten des Diamins zum Schwefelkohlenstoff an- gestellt. Gestaltete sich die Reaction dieser beiden Körper aufeinander derjenigen analog, welche man bei der Einwirkung des Schwefel- kohlenstoffs auf das Äthylamin beobachtet,?) so liefs sich die Bil- dung eines Äthylendisulfocarbaminsauren Äthylendiamoniums DERgE (C, H,) H, N, . HB, : erwarten, welches unter dem Einflusse von Metallsalzen in Äthy- lendiamin, Schwefelwasserstoff und Äthylensenföl zerfallen sollte: (CS), (C,H,)H;N, (C,H,) ls = 2H,S + (0,H,)H,N,; + (CS), (C,H,)N,. Versuche, bei denen mir Hr. E. Mylius hat freundlichst as- sistiren wollen, zeigen aber, dafs die Reaction nur theilweise in dem angedeuteten Sinne verläuft. Äthylendiamin- Sulfocarbonat. Mischt man Schwefelkohlenstoff mit einer Lösung von Äthylendiamin, so wird, zumal, wenn Alko- hol zugegen ist, eine vollkommen klare Flüssigkeit erhalten, wel- 1!) Hofmann, Monatsberichte 1871. S. 339. ’) Hofmann, Monatsberichte 1868, S. 26. Br vom 14. März 1872. 183 che sich aber schon nach einigen Augenblieken unter Ausscheidung eines weilsen fast amorphen Körpers trübt. Diese Ausscheidung nimmt rasch zu, und nach Verlauf einer Viertelstunde ist die Flüs- sigkeit zu einer weilsen oder schwachgelb gefärbten festen Masse erstarrt. Die Substanz ist in Alkohol und in Äther so gut wie unlös- lich und kann daher durch Waschen mit diesen Lösungsmitteln alsbald rein erhalten werden. In warmem Wasser löst sie sich, nicht aber ohne theilweise Zersetzung; hat man vermieden, die Flüssigkeit zum Sieden zu erhitzen, so scheidet sich die Verbin- dung beim Erkalten in säulenförmigen Krystallen aus. Auch im trocknen Zustande zersetzt sich die Substanz bei 100°; für die Analyse mufs sie daher im luftleeren Raume oder über Schwefel- säure getrocknet werden. Die Analyse zeigt nun, dafs die Sub- stanz in der That durch einfaches Zusammentreten von 1 Mol. Äthylendiamin mit 1 Mol. Schwefelkohlenstoff entstanden ist, in- sofern ihre Zusammensetzung durch die Formel C;H,N,S, = (G,H,)H,N,.CS, ausgedrückt wird. Da die Bildung sowohl, wie die gleich zu erwähnende Zerle- gung eigentlich nur wenig Zweifel über die Zusammensetzung des Körpers lassen konnte, so habe ich mich mit der Bestimmung des Stickstoffs und des Schwefels in demselben begnüst. Theorie Versuch I, IE III. Stickstoff 20.59 20.26 20.48 — Schwefel 47,59 — — 47.28 Die Stickstoffbestimmung II. bezieht sich auf die aus lauem Wasser umkrystallisirte Substanz. Das Verhalten des Äthylendiamin zum Schwefelkohlenstoff ist also insofern demjenigen des Äthylamins analog, als wir in beiden Fällen ein Doppelmolecul Ammoniak mit 1 Molecul Schwefelkoh- lenstoff zusammentreten sehen. Der Äthylendiamin-Abkömmling unterscheidet sich aber von dem Derivate des Äthylamins in sei- nem chemischen Charakter, denn während letzteres sich unverkenn- bar als das Äthylaminsalz der Äthylsulfocarbaminsäure darstellt, ist eine entsprechende Auffassung des eben beschriebenen Körpers ganz unstatthaft; verdünnte Säuren scheiden aus demselben keine 154 Gesammtsitzung Äthylensulfocarbaminsäure aus, Alkalien entwickeln kein Äthylen- diamin, Erscheinungen, welche eintreten müfsten, wenn das neue Product ein äthylensulfocarbaminsaures Äthylendiamin wäre. Un- ter diesen Umständen war nur geringe Aussicht vorhanden, un- ter den Spaltungsproducten des Körpers einem Äthylensenföl von der Zusammensetzung des Äthylensulfocyanats, welches Hr. H. L. Buff beschrieben hat, zu begegnen. In der That sind denn auch alle meine Versuche, ein solches Senföl darzustellen, bis jetzt fehl- geschlagen. Äthylensulfocarbamid, Äthylensulfoharnstof. Kocht man eine Lösung der Schwefelkohlenstoffverbindung des Äthylendiamins mit einem Melallsalze, z. B. Qecksilberchlorid, so tritt alsbald Schwe- felwasserstoff aus, gleichzeitig destillirt etwas Schwefelkohlenstoff über und in der rückständigen Flüssigkeit ist, neben einem Äthyl- endiaminsalze, die Metallverbindung eines neuen, noch immer schwe- felhaltigen Körpers vorhanden. Eine ganz ähnliche Umbildung wird durch Kochen mit ver- dünnten Säuren hervorgebracht; in diesem Falle findet vorwaltend Schwefelkohlenstoffentwicklung statt. Endlich bewirkt auch sieden- des Wasser die Zerlegung; dann entbindet sich aber fast nur Schwefelwasserstoff und das Reactionsproduct ist fast ausschliefs- lich der bereits erwähnte neue schwefelhaltige Körper, welchen man auf diese Weise mit Leichtigkeit rein erhält. Läfst man die wälserige Flüssigkeit, sobald kein Schwefelwas- serstoff mehr entweicht, erkalten, so schiessen schöne weilse pris- matische Krystalle von äufserst bitterem Geschmack an, welche in Alkohol leicht, in Äther schwierig löslich sind. Sie schmelzen bei 194° und werden bei höherer Temperatur zersetzt. Diese Sub- stanz ist, wie bereits bemerkt, noch schwefelhaltig, allein der Schwefel kann selbst durch Kochen mit Bleioxyd in alkalischer Lösung nicht nachgewiesen werden und giebt sich erst beim Schmelzen mit Salpeter zu erkennen. Bei der Analyse der bei 100° getrockneten Substanz wurden Zahlen gefunden, welche der Formel: CS C,H,N,S = cu, | N, H, entsprechen. vom 14. Marz 1872. 185 Theorie Versuch T. H: III IV. C, 36 35,29 ya. a BL H, 6 5,88 6,07 — — — N, 28 27,46 — 27,44 — — >) 32 31,37 _- — SIH3EN NIT 102 100,00 Die neue Verbindung, welche sich als ein Äthylensulfocar- bamid oder als Äthylensulfoharnstoff darstellt, entsteht also aus dem Schwefelkohlenstoffkörper einfach durch den Austritt von 1 Mol. Schwefelwasserstoff C;H,N,8, = GH,N,S + H,5 Derselbe Körper bildet sich auch, wie schon angeführt, aus der Schwefelkohlenstoffverbindung beim Kochen mit Metallsalzen oder mit Säuren. Die alsdann in gröfserer oder kleinerer Menge auf- tretenden Nebenproducte, Äthylendiamin und Schwefelkohlenstoff, gehören einer secundären Reaction an, in welcher sich die behan- delte Verbindung einfach in ihre Componenten zerlegt. Das Äthylensulfocarbamid krystallisirt aus seiner Lösung in Säuren unverändert wieder heraus, es vereinigt sich aber mit Queck- silberchlorid und Silbernitrat zu Doppelverbindungen, welche sich um- krystallisiren lassen. Das Quecksilbersalz ist bei den Versuchen, ein Senföl darzustellen, zum Öfteren erhalten und deshalb auch et- was näher untersucht worden. Wahrscheinlich existiren mehrere Doppelsalze; unter den Bedingungen, unter denen ich arbeitete, entstand immer eine Verbindung von 2 Mol, Harnstoff und 3 Mol, Quecksilberchlorid, 2C,H,N,S.3HgCl,, welche die folgenden Werthe verlangt: Theorie Versuch 1: II. Zul. Tv. Quecksilber 59,00 59,59 58,94 „e a Chlor 20,94 — — 21,97 21,77 Schwefel 6,29 A ee je 6,62 Mit Platinchlorid entsteht selbst in verdünntester Lösung ein hellgelbes amorphes Platinsalz, welches 100° ohne Zersetzung ver- trägt. 136 Gesammtsitzung Seine Zusammensetzung ist: 2C,H,N,S.PtCl, Theorie. Versuch. Platin 36,32 36.08. Es existirt noch ein zweites Platinsalz, welches sich von dem beschriebenen nur dadurch unterscheidet, dafs es 2 Mol. Chlor- wasserstoffsäure enthält. Dieses Salz wurde zufällig erhalten, als man versuchte, den Äthylensulfoharnstoff mittelst Schwefelsäure zu zersetzen. Der Harnstoff war mit concentrirter Schwefelsäure bis zur Entwicklung von schwefliger Säure erhitzt worden; als die Lösung mit Wasser verdünnt und mit Platinchlorid versetzt wurde, entstand ein in langen prachtvollen Nadeln krystallisirendes schwer- lösliches Platinsalz, welches einer neuen Base anzugehören schien. Die Untersuchung zeigte aber, dafs es noch die ursprüngliche schwefelhaltige Substanz enthielt. Die Formel: 2(C,H,N,S.HCI). PtC], verlangt folgende Werthe: Theorie. Versuch. I. II. Schwefel 10,38 11517 = Platin ° 32,13 32,19 32,17 Chlor 34,55 34,17 ah Wird das Platinsalz mit Schwefelwasserstoff zersetzt, so er- hält man eine salzsaure Lösung, aus welcher Platinchlorid das vor- herbeschriebene amorphe Platinsalz fällt. Verdampft man die Salz- säure, so bleibt der ursprüngliche bitterschmeckende Äthylensulfo- harnstoff zurück, welcher durch die Scmelzpunktsbestimmung identi- fieirt wurde. Es ist nicht ganz leicht, sich eine Vorstellung von der Art und Weise zu machen, wie die Schwefelsäure in diesem Falle wirkt. Bei Gegenwart von Salzsäure allein, selbst der stärk- sten in grolsem Überschusse, entsteht das nadelförmige Platinsalz nicht. Vergleicht man die Zusammensetzung des Äthylensulfocarba- mids mit der des Äthylendiamins einerseits und der des Äthylen- vom 14. März 1872. i a 187 senföls auf der andern Seite, so erkennt man, dafs der neue Kör- per grade in der Mitte zwischen beiden steht: C,H, C,H, C,H, I, | N, Ös In, eR Is, 2 2 Der Gedanke lag nahe, durch weitere Einwirkung von Schwe- felkohlenstoff auf das Äthylensulfocarbamid, das Senföl zu gewin- nen. Zahlreiche Versuche, welche unter vielfach veränderten Be- dingungen in dieser Richtung angestellt wurden, sind indessen bis jetzt ohne Erfolg geblieben. Digestion mit Schwefelkohlenstoff allein, oder mit Schwefelkohlenstoff und Bleioxyd selbst bei 150° ist ohne Wirkung. Ebenso wird der Schwefelkörper durch Be- handlung mit xanthogensaurem Kalium unter Druck nicht verän- dert. Überhaupt zeigt die Verbindung eine sehr bemerkenswerthe Stabilität; alle Versuche, sie zu entschwefeln durch Einwirkung von Metalloxyden oder Ammoniak, selbst unter Druck bei sehr hoher Temperatur, sind bis jetzt ebenfalls gescheitert. Noch mag hier kurz eines Versuches gedacht werden, welcher die Bildung des gesuchten Körpers auf einem anderen Wege an- strebte. Das Äthylsenföl entsteht bekanntlich auch durch Abspal- ten von Äthylamin aus dem Diäthylsulfoharnstoff, und es schien somit eine weitere Reaction gegeben, in welcher die Bildung des Äthylensenföls zu versuchen war. Ein vier Moleculen Ammoniak entsprechender Äthylensulfoharnstoff von der Formel: (8, C, H, N, H, konnte sich durch Atomwanderung im Molecul aus dem schwefel- cyanwasserstoffsauren Äthylendiamin erzeugen. Schwefeleyanwasserstoffsaures Äthylendiamin. Es wurde zu- nächst versucht, das Salz durch Zersetzung des chlorwasserstoff- sauren Salzes mit Silbersulfocyanat darzustellen. Die beiden Salze zerlegen sich aber selbst unter Druck nicht miteinander. Man er- hält das Salz jedoch leicht durch Sättigen von freier Sulfocyan- wasserstoffsäure mit Äthylendiamin. Die Verbindung krystallisirt in grolsen durchsichtigen Prismen, welche indessen leicht matt werden. Die Krystalle sind aufserordentlich löslich in Wasser, 188 Gesammtsitzung etwas weniger, aber immer noch sehr löslich in Alkohol, unlöslich in Äther. Das Salz ist wasserfrei. Die Formel: C,H,N;S; = (GH,)H,N,.(HCNS), wurde durch die Bestimmung des Kohlenstoffs, Wasserstoffs und Stickstoffs in der bei 100° getrockneten Substanz verifieirt. Theorie Versuch 3 II. C, 48 26,96 26,72 Br H, 10 5,62 5,85 u N, 56 31,46 - 31,67 S, 64 35,96 — = 174 100,00. Beim Erwärmen des schwefeleyanwasserstoffsauren Salzes er- folgt aber alsbald eine tiefergehende Zersetzung. Schon unterhalb seines Schmelzpunktes, welcher bei 145° liegt, verwandelt sich das Salz unter Bildung von Schwefeleyanammonium in den eben noch beschriebenen Äthylensulfoharnstoff. (C,H,)H,N,.(HCNS), = (CS)(C,H,)H,N, + H,N, HCNS. Die Umbildung ist derjenigen vollkommen analog, welche das schwefeleyanwasserstoffsaure Anilin erleidet, in dem es, wie ich früher gezeigt habe,') unter dem Einflusse der Wärme in Sulfo- carbanilid und Schwefeleyanammonium übergeht. Senfölbildung konnte unter diesen Bedingungen nicht wahrgenommen werden. Ich will hier nicht unerwähnt lassen, dafs sich Hr. Jul. Stra- kosch’) im hiesigen Laboratorium mit der Darstellung eines dem Benzidin entsprechenden Senföls beschäftigt hat, aber ebensowenig zu einem befriedigenden Ergebnifs gelangt ist. Für die Erzeugung der den Diaminen entsprechenden Senföle müssen also neue Wege aufgefunden werden. !) Hofmann, Ann. Chem. Pharm. LXX. 143. 2) Strakosch, Ber. d. D. chem. Gesellsch. 1872 No. 6. vom 14. März 1872. 189 2) Äthylendiamide. Noch mögen hier zur Vervollständigung der Geschichte des Äthylendiamins einige theils ältere, theils neuere Beobachtungen Platz finden, welche noch nicht veröffentlicht worden sind. Einwirkung des Benzoylchlorids auf Äthylendiamin. Die Reac- tion ist eine sehr lebhafte, verläuft übrigens genau so, wie die Theorie es erwarten liefs. Die heifs gewordene Flüssigkeit erstarrt beim Erkalten zu einem krystallinischen Gemenge von Äthylendia- minchlorhydrat und einem neuen Körper, welchem der Name Äthylendibenzoyldiamid zukommt. Nach dem Auswaschen des Äthylendiaminsalzes mit Wasser, braucht der Rückstand nur ein Paar Mal aus Alkohol umkrystallisirt zu werden. So erhält man schöne Nadeln, welche in Wasser unlöslich sind, sich aber in Alkohol — nur sehr wenig in kaltem, etwas mehr in siedendem, — auflösen. Die Zusammensetzung der neuen Verbindung ist: C,H, Ce His N, OÖ, er (C;, H,O); N, B, Theorie Versuch Kohlenstoff 71,64 71,34 Wasserstoff N! 9,98 Die Bildung erfolgt also einfach nach der Gleichung: 2[(C,H,)H,N,] + 2C,.H,0C1 = (C,H,) (C,H,0),H,N, + (C,H,)H,N,, 2HC1. Einwirkung des Chlorals auf Äthylendiamin. Um auch ein der Fettsäurereihe angehöriges Äthylendiamid kennen zu lernen, habe ich die Formylverbindung dargestellt. Da die basischen Eigenschaften des Äthylendiamins an die des Natrons und Kalis erinnern, so schien in der Behandlung der Base mit Chloral ein einfacher Weg für die Darstellung des Äthylendiformyldiamids gegeben. Der Versuch hat diese Voraussetzung bestätigt. Beide Substanzen wirken mit grofser Energie auf einander ein; alsbald scheidet sich das Chloroform als schwere Ölschicht ab und wenn man nach dem Abdestilliren des letzteren die rückständige Flüssigkeit auf dem Wasserbade 190 Gesammtsitzung eindampft, bleibt das Äthylendiformyldiamid als durchsich- tiger Syrup zurück. (C,H,)H,N, + 2[CC1,.CH0O] = (C,H,)(CHO),H,N;+2CHC1,. Säuren sowohl wie Alkalien, zumal beim Kochen, verwandeln das Amid mit Leichtigkeit in Äthylendiamin und Ameisensäure. Das Chloral läfst sich, wie hier beiläufig bemerkt werden mag, auch für die Darstellung anderer Formamide benutzen. Bringt man wasserfreies Äthylamin mit Chloral zusammen, so entsteht alsbald durch direete Vereinigung beider Substanzen eine weilse Krystallmasse, welche bei der Destillation unter Chloroformabspal- tung reichliche Mengen reinen Äthylformamids vom Siedepunkt 199° liefert. Auch das Formamid selbst kann auf diese Weise, obwohl minder vortheilhaft, gewonnen werden. Einwirkung des Oxalsäureäthers auf Äthylendiamin. Vermischt man eine concentrirte alkoholische Lösung von Äthylendiamin mit Oxalsäureäther, so erwärmt sich die Flüssigkeit und erstarrt nach einigen Augenblicken zu einer weifsen vollkommen amorphen Masse, welche in Wasser und Alkohol so gut wie unlöslich ist. Ver- dampft man das alkoholische Filtrat des unlöslichen Körpers auf dem Wasserbade, so bleibt eine weilse krystallinische in Wasser sowohl wie in Alkohol lösliche Substanz zurück. Die weilse amorphe Substanz ist aufgequollen wie Stärkeklei- ster und läfst sich nur schwierig auswaschen. Sie konnte, da sich kein Lösungsmittel fand, auch nicht weiter gereinigt werden, ein Umstand, welcher auf die Analyse wohl nicht ohne Einflufs ge- blieben ist. Der amorphe Körper ist, wie erwartet werden durfte, nichts anderes als Äthylenoxamid C,H, C,H,N,0, = c.0,) N,. H, Theorie Versuch Kohlenstoff 42,10 43,65 Wasserstoff 5,26 5,67 Die in dem Filtrate des Äthylenoxamids enthaltene in weifsen Schuppen krystallisirende Substanz erwies sich bei der Analyse als äthylenoxaminsaurer Äthyläther. vom 14. März 1872. 191 CoH.N,0, = (C,H,) (0, 05) H5 N, } (ar (C;H,), Theorie Versuch Kohlenstoff 46,15 45,70 Wasserstoff 6,15 6,15 Die Einwirkung des Äthylendiamins auf den Oxalsäureäther verläuft also genau wie es die Theorie voraussehen liefs, An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vorgelegt: H. v. Schlagintweit, Untersuchungen über die Salzseen im westlichen Tibet und in Turkistan. I. Th. München 1871. 4. Mit Schreiben des Verf. v. 7. März 1872. Journal of the Asiatic Society of Bengal. Vol.XL, PartI, Nr.2, Part I, Nr. 3. Calcutta 1871. 8. Proceedings of the Asiatie Society of Bengal. Nr. 8. 9. 10. 11. Calcutta 372 8, Bulletin de l’academie de Bruxelles. Nr. 2. Bruxelles 1872. 8. Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademiens Mänadsblag. Nr. 1 —3. Stockholm 1872. 8. Übersicht d. akadem. Behörden an der k. k. Universität zu Wien, für das Studienjahr 1871 | 72. Wien 1872. 4. 2 Expl. Compte rendu de la Commission archeologique pour lannee 1869. Peters- burg 1870. 4. et Folio. Bibliotheca indica. Old Series, Nr. 227. New Series, Nr. 231—241. Caleutta 1871. 4. et 8. A. v. Oettingen, Meteorologische Beobachtungen, angestellt in Dorpat i. J. 1866. 1870. Dorpat 1871. 8. Memoires de la Societe des Sciences phys. et nat. de Bordeaux. "Tome VI. VIII. ler Cahier. Bordeaux 1868. 1870. 8. Zeitschrift des statistischen Büreaus. XI, 3. 2. Berlin 1871. 4. Fechner, Zur exrperimentalen Ästhetik. Leipzig 1871. 8. W. Weber, Electrodynamische Maa/sbestimmungen. Leipzig 1871. 8. [1872] 14 192 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Hansen, Untersuchung des Weges eines Lichtstrahls. Leipzig 1871. 8. Berichte über die Verhandlungen der K. S. Ges. der Wissensch. in Leipzig, phys.-math. Kl. 1870. III. IV. 1871. 1. II. III. Leipzig 1871. 8. Lotus, Zeitschrift für Naturwissenschaften. 21. Jahrg. Prag 1871. 8. Mittheilungen der Oentralkommission zur Erforschung und Erhaltung d. Bau- denkmale in Wien. 17. Jahrg. März-April. Wien 1872. 4. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1868. 24. Jahrg. 1. Abth. Berlin 1872. 8. Proceedings of the London Mathematical Society. Nr.41. London 1872. 8. 18. März. Sitzung der physikalisch - mathemati- schen Klasse. Hr. W. Peters las über die Arten der Chiropteren- gattung Megaderma. Die Gattung Megaderma umfafst die Chiropteren mit wohl entwickeltem Nasenbesatz und grofser Ohrklappe, mit einer kur- zen knöchernen Phalanx des Zeigefingers, zwei knöchernen Pha- langen des Mittelfingers, einer sehr ausgedehnten Schenkelflughaut und ohne Schwanz. - Gebifs 3:2 1 0 1 2-3 oder 2:11 0 ı 1.2 BI TEE TR s.3 ı 4 1 35° Durch den Schädelbau zeigt sich diese Gattung am nächsten mit Nyeteris verwandt, an welche sie sich auch in der Bildung der, zwar verkümmerten und knorpeligen, Zwischenkiefer, welche zu- sammen ein nach hinten offenes \/ bilden, am nächsten anschliefst.') Das Manubrium sterni ist sehr breit und ragt mit seinen Seitenen- 1) So finde ich das Verhalten der Zwischenkiefer nach wiederholter Untersuchung verschiedener Arten, wobei ich bemerke, dafs sie am stärksten bei M./rons entwickelt zu sein scheinen. Früher (Monatsber. 1859. p. 223) glaubte ich einen sich dem aufsteigenden Theil des Oberkiefers anschliefsen- den Zwischenkiefertheil zu erkennen, der aber nach wiederholter Untersuchung nicht vorhanden ist. vom 18. März 1872. 193 den über das Schlüsselbeingelenk hinaus. Das Wadenbein ist auf einen kurzen Griffel über dem Hacken reducirt. Der Magen ist bohnenförmig. Die Grenze des Dünndarms und Dickdarms ist durch ein ganz kurzes Divertikel, wie bei Rhinopoma, gekennzeichnet. Die Luftröhre bildet unter dem Kehlkopf keine Auftreibung und wird aus hinten offenen Knorpelringen gebildet. In der Schamgegend befinden sich, wie bei den Rhinolophi, zwei falsche Bauchzitzen. Die Megadermen nähren sich nicht allein von Insecten, son- dern sollen nach Blyth (Journ. As. Soc. Bengal. XI. p. 255, ibid. XIII. p. 480) auch Fische, Frösche und andere kleine Fledermäuse fressen und Blut saugen. Die Heimath der Megadermen ist auf die heilsen Gegenden Africas und Asiens beschränkt; bis jetzt hat man sie von West nach Ost von dem Senegal bis zu den Philippinen und Ternate angetroffen. Megaderma Geoffroy. 1810. Megaderma Geoffroy, Ann. Mus. d’hist. nat. XV. p. 162. 187. 190. 1838. Megaderma et Lavia Gray, Mag. Zool. and Bot. D. p. 490. a. Vorderer Rand des Hufeisens wulstig, verwachsen oder we- nig frei, Sattel herzförmig, am oberen Rande jederseits eingebuch- tet und mit dem schmalen allenthalben gleich breiten Längskiel der Lanzette verwachsen, Lanzette der Länge nach gefaltet, so dafs vorn ein mittlerer Längskiel, hinten eine Längsfurche erscheint; Schädel mit schmaler Stirngrube, indem die Stirnbeine über nn Orbita flach blasenförmig aufgetrieben sind. Backzähne 32 — 3 2. Megaderma S. 8. 1. Megaderma spasma Linne. 1734. Glis volans Ternatanus Seba I. Taf. 56. Fig. 1. - 1758. Vespertilio spasma Linne, Syst.nat. ed.X. p. 32. 1810. !Megaderma trifolium et spasma Geoffroy St. Hilaire, l.c.p.193u.195. 1843. !Megaderma philippinensis Waterhouse, Proc. Zool. Soc. Lond. p.69. 1846. Megaderma spasma Cantor, Journ. As. Soc. Beng. XV.p.179. 1852. Megaderma spasma Blyth, Kelaart Prodr. Faun. Zeylan. App. p.38 (M. schistacea Kelaart ibid. p. 12.) 1855. Megaderma philippinense et trifolium Wagner, Säugethiere p. 642. Diese Art ist bereits kenntlich von Seba abgebildet. M. tri- folium Geoffroy ist nach einem trockenen Balge aufgestellt, an welchem der hintere Rand der Ohrklappe unnatürlich lappenförmig 14" 194 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse hervorgezerrt ist. M. philippinensis Waterhouse stimmt, nach di- recter Vergleichung von Originalexemplaren aus der Cuming’- schen Sammlung mit denen aus Java überein. Die von Water- house angegebenen Unterschiede, beruhend auf Vergleichung mit Abbildungen, sind in der Natur nicht vorhanden. — Sunda-In- seln, Malacca, Siam, Celebes, Ternate, Philippinen (Ceylon?)'). 2. Megaderma cor n.sp.; prosthemate piloso, sella cordiformi haud latiore quam longiore, foliolo lanceolato margine ro- tundato; lobulo tragi anteriore quadrangulari securiformi. Meter Totsllänge a3, "asien. edel. lee ee Kopf ri 0 te 65 ie dene u are Var ia ai Nasenbesatz . . ne a a e, er Breite des Nasenbesatzes Done. m we Ohrhöhe . . ee a a Vorderer Oherand. TE IE a Ohrbreite . . NH te de rote 1 oe Länge der Ohrklappe Eee "m EA alas Rd di SS Oberarm. . ET a a E aan, elo.r en liIT a a re Is. 5; Mh; 1855, .:.GhHs5 2 Ol 0% Sie ns: RR. 3: 4,75. - BB, Daifekln. Wen. ser, ie ı FE - 195 - 35 Kpl.3; ı Fey 0 Re 7 te ı = zn we TE, a? 7 FE aa ee 2 Tr SE ränkel its 3, wit HERBABER toiaimd re UHEcE Umterschenkeltist,äR «fa sad rurnins 2 uriGgsuieald a BT RE 2 Re Sporn . Kr a Länge der Schenkelflughaut in ‚der: Mikkarnds vo - "mardalıs Spiz — 2 mae = CinerasceaSpIıa — I — - miwitteta Spix — — — — ungemein - bipunetata Spix — — — — - wvariolosa Spix — — — — - coerwlea Spix - stercoracea Spix sirtgilateiSiıpr - nebulosa Spix - geographica Spix - geograph.var.sive semilineata Sp. - x-signata Spix - abbreviata Spix - zonata Spix - - bufonia Spix - bieolor Spix — — — — — maculiventris Spix N - icterius Spiıx — — — — - ornatus Spix — — — — — - lazarus Spix — — — — — - dorsalis Spix— — — — — - stellatus Spix— — — — — - albicans Spix— — — — — - scaber Spix - ephippium Spix — — — :— - albifrons Spix - globulosus Spix Oxyrhynchus naricus Spix — — - nasutus Spix— — - semilineatus Spix— - granulosus Spix — - acutirostris Spix — - proboscideus Spix Pipa cururu Spix Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Hylarubra Da udin. Hyla albopunctata Spix. Hylarubra Daudin. Hyla albomarginata Spix. Hyla punctata (Schneider). Hyla pardalis Spix. Hyla albomarginata Spix. Dendrobates trivittatus (Spix). Dendrobates trivittatas var. (Spix)- Hyla bipunetata Spix. Hyla punctata (Schneider). Hylarubra Daudin. Elosia nasus (Lichtenstein). Hyla strigilata Spix. Hyla luteola Wied. Hyla Faber Wied. Hyla maxima (Laurenti), HylarubraD aud., var. x-signata Spix. Hylodes binotatus (Spix). Hyla venulosa (Laurenti). Hyla venulosa (Laurenti). Phyllomedusa bicolor (Boddaert). Bufo marinus Linne. Bufo mariras Linne. Bufo marinus Linne. Bufo erucifer Wied. Bufo marinus Linne. Bufo erucifer Wied. Bufo crucifer Wied. Bufo marinus Linne. Bufo erueifer Wied. Brachycephalus ephippium (Spix).- Paludicola albifrons (Spix). Bufo granulosus Spix. Bufo typhonius Linne. Bufo typhonius Linne. Bufo erucifer Wied. Bufo granulosus Spix. Bufo typhonius Linne. Bufo typhonius Linne, vom 18. März 1872. Ban Die von Spix gesammelten Arten vertheilen sich nach den Gattungen in folgender Weise: Rana palmipes. Ceraiophrys cornuta, (dorsata).') Cystignathus pentadactylus, ocellatus, typhonius. Paludicola albifrons. Brachycephalus ephippium. Elosia nasus. Hylodes binotatus. Ololygon miliaris. Hemiphractus scutatus. Hyla rubra et var. x-signata, albopunctiata, albomarginala, punctata, pardalis, (crepitans)'), bipunctata, strigilata, luteola, Faber, maxima, venulosa. Phyllomedusa bicolor. Dendrobates trivittatus. Bufo marinus, crucifer, granulosus, typkonius. Pipa americana. Die Gesammtzahl der von Spix in Brasilien gesammelten Batrachierarten, einschliefslich zweier von ihm nicht unterschiedener Arten, vermindert sich daher von 53 auf 31, von denen nur drei- zehn (aufser einer besonderen Varietät), anstatt einundfünfzig, als neu von ihm entdeckt zu betrachten sind. Hr. du Bois-Reymond las über die Endigung der Muskeln an den Sehnen (s. Nachtrag in einem folgenden Heft). !) Von Spix gesammelte, aber mit anderen verwechselte und seinen Beschreibungen und Abbildungen nicht zu Grunde liegende Arten sind bier eingeklammert und die neuen Arten gesperrt gedruckt. 228 Öffentliche Sitzung 21. März. Öffentliche Sitzung der Akademie zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Der an diesem Tage vorsitzende Sekretar, Hr. Curtius, er- öffnete die Sitzung mit folgender Rede: Der zweiundzwanzigste März, dessen Vorfeier wir heute be- gehen, ist ein Tag der Freude für Staat und Reich, ein Festtag der Nation geworden, wie sie ihn lange entbehrt hat. Lange Zeit waren es nur die geistigen Güter, um welche die Deutschen sich sammelten, um in ihrem Besitze sich eins zu fühlen. Jetzt haben die Herzen des Volks einen lebendigen Mittelpunkt, jetzt schlagen sie in persönlicher Liebe zusammen, welche stärker ist als jede Begeisterung für unsichtbare Güter. Alle Stämme sind wieder um ein Haupt versammelt, um einen Fürsten, welcher, von selbst- süchtigen Herrschergelüsten frei, in schweren Kämpfen dem Volke errungen hat, wonach es Jahrhunderte lang sich vergeblich gesehnt hat, um ein Fürstenhaus, welches seinen weltgeschichtlichen Beruf, von Stufe zu Stufe unermüdlich fortschreitend, zu wunderbarer Erfüllung gebracht hat. Wohl gewöhnen sich die Menschenherzen auch an das Aufserordentlichste nur allzuschnell, aber wer möchte in unserem Volke so träges Geistes sein, dafs er nicht, wenn er dem Geschehenen nachdenkt, immer wieder von freudigem Staunen ergriffen würde! Diese Empfindung findet am Geburtsfeste unse- res Königs in Süd und Nord ihren weithallenden Ausdruck und unsere Genossenschaft sollte nicht freudig einstimmen? Freilich denken Manche so von uns, als ob wir, wenn auch einzeln so warm empfindend wie die besten Patrioten, doch in unsrer Gesammtheit uns kühler verhalten und ferner fühlen mülsten, als diejenigen Kreise und Stände, welche die unmittelbaren Träger des öffentlichen Lebens sind. Die strenge Wissenschaft fordere eine gewisse Isoliruang, und wenn Archimedes die Noth der Vater- stadt inmitten seiner Zirkel vergessen habe, so, meint man, finde auch die Freude des Tags, die Feststimmung einer froh bewegten Menge im Kreise der Forscher keinen so lebhaften Anklang. Man glaubt .insgemein, wo von etwas ‘Akademischen’ die Rede ist, einen gewissen Gegensatz gegen das Unmittelbare, Volksthüm- liche annehmen zu müssen und deshalb ist es wohl einer ersst- vom 21. März 1872. 229 licheren Erwägung werth, wie weit die Akademie der Wissen- schaften sich als ein nationales Institut zu fühlen berechtigt sei. Ihr Name stammt aus einer Zeit, wo zwischen dem Volke und dem Kreise der Forscher ein heftiger Gegensatz eingetreten war. Denn jene edle Genossenschaft, welche sich in den Laub- gängen der attischen Akademie versammelte, war in keinem Punkte so einig, wie in dem Gefühle tiefster Verstimmung gegen einen Staat, in welchem der schuldloseste Bürger rechtskräftig zum Tode verurtheilt werden konnte. Praktische Betheiligung an diesem Staate erschien den Sokratikern wie eine Befleckung, und wahrhaft menschenwürdig, meinten sie, sei nur ein von solchem Staatswesen völlig abgelöstes, der Betrachtung der Wahrheit ausschliefslich zu- gewandtes Leben. Die Akademien der neuern Zeit sind romanische Institu- tionen, Produkte der Renaissance, welche auch in den Ländern, wo sie zu Hause sind, niemals ein nationales Gepräge hatten. Denn sie entstammten einer Zeit, wo neben der wirklichen Welt, in der man lebte, eine andere, längst vergangene, künstlich her- gestellt wurde, der man eigentlich angehören wollte. Die in ihr Bürgerrecht hatten, bildeten eine Art Geheimbund, eine Schaar von Auserwählten, eine Aristokratie des Geistes, welche die Weise des Volks, die angestammten Familiennamen, die angeborne Sprache verläugneten. In Frankreich suchte man den Bestrebungen des Humanismus einen mehr öffentlichen Charakter zu geben. Franz l. stiftete das College de France, um, wie er sagte, Athen und Rom in die Haupt- stadt seines Reichs zu verpflanzen. Damit suchte man auch die ge- lehrten Gesellschaften dem Staatsleben dienstbar zu machen und nirgends ist dies in gleichem Mafse gelungen. Wie unpopulär aber der Anfang war, geht schon daraus hervor, dafs es dem allmäch- tigen Cardinal nur nach mehreren Anläufen gelang, seiner Stif- tung die Sanktion des Parlaments zu verschaffen. Das Mifstrauen war nicht ohne Grund. War doch die historisch - philosophische Klasse nichts als eine Hofeommission, welche benutzt wurde, um für Denkmünzen und Prachtbauten die Inschriften abzufassen oder mythologische Stoffe für die Tapeten der Schlösser in Vorschlag zu bringen und wenn in öffentlichen Geburtstagsreden ausge- sprochen wurde, dafs bei einem Fürsten, dessen Tugenden ihres Gleichen nie gehabt hätten, sich ausnahmsweise auch wohl das 230 Öffentliche Sitzung Lebensmafs der Patriarchenzeit einmal wieder erneuern dürfe, so konnte das auch im Zeitalter des ‘grofsen Ludwig’ dem vernünfti- geren Theile der Nation nicht munden. Die Elemente, aus denen unsere Akademie sich gebildet hat, gehören vorzugsweise der Colonie an. Schon vor Aufhebung des Edikts von Nantes war eine französische Akademie in Berlin und der Lehrerkreis an derselben eine so strebsame Körperschaft, dafs sie das Bedürfnifs eines wissenschaftlichen Organs fühlte, wie es 1696 durch Chauvin in’s Leben trat. In Frankreich hatte Sophie Char- lotte den Reiz des Umgangs mit gelehrten Männern kennen ge- lernt und die Königliche Akademie hatte von Anfang an nach Leib- nitz Sinne eine internationale Stellung. Ununterbrochener Verkehr mit dem Auslande war eine der Hauptaufgaben derselben. Unter Friedrich dem Grofsen wurde die französische Sprache für die akademischen Schriften eingeführt. Man betrachtete die Akademie als ein kosmopolitisches Institut und die Arbeit im Dienste der Aufklärung als eine allgemein menschliche. Das achtzehnte Jahr- hundert war das Zeitalter der Akademien. Je dichter das Netz derselben die Welt umspannte, um jeden Gewinn an Erkenntnifs zu einem Gemeingut zu machen, in welches der Beitrag der ein- zelnen Nationen aufgehe, um so sicherer schien der stetige Fort- schritt der Menschheit verbürgt. Unser Zeitalter steht in allen öffentlichen Angelegenheiten dem vergangenen so schroff gegenüber, wie schwerlich zwei auf einander folgende Jahrhunderte je zu einander gestanden haben, und vollständiger ist wohl niemals mit den Traditionen eines letzt- vergangenen gebrochen worden. Ist es ein Wunder, wenn man auch über die Lieblingskinder jener Zeit mit Ungunst abspricht, wenn man das Unwahre und Unfreie, das Gemachte und Künstliche, wie es in der Geschichte der Aka- demien so vielfach hervortritt, mit dem Wesen derselben verbun- den glaubt, wenn man den Kosmopolitismus, der zum Gepräge der Akademien gehört, für einen Feind nationaler Entwickelung hält, wenn sie als veraltete, zum Hausrath der Rococcozeit ge- hörige Institute, von denen die Nation nichts zu erwarten habe, mit Gleichgültigkeit angesehen werden? Wäre diese Ansicht berechtigt, so würde auch bei diesem Feste unsere Theilnahme eine mattere sein und wir würden mehr den Königlichen Protektor feiern, welcher aus Pietät gegen Seine vom 21. März 1872. 951 Vorfahren unsere Akademie bis heute in Gnaden erhalten hat, als den Kaiser Wilhelm, der die Stämme deutscher Zunge geeinigt und das Reich deutscher Nation wieder hergestellt hat. Aber, Gott sei Dank! es steht anders mit uns und es wäre ein grolser Fehlgriff, nach den ausländischen Vorbildern den Cha- rakter unserer Akademie beurteilen zu wollen. Äufserliche Anknüpfung ist in der Culturgeschichte begabter Völker das am wenigsten Entscheidende, und nächst den Hellenen hat wohl kein Volk in gleichem Maalse, wie das unsrige, den Be- ruf gehabt, aus Ost und West, aus Alterthum und Gegenwart alle Elemente geistiger Bildung an sich zu ziehen, sich die Fruchtkeime anzueignen und so zu entwickeln, dafs etwas Neues, Eigenes und Volksthümliches daraus hervorgeht. Das zeigt sich in Religion, Kunst und Wissenschaft. Das bewährt auch die Geschichte un- serer Akademie, welche weit entfernt von einer Verläugnung des Nationalen mit der Entwickelung des öffentlichen Lebens von An- fang an in engster Verbindung gestanden und der Ehre des Vater- lands in verschiedenen Formen ununterbrochen gedient’ hat. Auf der Grundlage geistiger Bildung den Staat des Grofsen Kurfürsten zu befestigen, war die Aufgabe, welche Sophie Char- lotte in Verbindung mit Leibnitz verfolgte; die Stiftung unserer Ge- sellschaft war der Gründung des Königthums gleichzeitig und den universellen Gesichtspunkten des Philosophen wurde auf des Königs Befehl die Bestimmung zugefügt, dafs der Gelehrtenverein sich die Ehre deutscher Nation und der deutschen Sprache Reinheit be- sonders angelegen sein lasse. Diese Richtung, welche mit der Anweisung äufserer Zwecke der freien Entwickelung hinderlich war, trat unter Friedrich 11. zurück, und wenn der volksthümliche Charakter durch Einführung einer fremden Sprache anscheinend gänzlich verläugnet wurde, so erhielt die Gesellschaft durch die persönliche Betheiligung eines Königs, welcher der begeisterte Träger aller lebendigen Ideen, der wahre Repräsentant des Staats und der Held der deutschen Nation war, nicht nur einen seltnen Glanz, sondern auch eine öffentliche und nationale Bedeutung. Aus der gelehrten Societät wurde jetzt erst eine das ganze Gebiet des Denkens umfassende Akademie und ihres ausländi- schen Anstrichs ungeachtet war sie auf ihrem neuen Standpunkte für Preuflsen und Deutsehland unendlich wichtiger als bei dem 2332 Öffentliche Sitzung beschränkt patriotischen Gepräge, welches ihr ursprünglich zuge- muthet worden war. Das fremde Idiom war nicht durch Fürstenlaune bestimmt, sondern durch geschichtliche Verhältnisse; es war ein nothwendi- ger Durchgangspunkt, und mit dem Beginn unseres Jahrhunderts, als Frankreich äufserlich gröfser war, als je zuvor, vollzog sich mit der Wiedergeburt der Nation auch die Umwandlung der aka- demischen Sprache als eine geschichtliche Nothwendigkeit. Hum boldts Ansichten der Natur waren die erste deutsche Blüthe der in vaterländischem Geiste sich erneuernden Akademie. So ist unsere Akademie dem Fortschritt der vaterländischen Geschichte gefolgt und ein Stück derselben geworden, weil sie von Anfang an, wenn auch auswärtigen Anstalten nachgebildet, doch aus einbeimischem Bedürfnisse entstanden und nicht als ein Luxus- gegenstand eingeführt ist, der einmal zur Ausstattung einer euro- päischen Residenz gehört. So ist in der Stadt, wo die ersten Akademiker gelebt und auf schlichten Gartenbänken zusammen gesessen haben, aus pen- telischem Stein ein Prachtbau errichtet, dessen freigebiger Grün- der in edlem Eifer dem Bedürfnisse vorangeeilt ist, und dadurch seinen Landsleuten die schwierige Aufgabe gestellt hat, die weiten Marmorhallen, wenn sie vollendet sind, in entsprechender Weise zu füllen. Von unserer Akademie darf man ohne Selbstüberhebung sagen, dafs der Inhalt besser sei als das Gehäuse, und dafs wir unsere Ehre darin setzen, ohne äufserlichen Glanz unsere Arbeit zu thun, Unsere Stellung ist ja auch nicht der Art, dafs wir in vornehmer Zurückgezogenheit vom öffentlichen Dienste wie die Mitglieder eines alexandrinischen Museums leben könnten. Wir wollen keine Behörde sein zur Feststellung des Sprachgebrauchs und zur Nor- mirung des guten Geschmacks, keine ‘Etats generaux de la littera- ture’ wie Colbert sagte. Jede bevormundende Stellung der Art wäre in Deutschland eine Unmöglichkeit. Wir haben keine Sitze, wel- che man, wenn auch mit leiser Ironie, als ‘Sessel der Unsterblichen’ bezeichnen könnte. Unsere Akademie hat nie daran gedacht, sich als eine Corporation dem Volke gegenüber zu stellen, sie macht den Eintritt nicht zu einem Gegenstande ehrgeiziger Concurrenz, sie will durch ihre Wahlen keine Lorbeerkränze austheilen, son- dern dem Bedürfnifs entsprechend ihren Kreis ergänzen, dafs er vom 21. März 1872. 233 lebenskräftig erhalten werde; sie hält sich von aller Tagespolitik fern, sie will kein Schauplatz eitler Redekünste sein, kurz, das ist der Hauptpunkt, in welchem sich eine Akademie deutscher Männer bezeugt, dals sie von allem äufseren Tand fern, still und mit vollem Ernste nur darauf bedacht ist, dasjenige zu leisten, was als ein Theil der nationalen Arbeit ihr obliegt. Der nationalen Arbeit? höre ich fragen. Denn allerdings giebt es Viele, die davon keine Ahnung haben. Nicht nur der Hand- arbeiter, welcher durch das Fenster in das Zimmer eines Gelehr- ten sieht, hält denselben für einen ausgemachten Mülsiggänger und verwünscht die Ungleichheit des Besitzes, welche den Armen ver- hindere, so behaglich sein Leben zu versitzen, sondern auch unter den Gebildeten giebt es noch heute Viele, wie zur Zeit des Aristo- teles, denen der Philosoph sagen mulste, es sei eine arge Täu- schung, wenn man glaube, dafs ein thätiges Leben sich nothwen- dig auf die Aufsenwelt beziehen müsse und dafs nur diejenigen Gedanken praktisch seien, welche auf äufsere Resultate hinzielten denn in viel höherem Grade seien es die in sich selbst ihr Ziel habenden, ihrer selbst wegen angeregten Gedanken und Betrach- tungen. Wie diese Arbeit Gemeingut werde, ist nicht der Einzelnen Sorge; in der Arbeit selbst liegt der reichste Segen. Ist es doch inmitten einer auf allen Gebieten mit ihrem Ur- teile hin und her schwankenden Zeit die Wissenschaft allein, wel- che von Tageslaunen unbeirrt fest und sicher ihren Weg vorwärts geht. In ihr sammeln sich aus der zerstreuenden Welt immer wieder die Gedanken; die besten Geister des Volks fühlen sich in ihr verbunden, erhalten in ihr den Zusammenhang mit den Weisen der vergangenen Tage, üben sich in ihr immer aufs Neue, ohne jede Nebenabsicht der Wahrheit nachzugehen. Dieser Wahrheitstrieb, diese selbstverläugnende Arbeitsamkeit, diese treue und tapfere Ausdauer auch auf beschwerlichen, dürren und einsamen Wegen der Forschung ist ja — welcher Deutsche möchte es in Abrede stellen? — das beste Kapital der Nation, wel- ches für das gesammte Volksleben in Krieg und Frieden reichen Ertrag giebt. Die Wissenschaft ist ja kein Sonderbesitz der Gelehrten. Alle Volksgenossen, welche über die nächsten Bedürfnisse ihren Blick erheben, haben Theil an ihr; sie ist dem Aether gleich, der 234 Öffentliche Sitzung über den niederen Luftschichten rein und hell sich ausbreitet; jeder auf das Höhere gerichtete Mensch sucht durch ihn seine Brust zu erweitern und fühlt sich durch jeden Athemzug aus ihm erquickt. Die meisten können das wissenschaftliche Leben, in das sie durch ihre Jugendbildung eingeweiht sind, nur in Mufsestunden pflegen. Es ist aber für das Gesammtleben der Nation von un- schätzbarem Werthe, dafs es Männer giebt, deren Lebensberuf die Pflege der Wissenschaft ist, und zwar nicht in klösterlicher Ab- geschiedenheit, sondern inmitten der Gesellschaft, damit im Ver- kehre mit ihnen auch die Männer des praktischen Lebens Gelegen- heit haben, sich in der Welt des freien Gedankens heimisch zu erhalten und durch Erhebung in eine ideale Welt auch für des Tages Arbeit neue Kraft zu schöpfen. Denn wer auf das zunächst Vorliegende sich immer beschränkt, verliert auch für dies den klaren Blick und der Geist, welcher die Gymnastik des freien Denkens aufgiebt, muls seine Spannkraft einbülsen. Es ist aber auch für das Gemeinwesen heilsam, dafs die Pflege der Wissenschaften an einzelnen Stellen concentrirt und in gewissen Kreisen vereinigt werde, damit bei der auch hier fortschreitenden Arbeitstheilung die,Vertreter der verschiedenen Arbeitsfelder stetige Fühlung mit einander behalten und in ihrer Gesammtheit die vaterländische Wissenschaft nach allen in ihr lebendigen Richtun- gen darstellen. Denn so gewils es ist, dafs die Wahrheit unter allem Volk nur eine ist, so sind doch die Methoden der For- schung wie die Darstellung des Erforschten nach der Individualität der Völker verschieden. Unwillkürlich also werden die der Na- tion eigenthümlichen Kräfte in der wissenschaftlichen Arbeit zum Ausdruck kommen. Die Gefahr der Einseitigkeit aber wird da- durch vermieden, dafs die Akademie durch ihre Organisation an- gewiesen ist, mit dem Auslande ununterbrochenen Verkehr zu pfle- gen und darüber zu wachen, dafs der nationalen Wissenschaft keine fruchtbare Anregung verloren gehe. Die unmittelbar Zu- sammenarbeitenden aber bilden eine Genossenschaft, welche durch gegenseitige Achtung, durch offenes Vertrauen und durch Freund- schaft ihre sittliche Weihe erhält. Persönliche Annäherung führt das Interesse des Einzelnen über die Gränzen seines Fachs heraus und fördert eine fruchtbare Berührung getrennter Forschungsgebiete. Dafs aber auch bei uns das akademische Band kein äufserliches und zufälliges sei, wird uns selbst recht bewulst, wenn wir nach vom 21. März 1872. 235 dem Ausscheiden eines theuern Freundes uns Alle noch wie Ver- waiste vorkommen. Es ist aber die Akademie nicht nur ein Kreis von Forschern, sondern auch ein als Körperschaft wirkender, mit Rechten und Pflichten ausgestatteter Verein. Sie verwaltet die vom Staate ihr anvertrauten Mittel, um wissenschaftliche Untersuchungen zu Stande zu bringen, welche für Mathematik, Naturforschung, Litteratur und Geschichte von eingreifender Bedeutung sind, ihrer Umfänglichkeit wegen aber durch die Kräfte Einzelner nicht ausgeführt werden können; Naturbeobachtungen oder Berechnungen in grölserm Mals- stab, Urkundensammlungen, Herausgabe alter Schriftsteller, welche dadurch zum ersten Mal der gelehrten Welt recht zugänglich ge- macht werden. Das sind Ehrendenkmäler der Nation, äufserlich unscheinbar, aber geistig wirksam und lebendige Frucht schaffend für alle Zeit. Dazu kommen die wissenschaftlichen Arbeiten, welche von hier aus angeregt, geleitet, unterstützt werden, die von uns geforderten Gutachten oder von uns ausgehenden Anträge auf Förderung wissenschaftlicher Zwecke durch öffentliche Mittel, ferner die Pflege der Anstalten, welche auf klassischem Boden die Liebe unsers Königshauses zu Wissenschaft und Kunst bezeugen, die Ent- deckungsreisen in unbekannte Zonen, welche zum Andenken unsers grolsen Alexander von Humboldt ausgeführt werden — und es er- hellt, dafs die Thätigkeit, welche von diesen stillen Räumen aus- geht, eine mannigfaltige und mit allen Interessen des Vaterlandes eng verwachsene ist. Wenn wir also auf diesem Wege fortfahren, das Unsrige zu thun, damit die Fackel der Wissenschaft hell leuchtend dem nach- folgenden Geschlechte übergeben werde, so ist die Akademie kein fremdartiger Bestandtheil in der Reihe unserer vaterländischen An- stalten, kein Überrest aus dem Hausrathe der Zopfzeit, sondern ein lebendig wirkendes Glied im Organismus des Staats, ein Trä- ger seiner Ehre, eine Stütze seiner Kraft. Dann kann das ganze Volk mit uns dem Königshause dafür dankbar sein, dafs er unsere Akademie gegründet, gepflegt und bis heute in allen ihren Bestre- bungen so hochsinnig gefördert hat. Dann brauchen wir bei der Feier des Königlichen Geburtsfestes vor keinem andern Kreise scheu zurück zu weichen, als wenn wir am öffentlichen Leben und seinen Festen minder betheiligt wären; dann dürfen wir uns des 236 Öffentliche Sitzung vom 21. März 1872. persönlichen Verhältnisses zu dem Könige, unserm erhabenen Pro- tektor, mit Stolz und Freude rühmen und werden mit allem Volke einstimmen in den Segenswunsch, welcher morgen von den Alpen bis zum Meere durch alle deutschen Gaue klingt: Gott erhalte und beschirme Kaiser Wilhelm und begleite Ihn ferner mit seinem Segen, der Ihm bis dahin so sichtbar gefolgt ist! Hierauf las Hr. Haupt eine Abhandlung des Hrn. Droysen über eine Flugschrift von 1743 aus dem Cabinette Friedrichs des Grofsen. In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung sind folgende akademische Abhandlungen aus den Jahrgängen 1869 bis 1871 er- schienen: Dove, Darstellung der Wärmeerscheinungen durch fünftägige Mittel. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. EHRENBERG, Über die wachsende Kenntnifs des unsichtbaren Lebens als felsbildende Bacillarien in Californien. Preis: 2 Thlr. EHRENBERG, Übersicht der seit 1847 fortgesetzten Untersuchungen über das von der Atmosphäre unsichtbar getragene reiche organische Leben. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. EHRENBERG, Nachtrag zur Übersicht der organischen Atmosphärilien. Preis: 1 Thlr. HAGEN, Über die Bewegung des Wassers in cylindrischen, nahe horizonta- len Leitungen, und über die Bewegung des Wassers in vertikal abwärts gerichteten Röhren. Preis: 12 Sgr. HAGEN, Über den Seitendruck der Erde. Preis: 10 Sgr. Hasen, Über das Gesetz, wonach die Geschwindigkeit des strömenden Wassers mit der Entfernung vom Boden sich vergröfsert. Preis: 15 Sgr. KIRCHHOFF, Über die Tributlisten der Jahre Ol. 85, 2 — 87,1. Preis: 20 Sgr. ULRICH KÖHLER, Urkunden und Untersuchungen zur Geschichte des delisch- attischen Bundes. Preis: 4 Thlr. 20 Sgr. Lersiws, Über einige ägyptische Kunstformen und ihre Entwicklung. Preis: 15 Sgr. Lersıus, Die Metalle in den Aegyptischen Inschriften. Preis: 24 Thlr. Macsus, Über Emission, Absorption und Reflexion der bei niederer Tem- peratur ausgestrahlten Wärmearten. Preis: 15 Sgr. RAMMMELSBERG, Die chemische Natur der Meteoriten. Preis: 1 Thlr. 15 Sgr. REICHERT, Vergleichende anatomische Untersuchungen über Zoobotryon pellucidus Ehrenb. Preis: 2 Thlr. 10 Sgr. Roru, Über den Serpentin und die genetischen Beziehungen desselben. Preis: 14 Sgr. Rorn, Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine. Preis: 3 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. Rorn, Über die Lehre vom Metamorphismus und die Entstehung der kry- stallinischen Schiefer. Preis: 1 Thlr. 15 Sgr. ScHort, Altajische Studien, 4. Heft. Preis: 24 Sgr. H. A. ScuwArz, Bestimmung einer speciellen Minimalfläche. Eine von der Königl. Akad. d. Wiss. zu Berlin gekrönte Preis- schrift. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. WEBER, Über ein zum weifsen Yajor gehöriges phonetisches Compendium Preis: 26 Ser. ' ir. in, Ba, 5° ” a RT, £ ur a A nr; " br j BR ' r BET En h APR 7 ENDRRE Be 7 25 vlaiene BR VIE a er Be: kr TER. +: - ns: Be inet RER SE 6 sa KaHtLaChh salk nfaaiti od viren Eh £ u) ns Po xls ac re RER zina, wie re 4 DE nf>ziegin aaa: uagan; elle a Sa ar non ee su PTR ZEN ze re | das k arg h id ins wu er Ma en = sun wlan Albis ai NER [217, u sy 2 ir aalımı ol Zu ang we ib sd bus „az - ei A ßhe rt, dange Sie rreeee ai Wr ar Der ea winkt ob tulslhaiwiken) ih duecne ul dmlürngter deia azbafl ab. yraralı a Kar j . =. ‚ Ri, (1 ARE Z h ae te ‚Oo ae ot BR br nt zeigt = ui nu 5b tan Ban ee E von Ba AdE E zürıd eu ae uhren bee saure kin nr u Reh: sn‘ ER U allr £° : dan are naar wo. al Me RE urban ie yo ia bis wit A ‚notanöt =: ME “url are ArtslEopee pa SR ‚esta et tue, ae 5 AR et een B te zu ne; a0 MITTE or - udn arunudaiei asdseimang ” 4 ai [32977757 BR Ren, ren dulge ern ae MEE Funyme 2 a 3 23 ie x Kon a I a Hr ne ER uninite, lange Mohr Bar at Auıık Gen IE ef 3 BERTBR z ee Er . #2 Basisoannı sr EEE 2 Tr MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. April 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr Haupt. 8. April. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Hr. Kirchhoff las über die Schreibung von oizreigw. In des Euripides Medea 656 lesen die Hss. warsıgev maSoürev, worin die Vergleichung der entsprechenden Reihe der Strophe övr- megerov aiav einen Fehler erkennen läfst, welchen man bisher durch Musgraves Besserung wzrısev für endgültig beseitigt zu betrachten sich gewöhnt hatte. Neuerdings hat jedoch Nauck vorgeschlagen, dafür lieber die Futurform oi#reger zu setzen. Ich untersuche nicht, ob dem Zusammenhange der ganzen Stelle nach der Sinn des Aorist oder Futurs angemessener oder der des letzteren vielleicht gar nothwendig ist; aber ich kann nicht umhin Bedenken gegen die der vorgeschlagenen Verbesserung zu Grunde liegende Voraus- setzung zu erheben, als sei die gesetzte Futurform die zur Zeit der Abfassung der Medea (Ol. 87, 1) als regelrecht betrachtete oder übliche gewesen. Diese Form kommt meines Wissens in den uns erhaltenen Re- sten griechischer Litteratur überhaupt nur einmal vor, und zwar in einem Bruchstücke aus des Aeschylos Prometheus Avcousvos (193 bei Nauck), dessen sechster Vers nach der handschriftlichen Überlieferung bei Srabon 4, 183 folgendermafsen lautet: idwv Ö dunyavodvre 7 0 Zeus oixzrepeh [1872] 17 238 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse Aufserdem wird sie erwähnt und als Beweisinstanz angezogen in der Orthographie des Georgios Chöroboskos 243, 26: cizriow > 1 ı 6 ’ x x ar „ N, oizreipw die Tod ı yaaberaı zu dıe ars a db Toryyov. ey Ös ?o- ec > ’ ’ yorv Exceregee. To yao eirrigu die ToÜ ı ygahera die To eizrıglacv Yed- ’ nm wer nm BL. ’ r > n > ar \ Mr ' > besTau dıe TOU 1. za Ta 0 Atorsız arTıg9W FErJOUTI Aa ovYr Or- 5 repu est 6 nErruV. er yag Ennare ev vw ner AoVFI eyaı To 8, zu: ev FW Evasrurı To € Eygı za 7 Movov 9 MEra To ı euro Ey, ladvov neu cıov ven VER, Özgu Öeou, Mer ds Erzgou Puvnevros ciov zeiow mepW, Eysigw Eeryson, asigw asgı. Ei odv oirregu) Dumev Fov nErAcvre dic ToÜ 8, Öyrovorı 6 Evesrus die ns 2 ÖubSoyyou Yaaıperan. Die Quelle dieser Angaben ist im Wesentlichen Herodian, von dem fest steht, dafs er sich für die Schreibung ci#rs:5w entschieden hatte (vgl. die Auszüge aus der #«>o7ıy bei Lentz 1, 452, aus der Orthogra- phie ebend. 2, 462.491) und aus dem ohne allen Zweifel die In- stanz der aeolischen Form geschöpft ist, weshalb in der Schrift megt Movngous rebeus 43, 16 Lehrs das handschriftliche oimrepgu mit Recht in cizrizsw geändert hat. Auch sehe ich in der That nicht ein, was hindern könnte anzunehmen, dafs er sich auf die Futur- form oizregw berufen hatte, und dafs ihm eine Schreibung olzrıau bekannt war, welche zu verwerfen er sich veranlaflst sah. Ist dies richtig, so folgt, dafs die rageöcsıs zu Herodians Zeiten zwi- schen den beiden Schreibungen cizrısw und cizreisw schwankte, da- gegen in den gewifs seltenen Fällen, wo die Reste der älteren‘) Litteratur die Futurform boten, die Schreibung cizre:u) ohne Schwan- ken festhielt. Gestützt auf diese Form und die Analogie der übri- gen Worte auf zw entschied er sich für die Schreibung mit Diphthong, die Instanz der zu Gunsten der Schreibung mit : spre- chenden Bildungen cizrıguss cizrizuwv scheint er durch Berufung auf scheinbare, aber ganz unzutreffende Analogien, wie ?sirw !rr- mov, meiSw EmıScv u. ä. entkräftet zu haben; wie er sich dagegen mit der augenscheinlich nicht unbeachtet gelassenen aeolischen Form cizriogu, abgefunden hat, ist nicht ersichtlich. 1) Die spätgriechische Form des Futurs ist bekanntlich oixreıpyew, Aor. unteipnea, womit Bildungen wie olxreiencız, olxreienua zusammenhängen. Vgl. Lobeck zu Phrynichus S. 740 f. vom 8. April 1872. 239 Es ist indessen ganz unmöglich, sich bei seiner Entscheidung zu beruhigen, weil offenbar dabei die Elemente, auf welche sie zu gründen war, nicht richtig nach ihrem wahren Werthe gegenein- ander abgewogen worden sind. Denn gerade das, was als neben- sächlich betrachtet worden zu sein scheint, nämlich die aeolische Form eizriogw, wiegt von allen am schwersten und genügt allein für sich genommen, um die Ursprünglichkeit des :-Vokales und so- mit der Schreibung oizri“ ow aulser Frage zu stellen; keine son- stige Instanz kann ihm gegenüber irgend in das Gewicht fallen. Ebenso entschieden und unwiderleglich sprechen die von der aeoli- schen Form ganz unabhängigen Bildungen eizrıguos und olzripuuv für die Ächtheit und Ursprünglichkeit der Schreibung oizrig uw; denn es ist unzulässig, in diesen Formen das : als aus ursprüng- lichem : und unter Einwirkung der folgenden Consonantenverbindung secundär hervorgegangen zu erklären, wie vsrsucht worden ist (G. Curtius Gr. Et. 2. S. 642), da nicht ersichtlich ist, warum das s hier weniger fest geblieben sein sollte, als in den ganz analo- gen Fällen in Özgu SmEglace dysguos, und es ein wunderbarer Zu- fall genannt werden müfste, dafs auf dem Gebiete einer anderen eigenartigen Lautentwickelung das aeolische oizrigow gegen dzgaw omeggw Ayzggw unter andern Umständen dieselbe denn doch auch als irrational aufzufassende Erscheinung zeigte. Wenn nun neben die Schreibung mit einfachem Vokal die mit Diphthong z: getreten und später so zu ausschliefslicher Herrschaft gelangt ist, dafs sie die andere schon zu Herodians Zei- ten fast vollständig verdrängt hatte, so ist dies eine Thatsache, welche zwar unbestreitbar, aber für das, warum es sich hier han- delt, ohne jede entscheidende Bedeutung ist. Der Schreibung oiz- reiow mit &ı für oizrıw mit 7 stehen zahlreiche Analogien, wie EHE Mens TEILTE Teiravdgos Tersearszvos TeıSgesıos Bisiasıos zur Seite, Formen, in denen der Diphthong in der älteren Orthographie ausnahmslos fest ist, während später die Schreibung mit 7 sich ausschliefsliche Geltung zu verschaffen gewulst hat. Dafs in un- serem Falle umgekehrt später der Diphthong das Feld behauptete, hat seinen Grund unzweifelhaft darin, dafs er hier in der Analogie der scheinbar gleichartigen Formen $Seiaw smeisw u. S. w., in denen EI (früher E) aus begreiflichen Gründen von jeher fest gewesen war und blieb, eine Stütze Jand. 17? 240 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse Gegen die Ächtheit und Ursprünglichkeit der Schreibung oiz- row spricht sonach von allen in Betracht kommenden Momenten einzig die Futurform oizres» und offenbar hat der Umstand, dafs diese und nicht cizr’’ow in den Denkmälern der ältern Litteratur überliefert war, auf Herodians Urtheil einen so bestimmenden Ein- flufs ausgeübt, dafs neben dieser Instanz ihm alles übrige nicht in Betracht zu kommen schien. Allein es darf nicht aufser Acht ge- lassen werden, dafs aller Wahrscheinlichkeit nach die Zahl der Fälle, in denen das Futurum von cizreisw in der Litteratur über- haupt überliefert war, zu Herodians Zeiten verhältnilsmäfsig nicht gröfser war, als heut zu Tage, d. h. überaus gering, und dafs bei richtiger Würdigung dieses Umstandes im Verein mit den oben hervorgehobenen Momenten die Annahme durchaus berechtigt er- scheint, es sei, nachdem einmal die Schreibung des Präsens mit dem Diphthong durchgedrungen und in Folge davon im Sprachbe- wulstsein eizrsiow» mit dIeiw u.a. auf dieselbe Linie gestellt wor- den war, die Macht der falschen Analogie es gewesen, welche die falsche Futurform oizreg5 an Stelle der ächten cizrı9, zunächst im Sprachgebrauche einbürgerte.e. Nachdem dies einmal geschehen, war es unvermeidlich, dafs in der handschriftlichen Überlieferung der späteren Zeit die gemeine Form auch in diejenigen Denk- mäler einer ältern Periode eindrang, deren Verfasser correct oizrı2% gesprochen und geschrieben hatten. Die Seltenheit des Vorkom- mens der Futurform machte es möglich, dafs die Überlieferung schon des 2. Jahrh. nach unserer Zeitrechnung zufällig gar kein Beispiel mehr bot, in welchem die ächte Gestalt der Form erhal- ten gewesen wäre. Ist diese Auffassung des Sachverhaltes richtig, woran ich nicht zweifele, so haben wir in der Schreibung und Formenbildung von oizreisw drei Perioden zu unterscheiden, eine erste älteste, in der man oizr!gw wzrrg« und ein Futurum oizri’s% bildete, eine zweite des Überganges, während deren die Schreibung eizresw wz- reıse sich geltend zu machen begann, ohne dafs der Unterschied dieser Form von den scheinbar gleichartigen pFezw EpSerz= u. ä. sich im Sprachbewulstsein sofort verwischte, man also noch fort- fuhr das Futurum oiz#rı95 zu brauchen, und eine dritte und späte- teste, in welcher die Schreibung mit Diphthong im Präsens und Aorist zur ausschliefslichen Herrschaft gelangte und nun in Folge der eintretenden Trübung des Sprachbewulstseins auf Grund einer vom 8. April 1872. 241 scheinbaren, aber falschen Analogie ein Futurum cazreo# gebildet wurde. Der Gebrauch dieser späteren Zeit wurde dann mafsge- bend für die handschriftliche Überlieferung der litterarischen Denk- mäler auch der beiden vorhergehenden Zeiträume, die Autoren selbst aber haben sicher zu verschiedenen Zeiten einen verschiedenen Gebrauch befolgt: je älter sie sind, desto gröfser die Wahrschein- lichkeit, dafs für sie die Norm oizrig w oizrigu yzrıoa zu gel- ten habe. Wenigstens für Äschylos’ Zeit scheint mir letzteres unbestreit- bar. Ich berufe mich, um dies zu beweisen, auf das Zeugnifls der attischen Grabschrift von Sepolia, welche am genauesten von Ke- kule (die antiken Bildwerke im Theseion S. 159) herausgegeben worden ist: [Ei «sro]s zıs dns, eire Ezvos| @2.(2.)oSev ErSuv, Triy,ov oizrigels, avög’ ayaler, magırw, Ev more | bIussvor, vera non orscav|re. Taur amodupcjsevor ven ul; meayın ayaor. Ein mir vorliegender Abklatsch läfst an der Richtigkeit der Lesung oizrıo«s keinen Zweifel. Das Denkmal gehört dem alter- thümlichen Schriftcharakter wie der furchenförmigen Anordnung der Zeilen nach dem 6. Jahrh. vor unserer Zeitrechnung und zwar eher dem Anfang als dem Ende desselben an. In dieser Zeit also sprach und schrieb man oizrrgw oizrioW wzrro« und es ist un- glaublich, dafs schon zu Aeschylos’ Zeit, also in der ersten Hälfte des 5. Jahrh., der Gebrauch ein wesentlich anderer gewesen sein sollte. In dem oben angeführten Fragmente des Aeschylos muls ich darum oizrıge? für gefordert erachten, und würde für meine Person mich nicht scheuen, diese Form in den Text zu setzen. Fraglicher kann scheinen, wie der Gebrauch zu Euripides Zei- ten beschaffen war, und ich will gern zugeben, dafs sich das mit absoluter Sicherheit nicht mehr ausmachen läfst. Umsomehr aber ist Vorsicht geboten. Sollte in der Stelle der Medea, von der ich oben ausging, auch wirklich das Futurum durch den Sinn gefor- dert sein, woran ich zweifele, so bleibt doch immer das Beden- ken berechtigt, ob durch Einführung von cizrege? in den Text die Hand des Dichters wieder hergestellt oder ihm nicht vielmehr eine Form octroyirt werden würde, die vom Standpunkte des Sprach- gebrauchs seiner Zeit vielmehr als Unform zu bezeichnen wäre. 242 Gesammtsitzung 11. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Pringsheim las Beiträge zur Morphologie der Sphace- laceen. Hr. Rose legte vor: Weitere Bemerkungen über die durch Druck im Kalkspath hervorgebrachten Erscheinungen von E. Reusch in Tübingen. Anschliefsend an eine frühere Mittheilung über diesen Gegen- stand!) erlaube ich mir im Folgenden einige neue Beobachtungen hinzuzufügen. Am leichtesten erhält man die Zwillingslamellen in Plättchen von 1,5 bis 2 Mm. Dicke. Solche Plättchen verschafft man sich ohne Schlag und ohne Verletzung des Krystalls dadurch, dafs man eine nicht zu kurze rhombische Säule von etwa 10 Mm. Dicke an den stumpfen Säulenkanten zwischen Daumen und Zeig- finger der linken Hand festhält, und ein Messer unter der dem Zeig- finger zunächst liegenden spitzigen Ecke parallel der oberen Fläche ansetzt; übt man alsdann mit dem Messer einen Druck aus, wel- cher mehr auf Abheben eines Plättchens als auf Eindringen in den Krystall hinzielt, so fliegt gewöhnlich ein regelmäfsiges rhombisches Plättchen ab. Als Werkzeug zum Drücken dient ein Stück starken Stahl- draths, der unten in eine kleine polirte und gehärtete Halbkugel auslauft und oben mit einem passenden Handgriff versehen ist. Das abgerundete Ende einer starken Stricknadel mit einer kleinen Holzkugel als Griff kann zu allen Versuchen dienen. Die Ver- letzung des Krystalls an der Druckstelle fällt übrigens etwas ge- ringer aus, wenn man dem Ende des Stahldrahts die Form einer wohl abgerundeten Beilkante giebt, wobei jedoch beim Drücken die breite Seite in die Richtung der grofsen Diagonale der rhombischen Plättchen zu stellen ist. Als Unterlage der Plättchen beim Drücken dient ein Stück vulkanisirten Kautschuks, das auf eine ebene Platte von Spiegel- !) Monatsberichte d. Berl. Akadem. 1867. 11. April und Poggendorfis Ann. Bd. 132. S. 441. vom 11. April 1872. 243 glas oder Metall geklebt ist und einige Millimeter dick sein kann. Derselben Unterlage bediene ich mich auch zur Herstellung der Schlag- und Druckfiguren auf Glimmer. Zur Hervorbringung der Zwillingslamellen setzt man den Drücker senkrecht auf das Plättchen in der Nähe der kleinen Dia- gonale und verstärkt den Druck stetig; bald sieht man im Innern ein Rechteck mit farbigen, den kurzen Kanten parallelen Streifen aufblitzen und hört ein kleines Knirschen. Fährt man fort zu drücken, so erhält man eine den ganzen Querschnitt durchsetzende Zwillingslamelle, deren äufsere Grenzflächen sich scharf von den grofsen Flächen des Plättchens abheben und unter Umständen gut spiegeln. In einem dünnen Plättchen kann man dicht neben ein- ander eine ganze Reihe von Zwillingslamellen eindrücken und so das Plättchen erheblich deformiren, ohne dafs sein Zusammenhang irgendwie leidet. Natürlich ereignet es sich ab und zu, dafs die Plättchen beim Drücken nach Rhomboäderflächen platzen, nament- lich wenn sie hohl liegen, was möglichst zu vermeiden ist. Läfst man mit dem Drucke nach sobald das farbige Rechteck aufgeblitzt ist, aber den Umfang des Plättchens noch nicht erreicht hat, so kann zweierlei geschehen: entweder das Rechteck erhält sich, oder es verschwindet spurlos wieder. Im letzteren Falle kann es sich treffen, dafs mehreremal hintereiuander bei erneutem Druck das Rechteck wieder erscheint und beim Nachlassen wieder verschwindet, so dafs man Mühe hat die Erscheinung zum Stehen zu bringen. Manchmal kann ein stehengebliebenes Rechteck plötz- lich dadurch verschwinden, dafs man in seiner Nachbarschaft ein neues eindrückt oder einzudrücken versucht. Platzt hierbei das Plättchen, so können ebenfalls mehrere schon eingepresste Recht- ecke in Folge der das Brechen begleitenden Erschütterung ver- schwinden. Erwärmt man ein Plättchen, das sowohl eine durchgehende Zwillingslamelle, als ein nicht bis zum Umfang reichendes Recht- eck enthält, so verschwindet das letztere, während die erstere keine Veränderung erleidet. Gewöhnlich mache ich den Versuch in der Art, dafs ich das in einer Pincette gehaltene Plättchen von Oben langsam in die Flamme einer kleinen Spirituslampe bringe, mehr- mals in derselben hin und herbewege und dann das Verschwinden wo möglich aufserhalb der Flamme mit einer Lupe beobachte. 244 Gesammtsitzung Besser wird aber das Plättchen auf eine von unten erhitzte Metall- platte gelegt, und zwar so, dafs man das Rechteck deutlich sieht. Zwischen den durchgehenden Zwillingslamellen und den nicht bis zum Umfang reichenden Rechtecken besteht somit ein erheb- licher Unterschied. Während man die dünnste wirkliche Zwillings- lamelle mit dem über die Fläche hingeführten Fingernagel als einen deutlichen Absatz erkennt, so fühlt man über den Rechtecken nichts davon, und auch im reflectirten Lichte ist kaum etwas zu bemer- ken. Besonders characteristisch ist aber der Unterschied des im Innern an den Lamellen selbst reflectirten Lichtes. Im Allgemei- nen reflectiren wirkliche reine Zwischenlamellen von einiger Dicke auf der ganzen Fläche ein gleichförmiges Weiss; die Rechtecke dagegen zeigen die schon erwähnten Farbenstreifen. Von der Druckstelle an hat man nach beiden Seiten hin Farben niederer Ordnung und dies deutet auf eine Lamelle, deren Dicke gegen die Enden des Rechtecks stetig abnimmt, wie der Querschnitt einer sehr flachen dünnen Linse. An der Druckstelle selber habe ich Farben der dritten und vierten Ordnung gesehen; die Erscheinung wird übrigens oft dadurch complieirt, dafs gleichzeitig zwei oder mehrere Rechtecke in kleinem Abstand auftreten, und auch in der Nähe einer wirklichen Zwillingslamelle trifft man oft Rechtecke, welche derselben ein farbig gestreiftes Ansehen geben. Über die Natur dieser inneren Lamellen kann man verschie- dener Ansicht sein; man kann geneigt sein, dieselben einfach für Sprünge zu halten, die durch Einkeilung von Massentheilchen klaf- fend erhalten werden. Dieser Ansicht möchte ich aus folgenden Gründen nicht beipflichten: zerbricht man ein Plättchen, das ein Rechteck enthält, in der Art, dafs die Bruchfläche das Rechteck durchsetzt, so verschwinden auch jetzt noch beim Erwärmen die Lamellen in beiden Bruchstücken, während ein Sprung mit gröfse- rer Wahrscheinlichkeit weiter reissen würde. Setzt man den Drücker nicht auf die kleine Diagonale, sondern in einigem Ab- stand von derselben auf, so kann man es dahin bringen, dafs das Rechteck mit einem Ende den der Druckstelle näheren Theil des Umfangs erreicht, das andere Ende aber noch innerhalb des Um- fangs bleibt. Erwärmt man nun, so bleibt ein Theil des Recht- ecks stehen, welcher den Umfang erreicht hat, während der grös- sere übrige Theil verschwindet. Dieser Versuch führt zu der, wie vom 11. April 1872. 245 ich glaube, richtigeren Auffassung, dafs in diesen Rechtecken die Kalkspathmoleküle in einer gezwungenen aber labilen Zwischen- stellung sich befinden. In meiner früheren Mittheilung habe ich mit Zuziehung einer Figur den Hergang bei der Entstehung wirklicher Zwillingslamel- len zu erklären versucht. Mit Bezug auf jene Figur und die im Obigen beigebrachten Thatsachen glaube ich nunmehr sagen zu können, dafs durch einen lokalen Druck die Moleküle ab, mn, de einer dünnen Lamelle abed eine theilweise nicht den ganzen zum Hauptschnitt senkrechten Querschnitt gleichmälsig ergreifende Um- stellung erfahren können, vermöge deren dieselben irgend eine der Stellungen zwischen den stabilen Gleichgewichtslagen ab, a’b, mn, m’n annehmen. An der Druckstelle ist die Umstellung am gröfs- ten und nimmt von da nach beiden Seiten ab. In den beiderseits nicht an den Umfang reichenden Rechtecken hat wohl auch die gröfste Umstellung noch nicht die Halbirungslinie des Winkels mnm’ erreicht; in einem einerseits bis zum Umfang reichenden Rechteck kann die Umstellung jene Linie erreicht und überschritten haben. Man begreift so einigermafsen das spurlose Verschwinden der La- mellen erster Art und das theilweise Stehenbleiben der Lamellen zweiter Art, sofern bei einer Lösung des inneren Zwangs die Mo- leküle ihren nächst liegenden Gleichgewichtslagen zustreben werden. Wenn ein dickeres Stück Kalkspath durch Druck, Stofs oder sonstige Milshandlung eine Anregung zur Umstellung seiner Mole- küle erhalten hat, so kann es sich treffen, dafs eine hierdurch ent- standene Zwischenlamelle stetig in eine Lamelle mit unvollständig umgelegten Molekülen übergeht und mit nnregelmäfsiger Begrenzung im Innern des Krystalls verlauft, und hierin liegt, wie ich glaube, eine wesentliche Ergänzung meiner früheren Auffassung. Die in den Sammlungen aufbewahrten Prachtstücke mit Zwillingslamellen zeigen die eben erwähnte Erscheinung oft in recht auffallendem Grade, und aufserdem noch in vielen glänzenden Stellen Spuren einer förmlichen Ablösung nach einer Fläche des ersten stumpfen Rhomboö&ders. Das Studium der Krystalle bietet somit eine von der Krystal- logenesis unabhängige pathologisch-anatomische Seite, deren ge- nauere Erforschung gewifs nicht ohne Interesse ist. In Betreff des Steinsalzes habe ich schon in meiner früberen Mittheilung einiges 246 Gesammtsitzung Hierhergehörige beigebracht; in Betreff des Glimmers hoffe ich in kurzer Zeit Beobachtungen in gleicher Richtung vorlegen zu können. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Statuten des akademischen Vereins der Naturhistoriker an der Wiener Uni- versität. Wien 1872. 8. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen-Wesen im Preufs. Staate. 19. Bd. 6. Lief. Berlin 1871. 4. Verhandlungen der k. k. zool.-botan. Gesellschaft in Wien. 21. Bd. Wien 1 ueickı Bier Vierteljahresschrift der Astronom. Gesellschaft. 7. Jahrg. 1. Heft. Leipzig 1872., 8. Astronomische Nachrichten. 78. Bd. Altona 1872. 4. v. Kokscharow, Materialien zur Mineralogie Ru/slands. 6. Bd., 1—13 u. Atlas. St. Petersburg 1870. 8. — Über Wei/sbleierzkrystalle. Petersburg 1871. 4. Publications de la section historique de U'Institut de Luxembourg. Luxem- bourg 1870. 4. Rajendralala Mitra, Notices of Sanscrit Mss. no. 3. Caleutta 1871. 8. Commission meteorologique de Lyon. Annee 26. Lyon 1871. 8. Schriften, herausgegeben vom botanischen Garten in Petersburg. 1,1. Pe- tersburg 1871. 8. Du Goubareff, Renovation” sociale. Paris 1872. 8. S. Birch, The casket of gems. London 1872. 8. Grosha, Durga Puja. Calcutta 1871. 8. vom 18. April 1872. 247 18. April, Gesammtsitzung der Akademie. E namik. Die Theorie der elektrodynamischen Wirkungen hat aufser ihrem unmittelbaren Interesse für das Verständnis dieses wichti- gen und reichen Zweiges der Physik ein noch bedeutenderes und allgemeineres für die Grundprineipien der Mechanik überhaupt. Die übrigen bekannten Wirkungen in die Ferne lassen sich leicht und vollständig auf anziehende und abstofsende Kräfte von Massen- puneten zurückführen, wobei die Intensität dieser Kräfte nur von den gegenseitigen Entfernungen der betreffenden Punkte, nicht von ihrer Bewegung abhängt. Auch die bis jetzt bekannten Wirkun- gen zwischen den Molekeln lassen sich entweder ganz auf solche Kräfte zurückführen, oder sind doch wenigstens in ihrer ganzen Erscheinungsweise den Wirkungen, welche die Schwere hervor- bringt, so ähnlich, dafs wir keine Schwierigkeit finden, sie uns als Wirkungen von Kräften ähnlichen Charakters vorzustellen. Allein die elektrodynamischen machen eine Ausnahme; sie bilden eine Klasse von Fernwirkungen, die nur durch einen Bewegungszustand des wirkenden Agens, der Elektrieität, hervorgebracht werden, einen Bewegungszustand, der sich als solcher durch eine ganze Reihe von Erscheinungen, durch Wärmeentwickelung in den Stromleitern, elmholtz las über die Theorie der Elektrody- durch chemische Zersetzung in den flüssigen Leitern u. s. w. zu er- kennen giebt. Die factischen Gesetze der Erscheinungsweise dieser Kräfte sind der Hauptsache nach gut bekannt, und von Herrn F. E. Neumann (dem Vater) auf einem verhältnifsmäfsig ein- fachen Ausdruck zurückgeführt worden, welcher aber nicht die Wirkung von Massenpunct auf Massenpunct, sondern von einem linearen Stromelement auf das andere giebt. Ich selbst habe den Neumannschen Potentialausdruck in einem im 72. Bande des Journals für reine und angewandte Mathematik ver- öffentlichten Aufsatze eine allgemeinere Form gegeben, in welcher er auch die aus den Theorien von W. Weber und Maxwell hervorgegangenen abweichenden Potentialausdrücke für je zwei Stromelemente umfafst. Für geschlossene Ströme geben alle diese Ausdrücke die gleichen Resultate; dagegen für ungeschlossene, deren Wirkungen praktisch freilich noch wenig untersucht sind, ergeben sie Unterschiede. Der Plan meiner Arbeit war hauptsächlich 248 Gesammtsitzung diejenigen Unterschiede aufzusuchen, welche etwa bei ausführbaren Versuchen entdeckt werden könnten. Dabei ist zu bemerken, dafs die verschiedenen, von mir gebildeten Potentialausdrücke sich von einander nur durch eine Constante (in meiner Arbeit mit k be- zeichnet) unterscheiden. Neumanns Ausdruck erhält man, wenn man k= +1 setzt, Maxwell’s wenn k=0, W. Weber’s k = —1. Die Untersuchung ergab, dafs die Ausdrücke mit ne- gativem k zu unmöglichen Folgerungen führten, nämlich zu einem labilen Gleichgewicht der Elektrieität in Leitern, welches, wenn einmal gestört, zu unendlich grofsen Stromintensitäten und unend- lich grofsen Ladungen führen konnte. Die Ausdrücke mit posi- tivem k dagegen, oder mit k = 0, ergaben stabiles Gleichgewicht, und auch für ungeschlossene Ströme nur solche Unterschiede, wie sie mit unseren bisherigen experimentellen Hilfsmitteln kaum werden entdeckt werden können, so dafs also, was in der mathematischen Fassung des Gesetzes noch zweifelhaft ist, nämlich der Werth der Constante k, für die experimentelle Anwendung zunächst noch als einflulslos erscheint. Diese Ausdrücke für das Potential je zweier Stromelemente sind nun aber offenbar keine elementaren Ausdrücke der letzten wirkenden Kräfte; sie führen nämlich für jedes Stromelement, wenn man sich dieses als festen Körper denkt, auf mindestens zwei Kräfte, oder auf eine Kraft und ein Kräftepaar; und die Gröfse, zum Theil auch die Richtung dieser Kräfte hängt ab nicht blos von der Lage der Elemente, sondern auch von der Geschwindig- keit der elektrischen Ströme. Die Inductionserscheinungen sind nur indireet durch Vermittelung des Gesetzes von der Erhaltung der Energie aus dem elektrodynamischen Potentiale abgeleitet. Unter den weiter eindringenden Hypothesen, welche die ele- mentaren Kräfte zu ermitteln suchen, die den elektrodynamischen Erscheinungen zu Grunde liegen, sind namentlich zwei zu er- wähnen. Herr Cl. Maxwell hat die Annahme von Fernkräften fallen lassen, und nimmt an dafs die sämmtlichen magnetischen, elektrostatischen und elektrodynamischen Wirkungen durch Fort- pflanzung molecularer Bewegungen und Kräfte in einem den Raum ausfüllenden elastischen Medium in die Ferne übertragen werden. Da die Theorie für dieses Medium schliefslich die Fähigkeit, Oseil- lationen auszuführen ergiebt, die denen des Lichts vollkommen ähnlich sind, und auch die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lich- vom 18. April 1872. 249 tes haben, so würde dieses Medium mit dem Lichtäther zu iden- tifieiren sein. Für die Einwirkung benachbarter Volumenelemente dieses Medium auf einander nimmt er allerdings Gesetze an, die von denen der uns bekannten elastischen Körper wesentlich ab- weichen. Aber er hat gezeigt, dafs diese Art gegenseitiger Ein- wirkung, wie er sie den Volumenelementen des Äthers zuschreibt, in der That durch eine mechanische Combination fest elastischer Körper wirklich hergestellt werden könnte. Es würde dazu ein System von Zellen mit elastischen Wänden und kugeligen Hohl- räumen angenommen werden müssen, in denen elastische Kugeln rotiren können, die durch die Centrifugalkraft abgeplattet werden. Zwischen ihnen müfsten in den Wänden der Zellen selbst, wie Frietionsrollen andere Kugeln von unveränderlichem Volumen lie- gen. Diese würden frei rotiren können, ihr Schwerpunct aber in isolirenden Medien sich nur durch elastisches Nachgeben der Zellenwand verschieben, in leitenden Medien dagegen bei jeder Ver- schiebung einen einer Reibung in einer zähen Flüssigkeit ähnlichen Widerstand erleiden müssen. Die Übertragung der Bewegung zwi- schen diesen Kugeln würde nur durch die Adhäsion ihrer Ober- flächen aneinander geschehen. Verschiebung der zuletzt genann- ten Kugeln giebt dielektrische Polarisation des Medium, Fort- strömen derselben einen elektrischen Strom; Rotation der elasti- schen Kugeln entspricht der Magnetisirung des Medium, die Rota- tionsaxe ist die Richtung der magnetischen Kraft. Wenn nun auch die Vorstellung eines solchen molecularen Baus des raumfüllenden Äthers unserer Einbildungskraft als zu künstlich widerstreben mag, so scheint mir doch die Hypothese von Maxwell deshalb sehr wichtig zu sein, weil sie den Beweis führt, dafs in den elektrodynamischen Erscheinungen nichts liegt, was uns zwänge, sie auf eine ganz abweichende Art von Natur- kräften zurückzuführen, auf Kräfte, die nicht blos von der Lage der betreffenden Massen, sondern auch von ihrer Bewegung ab- hängen. In der That läfst sich aus der Annahme derjenigen gegen- seitigen Reactionen der Volumenelemente des Äthers gegen einander, welche Herr Maxwell angenommen hat, eine vollständige, und mathematisch sehr elegante Theorie der sämmtlichen elektrischen, magnetischen, elektrodynamischen und Inductionserscheinungen ent- wickeln, und dieselbe Theorie giebt auch noch von den Erschei- nungen des Lichts Rechenschaft. 250 Gesammtsitzung Die Theorie von Herrn Weber dagegen leitet die Erklärung der elektrodynamischen Wirkungen aus Fernkräften eigenthümlicher Art ab, welche zwischen den elektrischen Massenpuncten wirken, und gleichzeitig von den Entfernungen, den relativen Bewegungen und den relativen Beschleunigungen je zweier Punkte gegen einander abhängen sollen. Diese Theorie giebt verhältnilsmäfsig einfache Erklärungen der elektrodynamischen Anziehungen und der In- ductionswirkungen in linearen Leitern, und ihre analytischen Fol- gerungen stimmten für alle an linearen geschlossenen Strömen zu beobachtenden Erscheinungen vollständig mit den Folgerungen des von Herrn F. E. Neumann aus den Erscheinungen abgeleiteten Potentialgesetzes. Die Theorie von Weber, welche älter, als die erwähnte von Cl. Maxwell ist, wurde deshalb auch, namentlich von den Deutschen Physikern, in sehr günstiger Weise aufgenom- men. Sie hatte und behält übrigens entschieden das Verdienst eines jeden scharfsinnigen und originellen Gedankens, welcher neue Bahnen in der Wissenschaft zu betreten strebt, wenn die alten Pfade in unentwirrbares Dickicht zu führen scheinen. Ich brauche hier wohl nicht hervorzuheben, dafs der Werth eines sol- chen Versuches neue Wege zu eröfinen, wenn er dem Stande der Wissenschaft zu der Zeit genügte, wo er aufgestellt wurde, nicht geschmälert wird, wenn sich nach 25jährigen weiteren Fortschritten der Wissenschaft die Unmöglichkeit herausstellen sollte, ihn durch- zuführen. Auch dann ist ein solcher Versuch nicht fruchtlos ge- wesen. Eine Recognoscirung unbekannten Terrains, was neben der bisher eingehaltenen Strafse liegt, wenn sie sorgfältig und scharfsinnig durchgeführt ist, behält ihren Werth, auch wenn sie nur lehren sollte, dafs aufser der grolsen Stralse kein Weg existirt. Es war durch die Webersche Hypothese eine für die Prin- eipien der Naturwissenschaft höchst bedeutende Frage zum ersten Male zur Prüfung an thatsächlichen Problemen gelangt, nämlich die, ob elementare, nicht weiter zerlegbare Kräfte angenommen werden müssen, die nicht blos von der Lage, sondern auch von der Bewegung der wirkenden Puncte abhängig sind. Ich selbst hatte schon in meiner Schrift: „über die Erhaltung der Kraft“ hervorgehoben, dafs Kräfte, die nur von der Entfernung und den Geschwindigkeiten, d.h. also von den Coordinaten der Punkte und von deren ersten Differentialquotienten abhängen, das allgemeine Naturgesetz von der Erhaltung der Energie, welches sich auch in vom 18. April 1872. 251 den elektrodynamischen Erscheinungen durchaus bestätigt, noth- wendig verletzen müssen. Dagegen diesen .noch complieirteren Fall, welchen das Webersche Gesetz aufstellt, wo die Kräfte von den Coordinaten und von den ersten und zweiten Differential- quotienten derselben nach der Zeit abhängen, hatte ich damals nicht berücksichtigt, und dieser Fall ist mit einer etwas erweiter- ten Form des Gesetzes von der Erhaltung der Energie allerdings vereinbar. Nennen wir lebendige Kraft oder actuelle Ener- gie, wie es immer bisher geschehen ist, die Summe der bewegten trägen Massen, jede multiplieirt mit dem halben Quadrate ihrer Geschwindigkeit, so ist in der gewöhnliehen Form des Gesetzes die Gröfse, welehe ich Quantität der Spannkräfte, die eng- lischen Physiker potentielle Energie genannt haben, eine Func- tion der Coordinaten der bewegten Puncte allein, und das Gesetz von der Erhaltung der Energie sagt aus, dals die Summe der actuellen und potentiellen Energie bei jeder von aufsen her nicht beeinflufsten Bewegung eines Massensystems constant bleibe. Findet aber unter Einwirkung äufserer Kräfte ein in selbst zurücklaufender Cirkelprocels statt, an dessen Ende sämmtliche Puncte des Massensystems genau dieselbe Lage, und das Ganze dieselbe lebendige Kraft wie im Anfang hat, so mufs die Summe der dabei von aufsen empfangenen und nach aufsen abgegebenen Arbeit gleich Null sein, so dafs durch keine Wiederholung des Cirkelprocesses dauernd Arbeit gewonnen oder vernichtet werden kann. Wäre ersteres der Fall, so wäre dadurch ein ewig fort- laufender Gewinn von Arbeit, ohne fortschreitende Veränderung des betreffenden Massensystems möglich, und ein Perpetuum mo- bile construirbar. Die Webersche Erweiterung des Gesetzes von der Energie macht nun auch den Werth der potentiellen Energie zu einer Function nicht blos der Lage, sondern auch der Geschwindigkeiten der Massenpuncte. Auch unter dieser Annahme wird durch keinen Kreisproce[s, der die sämmtlichen Massen des Systems nicht blos in die anfänglichen Lagen, sondern auch alle einzeln in die an- fänglichen Geschwindigkeiten zurückführt, mehr Arbeit nach aufsen abzugeben als von aulsen aufzunehmen sein, weil eben jene Gröfsen, der actuellen und potentiellen Energie, welche das Maafs der Ar- beit bilden, zu Ende jedes solchen Kreisprocesses dieselben sind, wie zu Anfang. 252 Gesammtsitzung Unter diesen Umständen, werden aber die Werthe der Kräfte nothwendig zweite Differentialquotienten der Coordinaten enthalten müssen, weil die Summe der den einzelnen Punkten und einzelnen Coordinataxen entsprechenden Krafteomponenten, jede multiplieirt mit der entsprechenden Geschwindigkeitscomponente, dem Diffe- rentialquotienten der potentiellen Energie nach der Zeit genommen gleich sein mufs, und letzterer unter der gemachten Voraussetzung nothwendig auch die zweiten Differentialquotienten der Coordinaten nach der Zeit enthält. In Bezug auf die vollkommenen Kreisprocesse hat Herr W. Weber') den Beweis geführt, dafs. seine Annahme über den Werth der elektrischen Kräfte keine Erzeugung von Arbeit ohne entsprechenden Verbrauch arbeitsfähiger Kräfte zulasse. Andrerseits hatten mich Anwendungen, die ich von den aus Weber’s Annahme von Kirchhoff hergeleiteten Differentialglei- chungen zu machen suchte, zu der Entdeckung geführt, dafs diese einem labilen Gleichgewichtszustande der Elektrieität in Leitern entsprächen, und dafs danach Strömungen sich entwickeln könnten, die zu unendlichen Stromstärken und unendlichen elektrischen Dichtigkeiten führten. Entgegnungen von Herrn W. Weber und Herrn C. Neu- mann haben mich zu einer Wiederaufnahme und Verallgemeine- rung dieser Untersuchungen geführt, von denen ich der Akademie hier kurz die Resultate vorlegen will’). Wenn man eine Anzahl von beliebig vielen Massenpuncten hat, deren träge Masse mit »„ bezeichnet werden mag, welche alle oder zum Theil auch Quanta von Elektrieität enthalten, die nach elektrostatischem Maals gemessen, mit e, bezeichnet werden mögen, wenn ferner r„,, die Entfernung der Punkte n und m ist, und q,„ die resultirende Geschwindigkeit des Punctes n, >,„ der Winkel, 1) Elektrodynamische Maafsbestimmungen, insbesondere über das Prin- cip der Erhaltung der Energie im X. Bande der Abh. d. matlı.-phys. Classe der Königl. Sächsischen Ges. der Wissenschaften 1871. — Den Werth des Potentials hat derselbe Autor schon in Poggendorffs Annalen 1848 Bd. 73 S. 229 gegeben. 2) Die ausführliche Veröffentlichung der betreffenden Untersuchung wird im Journal für reine und angewandte Mathematik geschehen. vom 18. April 1872. 253 den sie mit der über » hinaus verlängerten Richtung der Linie "„m macht, so ist der Werth 1) des elektrostatischen Potentials: 2) des elektrodynamischen Potentials 1 c = o Serler=e 32 [> "In" Im’ 608 (I, ) .c08 (Sm B] nm Wir setzen ferner die Grölse 1 e — —2| —.co8’(3 Pr cc Ex ( “Ai und bezeichnen die potentielle Energie der übrigen Kräfte, welche auf die trägen Massen wirken, mit V. Dann wird die Gleichung, welche in Herrn Weber’s Sinne die Erhaltung der Kraft aus- drückt: >= [@ — 1.) | +P+V—- Q= Const. Die hier vorkommende Summe, welche die Stelle der lebendigen Kraft vertritt, und die wir mit ZL bezeichnen wollen, unterscheidet sich von der gewöhnlichen Form dieses Ausdrucks dadurch, dafs die nothwendig positiven Quadrate der g„ nicht allein mit den nothwendig positiven trägen Massen #,„ multiplieirt sind, sondern dafs statt dieser letzteren die Differenzen (#„ — e,p,„) als Coeffi- cienten der Quadrate eintreten. Diese Differenzen können aber auch negativ werden da „, jedenfalls reducirt werden kann bis auf die auch von Herrn Weber und ©. Neumann doch immer als aufserordentlich klein angesehene träge Masse des elektrischen Quantum e,, die Grölse p, aber eine nach Art der Potentialfunc- tionen gebildete Function ist, die von beliebig grofsen elektrischen Massen herrühren kann. Wenn nun e,p, >, So besälse der Punkt e, gleichsam negative Masse. Beschleunigung seiner Bewegung würde einer Verminderung der lebendigen Kraft entsprechen. Bestände die lebendige Kraft L aus einer Anzahl positiver und negativer Glieder dieser Art, so würde sie einen unveränderten endlichen Werth erhalten können, während [1872] 18 254 Gesammtsitzung ihre negativen, wie ihre positiven Glieder in das Unendliche wachsen. Am einfachsten stellen sich diese Verhältnisse dar, wenn man nur eine der Massen # sich bewegt denkt und die übrigen auf einer die Masse » umgebenden Kugelfläche gleichmälsig ausgebrei- tet und festhaftend (etwa an der Fläche eines Isolators). Dann werden p und P Constanten, die von der Lage des Punctes « in der Kugel unabhängig sind, ferner ist Q=0 und die Gleichung reducirt sich auf (u — ep)gq’ +V = Const. Ist nun das Quantum der Elektrieität auf der Kugel grofs genug, dafs ep>w, so müssen q” und V gleichzeitig wachsen und ab- nehmen. Bewegt sich » in einer Richtung, welche der von V re- präsentirten Kraft entgegengesetzt ist, so wächst V und die Geschwindigkeit g mufs zunehmen. Bewegt sich » dagegen in Richtung der Kraft, so nimmt im Gegentheil die Ge- schwindigkeit ab. Bewegt sich « auf vorgeschriebener Bahn gegen eine Kraft, die ihm immer widersteht, zum Beispiel gegen eine Reibung, so mufs seine Geschwindigkeit fortdauernd und in das Unendliche zunehmen, womit auch Wärmeerzeugung in das Unendliche verbunden wäre. Stöfst die Masse auf ihrem Wege immer von neuem gegen eine ihr in den Weg gelegte grölsere träge elastische Masse, so wird sie diese fortstofsen und selbst bei jedem Stolse an Geschwindigkeit zunehmen, um den nächsten - Stols noch kräftiger zu vollführen. Dadurch wäre offenbar ein Perpetuum mobile gegeben. Ich bemerke hierbei, dafs wenn man die linearen Dimensionen der elektrischen Kugelschicht auf das nfache wachsen läfst, aber die Dichtigkeit unverändert erhält, die Gröfse p auf das nfache steigt, so dafs wir sie trotz immer steigender Entfernung der wir- kenden Masse beliebig grofs werden lassen können. Es handelt sich hierbei also keineswegs um Wirkungen in molecularen Distan- zen sondern um Fernwirkungen der Weberschen Kräfte. Der von mir früher nachgewiesene Fall, in welchem die Masse « unendliche Geschwindigkeit erhält, beruhte darauf, dafs dies immer geschehen mufs, so oft sie unter Wirkung einer be- schleunigenden Kraft irgendwo hinkommt, wo der die Masse ver- vom 18. April 1872. 255 tretende Coffieient («— pe) = 0 wird, weil die Masse Null durch eine endliche Kraft eine unendliche Beschleunigung erhält. Übrigens ist in meiner gegenwärtigen Arbeit nachgewiesen, dafs dies weder nothwen- dig nur in molecularen Distanzen geschieht, noch unendliche Anfangs- geschwindigkeit erfordert, wenn nur die elektrischen Massen hin- reichend grofs gewählt werden, und auf dem ganzen Wege der beiden Massen eine äufsere Kraft einwirkt, die sie gegen einander treibt, und welche stark genug ist ihre elektrostatische Abstofsung zu überwinden. Dadurch werden die Einwände beseitigt, welche Herr W. Weber gegen eine der in meiner früheren Arbeit aus seiner Theo- rie abgeleiteten physikalich unmöglichen Consequenzen erhoben hatte. Herr C. Neumann hat in seinen neuesten Elektrodynami- schen Untersuchungen seine Zustimmung zu den Weberschen Einwänden ausgesprochen, und seinerseits die von mir nachge- wiesenen Unzulänglichkeiten der Theorie zu beseitigen gesucht, in- dem er eine Änderung des Weberschen Ausdrucks für sehr kleine Distanzen eingeführt hat. Dafs eine solche die besprochenen phy- sikalischen Unmöglichkeiten nicht beseitigen kann, ist aus dem eben Gesagten leicht ersichtlich. Auch für die elektrischen Ströme kann die Einführung irgend welcher molecularen Vorgänge, Bewegungen oder Kräfte das la- bile Gleichgewicht nicht beseitigen, weil bei nfacher Vergröfserung der Dimensionen und ungeänderten elektrischen Dichtigkeiten, das Arbeitsäquivalent der Molecularprocesse nur wie n?, das der Po- tentiale aber wie n* oder n° wächst, je nachdem sie von Flächen oder Räumen herrühren, so dafs letztere, wenn sie eine Arbeitsgröfse repräsentiren, welche kleiner ist, als im ruhenden Gleichgewichte der Elektricität, bei genügender Vergröfserung immer das Über- gewicht erhalten. Wenn sich überall gleich grofse Quanta posi- tiver und negativer Elektrieität in entgegengesetzten Richtungen bewegen, heben sich die Grölsen p, weg, aber das elektrodynami- sche Potential (— @) kann kleiner als Null werden. Dafs aber eine solche Vertheilung der elektrischen Dichtigkeiten und Ströme vorkommen kann, zeigt ganz unabhängig von den Differential- gleichungen, die den Ablauf dieser Ströme, reguliren, schon meine frühere Arbeit. 18* 256 Gesammtsitzung Sobald eine Stromvertheilung gegeben ist, welche eine Arbeits- grölse repräsentirt, die kleiner als die des elektrischen Gleich- gewichts ist, so kann eine solche Strömung nur durch Aufwendung äufserer Arbeit zur Ruhe gebracht werden, und mufs andrerseits durch Entziehung von Arbeit, wie sie durch die Wärmeentwicke- lung im durchströmten Leiter stattfindet, in das Unendliche ge- steigert werden. Es wird auf diese Weise an einem Beispiele klar, von wel- cher Wichtigkeit es ist, dafs der analytische Ausdruck der leben- digen Kraft nur positive Glieder enthalte, und dafs diese Bedingung durch die Fernwirkungen des Weberschen Gesetzes nieht erfüllt ist, zeigt sich hier als der letzte Grund der physikalisch unmög- lichen Consequenzen, zu welchen es führt. Diese können jedenfalls nicht ohne sehr eingreifende neue Hilfshypothesen, die nicht nur die Wirkungen in molecularen Abständen, sondern auch die in die Ferne verändern mülsten, beseitigt werden. Schliefslich habe ich in der vorgelegten Arbeit noch die Be- denken aufzuklären gesucht, welche Herr J. Bertrand gegen die Bildung der Differentialgleiehungen der Bewegung der Elektrität geäulsert hatte'). Hr. W. Peters machte eine Mittheilung über neue Fleder- thiere (Phyllorhina mieropus, Harpyiocephalus Huttonii, Murina gri- sea, Vesperugo micropus, Vesperus (Marsipolemus) albigularis, Vesperus propinquus, tenuipinnis). 1. Phyllorhina mieropus Hutton n. sp. Sehr nahe verwandt mit Ph. amboinensis Ptrs. (Monatsb. 1871. p. 323) mit etwas längeren Ohren, aber dem Basallappen des äus- seren Ohrrandes auffallend kleiner (nur 24 Millim. lang) und klei- neren Füfsen. Ich gebe nur die von jener Art abweichenden Malse: !) Comptes rendus de l’Acad. des Sciences. T.73 p. 968. Totallänge . . Ohrhöhe KR Vord. Ohrrand Ohrbreite . . Schwanz . Oberarm . . Vorderarm L. 1. F. Mh %:2.F. - 0,0263 L.3.F. - 0,0255 DARF. - 0075 L.3.F. - 0,0865 Oberschenkel . Unterschenkel . 1. 1. BAER SPOrn, .,'. Von dieser Art 101 2 vom 18. April 1872. 2 Gl. el. - 0,01557)5 - - 0,0095 - - 0,0125 - - . . - . habe ich ein 0,01455 0,00655 - 0,0095 - * . einziges . . . . . Exemplar zur 257 Meter . 0,075 0,015 0,014 . 0,0135 “0,0255 -. 0,019 . 0,034 - 0,005 “0,026 0,015 09014 0,0065 “0,0085 Untersu- chung gehabt, welches in den unteren Hügelreihen von Dehra Doon von Capt. Hutton gefangen wurde. 2. Harpyiocephalus Huttonii n. sp. Viel kleiner als H. harpyia. breiter, und aufsen weniger eingebuchtet. häute, Behaarung der Schenkelflughaut, Ende des Schwanzes ganz ähnlich. Gaumenfalten 3 ganze und 4 getheilte, dahinter noch eine schwache achte. Ohren verhältnifsmäfsig grölser, Ausdehnung der Flug- Sporn, hervorragendes Obere Schneidezähne fast wie bei M. suillia und von dem Eck- zahn getrennt. Die oberen Prämolarzähne sind verhältnifsmäfsig weniger grofs als bei H. harpyia, so dafs der 1. wahre Backzahn nicht kleiner, sondern merklich gröfser als der 2. Prämolarzahn ist. zeigt auch der 3. letzte Backzahn sich mehr entwickelt als bei H.harpyia, ungefähr so wie bei M. suilla. Auch in den Unterkieferzähnen zeigt sich dasselbe Verhältnifs. Totallänge Kopf ... Öhrhöhe . Ebenso Meter 0,100 0,0195 0,017 I) Von Ph. ambotinensıs 1. e, ist zu lesen 0,0153 anstatt 0,0183. 258 Gesammtsitzung Meter hrrand . .,. Ce ee. 5 0. 0 ee nn ans u ET BEberarın - |... rn ee Re WRrDErTArTD . 40 und DE ee, 3, ee L.1.F. Mh. 0,003; 1 Gl]. 0,0055 2Gl. 0,908, .. . . . . rein 12; F, - se a, ER bil» L.3.F. - 00835 - 001455 - 0,0125; Kpl. 0,0078 L.4.F. - 003155 - 00ll55 - 0,00855 - 0,0025 L.5.E. - 0,08325.0.= ,. 0,0113..0=ır 00855; m. 0,0032 ÜBe#schenkel ., anwea..0..0 s an. e e E Iintsrschenkel .„, ., .,s.., 0, ot @rsun nn 6 VE een Bo IE MEI ON Nach Vergleichung dieser Art ist es kaum möglich Murina und Harpyiocephalus noch als Gattungen von einander zu trennen. Ein Männchen von Dehra Doon in der Sammlung des East- India House durch Capt. Hutton. 3. Murina grisea Hutton.n. sp. Ohr schmäler, spitzer, auflsen weniger tief eingebuchtet, Ohr- klappe kürzer und mit der Spitze mehr gekrümmt und nach aus- sen gebogen als bei M. suilla. Sporn von gleicher Länge und die äulserste Schwanzspitze ebenfalls frei, aber die Flughaut geht nicht an das letzte Glied, sondern nur an die Basis der Rückseite des ersten Gliedes der ersten Zehe. Die obere Zahnreihe ist 0'%0063 lang, bei M.s. 0'%0055 und dem entsprechend sind die Zähne im Ganzen grölser. Der erste Schneidezahn ist merklich länger als breit, und hat eine lange vor- dere und eine kürzere hintere Spitze; der zweite Schneidezahn ist nicht getrennt von dem Eckzahn, sondern liegt demselben dicht an und ragt von der Kaufläche betrachtet mit einem innern hinteren Fortsatze am weitesten nach hinten. Der erste Prämolarzahn ist fast ebensogrofs wie der Eckzahn und nur wenig kleiner als der .zweite, während bei M. swilla der 1. Prämolarzahn viel kleiner ist. Dasselbe Verhältnifs findet sich im Unterkiefer, wo ebenfalls der 1. Prämolarzahn wenig kleiner als der 2. und kaum kleiner als der Eckzahn ist. Gaumenfalten wie bei M. suilla. vom 18. April 1872. 259 . ’ Meter Belange, „200: 0 00 00% 2 02, 00 a N Se. oda Fee NE ar AN LE a eur du ie EEE ge Bu as ee BROT a 7 N AED, PEN BRD Dbrkreite a5 ah Session =. 0% Tee WOAdRIE SIR 0.088 ne De era einen sera oaee ee RE ER SELTENE a 2. N ta er Me a er Ka ne lea ee et 976.72. Mh. 0.0035.1.G1. 0300552.G1! 0,0035/..2'.0.. = ur... u DR L.2.F. - 0,0275; ° -- 0,00255 an es 1 ne ERETETE L.3.F. - 00305 - 001455 - 0,01355 Kpl. 0,0055 L.4.F. - 0,0855 - 0015 - 000085 - 0,0035 B25.R. 270,080; "= 80095 = 0,00 0 Brechenkelit lt ee ee ee re, Endet 2 ee ae? Lion re Br sh Selma ash na a9 aim Mr. 12 DARTA Mdan.üds Sn A Ba a ae TE. 1: Ein ausgewachsenes Männchen aus Jeripane im N. W. Hi- malaya in der Sammlung des East-India House durch Capt. Hutton. 4. Vesperugo micropus Hutton n. sp. Oben braun, unten blasser, sämmtliche Haare an der Basis schwarzbraun. Der Sehnenrand der Lendenflughaut ist kaum heller, jedenfalls nicht weils, wie bei dem nahe verwandten V. Kuhlü. Oberer innerer Schneidezahn einspitzig, etwas höher als der äulsere, welcher im Querdurchschnitt etwas gröfser und innen und hinten mit einem kleinen Nebenzacken des Cingulums ver- sehen ist. Oberer Eckzahn mit einem hinteren Absatz, der bis zur Mitte des Zahns hinaufreicht. Erster oberer Prämolarzahn nach innen gedrängt, aber so, dafs er theilweise von der Aulsenseite sichtbar ist; er ist im Querdurchschnitt gröfser als der 2. obere Schneidezahn und seine Spitze ist doppelt so hoch, wie die Neben- spitze des 2. Prämolars, welche aus dem vordern inneren Rande des Cingulums dieses Zahns entspringt. Die unteren Schnei- dezähne dreilappig, in der Richtung des Kiefers, decken sich aber von der Seite betrachtet theilweise. Der erste untere Prämolarzahn ist im horizontalen Querdurchschnitt etwas kleiner als der zweite, mehr nach aufsen gerückt als dieser und seine Spitze um ebenso viel niedriger, als die Spitze des 2. im Vergleich zu der Spitze des Eckzahns. 260 Gesammtsitzung Die Ohren haben eine ganz ähnliche Form wie bei V. Kuhlü Natterer und die Ohrklappe ist nur von derjenigen dieser Art dadurch verschieden, dafs sie allenthalben fast gleich breit, unter der Mitte weniger ausgedehnt und nach der Spitze hin weniger verschmälert ist. Die Flughäute gehen an die Zehenwurzel und das äufserste knorpelige Ende des Schwanzes ragt aus der Schenkelhaut hervor. Meter Toiallange', „Eh er an nn 2 Obrhöhe .. "nm, TEE ae LE ne Vor, MO en Vi BnElte. RT RT Ohrklappe . . EEE SUN EN EU SE Een KODETaTIE re ee MIORGETAFRE 2 ae NT ee ee RT Le ee Aus Masuri, N. W. Himalaya; in der Sammlung des East- India House durch Capt. Hutton. 5. Vesperus (Marsipolemus) albigularis nov. subg. et. n. sp. Erster oberer Schneidezahn deutlich dreispitzig, eine innere längste, eine äufsere kürzere und eine hintere kürzeste Spitze aus- ser einem hinteren kurzen Zacken des Cingulums; der zweite Schnei- dezahn spitz, 4 so hoch wie der erste, viel kleiner im Querdurch- schnitt als dieser letztere. Die unteren Schneidezähne quer zum Kieferrande gestellt, dreilappig, die beiden mittleren undeutlich vier- lappig. Nur ein grofser oberer Prämolarzahn, unten zwei Prämo- larzähne, von denen der erste kaum halb so hoch und grols wie der zweite ist, welcher kaum an Höhe den ersten wahren Back- zahn überragt und viel niedriger ist als der Eckzahn. Das Ohr ist dreieckig abgerundet, so breit wie hoch, am äus- seren Rande unter der breiten runden Spitze flach eingebuchtet; der Aufsenrand endigt am Unterkinn und bildet, da eine Hautfalte vom Mundwinkel aus sich vorher mit ihm verbindet, unter und hinter dem Mundwinkel eine grubenförmige, nach vorn verflachte Tasche. Dem horizontalen Endtheil des inneren Ohrrandes paral- lel verläuft auf der inneren Ohrseite die Helix als ein sehr ent- wickelter scharfrandiger Kiel. Die Ohrklappe hat ganz dieselbe kurze beilförmige Gestalt wie bei Vesperugo noctula und Leisleri und am Grunde des Au/senrandes einen zahnförmigen Vorsprung. Auch die breite platte Schnauze und die Stellung der um ihren vom 18. April 1872. 261 doppelten Durchmesser von einander getrennten Nasenlöcher erin- nert an die erwähnten Arten. Die Körperbehaarung dehnt sich auf der Rückseite über die Gegend zwischen der Mitte des Oberarmes und dem Knie und auf der Schenkelflughaut etwas sparsamer, aber immer noch sehr reichlich über die ganze Grundhälfte derselben bis zum un- tern Drittel des Unterschenkels aus, doch so, dafs der Unterschen- kel selbst ganz kahl bleib. An der Bauchseite dehnt sich die Behaarung viel schwächer ebensoweit auf die Flughäute aus und auch auf den stärkern Querlinien der sonst sehr zarten dünnen Flughäute finde ich zerstreute Härchen, aber keinen Haarsaum längs dem Vorderarm. _ Das Mittelhandglied des dritten Fingers überragt ein wenig das des vierten, und das von diesem um ebensoviel das des fünf- ten Fingers. Die Flughäute gehen bis an die Basis der Zehen; der Sporn ist mit seinem Endfaden länger als das Schienbein und ist hinten mit einem deutlichen, nicht sehr breiten abgerundeten Lappen gesäumt und die beiden letzten Glieder des Schwanzes ragen aus der Schenkelflughaut frei hervor. Oben braun mit einem helleren Reif, indem die Haare braun mit hellen Spitzen sind. Die Unterseite hat ebenfalls zweifarbige Haare, aber mit kürzerer brauner Basis und längerem gelblichwei- fsen Endtheil. Der Kopf, die Unterlippe und das Unterkinn bis zu einem hervorragenden Warzenpaar in der Mitte der Unterkinngegend und bis zu den kleinen Seitentaschen ist braun, während der hin- tere Theil der Unterkinngegend bis zur Ohrenbasis und die Vorder- kehle mit gelblichweifsen Haaren bekleidet sind, die sich auch auf der Rückseite der Basis des äufseren und inneren Ohrrandes fin- den. Der Rand der Lendenflughaut mit einem schmalen weifsli- chen Saum. Meter BAER) 20.7 u aan an mn Dar darne mind. reen Haie Me RE Kopf nu a ee de ne) Olirkattei RiTton. au Bay. alu en gemerm, Welpalneypn ai yuho,dis Vorderer Om "el ee ee Ohsrhreiie ana Da a a ne a rau Sr Our Kiurklanne 00 20 00 a a a NE N Eur a sr rear Er Dinner ne Oro N TE RT ER SE ALBIN ERDE TEA Ren 262 Gesammtsitzung Meter L.1.F. Mh. 0,00; 1 Gl. 0,0045 2 Gl. 0,0085. ‚>20. .8, 100, feine BEER: = ,0,09655,- 20,000 ee a L.3.F. - 0,083755 - 0,0175 - 0,01055 Kpl. 0,009 L.4.F. - 0,08655 - 0,01325 - 0,0025 - 0,0027 L.5.F. - 0,0855 - 0,0085 - 0,00665 - 0,0015 Schwanz, zT Ri A nei ee ee Oberschenkel u He Te Untersphenkel... 00,2 0 SM 5 0 A I ee ee | Spörarsisinagurd ir ua WRITER TR. EV BE Ein männliches, scheinbar ausgewachsenes Exemplar aus Me- xico (No. 4233 M. B.). 6. Vesperus propinquus n. Sp. Der erste obere Sehneidezahn zweispitzig, der zweite im Quer- schnitte kaum kleinere einspitzig, kaum niedriger als die hintere Spitze des ersten. Der einzige obere Prämolarzahn grofs. Die beiden unteren Prämolarzähne sehr spitz, der erste um 4 kleiner und kürzer als der zweite, welcher nicht ganz so hoch ist, wie der erste wahre Backzahn. Die unteren Schneidezähne deutlich drei- lappig, dem Kieferrande fast parallel stehend; der dritte ist merk- lich länger als breit. Die Ohren sind abgerundet dreieckig, am Innenrande verdickt, am Aufsenrande über der Mitte flach eingebuchtet, über der Basis dieses letzteren mit einem nach innen gerichteten Kiel, ohne Ein- schnitt. Das Ende des Aufsenrandes befindet sich in einiger Ent- fernung hinter dem Mundwinkel. Die Ohrklappe ist ganz ähnlich wie bei V. Nilssoni, amı Innenrande aber fast gerade,.in der Mitte am breitesten und an der Basis des Aufsenrandes mit einem zahn- förmigen Vorsprunge. Die Körperbehaarung dehnt sich aus über die Körperflughaut bis zu einer das erste Drittel des Oberarms und das Knie einschliefsenden Linie, über die Schenkelflughaut nicht ganz bis zur Mitte. An der Bauchseite dehnt sich die Behaarung auf die Lendenflughaut weniger weit und nur auf die Basis der Schenkelflughaut aus. Die Mittelhandglieder nehmen vom dritten bis fünften ein we- nig an Länge ab. Die Flughäute gehen bis an die Zehenwurzel. Die beiden letzten Schwanzglieder ragen frei aus der Spitze der Schenkelflughaut hervor. Der Sporn von der Länge des Schien- beins ist am hintern Rande mit einem deutlichen Lappen versehen. vom 18. April 1872. 263 Oben rostroth, die Haare an der Basis schwarzbraun, Bauch- seite blasser, indem die an der Basis schwarzbraunen Haare hier mehr rostgelbe Spitzen haben. Meter ZUELEITTe SER a A We a Re Euer ci DEehE „OR. Suihiammnprub po mpül En ls Norsı4 Obrkandiou. pandmaest Manbundadanı wie. ar Ve ee ee et ee a ee BabEglolaappe a ae ln gun sane 2 nu aan Ste pie ar TEE ne ee RE EP rl ae De a a a ER RE RE NEE a Sr 7. 1. E. Mh. Gl. 2 Gl. N A RN Be Sl 003 Eee er ee KR RE Sana Bra. B.+> 0,036; - 0055 - 00125 Kpl. 0,0065 L.4.F. - 0,035; - 00135 - 0,0095 °- 0,0025 L.5.F. - 0,034; - 0,0095 - 0,00655 - 0,002 I LE EN RN a TE REN a HE Oberschenkel . Sa RR m: Biniesehenkeli „u ur ARE ee Tas Bund 70 u Si Br se Te Er Pro Brmemt Brutkadene 3 200 = ewmına et spiegeln a RZ Zwei Exemplare, davon eins jung, aus Ysabel de Guate- mala, gesammelt von Hrn. J. Sivers (2704 M. B.). Diese Art schliefst sich sehr nahe an den europäischen V. Nilssonii an, von dem sie sich aber sowohl durch die Form der Ohrmuschel, wie durch das Gebifs unterscheiden läfst. 7. Vesperus tenuipinnis n. sp. Eine durch ihre Färbung sehr auffallende Art: oben dunkel rostbraun mit einfarbigen Haaren, Ohren, Gliedmafsen und die ganze Bauchseite schneeweils, nur die Basis der Haare braun; Flughäute farblos durchsichtig. Der erste obere Schneidezahn ist breit, an seiner Vorderseite gefurcht, fast zweispitzig. Der zweite ist sehr kurz und liegt vor dem äufsern Theile des ersten und durch einen Zwischenraum von dem Eckzahn getrennt. Die unteren dreilappigen Schneidezähne stehen dem Kieferrande fast parallele. Der erste untere Prämolarzahn ist etwa 4 niedriger, aber im Querschnitt wenig kleiner als der zweite; er ist ungefähr halb so hoch wie der untere Eckzahn. Die Ohren sind dreieckig abgerundet, an der Basis des Aus- senrandes mit einem abgerundeten, deutlich abgesetzten Läppchen 264 Gesammtsitzung versehen und im Allgemeinen ebenso wie die breite beilförmige Ohrklappe denen von Y. noctula ähnlich. Die Körperbehaarung dehnt sich seitlich aus über das erste Drittel des Oberarms, die Hälfte des Oberschenkels und die Basis des Schwanzes. Die Flughäute sind sehr dünn und durchsichtig, so dafs man jede Schrift durch sie unbehindert lesen kann und gehen bis an die Zehenbasis. Der Schwanz ist bis auf die äufserste Spitze von der Schenkelflughaut eingeschlossen. Meter A ET Te REN ee LEN He: Seen nu Rt BEE Echühe 2° 2 N EI N Yard; Obrrand Mer En u a ee Obrbrslte nn EDEN ER TE a 9 u Tragup, un vun re ec a ee ee er es N EEE ae N BREMER. 0,0015 1'G1.0,00835'2 GE 0,0008 20.70 SER re Fr L.2.F. - 0,0275 °- 0,0085 u DE RR . 0,0285 L.3.F. - 0,0255 - 0,01085 - 0,0083; Kpl. 0,006 L.4.F. - 002725 - 0,095 - 0,0065 - 0,002 4.5.F. - 0H3075:4 = 1050065 - 0,00375 - 0,002 EEE EDITIEREN ISDRENPHEBEEL =, a u ee NEE a IR N NE Be ar re Pen EN ne ia aan lau alirkun k EBEN BEE ee 6 de De Alien ne re Das 2,02 2 Ener Ze Ein weibliches scheinbar ausgewachsenes Exemplar aus Guinea. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Nederlandsch Kruidkundig Archief. Tweede Serie. I. Deel. Nijmegen 48741:,08. R. Wolf, Studien über die Beziehungen zwischen Wind und Niederschlag nach den Registrir-Beobachtungen in Bern. Zürich 1872. 4. vom 25. April 1872. 265 22. April. Sitzung der physikalisch- mathemati- schen Klasse. Hr. Braun las über die Fruchtbildung der Jughindeen. 25. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg übergab einen Vortrag mit vielen Zeichnun- gen und einer hydrographischen Karte unter der Aufschrift: Mikrogeologische Studien als Zusammenfassung seiner Beobachtungen des kleinsten Lebens der Meeres-Tief- gründe aller Zonen und dessen geologischen Einflufs. In einer Einleitung wird der bereits seit 1836 der Aka- demie vorgelegten vielen zerstreuten Untersuchungen des dem na- türlichen Auge unzugänglichen selbstständigen Lebens als wichtig er- scheinenden Gegenstandes der Physiologie gedacht und darauf hin- gewiesen, dafs in der 1854 erschienenen Mikrogeologie zwar die überseeischen und unterseeischen und auch die fossilen Verhältnisse dieses Gegenstandes auf den Tafeln in einen ersten Abschlufs ge- bracht worden sind, dafs aber die Erläuterung des Textes sich nur auf das überseeische Sülswasser- und das atmosphärische Leben beschränkt hat. Das hiermit vorgelegte Meeresleben falst beson- ders die Tiefgründe aller Zonen ins Auge, welche dem Vortragenden aus 134 bewährten Proben zur Analyse zugänglich geworden sind. Ansehnliche Zusätze zur Mikrogeologie wurden bereits 1355 durch die Erläuterungen des Grünsandes und 1868 und 1869 durch die mexikanischen und californischen Bacillarien-Gebirgsschichten zuge- fügt, sowie im vorigen Jahre 1371 das atmosphärische Lebensver- hältnifs von 27 auf 70 Analysen erweitert werden konnte. Über- all ist die Gleichartigkeit und Vergleichbarkeit der Resultate bei 300maliger Linear -Vergröfserung ein Haupt-Augenmerk gewesen, welche mit photographischen Abbildungen allmälig zu einer ver- trauenswerthen Basis dieser Kenntnisse führen wird. 266 Gesammtsitzung Der in mehrere Abschnitte gegliederte ausführliche Vortrag falst am Schlufse die Resultate im Wesentlichen theils wie folgt zu- sammen: 1. Um die seit dreifsig Jahren vereinzelt vorgelegten Studien einer nur erst der verstärkten Sehkraft mächtig entgegentretenden Lebenserscheinung der Meeresverhältnisse zu einem übersichtlichen Bilde zusammenzufassen, habe ich zunächst die chartographische Darstellung der Örtlichkeiten aller Oceane und Binnenmeere ange- fertigt, aus denen mir die Materialien durch vertrauenswerthe See- fahrer der englischen, nordamerikanischen, deutschen und russischen Nationalität übermittelt worden sind, so dafs eine intensive Be- schäftigung mit denselben gerechtfertigt erschien. Eine solche ein- fache Seekarte wird besonders den Mangel der Tiefgrundkenntnisse in gewissen grolsen Flächen des Oceans anschaulich machen und dazu beitragen, das Netz der Kenntnisse an diesen Punkten in kurzer Zeit wesentlich zu vervollständigen. Bis jetzt sind die aus 20,000 Fufs Tiefe an mich gelangten Proben noch die am tiefsten reichenden und wie sehr auch Bemü- hungen und Zeitaufwand für solche Hebungen mit der Tiefe wach- sen, so ist doch der erwachte Trieb des Wissens unzweifelhaft schnell fortentwickelnd. 2. Die althistorischen Korallen-, Muscheln- und Raritäten- Sammlungen von Meeresprodukten sind nur erst seit Forbes 1853 in eine regelmäfsige Zonenkenntnils des tiefseeischen Lebens mit Verminderung der Intensität desselben nach der Tiefe übergegan- gen und fanden ihre Grenze in 8000 Fufs Tiefe. Dafs diese Grenze bei verstärkter Sehkraft in den zunächst erreichbaren klei- neren Lebensformen weit überschritten werde, konnte von mir seit 1854 immer weiter entwickelt werden und es wird jetzt als eine feststehende, auch durch die neuesten Untersuchungen der engli- schen Gelehrten immer mehr bestätigte Thatsache anzusehen sein, dafs sich massenhaftes Leben in grölsten Tiefen bemerkbar macht. 3. Obwohl gröfsere lebende Organismen bis auf riesige Tin- tenfische schon öfter aus grofsen Tiefen historisch aufgetaucht sind, so sind es doch bis jetzt nur die mikroskopischen Gestaltungen mannigfachster Art, welche das massenhafte Leben der gröfsten Tiefen vor Augen legen. Die bis 1000 Fufs hoch mefsbaren Krei- degebirge und die bis 1100 Fufs hoch sich erhebenden Polyeysti- ninen-Gesteine lassen unzweifelhaft erkennen, dafs das mikroskopi- vom 25. April 1872. 267 sche Leben in solcher Mächtigkeit in den Tiefgründen vorhan- den ist. 4. Es ist nicht wahrscheinlich, dafs so hohe ganze Massen mit Leben erfüllt wären. Vielmehr hat sich mir überall die Vor- stellung geltend gemacht, dafs nur den Wiesen und Wäldern und Corallenriffen vergleichbare oberflächliche Schichten sich fortent- wickeln und todte Schalen unter sich zu ungemessener Mächtigkeit absetzen. 5. Dafs warme Temperatur der Meeresströmungen einen we- sentlichen Einflufs auf gröfsere Schichtenbildungen des schalenfüh- renden Lebens ausübt, ist ein Ergebnifs auch der neuesten For- schung. Die in grofser Tiefe regelmälsig beisammen lebenden Fi- sche werden durch reichliche Nahrung ebenda vorhandener immer kleinerer Lebensformen festgehalten, wie es sich schon früher 1861 durch die in den Fischen vorhandene Nahrung an Garnelen-Kreb- sen und in den Krebsen enthaltenen kleineren Lebensformen aufser Zweifel stellen liefs. So ist es denn nicht mehr eine hypothetische Annahme, sondern ein Ergebnifs der Naturforschung, dafs die gro- (sen Meeresthiere bis zu den Wallfischen besonders durch die Exi- stenz eines kleinen überreichen stetigen Tiefgrundlebens, welches zuweilen sich auch an den Oberflächen zeigt, ihre Nahrung finden. Dieses in verschiedenen Abstufungen als Nahrungsstoff nachgewie- sene Massenverhältnils des organischen unsichtbaren Lebens ist in den überseeischen Guano-Gebirgen 18346 erörtert und die als Nah- rung benutzt gewesenen schalenführenden, oft unverletzt wieder aus- geschiedenen Formen müssen sich am Meeresboden mit den dort lebenden mischen und bedingen neben vielen Fragmenten wohl of- fenbar einen ansehnlichen Theil jenes Kiesel- und Kalk-Mulmes, welcher einen wesentlichen Theil des Grundschlammes mit bildet. 6. Die riesigen Tintenfische des Biscayischen und Isländi- schen Oceans, welche von Zeit zu Zeit als Seemönche und Kracken auftauchen, sammt den Encriniten-artigen, nur in der Tiefe leben- den Gestaltungen geben Zeugnifs von noch zu erwartenden, den urweltlichen ähnlichen lebenden Gestaltungen. 7. Das massenhafte Vorkommen von Peridinien in den Feuer- steinen der ehemals unterseeischen Kreide und als wesentliche Leuchtthiere in den Oberflächen der Meere wie auch im Tiefgrund bei Florida deutet auf eine mögliche periodische und selbst per- manente Lichterscheinung in den Tiefen hin, welche bemerkbar 268 Gesammtsitzung macht, dafs auch Sehorgane der Tiefgrundthiere ihre Anwendung finden können. 8. Die Zahl der aus den Tiefgründen und Küstenverhältnis- sen der Oceane und Binnenmeere nach meinen eigenen Untersu- chungen allein, daher unter sich vergleichbar hervorgegangenen Arten der selbstständigen organischen Einzelformen nach den mir zugänglich gewordenen Materialien beträgt an bis zum Druck der Abhandlung noch wahrscheinlich erweitert zu fixirender Zahl: 724 Polygastern, 237 Polycystinen, 585 Polythalamien, 22 Mollusken, 30 Pteropoden, 1 Annulate, 2 Entomostraca, 6 Radia- ten, 9 Bryozoen, 1 Anthozoe. Als unselbstständige Formen treten hinzu: 226 Phytolitharien, darunter 142 Spongolithe; 50 Geolithien, 37 Zoolitharien und 23 weiche Pflanzentheile. Die Summe aller von mir selbst beobachteten jetzlebenden schalenführenden kleinsten selbstständigen Formen des Meeres beträgt: 1645, die der benann- ten unselbstständigen Formen: 336, und somit die Gesammtsumme der verzeichneten Körper 1981. Da die unselbstständigen frag- mentarischen Formen nicht selten von allem Bekannten abweichende Gestaltung haben, so scheint ihr Festhalten durch Namen wissen- schaftlich berechtigt und vorläufig förderlich zu sein. 9. Die nach fünf geographischen Zonen tabellarisch in Über- sicht gebrachten mikroskopischen Lebensformen ergaben bisher für die nördliche Polarzone 71 Characterformen, für die nördlich ge- mäfsigte Zone 918 Characterformen, für die Äquatorial-Zone 487, für die südlich gemäfsigte Zone 47 und für die südliche Polarzone 24 Characterformen. Der gröfsere Reichthum an Characterformen der nördlich gemäfsigten nnd Äquatorial-Zone hat seinen Grund mit in der gröfseren Menge untersuchter Örtlichkeiten. 10. Nach den 7 Tiefen-Abstufungen von 101 bis 20,000 Fuls haben sich folgende nennbare Characterformen des mikroskopischen organischen Lebens aufzeichnen lassen. Aus der Tiefe von Characterformen. Gesammtsumme. 101—500 Fufs 88. 315. 501—1000 „ 72. 240. 1001—5000 „ 141. 437. 5001— 10,000 „ 146. 408. 10,001— 15,000 „ 130. 344. 15,001— 20,000 „ 115. 236. vom 25. April 1872. 269 So sind denn aus den Tiefen von 1000 bis 10,000 Fufs die gröfs- ten Summen der Characterformen, vielleicht wegen vielseitigerer Durchforschung dieser Tiefen, hervorgetreten. Es sind hier absicht- lich alle Formen aus der Tiefe von 0 bis 100 Fufs unberücksich- tigt geblieben, weil sie grolsentheils mit den in der Microgeologie verzeichneten überaus zahlreichen Süfswasserformen des Festlandes gemischt sind und nur wenig, meist gar nicht in den Tiefgründen repräsentirt sind. 11. Die alte Vorstellung, als sänke sich das, die Oberflächen und Massen der oceanischen Gewässer nach Bory de St. Vincent breiartig durchdringende Leben in seinen absterbenden Formen in die Tiefgründe, wie spätere Forscher neuerlich wieder angenommen haben, wird durch die in den Tiefgründen vorhandenen so mannig- fach eigenthümlichen Formen nicht bestätigt. Auch sind die klein- sten Formen nicht die Brut der gröfseren. 12. An diese Lebensverhältnisse schliefsen sich die grofsen, mächtige Gebirgsmassen der Erdoberfläche mit bildenden, seit lan- ger Zeit dem Leben entfremdeten fossilen Reste mikroskopischer Organismen an. Um die Übersicht derselben in kurzem Raume zu ermöglichen, sind sie in 5 geologische Abtheilungen aufgezeichnet worden, wobei die neueren vielartigen Spaltungen der geologischen Perioden in immer engere Abtheilungen unberücksichtigt bleiben mufsten. Zum Grunde dieser Auffassungen habe ich meine Unter- suchungen über die Schreibkreide von 1838 gelegt, welche in der Microgeologie 1854 in viel weiterer Ausführung veröffentlicht wor- den sind. An die mikroskopischen Kalk-Organismen der Kreide als Hauptmasse derselben schlossen sich bald damals biolithische Kieselmergel aus Bacillarien an, welche Anfangs, nach Friedrich Hoffmann, Kreidemergel genannt wurden, späterhin aber als tiefere Tertiärbildungen mit ähnlichen anderen Tertiär- und Quaternär- Schichten analysirt und in ihren Elementen verzeichnet worden sind. Blätterkohlen und auch vulkanische Tuffe sind vielfach eingereiht und aus Nummuliten-Kalkfelsen liefsen sich mikroskopische Stein- kerne auslösen, die allmälig zu der Erkenntnils führten, dafs eine grofse Masse der Grünsandgesteine durch Steinkerne aus grü- nem Eisen-Silikat gebildet sind, deren Gestaltung oft auf das Deut- lichste Polythalamien- und Pteropoden-Schalen ihrer Zeitperiode zu erkennen giebt. Auch rothe, braune, gelbe und farblose Steinkerne dieser Art haben sich, die grünen bis in die tiefen silurischen [1872] 19 270 Gesammtsitzung Gebirgsmassen, Gesteine und Erden, mit Sicherheit feststellen lassen. Diese seit 1838 allmälich entwickelten zerstreuten, meist in den Monatsberichten und Abhandlungen der Akademie publieirten Resultate versuche ich in der beiliegenden Tabelle in ein über- sichtliches Bild zusammenzufassen. Die betreffenden 5 geologischen Perioden haben folgende, der natürlichen Sehkraft verborgene Le- benselemente, zuweilen in Verbindung mit den dem natürlichen Auge sichtbaren erkennen lassen. Als selbstständige Formen haben sich 1435 bisher aufzeichnen lassen, als unselbstständige fragmentarische Formen 172, so dafs die Gesammtsumme der gekannten organi- schen Elemente 1607 Formen ergiebt. Nach den einzelnen 5 geo- logischen Perioden ergiebt sich folgendes erfahrungsmälsige Zahlen- verhältnifs: Characterformen. Gesammtsumme. Quaternär 419. 652. Tertiär 362. 807. Kreide 292. 445. Jura 7. 11. Steinkohlengebirg und Grauwacke 52. 60. 13. Die durch die Methode des Schleifens dünner Blättchen von Feuersteinen 1836 von mir gewonnenen Ansichten mikrosko- pischer organischer Einschlüsse haben sich in der neuesten Zeit in verschiedenen Richtungen fortentwickelt. Für die tiefsten Ver- hältnisse der geologischen Perioden sind die Grünsande und ver- schiedenfarbigen Steinkerne kleinster Kalkschalen-Organismen erst nach Publikation der Microgeologie erläuternd geworden und ebenso sind die grofsen biolithischen Bacillarien-Lager zumeist der Ter- tiär-Periode in Mexiko und Californien ein Ergebnifs der neuesten Bemühungen. 14. Die Vorstellung einer veränderlichen oder auch einer von der der Oberflächen generisch ganz abweichenden Lebensgestaltung in den Meerestiefen ist durch diese zahlreichen directen Beobach- tungen hinfällig geworden. Bei gleichartiger geschärfter Prüfung sind alle gleichartigen Gestaltungen einander so ähnlich, wie die gröfseren als gleichartig angesehenen Thiere der Oberflächen und vom 25. April 1872. 271 auch die feinsten Skulpturen der kleinen Schalen sind in den gröfs- ten Massenverhältnissen immer wiederkehrend dieselben. 15. Die neuerlich Radiolarien genannten Formen des Meeres sind hier nicht mit diesem, sondern mit dem älteren schon 1847 in 282 Arten festgestellten Namen der Polycystinen eingereiht worden, da weder die Gallerthülle noch die Tastfäden der soge- nannten Radiolarien bei den von mir lebend gesehenen Arten stets vorhanden waren und auch den aus den Tiefgründen gehobenen zahl- reichen Arten stets fehlten. Da die ganze Gruppe der Radiolarien den Untersuchungen neuerer Forscher zufolge einen dem Thierty- pus gleichenden Bau nicht gezeigt hat, so würde, wenn sich nicht bei weiterer Intensität der, bisher dafür abgeneigten, Forschung der- selbe noch findet, die ganze Abtheilung den Spongien-Schwämmen näher stehen als den Polythalamien oder gar der Actinophrys, de- ren grolse Magenhöhlen mit ihrem Futter schon 1783 von Eichhorn als Mörderhöhle bewundert worden sind und von mir 1838!) als polygastrisch und mit gröfseren Wasserthieren erfüllt bestätigt wurden. Weder den Polythalamien noch den Polyeystinen ist Ac- tinophrys Eichhorni vergleichbar. 16. Sorby’s und Huxley’s Coccolithe als wesentliche Ele- mente der Schreibkreide haben als zum Thierreich gehörig nicht mitgerechnet werden können, da sie als unorganische Morpholithe zu verzeichnen waren. Zu diesen Morpholithen der Tiefgründe ge- hören auch die sehr merkwürdigen Eisen-Morpholithe des Kabels bei Sardinien aus 600 Fufs Tiefe, von denen 1858?) Nachricht gegeben worden ist. 17. Über die Bathybius Huxl. des Tiefgrundes und Eozoon ca- nadense genannten, als höchst einflufsreich bezeichneten Formen habe ich, ungeachtet intensiver Untersuchung vieler Originalproben, ein der Wichtigkeit beistimmendes Urtheil nicht erlangen können. Die Lehre von den amöbenartigen Uranfängen des Organischen ver- wechselt neuerlich die deutlich polygastrischen wahren selbststän- digen Amöben mit den vielen weichen, bei sehr starker Vergrös- serung den menschlichen Blutkörperchen gleich, kleine Verände- rungen und Fortsätze der äufseren Gestalt zeigenden, unselbststän- !) Infusionsthierchen 1838 p. 303. 2) Monatsbericht der Ak. 1858 p. 624. 272 Gesammtsitzung dig organischen und unorganischen (dem künstlichen Proteus von Bonsdorff 1834!) ähnlichen) Elementen. 18. Wenn es einem mannigfach erfahrnen empirischen Natur- forscher am Abend seines Lebens gestattet ist, sich über das unsere Zeitgenossen fast allgemein zustimmend bewegende Bild der Ent- wicklung des Menschengeschlechts auszusprechen, so möge dem mir befreundeten Urheber dieses Bildes, als einem Meister in Zu- sammenfassung und Darstellung von seltener Klarheit, die Objecti- vität der Anschauung zwar als ernster Ton aber nicht als Mifston erscheinen. Es seien hier nur wenige Gründe erwähnt, welche mich und vielleicht auch Andere abhalten, dem consequenten Gedan- kengange des genialen Forschers über den Kampf um das Dasein, über die geschlechtliche Zuchtwahl und über das Vererben körper- licher und geistiger Besonderheiten aller Organismen bis zum Men- schen zu folgen. Erstlich will es mich bedünken, dafs die vielen mit gröfstem Fleifs zusammengestellten und dadurch überall ansprechenden ein- fach logischen Verbindungen und in wohllautender Sprache vor- gelegten vielen Zeugnisse einzelner Beobachter aus den verschie- densten Erdzonen doch gar zu oft zu vertrauensvoll als festbegrün- dete Naturbeobachtungen aufgenommen worden sind. Wer es nicht an Archimedes und Keppler gelernt hat, kann es an Göthe lernen, dafs hochbegabte Männer dem dichterischen Reichthum ihrer Phan- tasie zuweilen grolsen Raum geben und die Erzählungen aller Jagd- und Thierliebhaber bis auf die Beobachter der Bienen, Amei- sen und Mückenschwärme haben längst die Litteratur überschüttet mit anziehend unterhaltenden aber nur selten naturwissenschaftlich erwiesenen Eigenschaften der Thiere. Der Arenarius des Archi- medes wird jetzt als Spiel einer jugendlichen, durch Empirie nicht hinreichend gestützten Weltanschauung mit geringer Theilnahme gelesen. Göthe’s Beobachtung des Verstäubens der Fliegen in ihre Atome an den Fenstern im Herbst, seine Mahnung die Freuden des Lebens nicht zu zergliedern in dem schönen Gedicht über die bunten Libellen, die gefangen grau aussahen, aber nur seine Un- bekanntschaft mit der Naturgeschichte der Libellen verriethen, sein Drängen in Graf Caspar von Sternberg den kleinen Vulkan Kam- ') Ehrenberg, Infusionsthierchen 1838 p. 129. vom 25. April 1872. 273 merbühl bei Eger durch einen Stollen zu erschliefsen, welcher be- weisen sollte, dals das ganze Feuer der Vulkane ein oberflächliches sei, zuletzt sein Denkspruch, dafs Teleskope und Mikroskope den reinen Menschensinn verwirren, sind mit vielen anderen Einzelhei- ten Beweis genug, dafs auch die genialsten Männer einer lebhaften Phantasie zuweilen gern nachgehen und es im Druck verbreiten. — — — Pictoribus atque poetis Quidlibet audendi semper fuit aequa potestas. Wer möchte die schöne Sage aus Alex. v. Humboldt’s Reise von der im Aturen-Papagei allein erhaltenen Sprache eines ausge- storbenen Völkerstammes, worüber ein so schönes Gedicht ges liefert worden ist, mit Darwin zu den nutzbaren Thatsachen zählen. Möglich mag es sein, aber zur nutzbaren Gewilsheit könnte es nur werden, wenn irgend Jemand irgend welche Worte des Pa- pagei aufgezeichnet hätte. Der mathematische Zellbau der Bienen mag sich auf höchst einfache Manipulationen reduciren und die Sprache der Ameisen, welche auch Darwin mit dem Spiel der Finger im Traume der Taubstummen nicht ohne Beifall vergleicht, sind Nachrichten, welche leicht Theilnahme finden, denen aber die nöthige Beweiskraft abgeht. Auch ich habe die grünen im Wasser auf- und niedersteigenden Monaden-Schwärme mit grofser Aufmerk- samkeit öfter betrachtet und bei Ophrydium versatile Infusionsthier- chen 1833 p. 293 und 528 etwas ausführlicher darüber mich aus- gesprochen. Das Eierlegen und Anhäufen derselben von Seiten verschiedener Räderthiere an einer und derselben Stelle gehört leicht ebenfalls zu den socialen Thätigkeiten des unsichtbaren Le- bens, kann aber auch durch Lichtwirkung gedacht werden. Einen anderen Grund die sinnreiche Belehrung noch auf sich beruhen zu lassen finde ich darin, dafs der Kampf unı das Dasein oft nur ein eingebildeter ist und der Ausdruck der Würde des dem Kampfe sich zu entziehen bestimmten verständigen Menschen nicht ange- messen erscheint. Noch weniger will die geschlechtliche Zuchtwahl befriedigen, welche aus der ganzen grolsen Reihe der Millionen und Millionen Jahre von Zeiträumen bis zum Erscheinen des Menschen anstatt eines Herrscherplanes des Weltalls eine Kette von Zufälligkeiten angeordnet habe, deren Produkte nur mehr oder weniger unhalt- bare Mifsbildungen wären. Fragt man, ob nun also der vieldeu- tigen jüdischen Schöpfungsgeschichte die geologische Ewigkeits- 274 Gesammtsitzung lehre der neueren Zeit als logisch leicht schön geordnetes Ganzes vorzuziehen sei, so drängt es mich zu antworten; nein. Das ge- schichtliche Resultat von der ältesten bis in die neueste Zeit ist eine fortrüäckende Erkenntnils durch Empirie, und mir will schei- nen, als ob die, welche Weltsysteme philosophisch bilden, sich selbst dadurch schädigen, dafs sie zwar eine Zeitlang romanhaft unterhalten, bald aber durch weitere Erkenntnisse verdrängt bei Seite stehen. Noch immer ist Leibnitzens Weltansicht durch die fortschreitende Naturforschung aufrecht erhalten, dafs ungeachtet der höheren Potenz der Philosophie doch durch die oft niedriger erscheinende Empirie erst jene Basis gewonnen werden müsse, auf welcher die Logik ordnend und überblickend ihre erfreuliche Thä- tigkeit entfalten könnte. So zählte sich Leibnitz selbst zu den willigen Empirikern, wie ich es in einer gedruckten Festrede zur Erinnerung an Leibnitz 1345 zusammengefalst habe. Was die Erfahrung unserer jetzigen Zeit nicht gelöst hat, wird auch ein einzelner Philosoph der nächsten Zeit nicht lösen. Die nachkommenden Generationen werden sich an immer neuen Fort- schritten der Empirie erfreuen und immer neue Systeme werden aus den Thätigkeiten derselben ihre Nahrung und ihren vergäng- lichen Glanz entnehmen. 19. Ich schliefse mit einer Hindeutung auf den gelungenen Sternkarten- Atlas der Akademie, welcher in den dreifsiger und vierziger Jahren zur Vollendung gekommen und dadurch seine grolse Fruchtbarkeit erhalten hat, dafs weder die höchste künstliche Sehkraft noch auch die reichste Fülle der Sternauffassungen ins Auge gefalst wurde. Es blickt vielmehr die Absicht durch, mit mäfsig verstärkten Sehmitteln eine in leichte Übersicht zu bringende grofse, aber nicht die ganze Masse von Sternen zu bequemem astronomi- schen Gebrauche aufzustellen. Diese nicht das Unmögliche, son- dern das in kurzer Zeit Ausführbare und wissenschaftlich Förder- liche solcher Art erstrebende Beschränkung hat den grofsen jetzt vorliegenden Vortheil, dafs eine grofse Zahl von neuen ungeahnten Planeten mit Leichtigkeit eingezeichnet werden konnte. 20. Vergleicht man das organische, die Existenz des Men- schen bedingende Leben, in dessen Räthseln wir uns noch heut bewegen, so verdient dieses durch Chemie und Physik zwar viel- fach sehr erläuterte, aber niemals in jener aristotelischen generatio spontanea erwiesene und dargestellte Leben doch wohl die ernste vom 25. April 1872. 275 wissenschaftliche Theilnahme in seinen noch dunklen Verhältnissen. Die Vielseitigkeit der mikroskopischen Forschungen, welche sich seit Beginn der Erfolge in zahlreiche Richtungen zerspalten haben, deren jede ihre Pfleger zu fesseln nicht unterläfst, bringt grölsere Schwierigkeiten in die Betrachtungen des Lebens als in die der Gestirne, und verlangt gebieterisch eine Beschränkung, wo es sich um Übersichten handeln soll. So lange nicht durch Beschränkung und Enthaltsamkeit vieler Beobachter eine einfache Übersicht mit mäfsiger Fülle des unendlichen Materials und einer übereinstimmenden Methode der Betrachtung erlangt ist, wird es nicht möglich sein, auf festen Grund- lagen sicher zu bauen. Diese beschränkte Bemühung ist es, welcher ich mit angestrengtem Ernste meine Kraft zugewendet habe und deren Abschlufs ich, als physiologisches Ergebnils, der Aka- demie vorlege. 2 Hieran schlielst sich die Characteristik einer grölseren Reihe der bereits früher genannten, aber erst im jetzigen Vortrage mit Abbildungen zu publieirenden neuen Formen. 276 Gesammtsitzung Nova genera et species. Nova genera. I. Polythalamia. 1) Aspidodexia n. g. Habitus Aristeroporae, spira sinistro imperforato latere aperta, in dextro perforato latere obtecta. 2) Bolbodium n. gen. Globosum, Globulinae affıne Ostium (amplum rotundum) laterale nec terminale. Cellulae involventes. 3) Hemisterea n. gen. Habitus Rotaliae, latere dextro poroso, sinistro integro. 4) Hemisticta n. gen. Aequal Rotalia, latere sinistro poroso, dextro integro. 5) Otostomum n. gen. Polymorphinae characteres in statu juvenili. Superiores cellulae singulas inferiores ita involventes ut seriem simplicem forment. Apertura sub apice cellularum, renis aut auris habitu, laterali (emarginata, ampla). Strophocono fere simile. 6) Pylodexia n. gen. Pylodexiae sunt Globigerinae characteribus instructae formae, quae spiram in sinistro et aperturam amplam in dextro latere gerunt. Globigerinae verae spiram in dextro et aperturam in sinistro latere positas habent. Globigerina regularis d’Orbigny ad Globigerinas, Gl. bulloides et Gl. quadrilobata d’Orb. et forsan Gl. bilobata d’Orb. Pylodexiae sunt; ultimae spira in globulo minore neglecta videtur. II. Polygastrica. 7) Actinogramma n. gen. E Bacillariearum Naviculaceis. Lorica bivalvis silicea sub- orbicularis non concatenata. Utraque valva disciformis, radiis mar- ginalibus membrana tenuissima conjunctis (interdum liberis) stella- vom 25. April 1872. 277 tim instructa. Radii basi turgentes, apice setacei. Area media oblonga aut orbicularis, variis lineis in centro non convenientibus picta, duae lineae parallelae longitudinales longiores Asteromphali more exstant, aliae transverse parallelae, interdum furcatae ad ra- dios abeunt. Nomen generis 1859 datum est. Elegantissimae formae e mari zanguebarico ad Asterolampras et Asteromphalus accedunt. Bivalve specimen inter plura observavi et conservavi, efr. Asteromphalum pelagicum. 8) Mesasterias n. gen. Habitus Asteromphali, area media laevi lineis (7) e centro radiantibus, duabus curvatis divergentibus flexuosis, radiis margi- nalibus setaceis (7), interstitiis radiorum caducis punctatis membra- naceis. Ab Asteromphalo aequali internorum et externorum radiorum numero differt. E maris zanguebarici fundo 13200 ped. alto. Cfr. Monatsb. 1859 p. 353. III. Polycystina. 9) Pieractis n. gen. Corpuscula triradiata irregulariter spongioso-cellulosa, medio concentrico, radiis apice acutis subspinosis, connecticulo radiorum membranaceo tenui, laxe subtiliter celluloso, apices non involvente. 10) Stylactis n. gen. Char. generis Rhopalastri radiis stiliformibus nec clavatis. Novae species. J. Polythalamia. 1) Aristeropora pelagica, testula 9 cellulis „L,'"" superante, laevi, in sinistro spirae latere laxe porosa, in dextro latere imperforata, cellulis turgidis margine parum prominulis undulata, pariete aequa- liter crasso, primordiali cellula „4'" lata, 7ma 2dam vix attingente. Primus circulus 6 cellulis formatus „;"" fere aequantibus. In mar- gine 6 cellulae conspicuae. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 2) Aristeropora Platytetras, testula 6 cellulis subglobosis 71," lata, laevis, superficie in sinistro spirae latere subtiliter sparsim po- 278 Gesammtsitzung rosa, primordiali cellula 745" lata, 6ta 2dae insidente, eirculum 35" latum claudente, cellulis in ambitu d conspicuis profunde discere- tis, pariete tenuil. E fundo maris atlantici 9540’ ped. alto, efr. Monatsbericht 1857 p. 142. 3) Aristerospira borealis, ampla, cellulis 15 74;"" lata. Cellula media rotunda 747" lata, 8vo et löta cellula 2dam parvam attin- gente. Ambitus primus 7;"", cellulis altioribus quam latis. Ambitus laevis, testa subtilis. Superficies punctis subtilibus irregulariter adspersa. Cellulae pellucidae substantia flavicante repletae. Ex- ploratio arctica navis Germaniae I 1868 e fundo maris groenlan- dici 510 et 193 ped. alto. Icon „Bericht der Polarreise* Taf. I, Fig. 1. Cfr. Monatsbericht 1869 p. 262. 4) Aristerospira corticosa. Ampla, cellulis 13 74," lata. Cellula media rotunda Zr" lata, 6ta 2dam validam attingente, 13tia 7mam includente, ambitus primus 6 cellulis „,". Ambitus undatus. Paries cellularum corticem crassum striatum refert. Superficies punctis subtilibus irregulariter notata. Aperturae fissura non distincta. Cellulae subtantia pellucida flavicante repleta. Expl. arctico navis Germaniae I e fundo maris groenlandici 198 ped. Icon ibid. Taf. I, Fig. 14. Cfr. Monatsbericht 15869 p. 262. 5) Aristerospira crassa, testula 12 cellulis „';"" lata, superfieie laevi, poris parvis raris perforata, primordiali cellula „4,'" lata, 6ta 2dam tangente, primo eirculo 2%” lato, cellulis in ambitu primo 5, in tota spira 12, cellulae in ambitu prominulae 4. Pa- rietes inaequales inde a 7ma cellula valde incrassati. E fundo maris atlantici 9780’ ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857, p. 142. 6) Aristerospira cucullaris. Parva, cellulis 9 „4,"" lata, prima cellula „45"" lata, 7ma 2dae insidente. Forma cellularum latior quam alta, ultima cucullaris. Ambitus undatus. Superficies punctis parvis irregulariter notata, parietes subtiles. Explorat. arct. navis Germaniae II, e fundo maris groenlandici 7542 ped. Icon ibid. Taf. I, Fig. 10, 11. 7) Aristerospira Schaffneri, testulis 9 cellulis z;"" aequans, 4 cellulis mediam eingentibus 5ta in 2da equitante. Spira sinistra. Utraque superficies subtiliter, dextra sublitissime dense porosa, cen- trali cellula 45" fere lata. E mari atlantico inter Islandiam et Americam borealem 2460 ped. profunditate 20. Aug. 1856. Cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. vom 25. April 1872. 279 Aristerospira Globigerina 1863 Monatsbericht p. 386 = Poly- dexia Globig. 8) Aristerospira heteropora, testula elegante, 9 cellulis J-'" su- perante, laevi, sinistro spirae latere poris rotundis crebris perforato, dextro latere poris raris stellatis instructo, primordiali cellula 42" lata, 6ta 2dam tangente, circulo „;"" lato, cellulis tumidis margine prominulis in ambitu 5, parietis crassitie cum spira erescente, inde a 6ta cellula crassiore. E fundo maris atlantici 9600 ped. alto. ÖOfr. Monatsbericht 1357 p. 142. 9) Aristerospira lepida, testula 11 cellulis „"" lata, laevi, te- nera, subtilibus poris raris perforata, in dextro latere regularibus paucioribus. Cellula primordiali „4z2'"" lata, 6ta 2dam tangente, circulum „1;”" latum 5 cellulis elaudente; cellulis 5 in ambitu valde prominulis, pariete subtenui. Cellulae primariae 4 imperforatae religuorum pori 1—6. E fundo maris atlantici 9780 ped. alto. Cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. Aristerospira Megastoma 1863 Monatsbericht p. 386 = Pylo- dexia Megastoma. 10) Aristerospira Microstigma, testula 11 cellulis „1,"" lata, leviter aspera subtiliter porosa, primordiali cellula —45'" lata, 6ta 2dae insidente, circulo primo 5 cellulis absoluto -!;'"" lato, cellulis in ambitu 5 turgidis prominulis, parietibus validis. E fundo maris atlantici 11580 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 11) Aristerospira Nidulus, 11 cellulis „J,"" lata, prima -—4z'", 6ta 2dae insidente. Circulus primus „1,"" ‚„ eellulae in ambitu 5. Superfieies laevis laxe porosa, paries tenuis. : Lagullas Bank Caput b. sp. 450 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1863 p. 386. 12) Aristerospira Omphalotetras, testula Globigerinae ha- bitu, majore, aspera 11 cellulis -;"" superante, poris? parvis inter tubercula positis, primordiali cellula parva 745"" lata, 5ta 2dam vix attingente, 6ta 2dae insidente, eirculo primo ‚cum Sta Z’" ‚ cum 6ta Zi, superante. Cellulae profunde diseretae in ambitu late prominulae quaternae. Orificium rima submargine ultimae cellulae prope umbilicum clausum. 280 Gesammtsitzung E fundo maris atlantiei 9780 ped. et 11580 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. Specimen e loco profundiore paullulum minus est et ultimam cellulam penultima minorem offert id quod immaturitatem cellulae indicare solet. 13) Aristerospira Phanerostomum, 10 cellulis 74" lata, prima ", 6 cellulae majores 445", 6ta 2dam attingente, circulo primo 75 in ambitu. Apertura dextra subrostrata Phanerostomi. Super- ficies laeviuscula poris raris tenuibus in utroque latere. Paries tenuis. Lagullas Bank Caput b. sp. 450 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1863 p. 386. 14) Aristerospira Polysphaera, testula Globigerinae tenuioris habitu, 9 cellulis „,"" poris in dextro latere paullo majoribus, primordiali cellula „45 lata, 6ta 2dae insidente, primo eireulo „{;."" alto. Parietis crassi- ties mediocris, cellulis profunde discretis subglobosis in ambitu superante, punctis minimis sparsis porosa, m primo 5, inde a septima 3 —4. E fundo maris atlantici 11580 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. Ad Aristerospiram pertinere videntur: Rosalina complanata d’Orb., R. Imperatoria d’Orb., R. dubia d’Orb., R. viennensis d’Orb., R. obtusa d’Orb., Rotalina Akneriana d’Orb., R. Dutemplei d’Orb. 15) Aspidodexia lineolata, testula 10 cellulis z4;"" lata, super- fieie in dextro latere radiato-lineolata et subtiliter et subtilissime porosa, in sinistro spirae latere integra, primordiali cellula „4-" lata, 6ta 2dam vix tangente et circulo „4 lato claudente, cellulis in ambitu 6 turgidis prominulis. E fundo maris atlantici 11580 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 16) Aspidospira bulligera, testula 14 cellulis „!;"" lata, laevi, cellulis in ambitu prominulis in dextro latere imperforatis, in si- nistro latere poris crebris parvis perforatis. Primordiali cellula 145" lata, 7ma 2dae insidente, 6ta hanc vix tangente, ceirculo primo cum sexta 75" alto, cum septima Z5"" fere aequante. Cellulis in ambitu 6 conspieuis parum prominulis, parietibus validis. E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cefr. Monatsbericht 1857 p. 142. 17) Aspidospira Hexacyclus, testula 18 cellulis 71;"" lata, laevi, u ET vom 25. April 1872. 281 spirae latere plano imperforato aut margine tantum uno alterove poro notato. Primordiali cellula parva „45"" fere lata, 6ta 2dam tangente, eirculo primo 4" alto 6 cellulis absoluto, parietibus in- cerassatis. 6 cellulae in ambitu prominulae. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 18) Aspidospira Pentacyclus, testula 15 cellulis 4”” superante, laevi, spirae latere plano imperforato sicut in A. Hexacyclo, pri- mordiali cellula „4,'" fere lata, 6ta 2dae insidente, ceirculo primo #35 alto 5 cellulis circum primam absoluto, parietibus incrassatis, 6 cellulis in ambitu leviter prominulis. In nonnullis cellulis hujus et A. Hexacycli pori in spirae dextro latere prope marginem irregulariter sparsi nonnulli inve- niuntur. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1357 p. 142. 19) Aspidospira Rosula, testula 15 cellulis -4;'" lata, laevi, primordiali „!;"" lata, 6ta 2dam attingente, eirculo „4,”" alto. In sinistro latere spiram obtegente et tumente subtiliter sparsim porosa, cellulis in ambitu leviter prominulis 6, parietibus mediocriter crassis. Spira in dextro latere distincta. E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. Ad Aspidospiram pertinere videtur Rotalina Homeri d’Orb. Taf. VII f. 22—24, Rotalina Partschiana d’Orb. Taf. VII f. 28—30, Taf. VIII f. 1—3, Rotalia Soldani d’Orb. Taf. VIII f. 11—12. 20) Bolbodium Sphaerula, testula globosa 4 cellulis 4"" replens, superficie laevi subtilissime punctulata (porosa), prima i. e. media cellula 57" lata, ampla, 4ta cellula reliquos ultra dimidium invol- vente, in ambitu omnes leviter discretae. E maris atlantiei inter Islandiam et Americam abysso 2460 ped. 20. Aug. 1856 protractum, efr. Monatsbericht 1857 p. 142. 21) Cenchridium capense, corpusculum ovatum breviter rostra- tum truncatum, siphone medio ultra collum permeante, pariete crasso. Longit. 74", lalit. 74", lat. frontis „1;"". Superficies laeviuscula, poris sparsis inaequalibus. Lagullas Bank Caput b. sp. 450 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1863 p. 386. 22) Cenchridium incurvum, testula simplice oblonga z1,"' longa, 232 Gesammtsitzung 24 longiore quam lata, utrinque rotundata, laevi, integra, anteriore fine paullum tenuiore leviter inflexo, hine orificio subrotundo lato laterali. Columella aequaliter curva prope os eccentrica, E mari atlantico 9540 ped. alto, cfr. Monatsb. 1857 p. 142. 23) Dexiopora borealis, ampla, cellulis fere 22, numero propter obseuritatem incerto, 4’ lata. Circulus externus 10 cellulis forma- tus, singulis altioribus quam latis. Ambitus undatus, testa in- crassata. Superficies in latere dextro poris magnis irregulariter acervatis insigni. Explor. arct. navis Germaniae I 1863 e fundo maris Groenlandici 168 ped. alto. Cfr. Monatsbericht 1869 p. 262. Propter defectum pellucitatis icon non facta est. 24) Globigerina Nereidum, testula 14 cellulis „4 aspera coarctata, poris in superficie non conspicuis, primordiali cellula minima z„1;"' lata, 6ta 2dam tangente, eirculo primo „,”" fere lato, cellulis in ambitu 4 leviter prominulis, parietibus a 3tia cellula valde incrassatis. Orificio propter situm inflexum speciminis "" superante, non conspicuo. E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 25) Globigerina Omphalotetras, testula 9 cellulis „;'" lata, superficie aspera foveolata, poris parvis sparsis saepe linea connexis pervia, spira dextra, cellula primaria 45" lata, Sta 2dae insidente, cireulo primo e 4 cellulis 75" lata, cellulis 4 in ambitu levius prominulis, parietibus inde a 2da cellula valde incrassatis. Orificio amplo ad umbilicum sinistro. E fundo maris atlantieci 9780 ped. alto, efr. Monatsbericht 1857 p. 142. 26) Globigerina Pentatrias, testula 12 cellulis 4"’ aequans, su- perficie ubique aspera foveolata et porosa, cellularum primo eirculo 5, religuis 3. Media prima cellula „tz"' lata. Primus eireulus 715" latus. Mediam eingentes 5 cellulae eircalum non elaudunt, 6ta 2dae insidet. Spira dextra. Ostium amplum in latere sinistro centro propinquum. E fundo maris atlantiei 2460 ped. alto. 20. Aug. 1856. Ufr. Monatsbericht 1857 p. 142. Globigerina rubra 1857 = Pylodexia rubra. E. Globigerinis in Microgeologia 1854 pietis Globigerina Libani Tab. XXV, I, A, f. 30 et Gl. Cretae Sicilia Tab. XXVI, f. 44 ad Pylodexias ponantur. 27) Grammostomum angustipes, specimen singulare mancum, vom 25. April 1872. 283 21 cellulis fere -1;"" longum, falcatum, ‘primis cellulis ad 13ijam usque augustus, superioribus dilatatis. Lagullas Bank Caput b. sp. 450 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1863 p. 356. 28) Grammostomum? bulligerum, au Strophoconus? Singularis forma, cellularis series irregulariter alternae subsecundae, prima globosa bullata valde dilatata, proximae sequentes deorsum rostratae religuae sursum spectantes involventes, nonnullae alternae. Hyalina, integerrima laevis tenuis. 11 cellulis „;"" lata, prima „1,"". Latit. ultimae z1.'"". Lagullas Bank Caput b. sp. 450 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1863 p. 386. 29) Grammostomum fasciatum, laceolatum, 19 cellulis 4” longum, cellulis augustis falcatis in latere discretis. Prima cellula globosa fere tota inclusa. Superficies laevis. Pororum a cervi la- terales in basi et margine cellularum fascias obliquas medias alter- nas formant. Latitudo max. „5. In specimine 25 cellularum 4’" longo, prima cellula paullo major tota inclusa et longitudo 19 cellularum paullo longior. E Lagullas Bank ad Caput bone spei, efr. Monatsbericht 1863 p- 387. 30) Grammostomum nanum, testula 7 cellulis z„4”" longa et lata, laevi diaphana integerrima, cellulis transverse oblongis, pri- mordiali „47"" lata dimidia parte prominula, 5 primis cellulis 4z"" longis, parum latioribus, parietibus tenuibus, omnibus cellulis margine discretis. Gr. Umbrae forma affinis, tenuior. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 31) Grammostomum stygium, testula imperfecta, 7 cellulis z4,'" superante, ampliata, „U."" latior, laevis integerrima, parietibus crassis, primordiali cellula ampla 2;"" lata, oblonga, cavitate globosa, pa- riete inaequali postica parte valde inerassata, reliquis cellulis de- pressis augustis 5 prioribus conjunctis „U,”’ superantibus. Inde a prima cellula margine crasso inclusae nee discretae. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 32) Grammostomum tenellum, gracilis oblonga forma, 8—9 ar- ticulis alternis instructa, primo minimo subrotundo „4-’" lato, oc- 284 Gesammtsitzung tavo 45'", nono ;45”". Longit. totius „4"". Superficies laevis, color totius flavicans. E fundo maris californiei 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 825. 33) Grammostomum Umbra, testula 7 cellulis „y"" alta, FR lata, laevi diaphana integerrima, cellulis transverse oblongis, pri- mordiali 745" lata, dimidia parte prominula, 5 primis „1;"" longis et aequaliter latis, parietibus tenuibus, omnibus margine diseretis. Gr. nano affine. E fundo maris atlantici 11580 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 34) Grammostomum verrucosum, 15 cellulis 7," longum 31, latum, rhombi forma valde dilatata subquadrata. Prima cellula m 143" lata, globosa, 5 cellulis primis „,5"" longa et lata. Super- ficies in margine verrucoso-aspera. Lagullas Bank Caput b. sp. 450 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1863 p. 387. 35) Hemisterea Nautilus, testula magna 29 cellulis superante, 9na cellula 2dam prope attingente, spira in he latere 4" parum aperta, superficie in sinistro latere integra in dextro poris maximis pervia, centrali cellula magna globosa „';"' lata, reliquis oblongis sensim curvatis lunatisque, angustus. Primam cellulam ceircumdant 8, in eireulo 7/,’”. Secundus lato eirculus 24 cellulis 4”’ fere latus. Parietes erassi. Cellulae in ambitu parum ale pori saepius.„t-"" lati, inaequales, sine ordine dense sparsi. Oris rima non conspicua. 36) Hemisticta amplificata, testula 8 cellulis „U; "" lata, margine laevi, poris parvis in latere sinistro perforata, primordiali cellula 745" lata oblonga, 6ta cellula 2dam fere mediam tangente, eirculo primo „4,"" lato. Parietibus tenuioribus, cellulis turgidis in margine in ambitu 5. » E fundo maris atlantici 9780 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 37) Miliola costata, testula subglobosa rostrata cum rostro brevi 74%” superans. Longitudinaliter costata (costis fere 12?), superficie laevi tenuissimis poris tubulosis dense perforata. Rostrum erassum truncatum margine dilatatum. Melonis forma ovato-sub- globosa. Speceimen mancum. vom 25. April 1872. 285 E fundo maris atlantiei 11580 ped. alto, efr. Monatsbericht 1857 p. 142. 38) Nodosaria Balaenarum. Articulis 2 „4"" longa, primo articulo subgloboso, frontali elongato utrinque attenuato, strictura intermedia distineta, orificio terminali simpliciter truncato, pariete erasso transverse striato. Superficies nebulosa laevis, non costata. Diameter cellulae primae „,"". Explorat. aretic. navis Germanjae I, mare Groenlandiecum 168’ alt. Icon ibid. Tab. 1 f. 19. Cfr. Monatsbericht 1869 p. 262. 39) Nodosaria moniliformis. Articulis subglobosis laevibus 8 37" fere longa, primo articulo sphaerico „35 lato, ultimo sub- depresso „1, alto, apertura terminali frontali non rostrata. E [undo maris californici 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 825. Colore flavo repleta. 40) Nodosaria pygmaea, articulis 5 subglobosis „,", 8 Zu" longa, primo articulo sphaerico parvo 735"— 343" lato, ultimo (majoris formae) 145", (minoris) 335" vissime rostrata. Superficies laevis. E fundo maris californiei 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 825. Colore flavicante passim repleta 41) Nonionina Aglajae, testula 11 cellulis „,”" lata, hyalina tenera, lenticularis laevis imperforata, cellulis turgidis margine sub- carinatis, primordiali cellula „4,"" lata, 6ta 2dae insidente, eirculo primo 5 cellulis formato, 53 lato. Apertura non conspicua sicut in N. Flustrella. E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 42) Nonionina? Crisiae, testula 13 cellulis Z4,"" alta, hyalina, N. Flustrellae habitu, parce porosa, cellulis leviter obliquis, pri- mordiali cellula „4,5 lata, 7ma 2dam tangente, 3va 2dae insidente, circulo primo 6 cellulis „45”" lato. Cellula umbilicalis in latere dextro conspicua in sinistro nulla. Paries tenuis. Margo laevis. E fundo maris atlantici 11580 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 43) Nonionina? cerystallina. Mediocris, cellulis 14, z,"" lata, prima cellula parva „4z"" lata, öta 2dam attingente. Primus am- bitus „442'" latus. Ambitus totus laevis, cellulae latiores quam [1872] 20 lato, apertura terminali bre- 286 Gesammtsitzung altae, linea interna furcata, aperturam amplam triangulam indi- cant. Superficies integerrima, hyalina, parietes tenues. Explorat aret. navis Germaniae II, mare Groenlandieum 7542 ped. alto. Icon ibid. Tab. I f. 4. 44) Nonionina Flustrella, testula 17 cellulis „,"" lata, hyalina tenera N. Spirillinae habitu, lentieularis, laevis, poris parvis raris duobus tribusve in cellulis majoribus. Cellulae obliquae depressae marginales subcarinatae, primordiali z45”" lata, 5ta 2dae insidente, circulo primo 4 cellulis absoluto „1;"" lato. Apertura non con- spicua. Tota cellulae frons aperta videtur. Cfr. N. Nympharum, E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 45) Nonionina hyalina, testula tenerrima 8 cellulis Z,"”" alta, hyalina turgida laevi imperforata, cellulis obliquis, primordiali eb- longa 715"' longa, 5ta 2dae insidente, eirculo primo e 4 cellulis constante z1,”" lato. N. Flustrellae affınis turgens forma. E fundo maris atlantici 11580 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 46) Nonionina Koldeweyi. Ampla, cellulis 19, -;"’ lata, 9na 2dam attingente, primus ambitus „4,"” latus. Prima cellula rotunda +45". Circuitus externus leviter undulatus, parietes subtiles. Super- ficies punctis s. poris irregulariter adspersa. Cellularum eavitates substantia flava repletae. Explorat. arct. navis Germaniae I], mare Groenlandicum 198 et 168 ped. = Desxiospira borealis 1869 Mo- natsbericht p. 262. Cellulas inclusas esse serius enucleatum est. 47) Nonionina Nympharum, testula tenui 12 cellulis 1,” lata, byalina, N. Spirillinae habitu, lenticularis, laevis, cellulis obliquis majoribus parce porosis margine subcarinatis, primordiali cellula ovata „45” longa, 6ta 2dae insidente, circulo primo 1," lato 5 cellulis facto. Cellulis tribus maximis poris 2 vel 4 notatis, prio- m ribus integris. E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 48) Nonionina Spirillina, testula 11 cellulis „4-"" lata, hyalina, tenera, N. Nympharum habitu, lenticularis, laevis, imperforata, cel- lulis obliquis depressis margine subcarinatis, primordiali cellula tz” lata, 5ta 2dae insidente. Primus eirculus 4 cellulis absolu- tus 715" latus. Cellula umbilicalis in utroqne latere conspicua. vom 25. April 1872. 287 A N. Flustrella porositatis defeetu, cellula primordiali plus duplo majore differt. E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. Hujus generis plures species perlueiditate aut integritate carentes neglectae sunt, umbilicorum varia natura varia genera distinguere invitat. 49) Otostomum Strophoconus, testula 5" longa, 10 cellulis constans elongata. Prima cellula globosa „4, lata, 6 primis cel- lulis in Polymorphinae irregularem modum dispositis, reliquis in serie simplici (interdum binis oppositis?), superficie ubique sub- tiliter porosa. E maris atlantici profundis inter Islandiam et Americam bo- realem 2460 ped. altis, 20. Aug. 1856, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 50) Phanerostomum Bullaria, testula Aristerospirae habitu, 12 cellulis „;'"" lata, 4 mediam cingentibus, utraque superficie turgida et subtiliter porosa, spira in sinistro latere libera. Primus circulus 4 cellulis „."" latus, secundus circulus 5 cellulis absolutus. Duo primi eireuli 10 cellulis perfecti „,"' superant. Parietes tenues, cellulis semilunaribus in margine turgidis, 4 primis subglobosis. Spirae superficie sinistra poris laxius sparsis hie illic acer- vatis, dextra poris densioribus elongatis crebrioribus notata. Os dextrum centro propinguum. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, 20. Aug. 1856, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 51) Phanerostomum globigerum, testula 10 cellulis „L."" supe- rante, laevi, dense subtiliter porosa, primordiali cellula globosa „4z"" lata, 5ta 2dam tangente. Circulus primus 4 cellulis absolutus „1"' latus, cellulis in ambitu quaternis profunde discretis, late prominulis. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 52) Phanerostomum micromphalum, testula 12 cellulis „,"" lata, laevi, subtiliter porosa, primordiali cellula minore z4,"" lata, 6ta 2dae insidente, eirculo primo 5 cellulis absoluto „;"" lato, cellulis in ambitu 5 profunde discretis. E fundo maris atlantiei 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 53) Phanerostomum pelagicum, testula 11 cellulis -;"' lata, 20* 288 Gesammtsitzung aspera porosa, cellula primordiali „35’” lata, 6ta 2dae insidente, primo eirculo 5 cellulis constante z';”’ lato, cellulis in ambitu 5 discretis prominulis, parietibus erassis. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 54) Planulina aspera, testula 14 cellulis -!," superante, aspera, in dextro latere poris parvis, in sinistro majoribus pertusa, cellu- lis umbilicalibus parvis, primordiali „t1;"’ lata, 6ta 2dae insidente, circulo primo 5 cellulis absoluto „4 lato. Cellulae 5 in ambitu prominulae, parietibus inde a Ööta cellula inerassatis. Aperturae rima parum conspicua. Pororum diversitas notabilis est. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Mb. 1857 p. 142. Cfr. diagnosin Abhandl. 1841 p. 427. 55) Planulina Ohloes, testula 13 cellulis 4”. lata, superficie sub- aspera utrinque turgida porosaque, dextra spirifera densius punc- tata, sinistrae poris linearibus, 5 cellulis mediam eingentibus, 6ta 2dam attingente. Primus eirculus „;"" latus, secundus cum primo 715" latus, 11 cellulis instruetus, prima cellula „4, lata globosa. Cellulae omnes in ambitu prominulae, majores inde ab I1lma aspe- rae. Parietes extremi crassiores et asperi. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, 20. August 1856 ex- tracta, cfr. Mb. 1857 p. 142. 56) Planulina decrescens, testula 12 cellulis 7!;”” superante, aspera, poris parvis in utroque latere sparsis perforata, primordiali cellula 7435" lata, 7ma 2dae insidente, eireulo primo 6 cellulis „1,'” lato, cellulis in ambitu 5 profunde diseretis, parietibus crassis. Senarius eirculus primus et seoundus decrescunt in quinarium tertium. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, efr. Mb. 1857 p. 142. 57) Planulina eurytheca, testula 16 cellulis 7;” lata, laevius- cula, poris crebris parvis perforata, primordiali cellula 74,” lata, 6ta 2dae insidente, primo circulo 5 cellulis „,”’ lato, cellulis in ambitu 6 bene discretis prominulis, parietibus mediocriter crassis. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, efr. Mb. 1857. p. 142. 58) Planulina Globigerina, testula 13 cellulis 747; superante, aspera porosa areolata, primordiali cellula —4;"' lata, 7ma 2dae insidente, circulo primo z),"" lato, 6 cellulis constante, cellulis in vom 25. April 1872. 289 ambitu 4—5 levius prominulis, parietibus crassis. Aperturae rima parum conspicua. E fundo maris atlantiei 11580 ped. alto, cfr. Mb. 1857 p. 142. Cfr. diagnosin Mb. 1861 p. 307. 59) Planulina heterocyclia, testula parva 8 cellulis „1 lata, laevi, poris parvis perforata, primordiali cellula parva „4;'" lata, 4ta 2dam tangente, circulo primo 4 cellulis facto „1,"" lato, cellu- lis in ambitu 5 late prominulis, parietibus tenuibus. Planulinae asperae statui juvenili forma prope accedit, his characteribus longe differt. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, efr. Monatsbericht 1857 p. 142. 60) Planulina hexacyclia, testula 16 cellulis 4’’ lata, laevis, poris in utroque latere creberrimis punctiformibus perforata, pri- modiali cellula —4,5"" lata, 6ta 2dam vix tangente, 7ma .superante, eirculo primo 6 cellulis absoluto Z,"" lato, cellulis in ambitu 5 le- vius prominulis, parietibus a 12ma ad l4tam cellulam usque in- crassatis, reliquis tenuioribus. E fundo maris atlantici 9780 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 61) Planulina Mauryana, testula 12 cellulis fere „"" lata, 6ta cellula 2dae insidente, primo eirculo 5 cellulis constante „,”" lato, eellulis in ambitu 5 bene discretis prominulis, parietibus crassis. Aperturae rima obsoleta. E fundo maris atlantici 11530 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 62) Planulina Megalopentas, testula 11 cellulis Zz superficie aspera areolata poris parvis perforata, primordiali cellula "" superante, magna If" lata, 6ta 2dam tangente, circulo primo „5'" lato, 5 cellulis perfecto, cellulis in ambitu 5 minus profunde discretis sed prominulis, parietibus crassis. E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 63) Planulina Micropentas, testula 14 cellulis 7," fere aequante, superficie leviter aspera poris parvis sparsis perforata, primordiali cellula parva „4,"" lata, 6ta 2dae insidente; circulo primo 5 cellu- lis constante „\;"" lato, cellulis in ambitu 5 profunde discretis, pa- rietibus crassis. 290 Gesammtsitzung E fundo maris atlantici 9600 ped. alto, cfr. Monatsbericht ‚1857 p. 142. 64) Planulina Morseniana, testula 15 cellulis „,"" lata laevius- cula, poris sparsis parvis in cellulis majoribus, primordiali cellula parva „t;”" vix aequante, 6ta 2dae insidente, primo eirculo angusto 5 cellulis 4” lato, cellulis in ambitu 5 minus profunde discretis prominulis, parietibus inde a cellula 8va mediocriter incrassatis. Aperturae rima parum conspicua. E fundo maris atlantiei 11580 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. De speciminibus a Morsenio missis efr. Monatsbericht 1857. 65) Planulina perihexas, testula 13 cellulis „,"” lata, aspera areolata poris parvis sparsis perforata, primordiali cellula 35" fere lata, 7ma 2dae insidente, circulo primo „I;"" lato, cellulis in toto ambitu 6 prominulis, parietibus mediocriter incrassatis. E fundo maris atlantici 9780 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 66) Planulina profunda. Parva, cellulis 9, 7," lata, cellula prima rotunda 745”, 6ta 2dam tangente, eirceuitu primo „I;"" lato. Ambitus aequabilis. Superficies laevissima, cellulae latiores quam altae, parietes tenues. Explorat. aret. navis Germaniae II, mare Groenlandieum 7800 ped. Icon ibid. Taf. I. f. 17. 18. 67) Planulina sphaerocharis, testula 21 cellulis „,'"" aequans, 6 mediam cingentibus; Spira dextra, utraque superficie laevi, poris raris parvis pervia inde a 9 conspicuis, centrali cellula z4,"" lata. Primus ceirculus 6 cellulis mediam eingens „4%“ latus. Cellulae omnes subglobosae. Os non conspicuum (in latere sinistro lineare ?). Parietes tenues. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, efr. Monatsbericht 1857 p. 142. Ad Planulinas pertinere videntur: Rotalina Kolembergensis d’Orbigny Taf. VII f. 19— 21, R. Hai- dingeri d’Orb. Tab. VIII f.7—9. R. Ungeriana d’Orb. Tab. VIII f. 16-—18, R. Brognartii d’Orb. Tab. VIII f. 22—24; R. aculeata d’Orb. T. VIII f. 25—27. Truncatulina lobitula d’Orb. Tab. IX f. 21— 23; Tr. Boueana d’Orb. Tab. IX f. 24—26. Anomalina variolata d’Orb. Tab. IX f. 27—29. Anomalina austriaca d’Orb. Tab. X f. 4—6; A. Rotula d’Orb. T. X f. 10—12; Rosalina simplex d’Orb. T. X £f. 25 — 27. vom 25. April 1872. 291 68) Polymorphina aspera, testula 5 cellulis 747‘ superante Zr" lata ovata, perlucida superne laevi, postica parte apiculis sparsis aspera, poris destituta rostrata. Rostrum breve rectum sub- obliquum truncatum eylindricum, primordialis cum rostro „';‘' sine rostro „;''' longa subglobosa, reliquis cellulis ovatis, extus parum discretis, parietibus tenuibus. E fundo maris atlantiei 9600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1857 p. 142. 69) Polymorphina pusilla, testula 4 cellulis Z,'' longa ovata +7 lata, perlucida, tota laevi, integra, rostrata, rostro brevi recto cylindrico truncato terminali, primordiali cellula 745° longa, sine rostello —4z'" longa subglobosa, reliquis oblongis extus distincte diseretis, parietibus tenuibus. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 70) Porospira leptomphala, testula 13 cellulis „;‘'' lata, super- ficie laevi, poris valde raris solummodo in extremis (3) cellulis. Primordialis cellula 343‘ lata, 7ma 2dae insidente, circulo primo 6 cellulis facto „4. lato, cellulis in ambitu 5 prominulis subglo- bosis, parietibus tenuibus. Pori desunt a prima ad 10mam cellulam, in llma unus, in 12ma 5, in 13ia 3 adsunt. E fundo maris atlantiei 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 71) Porospira Planulina, testula 15 cellulis „1-‘ superante, laevi hyalina, in spirae sinistro latere poris parvis raris perforata, primordiali cellula z4,;‘' lata, 5ta 2dam tangente 6ta insidente, eirculo primo 4 cellulis facto „4,‘'' lato, cellulis subglobosis in ambitu diseretis prominulis 6. Oris rima ad umbilicum protendens in sinistro imperforato latere ubi in unica (l12ma) cellula 3 poros parvos vidi. Parietes tenues. In Planulinae characterem abiens. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 72) Porospira septenaria, testula 9 cellulis „5 lata, laevi hyalina, poris parvis raris in spirae latere perforata, primordiali cellula majore „45 lata, 6ta 2dae insidente, eirculo primo 4‘ lato 5 cellulis formato, cellulis subglobosis in ambitu 7 discretis prominulis. Päarietes tenues, 3 mediae cellulae sine poro. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cefr. Monatsbericht 1857 p. 142. 292 Gesammtsitzung 73) Porospira sphaerotheca, testula elegans amplior 10 cellulis 115‘ lata, superficie laevi, poris majusculis in dextro spirae latere perforata, in sinistro latere integerrima, primordiali cellula 45 “' lata, 6ta 2dae insidente, circulo primo „';'' lato. Cellulis in am- bitu 5 parum prominulis, parietibus mediocriter crassis. Pori in primordiali et 2da cellula nulli, in 3tia et 4ta 2 majores, in Sta et 6ta plures majores dein plures majusculi in singulis cellulis. Cellulae depressae. In specimine llmae cellulae fragmentum adest. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 74) Pylodexia atlantica, testula 10 cellulis 74,‘ lata, aspera, poris parvis sparsis in tuberculorum interstitiis, cellula primaria 1352. lata, 6ta 2dae insidente, circulo primo „4r‘' lato, cellulis in ambitu tribus profunde discretis, parietibus crassis, orificio ad um- bilicum in latere dextro patente subrotundo. Cellulae primariae difficilius conspicuae. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, cfr. Monatebericht 1857 p. 142. 75) Pylodexia Globigerina, 9 cellulis „1;'’ lata, cellula media 45. Primus cireulus 5 cell. formatus, 6ta 2dam tangente, majores in ambitu 5, ultimae cellulae apertura dextra „1;‘ lata, superficiei pori sparsi in 4 cellulis primus desunt. Paries mediocris. La- gullas Bank, Vadum Cap. b. sp. 360 ped. Be cfr. Monatsbericht 1863 p. 386. 76) Pylodexia heteropora, testula 14 cellulis -;‘' lata, Glo- bularinae habitu, superficie sub-laevigata porosa, poris in cellulis inde a l10ma amplis, in duabus maximis cellulis magnitudine de- erescentibus, primordiali 45‘ lata, 6ta 2dae insidente, eirculo primo e 5 cellulis facto 4‘ lato. In dextro latere spira obtecta, umbilicus clausus. Orificium amplum ad umbilicum positum. E fundo maris atlantiei 2460 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 77) Pylodexia Megastoma, 11 cellulis 2,‘ longa, prima cellula 147. lata, 6ta 2dae insidente et circulum primum „5“ latum claudente, majores in ambitu 4, omnes sinistrorsum porosae inde a 4 asperae. In dextro latere pori rariores ad 8vam c. usque defi- cientes. Apertura maxima „!,‘' lata. Lagullas Bank, Vadum Capit. b. sp. 450 ped. altum, cfr. Mo- natsbericht 1363 p. 386. vom 25. April 1872. 293 78) Pylodexia Platytetras, testula 10 cellulis 3‘ superante, aspera, ampla, cellulis subglobosis profunde discretis in ambitu 4, primordiali cellula —1,' lata, 5ta 2dam tangente, eirculo primo 4 cellulis absoluto z!;‘' fere lato, apertura dextra amplissima, parie- - tibus valde crassis. In ostii aperturam inserta aliena particula observata est. E fundo maris atlantiei 9730 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 79) Pylodexia rubra, aspera rubra, 9? cellulis „.'' lata, pri- mordiali cellula cum circulo primo obscura, cellulae magnae in ambitu 3, spira sinistra, apertura rotunda magna dextra, pori densi in papillarum apieibus in recta linea in „,'" fere 5. E mari aegaeo 420 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 80) Rotalia groenlandica, parva, cellulis 8, Zz‘' lata, cellula media rotunda „45, 6ta 2dam attingente, eireuitu primo „1, lato, cellulae aeque latae ac longae. Superficies laevis, parietes distincti. Hyalina. Explorat. aret. navis Germ. I, mare Groenlandicum 450 ped. Icon ibid. Tab. I f. 15. Cfr. Monatsbericht 1869 p. 262. 81) Rotalia haliotina, 6 cellulis „,‘' longa, R. auriculae ha- bitu, prima cellula per magna „1;‘', reliquis subito inerescentibus cireulum non celaudentibus. Superficies laevis, tenuis hyalina. E vado Lagullas Bank ad Caput b. sp. 360 ped. alto, cfr. Mo- natsbericht 1863 p. 387. 82) Rotalia Hegemanni, parva, cellulis 20, „};‘ lata, cellula 4 prima rotunda „45, 10ma 2dam tangente, circuito primo „1.'". [ Ambitus laevis, paries tenuis. Superficies integerrima hyalina, cellulae altiores quam latae. Explorat. arct. navis Germ. II, mare Groenlandicum 3414 ped. Icon in Tab. If. 2. 83) Rotalia microtis, parva, cellulis 12 „U,“ lata, cellula prima rotunda parva „4, 8va 2dam attingente, circuito primo 715. Am- bitus totus laevis, paries subtilis. Superficies dense punctato-ne- bulosa, cellulae duplo altiores quam latae. Explorat. aret. navis Germ. Il, mare Groenlandicum 3414 ped. Icon in Tab. 1 f£. 5. 83) Spiroplecta abyssorum, testula 11 cellulis „1, longa, cellu- lam primam 5 cellularum eirculus „,;‘' latus ineludit, 6ta cellula 2dam attingente, reliquis 6 alternis oblongis. Media cellula —#z“' lata, reliquae superiores cellulae eirculi diametrum margine parum superant. Superficies laevis, poris in cellularum margine inferiore 294 Gesammtsitzung paueis uno vel tribus parvis, parietes perlueidi tenues. Os Gram- mostomi. E fundo maris atlantici 2460 ped alto, 20. Aug. 1856, cfr. - Monatsbericht 1857 p. 142. 85) Spiroplecta capensis, 13 cellulis „4,‘, 16 cell. „1,‘ longa, prima cell. fere „45. Cireulus primordialis 6 cellulis formatus, re- liquarum serie augustior. Laevis integerrima, hyalina aut flavicans. E fundo vadi Lagullas Bank ad Caput b. sp. 450 ped. alto, efr. Monatsbericht 18653 p. 386. 86) ‚Sp. demersa, testula 19 cellulis „,‘' longa, spira juvenili 9 cellulis formata reliquis alternis spira angustioribus, cellulam , primam eingunt 4 cellulae eirculo completo, 6ta cellula 2dam in- cludente, spirae totius diam. „z'', cellulae primae diam. „45 ultimae longitudo „1-'". E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cefr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. In forma juvenili spirali 7 cellulis constante alternantibus cellulis destituta, cellula prima cum quatuor sequentibus diametro convenerunt. Utriusque testula membranacea rubicunda. Mortua an viva? 57) Spiroplecta? profundissima, spira primordiali 5 cellulis non absoluta, prima cellula eccentrica secunda terminali, cellulis alternis a 6ta incipientibus. Habitus Textilariae imperfectae. Parietes crassi, superficies integra. Diam. primae cellulae 25‘, spira prima 35". Long. e 7 cellulis „y'". E mari Coral See dieto 12900 ped. alto, efr. Monatsbericht 1855 p. 178. 88) Strophoconus arcticus, 12 cell. conspieuis zy'' fere lon- gus, prima rotunda inclusa ZI,‘ latz, cellulae secunda et tertia alternae, reliquis erescendo se involventibus, parietes valde tenues. Superficies laevissima hyalina. 6 primae cellulae „I“. Explorat. arct. navis Germ. II, mare Groenlandicum 540 ped. Icon ibid. Tab. I f. 13. 89) Strophoconus falcatus, testula elongata curvata, cellulis uno latere 11, altero 14 confecta -/-‘' longa, prima cellula „45 lata globosa, reliquis elongatis. Superficies laevis, parietibus tenuibus cerystallinis integerrimis. E fundo maris atlantici 2460 ped. alto, 20. Aug. 1856, cfr. Monatsbericht 1557 p. 142. ’ vom 25. April 1872. 295 90) Strophoconus hyperboreus. 8 cell. conspieuis Zy'' fere longus, prima rotunda semiinclusa 745° fere lata, ad quintam usque 74 1., superioribus inferiores crescendo involventibus sub- alternis. Superficies subtilissime punctato-nebulosa, parietes tenues. Explorat. aret. navis Germ. II, mare Groenlandicum 3414 ped. Icon ibid. Tab. I f. 12. II. Polygastrica. 91) Actinogramma Jupiter, radiis 15, membrana radios con- nectente deficiente, areae mediae lineis transversis, nonnullis fur- catis, aliis simplieibus. Diameter cum radiis „,'', areae mediae b) L_ 44 01077 E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto. Cfr. Monats- bericht 1859 p. 353. 92) Actinogramma Saturnus, radiis fere 25. Specimen elegans mancum, membrana radios connectente deficiens, areae mediae lineae transversae fere omnes furcatae. Diameter cum radiis „};'', areae modiae oblongae longit. maxima „z'". E maris zanguebarici fundo 13200 ped. alto. Cfr. Monats- bericht 1859 p. 353. 93) Actinogramma Sol., major, radiis fere 32, specimen elegans imperfectum, membrana radios connectens laevissima distincta, area media orbieularis. Lineae parallelae longitudinales a centro fere orientes, lineae transversae nonnullae furcatae aliae simplices. Diameter eum radiis fere „1;‘'', areae mediae „,"". E fundo maris zanguebarici 15200 ped. alto. Cfr. Monats- bericht 1859 p. 353. 94) Actinogramma Venus, radiis 18, membrana radiosum de- ficiente, areae mediae oblongae lineae parallelae longitudinales ec- centricae, transversae parallelae rarissime furcatae, simplices. Dia- meter cum radiis „-‘, areae mediae long. max. „,"'. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto. Cfr. Monats- bericht 1859 p. 3593. 95) Amphitetras? Mammillaris, testula elongata, suleis duobus tripartita. Pars media major subquadrata, terminales minores sin- gulae, papilla truncata et limbo basali, cellulis quadratis insigni ornatae. Forma paradoxa. Longit. z1,''. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 296 Gesammtsüzung 96) Arcella borealis. Lorica subglobosa reticulata, apertura transversae oblonga subfronte eccentrica. Areolae superficiei irre- gulares. Long. et latit. 74“. Explorat. arctic. navis Germaniae II ex Insula Shannon. Groenlandica. Icon ibid. Tab. III f. 29. 97) Arcella laticeps. Lorica oblonga utrinque late rotundata, lateribus subapertura leviter constrietis, apertura latissima sub- semilunari eccentrica. Superficies irregulariter et nebulose reticu- lata, frontem versus areolis distinctioribus majoribus. Long. 75‘, latit. „1. Explorat. arct. navis Germ. II ex Insula Shannon. Groenlandica. Icon ibid. Tab. III f. 30. 98) Arcella Textriv. Lorica oblonga elliptica, assularum qua- dratarum seriebus obliquis decussatis subtilibus, apertura rotunda submargine frontis, assularum series in una directione sine longi- tudinali 16, in altra directione 10 in superficie simul conspicuae. ua 44a Long. „15, latit. J4+ Explorat. arct. navis Germ. II ex In- sula Shannon. Groenlandica. Icon ibid. Tab. III £f. 31. 99) Asterolampra hexactis. Disci marginisque radiis 6, areolae mediae cum radiis laeves, radiorum interstitiis membrana punctata repletis. Fragmenta solum observata sunt. Diam. totus fere „1,‘'', diam. disci Zi". E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. Hujus generis 3 species notae sunt, A. marylandica 1844, cfr. Monatsbericht 1344 p. 276 f. 10, A. pelagica, cfr. Monats- bericht 1854 p. 235. Hanc septenario linearum numero insignem speciem J. Müller 1355 ad Acanthometras Radiolariorum posuit, cum vero ab eo bivalvis pieta sit, ad Bacillarieas bivalves repo- nenta est. Duplicem valvam ego etiam in Actinogrammate ob- servavi et conservavi. 4A. hexactis tertia species est. 100) Campylodiscus polaris, testula suborbicularis in sellae formam curvata, area media latissima laevi, margine radiorum bre- vium corona insigni. In 4 fere 10 radioli. Lat. et long. „4'. Explorat. aret. navis Germaniae II, mare Groenlandicum 18 ped. prope Insulam Sabinii. Icon ibid. Tab. III f. 5. 101) Campylodiscus Sabiniü, testula suborbicularis margine inaequali, area media laevi lanceolata, margine centrum versus valide radiato, radiis in dimidia parte fere 23. Diam. 7‘. Ex- plorat. arct. navis Germ. II mare Groenlandicum 18 ped. prope vom 25. April 1872. 297 Insulam Sabinii. Icon ibid. T. III f. 6. Surirellae Campylodisco affınis forma. 102) Climacidium Monodon —= Eunotia Monodon, lateribus non striatis. Explorat. aret. navis Germ. II ex Insula Shannon. Icon ibid. Tab. II f. 11. 105) Climacidium Zygodon = Kunotia Zygodon lateribus non striatis. Explorat. arct. navis Germ. II ex Insula Shannon. Groen- landico. Icon ibid. Tab. II f. 10. 104) Cocconeis groenlandica, testula ovato-lanceolata, utrinque subacuta, margine late striata, fascia lata media laevi. Fissurae mediae laevis umbilico lato indeterminato. Long. „y'', latit „1. In „4,'' fere 24 striae. Explorat. arct. navis Germ. II, mare Groenlandieum 18 ped. prope Insulam Sabinii. Icen ibid. Tab. III £. 1. 105) Coscinodiscus? heterostigma. Margine lato laevi annulari, disco irregulariter punctato, punctis minoribus inter majora disper- sis, majora puncta in diametro fere 8. Diam. „};''. Explorat. arct. navis Germ. II, mare Groenlandicum 18 ped. prope Insulam Sabinii. Icon ibid. Tab. II f. 22. An Gallionellae diseus. 106) Craspedodiscus? Discoplea, discus laevis leviter turbi- dus, centro parvo orbiculari undato hyalino. In disco variae cellulae irregulariter sparse(?). Diam. „,'', centrum hyalinum fere 4 dia- metri. Explorat. aret. navis Germ. II, mare Groenlandieum 18 ped. prope Insulam Sabinii. Icon ibid. Tab. II f. 28. 107) Dictyocha lamprodictya, testula elegans subtiliter laxe reticulata pentagona, angulis 3 (2 et 1) aculeo marginali instructis, centro pentagono a quo cellularum irregularium 3 series decedunt. Unicum speeimen, sine aculeis, „!;‘ lat. est, cum aculeis ad ZI, accedit. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cefr. Monatsbericht 1857 p. 142. 108) Difflugia apieulosa. (Assulina, Hologlypha) Lorica ob- longa, postice late rotundata, antice attenuata, ore late truncato inermi, assularum obsoletarum apicibus in seriebus obliquis dispo- sitis. Series in longitudine 16, in directione transversa 8 simul eonspicuae. Long. „,‘, lalit. „U. Explorat. aret. navis Ger- maniae II ex Insula Shannon. Groenlandico. Icon ibid .Tab. III f. 17. 109) Difflugia arctica. (Reticella, Odontodictya). Lorica ovato- oblonga, utrinque attenuata, fronte late truncata, dentieulis 7 con- spieuis (14?), Superficies irregulariter areolata. Long. „4, latit. 298 Gesammtsitzung Je". Explorat. aret. navis Germ. II ex Insula Shannon. Groen- landico. Icon ibid. Tab. III. f. 28. 110) Difflugia cellulifera (Assulina, Hologlypha). Lorica ovata, apertura laevi truncata. Areolis superficialibus longitudinaliter et Brägee en Series longitudinales simul conspieuae 15. Long. 1, latit. 315. Explorat. aret. navis Germ. II ex Insula Shannon. a Icon ibid. Tab. III f. 24. 111) Difugia decora, (Assulina, Euglypha). Lorica angusta subfiliformis, postica parte subacuta, antica truncata, dentata, den- ticulis 5 (107). Assularum subtilium seriebus obliquis eleganter decorata, series longitudinales obliquae 15, transversae 7 simul conspieuae. Long. z1.‘ latit, „45. Explorat. aret. navis Germ. II ex Insula re Groenlandica. Icon ibid. Tab. III f. 27. 112) Difflugia groenlandica (Exassula, Crossopyzis). Lorica ovata, fronte late truncata, ore amplissimo dentato, denticulis perlu- eiditate passim ae Superfiecies punetis irregulariter con- spersa. Long. „5“, latit. J,‘. Explorat. arct. navis Germ. II ex Insula Shannon. EERNETER Icon ibid. Tab. III f. 22. 113) Difflugia mierostoma (Assulina, Hologlypha). Lorica late elliptico-ovata, frontis apertura parva laevi, areolarum seriebus quincuneialibus tenuibus, in longitudine 11 simul conspieuis. Long. 5, latit. 5‘. Explorat. arct. navis Germ. II ex Insula Shannon. Groenlandica. Icon ibid. Tab. III f. 21. 114) Difflugia Shannoniana (Reticella, Odontodictya). Lorica ovato-oblonga, fronte porrecta truncata, obtuse dentata, oris denti- bus obtusis 10. Areolis reticulatis elongatis irregularibus subqua- dratis. Long. 715‘, latit. „1,“ Explorat. aret. navis Germ, II ex Insula Shannon. Groenlandica. Icon ibid. Tab. III. f. 18. 115) Difflugia subacuta (Reticella, Odontodictya). Lorica ovata, utringue coaretata, fronte late truncata, dentibus acutis 5 armata (10°). Areolis superficialibus elongatis irregularibus. Long. 74,“ latit. „15. Explorat. aret. navis Germ. Il ex Insula Shannon. Groenlandica. Icon ibid. Tab. III f. 19. 116) Diploneis mesolia, forma D. glaciali valde affınis, medio ventre ubique laevi et striis lateralibus laevibus. Long. 34‘, latit. 15". Explorat. arct. navis Germ. II, mare Groenlandicum 468 ped. altum. Icon ibid. Tab. II £. 1. 117) Fragilaria pelagica. Bacillis linearibus laevibus non ca- pitatis, singulis aut coneatenatis, lineis duabus in quovis bacillo vom 25. April 1872. 299 longitudinalibus nee striatis. Utroque bacillorum fine aperturis duabus parvis instructo. Longit. maxima -1;"", latit. singuli 42". Explorat. aret. navis Germ. II, mare Groenlandicum 18 ped. altum, prope Insulam Sabinii. Icon ibid. Tab. III f. 10. 11. Desmogonio et Rhabdosirae affınis forma simplieior (non super- structa). Eadem forma 1841 ad Spitzbergen cum Synedra Ulna a me observata et picta, non nominata est, Thienemannus legit. 118) Imsilella? tenuis, testula- filiformis apieibus subobtusis, media parte leviter turgida, crista prominente insignis, cavum in- ternum septis utrinque divisum. Long. „,"", diameter medius „1,'". Explorat. aret. navis Germ. Il, mare Groenlandieum 7800 ped. altum. Icon ibid. Tab. II f. 65. Dwubia Insilellae generis species. 119) Insilella® verticillata, testula fusiformis utrinque acu- minata, media parte cristis ö prominulis verticillata, parte media late cava. Long. 75", latit. 42". An Geolithium? E glaeie super- fieiali oceani Groenlandiei. Icon ibid. Tab. II f. 64. 120) Mesasterias Abyssi. Unica species. Radiis in margine disci angulosi 7-angularis, subito setaceis nec bulbosis, lineis areae mediis 5 simpliecibus, duabus flexuosis. In radiorum margine membranae caducae vestigia ‚supersunt. Diamet. „,'". E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 121) Navicula phyllophaena, testula late lanceolata utroque fine breviter attenuato obtuso, umbilico distincto, lineis duabus medianis utrinque incluso, superficie laevi lineis utrinqgue duabus longitudi- nalibus. Valde tenuis singularis et magna forma. Aperturis ter- minalibus dubiis. Long. z,'"", latit. max. Z,'". E fundo maris californiei 15600 ped. alto, cfr, Monatsbericht 1860 p. 822. 122) Pinnularia complanata, forma P. pisciculi et P. kergue- lensis, striis obliquis, lateribus planis. Long. %,'", latit. „Iz Explorat. aret. navis Germ. II ex Insula Shannon. Groenlandica, Icon ibid. Tab. II f. 54. 123) Pinnularia glacialis, anguste linearis, apiceibus valde attenuatis obtusis, umbilico medio et terminalibus parvis, striae laterales validae, in 3,” 14. Prope umbilicum striarum elapsarum defectus notabilis est. Long. 35", latit. -1."". Explorat. aret. navis Germ. II, mare Groenlandicum 18 ped. altum prope Insulam Sabinii. Icon ibid. Tab. II f. 57. m 300 Gesammtsitzung 124) Pinnularia hyperborea, elliptico-elongata, utrinque ro- tundata, umbilico medio subrotundo, striis validioribus costata, in a1" 10. Long. z%, latit. 44". Explorat. aret. navis Germ. II ex Insulae Jacksonii Groenlandieae monte 700 ped. alto. Icon ibid. Tab. II f. 61. 125) Stauroneis undosa, testula pusilla marginis undulis 3, forma oblonga, apieibus obtusis, Naviculae undosae similis. Long. 112", latit. 345”. Explorat. aret. navis Germ. II e torrente gla- ciali (Gletscher) Groenlandico 1200 ped. alto. 126) Stauroptera neptunia, testula major subcarinata, St. asperae habitu, pinnulis laevibus. Long. z„4,"", latit. „4,;". Ex- plorat. aret. navis Germ. II, mare Groenlandicum 540 ped. altum. Icon ibid. Tab. II f. 45. 127) Syndendrium tubiferum, testula lentieularis, eingulo medio prominente, fasciculo frontali multi-radiatis, apieibus dilata- tis tubiformibus, radiis 6. Superficies laevis. Long. 31," latit. 45". Explorat. aret. navis Germ. II e glacie superficiali oceani Groen- landiei. Icon ibid. Tab. II f. 66. E mari Kamtschatkensi Bailey iconem varietatis Syndendri Diadematis dedit, quae forma huie similis radiis non ramosis differt. Pluresne species distinguendae sunt, an varietates unius? 128) Trachelomonas punctata, testula subglobosa, rostello brevi obtuso, superficie punctata. Long. „4-"", latit. „45,". Ex- plorat. aret. navis Germ. II ex Insula Shannon. Groenlandiea. Icon ibid. Tab. III f. 16. 129) Triceratium nebulosum, testula parva 745” diametro aequante, angulis rotundatis, superficie subtilissime punctato-cellu- losa nebulosa. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. III. Polyeystina. 130) Acanthometra? fenestrata, lanceolata, aculeis duobus oppo- sitis superficialibus instructa, parte media costa longitudinali et costis duabus transversis in 6 partes subquadratas divisa. Cellu- larum involucrum imperfecte conservatum. Long. capsulae media a, lat. u”. E fundo maris zanguebarieci 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. vom 25. April 1872. 301 131) Acanthosphaera elljptica, testa elliptica zonis concentrieis ornata, nucleo medio elliptico insignit. Zonae cellularum 7—8, super- fieies aculeis brevibus spinulosa, integerrima. . Longit. sine spinis 45", spinae fere 45". E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. Haec species cum A. zonastro ab Acanthosphaeris aberrat, ipsa- que nuclei specie singularis et Haliommati affınis est. 132) Acanthosphaera setosa, capsula globosa, cellulis parvis rotundis non seriatis, superficie setulis hirta et spinis superficialibus raris armata. Diam. sine spinis „|5"", spinae fere —45"", cellulae 4 in Bein E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. ’ 133) Anthocyrtis ophirensis, capite subgloboso levius constricto, aculeo laterali valido superato, articulo 2do medio turgido utrinque coarctato, cellulis hexagonis amplis quincuneialibus instructo, aper- tura magna, dentibus inaequaliter sparsis 7 armata. Caput sine aculeo „';'"’ fere altum, artieulus 2 fere „1,"" altus, latit. max. „1,’". Cellulae 24 in „1;"" eontiguae. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 134) Anthocyrtis zanguebarica, eapitulo subgloboso celluloso, aculeo laterali forti superato, articalo 2do utrinque leviter con- strieto fortiter dentato, dentibus 10—12. Caput sine aculeo „4'" altum, articulus 2 5" N ‚ latit. max. „4, cellulae majores 2 in „1,'". E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 135) Astromma Pythagorae, disco medio orbiculari nucleato irregulariter celluloso, margine aspero, radiis 3 brevibus subqua- dratis irregulariter cellulosis asperis. Diam. disei „45’", long. radii 25", cellulae diseretae in Jg" 3—4. E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 136) Botryocyrtis Caput Serpentis, testae primo articulo 2—4- lobato angustiore, secundo majore, tertio valde inflato postica parte constrieta. Forma capiti serpentis fere similis. Cellulae inaequales irregulares; aperturae inter lobos frontales in uno specimine 4 con- [1872] 21 302 Gesammtsitzung spicuae in altero (dissimili) obscurae. Long. totius fere Z';"", lat. articuli latissimi 35". E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859. 137) Botryocyrtis Lithobotrys, testula inaequaliter et irregula- riter cellulosa, articulis 3 aut 4 formata, anteriore articulo trilobo, ostioli aperturis 2— 4, lobi frontales inaequales subglobosi, inter- dum ad Rotaliae modum eirculares. Articulorum forma et magnitudo u s D n#+: 77 ,‚ articuli lobati g1,'. varia. Longit. totius fere „5 138) Botryocyrtis quinaria, articuli unius frontalis fragmentum observatum est, lobi frontales 5, Rotaliae fere modo dispositae sub- globosae, aperturis duabus mediis. Proxime ad B. Caput Serpentis accedere videtur, sed artieulus tertius inflatus desideratur. Long. totius 35". E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, cefr- Monatsbe- richt 1859 p. 353. 139) Carpocanium laeve, subgloboso-ovatum antica parte atte- nuatum obtusum, postica parte constricta dentibus 7 armata, super- ficie cellulis rotundis quincuncialibus non contiguis ornata, margine laevi. Longit. et latit. max. „1,'', 6 cellulae in „,‘*. E fundo maris aegaei ad Insulam Milonem 1440 ped. alto. 140) Carpocanium macropterum, testula campanulata brevi fron- tali parte immersa obtusa perlucida, aperturae appendicibus cre- berrimis conico-acutis, capsulae cellulis parvis discretis subquinc- uncjalibus, appendicibus capsulae longitudine. Capsulae altitudo 75, eellulae in Z“' 4—5. Mare zanguebar. 13200 ped. altum, efr. Monatsbericht 1859 p- 353. 141) Cenosphaera? hirsuta, globosa, eiliis parvis dense hirsuta, poris subnebulosis in superficie irregularibus variis. Diam. „1,'", eilia „I. E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 142) Cenosphaera setosa, testa globosa, cellulis magnis rotun- dis seriatim instructa, setulis in cellularum interstitiis positis tenui- bus parvis. Cellulae in linea transversa fere 9—10. Diam. ;4'”, diam. cellulae fere 4-2" E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. ‚ setula marginalis fere 74,'"" longa. vom 25. April 1872. 303 145) Ceratospyris aculeata, ©. diacanthae similis, aculeis 3. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. 144) Ceratospyris diacantha, testula hemisphaerica cupularis non constrieta sulco medio subdivisa, poris magnis paucis perfo- rata, aculeis crassis cavis curvisque duobus in singula cellula sin- gulis. Long. testae zz”, aculei fere „{,"' aequantes, pori maximi 345" diam. E fundo maris philippinensis 19800 ped. et maris californici 15600 ped. alto, cefr. Monatsbericht 1560 p. 767 et 822. 145) Ceratospyris pentagona, eleganter reticulata, cellis binis pentagonis in angulis simpliciter spinulosis, reticuli poris pentago- nis. Long. columellae „U, latit. totius 5". E fundo maris zanguebarieci 15200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 146) Ceratospyris setosa, oblonga subquadrata leviter constricta, apicibus setis validis brevibus instructis, superficie cellularum sex- angularium magnarum seriebus ornata, in serie media 7—8. Long. sine setis z1,"", latit. max. z,'". E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. 147) Ceratospyris tenella, testula e cellis duabus subrotundis, strietura media profunda discretis, diaphanis, columella media con- nexis, costis duabus longitudinalibus instructis, utraque aculeis 2— 5 inflexis brevibus armata. Valde perlueida. Long. „4“, latit. „y‘. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. 148) Clathrocanium coarctatum, articulo primo globoso cellu- loso aspero, spina frontali simplici acuta longa. Costae 3 in ar- ticulum secundum decurrentes. Secundus articulus, praeter 3 costas divergentes, spinulis terminatas, membrana caduca connectente te- nui cellulosa formatus, campanulatus late apertus. Magnit. sine aculeo frontali „,‘', diam. artie. primi 45‘, long. artie. 2di in radio medio „i.'', diam. aperturae postremae „y. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. (= Lyelmocanium fenestratum ibid.). Generis characterem ibid. p. 829. 149) Clathrocanium squarrosum, articulo primo subgloboso cam- 2, 304 Gesammtsitzung panulato celluloso laevi, spina frontali magna apice trifita, costis tribus in articulum secundum decurrentibus. Articulus seeundus squarrosus radiis 3 late divergentibus apice spinulosis campanulatus, membrana connectente tenuiter cellulosa in media parte caduca. . IRRE WEN; Magn. sine aculeo frontali 3}; m ‚ diam. artieuli primi „15, artieuli 2di in radio medio „4;”", diam. aperturae postremae 4”. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1560 p. 767. 150) Cornutella Argulus, reeta urceolata brevis, nodulo incluso magno, spina brevi terminali, cellulis densis in seriebus longitudi- nalibus et obliquis. Long. totius z4,"", latit. max. „1,”. Affine speeimen apertura terminali contracta, noduli spina validiore et cellu- lis laxioribus in seriebus transversis differt, an varietas? Eueyr- tidium Argulus 1854 Microgeologiae p. 175 propter defectum arti- culorum huc referendum. An fossilis forma?. Ex Insula Camorta Nicobarica. 151) Cornutella distenta, recta, conica laevis, aculeo erasso acuto terminata, nodulo nullo, cellularum seriebus distentis longitudinali- bus 4 conspieuis, laxis. Long. totius 7%”", latit. max. „,’”’. Cellu- lae in 315" long. fere 3. E fundo maris californiei 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 822. 152) Cornutella Floridae, recta, dimidia parte dilatata infera sensim attenuata, nodulo discereto nullo, parte apicali hyalina mu- crone laterali instructa. Superficies aspera, cellulis parvis laxis discretis in seriebus transversis et obliquis, in transversa serie 4. Long. totius „,"", latit. max. „,'". E fundo maris atlantiei prope Floridam 9066 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1861 p. 224. 153) Cornutella granulata, recta, conico-stiliformis apice ro- tundato breviter aculeato, margine laevi, superficie subtilissime in seriebus transversis granulata. Long. totius sine aculeo „I,”", aculeo 3, latit. max. „45. E fundo maris californici 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 822. > 154) Cornutella longiseta, recta, conico-elongata rugulosa, ca- pitulo turgido seta longissima terminato, coni extrema parva parte subito parum dilatata. Cellularum seriebus obliquis in dila- vom 25. April 1872. 305 tata parte majoribus, in nodulo terminali nullis. Series obliquae 11. Long. totius sine aculeo „Zz'"", latit. max. 5". E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 155) Cornutella stylophaena, recta, altera parte turgida undu- lata, altera conica nodulo parum distineto sed aculeo valido longo terminato, dimidia fere tubi longitudine. Superficies laevigata cellulis raris in series longitudinales et transversas dispositis. Series in linea transversa 3. Long. totius sine aculeo „4"", aculei Z4'", latit. max. ,". E fundo maris californici 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 822. 156) Cornutella trichostyla, recta, gracilis simpliciter conica, nodulo parum turgente, seta longissima, corporis longitudinem aequante terminata. Superficies laevis, cellulae parvae laxae in serie- bus longitudinalibus et obliquis. Long. totius sine aculeo „,"" aculeo 15‘, latit. max. „4. Series cellularum long. fere 4. E fundo maris californici 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 822. 157) Cornutella Trochus, recta, deorsum tenuis superne subite late dilatata, trochi s. lagenae inversae forma, nodulo terminali subaculeato, cellularum sexangularum seriebus longitudinalibus et transversis deorsum minoribus superne maximis. Long. totius 4", latit. maxim. 74.'". Series obliquae 20, cellulae max. fere 24 in 3, nodulus laevis. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 158) Cornutella tumens, recta, altera parte dimidia tumidula, altera subito decurrente obtusa, nodulo nullo, superficie laevi, cellu- ’ larum seriebus longitudinalibus et obliquis contiguis. Long. totius S,', latit. max. 744, in 91‘ fere 4 cellulis. E fundo maris californici 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 822. Dimidia latior pars materia flava repleta. 159) Cornutella verrucosa, recta, conico-elongata in margine leviter tuberculata, cellularum seriebus obliquis eleganter sculpta, nodulo terminali subgloboso mucronato laevi. Cellularum series 18 (36). Long. totius 7%‘, latit. max. 45. 306 Gesammtsitzung E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 160) Cryptoprora constricta, ovata, fronte sahsa secundo articulo strictura profunda discreto, subito dilatato, quovis angulo appendicibus binis angustis conniventibus terminato. Cellulae hexa- gonae quincunciales parvae contiguae in „4”" 5. Longit. primi articuli Z45"", 2di „4z5”" sine spinis, latit. max. 7I,’"". E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 161) Cryptoprora polyptera, articulo primo campanulato (capi- tulum sine strietura includente?) articulo 2do strietura levi discereto in laminas numerosas truncatas abeunte, cellularum discretarum series quincuneiales. Long. totius „4,"", artieuli singuli z15"" long., cellulae fere 5 in „1,"". E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, efr. Monatsbericht 1859 p. 353. | 162) Cyeladophora tabulata, subeylindrica, postice sensim dila- tata, capitulo subgloboso obtuso strietura levi in secundum arti- culum abeunte, costa media et cellulis parvis irregularibus instructa. Articulus 2 longus non constrietus. Cellulae amplae contiguae hexagonae subquincuneiales. Long. capituli 4-2", artieuli 2di „4”", cellulae in Zr" 5. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 163) Diauletes nicobaricus, specimen imperfeetum singulare, lobus primi articuli medius subglobosus parvus, articulus 2 postice mancus. Superficiei pori irregulares sparsi parvi. Latit. „,"", altit. zL."", primus articulus latior quam secundus, cellulae in z1,”” fere 6. Ex Insula Nicobarica Camorta, cefr. Mierogeologie 1854 p. 175. Lithobotryo affınis forma artieulo primo trilobo. 164) Dietyastrum angulatum, forma triradiata irregulariter cellulosa, radiis apice leviter dilatatis late truncatis angulatis, cellulae in linea transversa radii fere 16. Magnit. 75”, radii a medio z,"". E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monats- bericht 1860 p. 767. 165) Dietyastrum Triactis, eorpusculum triradiatum cellulosum, media parte substellata, radiis aequaliter crassis apice subaculeatis, vom 25. April 1872. 307 cellulae radii in linea transversa fere 9. Magnit. „,'"", radii a medio „y'". E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monats- bericht 1860 p. 767. Generis characterem cfr. ibid. p. 830. 166) Dietyocephalus aculeatus, loricae uniarticulatae capitulum simplex infera parte paullo dilatatum triaculeatum, costa media longitudinali in aculeum brevem abeunte, utrinqgue altera brevi la- terali consociata. Cellulae in seriebus longitudinalibus et obliquis dispositae, in serie longitudinali fere 10. Long. totius A ee pitis 22". E fundo maris californiei 15600 ped. alto, cefr. Monatsbericht 1860 p. 823. Generis characterem cfr. ibid. p. 830. 167) Dietyocephalus Capito. Loricae biarticulatae capitulum ob- ovatum cellulis subrotundis subaequalibus irregulariter reticulatum, appendice membranacea laevi dilatata inermi irregulariter limitata. 27 cellulae in diametro trans- Long. totius fere „u, capitis verso fere 8. E fundo maris philippinensis 19800 ped. et maris californieci 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 767 et 823. 168) Dictyocephalus galeatus. Loricae biarticulatae capitulum ovatum, cellulis subrotundis inaequalibus irregulariter reticulatum, 1.401 3» in appendice lobata laevi aculeis 3 irregulariter armata. Long. totius „,', capitis Z4'', cellulae in diametro transverso fere 6. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto. Cfr. Monats- bericht 1860 p. 767. 169) Dictyocoryne profunda, forma obtuse triangularis triactis, radiis clavatis subaequaliter sine ordine cellulosis, connecticulo membranaceo laxius celluloso, cellulis saepe subquadratis. Long. max. 75 „radii a medio „5. Cellulae in capitulo transversae fere 15. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto. Cfr. Monats- bericht 1860 p. 767. Generis characterem cefr. ibid. p. 830. Euchitoniae et Rhopalastro similis forma, parte media non con- centrica cum connecticulo radiorum. 170) Dictyospyris reticulata, reticulata, cellae binae longiores quam latae, retis poris omnibus irregularibus eleganter complexis. Long. columellae +‘, latit. max. 4,‘ 308 Gesammtsitzung E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, efr. Monatsbericht 1859 p. 353. 171) Euchitonia furcata, eorpusculum triradiatum cellulosum, radiis apice subelavatis truncatis spinulosis, centro obscure concen- trico, conneeticulo caduco laxius celluloso. Cellulae radiorum pa- pilla media instructae. Vestigia flava viventis corpusculi statum recentem indicant. Magnit. „15, radii a medio z1‘", E fundo maris californici 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1560 p. 823. “ Generis characterem efr. ibid. p. 831. 172) Eueyrtidium Antilope, articuli observati 5, primo minore aculeis 2 divergentibus simplieibus cornuto, sensim in articulum se- cundum turgidum, costa levi media insignem abeunte, articulo 3 maximo strietura distineta discreto sensim dilatato. Cellularum parvarıum series longitudinales plurimae. Long. totius sine aculeis ig, latit. max. „4,‘, capitis „4, cellulae in „4 I9— 10. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. Eucyrtidium Argulus 1854 Microgeologiae p. 175 = Cornutella Argqulus. 173) Eueyrtidium Cassis, artieuli 3, primus ovatus parvus, 2dus lageniformis antica parte angustata, tertio longior et latior, omnes cellularum seriebus longitudinalibus et obliquis ornati. Primus ar- ticulus a 2do irregulariter disereto cassis fere habitu. Long. totius 3. , articuli 1 fere „1, articuli 2 „4, articuli 3 245. Cellulae in „4 fere 4. E fundo maris philippinensis 19300 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 174) Eucyrtidium Cervus, artieuli discereti 3, primo subcam- panulato in fronte rotunda cornibus 3 partim ramosis instructo, articulus 2 postice dilatatus, apertura latissima, tertii artieuli vestigia gerente. Cellulae majores saepe hexagonae deorsum crescentes, primi articuli cellulae subrotundae, aut irregulares partim in serie trans- versa, secundi articuli cellulae in seriebus obliquis et transversis positae. Long. totius sine aculeis „1.‘', latit. max. 34,‘', capitis 75, in 9%‘ inferiores cellulae 3. E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, efr. Monatsbericht 1559 p. 353. vom 25. April 1872. 309 175) Eueyrtidium Cryptoprora, forma oblonga, artieulis 3 con- stans, primo subimmerso strietura nulla, secundo elongato, tertio parum discreto tenuiore. Cellularum series longitudinales et obli- quae superficiem obtegunt in prime articulo desunt, in „4 fere 7 series longitudinales. Long. totius „‘', latit. max. „5“. E fundo maris philippinensis 19300 ped. et californiei 19600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 768 et 823. 176) Eucyrtidium demersissimum, forma conica inde a primo articulo sensim aequaliter aucta, articuli 5 non prominuli, primo subgloboso, omnes in seriebus longitudinalibus subtiliter, in capite irregulariter porosi. Long. totius „4, in 1,‘ 10 series cellularum. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 177) Eucyrtidium diaphanum, articuli 4, primus hemisphaericus, costa media tenui. Sequuntur 2 articuli turgidi paullo ampliores, decrescente articulo quarto, perlucidi. Omnes articuli stricturis distinetis secreti, in seriebus transversis passim irregularibus tenui- ter cellulosi lineis longitudinalibus interjeetis. Long. totius „%'', latit. max. in tertio articulo „4', diam. capitis „15. Mare atlanticum 9540 ped. altum, cfr. Monatsbericht 1857 p- 142. 178) Eueyrtidium euporum, articuli 4 deorsum amplificati, primo hemisphaerico reliquis angustatis strietura discretis. Apertura ter- minalis ampla. Cellulae s. pori majores in seriebus longitudi- nalibus et transversis. Long. totius „15, latit. max. in articulo quarto 25, diam. capitis 45", cellulis in „4 4. Mare atlanticum 9540 ped. altum, cfr. Monatsbericht 1857 p- 142. 179) Eueyrtidium fastuosum, artieuli 3, primo ovato aculeo recto valido armato, cellulis majusculis insigni, in secundum arti- culum sensim abeunte. Secundus articulus valde ampliatus, costarum 4 vestigiis instructo. Tertius articulus strietura leviore discretus magis dilatatus. Cellularum parvarum densae series longitudi- nales eos articulos ornant. Long. totius sine aculeo -4'', latit. "+, eapitis 3, in gi 7—9 cellularum series. E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. max. 75 310 Gesammtsitzung 180) Eueyrtidium macilentum, angustum stiliforme 6 artieulis absolutum, primo oblongo obtuso, reliquis subaequaliter distinete eonstrietis, ultimis sensim paullo latioribus. Pororum series 2 in quovis articulo, capitis pori sparsi. Long. totius „4, latit. „y''. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 181) Eueyrtidium Macroceros, habitus Cornutellae, artieulis 2 gracilibus sine strietura discretis longioribus quam latis, primo longissime aculeato recto, secundo parum latiore breviore. Cellu- larum series transversae et obliguae laxae, in primo articulo 6, in secundo 5 transversae. Long. totius sine aculeo z4'', aculei „4'', latitud. max. „5. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 182) Eucyrtidium multiseriatum, articuli 4, primo subhemisphae- rico angustiore secundo latiore, tertio dilatato. turgido, quarto lon- gitudine reliquos superante subeonico late truncato. Cellulae omnium parvae in lineas transversas multas dispositae, in capite irregulares. Long. totius „15. In tertio articulo 10 series in „4. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monats- bericht 1860 p. 768. 183) Eueyrtidium Nucula, artieuli 4 primo crasso valido, aspero, secundo ampliore maximo, tertio et quarto angustis deerescentibus, strieturis distinetis. Apertura terminalis ampla, pororum series in primo articulo 3, in secundo 6, in tertio 2 et in quarto 1 trans- versae. Long. totius „45'', latit. max. in articalo secundo „y', ua 2 I SD diam. capitis „5, apertura terminalis Mare atlanticum 9540 ped. altum, cfr. Monatsbericht 1857 p- 142. 184) Eueyrtidium nutans. Loricae artieulis turgidis subsenis, primo parvo incurvo nutante, omnibus porosis, poris in lineas transversas 3—4 dispositis. Longitudo artieulorum 6 „1-‘. Speci- minibus observatis ultimi articuli deficiunt aut mutilati sunt. Ex- plorat. aretica navis Germaniae ]I, mare Groenlandieum 3414 ped. altum. Icon ibid. Tab. IV. f. 1. 185) Eueyrtidium papillosum, forma ovato-oblonga triarticulata, capite subgloboso irregulariter celluloso, costae vestigio insigni. Articulus secundus maximus papillarum rotundarum seriebus irre- vom 25. April 1872. sll gularibus margine prominulis obsessus, tertius membranaceus laevis strietura distineta, papillae in transversa direetione d5—6. Long. totius 1‘, lat. max. „4,', capitis 39 lata. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 186) Eueyrtidium platycephalum, artieulis 4, oblongum, capite late hemisphaerico, costis obsoletis longitudinalibus et cellulis irre- gularibus instructo, reliquis articulis parum latioribus leviter con- strietis, cellularum seriebus transversis quaternis, 6—9 cellulis in quavis serie simul conspicuis. Apertura terminalis margine undulata. ul dd 4a . Long. totius „4'', lat. max. „4 capitis % Mare atlanticum 9780 ped. altum, cfr. Monatsbericht 1857 p- 142. 187) Eueyrtidium Pleuracanthus, articuli 2. Primus oblongus aculeo apicali eccentrico in costam tenuem lateralem decurrente, ar- ticulus secundus ovato lageniformis. Superficies irregulariter cellu- losa, cellulis subaequalibus. Longit. totius cum aculeo 1‘, arti- euli primi „5, articuli secundi „5, cellulae in „4 fere 4. E fundo maris philippinensis 198300 ped. alto, cefr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 188) Eueyrtidium profundissimum, articuli 4, praeter 1 et 2, non constrieti, primo globoso parvo, costa in aculeum lateralem abeunte reliquis valde dilatatis, cellularum series longitudinales subtiles in 3 7. Long. totius sine aculeo -%°', latit. „u. E fundo maris philippinensis 19800 ped. et californici 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 823. 189) Eueyrtidium Pupa, testula anguste stiliformis, strieturis duabus profundioribus et multis levioribus in 3 partes divisa quae pupae formam referunt. Articulus primus subglobosus poris 4 sin- gularibus insignis, secundus amplior turgidus, 7 reliqui angustiores undulati margine discereti, ultimo majore subeylindrico.. Pororum series transversae singulae in singulis artieulis, in secundo tertio, et ultimo duae. Long. totius „4, latit. „''. E fundo maris philippinensis 19800 ped. et californici 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 768 et 823. 190) Eueyrtidium subacutum, forma biarticulata, articulo fron- tali parvo subgloboso aculeo brevi subacuto, secundo artieulo majore turgido, apertura magna subconstricta terminali. Cellularum 312 Gesammtsitzung sexangularum seriebus obliquis et annularibus transversis. Long. totius sine aculeo „5, latit. max. 75, apertura „,'' lata. » In secundo articulo series transversae 9, capitis cellulae irregulares minores. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 191) Eucyrtidium tornatum, artieuli 5—6, primo parvo sub- globoso tenuiter bicorni, reliquis sensim dilatatis angustioribus valde constrictis, cellularum parvarum seriebus transversis, in maximo 7, in secundo et tertio 3—4, in primo irregulares. Long. totius sine aculeis „1,'', latit. max. „',, capitis „45, in „15 cellulae fere 6. E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 192) Eucyrtidium Trachelius, forma elegans, capitulo parvo globoso, lateraliter aculeato, secundo articulo lageniformi subglo- boso, tertio eylindrico, cellularum series longitudinales et obliquae in capite cellulae minores subrotundae. Long. totius sine aculeo 47, latit. max. „1.‘, cellulis in „u 5—6. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 193) Eucyrtidium Trochus, forma articulis 2 conica, inverso situ trochiformis, primo articulo oblongo costato aculeato, 6 cellu- larum paribus seriatis magnis galeae formam induente, a secundo leviter discreto, hoc sensim dilatato, cellularum seriebus longi- tudinalibus eleganter ornato. Long. totius sine aculeo „1z‘', latit. max. 25", in „u 6—7 seriebus. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1360 p. 768. 194) Eueyrtidium turgidulum, articulus primus aculeato - costa- tus globosus parvus, secundus et tertius turgidi valde constrieti, cellularum series longitudinales et obliquae, in capitulo irregulares. Long. totius sine aculeo „,”", latit. max. 2/7", in „1% fere 7 cellulae. E fundo maris philippinensis 19500 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 195) Eueyrtidium zanguebaricum, forma triarticulata, capitulo oblongo costato aculeato subcontinuo in articulum secundum turgidum ampliorem abeunte, strietura leviore tertium articulum discernente, vom 25. April 1872. 313 cellularum paria 4 majora ad costam capitis posita, aliae minores irre- gulares. Cellularum sexangularum series longitudinales et obliquae in reliquis artieulis. Long. totius sine aculeo z1,"", latit. max. 31”, capitis 747", cellulae in 31" fere 3. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 196) Halicalyptra Orci, testula campanulata fere diseiformis valde complanata et costata, umbilico medio subcapitato breviter spinoso, aperturis 4 amplioribus perforato. Superficies marginem versus cellulis amplis hexagonis concentrieis umbilicum versus mi- noribus instructa. Diam. disci fere 4", al. sp. 4", cellulae binae frontales —1."", cellulae marginales 23 in „1;". In specimine a latere viso limbus marginalis membranaceus cernebatur. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 197) Haliomma apieulatum, globosum apieulis cellularum mar- ginalibus plurimis insigne, nucleo lato indistinete celluloso, capsulae cellulis discretis. Diam. totius „,”", 34 cellulae in „4,'". E fundo maris californici 11700 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 823. 198) Haliomma megaporum, globosum 15" latum, nucleo „4'", cellulis minoribus fere 7 in „4 insigni, cellulis externis maximis 31," latis, spinis in superficie sparsis in ambitu fere 8. E fundo maris aegaei ad Insula Milonem 1440 ped. alto. 199) Haliomma octacanthum, testa orbicularis, radiis spinosis aequaliter distantibus 8, nucleo et nucleolo orbicularibus. Cellulae in medio concentricae ad marginem asperae, puncto medio notate. Diam. disei sine aculeis 34,'"", 3 cellulae in „"". E fundo maris philippinensis 19300 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1360 p. 768. 200) Haliomma tetracanthum, testula globosa, spinis validis 4, cellulis eireularibus. Diam. globi Z,". Characteribus H. hexagono conveniens, cellulis non hexagonis differens. In speeimine fracto maximo „5 lato nucleus -1,"' latus apertus paullum minores cellu- las fere contiguas offert et nucleolum ostendit. E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 314 Gesammtsitzung 201) Haliomma ursinum, ovatum tenuiter cellulosum undique setis subtilibus dense hirsutum, nucleo medio magno ovato perlu- cido integro. Setae superfieiales nucleo insidentes acutissimae. Longitudo nuclei fere „35, long. totius cum setis „4.'"", tota lati- tudo z1.””. Explorat. arctica navis Germaniae I mare Groenlan- dicum 312 ped. altum. Icon ibid. Tab. IV, f. 5. 202) Haliphormis hexaganthus, capsula globosa enucleata, acu- leis periphericis carinatis validis 6. Superficies cellulosa, cellulae non contiguae rotundae in 51," 25, capsula globosa „4 lata, aculei „4. E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 203) Lamprodiscus Coseinodiscus, a fronte visus orbicularis lineis 3 tripartitus, in quavis parte 21 series cellularum subradian- tes, apıd marginem majores hexagonae, in ipso margine cellularum minorum limbus 7 in „1,“ gerit, cellulae maximae apud marginem 34 in „1... Diameter „.'". A latere visus biarticulatus campanulatus capitulo inermi cellu- loso. A fronte Coscinodisci fere speciem prae se fert. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. Generis charact. cfr. ibid. p. 831. 204) Lamprodiseus Monoceros, a latere visus late campanulatus, lineis 3 in articulo secundo tripartitus, capitulo globoso parvo laevi, aculeo magno mucronato. Secundi articuli cellulae magnae hexagonae marginem versus latiores sine limbo marginali. Diameter latit. 4‘, longit. sine aculeo 75, aculei z15. Cellulae maximae in 74,‘ 3. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. 205) Lithobotrys biceps, articulo frontali subaequaliter bilobo, secundo articulo parum angustiores lobis ovatis. Cellulae inaequa- les irregulares discretae ad basin loborum medıae cellulae duae notabiles. Long. loborum z;‘, long. totius „y“', lat. Ju. E fundo maris zanguebarieci 13200 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 206) Lithopera Bacca, testula obtuse ovata, capitulo frontali parvo globoso, spinula brevi armato, costis prope caput sitis bre- vibus 1—3 simul conspieuis, superficie subtiliter in seriebus quinc- uncialibus cellulosa, capitis cellulis irregularibus contiguis sparsis, vom 25. April 1872. 315 Longit. sine spina „1, —1,, latit. max. 3 "— 37", 8 cellulae in E fundis maris philippinensis 19800 ped.; et maris cealifornieci 15600 ped. altis, efr. Monatsbericht 1860 p. 768 et 823. 207) Lithopera Bursella, elliptica, capitulo parvo globoso mu- cronato, constrieto, costis colli nullis, cellulis subtilioribus eontiguis subquineuneialibus, in capite irregularibus. ZL. Baccae affınis. Long. totius „y', latit. max. „4“, 10 cellulae in „4,'". E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 208) Lithopera Gutta, pyri aut guttae forma, antrorsum atte- nuata postice ovato-rotundata, capite leviter constrieto et mucronato, cellulis majoribus irregularibus, costis nullis. ZL. Pyro similis forma, cellulae in utraque forma non contiguae. Long. totius „1,"", latitudo max. 44‘, cellulae majores 3 in „I. E fundo maris philippinensis 19500 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 767, 209) Lithopera oceanica, ovata, utrinque late rotundata, capite paullo angustiore latissimo, costa media (de 3?) in secundum arti- culam protenso, cellulis irregularibus, in media parte majoribus. Diam. capitis „I4', long. totius „y'', latit. max. „1. E fundo maris atlantici 9540 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1857 p. 142. 210) Lithopera Pyrum, pyriformis, superne angustior deorsum latior, capitis parvi parum constrieti mucrone parvo. Cellularum majorum seriebus transversis subquincuneialibus, ad collum mino- ribus. Costis nullis. Long. totius z,‘', latit. max. 24, cellulae majores 3 in gg". E fundo maris californiei 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 823. 211) Lyehnocanium Aeaci, eapitulo subgloboso parvo, mucrone forti ter superato, articulo secundo valde turgido, utrinque coarctato, costis 3 levibus sine strietura in aculeos 3 longos late margi- natos abeunte. Cellulae non contiguae in seriebus obliquis. Long. sine mucerone et aculeis „34, latit. max. „5, pedicelli 31," aequantes dupliei totius longitudine. Cellulae in „4 5— 6. E fundo maris philippinensis 19300 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 316 Gesammtsitzung Podocyrtidi affinis. 212) Lychnocanium arabicum, capitulo globoso mucronato valde constricto, articulo secundo conico campanulato triaculeato, aculeis recurvatis, cellulis magnis sparsis, duabus maximis marginalibus ad spinam, costae capituli respondentem. Diam. capitis „15, long. 2di articuli 24‘, lat. max. Z5, pedicelli „4. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, efr. Monatsbericht 1859 p. 359. 213) Lychnocanium Campanella, capitulo globoso parvo, longe mucronato, articulo secundo, costis 3, campanulato turgido, postice contracto triaculeato, cellularum parvarum seriebus longitudinalibus contiguis. Longit. sine mucrone 35‘, latit. max. „I;‘, cellulae in 361. — Podocyrtis Campanella 1360 Monatsbericht p. 769, e fundo maris philippinensis 19800 ped. alto. 214) Lychnocanium depressum, capitulo globoso validiore aequali mucrone superato, articulo secundo depresso campanulato, costis 3 levibus in 3 aculeos fortes abeunte, cellulae irregulares asperae. Diam. capituli 439°, long. 2di artieuli „5, pedicelli singuli „4, cellulis in 1,‘ fere 5. E fundo maris zanguebariei 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 215) Lychnocanium praetextum, capitulo globoso spina forti longe superato, articulo secundo turgido campanulato leviter 3-costato, utrinqgue contracto in aculeos 3 validos superne limbatos abeunte. Cellulae subquincunciales discretae in „4 fere 6. Diam. capitis 145 , long. 2di articuli „1,‘, pedicelli singuli „y''. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 216) Mazosphaera apicata, subglobosa, tuberculis mammillatis mucronatis instructa in ambitu 1—9, pori non conspicuj. Diam. ei E fundo maris philippinensis 19800 ped. et maris californiei 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 768 et 823. 217) Mazosphaera laevis, globosa. tuberculis mammillaribus obtusis raris insignis, superficie subtiliter punctata. Tubereula in ambitu fere 7. Diamet. 25. vom 25. April 1872. 317 E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. Charact. generis cefr. ibid. p. 832. 218) Ommatocampe polyarthra, corpusculum lineare moniliforme disco medio annulato, artieulis utrinque 4 incluso, terminalibus rotundatis, superficie cellulosa laevi, strieturis distinetis. Articu- lis et annulo medio fere „44 longo, latit. 15‘. Omnes articuli in directionem concentricam subecurvati. E fundo maris californici 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 823. 219) ©. profundissima, fusiformis, strieturis 3 in 4 artieulos divisa, terminalibus hemisphaericis Jaevibus minoribus, mediis tur- gidis late cellulosis, discum parvum ineludentibus. Long. totius 5‘, latit. max. 5%, cellulis irregularibus magnis in 35‘ 2. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. Ommatocorynae nomen propter discum obtectum huic formae 1860 datum relinquere praefero. 220) O. setosa, elliptica, strieturis 3 in 4 articulos discreta, terminalibus hemisphaerieis mediis reniformibus, discum concentri- cum obtegentibus, margine ubique setoso. Superficie cellulis magnis irregularibus aut sexangulis ubique instructa. Cellularum quadran- guiarum 2 series duas fascias referunt. Long. totius sine setis „4, latit. max. 25, cellulis in „4,"" fere 2—3. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, et californiei 15600 ped. alto, cefr. Monatsbericht 1860 p. 768 et 823. Generis characterem cfr. ibid. p. 832. 221) Ommatogramma navicularis, corpusculum radiis spongiaceis clavatis obtusis, disco centrali imperfecte concentrico, membrana radios connectente laxius cellulosa ad apices rotundos usque pro- tensa, forma navicularis. Long. totius „4'", latit. max. „4,”. E fundo maris californiei 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1860 p. 823. 222) Ommatospyris apicata, testula O. profundae similis, utrin- que 6 fere spinis inaequalibus aculeata. Magnit. totius sine spinis 3", strieturae „1, callulae irregulares amplae fere 3 in „”". Nucleus nebulosus, spina maxima +45". [1872] IV 15 518 Gesammtsitzung E fundo maris californieci 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 823. 223) Ommatospyris laevis, testulae biglobulares constrictae, superficie laevi, cellulis obscuris magnis nonnullis mediis, nucleo in strietura medio subannulato. Magnit. totius zy'', strieturae Zu’”, diamet. nuclei „4. E fundo maris philippinensis 19800 ped. et maris californiei 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 768. 823. 224) Ommatospyris penicillata, OÖ. profundae habitu, globis de- pressiusculis, angulorum spinulis elongatis. Magnit. totius „u“, strieturae Z45”", diam. nuclei 1,"”", cellulae 3 in „,*. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 868. 225) Ommatospyris profunda, testae globuli margine breviter spinescentes, cellulae magnae irregulares variae, nucleo medio ne- buloso. Magnit. totius „1,“ aequans, strieturae „;‘', diamet. nuclei „5“, cellulae 2—24 in „,'“. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cefr. Monatsbe- richt 1860 p. 768 et maris zanguebarici 13200 ped. alto, Monats- bericht 1359 p. 353. Charact. generis cfr. Monatsbericht 1860 p. 832. 226) Petalospyris ophirensis, testulae biglobosae, strietura media levi, cellulis 4 maximis reliquis in margine minoribus, muerone in strietura frontali parvo aculeis petaloidibus fere 6. Long. testulae 71", latit. „4“, diam. cellulae max. „5“. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. Podocyrtis Campanella 1860 Monatsbericht p. 769 = Lyehno- canium Campanella. 227) Polysolenia abyssi, globosa, superficie laevi punctata, tu- bulis brevibus pluribus instructa leviter cellulosa. Diam. ''—,'. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 769 et maris zanguebarici 13200 ped. alto, efr.-Mo- natsbericht 1859 p. 353. 228) Polysolenia setosa, globosa, setis elongatis inaequalibus instructa, superficie subtiliter punctata, poris nonnullis magnis inter- ım I spersis. Diam. 75", setae max. vom 25. April 1872. 319 E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 769. Charact. generis ibid. p. 3832. Omnes formae valde dubiae. 229) Pteractis elegans, corpusculum triradiatium cellulosum, radiis subacutis, cellularum eirculis mediis tribus umbilicum eingen- tibus. Connectieulo radiorum membranaceo laxe celluloso subtili. Radiorum cellulae in linea transversa fere 6, apices subaculeati. Magnitudo 4”’, radii a medio Z5”". E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 767. 250) Pterocanium Sabae, capitulo subgloboso lateraliter acu- leato celluloso, artieuli secundi spinis leviter costatis 3, cellularum seriebus longitudinalibus in tertio articulo pone strieturam quinc- uncialibus contiguis. Long. capitis sine aculeo aequali „,""; ar- tieculi 2 Z,"", artic. 3 2415"; latit. max. ad aperturam „1;"", cellulae maj. 3 in ger. E fundo maris zanguabarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 231) Rhopalastrum furcatum, corpusculum triradiatum elegans furcatum, disco medio cellularum eirculis 3 ornato, cellularum ordine concentrico in ipsis radiis continuato, radii inaequaliter distantes 2 longiores. Cellulis elongatis apieibus omnibus rotundatis nes clavatis insigne. Magnit. 71”, radii a medio „,”". Cellulae in linea transversa radiorum fere 8—9. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1360 p: 769. 232) Rhopalodietyum abyssorum, corpusculum irregulariter cellulosum, radiis dilatatis, apice turgidis, margine ubique apicu- latis, eirculis concentrieis mediis nullis. Cellulae fere 10—11 in transversa linea radiorum. Magnit. -;", radii a medio „.'". E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 769. Generis character cefr. ibid. p. 832. 233) Stylactis pacifica, disco medio obscure concentrico, radiis irregulariter cellulosis graeilioribus apice obtusis. Cellulae in linea transversa radii fere 6. Magnit. „;”', radii a medio „z'". E fundo maris philippinensis 19300 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. 152 x 320 Gesammtsützung 234) Stylactis Triangulum, area media cellulosa dilatata, disco concentrico minore, 4 cellularum seriebus constante, radiis parvis verruciformibus obtusis. Magnit. -4;”, radii a medio „1. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 768. Ioh. Müller et Haeckel similes formas Euchitoniae nomine inter Radiolarias posuerunt et pinxerunt easque gelatina s. muco cirrhoso obvelatas indicaverunt. Utrum Rhopalastri nonnullae species tamquam inclompleta fossilia specimina huc referendae sunt, studia posteriora providebunt. 235) Stylosphaera holosphaera, forma orbicularis turgida, cellu- lis parvis subaequalibus contiguis spongiosa, superfiecie et margine asperis, aculeis duobus oppositis longis e nucleo centrali oriundis. Diameter sine aculeis „1, aculeus singulus a medio 54’, in Jg” fere 5 cellulae. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 769. 236) Stylosphaera megadieiya, forma ovata margine laevi, cellu- lis permagnis instructa, aculeis duobus oppositis altero longissimo. Nucleus non perspicuus. Longit. sine aculei „5“, latit. max. 23", aculeus major a medio -1,‘, in „1,'' 2 cellulae. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 769. 237) Stylosphaera setosa, subglobosa, cellulis magnis sine ordine positis in margine setosis aculeis duobus oppositis parvis, nucleo parum distineto. Diam. sine aeuleis „),‘'', cellulae sexangulae contiguae in diametro fere 6. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, efr. Monatsbe- richt 1860 p. 760. 258) Stylosphaera Testudo, brevis, late fusiformis, aculeis duobus oppositis longitudinalibus, cellulis maximis non seriatis nec contiguis margine inaequali. Aculei inaequales. Nucleus non per- spicuus. Longit. sine aculeis „44, latit. max. „Wr, longit. aculei a medio „1,‘, cellula fere „ty‘' lata. E fundo maris philippinensis 19800 ped. et maris californiei 15600 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1360 p. 824. 239) Tetrasolenia quadrata, forma quadrata, angulis brevissime vom 25. April 1872. 321. tubulosis truncatis, superficie foveolis magnis repleta. Diamet. 35‘, foveolae discretae fere 3 in Jg". E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. 240) Trisolenia megalactis, corpusculum trigonum in quovis angulo longius tubulosum, tubulis truncatis, superficie foveolis spar- sis instracta. Diamet. max. „u. E fundo maris philippinensis 19800 ped. et maris californiei 15600 ped. alto, efr. Monatsbericht 1860 p. 769 et 824. Charact. generis cfr. ibid. p. 833. 241) Trisolenia micractis, trigona, angulis brevius tubulosis obtusis, superficie foveolis erebrioribus subseriatis instructa. Diamet. max. Zr, foveolae in „,' fere 5. E fundo maris philippinensis 19800 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1860 p. 769. 242) Trisolenia zanguebarica, forma irregulariter triquetra, uno latere concavo, duobus convexis, angulis brevissime tubulosis, fo- veolis superficiei majuseulis. Diam. max. zz’. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbericht 1859 p. 353. IV. Spongolithides. 245) Spongolithis bifrons. Sp. triactis, radio uno apice atte- nuato subacuto, duobus brevioribus late obtusis, canali medio distincto, in obtuso ramo ante apicem clauso, in acuto permeante. Alter ramus mutilatus. An ‚Spongolithis Triceros®? Long. 7%". Explorat. aretic. navis Germ. I mare Groenlandicum 270 ped. altum. Cfr. Monatsbericht 1369 p. 262. Icon ibid. Tab. IV f£. 21. 244) Spongolithis Pulsabulum 2. Aciculae fusiformes acutae perlongae, capitulo parvo. Longit. maxima ultra 4‘. Explorat. arct. navis Germ. I mare Groenlandicum 570 ped. altum. Cfr. Mo- natsbericht 1869 p. 262. Icon ibid. Tab. IV f. 11. 12, V. Geolithia. 245) Actinolithis triactis. Particula silicea tricornis cornibus eurbatis divergentibus laevibus obtusis, canali medio nullo. Habitus Spongolithidis furcatae defectu canalis insignis. Long. „u“. Ex- 322 Gesammtsitzung plorat. arctic. navis Germ. II mare Groenlandieum 18 ped. altum prope Insulam Sabinii. Icon ibid. Tab. IV f. 24. 246) Placolithis lacunosa, lamina silicea elliptica margine cris- pato-lacunosa, puncto subcentrali in linearum subtilium fascieulos 2 divergentes radiante. Long. „,', latit. „14. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cefr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. 247) Placolithis Petalum, lamina silicea ovata petaliformis, tenui fine truncato, altero rotundato, nervo longitudinali medio nervis transversis subparallelis, interdum oppositis, 14—17, cellulis angustis interceptis. Long. z15‘', latit. max. „1,‘'. E fundo maris zanguebarici 13200 ped. alto, cfr. Monatsbe- richt 1859 p. 353. Generis nomen cfr. Monatsbericht 1847 p. 51. VI. Zoolitharia(?). 248) Coniodendrum Amphidiscus. Aciculae calcareae ad Spon- golithidis uncinatae formam curvatae, apieibus ramosis, canali medio nullo, luce polarisata intensos colores induentes. Longit. maxima 95. Explorat. aretic. navis Germaniae I mare Groenlandicum 270 ped. altum. Icon ibid. Tab. IV f. 25. 26. Cfr. Monatsbericht 1869 p. 262. 249) Conioraphis calcarata. Acicula calcarea uno fine atte- nuato subacuto curvato, altero mutilato, dente longo laterali recto, canali medio nullo. Long. „15. Explorat. arctic. navis Germa- niae I mare Groenlandicum 216 ped. altum. Cfr. Monatsbericht 1869 p. 262. Hae duae formae aut ad Spongias calcareas dietas aut ad Echinodermata pertinere videntur. vom 25. April 1872. 323 Darauf las Hr. Dove über die Grenze der subtropi- schen Regen Südeuropas und der Sommerregen Deutsch- lands. Als Leopold v. Buch in seinen Bemerkungen über das Klima der Canarischen Inseln (Abh. 1820 p. 105) das Eintreten subtro- pischer Regen auf das Herabkommen des zurückkehrenden oberen Passats zurückgeführt hatte, sehien es mir nothwendig, dafs dem bereits anerkannten Herbstmaximum der Regen ein Frühlingsmaxi- mum zur Seite stehen müsse, was ich durch Beobachtungen in Syrien und Spanien zu erweisen suchte. Ich falste daher im Jahr 1835 (Pogg. Ann: 35 p. 375) den Übergang der mittelländischen Regen in die Sommerregen Deutschlands in dem Satze zusammen: Die Winterregenzeit an der Grenze der Tropen tritt, je weiter wir uns von derselben entfernen, immer mehr in zwei durch schwächeren Niederschlag verbundene Maxima auseinander, wel- che in Deutschland in ein Sommermaximum zusammenfallen, wo also temporäre Regenlosigkeit vollkommen aufhört. Der erste Theil der klimatologischen Beiträge enthält die ausführliche Be- sprechung der Regenverhältnisse der Erde 1857 p. 77-185. Hier heilst es: Für den Anschlufs an die subtropischen Regen des Südens von Europa bilden die Beobachtungen des österreichischen Systems in Illyrien, Krain, Kärnthen, Steiermark und Tyrol ein erwünschtes Mittelglied, während der interessanteste Punkt, die Schweiz, ein nur dürftiges Material liefert. Im Gebiete der Alpen scheint der 46te Grad der Breite nahe die Grenze zu bezeichnen zwischen den subtropischen Regen und den mit einem Sommermaximum. Es gereicht mir zur besondern Genugthuung, durch das jetzige schwei- zerische Beobachtungssystem diese als Vermuthung ausgesprochene Grenze vollkommen bestätigt zu sehen. In einer im Jahrgang 1870 der Schweizer Beobachtungen ver- öffentlichten Abhandlung über den 6jährigen Niederschlag in den 7 Hauptflufsgebieten der Schweiz hat Hr. Benteli in Bern folgende Zahlen erhalten in Millimetern: Gesammtsitzung 324 -[oswrax) uaduypoy 'ssıpy) fuaporın) ‘punoz ‘pieqyulogg IS ‘uoIs ‘yprunaepy *xagg xnoyuom ‘Azıcy sad1om !zuumypaey ‘juox) :ouoyy x - ‘piwygox) 79 uopgdwrg ‘opıe,g urpiequaagg DroyıA 'g Bwuozurjagg ‘ouwdurf ‘orstıpuay :UIssoL, r . L'09 6'L6 T'89 764 F'LL 1'98 892 2a 8'068 0'zE1 rL9 I'T6 168 L’88 664 "AoN 0'Fol 68% 0'216 8°@ıı 8'651 8901 as PO F'Iol 6085 8'LL 1'866 c's0oL 9:58 FSIL dag :snwoy ‘snyag ‘zJoulaZ ‘sıaaagg “loınp Burugagg ‘s[Ig :uuf sorgen) sp rar :u9uorpaIg dp purs oJıaeyy) uausgadadteg Op TORN 6°EPT Tert s’9TT T’6TT tun 801 LOL T'16 DPI T'sel YET 6'601 RN 0'8€ s’FoI &6F 901 T’E0L 6°L8 6'68 1udy Is gsr 1'19 I'oL 9'69 L'FL [age GER 8'98 8°8G 0'29 L’IL 76L 8°06 809 "uRp uuf sop usa], SOp auoyy Op yewwir 1op ssnay Aop AeY op uryy sop PIqen vom 25. April 1872. 325 Man sieht unmittelbar, dafs selbst in der Berechnung des Hrn. Benteli sich der lokale Einfluls und der eines zu kurzen Zeitraums noch nicht vollständig abgeglichen hat. Dies geht noch deutlicher hervor, wenn man den 6jährigen Zeitraum z. B. bei St. Bernhard mit einem vieljährigen vergleicht, diesen wiederum mit den Mitteln des Simplon, der Grimsel und Sils Maria. Dies bewegte mich, die Mittel der einzelnen Stationen für Werthe eines längern Zeit- raums aufzusparen. Wünschenswerth wäre es aber, wenn Hr. Ben- teli diese Veröffentlichung vollführte, da es direct von nicht hy- drographischem sondern klimatologischem Interesse ist, zu wissen, welche Stationen sich den subtropischen Verhältnissen anschliefsen, welche nicht. Statt der in den (Bericht 1863 p. 10 u. 11) gegebe- nen Zahlen mögen schliefslich die auf eine längere Beobachtungs- reihe sich beziehenden hier eine Stelle finden. Regen in Mm. Neapel! Rom®® Florenz?® Tunis5® Pavia5® Jan. 91.22 85.65 63.71 273.50 58.65 Febr. " 73.20 64.54 71.50 163.107 52.33 März 71.15 69.62 69.30 79.62 52.70 April 62.88 57.48 88.81 53.91 67.67 Mai 49.13 54.76 80.20 105.79 70.74 Juni 33.44 35.85 42.41 153.17 49.97 Juli 16.83 16.79 36.07 97.45 47.93 Aug. 37.98 26.67 46.83 83.24 47.15 Sept. 74.47 62.92 90.19 110.83 65.93 Oct. 103.34 118.31 102.53 113.47 64.94 Nor. 118.89 107.50 132.67 96.44 883.61 Dee. 101 90 98.42 56.41 218.63 56.74 in pariser Linien Valona!* Ragusat? Curzola!? Lesina!! Laibach!* Jan. 48.48 66.17 29.13 25.96 44.97 Febr. 40.36 57.53 27.80 30.62 42.34 März 43.09 61.94 39.25 28.80 47.74 April 25.15 46.53 20.40 20.24 40.10 Mai 17.56 51.85 18.82 9.58 47.04 Juni 19.06 93.18 18.55 19.63 48.25 Juli 6.11 23.93 8.59 9.13 46.45 Aug. 27.36 46.92 20.93 15.90 46.80 Sept. 44.38 56.71 4437 37.46 60.53 Oct. 56.06 91.96 57.08 50.19 73.08 Nov. 88.83 110.09 66.11 67.85 53.20 Dee. 63.73 52.64 52.09 39.26 42.41 [1872] 23 326 Gesammtsitzung Die letzteren Zahlen habe ich aus den Publicationen des österreichischen Systems berechnet, die ersteren sind italienischen Brochuren entlehnt. Darauf legte Derselbe die Abweichungen der Temperatur der Jahre 1870, 1871 vor, dargestellt durch fünftägige Mittel an 102 Sta- tionen, endlich eine Arbeit des Hrn. Bertram in Grolsbreitenbach über die monatlichen Schwankungen des Thermometers und Baro- meters, 1859—1869, gegründet auf die Beobachtungen des meteo- rologischen Instituts. Schliefslich legte Derselbe vor eine Arbeit des Dr. Lohse in Crefeld, die einundzwanzigjährige Temperaturmittel der Stunden 7. 9. 11. 1. 3.5. 7. 9. 11. für alle Tage des Jahres. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. Neue Folge. 3. Bd. Berlin 1871. 8. Bulletino dell’ Instituto di correspondenza archeologica per l’anno 1871. Roma 1871. 8. Annali dell’ Instituto di correspondenza archeologica. Vol. XL. Roma 1871. 8. u. Atlas in Folio. Bulletin de Academie royale des sciences, et lettres et des beaur-arts. Nr. 3. Bruxelles 1872. 8. Bulletin de la Societe geologique de France. 2. Serie. XXVIL Nr. 1. Paris 1870 | 71. 8. vom 25. April 1872. 327 The Journal of the Royal Dublin Society. no. 40. Dublin 1872. 8. The American Journal of science and arts. IH, No. 14, New Haven 1872. 280 Records of the Geological Survey of Indie. Vol.IV. Pars 3.4. Calcutta 137128 Memoirs of the Geological Survey of Indie. Series 6.7. Calcutta 1871. 4. W. T. Blanford, Observations of the Geology and Zoofogy of Abissinia. London 1870. 8. Plantamour, Nouvelles Recherches faites avec la pendule a reversion. Geneve 1872. 4. Tommasi, Action de l’isdure plombique. Paris 1872. 8. Grad, Rapport sur la Faune historique de l’Alsace. (Colmar 1872.) 8. P. A. Hansen, Untersuchung des Weges eines Lichtstrahls durch eine be- liebige Anzahl von brechenden spährischen Oberflächen. Leipzig 1871. 4. Kant oo ei ; ea r we { Pass: Enad BirSe u Er 1 wor r a Ren „a u i 1 i ein) ”; j 2 ä 0 E "hu “nr n . Er r en Be ar: a a ken Br I Sa e- BE de ar u kit Br be & & h 7 Au Ta ee j R 4 Ei x e = \ ! =. J u ; 7 N rn wa a . £ N R 2 De ı Ka e ; a us. 10T RR ®- Er Sn. ir k i ae nd, Ban aa #- > nt al PIE 3° 53,9 MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Mai 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr Kummer. 2. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Ranke las: Zur Geschichte der Epoche der Auf- klärung. Journal of the Royal Asiatie Society of Great Britain et Ireland. New Series. Vol.V, Part2. London 1871. 8. Proceedings of the Royal Institution of Great Britain. Vol. VI. Part. III. IV. Nr. 54. 55. London 1871. 8. The American Journal of science and arts. Vol. III. Nr. 13. 14. New Hawen 1872. 8. Verhandlungen des naturhistor.-medicinischen Vereins zu Heidelberg. 6. Bd. Nr. 1. Heidelberg 1872. 8. Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde von Nederlandsch Indie. Zesde Deel. 2. Stuck. Batavia 1872. 8. Max Müller, Rig-Veda-Sanhita. Vol. V. Fasc. 1. London 1872. 4. Ephemeris epigraphica. Fasc. 1. 2. Berlin 1872. 8. Oppert, Inscriptions de Dour-Sarkayan. Paris 1870. fol. Tommasi, Action de l’iodane plombique. Paris 1872. 8. Zeitschrift des Ferdinandeums. 16. Heft. Innsbruck 1871. 8. E. Weifs, Fossile Flora der jüngsten Steinkohlenformation und des Roth- liegenden im Saar-Rhein-Gebiete. 2. Heft. 2. 3. Theil. (2 Exemplare.) Bonn 1871. 4, [1872] 24 330 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse 6.Mai. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Hr. Curtius las über Topographie und Alterthümer von Per- gamon. - Hierauf legte Hr. Olshausen folgenden Aufsatz des Hrn. Schröder in Constantinopel vor: Über einige Fragmente phönikischer Inschriften aus Cypern. Im Frühjahr 1870 hatte ich bei einem mehrwöchentlichen Aufenthalt auf der Insel Cypern Gelegenheit, verschiedene kleine Fragmente phönikischer Inschriften, welche sich in der reichen Sammlung ceyprischer Antiquitäten des durch seine umfassenden Ausgrabungen bekannten Hrn. Generals L. B. di Cesnola, ame- rikanischen Consuls zu Larnaka, befinden, eingehend zu prüfen. Es sind dies dieselben Fragmente, welche Hr. Prof. Rödiger in der Sitzung vom 9. Mai 1870 der philosophisch-historischen Klasse der K. Akademie der Wissenschaften zu Berlin (s. Monatsberichte 1870 S. 264—272) veröffentlicht und besprochen hat. Da es mir durch die Liberalität des Hrn. di Cesnola vergönnt war genaue Copieen sowohl, als Papierabdrücke von allen jenen Fragmenten zu nehmen, dagegen die Copieen, welche Hrn. Rödiger zugegangen waren, nicht genau sind, so erlaube ich mir der Arbeit des letzte- ren Gelehrten einige zum Theil berichtigende Bemerkungen hinzu- zufügen. Die Anzahl der phönikischen Bruchstücke, welche sich im März 1870 im Besitz des Hrn. Cesnola befanden, beläuft sich auf 24, welche Zahl sich jedoch durch Aneinander mehrerer zusam- mengehöriger Stücke auf 21 reducirt. Das bei weitem gröfste Bruchstück, welches Rödiger nicht giebt, zählt fünfzig Buchstaben, die übrigen Stücke sind nur als Marmorsplitter zu bezeichnen, von denen das grölste etwa 20, das kleinste nur 2 Buchstaben enthält. Alle diese Inschriftentrümmer stammen aus Kition; sie wurden in der Nähe von Larnaka, dicht an dem südlich von der Stadt gele- genen Salzsee auf einem niedrigen Hügel, der Spuren alter Sub- vom 6. Mai 1872. 331 structionen zeigt, gefunden; an dieser Stelle liefs nämlich Hr. Ces- nola auf Anregung des Hrn. Colonna Ceccaldi Ausgrabungen ver- anstalten.') Sämmtliche Stücke sind von Marmor und gehörten, mit Ausnahme der beiden gröfsten (1 und 2), ihrer Form nach zu flachen Gefäfsen oder Schalen. Leider hat man die gröfseren Stücke dieser Gefälse, welche keine Schrift tragen, nicht gesam- melt, so dafs sich die ursprüngliche Gestalt der Gefälse mit Sicher- heit nicht mehr feststellen läfst. Doch weisen die vorhandenen Reste, besonders die Stücke 4 bis 11, namentlich Nr. 11, ungefähr auf folgende Formen hin: re EN ur Ob diese Becken oder Schalen noch auf einem Fufse ruhten, läfst sich nicht mehr bestimmen. Auf ihrem oberen glattpolirten Rande, welcher das Gefäls in einer Kreislinie begrenzt, waren in phöniki- scher Schrift Dedicationsinschriften eingemeilselt, welche im We- sentlichen den Namen der widmenden Person, das Datum der Widmung, berechnet nach den Regierungsjahren der Könige von Kition und Idalion, und endlich den Namen der Gottheit, zu deren Ehren die Gefäfse dargebracht wurden, enthielten. Wir haben es hier also mit Weihegeschenken zu thun, die wahrscheinlich zu Opfern und Libationen dienten und in dem Tempel des Gottes, dem die Widmung galt, aufgestellt waren. Dieser Gott heifst in dem Fragmente Nr. 3 und wohl auch in Nr.9 Esmunmelkarth; ') S. den Bericht des Letzteren über die neueren Funde cypri- scher Antiquitäten in der Revue archeologique, Januar 1870 S.26. Auf dem dort gegebenen Situationskärtchen der Umgebung von Larnaka ist der betr. Hügel durch die Zahl 2 markirt; er liegt zwischen den pyramidenförmigen Salzhaufen und dem Tekke der Sultanin, südlich von der Stadt. 24* 332 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse ihm waren also wahrscheinlich auch die übrigen Gefälse gewidmet und er mag an der Fundstätte zu Kition einen Tempel gehabt ha- ben; wie ich schon bemerkt habe, sind noch jetzt an dieser Stelle Spuren alten Bauwerks erkennbar. — Die Becken hatten am Rande eine Rinne zum Abfliefsen des Wassers oder Blutes; dies lehrt uns das Bruchstück Nr. 13, dessen glatter Rand durch einen Ein- schnitt unterbrochen ist, welcher in eine über das Gefäls ein wenig herausragende Dille zum Abfliefsen ausmündet. Die Votivinschrift war auf dem Rande entweder so eingemeilselt, dafs die Buchsta- ben der am Gefäls stehenden Person zugekehrt (so z. B. bei 3— 7. 11. 20) oder umgekehrt derselben ab- und dem Centrum zugekehrt waren (so bei 8. 9. 10. 12—19). Letzteres war, wie es scheint, meist der Fall, wenn das Gefäls zur Verzierung noch einen über den Bauch desselben hinausragenden breiten Rand (s. die erste der drei Formen) hatte, wie bei Nr. 8. — Die Oberfläche eines sol- chen Gefälses möge folgende Figur veranschaulichen: Nur einmal, bei Nr. 14, war die Inschrift nicht auf dem horizon- talen Rande, sondern auf der gerundeten Aufsenwand des Gefälses angebracht. Im Schriftcharakter unterscheiden sich die auf den beifolgen- den Tafeln abgebildeten Inschriften von den bisher bekannt gewor- denen phönikischen Schriftdenkmälern aus Kition nicht; sie schlie- fsen sich namentlich an die zuerst vom Hrn. de Vogü& herausge- gebenen cyprischen Inschriften (Journal asiatique, aoüt 1867 p. 87 suiv., Melanges d’arch&ologie orientale p. 1 suiv.) eng an, wie sie denn auch mit diesen derselben Zeitepoche angehören. Sie stam- men aus dem vierten Jahrhundert v. Chr. In dreien derselben vom 6. Mai 1872. 333 (1, 6 und 7) finden wir als König von Kition und Idalion (phön. Kiti und Idjal) einen Melekjathon erwähnt, denselben, welchen wir schon aus den erwähnten de Vogüe’schen Inschriften, aus der Inschrift Citiensis I und aus den Münzen dieses Königs mit der Aufschrift n»>5= 7>25') und dessen Regierung Hr. de Vogüe mit ungefährer Schätzung in die Jahre 385—368 v. Chr. legt. Im Folgenden gebe ich die 21 Inschriftenfragmente in hebräi- scher Transsceription. Alle, mit Ausnahme des ersten, sind äulserst kurz, einige bestehen nur aus einem einzigen Worte, andere nur aus zwei oder drei Buchstaben. Die Inschriften 5 und 6 (von Rödiger als Cit. XLV und Cit. XLVIII bezeichnet) bestehen aus je zwei Bruchstücken, welche genau an einander passen, ebenso gehören die von Rödiger unter Cit. XLIX fu.q getrennt aufge- führten Stücke (bei uns Nr. 11) zusammen. Die übrigen Frag- mente und Splitter müssen jedoch, trotz ihrer Kleinheit, alle ver- schiedenen Inschriften angehört haben; dies ergibt sich aus der Verschiedenheit ihrer äufseren Form: bald ist es das Nichtüber- einstimmen in Breite und Dicke des Gefäfsrandes, bald die stärkere oder schwächere Wölbung des Bauches, bald die Verschiedenheit in der Qualität des Marmors, in den Schriftzügen, in der Richtung der Buchstaben, bald dieses oder jenes andere äufsere Merkmal, welches gegen die Zusammengehörigkeit eines Stückes mit einem anderen zu ein und derselben Inschrift spricht. Die von Rödiger mitgetheilten Copieen, welche durch Vermit- telung des amerikanischen Gesandten in Berlin, Hrn. Bancroft, an die Königl. Akademie gelangten, sind nicht genau und rühren of- fenbar von einem mit der phönikischen Epigraphik nicht Vertrau- ten her. In Folge dessen sind Rödigers Lesungen und Deutungen bisweilen unhaltbar. Einige Male sind auch zwei Copieen ein und derselben Inschrift als zwei verschiedene Inschriften von R. aufge- führt. So ist „Cit. XLII* und „Cit. XLIV“ identisch, ebenso „Cit. XLIII“ und „Cit. XLVII“ und „Cit. XLIX hu. q“. — Die von Rödiger mit b und n bezeichneten Stücke habe ich mit keinem ') Diese Münzen sind veröffentlicht in einer Abhandlung des Grafen de Vogüe „Monnaies des rois phenieiens de Citium“ in der Revue Numismatique, n. s. 1867 tom. XIl, wieder abgedruckt in den Melanges d’arch&ologie orientale desselben Gelehrten. 334 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse der mir von Hrn. de Cesnola vorgelegten Steine identificiren kön- nen, obgleich ich sein Museum mehrere Tage hindurch genau nach allen phönikischen Schriftdenkmälern durchsucht habe. Anderer- seits vermisse ich dagegen auf Rödigers Tafeln aufser den In- schriften 1 und 2 noch die Bruchstücke 19, 20 und 21. — In der folgenden Aufzählung setze ich zur leichteren Orientirung zu jeder Nummer die entsprechende Bezeichnung Rödigers bei. 1) (fehlt bei R.) Gnma> 525... a [ash "ns on ı ns [75]a no[da 2 om oje ir]linme... 3 = Eon nsofı a 23] a mapbaas 5 Sue en 6 Der Stein ist nach allen vier Seiten unvollständig, doch scheint zur Rechten und Linken nicht viel zu fehlen. Soweit die Inschrift erhalten ist, besteht sie aus sechs Zeilen und mifst etwa 15 Cen- timeter in der Höhe und 11 in der Breite. Oben und unten sind noch Spuren von anderen Zeilen bemerkbar. Durch die Inschrift werden zwei nicht näher bezeichnete Geschenke, wahrscheinlich Idole, einem phönikischen Gotte, dessen Name leider nicht mehr auf dem Steine erhalten ist, geweiht. Sie lautet übersetzt: „[Am ... Tage des Monats ... im Jahre ... der Regierung Königs Pumi- jathon], Königs von Kition und Idalion, Sohnes Melekjathons Königs von Kition ... schenkte und errichtete [diese] beiden Ge- schenke Abd[elim, Sohn] Abdmelkarths Sohnes Abdre [schephs] seinem Herrn dem ...... “ — Zu Anfang der Inschrift stand der Name Pumijjathons, den wir aus Cit. 1 und 36, mit denen unsere Inschrift sehr viel Ähnlichkeit hat, als Vater Melekjathons kennen. Der auf das Zahlzeichen in Z. 3 folgende Buchstabe war ein theil- weise noch erkennbares x, das ich zu dem demonstrativen IX = hebr. m ergänze.') Der Name des Weihenden mag abn-2y Abd- !) u lirmin „diese beide Gaben“. Das pron. dem. ix wurde auch gleichmälsig für beide Geschlechter gebraucht (s. meine phön. Gramm. $. 58). Man kann rr:= auch als plur. fem. nehmen und vom 6. Mai 1872. - 335 elim (ARörAMos Joseph. c. Apion 1, 21) gelautet haben, nur der Endeonsonant fehlt auf dem Steine. Denselben Namen treffen wir in der 1. Inschrift von Umm-el-awämid an. Zu Anfang der 6ten Zeile habe ich ein 4 ergänzt, so dafs wir als zweites Glied eines nomen prop. den Gottesnamen 50% Rescheph erhalten, den wir zu- erst in den Vogüe’schen Inschriften Ci. 35 u. 36 kennen lernten. Das nom. propr. mag etwa „725 oder gun» gelautet haben; letzteren Namen finden wir, nur mit umgekehrter Stellung seiner beiden Compositionsglieder (nzw), auch in (it. 35, 4. 6. (vergl. Cya3n Karth. 82, 3.163, 3. Sard. 14, 2 neben dem häufigeren ;n">>>). Über den Gott Rescheph verweise ich auf de Vogüe’s Untersuchun- gen im Journal asiatique (1867. II. p. 162 u. folg., wieder abge- druckt in den Melanges p. 78) und bemerke bei dieser Gelegenheit nur, dafs dieser Gott, der auch unter dem specielleren Namen yravn auftritt, durch welchen wahrscheinlich eine besondere Seite seines Wesens hervorgehoben werden soll, neuerdings in einer Reihe, meines Wissens noch nicht veröffentlichter, phönikischer In- schriften aus Cypern unter einer neuen Modification als 5s22w- auftaucht.') sn kann im phön. sehr wohl auch für beide Numeri, als ein er- starrter Demonstrativstamm gebraucht worden sein. ') Diese zuletzt erwähnten Inschriften, sechs an der Zahl (das Fragment einer siebenten besteht nur aus den fünf Buchstaben “on n) wurden 1869 von dem damaligen Agenten der ottomani- schen Bank, jetzigem englischen Consul zu Larnaka, Hrn. Lang, zu Dali (dem alten Idalion, phön. >-s), ungefähr eine Viertel- stunde südlich vom Dorfe, zugleich mit einer grofsen Menge von Statuen, Statuetten, Köpfen, Reliefs, Terracotten, griechischen und eypriotischen Inschriften u. s. w. ausgegraben und befinden sich jetzt im britischen Museum. Sie sind von beträchtlicher Länge und beziehen sich auf gewisse dem Gotte >>n2wS (Reschephmekel oder Reschephmikal?) geweihte Bildwerke, denen die Marmorplat- ten, auf welchen die Inschriften eingehauen sind, aller Wahrschein- lichkeit nach als Basis dienten. „1% ist vielleicht der phönikische Apollo, und Reschephchetz der ’ArorAuv &zarn2or.os (yr Pfeil). Die Etymologie von >>» ist dunkel. Im Besitz des Hrn. Lang befindet sich auch ein viereckiger Block mit einer griechischen In- schrift, welcher zugleich mit jenen phönikischen Inschriften zu Dali ausgegraben worden ist und einst als Piedestal für zwei Idole diente, wie die auf seiner Oberfläche noch sichtbaren Spuren von 336 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse 2) ...bsjaun m „2 bs am BR Die Inschrift (feblt bei R.) steht auf einem 7 Cent. langen, 6C. hohen und 7 C. dicken Stein und ist ziemlich verwittert. vier Menschenfüfsen deutlich zeigen; die Inschrift besagt, dafs ein gewisser Mnaseas die Statue dem Apollo von Amyklä (ANOAARNI AMYKAAILI) weihte; dürfte man hiernach die Vermu- thung wagen, >>» sei mit Amyklä zusammenzubringen? — Von den erwähnten sechs phönikischen Texten ist die eine, welche in zwei Zeilen 93 Buchstaben enthält, aus dem zweiten Regierungs- jahr eines bisher noch nicht bekannten Königs von Kition und Idalion Namens 5b» (Jaal oder Joel) datirt und Sss2wS »onb ge- widmet. Eine zweite ist nur in ihrer linken Hälfte erhalten und enthält u. a. den Namen desselben Königs >>. Die dritte ist in zwei Stücke zerbrochen und links unvollständig, sie enthält in zwei Zeilen 26 Charaktere und spricht von einem dem 5sr204 geweih- ten Bilde (no); eine vierte von 50 Buchstaben, von einem ge- wissen Esmunadon demselben Gotte (S>u2%w4 »>x5) gewidmet, be- steht fast nur aus Eigennamen und ist auf dem oberen Ende einer Stele eingehauen. Die fünfte, die längste von allen (sie enthält in fünf an der linken Seite nicht ganz unversehrten Zeilen unge- fähr 220 Buchstaben), beginnt mit einer Zeitangabe nach der Re- gierung eines Ptolemäers: ‚onorD 5 owmdbra eobn sand IMM runs “or mund III ws Der Monatsname “7 kommt auch in einem der von Zotenberg im Journal asiat. avril—mai 1368 veröffentlichten phönikischen Graf- fiti im grofsen Tempel zu Abydos in Ägypten vor (Abyd. 8 d.: „5 vgl. Levy phön. Stud. IV S.30). Die sechste Inschrift endlich ist eine Bilinguis: auf einen nicht ganz vollständig erhal- tenen phönikischen Text von drei Zeilen, welcher mit den Worten ... 593 75478 N30 Ym5 wor mmabn 505 Ay 3358 r20s beginnt und mit man 5> mw bsnzwn> schliefst, folgt ein vierzeiliger unversehrter Text in sogenannter eypriotischer Schrift von ungefähr 100 Buch- staben. Da diese cypriotische Inschrift aller Wahrscheinlichkeit nach nur die Übersetzung der darüber stehenden phönikischen In- schrift ist, so ist diese Bilinguis für die Entziflerung der sog. eyprio- tischen Schrift von grofser Wichtigkeit. — Die cypriotischen Schrift- denkmäler haben übrigens durch die neuesten Ausgrabungen der Herren Lang und Cesnola einen bedeutenden Zuwachs erhalten: in der Sammlung des ersteren fand ich aufser der Bilinguis noch sieben eypriotische Inschriften, von denen erst eine, diejenige, welche auf einem kleinen silbernen simpulum in kleinsten Charakteren gravirt ist, durch Hrn. de Vogüe (Melanges d’arch£ol. orient. pl. IV, 10 und vom 6. Mai 1872. 337 Der 2. und 4. Buchstabe der zweiten Zeile sind durch Risse im Stein fast vollständig verschwunden; man wird zunächst versucht &ys mon zu lesen, doch scheint mir an zweiter und vierter Stelle eher ein w und ein = gestanden zu haben. Ich schlage daher vor SUN „quod vovit* zu lesen; das folgende =5y ist vielleicht zu ns b> „pro filio suo* (vgl. Umm. 2, 2. Karth. 90 (Davis no. 71) neopun. 115, 2) zu ergänzen. 3) Im]prarawnd nd ENGEN Diese Inschrift ist von derjenigen, welche Rödiger einmal als Cit. XLII, das andere Mal als Cit. XLIV bezeichnet, nicht ver- schieden. „Abdadoni (?) seinem Herrn dem Esmunmelkart“.... Der letzte Buchstab ist ein deutliches 7. Rödigers Vermuthungen (S. 268) fallen natürlich vor der Thatsache, dafs XLII und XLIV nur Copien ein und derselben Inschrift sind. Von seinen beiden Copien ist XLIV die genauere. 4) ab al - Rödigers Cit. XLIII und XLVII sind Copieen dieser selben Inschrift. Vor der Ziffer stand unzweifelhaft =2°s „am 19. Tage des Monats...“ Das 5 ist nicht mehr ganz deutlich, wegen eines Risses im Stein. Dafs das Fragment nicht zu einem Gewicht ge- hörte, wie Rödiger meint, lehrt der Augenschein; wie die folgen- den Stücke, ist es vielmehr Bruchstück eines Gefälses, auf dessen Rande die Inschrift stand. 5) [R. XLV.] ....5' vrons[ylaa ‘8. ... Diese Schriftzüge sind vollkommen deutlich und lassen nir- gends einen Zweifel zu. Der Stein ist in zwei Stücke gebrochen pag. 102) zur Veröffentlichung gekommen ist. Von diesen eyprio- tischen Texten bestehen zwei aus 37 und einer aus 38 Charakte- ren. In der Sammlung des Generals Cesnola zählte ich (im April 1870) 16 eypriotische Inschriften, welche sämmtlich während mei- ner Anwesenheit auf Cypern bei dem Dorfe Athienu, an der Stelle des alten Golgoi, ausgegraben wurden. Von diesen zählt eine, die bis auf wenige Buchstaben vollständig erhalten ist, gegen 100 Buchstaben; die übrigen sind meist nur in fragmentarischem Zu- stande erhalten. Die Cesnola’sche Sammlung soll sich seit meiner Abreise von Cypern noch um verschiedene weitere Funde cyprio- tischer Inschriften vermehrt haben. 338 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse und der Bruch geht mitten durch das 7, welcher Buchstabe daher nicht mehr sichtbar ist. Als Widmer des Gefälses finden wir hier zum zweiten Male einen 272 ya, wie bei (it. 35, bezeichnet. Dieser „Dollmetsch der Throne“, von dessen Namen nur noch die letzte Hälfte -jathon erhalten ist, ist wahrscheinlich derselbe Re- schephjathon, welcher in der erwähnten Inschrift (it. 35 ein Bild dem Melkarth weiht. 6) [R. XLVIIL]......2 mobn Sofa... „König Melekjathon, K(önig von Kiti und Idjal).“ Ich lasse jetzt die von Rödiger unter „Cit. XLIX* zusammen- gefalsten kleinen Bruchstücke folgen. 7) [R.a.] mob „Melekjathon*. \ 8) [R.e.]....»'r= Vom ersten Buchstaben ist nur der Kopf und der Anfang des Schaftes erhalten, es war entweder ein = („Tochter des J....*) oder ein 4, in welchem letzteren Falle wir in rn vielleicht die Endbuchstaben von r-7>= zu sehen haben. Dafs mit dem 3. Buch- staben * ein neues Wort begann, lehrt der vorhergehende Tren- nungspunkt. 9) TR. d.] (np)Samex 10)-IR. e].-; - Tan...» Bei dem Mangel allen Zusammenhanges wage ich keine Deu- tung dieser Buchstabengruppe. 11) [R.hgf.] ww „quod dedit*. Mit diesen Worten begann eine Inschrift, weil der Stein vor dem x eine leere und dabei ganz intakte Stelle zeigt. 12) IR: g.] rn“, womit eine Inschrift schlofs. Es liegt nahe, an r=:= zu denken; doch scheint der noch vorhandene Rest des drittletzten Buchstaben durch seine Rundung eher auf ein ==7 oder > als auf ein 7 hinzu- deuten; vielleicht ist #7 zu r=27> „zum Opfern“ (Infinitiv mit Fe- mininendung kommt auch im Hebr. bei starker Wurzel vor, s. Ols- hausen Hebr. Gramm. $. 245 d) oder zu nı27 „ich habe geopfert“ zu ergänzen. | vom 6. Mai 1872. 339 13) [R.i.] ss >2(0) „dieses Bildwerk* — hebr. nn Und. Ebenso Cit. 35, 2 und in den unedirten Lang’schen Inschriften. In Cit. 35 liest zwar de Vogüe in >no, aber der Buchstabe vor dem 7 ist nach der Photolithographie offenbar ein x. Von dem » ist nur noch der Anfang des Schaftes erhalten. Es scheint nach unserem Fragmente, dafs die Phönizier mit 550 nicht blos Statuen, sondern überhaupt jedes Bildwerk der Sculptur bezeichneten; denn das vorliegende Bruchstück gehörte, wie aus seiner Formung sich ergiebt, offenbar zu einem Gefälse mit flachem Rande, der die In- schrift trug. ER RER x> Die Inschrift war auf zwei Zeilen vertheilt, deren erste mit x (78?) und deren zweite mit x> (5x5?) begann. Die Schrift befindet sich ausnahmsweise nicht auf dem Rande, sondern auf der gewölbten Aufsenwand des Gefälses. 15) [R.1]...»n%.... Vom ersten Buchstaben ist nur ein Theil des Kopfes erhal- ten, ich möchte ihn zu >» vervollständigen und, da mit dem n ein Wort schliefst, die ganze Gruppe zu => np%n ergänzen (vgl. das Stück Nr. 5). 16) [R.m.] ....x 5 Rödiger liest 22 (= hebr. 2) „sein Sohn“. Da jedoch das Nun vom Alef durch einen kleinen Zwischenraum getrennt ist, so glaube ich eher, dafs mit x ein vielleicht mit “sw componirter Eigenname begann. Vor ‘= steht ein Trennungspunkt. Nimmt man 2>x — Bild, so ist das vorhergehende 7 vielleicht im Sinne des arabischen sdhib als „Stifter“ gebraucht, und wir würden dann eine dem arab. wat >lo, wie man in der Tür- kei so häufig über öffentlichen Brunnen und anderen frommen Stif- tungen liest, analoge Wendung erhalten. So viel steht fest, dafs mit dem Mim ein Wort schlofs, indem der folgende Buchstab, von dem noch eine Spur vorhanden ist, von dem » durch einen leeren Zwischenraum getrennt ist. 340 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse 18) [R.p.] ..- tm... Der dem Nun voraufgehende Buchstabe ist nicht mehr voll- ständig zu erkennen; auf meinem Abdrucke hat er noch am mei- sten Ähnlichkeit mit einem . Vielleicht stand hier m=pbn HR, denn mit dem » begann ein neues Wort. 12 Be = 6 Dieses und die beiden folgenden Bruchstücke giebt Rödiger nicht. 20). 2 DEN Auf Idjal folgte höchst wahrscheinlich der Königsname m’>>n. 21) ... Mit diesen beiden Buchstaben, von denen der zweite nicht mehr deutlich ist, schlofs eine Inschrift. 22) Zum Schlufs bemerke ich noch, dafs sich in der Samm- lung des Herrn Cesnola unter anderem auch eine sich nach unten zuspitzende zweihenkelige und fast einen halben Meter hohe Am- phora aus rother Thonerde befindet, auf welcher dicht unter dem Rande der Öffnung drei phönikische Buchstaben ?a7 mit schwarzer Farbe gemalt sind. Ich lese sie 272 „von Cham“. Die Form des Schlufs-» differirt von der des ersten Mim, indem bei jenem der Querstrich des Kopfes sehr klein und kaum bemerk- bar ist. Man kann Cham als Personennamen nehmen, der übri- gens auch in einer neupunischen Inschrift (N. 95, 2 vgl. Levy, phön. Stud. III S. 75 Nr. 18) sich nachweisen läfst. Die Inschrift würde dann so zu verstehen sein, dals ein gewisser Cham das Gefäls irgend Jemandem zum Geschenk gemacht hat. Noch näher aber liegt es, hier unter 2m Ägypten zu verstehen, so dafs zrm gewissermalsen als Fabrikzeichen zu nehmen ist, welches den Ur- sprung des Kruges anzeigt. Bekanntlich hiefs den Ägyptern ihr Land „Cham“ kopt. xmaıs „das schwarze“, ein Name, der auch den Juden nicht unbekannt war, wie en=yas Ps. 105, 23. 27. 106, 22 a Fe EETDUNFUI) GE Durchschnitt von #. Länge der Inschrift 9 Ctm.., Breite des Randes 3 Ctm. 2972 FUB) GE Zange der Inschrift 1 Centimete Breite des Nandes #72 Ce 2 Kae ER AT, } 4.Schutze lüh. | 5 Taf. I. If p H Bram uns Monatsbericht Mai 1872. Länge der Inschrift # Certimeter. 'Dreite des Randes 2 Centimeter. /% - a Ei REN "Länge der Inschrift 5 Otm. ; 38 ’$ Nine Aulltllın Breite des Randes 3 Ctm. j a N: FE) Taf IH. em Länge. der Inschrift 4 Centuneter. ’ RL SEE vom 6. Mai 1872. 341 lehrt. Vgl. Ebers, Ägypten und die Bücher Moses I. Theil S. 55. Auch in einer andern Inschrift, aus Abydos in Ägypten, finden wir einen Phönizier Namens Baaljachon durch as näher als „Ägypter“ (d. h. als in Ägypten ansäfsig) bezeichnet: Adyd. 8b, rosa Ex sammap 's „ich Baaljachon Sohn Kereths aus Ägypten“. Der Name Mizraim war zwar den Phöniziern ebenfalls bekannt, und kommt auch inschriftlich vor (Abyd. Sa =-xn 7s= „zu On in Ägyp- ten“ und »„xnb als Aufschrift eines ägyptischen Scarabäus (s. de Vogüe, Melanges etc. pl. V no. 13 und dazu p. 114), aber er scheint ursprünglich nur von Unterägypten gebraucht worden zu sein (s. Ebers a. a. O. S. 88), während Cham der allgemeine Name für das ganze Nilthal war. 16. SR ERRLER der Akademie. Hr. Riefs las über die Bestimmung der Entladungs- dauer der leydener Batterie. Bei allen Wirkungen, die wir von der leydener Batterie er- halten, sind die Elektricitätsmenge, die mittlere elektrische Dichtig- keit und die Dauer der Entladung der Batterie in Betracht zu ziehen. Statt der beiden ersten Gröfsen hat man, wie ich beiläu- fig bemerke, häufig die Ausdehnung der Batterie und ihre Schlag- weite genommen, was bei richtiger Anwendung keinen Nachtheil bringen würde, ohne dieselbe aber zu wiederholten bedauerlichen Irrthümern geführt hat. Die Schlagweite ist nämlich Funktion der mittleren Dichtigkeit und wird constant gesetzt, wenn die Ab- hängigkeit einer Wirkung der Batterie von der Ausdehnung der- selben gesucht wird. Dadurch treffen alle Änderungen der Gröfse der Batterie auch die Elektrieitätsmenge, mit der sie geladen wird, und man findet die Abhängigkeit der Wirkung von der Elektricitäts- 342 Gesammtsitzung menge. Wird nun die Schlagweite veränderlich gesetzt, so muls die Elektriceitätsmenge constant genommen werden, damit die Ab- hängigkeit der Wirkung von der Dichtigkeit gefunden werde. Statt dessen ist aber häufig die Gröfse der Batterie constant ge- setzt und so eine Funktion von Elektrieitätsmenge und Dichtig- keit zugleich gefunden worden, während man eine Funktion der letzten allein zu finden glaubte. Elektrieitätsmenge und Dichtigkeit der Batterie sind leicht direkt zu bestimmen, die Entladungsdauer hingegen, muthmafslich eine Funktion der Elektrieitätsmenge, der Dichtigkeit der Batterie und der Beschaffenheit des Schlielsungsbogens, ist es nicht und man kann allein eine indirekte Bestimmung anwenden, die bisher in vier verschiedenen Weisen versucht worden ist. Von diesen vier Bestimmungsmethoden der Entladungszeit scheinen mir zwei nicht dazu tauglich, und zwar sind es gerade die, welche den gröfsten Aufwand von Mühe und Kosten verlangen, die Methoden nämlich die Leuchtdauer des Entladungsfunkens zu messen. Statt die Zeit zu bestimmen, was nicht ausführbar ist, in welcher die Batterie die in ihr angesammelte Elektrieität verliert, milst man die Zeit, wäh- rend welcher ein Punkt des Schliefsungsbogens elektrisch geblieben ist. Es wird im Bogen eine Lücke gelassen, in welcher bei der Entladung ein Funke entsteht, dessen Leuchten beobachtet wird. Man hat bisher als selbstverständlich angenommen, dafs die Leuchtdauer dieses Funkens gleich der Entladungsdauer der Batterie sei, so dafs allgemein diese beiden Ausdrücke als Sy- nonyme gebraucht werden. Ich glaube zeigen zu können, dafs Dies im Allgemeinen nicht der Fall ist, die beiden ersten der folgenden Methoden zur Bestimmung der Entladungszeit nur in sehr beschränktem Maafse und nur mit äufserster Vorsicht an- zuwenden sind. vom 16. Mai 1872. 343 1. Bestimmung der Entladungszeit der Batterie durch einen rotirenden Spiegel. Bekanntlich hat Wheatstone 1834 einen rotirenden Spiegel angewendet zur Bestimmung der Leuchtdauer eines Entladungs- funkens. Das Funkenbild wurde dabei zu einem Bogen von etwa 24 Graden ausgedehnt, was bei der Drehungsgeschwindigkeit des Spiegels von 800mal in der Sekunde einer Zeit von 0,000042 Sek. entsprach. Diesen an einem kostbaren Apparate angestellten Ver- such nahm Feddersen 1857 auf, um ihn an einem viel einfacheren Apparate zur Bestimmung der Leuchtdauer des Funkens unter veränderten Bedingungen zu benutzen'). Auf dem beweglichen Elektromagnete einer Ritchie’schen Rotationsmaschine?) war ein sechs Zoll langer ein Zoll breiter Glasspiegel vertikal aufge- setz. An die Schenkelenden des Magnets waren, aufser den beiden Federn zur nöthigen periodischen Umkehrung des Stromes im Drathgewinde des Magnets, zwei Federn angesetzt, welche, auf Metallstreifen schleifend, die mit den Belegungen einer leydener Batterie in Verbindung standen, die Entladung der Batterie be- wirkten. Bei der zur Beobachtung geeigneten Stellung des Spie- gels ging der Entladungsfunke zwischen zwei Kupferkugeln über, sein zu einem Bande verlängertes Bild wurde im Spiegel beob- achtet und an einer dahinter liegenden in Millimeter getheilten Scale gemessen. Die Verschiebung des Bildes um 1 Mm. entsprach einer Drehung des Spiegels um „2,5 Grad. Da nun die Drehungsge- schwindigkeit des Spiegels bekannt war, so konnte aus der Länge des Funkenbildes die Leuchtdauer des Funkens berechnet werden. Die Entladung der Batterie (Flasche) nahm folgenden Weg, wenn wir von der innern Belegung ausgehn. Verbindungsdrath, Lücke im Funkenmikrometer, eine Wassersäule verschiedener Länge und Dicke, die beiden mit einander verbundenen Metallstreifen an der Ritchie’schen Maschine, Verbindungsdrath, äufsere Belegung der Batterie. Die Längen der gebrauchten Wassersäulen sind in der folgenden Tafel auf Säulenlängen von 1 Mm. Dicke reducirt. !) Beiträge zur Kenntnifs d. el. Funkens. Kiel 1857 (Poggd. Annal. 103. 69). ?) Wiedemann Lehre vom Galvanismus. Braunschw. 1863 B. 2. 8. 147. 344 Gesammtsitzung Wo im Originale (S. 27) mehrere Zahlen gegeben sind, habe ich das Mittel genommen. Versuche von Feddersen. Entladungsdauer der Batterie in Sekunden eingeschaltete Schlagweite 2 Mm. Schlagweite 10 Mm. Woassersäule 1 Flasche 2 Flaschen 1 Flasche 2 Flaschen 9 Mm. | 0,0012 Sek. 0,0015 | 0,0014 0,0020 18 0,0016 0,0025 | 0,0020 0,0029 22,5 0,0049 0,0078 45 0,0065 0,0146 0,0117 0,0230 90 0,0092 0,0144 180 0,0136 0,0250 | 0,0177 0,0321 Aus dieser Tafel ist die Abhängigkeit der Entladungszeit von der Menge der entladenen Elektrieität zu entnehmen, wenn wir die Zahlen mit einander vergleichen, die bei constanter Schlagweite von 1 und 2 Flaschen gefunden wurden, weil hierbei die entlade- nen Elektrieitätsmengen wie 1 zu 2 sich verhalten haben. Die letzten acht Beobachtungen, die ich deshalb wiederhole, lassen das hier geltende Gesetz deutlich erkennen. Entladungszeit der Elektrieitätsmenge 1 2 0,0065 Sek. 0,0146 0,0117 0,0230 0,0136 0,0250 0,0177 0,0321 Die Zahlen der zweiten Columne sind das Doppelte der Zah- len der ersten so genau, als man erwarten durfte. Bei Einschal- tung von Wasser in den Schliefsungsbogen ist das Residuum der Batterie nicht ganz constant; wenn daher auch die bei con- stanter Schlagweite in der Batterie angehäuften Elektricitätsmengen sich wie 1 zu 2 verhielten, so hatten schwerlich die entladenen Mengen streng dasselbe Verhältnifs.. Es ist daher durch diese Versuche das von mir hypothetisch aufgestellte Gesetz experimen- tell genügend nachgewiesen z = aq. vom 16. Mai 1872. 345 Die Dauer der Entladung der Batterie ist, bei constanter Dichtig- keit, der angewandten Elektricitätsmenge proportional. Die noch übrigen 8 Beobachtungen gleicher Art in der Tafel entfernen sich weit von diesem Gesetze. Ebenso ist das hypothe- tische Gesetz der Abhängigkeit der Entladungszeit von der Länge der eingeschalteten Wassersäulen, das durch die vierte Bestim- mungsmethode vollkommen bestätigt worden ist, in der Tafel nicht zu erkennen, ebensowenig die Constanz der Entladungszeit bei proportionaler Steigerung der Elektrieitätsmenge und Dichtigkeit in der Batterie. Die brauchbaren Versuche der Tafel beschränken sich auf die, welche bei Einschaltung nicht zu kurzer Wassersäulen in die Schliefsung angestellt waren, was auf einen andern Grund deutet, als auf die zufälligen Beobachtungsfehler. Ich entsann mich, seit jeher wo es anging, die Einschaltung von langen Wasser- säulen gebraucht zu haben, um fein polirte Metallstücke vor grö- berer Verletzung durch den Batteriefunken zu schützen. Ich konnte dann nach dem Versuche die Metallfläche leicht in den frühern Zustand bringen, was ich sonst dem Mechaniker überlassen mufste. Daraus folgt, dafs durch den überspringenden Entladungsfunken von den Elektroden um desto mehr Metalltheile losgerissen wer- den, je besser leitend der Schliefsungsbogen ist. Mit steigender el. Dichtigkeit in der Batterie nimmt ebenfalls die Verletzung der Elektroden zu. Viele dieser losgerissenen Metalltheile sind im Funken vorhanden und kommen bei ganz metallischem Schliefsungs- bogen in ein heftiges Glühen, was durch Spectraluntersuchung seit Wollastons Zeit bis auf den heutigen Tag in unzähligen Versuchen nachgewiesen worden ist. Die glühenden Metalltheile im Funken erlöschen nicht plötzlich, sie glühen nach und dies Nachglühen verlängert die Leuchtdauer des Funkens. Je gröfser die Menge der losgerissenen Metalltheile, je heftiger ihre Glut ist, desto län- ger wird das Leuchten des Funkens nach der Entladung der Batte- rie fortdauern. Die Einschaltung nasser Leiter befördert in zwiefacher Weise die Annäherung der Leuchtdauer an die Entladungsdauer: sie ver- mindert die Menge des im Funken vorhandenen Metallstaubes und die Glut desselben. Daraus folgt, dals nur Beobachtungen der Leuchtdauer auf die Entladungszeit bezogen und mit einander ver- glichen werden dürfen, bei welchen die Menge des Metallstaubes im Funken sehr klein und ebenso wie der Grad des Glühens des- [1872] 25 346 Gesammtsitzung selben nicht sehr verschieden ist. Dies ist der Grund der sonst unerklärlichen verschiedenen Brauchbarkeit der oben mitgetheilten Beobachtungen zur Beurtheilung der Entladungszeit der Batterie. Beobachtungen über die Leuchtdauer des Funkens bei zu kurzer nasser Einschaltung, bei verschieden langen Einschaltungen und verschiedener el. Dichtigkeit in der Batterie können Nichts über die Entladungszeit lehren. Es war ein günstiger Zufall, dafs Feddersen einen viel unvollkommenern Apparat besafs, als sein Vorgänger, dafs sein Spiegel höchstens 40 Umdrehungen in der Sekunde machte, während Wheatstone über 800 Umdrehungen zu verfügen hatte. Dadurch war Feddersen zur Einschaltung flüssi- ger Leiter in den Schliefsungsbogen gezwungen und konnte die experimentelle Bestätigung eines theoretisch wahrscheinlich gewor- denen Gesetzes liefern. Diese hier dargelegte Vermuthung, weshalb nur in seltenen Fällen die Leuchtdauer des Entladungsfunkens auf die Entladungs- zeit zu schliefsen erlaubt, ist zur Gewilsheit geworden durch eine vor ganz Kurzem vollendete Arbeit, die mit grofser Sorgfalt an einem kostbaren Apparate ausgeführt, eine neue Bestimmungsweise der Leuchtdauer gebraucht und hier ausführlich besprochen wer- den soll. 2. Bestimmung der Leuchtdauer des Entladungsfunkens durch eine rotirende Kreistheilung. Die Herren Lucas und Cazin in Paris haben in diesem Jahre den Schlufs einer Arbeit veröffentlicht!) über die Dauer des elek- trischen Funkens, die in folgender Weise bestimmt wurde. Eine 15 Cm. breite Glimmerscheibe ist auf Einer Fläche mit einer durch ein Silbersalz geschwärzten Collodiumschicht bedeckt und am Rande von 2 zu 2 Graden mit durchsichtigen Theilstrichen versehen; sie kann mit Hülfe eines Räderwerks und einer Kurbel 100 bis 300 mal in der Sekunde um ihre Axe gedreht werden. Ihr gegenüber, so nah als möglich, ist als Vernier eine versilberte Glasscheibe fest- gestellt, die sechs durchsichtige Striche zeigt, welche Sechstel der Theilung der Glimmerscheibe angeben. Es kann also in demsel- ben Momente nur Ein Vernierstrich einen Theilstrich der Scheibe decken. Der Vernier wird durch einen zwischen Metallkugeln 1) Compt. rend. de l’ac. de Paris v. 70 p. 923. 1342 v. 74 p. 180. vom 16. Mai 1872. 347 überspringenden el. Funken beleuchtet, dessen Licht durch eine Linse parallel gemacht ist, während die Glimmerscheibe durch ein Fernrohr betrachtet wird. Eine leydener Batterie wurde durch eine Holtz’sche Elektrophor-Maschine geladen, deren Scheibe zu- gleich mit der getheilten Glimmerscheibe durch eine Hugon’sche Gaskraftmaschine von einer halben Pferdekraft in Bewegung ge- setzt wurde. Bei jeder Drehung der Glimmerscheibe um 4 Grad, die bei der grölsten Rotationsgeschwindigkeit 0,000003 Sek. dauert, wird ein Theilstrich vom Funken beleuchtet, und daher die Leuchtdauer des Funkens durch die Anzahl der beleuchteten Theilstriche zu bestim- men sein. Die Genauigkeit dieser Bestimmung hängt ab von der Stel- lung der Theilung gegen den Vernier im Augenblicke wo der Funke aufleuchtet und erlischt. Es falle z. B. ein Theilstrich zusammen mit einem Vernierstrich sowohl beim Aufleuchten wie beim Erlöschen des Funkens, so wird dieselbe Anzahl von beleuchteten Strichen ge- zählt werden, als wenn der zuerst beleuchtete Strich weniger als 4 Grad vor einem Vernierstrich, der zuletzt beleuchtete hinter einem Vernierstrich gestanden hätte. Der Fehler der Zeitmessung kann also beinahe 0,000006 Sekunde betragen. Zur Bestimmung von Leuchtzeiten, die in einem grölsern Verhältnisse als 1 zu 6 stehen, mufs der Glimmerscheibe eine verschiedene Rotationsgeschwindigkeit gegeben werden. Lucas und Cazin zählen die leuchtenden Striche der Glimmerscheibe bei 50 bis 200 Funken und nehmen das Mittel davon zur Bestimmung der Dauer Eines Funkens, die sie in Mil- liontel Sekunde mit (in den folgenden Beispielen unterdrückten) 2 Decimalen angeben. Es wurde ein gutleitender Schliefsungsbogen der Batterie ge- braucht, 3,73 Meter eines 0,9 Mm. dicken Kupferdraths; es war daher in dem beobachteten Funken eine grofse Menge Metallstaub vorhanden, dessen Nachglühen bemerklicher werden mufste, als im vorigen Abschnitte. Bei der Schlagweite von 2,29 Mm. zwi- schen 11 Mm. breiten Zinkkugeln wurde die Flaschenzahl der Batterie von 1 bis 9 variirt; es wurde also die Leuchtdauer des Funkens bei der Elektrieitätsmenge 1 bis 9 bestimmt. Jede Fla- sche hatte eine äufsere Belegung von 1243 Quadratcentimeter: entlad. Elektrieitätsmengeg 12 345673839 Leuchtdauer des Funkens 7 11 15 19 21 23 25 27 28 Milliontel Sekunde. 25* 348 Gesammtsitzung Diese Zeiten entsprechen durchaus nicht dem oben gefundenen Gesetze über die Entladungsdauer, lassen sich aber durch Berück- sichtigung des Nachglühens damit vereinigen. Der Schlielsungs- bogen war metallisch, die Menge der von den Mikrometerkugeln losgerissenen Theile also grofs und zugleich bestanden jene aus Zink das, wie unten gezeigt wird, die längste Leuchtdauer gibt. Die Annahme, dafs hier die Leuchtdauer des nachglühenden Me- tallstaubes die Entladungszeit der Elektrieitätsmenge 1 an Gröfse übertroffen habe, kann zugestanden werden. Wenn aber zu der, der Entladungszeit entsprechenden, der Elektrieitätsmenge propor- tionalen, Leuchtdauer des Funkens die Dauer des Nachglühens hinzugefügt wird, welche mit steigender Elektrieitätsmenge nur wenig zunimmt, weil damit nur die Glut, nicht die Menge des Metallstaubes steigt, so ist eine Annäherung an die beobachteten Zeiten zu erhalten. In den hervorgehobenen 3 Versuchen Fedder- sens konnte das Gesetz der Entladungszeit in den beobachteten Leuehtzeiten unmittelbar erkannt werden, weil die Einschaltung von langen Wassersäulen in den Schliefsungsbogen die Menge des Metallstaubes im Funken und die Dauer seines Nachglühens auf einen kleinen Werth gebracht hatte. Lucas und Cazin luden eine Batterie von 7 Flaschen zu ver- schiedenen Schlagweiten zwischen Platinkugeln und beobachteten folgende Leuchtzeiten des Entladungsfunkens. Schlagweite 2 3 4 6 8 11 16 18 Millimeter. Leuchtdauer 14 22 27 39 50 60 73 86 Milliontel Sek. Hier wird der Einfluls der Menge des Metallstaubes im Fun- ken auf seine Leuchtdauer schon dem Anblicke deutlich. Die stei- gende Schlagweite bedingt eine im gleichen Verhältnisse steigende Elektrieitätsmenge und dadurch eine proportionale Zunahme der Leuchtdauer; zugleich aber bedingt sie eine proportionale Zunahme der el. Dichtigkeit der Batterie und damit eine Abnahme der Leucht- dauer. Die Zeitbestimmungen sollten daher constant sein oder sich der Constanz nähern, was sie keineswegs thun. Es mufste daher ein Einflufs auf die Leuchtdauer vorhanden sein, der dem Einflusse der Dichtigkeit entgegenwirkte. Dieser Einfluls wird folgerecht dem Nachglühen der von den Mikrometerkugeln losgerissenen Me- talltheile beigemessen, deren Menge und Glut mit der Schlagweite zuniinmt, wie man aus den Verletzungen schliefst, welche die Ku- geln erleiden. Diese Verletzungen müssen hier aufserordentlich vom 16. Mai 1872. 349 grols gewesen sein, was sich zeigen läfst auch ohne die Bemer- kung der Beobachter, dafs die Versuche die Kugeln mit einer pulver- förmigen Schicht bedeckt hätten. Platinkugeln, die eine Batterie der hier gebrauchten Gröfse mit den angewandten Schlagweiten entladen haben, sind an den gebrauchten Übergangstellen niemals wieder auch für die gröbsten Versuche anzuwenden. Wenn die Verletzungen der Kugeln kleiner sind, ist auch die Zunahme der Leuchtdauer mit der Schlagweite kleiner. In den hier vorliegenden Versuchen ist das Verhältnifs der Leuchtzeiten nur wenig kleiner als das der entsprechenden Schlagweiten, z. B. bei den Schlagweiten 1 und 4 wie 1 zu 3,6. In_der oben mit- getheilten Tafel von Feddersen finden sich 10 Versuche bei wel- chen 1 Flasche oder 2 Flaschen zu Schlagweiten geladen waren, die sich wie 1 zu 5 verhielten. Die Leuchtzeiten des Funkens sind entweder bei den beiden Schlagweiten nicht sehr verschieden, oder erreichen höchstens das Verhältnifs 1 zu 1,7. Es war auch dort bei der gröflsern Schlagweite mehr Metallstaub im Funken, als bei der kleinern, aber da seine absolute Menge viel kleiner und seine Glut schwächer war, als in den hier vorliegenden Versuchen, so bewirkte das Nachglühen des Staubes eine bei Weitem gerin- gere Verlängerung der Leuchtdauer. Es ist seit lange bekannt, dafs die Helligkeit des elektrischen Funkens abhängt von dem Stoffe der Kugeln, zwischen welchen er überspringt. Masson hat diese Helligkeit gemessen und sie grölser bei Zink, Zinn, Blei als bei Kupfer, Messing, Eisen gefun- den. Lucas und Cazin geben folgende Verhältnisse der Leucht- zeiten eines Funkens nach dem Stoffe der Mikrometerkugeln. Zink Kupfer Messing Kohle Zinn Platin Leuchtdauer 249 211 399 1877 1.170 162 Dafs die Entladungszeit einer Batterie von dem Stoffe dicker Kugeln abhinge, zwischen welchen der Funke übergeht, wäre eine sehr gewagte Annahme, dafs aber die Menge der im Funken vor- handenen festen Theile davon abhängt, kann ohne Bedenken zu- gegeben werden. Aus der Stellung des Zinns in der Reihe folgt, dafs die Helligkeit des Funkens nicht allein von der Menge des in ihm enthaltenen Metallstaubs abhängt, sondern auch von der Natur des Metalles. Die letzte von Lucas und Cazin an der Batterie angestellte Versuchsreihe ist die auffallendste von allen und würde, wenn die 350 Gesammtsitzung Zeitbestimmungen als zuverlässig anzusehn wären, am einfachsten und schlagendsten beweisen, dafs die Entladungszeit der Batterie und Leuchtdauer des Funkens nicht mit einander verwechselt wer- den dürfen. Eine Batterie von 4 Flaschen wurde bei einer Schlag- weite von 8 Mm. durch den bisher gebrauchten Schliefsungsbogen entladen, nachdem steigende Längen eines 0,338 Mm. dicken Messingdraths darein eingeschaltet waren. Einschaltung 0 2 5 10 20 30 Meter Leuchtdauer 356 20 12 75 4 Milliontel Sek. Aus anderweit gemachten Erfahrungen ist mit Sicherheit ge- schlossen worden, dafs die Entladungszeiten der Batterie mit stei- gender Länge des in die Schlielsung eingeschalteten Drathes zu- nehmen, hier sehen wir damit die Leuchtzeiten des Funkens in starkem Maafse abnehmen. In den Versuchen von Feddersen (s. d. Tafel) steigen die Leuchtzeiten des Funkens in geringerem Verhältnisse als dem der Längen der eingeschalteten Wassersäulen, was durch die mit längerer Einschaltung abnehmende Menge des Metallstaubes im Funken und sein abnehmendes Nachglühen be- friedigend erklärt wird. Bei metallischer Einschaltung ist Menge und Glut des Metallstaubes viel gröfser, die Abnahme derselben mit steigender Länge der Einschaltung viel merklicher; sie würde ein geringeres Steigen der Leuchtzeiten, selbst ein mäfsiges Fallen derselben begreiflich finden lassen. Aber das Fallen ist zu grofs. Um die mitgetheilten Zeiten mit bekannten Erfahrungen vereinigen zu können, mülste bei 2 Meter Dratheinschaltung die Entladungs- zeit der Batterie zu 0,26 die Dauer des Nachglühens des Platin- staubes zu 19,74 Milliontel Sekunde angenommen werden, was trotz der Schlagweite von 3 Mm. nicht wahrscheinlich ist. Ich glaube darum, dafs die Leuchtdauer hier nicht richtig bestimmt ist. Die Bestimmungsmethode scheint eine grofse Helligkeit des Funkens zu verlangen. In der ersten Versuchsreihe bei 2,29 Mm. Schlagweite wurden Zinkkugeln am Mikrometer gebraucht, welche die Helligkeit erhöhten; in der zweiten Reihe (mit Platinkugeln) wurde der Funke durch die steigende Schlagweite immer heller, in der letzten Reihe wurde er immer dunkler. Es wurden hier Platinkugeln angewendet, anfangs konnte der grofsen Schlagweite wegen, die Helligkeit zur Messung genügen, sank aber schnell mit zunehmender Einschaltung. Dadürch konnten, weil die Helligkeit des Funkens während seiner Dauer abnimmt, weniger Theilstriche vom 16. Mai 1872. 351 leuchtend gesehen werden, als während der Entladungszeit und Dauer des Nachglühens beleuchtet wurden und die Leuchtzeiten von 5 Meter Einschaltung an, zu klein berechnet sein. In allen Versuchen dieses Abschnitts hat sich gezeigt, dafs die Leuchtdauer des Funkens zwei Zeittheile zusammenfalst: die Entladungszeit der Batterie und die Dauer des Nachglühens der im Funken vorhandenen Metalltheile. Entladungszeit und Dauer des Nachglühens haben theils im gleichen Sinne variirt, theils im entgegengesetzten Sinne, die erste konnte constant bleiben, wäh- rend die zweite varlirte. Damit ist der wohl zu beachtende Satz festgestellt: Die Entladungszeit der leydener Batterie und die Leuchtdauer des Entladungsfunkens stehen in keinem festen Verhältnisse zu ein- ander. 3. Bestimmung der Entladungsdauer durch das elektrische Thermometer. Für die Erwärmung eines continuirlichen Drathes mit dem Verzögerungswerthe V’ durch die Entladung der Batterie hatte ich aV'g? (+bV)s s die Flaschenzahl der Batterie und V den Verzögerungswerth des zu einem constanten Schlielsungsbogen hinzugesetzten veränderlichen Drathes bezeichnet. Hypothetisch hatte ich die Erwärmung abhän- aV’g? z empirisch gefunden W = wo q die Elektrieitätsmenge, gig von der Entladungszeit z der Batterie gesetzt W — so dafs eine relative Messung zweier Entladungszeiten durch Beob- achtung der Erwärmung eines in die Schliefsung eingeschalteten Drathes geleistet werden kann. Die Zeiten stehen bei gleicher Elektricitätsmenge im umgekehrten Verhältnisse der Erwärmung. Die hypothetische Formel für die Entladungszeit lautet dem- zufolge, wenn man, wie es nöthig ist, die Flaschenzahl s in ihre Faktoren zerlegt z= (1+bV) Pe = (1+ »vyZ wo y die g Y elektrische Dichtigkeit in der Batterie bedeutet. Eine Bestätigung dieser Formel jerfolgte durch die empirische Auffindung der Formel für die Erwärmung in der Schliefsung der voltaschen Kette. Die Wärmeformel für die Kette stimmt mit der für die leydener Batte- 352 Gesammtsitzung rie vollständig überein, wenn der gegebene Ausdruck für die Ent- ladungszeit der Batterie als richtig angenommen wird. Eine direkte Bestätigung der Formel in Bezug auf die Elektricitätsmenge geben Feddersens oben angeführte Versuche, und in Bezug auf Elektri- citätsmenge und Länge des Schliefsungsbogens die folgenden Ver- suche von W. Weber. 4. Bestimmung durch das Elektro-Dynamometer. W. Weber hat sein Dynamometer beiläufig dazu benutzt die Abhängigkeit der Entladungszeit der Batterie, die noch Dauer des ‚elektrischen Funkens genannt wird, von der Länge des Schliefsungs- bogens aufzuzeigen. Die Benutzung der Dynamometer-Beobachtun- gen zur Zeitbestimmung beruht darauf, dafs die der beweglichen Drathrolle des Instruments durch den Batterieschlag ertheilte Winkelgeschwindigkeit proportional ist dem Quadrate der in der Zeiteinheit durch jeden Querschnitt der Rolle gegangenen Elektri- eitätsmenge, multiplieirt in die Dauer des Durchgangs. Bezeich- net also i jene Elektricitätsmenge, 2 die Entladungsdauer der Batte- rie, so wird der Ausschlag = der Rolle, wenn man sich auf kleine Winkel beschränkt und A eine Constante bedeutet: == Ai’z. Zur Bestimmung von i genügt es im Allgemeinen, die Elektri- citätsmenge g, welche in der Batterie angehäuft ist durch die Maafsflasche zu messen, und diese Menge durch z zu divi- 5° 2 diren. So kommte=A— z=A 7_ und eine Beobachtung von e würde ein relatives Maals der Entladungszeit geben. Aber die Bestimmung von i setzt voraus, dafs die durch den Schliefsungs- bogen gehende Elektricitätsmenge stets denselben aliquoten Theil der in der Batterie befindlichen Menge ausmacht, was bei ganz metallischer Schliefsung der Fall ist, nicht aber wenn Wasser in den Bogen eingeschaltet ist. Man kann sich leicht davon über- zeugen. Ich unterbrach die Schliefsung einer Flasche meiner Bat- terie durch eine + Linie breite Lücke zwischen Messingkugeln. Als die Schliefsung ganz metallisch war, entstand bei der Ent- ladung der Flasche mit gröfserer Schlagweite und durch den Ent- ladungsapparat ein einziger starker Funke zwischen den Kugeln, als sich aber eine 1% Linie breite, 14,3 Zoll lange Wassersäule darin befand, nach dem Entladungsfunken ein Strom vieler kleiner vom 16. Mai 1872. 353 Funken, der mehr oder weniger Sekunden fortdauerte und von dem veränderlichen Residuum der Flasche herrührte. Weber reichte bei seinem Dynamometer nicht aus mit Ein- schaltung einer 1200 Mm. langen 13 Mm. breiten Wassersäule in die Schliefsung seiner Batterie; um das Überspringen von Elektri- cität zwischen den Drathwindungen der beiden Rollen zu verhin- dern, mufste eine 4 Mm. dicke, in Wasser getauchte Hanfschnur angewendet werden. Hier aber war bei stets gleicher Ladung der Batterie nicht zu erwarten, dafs stets dieselbe Elektricitätsmenge durch die Dräthe ginge. Zur Bestimmung dieser Menge wurde ein in die Schliefsung eingeschaltetes Galvanometer gebraucht, das zugleich mit dem Dynamometer beobachtet wurde. Für die An- nahme, dafs der Ausschlagswinkel der Magnetnadel proportional der durch den Galvanometerdrath geflossenen Elektricitätsmenge ist, konnte ich keinen genügenden experimentellen Beleg in meiner Elektricitätslehre anführen. Ein kurz nach dem Erscheinen der- selben veröffentlichter Versuch möge deshalb hier seine Stelle finden. Buff stellte eine isolirte Maafsflasche, deren 25 Mm. breite Kugeln 1 Mm. von einander standen, dicht an dem Conductor einer Elektrisirmaschine auf. Die äulsere Belegung der Flasche war mit dem Conductor, die innere mit dem einen Ende eines sehr langen Drathes verbunden, der zu einem Knäul gewunden, auf eine sehr kurze Magnetnadel wirkte. Das andre Ende des Knäuls war vollkommen zur Erde abgeleitet. Bei gleichmäfsigem Drehen des Elektrisircylinders ging fortwährend Elektrieität von der innern Belegung der Flasche durch den Multiplicatordrath; zu- gleich wurde die Flasche geladen und entlud sich, wenn sie eine bestimmte Ladung erhalten hatte. Die Zahl der Funken an der Flasche gab also die Menge der ziemlich gleichmäfsig durch den Multiplicator geflossenen Elektrieität, dessen Nadel eine feste Ab- lenkung erhielt. Die Tangente des Ablenkungswinkels oder, da hier nur kleine Winkel vorkommen, der Winkel selbst soll nach der Annahme proportional der in der Zeiteinheit durch den Multi- plicator geflossenen Elektricitätsmenge sein. 354 Gesammtsitzung Funken d. Maafsflasche Ablenkung am Galvanometer E!) in 1 Minute. g, beobachtet berechnet 83 6,5 Grad 6,55 120 9,6 9,47 154 12 12,15 164 13 12,94 Die Rechnung ist nach der Relation E = 0,0789.g, geführt und gibt die Beobachtung vollständig wieder. Weniger befriedigend war die Übereinstimmung, als die Kugeln der- Maafsflasche 2 bis 5 Mm. von einander entfernt wurden, was daraus erklärlich wird, dafs dann die Funken sparsamer übergingen, und der Flufs von Elektrieität durch den Multiplicator, am stärksten nach, am schwäch- sten vor einem Funken der Maafsflasche, Perioden von längerer Dauer durchlief, also sich mehr von der geforderten Gleichmälsig- keit entfernte. Mit g, ist die Elektricitätsmenge bezeichnet, die in der Zeit 1 durch den Multiplicator ging, hat man die Menge q beobachtet, die in der Zeit Z hindurchgeht so ist g, = Z a ist also experimentell aufgezeigt, dafs die stehende Ablenkung der Magnetnadel durch den elektrischen Strom das Gesetz befolgt E=a 2. Um die Nadel zu einer stehenden Ablenkung zu brin- gen, mufs die Dauer des elektrischen Stromes grölser sein als die Schwingungsdauer der Nadel. Läfst man den Strom nur während der sehr kurzen Zeit Z’ auf die Nadel wirken, die dabei den Meri- dian nicht verlassen darf, so erhält sie eine Winkelgeschwindigkeit, wie durch einen Stofs, proportional zu zZ die sie zu dem Aus- schlagswinkel e forttreibt. Die Elektrieitätsmenge q sei in einer Batterie angehäuft, bei deren Entladung sie durch den Multipli- catordrath strömt. Jede der beiden willkürlichen Zeiten Z und Z' wird dann nothwendig der Entladungszeit z der Batterie gleich und man erhält für den Ausschlagswinkel e (streng für dessen Sehne) den Ausdruck e= a’g welcher durch Versuche an einem dazu geeigneten Galvanometer, bei metallischem Schliefsungsbogen und abgemessenen Ladungen der Batterie bestätigt wird. !) Liebig Wöhler Annalen der Chemie 86. 32 (1853). vom 16. Mai 1872. 355 Der Dr gegebene Ausdruck für die Entladungszeit der Bat- terie 2 = ar — wird somit 2 4 u wo e die Elongation am ihsichneter, s die am Dnamoiileie bezeichnet. W. Weber hat eine Reihe gleichzeitiger Beobachtungen von e und e gegeben bei verschiedener Länge der in den Schliefsungsbogen eingeschal- teten nassen Hanfschnur, mit welchen wir die aus Wärmeversuchen abgeleitete hypothetische Formel für die 0 prüfen wollen. Diese Formel ist z—b ( +V 2 wo — die Länge eines zur Einheit gewählten Platindraths angibt, die für alle con- stanten metallischen Theile des Schliefsungsbogens, V die Länge desselben Draths, die für die veränderliche Länge der nassen Hanf- schnur gesetzt werden kann. Unzweifelhaft kann hier n gegen V vernachläfsigt werden. Die mittlere elektrische Dichtigkeit y der Batterie ist bei den Versuchen constant gesetzt worden. Es kommt also 2=bVg = bVe und 7 — const. Nehmen wir für z die oben gegebene Bestimmung 2 = A- so kommt —— const. Zur Vereinfachung ist in der folgenden "Tafel V für eine Länge von 250 Mm. der feuchten Schnur zur Einheit angenommen. Die Elongationen sind durch Spiegelablesung gewonnen, in Scalen- theilen angegeben '). Versuche von W. Weber. Elongation am Elongat. am e V _Galvanometere Dynamometer © ev 8 79,9 Scth. 65,6 Scth. 0,1523 4 76,6 153 0,1251 2 82,3 293,8 0,1401 1 87,3 682 0,1230 1 82,9 609,1 0,1361 295,6 422,8 0,1131 4 95,8 210,1 0,1140 8 1015 98 0,1294 !) Abhdlg. bei Begründg. der sächs. Ges. d. Wiss, 1846 S. 294, 356 Gesammtsitzung Nach der hypothetischen Formel sollte die letzte Columne constante Zahlen enthalten. Mit Ausschlufs des ersten Werthes entfernen sich die Werthe von nn so wenig vom Mittel 0,1265 als es nur irgend erwartet werden konnte. Die Abweichungen sind nicht den beobachteten Elongationen zuzuschreiben, sondern dem Umstande, dafs zur Prüfung der constanten Dichtigkeit in der Batterie das Quadrant-Elektroskop, ein wenig empfindliches Mittel gebraucht worden ist. Die Formel für die Entladungsdauer der Batterie 1 =, +r)% ist also in Bezug auf die Veränderlichen (; +V) und g (Letzteres auch durch die erste Bestimmungs- methode) bestätigt worden, und es ist wünschenswerth dafs sie auch in Bezug auf die dritte Veränderliche, die mittlere Dichtig- keit in der Batterie, durch das Dynamometer geprüft würde. Das Elektro-Dynamometer in seiner jetzigen Einrichtung kann nur bei Batterieströmen angewendet werden, die durch Einschlufs feuchter Leiter in die Schliefsung sehr abgeschwächt worden sind. Sollte es gelingen, was beim Galvanometer schon gelungen ist, diese Beschränkung seines Gebrauchs aufzuheben, so würden wir durch das Dynamometer und das elektrische Thermometer zwei sich einander ergänzende und controlirende Mittel besitzen zur leichten und sichern Bestimmung der Entladungszeit der Batterie. Bei ganz metallischer Schliefsung würde das Galvanometer, welches einen zweiten Beobachter verlangt, entbehrt werden können. vom 16. Mai 1872. 357 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: T. Reye, Die Wirbelstürme, Tornados und Wettersäulen in der Erdatmo- sphäre. Hannover 1872. 8. J. Trausch, Schriftsteller-Lexikon. 2. Bd. Kronstadt 1870. 8. €. L. Grotefend, Chronologische Anordnung der athenischen Sülbermün- zen. Hannover 1872. 8. W. Hoeftmann, Der Preu/s. Ordens-Herold. Berlin 1868. 4. M. Rofs, The Birds of Canada. Toronto 1871. 8. Abhandlungen des naturwiss. Vereins zu Bremen. 3. Bd. 1. Heft. Bremen 1872. 8. G. vom Rath, Ein Ausflug nach Calabrien. Bonn 1871. 8. —, Der Vesuv am 1. und 17. April 1871. (Separatabzug.) 8. —, Mineralogische Mittheilungen. (3 Hefte Separatabzug.) Leipzig. 8. The American Journal of science and arts. Nr. 15. 16. New Haven 1872. 8. Drei/sigzigster Bericht über das Museum Francisco-Carolinum. Linz TS7T. 78. Proceedings of the Royal Society of Edinburgh. Session 1870—71. Edin- burgh 1871. 8. Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol. XXVI. Part. II. III. Edinburgh 1871. 4. Verhandlungen der südslavischen Akademie in Agram. XVII. Agram 1872. 8. Commentari dell’ Ateneo di Brescia. Brescia 1870. 8. Jahrbuch der geologischen Anstalt in Ungarn. Pest 1872. 8. Bulletino del R. Comitato geologico d'Italia. no. 1.2. Firenze 1872. 8. Baron N. Dellinghausen, Grundzüge einer Vibrationstheorie der Natur. Reval 1872. 8. A. Meitzen, Der Boden und die landwirthschaftlichen Verhältnisse des Preu/s. Staates. 1—4. Bd. Berlin 1868—71. 4. Weber, Taittiriya-Samhita. 2. Theil. Leipzig 1872. 8. 358 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse 27. Mai. Sitzung der physikalisch -mathemati- schen Klasse. Hr. W. Peters las über die zu der Gruppe der Mor- mopes gehörigen Flederthiere. Die Mormopes schliefsen sich, wie ich bereits im Jahre 1856 in einer der Akademie vorgelegten Abhandlung nachgewiesen habe, durch den Bau ihrer Extremitäten, namentlich des dreigliedrigen Mittelfingers, des Schädels, insbesondere des Zwischenkiefers, und des übrigen Skelets, sowie auch durch die Anwesenheit eines, wenn auch wenig entwickelten Nasenbesatzes zunächst den Phyllo- stomata an, mit denen sie auch das Vaterland, die tropischen Ge- genden Americas, theilen. Unter diesen nähern sie sich durch die wförmigen Schmelzfalten der Backzähne den Vampyri, während die Lage der Nasenlöcher an der unteren Seite der schräg abgestutz- ten Schnautzenspitze, das Verhalten der Schenkelflughaut und des aus der Rückseite derselben, wie aus einer Scheide hervortretenden Schwanzes, sowie die Kürze der ersten Phalanx des Mittelfingers äufserlich an die Saccopteryz erinnert. Hinsichtlich der geringen Entwickelung ihres Nasenbesatzes stehen sie in einem ähnlichen Verhältnisse zu den Vampyri, wie Centurio zu den Stenodermata. Ganz eigenthümlich für sie ist aber die aufserordentliche Ent- wickelung der Lippen, welche in der Mitte eine Scheibe zusammen- gedrängter kleiner warzenförmiger Erhabenheiten zeigt. Das Ge- bifs sämmtlicher hierher gehöriger Arten ist: 2 14 12-3, und zeigt auch in Bezug auf die mehr oder minder starke Entwicke- lung des zweiten unteren Prämolarzahns ähnliche Verschiedenhei- ten, wie bei den Vampyri, indem er bald so grofs wie seine Nach- barn, bald winzig klein ist. Ich halte daher, wie ich schon früher ausgesprochen habe, die äufserlichen Unterschiede der Mormopes von den Vampyri, so auffallend sie auf den ersten Blick sein mö- gen, ihrem Wesen nach für so geringe, dafs diese Thiere höchstens als eine besondere Gruppe oder Unterfamilie von ihnen sich ab- trennen lassen, wie ich dieses auch später (Monatsberichte, 1865. p. 257) gethan habe. Hr. Tomes ist, wie es scheint, ganz selbst- ständig, zu demselben Resultate gelangt (Proceed. Zool. Soc. Lond. 1863. p. 84), während Hr. de Saussure sich theils auf unwesent- liche Merkmale, theils auf mangelhafte Beobachtungen berufend, vom 27. Mai 1872. 359 Mormops, wie früher Hr. Gray, mit den Noctiliones vereinigt (Mammif. du Mexique. p. 48 sqq. Guerin Revue et Mag. de Zool. 1360). 1. Mormops Leach. 1821. Mormoops Leach, Transact. Lin. Soc. Lond. XI. 1. p. 76. 1839. Mormoops Gray, Ann. Nat. Hist. IV. p.3. 1856. Mormops Peters, Monatsber. Berl. Ak. p.410; Abh. phys. Cl. p.237. 1863. Mormops Tomes, Proc. Zool. Soc. Lond. p.64. Ohren abgerundet, innerer Ohrrand zweilappig, Ohrklappe mehr- lappig. Hinteres Nasenblatt wohl entwickelt, zweilappig, mit der Verbindungshaut der Ohren verwachsen. Warzentheil der Unter- lippe mit freien Rändern, abgesetzt. Unterer zweiter Prämolarzahn wohl entwickelt, in der Zahnreihe stehend. Schädeltheil sehr hoch, von dem Gesichtstheil fast in einem rechten Winkel abgesetzt, so dafs die Höhe des Schädels nur wenig hinter der Länge desselben zurücksteht. 1. Mormops Blainvillii Leach. 1821. Mormoops Blainvillii Leach, Transact. Linn. Sc. Lond. XI. 1.p. 76. Tf.7. 1839. Mormoops Blainvillii Gray, Ann. Nat. Hist.IV.p.3. 1840. Lobostoma cinnamomeum Gundlach, Arch. f. Naturg. p.357. Bisher nur auf Cuba und Jamaica gefunden. 2. Mormops megalophylla Peters. 1856. Mormops Blainvillü Peters, Monatsber. Berl. Ak. p.410; Abh. phys. Cl. p- 291. Taf.1. 1860. Mormops Blainvillii Saussure, Guer. Rev. et Mag. Zool. p.51. 1864. Mormops megalophylla Peters, Monatsb. Berl. Ak. p.381. "Mexico und Venezuela. 2. Chilonycteris Gray. 1839. Chilonycteris Gray, Ann. Nat. Hist. IV.p.4. 1840. Lobostoma e.p. Gundlach, Arch. f. Naturg. p. 356. 1843. PhyllodiaGray, Proc. Zool. Soc. Lond. p.50. Ohren zugespitzt, am Grunde durch eine quere Hautfalte mit einander vereinigt, innerer Ohrrand an der Basis verbreitert, über der Verbreiterung oft mit kleinen spitzen Vorsprüngen versehen. Ohrklappe verlängert, an der inneren Seite unter der Spitze schüs- selförmig ausgedehnt. Hinterer Nasenbesatz auf eine mehr oder weniger entwickelte Querwulst auf der Mitte des Schnauzenrückens 360 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse reducirt. Warzentheil der Unterlippe breit, allmählig in die Sei- tentheile der Lippe übergehend. Unterer zweiter Prämolarzahn klein, aus der Zahnreihe nach innen gedrängt. Schädel viel län- ger als hoch. 1. Chilonycteris Mac Leayi Gray. 1839. Chilonycteris Mac Leayii Gray, Ann. Nat. Hist. IV. p.5. Taf.1. Fig.2. 1840. Lobostoma quadridens Gundlach, Arch. f. Naturg. p.357. 1843. Chilonycteris fuliginosa Gray, Proc. Zool. Soc. Lond. p.20. 1851. Chilonycteris griseaGosse, Nat. Sej. Jamaica. p.326. Taf. 6. Fig. 1. 1861. Chilonycteris quadridens Tomes, Proc. Zool. Soc. Lond. p. 65. Cuba, Jamaica, Hayti. Die vier kleinen Spitzen am inneren Ohrrande über dem er- weiterten Basaltheile, nach welchen Gundlach diese Art benannte, nicht aber, wie Hr. Tomes annimmt, nach den vier Spitzen auf dem Schnauzenende, sind zwar meistens vorhanden, können aber auch fehlen und finden sich mehr oder weniger entwickelt auch bei andern Arten und auch bei Pieronotus vor. 2. Chilonyeteris personata Wagner. 1843. Chilonycteris personata Wagner, Arch.f. Naturg, p. 367. Brasilien, Venezuela (No. 2684 M.B.), Guatemala (No. 3853 M. B.). 3. Chilonycetris Parnellü Gray. 1843. !Phyllodia Parnellii Gray, Proc. Zool. Soc. Lond. p. 50. 1861. Chilonycteris Boothü Gundlach etPeters, Monatsb. Berl. Ak. p. 154. 1861. !Chilonyeteris Osburni Tomes, Proc. Zool. Soc. Lond. p. 66. Taf. 13. 1866. Chilonyeteris Parnellii Peters, Monatsb. Berl. Ak. p.678. Auf Cuba und Jamaica. Ein Exemplar aus Puerto Ca- bello von Appun zeigt eine noch weitere Verbreitung dieser Art. 4. Chilonycteris rubiginosa Wagner. 1843. Chilonycteris rubiginosa Wagner, Arch. f. Naturg. p.369; Abh. Bayr. Ak. Wiss. I. C1.V.I.p. 181. Tf. 3. Fg.2—6; Säugethiere (1855) p. 679. Tf.47. Der Name „rubiginosa* ist für diese Art nicht glücklich ge- wäblt, da die Färbung derselben, wie die anderer Arten, ebenso variabel ist, wie bei den Rhinolophi und anderen Gattungen von Flederthieren, und alle Schattirungen von rostroth bis schwarzbraun durchmacht. Bisher in Brasilien, Guatemala und Costa Rica gefunden. vom 27. Mai 1872. 361 3. Pteronotus Gray. 1843. Pteronotus Gray, Voy. Sulphur. Mamm. p. 20. 1865. Pteronotus Peters, Monatsber. Berl. Ak. p.257. Die Körperflughäute nur längs dem Rückgrat befestigt und kahl, ähnlich wie bei Cephalotes und Notopteris unter den Pteropi, im übrigen wie Chilonycteris, abgesehen davon, dafs die Gehörla- byrinthe weniger grofs sind und weniger frei liegen, so dafs die Schädelbasis zwischen ihnen merlich breiter ist, 1. Pteronotus Davyi Gray. 1843. ! Pteronotus DavyiGray,l.c. 1843. !Chilonycteris gymnonotus Wagner, Arch. f. Naturg. p.367; Abh. Bayr. Ak.1.c.p.183. Taf.3. Fig.1; Säugethiere (1855) p. 680. Taf. 48. Brasilien, Mexico. Hr. Kummer trug eine von dem correspondirenden Mitgliede der Akademie, Hrn. Lipschitz, eingesandte Mittheilung d. d. Bonn, 7. Mai d. J./über eine Ausdehnung der Theorie der Minimalflächen! vor. ‚Die Flächen, welche bei gegebener Begrenzung den kleinsten Inhalt haben, oder die Minimalflächen, fallen nach einer von Meus- nier herrührenden Bemerkung mit den Flächen zusammen, bei welchen in jedem Punkte das Aggregat der reciproken Werthe der beiden Hauptkrümmungshalbmesser gleich Null ist. Ein Punkt im Raume sei durch die drei beliebigen Coordinaten x,, 2s, X; bestimmt, das Quadrat des von dem Punkte (z,, x,, &;) ausgehen- den Linearelements werde gleich der Form 2/f(dx) oder a,.dai +a,,da} +a;,,daz + 2a, , da,da; + 2a, ıda,da, + 2a, „de, de, der drei Differentiale dx,, dz,, dx,;, die Gleichung der Fläche heifse y, —= const. Dann hat sowohl die Gleichung für die Haupt- krümmungshalbmesser, wie auch der Ausdruck für den Inhalt eines [1872] 26 362 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Stückes der Fläche die Eigenschaft, bei einer beliebigen Transfor- mation der erwähnten Form der drei Differentiale dr,, dx,, dx; mittelst Einführung neuer Variabelen und bei der Ersetzung der Gleichung yı = const. durch eine beliebige äquivalente Gleichung sich mitzuändern; und diejenige Invariante dieser Combination, welche das Aggregat der reciproken Werthe der beiden Haupt- krümmungshalbmesser in dem Punkte (x,, &;, ©3) darstellt, muls verschwinden, sobald der Inhalt eines Stückes der Fläche bei ge- gebener Begrenzung ein Minimum werden soll. Zu der Combination einer beliebigen wesentlich positiven qua- dratischen Form f(dx) = 43 a,ndax, day der n Differentiale d.,, a, bei welcher die Determinante |a,;] = A nicht identiseh verschwin- det, mit einem System von ! beliebigen von einander unabhängigen constant zu setzenden Functionen 9, der Variabelen x,, wo die Buchstaben a,b,.. die Reihe der Zahlen von ı bis n, die Buchsta- «,@,.. die Reihe der Zahlen von ı bis ! durchlaufen, und ! dass gebraucht sind. Durch die Voraussetzung, dafs die Form f (d«) gleich der besonderen Form IYdx; sei, wird vom 27. Mai 1872. 365 2 (de) J (da) ken Werth der Grölse über, welche Hr. Kronecker in seiner 2. Abh. über Systeme von Functionen mehrerer Variabeln, Mo- natsb. v. Aug. 1869 p. 692, mit o bezeichnet, ferner das aufgestellte Problem de maximis et minimis in dasjenige Problem, welches Hr. Kronecker für die Gröfse 59 betrachtet. Die oben erwähnte und geht der Ausdruck in den negativ genommenen recipro- Gleichung D(w) = 0 liefert durch die Substitution » = an die ausgezeichneten n — 1 Werthe der Gröfse . Für n=3 wird 9 nach den zu Anfang eingeführten Bezeichnungen der Krüm- mungshalbmesser der Fläche y, = const. in demjenigen Nor- malschnitt, bei welchem die rechtwinkligen Coordinaten &,, &2, & eines Punktes der Fläche beziehungsweise die Incremente d«,, dx,,dx, erhalten, und die Gleichung D -:) —= 0 determinirt den gröfsten und den kleinsten Werth des Krümmungshalbmessers. Es schien mir nun wünschenswerth, zu prüfen, ob der im Ein- gange erwähnte Zusammenhang des Aggregats der reciproken Wer- the der Hauptkrümmungshalbmesser mit dem Wesen der Minimal- flächen erhalten bleibe, wenn der vorhin allgemein definirten Func- tion ?.(dx) ein Integral gegenüber gestellt wird, welches dem Aus- drucke für den Inhalt eines Flächenstücks entspricht. Wenn man die Form f(dx) durch die Einführung eines neuen Systems von unabhängigen Variabelen transformirt, von denen die ! gegebenen Funetionen y. einen Theil, n— ! beliebige andere Functionen Yırı» Yırzs »--Y%„n den anderen Theil bilden, so entsteht eine Form g(dy) der Differentiale dy,, dyz, ...dy,, welche sich durch Con- stantsetzen der Variabelen y„ und Nullsetzen der Differentiale dy. in eine Form g(dy) der Differentiale dy,;ı, dyır2, ».. dy„ verwan- delt. Die Determinante der Form 2g(dy) heifse E, dann hat das (n— I)fache Integral 4= SVEayı, Ayıza er Ay die Eigenschaft, von der Wahl der Variabelen %,; 1; -.. Y,„ unabhän- gig zu sein, und bei der für n= 3, != 1 angeführten Bedeutung von f(dx) und y, = const., den Inhalt eines Stückes der Fläche y, = const. auszudrücken. Dieses Integral kann auch durch (n—) beliebige Variabele unter den Variabelen &,; 1, +27 -..x, dargestellt werden, und nimmt dann die folgende Gestalt an: 366 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse dar dead ya aan Re ® "da, 973 9%, wo D, nach der oben eingeführten Bezeichnung den Coöffieienten von w”"! in der Determinante D(») bedeutet. Das Element die- ses Integrales fällt bei der Voraussetzung, dafs die Form f(d) —= 42dx} und die Zahl = 1 ist, mit dem Element des Integra- a les zusammen, welches Hr. Kronecker in der ersten Abhandlung über Systeme von Functionen mehrerer Variabelen, Mo- natsbericht vom März 1869, p. 169, definirt, und das Element der durch die Gleichung y, — const. repräsentirten (n—1) fachen Mannigfaltigkeit genannt hat. Ich werfe jetzt die Frage auf, in welche Abhängigkeit müssen die Grölsen #,,%,,...2, von den Grölsen 2,1; %423 +,+.%, treten, damit die erste Variation des Integra- les A gleich Null werde. Das System von / partiellen Differentialgleichungen, welches diese Frage beant- wortet, wird erhalten, indem man verlangt, dafs der Coöfficient von „”""! in der Gleichung D(w) = 0, D, ur welcher eine homogene lineare Function der Variatio- nen öy„ ist, unabhängig von diesen Variationen ver- schwinde. Die Relation zwischem dem Aggregate der recipro- ken Hauptkrümmungshalbmesser und der Haupteigenschaft der Minimalflächen findet also in der gegebenen Theorie der Function ?”(dx) und des Integrales A ihre Verallgemeinerung. Nachdem dieses Resultat gefunden ist, betrachte ich die Voraussetzung, dafs die Form /(d«) = 42 dx}, und zugleich die a Zahl n— !, oder die Ordnung des Integrales A, gleich Zwei sei. In diesem Falle kann die allgemeine Integration des Systems von partiellen Differentialgleichungen Days s Die. vollständig absolvirt, und folgendermalsen dargestellt werden. Es sei i die imaginäre Einheit, p-+ig eine complexe Varia- vom 30. Mai 1872. 367 bele, es seien d,(p-+ig), $a(p-+ ig), .-.-P„(p-+ig) com- plexe Functionen dieser Variabelen, die der einen Be- dingung genügen (ap (P+igN)) + (dp (pHiD ++ (dp,(ptiQ) = 9, und es bedeute Rd, (p-+ ig) den reellen Theil der Func- tion $da(p-+ ig), dann bestehen die n Gleichungen &ı = Ryı Pig), 0, = Rp, (p+tig); %&n = Rp, (Pig). Dieses Theorem geht für den Fall n=3 in die allgemeine Auflösung des Problems der Minimalflächen über, welche Rie- mann und Weierstrafs gegeben haben. I 50. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las über die mittlere und absolute Verän- derlichkeit der Temperatur der Atmosphäre. Zu der im Jahrgang 1866 der Abhandlungen gegebenen auf 9364 Jahrgänge begründeten Untersuchung können folgende Ergän- zungen hinzugefügt werden, für welche die Abweichungen berech- net wurden. Zunächst wurden für Nertchiuk, Barnaul, Catherinen- burg, Bogoslowsk, Slatoust, Lugan, Nicolajef, Sitcha die Abwei- chungen der bis 15863 seitdem erschienenen Monatsmittel hinzuge- fügt. Dann wurden die folgenden Berechnungsergebnisse mitge- theilt, wo die als Exponent BRUDER Zahl die Anzahl der Jahr- gänge bezeichnet. ung > * Gesammtsit 368 Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dee. 44 Jena 2.52 1.92 1.30 1.24 1.08 0.69 1.12 1.01 0.79 0.77 1.44 2.09 1.33 frühere Bestimmung aus anderen Reihen 38 Bremen 1.98 1.91 1.53 1.20 1.14 0.55 1.01 1.08 0.78 0.82 1.27 1.83 1.28 25 Leuwardon 1.56 1.77 1.41 0.81 0.95 1.04 0.93 1.04 0.72 0.65 1.08 1.81 1.15 37 Ahun 1.75 1.37 1.28 1.35 1.51 1.14 1.14 1.00 1.16 0.98 117 1.34 1.26 72 Paris 1.59 1.50 1.10 1.39 1.14 0.97 0.94 0.97 0.84 0.75 1.10 1.66 1.16 1.17 444 Basel 2.42 1.26 1.34 1.37 1.11 0.79 1.03 0.89 0.93 1.06 1.05 1.59 1.24 1.22 30 Massachusets Boston 1.44 1.58 1.03 0.93 0.89 0.75 0.66 0.60 0.74 0.71 0.98 1.37 0.97 52 Braunschweig 14 ırönland vom 30. Mai 1872. 369 Die Übereinstimmung mit den in der früheren Abhandlung ge- gebenen Daten ist ersichtlich. Jena schliefst sich an Arnstadt 1.32 an. In den Abweichungen von Bremen und Leuwarden sieht man deutlich den sich steigernden Einflufs des Seeklimas, Bern bildet den natürlichen Übergang von Basel 1.22 zu Genf 1.14. Die Zu- nahme mit der geographischen Breite tritt überall hervor. In den amerikanischen Stationen sieht man deutlich, dafs im Februar die Veränderlichkeit gröfser als im Januar, worauf schon früher auf- merksam gemacht wurde. Die Anzahl der Jahre in Omenak ist kürzer, weil das Material aus der kalten Zone äulserst selten. Der Februar 1860 war 17°R. kälter als der von 1863, woraus man sieht, mit welcher Vorsicht einjährige Beobachtungen aus der kalten Zone benutzt werden müssen. Die Anzahl der verwendeten Monatsmittel beträgt in der Tafel 5575. Die neuen Reihen von Basel und Paris sind für Basel aus den Jahrgängen 1755—1804, für Paris aus 1734—1740 und 1806—1871. Für Petersburg fin- det Hr. Pernet 1.55 aus 90 Jahren 1753—1868, für deren mo- natliche Mittel sich ein von Kämtz berechnetes Manuscript vor- fand, ich habe 1.62 aus 74 Jahren erhalten, die nur theilweise identisch sind. Der umfassendern Reihe von Pernet ist natürlich für die mittlere monatliche Veränderlichkeit der Vorzug zu geben, obgleich der Unterschied nur 0°04 beträgt. Von den in Rechnung gezogenen Stationen waren 12 in Reau- murscher, 3 in Fahrenheitscher und 5 in Celsius Scale veröffent- licht. Ich habe alle, des Anschlusses an die frühere Abhandlung wegen, in welcher die Centesimalscale fast gar nicht vorkam, auf die Reaumur’sche Scale reducirt. Bei der Seltenheit viele Jahre umfassender Beobachtungen des Thermometers wurde die mittlere Abweichung des Aufgangs des Mälarsees bei Upsala aus den von Hildebrandson gegebenen Da- ten aus 160 Jahren von 1712 bis 1871 mitgetheilt. Die mittlere Abweichung ergab sich auf 10 Tage, während die absolute 75 Tage beträgt. Von der südlichen Erdhälfte fehlten zur Bestimmung der mitt- leren Veränderlichkeit leider neue viele Jahrgänge umfassende Reihen, 370 Gesammtsitzung Darauf las Derselbe über die Darstellung der Wärme- erscheinungen durch fünftägige Mittel. In der Sitzung vom 25ten April 1372 wurde der Akademie die Fortsetzung der, Abhandlungen 1869 II p. 1—184, bis zum Jahr 1869 mitgetheilten Untersuchungen auf die Jahre 1870, 1871 vorgelegt. In jener Abhandlung waren vom Jahre 1866 an die Beobachtungen der nördlichsten Station die von Memel. Seitdem sind die russischen Beobachtungen veröffentlicht worden. Beifol- gend werden die Jahre 1866, 67 und 68 ergänzt durch die Sta- tionen Nertchinck, Barnaul, Bogoslovsk, Catherinenburg, Slatoust, Kostroma, Lugan, Petersburg, Mitau. Aus diesen Berechnungen geht hervor, dafs die negativen in Deutschland beobachteten Ab- weichungen oft ihre Entstehung Polarströmen verdanken, die am Ural nachweisbar sind, während hingegen Barnaul und Nertchinsk einem anderen Witterungssystem angehören. 2” Ayrt- Derselbe las ferner über die Stürme der gemälsigten Zone. In neuerer Zeit hat sich das Beobachtungsmaterial für die Be- wegungen der Atmosphäre wesentlich gesteigert. Ihr täglicher Zu- stand kann erkannt werden durch die graphische Darstellung iso- barometrischer Curven des Altas des mouvements generaux de l’atmosphere und die Aufzeichnungen des Weather report of the Meteorologicel Office with pressure and temperature tables, aufser- dem aus den numerischen Veröffentlichungen der norwegischen, schwedischen, russischen, österreichischen, deutschen, schweizerischen, italienischen, niederländischen, französischen Witterungsvereine. Aus- ser dals diese Veröffentlichungen das Material zu neuern Arbeiten lie- fern, sind sie zugleich für ältere Physiker die Veranlassung, an früher erhaltene Ergebnisse neue vergleichende Mafsstäbe anzule- gen, deren Beachtung bei neuen Untersuchungen einen Einflufs ha- ben kann. Dies war die Veranlassung zu folgender Mittheilung. In Pogg. Ann. 13 p. 596 im Jahr 1828 habe ich eine Ab- handlung über barometrische Minima veröffentlicht, aus welcher ich wörtlich Folgendes entlehne: vom 30. Mai 1872. 371 „Wenn überhaupt die gröfseren meteorologischen Differenzen, die einer besondern jährlichen oder kürzeren Periode ihren indivi- duellen Character geben, diesen zwei in entgegengesetzter Richtung fliessenden und einander gegenseitig verdrängenden Strömen ver- danken, so wird, wenn alles, was den einen Strom characterisirt, zu einer bestimmten Zeit am schärfsten hervortritt, diefs sich in allen meteorologischen Erscheinungen als Extrem geltend machen. Das Characteristische dieser Ströme läfst sich zuletzt aber auf die Temperaturdifferenz derselben zurückführen, und da diese im Win- ter am gröfsten ist, so wird ein solches Phänomen hauptsächlich im Winter stattfinden. Die Erscheinung kann aber auf eine dop- pelte Art betrachtet werden, indem man untersucht, wie sie sich auf dem ganzen Schauplatz ihrer Wirkung darstellt, und sie dann als locales Phänomen ansieht. Ein barometrisches Minimum ist eine Erscheinung des Südstromes, ein barometrisches Maximum des Nordstromes. Gleichzeitig betrachtet mufs also jenes Phänomen der Südstrom selbst sein, local ein stürmischer Durchgang durch das Minimum der Windrose, oder wenn wir beides zusammenfassen, so muls ein Minimum ein in der Richtung des Südstromes fort- schreitender Wirbel sein.* „Dals überhaupt Stürme Wirbelwinde sind, ist eine Erfahrung, die jeder Seemann bestätigen wird. Da aber in unsern Gegenden alle stärkeren Stürme SWStürme sind, so wird die Drehung (der Windfahne) SW ,NW sein. Man hält an der Nordsee die Stürme für die gefährlichsten, und findet, dafs sie die höchsten Fluthen bringen, welche in SW anfangen und sich dann nach NW wenden.“ „Hingegen sind die meisten von mir verglichenen Orkane auf der südlichen Hälfte der Erde im entgegengesetzten Sinne nämlich SW, S, SO unter verschiedenen geographischen Breiten aber wahr- scheinlich verschieden.“ „Bei den zu betrachtenden Minimis ist daher zu beweisen, 1) dafs wir uns überhaupt im Südstrome befinden, und dafs alles, was ihn characterisirt, als Extrem vorhanden ist, 2) dafs der an einem Ort beobachtete Wirbel in der Richtung des Stromes fortschreitet, 3) dafs das Minimum sich an den verschiedenen Beobachtungspunkten dar- stellt als Durchgang durch das Minimum der Windrose im regel- mälsigen Sinne, wobei nicht erst zu bemerken ist, dals bei der Schnelligkeit des Stromes kein Wirbel vollendet wird, überhaupt mehrere Minima auf einander folgen werden,* 372 Gesammtsitzung „Die Linie, welche die bedeutendsten Minima verbindet, giebt die Richtung des Stromes, eine darauf senkrechte die (halbe) Breite desselben, wenn sie bis zur Mitte verfolgt wird. Aus dem gegen- seitigen Verhalten der neben einander fliessenden Ströme folgt aber, dafs wenn wir von der Mitte aus auf dieser senkrechten Linie fort- gehen, wir immer höhere Barometerstände finden müssen. Die Barometerstände auf dieser Linie, deren Richtung von NW nach SO geht, sind der zu einer bestimmten Zeit beobachtete Totaleffeet der Erscheinung. Dieser rückt fort parallel mit sich selbst in der Richtung des Stromes. Es rücken also so viel Minima fort, als Beobachtungsorte in der auf die Richtung des Stromes senkrechten Linie unterschieden sind. Von diesen Minimis ist eins das bedeu- tendste, nach beiden Seiten zu nehmen dieselben ab. Der Ort, wo das Barometer am tiefsten steht, braucht aber nicht in der absolu- ten Mitte des Stromes zu sein. Verbindet man nun alle Orte, an welchen das Barometer gleich viel unter dem Mittel steht, so werden diese Linien, die ich früher (de barometri mutationibus 1826 p-. 46)') isobarometrische genannt habe, keine Kreise sein, sondern eher elliptisch, wie schon Brandes bemerkt hat. In welchem Sinne jene elliptische Figuren ihre grofse und kleine Achse haben, in der Richtung von NW nach SO oder von SO nach NW bängt ob von dem Verhältnifs der Geschwindigkeit des Stromes zu der Breite desselben.* Da bei einer wirbelnden Bewegung die Richtung der Wind- fahne die Tangente des wirbelnden Kreises ist, so ist die an einem bestimmten Orte beobachtete Drehung der Windfahne in entgegen- gesetztem Sinne, von der Linken zur Rechten, als die Bewegung des Wirbels von der Rechten zur Linken. Um zu keiner Verwir- rung Veranlassung zu geben, sind alle auch in meine meteorologi- schen Untersuchungen (Berlin 1337) aufgenommenen die Drehung der Windfahne angebenden Pfeile in der jener Abhandlung beige- gebenen Tafel ungefiedert gezeichnet, alle die wirkliche Richtung der Luftströmung bezeichnenden hingegen gefiedert. — Um mich der seitdem herrschend gewordenen Sitte anzuschliefsen, habe ') Lineas isobarometricas eas voco, quas videmus, si in tabula geogra- phica loca, quibus mereurii altitudo eadem quantitate medii minor observata est, lineis conjungimus. vom 30. Mai 1872. 373 ich im Gesetz der Stürme auch für den eben betrachteten Fall, die Wirbel selbst gezeichnet. Aus der eben eitirten Abhandlung geht hervor, dafs ich ur- sprünglich, als nur Stürme der gemäfsigten Zone vorlagen, alle Stürme als Wirbelwinde ansah, eine Ansicht, welche ich Pogg. Ann. 11 p. 547 für alle Winde ausgesprochen hatte und welche neuerdings sehr viele Anhänger gefunden hat. Damals galt es nur die wirbelnde Bewegung festzustellen, der Ansicht von Brandes gegenüber, welcher dasselbe barometrische Minimum einem centri- pentalen Zuströmen nach der Stelle eines verminderten Druckes zugeschrieben hatte, eine Ansicht, welche später Espy in Phila- delphia vertreten hat. Eine Bestätigung der für die gemälsigte Zone bereits ausge- sprochenen wirbelnden Bewegung der Stürme gab Redfield durch seine umfassenden Untersuchungen der Westindia Hurricanes der tropischen Zone, welche in dem Werk von Reid eine glänzende Erweiterung fand, wo ebenfalls nachgewiesen wurde, dafs die tro- pischen Stürme des atlantischen Oceans zuerst von SO nach NW sich bewegen, und erst bei ihrem Eindringen in die gemäfsigte Zone diese Richtung in die von SW nach NO verwandeln, also im Ganzen eine parabolische Bahn haben, welche, was den Sinn der Öffnung der Parabel nach Ost oder West betrifft, wie den Sinn der Drehung, auf der südlichen Erdhälfte der entgegengesetzte ist. Die Umkehr der Erscheinung des Drehungsgesetzes auf der südlichen Erdhälfte bewies nun combinirt mit der bei Wirbelstürmen beobachteten Thatsache, dafs bei der Erklärung beider Erscheinun- gen nothwendig Rücksicht zu nehmen sei auf das 1735 ausgespro- chene Hadleysche Princip über den Einflufs der Drehung der Erde. Die Gültigkeit dieses Prineips und seine Anwendung auf die ge- mäfsigte Zone schien mir eine in die allgemeinen Vorstellungen be- reits so übergegangene Sache, dafs sich 1826 in meiner Abhand- lung „de barometri mutationibus* p. 35 bereits die Äufserung fin- det: rotatione terrae autem efficitur, ut e NO spirent venti, e sep- tentrione irruentes, Illis igitur maxima barometri altitudo tribuenda est da. Aber erst 1835 (Pogg. Ann. 36 p. 321) gelang es mir, die Bedeutung des Hadleyschen Prineips für das Drehungsgesetz, 1841 (Pogg. Ann. 52 p. 1) für die Westindia Hurricanes zu zeigen, wo- durch ich erreicht zu haben glaube, die drei Hauptseiten der tropi- schen Wirbelwinde, ihr locales Entstehen, das Umbiegen ihrer Bahn 374 Gesammtsitzung bei Überschreiten der äufsern Grenze der Tropen und die gleich- zeitige Erweiterung des Wirbels abzuleiten. Was die Anwendung des 1735 bereits in den Philosophical Transactions veröffentlichten Hadleyschen Prineips auf die schon von Aristoteles (Meteorologie II Bd. 13, Problema 283. 31 p. 943) ausgesprochene regelmäfsige Winddrehung, welche ich Drehungs- gesetz genannt habe, und für deren allgemeine Gültigkeit es mir 20 Autoritäten für die nördliche und 25 für die südliche Erdhälfte zu erhalten gelungen ist, so hat, glaube ich, Schleiden zuerst darauf aufmerksam gemacht, dafs sie bereits von Kant gemacht worden sei. Dies war mir unbekannt geblieben, da Kants An- sichten in kein physikalisches Werk aufgenommen waren. Als mir dies bekannt wurde, habe ich es 1846, also bereits vor 25 Jahren, Pogg. Ann. 67 p. 300 ausdrücklich erwähnt, und habe natürlich dabei die letzte Veröffentlichung (in welcher von Winden die Rede ist) zu Rathe gezogen: Kants physikalische Geographie 1802, um zu erfahren, bei welcher Vorstellung er schliefslich stehen geblie- ben ist. Jedenfalls hat Kant auf meine Begründung des Drehungs- gesetzes durch den Nachweis, dafs die barometrischen, thermischen und hygrometrischen Veränderungen auf der einen Seite der Wind- rose, welche ich die Westseite nannte, grade in entgegengessetztem Sinne erfolgen als auf der Ostseite, keinen Anspruch, wenn er auch die Hadleysche Passattheorie selbstständig gefunden haben mag. Kant führt weder Halley noch Hadley, so viel ich weils, an, obgleich er beider Passattheorien vorgetragen hat. p. 275 nämlich heifst es: „der Ostwind entsteht von der nach und nach von Morgen gegen Abend durch die Sonne rund um die Erde gesche- henen Erwärmung, denn wie eben gesagt, so strömt die Luft im- mer in der (die) Gegend, die von der Sonne erwärmt wird, folg- lich mufs sie dem scheinbaren Laufe der Sonne immer nachziehen.* Dies ist die unrichtige von Halley 1685 aufgestellte Theorie. p. 279 hingegen vertritt Kant das richtige Hadleysche Prineip, woraus hervorgeht, dafs hier zwei ganz verschiedene mit einander, wie ich 1837 (meteorologische Untersuchungen p. 246) ausgeführt habe, vollkommen unvereinbare Theorien des Passates vorgetragen werden. Bekanntlich hat auch Dalton (Phil. Mag. Ser. III vol. IX p. 390, Pogg. Ann. 42 p.315) das Hadleysche Princip ohne von Hadley etwas zu wissen, selbst gefunden zu haben versichert, welches wahrscheinlich is, da jeder, welcher die Winde zum Ge- vom 30. Mai 1872. 375 genstand eingehender Beobachtungen macht, darauf geführt werden muls. Aber Hadley bleibt das entschiedene Verdienst, es zuerst klar ausgesprochen zu haben, vorzüglich das, es auf das Voreilen der vom Äquator abfliefsenden Luft angewendet zu haben, was ein für alle mal die Behauptung beseitigt, die Luft könne nur gegen die schneller rotirende Erde zurückbleiben, nicht ihr voreilen, wenn sie von Punkten zu uns gelangt, welche schneller sich drehen (Meteorologische Untersuchungen p. 247). In allen meinen meteorologischen Arbeiten habe ich mich stets bemüht, aufzusuchen, wo von mir veröffentlichte Ansichten zuerst ausgesprochen worden sind. Es schien mir daher nicht nöthig, wie es von Zöllner über die Natur der Kometen 1872 geschehen ist, auf ein von mir selbst vor 25 Jahren bereits angeführtes Übersehen von Neuem zurückzukommen, obgleich auch in diesem Werke an- erkannt wird, dafs diese Zurückführung auf das Hadleysche Prin- eip von mir unabhängig gefunden sei. Ich kann eben nur ver- sichern, dafs dies wirklich der Fall war, dafs mir unbekannt geblieben war, dafs 1757 dies von Kant versucht worden sei, jedenfalls ohne Erfolg, da in keinem physikalischen Werke davon Notiz genom- men war, ebensowenig wie mir damals bekannt war, dafs das Drehungsgesetz selbst bereits von Aristoteles in zwei Zeilen aus- gesprochen sei, was ich daher erst später als 1327, nämlich Pogg. Ann.67 p.307, erwähnt habe. Mir kam es eben darauf an, der seit Bacon mehrfach beobachteten, immer wieder geleugneten Thatsache der regelmäfsigen Winddrehung endlich durch strengere Beweise allgemeine Anerkennung zu verschaffen. Dafs mir dies gelun- gen ist, hat der Erfolg bewiesen. Mit dem Passat ist es etwas anders, dieser ist eine Thatsache, die man nicht erst zu beweisen braucht, denn jedem seefahrendem Volke ist sie bekannt. Dies ist bei dem Drehungsgesetz nicht der Fall, denn bei seiner Veröffent- liehung wurde grade die Autorität eines wissenschaftlich gebildeten Schiffeapitäns vonSchouw gegen mich angeführt, dafs demselben das- selbe nicht bekannt sei. Wenn, wie es jetzt mehrfach geschieht, die Anwendung des Hadleyschen Princips auf regelmälsige Winddre- hung in anderer Weise aufgefalst wird, als es von mir geschehen, so nehme ich den begangenen Irrthum, wenn es ein solcher ist, als von mir begangen eben so in Anspruch, als es geschehen ist, so lange die von mir gegebene Ableitung für die allein richtige 376 Gesammtsitzung galt. Ich habe dann ohne es zu wissen mit Kant in gleicher Weise geirrt. Schon der gewöhnliche Sprachgebrauch, welcher Gales von Hurricanes, stetige Stürme von Wirbelwinden unterscheidet, sowie die, wenn ich nicht irre, von mir bewiesene Thatsache, dafs un- sere Witterungsverhältnisse von zwei in der gemäfsigten Zone ne- ben einander fliefsenden und einander gegenseitig verdrängenden Strömen, welche ich Äquatorial- und Polarstrom genannt habe, be- herrscht werden, macht es wahrscheinlich, dafs die Stürme der ge- mäflsigten Zone sich nicht auf ein einziges Schema zurückführen lassen, sondern auf mehrere, von denen eines über das andere an gewissen Stellen der gemäfsigten Zone das Übergewicht hat. Es kam daher darauf an, durch eingehende Untersuchung specieller Stürme jene Classification festzustellen. In Beziehung auf das nä- here Detail, auf welches ich hier einzugehen aufser Stande bin, verweise ich auf die Schrift: Die Stürme der gemäfsigten Zone, Berlin bei Reimer 1863. 8. 120 Seiten. Ein wesentlicher Unterschied von den eigentlichen Wirbelstür- men zeigte sich bei den vorzugsweise das östliche Europa betref- fenden, die ich Staustürme genannt habe, durch die ungewöhn- liche Temperaturerniedrigung, welche das Steigen des Barometers begleitet. Wenn nach vorhergehendem Thauwetter am 9ten De- cember 1850 (Gesetz der Stürme dritte Aufl. p. 199) bei dem er- sten Windstofse das Thermometer in Rufsland 20° R. unter den Frostpunkt fällt, so dafs Personen, welche sich aufserhalb ihrer Wohnungen befanden, todt umfielen und vor den Schlitten gespannte Pferde erfroren, so erklärt sich eine so plötzliche Temperaturab- nahme doch unendlich einfacher durch einen einbrechenden Polar- strom, als durch die Annahme, dafs dieselbe Luftmasse diese Wärmeabnahme durch die bei der wirbelnden Bewegung erfolgende Temperaturabnahme in höhern Breiten erhalte, auch wenn wir die gleichzeitige Änderung des Witterungscharacters ganz unberück- sichtigt lassen. Was die Gales betrifft, so sieht man unmittelbar, dafs ihre Unterscheidung von eigentlichen Wirbelstürmen in gewissen Loca- litäten eine eigenthümliche Schwierigkeit darbietet. Auf diese Schwierigkeiten habe ich einen besondern Aufsatz 1846 „über die vom Drehungsgesetz abhängigen Drehungen der Windfahne im Ge- gensatz der durch Wirbelwinde veranlafsten* (Pogg. Ann. 67 p. 297) vom 30. Mai 1872. 3771 besonders aufmerksam gemacht. Ich entlehne aus jener Abhand- lung folgende Stelle: „Eine regelmäfsige Drehung der Windfahne kann auf eine doppelte Weise entstehen, entweder dadurch, dafs ein Wirbelwind über den Ort fortschreitet, in welchem Falle der Ort als Sehne die concentrischen Kreise dieses Wirbels durchläuft, die Richtung der an ihm beobachteten Windfahne also nach einander den Tan- genten an den Durchschnittspunkten dieser Sehne entspricht, oder zweitens dadurch, dafs Äquatorial- und Polarströme durch die un- gleiche Drehungsgeschwindigkeit der verschiedenen Parallelkreise in ihrer Richtung modifieirt werden und sich gegenseitig verdrän- gen. Ein stetiger stürmischer Wind (a gale) kann also am Beob- achtungsorte durch sein blofses Fortschreiten eine ähnliche Dre- hung der Windfahne erzeugen, als ein Wirbelsturm (a hurricane), aber mit dem wesentlichen Unterschiede, dafs die durch den steti- gen Wind hervorgerufenen Drehungen, welches seine anfängliche Richtung in dem Moment, wo er sich in Bewegung setzt, auch sein mag, immer in demselben Sinne (mit der Sonne) geschehen, während zu beiden Seiten der Mittellinie des fortschreitenden Wir- bels hingegen die Drehungen in entgegengesetztem Sinne erfolgen. Sind nun Wirbelwinde nicht an eine bestimmte Localität gebunden, so ist die Wahrscheinlichkeit, dafs ein Ort sich auf der Ostseite des Wirbels befinde, eben so grofs als die, dafs er auf der West- seite desselben liege. Aber auch selbst dann, wenn Wirbelwinde bestimmten localen Ursachen ihre Entstehung verdanken, also in ihrem Lauf eine grofse Beständigkeit zeigen, kann für eine ganze Erdhälfte bei willkührlicher Vertheilung der Beobachtungsorte keine vorwaltende Drehungsrichtung erfolgen, da sich mit gleicher Wahr- scheinlichkeit immer so viele Beobachtungsorte auf der einen Seite des gewöhnlichen Curses der Wirbelwinde finden werden, als auf der andern. Das Vorwalten der Drehung des Windes in einem bestimmten Sinne (mit der Sonne) ist daher eine Erscheinung, die nicht mit der Wirbelbewegung stürmischer Winde zusammenhängt, sondern allein mit dem Einflufs der rotirenden Erde auf fortschrei- tende stetige Winde.“ Es braucht wohl nicht erst hinzugefügt zu werden, dafs, was von der Drehung gesagt worden ist, in gleicher Weise gilt von der Abnahme des atmospärischen Druckes nach der Stelle des barometrischen Minimums hin. Bei Wirbelstürmen liegt dasselbe [1872] 97 378 Gesammtsitzung immer auf der linken Seite, weil eben die Tangente eines Kreises senkrecht auf ihrem Halbmesser steht, bei Gales hingegen nur in dem Falle, dafs der Beobachtungsort sich auf der Ostseite der Gale be- findet, wenn er hingegen auf der Westseite sich befindet, nach der rechten Seite hin. In der Abhandlung über mittlere Luftströme (Pogg. Ann. 13 p- 583) habe ich, so viel es das damals dürftige Beobachtungsma- terial erlaubte, bereits ausführlich gezeigt, dafs das westliche Europa sieh in der Regel auf der östlichen Seite eines Südstromes befindet. Später hat Maury') für den atlantischen Ocean durch Zusammenstellung vieler Schiffsjournale erwiesen, dafs er, was man immer ohne Beweis behauptet hatte, das Gebiet der häufigsten Weststürme ist. Daraus geht entschieden hervor, dafs die europäi- schen Küsten sich in der Regel auf der Ostseite eines Äquatorial- stromes befinden werden, worauf mir vorzugsweise der Unterschied des sogenannten See- und Continentalklimas zurückgeführt werden zu müssen schien. Daraus folgt, dafs unter der Voraussetzung, dafs es Gales neben wirklichen Wirbelwinden gebe, man an den Küsten Europas nur für die Bewegungen der Atmosphäre prakti- sche lokale Regeln, keineswegs aber allgemeine Theorien finden kann. Die Annahme, dafs alle Winde Wirbelwinde sind, macht aber eine überwiegende gesetzmälsige Drehung mit der Sonne, so- viel ich sehe, zu einer Unmöglichkeit, denn bei einer wirbelnden Bewegung wird immer die eine Hälfte des Wirbels, wie man sich auch das Fortschreiten desselben d. h. die Halbirungslinie denken mag, zu einer Drehung der Windfahne im entgegengesetzten Sinne führen, als in der andern Hälfte, d. h. zu keiner überwiegenden Drehung in einem bestimmten Sinne. Dies sind die Gründe, warum ich bei der in meinem Gesetz der Stürme gegebenen Darstellung der Stürme der gemäfsigten Zone diese in mehrere Klassen unterschieden habe. Nach meiner Vorstellung sind aufser den in die gemälsigte Zone eindringenden Wirbeln also noch Gales und Staustürme vorhanden, aufserdem Stürme durch seitliche Einwirkung entgegengesetzter Ströme. Soll- ten alle Stürme auf eine Form zurückgeführt werden, so müssen nothwendig die von mir geltend gemachten Unterschiede durch 1) Gales in the Atlantie u. 1857. vom 30. Mai 1872. 379 wirkliche Untersuchungen beseitigt werden, die natürlich vorzugs- weise auf der Westseite der sogenannten Gales anzustellen sind. Ein Hauptirrthum scheint mir der zu sein, dafs man von der Wiederherstellung des gestörten Gleichgewichts durch die Zeich- nung isobarometrischer Linien sich Rechenschaft zu geben sucht, ohne daran zu denken, dafs es sich in einer Windtheorie um die Gründe handelt, warum dieses Gleichgewicht gestört wird. Diese Ursachen läfst man unerörtert, man erklärt den Wind durch das Barometer, nicht das Barometer durch den Wind. Das Bedürfnifs, die Störung des Gleichgewichtes zu erklären, fühlte Brandes 1826, indem er sagt: quae autem causa fuerit pressionis tam valde imminutae, utrum är prope litora maris Atlantici omnino e medio sublatus fuerit, utrum oceani fauces aperuerint, ut ärem haurirent, an imbres fulminum vi exeitati massam ejus imminuerint, nemo est, qui dicere possit. Diese Frage zu beantworten, bleibt die Aufgabe jeder Wind- theorie, welche nicht gelöst, sondern deren Lösung nur verschoben wird dadurch, dafs man der Störung des atmosphärischen Gleich- gewichts neue Namen beilegt. Hr. Braun trug eine Abhandlung des Dr. E. Pfitzer in Bonn vor, in welcher ein neuer Algen-Parasit aus der Ordnung der Phycomyceten beschrieben ist. Im Jahr 1869 gaben Roze und Cornu!) eine genaue Schilde- rung eines neuen auf Wolfia und anderen Wasserpflanzen parasi- tischen Pilzes, C'ystosiphon pythioides, der von den Saprolegnieen, welchen er sich sonst am nächsten anschliefst, dadurch abweicht, dals seine Zoosporangien und Oogonien im Innern der Nähr- pflanze entstehen. Die ersteren treiben dann gewissermalsen einen !) Annal. d. sc. natur. 5 Ser. Tome XI S. 72 f. Bullet. d. 1. soc, bot. d. France, 1869. S. 7. 3 ai 380 Gesammtsitzung Keimschlauch durch die Membran der sie umgebenden Zelle ins Freie, und entlassen dort ihre Schwärmsporen — in seltenen Fäl- len wächst dieser Schlauch auch lang aus und dringt direet in an- dere Wolffien ein, was normal erst mit den Keimschläuchen der zur Ruhe gekommenen Zoosporen geschieht. Beide Hyphen-Arten bilden ferner wachsend Scheidewände, welche bekanntlich bei den echten Saprolegnieen nur zur Abgrenzung von Sporangien ent- wickelt werden. In den sexuellen Vorgängen zeigt sich eine noch wesentlichere Differenz. Während nämlich sonst in der genannten Familie die Befruchtung durch Spermatozoidien erfolgt, ergielst sich nach Cornu bei C'ystosiphon der Gesammtinhalt des Anthe- ridiums in das Oogonium, und aus der Vereinigung beider Plasma- Massen entsteht die Ruhespore. Einige Monate später veröffentlichte dann Cornu') eine sehr kurze, leider nicht von Abbildungen begleitete Beschreibung eines ferneren, von ihm für Myzocytium proliferum Schenk gehaltenen Parasiten, der sich in mancher Beziehung Cystosiphon nähert, sich aber im Allgemeinen von dem normalen Typus der Saprolegnieen noch weiter entfernt. Es fehlt hier die räumliche Scheidung von Mycelium und Sporangien ganz, indem die eine mehr oder weniger verlängerte Zelle, aus welcher der Pilz Anfangs besteht, durch Bildung von Scheidewänden in eine Reihe von Zoosporangien zer- fällt, deren jedes durch einen nach aufsen entsandten und aulser- halb der Nährpflanze sich öffnenden Fortsatz Schwärmsporen ent- läfst. Die Befruchtung geschieht auch hier durch eine Copulation ungleichwerthiger Zellen; dieselben alterniren an ein und demsel- ben ebenso wie die Zoosporangien-Reihe entstandenen Zellfaden und unterscheiden sich auch äulfserlich durch verschiedenen Durch- messer. Ihre Verbindung wird hergestellt, indem die schlankere Antheridien-Zelle in das Oogonium hinein einen kurzen Fortsatz treibt „en repoussant la cloison, qui les separe* und durch die- sen ihren Inhalt in jenes ergielst, wo die Gesammtmasse zu einer derbhäutigen Spore wird. Es sei mir gestattet, hier die Entwicklung eines, namentlich dem letztgenannten nahe verwandten Schmarotzers zu schildern, welcher vielleicht mit diesem und einigen weniger vollständig be- Y) Bullet. d. I. Soc. botan. de France. 1869. S. 222. vom 30. Mai 1872. 381 obachteten Formen eine eigene kleine Gruppe bilden dürfte, die vermittelnd zwischen den Saprolegnieen und Peronosporeen steht und auch zu den Chytridieen Beziehungen hat. Im Herbst vorigen Jahres übertrug ich in ein flaches, stehen- des Gewässer des Bonner botanischen Gartens aus der Umgegend eine Menge Exemplare von Closterium acerosum Ehrbg., welche zum Theil durch einen Parasiten getödtet zu sein schienen, insofern sich in einigen aufser gebräunten Resten des abgestorbenen plas- matischen Zellleibes septirte Schläuche vorfanden, deren Glieder zum Theil stark angeschwollen waren und kugelige Sporen ein- schlossen (Fig. 16). In diesem Frühjahr gelang es dann, die Entwicklung des Schmarotzers ziemlich vollständig zu beobachten. Nachdem schon im Februar die Closterien in Menge aufgetreten waren, so dafs sie Anfang März eine fast zusammenhängende grüne Schicht auf dem Boden der Lache bildeten, erfolgte bald darauf eine Infection, ohne dafs die Keimung der wenigen eingebrachten und nun zerstreuten Sporen hätte direct gesehen werden können. Im Innern lebender, bei schwacher Vergröfserung von den gesunden kaum unterscheid- barer Closterien fanden sich äufserst zart begrenzte, schlank cylin- drische farblose Körper von 0,01"® Dicke vor, welche oft die Zelle von einem bis zum andern Ende durchzogen. Eine feste Membran liefs sich an ihnen nicht nachweisen; bei Einwirkung Wasser entziehender Reagentien behielten sie inmitten des zusam- mengezogenen Plasmas des Closteriums ihre Form im grofsen Gan- zen bei, liefsen aber keine sich abhebende Membran erkennen. Diese Körper sind daher wohl als aus ziemlich dichtem Plasma gebildet zu betrachten. Sie bestehen, so lange sie leben, aus einer sehr durchsichtigen, schwach gelblichen Grundmasse, welche zahl- reiche sehr kleine Körner enthält und in wechselnden Bahnen be- wegt. Obgleich diese Plasmaströmung bisweilen ziemlich lebhaft ist, ändert sich doch, abgesehen von dem Fortrücken der abgerun- deten Enden während des Längenwachsthums und der seltenen Bil- dung von Seitenzweigen, der Gesammtumrils der in Rede stehen- den Plasmamassen nicht, so dafs dieselben nicht eigentlich als Plasmodien bezeichnet werden können. Meistens enthält ein befallenes Closterium nicht nur einen, son- dern mehrere, drei bis acht, solcher Schmarotzer, ohne dafs es zu- nächst dadurch wesentlich zu leiden schiene. Letzteres erklärt 332 Gesammtsitzung sich leicht aus der Lage derselben. Von der die Axe des Closte- riums einnehmenden Reihe von Stärkekernen strahlen nach allen Seiten die Chlorophyll-Platten aus, mit ihrem Rand den wandstän- digen Plasmaschlauch erreichend. So entsteht eine Anzahl lang- gestreckter, im Querschnitt (Fig. 10) trapezoidischer Vacuolen, und in diesen ziehen sich die Parasiten (s) hin, ohne irgend einen der wesentlichen Theile des Zellleibes zu verdrängen, wenn auch Chlo- rophyll-Platten und Zellkern nicht selten etwas aus ihrer normalen Lage verschoben werden. Selbst Closterien, die fünf und mehr Schmarotzer beherbergen, haben noch eine lebhaft grüne Farbe und zeigen die gewöhnliche lebhafte Strömung in dem der Wand enge anliegenden Plasmaschlauch: selbst ihre Total-Bewegung ist kaum beeinträchtigt. Wenn man eine Probe des Schlamms schüttelt, dann dem Lichte aussetzt und die nun an der Oberfläche sich sammelnden Closterien untersucht, so findet: man darunter stets viele, welche trotz der den gröfsten Theil ihres Innern ausfüllen- den Schmarotzer noch dem Lichtreiz gefolgt waren und auch di- rect noch Bewegung zeigten. Wenn das Längenwachsthum der Plasmakörper nahezu been- det ist, erhalten sie eine dünne, aber ziemlich feste Zellhaut, tre- ten dadurch schärfer als fremde Einlagerungen hervor und lassen sich nun auch durch vorsichtiges Zerdrücken des Closteriums iso- liren. Durch Bildung von Querwänden gliedern sie sich dann in eine Anzahl cylindrischer, durchschnittlich 0,04%" langer Zellen, welche noch schwach in die Dicke wachsen. Dieses letzte Wachs- thum, in Folge dessen die Fäden an den Scheidewänden schwach eingeschnürt erscheinen, erfolgt wohl vorzugsweise durch Wasser- aufnahme; wenigstens findet man nun auch Vacuolen, welche oft die Fäden quer durchsetzen und ihnen, da am Umfang der Vacu- ole meist viele Körner angehäuft sind, ein characteristisches Aus- sehen geben (Fig. 11). Selbst bei diesem Entwicklungszustand des Pilzes sind die Closterien noch oft lebendig: da die Anwesenheit desselben eine Zelltheilung unmöglich macht, insofern dabei die Schmarotzer mit getheilt werden mülsten, erreichen sogar die be- fallenen Exemplare gerade oft eine ungewöhnliche Länge. Es schwankt daher auch die Zellenzahl jedes Parasiten ziemlich stark, etwa zwischen sechs und dreifsig. Fast immer sind übrigens die Stärkekerne des Closteriums schliefslich verschwunden. ein Zeichen, vom 80. Mai 1872. 383 dafs es, um den durch den Schmarotzer verursachten Substanzver- lust zu ersetzen, seine Reservestoffe angreifen mulfste. Der Tod der Nährpflanze wird dann stets herbeigeführt durch den nun folgenden Entwicklungsvorgang, der gleichzeitig die Ver- breitung des Pilzes auf andere Closterium-Zellen vorbereitet. Jede der Pilzzellen treibt an einem Ende gegen die nächst benachbarte Stelle der Membran des Wirths einen stumpfen, kurzen Fortsatz, der sich der Wand fest anprelst. Meistens liegen bei ein und der- selben Zellreihe diese Fortsätze alle nach derselben Seite, doch kommen Ausnahmen davon vor. Diese Anschwellungen durchboh- ren die Wandstelle, der sie anliegen, mit einer runden Öffnung und treten daraus als Papillen hervor. Statt dafs aber nun, wie bei Cornu’s Myzocythium, Zoosporen gebildet würden, wachsen viel- mehr diese Papillen zu langen, etwa 0,005" " dicken Hyphen aus, in welche das Plasma nach und nach übergeht. Es beginnt dieser Vorgang in den verschiedenen Gliedern einer Zellreihe zu sehr ungleichen Zeiten, so dafs man an einem todten Closterium, von dem Hyphen ausstrahlen, diese letzteren in sehr verschiedenen Entwicklungsstadien findet (Fig. 1). Nur selten unterbleibt, wohl durch Fehlschlagen, in einigen Zellen diese Hyphenbildung ganz — die letzteren entwickeln sich dann überhaupt nicht weiter. Das Wachsthum der von der todten Nährpflanze nach allen Richtungen ausstrahlenden Hyphen geschieht mit überraschender Geschwindigkeit. Bei einer Vergrölserung von etwa 600mal, wie sie Gundlachs System VII mit einem schwachen Ocular (II) giebt, ist man unter einigermalsen günstigen Verhältnissen im Stande, das Fortrücken der Hyphenspitze unmittelbar wahrzunehmen, na- mentlich bequem nach Einschaltung eines Ocular- Mikrometers. Wenn die Entwicklung unter Deckglas vor sich ging, die Hyphen also ziemlich in einer Ebene fortwuchsen, konnte man sich leicht durch Messung überzeugen, dafs ein Intervall des Mikrometers (= 0,00164””) von kräftig wachsenden Hyphen im Mittel in 11,5 ‘Sekunden zurückgelegt wurde, dafs also diese Hyphen in der Mi- nute um fast 0,01”7® wuchsen.') Das beobachtete Maximum der Geschwindigkeit war, dafs in 9 Sekunden ein neuer Theilstrich ’) Mit freundlicher Unterstützung des Hrn. Prof. Hanstein wurden, in- dem einer von uns beobachtete, während der Andere die Zeit notirte, z. B. 334 Gesammtsitzung gerade erreicht wurde — eine untere Grenze läfst sich nicht an- geben, da manche Hyphen sich wieder sehr langsam verlängern. Es ist dabei wohl zu beachten, dafs es sich hier nicht um eine Streckung schon angelegter Theile, sondern um ein reines Spitzen- wachsthum handelt. Wenn man Hyphen zur Beobachtung wählt, welche kurz unter der Spitze eine Biegung, Anschwellung u. s. w. haben, so erkennt man leicht, dafs nur das von dieser charakteri- stischen Stelle nach der Fadenspitze hin gelegene Stück der Hyphe sich verlängert, während die Anschwellung u. s. w. ruhig auf dem- selben Theilstrich des Mikrometers liegen bleibt, was bei irgend erheblicher Streckung der rückwärts gelegenen Theile nicht mög- lich wäre. Es wandert somit wirklich das Plasma in der Fa- denspitze vorwärts, stets von Membran umschlossen, die sich in jedem Augenblick durch Contraction des Plasmas nachweisen läfst. Wenn nun auch die oben angegebene Geschwindigkeit gering ist im Vergleich mit derjenigen der Myxomyceten-Plasmodien, die nach Hofmeister') in der Minute im Maximum 0,4”"” zurücklegen kön- nen, so ist sie doch wohl die gröfste bekannte für hautumhüllte Zellen. Wenigstens giebt Hoffmann?) an, das Wachsthum der Pilz-Keimschläuche sei unmittelbar nicht sichtbar, man sehe je- doch nach einigen Stunden, wie das Plasma fortrückend Theile des Fadens verlassen habe, eine Erscheinung, die, wie gleich er- hellen wird, in unserem Fall nach wenigen Minuten wahrzu- bei einer Temperatur von 21°C. zwischen 12 und 1 Uhr Mittags bei hel- ler Beleuchtung folgende Zahlen erhalten: Je 1 Intervall = 0,00164"M wurde zurückgelegt, ein neuer Theilstrich gerade erreicht von Hyphe a in 14 Sek. von Hyphe 5 in 11 Sek. 15 12 „ 11 9 10 12 9 13 11 u. Ss. w. 11 14 11 12 333 3 3 So er !) Pflanzenzelle S. 24. 2) Pringsheim’s Jahrbücher II. S. 318. vom 30. Mai 1872. 385 nehmen ist. Auch die von Cornu!) für die Keimschläuche der Zoosporen von Cystosiphon angegebene Geschwindigkeit des Wachs- thums (0,6”® in 30 Stunden) ist nur „' der oben mitgetheilten, mit welcher dieselbe Hyphenlänge (bei Zugrundelegung von 1 In- tervall in 11,5 Sekunden) in 70 Minuten gebildet werden würde. Uredo destruens erreicht etwa 4 der bei unserem Pilz vorkommen- den Wachsthumsgeschwindigkeit?). Indem die Hyphen sich mehr und mehr verlängern, entleeren sich die im Closterium liegenden Zellen des Pilzes allmählich. Die Vaeuolen, welche bald nach dem Hervortreten des Schlauchs in ihnen entstehen, werden gröfser und zahlreicher, so dafs schliefs- lich nur ein aus dünnen Plasma-Platten gebildetes Fachwerk übrig bleibt. Auch dieses vereinfacht sich durch Zerreifsen der trennen- den Platten mehr und mehr und löst sich in ein System an ver- schiedenen Stellen der Zellwand anhängender Fäden auf. Man darf nicht annehmen, dafs der Plasmaschlauch als geschlossene Blase die Zelle verläfst; er verwandelt sich vielmehr zuvor in ein plas- modienartiges Netz. Die Plasmaströmung ist während der Bildung der Hyphen stets sehr lebhaft und bewegt sich in veränderlichen Bahnen vorwärts und rückwärts — man sieht oft kleine Ströme aus dem Schlauch in die ihn aussendende Zelle zurückkehren. Indem die Fäden, welche das auswandernde Plasma noch an die Zellwand anheften, einer nach dem andern abreilsen und eingezo- f gen werden, verläfst das Plasma endlich meist in der Form eines einfachen, schlank kegelförmigen Stranges die Zelle. Etwa 0,006” von der Austrittsstelle des Schlauchs zieht es sich dann unter rechtem Winkel von der Wand zurück, der dünne rückwärts lie- gende Strang verkürzt sich immer mehr, erreicht mit seinem Ende schliefslich die entstandene, den Zellraum quer durchsetzende Plas- mawand und einen Augenblick später ist eine feste Querwand ge- bildet. Die Zeit, welche verstreicht, bis so das Plasma vollständig in den Schlauch übergegangen ist, läfst sich kaum im Allgemeinen angeben, da die austreibenden Zellen sehr verschiedene Gröfse und die Hyphen sehr ungleiche Wachsthumsgeschwindigkeit haben. Un- ia 0. 8:79 2) Hoffmann a. a. O. S. 323. 336 Gesammtsitzung gefähr möchte die Dauer dieses Vorgangs auf eine Stunde zu ver- anschlagen sein. Noch besser läfst sich dann das Fortrücken des Plasmas in- nerhalb der Hyphen beobachten. Wenige Minuten nach, seltener schon vor der Bildung der Querwand wird es in deren Nähe durch Bildung zahlreicher Vacuolen schaumig (Fig. 2). Darauf beginnt es sich von der Wand zurückzuziehen, bald etwas über der Quer- wand an verschiedenen Stellen (Fig. 3), bald an der Berührungskante von Längs- und Querwand in einem Ringe. Selten nur behält das Ende dabei noch einige Zeit die Form einer mit Flüssigkeit erfüllten Blase (Fg.4); meistens bleibt das Plasma an einer oder zwei Stellen der Quer- wand als solider Strang hängen. (Fig.5). Bald darauf wird dann wieder die Stelle der nächsten Wand dadurch bezeichnet, dafs das Plasma dort scharf von der Wand zurücktritt (Fig. 69). Der Strang, in dem Körnchen aufwärts und abwärts fortgetrieben wer- den, wird dünner und dünner, biegt sich dabei häufig hin und her, so dafs man ihn nicht als straff gespannt betrachten darf (Fig. 6), und verläfst endlich mit seinem unteren Ende die Querwand. Er verkürzt sich dann langsam (Fig. 7), bis er ganz eingezogen ist, worauf eine neue Querwand abgeschieden wird. Diese zweite und die ferneren Zellen der Hyphe haben eine durchschnittliche Länge von 0,04"” und es vergeht zwischen der Bildung je zweier be- nachbarter Querwände eine Zeit von nur zehn bis fünfzehn Minu- ten, so dafs man die Veränderungen bequem verfolgen kann. Be- merkenswerth ist, dafs diese Zellen, wenn man sie überhaupt so nennen darf, gewissermalsen in dem Augenblick sterben, in wel- chem ihre Bildung vollendet wird, indem ihr Abschlufs gegen die allein lebendige Endzelle erst erfolgt, wenn sie gar kein Plasma mehr enthalten. Die Keimschläuche der Zoospore von Cornu’s Cystosiphon scheinen nach seinen Abbildungen (Taf. 3 Fig. 16. 17) und einer kurzen Bemerkung S. 79 in ähnlicher Weise zu wach- sen, doch hat Cornu den Vorgang nicht näher verfolgt. Jedoch werden hier höchstens 4—5 Scheidewände gebildet und das Wachs- thum ist, wie oben bemerkt, viel langsamer. In der Regel bleiben die Hyphen unsers Pilzes unverzweigt, doch kommt immerhin eine Zweigbildung bisweilen vor. Es über- wächst dann auch wohl ein Seitenzweig das Ende des Fadens, indem das Plasma, so zu sagen, einen anderen Weg einschlägt. Dem entsprechend wird dann die Spitze des Hauptastes allmählich vom 30. Mai 1872. 387 in derselben Weise entleert, wie es sonst mit seinem rückwärts gelegenen Stück geschieht — selbst Querwände werden dann in rückschreitender Folge angelegt. In einigen Fällen nahm auch der Schlauch, gewissermalsen dureh Fasciation, schon bei seinem Aus- treten eine flache handförmige, vielfach lappige Form an, von der dann mehrere Hyphen ausstrahlten, doch schien dies auch hier eine Abnormität zu sein. Es lag nahe, bei einem so günstigen und einfachen Fall einen Blick auf die Mechanik dieses Wachsthums und dessen Abhängig- keit von äufseren Umständen zu werfen. Ich behalte mir dies vor, und sei hier nur soviel bemerkt, dafs, entsprechend einer kürz- lich von Sachs!) ausgesprochenen Vorstellung, wohl der hydrosta- tische Druck wesentlich mitwirkt, um die in Neubildung begriffe- nen Theile der Membran soweit zu spannen, dafs neue Moleküle zwischen die schon vorhandenen eingelagert werden können. We- nigstens sind die Querwände, welche den noch mit Plasma gefüll- ten Theil des Schlauchs gegen den entleerten abgrenzen, stets ge- gen den letzteren stark convex, und bei Verletzung der Faden- spitze quillt das Plasma schnell heraus. Da Closterium acerosum gewöhnlich sehr gesellig lebt, so fin- det der fortschreitende Faden auf seinem Wege meist früher oder später ein noch gesundes Nährpflänzchen. Sowie er dasselbe be- rührt, schwillt die Hyphenspitze an, heftet sich fest und verlängert sich dann wieder zu einem kurzen, nach vorn sich verjüngenden Schlauch, der fest anliegend das Closterium gewöhnlich mit einer etwas schief gerichteten Windung umschlingt (Fig. 8. 9), seltener gerade auf dessen Oberfläche fortkriecht. Es ist gleichgültig, an welcher Stelle der letzteren das Closterium zuerst berührt wird: überall kann die Umschlingung stattfinden. Das Plasma wandert dann in die angeschwollene Fadenspitze hinein, die sich endlich mit einer letzten Querwand gegen den entleerten, nun schnell gänz- lich verschwindenden Theil der Hyphe abgrenzt. Nach kurzer Zeit, einer oder wenigen Stunden, stemmt dann die Schlinge ihre Spitze fest gegen die Haut des Closteriums auf, bald demselben ganz anliegend, bald das Endstück im Bogen ab- hebend (Fig. 8). Der Schmarotzer beginnt dann ein Loch in die !) Arbeiten des botanischen Instituts zu Würzburg. Heft II. S. 105. 333 Gesammtsitzung Membran zu bohren, und es ist hervorzuheben, dafs schon vor deren Durchbrechung sich im Innern der befallenen Zelle Störun- gen zeigen. Man beobachtet gar nicht selten, dafs sowie nur die äufserste Spitze der Hyphe aus der gerundeten in eine stumpf konische Form übergeht, die grünen Platten des Closteriums ein Stück von der Wand zurücktreten, und die Plasmaströmung un- regelmäfsig wird, indem sich das Plasma wiederholt an der in An- griff genommenen Stelle hügelartig anhäuft, um schnell wieder ab- zufliefsen. Findet die Umwindung nahe den Enden statt, so wird wohl auch die Plasmawandung der endständigen Vacuole zerrissen, ihr Wasser vermischt sich mit dem des übrigen Zellraums und die bekannten „tanzenden* Körner werden vom Plasmastrom fortge- führt. Da zu dieser Zeit eine mechanische Verletzung des Plasma- schlauchs des Closteriums noch nicht erfolgt ist und da dieselbe auch, wenn sie etwas später eintritt, gar nicht so tief eingreifende Störungen veranlalst, so möchten die eben geschilderten Erschei- nungen zu der Annahme führen, dafs das Bohren selbst mittelst einer von dem Pilz ausgeschiedenen Substanz geschieht, die sich in verdünntem Zustand ins Innere verbreitet und auf das Plasma wirkt. Endlich wird die Mambran mit einem feinen Loch durchbro- chen, ein dünner Fortsatz dringt von der Schlinge her durch das- selbe ein und wächst, indem er seine ursprüngliche schlanke Eiform allmählig in die eines dünnen, geraden, cylindrischen Rohrs umän- dert, ziemlich weit in das Innere des Closteriums hinein. An sei- ner Spitze erscheint dann eine kleine, farblose, äufserst zart be- grenzte Kugel, die sich scharf gegen den Cylinder absetzt und schnell an Gröfse zunimmt, während das Plasma der Schlinge von hinten nach vorn fortrückt (Fig. 5). Es tritt dabei zuerst fast kör- nerfreies Plasma über, das in der Spitze derselben angehäuft war — erst später wird dann der gröfsere, weiter rückwärts gelegene, sehr körnerreiche Theil schnell in die bis dahin homogene Kugel ergossen. Man kann mit guten Systemen das Eintreten der ein- zelnen Körner, die in ihrer Bewegung den Plasmastrom des Clo- steriums kreuzen, leicht verfolgen und beobachten, wie dieselben bisweilen den schnabelartigen Fortsatz auf kurze Zeit verstopfen, um dann nach plötzlicher Beseitigung des Hindernisses um so schneller fortgetrieben zu werden. Die Strömung des Closteriums wird von dem seinen Plasmaschlauch durchbohrenden Fortsatz vom 30. Mai 1872. 389 nicht weiter gestört, aufser dafs gelegentlich Körnchen gegen den letzteren anprallen und aus ihrer Richtung abgelenkt werden. Da- gegen drängt die gröfser werdende Plasmakugel meist die Chlo- rophyli-Platten, wofern dieselben sich nicht schon vorher zurückge- zogen hatten, aus ihrer Stellung, schiebt auch wohl einige Stärke- kerne zur Seite. Durch die Zusammendrängung der grünen Plat- ten entsteht nahe ‘dem einen Rande eine helle, nahe dem andern eine sehr dunkel gefärbte Stelle (Fig. 8. 9), was durch einen Blick auf den schematischen Querschnitt (Fig. 10) sich leicht erklärt. Die eingedrungene Masse, welche, schon ehe sie alles Plasma der Schlinge in sich aufgenommen hat, häufig eine längliche Ge- stalt annimmt (Fig. 9), ist membranlos. Läfst man während des Einströmens contrahirende Mittel, etwa verdünnte Kochsalzlö- sung einwirken, so bleibt der sich verkleinernde Plasmaschlauch des Closteriums freilich an dem in ihn eingesenkten Schnabel hän- gen, und es gelingt weder an der eingetretenen Kugel eine Mem- bran nachzuweisen, noch dieselbe durch stärkere Contraction von dem dünnen Eintrittsrohr abzureilsen, wie man es vielleicht von einer membranlosen Masse erwarten sollte. Führt man dagegen denselben Versuch aus, nachdem das Einströmen beendet ist, so löst sich in der That die Plasmakugel von dem schnabelartigen Fortsatz ab, indem sie dem sich zusammenziehenden Plasmaschlauch des Closteriums folgt. Sie bleibt dabei zuerst mit einem dünnen Faden an der Spitze des Schnabels hängen; dieser Faden wird dann dünner und dünner, bis er endlich abreifst und in die Kugel eingezogen wird. Man darf aus diesen Erscheinungen wohl schliefsen, dafs die eintretende Kugel eine Zellhaut nicht besitzt, sondern dafs nur die Zähigkeit des gerinnenden Plasmas vorher das Abreifsen hinderte. Die ganze Infection vom Augenblick der beginnenden Papil- lenbildung an der Hyphenspitze bis zum Eintreten des letzten Plas- mas dauert durchschnittlich eine Stunde. Die eingedrungene Plas- mamasse verlängert sich dann schon in wenigen Stunden merklich parallel der Axe des Closteriums und wächst dann in einigen Ta- gen zu dem schlank cylindrischen Körper heran, von welchem die Darstellung ausging. Die schwachen Bewegungen der Closterien hindern die An- heftung des Parasiten in keiner Weise, weil die Hyphenspitze sehr bald sich befestigt hat und weil es für das Gedeihen derselben 390 Gesammtsitzung ganz gleichgültig ist, ob der dahinter gelegene leere Schlauch ab- reifst oder nicht. Da derselbe äufserst zart ist, so dürfen wir auch annehmen, dafs im Freien sich die Schlauchenden sehr häufig zufällig ablösen werden, worauf sie dann durch Wasserströmungen leicht weit fortgeführt werden können. Da sie sich mehrere Tage am Leben erhalten, so können sie somit dem Pilz für seine Ver- breitung einigermalsen die sonst so häufig diesem Zweck dienen- den Schwärmsporen ersetzen, von deren Bildung ich in unserem Falle niemals etwas bemerkt habe. Bei dem geselligen Vorkom- men des Nährpflänzchens geschieht trotzdem die Infection sehr leicht und es erklärt sich auch aus der Art derselben, dafs man so selten die Schmarotzer einzeln findet: ein Closterium, welches in der Nähe eines abgestorbenen und Hyphen aussendenden Exem- plars liegt, wird eben meistens von mehreren der letzteren erreicht werden. | Erwähnenswerth ist wohl, dafs bisweilen die Hyphen plötz- lich eine Wendung unter fast rechtem Winkel machen oder einen besonderen kurzen Seitenzweig aussenden, um an ein etwas von ihrem Wege abliegendes Closterium zu gelangen, analog etwa dem bei Uredineen beobachteten Hinwachsen der Keimschläuche nach den Spaltöffnungen. Auch zeigt sich hinsichtlich des zu umschlin- genden Objects ein gewisses Wahlvermögen. Andere Desmidia- ceen, sowie Bacillariaceen und Zygnemaceen, werden, soweit ich gesehen habe, nie ergriffen — Closterien dagegen in jedem Zu- stand umschlungen. Eindringen kann dagegen der Parasit nur, wenn dieselben noch leben, gleichgültig, ob sie schon Pilzschläuche in ihrem Innern beherbergen oder nicht, so dafs man oft in einem Closterium verschiedene Entwicklungszustände des Pilzes findet. Todte Closterien werden — oft in zwei bis drei Windungen — umschlungen, und entwickelt sich die Schlauchspitze ihrer Form nach wie sonst — sie dringt aber niemals ein, sondern bildet im weiteren Fortschreiten Querwände, löst sich los oder stirbt noch anhaftend ab. Es mufs wohl der Tod des Closteriums in dessen Membran moleculare Veränderungen bewirken, welche derselben mehr Widerstandsfähigkeit geben. Ehe wir nun zur geschlechtlichen Generation unseres Pilzes übergehen, empfiehlt es sich wohl, in Erwägung zu ziehen, wie die bisher geschilderten vegetativen Entwicklungserscheinungen sich in die hergebrachte Bezeichnungsweise fügen. vom 30. Mai 1872. 391 Es möchte zunächst kaum zu bezweifeln sein, dafs die mem- branlosen, assimilirenden Plasmakörper, aus welchen später durch Theilung zahlreiche hautumhüllte, entwicklungsfähige Zellen her- vorgehen, die gröfste Analogie mit den später in ähnlicher Weise zerfallenden Plasmakugeln der Synchytrien haben, eine entferntere Ähnlichkeit auch mit den Plasmodien der Myxomyceten. Alle drei Gebilde sind biologisch durchaus gleichwerthig den Mycelien anderer Pilze. Es scheint mir aber, bei der ungeheuren Variation der Form im Gebiet der niederen Organismen, passend, hier die Begriffe rein biologisch zu fassen, und ich möchte daher auch bei den Myxomyceten und Chytridieen, wie bei unserem Pilz, das ve- getative Stadium ein Mycelium nennen. Der Letztere verknüpft gewissermalsen die Plasmodien mit den gewöhnlichen, aus Hyphen gebildeten Mycelien, indem er die Form von Hyphen annimmt, die nur lange Zeit ohne Menıbran sind. Ein ferneres Bindeglied stellen dann die Gattungen Myzocytium Schenk!) und Achlyogeton Schenk?) dar, bei welchem das schliefslich unserem Pilze ziemlich ähnliche vegetative Pflänzchen, schon sobald es durch Eindringen der Schwärmspore ins Innere der Nährpflanze gelangt ist, Membran bildet und dann durch hefeartige Sprossung, indem stumpfe Aus- wüchse kugelig werden und sich durch Scheidewände abgrenzen, zu einer einfachen oder verzweigten Ketie von Zoosporangien her- anwächst. Hier ist demnach der Form nach schon von Anfang an ein „Mycelium“ vorhanden: dafs dann später, wie in unserem Fall, alle Zellen desselben der Fortpflanzung dienen, kann nicht als Grund gegen die oben vertretene Auffassung geltend gemacht werden, weil bei biologischer Begriffsbestimmung der zeitlichen Sonderung eine räumliche nicht immer zu entsprechen braucht. Behalten wir die Analogie mit Synchytrium, Mwyzocytium und Achlyogeton im Auge, so müssen wohl die hautumhüllten, hyphen- treibenden Zellen unseres Pilzes als dessen ungeschlechtliche Spo- ren, als Conidien aufgefalst werden. Während dieselben dort Zoo- sporen aussenden, keimen sie hier mit Schläuchen, die wachsend noch gesunde Nährpflanzen erreichen. Da beide Vorgänge bekannt- 1) Verhandl. d. phys. med. Gesellsch. zu Würzburg. Bd.9. 1859 S. 22 fi. Über das Vorkommen contractiler Zellen im Pflanzenreich. S. 9 £. 2) Botan. Zeitung 1859. S. 399. 392 Gesammtsitzung lich innerhalb einer Gattung (Peronospora), bei Cystosiphon sogar bei derselben Species wechseln, so erschüttert dies die Analogie in keiner Weise. Im Gegentheil könnte man auf die Vermuthung kommen, dafs unser Pilz, wenn er sich auch von Schenk’s Myzo- cytium proliferum durch die andere Wachsthumsweise seines My- cels unterscheidet, doch vielleicht mit dem Schmarotzer identisch sei, den Cornu mit diesem Namen bezeichnet hat. Wir werden sehen, dafs beide Formen, die sich im vegetativen Stadium nur durch die verschiedene Entwicklungsweise ihrer Conidien unter- scheiden, wenn wir von dem von Cornu nicht erwähnten Mangel der Membran absehen, in ihrer sexuellen Sphäre weit wesentlicher von einander abweichen. Die Keimschläuche unseres Pilzes stellen gewissermafsen eine zweite Myceliumform dar, welche man, insofern sie nicht als sol- che unmittelbar ins Innere der Nährpflanze eindringen und dort ohne Weiteres fortleben kann, wohl den bei Uredineen und Usti- lagineen vorkommenden Promycelien vergleichen dürfte. Der Un- terschied läge wesentlich darin, dafs aus den letzteren das eigent- liche assimilirende Mycelium dadurch hervorgeht, dafs sie ihr Plasma zu besonderen, die Infeetion vermittelnden Sporidien ge- stalten, während in unserem Fall das Promycelium, d. h. die aus- gesandte Hyphe, als solches zu bestehen aufhört, indem es sein Plasma unmittelbar in das Closterium ergiefst. Wir haben hier dieselben Erscheinungen, wie bei den plasmatoparen Peronosporen, jedoch in umgekehrter Reihenfolge, indem bei diesen die Conidie zuerst ihr Plasma entläfst, worauf dieses sich zum Keimschlauch entwickelt. Auch die so zuerst gebildete hüllenlose Plasmamasse ist ein Promycelium im weiteren Sinne, was noch deutlicher wird durch die Analogie von Fythium und Achlya, wo das hervorgetre- tene Plasma selbst Membran erhält, ja in letzterem Fall sich so- gar zu einer Art von Zellgewebe entwickelt, und dann zwar nicht Sporidien im gewöhnlichen Sinn, aber doch biologisch gleichwer- thige Zoosporen bildet, aus denen das eigentliche Mycelium ent- steht. Zu dem Wechsel zweier vegetativer Generationen tritt dann bei unserem Pilz schliefslich noch eine geschlechtliche hinzu. Wenn die Bildung der umschlingenden Hyphen eine Zeit lang ge- dauert hat, und eine grofse Zahl der vorhandenen Nährpflänzchen dadurch getödtet worden ist, findet man unter den Closterien Exem- vom 30. Mai 1872. 393 plare, in welchen zweierlei Formen parasitischer Schläuche vor- kommen. Die einen sind von den bisher betrachteten erst zu un- terscheiden, wenn die Querwände gebildet sind, indem die entste- henden Zellen etwas länger und in der Mitte meist etwas dicker sind: die anderen zeichnen sich dagegen schon vorher durch den geringeren Durchmesser, etwa 0,006" aus. Auch sie gliedern sich durch Querwände in Zellen; die Länge der letzteren varirt ziemlich stark. Bald darauf stirbt das Closterium ab, und es zeigt sich dies in der Regel sehr augenfällig in einer Farbenänderung der chlorophyli1- haltigen Theile. Dieselben werden zuerst trüb dunkelgrün und dann lederbraun und zwar meist innerhalb weniger Stunden. Man darf diese Farbenwandelung nicht als eine unmittelbare Folge des Todes der Alge auffassen, weil sonst abgestorbene Closterien, so- gar solche, die durch die vegetative Generation desselben Pilzes getödtet sind, noch Wochen lang grün bleiben. Es ist vielmehr dessen geschlechtlicher Generation die für manche Peronosporeen schon längst bekannte Fähigkeit zuzuschreiben, die befallenen Theile der Nährpflanze gewissermafsen zu mumificiren. Man darf wohl annehmen, dafs der Pilz, ehe er in den Ruhezustand übergeht, noch alles irgend Assimilirbare an sich reifst und dadurch jene Veränderungen bewirkt. Auf den blofsen Contact lassen dieselben sich nicht zurückführen, da man in seltenen Fällen noch bei der Sporenreife des Parasiten die Inhaltsreste des Closteriums grün findet. Die so entstandenen braunen Massen erschweren einigerma- fsen die Wahrnehmung der weiteren Vorgänge, welche sich an den Schmarotzern vollziehen, und sind daher auf den Figuren fortge- lassen. Bald nach dem Tode des Closteriums zeigen die beiden oben be- schriebenen Schlauchformen ihre sexuelle Differenz dadurch, dafs die Zellen der dünnen Schläuche seitliche Fortsätze treiben, die gerade oder gebogen nach den benachbarten dickeren Schlauchzellen hin- wachsen und sich an dieselben anlegen (Fig. 12). Diese Fortsätze stellen bald ganz kurze, gerade Ausstülpungen dar (Fig. 13. 14), die je zwei Zellen auf dem kürzesten Wege verbinden, bald be- rühren sie die dickeren Zellen auf einer gröfseren Strecke, indem sie sie gewissermalsen umschlingen. (Fig. 12. 15). Das Plasma der schlanken Zellen wandert langsam in den wachsenden Fortsatz [1872] 28 394 Gesammtsitzung hinein und bildet dabei je nach der Länge desselben bald gar keine (Fig. 12. 13), bald eine oder zwei Querwände (Fig. 15), welche die plasmaerfüllte Spitze gegen den entleerten Theil ab- grenzen. Darauf wird die Wand an der Berührungsstelle resorbirt und durch die entstandene weite Öffnung wandert langsam, in einer oder mehreren Stunden, das Plasma des Fortsatzes in die dickere Zelle hinein. Beobachtet man dabei einzelne Körnchen, so über- zeugt man sich leicht, dafs eine gemeinsame Strömung gleich nach der Verschmelzung der Berührungsflächen durch beide Plasmamas- sen geht. Es bewegen sich Körnchen sowohl aus der abgebenden in die aufnehmende Zelle, als in umgekehrter Richtung, wenn auch die Gesammtmasse mehr und mehr in jene zusammenrückt, indem sie sich aus dieser in derselben Weise zurückzieht, in welcher das Plasma die hyphentreibenden Zellen des Pilzes verläfst. Auch hier tritt somit der Plasmaschlauch nicht als geschlossene Blase, wie bei den Conjugaten, sondern mehr als ein plasmodienähnliches Ge- bilde über (Fig. 14). Nach erfolgter Befruchtung schwillt die nun allein Plasma führende grofse Zelle, das Oogonium, bauchig an. Darauf contrahirt sich ihr Inhalt, der bis dahin überall der Zell- wand anlag, und zieht sich in mehreren Absätzen aus den Enden der Zelle zurück, jedesmal eine Querwand hinter sich zurücklas- send (Fig. 15), so dafs schliefslich das Oogonium aus einer nahezu kugeligen Mittelzelle und zwei bis vier nur Wasser enthaltenden seitlichen Zellen besteht. Innerhalb der ersteren contrahirt sich dann das Plasma noch einmal, so dafs es nirgend mehr die Wand berührt, und umgiebt sich mit einer neuen Membran, die sich all- mählich in ein dünnes festes Exosporium und ein dickes, weiche- res Endosporium sondert. Die so entstandenen Sporen, deren Querdurchmesser von 0,015" bis 0,024”"m variirt, sind bald vollkommen kugelig, bald nach beiden Seiten verschmälert (Fig. 16). Bisweilen ragen sie auch mit einem stumpfen Vorsprung etwas in das Antheridium hinein (Fig. 16 links oben), so aufs Deutlichste beweisend, dafs eine weite Communications-Öffnung vorhanden ist. Chlorzinkjod färbt weder die Schlauchmembranen, noch Haut oder Inhalt der Sporen blau oder violett: Osmiumsäure weist in den letzteren viel Fett nach. vom 30. Mai 1872. 395 Die Keimung derselben ist noch nicht genügend beobachtet. In einigen wenigen Fällen entsandten die mit Sporen erfüllten Closterien vielfach verzweigte Keimschläuche, ohne dafs sich aber, weil dieselben vor ihrem Austritt sich im Innenraum der Nähr- pflanze stark verbreitet hatten, ihr Zusammenhang mit den Sporen hätte unzweifelhaft wahrnehmen lassen. Die grofse Mehrzahl der letzteren blieb unverändert, um wohl erst nach einer längeren Ruhezeit sich weiter zu entwickeln. Wenigstens war die Epide- mie wenige Wochen später fast erloschen, auch die Closterien wur- den sehr spärlich und es traten dafür in der Lache massenhaft Spirogyren auf, in welchen aber unser Pilz nie aufgefunden wer- den konnte. Es bleibt schliefslich noch zu bestimmen, welche Stellung der- selbe im System einnimmt. Vergleichen wir seine Entwickelung mit derjenigen von Cornu’s „Myzocytium*, so fallen neben grofser Ähnlichkeit im Allgemeinen namentlich zwei Verschiedenheiten auf. Während nämlich Cornu’s Pilz monöcisch ist, ist der hier be- schriebene entschieden diöcisch, und während dort die befruch- tete Plasmamasse unmittelbar zur Oospore wird, entwickelt sie hier noch einige sterile Zellen. Diese Unterschiede müssen um so genauer in Betracht gezogen werden, als die in der Entwickelungs- weise der Conidien vorhandene Differenz, wie wir gesehen haben, zu einer generischen Trennung nicht hinreicht, so dafs diese Frage allein durch die geschlechtliche Generation entschieden werden kann. Was zunächst den Diöcismus und die dadurch bedingte Ver- schiedenheit im Befruchtungsvorgang anlangt, so möchte ich sie allein nicht für mafsgebend halten. Es ist bekannt, dafs bei den Zygnemen die Copulation bald durch leiterförmige Verbindung zweier Fäden, bald durch seitliche Vereinigung benachbarter Zellen eines Fadens stattfindet, und dafs die auf letzteren Umstand ge- gründete Gattung Rhynchonema Kg. sich als hinfällig erwiesen hat. Diese Differenz kann also nur in zweiter Linie Berücksichtigung finden, umsomehr als auch bei manchen Saprolegnieen eine Gat- tung monöcische und diöcische Arten einschliefst. Entscheidend möchte dagegen die zweite oben genannte Verschiedenheit sein, in- dem dieselbe Analogie mit den Conjugaten, welche gegen die Gel- tung des ersten Kriteriums herbeigezogen wurde, deutlich für die Wichtigkeit des zweiten spricht. Man trennt nämlich dort die 28* 396 Gesammtsitzung Mesocarpeen sogar als eine besondere Familie von den übrigen Conjugaten, weil bei den ersteren das Copulationsproduct in ein eigentliches „Sporangium“ und einige sterile Zellen sieh theilt, während diese letzteren sonst fehlen. Genau derselbe Fall, nur modifieirt durch die eigenthümliche Weise, in welcher unser Pilz seine schon bei der Entstehung entleerten Zellen bildet, liegt hier vor, und ich stehe daher nicht an, ihn für einen von Cornu’s My- zocytium verschiedenen Gattungstypus zu halten, den ich nach der Weise der Infection der Nährpflanzen Aneylistes (von «yzV? Schlinge) nennen möchte. Dafs sowohl der hier geschilderte Ancylistes Closterü, als Cor- nu’s Mwyzocytium, dessen neue Benennung ich seinem Entdecker überlassen möchte, von dem echten Myzocytium Schenk’s, sowie von dem damit nahe verwandten Achlyogeton sich durch die we- sentlich andere Wachsthumsweise des Myceliums unterscheiden, welches nach Schenk’s ausführlichen Angaben bei den genannten Formen nach Art der Hefe sprossend seine Zellen bildet, ist schon S. 391 bemerkt worden. Es kommt dazu, dafs nach Schenk’s Ab- bildungen') auch die vorhandenen habituellen Unterschiede, sowie die dort gefundene Cellulose-Reaction?) einiger Membranen, die Annahme eines Zusammenhangs ausschliefsen. Übrigens sind „Spo- renfrüchte* von Achlyogeton und Myzocytium nach Schenk?) von De Bary gesehen worden, und wäre eine genauere Mittheilung dar- über sehr erwünscht. Fragen wir dann weiter nach der Familie, zu welcher Aney- listes gehört, so ergiebt sich, dafs derselbe streng in keine der bis- her unterschiedenen Gruppen der Phycomyceten paflst. Während er in seiner vegetativen Generation durch die fehlende räumliche Scheidung von Mycel und Conidien sehr an Synchytrium erinnert, ist er durch seine ausgesprochene Sexualität wieder von den Chy- tridieen, die ihre. Dauersporen ungeschlechtlich bilden, sehr ver- schieden. Unter den übrigen Gruppen findet er umgekehrt im ve- getativen Stadium kaum Analogieen, und auch die Befruchtung durch !) Verhandlungen u. s. w. Taf. IX. Fig. 30—41. Botan. Zeitg. 1859. Taf. XIIIA. 2) ebenda S. 400. %) ebenda S. 399. vom 30. Mai 1872. 397 Copulation kehrt erst bei den Mucorineen wieder, denen Ancylistes doch sonst ganz fern steht, während die Antheridien der Sapro- legnieen Spermatozoidien bilden und diejenigen der Peronosporeen durch Diffusion auf das Oogonium wirken. Es hat nun freilich Cornu für Cystosiphon angegeben, dafs auch bei dieser, habituell den Saprolegnieen äufserst nahe stehenden Gattung das Antheri- dium seinen ganzen Inhalt in das Oogonium ergösse. Es ist aber zu bemerken, dafs die ganze Form der Sexualorgane hier genau dieselbe ist, wie bei den typischen Saprolegnieen, indem sogar der ins Innere des Oogoniums ragende schnabelförmige Fortsatz des Antheridiums nicht fehlt, und dafs der in Cornu’s vorläufiger Mit- theilung enthaltene Satz, dafs die Oospore aus dem copulativen Gemisch der beiden Plasmamassen entstände, in seiner ausführ- lichen Darstellung durch die weit weniger bestimmte Äufserung ersetzt ist, dafs das Antheridium seinen ganzen Inhalt mit Aus- nahme einiger Körner in das Oogonium ergösse, was ja sonst — freilich nach Zerklüftung des Plasmas in Spermatozoidien, auch ge- schieht. Die letztere Erscheinung ist aber bekanntlich oft schwie- rig zu beobachten. Sollten Cornu’s Angaben in aller Strenge richtig sein und wir in Folge dessen Cystosiphon, Ancylistes und die verwandten For- men zu den Saprolegnieen stellen, so würde die Grenze der letz- teren gegen die Peronosporeen weit weniger scharf werden. Die letzteren unterscheiden sich dann von den ersteren nur durch ihr Vorkommen in Landpflanzen, das davon abhängige Abfallen der Conidien. und durch den Umstand, dafs die Befruchtung bei jenen durch Diffusion, bei diesen durch Copulation oder Spermatozoidien geschieht, und man könnte sich versucht fühlen alle zusammen als eine Familie zu betrachten, die freilich in sich viel heterogene Formen umschlösse. Mit Rücksicht darauf, dafs es bei der Aufstellung natürlicher Gruppen weniger auf absolut trennende Merkmale, als auf Gruppi- rung verwandter Formen um einzelne hervorragende Typen an- kommt, möchte ich daher lieber Ancylistes mit seinen Verwandten als eine eigene kleine Gruppe betrachten, welche zwischen den drei übrigen gewissermafsen eine vermittelnde Stellung einnimmt. Die Ordnung der Phycomyceten liefse sich dann, abgesehen von den etwas entfernter zu stellenden Mucorineen, folgendermafsen gliedern: 398 Gesammtsitzung 1. Chytridieae. Mycel ganz oder fast ganz in ein oder mehrere Conidien sich verwandelnd, die Zoosporen entlas- sen. Dauersporen auf ungeschlechtlichkem Wege entstehend. 2. Ancylisteae. Vegetative Generation wie bei 1. Die Conidien bilden Zoosporen oder Keimschläuche. Die Dau- ersporen entstehen durch Copulation. (Aneylistes, Myzocytium Cornu, Myzocytium Schenk?, Achlyoge- ton Schenk?) 3. Saprolegnieae. Mycel einzellig, wasserbewohnend; Conidien an den Zweigenden, nicht abfalleud, Zoosporen ent- lassend. Befruchtung durch Spermatozoidien. 4. Peronosporeae. Vegetative Generation wie bei 3, nicht wasser- bewohnend. Die Conidien bilden Zoosporen oder Keimschläuche. Die Befruchtung erfolgt durch Diffusion. Hr. Kummer trug eine ihm von Hrn. Auwers übergebene Fortsetzung der Abhandlung des Hrn. Spörer in Anelam über die Beziehungen zwischen den Sonnenflecken und Pro- tuberanzen vor. Um einen Überblick in Betreff eines Zusammenhanges zwi- schen Protuberanzen und Flecken zu gewinnen, sind Karten für sämmtliche vom Mai bis October v. J. beobachtete Fleckengrup- pen entworfen mit Eintragung des Ortes der bedeutenderen Protu- beranzen, welche ihrer Gestalt nach schon auf den früheren Kar- ten angegeben wurden. Für die eingezeichneten Linien des Son- nenrandes ist zu bemerken, dafs die Zeitangaben in der Unterschrift für den östlichen, in der Überschrift für den westlichen Rand gelten. sr 4 | 5 3 SHE Ss N a + v Pe hr 3 2, er 2 P: ER Aa Pr ö “ f Warte war a N ER 2 239 Ai SE & wine WE: N 2 re 4, eu2r Saar NER fen! 7 F ö . 1 wis: “ BE BES NL u Be RE Pr: x RRELCH “ u. se ER N . AYRE er RE: erhaher ar? v5 a % ln EEG ja age CE 22 2.0 ai , du P, . > - va r 6 Dr‘ 7 Pr 2 an u > EHER rigen N ER u. I A cu > x Se Bet a Een . ce, 232% beinch 9#7, | Pr + Fri ne ee A ER rer EEE nn ea Far PET, Er en re Be kann y er ah 4 Rs Ps Are EUREN BE Er FEN: ee As BER ein: vom 30. Mai 1872. 399 Die Karten sind auf die Fleckenzonen beschränkt. Alle Pro- tuberanzen jenseits dieser Zonen sind selbstverständlich aufser Ver- bindung mit Flecken; die Karten zeigen aber innerhalb der Flecken- zonen grofse Gebiete, welche mit Protuberanzen bedeckt sind, wo aber die Flecke fehlen. Dennoch ist eine Beziehung der Protube- ranzen zu den Flecken nachweisbar und zwar am leichtesten für die flammigen Protuberanzen; aber auch hier treten gewisse Beschränkungen ein. I. Ausgezeichnete und höchst intensive flammige Protuberan- zen kommen vor, ohne dafs in der betreffenden Gegend Flecke erscheinen. Von den auflserhalb der Fleckenzone befindlichen flam- migen Protuberanzen verdienen hervorgehoben zu werden jene aus- gezeichneten Protuberanzen, welche an den drei aufeinander folgen- den Tagen Sept. 5. 6. 7. am Östrande bei derselben Breite zwi- schen +50° und +60° beobachtet wurden. Von der Grenze der Fleckenzonen mögen als Beispiel gelten die Protuberanzen, welche bei +40° Breite am ©. R. Juni 2 und später an derselben Stelle am W. R. Juli 15 gefunden sind. Schon innerhalb der Flecken- zonen waren die flammigen Protuberanzen Juli 17 O.R. (Karte IIb, Fig. 9), wo nicht blos die Chromosphäre von —28° bis —36° mit intensiven Flammenspitzen besetzt war, sondern noch hinzukam, dafs die C-Linie bei senkrechter Spaltstellung sich weit auf die Sonnenoberfläche erstreckte. — Andere Stellen intensiver flammi' ger Protuberanzen ohne Flecke sind folgende: W. R. Juli 13 bei —= +23° und nördlich von +34°; O. R. Juli 22 bei —19°; W. R. Aug. 350 bei = +20°; W. R. Sept. 1 bei b = +14°. 1I. Die flammigen Protuberanzen scheinen niemals zu fehlen, wo grofsartige Neubildungen und Umformungen von Fleckengrup- pen auftreten. In speziellen Fällen konnte mit Hülfe der Rechnung nachgewiesen werden, dafs solche Protuberanzen an demselben Orte vorher stattfanden, wo später Flecke sich bildeten. Das Folgende wird als characteristisch aufgeführt: Die flammigen Protuberanzen Karte III Fig. 29 sind Aug. 9 am Öst-Rande beobachtet bei ZL = 0° von b= —12° bis -—20° entfernt westlich von der Gruppe No. 246. Es liegt kein Beispiel vor, dafs solche mächtige Flammenstrahlen in unmit- telbarer Nähe eines Flecks vorgekommen wären, und dürfte über- haupt Beides nicht vereinbar sein. Indem nun westlich von der Gruppe No. 246 eine spätere Neubildung von Flecken bis 400 Gesammtsitzung zum Orte der Protuberanzen fortschreitend beobachtet wurde, nämlich zunächst bis Aug. 17 eine neue Gruppe bei [356°; — 14,6], darauf eine andere bei 359°, ist anzunehmen, dafs inzwi- schen eine Erschöpfung der Aug. 9 beobachteten Protuberanzen stattgefunden habe. Die Gruppe No. 303 reichte Oct. 7 in der Breite —12° öst- lich nur bis ZL = 328,5. Es waren aber am O. R. Oct. 5 ausge- zeichnete flammige Protuberanzen bei [327°; —12° bis —18°] be- obachtet. Später entstand der behofte Fleck No. 304 [327°; —16,5] an dem Orte der Protuberanz, welche selbst nicht mehr vorhanden sein konnte. Bei der vorigen Gruppe No. 246 ist die nach Westen fort- schreitende Fleckenbildung der Einwirkung der weiter westlich be- findlichen Protuberanzen, bei der letzteren Gruppe No. 303 die nach Osten fortschreitende Fleckenbildung den östlichen Protube- ranzen zuzuschreiben. — Bei meinen Fleckenbeobachtungen ist mir schon früher mehrfach eine auch in längerer Zeit sich fortsetzende und alsdann auf weitere Räume sich erstreckende „fortschreitende Fleckenentwickelung“ vorgekommen, wobei die Richtung nach We- sten (d. h. im Sinne der Rotation) überwiegend war. Eine in zwei Theile getrennte Gruppe, deren Theile nicht selten entgegengesetzt gerichtete Hofstellung zeigen, hat in ihrer Mitte immer ein intensiv helles Feld. Von der Doppelgruppe No. 218 befand sich das helle Feld Juli 10 am Östrande; es wur- den flammige Protuberanzen gesehen, und bei senkrechter Spalt- stellung erstreckte sich die helle C-Linie auf die Sonnenoberfläche bis an den westlichen Theil der Gruppe. Am Sonnenrande zeigte sich eine Lücke zwischen den Protuberanzen, und der späteren Rechnung zufolge entsprach dieser Lücke der östliche Theil der Gruppe, welcher damals wahrscheinlich keine beträchtliche Aus- dehnung hatte, indem von Juli 11 bis Juli 14 zunehmende Vergrös- serung desselben beobachtet wurde. Innerhalb des hellen Feldes, d. h. dort wo durch die helle C-Linie Juli 10 Protuberanzen an- gezeigt worden waren, traten an einigen Tagen (namentlich Juli 17) kleine Flecke auf; indessen war jeder der kleinen Flecke nur von kurzer Dauer. Bedeutende Gruppen sind oft von hellen Canälen durchzogen. In die Mitte der grofsen veränderlichen Gruppe No, 246 erstreck- ten sich von Süden her am OÖ, R. Aug. 10 flammige Protuberan- vom 30. Mai 1872. 401° zen, welche einem Aug. 11 beobachteten breiten und hellen Canale entsprachen. Derselbe war Aug. 12 theilweise mit Flecken besetzt, aber Aug. 14 wieder fleckenfrei. Darauf erfolgte vollständige Um- änderung der Gruppe mit mehrfachem Wechsel in der Lage der hellen Canäle. Am O©.R. Juli 15 wurden bedeutende flammige Protuberanzen gesehen, deren Ort der Westgrenze einer Gruppe No. 223 ent- sprach, welche sich aber erst seit Juli 17 in gröfserer Ausdehnung entwickelte und die Juli 22 ihr Maximum erreichte. Juli 26 war nur noch ein kleiner Fleck aus der Mitte der Gruppe verblieben. Diese Gegend wurde Juli 29 von der Linie des Westrandes ge- schnitten, aber an dieser Stelle waren keine Protuberanzen, son- dern nur entfernt nördlich und entfernt südlich. III. Dem Entstehen einer Fleckengruppe und selbst der gröfs- ten geht immer schon einen oder mehrere Tage die Bildung klein- ster Flecke voraus. Diese sind dann schon von intensiven Fackeln — und wie wir jetzt sagen können von ausgezeichneten flammigen Protuberanzen — umgeben, wenn eine gröfsere Fleckenentwicke- lung bevorsteht. Mit dem Abschlufs der Phase der schnellen Ent- wickelung und Umformung der Flecke verschwindet meist nur ein Theil der Gruppe, und in dem verbleibenden Theile bildet sich ein isolirter behofter Fleck, welcher erst nach und nach gröfsere Regelmäfsigkeit der Gestalt erlangt. Nur kleinere behofte Flecke bilden sich sofort als solche fast isolirt, aber zuerst ohne Hof. Erst wenn der Fleck eine gewisse Gröfse erreicht hat, beginnt die Hofbildung, welche zunächst durchaus nicht gleichmäfsig ist. Klei- nere begleitende Flecke fehlen auch anfangs nicht. — Immer geht also einem gleichmälsig behoften Flecke eine andere Entwickelungs- phase voraus, für welche wir die flammigen Protuberanzen als be- ständige Begleiter und Vorläufer anzusehen haben. Schon früher bei Untersuchung der Rotationswinkel hatten wir eine derartige Unterscheidung zu berücksichtigen, indem sich ergab, dafs Abwei- chungen von dem Gesetze der mit der heliographischen Breite ab- nehmenden Rotationswinkel umsomehr auftreten, je mehr sich der Fleck noch in der ersten Entwickelungsphase befindet. (Spaltung der Flecke u. dergl. ist als eine Zurückversetzung in die erste Phase zu betrachten.) Demnach ist nicht auffällig, dafs die flam- migen Protuberanzen bei behoften Flecken nicht in gleicher Weise auftreten wie in den unter No, II zusammen- 402 Gesammtsitzung gestellten Fällen, d. h. wie bei der ersten Entwickelung einer Gruppe. Von der bedeutenden Gruppe No. 210 verschwand der grös- sere Theil seit Juli 8 bis Juli 11. Das westlich verbliebene be- hofte Gebilde hatte nur nördlich flammige Protuberanzen und keine südlich, wo Auflösung anderer Flecke erfolgt war. Die Gruppe No. 216 erreichte Juli 17 ihr Maximum. Bis Juli 19 verschwanden alle übrigen Flecke aufser einem westlichen behoften Fleck, der mit No. 242 identisch ist. Am Westrande Juli 22 wurden keine benachbarten Protuberanzen beobachtet, nur entfernt südlich. Am Östrande Juni 2 waren Protuberanzen nur in nördlicher Richtung bei dem behoften Flecke No. 181, welcher mit No. 149 der vorhergehenden Periode A identisch ist. Der in der Breite 5b = +6,6 befindliche behofte Fleck No. 183 (merkwürdig durch seinen grofsen Rotationswinkel £ = 14,552) befand sich Juni 17 am Westrande. Es wurden keine Protube- ranzen in seiner Nähe gesehen, nur entferntere am Äquator. Der behofte Fleck No. 197 (identisch mit dem in der Periode B gebildeten behoften Fleck No. 177; für b= +21,5 folgte = 13,896) befand sich Juli 1 nahe dem Westrande und wurden keine Protuberanzen gesehen. Der behofte Fleck No. 186, dessen Bildung bis Juni 15 voll- endet war, nachdem vorher eine Gruppe kleiner Flecke bestanden hatte, befand sich Juni 17 nahe dem Westrande ohne Protube- ranzen. Der Gruppe kleiner Flecke No. 194 entsprach in der folgen- den Periode C etwas nördlicher der behofte Fleck No. 219, in dessen Nähe am ÖOstrande Juli 10 keine Protuberanzen waren, aber entfernt östlich am O. R. Juli 11 und entfernt westlich am W.R. Juli 23. Die Gruppe No. 275 erreichte ihr Maximum an den Tagen Sept. 11 u. 12, worauf seit Sept. 15 ein behofter Fleck (identisch mit No. 300) verblieb, welcher Sept. 17 ohne Protuberanzen am Westrande war. Die Gruppe No. 226 ging voraus der Bildung des in der fol- genden Periode E beobachteten Flecks No. 247, dem zuvor am Östrande Aug. 12 keine flammigen Protuberanzen entsprachen. vom 30. Mai 1872. 403 IV. Wir wenden uns zu denjenigen Protuberanzen, welche nicht den flammigen Character haben, um zunächst nachzuweisen, dafs nicht wenige Fälle vorkommen, welche für Einwirkung auf benachbarte Fleckenbildung sprechen. Diese Einwirkung würde von der in No. II besprochenen verschieden sein. Schon die Beobachtung im Jahre 1868 hatte auf einen solchen Einflufs hingewiesen. Indem ich nämlich an den Tagen nach der totalen Sonnenfinsternils des 18. August den Ort der grofsen öst- lichen Protuberanz auf der Sonnenscheibe verfolgte, fand ich keine Spur eines Flecks oder einer auffälligen Schattirung, aber später bei der Beobachtung am 24. August in Beejapoor wurde eine neu entstandene Gruppe bemerkt, deren Ort sich westlich dem Orte der Protuberanz anschlofs. Ähnlich sind die folgenden Fälle: Die Gruppe No. 180 entstand nach Juni 2 nördlich von Pro- tuberanzen, welche am O. R. Juli 14 beobachtet waren. Der Ort des am Ostrande Juni 8 eingetretenen behoften Flecks No. 188 liegt genau östlich von Protuberanzen des W. R. Mai 24. Die Gruppe No. 213 ist Juli 4/5 entstanden; vorher waren Protuberanzen am O.R. Juli l, dem Orte der Gruppe westlich an- grenzend. Die Gruppe No. 224 entstand nach Juli 19 südlich von Pro- tuberanzen, welche am O. R. Juli 14 beobachtet waren. Die kleinen Flecke No. 231 waren Juli 26 entstanden nörd- lich von einer am ©. R. Juli 22 beobachteten Protuberanz. Die kleine Gruppe No. 234 entstand erst Juli 31 südlich von der am ©. R. Juli 24 beobachteten langen Kette von Protube- ranzen. Die kleine Gruppe No. 239 ist Aug. 10 entstanden, westlich angrenzend den am OÖ. R. Aug. 1 beobachteten Protuberanzen. Die kleinen östlichen Flecke der Gruppe No. 249 entstanden Aug. 18/20 südlich von der Protuberauz des O. R. Aug. 3. Der kleine Fleck No. 239 wurde erst Sept. 16 beobachtet, nördlich von einer Protuberanz des O. R. Sept. 11. An andere Protuberanzen desselben Tages schlossen sich westlich an die klei- nen Flecke No. 290, welche zuerst Sept. 21 sichtbar waren. Ein kleiner Fleck No. 291 wurde Sept. 17 u. 19 beobachtet östlich von den vorher am OÖ. R. Sept. 13 bei gleicher Breite be- obachteten Protuberanzen. 404 Gesammtsitzung Die Gruppe No. 294 ist nach Sept. 21 entstanden östlich von Protuberanzen des OÖ. R. Sept. 16 und südlich von anderen des O. R. Sept. 17. Hieran schliefsen wir die Fälle, wo die Flecke einer Lücke zwischen Protuberanzen entsprechen. Es läfst sich wohl anneh- men, dafs dann die gedachte Einwirkung in verstärktem Mafse auftritt, zumal innerhalb oder neben einer solchen Lücke das Auf- treten von Flecken verhältnifsmäfsig häufig beobachtet ist. Der behofte Fleck No. 209 (identisch mit No. 191) befand sich Juni 29 am Östrande innerhalb einer grofsen Lücke jener Kette von Protuberanzen, welche sich vom Äquator bis 40° südl. Breite erstreckte. Es ist wohl kaum nöthig zu bemerken, dafs die Anwesenheit des Flecks erst später durch Rechnung gefunden wurde, indem ein am äufsersten Rande befindlicher Fleck nicht sichtbar ist. Die Fleckenreihe No. 233 ist Juli 29 entstanden, östlich an- grenzend den Protuberanzen des O.R. Juli 23 und in ihrer Haupt- richtung hinweisend auf eine Thor-Lücke der Protuberanzen des O. R. Juli 24. Die Gruppe No. 235 entspricht einer Lücke der Protuberan- zen des W. R. Aug. 8, No. 242 einer Lücke des O. R. Aug. 5, die grofse Gruppe No. 250 der breiteren Lücke am W. R. Aug. 27, No. 267 der Lücke am W. R. Sept. 11, No. 293 einer Lücke am O.R. Sept. 19 und einer solchen am W.R. Oct. 4. Auch Oct. 18 ist am O. R. eine Lücke zwischen Protuberanzen beobachtet, an welche ein behofter Fleck No. 316 grenzte, der sich damals noch jenseits der Sonnenscheibe befand. V. Nach der Auflösung von Gruppen kann man beobachten, dafs an der Stelle der verschwundenen Flecke noch Fackeln ver- bleiben, namentlich intensive Fackeln, wo zuerst nur der östliche Theil einer bedeutenderen Gruppe verschwunden ist. Es verbleibt also meist der flammige Character der Chromosphäre, wenn auch nicht gerade so gesteigert, dafs wir die Bezeichnung flammige Pro- tuberanzen gebrauchen. So sind anzuführen die Gruppe No. 158 für W. R. Mai 27, indem ihr östlicher Theil verschwunden war, ferner die oben unter III angeführten Gruppen No. 210 u. No. 275 nach theilweiser Auflösung, und die Gruppen No. 211 u. No. 255 nach vollständiger Auflösung. Aus den Fleckenbeobachtungen hat sich eine Abstufung in dem Grade ergeben, dafs mitunter nur ganz vom 30. Mai 1872. 405 unbedeutende oder auch keine Fackeln zurückbleiben. Mein Be- obachtungsmaterial der Protuberanzen ist aber dazu nicht vollstän- dig genug, um betreffende Fälle angeben zu können, wo auch die feinsten Spitzen der Chromosphäre vermifst wären. Dagegen hat sich durch Beobachtung der Protuberanzen ergeben, dafs die Grup- pen noch auf eine andere Art zum Verschwinden gelangen, welche sich von dem Vorgange, wie er als der gewöhnliche anzunehmen ist, wesentlich unterscheidet, indem nämlich grofse Protuberanzen an demselben Orte beobachtet worden sind, wo der Rechnung ge- mäfs kurze Zeit vorher eine Gruppe bestanden hatte. Wenn wir die grofsen Protuberanzen als vulkanische Eruptionen auffassen, so werden wir ohne Rücksicht auf Wärmeverhältnisse sagen kön- nen, dafs Flecke, welche sich am Orte der Eruption befinden, in Folge der gewaltsamen Umwälzungen nothwendig zerstört werden müssen. Bei der Häufigkeit der Flecke und Protuberanzen des vorigen Jahres sind bezügliche Fälle mehrfach beobachtet wor- den, z. B.: Von der Gruppe No. 155 war zuletzt Mai 19 noch ein Fleck übrig, darauf wurden an demselben Orte am W.R. Mai 21 bedeu- tende Protuberanzen gefunden. Die Flecke No. 155 sind auch bis Mai 19 gesehen, und an ihrer Stelle befand sich Mai 21 eine breite und hohe Protuberanz. Die Gruppe No. 167 verschwand bis Mai 29, darauf auch die benachbarte Gruppe No. 168, und am W. R. Juni 2 wurde zwi- schen den Örtern beider Gruppen eine beträchtliche Protuberanz beobachtet. Zur Seite der langen Kette der Protuberanzen am W. RR. Aug. 1 sind bei +10°, wo sie am höchsten waren, die anliegen- den Flecke der Gruppe 229 vorher verschwunden, nördlicher der kleine Fleck 230. Der Fleck No. 281 ist Sept. 13/15 verschwunden, worauf ne- ben seinem Orte am W. R. Sept. 16 ansehnliche Protuberanzen beobachtet wurden. VI. Von bogenförmigen Protuberanzen wollen wir schliefslich zwei auffällige Beziehungen angeben: Der östliche Fleck der Gruppe No. 166 befand sich der Rech- nung gemäls genau am Westrande Juni 2 unterhalb einer bogen- förmigen Protuberanz. 406 Gesammtsitzung Am W.R. Sept. 6 u. 7 sind jene Protuberanzen beobachtet, welche im vorigen Aufsatze p. 661 als Ausnahme angeführt wur- den in Betreff der in oberen Regionen nach den Polen gerichteten Strömung (Karte I ce. W). Sept. 7 Vormittags war der obere Zug der Protuberanz noch parallel der Oberfläche, aber Nachmittags senkte sich die Spitze herab. Dadurch war über dem Orte des bis Sept. 4 sichtbaren Flecks No. 263 ein grofser Bogen vollstän- dig hergestellt. u An eingegangenen- Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societe vaudoise des sciences naturelle. Vol. XI. Nr. 66. 67. Lausanne 1872. 38. Archiv des histor. Vereins von Unterfranken u. Aschaffenburg. 25. Bd. 3. Heft. Würzburg 1872. 38. , Sitzungsberichte der philos.-philolog. u. hist. Klasse der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Mathem.-phys. Klasse. Heft 1. Philos.- hist. Kl. Heft 1. München 1872. 8. Verhandlungen der phys.-medicin. Gesellschaft in Würzburg. 2. Bd. 4.H. Würzburg 1872. 8. Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 107.—109. Publication. Tübingen 1871 | 72. 8. Memoirs of the American Academy of arts and sciences. Vol. X, 1. Cambridge 1863. 4. Antiquarisk Tidskrift for Sverige. III, 2. Stockholm 1872. 8. Zeitschrift der geologischen Gesellschaft. Berlin 1871. 8. 17. Bericht der Philomathie. Neisse 1872. 8. Atti della Reale Accademia dei Lincei. Vol. XXIV. Roma 1871. 4. Schuberts Tables of Parthenope. Washington 1871. 4. fi = % I, N En Er Nr er A Li Mad 3 Pr re L Menars Lr 70 300 ge b iR > 2 Ten = N Ei TR 5 “N i per a | ar | I . = en rg T je z S z - Drug, -1 5 a — | £ De BE Er | & m |. 27 as=srzale Fasjletsz! 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Im Aprilheft S.265 Z.3 ist statt Jughindeen zu lesen: Juglandeen. MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Junı 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr Kummer. 6. ee etaine der Akademie. Hr. Rammelsberg las über die unterphosphorigsau- ren Salze. Dulong, welcher die unterphosphorige Säure im J. 1816 ent- deekte, hat über ihre Salze nur wenige Angaben gemacht. Er be- schränkte sich darauf, ihre durchgängige Löslichkeit hervorzuheben. Als Heinrich Rose seine wichtigen Untersuchungen über das Phos- phorwasserstoffgas unternahm, beschäftigte er sich auch mit der unterphosphorigen Säure, und machte im J. 1827 die Resultate dieser Arbeit bekannt’), welche zuerst die wahre Zusammensetzung der Säure ergab, insofern Dulong sowohl wie H. Davy, durch man- gelhafte Methoden irregeleitet, zu ganz falschen Schlüssen gekom- men waren. H. Rose dehnte seine Versuche auch auf die Salze der unterphosphorigen Säure aus, und seine Angaben sind dann auf diesem Gebiet lange Zeit die einzigen gewesen. Wir verdan- ken ihm die Kenntnils ihrer Zusammensetzung, namentlich aber des Wassergehalts, welcher zu ihrer Constitution gehört, ihrer re- ducirenden Eigenschaften und ihrer Verwandlung in saure phosphor- saure Salze (Metaphosphate) durch Behandlung mit Salpetersäure. Da aber der Hauptzweck der Arbeit auf das Verhalten des Phos- !) Pogg. Ann. 9, 361. [1872] 29 410 Gesammtsitzung phorwasserstoffs gerichtet war, so studirte H. Rose die unterphos- phorige Säure und ihre Salze vorzugsweise in ihrem Verhalten in höheren Temperaturen, wobei sie jenes Gas, bald selbstentzündlich, bald nicht selbstentzündlich liefern. Im J. 1842 machte Würtz eine Reihe von Versuchen bekannt'), welche er zu dem Zweck unternommen hatte, das chemisch gebun- dene Wasser der unterphosphorigsauren Salze direkt zu bestim- men, um dadurch zu Schlüssen auf die Constitution der Säure selbst zu gelangen. Es wurde hierdurch bestätigt, dafs alle Salze zwei Atome Wasser, wie man sich damals ausdrückte, enthalten, welches zu ihrer Constitution gehört, und erst bei ihrer Zersetzung zum Vorschein kommt, so wie, dals auch das Kalksalz, in welchem H. Rose nur 14 Atom Wasser annehmen zu dürfen glaubte, den übrigen ganz und gar entspreche. H. Rose hat dies dann vollständig anerkannt?) und seine äl- teren Versuche am Kalksalz corrigirt. Die vorliegende Arbeit wurde in der Absicht unternommen, einerseits über die Krystallform der unterphospharigsauren Salze womöglich näheren Aufschlufs zu erlangen, andererseits ihr Ver- halten beim Glühen genauer zu erforschen, als dies H. Rose mög- lich gewesen war, da man zu jener Zeit die Modificationen der Phosphorsäure noch nicht kannte. Denn nach ihm hat sich kein Chemiker mit diesem Gegenstand beschäftigt, und das von Würtz aus der Formel der Säure ganz willkürlich hergeleitete Zersetzungs- schema der Salze?) ist vollkommen unrichtig, wie schon H. Rose nachdrücklich hervorgehoben hat.*) Nach Letzterem werden alle unterphosphorigsauren Salze beim Erhitzen zersetzt, und geben ein phosphorsaures Salz, Wasser und Phosphorwasserstoff. Das phosphorsaure Salz ist meist ein Py- rophosphat, wiewohl dies eigentlich nur beim Baryt-, Strontian- und Kalksalz untersucht ist. Die Zersetzung erfolgt also so, dafs die Hälfte des Phosphors im Rückstande bleibt, die Hälfte ent- weicht. Z. B. unterphosphorigsaurer Baryt 2H- Bar 0% = Ba’ P°’0', 0,22 I) Ann. Chem. Pharm. 43, 318. ?2) Pogg. Ann. 58, 301. 2) Ann. Chem. Pharm. 43, 333. 4) Pogg. Ann. 58, 308. vom 6. Juni 1872. 411 Ein Viertel des Wasserstoffs und ein Achtel des Sauerstoffs treten als Wasser aus, drei Viertel des Wasserstoffs werden als Phos- phorwasserstoff frei, welcher in der Hitze jedoch eine theilweise Zersetzung erfährt, so dafs Phosphor sich abscheidet und Wasser- stoff sich entwickelt, und das rückständige Phosphat beim Auflö- sen eine kleine Menge rothen Phosphors hinterlälst, der sich beim Abkühlen auf ihm niedergeschlagen hatte. Mitunter, wie z. B. beim Bleisalz, ist die Phosphorabscheidung so gering, dafs der Rückstand weifs erscheint und sich in Säuren vollkommen auflöst. Das Phosphorwasserstoffgas entwickelt sich nach H. Rose selbst- entzündlich aus dem Kali-, Baryt-, Strontian-, Kalk-, Magnesia-, Mangan- und Bleisalz, nichtselbstentzündlich aus dem Zink-, Kadmium-, Kobalt- und Nickelsalz. Die beiden letztern liefern ein Gemenge von Wasserstoff und Phosphorwasserstoff und hinterlas- sen nach H. Rose einen in Säuren kaum löslichen Rückstand von Pyro- und Metaphosphat. Auch in dem Glührückstand vom Kadmiumsalz nahm H. Rose ein solches Gemenge an, obwohl der- selbe in Säuren leicht löslich ist. Diese Angaben H. Rose’s sind es vorzüglich, welche ich einer genaueren Prüfung unterzogen und deshalb auch auf eine gröfsere Anzahl von unterphosphorigsauren Salzen ausgedehnt habe. Denn es fehlte bisher jede genauere Kenntnils von dem Verhalten der Alkalisalze; man nahm nur an, sie zersetzen sich in gleicher Art wie die übrigen. Die nachfolgenden Versuche werden darthun, dafs das Verhalten aller Salze der unterphosphorigen Säure in der Hitze doch wesentlich anders ist, als H. Rose angenommen hatte. Ehe wir zu den einzelnen Salzen übergehen, möge daran er- innert werden, dafs die krystallwasserfreien unterphosphorigsauren Salze H’RPO? und H!RP?O! sind, oder, falls der Wasserstoff in der Form fertig gebildeten Wassers in ihnen enthalten ist: RPO RP? O0: m nn a die Säure selbst also H # entweder [ S „oder [ro BP O° ‚mo zu denken ist. 412 Gesammtsitzung Unterphosphorigsaures Natron. Alles, was wir von diesem Salze wissen, beschränkt sich auf die Angaben von Dulong und H. Rose, es sei schwer krystallisir- bar, zerfliefse und löse sich in Alkohol auf. Die aus der Zersetzung des Barytsalzes durch kohlensaures Natron oder durch Sättigen der freien Säure mit letzterem erhal- tene Auflösung trocknet bei freiwilligem Verdunsten über Schwefel- säure zu einer krystallinischen Masse ein, welche bei längerem Verweilen über der Säure stark effloreseirt. Es ist deshalb sehr schwer, das Salz einerseits im trocknen, andererseits im unverwit- terten Zustande zu erhalten. Um die Menge des Krystallwassers zu bestimmen, habe ich zwei Wege eingeschlagen: 1) die Umwandlung in Metaphosphat durch Salpetersäure, und 2) direkte Erwärmung bis zu 200°. 2,795 gaben nach der Behandlung mit Salpetersäure 2,733 NaPO°. Diese, mit Na?CO*? geschmolzen, lieferten 2,988 Mg’P?O’ — P 0,8345. Wir haben hierin mehrere Anhaltspunkte für die Gröfse des Wassergehalts: | a) Das Salz hat 97,78 p.C. NaPO? gegeben; diese ent- sprechen 82,49 H’NaPO°. Mithin sind 17,5 Wasser vorhanden. b) Die direkte Phosphorbestimmung zeigt 2,7458 NaPO°’ an — 98,2 p. ©. des Salzes, = 84,84 H’NaPO? oder 15,16 p. C. Wasser. c) Da 885 H’NaPO° — 31P sind, so entspricht der Phos- phor 2,37 des ersteren, und da 2,795 — 2,37 —= 0,425 Wasser, so macht letzteres 14,85 p. C. aus, Ferner verloren 3,198 bei längerem Stehen über Schwefelsäure 0,258 oder 8,07 p. C., und dann bis 200° noch 0,206, zusammen also 14,51 p. C. 3,39 einer lange über Schwefelsäure aufbewahrten Probe ga- ben bei 200° 0,244 — 7,20 p. C. Verlust. Aus diesen Versuchen geht hervor, dafs das unterphosphorig- saure Natron 1 Mol. Krystallwasser enthält, und über Schwefel- säure die Hälfte verliert. vom 6. Juni 1872. 413 H’NaPO°’-+ag gefunden im Mittel ıH =. —= “E83 Na =33 21,70 al 29,25 20,32 30,18 aq =18 16,98 16,0 106 100 Auch von dem Verhalten des Salzes in höherer T. besitzen wir lediglich die Angabe H. Rose’s, dafs es selbstentzündliches Phosphorwasserstoffgas entwickle. a) 2,687 des entwässerten Salzes wurden allmälig erhitzt; es wurde selbstentzündliches Gas frei, die Masse blähte sich auf und erschien porös, halbgeschmolzen und fast weils. Nachdem ein wenig freier Phosphor durch Was- serstoff fortgetrieben war, wog jene 2,215 —= 82,43 p. C. Sie wurde mit kohlensaurem Natron geschmolzen und gab nun 2,0195 Mg’ P?’O’ = P 0,564. b) 3,096 lieferten in gleicher Art 2,56 Glührückstand = 82,7 p. C., und aus diesem wurden 2,652 Mg’P’O’ — P 0,7406 erhalten. Der Rückstand besteht also aus: 2. b. Natrium 26,14 26,14 Phosphor 21,47 23,92 Sauerstoff 34,82 32,64 82,43 82,70 Abgesehen von einem kleinon Überschufs an Phosphor in b. zei- gen diese Versuche, dafs in dem Glührückstand auf 3 At.P 5 At. Na enthalten sind, dafs er also aus 1 Mol. Pyrophosphat und 1 Mol. Metaphosphat besteht, Na 0! Y.9D3 Ey Na ‚E70 eh 414 Gesammtsitzung berechnet gefunden 5Na = 115 = 3125 31,72 3P 95 25,27 26,04 100 160 43,48 368 100 83,64 82,7 Die Zersetzung des Natronsalzes erfolgt mithin so: RE NaB0’.= NiP0?'% 2H°’P 2?’ Unterphosphorigsaures Thallium. Dieses bisher noch nicht beschriebene Salz wurde aus dem Barytsalz und Thalliumsulfat dargestellt. Die Auflösung gab nach starker Concentration im Exsiccator Krystalle, welche an der Luft feucht werden und sich in Wasser leicht lösen. Ihre Formen gehöreu dem zweigliedrigen System an; es sind rhombische Prismen p, mit Abstumpfung der scharfen Kanten b und einem gerade aufgesetzten Rhombenoktaäder o; also os wrbiäc p-= 2b 085 cC bi= Dre 20056 berechnet beobachtet 2A = 121°18' 121° 0' o?2B = 102 50 103 0 26.1050 p:p = *103 40 b= 118 10 | *142 30 ° ne | 319.23 vom 6. Juni 1872. 415 Die Krystalle, an denen die Okta@derflächen nur klein sind, lassen bei ihrem unvollkommenen Glanz und ihrer Neigung, feucht zu werden, keine scharfen Messungen zu. Aus den mitgetheilten folgt: abc —,0,486.21 20,805; Das Salz enthält kein Krystallwasser, schmilzt aber bei 150°. 2,744 wurden mit Salpetersäure erhitzt, bis sie in Phosphat ver- wandelt waren. Die mit Ammoniak übersättigte Auflösung wurde mit Ammoniumhydrosulfür gefällt, das Schwefelthallium in Salpe- tersäure aufgelöst und mit Schwefelsäure abgedampft, wodurch 2,518 TI’SO* = T12,0384 zurückblieben. Aus dem Filtrat wur- den 1,165 Mg’P’O’ = P0,32536 erhalten. Br’ PO gefunden AH 2 Tı 204 75,84 74,30 pP si MET Ta.s6 20 32 11,90 269 100 Beim Erhitzen zersetzt sich das Salz unter Entwicklung von selbstentzündlichem Gas und Abscheidung von etwas Phosphor. Es bleibt ein weilser Rückstand, dessen Menge aus 1,91 Substanz 1,69 oder 88,5 p. ©. betrug, wiewohl ein kleiner Theil durch den Gasstrom staubförmig fortgerissen wurde. Aus diesem Glührück- stande wurden 0,433 Mg’P’O’ —= P 0,121 erhalten. Dieser Phosphorgehalt, —= 6,9 p. C. gegen 85,7 Tl, scheint zu beweisen, dafs der Glührückstand nicht aus Pyrophosphat allein bestehen kann (er mülste dann gegen 6,9 Phosphor 90,8 Thallium enthalten), sondern dafs daneben Metaphosphat vorhanden ist. Un- ter Annahme von N EN: würde er 6,73 p. C. P enthalten, und seine Menge 94,6 p. C. be- tragen müssen. Die Zersetzung des Salzes ist dann dieselbe wie die des Na- tronsalzes. 416 Gesammtsitzung Unterphosphorigsaures Lithion. Auch dieses Salz ist bis jetzt unbekannt geblieben. Durch doppelte Zersetzung erhält man eine Lösung, welche erst bei star- ker Concentration Krystalle absetzt, die, obwohl sehr klein und an der Luft zerflielslich, doch eine nähere Bestimmung erlauben. Sie sind zwei- und eingliedrig und die Flächen der Ver- tikalzone bedingen ihren prismatischen Habitus. Die beobachteten Flächen sind: gq=b:c:oa a=3:00b: 006 ' ' r a':c:oob C=c:»oa:«b a:b:c = 0,623:1: 1,952 o = IR 32 berechnet beobachtet degli B55 0 c = 117°:30’ 117 22 a —= 9 40 A — *100 8 vr. 16 D 136-3 ce: r = 123.40 1:2 —;.98 28 Die Krystalle sind farblos und durchsichtig. Das unterphosphorigsaure Lithion wird an der Luft schnell feucht und löst sich leicht in Wasser auf. Es enthält Krystall- wasser. 1,46 verloren bis 200° 0,314 = 21,5 p. C. 1,18 wurden mit Salpetersäure erhitzt und zuletzt zum schwa- chen Glühen gebracht, wobei 1,086 glasig geschmolzenes Metaphos- phat LiPO° zurückblieben. Aus dem Trockenverlust und der Menge des Metaphosphats folgt, dafs das Salz 1 Mol. Krystallwasser enthält, zugleich aber auch, dafs die Proben nicht ganz trocken waren. Da H’LiPO? 95,5 p.C. LiPO°’ geben muls, indessen nur 92 erhalten wurden, so dürfte das Salz 3,6 p. C. Feuchtigkeit enthalten haben. vom 6. Juni 1872. 417 Nur zur Controle wurden Li und P bestimmt, indem die Lö- sung des Metaphosphats mit Barytwasser gekocht wurde. Es er- gaben sich 0,628 Li’SO* = Li 0,08 u. 1,388 Mg’P?O’ = P 0,3876. Nach Abzug der Feuchtigkeit erhält man: gefunden Ze 5 sg N 3 Li 7 1,07. 324,08 P sl 34,44 34,09 20 32 35,57 ad 18 20,00 (21,50) 90 100 Bei längerem Aufbewahren über Schwefelsäure verwittert das Salz und verliert 4 des Wassers. Eine so getrocknete Probe lie- ferte nur noch 15,7 p. ©. (berechnet 14,3) Krystallwasser. Wird das entwässerte Salz stärker erhitzt, so zersetzt es sich, entwickelt selbstentzündliches Gas, färbt sich durch Phosphorab- scheidung röthlich und hinterläfst nach dem Glühen einen weilsen geschmolzenen Rückstand. a) Aus 1,15 wurden 0,859, b) aus 1,355 wurden 1,038 Rückstand erhalten; im er- sten Fall war Wasserstoff, im zweiten Kohlensäure zum Forttreiben des Phosphors benutzt worden. Hiernach liefert H’ LiPO? 76,0 und 76,6 p. ©. Glührückstand. Aus dem Mittel beider = 76,3 und dem bekannten Lithium- gehalt folgt, dals darin Lithium 9,72 Phosphor 24,22 Sauerstoff 42,36 76,30 enthalten sind. In diesen Phosphaten it P:Li=1:13 —=5:9, sie sind also 2,u1°P?O/ I D5 mE na { Li PO: wonach 100 enthalten müssen: 418 Gesammtsitzung 9Li—= 63 = 12,86 12,74 11,8!) 5P 155 3163 31,74 170 272 5551 490 100 Die Zersetzung des unterphosphorigsauren Lithions ist: Im r9r = 7770; PD 4H’P 2H’ und die Menge des Glührückstandes muls 75,6 betragen (gefunden 76,3). Wäre der Rückstand aus je einem Mol. Pyro- und Metaphos- phat zusammengesetzt, so wären 80 p. C., und wäre er reines Py- rophosphat, so wären nur 70,1 p. ©. zurückgeblieben. Unterphosphorigsaurer Baryt. Nach Würtz scheidet sich das Salz aus einer Auflösung in freier unterphosphoriger Säure frei von Krystallwasser ab, wäh- rend es, aus der wässerigen Lösung krystallisirt, 1 Mol. von jenem enthält. Bei vielfacher Darstellung des Salzes habe ich stets aus der wässerigen Lösung die nämlichen Krystalle gewonnen, welche, wie wir sogleich sehen werden, 1 Mol. Krystallwasser enthalten. Die Form dieser Krystalle war bisher unbekannt, auch sind sie in der Regel unvollkommen ausgebildet, doch glückt es zuweilen, sie im Exsiccator deutlich und gut bestimmbar zu erhalten. Sie gehören dem zwei- und eingliedrigen System an und sind nach der Vertikalzone prismatisch ausgebildet. Fig. 1 giebt !) Direkt bestimmt. vom 6. Juni 1872. 419 Fig. 1. die Ansicht eines Krystalls, und Fig. 2 einen Durchschnitt nach der Symmetrieebene. Ausgehend von den Dodekaidflächen p, 9, r erhält man für die beobachteten folgende aus den Zonen sich er- gebende Werthe: 5 =a:b:3c $=a:b:le Ss — Zac r =are:ooh r'= a':c:oob 2 —= 2a':c:oob a=a:oob:ooc abe = 1.95 ?T77200 o = 79° 40' 420 Gesammtsitzung berechnet beobachtet p:p= 65° 40' a= 122 50 c= 35 1: E— *53° 40' ce —= 11658 a4 39 94 30 a *100 20 — *145 50 r’ = 137 57 137 30 z = 114 51 c:r= 134 30 134 15 r=121 43 122 30 s=14449 145 8 r:5 = 156 54 156 30 r= 116 39 116 30 r—= 113 44 113 0 ungefähr q:r= 108 27 109 15 t —=103 4 104 20 „ s:s—= 111 32 112 0 a=141 2 140 55 ce=114 35 114 42 q= 133 37 133 10 Das Augitpaar s und beide q sind in der Endigung herrschend; p, 5 und % bilden äufserst schmale Abstumpfungen, und oft sieht man nur eine Fläche q. Häufig sind die Krystalle tafelartig nach r', welches parallel der Zonenaxe gestreift ist. Sie sind farblos und vollkommen durchsichtig. Über Schwefelsäure erleidet das Salz keinen Verlust, allein zwischen 100 und 150° entweicht ein Mol. Wasser. Zur Bestim- mung von Ba und P dienten folgende Versuche: a) 1,761 = 1,438 BaSO* —= Ba 0,3455. b) 2,769 mit HCl und KC1O3 behandelt, gaben 2,258 BaSO* = Ba 1,3453 und 2,237 Mg’ P?O’ = P 0,6247. vom 6. Juni 1872. 421 H'!BaP’O'! +agq gefunden a. b. 1 er Ge Ba 137 48,07. 48,01 48,58 2E, „02. 21,70 22,56 40 64 22,47 34,18 6,31 6,27 6,23 6,22 255 100 Durch Erhitzen mit Salpetersäure wird das Salz in Me- taphosphat, BaP?O°, verwandelt, dessen Menge = 103,5 p. C. betragen muls. In der That lieferten 2,401 des Salzes 2,474 geschmolzenen glasigen Rückstand = 103,5 p. C. Verhalten beim Glühen. Wenn man das entwässerte Salz bei Luftausschlufs allmälig erhitzt, so färbt es sich röthlich, entwickelt selbstentzündliches Phosphorwasserstoffgas, es sublimirt etwas gelben Phosphor und es bleibt ein pulveriger Rückstand. Um die Menge desselben bestimmen zu können, wurde während des Erhitzens, welches zuletzt bis zum schwachen Glühen ging, theils Wasserstoff, theils, wie im letzten Versuch, Kohlensäure durch den Apparat geleitet und der sublimirte Phosphor fortgetrie- ben. Auf diese Art gaben: a) 4,23 an Rückstand 3,697 = 87,40 p. C. b) 3,252 m 2,838, — 87,97 \; c) 3,545 & 3,085 = 87,02 „ d) 3,425 E 2,99 —= 87,30 „ Dieser Rückstand löst sich in Chlorwasserstoffsäure leicht auf, wobei sich fein zertheilter rother Phosphor (von der gewöhnlichen riechenden Modification) abscheidet. Berechnet auf 100 Th. was- serfreies Salz, betrug die Menge dieses Phosphors in a) 1,50 p.C. 170 „ e).2,00 „ Es wurde aufserdem in c) der gebundene Phosphor und in d) die- ser und das Baryum bestimmt, 422 Gesammtsitzung & d. Baryum 51,31') 50,97 Phosphor 12,21 12,41 freier 2 2,00 Sauerstoff 21,50 87,02 87,30 23,92 H. Rose hatte aus seinen Versuchen geschlossen, dafs der un- terphosphorigsaure Baryt (Strontian, Kalk) sich beim Glühen in reines Pyrophosphat Ba’P?’O’ verwandle, er hatte geglaubt, die Zersetzung erfolgt einfach so: 2HB'BaP? 04, = Ba’ PO, D’P} HL Nun werden wir sehen, dafs kein einziges unterphosphorigsaures Salz dieser Voraussetzung entspricht, sondern dafs die grofse Mehr- zahl ein Gemenge von Pyro- und Metaphosphat liefert. Auch beim Barytsalz ist dies der Fall, wenngleich die Menge des Metaphos- phats geringer ist als bei anderen Salzen. Es wird dies zunächst durch das Verhältnifs des Ba zum P im Glührückstande bewiesen. Wäre er nämlich Pyrophosphat, so mülste er auf 51,31 Ba 11,61 P enthalten, er ist aber phos- phorreicher. Darf man annehmen, dafs in ihm Ba:P = 13:14 At. — 1:1,08 ist, so muls er als Ba!?’p!tO#° = eo Ba:2° Or betrachtet werden. 100 Th. HBaP?O* müssen dann 85,9 liefern, in welchen Baryum 51,31 = 59,73 Phosphor 12,50 14,55 Sauerstoff 22,09 25,72 85,90 100 Diese Zahlen kommen den Versuchen sehr nahe, insbesondere die Menge des Glührückstandes (gefunden 85,02 — 85,9 — 86,5), weichen aber von 83,0 p. ©. Pyrophosphat, welche die Rechnung verlangt, wesentlich ab. !) Berechnet. vom 6. Juni 1872. 423 Hiernach zersetzt sich das Barytsalz in der Hitze in folgen- der Weise: 15H BaR 07 — Ballpl 07 12 P 4H°’O 4H? Es versteht sich, dafs bei der Zersetzung eines Theils Phosphor- wasserstoff die Menge des Wasserstoffs wesentlich gröfser sein mufs. Versuche in dieser Richtung dürften aber kein bestimmtes Resultat geben, da die relativen Mengen der Gase von der Tem- peratur und der Art des Erhitzens abhängen. Das Barytsalz liefert unter allen die relativ gröfste Menge Pyrophosphat; sein Glührückstand nähert sich diesem mehr als jeder andere, und deshalb wurde er von H. Rose wirklich als Ba?’P?O’ betrachtet. Andererseits beweisen die mitgetheilten Ver- suche, dafs die Menge des Pyrophosphats nicht geringer, etwa nur 4 Mol., wie beim Bleisalz, oder gar 3 Mol., wie beim Strontium- salz betragen kann; die Menge des Glührückstandes und das Ver- hältnils Ba: P lassen eine solche Annahme nicht zu. Weder beim Abkühlen heifser Lösungen noch beim Verdam- pfen über Schwefelsäure habe ich ein anderes Salz beobaehtet. H. Rose hat, wie es scheint, das krystallisirte Salz nur ein- mal untersucht'); er führt auch nur an, aus der Barytbestimmung ergebe sich ein Gehalt von 14,43 p. C. gebundenen Wassers, was beweisen würde, dafs er 50,59 p. C. Baryum gefunden hatte. Diese Zahl kommt der von 51,3 p. ©. so nahe, dafs man überzeugt sein darf, auch das von ihm untersuchte Salz habe 1 Mol. Krystallwas- ser enthalten. Durch Verdampfen einer Auflösung des Salzes im Vacuo erhielt H. Rose einen Rückstand, in welchem er 13 Mol. Krystallwasser annehmen zu müssen glaubte. Er hat diesen Schlufs gezogen 1) aus der Menge des Metaphosphats, welches durch Salpetersäure entsteht und dem Ba-Gehalt desselben, und 2) aus der Menge und dem Ba-Gehalt des Glührückstandes?). 1) Pogg. Ann. 12, 83. 2) A. a. 0. 9, 370. 424 Gesammtsitzung Die Formel H!BaP?O'! + I4agq verlangt: 41H = 4 = 1,36 => H’O 12,25 Ba 137 _ 46,60 z (gef. 46,74 u. 46,09) 2P 62' 21,09 (a) (b) 40 64 21,77 1,5aq 27 9,18 294 100 a) 100 = 100,34 BaP? O° gef. 102,2 b) 100 = 79,45 geglühte Phosphate. Die Ba-Bestimmungen ergeben für a) 45,73 p. C. im BaP?O*® (berechnet 46,4) und für b) 58,0 p.C. Die Menge des Metaphosphats beweist, dafs das untersuchte Salz weniger Wasser enthielt, als H. Rose angenommen hat, sie steht aber im Widerspruch mit dem Baryumgehalt desselben, und und man mufs glauben, jenes sei mit dem krystallisirten Salz iden- tisch gewesen. Unterphosphorigsaurer Strontian. Würtz hat das wasserfreie Salz H?SrP?O* in warzenförmi- gen Krystallen beschrieben, aus welchen er 1,82 — 1,834 H und 39,73 — 39,8 Sr (berechnet H 1,84 und Sr 40,36) erhielt. Durch Auflösen von kohlensaurem Strontian in der freien Säure und freiwilliges Verdunsten bilden sich weilse krystallinische Rinden, welche indessen, bei 200° getrocknet, 7,64 p. C. Krystall- wasser verloren hatten. Dies beträgt 1 Mol., da vom 6. Juni 1872. 425 H!SrP?O! +agq IH — A 1.0 Sr 887% 37,29 Pur 69:.126,27 40 64% 2711 ag: 18 7,63 236 100 Von dem getrockneten Salze wurden 2,355 in Kohlensäure erhitzt; die Zersetzung erfolgte unter denselben Erscheinungen wie beim Barytsalz und der Rückstand wog 2,09 —= 88,94 p.B. Bei seiner näheren Untersuchung wurden 1,932 SrSO* = Sr 0,924 und 1,35 Mg’P?’O’—=P 0,3854, sowie aus dem freien (rothen) Phosphor 0,257 Magnesiasalz = P 0,0718 erhalten. Auf 100 Th. getrocknetes Salz bezogen, besteht der Glührück- stand aus Strontium 39,32 Phosphor 16,40 = frei 3,06 Sauerstoff 30,16 88,94 Hier offenbaut sich weit deutlicher als beim Barytsalz die Abwei- chung des Atomverhältnisses R:P von dem der Gleichheit, wel- che im reinen Pyrophosphat obwaltet. Es ist hier Sr:P = 1:1,15 oder 1:1,18 d. h. 7:8 oder 5:6, je nachdem man für Sr den berechneten oder den direkt gefundenen Werth setzt. Im ersten Fall hat man 382: P?07 a ps (27T _ I= $r’PpsO a im zweiten 28r?P? O0? ee en I = Sr’P’O ee I. 11. gefunden (direkt) 7Sr = 616 = 47,53 5Sr = 440 = 46,51 47,0 45,8 sP 248 19,14 6P 186 19,66 19,1 270 432 33,33 200 320 a5 33,83 | 1296 100 946 100 [1872] 30 426 Gesammtsitzung Berechnete Menge aus 100 Th. H'SrP?O*' k II. gefunden 84,9 86,8. 85,9 Es ist schwer zu sagen, welchem Ausdruck der Vorzug gebührt, ich würde den ersten vorziehen, nach welchem I Be er PR 6H’P 4H? während der zweite die Wasserbildung ausschliefst: Eh 0% —= Sr’ P?0’': AR 4H?. H. Rose!) erwähnt blos des Verhaltens des Salzes in der Hitze ganz im Allgemeinen, und bemerkt, dafs 100 Th. Glührückstand 2,34 rothen Phosphor enthielten, nach dessen Abzug in der Sub- stanz 47,5 p. C. Sr gefunden wurden. Dies stimmt genau mit der Annahme I überein. Unterphosphorigsaurer Kalk. Das krystallisirte Salz ist bereits von Würtz untersucht wor- den, welcher daraus 23,43 bis 23,78 p. C. Caleium und durch Glühen mit Kupferoxyd 21 p. C. Wasser erhielt. Demnach ist es frei von Krystallwasser. Dieselben Resultate habe ich erhalten. Lufttrocken verliert es bis 200° durchaus nichts am Gewicht. 2,255 gaben nach dem Erhitzen mit Salpetersäure 2,618 gla- sigen metaphosphorsauren Kalk, entsprechend Ca 0,2671 und P 0,414. 1) Poge. Ann. 9, 372. vom 6. Juni 1872. 427 H*CaP?O' gefunden AH = A — 2,35 — 21,13 Wasser Ca 40 23,53 23,45 2P 62 ::36,50 36,35 40 64 37,62 170 100 Danach müssen 116,5 CaP?O°® erhalten werden. Der Versuch hat 116,1 ergeben. Die Krystalle sind ziemlich dünne vollkommen durehsichtige biegsame Blättchen, welche auf der Tafelfläche Perlmutterglanz, auf den übrigen Flächen Glasglanz besitzen. Betrachtet man die Tafelfläche als a, so sind die Ränder der Tafel einerseits durch b abgestumpft und durch ein Prisma 3p zu- geschärft, während in der Endigung die auf a unter 103° 40’ auf- gesetzte basische Endfläche e und zwei hintere Augitpaare auftre- ten. Schabus hat auch die Fläche r’ beobachtet. Die Krystalle sind also zwei- und eingliedrig, und ihre Flächen: oe =alkb:e a=a:oob: wc s—saa:b:e bEBESITSE ap = 3a:b:ooec e=c:»a:ob 2 2:22:20 berechnet beobachtet Reg. Schabus 0:0 — 2103°% 40’. 103° 56. s’ıs' — 80° 52’ 3p:5sp= 43 16 a:c= *103 40 r' — 139 20 e:r' = 115 52 o:a— 126 239° 126 39 c=110 1 r — 141 58 s:a= 9 44 99 30 99 37 e—= 125 24 125 50 o = 151 3 152. 30 3p = 139 12 Die Messungen sind bei der Dünne der Krystalle nicht sehr scharf. 30* 4283 Gesammtsitzung Häufig finden sich Zwillinge nach a, an welchen die s’, wel- che unter den Endflächen stets vorherrschen oder allein vorhanden sind, ein- und ausspringende Winkel von 164° 32’ (beob. 163° un- gefähr) bilden. Aus den mitgetheilten Messungen folgt: a:b:c = 0,8693 : 1: 1,200 o—= 159712, Verhalten des Salzes beim Glühen. — Dies ist im All- gemeinen wie beim Baryt- und Strontiansalz. 2,354 hinterliefsen 2,394 röthlichen Rückstand, welcher sich in Chlorwasserstoffsäure mit Hinterlassung eines rothen Phosphor- rückstandes auflöste.e. Als letzterer oxydirt worden, resultirten 0,43 Mg’ P?O’, entsprechend 0,12 Phosphor. Der Versuch hat 83,88 p. C. Rückstand und darin 4,2 freien Phosphor gegeben, so dafs 79,68 p. C. auf das Phosphat kommen würden. In einem zweiten Versuche, bei welchem das Erhitzen in einem Wasserstoffstrom erfolgte, gaben 4,98 des bei 200° getrock- neten Salzes 4,245 Rückstand, d. h. 85,24 p. C. Derselbe hinter- liefs in Chlorwasserstoffsäure eine bedeutende Menge rother Phos- phorsubstanz, entsprechend 0,2653 Phosphor. Aus der Auflösung wurde 3,877 CaSO‘ —= Ca 1,1403 und 3,604 Mg’P?’O’ = P 1,0065 erhalten. Das Calcium entspricht 22,9 p. C. des Salzes (berechnet 23,53). Die 85,24 Glührückstand bestanden also aus 5,33 Phosphor und 79,91 Kalkphosphat. Ein dritter Versuch gab 34,7 Glührückstand, dessen Ca-Gehalt 23,28 p. C. von H?CaP?O* entsprach. Es wurde der rothe Phos- phor über Schwefelsäure getrocknet und gewogen und sodann erst mittelst chlorsauren Kalis und Chlorwasserstoffsäure oxydirt. Auf solche Art wurden erhalten: Calcium 23,28 Phosphor 20,60 19,79 Sauerstoff 35,91 Phosphorrückstand 5,50 enthaltend P 4,42 85,29 84,21 vom 6. Juni 1872. 429 Nach dem zweiten und dritten Versuch hat das Phosphat des Glührückstandes folgende Zusammensetzung: 2. At. ER ME Ca 29,22 1 29,43 1 P 25,79 1,14 26,04 1,14 O 44,99 44,53 100 100 Die zwar nicht grofse aber doch deutliche Abweichung im Atomverhältnifs Ca: P von dem der Gleichheit beweist, dafs auch dieser Glührückstand nicht lediglich Pyrophosphat sein kann. Je nachdem man wie beim Strontiumsalz 7:8 oder 5:6 annimmt, würde der Rückstand sein: ee Br ost Ca P?O° Car PO! berechnet zu Calcium 29,17 23,33 Phosphor 25,34 26,34 Sauerstoff 44,99 45,33 100 100 Ieh entscheide mich für die erste Annahme, weil nach derselben 80,67 p. C. Phosphate erhalten werden müssen, die beiden Ver- suche aber 79,35 und 79,79 gegeben haben, während die zweite Annahme 83,06 p. C. voraussetzen würde. Hiernach ist der Vorgang beim Erhitzen wie beim Strontium- salze. Die 1,5 p- C. Wasser, welche sich bilden müssen, sind ein so geringer Betrag, und die Schwierigkeit, das Salz absolut was- serfrei anzuwenden, ist so grols, dafs man aus dem Erscheinen einer Spur Wasser an sich keinen Schluls ziehen möchte. Der unterphosphorigsaure Kalk, von Dulong entdeckt, war im Jahre 1827 der Gegenstand von H. Rose’s Analysen. Da durch !) Pogg. Ann. 9, 361 und 12, 77, 430 Gesammtsitzung Oxydation mittelst Salpetersäure 114,675 p. C. phosphorsaurer Kalk daraus entstanden, und sich in denselben 24,25 Caleium fan- den, so war hiermit bewiesen, dafs der unterphosphorigsaure Kalk mit dem durch Oxydation entstehenden phophorsauren Kalk das Atomverhältnifs Ca:P = 1:2 gemein hat. Da ferner das Salz beim Glühen einen Rückstand gab, in welchem 24,14 p. C. des Salzes an Caleium sich fanden, und H. Rose annahm, dafs das- selbe in Form von Pyrophosphat vorhanden, also Ca:P = 1:1 At. sei, so schlols er weiter: die Hälfte des Phosphors gehe bei der Zersetzung als Phosphorwasserstoff fort, woraus dann natürlich folgte, dafs der unterphosphorigsaure Kalk auf 1 At. Ca und 2 At. P drei At. Wasserstoff enthalten müsse. So gelangte H. Rose zu einer Formel, welche wir jetzt HP Ca’P 0! schreiben würden, und welche erfordert: He Beet d 1a 2Ca 80 24,84 (24,25 und 24,14 gef.) AP 124 3851 70 119 "dyr7g 322 10 Der in 114,675 CaP?O° enthaltene Phosphor würde — 35,90 sein; eine direkte Bestimmung mit Quecksilberchlorid hatte 35,8 gegeben. Es ergiebt sich hieraus, dafs H. Rose etwas zu wenig Meta- phosphat erhalten hat; wie oben angeführt, habe ich selbst 116,1 gefunden, und die Rechnung verlangt für H!CaP’O* 116,5. Aber er hat ferner im Metaphosphat etwas zu viel Calcium gefunden. Denn die 114,675 CaP?O° sind — 23,16 Caleium, nicht aber — 24,25, wie H. Rose durch Bestimmung des CaSO* fand. Endlich und vor allem ist zu beachten, dafs die Formel H°Ca?’P*O’ 123 p. C. Metaphosphat bedingt, also fast 8 p. C. mehr, als der Versuch gegeben hat. Wenn es somit klar ist, dals das Kalksalz, welches H. Rose zu seinen Versuchen benutzte, 23,16 Ca und 35,9 P gab oder ge- geben haben würde, so kann man keinen Augenblick zweifeln, vom 6. Juni 1872. 451 dafs es dasselbe Salz war, welches Würtz und ich untersucht ha- ben, und welches H!CaP?O* ist. Die von dem Erstgenannten ausgeführte Wasserstoffbestimmung (21 p. C. Wasser) erhebt dies zur Evidenz. Auch hat H. Rose selbst schon, nachdem die Arbeit von Würtz erschienen war, seine frühere Annahme berichtigt'), und durch besondere Versuche sich überzeugt, dafs das vollkommen getrocknete Salz bei der Zersetzung etwas Wasser liefert, welches demnach kein hyproskopisches sein kann, wie er früher geglaubt hatte. Die Zersetzung des Salzes in der Hitze betreffend, so hat H. Rose bei derselben die Bildung zuerst von selbstentzündlichem, dann von nicht selbstentzündlichem Phosphorwasserstoff beobach- tet, und 84,77 p. C. röthlichen ‚Rückstand erhalten, bestehend aus 4,79 rothem Phosphor und 79,98 Kalkphosphat. Dies stimmt vollkommen mit den drei Versuchen von mir, welche Kalkphosphat Phosphor 1). .79,68 4,20 2)u.1273,91 9,98 3), 79,19 4,42 geliefert haben. Das Phosphat enthielt nach H. Rose 30,18 p. C. Calcium, und er nahm es für Pyrophosphat (welches 31,5 enthält). Allein dies ist schon zu viel, denn es können in 79,98 durch Glühen entstandenen Phosphats nur 29,42 Ca enthalten sein (ich habe, wie oben bemerkt, 29,22 und 29,43 gefunden). Es sprechen also H. Rose’s Versuche deutlich dafür, dafs dieses Phosphat nicht reines Pyrophosphat sein kann. I) Pogg. Ann. 58, 301. 452 Gesammtsitzung Unterphosphorigsaure Magnesia. Aus den Versuchen von H. Rose und von Würtz ist bekannt, dafs dieses in schönen regulären Oktaäödern, an denen die Würfel- flächen häufig auftreten, krystallisirende Salz 6 Mol. Krystallwas- ser enthält. Der Erstere hatte den Magnesium- und Phosphorge- halt aus der Menge von Metaphosphat berechnet, welches durch die Oxydation mittelst Salpetersäure entsteht, und Würtz hat ge- funden, dafs es bei 100° 34,08 p. C. Wasser — 5 Mol. verliert, und dann im Ganzen noch 3 Mol. Wasser liefert. Meine Versuche stimmen hiermit vollkommen überein. Wenn das krystallisirte Salz H'MgP?’O* + 6agq ist, so mufs es enthalten: AH =ut4e 1,53 = HRO 19874 Mg 24 9,16 2P 62 23,66 40 64 24,43 6aq 108 41,22 262 100 H. Rose erhielt von 100 Th. des Salzes durch Salpetersäure 69,1 MgP?O%°. 1,088 gaben mir in dieser Art 0,751 = 69,03 p. C. Ferner verloren 2,79 bei 200° 1,151 Wasser. Hiernach sind gefunden: — 34,35 aan | H.R. Rg. Magnesium 9,11 9,10 Phosphor 3,54 23,52 Wasser 41,25 Über das Verhalten in der Hitze bemerkt H. Rose blos, das Salz gebe viel Wasser und selbstentzündliches Phosphorwasserstoff- gas, blähe sich auf und hinterlasse einen röthlichen Rückstand. Als 1,59 des entwässerten Salzes in einem Weasserstoflstrom erhitzt wurden, zeigte sich eine Lichterscheinung über der Sub- stanz, es bildete sich Phosphorwasserstoffgas, welches erst ganz zuletzt selbstentzündlich war, es wurde etwas Phosphor frei, und vom 6. Juni 1872. 435 der Rückstand, welcher bei schwachem Glühen weifs war, färbte sich unter der Abkühlung röthlich. Er wog 1,55. Bei Behand- lung mit Chlorwasserstoffsäure löste er sich mit Hinterlassung von rothem Phosphor auf, der, mit jener und mit chlorsaurem Kali oxydirt, 0,233 Mg’P?’O’ = P 0,06647 lieferte. Die saure Auflösung wurde mit Ammoniak übersättigt; der Niederschlag war geglüht — 1,188, als Mg?P?0’ —= Mg 0,25685 und P 0,33178. Aus dem Filtrat schied Magnesiamischung noch etwas Phos- phorsäure ab, 0,1 Mg?P?O’ betragend = P 0,023. Aus diesen Versuchen folgt, dafs das wasserfreie Salz, H*'MgP?O*, 84,9 p. C. Glührückstand liefert, in welchem freier Phosphor 4,18 Magnesium 16,15 Phosphor 22,63 Sauerstoff (41,94) 84,90 Die At. von Mg und P sind = 1:1,1; auch in diesem Fall besteht die Substanz aus Pyro- und Metaphosphat. Ist sie gleich wie beim Calcium- und Strontiumsalz i 3Mg?P?O’ Me 720° so mufs sie enthalten gefunden 7Mg = 168 = 19,31 20,01 sp 248 29,24 28,03 270 432 51,45 8348 100 Die berechnete Menge ist hiernach 78,7 p. C., die gefundene 50,7 p.C. Ich halte es indessen für noch wahrscheinlicher, dafs der Rückstand 2 Me?P? O7 Mg’P°0% — | ö U Mg Pror] sei, obwohl dann Mg = 19,17 und P = 29,7 von den gefundenen 434 Gesammtsıtzung Werthen etwas mehr abweicht. Allein die berechnete Menge — 81,3 kommt der beobachteten weit näher, und das Magnesium- salz steht dann dem Zink und Mangansalz gleich. Seine Zersetzung liefert also 5H? MFP*OF—IME PO ae 4H? Unterphosphorigsaures Zink. Durch Auflösen von Zink iu der freien Säure und Abdampfen im Vacuo erhielt H. Rose!) eine undeutlich krystallisirte Salzmasse. Aus dem Barytsalz und schwefelsaurem Zink werden leicht grofse und schöne zum Theil vollkommen durchsichtige Krystalle, regu- läre Oktaöder mit den Würfelflächen erhalten, welche schon an der Luft verwittern. Isomorph mit dem Magnesium-Kobalt und Nickel- salz, enthält das Zinksalz gleich diesen 6 Mol. Krystallwasser, H'ZnP?O! + Gag, was auch die Analyse von Würtz bestätigt?). Meine Versuche beziehen sich auf das Verhalten des Salzes in der Hitze, worüber H. Rose nur anführt, dafs es (im wasser- haltigen Zustande) sich sehr aufblähe, ein im Allgemeinen nicht selbstentzündliches Gas gebe und einen Rückstand hinterlasse, der in Chlorwasserstoffsäure leicht löslich sei. 2,575 des zuvor bei 150° getrockneten wasserfreien Salzes gaben selbstentzündliches Phosphorwasserstoffgas; die Masse färbte sich anfaugs roth, wurde dann aber rein weils, nur während des Erkaltens trat die rothe Farbe wieder ein. Dabei sublimirte etwas Phosphor. Der Rückstand = 2,48 löste sich in Chlorwasserstoflsäure auf; der ungelöste rothe Phosphor gab 0,09 Mg?P?O’ — P 0,025. ‚ 1). Pogg. Ann. 12,92 *) Ann. Chem. Pharm. 58, 53. vom 6. Juni 1872. 435 Die saure Auflösung, mit Ammoniak und Ammoniumhydrosulfär ete. behandelt, lieferte 1,213 ZnO = Zn 0,9734 und 1,95 Mg?P?O' — P 0,5446. Da der Glührückstand 86,26 p. C. beträgt, so enthält er, ver- glichen mit dem Salze selbst, H!ZnP?Ot gefunden AH 2 905 Zn 65 33,53 33,86 2P 62 31,80 13,94 40 64 32,32 32,58 195 100 0,88 freier P. 86,26 Hieraus geht unzweifelhaft hervor, dafs dieser Rückstand EISUTAENERN 2 Zn? P2O7 Zn P?2 0% ist: Zn 325 = 39,66 (39,04) ') 6P 186 22,58 219 200 320 38,51 831 100 100 H?ZnP?O* müssen 85,23 dieser Phosphate geben. Der Ver- such hat 86,26 — 0,85 = 85,38 geliefert. Bei der Zersetzung des unterphosphorigsauren Zinks in der llitze wird also ebenfalls kein Wasser gebildet: 30#20n P2O7—7 20728020, 2057 4H? Drei Fünftel des Phosphors bleiben in den Phosphaten, zwei Fünftel entweichen. e !) Nach dem berechneten Gehalt des Salzes. 436 Gesammtsitzung Unterphosphorigsaures Mangan. H. Rose!) gelang es nicht, dieses Salz krystallisirt zu erhal- ten. Dagegen führt Würtz?) an, es bilde rosenfarbene Skalenoäder. Die aus dem Barytsalze und schwefelsaurem Mangan erhaltene Lösung setzt erst nach starker Concentration röthliche sehr kleine Krystalle ab, welehe anscheinend zwei- und eingliedrige Prismen sind, auf deren scharfe Kanten eine schiefe Endfläche aufgesetzt ist, während ein hinteres Augitpaar, eine hintere Endfläche und die Hexaidfläche a sich wahrnehmen lassen. Zu Messungen waren die Krystalle nicht geeignet. Nach Würtz giebt das Salz 26,84 p. C. Mangan und 26,07 Wasser, von welchen + = 1 Mol. Krystallwasser ist, und zwi- schen 100 und 150° entweicht. Das krystallisirte Salz ist mithin H*’MnP?O*! +aq, in welchem 4H = 4 1971770 17,72 Mn 95 27,09 2P 62 30,54 40 64 31,54 ag 18 8,86 8,86 203 100 26,58 Das von mir untersuchte Salz ist dasselbe; es verlor bei 180° 9,35 p. C., und bis 200° nichts mehr. H. Rose führt von dem Verhalten des Salzes in der Hitze nichts weiter an, als dafs es unter Aufblähen selbstentzündliches Gas gebe. 2,265 des entwässerten Salzes wurden erhitzt; es entwickelte Phosphorwasserstoffgas, welches sich längere Zeit hindurch nicht schon beim Austreten aus dem Apparat, sondern erst in der Luft blitzartig entzündete und erst später an der Öflnung des Rohrs brannte. Zugleich wurde etwas Phosphor frei. Der Rückstand war weils, färbte sich aber beim Erkalten an der Oberfläche röth- lich. Er betrug 1,9 = 83,39 p. C. des wasserfreien Salzes, und 1) Pogg. Ann. 12, 87. ?) Ann. Chem. Pharm. 58, 55. vom 6. Juni 1872. 437 löste sich mit Zurücklassung des rothen Phosphors in Chlorwas- serstoffsäure auf. Durch Abdampfen und Schmelzen mit kohlen- saurem Alkali wurde der Phosphorgehalt bestimmt und auf diese Art erhalten: Mangan 29,73 Phosphor 20,14 Sauerstoff 31,20 freier Phosphor 2,82 83,89 In dem Phosphat stehen Mn:P:O in dem Atomverhältnifs von 9:6:18; es ist also ebenfalls aus 2 Mol. Pyrophosphat und 1 Mol. Metaphosphat zusammengesetzt, er P20%] Mn P2O® | berechnet gefunden 5Mn = 275 = 36,72 36,67 6P 186 24,83 24,84 200 320 38,45 781 ‘ 100 80,97 81,07 Unterphosphorigsaures Oer. Dies früher noch nicht beschriebene Salz, durch Zersetzung des Barytsalzes mittelst Cersulfat erhalten, bildet sehr kleine weilse undeutliche Krystalle, dünne Prismen, und ist in Wasser etwas schwer löslich. 1,401 wurden mit Salpetersäure in Metaphosphat verwandelt, dessen Menge — 1,493 war. Als dasselbe mit kohlensaurem Al- kali geschmolzen worden, resultirten 0,7 Ce?O* und 1,302 Mg? P2O’, entsprechend 0,56823 Ce und 0,3636 P. 438 Gesammtsitzung Die Zusammensetzung von CeP? 0° ist: gefunden Ce = 92 = 36,8 38,06 2>P 62 248 24,35 co 9 384 aa Es ergiebt sich hieraus die schon in Bezug auf Yttriumphos- phate von H. Rose hervorgehobene Thatsache, dafs die Scheidung keine ganz vollständige ist. Es ist demnach vorzuziehen. den Ge- halt des unterphosphorigsauren Salzes an Ce und P aus der be- rechneten Zusammensetzung des Metaphosphats herzuleiten. 2,39 verloren bei 200° constant 0,139 Krystallwasser. Hiernach enthält das Salz nur $ Mol. Wasser, 3H?CeP?O*! +2aq, berechnet gefunden 44H = 2 Hl Ve: 92:6039,32 39,22 2P 62 ‚26,50 26,43 40 64 27,34 2aq 12 5,13 4,81 234 100 und 100 Th. geben an CeP?0* 106,8 106,57 Beim Erhitzen des wasserfreien Salzes entwickelt sich selbst- entzündliches Gas, es wird etwas Phosphor abgeschieden, die ge- glühte Masse ist weils, bedeckt sich aber beim Erkalten mit ro- them Phosphor. 2,71 gaben 2,33 Glührückstand = 87,82 p. C. Die Masse löste sich in Chlorwasserstoffsäure schwer auf; es blieb rothe Phosphorsubstanz übrig, welche 0,232 Mg?P?O'’ — P 0,07876 gab. Die Auflösung wurde verdampft und das Phosphat mit kohlensaurem Kali-Natron geschmolzen. So wurden 1,312 Ce?O* und 1,385 Mg? P? O0’ erhalten, welche 1,065 Ce und 0,41076 P entsprechen. Auch in diesem Versuch war das Cer nicht phosphorfrei; seine Menge betrug 43,23 p. C. von H'CeP?O* und hätte nur vom 6. Juni 1872. 459 41,44 betragen sollen. Berechnet man den Gehalt des Oxyds an Phosphor und fügt ihn dem gefundenen hinzu, so haben 100 Th. Salz beim Glühen hinterlassen: Cer 41,44 Phosphor 16,07 Sauerstoff 26,44 freier Phosphor 2,87 87,82 Hieraus folgt, dafs die durch Glühen entstandenen Phosphate ee TDS 21 u N anseia ca Spa sind, wonach ihre prozentische Zusammensetzung ist: gefunden nee BA ag. A078 SP 248 18,73 18,92 270 432 39,64 1524 100 100 H!CeP?O* müssen dann liefern: 35,2 84,95 Demnach ist die Zersetzung des Salzes folgende: 7H*CeP?0O* = Ce?’P?0?%;, MO 6H?P 4H? Sie entspricht der des Kalk- und Strontiansalzes. 440 Gesammtsitzung Unterphosphorigsaures Kadmium. Durch Zerlegung des Barytsalzes mittelst Kadmiumsulfat erhal- ten, bildet es sehr kleine weilse schwerlösliche Krystalle, welche beim Erhitzen bis zu 200° in einem Versuche 1,7 p. C. verloren, die indessen doch nicht als Krystallwasser betrachtet werden kön- nen, da sie höchstens 4 bis 4 Mol ausmachen würden. Bei stärkerem Erhitzen entwickelt das Salz Phosphorwasser- stoffgas, welches zuweilen durchaus nicht selbstentzündlich ist, in anderen Fällen aber einzelne selbstentzündliche Theile mit sich führt. Aufserdem wird Phosphor frei. Der Glührückstand ist grau, färbt sich aber beim Abkühlen roth. Er löst sich in Chlor- wasserstoffsäure mit Hinterlassung von einem braunen Pulver, wel- ches Phosphor, aber kein Kadmium enthält. Die Menge des Glührückstandes betrug 86,9 p. C. des Salzes, als durch einen Wasserstoffstrom der freie Phosphor entfernt wor- den war. 4,945 desselben gaben aus der sauren Auflösung 3,232 Schwe- felmetall, worin 0,7355 Schwefel, also 2,4965 Kadmium, sowie 2,913 Mg?P?O' = P 0,81354. Der braune Rückstand lieferte 0,07 von jenem = P 0,01955. Da das Salz HC4aP?O* — 46,28 Cd und 25,62 P ist, so haben wir im Glührückstande: Cd 46,23 (44,2 gefunden) r 14,30 Ö 25,98 freien Phosphor 0,34 86,9 oder nach Abzug des letzteren in 100 Th. Atome Cd 53,46 1 P 16532 11 BD. 3008 23,8 100 Dies stimmt nicht mit der Zusammensetzung des reinen Pyrophos- phats Cd4?P?O’ (57,3 Cd, 15,6 P) überein, wohl aber mit einem Gemisch aus Pyro- und Metaphosphat, vom 6. Juni 1872. 441 3C4?Pp20O’ Ca P?o® 7Cd = 784 — 53,91 sp 248 16,94 270 432 29,85 1464 100 Hiernach müssen 86,4 p. C. erhalten werden (gef. 86,5) und die Zersetzung des Salzes in der Hitze würde wie bei dem Ce-, Sr- und Ca-Salz sein. fi H. Rose führt von dem unterphosphorigsauren Kadmium an!), dafs in dem Glührückstande 49,3 p. C. Kadmium enthalten seien, allein er hat den Gehalt an Phosphor nicht ermittelt, nur zu 18,8 p. C. berechnet. Dies würde nahezu 3Cd:4P ergeben, kann aber deswegen nicht richtig sein, weil ein solcher Rückstand 692 B207 { Cd; P20° } C4:0—=3:13—= 1:44 enthalten würde, höchstens aber beide in dem Verhältnifs 1:4 enthalten kann. Auch bei diesem Salze sieht man, dafs während der Zersetzung unterhalb der Glühhitze die reichliche Abscheidung von Phosphor erfolgt, und mufs daraus schliefsen, dafs dieselbe nicht von der Zersetzung von Phosphorwasserstoff herrühren könne, sondern dafs sich viel Wasserstoff mit Phosphordampf und wenig Phosphorwas- serstoff entwickelt. Unterphosphorigsaures Blei. Schon H. Rose beschreibt dieses Salz?) als kleine perlmutter- glänzende Blättchen, welche in Wasser etwas schwer löslich sind. Gleicher Art sind die Beobachtungen von Würtz?), und auch ich habe es nie in bestimmbaren Krystallen erhalten. 1) Pogg. Ann. 12, 91. E03 2) Pogg. Ann. 12, 288. 3) Ann. Chem. Ph. 43, 327. [1872] 31 442 Gesammtsitzung Das Bleisalz ist frei von Krystallwasser, es verliert bei 100° nichts am Gewicht. Beim Glühen entwickelt es nach H. Rose viel selbstentzündliches Gas, welches jedoch etwas Wasserstoffgas enthält und giebt einen ziemlich weilsen Rückstand, welcher we- niger freien Phosphor enthält als derjenige anderer Salze die- ser Art. Ähnliche Resultate habe ich erhalten: 3,355 des getrockneten Salzes lieferten selbstentzündliches Gas, ein wenig Phosphor und einen fast rein weils bleibenden Rückstand —= 2,995 oder 89,48 p- ©. Derselbe löste sich in verdünnter Salpetersäure vollständig auf, enthielt keinen freien Phosphor und lieferte 3,0 rückständige Phosphate, erfuhr also keine Gewichtszunahme durch die Wirkung der Säure. Durch fernere Analyse wurden 2,974 PbSO* —= Pb 2,03174 und 1,223 Mg?’P?O’ —= P 0,34156 erhalten. Verglichen mit H'PbP?O* enthält der Rückstand hiernach gefunden 1 TE Pb = 207 61,43 60,56 ar —:02 TREO 10,18 40 = 64 183,93 18,74 337 100 89,48 Es ist dieser Glührückstand ein Gemisch von 4 Mol. Pyrophosphat und 1 Mol. Metaphosphat, a } — Pb’Pb!? 03: gefunden 9Pb = 1863 = 68,57 67,84 (68,82) ') 10P = 310 11,41 11,40 340 = 544 20,02 2717 100 Der Zersetzungsproce/s ist mithin: H’T0R70*r = PR’ PO 2H?O; SH’P; 4H? !) Aus dem Bleigehalt von H*PbP? 0% berechnet. vom 6. Juni 1872. Ne 443 Es ist kaum möglich zu entscheiden, ob wirklich die kleine Menge Wasser (1,3 p. C.) frei wird, allein es ist dies vorauszu- setzen, weil, wenn der Rückstand Pb’P‘O?° wäre, seine Menge 91,45 p. C. betragen, er selber aber nur 67,16 Pb und dafür 12,07 P enthalten mülste. Unsere Voraussetzung hingegen fordert 89,58 p. C. Glührück- stand, und der Versuch hat 89,48 (oder 39,27) gegeben. Durch Wirkung überschüssigen Bleioxyds erhielt H. Rose eine alkalische Flüssigkeit und ein krystallinisches Pulver, in wel- chem er ein basisches Salz annehmen zu müssen glaubte. Nach Würtz existirt ein solches nicht, und jenes ist phosphorigsau- res Blei. | Dafe bei einem grofsen Überschufs von Bleioxyd eine Reduc- tion von Blei erfolgen könne, hat H. Rose ebenfalls gefunden. Aus jenem krystallinischen Pulver hatte H. Rose durch Sal- petersäure 102,3 p. C. Phosphat erhalten und in demselben 73 p. C. Blei gefunden, so dafs es nothwendig Pyrophosphat sein mulfste, also Pb:P= 1:1 enthielt. Das analysirte Salz enthielt demnach 74,66 Pb und 9,62 P, während im phosphorigsauren Blei, HPbPO?, diese Bestandtheile = 72,12 und 10,8 p. C. sind. Unterphosphorigsaures Kobalt. Aus der Isomorphie dieses Salzes mit denen von Magnesium, Zink und Nickel, sowie aus der Analyse von Würtz folgt, dafs die grofsen braunrothen regulären Oktaöder 6 Mol. Krystallwasser — 36,23 p.C. enthalten. Durch Trocknen bei 120 — 130° erhielt ich 36,54 — 36,23 — 36,22 p. C.; über Schwefelsäure oder beim Verwittern an der Luft scheint die Hälfte zu entweichen. Die Zusammensetzung ist: 31* 444 Gesammtsitzung H!CoP?O* + 6aq H‘CoP?O% AH = 2. 71,39 4 = 3,10 Co — 60 = 20,14 60 — 31,58 1P = 62 = 20,80 62 = 32,63 AO =enn64 2148 64..,33.69 Gaq = 108 — 36,23 190 100 298 100 H. Rose') erhielt aus dem krystallisirten Salze durch Er- hitzen mit Salpetersäure 71,735 Metaphosphat CoP?O°, was 19,75 Co entspricht. Derselbe Chemiker bemerkte in dem Verhalten des Salzes in höherer Temperatur einen wesentlichen Unterschied gegen die übrigen Salze. Das entweichende Gas war nicht selbstentzündlich, es wurde kein Phosphor frei, und der Rückstand, welcher schwarz ist, löste sich weder in Chlorwasserstoff- noch in Salpetersäure auf. H. Rose schlofs hieraus, dieser Rückstand sei ein saures Phosphat, durch fein zertheilten schwarzen Phosphor gefärbt, und glaubte aus seinen Analysen die Zusammensetzung ENT Br > Co 309° ableiten zu dürfen. Die Zersetzung des Kobaltsalzes erfolgt leichter als die der meisten anderen Salze. Sie scheint schon bei 150° zu beginnen. Das Salz schwärzt sich, es wird kaum eine Spur Phosphor frei, und das Gas ist in den meisten Fällen nicht selbstentzündlich, wiewohl ich, bei öfterer Wiederholung dieser Versuche, auch mit- unter selbstentzündliche Antheile beobachtet habe. Der geglühte Rückstand ist pulverig. Seine Menge betrug 90,0 und 91,7 p. C. des entwässerten Salzes. Er wird von Salpetersäure (wie schon H. Rose bemerkt hat) oxydirt; und dabei findet eine wesent- liche Gewichtszunahme statt, welche in einem Versuch 12,9 p. C. betrug. Es ist hierdurch erwiesen, dafs die Substanz aus phosphorsaurem und Phosphorkobalt besteht, und die Bildung des Phosphorets begründet das eigenthümliche Verhalten des Kobalt- !) Pogg. Ann. 12, 87. vom 6. Juni 1872. 445 salzes, ist auch der Grund, weshalb der Glührückstand von Chlor- wasserstoffsäure nur schwierig angegriffen wird. . Aus der Menge des Körpers und aus derjenigen der Phos- phate, welche aus seiner Oxydation hervorgehen, ergiebt sich sein Gehalt an Co und P; der letztere wurde überdies direkt bestimmt. Hiernach enthält er: : Kobalt 34,04 Phosphor 29,95 (Mittel aus 30,43 und 29,47, der direkt gefun- denen Menge) Sauerstoff 36,01 100 Das Atomverhältnifs Co:P ist = 1:1,68 = 3:5, während Co:O = 1:4 wie im ursprünglichen Salze sind, wie sich denn beim Erhitzen in der That das Auftreten von Wasser nicht be- merken läfst. Man mufs das Ganze mithin als 3CoP? O°® SD Co®Pp°0'? — | 3 betrachten. Ein solches Gemenge von metaphosphorsaurem Ko- balt und Phosphorkobalt besteht aus 3Co = 180 = 34,16 5P 155 29,41 120 192 36,43 527 100 Seine Menge mufs 92,46 p. ©. betragen (gefunden 91,7), und sein Gewicht muls sich bei der Oxydation um 10,6 p. C. vergröfsern. Die Zersetzung erfolgt also so: >H:CoPF?’O° —Co’E-07°:;H°R H?’ Man kann in dem Glührückstande nicht das bekannte Zwei- . drittel-Phosphormetall Co’P? annehmen, denn ein Gemisch 6CoP? O® { Go?’ P? enthielte zwar Co und OÖ gleichfalls in dem Verhältnifs von 1:4 Atom, allein es müfste 35 p. C. Co und 27,5 P enthalten. 446 Gesammtsitzung Unterphosphorigsaures Nickel. Die schönen grünen, vollkommen durchsichtigen Krystalle des Salzes, reguläre Oktaöder mit den Flächen des Würfels, sind iso- morph mit denen des Kobalt-, Zink- und Magnesiumsalzes, enthalten also gleichfalls 6 Mol. Krystallwasser, was schon aus Versuchen von Würtz hervorgeht. H’NiP?O! + 6agq Gefunden Würtz Reg. ıH = A4-= 13 Ni= 58 19,60 19,48—19,57 2P—= 62 20,95 410 — 64 21,61 Gag = 108 36,49 36,0 296 100 Das Wasser geht bei 100° fort, aber das Salz läfst sich un- zersetzt bis 140° erhitzen, daher die Angabe von Würtz, es zer- setze sich schon bei 120°, nicht richtig ist. Der gelbgrüne aufge- blähte Rückstand löst sich in Wasser leicht auf. H. Rose hat!) das krystallisirte Salz bei Luftabschlufs erhitzt, und dabei die Entwickelung von nicht selbstentzündlichem Gas beobachtet. Als Rückstand erhielt er eine schwarze, in Chlorwas- serstoffsäure unauflösliche Masse ähnlich wie beim Kobaltsalz. Da letzteres sich beim Glühen anders verhält, wie H. Rose angenommen hatte, so unterwarf ich auch das Nickelsalz den Ver- such. 2,01 des entwässerten Salzes zersetzten sich mit einer ge- wissen Heftigkeit; das Gas war nicht selbstentzündlich und die Menge des freien Phosphors ein Minimum. Der schwarze pulve- rige Rest betrug nach mäfsigem Glühen 1,355 = 92,3 p. C. des Salzes. Hieraus, sowie aus dem Nickelgehalt des wasserfreien Salzes folgt, dafs der Glührückstand 33,42 p. C. Ni enthält, also offenbar dem des Kobaltsalzes gleich ist, users 2NiP?O° Ni’ P°O -/ an !) Pogg. Ann. 12, 91. vom 6. Juni 1872. 447 gefunden 3Ni= 174 = 33,40 33,49 Spar 0255 29,75 30,88') 120 = 192 36,85 521 100 Demnach mufs seine Menge 92,33 p. C. betragen, womit der Ver- such genau übereinstimmt. Bei der Oxydation müssen 100 Th. ihr Gewicht um 7,6 vermehren. Unterphosphorigsaures Uranoxyd. Wenn man frisch gefälltes Uranoxyd-Ammoniak in erwärmte verdünnte unterphosphorige Säure trägt, so löst es sich zum Theil auf, zum Theil verwandelt es sich in eine weiche Masse, welche beim Erkalten krystallinisch und hart wird, und identisch mit dem aufgelösten Theil des Salzes ist. Dieser letztere scheidet sich beim Verdunsten so vollständig aus, dafs die saure Mutterlauge unge- färbt erscheint. Das Uransalz bildet sehr kleine unbestimmbare gelbe Kıy- stalle, ist in Wasser sehr schwer löslich, ziemlich leicht aber in Chlorwasserstoffsäure und Salpetersäure. Um seine Zusammen- setzung zu erfahren, dienten folgende Versuche: A. 2,781 verloren bei 100° nichts, zwischen 100 und 200° 0,108 an Kıystallwasser = 3,88 p. C. B. 5,68 lieferten durch Behandlung mit Salpetersäure 3,768 Uranmetaphosphat, aus welchem durch Schmelzen mit kohlensaurem Alkali unter Zusatz von Cyankalium 2,346 U°0O“ = U 1,92 u241,964-M2?P?O’ = P 05 erhalten wurden. !) Nach einer besonderen nicht ganz genauen Bestimmung. 443 Gesammtsitzung C. 1,99 gaben in gleicher Weise 2,045 Metaphosphat, eine gelbgrüne schaumig aufgeblähte Masse, aus der 1,298 U’O* = U1,102 und 1,148 Mg?P?O’ = P 0,3206 resultirten. -Hiernach hätten 100 Th. Metaphosphat gegeben: B. C. Uran 52,87 53,89 Phosphor 14,32 15,68 Die Menge des Phosphats war in beiden Versuchen 102,4 und 102,8 p. C. des Hypophosphits. Aber die Trennung beider Kör- per ist trotz des von H. Rose empfohlenen Zusatzes von Cyan- kalium beim Schmelzen keine genaue; die alkalische Flüssigkeit ist gelblich und das Filtrat von Magnesianiederschlag bewahrt diese Färbung, es entzieht sich also ein Theil des Urans der Bestim- mung. In der That giebt UPO‘ — (U?02)P?0® U — 120 — 55,81 P 31 14,42 40 64 29,77 215 100 Corrigirt man hiernach den Uran- und Phosphorgehalt des unterphosphorigsauren Salzes, so enthielte dasselbe; Uran 57,26 Phosphor 14,79 Krystallwasser 3,88 und hieraus folgt dann, dafs dieses Uranylsalz 1 Mol. Krystallwas- ser enthält: H*(U20?)P2O' +aq HE A: == 110,95 2U —= 240 57,14 2P= 62 14,76 60 = 9% 22,36 I — ! 4,29 420 100 vom 6. Juni 1872. -. 449 In diesem Salze ist in Folge seines sauerstoffhaltigen Metall- radikals das Atomverhältnifs von R:O nicht = 1:4, wie sonst, sondern — 1:3. Es mufs = 102,4 U?P?O° sein, was der Versuch genau er- wiesen hat. Sein Verhalten in höherer Temperatur ist insofern abweichend von dem aller übrigen unterphosphorigsauren Salze, als beim Glü- hen kein Phosphor frei wird, sondern, indem sich das Uranyl zu Uran reducirt, in dem entstehenden Produkt U:P:O gleichfalls —=1:1:35 sind. Diese Zersetzung, bei welcher nur Wasserstoff frei wird, ist momentan, von einer blendenden Lichtentwickelung begleitet, und von explosiver Heftigkeit, wobei die Masse zu einem ' lockeren graugrünen Pulver anschwillt, während ein Theil aus den Gefälsen herausgeschleudert wird. Nur in, Folge der heftigen Wirkung wird eine Spur Phosphor frei wird ein schwacher Geruch nach Phosphorwasserstoff bemerkbar. Als 2,648 des entwässerten Salzes auf diese Art sich zersetzt hatten, wurden 2,078 des Rückstandes mit Salpetersäure behandelt, in welcher sie sich unter Oxydation zu Uranylsalz auflösten. Nach dem Abdampfen u. s. w. wurden 1,502 U?O* — U 1,2753 und 1,171 Mg’?P?O’ = P 0,527 gewonnen. Mithin bestanden 100 Th. des Glührückstandes aus berechnet PO: Uran 61,37 120 — 60,30 Phosphor 15,74 3b, —ı 1558 Sauerstoff 22,39 43 —= 24,12 100 199 100 Offenbar besteht dieser Körper wesentlich aus Uran(Uranoxy- dul-Jphosphaten, da er aber U:0 = 1:3 At. enthält, mufs er nothwendig Phosphoruran enthalten. Die Annahme a e Do pP2rO%r = JUrU” U?P scheint die beste Rechenschaft von dem Verhalten des Salzes zu geben. 450 ) Gesammtsitzung Demnach würde H?!(U?O?)P?O* = 2UPO? und 2H? sein und die Menge des Rückstandes 99 p. C. betragen. Ich habe im günstigsten Falle 98,2 p. C. erhalten. Ein fernerer Beweis dafür, dafs UPO?° durch die Salpeter- säure in UPO*! = (U?O?)P?O° verwandelt wird, liefert die Ge- wichtszunahme. In der That wurden aus 100 erhalten U?0? 73,62 P? 05 36,05 109,67 und da UPO°? = 199: UPO! = 215 = 100: 108, so stimmt der Versuch hiermit gut überein. Übersicht der Resultate. Krystallform der unterphosphorigsauren Salze. Die Form ist bei einigen nicht bestimmbar, weil sie allzulöslich und unge- mein zerfliefslich sind (Kali- und Natronsalz), bei anderen, weil die Krystalle von allzugeringer Gröfse sind (Cer-Mangan-Kadmium- Blei-Uransalz). Das wasserfreie Thalliumsalz krystallisirt zweiglied- rig; das ebenfalls wasserfreie Kalksalz zwei- und eingliedrig; das Li- thion- und das Barytsalz, beide 1 Mol. Wasser enthaltend, krystallisi- ren in demselben System, auch zeigen ihre Krystalle in gewisser Hin- sicht eine solche Ähnlichkeit, dafs man an Isomorphie denken könnte, wiewohl äquivalente Mengen beider Salze im Wassergehalt nicht gleich sind. Das Magnesium-, Zink-, Nickel- und Kobaltsalz, welche 6 Mol. Wasser enthalten, sind regulär (Oktaäder herr- schend). vom 6. Juni 1872. 451 Wasserfrei krystallisiren die Salze von Thallium, Calcium, Kadmium, Blei (auch das Barytsalz unter Umständen). Mit 1 Mol. Wasser die Salze von Natrium, Lithium, Baryum, Strontium, Mangan und Uran (Uranyl); mit 6 Mol. Wasser die vorherge- nannten. Das Cersalz allein enthält $ Mol. Wasser. Verhalten der unterphosphorigsauren Salze beim Er- hitzen. Alle zersetzen sich, es lassen sich jedoch drei Katego- rieen unterscheiden: 1. Sie zersetzen sich so, dafs ein Gemenge von Pyro- phosphat und von Metaphosphat zurückbleibt. Das- selbe besteht bei den Alkalisalzen (Na, Tl, Li) aus je 1 Mol. beider Phosphate, LE aa 3 R'P-O? bei den übrigen überwiegt die Menge des Pyrophosphats; es sind von ihm 6 Mol. beim Baryumsalz, 4 Mol. beim Bleisalz, 3 Mol. beim Strontium-, Caleium-, Cer- und Kad- miumsalz, 2 Mol. gegen 1 Mol. Metaphosphat beim Magne- sium-, Zink- und Mangansalz verhanden. 2. Sie zersetzen sich so, dafs ein Gemenge von Meta- phosphat und von Phosphormetall zurückbleibt. Dies ist der Fall beim Nickel- und Kobaltsalz. 3. Sie zersetzen sich so, dafs ein Gemenge von Pyro- und Metaphosphat und von Phosphormetall ent- steht. So verhält sich das unterphosphorigsaure Uran- oxyd. Es ist klar, dafs diese Resultate wesentlich von den früher von H. Rose erhaltenen abweichen. Allein dies ist leicht erklär- lich, denn dieser Chemiker hatte nur bei wenigen Salzen die Na- tur des Glührückstandes quantitativ ermittelt, und ich selbst habe das Produkt der Zersetzung des Barytsalzes snfänglich für reines Pyrophosphat gehalten, und diejenigen Salze, welche die relativ gröfste Menge von Metaphosphat liefern, die von Na, Tl und Li, bei welchen der Erfolg am leichtesten zu erkennen ist, sind bisher wohl niemals Gegenstand der Untersuchung gewesen. Man wird sich erinnern, dafs allerdings schon H. Rose die Bildung von Metaphosphat in einzelnen Fällen angenommen hatte, so beim Kadmium-, Nickel- und Kobaltsalz. Bei dem ersteren habe 452 Gesammtsitzung ich gezeigt, dafs H. Rose’s Annahme von je 1 Mol. beider Phos- phate in dem Glührückstande eine Unmöglichkeit enthält, beim Nickel- und Kobaltsalz aber glaube ich überzeugend dargethan zu haben, dafs das besondere Verhalten beider, die schwarze Farbe des Produkts und seine Oxydation durch Salpetersäufe auf der Bildung von Phosphormetall beruht, welche H. Rose seltsamerweise ent- gangen ist. Das interessante Verhalten des Uranoxyd- oder Ura- nylsalzes, welches in der Hitze zu einem Uransalze wird, war bis- her unbekannt, da auch dieses Salz nicht beschrieben war. Vergleicht man die unterphosphorigsauren Salze mit den phos- phorigsauren hinsichtlich ihrer Zersetzung in der Hitze, so sieht man nun, worin der Unterschied liegt. Jene verwandeln sich, mit wenigen Ausnahmen, in ein Gemenge von Pyro- und Metaphosphat, diese geben entweder reines Pyrophosphat (wenn R:B=1: 2) oder ein Gemenge desselben mit Phosphormetall' (wenn B:B=1T: 1; wie bei Pb, Co, Zn, Mn). In den Zersetzungsprodukten der phos- phorigsauren Salze ist ihr Atomverhältnifs R:P=1:1 vollstän- dig erhalten, es wird bei ihrer Zersetzung (im Wesentlichen) kein Phosphor frei, das Gas ist nur Wasserstoffgas. Dahin- gegen ist in den Zersetzungsrückständen der unterphosphorigsau- ren Salze, bei welchen R:P=1:2 ist, dieses Verhältnifs stets ein anderes, und es verhält sich der in ihnen enthaltene Phosphor zu dem im Phosphorwasserstoff fortgehenden wie 7:6 bei Ba, 924, are, 4:3... 89,,C3,08, 6 3:2 „ Na, Tl, Mg, Zn, Mn ROM MOL Ganz isolirt steht das Uransalz, welches allein keinen Phosphor verliert, reines Wasserstoffgas entwickelt und darin den phospho- rigsauren Salzen gleicht. Eine weitere Verschiedenheit beider Arten von Salzen liegt darin, dafs der Sauerstoff aller phosphorigsauren Salze in der Hitze in das Pyrophosphat eintritt, dafs also kein Wasser frei wird, mit anderen Worten: dafs das Atomverhältnifs R:O im Salze und im Glührückstande dasselbe ist (R :O = 1:3 0der2:”7). Wenn die unterphosphorigsauren Salze sich sämmtlich in ein Gemenge vom 6. Juni 1872. 453 RPOo: R R:P2 0’ 2R?P? Oo! oder | R P?o® verwandelten, in welchem R:0, wie in den Salzen selbst, = 1:2 oder R:O = 1:4 ist, so würden auch sie kein Wasser geben, allein dies ist nur bei den Salzen von Na (K), Tl, Mg, Zn, Mn der Fall, sowie bei denen von Ni und Co und von U, obwohl hier die Rückstände, wie wir gesehen haben, anderer Natur sind. Alle übrigen liefern neben Wasserstoff und Phosphorwasserstoff auch etwas Wasser, dessen Menge allerdings nur gering ist. Im Folgenden ist das Verhältnifs des im Wasser enthaltenen und des frei und an Phosphor gebundenen Wasserstoffs angegeben: 1:5,5 Ba 1:8 ZLi,Eb,; 1.513, Sr.@3.0e,Cd Endlich fügen wir eine Übersicht des Verhältnisses hinzu, in welchem der freie und der an Phosphor gebundene Wasserstoff bei der Zersetzung stehen oder stehen würden, falls sich vom Phos- phorwasserstoff nichts zersetzte: „4.9. Ba. 3 „Lisbch, :2,25 Sr, Ca, Ce, Od. :1,5 Na, Tl, Mg, Zn, Mn. NT, Ve. m Übrigens glaube ich, mit Bezug auf eine beim Kadmiumsalz gemachte Bemerkung, dafs das Freiwerden von Phosphor nur zum kleinsten Theil auf einer Zersetzung von H?P durch die Hitze beruht, dafs es vielmehr ein ursprünglicher Vorgang ist. 454 Gesammtsitzung Hr. A. W. Hofmann legte dann eine Abhandlung von Hrn. Rudolph Weber vor: Über Salpetersäureanhydrit und über ein neues Salpetersäurehydrat. Es ist bisher nicht geglückt, das Salpetersäureanhydrit, wel- ches bekanntlich zuerst von Deville aus dem Silbernitrate abge- schieden worden, aus dem Salpetersäurehydrate durch Einwirkung wasserentziehender Agentien darzustellen. Es traten bei den in dieser Absicht angestellten Versuchen nur Zersetzungsproducte der Salpetersäure, Sauerstoff und Untersalpetersäure, aber nicht Anhy- drit auf. Der Verfasser hat nachgewiesen, dafs unter gewissen Bedin- gungen aus dem Salpetersäurehydrate das Anhydrit unzersetzt aus- geschieden werden kann, und hat ein einfaches und bequemes Ver- fahren zur Bereitung des Anhydrits ermittelt, welches in der Zer- legung des Salpetersäurehydrates besteht. Die Versuche, das Anhydrit durch Einwirkung von Schwefel- säure-Anhydrit auf Salpetersäure darzustellen, waren erfolglos; es bildet sich hierbei die von dem Verfasser früher beschriebene, wasserhaltige Verbindung von Schwefelsäure mit Salpetersäure, aus welcher das Anhydrit nicht abgeschieden werden konnte. Dagegen glückte unter gewissen Bedingungen und Vorsichtsmafs- regeln die Zersetzung der Salpetersäure durch Phosphorsäureanhy- drit. Die wesentlichsten Bedingungen für das Gelingen der Zer- setzung sind: möglichste Concentration und Reinheit der Salpeter- säure, ferner: Vermeidung starker Erwärmung bei der Reaction. Dieser letzten Bedingung wird durch sorgfältige Abkühlung der Salpetersäure vor und während der Operation, sowie durch vor- sichtiges Zufügen kleiner Partien des Anhydrits und durch sorgfäl- tiges Umrühren entsprochen. Ein geringer Gehalt des Anhydrits an phosphoriger Säure und Wasser sind nicht wesentlich hinder- lich; erwünscht ist ein möglichst geringer Gehalt an phosphoriger Säure. Der Zersetzungsprozels wird zweckmälsig in einem mit Eiswasser gekühlten Becherglase ausgeführt. Aus dem in der beschriebenen Weise dargestellten Gemische wird das Anhydrit durch Destillation bei möglichst niedriger Tem- peratur abgeschieden. Das Gemisch wird in einer tubulirten Re- vom 6. Juni 1872. - 455 torte, deren Hals in einen Kolben, welcher von kaltem Wasser umgeben ist, hineinragt, so lange gelinde erwärmt, als sehr flüch- tige Produkte übergehen. Das Destillat besteht aus zwei, mit ein- ander nicht mischbaren Flüssigkeiten; die obere, dunkler gefärbte, besteht zumeist aus Anhydrit; die untere enthält hydratische Ver- bindungen. Erstere wird abgegossen und abgekühlt; sie trübt sich dann meistens und es scheidet sich aus ihr eine geringe Menge von einer schwereren Flüssigkeit ab, welche durch nochmaliges Deecantiren abgesondert wird. Bei Erkaltung derselben unter Null- Grad scheiden sich in reichlichem Malse Krystalle ab, und es ver- bleibt eine roth gefärbte Flüssigkeit, deren Menge um so grölser ist, je mehr Untersalpetersäure bei den besprochenen Reactionen sich bildete. Eine solche Flüssigkeit bildet sich auch bei di- recter Einwirkung von Untersalpetersäure auf Salpetersäureanhydrit, und ist wahrscheinlich das Zwischenprodukt der spontanen Zer- setzung des Anhydrits. Das aus Salpetersäure abgschiedene Anhydrit krystallisirt wie das von Deville bereitete in durchsichtigen, klaren Prismen; bei gewöhnlicher Temperatur ist es gelblich gefärbt, in der Kälte ist es farblos. Sein Schmelzpunkt liegt gleichfalls bei etwa 30° C. Das flüssige Anhydrit kann oft während längerer Zeit weit unter seinen Schmelzpunkt erkaltet werden, ohne zu erstarren, und ver- häli sich in dieser Beziehung wie Schwefelsäureanhydrit. Es ist sehr flüchtig, verdunstet schnell bei gewöhnlicher Temperatur, und seine Dämpfe erstarren an abgekühlten Flächen zu schön ausge- bildeten Krystallen. Sein Kochpunkt läfst sich nicht mit Sicher- heit bestimmen, weil es unter Zersetzung siedet. Es zersetzt sich langsam bei gewöhnlicher Temperatur, rascher, wenn es bis zum Schmelzen erwärmt wird. In einem Keller erhielt es sich wäh- rend mehrerer Tage. Es wurde, um es aufzubewahren, in ein lose verstöpseltes Röhrenglas gebracht und letzteres in eine etwas Schwefelsäure enthaltende verkorkte Flasche gestellt. Die Dichte des festen Anhydrits nähert sich dem Werthe 1,64; es sinkt nämlich in dem Subhydrate, welches diese Dichte besitzt, schon unter, während das geschmolzene Anhydrit auf die- ser Flüssigkeit schwimmt. Die Zusammensetzung der als Salpetersäure-Anhydrit ange- sprochenen Substanz wurde durch Ermittelung der Menge von 456 Gesammtsitzung Sauerstoff festgestellt, welche dieselbe an Eisen-Oxidulsalze abgiebt, und es wurde aufserdem die zur Neutralisation einer bestimmten Menge erforderliche Quantität von Baryt ausgemittelt. Die erhal- tenen Zahlenwerthe ergaben, dafs die untersuchte Substanz wirklich aus Anydrit bestand. Das Anhydrit wirkt höchst energisch auf viele oxidirbare Kör- per, namentlich auf die Metalloide und auf organische Substanzen. Schwefel wird bei gewöhnlicher Temperatur unter heftiger Reac- _ tion oxidirt. Noch energischer ist, wie zu erwarten war, die Wir- kung auf Phosphor. Es erfolgt eine Entzündung und es verbrennt der Phosphor mit glänzender Lichtentwickelung. Kalium und Natrium zerlegen das Anhydrit gleichfalls mit grofser Heftigkeit. Aluminium dagegen verhält sich passiv und selbst Magnesium re- agirt nur in geringem Maafse. Vollkommen passiv sind: Eisen, Nickel, Zinn, Antimon, Wismuth, Tellur, Thalium, Titan, Blei, Kupfer und Silber. Quecksilber wird unter heftiger Reaction in Nitrat verwandelt; auch Zink und Arsen werden oxidirt. Auf manche organische Stoffe wirkt es äufserst heftig; Naphtalin z. B. wird mit sehr grofser Energie davon angegriffen. Es ist in Aus- sicht zu nehmen, dafs vermittelst des Anhydrits sich mancherlei Nitroverbindungen werden bequem darstellen lassen. Das Anhydrit zieht aus der Luft rasch Feuchtigkeit an, ver- einigt sich mit Wasser unter heftiger Reaction. In Folge der hierbei statthabenden Erhitzung findet leicht eine partielle Zer- setzung desselben unter Bildung von Untersalpetersäure statt. Die durch langsames Zerfliessen desselben entstehende Flüssigkeit ver- hält sich wie gewöhnliche wässerige Salpetersäure und liefert Salze, welche von den gewöhnlichen Salpetersäure-Salzen nicht zu unter- scheiden sind. Mit monohydratischer Salpetersäure vereinigt sich das ge- schmolzene Anhydrit unter Erwärmung; auch crystallisirtes löst sich darin auf. Nachdem indessen eine gewisse Menge von der Säure aufgenommen, findet beim weiteren Zusatze eine Vereinigung nicht mehr statt; es entstehen zwei Flüssigkeiten, der Überschufs des Anhydrits schwimmt auf dem gesättigten Hydrate. Letzteres enthält ein neues, krystallisirbares Hydrat der Salpetersäure. Um dasselbe in reinem Zustande darzustellen, wird zu geschmolzenem Anhydrit so viel möglichst reine monohydratische Salpetersäure vonErlenmiSe | 457 gefügt, bis aus dem Verschwinden der letzten ölartigen Tröpfehen auf die Vollendung der Reaction zu schliefsen ist. Die erhaltene Flüssigkeit wird nun auf —5 bis —6° C. abgekühlt und erstarrt dann, bei richtigem Mischungsverhältnisse, fast vollständig zu einer Krystallmasse. Die dabei verbleibende Mutterlauge wird abgegos- sen und der Krystallisationsproze[s eventuell wiederholt. Dieses Hydrat entspricht der empirischen Formel: 2N0,HO. Es hat die Hälfte des Wassergehalts vom Monohydrat. Der Ver- fasser schlägt für dasselbe den Namen „Salpetersäure-Subhydrat“ vor. Seine Zusammensetzung wurde durch Ermittelung der Menge von Baryt bestimmt, welche zur Neutralisation gewisser Quantitäten erforderlich waren. Das Subhydrat ist bei gewöhnlicher Temperatur flüssig, hat die gelbliche Farbe der gewöhnlichen starken Salpetersäure. Es erstarrt bei ca. —5°C., schmilzt sehr rasch bei steigender Tempera- tur. Seine Dichte beträgt bei 15° C.:1,642. Es ist nicht unzersetzt flüchtig, sondern zerlegt sich beim Destilliren. Hierbei gehen zwei nicht mischbare Flüssigkeiten über, von denen die obere aus An- hydrit besteht. Es zersetzt sich bei gewöhnlicher Temperatur spontan wie das Anhydrit. Gegen oxidirbare Substanzen verhält es sich ähnlich wie das Anhydrit; die Mehrzahl der Metalle wird davon, wie von dem Anhydrite, nicht angegriffen, sondern ver- hält sich passiv. [1872] [Se 180) 458 Gesammtsitzung vr Hr. A. W. Hofmann verlas eine mit Hrn. A. Geyger ge- meinschaftlich ausgeführte Untersuchung: Über einige von den aromatischen Azodiaminen abstammende Farbstoffe. I. Azodiphenylblau. In einem der Akademie vor etwa 3 Jahren vorgelegten Auf- satze hat der Eine!) von uns Versuche über die Zusammensetzung des unter dem Namen Magdalaroth im Handel vorkommenden Naphtalinfarbstoffs mitgetheilt. Diese Versuche haben gezeigt, dafs der Farbstoff 3 Mol. Naphtylamin entspricht, von denen sich 5 Wasserstoffmolecule getrennt haben, und dafs er durch die Einwir- kung des Naphtylamins auf das Azodinaphtyldiamin, unter Abspal- tung von 1 Mol. Ammoniak, gebildet wird. C„H,;N;+ C,H, N = Cy„H,N,+H;N NEL DAS NURTEBBT EI me Azodinaph- Naphtylamin Naphtalinroth tyldiamin Der Gedanke lag nahe, diese Reaction in anderen Reihen und in anderen Combinationen zu studiren. Bei vorläufigen Versuchen zeigte es sich in der That, dafs Anilin sowohl als Toluidin unter Bildung ganz ähnlicher rother Farbstoffe auf das Azodinaphtyldia- min einwirken, und es warf sich schliefslich die Frage auf, ob nicht auch der von den HH. Martius und Griess?) in ihrer in- teressanten Abhandlung über das Amidodiphenylimid erwähnte, durch Behandlung von Azodiphenyldiamin mit Anilinsalzen entste- hende, aber nicht weiter untersuchte blaue Körper in diese Gruppe von Farbstoffen gehören möge. Eine Lösung dieser Frage durch Versuche erschien um so wünschenswerther, als die Zusammensetzung der hier in Aussicht stehenden Verbindung mit derjenigen des von den HH. Girard, de Laire und Chapoteaut°?) bei der Oxydation von reinem Anilin erhaltenen Violanilins zusammenfallen mulste. Wir haben diese Versuche angestellt. !) Hofmann, Monatsberichte 1869, 550. 2) Martius und Griess, Monatsberichte 1865, 640. °) Girard, de Laire und Chapoteaut, Compt. rend. LXIII, 964. vom 6. Juni 1872. 459 Zur Darstellung des aus dem Azodiphenyldiamin entstehenden blauen Farbstoffs, den wir der Kürze halber Azodiphenylblau nennen wollen, wurden gleiche Gewichte der reinen Azobase und salzsauren Anilins mit dem doppelten Gewichte Alkohol in zuge- schmolzenen Röhren 4 bis 5 Stunden lang auf 160° erhitzt. Naclı Verlauf dieser Zeit war eine dunkelblaue zähflüssige Masse ent- standen; gasförmige Verbiudungen hatten sich nicht gebildet. Zur Reinigung wurde das Rohproduct, welches sich unschwer als ein Chlorhydrat zu erkennen gab, mit siedendem Wasser behandelt, wodurch unverändert gebliebenes salzsaures Anilin und Salmiak entfernt wurden, alsdann unter Zusatz von Salzsäure in Alkohol gelöst und die Lösung mit Natronlauge gefällt. Die so erhaltene freie Base wurde zur Entfernung des Natrons sorgfältig mit Was- ser gewaschen, in siedendem Alkohol gelöst und mit Salzsäure versetzt. Nachdem der Alkohol zur Hälfte abdestillirt war, schied sich beim Erkalten ein dunkelblaues, schwach Krystallinisches Salz aus. Dieses ist in Wasser unlöslich, löst sich dagegen in Alko- hol, besonders beim Erwärmen, ziemlich leicht auf. Die Lösung besitzt eine tiefviolettblaue Farbe; sie färbt Wolle und Seide, kann aber, was Glanz und Schönheit anlangt, mit den Tinten der sub- stituirten Rosaniline nicht verglichen werden. In Äther ist das salzsaure Salz vollkommen unlöslich. Auf Zusatz von Natronlauge zu der concentrirten alkoholischen Lösung des Salzes scheidet sich die Base als ein dunkelbraunes Pulver aus, welches in Wasser unlöslich ist, sich aber in Alkohol und Äther mit rothbrauner Farbe löst. Auf Zusatz von Salzsäure färbt sich die alkoholische Lösung rein blau, während die ätherische Lösung unter Abschei- dung des blauen salzsauren Salzes völlig farblos wird. In Gegen- wart von Alkohol und freier Salzsäure mit granulirtem Zink be- handelt, entfärbt sich die Lösung des Salzes, wird aber an der Luft wieder blau. Die Darstellung einer Leukobase im reinen Zu- stande gelang auf diese Weise nicht; sie wurde auch mit Ammo- niumsulfid vergeblich versucht. Die Analyse des beschriebenen Chlorhydrats sowie einiger anderer aus demselben dargestellter Salze zeigte nun, dafs die Re- action zwischen Azodiphenyldiamin und Anilin in der That genau so verlauft, wie wir, auf den analogen Versuch in der Naphtalin- reihe gestützt, erwartet hatten. 1 Mol. Azodiphenyldiamin und 32* 460 Gesammtsitzung ‚1 Mol. Anilin treten unter Abspaltung eines Ammoniakmoleeuls zu dem blauen Körper zusammen. C5H,N,;,+ C,H,N = C,H,N,; + H,N u —— Azodiphenyl- Azodiphenyl- diamin blau. Chlorhydrat. Das salzsaure Salz, dessen Darstellung oben beschrieben wurde, ist zum Öfteren analysirt worden. Die Analy- sen des bei 100° getrockneten Körpers führen zu der Formel C;H,N,,HCl, welche folgende Werthe verlangt: Theorie. Versuch. T: II. III. GC, 216 69.79 ee a Bi 7 Be ee N, 42 13.57 — — = Cl 35:5.121.47 — 11.23 12.21 su390, ® Die Salze des Azodiphenylblaus zeigen uur geringe Beständig- keit. Das eben beschriebene Chlorhydrat verliert schon beim Um- krystallisiren aus Alkohol einen Theil seiner Säure. Das Salz mit 11.23 p. C. Chlor enthielt nach einmaligem Umkrystallisiren aus Alkohol nur noch 9.85 p. C. Chlor. Überhaupt erhält man das normale Salz nur in Gegenwart eines Überschufses von Salz- säure, Als wir versuchten, das Rohproduct der Reaction nach dem Auswaschen der löslichen Salze direct, ohne Zusatz von Säure, durch Umkrystallisiren zu reinigen, sank der Chlorgehalt in einem Falle bis auf 5.9, in einem anderen Falle bis auf 2.1p.C. Auch durch Trocknen bei höherer Temperatur verliert das Salz einen Theil seiner Säure. Aus dem normalen Salze, welches man län- gere Zeit einer Temperatur von 150° ausgesetzt hatte, war fast alle Salzsäure entwichen. Jodhydrat. Das Salz wird ganz analog dem Chlorhydrat durch Behandlung der freien Base mit Jodwasserstoffsäure erhal- ten. Was die Eigenschaften anlangt, so unterscheiden sie sich kaum von denen des salzsauren Salzes. Wir haben uns begnügt, die Formel C.sH,N;; HI vom 6. Juni 1872. 461 durch die Jodbestimmung in dem bei 100° getrockneten Salze festzustellen. Theorie. Versuch. Gr 216 53.86 — ED DVG Sk ee a2 N, 42 10.48 _— J 127 31.67 31.53 401 100.00. Noch haben wir schliefslich das Pikrat der Analyse unterworfen. Es bildet sich leicht, wenn man die alkoholische Mutterlauge des salzsauren Azodiphenylblaus mit einer alkoholischen Lösung von Pikrinsäure fällt. Blaues Pul- ver, vollkommen unlöslich in Wasser und Äther, nur äufserst spär- lich löslich in siedendem Alkohol. Für die Analyse wurde das gefällte Salz sorgfältig mit Wasser gewaschen und bei 100° ge- trocknet. Seine Zusammensetzung wird durch die Formel C, H;s N, 07 Free C; H,;; N, ’ C, H, (NO,); Ö ausgedrückt. Theorie. Versuch. BE 1 57.26 His 18 3.539 3.95 Nsı.2 Bush. u re. 29.51 n 502 100.00. Es ist bereits Eingangs dieser Mittheilung darauf hingewiesen worden, dafs dem Azodiphenylblau dieselbe Zusammensetzung zu- komme, welche das von den HH. Girard, de Laire und Cha. poteaut durch Oxydation des reinen Anilins dargestellte Viol- anilin besitzt: 3C,H,N—3HH = C,H,,N:;. Sind diese beiden Körper identisch? Wir hatten die Absicht, diese Frage durch den Versuch zu entscheiden; unsere Untersuchungen haben aber für den Augenblick eine andere Richtung genommen, sodafls die Frage eine oflene bleiben muls. 462 Gesammtsitzung Läfst man statt salzsauren Anilins das Chlorhydrat des To- luidins und Naphtylamins auf das Azodiphenyldiamin einwirken, so entstehen, wie dies nicht anders erwartet werden konnte, blaue Farbstoffe von ganz ähnlichen Eigenschaften, wie die des Azodi- phenylblaus. Höchst wahrscheinlich enthalten diese Verbindungen beziehungsweise CoH,, Ns .-und C„H,,.Nz; diese Formeln sind indessen durch die Analyse erst noch festzu- stellen. Die eben flüchtig angedeuteten Versuche der Farbenbildung waren noch nach einer anderen Richtung hin auszudehnen. Statt Toluidin und Naphtylamin auf Azodiphenyldiamin einwirken zu lassen, konnte man bei dem Versuche von einem Azoditolyl- diamin ausgehen und dieses mit Anilin und Naphtylamin be- handeln. Ein Azoditolyldiamin, welches dem Azodiphenyldiamin ent- spricht, ist bisher nicht erhalten worden. In allen Versuchen des Hrn. Martius, der, wie er uns mitteilt, wiederholt die Darstel- lung dieser Verbindung versucht hat, ist stets nur der isomere, durch Kochen zersetzbare Körper, das Diazoamidotoluol ent- standen. Wir sind in unseren Bemühungen, das wahre Analogon des Azodiphenyldiamins zu erhalten, nicht glücklicher gewesen. Wenn man Toluidin auf einer gesättigten Kochsalzlösung zum Schmelzen erhitzt, und alsdann durch die Salzlösung einen raschen Strom von salpetriger Säure leitet, so erstarrt das Toluidin nach einiger Zeit zu einer krystallinischen Masse, welche man durch Waschen mit Wasser und Umkrystallisiren aus Alkohol leicht rei- nigen kann. Auf diese Weise werden schön ausgebildete, dunkel- eitronengelbe Nadeln erhalten. Die Analyse des im leeren Raum getrockneten Körpers zeigte, dafs er in der That die Zusammen- setzung C,H,;N; besitzt. Theorie. Versuch. Gun IRB, ZA6R 74.44 H; 1 6.67 6.80 N, 42 18.66 a 225 100.00. vom 6. Juni 1872. 463 Allein beim Kochen mit Salzsäure zerlegte sich diese Substanz unter reichlicher Stickstoffentwickelung in Cressol und Toluidin C.H;N,+H,0 = 0,1,0+CH,N-+2N. Der erhaltene Körper war also Diazoamidotoluol und nicht Azoditolyldiamin, welch’ letzterer nach wie vor zu entdecken bleibt. Da wir durch unsere Versuche in den Besitz einer grölseren Menge des Diazokörpers gelangt waren, so haben wir es nicht un- terlassen wollen, sein Verhalten zu Monaminen wenigstens einer cursorischen Prüfung zu unterwerfen. Bei der Einwirkung des Diazoamidotoluols auf salzsaures Anilin, Toluidin und Naphtylamin in alkoholischer Lösung bei 150° werden in der That gleichfalls Farbstoffe erhalten, allein die Ne- benproducte, welche in diesen Processen auftreten, bekunden hin- länglich, dafs die Reaction jedenfalls in complexerer Weise ver- lauft. Es verdient namentlich bemerkt zu werden, dafs sich bei der Einwirkung von Anilinsalzen, welche mit dem wahren Azodi- tolyldiamin zusammentreffend die Bildung von Rosanilin in Aussicht stellten, keine Spur dieses leicht kenntlichen Farbstoffs nachweisen liefs. Wir haben die in diesen Reactionen auftretenden Producte nieht weiter verfolgt. II. Safranin. Während wir mit den blauen Farbstoffen beschäftigt waren, welche sich durch die Einwirkung der aromatischen Monamine auf das Azodiphenyldiamin bilden, wurde unsere Aufmerksamkeit einem schönen rothen Theerpigmente zugelenkt, welches schon seit meh- reren Jahren unter dem Namen Safranin im Handel vorkommt und sich nachgerade als Surrogat für Safflor in der Baumwollen- und Seidenfärberei eingebürgert hat. Das Safranin ist bis jetzt einer eingehenden Prüfung nicht unterworfen worden und da die- ser wichtige Farbstoff, soweit die allerdings sehr unvollständigen Angaben über seine Darstellung reichen, ebenfalls von den aroma- tischen Azodiaminen abzustammen schien, so haben wir denselben mit in den Kreis unserer Untersuchungen gezogen. 464 Gesammtsitzung Ausgangspunkt unserer Arbeit war die Substanz, wie sie im Handel vorkommt. In gröfserer Menge ist sie von der Firma Tillmanns in Crefeld bezogen worden. Eine andere Probe von Safranin hat uns Hr. Dr. J. Wolf freundlichst zustellen wollen, eine dritte Probe endlich verdanken wir unserem Freunde Hrn. Charles Girard in Paris. Die beiden erstgenannten Proben wurden uns als fabrikmälsig erhaltene Producte bezeichnet. Die letztgenannte war von Hrn. Girard selbst dargestellt worden. Das Safranin kommt im Handel entweder in fester Form oder als Pate vor. In fester Form bildet es ein gelbrothes Pulver, in welchem die Untersuchung neben reichlichen Mengen von kohlen- saurem Kalk und Kochsalz das Chlorhydrat einer färbenden Base zu erkennen giebt. Aus dem rohen Safranin läfst sich mit Leichtigkeit der eigent- liche Farbstoff abscheiden. Man braucht nur das Handelsproduct mit siedendem Wasser zu erschöpfen; beim Erkalten des Filtrats scheidet sich eine undeutlich krystallinische Substanz ab, welche nach mehrfachem Umkrystallisiren aus kochendem Wasser beim Verbrennen keinen feuerbeständigen Rückstand mehr hinterläfst. Bei diesen Operationen erleidet aber das Salz zusehends Verände- rung; mit jeder Krystallisation wird es löslicher und minder kry- stallinisch. Diese Veränderungen werden durch das Austreten von Salzsäure aus dem Salze bedingt. In der That zeigten die in successiven Krystallisationen erhaltenen Producte einen sich stetig verringernden Chlorgehalt; so enthielt das Product der dritten 8.48 p. C., das der vierten Krystallisation nur 7.46 p. C. Chlor. Auch entstand auf Zusatz von Salzsäure zu den Mutterlaugen als- bald wieder eine krystallinische Fällung. Diese Unbeständigkeit des Chlorhydrats, und, wie schon jetzt bemerkt werden mag, der Safranin-Salze im Allgemeinen hat der Untersuchung dieser Kör- per grofse Schwierigkeiten in den Weg gelegt und namentlich auch die Schärfe der analytischen Resultate wesentlich beeinträchtigt. Um ein normales Salz zu erhalten, mufste die siedende Flüssig- keit bei der letzten Krystallisation stets mit Salzsäre angesäuert werden. Chlorhydrat des Safranins. Beim Erkalten der mit Salzsäure versetzten Lösung scheidet sich das Chlorhydrat in feinen Kry- stallen von röthlicher Farbe ab; eine nicht unerhebliche Menge aber bleibt in der Flüssigkeit gelöst. Wie in reinem Wasser löst vom 6. Juni 1872. 465 sich das Salz auch in Alkohol, in der Wärme viel reichlicher als in der Kälte; in Äther ist es unlöslich, ebenso in concentrirten Salzlösungen. Die Alkohollösung hat wie die wässerige eine in- tensiv rothgelbe Farbe; sie zeigt eine eigenthümliche Fluorescenz, welche einigermaalsen an die des Magdalaroths erinnert. Auf Zu- satz von Äther wird die alkoholische Lösung gefällt. Die Analyse des bei 100° getrennten Salzes hat zu folgenden Zahlen geführt: I U iggg ii IV V ZVr VII VII BE x xXT x 68.32 — — 8.23 — — — — —- 6851 — — H 6.09 — 6b — — — — — 621 — — N — 1.34— — 15.04 — 13.141— — — —- — Cl — — 1023 — — 10.35 — 9.388 9.90 — 9.60 10.01 Noch mag bemerkt werden, dafs die Präparate, welche zu diesen Analysen gedient haben, Producte sechs verschiedener Dar- stellungen waren. Die Versuchs-Zahlen I— III, IV—VI, VI— VII, IX, X— XI und endlich XII beziehen sich je auf eine Dar- stellung. Aus diesen Zahlen lassen sich zwei Formeln berechnen nämlich C,H; N,Cl und C,,H,,N,Cl, deren berechnete Werthe nahezu gleich gut mit den gefundenen Mittelzahlen übereinstimmen, wie aus folgender Zusammenstellung erhellt: Theorie. Theorie. Mittel der Versuche. C,, 240 68.09 Be eh 68.52 | 5.96 H, 21 5.76 6.15 N, 56 15.88 N, 56 15.36 159.17 Cl EH) 10.07 Cl 35.9 9.74 9.98 352.5 100.00 364.5 100.00 99.32 Wir waren Anfangs unschlüfsig, welcher von diesen beiden Formeln der Vorzug einzuräumen sei. Die Annahme von 20 Koh- lenstoffatomen in dem Molecule des Farbestoffs hatte etwas Ver- lockendes, allein die Werthe der zweiten Formel schmiegen sich offenbar den Versuchszahlen besser an. Es waren zumal die nie- drigen Stickstoffzahlen, während doch die volumetrische Methode stets einen Überschufs ergiebt, welche die Wahl der zweiten For- 466 Gesammtsitzung mel geboten haben würden, selbst wenn die später zu erwähnen- den Versuche über die Darstellung nicht weitere Anhaltspunkte für dieselbe geliefert hätten. Platinsalz des Safranins. Die bei der Untersuchung des Chlor- hydrats erhaltenen Zahlen werden durch die Analyse des Platin- salzes bestätigt. Letzteres erhält man durch Fällung einer war- men Lösung des salzsauren Salzes mit einem Überschufs von Pla- tinchlorid und Auswaschen mit verdünnter Salzsäure, weil reines Wasser eine zersetzende Wirkung übt. Das Platinsalz bildet ein krystallinisches gelbrothes Pulver, welches in Wasser, Alkohol und Äther fast unlöslich ist. In Wasser suspendirt und bei der Siedetemperatur mit Schwe- felwasserstoff behandelt, liefert es langsam Platinsulfid, während unverändertes Chlorhydrat in Lösung geht. Die Analyse eines bei 100° getrockneten Salzes führte zu Zahlen, welche der Formel 2(C,,H,, N,.HCI).PtCl, entsprechen. Theorie Versuch I II Platinprocente 18.48 18.52 18.69. Freie Base. Um noch einige andere Salze des Safranins zu gewinnen, war es nöthig, die freie Base darzustellen. Als wir zuerst mit dem neuen Farbstoff bekannt wurden, versuchten wir begreiflich, im Hinblick auf die Eigenschaften der aromatischen Farbammoniake im Allgemeinen, die Base durch Alkalien aus dem Chlorhydrat zu fällen. Allein Ammoniak bringt unter keinerlei Bedingungen einen Niederschlag hervor; Natronlauge bewirkt nur in concentrirtester Lösung eine Fällung, welche sich auf Zusatz von Wasser alsbald wieder auflöst; diese Fällung ist offenbar nichts anderes als durch entstandenes Kochsalz oder concentrirte Natron- lauge unlöslich gewordenes Chlorhydrat. Das freie Safranin ist in Wasser löslich, und es blieb daher nichts anderes übrig, als die Base durch Behandlung des Chlorhydrats mit Silberoxyd in Frei- heit zu setzen. Man erhält auf diese Weise eine tief gelbroth ge- färbte Flüssigkeit, welche beim Eindampfen und Abkühlen roth- braune, im feuchten Zustande von denen des Chlorhydrats kaum zu unterscheidende Krystalle liefert. Bei 100° getrocknet, nimmt die freie Base einen schwachen, ins Grüne spielenden Metallglanz an. Das freie Safranin löst sich leicht in Wasser und Alkohol, vom 6. Juni 1872. 467 es ist unlöslich in Äther. Die wässerige Lösung liefert auf Zu- satz von Salzsäure alsbald wieder das krystallisirte Chlorhydrat. Wir sind leider nicht im Stande gewesen, das freie Safranin im Zustande vollendeter Reinheit zu gewinnen; die Lösung hält im- mer etwas Chlorsilber zurück, welches sich mit dem krystallisi- renden Product ausscheidet. Man erkennt diese fremde Beimischung beim Verbrennen der Base, wobei eine kleine Menge feuerbestän- digen Rückstandes hinterbleibt. Wird das Chlorhydrat aus der freien Base zurückgebildet, so ist dem sich ausscheidenden Salze so viel Chlorsilber beigemischt, dafs sich bei der Analyse ein et- was vermehrter Chlorgehalt herausstellt. Die Chlorbestimmung in einem auf diese Weise gewonnenen Chlorhydrat ergab 10.3 statt 9.74 p. C. Chlor. Für die Darstellung anderer Salze, des Nitrats z. B., kann aber das freie Safranin ohne Schwierigkeit benutzt werden. Nitrat des Safranins. Man gewinnt dieses Salz mit Leichtig- keit, wenn man die heifse, wässerige Lösung der freien Base mit einem Überschusse von verdünnter Salpetersäure versetzt. Beim Erkalten schiefst das Salz in schönen rothbraunen Nadeln an, welche in kaltem Wasser sehr schwer löslich sind, sich aber reich- lich in siedendem Wasser lösen. Auch in kaltem Alkohol löst sich das Salz erheblich leichter als in Wasser. Das Nitrat ist entschieden weniger löslich als das Chlorhydrat; eine mit Chlor- wasserstoffsäure ausgefällte Lösung giebt mit Salpetersäure noch einen Niederschlag. Die Analyse des bei 100° getrockneten Nitrats führt zu der Formel C,,H,, N,0, = 0, Hn,N,:HNO,, welcher folgende Werthe entsprechen: Theorie. - Versuch. I II 1008 IV m C, 252 64.45 tr Ed a a 3 ra 5.37 Be! De re 5.97 N, 70 17.90 _— 18.03 — 17.80 — OÖ, 48 12.28 u _ = — — 391 100.00 Die Analysen beziehen sich auf Salze von drei verschiedenen Darstellungen. Für I und II, und ebenso für V, war das Salz 465 Gesammtsitzung umkrystallisirt worden, für III und IV ward der krystallinische Niederschlag verwendet, wie er durch Fällung der heissen Lösung der freien Base mit Salpetersäure entsteht. Möglich, dafs der et- was niedrige Kohlenstoflgehalt von einer geringen Menge anhän- gender Salpetersäure herrührt. Pikrat des Safranins. Wir haben schliefslich auch noch das Pikrat untersucht. Man erhält es ohne Weiteres auf Zusatz einer wälserigen Lösung von Pikrinsäure zu der Mutterlauge des Chlor- hydrats oder Nitrats und Waschen des gebildeten Niederschlages mit Wasser. Das Pikrat bildet braunrothe Nadeln, welche in Wasser, Alkohol und Äther unlöslich sind. Die Analyse führt ungezwungen zu einer Zusammensetzung, welche der aus der Untersuchung des Chlorhydrats, des Platinsal- zes und des Nitrats für das Safranin abgeleiteten Formel entspricht, nämlich zu dem Ausdruck: C;, H;,; N, 0, = C,, H,, N, > C,H; (N O5); OÖ. Theorie. Versuch, G, 324 58.17 57.79 H;; 23 4.15 4.48 N, 98 17.59 — 0, en Jı2 557 100.00. Wir haben für den Augenblick keine weiteren analytischen Daten zu bieten. Es mögen indessen noch einige Salze, welche wir dar- gestellt haben, kurz erwähnt werden. Das Bromhydrat des Safranins schlägt sich auf Zusatz von Bromwasserstoffsäure zu einer Lösung der Base als krystallinische, aus mikroskopischen Nadeln bestehende Fällung nieder, welche in kaltem Wasser so schwerlöslich ist, dafs die über dem Nieder- schlage stehende Flüssigkeit fast ungefärbt erscheint. In sieden- dem Wasser ist es löslich, krystallisirt aber beim Erkalten wieder aus. Noch mag erwähnt werden, dafs sich auf Zusatz von Brom- wasser zu der Lösung des Chlorhydrats ein röthlicher krystallini- scher Niederschlag bildet, welcher in kaltem Wasser schwerlöslich ist, sich aber aus siedendem Wasser umkrystallisiren läfst. Auf diese Weise werden Krystallnadeln erhalten, welche im reinen Zu- vom 6. Juni 1872. 469 stande metallisch-grünen Glanz zeigen. Sie sind bis jetzt nicht analysirt worden. Das Jodhydrat verhält sich, was Darstellung und Eigenschaf- ten anlangt, ganz ähnlich wie das Bromhydrat. Das Sulfat des Safranins ist ein ziemlich lösliches Salz; nur in ganz concentrirter wässeriger Lösung der Base entsteht auf Zusatz von verdünnter Schwefelsäure ein Niederschlag, der sich beim Erwärmen auflöst und beim Erkalten wieder in Gestalt fei- ner Nadeln ausscheidet. Das O:ralat verhält sich ähnlich, ist jedoch etwas schwerer löslich als das schwefelsaure Salz. Mit Essigsäure giebt die freie Base keinen Niederschlag; beim freiwil- ligen Verdunsten indessen scheidet sich ein schwach krystallini- sches Acetat aus. Sämmtliche Salze des Safranins zeigen eine sehr characteris- tische Reaction. Auf Zusatz von concentrirter Salzsäure und besser noch von Schwefelsäure zu den Lösungen derselben ver- wandelt sich die rothbraune Farbe der Flüssigkeit in eine schön violette, die mit der Vermehrung der Säure tiefblau wird, um als- dann in Dunkelgrün und schliefslich in Lichtgrün überzugehen. Beim langsamen Verdünnen der sauren Flüssigkeit mit Wasser beobachtet man diese Farbenerscheinungen in umgekehrter Reihen- folge. Es versteht sich von selbst, dafs wir uns im Laufe der Un- tersuchung mehrfach mit der Darstellung des Safranins beschäftigt haben, es mag indessen gleich bemerkt werden, dafs unsere Ver- suche nach dieser Richtung hin nur spärliche Ergebnisse geliefert haben. Über die fabrikmälsige Gewinnung des Safranins liegen bis jetzt nur wenige Angaben vor. Nach einer von Men&') ver- öffentlichten Vorschrift erhält man das Safranin durch successive Behandlung von Anilin mit salpetriger Säure und Arsensäure. Dies ist auch, wie uns Hr. C. Girard mittheilt, im Wesentlichen die Methode, nach der er bei Darstellung des uns übersendeten Productes gearbeitet hat. Wir verdanken überdies Hrn. Girard die Notiz, dafs sich zur Darstellung des Safranins vorzugsweise die hochsiedenden Aniline eignen. 1) Mene&, aus Revue hebd. Chim. seient. indust. Feb. 29, 1872 in Chem. News. Vol. XXV, 215. 470 Gesammtsitzung Wir haben nach einiger Übung das Safranin mit allen Eigen- schaften des im Handel vorkommenden nach diesem Verfahren er- halten. Die Ausbeute ist aber immer eine sehr geringe gewesen, indem stets grolse Mengen unerquicklicher Nebenproduete entstan- den. Am Befriedigendsten waren noch die Ergebnisse, wenn als Oxydationsmittel Chromsäure angewendet wurde. Wenn nun aber auch unsere Versuche bis jetzt eine zweckmäfsige Darstellungs- methode nicht ergeben haben, so scheinen sie doch über die eigent- liche Quelle des Safranins willkommenen Aufschluls zu liefern. Aus reinem Anilin haben wir bei Anwendung der oben ange- deuteten Methode Safranin nicht erhalten können, ebenso wenig aus starrem Toluidin. Auch eine Mischung von reinem Anilin und starrem Toluidin hat uns kein Safranin geliefert; wohl aber haben wir dasselbe jedes Mal erhalten, wenn wir reines flüssiges Toluidin vom Siedepunkte 198° für den Versuch verwendeten. Das Safranin erscheint demnach unzweifelhaft als Toluidinderivat; und die Formel C,,H,,N,, zu welcher die Ana- lyse geführt hat, steht, was zumal die Zahl der Kohlenstoffatome in dem Safraninmolecule anlangt, mit der Bildung dieses Körpers in erwünschtem Einklange. Bei dieser Bildung würden, wie dies ja auch bei dem Zustandekommen des Rosanilins und der ihm zur Seite stehenden Farbammoniake der Fall ist, 3 Mol. Monamin zu einem Atomcomplex zusammentreten, indem 3 Wasserstoffatome durch 1 Stickstoffatom ersetzt, und 4 weitere Wasserstoffatome durch Oxydation hinweggenommen werden. 3 C,H,N, —+ HNO, E— C,,H;,N, + 2H,O C,H,N,— 2HH = (,H,N;. Ein Blick auf die Safraninformel mit ihren 4 Stickstoffatomen erinnert lebhaft an die Zusammensetzung, welche Hr. Perkin dem von ihm entdeckten Mauvein zuschreibt. Safranin C,,H,N;; Mauvein C,,H;,,N,;. Man könnte sich versucht fühlen, das Mauvein für phenylirtes Safranin zu halten. C3H;,N; = C,H; (C;H;)N;. vom 6. Juni 1872. 471 Thatsache ist, dafs das Safranin beim Kochen mit Anilin einen violetten Farbstoff liefert, und das Safranin und Mauvein unter dem Einflusse concentrirter Säuren nahezu dieselben Farbenreac- tionen zeigen. Ferner soll sich nach einer von Hrn. Perkin') schon vor mehreren Jahren veröffentlichten Notiz Safranin als Ne- benproduct bei der Darstellung von Mauvein erzeugen. Annäherungen, wie sie sich in den angeführten Formeln dar- stellen, dürfen indessen nur mit grofser Vorsicht aufgenommen werden. Bis jetzt ist der aus dem Safranin entstandene violette Farbstoff nicht näher charakterisirt worden. Auch auf die gleichen Farbenreactionen, welche beide Basen mit Säuren zeigen, dürfte nicht allzuviel Gewicht zu legen sein, da auch die methylirten Rosaniline bei der Behandlung mit Säuren zunächst blau und dann grün werden. Ferner ist es zweifelhaft, ob die von Hrn. Perkin bei der Mauveinbereitung als Nebenproduct erhaltene Base wirk- lich dasselbe Safranin ist, welches wir untersucht haben, insofern ihn die Analyse zu einem wesentlich anderen Ausdruck, nämlich zu der Formel C,sH,;N,, geführt hat. Endlich dürfte auch die Mauveinformel noch keineswegs über allen Zweifel festgestellt sein; wenigstens scheint Hr. Perkin?) in neuester Zeit der Formel C,H;,N,; vor der früher von ihm veröffentlichten C,,H;,N; den Vorzug zu geben. Die hier angedeuteten Beziehungen verdienen gleichwohl eine gründliche experimentale Prüfung. Wir hoffen bei der Fortsetzung unserer Arbeit über das Safranin auf diese Fragen zurückzu- kommen. 1) Perkin, Proc. R. Inst. G. B. V. 572. 2) Perkin, |. c. 569. 472 Sitzung der philosoph.-histor. Klasse vom 10. Juni 1872. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Jahrbuch des naturhist. Landes-Museums von Kärnten. 10. Heft. Klagenfurt 1871. 8. Upsala Universitets ÄArsskrift. 1871. Upsala 1871. 8. Nova Acta Reg. Soc. Sc. Upsal. Ser. II, Vol. VIII, Fase. 1. Upsala 1871. 4. Bulletin meteorologique. Vol. I, Vol. U, Nr. 7—12, Vol. III. Upsala 1871, 4. Almanaque nautico para 1873. Cadiz 1871. 8. Atti de' Nuovi Lincei. XXV, 5. Roma 1872. 4. Pessina, Considerazioni sui movimenti del sole. Massina 1872. 8. Hansen, Bemerkungen zu einem am 21. Sept. 1871 in Wien gehaltenen Vortrage. (Leipzig 1872.) 8. 10. Juni. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Hr. Müllenhoff las über deutsche Flufsnamen. Gesammtsitzung vom 13. Juni 1872. 473 13. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Schott las: Zur Litteratur des chinesischen Buddismus. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. 2. Bd. No. 2 —5. Wien 1872. 8. Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. Nr. 1. Wien 1872. 4. Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. Jahrg. 1872. 22. Bd. Nr. 1. Wien 1872. 8. Landwirthschaftliche Jahrbücher. 1. Bd. 1. Heft. Berlin 1872. 8. Nachrichten von d. K. Gesellschaft der Wissenschaften und der G. A. Uni- versität zu Göttingen. No. 7—14. Göttingen 1872. 8. Bulletin de la societe philomatique de Paris. Vol. VII. Paris 1870. 8. Abhandlungen der Geolog. Reichsanstalt. V, 3. Wien 1872. 4. Revue archeologique. Vol. XII, no. 5. Paris 1872. 8. Proceedings of the Royal Geographical Society. XV, 5. XVI, 1. London 1871. 8. J. Anderson, Report on the Expedition to Western Yundu. Calcutta 1871. 4. Hombresoy, La repulsion universelle. Paris 1870. 8. John Anderson, Zwanzig zoologische Broschüren. 8. Mittheilungen der Oentralkommission zur Erforschung und Erhaltung d. Bau- denkmale in Wien. 17. Jahrg. Mai-Juni. Wien 1872. 4. Elfter und Zwölfter Bericht über die Thätigkeit des Offenbacher Vereins für Naturkunde. Offenbach 1870 | 71. 8, [1872] 33 474 Gesammtsitzung 20. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Kummer las: Über einige besondere Arten von Flächen vierten Grades. Die Flächen vierten Grades, welche von einer Schaar von Flächen zweiten Grades eingehüllt werden, in der Art, dafs jede Fläche zweiten Grades die Fläche vierten Grades in einer Curve vierten Grades berührt, sind alle in der Form: P=ly ... (A) enthalten, wo ®, \/, %, drei beliebige Funktionen zweiten Grades der Coordinaten darstellen. Die Schaar der Flächen zweiten Gra- des, welche diese Fläche vierten Grades einhüllt, ist durch die Gleichung al +20 +4, = Terre (B) gegeben, in welcher « der veränderliche Parameter ist. Diese sehr allgemeine Art von Flächen vierten Grades, in welcher die mei- sten der bisher besonders behandelten interessanteren Flächen vier- ten Grades enthalten sind, besitzt eine bemerkenswerthe, so viel ich weils bisher noch nicht bekannte Eigenschaft, welche das Sy- stem ihrer Doppeltangenten betrifft, und welche darin besteht, dafs das Strahlensystem 12ter Ordnung und 28ter Klasse, welches von sämmtlichen Doppeltangenten der allgemeinen Fläche vierten Gra- des gebildet wird, für diese besondere Art von Flächen vierten Grades in zwei getrennte Strahlensysteme zerfällt, deren eines von der 4ten Ordnung und der 12ten Klasse, das andere von der Sten Ordnung und der 16ten Klasse ist. Um dies zu beweisen betrachte ich die Schaar der einhüllen- den Flächen zweiten Grades (B). Eine jede Fläche dieser Schaar enthält als Fläche zweiten Grades zwei Schaaren grader Linien und alle diese graden Linien sind doppelt berührende Linien der Fläche (A); denn da jede Fläche der Schaar (B) die Fläche (A) nur berührt und nirgends schneidet, so kann auch jede auf ihr lie- gende grade Linie die Fläche (A) nur berühren, die vier Durch- schnittspunkte, welche eine beliebige grade Linie mit der Fläche (A) hat, müssen also für jede auf einer Fläche der Schaar (B) liegende grade Linie zu zwei Berührungspunkten vereinigt sein. vom 20. Juni 1872. 475 Die sämmtlichen graden Linien der Schaar von Hyperboloiden .(B) bilden also ein selbständiges Strahlensystem, welches die Flä- che (A) zur Brennfläche hat. Um die Ordnung und Klasse dieses Strahlensystems zu bestimmen, bemerke ich, dafs durch einen je- den Punkt des Raumes zwei Hyperboloide der Schaar (B) hin durchgehen, da die Gleichung dieser Schaar in Beziehung auf « quadratisch ist, und dafs in jedem dieser beiden Hyperboloide zwei grade Linien durch diesen Punkt gehen. Das Strahlensystem ist also von der 4ten Ordnung, da durch jeden Punkt des Raumes vier Strahlen desselben gehen. Betrachtet man ferner eine belie- bige feste Ebene, so wird dieselbe von 6 Hyperboloiden der Schaar (B) berührt, denn die Bedingungsgleichung für die Berührung ist in Beziehung auf die Coöfficienten der berührenden Fläche zwei- ten Grades von drei Dimensionen, also in Beziehung auf « vom 6ten Grade. Der Durchschnitt der festen Ebene mit den sechs dieselbe berührenden Flächen zweiten Grades giebt aber 12 grade Linien, welche die in dieser Ebene liegenden Strahlen des Systems sind, sodafs dasselbe von der 12ten Klasse ist. Die Bedingung, dafs die Fläche zweiten Grades (B) zu einer Kegelfläche werde, ist in Beziehung auf die Coäffieienten der Flä- che von vier Dimensionen, also in Beziehung auf den Parameter « vom achten Grade; es giebt also acht Kegel zweiten Grades, deren grade Linien dem Strahlensysteme 4ter Ordnung und 12ter Klasse angehören und Strahlenkegel desselben bilden. Die Mittel- punkte dieser acht Kegel zweiten Grades gehören im Allgemeinen der Brennfläche (A) nicht an. Nach der allgemeinen Definition der Brennfläche, nach welcher sie der geometrische Ort der Punkte des Raumes ist, für welche zwei der von ihnen ausgehenden Strah- len sich zu einem vereinigen, mu[s aber ein jeder Mittelpunkt eines Strahlenkegels ein Punkt der Brennfläche und zwar ein Knoten- punkt derselben sein. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich dadurch, dafs die Brennfläche vierten Grades (A) nur einen beson- deren Theil der durch diese allgemeine Definition bestimmten Brennfläche bildet. Allgemein: wenn man das vollständige System aller doppelt berührenden graden Linien einer Fläche nten Grades als Strahlensystem auffafst, so ist diese Fläche nten Grades nur in dem Sinne die Brennfläche des Systems, als sie von allen Strah- len des Systems zweimal berührt wird, in dem Sinne aber, dafs die Brennfläche der geometrische Ort aller Punkte des Raumes 33* 476 Gesammtsitzung ist, für welche zwei Strahlen sich zu einem vereinigen, enthält die Brennfläche aufserdem noch die vollständige abwickelbare Fläche, welcbe von allen doppelt berührenden Ebenen der Fläche nten Grades eingehüllt wird. Für die allgemeine Fläche nten Grades ist diese abwickelbare Fläche vom Grade n(n — 2) (n— 3) (n?+2n — 4 ’ also für die Flächen vierten Grades vom 160sten Grade. Hr. Sal- mon in seiner analytic geometry of three dimensions, p. 419 der ersten, sowie p. 455 der zweiten Ausgabe, findet als Grad dieser abwickelbaren Fläche die Zahl an(n —2)(n—3)(n’+2n—4), bemerkt jedoch selbst, in der dieser Formel beigegebenen Note, dafs sie auf einen Widerspruch führe, welcher noch einer ferneren Aufklärung bedürfe. Dieser Widerspruch löst sich dadurch, dafs der Faktor 4 nur durch einen Rechnungsfehler zu dieser Formel hinzugekommen ist, wovon ich mich durch eine direkte Bestimmung des Grades dieser abwickelbaren Fläche nach zwei verschiedenen Methoden überzeugt habe. Die drei Flächen zweiten Grades: V=o», P=0,4,=0, aus welchen die Schaar der Flächen (B) zusammengesetzt ist, ha- ben acht gemeinsame Punkte, welche, wie aus der Form der Glei- chung (A) zu ersehen ist, acht Knotenpunkte dieser Fläche vier- ten Grades sind. Jede Fläche der Schaar (B) geht durch alle diese acht Knotenpunkte hindurch, durch einen jeden derselben ge- hen also unendlich viele Strahlen des Systems 4ter Ordnung und l2ter Klasse, dasselbe besitzt also aufser den oben gefundenen acht Strahlenkegeln zweiten Grades noch acht Strahlenkegel, deren Mittelpunkte in diesen acht Knotenpunkten liegen. Diese acht Strahlenkegel sind die von den Knotenpunkten ausgehenden, die Fläche vierten Grades einhüllenden Kegel, * welche wie bekannt Kegel sechsten Grades sind. Die von der Schaar aller doppelt berührenden Ebenen der Fläche vierten Grades (A) eingehüllte abwickelbare Fläche des 160sten Grades enthält diese acht Kegel sechsten Grades in sich und zwar jeden zweimal; ferner enthält sie auch die oben gefun- denen acht Kegel zweiten Grades, jeden einmal. Da alle diese vom 20. Juni 1872. 477 Kegel zusammen ein Gebilde des 112ten Grades ausmachen, so kann nur noch eine abwickelbare Fläche des 48sten Grades hin- zukommen, welche im Allgemeinen nicht konisch ist, sondern eine wirkliche Wendekurve besitzt. Stellt man die beiden Schaaren grader Linien, welche auf einer jeden Fläche der Schaar (B) liegen, gesondert dar, so ent- hält ihr Ausdruck als einzige Irrationalität die Quadratwurzel aus der Determinante A, welche gleich Null gesetzt die Bedingung giebt, dafs die Fläche zweiten Grades (B) eine Kegelfläche sei. Wenn nun diese Determinante A, welche eine ganze rationale Funktion achten Grades von « ist, ein vollständiges Quadrat ist, also YA rational in Beziehung auf «@, so lassen sich die beiden Schaaren von graden Linien auf der Fläche zweiten Grades (B) trennen, in der Art, dafs beide für sich rational in Beziehung auf « ausgedrückt werden, und man erhält statt eines Strahlensystems 4ter Ordnung zwei Strahlensysteme 2ter Ordnung. Auf diese Weise kann man alle Strahlensysteme zweiter Ordnung herleiten, welche Brennflächen und nicht Brenncurven haben, mit alleiniger Ausnahme des Strahlensystems 2ter Ordnung und 7ter Klasse, da sich die Strahlen aller übrigen in Schaaren zusammenfassen lassen, welche nur je eine Schaar der graden Linien eines Hyperboloids ausmachen. Die Strahlen des Strahlensystems 2ter Ordnung und ?ter Klasse aber lassen sich überhaupt nicht in Schaaren von gra- den Linien von Hyperboloiden zusammenfassen, sowie auch die Brennfläche dieses Strahlensystems die einzige ist, welche nicht als Einhüllende einer Schaar von Flächen 2ten Grades dargestellt werden kann. Ich betrachte jetzt die etwas speciellere Art von Flächen vier- ten Grades, deren Gleichungen die Form haben: p? = pqrs ... (C) wo ( eine Funktion zweiten Grades, p, 9, r, s lineare Funktionen der Coordinaten sind. Diese Art von Flächen läfst sich auf drei verschiedene Arten als Einhüllende einer Schaar von Flächen zwei- ten Grades betrachten, denn eine jede der drei Schaaren von Flä- chen zweiten Grades: epq+2aep+rs = (0 Apr +2Cp +qgs=0 ...(D) y’ps+2yptps=o0 478 Gesammtsitzung hat eine und dieselbe Fläche (C) zur einhüllenden Fläche. Die vier Ebenen: PER EPG RP die im Allgemeinen ein Tetra@der bilden, sind vier singuläre Tan- gentialebenen der Fläche, welche dieselbe in Kegelschnitten berüh- ren. Jede der sechs Kanten dieses Tetraäders schneidet die Fläche zweiten Grades o=0 in zwei Punkten, welche Knotenpunkte der Fläche vierten Grades (C) sind, sodafs dieselbe 12 Knotenpunkte hat. Ein jeder der von den zwölf Knotenpunkten ausgehenden einhüllenden Kegel sechs- ten Grades enthält zwei der vier singulären Tangentialebenen, wird also, wenn diese besonders betrachtet werden, zu einem Ke- gel vierten Grades. Da die Fläche (C) auf drei verschiedene Weisen als Einhül- lende einer Schaar von Flächen zweiten Grades sich darstellen läfst, so werden ihre Doppeltangenten drei verschiedene Strahlen- systeme vierter Ordnung bilden, wenn nicht etwa zwei dieser drei Strahlensysteme entweder ganz identisch werden, oder doch ein niederes Strahlensystem gemeinschaftlich enthalten. Das letztere ist in der That der Fall, da die vier Strahlensysteme Oter Ord- nung und 1lter Klasse, welche in den vier singulären Tangential- ebenen liegen, allen dreien gemeinsam sind; werden diese abge- sondert, so bleiben drei Strahlensysteme 4ter Ordnung und Ster Klasse übrig, welche von den doppelt berührenden graden Linien der Fläche (C) gebildet werden. Aufserdem aber enthalten je zwei der drei Strahlensysteme keine weiteren gemeinsamen Strahlen- systeme, sondern nur gewisse einfach unendliche Schaaren von Strahlen, welche Kegelflächen bilden und wie eine genaue Unter- suchung zeigt nur die von den 12 Knotenpunkten ausgehenden Strahlenkegel vierten Grades sind, von denen je vier je zweien dieser drei Systeme gemeinsam angehören. Die Gleichung achten Grades, welche diejenigen Werthe des « giebt, für welche a’pgq +2cep +rs=0 zu einer Kegelfläche wird, erniedrigt sich hier um vier Einheiten, weil sie die beiden Wurzeln «= 0 und «= ®» jede zweimal enthält und für diese Werthe nur die Systeme zweier Ebenen vom 20. Juni 1872. 479 p=0,9=0 undr=0,8= 0 ergiebt. Diese Schaar von Flä- chen zweiten Grades enthält also nur vier wirkliche Kegel und da dasselbe auch bei den beiden anderen Schaaren bei (D) der Fall ist, so hat die Fläche (C) im Ganzen 12 einhüllende Kegel zwei- ten Grades, deren Mittelpunkte nicht in den Knotenpunkten dieser Fläche liegen. Das vollständige System aller doppelt berührenden graden Li- nien der Fläche (C) besteht also aus vier Strahlensystemen Oter Ordnung und Iter Klasse und aus drei Strahlensystemen 4ter Ordnung und Ster Klasse, mit zwölf von den Knotenpunkten aus- gehenden Strahlenkegeln vierten Grades und 12 nicht von den Knotenpunkten ausgehenden Strahlenkegeln zweiten Grades. Die abwickelbare Fläche des 160sten Grades, welche von der Schaar aller doppelt berührenden Ebenen der Fläche (C) eingehüllt wird, besteht für diese Art von Flächen vierten Grades nur aus Kegelflächen und Ebenen. Es gehören dazu erstens die 12 ein- hüllenden Kegel vierten Grades, welche von den 12 Knotenpunk- ten ausgehen, welche, da sie doppelt zu zählen sind, zusammen ein Gebilde des 96sten Grades ausmachen. Ferner gehören dazu die 12 einhüllenden Kegel zweiten Grades, welche einfach zu zäh- len sind und darum ein Gebilde des 24sten Grades ausmachen. Endlich gehören noch die 4 singulären Tangentialebenen dazu, de- ren jede zehnfach zu zählen ist, welche also zusammen ein Gebilde 40sten Grades darstellen. Hierdurch wird der Grad 160 dieser abwickelbaren Fläche vollständig erschöpft. Um möglichst bestimmte Anschauungen der in der Form p° = pqrs enthaltenen Flächen vierten Grades zu gewinnen, habe ich einige der merkwürdigsten durch Gypsmodelle dargestellt. Dabei habe ich, um möglichst symmetrische und reguläre Formen zu erhalten, die vier Ebenen py=0,9=0,r=0,s= 0 als die vier Seiten- flächen eines regulären Tetraäders gewählt und die Fläche zwei- ten Grades ı = 0 als eine Kugelfläche, deren Mittelpunkt mit dem Mittelpunkte des regulären Tetraäders zusammenfällt, nämlich: p=z—k-+aıy2, q=:—k—aıy2, r=z+k+yy2, s—=z+k—yy2, 480 Gesammtsilzung und 1 3 > he a ee so dafs die Gleichungen der dargestellten Flächen alie die Form haben: (+y?+2? —uk?)? = A ((@— k)? — 22?) ((2+ k)? — 292). Um die Flächen vollständig darstellen zu können, habe ich nur diejenigen Werthe der Constanten gewählt, für welche sie ganz in einem endlichen begränzten Raume enthalten sind. Dieses hängt, wie leicht zu sehen ist, nur von der einen Constante ?. ab und die genaue Untersuchung ergiebt, dafs für die Werthe des ?, welche in den Gränzen = —3 bis ?/= +1 enthalten sind, diese Flächen stets in einem endlichen Raume enthalten sind, für alle nicht in diesem Intervalle liegenden Werthe des ?% aber sich ins Uneudliche erstrecken. Für = 0 erhält man zwei sich deckende Kugelflächen, und die Gestalt der Fläche wird wesentlich geändert, wenn ?% durch diesen Werth 7 —= 0 hindurchgeht. Wenn die Constante «# kleiner als Eins ist, so hat die Fläche keine realen Knotenpunkte, weil die sechs Kanten des regulären Tetra@äders alsdann die Kugelfläche nicht treffen. Für » = 1, wo die sechs Tetraäderkanten die Kugelfläche berühren, treten zuerst reale Knotenpunkte auf und zwar sechs biplanare Knotenpunkte, weil je zwei der zwölf Durchschnittspunkte der sechs Tetraäder- kanten mit der Kugel zu einem zusammenfallen. Wenn u gröfser als Eins ist, so sind zwölf reale Knotenpunkte mit osculirenden Kegeln zweiten Grades vorhanden. Nur in dem besonderen Falle a = 3, wo die vier Ecken des regulären Tetraäders auf der Ku- gelfläche liegen, treten je drei der 12 Knotenpunkte zu einem zu- sammen und bilden so vier uniplanare Knotenpunkte. Wenn u gröfser als 3 wird, so treten sie wieder zu 12 konischen Knoten- punkten auseinander. Das Modell I stellt die Fläche dar für die Werthe der Con- stanten u el, 1), ao", Dieselbe besteht aus vier congruenten Theilen, welche nur in den sechs biplanaren Knotenpunkten zusammenhängen. Die beiden os- vom 20. Juni 1872. 481 culirenden Ebenen in jedem dieser Knotenpunkte sind real und bil- den einen Winkel dessen Cosinus gleich 77 ist. Ein Modell die- ser Art von Flächen habe ich der Akademie schon früher vorge- legt, um an demselben die Beschaffenheit biplanarer Knotenpunkte anschaulich zu machen, m. s. den Monatsbericht der Sitzung vom 23sten April 1866. Das Modell II stellt die Fläche dar für die Werthe der Con- stanten A a und besteht ebenfalls aus vier congruenten Theilen, welche nur in den sechs biplanaren Knotenpunkten zusammenhängen. Diese bi- planaren Knotenpunkte selbst sind aber von ganz anderer Beschaf- fenheit als die des vorhergehenden Falles, da die beiden osculiren- den Ebenen derselben imaginär sind und nur eine reale Durch- schnittslinie haben, so dafs in unendlicher Nähe eines jeden Kno- tenpunktes die Fläche in diese grade Linie übergeht. Das Modell III für die Werthe WE RER stellt die mit in diesen Cyclus gehörende Steinersche Fläche dar, welche die Eigenschaft hat, dafs alle Tangentialebenen aus derselben Kegelschnittpaare ausschneiden. Ein etwas kleineres Mo- dell derselben habe ich der Akademie schon früher vorgelegt und erklärt, m. s. den Monatsbericht der Sitzung vom 26ten Noven- ber 1863. Da der Werth *= „5 in dem zweiten Modell dem Werthe ». = 1 für. die Steinersche Fläche nahe liegt, so kann man aus der Vergleichung dieser beiden Modelle erkennen, wie die Fläche mit sechs biplanaren Knotenpunkten in die Steinersche Fläche mit den drei durch einen Punkt gehenden graden Doppellinien über- geht. Das Modell IV mit den Werthen der Constanten er — & ‚= 3 ‚„k= ;5oum zeigt eine Fläche mit 12 konischen Knotenpunkten, welche aus zehn besonderen Theilen besteht, nämlich vier dreieckig gestalteten und sechs in zwei Ecken auslaufenden, die so verbunden sind, 4832 Gesammtsitzung dafs an jeden dreieckigen Theil sich drei zweieckige in den Knotenpunkten ansetzen. Jede der vier singulären Tangentialebe- nen geht durch sechs Knotenpunkte und berührt auf der äufseren Seite drei zweieckige, auf der inneren Seite drei dreieckige Theile. Das Modell V mit den Werthen der Constanten ws, = 4 : = 9,um ist dasselbe, welches ich früher in der Sitzung der Akademie vom 23sten April 1866 schon vorgezeigt habe, um an demselben die Beschaffenheit uniplanarer Knotenpunkte der Flächen zu veran- schaulichen, es besteht aus sechs congruenten Theilen, deren jeder in zwei Spitzen ausläuft, je drei dieser Spitzen kommen in einem der vier uniplanaren Knotenpunkte zusammen. Das Modell VI mit den Werthen der Constanten n=3,i1=—f, k= 30"m zeigt eine ganz anders gestaltete Fläche derselben Art, mit vier uniplanaren Knotenpunkten. Dieselbe besteht aus vier congruen- ten Theilen, deren jeder in drei Spitzen ausläuft, welche ebenfalls so verbunden sind, dafs in jedem der vier uniplanaren Knoten- punkte drei dieser Theile mit ihren Spitzen zusammenkommen. Das Modell VII für die Werthe der Constanten RP=9,r=4, k=15"% stellt eine Fläche mit 12 konischen Knotenpunkten dar, welche in den verlängerten Kanten des von den singulären Tangentialebenen gebildeten regulären Tetraöders liegen. Die Fläche besteht aus sechs congruenten Theilen, deren jeder in vier Ecken ausläuft, mit denen er in den Knotenpunkten mit vier anderen dieser Theile zu- sammentrifft. In diesen Cyclus von Flächen vierten Grades gehört als spe- cieller Fall auch die Fläche vierten Grades mit 16 Knotenpunkten und 16 singulären Tangentialebenen, welche man erhält, wenn BE ..3—u genommen wird, welche ich in der Sitzung der Akademie vom 1Sten April 1864 vollständig behandelt habe. In derselben Sitzung vom 20. Juni 1872. 483 habe ich auch ein aus Drähten angefertigtes Modell dieser Fläche vorgezeigt, welches die in den 16 singulären Tangentialebenen lie- genden 16 Berührungs-Kegelschnitte darstellt, deren jeder durch sechs der 16 Knotenpunkte hindurchgeht. Ein neues Modell der- selben Fläche ist vor Kurzem von Hrn. Dr. F. Klein in Göttingen construirt worden, welcher dasselbe in Zinkguls hat ausführen und vervielfältigen lassen. | An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vorgelegt: Bericht über die Senkenbergische naturforschende Gesellschaft 1870—71. Frankfurt a. M. 1871. 8. Abhandlungen der Senkenberg. naturf. Ges. 8. Bd. 1. u. 2. Heft. Frank- furt a. M. 1872. 8. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. Annee 1871. no. 3u. 4. Moscou 1872. 8. Annales des mines. Tome XX. 5. 6. Lief. 1871. Paris 1871. 8. Mit Begleitschreiben des Ministeriums v. 11. Juni 1872. Kongliga Svenska Vetenskaps Academiens Handlingar. Ny Följd 1868—70. Stockholm 1868—1870. 4. Öfversigt af Kongl. Vedenskaps Akademiens Fürhandlingar. Arg. 26. 27. Stockholm 1869 | 70. 8. Meteorologiska Jakttagelser. Bd. 9—11. Stockholm 1867—69. 4. Lefnadsteckninyar. Bd.]I. Häfte 2. Stockholm 1870. 8. r F. F. Carlson, Minnesteckning öfver Erich Gustaf Geijer. Stockholm 1800. 8. Edinburgh Astronomical Observations. Vol. XIII. 1860—70. Edinburgh Kalker #4, Bulletin de la societe de geographie. April 1872. Paris 1872. 8. W. H. Waddington, Fastes des Prorinces Asiatiques de l’empire romain. Paris 1872. 8. John Tyndall, Contribution to molecular physies in the domain of radiant heat. London 1872. 8. 454 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse 24. Juni. Sitzung der physikalisch- mathemati- schen Klasse. Hr. Ewald las über die Ausbildungsweise der oberen Juraformation im Magdeburgischen. Im Monatsbericht der Akademie vom Jahre 1859 wurde von mir auf das Vorkommen oberjurassischer Gesteine im Magdeburgi- schen aufmerksam gemacht. Es wurde gezeigt, dafs diese Gesteine sich ebenso wie diejenigen, welche Hr. von Strombeck im benach- barten Braunschweigischen beobachtet hat, in einer während der Juraperiode vorhanden gewesenen, nach Nord-West offenen, nach Süd-Ost geschlossenen Bucht abgelagert haben, welche bei sehr geringer Breite eine Länge von mehreren Meilen besessen hat und sich in ihren Spuren aus der Gegend von Fallersleben bis an die preufsische Grenze, von da durch das obere Allerthal, endlich bis in die Gegend von Wellen und Grofs Rodensleben westlich von Magdeburg verfolgen läfst. Es ergab sich, dafs diese Bucht, wel- che man nach einem im oberen Allerthale gelegenen Orte als Wal- becker Bucht bezeichnen kann, einen gesonderten Theil des grös- seren Golfs ausgemacht haben mufs, welcher sich, ebenfalls nach Nord-West geöffnet, nach Süd-Ost geschlossen und durch Vor- sprünge von seinen Rändern aus wie durch Inseln in seiner Mitte vielfach gegliedert, zwischen dem Magdeburger Gebirge und dem Harz eingesenkt hat (vergl. meine geognostische Karte der Provinz Sachsen zwischen Magdeburg und dem Harz). Unter den Gesteinen der oberen Juraformation, welche im J. 1859 aus dem Magdeburgischen vorlagen, zeichneten sich grob- und feinkörnige Dolomite, dolomitische Mergel und mannigfache oolithi- sche Bildungen aus. Die darin wahrnehmbaren organischen Reste waren zu unvollkommen erhalten, um sichere specifische Bestim- mungen zuzulassen. Es konnte nur im Allgemeinen ersehen wer- den, dafs Sternkorallen und Nerineen unter denselben vorherrsch- ten und dafs man Schichten vor sich habe, die mit den aus ande- ren Theilen Norddeutschlands seit längerer Zeit genauer gekannten oberjurassischen Korallen- und Nerineen-Bänken zu vergleichen seien. Seitdem ist es gelungen, in den angeführten dolomitischen und oolithischen Gesteinen eine Anzahl bestimmbarer Fossilien aufzu- finden. vom 24. Juni 1872. 485 Von Korallen hat sich an mehreren Fundorten, so bei Wel- len im Westen von Magdeburg und bei Behndorf an der obern Aller, Isastraea helianthoides Goldf. sp. erkennen lassen. Ja es ist wahrscheinlich, dafs die meisten krystallinischen Kalkmassen, welche sich damit zusammen finden und, wie die hier und da an ihnen wahrzunehmende organische Structur beweist, durch Um- wandlung aus Sternkorallen entstanden sind, der namhaft gemach- ten Species angehört haben. Unter den mit diesen Korallen vielfach zusammen auftreten- den Crinoidenresten sind Stielglieder von AMillericrinus echinatus hervorzuheben. Von zweischaligen Muscheln kommt beinahe an_allen Fundor- ten der in Rede stehenden Gesteine eine Exogyra vor, welche, in ihrer Form mannigfach wechselnd, wenigstens in einem Theil ihrer Exemplare mit E. reniformis Goldf. sehr wohl übereinstimmt. Eine andere Bivalve, welche an mehreren Punkten des Mag- deburgischen, an einigen, u. A. bei Wefensleben, sogar nicht ganz selten angetroffen wird, ist: Pecten varians A. Römer, eine weit verbreitete Art, da sie nicht nur in verschiedenen Theilen Deutsch- lands, sondern auch in den nordöstlichen französischen Departe- ments, woher sie Buvignier als P. Beaumontinus beschrieben hat, einheimisch ist. Ferner ist, ebenfalls von Wefensleben und einigen anderen Orten, Terebratula humeralis zu erwähnen, mit der Darstellung in A.Römers Nachträgen zur „Beschreibung der Versteinerungen des norddeutschen Oolithengebirges* genau übereinstimmend. Auch von den Univalven und zwar von den Nerineen haben sich zwei auf bereits beschriebene Arten zurückführen lassen. Die eine liegt in Steinkernen und Abdrücken, u. A. von Behndorf vor, welche denen der Nerinea Visurgis vollständig entsprechen. Die andere, mit der Schale erhaltene, von Wellen, konnte mit Nerinea Jasciata vereinigt werden, wenn man unter diesem Namen eine gröfsere Reihe in Beziehung auf Zahl, Breite und Tuberculirung der Spiralstreifen von einander abweichender, aber durch Übergänge verbundener Formen begreift. Alle diese Arten sind aus dem Hannöverschen und Hildes- heimschen bekannt und gehören daselbst derjenigen Reihe von Bildungen an, welche nach unten von den dortigen durch Ammo- 456 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse nites cordatus bezeichneten, sogenannten Heersumer Schichten, nach oben von den durch Pteroceras Oceani characterisirten Ablagerun- gen begrenzt wird. Es sind die Bildungen, welche A. Römer (Versteinerungen des norddeutschen Oolithengebirges, 1836) als wahren Korallenkalk, Dolomit des Coralrags und oberen Coralrag beschrieben hat, welche in Credner’s Darstellung von der „Gliede- rung der oberen Juraformation und der Wealdenbildungen im nord- westlichen Deutschland 1863* einen Theil der von ihm in zahl- reiche Abtheilungen gebrachten Oxford- und Kimmeridge-Gruppen, von der Zone des Ammonites polyplocus bis zu der der Nerinea tuberculosa, umfassen, und welche bei Seebach (der Hannöversche Jura, 1864) die Korallenschichten, den Korallenoolith und die Schichten der Nerinea Visurgis ausmachen. Der Umstand, dafs mehrere der organischen Formen, welche im Hannöverschen und Hildesheimschen ausschliefslich entweder auf den oberen oder unteren Theil der genannten Reihe von Bil- dungen beschränkt sind, sich im Magdeburgischen nicht selten in einer und derselben Bank vereinigt finden, deutet darauf hin, dafs die Gliederung der Schichtenfolge, um welche es sich handelt, hier eine geringere ist als in jenen westlicheren Bezirken von Nord- deutschland. In neuester Zeit haben sich in der Walbecker Bucht, aller- dings nur an wenigen Punkten, u. A. in der Gegend von Walbeck selbst, auch diejenigen oberjurassischen und zwar noch zu den Kimmeridge-Bildungen gerechneten Schichten nachweisen lassen, welche mit grofser Gleichförmigkeit an weit von einander entfern- ten Punkten wiederkehrend, im nördlichen Deutschland, in der Schweiz und im östlichen Frankreich durch Pteroceras Oceani und andere damit zusammen vorkommende Arten characterisirt werden. Aufser Pteroceras Oceani haben sich in den Pterocerenschich- ten des Magdeburgischen verschiedene Natica-Formen gefunden, welehe mit den aus demselben geognostischen Niveau stammenden anderer Gegenden übereinstimmen. Von Bivalven hat sich Brong- niart’s Venus Saussurei (Cyprina Saussurei nach Seebach a. a. O. S. 125) erkennen lassen, von Brachiopoden Terebratula subsella Leymerie. Ebenso wie der organische Inhalt ändert sich im Magdeburgi- schen auch die petrographische Beschaffenheit von den oben be- vom 24. Juni 1872. 487 sprochenen Bildungen zu den Pterocerenschichten bedeutend, indem an die Stelle der dolomitischen und oolithischen Gesteine mer- gelige Kalke von grauer Farbe treten. An einigen Punkten ist die Trennung zwischen beiden Schichtensystemen von der Art, dafs, ginge man von dem dortigen Verhalten beider zu einander aus, man einen ziemlich scharfen Abschnitt zwischen sie legen würde. Eine noch jüngere, unmittelbar über den bereits besprochenen Bildungen einzureihende Folge von Gesteinen wird im Magdebur- gischen und zwar hauptsächlich im oberen Allerthale durch einen Wechsel theils bunter, namentlich rother und grüner, theils weis- ser, bröckliger Mergel dargestellt. Während die bunten Gesteine kaum Spuren organischer Reste zu enthalten pflegen, haben die weifsen neuerlich mit einigen unbestimmbaren Fossilien zusammen sehr ausgezeichnete Vorkommnisse derselben zweischaligen Muschel geliefert, welche A. Römer mit dem Namen Nucula inflexa belegt hat und welche für die Eimbeckhäuser Plattenkalke F. Römer’s so wie für die Mündermergel Oredner’s besonders bezeichnend ist. Es kann daher keinem Zweifel mehr unterliegen, dafs die in Rede stehenden Mergel des Magdeburgischen als Äquivalente des Plat- tenkalks und Mündermergels angesehen werden müssen. Wenn man diese Bildungen, welche gleich den Englischen Purbeckgestei- nen auf der Grenze zwischen Jura- und Wealdenbildungen stehen, schon den letzteren zurechnet, aber nur in diesem Falle, ist die Annahme vom Vorhandensein der Wealdenformation in dem gros- sen zwischen Magdeburg und dem Harz eingesenkten Golf gerecht- fertigt. Wo die erwähnten weisen Mergel herrschen und unmittel- bar über den Bänken des Pteroceras Oceani folgen, gehen beide Schichtensysteme petrographisch vollständig in einander über und kann nur das Vorkommen von Versteinerungen über die Trennungs- stelle zwischen denselben entscheiden. Wo dagegen die bunten Mergel allein vorhanden sind, nähert sich die ganze Gesteinsfolge ihrem Ansehen nach so sehr den Keupermergeln, dafs, wo die Lagerungsverhältnisse nicht zu beobachten sind, eine Unterschei- dung beider mit grofsen Schwierigkeiten verbunden ist. Es ist bemerkenswerth, dafs innerhalb des Magdeburgischen in keinem der drei besprochenen Schichtensysteme die Cephalopo- den oder überhaupt die Bewohner des hohen Meeres irgendwie 483 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse merklich hervortreten; doch erklärt sich diese Thatsache gerade hier, wo das frühe Vorhandensein einer schmalen, tief in das Land eingreifenden Bucht vorausgesetzt werden mufs, von selbst. Einige Fragmente von Ammoniten aus der Abtheilung der Planulaten, namentlich von Ammonites polygyratus und biplex, welche dennoch im Magdeburgischen angetroffen worden sind, beweisen, dafs diese Cephalopoden während der Periode, in welcher der Absatz der oberjurassischen Gesteine innerhalb der schmalen Bucht stattfand, in dem derselben nordwestlich vorliegenden hohen Meere lebten und von dort einzeln hierher verschlagen wurden. Vergleicht man die ganze Reihe der im Vorhergehenden aus dem Magdeburgischen und speciell aus der Walbecker Bucht auf- geführten Schichtensysteme mit der entsprechenden Reihe im Han- növerschen und Hildesheimschen, so kann man bei der Überein- stimmung, welche dieselben im Grofsen und Ganzen darbieten, nicht zweifelhaft darüber sein, dafs während ihrer Entstehung ein enger und unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Gewässern des im Norden des Harzes eingesenkten Golfs und jener westlicheren Gebiete stattgefunden hat. Wenn sich dessen ungeachtet einige untergeordnete im Hannöverschen und Hildesheimschen unterschie- dene Glieder dieser Reihe im Magdeburgischen noch nicht haben wiederfinden lassen, so ist es doch sehr wahrscheinlich, dafs auch sie hier nicht fehlen, sondern nur in etwas anderer Gestalt auf- treten. Andererseits vermilst man im Magdeburgischen eine Reihe von Formationen, welche der hier betrachteten vorhergeht, und eine an- dere, welche ihr folgt. In der That ist die Reihe, welche von den Posidonienschie- fern des Lias bis zu den oberjurassischen Schichten hinaufreicht und welcher sämmtliche Gesteine von den Schichten des Ammoni- tes opalinus bis zu denen des Ammonites cordatus inclusive ange- hören, in dem oberen zum Magdeburgischen gehörenden Antheil der Walbecker Bucht vergeblich gesucht worden, und mufs man sich nach dem unteren, Braunschweigschen Antheil derselben Bucht wenden, um Gesteine aus dieser Periode anzutreffen. Ebenso scheint die ganze Reihe von Bildungen, welche über den Purbeckschichten folgt, bis zur jüngsten Kreide hinauf im Magdeburgischen unvertreten, und erst mit den Senonbildungen vom 24. Juni 1872. 489 beginnt daselbst eine neue Reihe wiederum vorhandener Forma- tionen. Wenn die Ursache eines solchen abwechselnden Fehlens und Vorhandenseins ganzer Formationsreihen in bedeutenden und durch- greifenden Veränderungen des gegenseitigen Verhältnisses zwischen Wasser und Land gesucht werden mufs, so ergiebt sich aus dem Vorhergehenden für die Geschichte der Wandlungen, welche der betrachtete Landstrich erfahren hat, dafs die Walbecker Bucht während der Periode, in welcher sich die oberjurassischen Gesteine abgesetzt haben, dauernd unter Wasser war, dafs in einer unmittel- bar vorhergegangenen Periode der obere Theil dieser Bucht aus dem Meere hervorragte, der untere noch vom Meere bedeckt war und dafs in einer unmittelbar nachfolgenden Periode die ganze Bucht wiederum aus dem Meere hervorragte. Einer solchen Ansicht entspricht es, dafs die Mündermergel, deren organische Reste überhaupt eine entschiedene Hinneigung zur Annahme eines brakischen Characters zeigen und aus denen auch hier eine diesen Character tragende Form, die sogenannte Nucula inflexa, vorzugsweise entgegentritt, die letzten sind, die sich vor der zweitgenannten in der Entwicklung der Formationen ein- getretenen Lücke gebildet haben, zu einer Zeit offenbar, in welcher die Walbecker Bucht nahe daran war, sich von ihrer Meeresbe- deckung zu befreien. Zur Entstehung von Süflswasserbildungen der Wealdenforma- tion ist es im Magdeburgischen nicht gekommen. Die Ablagerung derselben in den westlicheren Gebieten fällt schon in die Zeit hinein, welche im Magdeburgischen durch die bis zum Absatz der Senonbildungen reichende Formationslücke bezeichnet wird. [1872] 34 490 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Hr. Kronecker machte eine Mittheilung betreffend die al- gebraische Theorie der quadratischen Formen. Das Problem, eine positive quadratische Form von möglichst grofser Determinante zu bestimmen, die für (rn -+ ı) gegebene Werthsysteme der n Variabeln gewisse vorgeschriebene Werthe annimmt, führt auf eine sehr einfache Behandlung jener „Aufgabe des Maximum“, dessen vollständige Lösung Hr. Borchardt im Jahre 1366 unserer Akademie mitgetheilt und in den Abhandlun- gen desselben Jahres veröffentlicht hat. Für den Fall n=3, welchem die vorliegende Notiz gewidmet ist, erhält man hierdurch einerseits das den gröfsten Raum einschliefsende Tetraöder von gegebenen Seitenflächen und andrerseits dasjenige von einem be- stimmten Mittelpunkt aus einem gegebenen Tetraöder umschriebene Ellipsoid, welches das kleinste Volumen hat. Bi Das aufgestellte algebraische Problem läfst sich durch Trans- formation der Variabeln unmittelbar auf den Fall reduziren, wo die Werthe einer positiven ternären quadratischen Form f(x ,, 23, 23) für die vier Werthsysteme Ly = 1 P) Lı — 0 > Ci = [6] , %ı Ai Io = 0 „Iisg= A. „4i= 0 „Idsg= 1 I; = 0) „Iiz= 0) „Is 1 „Id, = 1 resp. mit fi, f2, Js, fi gegeben sind. . Dabei kann angenommen werden, dafs f} grölser sei als die drei anderen Formenwerthe, und es findet nothwendig für die positiven Werthe der Gröfsen / die Ungleichheits-Bedingung yırhrf>fi statt; denn in einer positiven Form NM feaitfeitfie + 2093 Fa Ff30383 +20, F3FıRarı +202fı ferı Ta sind die Co@ffieienten ce absolut genommen kleiner als Eins und daher vom 24. Juni 1872. 491 KHrlrtf+ 2095 af + 21 Js Fı + 2a fı fa » d. h. /7Z kleiner als das Quadrat von fi+ fa +Jfs- — Es läfst sich nun eine jede solche, d. h. überhaupt jede ternäre positive Form abgesehen von einem Faktor auf folgende Gestalt bringen: 2 2 2 (F) via +Vv3X3 + v%25 — (dıı 4+ Val + 0385)? + Wı 2a; + Walz dı + Wa X &s, in welcher die Coäfficienten v» und w reell und den Bedingungen au 2. 2. en NE (F*) 9%, — 01:9 — 03:V% — v3:0, —vi = Ji:J2:]5:Jı % rw» UV; - vd, =1, w, Tr Var u; =0 unterworfen sind. Dafs in der That reelle Werthe v,,0;,90;5,®, existiren, welche diese Relationen erfüllen, ist leicht zu sehen; denn wenn man 1-2, =Vı+r4@ un (=1,2,3) setzt, die Quadratwurzel positiv genommen, so resultirt durch Sum- mation der drei Ausdrücke für © = 1,2,3 die Gleichung ERS F5 welche einen reellen Werth von v, bestimmt. Wenn nämlich ®, gleich Null oder positiv unendlich ist, so wird die linke Seite klei- ner als die rechte, während, je nachdem f? + f? + f? grölser oder kleiner als // ist, unmittelbar vor oder hinter v, =1 die linke Seite den gröfseren Werth hat. Da überdies beide Seiten der Gleichung für das ganze Intervall von v, = 0 bis v, = o stetig bleiben, so giebt es einen — und zwar, wie aus der folgenden Entwickelung hervorgehen wird, nur einen — der Gleichung genü- genden positiven Werth von v,‚, welcher je nach den beiden unter- schiedenen Fällen unter oder über Eins liegt. Diese beiden Fälle- können resp. durch e= +1 und = — ı charakterisirt werden, wenn dies Zeichen durch die Ungleichheit +20, = &Jı EA — v,) @= 1,2,3), (fi +f?+f: -Ji)>0 34* 492 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse definirt wird. Die Form (F) ist ebenso wie v,,®,,0, gleichzeitig mit = positiv oder negativ, die Summe e, +e,—+r, ist stets klei- ner als Eins, weil v, positiv ist. Es soll nunmehr gezeigt werden, dafs die Determinante einer Form =zF mit Beibehaltung der Coäffhicienten v,,®,,®©, immer noch zu verkleinern ist, so lange als die Coäfficienten w,,w;,w, nicht sämmtlich gleich Null sind. Zu diesem Behufe denke man sich die zwei in dem Ausdruck (F) enthaltenen Aggregate von je drei Gliedern gleichzeitig in eine Summe von (uadraten transformirt und auf diese Weise folgende Gleichungen entstanden: evt +tvmg) = yıtyz ty e(w, 2223 + W232, 4 w;2,2,) = Ppıyı + P:y3 + P3Y? ev, +99 +08) = tıyy tbyyt+tıy:. Hierbei sind ?,, t,, t; resp. die Werthe von y,,%3,%;, wenn 7, =1,=21,—=1 gesetzt wird, und für die Gröfsen p und t be- stehen die Relationen pti+pti+nti=0, MI+p+p =0 i+l+G > e(w, +0; +rv,), so dafs eine Grölse p existirt, für welche p=p—-t), p=pla—tb), p=p(i—t) ist. Die Form (F) geht nun mit = multiplizirt in folgende über: (6) a+Pp)yi+l+p I tÜ+tp)yi —eltıyı Htaysttsya)?, und deren Determinante H 2 et? t=+ ve AB vu arBEEZ ( Pı)( P:) (1 2») 1+p, i+p, 13 —) erreicht für p = 0, d. h. also für y, =p: =pı = 0, wie sich ganz direkt zeigen läfst, ihren grölsten Werth 1—e(ti +t3 +13) oder v,. Zuvörderst ist nämlich klar, dafs das Produkt (1+p,)(1+p;)(1-+p;) den Wertli Eins nicht übersteigen kann; denn die Summe der drei com 24. Juni 1872. 4953 Faktoren ist constant gleich 3 und mindestens zwei derselben müs- sen positive Werthe haben, damit die Form (G) positiv sei. Wird dieses Produkt hiernach gleich: 1—q” und teten, hub ms, rbb =8: gesetzt, so ist die Determinante der Form (G) für e= —1: u —g’—p’(itt5;— 818283)» und der Faktor von p? wird niemals negativ, da derselbe auch auf die Form 13, (3 — 5) +4, (53 — 1) +45; (1 — 12)? gebracht werden kann, und von den drei Gröfsen s entweder eine oder keine negativ ist. Für «= +1 dagegen wird die Determinante 4 — 79? + (1—v,)(l+Pı)PePps — Gi lwı —P2) (pı —P3) und die sämmtlichen drei auf v, folgenden Glieder sind negativ, da0o 0, Ep >00 ist, so wird die Determinante, nämlich das Produkt A+m)A+Pp)(+P:) offenbar nur dann ein Maximum, wenn p, =p: =P;: =0 und demnach auch w, = w; = w; = 0 ist. — Ganz ebenso wie bei Weglassung eines Formwerthes vereinfacht sich das Problem, sobald noch ein fünfter Formwerth hinzugegeben wird, d.h. wenn es sich darum handelt in einer „Schaar“ von Formen (1—?)P (1,8, 8) + RAY (a1, 82, %;) diejenige positive Form zu bestimmen, deren Determinante am grölsten ist. Der betreffende Werth von ?% ist nämlich einer der- jenigen beiden reellen Werthe, für welche die nach A genommene Ab- leitung der Determinante von $+r (x — #) verschwindet. Dafs hierbei alle Bedingungen der Aufgabe erfüllt werden, ist folgender- mafsen darzuthun. Denkt man sich jede Form der Schaar als Aggregat von drei Quadraten dargestellt, so haben diese ihre be- stimmten drei Vorzeichen und es ist also jeder Form eine gewisse „Zeichencombination“ eigenthümlich. Die ganze Werthreihe von »—= —o bis % = + © wird nun durch die Nullwerthe der De- terminante in vier Intervalle getheilt, denen ebensoviel „Abtheilun- gen“ der Schaar entsprechen. Den sämmtlichen Formen einer und derselben Abtheilung ist eine und dieselbe „Zeichencombination* eigenthümlich, während von einer Abtheilung zur andern sich eins der drei Zeichen ändert. Die den beiden äufseren Intervallen ent- sprechenden Abtheilungen enthalten nur „unbestimmte“ (indefinite) Formen, da es nach der Voraussetzung reelle Werthe der Varia- beln x giebt, wofür p = \ also wofür die Form Y — p gleich Null wird. Die Werthe = 0 und ?= 1 müssen daher einem der beiden inneren Intervalle angehören, weil die entsprechenden 496 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Formen p und \ positive und bestimmte sind, und in demselben Intervalle mufs, eben weil es ein inneres und die Determinante darin positiv ist, der zu deren Maximalwerth gehörige Werth von ?. liegen. 8. 2. Für die oben zuerst erwähnte geometrische Anwendung seien 1, 2, 3, 4 die vier Eckpunkte und f,, f2, fs, /ı die absoluten In- halte der gegenüberliegenden Flächen eines Tetraöders. Die vier Ebenen mögen resp. mit I, 11, ıı,ıv und die Cosinus der Winkel ihrer Normalen mit Con (, = 1,2,3,4) bezeichnet werden. Für das grölste Tetraäder mit den gegebenen Flächeninhalten f}, fa, f3, fs (oder für ein diesem ähnliches) sind die Gröfsen Cj95 C93 5 C3; So zu bestimmen, dafs die Form (f) im $. 1 positiv, ihre Determinante möglichst grofs werde, und dafs sie dabei für 2, =2,= x, = 1 den Werth f? erhalte, da die Be- dingung (A) frtfztS3 + 209 Jofs + 2ezıfafı + 2eyafıfa = fi erfüllt sein mufs. Die übrigen drei Cosinus C,4, Csy, C3,4 bestim- men sich dann durch die Bedingung (A') Fıt CF2 + CF + Cufı = 9 und deren analoge. Da die Summe der vier oben algebraisch definirten Gröfsen %),03,%3,v, gleich Eins ist, so können dieselben als die auf ein beliebiges Tetraöder 1, 2, 3, 4 bezogenen homogenen Coordina- ten eines Punktes 5 angesehen werden, d. h. es giebt einen sol- chen Punkt, für welchen sich die Tetraäöderinhalte (1234) : (5234) : (1534) : (1254) : (1235) wie 1:0,:053:03:0, verhalten, wenn jene mit den geeigneten Vorzeichen also z. B. (1234) und (5234) mit gleichem oder entgegengesetztem Zeichen genommen werden, je nachdem die Punkte 1 und 5 auf einer und vom 24. Juni 1872. 497 derselben Seite von der Ebene der Punkte 2, 3, 4 liegen oder nicht. Bedeuten 1, ii, IM, IV die vier resp. mit 1, ıı, ıı1, ıv parallelen und durch die Punkte 1, 2, 3, 4 gehenden Ebenen, so hat der Punkt 5 nach $. 1 (F*) die für seine Bestimmung charakteristische Eigen- schaft: Br (.onD > Gm).6m) = 6m).Cm) = Gemyr, wo unter den eingeklammerten Ausdrücken, wie überall im Fol- genden, die Abstände zu verstehen sind. Für einen solchen Punkt 5 sind, wie oben algebraisch gezeigt worden, die Verhältnisse (1234) : (5234) : (1534) : (1254) : (1235) einzig und allein von den Verhältnissen der Dreiecksinhalte (234) : (134) : (124) : (123) oder Yı:J2:J3: fa abhängig, sind also für alle Tetra&der, bei denen diese letzte- ren Verhältnisse gewisse gegebene Werthe haben, constant. Alle diese Tetraäder mögen mit [1, 2, 3, 4] und alle diejenigen unter einander ähnlichen, welche das (im Verhältnifs zur Oberfläche) gröfste Volumen einschliefsen, mit [1°, 2°, 3°, 4°] bezeichnet wer- den. — Die Auffindung des Punktes 5 für irgend eines der Te- tra@der [1, 2, 3, 4] ist als geometrische Deutung der Auflösung je- ner im $. 1 aufgestellten Gleichung anzusehen, welche die Werthe V0),03,03,0, aus den Werthen der Verhältnisse Frifl: Js: Fi bestimmt. Ist der Punkt 5 für irgend ein Tetra@äder [1, 2, 3, 4] gefunden, so resultiren in sehr einfacher Weise die Bestimmungs- stücke der besonderen Tetra@der [1°, 2°, 3°, 4°]. Aus der quadra- tischen Form ® im $. 1 ergeben sich nämlich unmittelbar die Werthe VON Cy95 ag; Cy,; und alsdann aus der Projektionsgleichung (A’) die übrigen drei Cosinus Cj4; C945> €34- Ferner resultiren aus der ad- jungirten Form ®' im $. 1 die Werthe der Kanten und der Cosi- nus ihrer Richtungsunterschiede, sobald nur bemerkt wird, dafs 1 f RR 1 — ® die adjungirte von Fe r 493 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse ist, wenn s mit demselben Vorzeichen wie r und durch die Glei- chung r = 8’, 030% definirt genommen wird. Führt man noch anstatt der Gröfsen v ihre reciproken Werthe v’' ein, so erhält man auf die angedeutete Weise folgende Bestimmungen für ein Tetraöder [1°, 2°, 3°, 4°]: en Ana % RS 1 1 x = k gi re 1—v, 1— v—1ı—1 2 ®; ®r v,, ©), cos? (ki), (Ak)) = —— - —— = ——t—.-—t— vr, ut % vu, +, u, +v% 43, (DR)? = 9, — 1. 5;183vlÜik) = ud 2 f2 ' R Pr IR] S Fk —. vu tv% + vr, 363°.(1°2-.3.4°) — But, [e} Die Indices 9, A, i, k sind hier den Ecken 1°, 2°, 3°, 4° entspre- chend und c;, mit dem Vorzeichen von — :v,v, zu nehmen, da rfıfrcr = — dit ist; endlich sind unter (ik) etc. die Entfernungen der eingeklam- merten Punkte zu verstehen. Der Werth von s unterscheidet nur die ähnlichen Tetraäder von einander und ist mit 4 multiplizirt der reciproke Werth des für alle vier Tetra@derebenen constanten Pro- dukts (51) (51). Die angegebenen Bestimmungen zeigen, dals je zwei gegenüberliegende Kanten zu einander senkrecht sind, dafs also die vier Höhen des Tetraöders sich in einem Punkte schnei- den und zwar im Punkte 5°, da derselbe die Bedingung (B) also die folgende (B°) (1°5°) (1°5°) = (2°5°) (u?5°) = (3°5°) (u°5°) = (4°5°) (IV°5°) erfüllt. Die absoluten Werthe von c,, sind demnach die Cosinus der Richtungsunterschiede der Linien (5°) und (5°k) und zwar so, dafs die von 5° nach © und %k gehenden Linien mit einander einen stumpfen oder spitzen Winkel bilden, je nachdem = —= +1 oder — 1 ist; in dem Tetraäder [1°2°3°4°] sind daher sowohl die Produkte je zweier der drei von einer Ecke ausgehenden Kanten multiplizirt vom 24. Juni 1872. 499 mit dem Cosinus ihrer Richtungsunterschiede constant als auch die sämmtlichen sechs Produkte je zweier vom Punkte 5° aus nach den Ecken ausgehenden Linien und des Cosinus ihres eingeschlos- senen Winkels. Durch die letztere Eigenschaft allein d. h. durch die Existenz eines solchen Punktes 5° ist schon — bei gegebenen Seitenflächen-Inhalten — sowohl dasjenige Tetraäder völlig be- stimmt, welches das gröfste Volumen hat, als auch dasjenige, des- sen Höhen sich in einem Punkte treffen, und zwar so, dafs sich beide als identisch erweisen. Denn nimmt man den Punkt 5° als Mittelpunkt eines orthogonalen Coordinatensystems, so muls der Voraussetzung gemäls die Relation Gt YyYı tr ti > Untr tr Yıya F %n?k für je drei Indices h,i,k = 1,2, 3,4 d. h. für je drei Tetraöder- ecken statthaben. Diese Relation besagt aber auch, dafs die Linie (5°h) gegen die Kante (ik) senkrecht gerichtet ist und der Punkt 5° mufs demnach auf jeder der vier Höhen liegen. Da für einen Höhenpunkt 5° die Gleichungen (B°) bestehen, so ergeben sich daraus für dessen homogene Coordinaten ®,,0,, 03,0, die Bestim- mungen vu vi: u —_ y: m vg: u, -—ui = fJı:f:f:h, welche die Richtigkeit jener Behauptung darthun. Ein Tetraäder, dessen vier Höhen sich in einem Punkte treffen, umschliefst daher ein grölseres Volumen, als irgend ein anderes, dessen Seitenflächen dieselben Inhalte haben, und umgekehrt ist das grölste Tetra@der durch die Existenz eines Höhenpunktes vollkommen definirt. End- lich resultirt aus der vorhin dargelegten charakteristischen Eigen- schaft eines Höhenpunktes 5° eine einfache und anschauliche Con- struktion des grölsten Tetraäders. Da nämlich (51) = (51) we, — 1), (51) = (51) (v, — 1) etc. 43(5°1°) =vi — 1, 45(5°2°)” = vy, — 1 etc. ist, so hat man nur in irgend einem Tetraöder mit den gegebenen Seitenflächen den Punkt 5 zu bestimmen und alsdann von einem beliebigen Punkte 5° aus in vier verschiedenen Richtungen vier Strecken (5° 1), MIELE 4) 500 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse deren Quadrate den Quotienten 5) GM) (5m) (5) (5) " (6m)’ (sn) "(Sıv) proportional sind, dergestalt zu nehmen, dafs je zwei Strecken multiplizirt mit dem Cosinus ihres Richtungsunterschiedes stets ein und dasselbe Resultat ergeben. Auf diese Weise erhält man die vier Eckpunkte 1°, 2°, 3°, 4° eines Tetraöders, dessen Seitenflächen denen des Tetraöders [1 234] proportional sind und welches im Verhältnifs zu seiner Oberfläche das gröfste Volumen umschliefst.') Sucht man eine analoge geometrische Interpretation der bei- den anderen algebraischen Resultate, die Formen von gröfster De- terminante betreffend, für welche nur drei oder aber fünf Form- werthe gegeben sind, so zeigt sich, dafs man im ersteren Falle nur die dreifach orthogonale Ecke als diejenige erhält, deren Sinus einen Maximalwerth hat. Für den andern Fall dagegen ergiebt sich die Bestimmung der Cosinus dreier Richtungsunterschiede €195 C9g5 Cy1, für welche ı+fi+f5 + 20afıfa + 20 ff + 2eıfıfı = Si hi +f +ß — 2Cjsfı f3 + 2093 f3 fs Sr 2 Czı 13 fi = fi und dabei die Determinante l, ya, E13 Ca» 1, Ca, Cj3> Eagy 1 möglichst grofs ist. Man erhält hiernach zwei Tetra@äder [1,2,3,4] und [1’, 2’, 3, 4], deren Ecken 4 und 4’ einander congruent sind, !) Zur Vergleichung mit den Borchardtschen Bezeichnungen und zwar namentlich mit denjenigen, welche er bei der Auseinandersetzung in Baltzers Determinanten-Werk (3. Aufl. p. 233 sqq.) angewendet hat, bemerke ich, dafs die obigen Gröfsen v' den von Hrn. Borchardt mit » bezeichneten Gröfsen proportional sind. Die letzteren gewinnen hierdurch eine einfache geometri- sche Bedeutung ; eine jede derselben wird nämlich das Achtfache einer Te- traöderhöhe multiplizirt mit demjenigen Theil, welcher nur von der Spitze bis zum Höhenpunkt reicht, d.h. es wird z. B. die Borchardtsche Gröfse vr, gleich: 8(1N (15), v, wird gleich: 8(211) (25) ete. vom 24. Juni 1872. 501 und deren Seitenflächen resp. die Inhalte f,, fa, fs, fı und fı, fa; f3, fa haben. Legt man die beiden Tetraöder mit den Ecken 4 und 4' so an einander, dafs die Kante (14) sich in derselben Rich- tung fortlaufend in die Kante (41’) fortsetzt etc., so resultirt ein von 5 Ebenen, 9 Graden und 7 Eckpunkten begrenztes Polyäder, dessen Oberfläche von 8 Dreiecken mit den Flächeninhalten f}, fs, 3» F4 fı; fa; 5, fa gebildet wird, und welches, diese Flächengrös- sen als gegeben vorausgesetzt, ein möglichst grofses Volumen hat. Die Bestimmung eines solchen Polyäders erfolgt, wie oben darge- legt worden, mittels einer quadratischen Gleichung, dasselbe ist also im engeren Sinne des Wortes geometrisch construirbar. 953, Es seien nunmehr für die zweite im Eingang erwähnte geo- metrische Anwendung 1, 2, 3, 4 die Eckpunkte des gegebenen Te- traöders und der Punkt 0 der Mittelpunkt des dem Tetraäder zu umschreibenden Ellipsoids. Ferner seien wie oben 1, ıı, ıı, ıy die Tetra&derebenen und 1, 1, m, IV denselben parallel und die gegen- überliegenden Ecken enthaltend. Dabei sei der Punkt 4 so ge- wählt, dafs der absolute Werth des Tetra@derinhalts (0123) von keinem der drei übrigen (0234), (0134), (0124) an Gröfse übertrof- fen wird. Nimmt man nun den Punkt 0 zum Mittelpunkt der Coordinaten, die Axen in den Richtungen der Strecken (01), (02), (03) und dabei diese Strecken selbst als Einheiten, so sind die drei Coordinaten irgend eines variabeln Punktes p: _ (0p23) (2) 23) „ __ (012p) TrlBEN 7 N a er - | die Tetraöderinhalte mit den richtigen Zeichen genommen. Die Coordinaten des Punktes 4 sind also gemäfls der über denselben getroffenen Bestimmung sämmtlich absolut kleiner oder gleich Eins. Die Gleichung eines durch die Punkte 1, 2,3 gehenden Ellipsoids mit dem Mittelpunkt 0 ist „? 2 2 ”,.”. ”„.” „ — 2, +22 + 253 + 20193?ı?2 # 20932323 + 203, 2321 Zen) 394 und das Ellipsoid hat nach den obigen algebraischen Ausführungen (ef. p. 494 unten) den kleinsten Inhalt, wenn die drei Coöfficienten c 502 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse gleich Null sind d. h. wenn die Punkte 1, 2, 3 auf einem Systeme conjugirter Durchmesser liegen. Soll die Oberfläche des Ellipsoids aber noch den Punkt 4 enthalten, so mufs überdies die Gleichung di-+ 83 +d+ 26495193 En 209392 %3 + 2 0919391 = 1 erfüllt sein, wenn £,, 3, {; die Coordinaten des Punktes 4 bedeu- ten. Setzt man tu — Jakı sl 0 (k = 1, 2,3), so ist nach der obigen algebraischen Darlegung (E) v2!+, 23 +; 3 -— m +9 +90)” =r die Gleichung des dem Inhalte nach kleinsten Ellipsoids mit gege- benem Mittelpunkt und vier gegebenen Oberflächenpunkten. Ebenso ergiebt sich das kleinste Ellipsoid mit fünf gegebenen Oberflächen- punkten und zwar in der Weise, dafs irgend ein sechster Punkt dazu (im engeren Sinne des Wortes) geometrisch construirt wer- den kann. Die Lage des Mittelpunktes 0 muls stets eine derartige sein, dafs die Summe der absoluten Werthe der drei Coordinaten 2 kleiner als Eins ist; andernfalls läfst sich überhaupt kein Ellip- soid dem gegebenen Tetraöder umschreiben. Um nun auf den Fall, wo vier Oberflächenpunkte gegeben sind, noch näher einzugehen, seien %,, 4, %;, u, homogene Coor- dinaten eines variabeln Punktes p, das Tetraäder [1, 2, 3, 4] als Fundamentaltetraöäder angenommen; und zwar sollen sich 1:U,]:Ug:Uz:Uu, verhalten wie (1234) : (P234) : (1p34) : (12p4) : (123p). Die vier Gröfsen ®,, ®%s, ®;, ©, seien die Coordinaten eines Punk- tes 5, welcher vermöge der Relation (F*) im $. 1 durch die Pro- portionen 2. . Je ee De A O%ı — V1:Vg — V3:03, — 03:0, — dd = Un Uoo * Ugo * Un bestimmt wird, wenn man die dortigen Gröfsen f}, fa; fa, fı den absoluten Werthen der vier Coordinaten %,9; Yogs Ugg; 4, des Punk- tes O0 proportional setzt. Der Punkt 5 ist demnach durch die Be- dingungen vom 24. Juni 1872. 503 Ni _ EM) CH _ GCm)(öm) __ (51V) (SivV) (01)? (0 11)? (om ayT tar)? charakterisirt. Wenn nun nach diesen Festsetzungen L;U;o ge — Us U;o = U;Uyo (Ü = f; 2, 3) genommen wird, so läfst sich die obige Ellipsoidgleichung (E) in den homogenen Coordinaten v einfach darstellen. Irgend eine be- liebige Gleichung SSa,u —1 (,k=1,2,5) 7 Co verwandelt sich nämlich, wenn die Gröfsen a,, gemäfs den Bedin- gungen @;Uio =— ur, (@ —— 1, 2, 3) bestimmt werden, in folgende (E’') u2,323a ae Biuu,. Gk=1, 28,492), gh h wo die Coäfficienten « mit dem Index 4 durch die vier Gleichungen Se (,h= 1,2, 3,4) 9 definirt sind. Die Gleichung (E’) stellt offenbar eine dem Funda- mentaltetraöder umschriebene Fläche zweiten Grades dar, deren Mittelpunkt die Coordinaten 4,9; Yog; Uggs U, hat, da die vier Ab- leitungen der Differenz der zu beiden Seiten der Gleichung (E') stehenden Ausdrücke für z, = Up; Ug = Ag, etc. einen und den- selben Werth = 1 erhalten. Für das kleinste Ellipsoid (E) kommt demgemäls u,u Pe gu) ur 330,0, :—— +r28u I h Uyo Uno 9 h wW=0 Gh=1,2,3,4;9Zh), wo r den für alle vier Indices k = 1,2, 3,4 constanten Werth des Verhältnisses oder se —— = etc. Uno (0 1) fr 504 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse bedeutet, und Bit 0 0 Be 2 ae ar; "@m)..2.0n), .,,_.6m) A CT der 77 ist, unter p einen Punkt der Oberfläche des Ellipsoids verstanden. Wird endlich (51) (pi)? (1)? a1? 10 Ss = u] oder etc. gesetzt, so gelangt man zu der einfachsten Darstellung des klein- sten Ellipsoids in homogenen Coordinaten >= («, ae, + RR) wo, = 0 (g,A=1,2,3,4; gZh), gh d. h. des kleinsten unter allen denjenigen Ellipsoiden, welche den Punkt 0 zum Mittelpunkt haben und deren Oberfläche die Punkte 1, 2, 3, 4 enthält. vom 24. Juni 1872. 505 Hr. Borchardt machte hierauf folgende Mittheilung über das Ellipsoid von kleinstem Volumen bei gegebenem Flächeninhalt einer Anzahl von Centralschnitten. Nachdem ich das Lagrangesche Problem der Bestimmung des Tetraöders von gröfstem Volumen bei gegebenem Inhalt seiner vier Seitenflächen und dessen Ausdehnung auf eine beliebige Anzahl von Dimensionen durch eine eigenthümliche algebraische Methode gelöst und diese Lösung in den Schriften dieser Akademie vom Jahre 1866 S. 123 veröffentlicht hatte, fand ich im Jahre 1867, dafs die algebraische Aufgabe, auf welche das Lagrangesche Pro- blem führt, eine andere das Ellipsoid betreffende geometrische Ein- kleidung gestattet, nämlich die Bestimmung des Ellipsoids von kleinstem Volumen bei gegebenem Flächeninhalt von vier der Lage ihrer Ebenen nach bekannten Centralschnitten. Ich machte von diesem Ergebnifs und der Lösung zweier damit in Zusammenhang stehenden das Ellipsoid betreffenden Aufgaben der Akademie am 5ten December 1867 Mittheilung (s. Monatsberichte vom J. 1867 S. 779)!), ohne jedoch die gefundenen Ergebnisse zu veröffent- lichen. Da dieselben auf diese Weise nicht über die Grenzen der Akademie hinaus bekannt geworden sind, so halte ich es für an- gemessen, an die soeben gehörte Mittheilung meines Freundes Hrr. Kronecker, in welcher ebenfalls die Lösung einer und der- selben algebraischen Aufgabe einerseits auf das Lagrangesche Te- traöder-Problem, andrerseits auf eine das Ellipsoid betreffende Auf- gabe des Gröfsten und Kleinsten angewendet wird, eine kurze Darstellung meiner Untersuchungen aus dem Jahre 1367 anzu- knüpfen. Es wird sich hieraus ergeben, dafs die beiden das Ellipsoid betreffenden Probleme des Grölsten und Kleinsten, welche gegen- wärtig Hr. Kronecker und vor fünf Jahren ich untersucht haben, ungeachtet ihres verschiedenen geometrischen Gewandes doch alge- braisch nicht wesentlich von einander verschieden sind, da in bei- den Problemen der Determinante einer ternären quadratischen Form ihr gröfster Werth gegeben wird, während in dem einen die Form selbst, in dem andern ihre adjungirte Form für eine Anzahl !) Daselbst mufs es von kleinstem anstatt von gröfstem Volumen heifsen. ‘ [1872] 35 506 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse bekannter Werthsysteme der Variablen gegebene Werthe erhält und überdies bekanntlich die Determinante der adjungirten Form das Quadrat der Determinante der ursprünglichen Form ist. „Es seien p Ebenen gegeben, welche sämmtlich durch den be- kannten Mittelpunkt eines übrigens variablen Ellipsoids gehen. Für jeden dieser p Centralschnitte sei der Flächeninhalt der Ellipse gegeben, in welcher das Ellipsoid geschnitten wird. Dann soll unter allen Ellipsoiden, welche diese p Centralschnitte von gegebe- ner Gröfse besitzen, dasjenige von kleinstem Volumen bestimmt werden.* Die noch unbestimmt gelassene Zahl p mufs, wie sich von selbst versteht, kleiner als 6 sein, da ein Ellipsoid von bekanntem Mittelpunkt nur von 6 Bestimmungsstücken abhängt. In rechtwinkligen Coordinaten x,, 23, 2;, deren Anfangsgunkt im Mittelpunkt des Ellipsoids liegt, sei / = ı die Gleichung des- selben, wo = Za,ntgC, g,ı= 1,2,3) ferner seien die Ebenen der p Centralschnitte durch die Gleichungen u= Ar + an, + air, = 0, G@=1,2....p) bestimmt, sodals die 3p Gröflsen « gegeben und die 6 Coöfficienten @,„ der ternären Form f die Variablen des Problems sind. Dann heilst das vorliegende Problem in algebraischer Fassung: „Die Determinante Gıı %ıa 4a A=| a, Gy, Gy Az] QAy9 Ay; soll ein Maximum werden, während die p Determinanten i 4, Aa Ay; i Ay, Agg Agz Mg i Az, Az9 Ay; (3 ICH a ce 6) gegebene negative Werthe — K; erhalten.“ vom 24. Juni 1872. 507 Es seien A,, die adjungirten Grölsen zu a,,, also 94 Rh = - Iayn so giebt die Entwicklung von A; — A, = 3A, gh sodafs, wenn man mit F(x,, 2, &;) die adjungirte Form von f bezeichnet, X, den Werth von F für die Werthe «ai, .«as,«4 der Variablen darstellt, dann hat man durch Differentiation 2dA = Zayddy BP: (g,;h= 1,2, 3) —d, = 300), dAyn Da nun die Differentiale der p Ausdrücke A, verschwinden, weil jedes A, einer gegebenen Constante — K, gleich werden soll und das Differential von A, weil A ein Maximum werden soll, so er- geben sich nach den Regeln der Differentialrechnung die Gleichun- gen des Problems, wenn man die Summe 2dA+?,dA, + + ?,dA gleich Null setzt, wo ?,....?%, vorläufig unbekannte Multiplicato- ren sind. Unter Anwendung obiger Gleichungen ergiebt sich 0=%X% (agn —?}, 7 al — en — ?n u aD) dA,, (9, =.1;2,3) und hieraus folgende Bestimmung der Coäfficienten a,, don = A cd al — Ag 7 a — ..o.. —+ Ay ch ah. Diese Werthe in die,Gleichung des Ellipsoids eingesetzt geben der linken Seite /f die Form Br Ir, (air, + 050, + ad 0,)? — zur. Gear.) Die linke Seite der Gleichung /=1 des Ellipsoids läfst sich also aus den Quadraten der linken Seiten der Gleichungen der p ebenen Schnitte linear zusam- mensetzen. Während p einerseits nicht gröfser als 5 sein durfte, weil schon für p—=6 das Ellipsoid völlig bestimmt wäre, zeigt sich aus dem gewonnenen Resultat, dafs es nicht kleiner als 3 sein » 35 508 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse darf, da für p=1 und p=2 die Gleichung f= ı keine ge- schlossene Fläche darstellen kann, und die vorgelegte Aufgabe des Gröfsten und Kleinsten daher ihren Sinn verliert; p kann also nur die Werthe 3, 4, 5 haben. Man bezeichne die aus den Coäfficienten der drei linearen Functionen u;, 4, u, gebildete Determinante mit (ik!) und deren nach «i ,«3, «3 genommenen Unterdeterminanten mit (KT), ,(kD),, (kl), dann gehen aus den Werthen (1) ay= Nahe, ),; (== 1,..2) Li für die adjungirten Gröfsen A,, die Gleichungen (2) A, => (ik), (ük)u Ri? . ; 1 OE 1 hervor, wo die Summe auf die Combinationen ;, k der In- "FIer 2 dices 1, ....p auszudehnen ist. Für die Determinante A der Elemente a,, ergiebt sich nach einem bekannten Determinantensatz der combinatorische Ausdruck (3) A = 3(ikl1)22,9,2, :?D—1.97—2 wo die Summe auf alle a u Combinationen , k,! der Indices 1, .....p auszudehnen ist. Ferner transformiren sich die p Ausdrücke gn eh, a, („,k=1,2,3) mit Benutzung der Gleichung (1) in und gehen hieraus die p Gleichungen i = k (4)* K; = E(ikl)? >42, »d Put Combinationen k, 1 hervor, wo die Summe auf die der Indices 1,....p mit Ausschlufs von ö auszudehnen ist. Hiermit ist das Problem des Gröfsten und Kleinsten auf die algebraische Aufgabe zurückgeführt, die p Multiplicatoren 2, ....?, vom 24. Juni 1872. 509 aus den p Gleichungen (4)* aufzulösen, d. h. dieselben in die p p-p—1.p—2 1.2.3 (ikl) auszudrücken, welche letztere reine Winkelgröfsen werden, wenn man die Grölsen «i, «3, «% für jedes i der Bedingung unter- wirft, dafs die Summe ihrer Quadrate = 1 sei, wodurch dieselben erst von dem sonst in ihnen enthaltenen willkührlichen Faktor befreit werden. Durch Substituirung der gefundenen Multiplicato- ren ?,....%, in die Function gegebenen Constanten Ä, und die Determinanten 6) f=23XıuU = Yrldı, Heim ten)? (=...D wird endlich die Gleichung f= 1 des gesuchten Ellipsoids be- stimmt. Es sind nun die drei Fälle p = 3, 4,5 besonders zu be- trachten. Fall von 3 Centralschnitten. In diesem Fall bilden zufolge Gleichung (5) die 3 Ebenen u, = 0, w = 0, u, = 0 der gegebe- nen Centralschnitte ein System conjugirter Ebenen des Ellipsoids. Von den Multiplieatoren ?.,, ?%5, ?3 sind durch die Gleichungen (4)* ihre Producte ?.5?.3, ?%,2%3, ?,%, zu zweien gegeben und die Auflö- sung der Gleichungen (4)* ergiebt sich von selbst. Fall von 4 Centralschnitten. In diesem Fall führt die Bestim- mung der’4 Multiplicatoren ?,....?%, und des Maximumwerthes A nach (3), (4)* auf die Gleichungen 2 2 2 2 Mm Ma m; My A Adararı | —+ + + — %ı Ag Az 24 wo m, = (234), m; = — (134), m; = (124), m, = — (123). Setzt man hierin I. es K;m; A jud grün ze ———— a I, I m? (m, m; m; m,)” 7 (MM; mM, Mm,)’ so ergeben sich genau die Gleichungen (6), (8) $ 2 meiner Ab- 510 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse handlung aus den Schriften dieser Akademie vom Jahre 1866 S. 132, 133, wenn man daselbst n = 4 setzt, d. h. genau das dort aufgestellte System von Gleichungen, von welchen das Lagrange- sche Problem für das Tetraäder abhängt und welches schliefslich auf eine Gleichung vierten Grades führt. „Die beiden Aufgaben ein Ellipsoid von kleinstem Vo- lumen bei gegebenem Flächeninhalt von 4 Central- schnitten zu bestimmen, und ein Tetraäder von gröfstem Volumen bei gegebenem Flächeninhalt seiner 4 Seiten- flächen zu bestimmen, sind also algebraisch identisch und die Lö- sung der einen ist durch die der andern mit gegeben.* Da die Lösung des Tetraäöder-Problems in der erwähnten Ab- handlung vom Jahre 1866 vollständig ausgeführt ist, so brauche ich mich für die gegenwärtig vorliegende Aufgabe nur auf jene Lösung zu beziehen, Fall von 5 Centralschnitten. Das System aufzulösender Glei- chungen (3), (4)* hat in diesem Fall folgende Gestalt: (3)..A= 2% (ik)? 9,24%, Ge ha-ıb) Kı,= 9A _ [ (123)? ?3%3 + (124)? ?%3 2, + (125)? 2,72, "79%, H+(1)?%,%, + (135)?%;%; + (134)? 2,2, (4)* etc. Ungeachtet ihrer scheinbaren Complieation erfordert ihre Auf- lösung, wie die weitere Untersuchung zeigt, nichts als zwei hinter einander auszuführende Quadratwurzelausziehungen. Die linke Seite / der Gleichung des Ellipsoids ist nach den Coordinaten &,, &2, ©; geordnet = Fa,n%g% g,h=1,2,3) wo die Coäfficienten nach Gleichung (1) die Werthe (1) an = Ir,0,e), (= 1,85) haben. Zwischen diesen 6 Gleichungen (für 9,A = 1,2,3) kann man die 5 Multiplicatoren ?%, ....?.; eliminiren. Das Resultat der Elimination heifse: (6) = B,14yn =_0 (9, h = 1,2,5) vom 24. Juni 1872. oll so muls Gleichung (6) eine identische werden, wenn man für die @,) ihre Ausdrücke (1) einsetzt. Die B,, müssen also den 5 Glei- chungen (7) SBa& ch, —=)0 (,h= 1,2, 3) für ©=1,....5 genügen. Diese Gleichungen definiren aber die adjungirten Gröfsen der Coäffieienten b,, derjenigen ternären Form (8) & = Sb,n&g®n (9; h = 1, 2, 3) welche gleich Null gesetzt den die 5 Ebenen u, = 0 berührenden Kegel zweiten Grades bestimmt. Denn damit der Kegel p = 0 die fünf Ebenen u, = 0 berühre, müssen die fünf Gleichungen En biı bie bis “r i bzı VEPBL PP i ba, baa D33 a ci ch as 0) für © = 1,....5 erfüllt sein, welche nach den adjungirten Gröfsen B,„ der b,, entwickelt die Gleichungen (7) geben. Die Coöäffi- eienten B,, in der Gleichung (6) sind also nichts ande- res als die adjungirten Gröfsen der Coöfficienten b,, der ternären Form $(%,, &, 23), deren Verschwinden den Berührungskegel der fünf Centralschnitte v,—= 0 be- stimmt. Multiplieirt man Gleichung (6) mit A nnd setzt für die Pro- ducte Aa,, ihre Ausdrücke durch die adjungirten Gröfsen A,, so erhält man (6)* B, Ay A; — Ad) + + 2 Ba, AA —AyAy) te 0. Zwischen den 6 Grölsen A,, bestehen bereits die 5 Glei- chungen (4) BR >77 cl, A Gh g gh> g welche die 5 Gröfsen X, als lineare Functionen der A,, definiren. Fügt man eine sechste lineare homogene Function gh (9) U= =Ion Ayn 512 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse willkürlich hinzu, stellt durch Auflösung die A,, als lineare homo- gene Fnnetionen von Ä,....K;,, U dar und setzt diese Werthe in (6)* ein, so verwandelt sich diese Gleichung in eine Gleiehung zweiten Grades in U. Die Auflösung derselben liefert für U eine lineare homogene Function der Gröfsen K, vermehrt um eine Quadratwurzel VR aus einer quadratischen homogenen Function der K,. Demnach sind die Gröfsen A,,, deren Determinante 4A? sowie die Producte Aa,,, A}, als ganze Functionen von Ä, PP und VR darstellbar, worauf es, um A zu erhalten, einer zweiten Quadratwurzelausziehung bedarf. Dies läfst sich dahin zusammen- fassen: „Die ternäre Form f(2,,%3,253), welche die linke Seite der Gleichung des Ellipsoids bildet, mit ihrer Determinante A mul- tiplieirt, läfst sich mit Hülfe einer einzigen Quadratwurzel V/R darstellen. Dasselbe gilt von dem Quadrat der Determinate A. Die Darstellung von f selbst erfordert zwei hinter einander vor- zunehmende Quadratwurzelausziehungen.* Die Ausführung der Rechnung, welche die Auflösung der fünf Gleichungen (4)* liefert und von deren Gang eine Übersicht zu gewinnen keine Schwierigkeit darbot, führt zu interessanten Ergebnissen. Die bei Auflösung der quadratischen Gleichung erhaltene Qua- dratwurzel VR ist, wie man sich leicht überzeugt, unabhängig von der Wahl der Coäfficienten g,, in Gleichung (9). Diese Co&fficien- ten treten nur in die lineare Function der X; ein, welche man zu VR hinzufügen mufs, um U zu erhalten. Aber da diese lineare Function der X,, die ich mit U, bezeichne, selbst wiederum als lineare Function der A,, darstellbar ist, so giebt es eine neue von der Wahl der Coöfficienten g,, unabhängige lineare homogene Function T=U-—TD, der A,,, deren Quadrat = R ist. Oder mit andern Worten: die Coöfficienten g,, lassen sich so specialisiren, dafs die durch dieselben nach Gleichung (9) definirte Func- tion U, die ich 7 nennen will, von einer reinen quadra- tischen Gleichung abhängt. Diese Speeialisirung läfst sich abgesehen von einem willkür- lichen die ganze Function 7 behaftenden Factor nur auf eine vom 24. Juni 1872. 513 Weise leisten, und zwar, wie sich leicht beweisen läfst, indem man Yon = byn Setzt, also (10) T= = bynAgn» Hd wo b,, wiederum die durch (8) definirten Co£fficienten der Glei- chung des Berührungskegels $ = 0 sind. Der Gleichung $ = 0 des Berührungskegels kann man be- kanntlich verschiedene Gestalten geben und besonders einfache, wenn man sie auf irgend drei der fünf Ebenen u; = 0 bezieht. In v,, %,, u; ausgedrückt erhält z.B. p die Gestalt: a 2,2 2,2 db = wiuijtr2u; uU — 2ualz Uuz — 2lrılz U lg — 2 ılyUıdla, wo 2, = (234) (235) (145), %5 = (134) (135) (245), #5 = (124)(125) (345). Denkt man sich den willkürlichen in den Coäfficienten b,, der Gleichung (8) enthaltenen Faktor auf diese Weise bestimmt, so wird ihre Determinante B = — 4w’, wo w das Product sämmt- licher 10 Determinanten (ik!) bezeichnet. Setzt man ferner die Werthe der Coöffieienten d,, in (10) ein und drückt die A,, nach Gleichung (2) durch die A aus, so ergiebt sich für 7 der symme- trische Ausdruck (10)* T= [(123) (124) (125) (345)]P% 125 + ++» h wo die Summe auf alle zehn ähnlich gebildeten Glieder auszudeh- nen ist. Die in (10) gegebene Definition der Function 7 läfst sich auf die Bildung der Determinante der ternä- ren quadratischen Form f— 2% zurückführen, oder, was dasselbe ist, auf die Bildung der Gleichung dritten Gra- des in 5), von welcher die Bestimmung des zugleich für das Ellipsoid f= ı und den Berührungskegel p = 0 con- jugirten Axensystems abhängt. In der That, entwickelt man diese Determinante nach Potenzen von >, so wird A das von a unabhängige Glied, — 7 nach Gl. (10) der Coäfficient von 9, Null nach Gl. (6) der Coöffieient von g?, endlich — B= 4»? der Coöfficient von 2°. Die erwähnte Gleichung dritten Grades wird also (11) o=4A—T> + 4u?p?. 514 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Die aus den 6 Gleichungen (4), (10) hergeleiteten Werthe der A,, in (6)* und in die Determinante A? der A,, substituirt liefern die Gleichungen: 12) T=R=Ryuf?-+ + Rakı Ka + (13) 2.3 = —1S+ RB, wo 14) S= SR? +++ SKi BR; ++ SB, R;K, + Die hierin vorkommenden Coöfficienten R,, +... und S,,4 +... las- sen sich nach meinen 1867 angestellten Rechnungen folgenderma- [sen darstellen: Man bilde aus den Determinanten (ik!) die Produkte "zn = (ghi)(ghk)(ghl), wo g hi k l eine Permutation der 5 Indices 1 2 3 4 5 bedeuten, und setze aus diesen die Ausdrücke % —=T,T Ft Pgrrni zusammen. Die r,, sind alternirende Functionen ihrer Indices, so dafs 7, = —r,,, die FE sind Funetionen, welche unverändert bleiben, erstens wenn man die oberen Indices vertauscht, zweitens wenn man die unteren Indices vertauscht, drittens wenn man gleich- zeitig beide oberen Indices mit beiden unteren Indices vertauscht. Dies vorausgesetzt, werden die Coöfficienten in den Gleichungen (12), (14) gegeben durch — 12.7? 9 222 tr trar) 2 2 2 2 Rio = Tıgragras + Fraraards + Pısrastäı etc. ar | | ee SS = 5353553 13924425 _ 929 g14 425 _ 49944 515 (14)* Ste + en — 428 (sl 15 Lo 218 g18 13 (924 425 1 25 524 Set is) + le + sit 12 (234 «35 95 434 + sl + )- etc. In diese Formeln treten also nur zwei homogene Funetionen R und ‚S der fünf Gröfsen Ä, ....K; ein, welche auf symmetrische vom 24. Juni 1872. 515 Weise aus ihnen zusammengesetzt sind, und von denen die eine zweiter, die andere dritter Ordnung ist. Nach Berechnung der Irrationalitäten VR und V_4s + Bi ergeben sich, wie wir oben gesehen haben, die einzelnen Multipli- catoren % als Brüche, deren gemeinschaftlichen Nenner die zweite dieser Irrationalitäten bildet, während die Zähler homogene Func- tionen zweiter Ordnung der 6 Grölsen K,....K;, VR sind. Indem ich mir die Discussion der gefundenen Ausdrücke für eine andere Gelegenheit vorbehalte, fasse ich das für den Fall von 5 Centralschnitten erhaltene algebraische Ergebnifs folgendermafsen zusammen: „Zur Auflösung des Gleichungssystems 9A 94 NR an, DEEREEEITT K, = ER , wo A = > (ikl)? 2,2,%, N (i, = Iwse. 5) BE cr = Le] W=1,53 von welchem die Bestimmung des Ellipsoids von kleinstem Volu- men bei gegebenem Flächeninhalt von 5 Centralschnitten abhängt, füge man zu den fünf in ?%, ....%, homogenen quadratischen Func- tionen K, .... K, eine sechste T = [(123) (124) (125) (345)]’%,?%3 + +» hinzu, dann läfst sich das Quadrat von 7 als homogene quadrati- sche Function R von K, .... K, vermöge der Gl. (12), (12)* dar- stellen. Mit Hülfe dieser Quadratwurzel T= VR läfst sich ferner das Quadrat von A abgesehen von einem von den X unabhängigen Factor unter der Form u darstellen, wo — 4S eine homogene durch die Gleichungen (14), (14)* gegebene Function dritter Ordnung der Ä, ....Ä, ist. End- lich ist jede der Gröfsen ?, ....?%, darstellbar als ein Bruch des- sen Nenner V_ı5+ Rt und dessen Zähler eine homogene quadratische Function der sechs Gröfsen Kı .... K,, VR ist.“ 516 Gesammtsitzung 27. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. ' Hr. G. Rose las: Über das Verhalten des Diamants und Graphits bei der Erhitzung. Diamant, Graphit und die amorphe Kohle sind bekanntlich allotropische Körper. Der härteste und glänzendste aller Körper, der durchsichtig und ein Isolator der Elektrieität ist, besteht dem- nach aus demselben Stoffe wie der schwarze, undurchsichtige und mit dem Nagel ritzbare Graphit und die amorphe Kohle, die beide so gute Leiter der Elektrieität sind. Es ist wohl nicht möglich, sich ganz verschieden zusammengesetzte Körper zu denken, die in ihren physikalischen Eigenschaften untereinander verschiedener sind, als diese in chemischer Hinsicht gleich beschaffenen Körper. Sie verbrennen aber sämmtlich in Sauerstoff zu Kohlensäure ohne Vo- lumenveränderung, sind also sämmtlich reine Kohle. Diamant und Graphit sind beide sehr schwer verbrennlich, und wie die spätern Versuche angeben werden, der Graphit noch schwerer als der Dia- mant. Der Wunsch, die Erscheinungen beim Verbrennen des Dia- mants und Graphits aus eigener Ansicht kennen zu lernen, die vielen zum Theil sich widersprechenden Angaben darüber möglicher Weise einigermalsen aufklären zu können, hat mich schon vor mehreren Jahren bewogen, darüber einige Versuche zu veranlassen, die ich nun durch neuere in diesem Winter vermehrt habe. Die Versuche mit dem Diamant sind bei Abschlufs und Zutritt der Luft angestellt; ich erlaube mir dieselben hiermit der Akademie vorzulegen. 1. Erhitzung des Diamants bei Abschlufs der Luft. Die Veranlassung zu diesen Versuchen gab der grolse dynamo- elektrische Apparat, den Hr. Dr. W. Siemens in seiner Werkstatt im Herbst des Jahres 1866 aufgestellt hatte'), und eines Tages mehreren seiner Freunde erklärte. Bei dieser Gelegenheit äufserte ich gegen ihn den Wunsch, denselben für die behauptete Verkohlung des Diamantes in grofser Hitze und bei Abschlufs der Luft zu be- nutzen, worin auch Dr. Siemens gern einging. Der Versuch wurde !) Vergl. Polytechnisches Centralblatt von 1868, Jahrgang 34, S. 1186. vom 27. Juni 1872. 517 verabredet. Dr. Siemens hatte dazu einen starken gläsernen Cylin- der von etwa 6 Zoll Länge machen lassen, der an beiden Enden mit einem metallenen Deckel luftdieht verschlossen werden konnte, in welchen die Kohlenspitzen, worin die beiden elektrischen Pole der Maschine endeten, luftdicht hineinpafsten. Der Cylinder war aufserdem so eingerichtet, dafs er luftleer gemacht werden konnte. Bei dem Versuche wurde nun in eine der Kohlenspitzen der Dia- mant gebracht, und nun, nach luftleer gemachtem Cylinder, der Apparat in Gang gesetzt. Nach kurzer Zeit wurden die Kohlen- spitzen rothglühend, und bald darauf zersprang der Diamant mit heftiger Detonation in gröfsere und kleinere Stücke, die alle stark geschwärzt erschienen. Ein zweiter Versuch, bei welchem der Diamant fester in der Kohle eingeschlossen wurde, hatte dasselbe Resultat. Die Schwärzung beschränkte sich bei genauerer Be- trachtung nur auf die Oberfläche, und bildete nur eine dünne haar- dieke Rinde, die von der innern, unverändert und durchsichtig ge- bliebenen Masse scharf abschnitt. Sie färbte ab, man konnte mit ihr auf Papier schreiben, und bestand aus Graphit, wie ich später beweisen werde. Der Versuch war nun wohl insofern gelungen, als er zeigte, dafs der Diamant in hoher Hitze bei Abschlufs der Luft schwarz wird. Ob er aber bei längerer Hitze durch und durch schwarz geworden sein würde, das war noch zu beweisen. Offenbar war das Zerspringen des Diamants dadurch entstanden, dafs die grofse Hitze, die durch den Apparat erregt wurde, ihn zu schnell ge- troffen hatte; es war vorauszusetzen, dafs bei langiamer Erhitzung er mit Beibehaltung seiner Form verändert würde, und diefs konnte nur in einem Öfen geschehen. Hr. Dr. Siemens liefs daher aus der sehr festen Kohle, die bei der Destillation der Steinkohle sich in den Gasretorten ansetzt, einen kleinen Würfel schneiden, darin ein kleines Loch bohren, gerade von der Gröfse des hinein zu legen- den Diamanten, das mit einem Stöpsel aus demselben Stoffe mög- lichst luftdicht verschlossen werden konnte. Dieser Würfel wurde in die Mitte eines mit Holzkohlenpulver angefüllten Graphittiegels gestellt, und wohl verschlossen und das Ganze darauf in einem der von Dr. Siemens neu construirten Regenerativöfen eine halbe Stunde lang einer Hitze ausgesetzt, bei welcher Roheisen schmilzt. Als nun nach einiger Zeit der Tiegel mit dem Diamant aus dem Ofen genommen und geöffnet wurde, zeigte sich der Diamant voll- 518 Gesammtsitzung ständig nnverändert. Von einer Schwärzung war nicht das Mindeste zu bemerken. Der Versuch wurde nun auf ähnliche Weise wiederholt, doch wurde diesmal nicht der frühere Diamant, ein vollkommen aus- gebildeter Krystall, sondern ein als Rosette geschliffener Diamant genommen. Solche geschliffenen Diamanten passen zu diesen Ver- suchen besonders, da man sie in dieser Form mittelst eines darauf gesetzten Meifsels leicht zerschlagen, und so die Beschaffenheit des Innern sehen kann. Sie haben auch noch den Vortheil, dafs da bei den Rosetten die Basis stets parallel einer Spaltungsfläche des Oktaäders geht, man sich bei ihnen leicht über die Lage der übrigen Spaltungsflächen orientiren kann, und sie daher vollständig die Dienste leisten, wie ein ungeschliffener Krystall, aufserdem haben sie die Vortheile der geschliffenen Diamanten überhaupt, dafs ihre Flächen sämmtlich vollkommen glatt und glänzend sind. Der Diamant wurde nun auf dieselbe Weise eingepackt wie der frühere, und in demselben Ofen einer Hitze ausgesetzt, bei welcher Stabeisen schmilzt. Er verblieb in dieser Hitze nur 10 Minuten; als er nun herausgenommen wurde, hatte er seine Form und die Glätte seiner Flächen vollständig behalten, war aber voll- kommen schwarz und undurchsichtig geworden, und hatte starken metallischen Glanz erhalten. Als ich ihn mit aufgesetztem Meifsel zerschlug, fand ich, dafs die Schwärzung nur an der Oberfläche stattgefunden hatte, wie bei den Bruchstücken der Diamanten, die durch den dynamo-elektrischen Apparat erhitzt waren. Die schwarze Masse bildete nur eine haardicke Schicht, die an der unveränderten Masse scharf abschnitt, und abfärbend und schreibend war. Der Diamant war also nur zu kurze Zeit der grolsen Hitze ausgesetzt; er sollte von Neuem und längere Zeit in dem Ofen erhitzt werden; eine plötzlich eingetretene Reise des Dr. Siemens verhinderte die Ausführung dieses Versuchs, und als ich diesen Winter die Ver- suche wieder aufnahm, waren die Regenerativöfen abgerissen, und für den Augenblick die Gelegenheit genommen, die Versuche an- zustellen, was nun noch vorbehalten bleibt. Diese Versuche ergänzen die ähnlichen Versuche, die Schrötter mit dem Diamant angestellt hat.') Er legte den Diamant mit gut !) Vergl. Sitzungsberichte der k. Akademie d. Wissenschaften in Wien. 1871 B. 63. vom 27. Juni 1872. 519 ausgeglühter Magnesia in einen kleinen hessischen Tiegel, der in einen andern mit Graphit zum Theil erfüllten gestellt, gut ver- packt und sorgfältig gegen den Zutritt der Luft geschützt wurde. Das Ganze wurde dem Starkbrande des Porzellanofens an der heifsesten Stelle ausgesetzt. Beim Öffnen des Tiegels fand sich der Diamant, nur an seiner Oberfläche etwas matt geworden’), sonst unverändert, ohne die geringste Schwärzung und Trübung im Innern. Bei einem andern Versuche, bei welchem der Diamant in dünnes Platinblech eingewickelt sonst ebenso behandelt wurde, fand sich der Diamant beim Öffnen des Tiegels ganz frei liegend, und das Platin neben ihm zu einer Kugel zusammengeschmolzen. Der Diamant war leicht geschwärzt, und im Innern von schwarzen Streifen leicht durchzogen; er hatte an Gewicht 2 Milligramm ver- loren. Da seine Färbung rein schwarz war wie der Rufs, so hält Schrötter die geschwärzte Masse für amorphen Kohlenstoff, und da der Diamant etwas an Gewicht verloren hatte und das Platin geschmolzen war, die geschmolzene Masse für Kohlenplatin. Prof. Schrötter schliefst aus diesen Versuchen, dafs der Diamant die höchsten Temperaturen, die wir in unseren Öfen erzeugen können, auch bei langer Dauer derselben erträgt ohne eine merkliche Ver- änderung zu erleiden, dafs wenn er aber dabei einer chemischen Aktion ausgesetzt wird, er doch bei dieser Temperatur schon an- fängt geschwärzt und in amorphen Kohlenstoff umgewandelt zu werden.?) Im Allgemeinen kann man wohl nur aus diesen Versuchen den Schlufs ziehen, dafs der Diamant vor dem Zutritt der Luft geschützt, sowohl einer Temperatur, bei welcher Roheisen schmilzt, als auch der heftigsten Hitze, die in Porzellanöfen erzeugt wird 1) Dafs der Diamant auf der Oberfläche matt geworden ist, weils sich Schrötter nicht zu erklären, er legt darauf weiter kein Gewicht, und hält es nur für eine nebensächliche Erscheinung; es rührt aber offenbar davon her, dafs etwas von dem Diamant verbrannt war, was leicht zu erkennen gewesen wäre, wenn der Diamant vor und nach dem Versuche gewogen wäre. Dr. Siemens äufserte gegen mich die Meinung, dafs hier wahrscheinlich der Dia- mant Magnesia reducirt habe, wie es der Fall wäre, wenn man einen elek- trischen Bogen unter Magnesiapulver einige Zeit auf dasselbe einwirken läfst. 2) Später hält er selbst diesen letztern Schlufs nicht für allgemein zulässig. 520 Gesammtsitzung ausgesetzt werden kann, ohne im mindesten verändert zu werden, dafs er aber einer höhern Temperatur ausgesetzt, wie z. B. der, bei welcher Stabeisen schmilzt, er anfängt mit Beibehaltung der Form in Graphit umgewandelt zu werden, und wahrscheinlich bei etwas andauernder Hitze ganz umgewandelt wird. 2. Erhitzung des Diamants bei Zutritt der Luft. Die Versuche mit der Erhitzung des Diamants bei Zutritt der Luft wurden auf der hiesigen Münze gemacht, wobei mir der Ober-Münzwardein, Herr Dr. H. Frick Gelegenheit und Beistand freundlichst gewährte. Die Diamanten wurden in der Muffel eines Probirofens verbrannt. Jede Muffel, deren Länge 20 bis 25 Cen- timeter beträgt, wird durch 6 Brenner mit Bunsenschen Flammen erhitzt, wobei die Zuströmung des Gases durch einen Hahn ver- mehrt oder geschwächt werden kann. Die gröfste Hitze ist natür- lich an der hintern Wand der Mutfel, wo die Gasflammen dieselbe zuerst treffen, eine viel schwächere vorn am Eingang der Muffel, wo aber der stärkste Luftstrom stattfindet. Diamant und Graphit wurden auf einen Thonscherben gelegt, und dann in die glühende Muffel hineingeschoben. Beide haben die gute Eigenschaft, hierbei nicht zu decrepitiren; man kann sie daher ohne Schaden gleich der höchsten Hitze aussetzen, stets aus der Muffel herausnehmen und betrachten und wieder hineinschieben, was ein nicht zu ver- kennender Vortheil ist. Aus der Muffel genommen, hört der Dia- mant bald auf zu glühen, und brennt nicht fort, weil er beim Ver- brennen selbst nicht so viel Hitze entwickelt, um das Verbrennen ohne äufsere Hitze fortsetzen zu können. Der Diamant wird in der Muffel zuerst rothglühend, wird dann nicht erkennbar, weil er dieselbe Farbe annimmt wie der Thonscherben, worauf er liegt, und zuletzt mit dem stärksten Lichte weifsglühend; Farbe und Glanz behält er nun bis er, immer kleiner werdend, verschwindet, wobei er zuletzt noch stark aufglüht, wie der noch glimmende Docht einer Kerze, wenn er verlöscht. Bei der Verbrennung erhalten die Oktaöder- und Spaltungsflächen sogleich regelmäfsige dreieckige Eindrücke, wie alle Krystalle, die in Säuren auflöslich, aber damit nur kurze Zeit in Berührung gelassen und geätzt werden, so dafs also die Verbrennung auf den Diamant ebenso einwirkt, wie z.B. die Chlorwasserstoffsäure auf den Kalkspath. Die Eindrücke sind nur klein, und müssen natürlich unter dem Mikroskop betrachtet vom 27. Juni 1872. 521 werden. Sie stehen stets wie bei den durch Säuren entstandenen Eindrücken in genauer Beziehung zur Krystallform, und werden stets durch bestimmte Flächen des Diamants, wie weiter unten angegeben werden wird, hervorgebracht. Bei längerer Einwirkung der Hitze vereinigen sich die Eindrücke, es bilden sich auf den Flächen ganze Gebirgszüge mit ganz scharfen Kämmen und eben solche Thäler; Gebirgskämme und Thäler durchschneiden sich, es entsteht eine rauhe Fläche mit spitzen Ecken, bis der Krystall verschwindet. Dabei ist aber von einer Abrundung der Kanten und Ecken, von einer anfangenden Schmelzung, von einem eigent- lichen Brennen mit Flammen und Funkensprühen nichts zu sehen. Jedes Atom des Diamants geht unmittelbar aus dem festen Zu- stand in den gasförmigen über. Ebenso habe ich auch nie die geringste stellenweise Schwärzung des Diamants und eine Um- änderung in Graphit gesehen. So oft ich auch den Diamant aus der Weifsglühhitze herausnehmen liefs, war er stets weils geblieben, wenngleich bei der Rauhheit, die seine Flächen annehmen, nicht durchsichtig, doch kann er stets durchsichtiger gemacht werden, wenn man ihn mit Terpentinspiritus betupft. Wie ich bei der Erhitzung des Diamants in der Muffel nie eine Schwärzung desselben wahrgenommen habe, so findet sie auch nicht statt, wenn man den Diamant vor dem Löthrohr verbrennt. Petzholdt hat gezeigt‘), dals es bei der Verbrennung des Diamants wenn man nur kleine Splitter nimmt, gar keiner sehr grofsen Hitze bedarf, und dieselbe vor dem Löthrohr schon bewerkstelligt werden kann, wenn man nur den Splitter auf ein Platinblech legt, und die Löthrohrflamme auf die Unterseite des Platinbleches richtet. Ich habe die Versuche häufig angestellt, und die Versuche häufig unterbrochen, aber nie eine ganze oder auch nur theilweise Schwär- zung des Diamantes wahrgenommen. Er leuchtet beim Verbrennen stark, wird kleiner und verschwindet dann mit einem hellen Auf- blitzen.?) 1) Beiträge zur Naturgeschichte des Diamants von Dr. A. Petzholdt, Dresden, 1842, S. 11. 2) Morren führt auch dies Verhalten des Diamants vor dem Löthrohr an. (Comptes rendus hebdomadaires des seances de Yacad. des sciences 1870 T. 70, p. 992); doch war er nicht der Erste, wie Schrötter sagt (a. a. O. [1872] 96 522 Gesammtsitzung Die angegebenen Beobachtungen in der Muffel stehen indessen in Widerspruch mit anderen Angaben. Foureroy erzählt 1782'), er habe zwei kleine Diamanten in Kapellen unter Muffeln ver- brannt, und dieselben, als er das Verbrennen unterbrochen, und sie sich abgekühlt hatten, schwarz wie mit Rufs überzogen gefunden, so dafs sie selbst bei dem Reiben auf Papier eine leichte Spur davon hinterliefsen. Als ich diese Angabe Herrn Dr. Frick mit- theilte, äufserte er die Vermuthung, dafs die alten Muffeln noch Öffnungen zur Seite gehabt hätten, und mit Holz- oder Steinkohlen geheitzt wären; die Diamanten wären vielleicht nur beschmaucht worden, und diese Meinung könnte vielleicht noch bestärkt werden durch einen Versuch den Morren?) angestellt hat, indem er Dia- manten in einem kleinen Schiffehen in eine Platinröhre schob, durch welche er Leuchtgas streichen liefs, während er die Röhre bis zur Weifsglühhitze erhitzte. Die Diamanten waren geschliffen und vor- her gewogen worden. Beim Herausnehmen aus der Röhre, waren sie wie auch einzelne Theile des Platinschiffehens ganz schwarz geworden, aber auf diesem war der Absatz pulverförmig, und amorph wie Rufs; die Diamanten dagegen boten unter dem Mi- kroskop einen krystallinisch-blättrigen Anblick dar, von der Farbe des Graphits, und ganz vergleichbar der krystallinischen Kohle ‚der Retorten. Durch Reiben konnte man wohl einige Blätter ab- heben, aber der Rest wurde mit einer grolsen Kraft festgehalten; indessen auf ein Platinblech gelegt, das rothglühend gemacht wurde, verschwand der schwarze Ueberzug, die Diamanten erhielten ihren natürlichen Glanz und ihr früheres Gewicht wieder. Wenn so die Schwärzung des Diamants bei seiner Verbrennung unter der Muffel wahrscheinlich nur auf Täuschung beruht, so scheint dies doch nicht der Fall zu sein, bei den andern Ver- brennungs-Methoden des Diamanten. Man hat denselben in dem S. 3), der das Verbrennen des Diamants vor dem Löthrohr ausgeführt hat. Wenn Morren sagt: aussitöt le diamant comme un charbon s’allume et brule, so kann doch von einem eigentlichen Verbrennen mit Flamme nicht die Rede sein. ?) Vergl. Petzholdt a. a. OÖ. S. 15 und Gilberts Annalen der Physik B. 4, S. 408. ®) A.a. 0. 1870 Th. 70, S. 990, 991. vom 27. Juni 1872. 523 Brennpunkt eines Brennspiegels theils in freier Luft theils in Sauer- stoff eingeschlossen, und vor dem Sauerstoff- und Knallgasgebläse erhitzt, und fast stets eine Schwärzung desselben erhalten. So er- zählt Schrötter'), „das k. k. Hof-Mineraliencabinet in Wien besitzt einen Diamant, der bei den Versuchen gedient hatte, die Franz I., der Gemahl der Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1751 über die Verbrennung des Diamanten im Brennpunkte eines grofsen Hohl- spiegels anstellen liefs. Es war ein geschliffener reiner Stein, und der Versuch wurde unterbrochen, nachdem der Diamant nur zum kleinen Theil verbrannt war. Durch diesen Vorgang wurde der- selbe sowohl im Innern als auch in seiner Oberfläche ganz ge- schwärzt.* Ähnliches berichtete Guyton-Morveau, der 1799 den Diamant im Sauerstoffgase mittelst des Brennspiegels verbrannte.?) In dem ersten Augenblick wäre die Stelle, worauf der Focus des Spiegels fiel, und darauf der ganze Diamant schwarz und gleichsam kohlig geworden. Einen Augenblick darauf bemerkte man deutlich einige glänzende Punkte, die auf dem schwarzen Grunde gleichsam kochten, und als man die Sonnenstrahlen auffing, schien der Diamant roth (glühend?) und durchsichtig. Eine Wolke bedeckte nun die Sonne, der Diamant wurde viel schöner weils wie.zuvor, und als die Sonne wieder in ihrer Kraft erschien, nahm die Oberfläche einen metallischen Glanz an. Der Diamant hatte sich schon merklich verkleinert, es war kaum mehr ein Viertel desselben übrig, von länglicher Gestalt ohne bestimmte Ecken und Kanten, sehr weils und schön durchsichtig. Der Versuch wurde hier unterbrochen, und erst nach 2 Tagen fortgesetzt, wo sich dieselben Phänomene in derselben Reihenfolge wieder zeigten, nämlich das Schwärzen der Oberfläche, die glänzenden und kochenden Pünktchen, welche nach der Stärke der Hitze verschwanden und wieder erschienen, und der metallische Glanz. Nach 20 Minuten war der Diamant völlig verzehrt. Undeutlicher und ungewisser ob eine Schwärzung stattgefunden hatte, sind die Versuche mit dem Knallgasgeblase. Die Verbrennung geht hierbei viel schneller vor sich.’) Clarke 1) A.2.0. 8.13. 2) Ich entnehme das Folgende aus Petzhold angeführten Werke S. 14. 3) Petzholdt a. a. 0. S. 15. 36* 524 Gesammtsitzung wandte einen sechsmal gröfsern Diamant an als Guyton-Morveau, der schon in 3 Minuten vollständig verbrannt war. Er wurde erst undurchsichtig wie Elfenbein, die Ecken des Oktaöders verschwan- den, die Oberfläche bedeckte sich mit Blasen und es blieb ein längliches Kügelchen zurück, welches einen ziemlich starken Me- tallglanz hatte; zuletzt war alles ohne Rückstand verflüchtigt. Deut- licher bemerkte Sillimann eine Schwärzung beim Verbrennen, er erhitzte den Diamant auf Magnesia, er wurde schwarz und zer- splitterte.e Ebenso beobachtete auch Murray und Macquer eine Schwärzung. Marx sagt nur, dafs der zum Theil verbrannte Dia- mant abgeschmolzene Ecken habe und zur Hälfte geschmolzen er- scheine.') Jacquelin?) verbrannte den Diamant vor dem Knallgasgebläse nicht in freier Luft, sondern in kohlensaurem Gase, das in einer Glasglocke enthalten war, die 2 verschliefsbare Öffnungen hatte eine obere, durch welche die Flamme des Löthrohrs geführt, und eine seitliche, durch welche der Diamant mit der Unterlage hinein- gebracht werden konute. Der Diamant strahlte bei Einwirkung der Farbe schnell ein blendendes Licht aus, nahm an Gröfse ab, und verschwand nach kurzer Zeit ohne Rückstand. Als er den Versuch mehrmals unterbrach, um den Diamant zu untersuchen, fand er den etwas rauhen Krystall glatt und glänzend geworden, besonders wo ihn die Spitze der Flamme ge- troffen hatte, stets aber ohne die geringste Schwärzung. Jacquelin?) stellte auch Versuche mit einer Bunsenschen Säule mit 100 Platten an. Der Diamant wurde in eine der Kohlenspitzen angebracht, so dafs er von der Flamme symmetrisch umgeben wurde, er wurde leuchtend‘) und ging in einen Zustand von förmlichem Coak über. Derselbe war noch hinreichend hart, um Glas zu ritzen, konnte aber zwischen den Fingern zerdrückt werden, und sein 1!) Gmelin Handbuch der Chemie 1843 Th. 1, S. 538. 2) Annales de chimie et de physique, 3. s. 1847, t. 20, p. 468. 2) A.2.0. S. 467. 4) Jacquelin sagt: alors il devenait lumineux, se ramolissait, passait ä l'’etat de veritable coke. Sollte dies Erweichen nicht eine blofse Annahme sein? Ich habe von solehem Erweichen beim Verbrennen des Diamants nie etwas gemerkt, es ist auch sehr unwahrscheinlich. vom 27. Juni 1872. 525 speeifisches Gewicht war bis auf 2,6778 gesunken. Dies Gewicht ist noch viel über dem specifischen Gewichte des Graphits (2,273), dennoch ist es mir wahrscheinlich, dafs er doch gröfstentheils in Graphit umgeändert wurde, und sein höheres Gewicht wie auch die noch stattfindende Härte durch noch unverbrannte Theile des Diamants hervorgebracht ist. Allerdings hätte dies untersucht werden können, was aber nicht geschehen ist.') Aus dem Angegebenen ergiebt sich, dafs die Umstände unter welchen die Schwärzung der Diamanten, und seine Umwandlung in Graphit bei Zutritt der Luft erfolgt, noch nicht vollständig er- kannt sind. Bei dem Verbrennen in der Muffel und vor dem Löth- rohr findet sie nicht statt, vielleicht auch nicht vor dem Knallgas- gebläse, da die Versuche von Clarke dafür nicht entscheidend ge- nug sind. Dagegen sind sie im Brennpunkt des Hohlspiegels und bei der Verbrennung durch eine elektrische Batterie beobachtet. Vielleicht findet sie auch hier nur in sehr hoher Temperatur statt. Eine Umänderung in amorphen Kohlenstoff bei einer weniger hohen Temperatur, wie sie Schrötter annimmt, ist nur eine Hypothese. 3. Die bei der Verbrennung des Diamants entstehenden regelmälsigen Eindrücke. Dafs bei der Verbrennung des Diamants auf den Flächen regelmäfsige Eindrücke, wie bei der Ätzung eines Krystalls mit Auflösungsmitteln entstehen, ist schon oben bemerkt. Keiner hat bis jetzt auf diese Thatsache aufmerksam gemacht als Morren?), wenngleich er diese Erscheinung für etwas ganz anderes hält, als sie wirklich ist. Er sagt, wenn man die halbverbrannten Diaman- ten mit dem Mikroskope untersucht, so bemerkt man sehr häufige Flächen von kleinen gleichseitigen Dreiecken, welche nebeneinander liegenden Oktaödern angehören, und genau orientirt sind, so dafs dem Auge der Reflex von allen gleichliegenden Dreieeken zukommt. Er setzt dann weiter hinzu, dafs nicht alle Krystalle mit gleicher Leichtigkeit diese Erscheinung zeigen, und die Diamanten mit !) Jacquelin fährt nun weiter fort: Apres avoir demontre la fusibilite du diamant sous l'influence calorifique d’une poile de Bunsen a 100 elements, ete. Wodurch ist hier eine Schmelzbarkeit des Diamants bewiesen? Der Diamant ist in Graphit umgewandelt, doch nicht geschmolzen, ?) A.a.0. S. 992. 526 Gesammtsitzung rundlichen Flächen eine Structur annehmen, die ihm fast fasrig erschien, indem sie aus langen, an den Enden mit dreiseitigen Flächen begränzten Prismen oder Fäden beständen. Diese Dreiecke sind allerdings, wie früher angegeben, regel- mälsige Vertiefungen, Eindrücke, gleich den Ätzeindrücken, und liegen auf den Oktaöderflächen des Diamants stets so, dafs ihre Seiten den Kanten des Oktaöders parallel sind, wie a, b, ce in Fig. 1, wo sie in starker Vergröfserung gezeichnet sind. Sie sind mehr oder weniger tief, zeigen oft im Innern noch eine der Okta@der- fläche parallele Fläche, wie in a, oder spitzen sich nach Innen vollständig zu, continuirlich wie in b, oder in Absätzen wie in c. Diese Eindrücke werden also von den Flächen des Hexaäders oder eines Ikositetraöders hervorgebracht. Da diese letztern Flächen beim Diamant gar nicht vorkommen, wenigstens nicht bekannt sind, so war zu vermuthen, dafs sie durch die Flächen des Hexaäders hervorgebracht wären, was jedoch die Messung nicht bestätigte. Es gelang mir nämlich, eine solche wirklich vornehmen zu können, und zwar an einem Theil des geschliffenen Diamants, der Rosette, die auf der Aufsenseite verkohlt war (vergl. S. 518). Ich hatte die Rosette zerspalten auf die Weise, dafs ich den Meifsel auf ihre oberen Flächen setzte, wodurch sie nach einer Oktaöderfläche spaltete. Die kleinere Hälfte, die in Fig. 9 in sehr vergröfsertem Maafs- stabe dargestellt ist, war nun von der frischen Spaltungsfläche o', einem Theile der schwarz gewordenen Basis o der Rosette, die in der Zeichnung nach oben gekehrt ist, einer ihr parallel gehenden etwas tiefer liegenden Spaltungsfläche 9'), und einer nach unten liegenden krummen Fläche, worin die Facetten der Rosette umgeändert waren, begränzt; sie wurde nun in der Muffel eine Zeit lang erhitzt, wodurch die schwarze Rinde schwand, und der Diamant wieder stark durch- scheinend, und mit grofsen dreieckigen Eindrücken versehen er- schien. Besonders deutlich waren diese auf der früher geschwärzten Basis o der Rosette, was wohl nur zufällig, und durch die Lage, die das Bruchstück in der Muffel gehabt haben mochte, entstanden war, vielleicht aber auch weil die Basis eine überschliffene Spaltungs- fläche war, und die Schlifflächen leichter angegriffen werden als die Krystall- und Spaltungsflächen, wie später gezeigt werden wird. !) Die Basis der geschliffenen Rosetten geht immer einer Spaltungsfläche parallel, wie schon oben bemerkt ist. vom 27. Juni 1872. 527 Die Eindrücke waren so grofs, dafs sie schon mit blofsen Augen, wenn auch besser noch mit der Lupe wahrgenommen werden konnten. Die Flächen derselben spiegelten bei hellem Lampenlicht betrachtet sehr stark, und indem ich die brennende Lampe dicht vors Goniometer stellte, und die Flamme der Lampe von der ganzen Fläche der Basis, und dann von den gleichliegenden Flächen sämmtlicher Eindrücke reflektiren liefs, konnte ich wenigstens eine annähernde Messung erhalten. Ich fand auf diese Weise die Nei- gung der drei Flächen der dreieckigen Eindrücke zu der Oktaäder- fläche o: 14 2. 3. 150° 58’ 150° 40’ 150° 35’ _ d — 530 — 4 — 18 -151 36 — 25 151 10 — 43 — 20 150 42 150 50 150. 0 151 36 — 1 Diese gefundenen Werthe schliefsen die Flächen des Hexaöders für die Flächen der Eindrücke gleich aus, denn für diese würde der Winkel sein müssen 125° 16’, aber sie nähern sich sehr dem Winkel von 150° 30%, welchen die Flächen des niedrigen Ikosite- traöders (a:a:4a) mit den Flächen des Oktaöders machen, so dafs man wohl annehmen kann, dafs die Flächen der Eindrücke dieser Form angehören, und die Abweichungen der gefundenen von dem berechneten Winkel nur der unvollkommnen Messung zuzuschreiben seien. Die Dreiecke an der linken Seite der Fläche o bei dem Absatze waren besonders grofs, und hier nach einer Richtung, die der Oktaöderkante von 109° 23’ zwischen o und o’ parallel geht, in die Länge gezogen, wie in Fig. 5 in mehr vergröfsertem Maals- stabe dargestellt ist. Sie waren sonst unregelmäfsig vertheilt, da- gegen auf dem linken niedrigeren Absatze 0 besonders regelmälsig geordnet; sie enthielten hier zwischen den grölsern oft noch kleinere dreieckige Eindrücke. Als ich ein kleines Oktaöder mit zugerundeten Kanten, (die Combination des Oktaöders mit einem Hexakisoktaöder mit ge- rundeten Flächen) in dem vorderen Theil der Muffel nur kurze Zeit erhitzte, so dafs es nur rothglühend wurde, waren die drei- 528 Gesammtsitzung eckigen Eindrücke in grofser Menge auf sämmtlichen Flächen ent- standen, und aufserdem eine Menge krummer Furchen auf der Mitte der Oktaöderflächen, wie besonders an den gerundeten Kanten, wo aber auch der Krystall zuerst von der hinzutretenden Luft ge- troffen wurde'). Die Furchen entstehen durch eine Aneinander- reihung der Krystalle, wie man bei stärkerer Vergröfserung deut- lich sehen kann, und in Fig. 4 dargestellt ist. Der Krystall war noch durchscheinend geblieben, so dafs man die Dreiecke und Furchen sehr gut bei durchgehendem Lichte im Mikroskop sehen konnte, noch besser aber in einem Hausenblasenabdruck. Die Dreiecke reihen sich aneinander nach einer ihrer Kanten, oder einer ihrer Höhenlinien, und springen schnell aus einer Richtung in die andere über. Ganz ähnlich waren die Eindrücke bei einem noch kleinern reinen Oktaöder, sowohl die Dreiecke in der Mitte der Flächen und die Furchen besonders an den Seiten. Ich be- obachtete hier an einer Stelle eine Aneinderreihung, wie sie in Fig. 7 dargestellt ist. Sehr gut sind diese Eindrücke zu studiren, wenn man dazu die Splitter benutzt, die beim Spalten der Diamanten abfallen, und unter dem Namen Diamantbort zu haben sind?). Man findet darunter viele dünne Platten, deren Hauptflächen Spaltungsflächen sind, und die auch noch andere Spaltungsflächen an den Rändern zeigen, wodurch man orientirt ist. Bei diesen Splittern kann man sehr gut die dreieckigen Eindrücke vor dem Löthrohr erhalten, und kann durch wiederholtes Erhitzen vor dem Löthrohr auch die Veränderungen sehen, die sie dabei erfahren. Da die Splitter so dünn sind, so kann man sie sehr gut unter dem Mikroskop bei durchgehendem Lichte studiren. Bei einem solchen Splitter, den ich erhitzte, waren die Eindrücke überaus regelmäfsig über den- selben verbreitet (Fig. 8), sie waren nach den Seiten der Oktaöder- flächen gereiht; bei durchgehendem Lichte erscheinen die Ver- tiefungen dunkel, die noch nicht angegriffenen, höher liegenden Stellen hell; diese bilden ebenfalls Streifen wie die dunklen, und bestehen ebenso aus Dreiecken, nur liegen sie umgekehrt, 1) Siehe die Fig. 10a und b, die den Krystall, in natürlichem und sehr vergröfsertem Maafsstabe darstellen. ?2) Hr. L. Frankenheim in Hamburg verkaufte vor 5 Jahren das Karat für 6 Thlr. vom 27. Juni 1872. 529 wie die dunklen'). Nicht immer sind sie indessen so regelmäfsig gereiht; die kleinen Dreiecke, die anfänglich von gleicher Gröfse sind, verändern sich bei wiederholtem Blasen dadurch, dafs einzelne viel gröfser werden, wie in Fig. 6 dargestellt ist. Bei einem Verbrennungsversuch in der Muffel wurde der Diamant, als er schon sehr klein geworden war, um ihn besser sehen zu können, in der Muffel nach vorn gezogen, worauf er bald aufhörte zu leuchten, und scheinbar verlöschte. In der Meinung, dafs er schon verbrannt sei, wurde der Scherben, worauf er gelegt war, aus der Muffel genommen; es fand sich aber darauf noch ein kleiner Rest, der 0,0004 Gr., also noch nicht ein halbes Milli- gramm wog. Er wurde nun wieder in den hintern Theil der Muffel geschoben, worauf er wieder anfing weilsglühend zu werden; er wurde darin noch 5 Minuten gelassen, und dann herausgenommen; er war nun schon sehr klein geworden, kaum zu bemerken, hatte aber unter dem Mikroskop beobachtet, immer noch scharfe Kanten und Ecken. Ich habe ihn deshalb zeichnen, und sehr vergröfsert in Fig. 11 und 12 darstellen lassen; er ist der Rest einer Rosette, und hat immer noch eine plattenförmige Gestalt. Auf der einen Seite hat er das Ansehn von Fig. 11; auf der andern von Fig. 12. Die eine ist in durchgehendem, die andere in zurückgeworfenem Lichte gezeichnet. Die eine, wahrscheinlich obere Seite hat die Gestalt einer dreiseitigen Pyramide, deren 3 Endkanten den 3 Endkanten der dreiseitigen Eindrücke entsprechen, und würde voll- kommen regelmälsig gedacht, das Ansehen von Fig. 115 haben. Man kann noch deutlich die ein- und ausspringenden Kanten sehen, die den Kanten der Flächen des dreiseitigen Eindrucks und zugleich auch den ein- und ausspringenden Kanten in Fig. 5 ent- sprechen. Die andere (untere) Seite, die wahrscheinlich die Basis der Rosette war, ist platter; sie zeigt noch eine Menge der drei- seitigen Eindrücke auf einer der Oktaäderfläche entsprechenden Fläche, und zugleich die ein- und ausspringenden Kanten von Fig. 5, die aber hier schon zum Theil rechts und links fort- !) Ich habe diese Eindrücke auf die Weise erhalten, dafs ich den Splitter vor dem Löthrohr mit Phosphorsalz schmolz, in der Meinung, er sollte von diesem ganz umschlossen bleiben, was aber nicht der Fall war, da er stets beim Blasen an die Oberfläche stieg. 530 Gesammtsitzung setzen, wie es regelmäfsig gedacht in Fig. 125 dargestellt ist. Diese beiden Figuren zeigen recht deutlich, wie die Art der Ver- brennung sich bis auf den letzten Augenblick gleich bleibt, und von Abrunduug und Schmelzung nie etwas zu sehen ist. Die Erscheinungen, welche die Flächen ganz gerundeter Krystalle beim Verbrennen zeigen, sind im Ganzen nicht ver- schieden von denen, die die Spaltungsflächen und die Oktaäder- flächen zeigen. Ein ganz gerundetes Dodekaäder mit glatter und glänzender Oberfläche behielt auch schon zur Hälfte durch das Verbrennen kleiner geworden noch Form und Farbe und Durch- sichtigkeit, zeigte aber die bekannten dreieckigen Eindrücke in der gewöhnlichen Lage oft recht deutlich. Es war von bräunlicher Farbe, und ich konnte hierbei die Beobachtung von Wöhler'), dafs die braunen Diamanten nach dem Glühen noch ihre Farbe behalten, vollkommen bestätigen, da die Farbe auch hier sich erhalten hatte. Die Färbung ist also hier offenbar von ganz anderer Art, wie bei dem braunen Bergkrystall, dem sog. Rauchtopas, wo sie beim Glühen desselben im offenen Tiegel vollkommen verschwindet und den Bergkrystall ganz wasserhell und glänzend zurücklälst. Ein kleiner gerundeter dodekaädrischer Zwillingskrystall, der in der Richtung der Zwillingsaxe ganz verkürzt war, so dafs er wie eine dreiseitige Doppelpyramide mit rundlichen Flächen er- schien, behielt als er 7 Minuten lang in der Weiflsglühhitze erhitzt, und wohl um die Hälfte kleiner geworden war, auch noch seine Form und seinen Glanz, nur waren seine Ränder etwas steiler geworden durch eine Reihe von ein- und ausspringenden Kanten, die sich hier gebildet hatten, und den Kanten der dreieckigen Ein- drücke entsprachen, wie es in Fig. 2 mit gröfserer Regelmäfsigkeit dargestellt ist. Neben diesen Kanten waren eine Menge kleiner und einzelne gröfsere dreieckiger Eindrücke entstanden in der Richtung wie sie die Figur angiebt. — Diese durch die Verbrennung entstehenden dreieckigen Ein- drücke sind nicht mit den dreieckigen Eindrücken zu verwechseln, die sich auf den natürlichen Krystallen finden, und fast überall zu sehen sind, wo Oktaöder mit glatten Flächen vorkommen. Sie sind oft ganz klein und fein, und fast nur mit dem Mikroskope sichtbar; !) Annalen der Chemie und Pharmacie von 1842 B. 41, S. 437. vom 27. Juni 1872. 531 in andern Fällen sind sie viel gröfser und mit den blofsen Augen erkennbar; und gröfsere und kleinere finden sich oft zusammen. Diese dreieckigen Eindrücke haben nur das mit dem erstern ge- mein, dafs ihre Combinationskanten mit den Oktaöderflächen auch den Kanten des Oktaöders parallel gehen; sie haben aber eine verkehrte Lage, indem sie den Spitzen der Oktaöderfläche nicht auch eine Spitze, sondern eine Kante zukehren. Sie können daher durch die Flächen von Ikositetraädern nicht gebildet sein, sondern müssen durch die Flächen vom Dodekaöder oder von Triakisok- taödern hervorgebracht sein. Dadurch dafs die Flächen der Ein- drücke mit den Flächen des Dodekaöders, wenn diese sich zugleich an dem Krystalle finden, auch zugleich spiegeln, ergiebt sich, dafs die Flächen der Eindrücke durch die Flächen des Dodekaäders hervorgearacht werden. Sie zeigen übrigens ganz dieselben Er- scheinungen; die Flächen des Dodekaöders finden sich oft nur an dem Rande der Eindrücke, im Innern ist noch eine glatte der Oktaäöderfläche parallele Fläche, oder diese ist ganz verschwunden, die Dodekaäderflächen vertiefen sich zu einer Ecke, und dies ge- schieht continuirlich oder in Absätzen, wie es in Fig. 3 darge- stellt ist. Diese Eindrücke sind ganz anderer Art und entstehen durch einen Mangel an Masse bei der Bildung der Krystalle. Sie bilden zuweilen tiefe Löcher, und solche Löcher oder vielmehr Höhlungen deren innere begränzende Flächen man häufig noch von aulsen er- kennen kann, finden sich auch im Innern des Krystalls.') Diese regel- mäfsigen Eindrücke auf den Diamantkrystallen haben häufig zu Irr- thümern Veranlassung gegen; man hat sie für ein Verkommen kleinerer Krystalle in grölseren, und die Stellen, an welchen sie sich gehäuft finden, für Drusen gehalten”). Dergleichen Drusen kommen aber nie beim Diamant vor, daher auch die Schlüsse, die man aus - ihnen auf die Entstehung des Diamants gemacht hat, keine Geltung haben können. !) Ich hoffe diese Erscheinungen, die die Krystallisation betreffen, in einem spätern Aufsatze ausführlich zu behandeln. ?) Ueber Einschlüsse im Diamant von Göppert, gekrönte Preisschrift, 1863, S. 64. 532 Gesammtsitzung 4. Natürliche Schwärzung der Diamanten. In grofser Hitze bei Abschlufs der Luft verändert sich wie angeführt ist, der Diamant in Graphit. Eine solche, wenigstens theilweise Schwärzung kommt aber schon bei den natürlichen Diamanten vor. Das mineralogische Museum enthält ein mehrere Linien grofses Hexa@der, das ganz schwarz aussieht, indessen gegen das Licht gehalten, noch durchscheinend ist, so dafs daraus hervor- geht, dafs die Schwärzung sich nur auf die Oberfläche beschränkt. Betrachtet man diese mit der Lupe, so erscheint sie ganz rissig und neben den Rissen schwarz. Dasselbe findet bei mehreren kleineren Hexaädern statt. Bei einem mehrere Linien grofsen Dodekaöder, das aus lauter übereinander liegenden Schaalen zu bestehen scheint, sind mehrere hervorragende Ecken und Stellen auf den Flächen schwarz. Es scheint dies eine anfangende Schwärzung der Diamanten, eine anfangende Pseudomorphose von Graphit nach Diamant zu sein. Ob dieselbe wie die künstliche Schwärzung durch Hitze hervorgebracht ist, lasse ich dahingestellt sein; möglich dafs ja auch noch auf andere Weise als durch Hitze eine solche Umänderung hervorgebracht werden kann. Als ich solche Diamanten einige Zeit in schmelzendem Sal- peter erhitzte, veränderte sich die schwarze Oberfläche nicht im mindesten, daher die geschwärzten Theile dieser Diamanten nicht aus amorpher Kohle, sondern aus Graphit bestehen. Graphit in Pseudomorphosen ist sehr selten, und bis jetzt nur von Haidinger bei dem Graphit in dem Meteoreisen von Arva be- obachtet. Wenn man von dem Graphitschiefer anführt, dafs sein Graphit eine Pseudomorphose nach Glimmer sei, so ist dies nur eine Annahme, die auf der Ähnlichkeit des Graphitschiefers mit dem Glimmerschiefer beruht, und durch nichts bewiesen, da man noch nie einen Glimmerkrystall beobachtet hat, der nur zum Theil in Graphit umgewandelt wäre. Die erwähnte Pseudomorphose von Haidinger ist zwar unzweifelhaft eine solche, aber ihre ur- sprüngliche Substanz noch ganz ungewils. Haidinger war zwar der Meinung, dafs diese Eisenkies gewesen sei. Ich habe aber schon bei einer frühern Gelegenheit!) gezeigt, dals man zu dieser An- !) Vergl. Abh. der königl. Akad. der Wissenschaften zu Berlin von 1863. Einzelabdruck S. 40. vom 27. Juni 1872. 533 nahme nicht berechtigt sei, denn einmal kommt Eisenkies gar nicht in den Meteoriten vor, und dann scheint die Form dieser Pseudo- morphose, die mir Haidinger zur Ansicht geschickt hatte, mir weniger die Form eines Hexaöders mit schief abgestumpften Kanten, wie sie beim Eisenkies vorkommt, als mit zugeschärften Kanten zu haben. Diese Form ist aber eine nicht ungewöhnliche beim Dia- mant und so könnte es wohl sein, dafs die Pseudomorphosen in dem Meteoreisen von Arva aus Diamant entstanden sind; eine Hy- pothese, die Wahrscheinlichkeit haben würde, wenn man in den Meteoriten schon Diamanten gefunden hätte, was nicht der Fall ist. Es kommen aber noch andere Pseudomorphosen von Graphit vor. In dem Granit von der Tscheremschanka bei Miask im Ural finden sich kleine 1—14 Linien grofse Kugeln, die aus radial zu- sammengehäuften Graphitblättchen bestehen, und Pseudomorphosen zu sein scheinen, denn nicht selten lassen diese Aggregate noch deutlich die Form von Hexaä@dern erkennen, und enthalten zuweilen im Innern einen weilsen Kern, der sich mit dem Messer ritzen läfst, an dem aber weiter nichts zu erkennen ist. Es läfst sich daher das ursprüngliche Mineral auch dieser Pseudomorphosen nicht angeben. 5. Der sogenannte Carbonado oder Carbonat. Eine besondere Varietät des Diamants bildet der sogenannte Carbonado oder Carbonat aus dem Seifengebirge von Bahia. Er findet sich in rundlichen Körnern von verschiedener Gröfse. Die gewöhnlichen Musterstücke haben nach Des Cloizeaux') die Grölse einer Haselnufs oder Nufs, Rivot?) hat ein Korn untersucht von 65,76 Gramm, nnd Tschudi°’) führt an, dafs zuweilen Stücke von 1 bis 2 Pfund Schwere vorkommen. Das Korn in dem Ber- liner mineralogischen Museum war etwa 3 Linien lang und 2 Linien breit; es hat eine ganz glatte Oberfläche, die aber mit der Lupe betrachtet fein porös erscheint. Ich habe von ihm ein Stück ab- geschlagen, um den Bruch zu sehen, der nun dem blofsen Auge dicht mit einzelnen glänzenden Punkten und vielen kleinen Poren erscheint, mit der Lupe betrachtet, und besonders bei hellem Lampen- 1) Jahrbuch der Min. 1857, S. 329. 2) Comptes rendus 1849 t. 28, p. 317. 3) Reisen durch Süd-Amerika 1866, Th. 2, S. 144. 534 Gesammtsitzung lichte aber feinkörnig und glänzend. Die Farbe dieses Korns ist lichte röthlichgrau, die Poren auf dem Bruch haben braune Ränder, die unverändert blieben, als das Korn mit Chlorwasserstoffsäure gekocht wurde. Bei zwei andern kleinen Bruchstücken des mine- ralogischen Museums ist die Farbe der Oberfläche graulichschwarz und der Bruch aschgrau; er erscheint wie eine dichte poröse Masse mit vielen sehr kleinen glänzenden Krystallchen. Nach Rivot ist das speeifische Gewicht des oben angeführten grofsen Korns 3,012, und von 3 kleinern 3,141, 3,416 und 3,255; es ist offenbar das des Diamants, und die Unterschiede rühren nur von der Porosität des Carbonats her, wie auch Rivot annimmt. Der Carbonat zeigt jedoch bei der Erhitzung ein von den übrigen Varietäten des Diamants verschiedenes Verhalten. Als ich ein kleines Bruchstück des eben beschriebenen Korns in der Muflel halb verbrannte, spritzte dasselbe als es weilsglühend geworden war, feine staubartige Theile umher, und erhielt feine Auswüchse. Aus dem Feuer genommen, waren die scharfen Kanten des Bruch- stücks abgerundet, die Farbe war röthlichweifs und lichter, die Poren gröfser geworden, der braune Rand derselben verschwunden; die Oberfläche war matt, doch blitzten darin einzelne Punkte, wenn man sie bei Lampenlicht betrachtete. Unter den fortgespritzten Körnchen befanden sich 3 von hyazinthrother Farbe, die bei er- neuter Erhitzung nicht wie die übrigen verbrannten, und folglich etwas anderes waren, aber bei der Kleinheit der Körnchen doch nicht genauer bestimmt werden konnten. Ganz ähnlich verhielt sich ein kleines Bruchstück von dem- selben Korn, das vor dem Löthrohr auf Platinblech erhitzt wurde. Es bildeten sich auf dem ganzen Stücke kleine Auswüchse, die als das Verbrennen unterbrochen wurde, sich abbürsten liefsen, und einen feinen Staub lieferten, der als er auf dem Platinbleche erhitzt wurde, unter Aufblitzen verbrannte, und eine Spur von gelblichweifser Asche zurückliels. Als ich das eine der graulichweilsen Bruchstücke in der Muffel verbrannte, fand kein Spritzen statt. Herausgenommen aus der Muffel, nachdem es 4 Minuten lang der strengsten Weifsglühhitze ausgesetzt war, fand ich den Rückstand sehr lichte graulichweifs, fast schneeweils, aber stellenweise mit vielen, sehr kleinen röthlich- gelben Körnchen, worunter einzelne gröfsere bedeckt. Er haftete fest an dem Scherben, worauf er lag, und derselbe war 1 Linie vom 27. Juni 1872. 535 breit mit einem gelblichweifsen stark glänzenden, etwas unebenen Überzug bedeckt. Auch auf dem Scherben, worauf das erste Korn erhitzt war, kann man einen solchen Überzug an der Stelle, wo das Korn gelegen, bemerken, doch war dieser viel feiner. Woraus nun die Körnchen und der Überzug bestehen, war doch bei der Kleinheit und Dünnheit derselben nicht auszumachen. Göppert') hat ein ähnliches Verhalten des Carbonats be- schrieben, als er ein schwarzgraues Korn in Sauerstoff halb ver- brannte. Es bildeten sich, wie er anführt, kleine gestielte mit Asche bedeckte Bläschen, deren Entstehung er der sich entwickeln- den Kohlensäure zuschreibt, was doch nicht wahrscheinlich scheint, da beim Verbrennen des gewöhnlichen Diamants nichts Ähnliches zu sehen ist; es ist wohl einfach der in den Poren eingeschlossenen Luft zuzuschreiben. Rivot, der 3 Körner des Carbonats analysirt hat, erwähnt des Spritzens beim Erhitzen nicht. Er fand bei denselben einen Aschengehalt von 2,03, 0,24 und 0,27 pCt. Die Aschen waren gelblich, sie hatten die Formen des Carbonats behalten. Unter dem Mikroskop schienen sie aus eisenhaltigem Thon zu bestehen und aus kleinen durchsichtigen Krystallen, deren Form nicht be- stimmt werden konnte. Der Carbonat ist hiernach nur ein in rundlichen Körnern vorkommender etwas poröser Diamant, der noch mit einer geringen Menge fremder Substanzen gemengt ist. Rivot nennt ihn amorphen Diamant, und ebenso bezeichnet ihn Kluge in seinem Handbuch der Edelsteinkunde?); das ist aber ein Widerspruch in sich, der Diamant ist keine amorphe Substanz. Ungeachtet ein Aggregat, halten doch die Theile des Carbo- nats fest zusammen, so dafs er eine grofse Anwendung hat, und nicht blofs zerkleinert als Schleifmittel für den Diamant, sondern auch in Stücken zum Bohren, zur Bearbeitung der Zierathe des Granits und Porphyrs, zur Anfertigang der Rinnen in den Mühl- steinen u. s. w. benutzt wird. Der Carbonat kommt lose im Seifengebirge vor; in dem Ge- birgsgestein eingeschlossen, wie den Diamant, hat man ihn bis jetzt noch nicht gefunden, obgleich man den Itacolumit, worin der Dia- mant vorkommt, zur Gewinnung desselben, in Bahia steinbruch- 2): 2 3.0, 189,.68; 2) 1860 S. 254. 536 Gesammtsitzung weise gebrochen, und nur die Arbeit unterlassen hat, als der Ita- columit bei gröfserer Teufe anfing fester zu werden und die Ge- winnung mühsamer wurde. Es ist doch wahrscheinlich, dafs der Carbonat in demselben Gestein ursprünglich eingewachsen vor- kommt, wie der Diamant, warum ist er nun nicht auskrystallisirt? Unter einer gröfseren Anzahl von Carbonatkörnern, die Des Cloi- zeaux zu untersuchen Gelegenheit hatte, fand er 2 kleine Exem- plare, die noch eine regelmälsige Form hatten, und Okta@der und Hexaöder mit abgerundeten Kanten und rauhen Flächen waren'). Ebenso beschreibt Göppert?’) ein Korn, das an einer Seite abge- rundet, an der andern aber 3 Kanten wahrnehmen läfst, die in einer Ecke zusammenstofsen, die wie die dreiflächige Ecke eines Dodekaöders aussieht. Körnige Massen in Krystallform sind keine ächten Krystalle; sollte sich daher das Vorhandensein von regel- mäfsigen Formen bei dem Carbonat bestätigen, so kann derselbe nur eine Pseudomorphose sein, und es früge sich dann nur nach welcher Substanz. Die fremden Einschlüsse könnten vielleicht darüber Auskunft geben. Die vollkommnere Untersuchung dieser Carbonate kann demnach, wenn es sich bestätigen sollte, dafs die- selben Pseudomorphosen sind, von grofser Wichtigkeit werden für die Erklärung der so räthselhaften Entstehung des Diamants. Ganz ähnliche runde, auf der Oberfläche ganz glatte und glänzende Körner kommen in dem fasrigen Graphit von dem obern Jenisei vor, in den Graphitgruben des Hrn. Alibert. Diese be- stehen aber aus radial blättrigen Graphit. Sehr wahrscheinlich sind diese auch nur Pseudomorphosen, und die ursprüngliche Sub- stanz dieser dieselbe wie bei dem Carbonat. Mit diesem Carbonat ist der kugelförmige Diamant nicht zu verwechseln, der zuweilen vorkommt. Das königl. mineralogische Museum besitzt davon 3 Exemplare, die es dem verstorbenen Ju- velenhändler Löwenstimm in Petersburg verdankt, und von denen der gröfste 1,398 Gramm wiegt. Ich habe die kleinste im Stahl- mörser zerschlagen, und dadurch den Bruch erkannt, der wie bei allen solchen rundum ausgebildeten Kugeln radialfasrig, wie auch die Oberfläche etwas rauh ist. Bei der Verbrennung in der Muffel 1) Jahrbuch der Min. 1857, S. 329. 2) A.2.0. 8.68. vom 27. Juni 1872. | 537 verhält sich ein Stück dieser Diamantkugel wie der krystallisirte. Die dritte Kugel ist auf der Oberfläche ganz schwarz, und ist demnach auch ein Beispiel einer anfangenden Umänderung in Graphit'). 6. Verhalten des Graphits in der Hitze. Bei mehreren Versuchen, bei denen ich Diamant und Graphit nebeneinander in der Muffel verbrannte, hatte ich mich überzeugt, dafs der blättrige Graphit viel schwerer verbrennlich sei als der Diamant, während der dichte Graphit im Gegentheil doch schneller als dieser verbrannte.e. Um dies Verhalten genauer zu bestimmen, wurden gewogene Mengen dieser 3 Substanzen eine bestimmte Zeit in der Muffel erhitzt. Es wurden genommen: 1. Blättriger Graphit aus dem Staate New York, der in 3—4 Linien grofsen, etwas gebogenen sechseitigen Tafeln, oder schaalig körnigen Aggregaten in Kalkspath eingewachsen vorkommt. 2. Ein in Rosettenform geschliffener Diamant, der schon zu früheren Versuchen gedient, und eine matte Oberfläche erhalten hatte. 2. Dichter Graphit von Wunsiedel im Fichtelgebirge, der in Körnern von verschiedener bis Haselnufs-Gröfse in körnigen Kalk- stein eingewachsen vorkommt, und fein eingesprengt die stellen- und streifenweise Färbung desselben verursacht. 1) Diese Kugeln scheinen doch nicht so selten zu sein, als man annimmt. Tschudi erzählt (Reisen durch Südamerika 1866 B. 2, S. 82), dafs in der Stadt Serro in Brasilien ein Diamanthändler, dem er seinen Wunsch aus- gedrückt hatte, eine grölsere Partie roher Diamanten zu untersuchen, ihm seinen ganzen Vorrath über 570 Karat (ungefähr 4 Pfund) dieser Edelsteine im beiläufigen Werthe von 22 Contos de Reis (über 60000 Franken) ge- schickt habe. Die kleinsten, sagt er, wohl mehr als die Hälfte, waren nicht viel gröfser als ein Stecknadelknopf, die gröfsten von Erbsengröfse, darunter waren einige vollkommne Oktaöder vom reinsten Wasser. Es befanden sich darunter ein halb Hundert kleiner, milchweiflser, opaker, rauher Kügelchen. Als Schmuckseine sind sie unbrauchbar, pulverisirt werden sie zum Schleifen der Diamanten benutzt, und haben im Handel den nämlichen Werth wie die kleinsten reinen Diamanten d. h. sie werden mit diesen gemischt und nach dem Gewichte verkauf. Die ganze Partie stammte von Santa Isabel de Sincora in der Provinz Bahia. [1872] 37 538 Gesammtsitzung Von dem blättrigen Graphit wurde genommen: ein Blatt 0,0685 Gramm schwer, der Diamant wog 0,0175 Gramm, ein Korn des dichten Graphits 0,1080 Gramm. Alle 3 Stücke wurden in den hintern Theil der Muffel gesetzt. Der dichte Graphit kam zuerst zum Weifsglühen, dann der Dia- mant, der aber nun mit einem viel hellerem Lichte glühte als der erstere, der blättrige Graphit wurde gar nicht weilsglühend, nur rothglühend. Nach einiger Zeit, etwa 9 Minuten, als der Diamant schon sehr klein geworden war, wurden die Stücke nach vorn gezogen, worauf nach 10 Minuten der Diamant aufhörte weils zu glühen, und anscheinend verlöschte, der blättrige und dichte Graphit aber noch fortglühten. Nach 13 Minuten verlöschte auch der dichte Graphit, nachdem er vorher aufgeglüht hatte, etwas Asche in der Form des angewandten Stückes hinterlassend.. Nachdem alles herausgenommen war, fand sich, dafs der Diamant nicht ganz verbrannt war, es war noch ein kleiner Rest übrig geblieben der 0,0004 Gramm wog; die Asche des dichten Graphits wog 0,0005 Gramm'); der blättrige Graphit 0,0497 Gramm. Er wurde wieder in die Muffel gesetzt, worauf er noch eine ganze Stunde bis zu seinem völligen Verbrennen brauchte, dann aber ohne merklichen Rückstand verschwunden war. Auch der Diamant wurde noch wieder in den hintern Theil der Muffel gesetzt, worauf er wieder weifsglühend wurde und nach 5 Minuten ohne vollständig verbrannt zu sein, herausgenommen’). In derselben Zeit, von 13 Minuten, waren also verbrannt: vom blättrigen Graphit 27,45 pCt. vom Diamant . . . 97,76 pCt. vom dichten Graphit . 100,0 pCt. Da von letzterem 0,0005 pCt. Asche zurückgeblieben war, so sind diese von dem ursprünglichen Gewichte des dichten Graphits !) Er erhält hiernach 0,46 pCt. Asche, Fuchs giebt den Gehalt der- selben in diesem Graphit zu 0,33 pCt. an (vergl. gesammelte Schriften von Fuchs S. 174). ®) Es ist der Rest, der $. 529 beschrieben und in den Fig. 11 und 12 gezeichnet ist. vom 27. Juni 1872. 539 abzuziehen, und von ihm also eigentlich nur 0,1075 Gramm ver- brannt?). Es ergiebt sich also hieraus, dafs der blättrige Graphit schwerer verbrennlich ist als der Diamant und der dichte Graphit, denn wenn auch die angegebenen Versuche keinen ganz richtigen Maafs- stab für die Verbrennlichkeit der 3 Substanzen abgeben, weil die Form der angewandten Stücke sehr verschieden war, und diese einen grofsen Einfluls auf die relative Verbrennlichkeit hat, der geschliffene Diamant schneller verbrennt als der krystallisirte?), und der blättrige Graphit ebenso schwerer verbrennlich ist, als der dichte, wie eine jede Substanz in krystallisirtem Zustande schwerer auflöslich ist in Wasser oder einer Säure als in körnigem Zustande, so sind doch die Unterschiede in der Verbrennlichkeit viel grölser, als dafs sie durch die angegebenen Umstände erklärt werden können, sie müssen in der Natur der Substanzen begründet sein. Es wird daher wahrscheinlich, dafs der Graphit von Wunsiedel gar keine krystallinische Kohle, sondern amorphe Kohle sei, wie dies auch schon Fuchs gerade von dem Graphit von Wunsiedel behauptet hatte’). Er schlofs dies daraus, dafs er, wie er gefunden hatte, ein geringeres specifisches Gewicht als der blättrige Graphit habe (2,14 statt 2,275, nach Regnault bei dem blättrigen) und dafs er beim Schmelzen mit Salpeter verpuffe, während der blättrige Gra- phit wie auch der Diamant davon gar nicht angegriffen werde. Es ist hiernach möglich, dafs wie der dichte Graphit von Wun- siedel, sämmtlicher sog. dichter Graphit kein Graphit, sondern amorphe Kohle sei. Doch mulfs dies noch weiter untersucht werden. 1) Die Proben wurden von Hrn. Obermünzwardein Frick selbst auf der Münze, wo die Verbrennungsversuche vorgenommen wurden, gewogen. 2) Ich habe dies bei dem braunen in rundlichen Dodekaedern krystalli- sirten Diamant gesehen, der oben S. 530 erwähnt wurde. Er hatte ein Ge- wicht von 0,0425 Gramm; in die heifse Muffel gelegt, wurde er nach 1 Mi- nute weifsglühend, und nach 4 Minuten aus der Muffel genommen, hatte er nun ein Gewicht von 0,0327 Gramm. Angenommen, dafs die Verbrennung gleichmälsig fortschreitet, würde er nach 13 Minuten 0,01381 gewogen, in dieser Zeit also nur 67,3 pCt. verloren haben statt 97,76, wie der geschliffene Diamant verloren hatte. 3) Vergl. gesammelte Schriften von Fuchs $. 257 und $, 174. 37* 540 Gesammtsitzung Das blofse Verpuffen mit Salpeter reicht nicht hin, um zu ent- scheiden, ob ein sogenannter dichter Graphit amorphe Kohle sei, da viele Abänderungen, wie z. B. der des östlichen Sibiriens, der von Alibert gewonnen und von Faber in Nürnberg zu Bleistiften verarbeitet wird, mit schmelzendem Salpeter nicht verpufft, aber nach längerem Glühen mit demselben, vollständig oxydirt wird. Das spec. Gewicht und alle übrigen Eigenschaften müssen dabei berücksichtigt werden. nah3a1# 1. Erhitzung des Diamants bei Abschlufs der Luft . . . . . . 516. 2. Erhitzung des Diamants bei Zutritt der Luft . . 2 2 2... ..920. 3. Die bei der Verbrennung des Diamants entstehenden regelmäfsi- gen Bindeucke ! Wi, 9 RI us IDEEN: 4. Natürliche Schwärzung der Diamanten . . » 2 2 2.2.2. 532. 5. Der sogenannte Carbonado oder Carbonat -. -. » 2 2.2... 5393. 6. Verhalten des Graphits in der Hize. -— - ... 2 2.0.0 mm Erklärung der Figuren. Seite Fig. 1. Dreieckige Eindrücke a, b,c, die auf einer Okta@derfläche o des Diamants bei seiner Verbrennung durch Bildung von Flä- chen des Ikositetraöders (a:@:35a) entstehen, stark vergröfsert bei durchgehendem Lichte gezeichnet. . » 2 2 2.2... 926. Fig. 9. Ein Theil der durch Erhitzung bei Abschlufs der Luft sehwarz gewordenen Rosette (S. 518), der durch weitere Erhitzung in der Muffel, wodurch die geschwärzte Oberfläche verbrannt ist, die dreieckigen Eindrücke von Fig. 1 erhalten hat, stark ver- gröfsert und bei zurückgeworfenem Lichte gezeichnet. . . . 526. MWonatsbericht d.h. Jead.d. Wiss. Juni IS12. MN Lith.r. C. Lawe. vom 27. Juni 1872. 541 Seite Fig. 5. Die parallel einer Kante des Okta&ders verlängerten dreiecki- gen Eindrücke von Fig. 9 noch mehr vergröfsett. . . . . 527. Fig. 10a,b. Ein oktaödrischer Diamant mit abgerundeten Kanten in der Muffel nur einige Minuten rothglühend erhitzt, wodurch er auf den Flächen kleine mikroskopische dreieckige Eindrücke erhielt, die sich oft zu Furchen aneinander reihen, bei durchgehendem Lichte gezeichnet, 10a in natürlicher Gröfse, 10b in 360maliger Vergröfserung gezeichnet. . . . . 527. Fig. 4u. 7. Die durch Aneinanderreihung der dreieckigen Eindrücke entstandenen Furchen in noch stärkerer Vergröfserung dar- Gestellte, 27 20 euere 20 Eau le os La SS SE E20 Fig. 8. Sehr regelmäfsig aneinander gereihte Eindrücke, die auf einem Diamantsplitter durch Erhitzen vor dem Löthrohr erhalten, nur auf dem mittleren Theil der Fläche gezeichnet sind. . . . 528. Fig. 6. Ansicht der auf einem Diamantsplitter erhaltenen dreieckigen Eindrücke nach mehrmaliger Erhitzung vor dem Löthrohr. . 529. Fig. 11 u. 12. Ein nur 0,0002 Gramm schwerer Rest einer in der Muf- fel erhitzten geschliffenen Rosette von Diamant, S. 538, sehr stark vergröfsert; Fig. 11a die obere Seite bei durchgehendem, Fig. 123 die untere Seite bei zurück- geworfenem Lichte, Fig. 11b u. Fig. 12b derselbe Rest ganz regelmälsig gedacht, gezeichnet. . . 2.2... 529. Fig. 2. Horizontale Projection eines Diamantzwillings, der in der Muf- fel fast bis zur Hälfte seines Gewichts verbrannt ist, mit seinen erhaltenen Eindrücken, stark vergröfsert und ganz regelmäfsig zetacht;idargestelliin RT RR a 0 Fig. 3. Regelmäfsige dreieckige Eindrücke, die sich bei den natürlichen Krystallen des Diamants finden und durch Mangel an Masse bei der Bildung des Diamants entstehen. Sie werden durch die Flächen des Dodekaöders hervorgebracht. . . » . . . 930. 542 Gesammtsitzung vom 27. Juni 1872. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of the zoological Society of London. Vol. VII, no. 7.8, Vol. VII, no.1. London 187 | 72. 4. Proceedings of the Zoological Society of London for 1871. Part 2.3. Lon- don 1871. 8. R. Schöne, Griechische Reliefs aus Athenischen Sammlungen. Leipzig 1872. fol. (2 Exemplare.) A. v. Oettingen u. K. Weihrauch, Meteorolog. Beobachtungen, ange- stellt in Dorpat i. J, 1871. 6.Jahrg. 2. Bd. 1. Heft. Dorpat 1872. 8. Ergebnisse der in den Ländern der Ungarischen Krone am Anfange des Jahres 1870 vollzogenen Volkszählung. Pest 1871. fol. Memvire del Reale Istituts lombardo di scienze e lettere. Vol. XU, Fasc. 2. 3. 4. Milano 1871 | 72. 4. Rendiconti. Serie II. Vol. IV. Fasc. 9—19. Vol. V, Fasc. 1—7. Milano 1871. 72. 8. Atti della Fondazione scientifica Cagnola. Vol. V, Parte III. Milano 1871. 8. Atti della Societa italiana di seienze naturali. Vol. XIV, Fase. 4. Vol. XV, Fasc. 1. Milano 1872. 8. The Quarterly Journal of the geological Society. Vol. XXVII, no. 110. London 1872. 8. Annali del Museo eivico di storia naturale di Genova. Vol. II. Genova 1872. 8. In Ferd. Dümmiler’s Verlagsbuchhandlung sind folgende akademische Abhandlungen aus den Jahrgängen 1869 bis 1871 er- schienen: Bosırz, Gedächtnifsrede auf Trendelenburg. Preis: 22 Sgr. Dove, Darstellung der Wärmeerscheinungen durch fünftägige Mittel. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. Drovsen, Über eine Flugschrift von 1743. Preis: 18 Sgr. EHRENBERG, Über die wachsende Kenntnifs des unsichtbaren Lebens als felsbildende Bacillarien in Californien. Preis: 2 Thlr. EHRENBERG, Übersicht der seit 1847 fortgesetzten Untersuchungen über das von der Atmosphäre unsichtbar getragene reiche organische Leben. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. EnRENBERG, Nachtrag zur Übersicht der organischen Atmosphärilien. Preis: 1 Thlr. HAGEN, Über den Seitendruck der Erde. Preis: 10 Sgr. HAGEN, Über das Gesetz, wonach die Geschwindigkeit des strömenden Wassers mit der Entfernung vom Boden sich vergröfsert. Preis: 15 Sgr. KIRCHHOFF, Über die Tributlisten der Jahre Ol. 85, 2 — 87, 1. Preis: 20 Sgr. UrrıcH KöHLER, Urkunden und Untersuchungen zur Geschichte des delisch- attischen Bundes. Preis: 4 Thlr. 20 Sgr. Lersius, Über einige ägyptische Kunstformen und ihre Entwicklung. Preis: 15 Sgr. Lersıus, Die Metalle in den Aegyptischen Inschriften. Preis: 24 Thlr. RAMMMELSBERG, Die chemische Natur der Meteoriten. Preis: 1 Thlr. 15 Sgr. REICHERT, Vergleichende anatomische Untersuchungen über Zoobotryon pellucidus Ehrenb. Preis: 2 Thlr. 10 Sgr. Roru, Über den Serpentin und die genetischen Beziehungen desselben. Preis: 14 Sgr. Roru, Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine. Preis: 3 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. Ror#, Über die Lehre vom Metamorphismus und die Entstehung der kry- stallinischen Schiefer. Preis: 1 Thlr. 15 Sgr. H. A. ScuwArz, Bestimmung einer speciellen Minimalfläche. Eine von der Königl. Akad. d. Wiss. zu Berlin gekrönte Preis- schrift. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. Weser, Über ein zum weifsen Yajus gehöriges phonetisches Compendium, Preis: 26 Sgr. | ' BEN FAN. DEN er BR w kann ART Fr Die i } 'erie x ihk 7 er Byal wilal 7} 15 er mr rare £ Php ya Tut; y; PP ES ai. 6} Lu ib intel, me yurntinliwadl "ul sn 1b En Aiydsr \ usw au m % MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Juli 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr Kummer. 4. Juli. Öffentliche Sitzung der Akademie zur Feier des Leibnizischen Jahrestages. Hr. du Bois-Reymond, an diesem Tage vorsitzender Se- kretar, eröffnete die Sitzung mit einem einleitenden Vortrag über die Bedeutung der Geschichte der Wissenschaft und über die Vorzüge der geschichtlich-inductiven Darstellung in gewissen Zwei- gen der theoretischen Naturwissenschaft. Hierauf hielt Hr. Kuhn, als seit dem Leibniztage vorigen Jahres eingetretenes Mitglied, seine Antrittsrede: Die Sitte der Akademie verlangt es, dafs die seit Jahresfrist in dieselbe aufgenommenen Mitglieder sich in der öffentlichen Sitzung am Leibniztage durch eine kurze Antrittsrede einführen; indem ich dieser Sitte nachkomme, kann ich keinen natürlicheren ‘ Ausgangspunkt für meine Worte finden, als den Ausdruck des Dankes dafür, dafs Sie mich der Ehre in Ihren Kreis einzutreten für würdig gehalten und dadurch einem noch jungen Zweige der Forschung neuen Raum in demselben gewährt haben. Gestatten Sie mir nun in kurzen Zügen die Richtung anzudeuten, in der ich meinen Dank durch meine wissenschaftlichen Bestrebungen zu be- thätigen bemüht sein werde, [1872] 38 544 Öffentliche Sitzung Die vergleichende Forschung auf dem Gebiete der indoeuro- päischen Sprachen, wie sie durch Bopp in grolsen Umrissen zuerst fest begründet wurde, stellte es sich als ihre erste Aufgabe, den grammatischen Bau der Sprachen der verschiedenen Stämme in seiner Übereinstimmung im Grofsen und Ganzen mit Sicherheit binzustellen. Wenn sie dabei von der Grundlage des Sanskrit vorzugsweise ausging, so geschah es darum, weil in dieser Sprache für die meisten grammatischen Beziehungen die gröfste Fülle der Formen vorhanden ist. Die seit jener ersten Grundlage mehr und mehr zugänglich gewordenen vedischen Schriften haben nun diese Fülle noch in bedeutendem Mafse gemehrt und da ihre Schätze einerseits noch nicht erschöpft, andrerseits noch nicht nach allen Seiten hin verwerthet sind, so hat die Forschung nach dieser Richtung hin nach wie vor einen erheblichen Theil ihrer Thätigkeit zu richten, denn ohne diese Kenntnis kann sie jedenfalls nicht zu einer klaren Vorstellung über die älteste Sprachentwicklung kommen. Und das trifft den formellen Theil der Sprachen unseres Stammes ebenso wie ihre syntaktische Gestaltung, die von hier aus schon manche Aufklärung erhalten und wohl noch in viel gröfserem Umfange zu erwarten hat. Wenn demnach der grammatische Bau der vedischen Sprache von grofser Bedeutung für die vergleichende Forschung ist, weil seine Formen, indem sie meist die wenigstens relativ älteste Ge- stalt aufweisen, auch über ihre Bedeutung und über die Ursprünge der Sprache bessere Aufschlüsse zu geben im Stande sind als die schon meist verstümmelteren der Schwestersprachen, so bietet an- drerseits der Inhalt der in ihr überlieferten Denkmäler für die Vergleichung der uns erreichbaren ältesten Lebensformen einen so reichen Stoff, dafs wir uns mit ihrer Hülfe wenigstens einen einiger- malsen klaren Überblick über die Zustände des Volkes werden verschaffen können, aus welchem die einzelnen indoeuropäischen Stämme hervorgegangen sind. Mannichfache Untersuchungen sind aber zur Vervollständigung und Berichtigung der bisher gewonne- nen Ergebnisse noch anzustellen und es wird z. B. die Frage nach den ältesten Wohnsitzen der Indoeuropäer sowie die nach der Reihenfolge der Ablösung der Stämme und des gruppenweise län- geren Zusammenlebens einzelner, abgesehen von den Ariern, noch nicht als so erledigt angesehen werden dürfen, dafs der Forschung nicht noch ein weiter Spielraum bliebe. vom 4. Juli 1872. 545 Der Inhalt der vedischen Denkmäler ist aber endlich insbe- sondere noch für die Erkenntnis der ältesten religiösen Vorstellun- gen von hoher Bedeutung, da in ihnen der Ausdruck der Ver- götterung der Naturgewalten in so umfangreichem Mafse nieder- gelegt ist, wie wir es bei keinem andern der verwandten Stämme wiederfinden. Der poetische Ausdruck für die angeschauten Vor- gänge und Zustände in der Natur ist dabei in den Liedern meist ein so durchsichtiger, dafs uns die daraus entwickelten Mythen in den wesentlichen Zügen ihres Inhalts zum vollen Verständnis gelangen. Da aber dieser Ausdruck den Indern nicht immer aus- schliefslich eigen ist, sondern auch bei andern Indoeuropäern in entsprechender Form in der Mythenbildung hervortritt, so haben wir an ihm oft ein Mittel, um die Grundlagen, von denen die ein- zelnen verwandten Völker bei der Entwickelung ihrer Religionen und Mythen ausgingen, kennen zu lernen. Griechische sowohl als germanische Mythen und im Anschlufs an letztere die deutsche Sage haben daher von hier aus noch manche Aufhellung zu er- warten und werden sie um so leichter erhalten, als das allen oder mehreren gemeinsame scharf von der Sonderentwicklung getrennt wird. Das etwa ist die Richtung, nach der hin ich mich in Ihrem Kreise thätig zu sein bemühen werde und je reichere Anregung ich in ihm zu erfahren gewifs bin, um so mehr darf ich hoffen hinter dem mir durch Ihre Wahl entgegengebrachten Vertrauen nicht allzusehr zurückzubleiben. Hr. Curtius, als Sekretar der philosophisch- historischen Klasse, antwortete: Wenn dem Herkommen gemäfs die Akademie am Leibnizfeste ihre neuen Mitglieder begrülst, so ist diese angenehme Pflicht, welche heute mir zugefallen ist, der Bedeutung des Tags voll- kommen entsprechend. Denn jede neue Wahl bezweckt ja nur das gesammte Forschungsgebiet, wie es Leibniz vor Augen hatte, immer vollständiger vertreten zu sehen, und sein Blick reichte so weit, dafs auch bei einem so jungen Zweige der Wissenschaft, wie Sie Ihr besonderes Fach mit Recht nennen, hochverehrter Herr College, die Gedanken unwillkürlich auf Leibniz zurückgehen. 38* 546 Öffentliche Sitzung Denn er schaute prophetisch auch die seiner Zeit noch unentdeckten wissenschaftlichen Gebiete und wies dem nachkommenden Ge- schlechte die Bahnen an. Leibniz war der Erste, welcher als unentbehrliche Ergänzung der Völkergeschichte eine umfassende Vergleichung der Sprachen forderte, indem man von den nahen zu ferneren, von den jüngeren zu den älteren fortschreiten solle. Was er verlangte ist durch Entdeckung des Sanskrit ermöglicht, durch Fr. Schlegel, Wilhelm von Humboldt und Bopp verwirklicht worden. Seitdem ist nieht nur in das Wesen der Sprache, die wunder- barste Werkstätte des menschlichen Geistes, ein neuer und tiefer Blick geöffnet, sondern über das sprachliche Gebiet weit hinaus ist man mit kühner, aber sicherer Methode fortgeschritten; man hat in der Genealogie der Sprachen den Stammbaum der Völker erkannt und die Anfänge der Weltgeschichte durch grammatische Untersuchungen ergänzt. An der fruchtbaren Ausbildung dieser Wissenschaft, welche wir mit Stolz eine vorzugsweise deutsche nennen, haben Sie einen hervorragenden Antheil. Sie haben der sprachvergleichenden Forschung ein Organ ge- schaffen, welches seit zwanzig Jahren die auf dies Gebiet bezüglichen Studien sammelt und die Fülle dessen, was zur Vervollständigung des von Bopp begründeten Gebäudes an neuem Material herbei- geschafft worden ist, in übersichtlicher Folge vor Augen stellt. Sie haben als junger Lehrer desselben Gymnasiums, welches jetzt Ihrer Leitung anvertraut ist, ein Programm veröffentlicht, welches für die Anwendung der Sprachvergleichung auf älteste Culturge- schichte eine weithin wirksame Anregung gegeben hat, indem Sie aus der Übereinstimmung einer wichtigen Wörtergruppe dem ari- schen Urvolke einen gemeinsamen Stammbesitz von Lebensan- schauungen und Lebensformen zuwiesen. Hier war es unmöglich, stehen zu bleiben. Man mufste nach- zuweisen suchen, was die getrennten Völker von dem gemeinsamen Erbtheile in ihre neuen Wohnsitze mitgenommen haben und wie weit mit den Wörtern, deren Übereinstimmung feststeht, auch die darin enthaltenen Begriffe, die Rechtsanschauungen und die religiö- sen Vorstellungen auf gemeinsamen Ursprung zurückweisen. Sie haben in dieser Beziehung die vedischen Urkunden, in deren Stu- dium Sie sich mit Vorliebe vertieft haben, als das Denkmal des vom 4. Juli 1872. 947 menschlichen Geistes geltend gemacht, in welchem man den Procefs der Mythenbildung am deutlichsten wahrnehmen könne, Sie haben hellenische Mythen so wie die in unserer nächsten Heimath noch heute lebendigen Volkssagen an jene Urkunden angeknüpft. Freilich treten dem Forscher auf diesem Gebiete ganz neue Schwierigkeiten entgegen. Die religiösen Vorstellungen sind am wenigsten an Wörter gebunden, ihre Wandlungen unterliegen nicht wie die der Laute festen Gesetzen und die Religion der alten Völker hat nicht die angeborene Kraft, welche die Sprache besitzt, um alles Fremdartige fern zu halten. Aber die Schwierigkeit eines Problems, dessen Lösung Sie so scharfsinnig und kühn begonnen haben, wird die deutsche Wissenschaft nicht zurückschrecken. Vor wenig Menschenaltern waren die Völker der alten Welt mit ihren Culturen und Ideen- kreisen noch völlig von einander getrennt, wie lauter verschiedene Welten. Es ist der grolse Zug, welcher durch unsere historische Wissenschaft geht, in dem Vereinzelten, Zufälligen und Abgerissenen den ursprünglichen Zusammenhang wieder herzustellen, um auf diesem Wege auch die Individualität der einzelnen Culturvölker um so schärfer erkennen zu lernen. In diesem Sinne hat Böckh seine metrologischen Forschungen angestellt, und Jacob Grimm seine Untersuchungen über uralte Sagen und Gebräuche; in diesem Sinne begann Bopp die Conju- gationssysteme einer noch beschränkten Sprachengruppe zu ver- gleichen, ohne zu ahnen, welch eine für die gesammte Menschen- geschichte unerschöpflich fruchtbare Wissenschaft sich an seine bescheidenen Arbeiten anknüpfen werde. Mit einem freudigen Gefühle also müssen Sie, hochgeehrter Herr College, auf das unter Ihrer kräftigen Mithülfe Gelungene zurückblickend, in unserem Kreise an die Arbeiten Ihrer grofsen Vorgänger anknüpfen. Mit lebendiger Theilnahme werden wir Ihren Forschungen folgen, deren Ergebnisse die verschiedensten Kreise des Wissens berühren, und mit dem herzlichsten Glückwunsche für Ihre ferneren Bestrebungen heifse ich Sie heute im Namen der Akademie will- kommen. 548 Öffentliche Sitzung Darauf erstattete Hr. Kummer, als Sekretar der physikalisch- mathematischen Klasse, folgenden Bericht über die mathematischen Preisaufgaben: In der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen Jahrestage des Jahres 1868 hatte die Akademie aus dem Steinerschen Legate folgende Preisfrage gestellt: „Die von Steiner und anderen Geometern über die Ober- flächen dritten Grades angestellten Untersuchungen haben bereits zu einer Reihe wichtiger Eigenschaften derselben geführt. Aber die Theorie der Krümmung dieser Oberflächen ist von den bishe- rigen Untersuchungen fast unberührt geblieben. Die Akademie wünscht daher eine speciell hierauf gerichtete Behandlung der in Rede stehenden Oberflächen. Es würde sich dabei zunächst um geometrische Construktionen der beiden Hauptkrümmungs-Richtun- gen und Radien in jedem Punkte der Oberfläche handeln. Als zu lösende Hauptaufgabe bezeichnet aber die Akademie: die Angabe aller Oberflächen dritten Grades, deren Krümmungslinien algebraisch sind, sowie die Bestimmung und Discussion dieser Krümmungs- linien.*“ Da an dem für die Einlieferung der Preisarbeiten festgesetzten Termine, dem 1. März 1870, keine Bearbeitung eingegangen war, so hatte die Akademie in der öffentlichen Sitzung am 7. Juli 1870 dieselbe Preisfrage erneuert und als Termin der Einlieferung den 6. März 1872 festgesetzt. Es ist nun auch zu diesem Termine keine Bearbeitung der gestellten Preisfrage eingegangen. Die Akademie stellt daher fol- gende neue Preisfrage aus dem Steinerschen Legate: Ein convexes Polyeder sei seiner Art nach gegeben, d. h. der- gestalt, dafs man die Anzahl seiner Flächen, seiner Kanten, seiner Ecken kennt, dafs man für jede Fläche die Kanten und Ecken, welche ihren Umfang bilden, und die Anordnung, in der sie auf einander folgen, angeben kann, dafs man ebenso für jede Ecke die Flächen und Kanten, welche in ihr zusammenstofsen, und die An- ordnung, in der sie auf einander folgen, angeben kann. Von einem in so weit bestimmten convexen Polyeder sei überdies für jede seiner Flächen ihr Inhalt gegeben. Alsdann soll das Polyeder so bestimmt werden, dafs sein Volumen ein Maximum wird. Die Lösung dieser Aufgabe, welche bisher nur für den Fall des Tetraeders geleistet worden ist, d. h. die Angabe sämmtlicher vom 4. Juli 1872. 549 Bedingungen, welche im Fall des Maximums erfüllt sein müssen, wird für alle convexen Polyeder gewünscht. Einer geometrischen Lösung mufs eine zur Begründung ihrer Richtigkeit genügende analytische Erläuterung beigefügt sein. Die Akademie behält sich vor, wenn die Aufgabe in ihrer Allgemeinheit nicht gelöst werden sollte, den Preis einer specielle- ren z. B. nur für eine bestimmte Klasse von Polyedern geltenden Lösung zuzuerkennen, vorausgesetzt, dals das gewonnene Ergebnifs als ein wesentlicher Schritt zur Erledigung der vorliegenden Frage anzusehen ist. Die ausschliessende Frist für die Einsendung der Arbeiten, welche deutsch, lateinisch, französisch oder englisch geschrieben sein können, ist der 1. März 1874. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Motto zu versehen, und dieses auf dem Äufseren eines versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises von 600 Thalern erfolgt in der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen Jahrestage im Juli 1874. In Gemäfsheit der Statuten der Steinerschen Stiftung hat die Akademie ferner beschlossen den am heutigen Tage zu ver- theilenden Steinerschen Preis von 600 Thlr. dem Hrn. O. Hesse, Professor der Mathematik an dem Polytechnikum in München, für seine ausgezeichneten Leistungen in dem Gebiete der Geometrie zu ertheilen. Darauf erstattete Hr. du Bois-Reymond, als Sekretar der pbysikalisch-mathematischen Klasse, folgenden Bericht über die physikalischen Preisaufgaben: In der öffentlichen Sitzung am Leibniztage, dem 1. Juli 1869, hatte die Akademie aus dem Cothenius’schen Legate folgende Preisaufgabe gestellt: „Es ist bekannt, dafs sich Weizenmehl und Roggenmehl we- sentlich durch das verschiedene Verhalten von einander unterschei- den, welches die in denselben enthaltenen stickstoffhaltigen Be- standtheile unter dem Einflusse des Wassers zeigen. Bei der Be- handlung des Weizenmehls mit Wasser bleiben, nach Absonde- rung der Stärke, schliefslich erhebliche Mengen einer stickstoffhal- tigen Substanz, des sogenannten Klebers, zurück, welche durch 550 Öffentliche Sitzung fortgesetzte Einwirkung des Wassers nicht weiter verändert wird, während Roggenmehl unter genau denselben Bedingungen nur Spuren einer stickstoffhaltigen Materie hinterläfst. Es ist ferner bekannt, dafs sich bei der Behandlung einer Mi- schung von Weizenmehl und Roggenmehl mit Wasser die Menge des aus dem Weizenmehle für sich abscheidbaren Klebers wesent- lich verringert, eine Erscheinung, die andeutet, dafs in dem Rog- genmehle eine den Kleber löslich machende Substanz enthalten ist. Die Zusammensetzung des stickstoffhaltigen Bestandtheils s0- wohl des Weizenmehls als des Roggenmehls ist, trotz vieler schätzenswerther Untersuchungen, bis jetzt mit Sicherheit nicht er- mittel. Die Natur des in dem Roggenmehl enthaltenen Körpers, welcher das Löslichwerden des Weizenklebers bedingt, ist ebenfalls unbekannt, wie auch die Veränderungen, welche der Weizeukleber unter diesen Bedingungen erleidet. Die Akademie bietet einen Preis von 100 Ducaten für eine neue eingehende chemische Untersuchung der stickstoffhaltigen Be- standtheille des Weizenmehls und des Roggenmehls, sowie der Veränderung, welche der Weizenkleber erfährt, wenn er in Ge- genwart von Roggenmehl der Einwirkung des Wassers ausgesetzt wird, Die ausschliefsende Frist für die Einsendung der Beantwor- tung dieser Aufgabe, welche nach Wahl des Verfassers in deut- scher, lateinischer oder französischer Sprache abgefalst sein kann, ist der erste März 1872. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem Äufseren des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises von 100 Du- caten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen Jah- restage im Monat Juli 1872.* Auf diese Preisfrage ist keine Antwort eingegangen. Die Akademie erneuert dieselbe daher unter den gleichen Bedin- gungen. Die ausschliefsende Frist für die Einsendung der Beantwor- tung ist der erste März 1875. Die Entscheidung über die Zuer- kennung des Preises von 100 Ducaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibniztage im Monat Juli 1875. Aufserdem stellt die Akademie folgende physikalische Preis- frage: vom 4. Juli 1872. 551 Die Erklärung der eigenthümlichen Doppelnatur der Flechten, bei welcher Eigenschaften der Pilze mit solchen der Algen innig verwoben erscheinen, ist neuerlich der Gegenstand einer lebhaften Streitfrage geworden. Schon bei den älteren Lichenologen findet sich eine Anerkennung dieser zweiseitigen Ähnlichkeit in der Mit- telstellung, welche sie den Flechten zwischen Algen und Pilzen anwiesen. Ein bestimmterer Einblick in das doppeltgeartete We- sen der Flechten wurde mit der wachsenden Kenntnifs des anato- mischen Baues derselben angebahnt; in den sogenannten Gonidien (seit Wallroth 1825) wurde eine im Inneren des pilzartigen Hy- phengewebes des Flechtenlagers verborgene algenähnliche (chloro- phyliführende) Zellbildung erkannt, deren Anwesenheit das einzige sichere Unterscheidungsmerkmal der Flechten von den Pilzen bie- tet und nach Linne’s Vorgang als Anhaltspunkt für eine innigere systematische Verbindung derselben mit den Algen benutzt wurde (E. Fries 1831). Wie im vegetativen Gewebe, so wurde später auch im Gebiete der Fructification die Doppelnatur der Flechten nachgewiesen. Die völlige Übereinstimmung der aus dem Hyphen- gewebe hervorgehenden Flechtenfrucht (Apothecium, Spermogonium) mit der Fruchtbildung einer der bedeutendsten Abtheilungen der Pilze, der der Ascomyceten, ist seit lange bekannt und hat selbst Veranlassung gegeben diese Abtheilung der Pilze unter die Flech- ten einzureihen (Schleiden 1842); aber Erstaunen mulste es er- regen, als neuerlich durch Famintzin und Baranetzky (1367) gezeigt wurde, dafs auch die Gonidien gewisser Flechten unter Umständen eine eigene, mit der bei den grünen Algen gewöhn- lichen Zoosporenbildung völlig übereinstimmende Fructificationsform entwickeln. So wurde die Frage immer näher gerückt, ob die Flechten als einheitliche, nur in der Ausbildung ihrer Organe nach zwei Seiten divergirende Wesen, oder ob sie vielmehr als wirkliche Doppelwesen zu betrachten seien, bei welchen Individuen aus zwei verschiedenen Ordnungen der Gewächse sich zu gemeinsamem Le- benshaushalt verbinden. Die grofse Ähnlichkeit, ja völlige Übereinstimmung der Flech- tengonidien mit gewissen Algen und die Thatsache, dafs von der Hyphenbildung des Flechtenlagers befreite Gonidien die Fähigkeit selbstständiger Fortentwicklung besitzen, führte, unter der Voraus- setzung der einheitlichen Natur der Flechten, schon in früherer 552 Öffentliche Sitzung Zeit zu der fast unabweisbaren Annahme, dafs zahlreiche vermeint- liche Algengattungen nur unvollkommene oder gar abnorme Zu- stände von Flechten seien („asynthetische Fehlgeburten der Goni- dien* Wallroth); Famintzin und Baranetzky vertreten auch neuerlich diesen Standpunkt. Von der andern Seite hat zuerst ‘de Bary (1366) und zwar zunächst für die Gallertflechten auf die Möglichkeit einer entgegengesetzten Auffassung hingewiesen, nach welcher die Gonidien als wirkliche Algen betrachtet werden, welche die Gestalt der Flechten dadurch annehmen, dafs gewisse parasitische Ascomyceten sich mit ihnen verbinden. In einer sol- chen auf alle Flechten ausgedehnten Annahme findet endlich Schwendener (seit 1867) die endgültige Erklärung der räthsel- haften Doppelnatur der Flechten. Nach seiner auf vergleichende und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen gegründeten Dar- stellung sind die Flechten Ascomyceten, denen bestimmte Algen als Nährpflanzen dienen, welche von den Hyphen des schmarotze- rischen Pilzes in mannigfacher Weise durchzogen oder übersponnen werden. Zur Vervollständigung des Beweises für die Richtigkeit dieser Auffassung schien nur noch Eines zu fehlen, nämlich die Erziehung einer Flechte durch Aussaat ihrer Sporen auf die goni- dienbildende Alge und dieses Experiment hat Reefs (1871) an einer Art der Gattung Collema mit Erfolg durchgeführt. Obgleich hiermit die neue Lehre im Wesentlichen festgestellt und zum Abschlufs reif zu sein schien, so stiefs sie doch auf viel- fachen Widerspruch und die erfahrensten Lichenologen stehen in den Reihen der Gegner derselben. Sie halten fest an der einheit- lichen Natur der Flechten, da sie in der Ähnlichkeit der Flechten- gonidien mit gewissen Algen keinen Beweis der Identität dersel- ben mit selbständigen Algentypen finden, auch behaupten sie einen genetischen Zusammenhang der Gonidien mit den Hyphen auf Grund eigener Beobachtung (Th. Fries). In Betreff der vollstän- digen Entwicklung der Flechten aus Sporen ohne Zutritt von Al- gen berufen sie sich auf den Erfolg einiger früherer Aussaatver- suche von Tulasne und Speerschneider; die Annahme eines Parasitismus, bei welchem die befallenen Algen nicht zu Grunde gehen, sondern lebenskräftig fortvegetiren, scheint ihnen mit den sonstigen Erfahrungen über das Schmarotzerleben der Pilze unver- einbar. Sollten auch diese und andere Einwendungen der Gegner sich als unbegründet erweisen, so ist doch nicht zu läugnen, dafs vom 4. Juli 1872. 553 die neue Lehre nach vielen Seiten hin bestimmtere Nachweisungen zu ihrer Befestigung bedarf und dafs noch manche dunkle Punkte aufzuhellen sind. Die Akademie wünscht die Arbeiten auf diesem Gebiete zu befördern, indem sie Die Prüfung der Schwendener’schen Lehre vonder Natur der Flechten durch neue Untersuchungen zum Gegenstande einer Preisaufgabe macht. Als einzelne beson- derer Berücksichtigung zu empfehlende Seiten der Aufgabe hebt sie folgende hervor: 1) 2) Die genauere Erforschung der bei Vergleichung mit den Gonidien der Flechten in Betracht kommenden Al- gen, besonders der zahlreichen und noch keineswegs genügend bekannten einzelligen Algenformen, welche als grüne und gelbe Krusten erscheinen und früher unter der Bezeichnung Lepra oder Lepraria zusammengefalst, später in der Algenfamilie der Palmellaceen in die Gattungen Pleurococcus, Protococcus, Cystococcus (= Chlo- rococcum?), Gloeocystis u. Ss. w. vertheilt wurden. Die für manche dieser Gebilde bezweifelte Selbständigkeit sowie der oft behauptete Zusammenhang mit mehrzelli- gen Algenformen (Hormidium und Prasiola) dürften hier- bei einer genauen Prüfung zu unterwerfen sein. Fortgesetzte Untersuchungen über die im Flechten- thallus enthaltenen Gonidien selbst, insbesondere durch zahlreichere Beobachtungen über weitere Entwicklung derselben nach Befreiung von den Hyphen, behufs si- cherer Ermittelung der unter denselben vertretenen Al- gentypen. Die Frage ob sich unter den einer so gro- {sen Zahl von Flechten zukommenden chlorophyligrü- nen Gonidien nicht zahlreichere Typen unterscheiden lassen, als es bisher den Anschein hatte, wäre in Ver- bindung mit der unter No. 1 empfohlenen Untersuchung der ähnlichen, freivegetirenden Algenformen schärfer ins Auge zu fassen. Die Fälle des Vorkommens verschie- dener Arten von Gonidien bei einer und derselben Flechte (Secoliga, Thyrea?) verdienen besondere Beach- tung. 554 Öffentliche Sitzung 3) Anstellung wiederholter Aussaatversuche von Flechten aus verschiedenen Abtheilungen mit und ohne Beigabe der muthmaafslichen Nähralgen, insbesondere von Flech- ten mit chlorophyligrünen Gonidien. Die Arbeit kann in deutscher, lateinischer, französischer, eng- lischer oder italienischer Sprache abgefafst werden. Veranschau- lichung der wesentlicheren Punkte der Untersuchung durch bild- liche Darstellung ist unerläfslich; Beifügung von Präparaten wün- schenswerth. Die ausschliefsende Frist für die Einsendung der dieser Auf- gabe gewidmeten Schriften ist der erste März 1875. Jede Bewer- bungsschrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem Äufseren des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfas- sers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises von 100 Ducaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen Jahrestage im Monat Juli des Jahres 1875. Darauf erstattete Hr. Haupt, als Sekretar der philosophisch- historischen Klasse, Bericht über die von dieser Klasse gestellten Preisaufgaben. Am 2. Juli 1869 wiederholte die Akademie die folgende, schon im Jahre 1866 gestellte Preisaufgabe. “Seit dem Erscheinen des Chronicon Gotvicense sind in fast allen Theilen Deutschlands vielseitige Forschungen über die ältere deutsche Geographie angestellt und, begünstigt durch die erweiterte Kenntniss unserer Geschichtsquellen, nach und nach einem vorläu- figen Abschlusse angenähert worden. Es erscheint tbunlich und wünschenswerth die bisherigen Ergebnisse dieser Forschungen zu- sammen zu fassen. Die Königliche Akademie der Wissenschaften stellt daher als Preisaufgabe eine Übersicht der Ergebnisse der über die Geographie des deutschen Reiches bis auf die Zeit des Kaisers Hein- richs des Fünften angestellten gelehrten Untersuchungen, mit vorzüglicher Beachtung der einzelnen Bestandtheile des Reiches, seiner kirchlichen und weltlichen Eintheilung bis zu den Gauen und ihren Bezirken hinab. Ausgeschlos- vom 4. Juli 1872. 555 sen bleiben die zum langobardischen Reiche gehörigen Länder. ‚Als Grundlage der Arbeit sind die Geschichtschreiber, die Urkun- den, die sonstigen Geschichtsquellen und die darauf gestützten gelehrten Forschungen zu benutzen und Verzeichnisse derselben beizufügen. Erläuternde Übersichtskarten werden gewünscht, aber nicht als Bedingung der Preisertheilung gefordert.” Als ausschliessende Frist für die Einsendung der dieser Auf- gabe gewidmeten Schriften ward der 1. März des Jahres 1872 bestimmt und die Verkündigung des Urtheils auf den heutigen Tag festgesetzt. Rechtzeitig ist eine Preisschrift eingesendet worden, bezeichnet mit folgenden Worten aus den historischen Schriften von J. A. von Schultes, “Indessen gehört die Entwickelung der alten Gaugeschichte immer unter die mühsamsten und undankbarsten Arbeiten”. Die umfängliche Preisschrift besteht aus fünfzehn Bänden und ist von einer Reihe von Karten und Kartenentwürfen begleitet. Der Verfasser hat das urkundliche Material für die Gaugeographie und die politische Eintheilung des älteren Deutchlands, worauf er seine Karten gegründet, mit Fleiss, Sorgfalt und Umsicht gesam- melt. Die Sammlung ist richtig angelegt und wohl geordnet und die wünschenswerthe Vollständigkeit schon nahezu erreicht, wenn auch hin und wieder eine wichtige Quelle noch nicht benutzt ist. Wenn der Verfasser, wie er es in Aussicht stellt, sein Material einer wiederholten Durcharbeitung und Nachprüfung unterwirft, dabei die in der Aufstellung der Namen hervortretenden sprach- lichen Mängel beseitigt und die Sammlung in der bisherigen Weise fortführt und ergänzt, so wird er in nicht allzu langer Zeit ein Werk liefern können, das die beste Grundlage für die weitere und namentlich für die locale Forschung, die hier überall ergänzend hinzutreten muls, abgiebt und eine Lücke ausfüllt, die von allen, welche an der Erforschung der vaterländischen Vergangenheit theil- nehmen, schon lange schmerzlich empfunden ist. Wenn daher auch die Akademie Bedenken getragen hat das Werk in seiner vorliegenden Gestalt zu krönen, so spricht sie doch dem Verfasser die ausgesetzte Summe von Einhundert Ducaten zu, als Anerkennung des Geleisteten und als Ermunterung zur Fort- setzung und Vollendung seiner Arbeit. en 56 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1872. Der Anspruch auf diese Summe erlischt wenn der Verfasser sich bis zum 31. März des Jahres 1873 nicht meldet. Derselbe verlas darauf den von der vorberathenden Com- mission der Bopp-Stiftung, bestehend aus den HH. Kuhn, Lep- sius, Müllenhoff, Weber und Hr. Prof. Steinthal, abgestat- teten Bericht: „Die unterzeichnete Commission beehrt sich hiermit, gemäfs $. 11 des Statuts der Bopp-Stiftung, für die bevorstehende Feier des Leibnizischen Jahrestages folgenden “kurzen Bericht über die Wirksamkeit der Stiftung im verflossenen Jahre und den Vermö- gensstand derselben” zu erstatten. Für den 16. Mai d. J. ist die Verwendung des Jahreser- trages der Stiftung nicht als Preis für vorliegende wissenschaft- liche Leistungen, sondern als Unterstützung wissenschaftlicher Unternehmungen auf dem Gebiete der Sanskrit-Philologie und der vergleichenden Sprachforschung beschlossen, und zwar, unter Zu- sammenlegung der beiden verwendbaren Raten von 300 und 150 Tha- lern, die ganze zur Disposition stehende Summe von 450 Thalern dem Dr. R. Pischel aus Breslau als Beihülfe zu einer Reise nach England behufs Collationirung der dortigen Handschriften der dramatischen Werke Kaälidasa’s überwiesen worden. Der Vermögensstand der Stiftung hat seit dem letzten Berichte keine Veränderung erfahren. Der jährliche Zinsertrag beläuft sich auf 5163 Thlr. Nach diesen Berichterstattungen hielt Hr. Bonitz die Ge- dächtnifsrede auf das verstorbene Mitglied, den langjährigen Sekre- tar der Akademie, Hrn. Trendelenburg. Sitzung der phil.-hist. Klasse vom 8. Juli 1872. 557 8. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Vorgelegt ward die folgende Mittheilung des Hrn. Rödiger: Über drei in der Königlichen Bibliothek zu Berlin vorhandene Blätter zur Ergänzung der zu London im J. 1858 von William Cureton herausgegebenen Bruchstücke einer alten von der Peschittha verschiedenen syrischen Übersetzung der Evangelien. Unter den im J. 1542 von Tattam aus dem syrischen Kloster der Maria Deipara im Thale der Natron-Seen nach England ge- brachten syrischen Handschriften war ein aus mehreren Stücken ver- schiedener Handschriften zusammengesetzter Band der vier Evan- gelien. Eine Notiz am Ende desselben besagt, dafs im J. 1533 der Griechen (d. i. 1222 Chr.) diese wie andere Hss. des Klosters reparirt nnd neu eingebunden seien. In dieser Hs. nun bemerkte W. Cureton 80 Blätter, die nicht den gewöhnlichen Peschittha-Text, sondern eine andere bis dahin unbekannte Übersetzung enthalten. Die Hs. hatte im Additional Catalogue des Britischen Museums die Nr. Add. 14,451 erhalten, in Wright’s Catalog, (I, S. 73 ff.) sieht sie unter Nr. CXIX. Es sind zu jenen 80 Blättern noch einige hinzugekommen, die zum Theil noch von Cureton selbst vereinzelt in andern Handschriften gefunden wurden. In mehreren Stellen sind Worte der Peschittha-Übersetzung übergeschrieben. Cureton erkannte bald das hohe Interesse der bis dahin ganz un- bekannten Übersetzung für die Wissenschaft und beschlofs sogleich, sie durch den Druck zu veröffentlichen. Es kam ihm der Gedanke, ob nicht vielleicht der Matthäus-Text dieser Blätter das aramäische Original des Matthäus-Evangeliums sein möchte, das wäre ein überaus wichtiger Fund. Er liefs die Texte drucken, liefs sie aber mehrere Jahre liegen, bis er sich über das Verhältnifs derselben zur Peschittha, namentlich in Betreff des Matthäus, genauer unter- richtet. Erst im Jahr 1353 veröffentlichte er sie mit einer wört- lichen englischen Übersetzung und einer Vorrede worin er die kri- tischen Fragen behandelt, aber die Entscheidung über die Matthäus- frage Andern überlassen will. Letztere Frage nun ist gewifs nicht zu Gunsten von Curetons Vermuthung zu entscheiden; auch seine Übersetzung der Über- 558 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse schrift des Matthäus „0 La;a20; a, 10] „The distinet gospel of Matthew“ kann ich nicht für richtig halten und glaube vielmehr, dafs Gildemeister das Richtige gefunden hat'), dem auch W. Wright u. A. beistimmen und mit dessen Erklärung Ch. Hermansen unabhän- gig zusammengetroffen ist”), nämlich: Evangelium seleeti Matthaei. Unsere drei Blätter haben aber zu derselben Hs. gehört, aus welcher die Londoner Blätter stammen. Denn 1. wie diese aus dem Marienkloster der Nitrischen Wüste kamen, so auch jene, wie ausdrücklich aus Ägypten berichtet wurde; 2. die Schrift ist ganz dieselbe, s. das Facsimile bei Cureton und bei Land, Anecdota Taf. B Nr. 1, die Druckschrift in Curetons Ausgabe ist grölser; 3. der innere Charakter ist hier und dort derselbe; endlich 4. die Texte unserer Blätter treffen genau in solche Stellen, wo C.s Aus- gabe Lücken hat. Die Mönche haben die Handschrift zerstückelt, weil die darin enthaltene Übersetzung keine Geltung und keinen Werth für sie mehr hatte, da sie durch die Peschittha verdrängt war; in unserer Hs. dienen sie daher nur als Schalen statt eines Einbandes zu den Peschittha-Evangelien, die hier allein den Inhalt bilden sollen. Die Peschittha- Texte lasse ich hier ganz aufser Acht, und lasse nur jene drei Blätter abdrucken, die als Ergänzung der Cu- retonschen Ausgabe ein besonderes Interesse haben. Auch ist es jetzt nicht meine Absicht, von den Eigenthümlichkeiten jener Über- setzung und ihren Abweichungen von der Peschittha zu reden, worüber schon Andere geschrieben haben, wie z. B. Hermansen in der oben angeführten Abhandlung recht gründlich und über- sichtlich. Nur will ich noch bemerken, dafs ich diesen Evangelien- text für einen älteren oder mit der Peschittha ursprünglich gleich- alterigen Übersetzungs-Versuch halte, der — so scheint es mir — unter den östlichen Syrern entstand, der aber durch das wachsende Ansehen der im Westen herrschend gewordenen Peschittha, selbst im Osten (unter den Nestorianern) aufser Gebrauch kam, zumal 1) Gildemeister in der Zeitschrift der DMG. Bd. 13 (1859), S. 472, und dessen Abhandlung De evangeliis in arabicum e Simplici Syriaca trans- latis. Bonn 1865 p. 10, not. 1. 2) Ch. Hermansen, disput. de cod, evangeliorum syriaco a Curetono typis descripto. Havniae 1859 p. 30. [Zu S. 558.] Lucas, Capitel 15. l\or Is ana „maräsl „mas ur 22. nur Ahorn am.va „mazale hi ‚Kam Aurora laarıı walaı am nis alalo adunda 23. ua adıa Kran .duma Kam wa sis Zumı 24. ‚anaohm\ asi.za . sadırda Man rar zaa . Kam Feuta> nur mi> ama 2). | ‚ua win An amır dus hal sie lo wım am .mÄrtıa all; ai ma 26. ‚Kar smur MI DIR near oa ‚wär au ai mura 27. ‚onlao mulo zaı mizulaı am „maar aaa . 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Johannes 7. ma ML a5 ums m Jaa .nchzna 38. .moja (m „arm nis dr hai . nid Alan nam Pisa ua! Js are ar Kam 39. as om) YA Man .m> aom Kun elırd am Aas ra ı\» ‚ua ham Ascher ei ‚zan KZusar har sn) mn eis „mala asmırı nina m na 4. ‚dass am ndm dumhirı .oom rät mau am nm aan „Tr ara Al. ‚sur hr ll m Msn aam „tar 0 mal KT. asha Kran Kam \ 42. war an ml. wii an Aus Fa . Kam.ı . sa ‚dl \, zıas harlla ham hama 43. . MIA am Ham „AMIT acdm Surda 44. rd anal ir ie ‚wnjao Muna ai hal ersı „um aaama 4. snuadudun m ar .enia „am NN etzunda Mn was „m me iz „am\ „rue 46. ‚m Kal Maamıı nm iin 15 em „adun anal ni ami yon 47. .adur an, ‚ns usum na Dann a ui m 48. witan a1. r une alas une ne 49. . „air IANAN aha am Arı am wamıası „aml ar 0. ‚all zz erıra) wur Ruta anal als 51. ‚2a nd ma min Ama nen dur ld m du art near wie 52. an ll m ann wa Johannes 8. Art Marl .zar, .an\ wam zur sah 12. Maar am \ hr „ihsı m .nimlaı mimaı Kassa Kimas m\ warn le dur’ 1mwmmn —— Ir dur enia mi wisrd 19. .ANaIm® ruir ham m\ 6 az Au Kumam Mr „sam „am Tre 14. Mann „mn dan 2701 No ..ormo „m Mir FERNE. 5 \ _' aha nur Sid anna Inder ‚mare as nila udn amd m re „adurm . „adur aLı am ini salz wert gr „adune 15. . rar 7 N mm Murca re\a ı\,» om IsIL auı nZard dr ea 16h. ‚LT „ma Mr ir aan. > dam etal ei rcharmor . asda „ aaduianta ara 17. am MT. siazı aorda ara Na Mrd mo Mar murd 18. ‚ls mw N N „ts 19. vom 4. Juli 1872. 559 man den Text der Peschittha nach guten griechischen Hss. und auch in den syrischen Sprachformen mehr und mehr veränderte und zu verbessern suchte. So findet sich in dem Curetonschen Texte, um nur ein Beispiel anzuführen, noch die alte Pronominal- form au) wir, in der Pesch. überall die jüngere Form ı.'). Daraus und aus ähnlichen Dingen ist aber nicht ohne Weiteres auf das höhere Alter jenes Textes zu schliefsen, sondern nur auf ein hohes Alter (5. oder 6. Jahrh.) der Hs., die wir haben; denn die Form au.) findet sich auch zuweilen in alten Hss. der Pe- schittha, z. B. im Cod. Bodlei. Dawk. 3 (bei Rich. Jones, textus evv. ete. Marc. 9, 28. 14, 58), welche Hs. im 6. oder 7. Jahrh. geschrieben ist. 11. Jul. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Buschmann las über das Verbum der Betoy-Sprache vom rio Casanare. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: L. Hugo, Les Christalloides complexes a sommet etoile. Paris 1872. 8. Annales des mines. Septieme Serie. I, 1. Paris 1872. 8. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen -Wesen im Preufs. Staate. 20. Bd. 1. Lief. u. Atlas mit 8 Tafeln. Berlin 1872. 4. Bulletin de l' Acad&mie royale des sciences, et lettres et des beaux-arts. Nr. 4. 5. Bruxelles 1872. 8. Vierteljahresschrift der Astronom. Gesellschaft. 7. Jahrg. 2. Heft. Leipzig 18942. 8. 1) S. darüber Rödiger in Zeitschr, der DMG. B. 16 (1862) S. 5501. [1872] 39 560 Gesammtsitzung Neues Lausitzisches Magazin. 49. Bd. 1. Hälfte. Görlitz 1872. 8. Friedr. Naumann, Lehrbuch der Geognosie. 3.Bd. 3. Lief. 2. Aufl. Leipzig 1872. 8. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1868. 24. Jahrg. 2. Abth. Berlin 1372. 8. Geschichlo der Wissenschaften in Deutschland. 21. Bd. München 1872. 8. Proceedings of the London mathematical Society. Nr. 45. 46. London 1872. 8. Namen- und Sach-Register zu den Fortschritten der Physik. 1. — 20. Bd. Berlin 1872. 8. Jahrbuch für die Fortschritte der Mathematik. 2. Bd. Jahrg. 1869. 70. 1. Heft. Berlin 1872. 8. 18. Jul. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Weierstrafs las über stetige Funktionen ohne bestimmte Differentialquotienten. Hr. Baeyer, Ehrenmitglied der Akademie machte folgende Mittheilungen: I. In der Gesammtsitzung am 10. Januar 1867 hatte ich die Ehre der Akademie eine kurze Abhandlung über die Veränderlich- keit, welche die Ausdehnungs-Co£@fficienten von Eisen und Zink mit der Zeit erleiden, vorzulegen. — Ich habe seitdem, im In- teresse der Anfertigung von Normal-Maafsstäben, die Sache wei- ter verfolgt und die nachstehenden Untersuchungen ausführen lassen. vom 18. Juli 1872. 561 ‘a. Um zu ermitteln, ob die Besselsche Toise seit einigen 40 Jahren ihre absolute Länge geändert hat, habe ich durch Hrn. Dr. Peters in Altona die Pendelbeobachtungen, die Bessel 1826 in Königsberg und Schumacher 1828 in Gül- denstein angestellt hatten, ganz in derselben Weise wie- derholen lassen, wie Bessel sie angeordnet hatte. Der Direktor der Königsberger Sternwarte, Hr. Professor Dr. Luther, der die Besselsche Toise in Verwahrung hat, stellte dieselbe zu diesen und auch zu direkten Ausdeh- nungs-Versuchen bereitwilligst zur Disposition. Die Kö- nigsberger Beobachtungen wurden 1870, die in Gülden- stein 1871 ausgeführt. Die Rechnungen sind aber noch nicht beendigt. b. Um das Resultat, welches die Pendelbeobachtungen liefern werden, controliren zu können, habe ich im Laufe des Winters und des Frühjahrs auf dem neuen Steinheilschen Fühlspiegel-Comparator zahlreiche Beobachtungsreihen zur Bestimmung der absoluten Ausdehnung von 5 Stäben ma- chen lassen, unter denen sich auch die Besselsche Toise befindet. Dies ist die zweite Bestimmung der absoluten Ausdehnung derselben, die erste hat Bessel 1837 in Kö- nigsberg gemacht. Es wird sich also auch hieraus, und unabhängig von den Pendelbeobachtungen, die Veränderung ergeben, welche der Ausdehnungs-Coöfäicient der Toise seit 1337 erfahren hat. IT. Die zweite Mittheilung, die ich zu machen habe, betrifft den Einflufs, den eine Ablenkung der Lothlinie auf ein Nivellement ausübt. Auf dem Brocken ist die beobachtete Polhöhe um 10” gröfser als die, vom Seeberge her, nach Bessels Dimensionen der Erde berechnete. 3 Meilen nördlich vom Brocken bei Hornburg ist die beobachtete Polhöhe um 4’ gröfser als die berechnete. Nimmt man hiernach an, dafs in einer grölseren Entfernung, etwa in Wol- fenbüttel, Beobachtung und Rechnung wieder übereinstimmen, so stellt sich heraus, dafs zwischen Seeberg und Wolfenbüttel eine nördliche Ablenkung der Lothlinie (d. h. eine solche, wo das Ze- 39* 562 Gesammtsitzung nith der Ablenkung nördlicher ist als das normale) in der Weise stattfindet, dafs die nördliche Ablenkung vom Seeberge an allmäh- lich wächst, auf dem Brocken ein Maximum erreicht und dann wieder abnimmt, bis sie in Wolfenbüttel verschwindet. Diese An- nahme gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, dafs Berlin, Göt- tingen und Seeberg keine Ablenkung der Lothlinie erkennen las- sen. In Gotha und Wolfenbüttel befinden sich Höhenmarken des Präeisions-Nivellements, welches das geodätische Institut ausführen läfst. Wenn nun wirklich zwischen Gotha und Wolfenbüttel nörd- liche Ablenkung vorhanden ist, die auf dem Brocken ihr Maximum erreicht, so mufls ein Nivellement von Gotha über den Brocken nach Wolfenbüttel geführt, hier eine Abweichung der Höhe gegen die Höhemarke ergeben, welche dem doppelten Einflufs der Ab- lenkung von 10” gleich kommt. Um dies praktisch zu untersu- chen, wird Hr. Professor Börsch in den nächsten Monaten das er- wähnte Nivellement ausführen, und ich hoffe, der Akademie im Herbst über das Ergebnifs Bericht erstatten zu können. Hr. Weber gab einige „Nachträge“ zu seiner Abh. über das „indische Schachspiel“ (s. das Februarheft dieses Jahr- gangs d. Monatsberichte p. 59 ff). Zunächst habe ich zu bemerken, dafs ich den „Rädhacant“, von welchem Sir W. Jones das Material zu seiner Abhandlung erhielt, jedenfalls irrthümlich mit Rdja Rädhäkdnta Deva, dem Vf. des (abdakalpadruma, einstigem Ehrenmitgliede unserer Akademie, identificirt habe. Jener Rädh. wird von Jones (As. Res. 2,161) als „my friend“ bezeichnet, und war damals, ebenso wie „his preceptor* Jagannath, „employed by government in compiling a digest of In- vom 18. Juli 1872. 863 dian laws“ (As. Res. 2, 165)'). Nach der im Eingange des achten Bandes (erschienen 13857) des Cabdakalpadruma befindlichen Nach- richt über die Familie seines Vfs. aber war dieser geboren (ake 1705 AD 1783°), somit als Jones starb (1794) erst elf Jahr. Anzunehmen, dafs diese Angaben, die noch bei Lebzeiten Raja Raäadhaäkanta Deva’s, zehn Jahre vor seinem Tode (er starb 19. April 1867), erschienen, irrig seien, wäre jedenfalls ein Unding! Es liegt überdem noch ein direktes Zeugnils für ihre Richtigkeit vor. Wilson in der Vorrede zum Sanskrit Dictionary (Calc. 1819, s. jetzt auch dessen Seleet Works 5, 235), nennt den Vf. des Qabdakalpadruma „a young native gentlemen“, was auf einen Mann von 36 Jahren ganz leidlich palst. — Wer war nun aber jener „Radhacant“, der „Freund“ von Sir W. Jones? Ich hoffe darüber aus Indien, wohin ich mich deshalb gewendet’), noch speciellere Auskunft zu erhalten. Sodann verdanke ich der gütigen Mittheilung meines verehrten Freundes Böhtlingk eine verbesserte Auffassung des Wortes gädha, welches danach vielmehr als „hineingetaucht“, in die feindlichen Reihen nämlich, aufzufassen ist. Es hat mich ferner einer der gewiegtesten Kenner der Schach- Literatur, Herr Dr. van der Linde hierselbst, auf eine Stelle im Harivanga aufmerksam gemacht, die sich nach der Übersetzung, welche Langlois in seinen Monumens littraires de l’Inde Paris 1527 p. 145 davon gegeben hat, auf das Schach beziehen sollte. In seiner sieben Jahr später erschienenen Gesammtübersetzung des Harivanga indessen hat bereits Langlois selbst (I, 502, London 1854) diese Auffassung verbessert, und die betreffenden Worte des Textes: bhavan aksheshu kugalah (v. 6727) nicht mehr mit: „vous tes habiles aux echecs“, sondern: „au jeu de d&s“ übersetzt, resp. nur als auf „une espece de Trietrac* bezüglich erklärt. Immerhin bleiben die dortigen Angaben von einem gewissen Interesse. Es ist da- !) so nennt ihn denn auch Jagannätha in der Einleitung zu seinem vivddabhangärnava v. 4. an der Spitze seiner Schüler, s. Colebrooke’s Übers. dieses Werkes (Digest of Hindu law 1796, vol. I p. 1 der Ausgabe von Madras 1864). ?) vänd(5)- mvara(0)- rshi(T)-bhü(l)-mänasamäyam (akabhüpateh | Go- pimohanadevasya goshthipatimahipateh | Orirädhäkäntadeveti nämnd putro "bhyajäyata. %) s. den Indian Antiquary pag. 290. (Bem. bei der Correctur des Obigen.) 564 Gesammtsitzung selbst von einem Spiel mit rothen und schwarzen Würfeln (v. 6744) auf einem achtfeldrigen Brette (ashtäpada v. 6752), dem Damenbrette eben, die Rede. König Rukmin findet, nach den ersten vier Würfen (cdturakshe tu nirvritte v. 6746) eines neube- gonnenen Spieles, den Tod durch seinen Gegner Balardma, den er durch hartnäckige Abläugnung des richtigen Sachverhalts auf- gereizt, und der ihn dann mit dem goldenen ashtäpada zu Boden schlägt. Eine direkte Beziehung auf das Schachspiel soll, nach der Erklärung des Scholiasten Ananta wenigstens (der seinen Commentar im Jahre 1702, leider ist nicht gesagt welcher Aera, also entweder 1646 oder 1780, in Kägi verfalste) in v. 678') der Saptagati des Govardhana, dessen Zeit gewöhnlich in das 12. Jahrh. gesetzt wird?), vorliegen: sö virahadahanadünd mritvd mritvä "pi jivati vardki \ gäri va! kitava bhavatä 'nukülitä pätitäkshena ers N s. B; — süäriva A. „Gequält durch das Feuer der Trennung lebt die Arme, wie oft sie auch (bei jeder neuen Trennung eben gleichsam) hinstirbt, doch (wieder auf), du Bösewicht (eig. Spieler), sobald du sie durch einen Blick deiner Augen wieder begütigst, wie eine cdri* — d.i. eben nach Ananta, wie eine Schachfigur caturangagutikä iva, die, so oft sie auch stirbt, d. i. aufser Spiel gesetzt wird (kridä- ’kshamd), doch im Verlauf des Spielens „durch den Fall der Würfel immer wieder zum Leben kommt (samcaranaksham&d). Ob nun hier wirklich nothwendig gerade an eine Schach- figur zu denken sei, ist jedenfalls sehr zweifelhaft; in demselben 1 1) resp. v. 677 in A, der Text-Ausgabe von Soma Nath Mookerjea, Dacca 1865 (Bengali-Schrift). — Die Ausgabe mit Ananta's Comm. ist in Benares 1868 in Devanägari erschienen (= B.). 2) s. meine Abh. über Häla p. 10n. In v. 755 seiner saptagati erklärt Gov., dafs er dies Werk für seine Brüder und Schüler Udayana und Bala- bhadra verfafst habe. In v. 39 verherrlicht er, leider ohne den Namen des- selben zu nennen, einen Fürsten aus dem Sen «a- Geschlecht (sen akulatilakabhu- pati), u. A. auch als prabhuh prabandhasya kumudabandhog ca, und nach Ananta soll damit Pravarasena, der Vf. des setubandha, gemeint sein (!). vom 18. Juli 1872. 565 Spiele wenigstens kann ja das im Text Gesagte im Schach nur in wenigen Fällen, im gädhd-Falle ete., vorkommen. Unstreitig passen die Angaben des Textes mindestens ebenso gut auf die Steine des Damenspiels, die ja wirklich auch in demselben Spiele wiederholt wieder zur Geltung kommen, wenn nämlich ein ein- facher Stein zur Dame erhoben wird. Oder, wenn man vom Damen- spiel abstrahiren will, für welches eine Verbindung mit Würfeln mir wenigstens nicht bekannt ist, so liegt das Trietrac-Spiel (unser „Puff*) am nächsten, das faktisch mit Würfeln gespielt wird, und bei welchem das Hinauswerfen der Steine (ihr „Tödten“) und das Wiedereinsetzen derselben (ihr wieder zum Leben Kommen) ja gerade das punctum saliens bildet. Dieses Spiel ist offenbar auch in dem bekannten Verse des Bhartrihari (3,43) gemeint, wo es in der That ziemlich deutlich geschildert wird: yatrd 'nekah kvacid api grihe tatra tishthaty athai "ko, yatra ’py ekas tadanu bahavas tatra nai ’ko ’pi ca ’nte\ ittham ce "mau rajanidivasau dolayan dvdv ivd "kshau kälah kalya bhuvanaphalake kridati pranigäraihll „In einem Hause, wo Viele waren, bleibt später nur Einer, und wo nur Einer war, und darauf Viele, da ist am Ende auch nicht Einer. So, die Nacht und den Tag wie zwei Würfel wer- fend, spielt Kdla mit der Kali auf dem Schachbrette der Erde mit Menschenfiguren.* So Böhtlingk Ind. Sprüche! 2294, nach Stenzler. Die hier vorliegende Übersetzung von bhuvana- phalaka direkt durch „Schachbrett der Erde“ ist durch nichts motivirt; phalaka bedeutet nur Brett im Allgemeinen. Das Tric- trac wird eben auch gar nicht auf dem Schachbrette selbst, son- dern auf der innern Seite desselben gespielt, die durch roth- und- schwarz oder sonst wie getäfelte Felder („Häuser* sagt unser Text) bezeichnet ist. Auch im Dagakumädra 70,4, der einzigen Stelle aus der Lite- ratur, wo dem Pet. W. zufolge sonst noch (aufser in den Lexicis) das Wort gdra bis jetzt faktisch vorliegt, sind nach Wilson die Worte: pramddadattagare kitave „by whom a piece was carelessly or badly moved“ auf „the common game of pachis[?] which is played something like draughts or backgammon“* zu beziehen, Es ist resp. auch in jenem Verse Govardhana’s, unter gäri jedenfalls wohl dasselbe zu verstehen, wie in v. 211 desselben 566 Gesammtsitzung Werkes, den ich bereits in meiner Abh. über Hala’s saptagatakam p- 118 angeführt habe: kitava! prapaneitä sä bhavatä mandäksha mandasamcärd vahuddyair api samprati pägakagäri ’va nd ”yati li und den ich nunmehr wie folgt fassen möchte: „Bösewicht (Spieler)! von dir (dem Spott) ausgesetzt’), kommt sie zunächst, mit (vor Scham) langsamen Blicken langsam sich bewegend, auch um viele Gaben nicht wieder, wie eine gdri beim Würfelspiel,* — d.i. wie ein Stein im Würfelspiel (Ananta hat hier nur: päga- kridanagutike’va, nichts vom caturanga), wenn ausgesetzt, bei nie- drigen Würfen (mandapägaih svalpasamkhyävadbhih) langsam (von Haus zu Haus) vorrückt (mandah svalpak samedro, grihäd grihän- taragamanam ydvat), aber auch bei wiederholten Würfen (vahuda ’yair api, vdramvdrapdtanair iti ydvat) nicht zurückkehrt. Die eigentliche Pointe hierbei ist mir allerdings nicht recht klar, ebensowenig wie das tertium comparationis mit dem durch die Schelmerei einstweilen verscheuchten Mädchen sich mir klar gestalten will. Vom Schach indefs kann hier schwerlich die Rede sein. Und zwar um so weniger, wenn man nunmehr die Stelle bei Hala selbst (v. 140 bei Kulanätha), zu welcher Govardhana’s Vers ein Paroli bietet, auf diese Interpretation des Wortes särö (säri) hin, als „Stein im Würfelspiel* ins Auge falst?). Sie lautet: sunahapaürammi gäme hindanti tuha kaena sd väld! päsaasdri vva gharam- gharena kaia vi khajjihai N „Dies Mädchen, das deinethalben in dem an Hunden reichen Dorfe von Haus zu Haus umbherstreift, wie eine „Figur im Würfelspiel“, wird gewils noch einmal gebissen werden.“ Die mir direkt zu Gebote stehenden Commentare (Kulanätha, 1) vancita Glosse in A., präkatyam nit cälita Ananta. ?) zu vgl. ist übrigens auch das im Einzelnen mir allerdings noch un- klare, offenbar verderbte Räthsel über die pdyäsäri in Haeberlin’s Sanskrit Anthology pag. 303. vom 18. Juli 1872. 567 Gangädhara, Sädhäranadeva) lassen hier zwar sämmtlich das Wort pdäsaasäri ganz unerklärt. Der ungenannte Vf. eines in Telinga- Schrift vorliegenden Commentars indessen, ‘dessen Mittheilung ich der Güte A. Burnell’s in Madras verdanke, und dessen Umschrift in lateinische Lettern Prof. Siegfr. Goldschmidt freundlichst für mich übernommen hat, erklärt das Wort, einer gefälligen Mit- theilung des Letztern zufolge, ausdrücklich als: d(y)ütagdrir iva, bezieht es somit eben auf die Steine im Würfelspiel. Ohne Zweifel nun sind in diesem Verse auch die Wörter sunaha u. Ss. w. doppelsinnig zu fassen, theils auf das Mädchen, theils auf die päsaasdäri bezüglich, und es ergiebt sich hieraus, dafs auch diese letztere, „in einem an Hunden reichen Dorfe von Haus zu Haus umherstreift.*“ Unter den Häusern sind da offen- bar die Felder des Brettes, unter dem Dorfe das Würfelbrett selbst, unter den Hunden die Steine des Gegners zu verstehen. Und hier bietet sich nun eine Parallele, die möglicher Weise, wenn weiter durchführbar, noch von erheblicher Tragweite werden kann zur Be- kräftigung meiner Vermuthung (Monatsber. a. a. O. p. 89), dafs „die Entstehung des indischen Schachspieles etwa doch irgendwie durch eine Bekanntschaft mit den abendländischen Spielen, dem ludus latruneulorum [Räuberjagd] nämlich ete., veranlalst* sein könne. Bei den Griechen hiefsen ja nämlich die Steine dieses Spieles zuvss, Hunde, worin S. Birch, Rhampsinitus and the game of draughts p. 14 (1368), ein Zeugnis des ägyptischen Ursprungs des Spieles selbst erkennt, da „some Egyptian draughtsmen have the head of the dog or jackal“. Es kommt dazu, dals auch der Name gäri selbst sich allenfalls als indische Übersetzung eines „Räuber“ bedeutenden Wortes auffassen läfst. Nach Wilson zunächst wird das Wort ausdrücklich auch in der Bedeutung von „fraud, deceit“ überliefert; und seiner Etymologie nach, s. Ujjvaladatta zu Unddis. 4,127 (ed. Aufrecht p. 118), bedeutet es faktisch soviel als hinsra, hurting, hurtful; die reguläre Form dafür ist allerdings gäri'), doch hat es eben als samjnd — und zwar kennt der Text der Unddi sütra es sö Sicher nur als Vogelname; erst Ujjvaladatia fügt die Bedeutung: pägake hinzu!) — langes &. !) Aufrecht übersetzt geradezu: a man at Chess. Dies ist aber durch nichts speciell erhärtet. Auch Böhtlingk zu Hemac. 487 übersetzt gäri etc. irrig direkt als Schachfigur. — Ujjvaladatta lebte nach Aufrecht, preface p: XIV, vermuthlich vor der Mitte des 13. Jahrh., jedenfalls nach AD. 1111. 568 Gesammtsitzung Ergiebt sich aus dem Bisherigen für das Schachspiel selbst nichts erheblich Neues, so habe ich dagegen schliefslich darauf hinzuweisen, dafs das zweite Heft von G. Bühler’s Catalogue of Mss. from Gujarät, das ich soeben erhalte, auf p. 84 ein Werk Namens caturangavinoda aufführt, als im Besitz eines Nilakantha Ranachoda in Ahmedabäd befindlich; und zwar mufs dies Werk ziemlich umfangreich sein, da es als 59 Foll., mit 18 Zeilen auf jeder Seite, enthaltend angegeben ist. Ich habe mich sofort an meinen geehrten Freund Bühler gewendet mit der Bitte um eine Abschrift, und so hoffe ich denn nach einiger Zeit wirklich authen- tischere Nachricht über das indische Schachspiel, als bisher möglich war, geben zu können, Das in dem neusten Heft (II, 1) von Räjendra Läla Mitra’s Notices of Sanskrit Mss. p. 11 unter Nr. 539 aufgeführte Schriftchen: caturangakridanam scheint den dortigen Angaben nach mit dem von mir behandelten Text ganz identisch zu sein. Hr. W. Peters machte eine Mittheilung über eine neue Gattung von Fischen aus der Familie der Cataphracti Cuv., Scombrocottus salmoneus, von der Vancouvers- Insel. Scombrocottus nov. gen. Kopf und Körper verlängert, etwas zusammengedrückt, mit kleinen Otenoidschuppen bedeckt und mit einer ununterbrochenen Seitenlinie. Kopf und Kiemendeckelstücke unbewaffnet, ein Fortsatz von dem Infraorbitalbogen an den Vordeckel gehend. Zwei von ein- ander entfernt stehende Rückenflossen (die erste mit 18 Stacheln, kaum länger als die zweite und die dieser gleichen Analflosse). Bauchflossen an der Brust. Kleine conische Zähne in den Kiefern, dem Vomer und den Gaumenbeinen. Sechs Kiemenstrahlen. Vier Kiemen und fünf Kiemenspalten; freie kammförmige Pseudobranchien. Pförtneranhänge in geringer Anzahl (drei). Eine sehr dünnhäutige Schwimmblase. vom 18. Juli 1872. 569 Diese höchst merkwürdige Gattung bestätigt in auffallender Weise die nahe Verwandtschaft zwischen Scombroiden und Cataphracten, auf welche Hr. Dr. Günther zuerst aufmerksam gemacht hat, ohne in eine der von ihm aufgestellten Gruppen der letzteren hinein- zupassen. Scombrocottus salmoneus n. Sp. B.6.P.1,16; D.18—18; A.18; V.1,5. Habitus forellenäbnlich. Körperhöhe gleich zwei Drittel der Kopflänge und 53 Mal in der Totallänge, ohne die Schwanzflosse, enthalten; Körperdicke zur Höhe wie 1:12. Die Augen liegen seitlich, um ihren doppelten Durchmesser von der Schnauzenspitze und von einander, um drei Durchmesser von der hintersten Spitze des Kiemendeckels entfernt. Das vordere Nasenloch liegt etwas tiefer als das hintere und dem Auge etwas näher als der Schnauzen- spitze. Der Vordeckel wird von der Haut überragt und zeigt, wenn man diese lospräparirt, einen unregelmäfsig wellenförmigen Rand; der von dem Infraorbitale abgehende Fortsatz ist (an dem vorliegenden Exemplare) nieht fest mit dem Vordeckel verbunden. Die weiten Kiemenspalten sind an der Kehle durch einen Isthmus von der Breite des Augendurchmessers von einander getrennt. Die Kiefer reichen gleich weit vor; das hintere Ende des Oberkiefers ragt bis unter den vordersten Theil des Auges. Die Zähne der Zwischen- und Unterkiefer sind klein, an der Spitze abgerundet ‘ und stehen vorn in zwei Reihen. Auch am Vomer und an den Gaumenbeinen sieht man kleine Zähne. Die Zähne der Schlund- knochen erscheinen mehr zugespitzt und die inneren Fortsätze der Kiemenbögen sind kurz und an der Spitze kurzdornig. Die Seiten- linie ist sehr deutlich und verläuft anfangs zwischen dem 1. und 2. Drittel der Körperhöhe, auf dem Schwanze dagegen in der Mitte; die sehr kleinen Schuppen sind kammförmig; auch der Kopf ist ganz mit noch kleineren Schuppen bedeckt. Die erste Rückenflosse beginnt gegenüber der Insertion der Bauchflossen; ihre Länge ist gleich der Entfernung der Schnauzen- spitze von der Mitte des Kiemendeckels; sie ist um # länger als die zweite Rückenflosse, von der sie um mehr als ihre halbe Länge entfernt steht. Die Afterflosse steht der zweiten BRückenflosse gegenüber und ist eben so lang wie diese. Die Schwanzflosse ist 570 Gesammtsitzung vom 18. Juli 1872. gabelförmig. Die Brustflossen sind länger als die Bauchflossen und haben einen einfachen und 16 verzweigte Strahlen. Die obere Kopf- und Körperseite ist bläulich-braun, die untere silberig-weils. Die erste Rückenflosse hat einen dunkeln Rand, die zweite und die Schwanzflosse sind hellgesäumt. Die Brust- flossen sind an der äufsern Seite oben bläulich, unten weils, an der innern Seite in der obern gröfseren Hälfte schwarz, unten weils. Die Bauchflossen und die Analflosse sind weils. Totallänge ohne Schwanzflosse 0'165, mit Schwanzflosse 07191. Vancouvers-Insel; gekauft. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Schriften der Universität zu Kiel aus dem Jahre 1871. 18. Band. Kiel 1872. 4. Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. 14. Band (der neuen Folge 4. Band). Wien 1871. 8. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 24. Bd. 1. Heft. Ber- lin 1872. 8. Sitzungsberichte der philos.-philolog. u. hist. Klasse der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. 1872. Heft 2. München 1872.78. C. Bruhns, Monatliche Berichte über die Resultate aus den meteorolo- gischen Beobachtungen, angestellt in den Königl. Sächsischen Stationen im Jahre 1871. Dresden 1872. 4. J. Körösi, Die Königliche Freistadt Pest im Jahre 1870. Pest 1871. 8. Annales de la societe entomologique belge. Vol. 1—14. Bruxelles 1857— 1871. 8. Vincenzo Lanzillo, Navigazione atmosferied. Genova 1872. 8. Sands, Zones of stars. Waslington 1572. 4. Washington Astr. Observations for 1869. Washington 1872. 4. H. Hipprauf: "Lösung des Problems der Trisection mittelst der Conchoide auf circularer Basis. Sitzung der phys.-math. Klasse vom 22. Juli 1872. Sl 22. Juli. Sitzung der physikalisch -mathemati- schen Klasse. Hr. Rammelsberg las: Über die unterphosphorigsauren Salze. (II. Abhandlung.) I. Die reducirende Wirkung der unterphosphorigen und der phosphorigen Säure. Wie bekannt, zeichnen sich beide Säuren und ihre Salze durch die Eigenschaft aus, gewisse Metallsalze zu redueiren, und zwar insbesondere die des Goldes, Silbers, Quecksilbers und Kupfers. Nach den Angaben, welche hierüber vorliegen, und insbesondere von H. Rose und von Würtz herrühren, scheint es, als sei der Erfolg bei demselben Metall unter Umständen verschieden. Des- halb habe ich diese Reaktionen zum Gegenstand einer Reihe von Versuchen gemacht. Phosphorige Säure und Silbersalze. Nach H. Rose wird eine Auflösung von salpetersaurem Silber durch freie phosphorige Säure sehr bald reducirt; das Silber bildet ein schwarzes Pulver, nimmt aber beim Reiben Metallglanz an. Der Verlauf der Reaktion ist a priori nicht festzustellen; 1 Mol. phosphorige Säure = H’PO? nimmt 1 At. Sauerstoff auf, um Phosphorsäure zu bilden. Es reducirt entweder 2 At. Silber, oder es reducirt nur 1 At. desselben, während Wasserstoff frei wird: H’PO? »2AgN0”: H?O-=!:H?PO% 2H NO?’ 2Ag oder HtPO!:: AgeNDY rs} O =: HSPO° H NO’ Ar, .H. Zur Auflösung von 1,34 krystallisirter phosphoriger Säure wurde ein starker Überschufs des Silbersalzes gesetzt. Das redu- eirte Silber war = 1,604. 572 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Da 1,34 H’PO°® = P 0,5066, so verhalten sich P: Ag — 1:0,92 At., also nahe = 1:1; die Reaktion erfolgt mithin nach dem zweiten Schema, und es mufs sich Wasserstoff entwickeln, obwohl dies nicht besonders nachgewiesen wurde, Phosphorige Säure und Kupfersalze. Die Auflüsungen der letzteren werden durch einen Überschufs der Säure entfärbt, indem Kupferoxydulsalze entstehen. Das phos- phorigsaure Kupferoxyd kann durch Fällung als krystallinisches blaues Pulver erhalten werden, und erfährt nach meinen Ver- suchen‘) unter 100° keine Zersetzung. Nur eine Auflösung des Salzes in freier phosphoriger Säure wird beim Kochen, und auch dann nicht vollständig, reducirt (H. Rose). Kocht man eine Auflösung der Säure mit einem Überschufs von schwefelsaurem Kupfer, so bildet sich nach einiger Zeit eine Fällung von Kupfer von rein rother Farbe. 2,312 der Säure liefer- ten auf diese Art 0,702 Kupfer. Da jene = P 1,063 sind, so verhalten sich P:Ca = 3,09 :1 At., d.h.= 3:1. Mithin haben 3 Mol. der Säure 1 Mol. des Salzes redueirt, wobei nothwendig Wasserstoff frei werden mulfste: 34° PO° ; CaS0* :3H°0 = 30°'P0O# H?’SO% Ca;2H? Ganz anders ist der Erfolg, wenn man statt der freien Säure ein phosphorigsaures Salz anwendet. 2,365 phosphorigsaurer Baryt, bei 200° getrocknet, also H*Ba?P?O’, mit einem Überschufs von Kupfervitriollösung ge- kocht, gaben kein Anzeichen von Reduktion. Nachdem noch etwas Schwefelsäure hinzugefügt worden, und das Erhitzen längere Zeit fortgesetzt war, erschien der schwefelsaure Baryt schwach röthlich, und als er abfiltrirt und mit Salpetersäure behandelt wurde, fanden sich nur 0,012 Cu darin, so dafs gegen 50 At. Ba nur 1 At. Cu reducirt ist. !) Pogg. Ann. 132, 491. vom 22. Juli 1872. j 975 1,452 phosphorigsaure Magnesia (H’Mg’P?O’ + ag) lieferten in gleicher Art, auch nach Zusatz von Schwefelsäure, gar kein metallisches Kupfer. Unterphosphorige Säure und Silbersalze. Unterphosphorigsaure Salze verhalten sich gegen Silbersalze äufserlich ganz ebenso, wie phosphorigsaure Salze. Das gefällte Silber sieht aber nach längerem Erwärmen nicht schwarz, sondern weils aus. 1 Mol. unterphosphorigsaurer Baryt = H!BaP?’O? + aq und 2 Mol. AgNO?° führen zu einer vollständigen Reduktion, so dafs die Flüssigkeit frei von Silber ist. 2 grm. von jenem, 0,9614 Ba entsprechend, und 2,356 AgNO?° gaben 1,416 Ag, so dafs nahezu auf 1 At. Ba 2 At. reducirtes Silber kommen. Als 1,701 des Baryumsalzes, entsprechend 0,8177 Ba, mit einem Überschufs des Silbersalzes erwärmt wurden, hatten sich 3,33 Ag. redueirt. Hier kommen auf 1 At. Ba 5 At. Silber. Endlich wurden 1,293 Baryumsalz = 0,62155 Ba mit der Lösung eines Überschusses von schwefelsaurem Silber behan- delt, und 2,703 Ag erhalten. Auch hier verhalten sich Ba: Ag 123,9 1Al. Man sieht, dafs 1 Mol. unterphosphorigsaurer Baryt im Stande ist, 5 oder vielleicht 6 At. Silber zu reduciren, so dafs im letzten Fall 1 Mol. Wasserstoff frei wird: H?BaP?0?:6Ag NO? :4H?O = 2H?P 0O* 4H N O0? BaN’O° 6Ag ; 2H Unterphosphorige Säure und Kupfersalze. Würtz zersetzte 1 Mol. des Barytsalzes möglichst genau durch Schwefelsäure, und vermischte die filtrirte Flüssigkeit mit der Auf- lösung von 1 Mol. schwefelsaurem Kupfer, und erhitzte rasch auf 100°. Unter Reduktion von Kupfer entwickelte sich Wasserstoff- gas, es bildete sich aber auch etwas Kupferoxydul, welches von 574 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse unterphosphoriger Säure nicht weiter reducirt war, dann auf Zu- satz von Kupfersalz trat abermals eine Wasserstoffentwicklung ein. Würtz hat aber auch gezeigt, dafs bei vorsichtigem Erwärmen der Flüssigkeit auf 50 bis 60° kein Wasserstoffgas frei wird, und sich braunes Kupferhydrür CuH bildet. Wird aber ein unterphosphorigsaures Salz mit einem Über- schufs des Kupfersalzes erwärmt, so erfolgt die Reduktion des Kupfers in der Wärme vollständig, und es entwickelt sich nach H. Rose kein Wasserstoffgas'). Er wandte das Barytsalz an, und erhielt auf 1 At. Ba 4 At. Cu (eigentlich nur 3,5 At., allein der schwefelsaure Baryt war auch nach Behandlung mit Säuren noch kupferhaltig). Hieraus wäre zu schliefsen, dafs H!BaP?O* :4CuSO? :4H?O = 2H?PO% .BaSO* 3H?’SO* 4Cu Ich habe zunächst das Baryumsalz (ohne Zusatz von Säure) mit einem Überschufs von schwefelsaurem Kupfer behandelt, den schwefelsauren Baryt abfiltrirt und die blaue Lösung erhitzt. Erst beim Kochen trat Reduktion ein. 2,02 des Salzes —= 0,878 Cu. Da jene 0,971 Ba entsprechen, so ist Ba: Cu = 1: 1,96 At., oder nahe = 1:2 At. Hier ist folglich nur halb soviel Kupfer wie bei H. Rose’s Versuch reducirt, es hat sich folglich Wasserstoff entwickelt: H*BaP?O% : 2CuSO* :4H?O = 2H?’PO* BaSO' H?’SO* 2Cu;2H? Verfährt man ebenso, fügt aber, ohne den schwefelsauren Baryt abzuscheiden, etwas Schwefelsäure hinzu, so tritt die Reduktion schon unterhalb 100° ein. Mittelst 2,08 Baryumsalz —= 1,00 Ba waren 0,537 Cu reducirt. Hier ist Ba:Cu = 4:5 At., also nahe = 1:1. !) Pogg. Ann. 58, 312. vom 22. Juli 1872. 975 Offenbar ist in diesem Fall die Menge des Wasserstoffs grölser: H:BaP? 0°: 6u8 07240: 2H’PO: BaSO* Cu,3H? Noch genauer ist das Resultat eines anderen Versuchs. 2,078 H*‘BaP?O* + aq = 0,999 Ba gaben 1,69 BaSO* —= Ba 0,994 75.64.0422. Hier ist Ba: Cu’—.1:1 At. Das Kalksalz verhält sich ähnlich. Erwärmt man die Auf- lösung von je 1 Mol. desselben und von CuSO%&, so erhält sie sich selbst beim Kochen einige Zeit klar, worauf plötzlich die Fällung des Kupfers und die Entfärbung der Flüssigkeit eintritt. 3 Grm. H*‘CaP?O* = 0,706 Ca gaben 1,115 Cu. Also Ca:Cu = 1:1 At. Wird aber ein Überschufs des Kupfersalzes genommen, so wird auch mehr Kupfer reducirt, aber auch dann erfolgt die Reduktion erst im Verlauf fortgesetzten Kochens. 3,822 Kalksalz — 0,8993 Ca reducirten 3,412 Kupfer. Hier kommen auf 5 Ca nahe 12 Cu, oder 1: 2,4 At. Die Wasserstoffentwicklung ist dann oft eine sehr stürmische. Das unterphosphorigsaure Natron, bei 200° getrocknet — H’NaPO?, habe ich ebenfalls auf sein Verhalten zum schwefel- sauren Kupfer geprüft. Werden beide in dem Verhältnifs 2:1 Mol. in Lösung erhitzt, so erfolgt erst nach längerem Kochen die Reduktion plötzlich. 3,145 Natronsalz gabeu 1,096 Cu; jene sind — 0,822 Na. Es ist älso Na: Cu = 2:1 At. Setzt man der Flüssigkeit ein wenig Schwefelsäure zu, so tritt die Reaktion schon vor dem Sieden ein. 2,524 Natronsalz — 0,66 Na redueirten 0,95 Cu, d. h. Na:Cu = 2:1 At. Wird das Kupfersalz im Überschu[s genommen, so ist die Menge des reducirten Kupfers doppelt so grols, allein erst nach langem Kochen tritt die Reaktion ein. 2,34 Natronsalz = 0,6116 Na gaben 1,403 Cu, oder Na:Cu = 6:5, d.h. nahe = 1:1 At. [1872] 40 576 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Die unterphosphorigsauren Salze von Blei und von Nickel erleiden nach meinen Versuchen keine Zersetzung beim Kochen ihrer Auflösungen, wie dies in Betreff des letzteren von Würtz behauptet worden ist'). I. Unterphosphorigsaures Ammoniak. Die sehr dünnen Blättchen des Salzes sind zweigliedrige Com- binationen der Flächen a und b, deren letzte die herrschende ist und eines Rhombenokta&@ders o, an welchen berechnet beobachtet (2A = *146° 20’ o op er De ke —= 125. 36 — *148 30 b= 106 50 .Ss40729 so dafs a:rb:c = 0,339 :1::.0,665. Sehr vollkommen spaltbar nach a. Sie zerflie[sen, erhalten sich aber über Schwefelsäure unver- ändert. 1,193 gaben nach der Oxydation durch chlorsaures Kali und Chlorwasserstoffsäure 1,602 Mg°P?O' = P 0,4474. Das Salz ist also wasserfrei. 1) Ann."Chem. Ph. 58, 55. ee vom 22. Juli 1872. 577 H’AmPO? berechnet gefunden aa: 2, 214 IH? —18 1°.21,69 1 37,35 37,90 20 = 32 38,55 83 100 | Beim Erhitzen von 2,355 In einer Platinretorte entwickelte sich zuerst Ammoniak, dann Phosphorwasserstoff, welcher erst zu- - letzt selbstentzündlich war. Nach schwachem Glühen blieben 1,3 eines klaren Glases, aus welchem 1,7 Mg’P?O’ = P 0,47477 erhalten wurden. Hieraus läfst sich schliefsen, dafs 1 Mol. Pyro- und 2 Mol. Metaphosphorsäure zurückgeblieben sind; es müssen B7R’O" DIE a0) — we en - - VA re a - “ 1 \ Mc r \ x 580 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Wir haben also j Ta 40,46 a 2 , Nb 9,22 9,8 | 33,9 | W 2,00 1,1 1.9 | Sn 0,94 0,8 X 891 14,4 - Er 6,27 5,6% 22,2 | Ce 2,02 3 02..72.342,.300,. 0,8 | 40 | Fe 3,15 5,6 6,9 U 1,52 1,3 - Es ist mithin „ B::T3,:Nb, W, Sn = 1:85 W.. u. Ta, Nb.=4; 1:16, W:Snı =1:15; Nb:Ta=1:2 Das Tantalat und Niobat des Y. stehen zwischen dem nor- » malen RTa?O* des Tantalits und Niobits, Polykrases, Äschynits, Wöhlerits und gewisser Pyrochlore und dem Drittel-Tantalat » (Niobat) R’Ta?O° des Fergusonits; es ist Halb- Tantalat (Niobat) | h-13°0%,..B’ 5:07 Da es sich aber in isomorpher Mischung mit dem entsprechen- „ „ den Wolframiat R’WO?° und dem Stannat R’SnO* befindet, so kann R: Ta, Nb, W, Sn nicht = 1:1 sein. Aus dem gefundenen Atomverhältnifs der letzteren ergiebt sich die Formel 4R? Ta? 0! 10R? Ta? O0’ ü ee 5R?Nb?O’ [ir wos oder nahe RBw 0: 4R?Sn O* R?Sn O* wonach R:: Ta ete. = 1: 0,9 sein muls. 2 Ä vom 22. Juli 1872. 581 Ich habe diese den Pyrophosphaten entsprechende Sättigungs- stufe bisher blos in einigen Pyrochloren angenommen, und sie im - Samarskit vermuthet. Der accessorische ‚Wassergehalt beträgt etwa 1 Mol. gegen 1 At. R. Nordenskiöld’s Unterscheidung des Yttrotantalits von dem mit ihm früher verwechselten Fergusonit (zu welchem jedoch auch der gelbe Y. gehört) ist also vollkommen begründet, die Heteromorphie der Tantalerze ist um ein Glied vermehrt und meine Vermuthung, es könnte eine Verwechslung mit Tantalit zum Grunde liegen, war unbegründet. Verglichen mit dem Fergusonit, zeigt der Y. noch mehr Ta als der graue F., vor allem aber nur etwa 20 p. ©. der Oxyde der Y.- und Cc.-Metalle. Hr. W. Peters machte eine Mittheilung über einige von Hrn. Dr. A. B. Meyer bei Gorontalo und auf den Togian- Inseln gesammelte Amphibien. 1. Crocodilus porosus Schneider. — Gorontalo. 2. Chelone viridis Schweigger. — Gorontalo. 3. Lophura celebensis.n. sp. Schwarz, Körperseiten schön gelb mit eingesprengten schwarzen unregelmäfsigen, oft zusammenfliefsenden Flecken. Die einzelnen zerstreuten grolsen Schuppen der Körperseiten z. Th. fast so grofs wie das Trommelfell.e. Die Schuppen der Bauchseite sind meist länger als breit, am hintern Rande mit einem oder zwei Aus- schnitten und daher zwei- bis dreispitzig. Das einzige Exemplar ist ein ausgewachsenes Männchen und hat daher den Kamm auf der Schnauze sowie den Schwanzkamm und die mittleren Rücken- schuppen sehr entwickelt. Ungefähr 12 Schenkelporen jederseits in unterbrochener Reihe. ei et rs 582 Sitzung der physikalisch-mathematischen» Klasse Totallänge 0%945; Kopf 09085, Schwanz 0760, Vorderextr. 0”150, Hinterextr. 09235; Höhe des Schwanzkammes 0”075. Hr. Dr. Meyer traf Männchen und Weibchen zusammen am ‘Ufer des Flusses von Posso in der Bai von Tomini. Es ge- lang ihm aber nur das Männchen zu erlegen, für welches er den vorgesetzten Namen in Vorschlag brachte. Es soll diese Art nach ihm im nördlichen Celebes nicht vorkommen, dagegen im südlichen Theile häufiger sein. 4. Monitor (Hydrosaurus) salvator Laurenti. Diese weit verbreitete Art findet sich nach Hrn. Dr. Meyer auf der Insel Celebes bei Gorontalo, aber nicht auf den Togian- Inseln. 5. Monitor (Hydrosaurus) togianus n. Sp. In dem Habitus, der Schwanzbildung, der Form und Lage der Nasenlöcher, der Entwicklung einer Reihe gröfserer Supraorbital- schilder sich nahe an M. salvator anschliefsend, aber mit merklich gröfseren Schuppen, von der Kehlfurche bis zur Inguinalfurche an- statt 90, nur 74 Querreihen bildend. Aufserdem sind die Supra- orbitalschilder in ihrer Richtung von vorn nach hinten viel mehr entwickelt, als bei jener Art. Oben ganz schwarz, viele Schuppen mit einem gelben Punkt auf der Endspitze, sonst ohne jede Andeutung von Längs- und Querbinden oder ocellenförmigen Zeichnungen. Unterseite schmutzig gelb, mit schwarzen Querbinden unter dem Kopf und der Brust, welche auch unter dem Bauche unregelmäfsiger und verwaschener zum Vorschein kommen. Auf der Unterseite des Schwanzes tritt das Schwarze anfangs mehr auf den Schuppenrändern auf, und nimmt dann immer mehr zu, so dafs die gröfsere Endhälfte des Schwanzes ganz schwarz erscheint. Auch ist an dem Schwanze keine Spur von Querbinden zu erkennen, die bei noch viel grölseren Exemplaren von M. salvator sichtbar sind. Das gröfste der beiden mir vorliegenden Exemplare ist 1'125 lang, von der Schnauzenspitze bis zur Cloake 043. Hr. Dr. A. B. Meyer hat diese Art auf den Togian-Inseln (Timotto) entdeckt. 6. Euprepes (Tiliqua) carinatus Schneider. — Gorontalo. 7. Euprepes (Mabuya) cyanurus Lesson. — Togian-Inseln. | 1 1 j e vom 22. Juli 1872. 583 8. Euprepes (Mabuya) bitaeniatus Ptrs.(Monatsbr. 1864. p.53.) Gorontalo. 9. Lygosoma (Hinulia) fasciatum Gray. Diese ebenfalls von den Philippinen bekannte Art hat die beiden mittleren Rückenschuppen breit, aber zugleich sehr kurz. 10. Lygosoma (Cophoscincus) quadrivittatum Ptrs. (Monatsber. 1867. p.19.) — Gorontalo. Der angeführten Beschreibung ist hinzuzufügen: Körper- schuppen in 13 bis 20 Längsreihen. 11, Python reticulatus Schneider. — Gorontalo. 12. Elaphis melanurus Schlegel, var. celebensis. — Go- rontalo. 13. Elaphis nyctenurus Schlegel. — Gorontalo. Das einzige kleine Exemplar hat nur ein Anteorbitale, wie auch eins der beiden von Hrn. Schlegel erhaltenen typischen Exemplare der Berliner Sammlung. 14. Psammodynastes pulverulentus Schlegel. — Togian Inseln. 15. Dendrophis pietus Boie. — Gorontalo. 16. Dendropkis terrificus n. Sp. Kopfschilder kürzer, sonst aber ganz ähnlich, wie bei D. cau- dolineatus, dem sie auch in der Kielung der Bauch- und Unter- schwanzschilder gleicht. Körperschuppen in dreizehn Reihen, die der mittleren Reihe kaum gröfser oder nicht gröfser, mit einer oder zwei Endgrübchen. Oben olivengrün, die einzelnen Schuppen mehr oder weniger schwarz gerändert. Eine breite schwarze Binde von dem Nasale durch das Auge gehend und sich entweder bald am Halse verlierend oder zwischen der zweit- und drittuntersten Schuppenreihe bis zum Schwanze und auf demselben über der un- tersten Schuppenreihe bis ans Schwanzende gehend. Gleich hinter dem Kopfe entsteht eine schwarze Linie, welche am Rande der Bauchschilder und nachher der Subcaudalschildchen bis zum Schwanz- ende verläuft. Die von diesen beiden Linien eingefalsten Theile - der beiden untern Schuppenreihen goldgelb oder grüngelb. Unter- 584 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse seite grünlichgelb, eine schwarze Mittellinie von dem Anale bis zu der Schwanzspitze. Das einzige Exemplar dieser Art von Gorontalo ist noch jung und nur 0'%315 lang. Es hat 179 Bauchschilder, 1 getheiltes Anale und 92 Paar Subcaudalia. Mehrere schöne grofse ausgewachsene Exemplare derselben besitzt unser Museum dagegen durch Hr. Dr. F. Jagor von den Philippinen, welche von mir früher (Monatsber. Berl. Akad. 1861 p: 688) zu D. caudolineatus gezogen worden, welcher Art sie auch aufserordentlich nahe steht. Eins derselben hat 179 Bauchschilder, das getheilte Anale und 103 Paar Subcaudalschilder. Nicht allein der Kopf und dessen Schilder, sondern auch die Körperschuppen sind merklich kürzer als bei D. caudolineatus von Borneo. Nach Hrn. Dr. Jagor wird diese Schlange so wie der ihr ähnliche D. pietus von den Bewohnern der Philippinen als „re- morana“ mit dem gröfsten Entsetzen betrachtet, da sie diese ganz unschädlichen schönen Thiere für die allergiftigsten halten. Ohne Zweifel werden sie mit den giftigen, ebenfalls auf Bäumen leben- den grüngefärbten Arten der Gattung Tropidolaemus verwechselt, obgleich diese durch ihre plumpe Körperform und den breiten Kopf auf der Stelle von ihnen zu unterscheiden sind. Denn schlanke, den afrikanischen Dendraspis ähnliche giftige Baumschlangen sind bisher wenigstens nicht in den asiatischen Regionen beobachtet worden. 17. Chrysopelea ornata Shaw. — Gorontalo. 18. Dipsas irregularis Merrem. — Gorontalo. 19. Tropidolaemus subannulatus Gray var. celebensis. — Siao, Sangi-Inseln. 20. Rana macrodon Dum. Bibr. — Gorontalo. 21. Rana tigrina Daudin. — Gorontalo. Ein einziges ganz junges Exemplar, welches mir wegen der Zehenbildung, der Schwimmhäute und des einzigen Metatarsaltuber- kels zu dieser Art zu gehören scheint. 22. Bufo celebensis Schlegel. — Gorontalo (Sumalatte). vom 22. Juli 1872. 585 23. Ixalus natator Günther. — Gorontalo. Drei kleine Exemplare. 24. Calohyla‘) celebensis Günther. — Gorontalo?). Derselbe berichtete über drei neue Schlangenarten (Calamaria bitorques, Stenognathus brevirostris und an gemianulis) von den Philippinen. 1. Calamaria bitorques n. sp. Fünf Supralabialia, zwei Paar Submentalia ohne Zwischen- schuppe, das vordere Paar an das Mentale stofsend. Rostrale mit 1) Hr. Gray schreibt „Kaloula“, ohne Zweifel aus Kados und Ayla gebildet, daher scheint es mir richtiger, den‘ Namen latinisirt in „Calohyla“ anstatt-in „Callula“ umzuwandeln. ?2) Von dem Museum zu Leiden hat unsere Sammlung zwei Arten von Batrachiern erhalten, welche aus Manado stammen: 1. Limnodytes chalconotus Schlegel. 2. Limnodytes celebensis Schle'gel n. sp. Schnauze verlängert wie bei L. erythraeus (=! Rana gracilis Graven- horst), eine starke Drüsenwulst längs jeder Rückenseite und ziemlich grofse zahlreiche Tuberkeln an der Körperseite. Trommelfell so grofs wie das Auge. Vomerzähne in zwei kleinen Haufen zwischen den Choanen. Erster Finger so lang wie der vierte. Oberseite der Oberschenkel mit kleinen Tuberkeln. Vierte Zehe (mit dem Mittelfuls) von halber Körperlänge. Die Schwimmhäute gehen bis an die Basis des letzten kurzen Gliedes der fünften Zehe und eben so weit an die äulfsere Seite der 2. und 3. Zehe, lassen da- gegen die 2. Phalanx der ersten Zehe, die innere Seite der beiden Phalangen der zweiten Zehe und dieselbe Seite der dritten Zehe mit Ausnahme des ersten Drittels der ersten Phalanx frei und gehen an der vierten Zehe nur als ein schmaler Saum bis ans Ende der zweiten Phalanx. Oberlippe und drüsige Erhabenheiten hinter dem Mundwinkel silber- weils. Grundfarbe bräunlichgelb, auf dem Rücken zwei Reihen unregel- mälsiger dunkler brauner Flecken auf erhabenen Hautwülsten und die Extre- mitäten mit dunklen Querbinden. 586 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse einem spitzen Winkel nach oben tretend. Körperschuppen in 13 Längsreihen, 176 Ventralia, 1 einfaches Anale, 14 Paar Subcaudalia. Oben braun, die Schuppen dunkelgerandet und sparsam mit schwarz besprengt, auf dem Nacken und auf dem Halse eine dunklere schwarzgeränderte Querbinde; hinter derselben noch einige unregelmäfsige Querlinien schwarzer Punkte. Philippinen; gekauft. 2. Stenognathus brevirostris n. Sp. Im ausgewachsenen Zustande oben einfarbig dunkelbraun, unten bräunlich gelb, die Bauch- und Subcaudalschilder mit einem feinen dunkleren Randsaum. In der Jugend ist der ganze Oberkopf mit Einschlufs der Augen und dem grölsten Theil der Parietalschilder schwarz, die Unterseite des Kopfes, die hinteren Oberlippenschilder, die Schläfengegend und die ganze Nackengegend bis zur fünften Querreihe der Schuppen gelbweils; der ganze übrige Körper ist von breiten schwarzen Querbinden oder vielmehr, da die nach oben zugespitzten gelbweilsen Zwischenräume auf der Mitte des Rückens nur selten zusammentreffen und alternirend stehen, von einer breiten bis zu den Bauchschildern herabsteigenden Zickzackbinde bedeckt. Der Kopf erscheint kürzer als bei ‚St. modestus, das Rostrale breiter und weniger vertieft, die Internasalia sind fast so breit wie lang, es sind nur 7, anstatt 3 Supralabialia vorhanden, von denen das 4. und 5. ans Auge stolsen, die beiden Nasalia bilden unten zusammen einen graden Rand und keinen zwischen das 1. und 2. Supralabiale eindringenden Winkel, das Frenale ist merklich kürzer (und bildet ausnahmsweise auf der rechten Seite des jungen Exem- plars ein besonderes Anteorbitale), das erste Temporale ist trapezoi- dal und nicht lang gestreckt und das Frontale so wie die Parietalia erscheinen verhältnifsmälsig kürzer und breiter. Körperschuppen wie bei St. modestus, glatt, ohne Endgrübchen und in 15 Längs- reihen. 175 Abdominalschilder, 1 einfaches Anale, 51 Paar Subcau- dalia. Totallänge 02635; Kopf 0%019; Schwanz 0%108. Ein altes und ein junges Exemplar von den Philippinen, gesammelt von Wallis. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit zu bemerken, dafs St. modestus ebenfalls auf den Philippinen von den Hrn. Cuming, nk vom 22. Juli 1872. 987 Jagor und Semper gefunden ist, während die beiden Exemplare des Pariser Museums aus Java stammen sollen. Dieser Fundort scheint mir aber sehr zweifelhaft, da keine andere Sammlung, nicht einmal die von Leiden, dieselbe daher erhalten hat. Denselben Zweifel hege ich in Bezug auf Plagiodon erythrurus und Calamaria Gervaisü, welche auf den Philippinen nicht selten sind. 2. Hemibungarus gemianulis n. sp. Frontale medium länger und spitzer, Frontalia anteriora breiter "und kürzer, hintere Submentalia länger, sonst dieselbe Form und Zahl der Kopfschilder, namentlich auch die sechs Supralabialia und die Temporalia, wie bei Z. calligaster. Kopf vorn weifslich, mit einer durch die Augen herabsteigenden schwarzen Kappe, dahinter die Oceipitalia mehr bräunlich und die Schläfengegend und Unterseite weils (im Leben roth?). Schwarze Doppelringe wechseln dann mit Halbringen ab, so dafs, wie bei Z. calligaster, auf dem Rücken die Ringe und Halbringe nur durch quere helle Zickzacklinien von ein- ander getrennt sind, während am Bauche jedes Ringpaar durch etwa vier Bauchschilder, die zusammengehörigen Ringe, von wel- chen jeder ungefähr zwei Bauchschilder einnimmt, durch ein einziges Bauchschild oder einen Theil desselben von einander getrennt werden. Die Ringe und Halbringe sind viel zahlreicher als bei H. calli- gaster, da sie auf dem Rücken meist nur aus drei Schuppenreihen zusammengesetzt werden. Der Schwanz hat zwei Paar Doppel- ringe und ist sonst ganz weils (roth) ohne schwarze Halbringe. Körperschuppen in 15 Längsreihen; 198 Bauchschilder, 1 ein- faches Anale und 19 Paar Subecaudalschilder. Totallänge 0%60; Kopf 0%015; Schwanz 0034; Körperdieke 0012. Ein ausgewachsenes Exemplar von den Philippinen; ge- sammelt von Wallis. Die vorstehende Art schliefst sich eng an E. calligaster Wieg- mann an, für welche ich bereits früher (Monatsber. 1862. p. 637) die Gattung Memibungarus aufgestellt habe. 588 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse v Hr. A. W. Hofmann las über Synthesen aromatischer Monamine durch Atomwanderung im Molecule. In einer vor etwa Jahresfrist der Akademie vorgelegten Ar- beit!) haben wir, Dr. Martius und ich, gezeigt, dafs die Einwir- kung des Methylalkohols auf das Chlorhydrat des Anilins bei hö- herer Temperatur unter Druck, weit entfernt, ausschliefslich Methyl- und Dimethylanilin zu liefern, wie man früher geglaubt hatte, durch Methylirang der Phenylgruppe die Bildung einer ganzen Reihe von höheren Homologen des Dimethylanilins zu veranlassen im Stande ist. Versucht man, in den Mechanismus dieser Reaction einen Ein- blick zu gewinnen, so scheint der Vorgang der zu sein, dafs die mit dem Anilin verbundene Salzsäure den Alkohol in Methylchlorid ver- wandelt, welches seinerseits zunächst auf die Amidogruppe und alsdann auf die Phenylgruppe des Anilins substituirend einwirkt. Nun sind wir aber gewohnt, bei der Behandlung einer tertiären Base, wie sie nach vollendeter Methylirung der Amidogruppe ent- stehen mufs, mit den Chloriden, Bromiden oder Jodiden der Alko- holradicale zunächst das Salz einer Ammoniumbase auftreten zu sehen, und es mufste daher befremdlich erscheinen, dafs man in diesem Processe niemals quartären, sondern stets nur tertiären Ba- sen begegnete. Unter diesen Umständen lag der Gedanke nahe, das Verhal- ten eines quartären Salzes bei höherer Temperatur unter Druck durch Versuche zu prüfen. Die einfachste Verbindung, welche für diese Versuche gewählt werden konnte, war das Jodid des Trimethyphenylammoniums: C,H,.CH,.CH,.CH,NI. Es scheint für das Verständnifs der im Folgenden anzuführen- den, nicht immer ganz einfachen Operationen von Interesse, als- bald die wesentlichen Ergebnisse dieser Versuche mitzutheilen. Die Umwandlung, welche das trimethylirte Phenylammonium- jodid unter dem Einflusse der Wärme erleidet, läfst sich, wenn man von Nebenreactionen absieht, in folgenden drei Gleichungen zusam- menfassen: !) Hofmann und Martius, Monatsberichte 1871, 435. - vom 22. Juli 1872. 589 Umbildung der quartären in tertiäre Verbindung. C,H,.CH,.CH,.CH,NI = (C,H,.CH,)CH,.CH,;,N.HI. Umbildung der tertiären in seeundäre Verbindung. (C,H,.CH,)CH,.CH,N.HI = [C,H, (CH,),]CH,.HN.HI. Umbildung der secundären in primäre Verbindung. (C,H, (CH,),]CH,.HN.HI = [C,H,(CH,),]HHN.HI. Das trimethylirte Phenylammoniumjodid verwandelt sich also unter dem Einflusse der Wärme zunächst in das Jodhydrat des dimethylirten Methylophenylamins, d. h. des Dimethyltoluidins, die- ses geht bei der weiteren Wirkung in das Jodhydrat des mono- methylirten Dimethylophenylamins, d. h. des Methylxylidins, und letzteres endlich in das Jodhydrat des Trimethylophenylamins oder Cumidins über. Wesen der Reaction ist also Verschiebung der Methylgruppen im Molecule des Salzes. Je nach der Dauer der Operation werden zuerst die Methylgruppe des angelagerten Jod- methyls, dann die in dem Amidrest fungirenden Methylgruppen dem Benzolkerne incorporirt. Man hat also in der Einwirkung der Wärme auf das quartäre Ammoniumjodid ein einfaches Mittel, von der Benzolreihe in die Toluol-, Xylol- und Cumolreihe aufzu- steigen, d. h. allgemein — denn die Reaction läfst sich ja nach den verschiedensten Richtungen hin verwerthen — von kohlenstoff- ärmeren zu kohlenstoffreicheren Reihen überzugehen. Für die Erforschung der im Vorstehenden verzeichneten ein- fachen Reactionen ist eine grofse Anzahl, theilweise recht umständ- licher Versuche nöthig gewesen, welche umsomehr etwas eingehen- der beschrieben werden dürfen, als Kenntnifs der hier eingeschla- genen Methoden bei Untersuchungen ähnlicher Art dem Einen oder dem Andern Zeit und Mühe sparen könnte. Das zu der Untersuchung verwendete Material ist zunächst auf die gewöhnliche Weise durch Methylirung des reinen Anilins mittelst Jodmethyl dargestellt worden, dann aber auch aus fabrik- mälsig gewonnenem Dimethylanilin, welches mir von meinen Freun- den, den HH. Martius und Mendelssohn-Bartholdy in libe- ralster Weise zur Verfügung gestellt und von Hrn. G. Krell für diesen besonderen Zweck schon in den Werkstätten der Fabrik ; ei + ar > x #5 N ” 590 Sitzung der physikalisch-mathemathischen Klasse mit grofser Sorgfalt durch Fractionirung gereinigt worden war. Der Siedepunkt dieses Rohmaterials lag zwischen 192 und 200°. Noch ein Paar Rectificationen und das Product lieferte eine con- stant bei 192° siedende, bei +0.5° erstarrende Flüssigkeit vom Vol.-Gew. 0.9553, welche genau dieselben Eigenschaften, wie das durch Destillation des Trimethylphenylammoniumhydrats gewonnene Dimethylanilin zeigte. Die nach beiden Methoden gewonnenen Basen bilden ein ziemlich leichtlösliches, in wohlausgebildeten vierseitigen Tafeln krystallisirendes Platinsalz, dessen Analyse die Reinheit des Körpers auswies. Theorie. Versuch. Fabrikmäfsig Aus Ammonium- bereitet base gewonnen Platin 30.16 30.26 30.24 Das so dargestellte Dimethylanilin siedet constant bei 192°, was ich hier besonders betone, weil der Siedepunkt dieses Körpers von Hrn. Lauth') irrthümlich zu 202° angegeben worden ist. In den ersten Versuchen über die Einwirkung der Wärme auf das Trimethylphenylammoniumjodid wurde diese Verbindung im absolut reinen Zustande, aus Alkohol umkrystallisirt, angewendet. Später, als die Reaction in grölfserem Mafsstabe studirt wurde, hab’ ich mich begnügt, 1 Mol. Dimethylanilin mit 1 Mol. Jodme- thyl in den Digestionsröhren zusammen zu bringen, und das schnell gebildete Jodid nach dem Zuschmelzen alsbald im Luftbade zu er- hitzen. Ein kleiner Kunstgriff erleichtert diese Operation. Man giefst zunächst das Jodmethyl und dann langsam das Dimethyl- anilin in die Röhre; augenblicklich bildet sich an der Berührungs- fläche der beiden Substanzen ein Pfropf von quartärem Ammonium- jodid, welcher die Mischung der Flüssigkeiten verhindert, so dafs man die Röhre vor der Lampe zuschmelzen kann, ohne von der sonst unfehlbar eintretenden heftigen Reaction behelligt zu werden. Die quartäre Verbindung kann längere Zeit eine Temperatur von 200° aushalten, ohne eine durchgreifende Zersetzung zu erlei- den; beim Erkalten krystallisirt das quartäre Jodid grofsen Theils unverändert, wie man zumal auf Zusatz von Natriumhydrat zu der Lösung erkennt, aus der sich das feste Ammoniumsalz alsbald !) Lauth, Bull. soc. chim. [2] VII, 448. vom 22. Juli 1872. 591 krystallinisch wieder ausscheidet. Wird aber die Verbindung einen Tag lang einer Temperatur von 220 bis 230° ausgesetzt, so zeigt sich die eingetretene Veränderung alsbald beim Erkalten, insofern der Inhalt der Röhren zu einer nur schwach gefärbten, völlig durchsichtigen Masse von Honigconsistenz geworden ist, an wel- cher man keine Spur von krystallinischer Structur mehr wahrnimmt. Werden die Röhren, deren Beschickung in beschriebener Weise amorph geworden ist, von Neuem und diesmal bis zum Schmelz- punkte des Bleis (335°) erhitzt, so erfolgt eine weitere Verände- rung, welche sich dadurch zu erkennen giebt, dafs der Röhren- inhalt beim Erkalten eine harte, grolsstrahlige Krystallmasse von brauner Farbe bildet. Beim Aufschmelzen der stärker erhitzten Digestions-Röhren entwickelt sich eine erhebliche Menge nicht brennbaren Gases. Die Producte, welche sich bei mäfsiger und bei hoher Tem- peratur bilden, sind wesentlich von einander verschieden. Man erkennt dies sogleich, wenn man die in beiden Fällen gebildeten Jodhydrate mit Alkali zerlegt und die freigewordenen Basen durch Destillation in einem Strome Wasserdampf reinigt. Die Leichtig- keit, mit der sich die Amine verflüchtigen, zeigt deutlich, dafs man es in dem einen, wie in dem andern Falle mit quartären Verbin- dungen nicht mehr zu thun hat; allein während man es vergeblich versucht, die bei mäfsig hoher Temperatur gebildeten Basen in krystallisirbare Chlorhydrate überzuführen, erstarren die bei hoher Temperatur erhaltenen auf Zusatz von Chlorwasserstoffsäure augen- blicklich zu schwerlöslichen, gutkrystallisirten salzsauren Salzen. Die bei mäfsiger Temperatur entstandenen Körper charakterisiren sich durch ihr ganzes Verhalten als tertiäre oder secundäre Amine, während die bei hoher Temperatur erzeugten sich unzwei- deutig als primäre Basen zu erkennen geben. Unter diesen Um- ständen empfahl es sich, die bei mäfsiger und bei hoher Tempe- ratur entstandenen Producte gesondert zu untersuchen. Untersuchung der bei mälsig hoher Temperatur gebildeten Amine. Werden die bei 220 bis 230° gebildeten Jodide mit Alkali versetzt, so scheiden sich die Basen als lichtbraunes Öl ab, wel- ches auf dem Alkali aufschwimmt. Im Wasserdampfstrom destil- lirt, liefert dasselbe farblose Amine von aromatischem Geruch, [1872] 41 592 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse welche bei der ersten Destillation zwischen 200 und 280° destilli- ren. Die Spaltung dieses Öls in seine näheren Bestandtheile kann nur durch geduldiges Fractioniren bewerkstelligt werden. Dimethyltoluidine. Wie bei der Scheidung gemischter Flüssig- keiten im Allgemeinen, gelingt auch in dem vorliegenden Falle die Reindarstellung der am niedrigsten siedenden Verbindung am leich- testen. Diese ist eine farblos-durchsichtige Flüssigkeit von 0.9324 Vol.-Gew., welche bei 186° constant siedet. Sie löst sich mit Leichtigkeit in Säuren, bildet aber nur schwierig krystallisirende Salze. Die Zusammensetzung wurde durch die Analyse des Pla- tinsalzes festgestellt, welches in ziemlich leicht löslichen, dünnen spatelförmigen Krystallen von strohgelber Farbe anschiefst; das Salz kann aus Wasser umkrystallisirt werden. Es enthält: C,H; N,PtCl, = 2[(C,H,.CH,)(CH,);N.HC1].PiCl, , wie folgende Zusammenstellung zeigt: Theorie. Versuch. 8 II. IL. 5 C, 216 31.65 31.98 — — — H, 28 4.10 4.12 -». — N, 23 4.10 — — — — Pr d: 28.393 — 29.0. 28.97 2894 Cl, 213 31.22 — = — — 682.4 100.00. Dafs man es hier in der That mit einer tertiären Base und zwar mit einem dimethylirten Toluidin zu thun hatte, ergab sich alsbald bei der Behandlung der Base mit Jodmethyl. Die beiden Körper wirken nicht mehr sehr energisch auf einander ein, allein bei 100° erfolgt die Vereinigung leicht. Es bildet sich eine weilse Krystallmasse, welche aus siedendem Wasser in prachtvollen, im feuchten Zustande an der Luft leicht gelb werdenden Nadeln an- schiefst. Sie schmelzen bei 210°, bei welcher Temperatur auch die Zersetzung beginnt. Unlöslichkeit in Natronlauge charakteri- sirt das Jodid einer Ammoniumbase und zwar des Trimethyltoluyl- ammoniums. Die Zusammensetzung (C,H,.CH,)(CH,),NI ergab sich aus der Jodbestimmung: vom 22. Juli 1372. 593 Theorie. Versuch. I. sIL Jod 45.84 46.03 45.64; sie wurde ferner durch die Analyse des Platinsalzes festgestellt. Letzteres bildet lange, schwerlösliche, orangegelbe Nadeln, deren Farbe sich bei 100° nicht ändert; es enthält: 2 [(C,H,. CH,)(CH,), NC1]. PtCl, Theorie. Versuch. Platin 27.78 27.61. Ungleich gröfsere Schwierigkeiten haben sich der Untersuehung der höher siedenden Fractionen der Umbildungsproducte des Tri- methylphenylammoniumjodids in den Weg gestellt. Hier hat sich die schon früher zum Öfteren gemachte Erfahrung, dafs sich die Amine durch Destillation nicht von einander trennen lassen, von Neuem bestätigt. Das basische Öl, von welchem das beschriebene Dimethyltoluidin abgeschieden worden war, siedete zwischen 187° und 260°, die bei weitem überwiegende Menge war indessen schon bei 220° überdestillirt. Die zwischen 187 — 195° übergehende Menge Flüssigkeit durfte mit Sicherheit als noch zum grolfsen Theile aus dem bereits untersuchten Dimethyltoluidin bestehend angenommen werden, wofür auch Form und Eigenschaften des zum Öfteren dargestellten Platinsalzes sprachen: sie brauchte deshalb nicht weiter berücksichtigt zu werden; ebenso wurden die ganz hochsiedenden Producte für den Augenblick zur Seite gestellt und nur die zwischen 195—220° übergehenden Basen in fünf bis sechs verschiedene Fractionen gespalten. Alle diese Fractionen lösten sich vollständig in Säuren, gaben aber keine krystallisirbaren Salze. Dagegen lieferten sie alle Platinsalze, welche sich aber unter dem Mikroskope zumeist als Gemenge erwiesen. Die Analyse einiger solcher Salze gab Zahlen, welche eben auch auf Gemenge hindeu- teten, im Allgemeinen aber immer den Werthen des Dimethyl- toluidins sich näherten. Es war als ob sich ein Körper von der Zusammensetzung des Dimethyltoluidins durch die ganze Reihe von Fractionen hindurchziehe. Unter diesen Umständen blieb kein an- derer Ausweg, als die Methylirung. Es wurden daher verschie- dene Fractionen und zwar Fractionen von den Siedepunkten 200 — 203 (IT), 203—208 (II), 208—212 (III) und 212—220 (IV) ge- sondert methylirt. In allen diesen Operationen bildeten sich neben \ 41* : ER TEEN u: a 5 ns 594 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse anderen Producten erhebliche Mengen quartärer Jodide, welche sich durch Zusatz von Alkali, Abtreiben flüchtiger Verbindungen im Wasserdampfstrome, Aufnehmen der abgepressten Salzkuchen in Alkohol, Behandlung der Lösung mit Kohlensäure und Umkry- stallisiren leicht rein erhalten liefsen. Sämmtliche so erhaltenen Jodide zeigten eine vollkommene Übereinstimmung in ihren Eigen- schaften; ihre Identität wurde überdies durch die Analyse consta- tirt, welche zeigte, dafs allen die Zusammensetzung des Trimethyl- toluylammoniumjodides zukomme. Das Jodid der Fraction I wurde durch die Analyse zweier dem Jodide entsprechender Platinsalze festgestellt, von denen das erstere aus dem direct bereiteten Jodide, das letztere nach noch- maligem Unikrystallisiren gewonnen wurde. Dem Platinsalze des Trimethyltoluylammoniums 2[(C,H,.CH,) (CH,),N C1].PtC1, entsprechen folgende Werthe: Theorie. Versuch. MR 2; Platin 27.78 27.59 27.67. Die aus den Fractionen II, III und IV entstandenen Jodide wurden durch die Jodbestimmung mit dem Trimethyltoluylammo- niumsalze identifieirt. Ich stelle die gefundenen Jodprocente mit den der Formel (C,H,.CH,) (CH,),NI entsprechenden Werthen zusammen: Theorie. Versuch. Fract. II. Fract. III. Fract. IV. Jod 45.354 45.76 45.91 45,97. Um für die aus diesen Versuchen zu ziehenden Schlüsse eine möglichst sichere Grundlage zu gewinnen, wurde auch noch das Jodid der Fraction III in Platinsalz verwandelt, dessen Analyse ein übereinstimmendes Ergebnifs geliefert hat: Theorie. Versuch. Platin 27.78 27.62. Diese Versuchszahlen lassen keinen Zweifel, dafs man es hier mit einer trimethylirten Toluylammoniumbase zu thun hatte, wel- vom 22. Juli 1872. - 595 che bei der Methylirung nur aus einem in den höheren Fractionen vorhandenen Dimethyltoluidin entstanden sein konnte. | War dies dasselbe Dimethyltoluidin, welches bei 186° siedete, und durfte man annehmen, dafs der beobachtete höhere Siedepunkt fremden Beimengungen zuzuschreiben sei? Oder aber lag in ein zweites isomeres Dimethyltoluidin vor? Um diese Frage zu entscheiden, wurden die sämmtlichen Jo- dide vereinigt, mit Silberoxyd die entsprechende Hydroxylverbin- dung aus ihnen dargestellt und letztere durch Destillation in die tertiäire Base übergeführt. Auf diese Weise wurde ein farblos durchsiehtiges Amin von 0.9568 Vol.-Gew. erhalten, welches die Zusammensetzung des Dimethyltoluidins (C,H,.CH;) (CH), N besitzen mulste.e Umwandlung in Platinsalz, welches ungleich lös- licher ist als das Salz der Base, die bei 186° siedet, und Analyse desselben liefsen in dieser Beziehung keinen Zweifel. Theorie. Versuch. Platin 28.93 29.03. Das so gewonnene Dimethyltoluidin zeigt aber einen gauz an- deren Siedepunkt, als das zuerst erhaltene. Es siedet nämlich constant bei 205°, also 19° höher, als das früher beschriebene und ich betrachte es hiermit für erwiesen, dafs sich bei der Einwirkung der Wärme auf das Trimethylphenylammoniumjodid zwei isomere dimethylirte Toluidine bilden. Das Auftreten des dimethylirten Toluidins in zwei isomeren Modificationen hat übrigens auch durchaus nichts befremdliches. Kennt man ja doch auch das Toluidin bereits in drei Exemplaren, deren jedem ein eigenes Dimethylderivat entsprechen muls. Es war nicht undenkbar, dafs die beiden Dimethyltoluidine dem alt- bekannten starren und dem erst vor einigen Jahren aufgefundenen flüssigen Toluidin entsprechen möchten. Um einige Anhaltspunkte zur Beurtheilung dieser Frage zu gewinnen, war es wünschens- werth, die neugewonnenen Amine mit der Dimethylbase wenigstens eines der bekannten Toluidine zu vergleichen. Da die starre Mo- dification am leichtesten rein zu beschaffen ist, so schien es für ‚den vorliegenden Zweck am geeignetsten, diese Verbindung zu me- RES An 596 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse thyliren. Diesen Versuch haben wir, Hr. Dr. Martius und ich,') schon früher einmal ausgeführt; allein damals war es für unsere Zwecke hinreichend, das Toluidin zweimal mit Jodmethyl zu be- handeln und das so erhaltene Product als Dimethyltoluidin anzu- sprechen. Dieses Product siedete zwischen 207° und 208°; allein der Siedepunkt konnte durch möglicher Weise noch beigemengtes Methyltoluidin verändert worden sein. Es empfahl sich daher, das Dimethyltoluidin nochmals und diesmal aus der Ammoniumbase darzustellen. Das starre Toluidin methylirt sich, wie schon früber gezeigt worden ist, mit grolser Leichtigkeit. Die erste Einwirkung des Jodmethyls vollzieht sich bei gewöhnlicher Temperatur; das Hauptproduct der Reaction ist Methyltoluidin ; es entsteht aber im- mer gleichzeitig ein Toluidin- und ein Dimethyltoluidinsalz. Bei der zweiten Methylirung bildet sich schon eine erhebliche Menge der Ammoniumbase und nachdem der Procels nochmals stattgefun- den hat, ist nahezu die ganze Menge des angewendeten Toluidins in die quartäre Ammonium-Verbindung umgewandelt. Durch Zer- legung mit Silberoxyd und Destillation wurde nun diese in das tertiäre Amin übergeführt, dessen Reinheit aus der Analyse der Platinverbindung erkannt wurde. Theorie. Versuch. Platin 28.93 29.01. Das so erhaltene Dimethyltoluidin ist eine farblose F lüssigkeit von 0.938 Vol.-Gew., welche constant bei 210° siedet, also um 5° höher, als das eine der aus dem Phenyltrimethylammoniumjodid erhaltenen Dimethyltoluidine. Der Geruch des Körpers ähnelt dem der Base vom Siedepunkt 205°, hat aber nichts mit dem Geruch der Verbindung gemein, welche bei 186° siedet. Alle diese ver- schiedenen Dimethyltoluidine können auf — 10° abgekühlt werden, ohne zu erstarren. Darf man nun aus den angeführten Versuchen schliefsen, dafs hier wirklich drei isomere, den drei Toluidinen entsprechende Di- methyltoluidine vorliegen? Die beiden letzteren unterscheiden sich, soweit eben meine Erfahrung reicht, allerdings nur durch die ver- hältnifsmäflsig geringe Differenz der Siedepunkte; aber bei so fein zugespitzter Isomerie darf ein solcher Unterschied nicht unberück- ') Hofmann und Martius, Monatsberichte 1871, S. 442. vom 22. Juli 1872. 597 sichtigt bleiben, zumal wenn man bedenkt, dafs die Siedepunkte der drei Toluidine noch näher zusammenfallen. Für eine völlig befriedigende Klärung dieser Frage ist es aber begreiflich noth- wendig, die Methylderivate auch der beiden andern Toluidine zu erforschen. Bemerkenswerth für die Geschichte der Siedepunkte ist jeden- falls, dafs der Eintritt zweier Methylgruppen den Siedepunkt des starren Toluidins (202°) um 8° erhöht, während der Siedepunkt eines der flüssigen Toluidine (197—198°) um 11° oder 12° herab- gedrückt wird. Erscheinungen dieser Art sind aber in dieser Kör- pergruppe keineswegs vereinzelt. Methyleylidine. Es wurde bereits oben erwähnt, dafs die ver- schiedenen Fractionen der zwischen 195 und 220° siedenden Flüs- sigkeit, bei der Methylirung neben dem Trimethyltoluylammonium- jodide, auch noch andere Verbindungen geliefert haben. Wird das durch die Einwirkung eines Überschusses von Jod- methyl bei 100° erhaltene Product mit Wasser vermischt, so zeigt es sich, dafs neben unverbrauchtem Jodmethyl eine kleine Menge nicht angegriffenen basischen Öles ungelöst bleibt. Der bei der Methylirung unangegriffen bleibenden Basen sind nur wenige Pro- cente, allein sie treten bei allen Fractionen auf, und indem man sie bei den verschiedenen Versuchen sorgfältig sammelte, wurde eine eben hinreichende Quantität der Flüssigkeit erhalten, um ihre Zusammensetzung ermitteln zu können. Diese Flüssigkeit siedet constant bei 196°, kann auf —10° abgekühlt werden ohne zu er- starren und liefert ein in schiefrhombischen Säulen, welche zu messerförmigen Gestalten auswachsen, krystallisirendes Platinsalz, dessen Analyse die Base als Dimethylxylidin [C,H, (CH,),](CH,), N charakterisirt. Theorie. Versuch. Platin 27.78 27.71 Es würde gewagt gewesen sein, auf Grund einer Platinbe- stimmung hin diesen Körper als Dimethylxylidin anzusprechen, wenn nicht die weitere Untersuchung eines zweiten gleichzeitig ge- bildeten Products jeden Zweifel in dieser Beziehung beseitigt hätte. Die von der unangegriffenen Base getrennte wässerige Flüssigkeit enthält, wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, das bereits be- 598 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse schriebene Jodid des Trimethyltoluylammoniums. Versetzt man, um letzteres zu gewinnen, die wässerige Flüssigkeit mit Ätznatron, so zeigt es sich, dafs neben dem Ammoniumjodid noch ein Jod- hydrat in ihr enthalten ist, dessen Amin, durch das Alkali in Frei- heit gesetzt, den ausgeschiedenen Krystallkuchen des Ammonium- salzes durchtränkt. Destillation im Wasserdampfstrom trennt die beiden Substanzen; auf dem überdestillirten Wasser schwimmt die als Jodhydrat vorhanden gewesene Base. Diese Flüssigkeit, deren Menge die des gebildeten Ammoniumjodids nahezu erreicht, hat das Vol.-Gew. 0.9293, und zeigt einen constanten Siedepunkt bei 196°, also genau bei derselben Temperatur, hei welcher die in der Reaction von dem Jodmethyl unangegriffen gebliebene Base siedet, der sie auch, was Geruch und allgemeines Verhalten anlangt, voll- kommen gleicht. Die Verbrennung der Base selbst und die Analyse ihres Platinsalzes führten nun ebenfalls in zweifelloser Weise zur Zusammensetzung des Dimethylxylidins: [C, H, (C H;)s] (C H,);N = Co H,;; N. Theorie. Versuch. Co 120 80.54 80.52 H,; 15 10.06 10.12 N 14 9.40 — 149 100.00. Theorie. Versuch. Platin 27.78 27.74. Die aus dem Jodhydrat abgeschiedene flüchtige Base zeigt in ihrem ganzen Verhalten die Charaktere eines tertiären Amins. Es schien gleichwohl wünschenswerth, den Substitutionsgrad derselben noch durch einen besonderen Versuch festzustellen. Das Amin wurde also mit Jodmethyl behandelt. Hier zeigte sich nun eine eigenthümliche Erscheinung; das Alkoholjodid wirkte selbst bei 100° auf diesen Körper nicht mehr ein, und erst nach vielstündi- gem Erhitzen auf 150° gelang es, eine Vereinigung zu vermitteln, die sich aber stets nur auf einen sehr kleinen Theil der angewen- deten Substanzen erstreckte. Das Digestionsproduct bestand über- wiegend aus Jodmethyl und unverbundener Base. Die kleine Menge Salz, welche sich gebildet hatte, erwies sich als das Jodid einer Ammoniumbase, entstanden durch directe Vereinigung des vom 22. Juli 1872. 599 Amins mit Jodmethyl. Die. gebildete Menge war unzureichend, um Reinigung und Analyse des Jodids zu gestatten; ihre Natur wurde daher durch Umwandlung in ein Platinsalz festgestellt, dessen Analyse zu der Formel des Trimethylxylylammoniumsalzes 2[LC; H,(CH,),](CH;), N cl] .PtCl, führte. Theorie. Versuch. Platin 26.73 26.62. Durch diese Versuche war die neben dem Trimethyltoluyl- ammoniumjodid als Jodhydrat auftretende Base hinlänglich als Dimethylxylidin gekennzeichnet und es war überdies, Angesichts der Sprödigkeit, welche die Base dem Jodmethyl gegenüber ge- zeigt hatte, verständlich, wie sich in der ersten Reaction eine ge- wisse Menge Dimethylxylidin der Einwirkung dieses Agens hatte entziehen können. Falst man die sämmtlichen hier beschriebenen Erscheinungen zusammen, so lälst sich aus ihnen wohl ein Schlufs auf die Zu- sammensetzung der zwischen 195 und 220° siedenden Flüssigkeit ziehen, bei deren Untersuchung sie beobachtet wurden. Als we- sentliche Bestandtheile dieser Flüssigkeit glaube ich Dimethyltolui- din und Methylxylidin, gemischt mit kleinen Mengen von Dimethyl- xylidin, ansprechen zu dürfen. Das Dimethyltoluidin verwandelt sich bei der Methylirung in Trimethyltoluylammoniumjodid und wurde als solches nachgewiesen. Das Methylxylidin war bei dem- selben Processe in das Jodhydrat des Dimethylxylidins übergegan- _ gen und konnte in dieser Form zur Untersuchung gebracht werden. Das neben den beiden Jodverbindungen auftretende unverbundene Dimethylxylidin mufste als solches in der ursprünglichen Flüssig- keit enthalten gewesen sein. Die Bildung des Dimetbyltoluidins und des Methylxylidins bedarf keiner besonderen Erklärung; sie erfolgt durch einfache Atomwanderung im Molecule. C,H,(CH,),NI= (C,H,. CH,) (CH,), N.HI — [(C,H,.(CH,),) CH,.HN.HI Für die Bildung des Dimethylxylidins ist die Zufuhr einer Methylgruppe von Aufsen erforderlich. Es ist indessen schon an- 600 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse gedeutet worden, dafs neben der Hauptreaction verschiedene Neben- reactionen herlaufen, die ich später eingehender zu studiren hoffe. Das fertig gebildete Dimethylxylidin, welches übrigens in verhält- nifsmäfsig unerheblicher Menge auftritt, gehört offenbar einer sol- chen Nebenreaction an. Möglich, dafs als complementares Product Monomethyltoluidin entsteht 2[C,H,(CH,),NI] = (C,H,. CH,) CH,:HN’B3 + [C,H,.(CH,),] (CH,), N.HI, dessen Gegenwart in dem Reactionsproduct bisher nicht erkannt worden ist und auch bei der Methylirung leicht übersehen werden konnte, insofern es sicher, theilweise wenigstens, dabei in die Am- moniumbase übergehen mufste. Neben den beiden Dimethyltoluidinen, Methylxylidin, kleinen Mengen von Dimethylxylidin und wahrscheinlich einer entsprechenden Menge von Methyltoluidin, sind wohl auch noch Spuren methylirter Cumidine in der untersuchten Flüssigkeit vorhanden. Der bis zu 220° steigende Siedepunkt der Flüssigkeit dürfte in der Gegenwart kleiner Mengen solcher Cumidine seine Erklärung finden. Noch mag hier anhangsweise kurz einiger Versuche gedacht werden, zu deren Anstellung die Beobachtung des Dimethylxylidins in der oben beschriebenen Reaction Veranlassung war. Zur Ver- gleichung mit der in angegebener Weise dargestellten dimethylirten Base wurde sehr reines, aus den höher siedenden Fractionen des käuflichen Anilinöls gewonnenes Xylidin vom Siedepunkt 216° mit Jodmethyl behandelt. Das so erhaltene Dimethylxylidin siedete bei 203°, also 7° höher als das aus dem Trimethylphenylammo- niumjodid gewonnene. Von letzterem unterschied es sich auch in- sofern, als es sich weit leichter mit Jodmethyl zu einem quartären Ammoniumsalze vereinigte. Letzteres bleibt oft tagelang flüssig, erstarrt aber dann ganz plötzlich zu einer schönen Krystallmasse des Jodids. Die Reinheit des in diesen Versuchen erhaltenen Dimethyl- xylidins hatte sich aus der Analyse des Platinsalzes ergeben. Theorie. Versuch. Platin 27.78 27,76. vom 22. Juli 1872. 601 Untersuchung der bei hoher Temperatur gebildeten Amine. Es ist bereits oben erwähnt worden, dafs die Umwandlung des Trimethylphenylammoniumjodids unter dem Einflusse ganz hoher Temperatur (beim Schmelzpunkt des Bleis) die Bildung wohlkrystallisirter Jodide bedingt, deren Basen schon bei cursori- scher Prüfung als primäre Amine erkannt werden. Die einzige primäre Base, welche aus dem Trimethylphenylammoniumjodid durch Atomwanderung im Molecule entstehen kann, ist ein trime- thylophenylirtes Monamin, d. h. ein Cumidin. Dies ist denn auch, wie alsbald bemerkt werden mag, das Hauptproduct der Reaction. Es darf aber nicht befremden, dafs bei so extremer Temperatur mehrfach Umbildungen zweiter Ordnung stattfinden, welche mit dem eigentlichen Umsetzungsprocesse theilweise nur noch in losem Zusammenhange stehen. Man erkennt dies alsbald, wenn man den krystallisirten Röhreninhalt mit Wasser behandelt und die stark saure Flüssigkeit im Wasserdampfstrom destillirtt. Mit den Wasserdämpfen verflüchtigt sich ein farbloses Oel, welches zum grofsen Theile aus Kohlenwasserstoffen, theilweise flüssigen, theil- weise krystallisirten besteht. Sie sollen später einer näheren Prü- fung unterworfen werden. Wird die Flüssigkeit in der Retorte nunmehr mit Natriumhydrat erhitzt, so wird eine reichliche Menge von Monaminen in Freiheit gesetzt, welche man zweckmäfsig durch einen kräftigen Wasserdampfstrom übertreibt. Auf diese Weise wird ein farbloses oder schwach gelb gefärbtes basisches Oel er- halten, welches nach dem Trocknen über Ätzkali zwischen 225 und 260° siedet. Beim öfteren Rectifieiren verschieben sich aber die Siedepunkte noch beträchtlich, indem sie einerseits bis zu 208° herabgedrückt werden, andererseits bis über 300° steigen. Der ganz niedrig und ganz hoch siedenden Producte sind jedoch nur geringe Mengen; der überwiegend gröfsere Theil der Basen siedet zwischen 217 und 230°, und je öfter man die gemischte Flüssigkeit fractio- nirt, um so mehr drängen sich die Producte zwischen diesen Tem- peraturgrenzen zusammen. Die primäre Natur dieses Hauptpro- ductes, aber auch sowohl der niedriger, als der höher siedenden Basen, wird sogleich an der Leichtkrystallisirbarkeit und Schwer- löslichkeit der Salze erkannt. In welchem Stadium der Destillation immer man einen Tropfen des Destillats mit Salzsäure oder Sal- 602 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse ei petersäure versetzt, stets erhält man alsbald prächtige, in grofsen Nadeln anschiefsende Chlorhydrate oder Nitrate, deren Lösungen, selbst verdünnt, mit Platinchlorid zu wohlkrystallisirten Doppel- salzen erstarren. Ein anderer Versuch, welcher schnell anzeigt, dafs man es hier durchweg mit primären Aminen zu thun hat, mag hier kurz erwähnt werden. Versetzt man diese verschiedenen basischen Oele mit Benzoylchlorid, so bilden sich unter beträcht- licher Wärmeentwicklung Krystallmassen, aus denen Wasser Chlor- hydrate auszieht, während in Wasser unlösliche, aus Alkohol leicht krystallisirende Benzoylverbindungen zurückbleiben. Keines der zahlreichen secundären und tertiären Amine, welche mir im Laufe dieser Untersuchungen durch die Hände gegangen sind, zeigt dieses Verhalten, so dafs Benzoylchlorid als ein schätzbares, leicht zu handhabendes Reagens auf primäre Basen zu empfehlen ist. Auch auf Zusatz von Chloroform zu den in alkoholischem Kali gelösten Basen erkennt man die primäre Natur derselben aus der Ent- wicklung der charakteristisch riechenden Isonitrile'). Es ist viel Zeit und Mühe darauf verwendet worden, aus der zwischen 217 und 230° siedenden Flüssigkeit, von der ganz er- hebliche Mengen zur Verfügung standen, mehrere Basen von con- stantem Siedepunkt zu isoliren, allein ohne dafs das erwünschte Ziel erreicht worden wäre. Die Analyse zeigt, dafs diese Flüssig- keit die Zusammensetzung des Cumidins [C,H,(CH,),)H; N besitzt, und da sich dieselbe Zusammensetzung erhält, ob man den unteren, mittleren oder höheren Theil dieser Fraction untersucht, so ist man fast versucht anzunehmen, dafs hier verschiedene Cu- midine von fein schattirter Isomerie mit einander gemischt sind. Für die Analyse wurden aus der zwischen 217 und 230° siedenden Flüssigkeit vier Fractionen abgespalten, eine zwischen 217 und 223° siedende (I.), eine zweite, welche zwischen 223 und 225° (II.), eine dritte, welehe zwischen 225 und 228° (III.) und endlich eine vierte später gewonnene, welche zwischen 226 und 228° (IV.) siedete. Keine dieser Flüssigkeiten zeigt bei Abkühlung auf — 10° irgend welche Neigung, starr zu werden. Die vier Fractionen !) Hofmann, Monatsberichte 1870, 767. vom 22. Juli 1872. 603 wurden in Salzsäure gelöst und in die schön krystallisirenden Pla- tinsalze verwandelt. Die Platinbestimmung zeigte, dafs alle diese Salze die Zusammensetzung 2[[C,H,(CH,),JH,N.HC1]. PtCı, besalsen. Theorie. Versuch. Fract. I. Fract. II. Fraet. III. Fract. IV. Platin 283.95 283.94 23.94 28.7 28.81 Die drei ersten Fractionen wurden alsdann in die schönen Chlorhydrate umgewandelt und diese dreimal aus salzsäurehaltigem Wasser unkrystallisirt. Alle diese Salze zeigten denselben Habi- tus, sie konnten alle bei 100° getrocknet werden. Die Chlorbe- stimmung zeigte, dafs sie alle dem Platinsalze entsprechend zu- sammengesetzt sind. Der Formel [C,H,(CH,),]H,N.HC1 entsprechen folgende Werthe: Theorie. Versuch. Fract. I. Fract. II. Fract. III. Chlor 20.69 20.66 20.62 20.81. Aus den Mutterlaugen dieser Salze wurden durch Eindampfen neue Krystallisationen gewonnen, deren Lösungen man wieder in Platin- salze verwandelte. Die Zusammensetzung derselben hatte sich nicht geändert. Theorie. Versuch. Fract. I. Fract. II. Fract. II. Platin 283.93 23.92 23.91 28.89. Als man indessen die Basen aus den Salzen der verschiedenen Fractionen wieder abschied, zeigten sie alle nahezu denselben Siede- punkt 225—227° und das Vol.-Gew. 0.9633, so dafs ich geneigt bin anzunehmen, dafs hier doch nur ein Cumidin vorliegt und dafs die Siedepunktsunregelmälsigkeiten der ursprünglichen Flüssigkeit der Anwesenheit kleiner Mengen fremder Basen zugeschrieben werden müssen. Noch mag hier kurz erwähnt werden, dafs das aus dem Anilin entstandene Cumidin bei der Einwirkung von Sublimat keine Spur von rothem Farbstoff liefert, dafs aber augenblicklich die Bildung 604 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse einer prachtvoll carmoisinrothen Substanz erfolgt, wenn ein Ge- menge von Cumidin und reinem Anilin mit Quecksilberchlorid be- handelt wird. Ich behalte mir vor, über die Natur des so gebil- deten Farbstoffes eines Näheren zu berichten. Ich habe auf Grund des im Vorhergehenden erörterten allge- meinen Verhaltens hin die hier als Cumidin bezeichnete Base als eine primäre angesprochen. So zweifellos diese Auffassung er- schien, so war es gleichwohl wünschenswerth, sie noch durch einen besonderen Versuch zu begründen. Zu dem Ende wurde das Cu- midin, und zwar die zwischen 226—223° siedende Fraction me- thylirt. Die Einwirkung erfolgte schon lebhaft bei gewöhnlicher Temperatur. Da es sich hier nur um Feststellung des Substitu- tionsgrades handelte, so wurde das erste Methylirungsproducet alsbald weiter behandelt. Die zweite Methylirung begann ebenfalls noch bei gewöhnlicher Temperatur, mufste aber im Wasserbade vollendet werden. Die dimethylirte Base, welche auf diese Weise erhalten wurde, zeigte das Vol.-Gew. 0.9076 und siedete bei 213 bis 214°; es ergab sich also hier ebenfalls eine durch den Eintritt der beiden Methylgruppen bedingte Erniedrigung des Siedepunkts. Diese Base läfst sich auf — 10° abkühlen, ohne fest zu werden; wie alle ter- tiären, bildet sie mit den Säuren sehr lösliche Salze, liefert aber ein schön krystallisirtes Platinsalz, dessen Zusammensetzung 2[LC, H,(CH,),](CH,),N. HCI] „PO durch die Analyse festgestellt wurde. Theorie. Versuch. I. II. Platin 95:79 26.61 26.73. Merkwürdiger Weise zeigt das dimethylirte Cumidin dieselbe Abneigung, sich noch weiter mit Jodmethyl zu einem Ammonium- jodid zu vereinigen, welche wir schon oben als Eigenthümlichkeit eines der Dimethylxylidine kennen gelernt haben. Allein während es bei dem Dimethylxylidin, obwohl nur schwierig und äulfserst spärlich, immer noch gelang, eine trimethylirte Verbindung zu ge- winnen, sind alle Versuche mit dem Dimethyleumidin bis jetzt fehlgschlagen. Die Base wurde tagelang im Wasserbade und schliefs- lich selbst bis auf 150° mit Jodmethyl erhitzt, ohne dafs eine Verbindung eingetreten wäre. Diese Unfähigkeit sich noch weiter “ vom 22. Juli 1872. 605 mit Jodmethyl zu verbinden, mufs in irgend einer Beziehung zur Anordnung des Materials im Molecule stehen. Bemerkenswerth ist es jedenfalls, dafs es gerade so wie dimethylirte Xylidine auch dimethylirte Cumidine giebt, die sich mit Leichtigkeit in Ammo- niumverbindungen verwandeln lassen. Wir haben, Hr. Dr. Mar- tius und ich, in der That solche Verbindungen schon früher be- schrieben'). Die in den höheren Fractionen des fabrikmäfsig dargestellten Dimethylanilins enthaltenen dimethylirten Basen ver- wandeln sich ohne alle Schwierigkeit in Ammoniumbasen, müssen also jedenfalls Xylidinen und Cumidinen entsprechen, welche von den durch die Einwirkung der Wärme auf das Trimethylphenyl- ammoniumjodid entstehenden verschieden sind. In welcher Beziehung steht das von mir beschriebene Cumidin mit den bereits bekannten? Der rein methylirten Cumidine sind bis jetzt eigentlich nur zwei genauer charakterisirt worden; es sind dies die beiden Basen, welche sich, die eine von dem sogenannten Pseudocumol (aus Bromxylol und Jodmethyl mit Natrium entstan- den), die andere von dem Mesitilol, ableiten. Das erstere Cumidin ist eine starre, bei 62° schmelzende Substanz, welche somit nicht weiter in Betracht kommen kann. Wahrscheinlich fällt das von mir beobachtete Cumidin mit dem aus dem Mesitilol abstammenden Amin zusammen. Der letztere Körper ist aber bis jetzt nur in aulserordentlich geringer Menge gewonnen worden, so dafs nicht einmal der Siedepunkt bestimmt werden konnte. Ich hoffe im Laufe des nächsten Winters diese Körpergruppe noch etwas ein- gehender zu studiren. Die hier mitgetheilten Ergebnisse laden überhaupt nach ver- schiedenen Richtungen hin zu weiteren Versuchen ein. Zunächst sind noch die Nebenproducte, welche sich in dem beschriebenen Pro- cesse bilden, zu studiren. Dann aber fragt man, werden sich auch die triäthylirten, triamylirten u. s. w. Phenylammoniumsalze in so einfacher Weise unter dem Einflusse der Wärme umordnen? Oder man versuchte, indem man von bereits höher gegliederten pri- mären Basen, also vom Xylidin, Cumidin und selbst von Basen wie Naphtylamin, ausginge, die Gränze zu erreichen, bis zu wel- cher sich die Systeme mit Methylgruppen beladen lassen. Endlich, 1) Hofmann und Martius, Monatsberichte 1871, 435. 3% 606 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse wird sich aus diesen Versuchen ein einfaches Verfahren der Um- wandlung einer Base in das benachbarte höhere Homologon heraus- bilden lassen? Wird man also z. B. Anilin durch Behandlung mit Jodmethyl bei 300° in Toluidin überführen können? Die letztere Frage, welche auch vom industriellen Standpunkte aus nicht ohne Interesse ist, hat mich gegen den Schlufs des Semesters hin zum Öfteren beschäftigt, und ich will schon heute bemerken, dafs der Versuch sie bejahend beantwortet hat. Schliefslich gereicht es mir zu ganz besonderer Freude, der treffllichen Hülfe zu gedenken, durch welche Hr. E. Mylius, Assistent am hiesigen Universitäts-Laboratorium, diese Arbeit ge- fördert hat. Das Geschick, die Sorgfalt und die Ausdauer, mit denen mich dieser talentvolle junge Chemiker bei der Ausführung der beschriebenen Versuche hat unterstützen wollen, werden mir stets in dankbarer Erinnerung bleiben. Hr. A. W. Hofmann las ferner über Umwandlung des Anilins in Toluidin. Während die im Vorstehenden beschriebenen Versuche ausge- führt wurden, hab’ ich noch einige Beobachtungen gemacht, von denen ich der Akademie kurz Anzeige machen möchte, weil ich wegen der Herbstferien diese Untersuchungen auf längere Zeit un- terbrechen muls. Angesichts der über die Einwirkung hoher Temperaturen auf das Trimetbylphenylammoniumjodid eingesammelten Erfahrungen mufste sich naturgemäils die Frage aufwerfen, ob nicht ähnliche Verschiebungen der Methylgruppen, wie sie sich bei der quartären Verbindung gezeigt hatten, auch beim starken Erhitzen tertiärer und secundärer Ammoniumsalze eintreten würden. Der Versuch hat, auf diese Frage, wie bereits am Schlusse der vorhergehenden Abhandlung kurz bemerkt wurde, bejahend geantwortet. Die Erscheinungen gestalten sich im Allgemeinen ganz im Sinne der Auffassung, welche sich aus den früheren Beobachtun- gen herausgebildet hat. Ich beabsichtige, nach den Ferien die hier flüchtig angedeuteten Reactionen eingehend zu erforschen, heute vom 22. Juli 1872. 607 sei es mir nur gestattet, die glückliche Lösung einer Aufgabe zu erwähnen, mit der ich mich in den letzten Jahren häufig, bisher aber stets ohne Erfolg, beschäftigt habe. Die Salze des Methylanilins — die Versuche wurden mit dem Chlorhydrat und Jodhydrat angestellt — lassen sich stundenlang auf 220 bis 230° erhitzen, ohne irgend welche Veränderung zu erleiden. Wird: aber die Temperatur bis zum Schmelzpunkte des Bleis (335°) gesteigert, so tritt die Methylgruppe aus dem Amid- rest in den Benzolrest über; das Methylanilin hat sich in Toluidin verwandelt. C,H,.CH,.HN.HCI = (C,H,.CH,)HHN.HO.. Es ist für diesen Zweck nicht nöthig, das Methylanilin erst im reinen Zustande darzustellen. Vermischt man 1 Mol. Anilin- chlorhydrat mit 1 Mol. Methylalkohol und erhitzt dieses Gemenge mehrere Stunden lang unter Druck auf 230— 250°, so erhält man eine gelbe durchsichtige Harzmasse von Honigconsistenz, welche ihrer Hauptmasse nach aus salzsaurem Methylanilin besteht. 'C,H,. HHN.HCI+ CH,.0OH = C,H,.CH,.HN.HC1+H,0. Einen Tag lang auf 330° erhitzt, hat sich der Röhreninhalt voilständig verändert. An Stelle des durchsichtigen, zähflüssigen Harzes ist eine feste, schön krystallinische Masse getreten; das secundäre Salz hat sich in primäres verwandelt. Die Kırystall- masse löst sich im Wasser fast ohne Rückstand; auf Zusatz von Alkali steigt die Base als braunes Öl auf die Oberfläche der Flüs- sigkeit. Wird die Ölschicht von der Salzlösung abgenommen und im Wasserdampfstrom destillirt, so geht ein farbloses Liquidum über, welches in der Vorlage alsbald zu einer blendend weilsen Masse von Toluidin erstarrt. In dieser Reaction entstehen nur wenige Nebenproducte. Das so erhaltene Toluidin zeigt nach dem Umkrystallisiren aus Wasser den Schmelzpunkt 45°. Es wurde zum Überflusse noch durch eine Platinbestimmung identifieirt. Der Formel 2[(C,H,.CH,)H, N.HC1].PtC1, entsprechen folgende Werthe: Theorie. Versuch. Platin au, ala [1872] 42 Be a. 608 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 22. Juli 1872. Bemerkenswerth ist es jedenfalls, dafs jodwasserstoffsaures Methylanilin auf dieselbe Weise erhitzt, wie das Chlorhydrat, kein starres, wohl aber flüssiges Toluidin geliefert hat. Für den Augen- blick mufs ich es unentschieden lassen, welches der flüssigen To- luidine sich in diesem Falle bildet. Ich werde nun versuchen, ob sich in ähnlicher Weise Homo- loge der Amine anderer Klassen, sowie einiger der in dem Orga- nismus der Pflanzen auftretenden Basen erhalten lassen. Von ganz besonderem Interesse wird in dieser Beziehung die Unter- suchung des Naphtylamins sein. Die Darstellung der methylirten Naphtylamine schien nach einigen Beobachtungen, welche vorliegen, Schwierigkeiten zu bieten; wenn man aber bei mälsigen Tempera- turen arbeitet, so erhält man sowohl das monomethylirte und di- methylirte Naphtylamin als auch die Ammoniumbase sehr leicht. Die Salze dieser Verbindungen zeichnen sich durch ihre besondere Krystallisationsfähigkeit aus; ich habe aber noch nicht Zeit gehabt, die Einwirkung der Wärme auf dieselben zu studiren. Noch will ich hier schliefslich bemerken, dafs auch die Ne- benproducte, welche bei der Einwirkung der Wärme auf das tri- methylirte Phenylammoniumjodid entstehen, nicht ohne ein gewis- ses Interesse zu sein scheinen. Schon hab’ ich aus der kleinen Menge ganz hoch siedender Basen, welche bei 335° entstehen, ein prachtvoll krystallisirendes Amin abgeschieden, welches nach der Analyse des Chlorhydrats und des Platinsalzes die Zusammen- setzung C,H,N besitzt, und sich bei näherer Untersuchung wahrscheinlich als [C,(CH;,),]H,N ausweisen wird. Endlich tritt in dieser Reaction auch noch ein schön krystal- lisirender Kohlenwasserstoff auf, welcher bei 136° schmilzt und zwischen 230° und 240° siedet. Einige Verbrennungen dieses Kör- pers, welche jedoch noch weiter bestätigt werden müssen, führen zu der einfachen Formel C,H,, welche sich vielleicht zu CH, = G,(CH;), verdreifachen wird. Gesammtsitzung vom 25. Juli 1872. 609 Darf man diesen Kohlenwasserstoff wirklich als sechsfach 'me- thylirtes Benzol ansprechen? Wäre dem so, so mülste die Oxy- dation desselben Ergebnisse liefern, welche einer näheren Erfor- schung wohl würdig wären. 25. Jul. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lepsius las: Die Aethiopischen Sprachen und Völker zwischen Aegypten, Abyssinien und den Ländern der Negervölker. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de lacademie des sciences de Petersbourg. Vol. XVII, No. 1—3. Petersbourg 1872. 4. 'Memoires de l’academie des sciences de Petersbourg. Vol. XVII, No. 11. 12. Vol. XVIII, No. 1—7. Petersbourg 1872. 4.. Rig-Veda Sanhita, edited by M. Müller. London 1872. 4. Memorie dell’ istituto veneto. XVI, 1. Venezia 1872. 4. Atti del medesimo. Venezia 1872. 8. Bruck, Magnetisme du globe. Paris 1866. 8. Smits, Die Spiegel van Sassen. (Amst. 1872.) 8. « . en 2 A P. + w’ MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. August 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr Kummer. 1. August. Gesammtsitzung der Akademie. Vorgelegt ward die folgende Mittheilung des Hrn. Homeyer: Nachzügler der Hausmarken. Meine Worte greifen noch einmal zu einem Gegenstande zu- rück, von welchem ich schon mehrfach zu Ihnen redete. Der Grund dieser Wiederholung ist einfach der, dafs alle literarische Thätigkeit, die geistig und körperlich mir geblieben, seit einem halben Jahre lediglich von den Hausmarken hingenommen worden ist. Und zwar umfiengen sie mich von doppelter Seite her. Einmal durch Beurtheilungen meines Buches, welche Auskunft darüber gaben, was es mit den Hausmarken auf sich habe, insbe- sondere darüber, wie dieses Gebilde eine solche Herrschaft in un- serem Volke habe erringen und allgemach sie wieder einbüfsen können. Diese Stimmen älterer und jüngerer Freunde sind mir man- nigfach kund geworden; u. a. von Zöpfl in den Heidelb. Jahr- büchern 1871 Nr. 11, von Stobbe im Literar. Centralblatt 1871 Nr. 4, von Heinr. Rückert in der Schlesischen Zeitung v. 10. Fe- bruar 1371, von A. Emminghaus in Dove’s neuem Reich 1871, von Rive in der Vierteljahrschrift Bd. 13, von E. Friedländer im Staatsanzeiger 1871 Nr. 10; von Lewis in Behrend Zeitschrift Bd. V. [1872] 43 2 Pr - 612 Gesammtsitzung Eine zweite Aufgabe trat hinzu. Das geöffnete und Vielen lieb gewordene Feld der Hausmarken war nicht nur zu über- schauen, sondern auch ferner anzubauen und zu schmücken. Der Samnlerfleifs zeigte sich ausgiebig genug. Aufser speciellen Zu- thaten, die gelegenen Ortes anzuführen sind, gedenke ich schon hier solcher Unternehmungen, die mehr geordnet und massenhafter jener weitern Ausstattung dienen sollen. 1. Der Münstersche Archivsecretair Dr. Ernst Friedländer hat aus der „Zeitschr. f. Geschichte etc. Westfalens Bd. 30* be- sonders bei Friedr. Regensberg 1872 „Westfälische Hausmarken und verwandte Zeichen“ mit vier lithogr. Tafeln in 600 Nummern drucken lassen, die sich dann näher auf Hausmarken im engern Sinne (d. h. an Gebäuden und deren Theilen) auf Handzeichen, Siegelzeichen, Wappenmarken, Steinmetzenzeichen, Eigenthumszei- ehen, Kaufmannszeichen vertheilen. | 2. In Bremen sammelten zunächst für Hausmarken die HH. Senator Lampe, Dr. Ehmek, Architekt Loschen, Baumeister Wetzel, Dr. Kiefselbach; ferner nach der Gründung eines „histo- rischen Vereins* auch der Professor Buchenau und Dr. H. A. Schumacher, der namentlich am 17. Juli 1864 dem Vereine über diese Sammlungen berichtete. Auf dessen Ansuchen unternahm dann Hr. A. Poppe zu Bremerhaven die Bearbeitung aller dieser sowie eigner Sammlungen, desgleichen die mühsame Herstellung der Tafeln in 739 Nummern unter dem Titel „die Hausmarken Bremens und des Unterwesergebietes* in dem 6ten Bande des Bremischen Jahrbuches 1872 S. 266 — 319. Nach einer Einleitung giebt das Werk a) hervorstechende Be- lege aus obigen Gegenden für die mannigfache Anwendung der Marken mit Anschlufs an meine sachlichen Hauptrubriken (Status- Willens-Eigenthums-Urheberzeichen, Hofmarken), b) auf den ein- zelnen XIX Tafeln die Zeichen in räumlicher Ordnung; nach den Marken der Stadt Bremen und des Bremer Gebietes folgen die der Hannoverschen Ortschaften Lesum, Blumenthal, Achim ete., die der Öldenburgischen Enclave Land Wührden, die des Vielandes, der Länder Wursten und Hadeln, ferner die Marken des linken Weserufers: aus Butjadingen, dem Stedinger Lande, Hoya, Del- menhorst, zuletzt die von Helgoland. 3. In Nordbrabant besteht eine Provinciaalgenootschap van konsten en wetenschappen, welche auch sogen. handelingen (bei vom 1. August 1872. 613 Gebrüder Müller in Herzogenbusch) drucken läfst. Nach dem Heft für 1571 S.21 f. hat ein Mitglied der Gesellschaft Mr. J. J. Smits zu Nykerk, nun Dr. juris und „Griffier bij het Kantongerecht te Raalte*, am 1. August 1870 dieselbe auf die Haus- und Hofmar- ken mit der Bitte hingewiesen, fünf näher formulirte Fragen, z.B. „Versieht man Grenzsteine, Häuser, Hausrath, Kirchstühle, Kunstwerke, überhaupt be- und unbewegliche Güter mit einem Mark und wo wird es gewöhnlich angebracht.“ zu erledigen. Die Verwaltung übergab die Sache zunächst dem Jungherrn Mr. van der Does de Bye zum Bericht. Derselbe beantragte, da für die ganze Provinz seine Kräfte zur Beantwortung aller Fragen nicht genügten, die Bestellung einer Commission aus verschiedenen Gebieten der Provinz. Diese wurde denn auch aus 8 Personen gewählt, welche (S. 13) onder leiding van den Heer de Bye belast wurde „med het opsporen van alles wat betrekking heeft tot de huis en hofmerken, in ons land meer bekent onder den naam van koopmansmerken“. Der Bericht des Hrn. de Bye S. 8, 24 ff. hatte an einigen der besondern von Smits gestellten Fragen Anstofs genommen. Smits begegnete diesem Tadel in einem Aufsatze des Nederlandsche Speec- tator 1872. Er wies insbesondere nach, wie die „Hausmarke* als die im Deutschen Volksleben weit verbreitete und auch doktri- nell immer geläufiger gewordene Bezeichnung den Vorzug vor dem „in ons land“ bekannteren, doch gleich dem englischen merchant marks viel zu engen Ausdruck koopmansmerken verdiene. Er legte nebenbei auch dar, wie die Gestalt der Rune IR von der durch de Bye zu scharf geschiedenen, sogenannten Wolfsangel % nicht in ihrem wesentlichen Grundcharacter, sondern nur in der _ äufsern Wendung sich trenne.') Das ganze mir bunt zusammen gekommene Nebenwerk zerlege ich nun in besondere Fragen. Ich stelle !) Vgl. in meinen Hausmarken die S. 147, 148 über die sogen. Wen- derune und Friedländer in den Nr. 4, 109, 304, 356, 559, wo die beiden Formen J und % sich in demselben Wappenschilde, ja in demselben Qnuar- tiere begegnen, 43* 3 nal rt: nie w DE et a > u 4 nee 4 } : + N 614 Gesammtsitzung K; die Steinmetzzeichen voran, denen auch schon die Arbeit sel- ber $. 99 einen hervorragenden Platz gönnen mufste. Dort wurde A. angedeutet, 279, 283, dafs diese Zeichen schon in die Zeiten des Alterthums zurückreichen, und ferner 290, dafs von den eigent- lichen Steinmetzzeichen, den persönlichen marques des tailleurs zu scheiden seien die marques des appareilleurs, d. h. diejenigen, wel- che man für das richtige Zusammensetzen (oder Versetzen) der bearbeiteten Stücke an deren Kanten anbringt. Für beide so dis- parate Punkte haben sich dennoch einige Richtungen als ihnen ge- meinsame zusammen gefunden. Es genügt hier ein Hinweis auf die Äufserungen zweier neuerer Reisenden. Brugsch Reise nach Persien zieht aus andern Daten II 1863 S. 61 zuletzt das Resul- tat: In den Steinbrüchen der Alten, vor allem in Egypten, werden die behauenen Blöcke von den Steinhauern mit Zeichen versehen. Diese Zeichen befolgen ein gewisses System und sind weder durch die Verschiedenheit des Orts noch durch die Zeit einer Beschrän- kung unterworfen. Die alten Steinzünfte waren wohl im Besitz eines Alphabets, das sich bis in das 17te Jahrhundert erhalten hat und auf einen uralten Zusammenhang dieser Zunft in allen Theilen der alten Culturwelt hindeutet, der in traditioneller Weise forterbte. Belege finden sich u. a. in den Steinbrüchen bei Tura gegenüber dem alten Memphis, in den Pharaonenbauten in Karnak, den Römeranlagen auf Elephantine, in den Denkmälern bei Perse- polis, in den neuern Bauwerken von Isfahan, den Karavanseraien in Persien zu Schah Abbas Zeiten; Proben der Zeichen selber giebt Brugsch II 62, 164, 251, 259. Einen speciellen Fall hat Rohlfs, „von Tripolis nach Alexandrien“ Bd. 1 1871 S. 192 über das alte Cyrene von einem Reservoir an der Apolloquelle: es ist überwölbt mit Quadersteinen, welche fast alle mit Buchstaben und Zeichen bezeichnet sind, wahrscheinlich im Voraus, um sie später leichter zu vermauern. Die mancherlei Verbindungen nun der Culturvölker zwischen Zeit und Zeit, Land und Land, zwischen diesen und jenen Zeichen- systemen zu verfolgen gienge weit über die eignen Kreise und Kräfte hinaus. Ich deute nur auf fremde Hülfen hin. Mr. George Edmund Street hat in der Gothic Architecture in Spain, 2 ed. London 1869 über den Betrieb der Baugenossenschaf- ten in Spanien, namentlich über Deutsche Einflüsse durch das vom 1. August 1872. 615 ganze Mittelalter von Cölln her gehandelt. Prof. Kotljarewski zu Dorpat hält, „Archäologische Späne“ 1871, die seltsamen Mono- gramme auf den Trümmern der 1330 erbaueten Festung Isbork für Steinmetzzeichen Deutscher Arbeiter. Vornemlich aber hat der Hr. Dompräbendat Friedrich Schneider „über die Steinmetz- zeichen, insbesondere die des Mainzer Doms,“ Mainz 1872 in 4. eine Entwicklung zwischen den Versetzzeichen und den persönlich geführten Marken durch Vorstufen glaublich gemacht, welche er namentlich in dem Umschwunge der Bautechnik seit dem Schlusse des 12. Jahrh. und in der Oberhand des Quaderbaues gegenüber dem Bruchsteinmauerwerk findet. B. Für die Gestalt der persönlichen Steinmetzzeichen habe ich S. 233 geltend gemacht, dafs in diesen Formen seit dem l4ten besonders im löten Jahrh. wegen der stärkeren Einwirkung der Bauhütten mehr Regel und Ordnung walte, namentlich die Stab- form überwiegend werde. Hr. Schneider hat S. 11, 12 diese An- sicht bestätigt. Über eine gleiche Umwandelung der Gestalt be- lehrt uns auch eine fernere dankenswerthe Arbeit des Grafen Hugo von Walderdorff, der des K. Bayerschen Hauptmanns Carl Wil- helm Neumann „die drei Dombaumeister Roritzer* Regensburg 1872 mit einer besondern Vorrede und Nachträgen versehen und dabei auch sämmtliche Steinmetzzeichen in Regensburg während 6 Jahr- hunderte (12.—17. Jahrh.) dargestellt hat. C. In die Steinmetzzeichen ist verschiedentlich ein symbo- lisches Element hineingetragen worden. Ich habe S. 239 einzelne positiv darauf zielende Versuche zurückgewiesen'), doch die Mög- lichkeit zugegeben, dafs bei der Ertheilung der Zeichen durch diese oder jene Bauhütte sich eine mystische Erklärung ihr zugesellte. Walderdorff S. 153 ist mit jenen Abweisungen einverstanden; doch nimmt er ein Geheimnils der Zeichen überhaupt an. Dieses be- stehe aber, nach der Versicherung der ausgewiesenen oder wissen- den, d. h. der einmal in die Brüderschaft aufgenommenen Stein- . metzen, nicht in den Zeichen selber und deren Bildung, S. 140, 141, sondern in der Art und Weise, wie sie zu lesen sind und was !) Der Freund, der mir die $. 289 gedachte mystische Steinmetzenfigur mittheilte, war uuser Mitglied Dr. Parthey, s. dessen Jugenderinnerungen 1I. 440. u 3 BSEONE er Bu 7 616 Gesammtsitzung dabei zu sprechen ist. Er hofft, dafs die Steinmetzen bald ihr Wissen zum Gemeingut machen werden, ja ein ausgewiesener be- rühmter Steinmetzmeister hat dem Grafen einmal einen öffentlichen Bericht darüber in Aussicht gestellt. Ich habe ferner S. 235, 236 die Verbindung der Steinmetzen mit den Freimaurern in Abrede gestellt. Auch Walderdorff hält S. 126 entschieden die Sonderung beider Institute aufrecht. D. Den Nachrichten über die letzten Geschicke der Stein- metzzeichen S. 294 lasse ich noch einige zerstreute Angaben folgen. Nach Walderdorff 148 findet man auch in jetzigen Bauhüt- ten resp. Steinmetzwerkstätten häufig die Zeichen der Gesellen, die dort gearbeitet haben, neben einander eingemeilselt. Nach Street 273 scheinen die Steinmetzen in England bis auf den heutigen Tag ihre Marken zu führen. In Ungarn soll, Walderdorff 127, das Hüttenwesen noch im Flor sein, Nach W. 135 führt ein berühmter Architekt der Neuzeit, der k. k. Oberbaurath und Dombaumeister Fr. Schmidt zu Wien ein einfaches Zeichen t, im Gegensatz zu manchen vielgegliederten Zei- chen gewöhnlicher Steinmetzen. Bei den sonstigen Zuthaten möge nun die in dem Hausmar- kenwerk befolgte Ordnung walten; zunächst die örtliche und in dieser die vom Norden gen Süden hin absteigende. II. Norwegen. König Olaf Tryggvason, der dort gegen Ende des 10. Jahrh. das Christenthum durchsetzte, besafs einen ausneh- mend verständigen Hund, namens Vigi. Über ihn berichtet die Heimskringla von Snorri Sturlason (F 1241): der Hund habe aus vielen hundert Rindern so viel Kühe heraus und zusammen getrie- ben, als ein Bauer für seinen Besitz angegeben habe und an allen habe sich richtig eine und dieselbe Marke gefunden. Also die Geltung einer bestimmten Thiermarke als Eigenthumszeichens eines gewissen Herrn tritt schon für jene Zeit hervor. vom 1. August 1872. 617 Ill. Schonen. Im J. 1677 hatte das Volk Treuversicherungen für die neue Schwedische Regierung abzugeben. Prof. Schlyter in Lund, der die Urkunde eingesehen, schreibt mir April 1871: Die Namen der Bauern sind mit Buchstaben von fremder Hand ge- schrieben, aber jeder hat selber sein bomserke zugesetzt mit so un- sichern Strichen, wie von solchen Schreibern zu erwarten. Von den Städtern haben Viele ihre Namen geschrieben und darunter in Lack ihr Siegel mit bomsrken gedrückt. Also Fortdauer der bomzerken, aber mit besonderer Anwendung für Land und Stadt. TV. Aus Helgoland giebt Poppe’s Sammlung alte und neue Marken; die alten auf Tafel XI, XIl Nr. 458 bis 465 aus gutge- bildeten Siegeln nach einem im J. 1578 von 8 Helgoländern aus- gestellten Urfehdebriefe, die neuen, Taf. XIX Nr. 782 bis 789, wel- che auf den Schaluppen und ihrem Zubehör (Ruder, Mast etc.) noch jetzt gebraucht werden und nur theilweise regelmäfsige Figu- ren, theilweise aber Buchstaben zeigen. V. Ostfriesland. Aus dem Lande Harlingen gab Lübben in Haupts Zeitschrift (X 298) eine anziehende Nachricht über die Vererbung der Marken innerhalb der Geschlechter; nach einem Bericht jedoch v. J. 1867 wäre jede Erinnerung an die Hausmar- ken dort geschwunden. Aber unvermuthet belehrte im December 1370 das Schreiben eines Hrn. B. Vissering aus Wilhelminenhof bei Dornum an der Grenze jenes Landes mich eines Andern. Da- nach steht an den ältern ostfriesischen Bauernhäusern: 1) vergleichbar den Pferdeköpfen in niedersächsischen Ge- genden, am Ende des Firstes auf dem Hinterende des Platzgebäudes eine becherähnliche Holzfigur, genannt der malle (thörigte) Jan; findet sich dort 2) vorn am Hause unter dem Schlufsstein des Giebels ein wechselndes Zeichen in Eisen. Eins derselben = gehört dem Dr. Peterssen in Berum, der es als Wappen und Siegel benutzt und es auch im Ursitz seiner Vorfahren, Ochtelbur bei Aurich, auf Grabsteinen und Kirchensitzen gefunden hat, 618 Gesammtsitzung b% 3) Das Märken des Viehs ist allgemein im Gebrauch (bei Schafen und Rindern stets am Ohre durch Ausschnitte). Als ehrlos gilt, wer des Andern Märk annimmt oder nach- ahmt. VE Holstein. Zu Husum wurde im l4ten Jahrh. ein „Gast- haus zum Ritter St. Jurgen* für Kranke und Arme gegründet, welches noch jetzt 22 verwittwete Personen versorgt. Das Archiv daselbst bewahrt Pergamenturkunden mit Siegeln, die theils auf Wachs, theils auf Lack und hölzernen Kapseln abgedruckt sind. Hr. Arfsten daselbst hat mir Juni 1571 davon 79 Nummern aus den Jahren 1445 bis 1624 mit deren Namen übersendet. VL. Gebiet von Bremen. Die Entenmarken im sog. Blocklande (Hm. S. 46) finden ihr Seitenbild in den Gänsemarken des benach- barten Borgfeld, wo die erste Seite des 1862 dort angelegten Märkebuchs beginnt mit u LH Daniel Behrens u. s. f., so dafs, wie Hr. Poppe 282 hinzufügt, jeder Bauer im Gebiete der Wumme die alten Bestimmungen der isländischen Grägäs (Hm. 325) über die Zeichen der Vögel an den Schwimmhäuten und deren gesetZz- liche Folgen kennt. VII. Lübeck. Im Sommer 1866 traf man beim Graben eines Brunnens auf dem Kaufberge an eine alte verschüttete Senkgrube. Hr. Maler Milde machte beim Aufräumen derselben eine merkwür- dige Sammlung von Schulgegenständen, z. B. vieler Wachstafeln') mit noch leserlichen Schriften aus dem 14. Jahrhundert. Die mei- sten Deckel der Wachstafelbücher waren mit einer Marke versehen; ein Bronzesiegelstempel zeigte Detlof Mane, der z. B. 1353 in Ur- kunden genannt wird. IX. In Trier kommt die Marke 4 vielfach als Eigenthumszeichen des St. Paulinsstiftes an allen Gemälden, Sculpturen und selbst !) Vgl. über den Gebrauch der Wachstafeln Wattenbach, Schriftwe- sen 1871 S. 40 ff., 61. vom 1. August 1872. 619 am Mauerwerk der Gebäude vor; s. Friedländer S. 18. Am Ka- _ tastergebäude aus dem 16ten Jahrh. ist fast jeder Stein gezeich- net, Nr. 508—522. Auch sollen in der Gegend vielfach die Wein- bergspfäle mit Marken versehen sein. X. In der Heidelberger Schlofsruine sind die Steinmetzzeichen sehr häufig, s. Friedländer S. 16, namentlich am achteckigen Thurm, am dicken Thurm, am englischen Bau und an gar vielen Stätten, die ich schon im J. 1817 eifrig genug, aber damals noch unbeirrt von jedem Hausmarkengetreibe durchwanderte. XI; Auf S.111 ff. habe ich mich ausführlich auf die sogen. Schif- fergesellschaft der Murg und deren Marken eingelassen. Ungefähr gleichzeitig, im September 1369, hielt der landwirthschaftliche Ver- ein von Baden eine Ausstellung und sah hier mit Verwunderung unter den Sägeklötzen und Balken der Gernsbacher Murgschiffer- fahrt, sonderbare den Hölzern eingehauene Zeichen. Den nähern Aufschlufs gab der in Jena 1870 erschienene Aufsatz des Profes- sors A. Emminghaus „die Murgschifferschaft in der Grafschaft Eberstein“, welcher meine Darlegung in willkommener Weise er- läutert. Namentlich erhellt auch aus ihm der dauernd lebendige Gebrauch der Zeichen, die Eintragung der Genossen in „ein ge- mein Zeichenbüchel“, der Verkehr mit den Zeichen, welche bei der Veräufserung der Gerechtigkeiten mit verkauft werden; der Ge- brauch der Schifferzeichen statt ihrer Namen; auch dafs das jedem Schiffer eigne Zeichen den ihm zufallenden Stämmen und den da- raus gefertigten Sägewaaren aufgeschlagen wird (S. 22) u. s. w. Den räumlich aufgeführten Nachträgen mögen noch einige sachlich geordnete Zuthaten folgen. XII. Unter den Führern der Zeichen begegnen wir den geist- lichen Herren. Friedländer hat Nr. 309— 334, 562—580 eine Reihe von Cardinälen und andern Würdenträgern mit ihren indivi- 620 Gesammtsitzung dualisirten Kreuzen zu meinen $. 4, $. 64 gesammelt. — Von einer ganz andern Seite her erwähnt Smits 5. 4 gegen de Bye, dafs sich ook ten onzent, Overijss. Alm. 1849 bl. 103 de moordbranders (vgl. Hm. S. 220) der Zeichen bedienten. XI. Die Eigenthumszeichen an stehendem Eigen sind in den letz- ten Jahrhunderten immer seltener geworden. Nach Poppe hat sich in Hamburg keins mehr finden lassen, auch an den Bauerhäusern in der Nähe von Bremen und im Lande Wursten nicht. Dagegen führt er S. 274 für Bremen selber noch einige Dutzend Häuserzei- chen, namentlich auch an den Wetterfahnen XII 466 an. In Cassel kommen sie (nach Kammergerichtsrath Stölzel 11. Sept. 1871) nur an Häusern mit steinernem Unterbau, nicht an den holzgeschnitzten Hausthüren (aus dem 16. Jahrh.) vor. Da- gegen ist das Gebälk des Hauses Nr. 4, erbaut 1556, von oben nach unten mit Zeichen, wohl Versetzzeichen, übersäet. XIV. Für das alterthümliche Einschneiden der Marken in Äcker und Wiesen $. 243 sind noch ein Paar weitere Belege: a) Mein Heilgehülfe Ritter erinnerte sich beim zufälligen Ein- blick in mein Buch, dafs in Dittfurt bei Quedlinburg die Marke gleich nach Bestellung des Landes eingegraben werde. b) Nach Hanfsen Feldsysteme Abschn. 2 S.459 wurden auf Föhr die Besitzantheile der Einzelnen an dem Mähelande mit der in die Erde gegrabenen Hausmarke des Eigners bezeichnet. c) Vifsering erzählt: ein Stück Landes bei Norden in Ost- friesland heifst Forkenstück; bei meiner Kinderzeit wurde dort Jahr für Jahr eine Gabel rH eingegraben und uns gesagt, hier habe ein Bruder den andern mit einer Mist- gabel erschlagen. d) Im Braunschweiger Dorf Berel wurden, zufolge Wassersch- leben, „teiken“ in die Wiesenflecke, zur Jugendzeit des nun 70jährigen Cantors Schmidt, geschnitten. vom 1. August 1872. 621 XV. Für die Kirchstuhlsgerechtigkeiten trage ich aus Poppe 275 nach, dafs in allen Kirchen des Landes Wursten die alten Bauerwappen, wenn gemalt, in einem Felde einen halben Adler, im andern die Marke zu führen pflegen, welchergestalt sie noch auf den Pulten zu Wremen und Imsum aus dem 18. Jahrh. stam- mend sichtbar sind. In die Stühle eingeschnitten sind sie in der Kirche zu Misselwarden; oft auch en relief gearbeitet, wie aus Wremen und Imsum. In der Kirche zu Wasserhorst trägt nur noch der Stuhl der Bavendamm die alte Marke. In den übrigen Kirchen des Gebiets ist das alte Gestühl zerstört und sind die al- ten Marken durch Namen ersetzt worden. Von Grabsteinen sind nur wenige mit Marken aus dem Bremer Dome entdeckt. Reichere Ausbeute gaben die Kirchhöfe auf dem Lande. In Wur- sten liegen sie wagerecht und zeigen die ganze Figur von Mann oder Frau in der Tracht des 17. Jahrh., zu den Fülsen ein Wap- pen mit der Marke, Poppe S. 276. Boten die Grabsteine keinen Raum mehr für neue Namen, so wurden die Inschriften weggemei- fselt, während die alten Marken stehen blieben, so dafs Marken und Namen oft nicht passen; so auf dem Kirchhofe zu Achim. XVl. Aus den Marken an fahrender Habe bemerke ich besonders die Zeichen auf den alten Truhen und Schränken aus der Gegend von Bremen Bl. XI Nr. 422 ff. XV. Den Bauergehöften sind hinsichtlich der mannigfaltigen An- wendung für Haupt- und Nebengut die Klostergüter vergleich- bar. Das 1531 säcularisirte Bremer Johanniskloster führt seine Marke nicht nur für die Klosterländereien, sondern auch für die Bücher, die Siegel, die Feuereimer. Auch nach der Überweisung des Vermögens an das Krankenhaus wird durch die gemeinschaft- liche Behörde die Marke im Siegel, an den Gebäuden und an al- lem beweglichen Gut angebracht. XVII. Aus den Statuszeichen will ich die Sammlung von 400 Stammbüchern in der Gh. Bibliothek zu Weimar nennen, weil sie 622 Gesammtsitzung u. a. Hausmarken neben den Unterschriften giebt, z. B. aus dem Stammbuch des Juristen Schelhammer zu Leipzig die Marke eines Jac. Munlich datirt Siena 23. März 1582. XIX. Zu den Widmungszeichen $. 87 gehören aus Poppe 271 die kleinen silbernen Schildchen, welche in der Drechslerzunft zu Bremen jeder Geselle beim Meisterwerden mit seiner Marke an den Pokal liefern mulfste. XX. Ebenda gedenkt Poppe (zu den Umlaufszeichen) der Sitte des Hollerlandes, wonach noch in diesem Jahrhundert bei Ladun- gen der Gemeindeglieder der Bote der Landgeschwornen einen Stab führte, in den Jeder, bei dem er seinen Auftrag ausgerichtet hatte, sein Merk einkerbte. XXI Herrenlose Sachen. Waldordnung der Ganerben von Freins- heim (in v. Maurer Markenverfassung 484): Auch wer da bauen will in den ganerben, der soll ein zeichen heischen von seinem schultheifsen und — — sein zeichen daruf hauwen und soll das holtz jm niemandt nemen in demselbigen jhar; wendet er es aber vmb und thut sein zeichen vf die ander seitten, so soll es aber ein jhar liegen ohn schaden. XXI. Bäckerzeichen zu $. 2831. Noch heute drückt der Bremi- sche Bäcker dem Schwarzbrod sein Monogramm oder ein ähnlich Zeichen auf. Die Bäcker in Greifswald merken die Brote theils mit einer Marke in der Mitte, theils mit zweien an den Enden (Pyl). XXIII. Für die von Michelsen (s. m. Hm. 235) gewünschte Auffin- dung eines Traditionszeichens scheint erheblich ein von Bluhme (23. Nov. 1870) mir mitgetheiltes Excerpt einer Urkunde des Klo- sters la Cava bei Neapel. Es lautet: Ego Nicolaus comes ... dono ... sc. trinitati de Cava ... molendinum ... per hunec bacu- lum, quod in ista carta situm est et Nlittera ante me in eo facta est, tradidi. — Daneben ist ein Stäbchen eingenäht, welches an einem Ende die ringsum eingeschnittenen Buchstaben hat vom 1. August 1872. 623 NICO LAVS COME SPRE und in der Mitte ein N. Hr. G. Rose legte eine Abhandlung des Hrn. vom Rath, Cor- respondenten der Akademie, vor: Über das Krystallsystem des Leueits. Als ich im Frühjahr 1871 zufolge gütiger Erlaubnifs des Hrn. Seacchi einige Tage dem Studium der mineralogischen Sammlung an der Universität zu Neapel widmete, wurde bei Betrachtung der j in Drusen gewisser vesuvischer Auswürflinge aufgewachsenen Leu- eite meine Aufmerksanıkeit auf feine, die Flächen der Krystalle bedeckende Streifen gelenkt. Einmal auf diese Linien aufmerk- saın, findet man sie vielfach wieder und erkennt in ihnen eine fast allgemeine Erscheinung der aufgewachsenen Leucite. Erst vor Kurzem bei einer Arbeit über gewisse merkwürdige Leueit-Auswürflinge untersuchte ich jene Streifen, welche ich frü- her für eine blofse Oberflächen-Erscheinung gehalten hatte, genauer und erkannte ihren Verlauf, wie derselbe in Figur 1 angedeu- tet ist. Die Streifen sind demnach parallel entweder den kür- zern (den sog. hexa@drischen) Kanten oder den symmetrischen Diagonalen der trapezoidischen Flächen. Niemals beobachtete ich einen Parallelismus dieser Linien mit den längeren (den sog. ok- ta@drischen) Kanten des Leueitkörpers. Auf ein und derselben Fläche bemerkt man nicht nur eine einzige Streifenrichtung, sondern häufig zwei, zuweilen auch drei. Niemals kommen indefs vier Liniensysteme auf derselben Fläche vor, wie denn die oben angegebenen Richtungen, nämlich parallel den kürzern Kanten und der sog. symmetrischen Diagonale, mit der gröfsten Zahl der auf Einer Fläche beobachteten Linienrich- | \ ® IHN ET IE £ R SepAN: De 20, Bu ek a 624 Gesammtsitzung tungen übereinstimmen. Sehr häufig treten die Streifen nicht an den Kanten beginnend, sondern in der Fläche hervor und enden in gleicher Weise. Wenn ein Streifen hingegen eine Kante er- reicht, so endet er hier gewöhnlich nicht, sondern setzt auf der angrenzenden Fläche fort. In gewissen Fällen enden die Linien auch an den Kanten und überschreiten dieselben nicht. Untersucht man nun einen Streifen, welcher über zwei zu einer Kante zusam- menstolsende Flächen hinwegzieht, etwas näher, so bemerkt man, dafs derselbe stets in Einer Ebene bleibt, und dafs diese Ebene — die Form des Leueits als diejenige des regulären Leueito@äders vor- ausgesetzt — parallel der Abstumpfungsfläche der sog. symmetri- schen Ecken oder mit andern Worten eine Fläche des Rhomben- dodekaäders ist. So liegen z. B. die im rechten obern Oktanten unserer Fig. 1 vorherrschenden Streifen in derjenigen Dodekaöder- fläche, welche die linke obere symmetrische Ecke abstumpft. Die Ebene der Streifen, welche über i? in diagonaler Richtung, über o? und i* parallel zur Combinationskante dieser letztern Fläche laufen, entspricht der Abstumpfungsfläche der rechten oberen sym- metrischen Ecke. Die beiden langen Streifen, welche über die Combinationskante i°:;” fortlaufend auf beiden Flächen eine glei- che Lage haben, nämlich parallel den Kanten ;°:0° und i’:o%, entsprechen derjenigen Dodekaäderfläche, welche die vordere obere symmetrische Ecke wegnimmt. Ebenso verhalten sich die kürzeren Liniengruppen auf ö?” und i?® (parallel den Kanten 0':i? und 0°:i?) zur hintern oberen Ecke. In gleicher Weise läfst sich für jeden Streifen, welcher eine Kante überschreitet, sogleich die Dodeka&der- fläche angeben, in welcher er liegt. Über die Natur dieser merkwürdigen Linien konnte ich nicht in Zweifel bleiben, als ich die betreffenden Krystalle genauer, zu- mal bei Lampenlicht betrachtete. Es ergab sich sogleich, dafs wir es hier nicht mit irgend welchen nur der Oberfläche angehörigen 4 4 Erscheinungen, sondern mit eingeschalteten Zwillingslamellen zu thun haben. Die Streifen haben zuweilen eine sehr wahrnehmbare Breite, welche die Beobachtung gestattet, dafs ihre Oberfläche in einer etwas andern Lage erglänzt, als die Fläche selbst, in welcher die Streifen liegen. Betrachtet man z. B. die Fläche o' in einer solchen Stellung, dafs sie erglänzt, so sind die Streifen dunkel. Dreht man nun den Krystall um eine Axe parallel jenen Streifen, d. h. der Kante 0':i', etwa um 5°, so erglänzen die Zwillingsla- vom 1. August 1872. 625 mellen, während die Fläche selbst dunkel wird. Macht man den Versuch dort, wo die Streifung in diagonaler Richtung über die Flächen zieht, so bedarf es einer geringeren, nur etwa 34° betra- genden Drehung. Dies Alles bietet mutatis mutandis die über- raschendste Analogie mit den eingeschalteten Zwillingslamellen der triklinen Feldspathe dar. Aus obigen Wahrnehmungen folgt mit absoluter Gewiflsheit, dafs jene gestreiften Leucite nicht dem regulären Systeme angehö- ren können; denn eine Zwillingsbildung parallel einer Dodeka&der- fläche ist im regulären Systeme unmöglich. Durchschneidet man nämlich ein Ikositetraäder parallel einer Fläche des Dodekaäders und dreht um 180°, so können keinerlei aus- oder einspringenden Kanten entstehen, Alles kehrt vielmehr in die frühere Lage zurück. Um die obige Schlufsfolgerung durch Messung zu verificiren, prüfte ich — nicht ohne grolse Spannung — jene Krystalle und fand, dafs solche Kanten, welche bei Voraussetzung des regulären Sy- stems hätten identisch sein müssen, Unterschiede bis zu fast 4° zeigen. Das Krystallsystem der aufgewachsenen Leucite ist quadra- tisch. Die Leucitform, welche man bisher für ein reguläres Iko- sitetraöder ansah und Leueito@der nannte, in der irrthümlichen Vor- aussetzung, unser Mineral krystallisire regulär, ist eine Combina- tion von einem Oktaöder und einem Dioktaöder [s. Fig. 2')]: Grundform o = (a:a:c), P Dioktaäöder <= (4a: 4a: c), 4P2. Diese beiden Formen stehen immer in einem auffallenden Gleich- gewichte mit einander, untergeordnet erscheinen zuweilen: Erstes spitzes Oktaöder u = (4a: 0a: c),2P». Erstes quadratisches Prisma m = (a:a: o0c), ©P. Andere Flächen kommen beim Leueit niemals vor. Das Axenverhältnifs, hergeleitet aus der Messung der Seiten- kante des Dioktaäders @:i—= 133° 58, wird durch folgende Zahlen ausgedrückt: 1) In dieser Figur wurde dem Diokta@der eine etwas grölsere Ausdelh- nung gegeben, als den Flächen des Oktaäders, um auch äufserlich den nicht- regulären Character mehr zur Anschauung zu bringen. 626 Gesammtsitzung a (Seitenaxe): c (Verticalaxe) = 1,8998 :1 oder 1: 0,52637. Wäre das System regulär, so müfste unser Fundamentalwinkel — 131° 49’ und das Axenverhältnifs des Okta@ders o = 2:1 sein. Aus dem Axenverhältnils des Leueits berechnen sich folgende Winkel: Endkante von o = 130° 2'583", Seitenkante „ o= 731939. Neigung der Oktaäderfläche o zur Vertikalaxe = 53° 21’ 8”. 5 sr. kanle.;.g 25 x —= 62 14 22. N Endkante von u = 118° 16' 36”. Seitenkante „„—= 93 16 32. Neigung der Oktaöderfläche u zur Vertikalaxe = 43° 31’ 44" =5321 8 D) » D) kante „ n Primäre Endkante, X, von i (liegend unter der Oktaöderkante) = 131° 23’ 16” Sekundäre Endkante, Y, von i (liegend unter der Oktaöderfläche) = 146 9 28 Neigung der Kante X zur Verticalaxe = 25° 24’ 21” ea! . = 4 n n ” Die Basis des Diokta@ders besitzt folgende ebene Winkel: 126° 52’ 12” liegend an den Enden der Seitenaxen, 143 7 48 liegend zwischen den Seitenaxen. Diese Basis bietet begreiflicher Weise dieselben ebenen Winkel dar, wie die drei durch die oktaödrischen Kanten des Ikositetraö- ders (a:2a:2a), 202 gelegten Schnitte. Es berechnen sich ferner folgende Kanten: o:i = 146° 36' 53" u:o—= 149 10 38 u: = 1500 51 m:i = 150 49 39 0:0’ (gegenüber liegend in der Endecke) = 106° 42’ 16" o.:::(über u) —= 119° 11’ 29" i:i (gegenüber liegend an der Seitenecke) — 110° 49’ 6", “ Hmatsbericht d. RK dead.d. Wiss dugust 4872. G.vom Rafh del. G.Laue lith. [+2 vom 1. August 1872. 627 Die Zwillingsbildung des Leucits geschieht nach dem Gesetze „Zwillingsebene ist eine Fläche des ersten spitzen Oktaäders, u.* Mit dieser Ebene sind die Krystalle auch verbunden. Die Zwil- lingsebene neigt sich gegen die Hauptaxe = 43° 31’44", gegen eine der beiden Seitenaxen — 46° 28'16”. Der Leueit, von wel- chem man bisher glaubte, dafs er niemals Zwillinge bilde, ist zur Zwillingsbildung sehr geneigt. Es finden sich sehr regelmäfsige und schöne Verwachsungen zweier Individuen, ferner Verwachsungen mehrerer Individuen, endlich polysynthetische Krystalle, bei welchen in einem Hauptindividuum Lamellen parallel den Flächen des ersten spitzen Oktaeders eingeschaltet sind. Ein solcher polysyn- thetischer Krystall, welcher vier Richtungen von Zwillingslamellen zeigt, ist als ein Fünfling zu betrachten. Die Fig. 5 wird eine deutliche Vorstellung des einfachsten Falls der Zwillingsbildung gewähren. Die Gruppe ist in einer solchen Stellung gezeichnet, dafs die Zwillings- und Verwachsungs- ebene, welche oben durch einspringende, unten durch ausspringende Kanten bezeichnet ist, die Lage der sogenannten Längsfläche besitzt, während die Ebene der beiden Hauptaxen der Querfläche entspricht. Die Hauptaxen schliefsen den Winkel 87° 3'28” ein, welcher durch die Zwillingsebene halbirt wird. Diese Zwillingskrystalle gleichen in Bezug auf allgemeine Configuration den einfachen Krystallen, sodals, wenn man die aus- und einspringenden Kanten übersieht, man sie leicht mit einfachen Krystallen verwechseln könnte. Eine Ausdehnung der Krystalle parallel der Zwillingsebene, wie sie ge- wöhnlich bei anderen Zwillingen (z. B. Spinell, Bleiglanz, Diamant ete. stattfindet) kommt beim Leucit nicht vor. Je nach der Lage der Zwillingsebene können sechs verschie- dene Kanten an der Grenze der Individuen zum Vorscheine kom- men. Die Fig. 4, 5 und 6 stellen die drei verschiedenen Lagen der Zwillingsebene dar, aus denen sich jene sechs verschiedenen Winkel ergeben. Die Zeichnungen sind gerade Projektionen auf eine Ebene, parallel einer Fläche des zweiten quadratischen Pris- mas; die Zwillingsebene erscheint verkürzt zu einer verticalen Linie. Bei Fig. 4 herrscht das eine Individ so sehr über das andere vor, dafs dies letztere nur eine aus 2 Flächen o und zwei ö ge- bildete Ecke konstituirt. Die Zwillingskante ©:o beträgt hier 179° 9’ 47", oben ein-, unten ausspringend. [1872] 44 623 Gesammtsitzung Fig. 5 zeigt das eine Individ zwar noch über das andere vor- herrschend, doch nicht mehr in gleicher Weise. Das weniger ent- wickelte Individ zeigt vier Flächen des Hauptoktaöders. In dieser Lage der Zwillingsebene begegnen sich die Flächen ©:o unter dem Winkel 175° 8' 33”, oben ein- unten ausspringend. Die bei- den ö i, über welche hier die Grenze in der Richtung einer nicht symmetrischen Diagonale läuft, fallen in Eine Ebene. Fig. 6 stellt den dritten Fall dar, in welchem die Zwillings- ebene den Krystall symmetrisch theilt. Es begegnen sich hier die Flächen 0:0 unter dem Winkel 151° 28'20”, die ö: am unteren Ende unter 141° 45'26”, während die annähernd in der Richtung einer symmetrischen Diagonale laufende Zwillingskante i:i = 176° 39'38”, oben ein-, unten ausspringend mifst. An eines der Individuen der Gruppe Fig. 3 fügt sich nicht selten ein drittes Individ an, und zwar meist in der Weise, dafs die Hauptaxe des dritten Individs nicht in der Ebene liegt, welche durch die Hauptaxen der beiden ersten Individuen bestimmt ist. Die Grenze der zu einer Gruppe verbundenen Individuen wird nicht immer durch wohlgebildete Zwillingskanten bezeichnet, son- dern zuweilen durch Knickungen und Wölbungen der Flächen. In diesem Falle ist es zuweilen fast unmöglich, die Gruppe in ihre einzelne Theile aufzulösen. Jetzt erst, nachdem wir die Zwillingsbildung des Leueits ken- nen gelernt haben, wird es uns möglich sein, den polysynthetischen Krystall Fig. 1 vollkommen zu verstehen. Derselbe ist, wie oben schon angedeutet, als ein Fünfling aufzufassen, indem nämlich in den herrschenden Krystall nach vier verschiedenen Richtungen, entsprechend den vier Flächen der ersten spitzen Oktaöders, Zwil- lingslamellen eingeschaltet sind. Daraus ergiebt sich, dafs drei Streifenrichtungen die gröfstmögliche Zahl sind, welche auf den Flä- chen der Grundform erscheinen kann; es schneiden nämlich zwei Systeme von Zwillingslamellen eine Oktaäderfläche in parallelen Kanten. Auf den Dioktaäderflächen © können stets nur zwei Strei- fenrichtungen vorkommen, nämlich parallel der Combinationskante i:o und parallel der fast symmetrischen Diagonale. Es schneiden nämlich zwei Lamellensysteme die betreffende Dioktaäderfläche in parallelen Kanten, parallel der fast symmetrischen Diagonale, das dritte System erzeugt eine Streifung parallel der Combinationskante 0:i; das vierte Streifensystem kann nicht zur Erscheinung kom- vom 1. August 1872. 629 men, weil die betreffenden Flächen vollkommen ins Niveau fallen. So sehen wir die Linien auf Fläche i?, indem sie die Seitenkante des Dioktaäders erreichen, plötzlich enden und nicht fortsetzen auf i°. Wir begreifen auch, weshalb auf den Flächen i keine Zwil- lingslinien parallel den sekundären Endkanten des Dioktaäders laufen können. Solche würden nämlich einer Fläche des quadra- tischen Prismas entsprechen, welcher begreiflicher Weise keine Zwillingsebene parallel gehen kann. Zur Vergleichung der gemessenen mit den berechneten Win- keln mögen folgende Angaben dienen, welche beweisen, dafs we- nigstens zuweilen die Leueite mit höchster Regelmäfsigkeit gebil- det sind. Br. 1,0: +02. —130°.6' (bee 1302369 0° :0° = 129 583 verwasch. Bild i':4? —= 133 58 Fundam. Winkel 279 .-=2492.,)0 el alas 89 :® —=13l 24 i0.:3° = 131,23 ö. 2:07 ==,146._ 8 (bev;. 1469.94) 0er 146 12 21° = 146 10 i7:;5’ = 110 47 (ber. 110° 49') ee ee rer 2.47 = 131 23 u 22 AG A ee AT 146 13 ig =" land o':i' = 146 36 (ber. 146° 37') 02,37%: = 146 37 0! :i? (über u) = 119° 13' (ber. 119° 11%) i'::® = 98 464 (ber. 98° 474) | 44* 630 Gesammtsitzung Nr.B:.2’ 7532 a a EEE © ©:it — 146 91 ot :i! 146 38 0%:i° = 146 351 Am Krystalle 1 konnte aufserdem die Zwillingskante 0: zwei Mal gemessen werden = 175° 8' und 175° 11’ (ber. 175° 83"). Die drei gemessenen Krystalle waren aus einer Druse ein und desselben Auswurflings abgebrochen, die Flächen waren von vorzüglicher Beschaffenheit. Alle aufgewachsenen Leucite gehören dem quadratischen Systeme an, und zeigen nicht selten die ausge- zeichnetsten Zwillinge wie Fig. 3. Solche Krystalle verdanke ich den Herren G. Rose und Scacchi. Nicht alle Leueite scheinen in- defs genau dieselben Winkel zu besitzen und dieselbe Constanz derselben darzubieten, wie diejenigen, welche der gegenwärtigen Mittheilung zu Grunde liegen. Die Deutung der Flächen und Kanten mancher Leuceitkrystalle wird durch vielfach sich wieder- holende Zwillingsbildung oft sehr erschwert, zuweilen fast unmög- lich gemacht. Man erwäge nur, dafs an ein erstes Individuum sich vier Nebenindividuen anschliefsen können; jedes dieser letzte- ren wieder drei neue Stellungen, gleichsam dritter Ordnung, vermöge der Zwillingsbildung darbieten kann. Diese zahlreichen Krystall- theile sind äufserlich von derselben oft scheinbar einfachen Leueit- form umschlossen, an deren Oberfläche man nur durch Beobach- tung der ein- oder auspringenden Kanten, von Knickungen oder Rundungen der Flächen die Grenzen der Individuen verfolgen kann. Die eingewachsenen Leucite gestatten keine genauen Messun- gen, und so war es mir nicht möglich, für diese die Verschieden- heit der Winkel, entsprechend dem quadratischen Character des Systems, zu konstatiren. Die vom Vesuv bei der Eruption von 1845 ausgeschleuderten Krystalle zeigen zwar zuweilen glänzende Flächen, die Reflexbilder derselben sind indefs fast immer verwa- schen oder mehrfach. Sehr häufig bemerkt man stumpfe aus- und einspringende Kanten. Diese Krystalle scheinen in hohem Grade von polysynthetischem Bau zu sein. Angesichts der unerwarteten Thatsache, dafs ein Mineral, wel- vom 1. August 1872. 631 ches bisher als eines der ausgezeichnetsten Beispiele des regulären Systems galt, jetzt als ein quadratisches gelten mufs, schien mir der Nachweis der chemischen Zusammensetzung von Krystallen aus derselben Druse, welche auch das Material zu obigen Mes- sungen geliefert hatte, dringend geboten. Zu der früher schon ausge-. sprochenen (wahrscheinlich irrthümlichen) Vermuthung, dafs es einen Natronleucit gäbe, gesellte sich in Bezug auf unsere Krystalle der Gedanke, ob vielleicht ein Gehalt an Natron die Abweichung vom regulären System bedinge, wie etwa der Albit bei gleicher For- mel sich auch vom Orthoklas unterscheidet. Diese Vermuthung erheischte eine bestimmte Antwort, bevor die Frage nach dem Krystallsystem des Leueits als definitiv entschieden gelten konnte. Meine Untersuchung von Krystallen aus derselben Druse, der die gemessenen entnommen waren, ergab folgendes Resultat (an- gewandte Menge = 0,927 gr.). Spec.-Gew. 2,479 (bei 23° C.). Kieselsäure 55,21 Thonerde 23,70 Kalk 0,43 Kali 19,83 Natron 1,21 100,38. Das feine Pulver des Minerals war durch Chlorwasserstoff- säure vollkommen zersetzbar. Die gefundene Mischung stimmt sehr nahe überein mit derjenigen, welche aus der bisher allgemein für den Leucit angenommenen Formel K’O, Al’O?, 4SiO? folgt, dieselbe erheischt nämlich: Kieselsäure 54,92; Thonerde 23,52, Kali 21,56. Die Analyse beweist demnach, dafs die aufgewachse- nen, dem quadratischen Systeme angehörigen Leueitkrystalle keine’ andere, als die normale Mischung besitzen, und es unterliegt des- halb nicht dem geringsten Zweifel, dafs auch die eingewachsenen, einer genauen Messung nicht fähigen Krystalle im quadratischen Systeme krystallisiren. Mit der neuen krystallographischen Bestimmung des Leueits steht nun auch das optische Verhalten mehr im Einklange, als es bei der bisherigen Annahme einer regulären Krystallisation der Fall war. Aus der Untersuchung, welche wir Hrn. Des Cloizeaux 632 Gesammtsitzung verdanken (Nouy. recherches s. l. proprietes optiques des ceristaux, 1867, S. 3—5), folgt, dafs der Leueit im polarisirten Lichte keines- wegs wie ein regulärer Krystall sich verhält. Des Cloizeaux sagt: „die Erscheinungen, welche man bei polarisirtem Lichte wahr- nimmt, sind wesentlich verschieden und wechseln je nach der Platte, welche man der Prüfung unterwirft und nach der Richtung, in wel- cher die Platte aus dem Krystall geschnitten ist.* Des Cloizaux erwähnt auch die zahlreichen Streifen, welche im polarisirten Lichte erscheinen und es entging seinem Scharfsinn nicht, dafs diese Strei- fen „ou fissures* in der Ebene der Dodekaäderflächen liegen. Hätte ihm nicht gleich allen Fachgenossen der reguläre Charakter des Leueits als über jeden Zweifel erhaben gegolten, so würde er gewils jene Streifen als Zwillingslamellen gedeutet und sogleich den wahren Charakter des Systems erkannt haben. Jene einge- schalteten Lamellen kannte auch schon Biot und gründete darauf seine Theorie der Lamellarpolarisation. Allen, welche mit Hülfe des polarisirenden Mikroskops dünne Platten von Leucitgesteinen untersucht haben, sind die eigenthümlichen Streifen der Leueite wohlbekannt'). Sie sind eine Folge derselben Zwillingsbildung, welche wir oben bei den aufgewachsenen Krystallen beschrieben haben. Die Krystallisation des Leueits kann nun als eine der eigen- thümlichsten unter allen Mineralien gelten. Die Zwillingsbildung und die Winkelverschiedenheiten schliefsen denselben unbedingt vom regulären System aus; dennoch nähert er sich diesem letztern wieder durch sein scheinbares Ikositetraöder, der fast ausschliefs- lich herrschenden Combination des Oktaöders mit dem Dioktaäder 4P2. Dieser dem Regulären sich nähernde Charakter des Leueits bestätigt sich auch darin, dafs untergeordnet zu den Flächen des ersten spitzen Oktaöders diejenigen des ersten quadratischen Pris- mas hinzutreten. Eine solche Hinneigung eines Systems zu einem andern mit mehr symmetrischem Charakter findet sich bekanntlich mehrfach im rhombischen System, wenn nämlich ein verticales Prisma mit dem Winkel von nahe 120° durch Hinzutreten des !) F. Zirkel (Mikroskopische Struktur der Leueite etc. Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. Bd. XX S. 97. 1868) hat dieselben genau beschrieben und dargestellt. vom 1. August 1872. 633 Brachypinakoids zu einem scheinbar hexagonalen Prisma, ein rhombisches Okta&der durch ein Brachydoma zu einem scheinbaren Dihexa&der ergänzt wird. In ähnlicher Weise dürfte demnach die Beziehuug des quadratischen Systems des Leucits zum regulären aufzufassen sein. Der Leueit gesellt sich nun zu der ausgezeichneten Reihe qua- dratischer Mineralien, welche für den Vesuv so charakteristisch sind, Zirkon, Humboldtilith, Mejonit, Mizzonit, Sarkolith und Ve- suvian, und steht dem letzteren in Bezug auf die Grundform nahe. Die Grundform des Vesuvians mifst nämlich in den Endkanten 129° 20' (nach v. Zepharovich). Unter den zahlreichen Combina- nationsformen des Vesuvians findet sich auch das Dioktaäder (4a:4a: c), 4P2, welches sonst nicht häufig beobachtet wird. Wenn beim Vesuvian zur Grundform sich das Diokta&der 4P2 im Gleich- gewicht gesellte, so würden wir eine dem regulären Ikositetraöder fast gleich verwandte Form erhalten, wie sie der Leueit darbietet. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Verhandlungen der phys.-medicin. Gesellschaft in Würzburg. Neue Folge. 3. Bd. 1.H. Würzburg 1872. 8. E. v. Eichwald, Geognostisch - paläontologische Bemerkungen über die Halbinsel Mangischlak und über die Aleutischen Inseln. Petersburg 1871. 8. Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlandsch Indie. Derde Volgreeks. Zesde Deel. 3. Stuk. ’S. Gravenhage 1872. 8. Götheborgs K. Vetenskaps och Vetterhets Samhälles Handlingar. Ny Tids- följd.. XI. Häftet. Götheborg 1872. 8. Memoires de la Societe des Sciences phys. et nat. de Bordeaux. Tome VII. 3. Cahier. Paris 1872. 8. Termeszettudomanyi közleny. Kötet IIL Pest 1871. 8. au" re, h. w a ne en 2. 2 ee aaa ar a re N sg ".. . i x x De rl Th 634 Gesammtsitzung 2 5. August. Sitzung der philosophisch-historischen ö Klasse. Hr. Droysen las über die Schlacht bei Chotusitz nach den Quellen. 8. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Petermann las über die militärischen Opera- tionen Saladins im Jahre 586 der Hedschra (1190 n. Chr.) nach Imäd el Ispahani. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. Jahrg. 1872. 22. Bd. Nr. 2. ; Wien 1872. 8. Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. Nr. 7—10. Wien 1872. 8. 3 Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Ge- £ sellschaft während des Vereinsjahres 1870—71. St. Gallen 1872. 8. y Mancini, La legge Vipsania. Napoli 1871. 4. r Mancini, Storia della moneta Romana. Napoli 1872. 4. RE 4 x { > 7 vom 15. August 1872. 635 15. August. Gesammtsitzung der Akademie. kann gab nachträgliche Mittheilungen über die Gattungen Marsilia und Pilularia zur Ergänzung früherer der Akademie im October 1363 (Monatsber. S. 413) und im August 1870 (das. S. 653) vorgelegten Untersuchungen über die genannten Gattungen. Neue Arten derselben sind in jüngster Zeit zwar nicht aufgefunden worden, aber die Charaktere mancher bekannter konnten schärfer erkannt, die Kenntnils der geographischen Verbreitung derselben erweitert, die Lebensgeschichte zahlreicherer Arten durch Cultur gründlicher ermittelt, endlich manche morphologische Fragen aufgeklärt werden. Die Cultur der Marsiliaceen hat im hiesigen Universitäts- und botanischen Garten erfreuliche Fortschritte gemacht, indem nament- lich zwei nordamerikanische und endlich auch eine der vielen sene- gambischen Arten aus Sporen erzogen wurden. In der Abhandlung von 1870 konnte ich 15 hier in Cultur befindliche Arten anführen; im Samencatalog des bot. Gartens vom vorigen Jahre (append. p. 10) 16 oder mit Zählung einer Varietät 17; im laufenden Jahre stieg die Zahl derselben auf 19. Es sind folgende: 1. Marsilia quadrifoliata L. seit alter Zeit cultivirt. Endlich gelang es auch diese Art aus Sporen zu erziehen, indem sich unter den Früchten zahlreicher im Juni v. J. von Hrn. Baur in Ichenheim am Rhein lebend gesendeter Exemplare eine einzige tauglich erwies. Die Überwinterung kann entweder unter Wasser oder im freien Lande ohne Wasserbedeckung geschehen; in beiden Fällen: stirbt die Pflanze bis auf die ruhenden Knospen ab. Die trocken über- winterten Exemplare verlieren die Fähigkeit Frucht zu bringen. 2. M. difjusa Lepr. Die Normalform dieser Art wurde zum ersten Mal im Sommer dieses Jahres aus Sporen von Exemplaren erzogen, welche Dr. Schweinfurth bei der Seriba Agad in Wau im Februar 1571 gesammelt. Angeschnittene, den 19. April ins Wasser gelegte Früchte entwickelten sofort den wurmförmigen Gallertkörper und streuten am 2. Tage die Sporen aus. Am 7. Tage war das Keimblatt und die erste Wurzel etwa 6mal so lang als die Spore; Mitte Mai waren alle Primordialblätter gebil- det, das erste Schwimmblatt noch zusammengefaltet und aufgerollt. Um die Mitte des Juli hatten sich die im freien Lande gezogenen 636 Gesammtsitzung Exemplare, der Erde dicht angedrückt, weit umherkriechend aus- gebreitet und waren mit Früchten beladen, welche, zum Theil schon Anfangs August, die meisten erst im September zur Reife kamen. 3. M. difusa var. approximata .A. Br. Aus nachher anzu- führenden Gründen unterscheide ich die seit 1865 eultivirte Form aus Madagascar jetzt als eigene Abart. Sie wurde aus Sporen von Perville 1541 gesammelter Exemplare erzogeu. 4. M. crenulata Desv. aus Mauritius, gleichfalls seit 1865 und zwar aus Sporen von Dr. Ayres 1860 gesammelter Exemplare. 5. M. pubescens Tenore aus der Flora von Montpellier, zuerst 1347 zu Freiburg und seither wiederholt aus Sporen gezogen. 6. M. Aegyptiaca W. von Cairo 1855 lebend in den Garten eingeführt, bisher trotz mannigfach modificirter Culturmethode stets unfruchtbar. 7. M. hirsuta R. Br. von Brisbane (Neu-Süd-Wales). Durch Vermittelung von Durieu erhaltene Früchte wurden am 10. August 1870 ausgesät. Erst im folgenden Jahre gelangten die aus den wenig zahlreichen Sporen derselben erwachsenen Pflanzen zur Fruchtbildung; auch im Mai des folgenden Jahres aus Sporen er- zogene Pflanzen fructifleirten erst im zweiten Jahre. 8. M. (Drummondi subsp.) macra A. Br. aus dem Inneren Australiens (vergl. S. 663 der Abhandlung von 1870), aus von Ferd. von Müller mitgetheilten Früchten seit 1866 eultivirt. 9, M. (Drummondü) Nardu A.Br. (M. Drummondi et M. ma- cropus hortorum) vom Darling River in Ostaustralien, zuerst 1863 aus Sporen von Hrn. Osborne mitgetheilter Früchte erzogen. 10. M. (Drummondi) salvatrie Hanst. Aus Früchten vom Coopers Creek im Innern Australiens (Burke’s Expedition 1861) im J. 1865 erzogen. 11. M. (Drummondit) elata A. Br. Aus von M*. Kinlay (1861 —1862) im Innern Australiens gesammelten Früchten (vergl. 1. e. S. 663) seit 1864. 12. M. vestita Hook & Grev. aus Oregon, von Elihu Hall 1871 gesammelt. Eine der mitgetheilten Früchte wurde den 11. April ausgesät; noch an demselben Tage entwickelte sich der Gallertstrang und wurden die Sporen ausgestreut. Von ungefähr 100 Macrosporen keimten 15. Am 15. April hatte das Keimblatt die Länge der Sporen, am 16. erreichte es bereits die Gfache Länge derselben; den 15. Mai waren nicht nur alle Primordialblätter, sonderfi auch vom 15. August 1872. 637 das erste Schwimmblatt vollkommen entwickelt. Anfangs August waren die Früchte bereits vollwüchsig, aber noch weich; erst im September erreichten sie ihre volle Reife. 13. M. uncinata A- Br. Reife Früchte der texanischen Form dieser Art wurden im Sommer dieses Jahres gleichfalls von E. Hall gesammelt. Sie wurden hier den 3. August angesät und keimten reichlich; voraussichtlich werden die jungen Pflanzen erst im näch- sten Jahre zur vollen Entwicklung kommen'). 14. M. Ernesti A. Br. zuerst 1870 aus von dem Entdecker Ad. Ernst aus Caracas gesendeten Früchte erzogen. Sie zeichnet sich durch eine sehr rasche Entwicklung aus. Den 13. Juni angesät brachte sie noch in demselben Jahre Früchte. Ohne Wasserbe- deckung im Topf überwinterte, im Mai ins freie Land gesetzte Exemplare waren am 25. Juli mit ausgewachsenen Früchten be- laden, von denen manche bereits keimfähige Sporen enthielten. 15. M. Coromandeliana W. aus Ostindien, im Jahre 1870 aus Früchten vom J. 1845 (Madras: Dr. Thomson) erzogen. Sie ent- wiekelt sich mit aufserordentlicher Schnelligkeit (vergl. 1. e. S. 661) und ist schwer zu überwintern, da sie (wenigstens ohne Wasser- bedeckung)) meist völlig abstirbt. 16. M. trichopus Lepr. Von Glaziou, Director des Passeio publico in Rio de Janeiro erhaltene, jedoch nicht aus Brasilien, sondern aus „Afrika“ (ohne Zweifel aus Senegambien) stammende, wahrscheinlich in neuerer Zeit gesammelte Exemplare lieferten Früchte mit keimfähigen Sporen. Den 12. Mai d. J. ins Wasser gelegt öffneten und entleerten sie sich noch an demselben Tage und zeigten bereits am 15. Mai deutliche Keimung. Zu Ende des Monats hatten die meisten Pflänzchen das erste Schwimmblatt, den 4, Juni 2—3 entfaltete Schwimmblätter. Die weitere Entwicklung ging ebenso schnell von Statten wie bei M. Coromandeliana, so dals im Juli bereits unzählige Früchte ausgebildet waren, von denen manche schon zu Anfang August keimfähige Sporen enthielten. 17. Pilularia globulifera L, aus hiesiger Gegend seit vielen Jahren im Garten gezogen. Im Laufe dieses Sommers erwiesen sich die Sporen schlesischer Exemplare, welche seit 1569 im Her- 1) Dieselben haben bis zu Anfang October die Stufe der Primordial- und Wasserblätter noch nicht überschritten, (Spätere Anmerkung.) 638 Gesammtsitzung barium lagen, als keimfähig. Nach den Erfahrungen von de Bary keimen auch die Sporen unreifer Früchte, wenn diese frisch an- geschnitten ins Wasser gebracht werden. 13. P. Americana A. Br. von Valdivia (Philippi). Im J. 1870 aus Sporen erzogene Pflanzen trugen erst im zweiten Jahre (1872) Früchte. Aus den Sporen dieser im laufenden Jahre erzogene Pflanzen blieben gleichfalls im ersten Jahre unfruchtbar. 19. P. minuta Durieu von Oran, seit dem Jahre 1847 (zuerst in Freiburg aus Sporen vom Jahre 1844) in Cultur. Auch die Sporen hier gezogener Früchte erwiesen sich zum Theil als keim- fähig. Die lange andauernde Keimfähigkeit der Sporen wohlgereifter Früchte (l. c. S. 661. 664) hat sich noch weiter bestätigt. Die steinharten Früchte der M. elata von M°. Kinlay’s Expedition (1861—62) haben bis jetzt nie versagt und die alten, von Esprit Fabre im J. 1538 gesammelten Früchte von MM. pubescens liefern noch jetzt nach 34 Jahren junge Pflanzen. Die Erziehung von Früchten mit keimfähigen Sporen im Garten ist endlich auch bei einigen Arten gelungen, spärlich bei M. erenulata und M. difusa var. approximata, reichlicher bei M. Ernesti') und M. trichopus. Im Garten gereifte Sporen von M. Coromandeliana entwickelten zwar einen kräftig grünen Vorkeim, aber meist keinen Embryo. Einige wenige Keimlinge, welche sich zeigten, gingen ohne nach- weisbare Veranlassung bald wieder zu Grunde. Die australischen Arten, bei denen es in unserem Clima noch nicht gelungen ist, Früchte mit keimfähigen Sporen zu erziehen, haben solche in Bordeaux nach Durieu’s Mittheilung geliefert. Die regelmäfsige und meist sprungweise Folge der Blattfor- mationen: Keimblatt, Primordialblätter, Schwimmblätter, Luftblätter (l. c. 664) hat sich auch bei den neuerlich aus Sporen gezogenen Arten bewährt. !) Eine aus im Garten erzogenen und Ende Juli zur Aussaat gebrach- ten Sporen erzogene zweite Jahres- Generation zeigte zu Anfang October bereits wieder junge Früchte! (Spät. Anm.) it vom 15. August 1872. 639 XL QII—n x FR oe: > 2 wg 640 Gesammtsitzung Zu diesen gehört zunächst M. quadrifoliata, deren 14 beob- achtete Keimpflanzen folgende Verhältnisse zeigten: 1 2 1 le [ = ; 3 66 1 RR | 1 3 2 1,766 11 1 2.,..8 ee 1 | 14 K = Keimblatt; P! P? Pt = einfache, zweitheilige, viertheilige Pri- mordialblätter; $ = Schwimmblätter. Die 4 beobachteten Fälle fehlen sämmtlich unter den weit zahlreicheren, welche bei M. difusa und M. crenulata beobachtet wurden, wie ein Vergleich mit der in der früheren Abhandlung gegebenen Tabelle (l. c. S. 666) zeigt. Der häufigste Fall mit 3 einfachen, 2 zweitheiligen (von denen das erste oft nur zweilappig) und 1 viertheiligen Primordialblatte ist Fig. 1 der vorigen Seite dargestellt, Fig. 2 zum Vergleich eine Keimpflanze von M. crenulata. In Beziehung auf Gestalt halten die Primordialblätter von M, quadrifoliata die Mitte zwischen den Extremen; sie sind schmäler und weniger abgerundet als bei M. hirsuta, M. diffusa und M. crenulata (Fig. 2); dagegen breiter als bei M. trichopus (Fig. 3), breiter und stumpfer als bei M. elata (Fig. 4) und den anderen Unter- arten von M. Drummondii, viel breiter endlich als bei M. pubescens (Fig. 5). Die Normalform von M. diffusa aus dem oberen Nilgebiete, deren Entwicklung in diesem Jahre beobachtet wurde, stimmt in Zahl und Form der Primordialblätter mit der Abart approzimata aus Madagascar, auf welche sich die Angaben in der früheren Ab- handl. (S. 666, 667) beziehen, überein, doch ist der Tabelle ein weiterer Fall mit 8 Primordialblättern, 7 einfachen und einem vier- theiligen, beizufügen. Es hat sich unzweifelhaft herausgestellt, dafs die Zahl der Primordialblätter mit der Tiefe des Wassers, in wel- chem die Keimung stattfindet, zusammenhängt, weshalb es nicht unwahrscheinlich ist, dafs die Zahl derselben durch Zucht in tieferem Wasser noch weiter gesteigert werden könnte. 641 vom 15. August 1872. 642 Gesammtsitzung M. trichopus (Fig. 3) stimmt in der geringen Zahl der Pri- mordialblätter mit M. Coromandeliana überein. Es sind deren meistens 3, selten 4, sehr selten 5 vorhanden, von denen das letzte, selten die 2 letzten zweitheilig sind. Äufserst selten kommt ein letztes dreitheiliges Primordialblatt vor, niemals habe ich ein vier- theiliges gesehen'). Selbst das erste Schwimmblatt ist meist nur zweitheilig, selten dreitheilig, äufserst selten bereits viertheilig. Die erste Dehnung des Stengels fällt meistens zwischen das erste und zweite Schwimmblatt. Früh sich entwickelnde Seitensprosse treten schon in den Achseln des letzten Primordialblattes und des ersten Schwimmblattes auf und beginnen mit einem meist vier-, selten dreitheiligen Primordialblatt, wie Fig. 3 zeigt. Nachstehend eine Tabelle über die beobachteten Fälle, in welcher die den Buchstaben beigefügte Zahl die Zahl der Theile der betreffenden Blätter bedeutet. Marsilia trichopus. Y = g ‘ ‘ Zahl K. 1 S. | K; I, P?, PR, ‚S . je‘ I der Fälle | 1 Ne 30 | 0) et = 1 1 2 1 0) | 1... 10988 B) RE A 0. AU 1 1 2 0) 1 0) l_ oo T 1 0 1 1 3 0 0 0 1 1 0) 0 2 1 0 3 1 4 = 1 2 2 0 0 1 1 1 1 2 0. so 1 - 1 3 1 0 1 oo 1 0 oo 1 Te De l Be er 1 0 1 | 4 !) Bei einer späteren Anzucht von Keimpflanzen aus hier gezogenen vom 15. August 1872. 643 Tl | ES Das ungewöhnliche Verhalten der Keimpflanzen von M. hirsuta ist in der früheren Mittheilung (S. 667) beschrieben. Ich füge hier (Fig. 6) die Darstellung einer Keimpflanze mit 3 Primordialblättern bei, von denen die 6 ersten einfach, das 7. zweitheilig, das 8. . dreitheilig ist mit zweispitzigem Mittellappen. Das noch nicht entfaltete 9. Blatt ist bereits ein Schwimmblatt. Die Ansicht ist von oben'), so dafs die abwechselnde (zweizeilige) Anordnung der Früchten, welche gegen Ende August ausgesät wurden, kam mitunter auch ein viertheiliges Primordialblatt an der Hauptachse vor. (Spät. Anm.) !) Die vorausgehenden Figuren (1—5) zeigen die Keimpflanzen von der Seite. [1872] 45 644 Gesammtsitzung Blätter deutlich erscheint. Die Reihenfolge der Blätter beginnt mit dem nach links gewendeten pfriemenförmigen Keimblatt; die fol- genden einfachen Primordialblätter nehmen vom ersten bis zum fünften an Gröfse zu, zwischen dem 4. und 5. tritt bereits eine Stengeldehnung ein, welche zwischen dem 5. und 6. u. s. w. noch beträchtlicher erscheint. Rechts am unteren Rande des 4. Primor- dialblatts der Hauptachse tritt der erste Zweig auf, der bereits 4 entwickelte einfache Primordialblätter zeigt, von denen das erste nach der Vorderseite des Pflänzchens gewendete basilär ist, während die folgenden dureh verlängerte Internodien getrennt erscheinen. Ähnliche aber minder weit entwickelte Zweige finden sich an den folgenden Primordialblättern der Hauptachse. Bei einer zweiten am 28. Mai 1571 vorgenommenen Aussaat dieser Art zeigte sich das Eigenthümliche der Keimpflanzen der- selben in noch auffallenderem Maalse. Einzeln in Wasserschüsseln versetzte Keimpflänzchen entwickelten über fufslange, durchgehends mit meist einfachen Primordialblättern besetzte Stengel. Erst am 20. Juni zeigten sich an den Spitzen viertheilige Wasserblätter, an- fangs über den Wasserspiegel hervortretend, später die Lamina auf der Oberfläche desselben ausbreitend. An der kräftigsten unter den erzogenen Keimpflanzen, welche für sich allein eine Schüssel von 14 Fufs Durchmesser einnahm, zählte ich an Haupt- und Nebenachsen zusammengenommen gegen Ende Juli 242 entwickelte Primordialblätter, unter welchen sich nur 9 sgetheilte befanden. Erst wenige Schwimmblätter waren entwickelt. Ein ähnliches Verhalten habe ich in diesem Jahre bei zwei unter sich sehr nahe verwandten nordamerikanischen Arten, M. vestita und uncinata, kennen gelernt. Da beide in der Gestaltung der Keimpflanzen übereinstimmen, fasse ich die beobachteten Fälle, die noch eine grofse Zahl anderer Combinationen erwarten lassen, in eine Tabelle zusammen: K. = Keimblatt, P. = Primordialblätter, S. = Schwimmblätter. Die oben am Buchstaben befindlichen Zahlen zeigen die Zahl der Theile der Spreite an. vom 15. August 1872. 645 r 1 2 3 2 Zahl N 8. IK. PU PR PI Pe Se |, SE. 091.39. 0 a 3 PAYMEr TEE 7307007 BE ee a a =: 1 1 7 oo! ee 1 Pie su He 10T a ee 1 ae mave Ws Aa A leer 1 Fa Re a EN N) 2 r h la ar ne 1 |: ee Arie Due 1 BrHENTIRGN A EU 1 PEN a 8 |ı Aue 9, 0350070 0er a ER 5.0 sr ge re 4 " EL Re Eu RN > 1 1 11 >|} 6 3 0 2 0 0 © 1 ER RE BR RR FL IE ke 1 Se en N LE DE 1 N | Es sind somit 3—6, meist jedoch 4 einfache, ferner 0—3, meist 2 zweitheilige, selten ein dreitheiliges und endlich meistens 2—3 viertheilige Primordialblätter vorhanden, doch kann die Zahl der letzteren sich noch weiter vermehren, was namentlich bei M. uncinata beobachtet wurde und ohne Zweifel mit der Anzucht in späterer Jahreszeit und unter ungünstigeren Witterungsverhältnissen zusammenhängt. Nur sehr selten fehlen die viertheiligen Primor- dialblätter ganz, in welchem Falle selbst die ersten Schwimmblätter, wie in dem vierten der oben verzeichneten Fälle, noch zwei- und dreitheilig sein können. In Verbindung mit der ungewöhnlichen Vermehrung der Primordialblätter kommen auch zuweilen mit Rück- r% 45 646 Gesammtsitzung fall verbundene Schwankungen vor, so z. B. in einem beobachteten | Falle: KAPERTPIEDIE DET TEL TB Pe 1:63 1 1 Be RES. 2325: | 3 Die Dehnung der Internodien tritt gewöhnlich schon innerhalb der Region der Primordialblätter auf und zwar nach dem 5. bis 7., selten schon nach dem 4. Primordialblatt. Nur wenn die Zahl der Primordialblätter das Minimum von 7 einhält, so fällt die erste Dehnung zuweilen mit dem Übergang zur Schwimmblattbildung zu- sammen, häufiger aber und constant bei gröfserer Zahl der Pri- mordialblätter ist der Fall, dafs ein oder mehrere Primordialblätter durch Internodienverlängerung abgerückt werden. Bei M. uncinata habe ich sogar, wie bei M. hirsuta, fast fulslange blos mit Pri- mordialblättern versehene Stengelverlängerungen gesehen, jedoch mit dem Unterschiede, dafs die Primordialblätter der verlängerten Stengeltheile nicht einfach, sondern viertheilig waren. Die Form der Primordialblätter dieser beiden Arten erinnert an die von M. Ernesti, doch sind sie durchschnittlich schmäler, die Lappen der viertheiligen bei M. uncinata weniger stumpf als bei M. vestita. In Beziehung auf die Schwimmblätter, als regelmäfsige Mittelstufe zwischen den untergetauchten Primordialblättern und den sich bleibend über das Wasser erhebenden Luftblättern (l. e. S. 273), hat sich der merkwürdige Umstand herausgestellt, dafs die Anzahl derselben bei sehr niedriger Wasserbedeckung der Keim- pflanzen sehr beschränkt sein kann; zuweilen ist sogar nur ein ein- ziges vorhanden, wie ich dies namentlich bei M. difusa aus dem oberen Nilgebiet und bei M. elata beobachtet habe. Einen direkten Übergang von den Primordialblättern zu den Luftblättern habe ich dagegen niemals beobachtet. Den früher (l. c. S. 672—73) aufgezählten Arten, bei welchen vollkommene, d. i. durch den Mangel der Stomata und die An- wesenheit von Interstitialstreifen auf der Rückseite charakterisirte Schwimmblätter beobachtet wurden, sind weiter beizufügen: M. difusa (genuina, wogegen unter der früheren Aufzählung die var. approximata zu verstehen ist), M. crenulata, M. elata, M. vestita. M. difusa. Die Schwimmblätter der Pflanze des Nilgebiets stimmen mit denen der var. approximata aus Madagascar überein; sie sind vollkommen ganzrandig, während die Luftblätter, nament- vom 15. August 1872. 647 lich die gröfseren, deutlich gekerbt sind. Die Blättchen derselben erreichten zuweilen eine Länge von 25, eine Breite von 22—23 Mm., meist jedoch waren sie kleiner, ungefähr 20 Mm. lang und 18 Mm. breit. M. diffusa v. approximata, in früheren Jahren im Wasser ziemlich kleinblättrig, brachte in diesem Jahre Schwimmblätter, deren Blättchen 28 Mm. lang und ebenso breit waren. MM. crenulata, von welcher ächte Schwimmblätter zu erziehen früher nicht gelungen war (l. c. S. 678), entwickelte solche im Spätsommer 1871, nachdem sie im Juni in ein gröfseres Cement- bassin gesetzt worden war. Die ganzrandigen, unten schön ge- streiften Blättchen erreichten eine Länge von 15—20 Mm. und fast gleiche Breite. Ähnliches ist von M, elata zu berichten. Im Mai aus Sporen gezogene Exemplare brachten unmittelbar nach den Primordial- blättern ächte Schwimmblätter, ohne Stomata auf der Unterseite, aber noch ohne Interstitialstreifen hervor; das erste mit ganzran- digen, die folgenden mit ausgerandeten Blättchen. Bei einem Wasserstand von nur 14 Zoll Tiefe erreichten die dünnen hin und hergebogenen Blattstiele derselben mitunter eine Länge von 10—12 Zollen. Unter solchen Verhältnissen folgten jedoch sehr bald (oft schon nach einem einzigen Schwimmblatt) über das Wasser her- vortretende, mit kürzeren, dickeren und strafferen Blattstielen ver- sehene Luftblätter, zuweilen durch Übergangsblätter von mittleren Eigenschaften mit den Schwimmblättern verbunden. Bei grölserer Tiefe des Wassers dagegen reihten sich an die ersten kleineren bald grösfere ächte Schwimmblätter an, mit zahlreicheren Buchten am Stirnrand der Blättchen, ohne Stomata auf der Rückseite und mit den charakteristischen Interstitialstreifen versehen. Hiermit ist das Vorkommen ächter Schwimmblätter bei von Jugend auf im Wasser bleibenden Exemplaren nachgewiesen. Ein wiederholter Versuch (vergl. l. c. S. 678) ältere, seit einigen Jahren im trocke- nen Boden gezogene Exemplare durch Versetzung ins Wasser zur Bildung von ächten Schwimmblättern zu veranlassen, milslang da- gegen ebenso wie früher. Es wurden zwar sehr lang- und dünn- stielige Blätter mit schwimmender Spreite hervorgebracht, die zu- weilen selbst einige Interstitialstreifen zeigten, aber stets mit Luft- spalten auf der Rückseite versehen waren, deren Anwesenheit sich 648 Gesammtsitzung schon vor der mikroskopischen Untersuchung durch einen dichten Beleg der unteren Blattfläche mit kleinen Luftbläschen verrieth. M. vestita besitzt ächte Schwimmblätter, die sich durch be- sonders dünne Stiele und kleine Spreiten auszeichnen, so dafs sie nur selten die Gröfse derer von M. pubescens erreichen. Die ersten Schwimmblätter der Keimpflanzen sind ohne Streifen, die Blättchen nur 5—7 Mm. lang, 4—6 Mm. breit. Erwachsenen im Wasser gezogene Pflanzen zeigten gröfsere Blättchen von 8—10, höchstens 15 Mm. Länge und etwas geringerer Breite, mit schwach gefärbten, gelblichbraunen Streifen auf der Rückseite, ganzrandig wie bei den meisten Arten. Es fanden sich aufserdem häufig schwimmende Übergangsblätter, die bereits sparsame Luftspalten auf der Rück- seite und nur noch Spuren der Streifung besafsen'). Als wahrscheinlichen Ausnahmsfall in Beziehung auf die Her- vorbringung vollkommener Schwimmblätter habe ich bereits früher (l. ec. S. 677) M. Coromandeliana angeführt, an welcher ich nur unvollkommene d. h. auf der Rückseite mit Luftspalten versehene Sehwimmblätter finden konnte. Da jedoch die ersten Schwimm- blätter der wenigen Keimpflänzchen, welche ich erziehen konnte, nicht untersucht worden waren, so blieb es zweifelhaft, ob diese vielleicht ächte Schwimmblätter seien. Dieser Zweifel kann wohl als gelöst betrachtet werden durch die Ermittelung des Verhaltens einer sehr nahe verwandten (ja kaum specifisch unterschiedenen) Art, der senegambischen M. trichopus, welche mir in diesem Jahre reichlich aus Sporen zu erziehen vergönnt war. Es fand sich in der That, dafs diese Art zu keiner Zeit und unter keinerlei Verhältnissen Blätter hervorbringt, welche der Luftspalten auf der Rückseite entbehren. Die den Primordialblättern zunächst folgen- den Blätter breiten sich zwar auf dem Wasserspiegel schwimmend aus nach Art der Schwimmblätter, aber sie sind auf der Rückseite, wenn auch etwas minder reichlich als auf der Oberseite, stets mit Luftspalten versehen. Ebenso verhalten sich die Blätter mit schwim- mender Spreite, welche sich in späterer Lebenszeit bei der Cultur im Wasser und zwar schon bei 3 Fufs Tiefe desselben reichlich !) Wie M. vestita verhält sich ohne Zweifel auch M. uncinata, wenig- stens in Beziehung auf die den Primordialblättern zunächst folgenden Schwimm- blätter. (Spätere Anmerk.) Ka vom 15. August 1872. 649 bilden. Selbst auf den Interstitialstreifen, welche diesen späteren Schwimmblättern zukommen, finden sich mitunter Stomata. Die Blättchen derselben sind ganzrandig und erreichen eine Länge von 12 bis höchstens 15 Mm. bei etwas geringerer Breite. Nur unvollkommene Schwimmblätter, denen überdies die Streifung gänzlich abgeht, besitzt auch die in so vielen Be- ziehungen sonderbare australische M. kirsuta. Keimpflanzen und ältere Stöcke brachten in fulstiefes Wasser gepflanzt langgestielte Blätter mit schwimmender Spreite, welche jedoch die der Land- blätter an Gröfse kaum übertrafen. Die Blättchen erreichten höchstens 15 Mm. Länge und 12—13 Mm. Breite, waren auf der Unterseite fast ebenso reichlich mit Luftspalten versehen wie auf der Oberseite und sämmtlich ohne Interstitialstreifen. Auch hier er- schien die mit dem Wasser in Berührung stehende Unterfläche dicht mit Luftbläschen bedeckt. Eine Eigenthümlichkeit der Wasserform, die unter den ge- nauer geprüften Arten nur bei M. hirsuta und M. vestita vorkommt, besteht in der Wiederholung der Primordialblätter am Beginne sämmtlicher oder doch der meisten unter Wasser gebildeten Zweige, nicht sowohl der Keimpflanzen, an denen ich diese Erscheinung früher beschrieben habe (l. c. S. 668), als der älteren im Wasser vegetirenden Pflanzen. Da ein oder mehrere erste Internodien der Zweige unentwickelt bleiben, so stehen diese tief unter Wasser befindlichen Primordialblätter einzeln oder zu 2—3 büschelweise in den Achseln der Schwimmblätter. Sie unterscheiden sich von den ersten Primordialblättern der Keimpflanze und ihrer ersten Verzweigungen dadurch, dafs sie etwas länger gestielt und meistens mit viertheiliger, ‘selten mit zweitheiliger, nur äufserst selten mit ungetheilter Spreite versehen sind. Bei M. vestita sind sie auf- fallend klein, der Stiel ungefähr 3 Centim., die schmalen stumpfen Abschnitte der Spreite kaum über 1—2 Mm. lang; bei M. hirsuta dagegen von ansehnlicher Gröfse mit 4—9 Centim. langem Stiel und kräftigerer Spreite, deren nach oben keilförmig verbreiterte Segmente 5—10 Mm. Länge, 5—5 Mm. Breite erreichen. Unter den Marsilia-Arten, welchen überhaupt vollkommene Wasserblätter zukommen, sind manche mehr, andere weniger geneigt, solche auch noch in späterer Lebenszeit bei Überfluthung hervorzu- bringen. Letzteres ist, wie ich gezeigt habe, bei M. Aegyptiaca, ere- nulata, Nardu, salvatrix, elata der Fall, ersteres namentlich bei M. 650 Gesammtsitzung quadrifoliata, difjusa, macra, pubescens. Für die Schnelligkeit, mit welcher die Umwandlung der Landform in die Wasserform vor sich gehen kann, will ich eine an der zuletzt genannten Art ge- machte Erfahrung anführen. Am 7. August d. J. wurde ein Räschen der fructifieirenden Landform von gedrungenem Wuchs und mit kleinen nur 3 Zoll hohen Blättern 9—10 Zoll tief unter Wasser gesetzt; schon am 20. August hatten sich 4—5 Zoll lange, strahlig sich ausbreitende Ausläufer gebildet und waren über 50 Schwimmblätter, die theils an den Ausläufern, theils mitten aus dem Rasen an der Spitze noch nicht verlängerter Zweige entspran- gen, an der Oberfläche angelangt, wo sie die von 10 Zoll langen sehwankenden Stielen getragenen Spreiten ausgebreitet hatten. Die Luftblätter waren in der Tiefe des Wassers unverändert geblieben und starben in der Folge nach und nach ab. Das verschiedene Verhalten der Arten in Beziehung auf die Schwimmblätter ist ohne Zweifel eine Erscheinung specifischer Anpassung, welche in Zusammenhang steht mit den verschiedenen Verhältnissen des Vorkommens an Orten, welche kürzere oder längere Zeit im Jahr, regelmälsiger oder unregelmälsiger über- schwemmt werden. Wir kennen die Lebensweise der Arten im Vaterlande zu wenig, um dies im Einzelnen genügend nachzuweisen, aber die der bekannteren stimmt wohl zu einer solchen Erklärung. Am einen Ende der Reihe steht offenbar M. quadrifoliata; sie be- darf einer jährlich wiederkehrenden Wasserbedeckung, wie die fort- gesetzte Cultur im Trocknen, welche Sterilität zur Folge hat, be- weist, und wächst überdies an Standorten, an welchen sie auch im Sommer theilweise im Wasser bleibt oder öfters von Neuem unter Wasser gestellt wird. Dem andern Extreme gehört M. hir- suta an, welche ganz dazu eingerichtet ist eine lange Periode der Dürre, wie sie dem aufsertropischen australischen Clima eigen ist, lebend zu üderdauern an Localitäten, die wahrscheinlich nur für kurze Zeit durch winterliche Regengüsse überschwemmt werden. Sie besitzt zu diesem Ende eigenthümlich knollenartig anschwellende Achselsprosse an den zum Theil unterirdischen und dann sterilen Rhizomen, Knollensprosse, welche sich, wie der Versuch gezeigt hat, bei lange andauernder Trockenheit lebend und entwicklungs- fähig erhalten, während alle anderen Theile der Pflanze völlig ab- sterben. Eine mit einem dichten Rasen dieser Art erfüllte flache Schüssel wurde von Ende Oktober v. J. ab bis zu Anfang Mai vom 15. August 1872. 651 d. J., also über 6 Monate lang, ohne jede Wasserbenetzung an einem möglichst trockenen Raum des Kalthauses des Universitäts- gartens aufbewahrt. Die Pflanze war dem Anscheine nach völlig abgestorben und kaum noch eine Spur derselben an der Oberfläche der Erde wahrzunehmen; aber in Folge blofsen Begiefsens, ohne vollständige Wasserbedeckung, entwickelten sich im Laufe des Mai allmählig die unterirdischen Knöllchen und ein reich fructificirender Rasen überzog im Laufe des Sommers von Neuem die Schüssel. Üppiger freilich gediehen die Exemplare, die in einen grofsen, im Freien befindlichen Holzkasten gepflanzt im Frühjahr einige Zeit lang mit niedrigem Wasser bedeckt und dann erst ailmählig trocken gelegt wurden. Diese knollenartigen Ruheknospen, welche bei uns Winter- knospen sind, in ihrem Vaterlande aber ohne Zweifel im Sommer ihre Ruhezeit antreten, haben die gewöhnliche Stellung der Zweige an der unteren Seite des Blattstielgrundes; es sind angeschwollene etwas plattgedrückte Körperchen, die kleineren fast kreisrund oder birnförmig, höckerig, zuweilen ungleich zweilappig, 5—8 Mm. lang und fast ebenso breit; die gröfseren oft bis zu 15 Mm. pyramidal verlängert, fiederartig gelappt und von fast traubigem korallen- artigem Ansehen, oberflächlich an die Rhizome von Corallorhiza und Epipogon erinnernd; sie sind von fleischiger Consistenz, leicht zerbrechlich, mit anliegenden lichtgelb- oder rothbräunlichen Spreu- hasren, ähnlich denen der Früchte, aber ohne Höckerchen, bedeckt. Anscheinend blattlos zeigen sie bei genauerer Betrachtung auf der Oberseite einer dicken Achse 1—7 zweireihig angeordnete, fest an- gedrückte, platteconische, Rudimenten abgeschnijtener Blattstiele ähnliche Gebilde, welche als eine Art von Niederblättern zu be- trachten sind, analog den Niederblättern an den unterirdischen Ausläufern von Struthiopteris. Unter diesen Blattgebilden treten an den Seiten der Hauptachse des Knöllchens in Form von abge- rundeten Höckern Seitenachsen hervor, an welchen meist selbst wieder ein oder einige Niederblattansätze sichtbar sind. Die Knöll- chen sind also zusammengesetzte Niederblattsprosse. Im anatomischen Bau unterscheiden sie sich von den gestreckten Sten- geln durch den Mangel der Lufthöhlen, einen schwachen centralen Bündel und ein sehr stark entwickeltes, dicht mit Stärkekörnern erfülltes Rindenparenchym. Selbst die mit schwach verdickter fast farbloser Aufsenwand versehenen Hautzellen sind mit Stärke gefüllt. “ 652 Gesammtsitzung Fig. 7 zeigt ein kleineres Knöllchen, welches seine ungleich zweilappige Gestalt der starken Entwicklung des Sprosses verdankt, der dem ersten Niederblatt angehört; Fig. 8 ein pyramidal verlängertes Knöllchen mit 6 an seiner Hauptachse sichtbaren Niederblättern und den’ zugehörigen, an Gröfse stufenweise abnehmenden Seitensprossen. In Beziehung auf die Licht- und Landblätter beschränke ich mich, eine berichtigende Bemerkung über Schlaf und Wachen der- selben (vgl. 1. c. S. 682 Anmerk.) beizufügen. Die Arten, welche die Blättchen Morgens am frühesten entfalten, legen dieselben gegen Abend nicht am spätesten, sondern am frühesten wieder zusammen. Unter den hier ceultivirten Arten ist M. pubescens die früheste, M. quadrifoliata die späteste; erstere Öffnet sich im Monat August gegen 5 Uhr Morgens und schliefst sich gegen 5 Uhr Abends; letztere öffnet sich gegen 6 Uhr Morgens und fängt nach 6 Uhr Abends allmählig an sich zu schliefsen, was sie erst gegen 8 Uhr vollendet. Bei den meisten Arten steht die geschlossene Spreite auf dem senkreehten Blattstiel völlig aufrecht; so bei allen Unterarten von M. Drummondii, bei M. pubescens, quadrifoliata, erenulata, Ernesti, trichopus; bei anderen dagegen neigt sich die ganze Spreite etwas gegen den Stiel und zwar nach der untergehenden Sonne zu; so bei M. hirsuta und in viel schwächerem Grade bei M. vestita. Bei M. diffusa, wenigstens der kriechend weitausgebreiteten Land- form, sind die Blattstiele schon bei Tag nach vorn gegen die Erde niedergelegt; die im Wachen horizontal ausgebreiteten Blätt- chen nehmen schlafend mit dem Stiel dieselbe vorwärts geneigte Richtung an. vom 15. August 1872. 655 Eine Eigenthümlichkeit der Pilularienblätter, deren ich früher noch keine Erwähnung gethan, ist die Ausscheidung von Wasser in tropfbar flüssiger Gestalt durch dieselben. Ich habe sie nament- lich bei Pilularia Americana und minuta, am reichlichsten bei Cultur derselben im bedeckten Kasten, aber auch im Freien beobachtet. Jedes Blatt trägt alsdann an seinem oberen Theile, mehr oder minder weit unter der Spitze, ein seitlich ansitzendes Wassertröpf- chen. Die Blätter sind reichlich mit Stomaten besetzt, aber eine Besonderheit des Baus an der Stelle, welche den Tropfen trägt, ‘konnte ich nicht bemerken. Mit vorgerückterem Alter hört die Absonderung auf. Die Sporenfrucht von Marsilia habe ich schon seit 1839 nach ihrer Verbindung mit dem Blattstiel, so wie nach ihrer Nervatur als ein Blattgebilde (einen Blatttheil) betrachtet, wiewohl es auf- fallend erscheinen mufste, dafs an sterilen Blättern kein Rudiment oder Analogon derselben gefunden wird!) und die Bildung der Sori völlig im Innern des Gewebes vorzugehen schien’). In Beziehung auf letzteren Punkt haben die Untersuchungen von Russow (Histolo- gie u. Entwicklungsgesch. der Sporenfrucht von Marsilia, Dorpat 1871) unerwarteten Aufschlufs gegeben. Nach Russow’s Dar- stellung (l. e. S. 27 u. 72) zeigt die Sporenfrucht in früherer Ju- gend auf der Bauchseite zwei Längsfurchen, in denen in acropetaler Folge Grübchen oder trichterförmige Einsenkungen auftreten, deren Zahl der der später sich bildenden Sori entspricht. Die Sori selbst entstehen in der Weise, dafs einwärts von jedem Trichter sich eine Reihe gröfserer Zellen nach Art dreiseitiger Scheitelzellen, die Scheitel nach der Fläche des dorsoventralen Längsschnittes gerichtet, zu theilen beginnen. Hiermit ist der Anfang zur Bildung der Macrosporangien gegeben, aus deren Grunde die Microsporan- gien durch weitere Theilungen hervorgehen. Zwischen den Schei- teln dieser Zellen und dem mittleren Gewebe bildet sich durch Trennung ein Intercellularraum, der Soruskanal, der mit dem Grübchen in offener Verbindung steht. Könnte nachgewiesen wer- !) Dasselbe ist übrigens auch bei Ophioglossum der Fall, wogegen bei Aneimia, wie bei Osmunda, die fructifieirenden Theile bestimmten Fiedern des sterilen Blattes entsprechen. ?) Mettenius, Beitr. z. Kenntn. der Rhizocarpeen (1546) S. 23. nn 654 Gesammtsitzung den, dafs der Soruskanal selbst eine directe Fortsetzung des Grüb- chens ist, eine Annahme, mit welcher die Darstellung Russow’s vielleicht nur in scheinbarem Widerspruch steht, so würde das anscheinend so sehr abweicheude Verhalten in der Lage der Sori von Marsilia sich vollkommen anreihen an das der Farne mit einge- senkten Häufchen der Sporangien (Antrophyum, Vittaria, manche Polypodien ete.).. Am nächsten läge die Vergleichung von Holco- sorus (H. pentagonus Moore = Grammitis bisulcata Hooker) nach Moore Index Fil. t. XVI, bei welcher Gattung (allerdings nicht auf der Bauchseite, sondern auf der Rückenseite des Blatts) zwei tiefe, durch eine kielartige mediane Erhebung getrennte Furchen das schmale Blatt durchziehen, in deren jeder die Sori eine Reihe bilden. In Beziehug auf die mittlere Erhebung, welche bei Marsi- lia die beiden Furchen trennt, dürfte an das Vorkommen medianer Schwielen und Flügelleisten (Emergenzen) bei den Fruchtblättern vieler Phanerogamen, z. B. von Astragalus, Linum, Amelanchier, defsgleichen vieler Blumenblätter und der meisten Staubblätter, so wie der abnormen Übergangsgebilde zwischen Fruchtblättern und Staubblättern z. B. von Sempervivum (Mohl, vermischt. Schrift. tab. I. f. 15—25) zu denken sein. Jedenfalls werden die Marsiliaceen durch die Russow’sche Entdeckung den Farnen, mit denen sie in so mancher Beziehung (Rollung der jungen Blätter, Nervatur der- selben, trichomartiger Bildung der Sporangien) übereinstimmen, noch deutlicher nahe gerückt, und Russow selbst stellt die These auf, dafs sich die Marsiliaceen zu den Farnen ähnlich verhalten, wie die Selaginelleen zu den Lycopodiaceen. Zur Veranschaulichung des Gesagten füge ich die nebenstehende Figur (9) bei, welche einer im Druck noch nicht ganz vollendeten gröfseren Arbeit Russow’s, welche in den Memoiren der K. Akad zu St. Peters- schnitt einer jungen Marsilienfrucht. Auf der nach unten gewendeten Bauchseite ist jederseits eines der Grübchen in seiner Verbindung mit dem jungen Sorus- kanal sichtbar. Die Gattung Marsilia ist, wie es zu erwarten war, endlich auch unter den Reliquien der Vorwelt aufgefunden worden. Ein tersburg erscheint, entnommen ist. Es ist der Quer- - SM E ; ? ich POP E vom 15. August 1872. 655 fossiles Fruchtgebilde, welches in mehreren Exemplaren in einem der Grenze der älteren und mittleren Tertiärzeit') angehörigen Kalk- mergel zu Ronzon (Haute Loire) gefunden und von Dr. Marion in dem kürzlich erschienenen jüngsten Hefte der Annales d. se. nat. (5. Ser., I. XIV, Nr. 5—6, p. 558, Pl. 23, Fig. 28. 29) beschrieben und abgebildet wurde, kann nach meiner Überzeugung für nichts anderes als für die aufgesprungene und entleerte Sporen- frucht einer Marsilia gehalten werden, welche ich zu Ehren des Entdeckers M. Marioni nennen will’). Dr. Marion nennt dieses ‚Fossil Ronzocarpon hians und vergleicht es, unter der Voraussetzung, dafs es einer phanerogamischen Pflanze angehöre, zunächst mit der Frucht der Loganiaceengattung Geniostoma, deren 2 Klappen sich von einem stehenbleibenden Mittelsäulchen ablösen. Allein. die von dem muthmafslichen Mittelsäulchen auslaufenden feinen Bündel bleiben bei dieser Vergleichung unerklärlieh. Er versucht daher eine zweite, ihm wahrscheinlichere Auslegung durch Ver- gleichnng mit der Hülse der Leguminosengattung Daviesia, indem er angiebt, bei einer unbestimmten neuholländischen Art dieser Gattung eine Ablösung des Mittelnerven von den Klappen, so wie auch eine theilweise Ablösung der Gefäfsbündel der Klappenwand selbst beobachtet zu haben. Bei den im hiesigen Herbarium vor- handenen Daviesien, deren mehrere reife und aufgesprungene Früchte besitzen, ist eine solche Ablösung des Gefäfsbündel nieht zu bemerken. Abgesehen hiervon weichen aber die Hülsen dieser Gattung schon in der Form von dem fraglichen Fossil ab, indem sie durchgehends stark gespitzt und meist mit einem vorspringenden, ein eigenthümliches Eck bildenden Rücken gegenüber einer fast geradlinigen Bauchnaht versehen sind. Endlich spricht der breitere lanzetförmige untere Theil des Mittelstücks der Ronzocarponfrucht gegen die Erklärung durch blofse Herauslösung eines Mittelnerven. Anderseits stimmen alle Eigenthümlichkeiten des von Marion dar- gestellten Fossils, wenn man von einigen durch die Erhaltungs- 1) Nach Marion schliefsen sich die Mergel von Ronzon unmittelbar an die obersten Eocenbildungen an und scheinen im Alter mit dem Gyps von Gargas (Vaucluse) übereinzustimmen, dessen fossile Pflanzenreste Saporta be- schrieben hat. 2) Vergl. auch bot. Zeit. 1872, Nr. 86. no ir; ß 2 > n r - 656 Gesammtsitzung weise bedingten Undeutlichkeiten absieht, mit den Merkmalen einer aufgesprungenen Marsiliafrucht wohl überein, wie dies bei einem Vergleiche mit den betreffenden Figuren, welche ich von M. pu- bescens gegeben habe (Descript. scient. d’Algerie Pl. 38, f. 24, 25 und besonders 27), so wie der Hanstein’schen von M. salvatrix (Monatsb. d. Ak. 1862, Februar, Fig. 2—7, bes. Fig. 3) einleuch- tend sein wird. Die Marsiliafrucht springt zuerst längs der Bauch- seite auf, von welcher die Spalte sich über die Stirnkante noch eine kleine Strecke weit auf die Rückenseite hinüberzieht. Die Öffnung folgt somit einer Linie, in welcher kein Bündel liegt, in- dem die von beiden Seiten nahe zusammenkommenden Bündelzweige auf der Bauchseite niemals Verbindungen eingehen, und entspricht in ihrer Fortsetzung der Bucht, welche durch die Gabeltheilung des auf der Rückenseite befindlichen Hauptbündels der Frucht ge- bildet wird (vergl. Monatsb. 1870, S. 703, Fig. 4). Bei minder vollkommen ausgebildeten Früchten schreitet das Aufspringen nicht weiter fort, aber bei völlig reifen und sich normal entleerenden theilt sich die bis dahin mediane Spaltungslinie in 2, welche sich rechts und links von der Mitte des Rückens bis zum Stiel fortsetzen. Dadurelı werden die 2 Seitentheile (Klappen) vollständig abgelöst von einem dorsalen Mittelstück, das von Russow (l. e. $S. 6 und S. 15 u. f., wo der anat. Bau desselben beschrieben wird) als Rückenbasalstück oder Basidorsalstück bezeichnet wird und das ich kürzer Kielstück zu nennen vorziehe. Durch die Ablösung und das Hervortreten des Gallertstrangs und der an demselben anhängenden Sori mit ihren Placenten und Indusien werden die Bündel der Frucht entblöfst und auf der Innenseite des Kielstücks und der Klappen in ihrem ganzen Verlauf deutlich sichtbar. Die 3 Stücke der Schale werden durch die Bündel noch längere Zeit zusammengehalten, bis sie endlich, entweder durch völlige Ablösung der Bündelzweige von der Innenwand der Klappen oder durch Zerreifsung der Bündel auseinanderfallen. Vergleichen wir die Darstellung der fossilen Frucht bei Marion, so schen wir zu- nächst die beiden Klappen und zwar nicht in ihrer ganzen Breite, indem sie offenbar, wie es auch bei den lebenden Arten nach der Entleerung geschieht, der Länge nach. nach innen zusammenge- krümmt und in dieser Lage durch die Begrabung zusammengeprefst sind... Die lichteren quergebänderten Theile entsprechen wahr- scheinlich der dem Verlauf der Bündel entsprechend gerippten vom 15. August 1872. 657 Aufsenfläche, die dunklen Theile der Innenfläche. Beide Klappen sind nach unten durch bereits eingetretene Abreifsung der Bündel- zweige von dem Kielstück stark entfernt, gegen oben dagegen noch zusammengehalten. Das Kielstück ist von ungewöhnlicher Länge, aber doch erreicht es (wie bei den lebenden Arten) nicht die Spitze der Klappen. An seinem Grunde ist noch ein Stückchen des Fruchtstiels sichtbar; nach oben verschmälert es sich und zeigt jederseits einen zarten ungefärbten Rand, der auch bei den leben- den Arten nicht fehlt und dadurch entsteht, dafs die Spaltung der Schale nicht senkrecht zur Fläche geschieht, sondern von der Seite der Mittellinie des Rückens schief nach aufsen einschneidet, so dafs ein Streifen des inneren Gewebes die äufseren harten Schichten überragt. Auf der Mitte des Kielstücks sieht man ziemlich deut- lich den Hauptbündel, von welchem die Zweige ausgehen, deren Zweitheilung, wenigstens an einigen, in der Figur sichtbar ist'). An Gröfse scheint die fossile Frucht alle lehenden etwas zu über- treffen; sie ist nach der Abbildung ungefähr 13 Mm. lang, während die Früchte der grofsfruchtigsten lebenden Arten, der australischen M. salvatrix und elata, selten über 10, sehr selten bis 12 Mm. Länge erreichen. Die zu erwartende Auffindung der Blätter wird meine Deutung des Ronzocarpon, wie ich hoffe, bestätigen. Die Gattung Pilularia ist schon früher im fossilen Zustande nachgewiesen worden. Die von Hcer in der Flor. tert. Helv. IIT, p- 156, t. 145, f. 35 beschriebene P. pedunculata aus dem Mergel- schiefer von Oeningen gleicht durch den langen Fruchtstiel der südeuropäischen P. minuta, jedoch mit gröfseren Früchten als diese, Ob die Familie der Marsiliaceen in ältere geologische Zeiten zurückreicht, ist sehr zweifelhaft. Jeanpaulia, der rhätischen und Wealden-Formatiou angehörig, ist von Schenk (die fossile Flora der nordwestlichen Wealdenformation p. 22) neuerlich wieder unter die Rhizocarpeen gestellt worden hauptsächlich wegen der von Schimper (Traite ete. t. 44, f. 9, 11) dargestellten fruchtartigen Körper; allein so lange diese Körper nicht in Verbindung mit den 1) Der Verlauf der unverletzten Bündel ist in der früheren Abhandlung S. 702 u. 703 genau dargestellt. Eine durchaus ungenaue Darstellung des- selben hat neuerlich Fremineau in seiner Anatomie du systeme vasculaire des Cryptogames vasculaires Pl. II, Fig. 5 gegeben, NS. we 658 Gesammtsitzung Blättern oder Blattstielen beobachtet und von dem inneren Bau derselben nicht Näheres ermittelt ist, bleibt der Vergleich mit Marsiliafrüchten doch sehr problematisch. Ebenso möchte ich Marsilidium Schenk (l. c. p. 23, t. 5, f. 3) lieber für einen Farn als für eine Marsiliacee halten, nicht wegen der aus 6 Blättchen be- stehenden Spreite, welche ja ausnahmsweise auch bei Marsilia (z. B. ziemlich häufig bei M. macra) vorkommt, sondern wegen des Mangels der Anastomosen innerhalb der Blattfläche, die bei Marsilia niemals fehlen, und wegen der freien in die Zähne ein- laufenden Nervenenden, welche bei Marsilia stets durch einen Randnerven verbunden sind. In Betreff der einzelnen Arten habe ich noch einige Bemer- kungen anzuknüpfen, wobei ich der früheren Aufzählung folge: 2. M. subangulata A. Br. Es gelang nicht diese Art aus den in den Jahren 1370 und 1871 von A. Ernst gesendeten Früchten zu erziehen, wiewohl diese völlig reif waren. Die Untersuchung zeigte, dafs der Grund des Mifslingens in dem Mangel der Ma- crosporangien lag, während ausgebildete Micerosporangien vorhanden waren. Sollte demnach die Kantenbildung der Frucht mit der mangelhaften Ausbildung der inneren Organe zusammenhängen und kein specifisches Merkmal sein? 5. M. quadrifoliata L. Die Angabe des Vorkommens in Bel- gien beruht wohl auf einem Irrthum. In dem Compend. Flor. Belg. von Lejeune und Courtois (III, 314) wird angegeben „Circa Valentinopolin, Desmaz. — negat Bory.*“ Hiermit ist wohl Va- leneiennes in Französisch- Flandern gemeint und der Fundort um so mehr als zweifelhaft zu betrachten, als die französischen Floren, so weit ich vergleichen kann, ihn nicht erwähnen. Valenciennes liegt unter 503 n. Br. und wäre, wenn richtig, entschieden der nördlichste Fundort dieser Art. Ein neuer, erst im vorigen Jahre (Oectob. 1571) von R. Fritze entdeckter Fundort in Schlesien liegt nur wenig südlicher (fast unter 50°), nämlich Rybnick bei Ra- tibor, wo sich M. quadrifoliata in grofser Menge am Rande des Hammerteiches in Gesellschaft von Bulliarda aquatica, Elatine hexandra, Limosella etc. findet. Den ciscaucasischen Fundorten ist noch Mosdoc beizufügen (herb. Kühlewein), ebenso wie Kisliar am Terek gelegen. Bei Vergleichung zahlreicher Exemplare von Ichenheim am Rhein und von Rybnick hat sich eine merkwürdige Reihe abwei- vom 15. August 1872. 659 chender Fälle.in der Zahl, Stellung und Verbindung der an einem Blattstiel befindlichen Sporenfrüchte ergeben, welche sich in folgen- der Weise zusammenstellen lassen: A. je eine Frucht 1. am Grunde des Blattstiels und dann meist ungewöhn- lich lang gestielt (Stiel 10—12 Mm. lang); selten; 2. höher (zuweilen 9—10 Mm. hoch) eingefügt und dann kürzer gestielt; nicht selten; B. je zwei Früchte 1. die Stiele beider getrennt, a. der eine fast am Grunde, der andere mehr oder minder hoch eingefügt; sehr selten; b. beide hoch (zuweilen sehr hoch, einmal bis zu 20 Mm.) eingefügt; nicht selten; 2. die beiden Fruchtstiele unter sich mehr oder weniger weit verwachsen, a. nahe an der Basis des Blattstiels; seltener; b. höher über der Basis (4—12 Mm. hoch) eingefügt; Normalfall! C. je drei Früchte 1. die Stiele sämmtlich getrennt, a. der unterste grundständig, die folgenden hoch ein- gefügt (nicht gesehen); b. alle drei hoch eingefügt; selten; 2. die zwei oberen Stiele verwachsen, der untere getrennt, a. von den oberen entfernt; selten; b. dicht unter den oberen; zweimal beobachtet; 3. die zwei unteren Stiele verwachsen, der obere getrennt, a. von den unteren abgerückt (nicht gesehen); b. dicht über den unteren; zweimal gesehen; 4. alle drei Stiele mehr oder weniger weit verwachsen; nicht selten; D. je vier Früchte, 1. die Stiele je 2 und 2 verwachsen, die Paare vom Grunde und unter sich entfernt; nur einmal. Als Mifsbildung treten zuweilen Doppelfrüchte auf einem Stiele auf, deren 2 Theile divergirende Richtung haben und ohne Zweifel durch Zweitheilung zu erklären sind. Ähnliche Doppelfrüchte und [1872] 46 . Zu.‘ -_ u e x in n e en vu m vo 660 Gesammtsitzung zwar in verschiedenen Graden der Theilung habe ich bei M. Nardu und elata beobachtet (früh. Abh. S. 707). 7. M. macropus Engelm. Den Citaten ist beizufügen A. Br. in Sillim. Journ. Ser. 2, Vol. VI, p. 88 in nota; den Fundorten: längs des Rio Grande an der Grenze von Texas und Mexico ge- sammelt von C. Wright (Nr. 2111, anno 1851—52). Vergl. Re- port on the unit. stat. and Mexie. Boundary Survey under the order of L. Col. Emory, Vol. II Botany by J. Torrey, p. 236. Die Wright’schen Exemplare, die sehr unreife Früchte haben, weichen etwas ab, indem meist nur ein einziger basilärer Fruchtstiel vor- handen ist. Der Fundort, an welchem Lincecum diese Art beob- achtet hat, ist 100 englische Meilen höher am Guadeloupe ge- legen als der Lindheimer’sche. Die von Kunze als aus Louisiana stammend angeführte Drummond’sche Pflanze ist nach neuerer Mit- theilung von Engelmann wahrscheinlich gleichfalls aus Texas. 8. M. difiusa Lepr. Den Fundorten in den oberen Nilländern sind nach den reichen Sammlungen, welche Dr. Schweinfurth in jenen Gegenden gemacht hat, folgende beizufügen: 1) Seriba Agad im Lande der Wau, Febr. 1871 (dicht mit reifen Früchten’) bela- den, die Blätter bereits abgedürrt); 2) ausgetrocknete Pfützen am Rohlflufs, Jan. 1870 (eine grölsere schlaffere grofsfruchtige Form und eine kleinfruchtige Abart, beide mit beinahe reifen Früchten); 3. ausgetrockene Sumpfsteppen nördlich von Kuddu, am linken Ufer des Roah, Mitte Jan. 1870 (kleinfruchtige Form, beinahe reif); Chor Bulu unweit der Seriba Ssabbi im Djurlande, Anf. Dee. 1869 (kleinere Form, Früchte noch sehr jung); Brunnenteich bei der Seriba Ssabbi, (grofsblätterige und grofsfruchtige Form, zum Theil reif). — M. diffusa ist nach M. quadrifoliata die weitver- breitetste Art der alten Welt. Während jene zwischen 50 und 40° n. Br. eine Zone einnimmt, die sich von Portugal bis Japan er- streckt, beginnt der Verbreitungsbezirk dieser mit 36° n. Br. und erstreckt sich bis zu 20° sdl. Br., von den canarischen Inseln, Algerien und Senegambien in südöstlicher Richtung durch das tropische Afrika bis nach Angola und Madagascar. Weiter nach Osten vertreten in demselben Breitengürtel 2 sehr nahe verwandte Arten, M. erenulata und erosa ihre Stelle. Sie ist weit vielgestal- !). Aus diesen im Universitätsgarten erzogen. Bun - vom 15. August 1872. 661 tiger als M. quadrifoliat«, von welcher keine Varietäten bekannt sind. Als Abarten lassen sich namentlich unterscheiden die Form aus Angola, welche ich früher (l. c. S. 728) als M. cornuta unter- schieden habe; die Form aus Madagascar, die ich jetzt als var. approximata bezeichne; unter den senegambischen Formen die var. microphylla und gracilipes (l. c. S. 727). Unter den erst jetzt ge- nauer bekannt gewordenen Formen der Nilländer, die sich den . senegambischen nahe anschliefsen, kann eine var. microcarpa unter- schieden werden. Zur Charakterisirung dieser Formen mögen noch folgende nähere Angaben dienen: 1. M. dif. normalis. Früchte ‚gewöhnlich 3 an einem Blatt- stiel, 4—44, selten fast 5 Mm. lang, 3—314 breit, stark zusammen- gedrückt, Bauch- und Rückenkante ziemlich scharf, der obere Zahn meist länger als der untere; die Fruchtstiele deutlich auseinander- gerückt, 4—5, selten bis 6 Mm. lang. Die Blättchen, namentlich die gröfseren Landblätter, mehr oder weniger gekerbt. Hierher die Algerische Form, welche unter allen die gröfsten Früchte hat mit kürzerem oberem Zahn; die gewöhnlichste senegambische, bei welcher die Fruchtstiele am stärksten auseinandergerückt, die Blättchen weniger stark gekerbt sind; die grofsfruchtige Form vom Rohl und von der Seriba Ssabbi. Die Form von der Seriba Agad hat etwas kleinere Früchte (33—4 lang, 24—3 breit), die Blättchen der gröfseren Landblätter sind besonders stark gekerbt. Die Form von den Canarischen Inseln stimmt mit dieser in der Gröfse der Früchte überein, hat aber einen kürzeren stumpferen oberen Zahn. 2. M. dif. microcarpa. Im Ganzen etwas kleiner, Blätter derber, Frucht 3—34, höchstens 33 lang, 2—24, höchtens 2% breit, oberer Zahn stark; Stiele 3—4 lang. Vom Rohl und Roah. 3. M. dif. cornuta. Schlielst sich an die vorige innig an, Frucht 35—4 lang, 25—3 breit, der obere Zahn meist doppelt so lang als der untere, aufrecht. Stiel diek, nicht über 4 lang. Grölsere Blätter steriler Pflanzen tief gekerbt. Angola. 4. M. diff. approximata. Früchte gewöhnlich zu 3, wie bei den vorigen, 3—34 lang, 23—3 breit, aber weniger stark zusammen- gedrückt, die Kanten etwas stumpfer, der obere Zahn kaum länger als der untere; die Fruchtstiele am Grunde des Blattstiels dicht aneinandergedrängt, 4—5 lang. Die Blättchen nicht gekerbt. Die Haare der Frucht weniger lang gespitzt und dichter angedrückt 46° 662 Gesammtsitzung als bei allen andern Formen. Madagascar. — Nähert sich in einigen Beziehungen der M. crenulata an. » 5. M. dif. microphylla. Früchte meist nur 2 beisammen, 3—31 lang, 24 breit, mit kurzem oberen Zahn, sonst wie bei 1; Stiele dünn, 4 lang; Blättchen sehr klein mit schwachen Aus- randungen. Senegambien. 6. M. dif. gracilipes. Früchte je 2 beisammen, 34 lang, 23—3 breit, stark zusammengedrückt und undeutlich berandet, mit kurzem stumpfem oberem Zahn; die Stiele grundständig und ge- nähert, ungewöhnlich dünn, 6—9 lang! Blättchen zart, schwach gekerbt. Senegambien. Auch bei M. diffusa giebt es in der Zahl der Früchte Ab- weichungen, zuweilen auch Verwachsungen der Fruchtstiele nach Art von M. quadrifoliata. Es finden sich je 1 oder 2 Früchte an einem Blattstiel öfter an den kleinen Seitenzweigen, je 3 normal, je 4 öfters (an seneg. Ex. und solchen von der Seriba Agad und Ssabbi gesehen). Zwei Früchte, deren Stiele auf $ verwachsen, sah ich an einem seneg. Exemplar, 3 oder 4 Früchte, von denen die 2 obersten am Grunde auf eine kurze Strecke verwachsen, einigemal an Canarischen Exemplaren. 9. M. crenulata Desv. Nach wiederholter Prüfung wilder und eultivirter Exemplare mufs ich sie von der vorigen getrennt halten, wiewohl die Unterschiede nur gering sind. Weder die Länge des Fruchtstiels, noch die Gröfse des oberen Zahns kann, wie ich früher glaubte, zur Unterscheidung dienen. Dagegen sind die Früchte entschieden kleiner, 21—24, höchstens 3 Mm. lang, 2 oder kaum darüber breit, verhältnifsmäfsig dicker, an den Kanten gerundeter. Die Stiele, deren normal nur 2 vorhanden, völlig am Grunde des Blattstiels stehend, variiren etwas in der Länge wie bei M. diffusa, sie sind bald gleich lang mit der Frucht, bald bis 14 mal so lang. Die Blätter stets aufrecht, nicht wie beı den frei ausgebreiteten Formen der vorigen vorwärts niedergebogen, die Blättchen mit meist tief gekerbtem Stirnrand. 10. M. cornuta A. Br. ist als Abart mit M. difusa zu vereini- gen. Vergl. oben unter Nr. 8. 19. M. hirsuta R. Br. — Vergl. Ind. sem. h. Ber. 1871, app. p. 9. Die Kenntnifs dieser ausgezeichneten Art ist durch die Cultur sehr vervollständigt worden. Die eigenthümliche Beschaffen- heit der Keimpflanze (Monatsb. 1870, S. 667 und oben S. 643) vom 15. August 1872. 663 und der Wasserform (oben S. 649), sowie die Bildung der Knöll- chen (Niederblattsprosse) zur Erhaltung in der trockenen Jahres- zeit (oben S. 650) zeichnen diese Art vor allen anderen aus. ‚Die Rhizome sind theils überirdisch und dann fruchttragend, theils unterirdisch und dann häufig knöllchentragend; seltener frucht- und knöllchentragend zugleich. Die Blättchen behalten die Haare auf der Unterfläche bis ins Alter, während die Oberfläche fast kahl ist; doch ist die Behaarung weniger auffallend als bei den meisten Unterarten von M. Drummondiü, daher der Name Airsuta nicht sehr bezeichnend. Es ist übrigens wahrscheinlich, dafs es mehrere künftig zu unterscheidende Abarten oder Unterarten dieser Species giebt und R. Brown eine Form vor sich hatte, die mit der hier beschriebenen nicht ganz identisch ist. An der eultivtrten Pflanze von Brisbane sind die Früchte etwas gröfser und verhält- nilsmälsig länger als an den wilden Exemplaren, 44—5 Mm. lang, 3—34 selten bis 4 breit; Sori jederseits 6—7; die Zahl der Ma- erosporen gering, nur 1—2 in jedem Sorus; die Haarbedeckung der Frucht bis zur Reife bleibend, schmutzig röthlichbraun; die Haare 5—7zellig, nach der Spitze zu stark verschmälert, die erste Zelle fast glatt, die folgenden schwach warzig. Öfters stehen 2 Früchte am Grunde desselben Blattes, einmal sah ich sogar 3; die Fruchtstiele dicht beisammen am Grunde des Blattstieles, selten der obere etwas emporgerückt; sehr selten sah ich 2 am Grunde verwachsene Fruchtstiele. Die Stiele erreichen bei den eultivirten Pflanzen nicht selten die Länge der Frucht. 21. M. sericeea A. Br. Der Fundort Dombey Bay liegt im westlichen Theile Südaustraliens am westlichen Rande vom Spencer Gulf; Wilhelmi in Dresden theilt mir mit, dafs er dort 2 engl. Meilen landeinwärts diese Art in grofser Menge auf sumpfigen Plätzen in der Nähe eines Teichs gefunden habe. Der Onkapa- ringafluls dagegen ist 20 engl. Meilen südwestlich von Adelaide in den Loftygebirgen. 29. M. elata A. Br. Auch bei dieser Art kommen häufig Abweichungen in der Zahl und Stellung der langgestielten Früchte vor. Gewöhnlich ist nur eine Frucht vorhanden, deren Stiel aus der Basis des Blattstiels entspringt; seltener geht derselbe in mehr oder minder beträchtlicher Höhe über der Basis desselben hervor. Zwei Früchte an einem Blatt sind nicht selten, entweder beide mit basilärem Ursprung oder die eine, oder selbst beide höher Pa nn =" N In \ i 664 Gesammtsitzung oben entspringend. Drei Früchte kommen höchst selten vor. Ver- wachsene (oder getheilte?) Fruchtstiele sah ich nur zweimal: in dem einen Fall theilt sich der einzige vorhandene fast basiläre zweizöllige Stiel kurz vor seinem Ende in zwei kurze den Früch- ten an Länge gleichkommende Schenkel, von denen jeder eine voll- kommene Frucht trägt; in dem andern Falle sind zwei Fruchtstiele vorhanden, von denen der zweite, fast 2 Zoll über der Basis des Blattstiels entspringende und einen Zoll lange sich in 2 kurze fruchttragenden Schenkel theilt. 31. M. tenuifolia Engelm. — A. Br. in Sillim. Journ. Ser. IT., Vol. VI (1868), p. 89 in nota. Verhält sich zu M. mucronata wie unter den australischen Arten M. angustifolia zu M. hirsuta. 33. M. vestita Hook. et Grev. — Die im vorigen Jahre von Elihu Hall in Oregon gesammelten Exemplare sind durch Klein- heit ausgezeichnet und weichen von den früher von Scouler, Geyer und Anderen gesammelten dadurch ab, dafs die Behaarung der Knospen und Früchte nicht fuchsroth, sondern fast schneeweils ist. Die Blättchen sind nur 4—6 Mm. lang, am Stirnrand 3—5 breit, von meergrüner Farbe; die Frucht 5—53 lang, 34 bis fast 4 breit, mit feinen, etwas abstehenden und leicht gekräuselten Haaren be- deckt, enthaart lichtgraubraun und deutlich punktirt, zuletzt dunkel- braun, wodurch die Punktirung undeutlicher wird, ohne sichtbare Rippen oder Schwielen auf den Seitenflächen, ohne Spur von Be- randung, mäfsig zusammendrückt (etwas über 4 so dick als breit). Die beiden Zähne sind mäfsig verlängert, der obere meist in eine dünne Spitze auslaufend, welche rückwärts, selten vorwärts, um- gebogen ist. Sori jederseits 6—8; Macrosporen zahlreich, über 100 in einer Frucht. Der Fruchtstiel kürzer als die horizontal ansitzende oder schwach aufgerichtete Frucht. Bei der in diesem Jahre aus den Hall’schen Früchten ceultivirten Pflanze haben sich alle wesentlichen Merkmale erhalten, namentlich der charakteristi- sche kurze Fruchtstiel, die weilse und krause Behaarung der Frucht, die vergleichungsweise kurzen Zähne der Frucht, die starke Behaarung und meergrüne Farbe der Blätter u. s. w., nur nahmen die cultivirten Exemplare, namentlich die feuchter gehaltenen, be- deutendere Dimensionen an: die Blattstiele wurden länger, die Blättchen erreichten mitunter 12—15 Mm. Länge bei 10—12 Breite, die Früchte 53—64 Länge bei 31—4} Breite. Die Dicke der Frucht war verhältnifsmäflsig bedeutender, etwa $ der Breite; die Zahl der vom 15. August 1872. 665 Sori häufig 9 auf einer Seite. Über die Keimpflanze und Wasser- form vergl. oben $S. 644, 649. — M. vestita var. minima (l. c. 742) ist wohl nielt als eigene Abart zu unterscheiden; sie ist nicht kleiner als die Hall’schen Exemplare, aber die Haare der Frucht sind etwas gefäiht und etwas straffer. 34. M. unciata A. Br. — Auch von dieser Art und zwar von der texanischeı Form verdanke ich Hrn. E. Hall im Früh- sommer d. J. gesamnelte reife und keimfähige Früchte, die sich durch den längeren F-uchtstiel, die mehr der kreisförmigen sich annähernde Gestalt und särkere Zusammendrückung der Frucht, die längeren Zähne, endlich üe kürzeren breiteren dichtangedrückten Haare ssfort von den Früchten der M. vestita unterscheiden. Die Länge dr Frucht beträgt 5$3—63 Mm., die Breite 44—54, die Dicke kıum # der Breite; der untere Zahn ist lang und horizontal absteherd, der obere in eine längere feine Spitze ausgezogen, senk- recht, de Spitze nach hinten oder fast ebenso häufig nach vorn hakenfömig umgebogen. Die Zahl der Sori jederseits ungefähr 10, die Zahl der, Macrosporen in einer Frucht über 200. Der Fruchtsel S—13 Mm., also nahezu doppelt so lang als die Frucht. Wie die Pflanze im Garten sich gestalten wird, mufs abge- wartet verden, aber schon jetzt hat sich durch Cultur der M. vestita ewiesen, dafs die Länge der Fruchtstiele nicht etwa eine blofse Fige feuchteren Standortes ist. Die Keimpflanze und ebenso die dara sich anschliefsende Wasserform hat grofse Ähnlichkeit mit der »n M. vestita. Vgl. oben S. 644 u. f. 43. W. Ernesti A. Br. Vergl. Ind. sem. horf. Berol. 1871, app- p- ( Die Fruchtstiele, welche ich früher nur $ bis $ so lang als ie Frucht gesehen, erreichten in diesem Jahre zuweilen die doppte Länge der Frucht. Auch bei dieser Art ist die Zahl der Macısporen sehr grols; ich habe bis 300 in einer Frucht gezählt. 45.1. Berteroi A. Br. — Fundort St. Domingo. 49. fälschl. 48) M. trichopus Lepr. — Nachdem es end- lich gelıgen ist, in neuerer Zeit gesammelte mit völlig reifen Früchterund keimfähigen Sporen versehene Exemplare dieser blofs auSenegambien bekannten Art auf dem sonderbaren Um- weg übeBrasilien (vergl. oben S. 637) zu erhalten, wurde eine genauerdergleichung der lebenden Pflanze mit der sehr nahe ver- wandten gleichzeitig und unter gleichen Bedingungen cultivirten 666 Gesammtsitzung ostindischen M. Coromandeliana möglich. So ähnlich ide Arten sind, so haben sich die geringen Verschiedenheiten dech bewährt. Die Früchte von M. trichopus sind durchgehends kleher, verhält- nilsmälsig kürzer und etwas geneigter als bei M. Yoromandeliana; die Zahl der Sori, welche schon von aufsen a der Zahl der schwielenartig vorspringenden Rippen ersichtlich/ist, beträgt jeder- seits 3—4, bei M. Corom. 4—6. Von den wilden Exemplaren unterscheiden sich die in diesem Jahre gezrgenen cultivirten nur durch etwas dichteren Wuchs, minder ho/h ansteigende Sprosse und kürzere Fruchtstiele, was sich wohl dadurch erklärt, dafs sie frei und unvermischt mit anderen Pflanzen heranwuchsen, während die schlankeren hochansteigenden Sprosse der wilden Pflan wahr- scheinlich im Schutze höherer Sumpfilanzen, zwischen Binser u. 8. w. vegetiren. Die Fruchtstiele unserer ceultivirten Pflanze sim 5—9, meist 6—7 Mm. lang, während sie bei der wilden oft [0—15 Länge erreichen; die Frucht ist bei wilden und cultivirten Exem- plaren übereinstimmend 2-3, meist 24 Mm. lang, 13-2}, meis 2 Mm. breit und fast 2 Mm. dick. Die Zahl der Macrosporen beträt unge- fähr 36; dieselben sind durchschnittlich etwas kleiner ali bei M. Coromand., 0,66—0,70 Mm. lang, 0,52—0,55 dick, wenigr blen- dend weils, mit dunkler orangegelber Keimwarze. Die zasen hell- grünen Blätter der Landpflanze stets klein, die Blättchn 3—6, höchstens 7 Mm. lang, 2—5 breit. — Beschaffenheit dr Keim- pflanze und Wasserform oben $. 642, 648. 2. Pilularia Americana A. Br. Die aus Sporen vonValdivia (R. A. Philippi) 1870 erzogene Pflanze war im ersten Jare steril geblieben (l. c. S. 660) und hat im darauffolgenden (181) ziem- lich reichlich Frucht getragen. Es scheint in der regmäfsigen Lebensgeschichte dieser Art begründet zu sein, dafs si erst im 2. Jahre fructificirt, da die in diesem Jahre (1872) au Sporen erzogenen Pflanzen gleichfalls bis jetzt keine Frucht ‚ngesetzt haben. Der merkwürdige Character der Dreifächerigkeit « Frucht hat sich übrigens an unserer cultivirten Pflanze nicht cotant er- wiesen, indem auch zweifächerige und vierfächerige Frähte vor- kommen und zwar scheinen die vierfächerigen die häwsten zu sein. Um so mehr, kann man sagen, erscheint diese Arals Ver- bindungsglied zwischen der zweifächerigen P. minuta einetits und der constant vierfächerigen P. globulifera andrerseits. Au in Be- ziehung auf die Grölse der Frucht, sowie auf die Länge d Rich- vom 15. August 1872. 667 tung des Fruchtstiels steht sie zwischen den beiden europäischen Arten in der Mitte. Der Durchmesser der Frucht von P. minuta beträgt 1 Mm., der von P. globulifera in der Regel 3, selten 34, nur bei einer sehr kleinen Form von der Insel Bornholm fand ich nur 21; der von P. Americana beträgt 2—24, bei den Exemplaren aus Arkansas zuweilen etwas weniger als 2 Mm. Die Gestalt der Frucht ist nicht immer genau kugelig, sondern zuweilen etwas verlängert, wie es bei P. minuta« vorkommt, und zwar so, dafs die Zuspitzung der Frucht, in anatroper Weise nach oben gewendet, sich neben der Einfügung des Stiels befinde. Der Fruchtstiel, der bei P. globulifera gewöhnlich aufrecht und nur 4—1 Mm. lang ist (mit sehr seltenen Ausnahmen vergl. l. c. 753) ist bei P. Ame- ricana nach unten gebogen, mit kurzer Raphe schief an der Frucht ansitzend, bei der wilden und cultivirten Pflanze von Valdivia 1—14 Mm., bei den Exemplaren aus Arkansas 2 Mm. lang. Ma- erosporen habe ich in einer Frucht aus Arkansas 39, in einer eultivirten 50 gezählt, während ich bei P. globulifera 50—100 ge- zählt habe, bei einer Frucht von P. Novae Hollandiae sogar 120. Die Grölse der Macrosporen schwankt zwischen 0,55—0,64 Länge und 0,42—0,55 Dicke, als häufigster Fall mag 0,60 und 0,48 an- genommen werden, während ich bei P. globulifera die Länge 0,44—0,49, die Dicke 0,55—0,45, im Mittel etwa 0,55 und 0,42 fand. Die Macrosporen sind also bei P. Americana etwas grölser als bei P. globulifera, was zum Theil mit der Länge der Keimwarze zusammenhängt, welche bei M. Americana 0,07—0,10, bei P. globulifera nur 0,05-0,06 Mm. lang ist. Bei P. globulifera zeigen die Macrosporen in $ Höhe eine eigenthümliche, durch eine scharfe Linie bezeich- nete, ringförmige Einschnürung, welche bei M. Americana fehlt oder kaum angedeutet ist. Das obere Ende der Spore, welches die kegelförmige gerippte Keimwarze trägt, ist bei P. Americana gleichmälsig gewölbt, bei P. globulifera dagegen etwas eingedrückt. Beide Arten sind daher in den Sporen auf ausgezeichnete Weise verschieden. P. minuta und Novae Hollandiae stimmen in der Gestalt der Sporen mlt P. Americana überein. Die Haare der Frucht, welche bis zur Reife bleiben, zeigen dieselben blattartig übereinander geschobenen Zellen wie bei P. globulifera. Gesammtsitzung 6685 -wnjorjoF “wnroF = 'g "(sodns ons) umıpododızs — 'pdy (ne mmpnoedaoaı) mnrdaeoorods = "dadg :sauonersarggY (1 "O9IXOM 1] "V Dunonwayy ‘wa — | "ayuardıour *d urseq adord aus ap —g 'dodg „, PDos HH Ddmahrod pw T|' "treten sirsodsıp ayuaıdıour su] *qny) '12u90 road urseq wıdns oe aLıas cz— OT 'dodg , P9 “ysne "ıawmy ‘e onb -uNn 1IOS SUR sımduw wmsogojsans "dodg 4 | "eıuopısur smu -199 snqriorasag sımpododıeo “eyısodsıp wrpenos orpd umseg wıdns (cg—9) esomumu wıdodg 'n "Sud snqyuop P oydeı "dodg "e *(2—8 7 ‘802 'S ‘028T ’AsPeUOW) SIJUBSOUOISPUB WOUOLKEIMFLA odoad SOEIOe] TAIOU ndodg Y T DMSIDT "BIONIISUL BYBTOTOFLIPEND BUTLIE] BIO "TISodsıp urypeuurd ‘SoTes.a9A -SUBI) OqdIOWosAz oTdIB90oLods UT 1LIOS I „WNIBLIEINJET 39 WINTEIISIEKT EYEPuUDWD STALII 669 vom 15. August 1872. 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August 1872. sepusdunfuoo (rIoNe] nsuas) sıpodoyar.ı "7y Sunmou qns oyeyusıp umuomodsqus gF—9F "ON (- "sUOIge WEILS UOU -o1PaAP ur wuWep BNONSUBN ugsıoF tıpdo stuepndurs wangeaın) "e}Tu8oo syes uou oyuemyep omeu nyonız sewedg (7 -queßauag |(z"1darf soproosnw 'yy ’6F| "g—z 110g "winynurunod orepnörgaogns "dodg -queSouag | “ıdarg sndoyoau pw 'gp| 7 —g og wnyeraoagqge umgeurpur "dodg *q w -ı0 pup |" MDunp>punwosoy wir)" * 9 —F Log wnpeSuopp wnpeıs "dodg '» ('epnu ‘ 'yepngound-osoon1LA IpIuwAo xowm ıssoadpe Lg) "wnye4soo wnpeurdaeun umye}uoptg -dodg 'suenbae e — 7 ıdods ‘wn99919 anuay "pdy "I (269 ‘d ‘o28T 'qswuom 'yuog) "© -onajsur sroryewäÄyoueaao]ds sıLıays vıfog 44 "uopafed) "AON an nomu gl trennen umysaA SnqLAagT sıprd “0104 wnduorgo "dodg 'suıwuog g— Tr ordods ‘suPpu99sop [aA sSuppuaospe ‘wnpaarp orıwa 'pdY (eduojgo epndeur SLı -orIadns sYuop 090rJ) 'suaazd snqyuop 99 oydeı "dadg "A adv ‚ımbeiendg opodoyhouo ca)’ * "99 CRaoniosqns BIJUadSoUKO °j) wmyBAınoaL-oNeumun SUHPU9HSOP pdg ILL -ounwoc] 48 KO VETOEBT ME 1 an a BET "LnySoA surxef sıssodpe sıpd “wnyeurpot ‘suenbow «— + udods ‘suoqumsop wmsonxey "pdy 44 ee u > Se | (adepnoopLıpenb [9A -ta4 -tq "dods) g adaws '#— 7 1Iog 'q "APOm, "SOLN "ang pynunu ‘7 een ORPOLIISUOD uUou *z Pwıodsome ‚wundoryeuw "dods "suopuaosop wnyeduop "pdy (arwpndorıgq "dods auıy) z Taog 'Y . | mA PLIBITT "BIFUO. -°) BULUMT “BLIB[OTSd Boy 'sopeurp -NJLDUOT 0804075 OTdm9oA0ods UT LIOS "TI ung uz Gesammts "quueDauag |"ıdorpodunsouwukbzr te | wnyeupop *dodg "wyuyound onoıdsuoour wIsay, 44 wiqnN | ag V DORgnar "w ‘OS | "Speyuozuuoyg "dodg wyegound ondıdsuoo Isa], 4 (wnyeurpur wnsaoquu DAaaıq pdY "sıyeaoyıyqo snquuop ‘wyeduopp eydeı “unssaadwoo "dodg) (‘602 "4 ‘08T "qsIeuoN 'yuoy) "SUANYIISUO9 WOYJU9AJOAUT OXRT mnofonu ırdods wepıyru weage ue4804 °sıprqnjos 5 oyuods eyupıdap oyıo tıdods sıwaopıdzy 'g 679 vom 15. August 1872. BEUPERT 2 © AO RD EZ | EEE Er Br a nk eiegsny an 3DAOAT "T | * "oByoLıIsu09 uou ‘(HOT En) Srwmıssıso.roun -nu owiodsomew wnJ9unfuo9 1feJuozLIog ordods um» eyeduoga aydeı “suspusosap pdy +4 "BIATOog “Ic Vv Tuopup d {) 6 eier Kerr es, un, (nie ER ie ‚epjnu ayduy 'suapuaosap "A suapumspe 'pd) + wuneduop 'pdg q ‚ıadura ‘m erg vaafıyngopb °7 | * SRyarıysuoo umıpaur wıdns ‘00T — 09 wıodsom -W eu oydey "wnJ9919 wnursstmoag 'pdgy (JdB] -noojrapenb "dads) ‘F aoyue4suo9 LIOg domeyxa 'ysne® Ä - 39 das HwuV Ic] EV; DUDIWAUW ‘I [3 [ . . . . . [2 . . [3 . . [3 . . [ . [2 . . 9b] -Dr78U09 uou E —0E raodsoneny "wnyoun[uo9 ordods ums raaıq aydeı ‘suspuaosop aaaıq 'pd) 680 Gesammtsitzung Hr. W. Peters machte eine Mittheilung über eine Samm- lung von Batrachiern aus Neu-Freiburg in Brasilien. Eine kleine Sammlung von Batrachiern aus Neu-Freiburg in Brasilien, welche ich käuflich zu erwerben Gelegenheit hatte, dürfte deshalb von besonderem Interesse sein, weil sie über einige weniger bekannte Arten Aufschlufs gibt und so an eine Abhandlung über die von Spix gesammelten Batrachier anschliefst, welche ich vor einigen Monaten die Ehre hatte, der Akademie vorzulegen'). 1. Cystignathus typhonius Daudin. Ein Weibchen mit sehr verblafster Zeichnung und dem Rücken ohne Längsfalten. 2. Hyla rubra Daudin. 3. Hyla pulchella Dum. Bibr. Hyla prasina Burmeister. 4. Hyla strigilata Spix. Von dieser Art, welche bisher nur nach einem einzigen Exem- plar aus der Spix’schen Sammlung bekannt war, von dem ich eine ausführlichere Beschreibung gegeben habe, enthält die vor- liegende Sammlung ebenfalls ein wohlerhaltenes Exemplar. Die Oberseite des Körpers zeigt kleine Granulationen, die z. Th. dadurch mehr hervortreten, dafs ihre Spitze gelb ist. An den Körperseiten, in der Weichengegend, haben die grofsen Flecken auf dem schwarzen Grunde eine hellgelbe Färbung. Die ganze Unterseite mit Einschlufs des Unterkinns ist auf gelblichem Grunde braun marmorirt. 2 5. Hyla minuta n. sp. Von der Gröfse und von ähnlichem Bau, auch der Extremi- täten, wie A. bipunctata Spix. Aber das Trommelfell, welches kaum sichtbar ist, erscheint kleiner und die Schnauze etwas länger und niedriger. Vomerzahnhöcker entweder in einer graden Linie, !) Monatsberichte 1872. p. 196. p- 211 Anm. Z. 15 von unten lies vermicularis st. vermiculata. p- 226 lies Ayla geographica Spix —= Hyla marima (Laurenti). Hyla geograph. var. sive semilineata Spix = Hyla Faber Wied. vom 15. August 1872. m 681 oder etwas nach hinten convergirend, zwischen den Choanen. Männ- chen mit einer einzigen Schallblase. Oberseite glatt oder mit eini- gen kleinen zerstreuten Wärzchen. Farbe oben olivenbraun oder .grünlich; in der Regel eine deutliche dunklere sanduhrförmige Zeichnung, deren vorderer breite- rer Theil zwischen den Augen befindlich ist; hinter derselben auf der Kreuzgegend eine dunklere Querbinde; Vorderarm und Unter- schenkel mit dunkleren Querbinden. Meist, jedoch nicht immer, sind die dunkleren Zeichnungen und Querbinden durch eine helle Randlinie von dem umgebenden Grunde scharf abgesetzt, zuweilen hie und da einige weifse Punkte. Stets befindet sich aber über dem After eine gebogene weifse Linie und der Hacken ist von einer weifsen Linie umsäumt, welche sich mehr oder weniger weit an dem Tarsalrande fortsetzt. Bauch und Unterseite der farblosen Oberschenkel granulirt, Unterkinn glatt, vor der Brust eine Querfalte. Aufser den sechs Exemplaren aus dieser Sammlung besitzt das Museum noch zwei andere aus der Umgebung von Rio de Janeiro. / 6. Ayla striata n. sp. Ayla rubieundula Günther, Proc. Zool. Soc. Lond. 1868. p. 489. taf. 40. Fig. 3.!) Die von Hrn. Günther abgebildete Art ist nicht, wie der- selbe annimmt, mit der unter dem angeführten Namen von Rein- hardt und Lütken beschriebenen übereinstimmend. Die H. rubi- cundula hat eine kürzere Schnauze, ein viel kleineres Trommelfell, die Oberschenkel farblos und keine Rückenstreifen. Auch die von Hrn. Hensel aus Rio Grande als HA. rubicundula R. L. ange- führte Art (= H. pulchella D. B. jun.) gehört nicht zu derselben, wie mir die Untersuchung eines Originalexemplars von Hyla rubi- cundula Rhdt. et Ltkn. gezeigt hat, die mir durch Hrn. Rein- . hardts grofse Gefälligkeit gestattet war. !) Ich erlaube mir zu bemerken, dafs die ebenda beschriebene A. leu- cotaenia so grofse Ähnlichkeit mit A: bracteator Hensel hat, dafs sie sich vielleicht als eine Farbenvarietät der letzteren herausstellen dürfte. Nur das kleine Trommelfell macht mich zweifelhaft. Verschieden davon ist jedenfalls die bereits früher von Burmeister beschriebene H. leucotaenia. 682 Gesammtsitzung 7. Hyla corticalis Burm. Hyla corticalis Burmeister, Erl. Faun. Bras. p. 95. Taf. 30. Fig. 7—12. Von dieser Art liegen zwei jüngere und ein 7 Centimeter langes ausgewachsenes Exemplar vor. Sie ist der Hyla pardalis, welche ich erst neuerdings genauer untersucht habe, so. ähnlich, dafs ich sie damit unbedenklich vereinigen würde, wenn sie nicht in Be- zug auf die Gaumenzähne und die Entwickelung der Schwimm- häute so sehr von ihr abwiche. Die Vomerzahnreihen sind viel ausgedehnter, stehen wie bei jener Art zwischen den Choanen und convergiren nach vorn, bilden aber bei dem grofsen Exemplar jederseits eine regelmäfsige Aförmige Linie, so dafs ihre hintersten Enden viel mehr divergiren. Die Körperhaut und die Gliedmafsen zeigen ganz ähnlich wie bei jener Art zerstreute Wärzchen und einen starken äufseren Hautsaum an der vorderen Extremität vom Ellbogen, an der hinteren vom Hacken ab. Die Schwimmhaut zwischen dem 1. und 2. Finger geht an die Basis der ersten Pha- _ lanx dieser Finger, setzt sich aber als ein Saum bis zu den Haft- scheiben fort; zwischen den drei übrigen ist sie vollständig, nur an der letzten Hälfte der vorletzten Phalanx etwas verschmälert. Ebenso geht sie zwischen den Zehen bis an die Haftscheiben und auch hier ist sie nur in ihrem Endtheile an der vierten Zehe etwas verschmälert. Burmeister’s Abbildung von den Vomerzahnreihen ist, wie ich mich durch Untersuchung des Originalexemplars überzeugt habe, nicht ganz richtig, da dieselben hinten noch die innere Linie der Choanen überragen, so dafs der innere Theil dieser letzteren noch vor ihnen liegt, während bei ZZ. pardalis dieses nicht der Fall ist. 8. Hyla microps n. sp. Ir, Maui. 74 72 Vomerzähne auf einer in der Mitte kaum unterbrochenen Quer- linie zwischen dem hinteren Theile der Choanen. Zunge herz- förmig. Schnauze so lang wie der Durchmesser der vorspringenden Augen, vorn abgestutzt. Zügelgegend so lang wie hoch, mit deut- lichem, aber abgerundetem Canthus rostralis. Trommeifell sehr klein, gleich 4 Augendurchmesser. Pupille horizontal. Auf dem Kopf und den Augenlidern einige kleine Wärzchen. Der Hals etwas schmäler als der Kopf, so dafs dieser eigenthümlich hervortritt. 2 ba FREE vom 15. August 1872. 685 Unterseite der Oberschenkel gröber, Bauch nach vorn bis zum Lippenrande hin allmählig feiner granulirt, an der Kehle vor der Brust eine Querfalte. Vorderextremität kürzer als der Körper; Haftscheibe des 1. Fingers so grofs wie das Trommelfell, die der andern Finger gröfser. Die Zwischenhäute verbinden das Mittelhandglied des 1. und 2. Fingers, gehen bis zur Mitte der äulseren Seite der ersten Phalanx des 2., und an die Basis der vorletzten Phalanx des 3. und 4. Fin: gers. Die Hinterextremität überragt nach vorn gelegt den Kopf mit dem ganzen Fufse; die Schwimmhäute lassen die beiden letzten Phalangen der 4. Zehe und die innere Seite der beiden letzten Phalangen der 2. und 3. Zehe frei, während sie bis nahe an das letzte Glied (die Haftscheibe) der 1. und 5. Zehe und in derselben Weise an die äufsere Seite der 2. und 3. Zehe herantreten. Oben röthlich chocoladenfarbig, zwischen den Augen ein dunk- ler, vorn fast grade abgegrenzter dreieckiger Fleck, vorn auf dem Auge, auf der Oberlippe unter den vorderen Theil des Auges und an jeder Seite des Schnauzenendes ein kleiner Fleck. Auf jeder Seite des Rückens zwei grolse unregelmälsige auf die helleren Körper- seiten nach hinten herabsteigende Flecke; auf der Mitte der Schnauze und des Rückens kleine punktförmige Flecke. Die Schen- kelbuge und die Achselgrube mit einer schwarzen Binde umgeben, zwischen ihnen an dem unteren Theil der Körperseiten auf röthlich- weilsem Grunde zwei bis drei grölsere unregelmälsige Flecke. Die Aufsenseite der Gliedmafsen mit Einschlufs des Oberarms und Oberschenkels mit dunkleren Querbinden. Die Hinterseite des Oberschenkels farblos oder gelb, gegen die gefärbte Oberseite nach oben und innen durch eine schwarze Linie scharf abgegrenzt. Unter- seite gelb, an den Seiten des Bauches und am Unterkinn nach dem Kieferrande hin sparsam dunkel punctirt. Totallänge 0%030; Kopf 0%007; Kopfbreite 0'%008; vord. Extr. 0'044; hint. Extr. 0020. Ein einziges trächtiges Weibchen. 9. Hyla aurantiaca Daudin. Hyla aurantiaca et lactea Daudin, Dum. Bibr. VIII. p. 610. Die Sammlung enthält zwei 25 Millim. lange Exemplare einer Hyla, welche durch die eigenthümlich vorspringende Schnauze, die kleine Maulöffnnng, die schräg nach innen und unten abfallenden 684 Gesammtsitzung Kopfseiten und alle anderen Merkmale so genau zu der von Du- meril und Bibron von der H. aurantiaca gegebenen vortrefflichen Beschreibung passen, dafs ich an der Identität derselben nicht zweifeln kann. Sie zeigen aber in diesem frischen Zustande eine dem Namen ganz entsprechende Färbung, welches zugleich mit dem genauen Fundorte, der bisher nicht bekannt war'), von besonderem Interesse sein dürfte. In diesem frischen Zustande zeigen sie eine schön goldgelbe Färbung, auf welcher sich an der Rückseite, mit der Loupe be- trachtet, feine rosenrothe Pünktchen erkennen lassen. Von der Schnauzenspitze beginnt eine rosenrothe Linie, welche sich über das Auge hinweg an jeder Seite des Rückens bis zum Schenkel hinzieht, die aber schon nach wenigen Tagen anfängt, blasser zu werden, vor dem Auge aber ein mehr schwärzliches Colorit an- nimmt. Da auch die Exemplare von Z. luteola, welche Hr. Burmeister nach dem Leben hellgelb abgebildet hat, jetzt dunkelbraun er- scheinen, so kann es nicht mehr so sehr befremden, dafs auch die so zart gefärbte H. aurantiaca in Weingeist eine braune Färbung annimmt oder, verblafst, weils erscheint. 10. Phyllomedusa bicolor (Boddaert). Derselbe berichtete über eine neue von Hrn. Dr. A. B. Meyer auf Luzon entdeckte Art von Eidechsen (Lygosoma (Hinulia) leucospilos) und eine von demselben in Nordcele- bes gefundene neue Schlangengattung (Allophis nigricaudus). Lygosoma (Hinulia) leucospilos n. sp. Schnauze nicht länger als der Augendurchmesser, zugespitzt !) Die von mir (Monatsberichte. 1871. p. 404) als H. aurantiaca aus Peru aufgeführte Art gehört, wie ich nachträglich fand, nicht hierher. ee vom. 15. August 1872. 685 abgerundet. Rostrale grofs, convex, umfalst das Schnauzenende und dringt seitlich unter das Nasale vor. Nasale unregelmäfsig rhomboidal, seitlich mit dem runden Nasenloch in der Mitte, Internasale stöfst mit seinem vorderen graden Rande an das Rostrale, seitlich an das Nasale und das vordere kürzere Fre- nale. Frontalia anteriora stolsen breit aneinander, krümmen sich seitlich herab, so dafs sie hier den Canthus rostralis bilden und stolsen hinten an das Frontale medium und die vorderste einer Reihe von Schuppen, welche die vier Supraorbitalia aufsen begrenzen. Frontale rhomboidal mit einem vordern kurzen 'stumpfen und einem hintern langen spitzen Winkel. Frontoparie- tale einfach, hinten herzförmig eingebuchtet. Interparietale von der Gestalt des Frontale, aber nur halb so grofs. 7 Supralabialia, von denen das 5. und 6. die längsten sind. Mentale grofs, mit hin- terem queren Rande; dahinter 1 grofses unpaariges und drei Paar Submentalia. Fünf Infralabialia, hinter denselben noch zwei kleine Schüppehen. Trommelfell oberflächlich, von einem glatten Schuppenrande umgeben. - — Körperschuppen glänzend glatt, in der Körpermitte in 30 Längsreihen; die des Rückens sind am gröfsten, die der Körper- seiten am kleinsten; zwei grölsere mittlere und zwei kleinere seit- liche vor der Cloake. Schwanz schwach zusammengedrückt, ver- längert, spitz. Die vordere Extremität ragt, nach vorn gelegt, bis zur Mitte zwischen Auge und Ohr; der 3. und 4. Finger sind gleich lang, Die Länge der hinteren Extremität ist gleich 2 ihrer Entfernung von der Armbuge; die Zehen verlängern sich progressiv von der lsten bis 4ten. Oberseite braun, mit bläulichweilsen unregelmäfsigen Flecken, welche 5 bis 6 unregelmäfsige Längsreihen und zwischen der Schulter und dem Kreuz 6 bis 8 Querreihen bilden. Lippenränder schwarz und weils gefleckt. Die ganze Unterseite und der Ober- arm röthlich fleischfarbig. Länge bis Schwanzbasis 0%050; Kopf 0W011; Kopfbreite 070064; vord. Extr. 00115: Entfernung der vord. von der hint. Extremität 0%026; hint. Extr. 0%017. 686 Gesammtsitzung Allophis nov. subgen. Oberkieferzähne gleich lang oder die hintersten ein wenig kürzer als die mittleren, Gaumen- und Vomerzähne nach hinten und unten gerichtet. Obere Kopfschilder in normaler Zahl, aber nur ein einfaches Präfrontale. Schuppen glatt (mit zwei End- gruben, in 23 bis 25 Längsreihen), Anale und Subcaudalia doppelt. Allophis (Elaphis) nigricaudus n. sp. Kopf nach hinten allmählig verbreitert, deutlich von dem Halse abgesetzt, Körper etwas zusammengedrückt. Endspitze des Rostrale kaum von oben sichtbar. Inter- nasalia trapezoidal, so lang wie breit, mit dem äufseren kurzen Rande ans Nasenloch stofsend. Praefrontale breit hexagonal. Frontale im allgemeinen dreieckig, kaum länger als breit, die vorderen Winkel des Dreiecks abgestutzt zur Verbindung mit den Anteorbitalia. Supraorbitalia sehr grofs, hinten doppelt so breit wie vorn. Parietalia länger als die Schnauze, von dem hintern Rande des Präfrontale an gerechnet. Zwei Nasalia; das erste vorn fast doppelt so hoch wie hinten. Ein langes hinten zugespitztes Frenale, welches mehr als doppelt so lang wie hoch ist. Ein Ante- orbitale, welches um die Hälfte länger als hoch ist; zwei Post- orbitalia, von denen das unterste sehr viel kleiner ist. 8 Temporalia, vorn l, dann 2 und darauf 5, von denen 1 in der obersten, je 2 in den beiden unteren Reihen stehen. 9 Supralabialia, von denen das 5., 6. und 7. ans Auge grenzen, das letzte 9. sehr lang ist. 13 Infralabialia, das 1. mit dem der andern Seite hinter dem kurzen dreieckigen Mentale zusammenstolsend.. Ein Paar sehr grofser langer Submentalia, dahinter ein zweites viel kleineres nicht halb so langes Schild. Körper in der Mitte etwas zusammengedrückt. Schuppen glatt mit zwei Endgrübchen, in 25 Längsreihen. 247 Ventralia, 1 getheiltes Anale, 138 Paar Subcaudalia. Olivengrün, die Schuppen schwarz gerändert, an der Spitze ganz schwarz. Von der Mitte des Körpers an werden die Körper- seiten ganz schwarz und nur auf dem Rücken tritt die Grundfarbe fleckenartig hervor. Oberkopf und Halsseiten schwarz. An der Bauchseite sind anfangs die Ränder der Bauchschilder seitlich schwarz. Diese letztere Farbe tritt immer mehr hervor, so dals der Bauch in den letzten zwei Fünfteln ebenso wie der ganze Schwanz durchweg schwarz ist. vom 15. August 1872. 637 Totallänge 22205; Kopf 0%050; Kopfbreite 0%025; Schwanz 0m50. Nordcelebes; aus der Sammlung des Hrn. Dr. A. B. Meyer. An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vorgelegt: Astronomische Nachrichten. 79. Bd. Altona 1872. 4. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins f. preufs. Rheinlande u. West- phalen. 28. Bd. 29. Bd. 1. Hälfte. Bonn 1871. 8. Russische Gesetz-Sammlung. 2 Bände. Petersburg 1871. 8. Mit Ministe- rialschreiben vom 8. August 1872. russ. Borghesi, Oeuvres. Toms II. MI. Paris 1872. 4. Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn. 9. Bd. 1870. Brünn 1871. 8. Mittheilungen der Antiquar. Gesellschaft in Zürich. 17. Bd. Heft 6. 7. Zürich 1872. 4. Schweizerische Meteorologische Beobachtungen. Mai— Juli 1871. Zürich 1872. 4. nn ee ne Nachtrag. 4. Juli 1872. Öffentliche Sitzung der Akademie zur Feier des Leibnizischen Jahrestages. Hr. du Bois-Reymond, an diesem Tage vorsitzender Se- kretar, eröffnete die Sitzung mit folgendem einleitendem Vortrage: Die Sitte unserer Akademie, alljährlich an bestimmten Tagen ihres geistigen Urhebers, Leibniz’, und ihres königlichen Neube- gründers, Friedrich’s des Grofsen, lobend zu gedenken, beruht nicht auf Statuten, und könnte zu des Spartaners Frage veranlas- sen, der eine Lobrede auf Herakles hörte: Wer hat sie denn ge- tadelt? Aber indem die Akademie ihren Stiftern fast göttliche Ehren erweist, — denn nur in der Gottheit Lob, der sie unend- liche Eigenschaften zuschreiben, können die Menschen sich nicht erschöpfen und brauchen sie Wiederholung nicht zu scheuen, — fühlt sie sich selber geadelt und erhoben. Mit demüthigem Stolze lieben wir, alljährlich aus Leibniz’ Gedankenmeer einen Trunk zu schöpfen oder an dessen Strand uns zu ergehen, und uns zu erinnern, dafs von Leibniz zu uns ein wohl hie und da gelocker- ter, doch nie ganz unterbrochener Faden geschichtlicher Beziehun- gen läuft. Je dichter und weiter der Baum der Wissenschaft seine Äste in das lichte Reich der Wahrheit streckt, um so ernster opfern wir am Fufs des Stammes, der Zeiten eingedenk, da mancher heut Schatten spendende Zweig noch schlafendes Auge war. Keine Art der Betrachtung scheint uns würdiger, diese Öffent- lichen Zusammenkünfte einzuleiten. Im Allgemeinen ist unsere Zeit wissenschaftlicher Rückschau wenig hold. Im stets wachsen- den Drange des Tagewerkes, im Wettkampf mit immer sich meh- 690 Nachtrag. renden Schaaren von Arbeitern, in der Hast der Hervorbringens, in der Überstürzung eines Ehrgeizes, der mit dem Beifall des Ta- ges vorlieb nimmt, weil er an wahrhaft grofsen, nur durch lang- athmige Arbeit zu erringenden Erfolgen verzweifelt, findet das heranwachsende Geschlecht von Forschern nur selten noch Zeit und Lust, wie zu künstlerischer Vollendung des Erzeugten, so zu liebevoll sinniger Betrachtung der Vergangenheit. Der Weg, den die Vorfahren in der Wildnifs wanderten, bis das fruchtbare sichere Land sich öffnete, das wir bewohnen, ihre Irrungen, ihre Mühsale, ihre Kämpfe werden mehr und mehr vergessen. Kaum dafs mit einigen von mythischem Hauch umwitterten Namen noch eine un- bestimmte Vorstellung bei der Menge sich erhält, von wannen einst der Zug der Halbgötter kam. Aber fragt man, worin akademisches Forschen, Wissen und Lehren von banausischem Treiben sich unterscheide, so ist sicher dies einer der bezeichnenden Punkte. Dafs man wahrhaft nur das kenne, was man, wenn auch nur im Geiste, werden sah, ist längst eine triviale Wahrheit. Gleichviel ob es um einen Organismus, ein Staatswesen, eine Sprache oder eine wissenschaftliche Lehre sich handle, die Entwickelungsgeschichte erschliefst am besten Bedeutung und Zusammenhang der Dinge. Daraus scheint unmittelbar zu folgen, dafs die beste Art eine Wissenschaft mitzutheilen, Erzählung ihrer Geschichte sei. Auch liegt Richtiges in dieser Schlufsfolge, wenn schon ihre Anwendung nothwendig beschränkt bleibt. In den geschichtlichen Wissen- schaften und den beschreibenden oder vorzugsweise auf Beobach- tung angewiesenen Naturwissenschaften tritt die aus inneren Grün- den vor sich gehende Entwickelung zu sehr zurück gegen den Einflufs äufserer Umstände. Der Bau der mathematischen Wis- senschaften verwächst auf jeder Stufe zu einem so innigen Ge- dankengefüge, dals die Spuren seiner Entstehung fast ganz ver- schwinden. Weder dort noch hier dürfte die geschichtliche Me- thode des Vortrages am Platze sein. Wohl aber kann diese Methode in den auf Induction beruhen- den Zweigen der theoretischen Naturwissenschaft, wie beispiels- weise in der Physiologie, von grofsem und eigenthümlichem Vor- theil werden. Für die richtige Art Physiologie vorzutragen, und zwar gleich- viel ob im Lehrbuch oder im Hörsaal, halte ich znnächst die in- Nachtrag. 691 ductive Darstellung, im Gegensatz zu der in Lehrbüchern nicht selten gebrauchten dogmatischen Darstellung. Dogmatisch nenne ich den Vortrag, der die Wissenschaft Satz für Satz scheinbar fertig mittheilt, als ein nach so und so viel Ober- und Unterabtheilungen geordnetes System von That- sachen; der das Ergebnifs der Untersuchung in Gestalt eines Lehr- satzes voraufschickt, und die begründenden Thatsachen gleich- sam als Bedeckung hinterdrein sendet; der die Wissenschaft zu einem todten Fachwerk erstarren läfst, statt dafs sie als in leben- diger Entfaltung begriffener Organismus erscheinen sollte. Dem Stümper, der zum Zweck einer Prüfung rasch auswen- dig lernen, oder dem Praktiker, der Vergessenes nachsehen will, mag mit solcher Darstellung gedient sein. Eben darum ist sie handwerksmäfsig, und wird sie der Forschung keine Jünger er- wecken. Dem Lernenden sollen nicht blofs die schon gewonnenen Ergebnisse vorgeführt werden, die beziehungslos ihm entgegentre- tend leicht ohne Sinn und Bedeutung bleiben. Da er die Frage nieht kennt, was kann die Antwort ihm frommen? Da er nicht weils, was es zu suchen galt, wie kann der Fund ihn interessiren? Die richtige Methode ist vielmehr, dem Phaenomen gegenüber den Causalitätstrieb des Schülers zu erwecken, ihm die Möglichkeit der Aufdeckung des zureichenden Grundes in Gestalt von Hypo- thesen zu zeigen; diese Hypothesen in der Idee durch Beobachtung und Versuch zu prüfen, um nach gehöriger Experimentalkritik zwi- schen ihnen zu entscheiden; von der gewonnenen neuen Grundlage aus einen ähnlichen Schritt weiter zu thun, und so an der Hand der Erfahrung von Stufe zu Stufe mit dem Schüler zur Theorie sich zu erheben, die dann durch Proben und Gegenversuche noch Bestätigung erhält. Führt die Untersuchung, wie dies in der Phy- siologie oft geschieht, nicht zu diesem Ziele, so bleibt der Lehrer mit dem Schüler, was diesem nicht minder nützlich ist, auf dem Punkte stehen, wo es augenblicklich eben nicht weiter geht, und wo der Geist naturwissenschaftlicher Forschung erheischt, dafs man mit ruhiger Entsagung vorläufig am möglichst reinen und voll- ständigen Ausdruck des Thatbestandes sich genügen lasse. Bei dieser Darstellung gewinnt die Wissenschaft ein span- nendes Interesse, welches zu dem Interesse bei der dogmatischen Darstellung etwa so sich verhält, wie das eines Epos zu dem eines Lehrgedichtes, und oft auch auf stumpfere Naturen seine [1872] 48 AR 692 Nachtrag. Wirkung nicht verfehlt. Der forschende Menschengeist erscheint wie im siegreichen Kampf begriffen mit der hartnäckig Aufschlafs verweigernden, oft tückische Fallstricke legenden Natur, ähnlich dem Menelaos, da er den aegyptischen Proteus zum Enthüllen ver- borgener Weisheit zwang. Indem von Anfang an das Ergebnifs der Untersuchung mit Bewulstsein verfolgt wird, kann über dessen Sinn und Tragweite der Schüler nie im Zweifel sein. In so ver- wickelten Dingen, wo die Wahrheit nicht unmittelbar einleuchtet, ist es wichtig, nicht blofs das Richtige zu beweisen, sondern auch das Falsche vorweg zu widerlegen, auf das Einer verfallen könnte. Beim dogmatischen Vortrage bietet sich hierfür kaum ein natürlicher Platz. Dem inductiven Vortrage steht es dagegen wohl an, durch Ausschliefsung aller irrigen Möglichkeiten zum Rechten gleichsam sich hindurchzuarbeiten. Dieser Vortrag zeigt unmittel- bar, was an jeder Stelle noch zu thun übrig bleibt. Endlich je selte- ner das Lesen von Original-Abhandlungen der Meister ward, wel- che, wie des Wissens wahrer Quell, so auch des angehenden For- schers wahre Schule sind, und je mehr die wissenschaftliche Ju- gend sich daran gewöhnt, aus dürftigen, matten Berichten zweiter Hand ihre Kenntnisse zu schöpfen: um so wünschenswerther ist es, dals sie von vorn herein Unterricht darin erhalte, wie Natur- wahrheiten gesucht und gefunden werden. Wer wiederholt im Geiste jenen Weg inductiver Forschung geführt wurde, wird vor einem Problem sich selbst überlassen, sei es im Laboratorium, sei es am Krankenbett, bewufst oder unbewufst ihn wieder einschlagen. Inzwischen läfst sich dem inductiven Lehrvortrage leicht ein noch höherer Werth und eine noch lebhaftere Färbung ertheilen. Es ist bisher vielleicht nicht hinlänglich beachtet worden, dafs der geschichtliche Gang induetiver Wissenschaften meist nahe derselbe ist wie der Gang der Induction selber. Hegel lehrte bekanntlich, dafs die Geschichte der Philosophie ein Abbild der logischen Be- griffsentwicklung im menschlichen Geiste sei, welche sich wieder- holend immer höhere Stufen erklomm, bis sie in seinem Systeme gipfelte. Etwas Ähnliches trifft in der induectiven Naturwissen- schaft zu, nur dafs dem Naturforscher die Überhebung fremd bleibt, seine Einsicht für die letzte erreichbare Stufe der Erkenntnifs zu halten. Wie bei einer einzelnen Versuchsreihe eines und desselben Forschers der Gang der Versuche und die logische Entwickelung der gesuchten Wahrheit sieh decken, und zwar um so genauer, je Nachtrag. 693 geschickter die Untersuchung geführt wurde', so ist dies auch im Grofsen und Ganzen der Fall mit den Arbeiten der begabten . Männer, die im Laufe der Zeit, der eine auf des anderen Schultern stehend, dem Ausbau einer besonderen Diseciplin ihre Kräfte wid- meten. Bis in ihre Irrthümer schliefsen nach innerer Nothwendig- keit die einzelnen Experimentatoren auf ihrem Standpunkte so, wie der die Untersuchung in Gedanken wiederholende Kopf an der entsprechenden Stelle zu schliefsen geneigt ist. Natürlich bedingen die unvermeidlichen Zufälligkeiten des Entdeckungsgeschäftes — unerwartet sich darbietende Wahrnehmungen und gleichsam divina- torische Einfälle — Abweichungen von diesem regelrechten Gange. ? Aber es läfst sich bezweifeln, ob in der Geschichte inductiver Wissenschaften diese Abweichungen gröfser und häufiger sind, als die in der Geschichte der Speculation nachweisbaren Abweichun- gen von dem durch Hegel behaupteten Entwickelungsgange. Wenn nun die inductive Darstellung, wie ich zu zeigen ver- suchte, in der Physiologie die beste ist, und wenn häufig der ge- schiehtliche Gang der einzelnen Untersuchungen dem inductiven Gang entspricht, so liegt esnah und ist es möglich, in solchen Fällen der inductiven Darstellung zugleich den geschichtlichen Charakter zu geben. Dadurch erreicht man einen namhaften Vortheil. Wie man eine eigene Experimental-Untersuchung am lebendigsten und eindring- licehsten mittheilt, indem man erzählt, was man suchte und was man fand, welche Möglichkeiten man sich dachte und was davon eintraf, was nicht, welche Fehler man machte und wie man von der Natur zurechtgewiesen ward, bis zuletzt der wahre Sachver- halt wie von selber an’s Licht springt: so kann man eine induc- tive Wissenschaft, die Collectivarbeit aller folgweise daran bethei- listen Geschlechter von Forschern, oft nicht besser darlegen, als in- dem man deren Wachsthum schildernd die einzelnen Schritte der Untersuchung durch die Männer thun läfst, die sie einst wirklich zurücklegten. Man lehrt so zugleich die Wissenschaft und ihre Geschichte. Selbst dem minder Begabten und Geringeres Erstrebenden nützt diese Art des Vortrages dadurch, dafs sie Thatsachen und Meinungen an Persönlichkeiten knüpft. Anstatt einer Belastung des Gedächtnisses erwächst daraus vielmehr eine mnemonische Hülfe. Freilich mufs dazu die Verknüpfung nachdrücklicher ge- schehen, als durch einen bei der Meinung oder Thatsache ein- 4g* 45 . ie eig ur - dm 694 Nachtrag. geklammerten Namen. Für empfänglichere Gemüther aber wird so der Reiz der Wissenschaft vervielfacht. Für diese liegt meist ein hinreifsender Zauber in dem geistigen Umgang mit den grofsen Gestalten der entschwundenen Meister. An ihnen richtet der Jün- ger sich auf, und gewinnt er das Mafs der eigenen Kraft. Sie ir- ren zu sehen, erweckt nicht seinen Hochmuth, sondern lehrt ihn unterscheiden zwischen unvergänglichen Thatsachen und vergäng- lichen Meinungen. Wer so die Wissenschaft als ein im Flusse Begriffenes überliefert erhielt, ist am besten vorbereitet, selber an deren Ausbau sich zu betheiligen. Es liegt etwas Ermuthigendes in dem Anblick, wie die Natur jedes wahre Bestreben, und die gelehrte Nachwelt jeden auch noch so geringen Dienst belohnt. Endlich die nationale Unparteilichkeit und geschichtliche Gerech- tigkeit, welche diese Art des Vortrages voraussetzt, machen sie des deutschen Charakters in der Wissenschaft ganz besonders würdig. — Von der politischen Geschichte heifst es, sie sei da, damit man aus ihr lerne, dafs man aus ihr nichts lernt. Es wäre schlimm, könnte man von der Geschichte der Wissenschaft das Gleiche sagen. Denn auch ihr fehlt es nicht an dunklen Seiten. Für die deutsche Naturwissenschaft war bekanntlich die Zeit zu Ende des vorigen Jahrhunderts bis ziemlich tief in dieses hinein, abgesehen von einzelnen hervorragenden Erscheinungen, eine sol- che finstere Periode. Ähnlich einem hochbegabten, aber unreifer Schwärmerei hingegebenen Jüngling, noch taumelnd vom aestheti- schen Trunk aus dem Zauberborn seiner grofsen Literatur-Epoche, liefs der deutsche Geist durch poötisch-philosophisches Blendwerk sich irren, und verlor er den in der Naturforschung einzig sicheren Pfad. Eine falsche Naturphilosophie beherrschte die Katheder und drang bis in die Akademien; die Speculation verdrängte die In- duction aus dem Laboratorium, ja fast vom Secirtisch. Diese Scharte ist ausgewetzt, und mit denselben Gaben, welche ihm einst verderblich wurden, hat der deutsche Geist die ihm ge- bührende Stelle unter den Ersten auch in der Naturwissenschaft wieder eingenommen. Mittlerweile hatte die speculative Philosophie, ihrer eigenen Aussage nach, die Höhe erreicht. In Eklektieismus aufgelöst, hat sie dann, einige Jahrzehende hindurch, dem Auf- schwung der Naturwissenschaft mit ungewisser Haltung zugeschaut, und in dieser kritischen Stimmung nicht viel Theilnehmer um sich Nachtrag. 695 versammelt. Neuerlich ist ihr die Hoffnung zu weiteren Fort- schritten erwacht, und mit dem Glauben an sich hat sie auch die Zahl ihrer Anhänger wieder wachsen sehen. i Die Naturforschung ihrerseits ist an mehreren Punkten bis an die Grenze ihres Gebietes gelangt. Die Physiologie der Sinne führt so unmittelbar in die Erkenntnifstheorie, die Lehre von der Erhaltung der Kraft, die Kritik des Vitalismus, die Entstehungs- geschichte der Welt und der Organismen bieten so vielfach und so natürlich Gelegenheit zu metaphysischen Meinungsäufserungen, dafs es den Anschein gewinnen konnte, als strecke die Natur- wissenschaft der Speculation zu erneutem Bund eine Hand ent- gegen. In dem philosophischen Lager ist dies wirklich zum Theil so verstanden worden, als denke die deutsche Naturforschung da- ran, ihrer Methode untreu zu werden, auf ihrem Weg umzukehren und wieder zu philosophiren. Sie ist dafür belobt worden, auch hat es an Rathschlägen nicht gefehlt, wie sie mit philosophischen Gedanken durchtränkt besser ihr Ziel erreichen werde. Dies ist ein Mifsverständnifs, und es kann nicht schaden, wenn es bei Zeiten als ein solches bezeichnet wird. Wir denken im Gegentheil, es war an der einen Erfahrung um den Anfang des Jahrhunderts genug. Wir glauben, dafs die Philosophie an man- | chen Stellen Vortheil aus der naturwissenschaftlichen Methode zie- hen kann, nicht aber umgekehrt die Naturforschung aus der Me- thode der Philosophie. Der Naturforschung ist ihr Ziel und der Weg dazu mit zweifelloser Klarheit und Gewilsheit vorgezeichnet: Erkenntnifs der Körperwelt und ihrer Veränderungen, und mecha- nische Erklärung der letzteren, durch Beobachtung, Versuch und Rechnung. Wie Hugo v. Mohl richtig bemerkt, ist damit nicht gesagt, dafs die Naturforschung nicht auch speculire. Sie thut es aber im Bereich ihrer Herrschaft, und mit dem Vorbehalt, dafs ihre Vermuthungen, denen sie bis dahin keinen Werth beilegt, in der Erfahrung sich bestätigen.” Wie ohnmächtig Philosophiren an sich auch in den Händen des gewaltigsten Denkers bleibt, um die Gesetze der Körperwelt zu errathen, geht deutlicher wohl aus nichts hervor, als aus folgender Thatsache. Wenn es eine Einsicht giebt, die beim Philosophiren über die Körperwelt a priori gefunden werden konnte, so ist es die an der Grenze von Physik und Metaphysik stehende Lehre von der Er- , De Ka Br _ er Pn ie; - ERSTER 696 Nachtrag. haltung der Kraft. Auch ist diese Lehre ursprünglich von Des- cartes als Philosophem hingestellt, aber falsch formulirt und nur theologisch begründet worden. Nachdem dann Huyghens sie als mechanisches Theorem Galilei’s Pendelgesetzen entnommen hatte, gab ihr Leibniz 1686 in der Brevis Demonstratio Erroris memo- rabilis Cartesii zuerst einen richtigeren allgemeinen Ausdruck. Seitdem durchdringt sie seine Weltanschauung, wie heute die un- srige, als das oberste die Körperwelt beherrschende Princip. Diese Lehre war allen Mathematikern und Philosophen der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts ganz geläufig. Dem Physiologen Al- brecht v. Haller war sie 1762 in seinen Elementa Physiologiae Corporis humani noch wohl gegenwärtig.* Es ist hier nicht der Ort zu untersuchen, was sich der Mühe wohl verlohnte, durch wel- che Umstände ein Gedanke, der unserer Zeit wieder so bedeutend ward, damals aus dem allgemeinen Bewulstsein in dem Mafse schwand, dafs er neuerlich gleichsam wiedergefunden werden mufste. Wie dem auch sei, ist es nicht vielsagend, dafs Kant, der doch sonst in diesem Gebiete zu Hause war, und 1746 so- gar eine Schrift über das Cartesische und Leibnizische Kräfte- mafs verfafst hatte, 1786, ein volles Jahrhundert nach Leibniz’ Brevis Demonstratio, in den „Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft* die Lehre von der Erhaltung der Kraft weder erwähnt, noch selber sie wiederfindet? “any 4 u , Nachtrag. 697 Anmerkungen. ! Das schlagendste Beispiel ist das der Entdeckung der Säule durch Volta. Vergl. meine Untersuchungen über thierische Elektrieität. Berlin 1848. Bd.I. S. 91. 92. ?2 Ich freue mich, in dieser Bemerkung zusammenzutreffen mit dem Manne, der vielen seiner Schüler seine eigene tiefe Neigung zur geschicht- lichen Betrachtung der Wissenschaft eingeflöfst hat. Seine Schilderung der Verdienste Humboldt’s um die Meteorologie in der, kurz nachdem ich diese Rede hielt, erschienenen Biographie des gefeierten Altmeisters eröffnet Hr. Dove mit den Worten: „Es gibt physikalische Disciplinen, deren Geschichte eine „so systematische Entwickelung zeigt, dafs man über die unbewulste Conse- „quenz der sich allmählich läuternden Vorstellungen erstaunen mufs.“ Nach- dem dies an dem Beispiel der Elektricitätslehre nachgewiesen worden ist, heifst es: „Solch systematisches Fortschreiten tritt aber vorzugsweise nur in „den eigentlich experimentellen Untersuchungen hervor, viel weniger in den „Diseiplinen, welche überwiegend auf Beobachtungen gegründet sind. Hier „ergänzt oft ein- glücklicher Zufall eine lange gefühlte Lücke.“ (Al. v. Humboldt. Eine wissenschaftliche Biographie. Leipzig 1872. Bd. Ill. S. 90.) 3 Rede gehalten bei der Eröffnung der naturwissenschaftlichen Facultät der Universität Tübingen. Tübingen 1863. S. 26. * Voltaire in seiner Beziehung zur Naturwissenschaft. Diese Berichte, 1868, S. 43 ff. nebst den Anmerkungen. 56 re ea 2 BP > be a lt ee ee MONATSBERICHT KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. September und October 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr du Bois-Reymond. Sommerferien. 17. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. W. Peters las über den Vespertilio calcaratus Prinz zu Wied und eine neue Gattung der Flederthiere, 7ylo- nycteris. 1. Vespertilio calcaratus Prz.zu Wied. Vor fünf Jahren (Monatsberichte. 1867. p. 470) hatte ich die Ehre, der Akademie eine Abhandlung über die Illiger’sche Gat- tung Saccopterye und die damit verwandten Arten von Flederthie- ren vorzulegen und bemerkte bei der Gelegenheit, dafs eine noch- malige genauere Untersuchung der hierhergehörigen von Hrn. Gray auf den Vespertilio calcaratus Prz. zu Wied begründeten Gattung ‘ Centronycteris sehr wünschenswerth sein würde. Das einzige bis dahin bekannte Exemplar, welches der Beschreibung und Abbil- dung des Prinzen zu Wied zu Grunde gelegen hatte und wel- ches mir von demselben zugesandt worden, befand sich indessen, da es leider nicht in Weingeist, sondern abgebalgt und getrocknet [1872] 49 700 Gesammtsitzung ' aufbewahrt worden war, in einem so schlechten Zustande, dafs ich es kaum anzurühren wagte, aus Besorgnils, dafs ein so kostbares Unicum gänzlich zerfallen könnte. Erst neuerdings habe ich Gelegenheit gehabt, ein wohlerhal- tenes Flederthier zu untersuchen, welches in den Hochebenen Pe- rus gefunden und mir von Hrn. Dr. Taczanowski zur Unter- suchung zugesendet worden war und welches bei sorgfältiger wieder- holter Vergleichung mit dem Wied’schen Originalexemplar sich als übereinstimmend mit Vespertilio calcaratus zeigte. Auf den er- sten Blick aber schien es gänzlich von diesem verschieden zu sein, da es weder die zugespitzte Schenkelflughaut noch die so aufser- ordentlich verlängerten Spornen desselben zeigte, so dafs ich kaum zu diesem Resultate gelangt wäre, wenn mich nicht aufser der übereinstimmenden Grölse, der Form der Ohren und der bis zu den Zehen herabsteigenden Flughäute die eigenthümliche von allen andern Gattungen der Gruppe der Saccopterygü abweichende Bil- dung der Lippen immer wieder auf diese Art zurückgeführt hätte. Die Bildung der Schenkelflughaut und der gleich langen, symme- trisch gelagerten Spornen, wie sie in der Abbildung von dem Prin- zen zu Wied wiedergegeben ist, schien durchaus natürlich zu sein und liefs bei der Betrachtung durch die Loupe durchaus nichts Abnormes oder irgend eine Verletzung erkennen. Da es jedoch oft vorgekommen war, dafs nach fehlerhaft präparirten und getrock- \neten Bälgen dieser zartgebauten Thiere Täuschungen entstanden waren und zur Aufstellung mancher räthselhafter Nominalarten Veranlassung gegeben hatten, wie ich dieses z. B. von Phyllostoma calcaratum, Megaderma trifolium, Emballonura maerotus, Phyllorhina Swinhoei u. a. nachgewiesen habe, entschlofs ich mich, mit gröfs- ter Vorsicht an dem Wied’schen Originalexemplar die ganze Schen- kelflughaut mit den Spornen durch eine schwache Auflösung von Alaun zu erweichen. Erst jetzt liefs sich erkennen, dafs eine Zer- reifsung am Rande der Schenkelflughaut stattgefunden hatte und derselbe winklig hervorgezerrt worden war. Zugleich liefs sich nun auch wahrnehmen, dafs die Spornen nicht so auffallend lang sind, wie es den Anschein hatte. Dieser Anschein war dadurch entstanden, dafs der Rand der Schenkelflughaut verdeckt ist und im getrockneten Zustande als eine ununterbrochene Fortsetzung derselben erscheint. In der That sind aber die Spornen im Ver- gleich zu andern Arten der Saccopterygi gar nicht so übermälsig vom 17. October 1872. 701 verlängert, sondern kaum von der Länge des Unterschenkels, nur 18 Millimeter lang. Ferner habe ich mich davon überzeugen kön- nen, dafs jeder Zwischenkiefer nur einen einzigen Zahn trägt und die Zahnformel ganz übereinstimmend mit derjenigen ist, wie wir sie von der Gattung Saccopteryx kennen.') Von den Merkmalen, die Hr. Gray für die Gattung Centronycteris aufgestellt hat, bleibt daher auch kein einziges bestehen, jedoch dürfte der Name den- noch beizubehalten sein, da der Vespertilio calcaratus andere Merk- male zeigt, die ihn von den übrigen Gruppen der sSaccopterygis unterscheiden. Centronycteris. Oentronycteris @ray, Voyage of the Sulphur. Zoology. 1843. Mam- malia p.23; Ann. Mag. Nat. Hist. 1366. p. 92. Ohren ziemlich lang, in der Endhälfte verschmälert, aufsen eingebuchtet, inwendig durch eine Hautfalte mit der Schläfenhaut vereinigt; Ohrklappe doppelt so hoch wie breit, überall ziemlich gleich breit, am Ende abgestutzt, mit verdicktem Rande; Nasen- löcher quer oval, von oben durch einen vorspringenden Hautlappen verdeckt, nach vorn gerichtet, und ganz nahe dem Lippenrande gelegen; Oberlippe mit einer mittleren kleinen warzenförmigen Wulst, welche unmittelbar unter der Nasenscheidewand liegt; Mitte der Unterlippe schwielig nackt, durch eine mittlere Längsfurche ge- theilt; Flughäute bis zu der Zehenbasis herabsteigend; Schulterflug- haut am Rande nahe der Schulter mit einer kleinen platten wul- stigen Anschwellung (bei dem Weibchen). Zwischenkiefer sehr schmal, an der verbreiterten Basis aufsen abgerundet, nach innen winkelig; Gesichtstheil des Schädels flach, mit einer mittleren Längsfurche; Gehörschnecken grofs, einander genähert. Gebils: ni 2-3 BB 1 6 4 2.3" Diese Gattung schliefst sich durch die Bildung des Ohrs, der Ohrklappe und auch durch die allgemeine Form des Schädels zu- 1) Bor Prinz Maximilian zu Wied gibt jederseits zwei obere Schnei- dezähne an. Dieses beruht aber auf einem Irrthume, wahrscheinlich daher entstanden, dafs die Eckzähne eine vordere innere Basalspitze haben, welche man leicht auf den ersten Blick für einen zweiten äufseren Schneidezahn halten kann. 49* 702 Gesammtsitzung nächst an Saccopterye an, während sie sich durch die viel breite- ren Choanen und die niedrigen Jochbogen mehr den Peronymus und ARhynchonycteris nähert. Der Mangel einer Flügeltasche (wenn sie wirklich bei den Männchen ganz fehlt), oder die eigenthümliche Lage derselben, und die Bildung der Nase und Öberlippe, sowie die bis zu der Zehenwurzel herabsteigenden Flughäute lassen diese Untergattung leicht von allen bisher bekannten unterscheiden. Centronycteris calearata Wied. 1821. Vespertilio calcaratus Wied, Schinz, Cuvier's Thierreich. I. p. 180. 1822. Vespertilio calcaratus Wied, Abbild. Naturg. Bras. Taf.; Beitr. Naturg. Bras. 1826. p. 269. Ohren etwas länger als der Kopf, verschmälert, am äufsern Rande mit zwei Einbuchtungen, einer gröfsern in der oberen Hälfte und einer kleineren über dem wenig entwickelten Antitragus. Ohr- klappe am äufseren Rande mit zwei flachen Einbuchtungen und am Ende fast grade abgestutzt. Nasenlöcher um die Weite eines derselben von einander entfernt. Schnauze ziemlich breit und all- mählig abgeflacht. Oberlippenrand an den Seiten von starren Haa- ren verdeckt. Die Lippen erscheinen am Rande zugeschärft, in- dem sie sich zugleich breit und abgeplattet auf einander legen. Am Gaumen, aufser einer Wulst zwischen den Schneidezäh- nen, acht Falten, von denen die erste grade hinter den Schnei- dezähnen, die zweite zwischen dem hintern Theil der Eckzähne, die dritte zwischen den vorderen Theilen der zweiten falschen Backzähne liegt. Je zwei getheilte Falten liegen zwischen dem 1. und 2. wahren Backzahn und die letzte zwischen dem hintern Backzahnpaar. Zunge mit feinen Papillen und an der Basis mit zwei Papillae circumvallatae. Die Körperbehaarung ist fein und reichlich und dehnt sich auf den Theil der Flughaut aus, welcher zwischen dem ersten Drit- tel des Oberarms und dem Oberschenkel ausgespannt ist. Die Schenkelflughaut ist auf der Oberseite bis zum Schwanzende be- haart, während auf der Unterseite die Behaarung sparsamer ist, aber sich fast bis auf den Rand ausdehnt, indem die erhabenen Querbinden mit starren rostfarbenen Härchen versehen sind. Oben rostbraun, unten blasser, die einzelnen Haare an der Basis schwarzbraun; Flughäute schwarzbraun. vom 17. October 1872. 703 Mafse eines ausgewachsenes Weibchens in Weingeist aus den Hochebenen Peru’s. Meter Beallänge. N N N EEE tz Re a A er RE EEE SEO ee N ee ee ee er Binzterer. Ohrtand te. 9, ET TE RR ONE: ters tan ee ET en WESER Obrklappe . . . ii. Von der lern es zur Arvsnzbasis I Serra a a ed acer e EE EEE AR Re 0,025 Vorderarm . . . R R 3:0. L.1.F. Mh. 0,035; 1 Gl. on 2 a. ns a er ale A L.2.F. = 0,973 1.98. P2.'> 6,0505 =. 008550 = 05093 L.4.F. - 0025 - oo; - 0,0115 L.3.E. 0,0895 - 0115 - 0,008; Kpl. 0,0003 Öberichenköl DR Se Narr RE RE Mar Be a ea or Ve RER Schenkel a u de Fe ee EEE BR ... 0,008 Be a a a a a A NER 2. Tylonycteris nov. gen. Die typische Art, welche dieser Gattung zu Grunde liegt, ist der 2 pachypus Temminck, welcher seiner Zahnformel (# +272 4 &£) wegen von A. Wagner u. A. in die Gattung Ves- perus Keys. Blas. gestellt wurde, von dieser aber schon äufser- lich durch die au/serordentlich entwickelte grofse glatte Schwiele unter der Fufssohle und eine ähnliche kleinere unter der Basis des Daumens, sowie durch die Kürze des Daumens und die Kleinheit der Daumenkralle ausgezeichnet ist. Auch der Schädel ist wegen seiner abgeplatteten Form auffallend von dem der anderen Vesper- _ tilionen verschieden. Die Ohren sind mittellang, dreieckig und haben eine kurze, fast beilföürmige Ohrklappe. Über die Lebensweise der hierher gehörigen Arten ist leider noch nichts bekannt, indefs ist anzunehmen, dafs die Schwielen der Fufs- und Daumensohle ihnen als Haftorgane dienen, wenn dieselben auch nicht so vollkommen entwickelt sind, wie bei den T’hyroptera, bei denen sie durch ein Knochengerüst gestützt werden und bei denen die Haftscheibe der Fufssohle die kleinere ist. Er a 0% a. € 4 FT ; 704 Gesammtsitzung 1. T. pachypus Temminck. 1835. Vespertilio pachypus Temminck, Monogr. Mammal. II. p. 217. Taf. 54. Fig. 4—6,. Schnauze auffallend breit und platt, Nasenlöcher rundlich, nach vorn und unten gerichtet, mit kahlem wulstigen an der inne- ren und oberen Seite breiterem Rande. Ohren dreieckig abgerun- det, mittellang, ihre Breite gleich der Länge des vorderen Ohr- randes, der Antitragus an der Basis des äufseren Ohrrandes durch eine flache stumpfwinklige Einbuchtung abgesetzt; Ohrklappe ziem- lich kurz, beilförmig, an der Basis des Aufsenrandes mit einem Zacken. Die Schleimhaut des Gaumens bildet 7 Querfalten, von denen die 3 ersten grade, die letzten in der Mitte eingeknickt sind. Der erste obere Schneidezahn ist zweispitzig; seine äufsere kürzere Spitze ist merklich höher als der zweite einspitzige Schneidezahn. Die unteren Scheidezähne sind dreilappig. Der obere Eckzahn hat einen langen hinteren Nebenzacken. Körperbehaarung mäfsig lang. Flügel ziemlich schmal, bis zur Fufswurzel herabsteigend.. Die Daumenschwiele ist mehr als halb so grofs wie die der Fufssohle, und dehnt sich über das ganze Mittelhandglied und einen Theil des ersten Fingergliedes aus; die Fufsschwiele nimmt die Unterseite der Fufswurzel, des Mittel- fulses und die Basalhälfte des ersten Gliedes der Zehen ein. Der kurze Sporn ist knorpelig und der Schwanz ist entweder ganz von der Flughaut umschlossen oder ragt nur mit seiner äufsersten End- spitze aus der Schenkelflughaut hervor. Die Farbe der Haare ist braun, an der Basis blasser. Die Eichel der Ruthe ist breit und zweilappig. Millimeter Tolalläage "01 ee er Sa” ee TE) A N Ta at N 14 15,3 I A A EEE TE RE EIETEN 11,5 12 WO TARLERR E32 5 re a 7 8 Bu Na ..7 AA re En TEE ne 7 \ DIEBIBBANE a N ze 4 4,5 Beh wa; 1.3. 27 BEE RENNER 22 28 Ders 1 ar a re 17 18,5 Norderarı S.LY. . va tch Vale er ER D 27,5 26,6 vom 17. October 1872. 705 Millimeter 24.8. Mh. 1,3 1,55 ICHARUS; 21.272 20 3X Mas Bes 12,8. - 255 24,35 Wr - 9,759 BE. - 26,52545.- 15 115-. - 5 455. Rpla rs BEA. -% 905 355 °.-7-98.'95 = 303,857 0- B BEER. VB - a BEE a a ae 12 11,5 REISE TR ER FF RR NET EEE: 12 11,5 EN a ARE EEE TE 6 6 BEN... Re PR) a 13. 2: 12,5 Haftscheibe des Dan: GR KT I 2,6 3 Battseheibe der Fufssohle ';. . 2 02.5..08% 3,6 4,5 Distanz der oberen Eckzahnspitzen . . . . . . 3,2 3,7 Die vorstehenden Mafse sind von typischen Exemplaren aus Java entnommen. Das Männchen hat theilweise abgeriebene Zähne und das Weibchen ist nach Beschaffenheit der Zitzen säugend ge- wesen; beide sind daher als vollkommen ausgewachsen zu be- trachten. 2. T. Meyeri n. sp. Diese Art, von der mehrere, scheinbar vollkommen ausge- wachsene Exemplare vorliegen, stimmt in dem Bau ganz mit der vorhergehenden überein, ist aber in allen Dimensionen kleiner, was besonders in Bezug auf den Kopf und Fufs auffallend und von Wichtigkeit ist. Millimeter landen ar Zn Mae so Fein Er NE MIR, 12 12,5 ee We ee a ee 9 9 CHE: 0.0.0 ae, Eee hen 6 6 EEE A IS Mer el e RREHERTEEL: SiHuner FRE kr 6 6 LE ee RE er 3 3 Pe Re 24 24 Eh u ana WER ler a Dose AN RET 11 14,3 ER N eV 22,3 24 L.1. F. Mh. 1 Gl. DEREN 3,5 3,5 Be a ie nero. € 21,8 22,7 1:3.%,: =,.808591,95-' 105: 105, - . 85595, Kpl. 3,55 3,5 En AB, Bo ae ge 5, = 5,55 5,65 - 1551 m. KR. = 790,03 u ey l RE ET EN, 9,2 10 Berachenkeh. ee TR, 9,2 10 Fufs . . . . > . , . . . . & . . . . - 4,6 5 N 5 " a 706 Gesammtsitzung EI CR PR EA Mas ı0 Fem. 10 Haftscheibe des Daumens . . . 2.2 2.0. 2,1 2,3 Haftscheibe der Fufssohle . .". .7.2 2.22% 2,7 2,7 Distanz der oberen Eckzahnspitzen . . . . . . 2,7 2,7 In dem südlichen Theile Luzon’s von Hrn. Dr. A. B. Meyer entdeckt. Darauf theilte Hr. Dove mit: Einige Bemerkungen über die kalte Zone. Die Wärmeverbreitung in der kalten Zone hat vorzugsweise an den concaven Scheiteln der Isothermen untersucht werden kön- nen, gestützt auf die mannigfaChen im Parryschen Archipel zur Aufsuchung Franklins unternommenen Expeditionen und auf die festen Beobachtungsorte Sibiriens. An den convexen Scheiteln der Isothermen ist das Beobachtungsmaterial dürftig geblieben, eine Lücke, die durch die jetzigen Polarexpeditionen ausgefüllt zu wer- den scheint. Es wird aber einer längeren Zeit bedürfen, ehe wir die Wärmeabnahme nach dem Pole unter den verschiedenen Längen feststellen können, da die kalte Zone eines Vortheils entbehrt, den zur ‚Beantwortung dieser Frage die gemäfsigte darbietet. In die- ser besitzen wir Stationen, an welchen durch viele Jahre hindurch Beobachtungen angestellt worden sind. Seitdem nun durch die Untersuchungen über die nichtperiodischen Veränderungen bewiesen ist, dafs temporäre Wärmeabweichungen vom normalen Mittel nicht local auftreten, sondern sich über gröfsere Räume erstrecken, de- ren Feststellung durch den Entwurf von Isametralen möglich ist, besitzen wir in jenen Orten Correctionselemente für andre, von welchen nur wenige Beobachtungsjahre vorliegen. Solche Normal- stationen fehlen in der kalten Zone. ‚In dieser sind wir fast allein auf Beobachtungsergebnisse angewiesen, welche nur den kurzen Zeitraum einer bestimmten Expedition unfassen. Die so gewonne- vom 17. October 1872. 707 nen Ergebnisse hat man ohne Weiteres als normale betrachtet und daher versichert, dafs stets das Meer da offen sei, wo es in einem bestimmten Jahre sich seiner Eisdecke entledigt hat, dabei verges- send, dafs die zur Aufsuchung Franklins unternommenen Expedi- tionen die Veränderlichkeit dieser Verhältnisse bereits evident er- wiesen haben. Von so auf der Hand liegenden Misgriffen werden wir uns bewahren 1. durch mögliche Feststellung der mittleren und absoluten Veränderlichkeit der kalten Zone, 2. durch Beantwortung der Frage, ob die für nicht periodi- sche Veränderungen in der gemäfsigten Zone gefundenen Regeln auf die kalte Zone unmittelbar auszudehnen sind oder sich in dieser wesentlich modificiren. Zur Lösung dieser Aufgabe enthalten die nachfolgenden Untersuchun- gen einen Beitrag. Von der dänischen Colonie Omenak an der Westküste von Grönland hat Nordenskiöld eine 13% Jahre umfassende Reihe von Monatsmitteln 1857 — 1870 veröffentlicht, von Styckisholm an der Nordküste von Island ist aber eben in dem Journal der schot- tischen meteorologischen Gesellschaft (III. p. 307) ein 26 Jahre umfassendes Journal 1345 — 1871 durch Buchan erschienen, von Beobachtungen, welche Thorlacius an zweckmäfsigen Stunden angestellt hat. Es ist daher möglich, an der Grenze der kalten Zone durch Berechnung der gleichzeitigen Abweichungen beider Orte zu prüfen, ob die an dem einen Ort gefundenen Anomalien auch an dem andern hervortreten. Man erstaunt über die verhält- nifsmälsig geringe Übereinstimmung. Das strenge Jahr 1863 in Omenak hat in Styckisholm kein Analogon, der Unterschied der Abweichungen des Februar ist volle 11° R., im März 73. Ebenso steht der kalte Nachwinter und das strenge Frühjahr 1866 in Is- land isolirt neben positiven Abweichungen in Westgrönland. Man ist dadurch zu der Annahme berechtigt, dafs in der kalten Zone anomale Abweichungen entgegengesetzter Art viel näher an einan- der grenzen, als wir in der gemäfsigten Zone zu sehen gewohnt sind, wodurch sich dte Heftigkeit der dort neuerdings von Kolde- wey beobachteten Stürme erklären läfst. Skoresby berichtet, dafs an der über einem mächtigen Eis- feld gelagerten kalten Luft sich oft ein heftiger Sturm wie an einem luftigen Gletscher bricht, sodafs ein an der einen Seite des Eisfel- 708 Gesammtsitzung des liegendes Schiff von ihm nichts empfindet, während ein auf der andern Seite sich befindendes mit ihm zu kämpfen hat,- ja er führt auf diesen Gegensatz der Wärme der Luft über dem offnen und durch Eis bedeckten Meer die von ihm beobachtete Erschei- nung zurück, dafs die Eisfelder mit Schnee wallartig umgeben scheinen, weil bei der kreisenden Bewegung derselben alle Punkte des Randes allmählig an die Stelle gelangen, wo in der plötzlichen Abkühlung der zuerst über Wasser, dann über Eis strömenden Luft die Niederschläge erfolgen. Was hier in kleinerem Mafs- stabe sich zeigt, kann in Beziehung auf Wärmegegensätze in grö- fserem erfolgen, wenn eisführende kalte Meeresströmungen von warmen in entgegengesetzter Richtung fliefsenden begrenzt werden. Wenn in der kalten Zone neben einander daher bedeutende Witterungsgegensätze in der Weise stattfinden, dafs ein an einer gewissen Stelle derselben äulserst strenges Jahr ein verhältnifs- mäfsig mildes in nicht sehr entlegenen Gegenden zum Nachbar hat, so liegt es nahe, in der gemälsigten Zone die Orte aufzu- suchen, welche demselben Luftstrom bei seinem Fortschreiten aus- gesetzt, einer ähnlichen Abweichung von normalen Verhältnissen unterworfen sind. Natürlich wird dazu erfordert, die begrenzende gemäfsigte Zone so viel als möglich in ihren nicht periodischen Veränderungen zu erforschen. Dies ist der Gegenstand meiner seit 1838 fortgesetzten Arbeiten gewesen, die aber erst in dem letzten Jahrzent durch Ausbreitung des Beobachtungsnetzes eine wünschenswerthe Geuauigkeit erhalten konnten. Diese Arbeiten entbehren aber für die letzten Jahre der Vollständigkeit, weil Be- obachtungen aus Amerika wenig veröffentlicht wurden, eine Lücke, welche sich jetzt einigermalsen ergänzen lälst. Der 1870 veöffentlichte 16te Band der Smithsonian Contribu- tions to Knowledge enthält für Braunschweig in Maine ein 52 Jahre 13501— 1852 umfassendes von Cleveland angestelltes und von Schott berechnetes Beobachtungsjournal, welches 1846 — 18359 in den Abweichungen der einzelnen Monatsmittel mit den gleichzeiti- gen von Styckisholm verglichen werden kann. Auch hier zeigt sich, wovon der Februar 1346, 1849, 1857, der März 1856 be- sonders auffallende Belege geben, oft eine geringe Übereinstimmung. Es würde sich aber nicht rechtfertigen lassen, auf die Ergebnisse einer einzigen Station allgemeine Schlüsse zu gründen. Der Wit- vom 17. October 1872. 709 terungscharacter der Vereinigten Staaten mufs daher allgemeiner ins Auge gefalst werden. Durch die Bemühungen der Smithsonian Institution sind die Vereinigten Staaten mit einem meteorologischen Beobachtungsnetz bedeckt, welches früher allein durch die Militairärzte der einzelnen Forts vertreten war. Von diesen Beobachtungen sind die ersten sechs Jahrgänge 1854— 1859 unter dem Titel „Results of Meteo- rological Observations made under the Direction of the United States Patent Office and the Smithsonian Institution, Washington 1861“ publieirt worden. Ein sechsjähriger Zeitraum scheint aber für die Bestimmung normaler Werthe nicht ausreichend. Seit dem Jahr 1867 erscheint aber ein monthly report of the department of agrieulture, welcher die Monatsmittel der Stationen der Smithso- nian Institution und daraus die mittleren Werthe für die einzelnen Staaten enthält, für welche bis September 1866 auch die Werthe von 1864, 1865 mitgetheilt worden sind. Dadurch wurde es mög- lich, freilich erst nach Berechnung der Staatsmittel für die Jahre 1855 — 1859, welche in dem Agricultural Report fehlen, für die Staaten Maine, New Hampshire, Vermont, Massachusets, Connec- tieut, New York, New Jersey, Pensylvanien, Kentucky, Ohio, Mi- chigan, Indiana, Illinois, Wisconsin, Jowa aus 10 —13 Jahren die mittleren Monatsmittel zu bestimmen, und auf diese Weise den Witterungscharacter Americas zu ermitteln, indem die für die ein- zelnen Jahre berechneten Mittel mit dem 13jährigen, also nahe normalen Werthe verglichen wurden. Allerdings sind die einzel- Jahre jedes Staates nicht in der Art mit einander zu vergleichen, wie es möglich wäre, wenn man es mit einer einzelnen Station zu thun hätte, da bei der gröfsern Betheiligung von Beobachtern die mittlere Temperatur eines Staates später aus viel mehr Stationen erhalten wurde, als früher, in Illinois z.B. 1855 aus 5 Stationen, das Jahr 1870 aus 29. Von einer Feststellung der Veränderlich- keit kann daher nicht die Rede sein. Das Ergebnifs dieser vor- läufigen Arbeit reicht aber vollständig dazu aus, zu beurtheilen, ob in einem bestimmten Jahre in einem gewissen Monat die Tempe- ratur ungewönlich hoch oder ungewöhnlich niedrig war, was aus der Übereinstimmung der Zeichen in den einzelnen Staaten sich ergiebt, oder ob eine in den nördlichen Staaten sich zeigende Ab- weichung von einer entgegengesetzten in den südlichen begrenzt 710 Gesammtsitzung war. Die vorliegenden berechneten Abweichungen umfassen die Jahre 1855 — 1859, 1864— 1870, also 12 Jahre. Vergleicht man die auf diese Weise für die Vereinigten Staa- ten bestimmten Abweichungen mit den für Island und Grönland berechneten, so zeigt sich zwar oft eine Übereinstimmung, oft aber auch nicht, so dafs man sieht, dafs die kalte Zone dann ein für sich abgeschlossenes Witterungssystem bildet. Allerdings war der Fe- bruar 1855 streng in Island und in den Vereinigten Staaten, ebenso der Januar1356, aber in Island ist die Strenge auf diesen Monat beschränkt, während sie hier im Februar und März fortdauert. Das Jahr 1866 steht mit seiner Strenge ebenso isolirt in Island. Der in den Ver- einigten Staaten sehr warme December 1865 ist fast normal in Grönland, und nur etwas zu warm in Island. Vergleicht man hier- mit die für Europa im zweiten Theil meiner klimatologischen Bei- träge gegebenen Bestimmungen, so scheint daraus hervororgehen, dafs an Correctionen, welche an die Ergebnisse von Polarexpedi- tionen anzubringen sind, um einjährige Mittel auf normale Werthe zu reduciren, nur gedacht werden kann, wenn vorher annähernd wenigstens die Gestalt der Isametralen für die Zeit der Expedition ermittelt worden ist. Diesen Bemerkungen füge ich die Bestimmung der Veränder- lichkeit in Island hinzu, für welche wir jetzt zwei Bestimmungen besitzen, wenn wir die ältere Reihe von Reykiavig hinzunehmen. Sie ist in Gr. R, folgende, am gröfsten im März, was jedenfalls darin seinen Grund hat, dafs das Eintreten der Frühlingswärme in verschiedenen Jahren ein sehr verschiedenes ist, indem lang- dauernde Winter sie erheblich verspäten. vom 17. October 1872. “bl Mittlere Veränderlichkeit Absolute Veränderlichkeit Styckis- Rey- | Island Styckis-- Rey- | Island holm | kiavig | holm | kiavig Jan. 1.81 1.21 1.33 9.24 6.06 7.65 Febr. 1.80 1.12 1.46 9.51 6.08 7.30 Mz. 2.02 1.68 1.85 12.31 6.84 9.58 Apr. 1.62 1.17 1.40 9.38 5.17 7.28 Mai 1.23 1.50 1.36 5.52 5.30 5.41 Juni 0.80 1.15 0.98 4.00 6.60 5.30 Juli 0.73 1.63 1.18 3.96 5.95 4.96 Aug. 0.76 1.79 1.28 3.91 6.92 5.07 Sept. 0.71 1.28 1.00 5.11 5.66 | 5.39 Oct. 0.83 1 1.64 1.24 5.07 5.67 5.37 Nov. 1.18 1.01 1.10 4.34 5.90 5.12 Dech. 1.59 1.75 1.67 5.99 6.76 6.38 | | Jahr a | 1.31 | 6.53 6.06 | 6.30 | Wenn man die mittlere Veränderlichkeit von Hammerfest 1.22, Styckisholm 1.22, Reykiavig 1.41, Godthaab 1.31, Omenak 1.78 vergleicht, so spricht die nach Osten fast constant erfolgende Zu- nahme, dafs die als Mittel aus jenen Messungen sich ergebende Veränderlichkeit 1.34 wahrscheinlich im Parryschen Archipel über- troffen wird, was bereits für Sibirien und das nordöstliche Europa nachgewiesen worden ist, sodals sie also erheblicher sich zeigt an den concaven Scheiteln der Isothermen als an den convexen. Es ist dies wohl den warmen Meeresströmungen zuzuschreiben, wel- che im Norden des atlantischen Oceans den arktischen Gegenden zuströmen und die geringere Veränderlichkeit südlicherer Breiten weiter nach Norden führen, als ohne sie der Fall sein würde. Indem warme nach Norden strömende Wässer zu häufigerm Be- decken des Himmels Veranlassung geben, werden die bei heiterm Himmel stattfindenden grofsen Veränderungen nothwendig ver- mindert. Die zu der Abhandlung gehörigen numerischen Tafeln wurden vorgelegt. on * n 2 hut i Eee an I IE TE ee TER BE 712 Gesammtsitzung Darauf las Derselbe über den Nachwinter von 1841 und 1872. In einer in den Berichten der Akademie vom Juni 1870 ab- gedruckten Abhandlung „über die Zurückführung der jährlichen Temperaturcurve auf die ihr zum Grunde liegenden Bedingungen“ habe ich nachzuweisen gesucht, dafs unsre strengen Winter in 3 Abtheilungen zerfallen, die ich Vor-, Mittel- und Nachwinter ge- nannt habe, die in der Lage der Maxima der Kälte eine auffallende Übereinstimmung zeigen, und dafs Beispiele lange andauernder Winterkälte dadurch sich erläutern, dafs sie die unmittelbare Auf- einanderfolge zweier dieser Formen sind. Was die Nachwinter betrifft, die das Maximum ihrer Strenge von 5.—9. und 10.— 14. Februar erreichen, so kann ich den früher speciell erläuterten Bei- spielen von 1845, 1855, 1865, 1870 noch 2 hinzufügen, nämlich den von 1871 und 1841. Die numerischen Belege für 1871 habe ich für 102 Stattonen in einem in der Statistischen Zeitschrift ab- gedruckten Aufsatz: Wärmeabweichungen der Jahre 1870 und 1871 verglichen mit andern durch strenge Winter ausgezeichneten Jah- ren* eben veröffentlicht, für das Jahr 1341 beziehen sich die frü- her publieirten Abweichungen aber nicht auf zwanzigjährige Mittel, auf die ich sie daher, soweit dies möglich war, bezogen habe, Diese Abweichungen sind vom Ural beginnend in Graden R. Catherinenburg Bogoslowsk Slatoust Ust. Sysolsk Archangel Petersburg Mitau Moscau Lugan Arys Stettin Sülz Apenrade Berlin Breslau Wien Leipzig Jena Gütersloh Es ist klar, dafs Arys Stettin Berlin Breslau Leipzig Gütersloh vom 17. October 1872. Jan. Febr. 21—25 |26—30 | 31—4 | 5-9 | 10-14 oA og er 2,97 — 6.84 9.73.1206 7060 eo ENTE 0.20 (a —0.95 3 el 0.35 1.07 | 1047 —3.04 —3.06 0.98 0.53 —4.08 299% 03a 056 |. 25,40.1 0,0 0095 —1.63 — 1:83 | 1.39. 6.00 | — 19.34 — WAR —0.55 9.641 —3.07 —7.86 | —10.08 1,80 6.77 | —0.64 —8.00 716 rt ano eg ee ne 2 Baar 050 —5.09 2 44%.19-=0.31 105.98 = 03 418 Sue | 9 —6.39 73 — 3,595 1,-29.96 | — 755401 2 1.0882 — ano 980 ee — 4.712 —4,88 1 —1.098 1 — 8.67 — 1,57 or aM Lasse SH — 12. —4.88 —1.45 Re ee al —2.95 — 35 08 — 9.84 —0.48 713 so bedeutende in verschiedenen Jahren auf dieselbe Zeit fallende Abweichungen sich auch im vieljährigen Mit- tel geltend machen werden, und in der That hat man auf ein zweites Kältemaximum im Februar schon oft aufmerksam gemacht. Um dies anschauliger zu machen, habe ich die mittleren Abwei- chungen der Jahre 1841, 1845, 1855, 1865, 1870, 1871 für 6 Sta- tionen in der folgenden Tafel bestimmt. Jan. 21—25 | 26—30 —2.63 | —3.09 aA = Bl —2.48 | —218 —2.20 | —2.29 —2.57 | —2.02 —3.05 | —2.53 Febr. 31—4 | —6.91 —6.23 —5.64 -— 6.16 —4.11 —3.45 5-9 | 10-14 —10.71| —9.41 —7.33 | —8.03 — 7.24 4 27.96 — 8.55: 80 —741 | —8,12 —5.91 | —6.40 714 Gesammtsitzung wo in den südlichern und westlichern Stationen die stärkste Ab- weichung etwas später eintritt, wie es natürlich ist, wenn ein fort- schreitender Polarstrom die Ursache der strengen Kälte ist. An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vorgelegt: Die Krönung des Königs Wilhelm und der Königin Augusta von Preufsen zu Königsberg am 18. October 1861, Berlin. Decker. Imp.-Fol. Mittheilungen der Centralkommission zur Erforschung und Erhaltung d. Bau- denkmale in Wien. 17. Jahrg. Sept.-Oct. Wien 1872. 4. Bullettino di bibliografia e di storia. Tome. V.. Jan. — Marzo. 1872. 3 Hefte 4. Schriften der K. physikal. ökonom. Gesellschaft zu Königsberg. 12. Jahrg. 1871. Abth. 1. 2. 13. Jahrg. 1872. Abth. 1. 3 Hefte 4. Rendiconto delle sessioni dell’ Accademia delle scienze dell’ Istituto di Bo- logna. Ao. 1871—72. Bologna 1872. 8. Indiei generali dei Dieci Tome della seconda serie delle Memorie dell’ ac- cadem. delle Scienze dell’ Istit. di Bologna publ. dal 1862—1870. Bo- logna 1871. 4. Memorie dell’ accademia delle scienze dell’ Istituto di Bologna. Serie III. T. I. Fasc. 1—4. Bologna 1871. 4 Hefte 4, Serie III. T. II. Fasc. 1. ib. 1872. 1 Heft 4. Annales academici. 1867—1868. Lugd. Bat. 1872. 4. Memorie del R. Istituto Venet. Vol. XII. Part.2. Venedig 1872. 1 Heft. Profiles, sections and other illustrations, Hayden. New York 1872. 4. Oversigt over det k. Danske Videnskabernes Selskabs. Kjöbenh. 1872. 8. Publicationen des geodätischen Instituts. — Maa/svergleichungen. 1. Heft. Berlin 1872. 4. General-Bericht über die Europäische Gradmessung f. d. J. 1871. Berlin 1872. 4. The American Journal of science and arts. Ser. III. Vol. IV. No, 20, Aug. 1872. New Haven 1872. 8. Il nuovo Cimento. Ser. I. T.5—6. Luglio. Pisa 1871—72. 8. Keller, Ricerche. Parte I. Roma 1872. 8. Rofs, Lepidoptera of Canada. Toronto 1872, 8, —, Birds of Canada. ib, eod. 8. vom 17. October 1872. 715 Pessina Considerazioni. Messina 1872. 8. Annales des mines. Ser. VII. T.I. Livr. 2 de 1872. Paris 1872. 8. Proceedings of the London mathematical Society. No. 47. London 1872. 8. Jahresbericht des physik. Vereins zu Frankfurt «. M. für dus Rechnungsjahr 1870—1871. Frankfurt a. M. 1872. 8. Nachrichten von d. K. Gesellschaft der Wissenschaften und der G. A. Uni- versität zu Göttingen. No. 22—49. Göttingen 1872. 8. Le condizioni sociali dei nostri tempi. Palermo 1872. 4. v. Malortie, Beiträge zur Geschichte des Braunschweig-Lüneburgischen Hauses und Hofes. 6. Heft. Hannover 1872. 8. The Numismatic Chronicle. 1872. Part. . New Series No. 45. London 184258 Proceedings of the California Academy of sciences. Vol. IV. Part. II. IV. San Francisco 1870—1872. 3 Hefte 8. v. Baumhauer, Archives Neerlandaise.. T. VII. Livr. 1.2.3. La Haye 1872. 3 Hefte 8. Rajendralala Mitra Notices of Sanskrit Mss. Vol. I. Part. I. Calcutta EIERN a. N, IV.) ‚Catalogue of the library of the Zoological Society of London. London 1872. 8. Revised list of the vertebrated animals -etc. in the gardens of the zoological Society of London. London 1872. 8. Transactions of the zoological Society of London. Vol. VIII, Part. II. London 1872. 4. Transactions of the american philosophical Society. Vol. XIV. New Series. Part. III. Philadelphia 1871. 4. Archäologische Ephemeris. Athen 1872. 4. Report of the Commissioner of Agriculture for the year 1870. Washington 48:71..7 8. Young, Special report on immigration. Washington 1872. 8. Annual report of the board of regents of the Smüthsonian-Institution. 1870. Washington 1871. 8. Annals of the Dudley-Observatory. Vol. II. Albany 1871. 8. Monthly reports of the department of agriculture for the year 1871. Wa- shington 1872. 8. Hayden, Preliminary report of the United states geological surxey of Montana. Washington 1872. 8. Hornstein, Beobachtungen auf der K. Sternwarte zu Prag im J. 1871. 32. Jahrg. Prag 1872. 4. Annales de chimie et de physique. Ser. IV. Sept. T.XXVII. Paris 1872. 8. [1872] 50 716 Gesammtsitzung Revue archeologique. Nouv. Ser. 12. annee. IX. Sept. Paris 1872. 8. Einundzwanzigster Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft zu Han- nover von Michelis 1870—1871. Hannover 1871. 8. | Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. 24. Bd. 2. Heft. Febr. — April. Berlin 1872. 8. Atti del Reale Istituto veneto di scienze, lettere ed arti. Ser. IV. T. I. Disp. 6. 7. Venezia 1871. 72. 2 Hefte 8. Proceedings of the American pharmaceutical Association. September 1871. Philadelphia 1872. 8. Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. 12.Bd. Mün- chen 1872. 8. Vierteljahresschrift der Astronomischen Gesellschaft in Leipzig. 7. Jahrg. 3. Heft (Juli 1872). Leipzig 1872. 8. Journal of the Chemical Society. Ser. II. Vol. X. Mai, Juni, Juli 1872. London 1872. 5 Hefte 8. Bulletin de la Societe imperiale des naturalistes de Moscou. Annte 1872. No. 1. Moscou 1872. 8. Journal of the Linnean Society. Botany. Vol. XIII. No. 66—67. Lou- don 1872. 2 Hefte 8. List of the Linnean Society of London. 1871. Proceedings of the Linn. Soc. of London. Session 1871—72. — Zoology. Vol. XI. No. 53. 54. 2 Hefte 8. Journal of the American Oriental Society. Vol. XXX. No. 1. New Haven 1872. 8. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1871. No. 745—791. Bern 1872. 8. Proceedings of the scientific meetings of the zoologieal Society of London for the year 1872. Part. I. Januar—März. London. 8. Bulletin de l’ Academie R. des sciences. 41. annee. 2. serie. T. 34. N. 7.8. Bruxelles 1872. 2 Hefte 8. Verhandlungen d. Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in Frauenfeld. 54. Jahresvers. Jahresbericht 1871. Frauenfeld 1872. 8. Bibliographia Daciei. Buccuresci 1872. 8. (2 Ex.) Sugli avrenimenti preistorici Judü di C. Zaviziano. Vol. I.U. Napoli 1871. 72. 2 voll. 8. Observations made at the magnetical and meteorological observatory at Ba- tavia. Vol. I. Batavia 1871. 4. Report of the Superintendent of the U. St. Coast Survey, during the year 1868. Washington 1871. 4. Mariette-Bey, Les papyrus €gyptiens. T. 1. Papyrus No. 1—9. Paris 1871. fol. vom 17. October 1872. 717 Transactions of the Linnean Society of London. Vol. XXVIL P.1—4. XXVID. P.1. 2. XXIX. P.1. London 1871. 72. 4 Hefte 4. Fayrer, The Thanatophidia of India. — Venomous Snalles. London 1872. fol. Journal of the Asiatie Society of Bengal. Part I. N.1. 1872. Part I. N.3. 1871. P. II. N. 1. 2. 3.4. 5. 1872. Calcutta 1872. 8. Bibliotheca Indica. Old Ser. No. 228. 229. Calcutta 1872. 2 Hefte 8. New Ser. No. 244. 245. 247. 249. 251. ib. eod. 5 Hefte 8. No. 250. ib. eod. 1 Heft 4. Fontes rerum Austrtacarum. 2. Abth. Diplomataria et acta. 35. Bd. Wien 1871. 8. (Zahn Sammlung.) Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaften. Math.-naturw. Klasse. 64. Bd. 1. u. 2. Heft. Jahrg. 1871. Juni— Juli. 2. Abth. Wien 1371. 64. Bd. 3.4. 5. Heft. 2. Abth. ib. eod. Philos.-histor. Klasse. 69. Bd. 1.—3..Heft. 1871. Octob.—Dec. 68. Bd. 2.—4. Heft. 1871. Mai—Juni. Naturwissensch. Klasse. 64. Bd. 1.—5. Heft. Jahrg. 1871. 1. Abth. Wien 1871. 3 Hefte. Archiv für Österreichische Geschichte. 47. Bd. 2. Hälfte. Wien 1871. 8. Denkschriften der K. Akademie der Wissenschaften. Mathem.-naturw. Kl. 31. Bd. Wien 1872. 4. Miklosich, Deelination der slavischen Sprachen. Wien 1871. 8. etc. (10 Extraabdrücke der Wiener Sitzungsberichte.) E. Trumpp, Grammar of the Sindhi language. London 1872. 8. C. Prantl, Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in. Ingolstadt, Landshut, München. Bd. 1. 2. München 1872. 8. 718 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse 21. October. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Kummer trug folgende von Hrn. Professor Dr. H. A. "Schwarz in Zürich ihm gemaehte Mittheilung vor: Beitrag zur Untersuchung der zweiten Variation des Flächeninhalts von Minimalflächen im Allgemeinen und von Theilen der Schraubenfläche im Besonderen und zeigte einige zur Bestätigung der theoretisch gefundenen und bewiesenen Resultate dienende Experimente. Die Beantwortung der Frage, ob einem Stücke M einer Minimal- fläche unter gewissen Grenzbedingungen die Eigenschaft des Mini- mums wirklich zukomme oder nicht, hängt im Allgemeinen davon ab, ob für jede in Rücksicht auf jene Grenzbedingungen zulässige Va- riation des betrachteten Flächenstückes die zweite Variation ö°S des Flächeninhalts ‚S desselben positiv ist, oder ob es auch sol- che Variationen desselben gibt, für welche diese zweite Variation negative Werthe oder den Werth Null annimmt. Unter Bezugnahme auf eine ähnliehe die Brachistochrone be- treffende Formel von Lagrange (Theorie des fonctions analyti- ques, Seconde partie, chap. XIII.) hat Ted&nat (Annales de Mathe- matiques par Gergonne, Tome VH, p. 284) für die erwähnte zweite Variation eine Formel aufgestellt, welche bei Anwendung der jetzt üblichen Bezeichnungsweise in die folgende übergeht: z=fla,y) ; pn ge Ss= //[Yı+p?+g’dad x’ 9y p’+g dady, 02=0,.0y=0; dS= (Fre MS ERDFT- ee) En (1+p’+9g°)% Durch diese Formel wird die Frage über den Eintritt des Minimums in denjenigen Fällen bejahend entschieden, in welchen das sphärische Bild des betrachteten Stückes der Minimalfläche auf einer Halbkugelfläche Platz findet, während gleichzeitig entweder die ganze Begrenzung von M bei der Variation als fest betrachtet wird, oder doch die Theile der Begrenzung, welche nicht als fest betrachtet werden sollen, nur auf solchen Cylinderflächen variiren vom 21. October 1872. 719 därfen, deren erzeugende Geraden auf der Ebene des jene Halb- kugelfläche begrenzenden Kreises senkrecht stehen. _ Unter diesen Voraussetzungen gewährt nämlich die Variation nur einer der drei Coordinaten Resultate von hinreichender Allgemeinheit. Hierbei wird selbstverständlich vorausgesetzt, dafs die aus der Forderung des Verschwindens der ersten Variation hervorgehen- den Bedingungen für das betrachtete Flächenstück M erfüllt sind. Diese Voraussetzung soll auch in dem Nachfolgenden gemacht werden. Zu den mit Hülfe der angegebenen Formel zu erledigenden Fällen gehören beispielsweise diejenigen, in welchen die Begrenzung aus vier, ein windschiefes Vierseit bildenden Kanten eines regel- mälsigen Tetraäders (vergl. Monatsbericht vom April 1865, p. 149) oder aus acht Kanten eines rektangulären Parallelepipedons be- steht (vergl. des Verfassers: Bestimmung einer speciellen Minimal- fläche, Nachtrag, p. 87), oder von zwei Geraden und zwei Ebe- nen gebildet wird, welche die in dem Monatsbericht vom Januar d. J. p. 9 u. 10 näher beschriebene, einer Gergonne’schen Aufgabe entsprechende gegenseitige Lage haben. In dem letzten Falle ist aber, wenn das in der zu jener Mittheilung gehörenden Fig. 1 ab- gebildete Flächenstück $ in Betracht gezogen wird, die Coordinate x als Funktion von y und 2 zu betrachten. Ebenso läfst sich die erwähnte Frage mittelst der angegebe- nen Formel entscheiden, wenn das Flächenstück M einer Schrau- benfläche angehört und sich ganz auf einer Seite der Axe der- selben befindet, vorausgesetzt, dals die Theile der Begrenzung, welche nicht als fest betrachtet werden sollen, an Oberflächen von Rotationscylindern gebunden sind, deren Axe mit der Axe der Schraubenfläche zusammenfällt. Hierdurch wird zugleich eine Vermuthung bestätigt, welche Hr. Plateau mit folgenden Worten ausgesprochen hat: Je suis porte & croire que l’helicoide gauche a plan directeur n’a pas de limite de stabilite, du moins lorsqu’il est compris, A l’etat laminaire, dans un syst&me solide compos& d’une por- tion de l’axe et d’une helice rattachee & celui-ci par des portions droites; en effet, celui que j’ai realise avait deux spires completes, et il etait parfaitement stable. (Sur les figures d’equilibre d’une masse liquide sans pesanteur. XIme Serie. $. 27. Memoires de l’Academie Royale de Belgique. T. XXXVII. 1868.) A ie 720 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Die Forderung, dafs das sphärische Bild des betrachteten Flä- chenstückes ganz auf einer Halbkugel Platz finden müsse, enthält aber eine Beschränkung, welche in der Natur der zu beantworten- den Frage nicht begründet ist und es gestattet daher jene Formel in den Fällen, in welchen die angegebene Bedingung nicht erfüllt ist, über den Eintritt des Minimums kein Urtheil; z. B. wenn es sich darum handelt, zu ermitteln, ob die in dem Monatsberichte vom Januar d. J. auf p. 9 angegebenen Schraubenflächen unter den dort näher beschriebenen Grenzbedingungen in jedem Falle die Eigenschaft des Minimums besitzen oder nicht. Es soll daher in dem Folgenden zunächst die zweite Variation ö°S in einer andern Form berechnet werden, welche unter einer gewissen Voraussetzung ebenfalls die Beurtheilung des Vorzeichens gestattet und zugleich für eine allgemeinere Anwendung geeignet ist. Das von Hrn. Weierstrafs (Monatsber. 1866 p. 619) angege- bene Gleichungssystem (D) | dz = R[(1 — s’)5(s) ds] R[(ı+s?)iS lo) ds] dz = R[2s%(s)ds] Se I ergibt für jede Wahl der Funktion %(s) eine bestimmte Minimal- fläche, sobald festgesetzt wird, dafs für einen bestimmten Werth der complexen Variabeln s die Coordinaten x, y, 2 vorgeschriebene Werthe haben sollen. Ein bestimmtes Stück M dieser Fläche er- hält man, sobald die Veränderlichkeit von s auf einen begrenzten Bereich 7 beschränkt wird. Ebenso erhält man, wird an die Stelle von $(s) 8()+:©(s) gesetzt, wo e eine reelle Veränderliche bezeichnet, die nur kleine Werthe annehmen soll, und ®(s) eine für den Bereich 7 erklärte willkürliche Funktion von s bedeutet, deren Allgemeinheit in an- gemessener Weise beschränkt ist, unendlich viele dem Flächen- stücke M benachbarte Flächenstücke, welche ebenfalls Minimal- flächen angehören und welche als Variationen des Flächenstückes M angesehen werden können. Alle diese Minimalflächen haben in entsprechenden Punkten parallele Normalen. Bezeichnen X, Y, Z die Cosinus der Winkel, welche die zu dem Werthe s gehörende Normale der Fläche mit den Coordinaten-Axen einschlielst, so gel- ten die Gleichungen: vom 21. October 1872. 721 un Ss — Sı 88, —1 SSr ri tes, FH En rr: X - VE ZI = 1, XaXE YaY + 202 =0, Xde+Ydy+Zdz=0, 5 a a __ 4dsds, (AX)" + (AY)’ + (dZ)’ = Gs +18 in welchen s, die der Variabeln s conjugirte complexe Gröfse be- zeichnet, deren Gebiet ein dem Bereiche 7 in Bezug auf die reelle Axe symmetrischer Bereich 7, ist. Bestimmt man nun eine Funktion G(s) durch die Bedingung, dafs ®(s) deren dritte Ableitung ist, so erhält man bei angemes- sener Bestimmung der in die Funktion @(s) eingehenden Constan- ten, wenn beim Übergange von $(s) in $(s)+:Ö(s) ,y,2 in © + .da, y+eöy, z+:0dz übergehen, aus dem Formelsysteme (E) des Hrn. Weierstrafs (a. a. ©. p. 619) die Gleichungen. 82 = R[(ı — s?)@"(s) + 25@'(s) — 26 (s)] dy = NÜelı+s?) @"(s) — 2is@'(s) + 2i@(s)] 82 = RNPs@"”(s) — 2@'(s)] , welche, wenn dx, öy, ö2 als Coordinaten eines Punktes gedeutet werden, eine Minimalfläche darstellen. Denkt man sich in dem dem Werthepaare s, s, entsprechenden Punkte dieser Minimalfläche die Tangentialebene construirt und auf dieselbe vom Coordinaten- anfange ein Perpendikel gefällt, so erhält man, in Übereinstimmung mit der von Hrn. Weierstrafs (a. a. O. p. 624) gegebenen Glei- chung der Minimalflächen in Ebenencoordinaten, für die Länge die- ses Perpendikels den Werth Dre Xö2 + Yöy-+ Ziz = |: G'(s) — es are. Die Verschiebung eines beliebigen Punktes von M, welche den Coordinatenänderungen eöx, edy, eöz entspricht, kann in zwei Componenten zerlegt werden, von denen die eine in die Tangen- tialebene dieses Punktes fällt und die andere auf derselben senk- recht steht. Die letztere Componente, (welche hier allein in Be- aut, 722 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse tracht kommt), besitzt in Folge der vorhergehenden Gleichung die Grölse 22 (s, sı). } Nun sind aber nicht allein diejenigen Variationen von M zu betrachten, welche genau oder näherungsweise wieder Minimal- flächen sind, sondern überhaupt alle in Rücksicht auf die Grenz- bedingungen zulässigen Variationen. Man denke sich daher, was für den vorliegenden Zweck hin- reichend allgemein ist, eine Variation von M dadurch herbeigeführt, dafs jeder Punkt in der Richtung der Normale der Fläche um die Gröfse e.w(s,s,) verschoben wird, wo w(s, s,) eine stetige diffe- rentiirbare Funktion der beiden Argumente s,s, bedeutet, welche für jedes den Bereichen 7', 7’, angehörende Paar conjugirter Werthe von s und s, einen reellen Werth hat. Unter dieser Voraussetzung ergeben sich, wenn die auf die variirte Fläche sich beziehenden Gröfsen zur Unterscheidung mit darüber gesetzten Strichen bezeichnet werden, die Gleichungen ds= de +ed(w.X), dy= dy+ed(w.Y), d= dz + ed(w.Z) und, wenn zur Abkürzung das Quadrat des Linienelementes de?” +dy?’+dz? = 4A.ds’ + B.ds.ds, + C.ds] gesetzt wird, A= 23) + (57) » [u N? = 22:w%ı(sı) +8 en DE 1 dw Iw DET ah 4 21 —. — + a Hl (1-+ss}) 8(s)d1(51) + 28 (5 08, e (1-+ N, wo 8,(8,) die zu $(s) conjugirte Grölse bezeichnet. Setzt man nun s-EHtri Re Er so erhält man für das Element des Flächeninhalts S den Werth dS = VB? — 4A0.dEdr. vom 21. October 1872. 023 Hieraus folgt, wenn nach Potenzen von s entwickelt wird dS = (1 +55)’ F(s)F:ı (sı)dEdrn + dw Iw 2w° een ge Be (5 os, 2) nz 2 w 1 gw\? 1 owN\? % 5) ta (in) |erren Wird nun zu der angegebenen Voraussetzung noch die Voraus- setzung hinzugefügt, dafs die Integrationsbereiche für die Flächen- inhalte S' und ‚S übereinstimmen, so ergibt sich die zweite Varia- tion des Flächeninhalts aus der Gleichung 9w\? gw\? sw? Be FE Br ES = »- IE) rem Aus dieser Gleichung geht zunächst hervor, dafs die zweite Variation zwar von der Gestaltung des sphärischen Bildes von M abhängt, nach welchem das Gebiet, über das die Integration zu erstrecken ist, sich richtet, dagegen ganz unabhängig ist von der speciellen Wahl der Funktion $(s), welche die Be- sonderheit der analytischen Minimalfläche bedingt, von welcher M ein Stück ist. Setzt man w gleich einer Constanten, d. h. geht man zu den benachbarten äquidistanten Flächen über, so sind die Ableitun- gen von w gleich Null und es ist ws negativ und zwar gleich dem Produkte aus — =?w” und der Grölse des sphärischen Bildes (ceurvatura integra) von M, ein Satz, welchen Steiner auf ande- rem Wege bewiesen und nebst daraus zu ziehenden Folgerungen iin Jahre 1840 der Königlichen Akademie mitgetheilt hat. (S. Mo- natsbericht vom April 1540, p. 115.) Wenn daher die vorgeschrie- bene Begrenzung des Flächenstückes M von einer Fläche gebildet wird, welche der geometrische Ort der längs der Begrenzungslinie dieses Flächenstückes construirten Normalen desselben ist, so be- sitzt das betrachtete Flächenstück für diese Grenzbedingung nicht ein Minimum von Flächeninhalt. Aus demselben Grunde tritt auch in dem Falle, in welchem die Begrenzung nur durch Ebenen vorgeschrieben ist, für die Minimalflächen, welche diese Ebenen Fe di. Ta 724 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse überall rechtwinklig treffen, ein Minimum des Flächeninhalts nicht ein. (Vergl. Monatsbericht vom Febr. d. J. p. 123.) Wird mit Y eine reelle Funktion von £ und » bezeichnet, welche der partiellen Differentialgleichung 9° 9° 8 EN a ER Er 0m rare) genügt, nebst ihren ersten Ableitungen endlich stetig und eindeu- tig ist und im Innern des Integrationsbereiches nicht gleich Null wird, vorausgesetzt, dafs eine solche Funktion existirt, so gestattet der in der Gleichung für ö°S unter dem Integralzeichen stehende Ausdruck folgende Umformung: Iw 4 g9w\? gw? EN 95 007 EAN 9w w al = ow wa, ee w? al BR w? Il 9£ Vz 9% Y 9 9£ Nv 9E o,\V 9 In Folge dieser Umformung zerfällt das Doppelintegral für ö°S in zwei wohl zu unterscheidende Theile. Der erste derselben ist wieder ein über dasselbe Gebiet zu erstreckendes Doppelintegral, welches nur dann den Werth Null annimmt, wenn w = c.\" gesetzt wird, in jedem andern Falle aber einen positiven Werth besitzt. Der zweite Theil ist ein über den Rand des Integrationsge- bietes zu erstreckendes ‚einfaches Integral, dessen Element, wenn dl ein Element der Begrenzungslinie des Integrationsgebietes und die partielle Ableitung von Y\ genommen in Bezug auf die Richtung der inneren Normale dieser Begrenzungslinie bezeichnet, die Gestalt annımmt. Den bisherigen Entwickelungen liegt die Voraussetzung zu Grunde, dafs das Integrationsgebiet für den Flächeninhalt der Va- riation des Flächenstückes M mit demjenigen für den Flächeninhalt von M selbst übereinstimmt. vom 21. October 1872. 725 Diese Voraussetzung ist aber, wenn die Grenzbedingungen, denen das Flächenstück M genügen soll, auch eine Flächenbegren- zung enthalten, im Allgemeinen nicht erfüllt, da bei dieser An- nahme die Grenzen des Doppelintegrals, durch welches jener Flä- cheninhalt ausgedrückt ist, im Allgemeinen von e abhängen. Es mufs daher für diesen Fall zu dem gefundenen Ausdrucke für 8°8 noch ein Ergänzungsglied hinzugefügt werden. Wenn dL ein Ele- ment der Begrenzung von M und R* den Krümmungsradius des auf diesem Elemente senkrechten Normalschnittes der begrenzenden Fläche bezeichnet, positiv oder negativ gerechnet, jenachdem der Krümmungsradius dem Innern von M zu- oder abgewandt ist, so ist dieses Ergänzungsglied das über die Begrenzung zu erstreckende Integral 1? nn 2 TE ET Me ER EA, Gr dl = — 5 (1 + 851) VO El) -Vas.as, und es ergibt sich also schliefslich für die zweite Variation des Flächeninhalts von M folgende Gleichung: 2-29) 3) ]ee- — fu? (4: HOT) Vader. Wenn nun die Begrenzung von M als fest angenommen wird, so sind nur solche Variationen dieses Flächenstückes in Betracht zu ziehen, bei welchen die Begrenzung nicht geändert wird, die Variation w also längs des ganzen Randes gleich Null ist. Unter dieser Voraussetzung erhält das in dem Ausdrucke für ö?S vorkommende Randintegral den Werth Null. Es sind dann drei Fälle zu unterscheiden. I. Wenn es eine den angegebenen Bedingungen genügende Funktion \/ gibt, welche weder im Innern noch auf dem Rande des betrachteten Bereiches gleich Null wird, so hat die zweite Va- riation des Flächeninhalts für alle in Rücksicht auf die Grenzbe- dingungen zulässigen Variationen einen positiven Werth und es besitzt daher das betrachtete Flächenstück M wirklich ein Minimum von Flächeninhalt. 726 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Dieser Satz läfst sich dahin erweitern, dafs der Schlufs auf das Eintreten des Minimums auch dann noch gestattet ist, wenn eine den übrigen Bedingungen genügende Funktion \ bekannt ist, welche zwar in einzelnen Punkten oder längs einzelner Theile der Begrenzung des Integrationsbereiches gleich Null, für das ganze Innere und für einen Theil des Randes desselben aber von Null verschieden ist. II. Wenn der Bereich 7T so beschaffen ist, dafs es eine Funk- tion gibt, welche, ohne im Innern von 7 den Werth Null an- zunehmen, am ganzen Rande dieses Bereiches den Werth Null hat, so ist die Untersuchung der zweiten Variation allein nicht hinrei- chend, um zu entscheiden, ob ein Minimum des Flächeninhalts ein- tritt oder nicht. Denn wenn w = \ gesetzt wird, so wird 6?,8 gleich Null. Im Allgemeinen wird in diesem Falle ein Minimum nicht eintreten, weil die dritte Variation | N w (dw\” did lade im Allgemeinen einen von Null verschiedenen Werth besitzt. III. Wenn es aber möglich ist, die angegebene partielle Dif- ferentialgleichung so zu integriren, dafs die Funktion ) am ganzen Rande eines Theiles des Integrationsbereiches gleich Null, im Innern dieses Theiles aber von Null verschieden ist, so kann mit Sicherheit behauptet werden, dafs für diesen Bereich ein Minimum nicht eintritt, denn es kann in diesem Falle die zweite Variation nicht blofs gleich Null werden, sondern auch negative Werthe an- nehmen. — Es kommt daher alles darauf an, zu untersuchen, welcher der drei Sätze in einem gegebenen Falle Anwendung findet; für diese Untersuchung läfst sich indels eine allgemeine Regel nicht wohl aufstellen. Da die partielle Differentialgleichung, welcher die Funktion Y genügen muls, durch die Formel r 285] , a n|e ee 70] allgemein integrirt wird, da jeder solchen Funktion Y eine der ursprünglichen Minimalfläche unendlich benachbarte Minimalfläche vom 21. October 1872. | 727 entspricht, welche dieselbe längs der Linie, längs weleher Y = 0 ist, schneidet, und da die Eigenschaft des Minimums für jeden Bereich gilt, für welchen eine solche Funktion /) von Null ver- schieden bleibt, so ergibt sich die vollkommene Analogie der Lö- sung der hier betrachteten Aufgabe mit der von Jacobi herrüh- renden Lösung der entsprechenden Aufgabe, welche die geodätische Linie auf einer krummen Fläche betrifft; denn wie in jenem Falle die Schnittpunkte mit unendlich benachbarten geodätischen Linien, so ergeben in diesem Falle die Schnittlinien mit unendlich be- nachbarten Minimalflächen die entscheidenden Kriterien. Zur Untersuchung der Eigenschaften der Integrale der partiel- len Differentialgleichung 2 2 RE ERNE % SL Ber in THE 4m) kann dieselbe Methode dienen, welche Riemann in seiner Dis- sertation zur Untersuchung der Eigenschaften der Integrale der Differentialgleichung u. du pet] == jy? = angewendet hat und welche von Hrn. Heinrich Weber auf den Fall der Differentialgleichung 2 2 — 2. I +ku=0 ausgedehnt worden ist. (Math. Annalen von Clebsch und Neumann, Bd: 1, p. 1.) 3 Setzt man in der Formel für U an die Stelle von @(s) spe- eielle Funktionen, z. B. s, s(logs +0), s(0,.s’+(,.5*), so erhält man specielle Bereiche, wie die Fläche einer Halbkugel, einer Kugelzone, eines Sektors einer Kugelzone u. a., längs deren Begrenzung eine Funktion NZ gleich Null werden kann, ohne im Innern derselben den Werth Null anzunehmen. Jedem Theile eines solchen Bereiches entspricht nach dem Satze I ein Minimum des Flächeninhalts des betreffenden Stückes einer Minimalfläche. Bei der Untersuchung der Kugelzonen gelangt man zu den- selben transcendenten Gleichungen, auf welche Hr. Lindelöf durch die Untersuchung der zweiten Variation des Flächeninhalts der Rotationsfläche der Kettenlinie geführt worden ist. (Sur les limites 728 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse entre lesquelles le catenoide est une surface minima. Acta soc. scient. Fennicae, tom. IX., Helsingfors 1871.) Mitunter kann man durch passende Zusammensetzung eine Funktion % bilden, mit deren Hülfe entschieden werden kann, wel- cher der drei angegebenen Fälle für ein gegebenes Stück einer Mi nimalfläche eintritt. Wenn es sich z. B. darum handelt, zu untersuchen, ob das Flächenstück, welches durch das in dem Monatsbericht vom April 1865 auf p. 152 beschriebene Modell II veranschaulicht wird, in- nerhalb des als fest gedachten die Begrenzung bildenden Zwölf- seits ein Minimum von Flächeninhalt besitzt, so entspricht bei ge eigneter Wahl des Coordinatensystems, auf welches dieses Flächen- stück bezogen wird, wenn man s=r(cos$ + isinp) setzt, die Funktion 1; V2.2#r u 7+5r? = ——+t—- sr’ sindp + y- ———— r° c08 re ar a rer a sr den Bedingungen des ersten der obigen drei Sätze, vorausgesetzt, dafs dem Coöäfficienten y ein positiver Werth von hinreichender Kleinheit beigelegt wird. — Die entwickelte allgemeine Formel für ö°$ soll nun zur Be- antwortung folgender Frage benutzt werden. Unter welchen Bedingungen besitzt der von zwei geraden Strecken und von zwei Schraubenlinien begrenzte, einfach zusam- menhängende Theil der Schraubenfläche © +ytgz = 0, welcher zwischen den Ebenen und zugleich innerhalb der Cylinderfläche x? + y? = R? liegt, ein Minimum von Flächeninhalt? und zwar erstens unter der Voraussetzung, dafs die ganze Begrenzung desselben als fest betrachtet werden soll, zweitens unter der Voraussetzung, dafs nur die beiden ge- raden Strecken der Begrenzung als fest betrachtet werden, während die beiden andern Begrenzungstheile auf der Cylinderfläche variiren dürfen. vom 21. October 1872. 729 Aus den Formeln (D) des Hrn. Weierstra[s ergibt sich die Schraubenfläche © + ytgz = 0, wenn man Lr,R : Il) = — s— ettPi ’ 2378 setzt und die Bedingung stellt, dafs die fünf Variabeln o, $, x, y, 2 gleichzeitig den Werth Null annehmen sollen; das betrachtete Stück der Schraubenfläche erhält man, wenn man die Veränderlichkeit der Variabeln > und $ auf die Gebiete —oenrSpzten ,„ —B=so:I+ßR beschränkt, , wo £ den Werth log(R-+ Yı-+ R?) bezeichnet, also R= 1(e® — e"?) ist. 1 Man setze G(s) = s(s" — ss’), wi = 5. zu wählen ist, so [44 ergibt sich wenn U(9,%) = Ale!+e"’)(e Het) — (e?— e”?)(e—e"*) gesetzt wird. Die Funktion U genügt den Gleichungen ou | RM N)e+ en); > U-0,?)=U(?); für wachsende positive Werthe von za nimmt daher diese Funktion beständig zu, wenn A grölser als 1 ist, dagegen beständig ab, wenn ? kleiner als 1 ist, während dieselbe, wenn ? gleich 1 ist, den con- stanten Werth 4 hat. Wird nun erstens die ganze Begrenzung als fest angesehen und ist « gleich 4 oder kleiner als 3, d. h. ist die Höhe 7 des betrachteten Flächenstückes gleich der Höhe eines halben Schrau- benganges oder kleiner, so nimmt die Funktion Y/ innerhalb des zu betrachtenden Bereiches nur positive Werthe an und es besitzt daher in diesem Falle das betrachtete Flächenstück für jeden Werth von R ein Minimum von Flächeninhalt. Dieses ergibt sich übri- gens auch daraus, dafs das sphärische Bild desselben in diesem Falle ganz auf einer Halbkugelfläche Platz findet. 730 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse E 1 - Ist hingegen « gröfser als 3, also A! —= ee kleiner als 1, so & gibt es jedesmal zwei entgegengesetzt gleiche Werthe von o, für welche U(5,?) gleich Null wird. Es gibt also in diesem Falle eine Grenze £,, unterhalb welcher £, und also auch eine Grenze R,, unterhalb welcher R liegen mufs, damit auf das betrachtete EINE stück der Satz I Anwendung finde. Für einige Werthe von « enthält die folgende kleine Tabelle die zugehörenden Grenzwerthe für R und für das Verhältnifs des Cylinderdurchmessers zur Höhe eines Schraubenganges. [64 A = g. Ro | B; ıT 28 4 1 oo ) 3 2 2 0,63662 1 E v3 0,55133 = 63 3 1 © pa 2); 0,50820 oo 0 1,50888 0,48029 Wenn nämlich « von $ bis + co wächst, so nimmt die ein- zige positive Wurzel 2, der Gleichung U(£,,?%) = 0 beständig ab und zwar bis zu einem Werthe 5 = 1,1996786.., welcher der Gleichung (®+eP) —b(e® —e?)—=o0 genügt; diesem Werthe entspricht Ro = 1,50888. Aus der vorangegangenen Untersuchung folgt also: Das betrachtete Stück der Schraubenfläche besitzt innerhalb seiner Begrenzung ein Minimum des Flächeninhalts, wenn U (25) “ positiv ist. 8 = > & In dem Grenzfalle o(&,4-) —=0 ergibt sich für wv= % 8°?S= 0,0°$—= 0 und die Entscheidung der Frage, ob in die- sem Falle ein Minimum eintritt oder nicht, erfordert daher die Prüfung der vierten Variation für die Annahme w = V. vom 21. October 1872. 731 1 Ist U (e +) negativ, so besitzt das betrachtete Flächen- stück innerhalb seiner Begrenzung nicht ein Minimum von Flä- cheninhalt. — Wenn zweitens nur die beiden geraden Strecken der Be- grenzung als fest angesehen werden, während die beiden andern Begrenzungstheile auf der Cylinderfläche #° + y? = R? variüren dürfen, so ist die Variation w nur fir$® = =Z«r, nicht aber für e= + gleich Null zu setzen. Die Bedingung, dafs v(6, +) positiv sei, ist auch in diesem Falle für das Eintreten des Mini- mums nothwendig aber nicht hinreichend. Es ergeben sich folgende Gleichungen: 1 a ee erze e R* = R.|— | = —[ ( 2 ) 2 2 ı 3% _— G a 86) dı6ı ;) Vas.ds, = ı a% 4 A ee .dd = (+4 99 Terr P)(e® —e? as i ee re? VRB,+ na} BAER L ee —-e”? U(ß,2) 4 +ar +8 dw wall tw w al 2 u ee 2z u e / /G ein) 9 e? +5 e® U(rR, = =— AUSB +ar > 58° U (B,n) ald BG +wWePR;pldp. il : 2 av. Setzt man nun ? = und w=\, so ist 8? S positiv, [44 gleich Null oder negativ, jenachdem U e 2«) negativ, gleich Null oder positiv ist. Umgekehrt: das betrachtete Stück der Schraubenfläche besitzt ein Minimum von Flächeninhalt, wenn 2 (5%) negativ ist. 2 [1872] 51 RN 732 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse In dem Grenzfalle U (> 2«) — 0 ist, da für die Annahme [4 w=\% auch ö°$ gleich Null wird, die Untersuchung der vier- ten Variation erforderlich, um zu entscheiden, ob ein Minimum eintritt oder nicht. Wenn « gleich 4 oder gröfser als $ ist, so ist die Funktion U (>=) für jeden reellen Werth von £ positiv; mit anderen [04 Worten: ist die Höhe ZH des betrachteten Flächenstückes gleich der Höhe eines halben Schraubenganges oder gröfser, so besitzt das- selbe unter den angegebenen Grenzbedingungen nicht ein Minimum von Flächeninhalt. Hieraus folgt, dafs die in dem Monatsbericht vom Januar d. J. auf p. 9 angegebenen Schraubenflächen, sobald der ganzen Zahl n ein von 0 und — 1 verschiedener Werth. beigelegt wird, unter den daselbst angegebenen Grenzbedingungen ein Minimum von Flächeninhalt nicht besitzen.') - ’ Ehase 1 g Ist hingegen « kleiner als 4, mithin ? = 5. grölser alsı,d.h. [44 enthält das betrachtete Flächenstück weniger als einen halben Schraubengang, so nimmt die Funktion U(2r,+#) für wachsende positive Werthe von £ beständig ab und wird, sobald 2 einen ge- wissen Werth ©‘, überschritten hat, negativ. Wenn daher R grö- [ser ist als ein durch die Gleichungen eh a) 2" ß) — = 1 >0o io ’ u(72:%)= 9, (ee —e”)= RB von « abhängender Grenzwerth R,, welcher nebst dem Verhält- nisse H:2R, für einige Werthe von « aus der Tabelle: !) Den auf derselben Seite Z. 4 bis 6 v. o. stehenden Passus: „dafs die gesuchte Fläche ... oder vielmehr so“ bitte ich zu streichen. vom 21. October 1872. 733 De «300° N _ | R, | H:2aR, v4 ı 180° 1 ar f) _ 27 1 120° 3 4V5 sV5 7 0993664 1 o Ai 1 90 2 4V2 sy 1102 u X 2 1 60° 3 Er are S 0° 0 er 0 Fr 2.1,1996786 entnommen werden kann, so besitzt das betrachtete Flächenstück ein Minimum von Flächeninhalt. Aus der vorstehenden Tabelle ergibt sich, dafs die auf p. 9 des Monatsberichts vom Januar d. J. angegebenen Schraubenflächen, für welche, wenn 2n+1= #1 gesetzt wird, die hier mit « be- zeichnete Gröfse den Werth 4 hat, unter den daselbst angegebenen Gienzbedingungen ein Minimum des Flächeninhalts besitzen, wenn R gröfser als 4y2 ist, dafs dieses aber nicht der Fall ist, wenn ER kleiner als 42 ist. h RE ER 2 Wenn man an die Stelle von x, y, 2, R beziehlich ie setzt und hierauf zur Grenze A = co übergeht, so tritt an die Stelle des betrachteten Stückes der Schraubenfläche ein ebenes Rechteck x" — fi) 2 y’ = R'? & z'? 3 (3)°- Die beiden Seiten « = 0, != +7 dieses Rechteckes werden als fest betrachtet, die beiden andern Theile der Begrenzungslinie dür- fen auf der Cylinderfläche «'? + y'’? = ER’? variiren. Ist R’ gröfser als die positive Wurzel der Gleichung ( +e?’)—b(e® —e°’)=o0, also gröfser als = 1,1996786..., so besitzt jenes ebene Flächenstück ein Minimum von Flächeninhalt, ist dagegen R’ kleiner als diese Wurzel, so gibt es benachbarte, denselben Grenzbedingungen »ge- 51° 734 Sitzung der plıysikalisch-mathematischen Klasse nügende Flächen, welche einen noch kleineren Flächeninhalt als jenes Rechteck haben. Dieses Resultat kann man auch auf anderem Wege direkt her- leiten, indem man an die Stelle der Ebene x’ = 0 eine die beiden Geraden *—=0,’==35 enthaltende Fläche «& = e.w(y',z') setzt, eine Formel für den Flächeninhalt des von den beiden Ge- raden und von der Cylinderfläche #? + y'’” = R'’ begrenzten Stückes dieser Fläche aufstellt und diesen Ausdruck nach Poten- zen von s entwickelt. An die Stelle der Funktion / in den bis- herigen Entwiekelungen tritt die Funktion V’ = R(e”’ +: +e-'v'+="9) — (e' + eV’) cos?'. Setzt man R=b und w= \', so ergeben sich die Glei- chungen 8°?S5= 0, 6°$—= 0, während 8°S einen negativen Werth erhält. In diesem Falle tritt also auch an der Grenze ein Minimum des Flächeninhalts nicht ein. — Die gewonnenen Untersuchungsergebnisse sind einer interes- santen Veranschaulichung fähig. Wenn man auf experimentellem Wege mittelst der Plateau- schen Glycerinseifenflüssigkeit und geeigneter Vorrichtungen eine Seifenwasserlamelle herstellt, welche einem den in Betracht ge- zogenen Grenzbedingungen genügenden Stücke einer Minimalfläche entspricht, so wird diese Lamelle sich nur dann im Zustande der Stabilität befinden, wenn das betrachtete Flächenstück im mathe- matischen Sinne unter Voraussetzung jener Grenzbedingungen wirk- lich ein Minimum von Flächeninhalt besitz. Wenn es daher ir- gendwie gelungen ist, durch eine Seifenwasserlamelle für einen Moment ein Minimalflächenstück zu realisiren, welchem ein Mini- mum des Flächeninhalts nicht zukommt, so wird sich dieser Um- stand dadurch zu erkennen geben, dafs jene Lamelle in der Lage, in welcher sie sich in jenem Momente befindet, nicht zur Ruhe gelangt, sondern sich von derselben allmählig immer mehr entfernt, bis sie eine von der ursprünglichen Gestalt vielleicht sehr verschiedene stabile Gleichgewichtsgestalt erlangt hat. Ist hierbei die Vorrichtung, welche die Seifenwasserlamelle den Grenzbedingungen anpalst, so beschaffen, dafs ein Theil der- selben beweglich ist, entsprechend einem in den Grenzbedingungen enthaltenen Parameter, so läfst sich die Grenze, bei welcher die Stabilität aufhört, auf experimentellem Wege ermitteln. Für den Fal einer Zone der durch Rotation einer Kettenlinie um ihre Di- WER vom 21. October 1872. 735 rektrix entstehenden Fläche hat bekanntlich Hr. Plateau eine solche Untersuchung wirklich ausgeführt. (Sur les figures d’equi- libre d’une masse liquide sans pesanteur. Vme Serie. $. 2, 3, 11, 15. VIIme Serie. $. 21, 22. Xme Serie. $. 29. Wegen allgemeiner hierher gehörender Bemerkungen vgl. XIme Serie $. 33, 34. Me- moires de l’Academie Royale de Belgique. T. XXXIII—XXXVII. 1860-68.) Durch Vergleichung mit dem theoretischen Ergebnisse erhält man ein Urtheil über das Mafs der gröfseren oder geringe- ren Genauigkeit, mit der es gelungen ist, die mathematischen Be- dingungen durch das Experiment zu realisiren. ; Bei den Experimenten, welche ich angestellt habe, entspricht der Cylinderfläche &° + y’ = R? ein Glascylinder, die beiden ge- raden Strecken der Begrenzung werden durch zwei Drähte von der Länge des inneren Cylinderdurchmessers vertreten, welche durch passende Führungen in einer zur Cylinderfläche senkrechten Lage erhalten werden. Wird der Apparat in die Flüssigkeit getaucht und wieder herausgezogen, so zeigen sich bei Anwendung geeigneter Vorsichtsmafsregeln die beiden Drähte durch eine die innere Cy- linderwandung rechtwinklig treffende Lamelle mit einander verbun- den, welche die Gestalt eines ebenen Rechteckes oder eines Thei- les einer Schraubenfläche besitzt, jenachdem die beiden Drähte pa- rällel eingestellt sind oder nicht. Durch Änderung des Abstandes der beiden Drähte und des Winkels, den dieselben mit einander bilden, können dem Verhältnisse 7:2R und der Gröflse « ver- schiedene Werthe beigelegt werden. Wenn die Stabilitätsgrenze überschritten wird, so degenerirt die erwähnte Lamelle in zwei ebene halbkreisförmige Lamellen, welche je einen der beiden Drähte mit der innern Cylinderwandung verbinden. Sowohl wenn « gleich 0 als auch wenn « gleich 4 gesetzt wurde, ergab sich zwischen den auf experimentellem Wege bestimmten Stabilitätsgrenzen für das Ver- hältnifs 7:2R und den theoretischen Werthen der obigen Tabelle eine befriedigende Übereinstimmung; genauere Messungen anzustel- len muls ich aber natürlich Physikern überlassen. 8 IE IE EEE Ps a. u 9 ef A e ” 3 re, 736 Gesammtsitzung 24. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Pertz las über die Fortsetzung der Monumenta Germa- nica historica.- An eingegangenen Schriften nebst Begleitschreiben wurden vorgelegt: | Steinmeyer, De glossis quibusdam vergilianis. Berol. 8. —, Glossen zu Prudentius. Berlin 1872. 8. Ungarische Monatschrift. Heft 1—3. April 1868. 2. Bd. Heft 1. 2. Pest 1868. 8. Mit Begleitschreiben des Ministeriums. Journal de zoologie. T.1. N.4. Paris 1872. 8. Annales de chimie et de physique. Paris 1872. 8. Boncampagni, Bulletino di bibliografia. T.V. Aprile 1872. Roma 1872. 4. Inhaltsverzeichni/s zu Jahrgang 1860—70 der Sitzungsberichte der k. bayr. Akademie der Wissenschaften. München 1872. 8. Rofs, Pyrology. 8. Sällskapets pro Fauna et Flora Fennica. Helsingfors 1871. 8. Notiser ur Sällskapets pro Fauna et Flora Fennica Förhandlingar. Tolfte Häftet. Ny Ser. Nionde Häft. Helsingfors 1871. 8. Sitzungsberichte der math.-physik Klasse der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. 1872. Heft 2. München 1872. 8. Rad Jugoslavenske Akademye. Knjiga XX. U. Zagrebu 1872. 8. Riccardi, Biblioteca matematica italiana. Fasc. IV. Modena 1872. 4. Comptes rendus. 'T. 74. N. 5. 7—26. T.75. N. 1—13. Paris 1872. 4. vom 32. October 1872. 737 31. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Braun trug Beobachtungen über die Bestäubungs- verhältnisse bei den Gramineen“von Prof. F. Hildebrand in Freiburg vor. Nach den mehrfachen von verschiedener Seite in den letzten Jahren angestellten Untersuchungen über die Bestäubungsverhält- nisse der Blüthen möchte es fast überflüssig erscheinen noch ein- mal auf diesen Gegenstand zurückzukommen, jedoch bleibt noch eine Familie für eine eingehende Besprechung übrig, die in viel- facher Beziehung von Interesse ist, nämlich die der Gramineen. Über denselben Gegenstand ist zwar im vergangenen Jahre eine in gewohnter Weise durch richtige Beobachtungen sich auszeichnende Arbeit von Delpino') erschienen, die aber im Allgemeinen nur die Bestäubungsverhältnisse beim Roggen, dem Weizen und der Gerste ins Auge falst, während ich im Verlaufe dieses Jahres Ge- legenheit nahm, gegen 100 Grasarten aus den verschiedensten Ab- theilungen der Familie lebend in Rücksicht auf ihre Bestäubungs- verhältnisse zu untersuchen, so dafs ich nunmehr einen allgemei- neren Überblick über die ganze Familie zu geben im Stande bin. Der Kürze halber übergehe ich die anderen, übrigens schon von Delpino?) richtig kritisirten den gleichen Gegenstand betreffen- den Arbeiten von Morren, Naudin, Bidard, in welchen fast durchgängig die Fremdbestäubung bei den Gräsern geläugnet wird, welche doch im Gegentheil bei den meisten Gliedern dieser gros- sen Familie nicht nur möglich ist, sondern auch wirklich stattfin- det, und vielfach allein stattfindet oder doch vor der Selbstbestäu- bung begünstigt erscheint. Bei alleu Grasblüthen ist es der Wind — mit Ausnahme der wenigen Fälle, wo die Blüthen sich gar nicht öffnen —, welcher den Pollen auf die Narben überträgt. Zu diesem Behufe ist denn auch der Pollen meist sehr feinkörnig und hat eine glatte Ober- fläche, so dafs kein Körnchen an dem anderen haften bleibt, son- dern dieselben beim Öffnen der Antheren vollständig von einander 1) Delpino: Sulla dicogamia vegetale e specialmente su quella dei cereali, im Bolletino 3 u. 4 1871 del Comizio agrario Parmese. *) Delpino 1. ce. p. 14. 738 Gesammtsitzung isolirt in der Luft vertheilt werden können, während ja in den- jenigen Fällen, wo die Insekten oder honigsaugenden Vögel die Bestäubung vollziehen, die Pollenkörner meistens durch eine mit Unebenheiten oder mit öligen Ausschwitzungen versehene Ober- fläche leicht untereinander, oder dem Körper der die Blüthen be- suchenden Thiere anhaften. Aufser dem Pollen selbst sind nun auch die Antheren und die Filamente in ausgezeichneter Weise für die Bestäubung angepafst. Die Filamente sind bekanntlich in den meisten Fällen nicht starr, sondern durch sehr starke Streckung ihrer Zellen schlank und sehr biegsam, so dafs sie von den an ihrer Spitze seitlich befestigten Antheren nach unten weit umgebo- gen werden; hierdurch kommen die Antheren in eine solche Lage, dafs die Löcher, welche sich an ihrer Spitze bilden, und die viel- fach mit der Zeit in Längsrisse übergehen, nach unten gerichtet werden, und so der Pollen aus ihnen nach abwärts ausgeschüttet wird, theilweise auf ein Mal, theilweise, wenn die Antheren sich nach und nach weiter Öffnen, allmälig bei jeder durch den Luft- zug hervorgebrachten Schwankung der Antheren, auf welchen Punkt näher einzugehen sich später Gelegenheit finden wird. Auch die Narbe der Gräser ist für die Bestäubung durch den Wind eingerichtet, indem sie durch eine federige oder pinselige Zertheilung eine grofse Oberfläche mit vielen Vertiefangen und kleinen Hervorragungen bietet, zwischen denen leicht hier und da einer der vom Winde hergeführten Pollenkörner haften bleiben kann; während eine solche für den Pollenfang ausgezeichnet ausge- bildete Narbe bei den durch Insekten bestäubten Blüthen meisten- theils nicht vorkommt, da hier einestheils durch die Stellung der Narben in den Blüthen, anderntheils durch die überall fast glei- chen Bewegungen der Insekten in diesen, die Bestäubung gesichert ist. Es sei sogleich hier des interessanten Umstandes Erwähnung gethan, dafs die Narbe meistens nur so weit am Griffel für den Pollenfang ausgebildet ist, als sie beim Öffnen der Blüthen zugäng- lich wird: die in den meisten Fällen federigen Narben treten in ihrer Ganzheit aus der Blüthe an beiden Seiten hervor, oder die Blüthe öffnet sich zeitweise, vermöge des starken Turgescirens der Lodiculae, so weit, dafs die in ihrem Grunde verbleibenden Nar- ben vollständig für den Pollen zugänglich sind. Auf der anderen Seite giebt es nun aber pinselige Narben, wo die Griffel nur an ihrer Spitze den zertheilten Apparat zum Pollenfang besitzen; hier « m RN ie en) \\ 0200 Su vom 31. October 1872. ; 739 ist es nun 80, z. B. bei Paspalum elegans, Chloris gracilis und cu- cullata, Sorghum vulgare, Erianthus strictus, Andropogon furcatus etc., dafs zwischen den Glumae und theilweise auch den Paleae nur der Pinsel der Griffel hervortritt, während der übrige Theil, der ja doch nicht den Pollen aufnehmen könnte, vollständig in den Blüthen eingeschlossen bleibt. Bei dieser Einrichtung von Pollen und Narbe bei den Grami- neen ist nun die Fremdbestäubung in den meisten Fällen ganz unvermeidlich, sogar, wie wir bei der näheren Besprechung sehen werden, oftmals allein möglich, während die ausschliefsliche Selbst- bestäubung nur in ganz vereinzelten Fällen bei solchen Blüthen vorkommt, die sich gar nicht öffnen, wo wir dann aber noch dies berücksichtigen müssen, dafs bei solchen Arten, an denen geschlossen bleibende Blüthen mit Fruchtbildung angetroffen werden, aufser diesen Blüthen fast durchgängig auch solche sich bilden, die sich öffnen und so der Fremdbestäubung zugänglich sind. Es ist hier der Ort zweier Punkte Erwähnung zu thun, wel- che wahrscheinlich bei den Gräsern zu den von einander abwei- chenden Beobachtungen der verschiedenen Botaniker Veranlassung gegeben haben. Einmal ist nämlich die Blüthezeit im Laufe des Tages bei verschiedenen Grasarten eine ganz verschiedene: die einen blühen des Morgens auf, z. B. Avena pubescens, die anderen erst gegen Mittag, z. B. Aegilops eylindrica, Oryza sativa, und noch andere erst des Nachmittags oder gegen Abend, z. B. Gaudinia fra- gilis, Lepturus subulatus, Phalaris canariensis und namentlich die gewöhnlich eultivirten Avena-Arten. Dieser Umstand kann Ver- anlassung gewesen sein, den einen oder anderen Beobachter zu der Annahme zu bringen, dafs die Blüthen dieses oder jenes Gra- ses sich nie öffneten, indem er zur Zeit seiner Beobachtungen die- selben immer geschlossen fand, doch hätten die hervorhängenden verstäubten Antheren, z. B. beim Waizen und Hafer, ihn auf den Gedanken bringen sollen, dafs in seiner Abwesenheit sich doch die Blüthe möchte geöffnet haben. Eine bei weitem leichtere Quelle des Irrthums wird auf der andern Seite der Umstand ge- wesen sein, dafs in mehreren Fällen die Witterungsverhältnisse das Öffnen oder Stetsgeschlossenbleiben bei einzelnen Gräsern be- dingen. So habe ich z. B. beobachtet, dafs bei den kultivirten Haferarten, z. B. Avena sativa, orientalis und nuda, bei anhaltend nalskalter Witterung die Früchte sich bildeten, ohne dafs die Blü- 740 Gesammtsitzung then sich geöffnet hatten, während an denselben Stöcken diese Öffnung der Blüthen eintrat, sobald das Wetter wärmer und tro- ckener wurde. Auch bei Bromus secalinus habe ich ein gleiches gesehen, und es ist wahrscheinlich, dafs dieses Verhältnifs noch in vielen anderen Fällen bei den Gräsern sich wird beobachten lassen. Bei anderen Familien sind ja hinlängliehe Beispiele be- kannt, wo die Blüthen zu gewissen Jahreszeiten und bei gewissen Witterungsverhältnissen geschlossen bleiben und sich selbst be- fruchten. Um zu den bekannten noch einige Beispiele hinzuzufü- gen, so blühen an Oxybaphus Cervantesiü in unseren Gärten nur die ersten Blüthen im Frühjahr auf, die in der späteren Jahreszeit sich bildenden und gleichfalls fruchttragenden bleiben geschlossen; ferner sah ich an Commelyna crecta und anderen. Commelyna-Arten als im Sommer eine grofse Trockenheit und Hitze eintrat, keine Blüthen sich mehr öffnen, sondern alle sich selbst bestäuben, wäh- rend nach dem Eintritt von Regen mit Abkühlung sich wieder die offenen Blüthen bildeten. Dieses Verhältnifs scheint nun in allen Fällen sehr erklärlich, namentlich aber bei den Gräsern, wo ein Öffnen der Blüthe bei nasser Witterung geradezu die Bestäubung hindern würde; die Blüthen warten hier also mit ihrem Öffnen bis günstige Witterung eintritt, was wohl meistens der Fall sein wird — oder es tritt bei ihnen die Selbstbestäubung bei geschlos- sener Blüthe ein, was jedoch ein Ausnahmsfall zu sein scheint. Jedenfalls steht die Sache so, dafs durch diese Selbstbestäubung bei Regenwetter oder kühler Witterung manche Irrthümer, die über das Nichtöffnen der Blüthen mehrerer Gräser verbreitet sind, sich erklären lassen. Übrigens könnte man auch in anderer Weise mit ziemlicher Berechtigung zu dem Schlusse kommen, dafs bei den Gräsern die Blüthen sich öffnen werden und so der Fremdbestäubung Gelegen- heit geben, denn wozu finden sich bei denselben in ganz ähnlicher Weise wie bei anderen Familien Einrichtungen, die offenbar der Fremdbestäubung wie bei diesen dienen? Auch Delpino kommt zu demselben Schlusse, indem er über die Bestäubung des Wai- zens sagt'): „Wenn die Natur nur die Selbstständigkeit beabsich- tigt hätte, so würde sie 1) keine Disposition zur Blüthenöffnung ') Delpino I. c. p. 8. ne u vom 31. October 1872. 741 getroffen haben, 2) ebensowenig zur Zerstreuung um 2% der Pollen- menge in der Luft, 3) auch nicht die Vorkehrung, dafs die Blüthe etwa eine Viertelstunde geöffnet bleibt. Diese drei Vorkehrungen, aber besonders die zweite und dritte, sind nicht anders erklärlich, als wenn man die Möglichkeit der Fremdbestäubung zugiebt.* Kommen wir endlich zu der Frage, ob Versuche angestellt worden, wie solches an anderen Phanerogamen in dieser Richtung geschehen, um zu erkunden, ob die Selbstbestäubung hinter der Fremdbestäubung an Erfolg für die Fruchtbildung bei den Grami- neen zurücksteht, so müssen wir sagen, dafs derartige Experimente zur Stunde noch nicht gemacht sind; dieselben haben mit grofsen Schwierigkeiten bei dem sehr dichten Blüthenstande der Gräser und bei der Beweglichkeit des Pollens bei denselben zu kämpfen. Die von Delpino angestellten Experimente über die Erfolge der Bestäubung des Waizens') stellen nur fest, dafs die Blüthen einer und derselben Ähre untereinander bestäubt, fruchttragend sind, in- dem Delpino einzelne Ähren isolirt im Zimmer blühen liefs und darauf einen guten Fruchtansatz bemerkte; er nennt dies auch Selbstbestäubung (Homogamie), aber nicht im strengen Sinne des Wortes, denn hier bei seinen Experimenten war ja der Pollen der verschiedenen Blüthen jeder einzelnen Ähre nicht von den Nach- barblüthen derselben Ähre abgeschlossen. — Ungeachtet hiernach die genaueren Experimente über die Möglichkeit der Selbstbe- fruchtung bei den Gräsern fehlen, können wir wohl soviel mit Recht vermuthen, dafs dieselbe wirklich statt haben wird, dafs aber bei der fast allgemeinen Möglichkeit der Fremdbestäubung diese, was bei anderen Familien durch Experimente festgestellt worden, einen überwiegenden Einflufs bei der Fruchtbildung haben wird. Wenn wir uns nunmehr zur Besprechung der an den einzel- nen Gräsern direkt angestellten Beobachtungen wenden, so will ich dabei den Gang inne halten, welchen ich in einer früheren Ab- handlung über die Geschlechtervertheilung bei den Pflanzeu ge- nommen, wo der Gräser als in einer allgemein gehaltenen Über- sicht nur ganz vorübergehend Erwähnung gethan wurde”). Soviel 1) Delpino 1. ec. p. 9. ?) Geschlechtervertheilung ete. p. 62. 742 Gesammtsitzung sei noch hinzugefügt, dafs die Grenzen bei vielen der einzelnen Abtheilungen im Folgenden nicht scharf inne gehalten werden kön- nen, und dafs es Fälle giebt, die man vielleicht mit gleichem Recht hier oder dort hinstellen kann. 1. Diöcische Gräser. Als bis dahin bekannte diöcische Gräser werden von Engel- mann!) angeführt die Gattungen Spinifex (nur unvollständig diö- cisch, da die einen Stöcke zwar nur männliche, die anderen aber Zwitterblüthen besitzen) und Gynerium, ferner Calamagrostis dioica, Guadua dioica, Brizopyrum spicatum und strictum, als meistentheils diöcisch Eragrostis reptans. Zu diesen fügt er dann als neu die beiden Arten zweier von ihm aufgestellter Gattungen hinzu, näm- lich Buchloe dactyloides, das Büffelgras, und Melanochloe littoralis. Von den genannten diöcischen Gräsern dürfte die Gattung Gymne- rium, und zwar als das in vielen Gärten jetzt zur Zierde gezogene G. argenteum, ziemlich allgemein bekannt sein: die weiblichen Blü- thenstände unterscheiden sich hier schon von fern leicht von den männlichen dadurch, dafs sie ein kompakteres Ansehen haben und ihre einzelnen Zweige nicht so sehr überhängen. Hier kann natür- lich, ebenso wie bei allen anderen diöcischen Gräsern, von einer Selbst- befruchtung oder Selbstbestäubung keine Rede sein: die weiblichen Stöcke tragen, da an ihnen sich keine männlichen Organe finden, niemals Früchte, wenn nicht männliche Pflanzenstöcke in der Nähe sind oder eine künstliche Bestäubung stattgefunden hat. 2. Monöcische Gräser. Schon häufiger sind die monöcischen Gräser, wo natürlich auch keine Selbstbestäubung im strengen Sinne des Wortes statt- finden kann, sondern höchstens die Bestäubung verschiedener Blü- then eines und desselben Stockes mit einander. Diese Art der ') Engelmann: Two new dioecious grasses of the United States in Transac. Acad. Sci. St. Louis Vol. I p. 431. vom 31. October 1872. 743 Selbstbestäubung an einem und demselben Stocke ist nun bei den monöcischen Gräsern in verschiedener Weise möglich oder vermie- den. Bei Zea Mays, wo die männlichen Rispen oben stehen, die weiblichen Blüthenstände unten an seitlichen Zweigen sich finden, sollte man meinen, dafs einfach der Blüthenstaub von oben herab auf die hervorgestreckten Narben der weiblichen Blüthen fiele; theilweise ist dies aber durchaus nicht der Fall, indem man oft beobachtet, dafs die männlichen Blüthen längst verstäubt sind, wenn die Narben an den weiblichen desselben Stockes hervortre- ten; es müssen diese also von dem Pollen eines anderen Stockes bestäubt werden. Wie haben hier demnach eine protandrische Monöcie. Einen entgegengesetzten Fall, den von protogynischer Monöecie, liefert Coiw Lacryma, wenn auch hier wegen des Verzweigtseins der ganzen Pflanze diese Bezeichnung nur auf die verschiedenge- schlechtigen Blüthen eines und desselben Zweiges bezogen werden darf. Es ist hier nämlich in jedem Ährchenkomplex unten eine weibliche Blüthe vorhanden, deren harte Hülle von der Achse des ganzen Blüthenstandes durchwachsen ist, an welcher Achse dann die männlichen Ährchen folgen. Es treten nun hier die Narben aus der weiblichen Blüthe zu einer Zeit hervor, wo die Antheren in höher stehenden männlichen sich noch nicht geöffnet haben, sie werden daher erst von anderen Blüthenständen derselben Pflanze oder benachbarter bestäubt werden und so ist hier die Vermischung der möglichst weit von einander getrennt entstandenen Geschlech- ter angebahnt. Von den übrigen monöecischen Grasgattungen hatte ich nicht Gelegenheit eine nähere Untersuchung anzustellen und kann die- selben daher nur kurz nach den in systematischen Werken gege- benen Beschreibungen hier anführen: Bei Amphicarpum besteht die untere wurzelständige Rispe aus weiblichen Ährchen, die obere end- ständige aus männlichen; die beiden Geschlechter sind’ hier also ziemlich weit von einander getrennt, und vielleicht ebenso verschie- denzeitig in der Entwicklung wie bei Zea. Ähnlich ist das Ver- hältnifs bei ZLuziola, wo die weiblichen Blüthen in 1—3 Rispen unten an der Pflanze stehen, während die aus männlichen Ährchen zusammengesetzte Rispe sich oben befindet. Schon näher gerückt sind die beiden Geschlechter bei Hydro- chloa, Zizania und Olyra, wo die Rispen unten aus männlichen, 7 er = a a a. 744 Gesammtsitzung oben aus weiblichen Ährchen bestehen; es ist hier aber dennoch eine Bestäubung verschiedener Individuen unter einander, oder doch die Kreuzung verschiedener Blüthenstände eines und desselbeu Stocks angebahnt, indem ja die männlichen Blüthen tiefer als die weiblichen stehen, also der Pollen nicht so leicht aufwärts auf die weiblichen Blüthen desselben Blüthenstandes gelangen kann. Um- gekehrt sind bei Tripsacum und Pharus die Ähren unten aus weib- lichen, oben aus männlichen Ährchen zusammengesetzt, so dafs hier der Pollen auf die nahen, unterhalb stehenden Blüthen leicht fallen kann. Noch näher sind die verschiedenen Geschlechter in den Fäl- len gerückt, wo beide in einem und demselben Ährchen vorkommen. Bei Hirochloa ist das Ährchen zweiblüthig, die obere Blüthe weib- lich, die untere männlich, so dafs von letzterer nicht so leicht der Pollen auf die erstere gelangen kann. Ein Gleiches findet bei Despretzia statt, wo zwar die untere Blüthe der in Rispen stehen- den Ährchen weiblich ist, die 1—2 oberen männlich, wo aber die Ährchen hängen, so dafs doch die weibliche Blüthe über die männ- lichen zu stehen kommt. Bei Hilaria endlich stehen drei Ährehen zusammen, von denen zwei männlich, das dritte weiblich, so dafs hier eine Bestäubung von ganz benachbarten Blüthen statt haben kann. Wie gesagt, hatte ich nicht Gelegenheit die letzten Fälle in der Natur zu beobachten, so viel geht aber doch aus dem Gesag- ten hervor, dafs wir hier wahrscheinlich eine gauze Anzahl von Übergangsstufen vor uns haben, zwischem dem einen extremen. Fall bei Zea, wo die Blüthen verschiedener Individuen sich meist untereinander bestäuben müssen, bis zu dem bei Hilaria, wo weib- liche und männliche Blüthen ganz benachbart zusammen stehen und sich daher leicht (ihre gleichzeitige Entfaltung vorausgesetzt) ver- einigen können. In allen Fällen ist natürlich eine Selbstbestäu- bung der einzelnen Blüthen unmöglich. 3. Polygamische Gräser. Es giebt, wie bekannt, eine Reihe von Grasgattungen, wo aufser Zwitterblüthen noch männliche in den Ährchen sich finden, bei denen also, vorausgesetzt, dafs die Blüthen sich Öffnen, der Pollen der männlichen, wenn er anders nicht ganz nutzlos sein vom 31. October 1872. 145 soll, der Fremdbestäubung offenbar dienen muls. Diese Fälle, zu denen Panicum, Oplismenus, Pennisetum, Arrhenatherum, Andropogon ete. gehören, können wir füglich zu einer näheren Besprechung bei den zwitterblüthigen Gräsern aufsparen. Auf der anderen Seite wird auch ein solcher Fall, nämlich bei Brandtia, angeführt, wo an den Ährehen ein unteres zwitteriges und ein oberes weibliches Blüth- chen sich findet; hier ist es denn ganz offenbar, dafs die weib- liche Blüthe nur durch Fremdbestäubung Frucht tragen kann. 4. Protogynische Gräser. Unter den Gräsern, welche nur Zwitterblüthen (abgesehen von einzelnen mit ganz abortirten Geschlechtstheilen) besitzen, treten uns zuerst einige derartige Fälle entgegen, bei denen die Protogy- nie herrscht, wo in der Blüthe die Narbeu vor der Öffnung der Antheren derselben Blüthe zugänglich werden. Die meisten dieser Fälle sind nun weiter derartig, dafs die Narben zu den sogenann- ten kurzlebigen gehören und schon abgestorben oder doch im Ver- welken begriffen sind, wenn die eigenen Antheren sich öffnen. Hier ist natürlich die Selbstbestäubung durch diese Einrichtung vollständig ausgeschlossen. Schon länger bekannt ist ein derarti- ges Verhalten bei Anthoxanthum odoratum, wo die Narben lange Zeit vor dem Aufgehen der Blüthe und dem Aufbrechen der An- theren zwischen den noch geschlossenen Paleae frei hervorstehen und in diesem Zustande von dem Pollen anderer älterer Blüthen bestäubt werden. Ein ähnliches Verhalten findet bei Alopecurus pratensis und Nardus stricta statt, wie ich schon früher') angege- ben. Andere im Laufe der vorliegenden Untersuchungen neu ge- fundene hierher gehörige Fälle bieten: Cornucopiae cucullatum, Echinaria capitata, Pennisetum villosum, Spartina cynosuroides, Ses- leria elongata und einige andere Sesleria-Arten. Bei allen diesen treten die ausgebildeten Narben aus der noch nicht geöffneten Blüthe vor den Antheren hervor und sind im Abtrocknen begriffen, wenn diese unter Verlängerung der Filamente und beim theilwei- sen Öffnen der Blüthe aufsen sichtbar werden und sich öffnen — !) Geschlechtervertheilung etc. p. 19. ne SEEN) 746 Gesammtsitzung an eine Selbstbestäubung ist also in allen diesen Fällen nicht zu denken. Möglich ist dieselbe hingegen in den wenigen Beispielen, wo die Protogynie mit der Langlebigkeit der Narben verknüpft ist. Bei Erianthus strietus treten die Griffelenden mit ihrer von Nar- benpapillen bedeckten Spitze, während der unten platte Theil ein- geschlossen bleibt, eine Zeitlang vor dem Erscheinen und Öffnen der Antheren aus der Blüthe hervor und können in diesem Zu- stande von den Antheren älterer Blüthen bestäubt werden. Es bleiben nun aber die Narben so lange frisch und empfängnifsfähig, bis die eigenen Antheren sich geöffnet haben, so dafs hier schliefs- lich eine Selbstbestäubung möglich wird — immerhin wird aber die Fremdbestäubung in den meisten Fällen schon vor der Zeit eingetreten sein, wo die Selbstbestäubung möglich wird, und es erscheint hier die letztere nur als ein Nothbehelf bei ausgebliebe- ner Fremdbestäubung, gerade wie bei vielen anderen Blüthen, wo die Einrichtungen derartig sind, dafs erst in dem Falle, wenn die Insekten keine Fremdbestäubung durch ihren Besuch vorgenommen haben, die Selbstbestäubung möglich wird und wirklich eintritt. — Auch an Phalaris arundinacea beobachtete ich eines Morgens einen hierhergehörigen Fall: wenn beim Entfalten der Blüthe die Paleae an der Spitze auseinander gingen, so zeigten sich hier die Narben- spitzen zuerst hervortretend, welche in diesem Zustande von dem Pollen anderer Blüthen bestäubt werden konnten; die tiefer stehen- den Antheren überwuchsen erst nach und nach die Narbenspitzen und kippten dann endlich um, wobei nunmehr durch die Pollen- wolke auch eine Selbstbestäubung statt haben konnte. Wenn dann die Antheren verstäubt waren, so sah man die weiter hervorgetre- tenen Narben noch ganz frisch nach vorn und hinten aus der Blüthe hervorstehen, sie konnten also nunmehr von dem Pollen jüngerer Blüthen bestäubt werden. Wir haben demnach hier den eigenthümlichen Fall, dafs die Narbe einer Blüthe zuerst von älte- ren Blüthen, dann von dem eigenen Pollen und endlich von dem jüngerer Blüthen bestäubt werden kann, also wiederum eine Be- vorzugung der Fremdbestäubung. Übrigens mufs ich dahingestellt sein lassen, ob in allen Fällen Phalaris arundinacea diese beschrie- bene Erscheinung zeigen wird. w a. vom 31. October 1872. 747 5. Gräser mit gleichzeitiger Entwickelung von Narben und Antheren. Bei weitem die Mehrzahl der Gräser zeigt eine derartige Ent- faltung der beiden Geschlechter, dafs in einer und derselben Blüthe die Narben und die Antheren zu gleicher Zeit den Höhe- punkt ihrer Entwickelung erreichen, wodurch natürlich bei der Be- weglichkeit des Pollens eine Selbstbestäubung ganz unvermeidlich erscheint. Neben dieser Einrichtung finden sich aber andere, wel- che bewirken, dafs aufser der Selbstbestäubung auch die Fremd- bestäubung eintreten kann, und es kommen verschiedene Abstu- fungen vor, der Art, dafs entweder die Fremdbestäubung vor der Selbstbestäubung oder die letztere vor der ersteren mehr oder we- niger bevorzugt ist. a. Fremdbestäubung vor Selbstbestäubung begünstigt. Bei vielen Gräsern, deren Geschlechtstheile in einer und der- selben Blüthe sich gleichzeitig entwickeln und zugänglich werden, sind die Einrichtungen, wie diese Entwickelung geschieht, und die Stellung der Blüthen zu einander derartig, dafs jedenfalls bei nor- malen Verhältnissen die Femdbestäubung vor der Selbstbestäubung stärker eintreten wird. Möge es gestattet sein auf einzelne dieser Fälle näher einzugehen.') Secale cereale. Beim Roggen schieben sich die Antheren durch Verlängerung ihrer Filamente allmälig zwischen den noch ziemlich eng geschlos- senen Spitzen der Paleae hervor, bis sie endlich bis zur Basis frei sind und nun seitlich umkippen. Bis zu dieser Zeit hat sich an der Spitze der Antheren in jedem Fache eine längliche Öffnung gebildet, aus welcher so bei dem Umkippen ein Theil des Pollens 1) Die Reihenfolge dieser besprochenen Arten richtet sich nicht nach ihrer Zusammengehörigkeit zu Gattungen ete., sondern nach der Ähnlichkeit des Bestäubungsvorganges, der bei den Arten ein und derselben Gattung ein sehr verschiedener sein kann, [1872] 52 3 pP > 748 Gesammtsitzung hinausgeschüttet wird, während ein anderer Theil noch in den An- theren stecken bleibt. Zu dieser Zeit ist nun die Blüthe fast noch vollständig geschlossen und die Narbe unzugänglich, so dafs also dieser ‘zuerst ausgeschüttete Pollen nieht die eigene Narbe, son- dern nur die anderer schon geöffneter Blüthen bestäuben kann. Erst nach dem Umkippen der Antheren treten die beiden Paleae für mehrere Stunden weit von einander, und die Narben biegen sich hervor und werden daher zugänglich; zu gleicher Zeit verlän- gern sich die Löcher an der Spitze der Antheren mehr und mehr, bis endlich jede Anthere zwei von oben nach unten gehende Längs- risse hat. Während nun diese Längsrisse nach und nach entste- hen, wird ebenso allmälig der in den Antheren noch‘ enthaltene Pollen durch den leisesten Luftzug ausgeschüttet, bis endlich kein Körnehen zwischen den klaffenden Antherenklappen übrig ist; die- ser Pollen kann nun ebensowohl die eigene Narbe bestäuben, aber noch in viel gröfserem Mafse wird er auf die Narben anderer Blü- then gelangen, indem die Antheren bei der aufrechten Stellung der unbefruchteten Blüthenähre nach ihrem Umkippen bedeutend tiefer liegen als die eigene Narbe und aus ihnen der Pollen nach unten hinausfällt. Wir haben also beim Roggen eine offenbare Begün- stigung der Fremdbestäubung, indem ein Theil des Pollens ver- sehüttet wird, wenn die eigenen Narben noch nicht zugänglich, der andere Theil erst dann, wenn die Antheren tiefer als die nun zu- gängliche Narbe liegen. Ganz vermieden ist die Selbstbestäubung natürlich nicht, indem von dem später hervorstäubenden Pollen einzelne Körnchen aufwärts auf die eigene Narbe durch den Luftzug geführt werden können. — Delpino') bespricht die Bestäubung des Roggens nur sehr kurz, wobei er auch die Fremd- bestäubung als vor der Selbstbestäubung begünstigt darstellt. Bei Secale montanum sind die Bestäubungsvorgänge ganz ähn- lich, nur dafs hier die Fremdbestäubung dadurch noch mehr be- günstigt erscheint, dafs die Narben nach dem Schliefsen der Blüthe noch längere Zeit frisch zwischen den Paleae hervorstehen, also nach dem Abfall der eigenen Antheren nur von fremden bestäubt werden können. !) Delpino Il. ec, p. 5. vom 31. October 1872. 749 Tritieum dicoccum. An dieser Waizenart beobachtete ich Mitte Juni, dafs die An- theren sich an der Spitze der sich etwas von einander biegenden Paleae hervorschoben, dann nach unten umkippten und hierbei einen Theil ihres Polleninhalts ausschütteten, von dem aber schwer- lich viel auf die eigene ziemlich verborgen liegende Narbe gelan- gen konnte; auf diese kann vielmehr viel leichter Pollen aus hö- her gelegenen Blüthen fliegen, oder von den Blüthen anderer da- neben stehender Ähren herbeigeführt werden. Nur wenige Minu- ten dauerte der Zustand, in welchem die Narbe durch ein schwa- ches Auseinandertreten der Spelzen zugänglich ist, schon sehr bald schliefsen sich die letzteren wieder eng zusammen, und die Narbe kann nun nicht mehr bestäubt werden. Zu dieser Zeit sind nun aber die Antheren noch lange nicht ganz verstäubt, sondern durch allmäliges Öffnen derselben fällt erst nach und nach der Pollen heraus. Durch dieses Verhältnifs kann also nur die geringste Menge des Pollens auf die eigene Narbe gelangen, der Haupttheil wird erst nach der Zugänglichkeit dieser verschüttet, und wenn er überhaupt auf Narben gelangen soll, so können es nur die von anderen Blüthen sein. Es wird also offenbar bei dieser Waizen- art die Fremdbestäubung stets eine viel stärkere sein als die Selbst- bestäubung, welche in der That bei dem Umkippen der Antheren und dem kleinen oben liegenden Eingang zur Narbe sehr er- schwert ist. Triticum vulgare und Spelta. Die Bestäubung des gemeinen Waizens stellt Delpino') ein- gehender dar, indem er im Allgemeinen darüber sagt: Die Ansicht, dafs beim Waizen nur bei geschlossener Blüthe die Bestäubung, also nur Selbstbestäubung stattfinden kann, ist wohl dadurch ent- standen, dafs die Waizenblüthen nur sehr wenig und nur auf kurze Zeit sich öffnen, so dafs jemand bei dem oberflächlichen Anblick eines Waizenfeldes keine offene Blüthe zu sehen glaubt; es sind auch in der That bei näherer Untersuchung immer nur wenig, wie Delpino sagt unter 400 nur 1, offen, aber dennoch öffnen sich alle 1) Delpino I. «. p. 6. 750 Gesammtsitzung zu irgend einer Zeit, was man am besten daraus konstatiren kann, dafs aus allen schliefslich die Antheren gerade so hervorhängen, wie man dies an Blüthen beobachtet, die vor unseren Augen die Phasen des Öffnens und Schliefsens durchgemacht haben. „Das Öffnen der Waizenblüthe — sagt Delpino weiter — ist eine sehr interessante Erscheinung und geschieht mit bewundernswerther Schnelligkeit: in der bis dahin fest geschlossenen Blüthe bemerkt man eine Bewegung der Spelzen, plötzlich entfernen sich diese in einem Augenblick von einander, zu gleicher Zeit treten die Anthe- ren seitlich aus der Öffnung hervor, öffnen sich, und etwa 4 des Pollens fällt im Innern der Blüthe auf die eigene Narbe, während die anderen zwei Drittel sich aufsen in der Luft verbreiten. Es entleeren sich also die Antheren auf ein Mal. Der ganze Vorgang dauert etwa nur eine halbe Minute. Die Öffnung der Blüthe ist nicht wie beim Roggen ganz, sondern nur eine halbe, und die Blüthe bleibt in diesem Zustande etwa nur eine Viertelstunde, wo- rauf die Spelzen sich wieder und zwar auf immer schliefsen. Die Narben des Waizens treten nie aus den Spelzen hervor und werden unausbleiblich von $ des eigenen Pollens bestäubt,* Ungeachtet dieser von ihm beobachteten Selbstbestäubung zeigt aber auch Del- pino, dafs die Fremdbestäubung durchaus nicht ausgeschlossen sei, sondern durch die übrigen $ des Pollens bewerkstelligt werde. Meine Beobachtungen sind insofern von denen Delpino’s abwei- chend, als ich nach denselben auch bei Triticum vulgare und Spelta, ebenso wie bei Triticum dicoccum der Möglichkeit einer Selbstbe- stäubung nur ein sehr geringes Feld einräumen kann, welcher Un- terschied in der Beobachtung vielleicht daher kommt, dafs Del- pino seine Beobachtungen an Ähren gemacht, die im Zimmer in Gefäfsen stehend nicht ganz die natürliche Lage hatten und kei- nem Luftzuge ausgesetzt waren, oder dafs wirklich kleine Abwei- chungen in der Bestäubungsweise bei den Individuen einer und derselben Waizenart statt haben. Ich habe nämlich gesehen, dafs wenn die Blüthe sich durch Umbiegen der äufseren Spelze etwas öffnet, wobei die Narben im Grunde der Blüthe zugänglich wer- den, die Antheren nach unten umklappen, ohne dafs sie unver- meidlich einen Theil ihres Pollens auf die eigene Narbe schütten, vielmehr verstäubten sie, wie mir schien, nach allen Richtungen hin, besonders aber abwärts, so dafs zwar ein Theil des Pollens auf die eigene Narbe gelangen konnte, die gröfsere Menge aber in vom 31. October 1872. 751 der Umgebung vertheilt wurde und so zur Fremdbestäuhung diente. Es wird daher beim Waizen die Fremdbestäubung stärker eintre- ten als die Selbstbestäubung, wenn man auch nicht sagen kann, dafs die erstere vor der letzteren durch ganz besondere Einrichtun- gen bevorzugt sei. — Dafs die Blüthen sich bald schliefsen und die Antheren dann daraus hervorhängen, habe ich, sowie die an- deren Einzelheiten, ganz ebenso wie Delpino bei meinen Unter- suchungen beobachtet. Bei Triticum monococcum war der Bestäu- bungsvorgang ein ganz ähnlicher wie bei Trsticum vulgare und Spelta. Avena sativa, orientalıs, nuda u. sterilıs. Bei warmer trockener Witterung beobachtete ich in den Nach- mittagsstunden und gegen Abend, dafs die Blüthen der kultivirten Haferarten Avena sativa, orientalis und nuda sich sehr weit öffne- ten, während bei nafskalter Witterung die Bestäubung in geschlos- sener Blüthe stattfand, welcher letztere Fall aber erst später be- sprochen werden sol. Die Öffnung der Haferblüthen ist eine sehr starke, die Paleae biegen sich weit auseinander, die Antheren treten hervor, bleiben, da die Blüthe selbst hängt, in dieser schon ursprünglichen hängenden Lage und verstäuben so den Pollen zum gröfsten Theil nach abwärts, wo er dann durch den Luftzug nach allen Richtungen hin verbreitet werden kann. Bei dieser Einrich- tung ist nun natürlich nicht das Gelangen des Pollens auf die oberhalb der Antheren frei daliegenden Narben verhindert, jeden- falls ist aber diese Selbstbestäubung nach der gegenseitigen Lage von Narben und Antheren erschwert, und der meiste Pollen, wel- cher auf die Narben gebracht wird, stammt höchst wahrschein- licher Weise aus anderen Blüthen. Bei Avena sterilis ist das Verhältnifs ganz ähnlich wie bei den so eben besprochenen Haferarten, nur dafs ich hier keine Be- stäubung bei geschlossener Blüthe, auch bei Regenwetter nicht, beobachtete. Auch hier findet das Öffnen der Blüthe erst Nach- mittags oder gegen Abend statt; die an kurzen Filamenten hän- genden langen Antheren Öffnen sich nur an der Spitze, wodurch die Selbstbestäubung noch besonders erschwert ist. Wenn sich endlich die Blüthe wieder schliefst, so werden dabei oft die ver- stäubten Antheren wegen der kurzen Filamente, an denen sie hän- 752 Gesammtsitzung gen, mit eingeschlossen, was einen, der am Vormittag seine Beob- achtungen anstellt, zu der irrigen Ansicht bringen kann, als ob hier eine Selbstbestäubung nothwendig stattgefunden habe. Oryza salıva. Die Reisblüthe findet in den Vormittagsstunden nach den von mir Ende Juli angestellten Beobachtungen statt. Die Blüthe öff- net sich weit durch Auseinandertreten der Paleae, wodurch auch die Glumae auseinandergedrückt werden. Die mit langen Fila- menten versehenen 6 Antheren treten beim Anfang der Blüthen- öffnung an der Spitze hervor und biegen endlich die Filamente durch ihre Schwere nach unten um, wobei der Pollen ausgeschüt- tet wird. Dieser wird nur schwierig auf die eigene Narbe gelan- gen, da dieselbe zu dieser Zeit zwar schon etwas aber doch nicht so sehr wie später zugänglich ist, und aufserdem durch die langen Filamente der Pollen tiefer ausgeschüttet wird, als die Lage der Narben ist. Diese treten erst später mit ihren Pinseln rechts und links aus der Blüthe hervor und können in diesem Zustande leicht von dem Pollen der höher stehenden nunmehr aufgehenden Blüthen bestäubt werden. Es ist also auch hier die Fremdbestäubung durch verschiedene Einrichtungen vor der Selbstbestäubung be- vorzugt. Phalaris canariensis. Beim Kanariengrase beobachtete ich die Öffnung der Blüthen oder richtiger gesagt das Hervortreten der Geschlechtsorgane aus denselben erst gegen Abend. Weder die Glumae noch die Paleae treten hier nämlich merklich auseinander, sondern das Freiwerden von Narben und Antheren geht in der Weise vor sich, dafs die- selben sich zwischen den zwei Spalten der Glumae, nachdem sie zwischen den Paleae hervorgetreten, herausdrängen. Hierbei be- obachtete ich nun mehrfach die interessante Erscheinung, dafs die Antheren sich an der von der Ährenspindel abgewandten Seite hervorschoben und dann verstäubten, während die beiden Narben an der entgegengesetzten der Ährenspindel zugekehrten Seite her- vortraten, also kaum von den auf der anderen Seite befindlichen Antheren bestäubt werden konnten, eine Einrichtung, welche die Selbstbestäubung hier fast ganz zu verhindern scheint, und wobei vom 31. October 1872. 753 nun die nach Innen liegenden Narben von dem Pollen aus höher stehenden Blüthen oder denen anderer Ähren bestäubt werden müssen. Ich habe jedoch auch Fälle beobachtet, in denen eine der Narben nach Innen hervortrat, die andere nach aufsen, so dafs die letztere leichter von dem eigenen Pollen bestäubt werden konnte; immerhin ist aber auch in diesem Falle die Fremdbestäubung vor der Selbstbestäubung im Vortheil. Andropogon ‚Furcatus hat in einem zusammengesetzten Blüthenstande als letztes Glied immer 2 Ährchen beisammen stehen, ein unteres sitzendes mit einer Zwitterblüthe versehenes, und ein oberes gestieltes mit einer männlichen Blüthe, und es öffnet sich zuerst die unten stehende Zwitterblüthe; die Antheren treten oben hervor und ihre Filamente biegen sich um, so dafs nun die Antheren, wenn sie verstäuben, tiefer liegen als die zu gleicher Zeit am Grunde der Blüthe seit- lich hervortretenden Narben, durch welches Verhältnifs schwerlich diese Blüthen von dem eigenen Pollen bestäubt werden. Nebenbei sei noch bemerkt, dafs die Griffel nur so weit mit dem fedrigen Narbentheil versehen sind, als sie aus der Blüthe hervortreten, der untere Theil ist glatt. Erst später als die Zwitterbtüthe, wenn die Narbe dieser schon vertrocknet oder im Vertrocknen begriffen ist, öffnet sich die obere männliche Blüthe, so dafs der Pollen die- ser zur Bestäubung anderer als der darunter stehenden Zwitter- blüthe dient. Es ist hier also die Selbstbestäubung sehr beein- trächtigt, die Fremdbestäubung aber begünstigt durch das allseitige Verstäuben der Antheren an den zwitterigen und aufserdem auch der männlichen Blüthen; der Pollen der letzteren würde ja ganz nutzlos sein, wenn er nicht der Fremdbestäubung diente. In den meisten vorher besprochenen Fällen sind die Narben kurzlebig, d. h. sie verwelken sehr bald, jedenfalls stehen sie nicht mehr nach dem Abfallen und Verstäuben der Antheren derselben Blüthe aus dieser frisch hervor. Es giebt nun aber noch andere Fälle, wo die Fremdbestäubung besonders noch dadurch begünstigt wird, dafs die Narben noch längere Zeit nach dem Abfallen der 754 Gesammtsitzung eigenen Antheren aus der Blüthe frei hervorschauen. Diese Fälle hätten eigentlich schon vor den vorhergehenden wegen einer rich- tigeren Reihenfolge besprochen werden müssen, finden aber der Kürze wegen erst hier einen Platz, um für mehrere Einzelheiten auf das Vorhergehende verweisen zu können. Wir können hier weiter noch wieder drei verschiedene Fälle unterscheiden, nämlich den einen, wo die Blüthe sich öffnet und so lange offen bleibt, bis die Antheren abgefallen und die Narbe allein noch frisch und zugänglich bleibt, zweitens solchen, wo die Narbe noch aus den geschlossenen Blüthen frei und frisch nach Abfall der Antheren hervorsieht, und drittens: wo die Blüthe nie sich merklich öffnet, sondern die Geschlechtstheile sich hervordrängen, wobei dann die Narben noch frisch sind, nachdem die Antheren schon abgefallen. Zu den ersteren Fällen gehört nach meiner Beobachtung: Aegılops cylindrica, bei welcher sich zur Mittagszeit die Blüthen öffneten; die Paleae traten, nachdem auch das ganze Ährchen sich von der gemeinsa- men Spindel etwas weggebogen, ein wenig auseinander, die Anthe- ren bogen sich verstäubend nach unten um, und zu gleicher Zeit traten die Narben am Grunde der Blüthen seitlich etwas hervor, so dafs nun eine Selbstbestäubung möglich war. Nach diesem Vorgange schlossen sich nun aber die Blüthen nicht so bald wie bei den besprochenen kultivirten 7riticum-Arten, vielmehr blieben sie eine Zeitlang offen, während welcher die Antheren abfielen, so dafs nun die noch frisch aus der offenen Blüthe hervorsehenden Narben allein der Fremdbestäubung dnrch den Pollen jüngerer Blüthen ausgesetzt waren — ein Verhältnifs, welches in gewisser Weise der Protandrie anderer Pflanzen entspricht, und wodurch die Fremdbestäubung jedenfalls bedeutend vor der Selbstbestäubung begünstigt ist. — Ganz ähnlich wie Aegilops cylindrica verhielt sich Aegilops bicornis in den Bestäubungsverhältnissen. Avena pubescens und planiculmis sind dem vorhergehenden Falle in der Bestäubung sehr ähnlich. Die Palea exterior wird hier durch das starke Schwellen der Lo- diculae weit zurückgedrückt, so dafs die Blüthe weit oflen steht, vom 31. October 1872. 755 und der Pollen leicht auf die zugänglich da liegende Narbe gelan- gen kann. Bald fallen aber die Antheren ab, während die Narben in der noch offenen Blüthe zugänglich bleiben und von dem Pollen der höher stehenden, später aufgehenden Blüthen bestäubt werden können. Zu den Fällen, wo die Narben noch frisch nach Abfall der Antheren aus der wieder geschlossenen Blüthe hervorsehen, ge- hört: Andropogon Grylius. Hier stehen gewöhnlich 3 Ährchen beisammen, ein mittleres ungestieltes mit einer Zwitterblüthe und zwei seitliche gestielte mit je einer männlichen Blüthe. Die Zwitterblüthe öffnet sich zuerst und zwar ganz weit; rechts und links treten am Grunde die ro- then federigen Narben hervor, die darüber liegenden Antheren, mit zwei Löchern an ihrer Spitze sich Öffnend, biegen sich durch Verlängerung ihrer Filamente nach unten um, so dafs hier der Pollen tiefer, als die Narben liegen, ausgeschüttet wird, also nur ein geringer Theil bei Luftzug in die Höhe auf die Narbe dersel- ben Blüthe fliegen kann, während der gröfste Theil auf andere Narben gelangen wird. Bald schliefst sich nun die Blüthe wieder und die Antheren fallen ab, jedoch die Narben bleiben ganz frisch draufsen, so dals sie in dieser Zeit nur von fremdem Pollen be- stäubt werden können, der sowohl aus anderen zwitterigen Blü- tben stammt, als besonders aus den benachbarten männlichen, die, wenn sie sich Öffnen, den Pollen direkt auf die noch hervorstehen- den Narben der unteren Zwitterblüthe ausschütten, die rechte Blü- the auf die rechte Narbe, die linke auf die linke. Die Selbstbe- stäubung ist hier also ganz ungemein beeinträchtigt, die Fremd- bestäubung hingegen sehr stark befördert. Elymus sabulosus. Beim Öffnen der Blüthe treten zugleich mit den Antheren un- ten zwischen den Paleae, die Narben rechts und links hervor, 80 dafs nun eine Selbstbestäubung möglich ist, aber auch zugleich ein Theil des Pollens auf die Narben anderer Blüthen fliegen kann. Nachdem nun aber die Blüthe sich geschlossen und ihre Antheren 756 Gesammtsitzung verstäubt sind, stehen noch längere Zeit die Narben ganz frisch aus ihr hervor, so dafs sie zu dieser Zeit nur von fremdem Pollen be- stäubt werden können. Die Zeitdauer, in welcher die Fremdbe- stäubung statt finden kann, ist also viel länger als die, wo die Selbstbestäubung möglich ist, so dafs die letztere bedeutend im Nachtheil erscheint. Ganz ähnlich wie der letztgenannte Fall verhalten sich: Dac- tylis glomerata, Lolium perenne, Secale montanum (im Gegensatz zu Secale cereale), Bromus longiflorus, Festuca borealis, Koeleria cristata. Von Sorghum vulgare und anderen Sorghum-Arten ist noch besonders zu erwähnen, dafs, wenn die Blüthen sich geschlossen, aus ihnen nur noch die pinseligen Narbenspitzen hervorstehen, während der untere nicht bestäubte Theil der Griffel vollständig eingeschlossen wird. Zu dem oben angedeuteten dritten Fall, wo die Geschlechts- theile aus den fast geschlossen bleibenden Blüthen hervortreten und die Narben die Antheren überdauern, gehört unter anderen: Hordeum bulbosum, welche Art um so interessanter ist, als sie im Gegensatz zu den später zu besprechenden kultivirten Gerstearten steht. Gegen die Pollenreife drängen sich die Antheren an der Spitze zwischen den Paleae anfrecht stehend hervor, wobei eine ganz kleine Spalte zwi- schen den letzteren entsteht, durch welche bei den Zwitterblüthen unten, und zwar an der der gemeinsamen Ährenspindel zugekehr- ten Seite, rechts und links die Spitzen der federigen Narben her- vorschauen und nach und nach weiter hervortreten. Endlich deh- nen sich die Filamente so weit aus, dafs die Antheren ganz her- vortreten und dabei nach unten umkippen, so dafs nun aus den an ihrer Spitze befindlichen zwei Löchern (ganze Längsrisse ent- stehen auch später nicht) der Pollen ausgeschüttet wird. Hierbei können nun die eigenen Narben etwas bestäubt werden, diese Be- stäubuug ist aber sehr dadurch erschwert, dafs die Antheren sich nach aufsen umbiegen, während die Narben nach innen hervor- schauen — und ferner dadurch, dafs die Spitze der sich öffnenden Antheren ein Stück tiefer liegt, als die Narbenspitzen. Diese Nar- benspitzen stehen nun aber noch eine Zeit lang, nachdem die eige- vom 31. October 1872. 757 nen Antheren längst verstäubt sind, vollständig frisch und sogar noch verlängert aus der Blüthe hervor, und können in dieser Zeit sehr leicht von den höher stehenden später verstäubenden Zwitter- blüthen oder auch den später sich öffnenden Antheren der an jeder Zwitterblüthe seitlich stehenden zwei männlichen Blüthen bestäubt werden, so dafs hier die Fremdbestäubung durch verschiedene Ver- hältnisse, nämlich die Stellung der Narben und Antheren zu ein- ander, die längere Dauer der Narben und das Vorkommen von rein männlichen Blüthen, vor der Selbstbestäubung begünstigt ist. Paspalum_elegans. Während in dem vorhergehenden Falle Antheren und Narben an verschiedenen Stellen zwischen den Paleae und Glumae sich hervordrängen, so geschieht dies bei Paspalum elegans an einem und demselben Ort, nämlich an der Spitze der Blüthen, und zwar zu ganz gleicher Zeit. Auch hier treten die Griffel nur so weit hervor, als es nöthig ist, nämlich allein mit der pinseligen Narben- spitze, während der übrige glatte Theil eingeschlossen bleibt. In dieser Zeit kann nun Selbstbestäubung stattfinden; es bleiben aber die Narben nach dem Abfall der Antheren noch längere Zeit ganz frisch und können nun entweder von dem dicht daneben stehenden männlichen Blüthchen oder von den benachbarten Zwitterblüthen bestäubt werden, so dafs die Möglichkeit für eine Selbstbestäubung gegen die einer Fremdbestäubung nur kurze Zeit vorhanden ist. Ganz ähnlich wie Paspalum elegans verhielten sich: Panicum sanguinale und crus galli, wahrscheinlich findet auch ein Gleiches bei allen Panicum-Arten statt. b. Fremdbestäubung und Selbstbestäubung in mehr oder weniger gleichem Grade möglich. Eine ziemlich ansehnliche Reihe von Gräsern hat derartige Einrichtungen in den Blüthen, dafs diese beim Öffnen in ziemlich gleicher Weise die Selbstbestäubung wie die Fremdbestäubung zu- lassen, was bereitwillig zugestanden werden mag, wenn auch in der That die Verhältnisse so sind, dafs auch hier noch immer die Fremdbestäubung vor der Selbstbestäubung in der Natur in über- 758 Gesammtsitzung wiegendem Mafse eintreten wird. Die hierher gehörigen Fälle sind der Art, dafs Narben und Antheren zu gleicher Zeit aus der sich öffnenden oder im übrigen geschlossen bleibenden Blüthe her- vortreten; die Antheren verstäuben, indem sie sich entweder um- biegen oder auf straffen Filamenten stehen, wobei dann weiter die Blüthe hängend oder aufrecht sein kann, die Narben sich aber meist über den Antheren, wenn diese verstäuben, befinden. Auf die einzelnen Fälle näher einzugehen dürfte zu weit führen und vielleicht auch von geringerem Interesse sein, da zu dieser Abthei- lung keine für uns besonders wichtigen Getreidearten gehören. Es mag genügen eine Aufzählung der Arten zu geben, die ich nach meinen Beobachtungen hierher stellen möchte, und denen preisge- ben, welche die Fremdbestäubung bei den Gräsern nicht vor der Selbstbestäubung bevorzugt ansehen wollen. Es sind dies fol- gende: Briza maxima und media, Triticum cristatum (Blüthen lange offen), Cynosurus cristatus, Holcus lanatus (beide Mittags in Blüthe), Hordeum jubatum (Blüthen weit sich öffnend), Setaria italica (Nar- ben und Antheren aus den fest geschlossen bleibenden Blüthen hervortretend), Maizilla stolonifera, Lappago racemosa, Gaudinia Fragilis, Vulpia geniculata, Lepturus subulatus, (diese drei letzten des Abends offen,) Chloris cucullata und gracilis, Eleusine Tocusso und coarcana, CUrypsis aculeata (Filamente steif), Lolium temulen- tum, Bromus secalinus (bei warmem Wetter), Festuca elatior, Stipa pennata, Lasiagrostis splendens etc. ec. Selbstbestäubung begünstigt, aber nicht aus- schlie[slich stattfindend. Avena satıva, orıentalis, nuda. Während ich in den früheren Jahren an den kultivirten Ha- ferarten öfter die Beobachtung gemacht hatte, dafs deren Blüthen sich Nachmittags und gegen Abend weit öffneten und der Fremd- bestäubung dabei grofse Vortheile boten, in der Weise, wie es oben schon beschrieben, so fand ich Anfang Juli dieses Jahres bei wiederholter Untersuchung, dafs die Blüthen an den dicht neben einander kultivirten Exemplaren der genannten 3 Arten sich nicht öffneten, sondern dafs die Antheren bei geschlossener Blüthe auf- vom 31. October 1872. 759 brachen und eine Selbstbestäubung und Selbstbefruchtung stattfand. Dieses auffallende Verhältnifs liefs sich aber in der Folgezeit als durch Witterungsverhältnisse hervorgerufen vollständig erklären, gerade wie die klimatischen Verhältnisse auch bei vielen anderen Pflanzen auf das Öffnen oder Stetsgeschlossenbleiben der Blüthen einen Einflufs haben. Die Tage nämlich, an welchen die ersten Beobachtungen an den genannten Haferarten angestellt wurden, waren kühl und regnerisch, und es fand zu dieser Zeit dauernd die Selbstbestäubung statt. Als aber nun wärmeres trockenes Wet- ter eintrat, so beobachtete ich alle Stauden gegen Abend mit weit geöffneten Blüthen bedeckt, und wenn ich die Ährchen, an welchen diese sich fanden, untersuchte, so waren es meistens die zweiten Blüthen in denselben, welche geöffnet waren, während die ersten die stattgehabte Selbstbestäubung zeigten, was mich Anfangs zu der Vermuthung brachte, dafs die ersten Blüthen der Haferährchen der Selbstbestäubung, die zweiten und folgenden der Fremdbestäu- bung unterworfen sein möchten. Weitere Beobachtungen führten mich aber auf das wahre Sachverhältnifs; denn als nun wieder regnerische Tage kamen, so beobachtete ich wieder an den nun bestäubungsreifen Blüthen kein Öffnen, sondern Selbstbestäubung, und bald darauf wieder bei warmem trockenen Wetter weiteres Öffnen der folgenden Blüthen. Es liefs sich hier also eine Ab- hängigkeit des Öffnens der Blüthen von den Witterungsverhältnis- sen vollständig konstatiren, und es ist also klar, dafs die genann- ten Haferarten durchaus nicht immer der unausbleiblichen Selbst- bestäubung unterworfen sind; im Gegentheil wird in den meisten Fällen ein Öffnen der Blüthen und die Möglichkeit, ja Unvermeid- lichkeit der Fremdbestäubung stattfinden. Diejenigen also, welche dem Hafer etwa reine dauernde Selbstbestäubung nach ihren Be- obachtungen zuschreiben sollten, werden höchst wahrscheinlich bei regnerischer kühler Witterung oder in den Vormittagsstunden be- obachtet haben; im letzteren Falle haben sie dann aber übersehen, dafs in den vermeintlich geschlossen bleibenden und in diesem Zu- stande befruchteten Blüthen die Antheren (welche über Nacht ab- gefallen) fehlten. An Bromus secalinus beobachtete ich ganz dieselbe Erschei- nung wie bei den besprochenen Haferarten; auch an Boissiera bro- moides fand ich bei Regenwetter selbstbestäubte Blüthen, hatte aber 760 Gesammtsitzung nicht Gelegenheit meine Untersuchungen an dieser Pflanze nach dem Witterungswechsel weiter fortzusetzen. Hordeum vulgare, distichum, hexastichum. Die angebauten Gerstearten scheinen bei unseren Kulturen meistentheils Blüthen zu tragen, welche nie sich Öffnen, sondern wo bei geschlossener Blüthe die Antheren, ohne hervorgetreten zu sein, aufgehen und eine unvermeidliche Selbstbestäubung stattfindet. Bei meinen in diesem Jahr an den Gerstearten angestellten Unter- suchungen fand ich keine einzige sich öffnende Blüthe, alle waren selbstbestäubt und zwar schon zu einer Zeit, wo die ganzen Ähren noch gar nicht aus der Scheide, welche sie anfangs einschliefst, hervorgetreten waren. Doch ist es Delpino') geglückt auch hier die Möglichkeit der Fremdbestäubung zu konstatiren, und es sei daher gestattet, seine Angaben über die Gerstearten hier ungefähr wörtlich anzuführen. „Die Ähre von Hordeum vulgare hat 6 Rei- hen von Blüthen (einblüthige Ährchen) und zeigt im Querschnitt die Gestalt eines Rechtecks. Die Blüthen der mittleren zwei Rei- hen öffnen sich nie und sind daher ausschliefslieh der Selbstbe- stäubung unterworfen, während die Blüthen der 4 anderen Reihen sich etwas Öffnen und beinahe wie die Blüthen des Waizens sich verhalten. Es bleibt daher hier eine Wahrscheinlichkeit der Fremd- bestäubung nicht ausgeschlossen. Auch das Hordeum distichum hat mir weiter eine sehr interessante Erscheinung geboten. Hier sind die Blüthenährchen ebenso in 6 Reihen gestellt wie bei Hordeum vulgare, aber während dort alle Blüthen zwitterig sind und Frucht tragen, so sind hier nur die Blüthen der 2 mittleren Reihen zwit- terig und fruchtbar, während die Blüthen der 4 anderen Reihen sehr klein sind, unvollkommen, nur Pollen tragend (oder nach mei- nen Beobachtungen auch ganz geschlechtslos H.).. Wenn man die Ähren schüttelt, so sieht man aus diesen unvollkommenen Blüthen den Pollen hervorfliegen. Die fruchtbaren Blüthen öffnen sich nun nicht nur niemals, sondern ihre Bestäubung geschieht zu einer Zeit, wo die Ähre noch hermetisch in ihrer Scheide eingeschlossen ist; wenn sie aus dieser Scheide hervortritt, so findet man die 1) Delpino ]. c. p. 13. vom 31. October 1872. 761 Narben schon abgestorben. Es ist dies der höchste mir bekannte Grad der Selbstbestäubung, indem hier die Bestäubung nicht nur in einem an sich hermetisch veschlossenen Raume stattfindet, son- dern diese Kammer selbst wieder hermetisch von einem Blatte eingeschlossen wird. Jedoch scheint auch diese Art nicht voll- ständig der Fremdbestäubung entzogen zu sein, denn es finden sich zwischen den genannten fruchtbaren Blüthen einzelne sehr wenige, welche für die Fremdbestäubung bestimmt sind. Diese Blüthen bleiben noch 5 und mehr Tage länger unbestäubt als die anderen und unterscheiden sich von ihren Nachbarn beim ersten Anblick und schon von Weitem dadurch, dafs sie durchsichtiger und gröfser sind; sie Öffnen sich dann ein wenig und können so von fremdem Pollen, besonders dem der männlichen Blüthen be- stäubt werden. Manchmal gelang es mir sie künstlich zu befruch- ten, was allerdings eine schwierige Operation ist.* Soweit Del- pino, aus dessen in einem anderen Klima angestellten Beobach- tungen also hervorgeht, dafs auch bei den kultivirten Gerstearten die Fremdbestäubung nicht vollständig ausgeschlossen ist. An Hordeum murinum machte ich ungefähr dieselben Beob- achtungen wie Delpino an Hordeum distichum: die zwei mittleren Ährchenreihen zeigten Selbstbestäubung, die seitlichen bestanden aus männlichen Blüthen, deren Antheren weit hervortraten. Die- ser letzte Umstand läfst die Vermuthung gerechtfertigt erscheinen, dafs auch hier einzelne der Zwitterblüthen sich öffnen werden und den Pollen vornehmlich von den zahlreichen männlichen empfangen. Oryza clandestina ist ein Gras, über welches schon viel in Rücksicht auf seine Selbst- bestäubung geschrieben worden, sodafs ich füglich kurz darüber hinweggehen kann. Früher‘) hatte ich übersehen, dafs auch hier aulser den eingeschlossenen, der Selbstbestäubung ausschliefslich unterworfenen Blüthen in warmen Sommern derartige gefunden wurden?), welche der Fremdbestäubung ausgesetzt sind, indem sie - 1) Geschlechtervertheilung p. 78, wo auch die übrige Literatur ange- geben. ?2 Ascherson, Botan, Zeit. 1864 p. 350: Über Fruchtbildung bei Oryza clandestina. 762 Gesammtsitzung sich weit öffnen und Frucht ansetzen. Auch hier scheinen es, wie bei dem Hafer, klimatische Verhältnisse zu sein, welche bewirken, dafs sich Blüthen bilden, welche sich öffnen und Frucht bringen, oder solche, welche, geschlossen bleibend, nur der Selbstbestäubung unterworfen sind. Die Oryza clandestina hat also ebenso, wenn auch langsamer, ihren Ruf als stets sich selbst bestäubende Pflanze verloren, wie neuerdings der Juncus bufonius, über den auch die Akten abgeschlossen sein dürften. Hordeum (Critho) Aegiceras. An diesem eigenthümlichen Grase, das für eine monströse Ab- art von Hordeum vulgare gehalten wird, habe ich im Verlaufe die- ses Sommers nur Selbstbestäubung beobachten können. In den Blüthen, aus welchen die Antheren noch nicht hervorgetreten und die noch ganz geschlossen waren, hatte schon der eigene Pollen auf der benachbarten Narbe Schläuche getrieben, so dafs hier eine Selbstbestäubung stattfand; erst später drängte die wachsende Frucht die Antheren aus den Spelzen hervor, die nun schon fast ganz verstäubt waren und schliefslich an ihrem Filamente heraushingen.. Wenn hier nun auch nach den Beobachtun- gen nur Selbstbefruchtung stattfand, so wäre es wohl zu weit ge- gangen, wenn man behaupten wollte, dafs hier nun wirklich unter allen Verhältnissen sich keine offenen Blüthen bildeten, und es dürften bei anhaltenden und wiederholten Beobachtungen sich ähn- liche Verhältnisse wie bei den vorher besprochenen Gräsern her- ausstellen. Wenn wir diesen letzten selbst noch zweifelhaften Fall aus- nehmen, bleibt also auch unter den Gräsern kein Fall übrig, wo nach genügender Beobachtung sich herausgestellt hätte, dafs nur Selbstbestäubung stattfindet. Werfen wir nun noch einen kurzen Blick zurück auf die ver- schiedenen Bestäubungsverhältnisse der Gräser, so haben wir hier eine ganze Reihe von Stufen zu verzeichnen, von der reinen Diöcie bis zu einem Verhältnils, wo die Selbstbestäubung vorwiegend, vom 31. October 1872. 163 wenn auch nicht ausschliefslich statt findet: wir haben nämlich einige Beispiele für diöcische Gräser, dann eine Anzahl monöci- scher, darauf folgen solche mit Zwitterblüthen und männlichen, wo die letzteren allein der Fremdbestäubung dienen können; wei- ter kommen wir zu den Gräsern mit reinen Zwitterblüthen, und haben hier solche, wo die Narben sich vor den Antheren ent- wickeln, solche, wo die Narben mit den Antheren zwar zugleich hervortreten, die Verstäubung der Antheren aber bedeutend über- dauern, dann weiter derartige, wo Antheren und Narben zwar gleichzeitig erscheinen und gleiche Dauer haben, wo aber die Ver- hältnisse derartig sind, dals der Pollen nur schwierig, wenigstens nur zum Theil, auf die eigene Narbe gelangen kann; daran schlie- fsen sich dann derartige Gräser, wo die Selbstbestäubung zwar nicht vermieden ist, aber daneben die Fremdbestäubung in ebenso starkem Malfse eintreten wird, und dann endlich sehr wenige Fälle, wo die Selbstbestäubung vor der Fremdbestäubung die überwie- gende ist, die letztere aber durchaus nicht ausgeschlossen er- scheint. Hinzugefügt mag noch werden, dafs die Bestäubungsverhält- nisse bei den Gräsern, wie bei anderen Pflanzenfamilien, durch- aus an jeder einzelnen Species untersucht werden müssen, und dafs man nicht von den bei einer Species beobachteten Vorgängen auf die anderen Arten derselben Gattung schliefsen darf. So zeigen 2. B. die Gattungen Hordeum, Avena und Triticum in ihren einzel- nen Arten grofse Bestäubungsverschiedenheiten, wie bei genauerer Vergleichung des Vorhergehenden ersichtlich sein wird und was daher hier keine eingehende Zusammenstellung mehr nöthig macht. Ein anderer noch einmal zu berührender Punkt ist der, dafs, wie ja deutlich aus einzelnen Beobachtungen hervorgeht, die einzelnen Grasarten in ihren Individuen und einzelnen Blüthen nach den klimatischen Verhältnissen!) eine Verschiedenheit zeigen können, und aus diesem Grunde mufs ich es besonders hervorheben, dafs ich durchaus nicht behaupte, dafs alle im Vorhergehenden be- schriebenen Vorgänge und Verhältnisse stets dieselben sein wer- 1) Über den Einflufs klimatischer Verhälinisse auf die Bestäubungser- scheinungen vergleiche man noch P. Magnus in „der Naturforschar“ V. No. 15. [1872] 53 7 I a her Er a 764 Gesammtsitzung den, wie ich sie beobachtet habe. Es wird daher von allgemeinem Interesse sein, wenn Jeder, der abweichende oder übereinstimmende Beobachtungen macht, dieselben veröffentlicht. Um diese schon lange aufgeworfene Grasfrage zur Entscheidung zu bringen, sind die Beobachtungen von verschiedenen Botanikern, an verschiedenen Orten angestellt, nöthig, und aus diesen Gründen habe ich mich nicht gescheut, die obige Zusammenstellung zu geben, welche zum gröfsten Theile Beobachtungen enthält, die nur während eines Som- mers angestellt worden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Nachrichten u. gelehrte Denkschriften der Universität Kasan. 1869 Lief. 5; 1870 Lief. 1, 2; 1871 Lief. 1, 2,3. Kasan 1871. 8. (russ.) A. Ph. Sergejew, Das Nordlicht; Untersuchung der Ursachen der Ent- stehung dieser Erscheinung als einer kosmischen. Tiflis 1872. 8. ce. tabb. (russ.) Salimbeni Opinioni e scritti di L. A. Muratori. Modena 1872. 4. Memoires de la societeE des sciences naturelles de Cherbourg. Tome XVI. IIe. Serie. T. VI. Paris, Cherbourg 1871—72. 8. The Journal of the Asiatic Society. New Series. Vol. VI. P.I. London 1872. 8. ; Main, Results of astronomical and meteorological observations made at the Radcliffe Observatory, Oxford, in the Year 1869. Vol. XXIX. Oxford 1872. 8. Bulletino di Archeologia christiana del Comm. de Rossi. Ile. Ser. An. 3. Roma 1872. 8. Atti della R. Accademia delle scienze di Torino. Vol. VII. Disp. 1a.—7a. Nov. 1871 — Juni 1872. Torino. 8. Bulletino meteorolagico ed astronomico del R. Observatorio dell’ universiti di Torino. Anno VI. Torino 1872. 4, Archives Neerlandaises des sciences exactes et naturelles.. T. VI. Livr. 4. 5. 1871. 8. Verhandelingen rakende de Naturalijke en Geopenbaarde Godsdienst. Ny Serie. 'Tweede Deel. Haarlem 1872. 4. vom 31. October 1872. 765 E. v. Malortie, Hist. Nachrichten der Familie von Malortie. Hannover 1872. 8. Nederlandsch Meteorologisch Jaarboek voor 1871. 23. Jaargang. 1. Deel.- Utrecht 1371. 4. Fuchs, Die künstlich dargestellten Mineralien. Haarlem 1872. 4. Atti del R. Istisuto Veneto. T.I. Ser. IV. Disp. 9. Venezia 1871|2. 8, Memorie del R. Istituto Veneto. Vol. 17. Venezia 1872. 4. Kops, Flora Batava. Aflev. 218—221. Leyden s. a. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen-Wesen im Preufs. Staate, 20, Bd. 2, u. 3. Lief. u. Atlas mit 5 Tafeln. Berlin 1872, 4. - Ra WE RR eye | TA: BAT an: ira ER BEE = PRE- FERNER: Br SEXZ ESTER aHa a. WE DEE vr = N anhen MEHUTER BR y2 ur wa narah Sr et a { BIEL Al Au le Rh 5 p: 6 MONATSBERICHT KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. November 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr du Bois-Reymond. 4.November. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Hr. Bonitz las über den platonischen Dialog Euthyphron. -7. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Braun las über die Modificationen in der Blattstellung der Fichtenzapfen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Rapporti sulle osservazioni dell’ Ecclisse di Sole del 22. Dice. 1870. Pa- lermo 1872. 4. Thompson, Catalogue of a series of photographs from the collect. of the British Museum. London. 8. Landwirthschaftliche Jahrbücher. Herausgeg. von R. v. Nathusius und v. Salviati. 1.Bd. 2. Heft. Berlin 1872. 8. [1872] 54 768 Gesammtsitzung 14. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Haupt las über Po@sie und Leben des Theokrit. Hr. W. Peters machte eine Mittheilung über eine, zwei neue Gattungen enthaltende, Sammlung von Batrachiern des Hrn. Dr. OÖ. Wucherer aus Bahia, so wie über einige neue oder weniger bekannte Saurier. , 1. Über Hrn. Dr. O. Wucherer’s Batrachiersammlung aus Bahia. Hr. Dr. OÖ. Wucherer, welcher sich eine Reihe von Jahren in Bahia als practischer Arzt aufgehalten, dort naturhistorische Sammlungen veranstaltet und sich durch einige werthvolle ophio- logische Arbeiten in der Wissenschaft bekannt gemacht hat, über-- liefs mir eine kleine Sammlung von Batrachiern, deren Untersu- chung sich an frühere Arbeiten über diesen Gegenstand anschliefst, welche ich der Akademie in diesem Jahre vorzulegen die Ehre gehabt habe (Monatsber. d. J. 196 u. 680). Die gesammelten Exemplare stammen zum gröfsten Theile aus Caravellas, dem südlichsten Theile der Provinz, welcher früher auch von dem Prinzen Maximilian zu Wied erforscht wurde. Es befinden sich Repräsentanten von zwei sehr merkwürdigen neuen Gattungen von Laubfröschen darunter, eine mit Unterkiefer- zähnen, welche bisher erst bei einer einzigen Gattung (MHemiphractus) und mit Keilbeinzähnen, welche noch bei keiner Gattung beobach- tet worden sind und eine, welche sich zunächst an Phyllomeduse anschlielst. ’ 1. Cystignathus ocellatus Linne. Amphodus nov. gen.') Habitus von Hylodes. Zunge herzförmig, hinten ohne Aus- schnitt, ringsum bis auf einen schmalen freien Rand angewachsen. ‘ 1) audodous, oben und unten bezahnt. vom 14. November 1872. 769 Zähne im Zwischen-, Ober- und Unterkiefer, an den Gaumen- knochen und am Keilbeine. Choanen und Tubae Eustachii eng. Trommelfell deutlich. Keine Parotoiden. Finger frei, der erste kürzer als der zweite, mit wohl entwickelten Haftscheiben. Zehen mit sehr kurzen Bindehäuten und wohl entwickelten Haftscheiben. Sternum .mit Manubrium. Querfortsätze des Os sacrum nicht ver- breitert. Diese merkwürdige Gattung schliefst sich dem Hemiphractus, der einzigen bisher bekannten Gattung der Anura mit Unterkiefer- zähnen, an, hat aber keinen Schädelpanzer, sondern den Kopf mit weicher Haut bedeckt.') 2. Amphodus Wuchereri n. sp. (Taf. Fig.1). Obere Kopfseite flach, mit feinen lederartigen Vertiefungen in der weichen Haut; Schnauze kurz, zugespitzt, vorspringend, nach unten und hinten convex abfallend; Canthi rostrales abgerun- det, aber wegen einer unter ihnen befindlichen flachen Längsfurche deutlich; Nasenlöcher in dem Canthus rostralis, nahe hinter der Spitze gelegen, um einen Augendurchmesser von den Augen, 2 desselben von einander entfernt. Durchmesser des rundlichen Trom- melfells etwas kleiner als der halbe Augendurchmesser. | Ober- und Zwischenkieferzähne nicht sehr gedrängt stehend. Von den Unterkieferzähnen sind die vorderen jederseits länger und spitzer und nehmen allmählig nach hinten hin an Länge ab; es sind jederseits ungefähr elf derselben vorhanden. Die Gaumenzähne bilden zwei etwas unregelmäfsige quere wenig von einander ab- stehende Haufen, welche weiter zurückstehen als die Choanen, sich aber seitlich nicht bis zu der Gegend hinter denselben aus- dehnen. Das Keilbein ist seiner Länge nach mit mehreren (fünf) Reihen kurzer Zähnchen besetzt. Die Zunge ist hinten flach ein- gebuchtet und breiter als vorn. Die Körperhaut ist oben ganz glatt. Die Kehle erscheint ebenfalls glatt, bei Betrachtung mit der Loupe sehr fein granulirt, der Unterleib, welcher von der Brust durch eine schwache Quer- 1) Es wäre jedoch möglich, dafs bei ganz alten Individuen die Schä- deloberfläche rauh erscheint, wie man aus der lederartig vertieften Beschaf- fenheit der Kopfhaut vermuthen könnte, 54° 770 Gesammtsitzung falte abgegrenzt wird, ist dagegen ebenso wie die Unterseite der Oberschenkel grob gekörnt. Die ziemlich kurzen Finger sind ganz frei; der erste ist merk- lich kürzer als der zweite, welcher nur wenig hinter dem vierten zurücksteht, den der dritte ebensoweit überragt wie der zweite den ersten; die Haftscheiben sind ungefähr halb so grofs wie das Trommelfell. Die hinteren Extremitäten sind kräftig und überra- gen nach vorn gelegt die Schnauze mit der Hälfte der Fufswurzel; nur die drei letzten Finger sind mit einer Bindehaut versehen, welche kaum über die erste Phalanx derselben hinausgeht. An der Basis der ersten Zehe befindet sich ein deutliches Knötchen, während die Unterseite der Zehen nur ganz unbedeutende Hervor- ragungen zeigt. Die Grundfarbe der Oberseite ist chocoladenbraun. Der Rücken wird jederseits von einer wohlbegrenzten schön gelben Längsbinde eingefalst, welche von dem hinteren oberen Theil des Auges ausgeht und sich mit einer gelben supraanalen Querbinde vereinigt. Auf der Mitte des Rückens zwei unregelmäfsige mehr oder weniger wurmförmig zusammenflie[sende Längsreihen gelber Flecke, welche sich bis auf die Schnautze fortsetzen. Unter dem Canthus rostralis eine dunklere oben gelb eingefafste Linie, welche sich hinter dem Auge breiter werdend und durch den oberen Theil des Trommelfells gehend fast bis zur Schenkelbuge fortsetzt. Die Aufsenseite des Oberschenkels und des Tarsus mit einer unregel- mälsigen schmalen gelben wurmförmig gekrümmten braun einge- falsten Längsbinde; auf der Aufsenseite der dicken Unterschenkel ebenfalls gelbe wurmförmig vereinigte Flecke auf braunem Grunde und auf der unteren Hälfte desHinterrandes derselben eine gelbe Binde. Auf der Aufsenseite des Ober- und Vorderarms eine weniger deut- lich gelbe dunkel eingefalste geschlängelte kurze Linie. Die ganze Unterseite gelblichweils. Totallänge 070275; Kopflänge 0%0085; Kopfbreite 020095; vord. Extr. 09014; hint. Extr. 0%038. Ein einziges Exemplar. Die von dem Prinzen zu Wied abgebildete und beschrie- bene Hyla luteola aus derselben Gegend hat so viele Ähnlichkeit in dem ganzen Habitus mit der vorstehenden, dafs ich sie, wenn auch nicht mit ihr identisch, doch derselben für nahe verwandt halte. Wenn ich mich daher früher (efr. Monatsber. d. Js. p. 217), vom 14. November 1872. 771 wenn auch mit Widerstreben, der Ansicht angeschlossen habe, dafs die von Hrn. Burmeister beschriebene Hyla luteola (= Hyla ne- bulosa Spix) mit der gleichnamigen Wied’schen identisch sein könne, so muls ich diese Identität jetzt durchaus bezweifeln. Es Steht nun zu hoffen, dafs man die Wied’sche Art, über deren Vor- kommen der Prinz zu Wied so genaue Angaben gemacht hat und welche an den bezeichneten Localitäten ungemein häufig sein soll, bald wieder auffinden werde. Auch hat Hr. Dr. Wucherer versprochen, diesen Nachforschungen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. 3. Hyla maxima Laurenti. Hyla maxima Ptrs., Monatsber. 1872. p. 218. In verschiedenen Färbungen: oben einfarbig braun oder grau, mit oder ohne dunkle Rückenlinie, oder heller gefleckt und auf den Gliedmafsen gebändert.') 4. Hyla crepitans Wied. Ein junges Exemplar, dessen Vomerzähne auf zwei graden convergirenden Linien stehen. 5. Hyla corticalis Burmeister. Ein ausgewachsenes Exemplar. 6. Hyla Langsdorffü Dum.Bibr. Zwei mit der von Guichenot gegebenen Abbildung ganz übereinstimmende Exemplare. 7. Hyla punctata Schneider. 8. Hyla albomarginala Spix. 9. Hyla venulosa Laurenti, Daudin. 1) Aus Sta. Catharina und aus Blumenau besitzt die Berliner Sammlung jüngere Exemplare, bei denen das Trommelfell kleiner, wie es übrigens immer bei jüngerern Batrachiern zu sein pflegt, und weniger mit Granulationen bedeckt ist. Das grölste von diesen hat, sowie ein mittelgro- [ses Exemplar aus British Guiana einen deutlichen Hautsporn am Hacken, von dem auch bei ausgewachsenen Exemplaren oft noch ein Rudiment zu bemerken ist. H. maxima ist hiernach sehr weit über Südamerica verbreitet. 772 Gesammtsitzung 10. Hyla mesophea Hensel. Hyla leucophyllata Burmeister, Erl. Faun. Brasil. Taf. 31. Fig.1. Ein ausgewachsenes und ein junges, ganz zu der Burmei- ster’schen Abbildung passendes Exemplar. H. leucophyllata Beireis ist schon durch die viel kürzere Schnauze von der vorstehenden Art verschieden. 11. Hyla rubra Daudin. Ganz glatte und andere granulirte Exemplare. 12. Hyla strigilata Spix. Ein einziges Exemplar, welches gröfser und oben undeutlicher gezeichnet ist, als das von Spix gesammelte. 13. Hyla (Hylella) punctillata Ptrs. Cophomontis punctillata Ptrs., Monatsber. 1870. p. 650. Hylomantis nov. gen. Von Phyllomedusa verschieden durch den Mangel von Paro- toiden und das Verhältnifs der zweiten Zehe, welche nicht kürzer, sondern länger ist als die erste, sowie durch einen ganz anderen Habitus. In dem Mangel der Schwimmhäute und den breiten plat- ten Sacralwirbelfortsätzen mit ihr übereinstimmend. 14. Hylomantis aspera n. sp. (Taf. Fig. 2). Kopf und Körper sehr abgeplattet. Schnauze nicht länger als das sehr vorspringende Auge. Nasenöffnungen vorn an den Ecken des abgestutzten Schnauzenendes. Canthus rostralis abgerundet; Frenalgegend nach aufsen allmählig abfallend. Trommelfell von der gefärbten Haut bedeckt, daher etwas undeutlich, im Durchmes- ser gleich 4 des Augendurchmessers. Zunge sehr ähnlich wie bei Phyllomedusa, herzförmig, vorn zweispitzig, hinten flach eingebuchtet, und hinten und seitlich frei, wie auf einem Stiel stehend.') Choanen viel gröfser als die que- ren Tubenöffnungen, nach vorn convergirend; zwischen ihrem vor- deren Theile zwei kleine nach hinten etwas convergirende Zahn- reihen. !) ef. Burmeister, rl. Faun. Brasil. Taf. 32. Fig. 6.7. N 1m) SEN ee OYO- D) Monatsbr. Berl, Ak. Wissensch 1872 er LAmphodus Wuchereri. 2 Hylomantis aspera. J D.1.Franz Wagner gez. ulith Druck v (.Böhm. vom 14. November 1872. 113 Die Extremitäten sind lang und schlank. Die Finger der vor- deren Extremität sind ganz frei, nur die Mittelhandglieder des 3. und 4. Fingers sind mit einander durch eine schmale Bindehaut vereinigt; der 1. Finger ist der kürzeste, der 3. der längste und der 2. wenig kürzer als der vierte. Die Haftscheiben haben die Gröfse des Trommelfells. Die Bindehäute zwischen der 1. bis 3. Zehe lassen noch die Hälfte der Mittelfulsknochen frei, während zwischen der 3. bis 5. Zehe dieselben etwas über die Basis der- selben entwickelt sind. Die Haftscheiben sind eben so grofs wie an den Fingern. Die Knötchen unter den Zehen sind ebenso wie unter den Fingern wohl entwickelt. Die ganze Oberseite mit Einschlufs des Oberlippenrandes vio- let oder violetgrau mit oder ohne grolse unregelmäfsige rostfarbige oder weilsliche rostfarbig geränderte Flecke. An den Rückenseiten ist die Grundfarbe gegen die gelbliche Farbe der Körperseiten scharf abgesetzt. Rücken der hinteren Extremität mit Einschlufs der halben 4. und der 5. Zehe, der vorderen Extremität am Vor- derarm und des 4. Fingers von der Farbe des Körperrückens. Der dünne Oberarm entweder farblos oder auf der Rückseite mit einem schwachen farbigen Längsstrich. Die Bauchseite des Kör- pers und der Extremitäten, die drei inneren Finger und Zehen überall gelblich. Totallänge 0%054; Kopflänge 0%015; Kopfbreite 0%019; vor dere Extr. 0%040; hint. Extr. 0%080.') 15. Bufo crucifer Wied. Erklärung der Abbildungen. Fig.1. Amphodus Wuchereri, in natürlicher Gröfse. la. Maulöffnung desselben, dreimal vergrölsert. 1b. Gaumen- und Keilbeinzahnhaufen, in natürlicher Gröfse. Fig. 2. Hylomantis aspera, in natürlicher Gröfse. la. Maulöffnung derselben, zweimal vergrölsert. !) Eine zu Phyllomedusa gehörige von mir früher (Monatsb. 1871. p.404) zu Ph. hypochondrialis gezogene Art aus Ucayali ist: Phyllomedusa palliata n. sp. Im Vergleich mit Ph. hypochondrialis ist die Schnauze weniger breit abgestutzt, länger als der Augendurchmesser. Das Trommelfell ist gröfser, sein 774 Gesammtsitzung 2. Über neue oder weniger bekannte Saurier. 1. Gecko trachylemus n. sp. Sehr nahe verwandt mit @. bivittatus Dum. Bibr., aber ver- schieden durch die merklich gröfseren Tuberkeln der Oberseite, gröfsere und weniger zahlreiche (oben 12, unten 9 jederseits) Lip- penschilder, das mehr entwickelte Mentale, so dafs das erste Paar der Infralabialia nur mit einem kleinen Theile dem Rostraie ge- genübersteht, ferner durch die gröfseren Schuppen in der vorderen, die grölseren Tuberkeln auf der feinen beschuppten übrigen Sub- mentalgegend und durch die merklich gröfseren Bindehäute am Grunde der Finger und Zehen. | Auf bräunlich grauem Grunde unregelmäfsige dunklere quere Fleckenbinden und auf der Kreuzgegend zwei dunklere Längsstrei- fen. Von der Frenalgegend geht eine dunklere Binde über den unteren Augenrand und durch das Trommelfell nach der Halsseite, wo sie sich verbreitert; über derselben eine andere, von dem hin- teren Augenrande ausgehende, welche sich an der Seite des Nackens verliert. Ein Exemplar aus Nordaustralien, durch Hrn. G. Krefft. Durchmesser gleich dem halben Augendurchmesser, und die Extremitäten sind verhältnifsmäfsig länger. Zwischen den dreieckigen Choanen, welche merklich gröfser als die Tubenöffnungen sind, bemerkt man zwei nach hin- ten convergirende schwacherhabene Linien, welche aber keine deutlichen Zähne zeigen. Rückseite violet, wie bei Ph. hypochondrialis scharf abgeschnitten gegen die hellen Körperseiten; am Kopfe läfst das Violet die Schläfengegend und das Trommelfell frei, geht durch das obere Augenlid und bis zur Mitte der Frenalgegend herab, und dringt nur vor den Nasenlöchern auf dem Schnau- zenende bis nahe zum Lippenrande vor. Nur die Rückseite der Unterschen- kel ist längs der Mitte wie der Körperrücken gefärbt. Die übrigen Körper- theile und die Extremitäten sind blafs violet, ähnlich wie bei Ph. hypochon- drialis mit dunkeln Flecken und Querbinden an den Körperseiten und den Extremitäten. Am Unterkinn und am Bauche zerstreute dunkle Punkte. Hand- und Fufssohlen schwärzlich. Sämmtliche Finger und Zehen auch an der Oberseite gefärbt. Totallänge 0,038; Kopflänge 0,011; Kopfbreite 0,011: vord. Extr. 0,030; hint. Extr. 0,058. ed vom 14. Noschber 1872. 775 2. Hypsilurus macrolepis n. sp. Grün mit dunkleren Querbinden auf dem Körper, dem Schwanze und den Gliedmafsen. Schuppen merklich gröfser als bei H. Go- deffroyi (Monatsber. 1867. p. 707. Taf. Fig. 1) und wie bei dieser mit nach hinten aufsteigendem Kiele. Bei H. Godeffroyi bilden die Schuppen um die Basis des Schwanzes an 60, bei der vorstehen- den Art nur etwa 40 Längsreihen. Vom Kinn bis After 0%117; Kopf 0%037; Schwanz 07412; vord. Extr, 0%060; hint. Extr. 0%106. Ein Exemplar von den Salomons-Inseln, durch Hrn. G. Krefft. 3. Chalecides trilineatus n. Sp. Ein Rostrale, ein Internasale, ein Frontale und zwei grofse Parietalia sind die einzigen oberen Kopfschilder. Jederseits zwei kleine Suprapalpebralia, fünf Supralabialia, das erste mit dem Na- sale verwachsen; ein kleines Mentale und drei Infralabialia; ein grolses unpaariges und dahinter jederseits zwei grofse Submentalia. Körperschuppen langgestreckt vierekig, in 19 Längsreihen; Bauch- schuppen in acht Längsreihen; drei Präanalia in einer Querreihe; vordere Extremität vierfingerig, hintere einfach. Oben bräunlich- weils, auf dem Körper mit drei, auf dem Schwanze mit zwei schwarzen unterbrochenen Linien; die übrigen Theile dunkelbraun, an den Schuppenrändern heller. Ein Exemplar aus Südamerica (zusammen mit Lygophis li- neatus L. und Elaps Gravenhorstii Jan), von dem Museum Godeffroy. 4. Tropidolepisma striolatum Ptrs., Monatsber. 1870. p. 642. Ein altes Exemplar, mit den Körperschuppen in 26 bis 28 Längsreihen, ist durch die Rauheit der Kopfschilder, auch der den vorderen Ohrrand bedeckenden Schuppen ausgezeichnet. Auch sind das Frontale, die Frontoparietalia und die Parietalia undeut- lich der Quere nach getheilt. Von dem dunkelbraunen Oberkopf geht eine dunkelbraune breite Längsbinde aus, welche die mittleren beiden und die Hälfte der sich daran schliefsenden seitlichen Schuppenreihen einnimmt und sich auf die obere Seite des Schwanzes fortsetzt. Die Sei- tenschuppen sind heller mit schwärzlichen Rändern, wobei die äufsere Hälfte der zweiten und die dritte Schuppenreihe etwas blasser sind, so dals neben der dunkeln Rückenbinde jederseits eine 776 Gesammtsitzung vom 14. November 1872. schmälere helle Binde erscheint. Unterseite schmutzig gelb. Die Extremitäten sind oben ebenfalls dunkel, seitlich und unten wie der Körper gefärbt. Totallänge 07420; Schwanzende bis After 07220; Kopf 07042; Schwanz 0'200; vord. Extr. 0%055; hint. Extr. 0%066; Körper- dicke 09045. Bowen (N. W. Australien); von Hrn. Godeffroy. ö. Lissolepis luctuosa nov. gen. Cyelodus (Omolepida) luctuosus Ptrs., Monatsber. 1866. p. 90. Diese Art steht zwar, wie ich gezeigt habe, durch manche Merkmale dem C. casuarinae sehr nahe, schliefst sich aber durch die Beschaffenheit der Ohröffnung und die Proportion der Zehen sowie die zwar abgerundeten aber mit kurzen Spitzen versehenen Zähne mehr an Tropidolepisma an, während der Mangel der Zähne am Gaumen sie wieder den Cyclodus nähert. Ich schlage daher für diese Art, da sie in keine der bekannten Gattungen ganz hin- einpafst, einen neuen Gattungsnamen vor. 6. Lygosoma (Hinulia) smaragdinum var. viridifuscum. Oben olivenbraun, unten grün, die Schuppenränder dunkler, metallisch glänzend. Körperschuppen kleiner, in 26 Längsreihen, die Ohröffnung gröfser und die grolse Hackenschuppe kleiner als bei der typischen Form. Ein ausgewachsenes und ein junges Exemplar von der Bo- ston-Insel, durch Hrn. Godeffroy. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstult. Jahrg. 1872. 22. Bd. Nr. 3. Wien 1872. 8. Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier von 1869 —1871. Trier 1872. 4. rw TEE ER ie A Sitzung der phys.-math. Klasse vom 18. November 1872. 777 18. November. Sitzung der physikalisch- mathema- tischen Klasse. Hr. Borchardt las: Untersuchungen über Elasticität mit Be- rücksichtigung der Wärme. Hr. Dove las: Über das Zurücktreten localer Ein- flüsse gegen die von den allgemeineren Bewegungen des Luftkreises abhängigen Wärmeänderungen. Der Einflufs der in der jährlichen und täglichen Periode sich verändernden Insolation auf die Witterungserscheinungen ist ein so erheblicher, dafs es in der Regel keiner langen Jahresreihe be- darf, die Gestalt der Curve der von diesen Perioden abhängigen Änderungen der Instrumente festzustellen, obgleich man erfahrungs- mälsig die Überzeugung gewonnen hat, dals ein Jahr selbst zur Feststellung der täglichen Variationen nur eine annähernde Sicher- heit gewährt, dazu vielmehr wenigstens in unsern Breiten einige erfordert werden. Etwas anderes ist es bei der Aufsuchung anderer Perioden, deren Einfluls so unbedeutend erscheint, dafs erst eine lange Jah- resreihe uns darüber belehrt, dafs sie wirklich vorhanden sind. Derartige Untersuchungen, sowie die über Änderungen des Klimas können daher nur an Stationen geknüpft werden, für welche eine sehr lange Jahresreihe von Beobachtungen vorliegt. Die von mir erwiesene Thatsache, dafs die sogenannten nichtperiodischen Ver- änderungen der Temperatur, des Luftdruckes, der Regenmenge sich in der Weise compensiren, dafs einem zu Viel an einer Stelle ein zu Wenig an einer andern gleichzeitig entspricht, hat das Unge- nügende solcher Untersuchungen gezeigt, wenn dieselben nur auf die Beobachtungen eines einzigen Ortes begründet sind, und dem auf diese Weise Ermittelten ohne Weiteres eine allgemeine Gültig- keit zugeschrieben wird. Aber auch eine einzige Station bietet eine nicht unbedeutende Schwierigkeit dar, wenn es sich um soge- nannte Secularvariationen handelt. Bedürfen wir nämlich viele Jahre umfassende Beobachtungen, so können diese, wenn die An- zahl derselben ein Menschenalter übersteigt, unmöglich von dem- 778 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse selben Beobachter angestellt werden, so dafs, um jene lange Jah- resreihe zu erhalten, verschiedene Beobachtungsreihen an einander geknüpft werden müssen. Diese Reihen sind sehr oft häufig aus- ser durch die Localität, wo sie gemacht wurden, auch verschieden durch die Wahl der Beobachtungstunden und durch die Instrumente, die häufig nicht mit einander verglichen wurden. Den Einflufs der Localität und den zwischen den Instrumen- ten stattfindenden Unterschied, sowie den der Tagesstunden, an welchen beobachtet wurde, sucht man dadurch zu beseitigen, dafs man gleichzeitig an beiden Localitäten beobachtet und die sich da- bei ergebenden Unterschiede als Correctionselemente anwendet, um die auf der frühern Station angestellten Beobachtungen auf die neueren zu reduciren. Dies setzt an beiden Stationen Identität der Witterungsverhältnisse voraus und wenn diese stattfindet, dafs die Localität in gleicher Weise zu verschiedenen Zeiten in densel- ben Abschnitt des Jahres die Aussage der Instrumente modificire. Diese Voraussetzung ist nie streng geprüft worden, da man nie die Einflüsse zu sondern bestrebt gewesen ist, welche jene Un- terschiede hervorrufen. Was die Identität der Witterungsverhältnisse betrifft, so wird diese bei einem nicht erheblichen Abstand der Stationen angenom- men werden dürfen, Phänomene von geringen Seitendimensionen, wie z. B. starke Gewitterregen, Hagelfälle etc. etwa ausgenommen. Für temporäre Abweichungen der Temperatur und des Druckes von normalen Werthen ist allerdings erwiesen, dafs sie sich ver- ändern, wenn wir über die Erdoberfläche fortschreiten, aber der verhältnilsmäfsig grofse Abstand der Isametralen erlaubt für die Temperatur, und der der isobarometrischen Curven für den Druck bei unerheblichen Abständen der Stationen einen unerheblichen Ein- fluls vorauszusetzen. Die einfache Gestalt dieser Abweichungslinien erlaubt die Annahme, dafs überall locale Einflüsse erhebl'ch zu- rücktreten gegen die durch die Bewegungen des Luftkreises ver- anlalsten, in welchem quantitativen Verhältnisse diese aber zu ein- ander stehen, ist, soviel mir bekannt, noch nicht ermittelt worden, sondern stillschweigend angenommen, dafs jene gegen diese zu ver- nachlässigen. Es schien mir daher wünschenswerth, zwei einander nahe gelegene Stationen in dieser Beziehung mit einander verglei- chen zu können, bei dieser Vergleichung aber die etwaige Nicht- identität der auf beiden Stationen angewendeten Instrumente zu Ks vom 18. November 1872. 779 eliminiren. Dies kann dadurch geschehen, dafs man jedes In- strument nur mit sich selbst vergleicht, nämlich die Abweichungen ermittelt, welche es in einzelnen Jahrgängen gezeigt hat, wenn man seine Angaben in denselden mit den mittlern Werthen vergleicht, welche sich aus einer langen Jahresreihe ergeben. Führt man dies für beide Stationen durch und vergleicht nun die an beiden sich erge- benden Abweichungen mit einander, so wird ein grolser sich erge- bender Unterschied beweisen, dafs locale Einflüsse bei den nicht- periodischen Veränderungen bedeutend ins Gewicht fallen, ist der Unterschied hingegen klein, dafs sie bei der Beurtheilung atmo- sphärischer nichtperiodischer Veränderungen unerheblich sind. Bei meinen Untersuchungen über die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur der Atmosphäre habe ich lange gewünscht, diese Frage durch Untersuchung zu beantworten, aber jetzt erst das da- zu erforderliche Beobachtungsmaterial erhalten. Im Jahre 1826 sind auf Veranlassung von Daniell im Pflan- zengarten von Chiswick meteorologische Instrumente aufgestellt, an welchen die Extreme der Schattenwärme und die der Bestrahlung und freien Ausstrahlung an ihnen unterworfenen Thermometern be- stimmt wurden. Sie sind veröffentlicht worden in den Abhandlungen der Horticultural Society — 1840, dann aber nicht weiter bekannt ge- macht. Es sind das die Beobachtungen, welche ich in unser Ab- handlungen 1844 p. 275 und 1848 p. 225. 229 einer besondern Bearbeitung unterworfen habe. Unter dem Titel „Reduction of the meteorological Observations made at the Royal Horticultural Gardens“ Chiswick, in the Years 1826—1869 sind von Hrn. Glai- cher nun die bis 1869 angestellten Beobachtungen der Schatten- wärme auch berechnet und veröffentlicht worden. Nun werden aber auf der Sternwarte in Greenwich seit November 1840 an selbst- registrirenden Instrumenten tägliche zweistündliche meteorologische Beobachtungen angestellt und in den Greenwich Magnetical and Meteorological Observations von Hrn. Airy publicirt. Auf diese Weise besitzen wir jetzt zwei 29 Jahre umfassende gleichzeitige Beobachtungsjournale von zwei einander nahe gelegenen Stationen, Chiswick und Greenwich. Aus beiden habe ich für diesen 29jäh- rigen Zeitraum die mittleren Monatstemperaturen berechnet, und durch Vergleichung jedes einzelnen Jahrganges mit dem mittleren 29jährigen Werthe die Abweichungen bestimmt. v.m . Sure a VO ie pr he, I Br r vr e h : ak 2er \ ri. 780 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Die folgende Tafel enthält die Abweichungen beider Stationen in Fahrenheitschen Graden neben einander gestellt, wodurch sich unmittelbar beurtheilen läfst, welche Gröfse locale Einflüsse hier haben können. Der verhältnifsmälsig geringe Unterschied gleich- zeitiger Abweichungen ist ein Beweis, wie überschätzt gewöhnlich diese Einflüsse werden. Die Übereinstimmung würde noch gröfser sein, wenn die Bestimmung des Mittels aus täglichen Extremen, wie sie in Chiswick geschieht, in allen Abschnitten des Jahres vom 12stündlichen Mittel, wie es in Greenwich erfolgt, um gleiche Gröfsen verschieden wäre, was bekanntlich nicht der Fall ist. Greenwich Chiswick ı Greenwich Chiswick 1841 1843 Jan. —4.6 3 17 2.3 Febr. —4.0 | 3,3 en Mz. 4.7 4.9 1.4 1.8 Apr. —0.1 —0.1 0.0 0.9 Mai 3.8 4.9 —D.8 —0.9 Juni —2.6 —2.9 BLM: —31 Juli Au SH ER 0 Ausg. 0.9 —0.2 0.7 1.5 Sept. 0.8 1.6 2.2 4.1 Oct. 16 0.1 124 Be Nov. 9.3 0.8 0.8 1.0 Dec. 0.0 0.4 3.4 4.1 1842 1844 Jan. —5.3 —44 0.9 0.9 Febr. 1.5 2.0 A| 2 Mz. 3.4 3.9 0.0 0.5 Apr. —1.9 0 4.6 4.3 Mai 0.2 1.0 ag —0.3 Juni 3. 3 1.7 1.4 Juli 47 N — 0:5 0.4 Aug. 4.0 5.2 —3.7 —2.6 Sept. —0.9 0.4 —0.4 0.8 Oct. el Ze, 00 —0.4 Nov. 0,2 1.0 1.0 1.1 Dee. 4.5 4.7 th —6.3 vom 18. November 1872, 781 Greenwich Chiswick | Greenwich Chiswick 1845 1848 0.1 1.1 —3.6 — 93.4 —6.6 —6.2 4.1 4.6 —6.3 —oel 2.3 1.8 —0.8 — 0.1 0.5 0.0 — 8.6 —9.8 6.7 5.0 az 0.0 —0.5 — 0:9 —2.1 —1.7 —0.4 —0.4 —4.1 —8. — 2,9 0) —3.7 —9.2 —1.4 — LO —0.2 —0.9 1.2 0.1 2.8 2.2 0.8 —0.7 1.2 0.6 3.9 2.5 1846 1849 9.8 9.4 159 2.6 4.6 4.1 8.9 2.7 1.8 2.8 1.0 I 0.0 0.4 a) —3.4 1.6 2.7 1.0 1.7 6.5 6.5 —L.1 — 9:0 2.6 9.0 0.2 —0.4 1.8 2.1 1.5 1.3 3. 3.4 1.5 0.8 0.1 0.0 0.7 0.0 3.0 2.4 Heu 0.6 — 1.6 —1.5 —1.4 —1.9 1847 1850 —2.6 —3.0 —4.5 —4.4 —a8 —9.4 5.4 4.4 — 031: —0.6 —1.6 —2.3 —128 —3.0 1.4 1.4 9. 3.3 0.0 —2.1 —1.0 —2.0 1.8 0.7 3.0 2.8 0.3 —0.4 0.7 0.6 2 — —2.9 —3. —0.9 am) 2.9 2.3 —3.4 —4,7 3.9 3.9 149 2.4 2.2 2.2 0.1 — 07 782 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Greenwich Chiswick | Greenwich Chiswick 1851 4.7 0.8 121 —2.4 —2.1 —0.1 —1.8 0.9 —0.4 2.2 —5.1 —0.1 1852 3.8 1.5 —0.2 —1.2 —1.5 —2.9 —0.5 —2.5 1853 —1.5 —1.1 —1.0 —6.1 —1.2 —1.5 —1.6 —2.6 —0.3 --3.5 —1.0 —0.8 2.9 —2.1 1.3 —2.3 —0.3 1854 1856 0.9 —0.1 2.0 1.5 —2.2 —2.7 —0.7 —0.5 —1.1 —2.7 —2.5 —0.6 —3.4 —0.5 —0.7 1.8 —2.5 1.2 —2.3 —0.5 IE ER TREND IN Jan. Febr. Mz. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jan. Febr. Mz. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jan. Febr. Mz. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. [1872] vom 18. November 1872. Greenwich Chiswick ] Greenwich Chiswick 1857 —1.6 —0.1 0.3 —14 1.0 2.8 2.6 4.0 2.4 2.9 2.8 4.6 1858 —0.7 —4.7 —0.1 —0.9 —1.3 5.9 —1.2 0.6 3.0 0.4 —3.4 0.5 1859 2.2 3.8 4.9 —0.5 0.1 2.4 6.2 2.1 —0.6 0.5 —11 —3.7 —1.9 —1.4 0.5 —1.5 0.9 2.4 1.5 3.2 1.7 1.3 3.9 4.2 1860 1.5 —3.6 —0.4 —4.2 0.8 —4.2 —4.3 —3.7 —3.9 0.2 —1.2 —12 1861 —4.4 2.8 2.3 —2.8° —1.1 0.1 —1.0 1.8 —0.2 4.9 —2.2 0.5 1862 0.8 1.8 1.6 1.3 2.4 —2.7 —2.8 —1.9 0.4 1.4 —23.2 3.1 35 1.2 —3.9 — 02 —45 0.3 —5.0 —42 en —44 —0.1 —2,6 a3 —5.2 24 1:7 —3.5 —14 01 24 1.2 —0.7 4.6 —32 —0.4 0.7 2.3 1.9 1.1 2.8 — 24 —3.7 —1.9 0.2 1.9 — 2.4 3.6 783 784 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse Greenwich Chiswick | Greenwich Chiswick 1863 1866 Jan. 3.7 37 4.4 4.9 Febr. 2.8 31 1.2 14 Mz. 2.4 2.7 —1.0 —0.9 Apr. 2.0 2.0 0.8 1.2 Mai —1.0 BET. —2.9 —2.9 Juni —0.9 —04 1.9 2.0 Juli 1 —0.6 —0.9 =» Aug. 0.5 0.7 —2.0 R Sept. a6 N. —0.9 PER W | Oct. 1.2 2.0 0.9 0.9 Nov. 2.7 2.5 1.3 2.4 Dee. 2.7 2.4 2.4 3.1 1864 1867 Jan. 47 | —4.0 —4.6 Febr. —3,3 — 354 5.4 5.8 Mz. 0» —04 —3.8 a3 Apr. 1.1 1.2 1.9 3.2 Mai 0.8 0.9 0.4 0.7 Juni =4B =4n —0.9 —0.2 Juli 04 —0.9 2.5 —32 Aug. —1.8 —2.1 0.6 0.5 Sept. —0.4 —0.7 0.3 0.8 Oct. 01 0.5 —1,1 14 Nor. 9 —07 —1.6 —1.9 Dee. —2.0 = —3,0 —31 1865 1868 Jan. —1.9 —1.7 —1.0 —0.3 Febr. 287 —15 3.7 4.3 Mz. —4.9 —5.2 2.5 34 Apr. 5.2 45 1.0 1.4 Mai 31 2.7 4.3 4.5 Juni 1.2 —0.2 3.0 3.3 Juli 1.9 1.1 5.6 5.9 Aug. —1.5 —2.2 2.2 2.8 Sept. 6.6 5.0 3.2 3.2 Oct. 0.5 0,3 —25 a3 Nov. 1.8 1.8 —ıiu iR Dee. 2.2 2.6 en 5.9 vom 18. November 1872. 785 Greenwich Chiswick 1869 Jan. 2.9 2.8 Febr. 6.0 6.0 Mz. —4.0 —3.9 Apr. 3.2 3.1 Mai —25 —2.5 Juni —37 —3,7 Juli 2,6 2.7 Aug. —0.6 —0.7 Sept. 1,7 2.1 Oct. —15 BE) Nov. 0.0 0.7 Dec. —2.6 —2.2 Es fragt sich nun, welchen Einflufs die Unterschiede der in jedem einzelnen Falle vorkommenden Abweichungen auf die mitt- lere Veränderlichkeit haben. Diese wurde daher in der folgenden Tafel berechnet. Sie war Chiswick Greenwich Jan. 2.80 2.74 Febr. 3.43 3.59 März 2.33 2.21 Apr. 1.73 1.70 Mai 2.14 2.01 Juni 2.04 2.22 Juli 1.94 2.05 Aug. 1.77 1.79 Sept. 1.87 1.78 Oct. 1.33 1.52 Nov. 2.23 2.04 Dee. 3.01 3.04 mittlere Veränd. 2.22 222 55° 736 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse also vollkommen identisch, ein Beweis, dafs die in den einzelnen Monaten noch vorhandenen, wenn auch kleinen Unterschiede sich im Lauf des Jahres vollkommen ausgleichen. Eine solche Übereinstimmung der mittleren Veränderlichkeit kann natürlich nur erhalten werden, wenn die mit einander ver- glichenen Temperaturen absolut identischen Zeiträumen angehören. Ist dies nicht der Fall, so kann ein einziges Jahr von ungewöhn- lich grofser Anomalie, welches, in beiden Reihen nicht gleichzeitig vorkommt, sich im mittleren Werth der einen Station geltend machen und scheinbar gröfsere Uuterschiede hervorrufen, als sie in der That vorhanden sind. Um dies zu prüfen, habe ich die Abweichungen der ganzen Reihe von Chiswick 1826—1869 mit den von London 1771—1864 verglichen, die in den Abh. d. Berl. Akad. 1866 p. 36 abgedruckt sind. In Graden Reaumur erhielt ich: Chiswick London Jan. 1.31 1.30 Febr. 1.40 1.27 Mz. 1.04 1583 Apr. 0.85 0.97 Mai 0.97 0.96 Juni 0.79 0.92 Juli 0.85 0.92 Aug. 0.75 0.383 Sept. 0.80 0.82 Oct. 0.71 0.83 Nov. 0.86 0.88 Dee. 1.39 1.35 mittlere Veränder. 0.98 1.02 also den allerdings kleinen aber doch merklichen Unterschied von 0.04 R. Um den Einflufs der Localität auf die Bestimmung der mitt- leren Temperatur zu erhalten, können aus den 29jährigen gleich- zeitigen Beobachtungen die mittleren Werthe berechnet werden. Man erhält dann in Fahr. Graden vom 18. November 1872. 1787 Chiswick Greenwich Jan. 37.8 383.2 Febr. 39.2 39.3 Mz. 42.0 41.9 Apr. 48.3 47.1 Mai 54.0 53.0 Juni 60.3 59.0 Juli 62.8 61.9 Aug. 62.0 61.4 Sept. 57.7 57.3 Oct. 50.1 50.4 Nov. 42.3 43.0 Dee. a9 40.5 Jahr 49.7 49.4 hingegen, wenn man die ganze 44jährige Reihe von Chiswick mit der 50jährigen von Greenwich, wie sie den Vergleichungen jedes Jahres in den Memoirs der Greenwicher Beobachtungen zum Grunde gelegt wird, folgende Werthe: Chiswick Greenwich Jan. 37.4 36.9 Febr. 39.4 38.7 Mz. 42.4 41.6 Apr. 48.2 46.2 Mai 54.4 53.0 Juni 60.5 59.1 Juli 63.1 61.9 Aug. 62.2 61.2 Sept. 57.6 56.6 Oct. 50.4 50.2 Nov. 42.7 43.2 Dee. 40.0 39.8 Jahr 49.9 49.0 Ein wenn auch nicht bedeutender Einflufs der Localität ist also nicht zu verkennen. Lange Beobachtungsreihen sind vorzugsweise in grolsen Städten angestellt. Will man durch Vergleichung älte- 788 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 18. November 1872. rer Bestimmungen mit neuern Beobachtungen Säcularvariationen bestimmen, so mufs man, wenn auch für die Gegenwart der Ein- flufs der Localität ermittelt ist, für combinirte Reihen, die an ver- schiedenen Orten angestellt wurden, doch sich vergewissern, dafs der Einflufs der Localität derselbe geblieben. Dies ist bei der ste- tigen Vergrösserung grolser Städte sehr unwahrscheinlich. Es ist dadurch der Verdacht gerechtfertigt, dafs einer Veränderung des localen Einflusses das zuzuschreiben ist, was als einer klimatische Veränderung angesehen wird. Aus den hier mitgetheilten Untersuchungen geht hervor, dafs wenn bei der Bestimmung mittlerer Werthe und ihrer periodischen Veränderungen der Einfluls der Localität, wo die Beobachtungen angestellt wurden, nicht zu verkennen ist, er bei Ermittelung der nichtperiodischen Veränderungen der Temperatur bei nahe gele- genen Stationen so unbedeutend ist, dafs er vernachlässigt werden kann, vorausgesetzt, dafs zwischen den benachbarten Stationen kein erheblicher Höhenunterschied stattfinde.. Bei den Untersuchungen über nichtperiodische Veränderungen habe ich die Abweichungen der einzelnen Jahre stets auf langjährige mittlere Werthe bezogen, die für die vorhandenen Stationen aus gleichen Zeiten bestimmt waren. Da für zu wenig Stationen langjährige Beobachtungen vorlagen, so mufste für die weniger Jahre umfassenden Stationen ein Mittel gefunden werden, Werthe zu ermitteln, wie sie sich er- geben hätten, wenn die Mittel aus einer längeren Beobachtungs- reihe, und zwar einer gleichzeitigen, bestimmt wären. Ich habe daher für benachbarte sogenannte Normalstationen die aus wirklich gleichzeitigen Jahren folgende Mittel berechnet, ihren Unterschied mit dem vieljährigen dieser Normalstation bestimmt, und die sich ergebenden Unterschiede als Correction an die Mittel der Station angebracht, für welche die geringere Jahresreihe vorlag. Dies ent- hält die Voraussetzung, dafs die nichtperiodischen Veränderungen beider benachbarter Stationen identisch waren. Die vorhergehen- den Untersuchungen enthalten eine auffallende Bestätigung dieses Jetzt allgemein angewendeten Verfahrens. ni 2 Gesammtsitzung vom 21. November 1872. 789 21. November. Gesammtsitzung der Akademie. . Hr. Weber las über den padapätha der Taittiriya-Samhite. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Proceedings of the Lyceum of Natural History in the. City of New York. 1870. Vol. I. 8. a Annals of the Lyceum of Natural History. ib. eod. Vol. IX. N. 13. X. N. 1—7. 8. Verhandlungen des histor. Vereins von Oberpfalz und Regensburg. 283. Bd. Stadtamhof 1872. 8. . Seaechi, Contribuziond mineralogiche. Napoli 1872. 4. —, Sulla origine della cenere vulcanica. ib. eod. 4. —, Notizie preliminari di alcune specie mineralogiche. ib. eod. 4. Jonckbloet's Geschichte der Niederländischen Literatur. Ausg. von Berg. 2. Bd. Leipzig 1872. 8. Trumpp, Grammar of the Sindhi language. Londen 1872. 8. Rossi, Bulletino di archeologia christiana. Sec. Serie. Anno primo N. 1—4. secondo N. 1—4. terzo N. 1.2. 4. rt £ 790 Gesammtsitzung vom 28. November 1872. 28. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Beyrich las über die Fauna des rothen Ammoniten- Kalksteins von Campiglia. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: J. v. Lamont, Verzeichni/s von 4093 teleskopischen Sternen. München 1872. 8. Plantamour & Hirsch, Determination telegraphique de la difference de longitude etc. Geneve & Bale. 1872. 4. Crahay, Coutumes du Comte de Looz. T. DI. Bruxelles 1872. 4. Polain &,Bormans, Recueil des ordonnances. Vol. III. ib. eod. fol. ”® Nachtrag. 18. März. Sitzung der physikalisch-mathematischen ‚Klasse. Hr. du Bois-Reymond las über facettenförmige En- digung der Muskelbündel. In der an dunklen Punkten reichen Histologie giebt es wenig Punkte, die so oft besprochen doch noch so wenig sicher gekannt sind, wie die Verbindung der Muskeln mit den Sehnen. Nicht zum Verwundern, wenn man erwägt, dafs kaum zwei Histologen sich finden möchten, die über den Bau der Sehne mit einander einig sind, und kaum einer, der über den Bau des Muskels mit sich selber einig ist, wie am besten daraus erhellt, dafs in dem von Hrn. Stricker herausgegebenen Album deutscher Histologen die Muskeln leer ausgingen. Die Grundfragen sind hier bekanntlich, ob Muskelfibrillen, sofern es welche giebt, in Sehnenfasern über- gehen, eine Meinung, die wohl kaum noch Anhänger hat; oder ob der Zusammenhang von Muskel und Sehne durch das Sarkolemm vermittelt wird; ob in diesem Falle das Sarkolemm mit der Sehne verschmilzt, oder nur mit ihr verkittet ist. Es ist nicht meine Absicht, mich in den Streit über diese Möglichkeiten einzulassen. Ich will nur eine Frage besprechen, welche ungleich leichter, ja unter allen hier sich darbietenden die leichteste scheint, und über welche dennoch vielfach irrige oder wenigstens unvollständige An- 792 Nachtrag. sichten verbreitet sind. Es ist die nach der Gestalt des an die Sehne stolsenden Endes des Muskelbündels, oder nach der Form, in der die quergestreifte Substanz an die Sehne grenzt. Die hierüber fast allgemein verbreitete und überall vorgetragene Meinung ist, dafs durchweg die Bündel abgerundet kegelförmig, etwa in Gestalt einer Spitzkugel oder Granate, enden, und dafs ihre Enden in entsprechende Grübchen der Sehne eingelassen seien. Ich will diese Vorstellung die von der kegelförmigen Endigung, und die darin vorausgesetzten Bündelenden Muskelkegel nennen. Ich füge mich darin dem Brauch, ohne für meinen Theil zu vergessen, dafs die zu bezeichnende Gestalt nicht die eines Kegels ist, sondern die des Rotationskörpers, den ein um die senkrechte Mittellinie ge- drehter Spitzbogen erzeugt. Der Keim dieser Vorstellung findet sich bei Fontana, inso- fern er Sehnenfasern und Muskelbündel in einander greifen läfst, wie Zähne zweier Zahnräder.! Soviel ich ermitteln konnte, hat aber zuerst Mascagni die Enden der Muskelbündel kegelförmig abgebildet.?2 Ähnlich sieht man sie dann dargestellt bei Fieinus}, Treviranus®t, Gurlt5, Gerber‘, Fr. Arnold’, Günther°, ı Abhandlung über das Viperngift u. s. w. Berlin 1787. 4. S. 388. 389. ?2 Tavole figurate di alcune parti organiche del Corpo umano ec. espo- ste nel Prodromo della grande Anotomia. Firenze 1819. Fol. Tav. XII Fig. 5. — Vergl. Prodromo della grande Anotomia ec. p. 102. 3 De Fibrae muscularis forma et structura. Lipsiae 1836. 4. p. 24.25. Fig. 36. * Beiträge zur Aufklärung der Erscheinungen und Gesetze des organi- schen Lebens. Bd. 1. 4. Hft. Bremen 1838. Fig. 59. — Treviranus bildet Muskelbündel aus dem M. quadratus der Nickhaut der Krähe auffallend spitz, d. h. allmählich sich verjüngend, ab. | 5 Lehrbuch der vergleichenden Physiologie der Haus-Säugethiere. Ber- lin 1837. S. 26. Taf. I. Fig. 14. 6 Handbuch der allgemeinen Anatomie des Menschen und der Haus- säugethiere. Bern und Chur 1840. S. 131. Atlas Fig. 51. ” Handbuch der Anatomie des Menschen u. s. w. Bd. I. Freiburg i. Br. 1844. S. 253. Taf. IV. Fig. 8. ® Lehrbuch der allgemeinen Physiologie. Bd.I. Leipzig 1845. 8. 383. Taf. III. Fig. 3. Nachtrag. 793 Bendz°, Gerlach!?, endlich bei Kölliker!!, Valentin!? und Bruns! beschreiben in demselben Zeitraume die Sache ebenso, Henle!* äufsert keine eigene Meinung. Seit Kölliker’s zu- sammenfassendem Werke wurden ähnliche Angaben wiederholt von Rollett!5, Leydig!®, Haeckel!’, v. Biesiadecki und Herzig!®, v. Wittich!1?, Baur?® und Kühne?!, .% Haandbog i den almindelige Anatomie. Kjöbenhavn 1846—47. S. 388. 5. 593. Tab. V. Fig. 11. 10 Handbuch der allgemeinen und speciellen Gewebelehre u. s.w. Mainz 1848. S. 111. Fig. 43. 11. Mikroskopische Anatomie oder Gewebelehre des Menschen. Bd. H. Leipzig 1850. S. 219. Fig. 63. — Dieselbe Figur kehrt in allen Auflagen des „Handbuches der Gewebelehre* wieder. 12 Nova Acta ... Naturae Curiosorum. Vol. VII. I. Vratislaviae et Bonnae 1836. 4. p. 118. Anm. 2; — Artikel: „Gewebe des menschlichen und thierischen Körpers“ in Rud. Wagner’s Handwörterbuch der Physio- logie u. s. w. Bd.I. Braunschweig 1842. S. 714. 13 Lehrbuch der allgemeinen Anatomie des Menschen. Braunschweig 1541. S. 332. Anm. 14 Allgemeine Anatomie u. s. w. Leipzig 1841. S. 592. 15 Sitzungsberichte der Wiener Akademie. 1856. Bd. XXI. S. 176. 16 Lehrbuch der Histologie. Frankfurt a. M. 1857. S. 130. 131. Fig. 65. 66. 17 De telis quibusdam Astaci fluviatilis. Berolini 1857. p.47. Tab. I. Fig. 13. 18 Sitzungsberichte der Wiener Akademie. 1859. Bd. XXXIII. S.146 (Unter anderen aus dem Gastroknemius des Frosches). — Auch in Mole- schott’s Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere. Jahrg. 1859. Giessen 1860. Bd. VI. S. 105. 19 Königsberger Medicinische Jahrbücher u. s. w. 1862. Bd. III. S. 47: „Die Untersuchung lehrte ..., dafs alle Muskelprimitivbündel co- „nisch zugehen, und zwar bald mit stark abgerundeter, bald mit mehr „oder weniger fein ausgezogener, bald einfacher, bald mehrfacher Spitze.“ 20 Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. 1860. S. 129. (Kiefer- muskel des Flufskrebses.) 21 Über die peripherischen Endorgane der motorischen Nerven. Leipzig 1862. 4. S. 14. (Am Froschsartorius.) a 794 Nachtrag. Neuerlich hat Hr. Vietor Hensen mit besonderem Nach- druck allen Muskeln, „seien sie aus einem gefiederten oder unge- „fiederten Muskel genommen, seien sie vom Säugethier oder vom „Frosch,“ kegelförmige Enden zugeschrieben, und diese aus dem Triceps femoris des Frosches abgebildet.?? Hr. Hensen hat dieser Lehre eine grofse Wichtigkeit für die Theorie des Muskelstromes beigelegt. Auf sie gestützt leugnet er, dafs es natürlichen Querschnitt der Muskeln in dem Sinne gebe, in welchem ich diesen Ausdruck gebrauche. „Man kann mit „Recht fragen, wo ein natürlicher Querschnitt sich finde, denn wie „man schon ander Zeichnung, noch auffallender aber anden Präparaten „sieht, tritt stets nur die neutrale Kante der Querscheibe zu „Lage, ihre Fläche spielt bei der Endigung gar keine „Rolle. Theoretisch mufste man allerdings ein terrassenförmiges „Abnehmen der Querstreifen erwarten, jedoch sie folgen einander „so dicht und ihr Durchmesser nimmt selbst an scharf sich zu- „spitzenden Fasern?3 so allmählig ab, dafs man an dem intacten „Ende durchaus nichts von Terrassen sieht und selbst an der „äufsersten Spitze tritt meistens keine Fläche zu Tage, die erheb- „lich breiter wäre als die Querscheibe dick ist.“ Indem er übrigens die Hypothese elektromotorischer Molekeln zu Grunde legt, führt Hr. Hensen aus, wie seiner Meinung nach in Folge jener Anordnung die Muskelkegel neutral sich verhalten mülsten, und er sieht hierin eine Erklärung für die Stufe der Par- elektronomie, bei welcher der natürliche Querschnitt neutral zum Längsschnitt ist. Wie Hrn. Hermann, aber aus anderem Grunde, erscheint ihm diese Stufe der Parelektronomie somit als der natür- liche und normale Zustand des Muskels. Um zu erklären, weshalb dennoch die Sehne fast stets mehr oder weniger negativ gegen Längsschnitt angetroffen werde, macht Hr. Hensen die Hypothese, dafs der Muskel an dieser Stelle sehr verletzbar sei; und um diese örtlich grölsere Verletzbarkeit zu erklären, die weitere Hypothese, dafs der Muskel an seinen Enden eben erst gebildet, noch unvoll- ?2 Arbeiten aus dem Kieler physiologischen Institut. 1866. S. 18. 23 Die Worte: „selbst an scharf sich zuspitzenden Fasern“ sind inso- fern dunkel, als man gerade umgekehrt meinen sollte, je schärfer die Spitze, um so unmerklicher die Terrassen. Bw uch de Nachtrag. 795 endet sei. Hr. Hensen deducirt, dafs das Längenwachsthum des Muskels durch Ansatz contractiler Substanz am Bündelende ge- schehen müsse, erbringt aber dafür keinen thatsächlichen Beweis. Ihm sowenig wie Anderen ist bisher geglückt, an den Faserenden etwas Besonderes zu bemerken. „Selbst dann“, wie ich vor Kurzem anderswo mich ausdrückte, „wäre noch viel zu thun um zu be- „weisen, dafs die bemerkte Besonderheit vom Wachsen der Bündel „an ihren Enden herrühre, dals deshalb die Bündel dort verletzbarer „seien, und dafs dies die von mir der parelektronomischen Schicht „zugeschriebenen Erscheinungen erkläre.*?* In der That, bis nicht gezeigt wäre, dafs jene Besonderheit wirklich auf Wachsthum zu beziehen sei, dürfte vielleicht mit gleichem Recht ich sie als den optischen Ausdruck der parelektro- nomischen Schicht ansprechen, nach welchem ich seit Jahren suche. Wäre sie aber auch zum Wachsthum in Beziehung gebracht, so bliebe noch die Möglichkeit zu widerlegen, dafs eine Schicht junger contractiler Substanz die elektromotorischen Eigenschaften besitzt, die ich meiner parelektronomischen Schicht zuschreibe. Die grölsere Verletzbarkeit junger Substanz mülste aus anderen Gründen erwie- sen werden, als aus den Thatsachen, die durch diese gröfsere Verletzbarkeit erklärt werden sollen. A.a.O. habe ich aber be- reits an eine physiologische Erfahrung erinnert, welche mir mit der Annahme besonderer Verletzbarkeit der Bündelenden unverträglich scheint, an das längere Überleben nämlich kurzfaseriger dicker Mus- keln mit ausgedehnten Sehnenspiegeln im Vergleich zu langfaserigen dünnen Muskeln gleicher Masse. „Es ist wohl im Gegentheil „klar:* — schlofs ich — „eine Begrenzung, deren vergleichsweise „gröfsere Ausdehnung an der Oberfläche des Muskels diesem län- „geres Überleben sichert, kann nicht für ihn die Todespforte, die „Pars minoris resistentiae sein.“ Wäre die gröfsere Verletzbarkeit junger Substanz Ursache der so häufig ohne äufseren Grund vorhandenen Negativität der Sehne, so mülste diese Negativität bei älteren Thieren seltener vorkommen, bei erwachsenen ganz fehlen. Kälte müfste die Ver- letzbarkeit herabsetzen, nicht allein während der Temperaturernie- drigung, was allenfalls verständlich wäre, sondern auch weit über deren Dauer hinaus, wobei sich nichts denken läfst. 24 Archiv für Anatomie, Physiologie w. s. w. 1871. S. 603. 796 Nachtrag. Übrigens giebt Hr. Hensen selber zu, dafs er für die häufig vorhandene Positivität der Sehne gegen Längsschnitt keine solche morphologische Erklärung weifs, wie er sie für die Neutralität der Sehne zu besitzen glaubt. Um so weniger genügt seine Deutung der Thatsache, dafs Sartorius und Cutaneus femoris statt einer parelek- tronomischen Schicht, eine parelektronomische Strecke zeigen.?5 Er will dies so erklären, dafs in diesen Muskeln die „Faserenden „sich über eine gewisse Länge des Sehnenanfangs hin verstreuen, „während im Gastroenemius sie tiefer im Muskel nicht mehr sich „finden, also wirklich in einer Fläche liegen.“ Meint Hr. Hen- sen, dafs bei schrägem Ansatz der Sehne an den Muskel, wie am unteren Ende des Sartorius, der senkrechte künstliche Querschnitt einen Theil des schrägen natürlichen Querschnittes übrig gelassen habe, oder meint er, dafs im Sartorius und Cutaneus einige Bündel, ohne die Sehne zu erreichen, auf die von Hrn. Rollett beschriebene Art enden und unangeschnitten unter dem senkrechten künstlichen Querschnitt liegen bleiben? In keinem von beiden Fällen träfe seine Voraussetzung zu. Die Beobachtungen über die parelektro- nomische Strecke am oberen Ende des Sartorius und an beiden Enden des Cutaneus sind von dem Fehler frei, den die erste Deutung ihnen zur Last legen würde. Der zweiten Deutung stehen Hrn. Weismann’s?®, Hrn. Aeby’s2’? und Hrn. Küh- ne’s?® Beobachtungen entgegen, nach welchen die Rollett’sche Endigungsweise der Fasern im Sartorius des Frosches viel zu selten ist, um sie zur Erklärung einer so gewöhnlichen und ansehnlichen Erscheinung, wie die der parelektronomischen Strecke, zu verwenden. Aber auch wenn Hrn. Hensen’s Voraussetzungen richtig wären, könnte stehengebliebener neutraler natürlicher Querschnitt (im ersten Falle) den künstlichen Querschnitt nicht 25 Über das Gesetz des Muskelstromes u. s. w. Im Archiv für Anato- mie, Physiologie u. s. w. 1863. S. 685 ff.; — Über die Erscheinungsweise des Muskel- und Nervenstromes u. s. w. Ebenda. 1867. S. 264. 26 Henle’s u. Pfeuffer’s Zeitschrift für rationelle Medicin. 3. Reihe 1861. Bd. X, S. 269; — Bd. XII. S. 128. 27 Ebenda. Bd. XIV. 1862. S. 198. 28 Über die peripherischen Endorgane der motorischen Nerven. Leipzig 1862. 4. S. 14. Anm. tn 0b Nachtrag. 797 positiv gegen Längsschnitt machen, und ebensowenig könnte dies (im zweiten Falle) die Wirkung neutraler, unter dem künstlichen Querschnitt verborgener natürlicher Bündelenden sein. Ich mufs aber auch ferner Hr. Hensen’s Meinung entgegen- treten, dafs bei der Molecularhypothese die Muskelkegel sich neutral verhalten würden. Ich setze dabei zweierlei voraus, was "aber Hr. Hensen, wenn ich nicht irre, gleichfalls annimmt, nämlich: 1. Die beiden Grundflächen aller Bowman’schen Discs (um mich ohne Rücksicht auf die neueren Untersuchungen kurz so aus- zudrücken) sind gleich stark negativ gegen den neutralen Mantel der sehr niedrigen Cylinder, welche die Discs vorstellen; 2. der in der Querstreifung sich aussprechende elementare Bau des Bündels setzt sich unverändert in den Kegel fort, d. h. also, Längsreihen gleich langer und gleich dieker Sarcous Elements laufen darin der Bün- delaxe parallel, bis sie die concave Wölbung des Sarkolemms schräg treffen. Gleichviel dann ob die Discs eben bleiben oder der Spitze zu concav oder convex oder sonstwie sich biegen, kraft geometrischer Nothwendigkeit, welche etwas anderes und mehr ist, als nur „theo- retische Erwartung“, müssen am Umfange der Kegel Terrassen ent- stehen, und dafs man sie nicht unterscheidet, liegt an der Schwierig- keit der Beobachtung. Wäre hierfür ein Beweis nöthig, so hätte Hr. Hensen ihn geliefert. In seiner Fig. 6A, in welcher der Ab- stand der Querstreifen für Froschmuskeln freilich etwas grofs er- scheint, hat er nicht umhin gekonnt, die von ihm in der Wirklichkeit geleugneten Terrassen abzubilden, und er räumt dies durch die Be- merkung ein, dafs die Abwesenheit von Terrassen an den Präpa- raten auffallender sei, als an der Zeichnung (S. oben $. 794). Der kleinere Dise kann nun aber durch seine negative Span- nung die negative Spannung des grölseren Disc, auf den er nach der Spitze zu folgt, nicht vollständig aufheben, sondern es bleibt am Rand ein Ring negativer Spannung übrig. Aufserdem wird nach der Spitze zu die negative Spannung nach dem Princip der Neigungsströme sich steigern, wie Hr. Hensen selber in einem Brief an mich ganz richtig vermuthet. Dies folgt unter Anderem aus der Analogie zwischen einem Muskelkegel und dem Kegel, der beim Zurückziehen einer dem künstlichen Querschnitt angelegten Thonspitze durch Kleben des Querschnittes an der Spitze sich 798 Nachtrag. bildet.2? Abgesehen von einer etwa vorhandenen parelektronomi- schen Schicht wird aus Muskelkegeln zusammengesetzter „natür- licher Querschnitt“ also ebensogut negativ gegen Längsschnitt sein, wie künstlicher Querschnitt; in welchem Grade, wird davon ab- hängen, in welchem Maafse die geringere Negativität des schrägen Querschnittes der Kegel?° durch die negative Neigungsstrom-Span- nung der Spitzen ausgeglichen wird. Will man von den oben gemachten beiden Voraussetzungen abgehen, so lassen sich natürlich verschiedene elektromotorische und morphologische Anordnungen ersinnen, wobei die Kegel neutral würden. Dies wären aber dann nur andere Arten sich eine par- elektronomische Schicht zu denken. Eine einfachere Art, als die ursprünglich von mir vorgeschlagene, wird kaum darunter sein. Die Auseinandersetzung hierüber wäre ohne Abbildungen schwer zu geben, und würde um wesenlose Möglichkeiten sich drehen. Ich kehre auf den histologischen Standpunkt zurück, von dem wir ausgingen. Nachdem ich gezeigt habe, dafs aus kegelförmiger Endigung der Muskelbündel Neutralität des Querschnittes nicht folge, und dafs, wenn sie folgte, daraus und aus der Hülfshypo- these gröfserer Verletzbarkeit der Bündelenden die Parelektrono- mie sich nicht erkläre: werde ich jetzt zeigen, dafs die kegelför- mige Endigung wenigstens an mehreren Stellen, wo Hr. Hensen in Übereinstimmung mit so vielen ausgezeichneten Forschern sie annimmt, und wo er sie gegen meine Lehre verwerthet, nicht vorhanden ist, sondern dafs diese Annahme auf einer, übrigens aus zwei Ursachen leicht erklärbaren Täuschung beruht. Fig. 1. Die wahre Gestalt der Muskelbündel im Gastroknemius des Frosches ist nämlich die in Fig. 1 schematisch abgebildete, in der beispielsweise A das an den Achillesspiegel, X das an die innere 29 Diese Berichte, 1866. S. 391. 392. Fig. 5, S. 389. 30 Vergl, Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. 1863. S. 960 ff. } | Nachtrag. / 799 sehnige Scheidewand, den Kniespiegel,?! stofsende Ende vorstellt. Es versteht sich, dafs im Vergleich zu seiner Länge das Bündel viel zu kurz gezeichnet ist. In den Flächen der beiden Sehnen- spiegel sind die Bündel wie mit dem Messer schräg abgeschnitten (Fig. 2., vom Achillesspiegel [A 4’]J). Unter der Sehnenhaut, zu wel- cher die Achillessehne sich ausbreitet, und an jeder Fläche der sehni- gen Scheidewand, liegt eine glatte Mosaik von gestreckt polygo- nalen Facetten, als den schrägen natürlichen Querschnitten der einzelnen Bündel. Die Querstreifung bleibt bis zur scharfen Kante senkrecht auf die Axe der Bündel, und macht folglich mit dem Sehnenspiegel einen spitzen Winkel, der den spitzen Winkel zwischen Spiegel und Axe zu einem rechten ergänzt. Fig. 2. ———— mn 3 A : WW, — = Die Anordnung ist also, Hrn. Hensen’s Meinung zuwider, an dieser Stelle genau die, von welcher ich bei meinen Betrach- tungen stets ausging. In der That habe. ich mich von diesem Verhalten schon vor zwanzig Jahren überzeugt, und es auch in meinem Werke so beschrieben und abgebildet, dafs ich Wesentli- ches hier nicht hinzuzufügen habe, vielmehr Fig. 2 für eine blofse Wiederholung meiner damaligen Figur gelten kann.?? Meine An- gaben sind aber von den Histologen nicht beachtet worden. Nicht anders ist es Hrn. Bowman ergangen, der, wie ich später fand, dies Verhalten im Allgemeinen schon vor mir beschrieben, wenn auch nicht abgebildet hatte. Er schliefst seine Beschreibung der 31 Vergl. ebenda S. 530. 531. 610. — Den unteren natürlichen Quer- schnitt des innersten Kopfes des Triceps femoris nenne ich, im Gegensatze zum Kniespiegel, Patellaspiegel. 32 A.a.0. Ba. II. Abth. II. S. 58. 110. Taf. V. Fig. 144. [1872] 56 800 Nachtrag. Verbindung zwischen Muskel und Sehne mit den Worten: „/n other cases, where the muscle is fived obliquely to a membranous surface, each fibre is obliquely truncated at its extremity, at an angle deter- mined by the inclination of its axis, instances of which may be seen in the limbs of Crustacea, and elsewhere.*?3? Hr. Kölliker hat die ganze Stelle in seiner „Mikroskopischen Anatomie“? übersetzt, da ihm aber, gleich den meisten Untersuchern in diesem Ge- biet, und auf seinem Standpunkte mit Recht, mehr auf die eigentlich histologischen Verhältnisse ankam, als auf die Form der Muskelbündelenden, so hat er den diese letzteren betreffenden Schlulfs- satz Bowman’s offenbar weniger berücksichtigt. Inzwischen haben auch noch andere Beobachter ähnliche An- gaben gemacht, wie Hr. Bowman. Vom Kiefermuskel des Krebses sagt Hr. Reichert, dafs seine Bündel, wo sie an das Rückenschild befestigt sind, wie durch einen Querschnitt abge- schnitten seien.?° Hr. Fick sah an Gastroknemien des Frosches, der Maus, des Kaninchens und des Menschen „die einzelnen Fi- „brillen in einer Ebene oder wenigstens einer krummmen Fläche „endigen.* Es kommt ihm „denkbar vor, dafs das“ -— bei der Maus und nach Einwirkung von Alkohol beim Frosch zuweilen bemerkte — „unregelmäfsige Vortreten einzelner Primitivfibrillen gegen den Seh- „nenansatz mehr oder weniger Artefact ist, was bei den Säugethier- „muskeln wegen der schwierigen Präparation öfter zum Vorschein „kommen mufs.*36 Hr. Weismann endlich konnte bei dieser Untersuchung bereits eines chemischen Mittels zur Isolirung der Muskelbündel sich bedienen. Nach einem Aufenthalt der Muskeln von einer halben Stunde in einer 35procentigen Kalilauge liefsen sich die Bündel aus ihrer gegenseitigen Verbindung sowohl als 33 Todd and Bowman, The Physiological Anatomy and Physiology of Man. London 1840. Vol. I. p. 157; — The Cyclopaedia of Anatomy and Physiology. Vol. IIL 1839—1847. p. 513. — Vgl. Philosophical Transactions etc. For the Year 1840. P. II. p. 485. 2A. 0: 35 Bemerkungen zur vergleichenden Naturforschung im Allgemeinen und vergleichende Beobachtungen über das Bindegewebe u. s. w. Dorpat 1845. S. 78. 36 Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. 1856. S. 430. Nachtrag. 301 aus. der mit der Sehne ohne Zerreifsung lösen. Er sagt nun frei- lich: „Die Enden der von der inneren Fläche der Sehnenhülse* — des Achillesspiegels — „abgelösten Primitivbündel zeigen eine ziemliche „Mannigfaltigkeit von Formen, von der einfachen Abrundung, der „mehr oder minder raschen Zuspitzung, der graden oder schrägen „Abstutzung bis zur kolbigen Anschwellung“, womit ich nicht ein- verstanden bin. Dagegen stellt Hr. Weismann von einen Schmet- terlinge zwei Primitivbündel in ihrer natürlichen Nebeneinanderlage- rung dar, welche ganz dasselbe Bild gewähren, wie die Gastrokne- miusbündel in unserer Fig. 2.37 Merkwürdigerweise finde ich gerade seit dieser Zeit, wo die Entdeckung verschiedener Mittel zur Isolirung der Muskelbündel®$ die Beobachtungen gegen früher so sehr erleichterte, in der Lite- ratur keine Angabe mehr über den uns interessirenden Punkt. Der oben $. 794 angeführte Ausspruch eines Forschers wie Hr. Hensen zeigt aber, dafs auch die früheren, nie recht zur allge- meinen Kenntnifs durchgedrungenen Angaben vergessen sind; und die Wichtigkeit, welche Hr. Hensen dieser Angelegenheit für die Lehre vom Muskelstrom gegeben hat, läfst es gerechtfertigt er- 37 Henle’s und Pfeuffer’s Zeitschrift für rationelle Mediein. 1861. 3. Reihe. Bd. XII. S. 128. 129. — Vergl. auch Guido Wagener im Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. 1863. S. 225. 38 Aufser der von Hrn. Weismann angewandten Kalilösung noch 2, die von Hrn. Franz F. Schulze (Rostock) für phytotomische Zwecke angegebene, von Hrn. Budge erfolgreich auf die Muskeln angewendete Misehung von Sal- petersäure mit krystallisirtem chlorsauren Kali (Wunderlich’s Ar- chiv für physiologische Heilkunde. 1858. N. F. Bd. I. S. 71; — Moleschott, Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere. 1859. Ba. VL. S. 41; — Henle’s und Pfeuffer’s Zeitschrift für rationelle Medicin. 1861. 3.R. Bd. XI. S. 305; — v. Wittich, Königsberger medici- nische Jahrbücher. 1862. Bd. III. S.46.); 3. mälsig concentrirte Salzsäure (Aeby, Zeitschrift für rationelle Mediein. 1862. 3.R. Bd. XIV. S.182) und 4. Schwefelsäure von bestimmter sehr geringer Concentration (Kühne, Über die peripherischen Endorgane u. s. w. 1862. S. 11. 12.). Ich habe mich stets der Schulze-Budge’schen Mischung bedient, und ihr nur zuweilen die Kalilösung vorgezogen, in Fällen nämlich, wo es mir darauf ankam, bin- nen kurzer Zeit einen Muskel in seine Bündel aufzulösen, 56” SORT 802 Nachtrag. scheinen, dafs die Aufmerksamkeit der Histologen einmal ausdrück- lich darauf gelenkt wird. Als ich die in meinem Werk enthaltenen Beobachtungen an- stellte, dienten mir weder Härtungsmittel, noch die damals un- bekannten Mittel zur Isolirung der Muskelbündel. Ich zerrils frische Gastroknemien der Länge nach, und schnitt mit einer fei- nen Cooper’sehen Scheere dünne Scheiben davon ab, die von zwei künstlichen Längsschnitten begrenzt und an einem Theil ihres Umfanges, wie eine Brodschnitte mit der Rinde, mit dem sehnigen Überzuge versehen waren. Man gelangt also auch so zum Ziel. Ungleich bequemer ist es natürlich den Muskel passend vor- zubereiten. Dies kann auf mannigfache Art geschehen; nur ist dabei stets Eine Vorsichtsmafsregel unerläfslich. Ein frei sich zusammenziehender Gastroknemius ballt sich zu einem unförmlichen Klumpen zusammen. Erstarrt er in diesem Zustande, so findet man die Axen der Bündel fast senkrecht zum Sehnenspiegel, die Bündel verdickt, und ihre Oberfläche oft stark gerunzelt, letzteres vermuthlich in Folge überwiegender Zusammen- ziehung benachbarter Bündel. In ihrer Unförmlichkeit nehmen sich die Bündel dann aus wie Elephantenbeine. Solche Entstellung der Bündel tritt regelmäfsig ein, wenn die Muskeln, ohne dawider getroffene Vorkehrung, in härtende oder isolirende Flüssigkeiten getaucht werden, und dies ist die eine der beiden Ursachen, welche meiner Meinung nach hier so lange die Erkenntnifs der Wahrheit verzögert haben. Hrn. Weismann’s kolbig angeschwollene Bündelenden sind sicher nichts als solche zur Elephantenbein-Gestalt verkürzte Bündel. Sollen die Bündel in härtenden oder isolirenden Flüssigkeiten ihre Form bewahren, so mu[s man sie hindern sich zusammenzuziehen. Dazu genügt, den ganzen Unterschenkel in die Flüssigkeit zu bringen, insofern dann der Verkürzung eine Schranke gesetzt ist. Man kann auch den Mittelfufs gegen den Unterschenkel gebeugt festbinden; dann ist der Gastroknemius über seine natürliche Länge gedehnt, und die Bündel machen mit den Sehnenspiegeln spitzere Winkel als in der Ruhe. Wünscht man einen Muskel einzeln zu härten oder in seine Bündel aufzulösen, so ist folgendes das beste Verfahren. Man zieht durch ein den Muskel etwas an Länge über- treffendes Stück Thermometerrohr einen dünnen Platindraht, befestigt dessen eines Ende am Muskelkopfe, dem man dazu das untere Nachtrag. 803 Ende des Femur läfst, und spannt den Muskel mittels des anderen, durch einen Schlitz in der Achillessehne gesteckten und schleifen- förmig umgebogenen Drahtendes sanft an. Bei Erweichung und Auflösung des fibrösen Gewebes und des Knochens reifst der Draht leicht aus, allein dann hat er seinen Dienst geleistet, und der Muskel ist längst in passend gedehntem Zustand erstarrt. Hindert man so oder sonst irgendwie den Muskel sich zusam- menzuziehen, so ist übrigens gleichgültig, ob man ihn in dreivier- telprocentiger Kochsalzlösung zur Siedhitze erwärmt und eine Zeit- lang kocht oder ob man eines der bekannten Isolirungsmittel bis zu gewissem Grad auf ihn wirken läfst. Nichts ist leichter als im ersten Falle Schnitte anzufertigen, im zweiten mit der Nadel Gruppen von Bündeln abzulösen, welche genau das in Fig. 2 dar- gestellte Bild zeigen. Dagegen gelingen solche Schnitte nur schwer an gefrornen Muskeln, oder wenigstens sie zeigen jenes Bild nur vorübergehend. Sobald der Muskel aufthaut, ziehen sich die Bündel zusammen, und ihre Enden nehmen unter des Beobachters Augen die Gestalt von Elephantenbeinen an. Das Aufthauen aber ist kaum zu ver- meiden, weil der Schmelzpunkt des Muskels bei —5 bis—6° C.liegt.*® Unter diese Temperatur also müssen Rasirmesser, Objeetträger und Deckgläschen erkaltet seiu. Aber sogar als ich bei Winterkälte vor —10° C. das Mikroskop im Freien aufstellte, blieben die Schnitte nicht gefroren, sichtlich weil des Beobachters Hauch, ja strahlende Wärme hinreichen, so kleinen Massen während ihrer Handhabung die zum Aufthauen nöthige Wärme zuzuführen. Die Querstreifung ist an den gekochten oder mit den isoliren- den Flüssigkeiten behandelten Muskeln nicht stets deutlich zu se- hen. Oft sieht man nur Längsstreifung. Aber auch diese leistet. was wir hier brauchen. Indem sie zeigt, wie die darauf senkrechte Querstreifung verliefe, wenn sie sichtbar wäre, gewährt sie die Überzeugung, dafs bis zur Facette der innere Muskelbau geome- trisch strenge derselbe bleibt. 39 Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. 1849. S. 181. — Kühne, Untersuchungen über das Protoplasma und die Contractilität. Leipzig 1864. S. 3. 804 Nachtrag. Natürlich mufs man, um das in Fig. 2 dargestellte Bild zu erhalten, den Schnitt so führen, oder die Bündelgruppe so ablösen, dafs an dem auf dem Objectträger gelagerten Präparat die Achilles- oder Kniespiegelebene, in der die Facetten liegen, senkreeht auf den Träger und parallel der optischen Axe sei. Sobald man an- ders gerichtete Schnitte führt, oder auf’s Gerathewohl Bündelgrup- pen fafst, erhält man ganz andere Bilder. Dann sieht man schein- bar spitzkugel- oder granatenförmige, auch stumpfere Enden der Muskelbündel, oft durch feine Schlitze in mehrere Lappen gespal- ten, und in den Lücken zwischen den vermeintlichen Muskelkegeln erblickt man Sehnengewebe. Um diese Bilder richtig zu verstehen, ist jetzt nur nöthig, völlig isolirte Bündel in mannigfaltigen Lagen zu betrachten, wie sie ihnen der Zufall ertheilt, oder, bei schwächerer Vergröfserung, solche Bündel um ihre Axe zu wälzen. Letzteres glückt leicht, indem man das Deckgläschen senkrecht auf die Axe hin und her schiebt; am besten, wenn man die Bündel vorher zerschneidet, und nur ein kurzes, am einen Ende natürlich begrenztes Stück davon zu wälzen sucht. Dann erkennt man, dafs die scheinbar gra- natenförmig endenden Bündel hier solche sind, deren Facette schräg nach unten oder nach ‘oben sieht, und senkrecht auf eine durch die optische Axe und die Bündelaxe gelegte Ebene steht, oder wenig- stens um keinen grofsen Winkel von dieser Stellung abweicht. Dreht sich die Facette aus der senkrechten, der optischen Axe parallelen Stellung nach oben, so entsteht zunächst die in Fig. 1 an dem Ende A sichtbare perspeetivische Ansicht. Dabei bemerkt man (nach Behandlung mit Salpetersäure und chlorsaurem Kali) häufig auf der Facette zerstreute Wärzchen oder Knöpfehen von stärkerem Glanz als ihre Umgebung, welche ich nicht sicher zu deuten weils. Dreht sich die Facette weiter nach oben, oder dreht sie sich nach unten (Fig. 1, ÄX), so entsteht zuletzt der Anschein kegelför- miger Endigung, und es kommen, wo sie vorhanden sind, die schon erwähnten Schlitze zum Vorschein, die sich bei der in Fig. 2 abge- bildeten Lage dem Blick entziehen. Dabei sieht man die querge- streifte Substanz nach dem Ende sich zuschärfen, indem die Fär- bung an Tiefe bis zur Unmerklichkeit abnimmt. Verfolgt man eine Gruppe von Gastroknemiusbündeln, welche das in Fig. 2 dargestellte Bild zeigen, ihrer ganzen Länge nach Nachtrag. 8305 bis an das andere Ende, so findet man fast stets, dafs hier die Bündel kegelförmig zu enden scheinen. Dies erklärt sich daraus, dals die Ebene der inneren sehnigen Scheidewand mit einer den Achillesspiegel tangirenden Ebene in den meisten Stellungen letz- terer einen gröfseren oder kleineren Winkel macht. Auch beim Verfolgen isolirter Bündel von einem Ende zum anderen findet man dasselbe; doch kann Drillung der Bündel um ihre Axe leicht die Facetten aus der Lage bringen, wie man beim Wälzen unversehrter Bündel oder längerer Bruchstücke von Bündeln oft gewahrt. Da nun unsere Fig. 2 einer ganz bestimmten Art das Präpa- rat anzufertigen entspricht, welche nicht so leicht zufällig sich dar- bietet, wie die ungleich mannigfaltigeren Lagen, in denen die En- den kegelförmig erscheinen, so versteht man, wie die Meinung entstand, dafs letzteres die Gestalt der Gastroknemius-Bündelenden sei. Um so leichter konnte dies geschehen, als anderswo solche Endigung wirklich vorkommt. Dies ist die zweite Ursache, der ich es zuschreibe, dafs die Wahrheit hier so lange versteckt oder verkannt blieb. Die Forscher, welche die Muskelbündelenden in den Sehnenspiegeln kegelförmig beschreiben, haben sie in den zahl- reichen Lagen zu sehen bekommen, wo dies wirklich ihre Form zu sein scheint, und sie haben die eine Lage übersehen, welche allein geeignet ist, über das wahre Verhalten Aufschlufs zu geben. Dies zeigt sich deutlich in Hrn. Weismann’s Fig. 4, wo die contractile Substanz nach dem Ende zu „schichtweise abnimmt; „der Rand ist nur noch eine ganz dünne Platte, auf der aber noch „deutlich feine Querstreifung zu sehen ist“, und in seiner Fig. 8, wo „das Bündel sich rasch verdünnt und in eine dünne Membran en- „det, die jedoch noch contractile Substanz in feiner Lage enthält, „wie die stellenweise Querstreifung andeutet.* *° Wie aus Obigem “erhellt, sind diese Beobachtungen ganz richtig. Hätte nur Hr. Weismann die abgebildeten Bündel (namentlich das letztere, das erstere hatte sich wohl zu stark verkürzt) um etwa 90° um ihre Axe gewälzt, sie hätten ihm gewifs den Anblick wie unsere Fig. 2 dargeboten. 40 Zeitschrift für rationelle Mediein. 1861. 3. R. Bd. XI. S. 142. Taf. IV. 806 Nach trag. Beiläufig enthüllt eine genauere Prüfung von Hrn. Hensen’s Fig. 6A., welche zwei Bündel aus dem Triceps des Frosches in ihrem natürlichen Zusammenhange darstellen soll, wenn man sie so auffasst, wie Hr. Hensen selber es will, eine geometrische Un- möglichkeit. Denn wenn, wie hier zu sehen, ein Muskelkegel bis zur Spitze mit der Seitenfläche eines benachbarten Bündels ver- wachsen ist, so ist unverständlich, wie die Spitzen mehrerer Ke- gel in einer ebenen, vollends in einer gegen den Muskel concaven Fläche (der Fläche des Achilles- oder Patellaspiegels) liegen und die Axen der Bündel bis zur Kegelspitze gerade und parallel blei- ben können. Daher auch Hr. Hensen schon für nur zwei Bündel die Axe des einen gekrümmt und den sehnigen Überzug convex gegen den Muskel vorzustellen sich gezwungen sah. Wo es Mus- kelkegel giebt, mufs das Sehnengewebe sich zwischen sie einsen- ken, wie es Fontana durch das Bild zweier ineinander greifen- der Zahnräder versinnlicht (S. oben S. 792). Wenn ich oben S. 799 von einer unter der Achillessehnenaus- breitung, sowie an jeder Fläche der sehnigen Scheidewand, gele- genen Mosaik gestreckt polygonaler Facetten, als der schrägen natürlichen Querschnitte der einzelnen Bündel, sprach, so war dies, wie ich ausdrücklich zu bemerken nicht versäumen will, nur eine auf berechtigte Schlüsse gegründete Ausdrucksweise, nicht aber das Ergebnis wirklicher Beobachtung. Bei so starker Vergröfserung, wie sie nöthig wäre, und auffallendem Lichte, gelingt es nicht, an der Muskeloberfläche etwas Deutliches zu sehen, wenn auch die Sehnenhaut in eine durchsichtige Gallertschicht verwandelt ist. Auch die prismatische Gestalt des Muskelbündels in der sche- matischen Fig. 1 ist natürlich nur Phantasie. Da innerhalb des Muskels der Raum erfüllt ist, und zwar im Wesentlichen durch die Muskelbündel, müssen die Bündel prismatisch sein, und in senk- rechten Querscheiben sieht man demgemäfs ihren Querschnitt po- lygonal. In ungestörter Lage und Gestalt können also auch die Facetten nicht elliptisch, sie müssen gestreckt polygonal sein. So- bald aber die Bündel von ihrem gegenseitigen Drucke befreit sind, wird ihr Querschnitt rundlich. Facettenförmige Endigung der Muskelbündel — so will ich die hier beschriebene Endigungsweise im Gegensatz zur kegelför- migen nennen — scheint in grölserer oder geringerer Ausbildung überall da sich zu finden, wo Froschmuskeln jene atlasglänzenden _ Nachtrag. 807 Sehnenhäute oder -Streifen zeigen, an welche Fleischfasern unter spitzem Winkel sich heften, wenn auch nirgends so ausgeprägt, wie am Achilles- und Kniespiegel: also z.B. an beiden Köpfen des Semitendinosus, am Biceps; minder deutlich am unteren Ende des Sartorius. Facettenförmige Endigung fehlt ganz an Stellen, wo die Sehnen nicht von so fester Beschaffenheit sind, wie am obe- ren Ende des Sartorius, am oberen und unteren Ende des Gra- eilis, Semimembranosus und Cutaneus. Hier scheint, worauf ich noch zurückkomme, kegelförmige Endigung der. Bündel wirklich stattzufinden. Merkwürdig ist der Bau des Triceps femoris, d. h. seines in- nersten Kopfes.*' Im Allgemeinen ist dieser Bau, wie ich seit Beginn meiner Forschungen oft gesagt habe,*” dem des Ga- stroknemius sehr ähnlich. Die Endigung der Bündel am Patella- spiegel ist völlig so beschaffen, wie am Achillesspiegel, und die oben S. 799 angeführte Abbildung aus meinen „Untersuchungen“, welche mit unserer Fig. 2 übereinstimmt, stellt sogar ein Präparat von hier vor. Verfolgt man aber isolirte Tricepsbündel ihrer Länge nach aufwärts, so stölst man auf eine unerwartete Abwei- chung vom Bau des Gastroknemius. Äufserlich bemerkt man von dieser Abweichung nichts. Zwar fehlt dem Kopfe des Triceps die Nebensehne, doch ist nicht dies der Punkt, auf den es hier ankommt. Vielmehr verwirklicht in dieser Beziehung der Triceps das von mir aufgestellte ideale Schema des Gastroknemiusbaues*? gewissermaafsen treuer, als der Gastroknemius selber. Übrigens sieht man an der Femoral- fläche des Triceps einen Sehnenstreif vom Muskelkopfe tief hinabreichen, der die Fläche der Länge nach hälftet, und von wel- chem das Fleisch seitwärts und nach unten abfällt, gerade wie dies an der Tibialläche des Gastroknemius der Fall ist. Man sollte meinen, und ich mufs bekennen, lange in dieser Täuschung befangen gewesen zu sein, der Sehnenstreif sei der an der Femoralfläche zu Tage tretende Rand einer Scheidewand, welche, wie am Gastroknemius, weit in’s Innere des Muskels sich 41 Archiv für Anatomie u. s. w. 1863. S. 613. 42 Poggendorff’s Annalen u.s. w. 1843. Bd. LVII. S. 10. 43 Archiv für Anatomie u. s. w. 1863. S. 529 fi. Fig. 5. Taf. XIV. »z x y . 4 = De VE - . 78% ER 808 Nachtrag. erstreckt, und deren Seitenflächen die Bündel von den entsprechen- den Hälften des Patellaspiegels aufnehmen. Zerreilst man aber den Triceps in der Längsmittelebene, oder macht man Querschnitte durch seinen Bauch, oder kocht man ihn bis das Sehnengewebe zu Leim ward, wodurch am Gastroknemius an Stelle der Scheidewand ein Schlitz sich öffnet:** so gelangt man zu der Überzeugung, dafs die Sache hier sich anders verhält. Im Gegensatz zum Gastroknemius ist am Triceps die Scheidewand zu einem schmalen zarten Saume verkümmert, der von dem derben Sehnenstreife der Femoralfläche und der sehnigen Masse am Mus- kelkopfe nur bis zu geringer Tiefe in den Muskel sich erstreckt. Vergleieht man die doppelte Oberfläche dieser rudimentären Schei- dewand mit der Oberfläche des Patellaspiegels, so fällt das Mifs- verhältnifs zwischen beiden sofort auf. Man begreift nicht, wo für die vom Spiegel entspringenden Muskelbündel längs der Scheide- wand und am Muskelkopfe Platz zur Anheftung sich finden soll, unter der bisher doch allein statthaften Annahme, dafs die über- wiegende Mehrzahl der Bündel an beiden Enden gleich dick sei. Sobald ich mit der gröberen Zergliederung des Muskels so- weit gelangt war, schlofs ich, dafs die Trieepsbündel nach ihrem oberen Ende zu durchschnittlich in dem Verbältnifs verjüngt seien müfsten, in welchem die doppelte Oberfläche der Scheidewand + der Oberfläche der sehnigen Masse am Muskelkopfe kleiner ist, als die Oberfläche des Patellaspiegels; abgesehen von der Möglichkeit, dafs ein Theil der Bündel die obere Sehnenausbreitung nicht er- reiche, sondern zwischen den sie erreichenden Bündeln spitz auf Rollett’sche Art ende. Die Untersuchung von Muskeln, die mit Salpetersäure und chlorsaurem Kali behandelt worden waren, be- Fig. 3. stätigte diesen Schlufs. Fig. 3 zeigt die ungefähre Gestalt der Tricepsbündel. Das dicke Ende P ist das unter spitzem Winkel schräg abgeschnittene, welches an den Patellaspiegel stölst. Die 14 Vergl. Archiv für Anatomie u. s. w. 1863. 8. 531. Nachtrag. 309 oberen dünnen, mehr oder weniger spitz zulaufenden, oft zerschlitz- ten Enden (7) drängen sich dem Sehnenstreife der Tibiallläche entlang und an der sehnigen Masse des Muskelkopfes zusammen. Natürlich sind auch hier die Bündel im Verhältnifs zur Dicke länger, als sie abgebildet werden konnten, um so mehr, als ihre Länge einen gröfseren Bruchtheil der Muskellänge beträgt, als am Gastroknemius.*° Wird während der Härtung der Muskel nicht an der Verkürzung verhindert, so nehmen seine isolirten Bündel, statt der Elephantenbein-Gestalt, welche Gastroknemiusbündel un- ter diesen Umständen zeigen, nicht selten die Gestalt eines Alp- hornes an. Die schematische Gestalt eines gewöhnlichen Skeletmuskels ist, wie schon Steno*® und Borelli‘? wufsten, die eines durch schräge parallele Grundflächen begrenzten Cylinders oder Prisma’s. Auf den Triceps femoris palst dies Schema nicht. Insofern er aus gestreckt pyramidalen Bündeln besteht, könnte man, im Ge- gensatz zu den ceylindrischen oder prismatischen Muskeln, ihn als konoiden oder pyramidalen Muskel beschreiben, nur dafs an Stelle der Spitze des Kegels oder der Pyramide eine dachähnliche Firste zu denken ist. Aus der von mir aufgestellten schematischen Ur- gestalt des Gastroknemius entspringt die Triceps-Gestalt, wenn die Excentrieität der den oberen natürlichen Querschnitt vorstellen- den Ellipse (I”?' I), o,, s. die angeführte Figur) bei gleichbleiben- der grofser Axe aufserordentlich zunimmt, so dafs die elliptische Fläche zu einem schmalen Streife sich zusammenzieht. Welche Folgen aus diesem sonderbaren Bau für die mechanische Leistung des Muskels sich ergeben, ist nicht leicht zu bestimmen. Gewisse darauf zu beziehende Eigenthümlichkeiten seines elektromotorischen Verhaltens werde ich anderswo besprechen. In geringerem Maafse mag übrigens Ähnliches am Gastroknemius vorkommen. Wenig- stens erhält man den Eindruck, als wenn auch hier die doppelte Fläche der Scheidewand dem Achillesspiegel nicht völlig gleich- käme, #5 Vergl. Archiv für Anatomie u. s. w. 1863. S. 531. 46 Nicolai Stenonis Elementorum Myologiae Speeimen etc. Amste- lod. 1669. p. 10. 11. #7 De Motu Animalium ete. Napoli 1734. 4. p. 4. 5. 810 Nachtrag. Es ist natürlich zu erwarten, dafs die Endigung der Bündel in Facetten noch an vielen anderen Stellen in der Thierwelt vor- kommen werde. Es wird dies vermuthlich überall da der Fall sein, wo ähnliche Bedingungen, wie am Achilles- und Patellaspie- gel, durch derbe, atlasglänzende, die Muskeln weithin umfassende Sehnenhäute gleichsam schon makroskopisch sich verrathen. In der That haben wir schon oben $. 800 Beobachtungen von Hrn. Fick an Gastroknemien der Maus, des Kaninchens und des Men- schen kennen gelernt, denen vermuthlich Ähnliches zu Grunde lag. Ich selber habe am M. plantaris des Kaninchens facettenförmige Endigung isolirter Bündel, doch weniger vollkommen als am Achil- les- und Kniespiegel vom Frosche, beobachtet. Das schönste, und wegen seiner grolsen Verbreitung zugleich wichtigste Vorkommen facettenförmiger Endigung der Muskelbün- del, welches meines Wissens noch nie beschrieben und nur von mir früher einmal*® angedeutet wurde, bieten aber die Sei- tenrumpfmuskeln der Fische dar. Diese zerfallen bekanntlich durch schräg gegen die Axe der Bündel gestellte sehnige Schei- dewände, die sogenannten Ligg. intermuscularia, in zahlreiche Abtheilungen, deren quere Ausdehnung ihre Länge weit übertrifft. *? Daher am länger gekochten Fisch, wo das Sehnengewebe zu Leim ward, diese Muskeln in Schalen sich blättern, die durch parallele Flä- chen verwickelter Krümmung begrenzt sind. An der Körperoberfläche, nach Entfernung der Cutis, sieht man, jedem Wirbel entsprechend, eine zickzackförmige Inscriptio tendinea von verschwindender Länge als den zu Tage tretenden Rand eines Lig. ‚intermusculare ver- laufen. 43 Archiv für Anatomie u. s. w. 1863. S. 530. 49 Abgesehen von Meckel und Cuvier vergl. Joh. Müller, Ver- gleichende Anatomie der Myxinoiden u. s. w. Abhandlungen der phys.-math. Klasse der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1834. Berlin 1836. 4. S. 289 ff.; — v. Siebold und Stannius, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. Berlin 1846. Th.II. S. 51. 476; — Gegen- bauer, Grundzüge der vergleichenden Anatomie. Leipzig 1870. S. 707. Nachtrag. sıl 14 N, III 2 BWG N Härtet man einen kleinen Fisch durch Kochen oder Alkohol, und verfertigt man mit dem Rasirmesser sagittale Schnitte der Seitenrumpf- muskeln, so erhält man, wo ein Lig. intermusculare das Gesichtsfeld durchzieht, das in Fig. 4 sichtbare Bild. Die Bündel stofsen von beiden Seiten her mit ihren Facetten an die sehnige Scheidewand, und die Querstreifung läfst sich bis in das äufserste Ende der Bündel verfolgen, bis zuletzt senkrecht auf die Bündelaxe, und folglich gegen die Scheidewand unter einem Winkel geneigt, der den Winkel zwischen ihr und der Axe zu einem rechten ergänzt. Dasselbe Verhalten, wie an den Seitenrumpfmuskeln der Fische, erinnere ich mich ohne alle Präparation am Schwanze von Frosch- larven gesehen zu haben, bin jedoch gegenwärtig nicht in der Lage, die Beobachtung zu wiederholen. Es scheint überhaupt nicht zweifelhaft, dafs dies Verhalten im Wirbelthierreich überall da wiederkehren werde, wo das System der Seitenrumpfmuskeln aus- gebildet ist, also bei den Salamandrinen und Perennibranchiaten, wie auch am Schwanze der Reptilien und Säuger. Dafs facettenförmige Endigung der Muskelbündel auch bei Wirbellosen nicht fehle, geht bereits aus Hrn. Bowman’s und Hrn. Weismann’s Angaben hervor (S. oben $. 800.). Hrn. Rei- chert’s Beobachtung (S. ebenda) dagegen scheint insofern auf eine etwas andere Endigungsart sich zu beziehen, als es bei ihm nicht um einen schrägen, sondern um einen nahe senkrechten Quer- schnitt der Bündel sich handelt.°”° Diese Art der Endigung habe ich auch an Thoraxmuskeln der Libelle beobachtet, und sie ist in der Arthropodenwelt wohl sehr verbreitet. Die Oberschenkel der Heuschrecken haben äufserlich eine ge- wisse Ähnlichkeit mit dem Unterschenkel des Frosches, und sie wur- — — In ——= m B—y S—J z—— F—— — — —— — —— 50 Vergl. Baur’s Abbildung des Kiefermuskels des Krebses im Archiv für Anatomie u, s. w. 1860. Taf. II. Fig. 1. N BE 812 Nachtrag. den von Bayley als Surrogat der Froschschenkel bei galvani- schen Versuchen empfohlen.°' Ein Sehnenspiegel, entsprechend dem Achillesspiegel, ist jedoch daran nicht vorhanden, sondern die oben vom Hautskelet entspringenden Bündel heften sich unten an eine in den Muskel eindringende Chitinsehne,°? Diese Anheftung geschieht mit Facetten, an denen, im Gegensatz zu den Facetten der Gastroknemiusbündel vom Frosch, ihre sehr viel gröfsere Neigung gegen die Bündelaxe auffällt. Auch in Hrn. Weismann’s Abbildungen vom Schmetterling machen die Facetten einen sehr spitzen Winkel mit der Axe. Vielleicht beruht dies darauf, dafs der Winkel, unter dem die Bündel in der Natur schräg abgeschnitten vorkommen, unter übri- gens gleichen Umständen durch die Breite der Querstreifen bedingt ist. Der Abstand der Querstreifen heilse q, der Durchmesser der Fibrillen /. Die Facette ist als aus Stufen bestehend zu denken, deren „Steigung“ proportional ist der Zahl n der dadurch umfafsten Querstreifen, und deren „Auftritt“ proportional ist der Zahl n’ der darin eingehenden Fibrillen. Der spitze Winkel y, den die Fa- cette mit der Axe macht, wird dann bestimmt durch Wäre das Verhältnifs n’:n bei allen Thieren dasselbe, und schwankte von Thier zu Thier / viel weniger als g, so würde bei einer bestimm- ten Thierart Winkel y um so mehr einem rechten sich nähern, je feiner die Querstreifung. Aus dem Abstande der Querstreifen und dem Durchmesser der Fibrillen liefse die Neigung der Sehnen- spiegel gegen die daran sich heftenden Fleischbündel für eine be- stimmte Thierart sich berechnen. Es mufs indefs bemerkt werden, dafs das Verhältnifs "’:n selbst bei einem und demselben Thiere kein aus inneren Grün- den unveränderliches sein kann, wie ja wohl denkbar gewesen wäre. Dies folgt daraus, dafs aufser der facettenförmigen Endi- 51 Bibliotheque universelle etc. Nouvelle Serie. Juillet 1837. t. X. p. 182. 6. 52 Vergl. die allgemeine Beschreibung der Muskeln der Insecten-Extre- mitäten bei v. Siebold und Stannius, Lehrbuch der vergleichenden Ana- tomie. Berlin 1846. Th. I. S. 562, Nachtrag. 815 gung der Muskelbündel die kegelförmige und die von Rollett ent- deckte Endigung ebenfalls vorkommen. Damit aber ein rundli- ches oder mehr oder weniger zugespitztes Muskelbündelende mög- lich sei, mufs nach Bedürfnils die Steigung der Stufen mehr oder weniger Querstreifen, und ihr Auftritt mehr oder weniger Fibrillen umfassen können. Im Vorigen habe ich wiederholt das Dasein kegelförmiger Mus- bündelenden erwähnt. Schliefslich mufs ich jedoch diese Aus- sage noch bedingen. Ich habe damit zunächst nur das Vorkom- men solcher Bilder gemeint, welche bisher stets auf Muskel- kegel gedeutet wurden, denen aber nicht, wie am Gastroknemius und Triceps, in bestimmter Weise gelagerte facettenförmige En- den zu Grunde liegen. Daraus folgt noch nicht, dafs diese Bil- der als optische Durchschnitte von Kegeln aufzufassen sind. Hätte man es nämlich mit wirklichen Muskelkegeln im oben $.792 fest- gestellten Sinne, d. h. mit spitzkugel- oder granatenförmiger Endi- gung der Muskelbündel zu thun, so mülsten alle durch die Bün- delaxe gehenden optischen Durchschnitte des Kegels sich gleichen. Diese Probe hat von denen, welche die Lehre von den Muskelkegeln aufstellten, meines Wissens keiner angestellt. Ich dagegen habe, um zu erfahren, ob hinter scheinbaren Kegeln facettenförmige En- digung sich berge, häufig solche Gestalten in der oben $. 804 angegebenen Art um die Axe gewälzt, und dabei nur selten wahre Muskelkegel gesehen. Unstreitig in weitaus den meisten Fällen sind die Enden spatel- oder meilselförmig zugeschärft, oft auf der einen Seite platt, auf der anderen schwach gewölbt. Sieht man auf die Fläche des nicht selten durch Schlitze in mehrere Lappen gespaltenen Endes, so zeigt schon die Art, wie die Durch- sichtigkeit des Bündels nach dem Ende hin zunimmt, dafs keine drehrunde Gestalt vorliegt. Die Durchsichtigkeit stellt sich früher ein und wächst allmählicher, als bei wahren Muskelkegeln der Fall sein könnte. Oft aber erfährt man auch beim Wälzen der Bündel, dafs ein Bündel, welches man seinem zuerst sich darbie- tenden Anblicke nach für prismatisch oder eylindrisch hielt, in sei- ner ganzen Länge bandförmig plattgedrückt ist. Ich verzichte übrigens darauf, diese Angelegenheit erschöpfend zu behandeln, wozu mehr Zeit und Mühe gehört, als ich ihr wid- men kann. Mir lag nur daran, sie soweit in’s Reine zu brin- gen, wie für meine Zwecke nöthig war. Das Beispiel des Tri- ceps ae zu Yelırel dafs PER, noch. da ER ‚sache zu finden ist. Durch die Mittel zur Tsolir bündel ist die Untersuchung der Gestalt der Muske erleichtert, dafs es der Mühe wohl lohnen dürfte, A ter zu verfolgen. van © li! ee Bailı MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. December 1872. Vorsitzender Sekretar: Herr du Bois-Reymond. 2. December. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. H. v. Ranke las über die von dem Staatskanzler Fürsten Hardenberg hinterlassenen Papiere, besonders seine Denkwürdig- keiten. Hr. Mommsen legte die von den HH. Henzen, Hübner, Bor- mann und Wilmanns erstatteten Berichte über den Fortgang der Arbeiten am Corpus inser. latinarum während des Arbeitsjahrs vom 1. Nov. 1871 bis 31. Oct. 1872 nebst seinem eigenen vor. Hr. Henzen und Hr. Bormann haben den Druck der ur- banae (Bd. VI) von $.,201 bis S. 328 fortgeführt, worin der Schlufs der Kaiser- und ein Theil der Magistratsinschriften enthalten sind. Hr. Mommsen hat den Druck von Bd. III (Orient und die Donauländer) bis auf einen Theil der Indices vollendet; derselbe wird demnächst ausgegeben werden. — Von Bd. V (Oberitalien) ist die erste Hälfte im Laufe des Sommers erschienen; der Druck der zweiten ist bis S. 616 gelangt, der Rest bis auf die Anhänge [1872] 57 816 Gesammtsitzung druckfertig. — Die Bearbeitung der süditalischen Inschriften wird demnächst begonnen werden. — Hr. Hübner hat den Druck der letzten ihm übertragenen Abtheilung, der britannischen Inschriften (Bd. VII) so weit geführt, dals dieselben in wenigen Monaten wer- den ausgegeben werden. — Hr. Bormann gedenkt die Bereisung Mittelitaliens im Winter 1873/4 vorzunehmen und den Druck dieser Abtheilung alsdann sofort zu beginnen. — Hr. G. Wilmans hat die Vorarbeiten für Tunis so weit gefördert, dafs er in demselben Winter die Reise dahin wird unternehmen und alsdann auch diese Abtheilung dem Druck wird übergeben werden können. — Der finanzielle Stand des Unternehmens ist befriedigend. 5. December. Gesammtsitzung der Akademie, Hr. Ewald las über die in der böhmischen Kreideformation vorkommenden Reste von Plagioptychus Matheron (s. Nachtrag). An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Abhandlungen der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Math.-physik. Klasse. XI, 1. Phil.-histor. Klasse. XII, 3. München 1872. 4. Zwei.Festreden von Erlenmeyer und Friedrich. ib. eod. 4. The nautical almanac and astronomical ephemeris for 1876. London 1872. 8. Asaph Hall, Reports on observations of Encke's Comet. Washington 1872. 4. Papers relating to the transit of Venus in 1874. P.I. ib. eod. 4. Errata to the Benares edition of the Mahäbhäshya. 1 Heft 8. Mahäbhäshya. Benares. 5 voll. 8. vom 5. December 1872. 817 KariAoyos tüv !dpxaluv vonisudrwv Xupüv, &Ivüv, mokeuv xal Bacıkdwv tod "ASyunew ESvixod vonteuarıxod noucelov, xararerayutvuv Kal mepLyeypaumevun uno Axıhrkus HocroAdxa. ExdoSels damdun Tob &9vıxou mavemiornuion. Touos A. ’ASyumew auoß'. (1872.) fol. "Anokoyıouos ray aypı Toude yevousvuv damavav Tg olxodouijs Tod E9vixod dp- xaoAoyınou moucelou. "Ev ’Asyvaıs 1871. fol. - Aoyos ixbwunSels ıy xy voeußpiov 1871 nuipa Tag imionuou Eynadıdpuceus Tüv veuv dpxüv Tod &Ivıxod MavemioTnuiou Uno Tod mpwnv mpurdveus Kuvaravrivou Bovcdxn. "ASyımoı 1872.58. Ra x Hepi ns dexnSev xowwviag rov "EAAyvwv mpos vous Iradolg xal "Punatovg. Pro EvIupiov Kaetopxn. ASyuncı 1872. 8. Kpisıs rou Bovurciwvatou moimrıxod dywvos tod Erous 1871. "AvayvwoSeicu obs Und Tod eisnynrou Teewpyiou Miorpiwrov.. "ASyunoı 1871. 8. Aoyas xur’ EvroAyv Tas dxadnuaixng auyxinrou ixpuynSels dv Tö kepw Ts unTpo- morews vad Uno Nixnbopou Kadoyep&... rn 30 iavovapiou 1872. ’ASnvn- cw 1872. 8 “H Zynawiacıs zns P' mepiodou av "OAuumiwv 7 d Nosußptov 1870 &v ’AM- vaıs. 8. 12. en er. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poggendorff las: Beitrag zur näheren Kenntnils der Elektromaschine zweiter Art. Die Elektromaschine zweiter Art, d. h. die mit zwei entgegen- gesetzt rotirenden Scheiben, diese sinnreiche Erfinduug des Hrn. Dr. Holtz, hat im Ganzen eine viel geringere Beachtung und dem entsprechend auch eine viel geringere Verbreitung gefunden als die Maschine erster Art mit einer rotirenden und einer ruhen- den Scheibe. Denn während man gewifs ohne Übertreibung an- nehmen kann, dafs von letzterer, blofs von Berlin aus, mindestens 5 bis 600 hervorgegangen sind, dürfte von ersterer kaum ein Dutzend verfertigt worden sein. ie 818 Gesammtsitzung Der Grund dieses Mifsverhältnisses ist nicht etwa in einer schwierigeren Construction und dadurch veranlalsten gröfseren Kost- spieligkeit dieser Maschine zu suchen, sondern hauptsächlich darin, dals sie in Bezug auf Elektrieitätsmenge und Funkenlänge keine Vorzüge vor ihrer älteren Schwester besitzt, daher auch nicht ge- eignet ist, dieselbe zu verdrängen. Dagegen besitzt sie Eigenthümlichkeiten, welche in theoreti- scher Hinsicht von Interesse sind, und welche auch mich veran- lafst haben, sie eingehender zu untersuchen, was noch nicht ge- schehen ist. % Hr. Dr. Holtz hat der Maschine mit doppelter Rotation im Laufe der Zeit zwei verschiedene Formen gegeben. Bei der ersten, welche er i. J. 1867 beschrieb, rotiren die beiden Scheiben in Horizontal-Ebenen.') Bei der zweiten, von welcher er i. J. 1869 nur eine Abbildung lieferte,”) da er durch seine damalige Krankheit an einer Beschreibung derselben gehin- dert wurde, geschieht die Rotation derselben in Vertikal-Ebenen. Dieser Unterschied ist aber rein äufserlich; ein wesentlicher dagegen entspringt aus der Anzahl und der Verbindungsweise der Metallkämme, welche neben den Scheiben angebracht sind. Die ältere Maschine hat, getragen von metallenen, aber vom Fufsbrett isolirten Stützen, vier solcher Kämme in quadrantalem Abstand von einander, von denen der erste uud dritte sich über, der zweite und vierte aber unter den Scheiben befinden. Unter- halb der Scheiben sind die Stützen des ersten und zweiten Kam- mes, sowie die des dritten und vierten, also diese Kämme selbst, leitend mit einander verbunden durch horizontale Metallstäbe, die auch zur Aufnahme einer kleinen Röhrenflasche dienen. Überdies tragen die Stützen des ersten und vierten Kammes oben auf die verschiebbaren Elektroden, und die zweite Stütze ist, aulser ihrem unteren Kamm, noch mit einem oberen, also fünften Kamm versehen, der demnach mit dem unteren in leitender Verbindung steht. Durch alle diese Vorrichtungen wird bewirkt, dafs die !) Annal. d. Phys. u. Chem. Bd. 130 S. 128 u. 170. ?) Ibid. Bd. 136 S. 171. vom 12. December 1872. | 819 an beiden Scheiben erregten Elektrieitäten sich zwischen den Elek- troden entladen. Bei der neueren Maschine befinden sich neben der vorderen, dem Beobachter zugewandten Vertikalscheibe, getragen von Ebonit- säulen, zwei horizontale Kämme, deren Stiele die ebenfalls hori- zontalen Elektroden aufnehmen. Und neben der hinteren Scheibe sind an einem in der Regel vertikalen, aber verstellbaren Metall- bogen auch zwei Kämme angebracht, welche durch diesen Bogen in leitender Verbindung stehen, erforderlichen Falls aber sich auch isoliren lassen, da das Mittelstück des Bogens ausgehoben werden kann. Aufserdem ist diese Maschine, welche der Maschine erster Art auch darin ähnlich ist, dafs unten an die Elektroden zwei kleine Flaschen angesetzt werden können, an der Vorderscheibe mit einem drehbaren, diametralen Conductor versehen, sodafs sie also in Summa sechs Metallkämme besitzt, vier vor der vorderen und zwei hinter der hinteren Scheibe.') Klar ist, dafs bei dieser Einrichtung nur die an der vorderen Scheibe erregte Elektricität zwischen den Elektroden entladen wird, die an der hinteren Scheibe entwickelte aber für die Benutzung verloren geht. II. Wiewohl dies in gewisser Hinsicht als ein Mangel bezeichnet werden kann, so bleibt doch die Maschine in dieser Form beach- tenswerth, da sie, wegeu ihrer Einfachheit, eine relativ leichte Handhabe für die Theorie darbietet. Besonders ist dies der Fall, wenn man sich den schrägen Conductor entfernt denkt, sie also nur vier Kämme behält, zwei verticale neben der hinteren Scheibe, und zwei horizontale an der vorderen, von denen die ersteren blei- bend mit einander verknüpft sind, die letzteren aber durch die ver- schiebbaren Elektroden nach Belieben in Verbindung gesetzt wer- den oder nicht. !) Die entgegengesetzte Rotation der beiden Scheiben wird auch bei dieser vertikalen Maschine, wie bei der älteren horizontalen, auf eine sinn- reiche Weise durch eine einzige Schnur bewerkstelligt. Der Schnurlauf ist indefs hier ein complicirterer. Die kleine von Hrn. Dr. Holtz gelieferte Ab- Do a - .. « F: ” ur > ® >’ en. nn . Ix 820 Gesammtsıtzung So vereinfacht kann die Maschine, wie in ihrer complieirten Form, sowohl durch Influenz als durch Einströmung in Thätigkeit gesetzt werden. Es mag indefs hier zunächst nur die erstere Me- thode in Betracht gezogen werden, diejenige, bei welcher man einem der Metallkämme eine geriebene, also negativ elektrisirte Ebonitplatte gegenüberhält und die Scheiben in Rotation versetzt. bildung der Maschine (Ann. d. Phys. Bd. 136 Taf. V) giebt davon nur eine unvollständige Idee. Ich babe daher diese, von Hrn. Borchardt erdachte Vorrichtung in nebenstehender Figur in gröfserem Maafsstabe dargestellt. Fig. 1. IN r sind die Rollen an den Hülsen, welche, eine die andere umschliefsend, auf der Axe der Maschine laufen und die Glasscheiben tragen. Sie sind in Wirklichkeit beide von gleicher Gröfse, und hier nur der Deutlichkeit we- gen als von ungleicher gezeichnet. R sind zwei Rollen auf der Kurbelaxe; sie sind wirklich ungleich grofs, und nur die gröfsere derselben ist auf der Axe fest, die kleinere mittelst einer Hülse auf derselben drehbar. Von ersterer geht die Bewegung aus, wenn die Kurbelaxe gedreht wird. Wie der Lauf der Schnur ist, ersieht man aus den Pfeilen der Zeichnung. Die Rollen r rotiren dann wider- sinuig mit gleicher Geschwindigkeit, die Rollen $ gleichsinnig mit ungleicher. 821 au. sind die vorderen Elektrodenkämme, n u. p die zugehörigen Pole, cu.d die hinteren, durch einen Metallbogen bleibend mit einander verknüpf- ten Vertikalkämme. Von den beiden Kreisen bezeichnet der kleinere die Vorderscheibe, der gröfsere die Hinterscheibe. Die Rotationsrichtungen sind durch die Pfeile angegeben. Wie hierdurch die Maschine zur Thätigkeit gelangt, darüber habe ich mir eine Ansicht gebildet, die wesentlich darin von den bisher aufgestellten abweicht, dafs sie keine Einsaugung der auf den Isolatoren ausgebreiteten Elektrieitäten durch die Leiter sta- tuirt, sondern umgekehrt die in den Leitern durch Influenz getrenn- ten Elektrieitäten auf die Isolatoren überströmen läfst. Dadurch erklärt sie die beiden Erregungsweisen durch Influenz und durch Einströmung aus einem Prineip, und ist auf die Maschine erster Art so gut anwendhar wie auf die zweiter, für welche ich sie hier zuvörderst näher entwickeln will. 822 Gesammtsitzung Unstreitig wirkt die geriebene Ebonitplatte influeneirend auf alle ihr benachbarten Körpertheile, auf die gegenüberstehenden Theile der beiden Glasscheiben sowohl als auf den Metallkamm, auf letzteren, als guten Leiter, jedoch unvergleichlich stärker als auf erstere. Deshalb glaube ich, dafs man bei erstem Entwurf einer Theorie auch nur die Influenz auf das Metall zu betrachten braucht. Diese aber hat eine zweifache Wirkung. Durch die Negativität der geriebenen Ebonitplatte wird näm- lich nicht nur das neutrale Fluidum des Kammes zerlegt, sondern auch die entwickelte positive Elektrieität veranlalst, aus den Spi- tzen auf die gegenüberstehende Scheibe auszuströmen, vorausgesetzt dieser Kamm sei mit dem zu ihm diametralen in solche leitende Verbindung gebracht, dafs aus den Spitzen des letzteren Kamms ebenso die entbundene negative Elektrieität auf dieselbe Scheibe ausströmen könne. Wenn das nicht der Fall ist, findet keine Er- regung statt. Darum müssen die Elektroden, gleichviel ob es einer ihrer Kämme oder einer der vertikalen Kämme war, der influen- eirt wurde, entweder ganz oder bis zu einem sehr kleinen Abstand zusammengeschoben werden, sobald sie in Kugeln endigen und nur wenn die Kugeln durch Spitzen ersetzt sind, kann man sie ohne Nachtheil weiter auseinander ziehen. Ist auf solche Weise die Ausströmung der z. B. in dem Elek- trodenbogen gesonderten Elektricitäten eingeleitet, so wird sie durch die Drehung der Scheiben unterhalten und verstärkt, indem den Spitzen des einen Kammes fortwährend die von dem anderen Kamm herkommenden und mit der entgegengesetzten Elektricität belade- nen Glastheile gegenübertreten. Und sowie dies geschieht, beklei- det sich die vordere Scheibe, wenn sie schraubenrecht rotirt und der linke Elektrodenkamm durch die Ebonitplatte influencirt ward, in solcher Weise mit den ausgeströmten Elektrieitäten, dafs ihre obere Hälfte stets positive und ihre untere stets negative Elektri- cität besitzt, als Folge des Umstandes, dafs wiewohl jeder Kamm seine Elektrieität nach beiden Seiten ausstrahlt, doch die Ausstrah- lung der einen Seite beständig durch die Hälfte der von dem an- dern Kamm entsandten Elektrieität neutralisirt wird, wie ich dies schon früher bei einer anderen Gelegenheit nachgewiesen habe.') !) Monatsberichte, 1869, S. 758. vom 12. December 1872. 823 Die somit die Aufsenseite der vorderen Scheibe bekleidenden Elektricitäten wirken influencirend auf die Kämme des vertikalen Bogens, der hinter der hinteren Scheibe steht, und bewirken, dafs, in dem angenommenen Falle, der obere dieser Kämme stets nega- tive, und der untere stets positive Elektricität ausgiebt. Dadurch wird in ähnlicher Weise, wie es eben für die vordere Scheibe an- gegeben ist, die Aufsenseite der hinteren auf ihrer linken Hälfte stets mit negativer, und auf ihrer rechten Hälfte stets mit positi- ver Elektricität bekleidet. Von diesem Augenblick an ist die erregende Ebonitplatte überflüssig, da ihre Function durch die Influenzwirkung der Hin- terfläche auf die vorderen Elektrodenkämme nicht nur verdoppelt ersetzt, sondern auch fortwährend unterhalten wird, so lange als man die Scheiben rotiren lälfst. Begreiflich ist diese Theorie ohne Weiteres auf den Fall an- wendbar, wo man die Maschine dadurch erregt, dafs man Elektri- eität durch die Elektroden auf sie einströmen läfst. Denn offenbar ist es einerlei, ob man die Elektricität, welche die Maschine in Thätigkeit setzt, erst durch Influenz in dem Elektrodenbogen er- regt, oder fertig gebildet diesem zuführt, wobei er natürlich geöffnet sein muls. Die beiden Erregungsweisen durch Influenz und durch Einströmung sind also im Wesentlichen gar nicht verschieden, — wohlverstanden so lange kein schräger Conductor vorhanden ist. Was zwischen den Scheiben vorgeht, ist bei dieser Theorie nicht in Betracht gezogen, da mir scheint, dafs der elektrische Zu- stand der Innenflächen beider Scheiben keinen oder keinen grolsen Einflufs auf das Spiel der Maschine ausübt. Damit soll indefs nicht behauptet werden, dafs diese Innenflächen unelektrisch seien. Im Gegentheil zeigt sich das Dasein von Elektrieität zwischen den Scheiben gerade bei der Maschine zweiter Art in sehr augenfälli- ger Weise. Bezeichnet man nämlich die Quadranten der Scheiben, von links oben angefangen, mit I, II, III, IV, so sind, im angenom- menen Fall, dafs der linke Elektrodenkamm durch das geriebene Ebonit influeneirt, und die vordere Scheibe schraubenrecht gedreht wurde, im Quadranten II beide Scheiben von aufsen mit positiver und im Quadranten IV mit negativer Elektrieität bekleidet, wäh- rend sie in den Quadranten I und III an der Aufsenseite entge- gengesetzt elektrisch sind. 824 Gesammtsitzung Nun aber braucht man die Maschine nur im Dunklen wirken zu lassen, um wahrzunehmen, dafs aus dem Zwischenraum der beiden Quadranten mit gleichnamig elektrisirten Aufsenseiten Elek- trieität hervorbricht, aus dem Zwischenraum der beiden anderen aber nicht. Die hervorbrechende Elektrieität ist gleichnamig mit der, welche die Aufsenseite der Scheiben bekleidet. Deshalb ist sie besonders sichtbar an dem Quadranten, der auswärts positiv elektrisirt ist. Hier schiefst sie unter starkem Ozongeruch radia- liter in zoll-langen Strahlen gleichsam nordlichtartig hervor, in soleher Fülle, dafs man Flaschen von beträchtlicher Gröfse in kur- zer Zeit daran laden kann. Diese, übrigens schon von Hrn. Dr. Holtz beobachtete Ausstrahlung, finde ich bei der vertikalen Ma- schine am stärksten, wenn diese mit dem diametralen Conductor versehen ist und die Elektroden weit auseinander gezogen sind. Sie ist auch stärker, wenn der genannte Quadrant nach unten liegt, weil ihm dann das Fufsbrett der Maschine nahe ist; liegt er nach oben, so kann man die Verstärkung durch Annäherung der Hand herbeiführen. Offenbar könnte diese Ausstrahlung nicht stattfinden, wenn nicht Elektrieität zwischen den Scheiben vorhanden wäre, und zwar in dem Zwischenraum der beiden auswärts gleichnamig. elektrisir- ten Quadranten im ungebundenen Zustand.') Ich glaube indels, wie schon gesagt, dafs diese Elektrieität, sowie die gebundene in dem Zwischenraum der beiden anderen Quadranten, das Spiel der Maschine wenig oder gar nicht beein- flufst, vielmehr dieses bei Abwesenheit aller Elektrieität zwischen den Scheiben der Hauptsache nach eben dasselbe sein würde. Noch verdient bemerkt zu werden, dafs, da die Maschine in ihrer einfachsten Form eine vollkommen symmetrische ist, sie auch immer einen Strom und zwar einen Strom von gleicher Stärke zwischen den Elektroden liefert, in welchem Sinn man auch die Scheiben rotiren lassen mag. Sie unterscheidet sich da- !) Wenn die Scheiben sehr rein und trocken sind, sieht man auch zwischen ihnen im Dunklen eine Unzahl kleiner Funken glitzern, besonders den Kämmen gegenüber. vom 12. December 1872. 325 durch nicht unwesentlich von der früheren Horizontalmaschine und von der Maschine erster Art, die beide zu ihrer Wirksamkeit eine Rotation in bestimmter Richtung erfordern. Es ist ferner die Richtung des Stroms in der hier betrach- teten Maschine ebenfalls unabhängig davon, in welchem Sinn bei seiner Erregung die Scheiben gedreht wurden, sobald nur immer ein- und derselbe Kamm in derselben Weise influencirt wird. Es gilt dies jedoch nur von demjenigen Strom, dem der influencirte Kamm angehört. Je nachdem dieser Kamm dem hori- zontalen Elektrodenbogen oder dem Vertikalbogen angehört, ist er entweder in jenem oder diesem Bogen constant, während der an- dere Strom seine Richtung durch die Rotationsrichtung der Schei- ben bekommt, wie man dies am Besten im Dunklen an den Licht- büscheln ersieht.!) Diese Unabhängigkeit der Richtung des primitiv erregten Stroms kann übrigens nicht Wunder nehmen, wenn man erwägt, dafs der influeneirte Kamm immer diejenige Elektrieitätsart ausströmen muls, welche der influencirenden entgegengesetzt ist. Die Ströme in den beiden Bögen stehen übrigens in engster gegenseitiger Abhängigkeit. Keiner von ihnen kann ohne den an- dern existiren. Eine Verstärkung oder Schwächung des einen ver- stärkt oder schwächt nothwendig den anderen. Darum müssen, wenn der Strom zwischen den Elektroden kräftig sein soll, die Vertikalkämme an der Hinterscheibe in gut leitender Verbindung stehen. ”) 1) Verwickelter sind die Erscheinungen, wenn, nachdem die Maschine in Thätigkeit gesetzt ist, mit der Rotationsrichtung der Scheiben gewechselt wird. Je nach der Reinheit der Glasflächen und der Trockenheit der Luft, ist es bald der horizontale, bald der vertikale Strom, der sich umkehrt, und nur so viel bleibt constant, dafs die Umkehr niemals bei beiden Strömen zu- gleich erfolgt. 2) Indefs kann diese Verbindung auch ganz aufgehoben sein und man erhält dennoch einen freilich schwachen Strom zwischen den Elektroden, wie man dies am Besten im Dunklen ersieht, wenn man sie durch eine Spectral- röhre verknüpft. Es hängt dies mit der unter andern Umständen schon von Hrn. Dr. Holtz beobachteten, sehr merkwürdigen Erscheinung zusammen, dafs jeder der vier Kämme zur Hälfte positive und zur Hälfte negative Elek- tricität ausströmt. In dem einen Quadranten sind die nach Innen liegenden rn 826 Gesammtsitzung III. Die Anwendung der eben entwickelten Theorie auf die Ma- schine erster Art hat keine Schwierigkeit. Ich habe sie schon in meiner letzten Abhandlung angedeutet und zur Erklärung der anomalen Erregung benutzt.') Erregt man nämlich wie gewöhn- lich die Maschine durch Elektrisirung einer der Belege der ruhen- den Scheibe, so ist es auch hier die im Elektrodenbogen durch Influenz bewirkte Trennung der beiden Elektrieitäten und deren Ausströmung aus den Kämmen auf die rotirende Scheibe, womit das Spiel der Maschine beginnt. Der nicht influencirte Kamm bekommt dabei seine erste An- regung von dem influeneirten, mit dem er daher in leitender Ver- bindung stehen mufs, nicht von der rotirenden Scheibe. Man kann sich davon überzeugen, wenn man eine Spectralröhre in den Elek- trodenbogen einschaltet, den einen Kamm influeneirt, und nun die Scheibe rasch um einen Quadranten dreht.- Wiewohl dann noch keine Glastheile vom ersten zum zweiten Kamm übergegangen sein können, so sieht man doch im Dunklen an dem Leuchten der Röhre, dafs ein schwacher Strom entstanden ist. Selbst bei ganz ruhender Scheibe divergirt ein hinter dem zweiten Beleg gehaltenes Elektrometer sowie man den ersten elektrisirt, vorausgesetzt na- türlich, dafs der Elektrodenbogen geschlossen sei. Die Rotation der beweglichen Scheibe verstärkt begreiflich die Ausströmung aus den Kämmen und bewirkt dadurch in ähnlicher Weise, wie ich es so eben für die Maschine zweiter Art auseinan- der gesetzt habe, dafs sich die Scheibe mit den beiden Elektricitä- ten bekleidet, mit der einen in der oberen, mit der anderen in der unteren Hälfte. Sowie die Ausströmung aus den Kämmen einen gewissen Grad Kammhälften positiv, in dem gegenüberstehenden die nach Aufsen liegenden. Bei dieser Erscheinung, auf welche ich künftig einmal ausführlicher zurück- kommen werde, ist übrigens der Strom zwischen den Elektroden eine Ne- bensache; sie ist sogar ausgebildeter, wenn man die Elektroden so weit aus- einander zieht, dafs zwischen ihnen kein Strom übergeht. Nur bei der Er- regung, die am besten durch Influenz mittelst Ebonit geschieht, mufs der Elektrodenbogen geschlossen sein. Durch Einströmung ist es mir übrigens nicht gelungen, diesen abnormen Zustand hervorzurufen. !) Monatsberichte, 1871, S. 535. vom 12. December 1872. 827 von Intensität erlangt hat, wirkt sie influeneirend auf die Belege, und versetzt diese in einen Polarisationszustand, vermöge dessen sie aus ihrem breiten Ende entgegengesetzte, und aus ihrer Spitze gleiche Elektrieität wie die vor ihnen stehende Kämme ausströmen. Die erstere breitet sich auf der Aufsenseite der ru- henden Scheibe aus und versetzt deren Hälften in einen elektri- schen Zustand, der dem der Hälften der rotirenden Scheibe entge- gengesetzt ist; die letztere, von der Spitze ausströmende Elektrici- tät entweicht in dem Zwischenraum beider Scheiben. Dieser Strom in den Belegen und der in den Elektrodenbogen unterstützen und verstärken sich gegenseitig. Sie sind nothwendig für einander; keiner kann ohne den anderen bestehen. Die eben entwickelte Ansicht wird, glaube ich, unläugbar be- stätigt, wenn man die Maschine nach Hrn. Musaeus’ Vorschlag durch ein kleines isolirtes Reibkissen von Amalgam in Thätigkeit setzt.') Ich schiebe ein solches Reibkissen, das auf einem Ebonitstrei- fen angebracht ist, zwischen die Scheiben, einem der Elektroden- kämme gegenüber und mit der Amalgamseite die bewegliche Scheibe berühreud. Nach wenigen Umläufen dieser Scheibe wird, durch Reibung an derselben, das isolirte Amalgam so stark negativ, dafs es positive Elektrieität aus dem gegenüberstehenden Kamm hervor- lockt, sobald derselbe mit dem anderen Kamm leitend verbunden ist. Jetzt kann man das Reibkissen fortziehen. Die eingeleitete Ausströmung aus den Kämmen wirkt influencirend auf die Belege, erregt in ihnen die erwähnten Ströme, und damit ist die Maschine in Thätigkeit gesetzt. 1) Zur Darstellung dieses Reibkissens bedient Hr. Musaeus sich nicht des auf gewöhnliche Weise bereiteten Kienmayer'schen Amalgams, weil das- selbe immer körnig krystallinisch ist und ein starkes Zerreiben erfordert, son- dern der von alten Spiegeln abgeschabten Folie, die ein sanft anzufühlendes Pulver liefert. Dieses wird mit ganz wenig Quecksilber zu einem dicklichen Brei angerührt und sodann auf das eingefettete Leder aufgestrichen. Nach einigen Tagen, manchmal schon früher, ist es zu einer festen Masse erhär- tet, und kann nun angewandt werden, besonders wenn man es vorher noch einem etwas starken Druck aussetzt. Die Wirkung eines solchen Reibkissens von nicht mehr als 2,5 Zoll Länge und 0,5 Zoll Breite ist meistens mo- mentan, BE 828 Gesammtsitzung Die durch die Reibung auf der rotirenden Scheibe entstehende Elektrieität kann offenbar an dieser Erregung keinen Antheil ha- ben; denn obwohl sie in Summa an Quantität der des Reibkissens gleich sein mufs, so ist doch, weil sie auf einer grolsen Fläche ausgebreitet ist, ihre Dichtigkeit eine viel geringere als die der letzteren. Übrigens beweist die Nothwendigkeit der Isolation des Reibkissens, dafs es hier in anderer Weise wirkt als bei der ge- wöhnlichen Elektrisirmaschine, bei welcher es abgeleitet sein muls, um eine gute Wirkung zu erhalten. Es verhält sich hier ganz so, wie bei der Kundt’schen Ma- schine,') nur dafs diese eine stete Einwirkung des (ebenfalls iso- lirten) Amalgams verlangt, da sie keine zweite Scheibe mit Bele- gen hat, welche die eingeleitete Ausströmung aus den Elektroden- kämmen unterhalten könnte. Der Einfachheit wegen ist hier immer vorausgesetzt, dals die Maschine nicht mit dem diametralen Conductor versehen sei. In diesem Fall kommt die Erregung der Maschine mittelst Elektriei- tät, die man durch die Elektrodenkämme auf die rotirende Scheibe einströmen läfst, ganz überein mit der durch geriebenes Ebonit oder Amalgam von der Rückseite her. Erst wenn man der Ma- schine den diametralen Conductor hinzufügt, wird die Erregung von der Vorderseite her eine wesentlich andere, eine anomale, wie ich das in meiner letzten Abhandlung ausführlich entwickelt habe.”) Ob Elektrieitäten zwischen den Scheiben vorhanden seien, lasse ich auch bei der Maschine erster Art dahingestellt, da ich der Ansicht bin, dafs ihre Anwesenheit keinen erheblichen Einäufs auf das Spiel der Maschine ausübt. Aber zweifelhaft scheint mir ihre Anwesenheit nicht zu sein. Denn wenn man, nachdem die Maschine einige Zeit in Thätigkeit war, die ruhende Scheibe der- selben rasch um 180° verstellt, also äufserlich gleichnamig elek- trisirte Glasflächen einander gegenüberbringt, so beobachtet man eben solche radiale elektrische Ausströmung, wie ich bei der Ma- schine zweiter Art angegeben habe. Die Ausströmung ist jedoch hier nur eine vorübergehende, dauert nur so lange als die Glas- 1) Ann. d. Phys. u. Chem. Bd. 135 S. 484. ?) Monatsberichte 1870 S. 281 u. 1871 S. 534. vom 12. December 1872. 829 scheiben noch nicht den neuen Polarisationszustand, welchen die Verstellung der ruhenden Scheibe nothwendig macht, vollständig angenommen haben. Bemerkenswerth ist auch, dafs diese radiale Ausströmung eine langsame Drehung im Sinne der Rotation der Scheibe zeigt, und zuletzt in der Nähe eines der Elektrodenkämme verschwindet. IT, Kehren wir indefs zu der neueren Maschine zweiter Art zu- rück. Um dem Mangel ahzuhelfen, dafs sie nur die an der einen Scheibe entwickelte Elektricität zu benutzen erlaubt, hat Hr. Mu- saeus, Lehrer an der höheren Bürgerschule in Charlottenburg, im vorigen Jahre einer von ihm selbst verfertigten Maschine die- ser Art folgende Einrichtung gegeben. Es ist die Hinterscheibe auch mit zwei Elektrodenkämmen versehen, welche mit denen an der Vorderscheibe durch herumgreifenden Metallbügel leitend ver- bunden sind, und zwar in solcher Stellung, dafs sie von diesen etwa um einen Drittel-Quadranten abstehen. Die beiden unter sich verknüpften Kämme an der hinteren Scheibe, und der schräge Conductor an der vorderen sind beibehalten, so dafs also die Ma- schine im Ganzen acht Metallkämme trägt, vier neben jeder Scheibe.') Ich habe diese, etwas complieirte Vorrichtung durch den Mecha- nikus Borchardt an meiner Maschine anbringen lassen, und kann bezeugen, dafs sie, was Vermehrung der nutzbaren Elektrieitäts- menge betrifft, ihren Zweck erfüllt, in der Schlagweite aber nichts Bedeutendes leistet. Aus diesem Grunde ist aber die Musaeus’sche Vorrichtung sehr geeignet zum Studium der Licht-Erscheinungen in verdünnten Gasen, und wenn man sie blos dazu benutzen will, kann sie be- trächtlich vereinfacht werden. Man kann nämlich den hinteren und den vorderen schrägen Conductor entfernen, sodals also nur die vier Elektrodenkämme an beiden Scheiben übrig bleiben. Ich finde nicht, dafs dadurch die Wirkung für den genannten Zweck und für ähnliche, wo die Elektroden durch einen guten Leiter verbun- oo. !) Ann. d. Phys. u. Chem. Bd. 143 S. 285. en . } ee 2 aa Pe” 830 Gesammtsitzung den sind, geschwächt würde. Aber in freier Luft dürfen die Elek- troden nicht auseinander gezogen werden, wenn nicht der Strom alsbald erlöschen soll. Schon vor Hrn. Musaeus hatte ich versucht, durch eine ähn- liche Combination, wie die seinige, eine erhöhte Benutzung der in der vertikalen Maschine entwickelten Elektrieität zu erzielen. Ich hatte nämlieh die beiden hinteren vertikalen Kämme von einander isolirt, und sie darauf durch zweckmälsig gekrümmte Metallbügel mit den vorderen horizontalen Elektrodenbogen verbunden, hatte auch noch den früher erwähnten fünften Kamm hinzugefügt, jedoch den schrägen Conductor entfernt. Allein wiewohl nun die vertikale Maschine, meiner Meinung nach, der älteren horizontalen ganz ähnlich sein mulste, so bekam ich doch, bei geöffneten Elektroden- bogen, nur eine sehr schwache Wirkung. Ich hatte damals keine Veranlassung, die Sache weiter zu verfolgen, und liefs sie demnach auf sich beruhen. Erst neuerdings, als ich darauf verfiel, diese Combination mit der Musaeus’schen zu vergleichen, erkannte ich den Grund des früheren Mifslingens, — in einer Erscheinung, die, wie ich später ersah, zwar schon von Hrn. Holtz an der horizontalen Maschine beobachtet, aber nur so obenhin besprochen wurde,') dafs es wohl verzeihlich war, sie übersehen zu haben. Bei der scheinbar vollkommenen Symmetrie der Combination, hatte ich nämlich ununtersucht gelassen, ob die Richtung der Ro- tation der Scheiben einen Einfluls auf die Resultate haben würde. Ich drehte nach gewöhnlicher Weise die Kurbel schraubenrecht, was nach der Art, wie bei meiner Maschine die Schnur um die Rollen geschlungen ist, eine ebenfalls schraubenrechte Rotation der Vorderscheibe zur Folge hat. Aber das ist gerade, wie sich jetzt herausstellte, die Richtung, bei welcher zwischen den Elektroden keine oder eine äulserst schwache Wirkung stattfindet. Versetzte ich dagegen die Vorderscheibe in umgekehrte Rotation, so bekam ich zwischen den Elektroden, sobald sie nicht zu weit auseinander gezogen waren, einen Strom von beträchtlicher Stärke, — voraus- gesetzt immer, dafs der linke der vorderen Horizontalkämme mit dem oberen der hinteren Vertikalkämme, und ebenso der rechte !) Ann. d. Phys. u. Chem. Bd. 130 S. 156. vom 12. December 1872. 831 der ersteren mit dem unteren der letzteren metallisch verbun- den war.') Hierbei war die Maschine durch eine geriebene Ebonitplatte erregt. Hatte ich sie dadurch in Thätigkeit gesetzt, dafs ich ihr die Elektrieität einer zweiten Maschine mittelst der Elektroden zu- führte, so war die Erscheinung noch ausgeprägter. Nach aufgeho- bener Verbindung mit der Hülfsmaschine war dann der Strom der neuen Combination bei schraubenrechter Rotation der Vorderscheibe völlig Null, im umgekehrten Fall aber sehr stark. Wenn man den Versuch im Dunklen anstellt, sieht man so- gleich, dafs die mit einander und mit derselben Elektrode verbun- denen Kämme bei schraubenrechter Rotation der Vorderscheibe entgegengesetzte Elektricitäten ausströmen, bei umgekehrter Rotation aber gleiche. Und darnach ist klar, weshalb der Strom im ersten Falle schwach oder Null und im zweiten stark sein muls. Denn wenn die Kämme einer und derselben Elektrode ent- gegengesetzte Elektricitäten aussenden, so wirken sie in Bezug auf den Pol dieser Elektrode einander schwächend entgegen, während sie im umgekehrten Fall einander unterstützen. Im Fall der Nul- lität des Stroms zwischen den Elektroden ist übrigens die Ma- schine keineswegs unthätig, vielmehr sind dann in den, die Kämme paarweise verbindenden Metallbügeln recht starke Ströme von ent- gegengesetzter Richtung vorhanden, die eben Ursache sind, dafs im Elektrodenbogen kein Strom auftritt. 1) Bei aufmerksamer Betrachtung der von Hrn. Holtz gegebenen Abbil- dung (Ann. Bd. 186 Taf. II) findet man, dafs bei seiner horizontalen Ma- schine die Verhältnisse gerade umgekehrt waren, eine schraubenrechte oder rechtläufige Drehung der Kurbel eine rückläufige der oberen Scheibe be- dingte. [1872] 58 Pac u a > ı/ Sun ı { Wan > — Gesammtsitzung 832 Fig. 3. Fig. 4. vom 12. December 1872. 833 Zur Verdeutlichung aller dieser Vorgänge sind sie in Fig. 3 u. 4 schematisch abgebildet. Fig. 3 stellt den Fall vor, wo die Vorder- scheibe, die durch den kleineren Kreis angegeben ist, schrauben- recht rotirt, Fig. 4 den umgekehrten Fall. Die Hinterscheibe, die der Vorderscheibe immer entgegengesetzt rotirt, ist durch den gröfseren Kreis angegeben. a und 5 sind die vor der Vorderfläche befindlichen Kämme der Elektrodenpole n und p. Durch die Metallbügel EZ und F ste- hen sie in Verbindung mit den vertikalen Kämmen c und d hinter der Hinterscheibe. Endlich ist vorausgesetzt, dafs der Elektroden- kamm a immer durch dahinter gehaltenes geriebenes Ebonit erregt werde, also positive Elektrieität auf die Vorderscheibe ausströme. Es fragt sich nun, wie die ungleiche Rotationsrichtung der Scheiben bei einer scheinbar nach beiden Seiten hin ganz symme- trischen Vorrichtung die eben geschilderte Verschiedenheit der Re- sultate hervorbringe. Da hat man dann zuvörderst zu beachten, dafs bei schraubenrechter Drehung der Vorderscheibe, die zwischen den metallisch verknüpften Kämmen liegenden Theile beider Glas- scheiben gegeneinander laufen, im umgekehrten Fall aber aus- einander. Betrachten wir zunächst den ersten Fall. Das Gegeneinander- laufen der besagten Glastheile hat zur Folge, dafs die positive Elektrieität, welche der Kamm a auf die Vorderscheibe ausströmt, vor den Hinterkamm c geführt wird, und aus diesem, der schon durch seine metallische Verbindung mit @ negativ wird, negative Elektrieität hervorlockt. Diese negative Elektrieität bekleidet die Hinterscheibe und gelangt durch deren rückläufige Rotation hinter den Kamm a, wo sie die Wirkung fortsetzt, welche das Ebonit eingeleitet hat. Auf solche Weise kommt der Strom im Bügel E zu Stande. Die vom vorderen Kamm «a ausgeströmte positive Elektrieität wird aber durch den hinteren Kamm c nicht vernichtet, da sie von ihm durch zwei Glasscheiben getrennt ist, sondern geht, nachdem sie ihn influeneirt hat, vor ihm vorüber, somit hinter den Elektroden- kamm b gelangend, aus dem sie negative Elektricität hervorlockt. Letztere bekleidet die Vorderscheibe, wird durch deren rechtläufige Rotation vor den hinteren Kamm d geführt, influencirt denselben positiv und gelangt so endlich unter den Kamm a. Solchergestalt entsteht dann auch im Bügel F ein starker Strom. * 58 834 Gesammtsitzung Die starken Ströme in den Bügeln E und F sind offenbar Ursache, dafs zwischen den Elektrodenpolen p und n nur, wenn sie einander sehr genähert sind, ein äufserst schwacher Strom ent- steht, und gar keiner, wenn sie weit auseinander liegen. Auch ist es zur Erregung der Maschine bei schraubenrechter oder rechtläu- figer Drehung der Vorderscheibe gar nicht nöthig, dals jene Pole einander berühren; sie können jeden beliebigen Abstand haben. Anders ist es, wenn man die Maschine bei rückläufiger Rotation der Vorderscheibe erregen will.e Dann müssen die Elek- trodenpole einander berühren; sonst erfolgt keine Erregung. Den weiteren Vorgang denke ich mir so. Der positive Kamm a macht den anderen Elektrodenkamm 5 in doppelter Weise nega- tiv, einmal weil er mit ihm in metallischer Leitung steht, und zwei- tens weil die positive Elektricität, welche er auf die Vorderscheibe ausströmt, durch die Rotation derselben hinter ihn geführt wird. Da diese Rotation eine rückläufige ist, so geht die positiv elektri- sche Ausströmung des Kammes « vor dem Hinterkamm d vorüber und lockt negative Elektrieität aus ihm hervor. Somit werden also die beiden Kämme 5 und d, ungeachtet sie metallisch mit einander verbunden sind, gleichnamig, nämlich negativ elektri- sirte. Zur Gleichnamigkeit der beiden anderen Kämme ist erfor- derlich, dafs c positiv werde, und das geschieht durch die vom Kamm 5 ausströmende negative Elektrieität, welche vermöge der rückläufigen Rotation der Vorderscheibe vor ihm vorübergeführt wird. Ist solchergestalt die Maschine zur Thätigkeit gelangt, so brauchen die Elektrodenpole n und p sich nicht mehr zu berühren; sie können über anderthalb bis zwei Zoll auseinander gezogen werden, ohne dafs der Strom zwischen ihnen erlischt. Mit dem Erlöschen dieses Stromes hört bei rückläufiger Rotation der Vorderscheibe alle Thätigkeit der Maschine auf, wäh- rend bei rechtläufiger Rotation dann noch in den Bügeln E und F die Partialströme ihren ungestörten Fortgang haben. Bemerken will ich endlich noch, dafs wenn man die Maschine bei einer der beiden Rotationsrichtungen ihrer Vorderscheibe in Thätigkeit gesetzt hat, man mit diesen Richtungen beliebig oft wechseln kann, ohne dafs die Maschine unthätig wird. Und so hat man dann das Schauspiel, dafs die metallisch mit einander . aM vom 12. December 1872. 835 verknüpften Kämme abwechselnd gleiche und entgegengesetzte Elektrieitäten ausströmen.!) Bei der Musaeus’schen Combination, sobald sie mit ihrem vor- deren und hinteren Conductor versehen ist, treten die beschriebe- nen Erscheinungen nicht ein. In welchem Sinn man auch die Scheiben rotiren lassen mag: immer strömen die mit einander ver- bundenen Kämme gleiche Elektricitatsart aus.”) Hat man aber ihre beiden Conductoren entfernt, se verhält sie sich ganz wie die vorhergehende Combination, bis auf den Unterschied, dafs die rechtläufige Rotation der Vorderscheibe einen Strom zwischen den 1) Die vertikale Nachbildung der Horizontalmaschine gestattet übrigens noch einige Abänderungen, die nicht ganz ohne Interesse sind. So kann man ihr den schrägen Conductor hinzufügen; es treten dadurch höchst son- derbare Erscheinungen auf, die ich aber, da sie sehr complieirter Natur sind und keinen praktischen Nutzen versprechen, nicht näher untersucht habe. Ebenso kann man, wenn man die Rollen der Scheiben von ihrem Schnur- lauf befreit hat, durch Einströmung von Elektricität aus einer Hülfsmaschine das Rotationsphänomen hervorbringen, welches Hr. Holtz zuerst beobachtet hat (Ann. Bd. 136 S. 170), ohne jedoch die Richtung der Rotation anzuge- ben. Bei mir stand in der Regel die Vorderscheibe still und die Hinter- scheibe drehte sich mit bedeutender Geschwindigkeit, rückläufig wenn von den beiden Bügeln E und F (Fig. 2) der erstere negativ und der letz- tere positiv war, rechtläufig im umgekehrten Fall. Nach plötzlicher Un- terbrechung der Einströmung rifs die noch rotirende Hinterscheibe die Vor- derscheibe mit herum. Auch mit der Musaeus’schen Combination läfst sich in ähnlicher Weise dieses Rotationsphänomen hervorbringen, und es ist mir mit ihr sogar leich- ter gelungen, die beiden Scheiben in entgegengesetzte Rotation zu versetzen. 2) Beiläufig bemerkt hat diese Combination, so gut wie die von mir angegebene, eine nicht zu verkennende Ähnlichkeit mit der Doppelmaschine, die ich aus zwei einfachen Maschinen erster Art zusammengesetzt habe, da auch bei dieser die beiden mit einander verbundenen Elektrodenkämme glei- che Elektricitätsart ausströmen. Der Unterschied besteht nur darin, dafs erstens bei letzterer die Elektrode zwischen den Kämmen angebracht ist, während sie bei den ersteren zur Seite derselben sich befindet, und zweitens, dafs bei diesen die Ausströmung gleicher Elektrieität aus den verbundenen Kämmen ohne Anwesenheit eines schrägen Conductors zu Stande kommt: Sie sind aber dennoch als Doppelmaschinen anzusehen. 836 Gesammtsitzung Elektroden liefert, die rückläufige nicht, weil die Verbindung zwi- schen den vorderen und hinteren Kämmen eine umgekehrte wie in jener Combination ist. bg Die Elektromaschine mit doppelter Rotation bietet selbst in ihrer einfachsten Gestalt noch manche beachtenswerthe Erscheinung dar. Allein ich will sie hier übergehen und statt dessen den dia- metralen Conductor einer näheren Untersuchung unterwerfen. Hr. Dr. Holtz scheint diesen Conductor der vertikalen Ma- schine hinzugefügt zu haben, um dadurch die Schlagweite zu ver- gröfsern und den Polwechsel, wenn nicht zu verhindern, doch we- nigstens zu erschweren. Ob er sich dabei auf Versuche stützte oder blofs von supponirter Analogie mit der Maschine erster Art leiten liefs, mufs dahingestellt bleiben, da er nichts darüber veröf- fentlicht. Hat er Versuche angestellt, so wird ibm nicht entgan- gen sein, dafs sich der diametrale Conductor in mancher Beziehung verschieden verhält bei beiden Maschinen. Versucht man z. B. die Maschine zweiter Art durch Influenz zu erregen, indem man entweder dem Vertikalkamm, der dem Con- ductor folgt, oder dem Elektrodenkamm, der ihm vorangeht, das geriebene Ebonit gegenüberhält, so findet man, dafs die Erregung im ersten Fall ungleich leichter zu Stande kommt, als im zweiten, ja sogar im letzteren ganz ausbleibt, wenn die Elektroden weit auseinander gezogen sind, was auf den ersten Fall ohne Ein- flufs ist. Ferner scheint mir die Wirkung des Conductors bei dieser Maschine in noch höherem Grade von Reinheit der Scheiben und Trockenheit der Luft abzuhängen als bei der Maschine erster Art. Ich habe einige Male den Fall erlebt, dafs der Conductor die Umkehrung des Stroms nicht nur nicht hinderte, sondern gar be- förderte. Statt eines stetigen Stromes bekam ich ein fortdauernd regelmäfsiges Hin- und Herschwanken des Stroms in ziemlich ra- schem Tacte, sodafs an einen Nutz-Effect gar nicht zu denken war. vom 12. December 1872. 837 Erst nachdem die Scheiben sorgfältig gereinigt und getrocknet wor- den, war ein Strom von constanter Richtung zu erhalten.') Befindet sich übrigens die Maschine in gutem Zustande, so ist die Wirkung des schrägen Conductors, was Vergröfserung der Schlagweite betrifft, sehr augenfällig. Mit den, der Maschine beigegebenen kleinen Flaschen von 12 [JZoll äufserer Belegung habe ich zwischen einer positiven Kugel von 10 Lin. und einer negativen von 17 Lin. Duchmesser Funken von 7 par. Zoll (19 Centim.) Länge erhalten, so lang als es die Dimensionen der Ma- schine verstatten. Solche Funkenlänge bekommt man ohne den Conductor nicht, also auch nicht mit der älteren Horizontalma- schine, da sie dieses Verstärkungsmittel nicht zuläfst. Hr. Dr. Holtz bekam mit ihr, zwischen Kugeln von etwa 6 Lin. Durchmesser, nur Funken von wenig über 2 Zoll Länge, und Gleiches war der Fall bei mir mit der vertikalen Nachbildung dieser Maschine (S. 832). So vortheilhaft wirkt aber der schräge Conductor nicht in al- len Stellungen. 1) Späterhin habe ich gelernt einen solchen Zustand willkührlich her- vorzubringen. Es ist dazu nur erforderlich, die mit ihrem diametralen Con- ductor versehene Maschine erst auf gewöhnliche Weise gehörig in Thätigkeit zu setzen, und dann die leitende Verbindung zwischen den beiden hinteren Vertiealkämmen aufzuheben. Die nun eintretenden fortdauernd raschen Um- kehrungen des Stroms im Conducior und des im Elektrodenbogen (der nicht geschlossen zu sein braucht) zeigen im Dunklen eine bemerkenswerthe Licht- erscheinung. Zwischen den positiven Lichtpinseln, die bekanntlich kreisbogen- förmig gekrümmt sind, schiefst nämlich eine viel längere, geschlängelte Säule auf, deren Licht heller und compacter ist als das der Pinsel und von einem eigenthümlichen Geräusch begleitet wird. Übrigens läfst sich die Maschine nicht in diesen Zustand versetzen, wenn nicht vorher der regelrechte Strom in ihr hergestellt war, also die Vertikalkämme in leitender Verbindung standen. =) S 3 Be Be =r:,4 Ss » > A ne Eher. 4} &) IC) 835 Fig. 6. vom 12. December 1872. 839 Die vorstehenden Figuren 5 u. 6, in welchen Alles, bis auf den schrägen Conductor ef den früheren gleich ist, werden dies ver- deutlichen. Bezeichnet man nämlich die Quadranten der Scheiben, von oben links zur Rechten herumgezählt, der Reihe nach mit I, II, III, IV, so hat, bei schraubenrechter Drehung der Vorderscheibe, dieser Conductor nur dann eine günstige Wirkung auf den Strom zwischen den Elektroden, wenn er vor den Quadranten / und /IIZ steht, die Theile der Vorderscheibe also von der nächsten Elektrode her auf ihn zugehen. Steht er vor den Quadranten I// und IV, so müssen die Scheiben umgekehrt rotiren, wenn eine gleiche Wir- kung erfolgen soll. Steht er bei schraubenrechter Rotation der Vorderscheibe vor den Quadranten ZI und IV, oder bei umgekehrter Rotation vor den Quadranten Z und III, so ist der Strom zwischen den Elek- troden Null, dafür aber sehr lebhaft in dem Conductor selbst. Der andere Strom, der in dem Vertikalbogen an der Hinter- scheibe, wird durch den diametralen Conductor in seinen beiden schrägen Stellungen nicht affieirt. Bringt man aber den letzteren aus einer dieser schrägen Stellungen in die lothrechte, dem hinte- ren Vertikalbogen gerade gegenüber, so erlischt in beiden, gleich- wie im Elektrodenbogen, der Strom sofort gänzlich, und die Ma- schine wird also vollkommen wirkungslos. Es ist das leichteste Mittel sie unthätig zu machen, wenn dies beabsichtigt wird. Betrachten wir von diesen drei Eigenschaften des diametralen Conductors zunächst die, die Schlagweite zu vergrölsern. Ich gehe dabei von der Annahme aus, dafs an beiden Schei- ben stets eine gleiche Elektrieitätsmenge entwickelt werde. Diese wohl natürliche Annahme ist auch schon früher stillschweigends gemacht, da man, bei Benutzung beider Mengen immer von einer Verdoppelung derselben gesprochen hat. Hat nun die Maschine keinen schrägen Conductor und man zieht die Elektroden auseinander, schwächt also den Strom zwi- schen ihnen, so mufs vorausgesetztermalsen auch der Strom im hinteren Vertikalbogen abnehmen, und wenn man mit dem Aus- ziehen fortfährt, kann es nicht ausbleiben, dafs ein Punkt eintritt, wo sie beide erlöschen. | Sind der Maschine Flaschen angesetzt, so werden dieselben, bei hinreichendem Abstande der Elektroden von einander, sich nicht 340 Gesammtsützung - mehr zwischen diesen entladen, sondern die in ihnen angehäuften Elektrieitäten auf die Vorderscheibe zurückflielsen lassen und so- mit eine Umkehr des Stroms bewirken. Anders verhält es sich, wenn man die Maschine mit dem dia- metralen Conductor versehen hat, etwa unter einem Winkel von 48° gegen den Horizont. Ist zugleich der Elektrodenbogen ge- schlossen, so sind die vier vor der Vorderscheibe befindlichen Me- tallkämme paarweise gutleitend verbunden. Nun könnte es schei- nen, als mülste in beiden Leitungen eine gleich starke Zerlegung des neutralen Fluidums durch Wirkung der auf der Hinterfläcke ausgebreiteten Elektricität erfolgen. Allein das ist nicht der Fall. Bei schraubenrechter Drehung der Vorderscheibe gehen näm- lich die Theile dieser Scheibe von den Elektrodenkämmen zu den nächsten Conductorkämmen, und wenn nun z.B. der linke der er- steren die Vorderscheibe mit positiver Elektricität versieht, wäh- rend der obere Kamm des Vertikalbogens die Hinterscheibe mit negativer Elektricität bekleidet, so sind die Conductorkämme zweien entgegengesetzten Einwirkungen ausgesetzt, von denen die der Vor- derscheibe wegen ihrer gröfseren Nähe überwiegt, so lange der Elektrodenbogen geschlossen ist. Deshalb zeigt sich auch dann in dem Conductor ein schwacher Strom, der, wenn man sich ihn auf die Horizontalität projieirt denkt, dem im Elektrodenbogen entgegengesetzt ist. Zieht man die Elektroden auseinander, so wird nothwendiger- weise der Strom zwischen ihnen geschwächt. Er bekleidet die Vorderscheibe weniger mit Elektrieität, und in Folge defs erlangt die Hinterscheibe eine überwiegende Wirkung auf den Conductor, dessen Strom nun, horizontal projicirt, gleiche Richtung hat mit dem im Elektrodenbogen. Kurz, jemehr der Strom im Elektroden- bogen durch Ausziehen desselben geschwächt wird, desto mehr nimmt der im schrägen Conductor zu. Ich glaube annehmen zu dürfen, dafs die Summe beider Ströme constant ist, und, wenn dies der Fall, mufs auch der Strom im hinteren Vertikalbogen constant bleiben. Es wird also die Ge- sammtwirkung der Maschine nicht geschwächt. Man wird die Elek- troden weit auseinanderziehen können, und wenn Flaschen ange- setzt sind, noch Entladungen erhalten bei Schlagweiten, bei denen sie ohne Conductor nicht möglich waren. Natürlich aber wird re vom 12. December 1872. 841 dabei die Menge der sich in einer gewissen Zeit zwischen den Elektrodenpolen entladenden Elektricität abnehmen. Die zweite Eigenschaft des schrägen Conductors, nämlich die, dafs er, vor den Quadranten Z/ und IV stehend, keinen Strom in dem Elektrodenbogen aufkommen läfst, sobald die Vorderscheibe schraubenrecht rotirt, erkläre ich mir folgendermafsen. Angenommen der Elektrodenbogen sei geschlossen und sein linker Kamm durch eine dahinter gehaltene Ebonitplatte veranlafst positive Elektrieität auszuströmen, so wird er zunächst die obere Hälfte mit dieser Elektricität bekleiden und dadurch bewirken, dafs der obere Kamm des hinteren Vertikalbogens und der des vorde- ren Conductors negative Elektricität ausströmen. Das hat denn zur Folge, dafs die unteren Kämme beider Leiter positive Elektri- cität entsenden, und da die Theile der schraubenrecht rotirenden Vorderscheibe von den Conductorkämmen zu den dieselben Elek- tricitäten ausströmenden Elektrodenkämmen übergehen, so müssen erstere auf letztere eine störende Einwirkung ausüben und die Elektricitätsentwicklung in ihnen bald völlig unterdrücken. Bei Einschaltung einer Geifsler’ schen Röhre in den Elektrodenbogen ist dies im Dunklen deutlich zu erkennen. Andrerseits muls der Strom im Conductor bald sehr stark werden, da dieser vor den Quadranten ZI und IV steht, die beide im betrachteten Falle aus- wärts gleichnamig elektrisirt sind, also mit doppelter Kraft auf ihn wirken. Was endlich die dritte Eigenschaft des Conductors betrifft, die Maschine vollkommen unthätig zu machen, wenn er dem hin- teren Elektrodenbogen gerade gegenübersteht, so entspringt sie, meiner Meinung nach, daraus, dals die Kämme beider Leiter, weil sie gleiche Elektricitäten auszuströmen suchen, einander in ihrer Wirkung vollständig aufheben. Aufser diesen drei Eigenschaften besitzt der diametrale Con- ductor noch eine vierte, die in gewisser Hinsicht die merkwür- digste von allen ist. Ich habe sie schon in meiner früheren Ar- beit kurz besprochen und will sie hier näher betrachten. Gleich der Maschine erster Art läfst sich die der zweiten Art dadurch erregen, dafs man ihr durch die Elektroden die Elektrici- tät einer anderen Quelle, z. B. einer Hülfsmaschine, zuführt. Hat sie dabei keinen diametralen Conductor, so wird sie normal er- regt, ist sie aber mit einem solchen versehen, so ist die Erregung + 842 Gesammtsitzung eine anomale, d. h. die Elektrodenkämme strömen die entgegen- gesetzte Elektrieität von der aus, welche ihnen zugeführt wurde. Es ist nicht nothwendig, dafs diese Zuführung durch beide Elektroden geschehe; eine einzige genügt. Aber nothwendig ist, dafs der schräge Conductor, wenn die Vorderscheibe schrauben- recht gedreht wird, vor den Quadranten / und Z//T stehe, oder, allgemeiner gesprochen, eine solche Stellung habe, dafs die Glas- theile von den nächsten Elektrodenkämmen auf ihn zugehen, Insoweit verhält sich der diametrale Conductor bei der Ma- schine zweiter Art fast ganz so wie bei der ersten Art; allein in anderer Hinsicht ist sein Verhalten bei beiden Maschinen wesent- lich verschieden. Ist nämlich bei der Maschine zweiter Art die anomale Er- regung einmal eingeleitet, so kann man den Conductor entfernen, ohne dafs dies einen Einflufs hat, ohne dafs also der Strom sich umkehrt und mit dem fortwährend auf ihn einwirkenden Strom der Hülfsmaschine gleiche Richtung annimmt. Andrerseits hat man die Maschine durch den Strom der Hülfs- maschine normal erregt, und fügt ihr, unter fortwährender Ein- wirkung der letzteren, den Conductor hinzu, so ändert dies wiede- rum nichts. Ebenso kann man der Maschine, wenn sie auf irgend eine Weise bei Abwesenheit des schrägen Conductors durch Ebonit er- regt worden ist, die entgegengesetzten Elektricitäten von denen, welche die Elektroden aussandten, aus der Hülfsmaschine zuführen, ohne dafs ihr Strom sich umkehrt. Die Maschine zweiter Art besitzt also eine gewisse Hart- näckigkeit, den einmal erlangten elektrischen Zustand zu behaup- ten. Darum mufs sie im neutralen Zustand sein, wenn man sie mit Sicherheit durch Einströmung in dem einen oder anderen Sinn elektrisiren will. Auch sieht man die Möglichkeit ein, Doppelmaschinen zu construiren aus Maschinen zweiter Art, die keinen schrägen Con- ductor haben. Die ohne diesen Conductor stattfindende normale Erregung der Maschine zweiter Art durch einen Hülfstrom bedarf keiner Er- klärung. Was die anomale betrifft, so scheint sie mir das Resultat von sechs rasch auf einander folgenden Processen zu sein. - vom 12. December 1872. 845 Gesetzt man lasse die Vorderscheibe schraubenrecht rotiren und habe dem linken Elektrodenkamm negative Elektrieität aus’ der Hülfsmaschine zugeführt. Die nächste Folge davon wird sein, dafs er die benachbarten Glastheile mit dieser Elektrieität bekleidet. Diese negativen Glastheile werden durch die Drehung unter den Conductorkamm geführt und locken positive Elektricität aus ihm hervor.') Die dadurch positiv gewordenen Glastheile treten im weiteren Fortgang der Drehung vor den oberen Vertikalkamm und veranlassen denselben negative Elektrieität auszusenden, welche nun die Hinterscheibe äufserlich bekleidet und durch die rückläu- fige Rotation dieser Scheibe wieder hinter den linken Elektroden- kamm geführt wird. Die Influenzwirkung dieser negativen Hinter- fläche ist es nun, welche den Elektrodenkamm zwingt seine Pola- rität zu wechseln, statt der zugeführten negativen Elektricität po- sitive auszuströmen. Vielleicht findet man es schwierig, zuzugeben, dafs die rück- seitige Influenzwirkung die vorderseitige Einströmung überwältige; allein Thatsache ist es, wie schon erwähnt, dafs der einmal irgend- wie in der Maschine erregte Strom durch die den Elektroden aus einer Hülfsmaschine zugeführte Elektrieität nicht umgekehrt wer- den kann. Der wesentlichste Punkt der eben vorgetragenen Theorie, dafs nämlich der Elektrodenkamm den vorausgehenden Conductorkamnm entgegengesetzt elektrisch mache und eben dadurch seine eigene Polarität umkehren müsse, wird übrigens durch einen gleichen Ver- such bestätigt, wie ich ihn früher bei der Maschine erster Art vor- stellte. ?) Hat man nämlich die Maschine auf irgend eine Weise in Thä- tigkeit gesetzt, und führt ihr nun durch die von einander isolirten Kämme des Conductors die Elektrieität einer Hülfsmaschine zu, in solcher Richtung, dafs jeder dieser Kämme entgegenge- setzte Elektricität empfängt, wie der benachbarte Elektrodenkamm 1) Dasselbe geschieht auch, wie ich sogleich näher anführen werde, zum Theil durch directe Einwirkung des Elektrodenkamms auf den Conduc- torkamm. 2) Monatsberichte 1871 S, 538. en « = 7 — ww u Se er Pe Wo Tr G = j rt sn pe, . Rn te ex ie ae A - jr’ f 344 Gesammtsitzung bis dahin aussandte, so kehrt sich der Strom im Elektrodenbogen augenblicklich um, ganz wie bei der Maschine erster Art. Schliefslich könnte man noch die Frage aufwerfen, warum denn nicht die rückseitige Influenz eben so gut wie die vordersei- tige Einströmung eine anomale Erregung der mit dem schrägen Conductor versehenen Maschine hervorbringe, wie es doch scheint nach der vorhin aufgestellten Theorie geschehen zu müssen. Darauf kann ich vor der Hand nur antworten, dafs vielleicht a u die Stärke und Schnelligkeit der Erregung einen Einflufs auf das Resultat ausübe. Die Erregung durch Einströmung ist eine viel kräftigere und momentanere als die durch Influenz. Beweis davon giebt der Umstand, dafs die Vorderscheibe, auf welche die Elektri- eität einströmt, nicht nöthig hat, einen ganzen Umlauf zu machen, vielmehr schon eine Viertel-Umdrehung derselben genügt, um die anomale Erregung hervorzurufen. Ja, was noch mehr ist, selbst ehe man die Scheiben rotiren läfst, nimmt man im Dunklen gewahr, dafs der ausströmende Elektrodenkamm den benachbarten Conduc- torkamm entgegengesetzt elektrisch macht, und wenm mar darauf, ohne fernere Einströmung die Maschine in Rotation versetzt, erweist sie sich anomal erregt.) Natürlich mufs sie dabei mit dem diametralen Conductor ver- sehen sein; wenn das nicht der Fall ist, giebt diese Erregung im Zustand der Ruhe, gleichwie die bei der Bewegung, einen Strom von normaler Richtung. Bei der Influenz zeigt sich nichts dem Ähnliches. Niemals wird es gelingen, die Maschine im Zustande der Ruhe durch In- fluenz so zu elektrisiren, dals sie, hernach in Rotation versetzt, einen Strom lieferte. Auch habe ich nicht bemerken können, dafs bei einer solchen Influenz der influeneirte Elektrodenkamm den be- nachbarten Conductorkamm entgegengesetzt elektrisch gemacht hätte. Nach Allem Diesen glaube ich annehmen zu können, dafs wenn auch für jetzt die eben behandelte Frage noch keine ganz 1) Dasselbe gilt auch von der Maschine erster Art, bei welcher sich sogar eine vorher bewerkstelligte normale Erregung durch solche Einströmung im Zustand der Ruhe in die anomale umwandeln läfst. RTEESTR % vom 12. December 1872. 845 genügende Antwort gefunden hat, dennoch die Theorie der anoma- len Erregung auch für die Maschine zweiter Art so weit festgestellt ist, als man es bei einem so complieirten und sich bisher jeder Messung entziehenden Vorgang nur erwarten darf. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Aug. Schricker, Zur Geschichte der Universität Stra/sburg. Festschrift zur Eröffnung der Universität Stra/fsburg am 1. Mai 1872. Strafsburg 1872. 8. Die Einweihung der Stra/sburger Universität am 1. Mai 1872. Officieller Festbericht. Strafsburg 1872. 8. Verhandlungen der phys.-medicin. Gesellschaft in Würzburg. Neue Folge, 3. Bd. 3. H. Würzburg 1872. 8. Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. 11. Lief. Bern 1872. 4. Tydschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkund. XVII, 3. 4. XX, 3. Batavia 1871 | 72. 8. Notulen van de Algemeene en Bestuurs-Vergaderingen van het Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Deel IX. Batavia 1872. 8. Eerste Vervolg Catalogus der Bibliotheek en Catalogus der Maleieche, Ja- vaansche en Kawi Handschriften van het Batavaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Batavia 1872. 8. Nederlandsch Kruidkundig Archief. Tweede Serie. 1. Deel 2. Stuk. Nijmegen 1872. 8. 846 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse 16. December. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Weierstra[s gab einen neuen Beweis des Satzes, dals eine eindeutige analytische Funktion von n Veränder- lichen, welche sich nicht durch Annahme von (n—1) linearen Relationen unter den letztern in eine Constante verwandeln läfst, höchstens 2nfach periodisch sein kann, Hr. Kronecker trug einen Beweis des Reciprocitätsgesetzes für die quadratischen Reste vor, welcher von Hrn. Zeller, Be- zirksschulinspektor und Pfarrer zu Weiler bei Schorndorf in Würt- temberg, herrührt und von Hrn. G. Reuschle in Stuttgart einge- sandt worden ist. Mit Hülfe des Gaufsischen Lemma ist das Reeiprocitätsgesetz bekanntlich darauf zurückzuführen, dafs die Anzahl der absolut kleinsten negativen Reste von 7,29, 39, + wos 3(p— 1)q9 mod. p und von Ps 2P> 3P5 +++.» 3 — 1)p mod. q nur dann ungrade ist, wenn beide Primzahlen p und z von der Form 4n-+3 sind. Hr. Zeller stützt den bezüglichen Nachweis auf folgende Betrachtungen: Wird p < g vorausgesetzt, so kommen die sämmtlichen unter 4p liegenden Zahlen als Reste entweder in der ersten oder in der zweiten Reihe negativ vor. Ist nämlich der absolut kleinste Rest r eines Gliedes hg der ersten Reihe positiv, also hg—kp=r, so ist die ganze Zahl X positiv und kleiner als 4g, und es ist da- her —r der absolut kleinste Rest des Gliedes kp der zweiten Reihe. vom 16. December 1872. 847 Die übrigen nur in der zweiten Reihe vorkommenden negati- ven Reste, deren absoluter Werth zwischen 4p und 1g liegt, las- sen sich paarweise einander zuordnen mit alleiniger Ausnahme des im Falle g= ı mod. 4 vorkommenden Restes von 4(g— 1)p, welcher gleich 4+(—p = g) also nur für p = 3 mod. 4 negativ ist. In der That wird, wenn k<3(g— 1) und kp=—r mod.g und dp 4, 0-4 +, lie DTO 1 70,250 Dünner Halsthel . . . 0,120 0,070 Schwanz ya nr a RITTER Gröfste Körperhöhe . . . 0,031 0,0155 Höhe am Halse . . . . 0,015 0,0075 Höhe des Schwanzes . . 0,020 0,010 Körperdicke . . » » . 0,020 0,010 Kopflänge . . . . » » 0,027 0,018 Kopfbreite . . . . - .. 0,014 0,0093 Beide Exemplare stammen von der Kings-Mills-Insel und habe ich dieselben durch Hrn. Schmeltz aus dem Museum Go- deffroy erhalten. 6. Hydrophis stricticollis Günther. Hydrophis stricticollis Günther, Rept. Brit. Ind. p. 376. Taf. 25. Fig.R. Hydrophis stricticollis Fayrer, Thanatophidia of India. Taf. 28. Das Berliner Museum hat zwei Exemplare einer Seeschlange aus Madras erhalten, welche zu dieser Art zu gehören scheinen, welche aber beide das letzte Paar der Submentalschilder durch Schuppen von einander getrennt haben, wie es auch die Abbildung von Fayrer im Widerspruche mit Günther’s Beschreibung nach einem ganz jungen Exemplar zeigt. Die beiden Exemplare sind ziemlich gleich grols und stimmen so sehr mit einander überein, dafs ich sie nur für dieselbe Art halten kann, zeigen "aber hinsichtlich der Zahl der dunkeln Ringe eine sehr grofse Verschiedenheit, wie dieses übrigens auch bei 4. cyanocinctus beobachtet ist. Das eine Exemplar hat am Halse 39, am höchsten Körper- theile 50 Schuppenreiben, 6 kleine Analia und 58 dunkle Ringe am Körper, 11 an dem verletzten Schwanze. Das andere hat am Halse 38, am höchsten Körpertheile 49 Schuppenreihen, nur 4 Analia und am Körper achtundsiebzig, am Schwanze 16 Ringe. (No. 6083 M. B.) Totallänge des grölsten Exemplars 0%92; Schwanz 0%090+; gröfste Körperhöhe 0%030; Höhe am Halse 0Y010; Höhe des Schwanzes 07023; Körperdicke 0%015; Kopflänge 0%021; Kopf- breite 07010. vom 16. December 1872. 359 7. Hydrophis diadema Günther. Hydrophis diadema Günther l. c. p.373. Taf.25. Fig. 5. Unsere Sammlung hat mehrere mit der Günther’schen Be- schreibung übereinstimmende Exemplare, abgesehen davon, dafs nur 1 und nicht 2 Postorbitalia vorhanden sind. No. 4428 M. B. ist ein Exemplar aus Canton, welches vor einer Reihe von Jahren von dem Hamburger Museum eingetauscht wurde, mit der Angabe, dafs es von Jan als „Aydrophis graeilis Schlegel“ bestimmt sei. Es ist dieses von Interesse, da das in der Iconographie des Ophidiens Livr. 41. Taf. 4. Fig. 2. abgebildete Exemplar wiederum zu einer anderen Art, jedenfalls auch nicht zu. der von Schlegel als Z. gracilis beschriebenen gehört. Das obige Exemplar hat am Halse 32, am höchsten Körper- theile 37 bis 38 Längsreihen von Schuppen, vier Analia, von de- nen die äufseren sehr grofs sind und 296 Abdominalia. Der Kör- per ist von 61, der Schwanz von 8 dunkeln Ringen umgeben. Vier andere Exemplare, ebenfalls aus China, durch Hrn. Dr. Schetely erhalten (No. 7428 M. B.), stimmen mit dem vorherge- henden überein und weichen nur wenig von einander ab. A. hat am Halse 53, am höchsten Hörpertheile 40 Schuppen- reihen, 58 Körper- und 7 Schwanzringe. B. und C. haben 31 Schuppenreihen am Halse, 37 am höch- sten Körpertheile; B. hat 58 Ringe am Körper, 9 am Schwanze, C. 56 Körper- und 7 Schwanzringe. D. hat 31 Schuppenreihen am Halse und 39 bis 40 am höch- sten Körpertheile, aber nur 50 Körper- und 6 Schwanzringe. Ein sechstes hierher gehöriges Exemplar (N0.4747 M.B.) stammt aus Siam von Hrn. Dr. Jagor und hat 31 Schuppenreihen am Halse, 37 am höchsten Körpertheile und 55 Körper- und 6 Schwanzringe. Ich erlaube mir hier noch auf eine Beobachtung des Hrn. Dr. F. Jagor über das Vorkommen von Platurus aufserhalb des Wassers aufmerksam zu machen, die mir von grolsem Interesse zu sein scheint. Nach den bisherigen Angaben sterben die Seeschlan- gen sehr bald, wie die Fische, nachdem sie aus ihrem gewöhn- lichen Elemente entfernt sind. Hr. Fayrer (Thanotophidia of In- dia p. 23.) führt als Ausnahmen von dieser Regel an, dafs ein Hydrophis coronatus ungefähr zehn Tage in einem Käfig lebte, indem er ab und zu in ein Gefäls mit frischem Wasser gethan 360 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse wurde, dafs Mr. Stewart eine kurze Zeit Seeschlangen in Gru-- ben, durch deren Boden das Seewasser hindurchsickerte, lebend erhielt und dafs Platurus zuweilen auf morastigem Grunde nahe der See gefunden wird. Nach der Beobachtung von Hrn. Dr. Jagor kommt aber Pla- turus auf vollkommen trockenem Boden, in einer Höhe von sech- sig Fufs über dem Meere vor. Über die Loealität kommt in sei- nem vortrefflichen Werke (Reisen in den Philippinen. Berlin 1873. p- 209.) folgende Stelle vor: „Kein Märchen hätte eine verzauberte Königsgruft mit einem passenderen Zugang ausstatten können, als den zur letzten dieser Höhlen: mit senkrechten Marmorwänden er- hebt sich der Felsen aus dem Meer; nur an einer Stelle gewahrt man die kaum zwei Fufs hohe Öffnung eines natürlichen Stollens, durch welchen der Nachen plötzlich in einen geräumigen, fast kreis- runden, vom Himmel überwölbten Hof gelangt, dessen vom Meer bedeckter Boden ein Korallengarten schmückt. Die steilen Wände sind dicht mit Lianen, Farnen und Orchideen behangen, vermittelst deren man zur Höhle, 60 Fufs über dem Wasserspiegel, empor- klimmt. Um die Situation noch märchenhafter zu machen, fanden wir gleich beim Eintritt in die Grotte auf einem grofsen 2 Fufs über dem Boden ragenden Felsblock eine Seeschlange, die uns ru- hig anstarrte, aber getödtet werden mulste, weil sie, wie alle ächte Seeschlangen, giftig war. Schon zweimal hatte ich dieselbe Art in Felsenritzen im Trocknen gefunden, wo sie die Ebbe zurück- gelassen haben mulste, auffallend war es aber, sie hier in solcher Meereshöhe zu treffen.* — Wie Hr. Dr. Jagor mir noch mündlich mittheilt, lag das auffallend grofse Exemplar (No. 3983 M. B.) in der Höhle von Nipa-Nipa auf dem hervorragenden Felsblock, bis wohin das Meer niemals hinaufsteigt, zusammengerollt und erhob, durch das Geräusch der Hinaufkletternden gestört, den Kopf. Es ist daher in keiner Weise zu bezweifeln, dafs das Thier zu seinem eigenen Behagen hinaufgeklettert und sich die Felsenplatte als einen ange- nehmen Ruheplatz aufserhalb des Wassers aufgesucht. hatte. An- dere Exemplare (No. 3757 M. B.), deren derselbe erwähnt, wurden in Legaspi gefunden. Unter allen Seeschlangen nähert sich die Gattung Platurus durch die allgemeine Körperform, die seitlichen Nasenlöcher, die Beschaffenheit der Schuppen und die Entwickelung der Bauch- Monatsber. KAk Wissensch Berl 1872.5:.860 Topf Kit) ee Ba 1 1°): 4997 900%: Faaaae rr y CISL 0 PELEIF: x DERTRR DD I.Hydrophis fasciatus Schneider. 2. l.eyanveinetus var, 31 Godeffroyi. NErdtwie gez.u.lith Druck v © Bohm | Hydrophis tenmcollis 2. H bitubereulatus:! vom 16. December 1872. 861 schilder am meisten den gewöhnlieben Schlangen und besonders den Giftnattern. Es mag daher wohl sein, dafs sie eine Aus- nahme macht und ein wahres Amphibium ist, während die Hydro- phis und Pelamis ausschliefslich Wasserthiere sind. Auf diese Weise lassen sich die widersprechenden Beobachtungen über die Lebensweise der Seeschlangen vereinigen. Erklärung der Abbildungen. Taf.1. Fig.1. Hydrophis fasciatus Schneider, Kopf im Profil, 1a. derselbe von oben; 1b. derselbe von unten; lc. Stück des höchsten Körpertheils desselben; lee. vergröfserte Schuppen derselben Gegend; 1d. Analgegend desselben; nach einem Originalexem- plare Schneiders aus der Bloch’'schen Sammlung. Fig.2—2d. Hydrophis cyanocinctus var. Fig. 3— 3d. Hydrophis Godeffroyi. Taf.2. Fig. 1. Hydrophis tenuicollis. Fig.2. Hydrophis bituberculatus. Sämmtliche Figuren in natürlicher Gröfse. 19. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Hagen theilte eine Reihe von Beobachtungen mit, die er über die Bewegung der Luft und des Wassers angestellt hatte, wenn der regelmäfsige Strom derselben durch seitwärts vortretende Wände unterbrochen wurde. In einer Rinne von 4 Zoll Weite und 2 Zoll Höhe wurden solche Querwände aufgestellt, die theils rechtwinklig, theils unter 45 Graden stromauf- oder stromabwärts gerichtet waren, und die Rinne theils zur Hälfte und theils auf drei Viertel ihrer Breite schlossen. Die Geschwindigkeit in der freien Rinne mafs bei der Luftströmung 2 Zoll und bei dem Was- ser nur #4 Zoll in der Secunde. Die Richtung der Bewegung an den einzelnen Stellen zeigten kleine Fähnchen an, die auf feinen Nadelspitzen schwebten, und entweder aus Papier oder sehr dün- nem Messingblech bestanden. 862 Gesammtsitzung Aus der graphischen Darstellung dieser Beobachtungen ergab sich, dafs sowohl die Luft wie das Wasser oherhalb der Quer- wand aus der frühern parallelen und geradlinigen Bewegung sehr regelmäfsig abgelenkt und der freien Öffnung zugewendet wird. In allen Fällen, und selbst wenn die Querwand stromaufwärts ge- richtet ist, bildet sich zur Seite derselben eine Strömung, die in diesem Fall der allgemeinen Richtung der Bewegung nahe entgegen gekehrt ist. R Unterhalb der Querwand zeigt sich jedesmal eine Rückströ- mung oder ein lang ausgezogener Wirbel,. in welchem längs der im Schutz der Querwand liegenden Seitenwand der Rinne diese Rückströmung eintritt. Letztere beginnt nahe übereinstimmend in allen Beobachtungen in einem Abstande vom Kopfe der Querwand, welcher der vier- bis fünffachen Entfernung dieses Kopfes von der Seitenwand der Rinne gleich ist. Die ganze in der Rückströmung begriffene Masse tritt jedoch nicht in der angegebenen Entfernung hinzu, sondern an gewissen Zwischenstellen, gewöhnlich an zwei solchen, zeigen die Fähnchen, dafs die vorbeiströmende Flüssigkeit gleichfalls der geschützten Seitenwand der Rinne zufliefst. Diese verschiedenen Ströme vereinigen sich neben der letzteren und keh- ren unmittelbar hinter der Querwand, wie diese auch gerichtet sein mag, in den Hauptstrom zurück. Es wurde bemerkt, dafs diese Erscheinungen sowol oberhalb, wie unterhalb der Querwand sehr auffallend auch in Strömen und Flüssen sich wiederholen. Wo die Strömung am stärksten ist, also vor dem Kopf der Querwand und etwas weiter abwärts liels sich bei den mit Was- ser angestellten Versuchen auch die Richtung und Stärke des Stroms erkennen, wenn angefeuchtetes Bernstein-Pulver eingeschüt- tet wurde. Dasselbe sank zu Boden, wo der stärkste Strom auf- hörte, die Bewegung des letzteren ergab sich daher aus der Abla- gerung. Dabei zeigte sich auch, dafs die stromabwärts gekehrte Querwand den Strom stärker gegen die Seitenwand der Rinne drängte, als die stromaufwärts gekehrte, wenn beide gleich weit vortraten. Ein Abprallen oder eine Reflection des Stromes von der getroffenen Seitenwand war dabei aber durchaus nicht zu er- kennen, wie solche mehrfach vorausgesetzt ist. In letzter Beziehung waren noch besondere Versuche mit ein- zelnen Wasserstrahlen angestellt, die schräg in die Rinne traten. vom 19. December 1872. 863 Mochte letztere gefüllt oder leer sein, so wurde der Strahl niemals wie ein elastischer Körper zurückgeworfen, die Masse desselben verfolgte vielmehr nach dem Aufstofsen stets die Richtung der Wand, während sie bei gefüllter Rinne ihre Bewegung dem umge- benden Wasser mittheilte und dadurch sich ausbreitete. Hr. Curtius legte aus Briefen des Hrn. Dr. H. G. Tolle in Athen Mittheilungen über athenische Ausgrabungen vor. Die Vorarbeiten für den Bau des zar Wohnung des Bankdi- rektors Vasiliu bestimmten Hauses, welche vom 4. bis 26. November dauerten, haben, abgesehen von unbedeutenden Vasenscherben und etwa 70 Henkelinschriften, von denen ich möglichst genaue Copien gemacht habe, Folgendes zu Tage gefördert. I. Am 1l1lten November einen Grenzstein in 2 genau an ein- ander passenden Bruchstücken aus weilsem Marmor mit der In- schrift: OPODE IEPONX II. Gieich am ersten Tage fand man den unteren aus schlech- teren Baustücken bestehenden Rest eines Postaments, der jetzt be- reits ganz zerstört ist. Die Oberfläche hatte die Form eines Recht- ecks von 1,12 L., 1 Br. Neben diesem rechteckigen Baue zogen sich die unteren Lagen zweier alten Mauern parallel neben einan- der hin. Rings um das Postament lagen einige Gräber, deren Seitenwände aus dem weilsen, weichen Steine bestanden, den man zu diesem Zwecke häufiger angewandt findet. III. Folgende Grabsteine: 1. Runde Grabsäule aus hym. Marmor. Durchm. 0,21. Länge 0,74. Gröfse der Buchstaben 0,02. NY 24. MAX O2 öAHMHTPIOY KYIIKHNOZ [1372] 60 2 ; re er “ TER = NEE RR RE RT SEE Ri rer Gem 2. Dm. 0,164. L. 0,57. G. d. B. 0,025. A ei Si R SRINAOFE (sie) Be EIRIAOY (sie) CAR SR AAOAIKEYZ a z 3. Dm. 0.146. L. 0,50. G. d. B. 0,015. ® AYKARN = 4. Dm. 0,17. L. 0,67. G. d. B. 0,01. } NIKON ANTIOXEYEZ 5. Dm. 0,32. L. 0,90. G. d. B. 0,042. AAMOOEMIE MENANAPOY _NIKOMHAEYZ OEKAIHAYEZ 2 XAIPE 6. Dm. 0,19. L. 0,66. @. d. B. 0,035. NIIKA N DIP XAI PL (sic) 7. (Bruchstück.) Dm. 0,185. L. 0,20. G. d. B. 0,02. NoYz ONncz | rYz 2 8. Dm. 0,155. L. 0,48. 6. d. B. 0,0%. OAPZIRN Bis XPHZTOE & 9. Dim. 0,16. L. 0,66. G. d. B. 0,03. | ARE: AIOKANME (sie) ie ERPARIGE N | 2 TOAYPHNIOS Ba “ ! ra ne u y A 10. Dm.0,15. L. 0,55. &. d. B. 0,015. 2 BIOT+ | AIZIMOY HPAKAHQ TIEZA 11. Dm. 0,21. L. 0,85. G. d. B. 0,02. Et: | .MTOAEMAIOEZ EB 57 ANAPONIKOY EN Br ANTIOXEYE 12." Dm, 0,91. L..1. @. d. A, 0,028. DLR fe a | Fiss & APIETEOTY Be ANTIOXIZZA ® 13. Dm. 0,20. L. 0,64. G. d. B. 0,09. N MENAN. eo, ANMOAAR2NIOY E53 OHPAIOZ ugs ir r} HM Bi 2 B 14. Dm. 0,27. L. 0,65. @. d. B. 0,08. | ONHZIMOZ 5 AHMHT PIOY MizEör ACHSE E be 2 De zö4r ı 15. (Bruchstück.) Dm. 0,20. L. 0,38. @. d. B. 0,03. BOT IDEE (TO: 2 r ETOY R KONZ S 2 16. Dim. 0,24. L. 0,52. @. d. B. 0,03. OEANG F | EBENOY : Er MIAHEZIA Be ERS FBELOY | Sr AXAPNER es PFYNH 866 Gesammtsitzung Aufser diesen Columellen aus hymettischem fanden sich noch folgende Grabsteine aus anderem Marmor: 17. Eine mit ziemlich roh eingehauener Inschrift ver- sehene Grabsäule aus weilsem Marmor mit Spuren rother Bemalung um den Wulst am obern Ende. Dm. 0,12. L. 0,49. G. d. B. 0,02. KAMNIZTA Yo AZKAHNIOANRPOY ANTIOXLzZ zZ? 18. Eine Platte aus weilsem Marmor. L. 0.52. Br. 0,30. D. 0,07. G. d. B. 0,025. u AR 5 A a 3 ZHNAD2NMNEYZ (Sie) Die erste Reihe ist arg zerstolsen, aber doch noch sicher er- kennbar. 19. Fragment eines besser als alle vorangehenden be- arbeiteten Grabsteines. L. 0,45. Br. 0,18. D. 0,03. AYAO 102 20. Ein Grabstein aus weilsem Marmor, dessen Schaft unten 0,32, oben unter dem Ablauf 0,30 beträgt. Die Länge des unten beschädigten und nach unten gebrochenen Steins ist gerade 1 M., der obere Theil vom oberen Ende des Schaftes bis zur Spitze 0,21 lang. Die Breite beträgt 0,073. Form bei Per- vanoglu, d. Grabst., Taf. II 23, aber ohne Angabe eines Giebelfeldes. Dieser Grabstein trag unmittelbar nach seiner Auffindung (am 11. Nov.) sehr viele und deutliche Spuren rother und namentlich blauer Farbe. Beiläufig bemerke ich, dafs auch verschiedene Thon- platten, die zur Bedeckung der Gräber dienten, frische Bemalung zeigten. Hierbei herrscht die schwarze Farbe vor, das Roth ist wie zur Trennung der schwarz gemalten Partieen eingemischt. vom 19. December 1872. 867 Die Breite dieser etwa 0,04 dicken Platten betrug durchgehends 0,43 M. 21. Ein wie der vorhergehende nicht mit Inschrift ver- sehener Grabstein, wie mir schien aus hym. Mar- mor. Form bei Pervanoglu, a. a. O. T. II 21. An der linken Seite beschädigt. L. 0,83. Br. 0,33. D. 0,08. Es ist eine viel unbedeutendere Arbeit als die vorhergehende. Unter den Vasenscherben ist nur ein Stück der Erwähnung würdig. Es gehörte zu einem sog. arretinischen Gefälse, dessen Reliefs in fünf einander völlig entsprechende Abtheilungen zerfie- len, welche durch Reliefstreifen von einander getrennt waren. Die ursprüngliche Form war die einer umgestülpten Glocke. Man erkennt in den Figuren rechts und links von einem Gefälse einen springenden Bock; darunter einen Eros zwischen zwei Bukranien, unten zwei Schwäne. — Später hat man indefs noch einige Leky- thoi ausgegraben. Die aufgeführten Gegenstände sind sämmtlich in einer Tiefe von 2—3 Meter gefunden. Da ich die Henkelinschriften für eine spätere Mittheilung vor- bereite, bleibt nur noch die genaue Angabe des Fundortes übrig. Dieser liegt nördlich vom neuen Theater an der nordw. Ecke des darüber liegenden Häusercomplexes unmittelbar neben der Athena- stralse, lag also im Alterthume unweit des Acharnischen Thores vor der Stadtmauer. Für die genaue Angabe der Linie der Stadtmauer ist eine andere Ausgrabung meiner Ansicht nach von gröfserem Gewicht, weil sich aus guter Zeit keine Gräber inner- halb derselben finden. Da sich nun solche .der Stadionstrafse ent- lang und zwar von ihrem südöstlichsten Puncte an gefunden ha- ben, kann der in den „Att. Studien“ S. 70 angeführte viereckige Thurm „mit einer anschliefsenden Mauer“, von dem jetzt nur noch äufserst geringe Spuren an der Oberfläche des Hofes vor den kö- niglichen Ställen und zwar in dessen südlichem Theile sichtbar 868 Gesammtsitzung sind, nicht zur alten Stadtmauer gehört haben, besonders auch, weil man etwa da, wo die projectirte Stadtmauerlinie auf Taf. 3 der „sieben Karten“ die Stadionstrafse schneidet, im letzten Som- mer auf alte Gräber gestolsen ist. Man wird darum anzunehmen haben, dafs die Städtmauer keineswegs etwa da, wo die Koloko- tronistralse mit der Stadionstralse zusammenstöfst, nach den kön. Ställen abbog, sondern wenigstens bis zum Hötel de la Bretagne am Ende der Stadionstrafse in gerader Linie weiter geführt war. Der Ort der Ausgrabung der hier folgenden Grabschriften ist also für die Bestimmung der Richtung der alten Stadtmauer sehr be- achtenswerth. Auch sind die archäologisch interessanten Ergeb- nisse derselben, wenn auch nicht so zahlreich, so doch deswegen wenigstens ebenso erfreulich, weil einige der gefundenen Inschrif- ten bedeutend älter sind, als sämmtliche vom Bauplatze des Hrn, Vasiliu. Hinter dem in der Nähe des Palastes befindlichen Hötel de la Bretagne, an dem südöstlichen Ende der Stadionstrafse sollen die Fundamente eines neuen Hauses gelegt werden. Die Erdar- beiten begannen am 25. Nov. Bis jetzt hat man in einer Tiefe von etwa 2M. aufser einigen Grabvasen folgende Gegenstände aus- gegraben: 1. einen alten Grenzstein mit voreuklidischer Schrift aus hymett. Marmor, oben ein wenig beschädigt, 0,62 l. (über dem Erdboden 0,21), 0,26 br., 0,14 d. Die Gröfse der Buchstaben nicht überall gleich, das H z.B. 0,01, das O nur 0,007. Die Inschrift steht kurz un- ter dem oberen Rande und lautet Fe De 0-1: O-WA,2.,X Gefunden am 25. Nov. 2. eine hymettische Marmorplatte, von der nur ein 0,14 M. langes Stück über der Erde befindlich war. L. 0,66. Br. 0,24. D. 0,10. G. d. B. 0,02. APIZTOKPATEZ ANAPIOXZ Die Inschrift steht hart unter dem oberen Rande. a 3. 4. vom 19, December 1872. 869 runde hym. Grabsäule. Dm. 0,18. L. 0,6. G. d. B. 0,025. A®POAIZIA EV. MA, ROT AAOAIKIZZA del. Dm. 0,32. L. 0,82. @. d. B. 0,085. RE SE Da © $APNAKOY AMIEHNH TEYOPANTOEZ ANKYPANOY TS EINSH dgl. Dm. 0,26. L. 0,67. G. d. B. 0,15. ATOAARNIOY MENANAPOY ZUIN OFFENE hym. Marmorplatte (fragmentirt). L. 0,80, Br. 0,35. D. 0,1. G. d. B. 0,025. HAE I O dünne Platte aus hym. Marmor, unten beschädigt. L. 0,57, Br. 0,27. D. 0,03. G.d.B. 0,025. üb. d. Erde 0,3. z$AIPOZ K-A'lPiE . dgl., aber vollständig wohlerhalten. L. 0,49. Br. 0,215. D. 0,06. G.d.B. 0,08. üb. d.E. 0,31. ET$PANQP nYPpPOoY TPOIIHNIOZ . wie 7. L. 0,49. Br. 0,28. D. 0,03. G. d. B. 0,01. üb. d. E. 0,25. AFAORı 2. Ex = rd Enz ae Ir ae 870 Gesammtsitzung 10. Grabstein aus weifsem Marmor. Form bei Perva- noglu, a. a. OÖ. T. 1119, doch fehlt die Basis und wird der Stein nach unten hin immer breiter. Die Rückseite roh behauen. L. 0,85, von der Spitze bis unter das Giebelfeld 0,19. Br. unter dem Gie- belfelde 0,30, am untern Ende 0,33. Dicke 0,06. Gleich oben unter dem Ablauf steht die Inschrift (Buchst. 0,02): zn®PONH EYATNOY Von anderweitigem Schmucke ist auf dem Steine keine Spur erhalten. 11. dgl, Form bei Perv., a. a. O., doch fehlt auch hier die Basis und ist aulserdem die dem Beschauer zur L. liegende Seite stark verletzt. Br. des Gie- belfeldes 0,43, des Schaftes 0,39. G.d. B. 0,028. Die Inschrift befindet sich unter dem Ablauf und lautet AIOS=ETA NONNIOY In einem rechtwinkligen Ausschnitte darunter (l. 0,25, br. 0,19) befindet sich die Relieffigur eines sitzenden Mädchens (der Todten), in roher Arbeit ausgeführt. Sie sitzt auf einem Polstersessel ohne Lehne in der Haltung einer Trauernden. Nachdenkend oder sin- nend legt sie die Rechte an das Kinn. Die l. Hand liegt auf dem Schofse unter dem Obergewande, das von der linken Schulter her sich um ihren Oberkörper legt. Ihre Haare sind hinter dem Kopfe in einen Knoten gebunden; unter ihren Fülsen befindet sich ein Schemel.e. An den Fülsen Farbenspuren (roth). 12. dgl., aber bedeutend bessere Arbeit. Die Form des oberen Theiles bei Perv. a. a. O., II 21, des unteren das. I 10. Nur die obere Hälfte des Steines ist erhalten, die untere mit der Basis fehlt. L. 0,90, die L. d. Giebelf. mit dem Ablaufe 0,36. Die Breite nimmt nach unten zu (0,46 — 0,475). Die Pilaster, welche den Bogen tragen, liegen auf der Mittel- fläche des Steines, bilden also nicht nach beiden Seiten hin die Be- vom 19. December 1872. 871 grenzung desselben, wie bei Perv. a. a..0. Die über dem Bogen aM befindliche Inschrift (Gr. d. B. 0,026) heifst KAEOMNATPA ATAOOAQPOY ITEAIA Die Darstellung innerhalb des Bogenganges ist folgende. L. sitzt (n. r.) auf einem jetzt nur noch im oberen Theile erhaltenen Sessel eine junge Frau oder besser ein Mädchen, das ausser dem eng anliegenden Chiton noch mit einem nachlässig um ihren Körper (von der 1. Schulter um den Oberkörper über den Schofs) geschlungenen Himation bekleidet ist. Der linke Arm ist nicht sichtbar, mit der etwas erhobenen r. Hand und zwar mit Daumen und Zeigefinger nimmt sie aus einem aufgeschlagenen Kästchen, das ihr von einer kleinen r. vor ihr stehenden, mit ein- fachem Chiton bekleideten Dienerin mit beiden Händen hingehal- ten wird, einen kleinen Gegenstand. Ihre Haare sind hinten am Kopfe in einen kleinen Wulst zusammen gebunden. Die Stücke 1— 12 sind in den Tagen vom 25. bis zum 27. November incl. gefunden, am 28. fand man nichts, am 29.: 13. eine kleine Grabsäule aus hym. Marmor. Dm. 0,15. L. 0,69. G. d. B. 0,02. üb. d. E. 0,36. INPP-MAZ 2 NO PETE am 30. Nov. Vormittags: 14. eine Platte aus hym. Marmor. L. 0,49. Br. 0,3. D. 0,085. G. d. B. 0,02. üb. d. E. 0,37. I EN Hl kEA.T X AA2TEKHOEN IT NH 15. dgl. L. 0,52. Br. 0,29. D. 0,07. G. d. B. 0,025. ü. d. E. 0,30. bANIAZ 872 Gesammtsitzung Der erste Buchstabe, bei dem ein Stück vom Steine abgesto- (sen ist, war ®. 16. dgl. L. 0,37. Br. 0,3. D. 0,03. G. d. B. 0,024. ü.d.E. 0,21. EPTAZINN 4PAKAENTHE 17. dgl. L. 0,40. Br. 0,26. D. 0,07. G.d. B. 0,025. ü. d. E. 0,26. EYTYXIEz 18. Grabstein aus hymett. Marmor. Form bei Perv. II 19, doch ist der Schmuck über dem Giebel von nur geringer Höhe, fehlt die Basis, da der Stein unten stark beschädigt ist, und stehen die Buchstaben viel höher, wie bei Perv. II 20 fg. Die Länge des erhaltenen Stückes beträgt 0,80, des oberen Stückes bis unter den Ablauf 0,14, die Breite des Schaftes oben 0,34, unten 0,36, die Breite des oberen Stückes 0,4, die Grölse der Buchstaben 0,03. Die Inschrift lautet NOYMHNIXOE HPAKAEITOY BOoIaTIOEz 19. dgl. Form bei Perv. II 19, doch fehlt auch hier die Basis. Ganze L. 1,2. L. des ober. St. 0,19. Br. von 0,32 bis 0,57. G. d. B. 0,02. Die Inschrift hat dieselbe Stelle wie bei der vorhergehenden Nummer. Darunter befindet sich in einem rechtwinkligen Aus- schnitte, dessen obere Ecken ein wenig abgestumpft sind (l. 0,20, br. 0,26), ein schlechtes Relief, das die beiden Todten als Abschied nehmende darstellt. Es hat durchaus nicht den Anschein, als ob der eine Name später als der andere eingegraben wäre. Eine auf einem Stuhle (n. r.) sitzende mit doppelter Gewandung bekleidete Frau (mit einem Schemel unter den Fülsen) legt ihre Rechte in die eines vor ihr (n. 1.) stehenden Mannes, dessen Oberkörper ent- blöfst ist. Unter diesem Ausschnitt befindet sich die flache Relieffigur einer Amphora, deren Henkel reich geschmückt ist. Die Inschrift lautet vom 19. December 1872. 873 EF-TENRRIETTENISY PR HTLRENR EN KAAAIZTOMAXHEYTEAOY Spätere Funde an der Stadionstrafse (Baustelle des Hrn. Kal- ligas) und auf dem Baugrunde des Bankdirektors Vasiliu. An erster Stelle: 1. Die Deckplatte eines grölseren Grabmonuments aus hym. Marmor. L. 1,12. Br. 0,90. D. 0,19. @. d. B. 0,025. MEIKE EIT PATH OAAIAPXOZ ANTIXAIHIOIIKP2TIAOY ANTIKMIINT 2 u Grabsäule aus hym. M. Dm. 0,19. L. 0,74. Gr. d. B. 0,028. A TFQEN KAEOAHMOY ZEAH TH: dgl. Dim. 0,16. L. 0,52. G. d. B. 0,012. M Xel2 KO MAZANTDGENE o 4. Grabstein aus weilsem Marmor. Form bei Perv. 11 25. L. 0,97. Br. 0,26. D. 0,05 G. d. B. 0,014. ; APXIAZ NEBPO ANA PLO 874 Gesammtsitzung 5u.6. Zwei runde Grabsäulen aus hymett. Marmor. KAAAINIKH OEOA 2°P'Y (sie) ERRMETBE FIIR ASNTE Dm. 0,21. L. 0,62. G. d. B. 0,018. IAO=ZEINIvVEZ NEAT ZZ D. 0,16. L. 0,64. G. d. B. 0,02. 7. Grenzstein aus w. M. L. 0,35. Br. 0,09. D. 0,03. 6. d. B. 0,01. HOoPOZ Henkelinschriften hat man an diesem Bauplatze äufserst we- nig gefunden, dagegen in grölserer Anzahl auch im weiteren Ver- lauf der Ausgrabungen am Bauplatze des Vasiliu. Auf dem letzteren sind noch gefunden: 1. eine Grabsäule aus hym. Marmor, welche unter dem Wulst Spuren rother Farbe trug. L. 0,62. Dm. 0,20. G. d. B. 0,025. EL e ı AHM.HTIPLON ANKYPANMII 2. dgl., aber ohne Farbenspuren. Dm. 0,15. L. etwa 4 M. G.d. B. 0,018. AHMHTPTIO-= TTIZIKNEONGE AYZIMAXEYZ 3. dgl. Dm. 0,22. L. 0,87. G. d. B. 0,029. 2.48 2.317: DEE BABYTAAIOZ EN ZSN ERBEN vom 19. December 1872. 875 4. eine viereckige Grabplatte aus hym. Marmor. (Bruch- stück.) L. 0,25. Br. 0,25. D. 0,08. G. d. B. 0,017. a ER 2 > EVA ACKNON a 0 SF rn 5. dgl. L. 0,20. Br. 0,22. D. 0,05. G@. d. B. 0,013. ARZT O,N Die meisten der bis jetzt beschriebenen Grabsteine sind zum neuen Museum an der Patissiastralse geschafft, die Henkel, etwa 100 an der Zahl, ins Cultusministerium. Ich füge hier aus meinen Notizen noch drei so viel ich weils unedirte Inschriften hinzu. Bei dem Hause von Sepolia, das dem Hrn. Soutzos gehörenden Hügel (früher befand sich darauf eine Kapelle des Hag. Aemilianos) zunächst liegt, findet sich eine Grab- säule aus hymett. Marmor eingegraben, welche folgende Inschrift trägt: oOPA III A ANAPABYAOEZ MIN P INA ST SI Die erste Zeile lautete offenbar OPAITTA, vgl. Kuman., Att. Grabinschr. No. 1833 ff.; in der dritten Zeile ist A ein Versehen des Steinmetzen, der den Mittelstrich vergessen hat. In einer Kapelle an dem Wege nach Kephissia findet sich über dem Eingang ein jetzt ganz geschwärzter Stein (L. 0,60, Br. 0,15) mit folgender Inschrift eingemauert: 876 Gesammtsitzung | All ONYE | ummerı:B IOAAAORN ION: In der dritten Zeile habe ich kein Interpunktionszeichen er- kennen können. Zu vergl. Kum. a. a. O. 453. Rechts von der Apsis einer kleinen Kapelle südöstlich von Marusi fand ich in der anstofsenden Mauer einen sehr verwitterten Stein (weils. Marmor), dessen Inschrift ich so las: zHYNAEI 2 MEIAINENHZE (diöcsz)E Zum Schlusse eine Inschrift, welche darum von Interesse ist, dafs es eine von den Pittakis’schen Inschriften ist, welche nach langer Verschollenheit wieder zum Vorschein kommt. Pittakis Anc. Athenes p. 123 nennt als Fundort die Stelle ä l’est du temple de Minerve qu’on appelle la porte du marche, und es findet sich der Stein wirklich nicht weit von dem genannten Bau in einem Hause der Strafse, die westlich von den Aovrg« (Mommsen (Ath. Christ. p. 95) zur Burg hinaufführt, der ööss Tlevos. Das Haus liegt am Beginn der Strafse rechter Haud. Der Marmor ist, wie P. angiebt, pentelisch. Länge 0,55; Breite 0,54; Dicke 0,3. Von den 16 Zeilen sind 15 in kleinen Buchstaben (0,003) geschrieben, die sechszehnte Zeile hat Buchstaben von 0,025. Zeile 1, 2, 5, 6, 7, 10 und 12 sind durch Abblätterung beschädigt; zu P. Zeit war der Stein wohl noch besser erhalten, aber durchaus unannehmbar ist es, dafs er von Zeile 16 mehr Buchstaben gesehen haben sollte, als jetzt vorhanden sind. Die rechte Schmalseite ist glatt gear- beitet. Ob auf einem anschliefsenden Steine noch eine zweite Co- lumne von Namen vorhanden gewesen ist, lälst sich natürlich nicht entscheiden. Die sechszehnte Zeile war sicher Schlufszeile. Pitta- kis hat sich sowohl das APXONTAE als das AllBOYA«iw selbst zurecht gemacht. vom 19. December 1872. 877 Die Inschrift lautet: PAZOIA LE AIONYEIOLEIPHNA KAFAIOL EIPHNÄIOL) MAPKEAAEINOEE YÄAI AYAIOLAXEZBA PT- EYMMAXOLAPIE U KAAAIWNIANOLEYTTOPOY AFAOWNy ETEPANOLAPI AAO AFAOOKÄHE) KOPMEAANXPAIO TTPEIMOLy EI LIAWPOL) AOMBAÄEC I AIKOE IJNTAZANATPAYAZAIIBC An eingegangenen Schriften ER BE de Koninck, Nouvelles recherches sur les animaux Jfossiles. Bruxelles 1872. 4. BD Fe Chronik der Ludwig-Maximil.-Universität München für das Jahr 1871 München 1872. 4. Lunds Universitets-Biblioteks Accessions- Katalog. 1871. Lund 1872. Acta Universitatis Lundensis. 1869. 1870. Lund 1869—71. 8 Voll. 4 De Candolle, Histoire des sciences et des savants. Geneve, Bale, Lyor 1873. 8. Nachtrae. 5. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ewald las über die in der böhmischen Kreide- formation vorkommenden Reste von Plagioptychus Ma- theron. Unter den mir vorliegenden Rudisten aus der Kreideformation Böhmens befinden sich einige, welche in mehrfacher Hinsicht be- sonderes Interesse in Anspruch nehmen. Dieselben gehören zu der Familie der Capriniden, innerhalb dieser aber zu einer Reihe von Formen, welche gewöhnlich in die Gattung Caprina selbst ge- stellt worden und unter Anderm durch Alcide d’Orbigny’s in der Paleontologie frangaise beschriebene Caprina Aguilloni und Coquandiana sowie durch F. v. Hauer’s Caprina Partschü vertreten sind. Eben diese Formen hat Matheron in seinem Catalogue descriptif des corps organises fossiles du departement des Bouches du Rhöne zu einer abgesonderten Gattung zusammengefafst, wel- che er mit dem Namen Plagioptychus belegt hat. In der That unterscheiden sich dieselben von Caprina adversa, für welche Char- les d’Orbigny die Gattung Caprina aufgestellt hat und welche daher als Typus derselben betrachtet werden mufs, schon äufser- [1872] 62 830 Nachtrag. lich dadurch, dafs sie sämmtlich eine hemisphärische Oberschale besitzen, während diese Schale bei Caprina adversa schneckenför- mig gewunden ist. Aber auch in Beziehung auf den Schliefsappa- rat haben die in Rede stehenden Fossilien Merkmale aufzuweisen, durch welche sie eben so eng unter einander verbunden sind als von den übrigen Capriniden abweichen. Sie sollen daher im Fol- genden unter dem Namen Plagioptychus von jenen getrennt blei- ben. | Aus den mit zahlreichen Fossilien erfüllten Kreidebildungen, welche sich in Klüften krystallinischer Gesteine in der Umgegend von Teplitz in Böhmen abgelagert haben, liegt mir ein verkiesel- tes Fossil vor, welches sich bei einer im Allgemeinen hemisphäri- schen Gestalt leicht mit einer Cardium- oder Pectunculus-Schale verwechseln läfst, indels schon durch Unregelmäfsigkeit der Ober- fläche seine Zugehörigkeit zu einer Gattung mit festgewachsener Unterschale verräth und überdies an verwitterten Stellen die Schal- struktur der Plagioptychen, nämlich die starken die innere und äufsere Schalschicht mit einander verbindenden, durch Hohlräume getrennten, vom Wirbel gegen den Schalrand verlaufenden Lamel- len erkennen lälst. Die Vereinigung dieser Merkmale gestattet keinen Zweifel darüber, dafs man es hier in der That mit der Oberschale eines Plagioptychus zu thun habe. Aufserdem kommt aber, ebenfalls in der Gegend von Teplitz, dieselbe Gattung unter Verhältnissen vor, welche die Anwesenheit derselben in der böhmischen Kreideformation mit vollständiger Si- cherheit festzustellen erlaubt. In den groben kalkigen Sandsteinen, welche am Kuczliner Berge unmittelbar auf alten krystallinischen Schiefern liegen und sich durch ihren Reichthum an Rudisten, na- mentlich an Sphäruliten auszeichnen, haben sich Steinkerne gefun- den, von denen ein mir vorliegender alle Charactere einer Ober- schale von Plagioptychus vereinigt. Derselbe besteht aus zwei durch einen schmalen Zwischenraum getrennten Theilen, welche als die Ausfüllungen der beiden durch eine Längs-Scheidewand ge- sonderten Kammern der freien Plagioptychusschale angesehen wer- den müssen. Aber auch die eigenthümlichen Schlofstheile der Pla- gioptychen haben sich im Abdruck erhalten, sowohl der Schlofs- zahn, welcher an dem Vereinigungspunkte der Scheidewand und des Schlofsrandes seine Stelle hat, als auch derjenige, welcher von jenem ersten durch einen Theil der kleineren Kammer getrennt Nachtrag. sl wird. Während dieser Theil der kleineren Kammer, der zur Auf- nahme eines starken Zahnes der Unterschale bestimmt gewesen ist, sich in wohlerhaltenen alpinen Exemplaren von dem Rest der Kammer durch eine an der Aufsenseite derselben schwach ange- ‚deutete Längsleiste gesondert zeigt, hat sich in dem vorliegenden Steinkern der jener Leiste entsprechende Eindruck erkennen lassen, wodurch ein indirecter Beweis dafür geliefert ist, dals der für Pla- gioptychus characteristische starke Schlofszahn der Unterschale an ‚dem Fossil von Kuczlin ebenfalls vorhanden gewesen ist. Endlich läfst sich auch nachweisen, dafs die Schalstructur des Kuczliner Fossils mit der von Plagioptychus übereinstimmt, da sich die Aus- füllungen der Zwischenräume zwischen den Lamellen der Ober- schale in dem Steinkerne erhalten haben und auf diese Weise er- mittelt werden kann, dafs die Lamellen selbst in Form und Stärke dieselben waren, die man an den Schalen der in Rede stehenden Gattung beobachtet hat. Es sind also alle wesentlichen generi- schen Merkmale der Plagioptychen an dem Steinkerne wieder zu erkennen. Vor längerer Zeit hat Geinitz (Characteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges — drit- tes Heft 1842 — p. 88, tab. XIX Fig. 18 u. 19) ein Fossil aus Böhmen unter dem Namen Caprina laminea beschrieben. (Vergl. auch Reufs die Versteinerungen der böhmischen Kreide — zweite Abtheilung, 1846 — p. 53, tab. XLV Fig. 6). Da dies Fossil aus ähnlichen Kreidebildungen herstammt wie der erste der oben er- wähnten Plagioptychen, so liegt der Gedanke nahe, dafs es zu derselben Gruppe von Körpern gehören möchte. Auch thut U. Schlönbach in den Verhandlungen der Wiener geologischen Reichsanstalt die Äufserung, dafs es der d’Orbigny’schen Caprina Aguilloni (einem Plagioptychus) sehr nahe stehe. Da dasselbe in- defs nach den vorhandenen Beschreibungen und Abbildungen in einigen nicht unwichtigen Punkten von den Plagioptychen abwei- chen und sich der eigentlichen Caprina nähern würde, so bleiben noch Zweifel über die Möglichkeit, es mit den ersteren zu ver- einigen. Hinsichts des geognostischen Vorkommens der Plagioptychen ist zu bemerken, dafs dieselben jedenfalls eine nur sehr geringe ver- tikale Verbreitung besitzen. Was sich davon bisher aufserhalb Böh- mens gefunden hat, ist auf die zwischen den C’enoman- und Senon-Ge- 61* 882 Nachtrag. steinen enthaltenen Turon-Bildungen eingeschränkt. In der Provenee und anderen Theilen des südlichen Frankreichs, ebenso in den öster- reichischen Alpen fanden sie sich an einer Reihe von Punkten in den durch Hippurites cornu vaccinum und Hippurites organisans characte- risirten, dem Alter nach mit dem Strehlener Plänerkalk übereinstim- menden Rudistenbänken, in denen sie ihre Hauptentwicklung in Zahl und Gröfse erreichten. Aufserdem ist man ihnen in der Provence in einer nur wenig älteren, ebenfalls noch zu den Turonbildungen ge- rechneten Schichtenfolge begegnet, welche unter Anderm in der Nähe von Uchaux zu Tage tritt. Ä Die böhmischen Plagioptyehen scheinen sich in Gröfse und all- gemeinem Habitus am nächsten denen der unteren Schichtenfolge an- zuschliefsen, mit denen ein Theil derselben sogar speeifisch zu ver- binden sein mag. Über das Alter der sie einschliefsenden Gesteine sind verschiedene Ansichten ausgesprochen worden. Die bisher aus- serhalb Böhmens über das Auftreten der Plagioptychen gemachten Erfahrungen würden für diejenige Ansicht sprechen, nach welcher man diese Gesteine als Unter-Turongebilde anzusehen hat, _Druckfehler-Berichtigung. Im ‚Aprilbeft d. J. S. 242 mufs es heifsen: Rn Pringsheim las Beiträge zur Morphologie der Sphas en. (nicht Sphacelaceen). Namen -Register. (Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind im Monatsbericht nicht aufgeführt.) Auwers, *Über einige neuere Beobachtungsreihen an Bradley’s Zenith- sector, 140. Baeyer, Ehrenmitglied der Akademie, Zwei Mittheilungen über Anfertigung yon Normalmafsstäben und über den Einflufs einer Ablenkung der Loth- linie auf ein Nivellement, 560— 562. Beyrich, *Über die Fauna des rothen Ammoniten-Kalksteins von Cam- piglia, 790. du Bois-Reymond, Rede am Leibniztage, 689— 696. _— , Über facettenförmige Endigung der Muskelbündel, 227. 791—814. Bonitz, *Über Platons Phädrus, 153. — — —, *Über den platonischen Dialog Euthyphron, 767. Borchardt, Über das Ellipsoid von kleinstem Volumen bei gegebenem Flächeninhalt einer Anzahl von Centralschnitten, 505—515. — — — —, *Untersuchungen über Elasticität mit Berücksichtigung der Wärme, 777. Braun, *Über die Fruchtbildung der Juglandeen, 265. — — ,„ Nachträgliche Mittheilungen über die Gattungen Marsilia und Pi- lularia, 635 — 679. — — , Über die Modificationen in der Blattstellung der Fichtenzapfen, 767. 886 Namen-Register. Buschmann, *Über das Verbum der Betoy-Sprache vom Rio Casanare, 559. Clebsch, A., correspondirendes Mitglied der Akademie in Göttingen, ge- storben 7. Nov. 1872. Curtius, *Beiträge zur Geschichte und Topographie von Kleinasien, 57. — — —, Festrede am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs, 228—236. — — —, *Über Topographie und Alterthümer von Pergamon, 330. — — —, Mittheilungen aus Briefen des Hrn. Dr. H. G. Lolling in Athen über athenische Ausgrabungen, 863— 877. Diez, Friedrich, in Bonn, zum auswärtigen Mitgliede gewählt, 11. März 1872. Dobrowolsky, Die Empfindlichkeit des Auges gegen Unterschiede der Lichtintensität verschiedener Spectralfarben, 119— 122. Dove, Über die Grenze der subtropischen Regen Südeuropas und der Som- merregen Deutschlands, 323—327. — — , Über die mittlere und absolute Veränderlichkeit der Temperatur der Atmosphäre, 367—399. — — , Über die Darstellung der Wärmeerscheinungen durch fünftägige Mit- tel, 370. — — , Über die Stürme der gemäfsigten Zone, 370—379. — — , Einige Bemerkungen über die kalte Zone, 706—711. — —, Über den Nachwinter von 1841 und 1872, 712—714. — — , Über das Zurücktreten localer Einflüsse gegen die von den allgemei- neren Bewegungen des Luftkreises abhängigen Wärmeänderungen, 777 — 788. Droysen, *Über eine Flugschrift von 1743, 141. — — — , *Über die Schlacht bei Chotusitz nach den Quellen, 634. Ehrenberg, Über Prof. Whitney’s neueste Erläuterungen der Californi- schen Baeillarien-Gebirge, 124—139. — — — —, Mikrogeologische Studien als Zusammenfassung seiner Beob- achtungen des kleinsten Lebens der Meeres-Tiefgründe aller Zonen und dessen geologischen Einflusses, 265— 322. Ewald, Über die Ausbildungsweise der oberen Juraformation im Magdebur- gischen, 484—489. — — , Über das geognostische Vorkommen der Gattung Plagioptychus Ma- theron, 816 [Nachtrag 879—882]. Friedlaender, J., zum ordentlichen Mitgliede gewählt, 11. März 1872. Gelzer, Die Sitzinschriften im Dionysostheater in Athen, 164—181. Hagen, Beobachtungen über die Bewegungen der Luft und des Wassers, 861— 862. Harms, F., zum ordentlichen Mitgliede gewählt, 11. März 1872, Haupt, *Über Friedrich’s II. Lettres sur l’amour de la patrie, 50. Er Namen-Register. 8837 Haupt, *Über Poesie und Leben des Theokrit, 768. Helmholtz, Über die Theorie der Elektrodynamik, 248—256. Hensel, *Beiträge zur Kenntnifs der Säugethiere Süd-Brasiliens, 139. Hildebrand, Über die Bestäubungsverhältnisse bei den Graminneen, 737 — 764. Hofmann, Über aromatische Phosphine, 91—96. — — — , Über die Oxydationsproducte der Methyl- und Äthylphosphine, 96—106. — — — , Über Derivate der Äthylenbasen, 182—191. — — — & Geyger, Über einige von den aromatischen Azodiaminen ab- stammende Farbstoffe, 458—471. — — — , Über Synthesen aromatischer Monamine durch Atomwanderung im Molecule, 588—606. — — — , Über Umwandlung des Anilins in Toluidin, 606—609. Homeyer, Nachzügler der Hausmarken, 611—623. Kaiser, Friedrich, in Leyden, correspondirendes Mitglied der Akademie, gestorben 28. Juli 1872. Kirchhoff, Über die Schreibung von oixreipw, 237—241. Kronecker, *Über die Inhaltselemente der verschiedenen Mannigfaltigkei- ten, Hr. — — — — —, Die algebraische Theorie der quadratischen Formen, 490— 504. — — — —, Beweis des Reciprocitätsgesetzes für die quadratischen Reste von Zeller, 846—847. \ Kuhn, A., zum ordentlichen Mitgliede gewählt, 11. März 1872. Kummer, Über einige besondere Arten von Flächen vierten Grades, 474 —483. Lassen, Christian, in Bonn, zum auswärtigen Mitgliede gewählt, 28. Juli 1872. Lepsius, *Die Aethiopischen Sprachen und Völker zwischen Aegypten, Abyssinien und den Negervölkern, 609. Lipschitz, Rudolph, in Bonn, zum Correspondenten gewählt, 18. April 1872. — — — —,.Über eine Ausdehnung der Theorie der Minimalflächen, 361 — 367. Lolling, Mittheilungen über athenische Ausgrabungen, 863—877. Maurer, v., Georg Ludwig, in München gestorben 23. April 1872. Mohl, Hugo v., correspondirendes Mitglied der Akademie in Tübingen, ge storben 1. April 1872. Mommsen, *Über das kaiserliche Recht der Beamtenernennung, 1. — — — —, Bericht über das Corpus inscriptionum Latinarum, 143— 144. — — — —, Berichte der HH. Henzen, Hübner, Bormann und Wil- 12 LA 388 Namen-Register. manns über den Fortgang der Arbeiten am Corpus inser. lat. für die Zeit vom 1. Novemb. 1871 bis 31. Octob. 1872, nebst seinem eigenen, 815. 816. Müll@nhoff, *Über das Alter des Namens der Germanen, 3. — — — —, *Über deutsche Flufsnamen, 472. Olfers, v., gestorben 23. April 1872. Olshausen, *Über die sogenannte Pahlawi-Sprache auf Anlafs der In- schriften von Hägiabäd, 58. Parthey, gestorben 2. April 1872. Pertz, *Über die Fortsetzung der Monumenta Germaniae historica, 736. Petermann, *Über die militairischen Operationen Saladins im Jahre 586 der Hedschra (1190 n. Chr.), 634. Peters, Über die Arten der Chiropterengattung Megaderma, 192—196. — — —, Über die von Spix in Brasilien gesammelten Batrachier, 196— 227. — — —, Über neue Flederthiere, 256— 264. — — —, Über die zu der Gruppe der Mormopes gehörigen Flederthiere, 358— 361. — — —, Über eine neue Gattung von Fischen aus der Familie der Cata- phracti Cuv., Scombrocottus salmoneus, von der Vancouvers-Insel, 568 — 570. — — —, Über einige von Hrn. Dr. A. B. Meyer bei Gorontalo und ‚auf den Togian-Inseln gesammelten Amphibien, 581—585. — — —, Über drei neue Schlangenarten von den Philippinen, 585—587. — — —, Über eine Sammlung von Batrachiern aus Neu-Freiburg in Brasi- lien, 680— 684. — — —, Über eine neue von Hrn. Dr. Meyer auf Luzon entdeckte Art von Eidechsen (Lygosoma [Hinulia] leucospilos) und eine von demselben in Nordcelebes gefundene neue Schlangengattung, Allophis nigricaudus, 684—687. — — —, Über den Vespertilio calcaratus Prinz zu Wied und eine neue Gattung Flederthiere, Tylonycteris, 699 — 706. — — —, Mittheilung über eine, zwei neue Gattungen enthaltende Sammlung von Batrachiern des Hrn. Dr. OÖ. Wucherer aus Bahia, sowie über einige neue oder weniger bekannte Saurier, 768—776. — — —, Über den Hydrus fasciatus Schneider und einige andere Sec- schlangen, 848— 861. Pfitzer, Ein neuer Algen-Parasit aus der Ordnung der Phycomyceten. 379— 398. Poggendorff, Beitrag zur näheren Kenntnifs der Elektromaschine zweiter Art, 817—845. Pringsheim, *Beiträge zur Morphologie der Sphacelarieen, 242. Namen-Register. 889 Rammelsberg, Über die chemische Natur des Amblygonits, 153—163. Rammelsberg, Über die unterphosphorigsauren Salze, 409—453 und 971—581. Ranke, v., *Zur Geschichte der Epoche der Aufklärung, 329. — — —, *Über die von dem Staatskanzler Fürsten Hardenberg hinterlas- senen Papiere, besonders seine Denkwürdigkeiten, 815. Rath, vom, Über den Meteoriten von Ibbenbühren (Westphalen), gefallen am 17. Juni 1870, 27—36. — — — —, Über das Krystallsystem des Leueits, 623—633. Reusch, Weitere Bemerkungen über die durch Druck im Kalkspath her- vorgebrachten Erscheinungen, 242— 246. Riedel gestorben 8. September 1872. Riefs, Rückwirkung von Nebenströmen in einer unveränderten Schliefsung auf den Hauptstrom der leydener Batterie, 38—49. — — , Über die Bestimmung der Entladungsdauer der leydener Batterie, 341—356. Rödiger, Über drei in der Königl. Bibliothek zu Berlin vorhandene Blät- ter zur Ergänzung einer alten syrischen Übersetzung der Evangelien, 957—559. Rose, Über das Verhalten des Diamants und Graphits bei der Erhitzung, 516—542. Roth, Über die geologische Beschaffenheit der Philippinen, 144— 152, Rudorff, *Über die bätische Fiducialtafel, 143. Scacchi, A., in Neapel, zum Correspondenten gewählt, 18. April 1872. Schott, *Zur Literatur des chinesischen Buddismus, 473. Schröder, Über einige Fragmente phönikischer Inschriften aus Cypern, 330—341. Schwarz, Fortgesetzte Untersuchungen über specielle Minimalflächen, 3— 27. — — — , Gypsmodell einer Minimalfäche, 122—123. — — — , Beitrag zur Untersuchung der zweiten Variation des Flächenin- halts von Minimalflächen im Allgemeinen und von Theilen der Schrau- benfläche im Besonderen, 718—736. Spörer, Über die Beziehungen zwischen den Sonnenflecken und Protabe- ranzen, 398—406. Trendelenburg, gestorben 24. Januar 1872. Weber, Einige Daten über das Schachspiel nach indischen Quellen, 60— 89. — —, *Über den padapätha der Taittiriya-Samhitä, 789. Weber, Rud., Über Salpetersäureanhydrit und über ein neues Salpetersäure- hydrat, 454— 457, Weierstrafs, *Über stetige Functionen ohne bestimmte Differentialquotien- ten, 560. nndtyischs Funktion von n Variabein höchstens aha kann, 846. B Whitney, Die Californischen Bacillarien-Gebirge, 124-139. < Wölfflin-Troll, Joca RE TER ARE TER Sach -Register. Äthylenbasenderivate, 153—163. -Algen-Parasit, 379—398. Allophis nigrieaudus Pitrs., 686. Amblygonit, 153—163. Ammoniten-Kalkstein, rother, Fauna, 790. Amphibien, bei Gorontalo und auf den Togian-Inseln, 581—537. Amphodus Wucheri Ptrs. 769. Anilin, Umwandlung in Toluidin, 606— 609. Astronomie, 140. Athen, Ausgrabungen, 863. Sitzinschriften im Dionysostheater, 164. Azodiamin, 458—471. Batrachier, (vonSpix) 196—227. (Aus Neufreiburg) 680—684. (Von Wu- cherer) 768—776. Bewegungen der Luft und des Wassers, 861—862. Bopp-Stiftung, 556. Brasilien, Säugethiere, 139. Calamaria bitorques Pirs., 585. Centronycteris, 701. Caratophrys bigibbosa, 204. Chaleides trilineatus, 775. Chemie, 91—96. 96—106. 153—163. Corpus Inscriptionum Latinarum, Jahresbericht, 815. 816. Cypern, Inschriften, 330. Dendrophis terrificus Ptrs., 583. Diamant, 516—542, 892 Sach-Register. Druckfehler-Berichtigung, 408. 883. Eidechsen auf Luzon, 684—687. Elastieität, deren Theorie mit Berücksichtigung der Wärme, 777. Elektrieität, 38—49. 341—356. 817—845. Elektromaschine zweiter Art, 817—845. Ellipsoid, 505—515. Empfindlichkeit des Auges gegen Unterschiede der Lichtintensität ver- schiedener Spectralfarben, 119—122. Evangelien, syrische Übersetzung, 557. Euripides (Medea 656), 237. Euthyphron, 767. Farbstoffe, 458—471. Flederthiere, neue, 256—264. 358—361. 699— 706. Festreden, 50. 228—238. 543. Function, eindeutige analytische, 846. Geckotrachylaemus Ptrs., 774. Geologie, 124—139. 144—152. 153—163. 242—246. 265— 322. 484— 489. 516—542. 790. 816. Gramineen, Bestäubungsverhältnisse, 737— 764. Graphit, 516. Harpyiocephalus Huttonii Pirs., 257. Hausmarken, 611. Hemibungarus gemianullis Pirs., 587. Hydrophis bituberculatus Pirs., 855. Hydrophis Godeffroyi Ptrs., 856. Hydrophis tenuicollis Ptrs., 854. Humboldt-Stiftung für Naturforschung und Reisen, 50—56. Hydrus fasciatus Schneider, 848. Hyla microps Ptrs., 682. Hyla minuta Pirs., 680. Hyla striata Ptrs., 681. Hyla vermicularis Pirs., 211. 680. Hylomantis aspera Pirs., 772. Hypsilurus macrolopis 775. Inschriften griechische, 164. 241. 863. phönikische, 330. Joca monachorum, 106—118. Juraformation, obere, 484—4839. Kalkspath, durch Druck darin hervorgebrachte Erscheinungen, 242— 246, Leucit, 623—633. Sach-Register. 395 Limnodytes celebensis Ptrs., 585. Lissolepis, 776. Lophura celebensis Ptrs., 581. Lygosoma leucospilos 684. Marsilia, 635—679. Mathematik, 1. 3—27. 122—123. 361—367. 474—483. 505—515. 560. 561. 718— 736. 845—849. Megaderma, 192—196. Megaderma cor Pirs., 194. Meteor, Meteoriten von Ibbenbühren, 27—36. Meteorologie, 323—329. 367—379. 706— 711. 712—714. 777. 778— 788. Methyl- und Äthylphosphine, 96—106. Mikrogeologie, 269—322. Mineralogie, 27—36. 144—152. 153—163. 242—246. 409—453. 484 —489. 516—542. 571—581. 623—633. 790—814. 816. 879—882. Monamine, aromatische, 588— 606. Monitor togianus Pirs., 582. Monumenta Germaniae historica, 736. Mormopes, 358—361. Murina grisea, 259. Muskeln, Endigung an den Sehnen, 229. 791. Nachwinter von 1841 und 1872, 712—714. oixreipw, 237. Padapätha der Taittiriya-Samhitä, 789. Paludicola Henselii Pitrs., 223. Philippinen, 144—152. Phosphine, aromatische, I91—96. Phycomyceten, 379. 498. Phyllomedusa palliata Ptrs., 773. Phyllorhina micropus, 256. Physik, 38—49. 341—356. 817—845. Physiologie, Vorzüge der induetiv-historischen Darstellung in derselben, 690— 694. Pilularia, 635—679. Plagioptychus Matheron, 816. 879—882. Preisfragen, 548—556. Reciprocitätsgesetz, 846—847. Regen, Grenzen der südeuropäischen, 223—327. Salze, unterphosphorigsaure, 409—453. 571—581. Salpetersäureanhydrit und Salpetersäurehydrat, 454—457. 894 Sach-Register. Saurier, 768—776. Schachspiel, nach indischen Quellen, 60. Scombrocottus salmoneus, 568—570. Sonnenflecken, 398—406. Sphacelarieen, 242. Stenognathus brevirostris Ptrs., 586. Syrische Übersetzung der Evangelien, 557. Temperatur der Atmosphäre, Veränderlichkeit, 367—399. Toluidin s. Anilin. Tropidolepisma striolatum Ptrs., 775. Tylonyeteris, 706. Tylonycteris Meyeri Ptrs., 705. Vespertilio calcaratus Prinz zu Wied, 699. Vesperus albigularis Ptrs., 260. Vesperus propinquus Ptrs., 262. Vesperus tenuipinnis Pirs.. 263. Wärmeerscheinungen durch fünftägige Mittel, 370. Wärmeveränderungen, 778—788. Zenithsector Bradley’s, 140. Zone, Stürme, 370—379. kalte, 706— 711. Zoologie, 139. 192—196. 296—227. 256—264. 353—861. 684—687. 699— 706. y. ) KÖNIGLICH PREUSSISCHEN Mit 2 Tafeln. x BERLIN 1872. = R 5% BUCHDRUCKEREI DER KGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. von ri EN UNIVERSITÄTSSTR. 8. BURN: HARRWITZ unD. SOSRMÄNN. 2 *MoMMSEn, Über das kaiserliche Recht der Bea: SFDEHHUNE. 2 u Si, NR2ro . . ES > De ee *KRONECKER, Über die ER RER Pe ver Eu nen Mannigfaltigkeiten. . . ». . 2... A a Ee: *MÜLLENHOFF, Über das Alter des Namens der > RaneN we NE ; E Se ScHWwARz, Fortgesetzte re über BE a Minimalfläcken . . ... 25 NE BR: "vom Ratn, Über den Meteoriten von Tbbenbühren (West | Be phalen), gefallen am 17. Juni 1870 . N x .. Rızss, Rückwirkung von Nebenströmen in einer unver änderten Schliefsung auf den Hauptstrom der, leyde ner: Datkerie Na a SE NR WE 7 Öffentliche Sitzung»... 2... ee ; Eingegangene Bücher BE RE RER. 4 ; Br. Bee: In Ferd. Dümmler’» Verlagsbuchhandlung ist en Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Prenfsischen Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer win Preis: j Hasen, Über das Gesetz, wonach die Geschwindigkeit” de ® Wassers mit der Entfernung vom Boden sich Kir EHRENBERG, Naciitiag zur Übersicht der organischen Atmo Lersıvs, Die Metalle in den Aegyptischen Tarehrtken.) Preis MONATSBERICHT KÖNIGLICH PREUSSISCHEN _ AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Februar 187%. . , Mit 1 Tafel. BERLIN 1872. BUCHDRUCKEREI DER KGlL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. VOGT) UNIVERSITÄTSSTR. 8. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG. I - HARRWITZ UND GOSSMANN, AuIT fr ug Baar PL 0 17° RI ERTL NET: r auren Ari kr BT ie P i a A In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung sind folgende akademische Abhandlungen aus den Jahrgängen 1869 bis 1871 er- schienen: Dove, Darstellung der Wärmeerscheinungen durch fünftägige Mittel. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. EHRENBERG, Über die wachsende Kenntnifs des unsichtbaren Lebens als felsbildende Bacillarien in Californien. Preis: 2 Thlr. EHRENBERG, Übersicht der seit 1847 fortgesetzten Untersuchungen über das von der Atmosphäre unsichtbar getragene reiche organische Leben. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. EHRENBERG, Nachtrag zur Übersicht der organischen Atmosphärilien. Preis: 1 Thlr. HAGEN, Über die Bewegung des Wassers in cylindrischen, nahe horizonta- len Leitungen, und über die Bewegung des Wassers in vertikal abwärts gerichteten Röhren. Preis: 12 Sgr. Hasen, Über den Seitendruck der Erde. Preis: 10 Sgr. HAGEN, Über das Gesetz, wonach die Geschwindigkeit des strömenden Wassers mit der Entfernung vom Boden sich vergröfsert. Preis: 15 Sgr. KIRCHHOoFF, Über die Tributlisten der Jahre Ol. 85, 2 — 87, 1. Preis: 20 Sgr. ULrIıcH KÖHLER, Urkunden und Untersuchungen zur Geschichte des delisch- attischen Bundes. Preis: 4 Thlr. 20 Sgr. Lepsıus, Über einige ägyptische Kunstformen und ihre Entwicklung. Preis: 15 Sgr. Lersıvs, Die Metalle in den Aegyptischen Inschriften. Preis: 24 Thlr. Mascus, Über Emission, Absorption und Reflexion der bei niederer Tem- peratur ausgestrahlten Wärmearten. Preis: 15 Sgr. RAMMMELSBERG, Die chemische Natur der Meteoriten. Preis: 1 Thlr. 15 Sgr. REICHERT, Vergleichende anatomische Untersuchungen über Zoobotryon pellucidus Ehrenb. Preis: 2 Thlr. 10 Sgr. Rorn, Über den Serpentin und die genetischen Beziehungen desselben. Preis: 14 Sgr. Rorn, Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine. Preis: 3 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. Ror#, Über die Lehre vom Metamorphismus und die Entstehung der kry- stallinischen Schiefer. Preis: 1 Thlr. 15 Sgr. Sc#ort, Altajische Studien, 4. Heft. Preis: 24 Sgr. H. A. ScuwArz, Bestimmung einer speciellen Minimalfläche. Eine von der Königl. Akad. d. Wiss. zu Berlin gekrönte Preis- schrift. Preis: 2 Thlr. 15 Sgr. WEBER, Über ein zum weilsen Yajor gehöriges phonetisches Compendium. Preis: 26 Sgr. we: Inhalt. Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. *CuRTIUS, Beiträge zur Geschichte und TORE von Kleinasien Fine s *OLSHAUSEN, Über die sogenannte Yahlawi Aa und -Schrift auf Anlafs der Inschriften von Hägidbäd WEBER, Einige Daten über das Schachspiel nach indi- schen Quellen Hormann, Über aromatische Phosphine —, Über die ET der - Mey En Äthylphosphine WÖLFFLIN-TROLL, Joca a, ‚ein Beitrag zur & mittelalterlichen Räthsellitteratur . . . 2. KOGSSE EEE DOoBROWOLSKY, Die Empfindlichkeit des Kusk gegen Unterschiede der Lichtintensität verschiedener Spec- 0 teallarben”,. 3 ne Ne en a ee Be SCHWARZ, Gyreiadel einer Minimalfläcke . . . . 122—123 EHRENBERG, Über Prof. Whitney’s neueste Erläuterun- Rh gen der Californischen Baeillarien-Gebirge . . . . 124 — 1395 *HEnsEL, Beiträge zur Kenntnifs der Dee Süd- . a Pralinen BERNER NE 139 *AUWERS, Über einige neuere Bechachtungereien an N Bradley’s Zenithsector . . . ER RE 140 2 *DROYSEN, Über eine Flugschrift von 1743 an, 141 Eingegangene Bücher . . . . . 59. 90. 119. 140, 1 In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienen: Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preufsischen Akademie der Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasser. Preis: 1 Thlr. 10 Sgr. ee Ba Inhalt. Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. ” . Seite *RUDORFF, Über die bätische Fidueialtafel . MOommSsEn, Bericht über das RR en Lati- N.) N ae narum 3 143— 1447 7 Roru, Über die gelogische Beschaffenheit der Philip Mi | pinen .. 144—152 *Bonıtz, Über Plakons Phädrus Ba 2% RAMMELSBERG, Über die chemische Natur des Ampiy, Bar gonits . . . Ne a SD GELZER, Die Sitzinschriften im Dionysostheater in Mn BD N Nee PR a a 164180775 HormAnn, Über Derivate der Äthylenbasen . 18219108 PETERS, Über die Arten der a Me Bu gadermea Re 192—196 — Über die von Spix in Brasilien een Ba- N trachier des Königl. Naturalienkabinets zu München 196—227 *pu Bors-REyMonD, Über die Endigung der Muskeln | x an den Sehnen N EUR A ENN: 1 er Öffentliche Sitzung 223-2364 Eingegangene Bücher 152, 191 09 153 27. In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienen: Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preufsischen Akademie der N Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasser, Preis: 1 Thlr. 10 Sgr. 1% FR id DR f\ PN Ba ir”. MONATSBERICHT DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN - AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. April 1872. e” y? Se BERLIN 1872. BUCHDRUCKEREI DER KGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. VOGT) UNIVERSITÄTSSTR. 8. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDI, UNG. HARRWITZ UND GOSSMANN. ” Eu n< £ > Ir rei u DEREN . Inhalt. Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. Seite KIRCHHOFF, Über die Schreibung von oizrsiow ei Ba Ba En *PRINGSHEIM, Beiträge zur Morphologie der Sphacelaceen 243 © ReuscH, Weitere Bemerkungen über die durch Druck im Kalkspath hervorgebrachten Erscheinungen . . 242—246 HELMHOLTZ, Über die Theorie der Elektrodynamik. . 248256 PETERS, Über neue Flederthiere . . . . . N 256264 *BRAUN, Über die Fruchtbildung der Zrefada BR 265 “ 1 EHRENBERG, Mikrogeologische Studien als Zusammen- 'fassung seiner Beobachtungen des kleinsten Lebens der Meeres-Tiefgründe aller, Zonen und dessen geo- Bu logischen Einfluß °. . . . . k 2000. 269—322 278 Dove, Über die Grenze der een Hain Süd- | europas und der Sommerregen Deutschlands . . . 323—327 Eingegangene Buchart vu nis es 246. 264. 327 In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienen: Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preufsischen Akademie der Hr 4 “ Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasser. | Preis: 1 Thlr. 10 Sgr. Currius, ahıkiak zur Geschichte und Topographie Klein-Asiens. Akade- mische Abhandlung aus dem Jahrgang 1872. Preis: 3 Thlr. —— r f) DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN e ZU BERLIN. Mai 1872. Mit 7 Tafeln. EEE LEERE WERGELR BERLIN 1872. _ BUCHDRUCKEREI DER KGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. VOGT) UNIVERSITÄTSSTR. 8. _ IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG. h HARRWITZ UND GOBSMANN, ka PER art BALL „ui Inhalt. Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. Seite *y. RAnkE, Zur Geschichte der Epoche der Aufklärung: 329 *Currıus, Über ag und Alterthümer von Per- N gamon . . . ERTN ER rt, 330,58 ScHRÖDER, Über einige RR phönikische In- schriften aus Cypemm . les ......330— 341 Ei Rıess, Über die ee der Tnladungadaner der leydener Batterie . . ER Grete 341-356 dl PFTERS, Über die zu der NE der Aormopes N rigen Flederthiere . . . . .» 358—361 8 LirscHitz, Über eine Ausdehnung de Theorie a M- nimaliächen u wars en nen A Dove, Über die mittlere und absolute Veränderlichkeit der Temperatur der Atmosphäre . . . . ......367—399 SR —, Über die Darstellung der Wärmeerscheinungen durch Aunltkeige Mikleb on ac ur, en Tee 370. —, Über die Stürme der gemäfsigten Zone . . . . 370-379 Prırzer, Ein neuer Algen-Parasit aus der Ordnung der Phycomyceten . . . 2». 2.0 0. 2220000 8, 819-948 SpörER, Über die Beziehungen zwischen den Sonnen- flecken und Protuberanzen . . . 2 2.2. 202...3898—406 1 Eingegangene Bücher . . . » . ... . 329. 357.406 4 _ In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienen: Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preufsischen Akademie der Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasser. Preis: 1 Thlr. 10 Sgr. Corrivs, Beiträge zur Geschichte und Topographie Klein-Asiens. Akade- mische Abhandlung aus dem Jahrgang 1872, Preis: 3 Thlr. re ESEL, wer MONATSBERICHT KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Juni 1872. Mit 1 Tafel. BERLIN 1872. BUCHDRUCKEREI DER KGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. VOGT) UNIVERSITATSSTR. 8. Rn IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG. HARRWITZ UND OO8SMANNR. Inhalt. Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. RAMMELSBERG, Über die unterphosphorigsauren Salze . WEBER, Rup., Über Salpetersäureanhydrit und über ein neues Salpetersäurehydrat HOFMANN & GEYGER, Über einige von den aromatischen Azodiaminen abstammende Farbstoffe *MÜLLENHOFF, Über deutsche Flufsnamen . 3 *ScHoTT, Zur Litteratur des chinesischen Buddismus R Kummer, Über einige besondere Arten von Flächen vierten araden. 1 LH Fe ee pe EwALp, Über die Ausbildungsweise der oberen Jurafor- mation im Magdeburgischen . Fa : KRONECKER, Die DRRr Theorie der quadrati- schen Formen . a N BORCHARDT, Über das Eilipsoid von Kleinsten Volu- men bei gegebenem Flächeninhalt einer Anzahl von Centralschnitten . . . ae Rose, Über das Verhalten den Diaisrus ar PORN bei: der. BErhitzune 827.9, 16 Ss Eingegangehe Bücher . a "4m, 473. a2 | a3 | Seite. I 454457 | 458-471 | 44183 | 481—489 190-504 505—515. 516542 483. 542 \ In.Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienen: SR Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preufsischen Akademie der Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasser. 3: Preis: 1 Thlr. 10 Sgr. Corrius, Beiträge zur Geschichte und Topographie Klein-Asiens. mische Abhandlung aus dem Jahrgang 1872, Preis: 3 Thlr. Akade- | _ MONATSBERICHT" DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. ‚Juli 1872. ————— nn BERLIN 1872. BUCHDRUCKEREI DER KGtL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (@. VOGT) 2 UNIVERSITÄTSSTR. 8. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG,. HARRWITZ UND GOSSMANN, 2 i ra u > i Keys ruf m Inhalt. Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. RÖDIGER, Über drei in der Königl. Bibliothek zu Ber- lin vorhandene Blätter zur Ergänzung einer alten Seite... .%" BR ß ” F „ 22 557559 ° syrischen Übersetzung der Evangelien Ra Bi *BUSCHMANN, Über das Verbum der Betoy- Eur: vom BR rio Casanare Bu RACE RER NUE TRHR A 539,70 *WEIERSTRASS, Über stetige Functionen ohne Henke A un Differentialquotienten . 560 N BAEYER, Zwei Mittheilungen 560—562 4 WEBER, „Naehträge zur DER ie dus indische FR \® Schachspiel . 562—568 PETERS, Über eine neue az von Fischen aus di \ BR Familie der Cataphracti Cuv., Scombrocottus ee Be. von der Vancouvers-Insel u. H68--07 0a RANMEPSBERG, Über*die, unterphosphorigsauren Salze . 571-581 2% Be “Über einige von Hrn. Dr. A. B. Meyer bei Ri ontalo und auf den oe ee “ale 4 piibien 5831587 ne Über Synthesen ar Saisonen Sonankhe dach Ri Et ‚Ag wanderung 1a ,.Meleetle "a ante 588:—606 4 SE “Über Umwandlung des Anilins in Toluidin . 606—609 4 . SLepsıus, ‘Die Aethiopischen Sprachen und Völker zwi- a NE “schen Aegypten, Abyssinien und den N ? 609 "7% Öffentliche Sitzung _ 543556 5, Eingegangene Bücher . 559. 570. Alt: Bun. MONATSBERICHT ne PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. August 1872. a r » Mit 1 Tafel. BERLIN 1872. BUCHDRUCKEREI DER KGL. NKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. VOGT) UNIVERSITATSSTR. 8. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG, HARRWITZ UND GOSSMANN, w) Fe Wort % Ya u 2 Inhalt. ' Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienen : 634 687. Seite HOMEYRR, Nachzügler der Hausmarkn. . . ... 611623 vom RAtH, Über das Krystallsystem des Leueits 623— 633. *DROYSEn, Über die Schlacht bei Chotusitz nach den BR Quellen . I j y BUN LE en "PETERMANN, Über die militärischen Onsraknnen Sala- | ö dins im Jahre 586 der Hedschra (1190 n. Chr.) . " Braun, Nachträgliche nee über u Gattungen Be Fr Marsilia und Pilularia . . RR lee 635—679 SöRe PETERS, Über eine Sammlung von Batrschiern aus Neu- RR Freiburg in Brasilien IE TRATEN 680—684 —, Über eine neue von Hrn. Dr. Meyer auf Luzon a entdeckte Art von Eidechsen 684—687 ENT TO NEE TE RESET ET ER BETT TU AED ur | Eingegangene Bücher . . . . 2. ........633. 634. 687 Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preußischen Akademie der Be . Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasser, Preis: 1 Thlr. 10 Sgr. I Currivs, Beiträge zur Geschichte und Topographie Klein-Asiens. Akade- 5 mische Abhandlung aus dem Jahrgang 1872, Preis : 8 Thlr. MONATSBERICHT KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. September & October 1872. EZ BERLIN 1872. TR BUCHDRUCKEREI DER KGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. VOGT) , UNIVERBITATSSTR. 8. i IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG. HARRWITZ UND GOSSMANN.. Inhalt. Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. Seite PETERS, Über den Vespertilio calcaratus Prinz zu Wied und eine neue Gattung der Flederthiere, Tylonycteris 699 —708 Dover, Einige Bemerkungen über die kalte Zone . . 706-711 —, Über den Nachwinter von 1841 und 1872°. . „ 712-712 Schwarz, Beitrag zur Untersuchung der zweiten Varia- tion des Flächeninhalts von Minimalflächen im Allge- meinen und von Theilen der Schraubenfläche im Be- sonderen . . EEE Te EB 275 BET *PErTz, Über die Fortsetzung der PERERRER Gezaie nica historica ., . - - : RT, > 72 HiILDEBRAND, Über die Bestäubungeverhälnine bei il Gramineen . . ee er Ste ee Eingegangene Bücher . et a ae Ye) De In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienen: I Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preufsischen Akademie de@ Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasse Preis: 1 Thlr. 10 Sgr. Currıus, Beiträge zur Geschichte und Topographie Klein-Asiens. Akadd | mische Abhandlung aus dem Jahrgang 1872. Preis: 3 Thlr] DER & KÖNIGLICH PREUSSISCHEN _ AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. November 1872. Mit 1 Tafel. [A 5 BERLIN 1873. BUCHDRUCKEREI DER KGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. vo@T) UNIVERSITÄTSSTR. 8. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG. HAERWITZ UND GOSSMANN. if Inhalt. a mn = Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. *Bonitz, Über den platonischen Dialog Euthyphron *BRAUN, Über die Modificationen in der ONE der Fichtenzapfen . . . AR 5 *HauPT, Über Po&sie und eben ER Theokrit SERER N PETERS, Mittheilung über eine, zwei neue Gattungen enthaltende, Sammlung von Batrachiern des Hrn. Dr. O. Wucherer aus Bahia, so wie über RE neue oder weniger bekannte Saurier. . *BORCHARDT, Untersuchungen über Elastieität mit Be- rücksichtigung der Wärme . . . - Dovz, Über das Zurücktreten localer Einflüsse gegen die von den allgemeineren Bewegungen des Luft- A } kreises abhängigen Wärmeänderungen . . . . TI — 788 *WEBER, Über den padapdtha der Taittirtya-Samhit 2 789. *BEYRIcH, Über die Fauna des rothen Ammoniten- a) Kalksteins von Oampipha:.', u... ", ame 790 | DEE DE) Sen a A ren La NE 791-814 Eingegangene Bücher . . . . .... .767. 776. 789. 7900 In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienen: © Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preufsischen Akademie der Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasser. Preis: 1 Thlr. 10 Sr. a Currius, Beiträge zur Geschichte und Topographie Klein-Asiens. Akade- mische Abhandlung aus dem Jahrgang 1872. Preis: 3 Thlr, f 1 3 a 4 ZU BERLIN. u £ - . - u “ a er REN a7 . j « u 4 tn SEEN Mit 2 Tafeln. [37 18,857 [Z Li “ Rh en, BERLIN 1873. BUCHDRUCKEREI DER KGL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (G. VOGT) \ UNIVERSITÄTSSTR. 8. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG. HARRWITZ UND GOSSMANN. N, Inhalt. Die mit einem * bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug. ° Seite *y, RANKE, Über die von dem Staatskanzler Fürsten Hardenberg hinterlassenen mins besonders seine Denkwürdigkeiten . - - - : ; MH Momusen, Bericht über den Portgung = Arbeiten am a Corpns inser. latinarum . - - “00 m ala ı +) 6 an BR *EwALp, Über die in der böhmischen Kreideformation vorkommenden Reste von Pladioptychus Matheron . POGGENDORFF, Beitrag zur näheren Kenntnifs der Elek- E tromaschine. zweiter Art. . . ... 2. 0...817—849 “WEIERSTRASS, Neuer Beweis des Satzes, dafs eine ein- s deutige analytische Funktion von n Veränderlichen höchstens 2nfach periodisch sein kann . Sr ler KRONECKER, Beweis des a euren für die quadratischen Reste - . . . 4, et ae» allge PET PETERS, Über den Hydrus faseatus Schneider und RER Be andere Seeschlangen . . - . 848— 861 HAGEN, ein über sie Bewegung 2 Luft ua ö des Wassers —- EFAHE Be 6: a Mittheilungen über ainalche Asien . 863— 81 N achtran. ch a N. a en Nasten-BRegistert.n.. 2 u... 7. Nr Bäch-Begister . „u... u N Eingegangene Bücher . . . . ...2.2...816. 845. 8 In Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung ist erschienenf Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlich Preufsischen Akademie # Wissenschaften von 1710—1870 in alphabetischer Folge der Verfasse Preis: ] Thilr. Courrius, Beiträge zur Geschichte und Topographie Klein-Asiens. mische Abhandlung aus dem Jahrgang 1872. Preis: - den B)- an ; FE he a = a An a SMITHBONIAN INSTITUTION LIBRARIES [If | Il: d ’ 1) \ | | t } \ N 9088 01299 0230