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Die Sperlinge J dd al ee V er Schopfbülbül, von A. Huber emerkungen über die von mir besagten Sup io wesen ini Abbildung) von . en %%% a So 6 Vo ommen 35 Eraugans und der Roſtente in her Mark ronbensug, von 3 “Stengel | um S ei ae, von Dr. K. Th. Liebe „ „ ne Wintergäſte, von Guſtav Thienemann i 6 Gefangenleben der Papageien, von v. Schleclendal. „Die drei Einſamen 2. Mein Mohrenkopfpapagei (Pionias senegalus) . Ein kleiner Flug Taubenſittiche (Palaeornis ice des ee e und Edelſit ttt ee Yes . 1 ))//%%%%%%%%ͤſ . au der Vögel, von J. Stengel JJV e pe, Thienemann VVV . über die Zaungrasmücke, von R. Wetzel Cini... ðò au aeg von Dr. f. Th. Liebe . a a; 116 119 153 155 96 109 114 120 136 141 8E FE N Mein Zn Er a ee Ueber das Leben und die Fortpflanzung ſüdafrikaniſcher Frankolinhühner in der Gefangen: En 18 ſchaft, von A. Köhler. Aus meiner Vogelſtube, von A. Frenzel. 1. Crithagra musica 5 2. Psittacula passerina 3. Spermestes cucullata 4. Spermestes fringillina . : Ueber Züchtung des Reisvogels im Freien, 595 A. Köhle er Ueber die Züchtung der Reisvögel im Zimmer, von Wagner Bemerkungen über die in der Umgegend von Zehrensdorf bei Zoſſen beobachteten Vogelarten mit beſonderer Berückſichtigung ihrer Zu- oder Abnahme, von J. Stengel 175. Die vierte Vogel-Ausſtellung des Vereins „Aegintha“ in Berlin, von v. Schlechtendal Neuer Bericht über die Zwergtrappe in Thüringen, von W. Thienemann Kleinere Mittheilungen. Dr. Ruß, Handbuch für Vogelliebhaber, 2. Aufl. Zur Fütterung der Vögel im Winter ; Ein Schwalbenneſt im Sprechzimmer Liebeswürdigkeit eines Goldzeiſigs Junge Hühner im Miſtbeet gezogen A. v. Enderes, neue Federzeichnungen aus der Thierwelt Ein weißer und ein ſchwarzköpfiger an Landescultur und Vogelſchutz Die Saatkrähe bei Zahna Vom Gartenrothſchwanz Beſtrafte Vogelquälerei Ein weißer Rabe Zur Frage der Mäuſevergiſtung Fälle von Albinismus . Nützlichkeit des Thurmfalken 8 Ein Beiſpiel von Humanität der Mehlſchwalben . Vogelvernichtung durch Nachläſſigkeit. Reichenow's Vogelbilder aus fernen Zonen Ein jugendlicher Vogelſchutzverein im 0 4 Zur Zebrafinkenzucht ; 5 Ein merkwürdiges Ei der Hausente Die weiſſen Sperlinge 9. 198 156. 157 109 111 bis. ‚138; 191° Bee. a 157. 158 158 190 191 192 ut ahlungen werden an den Schatz⸗ fter Herrn G. Brinner in le a. S., Karlſtr. 8, erbeten. b lea WANN nen VN halle II r "il u 4 5 IN I i | ‚il SS II —— „Jahrgang. Der Schopfbülbül. Tage den Namen genommen. Inhalt: Aufruf. Monatsbericht. Thienemann: Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt (der Hänfling). A. Huber: Einige Bemerkungen über die von mir beobachteten Eine alte Uhu-Familie. — Kleinere Mittheilungen: 2. Auflage. Zur Fütterung der Vogel im Winter. — Anzeigen. Guſtav Thienemann: umpf⸗ und Waſſervögel. J. Stengel: f 8 Handbuch für Vogelliebhaber, Redigirt von Schlechtendal, Regierungsrath in Merſeburg. Deutſchen Vereins * um Schutze der Vogelwelt. Für Anzeigen iſt eine Gebühr von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ richten. Durch Vermittelung der Redaction kann unter Umſtänden jedoch auch koſtenfreie Aufnahme ſtattfinden. Januar 1878. Nr. 1. Aufruf! Dr. 8.85, Hiebe: Der Neſtbau gefangener Vögel. Der Sächſiſch⸗Thüringiſche Verein für Vogelkunde und Vogelſchutz hat laut Beſchluß der General-Verſammlung vom heutigen Dieutſcher Verein zum Schutze der Vogelwelt Seine Beſtrebungen erleiden duni keine Aenderung. . Nur der Umſtand, daß dem Vereine jetzt ſchon in den verschiede ſten Gegenden Deutſchlands zahlreiche Mitglieder angehören, hat es angezeigt erſcheinen laſſen, auch die Grenzen des Vereinsgebietes weiter zu ziehen und it daneben dann auch noch der Wunſch maßgebend ge weſen, den ſtets ſich wiederholenden Verwechſelungen mit dem in Halle beſtehenden „Ornithologiſchen Central-Verein für Sachſen und Thüringen“ ein⸗ für allemal ein Ende zu machen. 8 Von der Anſicht ausgehend, daß ein wirkſamer Vogelſchutz ohne Kenntniß der Vogelwelt nicht denkbar iſt, wird der Verein beſtrebt bleiben, vor Allem die Vogelkunde und damit die Liebe zur Vogel⸗ welt zu fördern. Ebenſo wird der Verein nach wie vor auch der Vogelzucht und der Pflege gefangen gehaltener Vögel feine befondere Aufmerkſamkeit zuwenden. Die Bemühungen unſeres Vereins um den Schutz der Vögel werden aber hauptſächlich darauf gerichtet ſein, bei allen Maßregeln der Landescuftur, ſowie bei jeder ſonſt ſich darbietenden Gelegenheit eine Rück ſichtnahme auf die Erhaltung der vorhandenen Vogelbeſtände, ſowie auf Erhaltung und Gründung von Aufenthalts- und 3 Brutſtätten für unſere Vogelwelt anzuſtreben. Alle Freunde der Natur und der Vogelwelt insbeſondere, Wah ſich dieſen unſern Beſtrebungen anzuſchließen wünſchen, fordern wir auf, unſerem Vereine beizutreten und an Erreichung der erſtrebten Ziele J mitzuarbeiten. Unſere Mitglieder aber werden gebeten — ein jedes in Jet Kreiſe — ebenfalls dahin zu wirken, unſerer Sache ſtets neue 9 und Freunde zuzuführen. Anmeldungen zum Beitritt nimmt jeder Zeit der Vorſitzende d Vorſtandes, Regierungsrath von Schlechtendal in Merſeb entgegen. Der Jahresbeitrag beträgt bekanntlich nur drei Mark wird dafür unſere Monatsſchrift unentgeltlich und pot Mitgliedern zugeſandt. Halle und Merſeburg, am 1. Februar 1878. er Der Vorſtand des Deutſchen Vereins zum Schutze der Voge ident von Dieſt mit feiner Gegenwart beehrte, und wird auf Antrag einiger muswärts erſchienenen Mitglieder mit Vorſtellung, Beſprechung und Verſteigerung dem Vorſitzenden auf der Ausſtellung des Vereins „Aegintha“ in Berlin ften engliſchen Farbenkanarien begonnen. Dieſe Vögel beſtanden in einem . alten Ray gehäubten buff Norwich, einem 6 1 alten 5 mit einem der e Kenner in London, Herr Blackston ausgezeichnet ſchöne Farbenkanarien für die Ausſtellung des Vereins er Er worden iſt. Das Grundprincip der engliſchen Züchter iſt hiernach, 5 die Farbenvarietäten zu erzielen. Der Engländer ſagt ganz keine Farbe im Blut ſteckt, bringt man keine in die Federn, man r ee gepaart, hen Sof, wird Hauptfächlich von dem Stammbaum deſſelben abhängen. cher Vogel nur zurückgeſchlagen, ſtammt derſelbe alſo von einem gelben zer gelben Mutter, jo kann die Nachzucht — je nach dem Männchen — 5 e nn find aber die Eltern durch Generationen ziemlich . iſt der gehäubte Norwich⸗Canarienvogel. Die Lizard's oder man 0 e a ſich durch eine oliwenbräunliche Färbung a ‚gelbe 1* er auf den grünen Canarienvogel, auf die Exemplare, welche dem wilden ® rbung ändern, aber nicht erzeugen.“ Reingelbe Kanarien, durch Gene BR erzielen Junge, 0 immer blaſſer und blaſſer Ob man aber ein buntes oder ein ganz grünes kräftiger find, als unſere deutſchen Cn die im Auslande für ſehr Et gef Bei der Verſteigerung der drei Farbenkanarien erſtand den gehäubten buff Norwich 5 Herr Vogelhändler Zeidler in Halle, den golden spangled lizard Herr Kreis⸗ Zn ſekretair Kuhfuß in Merſeburg, den silver spangled lizard Regie von 85 Schlechtendal daſelbſt. er Hierauf hält Herr Pfarrer Thienemann aus Zangenberg bei Zeitz Vortrag Bin über das Vogelleben im Sumpfe. 2 Ausgehend von einer draſtiſchen, anziehenden Schilderung des Sumpfes unter 2 Beſprechung deſſelben als eines vortrefflichen Futterheerdes für die Vögel und der dadurch bedingten Bedeutung des Sumpfes für die Vogelwelt betrachtet der 1 1 tragende zunächſt in allgemeineren Umriſſen die übereinſtimmenden Eigenthümlich⸗ a keiten der Sumpfvögel unter Zugrundelegung der verſchiedenen Arten derſelben. Alsdann die Sumpfvögel in die 3 Kathegorien der Raubvögel, Watvögel und © Waſſervögel zuſammenfaſſend, ſchildert der Vortragende den Beſuch eines Sumpfes und die dabei den Blicken des Beobachters ſich darbietende Vogelwelt, indem er bei den meiſten der zur Schilderung gelangenden Arten auf eine genauere Lebens⸗ beſchreibung und Schilderung des Fortpflanzungsgeſchäfts eingehet. In anmuthender Weiſe läßt er jo den Pieper (Anthus pratensis), ſowie den allbekannten und viel⸗ beſungenen Kiebitz an den Blicken der Zuhörer vorübergehen. Länger verweilt er N bei der Bekaſſine, Himmelsziege (Scolopax gallinago), für deren eigenthümliche Meckerlaute er die bekannte Erklärung der Schweifbewegungen dieſes Vogels zum Verſtändniß bringt. In überaus intereſſanter und ergötzlicher Weiſe ſtellt er das Leben der Kampfſchnepfe (Tringa pugnax) dar, die Lebensweiſe dieſes eigenthüm⸗ lichen Vogels, vor Allem den Kampf, die ſeltſamen Duelle deſſelben; fie in höchſt humoriſtiſcher Weiſe mit den Studentenduellen vergleichend. Der Kornweihe gede er unter Hinweis auf ihre frühere Schilderung durch ihn, demnächſt beſpricht das Leben der Rohrſänger und Wildentenarten und ſchließt den lehrreichen Vortrag unter Beifallsbezeigungen der Verſammelten mit dem Ausſpruche des Wunſches, daß der ſchöne Futterheerd ſo vieler anmuthigen Vogelgeſtalten, der Sumpf, ni gar ſo bald durch die Alles beleckende Cultur beſeitigt werden möchte. Die v dem Vortragenden erwähnten Vogelſpecies wurden in vortrefflichen Bene d Herrn Dr. Rey vorgelegt. Herr Maler Guſtav Mützel aus Berlin, rühmlichſt bekannt W | Illuſtrationen zur zweiten Auflage von Brehm's Thierleben legt ſeine Thierſtudi vor. Er erwähnt dabei des Umſtandes, daß es bei der Herſtellung des Brehm d Werkes weniger auf eine Syſtematik, als auf eine lebensfriſche Beſchreibung Thierlebens und Weſens ankomme und daß auch der Darſteller der Thier blos eine völlig mit dem Original übereinſtimmende Copie zu liefern, ſon zwar vorzugsweiſe das Weſen und Leben der Thiere zur Veranſchauli bringen habe, und begleitet die einzelnen Skizzen ſeiner reichhaltigen Studien mit kurzen Erläuterungen, indem er namentlich die bei der Aufnahme geweſenen Geſichtspunkte beſpricht. Die Verſammelten gewannen dab zeugung, daß zum Thierzeichnen nicht nur ſchnelle Auffaſſung d Thierbewegungen und Stellungen, ſondern auch exacte Beobac 5 habe geröchelt, ſei am Freſſen verhindert und elendiglich erſtickt nach iger Abmagerung. Er, der Vortragende, habe dieſe ae die zwei ihm ſeien ſämmtlich zu Grunde gegangen. Erſt eine abſolute Abſcheidung des Thieres, beim allererſten Auftreten der Krankheitsſymptome habe die — ſo müſſe man dieſelbe Angeſichts des fürchterlichen Auftretens und der ung ſelbſt der zweckmäßig gefütterten und verwahrten Hühner bezeichnen — uch erſt nach längerem Bemühen Einhalt gethan. Anſteckend müſſe dieſe eit ſein, denn der Gutshof zu Raſchwitz fei erſt im Herbſt und zwar nach Ankauf hreren Spanierhähnen von einem Halleſchen Geflügelhändler, die mit dem den Reigen eröffnet, etwa 60 der beſten Kapaunen und Hühner beraubt Ebenſo ſeien die ſchönen engliſchen Hähnchen des Vortragenden dahingerafft, von demſelben Geflügel händler ein ſolches für 3 Mark hinzugekauft habe, welches auch zuerſt erkrankt ſei. Im Intereſſe der Landwirthe, welche unſerem Verein en, ſei es wünſchenswerth, weitere Beobachtungen über dieſe Krankheit anzu⸗ r e zu ſammeln, um ihr e wirken zu können. Die von und Nord⸗Aſiens dem Ornithologen bietet, durfte es mit beſonderer Freude beg ö werden, wenn nach langer Pauſe endlich in den ſechsziger Jahren durch zwei Ruſſiſt che Aerzte Dybowski und Parrex, welche auf Koſten der Ruſſiſchen Regierung zur Unterſuchung der Mineralquellen nach Davarun geſandt worden waren, ein reicher Schatz an Ornithologiſchen Beobachtungen und Ornithologiſchem Material uns er⸗ ſchloſſen wurde. Ich möchte mir erlauben, Ihnen hier einige Vögel dieſer Gegenden vorzulege um Ihnen ſo einen kleinen Einblick in die dortige Avifauna zu ermöglichen, hn Sie durch Specialia zu ermüden. Geſtatten Sie mir, Ihnen zunächſt einige krähenartige Vögel vorzuzeigen. E Monedula daurica, eine ſehr elegant gezeichnete Dohle, dann die ſchöne und in Bezug auf ihre Vene ung höchſt intereſſante Blauelſter Cyanopica cyanea, deren nächſte Verwandte Cyanopica Cooki, die von vielen Ornithologen nicht als beſondere Art angeſehen wird, wir circa 2000 Meilen weit nach Weſten in Central⸗ 5 Spanien und Portugal antreffen. 3 Ferner zwei Staare Temenuchus dauricus und Sturnus einerascens. 2 Unter den Droſſeln und Ammern finden wir eine ganze Reihe von Arten, welche darum für uns von beſonderer Wichtigkeit ſind, weil ſie auf ihren Streif⸗ zügen Europäiſches Bürgerrecht erlangt haben. So z. B. Turdus obscurus, Pallasi, 4 fuseatus, Naumanni, rufieollis und von Ammern Emberiza pityornis, fucata. 3 An hübſch gezeichneten Ammern iſt das Land ziemlich reich, ich zeige Ihnen davon 5 hier noch vor Emberiza cioides, Pallasi, elegans, rustica, pusilla, spodic 5 und aureola. = Von Finkenarten lege ich hier vor: Loxia bifaseiata, Pyrrhula einerea, 5 ein Dompfaff, bei dem Männchen und Weibchen grauen ſind, ferner den Karmingimpel, Pyrrhula erythrina, ſowie die zierlichen Formen Uragus sibiricus x und sanguinolentus, dann Fringilla kawarahiba, ein Vögelchen, welches im x Geſammtcolorit ſich unſerem Grünfink anſchließt, ſpeciell in der lügelheihnung f aber unſerem Stieglitz nachahmt. 3 Die Familie der Fliegenſchnäpper ſehen Sie vertreten durch die kleinen 3 rothkehlchenartigen Museicapa luteola und leucura, die wirklich wundervoll ge⸗ färbte Muscicapa nareissina, und eine Art der macht ſüdlichen Gattung Periero ee cotes. Dieſer P. einereus tragt, wie Sie ſehen, gegen ſeine Indiſchen Vettern ein ſehr unſcheinbares Kleid. 5 Von Sylvien habe ich nur mitgebracht das reizende Rubinkehlchen, Cal kamtschatkensis, einen Vogel, der ſich nicht nur durch ein ſchönes Kleid, m auch durch einen prachtvollen Geſang auszeichnet. Schließlich möchte ich Ihre Aufmerkſamkeit nur noch auf ein niedlich huhn mit ſammetſchwarzem Bauchfleck, Perdix barbata, und die ſchön ge Entenarten Anas faleata, Anas galerieulata und Soma Stelleri lenken. Nachdem Herrn Dr. Rey der Dank der Verſammlung in reichem Ma Theil geworden, macht derſelbe noch einige höchſt intereſſante Mittheilungen den Schmuckfederhandel. Eine einzige Leipziger Firma, welche ſich nur mit dieſem Handel igt; verkaufte in einem Jahre vier und je ion ügel ( arvensis 6 Stefan) und in derſelben Zeit ein und eine halbe Million Schneehuhnflügel zum Aufputz für amenht Der Verkaufspreis der Lerchenflügel war zwei Pfennige für 3 Paar! Ein anderer Leipziger Schmuckfederhändler theilte dem Herrn Dr. mit, daß er jüngſt, da die Mode ſich von den Metallfarben abgewendet habe, en großen Poſten Colibribälge, das Dutzend mit fünfzig Pfennigen zahlt habe. „Was ſind“ — fügt der Vortragende dieſen Mittheilungen hinzu — „die Schädigungen, welche ſelbſt die paſſionirteſten Sammler unter der Vogelwelt anrichten können, gegen ſolche Verwüſtungen!“ Es wird durch dieſe Mittheiluug die Unterhaltung auf das Gebiet des Vogel— s hinübergeleitet. Herr Mützel theilt die Angaben Brehm's mit, nach denen den Sibiriſchen Wäldern zum Theil noch von Droſſeln wimmele und anzu— hmen ſei, daß der Droſſelfang nur die koloſſalen Durchzüge dieſer Vögel aus den rdlichen Gegenden treffe. Herr Pf. Thienemann ſchildert mit einigen Strichen Zug der Vögel. Herr Thiele mahnt daran, durch die Anſchauung, als 5 uns auf er a beſuchenden Zugvögel aus reich mit Vögeln dent Fange der Zugvögel ee würden. Herr Dr. Rey besprach 4 15 >> Brutterrains der Lerchen durch die Entwaldungen und die 9 1 5 2. Sonſtige Vereinsnachrichten. m Vereine find als Mitglieder beigetreten: 619. Der Böhmiſche Vogelſchutz⸗— in Prag, 620. Der Verein für Vogelkunde in Arolſen, 621. von al \ ‚ Lieut. im 4. Jäger Bataillon, commandirt zur Sa Akademie in „ 1 e in n 627. Diet dot, Gutsbeſitzer und Amtsvorſteher in enberg bei Zeitz, 628. Höppner, Erbrichter in Freiberg i. S., 629. Regierungs- und Landes⸗Oekonomierath in Gumbinnen, 631. Wieſe, Königl. Forfe meifter in Gumbinnen, 632. R. Landauer, Apotheker in Würzburg, 633. Topel, Lehrer in Bornitz bei Zeitz, 634. P. Matthies in Baruth. 8 Halle und Merſeburg, im Januar 1878. | \ Der Vereins - Borftand. Der Neſtbau gefangener Vögel. Von K. Th. Liebe. Von je haben die kunſtvollen Wiegen, welche ſo viele Vögel für ihre Nach⸗ kommenſchaft konſtruiren, die Aufmerkſamkeit des Beſchauers erregt und galten als wunderbare, — als Meiſterſtücke der ſchaffenden Natur. Die zweckmäßige Niſtſtelle, die Wahl des Niſtſtoffes, die Befeſtigung des Neſtes, die eigenthümliche Form und das künſtliche Gefüge der einzelnen Theile deſſelben, — das Alles iſt wunderbar, ein Räthſel, welches der Schöpfer dem denkenden Beobachter hinſtellt, damit er ſich an der Erhabenheit und Vollkommenheit der Schöpfung erbaue. Gar mancher freilich iſt ſchnell bei der Hand und löſt das Räthſel mit dem gewichtigen Aus⸗ ſpruch: Der Inſtinkt läßt den Vogel ſein Neſt gerade ſo und nicht anders bauen. Das klingt ganz hübſch, will aber ſehr wenig ſagen, denn wir ſind über das e des Inſtinkts noch viel zu ſehr im Unklaren. Mögen wir aber den Begriff “ definiren, wie wir wollen — mögen wir das inſtinktive Handeln als 8 Ste Erinnerung baſirtes anſprechen oder als ein durch unbewußte Er⸗ wungenes —, immer find im neſtbauenden Vogel neben dem ſychiſche Vorgänge thätig, welchen wir eine große Wichtigkeit che unſerm Verſtändniß zugänglicher find. N nd allein unter dem Antrieb des Inſtinkts gebaut, . Veſt jedesmal in genau gleicher Weiſe bauen. Das bekunden die Vögel bei der Wahl des Niſt⸗ platzes e. hen unter Umſtänden von der ſonſtigen Gepflogenheu 1 um nur einige Beiſpiele aufzu⸗ führen — niſten u. ar wumartig gezogenen Johannis⸗ beerſträuchern, hinter \ £ 95 ee Kingeltauben legen da, wo viel Raubze: . macht, ihr Neſt in nur ½ Meter Höhe über der bach an (Journ. © Ornith. 1878, D. Ein Rebhuhn v. iger Seite erz; wurde, in der Nähe von Gera in dem nem zu zwei Drittheilen abgetragenen Getreidefelde. ſammeln. — Auch der Umſtand iſt wohl zu ber. die zweite Brut ein weniger ſchönes und vollendetes Muß der Vogel jo handeln, weil ihn eine geheimm, eiſerner Nothwendigkeit zwingt, oder weil er zu wenig Zeit . Neſtes hat und ſich begnügen muß, die Kinderſtube nur aus dem mit Rückſicht auf den nothwendigſten Bedarf herzustellen, oder endlich Frühjahr, die Zeit der höchſtpotenzirten Leiſtungsfähigkeit und wandten. % fi 1 e Ee eee 5 257 j j EN ER a} a ee der Eommethige auemer Norden in nee das Thier bei ſeinen Handlungen lediglich dem Inſtinkt, welcher ihn zwingt, ſo und nicht anders zu thun, dann läßt ſich nicht leicht erklären, warum derſelbe Inſtinkt im Frühjahr ein anderes Neſt bauen heißt, wie im Sommer. — Noch wichtiger aber iſt eine Beobachtung Mer Vogelkundigen, welche die Thiere eingehend ſtudiren: Ein jeder Vogel ut ſein Neſt mit jedem neuen Jahre vollkommner, zweckentſprechen— der und ſchöner. Das Erſtlingsneſt ſteht hinter dem vollendeten Kunſtbau eines alten Vogels gewaltig zurück. Zeimer, die höchſt wahrſcheilich nicht eingewandert waren, ſondern von einem Paar in der Nachbarſchaft abſtammten, bauten ihr erſtes ft vorzugsweiſe aus Moos, Haide und ſchwachen Reiſern auf und verwendeten r in der Unterlage und zum Ausſtreichen des unterſten Theils vom Napf ein wenig Lehm, ſodaß der Bau locker und wenig widerſtandsfähig war und die Jungen um vorzeitigen Ausfliegen nöthigte. Das Paar kehrte mehrere Jahre hinter— 4 einander an dieſelbe Niſtſtätte zurück und verarbeitete bei jedem neuen Neſtbau mmer mehr Lehm in den Niſtſtoff, bis zuletzt ein ſchöner, dauerhafter Piſébau tig geſtellt wurde. Ich vermag auch nach meinen übrigen Beobachtungen die Behauptung aufzuſtellen, daß man aus der verhältnißmäßigen Menge des ver— wendeten Lehms im Neſt einen Schluß auf das Alter der Zeimer machen kann. Ganz entſprechend verhält es ſich mit den Amſel- und Zippenneſtern, wo der mulm je nach dem Alter der Vögel verſchiedene Stufen der Vervollkommnung mmte Aufbau, namentlich aber die Auskleidung mit eingeſpeicheltem Lehm oder 5 zeigen. An den Neſtern der Finken, der Stieglitze, der Pirole, ſogar an denen der 5 achtungen machen. Das Neſt alter Rabenkrähen iſt weit größer und feſter und jer ausgepolſtert als das junger Thiere, und auch bei den Elſtern, die ſich recht ft namentlich die Dichtigkeit der meiſt weithin ſichtbaren Dorndecken über dem ſt eine je nach dem Alter verſchiedene. — Das alles belehrt uns, daß der Vogel t dem zunehmenden Alter klüger wird, daß er beim Neſtbau Erfahrungen ſammelt ind fie benutzt. Seine Seele bewahrt in ſich ſcharfgezeichnete Anſchauungsbilden ind ruft ſie im geeigneten Moment vor, um mit den in der Gegenwart gegebenen ältniffen zu vergleichen und nach dem Reſultat der Vergleichung zu handeln: innert ſich und zieht daraus feine Schlüſſe. Die Vogelſeele iſt kein mechaniſches Räderwerk, getrieben lediglich durch die „Inſtinkt“, ſondern ein feiner Organismus, der mit der menſchlichen Seele ichen ſein will. Leider liegt — hauptſächlich mit wegen des ſo bequemen bens an den Inſtinkt — die Kunde von dieſer Seele noch ſehr im Argen, ſind gute und umſichtige, durch keine vorgefaßten Meinungen getrübte achtungen als Material für ſolche Kunde gegenwärtig noch ſo wenige ver— et, daß eine recht ſtarke Vermehrung des Materials äußerſt wünſchenswerth Derartige Beobachtungen kann jeder gebildete Mann machen, und dieſe e de flüchtig hingeworfenen Skizzen beabſichtigen in unſerm Vereinskreiſe | eine e Anregung zu geben. erlinge (beim Freibau) kann man mit Bequemlichkeit die entſprechenden Be eicht beobachten laſſen, iſt der Unterſchied im Neſtbau ſehr beträchtlich. Bei letzteren i Kehren wir aber wieder zum Neſtbau zurück. — Um die freilebenden Vögel zu ſtudiren, bedarf es oft weiter Wege und bei der ſcheuen Vorſicht der meiſten Arten auch noch eines guten Guckers. In dieſer Beziehung würde die Beobachtung 3 der im Zimmer gehaltenen Vögel allerdings weit bequemer ſein, wenn hier nicht auf der andern Seite dadurch bedeutende Schwierigkeiten entſtänden, daß der gefangene Vogel den ihm von Natur angemeſſenen Bedingungen ſoweit entrückt iſt, — ſelbſt da, wo ihn ein denkender und mit der Natur vertrauter Vogelkenner pflegt. Gleichwohl entdeckt man auch hier eine unendliche Menge von Zügen aus dem Thun und Treiben des Vogels, aus denen wir mit Fug und Recht Schlüſſe auf ſein ſeeliſches Leben ziehen. Auch hier iſt es der Neſtbau, auf welchen be⸗ ſonderes Gewicht zu legen iſt, und gerade beim Neſtbau bekundet der gefangene Vogel, wie klug überlegend er ſich den ſo ſehr veränderten Verhältniſſen anzu⸗ bequemen und die nothwendigen Aenderungen vorzunehmen weiß. Die jung auf⸗ gezogenen Amſeln kleiden den Neſtnapf nicht mit Lehm aus, auch wenn ſie ſchon im vierten Jahre ſtehen und das fünfte Neſt bauen; eine aber wählte bei mir zum Niſtplatz wunderlicher Weiſe ein ſehr abſchüſſiges Bret und leimte das Neſt mit eingeſpeicheltem Lehm auf, ſodaß es vollkommen ſicher ſtand. Zippen machen mit jedem Jahre das Neſt dichter und ſchöner, kleiden es aber ebenfalls nicht mit Holz mulmbrei aus, ſondern tragen nur ein wenig Holzmulm ein. Die Zeimer hin⸗ gegen bauen, jung aufgezogen, die Neſter ſo ſchön wie im Freien, wenn auch aus ganz anderem Material, und durchkneten Fäden, Moos, Manillafaſer, Läppchen, Haideſtengel ꝛc. anfänglich mit wenig und ſpäterhin mit immer mehr naſſem Lehm. — Die Edelfinken bauen bekanntlich in der Freiheit ein außerordentlich künſtliches Neſt, welches ſeine große Feſtigkeit vorzugsweiſe durch eingewebtes Raupengeſpinnſt und durch Spinnweben erhält. In der Gefangenſchaft rühren die Finken beim Neſtbau weder Puppenhülſen noch Spinnennetze an, auch wenn man letztere mit einer Ruthengabel vorſichtig abnimmt und in der Vogelſtube zwiſchen den Zweigen auflegt. Das erſte Weibchen, welches bei mir niſtete, wählte, nachdem es bald da, bald dort einen ſchwachen Verſuch gemacht, einen hölzernen Niſtnapf, kleidete ihn mit Rinderhaaren aus und brachte die Jungen glücklich aus. Im nächſten Jahre baute es ein ſehr ſchönes Neſt auf eine horizontale ſtarke Aſtgabel aus Moos und Flechten, die es anſtatt mit Spinnweben mit ganz zarten Baumwollenflöckchen verband. Letztere hatte ich neben den Spinnweben in das Gezweig einer Tanne hineingeblaſen. Die Ausfütterung des Neftes beftand aus Moosborſten (von Poly- trichum) und Baumwollenfäden, obgleich paſſende Rinderhaare von demſelben Packet wie im vorigen Jahre zur Dispoſition ſtanden. — Aehnliches erfuhr ich an anderen Finkenweibchen. — Die jung aufgezogenen Grünfinken benehmen ſich bei der erſten 3 Neſtanlage ſehr ungeſchickt; fie fangen an, reißen wieder ein, beginnen von Neuem und zerſtören wieder, bis man ihnen endlich nachhilft und an der betreffenden Stelle einen aus dürren Grasſtengeln geflochtenen Kranz anbringt, den ſie ſofort mit beſſerem Erfolg benutzen. Sie lieben übrigens Abwechſelung: brüten fie das erſte Mal im Jahre in einer Aſtgabel, ſo benutzen ſie das nächſte Mal ſicher ein Niſtnapf, und umgekehrt. Auch ſie, die doch ihr Neſtchen anfänglich recht lüderli bauen, werden mit zunehmendem Alter geſchickter. — Du Spitzlerchen = h. J T FV b ch; eme fund en Natal ein 1 Neſt. — Die Haberler Dae ebenfalls mit ſehr viel Material ein großes Neſt auf dem ebenen Boden, am liebſten zwiſchen zwei Möbel hinein. — Jung aufgezogene Steinröthel (Petroeinela saxa- tilis) bauen ihr Neſt lediglich aus Heu auf und verſchmähen jeden anderen Stoff. Sie legen es bald auf Balken, bald in großen Niſthöhlen mit weit offenem Ein gang, bald auf niedrigem Strauchwerk an und machen es um jo umfänglicher, je älter fie werden. — Ein wild eingefangenes Zeiſigweibchen hatte 1876 in einen ſehr geräumigen Stube mit weit zurückliegendem, prächtig einſamen Tannendickigt e beiten Niſtgelegenheiten und allerhand Niſtſtoff in Menge zur Verfügung, welch tzterer überdies von Zeit zu Zeit angefeuchtet wurde, wie dies bei mir Regel iſt. rotzdem wählte es keinen Tannenzweig, auch keinen Niſtnapf in einer Tanne, ndern einen hölzernen Niſtnapf aus, welcher am äußeren Gitter zwei Meter über m Boden befeſtigt war, und welchen die fortwährend vorbeigehenden Menſchen recht bequem beſehen konnten. Dieſen Napf kleidete das Zeiſigpaar mit Fäden, Haaren und Wolle aus und brachte ſeine Brut glücklich durch. Die Tochter dieſes Weibchens verbrachte den Sommer 1877 mit ihrer Mutter zuſammen in derſelben Räumlichkeit, die ganz in derſelben Weiſe wieder ausgeſtattet war. Die Mutter niſtete wieder genau in ihrer alten Weiſe und brachte ihre Jungen wieder glücklich auf. Die Tochter ſchritt etwa 4 Wochen ſpäter zum Niſten und baute ſich in nur einem Meter Höhe über dem Fußboden in dürre Zeige und langes eingeflochtenes Haidekraut dicht am äußeren Gitter, wo die Vorbeigehenden häufig genug anſtreiften, in freies Neſtchen aus Moos und Flechten, die mit bunten Fäden dicht verfilzt und ausgekleidet waren. Die bunten Fäden hatte es von einer Weihnachtstanne abgeriſſen, von der meine Frau, ehe der Baum in die Vogelſtube wanderte, die Nüſſe und das Zuckerzeug kurzweg abgeſchnitten hatte, jo daß die eingeknoteten zäden hängen geblieben waren. 5 Doch genug der Beiſpiele! Ich geſtatte mir nur noch zum Schluß die Frage: 5 t in den beſchriebenen Fällen der Vogel wohl willenloſer, ohne Denken 5 andelnder Sklave des Inſtinkts? © Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt. Von W. Thienemann. III. 35 Hänfling. 5 5. Der Hänfling (Fringilla cannabina) iſt wirklich ein Prachtvogel zu nen, wenn er auch in der Mannigfaltigkeit der Farbenzuſammenſtellung dem eglitz nicht gleichkommt. Man ſehe nur im Frühjahre das auf einem Roſen- mchen ſitzende, ſingende Männchen näher an: das ſchöne Zimmet-Braun des > 0 ſich von dem lichten Aſchgrau des Halſes und Hinterkopfes ganz — 1 reizend abhebt, das leuchtende Scharlachroth der Bruſt, der brennende Carmin des Scheitels macht es zur Zierde eines Gartens! Dazu kommt, daß dieſer Vogel in der Niſtzeit einen guten Theil ſeines ſcheuen Weſens ablegt und es gern geſtattet, daß man ſich ihm auf beſcheidene Entfernung nähert, um ihn zu betrachten. Rechnet man noch dazu den weithinſchallenden, wohlklingenden Geſang, der eigentlich nie aus der Verborgenheit hervorklingt, wie Grasmückenſang oder Nachtigallenſchlag, ſondern aus der muntern Kehle des auf dem nächſten Buſch- oder Baumes⸗-Wipfel frei ſitzenden direct unſer Ohr trifft, ſo hat man gewiß alle Urſache zur Freude, wenn man ſo glücklich iſt, ein Pärchen dieſes Sängers in ſeinem Garten zu beherbergen. Unſer Hänfling, welcher eigentlich faſt ganz Deutſchland bewohnt, hat für mich dadurch ein ganz beſonderes Intereſſe gewonnen, daß er in Gangloffſömmerns Umgebung erſt während meines Aufenthaltes daſelbſt eingewandert iſt. Als ich 1857 in jene Gegend kam, der ich nun nicht mehr angehöre, war weit und breit kein Hänfling zu ſehen und zu hören. Selbſt der ausgedehnte Park zu Schilfa, ein geeigneter Sammelplatz der verſchiedenſten Singvögel, konnte kein einziges Paar aufweiſen, ebenſowenig vermochten es die beiden kleinen, in der Nähe befindlichen Buſchanpflanzungen. Dieſer anderwärts ſo häufige Vogel vermied die ganze Um⸗ gegend wenigſtens im Umkreiſe einer Meile. Ich wünſchte damals einige Eier deſſelben zu erlangen und erhielt ſie aus dem — 5 Meilen entfernten Gotha. Erſt Ende der ſechsziger Jahre ſiedelten ſich einzelne Pärchen in dem kleinen Buſchhölzchen bei Schilfa an, ſpäter auch einige im Parke ſelbſt. 1873 waren ſie häufiger und auch ſchon in den Weißdornhecken Gangloffſömmerns anzutreffen. Im Frühjahre 1874 aber trat dieſer Vogel plötzlich in ſolcher Menge in der Umgegend auf, daß kaum ein Feldbüſchchen am kahlen Bergesrande zu finden war, welches nicht, auch wenn es noch ſo klein, ein Vogelneſt beherbergte. Viele Paare beleben ſeitdem die Umgegend des Dorfes, wo vor 10 — 12 Jahren noch kein einziger Vogel dieſer Art geſehen wurde. Auf einem Terrain von ungefähr 5 Preuß. Morgen zählte ich 1875 ſechs niſtende Paare. | | | In meinen Garten kam der Hänfling erſt im Frühlinge vorigen Jahres um zu niſten. Den dichten, knospenbedeckten Jasminbuſch, unmittelbar an der Scheuer des Nachbars, erkor ſich das Pärchen zum Niſtorte. Am 21. Mai in der Frühe des Morgens waren die Vögel emſig beſchäftigt das Neſt herzurichten. Das unſcheinbar braun, weißlich und grau gefärbte Weibchen, dem offenbar der Löwen⸗ antheil der Arbeit zufiel, trug im Schnabel allerhand Halmen und dünne Reiſerchen herbei, mit denen es im ſchattigen Grün des Buſches verſchwand; auch Haarbüſchel und Wollflocken wurden herzugeſchafft und das Männchen begleitete das Weibchen auf ſeinen Geſchäftswegen mit galanter Ausdauer, ſang auch, während das Weibchen die Materialien zum künſtlichen Gefüge ordnete, auf dem Gipfel der nächſten Eſche oder auf der dürren Spitze des alten hinfälligen Birnbaumes, allerliebſt. Sobald aber Letzteres aus dem Buſch hervorkam und lockend an ihm vorüberſchwenkte, erhob es ſich gleichfalls, und nun flogen beide in welligem Bogenfluge über die Häuſer und Gärten des Dorfes hinweg in's freie Feld um nach Auffindung neuer Materialien zurückzukehren. Schon um 7 Uhr Morgens waren die wichtigen Tages⸗ geſchäfte erledigt. Der Reſt des Tages wurde zumeiſt auf Luſtpartien draußen am 1 ber in den Weißdornhecken der ungen geht, dabei jedoch nicht un erlaſſen, wenigſtens hie und da einmal über den Garten zu fliegen oder von der Spitze einer Fichte des Nachbargartens das neuerwählte Aſyl zu überblicken. Am andern Morgen, ſobald die Sonne aufgegangen, nahm auch das Neſtbaugeſchäft wieder ſeinen Anfang und währte gleichfalls bis etwa 7 Uhr. In dieſer angegebenen Weiſe verfahren die meiſten Vögel, treu dem Grundſatz: „Morgenſtunde hat Gold raben ſich anſchließend, aus Gewohnheit lieber den ſpäten Abend als die ſtille paar zu beneiden. der Morgenſtunden wurde nicht mehr wahrgenommen. Vielmehr ſang das Männchen früh und ſpät fleißig auf der Eſche und dem Birnbaum, ſeine brennend rothe Bruſt frei aller Welt präſentirend. Das Weibchen wurde nicht mehr geſehen; doch bürgte mir des Männchens Geſang und Anweſenheit für deſſen Vorhandenſein in ſtiller Abgeſchiedenheit. Giebt es doch auch im menſchlichen Familienleben Zeiten, während die Frau in ſtiller Zurückgezogenheit daheim waltet. Sie gehen vorüber. Jedenfalls wußte mein Hänflingsmännchen auch, daß es nicht den ganzen Sommer hindurch vereinſamt draußen auf dem Baume werde ſitzen müſſen. In der Hoffnung buſche herunter, deſſen ſchwellende Knospen ſchon dem Aufbrechen nahe waren, und Gezwitſcher anfragend, ob alles noch wohl ſtehe im Neſtchen. So vergingen mehrere Tage unter fröhlichem Hoffen und lautem Geſang. Da kam die Nacht vom 1. zum ämmerung das Neſtchen, welches übrigens den nächtlichen Angriffen nicht allzuſehr aren meine Hänflinge verſchwunden. Ich fühlte mich veranlaßt nach dem Neſte 2 ehen — es war das erſte Mal — und fand es zu meinem Bedauern ene 5 sgeriſſen und ſchief herabhängend. Von den 5 grünlich weißen Eiern, welche am ſtumpfen Ende, denen der Stieglitze und Grünfinken ähnlich, mit einem rothbraunem kaltet. Mit Wehmuth verleibte ich ſie zur Erinnerung meiner Sammlung ein, o ſie heute noch für jeden theilnehmenden Beſchauer zur Anſicht bereit liegen. Niemals kam bis zu meinem Scheiden aus der alten Heimath je ein Hänfling | auch verunglückte und läßt mein verehrter Nachfolger das Buſchwerk, welches ich mpflanzte, hübſch wachſen und jo ein bischen wild in einander ſich wirren, jo . der Sänger mit der Scharlachbruſt im nächſten Frühjahre ſicherlich wieder. rt: im Munde.“ Mancher Menſch, welcher, mehr den Sippen der Käuze und Nacht: Nach wenigen Tagen ſchien das Geſchäft vollendet, denn das rege Treiben auf beſſere Zeiten jubilirte es um jo lauter, flog auch bisweilen nach dem Jasmin⸗ 5 lugte zwiſchen den grünen Blättern hindurch nach dem Weibchen, unter (een . Juni. Sie war eine Schreckensnacht für mein Pärchen. Ein großer grauer = Kater, welcher, ſeine grünleuchtenden Glotzaugen weitaufſperrend, zu meinem Ver⸗ druſſe ſchon oft den Garten durchſtreifte, mochte in der Morgen- oder Abend⸗ ausgeſetzt, ſondern vielmehr in einer Höhe von 155 em. angebracht war, erſpäht und den ſtarkäſtigen Buſch mit leiſem Fuße erklettert haben, wobei möglicher Weiſe das brütende Weibchen ſeine Beute wurde. Kurz und gut, am Morgen des 2. Juni Tüpfelkränzchen geziert find, war keines herabgeſtürzt; aber fie waren längſt er- Morgenfrühe zu ſeinem Geſchäfte verwendet, hätte wohl Urſache unſer Hänflings⸗ f wi wo der Mann feine Ausgänge und Beſuche in der Nachbarſchaft allein unternimmt, na, 8 a 0 g N N 5. 1 | wieder in mein Gärtchen. Der Anfang zur Anſiedlung ift aber gemacht, wenn er 5 N 9 N Ne LANE Ein mißlungener Verſuch ſchreckt kein beharrliches Gemüth zurück und dem Vogel⸗ s gemüth fehlt wahrlich die Beharrlichkeit nicht, das hat mancher Landwirth oder N Gartenfreund an den Sperlingen zu feinem Schaden wahrnehmen müſſen, wenn er ſie von den jungen Erbſen, den Salatpflanzen oder dem reifenden Weizen verſcheuchte. Die Vogelliebhaber ſprechen oft von einem Bluthänfling (mit rother Bruſt) im Gegenſatze zu einem Grauhänfling (ohne alles Roth). Dieſe Unterſcheidung iſt haltlos. Es giebt in unſern Gärten in der That nur die eine Hänflingsart.“) Der Irrthum beruht darauf, daß der Vogel im Käfig leider gleich bei dem erſten Federwechſel ſein Roth verliert und dem Weibchen ähnlich grau und unſcheinbar bleibt ſo lange die Gefangenſchaft währet. Bisweilen bekommen auch die jungen Männchen einer Spätbrut das Roth im erſten Jahre gar nicht und wird ein ſolches gefangen, ſo bleibt es lebenslang ſeines Prachtkleides bar. Die Hänflinge lieben als Nahrung ölhaltende Sämereien als Hanf, Raps, Rübſamen, Mohn; doch iſt mir nicht bekannt, daß ſie jemals beim Aufſuchen ihres Futters bemerklichen Schaden auf den Feldern gethan hätten. Wenn in der Frühlingszeit die gelbſchimmernden Blüthen des bekannten Löwenzahn (Leontodon taraxacum), durch welche die Kleefelder bisweilen wie mit Milliarden goldener Sternchen überdeckt erſcheinen, abgeblüht haben und nun der runde fedrige Samen⸗ kopf des ihn zerſtiebenden Windſtoßes harrt, dann fliegen die Hänflinge der Um⸗ gebung ohne Ausnahme herzu um reiche Ernte zu halten, denn dieſen Samen lieben ſie gleichfalls ſehr — es iſt aber Unkrautſamen und ſeine Vertilgung ſchafft dem Landwirth Nutzen. Nach Beeren gehen ſie nicht, auch habe ich ſie nicht lüſtern nach Kerbthieren ausſchauen ſehen. Es ſind reine Körnerfreſſer, doch haben ſie außer⸗ dem noch eine beſondere Paſſion und das iſt die des Salzfreſſens. Sind Hänflinge in der Gegend, ſo wird man an der für die Schafe auf dem Felde hergerichteten Salzlecke gewiß ſtets einen oder mehrere finden. Der Herbſt ſammelt unſere Hänflinge zu größeren oder kleineren Schaaren und läßt ſie die Stoppelfelder nach Unkrautſamen abſuchen und ſich nützlich machen. Der Winter treibt ſie meiſt ſüdlich, doch kommt's auch vor, daß man hie und da auch bei hohem Schnee und ſtarkem Froſte einen auf dem Futterplatze im Garten antrifft, wo er mit Ammern, Finken und Zwuntſchen von der milden Gabe des theilnehmenden Vogelfreundes Gebrauch macht. Schaarenweiſe ja ſelbſt paarweiſe ſind ſie auf meinen Futterplätzen niemals eingefallen. Zangenberg, den 17. Januar 1878. Der Schopfbülbül. ns Bon A. Huber. Be | 5 Zur Belebung und Ausſchmückung ihrer letzten Ausſtellung hatte die Baſeler 2 Ornithologiſche Geſellſchaft eine Anzahl Exoten von der Societe royale de zoologie | *) Im Norden wohnt allerdings noch eine Zweite, der Berghänfling (Fring. montium). = = Dieſer kommt nur im Herbſt und Winter zu uns, ift aber immerhin keine häufige Erfeheinung Der rothen Bruſt und des gleichgefärbten Scheitels ermangelt er auch im Frühjahrskleide. W. Th. = a yenmerf 1 dora richten ute, nicht nur Seltenes anzuſchaffen, n auch ſolche Thiere, die leicht wieder Käufer finden würden. Herr Vekemans ſchickte mir ein Verzeichniß der gerade vorhandenen verkäuflichen Vögel, und ich lte nebſt anderen auch ein Paar Schopfbülbül aus, deren Preis 32 Fres. war. ) bemerke hier, daß der Zoologiſche Garten in Antwerpen, jo viel ich weiß, ızelne Vögel nicht abgiebt, partieenweiſe jedoch ſchon an Vereine u. dgl. und zwar ſtets zu billigem Preiſe. Die Thiere hatten trotz der im Februar noch ſchenden Kälte die weite Reiſe von Antwerpen bis Baſel ohne Unfall überſtan⸗ mes waren ſämmtlich, wie man's von den Antwerpenern zu erhalten hier ge— nt iſt, Schöne Exemplare; es war nämlich dieß ſchon die dritte Sendung des Herrn Vekemans an unſeren Verein. Vor der Ausſtellung ruhten die Thiere einige age bei mir, in Käfige abgeſondert, aus. Die Schopfbülbül, welche ſich nachher als ein richtiges Paar herausſtellten, en ſchwanzlos, ſehr klein und demnach ſehr jung, aber äußerſt lebhaft und ver- gt. Auf der Ausſtellung fanden dieſelben trotz ihrer Billigkeit keinen Käufer. o außerordentlich beliebt und verbreitet nämlich in der Schweiz das Halten und e Pflege der einheimiſchen Vögel trotz aller Vogelſchutzgeſetze iſt, um ſo weniger indet das Halten überſeeiſcher mit Ausnahme der Papageien Anhänger. Es geht ir ſelbſt auch ſo; ich ziehe unſere europäiſchen Mitbürger als Käfigbewohner den ſchleppten „Kulis“ vor. | Die Bülbül kamen dann in die Vereinsverlooſung und wurden von einem Mitgliede gewonnen, das mit ſeiner ganzen Familie Geſundheits halber fern im Er Süden ſich eben aufhielt. Ich nahm ſie vorläufig heim und erſtand ſie ſpäter n, der eine der Vögel fing an zu kränkeln und ſtarb nach kurzer Zeit. Herr Stölker in St. Gallen hatte die Güte, die Section vorzunehmen, welche er: daß der Vogel an Darmkatarrh zu Grunde gegangen und das Weibchen war. as Männchen trauerte nicht lange um den Verluſt ſeines Geſpons, ſondern urde bald ſehr beweglich und munter und fing an zu pfeifen. Wenn es Jeman⸗ n im Nebenzimmer kommen hörte, fo rief es lockend, und ſobald man das mer, worin der Käfig ſtand, verließ, rief es noch lange Einem nach. Daß der wie „Ich bin Bülbül“ klinge, wie Herr E. von Schlechtendal behauptet”), ich wahrlich nie finden können; mir klang er wie Da-di⸗da⸗a, wobei Nachdruck Di liegt, oft auch nur Da⸗a. Zuweilen erinnerte der Ruf, anhaltend ausge— en, an das Quikſen eines jungen Hundes. Der Geſang des Bülbül iſt nicht de ſchön, aber angenehm wohl- und volltönend; er lautet ungefähr: Disdio-dio, dio, jü⸗jü⸗jü⸗jü! oder auch: Dä⸗di⸗jü, dä⸗jü! zuweilen nur jü-jüi! Seine Bewe⸗ en ſind äußerſt zierlich und kokett, beſonders wenn er das Köpfchen ſchief d, Einen mit ſeinen klugen und gutmüthigen Augen anſieht. Mein Exemplar raſch, erhielt auch ſeinen Schwanz in voller Pracht, wurde ſehr lebhaft und ) Gefiederte Welt 1877 Nr. 8. dem Gewinner. Dieſelben waren von der Ausſtellung ermattet und ange 5 f pogar ziemlich 1 215 d. 5. es 5 blieb ruhig en, wie früher ängſtlich herumzuflattern. Freſſen And d Pfeifen woll e lange man vor dem Käfig ftehen blieb. Aus Roſinen machte er mehr aus Feigen, ſonſt fraß er Ameiſeneier, Rinderherz und Rüber und in großer Quantität. Anfänglich erhielt er täglich Mehlwürmer, ſpäter licher. Für eingewöhnte Vögel ſind überhaupt Mehlwürmer ganz unnöthiges und halten dieſelben bei Rinderherz, Rüben, Wallnuß und reichlich Ameife am längſten und geſundeſten aus. Obſt darf freilich womöglich nie fehlen. H letzterem find dem Bülbül das liebſte Kirſchen; in der Kirſchenzeit war er glücklich; ſelbſt Mehlwürmer wurden ihm gleichgültig. Aus Heidelbeeren, ei Lieblingsſpeiſe der Grasmücken, machte er ſich nicht viel, dennoch fraß er fie, a Weintrauben, welche ihm jedoch nicht ſo wie die Kirſchen mundeten, woran heurige Qualität vielleicht ſchuld ſein mag. Im Sommer ſollte auch er mögli viel friſche Luft und die Wohlthat des Fliegens genießen; ich brachte ihn in gegen den Rhein offene Vogelſtube. Hier flößte er Anfangs den anderen Vö 1 einen 9 0 Reſpect ein; Alles hatte Angſt vor ihm nur ſener 1 er 1 ſchön im Gefieder und wuchs beinahe bis zur Größe eines Gra kardinals. Singen hörte ich ihn nie mehr, ſeit er in Geſellſchaft mit anderen Vögeln lebte. Bei Angſt oder Zorn legte derſelbe den Schopf ſtets nach hinte nieder; ſonſt wurde dieſer immer hoch geftellt. Die Früchte habe ich nie zerkleinern gegeben, da ich ſah, daß es dem Vogel beſonderes Vergnügen machte, daran picken; Kirſchen und Trauben werden angebunden, Feigen und Aepfel aufg el Ich ſchalte hier ein, daß Vögel merkwürdigerweiſe ſog. ſaure Aepfel den ſüß ziehen, ja letztere oft ganz verſchmähen. Als ich den Bülbül aus der Voge * herausgefangen, um ihn zur Ausſtellung der Aegintha nach Berlin zu ſenden vorläufig in einem Käfig untergebracht hatte, fing er ſogleich zu rufen und lo an, wobei er mich fragend anſchaute als wollte er jagen, was ſoll denn das eige lich bedeuten? Es reute mich das trauliche, heimelige Thierchen angemeld haben, und kann ich mich nur damit tröſten, daß daſſelbe nun, von dem E. von Schlechtendal angekauft, in die beſten Hände, in ei ein > (bi kommen kann, auch gekommen iſt. e 5 ce Bemerkungen über die von mir beobachteten € Sum p Waſſervögel. 15 Von Guſtav e P. emer. - an von u früheſter Jugend an ein großer Freund der Natur u lichen e 5 wurde Dale noble len an m 1 und Vögeln ett, 65 da bekanntlich gute Beiſpiele auch Nach⸗ nden, wurde auch ich, obgleich Theologe, doch angeſteckt vom Sammeltriebe damit zuſammenhängender Jagdpaſſion. Wir Brüder wohnten zuſammen in dt ſtreng verpönt waren. Auch wurde ſchon von hier aus eine Excurſion an islebener Salzſee gemacht, den ich ſpäterhin bei Gelegenheit meiner fortge⸗ ı Studien in Halle a. S. ſehr häufig [frequentirte, um dort die zahlreichen ich daſelbſt fand und bemerkte, ſoll in den folgenden Zeilen möglichſt genau 10 5 damals von mir niedergeſchriebenen Notizen wiederholt werden. Ich in Halle auf meine Veranlassung die beſondere Güte hatte, uns zwölf Freunde * eee ein Privatiſſimum darüber zu leſen, mit Vorzeigung ſeiner koſt⸗ I. Gattung: Charadrius, Regenpfeifer. 1) Char. oedienemus, Oedie. erepitans. Großer Brachvogel, wälzer, Triel. Er iſt der größte der einheimiſchen Charadrien. Ge— n wie eine ee In den meiſten europäiſchen Ländern, in ul, Er hält ſich gern auf dürren ſandigen Ebenen auf, in möraitiarn ; Ende April kommt er bei uns an und zieht im September und weg. Er iſt, wie alle feine Geſchlechtsverwandte, ſehr ſcheu, läßt ſich je⸗ „jung aufgezogen, leicht zähmen, wie ſchon der Altvater der Ornithologie, A. Naumann rühmt, welcher einen ſolchen Vogel Jahre lang in ſeiner hielt und völlig gezähmt hatte. Auch im zoologiſchen Garten zu Dresden, beobachtet und ganz zahm gefunden. Er verträgt ſich mit ſeinen Schickſals⸗ ſen, den Sumpf⸗ und Strandläufern, ſehr gut, läuft fortwährend in ihrer lſchaft umher oder pflegt mit ihnen der Ruhe, und hat namentlich mit den ſehr häufigen Kampfhähnen einen innigen Freundſchaftsbund geſchloſſen. Die ögel ducken ſich, ſobald ſie Gefahr merken, was Nitzſch an einem leben⸗ Individuum beobachtete. ) Char. hiaticula, Halsbandregenpfeifer. Er war am Eislebener cht ſelten und wurde dort von mir beobachtet und erlegt. Es ſei mir er— eine kleine Jagdgeſchichte hier einzuſchalten. Am 28. Oktober 1820 beſuchte ch längerer Pauſe während der Ferienzeit, wieder einmal dieſen meinen | d hesſtzuges zu aalen auf der ganzen großen Waſſerfläche bei Folter 1875 ſehen ale noch einmal auf die Teufelsſpitze hinauszugehen, bevor ich mich ganz entfer Fleck bezeichnet waren, wie bei Charadr. minor. War vielleicht dieſer Vogel als an Seeküſten, doch kam er auch am Eislebener See öfters vor und wurde worin ſie in einer kleinen Vertiefung liegen. Auch hier, an der 1 u vi Kr He ; x Ban * r mein joneh und macht dabei viele Knixe. r N RE A - 84 ? 5 6 /. Schnabel lang, ſtärker und härter als bei den übrigen einhein Doch mit d hickes Mäch Waſſerhühner, ſogenannte Hurbeln (Fulica atra), ſehr wenig Haubentaud 1 und 91055 nn weniger Enten. Voll Aerger ging ich Won Be derſelben Fer — doch beide flogen geſund und wohlbehalten ae our muth mehrte ſich, weil mir Alles N ſchien. Ich lud mein Gewehr n eine fchöne Lachmöve (Larus ie im Winterkleide auf mich ich mit groben Schroten leicht hätte erlegen können. Endlich, nachdem ich I Zeit im Rohre auf Wiederannäherung der Enten vergeblich gewartet, beſchloß und diesmal nicht vergeblich. Denn als ich kaum einige Schritte vom Ende fernt war, erblickte ich etwas Weißes; ſogleich legte ich an, doch noch vor dem drücken fiel mir noch ein anderer Vogel auf, und um beide auf einen Schuß erl zu können, watete ich eine kleine Strecke ins ſeichte Waſſer. Doch meiner Mühe geachtet blieb nur einer liegen, und zwar ein junger Halsbandregenpfeifer im W er⸗ kleide, an welchem Nitzſch die ſeltene Abänderung bemerkte, daß die zwei äußerſten Schwanzfedern anſtatt ganz weiß zu ſein, mit einem herzförmigen dunkelbra Baſtard? | 3) Charadrius minor, kleiner Regenpfeifer. Dieſer Vogel oft mit den vorhergehenden verwechſelt, da ſie in der Färbung einander ähneln. Aber der Letztere iſt merklich kleiner, nur 6¼ “ lang, während jene mißt. Der kleine Regenpfeifer iſt an Flüſſen und ſüßen Gewäſſern viel häufig ſeiner Scheuheit, mehrmals von mir erlegt. Auch brütet er dort, doch find ſei Eier ſehr ſchwer zu finden, weil ſie ganz die Farbe des Sandes und Kieſes habe II. Gattung: Totanus, Waſſerläufer. | 1. T. glottis, Bechst. Grünfüßiger Wajferläufer etwas aufſteigend, ſchwarz, hinten hellbräunlich grau; a sei Im 0 leicht oben nn: immer weiß, 1 ſchwarzen Fler Binden, zumal 8 F den mittleren Federn. Die eigentliche Heimath dieſes Vogels ſcheint der hohe en Europas und Aſiens zu fein, bei uns baut er nicht, ſondern kommt nur dem Zuge in kleinen Geſellſchaften, oft ganz allein, an kieſigem Ufer der Flüſſe, n und Teiche, ſelten am Meere vor. Nach Holtz“) brütet dieſer Vogel auf der [ Gottland bei Schweden, legt 4 Eier, die im Neſte mit der Spitze nach innen rt liegen, als Unterlage dienten Fichtennadeln, auf welcher wenige kleine Reiſig⸗ chen und Laubblätter ruhten. Das Neſt befand ſich auf einem großen Wald⸗ in, da er doch, nach Andern, im Moore brüten ſoll. Ich ſelbſt habe dieſen gel mehrere Male zu verſchiedenen Jahreszeiten erlegt und ihn weniger ſcheu, einen Gattungsverwandten gefunden. | NB. Alle Sumpf: und Waſſervögel mauſern jährlich 2 Mal und ändern da— eutend ab, ſo daß früher aus Einer Art zwei bis drei gemacht wurden. ft Leisler hat Ordnung in dieſen Wirrwarr gebracht. — Es iſt Regel, daß a3 Sommerkleid viel lebhaftere Farben trägt, als das Winterkleid, welches ſtets er iſt und ſich dem Ausſehen des Erdbodens im Winter anſchließt. 2. Tot. fuscus, (T. verus, Nitzſch). Großer Rothſchnabel. | und darüber lang, mit dünnem, langen), ſchwarzen Schnabel, nur der ere Theil des Unterkiefers rodkch. Im Sommer: der Kopf, Hals und alle Im Winter: oben und am Hinterhalſe meiſt aſchgrau, an Bruſt, Bauch rein weiß, Füße ſchön roth. Er niſtet gleichfalls im Norden, auf dem uns nicht ſelten, aber furchtbar ſcheu, ſo daß man nur mit größter Vor⸗ ſich ihm auf Schußweite nahen kann. Von den Halloren, die in der ganzen gegend von Halle freien Vogelfang haben, wird er bisweilen mit Hilfe eines fu els im Schlagnetze gefangen. Er nährt ſich vorzüglich von kleinen Fiſchen, uch der vorige. 5 3. Totan. calidris. Kleiner Rothſchnabel. 7 bis 10“ lang, Schnabel rzer, als bei dem vorigen, beide Kiefern zur hinteren Hälfte roth, nur bei igen gelblich. Sommer: und Winterkleid find wenig verſchieden. Er lebt in ſtigen und kieſigen Gegenden Europas, brütet hin und wieder in Deutſchland, m Eislebener See, doch findet man die Eier ſehr ſchwer, da ſie dem Boden, auf ſie liegen, ſehr ähneln. Auch er iſt ungemein ſcheu, wie faſt alle feine gsverwandten, doch iſt es mir gelungen, ihn einige Mal zu erlegen. . Tot. glareola. Waldwaſſerläufer. 7“ lang, untere Armſchwinge ih, n it wenigen ſchwärzlichen unregelmäßigen Flecken, Füße grünlich, Schwanz he dicht auf weißem Grunde gebändert. Im Winterkleide: oben dunkelbraun e Glanz, auf dem Rücken drei kleine, röthlich-weiße Flecken an jeder Feder. siehe Cabanis, Journ. f. Ornithol. Jahrg. 1868. d ren Theile ſchieferſchwarz, mit ſchwachem, weißlichen Federſaum, Füße fait 5 - ; 9 * 3 2 Im Sommer: die Rückenfedern in der Mitte mit großem ſchwarzen Fleck, auf der 9 Seite mit weißem Fleck, Kehle, Bruſt, Bauch und Bürzel weiß. Man findet ihn 1 in der Brutzeit nicht ſelten auf den Haiden in Schleswig, ungemein häufig 8 Jütland. Die brütenden Pärchen pflegen ſich bald durch ihr Geſchrei zu verrathen und die Menſchen ſo wenig zu ſcheuen, daß man ſie öfters an Mühlteichen in un⸗ mittelbarer Nähe der Gebäude antrifft. Er legt, wie die meiſten Arten ſeiner 2 Gattung, 4 Eier oft in beträchtlicher Entfernung vom Waſſer; Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd. Am Eislebener See kam er ſelten vor, doch habe 3 ich ihn dort und bei Altenburg einige Male erlegt. ö 5. T. hypoleucos, Trillernder Waſſerläufer. 2“— 3“, lang, 4 Schwanz abgerundet, ſehr ſtufig. Schnabel wenig länger als der Kopf, mit langer Naſenfurche, die erſt kurz vor der Spitze aufhört, oben olivenbraun, ſchimmernd, ſo auch auf Bürzel und Schwanz; jede Feder des Mantels mit ſchwarzer Mittellinie, die an den Flügeldecken und hinteren Schwingen mit einer oder einigen Zickzack⸗ querbändern in Verbindung ſtehen; Kehle, Bruſt und Bauch reinweiß, Hals vorn geſtrichelt; jo im Sommer. Das Winterkleid kennt man vielleicht noch nicht, weil er zeitig von uns wegzieht. Bei uns iſt dieſer Vogel ſehr gemein, beſonders auf dem Zuge, doch brütet er auch bei uns und ich habe ihn öfters am See brütend ge⸗ troffen. Nach Boie fand man einmal ein Neſt dieſes Vogels in einem Garten, und der brütende Vogel lag ſo feſt auf den Eiern, daß man ganz nahe hinzutreten konnte. Bei uns iſt er einer der ſcheuſten ſeiner Gattung und ſchwer zu erlegen. (Fortſetzung folgt.) Eine alte Uhu⸗Familie. Von Julius Stengel. 55 Der ſehr ehrenwerthe, ſeit 15 Jahren penſionirte alte Förſter Buf chmann auf der Gräflich zu Solms⸗Baruth'er Förſterei Wunder bei Baruth (Kreis Jüterbog⸗ Luckenwalde), theilte von einer Uhu⸗Familie, die lange Zeit alljährlich dort gehorſtet, a heute Folgendes mir mit: 92 „Im Jahre 1833, bei meiner Verſetzung nach dem Wunder, fand ich bereits das Uhu⸗Paar vor. Damals erfuhr ich über daſſelbe nur, daß es ſchon lange hier horſte. Zu meiner Zeit ſtand der Horſt des Uhu's immer in der Nähe der Förſter⸗ wohnung und zwar im Gipfel der N und höchſten Kiefern, in Höhe von etwa 80 Fußen. 5 Niemals haben dieſe Uhu's ſelbſt ein Neſt gebaut. Stets haben ſie ein ar deres großes Raubvogelneſt, gewöhnlich das eines Buſſards, in Beſitz i Regelmäßig haben ſie damit auch gewechſelt: alljährlich ein anderes Neſt. aber haben ſie ein ſolches auf alten, dicken und hohlen Eichen, mit denen 55 und dickſtämmige Kiefernwaldung untermiſcht war, gewählt. Ausgebeſſert wu das von den Uhu's angenommene Neſt ebenfalls nicht, in der Regel auch nur wen er mit weichen Stoffen ausgefüttert. Die Uhu's waren nicht ſcheu. Wenn ſie Re Bäumen ſaßen, konnte ich unter 1 einhergehen, ie flogen 2 weg. . Nicht immer find zwei Junge vorhanden geweſen; oft nur eins. Sobald die jungen Uhu's ausgewachſen waren, ließ ich ſie aus dem Horſte nehmen. Ein chickter Kletterer ſchnallte ſich dann die Klettereiſen an und beſtieg den Baum. Unglück iſt dabei nie paſſirt. Sehr oft ſind die jungen Uhu's aus dem Horſte gefallen. der Erde laufend wurden ſie dann ergriffen. Wenn dieſelben aus dem Neſte allen waren und auf der Erde einherſpazierten, marſchirten auch die alten Uhu's hinterdrein. Die jungen Thiere wurden dann mit Eichkätzchen, kleinen Raubvögeln, Spechten, Krammetsvögeln und anderen kleinen Vögeln und Säugethieren aufgefüttert und für Krähenhütten erzogen. Mäuſe und Maulwürfe waren ihre Lieblingsſpeiſe. Die jungen Uhu's waren ungeheuer gefräßig. Am liebſten fraßen ſie ſolche Thiere und Vögel, die ſie mit einem Male und ganz verſchlingen konnten. Eich⸗ chen verſchluckten ſie ſtets ganz und iſt es oftmals vorgekommen, daß noch eine Uhu's hervorragte. Waren die Jungen völlig ausgewachſen, ſo verſchlangen ſie einem Male ſogar ziemlich ausgewachſene Krähen ganz. Die Haare der Eich— ſpäter in Ballen als Gewölle wieder aus. Die jungen Uhu's waren äußerſt ls ob Jemand mit der Zunge ſchnalzte oder mit den Fingern knippſte. if ebend habe ich nie bemerkt, daß die Uhu's dem Wildſtande Schaden zu⸗ t hätten. Im Gegentheil: es waren ſehr nützliche Vögel. Hatten die Uhu's un a war ihr Neſt mit Mäuſen förmlich ausgepolſtert. Auch lagen dann . mehr als die jungen Uhu's aufzufreſſen vermochten — überall une Vorhandenſein der Uhu's war mir höchſt angenehm. Zu ihrer Zeit war ſer Zeit einen Hülfsjäger, der ſchon nach einigen Tagen, ohne mein Wiſſen und 50 len, das Weibchen vom Baume ſchoß, daß ich geſtopft jetzt noch beſitze.“) Das Es iſt ein mächtiges Thier und mit gewaltigen Fängen, faſt von der Größe einer Gans, * hee Gefieder und fingerlangen Federbüſchen zu Seiten des Kopfes. tige Thiere. Sie biſſen, namentlich wenn fie gereizt und genedt wurden, nd um ſich und in die bloße Luft hinein, daß es knallte, was anzuhören war, Bevor ſie in den Käfig kamen, wurde je ein Bein derſelben mit einem Riemen hnallt, durch den ein kleiner eiſerner Ring gezogen war. Wollte ich nun einen gen Uhu aus dem Käſig nehmen, ſo geſchah dies mit einem eiſernen Haken v rmittelſt des eiſernen Bandringes. Gleichwohl war dabei die größte Vorſicht zu eobachten. Was ſie mit ihren ſcharfen Krallen gepackt hatten, ließen ſie nicht wieder A los. Sie vermochten tiefe Wunden damit zu ſchlagen. Ich verkaufte die jungen A nn fie ausgewachſen waren. Es waren ſehr begehrte Vögel. In der = Seit 15 Jahren ſind dieſe Vögel leider nicht mehr. Ich bekam nämlich Be Stunde darauf die Hälfte der Ruthe vom Eichkätzchen aus dem Schnabel der jungen hörnchen, die Wolle der Mäuſe und Maulwürfe, ſowie die Federn der Vögel ſpieen 5 im Walde Tag und Nacht. Abends und die ganze Nacht hindurch ſchrieen 1 05 „dul“ Schauerlich ‚aus hat das keineswegs n Auf meinen 4 N 28 zugeſellte, verſchwand 5 aus hiesiger ee f immer.“ 1 Förſter Puſchmann jun., der ſeit 11 Jahren die Stelle ſeines Penig | Vaters und feines von einem Wilddiebe hier erſchoſſenen Bruders been theilt aus ſeinen Forſtrevieren noch Nachſtehendes mir mit: 10 | „Uhu's find in der ganzen großen Gräflih zu Solms— Baruther Forſt un 1 auch in weiten Umkreiſen jetzt nicht mehr zu finden. Dagegen weiß ich noch einen Uhu⸗Horſt in der Königlichen Forſt bei Kloſter Paradies im Reg.⸗Bez. Poſen. TR Die Jungen dieſes Horſtes werden von dem dortigen Förſter eee all- jährlich theuer verkauft.“ “) 5 Von andern Vögeln, die theils hier, theils anderwärts in ſteter Abnahme x begriffen find, gab Herr Puſchmann auf Befragen zur Antwort: K 3 „Schwarzſpechte gab es eine Zeit lang hier gar nicht; in dieſem Sommer ! jedoch waren zwei Neſter mit Schwarzſpechten vorhanden. Noch vor 4 Jahren niſtete auch ein Kolkraben-Paar hier, jetzt aber nicht mehr. Auerhühner waren vor 10 Jahren hier noch vorhanden, jetzt find fie ebenfalls verſchwunden. Birkhühner dagegen ſind noch in größerer Anzahl hier anzutreffen. Schwarze Störche niſten in einigen Paaren alljährlich noch hier. Wenn die jungen ſchwarzen Störche flügge ſind und man ſich dann dem Baume nähert, auf dem ſie im Neſte ſtehen, ducken es ſie die Köpfe tief da hinein. Die Fiſchreiher⸗Colonien **) find hier jetzt ſämmtlich vernichtet. Vor 15 Jahren noch waren ſolche vorhanden mit 800 bis 1000 Neſtern auf einem Flecke und mit 10 — 12 Neſtern auf einem Baume. Raubvögel aller Art kommen in Menge hier vor, auch der Stockfalk, unſer ca Re | — Kleinere Mittheilungen. Karl Ruß, Handbuch für Vogelliebhaber. I. Fremdländiſch Stub pegel iſt in zweiter, ſehr vermehrter und völlig umgearbeiteter Aufla “Verlag von Karl Rümpler in Hannover, Preis 5 Mk. 25 Pf.) erſchienen. M beſonderer Vorliebe ſind auch in dieſer zweiten Auflage die fremdländiſchen Körner⸗ freſſer, insbeſondere die Prachtfinken, Witwen und Webervögel behandelt. Zu d 50. in der neuen Auflage beſprochenen Prachtfinkenarten tritt in einem Anhan, noch eine ganz neue Art Pytelia Wieneri. Fnch, ein der ſeltenen Pytelia me nahe ſtehendes Vögelchen hinzu, welches unſer Vereinsmitglied, Hr. Aug. F. Wie in London in drei Köpfen beſitzt und welches bis dahin ganz unbekannt geblie war. Auch eine neue Webervogelart wird im Anhange den 37. im Buche Be: e Webervogel-Arten hinzugefügt, es iſt dies Ruß' rothſchnäbeliger Ploceus Russi Fneh. Bisher iſt dieſer Vogel ſtets für eine Abänderung di kannten. Blutſchnabel⸗ Webers (Ploceus sanguinirostris) gehalten worden. 8 Be are ) Ich ſelbſt erwartete in dieſem Jahre einen lebenden jungen Uhu von einem Bek as Würtemberg. Da die Sendung jedoch mit Stillſchweigen übergangen ift, fo ſchließe ich d daß auch dort die Uhu's entweder ſelten geworden ſind oder gänzlich Vergang genomme Kürzlich ſah ich bei einem Herrn des einſtigen Jagdklubs „Nimrod“ in Berlin ein . Uhu, der noch deshalb meine beſondere Aufmerkſamkeit erregte, weil dure ein dieſes Vogels angebrachte Maſchinerie demſelben verſchiedene Stellungen en er 5 ener war die Stellung des Vogels für die Krähenhütte. 5 u Ueber dieſe Pi werde 15 ſpäter 1 1 rt unterſcheidet ſich ech ass 10 Männchen im Hochzeitskleide das d 50 rze Geſicht fehlt. Die Weibchen beider Arten (oder „Formen“) unterſcheiden ſich dagegen nicht. Im Ganzen find in der 2. Auflage des Handbuchs 686 Vogel— arten aufgeführt und zum allergrößten Theile auch beſchrieben und beſprochen worden. Unter den Papageien, die ſonſt in großer Vollſtändigkeit Aufnahme ge— er zwar nicht regelmäßig, aber doch nicht gar zu ſelten in den Handel gebracht wird. Etwas ſtiefväterlich ſind die Heher behandelt, von denen nur eine Art — er ſonderbare auſtraliſche Finkenheher — namentliche Erwähnung gefunden hat, äfig eignen, wie die in das Handbuch aufgenommenen fremdländiſchen Spechte 2c. Die Rathſchläge über Behandlung und Pflege der Stubenvögel ſind in der jenigen Futtermittel berückſichtigt worden, die ſich neuerdings erſt mehr und mehr ingang verſchafft haben, wie z. B. Sonnenblumenſamen, Reis in Hülſen, Gras⸗ ſämereien, conſervirtes Eigelb, Eierbrod, Maikäferſchrot c. Herr Dr. Ruß hat im Laufe der Jahre ſo bedeutende Erfolge mit Züchtung fremdländiſcher Körnerfreſſer erzielt, daß ſeine Rathſchläge in Betreff der Fütterung gerade dieſer Vögel alle Beachtung verdienen. Wird mit Rückſicht hierauf auch der erfahrene Liebhaber das Buch nicht ohne Intereſſe leſen, ſo darf daſſelbe noch mehr dem Anfänger in der Vogelpflege zum Nachſchlagen empfohlen werden. Die Bedenken, welche nach der Anſicht des Verfaſſers der Zucht kerbthier⸗ freſſender Vögel im Käfige entgegenſtehen, theile ich übrigens in dieſer Allge— einheit nicht. Auch möchte ich bei dieſer Gelegenheit bemerken, daß ich zwar Maismehl viel zur Fütterung meiner zahlreichen fremdländiſchen Weichfreſſer ver⸗ wende, daſſelbe aber keineswegs ſehr fein nehme, vielmehr eine gröbere Sorte wähle, wie ſolche ja auch in Südeuropa vielfach zur Vogelfütterung Wee dung findet. Zum Schluß kann ich nicht umhin mein Bedauern darüber auszuſprechen, 1 ſo viel, daß man wohl hätte hoffen dürfen, es möchte „des grauſamen Spiels“ un endlich einmal genug ſein! Zur Fütterung der Vögel im Winter. Bei Beſchickung der Futterplätze olle man beachten: Kein geſäuertes Brod, nur ſehr wenig oder gar keine gekochten Kartoffeln, dagegen: ſcharf getrocknetes und dann geriebenes Weißbrod, Heugeſäume, Rübſen, Salat⸗ und Hanfſamen für unſere Körnerfreſſer! (Vgl. Aera. von 1876 S. 201). Anzeigen. Zwei Paar gut niſtende Schopfwachteln will à Paar 18 Mk. abgeben Bollmann. Reilsberg in Giebichenſtein bei Halle. einzelne Weibchen 10 Mark. Kuhfuß, Kreisſecretair in Merf eburg. 7 Ein 1 7 und richtiges Paar Bayaweber verkaufe für 32 Mark. RN: Freiberg, Sachſen. A. Frenzel. funden haben, vermiſſe ich Maximilians⸗Langflügel⸗Papagei (Pionias Maximiliani), 2. Auflage weit ausführlicher gegeben, als in der erſten und find namentlich die- 15 das Buch durch gelegentliche Ausfälle gegen einige mit Dr. Ruß in offener eindſchaft lebende Ornithologen verunſtaltet wird. Die vorhergegangene Polemik m „Ornithol. Centralblatt“ und in der „Gefied. Welt“ bot des Unerfreulichen be Einige Paare Wellenſittiche ſind noch verkäuflich zu 15 Mark pr. Paar, während meines Dafürhaltens noch andere Arten, namentlich der hübſche Blau⸗ heher, der prachtvolle Goldheher u. a. ſich immer noch viel beſſer für den Zimmer⸗ F Niſtkäſten in erprobten und bewährt gefundenen Formen dauerhaft und ſolide gefertigt, und zwar für Staare à Stück 80 Pfennige, Meiſen 60 Pfennige, Roth⸗ ſchwänzchen reſp. Fliegenſchnäpper 50 Pfennige liefert Herr Holzhändler Carl Schumann, Halle a/ S., gr. Steinſtraße 31. | Die Lokalabtheilung Halle d. Deutſchen Vereins z. Schutze der Vogelwelt. unter Bezugnahme auf S. 71, Jahrg. 1877 dieſer Monatsſchrift. Christiane Hagenbeck, Handlung exotischer Vögel, Ham bur g, empfiehlt: rothhaubige, weisshaubige, grosse gelbhaubige, /nka-, Rosa- und Nasen- Kakadus; Soldaten-, hellrothe, dunkelrothe und gelbbrüstige blaue Araras; Jako (Graupapageien), schwarze, blauscheitelige Neuholländer- Amazonen- und Surinam- Papageien; Doppelgelbköpfe,; Sonnenpapageien; Nymphen; Halbmond-, Pavua-, braunöhrige Keilschwanz- und Schönsittiche; direct importirte Wellensittiche; g roth- und weissstirnige Portorico; grauköpfige Inseparables; blaue Gebirgs-Lori; blaue Aüftensänger; Sonnenvögel; rothe, graue und grüne ÄKardinäle in richtigen Paaren; Mozambiquezeisige; Cubafinken (E. lepida); braunköpfige Ammern; braun- bunte Mövchen; Silberschnäbelchen; Mwuscatfinken; Helenafasänchen; Goldweber; Fuchs-, Napoleons-, Feuer- und Scharlachweber, letztere in Pracht; europ. Wachteln. Als seltene Erscheinungen: 1 blauen Arara (S. glauca), 1 Nacktaugen-Kakadu (P. ophthalmicus), 1 Paar Bunt-Tukane (R. discolor), 1 Fischer- Tukan (R. piseci- vorus), 1 Weissbrust-Tukan (R. Cuvieri) und 1 Orange-Tukan (R. Temminckii). Sonnenvögel versende unter Garantie guter — für Mark 22,60 incl. Transportkäfig pro Paar. Heinrich Möller’s Zoologische und Ornithologische Handlung, HAMBURG, St. Pauli, Spielbudenplatz 21 hat vorräthig: Graupapageien (Segelschiffvögel); J Granada- Amazone (Psittacus Dufresnei); zahme gutbefiederte Surinam; kleine Gelbköpfe, auf den Finger gehend und sprechend; grosse gelbhaubige, kleine gelbhaubige, /nka-, Nasen- und Rosa- Kakadus; gelbbrüstige blaue und rothe Araras; direct importirte Wellensittiche; Sing- und kleine Alexandersittiche; Lori von den blauen Bergen; graue, rothe und grüne Kardinäle; Schopfbülbüle; Blauwangenbartvögel (Megalaima asiatica); brasilianische Glanzstaare; schwarzköpfige Nonnen; Helenafasänchen; 1 Sultans- oder Hur pur iim, ausserdem eine grosse Anzahl verschiedener Arien Affen. Wegen Aufgabe der Kanarienzucht will ich mein Heckbauer *), 6 Fuß lang, 7 Fuß a und 3 Fuß tief, mit 30 Harzer⸗Niſtkäſten verkaufen. 30 Weibchen (Andreasberger Zucht) find abzulaſſen. „W. Kahlenberg. Halle a/ S., Königsſtraße 15, 2 Treppen. *) Der Unterzeahnete kann dieſen Käfig des Herrn Vereinsmitgliedes Kahlenberg als 1 2 vortrefflich geeignet für Kanarienzucht bezeichnen. Thiele. — Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. x Fer 0 tape =? 4 7 A ar: m F im Au 5 N NT] 1 Al vn =, IIIS eee NIIIIIIIIN — entiiben Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen 9 edi irt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres ⸗Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. S chle chtend al, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. III. Jahrgang. Februar und März 1878. Ir. 2 u. 3. en EEE Re Inhalt: Monatsbericht. Berichtigung eines Druckfehlers. J. Stengel: Das Vorkommen der Graugans (Anser einereus) und der Roſtente (Casarca ati! in der Mark Brandenburg. K. Th. Liebe: Zum Schutze der Meiſen. Dr. G. Dieck: Zur Ehrenrettung eines ſchwer ge— kränkten Vogels. J. Stengel: Fiſchreiher in der Umgegend von Zoſſen. G. Thienemann: Einige Bemerkungen 7 85 die von mir beobachteten Sumpf- und Waſſervögel (mit Abbildung). v. Hinkel— dey: Ueber die Hühnerkrankheiten R. Landauer: Die Hühnerpeſt (Diphterie) der Hühner. Kuh— fuß: Züchtungs-Reſultate. v. Schlechtendal: Ein verzweifelnder Keilſchwan zſittich. — A Mittheilungen: Ein Schwalbenneſt im Sprechzimmer. Liebenswürdigkeit eines Goldzeiſigs. Junge Hühner im Miſtbeet gezogen. A. v. Enderes: Neue Federzeichnungen aus der Thierwelt. — Anzeigen. An die Vereinsmitglieder! Die nächſte Monats⸗Verſammlung findet am Mittwoch den 10. April d. J. Abends 7½ Uhr im Hötel „zum Kronprinzen“ zu Halle a/ S. ſtatt. Halle und Merſeburg, im März 1878. Der Vereins Vorſtand. F SEA A ET 7 3 pro 1 Kilogr. die nur ſchwach beſuchte Verſammlung und 5 80 ſodann den Schagmeilr 5 Brinner die Jahres-Rechnung von 1877 N vorzulegen. Dies geſchieh ergiebt die Rechnung 5 eine Einnahme von I 2228,14. | eine Ausgabe oenrn 0, Bar mithin einen Beſtand von. . % 330,97. ER Die Rechnung wurde von der Verſammlung fofort einer Prüfung unterzogen un da dieſelbe zu Erinnerungen keinen Anlaß gab, dem Schatzmeiſter auch po | Decharge ertheilt. Der Vorſitzende theilt ſodann auf Wunſch der Verſammlung das Guta mit, welches er auf Veranlaſſung des Reichskanzler-Amts über den vom Abgeord ten Fürſten zu Hohenlohe-Langenburg eingebrachten Entwurf eines Geſetz betreffend den Schutz nützlicher Vogelarten, erſtattet hat. Der von dem Vorſitze ausgearbeitete und ſeinem Gutachten beigefügte Geſetz-Entwurf fand die Zuftimi der anweſenden Vorſtandsmitglieder: es glaubte der Vorſitzende indeß — d Anſichten der einzelnen Vereinsmitglieder in der Frage der Vogelſchutz⸗Geſetzge weit auseinander gehen, — noch beſonders hervorheben zu müſſen, daß er da vorgetragene Gutachten nur in ſeinem Namen, nicht im Namen des Ve erſtattet habe. 5 2. Monats-Lerſammlung zu Halle am 14. März 1878. ER Der Vorſitzende, Regierungsrath von Schlechtendal eröffnet die Verſa lung und theilt mit, daß auf mehrſeitig geäußerten Wunſch einige Paare We ſittiche und . von Chs. Jamrach in London a ſeien und e koſten übernommen, während die Zebrafinken (2 Paar und I wenge ben e zur Verfügung blieben. | Der Vorſitzende berichtet ſodann über zwei Futtermittel, die er vielfach in Anwendung bringt und die er glaubt, auf Grund ſeiner Erfahrungen empfehlen zu dürfen. Maismehl, in Süd⸗Europa vielfach zur der aa verwendet, iſt in Deutſchland wenig gebn eue und 1 10 Somprimistes Eigelb a aus der a von e 5 Lind en in Rabotfzeil 1 25 Fütterung empfohlen worden. Herr en > au dem Vortragenden eine Büchſe dieſes Futtermittels zu Verſuchen über: Ausſehen und Geruch waren geeignet, ein günſtiges Vorurtheil zu erwecken, geſtellten Verſuche ergaben ebenfalls günſtige Erfolge. Angefeuchtetes Mais⸗ mit etwas comprimirtem Eigelb verſetzt iſt namentlich ein vorzügliches Bei⸗ r für Sonnenvögel und Bülbüls, ſowie für Körnerfreſſer der verſchiedenſten t. Mit Ameiſenpuppen und geriebener Mohrrübe vermiſcht wird daſſelbe auch 8 futter für Weichfreſſer Verwendung finden können. Das comprimirte f gelb iſt in Büchſen von , und 1 Kilogr. zu haben: ½ Kilogr. ſoll etwa 80 dotter enthalten und koſtet 4 % 25 & Herr O. Reinhold in Leipzig hält auch 3 Futtermittel vorräthig und giebt es zu Fabrikpreiſen ab. Nachdem der itzende Proben beider Futtermittel vorgelegt, beſpricht derſelbe noch die in ſeinem tze befindlichen Vögel der Gattung Goniaphea (Gimpelfink). Im Herbſte vorigen Jahres tagte in Dresden die allgemeine Deutſche ornitho— che Geſellſchaft und brachte einige Zeit darauf das ornitholog. Centralblatt die heilung, daß der Thierhändler Rudolf Schöbel aus Grünau den verſammelten rnithologen einen von ihm eingeführten blauen Biſchof (G. coerulea) vor⸗ geze eig habe. Daß dies in einer beſondern Mittheilung erwähnt wurde, deutet hy darauf hin, daß der „blaue Biſchof“ zu den Seltenheiten im Vogelhandel und in der That fehlte derſelbe ſchon ſeit mehreren Jahren ganz und mag in ſeine Erſcheinung auch ſtets nur eine vereinzelte geweſen ſein. Im en gehört er zu den ſchon ſeit alter Zeit eingeführten fremdländiſchen Käfig⸗ ln. Bereits J. M. Bechſtein ſah einen ſolchen Vogel in der Stuben-Menagerie 5 Herzogs von Meiningen. Auf eine Anfrage bei Herrn Schöbel forderte dieſer den mehrbeſagten Biſchof die ee e hohe Summe von 75 , Der erſchien dann ſpäter im November v. J. auf der Aegintha-Ausſtellung in „ machte daſelbſt aber wenig Aufſehen, da er ſich in der Mauſer befand, tig geſtellt und ſehr ſcheu war. Trotz des etwas bedenklichen Zuſtandes, in. 1 Vogel ſich befand, erwarb ſchließlich der Vortragende denſelben für 40 % ogel iſt jetzt noch ziemlich ſcheu, doch hat ſich das Gefieder ſo ſehr gebeſſert nahezu tadellos iſt. Mancherlei Anzeichen deuten aber leider darauf hin, 3 rückſichtsloſe Umherſenden des Vogels während der Mauſer nicht ohne nach— Folgen geblieben iſt und daß die Freude des Beſitzes nicht lange dauern Der blaue Biſchof kommt in Mittelamerika und den Südſtaaten von Nord⸗ vor und iſt ein ſchöner, kernbeißerartiger Vogel, etwas größer als der nte Grünling oder Zwuntſch. Der horngraubräunliche Schnabel wird von ſchmalen ſchwarzen Rande begrenzt, ein ſchmaler Zügelſtreifen und das Kinn falls ſchwarz. Das übrige Gefieder iſt ſchön kobaltblau, die ſchwärzlichen federn jedoch zum Theil roſtbraun gerändert und die Unterſchwanzdeckfedern geſäumt. Eine genaue Beſchreibung konnte, da der Vogel ängſtlich iſt, egeben werden doch bemerkt der Vortragende, daß die ihm bekannten Ber ungen nicht durchaus zutreffend ſind. Hanf, Reis und Glanz bilden Hauptnahrung des hier in Rede ſtehenden Biſchofs, Beeren und Grünzeug . } a 2 * 3 * ein prachtvoll dunkelblaues Gefieder, das an der Stirn, und auf den kleine flügeldecken in ein ſchönes Kobaltblau übergeht. Das eine Männchen lebt ſch ſeit Jahr und Tag friedlich mit einem Paar Hüttenſängern (Sialia sialis) zuſamn das andere ließ der Vortragende in ein großes mit amerikaniſchen Vögeln beſe Flugbauer fliegen. In dieſem zeigte es ſich bald, daß nicht alle Biſchöfe fried Natur ſind. Zuerſt kam ein Indigovogel an die Reihe. Als der Vortra dieſen entfernt hatte, eröffnete der Biſchof gegen einen Baumgarten⸗Staar Garten⸗Trupial (Ieterus spurius) die Feindſeligkeiten: auch dieſer wurde ba bedrängt, daß ſeine Entfernung geboten war. Neben einem Paar wehrhafter brüſtiger Kernbeißer und einem Rothbruſtſtaar (Sturnella militaris) bewohnte noch ein kleiner harmloſer Goldzeiſig (Astragalinus tristis) den Käfig und dieſt kleine, behende Burſche wurde nun der Gegenſtand, an dem der Biſchof ſei Uebermuth ausließ. Bald war der kleine Vogel in ſeinem ener durch ſchleunigſte Entfernung gerettet werden. Die Raufluſt. Sun, mit dem Erfolg. Ein Cedernvogel (ameritan. gebtacht wurde, ließ ſich durch das drohende Schnabel-Aufſperren des Bichofs . keineswegs irre machen. Er blieb ruhig ſitzen, klappte Ball u ee Brauch und Sitte ift. Abgeſehen von der hin und wieder vorkpmften S find die ſchwarzblauen Biſchöfe angenehme, muntere Vögel, die auch recht fingen und jedem Flugkäfig zur hohen Zierde gereichen. Neben Hanf, Som blumenſaamen und verſchiedenen mehligen Sämereien freſſen ſie hre gern 6 fültter und Mehlwürmer, ſehr 110 aber auch Ebereſchebeeren. 8 ſchwarzblauen Biſchofs haben ein braunes Gefieder. Männchen der letztern Art, das ſich bei ihm zum 1 eren Freileben beider Arten Biſchof iſt wenig bekannt. Brehm berichtet, d Aufenthalt ſich abgelegene, einſame, mit e 1 1 ziemlich verborgenes Stillleben führen. der blaue Biſchof ſein Neſt aus feinem, es Graſe, wel ſorgfältig gelegt und mit feinen Würzelchen, trockenem 1 | ausgekleidet wird. Das Gelege 1 meiſt aus vier Eiern. 2 Biſchof hat Dr. Ruß gezüchtet. Das Pärchen niſtete in einem napffb Lind Baumwolle ausgefüttert. Das Gelege beſtand aus i ritten Art, 90 lan ea torrida). Der Vortragende elt von H. Möller in Hamburg ein Pärchen: das Männchen kam indeß ſchon nk an, war trotz ſeiner Krankheit ſehr ſcheu und ſtarb ſehr bald. Ein zweites chen wurde verſchrieben und leben zur Zeit ein Männchen und zwei Weibchen r aus Südamerika ſtammenden Art in der Vogelſammlung des Vortragenden. ſind ſtille, friedfertige kleine Vögel, von denen ſich nur wenig berichten läßt. ſerſchmähen Mehlwürmer, Grünzeug und Früchte, halten ſich nur an allerlei ie und ſcheinen vollſtändig geſang- und klanglos zu leben. Mit feinem ſehr „ dicken und ſcharf geſpitzten Schnabel biß das zuerſt angekommene, ſchon Krankheit geſchwächte Männchen den Vortragenden in empfindlicher Weiſe, als in einen andern Käfig verſetzen wollte und zu dem Zweck daſſelbe in die zu nehmen genöthigt war. In ihrer Geſtalt und in der geringen Größe ern die Reisknacker ſchon etwas an die Pfäffchen (Sporophila). Ihr Kopf iſt die Flügel ſind kurz, der Schwanz ziemlich lang. Das Gefieder iſt beim ichen ſchwarz, nur die Unterbruſt, die Bauchſeiten und die übrigen Untertheile ebhaft kaſtanienbraun, ein kleiner weißer Spiegelfleck ziert den Flügel, auch nterſeite der Flügel iſt weiß. Das Gefieder des Weibchens iſt auf der Ober: unkelolivenroſtbraun, auf der Unterſeite etwas heller mit rothgelben Schein. Eine vierte Art, welche auch wohl von der Gattung der Gimpelfinken getrennt At der Schwarzgimpelfink oder ſchwarze Biſchof (Goniaphea — pyrrha — nigra), ein ſchwarzer Vogel mit weißer Flügelbinde. Der tragende hatte ein Paar dieſer Vögel bei Frl. Hagenbeck in Hamburg beſtellt, en aber noch nicht zugeſandt erhalten können, da eintretende Mauſer und die Witterung die Verſendung nicht rathſam erſcheinen ließen. Kommen die noch an, ſo bleibt nähere Berichterſtattung über dieſelben vorbehalten. Herr Ober⸗Steuer⸗Kontroleur Thiele machte darauf aufmerkſam, daß jetzt eit ſei, für die Höhlenbrüter zu ſorgen und gab einen kurzen Abriß der tigkeit in Halle nach dieſer Richtung hin. Es ſei Sache jedes Vereinsmitgliedes, mehmen an dieſer Thätigkeit und bitte er, alsbald Niſtkäſten anzubringen, ch Gelegenheit dazu biete. Herr Gutsbeſitzer Wendenburg aus Beeſenſtedt e alsbald 50 St. Staarkäſten bei Herrn Schumann und zeigte ſonach ein nnenswerthes Streben nach Singen Vorgehen in Sachen der Beſchaffung enen 5 3. Sonſtige Vereinsnachrichten. * Nach dem Verzeichniß der neu eingetretenen Mitglieder in der vorigen Nummer Zahl die Abgänge nicht berückſichtigt, welche im Laufe des verfloſſenen Jahres 1 ei dem Jahreswechſel eingetreten ſind. Monatsſchrift betrug die Geſammt-Mitgliederzahl 634. Es find indeß bei Landrath el in aaa, Geier z. D. von vo Salzmünde, 651. Hennig, Gaftwirth in Bennſtedt, 652. Dumrath, Ober-Negie rungsrath auf Rittergut Buslar bei Damnitz, Kreis Pyritz, 653. Lüttich Amts Wladimir Jettel, Redacteur der Zeitſchrift für Zündwaaren⸗ Fabrikation i Inm Laufe des Jahre 1877 en der Tob ume ven 0 Mitglieder: 1 Schönhoff zu Erfurt. | Ausgetreten find: Garteninſpector Paul, Dr. Teuchert und Steinmetzme Schober in Halle, Ziegeleibeſitzer Richter in Zehrensdorf, Racethierzüchter 1 8 in Bautzen, Amtmann Braſſert in Polleben, Rittergutsbeſitzer Dippe in Die Geſammt⸗ Mitgliederzahl berechnet ſich daher thatſächlich auf 624. Inzwiſchen hat ſich aber die eee durch zahlreiche Beitritts 5 klärungen erheblich wieder erhöht. . Zunächſt dürfen wir es uns zur beſondern Ehre rechnen, daß auch 2 Se. Durchlaucht Fürſt Hermann zu Hohenlohe-Langenburg unſerm Vereine als Mitglied beigetreten iſt. Außerdem traten dem Vereine bei 626. von Schlechtendal, Hauptmann a. D. in Düſſeldorf, 627. Riebe Commercienrath in Halle, 628. Hagmann, Director des zoologiſchen Gartens Baſel, 629. Fr. Otto in Baſel, 630. Heruann Hübſch-Heusler in Baſel, 63 F. Greuter⸗Engel in Baſel, 632. Bertram, Forſtkaſſen-Rendant in Elfterweri 633. Otto Hertwig, Lieutenant und Rittergutsbeſitzer auf Gotha bei Eilenbu 634. Heinrich Gottlob Käſtner, Gutsbeſitzer in Wöllmen bei Eilenburg, 635. Th, dor Thienemann, Paſtor zu Pehritzſch bei Eilenburg, 636. H. Sachſe, Pho graph zu Burg bei Magdeburg, 637. Mayer & Comp., Buchhändler in Wier 638. F. W. Hanke, Gerichts⸗Actuar in Langenſalza, 639. K. Buſchendorf, Paſtor in Roben bei Köſtritz, 640. Julius Sturm, Paſtor in Köſtritz, 641. Ruſſe Kreisbaumeiſter in Halle, 642. Säuberlich, Amtsrath zu Gerlebogk bei Gröbz 643. Moll, Apotheker in Kötſchenbroda bei Dresden, 644. Pucher, Hauptma und Batterie-Chef im 1. Brandenburg. Feld-Artillerie Regiment (G. F. Z.) Nr in Wittenberg a. E., 645. Wendenburg, Dr. med. in Mücheln, 646. v Helldorff, Rittergutsbeſitzer in Zingſt bei Nebra, 647. Rothe, Amtmann Branderode bei Mücheln, 648. Wolfram, Kreisrichter in Nebra, 649. Küſt erm Paſtor in Gröſt bei Mücheln, 650. Staudmeiſter, Schulze in Bennſtedt be rath zu Sittichenbach bei Eisleben, 654. von Kotze Rittergutsbeſitzer auf Lo leben bei Querfurt, 655. von Helldorff, Major a. D. und Rittergutsbeſ St. Ulrich bei Mücheln, 656. Wendelſtadt, Regierungsrath in Kaſſel, 6 Götze, Kaufmann in Zoſſen, 658. Lorenz Würth, Kaufmann in Würzbt bei Dresden, 660. von Bötticher Ober-Regierungsrath in Merſebu Greve, Thierarzt und Aſſiſtent am Landwirthſchaftl. Inſtitut der Univer Halle, 662. Der Verein der Thierfreunde in Würzburg. a ie und Merſeburg, im März 1878. Der „ tete nich auf einem zu zwei Dritttheilen abgetragenen Getreibefelbe, fondern F einem jo weit abgetragenen Getreide feimen (Getreidediemen oder Getreide⸗ Merſeburg, im März 1878. . f | Die Nedaction. Das enen der Graugans und der Noſtente in der Mark Brandenburg. Von J. Stengel. In Nr. 11 und 12 unſerer Monatsſchrift v. J. habe ich in meiner Abhand⸗ „Wildentenbeſtand in der Provinz Sachſen und Brandenburg“ „„daß der Spreewald noch jetzt der Brütepla vieler Wildgänſe ſei.“ Das nicht richtig; ich bin falſch berichtet und im Irrthum erhalten worden. Poſthalter Arndt in Lübben ſchreibt mir: i „Anser einereus oder Anas anser ferus nimmt im Spreewalde eine Brut⸗ ätte — ich blicke hierbei bis zum Jahre 1839 zurück; es war früher alſo dicht der Fall, und jetzt, nachdem die Canaliſirung des Spreewaldes und da- nit die faſt vollſtändige Trockenlegung deſſelben vor ſich gegangen, iſt dies erſt recht nicht zu erwarten, zumal dies Terrain durch die Grasabfuhr ewig beunruhigt iſt. Aus glaubwürdigen Quellen wurde mir in den vierziger Jahren erzählt, daß den Sonnenwalde'r Teichen ein Paar Wildgänſe zu Brut gegangen ſei und ſeinen Jungen dort jo lange verblieben wäre, bis die übrigen Gänſe im Herbft ommen; mit dieſen hätten ſie alsdann die dieſſeitigen Gefilde verlaſſen.“ In Bezug auf Enten-Species habe ich in derſelben Abhandlung ferner gejagt, iß die rothe Ente (Anas rutila, Casarca rutila) a dem Durchzuge hier vor⸗ mme. U 2 Da das Vorkommen der Anas rutila in der Mark Brandenburg von Herrn Schalow angezweifelt worden iſt — (Vergl. Nr. 2 des Ornithologiſchen Central⸗ ttes von 1878), ſo erlaube ich mir noch Folgendes anzuführen: Chr. Brehm, Vater, beſchreibt in ſeiner Naturgeſchichte der europäiſchen Vögel Anas rutila endermaßen: „Sie iſt unſerer Stockente an Größe ziemlich gleich, alſo 2 Fuß lang. Das Männchen: der Schnabel iſt ſchwarz, der hohe Fuß ſchwarz, der Augenſtern bbraun, der Kopf und Oberhals mäuſegrau, unten mit einem ſchmalen ſchwarzen lsbande begrenzt, das übrige Gefieder hochroſtroth, auf dem Flügel mit einem ßen Spiegel, die Schwungfedern erſter Ordnung ſind ſchwarz, der Unterrücken, rzel und Schwanz grün. Das Weibchen hat eine roſtbraune Stirn, am Vorder⸗ weiß oder weißlich, kein Halsband und ein mattes Roſtroth.“ nur An. le, und zwar 1 1115 1 ſein er gar nicht anders hinzubringen. Geißler hat dieſe Enten an 9 elen. TER Im Jahre 1862 brachte mir der Königliche Förſter Schneider von! | bei Zoſſen dieſelbe Ente und zwar ein Männchen, das er eines Abends | Anſtande aus der Luft herabgeſchoſſen hatte. : 8 Be Im Jahre 1869 lieferte der Kalkbrennereibeſitzer Merten auf Rleine- bei Teupitz, dieſelbe Ente zum Präpariren an mich ab. ua hatte fie a pitz⸗ en geſchoſſ en. geſtopftes Exemplar derſelben Entenart, doch kann ich von dieſem nicht m 4 ſtiimmtheit behaupten, daß es in der Mark Brandenburg erlegt worden ift macht von ſeinen praktiſchen Erfahrungen bei Fluß⸗ Bas und e n Enten mir nachſtehende With en noch nie Gelegenheit, ſie zu ſehen. Es 1 jedoch vor: * erlegt 3 An. elypeata — Löffelente: nicht zu häufig; niſtet in einzelnen baren a Peiz'er Teufelsteichen. An. crecca — Krikente; hier ſehr gemein. An. querquedula — Knätente: ziemlich ſtark vertreten; ich ſchieße 92 jede An. penelope — Pfeifente; nur im Februarzuge, wenn ſie nach den ar Kreiſen zurückgeht. An. ferina, — Tafelente; An. nigra, — Trauerente; An. fusca, — Sammetente; An. easgula, — Schellente; nur im Februar⸗Zuge. dieſe Arten in ſchönen Exemplaren vertreten. u i 5 Dem Vorſtehenden füge ich noch hinzu: ſobald ich wieder eine Ente die nach meiner Anſicht Casarca rutila iſt, werde ich dieſelbe an Zoologiſche Muſeum in Berlin einſenden. Zehrensdorf, den 4. Februar 1878. ei 31 | Ss des Meisen von Dr K. Th. Liebe. flenen Arbeiten, die wir uns im Intereſſe der Wohnſtätten fue Vögel genommen haben. Es wird hohe Zeit, die Anpflanzung dichten Gebüſches, ſchützender rnhecken und Beeren tragender Bäume einzuleiten und in Niſtkäſten aller Art ſatz zu bieten für die immer ſeltener werdenden hohlen Bäume mit bequemen löchern. Ich denke dabei namentlich auch an meine Lieblinge, an die jo nütz⸗ ichen muntern Meiſen. Sie leiden ja vorzugsweiſe unter dem Mangel an paſſenden hnungen und die traurige Erſcheinung, daß die meiſten Arten dieſes Geſchlechtes ihrem Beſtand zurückgehen und immer ſeltener werden, hat ihren Grund in er Linie in der Wohnungsnoth, wie ich in dieſen Blättern ſchon früher ausführlich chgewieſen habe (1877, S. 15). Die Meiſen bedürfen alſo unſerer Unterſtützung kaum eine andere Gattung von Kleinvögeln. Es ſei mir daher vergönnt, gerade ründeten Rath zu geben. Was zuerſt das Material für die Niſtkäſten betrifft, jo find entſchieden Natur- en vorzuziehen, das heißt Abſchnitte von Baumſtämmen oder ſtarken Aeſten, chen man die Rinde beläßt und welche man ausbohren läßt, ſo daß ſie im ten 3½ bis 5 Centim. Durchmeſſer haben. Man nimmt dazu am beiten aumen⸗, Aepfel⸗, Birn⸗, Vogelbeerbaum, Buche, Eiche. Nadelhölzer und Linde ignen ſich ſchlecht, weil ſie in kurzer Zeit ihre Rinde verlieren. Aspe, Weide und Pappel dagegen eignen ſich ſehr gut und laſſen ſich überdies noch leicht bearbeiten,, ur halten ſie die Nägel nicht ſo feſt, erfordern alſo längere Nägel. Dieſe Hölzer ägt man nun fo in einzelne Werkſtücke, daß jedes Stück an dem einen Ende tt durchgeſchnitten, an dem andern aber nur bis zur entgegengeſetzten innern Wand gegengeſetzten Seite geführten Einſchnitt vollends abgetrennt wird, ſo daß hier Niſtkaſten einen Vorſprung erhält. Sodann bohrt man das Flugloch aus — beſten in eine ſchon vorhandene Aſtnarbe oder in einen natürlichen Vorſprung (Enie) hinein. Das Flugloch darf nur 2,9 alſo knapp 3 Centim. Durch— eſſer haben, damit nicht Sperlinge und andere ungeladene Gäſte von dem Kaſten ſeſitz ergreifen. Endlich nagelt man oben und unten Deckel auf — wo möglich von noch mit Rinde verſehenen Schwartenbrettern, wie ſie in den Schneidemühlen N bfallen. Iſt man genöthigt, fichtene oder kieferne Schwarten zu verwenden, ſo iſt es gerathen, die Rinde ſofort mit kleinen Nägeln feſt zu nageln, damit fie ſpäter fe nicht abſpringt. Das Käſtchen muß vom Flugloch bis zum Boden 18 bis 25 Centim. Tiefe haben. Aus gewöhnlichen Brettern von Nadelholz gefertigte Käſten find nur 5 in Nothbehelf, und müſſen dieſe dann möglichſt den eben beſchriebenen Naturkäſten ähnlich eingerichtet werden. Man nimmt dann nicht zu dünne Bretter und möglichſt a 415 und „kleingahriges“ Holz. Käſten aus dünnen Brettern und raſcherwachſenem 1 l, wie ich ſolche verſchiedentlich im Handel geſehen habe, halten kaum einen Bezug auf ſie einige Erfahrungen mitzutheilen und auf Kenntniß des Lebens Ausbohrung durchgeſägt und durch einen 10. Centim. weiter hinaus von der mer aus, und bei einigen 0 ſch die Winde ſchon nag vier Wochen o, daß ſie llafften. Derartige Kaſten müſſen vor dem Aufrichten mit feuchter l tüchtig abgerieben werden, damit ſie nicht auffällig ausſehen. . Tag * 5 Beim Aufrichten wählt man einen vollſtändig paſſenden Platz: im Walde e ei Stelle nicht unmittelbar am Rande des Gehölzes, aber auch nicht im dichteſten Beſtand 5 ſondern vielmehr etwa 25 Schritt vom Rande entfernt oder noch beſſer auf einer nicht zu dicht und mit gemiſchtem Wald beſtandenen Flanke eines kleinen Thals | oder einer Schlucht. In Gärten wählt man entweder die Wand einer Scheune oder eines Seitengebäudes, in welchem nicht zuviel Unruhe herrſcht, oder die Aeſte eines Obſtbaumes. In beiden Fällen müſſen Gebüſche und Bäume in unmittel⸗ barer Nähe ſtehen und zwar in hinreichender Anzahl, denn die Meiſen lieben es gar nicht, über freie Plätze hinweg zu fliegen. Hier bringt man die Kaſten 18, N bis 3 Meter hoch an, — nicht höher, denn alle Meiſen (mit Ausnahme der Hauben⸗ meiſe) niſten nur nothgedrungen in größerer Höhe. Die Sumpfmeiſen wählen lieber Erdlöcher als zu hoch gelegene Aſtlöcher. In der angegebenen Höhe übern dem Boden befeſtigt man den Kaſten an der untern Seite eines ſtarken, etwas ſteil ſchräg nach oben aufſteigenden Aſtes, fo daß das Flugloch abwärts nach dem Boden zu gerichtet iſt und die Meiſe von ihm aus die ganze nähere und weitere Umgebung bequem überblicken kann. Die Befeſtigung wird durch einen ſtarken Draht bewerkſtelligt, welchen man unterhalb des Fluglochs um Kaſten und Aſt 4 ſchlingt, und durch einen oder mehrere ftarfe Nägel, welche man durch das ftehen- 4 gebliebene Wandende (ſiehe oben) in den Aſt treibt. Jedenfalls muß die Befeſtigung eine ganz ſichere ſein, denn wenn der Kaſten im Wind oder ſonſt nur im Geringſten Ei wackelt, dann nimmt die Meife ihn nicht an. Aus demſelben Grunde darf man 1 auch keinen jungen Baum, ſondern muß man einen alten wählen, der im Winde nicht ſchwankt. Nagelt man den Kaſten an eine Wand (einen Balken), jo thut man wohl, oben einen kleinen Holzkeil unterzulegen, ſo daß der Kaſten ein wenig vornüber geneigt iſt. In dieſem Falle muß der Deckel oben ein wenig überragen, damit das Flugloch gegen das Wetter beſſer geſichert iſt. — Unter allen Umſtänden iſt es nothwendig, mittelſt haltbarer Nägel oder mittelſt Draht die Kaſten durch Dornreiſig zu verwahren, einmal damit die Katzen, Eichhörnchen und andere kleine Räuber nicht zum Flugloch gelangen können, und dann weil ſolche Deckung die Aufmerkſamkeit der Meiſen erregt und ſie anzieht. Man richtet die Umſteckung mit Dornreiſig oder anderem dichten Gezweig ſo ein, daß auch in geringer Ent⸗ fernung vom Flugloch Zweige ſtehen: das iſt den Thieren willkommener, als die gewöhnlich bei künſtlichen Niſtkäſten unterhalb des Fluglochs eingebohrten Sitz⸗ bhölzchen. Selbſtverſtändlich muß das Dornengehege vollſtändig feſt und ſtandhaft fein. Man kann in einem mäßig großen Obſt-Garten zwei Kaſten enen auch drei. a N Wenn die Meiſen ſich einmal in einem derartigen Kalten wohnlich einger haben, dann werden ſie ſchnell furchtlos und dreiſt, denn es ſind ſehr kluge welche das Benehmen des Menſchen bald richtig verſtehen. Die Einrichtung 31 mäßiger winterlicher Futterplätze, über die ich ſchon früher meine Erfahrung getheili le u, die Meiſen 1 ſehr an die Umgebung derſelben, daß ſie 5 dann im Sommer, wenn es nur irgend möglich iſ, auch daſelbſt brüten, und 15 nſtlichen Brütanſtalten gern annehmen. Zur Ehrenrettung eines ſchwer gekränkten Vogels. Von Dr. G. Dieck. Unſer Ae, der doch ſonſt es ſo meiſterlich verſteht, jeden Vogel durch Hervorhebung ſeiner guten Seiten Gerechtigkeit widerfahren zu laſſen und wohl auch ſchon manchen armen Verkannten durch ſeine Empfehlung unſerm Intereſſe und unſerm Herzen näher gebracht hat, er hat es über ſein Herz gebracht in ſeinem eines ihrer klügſten und liebenswürdigſten Vertreter meinem Herzen gerade ganz türkiſche Ente — denn von ihr iſt die Rede — daß fie „die plumpſte, ſchwerfälligſte und ſtreitſüchtigſte aller Enten ſei, mit der ſich höchſtens ein „Vielfreſſer“, welchen an der Größe des von ihr gelieferten Bratens 0 Vergnügen findet, nicht aber der Züchter befreunden könne.“ „epitheton ornans“ beehrt zu werden, der wärmſte Freund, wenn nicht der Moſchus⸗ ente“) überhaupt, jo doch des alten, treuen und liebenswerthen Moſchusvogels zu ſein, der ſeit nun 4 Jahren die Zierde meines Hofes iſt. 4 Es bildet „ſich ein Character in dem Strom der Zeit” jagt der Dichter. Wer weiß heutzutage nicht feinen treuen Hund zu ſchätzen und doch können wir nicht umhin anzunehmen, daß ſeine Stammeltern im Wolf, Schakal oder am ſicherſten wohl im indiſchen Buanſu **) und Dole***) als recht wenig liebenswürdige Vertreter des Hundeſtammes fortleben, oder wer ſieht es dem Pferde heute noch an, daß es in grauer Vorzeit ein bösartiges Zebra, Quagga, Dſhiggetai oder ein anderer ganz unciviliſirter Eſel geweſen iſt. Sie haben ſich eben allmählich dem Menſchen und ſeiner Kultur angepaßt, ihr Character hat ſich „im Strom der Zeit“ gänzlich umgebildet, weil der Menſch dafür ſorgte, daß nur diejenigen Individuen zur Fort: pflanzung gelangten, deren Charactereigenſchaften ihm nützlich und angenehm waren. So iſt es bei allen domeſticirten Thieren, alſo auch bei den gefiederten Hausthieren 5 Ba wenn Brehm jo dringend abräth, fih mit Moſchusenten zu befaſſen, jo thut er denſelben ein ſchweres Unrecht, denn was dem Einen recht, iſt dem Andern billig und bildſamere Charactere als die Wildeſel und Schakale dürften ſie doch wohl ſein. 1 Wiſſen doch Reiſende, wie Schomburgk, Prinz v. Wied u. andere, die ſie in ihrem 1 in Südamerika zu beobachten Gelegenheit hatten, dieſe Ente gar nicht genug „ ) Brehm ſtellt den Moſchusgeruch in Abrede, während derſelbe bei meinem Erpel ſtets zu . ſpüren, zeitweiſe ſogar ein ſehr penetranter iſt. Bi. 0 Canis primaevus. ) Canis dukhunensis, C. dhola. Thierleben über eine Vogelart vollkommen den Stab zu brechen, die in Perſon— beſonders nahe getreten iſt. Brehm berichtet über die Moſchus- oder ſogenannte | Ich bekenne nun, ſelbſt auf die Gefahr hin, gleichfalls mit dem angeführten | ob ihrer Schönheit, Lebhaftigket, , Reit 9215 d zu 0 Ei Empfehlung iſt doch wirklich nicht danach angethan, den Züchter abu recker bildende Hand an ein ſo edeles Material zu legen. | Ich habe in den letzten Jahren viele zahme und liebenswürdige Thiere ſeſſen, Zwerghühner, denen es ein Vergnügen war, auf meiner Schulter ſitzend n — nen wir „Herzens- Bildung“, die ein Vogel erreichen kann. Fietel — ſo heißt der Brave — iſt hierſelbſt ausgebrütet worden. 5 Adoptivmutter, eine Cochinchinahenne begnügte ſich freilich mit dem Ausbrüten, ſo daß er ſeine weitere Jugendentwickelung in der Küche des Hauſes durchmachen mußte, wo ihn meine alte Köchin treu und liebevoll unter ihre Fittiche nahm. So von klein auf nur auf Menſchen angewieſen, verlor er jegliche Scheu vor denſelben, ſo daß, was heute als eine phaenomenale Zahmheit erſcheint, doch nichts iſt, als eine natürliche Folge feines „Bildungsganges“. Nicht lange blieb die Küche ſeine 1 einzige Heimat; er lief im Hanſe umher, lernte an den Thüren klopfend Einlaß begehren und war auch überall, trotz der reſultirenden Unreinlichkeit der Zimmer, 5 wegen ſeiner Drolligkeit ein gern geſehener Gaſt, der ſich auch ganz beſonders noch durch Fliegenfangen nützlich machte. Dabei lernte er ganz naturgemäß an den Wänden in die Höhe zu hüpfen, ſo daß ſeine jetzige Kunſtfertigkeit nach vorgehal⸗ 8 tener Speiſe wie ein Hund in die Höhe zuſpringen, als ein Product jener Fliegen jagdübungen erſcheint. Er hat in ſeinem ganzen Weſen überhaupt vieles, was an das Gebahren der Hunde erinnert. Zunächſt ift feine Eiferſucht, ſobald ich etwa andere Thiere mehr beachte als ihn, ganz hündiſcher Natur, auch ſeine ſchwänzelnden RNeverenzen, die er oft zum Beſten gibt, wenn er eine Bitte auf dem Herzen hat N oder feine Freude bezeugen will, 1 5 die Kunſtfertigkeit, mit der er ihm zuge: drängt er z. B. wohl andere Enten und größere Hühner bei Seite, läßt ſich abe von Zwerghühnern und Tauben das Futter vor dem Schnabel wegpicken, ohne mals nach ihnen zu beißen. Iſt das nicht eine edle Charactereigenſchaft, wie ſie ſelbſt bei dem Herren der Schöpfung recht ſelten finden? 2 Komme ich morgens in die parterre gelegene Eßſtube, jo kann ich 1 Ä rechnen, daß Fietel unterm Fenſter ſteht und um Einlaß bettelt. Ich faſſe ih beim Schnabel, wie man etwa einen Hund beim Genickfell packt, und ziehe auf, damit er ſein Frühſtück im Zimmer genießen kann. Iſt ihm die Ka zu trocken, jo macht er mich durch Hüſteln, oder ganz eigenthümlich winfe unter fortwährendem Schwanzwedeln und drolligen Verbeugungen da ſam, daß er die Semmel in sale. eingebrockt zu haben wü u iſcheinlich ſehr ı gt, wenn 0 0 ihn Aa de habe. Speiſen wir zur 1 erszeit im Garten, jo iſt Fietel gleichfalls zur Hand und wird dann mitunter uf eine Stuhllehne geſetzt und ſomit förmlich zur Tafel gezogen. Obgleich Alles— reſſer, wie die meiſten Enten, weiß er doch die Speiſen ſehr genau zu unterſcheiden, ſäßt Brot liegen, wenn Semmel vorhanden und hat einzelne Leibgerichte, die ihm er Alles gehen z. B. gekochte Spargel. Die Capacität ſeines Magens und dem— ſprechend ſein Appetit iſt unglaublich. Eines Abends, als er feinen Teller ſaure Nilch mit Brod bereits mit uns verſpeiſt hatte, warf ich ihm noch wohlgezählte 70 Maikäfer im Waſſer vor. Er vertilgte ſie und — ſah ſich nach mehr um! Die Mäuſefallen leert er regelmäßig aus, auch wenn die Jagdbeute bis aus 10 Stücken beſteht, nur liebt er es, wie alle Enten, zwiſchendurch ein Schlückchen aſſer zu nehmen. Werden Birnen oder Pflaumen abgenommen, ſo iſt er ſofort elmäßig ein, wenn im Garten gegraben wird und es alſo Regenwürmer und gerlinge aufzuleſen gibt. Wirklich bösartig iſt Fietel nur dann, wenn er muthwillig gereizt wird, mich cke Kleidung zauſt. Mein kleiner Knabe kann mit ihm ſpielen, wie mit einem nde, er thut ihm abſichtlich nie etwas zu Leide, dagegen iſt er auf weibliche — ud) zu, wenn ſie ihm zu nahe kommen. Die Anhänglichkeit an meine Perſon zeigt er in beſonders rührender Weiſe, ichtlich beſtrebt mir die Freude des Wiederſehens auszudrücken. Befindet er ſich im andern Ufer des Parkteiches, ſo fliegt er herüber, denn das Schwimmen irt ihm dann viel zu lange. Ich könnte noch eine Menge Züge und nen dieſes merkwünbigeh Vogels erzählen, fürchtete ich nicht, die Leſer zu ermüden. Freilich beruht ſeine Merkwürdigkeit nur darin, daß er von klein auf von Seiten des Menſchen der 1 liebevollſten Pflege und ſorgfältigſten Erziehung ſich erfreute und daher nicht gut anders werden konnte, als er geworden. Es kann ſich alſo ein Jeder das Ver— * zu haben, daß die Moſchusente denn doch nicht der ſchlimme Vogel iſt, zu u dem „unſer Brehm“ ihn zu machen verſucht hat. der Hand, um das Fallobſt für ſich zu beanſpruchen, deßgleichen ſtellt er jich- eißt er nie in die Hand oder gar in's Geſicht, wenn ich ihn auch noch ſo ſehr 5 dagegen revanchirt er ſich gern, indem er ſpielend am Aermel oder ſonſt an eſen weniger gut zu ſprechen, wahrſcheinlich weil dieſelben aus Reinlichkeitsgründen ine Jugend des Oefteren mit dem Kehrbeſen verbittert haben. Es iſt dieſes In- ſtrument übrigens das einzige, welches er fürchtet, denn nach dem Stocke z. B. beißt er ohne Scheu und weicht keinen Schritt zurück. Gutgekleidete Perſonen weiß er von ärmlich gekleideten ſehr wohl zu unterſcheiden. Gegen Bettler nimmt er ſofort Gefechtsſtellung mit geſträubter Federkrone und ausgebreiteten Flügeln an, beißt wenn ich einmal verreiſt war und er mich alſo längere Zeit entbehren mußte. Er erhebt dann ſeine unmelodiſche Stimme zu einem lauten Freudengeſchrei und iſt 5 gnügen verſchaffen, ſich einen ſo liebenswürdigen Hausgenoſſen zu erziehen, nur 33 darf er die Mühe und die kleinen Unzuträglichkeiten, die ein ſolcher Mitbewohner es Hauſes mit ſich bringt, nicht ſcheuen. Jedenfalls hoffe ich meine Vereinscollegen * ER SE Die ono in der 1 von „ S.. 3 . 8 Se 7 Von Julius Stengel. * Noch vor 25 Jahren waren die Fiſchreiher in hieſiger Gegend ab 2 zahlreich vorhanden. In der Königlichen Forſt Adlerhorſt bei Zoſſen (Oberförſterei Cummersdorf) hatten ſie ſich damals zu einer Colonie vereinigt. Es war eine 4 Bodenfläche von etwa 2 Hectaren, deren hohe Kiefern faſt ſämmtlich mit Neſtern Br bedeckt waren. Auf manchem Baume ſollen 10 bis 12 Nefter geftanden haben. Der alte Seebeſitzer Geißler in Wünsdorf bei Zoſſen wandte aber alle ihm zu Gebote ſtehenden Mittel an, dieſe Fiſchreiher-Colonie zu vernichten und die Vögel auszurotten; denn ſie zogen als Fiſcher ſämmtlich in ſeinen See und richteten hier ſehr argen Schaden an. Immer und immer wieder ging Geißler beſonders die in der Nachbarſchaft wohnenden Förſter Schneider und Puſchmann an, „die jungen Fiſchreiher in den Neſtern todtzuſchießen“. Endlich wurde der Vertilgungs⸗ krieg gegen die Fiſchreiher eröffnet. Schießluſtige fanden ſich in der Stadt Zoſſen, Baruth und Umgegend in Menge. Alljährlich, Ende Juni, wenn die jungen Fiſch⸗ reiher flügge waren, wurde das Todtſchießen derſelben nach Möglichkeit fortgeſetzt und es nahm daher nicht Wunder, daß die Colonie von Jahr zu Jahr kleiner wurde und endlich völlig verſchwand, als die Bäume gefällt wurden. Jetzt iſt in dieſer ganzen Gegend kein einziges Fiſchreiherneſt aufzufinden. Fiſchreiher find zwar an den Seerändern noch genug zu ſehen; ihre Neſter ſtehen aber 2 bis 4 Meilen weiter entfernt und zwar in den Forſten bei Königs-Wuſterhauſen, wo ii 55 ein ruhigeres Leben führen. 22 Den Erzählungen alter Fiſchreiherjäger entnehme ich folgendes: „Die alt 22 Vögel in der vorgenannten Colonie waren ſtets ſehr ſcheu. Immer flogen fie recht- zeitig davon; es war ſelten, daß einmal einer derſelben erlegt wurde. Deſto mehr Jungen wurde aber das Lebenslicht ausgeblaſen. Die Fiſchreiher, die wir ſchoſſen, blieben gewöhnlich an der Erde liegen, wo ſie verfaulten. Das Gekreiſch dieſer Vögel war furchtbar. Am meiſten aber ſtimmten ſie ihr häßliches Geſchrei an, ſobald einige Schüſſe abgefeuert wurden. Von dem maſſenhaften weißen und flüſſigen Miiſte der Fiſchreiher, welchen dieſe Vögel nach allen Seiten ausſpritzten, hat es ausgeſehen, als ob der Erdboden und die Baumzweige beſchneit geweſen wären. Man mußte ſich's gefallen laſſen, ebenfalls tüchtig weiß beſpritzt zu werden. Der Miſt verbreitete aber auch weithin einen höchſt unangenehmen Geruch, der durch die unter den Bäumen liegenden und in Verweſung übergehenden todten Vöge ſowie von den beim Füttern herabgefallenen faulenden Fiſchen mitunter in ei wahren Geſtank ausartete. 5 Die Neſter der Fiſchreiher waren von mancherlei dünnen Reiſern, Sind aber ſehr leicht und flach gebaut, etwas größer als Krähenneſter, aber nicht gefüttert. Gewöhnlich befanden ſich in jedem Neſte 3 oder 4 Junge. Häufig junge Fiſchreiher aus den Neſtern gefallen; todte und lebendige junge Fiſe lagen überhaupt immer unter den Bäumen an der Erde. Die lebendigen ©, ſich zu verkriechen oder ſchrieen nach Futter; die todten wurden von . Schmeißfliegen umſchwämt und von Maden vrerzehrt. | be 3 . ER ee SR I * * In einem Jahre, — die jungen Fiſchreiher waren con Panlich ausgewachſen am ein böſes Hagelwetter. An dieſem Tage ſind von den Schloßen ſo viele fer Vögel in den Neſtern erſchlagen worden und herunter gefallen, daß mehrere ndtewagen voll hätten fortgefahren werden können. Es find dann Leute gekommen, die Fiſchreiher geholt, abgerupft und mit dem Fleiſche derſelben die Schweine üttert haben.“ Förſter Puſchmann theilte neuerdings mir mit, daß er einſt auf dem An ſtande nach einem, hoch über ihn hinziehenden, Fiſchreiher geſchoſſen habe. u em Augenblicke, als der Vogel den Schuß erhielt und die Federn ſtiebten, habe der Vogel — wahrſcheinlich um ſich leicht zu machen — plötzlich 9 Stück gleich große 16 em lange Hechte ausgeſpieen; der Fiſchreiher aber ſei fortgeflogen. Für jeden Fiſchreiher, der in der Gräflich zu Solms— Baruth'er Forſt ge- ſchoſſen wird, zahlt die Forſtkaſſe 25 Pfennige Schußgeld. Die Leute ſagen, daß die Ständer (Beine) der Fiſchreiher, wenn die Vögel im Waſſer ſtehen, einen Ge— ruch von ſich geben, durch den die Fiſche angelockt werden, daß mit dem Fiſchreiher— leiſche ſich die Fiſche leicht angeln laſſen und auch das Fett dieſer Vögel mit noch verden kann. = Förſter Puſchmann will auch beobachtet haben, daß bei einem Gewitter die Fiſch⸗ reiher über jeden Donnerſchlag dermaßen erſchrecken, daß ſie einen oder einige Fuß ch aufſpringen und zuletzt kreiſchend davonfliegen. Alte Fiſchreiher laſſen ſich wer ankommen und angeſchoſſene können dem Menſchen gefährlich werden, indem ſelbſt mehrfach beobachtet habe, auch ſchon ausgewachſene Junge thun. ſigen Seen häufig anzutreffen. Ich habe beobachtet, daß die ſämmtlichen Fiſchreiher, a velhe im Sommer an den Seen in meiner Nachbarſchaft, auf Fiſche lauernd, an— ® Königs⸗Wuſterhauſen, Storkow und Wendiſch-Buchholz, namentlich in die ildparkſtation Duberow einziehen, woſelbſt ſie brüten. Die dort wohnenden mir en Förſter haben das auch beſtätigt. Fiſchreiher find Zugvögel. Einzelne bleiben jedoch mitunter auch im Winter bei uns, kommen dann aber, wegen Kälte und wegen Mangel an Nahrung, leicht 3 um. Es iſt mehrmals vorgekommen, daß mitten im ſtrengen Winter Fiſchreiher hier ergriffen worden ſind. So erhielt ich vor einigen Jahren im kalten Februar von einem Briefträger Raus Mittenwalde einen lebenden Fiſchreiher, den dieſer Mann auf dem Motzen'er 3 See neben einer Luhme, erſtarrt auf dem Eiſe liegend, aufgefunden hatte. Das & Thier war vollſtändig abgemagert und beſtand nur aus Haut und Knochen. deren Ingredienzien untermiſcht, als guter Köder beim Fiſchen angewendet 5 Fi ie mit dem langen ſpitzen Schnabel tüchtig um ſich beißen, was übrigens, wie ich | 5 . Obwohl jetzt in der Gegend von Zoſſen die Fiſchreiher als Brütevögel nicht = 8 mehr vorhanden find, jo find, wie ſchon geſagt, dieſe Vögel doch überall an den hie⸗ getroffen werden, regelmäßig ſpät Nachmittags und gegen Abend ihren Flug nach > Nord und nach Nordoſt nehmen und meiſt 2 bis 4 Meilen weiter in die Forften Einige Bemerkungen über die von mir beobachteten Sumpf- und 55 Waſſervögel. | Von Guſtav Thienemann P. em. (Fortſetzung und Schluß.) III. Gattung: Tringa, Strandläufer. Wir kommen nun bei unſerer Wanderung durch die Vogelwelt des naſſen Elementes zu den Vettern und Baſen der zuletzt betrachteten, zu den Strand⸗ läufern (Tringa). Hier finden wir lauter zierliche Thierchen, flüchtig und ſchnellfüßig, mit langen Beinchen verſehen, damit ſie nöthigen Falls auch in dem N „ \ TEEN . f N \ rl Ve / IS 2 > N 2 \ IN J Jö f N LAN I N N 6 6 0, 6 DAN ! 0 1 Si IN REN 8 . ZN IY2 IX Kampfläufer. Tringa pugnax. Machetes pugnax. Waſſer ein Würmchen oder Kerbthier erhaſchen können, ohne ſich ihr nettes Unter kleid zu beſchmutzen. Ihr Fleiſch giebt einen zwar kleinen, doch delikaten Lecker⸗ biſſen, da der kleine Leib gewöhnlich mit großen Fettmaſſen umgeben iſt, der von der guten Koſt, die ſie mit leichter Mühe am Strande finden, Zeugniß giebt. Bei ihrem großen Artenreichthum können wir, um nicht zu weitläufig zu werden, nur wenige, für uns beſonders intereſſante Vögel dieſer Gattung betrachten, und beginnen mit dem Kampfſtrandläufer (Tringa pugnax. L.). Es iſt der größte aber zugleich auch merkwürdigſte unter feinen Genoſſen, und bei ihm heißt's recht eigent⸗ lich: nomen et omen, zu Deutſch: er hat den Namen mit der That. Sein Dichten und Trachten iſt Kampf, und zwar, wie gewöhnlich, um das ſchönere Geſchlecht. Als ein gewandter Klopffechter tritt er auf die Menſur, legt ſchulgerecht ſein mit Sieger. Dieſer hat a aber auch prächtig geſchmückt, und ein wahrhaft hochzeit⸗ liches Kleid angelegt. Hals und Oberkörper umgiebt eine bunte, in faſt allen mög⸗ lichen Farben gemiſchte Krauſe, die er fortwährend ſträubt und die ihm dadurch ein chſt merkwürdiges Anſehen giebt. Sein Kopf iſt um den Schnabel herum mit lben Warzen verſehen, die Füße ſind wie der Schnabel röthlich gelb, Bruſt d Bauch weiß, der Unterhals vorn braun geſtrichelt. Faſt nie finden ſich im ommer zwei ganz gleich gefärbte Männchen. Um ſo beſcheidener haben ſich, im egenſatz zu unſerer Damenwelt, die Weibchen gezeichnet. Sie haben keine ſchönen alskrauſen, ſind weiß, oben graubraun gefleckt. Im Winter ſind beide Geſchlechter iemlich gleich gefärbt, und die jungen Vögel ähneln ihnen darin. Auf feuchten Wieſen der meiſten Länder Europas, auch in Deutſchland, aber nicht überall, niſten ſie, z. B. nicht am Eislebener See, wohl aber im zool. Garten zu Dresden, wo ſie ſich ſeit Jahren bedeutend vermehrt haben, auch ihre Kämpfe, wenn auch etwas riedlicher geſtimmt, ausführen, und überhaupt ſehr zahm ſind. Die kleineren Herrſchaften dieſer Gruppe, als Alpen-, plattſchnäbelige, kleine und Tem: ck'ſche Strandläufer (Tr. alpina, platyrhyncha, minuta und Temminckii) wollen wir, der Kürze wegen, in einem Collectiv-Bilde betrachten. Der Erſtere, n kleiner Vogel, nur 7“ 1— 2“ lang, im Winter oben aſchgrau, in der Mitte nkler, Kehle, Bruſt und Bauch weiß; im Sommer: die Rumpffedern ſchwarz, ait ſchönen, breiten, hellroſtfarbenen Kanten, an der Bruſt auf weißem Grunde ein großes ſchwarzes Schild. Auf dem Zuge ſehr gemein, am Eislebener See oft n mir erlegt, doch brütet er nicht daſelbſt, ſondern im Norden. Boie ſchreibt rüber: „Auf der Weſtſeite Jütlands, ſowohl in der Nachbarſchaft des Seeufers, als von demſelben entfernt, giebt es im Mai nicht leicht ein feuchtes Plätzchen, hes nicht von einem Pärchen der Tringa alpina bewohnt würde. In den Mooren eswigs brütet er ebenfalls häufig“. Im Mai giebt es der paarweiſe ſonderten Vögel die Menge, und Ende d. M. finden ſich ſchon Junge. Viel ner iſt bei uns allenthalben der Folgende (Tr. platyrhyncha) etwas kleiner s der vorige, nur 6“ 5“ lang. Im Sommer: Federn auf Kopf und Rücken warz, theils weiß theils roſtfarbig geſäumt, Hals geſtrichelt, jedoch iſt Bruſt und Bauch weiß; das Winterkleid kennt man noch nicht. Dieſes niedliche Vögelchen wohnt in Sümpfen des Nordens von Europa und Amerika, in Deutſchland nur hr. ſelten auf dem Zuge. Am 14. Juli 1821 erhielt ich 3 Stück dieſer allerliebſten en Strandläufer am See, wo ſie, wenig ſcheu, von einem Freunde auf einen Schuß gt wurden. Es folgt in der obigen Reihe der hochbeinige Zwergſtrand⸗ fer (Pr. minuta) nur 5“ 6“ lang, Schnabel grau, im Sommer oben dunkel⸗ em der Vogel nur ſelten bei uns vorkommt, weil er, wie der vorige, im hohen ig, breit roſtroth gerändert, an Kopf und Hals viel roſtroth; in dieſem Kleide, 15 url im Sommer 1819 let Er war ganz allein And wenig = und wurde meinem Bruder ausgeſtopft. — Den Beſchluß der Strandläufer macht der dem berühmten Ornithologen Temminck benannte, an Größe dem vorigen gleich; Winter: oben grau, im Sommer roſtroth geränderte, ſchwarze Federn. N wie bei den vorigen, am See häufig, doch nur im Jugendkleide. 2 minuta und Temminckii oft in großen Flügen vereint unter Anführung ein größern Strandläufers, gewöhnlich Tr. pugnax, und dann ſehr ſcheu und nur Fluge oder aus einem Verſtecke gleich nach dem Niederlaſſen zu erlegen. IV. Gattung: Scolopax, Schnepfe. Se. rusticola Waldſchnepfe. Wer kennte ſie nicht, die holde Frühlings verkündigerin, die noch heutigen Tages, wie ſchon vor 100 Jahren zum Ziel des Jägers gewählt wird und in deren Erlegung er feinen Stolz ſetzt, dieſen koſtbaren Leckerbiſſen, nach deſſen Genuß der ächte Gourmand begierig ſtrebt, ohne zu ahnen, daß er nur ekelhafte Eingeweidewürmer und ähnliches Ungeziefer verzehrt. 2 d de gustibus non est disputandum, die Geſchmäcke find verſchieden! Sie bedarf gewiß keiner weitläufigen Beſchreibung, da von ihr bereits viele Bogen lange Monographien geſchrieben worden. Sobald die wärmeren Frühlingslüfte wehen beginnen, erſcheint ſie in unſrer Nähe, gewöhnlich aber nur zu kurzem Aufent halte, da ſie nur ſelten bei uns brütet. Schon der Altvater der Jägerei, Döbel hat in ſeiner Jäger-Practica ihre Ankunft in Verſen bezeichnet, und dazu di = Namen der 4 letzten Faſtenſonntage gemißbraucht; Oculi: da kommen fie; - Lätare: das iſt das wahre; Judica: 05 ſind auch noch da; N 0 V. Gattung: Ardea, Reiher. | Ard. minuta, kleine Rohrdommel. 13“ lang, Unterſchenkel nackt, der alte männliche Vogel hellroſtgelblich, an den Flügeln weiß, € Be Rüden und 1 eee . el braun topfen Das Pärchen welches ich Beoßatete, war gar nicht ſcheu d ſehr ſchwer zum Auffliegen aus dem dichten Rohre zu bewegen. Ihr Flug iſt n der Eule ſehr ähnlich. Das Weibchen ſetzte ſich einmal auf eine, am Ufer Teiches befindliche Weide. Auf dieſem in der Nähe von Altenburg befindlichen iche wurde ſie durch mich zu wiederholten Malen brütend angetroffen und die 6 weißen Eier, von der Größe der Taubeneier, mehrmals gefunden. In der ngenjchaft zielt fie, wie ihr naher Verwandter, die große Rohrdommel, (Ard. Uaris) immer nach den Augen des Angreifers, doch nicht jo heftig als jene; ch weiß ſie ſich durch eine ganz aufrechte Stellung ſehr gut zu verbergen. Sie ppt zuweilen mit dem Schwanze, bisweilen zieht ſie den Hals ganz ein II. Abtheilung. Schwimmvpögel. a) Sterna, Seeſchwalbe. Die 3 folgenden Geſchlechter der Waſſervögel, Seeſchwalben, Möven und n, ſind ſehr zahlreich über alle Erdtheile verbreitet. Um nicht zu weitläufig erden, muß ich mich hier nur auf die wenigen, von mir näher beobachteten, ſchränken. — St. hir undo, gemeine Seeſchwalbe. 13 —14“ lang, Schnabel roth mit ſchwarzer tze, Füße . Schwanz ſehr gabelig, Gefieder weiß, Mantel hellaſchgrau, ube im Sommer ſchwarz, im Winter mit weißer Stirn; bei Jungen die Stirn mutzig weiß, Hinterkopf dunkel, Rückenfedern gelb gerändert, der vordere Flügel⸗ ſchwärzlich. Gemein an faſt allen Flüſſen und Seen Deutſchlands, auch häufig brütend. Nahrung: kleine Fiſche und Waſſerthiere. Fortwährend nach Nahrung herfliegend, bisweilen rüttelnd. 5 St. fissipes oder nigra, Schwarze Seeſchwalbe. Ueber 9“ lang, Schnabel rz, Füße ſchwarzbraun mit röthlichem Schimmer, Schwimmhaut ſehr ausge— ift, Schwanz nicht ſehr gabelig; im Sommer: Kopf und Hals ſchwarz, übrigens rzgrau, Flügel etwas heller, untere Schwanzdeckfedern weiß. Im Winter: rn, Zügel, Kehle und Vorderhals weiß, übrigens wie im Sommer. Die Jungen r r erſten Mauſer an Kehle, Hals, Bruſt u. ſ. w. weiß, an den Seiten des alſes grau, Hinterkopf und Genick ſchwarz, Rücken grau, jede Feder erſt dann röthlich weiß geſäumt. Aufenthalt an ſüßen Gewäſſern Europas und utſchlands, gleichfalls häufiger Brutvogel. St. minuta, kleinſte Seeſchwalbe. 8” 4 lang, Schnabel und Füße Spitze des Schnabels ſchwarz, Schwanz ſehr gabelig, Stirn weiß, Hinterkopf und Genick ſchwarz, Mantel grau. Am Meeresſtrande Europas, ſowie an be und Mulde häufig, wo ſie bisweilen in großer Anzahl niſtet. 3 ſei mir erlaubt, hier einen ſehr lohnenden Spaziergang an der Elbe, deren ich ehr fleißig beſuche, da mein jetziger Wohnort ganz nahe dabei liegt, zu n. — An einem ſchönen Septembertage, der beſten Flugzeit der Waſſervögel, ich mich an meinen Lieblingsort. Ein ſchmaler Steindamm führt zu der auten Brücke der Berlin Dresdener Eiſenbahn. Kaum hatte ich dieſen be— 1 mir eine große Möve, eee Larus canus, entgegen geflogen * 4 * e RE f 5 * vi : * er Serge 2 Sr 8 =, = ie: — * blieb ihnen gegenüber auf geringe e ſtehen, warf mit Steinen noch ihnen, um ſie zum Auffliegen zu bewegen, was mir jedoch erſt nach wiederholten Verſuchen | gelang, wobei ich ſogleich erkannte, daß es ſchwarze Seeſchwalben, (St. fissipes) waren. Ganz nahe an der Brücke kamen mir noch 2 kleine Seeſchwalben (St. minuta) entgegen geflogen, die hier an der Elbe, ebenſo wie die vorige Art, ſeltener ſind, ſo daß ich in kurzer Friſt alle 3 bei uns vorkommende Arten von Seeſchwalbe hatte beobachten können. Außerdem ſah ich noch einen Totanus (Waſſerläufer) (wahrſcheinlich hypoleucos,) und mehrere kleine Regenpfeifer; gewiß in Zeit e von kaum ½ Stunde ein lohnender Spaziergang für einen Ornithologen. b) Larus, Möve. . L. ridibundus, Lachmöve. 15“ lang, erftere Schwe und Schäfte weiß, mit ſchwarzen Saume und Spitzen, über deren Mitte ein großes, weiße Band; Mantel hellgrau, im Sommer: Kopf und Oberhals ſchwarzbraun, Schne und Füße dunkelroth; im Winter: Kopf und Hals weiß, hinter den Ohren ſchwarzer Fleck, Schnabel und Füße hellroth. Die Jungen oben braun mit he Federrändern, Schwingen am Ende ſchwarz. Dieſe Möve lebt an ſüßen Gewäſſer und niſtet häufig bei uns. Ihren Namen hat ſie vom Geſchrei, das ſie oft höre läßt. Sie fliegt oft heerdenweiſe auf die dem Waſſer benachbarten Felder, | geht ſie, gleich der Krähe, hinter den pflügenden Landleuten drein, um allerh ſchädliches Gewürm, namentlich Engerlinge aufzuſuchen, wodurch ſie großen Nu ſtiftet, welcher den kleinen Schaden, den ſie an der Fiſchbrut thut, weit überwi c. An as, Ente. A. penelope, Pfeifente. 18“ lang, Schnabel blau, an der Spitze ſchwarz Füße grau, das Männchen oben fein liniirt, Kopf und Oberhals roſtroth, weißgelblich, Kehle ſchwarz, Vorderhals unten weinfarbig, Flügeldecken weiß, S ege grün; das Weibchen ſchwarzbraun mit hellbraunen Federrändern. Auf dem Zuge n ſelten in Deutſchland, bisweilen auch brütend; in Holland werden ſie auf 8 Zuge in Menge gefangen. Dieſe Ente iſt mir dadurch merkwürdig geword ich, während ich eine flügellahm geſchoſſen lebend in der Jagdtaſche trug d de Füßen, Flinte und Jagdlaſche auf dem Rücken, nach 15 159% ½ Stunde entfernten Dorfe im tiefſten Schnee kriechen mußte; nehme Situation! . A. querquedula, Knäckente. 15“ lang, Spiegel grünlich und e Ber Das Männchen am Kopf und 9 0 0 g 5 EN | ‚8 igeldecken bläulich g grau, „Rücken . ben die 4 5 Schwingen 1 7 5 | l in der Mitte weiß, an den Seiten dunkel; das Weibchen braungefleckt. e brütet häufig bei uns im Schilf, und ich habe öfters Alte und Junge erlegt, ſie einer ornithologiſchen Sammlung einzuverleiben. | Ä d. 1 1 Sägetaucher, Seerache. M. merganser, Gänſeſäger. 26—28“ lang, Spiegel weiß, das Männchen nit großer Haube auf dem Kopfe, Kopf und Oberhals grünglänzend ſchwarz, Unter⸗ als, Bruſt und Seiten blaß roſtroth, wie eine reife Aprikoſe, welche herrliche Farbe r leider im Tode bald verbleicht; Unterrücken, Bürzel, Steiß und Schwanz grau, berrücken glänzend ſchwarz, Schnabel und Füße ſchön roth; das Weibchen: Kopf ) Oberhals röthlich braun mit ſchmalem langen Schopf, oben dunkelgraubräunlich zehle und Vorderhals weißlich. Dieſem gleichen auch die Jungen. Der Schnabel t inwendig mit ſcharfen Zähnen, wie eine Säge beſetzt, ganz vortrefflich geeignet um Feſthalten der Fiſche, von denen ſie ſich nähren, daher ihr Name. Dieſer jrhaft ſchöne Vogel wohnt im Norden und kommt nur in harten Wintern auf em Zuge zu uns. Ich war ſo glücklich ein prächtiges Pärchen deſſelben, welches der Unſtrut bei Freiberg erlegt worden, für meine Sammlung zu erhalten, ches von mir ſelbſt präparirt, ein Zierde derſelben wurde. . a e. Colymbus, Taucher. | C. eristatus, Haubentaucher. 18-19“ lang, Schnabel ſchön dunkel uner und ein ſchwarzer Kranz, die dunkelbraunen Federn der Kopfplatte ver⸗ gern ſich in 2 ohrenartige Ecken, Vorderhals weißlich. Die Jungen im erſten re ohne Spur von Kranz. Dieſer ſo merkwürdig ausſchauende Vogel iſt gern Flüſſen und Seen, brütet auch häufig bei uns, doch iſt er ſehr ſchwer zu er— en, weil er ſchnell untertaucht, bevor die Schroten ihn erreichen, und ich ſelbſt abe am Eislebener See manchen Fehlſchuß auf ihn gethan. hwarz, unten heller, Kopf ſchwarzbraun, Vorderhals bei den Alten braunroth; die ngen grauweißlich am Vorderhals, am Kopf auf weißlichen Grunde geſtrichelt. rn kleinſte Taucher brütet häuſig auf Teichen bei uns, und ich habe oft Alte Junge erlegt; wenn Gefahr droht, werden die Jungen von den Eltern auf e Rücken genommen und mit ihnen untergetaucht, was fie ausgezeichnet verſtehen. Sch acht führt uns in ſeinem neueſten, erſt kürzlich erſchienenen Werke: Die J 3 des Teutoburger Waldes betitelt, welches ganz treffliche Beob— achtungen enthält und auch ſchon in unſerer Vereinsſchrift mit Recht rühmlich an⸗ Beg N an, was ſich ſchon aus dem beſchriebenen Terrain leicht erklären läßt. 15 Eudytes, Seetaucher, Eistaucher. Schon der Name dieſes Vogels verſetzt uns in die ultima Thule, mit wele n Namen die alten Römer die nordiſchen Länder, namentlich Island, be⸗ nroth, oben dunkelbraun, unten reinweiß, gleich am Schnabel und Kopf ein C. minor, Kleinſter Taucher. Nur 9— 10“ lang, Schnabel kn gerade, erkannt worden, dieſen Vogel als den einzigen Vertreter der Waſſervögel in freier Vahneter, nach jenen unwirthlichen Kü leer des enn aus ſie nur in harten Wintern uns einen flüchtigen Beſuch abſtatte i geſchieht . von jungen, unerfahrenen SIR oder Fräuleins. im Voigtlande gefangen, eine Zeit lang lebendig erhalten und dan ausgeſt hr einer ornithologiſchen Sammlung einverleibt. Die Bäuche dieſer Taucher, welche ſtets glänzend weiß und äußerſt dicht mit Federn beſetzt ſind, werden häufig a 8 koſtbares Pelzwerk von den Kürſchnern benutzt. Auf Island fand mein in der Ei = leitung erwähnter Bruder, der 1½ Sahr in dieſem unwirthlichen Lande verweilte, 18 um dort Naturalien zu ſammeln, die Eistaucher öfters brütend, beſonders auf dem My-vatu (Mückenſee). Die Eier, faſt von der Größe der Gänſeeier, ſehen dunk braun mit ſchwarzen Flecken aus. Linne, der große Syſtematiker, hat dieſen Vöge die bezeichnenden Namen: glacialis, areticus und septentrionalis gegeben; doch w können, um nicht zu weitläufig zu werden, dieſelben nicht einzeln betrachten. Hier, am Nordpol, wollen wir unſerer langen Wanderung durch Sumpf u Moor, Teiche und Seen, Flüße und Meere ein gewiß von manchem Leſer er: wünſchtes Ziel ſetzen, und tröſten uns dabei mit dem Gedanken: Jeder Vogel ſingt wie ihm der Schnabel gewachſen iſt! Dixi. 1 Ueber die Hühnerkrankheiten. Vom Kammerherrn v. Hinckeldey. Der Herr Dr. Pauly in München theilte mir mit, daß auch in dortig Gegend die Geflügelſeuche ſehr verheerend aufgetreten ſei, was ihn und mehre Männer vom Fach unter anderen den Univerſitäts-Profeſſor Dr. Bollinger, P feſſor Friedberger, Direktor Frank ꝛc. ꝛc. veranlaßt habe, ſich zu vereinigen, die Krankheit wiſſenſchaftlich, d. h. durch Sektion der gefallenen Thiere au unt gegenzutreten, beziehungsweiſe fie zu heilen. — Herr Dr. Pauly jagt: 85 „Es wäre mir ſehr erwünſcht, todtes oder krankes (zumal augenkrankes) flügel aus Ihrer Gegend zu erhalten, und könnte erſteres nach Wildpretart un: packt geſchickt werden. Wir acceptiren ſolches, da es uns nur um die Sa thun iſt, nicht um fremde Zwecke, von Jedermann, gleichviel ob von Nichta zu erhalten. Vorzüglich wünſchen wir viel Geflügel = einem Stall um die Variationsgrenzen der N e a e 8 r 1 1 755 ee 1 5 mir u 1 7 a richtigen Wege zu fein „ wirkſame Mittel gegen dieſelben zu ermitteln, jo habe ich mir erlaubt, terſtützung des guten Zweckes anheim gebend. Naumburg, den 6. Februar 1878. Die Hühnerpeſt. Diphterie bei Hühnern und Tauben. Von Robert Landauer. Vollkommen ſtimme ich mit Herrn Rabe in Merſeburg überein, daß wir es in abſcheulichen Krankheit mit vollſtändiger Diphteritis zu thun haben. Ich glaube og Beweis dafür zu haben, daß dieſelbe von den Menſchen ſich auf das Federvieh anzt hat. Bei einem meiner Bekannten, der ſeit längerer Zeit kein fremdes hn in feinen vollſtändig abgeſperrten Hofraum brachte, brach dieſe Krankheit gerade der Zeit aus, als ſein Kind eine ſchwere Diphterie durchzumachen hatte. Es en dabei die Ausſpülungen in den Hof geſchüttet worden zu fein, jedoch find zur Beobachtung dieſer Erſcheinung die umfaſſendſten Verſuche zu bewerk⸗ stelligen, ob hier nicht der Zufall mitgeſpielt hat; leider fehlt mir dazu die 3⁰ t, dann möchte ich nur ſolchen anrathen, Verſuche anzuſtellen, die nicht fürchten m müffen, die Diphterie in ihre eigene Familie einzuſchleppen. Die Erſcheinungen ſind meiſtens die gleichen: Schleimabſonderung, ſpäter erige Materie, das Thier fortwährend naß, die Naſenhöhle katarrhaliſch entzündet, en Augenwinkeln eine Eiterſammlung. Im weitern Verlaufe croupöſe Ent⸗ ung der Mund und Rachenhöhle. Es ſetzen ſich zahlreiche Membrane am Luft⸗ ngange an. Häufig ſterben die Thiere an Abmagerung und Blutarmuth, ens tritt der Erſtickungstod ein. Was iſt dagegen zu thun? Nach meiner ſicht bei dem Ausbruch der Krankheit viel, in der Krankheit ſelbſt wenig. Sobald man ein Thier mit dem Anfang dieſer Krankheit findet, ſei es das dem ſich die Hühner herumtummeln, wird ſofort mit verdünnter Carbolſäure⸗ g gewaſchen. Die Wände werden mit der Brauſe der Gießkanne tüchtig itzt, die Futter⸗, Trink⸗, und Badegefäße mit obiger Carbolſäurelöſung nigt, der Miſt und alles Stroh tief eingegraben oder verbrannt, überhaupt ſo verfahren, als ob im Stalle ein Fall von Lungenſeuche oder Rinderpeſt kommen wäre. Für dieſe Desinfection habe ich mir eine eigene Carbolſäure verſchafft. Die ſchwarze Carbolſäure iſt unbrauchbar, denn ſie enthält noch zuviel Theerproducte, stall mit dieſer Säure beſtrichen, wäre für immer unbrauchbar, dagegen iſt e eine, für den menſchlichen Gebrauch beſtimmte Säure für dieſen Zweck zu heuer. Die von mir angewandte Carbolſäure iſt jo ziemlich farblos, ohne den idr gen Theergeruch und ſtellt ſich das Kilogr. ungefähr auf 2 Mark 50 Pf. Ab er 5 * ii An 4 N. 3 in unſerem Vereinsblatte zu veröffentlichen, den Herren Wereinsmitglietern die „es von den übrigen zu trennen. Der Stall oder wenn möglich der Platz, FT AR wieviel läßt ſich mit einem Aeg Pe e 800 nehme gewöhnlich a Til, verdünne fie unter Umrühren mit 12 bis 15 Liter Waſſer, am beſten Regen⸗ oder Flußwaſſer und verwende dieſe Löſung wie oben angegeben und wiederhole dieſen Vorgang alle 8 bis 14 Tage oder wenn ein neuer Krankheitsfall ſich zeigt. Den Stall halte man warm, ſchütze die Hühner vor Erkältung und reiche ihnen längere Zeit nur weiches Futter, um den Gaumen zu ſchonen. Statt des Waſſers gebe man denſelben eine Auflöſung von 5 Gr. chlorſaurem Kali auf einen Liter Waſſer in das Trinkgefäß, das Waſſer ſchmeckt dann milde ſalzig, ſo daß ſie es ohne Anſtand und Nachtheil für die Geſundheit trinken. 1 prophylaktiſche Kur ſetze 100 dane 4 bis 6 Wochen fort. TE Dagegen bringe man das abgeſonderte, kranke Thier an einen recht Warn 1 Ort, ſollte es Augenentzündung haben, ſo bepinſele man das Auge mit einer Löſung von einfach chromſaurem Kali im Verhältniſſe von 1 Th. auf 10 Th. Waſſer öfters im Tage aus. Ich habe von dieſem Mittel ſehr ſchöne Erfolge geſehen. Dann bereite man ſich eine concentrirte Löſung von 5 Gr. chlorſaurem Kali in 250 Gr. (¼ Lt.) Waſſer, gebe dieſelbe in das Trinkgefäß und pinſele den Hals auch öfters mit dieſer Löſung aus. Ueber Einpinſelung mit Höllenſtein habe ich wenig Erfolge gehört. In der neuen Conſtruction der Inhalationsapparate, ſogenannte Zerſtäubungsmaſchinchen, finden wir ein vortreffliches Inſtrument Thiere zur Ein⸗ athmung von Arzneimitteln zwingen zu können. Dieſelben beſtehen ganz b Gummi und ſind in jeder chirurgiſchen Handlung zu haben. Ir Zur Inhalation ſchlage ich wiederum obige chlorſaure Kalilöſung 6 auf 250% Alaunlöſung (5 auf 250) dann Löſung von 1 Gr. übermanganſaurem Kali auf 1 Liter Waſſer vor. Salicylſaures Natron habe ich noch nie angewendet. Dies ſind in Kurzem meine Erfahrungen, die ich bei dieſer Seuche gemacht habe. Iſt es Diphterie, ſo müſſen genau die nämlichen Mittel helfen, die auch bei den Menſchen verordnet werden, ſo dachte ich mir vor Jahren ſchon, als ich den ſog. Katarrh bei den Lapins zu bekämpfen hatte und in der That, ich hatte mit chlorſaurem Kali 9 die nennenswertheſten Erfolge erzielt. Ueber den Werth oder Nichtwerth eines oder des andern von mir angewandten Arzneimittels müſſen erſt allſeitige u umfaſſende Verſuche angeſtellt werden, zu denen mir jedoch die Gelegenheit fehlt und wenn ich auch einigemale Erfolge erzielt habe, ſo möchte ich doch, bevor nicht weitere Kuren von anderer Seite ebenfalls günſtig verlaufen, ein endgültiges Urtheil nicht fällen. Das über Desinfection geſagte möchte ich jedoch jedem Hühne Tauben⸗ oder Vogelzüchter bei jeder bei ihm epidemiſch ausbrechenden Kran anempfehlen, ich kann ſogar verſichern, daß, ſeitdem ich Käfige und den Tau ſchlag öfters desinficire, ſich kein Ungeziefer in denſelben mehr aufhält. Zum Schluſſe gelange ich zu folgendem etwas negativen Reſultate. Krankheit iſt leichter zu verhindern, als zu heilen. Man 11 vor der 1 Ob due 14 85 bis 3 3 00 bevor man ſie zu den 3 lan. gigen Berättnifen ei eine Austellung zu u beſcicken, oder abzuhalten iſt, das | öge ſich jeder Hühnerfreund ſelbſt zurechtlegen, eine Viehausſtellung wird auch t abgehalten, ſobald unter den Thieren eine Seuche auftritt. Züchtungs⸗Neſultate. Vom Kreisſecr. Kuh fuß. In as vermehrter Dienſtgeſchäfte, die auch eine häufige Abweſenheit von ögel kümmern können, als dies meiner Neigung entſpricht. Daher mag es auch mmen, daß ich bei einzelnen Gattungen verhältnißmäßig ungünſtigere Zucht-Er⸗ gebniſſe gehabt habe, als in früheren Jahren. Immerhin bleibt das Geſammt⸗ Reſultat ein zufriedenſtellendes. | er | Wellenſittiche (Melopsittacus undulatus). In der Zeit vom 10. bis 20. Februar pr. ſetzte ich nach und nach 11 Wellen— tich⸗Weibchen in die ſchon früher beſchriebene, im Freien belegene Voliére und eß dieſelben zu ihrer Kräftigung und Gewöhnung an die damals mitunter noch cht kalte Luft etwa 3 Wochen allein fliegen. Am 9. März ließ ich ſodann 11 Männchen dazu. Sofort begann ein luſtiges Treiben und Jagen. Die Pärchen geſellten ſich zuſammen und beſuchten die Niſtkäſten, von denen 13 Stück aufgehängt worden waren. Am 25. deſſelben Monats fand ich das erſte Ei, aber auch ſchon ein todtes Weibchen, das der Legenoth erlegen war. So ſtarben mir bis Mitte nur noch 6 Weibchen und 11 Männchen, von denen nach der angegebenen Zeit . keines wieder geſtorben iſt. Dieſe niſteten ununterbrochen bis zum October, um welche Zeit ich ſodann die leeren Niſtkäſten entfernte. Am 21. November nahm ich e letzten 2 Jungen aus dem Kaſten und fing die ganze Geſellſchaft ein, da es mir bedenklich erſchien, die Vögel, die ſich zwar wohl befanden, bei der naßkalten itterung länger im Freien zu belaſſen. Ich hatte das Glück von den oben— wähnten beiden Jungen die Mutter im Niſtkaſten zu fangen, ſo daß auch dieſe * iden wohl erhalten geblieben ſind. Die Zahl der eingefangenen Köpfe betrug 00 Stück. Rechnet man hiervon die 6 Pärchen und 5 ledigen Männchen ab, ſo ve erbleiben 83 Junge. Es hatte alſo ein Paar durchſchnittlich 14 Stück gebracht. die Zahl der Bruten variirte bei den verſchiedenen Paaren von 2 bis 4, die Zahl der Jungen einer Brut von ı bis 8. 4 Z3u bemerken habe ich hierbei noch, daß die 5 ledigen Männchen die einzelnen Pärchen in keiner Weiſe ſtörten. | Nothrumpffittiche (Platyeor eus haematonotus). Urſprünglich befaß ich 1 Pärchen Rothrümpfe und 1 Weibchen Multicolor— ). Letzteres war mit dem Männchen Rothrumpf gepaart, hatte jedoch eine Bri Ber: nicht. ne Ich kaufte deshalb von Dr. Franken in Baden einem Wohnorte zur Folge hatten, habe ich mich in dieſem Jahre nicht ſo um meine } pril 5 Weibchen, ohne daß ich helfend einſchreiten konnte. Es verblieben hiernach 2 5 Männchen Kan; dieſes 1 jedoch von beiden Beben heft ſchließlich getödtet. Um das alte Pärchen zu reizen, kaufte ich noch Pärchen und bevölkerte mit dieſen 2 Pärchen und 1 Weibchen eine Voliere. Das äl ere, von Herrn von Schlechtendal gezüchtete Männchen ſchritt mit dem Multicolor⸗ Weibchen zuerſt zur Brut, jedoch ohne Erfolg. Ich nahm die Eier weg, worauf beide ſich abermals begatteten und das Weibchen 2 Eier legte, welche eifrig be⸗ brütet wurden. Inzwiſchen hatte auch das andere Paar Anſtalten zum Niſten gemacht, das Weibchen war oft und längere Zeit im Niſtkaſten, bis ich eines Tages 5 nachſah, und 4 Eier gewahrte, welche das Weibchen ſo emſig bebrütete, daß es = während des Nachſehens nicht aus dem Kaſten ging. Von dieſem Zeitpunkte an befehdeten ſich beide Männchen in der heftigſten Weiſe. Während früher das 1 1 aus der Zucht des Herrn v. Schlechtendal ſtammende Männchen die Oberhand 1 behielt, ſetzte ſich jetzt das letztere energiſch zur Wehr und tödtete das erſtere nie | meiner Abweſenheit, wobei eine in dieſer Voliere mit untergebrachte virginiſche Wachtel wacker mitgeholfen hatte. Das arme Thier war vollſtändig zerfleiſcht. Der Tod des Männchens ſtörte das Weibchen an dem Weiterbrüten nicht, es brachte 2 Junge aus, von welchem das eine aber nach Verlauf von 8 Tagen im Kaſten, das andere aber, ein niedliches Thier etwa 6 Wochen nach dem Yusfliegen ; 1 an einer Erkältung zu Grunde ging. Jedenfalls war die Fütterung des Weibchens allein nicht ausreichend geweſen, um die Jungen ſo zu ernähren, daß ſie kräftig und widerſtandsfähig wurden. Das andere Paar hrachte 4 ſchöne Junge aus, die 4 ſichtlich gediehen und zu kräftigen Exemplaren herangewachſen find. 1 Eine zweite Brut machte dieſes Pärchen nicht. Br. E 2 Californiſche Schopfwachteln (Lophortyx californianus). i Die beiden von mir gehaltenen Pärchen fingen am 5. Februar pr. an, zu legen und entwickelten hierin eine ungeheuere Thätigkeit. Von Zeit zu Zeit nahm ich eine Anzahl Eier aus den Neſtern und legte dieſelben Bantamhennen unter. Ich erzielte hierdurch von einer Henne am 8. Juni nach 24 tägigem Brüten 5 Junge . und von einer dergleichen am 29. Juni nach 23 tägigem Brüten 15 Junge. Bon den letzteren war eins vollſtändig blind geboren. Es wurde von der alten Senne, vs da es ſich nicht zu ihr fand, gebiſſen und ſchließlich von mir getödtet. . 5 Durch häufige Abweſenheit war ich behindert, die beiden Wachtel⸗Hennen öfter uu beobachten. Als ich eines Sonntages, es war am 1. Juli, wiederum die über⸗ flüſſigen Eier entfernen wollte, fand ich das eine Weibchen todt und das and brütend auf 53 Eiern. Da 179 der Meinung war, daß dieſe große 98 1 1 = der fortgenommenen Eier ergab, daß die en ſtark bebrütet waren. ; N Mit den ſtets vorhandenen Wachtel⸗Eiern hatte ich noch Zwerghennen ge ohne jedoch ein weiteres, als das angegebene Reſultat zu erzielen. 35 : Bruten nichts aus. Nach den von mir hierbei gemachten Srfabrung nnicht jede Henne zum Ausbrüten von dergleichen Kiens a Jedes Huhn hat, auch wenn die Brütelſt noch 0 ſtark iſt, eine Abneigung Et nn fene Eiern und 1 dem Neſte zu entkommen. Nur mit der Jeit Eier beſchmutzt und die Brut iſt vernichtet. In dieſem wie im vergangenen Jahre e ich dieſe Beobachtung öfter gemacht. Der Grund mag ſein, daß die Jungen er der Schmutzkruſte im Ei erſticken oder die Wärme ſich dem Embryo nicht in ı nöthigen Maaße mittheilen kann. 8 Nymphen (Nymphicus Novae-Hollandiae). Wie in den Vorjahren, ſo legten dieſe Vögel auch in dieſem Jahre eine große l Eier, ehe aus der Brut etwas wurde. Die erſten Eier waren bei meinen ögeln ſtets zu fett und mußten entfernt werden. Ende Mai that ich dies wieder nd beide Pärchen hatten, das eine am 6. Juli 2, das andere am 8. Juli 4 Junge, ie 977 5 aufkamen. f Weitere Bruten habe ich von dieſen Vögeln nicht A Grauköpfchen (Psittacula cana). Trotz der größten Sorgfalt und Pflege iſt es mir nicht gelungen, die Vögel Männchen die Schuld trägt, weiß ich nicht; ich habe die Vögel nunmehr ab— gehärtet und werde in dieſem Jahre die Zuchtverſuche im Freien fortſetzen. Stieglitzbaſtarde. Die Zucht dieſer Vögel war in dieſem Jahre keine ergiebige, ich erzog in Bruten 5 Stück und zwar 3 Männchen und 2 Weibchen. Merſeburg, im Januar 1878. Ein verzweifelnder Keilſchwanzſittich. Von E. v. Schlechtendal. Von dem zu den Keilſchwanzſittichen gehörigen Blutbauch-Sittich (Conurus eruentatus) oder der Tiriba, wie die Braſilianer dieſen Vogel nennen, jagt u daß er einer der bunteſten, ſchönſten und gemeinſten Papageien Süd— B. Brafilianer glauben, daß er beſonders wild und ungelehrig ſei. Das mag auch der Grund ſein, weshalb dieſer Vogel nur ſelten einmal in deutſchen Handlungen zu haben iſt. Im Begriff, einen Flugkäfig mit Keilſchwänzen zu bevölkern, fand 4 weiter als zum Gierlegen zu bringen. Jedes der beiden Pärchen hatte 4 Eier, die frig, aber, weil unbefruchtet, erfolglos bebrütet wurden. Was an der Trägheit erikas ſei, daß er aber nur ſelten in Gefangenſchaft gehalten werde, weil die JJ 3 ER a I % 1 ER 1 han SE 8 3 auch einen Blutbauchſittich angezeigt und beſtellte denſelben ſofort. Die Tiriba 1 r | ich in der „Gefied. Welt“ von Frl. agen de er zahlen he andert Vögeln war indeß beſtimmt, die damals gerade bevorſtehende Ausſtellung des Vereins = „Aegintha“ in Berlin mitzumachen und konnte ich das in dieſem Falle nicht hindern, obſchon ich ſelbſt ſonſt nie einen Vogel zu einer Ausſtellung hergebe. Die Ausſtellung kam und ſuchte ich auf derſelben ſogleich meine Tiriba auf. Mit 4 noch einem andern Papagei ſaß ſie in einem kleinen Ausſtellungskäfige und jhien ſich in dieſem höchſt ungemüthlich zu befinden. In dem Käfige war am Gitter ein metallenes Futtergeſchirr befeſtigt — in dieſes ſteckte die Tiriba plötzlich Kopf und und Oberkörper und ſtrampelte dabei ſo heftig mit den Beinen, daß das Futter herumſpritzte. Dann ſtieg ſie auf den Boden hinab und ſuchte hier in ähnlicher, heftiger Weiſe in eine Ecke zu kriechen. Später ſah ich den Vogel wieder mit leicht geſträubtem Gefieder ſtill und in ſich gekehrt auf der Stange ſitzen. Mir ſchien der unglückliche Papagei an einer innern Angſt zu leiden. Bekannte, denen ich den Vogel zeigte, hielten mit mir denſelben für krank und kaufte ich ihn in Folge deſſen nicht, zumal der Preis ein hoher war. Frl. Hagenbeck war ſelbſt bee denklich, nahm die Tiriba wieder mit nach Hamburg, theilte mir ſpäter aber auf meine Anfrage mit, daß der vielbeſprochene Vogel geſund ſei. Ich ließ ihn nun kommen, erſchrak aber nicht wenig, als er — ſobald ich den Vorhang des Verſandts⸗ käfigs öffnete — ſich ähnlich, wie damals in die Wände des Ausſtellungskäfigs, jetzt in die Wände des Verſandtkäfigs einzubohren ſuchte. Mit einiger Mühe gelang es endlich, den ungemüthlichen, bunten Burſchen in einen mit Aſtwerk ausgeſtatteten 1 FJlugkäfig überzuleiten. Auch in dieſem rannte er Anfangs wild am Gitter entlang: 3 nun brachte ich aber auch meine Braunohr- und meine Goldſtirnſittiche, meinen 1 Elfenbein- und meinen Jendaya-Sittich in denſelben Raum und änderte in Folge 1 deſſen ſich ſehr bald die Scene. Jeder ſuchte ſich in dem, ihm unbekannten Raume einzurichten, die Tiriba that desgleichen und ſchien fi in ihrer neuen Behauſung bald ganz behaglich zu finden. Jetzt denkt fie nicht mehr daran, ſich in die Ede zu drücken: im Gegentheil, meiſt ſitzt ſie auf einem der oberſten Zweige oder treibt ſich auch wohl, Futter ſuchend, am Boden umher. Werden des Morgens neben Hanf, Hafer und andern Sämereien aufgebrochene Wallnüſſe und Apfelſchnitte ge reicht, jo ift fie die erſte, die herabfliegt und von den Aepfeln fih holt. | Nur die enge Haft im kleinen Ausſtellungskäfig und ſpäter im Verſandtkaſten ſcheint den unruhigen, bewegungsluſtigen Vogel geradezu zur Werde e ge⸗ bracht zu haben. In ſeiner Naturgeſchichte der Stubenvögel führt J. M. Bechſtein ‚inter N Krankheiten auch „das Drehen“ auf und bemerkt dazu wörtlich: „Es ift dies zw eigentlich keine Krankheit, aber doch faſt ein allgemeines Uebel, und eine Gewo heit, die ſaamenfreſſende Stubenvögel im Käfig annehmen, indem ſie den K und Hals zurückdrehen, manchmal ſo ſtark, daß ſie ſich überpurzeln. Man ka ihnen dies nicht beſſer abgewöhnen, als wenn man ihnen, ſobald man ſo merkt, einen Deckel über den Käfig macht, damit ſie nicht über ſich ſehen kö denn dies iſt die Veranlaſſung zu Drehendwerden“. Soweit Bechſtein. Da engem 150 zu niedrigem Käfige gings perten Vögel. Man gebe dieſen Opfern Liebhaberei einen geräumigen Käfig, bringe Sprunghölzer und Gezweig nicht nahe unter dem Gitterwerke der Käfigdecke an und die Vögel werden nicht ehend“ werden. } * * ; | * Nachtrag. Am Abend des 19. Januar hatte ich vorſtehende Bemerkungen nieder geſchrieben: als ich am Morgen des darauf folgenden Tages in die Vogel⸗ ein Papagei ſei todt. Es war die Tiriba. Die ſofort angeſtellte Unterſuchung ergab, daß das Gefieder tadellos und der Vogel ſehr gut genährt, namentlich die Bruſt ſehr fleiſchig war, ohne daß Fett-Ablagerungen ſich zeigten. Auf meinen Wunſch war unſer Vereinsmitglied Herr Dr. Menzel ſo freundlich, den todten Vogel zu ſeciren. Sein Ausſpruch lautete dahin, daß der Vogel am Herzſchlag geſtorben ſei. | | Kleinere Mittheilungen. Ein Schwalbenneſt im Sprechzimmer. Es iſt in dieſen Blättern ſchon fters davon die Rede geweſen, wie einige Vogelarten, beſonders die Schwalben, em Menſchen ein ſo großes Vertrauen entgegenbringen, daß ſie ſelbſt bewohnte Räume aufſuchen, um ihr Neſtchen zu bauen. Ein neues Beiſpiel davon lernte ich im vorigen Jahre kennen bei Gelegenheit eines Beſuchs bei einem Freunde zu * Tag und Nacht offen ſtehen. Dies benutzte ein Schwalbenpaar, um ſich in ſeinem Sprechzimmer unmittelbar über der Eingangsthüre anzubauen. Die Thiere begannen ihren Bau am 12. Juli, brachten ihn aber nicht vorwärts, Luftzug fehlte. Der Hausherr mußte alſo helfend eingreifen, indem er dem Neſte durch Einſchlagen langer Nägel in die Wand eine Stütze gab, eine Hülfe, lche die Vögel dankbar annahmen und nun bis zum 16. Juli das Neſt vollenden konnten. Am 19. waren drei Eier vorhanden, das Brüten begann, am 1. und 2. Auguſt ſchlüpften die Jungen aus und am 20. und 21. deſſelben Monats machten ie ihre erſten Ausflüge. Während der ganzen Zeit zeigten die Vögel nicht die Menſchen ein⸗ und auspaſſirte und das häufige Zuklappen der Thür unmittelbar unter dem Neſte doch höchſt ſtörend hätte einwirken können. Sie ließen ſogar ohne großes Lamentiren zu, daß die Jungen zeitweiſe aus dem Neſte genommen und 9 rößten Muth an den Tag legte, wenn es galt, unter den ſo erſchwerten Umſtänden ihren Mutterpflichten nachzukommen. An eine Verunreinigung der Stube war tuben komme, meldet das mit Vertheilung des Trinkwaſſers beſchäftigte Mädchen, . Er im Schwarzwalde. Dieſer Herr ift Arzt, der die Eigenheit hat, ſich 3 nur dann wohl zu fühlen, wenn wenigſtens einige Fenſter ſeiner Wohnung bei a das Wetter zu feucht war und im Zimmer natürlich auch der trocknende 1 mindeſte Scheu, obgleich in dem Sprechzimmer alltäglich eine größere Anzahl fremder 15 1 5 auf den Tiſch geſetzt wurden, doch ſetzten ſie die Fütterung dort nicht fort. Kamen = \ fremde Schwalben herein, was öfters paſſirte, ſo wurden ſie vom Männchen mit 5 großer Wuth angefallen und hinausgejagt, während das Weibchen wieder den gar nicht zu denken. Die Alten den den Mist d der! Jungen fei Fenſter e warfen ihn 2 5 nie ſchon in der Stube fort. ſein Bedürfniß zu befriedigen und ae 1 15 unteblhne die Enrren mit 8 222 Schnabel auf, ehe ſie auf den Boden herabfallen konnten. Ob die Schwalben wohl auch im Freien ſo zu handeln gewöhnt ſind? Ich wage natürlich nicht zu behaupten, daß die Gäſte meines Freundes nur aus zarter Rückſicht auf die Rein⸗ 2 lichkeit der Stube jo gehandelt haben, auffallend bleibt aber doch, daß fie die Erre mente ſtets erſt fort warfen, wenn fie zum Fenſter hinaus waren. Wir ſehen alſo aus dieſem Beiſpiele, daß ein Zuſammenwohnen von Menſchen und Schwalben recht wohl ohne große Unzuträglichkeiten möglich iſt, doch müßten die Menſchen, eben wie mein Freund, ganz fanatiſche Verehrer der friſchen Luft fein, was in unſerm unſichern und kränklichen Zeitalter immerhin ein ſeltener Fall ſein würde. G. Dieck. Liebenswürdigkeit eines Goldzeiſigs. Ein Goldzeiſig (Astragalinus tristis) war von einem Mitbewohner ſeines Käfigs ſo ſtark gebiſſen worden, daß ich ihn anderweit unterbringen mußte. In einem Einzelkäfig wohnte allein ein blindes Männchen Cubafink (Euethia eanora). Vor Jahr und Tag hatte ich das Vögel⸗ chen mit ſeinem Weibchen bekommen: bald nach der Ankunft bekam es geſchwollene Augen und erblindete in Folge deſſen. Das Weibchen blieb geſund und pflegte das blinde Männchen, bis es plötzlich ſtarb und nun das Männchen allein blieb. Zu dieſem armen kleinen Vogel, der übrigens tadellos im Gefieder iſt und Futter und Waſſer wohl zu finden weiß, brachte ich den gebiſſenen Goldzeiſig und nach einigen Tagen hatte ich das rührende Schauſpiel, daß der größere Goldzeiſig neben ſeinem kleinen blinden Genoſſen ſaß und ihm mit feinem Schnabel im Kopfgefieder neſtelte: es war dies ein Liebesdienſt, wie er dem armen einſamen Blinden ſeit dem ſchon vor Jahr und Tag erfolgten Tode ſeines Weibchens nicht mehr zu Theil geworden war. . Junge Hühner im Miſtbeet gezogen. Unſer Vereins Sanitätsrath Dr. Frick in Burg theilt mit, daß ſein Bruder, General-Director Frick in Bayen⸗ fbhal bei Cöln die frühzeitig auskommenden Küchelchen von Hühnern und Enten ſeit einigen Jahren, nachdem er ſonſt viel Verluſte durch die Kälte gehabt, in einem hohen Miſtbeetkaſten unterbringen läßt, der gerade ſo wie zur Pflanzenzucht gu mit Pferdemiſt erwärmt iſt. Natürlich muß auch da Luft gegeben und gegen Starken Sonnenſchein geſchützt werden. Zumal für die Nacht und bei kaltem Wetter iſt der Miſtbeetkaſten den Thieren ein ſehr angenehmer und geſunder ep und befördert erheblich ihr Gedeihen. | * Neue Federzeichnungen aus ider Thierwelt von Aglaia von End es | (Wien 1876, Verlag von A. Hartleben, Preis 5 Mark) betitelt ſich ein k elegant ausgeſtattetes Büchlein, das wir den Freunden und Freundinnen anmı Schilderungen aus dem Thierleben warm empfehlen können. Die Verfc in kleinen allerliebſten . einzelne Thiere in ihrem 91 5 und — A Art der Darell zu ne, laſſe ich hier eine Stelle aus He lein jet folgen viele 1 von düpſtigem en, von beſcheidener Art und ſtillem Weſen, hat er ſeine fröhliche, aparte Luft, ein hohes Vergnügen, das ihm niemand ſtört, um das niemand weiß, das ihm nur ein paar Flügelſchläge koſtet und ihn im Augen: blicke über alle Dürftigkeit des Lebens erhebt. — — Aber nicht bloß da draußen, zwiſchen ſonnigem Himmel und wehenden Baum— mi pfeln oder unten am Rande des flüfternden Bächleins, mitten unter der Schaar iner lieben Genoſſen oder an der würzigen Tafel tief drinnen im Nadelwalde, icht blos da iſt der kleine Geſell vergnügt und guter Dinge. Auch an weit anderer Stelle, fern von Allem, was das Glück des Zeiſiglebens ausmacht, in Gefangenſchaft und Einſamkeit, ohne Gefährten, der ſeinem Liedchen horcht, ohne Frühlingsluft, ohne herbſtliches Wandern, findet er ſich bald zurecht. Nur etwas iebe braucht er, freundliche Pflege und mildes Sonnenlicht, und muß er ſeine ederten Genoſſen entbehren, findet er keinen, der mit ihm ſpielt und ſcherz, „dann ſchließt er ſich an den Menſchen an, denn einen Freund muß und i 5 er haben. Und hat man ihn zutraulich, ſein Plätzchen ihm lieb und behag— lich gemacht, dann will er auch beweiſen, daß er dies anerkennt und holt ſein Liedchen hervor, ſein Liedchen, das Niemand wehe thut und Niemand entzückt nd das doch des Vogels kleiner Schatz iſt, mit dem er vorhält, um ſeinen genen Bedarf an hoher Freude ſein Leben lang zu decken. | So, hinter den Gitterſtäben des Käfigs, als anſpruchsloſen Freund einſam nder Menſchen, als Stubengenoſſen ſpielender Kinder, als einzigen Luxus⸗ tz im Hauſe der Armuth kennen wir ihn wohl alle und haben wir ihn wohl en % v. Schl. G. Brinner. alle aS. daueſaube 8. TE Eine practiſche Brutmafchine zu etwa 30 Eiern abzugeben. Thiele. e sie dab wegen enges biete, Halle, Magbeburgei th a Handlung exotischer Vö ögel, finken, Paradieswittwen (halb in Farbe) Gold-, Blutschnabel- und Madagaska- | schnabel - und grosse e in Putz, brasilianische W . Paar imp. Wellenſittiche 18 / ſämmtliche Vögel ausgezeichnet befü ert, christiane Hagenbeck, Hamburg, St. Pauli, Spielbudenplatz 19 hat vorräthig und empfiehlt: } FR, er rothhaubige, weisshaubige, grosse gelbhaubige, kleine gelbhaubige, /nka- und Nasen-Kakadus ; einen sehr zahmen Nacktaugen-Kakadu (P. ophthalmieus), Nymphen- sittiche, einen sehr zahmen, sprechenden blauen Arara (Sittace glauca), grüne, hellrothe, dunkelrothe blaue gelbbrüstige und rothrückige Araras, Halbmondsittiche, - Hochedelsittiche, Gras-, Wellen- und Pavuasittiche, Graupapageien (acelimatisirte Segelschiffvögel), grosse Vaza- Papageien, grosse grüne und blauscheitelige Edel- papageien (Eelectus luconensis), eine fingerzahme Diadem-Amazone, blauscheitelige, gelbnackige und eigentliche Aothbug- und Blaumwangen- Amazonen (Chrysotis coceineifrons), zahme, junge, doppelte Gelbkopf- und zahme Surinampapageien, Grauköpfchen, blaue Gebirgsloris, Ariel- Bunt. Fischer- und Weissbrust-Tukane, Sonnenvögel, Paperlings, Schopfmeina, Blauraben, rothe, grüne, graue und Domini- kaner-Kardinäle, violette Organisten, Safranfinken Männchen, Ostindische Non- pareil- Männchen, Reisvögel grau und gescheckt, zweifarbige Elslerchen, bunte japanesische Mövchen, Sülberschnäbelchen, Malabarfasänchen, schwarzköpfige Nonnen, Muskatvögel, weissköpfige Nonnen, Bundfinken, Helenafasänchen, graue Astrilde, Orangebäckchen, Amaranihen, Tigerfinken, Schmetterlingsfinken, Allus- > — eher, Napoleonsvögel, Flammenfinken und Feuerfinken. Soeben trafen noch ein: 8A Rosakakadus, Paradies-Sittiche, Blassköpfige oder Mily-Rosella’s, zwei 3 und kastanienbrüstige 1 5 3. Heinrich Möller's Zoologische und Ornithologische Handlung, HAMBURG, St. Pauli, Spielbudenplatz 1 hat vorräthig und empfiehlt: schöne Amazonen, Surinam, doppelte Gelbkopf,. Neuholländer und prachtvolle junge Graupapageien, Segelschiffvögel, 1 Paar Hoch- edelsittiche, blaue Gebirgslori, importirte Wellensilfiche, kleine Alexander- und importirte Nymphensittiche, Pekingnachtigallen oder Sonnenvögel, Schopfbülbül, Zebrafinken, kastanienbrüstige Schilffinken, weiss- und schwarzköpfige Nonne Pfäffchen, Helenafasänchen, zweifarbige Elsterchen, Fuchs-, Madagascar-, B ah der verschiedensten Arten Affen. 1 Graufo öpfchen Männch. 15 2 1 Paar Sonnenvögel 2 ſowie 1 Käſig faſt neu, ca. 2,30 em. hoch, 1,10 m. breit, 37 m. tief, en 7 Abtheilungen, Springbrunnen, Zinkſchiebladen und Futterſchrank, bill verkaufen. Plauen bei Dresden. Wladimir Redaction: E. v. Schlechtendal in Merfeburg. Druck von E. Karras in Halle. f. ‚il e /> AN AT 0 N S UI N a. N N SSS : N ee 5 Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. * * Vereins mitglieder zahlen einen Redi irt Für Anzeigen iſt eine Gebühr * Sahres-Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. S chle ch t end al, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme 50 meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. — „FFFFFCCT—T0ß—T7T0TTCTdTCTTFbfTTTTTT—T—T—TꝙV . EEE III. Jahrgang. April 1878. Ur. 4. 2 Inhalt: Monatsbericht. Berichtigung einiger Druckfehler. v. Schlechtendal: Die Unterſuchungen Dr. K. Th. Liebe's über Zu⸗ und Abnahme der in Oſtthüringen brütenden Vogel⸗ arten. W. Thienemann: Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt. IV. Die Sperlinge. J. Stengel: Vogelfang auf Helgoland. — Kleinere Mittheilungen: Ein weißer und ein ſchwarzköpſt iger Stieglitz ek und Vogelſchutz. — Anzeigen. — —ʒ/ un — Monatsbericht. Den Bericht über die Monats⸗Verſammlung am 10. April d. J. wird die ſte Doppel⸗Nummer bringen. ; An ſonſtigen Vereinsnachrichten freut es uns zunächſt mittheilen zu können, daß die Angabe, Herr Amtmann Braſſert in Polleben ſei aus unſerem Vereine gusgeſchieden, auf Mißverſtändniß beruhte. Ausgetreten ift dagegen Herr F. Müller in Paſchwitz, geſtorben Herr Morgenſtern in Unterröblingen. Die Zahl der Vereinsmitglieder beträgt ſonach 661, nicht 662. Dem Vereine ſind aber weiter als Mitglieder beigetreten: 663. von Pilgrim, ri e i 1 16 665. F. Neufang, Kgl. Baurath in Saarbrücken, 666. Dr. Magerſtedt, haben. So wichtig dieſe Ermittelungen ſind, ſo ſchwierig ſind dieſelben aber Königl. Sanbbrof in Hildesheim, 664. er Ornitholog. Verein ir f ürz ſiſtorialrath in Sondershauſen, 667. Nobbe, Regierungsrath und Director d Bezirks⸗Verwaltungs⸗Gerichts in Merſeburg, 668. Wilhelm Jahr, Gutsbeſit Kaufmann in organ 672. Mitſ ric, Rathmann in aßen, 673. en due c in Leipzig. Bi Halle und Merfeburg, im April 1878. Der Vereins- Zen). Berichtigung einiger Druckfehler. 2 Leider find in der Abhandlung des Herrn P. emer. G. Thienemann „Et Bemerkungen über die von mir beobachteten Sumpf- und Waſſervögel“ mehre Druckfehler ſtehen geblieben, die wir nachſtehend verzeichnen: Seite 19 Nr. 2 u. 3 lies ſtatt Rothſchnabekl — Rothſchenkel. i „ 43 Zeile 1 u. Flugzeit — Zugzeit. ne A FA TerT — meiner 5 „ „% 16 v. ö. „ „ Freiberg — Freiburg. f nn AA TV erert — feiner. 25 „ 46 5 DEN. n n einer — meiner. WED en #M N yiat — My-vatn. >“ Merſeburg, im April 1878. Die Redaction. = Die Unterſuchungen Dr. K. Th. Liebe's über Zu⸗ und Abnahme der in Oſtthüringen brütenden Vogelarten. 93 Für die Monatsſchrift bearbeitet von E. v. Schlechtendal. e welche die Zu- oder Abnahme der 1 Vogelarten b und man darf jeden Beitrag mit Freuden begrüßen, den ein gewiſſenhafter und; läſſiger Beobachter zur Löſung dieſer Frage liefert. Ganz beſonders ! han brütenden Vogelarten umfaßt. „Die Brutvögel Ostthüringen - u e . ſich eine größere Abhandlung, die 1 1 l er en. Brutvögel 7 5 5 worden, 9185 wir hier ler je 5 r ausnahmsweiſe oder regelmäßig im Gebiet brüten, ſtark oder etwas ab⸗ A. Vogelarten, die unr ausnahmsweife im Gebiet brüten. I. Kleinvögel. Die Rothdroſſel, Turdus iliacus. Der Schlagſchwir l“), Threnetria fluviatilis. Die Sperber-Grasmüde, Sylvia nisoria. Der Halsband-Fliegenfänger, Muscicapa collaris. Der Wiedehopf, Upupa epops. II. Großvögel. Die Nebelkrähe, Corvus cornix. e Der Königsweih, Milvus regalis. Der Wanderfalke, Falco peregrinus. Der Rothfußfalke, Falco vespertinus. Die Korn weihe, Circus pygargus. Der Sperlingskauz, Athene passerina. Die Sumpfeule, Otus brachyotus. Der Goldregenpfeifer, Charadrius auratus. Der Uferläufer, Actitis hypoleucus. B. Vogelarten, welche regelmäßig im Gebiet brüten. 2 ten, welche ſoh ſtark abgenommen haben, daß nur etwa noch ein Dritt⸗ * oder noch weniger von dem früheren Beſtande vorhanden iſt. J. Von Kleinvögeln: 1 Der Kleib er, Sitta caesia. Der Beſtand war nach dem Winter von auf 1871 auf ein Minimum geſunken, und hat ſich erſt in den letzten zwei en eine geringe Zunahme wieder bemerklich gemacht. Der Grund einer ſo llenden Abnahme dieſer hübſchen Vögel kann nicht angegeben werden, da offen⸗ ie Witterungsverhältniſſe nicht allein die Schuld getragen haben, auch weder ellungen noch Wohnungsnoth von ſchädlichem Einfluß geweſen ſein dürften. 2. Die Kohlmeiſe, Parus major. Der frühere Maſſenfang in Verbindung em ungünſtigen Einfluß der modernen Culturverhältniſſe ſcheint die beklagens⸗ e Abnahme dieſer nützlichen Vögel verſchuldet zu haben. (Vergl. Monats⸗ ft v. 1877 S und die Mahnung in der onalsſchrift v. 1878 S. 33). & nennt Liebe dieſen Vogel, weil er auf Waldſchlägen lebt. 5 Die Ha ideler 15 Wan e Die cbnchn Vogels betrifft das ganze Gebiet: im Oſten und Nordoſten iſt derſ aus m Fluren ſchon ganz verſchwunden. Bergrücken der Bundſandſtein⸗Formation, n e noch vor 30 Jahren 8 bis 12 Paare beherbergten, werden jetzt von einem? bewohnt oder entbehren dieſes Sängers ganz. Die Gründe der ſtarken Abn konnten nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt werden. Möglicher Weiſe ſteht derſel b Zuſammenhange mit der ſpäter zu erwähnenden Vermehrung der Spitzlerche des Baumpiepers (Anthus arboreus). Für die jetzt vorhandenen ſchwachen 2 2 ftände kann auch der Einzelfang für den Käfig ſchon verhängnißvoll werden. 4. Der Kirſchkernbeißer, Coccothraustes vulgaris. Sauptjächlich ! es die Obſtpächter, die dieſem Vogel nachſtellen und dadurch von Jahr zu J j ſeine Beſtände verringern: jetzt niſtet er nur noch ſelten im Gebiet. . 5. Der Gimpel oder Dompfaff, Pyrrhula vulgaris. Auch in den Wa gebieten hat die Zahl der niſtenden Paare ſo ſehr abgenommen, daß noch andere Gründe, als die Nachſtellungen der Menſchen dabei mitgewirkt haben müſſen. Ausheben junger Gimpel zum Zweck der Abrichtung iſt in Oſtthüringen nicht übli nur im Frankenwald werden einzelne für die Lehre ausgehoben. 6. Der Raubwürger, Lanius excubitor, wurde vielfach vom Sorftperfona abgeſchoſſen und wird auch von nicht zünftigen Schlien ab und zu erlegt. Auch bei dieſer Art ſcheinen aber noch andere, unbekannte Su die Herabminderun der früheren Beſtände veranlaßt zu haben. | 7. Der Grauwürger, Lanius minor, iſt nur noch im Norden des Gebiet | regelmäßig Brutvogel, während er früher im ganzen Gebiete nicht ſelten w Gründe der Abnahme haben ſich nicht ermitteln laſſen. 5 8. Die Schwanzmeiſe, Acredula caudata. Seit vier Jahrzehnte dieſer niedliche Vogel beſtändig an Zahl abgenommen. Werden einzelne ar weggefangen und die Neſter vielfach durch Katzen zerſtön ſo erklärt das doch ni zur Genüge die ſo bedeutende Abnahme. II. Großvögel. 8 9. Die Elſter, Pica caudata. Häufiges Wegſchießen in Folge der X 0 heißung von Schußgeldern und in Folge von allerlei Aberglauben, nach welchen einzelne Theile des Elſterkörpers gewiſſe heilkräftige Wirkungen haben oe hal den nicht häufigen Vogel zu einer ſeltenen Erſcheinung gemacht. 8 10. Der Kolkrabe, Corvus corax, a in ble 11 0 Br folg (gu! zu ſein. | ER Der Schwarzſpecht, Pieus martius, dont nur na | 12. Der Habicht, Astur las Der Beſand t zwar zurückgegangen, eine weitere le al 1 en N ; Der Uhu, Bo maximus, darf im Gebiet als ausgeſtorben oder als rbend angeſehen werden. 14. Die Hohltaube, Columba oenas, wird immer ſeltener und ift ihr id bereits auf ein Minimum (etwa 6 — 8 Paare) herabgeſunken. Sie ver⸗ als Niſtſtätte alte hohle Bäume und dieſe leidet die heutige Forfteultur nicht. 15. Der Auerhahn, Tetrao urogallus, iſt „in unaufhaltſamen Schwinden en.“ In den größeren Walddiſtricten, in denen er noch vorkommt, wird er t Verſtändniß und großer Sorgfalt gehegt und dennoch ſcheint ſein Ausſterben nicht aufhalten zu laſſen. Auf die muthmaßlichen Gründe dieſer Erſcheinung fen wir gelegentlich zurückkommen zu können. 16. Der Fiſchreiher, Ardea einerea, wird bald aufgehört haben, Brut⸗ l im Gebiet zu ſein. Fortgeſetzte Verfolgung hat dies Reſultat herbeigeführt. 17. Die Rohrdommel, Botaurus stellaris, hat bereits aufgehört, im Ge- zu brüten. 18. Der weiße Storch, Ciconia alba, desgleichen. eren Teichen des Gebietes, iſt ſelten geworden. 20. Die Stockente, Anas boschas, hat ebenfalls beträchtlich abgenommen, gl. Monatsſchrift v. 1877. S. 57). b. Arten, welche an Zahl abgenommen haben. | Der Waſſerſchmätzer, die Waſſeramſel, Cinclus aquaticus, hat ſich vielen Bächen und Flüßchen zurückziehen müſſen, die in Folge der fortſchreiten⸗ Entwaldung zu waſſerarm geworden, oder durch die Fabrik-Abgänge verunreinigt en ſind. 2. Das Rothkehlchen, Erythacus rubecula, iſt zwar noch häufig, hat doch abgenommen. Weniger vielleicht der Fang für das Zimmer, wie das zen weiter Waldſtriche, das Wegſcharren des Mooſes durch kleine Waldbeſitzer die Beſeitigung der Haide- und Ginſterſträucher in den größeren Forſten werden Gründe dieſer Erſcheinung zu bezeichnen ſein. 3. Die Nachtigall, Luseinia vera, hat von jeher nur in der Nordhälfte ebietes gebrütet; im Verlauf der letzten ſieben Jahrzehnte hat ſich aber die Grenze ihres Verbreitungsgebiets allmählich immer weiter nach Norden ud ezogen. Nachſtellungen der Menſchen und Verſchlechterung des Klimas ir die Nachtigallen aus dem mittleren Oſtthüringen vertrieben zu haben, ihrend ihr Beſtand an den unteren Läufen der Saale (Naumburg u. ſ. w.), nfteut, Elſter und Pleiße örtlich immer derſelbe bleibt. 4. Der Mönch, Sylvia atricapilla, hat ſich zwar ſeit 1867 wieder etwas mehrt, it aber immer noch etwas ſeltener, als vor 40 und 50 Jahren. Un- ünſtige Witterungsverhältniſſe ſcheinen zum da wenigſtens dieſe Abnahme ver: uldet zu haben. 5 Die Dorngrasmücke, Sylvia einerea, leidet an Wohnungsnoth, da 2 nenhecken auf den Feldrainen vielfach beseitigt worden ſind; hauptſächlich 19. Der große Haubentaucher, Podiceps eristatus, früher auf allen N ſamer in ihren Anſprüchen, weniger an Wohnungsnoth zu leiden hat. ſtänden, unter der Ungunft der a e und — nm ale G. mücken — unter den Verfolgungen des rothen Würgers (Lanius collurio), er Katzen und Wieſel ſehr zu leiden, ſo daß ihr Beſtand ſtetig abnimmt. Bi 7. Das Goldhähnchen, Regulus cristatus, hat im Oſten des Gebiets mit Rodung der Nadelwälder ſtark abgenommen. = 8. Die Tannenmeife, Kreuzmeiſe, Parus ater, iſt auf das Nadelholzgebiet angewieſen, leidet an Wohnungsnoth und muß ſchon 11 alten Kopfweiden und Mauslöchern fürlieb nehmen, in denen ſie zahlreichen Feinden und den Unbilden der Witterung ausgeſetzt iſt. 9. Die Sumpfmeiſe, Parus palustris, hat ſich namentlich in Folge der Ausrodung der Laub- und Buſchwälder verringert, wogegen dieſe Art, weil gent 10. Der ſchwarzkehlige Wieſenſchmätzer, Pratincola rubicola, von 9 jeher ein ſeltener Brutvogel im Gebiet, iſt jetzt noch ſeltener geworden. 3 11. Die Heckenbraunelle, Accentor modularis, ſchon früher nicht häufig, hat an Zahl abgenommen, hauptſächlich wohl in Folge eines regulirten Forſtbetriebes, der das von der Braunelle bevorzugte wirre Durcheinander von kleinen und groben Fichten nicht geduldet wiſſen will. Auch als Wintergaſt iſt fie ſehr ſelten geworden. 12. Die Schafſtelze, Motaeilla flava, iſt ſelten und zieht ſich immer mehr aus dem Hügelland nordwärts zurück. Die Gründe dieſer Erſcheinung habe bis 3 her nicht genügend aufgeklärt werden können. 4 13. Der Goldammer, Emberiza eitrinella, ift zwar noch immer gemein, hat im Laufe der Zeit aber allmählich abgenommen. Die Beſeitigung der Gebüſche auf den Feldrainen, an den Böſchungen der Wege und an den Waldrändern haben auch für dieſe Vögel eine Wohnungsnoth geſchaffen, welche die wünſchenswerthe Vermehrung beeinträchtigt. 4 14. Der Hänfling, Cannabina linota, hat im Ganzen und Großen ſehr abgenommen; der Wohnungsmangel, die ſorgloſe Unklugheit der Alten bei Anlage ihres Neſtes, die Untugend, beim geringfügigſten Anlaß die Eier zu verlaſſen, die Verfolgung durch das Raubzeug und nebenbei auch der Fang für den Käfig dürften die zuſammenwirkenden Urſachen dieſer bedauernswerthen Erſcheinung ſein. 7 15. Der Seil ig, Chrysomitris spinus, ſcheint ebenfalls abzunehmen. möglich.“ 16. Der Kiefernkreuzſchnabel, Loxia pityopsittacus, brütet nur . im Gebiet. 17. Die Rauchſchwalbe, Hirundo rustiea, unterliegt in ihrem Beſta ſehr ſtarken, durch die Witterungsverhältniſſe bedingten Schwankungen. Im gemeinen hat ihre Zahl aber abgenommen. Die Verfolgungen in der Wint berge und die Mühſale der Reiſe ſcheinen dieſe Abnahme verurſacht zu habe 18. Die Uferſchwalbe, Cotyle riparia, kommt nur in den wärme Thalpartien des Gebiets vor, iſt noch am häufigſtem im Saalthal, nimmt im zen aber ab, da ſie immer weniger geeignete Niſtplätze findet. i Der Steinf chm ätzer, Saxicola benanthe, verliert einen Brutplatz nach dern und nimmt in Folge deſſen mehr und mehr ab. „Kunſtliche 1 1 55 dies auch könnte; — fo bleibt dem Vogel nur übrig en. 1d ich ein neues Heim zu ſuchen.“ | 0 II. Großvögel. Die Sontfräbe, Corvus frugilegus, hat in Folge vielfacher Zerſtö⸗ en ihrer Niftcolonien abgenommen und ſich mehr nach den nördlichen Theilen des Gebiets zurückgezogen. 2. Der Grünſpecht, Pieus viridis, iſt nur im Süden und Weſten des iets, dagegen 3. Der Grauſpecht, Picus canus, allenthalben ſeltener geworden. Nach⸗ ingen durch „ſchießwüthige Flintenbeſitzer“ und Mangel im Winter werden bei- Arten verderblich, dem Grauſpecht ſchadet es dabei, daß er öfter ſeine Niſthöhle wenig hoch über dem Boden anlegt, . Mangels geeigneterer Stelle zulegen gezwungen iſt. 4. Der Wendehals, Iynx torquilla, kommt noch in Ale wärmeren lern vor, iſt aber ſeltener geworden. Wohnungsnoth ſcheint die Urſache zu Alte Staarniſtkäſten mit Mulm und verrotteten vorjährigen ſtoffen gefüllt, nimmt der Wendehals nicht ungern an. Nicht tiefe Niſt⸗ käſten mag er nicht. 5. Der Fiſchadler, Pandion haliaötos, niſtet zur Zeit in Oſtthüringen noch in zwei Paaren, wird vorausſichtlich aber bald ganz verſchwunden ſein. N 6. Der ſchwarze Milan, Milvus niger, horſtet jetzt nur noch im äußer⸗ ſten Nordoſten des Gebiets. 7. Der Thurmfalk, Falco tinnuneulus, iſt ſehr häufig, ſein Beſtand in folge ungerechtfertigter Verfolgung durch den Menſchen aber doch im Ganzen etwas ntergegangen. 8. Der Sperber, Astur nisus, iſt noch immer häufig, doch giebt es zur deren weniger, als vor 50 Jahren. a 9. Die Ohreule, Otus silvestris, ſcheint etwas abzunehmen. Die Ver⸗ ungen von Seiten ſchießwüthiger Menſchen und vielfache Rodung des Nadel— f es möchte der Grund ſein. Uebrigens iſt dieſelbe je nach den Mäuſejahren, bald ziemlich zahlreich, bald nur in wenigen Paaren im Gebiet vertreten. 10. Der Rauchfußkauz, Athene dasypus, iſt ſehr ſelten. 11. Das Birkhuhn, Tetrao tetrix, liebt lichte, gemiſchte Beſtände auf haidebewachſenem, etwas moorigem Boden und nimmt ab, wenn dieſe mehr und r verſchwinden. Es iſt aber noch ausgebreiteter, wie das Auerwild und für Schonung und Hegung empfänglicher. 13172. Der Kibitz, Vanellus cristatus, ift noch nicht ſelten, leidet aber haupt: ſächlich durch das unverſtändige Wegnehmen der Eier (Vergl. Monatsſchrift v. : . ©. 18), jo daß der Beſtand dieſer Vögel ſeit 50 Jahren im Rückſchritt be— 13. Der kleine Uferpfeifer, Aegialitis minor, bewohnt die an der Elſter und Saale. Seine Colonien werden immer kleiner. 14. Die Waldſchnepfe, Scolopax rusticola, brütet nur vere Gebiete und wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer ſeltener, „Die Minde hängt zuſammen mit der Entſumpfung unſeres Waldes und mit dem 1 1 n iliehent ſucht. u 15. Die Befaf fine, Scolopax gallinago, kommt nicht ganz ſo selten | war früher aber weit häufiger. Die Bekaſſine liebt Beunruhigung noch weni wie die Waldſchnepfe: im Uebrigen gilt das von dieſer Geſagte. | 16. Der Schnärz, Wachtelkönig, Crex pratensis, ift zwar noch nicht! gerat jelten, aber bei Weitem nicht mehr jo häufig, wie in den vierziger Jahren. Seine Abnahme iſt ganz unerklärlich, da man gerade bei ihm Zunahme vorausſetzen müßt 17. Der rothhälſige Taucher, Podiceps subscristatus, brütet zur Ze 1 nur noch in 1 oder 2 Paaren im Gebiet. 5 18. Die Krickente, Querquedula creeca, wird immer ſeltener. 5 5 entzieht die neuere Cultur durch Einlegung der Teiche und Drainage die von bri ten Waſſergräben durchzogenen ſumpfigen Wieſen oberhalb der größeren Tei und das als Viehſtreu verwendete ſcharfe Seggengras der ſaueren Schilfwieſen.“ a c. Arten, welche ſich an Zahl im Ganzen gleichgeblieben ke; I. Kleinvögel. 1. Die Mifteldroffel, der Schnärrer, Turdus viseivorus, war ne in eine der in Oſtthüringen ſelteneren Droſſelarten. 3 2. Die Zippe, Singdroſſel, Turdus musicus. Kleine Schwankungen in den Beſtänden ſind meiſt auf örtliche Gründe zurückzuführen z. = auf ſtarke Zu⸗ nahme der Eichhörnchen oder auch der Eichelheher. . | 3. Der Uferſänger, Acrocephalus phragmitis, kommt 1 ganzen Gebiet aber nirgends häufig vor. | B 4. Der Feldſchwirl, Threnetria locustella, ift ſelten im Gebiet. 5. Der Waldlaubvogel, Phyllopneuste ha iſt ebenfalls c | gerade häufig. 4 6. Das Baumröthel, der Gartenrothſchwanz, Rutieilla phae ai a mit geringen Schwankungen in den einzelnen Jahren, jeinen ſtarken a: a den letzten 40 Jahren nicht geändert. 5 7. Das Hausröthel, der Hausrothſchwanz, Rutieilla tithys, iſt in dieſem Jahrhundert in ſeinem Beſtande ſich im Ganzen gleich geblieben. Traf in einzel nen Jahren eine Minderzahl ein, ſo war dies jedenfalls eine Folge a ſtige Witterungseinflüſſe auf der Reiſe. Ku Beide Rothſchwänze haben ungefähr den gleichen Beſtand im Gebiet doch die Vertheilung der Hausröthel eine gleichmäßigere. Nur da, wo die Bienenz icht ihm nachſtellen, zieht letzteres ſich zurück. en 8. Der Zaunkönig, Troglodytes parvulus, iſt jebt ns wie ehedem. | | — . Verhältniſſe chunlichſt zu fiene 11. Die Haubenmeiſe, Parus cristatus, leidet weniger Wohnungsnoth, wie Kohl⸗ und Tannenmeiſen, da fie auch gern in das Reiſig der Raubvögelhorſte, lte Eichhorn⸗ und unter alte Krähenneſter niſtet, hat aber doch in Folge der dung von Nadelholzbeſtänden viel Terrain aufgeben müſſen. 12. Die Bergſtelze, Motaeilla sulfurea, war und iſt im ganzen Gebiet Haufe. 13. Der Brachpieper, die Brachſpitzlerche, Anthus campestris und 14. Der Wiefenpieper, die Wieſenſpitzlerche, Anthus pratensis gehören de zu den ſelteneren Vögeln. i 15. Der Steinſ perling, Pyrgita petronia, war und iſt eine ſeltene t“ — anf cheinend iſt ſein Beſtand aber im Ganzen und 9 9 unverändert geblieben. 17. Die Mehlſchwalbe, Chelidon urbica, iſt in ihrem Beſtande großen chwankungen ausgeſetzt, immerhin ſcheint derſelbe ſich wenig geändert zu haben, * Viele auch ein Abnehmen behaupten. 1.088. Der Ziegenmelker, Nachtſchatten, Caprimulgus europaeus, findet ſich Ei in den Waldgegenden des Gebiets und iſt daſelbſt micht häufig. 1359. Der Eisvogel, Alcedo ipsida, hat zwar viele Bäche, die waſſerarm en nger zuſammengeſchloſſen. 20. Der Pirol, Oriolus galbula, hat im Norden des Gebiets ab-, im üden zugenommen, jo daß der Beſtand derſelbe geblieben iſt. Wo er abgenom⸗ II. Groß vögel. 1. Die Dohle, Corvus monedula. 2. Der Buntſpecht, Picus major, verſteht es, ſich den Verhältniſſen an- 3 zupaſſen, frißt Verſchiedenartiges z. B. Nadelholzſamen, Lindennüßchen u. ſ. w., wird vom Landwirth geſchont oder gehegt und ift in Folge dieſer Umſtände eine Verminde⸗ ru ig ſeines Beſtandes nicht bemerkbar geworden. 3. Der Kukuk, Cuculus canorus, iſt ſich in feinem Beſtande gleich geblie— n, jedoch mit unausgeſetzten Schwankungen von etwa 25 Procent. 5 4. Der Mäu ſebuſſard, Buteo vulgaris, iſt überall häufig und hat ſich der Beſtand dieſer Vögel ſeit etwa 1851 auf derſelben Höhe gehalten, während ſie f früher häufiger waren. Im Jahre 1848 und den folgenden Jahren iſt eine große Der nge dieſer ſehr e Räuber von den Bauern weggeſchoſſen worden. 5 geworden, verlaſſen müſſen, ſich dafür aber entlang der größeren Bäche und Flüſſe E a 0 J ER TTE N r a Dr N ER Rn TER ͤ TV.. ne EEE 5. Der 8 75 nr . N. 10 apivorus, , Brite und 6 in wenigen einzelnen Paaren im Gebiet. 6. Der Baumfalke, Falco subbuteo, desgleichen. ar» 7. Der Waldkauz, Syrnium aluco, die häufigſte Eulenart des hi, | it in ſeinem Beſtande ſehr bedeutenden Schwankungen unterworfen. Fehlt es in einem Jahre ſehr an Mäuſen, ſo ziehen die Jungen fort. Im Großen und Gan 3 zen ſcheint der Beſtand jedoch ſich gleich zu bleiben. 1 8. Die Turteltaube, Turtur auritus, iſt in einem Jahre ſehr häufig, 9 in dem anderen ſelten, je nachdem der Fichten- und Kiefernſamen gerathen iſt. Im Allgemeinen dürfte auch ſie ihren Beſtand beibehalten haben. | 3 9. Das Rebhuhn, Perdix einereus, hat im Ganzen und Großen ebenfalls 3 noch denſelben Beſtand, obſchon derſelbe unter dem Einfluffe chli Winter 7 den erheblichſten Schwankungen unterliegt. 4 10. Der Zwergreiher, Ardetta minuta, führt ein fo verborgenes Sehen, daß ſein Beſtand ſehr ſchwer zu controliren ift. 9 11. Die Wafferralle, Rallus aquaticus, nimmt gern die Eiſenbahn⸗ Ausſchachtungen an: es gilt im Uebrigen von ihr das sub 10. Geſagte. 1 12. Das geſcheckte Waſſerhuhn, Gallinula porzana, iſt allenthalben im Gebiet, aber nirgends häufig zu finden. Be 13. Das kleine Waſſerhuhn, Gallinula pusilla, ift nur im mittleren und nördlichen Gebiet und vielleicht noch ſeltener als das vorige. 1 14. Die Tafelente, Aithya ferina, iſt nächſt der Stockente die häufigſte Ente in dem Gebiet. Der ſehr zurück gegangene Beſtand hat ſich ſeit etwa 10 Jahren wieder gehoben. Die Tafelente iſt gegen Störung weniger empfindlich, wie die Stockente und würde ſich bei richtiger Schonung und verſtändigem Be⸗ triebe der Jagd beſſer mehren, wie dieſe. Der Fiſcherei thut ſie faſt abſolut keinen Schaden. Be 15. Die Wachtel, Coturnix communis, ſcheint in ihrem Beſtande durch die Winterreiſe zu leiden: es würde bei ſonſt nicht ungünſtigen Verhältniſſen eine 4 Vermehrung ftattfinden müſſen. 1 d. Arten, welche der Zahl nach zugenommen haben. I. Klein vögel. 3 1. Die Amſel, Turdus merula, hat ſowohl im Walde, wie außerhalb des Waldes beträchtlich zugenommen. Sie weiß ſich veränderten Verhältniſſen z fügen und brütet jetzt ſchon in den Gärten und Anlagen der Städte und Dörfer. Das beſtehende Fang-Verbot, die Unterhaltung zweckmäßiger winterlicher Fütte rungsplätze, die neuerdings erfolgte Anlegung von künſtlichen Reiſighaufen, fo die zunehmende Anpflanzung von wildem Wein, Sahne beten wm ben ihre Vermehrung begünſtigt. 15 2. Der Teichſänger, Acrocephalus arundinaceus, iſt im Gebiet 19 5 ge * meinſte und verbreiteſte Rohrſänger: ihm kommt es ns zu ſtatten, daß ſein Neſt auch außerhalb des ale in Zwergweidenbüſchen geen | .Der Weidenlaubvogel, Phyllopneuste rufa, hat fi in Folge von ldrodungen im Oſten vermindert, im übrigen Gebiet ſtark vermehrt. Die unſerer modernen Forſtwirthſchaft, welche die Cultur der Fichte begünſtigt, wirkt auf ſeinen Beſtand ſehr günſtig. „Durch die Eintheilung in Schläge ſchafft viel größere Flächen, auf denen untermiſcht mit Birken acht- bis zwanzigjährige ichten ſtehen, deren untere, theilweiſe auf dem Boden aufliegende Aeſte reichlich it Schmeelengras und dergl. durchwachſen find. Darin ſiedelt ſich der Weiden— ubvogel am liebſten an.“ 4. Der Fitis, Phyllopneuste trochilus, hat ſich in ſeinem Beſtande gegen üher um das Doppelte gehoben. Etwas mag dazu beigetragen haben, daß der aldwühlmäuſe (Arvicola glareolus) und der Waldmäuſe (Mus silvaticus) in uerer Zeit weniger geworden ſind. 5. Die Gartengrasmücke, Sylvia hortensis, hat ſich im Ganzen erheb— ch vermehrt, wenn ſie auch in einigen Theilen des Gebiets und zwar in der Nähe r Dorfſchaften der zahlreichen Katzen wegen abgenommen hat. „Die Vermehrung des Vogels im Schwarzholz hängt ſicher mit den Fortſchritten der Forſtkultur zus mmen.“ Die im Waldcomplex eingeſtreuten größeren Flächen mit Fichtendickicht eten dieſer Grasmücke einen trefflichen ſichern Aufenthalt. 6. Das Feuerköpfchen, Regulus ignicapillus, früher in manchen Ge— genden geradezu eine Seltenheit, iſt jetzt häufiger geworden. 1 7. Der braunkehlige Wieſenſchmätzer, Pratincola rubetra, iſt jetzt ebenfalls nicht mehr ganz ſo ſelten, wie früher. Er. 8. Die weiße Bachſtelze, Motaeilla alba, ift im ganzen Gebiet gemein und nimmt ihr Beſtand noch langſam zu. Allenthalben geſchützt, weiß ſie ſich auch den durch die Cultur geſchaffenen Verhältniſſen in oft recht auffälliger Weiſe an⸗ zubeguemen. * 9. Die Feldlerche, Alauda arvensis, hat ſich ſeit 50 Jahren in dem⸗ i ſelben Maaße gemehrt, wie die Waldſtrecken ſich in Feld umwandeln, und die t mehr und mehr einen ſteppenartigen Character annimmt. Wahrſchein⸗ lich würde die Vermehrung noch ſtärker ſein, wenn nicht die Brut durch Füchſe, Igel, vor Allen aber durch die „aushäuſigen“ Katzen und außerdem durch die in neuerer Zeit häufiger auftretenden Hagelwetter ſehr zu leiden hätte. 10. Der Rohrammer, Emberiza schoenielus, iſt in den Sümpfen an der 8 untern Elſter und Pleiſſe häufig und ſein Beſtand in dieſer Gegend auch in der Arahne begriffen, ſonſt kommt er nur vereinzelt im Gebiet vor. 11. Der Buchfink, Fringilla coelebs, hat Dank feiner Klugheit und Scene trotz der Abnahme der Wälder zugenommen. Nächſt dem Sperling hat ſich kein anderer finkenartiger Vogel ſo ſehr und in ſovielen Beziehungen dem 92 tenfchen angeſchloſſen, wie gerade der Buchfink. 1 12. Der Hausſperling, Passer domesticus, iſt in verſchiedenen Wald: dörfern erſt im Laufe dieſes Jahrhunderts eingewandert und fehlt jetzt nur noch bei einer Anzahl Mühlen und einigen Weilern im Walde. 153. Der Feldſperling, Passer montanus, hat ſich nicht in dem Maaße vermehrt wie der vorige. kleinen Höhlenbrüter. nig den Verhältniſſen bequemt, iſt er doch manchen Verse aus f beſtimmen ihn leicht, den ganzen Winter über zu Hauſe zu bleiben.“ N 15. Der Rothkopfwürger, Lanius senator, ſtets ein ſehr ſeltener Brut vogel im Gebiet, iſt neuerdings etwas häufiger geworden. II. Großvögel. 1. Der Eichelheher, Garrulus glandarius, hat in ſeinem Beſtande unter 5 ſehr bedeutenden Schwankungen im Ganzen ſehr zugenommen. Bi 2. Die Rabenkrähe, Corvus corone, hat ſich der Zahl nach außer 5 = ordentlich vermehrt und iſt dadurch im Sächſiſchen und Reußiſchen Voigtlande für den kleinen Grundbeſitzer zur Plage geworden, indem ſie die reifenden Gerſtenfelder 5 arg verwüſtet. Das Vergiften der Feldmäuſe rafft regelmäßig neben den Mäuſe = vertilgenden Wieſeln, Steinmardern, Iltiſſen, Füchſen, Buſſarden, ſowie neben Ka⸗ niünchen und Hafen, welche bei Kartoffelköderung, und Rebhühnern, welche bei Vergiftung mit Körnern mitbetroffen werden, vor Allem auch zahlreiche Raben⸗ Ekeirähen hinweg. ö * 3. Der kleine Buntſp echt, Pieus minor, war En it im Gebiet e nur im Altenburger Oſtkreis hat ſich ſein Beſtand ein wenig gemehrt. | 4, Der Steinfauz, Athene noctua, in den breiteren, tieferen Thälern ; des Gebiets nicht ſelten, nimmt in feinem Beſtande langſam zu. 13 . 5. Die Schleiereule, Strix flammea, mehrt ſich langſam in ihrem Be. Stande, nachdem man in Folge beſſerer Einſicht angefangen hat, fie zu ſchonen. 6. Die Ringeltaube, Columba palumbus, hat ſich langſam aber ſetig vermehrt. Ihre Vorſicht, die Verminderung der Habichte und ein gewiſſes Acco⸗ modationsvermögen ſind Momente, die bei Erklärung dieſer Thatſachen zu in rückſichtigen fein werden. N 5 7. Das Bläßhuhn, Fulica atra, hat in Folge ſeiner Fähigkeit, ſich der | Verhältniſſen anzupaſſen, ſowie in Folge feinen ſicherſtellenden Lebensweiſe, feine Fiurchtloſigkeit gegenüber dem Menſchen, der ihm nichts zu Leide thut, und de Austilgung des großen Raubzeugs ſich in ſeinem Beſtande ſtark gehoben. A 8 8. Der kleine Taucher, Podiceps minor, iſt im Gebiet gemein und mehrt ſich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. „„ weiß er ſich dabei trefflich zu ſichern. e e. Arten, welche ſtark d. h. auf das Dreifache und darüber zugenommen haben. „ I. Klein vögel. | ira 1. Die Wachholderdroſſel, der Zeimer, Turdus pilaris, ia 5 vogel im Norden Oſtthüringens eingewandert 1832, im Oſten 1848, in 1853 und haben ſich ſeitdem die brütenden Paare außerordentlich gemehrt. S 5 been Vogel 10905 95 ſchützt ihn 2. Der Staar, Sturnus vulgaris, hat ſich in Neem Beſtande während letzten halben Jahrhunderts mindeſtens vervierfacht. Kein Vogel erfreut ſich er 1 wie der Staar. Er würde in Folge der e e Hegung 10 rafften. 3. Die Rohrdroſſel, Acrocephalus turdoides, war noch vor 25 Jahren mittleren und ſüdlichen Oſtthüringen gar nicht vorhanden, dieſelbe iſt aber äußerſten Nordoſten aus immer weiter nach Weit und Süd vorgedrungen hat ſich langſam gemehrt, wenn auch der Beſtand heute noch nicht ein ſtarker enannt werden darf. 4. Der Sumpfſänger, Acrocephalus palustris, iſt in feiner Verbreitung r noch immer beſchränkt, hat ſich aber doch in ſeinem Beſtande gehoben. 5. Der Gartenſänger, die gelbe Grasmücke, Spottvogel, Hypolais rina, hat ſich in ſeinem Beſtande in den wärmer gelegenen nördlichen Gebiets— eilen ungefähr auf das Doppelte, in den ſüdlichen rauheren auf das Dreifache id im Frankenwald ſogar auf das Vierfache vermehrt. Bei der Bevölkerung beliebt nd von ihr geſchützt, ſind ſeine Hauptfeinde die Katzen. Die ſich immermehr aus- tenden Obſtculturen ſowie die Eichenſchälwälder begünſtigen ſeine Vermehrung. 6. Der graue Fliegenſchnäpper, Museieapa grisola, hat ſich ſeit 40 zähleriſch in der Wahl feiner Niſtſtätte „wenn nur das ganze Enſemble 5 a alt und verwittert aussieht“. 7. Der Trauerfliegenſchnäpper, Museicapa atricapilla, iſt erſt um Jahr 1852 als Brutvogel in das Gebiet eingewandert und immer noch jelten. 8. Die Spitzlerche, der . Anthus arboreus, iſt ſehr häufig orden und trägt jetzt durch ſeinen Schlag vor allen andern Vögelg zur Be⸗ ng des Waldes bei. Die neue Forſtcultur hat vermittelſt ihrer Schlageinthei— „ welche dieſem Vogel Jahr für Jahr neue treffliche Weide- und Wohnplätze Jahren ſo erheblich vermehrt hat. i 9. Die Haubenlerche, Galerida eristata, ift im erſten Jahrzehnt dieſes Zeit ihren Wohnbezirk entlang der Landſtraßen immer weiter ſüdwärts ausgedehnt. En in den breiteren 17 des ganzen Gebiets. Er fehlt nur a dem eigent— ihren ſehr ſtetig vermehrt und ſich ſeit dieſer Zeit namentlich auch in den Gier ten eingebürgert. Außer den Katzen und einzelnen Bienenzüchtern hat er keine Feinde. Alte verwitterte, klaffende Niſtkäſten, welche Staare und Sper⸗ nge verſchmähen, find dem Fliegenſchnäpper gerade recht, überhaupt iſt er nicht ſcafft, ganz beſonders dazu beigetragen, daß derſelbe ſich in den letzten fünfzig Fr von Nord-Oſt her in das Gebiet eingewandert und hat ſeit jenen 10. Der Grauammer, Emberiza miliaria, iſt erſt ſeit etwa 1840 als a . tvogel im Gebiet erſchienen, breitete ſich dann immer weiter aus und hauſt— 5 dehnt, ſondern auch der Zahl nach vermehrt. Er verſteht es vortrefflich, ſich n nach = genommen. Es liebt nicht weite offene Waſſerflächen, zieht vielmehr kleine Teiche vo: = beſonders wenn dieſe Teichroſen (Waſſerlilien) und dergleichen enthalten und m 3 it übrigens klug und vorfichtig, verſteht es trefflich, den Verhältniſſen ſich an br. a ’ RG ae 3 D e Fr 95 3 te 7) * 2 5 * * n Be > 1 * — U » DIE: ER * - — 5 oN N ’ 45 SH 1775 N Er, = 11. Der Stieglitz, Carduelis ne hat ſich nicht nur e ge der Decke zu ſtrecken und wenn die großen, mit Diſteln beſtandenen Lehden meh r und mehr verſchwinden, ſo bezieht er die Obſtpflanzungen und Gärten, wo er im Frühjahr Nahrung genug findet und legt hier ſein Neſt ſo an, daß es von A nicht leicht erreicht werden kann. Der Stieglitz wird zwar in Oſtthüringen viel für den Käfig gefangen, man läßt aber die Weibchen ſtets wieder fliegen. a 12. Der Girlitz, Serinus hortulanus, iſt ſchon in den fünfziger Gaben 11 dem mittleren Saalthal eingewandert. 1859 erſchien das erſte Paar im Elſterthal bei Gera, blieb aber in den folgenden Jahren weg. Erſt 1871 wanderten wieder zwei Pärchen in die Gärten von Gera ein, die beide glücklich ihre Bruten auf⸗ brachten. Jetzt iſt er nicht blos im ganzen Saal- und Elſterthal, ſondern auch in allen größeren Nebenthälern heimiſch, in denen es nur hinreichend Obſtgärten giebt. Die Samen der verſchiedenen Knöterich-(Polygonum) und Gänſefuß⸗(Chenopo- dium) Arten find feine Lieblingsnahrung und an dieſen fehlt es auf den Schutt und Compoſthaufen nicht. Von dem Raubzeug leidet aber der Girlitz noch weniger, wie der Stieglitz. — der Segler, Cypselus apus, hat ſich außerordentlich vermehrt. In den Städten leidet er bereits an Wohnungsnoth und ſetzt ſich dann in den Staar⸗ käſten feſt, nöthigen Falls die Sperlinge und Staare daraus vertreibend. 1 14. Der Neuntödter, Lanius collurio, wird im Gegenſatz zu dem Grau- würger von Jahr zu Jahr häufiger. Er iſt ſchmiegſam und klug, lernt wirkliche und ſcheinbare Gefahr bald unterſcheiden, iſt der ſpäten Ankunft wegen ſicher vor 2 den Nachwintern und vor Nahrungsmangel und hat nur wenig Feinde. Räthſel⸗ haft iſt aber ſeine Vermehrung der eee des u G nius minor) gegenüber. 1 * 1 II. Großvögel. 4 1. Das große oder grünfüßige Waſſerhuhn, die Horbel, Gali chloropus, iſt über das ganze Gebiet, wenn auch nicht gleichmäßig ausgebreitet und hat mit Ausnahme des Getreidelandes im Altenburger Oſtkreis, außerordentlich zu etwas Buſchwerk umgeben ſind, vermeidet dabei die Gemeinſchaft des Bläßhuhr paſſen, und wird vom Menſchen nicht behelligt. 2. Die Schnatter-Ente, Anas strepera, iſt ſeit 1868 im A Gebiets eingewandert und hat ſich daſelbſt vermehrt. er 3. Die weißäugige Ente, Anas lencophthalma, war fruher eine 5 Seltenheit in Mittel⸗Deutſchland, brütete aber ſchon im Jahre 1818 in einer a auf dem Frieſnitzer See und iſt jetzt häufiger geworden. a Te Es u und brüten 1 in dem mittleren dannen ee Jahr | hend zu den Klein- und Singvögeln gerechnet worden find und haben von tern nach den Ermittelungen Liebe's 33,3% zugenommen, während ſich 24% f ungefähr gleichem Beſtande erhielten und 35,30% abgenommen haben. 6,25% üten nur ausnahmsweiſe im Gebiet; eingewandert in das Gebiet während des obigen Zeitraumes find der Zeimer (Turdus pilaris), die Rohrdroſſel (Acrocephalus ö bides), der ſchwarzköpfige Fliegenſchnäpper (Museicapa atricapilla), der Grau⸗ mer (Emberiza miliaria), der Girlitz (Serinus hortulanus), die Haubenlerche alerida cristata) — dieſe ſeit 1812 —, der Sumpfſänger (Acrocephalus palus- ris) und von Großvögeln die Schnatterente (Anas strepera). Aus dem Gebiet berſchwunden iſt keine Art Kleinvögel, wohl aber von den Großvögeln: Kolkrabe, Fiſchreiher, Rohrdommel und Storch. Das Verſchwinden des Grauwürgers anius minor) ſcheint bevorzuſtehen. = „Was nun endlich“ — ſo ſchließt Liebe feine e verdienſtliche beit — „die Bedingungen betrifft, von welchen der Beſtand der einzelnen Vogel— en abhängig iſt, ſo wirken zwar ſtets verſchiedene Umſtände zuſammen, s überwiegt aber der Einfluß der vorſchreitenden Culturweiſe in Wald und Feld, Wieſen- und Gartenland in feiner Wirkſamkeit jo außer⸗ ordentlich, daß alle anderen Umſtände nur als Neben umſtände von geringer Bedeutung zu betrachten ſind.“ Es darf unſerem Vereine zur Befriedigung gereichen, daß dieſer Gedanke ihn ſtets bei ſeiner Thätigkeit geleitet hat. Ich erinnere an unſere erſten Flugſchriften „Landescultur und Vogelſchutz“ und „Jagd- und Vogelſchutz“, nicht minder an den Aufruf, welcher an die Spitze der Januar-Nummer von 1878 geſtellt worden iſt. Für mich beſteht kein Zweifel, daß auf dem von uns beſchrittenen Wege noch ſehr viel zur Hegung der augenblicklich in ihrem Beſtande bedrohten Vogelarten geſchehen 3 kann. Soll unſere Thätigkeit von durchgreifendem Erfolg fein, jo gehört dazu aller- dings, daß dieſelbe von allen Seiten, insbeſondere von Seiten der Land- und Forſtwirthe kräftig unterſtützt wird. x Die innerhalb meiner vier Pfähle niftende Vogelwelt. i = | Von W. Thienemann. 3 I. Die Sperlin ge (Passer domesticus und P. montanus). FR Ueber die Sperlinge iſt ſchon jo viel geſchrieben, über ihren vermeintlichen Nutzen und Schaden ſoviel pro et contra discutirt worden, daß ich beim beſten Willen nichts Neues darüber ſagen kann. Abhandeln muß ich ſie aber doch, da ſie mit zur Vogelwelt meiner vier Pfähle gehören und ſo will ich einfach berichten, was ich an und mit ihnen erlebt habe. 2 „Sperlinge werden Sie in Ihrer neuen Heimath zur Genüge finden und in | er Pfarre liegt der Stab!“ erzählte mir die mit meinen ornithologiſchen Inten- ionen vertraute Gattin meines Vorgängers noch x ich 1869 meinen Wohnſitz in 3 TR Gangloffſömmern genommen. Das traf ein. Unter den Dachſt hohen, leicht gebauten Hauſes, wohin eine rechtſchaffene Leiter, wie bürgerlichen Haushaltung beſitzt, nicht reicht, niſteten dieſe edeln Vögel maf und zeigten ſich nach „ihrer Kunſt und Gaben“ zänkiſch, hinterliſtig, ver ſchädlich zur Genüge, je nachdem die Umſtände es erforderten. Ei; In jugendlichen Feuer fing ich damals an, mich der Gärtnerkunſt zu beſleiß n. Ich pflanzte Salat, ſäete Ravinzchen, ſteckte Erbſen und pflegte Blumen. Kaum aber hatte die wärmende Frühlingsſonne die jungen Sproſſen aus der Erde gelod da kamen die Sperlinge in geſchloſſener Phalanx, rupften und zupften, knabbert und vernichteten — und vergeblich war meine Mühe. Von Natur mit gro Geduld begabt, fuhr ich zu ſäen und zu pflanzen fort — und wiederholt vernichte die Sperlinge meine Hoffnungen. Ich griff zu den gewöhnlichen Mitteln, n Fadenziehen, dem Reiſiglegen u. ſ. w. Das half für einen Tag, nal waren d = Diebe wieder eben jo froh wie vorher. — 8 s Wer ſeinen Kohl vom Markte bezieht, ſeine Blumenſträuschen im Bahnhoße⸗ reſtaurant kauft, ſeinen Garten durch die Gärtner beſorgen läßt, hat in dieſer An⸗ gelegenheit kein competentes Urtheil; wer aber ſelbſt ſeinen Rücken krümmt und eigenhändig zur Hacke und Gartenſchnur greift, der kann den gerechten Zorn ermeſſen, welcher einen Staatsbürger erfaßt, wenn ihm alle Ausſicht auf die Frucht ſeines Fleißes auf ſo ſchändliche Weiſe geraubt wird. Keiner von denen, welche mit mir gleiche Erfahrungen gemacht haben, wird mir's verdenken, wenn ich doch zuletzt — wie man zu ſagen pflegt — rackrig wurde und dachte: „Wartet nur, euch will ichs ſchon gedenken!“ — Im September ſammelten ſich die Sperlingsſchaaren auf dem Hofe, um den Samen des häufig daſelbſt vorhandenen Vogelknötrig (Polygonum avieu- lare) zu ſuchen. Dicht gedrängt, ſaßen, hüpften und fraßen ſie Mann an Mann. % Das war die Zeit der Rache. Laß dein Lob verfündigen, du alte, ſchwiegerväter⸗ 5 liche Percuſſions-Roſtflinte, die du jetzt in anderen Händen vielleicht noch mehr Ruhr eerwirbſt als in den Meinigen, wo du endlich vor aller Ruhe ſogar das „Schnappen x verlernt hatteſt, du ſtreckteſt durch dreimaliges Donnern 36 Stück der kleinen Qu geiſter in den — Vogelknötrig! Und wenn auch dein fabelhafter Knall auf de Regierungsgebäude zu Erfurt trotz der Entfernung von 4 Meilen damals vernom und Rechenſchaft gefordert wurde, du wurdeſt ſofort als Waffe unbedingter Ni wehr erkannt, und ſtandeſt mit mir gerechtfertigt da! Uns wurde verziehen du verziehſt auch bald und ſetzteſt dich zur Ruhe; nicht ſo ich: die Sperlinge waren und blieben meine Widerſacher, denn es galt den Kampf ums Daſein. So ſie nur konnten, kränkten ſie mich und, wo ich u beförderte ich ihre Brut in 5 Tartarus! 5 Die zarten Gartenpflänzchen 1 ſie nur erſt dann in Ruhe, and & und aten vollſtändig mit Grün überdeckt waren, ſo daß ſie die nn | en ſulchen 1 1 Schreien, daß ſie in ages Eile mit a .. die Flucht ergreifen und den gefährlichen Ort meiden, bis ſie ſich ehreren Tagen doch daran gewöhnen, da ſie nicht ſehen, daß dieſe Fallſtricke | Bon 1 5 le i werden. ns man weiße e i Das wirkſamſte Verſcheuchungsmittel iſt die Aufſtellung einer Scheinfalle, lche ganz einfach dadurch hergeſtellt wird, daß man ein neues oder auffallend btes Brettchen, etwa 1 Quadratfuß groß, über einen in die Erde feſtgeſteckten ck von etwa 10 em. Höhe ſchief hinweglehnt, ſo daß das Ganze den Eindruck aufgeſtellten Falle macht. An den Pflock bindet man einen Faden, den man wenige Meter hinführt. Das iſt nach Sperlingslogik ein ſehr gefährliches g und ſeine Umgebung wird wohl eine Woche lang ängſtlich gemieden. Iſt die cht vorüber, ſo erneuert man ſie dadurch, daß man das Brett einmal zur Ab⸗ slung einen Tag lang neben dem Pflock flach ſo auf die Erde legt, daß es n todten Sperling zur Hälfte bedeckt. Nun wird die Sache wieder bedenklich; ‚ 10 jehließt unſer Pfiffikus, wer anders ſoll den Sperling erſchlagen haben, as heruntergeklappte Holz? Stellt man nun Tags darauf die Falle wieder ſo verfehlt ſie nicht, wiederum einige Zeit der Schrecken aller umwohnenden Spatzen zu ſein. Natürlich bekommt man mit der Zeit das Manövriren ſatt — und räumt den beharrlichen Vögeln das Feld. | Anzahl, deſto kühner ihre Angriffe, deſto größer ihre Verſchmitztheit. Ob fie ) möchte diefen Schaden faſt verneinen, denn geſetzt auch, es würden von einem aume 100 Blüthen zerſtört, was thut das? Es bleiben doch noch genug daran viele müſſen eher oder ſpäter verkümmern, da ein reich blühender Baum nicht der Hälfte ſeiner Blüthen Früchte zu zeitigen vermag. Wenn meine Obſtbäume, eich ſie im Frühjahre mit Blüthenſchnee überdeckt waren, wenig oder nichts ſo trugen diejenigen der Nachbargärten ebenſowenig und auch da, wohin Sperlinge nicht kamen, fand man keine Früchte; zudem hatte ich einen Apfel⸗ n, welcher jährlich reiche Ernte gab, auch dann, wenn andere Bäume leer ausgingen. Die Sperlinge ſaßen aber auf jenem fo gut wie auf dieſen. Alſo wir vollen unſeren Spatzen nicht aufbürden, was wir nicht verantworten können! Niſtkäſten, für Meiſen, Rothſchwänzchen, Bachſtelzen u. ſ. w. aufgehängt, ten neue Streitigkeiten herbei. Alle diejenigen Käſten, welche ſie betreten konnten, betrachteten die Sperlinge natürlich als für fie vorhanden und bezogen ſie ſofort. Daß ich faſt niemals eine Brut darin aufkommen ließ, hinderte dieſelben nicht, ſie ls ihr Eigenthum und ſichern Zufluchtsort anzuſehen. Erſt nach 5 bis 6 Jahren hienen ſie zu merken, daß dieſe Käſten ihrer Vermehrung nicht gerade förderlich . Aus angeborner Liebe zur Vogelwelt hätte ich ihnen gleichwohl einige Brut⸗ 2 ve — * 2 * 8 3 Alſo die Abwehr der zudringlichen Sperlinge iſt nicht leicht und je größer an den Baumknoſpen durch Zerbeißen Schaden gethan, will ich nicht behaupten. ene Abnahme dieſer nn in feiner Weife N 2 ſtehenden Baume befindliche ae bezogen Win die 15 n G ng ſelbſt wegen der kleinen Oeffnungen nicht einmal zugänglich waren. Sie vertr alſo nicht ſelten andere Singvögel aus meiner Umgebung vorzüglich Kohl⸗ n Blaumeiſen. Oefter gelang es aber doch namentlich den beiden genannten Arter mittels ihrer harten Schnäbelchen den Sieg davon zu tragen und die Brut dur zuſetzen. Auch Rothſchwänzchen und Fliegenſchnäpper (Rutieilla 1 Be grisola) wurden, wo es ging, verjagt. Dieſes Vertreiben der Singvögel war der härteſte Schlag, den mir die & linge verſetzten. Alle andere Unbill hätte ich ihnen vielleicht verzeihen könn ſelbſt daß ſie meinem Herrn Nachbar im Vereine mit dem Jungen ſeines Ta löhners die Weintrauben wegfraßen, den Feldbeſitzern an der Chauſſee den halbrei Weizen total ausklaubten, dem Kirſchpächter die beſten Früchte ſtahlen, mit meinen alten und jungen Hühnern jahrein jahraus das Futter theilten, meine Canarienjaat: Ernte mir einſt noch auf dem Boden wegſtibitzten, ja ſogar die Lehm-Wände meine altehrwürdigen Wohnhauſes bis auf die Tapete von außen durchfraßen und, nach dem auch dieſe letzte Scheidewand gefallen, ungehindert in das Zimmer blickten das Alles und noch mehr hätte ich wohl zu überſehen vermocht, aber die Um träglichkeit mit meinen lieben Meiſen und das zänkiſche Weſen gegen jeden ge! derten Anſiedler, das konnte ich ihnen unmöglich nachſehen, es mußte mit Nachdr durch möglichſte Einſchränkung der Vermehrung gerügt werden. Uebrigens iſt ein ſolcher Kampf nicht überall nöthig; nur in fruchtbare Gegenden, wo Weizen und Gerſte üppig wachſen, vermehrt ſich der Sperling |ı ſehr, daß er zur Landplage wird. In Sandgegenden, Walddörfern u. ſ. w. it e auch zu finden, aber bei weitem nicht ſo häufig, daß er empfindlichen Schaden anrichten könnte. Wenn alſo der Gemeindevorſtand in Andisleben bei Erfurt eine Zeit lang ein Paar Pfennige Prämie auf den Sperlingskopf geſetzt hat,) um au dieſe Weiſe die große Anzahl dieſer Vögel zu beſchränken, jo kann ich das naı meinen Erfahrungen nur für eine ganz praktiſche Maßregel erklären, ſobald dieſe nur nicht auf gänzliche Vertilgung hinausläuft. Wer bei ausgehängten Niftkäf Beobachtungen angeſtellt hat und ſelbſt entweder Landwirth oder Gärtner iſt, wi mir Recht geben, namentlich, wenn er die erſtaunliche Vermehrung der Sperlin in Erfurts fruchtbarer Umgegend kennt.“) Ausrotten wollen wir natürlich un ſchlauen Spatzen, dieſe Erzſchelme und Gaſſenbuben unter den Vögeln nicht, wir wollen ſie in ihre Schranken verweiſen. Der Sperling gehört zum Haushalte der Natur, in dem bekanntlich Al weiſe e it. a wir von der Cultur ab, wan in e und 9 So berichtete unlängſt die Halle'ſche Zeitung. „5 **) In den Jahren 1857. 58. 59. habe ich auf dem Rittergute Schilfa in Sfkeing Eier des Hausfperlings erhalten, welche alle dem Rittergutsgebäude entnommen waren, leich > el finnen, wodurch wir uns lättiger Gäſte aus der Vogelwelt, deren . dem Culturfortſchritte in geradem Verhältniſſe fteht, entledigen. ) Nun aber auch noch Etwas zum Lobe unſres Sperlings. Was ſeinen Nutzen trifft, ſo iſt derſelbe durchweg ein indirecter. Er verzehrt, wenn er gerade nichts ſeres hat, manche Unkrautſämerei, was man leicht auf dem Hofe beobachten kann, un hat man z. B. den Hühnern Futter geſtreut, unter dem ſich bekanntlich ſtets hr oder weniger Unkrautſamen befindet, jo leſen die Sperlinge noch lange auf, un die Hühner ſchon, die Körner im Kropfe, davongegangen find. Von ſeiner rliebe für den Samen des Vogelknötrig habe ich vorher geſprochen, und wie er auf den Höfen macht, jo auch bisweilen auf den abgeernteten Feldern und da- rch nützt er. Zur Maikäferzeit kann Jedermann mit Augen ſehen, wie der Schelm den in der Morgenſonne dahinſummenden Kerf in der Luft wegſchnappt — ſollte es auch Ei Et nach mehreren Fehlſtößen geſchehen — mit ihm zur Erde fliegt und nun, nach— dem er Flügeldecken, Füße und überhaupt alles Hornige abgeſtoßen, die Eingeweide des gefräßigen Melolonthen mit Begierde heraushackt. Fällt auch dieſer Maikäfer⸗ g nicht allzuſehr in's Gewicht, ſo iſt er doch immerhin ein Nutzen von Seiten Sperlings. Auf den Bäumen wird auch hin und wieder ein glatthäutiges upchen ſeine Beute — aber freilich die uns am meiſten ſchadenden Haarraupen erſchmäht er gänzlich; ſolche Speiſe würde ihm zu ſehr im Halſe kratzen, wie uns twa eine echte ſpartaniſche Suppe oder ein Seidel guter grönländiſcher Seehunds⸗ ran. Er überläßt fie daher dem Kukuk gern, worin wir ihm Recht geben müfjen.**) benſowenig geht er nach den verderblichen Raupen des Kohlweißlings und über— aupt zieht er gute Körnernahrung — und wenn er ſie ſich friſch vom Pferde weg olen ſollte — der Kerbthiernahrung vor, was man an dem im Käfig gehaltenen zogel deutlich bemerken kann, indem derſelbe eher nach dem entbehrten Mohn und Hirſe greift, als nach den vorgelegten Ameiſenpuppen. Rühmend iſt noch zu erwähnen die große Zutraulichkeit des Sperlings an . 15 *) Damit will ich wahrlich nicht etwa den Sperlingen einen allgemeinen Vertilgungskrieg erklären, noch viel weniger als Aufgabe unſeres Vereins hinſtellen, den Sperling allenthalben zu verfolgen, auch iR wo er nicht ſchadet. Ich halte nur die perſönliche Ab- und Nothwehr in dem beſonderen Einzelfalle für gerechtfertigt und werde den Sperling in meinem jetzigen Aufenthaltsorte, wo er in viel geringerer Anz 5 vertreten ſcheint, ebenſo ſchonen, wie ich ihn in Gangloffſömmern verfolgte. Gewiſſen Vogelgattungen vereinsſeitig nachzuſtellen, weil fie im Allgemeinen für „ſchädlich“ erf rklärt worden, iſt im höchſten Grade unrecht und nicht ohne Mißbilligung konnte ein Vogelfreund in dem Jahresberichte über die Thätigkeit des Stettiner ornithol. Vereins leſen (Gef. Welt Jahrg. 1875 © . 52 f.), daß die Vertilgung der Fiſchreiher und Cormorane, die Zerftörung von 70 Neſtern, wobei 80 Reiher- und 150 Cormoran-Eier erbeutet wurden, ferner die Tödtung von 4 (nützlichen!) Schleier— mals beſonders verdienſtliche Werke des Vereins hingeſtellt wurden. Derartiges Vorgehen kann nur 3 Princip eines Vogelvertilgungs-Vereins fein, nicht eines Vogelſchutzvereins. W. Th. ) Anm. d. Red. Dafür frißt der Sperling aber mit Vorliebe Nachtſchmetterlinge; auch en ikäfern ſtellt er gerne nach. 6 * = en, wo man ihm Schon een läßt, alſo 3 B. f : . orten hegt und Be Mit e Freude denke 55 noch in lebhafter gefärbt und etwas ſchlanker geſtaltet iſt, Hr; SEE Pre Fri eg o A 5 ' 5 Städten, wo man ihn in den Miniaturgärtchen und an beni a den Kaffe Am, ſich ſofort eine Schaar von 20 — 30 Seine zu mir gejellte, auf den Stuhllehnen um mich herum ſich reihenmweife aufpflanzte und faſt mit Ungeſtüm ihren Antheil von dem Weißbrod forderte, welches der dienſtfertige Kellner gebracht und auf den Tiſch geſtellt hatte. Daß ich die ganze e Schaar zu Gaſte lud und reichlich bewirthete, brauche ich wohl nicht hinzufügen. 4 Es waren rußige, ſchwarze Geſellen, aber flink, pfiffig und trotz ihrer Wee immer auf der Hut. Man mußte ihnen gut ſein. a Wie im Roſenthale, ſo ſind die Sperlinge auch in den Privatgärten Leipzigs i und anderer großer Städte allein das flatternde, ſchilpende, hüpfende und eben da⸗ rum belebende und erfreuende Princip und wenn z. B. unſer Vereinsmitglied Herr Buchhändler Stäglich in Leipzig die Sperlinge in ſeinem Gärtchen miſſen ſollte, die er den Sommer über reichlich mit Kaffeeſemmeln verſorgt, er würde ſich nebſt ſeiner Familie einer angenehmen Unterhaltung in ſeinen ihm knapp zugemeſſenen 4 Mußeſtunden beraubt ſehen und mancher ſtädtiſche Leſer dieſer 1 wird W in 1 gleicher Lage befinden. 4 Wie oft habe ich ſelbſt nicht mit Intereſſe den Schelm beobachtet, wenn er mit hängendem Flügel, aufgepluſtertem Gefieder und zurückgebogenem Halſe laut ſchilpend um ſeine ehrſame Gattin herumhüpfte, bis jene ſeines unliebſamen Ge⸗ bahrens überdrüſſig davonflog, worauf er ihr eiferſüchtig nacheilte! Wie ſpaßig iſts nicht anzuſehen, wenn er den langen Strohhalm zum Neſte ſchleppt, den er kaum forttragen kann! oder wenn er begierig auf den Beſitz eines ihm paſſend ſcheinenden Niſtſtoffes, der irgendwo feſthängt, zerrt und zieht bis jener plötzlich et und er rückwärts beinahe überſchlägt, worauf er ihn als Beute davonträgt Im vorigen Sommer hatte ein Sperling die Abſicht, fein Neſt im Biener hauſe des Nachbargartens, den ich von meinem Fenſter aus bequem überſchauen r konnte, zu errichten. Ob er nun den Honiggeruch dämpfen wollte oder ob ſeine Gemahlin eine beſondere Vorliebe für Odeur's und Parfüm's hatte, genug er unternahm es, als Niſtmaterial vorzüglich grünen Küchenthymian anzuwenden, den Frau K. ſorgſam auf's Beetchen an der Ecke eingepflanzt hatte. Da er nun Gartenmeſſer beſaß, auch auf's Durchbeißen holziger Materialien nicht beſon eingeübt war, zog und riß er ſo lange an den Thymian-Aeſtchen herum, bis nach dem Andern ſeiner beharrlichen Kraftanſtrengung zum Opfer fiel und zu N geſchleppt werden konnte. Ob nach Wahrnehmung dieſes Deficits die Küchenmag wegen Anfertigung zu großer Küchenſträuschen und unerlaubter 0 1 el domesticus). Der 11 1 0 1 e wehe N nu wurde mir, weil in { en wat bie Meifen rei half, ließ ich ihn dennoch ſeine Jungen in 2 Paaren einige Male im Jahre ausbrüten. Auf den 11 er n thut er an dem in der Milch ſtehenden Getreide ebenſogut Schaden wie r Hausſperling, an des Nachbars Weintrauben aber ging er nicht. Vogelfang auf Helgoland. Von Julius Stengel. Es war Pfingſten 1872, als ich zur Allgemeinen Deutſchen Lehterbe fate nach Hamburg reiſte und von hier aus auf einem prächtigen Dampfer die Waſſer⸗ rtie nach Helgoland), der kleinen Inſel mit dem vielbeſuchten Seebade, 24 eilen von Hamburg und 6 Meilen vor den Mündungen der Elbe, Weſer und der, in der Nordſee gelegen, unternahm. Während der einförmigen, ſiebenſtündigen aſſerreiſe ſah ich auf dem ſchön blauen Nordſeewaſſer nur einmal und zwar weiter Ferne einen Seevogel. Bei und auf Helgoland iſt mir gar kein lebendes ftedertes Weſen zu Geſichte gekommen; gleichwol kann ich deren Vorhandenſein nicht in Abrede ſtellen. Auf dem Oberlande befanden ſich faſt auf allen kleinen thſteinigen Hausparzellen, die zum Theil mit Fiſchabfällen gedüngt werden und orauf Getreide und Kartoffeln gedeihen, Vorrichtungen zum Vogelfange, die ein⸗ cher gar nicht gedacht werden können, denn ſie beſtanden nur darin, daß meter⸗ hohes trockenes Reiſig, etwa 2 Meter in der Länge und 1 Meter in der Breite, Bedeutung der unſcheinbaren, trockenen Reiſigbüſchchen mit dem darüber ausge⸗ pannten Netze keine Ahnung. Indem ich ein ſolch' luftiges Bauwerk genauer be— 8 achtete, kamen zwei Knaben auf mich zu, die mich baten, zwei kleine todte Vögel, indern nahm ich ihnen die beiden Vögelchen ab und gab ihnen, was ſie verlangten, ergfinken (Fringilla montifringilla). Bei dieſem Kauf⸗ und Verkaufsgeſchäftchen fuhr ich von den Knaben, daß ſie dieſe Vögel in einem der vielen Reiſigbüſchchen zögel, ſowie auch größere, als z. B. Droſſeln, Schnepfen und Enten, wenn die⸗ f ſelben im Frühjahre und Herbſt auf ihrem Zuge über's Meer ermüdet auf der duſel ſich niederlaſſen und ein Ruheplätzchen oder Verſteck in den vorbeſchriebenen = len ſuchen, gefangen werden. Mit dem Früheſten an jedem Morgen . ) Helgoland beſteht aus dem Unter- und Oberlande, zu welchem letzteren man auf 208 Stufen emporſteigt. Durch Ausſpülen der See wird Helgoland alljährlich kleiner und richten © wingfluthen mitunter großen Schaden an. Das Oberland hat nur 4200 Schritte im Umfange id iſt Thongeſtein von rother Farbe. Die Helgoländer find unvermiſchte Abkömmlinge der alten jeſen, deren Sprache und Gebräuche fie vollſtändig beibehalten haben; fie find neugierig, höflich, fällig, gottesfürchtig, ſcheinen aber vorauszuſetzen, daß alle Fremden, die ihr Vaterländchen bes | hen, reiche Leute find. Im allgemeinen iſt es ein armes Völkchen, welches großentheils vom in die Erde geſteckt war, ungefähr ſo, wie bei uns die Erbſen geſtapelt werden; i ben darüber lag ein Stück Fiſchernetz ausgebreitet. Anfangs hatte ich von der einer der Knaben mir vorzeigte, ihnen abzukaufen. Aus Mitleiden mit den r ein Exemplar einen Silbergroſchen. Die beiden kleinen todten Thierchen waren. fangen hatten und daß ebenſo, wie dieſe Bergfinken, noch allerlei andere kleine 5 nee) darin ergriffen und werden entweder lebend De genommen 000 erbarmungs⸗ los durch Eindrücken der Köpfe getödtet. Die gefangenen Vögel werden theils von den Eingebornen verſpeiſt, theils an die Hötel- und Logisbeſitzer, theils direct an die Kurgäſte verkauft. Es ſind meiſt Knaben, die den Vogelfang und das Vogel⸗ Verkaufs⸗Geſchäft betreiben und zwar dieſelben Knaben, die überall am Strande der Nordſee umherlaufen und Seeſterne, Seeigel, Seepferdchen, Krabben, Muſcheln, 1 auch Steinchen und dgl. m., was die Nordſee “) auswirft, ſammeln und an Fremde, 1 die Helgoland beſuchen, billig verkaufen. Weichherzige und mitleidige Seelen, die 4 dieſe Naturſächelchen gegen eine kleine Geldſpende den Knaben abnehmen, finden ſich allenthalben. Zwar verdient der Vogelfang auf Helgoland nur als ein jeher unbedeutender Neben-Erwerbszweig der dortigen Bewohner erwähnt zu werden, aber es kommen doch alljährlich hier eine Menge nützlicher Vögel, die übrigens f. die Küche faſt werthlos ſind, um's Leben. Allerdings erſcheint das Verlangen der Helgoländer, durch den Vogelfang mitunter eine kleine Veränderung in ihrer ſehr einförmigen Nahrung ſich zu verſchaffen, gerechtfertigt. Daß aber Schulknaben gee werbsmäßig, zum Verkauf, unſere kleinen gefiederten Freunde wegfangen, muß mindeſtens als grober Unfug bezeichnet werden, den der Gouverneur unter allen Umſtänden verbieten ſollte. Es find Zugvögel, die im Herbſte und im Frühjahre von Deutſchland, England, Schweden und Dänemark über Helgoland kommen, oder umgekehrt, über Helgoland dahin ihren Flug nehmen, die auf der Inſel ihr Leben laſſen. Ein Schritt zur Beſeitigung des Vogelhandels Seitens der Helgoländer Knaben wäre gemacht, wenn die Fremden es unterlaſſen würden, den Knaben die gefangenen Vögel abzukaufen. Vom Nutzen, den die kleinen Vögel der Forſt⸗- und Landwirthſchaft ſtiften, ſcheint man auf Helgoland keine Ahnung zu haben: man hält unſere kleinen, treuen Bundesgenoſſen in Vertilgung des Ungeziefers zwar für niedliche Weſen, ſonſt aber für kleinliche, unbedeutende Gegenſtände und nur dazu 8 gut, durch ſie das Mitleiden der Reiſenden auf ſich zu lenken und Almoſen zu er⸗ 1 langen. Als Handels- und Verkaufsobjecte für arme Knaben auf Helgoland een 1 ſich beſſer die vorgenannten Seeigel, Seeſterne, Seepferdchen ꝛc., welche die Nord⸗ ſee reichlich liefert, die aber zu nichts weiter zu gebrauchen 0 5 und demnach bei 4 *) Regelmäßig, ungefähr von 6 zu 6 Stunden, alſo täglich 2 mal, findet die à— Bewegung der Nordſee ſtatt, welche Ebbe und Fluth heißt. Während der Fluth ſtrömt das Waſſer an der Küſte gegen die Ufer und ein anſehnlicher Theil der niedrig liegenden Seeküſte wird durch das herauf ſteigende Waſſer bedeckt. Zur Zeit der Ebbe ſtrömt das Waſſer von den Ufern hinweg und es laſſen ſich die genannten zurückbleibenden Seethiere, Pflanzen u. Steine ſammeln. Als ich am 1. und 2. Pfingſtfeiertage 1872 auf Helgoland war, herrſchte vollkommene Windſtille; gleich⸗ wohl war das Meer, an der Küſte in immerwährender Bewegung. Von 5 zu 5 Minuten etwa zog ſich das Waſſer ungefähr 10 — 15 Schritte vom Ufer zurück und huſchte dann wieder eben io weit gegen das Ufer vor‘, wobei ebenfalls mancherlei Seethiere, vorherrſchend aber Auſternſchalen, n, ausgeſtoßen wurden. Wenn man flink iſt, kann man mancherlei lebende Seethiere haſchen ni erlangte ich z. B. einmal eine große Krabbe. Wer aber dabei nicht vorſichtig iſt und zu weit Meer vorgeht wird bei'm Athmen der Nordſee — wie ich das ne Steigen und Fe des Waſſers nennen möchte — gehörig durchnäßt. { 997 Kleinere Mittheilungen. IR Ein weißer und ein ſchwarzköpfiger Stieglitz. Auf der vorjährigen 9 Aus⸗ ſtellung des Vereins Aegintha in Berlin fand ich, von H. Schulze in Altenburg ausgeſtellt, einen weißen Stieglitz, der mit dem mäßigen Preiſe von 10 Mark Cataloge notirt war. Sofort traf ich Anſtalten, den hübſchen Vogel zu er- ben, mußte aber erfahren, daß ein Druckfehler vorliege und der Preis nicht Mark, ſondern 10 Thaler oder 30 Mark betrage. Das war allerdings etwas Inderes — nach verſchiedenen Verhandlungen wurde ich jedoch ſchließlich mit Hrn. Schulze noch handelseinig und habe ich in Folge deſſen die Freude, in meiner nen Sammlung lebender Vögel einen weißen Sperling und einen weißen tegliß zu beſitzen. Der erſtere (Vergl. Monatsſchrift von 1877 S. 139) iſt n weiß, hat einen hellröthlichen Schnabel, eben ſolche Füße und ein im Sonnen⸗ te roth erſcheinendes Auge, iſt alſo ein ächter Albino. Der niedliche Vogel er⸗ ert in Folge dieſer überaus zarten Färbung ſo wenig an unſeren gewöhnlichen erling, daß noch Niemand, der meine Vögel beſichtigte, ihn als ſolchen erkannt Der Stieglitz dagegen hat die Abzeichen ſeiner Art nicht ganz verloren, ein rt keinen Zweifel. Auch die ſchwarz- und dunkelgefärbten Theile des Gefieders ndet man, wenn man den Vogel genauer betrachtet, durch einen leichten bräun— ichen Farbenton ſchwach angedeutet. Wie mir Hr. Schulze mittheilte, iſt dieſe bhübſche Abänderung in der Nähe von Altenburg i m Freien gefangen worden. Aus den ſüüddeutſchen Blättern für Geflügelzucht erſah ich, daß in einer Sitzung . des ornitholog. Vereins in Würzburg ein ſchwarzköpfiger Stieglitz vorgeftellt . worden war. Eingezogene Erkundigungen ergaben, daß der damalige Beſitzer Hr. 8 orenz Würth in Würzburg den Stieglitz inzwiſchen an Hrn. Apotheker Landauer daſelbſt überlaſſen hatte und dieſer Letztere war wieder ſo freundlich, mir den Vogel abzutreten. Gleichzeitig theilte Hr. Landauer mir mit, daß dieſer Stieglitz auf- gezogen worden ſei und daß er in neueſter Zeit einige rothe Federn am Kopfe er— halten habe. In Folge deſſen und da auch das Weiß der Backen nicht ganz fehlt, 5 4 ſondern nur mit Schwarz durchſetzt iſt, hat der Vogel ein etwas unreines und ſeinem weißen Artgenoſſen meſſen. v. Schl. Landescultur und Vogelſchutz. Wie wir zu Gunſten unſerer heimiſchen Vogelwelt wieder mehr Wald und Buſch entſtehen zu ſehen wünſchen, ſo liegt die Rn Wiederbewaldung weiter Flächen, die jetzt zum Ackerbau dienen, auch im Intereſſe de er Landescultur. Ganz abgeſehen von dem Einfluß, den der Wald auf die kli— matiſchen Verhältniſſe hat, läßt ſich nachweiſen, daß die großen Flächen ſchlechten Ackerlandes, welche im Oſten der Provinz Sachſen, zwiſchen Mulde und Elbe, und 8 tt orangerother Ring um den Schnabel und der gelbe Spiegel laſſen über die = ſcheckiges Ausſehen und kann ſich — was Schönheit betrifft — nicht entfernt mit ein nicht W Plus abwirft, ganz abgeſehen von dem Aa Landwirth ck betriebe erforderlichen bedeutendem Kapitale. Sollten die landwirthſchaftlichen ö ducte aber jo hoch verwerthet werden können, daß die Rente aus dem Landm ſchaftsbetriebe das obige Plus erreicht, ſo würde für die forſtwirthſchaftliche nutzung immer noch die erhebliche Kapitalerſparniß ſprechen. 5 Auch andere einſichtige Landwirthe ſind der Anſicht, daß in der vorbezeichne N die Wiederbewaldung weiter Flächen eine wirthſchaftliche Nothwendigkeit V. Sch. . Anzeigen. 8 Carl Zeidler, Handlung exotischer Vögel ir HALLE 3/8., Töpferplan 10/11, empfiehlt diverſe Vögel, als: Kakadus, Papageien, Sittiche, Sele Cordonbleu, Aſtrilde, Halsbandfinken, Nonnen, gelernte Gimpel u. a. m. Ferner: Goldfiſche, Schildkröten, Niſtkaſten, Niſtſtoffe, Geſangskaſten ſowie alle in⸗ und ausländiſchen Futterarten zu den billigſten Dee | Zu kaufen geſucht: ein Weibchen Blaugimpelfink (ſchwarzblauer Biſchof, Gute eyanea). v. Schlechtendal, Merſeburg. Die Drahtwaarenfabrik von 2 : C. H. HEILAND Halle S8. empfiehlt sich zur Anfertigung von Hühnerhöfen, Volieren, Heck- un Flugkäfigen, complet mit Eisengestell, Drahtgeflechten und - Geweben; zu Einzäunung von Hühnerhöfen, Volieren und Vogelstuben; starkverzinn Papageikäfigen, sowie allen in ihr Fach schlagenden Arbeiten, zu billigen Preisen. u Redaction: Ei v. Schlechtendal in Merseburg. Doug von ne Karras in W IH m ui il) | TR 1 Deutſchen Vereins um Schuhe der Vogelwelt. nF in Vereinsmitglieder zahlen einen Redi irt . Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres -Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ 8 von richten. Durch Vermittelung der rift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden hlungen werden an den Schatz⸗ E. v. S ch le ch t end al, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme iſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. lle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. I. Jahrgang. Mai und Juni 1878. Ur. 5 u. 6. oße Trappe (Otis tarda), mit Abbildung. G. Thienemann: Zwei ſeltene Wintergäſte: Berg- lerche und Schneeammer. v. Schlechtendal: Aus dem Gefangenleben der Papageien. J. Stengel: om Neſtbau der Vögel. W. Thienemann: Die Zwergtrappe. — Kleinere Mittheilungen: descultur und Vogelſchutz. Die Saatkrähe bei Zahna. Vom Gartenrothſchwanz. Beſtrafte Vogel— älerei. — Anzeigen. Monatsbericht. 1. Monatsverſammlung zu Halle am 10. April 1878. Der Vorſitzende und der Stellvertreter deſſelben waren am Erſcheinen behin— und übernahm daher der Schriftführer Herr Ober-Steuer-Controleur Thiele Vorſitz. Da überhaupt nur eine geringe Anzahl Mitglieder erſchienen war, log man, von weiteren Verhandlungen diesmal Abſtand zu nehmen. 91 4 fels; um 5 Uhr Monatsſitzung und nach Beendigung derſelben gemeinſchaftliches 2. Monatsverſammlung zu Weißenfels am 19. Mai 1878. In Rückſicht auf das lebhafte Intereſſe für die Beſtrebungen unſeres Vereins, welches von den Mitgliedern deſſelben in Weißenfels an den Tag gelegt und be⸗ ſonders vom Herrn Oberſt von Borries zum Ausdruck gebracht worden war, wurde die Monatsverſammlung in Weißenfels abgehalten. Das Programm zu der⸗ ſelben, von dem genannten Herrn entworfen und gern acceptirt, lautete: „Empfang der auswärtigen Mitglieder Nachmittags 23/, Uhr am Bahnhofe; gemeinſchaftlicher Kaffee daſelbſt; Beſuch der Sammlung lebender Vögel des Vereinsmitgliedes Herrn Amtmann Köhler in Weißenfels; geſelliges Beiſammenſein im Bade zu Weißen⸗ } Abendeſſen, worauf Begleitung der Auswärtigen nach dem Bahnhofe zum Abend- zuge.“ Dies Programm wurde genau eingehalten und erwies ſich in allen ſeinen Theilen als wohl geeignet, bei der Verſammlung eine beſondere Feſtſtimmung zu erwecken. Aus Halle, Merſeburg, Dürrenberg u. ſ. w. waren Mitglieder er⸗ ſchienen, welche von Herrn von Borries begrüßt wurden, dem ſich 1 5 4 Vereinsmitglieder, Vertreter des ebenfalls dem Verein angehörigen Magiſtrats und auch Freunde des Vogelſchutzes, die dem Vereine noch nicht beigetreten, unter A. der Herr General Wurmb von Zink angeſchloſſen hatten. Nach Begrüßung der Gäſte und erfolgtem Kaffeegenuſſe begab ſich die recht zahlreiche Verſammlung zu Herrn Köhler, woſelbſt die wundervoll gehaltenen zahlreichen Vögel, unter denen ö Gold-, Silber- und Königsfaſanen, im herrlichſten Gefieder prangend, franzöſiſche Rothhühner und afrikaniſche Frankolinhühnerk), Nil- und japaneſiſche Höckergänſe ſich beſonders hervorthaten. Die Reichhaltigkeit der Sammlung, welche in der unten angezogenen Abhandlung bereits in der Monatsſchrift beſprochen, war neuerdings erhöht worden durch ein Pärchen des reizenden, prächtig gezeichneten, ſeltenen und koſtbaren Paradiesſittichs (Platycereus pulcherrimus), an deſſen Flugkäfig die An weſenden nur nach und nach zu Zweien und Dreien herangelaſſen werden konnten, um die noch ängſtlichen Thiere nicht zu beunruhigen. Die Führung in den herr⸗ lichen Anlagen und die Beſchreibung der einzelnen Vogelarten übernahm außer dem Herrn Köhler auch der Vereinsvorſitzende, Regierungsrath von Schlechtendal. E Die Frankolinhühner hatten — wie wir hier noch erwähnen wollen — wieder zu legen angefangen und ſteht zu hoffen, daß das Zuchtergebniß auch in dieſem Jahre 3 ein günſtiges fein wird. 4 Nach längerem Verweilen in den Höfen und Gärten des Herrn Köhler ber ſuchte die Verſammlung die ſchönen Anlagen des „Bades“ und vereinigte man ſich dann unter den ſchattigen, alten Bäumen zu geſelligem Beiſammenſein bis 5 Uhr, zu welcher Zeit im Saale der Badereſtauration die Monatsſitzung von dem Ver⸗ einsvorſitzenden, Regierungsrath von Schlechtendal, eröffnet wurde. Leider waren die Bemühungen des Vereinsvorſtandes, einen Ornithologen von Fach zu einem Vortrage an dieſem Tage zu bewegen, durch unvorhergeſehene Zwiſchenfälle ge⸗ | ſcheitert. Der Vorſitzende ee daher dem Vereins⸗ a Pretni *) Vgl. auch Monatsſchr. S. 149 de 1877. = 6 zuerſt 955 Wort. Derſelbe entwarf ein Bild der ſeit Dr. Gloger in erſtellung von Niſtkäſten für Höhlenbrüter beobachteten Abweichungen und knüpfte n die Beſprechung jeder der Niſtkäſtenarten für Staare, Meiſen, Fliegenſchnäpper id Rothſchwänzchen, eine Darſtellung der Lebensweiſe dieſer Vögel, ihres Nutzens nd ihrer Feinde. Die mehrjährige Thätigkeit in Anbringung von Staarkäſten i nunmehr für Halle von ſolchem Erfolge gekrönt, daß dieſer nützliche Vogel als lig eingebürgert, ja ſogar als ſchwer wieder zu vertreiben anzuſehen ſei. Es gehe dies ſo weit, daß noch ein ziemlich ſpät (Ende April) in der Nähe des Kammerfenſters des Vortragenden angebrachter Staarkaſten von einem Pärchen eſer Vögel eingenommen ſei. Von ganz beſonderem Nutzen habe ſich noch die ratisausgabe von Anleitungen zum Anbringen von Niſtkäſten durch Beigabe der⸗ lben bei Verkauf von Käſten durch das Vereinsmitglied Herrn Holzhändler Schumann in Halle (Steinftraße 30) erwieſen. An dieſer Verkaufsſtelle ſeien wa 600 Käſten, und zwar gegen 250 Staar-, 150 Meifen- und als Reit Fliegen⸗ näpper⸗ und Rothſchwänzchen⸗Käſten im Frühlinge abgeſetzt. Im Bezuge von lchen habe ſich Großgräfendorf bei Lauchſtädt und unſer verehrtes Vereinsmitglied endenburg in Beeſenſtedt hervorgethan. Leider müſſe er, der Vortragende, be- agen, daß Herr Schumann, entgegen der ihm ertheilten Inſtruktion, die Käſten m großen Theile roh, d. h. ungeſchwärzt mit Kohle, abgegeben habe, dies habe ie und da zur Verwendung ungeeigneten Anſtrichs geführt. Lieb ſei es dem Vor⸗ agenden, wenn er über die Annahme der betr. Käſten Mittheilung von den Käu⸗ fern derſelben erhalten könnte. pfohlenen Meiſenkaſten unter Hinweis auf die in der Januar-Februar⸗Nummer dieſes Jahres von dem genannten Herrn gebrachte Abhandlung über die Meiſen und brachte den Liebe'ſchen Meiſenkaſten durch Anzeichnung zur Veranſchaulichung. Hierauf gab derſelbe eine kurze Ueberſicht über die Geſammtheit der Staare und ſtaarartigen Vögel, indem er, geſtützt auf die Beobachtung der in ſeiner Vogel⸗ Sammlung befindlichen lebenden Staarvögel, die eigentlichen Staare und die den- ſelben naheſtehenden Hirten: und Heuſchreckenſtaare, die amerikaniſchen Stärlinge und die afrikaniſchen Glanzſtaare in ihrem Thun und Treiben ſchilderte und zur 5 Beſichtigung der in ſeiner Sammlung augenblicklich vertretenen Arten aufforderte. Herr Kaufmann Kleinicke knüpfte an die Beſprechung der Staarvögel die Frage, ob durch die Anſiedelung der Staare andere Vögel, z. B. Nachtigallen in ihrer Vermehrungsthätigkeit geſtört würden. Der Schriftführer, Oberkontroleur Thiele weist auf die ſchon früher *) darüber ſtattgefundenen Verhandlungen hin, wonach die Anſiedelung der Staare geradezu auf eine Vermehrung der Anſiedelung auch 5 anderer Inſektenfreſſer hingewirkt habe. Herr Bergrath Unger betont, daß trotz maſſenhafter Anſiedelung von Staaren bei Dürrenberg oder vielmehr gleichzeitig mit derſelben ſich unverhältnißmäßig viel Nachtigallen dort eingeſtellt hätten. Herr Ritter⸗ er Zehe knüpft hieran die Mittheilung von dem Schaden, den der Würger inter den kleinen Sängern ſeines Parkes anrichte. Es wurde unter Theilnahme — E- * S. 76 der Monatsſchr. de 1876, * Der Vorſitzende beſprach hierauf den vom Herrn Prof. Dr. Liebe em- | In. one \ II KIN } 114 mn dieſe Art allerdings in einem mit Singvögeln bevölkerten Park 9 Garten 19 | E anderen Vögel wegen nicht geduldet werden dürfe. Im Uebrigen wurde darauf hingewieſen, daß der Neuntödter nicht nur ein ſehr hübſcher, ſondern auch Wc Käfer⸗ und Heuſchreckenvertilgung nützlicher Vogel, alſo ein blindes Verfolgen a dieſer Art keineswegs angezeigt ſei. Herr Oberſt von Borries theilt unter Bezugnahme auf den Vortrag 998 Herrn Thiele über den Mangel an Niſtſtätten für Höhlenbrüter folgende hübsche 2 Epiſode aus ſeinem Dienſtleben mit: Er ſtand als Artillerieoffizier in einer Feſtung 4 in Garniſon, als eines ſchönen Frühlings einige Artilleriften in dem Rohre einer Feſtungskanone das Neſt einer Kohlmeiſe fanden; eine Fülle von Niſtmaterial hatten die Vögelchen herangeſchleppt und davon ihre rundliche Wiege hergeſtellt. Mit aller Sorgſamkeit wachten die Soldaten über dem kleinen Vogelpaare und dem 3 eigenthümlichen Quartier, welches daſſelbe ſich auserſehen. Es ging dies jo weit, daß unter Zuſtimmung der Offiziere vor dem Exercieren an dem bewußten Rohre das Neſt behutſam aus dem letzteren herausgenommen und nach dem Exercieren ebenſo vorſichtig wieder hineingeſetzt wurde, jo zwar, daß die zutraulichen Vögel in der That an ihrer Wohnung feſthielten. Leider ſollte, wie ſo oft, auch dieſer trau⸗ 4 liche Verkehr zwischen Menſchen und Thieren ein jähes Ende nehmen. Unerfahrene Rekruten, noch nicht eingeweiht in das Geheimniß des Rohres, wurden an das ſelbe zum Exercieren geführt, — ein wuchtiger Stoß mit dem Wiſcher zertrüm⸗ merte das ganze liebliche Vogelheim zur großen Trauer der Offiziere und Mann⸗ 4 ſchaften, welche gemeinschaftlich ihren ornithologiſchen Schatz ſo ſorgſam bis dahin gehütet hatten. = Herr Oberkontroleur Thiele wies noch auf die früher durch hie Zeitungen gegangenen Mittheilungen über die Mitreiſe eines Rothſchwänzchenpaares auf der Eiſenbahn zwiſchen Magdeburg und Leipzig, ſowie eines Fliegenſchnäpperpaares auf einem Krautſchiffe, welches nach Wismar zu Markte fuhr, hin. 3 Herr Oberſt von Borries lenkte ſodann die Aufmerkſamkeit der Anweſen 4 auf den Mord der Staare, Pirole und anderer Vogelarten durch die Debfter hin und bat, über die Steuerung deſſelben Erwägungen anzuſtellen. Nach des Herrn Amtmann 4 Köhler Vorſchlag ſollen die Jagdberechtigten, von denen die Oebſter Erlaubniß zum Schießen einzuholen haben, auf den Nutzen der Staare und Pirole aufmerkſam 8 gemacht und auf den Schutz derſelben hingelenkt werden. Von anderer Seite wurde auf die beſtehenden Verbotsbeſtimmungen aufmerkſam gemacht, nach welche | es bloß einer Anzeige der ſchießwüthigen Debfter bei der Behörde bedarf, um 108 polizeiliche Beſtrafung herbeizuführen. i vollen Vögel aufmerkſam, erwähnte die verſchiedenen in Vorſchlag gebrachten terungsmethoden und erſuchte ſchließlich Herrn Köhler, auch ſeine bezügl Erfahrungen mitzutheilen. Herr Köhler berichtete darauf, au er 1 1 a are von Königs⸗ und Ringſittich (P. eyanopygus und zonarius) ſowie ein ibchen Rockpeppler (P. melanurus) aber ſchon ſeit einigen Jahren beſitze. Er ährt den Vögeln ſehr viel Raum, hält ſie während des Sommers im Freien, ert die gewöhnlichen Sämereien mit Ausſchluß von Hanf, und giebt an Weich— ter geriebene Mohrrübe ohne ſonſtige Zuthaten. — Nach der Monatsſitzung fand ein gemeinſchaftliches Abendeſſen in dem Saale Badereſtauration ſtatt, bei welchem unter frohem und heiterem Meinungsaus⸗ zuſch die Verſammlung beiſammen blieb, bis der Abendzug die Gäſte nach dem ahnhof rief, denen die heute ſtattlich vermehrten Mitglieder von Weißenfels das zeleite gaben. 5 3. Sonſtige Vereinsnachrichten. Dem Vereine ſind als Mitglieder beigetreten: 674. Se. Hoheit Prinz Bern- rd von Sachſen-Weimar, Lieuten. im Thür. Huſaren⸗Regiment Nr. 12 in ölleda, 676. H. E. Frühauf, Holzwaaren⸗Fabrikant in Mühlhauſen in Thür., 77. der Verein für Geflügelzucht in München, 678. Plathner, Regier.⸗ und aurath im Kgl. Eiſenbahnkommiſſariat in Berlin, 679. Caeſar, Abtheilungs⸗ baumeiſter in Halberſtadt, 680. A. Kühne, Seebeſitzer in Weinberge bei Zoſſen, 681. Kell, Buchdruckereibeſitzer und Stadtverordneten-Vorſteher in Weißenfels, 682. Singer, Gutsbeſitzer daf., 683. Geißler, Fiſchereibeſitzer in Callinchen bei Rittenwalde, 684. der Verein für Vogel- und Geflügelzucht in Darmſtadt, 685. Robert Nützer, Bürgermeiſter in Eiſenberg, 686. der Georgenverein in Eiſenberg, 687. von Rüts, Regierungsrath in Merſeburg, 688. H. F. Ebert . daſelbſt, 689. Kaßner, Gerichtsdirector a. D., Mitglied der Provinzialverwaltung Rentier in Bennſtedt, 692. Köpp, Verſicherungsinſpektor in Halle, 693. Julius Kauffmann, Direktor der Aktien⸗ Papierfabrik in Cröllwitz, 694. Rö ſeler, Domänenpächter in Schwabhauſen bei Gotha, 695. Schober, Steinmetzmeiſter in 8 alle, 696. Zorn, Gutsbeſitzer in Bennſtedt, 697. Hahn, Holzhändler in Salz hunde, 698. Fiſcher, Thierarzt daſelbſt, 699. Brüning, Lieutenant im Zten Brandenb. Inf.⸗Regim. Nr. 20 in Wittenberg, 700. Wurmb von Zinck, General- ; major a. D. in Weißenfels, 701. C. G. Kleinicke, Rentier daſelbſt, 702. Schuch, Major und Commandeur der Unteroffizierſchule daſelbſt, 703. Gündel, Oberſt⸗ lieutenant und Bezirkscommandeur daſelbſt, 704. Otto Gürth, Brauereibeſitzer daſelbſt, 705. C. Geisler, Salzmagazin-Aufſeher in Staßfurth, 706. Friedr. Wöſch, Kaufmann in Würzburg. Halle und Merſeburg, im Juni 1878. Be. Der Vereins Vorſtand. 1 Hühnerkrankheit betreffend. . | Von W. Thiele. Jammerlich ſchwankend bewegt er ſich vorwärts. Der ſtolze Gang, den ihm ſeine Würde, ſeine Herrſcherſtellung über das geduckte Hühnervolk verleihen, er iſt kerjeburg, 675. Graf v. d. Schulenburg-Angern, Landrathsamtsverweſer in daſelſt, 690. König, Regierungs-Secretair daſelbſt, 691. Louis Wernecke, A I, 88 N 7 3 NN N 2 ER 2 BR jenes Gefühl der Senken faſt in dem hinter ſolcher Dame An At Manne erweckenden, Taumeln oder Watſcheln gewichen. Der arme rauhbeinige Hofhahn! Nicht einmal ſeinem ſchönſten Berufe, der ihm auf platter Erde jeden⸗ falls viel bequemer gemacht iſt, als dem Sänger auf ſchwankendem Zweige oder gar dem Paradiesvogel, als derſelbe noch nach der Anſchauung der alten Malayen und der Naturforſcher als „apoda“ nur im hohen Aether ein vom Morgenthau ge⸗ nährtes, von „Ausſicht“ geſtärktes Leben führte, — nicht einmal ſeinem ſchönſten Berufe kann er gebührend nachkommen. Kann er doch kaum jenen vom Flügelgekratze begleiteten Kreis um die Vielgeliebte ſchlagen in der bekannten, von der durch die Zeit in ſolchen Dingen ſachverſtändig gemachten Henne gewünſchten, ſchönen Rundung! Auch die Claſtizität, mit der die Sprunggelenke federten, iſt ge⸗ wichen, ſchleppend bewegt er ſie, die centnerſchwer gewordenen Füße. Er kräht nicht einmal mehr, oder nur ſelten! Schnell zu „Baldamus Federviehzucht“, „aus⸗ ſchlagartige Krankheiten und äußerliche Beſchädigungen“. Nr. 23 „Elephantiasis“, „neuerlich eine unter dem Namen „scaly lags“ in England bekannte Krankheit, in „Geſtalt eines rauhen, häßlichen Schorfes an den Läufen auftretend. Kann man „auch nicht behaupten, daß die Extreme der Witterung die einzige Urſache dieſer „Krankheit ſeien, ſo iſt doch ihr genauer Zuſammenhang damit nachgewieſen wor⸗ „den, auch das häufigere Auftreten des Uebels in dem extremen Klima Nordamerikas „zeugt dafür. Aber allerdings mögen auch „andere Prädispoſitionen“ mitwirken. „Mittel: „trockener, warmer Aufenthalt, Abreiben des Schorfes mit Seifenwaſſer, „Einreibung der leidenden Theile mit Schwefelſalbe (Schweineſchmalz mit Schwefel⸗ „blüthe). „Auch mag innerlich ein halber Theelöffel voll Sana e „pulver gegeben werden!“ i Gut das, hinein mit den Füßen des Hahns in das Seifenwaſſer. — Ein größeres Stück Schorf löſt ſich los! — Willſt doch einmal ſo einen Schorf unter dem Mikroscop beſchauen! — Eigenthümliche Hügel und Klüfte bieten ſich dar, gelblich ge⸗ wordenem Schnee nicht unähnlich; leere Gänge befinden ſich darin, lebhaft an die Zellen des Wespenbaues erinnernd. — Wo Gänge ſind, müſſen auch die Bildner der⸗ ſelben ſein! und wirklich, kaum zu unterſcheiden von dem umliegenden Schorfmaterial bewegen ſich bräunliche, ganz kleine Punkte! — Schnell ein ſtärkeres Okular, bevor die Punkte verſchwinden! Richtig, es ſind Maul und Füße einer blaſenartigen Geſtalt, welche ſo wohlgenährt iſt, daß ſie einem vollgeſtopften Sacke gleicht, eine Milbe von genau den Gängen entſprechendem Umfange. — Gegen Hautmilben giebts kein ſchöneres Mittel, wie wir gelegentlich über das Leben der Krätzmilbe geleſen, als & Perubalſam. Wir nehmen mit vorſichtiger Pincette einige Milben ab, ſetzen ſie „zur Fortzucht“ unter die Schuppe eines Hühnerbeines, präpariren eine Menge der neugefundenen Paraſiten, um weitere Studien anſtellen zu können — und pi ſeln Herrn Hahn, der nun genug geleiſtet, die ganzen Füße ſtark mit Perubalſa ein. Wie neugeboren zeigt ſich der lang geplagte arme Hofherr, ſo leichtfüßig ſto zirt er in dem Schwarm der Hühner, welche ihn verwundert anſtaunen, den Wo geruch des Balſams verbreitend, einher und faſt ununterbrochen läßt er je wenn auch kurzen, ſo doch durchaus nicht unmelodiſchen Geſang ertönen; ja R manchmal den Ton länger, als wolle er mit jedem Anſatz etwas ganz bejon- ausdrücken, als könne er nicht Worte genug finden, um das Glück der Be⸗ iung von der lang empfundenen Feſſel genügend in die Welt hinaus zu 8 . Beobachten wir das neu infizirte Hühnerbein. Schon nach wenigen Tagen zeigt fi auf der Stelle, wohin wir die Milbe geſetzt, eine kleine Schorfentwicklung! ir hatten ſicher eine weibliche Milbe ertappt, die, guter Hoffnung, den neuen ohnort mit beſonderem Behagen occupirte. Herunter mit dem Schorfe und — an⸗ ſtatt des koſtſpieligen Perubalſams etwas Glycerin, wie ein befreundeter Arzt mir rathen, und das Hühnerbein iſt befreit. — Und nun hinaus zur Bibliothek, um mſchau zu halten über dieſe „Prädispoſition“. Leider läßt ſich Näheres nicht finden, Monographieen find ebenfalls nicht vorhanden. Drum hin zum wohlbe— bekannten Herrn Prof. Pütz, dem Director der Veterinärklinik, um ihm ein. Prä⸗ parat, beſtehend aus den alten Milben mit den herausgedrückten Jungen vorzulegen! Mit lebhaften Intereſſe empfängt derſelbe den Bericht und ſchon am Abend er- halte ich die Mittheilung, daß meine Beobachtung richtig, das Thier 1870 in den „Mittheilungen des naturwiſſenſchaftlichen Vereins für Vorpommern und Rügen“ beſchrieben und Knemidocoptes viviparus (lebendig gebärender Winſch enge genannt ſei. 6 — Weshalb ich dies ſo genau geſchildert? Weil mir trotz meiner Feſtſtellung ein bedeutender Federviehbeſitzer und trefflicher Kenner behaupten wollte, dieſer Schorf käme nur bei alten Hühnern vor; weil ich die von Baldamus vorgeſehenen „Prädispoſitionen“ als feſtgeſtellt bewahren wollte und weil ich Vereinsgenoſſen anregen möchte, ebenfalls genau auf die Beobachtung der Krankheiten des Hofge⸗ flügels einzugehen. — Daß ich aber den fröhlichen Ton gewählt, liegt einzig an der Freude über die Befreiung meiner Hühner von einer ſo häßlichen Plage durch ein ſo einfaches Mittel. Die große Trappe (Otis tarda). Von G. Elsner. * Die Trappe bewohnt in Deutſchland trockene, höher gelegene Aebehee und bevorzugt diejenigen zu ihrem Aufenthalt, welche bei fruchtbarem Boden große weite Flachen bieten, die wenig durch Holzwuchs unterbrochen ſind. In unſerer Pro⸗ vinz Sachſen findet ſie ſich am häufigſten in den untern Flußgebieten der Saale * Bode. Die Trappe iſt Standvogel, doch ſchließt dies nicht aus, daß namentlich im Herbſt hier und da kleine Flüge auf kurze Zeit erſcheinen, die fremde Gegend beoqnosciren und nach kurzer Zeit wieder verſchwinden. Auf ihren Hauptſtandorten . eben ſie geſellig in Trupps, die manchmal recht zahlreich ſind, zuſammen. Sechzig bis achtzig Stück habe ich oft gezählt, bisweilen ſogar Ende Winters bis 120 Stück zuſammen geſehen. Inm Ganzen werden die Trappen oft den Puten nahe geſtellt, oder als dieſen ähnliche Vögel angeſehen, doch weicht der Vogel ſelbſt und ſeine Lebensweiſe ſehr von Dr ich vom November bis März faſt ausſchließlich ihnen Raps reichte. Im Frühjahr 990d zu halten und ſtimme da wenn ich ah irre, al Dr. A. h übe e Die Trappe iſt der größte und ſtärkſte der bei uns frei lebenden Vögel. Die Höhe des ausgewachſenen Männchens iſt 0,90 m. und ſein Gewicht bis 18½ 15 Die Weibchen ſind etwas kleiner und leichter. Das Federkleid iſt ſehr dicht, jede einzelne Feder äußerſt hart, und ſo die Trappe befähigt, die ſtrengſte Kälte und alle ſonſtigen Unbilden des Wetters leicht zu ertragen. Zu dieſem Schutze kommt nun noch ein ſehr gewichtiges Widerſtandsmittel in der eee erſtaunlichen 9 | dauungskraft des Magens. 4 Die gewöhnliche Nahrung der Trappen beſteht hauptſächlich aus allen mög⸗ lichen grünen Kräutern des Feldes. Für den Winter ſuchen ſie deshalb die Raps⸗ felder auf und nähren ſich lange Zeit faſt ausſchließlich von dieſen bittern Blättern. Es iſt mir faſt gewiß, daß zur guten Exiſtenz der Trappen den Winter hindurch durchaus Raps gehört und habe ich meine Gefangenen erſt gut gedeihen ſehen, als und Sommer iſt alles junge Grün willkommen, namentlich junge Erbſenpflanzen, deren weiche fleiſchige Blätter auch meiſtens die erſte Pflanzenkoſt der Kleinen bilden. Neben dieſer Koſt, wovon ja immer reiche Fülle vorhanden, verſpeiſen die Trappen 3 auch jedes ſich ihnen bietende Kerbthier und paſſionirt Mäuſe. 4 Leider muß ich auch bekennen, daß ein zufällig gefundenes Lerchenneſt ſtets ſeiner Eier oder Jungen beraubt wird. $ Sobald die erſten warmen Strahlen der Frühlingsſonne neues Leben Schaffen, 4 erwacht bei den Trappen der Paarungstrieb und von Anfang März bis in den April dauern die charakteriſtiſchen Spiele der Hähne. Nur wenige Beobachter werden das Spiel von nächſter Nähe kennen und weil es ſo eigenthümlich iſt, will 4 ich es hier beſchreiben. 5 Wie bei allen Vögeln, ſo ſind auch bei den Trappen die Farben des Hochzeits⸗ kleides beſonders ſchön, wenn auch dieſelben, wie ſonſt. Die älteren Hähne tragen den charakteriſtiſchen Bart aus feinen langen ſpitzen Federn, die Bruſt iſt ruhe nach dem Halſe hinauf immer heller roth bis zur weißen Kehle. 5 Schon am frühen Morgen balzen die Hähne, auch den ganzen Tag bis Rn. Abend und nur, wenn allein, laſſen fie auf kurze Zeit nach und ſättigen ſich. Das Spiel beginnt in den erſten Tagen mit großer Unruhe der Hähne. Sie laufen, mit den Flügeln ſchlagend, kreuz und quer herum, und drehen ſich dann auf einer Ste die Fittiche ruhig wagerecht haltend. Dann wird der Hals zurückgebogen, bis fait auf dem Rücken liegt, die Schwanzfedern werden zu einem Rade aufgerick und die Flügel jo geſenkt, daß das Handgelenk nach unten faſt auf den B ſtreicht, die Hand mit den Schwungfedern dagegen nach oben zeigt, dabei ſind Federn des Rückens aufgerichtet und weil man ſo die untern weißen Seiten ſelben zu Geſicht bekommt, jo kann man auf weithin den Hahn ſehen und in gri Entfernung hält man ihn leicht der Jahreszeit gemäß für das weiße Tuch Säemanns. Der ſo aufgepluſterte Hahn dreht ſich viel herum, geht den Her wenige Schritte nach, bleibt wieder ſtehen, dreht fich und 1 5 Boden dab fortwährend mit den Füßen. Einen Laut giebt er nicht von 3 | 8 f Erſt im zweiten Jahre fortpflanzungsfähig, beginnen auch ſchon einjährige Männchen das Spiel, doch entwickeln erſt ältere ihre eigentliche Schönheit. Die Trappen leben nicht paarweiſe, d. h. in für immer oder einen Sommer geſchloſſener DAN RT 1% 2 160 \ IN m N 4% 77 Großtrappe (Otis tarda) in der Balze. 17 Ehe. Der Verband der im Winter geſchloſſenen Gemeinſchaft wird allmählig loſer, die älteren Weibchen trennen ſich vom Trupp ab, kehren wohl täglich wieder, bewun- 9309 auch zu zweien und dreien das Kreſſef pie der Mane 15 a 51 wied eder 1 Die heftige Erregung der Männchen leitet ſie auch vom Trupp der Jüngere n „ kreiſend und immer ſuchend nach den Weibchen treiben fie ſich umher. Mit 155 Nebenbuhlern giebt es ſcharfe Kämpfe und dieſe arten ſo in Erbitterung aus, a daß die ſonſt große Vorſicht vergeſſen wird und die Kämpfenden, wie blind, den Menſchen dicht heranlaſſen. Ja nicht blos gegen den Nebenbuhler, auch gegen Menſchen, ſogar wenn dieſe zu Pferde, wendet ſich der eiferſüchtige, Tanz Held mit wahrhaftem Angriff. 4 Ich habe derartige Scenen oft erlebt und weiß, daß ſolche Tollkühnheit manche 1 ſchönen Hahn den Tod brachte. Nach der Paarungszeit leben die Männchen mit dem jüngeren Volk in loſer Genoſſenſchaft den Sommer hindurch. Nicht gern im hohen Getreide, wählen ſie Standpunkte mit weiter Umſchau und ein jeder Trupp hat ſolcher Lieblingsplätze etwa drei bis ſechs; auf einem derſelben find fie regel⸗ mäßig anzutreffen. Hierbei haben ſie die Gewohnheit, von einem Sitz aufgeſcheucht, um nach dem andern zu fliegen, ſtets genau denſelben Weg zurückzulegen und merkt ſich der Beobachter dieſe Plätze und den Weg genau, ſo ergiebt ſich ihm leicht die Art und Weiſe einer ſicher zum Ziele führenden Jagd. 2 | Die Weibchen legen im hohen Getreide ihre zwei, jelten ein oder drei Eier auf eine flache Stelle des Bodens und bebrüten dieſelben ſehr anhaltend feſtſitzend. Dieſelben ſind grau-grünlich mit ſchmutzig verwiſchten Flecken und größer als Puteneier. Die Mutter verläßt nur ſehr vorſichtig, ein ganzes Stück ſich kriechend in den Halmen bergend, die Brutftätte, läßt auch wohl einen Menſchen dicht heran- kommen, drückt ſich platt auf den Boden und iſt gegen leichtes Auffinden durch die E Färbung des Gefieders prächtig geſchützt. 4 Nach 28 Tagen kriechen die Jungen aus und werden nun von der Mutter mit viel Liebe und Vorſicht gewärmt, geführt und auch ernährt. In den erſten acht Lebenstagen ſind die Kleinen ſehr unbehülflich und unſelbſtſtändig, viel mehr, als bei allen Laufvögeln dies der Fall zu fein pflegt. Das Kleid iſt grau, unregel- mäßig ſchwarz geſtreift, am Kopf bei beiden Geſchlechtern verſchieden, beſonders geeignet zum wirkſamen Verſtecken. Flach auf den Boden gedrückt, laſſen ſich ſelbſt in unmittelbarer Nähe die Kleinen nur ſchwer vom Boden unterſcheiden und auf finden. Auch wenn man genau die Stelle weiß, wo plötzlich die Mutter, auf- geſcheucht, davon flog, findet man ſie oft nicht und muß dann ruhig warten, bis nach einiger Zeit die Mutter wieder in die Nähe kommt und die Kleinen nun mit weit hörbarem hohlen, langgezogenen Ton ruft. In den erſten Lebenstagen lebt die junge Trappe nur von Kerbthieren, und erſt nach und nach gewöhnt ſie die Mutter an friſche grüne Blätter. Dieſe Kerbthiere ſucht die Mutter und reicht ſie mit dem Schnabel den Jungen hin, welche ſie ihr aus dem Schnabel abnehmen. Dieſe eigenthümliche Art des Fütterns ſah ich mit Erſtaunen zuerſt an einer ge fangenen Henne, welcher ich kaum tagalte Stiefkinder aus der Freiheit übergab. Trotz aller möglichen Mühe habe ich dies bei Freilebenden nie beobachten können, weil die große Vorſicht der Mutter, trotz aller Hilfsmittel mich zu verbergen, trotz aller Langmuth ſtets mein Vorhaben vereitelte. Aber die Sache muß fo fein, be die kleine Trappe iſt zu ungeſchickt, ſich ſelbſt etwas vom Boden aufzunehmen, r Eee ER Zn it * c A es 15 F 1 7 5 * — erſt wenn die ag fliegen können, beſucht fie auch kahlere Stellen der Felder. Erſt faſt ausgewachſen werden die Jungen von der Mutter dem größeren Trupp zugeführt und zwar ſehr behutſam um vielleicht ſich mit den Ihrigen bald wieder abzuſcheiden, weil nämlich die alten Männchen oft mit aller Wuth über die Klei⸗ nen herfallen. Im October aber iſt die geſchloſſene Geſellſchaft wieder conſtituirt, und gemeinſam führen ſie dann das eben geſchilderte winterliche Leben. Die Sinne der Trappen ſind alle ſehr ausgeprägt, vor allem iſt das Geſicht von einer bewunderungswürdigen Schärfe. Jeder Jäger weiß davon zu erzählen, e ſicher ſie den harmloſen von dem feindlichen Menſchen unterſcheiden, wie alle ſt recht wenig dazu hilft, ihnen nahe zu kommen. Eine krautende Frau laſſen oft auf 40 Schritt heran, einen Geſpannführer wohl auch, fliehen aber ſicher f 200 Schritt, wenn ſich ihnen unter ſolcher Maske ein Jäger mit Schießgewehr naht. Sie beurtheilen alſo genau Diſtancen, wie in der Weite, ſo auch in der Höhe. Im Keſſel eingekreiſte Trappen fliegen hoch über den Schützenkreis, ſo daß das viele Schießen nach ihnen wenig Erfolg hat. Und warum auch? Gewähren die Trappen eine vortheilhafte Jagd, oder muß der Vogel ſeiner Schädlichkeit wegen vertilgt werden? Das Fleiſch der Trappen iſt ſeiner Zähigkeit wegen eigentlich ungenießbar, nur Junge im Herbſte erlegte ſind kaubar, gewähren aber auch einen trockenen Genuß. Ueber den Schaden an den Saaten, namentlich Raps und Kümmel iſt mir oft geklagt worden, und doch habe ich Erhebliches nie gefunden. Wie leicht wächſt bei jeder Pflanze ein abgepflücktes Blatt nach, und weil das Balzen im zeitigen Frühjahr ſtatt⸗ findet, richten ſich die platt getretenen Balzplätze bald wieder auf. Ich bin der Anſicht, daß ein Haſe den Feldfrüchten mehr Schaden thut, als zehn Trappen und wenn ich den Nutzen in Wegnahme von Käfern, Mäuſen, jungen Hamſtern auch nicht zu hoch 2 anſchlage, ſo wiegt derſelbe doch den geringen Schaden ſicherlich auf. Feinde haben die ausgewachſenen Trappen außer dem Menſchen keine, denn die laufenden und fliegenden Räuber unſerer Heimath können ihnen nichts anthun. Gegen alles Wetter geſchützt, find nur die Jungen in den erſten 14 Lebens⸗ tagen gegen Näſſe ſehr empfindlich. Auch für die Gefangenschaft eignet ſich die Trappe und ich habe durch 10 Jahre den Vogel darin ſehr lieb gewonnen. Zwar muß ich bekennen, daß ich drei Jahre Trappen aufzog, ohne das Ziel zu erreichen, die Vögel ſo ſchön und groß und ſo lebensfriſch zu erhalten, als fie in der Freiheit find, aber es iſt mir dann ge g gen und habe ich in den letzten 12 Jahren viele Erfahrungen gemacht und viel Freude gehabt, an welcher auch Andere Theil nahmen. Ich kann nur erfahrenen Pflegern, die keine Mühe ſcheuen wollen, rathen, junge Trappen aufzuziehen, denn Geduld und Ausdauer und viel Liebe gehört dazu. Nur im Alter bis zu höchſtens 14 Tagen eignen ſich die Trappen zur Aufzucht, ältere Eingebrachte grämen ſich ſtets, auch in Gemeinſchaft an die Gefangenſchaft Gewöhnter, zu Tode. Alt Eingefangene vergeſſen den Verluſt der Freiheit nie und ſterben regelmäßig. 5 Mix N Es iſt nhſan, bei den ganz jungen Sippen die Stelle 5 5 u ver treten, ihnen Alles vorzuhalten, wie oben beſchrieben, und das am Tage of in kleinen Portionen und Zwiſchenräumen. Für die erſten Lebenstage reichte ich ſaf⸗ tiges weiches, rohes Fleiſch von Tauben, begann nach einigen Tagen mit Zugabe | von hart gekochtem Ei und etwas Grünem (Kreuzkraut ). Im Alter von 3 Wocher = gab ich zerſtückelte Sperlinge mit Federn und Knochen, worauf nach kurzer Zeit ganze Sperlinge leicht verſchlungen wurden. Ein Leckerbiſſen ſind Mäuſe, bei wei⸗ terem Fortſchritt auch Ratten und verſchlingen die Trappen dies Alles, den Kopf voran, der vorher nur durch Schnabelhiebe eingeſchlagen wird. Auch wenig — quellte Erbſen ſind eine gute Beigabe. f Auf einem großen Hofe mit Raſen und Gemüſegarten ſuchen ſich die drei bie N vier Monat alten Trappen faſt vollſtändig ihre Nahrung allein, man gewöhnt ſie nur leichter an den Menſchen durch Darreichung von Leckerbiſſen guter Fleiſchtheile, 3 u. ſ. w. Die klugen und befähigten Thiere werden ſehr zahm, unterſcheiden den Pfleger von den Uebelwollenden genau, vertragen ſich mit den gefiederten Genoſſen aller Art, nur kleine Küchelchen muß man vor ihnen ſchützen. Sie folgen von weit her dem Rufe der bekannten Stimme und melden ſich durch klagende Laute vor dem Fenſter, aus welchem das Futter geſpendet wird. Auf meinem Hofe waren fie auch einſt zu vier ſchönen Exemplaren in Gemeinſchaft mit mehreren gut dreſ⸗ ſirten Hühnerhunden und lebten mit dieſen in ſtetiger Eintracht. Bei den Mahlzeiten wußten ſie genau, daß ſie die Bevorzugten waren und die Hunde wurden ſo lange durch Schnabelhiebe abgewehrt, bis ſie lernten geduldig zu warten und Ae f zu halten, wenn ſich die Geſättigten entfernt hatten. | Meine Trappen waren nicht im mindeſten ſcheu und ich konnte fie, nur wenig den einen Flügel beſchnitten, frei laufen laſſen, ſie waren ſo klug dem großen Ver⸗ kehr auf dem Fabrikhofe auszuweichen. Mit den vielen Arbeitern waren ſie gute Freunde und erhielten bei den Mahlzeiten derſelben oft einen wohlgemeinten Biſſen. Nur zwei Männer kannten ſie unter vielen heraus und griffen ſie ſtets wüthend an, ſowie ſie ſie ſahen. Ich erfuhr ſpäter, daß die beiden die Trappen einſt geſchlagen. Auch das Gedächtniß meiner Pfleglinge hat mich oft überraſcht. Ich will nurn erwähnen, daß ein Hahn im Berliner zoologiſchen Garten, von mir dorthin geſchenkt, nach fünf Monaten von mir beſucht, auf den Ruf ſeines Namens eiligſt zu 1 f an das Gitter kam. 4 Des Nachts ſchliefen meine Trappen in einem trockenen Stall, welchen ſie aber 2 auch bei dem ſchlechteſten Wetter am Tage nicht aufſuchten. Für den Winter ſäete | ich ihnen ſtets ein Stück Raps im Garten an, der ihnen dann neben Kartoffeln und Brot die einzige Nahrung bot. Fleiſch habe ich im Winter abſichtlich nur ganz ausnahmsweiſe gefüttert, weil ich die Erfahrung machte, daß die reich und mit Flei ſch Genährten im darauf folgenden Frühjahr ftets Herzſchlag bekamen; dazu gef ſich Rheumatismus mit vielen Schmerzen und meine lange besorgte Liebl. ſtarben dann jedesmal. Wenn meine Trappen ein Jahr alt waren, fingen im Frühjahr die Hähne zu balzen und bewegten ſich luſtig in dem großen Raum halb Be 1 umher. | ge De en N en bin eren daß ſich meine 5 ih, fortgepflanzt hätten, doch ich f die paſſende Altersklaſſe zuſammen hatte, mußte ich meinen Wohnort ver⸗ n, und habe ich jetzt keine paſſende Gelegenheit, meine Verſuche in dieſer Be⸗ hung weiter zu führen, glaube aber gewiß, daß ſie gelingen werden. Sollte Jemand her zu Opfern bereit ſein und mit warmer Zuneigung für dieſe ſchönen klugen Vögel rſuche anſtellen wollen, jo bin ich zu näheren Mittheilungen gern bereit. Meine jultate in der Aufzucht der Trappen, die viele Beſucher erfreuten, überzeugen ch immer mehr, daß jeder Vogel in der Gefangenſchaft zu halten und zur Fort— anzung zu bringen iſt, ſowie man ihm das zu feinem Wohlbefinden Nöthige ge- hrt, alſo die Bedingungen ſeines Lebens genau kennt. Sollte einer der Leſer im Stande ſein, mir Mittel an die Hand zu geben, nttrappen (Otis tetrax) ohne Schaden von Kiew nach hier zu transportiren, fo ammelt und harren der Abſendung. Roßla im Mai 1878. * = 3 Zboei ſeltene Wintergäſte. =: vdo RE Guſt. Thienemann, P. em. 1. Alauda alpestris. Berglerche. Cs war in der erſten Hälfte der Zwanziger Jahre, (ich glaube 1823) wo wir nach einem ſehr gelinden Winter im Monat März noch einen bedeutenden Schnee— fall und heftigen Froſt bekamen. Sehr viele Zugvögel waren bereits angekommen und litten nun Hunger und Kummer, wenn nicht mitleidige Herzen ſich ihrer an⸗ nahmen. — Zu dieſer Zeit beſuchte mich mein älterer Bruder, der unlängſt von ſeiner Reiſe nach Island zurückgekehrt war, und jetzt in Leipzig ſich aufhielt. Ich ebte damals als Hauslehrer im ſchönen Oſterlande bei einem Ornithologen, dem zen. Baron v. Pöllnitz, der eine treffliche Sammlung ausgeftopfter Raubvögel, dom größten Adler bis zum kleinſten Falken herab, beſaß. Auch ich ſammelte damals ſchon eifrig Vögel, aber nur Sumpf- und Waſſervögel, jo daß wir Beide 3 nicht ins Gehege kamen. Um meinem obenbenannten Beſuche eine kleine Unter⸗ tung zu verſchaffen, wurde eine Schlittenfahrt nach dem nahegelegenen Altenburg wrangirt. Auf dem Rückwege, als ſchon die Dämmerung eingebrochen, erblickte nein ſcharfſichtiger Bruder unweit des Weges 2 Alpenlerchen auf dem Schneefelde. Wir wollten es ihm anfangs nicht glauben, doch bald kam uns der Glaube in die Hände. Gleich nach der Heimkehr ergriff er meine Vogelflinte, und eilte an den wohlgemerkten Ort zurück, um die ſeltenen Vögelchen zu erlegen, und glücklich kehrte er bald darauf mit dem ſchönen Männchen zurück. Damit aber noch nicht zu ufrieden, ging er am nächſten Morgen noch einmal hinaus, und erlegte auch noch das Weibchen. Dieſe Vögel verdienen wegen ihres nicht häufigen Vorkommens in alen Deutſchland wohl einer näheren Beſchreibung. Das Männchen iſt ein Bis gezeichneter vogel. Auf jeder Seite des Hinterkopfes ſtehen einige längere würde ich ſehr dankbar ſein. Es ſind dort ſolche Vögel für mich von einem Freunde Due... ’ 4 N 5 n 9 12 ie ſchmale Federn, welche aufg einen kleinen, zweitheiligen Schopf, einem Paar Hörner gleich, bilden. Stirn und Kehle ſind ſchön ſchwefelgelb gefärbt, ein Streifen an den Zügeln und Wangen, nebſt einem halsbandähnlichen Fleck auf der Mitte der Gurgel, ſind tief ſchwarz, der Hinterhals bis an die Seiten der Oberbruſt und die kleinen Flügeldeckfedern bräunlich grau mit ſchmutzigrothem Ueberflug, Rücken, Schultern und Bürzel braungrau, dunkel gefleckt, Bruſt und Bauch weiß. Das etwas kleinere Weibchen iſt weniger ſchön. An Geſtalt gleicht ſie der Feldlerche, iſt aber etwas größer, 7 — 71/4“ lang und 13 — 14“ breit. An den Hinterzehen ä hat fie einen langen Sporn. Sie bewohnt das nördliche America und Aſien, bis⸗ weilen erſcheint ſie in Oſtpreußen und Schleſien, im mittleren Deutſchland höchſt ſelten. Radde fand dieſe Lerche in Oſtſibirien niſtend. (Vergl. Cabanis Journal für Ornithologie, Jahrg. 1869, pag. 52.) | E 2. Pleetrophanes (Emberiza) nivalis. Schneeammer. Etwas häufiger, als die vorige, erſcheint in harten Wintern die Schneeammer bei uns, und wurde von mir ſelbſt in meinem frühern Wohnorte, unweit Weißen⸗ fels, mehrmals beobachtet und erlegt. Sie nährte ſich von Grasſamen, nament⸗ lich des Wegebreits (Plantago major), der dort häufig wächſt. Auch hier bei Dresden, wo ich jetzt als Emeritus mich aufhalte, habe ich ſie geſehen. Sie iſt, wie alle nordiſchen Vögel, wenig ſcheu, weil dieſelben in ihrer Heimath wenig ver⸗ folgt werden. Alter und Jahreszeit bringen bei dieſem Vogel große Veränderungen hervor, ſo daß früher mehrere Arten daraus gemacht wurden. Die ſehr alte Schnee⸗ ammer iſt ganz weiß, mit Ausnahme der ſchwarzen Flügelſpitzen; in der Jugend zeigen die zuſammengelegten Flügel 2 weiße Binden und einen weißen Längsſtreif. Im Sommer wohnt die Schneeammer an den Küſten des Eismeeres, namentlich auch in Island, von wo mein obenbenannter Bruder, der ſich 1½ Jahr dort aufhielt, um Naturalien zu ſammeln, eine größere Menge Bälge und Eier dieſes Vogels mit⸗ brachte; letztere ſehen ſehr ſchön aus; auf bläulich weißem Grunde finden ſich blaſſe, röthlich graue und ſehr dunkelbraune Flecke, Striche und Punkte, beſonders am ſtumpfen Ende, während die übrige Fläche nur wenig Zeichnung hat. Ihre Geſtalt iſt ſchön eiförmig, dabei find fie zartſchalig, glänzend, und von der Größe der Feld⸗ lercheneier. Ihr Neſt bauen die Schneeammern in Stein- und Felsſpalten, äußerlich aus isländiſchem Moos und andern Flechten, inwendig mit Haaren, vorzüglich des Blaufuchſes, ausgepolſtert. Die Zahl der Eier beträgt 5— 6. Dieſe Vögel beleben im Norden die traurigen Einöden mit ihrem angenehmen Geſange, auch ſchätzt man ihr Fleiſch ſehr. In Schottland werden ſie in ungeheueren Maſſen zur Speiſe gefangen! 5 a Aus dem Gefangenleben der Papageien. Von E. v. Schlechten dal. 1. Die drei Einſamen. nen von nen verwundet, kehrt die Geſellſchaft augenblicklich zu 1 0 zurück, mſchwärmt ihn unter lautem, ängſtlichen Geſchrei, in der Abſicht, ihm Hülfe zu sten, läßt ſich auch wohl auf dem nächſten Baum nieder. Auch die nachfolgenden Schüſſe verändern dann ihr Betragen nicht, erhöhen im Gegentheile die Aufopferung der Anderen, welche immer näher und rückſichtsloſer die Gefallenen klagend um⸗ ſchwärmen. 2 | Sind geilſchwanzſttiche dem Käfige entflogen und treiben ſich nun, Alles be— knabbernd, im Zimmer umher, hier die Gardinen, dort die Topfpflanzen bedrohend, hat man gewonnenes Spiel, wenn es gelingt, einen davon wieder in den Käfig zu bringen: die andern werden durch die vorſichtig geöffnete Thür bald freiwillig zu dem Genoſſen im Käfig zurückkehren. Die Schmalſchnabelſittiche benehmen ſich in ähnlicher Weiſe: es giebt unter dieſer Gattung recht kleine Burſchen; wird ein ſolcher Wicht aber von einem größeren Sittich angegriffen, ſo eilt ſein Genoſſe ihm zur Hülfe und beide zetern dann ſo lange auf den großen Gegner ein, bis dieſer den Rückzug antritt. In einem geräumigen Flugkäfig ſind bei mir mehrere Art Keil— ſchwanz⸗ und Schmalſchnabelſittiche untergebracht, vom Goldſtirn- und Braunohr⸗ ſittich (Conurus aureus und vittatus) ſowie von der Tirica (Brotogerys tirica) je ein Pärchen, von dem Elfenbeinſittich (Conurus Petzi), der Jendaya (C. Jendaya) und dem Toviſittich (Brotogerys tovi) je ein einzelnes Stück. Den hübſchen Elfen⸗ beinſittich hatte ich einzeln erhalten, die beiden andern Einſamen hatten ihren Ge— noſſen durch den Tod verloren, die Jendaya ſchon vor längerer Zeit, der kleine Tovi⸗Sittich vor wenigen Monaten erſt. Als der zweite Tovi-Sittich noch lebte, da hatten ſich ſchon die beiden einſamen Keilſchwänze eng an einander angeſchloſſen. f Der ſehr zahme Elfenbeinſittich hatte die wenig empfehlenswerthe Gewohnheit, ſich nicht auf dem Gezweige zu bewegen, ſondern ſtets am Gitterwerk herumzuklettern. An dieſer Gewohnheit hielt er jo feſt, daß die Jendaya, wollte fie einen Ge- noſſen haben, mit dem ſie Zärtlichkeiten austauſchen konnte, ſich entſchlieſſen mußte, es ihm nachzuthun und das that ſie denn auch. Nun ſtarb aber der eine Tovi— Sittich und der überlebende mit ſeinen vom Transport her kurz abgeſchnittenen Flügeln trieb ſich einſam zwiſchen den gröſſeren Keilſchwänzen herum. Das Pärchen Tirica, ſeine nächſten Verwandten, hatten an einander genug und kümmerten ſich nicht um den kleinen einſamen Vetter. Ob dieſer in ſeiner Verlaſſenheit ſich nun an die Jendaya gewandt, oder ob letztere ſich ihm genähert hat, das vermag ich nicht zu berichten, wohl aber konnte ich bald die Wahrnehmung machen, daß der kleine Toviſittich nach kurzer Friſt der Dritte im Bunde der Einſamen geworden war. Ein Pärchen gleichartiger Genoſſen kann nicht zärtlicher zu einander ſein, wie die drei Einſamen. Dabei hält der Elfenbeinſittich ziemlich hartnäckig ſeinen Lieblings— platz am Käfiggitter feſt und nöthigt dadurch ſeine beiden Freunde, wenn ſie mit En zuſammen ſein wollen, ſich zu ihm an das Gitter zu hängen. So habe ich die Drei ſchon nach der Größe geordnet am Gitter angehängt gefunden, auf dem ) Gefangene Vögel Th. I. Bd. 1 S. 227. linken Flügel der Jendayaſittich mit eine Neafheſarhigen Kopf und & Schnabel. Daneben der kleinere grüne Elfenbeinſittich mit der orangerot hen € und dem weißen Elfenbeinſchnabel und neben dieſem der ganz kleine, grüne Tovi⸗ ſittich mit dem orangegelben Kinnfleck. So neben einander hängend bildeten die drei eine ſeltſame Gruppe und mit der größten Andacht hielt ſtets einer dem andern den Kopf hin, um ſich im Gefieder krauen und neſteln zu laſſen. Während nun der eine Genoſſe dem andern ſolchen Liebesdienſt angedeihen ließ, liebkoſte der dritte wieder dieſen in ähnlicher Weiſe. Da Toviſittich und Jendaya weniger für den Aufenthalt am Gitter eingenommen ſind, ſetzen dieſe beiden auch häufig auf einem Zweige die gegenſeitigen Liebkoſungen fort. Vom Neſtbau der Vögel. Von Julius Stengel. Der Trieb zum Neſtbau erwacht mit dem Fortpflanzungstriebe der Vögel. In der Regel baut ein Vogel ſchon in ſeinem zweiten Lebensjahre ſein eigenes 7 Neſt. Das Vermögen, ein Neſt zu bauen, iſt dem Vogel angeboren. Lehrmeiſter braucht er dazu nicht und das ſonſt wahre Sprüchwort, „Uebung macht den Meiſter“, findet in Bezug auf den Neſtbau der Vögel keine Anwendung. i Schon das erſte Neſt, welches der Vogel baut, iſt ein unübertreffliches Meiſterſtück. Keine Menſchenhand vermag ein ſolches Kunſtwerk, z. B. ein Neſt wie das der Elſter, des Pirols, Rohrſängers, der Beutel- und Schwanzmeiſe, des Schneidervogels ſo herzuſtellen, wie der betreffende Vogel mit feinem Schnabel es macht. Die Vögel bauen ſich die Neſter hauptſächlich zum Ausbrüten ihrer Eier und zum Schutze für ihre Jungen, zum Theil aber auch als Schlafſtellen und Vergnügungsorte zur eigenen Benutzung. Gewöhnlich bauen Männchen und Weibchen gemeinſchaftlich das Neſt. Recht deutlich zeigt uns eine ſolche gemeinſame Thätigkeit der Pirol und die Schwalbe. Oft holen die Vögel das paſſende Material zum Neſtbau aus weiter Entfernung herbei. Es geſchieht dies mit unermüdlicher Emſigkeit. Ich hatte Gelegenheit, zu beobachten, wie ein Kohlmeiſenpärchen und ſechs bis acht Sperlinge ein Federbett, in welchem ſich ein kleines Löchelchen befand und welches zum Ausklopfen in den Garten in die Sonne gelegt war, mit einer Liſt und Raffinirtheit ſeiner Federn beraubten, daß die ausgefeimteſten Spitzbuben in Menſchengeſtalt dabei hätten ler⸗ nen können. | | In der Regel iſt in 2 bis 14 Tagen der Neſtban beendet. Mit Ausnahme 5 ſächlich der Raubvögel tragen faſt alle Vögel die Baumaterialien mit dem Schna herbei, Raubvögel mit den Fängen. Die Neſter der Raubvögel heißen Horſte. O unterlaſſen die Vögel den Fortbau ihres Neſtes und beginnen einen neuen Bat einem andern Orte, z. B. Grasmücken und Schwalben. Sogar den vollendeten B und die darin befindlichen Eier verlaſſen einige Vögel, wenn fie geſtört worden o Neſt oder Eier von Menſchenhand angerührt worden ſind, z. B. > S. ee Grauammern und Turteltauben. | 5 2 4 * . e e Veen DT hrſcheinlich hatte dieſe Trappe ſchon deshalb Neſt und Eier verlaffen, weil fie - wiederholt in der Nähe ihres Brüteplatzes vorbeigehen geſehen hatte. — Schon etwa 10 Jahren baut regelmäßig ein Grauammerpärchen zur Seite eines n Grabens am Schulacker hieſigen Ortes. Jedesmal aber, wenn ich das Neſt as lange betrachtet oder nur ein Ei aus demſelben genommen hatte, verließ der rauammer nicht bloß das Neſt, ſondern auch das ganze Schulland-Terrain. — ndere Vögel dagegen find nicht jo empfindlich und geben ihr Neſt ſo leicht nicht uf, z. B. Ziemer und Steinpicker. Ein und daſſelbe Steinpickerweibchen, welches ch von ſeinem in der Höhlung einer offenen Kartoffelgrube ſtehenden Neſte wieder⸗ olt weggefangen und dem ich darnach die Freiheit gegeben, hat ſein Neſt, in welchem ch Eier befanden, immer wieder aufgeſucht und — die Eier ausgebrütet. Viele Vögel alten ihr Neſt ſehr reinlich und tragen den Miſt ihrer Jungen, ſo lange dieſe noch ein ſind, im Schnabel fort, z. B. der Stieglitz und die Schwalbe. Die meiſten Vögel auen ſich alljährlich ein neues Neſt. Andere dagegen beziehen ihre alte Wohnung ieder, die fie, wie ja bekannt iſt, auch genau aufzufinden wiſſen, jo z. B. die kauchſchwalbe, der Storch und der Steinadler. Wieder andere eignen ſich die eſter anderer, oft fremdartiger Vögel an. So nehmen z. B. die räuberiſchen Sperlinge den Schwalben die Neſter weg. Der Uhu bezieht alte Buſſardhorſte. Die Horneule ſtellt alte Krähenneſter paſſend für ſich her, ſowie auch ſehr gern der Fhurmfalk dies thut. Buſſarde bedienen ſich der Horſte der Taubenhabichte, Wander alken wählen die Horſte der Buſſarde oder Taubenhabichte und umgekehrt. Meiſen, staare und Kleiber beziehen die verlaſſenen Spechtneſter und deren Höhlungen. liche Vögel leben paarweiſe, bauen ihre Neſter gemeinſchaftlich, Männchen und Beibehen brüten auch abwechſelnd und tragen ſich ſogar gegenſeitig Futter zu. Indere Vögel dagegen leben in Geſellſchaften; ein Männchen hat mehrere Weibchen nd letztere haben oft ein gemeinſchaftliches Neſt, in welches fie ihre Eier legen, B. unſere Haushühner. Alle in Vielweiberei lebenden Männchen, z. B. der Haus⸗ ühner, zahmen Enten und Gänſe, Faſanen, Auerhühner, Kampfſtrandläufer, ümmern ſich um den Neſtbau gar nicht, betheiligen ſich auch am Brütegeſchäft nicht md tragen den brütenden Weibchen auch kein Futter zu. Viele Arten der Vögel auen ihre Neſter einzeln, z. B. Finken, Lerchen, alle Raubvögel; letztere dulden ein zweites Paar ihres Gleichen im Bereiche ihres Horſtes. Andere Vögel dagegen eben geſellſchaftlich und bauen ihre Neſter colonienweiſe bei einander, z. B. Saat⸗ k. rähen, Fiſchreiher, Möven, Wandertauben, Uferſchwalben, Bienenfreſſer, Weber— vögel „Tölpel, Sturmvögel, Seeſchwalben, ſowie oftmals auch Sperlinge und Haus— ſc walben. Manche Vögel lieben die Nähe des Menſchen und bringen ihre Neſter ern auf, an, in und bei Gebäuden an, z. B. Schwalben, Störche, Rothſchwänzchen, $ sohlmeiien, Gartengrasmücken, Sperlinge, Elſtern, Töpfervögel. Die Stoffe aus welchem die Vögel ihre Neſter bereiten, ſind je nach der Gattung und Art des Vogels gar ſehr verſchieden. Es dienen dazu Reiſer, zarte 5 8 Moos, Haare, Federn, Wolle von Pflanzen und Thieren, Spinngewebe, faules 4 30 l \ X nu er a ©; Wurzeln und Baumrinden, Baſt, Rohr, Binſen, Schilf, Gras, a oh, Flec 1 mürbes Holz, Schlamm, Lehm, Erde, Speichel, Läppchen, Fäden u. a. m. In der Regel benutzen dieſelben Arten Vögel zu ihrem Neſtbau ein und daſſelbe Material Rund nehmen nur im Nothfalle oder aus beſonderer Vorliebe andere ähnliche. 36 | habe mehrfach mich überzeugt, daß z. B. Buchfinken, Baumläufer und Meiſen, die doch ihre Neſter gewöhnlich von Spinneweben, Moos, Flechten, Haaren und Federn bauen, in Gegenden, wo Schafe ausgetrieben wurden, ihre Neſter größtentheils aus Schafwolle hergeſtellt hatten. Ferner weiß ich, daß z. B. Bachſtelzen, Pieper, Grasmücken, Ammern, deren Neſter doch gewöhnlich aus feinen trockenen Grashalmen zuſammengeſetzt ſind, in ſolchen Gegenden, in denen Pferde auf die Weide getrieben wurden, ihre Neſter meiſtentheils aus langen Pferdehaaren gemacht hatten. Be: Was den Ort anbetrifft, wohin die Vögel ihr Neſt bauen, jo findet darin { eine ſehr große Verschiedenheit ſtatt: der Bauort ift abhängig von der Lebens⸗ weiſe des Vogels. Es trifft aber nicht immer zu, daß jeder Vogel dahin ſein 9 # baut, woſelbſt er für fih und feine Jungen das Futter findet. Stockenten z. B. bauen ihre Neſter vom Waſſer oft weit weg, ja mitunter ſogar auf Bäume in alte Krähenneſter; in letzterm Falle tragen dann die Entenweibchen die Jungen im Schnabel in's Waſſer. Eben ſo wenig kann man behaupten, daß ein Vogel 1 mit kluger e ee an einen beſtimmten Ort fein Neſt baut. Eine Kohlmeiſe baute im v. J. in die Brunnenröhre im hieſigen Schulgarten. Das Thierchen 51 4 in kurzer Zeit ſo viele Halme da hinein geſchleppt, daß es nicht möglich war, aus dieſem Brunnen Waſſer zu bekommen. Trotzdem, daß vermittelſt eines Stockes 0 mit vielen Mühen zweimal das Neſt aus dem Brunnenrohre entfernt (ausgedreht) worden war, brachte das thörichte Thierchen mit erfreulichem Eifer doch wieder an dem ſonderbarem Ort, in der Brunnenröhre, ihr Neſt an, und zwar that dies das 4 Vögelchen jo lange, bis ich die obere Oeffnung des Brunnenrohres mit einem 1 Brette bedeckt hatte. 4 Eine Rauchſchwalbe brachte wiederholentlich ihr Neſt auf dem Holznagel eines Balkens über einem großen Färberkeſſel, an welchem das im Keſſel gefärbte Leinen⸗ zeug und Garn aufgewunden wurde, in der Färberei meiner elterlichen Behauſung an. (Sowie das Kohlmeislein nicht daran gedacht, daß es den Brunnen verſtopft, hat auch das Schwälblein nicht daran gedacht, daß es die Farbe verunreinigt). Ganz entſchieden baut aber jeder Vogel ſein Neſt dahin, woſelbſt er ſich wohl und ſicher fühlt. Größere Raubvögel, z. B. See- und Steinadler, Fiſchaare, Uhus, Habichte, Buſſarde horſten auf unzugänglichen Felſen oder auf hohen Waldbäumen. Andere Raubvögel, als Käuzchen, Waldkäuze, Thurmfalken horſten in Felſenſpalten, hohlen Bäumen, Erd- und Mauerlöchern. Noch andere, z. B. die Weihen und Sumpfeulen im Schilf, Rohr und Getreide auf der Erde. Einige Vögel, z. B. Elſtern, Stieglitze, Erlenzeiſige bauen ihr Neſt vorherrſchend auf die Gipfel ho Bäume; andere, z. B. Grün⸗ und Bluthänflinge, Buchfinken, Würger, Dompfa gelbe Laubvögel zwiſchen die Zweige mittelgroßer Bäume und in Gebüſche dichtem Gebüſch niſtet z. B. die Nachtigall, Amſel und Braunelle. Auf den der Laub- und Nadelholzbäume, meiſt dicht beim Stamme, baut die Zippe u EL OT 2 1 AN ; . * 19 1 2 en Nef. In Dorngeſträuch kn Hecken fudet man ſicher die Neſter roth⸗ er Würger und der Dorngrasmücken. An den äußerſten Endſpitzen dichter = oder Fichtenzweige, recht verſteckt, weiß das Goldhähnchen ſein Neſt an⸗ zen. Das Neſtchen eines Wintergoldhähnchens (M. regulus) fand ich auch e Bi in einem alten Raubvogelhorſte hoch oben auf einer Kiefer. Ich ſah das 2 Stück heraus. Bi: An die ſchwankenden, langen Enden hängender Baumzweige befeſtigen man ei 8 ihr merkwürdiges Neſt. An die Spitzen der äußerſten Zweige der Bäume Gärten näht aus langem, zähem, geſchmeidigem Graſe auch der Baumgarten⸗ ſtaar in Süd-Amerika fein Neſt ſich zuſammen. An die ſchwankenden Gabelzweige gewöhnlich ſchlanker Bäume hängt ferner „Vogel Bülow“ ſein Neſt ſich auf. An 3 oder 4 friſchen Rohrſtengeln ſetzt der kleine Rohrſperling ſein niedliches Neſt ſich 5 Auch der kleinſte aller Vögel, der prachtvolle Kolibri, heftet ſein win— iges Neſtchen oft nur wenig verſteckt an die Zweige von mancherlei Pflanzen. In Baumhöhlen bringen Spechte, Staare, Meiſen, Kleiber, Mandelkrähen, Wendehälſe, Wiedehopfe, faſt alle Papageien ihre Neſter an. Baumritzen ſuchen z. B. Baum⸗ äufer zu ihrem Neſtbau ſich auf. In tiefen Erdhöhlen ſtehen die Neſter der Ufer: chwalben, Bienenfreſſer, Eisvögel, Sturm- und Larventaucher. Unter Baumwurzeln, Steinen und in Löchern unter Gebüſch bringen Steinhühner, Rothkehlchen, Zaun— önige ihre Neſter an. Unter Erdſchollen, in Holzſtößen und Steinhaufen niſten Steinſchmätzer, Bachſtelzen und andere Vögel. In ſelbſt ausgeſcharrte flache Erd— öcher legen die meiſten hühnerartigen Vögel ihre Eier. In Grasbüſchel auf Wieſen und Aeckern bauen Schnepfen, Wachteln, Lerche und viele andere Vögel ve Neſter. Auf Raſenhügeln, in Schilfbüſchchen und im Geſträuch der Sümpfe ringen Rohrdommeln, Schwäne, Enten, Taucher und andere Waſſervögel ihre keſter an. An die ſteilen Felſen am Meere kitten die Salanganen ihre eßbaren Reiter und an Baumſtämme, Wände und Felſen mauern die kleinen Ariel⸗ Schwalben (Chelidon ariel, Gould) in Neuſüdwales ihre merkwürdigen Neſter feſt. Dier Töpfervogel e rufus, Gml) in Süd-Amerika führt feinen eigen⸗ hümlichen Neſtbau ſogar oft frei in Dörfern in der Nähe eines Hauſes oder in den Höfen (ja bisweilen ſelbſt an paſſenden Stellen im Innern der Häuſer) auf einem Baumſtamme oder Pfahle auf. Es iſt hinlänglich bekannt, daß manche Vögel, zumal Sperlinge, Schwalben, Rothſchwänzchen und Meiſen zuweilen an ganz abjonderlichen Orten ihre Neſter anbringen. Rauchſchwalben z. B. bauen ihre Neſter oftmals in Schornſteine und ſonderbar genug, gerade in ſolche, die in der Regel voll Rauch ſind. Vor längeren Jahren wurde mir einmal ein alter Lederſchuh, in welchem ſich ei Neſt mit weißen Eierchen befand, überbracht. Es war das Neſt eines Haus: rothſchwänzchens. Der alte Lederſchuh war durch irgend Jemand oder durch irgend eir en Zufall, zwiſchen eine Latte und einen Dachſparren eingezwängt, auf dem Saucboben eines hieſigen Bauerngehöftes mit dieſem Neſte aufgefunden worden. — r ſchon erwähnte Fall, daß Kohlmeiſen die dunkelen Brunnenröhren zur Anbrin— 8 * 15 gung ihrer Neſter ſich auserſehen, kommt öfter vor. Sperlingsneſter ſtehen eh ö oft zwiſchen Steinfugen tief unten im Brunnen. In den ſogenannten Buſchdörfen = bei Schönewalde (Reg.⸗Bez. Merſeburg) ſtanden Storchneſter allenthalben auf alten oft ſehr niedrigen, geköpften Rüſtern und jedes dieſer Storchneſter war wieder der gemeinſchaftliche Brüteplatz vieler Sperlinge. Das Gezänk der Sperlinge ſchien die verſtändig drein ſchauenden Störche nicht unangenehm zu berühren. Weniger rückſichtsvoll betrugen ſich die Störche“), denen das Neſt auf einer Scheune des Ackerbürgers Gräfe in Schönewalde gehörte. Sie machten, wie ich mehrfach 1 beobachten Gelegenheit hatte, mit den kecken Spatzen kurzen Prozeß. Sperlinge, die dem brütenden Weibchen zu dreiſt um den Schnabel flogen, waren im Nu ver⸗ ſchluckt. Manchmal ſah ich auch, daß der gedankenvoll im Neſte auf einem Bein ſtehende Storch einen Spatz wegſchnappte, Gräfe hielt das Storchneſt für ein ſicheres Mittel gegen den Blitz. 19 Die einzelnen Individuen jeder Vogelart bauen ihre Neſter ſtets nach der 4 ihnen eigenthümlichen, immer aber in einer rundlichen Form. Raubvogelhorſte, die Neſter großer Hühnerarten, Kranich-, Storch-, Reiher- und Taubenneſter haben nur eine flache Vertiefung. Die Neſter der meiſten andern Vögel, z. B. die der Finken, Hänflinge, Zeiſige, gleichen hohlen Halbkugeln mit nach oben gekehrter Oeffnung. Napf- und taſſenförmig find Droſſel- und Rauchſchwalbenneſter zu nennen. Die Neſter einiger Vögel bilden vollſtändige Höhlen, in welche die Vögel durch eine kleine Seitenöffnung hineinſchlüpfen können. Es ſind dies z. B. die Neſter der Elſtern, Beutelmeiſen, Schneidervögel, Ariel-Schwalben. Die Neſter 4 der Ciſtenſänger und der oſtindiſchen Schneidervögel (Sylvia eisticola und S. su. toria) haben an ihrem oberen Theile die Eingangsröhre. Immer oval, ei- oder flaſchenförmig iſt das Neſt der Schwanzmeiſe mit ſeitwärts nach unten gerich⸗ teter engen Oeffnung. Schlauch- oder beutelförmig ſind die zierlichen Neſter ver⸗ ſchiedener afrikaniſcher und oſtindiſcher Webervögel und mancher amerikaniſcher Beutelſtaare mit unten angebrachten Eingangsröhren. Birn- und löffelförmigen Schalen ähnlich find die eßbaren kleinen Salanganenneſter. In Form einer Pudel⸗ mütze hängt das Pirolneſt am Baume. Kugelrund iſt das Neſtchen des Winter⸗ goldhähnchens und rund wie ein Ball iſt das Neſtchen des niedlichen Zebrafinken im Heckkäfige. Backofenförmig iſt das Neſt des Töpfervogels, ſowie das Neſt des Zaunkönigs, welches, auf der Erde ſtehend, oben zugewölbt iſt und den Eingang an einer Seite hat. Viele Vögel geben ihrem Neſte dadurch die rundliche Form, daß fie ſich in demſelben herumdrehen. Dies thut z. B. die Hausſchwalbe, die f während des Bauens oft in's Neſt ſetzt, ſich darin nach allen Seiten herumdre *) In hieſiger Gegend werden die Störche auch „Kläppner“ und von gewöhnlichen Landleuten ſogar „Schietrich“ genannt. — Hierzu noch eine ſelbſterlebte kleine Geſchichte. Häufig beſuchte ich die Söhne des Dr. Lorenz zu Schönewalde in deren Garten, über welchen hin die in der Nachbarſch wohnenden Störche in der Regel ihre Ausflüge unternahmen. Eines guten Nachmittags bekam der meiner jugendlichen Freunde ſein Veſperbrot — eine mit weißem Käſe beſtrichene Schnitte. Im F unter den ſchattigen Obſtbäumeu lagernd, ſollte das Mahl gehalten werden — als plötzlich die Sch des einen, von einem unſichtbaren Geber aus den höhern Luftſchichten mit einer wuchtigen zweiten lage bedacht, zur Erde feel. Der . hatte es nicht böſe gemeint. ne ee m. a uch n Rand des Nestes durch 9 Reiben mit weit Aüsgeſctectem Halſe ebnet. e d e Lerchen und alle hühnerartigen Vögel ihren Neſtern die rundliche Form c eine Vertiefung in den Sand, drehen ſich darin nach allen Seiten herum, bald f die rechte, bald auf die linke Seite ſich legend und ſchlagen dabei mit den geln der Kiebitz ſein Neſt. erſchiedenheit. Form und Bauart der Neſter richtet ſich nach der Sicherung gegen itterung und Feinde, welcher die Eier und die Jungen bedürfen. Unſer Kukuk d der Viehſtaar oder Viehvogel in Amerika kümmert ſich um einen Neſtbau gar ogel, und läßt dieſe ſorgen. Die einfachſten Neſter machen Ziegenmelker oder ichtſchwalben, ſowie Schleiereulen. Dieſe Vögel bemühen ſich nämlich mit der bereitung ihrer Neſter nicht im mindeſten: Ziegenmelker legen ihre Eier geradezu f den bloßen Erdboden und Schleiereulen auf die nackten Dielen in Gebäuden. hlen. Die dumme Lumme legt ihr Eines Ei in einen Felſenritz auf den Stein. Auch der Tordalk legt ſein Eines Ei in Felſenlöcher. Die meiſten hühnerartigen Vögel, ſowie Strauße, Trappen, Dickfüße, Brachvögel, Sandregenpfeifer und andere befaſſen ſich mit einem Neſtbau ebenfalls ſehr wenig und legen ihre Eier tweder in natürliche oder ſelbſtgegrabene Vertiefungen ohne alle Unterlage in n Sand. Manche hühnerartige Vögel, z. B. Rebhühner, Wachteln und die iſten Sumpf⸗ und Waſſervögel, als Enten, Gänſe, Schwäne, Schnepfen, Kie⸗ ze, ſowie Weihen und Sumpfeulen, ſcharren ebenfalls nur kleine Vertiefungen den Erdboden, geben aber denſelben eine Unterlage von Grashalmen, Blättern er feinen Reiſern. Die Eier eines Rebhuhnneſtes, welches ich auf einer Wieſe darnach umher ſuchen mußte. Enten, Schwäne, Gänſe umkleiden ihre Neſter außer: noch mit einem Kranze weicher Federn (Dunen), mit denen fie, wenn fie ihre r verlaſſen, die Eier bedecken. Nicht minder einfach, wie die Neſter der hüh⸗ rtigen Vögel, find die Neſter einiger Raubvögel, der Fiſchreiher und Tauben.“) Dieſe Vögel ſchichten die wenigen Materialien zum Neſte meiſt ohne Ordnung auf— eit zander, wogegen mehrere Sumpf- und Waſſervögel, z. B. Teichtaucher, Teich— und . die ſich zwiſchen Schilf und Rohr ſchwimmende Neſter bauen, y 5 Viele Turtel- und einige Ringeltaubenneſter, die ich gefunden habe, waren ſo flach und lei icht . daß man die Eier darin von der Erde aus deutlich ſehen konnte und ic hätte 9 ben, können wir ſehr leicht unſern Haushühnern ablauſchen; fie wühlen ſich ein en und Flügeln, daß der Sand nach allen Seiten durch die Federn fliegt. r gemächlich, bald halb rechts, bald halb links ſich wendend, immer aber den jtil gerade in die Höhe haltend, 17810 ſich auf Aeckern und raſigen Wiejen- Hinſichtlich der Bauart der Vogelneſter herrſcht ebenfalls eine ſehr große cht, ſondern legt ſeine Eier in die Neſter anderer, fremdartiger, meiſt kleinerer ch Eisvögel, Fettgänſe, Alke und Lummen kümmern ſich um den Neſtbau ſehr nig: Eisvögel legen ihre Eier auf den bloßen Erdboden in ſelbſt gegrabene einem Geſträuch einſt fand, waren handhoch mit dürrem Graſe und trockenen zumblättern bedeckt, jo daß ich dieſelben förmlich herauswühlen, überhaupt lange 5 nellen, Bach⸗ und a Pieper — und die meien Nau een € ft ebenfalls nur einfach gebaut find, die Materialien mit dem Schnabel durch ſchlichte Verflechtung verbinden, folglich auf Herſtellung ihrer Neſtbauten bedeutend mehr Fleiß verwenden. Singdroſſeln oder Zippen geben ihrem Neſte Feſtigkeit, inder ſie es mit fein zerbiſſenem und mit Speichel zuſammengeleimtem fauligen Sole ausſchmieren; Amſeln oder Schwarzdroſſeln dadurch, daß fie die Neſthöhlung mit feuchter, lehmiger Erde ausſtreichen. Die geſchickten Spechte meiſeln mit Mühe und . Ausdauer zirkelrunde Löcher in kernfaule Bäume, wo hinein ſie auf mürbes Holz und feine Späne ihre Eier legen. Auch die Sumpfmeiſe hämmert mit ihrem win⸗ zigen Schnäbelchen in morſche Bäume das Loch zurecht, in das fie ihr Neſt anbringt. Der geſchickteſte Kletterer aller einheimiſchen Vögel, der Kleiber oder die Spechtmeiſe, welcher Spechtlöcher zu ſeinem Neſtbau benutzt, klebt mit Lehm ſo viel von der A großen Oeffnung zu, daß nur eben noch Platz genug übrig bleibt, um ſelbſt durch⸗ zukommen. Unſere Haus- oder Mehlſchwalbe und die kleine Ariel-Schwalbe in Auſtralien, die ihr Neſt aus Erde und Schlamm herſtellt, ſetzt nach und nach ein kleines Stückchen dieſes Kothteiges an das andere, indem ſie durch Beimiſchung ihres Speichels, den einzelnen Stückchen Bindekraft und zugleich dem Ganzen Haltbarkeit ; giebt. Die Elſter verſteht es, ihr Neſt ſchußſicher zu machen, indem fie, meiſt hoch auf Bäumen, erſt eine Lage Reisholz zuſammenpackt, darüber eine ziemlich ſtarke Schicht Erde bringt, darauf eine Menge Würzelchen legt, endlich noch Läppchen, Borſten, Federn u. dgl. m. dazu thut und das Ganze oben mit einem gitterartigen 4 Dorngeflecht umgiebt. Buchfinken, Teichrohrſänger, Pirole, Goldhähnchen, Kolibris, Schwanz⸗ und Beutelmeiſen, die afrikaniſchen und oſtindiſchen Webervögel ſind 5 kunſtfertig genug, aus Pflanzenwolle und andern Stoffen ſchöne und bewunderns⸗ werthe Neſter filzartig zuſammen zu weben. Der europäiſche und der oſtindiſche Schneidervogel hat es ſogar ſo weit gebracht, grüne Pflanzenblätter mit Pflanzen⸗ wolle zu einem Neſte ſauber zuſammen zu nähen. Die Salanganen und andere Schwalbenarten liefern die höchſt merkwürdigen und berühmten eßbaren Neſter, deren Maſſe, wie Döbereiner meint, ein „Mittelding zwiſchen Schleim und Gallert“ ſei, und wie Dr. Zimmermann ſagt, „aus Schleim und zerkleinertem Seegewürm“ beſtehe. Ein ſehr künſtliches Bauwerk iſt auch das ſchon erwähnte aus Lehm und Erde hergeſtellte backofenförmige Neſt des Töpfervogels und das aus Lehm gemachte 1 flaſchenähnliche Neſt des Ariel. Einzig in ſeiner Bauart iſt das ſtrohdachähnliche g gemeinſchaftliche Neft der Geſellſchaftsweber (Philetaerus socius) mit feinen Die I kleinen Neſtern. 15 Aber auch der freche Sperling weiß durch ſeinen äußerlich ſehr plumpen Ne bau unſere volle Aufmerkſamkeit auf ſich zu lenken. Er drängt ſich überall herb kein Ort iſt ihm heilig und jeder Platz iſt ihm zu ſeinem Neſte recht: der ſchmale Raum zwiſchen dem Laden und dem Fenſter unſeres Zimmers und die engen Löcher zwiſchen den Steinen tief unten im Brunnen, ein Palaſt oder eine Strohhüt ein herrliches Denkmal von Marmor oder ein altes Gemäuer, die Zweige d Bäume unſerer Gärten und Straßen oder die mancherlei Winkel der Thürme u Kirchen; er ſiedelt ſic im Reiſiggewölbe des Storchneſtes an und treibt 1088 re valbe aus ihrem Neſte und pflanzt ſich mit feiner Brut hinein. Zu feinem ſtbau weiß er alles zu benutzen, alte Lumpen, ſeidene Läppchen, Papierſtreifen, ze und lange Hälmchen, Fäden und Federn. Das Innere des Neſtes, meiſt gewölbt, gleicht einem warmen Federbett. Rückſichtlich des Neſtbaues kennzeichnet man die Vögel als Erdniſter, Mini— Maurer, Cementirer, Töpfer, Zimmerer, Plattformbauer, Korb— cher, Schneider, Weber, Filzmacher, Schirmfabrikanten, Paſteten— cker u. dgl. m. Wir verfolgen nun die Eigenthümlichkeit der verſchiedenen Ab- ilungen in den Bauwerken der Vögel. | I. Die Erdniſter bauen meift ſehr einfache Neſter. Die Materialien find kunſt⸗ über einander gelegt. Zu den Erdniſtern gehören Ziegenmelker, Hühner, Trap⸗ , Dickfüße, Brachläufer, Enten, Kiebitze, Schnepfen, Möven, Lerchen, Strand⸗ zel, Seeſchwalben, Lummen, Fettgänſe, Alke, Taucher, Steißfüße, Weihen, leier⸗ und Sumpfeulen u. a. Während, wie wir bereits wiſſen, Strauße, Trap⸗ „Dickfüße, Brachläufer, Sandregenpfeifer u. ſ. w. ihre Eier in natürliche Ver⸗ ungen oder in dazu geſcharrte Löcher in den Sand, und Seeſchwalben, Pinguine, ke, Lummen, Larventaucher und andere ihre Eier ohne Unterlage in Löcher der ammerde, ſogar auf die nackten Klippen oder auf in's Meer hineinragende Land— zungen legen, bedecken andere z. B. Rebhühner, Lerchen, Kiebitze, Schnepfen, Enten, Schwäne, Gänſe, aber auch Weihen und Sumpfeulen die geſcharrte Vertiefung mit erſchiedenerlei dürren und weichen Grasblättern, ſowie Enten, Gänſe und Schwäne zur Auspolſterung ihrer Neſter auch noch die zu dem Zweck ausgerupften weichen ig, in die er ſeine Eier legt. Lerchen ſcharren kreisrunde, etwas tiefe Löcher in den dboden und legen dieſe, mehr als halbkugeligen Vertiefungen mit feinen dürren Grasblättchen zierlich aus. Die Steißfüße bauen ſchwimmende Neſter, die zwiſchen Rohr, Schilf, Binſen, Riedgras ſtehen. Die Neſter ſind von den Blättern und Stengeln der Waſſerpflanzen ſo gebaut, daß ſie auf der Oberfläche des Waſſers Bo und alfo Schwimmen. Da nun aber der Boden des Neftes auf dem Waſſer ruht, ſo dringt, beſonders bei dem Haubenſteißfußneſte, das Waſſer oft hindurch | und feuchtet Neſt und Eier ſo an, daß letztere, obgleich ſie mit ganz weißem Kalk⸗ | 1 berzuge gelegt werden, von den Waſſerpflanzen eine ſchmutzige, dunkle oder braune Farbe annehmen. 2 & Es iſt ſchon geſagt, daß unſere Kukuke keine eigenen Neſter bauen, ſondern ihre Eier in die Neſter anderer Vögel legen. Der Kukuk legt jährlich 4 — 8 Eier, von denen je eins in 6 oder 8 Tagen reif wird. Da die kleinen Vögel den Kukuk alien, jo legt er während deren Abweſenheit vom Neſte fein reif gewordenes Ei da hinein. Er wählt dazu beſonders Bachſtelzen-, Grasmücken-, Lerchen-, Gold— ammer⸗ und Pieper-Neſter. 1 Von größter Bedeutung ſind die mancherlei See- und Strandvögel für die . wer der hochnordiſchen Küſten. Der Biſchof Pontoppidan ſagte: 3 1 m 4 ” 5 1 15 5 25 3 7 = „Es iſt eine nicht hoch genug zu ſchabende 5 daß die W eſtſeite N. r⸗ wegens mit unzähligen Scheeren, Inſeln, hohen Vorgebirgen, hohen a und Felſenhöhlen von dem weiſen und gütigen Schöpfer verſehen worden, in welche eine faſt unbegreifliche und den Gedanken der Fremden unglaubliche Zahl von See⸗ und Strandvögeln ihre Zuflucht nehmen und worinnen ſie ihre Wohnung finden, wie man ſie auch zuweilen eine, zwei und mehrere Meilen weit vom Lande in der See in ſo großen Haufen fliegen ſiehet, daß man ſie kaum überſehen kann und man meinen ſollte, die Seevögel aus allen Ländern würden hier zu einem allge⸗ meinem Reichstage verſammelt. Dieſe Vögel geben theils bloß mit ihren Federn und Dunen, die in den Neſtern und Wohnungen derſelben in großer Menge auf- geſammelt und außerhalb des Landes verſandt werden, theils mit ihrem Fleiſch und ihren Eiern zugleich manchem Einwohner gute Nahrung, des ſtarken Graſes nicht zu gedenken, welches, nachdem der Grund durch den Miſt der Vögel gedüngt worden, auf den Inſeln und kleinen Eiländchen wächſt, die davon und von den = Eiern in den Neſtern oft ganz weiß und gleichſam ganz damit überdeckt find. Es u find die Eier der Strandvögel, obſchon nicht alle, doch einige Arten derſelben, eben ſo gut als die Hühnereier, und ſie werden in Menge herein in die Stadt gebracht, wo ſie vornehmlich die Bäcker zu gebrauchen wiſſen.“ 4 Der Forſcher Lenz ſagt Band II. S. 349: „Als F. Boie im Jahre 1817 das 1 nördliche Norwegen und die Loffodiſchen Inſeln beſuchte, zog ein Schwarm von Tordalken und dummen Lummen kaum 10 Schritte hoch über ſeinem Haupte hin, nahm eine Breite von wenigſtens 1000 Schritten ein, und dauerte ſo lange, daß er ſein Doppelgewehr zehnmal laden und abſchießen konnte, und ſolcher Flüge gab es in der Gegend zwei bis drei. Nicht weit davon war eine große Felswand ganz mit Neſtern der dreizehigen Möven bedeckt und einzelne Scheeren von dieſen Vö⸗ geln ganz weiß; Alken bedeckten flächenweiſe das Waſſer unter den Felſen; auch niſteten ſie nicht weit davon in ſo großer Anzahl, daß ſie, obgleich aufrecht ſitzend, ganze große Felsabhänge bedeckten. Eine ungeheuere Klippe, die Sörlands-Nuppen heißt und ſich in ſchwindelerregender Steilheit aus dem Meere erhebt, dient, I | hoch das Auge reicht, den Krähenſcharben zum Aufenthalt. 10 Auf Island fand F. Faber die dreizehigen Möven auf Grimſöes Bog m ſolcher Menge niſtend, daß ſie die Sonne verbargen, wenn fie aufflogen, die Scheeren bedeckten, wenn ſie ſaßen, die Ohren betäubten, wenn ſie ſchrieen und die von Löffelkraut grünen Felſen beinahe weiß machten, wenn ſie brüteten. Auf den Weſtmanöbern bedeckten Papageitaucher in der Brütezeit die Oberfläche der Felſeninſeln. Auch der Fulmar war auf den isländiſchen Felſen ſo häufig, daß die Einwohner jährlich wenigſtens 20,000 Junge aus den Neſtern nahmen und ver⸗ ſpeiſten, obgleich in jedem Neſte nur 1 Junges ſitzt und ſie jährlich nur nu brüten. Auch die Eidergänſe niſteten auf Island in großer Menge.“ | Lenz jagt S. 342 ferner: „Auf den an der Weſtſeite von Jütland 8 Inſeln Süderoog, Norderoog, — Sylt, woſelbſt Joh. Fr. Naumann im Jahre 1819 Beobachtungen angeſtellt, brüteten tauſende von Silbermöven, die ſo wenig ſcheu waren, daß man ihnen auf 20 Schritte nahe kommen konnte. Ein grünes Fe war ganz mit Neſtern dieſer Vögel bedeckt, welche mit Auſterfiſchern, Meerſchwalbe Geten Sinverftänbnife lebten. 1 der Inſel 15 niſteten die Brandſee⸗ ſchwalben in ſolcher Anzahl, daß die Inſel, aus der Entfernung einer Meile geſehen, mit Schnee bedeckt ſchien und daß die Vögel, wenn ſie ſich erhoben, einer wirbeln⸗ den Wolke glichen. Naumann ſchätzte ihre Anzahl auf eine Million und bemerkt, daß ihre Eier an manchen Stellen ſo dicht lagen, daß man faſt nicht dazwiſchen 5 gehen konnte, ohne einige zu zerbrechen und daß die Vögel ſo gedrängt an einander ſaßen, daß ſie nicht Raum gehabt haben würden, wenn nicht alle nach einer Rich⸗ * tung geſehen hätten u. ſ. w. „Eine ganz andere Anſicht bot Lyſt, di Nordſpitze der Inſel Sylt. Hier war * ein grünes Wieſenthal mit Tauſenden halbzahmer Fuchsenten, welche je paarweis mit einander umherliefen, wie mit weiß⸗, roth- und ſchwarzgezeichneten Blumen bedeckt. Dieſe Vögel brüteten in Löchern unter der Erde und gaben den Bewohnern der Inſel reichlichen Tribut an Eiern und Dunen.“ 8 Zu den Erdniſtern gehören auch Rothkehlchen und der Zaunkönig. = Das Rothkehlchenneſt (M. rubecula) iſt in der Regel ſchwer aufzufinden. Es ſteht unter Buſchwerk in Gärten und Wäldern, an Zäunen in Löchern, unter Baumwurzeln und beſteht aus allerlei Grashalmen und dürrem Laube. Sein Inneres iſt mit Haaren und Federn weich ausgefüttert. Wenn das Rothkehlchen fein Neſt verläßt, ſo verſchließt es gemeinig⸗ lich den Eingang mit einem der umliegenden Blätter. . Das Neſt des Zaunkönigs (M. troglodytes) ſteht meiſt in Löchern und iſt weich und dicht aus Moos zugebaut. Es hat die Faorm eines Backofens mit kleinem Eingangsloche. “ II. Die Minirer arbeiten ihre Nefter unter der Erde. Solche find: Ufer: ſchwalben, Eisvögel, Bienenfreſſer, Petersvögel (Thalassidroma pelagica) u. a. * Uferſchwalben und Bienenfreſſer bringen ihre Neſter — erſtere oft 1 — 400 colonnen⸗ weiſe nahe beiſammen — in ſteile Ufer, Erdwände, Bergabhänge an. Die kreis⸗ runden, oft 1 m. tiefen, mit dem Schnabel der kleinen Schwalben mühſam und künſtlich gearbeiteten Löcher ſind backofenförmig am hintern Ende erweitert und mit feinen Halmen und Federn ausgelegt. In der Nähe meines Wohnorts an einem Sergabbange des Teupitz'⸗Sees, befindet ſich eine etwa 100 Paar ſtarke Ufer⸗ ſchwalben⸗ Colonie, ſowie kleinere derſelben in allen Sandbergen hieſiger Ziegeleien * anzutreffen ſind. Die Löcher, in denen ihre Neſter ſtehen, ſind ſo eng, daß ich mit 9 meiner Hand nicht hinein kann. Der Eisvogel gräbt, oft einzelne Paare beiſammen, 1 Ei, m. tiefe Löcher und legt am hintern Ende der Höhlung auf den bloßen Erdboden ſeine ſchneeweißen Eier; mitunter legt er auch ſeine Eier in Maulwufslöcher. Die Neſter der Sturmſchwalben, Gewitter- oder Petersvögel ſtehen in Höhlen, welche dieſe Vögel etwa 1 m. tief am felſigen Strande gegraben haben. Der patagoniſche Topfervogel, den Darwin beobachtete, baut ſein Neſt in ſelbſtgegrabene, etwa 3 m. lange Röhren von gewölbter Geſtalt. . III. Maurer, wie Mehl- und Rauchſchwalben, Amſeln, Singdroſſeln, Specht⸗ ee, Ariel⸗Schwalben, auch Mauer- und Alpenſegler, Salanganen u. a. Mehl-, r 8 Eh 8 ö e u 15 * ja. Ey 9 7 Nauch⸗ und Ariel⸗ Schwalben alen 1 5 Neſter klümpchenwelſe aus Leh m und Erde si und leimen mit ihrem klebrigen Speichel die Erdklümpchen an einander. Mo ar und Alpenſegler übergießen ihr aus Mauerklümpchen oder Halmen und Federn b 26777 ſtehendes Neſt mit einem klebrigen Schleim, wodurch die Stoffe eine zuſammen 5 hängende, haltbare Maſſe werden. Die Amſel mauert ihr Neſt mit feuchter leh⸗ * miger Erde aus. Die Spechtmeiſe, der geſchickteſte Kletterer unter den einheimiſchen 7 Vögeln, auch Kleiber oder Blauſpecht genannt, benutzt Spechthöhlen und andere Baumlöcher zu ihrem Neſtbau, kleiſtert aber mit Lehm die große Oeffnung ſo weit zu, daß ſie nur ſelbſt durch kann. Auch Elſtern und Miſteldroſſeln verſehen das 1 Innere ihrer Neſter mit feuchter lehmiger Erde und gehören zu den Maurern unter 1 den Vögeln. N Das Neſt der Singdroſſel (Turdus musicus) 3 ſteht auf Waldbäumen, iſt halbkugelförmig und aus feinen Kiefernreiſern mit Moos zuſammengeflochten. Das Innere des Neſtes iſt bis an den Rand mit einer erdig ausſehenden Maſſe, welche der Vogel aus ganz fein zerbiſſenen, fauligen Holz⸗ 1 ſtückchen und feinem Speichel zubereitet, glatt ausgeſtrichen, wodurch ſich das Sing droſſelneſt von den Neſtern der übrigen Droſſelarten, die nämlich nur mit wage e N Grashalmen ausgefüttert ſind, weſentlich unterſcheidet. Das Neſt der Miſteldroſſel (T. viscivorus) 9 wird am liebſten auf Kiefernbäumen in Höhe von 3—6 m. an Wegen und Geſtellen, 3 immer aber in einer Aſtgabel dicht am Baumſtamme erbaut. Es iſt, wie die Neſter Be der andern Droſſelarten, aus feinen dünnen Reiſern, Haidekrautſtengeln, Flechten und Moos und etwas Erde gebaut und mit allerlei dürren Grashalmen innen ausgelegt, aber nicht ausgeklebt, wie das Neſt der Amſel oder der Singdroſſel. Das feſte Neſt iſt flach napfförmig, oben der Rand beſonders von feinen Würzelchen 3 ) geflochten. Von den 7 Neſtern der Mehl- (Haus- oder Fenſter-) Schwalben und Rauch- oder Stachelſchwalben (H. urbica und rustica) 1 ſtehen erſtere außerhalb der Gebäude und find aus Koth gebaut, während die letz ar teren innerhalb der Gebäude ftehen und aus Erdklümpchen mit Stroh- und Gras hälmchen vermiſcht, hergeſtellt ſind. Die Erdklümpchen, welche die Schwalben im Schnabel zuſammen tragen, kleiſtern ſie mit ihrem Speichel zuſammen und an die 1 Wand, wobei ſie den Kopf hin und her drehen. Intereſſant iſt es, zuzuſehen, wie fie ſich bei der Mauerarbeit ihres Neſtbaues an die ſenkrechte Wand feſtklammern und dabei ihren langen Schwanz als Stühlchen benutzen. Das Innere der Neſter iſt mit Wolle, Moos und Federn weich und warm ausgepolſtert. In der Regel iſt ein Theil dieſes Polſtermaterials an die Neſtwand mit angeklebt. Je nachdem dei Schwalben das Material geboten iſt, vollenden ſie den Bau, wie ich ſehr of beobachtet habe, häufig ſchon in zwei oder drei Tagen. Merkwürdig iſt, daß Schwalben öfters nicht bloß den begonnenen Bau aufgeben, ſondern auch, ſe wenn ſie auch ſchon ein gut Theil damit vorgerückt ſind, wiederholentlich dar ablaſſen und an benachbarten Orten von Neuem ihr Bauwerk beginnen, gleichſc als erſchiene ihnen kein Platz gut und ſicher genug. Es iſt mitunter ein gan d 15 Geſims mit Koth beklebt, vielmals zum Verdruſſe des betreffenden Haus⸗ Ich habe auch mehrmals beobachtet, daß Mehlſchwalben den ganzen ommer über das Neſtbauen fortſetzen und habe Grund anzunehmen, daß ihnen s Bedürfniß iſt und zu ihrem Vergnügen geſchieht. Würde man für die Schwal- n etwa ½ m. unter den Gebäudedächern Leiſten anbringen, auf denen die Neſter ter und könnte dieſe auch nicht beſchmutzen; dann würden auch weniger Neſter von den glatten Wänden herabfallen. Rauchſchwalben, deren Neſter ebenfalls Aehn— chkeit mit einer Fruchtſchale haben, bauen an Balken in Ställen und Hausfluren, an Dachſparren und Latten auf Hausböden, in Stuben, unter Brücken, in Schuppen und Rauchfängen. Die Leute ſagen: „wo die Schwalbe niſtet, da zündet kein Blitz; wer ihr Neſt zertrümmert, zerſtört ſein eigenes Glück“. 3. B. die Salangane und der Ariel ihr Neſt mit dem Stielende ziemlich feſt an den Felſen ankitten oder, wie z. B. die Thurmſchwalbe (Cypselus apus) die Bes ſtandtheile des Neſtes mit ihrem Speichel zuſammen leimen. Die Neſter des Ariel (Chelidon ariel, Gould) . haben etwa 21—24 cm. Länge, 13—16 em. Durchmeſſer und werden in kleinen ſtämme und in Baumhöhlen aus Lehm, Schlamm und dem Speichel der Vögel in Geſtalt von Kolbenflaſchen gebaut. Das flaſchenhalsähnliche, röhrenförmige lange Schlupfloch iſt entweder ſeitlich oder ober- oder unterhalb des eigentlichen kugeligen ein Pärchen erfolgt, ſondern daß faſt alle zur Kolonie gehörigen Vögel dabei thätig find. Die ſehr künſtlichen und eigenthümlichen Neſter einer Ariel-Schwalben-Ko⸗ lonie laſſen ſich ſehr wohl mit einer Menge wagerecht an einer Felswand ange Moſtrichbüchſen vergleichen, deren offene Hälſe, die Eingangsröhren für die Vögel bildend, ſämmtlich nach vorn gerichtet ſind. Die ſehr kleinen, nur etwas über 9 em. ö langen Ariel⸗Schwalben wohnen in Süd⸗Auſtralien und gehören, wie unſere Mehl⸗ und Rauchſchwalben, auch zu den Maurern unter den Vögeln. ® V. Töpfer in der Vogelwelt finden ihre Vertreter durch die Töpfervögel in Süd- Amerika. 2 i * Das Neſt des gemeinen Töpfervogels (Furnarius rufus) ſteht entweder im Freien — auf einem Baumſturz, Pfahl, Cactusſtamm, hervor⸗ ragenden Felsſtück — oder in Dörfern — neben einem Haufe oder auf Pfählen im Hofe, ja ſogar an paſſenden Stellen im Innern der Gebäude. Am Baue des Neſtes arbeiten Männchen und Weibchen, indem ſie haſelnußgroße Lehmklümpchen dazu herbeitragen. Der ganze, höchſt eigenthümliche Bau, der in 2 Tagen beendet und aus Erde und Lehm, mit Holzſplittern und Strohſtückchen gut untermiſcht, her⸗ geſtellt wird, hat die Geſtalt eines Backofens oder eines kleinen Bienenſtockes von etwa 18 em. Durchmeſſer mit 22/; em. ſtarken Wänden. Die ſeitwärts angebrachte ung 5 doppelt ſo hoch, als weit. Das Innere des Baues iſt durch eine Scheide— quem ruhen könnten, ſo fiele der Unrath der Vögel nicht an den Wänden her⸗ Kolonien von 20 — 60 Stück an die Wände von Felſen und Gebäuden, an Baum⸗ Neſtes angebracht. Sehr merkwürdig iſt, daß der Aufbau eines Neſtes nicht durch IV. Cementirer werden einige Schwalbenarten genannt, weil dieſelben, wie A . ſtülpter und feſtgekitteter rauher und ungleich großer Bierflaſchen oder grauer "in wand getrennt. Die hin Abtheilung iſt der Brütort; das Te bient de io Männchen als Aufenthaltsort. Der Neſtbau des Töpfervogels kann eben ir 6 5 als eine Maurerarbeit bezeichnet werden. VI. Zimmerer ſind die Spechte; ähnlich den Spechten bauen aber 1 Kohl, Tannen⸗ und Sumpfmeiſen ihre Neſter. Der eigentliche Zimmermann unter den 9 Vögeln bleibt aber der Specht und unter dieſen ſteht wieder oben an der Kaiſer⸗ ſpecht (Pieus imperialis) in Mexiko. Nur kernfaule Bäume ſuchen die Spechte aus, in welche ſie ihre kreisrunden engen Löcher einmeiſeln. Auf dem etwas aus⸗ * gehöhlten Boden eines ebenfalls ſelbſtgehauenen, abwärts gehenden, etwa 20 — 9 40 em. tiefen Schachtes bringen fie dann ihr Neſt an und legen auf etwas mürbes Holz oder einige kleine Späne ihre glänzend weißen Eier. Der Specht benutzt ſein Neſt oft mehrere Jahre. Viele Löcher, welche der Specht bei feinem Würmerſuchen in die Bäume haut, kommen andern kleinen Vögeln ſehr erwünſcht: Meiſen, Wende⸗ hälſe, Kleiber, Staare bauen in dieſelben ihre Neſter. Die Spechte klettern am Baume nur von unten nach oben fort, aber nie, wie die Spechtmeiſe, in umge kehrter Richtung oder der Quere. Im Winter ſucht der Specht Eicheln und Nüſſe von Buchen und Haſelſträuchern oder faßt mit den Beinen die Tannen- und Fichten? zapfen und pickt die Samenkörnchen heraus. 1 VII. Plattformbauer find Störche, Tauben, Reiher, Adler, Falken, Eulen, und man nennt dieſe Vögel deshalb ſo, weil ſie Neſter bauen, die keine Vertiefung haben und ganz flach ſind. Der Storch baut ſein gewaltiges Neſt auf Dachgiebel 9 und Bäume. Es beſteht aus Dornen, Reisholz und Raſenſtücken und iſt mit Stroh, Heu, Lappen, Garn und allerlei andern weichen Dingen ausgefüttert. Es giebt Storchneſter, die über 100 Jahre alt ſind. Die Landleute locken die Störche auf ihre Dächer, indem fie ein Wagenrad oder ein Holzkreuz hinauf legen. um Schutz gegen Windſtöße müſſen aber rings umher einige 1 m. hohe Pflöcke eingeſetztt werden. 0 In hieſiger Gegend ſind die Störche und deren Neſter ſchon ſelten geworden. Der Seebeſitzer K. in Z. war überglücklich, mir mittheilen zu können, daß ein Storchpaar den Dachfirſt feiner Scheune im Hofe zum Neſtbau ſich auserſehen, bald darauf aber eben ſo betrübt, als in Folge von Steinwürfen ungezogener 9 Knaben dieſes Storchpaar ſich weggewöhnt hatte. — Die Taube, „die Botin des Friedens, iſt das Anmuthigſte unter Allem, was Flügel trägt.“ Von den Tauben in den europäiſchen Kiefernwäldern iſt die Ringel⸗ taube die größte und die Turteltaube die kleinſte und niedlichſte. Die Neſter beider find äußerſt flach und leicht gebaut, beſtehen nämlich nur aus lockeren Wurzel-, Reiſer⸗ oder Haidekrautlagen und ſtehen auf den Gabeläſten nahe am Stamme ſchon in Höhe von etwa 3 m. Die in Amerika ſtets in großen Geſellſchaften brü⸗ tenden Wandertauben ſollen die ſchlechteſten Neſter bauen, indem dieſe nur aus einigen loſe aufeinander gelegten Zweigen beſtehen. Der Schlangenadler baut auf den Gipfeln uralter Eichen ſeinen Horſt aus ziemlich ſtarken Baumäſten und Grasſtengeln. Der Flußadler baut auf d ' n Gipfeln alter Bäume aus dürren n Aeſten und Raſenſtucken feinen Horſt. die Geier bauen große, flache Horſte. Die größeren Arten benutzen oft mlich dicke Holzſcheite zur Unterlage. VIII. Korbmacher oder Flechter heißen die Vögel, die größtentheils mit ckenen Zweigen korbartig ihre Neſter flechten. Zu den Korbflechtern unter den Vögeln gehören Elſtern, Krähen, Heher, Droſſeln, Kernbeißer, Dompfaffen, viele unſerer Singvögel, wie Grasmücken, Fliegenſchnäpper, Würger u. a. m. Einige dieſer Korbmachervögel liefern recht niedliche, andere aber auch recht lockere und = ge Arbeiten. (Schluß folgt.) . Die Zwergtrappe (Otis tetrax) i in dieſen Frühjahr, wie mir mitgetheilt wird, nicht ſo zahlreich aus der Fremde zurückgekehrt als vor einem Jahre; auch ſcheint ſie etwas ſpäter als gewöhnlich angekommen zu ſein. Herr Rittergutspächter Richter zu Ottenhauſen, Kreis Wieißenſee, ſchreibt mir: . „Am 18. Mai“) habe ich zum erſten Male eine Zwergtrappe erblickt. Es Bi „war ein Männchen, welches über mich hinwegflog und ich beeile mich 1 „Ihnen dieſes mitzutheilen u. ſ. w.“ | | N Indem ich aber jetzt von der Zwergtrappe berichte, will ich Gelegenheit nehmen N einen Irrthum zu berichtigen, welcher ſich in meine erſte öffentliche Mittheilung ber die Einwanderung und Anſiedlung dieſes Vogels (Dr. F. C. Noll, Zool. Garten Jahrg. XV Seite 421) eingeſchlichen hat. Derſelbe betrifft die Stimme der Zwerg⸗ trappe, welche nicht wie: „prut — prut — prut“ klingt, ſondern vielmehr ein fſeltſam zitternder und knitternder Ton iſt, demjenigen ähnlich, welchen man hervor- bringt, wenn man mit einem feinen Stäbchen über ein kleines hölzernes Gitter f u W. Päßler Schreibt in Cabanis Journal für Ornithologie II. Jahrg. S. 184, daß die Stimme der Zwergtrappe nach den in den ruſſiſchen Steppen 1854 Nhlachten Beobachtungen des Gutsbeſitzers A. H. Külz: „Terrcks, Terrcks“ bite und kommt dieſe Bezeichnung dem wahren Klange allerdings näher, doch iſt be immer noch nicht ganz zutreffend, denn — Vogelſtimmen gehören in Vogel: | kehlen und find mit einer Menſchenkehle faft niemals deutlich nachzuahmen. Zangenberg, den 3. Juli 1878. W. Thienemann. Kleinere Mittheilungen. 5 e und Vogelſchutz. In der am 20. Febr. d. J. abgehaltenen 2 ae des landwirthſchaftlichen Vereins der Kreiſe Bitterfeld und Delitzſch Er 9 Sonſt ſind dieſe Thiere gewöhnlich Ende April oder Anfang Mai ſchon beobachtet oben * W. Th. * a 3 De « leider nicht, den ganz vorzüglichen Bericht hier Sollten wieder zu 1 1 5 wir 5 können es uns jedoch nicht verſagen, wenigſtens den Schluß deſſelben hier mitzu⸗ theilen. Nachdem Frhrr. v. Ende über Entwaldung und Waldvernichtung durch 1 Streuentziehung, ſowie über Waldpflege eingehend geſprochen hat, ſchließt er jeiten 1. Vortrag mit folgenden höchſt beachtenswerthen Worten: f 4 „Bricht ſich die Erkenntniß und Ausübung einer guten Waldpflege rt in immer weiteren Kreiſen dorthin Bahn, wo ihr bis jetzt ſcheinbar jeder Zugang ver⸗ ſchloſſen war, dann wird ſich der Wald auch ſeinerſeits durch angemeſſene höhere Erträge dankbar erweiſen und dazu anſpornen, ihm früher entzogene Flächen, die jetzt ein kümmerliches Daſein friſten, wieder zuzuführen. — In ſeinem Bereiche liegen oft kleine Acker- oder Wieſenſtücke, die ſtets unter 4 Froſt, unter Dürre oder Näſſe leiden können, je nach der Witterung der verſchie⸗ denen Jahre. Sie aufzuforſten, iſt ein wirthſchaftliches Gebot. Ferner bemühe man ſich auch in offenen Feldmarken Stellen ausfindig zu machen, auf denen Hg zucht mit Nutzen zu betreiben iſt. Vorzüglich eignen ſich dazu die Ufer der Teiche, Flüſſe, Bäche und Entwäſſerungsgräben. Die tiefer eingehenden Wurzeln der Bäume und Sträucher und die der Waſſerfläche mehr zugekehrten Aeſte beeinträhe tigen kaum den Feld- und Graswuchs und wo die Beſchattung zu ſtark werden \ ſollte, läßt ſich leicht mit Schneidelung nachhelfen, was ſich hochſtämmige Uferbäume, wie Erlen, Eſchen, Pappeln u. ſ. w. ganz gut gefallen laſſen. Größere Hutungen, deren Zweck in der Neuzeit ja immer mehr in den Hintergrund tritt, bieten einen weiten Raum zu Baumpflanzungen. Hier laſſen ſich Waldbäume anbringen; Eichen und Hainbuchen an graſigen Stellen, Schwarzerlen, Eſchen und Pappeln an näſſigen oder abgegrabenen Sumpfſtellen. Der Nachtheil, welchen der Baum in ſeiner Um⸗ gebung dem Felde ſtiften kann, namentlich in unſeren nördlichen Gegenden, ſoll nicht geleugnet werden, dürfte aber wohl meiſtens überſchätzt werden. Darum können aber immer die Vortheile noch größer ſein als ſeine Nachtheile. Ich er⸗ innere nur dabei an die Hegung der nützlichen Vogelarten, welche durch Dr. Gloger jo ſachgemäß in Anregung gebracht wird. Leider haben die Separa- tionen — ſo großen Vortheil ſie auch den Wäldern durch meiſt damit verbundene : Aufhebung von Holz- und Weidegerechtigkeiten gebracht haben, — durch Gerade⸗ legung der Gräben und Wege, nicht wenig zu einer Kahlmacherei, welche jeden Baum, jeden Strauch vom Felde entfernen möchte, beitragen helfen! Wie viele halbausgetrocknete Tümpel und Löcher ferner laſſen ſich mit Soolweiden ſehr ein träglich anpflanzen! Vor wenigen Jahren betrug das ſogenannte Oedland in unſerem Vereinsbezirk ca. 200 Heft. — in ganz Preußen beziffert es ſich gegenwärtig auf 2½ Mill. Hek — alſo welch' ein reiches Feld für einſichtige Wald- und Baumfreunde Der Staat geht jetzt mit gutem Beiſpiele voran nnd jo möchten doch auch es größeren und kleineren Privatforſtbeſitzer — ein Jeder in as | En Heneratio in ke Kraft und Fülle zu überfaffen! 1 Die Saatkrähe bei Zahna. Um Oſtern d. J. führte mein Weg mich durch ſogenannten „Kienberge“ in der Nähe des Städtchens Zahna, einer königlichen ſt, welche zum Theil, und namentlich an ihrem, an das freie Feld grenzenden nde mit hohen Kiefern beſtanden iſt. Schon von Weitem bemerkte ich große gelſchwärme, und als ich näher kam, ließ mir das characteriſtiſche, tauſendfältig in mein Ohr ſchlagende „Kra“ „Kra“ keinen Zweifel darüber, daß ich mich einem Srutplage der Saatkrähe näherte. In der That fand ich auf eine weite Strecke in alle Baumwipfel mit den Neſtern, und den Erdboden mit dem Kothe dieſes ützlichen Vogels bedeckt. Durch Herrn Bürgermeiſter Uhticke in Zahna, welcher die zahl der in den Kienbergen niſtenden Saatkrähen auf 4— 5000 ſchätzt, erfuhr ich, aß ſie ſich dort erſt vor ungefähr acht Jahren angeſiedelt haben. Früher niſteten e auf dem „hohen Flämig“, find aber von dort durch die Abholzung der von ihnen rüher bevölkerten Waldſtrecken ihrer Brutſtätte beraubt worden. Sie haben ſich ür die Umgegend von Zahna als große Wohlthat für die Landwirthſchaft erwieſen, enn ſeit ihrem maſſenhaften Auftreten find die Maikäfer gänzlich, und mit ihnen iel anderes für Feld und Garten ſchädliches Ungeziefer verſchwunden. Ur Wittenberg, im Mai 1878. | Vom Gartenrothſchwanz. Im vorigen Jahre (Nr. 6 u. 7 unſerer Zeit: ſchrift) habe ich von einem Gartenrothſchwanzpärchen erzählt, welches im Garten des Rechtsanwaltes Dr. Cuno in Wittenberg ſeit einer Reihe von Jahren den mit Hartnäckigkeit wiederholten Verſuch gemacht hat, ſeine Brutſtätte in einer Pumpen⸗ röhre aufzuſchlagen, und welches alsdann, nach Zerſtörung des Neſtes, welches durch Verſtopfung der Röhre die Pumpe unbrauchbar machte, mit Regelmäßigkeit n eine benachbarte Kegelbahn überſiedelt. Um nicht wieder in die Nothwendigkeit erſetzt zu werden, die Brut ſtören zu müſſen, hatte man in dieſem Jahre, die obere deffnung der Pumpe mit Strohbürken geſchloſſen, und nur jo viel Raum gelaſſen, als der Pumpenſchwengel zu ſeiner Bewegung unbedingt erfordert. Aber auch dieſe . Vorſichtsmaßregel hat ſich der Hartnäckigkeit der Vögel gegenüber als unzureichend erwieſen. Wieder verſagte die Pumpe ihren Dienſt, und wieder fand man als Urſache davon das Neſt in der Brunnenröhre. Nach ſeiner Entfernung iſt, wie e zum Neſtbau in der Kegelbahn geſchritten worden. L. Wittenberg, im Mai 1878. 5 Beſtrafte Vogelquälerei. Zwei Arbeiter Friedrich Schulze in Diemitz und Carl Berger in Halle hatten unſerm Vereinsmitgliede R. Wolff in Halle von einer r. ohen Quälerei Mittheilung gemacht, welche die Arbeiter Richard Illgenſtein, Carl Schnabel und Carl Sänger an einem Vogel verübt hatten. Die drei Uebel⸗ ſhäter ſind demnächſt polizeilich ein jeder mit 6 Mark oder zwei Tagen Haft beſtraft worden, während den beiden Arbeitern, welche die Unthat gerügt hatten, eine Bi: von je 6 Marf aus e gereicht wurde. A 8 ad. A e N 9 Christiane Hagenbeck’s Handlung exotischer Vögel, Hamburg, St. Pauli, | x Spielbudenplatz 19 hat gegenwärtig in sehr schönen Exemplaren vorräthig und offerirt : rothhaubige Kakadus, fingerzahm, grosse gelbhaubige, weisshaubige, Inka-, Rosa- und Nacktaugen-Kakadus; kleine blaue Arara, Soldaten-, dunkelrothe, hellrothe und gelbbrüstige blaue Arara; blauköpfige Edelpapageien, junge fingerzahme Doppelgelbköpfe, acelimatisirte Graupapageien (Jako), grosse schwarze, Gelbnacken-, Surinam-, Amazonen- und Neuholländer Papageien, jung, zahm und sehr lern- begierig; "weisstirnige und Grünmangen-Amazonen; Königs-, Pennants-, Paradies, Sing-, Schön- und Rosella-Sittiche, kleine Alexander-Sittiche (mit Halsband), Wellen-Sittiche; Inseparables (Ps. pullaria), grauköpfige Inseparables ; Sperlings- papageien, Indische Papageichen (Coryllis), grüne und graue Kardinäle, Indigo- vogel, Mozambiquezeisige, Graupfäffchen, braunköpfige Ammern, Diamantfinken, Zebrafinken, Gürtelgrasfinken, kastanienbrüstige Schilffinken; mweissköpfige, schwarzköpfige und dreifarbige Nonnen; Muscatfinken, graubraune jap. Mövchen, Silberfasänchen, Malabarfasänchen, Bandfinken, Reisvögel, kleine Elsterchen, Schmetterlingsfinken, Grauastrild, Grisbleu, Orangebäckchen, kleine Amaranihen- Männchen, Allasfinken, Paradieswittwen, Dominikanerwittwen; Oriol, Gold, Flammen-, Feuer-, Napoleons- und Blutschnabel-Weber; Sonnenvögel; 2 Weibehen rothe Tangaren (T. rubra), blutbrüstige Samenknacker, 1 a: Fischertukan (R. piseivorus). Ferner trafen ein: E Paperlinge in Pracht, gute Sänger, weisse jap. Möychen, Pavua-Sittiche, Mohrenkopfpapageien, 1 Paar gelbschulterige Wittwen und 1 Paar Roth- flügelstaare. Heinrich Möller's Zoologische und Ornithologische Handlung, | HAMBURG, St. Pauli, Spielbudenplatz 21 erhielt in den letzten Sendungen: | 9 100 Stück prachtvolle Graupapageien, Segelschiffvögel, vollständig im Gefieder ohne beschnittene Flügel, talentvolle Vögel und keine Schreier; eine grosse Partie sehr schöner Surinam- und zahmer Amazonenpapageien, Ro- sella, Gebirgslori, Halsband-, Paradies-, Pennant- und importirte Wellensittiche, rothköpfige Inseparables, Sperlingspapageien, Nonpareils, Indigovögel, Gürtel- gras- oder Barifinken, blaue Hüttensänger, Zebrafinken, Helenafasänchen, schwarz- köpfige und dreifarbige Nonnen, kastanienbrüstige Schilffinken, Schmeiterlings- finken, Elsterchen, Orangebäckchen, Silberfasänchen, Goldbrüstchen, Bandfinken etc., ausserdem eine grosse Anzahl Affen. | 17 Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. in i il an. SISTERS EN er des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen Redigirt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres ⸗ Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. Schle cht endal, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. III. Jahrgang. Juli 1878. Ur. 7. Inhalt: Monatsbericht. R. Wetzel: Beobachtungen über die Zaungrasmücke (Sylvia (eurruca). E. v. Schlechtendal: Aus dem Gefangenleben der Papageien. 2. Mein Mohrenkopfpapagei (Pionias senegalus). 3. Ein kleiner Flug Taubenſittiche (Palaeornis columboides). Dr. D. Brauns: Ein foſſiler Vogel. (Mit Abbildung.) J. Stengel: Vom Neſtbau der Vögel (Schluß.) — Kleinere Mittheilungen: Ein weißer Rabe. — Anzeigen. Monatsbericht. In den Monaten Juni und Juli haben Monatsverſammlungen nicht ſtatt⸗ gefunden. 8 Als neue Mitglieder traten dem Vereine bei: 707. Se. Excellenz, Reichs- graf zu Solms-Baruth auf Gol ſſen; 708. Reißbach, Poſt-Director in Weißenfels; 709. Graf von Kleiſt auf Zützen; 710. Paul Liebiſch, Lehrer in Zoſſen; 711. Göbel, Bäckereibeſitzer daſelbſt; 712. K. Röring, Ziegelmeiſter | 9 daſelbſt; 713. Ernſt Paeuf et Geäfl Mundtoc in e 714. Fr ſtein, Pfarrer in Frankenförde bei Luckenwalde; 715. Baron von Schön Lieutenant im 3. Brandenb. Inf.⸗Regt. Nr. 20 in Wittenberg. 9 Halle und Merſeburg, im Juli 1878. Der Vereins Borfland. Beobachtungen über die Zaungrasmücke (Sylvia curruca). Von R. Wetzel. N Noch in keinem Jahre weiß ich mich eines ſo reichen Segens an Vögeln hier zu erinnern, als in dieſem, und da auch die Brut von faſt allen, mit nur i zwei Ausnahmen, jo viel ich habe bemerken können, glücklich durchgekommen ift, 1 habe ich jetzt die Freude, die Dächer auf dem a und Bäume im Garten mit 5 alten und jungen Vögeln belebt zu ſehen. zu Obenan ſteht der Sperling. Ich kann von einem Fenſter meines Wohn⸗ zimmers, das auf den Hof hinausgeht, nur etwa den vierten Theil des Daches am Hauſe überſehen, aber doch zähle ich an demſelben 11 Sperlingsneſter; und da ich den lebenden nichts zu Leide thue, den Eiern im Neſte oben unter den Ziegeln des Daches nicht beikommen kann, ſo muß ich es faſt jede Woche, in mancher ſo⸗ gar wiederholt, mit anſehen, wie die Alten ihre flügge gewordenen Jungen aus dem Neſte führen. Unter 5 Stück thun ſie es aber nicht, da iſt es wohl kein Wunder, wenn die Erbſen im Garten und beſonders auch die jungen Pflänzchen des Blumenkohles eine ſolche Vermehrung dieſer Geſellſchaft übel empfunden haben. Ich mußte wieder und wieder nachpflanzen, bis die Reihen auf den Beeten voll⸗ zählig waren. Doch ich laſſe den Sperling auch hier gewähren, denn ich habe mich nicht minder von ſeinem Nutzen überzeugt. Ehe ich noch glaubte, daß die Maikäfer in dieſem Frühjahre da ſein könnten, ſah ich ſchon, wie die Sperlinge ſich auf den Wegen im Garten mit den erſten Ankömmlingen herumbalgten, und ſie ſind nicht müde geworden, bis der letzte verſchwunden war. g Schwalben (Hirundo rustica) zähle ich 4 Paare. Mit Mühe habe ich | fie abhalten können, auch innerhalb des Wohnhauſes ſich anzubauen. Sowie d Thür offen blieb, drangen fie ein, fie hatten auch den Platz für das Neft berei ausgewählt, und noch heute ſah ich, wie ſie mit Bauſtoff im Schnabel auf de Schloß und Drücker der Hausthür ſich niederließen und lange darauf wart daß ihnen möchte aufgethan werden. Die Hausrothſchwänze (Rutieilla tithys) haben 2 Neſter, das eine de iſt nach einem harten Kampfe den Schwalben entriſſen worden, und wird in di die zweite Brut vorausſichtlich in den nächſten Tagen ausfliegen. Ein Kohlmeiſenpaar (Parus major) hat ſich in einem der Nistkästen h. lich eingerichtet, welche mir Freund W. Thienemann, unſer Vereinsmitglied, ſeinem Umzuge nach Zangenberg gütigſt überlaſſen hat; die Jungen 1 55 1 l und fangen bereits an, ſich ſelbſt ihr Futter zu ſuchen. SSR Auch Gartenrothſchwänzchen (Ruticilla phönicurus) haben i in ein Weide des Gartens geniſtet. Die Jungen . in großer e Be geraubt zu werden, welche den Baum bereits erſtiegen hatte. Glücklicher eiſe entdeckte ich den Räuber noch zur rechten Zeit, und ein guter Schuß aus m Blasrohre zwang ihn, von ſeinem Vorhaben abzuſtehen. Dabei habe ich einen alto mortale des Thieres geſehen, wie er mir in ähnlicher Weiſe nur einmal in meiner Jugend von einem Eichhörnchen vorgekommen iſt. Die Katze ſprang näm⸗ lich von der Weide herunter und dabei im Bogen über einen anderen Baum hin— weg. Ich habe die Entfernung vom Fuße des Stammes aus gemeſſen, ſie beträgt reichlich 15 Fuß; gewiß eine hervorragende Leiſtung. Müllerchen, wie man fie hier in Thüringen gewöhnlich nennt, gemacht. Es ent⸗ ſtanden faſt zu gleicher Zeit in meinem nicht eben großen Garten 3 Neſter; ſpäter kam dann noch ein viertes hinzu. Es haben alſo jedenfalls 3 Paare hier geniſtet. Meine Erwartung, ein altes Neſt, das ſich nun ſchon 3 Jahre in einem Zaun ſolle auch in dieſem Jahre wieder zum Wochenbette erwählt werden, ging nicht in Erfüllung. Dagegen wurde das Material deſſelben zum Theil mit benutzt beim Bau eines neuen, das nur wenige Schritte von dem erſten entfernt entſtand. Am 11. Mai früh 7 Uhr war dieſes neue Neſt noch leer, am 13. Mai früh genau um die⸗ ſelbe Zeit fand ich indeß bereits 3 Eier darin. Das Weibchen hatte alſo in 2 . mir wenigſtens war dies bisher noch nicht vorgekommen. Ich glaube auch nicht, daß ein anderes Müllerchen in dieſes Neſt mit gelegt hat, denn die anderen waren wurden auch dieſe belegt. Am 14. Mai wurde das vierte Ei, den folgenden Tag nicht wieder, ſondern brütete fleißig bis 5 Junge ausgeſchlüpft waren, die auch bis zum Ausfliegen glücklich durchgekommen ſind. Leider aber iſt die Brut der beiden 78; Boden eines Stallgebäudes ſich aufhält und zuweilen in den Garten kommt. Wenig: dem Wege, welchen das Wieſel bei ſeinen Beſuchen des Gartens gewöhnlich zu nehmen pflegt. Intereſſant war mir aber bei dem einen dieſer Neſter die brütende Alte zu beobachten. Ich konnte dies bequem von meinem Wohnzimmer aus thun, denn das Neſt befindet ſich im wilden Wein an einer Tuffſteingrotte, wenige Schritte von einem Fenſter meiner Stube entfernt. Ich habe bemerkt, wie das Weibchen 5 nach je 2 Stunden etwa immer ſich auf dem Neſte drehte und ſeine Stellung ver— änderte, auch hat daſſelbe in den erſten 7 Tagen das Neſt nicht einmal zum Suchen des Futters verlaſſen. Da es mir ſo leicht gemacht war, habe ich früh vom Tagesgrauen an bis zum ſpäten Abend das Neſt beobachtet und daſſelbe immer beſetzt gefunden. Für Nahrung aber ſorgte das Männchen, welches fortwährend in kurzen Zwiſchenräumen zum Neſte flog und gleich wie ein Junges das Weibchen fütterte. Erſt vom 8. Tage an verließ dieſes täglich zweimal früh zwiſchen 7 und 8 Uhr und Abends zwiſchen 6 und 7 Uhr auf kurze Zeit die Eier, e es nun, daß der Gatte dieſes Liebesdienſtes überdrüſſiig geworden war, oder 9 * a. 25 8 befindet, auch ganz gut erhalten war, und im vorigen Jahre ſofort bezogen wurde, Tagen 3 Eier gelegt. Es iſt dies, ſo viel ich weiß, eine ſehr große Seltenheit, mit dem Bau ihrer Neſter noch zu ſehr in Anſpruch genommen, und erſt ſpäter dann das fünfte und letzte gelegt, und verließ das Weibchen von nun an das Neſt anderen Neſter geſtört worden, ich vermuthe durch ein Wieſel, welches auf dem ſtens fand ich ein bebrütetes Ei, das Junge darin ſchon vollſtändig ausgebildet, auf eg ; 2 Eat Die größte Freude jedoch hat mir die Zaungrasmücke (Sylvia curruca), a auch, daß das Weibchen auf längere Zeit einen bolchen Dienſt nicht Vece ud | 95 wie ſie von den Alten gefüttert werden und höre häufig das jüngſte rufen, welches unterworfen. Beſonders auffällig aber war mir in dieſem Jahre bei meinen Beobach⸗ hörte ich eines Tags, daß in dem, meinem damaligen Wohnorte nahe liegend EN > 1 25 N 7 Ark ve wollte. Wie ich ſchon erwähnte, ift dieſe Brut geſtört worden, und zwar am Br: N Tage, wo ich das Neſt zwar unverſehrt, doch leer fand. Indeß bereits am en 8 Tage begannen die Alten von Neuem im Wein am Wohnhauſe in unmittelbarer 5 Nähe eines Fenſters ſich anzubauen. Am zweiten Tage Abends war das Neſt im Rohbau fertig, der dritte und vierte Tag wurde noch zum innern Ausbau verwendet, und nach einer eintägigen Pauſe, in welcher ich die Vögel nicht zu ſehen bekam, wurden wieder 4 Eier gelegt, welche das Weibchen diesmal ohne jede Störung aus brütete. Die Jungen ſind bereits ausgeflogen, aber ich ſehe ſie noch im Garten, 1 der beſonderen Fürſorge der Alten bedarf. Die jungen Thierchen konnten noch nicht fliegen, als ſie das Neſt verließen, und Dreien von ihnen gelang es erſt in 4 bis 5. Anſätzen auf eine mäßig hohe Weide zu kommen. Dem vierten war auch dies noch nicht möglich, es blieb darum noch einen Tag ganz allein in der Nähe des Neſtes im Weine ſitzen und wurde hier mit beſonderer Aufmerkſamkeit von den Alten verſorgt, und zwar nicht bloß mit Gewürm, ſondern auch mit Johannisbeeren gefüttert. Eine Täuſchung meinerſeits iſt bei dieſer Beobachtung nicht möglich, denn ich ſtand nur wenige Schritte von dem Strauche entfernt, von welchem das Weib⸗ chen die Beeren pflückte und konnte, nicht etwa nur einmal, ſondern wiederholt die rothen Beeren deutlich erkennen, die es im Schnabel zu dem jungen Thierchen trug. Nach wenigen Tagen habe ich dann auch bemerkt, wie den übrigen Jungen auf einem Baume Himbeeren zugetragen wurden. Es war allerdings ein etwas kalter und regneriſcher Tag, auch vorher hatte es ſchon längere Zeit geregnet, viel⸗ leicht daß dadurch das Gewürm etwas decimirt worden war, und die Beeren nur als ein Nothbehelf dienen mußten. a So habe ich denn die Freude gehabt, 9 junge Grasmücken ausfliegen zu jehen, aber das iſt nun ſchon mehrfach von mir beobachtet worden, die jungen Thierchen verlaſſen außerordentlich zeitig und viel früher, als andere Vögel das Neſt, und ſie ſind jedenfalls in den erſten Tagen nach dem Ausfliegen noch mancher Gefahr 4 tungen, einmal, daß ein Weibchen an einem Tage 2 Eier legte, ſodann, daß ein ſolches während der erſten Hälfte der Brutzeit das Neſt nicht verließ und von dem Männchen gefüttert wurde, und endlich, daß auch zuweilen Beeren und nicht aus⸗ ſchließlich Gewürm ihnen zur Nahrung dient. vr Brüningen im Juli 1878. Aus dem Gefangenleben der Yarageien, Von E. von Schlechtendal. i 2. Mein Mohrenkopfpapagei (Pionias senegalus). / Vor nunmehr ſieben Jahren, als ich noch in der ſchönen Rheinprovinz wohn Städtchen St. Wendel ein kleiner Papagei billig verkäuflich jei. Als ich da Ort und Stelle mich nach dem Vogel erkundigte, kam der ausgeſchickte Bote ald zurück, einen kleinen Gegenſtand unter dem Rock verborgen haltend. Er zog die Hand hervor und hatte in derſelben ein Geſchöpf, das eher einer kleinen Eule, wie einem Papagei glich. Alles war an ihm zerſtoßen und ſchäbig, nur die gelben Augen ſchauten ganz munter und ſehr gutmüthig in die Welt: dabei befand ſich ö der Schnabel in fortwährend kauender Bewegung, als wollte das kleine Geſchöpf 5 Jedermann auf die Gelenkigkeit des ſchwärzlichen Oberſchnabels aufmerkſam machen. 4 Burſchen und kam dadurch in den Beſitz des liebenswürdigſten, menſchenfreundlich— 2 ſten Vogels, den ich überhaupt je beſeſſen habe. Es war ein Mohrenkopf-Papagei (Pionias senegalus), der bei mir bald ſein 3 eulenartiges Ausſehen ab- und das hübſche Kleid anlegte, daß die Mohrenköpfe von 3 Rechts wegen tragen müſſen. Es genügt hier, wenn ich dem Nichtkenner gegenüber bemerke, daß der Mohrenkopf zu den kurzſchwänzigen, langgeflügelten Papageien gehört, und daß das Gefieder mit Ausnahme des grau gefärbten Kopfes und des N orangegelben Bauches eine grüne Färbung hat. Nach den Schilderungen von Dr. K. Ruß muß man annehmen, daß ein alt gefangener Mohrenkopf ſich nur zu einem geringen Grade zähmen läßt und dann immer noch ein höchſt unliebens- würdiger Gefangener iſt. Herr Dr. Ruß hält die Langflügelpapageien überhaupt begabt. Ich kann das in dieſem Maaße nicht finden: es mag ſein, daß ein auf⸗ ſprechen lernt, als ein aufgezogener Amazonen-Papagei. Auf der andern Seite iſt ein alt gefangener, ungezähmter, ſchreiender Vogel der letzten Gattung nach meinen Geeſchmack ein fo unleidlicher Zimmergenoſſe, daß ein alt gefangener Mohrenkopf von den ſchlechten Eigenſchaften, die man ſeinen Artgenoſſen zur Laſt gelegt hat. Seine geiſtige Begabung legte er ſehr bald dadurch an den Tag, daß er die Thür er des ihm zugewieſenen Käfigs ſich ſelbſt öffnete und daß er, als ich ihn in einen andern Käſig brachte, bei dem der Verſchluß auf eine andere Art und von Außen bewirkt wurde, auch dieſen ſich zu öffnen wußte. Er ſtieß fortgeſetzt mit ſeinem Schnabel durch die Thürritze gegen die Klinke, ſo daß dieſe ſich hob und ſetzte ſeine Thätigkeit ſo lange fort, bis die Klinke einmal neben das Schloß fiel und die Thür ſich dann öffnen ließ. Regelmäßig ſaß mein Mohrenkopf dann oben auf dem Käfig oder auf der geöffneten Käfigthür, vergnügt mit dem Schnabel kauend. Die Fähig⸗ keit, ſprechen zu lernen iſt nicht unbedingt ein Maßſtab für die geiſtige Befähigung eines Vogels, ſondern zunächſt ein Zeichen vorhandenen Nachahmungstriebs und der Fähigkeit, dieſen auch der menſchlichen Sprache gegenüber zu bethätigen. Mein Mohrenkopf ahmte zu ſeinem Vergnügen einzelne Laute nach, die ihm beſonders ele oder die er häufig zu hören bekam. So lernte er — ohne beſonderen a men und die Worte „Komm“ und „Jakob“ ausſprechen. Ebenſo ahmte er aber auch einen Glanzſtaar (Lamprocolius auratus) nach, der eine Zeit lang ſein Käfignachbar war. Das ſonderbare Geſchwätz dieſes glänzenden Vogels war auch = im Vergleich zu den übrigen größeren kurzſchwänzigen Papageien für geiftig wenig gezogener Langflügel⸗Papagei ſich weniger gelehrig zeigt, richtiger: weniger leicht nicht wohl ſchlimmer ſein kann. Jedenfalls zeigte mein kleiner Mohrenkopf nichts 3 Fur einen kaum nennenswerthen Betrag erwarb ich den zahmen, ſeltſamen kleinen dem Mohrenkopf aufgefallen nnd er wiederholte eines u He ſonderberſe € elle aus dem ganzen Geſchwätz, indem er auf feiner Käfigſtange auf und ab ang. Später wurde ein Trupial (Ieterus vulgaris) der Nachbar des Mohrenkopfs. Den ©. Geſang dieſes begabten Vogels wiederzugeben, war der Mohrenkopf außer Stande = und machte er auch nicht einmal einen Verſuch dazu: dagegen ahmte er einen, wie . tüh-tüh klingenden Laut, den der Trupial häufig hören ließ, außerordentlich treu nach, während er jene Stelle aus dem Glanzſtaarliede nie mehr wiederholte, nach⸗ Zu dem der Glanzſtaar ſelbſt aus ſeiner Nachbarschaft verſchwunden war. Be Wie diefe Nachahmungen dem Mohrenkopf fihtbar Freude machten, jo ſpielte RE er auch gern. Hing ich ihm Kirſchen in den Käfig, jo ftieß er manchmal, ehe er davon genoß, nur mit dem Schnabel daran, ſo daß die Kirſchen dadurch in Be⸗ wegung geriethen, und gab dabei ſeinem Vergnügen über dieſe Spielerei durch leiſe Töne des Behagens Ausdruck. Das Letztere that er auch, wenn man ihm einen Bindfaden oder eine Schnur oben am Käfig befeſtigte und die herabhängenden Enden mit Knoten verſah, ſo daß er die Schnur als Turngeräth benutzen und ſich — den Kopf nach unten hängen laſſend —, Flügel ſchlagend an derſelben ſchaukeln konnte. Später erhielt er einen Ring, den er ebenfalls gern benutzte und vortrefflich in Bewegung zu ſetzen verſtand. Ganz beſonders zeichnete ſich mein Mohrenkopf aber aus durch feine außerordentliche Gutmüthigkeit und Freundlichkeit, dem Menſchen gegenüber. Falſchheit kannte er nicht: Jedem, der ſich ſeinem Käfig nahte und ihn freundlich anſprach, hielt er das graue Köpfchen hin, um ſich krauen zu laſſen. Es war ihm dies der höchſte Genuß und hatte er es ganz beſonders gern, wenn man ihn aus dem Käfig nahm und ihn liebkoſte. Er wurde es dann nie müde, immer und immer wieder ſein Köpfchen hinzuhalten und ging ſtets nur ungern und zögernd in den Käfig zurück. Einmal wäre er mir beinahe verunglückt. Ih hatte ihn auf der Hand, als er plötzlich erſchrak und ſo heftig gegen einen Spiegel flog, daß er betäubt zu Boden ſtürzte. Ich hatte eine geringfügige Ver⸗ letzung am Finger und zum Schutze derſelben den abgeſchnittenen Finger eines dunkeln Handſchuh's darüber gezogen. Während nun mein Mohrenkopf ſich vor einer behandſchuhten Hand nicht fürchtete, war er erſchreckt davon geflogen, als er plötzlich den einen dunkeln Finger bemerkte. So lange ich es beſaß, war mein Mohrenköpfchen ſtets heiter und luſtig geweſen; erſt in dieſem Frühjahr fiel es mir auf, daß es häufig den Kopf in die Federn ſteckte. Sprach man es an, ſo kam es freundlich heran und hielt ſein Köpfchen hin. Es ward mir aber doch bald klar, daß der arme Vogel kränkelte, namentlich zeigte ſich in ſeinen Bewegungen ei gewiſſe Schwäche und dieſe nahm — wenn auch nur langſam — doch ſtetig z Sonſtige Krankheitserſcheinungen waren kaum wahrzunehmen. Die Schwäche ſt gerte ſich ſchließlich ſo, daß der 1 viel am Boden ſeines a Jap: nme FUN 22 S F. tl ſtarb mein kleiner gefiederter Freund, nachdem er 7 Jahre lang mir ein li er Zimmergenoſſe geweſen war. ET 1 kleiner elug Tanbenfittige (Palacornis columboides). „Der Taubenſittich“ — ſchreibt Dr. A. Brehm — „gehört der Malabarküſte s an und lebt in kleinen Flügen in tiefen Wäldern.“ Von demſelben Vogel ſagt Dr. K. Ruß, daß er zu den allerſeltenſten gehöre daß er erſt neuerdings in einem Pärchen in ſeinen Beſitz gelangt ſei. . Nach dieſen Notizen ſind für den deutſchen Liebhaber die Ausſichten, „einen ten Flug“ Taubenſittiche ſich erwerben zu können recht ungünſtig und hat des⸗ vielleicht die Mittheilung einiges Intereſſe, daß ich trotz der Seltenheit dieſer Vögel Zeit lang einen „kleinen Flug“ derſelben beſeſſen habe. „Tres faciunt colle- m“ jagt man und möchte ich danach annehmen, daß fünf Taubenſittiche ſchon n „kleinen Flug“ ausmachen: und fünf tadelloſe Taubenſittiche waren es, die ere Zeit hindurch mein beſonderer Stolz und für den Kenner der Glanzpunkt er Sammlung waren. Indeß — fuit Ilium, fuere Troes, fuit gloria Teuerum! Von den fünfen in neuerer Zeit zwei Stück geſtorben und nur ein kleines Collegium von dreien noch verblieben. Vor mehreren Jahren hatte ich von C. Baudiſch in Trieſt meinen erſten enſittich erhalten. Ich hatte damals dieſe Art lebend noch nicht geſehen und entzückt über die ganz eigenthümliche Farbenſchönheit des Gefieders. Kopf, en und Unterſeite ſind ſchön aſchgrau, an den ſchwarzen Kinnſtreifen und einen jo gefärbten ſchmalen Halsring ſchließt ſich ein ſchimmernd malachitgrünes Hals⸗ an. Die Flügel ſind matt dunkelgrün, die einzelnen Federn derſelben gelblich umt. Der ſehr lange Schwanz zeigt auf der Oberſeite ein tiefes Grün, das an Spitze der Federn in Blau übergeht. Die Unterſchwanzdeckfedern ſind ebenſo die Unterſeite der Schwanzfedern gelb. Der Schnabel iſt matt korallenroth. Taubenſittich gehört alſo nicht zu den bunten Papageien, die auch dem Nicht— er ſofort in die Augen fallen, um ſo mehr wird aber der Kenner die ſanfte nheit gerade dieſes Edelſittichs bewundern. Was mich noch beſonders für die benſittiche einnahm, war der Umſtand, daß der erſte Vogel, den ich von dieſer erhielt, ſehr zahm und ſehr liebenswürdig war. Er hatte nur die eine nicht nehme Eigenſchaft, daß er bei dem Herantreten einer ihm unbekannten Perſon m Erſtaunen — richtiger vielleicht — ſeinem Unwillen durch ein ſehr lautes, gezogenes rauhes Aeh — Ausdruck gab und dieſe Kundgebung dann beſonders zäckig fortſetzte, wenn von der ihm verdächtigen Perſon Beſchwichtigungsver⸗ uche gemacht wurden. Im Uebrigen ſchrie der Vogel durchaus nicht und zeichnete fie dadurch von den meiſten ſeiner Gattungsgenoſſen ſehr vortheilhaft aus. Auch vei weitere Taubenſittiche, die ich von Herrn Gaßtano Alpi in Trieſt erhielt, waren lille ruhige Vögel. Sie waren ſehr ſchüchtern, als ich ſie erhielt, wurden auch ſpäter i icht gerade zahm aber doch weniger ängſtlich. Der vierte Vogel, den ich erhielt, war | n Vogel i im Jugendkleide, angeblich ein Weibchen. Der Schnabel war noch ſchwarz, | e grauen Theile des Gefieders erſchienen ſchmutzig bleichgrün, das grüne Halsband hlte, der ſchwarze Halsring war nur verloſchen angedeutet. Dieſer Vogel war er ſehr zahm und ſchloß mit dem zahmen Vogel Nr. 1 auch einen beſondern * Lu Bun, Bi - 1 in 3 0 Vogel ſeines oben erwähnten Pärchens. Fünf Köpfe dieſer ſchönen ſeltenen Art N a N RR N N ja Freundſchaftsbund. Spöter erwarb ich dann noch von Dr. Ruß den W r den hatte ich nun in einem geräumigen Flugkäfig beiſammen und wenn auch hin und wieder der eine feindſelig dem andern gegenübertrat, ſo kam es doch nie zu be denklichen Beißereien. Der junge Vogel, der mit abgeſchnittenen Schwungfedern und ſchwanzlos eintraf, legte nach der Mauſer ſein ſchönes Alterskleid an und hoffte ich ſchon, daß aus den fünfen die etwa vorhandenen Pärchen ſich herausſondern würden, als plötzlich ohne irgend eine erfindbare Urſache mein zuerſt erworbener, zahmer Taubenſittich augenkrank wurde und nach langem Leiden einging. Ein zweiter fing ebenfalls zu kränkeln an; er ſaß viel ſtill, wippte beim Stillſitzen in bedenklicher Weiſe mit dem Schwanz und wurde von ſeinen Genoſſen ſchlecht be⸗ handelt. Ich entfernte ihn alſo aus dem gemeinſchaftlichen Käfig. — Der Vogel lebte dann noch längere Zeit, ſtarb aber ſchließlich doch. Bei ihm trat kürzere 3 Zeit vor dem Tode eine Anſchwellung der Augenlider ein, während bei dem zuerft geſtorbenen Vogel die Augen längere Zeit hindurch und bis zu ſeinem Tode ganz 4 zugeſchwollen waren. Die mir übrig gebliebenen drei Taubenſittiche leben im tiefſten Frieden mit einander, ſind überhaupt verhältnißmäßig ſtille und ruhige Vögel. Das angebliche Weibchen iſt jedenfalls ein Männchen, denn ich überraſchte es einſt in balzender Stellung, Kopf und Schwanz hoch erhoben, den letztern fächerartig ausgebreitet. Obſchon ganz zahm, nahm es ſofort ſeine gewöhnliche Haltung an, als es mich bemerkte. Der zuerſt erworbene Vogel war jedenfalls auch männlichen Geſchlechts geweſen, denn er hatte eine ſolche Leidenſchaft zu füttern, daß er — als er noch allein war — die Sitzſtange und die Käfigſtäbe zu ir füttern ſuchte. In Folge diefer Leidenschaft verbrauchte er ſehr viel Futter, da er es in Menge aus dem Kropfe hervorwürgte und auf den Sitzſtangen aufhäufte. Durch eifriges Füttern gewann ſich dieſer ſeltſame Vogel ſpäter a das Herz 5 ſeines jugendlichen Artgenoſſen. 1 Neuerdings hat Ch. Jamrach in London einmal wieder ein Paar Tauben⸗ 5 ſittiche angeboten, die demnächſt in den Beſitz unſeres ſehr geſchätzten Vereinsmit⸗ gliedes, des Hrn. Aug. F. Wiener übergegangen ſind. Der Preis der beiden Vö⸗ gel betrug 6 £ (= 120 Mark) und iſt durch den Ankauf derſelben Hr. Wiener jetzt ebenfalls in den Beſitz von drei Köpfen dieſer ſchönen Art gelangt, da er einen einzelnen Taubenſittich bereits beſaß. * Ein Vogel der Urzeit. (Mit Abbildung.) Von Dr. D. Brauns. t, w (je in a oe 1255 Erdgeſchicte ifieten und nun wohl Jahrmillionen untergegangen ſind, um anderen Arten und Geſchlechtern Platz machen. Wenn wir dieſen Gegenſtand abermals zur Sprache bringen, ſo ge— dies, weil wieder namhafte Entdeckungen auf dem betreffenden Gebiete ge= ſt merkwürdige, in vielen Dingen der Jetztwelt gegenüber ganz fremdartige und Hesperornis regalis, Marsh, aus der Kreideformation von Kanſas (Nordamerika). Ein Zehntel der natürlichen Größe. Es iſt zwar meiſtens nur das Knochengerüſt ſolcher Vögel, welches man kennt; doch giebt dies Skelett, wie bei allen Wirbelthieren, ſo auch im vorliegen— den Falle ſtets den beſten und reichlichſten Anhaltspunkt für die Ermittelung der Lebensweiſe und der übrigen Eigenſchaften der vorweltlichen Thiere. Die ſämmt⸗ | lichen Weichtheile ſind, wie immer, verſchwunden, und ſelbſt von der Hornbekleidung bleiben nur unter ganz beſonders günſtigen Verhältniſſen Theile übrig. Dieſer den älteſten Vögeln, welche man überhaupt aus der Vorwelt kennt. Es ſind dies acht ſind und wir in Folge deſſen namentlich an einem intereſſanten Beiſpiel die dem Vogelcharakter ganz und gar getreue Natur ſolcher ausgeſtorbenen Vögel 9 gunſtige Fall liegt bei dem abgebildeten urzeitlichen Vogel nicht vor; wohl aber bei ni al | boten in Bayern, welche bekanntlich der Janos angehen Von dieſer, an . ſchönen und merkwürdigen Thierreſten überaus reichen Formation bemerken wir in der Kürze, daß ſie ungefähr in der Mitte der langen Reihe der uns bekan verſteinerungsführenden, geſchichteten Gebirgsbildungen liegt. Wie ſämmtliche Sand⸗ ſteine, Schieferthone, Eiſenſteine und Kalke dieſer und anderer Schichtgebilde ſind 4 auch die lithographiſchen Platten Süddeutſchlands und einiger Punkte Frankreichs — eigentlich Kalkplatten und nur willkürlich als „lithographiſche Schiefer“ bezeichnet — im Waſſer abgeſetzt, und zwar gerade dieſe Platten in ruhigem Meereswaſſer. Sie führen in Folge deſſen eine große Menge ſehr gut erhaltener Thierreſte, nicht blos Reſte von Seethieren, ſondern auch von luftathmenden Thieren, deren Leichen in den Seeſchlamm hineingeriethen. So muß es auch mit dem Urvogel geweſen ſein, den man übrigens trotz der außerordentlichen Ausdehnung, welche gerade bei Solnhofen die Gewinnung der dort beſonders feinen und reinen, zum Gebrauche der Lithographen geeigneten Kalkplatten hat, erſt in zwei Exemplaren gefunden hat. Das erſte iſt im erſten Jahrgange unſerer Zeitſchrift beſprochen, und iſt dort beſonders der lange Schwanz erwähnt, der wohl eidechſenähnlich ausſieht, übrigens mit ſeinen paarweiſe angeordneten Steuerfedern doch ein echter Vogelſchwanz iſt. Die Federn nicht nur, ſondern namentlich auch alle erhaltenen Skeletttheile zeigen den Charakter eines Vogels, der eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Raubvögeln ge habt haben muß, aufs Deutlichſte; leider aber fehlte der Kopf, und es blieb vor⸗ erſt nur Muthmaßung, daß dieſe Archaeopteryx der lithographiſchen Plattenfalfe oder A. lithographica einen zweiten, höchſt auffälligen Unterſchied von unjeren lebenden Vögeln gezeigt habe, nämlich eine wirkliche Bezahnung, nicht eine bloße Auszackung des Schnabelrandes oder dergleichen. Dieſe Vermuthung ſtützte fi” auf die Beſchaffenheit der nächſtjüngeren Vögel der Urzeit, welche ebenfalls wahre Zähne gehabt haben; fie iſt ſeither glänzend beſtätigt, und zwar durch die im vo rigen Jahre erfolgte Auffindung eines Exemplares, deſſen Kiefern eine Reihe ſpitzer, a in geſonderten Zahnhöhlen ſitzender Zähne haben. 3 Diejenige Formation, welche auf die Juraformation folgt, zeigt ſchon etwas zahlreichere Vogelreſte; wir wären jedoch über dieſelben ſehr wenig unterrichtet, wenn unſere Funde auf Europa beſchränkt wären. Denn hier haben nur zwei Engländer, Owen und Seeley, mit großer Mühe einzelne Knochenbruchſtücke aus der oberen Kreide ihres Vaterlandes zuſammengefunden, faſt ſämmtlich denen des von uns abgebildeten Vogels ähnlich, aber viel zu unvollſtändig, um ein Bild der Geſchöpfe zu entwerfen, von welchen ſie ſtammen. Dagegen hat ſeit 1872 die Kreideformation Nordamerikas — in gewiſſen Schichten des oberen Theiles dieſer Formation — eine große Fülle theilweiſe gut erhaltener Vogelknochen geliefer welche man nicht nur verſchiedenen Arten zutheilen mußte, ſondern auch in ve ſchiedene Geſchlechter, ja in zwei Ordnungen hat ſondern müſſen; beide habe den gemeinſamen Charakterzug, daß ſie, dem Urvogel gleich, wirkliche Zähne ſaßen. Man ſtellt ſie deshalb als „Zahnvögel“, Odontornithes, den e a lojen und hornſchnäbligen Vögeln gegenüber. TH Bekanntlich theilt man jetz die Vögel zunächſt meiſtens in i beden 9 igen der Neſthocker und Neſtflüchter. Sehr wichtig ift es nun, daß wir prechende Sonderung ſchon in der Kreidezeit wahrnehmen; denn ihren theilen nach nähert ſich die eine der Ordnungen jener Vögel der Kreidezeit eſthockern, die andere den Neſtflüchtern. Jene ſteht in mancher Hinſicht der Jetztwelt noch fremdartiger gegenüber, als etztere; fie hat vollſtändig ausgebildete Zahnhöhlen mit ſpitzen, einwurzeligen ihnen, ähnlich wie der Urvogel von Solnhofen, hat auch nicht die Form der ückenwirbelkörper, welche ſonſt der Klaſſe der Vögel zukommt (hinten mit einem ükkopfe, der in den folgenden Wirbelkörper einpaßt), ſondern — wie etwa die gethiere und auch Archäopteryx — beiderſeits, vorn und hinten, eine flache iefung an der Verbindungsfläche der Wirbelkörper. Dagegen war bei dieſen ren, welche meiſt die Größe einer Taube oder eines Raben beſaßen, das Flug— ögen wohl entwickelt; der Flügel, der beim Solnhofener Vogel ähnlich gebaut, ſchwächer war, zeigt keine weſentlichen Unterſchiede von denen der wirklich ähigen Vögel, und der Fuß, welcher für die Zuordnung zu einer beſtimmten Gruppe lebender Vögel von Wichtigkeit iſt, ähnelt durchgängig dem der Naubvögel. Das wichtigſte hierher gehörige Geſchlecht nennt ihr Entdecker, der amerikaniſche Geologe Marſh, „Fiſchvogel“ oder Ichthyornis; alle übrigen hierher geſtellten pinten Knochen find ſehr unvollftändig und zum Theil ſogar unficher. ten; eine ganze Reihe von Geſchlechtern, zum Theil Sumpfvögeln, zum Theil Seevögeln an Geſtalt ähnlich, iſt von Marſh aufgeſtellt, Tauchvogel oder Baptornis, K lrſtrandläufer oder Palaeotringa u. andere. Keines dieſer Geſchlechter aber iſt fo voll- ſtändig bekannt, wie der von uns abgebildete „Vogel des Weſtens“ oder Hesperornis, deſſen beſtbekannte Art ihrer Größe halber der „königliche“, Hesperornis regalis, ge— nannt iſt. Die Funde der allerneueſten Zeit haben ſeinen Entdecker in den Stand geſetzt, ein vollſtändiges Skelet zuſammen zu ſetzen, welches wir, nach feiner Driginal- abbildung getreu copirt, den Leſern vorführen. Daſſelbe iſt ſtark, im Verhältniſſe 1 zi 10, verkleinert; die Höhe des aufrecht ſtehenden Thieres war daher faſt 1 Meter, die Länge von Kopf, Rumpf und Schwanz zuſammen etwa 1¼ Meter, das Thier alſo entſchieden größer, als unſer Eistaucher, Colymbus torquatus. Auffallend iſt die große Aehnlichkeit des Fußes mit dem der Seetaucher und Lappentaucher (Co- lymbus und Podiceps), namentlich der letztern; doch waren die Einlenkungen noch i Härter, der Fuß noch kräftiger zum Rudern eingerichtet. Der Schwanz war ſtark u nd breit. Ferner ift der Schädel, abgeſehen von den hier ebenfalls vorhandenen, ſpitzen, breit⸗ und einwurzeligen, aber nicht in getrennte Zahnhöhlen, ſondern in ein ne gemeinſame Rinne eingepflanzten Zähnen, ganz außerordentlich denen der See— ta ucher und Podiceps ähnlich. Man würde daher ohne die Bezahnung kaum an— ſt ehen, dieſen Vogel den Tauchern direkt anzureihen, welche nur irrthümlich zu den N tefthodern geftellt, in der That Neftflüchter und in gewiſſer Weiſe mit den Tauch— hühnern (Fulica) verwandt ſind. Marſh hat zwar neuerdings die Anſicht aufge— Reit, daß Hesperornis den ſtraußähnlichen Vögeln (Laufvögeln, Cursores) verwandt je, und ſtützt ſich auf den Mangel eines Bruſtbeinkieles und auf die jehr ſchwachen Flügelknochen, welche ebenfalls augenfällig und auf der Abbildung zu ſehen ſind. Kai. Dt 2. * 5 1 Br. 8 . Viel reicher iſt die zweite „Ordnung“ der foſſilen Vögel der Kreidezeit ver⸗ Verwandte unleugbar die Ruderfüßer, Cormorane, Pelikane u. ſ. w., und welche Rn 8 73 — Vedentt man aber, daß 25 noc andere Seevögel (die Pinguine derer n nächſt ſammt dieſen Neſthocker ſind) eine gleiche Verkümmerung des Flugvermögens zei n, ſo verliert dieſer Charakter ſeinen entſcheidenden Werth. Alle jene obigen Kenn⸗ zeichen ſind aber der Art, daß man wohl berechtigt iſt, unſeren „Vogel des Weſtens“ als eine Art von Taucher anzuſprechen, der nur, gleich allen Vögeln der Kreidezeit, wahre Zähne beſaß und ſich damit allen ſpäteren Vögeln, den jetzigen wie den ausgeſtorbenen Arten der (der un folgenden) Tertiärzeit (Beute entgegenſtellt. Es beſtätigt ſich alſo durchaus, was wir oben bemerkten; der cögebüdeh Hesperornis regalis war ein ſo entſchiedener Vogel, daß er mit einer beſtimmten Gruppe lebender Vögel die größte Aehnlichkeit hat, obgleich er in der Bezahnung ein höchſt wichtiges, mit den Charakteren der lebenden Vögel in enteo Widerſpruche ſtehendes Merkmal zeigt. ; Vom Neſtbau der Vögel. Von Julius Stengel. (Schluß.) Das Neſt der Elfter (Pica caudata) zeigt von den Korbgeflechten der krähen⸗ 3 artigen Vögel die meiſte Kunſtfertigkeit. Selbſt im Winter entgeht das Elſterneſt unſern Blicken nicht leicht. Der Vogel bringt es am liebſten in den Spitzen der höchſten Pappeln an Landſtraßen und der Obſtbäume in Gärten, in der 9 menſchlicher Wohnungen an. Stärkere Reiſer bilden die Grundlage des Neſtes, ſchwächere Reiſer das eigentliche Neſt, welches ſehr hübſch geflochten und im Innern mit Erde und Lehm ausgeklebt iſt, worauf dann feine Würzelchen, Haare u. ſ. w. liegen. Das ziemlich tiefe, mehr hohe als breite Neſt zeichnet ſich beſonders bag aus, daß es mit einer Decke von Reiſern gewölbt iſt, die nur ein enges Schlupf loch hat. In den Gärten der Buſchdörfer bei Schönewalde ſah ich mehrfach Eſſter⸗ neſter auf ſehr niedrigen Pflaumenbäumen. Dieſelben wurden hier nicht zerſtört und auch den Vögeln that Niemand ein Leid an. Sie belebten die Ortſchaften. 7 Auch hier ſind Elſtern häufig. a. Das Neſt des Holzſchreiers ift nicht kunſtvoll, indem es nur aus einer Lage von Reiſern und Wurzelwerk beſteht, ähnlich wie das Neſt der Ringeltaub 4 nur daß es mit einem erhöhten Rand einfach umflochten iſt. 1 Dieſem ähnlich, nur kleiner und zierlicher aus zarten En iſt d Gimpelneſt gebaut, welches mit Moos ausgefüttert iſt. Das Neſt des Kirſchkernbeißers, das auf Birken, Eichen und Buchen vo Vogel ſehr geſchickt angebracht wird, iſt aus zarten Reiſern, vermiſcht mit Filed und Baumrindenſtückchen, geflochten. Da es die Farbe des Santo h iſt es nicht leicht zu entdecken. ” Die Neſter vieler Singvögel, z. B. der Grasmücken find u Gef n Reiſerchen, Grashälmchen und Haaren. — Die Flechtwerke zweier arten, nämlich das Neſt der Sing- und Miſteldroſſel kennen wir bereits. IX. Die Weber, wie die Pirole, Schwanz- und Beutelmeiſen, die Weber— und Bentelſtaare find durchweg tüchtige Künſtler. Das Neſt des Pirols (Oriolus galbula) iſt aus Halmen, Moos, Blät⸗ Flechten, feinen Würzelchen, Garn, Papierſchnitzelchen, Wolle, Federn, bandabfällen, feinem weichem Birkenbaſt, Spinngeweben, Raupengeſpinnſten, [= und napfförmig filzartig zuſammengewebt und ſchwebend an die ſchwan— n Gabelzweige gewöhnlich ſchlanker Bäume durch Fäden oder Ranken feſt geſchickt angewunden. In hieſiger Gegend ſind Pirole und deren Neſter ht ſelten. Die Neſter, die hier vorkommen, haben durchweg eine weißliche rbung, weil die Vögel eine Menge des zarten und weißen Baſtes, welcher ſenhaft von allen jungen Birken ſich loslöſt und bei dem geringſten Luft⸗ e ſich hin und her bewegt, zum Bauen verwenden. Wie Pudelmützen hängen Pirolneſter an den Gabeläſten der Bäume; es möchte ſchwer halten, unverſehrt fie herunter zu holen. Die Neſter, da ſie frei in der Luft ſchweben und vom Winde und her geſchaukelt werden, würden unbedingt ihres Inhaltes, der Eier, ſehr bald verluſtig gehen, wenn fie nicht eine ſehr tiefe innere Höhlung hätten und der Rand des Neſtes nicht etwas eingezogen wäre. Im Anfange bauen Männchen und Weibchen zugleich, indem ſie nämlich die Fäden oder dürren Ranken oder Quecken, welche das ſchwebende Neſt zwiſchen zwei Gabelzweigen feſthalten ſollen, gemein⸗ chaftlich in Arbeit nehmen. Während das Eine, gewöhnlich das Männchen, das überhaupt mehr durch Zutragen der Baumaterialien ſich bemerklich macht, das eine de des Fadens oder Ränkchens an den Zweig drückt, fliegt das Andere, das eibchen, (welches ſich beim Verbauen der Materialien hervorthut), mit dem ent⸗ engeſetzten freien Ende im Schnabel, mehrere Male um den Aſt herum, wickelt hier feſt und zieht ihn dann zum andern Gabelzweig hinüber und befeſtigt ihn r auf ähnliche Art, ſo lange der Faden oder die Ranke reichen will. Nachdem ige ſolcher Fäden, als Grundlage des Neſtes, angewickelt ſind, werden mehrere hineinſetzt, ihm Rundung und gehörige Tiefe zu geben. Nach einigen Tagen iſt dann der hängende tiefe Napf ausgebaut. Sehr gern hängt der Pirol ſein Neſt auf die Bäume an Waldrändern und Landſtraßen auf. Dias ſchöne Neſt der Schwanz- oder Schneemeiſe (P. caudatus) iſt eiförmig, flaſchen⸗ und beutelähnlich, mit einem ſeitwärts nach unten gerichteten, engen Eingangsloche gebaut. Das äußerſt zierliche Neſt, welches etwa 16 em. im Durchmeſſer hat, ſteht entweder zwiſchen ſtarken Aeſten auf Feld- und Waldbäumen oder in niedrigem Nadelbuſchwerk, in der Regel aber jo, daß es, an einen Baum— ſtamm angelehnt, unten auf einen Aſt ſich ſtützt. Da es von Moos, Flechten, Baumrinde, Inſektengeſpinnſt hergeſtellt iſt, hat es ganz die Farbe des Baum— ſtammes. Das Innere des Neſtes iſt fein und ſchön warm mit Federn, Wolle und Haaren ausgefüttert. A Das berühmte Neſt der Beutelmeiſe (Aegithalus pendulinus) ift PR gleichen andere eingeflochten und ineinander gefilzt, worauf ſich das Weibchen das kunſtvollte Neſt ale einpeimifehen 1 05 Der Vogel baut it ſelbe e über Waſſer ragendes ſchlankes Aeſtchen, z. B. eines Weidenſtrauches, g aber an einen Rohrſtengel. Die Zweiglein oder Stengel, an welche das Neſ be⸗ feſtigt werden ſoll, wickelt der Vogel erſt mit Baſt- oder Flachsfäden ſtrangartig zuſammen, und hieran verwebt er dann mit Grashalmen, Baſt- und Hanffäden die weiche Wolle von Diſteln, Weiden, Pappeln, Rohrkolben feſt und dicht weiter fort, wobei auch die Zweiglein der Aeſtchen und die einzelnen Blätter der Rohr⸗ ſtengel, an welche das Neſtchen zu hängen kommt, zur beſſeren Befeſtigung deſſelben, mit eingewirkt werden. An der Seite des Neſtes hat der Vogel gleichzeitig eine enge Eingangsröhre für ſich angebracht, die flaſchenhalsähnlich hervorragt. Die ineinander gefilzte Maſſe des 16 em. langen und etwa 14 em. ſtarken, kugelig und beutelförmig geſtalteten Neſtes beſteht aus zwei Schichten. Die äußere derſelben iſt mit Hanf und Gräſern ſo dicht verwebt und verfilzt, daß ſie leicht bricht. Die Stoffe der andern Schicht find weich und wollig. In Polen und Rußland fol man die weichen und warmen Beutelmeiſenneſter als Fußſocken benutzen und gegen böſe Hälſe und Geſchwülſte anwenden. Abergläubiſche Leute in Italien halten das Beutelmeiſenneſt für ein ſicheres Mittel gegen den Blitz und hängen es über die Hausthür, ſowie unſere Landleute, als Schutzmittel gegen Hexerei, Pferdehuffeſec auf die Thürſchwelle nageln. — Nur äußerlich nicht ſo hübſch iſt 1 das Neſt der Capmeiſe (Parus capensis, Aegithalus minutus), ſonſt aber dem Beutelmeiſenneſte ſehr ähnlich. Am Grunde neben dem am oberen Theile des Neſtes angebrachten hals- und röhrenförmigen engen Schlupfloche befindet ſich noch ein kleiner, taſchenähnlicher Anbau. Man könnte dieſe Seiten-Abtheilung für ein zweites kleines Neſtchen halten und annehmen, daß das Männchen darin Wache hält, während das Weibchen brütet. Das Ganze iſt aus Wolle von Pflanzen her⸗ geſtellt und hat die Form einer Flaſche mit einem Näpfchen am Halſe, als Sitz⸗ plätzchen für das Männchen. Das Innere des Neſtes iſt vollkommen rund und ſchön glatt und beſteht aus einem Filzgewebe, das ſo ſchön und dicht, wie feines Tuch zubereitet iſt. Die äußere Geſtalt iſt unregelmäßig und plump zu nennen. 1 Das Neſt des oſtindiſchen Manuk-Manyar-Webervogels (Ploceus philippinus, P. hypoxanthus) hängt wie angeknüpft an gewöhnlich über Waſſer hängenden, dünnen, langen Zweigen und iſt aus Grashälmchen zu einem ſchlauch⸗ artigen, hängenden Beutel gewebt. Eine lange Röhre, welche vom Rande des Neſtes 2 herabläuft, bildet den Eingang zum Neſte. Das untere Ende diefer Eingangsröhre iſt ein äußerſt lockeres und unvollkommenes Gewebe und Schlangen oder kleine Raub thiere, welche durch dieſelbe einkriechen wollten, würden die Faſern auseinanderreißen und zu Boden fallen. Seine ähnlich gebaute Wohnung mit dem Eingang von unten hängt das Männchen daneben auf. 9 Das Neſt des Baltimorevogels (Leterus baltimore) ift ebenfalls von Li Intereſſe, weil es gleichfalls ſehr künſtlich iſt. Es hängt oft in Mehrzahl mitt ft langer dichtgeflochtener Stränge von Halmen an den ſchwankenden Enden der Baum⸗ zweige in der Nähe der Häuſer und beſteht aus einer von Flachs- und Hanffaf 15 äußerſt ſorgfältig zuſammengewebten filzigen Maſſe. Im Innern iſt es mit f *. weichen und warmen Stoffen ausgefüttert. Gegen den e iſt der Bar 8 5 Der bekannte Naturforscher Audubon ſagt, „daß die Bauart dieſes Vogels nach dem Klima des Landes einigen Abänderungen unterworfen ſei. In den ßen Südprovinzen, in Louiſiana, Florida und Georgien beſteht es aus einem ar feſten, aber der Luft mehr Zugang geſtattenden Gewebe von ſogenanntem niſchen Baummooſe Tillandsia usneoides, welches alle dürren Bäume offener warmhaltender Ausfütterungsſtoffe, die derſelbe Vogel zuſammenträgt, wenn er unter dem mehr veränderlichen Himmel der nördlichen Staaten brütet.“ Das Neſt des Mahali-Webervogels (Ploceus mahali, Philagrus mahali) ſt ebenfalls beutelförmig, nach unten in einen engen Hals auslaufend und m einem Baumzweige hängend angebracht. Die dazu benutzten ſparrigen Gras— halme find äußerſt künſtlich verwebt. Während nämlich die dünnern und bieg- ſameren Spitzen die Seiten des Neſtes bilden, ragen die ſtärkeren Wurzelenden mehrere Zoll lang über die Oberfläche ſo hervor, daß der ganze Bau das Anſehen ines nach allen Richtungen hin ſeine Waffen ausſtreckenden Stachelſchweins hat, wodurch ebenfalls ſehr wohl die Schlangen abgehalten werden, weil dieſe es nicht wagen werden, über die ſtachliche Bekleidung hinweg zu ſchlüpfen. — Selbſt in er Gefangenſchaft zeigt ſich bekanntlich der den Webervögeln angeborene Trieb zum Flechten und Weben. KX. Schneider, wie der europäiſche- und oſtindiſche Schneidervogel und der Baumgarten⸗Trupial in Nord-Amerika find ebenfalls äußerſt geſchickte Künftler. ; Dass Neſt des Ciſtenſängers oder europäiſchen Schneidervogels (Sylvia eisticola) iſt außerordentlich merkwürdig. Die Heimath dieſes Vogels iſt Süd ⸗Europa und Nord-Afrika. Das Neſt ſteht in Binſen oder Schilf und beſteht aus Riedgras und Schilfblättern „die wirklich aneinander genäht“ find. Der Vogel ſticht nämlich mit ſeinem Schnabel in die Blattränder Löcher, durch die er dann ie kurzen Fäden von Samenwolle, z. B. des Weiderichs, der Schwalbenwurzel u. a., ieht. Die Spitzen der Blätter knickt er nach innen um und füttert dann das Neſt mit Wolle von verblühten Pflanzen aus. | Das Neſt des oſtindiſchen Schneidervogels (Sylvia sutoria) iſt noch merkwürdiger. Der hellgelbe nur 8 em. lange Vogel ſoll ſich mit Hülfe ſeines angen Schnabels und ſeiner dünnen Beine einen langen Faden von Pflanzenwolle ſpinnen, die er vom Strauche holt, und näht damit zwei große breite Blätter einer Pflanze, von denen das eine am Ende eines Zweiges ſich befindet, ſchön und ſauber zu einem Beutel zuſammen, in welchem dann das Neſt von Baumwolle und weichen Federn angebracht wird. 2 ® Das Neſt des Baumgarten-Trupials (Ieterus mutatus, I. spurius) eines in den Vereinigten Staaten Nord-Amerika's häufigen Vogels, findet man in Baum⸗ garten. Der bekannte Naturforſcher Wilſon ſagt darüber Folgendes: „Gewöhnlich hängen die Baumgarten⸗Trupiale ihre kleinen Wohnungen an die ſchwächſten Aeſte der Apfelbäume und nicht ſelten an die Spitzen der äußerſten Zweige. Das Neſt 2 * — 1 3 Gegenden als Schmarotzer bekleidet und enthält nicht jene Menge weicher und ſehr N 5 e beſteht äußerlich aus einer beſtſere Art 29 55 he geſchmeddtgen Grafe, welches in zahlreichen Richtungen verknüpft und durchnäht iſt, gleichſam als wä 3 dies wirklich mit einer Nadel geſchehen. Das kleine Gebäude ift halbkugelig, 3 Zoll tief und 2 Zoll weit. Meine Neugierde veranlaßte mich, einen der Fäden oder dürren Grashalme aus dem Neſte zu ziehen und ich fand, daß er 13 Zoll maß und in dieſer ganzen Länge 34 mal zwiſchen den andern Halmen durchgeſchlungen und rings um das Neſt gewunden war. Die innere Wand beſteht gewöhnlich aus Samenwolle. Hier und da erſtreckt ſich das Außenwerk zu einem benachbarten Zweige, um welchen es ſehr feſt gewunden iſt, um dem Ganzen mehr Feſtigkeit zu geben und zu verhüten, daß es durch den Wind verdreht oder umgeſtürzt werde. Wenn ſie die langen, herabhängenden Zweige der Thränenweide wählen, ſo iſt das Neſt, obwohl aus dem nämlichen Material gebaut, doch weit tiefer und von leich⸗ terer Textur. Die Tiefe beträgt in dieſem Falle 4 bis 5 Zoll mehr und das Ganze iſt weit leichter gebaut. Auf jeder Seite des Neſtes laufen, gleich Rippen, herabhängende Zweige und dienen wohl dazu, daß die Eier oder Jungen bei dem Hin⸗ und Herſchwanken der Aeſte nicht herausgeworfen werden.“ 8. RE f 7 u 9 x XI. Filzmacher, wie z. B. Buchfinken, Stieglitze, Teichrohrſänger, Winter- goldhähnchen, Kolibri — werden die Vögel genannt, die das Material, aus dem ſie ihre Neſter verfertigen, zu einem mehr oder weniger dichten Filz zuſammen⸗ krämpeln, während die Webervögel ihr Neſtmaterial mehr verweben und verflechten. Das Neſt des Buchfinken (Fringilla coelebs) iſt ſehr nett aus Wolle, Moos, Flechten und Spinngeweben halbkugelförmig hergeſtellt. Die filzige Maſſe des Neſtes iſt gleichſam zu einem hübſchen Mooskörbchen verarbeitet und durch Um: windung mit Grashalmen feſtgemacht. Es ſteht immer in einer ſtarken Aſtgabel, auch in der Nähe des Baumſtammes, dem es an Farbe ſehr ähnelt. Nimmt man ein Finkenneſt vom Baume, ſo ſieht man auf der Unterſeite deſſelben ſehr deutlich 1 die Eindrücke des Gabelaſtes, worauf es, wie angeleimt, geſeſſen hatte. u Das Neſt des Stieglitz (Fr. carduelis) ift dem Buchfinkenneſt ſehr ähn⸗ lich, nur noch zierlicher ausgeführt. Die Maſſe iſt ein dichter, glatter Filz, der re aus Flechten, Moos und Pflanzen- oder Schafwolle angefertigt iſt. Das Stieglitz 4 neſt ſteht meiſt auf hohen Bäumen. 3 Das Neſt des Teichrohrſängers oder kleinen Rohrſperlings (Sylvia 4 - arundinacea) befteht aus einer filzigen Maſſe, welche ebenfalls von dürren Halmen Grasblättern, Moos, Pflanzenwolle und Inſektengeſpinnſten gemacht iſt. Sein Inne⸗ res iſt gewöhnlich mit feinen Hälmchen ausgefüttert. Das Neſt iſt höher als breit, hat eine tiefe Höhlung und einen eingebogenen Rand. Im Rohr oder Schilf an 3 oder 4 friſchen Rohrſtengeln iſt es etwa 1-1 ½ Meter über dem Waſſer jo an⸗ gebracht, daß man glauben möchte, die Rohrhalme ſeien durch das Neſt geſteck Der Vogel niſtet überall bei uns, wo Rohr und Schilf wächſt, klettert äußerſt g ſchickt an den Rohrſtengeln auf und ab und erhebt mitunter ein fürchterliches G ſchrei. Oft fängt er ſich in Fiſchreuſen, wo ſolche im Rohre zum Trocknen au hängt werden. Das kugelrunde, niedlich und künſtlich gebaute Neſtch en des Wintergof | äußerſten Endſpitzen dichter Tannen oder Fichtenzweige angebracht. Es befteht aus einem von Moos, dürrem Laube, Flechten und feinen Halmen bereiteten dichtem Filze und ähnelt dem Buchfinkenneſte, nur daß ſein Inneres viel wärmer mit Haaren und Federn glatt ausgefüttert und am obern Rande ſehr eingezogen iſt. Der Eingang zum Neſte iſt an der Seite. Es iſt bedeutend umfangreicher, als man nach der Größe des Vogels erwarten ſollte. Das zierliche und niedliche Neſt des Kolibri (Trochilus colubris), ebenfalls 5 8 eine Filzmacherarbeit, hat einen ſo geringen Umfang, daß man kaum mit einem kleinen Finger hineingreifen kann. Es hat die Größe etwa einer welſchen Nuß, 2¾ Cm. Weite und 22 Em. Tiefe und hängt gewöhnlich am Zweige eines Pomeranzenbaumes oder Tabackſtengels, oder der Baumwollenſtaude, oder auch an Rohrſtengeln der Dächer. Der Grund des Neſtes zieht ſich rund um den Aſt, an dem es hängt, ſo daß man es, von unten betrachtet, als eine natürliche Hervor— ragung oder bloßen Moosbüſchel halten könnte. Die äußere Maſſe des Neſtchens beſteht aus kleinen Stückchen einer, an alten Baumſtämmen und Pfählen wachſen— den bläulich grauen Flechtenart, die der Vogel dicht und feſt mit ſeinem Speichel zuſammenfügt. Auf der dicken Filzſchicht im Innern des Neſtes, die das Thierchen von den haarigen Fäſerchen der Fruchtkapſeln gewiſſer fliegender Samen, die der Samenwolle unſerer Diſteln ähnlich ſind, gearbeitet hat, liegt eine feine, weiche Schicht der feinſten Baumwolle, ſowie der warmen und flaumartigen Wolle der großen Königskerze. Die kleine Oeffnung und napfförmige Höhlung des Neſtchens läßt ſich erſt in unmittelbarer Nähe erkennen. Es liegen darin zwei winzige, erbſenkleine, weiße Eierchen. — Zu den Filzmachern gehört auch der Dompfaff (Fr. pyrrhula), der Kanarienvogel und andere Vögel. XII. Schirmfabrikanten wollen wir die eigenthümlichen Vögel nennen, 1 welche entweder in Gemeinschaft mit ihres Gleichen ein großes dachähnliches Neſt— bauen, das wieder die geſammten Neſter aller einzelnen Vogelpaare derſelben Art enthält oder die Vergnügungslauben gemeinſchaftlich herſtellen. Das gemeinſchaftliche Neſt der Geſellſchaftsweber (Philetaerus soeius) in den Mimoſenwäldern im Innern Süd-Afrikas, iſt rund um einen Baum⸗ ſtamm angebracht und ſieht ganz ſo aus wie ein Strohdach. Es enthält wohl 300-1000 einzelne Neſter. Die Vögel, welche ſolche Neſter fabriciren, haben die Größe unſerer Dompfaffen. Patterſon ſagt in ſeiner Reiſebeſchreibung von die— ſen Vögeln: „Ihre Betriebſamkeit und ihr Fleiß ſcheint den der Bienen kaum nach— zuſtehen. Den ganzen Tag hindurch ſind ſie emſig bemüht, eine feine Grasart herbeizutragen, welche das Hauptmaterial zur Errichtung ihres außerordentlichen Werkes abgiebt.“ Ein anderer Reiſender, Levaillant, unterſuchte ein ſolches Neſtergebäude näher und ſagt darüber Folgendes: „Ich bemerkte am Wege einen Baum mit einem außerordentlich großen Neſte jener Vögel, die ich Republikaner genannt habe und ſo wie ich in mein Lager zurückkam, ſendete ich einen Wagen ab, um daſſelbe herbeizuholen. Als es glücklich angekommen, zerhieb ich es mit einem Beile in Stücken und bemerkte bald, daß die Hauptpartien deſſelben aus gm fang und mehr Bogengängen ähnlich, aber gleichfalls aus Reiſig gebaut. Auswärts 5 5 fleckten Kragenvögel, als auch die Laubenvögel das Innere ihrer Lauben mit zeichneten Vögel kann man auch den Korbflechtern oder Webern beizählen. 1 Jedoch findet man die Neſter blos unter den rinnenartigen Gängen des 1 5 Die obere Fläche deſſelben bleibt frei, ohne indeß nutzlos zu fein; denn da fie einen wi hervorſpringenden Rand hat und ein wenig geneigt ift, jo dient fie zur Ableitung des Regenwaſſers und ſchützt jede beſondere Wohnung gegen den Regen. Mann ſtelle ſich ein großes unregelmäßiges, abhängiges Dach vor und alle Rinnen völlig mit dicht an einander gedrängten Neſtern beſetzt, ſo hat man eine ziemlich genaue Vorſtellung von dieſen merkwürdigen Gebäuden. Jedes einzelne Neſt hat 3—4 Zoll Durchmeſſer, da fie aber dicht zuſammengedrängt find, jo erſcheinen fie alle zu. 5 ſammen als ein Ganzes und die einzelnen Neſter laſſen ſich blos durch eine kleine äußere Oeffnung von einander unterſcheiden.“ Patterſon meint, daß immer neue Bewohner anbauten und dadurch die Zahl der Zellen vermehrt würden, jedoch jo, daß die ältern Neſter nach und nach von den neuen bedeckt, alſo unzugänglich werden. Der von Levaillant unterſuchte große Neſtbau enthielt 320 Zellen oder Neſter, ſo daß alſo, wenn man auf jedes Neſt ein Männchen und ein Weibchen rechnet, 640 Vögel unter jenem gemeinſchaftlichen Baldachin lebten. Der Laubenvogel (Ptilonorhynchus holosericeus), der in Gemein⸗ ſchaft mit andern Seinesgleichen unter dem Schutze überhängender Zweige dichter Cederngebüſche in den einſamſten Theilen des Waldes ordentliche Lauben baut, iſt ein, den Würgern nahe ſtehender, ſehr gewöhnlicher Vogel in Neuholland. Die Lauben haben etwa 1 Meter im Durchmeſſer und dienen, beſonders zur Paarung: zeit, den Vögeln wahrſcheinlich zum Spiel- und Tummelplatz. Den Grund dieſern Lauben, der ziemlich ausgedehnt iſt und eine rund erhabene Fläche bildet, bauen die Vögel von dicht durchflochtenem Reiſig. Die eigentliche Laube, die aus feineren und biegſameren Reiſern, welche letztere nur einwärts gekrümmt find und ihre Spitzen vereint, beſteht, befindet ſich in der Mitte der convexen Fläche. Da die Materialien im Innern der Laube ſo ſtehen, daß die Spitzen und Gabeln der Zweige nach auswärts gerichtet ſind, ſo haben die Vögel ganz freien Eingang. Die Vergnügungslauben des gefleckten Kragenvogels (Chlamy- :- dodera maculata), ebenfalls in Neuholland vorkommend, ſind etwa 1½ Meter find fie mit hohen Gräſern ſchön belegt. Gar merkmürdig iſt, daß ſowohl die ge: Papageienfedern, bunten Steinen, Muſchelſchalen, Schneckenhäuſern, gebleichten a Knochen und andern grellfarbigen Dingen, die fie oft mit großer Mühe aus weiter Entfernung herbeiholen, ausſchmücken. Da jedes Paar, dieſer wie jener Vögel, ſein Neſt beſonders für ſich baut, ſo ſteht feſt, daß dieſe Lauben zum eigentlichen Neſte nicht dienen. Naturforſcher haben beobachtet, daß dieſe Lauben von den Vögeln in der Regel mehrere Jahre hinter einander benutzt und zur Paarungszeit ausgebeſſert und neu ausgeſchmückt werden. — Die unter Schirmfabrikanten be⸗ Paſtetenbäcker können wir vieleicht die Salängane und och Schwalbenarten nennen, weil die Neſter, die ſie bauen, verſpeiſt werden. Das eßbare Neſt der Salangane (H. esculenta) wird ſogar theuer be⸗ d viele Menſchen halten es für ein leckeres Gericht. Es wird, wie Cham⸗ 8, mit Hammel⸗ oder Hühnerbrühe zubereitet. Außer der Salangane ſollen mehrere andere Schwalbenarten eßbare Neſter bereiten. Die beſten und die eſten aber ſollen von einer ſehr kleinen Art erbaut werden, von weißlicher Farbe nd eine ſtielartige Verlängerung haben. Sie ſollen ein Ausſehen haben, als ſie von Brotteig geknetet und ſich auch anfühlen laſſen, wie harter, unge: er Brotteig, etwa um die Hälfte größer ſein, als ein gewöhnlicher Suppen: auch die Stärke eines Löffels haben und in einer birn- und löffelförmigen e beſtehen, deren Maſſe aus einer Menge ſehr dünner, auf einander gelager⸗ durchſcheinend und hornartiger, der Subſtanz nach gleichen Fäden zuſammen⸗ zt iſt, die netzförmig einander kreuzen und Spuren von Federn, Eierſchalen 9 Blutſtreifen enthalten und ſich in kochendem Waſſer in gallertartigen Schleim 5 flöſen, der einen faden, etwas ſalzigen Geſchmack hat, aber ſehr nahrhaft und irkend ſein ſoll. — Lenz ſagt: „Bevor die Neſter verſpeiſt werden, werden ſie 4 Stunden in warmen Waſſer eingeweicht, dann in Längsfaſern zerzupft, ei die kleinen eingeklebten Federchen abgeſondert werden und nun erſt werden Faſern in Fleiſchbrühe gekocht“ — und ſetzt hinzu: „ich habe nicht bemerkt, ſie einen eigenthümlichen Geſchmack, noch viel weniger einen Wohlgeſchmack ben.“ Vielleicht muß der Geſchmacksſinn dafür erſt durch den mehrmaligen Ge— ß geweckt werden, vielleicht war auch die Art der Zubereitung nicht die richtige. XIV. Gärtner unter den Vögeln ſind die neuerdings viel beſprochenen uckloſen Laubenvögel (Amblyornis inornata) über deren Hütten- und artenanlagen in Nr. 15 und folg. der „Gef. Welt“ v. 1878 eingehende lderungen gebracht worden find. Kleinere Mittheilungen. Ein weißer Rabe wurde kürzlich in der „Gef. Welt“ von C. A. Jügelt in uma ausgeboten und von mir käuflich erworben. Die ſchwarzen Rabeneltern vus corone) hatten das weiße Rabenkind, deſſen Farbe ihnen jedenfalls unheim⸗ worden war, halb flügge zum Neſte herausgeworfen und war ſo der junge 4 in Gefangenſchaft gerathen. Es iſt in der That ein ächter Albino: das ze Gefieder iſt weiß, das Auge roth und zwar Iris ſowohl wie Pupille — jene le und mehr grauroth, dieſe dunkler roth — Schnabel und Füße röthlichweiß. er Vogel iſt eine ebenſo hübſche, wie auffallende Erſcheinung, dabei ſehr zahm; hade nur, daß ſeine Größe die Haltung im Zimmer-Käfig auf die Dauer kaum ſtatten wird. Merſeburg, im Juli 1878. v. Schl. * > 1 } > Be FERN N 5 N 2a a a * 5 er N 8 X ‚ Ne 1 5 * * . 1 en‘ * g ; j 8 - B 7 0 5 5 ni * N A 3 N I 5 a An ei een. 8 N +. £ N 5 KT * 3 , e ln ee (P. osanocephalus) | köpfchen (P. cana) 20 %, 1 Paar Papſtfinken 15 , 1: Paar Gren finken 30 , 1 Weibchen Sonnenvogel 10 , Gebe unentgeltlich ab: Hüttenſänger (fußleidend). Verpackung frei. | Be Freiberg, Sachſen. A. eee 9 Christiane Hagenbeck's Handlung exotischer vögel, Hamburg, St. Pauli, Spielbudenplatz 19 empfing und empfiehlt: 7 Schwarzohr- Papageien, kleine Gelbköpfe, sehr schöne Aurora -Astrilde,. Tigerfinken, sowie folgende seltene Vögel: Br. chrysosema, Chr. W Chr. senilis. | Ausserdem sind auch fast alle in der vorigen Nummer i Vogelarten | noch vorhanden. Y Pflanzen— Offerte Oer Unterzeichnete, welcher die Anpflanzungen an der Bahn Gera⸗ edit zur Ausführung übernommen hat, offerirt für den Herbſt 1 1 Sambucus racemosa, Korallen-⸗Hollunder, 1 einjährig, 100 Stück zu 10 .% J. JIverſen in Semolln. Inſerat. 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Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. S ch l e ch tend al, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. III. Jahrgang. Auguſt und September 1878. Ur. 8 u. 9. Inhalt: Monatsbericht. Th. Liebe: Lerchen als Stubenvögel. E. v. Schlechtendal: Bemerkungen über den Graukopf- und den Pagodenſtaar. (Mit Abbildung.) W. Thienemann: Die IE innerhalb meiner vier Pfähle niftende Vogelwelt. V. Der Wendehals. A. Köhler: Ueber das Leben und die Fortpflanzung ſüdafrikaniſcher Frankolinhühner in der Gefangenſchaft. Wagner: Ueber Züchtung der Zebrafinken. E. v. Schlechtendal: Aus dem Gefangenleben der Papageien. 4. Langflügelpapagei und Edelſittich. 5. Nachträgliches. — Kleinere Mittheilungen: Zur Frage der Mäuſevergiftung. Landescultur und Vogelſchutz. Fälle von Albinismus. Nützlichkeit des Thurmfalken. Ein Beiſpiel von der Humanität der Mehlſchwalbe. Vogelvernichtung durch Nachläſſigkeit. Vogelbilder aus ferneren Zonen. — Schutz den Lerchen gegen Maſſenvertilgung. Zum Vogelſchutz. — Anzeigen. An die Vereinsmitglieder! Die nächſte Monats⸗Verſammlung findet am Mittwoch den 16. October d. J. Abends 7½ Uhr im „goldenen Arm“ zu Merſeburg ſtatt. Halle und Merſeburg, im September 1878. Der Vereins- Vorſtand. 10 Monatsberiht.. 1 N a Monatsverſammlung zu Halle am 13. September 1878. Da der Vereinsvorſitzende, Regierungsrath von Schlechtendal gerbianen war, an der Verſammlung Theil zu nehmen, der Stellvertreter deſſelben, Herr Dr. Brauns aber auf einer Reiſe ſich befindet, ſo eröffnete Herr Ober⸗Stenter kee 4 Thiele die Sitzung unter Begrüßung der Anweſenden nach einer längeren Pauſe in der Verſammlungsthätigkeit und ſprach ſeine Freude aus über das Erſcheinen auch eines auswärtigen verehrten Vereinsmitgliedes, des Herrn Dr. Rey aus Leipzig, 4 welcher ſicherlich aus dem reichen Schatze feiner Erfahrungen und der anerkannt großen und bedeutſamen Fülle ſeines umfangreichen Naturaliengeſchäfts für eine außergewöhnliche Unterhaltung der Anweſenden ſorgen würde. Herr Dr. Rey erbat ſich hierauf das Wort und berichtete zunächſt über die Gattung Dendroica 9 unter Vorlegung einiger 20 Arten“) dieſer hübſchen Vögel, die unſere Sylvien in Amerika zu vertreten ſcheinen. Hierauf beſprach derſelbe eine große Anzahl Species der artenreichen und in mehrfacher Hinſicht ausgezeichneten Gattungen 4 Garrulax und Trochalopteron“ ), dieſelben ebenfalls in Bälgen vorlegend; von dieſen . ging er zu den Garrulus⸗ Arten über und legte neben einem gemeinen Heher mehrere der verwandten Arten aus Sibirien, Klein-Aſien, Indien und Algier vor. 3 Nach Erledigung einzelner, auf die Lebensweiſe unſeres Eichelhehers bezüglichen Fragen ging Herr Dr. Rey auf die von ihm mitgebrachten Vogeleier über. Durch 1 vielſeitige Beobachtungen — bemerkte er — ſei feſtgeſtellt, daß die Eier der Vögel nicht nur, wie allbekannt, ſich nach den Vogelarten unterſcheiden, ſondern daß ſelbſt das Ei jedes einzelnen Vogelweibchens ſeine beſonderen Eigenthümlichkeiten in der Färbung oder Zeichnung, feine, wenn auch meiſt nur minutiöſen beſonderen Unter ſcheidungsmerkmale aufweiſe. Er ſelbſt habe vier Jahre lang von 12 Kanarien⸗ 1 weibchen die ſämmtlichen Eier geſammelt und alljährlich ſowie im Ganzen Ver⸗ gleichungen angeſtellt, wobei er gefunden habe, daß jedes Kanarienweibchen conſtant Jahr aus, Jahr ein einander gleiche Eier gelegt habe, die ſich von denen der anderen “4 Weibchen durch Pünktchen und Strichelchen, durch die Grundfarbe ſogar, jo auffällig unterſcheiden, daß er abſolut ſicher im Stande ſei, die 12 verſchiedenen Eiermengen von einander zu trennen und die je zu einander gehörigen wieder zu vereinigen, falls man die ſämmtlichen Eier mit einander vermiſchen wollte. Bekannt ſei, daß die Eier unſeres Kukuks ſo überaus variirend in der Farbe ſeien und das Ei in ſeiner Hauptfärbung ſich oft den Eiern derjenigen Vögel anzuſchließen pflege, in deren ) Zur Vorlage gelangten: Geothlypis trichas und philadelphiae; HZelmüherus vermi- vorus; Setophaga ruticilla, ornata und verticalis; Zuthlypis canadensis, pensylvanica, palmarum, pinus, peregrina und tigrina; Rhinamphus aestivus, coronatus, pensilis, virens, castaneus, Blackburniae, maculosus und striatus; Mniotilta varia; Compsothiypis : americana und pitiayumi. x **) Zur Vorlage gelangten: Garrulax leucolophus, chinensis, albogularis, pectoralis, moniliger, bicolor, rufifrons, rubiginosus, ocellatus, rufigularis, coerulatus; Trochaloptero squamatum, ceineraceum, phoeniceum, subunicolor, erythrocephalum, chrysopterum, aff cachinans, lineatum, ruficapillum; Actinodura Egertoni, nipalensis; Grammatoptila striata. Be A 0 I ken, Gl N A Te FE or N (mi eee SER a 35 CW : ' BIETE El ya 5 1775 5 TEN dei, 135 . Y 3 = 1 / e 7 2 . 1 4 * 1 DET Bu eſt 1 würde, elfage Beobachtungen machten es höchſt wahr⸗ nde, einen hübſchen und draſtiſchen Beweis beizubringen durch n von 8 elegen Eiern aus Rohrſängerneſtern einer Gegend, die ſämmtlich je ein Kukuksei == thalten. Aus derſelben Gegend habe er auch noch drei Gelege mit anders ge— färbten Kukukseiern. Dieſe 11 Gelege legte Herr Dr. Rey vor, und wies über⸗ ugend nach, daß die zuerſt bezeichneten Kukukseier von ein und demſelben Kukuks⸗ weibchen herſtammen, während die drei letztbezeichneten ebenfalls einer und der⸗ ſelben Erzeugerin angehört haben. Der Vorſitzende knüpft hieran die Darſtellung der bisherigen Anſchauung über e Fortpflanzung des Kukuks, die dahin gehe, daß der Kukuk ſeinem Baue nach, inſonderheit bei ſeinem großen Magen und dem verhältnißmäßig kleinen Körper einen weniger entwickelten Eierſtock habe und deshalb nur in größeren Zeitabſtänden je ein Ei zu zeitigen vermöge. Dieſe Anſchauung vermochte indeſſen Herr Dr. Rey durch die vorgebrachten Gelege auf das Schlagendſte zu widerlegen, weil jedes Kukuksei mit dem Datum ſeiner Aufnahme verſehen und nachgewieſen war, daß zum Theil wenige Tage nur zur Zeitigung eines Eies genügt hatten. Auf Wunſch 8 Vereinsvorſitzenden, Regierungs-Raths von Schlechtendal hatte Herr Dr. Rey und des gebänderten Sandflughuhns (Pterocles fasciatus) mitgebracht. Beide Vogelarten find kürzlich von Ch. Jamrach in London lebend eingeführt worden und können zur Anſchaffung behufs näherer Beobachtung warm empfohlen werden. = Schließlich theilt Herr Dr. Rey mit, daß zum Zwecke der Ausſchmückung von Damenhüten etwa 32000 Kolibribäl ge, 800000 Stück Häute von Tauchern, 300000 Paar Schnepfenflügel, von denen das Paar mit 5 Pfennigen be— zahlt würden, in einer Leipziger Handlung eingegangen ſeien. Nachdem der Vorſitzende dem Herren Dr. Rey den Dank des Vereins für die Leſſanten Leiſtungen zu der heutigen Verſammlung ausgeſprochen hatte, ſtellten die Herren Heiland, Zeidler und Karras in Rückſicht darauf, daß bei der gegen— & bärtigen Art der Wahl der Sitzungstage der Beſuch der Sitzungen ſicher nicht den erwünſchten Umfang haben würde, ſowie in fernerer Rückſicht darauf, daß ver— ſchiedene mit dem gegenwärtigen Verſammlungslokal verbundene Uebelſtände Man⸗ chen an dem Beſuche der Verſammlungen verhindern möchten, den Antrag: ſtets am 1. Mittwoch nach dem erſten Monatstage Abends 8 Uhr die Sitzungen ftatt- finden zu laſſen und fortab den „Reichskanzler“ Leipzigerſtraße hierſelbſt belegen, als Sitzungslokal zu wählen. Die Verſammlung ſchloß ſich dem an. Der Vorſitzende verſprach, dieſen Antrag dem Vereinsvorſitzenden zu unter: breiten, dem jedenfalls in Erſter Linie die Beurtheilung deſſelben anheimzuſtellen ſei. Schluß der Sitzung 10 Uhr Abends. 1 2. Sonſtige Vereinsnachrichten. Dem Vereine ſind als Mitglieder beigetreten: 716. F. Pätzelt, Reſtaurateur n Zoſſen; 717. Merbach, Königl. Ober-Hütten⸗Verwalter in Freiberg i. S.; 718. 1 10 * auch mit gewohnter Liebenswürdigkeit Bälge des Gimpelhehers (Struthidea einerea) F. Sack, entire. in Merjeburg; 719. Guſtad Schuhe, Lehr walde; 720. Schäfer, Dr. phil., Chemiker in Zeitz; 721. J. Laſſe, Gutsbeſt in Bennftebt; 722. Carl Witte, Brennmeiſter daſ.; 723. 55 Schulze, Ste l. machermſtr. daſ.; 724. Peterſilie, Superintendent in Heldrungen; 725. 10 So „. mer, Kaufmann daſ.; 726. Burckhardt, Rittergutsbeſitzer daſ. i a a Halle und Merſeburg, im September 1878. a N DR Der Bereins- Borfland. | 1 Lerchen als Stubenvögel. Von Dr. Th. Liebe. „Sage mir, mit wem du umgehſt, und ich ſage dir, wer du bit lautet ein oft angeführter Spruch. Mir will es ſcheinen, als ob er nicht blos für den 115 gang mit Menſchen ſeine Geltung habe. Sehe ich vor dem Fenſter eines len Häuschens in oft gar wunderlich aus zerbrochenem Küchengeſchirr, oder aus Brett⸗ chen reconſtruirten Blumentöpfen gutgepflegte Geranien, Balſaminen, Fuchſien u. dergl. und ſehe ich darüber in kleinem ſauberen Bauer einen ſchlank 9290 Vogel, dann ſtelle ich mir unwillkürlich die Inſaſſen der Wohnung als eine fleißige, ordentliche und zufriedene Familie vor, und dieſe meine Vorausannahme hat mich in der Mehrzahl der Fälle, wo ich mich näher überzeugen konnte, nicht getäuſcht. Die reine äſthetiſche Freude am Gedeihen einer Pflanze, am wohligen Gebahren ö eines Vogels iſt ja ſicher Zeichen eines ſinnigen Gemüthes und iſt geeignet den h Menſchen, wenn auch in noch jo geringem Grade, ſittlich zu heben, und gewiß da 1 ein jeder, der daheim im Stübchen ſeine Blumen oder ſeinen Vogel pflegt, einen Anlaß mehr, draußen in Flur und Wald auf die Kinder der Flora und Fauna zu achten 1 und ſich der Natur zu erfreuen. Schon aus dieſem Grunde bin ich zu wiederholten Malen den Fanatikern entgegengetreten, welche, indem ſie das Kind mit dem Bade 4 ausſchütten, überhaupt das Halten von Stubenvögeln für verwerflich und ſtrafbar \ erklären. So gut wie ein Haarthier oder einen Lurch darf man ſich auch einen Vogel halten. Freilich aber muß man die Bedingung ſtellen, daß die Vögel g und naturgemäß gehalten werden: ſie müſſen in der Stube ſo ſchmuck und ſchlank ausſehen, wie ihre freilebenden Genoſſen. Eine jede Vogelart muß in der Stube die richtige Nahrung, die gehörige Abwartung und Reinlichleit und die dem Be⸗ dürfniß gemäß eingerichtete und hinreichende große Räumlichkeit haben. Wer das nicht zu bieten verſteht oder vermöge äußerer Verhältniſſe nicht bieten kann, der mag die betreffende Vogelart nicht halten. Laubſänger, Goldhähnchen, Kukuke und andere verlangen zu gutem Gedeihen ein ſo ſorgfältig ausgewähltes Futter, u nur ſehr erfahrene Vogelwirthe ſich zu ihrer Pflege entſchließen. Zaunköni, Meiſen, die meiſten jung aufzuziehenden Vögel verlangen ganz beſonders ſorgfälti Abwartung; Tauben, Wachteln, Rabenvögel bedürfen zum rechten Gedeihen großer Räumlichkeiten. Spricht der Pferdebeſitzer den Grundſatz aus: „Gut ge iſt das halbe Futter“, ſo muß der Vogelwirth ſagen: „Ein möglichſt großer, ri eingerichteter Käfig, in welchem der Vogel ſich gehörig ausfliegen a a Hälfte des ſonſt nöthigen Leckerfutters (Mehlwürmer 2)”. „ den Vögeln, welchen größere Räumlichkeiten anzuweiſen find, wenn fie ſich fühlen und ſchmuck im Gefieder bleiben ſollen, gehören auch die Lerchen. Unter drei bei uns heimiſchen Arten wird am häufigſten noch die Feldlerche im ge gehalten, leider aber gewöhnlich in einem ganz niedrigen, ſchmalen und ſtens einen Stab langen. Darin rennen die Thiere unausgeſetzt auf und ab beſtoßen ſich die Steuerfedern und Schwingen in arger Weiſe. Mag man alt ngene oder jung aufgezogene im Käfige haben, das Streben nach oben, nach höheren luftigen Regionen, in welchen ſie ihrem Wohlgefühle in den bekannten iteren, wirbelnden Strophen Ausdruck geben möchten, erſtirbt nicht in ihnen, wie das fortgeſetzte Lüften der Flügel und das Stoßen nach oben deutlich lehrt. Gleich—⸗ wohl aber iſt, will man eine Feldlerche in engerem Gelaß halten, ein niedriger Bauer eine Nothwendigkeit, denn in einem höheren beſchädigen ſie ſich beim Auf⸗ egen den Kopf, und gepolſterte Decken ſind wegen des Ungeziefers nicht rathſam. uch beim Freiflug im Zimmer ſtreifen ſie zu oft hart an die Decke, ſo daß ſie das efieder verderben oder ſich noch ärger verletzen. Ihre Flugfähigkeit mag ich weder rch Scheere noch durch Faden, noch ſonſt wie gehemmt wiſſen, und daher habe nach verſchiedenen Verſuchen darauf Verzicht geleiſtet, Feldlerchen zu halten. Sonſt empfehlen ſie ſich durch ihre leichte Pflege und durch ihre Dauerhaftigkeit als Stubenvögel. Hat doch Frau O., eine alte Dame, welche während meiner Gymnaſtalzeit in Zeitz lebte, eine Lerche im Käfig 30 Jahre gehalten, wie man mir von glaubwürdiger Seite verſicherte, und ſind doch Fälle, wo ſie 10 und 12 Jahre ausdauerten, keine Seltenheit. Endlich kommt noch hinzu, daß der Beſtand der Feldlerchen ſich ſehr mehrt und man 7 ohne Skrupel ſich eine für den Käfig fangen laſſen kann. | Weit beſſer finden ſich im Käfig wie frei in der Stube die Haidelerchen (Al. arborea) zurecht. Jung aufgezogen gewöhnen ſie ſich ſo an den beſchränkten 9 kaum, daß ſie bei dem kurzen Flug vom Käfigboden auf das Sprungholz oder bei dem Rundflug im Zimmer nicht leicht anſtreifen und ihr Gefieder ganz ſchmuck er- halten, und auch alt gefangen paſſen ſie ihre Bewegungen, wenn man nur ſonſt die nöthige Vorſicht beim Eingewöhnen nicht außer Acht läßt, der veränderten er geren Lokalität recht gut an. Auf der anderen Seite aber ſind die Haidelerchen trotz ihrer Unempfindlichkeit gegen Kälte und nachwinterliches Schneegeſtöber weit zärtlicher als ihre feldbewohnenden Verwandten, weil fie weit gewählteres und ſehr abwechſelndes Futter fordern. Dafür aber ſchmiegen ſie ſich ihrem Pfleger viel enger an als jene (Vergl. v. Gizicki's und meine Erfahrung in Brehm’s ge⸗ fangenen Vögeln“ I, 588), und fingen ein Lied, welches — wenigſtens nach dem 9 Geſchmack des Thüringers — den Sang aller andern Vögel übertrifft und dem der Nachtigall gleichzuſtellen iſt. Der wahre Vogelfreund aber entſchließt ſich bei alle— dem nicht ſo leicht, Haidelerchen zu halten, weil ihr Beſtand gegenwärtig ſo arg reducirt iſt, wie der keines andern guten Singvogels. 5 Sehr ſelten wird die Haubenlerche (Al. eristata) in der Stube gehalten, i ihr Naturgeſang hinreichend wohllautend iſt, um ihr Gönner zu gewinnen. De er Grund liegt wohl darin, daß ſie, obgleich erſt ſeit kurzer Zeit eingewandert, doch bei der ſtarken Mehrung des Beſtandes ſchon als ein gene Vogel i wird, daß ſie ſich in der Nähe der Menſchen auf der ſchmutzigen Landſtraße um⸗ hertreibt, auch im Winter bei uns bleibt und bei der Suche nach Nahrung ni icht ſehr wähleriſch iſt. „Es ſind ja nur Miſtlerchen“ ſagt das Volk. Gerade dieſe Umſtände aber müßten ſie nach meiner Meinung für das Zimmer empfehlen: ſie ſind eigentlich Wüſtenvögel, für die unſere ſtaubigen Landſtraßen mit ihren Stein⸗ haufen nur ein Erſatz des Wüſtenbodens ſind, und müſſen daher die trockne Zim⸗ merluft ſowol, wie namentlich den beſtändig trocknen Fußboden vertragen; ſie müſſen als ziemlich ſtändige Vögel gegen Kälte wie gegen Hitze und ſogar gegen Zug ver⸗ hältnißmäßig unempfindlich und endlich betreffs der Nahrung durchaus leicht zu be⸗ friedigen ſein. Ich habe ſie deshalb ſchon ſehr lange Zeit im Zimmer gehalten und gefunden, daß ſie nicht blos in einem Stübchen, ſondern auch in einem ver⸗ hältnißmäßig gar nicht großen Bauer in kürzeſter Zeit ſich ausfliegen lernen, onne irgendwo anzuſtreifen, und daß fie dieſe Flugübungen nicht nur noch gewandten wie die Haidelerchen, ſondern auch — und das iſt ein ſehr wichtiger Punkt — noch weit lieber ausführen: ſie machen mit Vorliebe Spazierflüge und vermeiden 1 durch freiwillige Bewegung das ſonſt fo läſtige und unzuträgliche Fettwerden. Alle Haubenlerchen, welche bei mir in Pflege ſtanden, hielten ſich immer ſchmuck und ſchlank und bewieſen hierdurch wie durch ihre muntere Beweglichkeit, daß ie ſich in der Stube wohlbefanden; allein die rechte Probe auf die richtige Art, eine Thiergattung zu pflegen, iſt doch immer der Verſuch, ſie in der Gefangenſchaft 3 Fortpflanzung zu bringen. Ich beſchloß daher, einen Verſuch der Art zu machen. Sollte derſelbe günſtig ausfallen, ſo hatte ich ja Gelegenheit die Lerche beim Brut⸗ geſchäft und bei der Aufzucht der Jungen zu beobachten, und das hatte, ſoviel h wußte, bis jetzt noch niemand gethan. Ich gab daher im Frühjahr 1877 Auftrag und erhielt ziemlich zeitig aus einem Neſte zwei Junge und vier Wochen darauf 4 wiederum zwei — wahrſcheinlich von denſelben Aeltern. Meine Frau zog die Thierchen auf, indem ſie dieſelben abwechſelnd mit Ameiſenpuppen, ſüßem Quark, Mehlwürmern und in Milch geweichter Semmel fütterte und viel in der Stube umherlaufen ließ. Sobald ſie anfingen ſelbſt zu freſſen, kamen ſie (damit ſie nicht ſcheu werden ſollten) in einen kleinen Etagenbauer von 82 Neuzoll Breite, 48 e 1 und 40 Höhe und ſpäter in einen ſolchen von 166 Neuzoll Breite, 56 Tiefe und 44 Höhe. Darin waren keine Sprunghölzer, ſondern nur einige u zune Auffigen angebracht. Als Futter erhielten ſie Mohn, Hirſe und Heuge abwechſelnd gewöhnliches Weichfutter, beſtehend aus Möh 0 Kleie und hinreichend oft fein gehacktes Grün, 2 8 gediehen ſie prächtig und trieben ſich fliegend und umher. Da es vermöge eines glücklichen Zufalls zwei a. ö wo das eine Pärchen Finken, Goldammern und Steinvöthel, | Zei ſige, Gartenammern und Goldammern zur Geſellſchaft erbte. W kam zwar zum Legen, aber nicht zum Brüten, weil regelmäßf deen eee | aber die eben ausgeſchlüpflen Jungen aus dem Neſt. Ganz anders verhielt e R e 25 19 0 eien Pärchen. Dies s brachte drei Gelege zu je fünf Eiern, brütete ſie drei aus, brachte aber nur die erſte und dritte Brut glücklich auf, weil das te Gelege zu ſchnell auf das zweite folgte, und daher die Jungen der zweiten it vernachläſſigt wurden. Leider fiel die Aufzucht der zweiten Brut in einen tabſchnitt, wo mich meine geologiſchen Arbeiten auf längere Zeit vom Hauſe ern hielten, ſonſt hätte ich die zweite Brut unter jo bewandten Umſtänden den leltern weggenommen und mit der Hand aufgezogen. | Dia irgend eine Verſchiedenheit bei dem Verlauf dieſer drei Bruten nicht her- ortrat, genügt es, wenn ich die Hergänge bei einer Brut ſchildere. — Die alten erchen, welche ſich nur durch ihre große Zahmheit, ſonſt aber in Nichts von den seilebenden unterſchieden und ebenſo glattbefiedert und ſchlank waren, wurden ſchon am 19. April in ihr Sommerſtübchen gebracht, machten jedoch erſt von Mitte Mai ab ernſtliche Anſtalt zu Niſten. Das Weibchen baute ſich auf dem Boden am Fuße eines gerade dort befindlichen Buchenſtämmchens, aus Stroh- und Heuhalmen und enig Moos ein Neſt, welches dem Neſt der freilebenden Haubenlerchen vollkommen lich und trotz des reichlich vorhandenen Niſtmaterials auch nicht höher und dichter gebaut war. Dahinein wurden im Verlauf von ſieben bis acht Tagen 5 Eier gelegt. Schon nachdem die Alte das dritte Ei gelegt hat, fängt ſie an zu ſitzen, aber nicht mit der zähen Ausdauer, welche ſo viele andere brütende Vögel zeigen, ſondern eigentlich nur zeitweiſe. Auch nachdem die Gelege vollzählig geworden, verläßt ſie den Tag über die Eier ſtündlich auf Viertel- und ſogar auf halbe tunden ohne daß hieraus Schaden erwächſt, und es muß wohl ſo ſein, denn der Herr Gemahl unterſtützt ſie bei der Erfüllung ihrer mütterlichen Pflichten vor der Hand weder direkt noch indirekt durch Herbeiſchaffung von Futter. Er ſingt ihr ein Lied vor, läuft im Zickzack auf das Neſt zu und ruft ſie zärtlich flötend an, wobei er die Bruſt ſtramm herauskehrt und durch Verſtellung der Geſichtsfedern und der Fun Geſichter ſchneidet, wie dies — freilich in noch en Grade — die e etwas feſter ſitzt: des Nachts hingegen verläßt ſie die Eier nicht. Am drei⸗ | ben Te ge 15 die Jungen aus. Auch jetzt verläßt die Mutter das T ch: ehr oft, um den Kleinen Futter zu bringen und die letzteren Bein durch die Behandlung während ihrer Entwickelung innerhalb der Eiſchalen gehärtet zu ſein, ſo daß ſie trotz ihres ſehr dünnen e nicht ſtarr und Er werden. Oder hat ihr Blut eine beſondere Wärmequelle? In der Nahrung wie etwa bei den Kreuzſchnäbeln, könnte dieſe hier nicht beſtehen. — Die Aetzung ingen liegt der Alten allein ob: das Männchen ſieht man nur ſpäter uch dann nur ganz ausnahmsweiſe füttern. Dagegen ſucht letzteres die ge— n Ameiſenpuppen und Mehlwürmer nur zuſammen, knetet ſie zwiſchen den Kiefern weich und ſchlüpfrig, vermiſcht ſie mit etwas Sand und legt ſie dem Weib— chen vor, welches die ſo präparirten Biſſen den Jungen in die Schnäbel ſchiebt. Anfänglich füttert ſie nicht oft und nur ſehr kleine Biſſen. Die Loſung der 8 ungen trägt ſie nicht fort, ſondern verzehrt ſie auf der Stelle. Erſt vom dritten EA: | 0 Tage ab entſchlägt ſie ſich allmählich dieſes ſonderbaren Gelüſtes und von 5 4 0 I RE — 140 — > 5 e ni Zeit ab füttert fie in ganz kurzen Pauſen und ſteckt den Jungen gewaltige Biſſen in den noch winzigen Rachen, bei denen man die Dehnbarkeit des kleinen Schlund I. bewundern muß. Von dieſer Zeit an wachſen aber auch die Jungen außerordentlich raſch, und es geht namentlich die Entwickelung des Federkleides ſo ſchnell vor ſich, wie kaum bei einer andern Vogelſippe. Es iſt dies aber auch eine Nothwendigkeit, denn, ſind die Aeltern in der Stube, wo ich ihnen unausgeſetzt die Nahrung in ſo 4 hinreichender Menge ſpende, gerade vollauf beſchäftigt, ſo werden ſie im Freileben bei dem beſtändigen Wechſel der Witterung oft genug längere Zeit vom Neſte weg bleiben und die Jungen ungeſchützt liegen laſſen müſſen, um nur genug Futter zu beſorgen. Am liebſten füttert die Mutter Mehlwürmer: andere Dinge, wie e ; Quark, den fie übrigens ſchon vom dritten Tage ab den Jungen ab und zu mit 3 reicht, oder Ameiſenpuppen und allerlei andere Kerbthiere legt fie bei Seite, um, wenn man am Gitter vorübergeht, heranzurennen und um Mehlwürmer zu bitten. “ Dabei liegt in ihrem Ton und ihren Gebehrden ein Etwas, das man wirklich nur mit „bittend“ eee kann. Es ſcheint demnach, daß die Haubenlerchen auch im 4 Freileben die Jungen vorzugsweiſe mit Käferlarven und Käferchen auf- füttern. — Am neunten Tage ſchon laufen die Jungen aus dem Nefte und kehren Abends nicht wieder dahin zurück. Anfänglich iſt ihr Gang noch ſehr unbehilflich, — kein eigentliches Gehen, ſondern ein etwas breitſpuriges Hüpfen mit vorgebeugtem Körper. Erſt vom zwölften Tage ab lernen ſie laufen, — anfänglich langſam, ſehr bald aber ſchnell genug für ihr zartes Alter. Am Tage ſuchen ſie nicht ſo ängſtlich Deckung, und ducken ſich nur nieder, wenn ſie aus irgend einem Anlaß erſchrecken. Wie ſchon bemerkt, kehren die jungen Haubenlerchen 4 nicht wieder in ihr Neſt zurück, wie das ja auch viele andere junge Vögel zu thun 1 3 pflegen; vielmehr ſuchen fie die Nacht über eine ſchützende Vertiefung auf, in der ſie ſich zuſammenkauern. Nun endlich greift auch der Vater höchſtſelbſt in die Aufzucht beſſer ein: er belegt die Kleinen, die nunmehr von der Mutter des Nachts nicht mehr gehudert werden, in ihrem Verſteck mit Halmen, Blättern und Moosſtücken und ſchützt ſie ſo einigermaßen gegen die nächtliche Kühle, gegen die ſie übrigens auch durch ihre Befiederung beſſer geſchützt ſind als die meiſten anderen Singvögel zarten Alters. Die Thätigkeit des alten Herren ſteigert ſich jetzt auch noch in einer anderen Richtung: wenn er eine Anzahl Würmer und Kerfe zuſammengetragen, und das Weibchen ſie zur Verfütterung angenommen hat, dann pfeift er ſeinen zuſammengeſetzten Lockruf „Hüdeldühoi“ energiſch in die Umgebung hinaus und veranlaßt die Kleinen zur halblauten Antwort, die der Mutter ihren jeweiligen Aufenthalt verräth. — Mit 14 Tagen verſuchen die Kleinen die Flügel und mit 16 Tagen fliegen ſie ſchon mit den Aeltern über 92 re Strecken hinweg. Heute, am 16. September, ſind die Jungen beider Bruten ſo ſtark, a und ſchön, daß fie in ihrem noch friſchen Gefieder beſſer ausſehen, wie die Alt deren Kleid nach den Mühen des Sommers jetzt bei beginnender e 6 mitgenommen ausſieht. | Bemerkungen über den Graukopf⸗ und den Pagodenſtaar. ( (Temenuchus malabaricus, Gml. und T. pagodarum, Gml.) | Von E. von Schlechtendal. A a N IA \ Der Graukopfſtaar (Temenuchus malabaricus). Der Pagodenſtaar (Temenuchus pagodarum). 5 Als ich im Jahre 1877 verſchiedene Arten ächter Staare hier ſchilderte, mußte ich dabei bemerken, daß es mir noch nie gelungen ſei, irgend eine Art der reizenden kleinen indiſchen Braminenſtaare (Gattung Temenuchus) für meine Sammlung er: ACH. malabarien Gml.), lebend einmal geſehen habe 0 zal im den 00 8 Garten zu Berlin. x Inzwiſchen bin ich durch die Güte unſeres ſehr geſchätzten Bereits 5 des Herrn Aug. F. Wiener in London jetzt in den Beſitz zweier Arten der Gattung Temenuchus gelangt. Hr. Wiener fand bei dem bekannten Thierhändler Charles Jamrach im Januar d. J. zwei Graukopfſtaare und veranlaßte Herrn Jamrach dieſe Vögel mir anzubieten. Ich ließ dieſelben ſofort kommen und war nur be⸗ ſorgt, daß die Winterreiſe von London nach Merſeburg den kleinen grauköpfigen 4 Indiern ſchaden könne. In der Morgendämmerung eines trüben Wintertages kamen die armen Burſchen, wohl verpackt, hier an. Trübſelig genug ſchauten ſie drein, als ich das umhüllende dicke Zeug entfernte, aber ſie erholten ſich ſchnell, als ſie ihr kaltes, dunkeles Gefängniß verlaſſen und in einem gut eingerichteten Käfige Wohnung genommen hatten. Es ſind in der That allerliebſte Vögel, dieſe Grau⸗ kopfſtaare: Vorderkopf, Kinn und Kehle ſind ſchön ſilbergrau und dieſe zarte Fär⸗ bung geht auf Kopf und Oberſeite in ein etwas dunkleres Aſchgrau, auf der Unterſeite dagegen in ein ſchönes Roſtroth über. Die Unterſchwanzdecken ſind weiß, die Schwungfedern ſchwarz, zum Theil bräunlich ſilbergrau geſäumt, der kurze Schwanz zeigt wieder Roſtroth und bräunlich Silbergrau in anmuthiger Zuſammenſtellung. Der ſpitze Schnabel iſt an der Wurzel blau, geht dann in Grün und an der Spitze in Gelb über, die Iris iſt weißgrau. Man wird nach dieſer oberflächlichen Beſchreibung ſchon erkennen, daß der Graukopfſtaar zwar nicht bunt, aber außer⸗ ordentlich anſprechend gefärbt iſt, namentlich macht der Kopf mit den hellen klugen Augen und dem hübſchgefärbten Schnabel einen beſonders günſtigen Eindruck.“ Emil Linden jagt vom Graufopfftaar*), daß fein Weſen mit dem zarten Aus⸗ 91 ſehen übereinſtimme. Er bezeichnet ihn als ein ſehr ſanftes Vögelchen, das faſt zu ſtill ſei und deſſen Stimme ſich auf ein Zwitſchern und Schnurren beſchränke. Nur am Futtergeſchirr ſei es gegen ſeine Genoſſen etwas unwirſch und jage ſie mit einem leichten Gekrächze weg, aber ſonſt ſei es das harmloſeſte und friedfertigſte Geſchöpf. Auch die ganz kleinen Finken ließen nach den Beobachtungen des Herrn Linden die Graukopfſtaare ganz unbeachtet. Die Niſtkäſten benutzten ſie nur als Schlafſtelle, des Tages über befanden ſie ſich immer außerhalb derſelben und geſchah auch nie ein Eintragen von Niſtſtoffen. Möglicher Weiſe waren alſo die Vögel gleichen 1 ſchlechts, ſie waren aber ſehr zärtlich zu einander und ſah man ſie ſelten ander als auf einer Stange. Auf Mehlwürmer waren ſie ſtets erpicht und gelang e es m den noch flinkeren Sonnenvögeln oft, ihnen bei dem Erfaſſen der in den ae 8 geworfenen Mehlwürmer zuvorzukommen. Das iſt es in der Kürze, was °2 Linden über diefe Vögel berichtet. Ich halte meine beiden Graukopfſtaare 4 2 noch allein in einem Käfige, fie ſchnurren und ſpinnen hier fleißig ihr kleines harm⸗ loſes Staarliedchen, ſträuben dabei ein wenig das ſchmale, lanzettförmig zugeſpitzte ſilbergraue Kopfgefieder, zanken ſich dann mitunter ein wenig, vertragen ſich a immer wieder ſehr ſchnell miteinander, freſſen neben Mehlwürmern auch Bee verſchiedener Art, namentlich Roſinen ſehr gern, were aber auch das gear ) Vergl. Ornithol. Centralblatt v. 1877. No. 8. er erſten Zeit einen wahren Heißhunger, ſo daß der wohlgefüllte Futternapf bald geleert war. Von Anfang an waren beide Vögel ſehr zutraulich und men mir ſehr bald den Mehlwurm aus der Hand. Während ich nun meine beiden Vögel für Männchen halte, beſitzt Herr Wiener wirkliches Paar ſchon ſeit etwa vier Jahren. Daſſelbe zeigte ſich auch mehr— ach brütluſtig, ließ aber die Jungen meiſt verkommen oder warf ſie aus dem Neſt. rſt im Jahre 1877 hatte eine Brut Erfolg: ein Junges wurde glücklich erbrütet d groß gezogen. Nachdem Herr Wiener die verſchiedenſten Niſtgelegenheiten dieſen Vögeln geboten hatte, hing er ihnen in dieſem Jahre (1878) ein einfaches Cigar— renkiſtchen hin, deſſen Deckel er in der Mitte durchgeſägt und dann aufgenagelt hatte. Dieſer in ſo überaus einfacher Weiſe hergeſtellte Niſtkaſten fand bald den eifall der brütluſtigen Vögel. Sie bauten in demſelben ihr Neſt und das Weibchen gte drei Eier, von denen zwei unbefruchtet waren, eines aber ausgebrütet wurde. eider ſtarb das Junge ſchon nach wenigen Tagen. Darauf legte das Staarweibchen wiederum vier Eier: von dieſen ergab ſich das eine als unbefruchtet, die drei andern wurden glücklich ausgebrütet. Die Eier waren von bläulich grüner Farbe und atten die Größe der Droſſeleier. Beide Eltern fütterten getreulich und zogen alle drei Kinder auch glücklich groß. In den erſten acht bis zehn Tagen ließ Herr iener Ameiſenhaufen aufſuchen und dieſelben mit ihrem ganzen Inhalte den taaren hinſchütten, daneben reichte er etwas ſehr fein geſchabtes rohes Rindfleiſch. owohl mit dieſem, wie mit den Ameiſen und den Ameiſenpuppen fütterten die raukopfſtaare ihre Brut. Später wurden noch Spinnen in großer Anzahl, aber ur ſehr wenige Mehlwürmer und einige Maden zugeſetzt und dann ſehr langſam die Zahl der zur Fütterung gereichten Mehlwürmer vermehrt. Neben dieſen be- ſondern Gaben erhielten die alten Vögel ſtets ihr gewöhnliches Futter und außerdem > ein m von Hofmeier's e und angefeuchteten getrockneten Amei⸗ einem Neſte auf, in der That ein ſehr hübſcher Erfolg, zu dem man unſerm ge- de ätzten Vereinsmitgliede wohl Glück wünſchen darf. * Jetzt ſind die jungen Vögel längſt ſelbſtändig geworden. N me nn im . Be als der len iſt 15 Pa⸗ © ell 8 2 5 75 hatte. Die vortreffliche Abbildung, die aueh 2 e u dieſem Vogel bringt, veranſchaulicht die anmuthige Geſtalt und die ebenſo ede Zeichnung des Gefieders; aber auch die Färbung des letztern iſt außerordentlich ſchön. Roſtroth und ein zartes Grau bilden auch bei dieſem Staar die Hauptfarben: roſtroth ſind der Hinterhals, die Kopfſeiten und die ganze i hauchtes Aſchgrau zeigen. Der aus langen, ſchmalen Federn beſtehende Schopf, eren 2 rm RE ER na u u re 7 15 1 , Lahn PEN 2 0 er ne 82 r 1 u 2 4 N — N icli mit Ame e bischen Weichfutter keineswegs, zeigten inc | 5 Unterſeite, während die Oberſeite und die Flügel ein ſchönes, roſtröthlich über- der immer nach hinten liegt und nie emporgerichtet wird, iſt ſchwarz. Die Iris iſt eignete Wan hung ganz zu verſchmähen. el, Das Gelege beſteht aus drei bis vier hellgrünlich-blauen draft Cet E In der Gefangenſchaft hat ſich dieſer ſchöne Staar meines Wiſſens noch nicht fort- gepflanzt; auch das Pärchen, welches Hr. Wiener beſitzt, hat nie Brütluſt gezeigt und im Uebrigen iſt der Vogel im Handel jo überaus ſelten, daß man es ſchon als einen ſehr glücklichen Zufall anſehen darf, wenn man überhaupt Gelegenheit 9 findet, einen ſolchen Vogel, oder gar ein richtiges Pärchen zu erwerben. Mir. iſt N ein Pagodenſtaar nie von einem Händler angeboten worden und bin ich lediglich durch die Güte des Hrn. Wiener in den Beſitz deſſelben gelangt. Der Geſang des Pagoden⸗ 4 ſtaars ift lauter, wie der des Graukopfſtaars und ſteht — was Wohlklang betrifft — etwa zwiſchen dem recht gutem Geſange des indiſchen Elſterſtaars (Psarites contra) und dem weniger wohlklingenden Geſchwätz der Haubenmeina (Acridotheres cristatellus) und ihrer nächſten Verwandten in der Mitte. Was das Futter be⸗ trifft, ſo hat der Pagodenſtaar dieſelben Neigungen, wie ſein grauköpfiger Ver⸗ . wandter, dem er auch ſonſt in ſeinem Weſen namentlich in ſeinen Bewegungen ähnelt. Daß mein Pagodenſtaar viel weniger zutraulich iſt, wie meine Grauköpfe, mag rein zufällig ſein und hat vielleicht in den früheren Schickſalen der betreffen⸗ 1 den Vögel ſeinen Grund. 1 Jedem Liebhaber der Staarvögel dürfen die kleinen zierlichen Btorminenjtagge 4 warm empfohlen werden. 4 Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt. Von W. Thienemann. V. Der Wendehals (Jynx torquilla). 2 In den Tagen, wo der Kukuk und jein Küfter, der Wiedehopf, aus dem Süden zurückkehrend die alte Heimath wieder aufſuchen und ihre Stimme anfangen hören zu laſſen, läßt ſich auch unſer Wendehals im Obſtgarten und in der Weiden⸗ anpflanzung am Bache vernehmen. Es geſchieht dieſes gewöhnlich in der zweiten Hälfte des April. Wer hätte es nicht gehört das fernklingende „Tih, tih, tih, tih u. ſ. w., wobei die einzige Sylbe, womit der Vogel ſeine Frühlingsgefühle aus⸗ drückt, um fie auf das Menſchenherz zu übertragen, oft zwanzig mal mit weit a geſperrtem Schnabel und hoch emporgerecktem Halſe und Kopfe wiederholt wi Den Schreier ſelbſt bekommt man ſeltener zu ſehen, denn der Unkundige 9 gewöhnlich, der Muſikant ſei weit von ihm entfernt, während er vielleicht gar ſchon auf dem nächſten dicken Baumaſte ſitzt, deſſen Farbe, Braun und Grau, er an d trägt. Seines unausgeſetzten Schreiens wegen ſollte man ihn füglich liebe hals als Wendehals nennen; doch trägt er letzteren Namen, den der Volksm E der 135 ſeine Vielgetreue, die er ſich ſoeben aus Afrika mitbrachte, abſpänſtig hen will, ſei es, daß er vor der Angebeteten zart um Gegenliebe fleht, ſei es, er, gefangen und in der Hand gehalten, ſeines edeln Leben raſches Ende fürchtet, merkwürdigſten Wendungen und die ſonderbarſten Drehungen mit Hals und f vornimmt. Dieſer Wendehals alſo, welcher in fairen mit hohlen Obſt- oder Weiden⸗ umen verſehenen Gegend Deutſchlands ganz fehlt, wenn er auch manche Orte ſchon ſeit vielen Jahren jedes Frühjahr in meinen Garten gekommen, weniger um ſich mir als Neuangekommener zu präſentiren als vielmehr um daſelbſt eine gründ⸗ che Unterſuchung! nach kleinen Kerbthieren und deren Larven, namentlich nach Ameiſen und deren Puppen vorzunehmen, denn beſonders die beiden letzteren ſind ſeine Lieblingsnahrung, die er ſich ſowohl an der Erde aufſucht als auch von den Bäumen ablieſt, was er mit ſeiner langen klebrigen Zunge ſehr geſchickt bewerk— m 11., 1875 am 18., 1876 am 19., 1877 am 22. genannten Monats. Er richtet ich mit ſeinen Reiſen wie ein Spaziergänger oder Badereiſender nach dem Wetter. Traten zeitig ſchöne Tage ein, ſo kam er früh, wo nicht, ſo zögerte er und traf ſpäter ein. = Im vorigen Jahre, wo die Ankunft der Zugvögel überhaupt wegen des vor- herrſchenden rauhen Oſtwindes und der aus dieſem Grunde zurückgebliebenen Vege- tations⸗ und Kerbthierentwicklung etwas ſpäter als gewöhnlich erfolgte, erſchienen ſchon am Morgen des 22. April drei dieſer Vögel in meinem Garten und ließen ſich auf dem ziemlich umfangreichen Aſte eines Pflaumenbaumes nieder, worauf fortſetzen zu wollen ſchienen. Es waren dies zwei Männchen, welche um ein und daſſelbe Weibchen warben. Mit den jammervollſten Wendungen des Halſes und mit den zärtlichſten und zornigſten Augenverdrehungen ſaßen die unglücklichen Werber einander gegenüber, ſich gegenſeitig anſchreiend, während das glückliche Weibchen in der Nähe auf Ameiſenjagd ausging. Zum Raufen und Beißen kam's | nich; es war mehr bloß ein Schrei-Duell, welches ſie aufführten und das nach ein Paar Stunden damit endigte, daß der ſchwächere überſchriene Theil ſich von Baum zu Baum flatternd und kletternd unter Geſang und Halsverreckungen zurück— zog, während der Sieger ihm in gleicher Weiſe nachfolgte bis beide aus dem Be— reiche meiner Augen und Ohren kamen. Noch oftmals hörte ich in der Nähe und Ferne den eintönigen Geſang bis tief in den Mai hinein. Er erinnert mich ſtets an den eben ſo eintönig wie wehmüthig klagenden Mönchsgeſang, wie ich ihn einſt be längerem Aufenthalt in den Franziskanerklöſtern zu Mailand und Genua bei neun der Hora hörte. Anfang Juni verſtummte derſelbe und kein Wendehals ließ ſich mehr von mir ſehen. * Crſt am 21. Juni machte ich, durch das futtertragende Männchen aufmerkſam vorzugt und reichlicher mit ſeiner Anweſenheit beglückt als andere, war bis dahin ſtelligt. Seine durch lautes Geſchrei verkündigte Ankunft geſchah in verſchiedenen Jahren an verſchiedenen Tagen, aber ſtets im Monat April: 1873 am 23., 1874 zwei von ihnen ſofort ihr eintöniges Frühlingslied anſtimmten, was ſie ohne Ende re I RER En geworden, die erfreuliche Entbedung, daß das Galsbrehenbe Bären fi f N mal in meinem Garten feſt angeſiedelt und, wie eine in der Nähe des Neſte 8 gende Eierſchale verrieth, bereits ſo eben Junge erzielt hatte. Das ſehr primitive Neſt, welches — ein Kunftftüd, das dieſem Baumeiſter jo leicht kein andrer nach⸗ 1 macht, ſei er befiedert oder unbefiedert — im wahren Sinne des Worts aus nichts gebaut war, hatten die Vögel in einer künſtlich von mir angebrachten Mauerhöh⸗ lung etwa in Tiſchhöhe angelegt und ſich dabei ſo ſtill und verſteckt gehalten, daß ich fie niemals in jener Gegend des Gartens bemerkt hatte. Es iſt aber überhaupt 1 ſo der Uſus in der Vogelwelt, daß ſich die Pärchen dort, wo ſie das Neſt haben, 3 ſehr verbergen und nicht viel Weſens von ihrem Daſein machen, namentlich jo lange das Weibchen brütet. Nach dem Auskriechen der Jungen gehts wieder lauter und luſtiger zu. Das Weibchen ſaß an jenem Tage, wo ich das Neſt entdeckte, noch feſt auf den ſo eben ausgeſchlüpften Kleinen und ließ bei der bedenklichen Einfüh⸗ rung des Fingers in die Niſthöhle ein zorniges Schnauben und eulenartiges Fauchen hören, ein Zeichen, daß es ſein gutes Recht und ſeine Brut bis auf den letzten Blutstropfen zu vertheidigen bereit war. Wie groß die Zahl der Sprößlinge war, unterſuchte ich nicht, um die Alten nicht zu ängſtigen; freute ich mich doch gar ſehr, auch dieſen gefiederten Freund in meine 4 Pfähle einziehen zu ſehen; aber viele waren's gewiß, denn unter 9 thut's eine gute Drehhalsmutter nicht leicht. Ja, ich beſitze in meiner Sammlung ſogar ein Gelege von 13 Eiern, welches i. J. 1872 einer hohlen Weide noch am 24. Juni entnommen wurde. 1 Die Eier dieſes Vogels ſind rein weiß, etwas glänzend, mehr rundlich als langgeſtreckt und beſitzen eine zarte Schale, durch welche man das gelbe Dotter hin- durchſehen kann. Deßhalb zeigt auch das friſche, unentleerte Ei ſtets einen gelb⸗ röthlichen Schimmer, welcher beim Bebrüten mehr und mehr verſchwindet und den Alabaſterfärbung Platz macht. 1 Da der Wendehals an und für ſich kein scheut Vogel iſt, ſondern die Men⸗ 9 ſchennähe eher aufſucht als flieht, ſo gewöhnte ſich mein Pärchen nach der kurzen Zeit von 2—3 Tagen, während der ich es oft in unmittelbarer Nähe beobachtete, an mich und ließ zuletzt nur ſelten noch ſein ängſtliches „Scheck, ſcheck, ſcheck!“ wo⸗ rin der gewöhnliche Warnungsruf der Alten beim Neſte beſteht, hören. Beide Aeltern fuhren ungenirt bei ihren Jungen aus und ein und überbrachten ihnen in reicher Menge Ameiſenpuppen, Räupchen und andere Kerbthiernahrung. So lange die Jungen noch der Mutterwärme bedurften, ſaß das Weibchen außerordentlich feſt auf ihnen und war weder durch Klopfen, noch durch Einführung eines Strohhalmes in die ziemlich tiefe Höhlung zum Abfliegen zu bringen. Es gab bei ſolchen Mani: pulationen nur ſeinen Unwillen durch das gewöhnliche Fauchen zu erkennen. Ziem 4 lich ebenſofeſt 1 das Weibchen auch auf den Eiern zu ſitzen, namentlich in der a werden, ohne daß es abfliegt. dem Neſt mit der Hand gefangen 11 9 och ſelbſt habe en Eingrei c 05 in ho Bäume eee brütende Weibchen in die Hand be und dann ihre pof Der Wendehals hat zwar Kletterfüße ), klettert aber nicht viel, ſondern ſetzt m liebſten auf horizontal laufende dicke Aeſte. Nur bisweilen habe ich ihn an vertikal ſtehenden Baumſtamm ſich anklammern ſehen, beſonders im Frühjahr, r nach paſſenden Niſtlöchern ausſchaut. Er hält ſich dann gewöhnlich in etwas ger Richtung feſt, nicht vertikal wie die Spechte, auch nicht horizontal. Hätte ich während des Eierlegens eine Ahnung vom Vorhandenſein dieſes irchens gehabt, jo würde ich wohl Gelegenheit geſucht haben, daſſelbe beim zärt- ichen tete à téte zu überraſchen. Dieſes ſoll ganz poſſirlich ausſehen. Bechſtein jagt davon: „Wenn ſich dem Wendehals ſein Weibchen nähert, ſo ſchiebt er den Körper langſam vorwärts, hebt die Kopffedern in die Höhe, verdreht die Augen, beugt ſich, breitet den Schwanz weit aus und kullert hohl in der Kehle“. Ich ſelbſt ber war bis jetzt noch nicht Zeuge dieſes Vorganges. * Als ein langſamer, träger, melancholiſcher, ich möchte ſagen etwas dumm— riger Vogel hat er auch wenig Liebhaber, welche ihn im Käfige halten, wo er ich bei friſchen und getrockneten Ameiſenpuppen und dem gewöhnlichen Futter für eichfreſſer unſchwer längere Zeit erhalten läßt. Höchſt ergötzlich ſieht ſein Ge— bahren beim Freſſen aus, denn er gebraucht dabei ſehr gern feine lange Zunge, ie er ſpechtartig weit aus dem Schnabel hervorſtrecken kann, als Gabel um die nzelnen guten Biſſen anzuſpießen und dann mit verzückter Augenverdrehung dem Orte ihrer Beſtimmung zuzuführen. — Als ein Kerbthiervertilger iſt der Wendehals er die nützlichen Vögel zu rechnen, wenn man auch ſeine Nützlichkeit wegen der ifrigen Nachſtellungen, die er den nützlichen Ameiſen bereitet, in Frage ziehen önnte. Indeſſen mögen die Ameiſen, welche ja theilweiſe ſelbſt Inſektenvertilger nd, immerhin Nutzen gewähren, ſo ſtiften ſie in Gebäuden und an Früchten und Blüthen in den Gärten auch Schaden. Ja ſie ſollen namentlich auch durch Be— nagen der Blüthenknospen an Obſtbäumen oft bedeutende Nachtheile bringen, wie enn unſer Naumann, der berühmte ornithologiſche Altvater, erzählt, daß ſie ihm einem Birnbäumchen in wenigen Tagen alle Blüthen dergeſtalt zernagten, daß ſchon, ehe er es noch gewahr wurde, die ganze zu hoffende Ernte bereits vernichtet war. So wollen wir denn unſern guten Wendehals auch ferner ſchützen und ſchonen, wie ich dieſes bereits im vorigen Jahre that; verkündigt er uns doch alle Jahre jo aut und vernehmlich das angekommene Frühjahr, daß die Landleute in manchen Gegenden Thüringens ihn als den echten Frühlingsboten anſehen und ſagen: „Wenn der Specht (Wendehals) ſein Weib **) ruft, ſo wird's gewiß Frühling!“ * Zangenberg im September 1878. 5) d. h. er beſitzt eine Zehenſtellung, wobei 2 Zehen nach vorn und 2 nach hinten gerichtet find. 1 | W. Th. ) Sein Geſchrei klingt auch oft wie „wei, wei, wei“. W. T5 2 . e le URS ERBERTN RT en N ee RER oa 05 W e RT SE . RR ö \ 0 ie „„ ad 0 Bey I I ra Eu u Be vr A EN er A / 7 , er 7 r "ur: ars ueber das Leben und die Fechten an Fübnfrif 0 mi ch be 5 Frankolin⸗ Hühner (Francolinus Clappertoni Eine 2ER in der Gefangenſchaft. 1 Von A. Köhler. Obgleich ich ſchon früher eine meinen damaligen Beobachtungen entfpredenbe kleine Abhandlung über die in meinem Beſitz befindlichen ſüdafrikaniſchen Frankolin⸗ Hühner in dieſen Blättern gebracht habe, ſehe ich mich durch die nunmehr gehabten 0 ſehr günſtigen Zuchtreſultate um ſo mehr veranlaßt, eine weitere ausführlichere Beſchreibung zu geben, als ich von verſchiedenen Sachkennern hierzu de auß 1 gefordert worden bin. f Bereits im Frühjahr 1875 erhielt ich durch den Händler Herrn Carl Gilbert | in Leipzig ein Paar Frankolin- Hühner aus Süd⸗Afrika (Francolinus Clappertoni Rüppel), welche lebend bis jetzt nach Deutſchland wohl nur in ſehr wenigen Exemplaren gelangt ſind. — Dieſe Frankoline ähneln in der Lebensweiſe und in der Geſtalt ſo ziemlich unſeren Rebhühnern, nur ſind ſie größer und ſchlanker, haben einen längern Hals und etwas längere Beine, ſo daß ſie einige Aehnlichkeit mit unſerem Wachtelkönig (Crex pratensis) haben. — Das Gefieder ift trotz jeiner Einfachheit in jeder einzelnen Feder überraſchend ſchön und von zierlichſter Zeich⸗ nung. Die Grundfarbe iſt ein fahles Gelb, Kopf, Rücken, Flügel und Schwanz ſind um eine Schattirung dunkler und geht dieſe Färbung auf dem Oberkopf in 4 ein fahles Schwarz über, ein Nackenband ift braungelb, Kehle, Hals, Bruft und 4 Bauch find von ſehr heller Färbung; dabei hat jede Feder in der Mitte eine dunkle längliche Zeichnung und iſt an der Spitze mit einem braunrothen Punkte verſehen. 5 Die Baden und die Umgebung der Augen find weißlich und außerdem geht von dem Schnabel durch die Augen ein ſchwarzer Strich. Der Schnabel und die Beine ſind gelb. Der Hahn und die Henne haben dieſelbe Federzeichnung, nur unter⸗ ſcheidet ſich der Hahn durch kräftigen Körperbau und einen Sporn an den aßen, wohingegen die Henne nur einen kleinen Anſatz dazu zeigt. | Behälter bewegten. Sie waren bald meine erklärten Lieblinge und 1 8 gewiß durch ihr verträgliches Weſen, ihre elegante Geſtalt und zierliche Geber > nung die Zuneigung aller Liebhaber und Kenner ſich erwerben. heizten, aber ſonſt gut geſchützten Raume in's Winterquartier, wo das | Geflügel auch mit überwinterte. Aber auch hier waren biejelben 1 z 8 1 auf ſie zu machen, ſie ertrugen mit Leichtigkeit jeden Kältegrad und Temperaturwechſel, und beim Herannahen des Frühjahrs waren ſie wie alle m eingewöhnten Vögel gefund und wohl auf, und ſehnten ſich offenbar nach Sarten und den kommenden ſchönen Tagen. Da nun die Frankoline ſich ſo leicht in unſere klimatiſchen Verhältniſſe zu fin inden wußten, ſowie auch überhaupt in der Gefangenſchaft ſchnell ſich eingewöhnt hatten, ſo kam mir der Gedanke, ob es nicht auch möglich ſei, dieſelben bei uns u Zucht zu bringen. Ich hatte ja bereits mit Erfolg Rebhühner und kaliforniſche Wachteln gezüchtet und auch großgezogen. Raſch entſchloſſen verſuchte ich nun auch Van Heil mit den Frankolinen und traf genau dieſelben Vorkehrungen, welche mir ei den kaliforniſchen Wachteln u. dgl. Vögeln günſtige Reſultate gebracht hatten. Ich ichtete im Garten eine beſondere kleine Voliére ein, geſchützt gegen Nord- und Oſt⸗ Wind und geſichert gegen jede ſonſtige Störung. Halb war dieſer Raum mit Brettern gedeckt und das Uebrige mit Drahtgittern gut geſchloſſen, auch waren arin einige lebende grüne Sträucher vorhanden, um den Hühnern den nöthigen Schutz zu gewähren; in den Ecken hatte ich einige mit Heu gefüllte Körbe und täften zur Benutzung bei etwaigem Niſten angebracht, für den Fall, daß die Vögel m Sande ihr Neſt nicht ſelbſt erbauen ſollten. Die Frankoline bäumten nämlich ehr gern auf und brachten gewöhnlich die Nacht auf einer Stange oder ſonſt er- öhtem Platze zu. Sie fühlten ſich augenſcheinlich ganz behaglich und ſchienen als einzige Bewohner mit ihrem Aufenthalt in dieſer neuen Boliere ſehr einverſtanden zu ſein. Sie waren viel lebendiger als früher, ſie fingen ſich an zu locken und zu reiben wie die Rebhühner, überhaupt ſchien der Hahn mehr Intereſſe an der Henne zu nehmen als vorher. — Endlich zeigte ſich bei dem Hahn auch Begattungsluſt, er ſträubte die Federn, breitete die Flügel um ſich wie einen Mantel und tanzte 4 um die Henne ähnlich wie der Auerhahn in der Balzzeit. Gleichzeitig ließ er ein A tes ſtarkes Trä-Trä oder Quä⸗Quä ertönen, welches weithin zu hören war. Die Henne nahm jedoch wenig oder gar keine Notiz von dieſen Galanterien und ſchließlich der Sommer reſultatlos vorüberging. Als ich dann aber im Frühjahr 1877 die Frankoline ki in dieſelbe 5 Voliere brachte, war die gegenſeitige Uebereinſtimmung eine ganz andere, ſie lockten ſich gleich von Anfang an viel häufiger, die Henne war empfänglicher für die Bewerbungen des Männchens, man hörte ſehr oft die lauten Liebesſchreie oder Balztöne, und endlich fing die Henne an, in einem der zu dieſem Zwecke aufgeſtellten Keäſten ein einfaches Neſt im Heu zu bilden und legte in Zwiſchenräumen von je 5 biss 6 Tagen 4 Eier, welche größer und abgerundeter waren als die Eier von . Rebhühnern; dieſelben waren weiß von Farbe und röthlich angehaucht. Das Weibchen brütete ſelbſt und nach 22 Tagen kamen 3 Junge zur Welt, welche ſogleich munter der Alten folgten. Meine Freude darüber war groß. Leider aber verun— glückte das Eine ſchon am 23. Tage, dagegen entwickelten ſich die beiden andern auffallend ſchnell, ſie waren ſo munter und geſchwind, daß man glauben konnte, kleine Mäuschen huſchten in der Volière herum. 5 Nach Verlauf von 4 Wochen ſtarb auch das Zweite plötzlich, ohne daß ich die Urſache ergründen konnte, dagegen blieb das Dritte und Letzte geſund, wurde groß und zeigte ſich als ein Weibchen. Das Dunenkleid iſt düſter braun, jedoch geht der 11 2 Br: Fi id ö . 2 * Br. T N 7 Vf © hen überhaupt noch keine rechte Neigung zum Brutgeſchäft zu haben, ſo daß. 4 fing der Hahn an Paarungsluſt zu zeigen: die junge Henne war nicht unempfänglich nöthigt war, jedesmal auf- und abzufliegen; fie bildete fih in dem im e 2 in Zwiſchenräumen von 5 bis 6 Tagen und die 4 nächſten in Pauſen von 3 Tagen, } das Junge vollſtändig eg 4205 auch das Federkleid En en N Al gleich, nur waren die Farben etwas dunkler. EN Die Jungen habe ich in den erſten Tagen mit friſchen Amelſehei en ai gehacktem Ei gefüttert, dann etwas Grünes nebſt afrikaniſcher Hirſe hinzugefü und nebenbei auch in Waſſer geweichtes Eierbrod gegeben, nach 6 Wochen fraß dus überlebende Junge mit den Alten das gewöhnliche Futter. Die alten Frankoline ſind überwiegend Körnerfreſſer, aber in ihren Ynfprüchen ſehr beſcheiden; fie bekommen ein Gemenge von weißen Hirſen, Sommerrübjen, Glanz und Buchweizen. Selbſtverſtändlich iſt Grünfutter, ſo lange es zu beſchaffen iſt, die Hauptſache. Auch freſſen ſie gern die Körner von grünen Gurken. Beim Herannahen des Winters brachte ich nun die drei Frankoline in ihr gewöhnliches Winterquartier. In den erſten Wochen ging die Sache ganz gut, plötzlich fing der Hahn aber an, in großer Aufregung die alte Henne zu bekämpfen, er biß und hackte ſo ſehr auf ſie los, daß ich befürchten mußte, er würde dieſelbe tödten, und war ich daher genöthigt, die Vögel zu trennen. Mit der jungen Henne vertrug ſich nun der Hahn ganz gut, ohne jedoch beſondere Notiz von ihr zu nehmen. Im Frühjahr 1878 glaubte ich, daß die Feindſchaft zwiſchen den beiden alten Vögeln nun vergeſſen ſei und brachte dieſelben in der Garten-Voliére wieder 4 zuſammen, aber leider fing die Bekämpfung wieder von Neuem an und zwar jo heftig, daß, wenn ich die alte Henne nicht herausnahm, der Hahn ſie ſicher getödtet haben würde. — Nun war die Noth groß! es blieb mir weiter nichts übrig als das junge Weibchen verſuchsweiſe mit dem Hahn allein zu laſſen. In der eren i Zeit blieben die Vögel gleichgültig gegen einander und ruhig, aber nach 8 Tagen für ſeine Aufmerkſamkeiten und nach wiederum 8 Tagen konnte ich annehmen, daß die Paarung vollzogen ſei. Die Liebestänze und die Balzſchreie wiederholten ſich wie im Jahre vorher. Die junge Henne wählte einen Korb, jedoch diesmal nicht nicht auf der Erde, ſondern in einer Höhe von circa 60 em., ſo daß ſie ge⸗ befindlichen Heu ein ganz einfaches Neſt und legte 6 Eier und zwar die erſten 2 fie bebrütete dieſelben ebenfalls ſelbſt und brachte nach 22 Tagen glücklich 6 Junge zur Welt. Dieſelben waren ebenſo munter und geſchwind als diejenigen aus der Zucht des vergangenen Jahres. Da das Neſt doch ziemlich entfernt vom Erdboden war, jo brachte ich eine Art Hühnerleiter an, auf welcher die 6 Jungen des Abends und Morgens ganz unverzagt mit der Alten in das Neſt aus- und einkrochen. Die Entwickelungsperiode ging ebenfalls günſtig von Statten, ich verlor ı ein Junges, und die übrigen Fünf bildeten ſich in derſelben Weiſe und in de Zeit aus als das Frühere, nur e ich hinzufügen, daß dieſelben in De der alte Hahn und die andern bi Stück, welche zwar vollſtändig 1 | ausgebildet find, find aber in der Größe um den dritten Bu aaa dem ſind alle wohl und munter, nähren ſich allein und ſind auch bereits ge⸗ nnt von den Alten. Im Laufe der Zeit habe ich nun die Ueberzeugung gewonnen, daß die ders, daß die Ernährung der Jungen viel weniger Schwierigkeiten macht, als die Rebhühner und kaliforniſchen Wachteln, die ich ebenfalls mehrere Jahre hindurch t Erfolg gezüchtet habe. Mit vollſter Ueberzeugung kann ich daher die Frankoline nem jeden Liebhaber empfehlen, fie werden ſtets durch ihre Geſtalt und Feder⸗ chnung eine Zierde der Volieren bilden, und durch ihr ruhiges zutrauliches Weſen die beſondere Gunſt ihrer Beſitzer zu erwerben verſtehen, dann aber auch die ühen der Pfleger und Züchter durch günſtige Zuchtreſultate reichlich belohnen. Ganz beſondere Berückſichtigung verdienen dieſe Hühner noch um deswillen, il ſie, obſchon Kinder einer heißen Zone, in unſerem nordiſchen Klima in kurzer it und ohne große Schwierigkeiten ſich eingewöhnen und wohl fühlen. Da nun ßerdem nicht blos die Züchtung mit den eingeführten Vögeln, ſondern auch die rtzüchtung mit der hier gezogenen jungen Henne (alſo die Züchtung in der zweiten eneration) geglückt iſt, ſo iſt wohl die Annahme gerechtfertigt, daß die Frankoline, i uns ausgeſetzt, dereinſt in derſelben Weiſe wie unſere Feldhühner als Jagd⸗ eflügel benutzt werden können. Es wäre daher ſehr zu wünſchen, daß dieſen Vögeln von ſachkundiger Seite n wohlverdientes Intereſſe entgegengebracht würde. 15 Ueber Züchtung der Zebrafinken. Von Wagner, Major. Wenngleich die Züchtung der Zebrafinken ſchon ziemlich verbreitet iſt, ſo be ich doch eine hierin gemachte Erfahrung, im allgemeinen Intereſſe der Vogel⸗ ter bekannt geben zu ſollen. In einem 1.60 m. breiten und 60 em tiefen und incl. Bogen 1.60 m. hohen käfige halte ich verſchiedene ausländiſche Vögel paarweiſe. Als Niſtvorrichtung ſind in dieſem Flugkäfige mehrere ſogenannte Niſtkäſtchen vor ca. 25 cm. Höhe, 20 em. Tiefe und 20 em. Breite, welche mit Baumrinden überzogen find, an verſchiedenen Stellen theils höher, theils niederer angebracht. n a hoch angebrachten derlei Niſtkäſtchen, ergriffen ein Paar Wellenſittiche Befih, der ihnen jedoch durch ein Paar grauköpfige Inſeparables ftreitig gemacht wurde. Letzteren gelang es, die Oberhand zu erhalten. In der Meinung, die Inſe— pa 0 tables würden in dem von ihnen occupirten Käſtchen eine Brut machen, entfernte ich, um jede Störung zu verhüten, die Wellenſittiche, indem ich ſie in einen anderen und größeren Käfig ſetzte. 1 11* koline jo ziemlich Allesfreſſer ſind, ſich ſchnell bei uns eingewöhnen, und ganz # Von dem in der Mitte der Bogenwölbung und etwas unter derſelben, ſomit zu jagen nur e indem die an 155 für 1 Lange Vögel Be ganzen | Tag, mit Ausnahme der Freßzeit, ſowie auch während der Nacht auf einem, unter der, als Eingang in das Niſtkäſtchen e runden Oeffnung, age Stäbchen ſaßen. Nun waren deſſen ungeachtet ein Paar Zebrafinken ſo dreiſt, den Verſuch zu machen, in dieſes Käſtchen zu niſten, ſie wurden aber conſequent durch die Vienna verjagt und daran verhindert. : | Nach mehrtägigem nutzloſen Abmühen ſtanden die Zebrafinken von vieſem Vorhaben ab und begnügten ſich damit, auf den flachen Deckel dieſes Niſtkäſtchens ein freiſtehendes Neſt aus Faſern der Cocosnuß zu bauen, was die Inſeparables ruhig geſchehen ließen, wahrſcheinlich weil ſie ſich allmälig an die Zudringlichkeit dieſer Dreiſtlinge gewöhnt hatten. Dieſes Neſt war oben ganz zu, hatte in der Mitte, jedoch etwas bens, eine kleine Oeffnung und ſah wie ein runder Klumpen von Faſern aus. 5 Meine Hoffnung, die Zebrafinken würden in dieſem Neſte eine glückliche Brut machen, ſollte nicht in Erfüllung gehen, denn nach 8—10 Tagen gingen dieſelben in ihrer Keckheit und Zudringlichkeit ſo weit, daß ſie über dem Rücken der Inſe⸗ parables Baumaterial in das Niſtkäſtchen ſelbſt trugen. Das Neſt oberhalb des⸗ ſelben verſchwand allmälig, da ſowohl die Zebrafinken, wie die anderen Vögel und von dieſen beſonders ein Paar Reisvögel, welche in ziemlicher Nähe in ein Käſchen 5 bauten, das Material zum Neſtbau benutzten. Während die Zebrafinken das Material in das Kästchen trugen, blieben die Inſeparables oft mehrere Stunden lang dicht vor der Oeffnung ſitzen, ſo daß manch⸗ mal, wenn einer der Zebrafinken im Käſtchen war, er während dieſer Zeit förmlich gefangen gehalten wurde und ſo gab ich denn unter dieſen Verhältniſſen, da ich | das Bauen der Zebrafinken mehr für eine nußlofe Spielerei hielt, die Hoffnung, junge Zebrafinken zu bekommen, gänzlich auf. Aber eines Morgens wurde ich beim Füttern meiner Vögel auf das Ange⸗ nehmſte überraſcht, da ich zu meiner größten Freude in dem mehrerwähnten Niſt⸗ käſtchen ein leiſes Gezwitſcher hörte und die Ueberzeugung von dem Vorhandenſein 1 junger Zebrafinken gewann. 8 = Als nach einigen Tagen die jungen Zebrafinken immer lauter wurden, ſobald N ſie von ihren Eltern gefüttert wurden, oder — wenn ſolche hieran durch die Inſe⸗ parables längere Zeit gehindert waren, — deren Stimmen vernahmen, ſchienen di 2 Inſeparables mit ihren aufdringlichen Gefährten unzufrieden zu werden, denn ei Tages ſah ich wie das Inſeparable-Weibchen Anſtrengung machte, in das zu kommen, hatte aber, weil ji) zufällig beide alten Zebrafinken darin en und die Inſeparables entfernte. Dieſe Maßregel dürfte auch dringend geboten geweſen fein, da 1 10 Tagen die jungen Zebrafinkchen ſchon jo flügge waren, daß 2 davon das N ließen, wohin ſie aber nach kurzer Zeit wieder zurückkehrten, was denſelben wegs gelungen wäre, wenn ich die Inſeparables nicht entfernt hätte. ch nicht genau herausbringen, weil immer, wenn eins oder zwei fi} außer⸗ des Neſtes befinden, im Neſte noch ein Gezwitſcher vernehmbar iſt. Daß ich in der Züchtung der Zebrafinken dieſen Erfolg erzielte, habe ich nur Keckheit und großen Aufdringlichkeit, womit die Mutter Natur dieſe Vögel chlich bedacht zu haben ſcheint, zu verdanken. Aus dem Gefangenleben der Papageien. Von E. von Schlechtendal. 5 4. Langflügelpapagei und Edelſittich. Es Ein ſchreiluſtiger Papagei iſt der unleidlichſte Zimmergenoſſe, den man ſich denken kann. Namentlich find es die Kakadus, die großen kurzſchwänzigen Papa⸗ eien und die Araras, die auf dieſem Gebiete Entſetzliches leiſten können, aber auch manche Edel- und manche Keilſchwanzſittiche ſowie die kleinen Schmalſchnabelſittiche können durch ihre Schreiluſt den unglücklichen Beſitzer zur Verzweiflung bringen. Die Gründe des Schreiens mögen ſehr verſchieden ſein: Langeweile, Liebesſehnſucht Pen; die mit ihrem Looſe anſcheinend ganz zufrieden find, fih an ihren Pfleger anſchließen und ſich als ſtille und ruhige Vögel zeigen. Das ändert ſich dann oft 1 ziemlich plötzlich: der Vogel wird unruhig, läuft hin und her, bewegt zitternd die E; Angel und — ſchreit. Vergebens verſucht der Beſitzer durch Darreichung von Lesckerbiſſen u. dgl. den Vogel auf andere Gedanken zu bringen. Die Liebesſehn ? ſucht iſt in dem armen Burſchen erwacht und bis der Liebesrauſch nicht verflogen, wird er ſeinem Beſitzer wenig Freude machen. Wieder andere Papageien, die ſonſt gar nicht zu ſchreien pflegten, finden Gefallen daran, wenn ſie von ihren Art- und eegeroſſen es hören, und wie einige ihrem Herrn das „Komm Lora“ nach— ahmen, ſo bemühen Andere ſich, in das Geſchrei ihrer Genoſſen einzuſtimmen. „ Ich beſitze unter meinen Papageien einen Langflügel-Papagei (Gattung Pio a der zur Zeit der Liebe in den Morgenſtunden — jetzt Ende Juni haupt fachlich zwiſchen 4 und 5 Uhr Morgens — ein abſcheulicher Schreier iſt, dann aber — wenn er ſich tüchtig ausgeſchrieen und dabei auch mit den Flügeln genug— 5 gezittert und ſo ſeine Liebesſehnſucht kund gegeben hat, wieder ſo ſtill und ruhig iſt, wie während der ganzen übrigen Zeit, in der die Liebe ihn nicht beherrſcht. . Bei einem andern Papagei, einem ſehr zahmen roſenbrüſtigen Alexander— diu (Palaeornis a ſcheint hauptſächlich Nachahmungstrieb daran Schuld = läſtig z ſein. 25 en zu ei 586 er plötzlich o 1 einem I Alten. Wogen der f Sprechen anfing, ein ſchreiluſtiger Burſche wurde. Statt ſein „Papagei „ eein Wort, das er ſehr hübſch deutlich ausſprach, fing er an, es andern Papageie ien nachzuthun, ſchrie mit dieſen um die Wette und ließ ſein „Papagei“ niemals mehr ” hören. Manchmal zwar fette er fih noch ſtill hin und plauderte allerlei 1 0 klingenden Unſinn, dann aber übte er ſich wieder in dem Hervorbringen von allerlei recht gellenden Lauten, eine Beſchäftigung die ihm ſehr zu behagen ſchien, während ich ebenſo ſehr darunter zu leiden hatte und nur auf Mittel ſann, ihn wieder auf andere Gedanken zu bringen. Ich hielt den kleinen Roſenbrüſtigen für ein Männchen, 4 den Langflügel für ein Weibchen und obſchon Edelſittiche und Langflügelpapageien außerordentlich verſchiedene Vögel ſind, ſo machte ich doch den Verſuch, beide in einen und denſelben Käfig zu bringen, um mir dadurch etwas weniger geräuſchvolle bo genſtunden zu verſchaffen. Mein Plan ſchien auch zu glücken. Zwei Tage 190 war des Morgens alles ſtill: die Anweſenheit eines fremden Genoſſen nahm die Aufmerkſamkeit eines Jeden der beiden Vögel ſo ſehr in Anſpruch, daß er darüber ſelbſt das Schreien vergaß. Der kleine Roſenbrüſtige, lebhafter und dreiſter, wie der Langflügel, ſuchte zuerſt ſich dieſem zu nähern, that ſo, als ob er ihn fütten wollte und der verliebte Langflügel ſchien auch nicht abgeneigt zu fein, ſich weis Gunſtbezeigung gefallen zu laſſen. Der Roſenbrüſtige muß das Füttern aber doch nicht recht verſtanden haben, oder es entſprach ſeine Art und Weiſe nicht den 3 Wünſchen des Langflügels, genug — jeder Fütterungs-Verſuch endigte damit, daß der Langflügel ärgerlich wurde, nach dem Edelſittich biß und dieſer dann ſclee das Weite ſuchte. Beide Theile blieben auf dieſe Weiſe ziemlich unbefriedigt und entſchidigte; | ſich ſchlietzlich dadurch, daß ſie wieder mit dem lieben Schreien begannen. , 1 machte der Alexanderſittich ab und zu doch immer wieder einmal den Verſuch, ſich ſeinem kurzſchwänzigen Genoſſen liebend zu nähern. Wie es ſcheint hat der Letztere dabei nach Langflügel Sitte den Kopf zum Krauen hingehalten und der kleine , 1 ſittich hat dieſe günſtige Gelegenheit benutzt, dem Langflügel das Nackengefieder zu vernichten. Mit Schrecken ſah ich den angerichteten Schaden und trennte nun das ungleiche Paar. Vorläufig läßt noch der Langflügel zwiſchen vier und fünf Uhr 1 Morgens ſein Liebesgekreiſch ertönen, während der Roſenbrüſtige ſich mit ſeinem Lärmen an keine Tagesſtunde bindet. 75 Trotz dieſer Unart iſt der kleine Kerl aber ſo unverſchämt zahm und ſo brollig, daß ich mich nie habe entſchließen können, ihn fortzugeben. Reicht man ihm die Hand in den Käfig, ſo iſt er ganz ſtill und erweiſt dieſer dann alle Zärtlichkeiten, die er mit ſo wenig Erfolg dem langgeflügelten Genoſſen zuzuwenden ſich bemühte. : Hätte ich Zeit, mich mit dieſem Vogel mehr abzugeben und ihn feiner lärmenden Umgebung zu entziehen, ſo würde er gewiß bald ſein Lärmen laſſen und a — wie früher — auf anmuthige Plaudereien beſchränken. Me Nachſchrift. Es war im Juni, als ich obige Zeilen niederſche jetzt 6 ame iſt der Bi ganz ſtill geworden und der kleine Ren aufg rer. 5. Nachträgliches. 5 Das Bild in einem, von verſchiedenartigen Vögeln belebten Flugkäfige rt ſich nicht ſelten ganz plötzlich. Noch am Morgen herrſcht tiefer Friede, ſitzt einmüthig am Freßnapf und wenige Stunden ſpäter findet man, in die rſte Ecke geſchmiegt, regungslos, zerzauſt und blutig irgend einen armen Wicht, man ſchleunigſt herausnehmen muß, um noch den Verſuch zu machen, ihn von nen Wunden zu heilen. Nicht immer iſt es in einem ſolchen Falle leicht, den belthäter zu ermitteln, ſcheinbar harmlos treibt ſich die übrige Bevölkerung im fige umher und es bedarf oft längerer Beobachtung, um zu erfahren, wer eigent— die Unthat begangen hat. Im tiefſten Frieden hatten auch meine drei Tauben- iche bisher zuſammen gelebt und hatte ich gehofft, daß dieſe friedfertige Geſinnung e dauernde ſein werde: da ſehe ich eines Tags, daß der jüngſte von den Dreien, ganz zahmer Vogel und mein erklärter Liebling, eine tiefe Kopfwunde hat. Der nze Oberkopf iſt federlos und blutig, während ein anderer Taubenſittich ebenfalls f dem Oberkopf eine kleine federloſe, aber nicht blutige Stelle zeigt. Hat nun einzig heil gebliebene Vogel die beiden andern gebiſſen, oder hat ein Zweikampf iſchen den beiden verletzten Vögeln ſtattgefunden? Ich habe es nicht ergründen nen. Das Verhalten der Drei zu einander war ſcheinbar daſſelbe, wie früher d nichts, als die Wunden deutete auf einen ſtattgefundenen Zwiſt. Ich nahm „daß der Friede zurückkehren werde und ließ die drei Vögel vorläufig noch zu— imen. Einige Zeit darauf ſah ich aber, daß die Kopfwunde des jungen Tauben— ichs größer war, als früher — nun war es hohe Zeit einzugreifen: ich trennte Als die Verletzung ſtattfand, hatte der niedliche Vogel grade die Mauſer glücklich überſtanden und befand ſich in Folge deſſen das ganze Gefieder im Zuſtande tadel⸗ 4 er Schönheit; um jo ärgerlicher war mir der ganze Zwiſchen fl, ganz abgeſehen davon, daß dadurch mein „kleiner Flug Taubenſittiche“ gründlich geſprengt wor⸗ iſt. Auch zur Geſchichte der drei Einſamen habe ich einen Nachtrag zu ſchreiben. r kleine Toviſittich, der ſich in ſeiner Einſamkeit an ſeine ebenfalls einſamen noſſen: Sendaya= und Elfenbeinſittich angeſchloſſen hatte, ſtarb und lebten nun beiden letztgenannten Papageien in der früheren Weiſe mit einander fort. Da ielt ich Kunde, daß Frl. Hagenbeck in Hamburg ein Paar Elfenbeinſittiche murus Petzi) erhalten habe und erwarb dieſelben ſofort für meine Sammlung. iſt immer bedenklich, neue Vögel in eine zuſammen eingewöhnte Vogelgeſellſchaft zu bringen und ſo waren es namentlich die zänkiſchen Tirika-Sittiche, welche die neuen Ankömmlinge wenig freundlich empfingen, auch die Goldſtirnſittiche thaten desgleichen, während mein alter Elfenbeinſittich ſich ziemlich zurückhaltend zeigte. Die einſame Jendaya hatte aber nun einmal ihr Herz den Elfenbeinſittichen zu— gewandt; ſie war es, die den flugunfähigen neuen Ankömmlingen freundlich entgegen kam und deren anfängliches Mißtrauen durch Liebkoſungen bald zu beſeitigen verſtand. Auch der alte Elfenbeinſittich ſtellte ſich ſpäter mit feinen beiden Artgenoſſen auf 3 4 einen ganz freundſchaftlichen Fuß, jo daß jetzt der Jendaya-Sittich und die Elfenbeinſittiche wieder eine treu zuſammenhaltende Geſellſchaft bilden. Be ſo wetterwenderiſchen Geſchöpfen, wie die Vögel aber immer ind, kann man ne wiſſen, wie lange eine ſolche Freundſchaft dauern wird. BR Kleinere Mittheilungen. Zur Frage der Mäuſevergiftung. Dieſes Jahr giebt es — wenigſtens in Oſtthüringen — wieder außerordentlich viel Feldmäuſe, und ſchon werden allent⸗ halben Anſtalten getroffen, ihnen mit Gift möglichſt erfolgreich entgenzutreten. 1 Bekannt genug iſt es, daß bei ſolcher Gelegenheit Saatkrähen und Rabenkrähen in j größter Anzahl, aber auch Feldhühner und andere größere Vögel auf elende Weile umkommen. Da fragt es ſich nun, auf welche Weiſe, wenn es einmal geſchehen ſoll, man die Mäuſe am beiten vergiftet. Haben letztere Phosphor, das gewöhn⸗ lich angewendete Gift, in genügender Doſis gefreſſen, dann kommen ſie im Todes⸗ kampf aus den Löchern hervor, verenden auf freiem Felde und werden ſo zum EB Verderben jener Vögel. Ein Freund von mir, Hr. Kratzſch sen. auf Kleintauſchwitz, vergiftet mit Arſenik, den er in die Löcher bringt, und hat die Beobachtung ge⸗ 1 macht, daß die Mäuſe dann in ihrem Bau ſterben. Ebenſo möchte es ſich wohl mit Strychninweizen verhalten. Ich möchte nun an unſere verehrten Vereinsmit⸗ glieder die Bitte ſtellen, in der erwähnten Angelegenheit Beobachtungen resp. Ver⸗ ſuche zu machen und ihre Erfahrungen mitzutheilen. — Uebrigens kann ich hier die Bemerkung nicht unterdrücken, daß in Oſtthüringen die Rabenkrähen bei zu ſtarker RB Mehrung des Beſtezzdes recht ſchädlich werden und namentlich auch in den Gerften- feldern in einem Grade verwüſten, den man kaum für möglich hält. Für ihren Beſtand möchte ich die Mäuſevergiftung ein willkommenes Correctiv nennen. Aber leid thut es Einem um die Saatkrähen *), Hühner, Wieſel, Würger, Fasane 5 Haſen u. ſ. w., die bei ſolcher Gelegenheit mit zu Grunde gehen. 1 K. Th. Liebe. Anm. d. Red. Im ganzen Regierungsbezirk Merſeburg iſt das Vergiften 3 a der Feldmäuſe mit Arſenik verboten. Ueberhaupt gelangt man hier in den Kreiſen der Landwirthe mehrfach zu der Ueberzeugung, daß das Vergiften der Feldmäuſe 2 doch ſeine ſehr bedenklichen Seiten hat. Mit großem Erfolge hat man dagegen in einzelnen Gegenden die Hohenheimer Mäuſefalle angewendet und hat z. B. Rittergutsbeſitzer, Amtsvorſteher Sachße zu Hohenthurm durch eine für je Amtsbezirk erlaſſene Polizei⸗ u die ausschließliche a 1 di angeordnet. | ) 1877 im Spätſommer konnte man im Geraer Stadtwald in dichtem hohen Stang von einer Stelle aus 43 Saatkrähen zählen, die an ihrem nächtlichen ee 8 ve Mäuſen erlegen waren. 7 ee / Rund Abnahme der einen Vogelarten mit den Maßregeln der Landes⸗ r ſteht, iſt vielleicht die Mittheilung von Intereſſe, daß im Thüringer Lande Wiederbewaldung der kahlen Höhen der Schmücke Ausſicht vorhanden iſt. Für ; dem Preuß. Staat gehörige Terrain, welches der Sachſenburg unmittelbar gegenüber liegt, iſt die Anſchonung bereits beſchloſſen. In Betreff des ſſich an elbe anſchließenden Höhenzuges find die Verhandlungen wenigſtens eingeleitet d darf von der Einſicht der betheiligten Grundbeſitzer ein günſtiges Ergebniß hl erhofft werden. Gutem Vernehmen nach haben ſich die Gemeinden Hemmleben Harras bereits entſchloſſen, größere ihnen gehörige Flächen aufzuforſten. Jetzt ecken nur prachtvolle Diſtelwälder einzelne Theile der kahlen Höhe, welche von rduelis elegans — unſerm muntern Stieglitz — in großen Schwärmen be— t werden. v. Schl. Fälle von Albinismus. Nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn nzley⸗Secretair Crüger in Genthin wurde daſelbſt am 2. September und den N enden Tagen auf dem Marktplatze eine ganz weiße Schwalbe unter Mehl— ſchwalben (Hirundo urbica) fliegend und ſitzend beobachtet. Cin weißer Staar iſt nach einer Anzeige in No. 16 der Schweizeriſchen itter für Ornithologie für 75 Fr. = 60 Mk. bei H. Wetter in St. Leonhard, 4, St. Gallen zu verkaufen. Selbſt dem eifrigſten Staar⸗ und Albino⸗Freund wird dieſer Preis denn doch etwas zu hoch erſcheinen. v. Schl. * Nützlichkeit des Thurmfalken. In meinem Park niſteten in dieſem Jahre n mehrere Paare Thurmfalken (F. tinnunculus). Ich hielt ſie für ſchädlich und erfolgte ſie im Intereſſe der Singvögel, namentlich der Nachtigallen, Ammern, Finken u. ſ. w., die das dichte Buſchwerk bevölkern, — aber lange vergeblich, da die Alten 6 ußerſt vorſichtig ſind, und die Horſte ſich auf dem Gipfel alter Fichten und weit über 100 Fuß Höhe befanden. Im Juni wurden die Jungen flügge und wagten A ch auf die nächſten Aeſte hinaus. — Ich hatte bereits mit der Büchſe einen der Jungen geſchoſſen, als ich eines Abends in der Nähe eines der Horſte durch das . ebhafte „Klih“ „Klih“ darauf aufmerkſam gemacht wurde, daß die alten Thurm⸗ falken zur Fütterung kamen. — Ich ſchoß auf eines der jungen Thiere, das ſich A Porwitzig auf einen ſichtbaren Zweig gewagt hatte, und glaubte es fallen zu hören. — Als ich hinzukam, ſah ich, daß ich gefehlt hatte, — aber dafür fand ich 3 Feldmäuf e — eine ohne Kopf — welche die Thiere im Schreck fallen gelaſſen; 2 oder thaten fie es mit Abſicht, um mich zu überzeugen, daß ich fie ſehr mit Unrecht in ihrer nützlichen Beſchäftigung ſtörte? — Jedenfalls habe ich ſeit dieſem ag nicht mehr nach den Falken geſchoſſen und habe wiederholt Reſte von Mäuſen n der Nähe ihrer Horſte gefunden. Bedra, im Juli 1878. v. G. Ein Beiſpiel von der Humanität der Mehlſchwalbe (Hirundo urbica). | er an dieſe Schwalbe gegen ihres Gleichen iſt, davon war 5 einſt Augen⸗ N reer } 5 e 1 2 N. 25 — I * 1 3 — + N 3 8 N . * N —— — 7 * At. fr, 3 8 1 } 6 — 2 zeuge. An 985 Scheuer meines S ech ein Laß ig Meißen beſaß, hatten ſich mehrere dieſer Vögel angebaut. Unter dem Dache N die Neſter befeſtigt, wieviel, weiß ich nicht mehr. Einem ſpätbrütenden Pärch⸗ en paſſirte nun einſt noch am 7. September das große Unglück, daß das Neſt ſich los⸗ 5 löſte und ſammt den Jungen zur Erde fiel. Die bekümmerten Aeltern flatterten 1 ängſtlich ſchreiend um die hülfloſen Jungen, welche nackt und unbeholfen allen Ge⸗ fahren ausgeſetzt, aber noch ganz unverletzt waren. Durch das ängſtliche „Kiwitt“, welches in lamentabeln Tone oft hintereinander ausgeſtoßen wurde, aufer gemacht, bemerkte mein Schwager das Malheur und kam als Vogelfreund den Kleinen ſofort zu Hülfe. Er hob die Jungen auf, legte ſie in ein von Stroh ge⸗ flochtenes Canarienvogelneſt und befeſtigte daſſelbe an derſelben Stelle, wo das ur⸗ ſprüngliche, nun aber zertrümmerte Schwalbenneſt angeleimt geweſen war. „ Freude eilten die Alten ſofort mit Nahrung herbei und die Sache ſchien abgemacht. Doch das oben offene Neſt genügte den Alten und wahrſcheinlich auch den Jungen, welche im traulichen Halbdunkel zu liegen gewohnt waren, keineswegs und 6 nach wenigen Minuten flogen Erſtere nach dem naheliegenden Teiche, um Se zu holen und das Neſt zu überwölben; ja, was das Merkwürdige war, die beiden Alten wurden, da wahrſcheinlich periculum in mora war und die Jungen unge⸗ duldig ſchrieen, ſofort von S— 10 geſchäftigen Nachbarn und Freunden unterſtützt, welche mit Baumaterial im Schnabel herbeieilten und als perfecte Maurer oft 3 — 4 auf einmal an dem Bau arbeiteten. Frühmorgens war das Unglück paſſirt und als ich Mittags beſuchsweiſe nach Coßwig kam, führte mich mein Schwager ſofort an Ort und Stelle und ich ſah die Menge Schwalben, denen ſich immer 5 müßige gefiederte Zuſchauer zugeſellten, um das noch unfertige Werk herumflattern und emſig arbeiten, bis es ihrer gemeinſamen Anſtrengung gelungen war, das Cana⸗ 3 rienneſtchen in ein ganz paſſables oben geſchloſſenes und ſeitlich mit einer Flugöff 1 nung verſehenes Schwalbenneſt umzuwandeln. 4 Zwar hat mein Bruder, welcher mit mir Augenzeuge war, dieſen Vorfall hen einmal beiläufig in der mediziniſchen Zeitſchrift von Bernhardi erwähnt, doch dürfte er den meiſten der Leſer noch unbekannt ſein. Er liefert aber einen intereſſante Beitrag zur Kenntniß des Seelenlebens der Vögel. 1 Geſchrieben Bad Köſtritz den 6. Aug. 1878. 08, Thienemann. Vogelvernichtung durch Nachläſſigkeit. Viele Förſter und Waldwärt laſſen aus Bequemlichkeit die im Herbſte aufgehängten Dohnen nicht allein den Winter, ſondern fortwährend das ganze Jahr hindurch hängen. Wie nachtheil = und verderblich dieſe Gewohnheit auf die hier brütenden Vögel ift, daran % gewiß wenige dieſer 1 8 gedacht. 5 x kehlchen, 1 Singdroſſel, 1 Kernbeißer, 1 Gartenlaubvoge I Pirol in den Schlingen hangend vorgefunden. Der Kernbeißer | n b n Bauchtheilen zu urtheilen, von den bebrüteten Eiern gekommen, och hülfsbedürftigen Jungen dem Verderben überlaſſen müſſen. 809 nden, die von anderen Perſonen und von Raubzeug entfernt werden. Wenn nun arch nicht alle Wäldchen jo reich bevölkert find, als das meines hnortes, das auf 2 OMl. das einzige iſt, und wenn auch mancher der Leſer ne Engherzigkeit belächeln mag), jo halte ich es doch nicht für überflüſſig dieſe itte des Dohnenhängenlaſſens in unſerm Vereinsblatte, das ſchon ſo manche ze für die armen Vögel gebrochen hat, zur Sprache zu bringen. Sollten ſich Herren Forſtbeſitzer die gebratenen Krammetsvögel im Herbſte nicht verſagen ohnen im Spätherbſte zu entfernen, oder die Schlingen derſelben herunterzu— et . eunbe bier zu befeitigen. gelbilder aus fernen Zonen. Atlas der bei uns eingeführten ausländiſchen Vögel mit erläuterndem Text von Dr. Ant. Reichenow, I Theil Papageien, Aquarelle von G. Mützel. Caſſel 1878 bei Theodor Fiſcher. Wenngleich es bisher nur wenig oder gar nicht beliebt geweſen, die Erſchei⸗ gen der Literatur einer Beſprechung in unſerem Blatte zu unterziehen, ſo kön⸗ wir, meine ich, dennoch nicht mit Stillſchweigen hinweggehen über ein Werk, ches geradezu epochemachend von anderen ſich abhebend, ſo recht unſeren Be— nug in ſeinen Mitteln und Wegen verfährt. Auch unſer Blatt hat ſich — und mit nicht geringem Erfolge — bemüht, durch Wort und Bild Verſtändniß iebe für die Vogelwelt zu erwecken, der uns vorliegende Atlas erſtrebt das: aber er legt den Ton auf das Bild und giebt zu dem letzteren nur, ſoweit nd erforderlich, den Text, der in kurzer Darſtellung Vaterland, Aufenthalt freileben der abgebildeten Vögel ſchildern ſoll. Und wie bringt er die Bilder! 'on der Meiſterhand Mützel's, der auch wir ausſchließlich unſere ſchönen Bilder danken haben, dargeſtellt und mit jenem Farbenſchmelz bedeckt, der uns zuerſt und llem zu den exotiſchen Vögeln hinzieht und zu ihrer Haltung und Pflege reizt, * die wundervollen Tafeln in uns zunächſt das Gefühl, wie vor einer leben— 5 Anm. d. Red. Wir glauben im Gegentheil, daß die Bemerkungen unſeres geſchätzten bene allſeitige Zuſtimmung in dem Kreiſe der Leſer unſerer Monatsſchrift finden werden. t 1 anderes e Ei bei i ſich, der bogen war, nach 2 r Pirol, ebenfalls ein Weibchen, hat wahrſcheinlich ſeine in damaliger tr che noch vielmehr Vögel auf dieſe Weiſe ihren Untergang fanden und noch nen, jo mögen fie doch wenigſtens ihre Förſter und Waldwärter anhalten, die re ebungen nach Vogelſchutz und Vogelkunde ſich anſchließt und dazu noch originell den Geſellſchaft der herrlichſen Neuen e der Ru e die ſich eigens zuſammengefunden hätten, um uns für ſie und ihre Sippe zu begeif Einer immer ſchöner als der andere, in ihren, von Mützel ſo trefflich belauſchten eigenartigen Stellungen, müſſen ſie ſelbſt das gegen die Vogelwelt gleichgiltigſte Gemüth anregen, ſich Raths zu holen, gleichwie der in dem zoologiſchen Garten gleichgiltig einherſchlendernde Spaziergänger doch von der Schönheit dieſes oder jenes Thieres überraſcht, ſich zum Leſen der Bezeichnungstafeln und ſelbſt zum An⸗ kauf eines „Führers“ reizen läßt. In völlig richtiger und gewiß Jedem von 11 aus dem Herzen geſprochener Weiſe erklärt der Proſpectus für dieſen Atlas, nach⸗ dem derſelbe auf den regelmäßigen Import der mannigfachſten Vogelformen gegen⸗ 4 über der früher ſtattgefundenen und gelegentlichen Einführung einer beſchränkten Anzahl von ausländiſchen Vögeln hingewieſen und den Vogelhandel als auf einer geradezu volkswirthſchaftliche Bedeutung beanſpruchenden Höhe ſtehend bezeichnet hat, wörtlich Folgendes: „Dieſen erfreulichen Aufſchwung verdanken wir 905 änderten Motiven, welchen die gegenwärtige Vogelliebhaberei entſpringt. Das ein⸗ fache Wohlgefallen an den befiederten Zimmergenoſſen, an ihrer Färbung, ihrem Geſange, iſt jetzt einer ernſteren Auffaſſung, einem tieferen Verſtändniß gewichen, dem Streben nach Erkenntniß und Belehrung, dem tieferen Eindringen in die reichen Schöpfungen der Natur, dem Drange, die Eigenſchaften, Sitten und Gewohnheiten der Pfleglinge zu erforſchen. Die werthvollen Beobachtungen an gefangenen Vögeln, welche verſtändnißvolle Liebhaber und Züchter in neuerer Zeit ſo zahlreich uns mittheilen, legen Zeugniß ab von dieſer ernſteren Auffaſſung, ebenſo wie Has Streben der Händler, den Markt mit neuen Arten zu bereichern. Je weiter aber in dieſem Sinne die Vogelliebhaberei ſich ausbreitet, um o dringender wird das Bedürfniß, die gefangenen, gepflegten, zur Schau geſtellten Vogelarten richtig zu beſtimmen, die Namen zu wiſſen, unter welchen dieſelben in die Vogelkunde eingeführt und allgemein bekannt wurden, um über ihre Stellung in der großen Reihe der organiſchen Weſen, über ihre Bedeutung in der Entwick⸗ lungsgeſchichte der Thiere, ihren Aufenthalt, ihre Lebensweiſe in der Freiheit ſich zu unterrichten. Eine exacte Beſtimmung aber iſt oft keine leichte Aufgabe. Die Schwierigkeit, ohne längere Uebung nach Beſchreibungen in den Handbüchern Vogel⸗ arten, insbeſondere lebende Vögel, zu beſtimmen, wird jeder Vogelfreund erfahren haben. Die Unkenntniß, Unſicherheit, ja Verwirrung, welche man hinſichtlich dern Namen ſo vielfach findet, beweiſt, daß unſere gegenwärtigen literariſchen Hülfsmittel nicht genügen. Das Wort, mag es noch ſo genau ſchildern, erſetzt nicht die An⸗ | ſchauung. Was man aber durch anhaltendes Studium einer Beſchreibung nicht erreicht, das bietet mit Leichtigkeit eine gute Abbildung. Hierin liegt ein Zwe eck | unſeres Werkes. Es ſoll Vogelliebhabern, Züchtern und Händlern d 14 naturgetreue Abbildungen eine ſchnelle richtige Beſtimmung ihrer gel ermöglichen, die wiſſenſchaftlichen und Trivial— Namen ſie ken lehren. Es wird in dieſer Hinſicht auch Beſuchern zoologiſcher Ga willkommen ſein, um unter der oft größeren Anzahl gemeinſam die Flugge bevölkernder Vögel die Bezeichnungen der einzelnen zu erfahren, und wird, wiſſenſchaftlich genauen Ausführung der Figuren, in Mufeen u A ER ver ischen Inſtitut en als wichtiges Halfsmittel zur Bei Arten dienen. Ferner ſoll der beigefügte Text in kurzer Darſtellung Vaterland, ifenthalt und Freileben der abgebildeten Vögel ſchildern, und da die auf den nzelnen Tafeln in charakteriſtiſchen Gruppen dargeſtellten Arten mit Rückſicht auf r Vorkommen oder ihre Verwandtſchaft ausgewählt ſind, ſo wird man gleichzeitig ne Charakterſkizze der Vogelwelt eines Landes, oder eine Ueberſicht über eine ogelgruppe in Bild und Wort erhalten. Somit werden die „Bogelbilder” uch allen Naturfreunden belehrende Unterhaltung gewähren und idlich als Prachtwerk eine Zierde der Büchertiſche ſein.“ Wiünſchen wir dem ſchönen Atlas jene Verbreitung und Aufnahme Auch in den Kreiſen unſerer Vereinsmitglieder, die er als ein, in der That vortreffliches ittel zur Verbreitung der Vogelkunde und zur Förderung der Liebe zu unſeren fiederten Freunden für ſich mit gutem Recht in Anſpruch nehmen kann. = T hiele. Schutz den Lerchen gegen Maſſenmord! An die Grundbeſitzer richten wir hiermit die dringende Bitte, das ſogenannte em auf ihren Feldgrundſtücken nicht mehr geftatten zu wollen. 5 Sind auch unſere Culturverhältniſſe der Vermehrung der Feldlerchen durde aus günſtig, ſo ſoll man doch grundſätzlich dem Maſſenmorde eines ſo kleinen und 1 Volksnahrungsmittel ganz bedeutungsloſen, dabei aber nur nützlichen Vogels 14 unſern beliebteſten und am meiſten gefeierten Singvögeln gehört. * Halle und e im September 1878. * Der Vereins-Vorſtand. Zum Vogelſchuzz. Bei der herannahenden Herbſt-Pflanzzeit machen wir wiederholt darauf auf— merkſam, wie wichtig für die Hegung mancher nützlicher Vogelarten die Ausführung entſprechender Anpflanzungen iſt. = 5 Wir empfehlen in dieſer Hinſicht ganz beſonders zur Anpflanzung wilde Birn— bäude, Eichen, Ebereſchen, Mehlbeeren, ſchwarz- und rothfrüchtigen Trauben-Hol⸗ lunder, Hartriegel, Vogelkirſchen, Kreuzdorn, Weißdorn, Schlehen, wilde Roſen, Cornelkirſchen, Faulbaum (Prunus Padus), Schneebeeren und Heckenkirſchen (Loni- . cera tartarica). 3 Als Bezugsquellen nennen wir z. B. die Baumſchulen des Ritterguts Zöfchen bei Merſeburg und die Firma Hage & Schmidt in Erfurt. = Halle und Merſeburg im Septbr. 1878. Der Vereins Vorſtand. um ſo mehr mit aller Entſchiedenheit entgegentreten, als derſelbe zugleich zu 5 Nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn Prof. De h. Liebe in a iſt derſelbe bereit an gute Züchter ſelbſtgezüchtete Haubenlerchen zum Neue der Weiterzucht abzugeben. 5 Derſelbe hat ferner abzugeben: ein diesjähriges, wildgefangenes, aber ſchon zahmes Edelfinken⸗Männchen (Fringilla coelebs), ſowie OR Gimpel i und ſelbſtgezüchtete Zeiſige. a f Derſelbe ſucht dagegen: ein Weibchen A jung aufgezogen d ein junges Girlitz-Männchen. "2 Wegen des Näheren wolle man ſich 0 an Herrn Prof. Liebe oder an ben 1 Unterzeicheten wenden. 9 Merſeburg, im September 1878. v. Schlechtendal, Julius Slancke in Merſeburg wünſcht einen jungen Hahn, delten. 4 Race und rebhuhnfarben, gegen einen gleichen zu vertauſchen. 4 Gegen junge Truthühner habe ich ausgewachſene ſchwediſche Enten i in 4 Tauſch abzugeben. | Zangenberg bei Zeitz. W. Thienemann. u Anzeige. 5 Ein Männchen Lory von den blauen Bergen, bangeſund und im Prachtgefieder; a 3 Einige Stämme (1,1) echt japaneſiſche weiße Seidenhühner, vorjähr. 8000 1 Stamm — 1 Hahn weiß und 2 Hühner bunt, italieniſche Zuchthühner, diesjährige Frühbrut, verkauft A. Köhler in Weißenfels. Ein Vereinsmitglied ſucht: 2 Stück Schopfwachtelweibchen und 1 Nymphenmännchen; daſſelbe hat abzugeben 5 Stück junge Schwäne und mehrere Faſanen. — Ein anderes Vereinsmitglied ſucht einen La Fleche-Hahn von guter Statur. Zu erfragen beim Vereinsſchriftführer > Oberkontroleur Thiele, Magdeb. Str. , Halle. | 8 Die Drahtwaarenfabrik C. H. HEIL AND in Halle . = liefert eomplette Geflügelhäuſer ganz aus Eiſen und Draht. 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D 1 des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. 2 Vereinsmitglieder zahlen einen Redi irt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres -Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. S ch l e ch tendal U jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. f Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. III. Jahrgang. Oetober und November 1878. Ur. 10 u. Il. Inhalt: Monatsbericht. A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube. A. Köhler-Weißen— fels: Ueber Züchtung des grauen Reisvogels (Amadina-Padda-oryzivora) im Freien. Wagner: Ueber die Züchtung der Reisvögel im Zimmer. J. Stengel: Bemerkungen über die in der Um— gegend von Zehrensdorf bei Zoſſen beobachteten Vogelarten mit beſonderer Berückſichtigung ihrer Zus oder Abnahme. — Kleinere Mittheilungen: Ein jugendlicher Vogelſchutzverein im Elſaß. Zur Zebrafinkenzucht. Zur Frage der Mäuſevergiftung. Ein merkwürdiges Ei der Hausente. — Notiz für Geflügelliebhaber. — Anzeigen. An die Vereinsmitglieder! Die nächſte Monats⸗Verſammlung findet | am Mittwoch den A. December d. J. u Abends 7½ Uhr im „Reichskanzler“ zu Halle /S. ſtatt. * Halle und Merſeburg, im November 1878. Der Vereins-Vorſtand. 1 als Jagdgeflügel benutzt werden zu können, einige der in Berlin jünft VV Köhler knüpft hieran Mittheilungen über die Lebensweiſe dieſes ſchönen N 1. nue zu Merſeburg am 16. October lüb. Der Vorſitzende, Regierungsrath von Schlechten dal eröffnet die zahl beſuchte Verſammlung, die durch die Anweſenheit des Herrn Regierungspräſident E von Dieſt und mehrerer Mitglieder des in Merſeburg tagenden Provinzial⸗Land⸗ 4 tages beehrt und durch das Erſcheinen des durch ſeine Aufſätze in der Monatsſchrift bekannten Herrn Lehrers Stengel aus Zehrensdorf bei Zoſſen, ſowie des durch ſeine Bilder und Berichte in der „Natur“ und anderen Zeitſchriften bekannten Malers Herrn A. Göring aus Leipzig zu einer beſonders intereſſanten geſtaltet ſein ſollte. 3 Zunächſt fand die Verſteigerung mehrerer, aus Hamburg bezogener schöner Exoten, wie Safranfinken, Zebrafinken, Sperlingspapageien, Flammenweber, Blut⸗ 2 ſchnabelweber und einer Amazone ſowie hier gezüchteter Wellenſittiche ſtatt. 8 E Der Herr Pfarrer Thienemann, welcher zu der heutigen Sitzung einen Vortrag über die „Würger“ in Ausſicht geſtellt hatte, war leider laut telegraphiſch Nachricht aus dienſtlichen Gründen an ſeinem Erſcheinen verhindert. Der Vorſitzende theilte mit, daß er über die in dem Aufſatze des anwesenden Herrn Amtmanns Köhler aus Weißenfels in Bezug auf die Frankolinhühner Grancolinus Clappertoni) “) ausgeſprochene Anſicht, es möchten dieſe Hühner fi in unſerem Klima eingewöhnen laſſen, um in derſelben Weiſe, wie unſere Feldhühner geweſenen Mitglieder der Allgemeinen deutſchen Ornithologiſchen Geſellſchaft befragt habe; man habe indeß bezweifelt, daß dieſe Hühner unſere ſchneereichen Winter würden aushalten können. Hieran knüpft Reg.⸗Rath von Schlechtendal einige Be⸗ merkungen über das gewöhnliche Frankolinhuhn (Francolinus vulgaris) und einige Arten der Gattung Caccabis. Er beſpricht namentlich das Rothhuhn (Caccabis rufa), das Steinhuhn (C. saxatilis) und das Felſenhuhn (C. petrosa), die er ſämmtlich lebend beſeſſen hat und legt eine naheſtehende indiſche Art (Caccabis chukar) im Balge vor. Herr Dr. Rey zeigt ſodann fünf Arten der eigenthümli gefärbten Sandflughühner (Gattung Pterocles) vor und weiſt darauf hin, daß d Farbe des Gefieders der Bodenfarbe ihrer Aufenthaltsorte angepaßt iſt und die Weibchen durch einen intenſiveren, kräftigeren Farbenton vor dem Männchen auszeichnen, daher ſchöner als die Männchen ſind. Hierauf beſpricht der Vorſitze die Einführung neuer Vögel und namentlich einer Art der ſo eben erwäht Gattung, nämlich des gebänderten Sandflughuhns (Pterocles fasciatus) vom Hime laya, welches neuerdings von Jamrach in London eingeführt und zu 100 M für das Paar angeboten worden ſei. Der Vorſitzende legt ferner einen Balg Kronenwachtel (Cryptonyx coronatus) vor und theilt mit, daß Herr K. zwei Exemplare lebend beſeſſen habe und noch gegenwärtig ein ſolches beſitze. ) Vergl. S. 148 flgde. der Monatsſchrift pro 1878. m 18 wenig een Vogels, ger rigen ſo lange er im Beſitz enannten Herrn iſt, einen Laut noch nicht hat hören laſſen. Derr Lehrer Stengel hat in ſeiner Schilderung über den Wildentenbeſtand Kreiſe Teltow *) auch die rothe Ente (Casarca rutila) als vorkommend bezeichnet; en Balg dieſes Vogels vor, welchen Herr Stengel als übereinſtimmend mit den ihn gelangten friſch geſchoſſenen Stücken bezeichnet. zelnen herrlichen Bilder mit Schilderungen über die von ihm beſuchten Gegenden der Nordküſte Südamerika's unter beſonderer Berückſichtigung der Vogelwelt. Eine treffliche Schilderung des Lebens, namentlich des Fluges der Kolibris und der gd auf dieſe Vögelchen unterſtützte er durch Herumreichung einer großen Anzahl n, in wundervollſtem Farbenſchmelz prangenden Arten dieſer durchgehend pracht— llen Gattung. Herr Dr. Rey aus Leipzig verſteht es, die Ueberraſchung der Verſammelten achtkleidern glänzenden Vögel der Gattung Pipra, über deren Stellung im Syſtem Erläuterungen giebt, ſowie der Gattung Trogon, auch auf dieſe zu übertragen“ “). jerlingsfrage zur Verhandlung. Ein Sonntagsblatt der Holleſchen Zeitung hatte en Abdruck aus dem vom Mädchenſchullehrer C. Becker in Jüterbogk heraus⸗ hange über die Schädlichkeit des Sperlings“ unter dem Titel: „Ein Fehdebrief gegen den Sperling“ gebracht. Es wird in demſelben „Tod und Verderben, allge— gifteter Weizen und dergleichen Vertilgungsmittel mehr werden dieſem Vogel des Froſtſpanners Cheimatobia brumata) bekannnte Verfaſſer jeglichen Nutzen ab⸗ ſpricht, als geeignetes Ausrottungsmittel empfohlen. Der Vortragende freut ſich, daß einem ſolchen Urtheile gegenüber bereits anderweit Stimmen laut geworden 5 find, die dem Spatz ein gerechteres Urtheil ſprechen. Inſonderheit legt er einen Artikel der „Natur“ vor, in welchem die Becker'ſche Darſtellung die gebührende 2 Abfertigung erfahren habe. Seine Anſchauung gehe dahin, daß man allerdings dem Sperlinge nicht gerade abſoluten Schutz angedeihen laſſe, ſeiner Vermehrung nicht durch Niſtkäſten und Einrichtung von Niſtgelegenheiten abſichtlich Vorſchub leiſten ſollte, daß man aber andrerſeits auch nicht den Vernichtungskrieg, die Mord⸗ luſt gegen dieſen Vogel, der nach „Giebel“, „Brehm“ und Andern, ſowie nach . iner eigenen Beobachtung, ſeine Jungen en nur mit Inſecten füttert, heraufbe⸗ 5 = = S. 173 der Monatsſchrift pro 1877. . ) Zur Vorlage gelangten Bälge folgender Arten: Piprites pileatus, Pipra filicauda, au reola, rubricapilla, mentalis, auricapilla und leucocilla, Chiroxiphia pareola und lance. Dlata, Chiromacheris manacus und flaveola, Rupicola crocea und Calyptomaena viridis. au rantius und massena. 285 12 5 — 4 at, Pr 98, 9 einem Ornithologen ſind Zweifel darüber ausgeſprochen. Der Vorſitzende legt 5 er die wunderſame Farbenpracht der Kolibri's durch Vorlegung einiger großen in Zum Schluſſe bringt der Vereinsſchriftführer Oberkontroleur Thiele die ebenen Schriftchen: „Die Feinde der Obſtbäume und Gartenfrüchte. Mit einem meine Ausrottung dieſem Proletarier unter den Vögeln“ gepredigt. Mit Strychnin gegenüber, dem der als Verfertiger des ſogenannten Brumataleims (zur Vertilgung 3 Ferner: Pharomaerus mocinno und auriceps, Trogon puella, collaris, personatus, e 5 9 * Herr Maler A. Göring öffnet ſodann ſeine Skizzenmappe und begleitet die 1 ſchwören ſollte, vor Allem n müſſ e gegen Mittel, wie era Sutter Spatz durchaus nicht gerechtfertigt ſei, beſonders nicht mit den von Becker angege⸗ benen Mitteln. Herr Thiele betont, daß auch andere ſonſt abſolut nützliche Vögel, 4 lungen der Saatkrähen auf der Rabeninſel bei Halle Klage geführt und gebeten in kleinern Anſiedelungen ſich eingerichtet hätten. leben, Landrath in Genthin; 728. von Davier, Landrath in Nordhauſen; werden. Herr Dr. Rey ſpricht ſeine Beruhigung darüber aus, daß der ſch äußerſt vermehrungsfähige Spatz nicht ſo ſchnell zu vernichten ſei, wie es M wünſchen möchte. Herr Stengel bezeichnet ebenfalls den Sperling als vorwie ſchädlich. Der Vorſitzende legt in längerer Auseinanderſetzung auf Grund eigener Beobachtungen und Erfahrungen ſowie unter Hinweiſung auf die in der Monatsſchrift 1. befindlichen Abhandlungen der Herrn Prof. Dr. Liebe und Pf. Thienemann über den Sperling, den Nutzen und Schaden dieſes Vogels dar und tritt dem Vereins⸗ ſchriftführer darin bei, daß ein allgemeiner Vernichtungskrieg gegen den 1 wie die im Herbſte beerenfreſſenden Inſektenvertilger, bei zu großer Anſammlung recht g ſchädlich werden könnten, ohne darum Veranlaſſung zu ihrer Ausrottung zu geben. Herr Reg.⸗Präſident v. Dieſt erwähnt, daß auch über die Maſſenanſamm⸗ ſei, dieſelben durch Schießen vertreiben oder auch decimiren zu dürfen. Hierzu habe man indeſſen die Genehmigung nicht ertheilen können ſchon aus Rückſicht für die mit dem Schießen verbundenen anderweiten Gefahren. Herr Thiele theilt mit, daß man bei Wettin durch Anwendung von Raketen, beſonders gegen Abend, die Krähen vertrieben habe, welche nunmehr hier und da in der Umgegend von Wettin 0 Herr Dr. Rey beſpricht den Schaden der Krähen-Anſiedelungen für das unter 1 den Maſſenneſtern befindliche Unterholz und die kleineren Vögel. f 2. Sonſtige Vereinsnachrichten. 1 4 Dem Vereine find als Mitglieder beigetreten: 727. Graf von Wartens 729. Hunte müller, Baumeiſter in Magdeburg; 730. de la Motte, Gutsbeſitzer in Elbitz bei Salzmünde; 731. Hermann Zörner, Gutsbeſitzer daſelbſt; 732. Auguſt Boltze, Gutsbeſitzer in Fienſtedt; 733. Beiling, Amtmann in Paſſendorf; 734. Wendler, Regierungsrath in Merſeburg; 735. von Voß, Regierungs⸗ Aſſeſſor in Merſeburg; 736. Popp, Gutsbeſitzer in Ammelgoßwitz; 737. von Götz, Rittmeiſter a. D. und Rittergutsbeſitzer in Niemitſch b. Senftenberg; 738. Schliee 8 mann, Rechtsanwalt in Halle a / S.; 739. Charles Jamrach, Ta un 1 Thierhändler in London. Halle und Merſeburg, im November 1878. Der Vereins- Vorſtand. ee ſchon am 2. Tage ſtatt am 23. Tage Aus meiner Vogelſtube von A. Frenzel. 1. Crithagra musica. Faſt zwei Jahre hatte ich warten müſſen auf die lieblichen Vögelchen, fie en nirgends zu erlangen. Endlich, im Herbſte vorigen Jahres trafen fie ein. kaufte zwei Pärchen, erhielt jedoch drei Männchen und ein Weibchen; erſtere ämpften ſich ſehr bald und heftig und ſo behielt ich das Männchen, welches am igſten ſang und gab die andern beiden weg. Das Zuchtpärchen brachte ich in m großen Heckkäfig und ſofort begannen die Vögel in einem offenen Körbchen i Agavefaſern ein niedliches Neſtchen zu bauen. Das Weibchen legte drei Eier, | brütete eifrig, als jedoch ein Junges ausgekrochen war, wurde daſſelbe aus dem Neſte geworfen, die andern zwei Eier wurden verlaſſen. Da die Tage zu kurz 5 den, ſo trennte ich für den Winter die Vögel. Am 12. März d. J. brachte ich ſie wieder zuſammen. Nach einigen Tagen gen ſie wieder ihr altes Neſtchen und legten drei Eier, am 24. März brütete s Weibchen feſt. Nachdem es ungefähr acht Tage gebrütet, fing das Männchen n, am Neſt zu zupfen, ſo daß ich den Störenfried herausnehmen mußte; das ibchen brütete noch einige Zeit, verließ aber dann die Eier. Aergerlich darüber, gab ich mit dieſen Vögeln alle Verſuche auf und ließ fie in in der Vogelſtube frei fliegen. Die Erfahrungen, die man bezüglich der sraugirlitz-Zucht machte, giebt Dr. Ruß in ſeinem vortrefflichen Werke „Fremd— ländiſche Stubenvögel“, S. 361, mit den Worten wieder: „Eine glückliche Zucht 4 Schwierigkeit hat“. q an der frequenteften Stelle, da wo Papageien, Webervögel und Prachtfinken am n ſten verkehrten, auf einem am Fenſter ſtehenden Baum ein Neſt und begannen ohne Weiteres zu niſten, ließen ſich durchaus nicht ſtören, ſondern das Männchen ſchaffe ſich tapfer alle große und kleinen Neſtgucker vom Leibe, ja ſelbſt mir wäre es einmal beinahe in das Geſicht geflogen, als ich mich dem Neſte zu ſehr genähert. Brut ging vorwärts, am 14. Mai hörte ich die Jungen ſchreien und am . Mai flogen ſie aus, es waren zwei Stück. Am 14. Juni hörte ich bereits d ie Jungen der zweiten Brut ſchreien, welche am 3. Juli ausflogen, wiederum wei Stück. Die dritte Brut wurde ſofort begonnen, allein als die zwei Jungen etwa a Tage alt waren, wurde die Brut vernichtet. Beſonderer Umſtände wegen mußte ich in dieſer Zeit noch einige Papageien fliegen laſſen und zudem ließ ich gleichzeitig zwei Paar Gürtelgrasfinken — Spermestes eincta —, welche ich bisher in Käfigen gehabt, in welchen ſie aber nicht zur Brut ſchritten, in die Vogelſtube. Ein Pärchen dieſer Gürtelgrasfinken nahm nun bald von dem ver— laſſenen Graugirlitzneſt Beſitz und benutzte es als Schlafſtätte, nachdem es auf das 3 o N x BEE A N * M „ 1 iſt in der Vogelſtube nur ſelten zu erzielen, während ſie im Einzelkäfig gar keine = . Ich glaubte alſo, da ich im Käfig keine Zucht fertig brachte, würde in der 5 Vogelſtube erſt recht nichts werden, allein meine Vögel dachten anders. Sie bauten neſt ein neues Neſt und begannen die vierte Brut, aus welcher 10 auch wurde. Das Weibchen wurde unwohl, ſaß tagelang aufgepludert in der Nähe i Neſtes, brütete und verließ die Eier wieder. Als ich einmal nachſah, lagen zwei Eier im Neſte, aber beide zerbrochen. Ich nahm nun Neſt und Eier weg und fing das Männchen heraus, ſo daß das Weibchen den Winter über ausruhen kann. Die Jungen der beiden Bruten waren je ein Männchen und Weibchen, alle 8 vier wurden recht hübſche, zahme Vögel. Das Männchen der erſten Brut, welches 4 ein recht fleißiger Sänger war, ſchickte ich zur Caſſeler Ausſtellung, leider ging f aber bald darauf das ſchöne Vögelchen an den Reiſeſtrapazen zu Grunde. Das 4 Männchen der zweiten Brut, welches in der Vogelſtube fleißig ſtudirte, cee 5 wochenlang hartnäckig, nachdem ich es in einen Käfig gethan. 1 Das alte Pärchen aber in ſeinem Liebesleben zu beobachten, gewährte ein ſchönes, genußreiches Bild und das Männchen hat durch ſeinen herrlichen 9 9 8 den es in der Vogelſtube von Morgens bis Abends hören ließ, mich hocherfreut. I 2. Psittacula passerina. Ehe ich zu einem Heckpärchen Sperlingspapageien kam, mußte ich ſechs Köpfe, drei Männchen und drei Weibchen, durch den Tod verlieren. Die meiſten diefer Vögel gelangten ſchon halbtodt in meinen Beſitz, konnten nicht fliegen und ſtarben nach einigen Tagen; nur ein Weibchen erhielt ſich neun Monate lang, ſtarb aber dann plötzlich, ohne krank geweſen zu ſein. Ich war eben daran, die Pflege der Sperlingspapageien ganz aufzugeben, als ich eine ſonderbare Entdeckung machte, 4 das Männchen, welches ich noch beſaß, ließ einen Geſang hören ), der gar nicht unangenehm klang und ungefähr die Mitte hielt zwiſchen dem Geſang des grau- köpfigen Zwergpapageis und des Wellenſittichs. Nun bat ich wiederum Frl. Ha gen⸗ beck um ein Weibchen und das ankommende war zum Glück geſund und kräftig. Das Männchen hielt ſich fortan zu ſeiner neuen Geſellſchafterin, hörte auf zu ſingen und hat bis heute auch nicht ein einziges Mal wieder geſungen, ſelbſt während der Brutzeit ſchwieg es beharrlich. Dieſelbe Erfahrung machte ich bei einem anderen ſingenden Papagei, dem Pflaumenkopfſittich, Palaeornis cyanocephalus; 1 Männchen dieſer Art, das ich einige Zeit einzeln in einem Käfig hatte, ſang unge⸗ mein fleißig und hübſch, hörte aber ſofort auf, als ich ein Weibchen ihm zugeſell und hat ſpäter wohl ſeinen Geſang wieder hören Lane aber bei weitem nicht mit dem früheren Fleiße. =. Anfang Februar erkrankte ich und als ich im März die Vogelſtube wi betreten konnte, vermißte ich das Weibchen des Sperlingspapageis und hielt es todt, allein eines ſchönen Tages ſaß es neben dem Männchen. Das Weibchen alſo mittlerweile gebrütet und zwar auf fünf Eiern. Ein Junges fand 5 t 1 dritte und am 11. Mai das vierte und letzte Junge aus. Die Jungen 9 Vergl. „Gefiederte Welt“ 1877, 488. 3 8 5 ir einer en 1 bai ich kaum 0 hätte chen der beiden für fie aufgehängten Niſtkaſten ſie ſich zur Wiege für ihre er ausgeſucht, wenn nicht ein Zebrafinken-Paar auf den ſonderbaren Einfall beziehen. Vögel und ich erhielt für dieſelben auf der Caſſeler Ausſtellung ein Ehren-Diplom. ren nicht ſo beherzt, wie die Graugirlitze, ſie verließen leider die Brut — die ch einige Papageien fliegen laſſen mußte. Auch bis jetzt haben ſie noch nicht ſtalt zu einer neuen Brut gemacht, da ſie ſich aber mittlerweile mit den übrigen apageien bekannt gemacht haben, jo zweifle ich nicht, daß ſie nächſtes Frühjahr ieder brüten werden. Sie ſitzen meiſt auf einem Zweige oben an der Decke, tritt jedoch fremder zeſuch in die Stube, jo verſtecken ſie ſich hinter Webervogelneſter und es iſt ſehr komiſch anzuſehen, wie ſie dann und wann mit langem Halſe hervorgucken, um tachzujehen, ob der fremde Beſuch noch da iſt. Gegen mich ſind ſie zutraulich, t ſtören. Ich habe dieſe niedlichen Papageien doch noch lieb gewonnen und e ſie lieber als ihre ſchöneren, aber über alle Maßen ſchüchternen Verwandten, ie aarageien. Auch ihre Verpflegung iſt höchſt einfach und illig; als mein Pärchen Junge hatte, wurden letztere hauptſächlich mit gekochtem ingekochten Hafer. In Brehm's „Gefangene Vögel“ nimmt der Sperlingspapagei eine ſehr mtergeordnete Stelle ein: die dort mitgetheilten Beobachtungen find jedoch wohl ur an Käfigvögeln gemacht worden, ein Käfigvogel aber und ein Vogel, der freien Flug in einem größeren Raum hat, werden ſich jedenfalls in verſchiedenem Lichte zeigen und der freifliegende gewiß im günſtigſten. Die Vogelſtube iſt mir in mancher Beziehung ſehr werthvoll geworden und ich halte Vögel überhaupt nur ) nothgedrungen in Käfigen. 1 eben Züchtung des grauen Neisvogels (Amadina-Padda-oryzivora) Re. im Freien Br. von A. Köhler: Weißenfels. Ei Der graue Reisvogel, wohl der befanntefte, gewöhnlichſte und ausdauerndſte aller fremdländiſchen Stubenvögel, hat gewiß ſchon manchen Liebhaber veranlaßt, Zucht⸗Verſuche anzuſtellen. Auch ich habe dieſe Verſuche gemacht, bin aber nach vieljährigen vergeblichen Mühen erſt in dieſem Herbſt zu einem nennenswerthen Meſultate gekommen. — Da nun von wirklichen Zucht-Erfolgen dieſer Vögel nur men wäre, den andern dieſer koſtſpieligen Frühauf ſchen Papagei: Niſtkäſten Die vier Jungen, zwei Männchen und zwei Weibchen, wurden präch | Am 21. Mai brütete das Weibchen wieder, allein die Sperlingspapageiin ch dazu ſehr weit vorgeſchritten ſein mußte — als ich, wie ſchon oben mitgetheilt, ben ſitzen, wenn ich komme und laſſen ſich überhaupt durch meine Anweſenheit | Jafer gefüttert, jeit dieſer Zeit freſſen auch die Alten faſt ausſchließlich nur rohen; = hierdurch mittheile. 7 HBerbſt hatte ich wohl einige 40 a untaugliche Eier nach und m besann . wenige Fälle bekannt geworden ſind, ſo glaube ich gewiß im . 90 mant Liebhaber zu handeln, wenn ich meine Beobachtungen nach dieſer Nee tung Si in, Behufs obiger Verſuche halte ich ſeit 4 Jahren eine Kolonie grauer Reisvögel 1 circa 20 Köpfe, von verſchiedenen Händlern zuſammengekauft, in einem großen 1 Käfige, in der Vorausſetzung, daß unter der Menge von Vögeln ſich leichter Gelegen⸗ heit zur Paarung bieten würde, indem dadurch der gegenſeitigen Neigung mehr . Spielraum gelaſſen wird. 9 Meine Vorausſetzung traf auch in der That zu, denn nach kurzer Zeit hatten ” fich mehrere Pärchen zuſammen gefunden, welche paarluſtig ſchienen, fich liebkoſten u. ſ. w. Dieſe Pärchen bei der vollſtändigen Farben Gleichheit nun heraus zu fangen war nicht gut möglich. Ich brachte daher die ganze Geſellſchaft in einem ungeheizten Parterre -Raum in einer großen Volière unter, wo fie mit einer Menge anderer kleiner Vögel zuſammen ſich ganz verträglich zeigten und munter verkehrten. 3 Hier war nun ihnen alle mögliche Nift- Gelegenheit geboten, jedoch es blieb bei 1 ihren einfachen Liebesſpielen und kein einziges Paar machte Anſtalt, von irgend einem der vorhandenen Niſtkäſten Beſitz zu ergreifen oder ſonſt ein Neſt zu erbauen, 5 1 obſchon die Paare ſich ſtets zuſammen hielten. N Während des Winters ſtarben einige Stück, welche ich im Frühjahr durch Ankauf neuer wieder erſetzte. Sobald die Witterung es geſtattete, brachte ich ſämmtliche Reisvögel in meine große Voliere im Garten, wo fie ſich unter Hühner vögeln, Sittichen und andern größern und kleinern Vögeln ſehr bald eingewöhnt f hatten. Hier gab es wiederum die verſchiedenſten Niſt-Vorrichtungen und auch die Möglichkeit in hohes, dichtes lebendes Gebüſch Neſter zu bauen. Nach einiger Zeit 9 zeigte ſich bei etwa 6 Paaren erhöhte Paarungs-Luſt, fie fingen an, in die vor handenen Niſtkaſten zu ſchlüpfen, und nach verſchiedenen Kämpfen und Streitereien 93 hatten ſich ſämmtliche Pärchen ein Jedes in den Beſitz eines der größten Sittich-Niſts⸗ käſten geſetzt. — Nun zeigten dieſe Vögel ein reges Leben und große Thätigkeit, alles mögliche grobe Niſt⸗Material, wie Heu und Strohhalme wurden zuſammen getragen und die großen Käſten vollſtändig damit ausgeftopft und zwar derart, daß, wenn man den Deckel öffnete, derſelbe kaum wieder ſich ſchließen ließ. In dieſer wulſtigen Maſſe war nun noch von dem Flugloch bis zu dem Boden des Kaſtens eine enge Röhre angelegt; hier hatten dann die Vögel eine kleine Wölbung gebildet, dieſe mit dem feinſten Niſt-Material ausgepolſtert, und das ſo hergerichtete Neſt auch baldigſt bezogen. Dabei iſt zu bemerken, daß die ſämmtlichen gepaarten Paare bei der Anlage und Einrichtung ihrer Neſter in ganz gleicher Weiſe verführen. Ein jedes dieſer Paare legte nun im Laufe der nächſten Wochen 4 — 6 längliche weiße Eier und bebrütete eifrigſt dieſelben, aber leider ohne daß ein einziges Junge zur Welt kam. Als die Brütezeit vorbei war, verließen mehrere Paare die Neſter, wo hingegen die andern Paare zu den alten Eiern ſofort wieder friſche zu lege anfingen. Dies wiederholte ſich im Laufe des Sommers öfter's, aber ſtets ohn jeden Erfolg, überhaupt war dies bei ſämmtlichen Pärchen daſſelbe Ergebniß. , wel bei andern ee Vögeln ſo viele Verluſte herbeiführt, nichts zu leiden haben. Da nun dieſelben mehrere Sommer hindurch in der ge nen Weiſe vergeblich niſteten und brüteten, ſo hatte ich bereits alle Hoffnung gegeben, irgend welches Zuchtreſultat zu erzielen, und bekümmerte mich faſt gar t ehr um dieſe Vögel. Plötzlich! Anfang October dieſes Jahres flogen ein r junge Vögel in der Volière herum, die ich nicht kannte, und die ſich nur rch mir gegenüber als junge Reisvögel legitimirten, daß ſie durch alte gefüttert urden. Das Jugendkleid des Reisvogels weicht aber auch zu ſehr von dem des en ab. Der Schnabel iſt nicht ſchön roſenroth, ſondern glänzend ſchwarz, die hes auf dem Rücken nach dem Kopf und Schwanz zu in's Schwärzliche ſpielt, f Bruſt und Hals aber in Leberbraun übergeht und ſich nach dem Bauch und eiß zu in Gelblichbraun verläuft; alle dieſe Farben ſind jedoch düſter und ohne he beſtimmte Abgrenzung, die Füße find hellroth. Die jungen Vögel überraſchten mich ſehr, und ich war glücklich, mein Ziel reicht zu haben. Nun wurden ſchleunigſt alle übrigen Niſtkäſten unterſucht und und geſunde Vögel vor. Trotzdem dieſe Vögel bis dahin nur mit ungeweichtem gewöhnlichen Körner— r genährt und theilweiſe groß geworden waren, ſo ſind die beiden erſterwähnten ögel bereits ausgeflogen, dabei ſo munter, kräftig und geſund, daß ſie mir nung machen, es werden die 3 Stück jüngeren ebenfalls glücklich ſich entwickeln zum Ausfliegen kommen. Selbſtverſtändlich werden auch dieſe mit dem nöthigen t⸗Futter unterſtützt. Die ganze Kolonie befindet ſich noch im Garten in offener en und vollſtändig der Alten entwöhnt ſind, mag das Wetter auch kommen wie ill; vielleicht trotzen die jüngern der kommenden rauhen Tage, jo daß ich dieſelben Leben erhalten kann. Meine Beobachtungen gehen nun dahin, daß, wer graue Reisvogel züchten will, lben einen ſehr großen Flugraum einräumen muß, und daß dieſe Reisvögel über⸗ bei uns gehörig eingewöhnt haben. Hingegen halte ich die Gemeinſchaft mit rn Vögeln für gar nicht hinderlich, daß die Reisvögel überhaupt niſten, denn ſchon der Reisvogel kein Störenfried iſt, behauptet er doch ſein Recht und wehrt wenn er angegriffen wird, auch ſeiner Haut. Nachſchrift. Heute, am 4. November, kann ich noch mittheilen daß im zen vier Stück junge Reisvögel ausgeflogen ſind und jetzt ſchon ſelbſt freſſen. Mit dem ſchwarzen Schnabel und dem düſtergrauen Gefieder erinnnern fie — was ße Färbung betrifft — an unſern Plattmönch. 1 2 TE RE: N, ER us een eden 33% ee N Geh” 1 80 2 9 en Backen fehlen vorläufig ganz, der übrige Körper iſt in düſteres Grau gehüllt, reiner großen Freude fand ich in dem einen noch 3 Stück ohngefähr 14 Tage ere und kann ich die Jungen nicht früher herausnehmen, als bis ſie allein t nur dann zur Zucht zu bringen ſind, wenn ſie im Laufe mehrerer Jahre ſich Ueber die hung der ng im im Von Wagner, Major. "ge ax Obſchon es zu den Seltenheiten gehören ſoll, wenn die Züchtung der Sei von günſtigem Erfolge begleitet ift, jo ift dieſes ſeltene Ereigniß doch bei mir treten, indem ich von einem Reisfinkenpaar in dieſem Jahre ſchon zum zweit Junge bekommen habe. — 7 Es dürfte ja für manchen Liebhaber der Vogelzucht von Suereſt ſen, m ich mir geſtatte, Näheres darüber zu berichten. Ä Meine Reisfinken, welche ich feit) eirea 2 Jahren beſitze, zeigten ſich im 1 vorigen Jahre wohl brütluſtig, kamen aber nicht zum Eierlegen, dagegen machten ſie in dieſem Jahre 3 Gelege. 1 ri Das erſte Gelege beſtand aus 7 Eiern, welche fie zwar fleißig bebrüteten aber ohne Erfolg. An dieſer Erfolgloſigkeit mag ich ſelbſt ſchuldig geweſen ſein, denn ich ſah aus Neugierde mehrmals nach, was einmal eine ſo große Störung verurſachte, daß die Reisfinken mehrere Stunden lang nicht mehr ins Neſt gingen, welches ſich in einem Niſtkaſten befand. Zum 2. Gelege wählten ſich die Reisfinken ein anderes und höher bandes Niſtkäſtchen, das mir ohne große Störung zu verurſachen nicht zugängig war. Durch die bei der erſten Brut gemachte Erfahrung abgeſchreckt, vermied ich ſorgfältigſt jede Störung und wurde für mein geduldiges Ausharren dadurch belohnt, daß ich 4 junge Reisfinken bekam und in der glücklichen Lage war, den mir be⸗ freundeten Vogelzüchtern, welche alle der Anſicht waren, die Reisfinkenzucht gelin 1 nicht, gelegentlich einer Wochenverſammlung des hier in Würzburg Be {= Vereins der Thierfreunde 4 recht kräftige junge Reisfinken zu zeigen. Bei Unterſuchung des Neſtes fand ſich noch ein Ei vor. Wenn ſchon die alt | Reisfinken ihren Liebestanz fofort wieder begonnen hatten, dauerte es doch ungefä 5 2 Monate bis ſie wieder zum Brüten kamen, obwohl ſie ſich alle Tage öfter theils einzeln, theils beide zuſammen ins Neſt begaben und zur Nachtzeit darin ſchliefen. Da ich dieſe ganze Zeit hindurch in der Ungewißheit war, ob dieſelben wi lich brüteten oder nicht, ſtiegmeine Ungeduld aufs Höchſte und ich entſchloß ig jede Gefahr hin, einmal nachzuſehen. Um dieſes effectuiren zu können, mußte ich meinen 15 jährigen Sohn in den Käfig ſteigen laſſen, damit derſelbe das Niſtkäſtchen herunter nehmen W i ich mich überzeugte, daß ſich 9 Eier im Neſte befanden. = Ob dieſelben von einem oder zwei Gelegen herrührten, darüber bin 10 im Klaren, glaube aber das Letztere, weil die Reisfinken in der Zwiſchenzeike den Begattungstrieb verloren zu haben ſchienen. . Ich hatte ſelbſtredend nichts Eiligeres zu thun, als das Niſtkäſt wieder aufhängen zu laſſen und war in der größten Span ob 8 ging t gen ieſes mal 6 Stück vorzeigen und meine ungläubigen Freunde een zu können, die Züchtung der Reisfinken bei Weitem nicht ſo ſchwierig iſt, als allgemein ubt wird.“) e —— unumg des Si fanden ſich noch 3 Eier in demſelben vor. Bemerkungen über die in der Umgegend von Zehrensdorf “) ie bei Zoſſen beobachteten Vogelarten mit — Berückſichtigung ihrer Zu- oder Abnahme. Von J. Stengel. sa istnabler (Aquila fulva) horſtet in hiefiger Gegend GN hr. Das letzte horſtende Paar befand ſich — nach einer Mittheilung des Hege— iſters Schalt in Sputendorf bei Teupitz — vor 28 Jahren in der Wildpark ion Duberow bei Prierosbrück (Oberförſterei Königs-Wuſterhauſen), zu welcher 8 GR Der große ler (Aquila elanga) und 3. Der kleine Schreiadler (Aquila naevia) wurde in hieſiger Gegend, 48: bei Golßen, Baruth, Königs-Wuſterhauſen und auch in dem Königl. Kummers⸗ dorfer Forſt oft geſchoſſen. Vor zwei Jahren gelangten im Monat September 5 nm ar Major Wagner hatte die große Freundlichkeit, mir zwei Stück feiner ſelbſt— nen Reisvögel zum Geſchenk zu machen. Es ſind ſchöne kräftige Vögel, die jetzt in der Ver: bung begriffen find. Der Schnabel ſchimmert bereits röthlich, der Oberkopf iſt dunkler, der lücken heller grau, die Backen find noch heller und dieſe wie die ganze Unterſeite ſchön roſtroth haucht. v. Schl. ) Im Umkreiſe von etwa 2 — 4 Meilen, nämlich nördlich bis Mittenwalde und Königs— ſterhauſen; öſtlich bis Wendiſch-Buchholz und Storkow; weſtlich über Zoſſen bis Trebbin; veſtlich bis Luckenwalde und Jüterbog; ſüdlich bis Teupitz Baruth, Golßen und Dahme. Die rlin⸗Görlitzer-Eiſenbahn durchſchneidet auf der Oſtſeite das Gebiet und geht unterhalb igs⸗Wuſterhauſen zwiſchen Teupitz und Wendiſch-Buchholz mitten durch nach Lübben zu. Die enannten Eiſenbahnen und berührt Zoſſen, Baruth und Golßen. 9 UN Horſt zerſtört und die mächtigen Raubvögel abgeſchoſſen wurden. Auf | ‚Gegend und büßt dann ſeine Verwegenheit mitunter mit dem Leben. Den letzten, | im vorigen Jahre 1 hatte Förſter Anders in Caſel bei e f lin-Anhalter Eiſenbahn, auf der Weſtſeite des Gebietes, berührt hier Trebbin, Luckens de und Jüterbog. Die Berlin-Dresdener Eiſenbahn hält die Mitte zwiſchen den beiden Duberow ift zuweilen ein relanlermo (Aquila 1 horten 1 Der große Schreiadler (Aquila elanga) horſtet in Süd⸗Rußland und W eine Abart des kleinen Schreiadlers (Aquila naevia) zu ſein. N 4. Der weißſchwänzige Seeadler (Haliaötus albieilla) iſt im Sp N herbſt und Winter hier öfter zu ſehen, jo z. B. am Mellen- und Kalinchen⸗See bei Zoſſen. Ab und zu iſt er auch geſchoſſen worden, ſo z. B. in dieſem Jahre einer von dem Gärtner Meyer am Clausdorf-See. Er horſtet hier nicht. A 5. Der Fiſchadler, Fiſchaar (Pandion haliaëtus) horſtet vereinzelt in den Königl. Wuſterhauſener Forſten und iſt über unſeren Seeen ſchwebend os nach Fiſchen ſpähend häufig ſichtbar. 9 6. Der Schlangenadler (Circaötus gallicus) wurde in einde Sm h plaren geſchoſſen. Als Brütevogel ift er nicht beobachtet worden. . 4 Da dieſe vorgenannten großen Raubvögel nie und nirgends vor des Jägers Flinte ſicher ſind, ſo iſt es ſehr natürlich, daß dieſelben von Jahr zu Sn ſel⸗ tener werden. 4 Der Mäuſebuſſard, Buſſaar (Buteo vulgaris) wurde früher von allen Raubvogelarten am häufigſten in hieſiger Gegend weggeſchoſſen, iſt aber dennoch u allenthalben ſtark vertreten und ſcheint in Zunahme begriffen. In dem be. Königl. Zoſſener Forſt befanden ſich z. B. im vorigen Jahre nur vier, dagegen in dieſem Jahre 7 Buſſardhorſte. In den Königl. Wuſterhauſener Forſten ſind die Buſſaare weit häufiger. Von den Buſſarden ſcheint keiner mit dem andern gleiche Färbung zu haben. Der Rauchfußbuſſard, Winterbuſſard (Buteo lagopus) iſt im Sommer überall jelten und erſcheint mehr auf dem Zuge, im Winter, in hieſiger Gegend. Der Wespenbuſſard, Wespenfalk (Pernis apivorus) hat vereinzelt in den Baruth-, Wuſterhauſen- und Cummersdorf'er Forſten gehorſtet. Den Nutzen der Buſſarde hat man erkannt und ſie werden jetzt 94 Dem Königs-Wuſterhauſener Forſtperſonale iſt das Schießen derſelben ſtreng verboten. Die Königsweihe, Gabelweihe, Rother Milan (Milvus regalis) ift 2 nicht überall gemein. Der Vogel vermehrt ſich ſpärlich. Im Forſtreviere Wunder bei Baruth z. B. horſtet ſeit 2 Jahren nur ein Paar; daf aber in 25 Zeit Junge 19 0 ausgebracht. Der ſchwarzbraune oder kleine Milan (Milvus ater) iſt seltenen 2 etwa 24 Jahren ſtanden z. B. allein im Königl. Kummersdorfer Forſtbezirk Adler horſt 5 — 6 Horſte beider Milane, dagegen iſt ſeit 2 Jahren nur ein ' Horſt d 1 vorhanden. 4 Die Sumpf-, Rohr-, Roſt⸗Weihe 1 aer ini die hier noc am häufigſten vorkommende Art, hat aber z. B. bei Zoſſen ſeit 10 — 15 J 1) bedeutend abgenommen. Ihr Maſſenfang in Tellereifen, das Fortnehmen der vier und das e der 1 hat ihre 15 Ba ae Noc PETE — IT 13 „ 5 5 in Tellereifen, die mit Eiern beködert waren. 155 damaliger Zeit gte r Seebeſitzer Kühne in Weinberge bei Zoſſen ſehr viele dieſer ſchädlichen gel, indem er deren Eier auf den Wieſen an ſeinem See wegnahm und die gel todtſchoß. Der inzwiſchen entſtandene Notte-Kanal hat die Sumpf- und hrwieſen ſowie die Karpfenteiche des Hauſes Zoſſen, die ſo recht die Heimath Wildenten und Rohrdommeln waren, vollſtändig verſchwinden gemacht und mit en auch die Sumpfweihen vertrieben. Auf dem naſſen Gebiete des Seebeſitzers hne ſind Sumpfweihen zwar noch vorhanden, aber nicht mehr ſo zahlreich, wie her. Die Wieſenweihe (Circus eineraceus) war nie und nirgends fo häufig handen, wie die Sumpfweihe und iſt, da ihr ebenfalls ſehr nachgeſtellt wurde, 10 — 15 Jahren noch ſeltener geworden. Bei Zoſſen hat die Entſumpfung der eſen durch den Notte-Canal zu ihrer Verminderung am meiſten beigetragen. der Regel wird auch jetzt durch die erſte Grasmahd ihre Brut zu Grunde ge— tet. Der Teichwärter Prüve fing vor 15 — 20 Jahren auf den Wieſen der us Zoſſener Karpfenteiche in jedem Frühjahr etwa 10 — 15 dieſer Vögel ebenfalls mit Eiern beköderten Tellereiſen. Ich habe mehrere Jahre hintereinander dem e ſämmtliche gefangene Weihen abgekauft. Auch Seebeſitzer Kühne war ein eifriger Verfolger der Wieſenweihen; er nahm deren Eier fort und ſchoß die 5 Vögel todt, wo er ſie fand. Die Kornweihe, Bleifalk (Circus cyaneus — Falco pygargus) iſt an ſeldmark einer Dorfſchaft iſt durchſchnittlich 1 Paar beobachtet worden. Ihr Horſt, im Getreide auf der Erde ſteht, wird leicht aufgefunden. 5 Der Habicht, Stockfalk, Hühnergeier (Astur palumbarius) und fein ner Vetter der Sperber oder Finkenhabicht (Astur nisus) iſt ſich, trotz iger Verfolgung, an Stückzahl gleich geblieben und meiſt überall häufig an- reffen. Im Forſtbezirk Adlerhorſt und Rauhbuſch (Oberförſterei Cummersdorf Sperenberg) z. B. ſtanden im v. J. je 4 Horſte dieſer Vögel. In dem kleinen iglichen Forſtbezirk Zoſſen dagegen war im vorigen und auch in dieſem Jahre je 1 Horſt derſelben vorhanden. In den Baruth'er und Wuſterhauſen'er rſten find fie viel zahlreicher anzutreffen, ſeltener in den Bauernforſten. Der Sperber treibt übrigens ſehr häufig in Städten und Dörfern ſein Räuberhandwerk.“ Ver Taubenfalk, Wanderfalk (Falco peregrinus) war früher ſchon ſelten und iſt jetzt noch ſeltener geworden. Sein kleiner, naher Verwandter aber, der Lerchen⸗ oder Baumfalk, Stößer (Falco subbuteo) mit feinem Knebel— te iſt überall ſehr gemein und hat eher zu- als abgenommen. g . Der Thurmfalk oder Rüttelgeier (Falco tinnuneulus) iſt in biefiger Gegend nicht häufig. In dieſem Jahre ſtand ein Horſt des ſehr nützlichen Vogels in den Gärten der Zoſſen'er Weinberge. | Der Merlin oder Zwergfalk (Falco aesalon), und der Röthel- und 9 ber. (Faleo cenchris und rufipes) kommt nur mitunter und vereinzelt als uctzahl ſich gleich geblieben und nirgends weder ſelten noch häufig. Auf dern 5 | Viele Jagdpächter und d Ferſcbeamten 1 a eine ie Ehre da Falken todtſchießen und deren Horſte zerſtören zu können. Gemeiniglich das Todtſchießen und Zerſtören der Horſte dieſer Raubvögel zur Zeit ſchäfts derſelben. Aus Unkenntniß verliert leider dabei aber auch manch ſein Leben und ſeinen Horſt. Im Großen und Ganzen wird es lei fo 0 N fein kann. Der Uhu (Bubo maximus — Strix bubo) ift in hieſiger Gegend 5 Der letzte hier horſtende Uhu, der im Gräflich zu Solms⸗Baruth'er Forſtreviere Wu vorhanden war, wurde vor etwa 15 Jahren von einem Hülfsjäger des För Puſchmann aus Unkenntniß getödtet. (Vgl. Nr. 1 d. J. unſerer Monatsſchrift Der Waldkauz (Strix aluco), nächſt dem Uhu die größte hier vorkommer e Eule und ohne Federbüſche über den Ohren, iſt allgemein verbreitet, jedoch nicht häufig vorhanden. Der Vogel iſt im Winter und Sommer bei uns us in v ſchiedener Färbung beobachtet worden. Die Schleier- oder Perleule (Strix flammea), die Strix 55 Alten, it in hieſiger Gegend am häufigſten vorkommende Eulenart. Eine Verminderung d ſelben iſt kaum zu verſpüren, wenngleich fie von unverſtändigen Land- und Stadt⸗ leuten oft gefangen und dann getödtet wurde oder verhungern mußte. Sie erſche auch viel auf dem Zuge. Beſonders zahlreich vorhanden war ſie i. J. 1876. Un⸗ vergeßlich bleibt mir eine Schleiereule, die damals von einem Windmühlenbefi in meiner Nachbarſchaft gefangen und in einem kleinen, engen Käfig bei wa deſſelben 1 gehalten worden iſt. Mit verſtauchten Schwanz⸗ und Flügel ſpitzen und dem Tode nahe abgehungert, brachte der Mann mir dieſen ar Teufelsvogel — zum Präpariren. Die an dieſem Thiere verübte Schand⸗ Greuelthat brachte mich aber plötzlich ſo in Harniſch, daß ich eigentlich gar mehr recht weiß, auf welche Weiſe Müller mit Schleiereule aus meinen Augen In demſelben Jahre bot ein buckliger, ehemaliger Ziegeleibeſitzer und eift Vogeltodtſchießer, ſechs Schleiereulen, die er ebenfalls durch Pulver und Blei ir ſeinen Beſitz gebracht hatte, mit einem Male zum Kauf mir an. Ohne nach dem Preiſe dieſer Waare zu fragen, bedeutete ich ihm, daß ich dergleichen bringende Vögel nie kaufe. Nun, ſagte der Mann, dann ſoll meine Frau die abrupfen und dies Geflügel in ſein Taſchentuch wickelnd, trat er den an S weiten Rückweg an. BR Das Käuzchen, Steinkauz, Leichen- oder Todten Lei (Strix noctua), ſcheint im Gebiet nicht häufig zu ſein. Es bleibt auch i bei uns. Vor zwei Jahren, im Winter, wurde bei Gelegenhei einer 2 in der Zoſſen'er Forſt ein Käuzchen geſchoſſen. Es war dies das erſte d eif Exemplar, welches in meiner Nähe erlegt worden iſt. Be Der Zwergkauz (Strix Dasserina — Strix prgmacn) a age ein Pärchen. G5 leg fs Gier, nn, ener Forſt horſteten in dieſem Jahre 3 Paare. 8 Die Sumpf- oder Wieſen⸗Ohreule (Strix brachyotus) mit beweglichen ibüſcheln, iſt eine mit unter ziemlich häufig in hieſiger Gegend vorkommende art und einer der allernützlichſten Vögel. Leider geht ihre Brut durch die Mahd oft zu Grunde. — Wo viele Feldmäuſe ſind, wählt ſie auch ihren platz. — Die Eulen, mit Recht „geflügelte Katzen“ zu nennen, ſind zwar eg 1025 een angenagelt zu werden, — eine Mode, die auch in hiefiger jegend noch befteht, die aber eine Schmach für gefittete Menſchen ift, die jo mit ankbarkeit lohnen, auch keine MON und keine Erquickung für den Der 9 Raub⸗ dg e Kriekel⸗ oder Drillelſter (Lanius exeu- tor), von der Größe einer Singdroſſel, iſt allzuhäufig nicht vorhanden. Er hat igenes Revier. In dem Königlich Zoſſen'er Forſt ſollen in dieſem Jahre 4 den. nd überall maſſenhaft vorhanden und beſonders nach der Getreideerndte ſehr an Wegen und Landſtraßen anzutreffen. In der Regel ſetzt er ſich auf die nſpitzen und ſchlägt, wie der vorige, viel mit dem langen Schwanze. Er iſt, ( r faſt nur Kerbthiere frißt, ein nützlicher Vogel. Der alte Vogel, den man 0 gens nicht ſo häufig zu ſehen bekommt, hat eine ſchwarze Stirn, daher der e „ſchwarzſtirniger Würger“. Das Weibchen iſt ſperbergrau. Der ige Vogel hat keine ſchwarze Stirn, ſondern bloß durch die Augen einen warzen Strich. Er iſt kleiner als der große Raubwürger und ein wenig größer, als der rothköpfige Würger (Lanius rufus), der ebenfalls überall verbreitet d keinen Schaden bringt. Der rothrückige Würger, Neuntödter (Lanius collurio) iſt äußerſt eich vorhanden, aber ein ſchädlicher Vogel. Er fängt ſich mitunter in den en. Sein Neſt ſteht überall in Hecken, Dornbüſchen und Einzel-Feldgeſträuch. Ausnahme der Gräflich zu Solms-Baruther Forſten, woſelbſt auf Anordnung berförſters Conſtantin in Baruth die Würger, dieſe kleinſten Raubvögel, vor n Jahren abgeſchoſſen wurden, iſt eine Abnahme derſelben nirgends bemerf- geniſtet haben. Auf Bäumen an Landſtraßen habe ich ſein Neſt mehrmals 5 1 Der kleine Würger, Grauer Dickkopf (Lanius minor) iſt in hieſiger | ® a ee; bar. In den ah e Sörſten bat 975 Abſchteßen der ür gehabt, daß dieſe Vögel ſeitdem ſich dort etwas vermindert beben. Das jungen Würger wird als Delikaſſe verſpeiſt. Fünf Würgerarten, wie der Kl. Oberförfter Conſtantin in 1 behe ſind hier nicht. Die Veranlaſſung zu dieſer irrigen Annahme hat der k Würger (Lanius minor) gegeben, deſſen Weibchen und Junge anders ttf id als die Männchen und alten Vögel. 7 er häufig in den Dohnen gefangen und Feiner ſchmackha Fleiſhes n wegen Forſtbeamten vielfach geſchoſſen wird, ſeit einigen Jahren ungeheuer eh kommt bis in die Hausgärten der Dörfer. Be Der Nußheher, Tannenheher (Caryocatactes iN niſtet zwar | nicht, wurde aber früher im Herbſt mitunter in den Dohnen gefangen. In Schaaren von 30 — 40 Stück iſt er ſeit 40 Jahren in den Baruth'er Forſten zwei © mal geſehen worden. Seit 10 Jahren erſchien er nur äußert jelten und vereinze lt. In dieſem Jahre Anfangs Oktober zeigte er ſich wieder häufig in meiner Nähe, Mehrere dieſer Vögel wurden geſchoſſen. Dieſelben waren nicht kan und ha nur Miſtkäfer (G. stercorarius) gefreſſen. Die Elſter (Pica vulgaris) hat eher zu, als abgenommen, iſt wie e ehed n, eine Ziede unſerer Gärten und belebt die einſamen Dorfſtraßen. Als einen ge⸗ fährlichen Räuber kleiner Hühnchen und Entenküchelchen haben wir die Elſter bis 1 hier nicht kennen gelernt. 5 Der Kolkrabe (Corvus corax), der Vogel Apollo's, war als Brütevogel (7 nur ſehr vereinzelt in den größeren Forſten anzutreffen. Im Forſtreviere Sputen⸗ dorf bei Teupitz wurde vor etwa 6 Jahren das letzte dort niſtende Kolkrabenpaar aufgerieben. Bis dahin kamen nämlich alljährlich Berliner Herren mit Klettereiſen die mit Leichtigkeit die höchſten Bäume erſtiegen und Eier und Junge fortna j (nicht bloß der Kolkraben, ſondern auch anderer größerer Raubvögel.) Jenes K rabenpaar kam bis in die Nähe meines Wohnortes und habe ich daſſelbe Winter vor der Hausthür des Ziegeleibeſitzers Richter auf N Deep gi vielmals beobachtet. a Die Rabenkrähe (Corvus corone) mit ganz ſchwarzem, glanzloſem Geſt iſt nicht häufig niſtend hier anzutreffen. Auf Wunder bei Baruth, z. B. niſte ſtets nur 2 oder 3 Paare, dagegen in dem Königl. Zoſſener Forſt 1 Von g cher Größe iſt die Nebelkrähe, Kaufe (Corvus cornix). Dieſelbe niſtet maſſenh hieſiger Gegend und hat ſich ſehr vermehrt, trotzdem daß viele dieſer Vögel wurden — zum Theil von Hüteknaben. Im Juni d. J. — wn e krähe in e Küche abgeſetzt. Derſelben kann ich aber fein 1 9 ſtellen. Es war ein liftiger, frecher, heimtückiſcher Patron. Immerwährend li ſie mit den Augen und 1 als ob ſie jeden 1 W 1 n W * Die Saatkrähe, Nacktſchnabel e frugilegus) ein unbedingt nütz⸗ er Vogel, unterſcheidet ſich von der Rabenkrähe durch ihr purpurblau ſchwarzes, d und niſtet nur in größern Geſellſchaften beiſammen. Im Monat Juli d. J. en dieſe Vögel zu Hunderten auf einer Wieſe dicht neben dem Gräflich zu Solms⸗ aruther Schloſſe in Caſel bei Golßen und erfuhr ich, daß dieſelben im Forſt⸗ iere Caden, 2 Stunden von Caſel entfernt, ihre Niſtkolonie haben, aber von ı Berliner Jagdpächter D. vielfach geſtört werden. Auf jener Wieſe rückten rührten ſich dieſe Saatkrähen nicht; es ſchien, als ob ſie trauerten. Andere aatkrähen-Niftkolonien befinden ſich auf dem hohen Fläming z. B. bei Heinsdorf Niebendorf, in der Umgegend von Dahme und Jüterbog. Ganz in die Nähe nes Wohnortes kommen einzelne dieſer Vögel nur im Herbſt, im Winter auch die Straßen und Höfe unſerer Dörfer. Von einer Ab- oder Zunahme der atkrähen in hieſiger Gegend, läßt ſich nichts berichten. Die Dohle oder Thurmkrähe (Corvus monedula) liebt altes Gemäuer, lte Thürme und hohe Gebäude, auch hohle Bäume und niſtet geſellſchaftlich. Auf em Wunder bei Baruth niſteten in dieſem Jahre 3 oder 4 Paare in hohlen Bäumen. äufiger iſt die Dohle in Luckau. Auch in Jüterbog, Luckenwalde und Mittenwalde, ie in einzelnen Dörfern mit alten Kirchthürmen war ſie vorhanden. Da nun „wie z. B. in Jüterbog und Mittenwalde, die alten Stadtmauern mit ihren Herbſt erſcheint dieſer Vogel häufiger. Der Staar, Sprehe (Sturnus vulgaris) niſtet jährlich nur einmal und rt ſeine Jungen lange herum — bis ſie ſelbſtändig werden. Alte Pärchen Brachſtaare benutzen die Wohnungen der Maiſtaare. Erſtere brüten nämlich dann, wenn die Jungen der Maiſtaare bereits ausgeflogen ſind. Nach der rutzeit kommt der Staar aus den Wäldern, wo er am häufigſten niſtet, geſell⸗ haftlich in die Obſtgärten und auf Brachfelder und Viehtriften; Hütung und Un⸗ ſind ſein Lieblingsaufenthalt. Er findet hier, was er ſucht: Kleine Heu⸗ ken aller Art zu Milliarden und die mancherlei Plagegeiſter unſerer Weidethiere anz nach Wunſch. Bei den Schafen z. B. macht er mit ſeinem Schnabel die Wolle einander, um die Zecken zu erlangen. Den Hunden ſucht er in den Haaren um und zieht die Flöhe daraus hervor. Schlau iſt unſer Staar, aber auch lich in allen Stücken. Wer wüßte das nicht! Schaden an den Früchten unſe— Kirſchen⸗ und Pflaumenbäume in den Gärten macht er nur dann, wenn e nicht durch Vogelſcheuchen geſchützt find. Noch vor 15 — 20 Jahren, regel- | nach der Roggenernte, fand ſich der Staar in unüberſehbaren Schaaren auf der hieſigen, trockenen Feldmark ein. Wenn er in die Gärten einzog, jo genügten . 13 | hlen in hieſiger Gegend nicht conſtatiren und ſteht ſolche auch nicht zu erwarten. 1 en früher, als junge, daher man Maiſtaare und Brachſtaare unterſcheidet. endes Gefieder, iſt etwas kleiner als jene, hat einen merklich längeren und itzigeren Schnabel, der vom Bohren im Erdboden am Grunde pockig und ge Mengen, n wie damals. ehr, aber gefangen und getödtet werden auch nur wenige derſelben; it ihre heueren Schwärmen war. Vor 30 Jah ben hat noch kein Staar in Nüſtkaſten 973 ee brütet; es gab damals noch viele ſehr alte Bäume mit Höhlungen, die ihm beſſer geflelen Die Niſtkäſten haben unſere Staare erſt ſeit 8 bis 10 Jahren angenom- 2 men. Bei Baruth haben die Niſtſtaare abgenommen, obwohl alte hohle Bäume noch in Hülle und Fülle dort vorhanden ſind. Früher ſtanden aber dort viele ſehr alt Si — 90 bis 120 Jahre alte — Bäume und gerade ſolche ſehr alten Bäume mit ihren Höhlungen liebt der Staar über alles. Bei Teupitz iſt weder eine Abnahm | noch eine Zunnahme der Niftpaare zu verſpüren. Bei Golßen hat er ſehr zuge⸗ nommen. Einigen Schaden fügt der Staar unſern Seebeſitzern zu dadurch, daß er die Rohrſtengel umknickt, wenn er in großen Schwärmen im hohen Rohre 9 1 nachtet. 3 | Der Pirol (Oriolus galbula) hat ſich ſeit einigen Jahren im ganzen Ge- biete ſehr vermehrt, indem viele niſtende Pärchen in allen unſern Wäldern vor⸗ handen waren. In der Nähe von Sputendorf bei Teupitz, woſelbſt die Kiefern? waldung mit mancherlei Laubholz untermiſcht iſt, habe ich im Juni d. J. maſſenhaft dieſen Vogel angetroffen. Auf allen Straßen und Wegen, die ich ging, ſchwärmten Pirole umher, mitunter 5 — 8 Stück zuſammen. Der Pirol iſt ein ſcheuer Vogel. is Beſonders liebt er Waldränder und ſolche Fahrwege im gemischten Walde, die nur wenig Paſſanten haben und woſelbſt er nicht immerwährender Beunruhigung aus⸗ 1 geſetzt iſt. Ein ſolches Forſtrevier iſt Sputendorf bei Teupitz, und das begünſtigt außerordentlich ſeine Zunahme. Die tägliche und ſtündliche Geſellſchaft der vielen Frauen und Kinder mit Holzkiepen und Waldſtreuſäcken gefällt ihm nicht. Seines ſchönen Gefieders wegen wurde der Pirol häufig zum Ausſtopfen geſchoſſen. 3 Die Amſel, Schwarzdroſſel (Turdus merula) iſt die in hieſiger Gegen am häufigſten vorkommende Droſſelart. Die feuchten Plätze mit Wieſen und Waſſer, ſowie das vielfach vorhandene dichte und düſtere Laub- und Nadelholzgebüſch hat zu ihrer Vermehrung ſehr viel beigetragen. Dazu iſt ihr Neſt, das meiſt nur im dichten Gebüſch, zuweilen auch auf der Erde ſteht, ſchwer aufzufinden. Der Voge ſelbſt iſt äußerſt ſcheu. Nur bei Sonnenuntergang, wenn die andern Vögel längf der Ruhe pflegten, ſah ich ihn einſam und vorſichtig auf den Geſtellen hüpfen; . verſchwand aber ſtets im Nu im Dickicht, wenn er mich gewahrte — oft ſchon i Entfernung von 2— 300 Schritten. In den dichten Kiefern-Schonungen der H Zoſſener Haide mögen vor 2 Jahren 30 — 40 Paar Schwarzdroſſeln gebrütet h gleichwohl ließ ſich nur ſelten einer dieſer Vögel blicken, ſowie ich auch nicht ı Neſt derſelben auffinden konnte. In den 5 fängt ſich die Sr | ſehr vereinzelt. 155 8 Die Sing- oder Zippdroſſel di musicus) brütet häufig in un Wäldern und ift die Droſſelart, welche ſich ene und am n meiflen in dei Dohnen fängt. „ lid He | 5 8 1 Ziemer (Turdus pilaris) brütet z. B. bei Soffen ge; jedoch häufig niemals. Die Schild- oder Ringamſel (Turdus „„ niſtet in unſern Wäl⸗ n ausnahmsweiſe. Sie fängt ſich mitunter in den Dohnen. Mit Ausnahme der Amſel oder Schwarzdroſſel find alle Droſſelarten in der nahme begriffen. Die Urſache dieſer Abnahme iſt mannigfacher Art. Die meiſte Schuld wird den Eiſenbahnen, beſonders den ruſſiſchen, zugeſchrieben. In Rußland war vor 20 bis 30 Jahren die Jägerei noch nicht in der Weiſe vorgeſchritten, als jetzt. Die ruſſiſchen Jäger verſtanden damals nicht, die Krammetsvögel (Droſſeln) fangen. Dazu konnten dieſe Vögel dort auch gar nicht verwerthet werden, weil © eben noch an Eiſenbahnen mangelte, vermittelſt welcher man fie hätte weiter transportiren können. Jetzt iſt das anders. Bei weitem die meiſten Droſſeln brüten in Rußland, büßen aber auch ſchon dort ihr Leben ein, theils in den Doh⸗ nen, theils in Vogelheerden. Im Verhältniß zu früher können alſo jetzt nur noch wenig Droſſeln aus den ruſſiſchen Wäldern die Wanderung in unſere Wälder unter⸗ men — und das Dohnenſtellen bei uns belohnt kaum noch die Mühe. Hierzu Beiſpiel. Im Forſtbezirk Damm bei Wendiſch-Buchholz (Oberförſterei Klein⸗ Waſſerburg) wurden bis vor etwa 30 Jahren Droſſeln im Vogelheerde täglich ; kiepenweiſe gefangen. Der damalige Oberförſter geſtattete den Leuten Vogel⸗ heerde anzulegen. Jeder, wer einen ſolchen anlegte, hatte dem Oberförſter 6— 8 2 tzend Krammetsvögel zu liefern; alle übrigen behielt jeder für ſich und ver— er ıfte ſie. Seitdem nun aber die Eiſenbahnen in Rußland exiſtiren und die ruſſiche Jägerei den Droſſelfang gelernt hat, werden in dem beſagten Forſtbe⸗ zirk Damm nur noch einzelne Droſſeln gefangen. Andere Urſachen der Droſſeln⸗ nahme ſind ſodann im eigenen Vaterlande zu ſuchen. Bis auf den heutigen g hat man auch hier nicht unterlaſſen, Dohnenſtiege und Vogelheerde anzulegen, Droſſeln zu fangen. Die Zahl der Forſtbeamten, die überhaupt gar keine Droſſeln mehr fangen, iſt verſchwindend klein. Die Hauptſchuld der Abnahme der üte⸗ Droſſeln t bei uns ſoll das Jahr 1848 5 haben. Man ſagt, das 9 i Bee Menſchen wären eben noch nicht reif für die Freiheit geweſen und 3 nicht bloß ic) au) Anderen geſchadet, ſondern auch dem Vogelſtande. De n men. Jetzt aber würden die Nester zerſtört und wenn dieſelben mit Anfippeln von den Bäumen und Sträuchern geſchlagen werder ſollten. Was ſpeciell die Bi anbetrifft, jo brüten die meiſten Droſſelarten an Wegen und ihre Neſter * a 19” ch häufig. An andern Orten iſt fie ee Sie erſcheint mehr auf W 9 Das bloße Eier-Ausnehmen ſchadet den Droſſeln, wie berhaſ den e ſtande, weniger. Es liegt in der Natur des Vogels, ſich ein neues Neſt zu bau wenn ihm die erſte Brut genommen oder zerſtört worden iſt. Der Wanderfalk gar, der nur ein Mal brütet, legt zum zweiten und dritten Male, wenn ihm Eier weggenommen werden. Unſere Haushühner dagegen würden nur zwei l f machen, wenn ihnen die Eier gelaſſen würden. ie Der Seidenſchwanz (Bombyeilla garrula) niſtet bei uns nicht, esche 5 aber früher in großer Menge. Es wurden z. B. vor etwa 30 Jahren in dem ſchor genannten Forſtreviere Damm im Unter-Spreewalde an jedem Morgen im Herbfti einige Kiepen voll dieſer Vögel gefangen. Zu Tauſenden wurde damals der Seiden ſchwanz auch in den Baruther Forſtrevieren gefangen. Jetzt kommt er ſelten i unſere Gegend. Gefangen wird hier, wie dort keiner mehr: das Nichterſcheinet dieſes Vogels verſchulden ebenfalls die Eiſenbahnen und die ruſſiſchen Jäger. Nu im Winter 1877 ſah Förſter Anders in Caſel bei Golßen ausnahmsweiſe wie Heerden von 60 bis 70 Stück dieſer Vögel. | Der Eisvogel (Alcedo ispida) iſt mehr im Winter hier, brütet jedoch a einzeln an unſeren Seeen, Teichen und in Gräben. Seines ſchönen Ausſehe wegen wurde er häufig zum Ausſtopfen geſchoſſen, daher eine Sue deſſelb nicht wahrgenommen wird. 3 Die Mandelkrähe, Blaurake (Coracias garrula) ift ſic in ihrem Be ſtande ziemlich gleich geblieben. Wie der Staar liebt auch dieſer Vogel recht al Holz. Weil man wie z. B. in den Baruther Forſten die Bäume nicht mehr ſo alt werden läßt, iſt die Mandelkrähe auch nicht mehr ſo häufig, wie vormals, dort v handen. In der Zoſſener Haide, woſelbſt in früheren Jahren gewöhnlich ein 2 Paar dieſer Vögel brüteten, iſt fie als Brütevogel in den letzten Jahren gm nicht vorhanden geweſen; es fehlen ihr hier jetzt die paſſenden hohlen Bäun Im Forſtbezirk Caſel bei Golßen brüteten in dieſem Jahre 3 Paare. 31 den Seltenheiten gehört die ſchöne, aber ſcheue Mandelkrähe im Gebiete dennoch kei wegs. Ihres ſchönen Gefieders wegen wurde fie zum Ausſtopfen oft geſcht Der Wiedehopf (Upupa epops) iſt in unſerer Gegend ſehr zahle handen. Am liebſten bezieht er alte hohle Weiden und Birnbäume au Wenn ihm die paſſenden Baumhöhlen fehlen, ſo weiß er ſich zu helfen; dann ſein Neſt in Steinhaufen an, die ja auf Feldern vielfach ſtehen. Zu ſtopfen wurde er häufig geſchoſſen. Eine Abnahme dieſes Vogels iſt ede bemerkbar. 5 | Der Kukuk (Cuculus 3997050 iſt überall vorhanden and nirg Seltenheit. In ſeinem d 5 er ſich 5 sole? 5 „ Kachtſchwalbe, Regenmelker (heren opgenn hat fi n Flügel wegen, ſchwer wieder auffliegen. In dieſer Situation hat Förſter en wie er ſagt, oftmals Mauerſchwalben ergriffen. Eine Abnahme der ie Uferſ chwalbe (Cotyle 1 niſtet zu vielen Poaten beiſammen in n Lehmbergen der Ziegeleien in der Umgegend von Zoſſen, in einer Lehmgrube n Zeſch bei Baruth ſowie, in einem Sandberge am Teupitz-See. Letztgenannte blonie wird leider von Berliner jungen Herren oft geſtört, indem dieſe ſich das 8 erhebliche Vermehrung der Uferſchwalben iſt gerade nicht zu conſtatirrn. Die Hausſchwalbe, Fenſter-, Dach-, Mehlſchwalbe (Chelidon urbica Hirundo urbica) ift meiſt allerwärts maſſenhaft anzutreffen. | Die Rauchſchwalbe, Stachel-, Blut-, Stallſchwalbe (Ceeropis rusti- — Hirundo rustica) iſt zwar überall gemein, aber nirgends in ſolchen Maſſen anden, wie die vorige. Ihr Frühjahrs-Geſang klingt ſehr lieblich. Eine Ab- me letztgenannter beider Schwalbenarten iſt nicht bemerkbar. Die Vermehrung hochnützlichen Schwalben würde ins Unglaubliche gehen, wenn nicht ſo viele ühwilliges Ausſtoßen derſelben Seitens nichtſchulpflichtiger Kinder, zu Grunde ngen und wenn die Italiener und Halloren den Fang der Schwalben zum Ver⸗ eiſen nicht betreiben würden. Man ſollte lieber die Schwalben hegen und ſie im Neſtbau durch Anbringen von Leiſten und Brettchen unterſtützen. iſt in Wäldern und Gärten meiſt überall in recht erfreulicher Anzahl vor: Der ſchwarzgraue Fliegenſchnäpper (Musicapa atricapilla — M. lue- a) niſtet am liebſten in Aſtlöchern alter Bäume und iſt faſt ausſchließlich nur 5 aruth, Golßen und Zoſſen. Sehr oft fängt er ſich in Sprenkeln, die 5 ſtellen. 55 Acgeenger Si 1 1 Da . faſt gleich den Binter und im Sommer anzutreffen. Sein Neſt iſt ſchwer aufzufinden. Oft wird Schuppen und Ställen gefangen. In der Gefangenſchaft ängſtigt er ſich je— en u häufig ift fe in den Zoſſener 7 und im der Orten maſſenhaft 1 ſo 5 B. in Jüterbog, woſelbſt ihre 85 lonien vorherrſchend in den alten Thürmen der Hauptkirche ſtehen. Auch it Bäumen niſtet. Thurmſchwalben, die ſich auf die Erde ſetzen, können, ihren 1 ergnügen machen, nach den kleinen, harmloſen Vögelchen im Fluge zu ſchießen. 4 Zaunkönig, Jaunſchlupfer (Troglodytes parvulus) iſt überall im uten derſelben, theils durch unverſchuldetes Herabfallen der Neſter, theils durch 85 : Der gefleckte Fliegenfänger, Grauer Fliegenſchnäpper (Musieapa | doch in der Regel bald zu Tode. Sein Beſtund 15 fi nicht eben, 1 8 auch nicht geſunken zu ſein. N Das Winter⸗Goldhähnchen (Regulus eristatus — R. Aavicapillus) niſtet hier nicht, durchſtreift aber im Winter, vereint mit Tannen: und Haubenmeiſen, nebſt Baumläufern, ſchaarenweiſe unſere Wälder. ie! Das Sommer-Goldhähnchen, Feuerköpfiges Goldhähnchen (Regu- lus ignicapillus), unſer kleinſter Vogel, kommt im Herbſt und Frühjahr oft in unſere Gärten. So häufig, wie das vorige, iſt es nicht. Einzelne Pärchen ſind auch im Sommer bei uns und ſollen hier niſten. Von den mir bekannten Forſt⸗ beamten hat noch keiner ein Goldhähnchenneſt aufgefunden. Die niedlichen Eierchen dieſes Vogels find einfach blaß fleiſchfarben und koſten im Handel pro Stück 1 W Eine Zunahme der Goldhähnchen hat nicht ſtattgefunden. Die Kohlmeiſe (Parus major), ein ſehr zudringlicher Vogel, 95 in Gärten ; und Wäldern überall ſehr zahlreich vorhanden ift, hat eher zu-, als abgenommen. ; Ueberaus anziehend und lieblich klingt der einfache Geſang der Kohlmeiſe im Frühjahre. 3 Die Tannenmeiſe, Kreuzmeiſe, Kleine Kohlmeiſe (Parus ater), hen 4 allernützlichſte Vogel im Nadelwalde, ift Zug- und Strichvogel, liebt beſonders die 9 Geſellſchaft der Goldhähnchen, iſt auch ſo dreiſt und keck wie dieſe, niſtet in Baum: BE und Erdlöchern und iſt ungefähr in demſelben Maße vorhanden wie 4 die Blaumeife (Parus coeruleus), die meift hoch auf Bäumen, z. B. in alten hohlen Eichen, niſtet. 1 Die Haubenmeiſe, Meiſenkönig (Parus eristatus) ift etwas ſeltener und 1 niſtet auch in verlaſſenen Krähen- und Eichhörnchenneſtern. Noch ſpärlicher it 4 die Schwanzmeiſe (Parus caudatus), unſere kleinſte Meiſenart, vorhanden, die ihres hübſchen, beutelfürmigen Neſtes wegen, das fie baut, fälſchlich auch Beutel⸗ meiſe genannt wird. Ihr Neſtchen wird nicht oft aufgefunden. In dieſem 91 fand es z. B. Förſter Anders in ſeinem Reviere Caſel bei Golßen nur einmal 1 mit Eiern. { Die Sumpfmeiſe, Stammmeiſe (Parus palustris) liebt Sumpf an Waser | und baut gar zu gern ihr eirundes Neſt, welches den Eingang an der Seite hat, | im Wachholdergeſträuch der Sümpfe und Ellernbrüche. Da aber im Gebiete die Sümpfe vielfach trocken gelegt wurden und das Wachholdergeſträuch darin ausge⸗ | rottet worden iſt, jo konnte die Sumpfmeiſe in hieſiger Umgegend ſich weder 15 mehren, noch auf gleicher Höhe ihres Beſtandes erhalten. Bei den andern Meiſearten iſt eine Abnahme nicht beiter Man beobachtet, daß die Meiſen von raupenarmen Gegenden aus⸗, und in raupenr Gegenden einwandern. So waren z. B. dieſe Vögel vor 6 — 8 Jahren in Baruth'er Forſten faſt verſchwunden und fanden ſich erſt 1876 und 1877 reie li wieder ein. In den Zoſſener Forſten dagegen, woſelbſt in jenen Jahren Raupe fraß war, hatten ſich die Meiſen in Menge angeſammelt. u 5 Barut Tage. N Maße in unſern Wäldern und Baumgärten vorhanden. 5 ‚Der Mittelbuntſpecht, Weißſpecht (Picus medius) iſt etwas Jaht Der große Buntſpecht (Picus major) iſt die am häufigſten hier vorkom⸗ 8 nde Spechtart. Eine Abnahme der vorgenannten 3 Spechtarten iſt nicht zu zeichnen. 5 Der Gr auſpecht (Picus canus) ſtreicht im Herbſt und Winter umher und gehört zu den nicht häufig hier brütenden Vögeln. Er iſt etwas kleiner, als der Grünſpecht (Picus viridis), deſſen Lieblingsſpeiſe Ameiſen und deren ppen ſind. Derſelbe ſcheint ſich vermehrt zu haben und iſt nirgends eine ltenheit. Im Forſtreviere Wunder bei Baruth und Sputendorf bei Teupitz niſten ährlich etwa 4 Paare dieſer Vögel. In der Gegend von Zoſſen wurden früher die jungen Grünſpechte zum Verſpeiſen aufgeſucht. Der Schwarzſpecht (Ficus martius) hat in einzelnen Revieren ab⸗, in anderen dagegen zugenommen. Auf Wunder bei Baruth niſtete in dieſem Jahre 5 nur 1 Paar, während in den Vorjahren 2 und auch 3 Niſtpaare vorhanden waren. In den größern Forſtbezirken waren einzelne Paare immer vorhanden. Gleichwohl war es mir nicht möglich, vor einigen 20 Jahren nur einen dieſer Vögel aufzu⸗ treiben, jo gern ich einen ſolchen für den Herrn v. Seyffertitz auf W. Ahlsdorf Thaler Schußgeld bot, bekam ich bald 2 Exemplare. Vor 2 Jahren erhielt ich 3 öne Exemplare, von welchen ich präparirt noch zwei beſitze. Im vorigen Herbſt trieben ſich in der Nähe von Zehrensdorf, im Stangenholze des ſehr kleinen Forſt⸗ bezirks Sorge, neben der Straße Zoſſen⸗ Fa 7 oder 8 Schwarzſpechte zu gleicher Zeit umher. Spechte könnten allerdings in hieſiger Gegend noch bedeutend mehr vorhanden n, denn an hohlen Bäumen mangelt es nicht: in den Baruth'er Forſten nament⸗ ſind hohle Bäume in Hülle und Fülle vorhanden! Es iſt die Pflicht der Forſt⸗ BR beamten, die Spechte, deren eigentliches Gewerbe ja ebenfalls der Forſtſchutz iſt, überall zu ſchonen. Der Wendehals (Vunx torquilla) lebt in Feldhölzern, Gärten und Wein⸗ bergen. Häufig iſt er nicht, obwohl er hier nicht unter Wohnungsmangel zu leiden hat. Eine Zunahme des Wendehalſes läßt ſich nicht nachweiſen. . Die Nachtigallen (Lusciola luscinia — Luseinia vera) ſcheinen in 4 ihrem Beſtande immerwährenden Schwankungen unterworfen zu ſein. Bald ſind n mehr, bald weniger anzutreffen. Auf Wunder bei Baruth niſteten z. B. in dieſem Jahre nur 2 Paare, während früher mitunter 5 und 6 Paare dieſer herrlichen beer dort vorhanden waren. Im Forſtrevier Sputendorf bei Teupitz, woſelbſt ets mindeſtens 9 Paar Nachtigallen niſteten, iſt ſeit 2 Jahren kein einziges Pärchen 5 kleine Buntſpecht, Grasſpecht (Picus minor) iſt nur in beſcheidenem beſchafft hätte, der mich wiederholt darum gebeten hatte. Bald jedoch erweiterte ” ; ich der Kreis meiner Förſterbekanntſchaft, und als ich für ein Exemplar einen nun Menge vorhanden. Wo Nachtigallen aufkommen ſollen, müſſen namentl vernichtet. 1 = cola rubicola) wurde äußerſt . im Gebiete anten 5 vorhanden. Ihr Verſchwinden bork iſt räthſelhaft. Bei | Golßen, 15 Caſel und im Gräflich zu Solms-Baruth'er Luſtgarten daſelbſt, fir und Füchſe beſeitigt werden, denn die jungen Nachtigallen haben, wie die Zaungrasmücken, die Eigenheit, ſchon aus dem Neſte zu ſchlüpfen, noch eh fliegen können und werden dann um ſo leichter von jenen Raubthieren erbeute | Die Gartengrasmüde (Sylvia hortensis) ift überall in Heden, Feldhböl u Gärten vorhanden und niftet gern in der Nähe menschlicher Wohnungen. Alte Vögel und deren Bruten werden in Gärten häufig eine Beute der Katzen. Wenn : die Katzen von den Gärten nicht fern gehalten werden, kann ſich De Wg in ſeinem Beſtande nicht halten. ig | Die Dorngrasmücke (Sylvia einerea) baut am liebſten in dichtes Some 1 gebüſch nahe über dem Erdboden. Sie iſt überall verbreitet, will aber von der Nähe des Menſchen nichts wiſſen. In ihrem Beſtande iſt ſie ſich m 8 5 gleich geblieben. 4 Die Sperber-Grasmücke (Sylvia nisoria) iſt im Laubgebüſch heimisch und | feine Seltenheit; jedoch nicht jo verbreitet wie die vorige und folgende. I 3 Der Plattenmönch, Schwarzkopf (Sylvia atricapilla) liebt kleine Laub⸗ = hölzer und Gebüſche, woſelbſt er mittelmäßig ſtark vertreten ift. f 1 Die Klappergrasmücke, Müllerchen, Zaungrasmücke (Sylvia curruca) läßt ſich im Neſtbau leicht ſtören und verläßt ſogar ihre Brut, wenn Jemand die 4 jelbe angerührt hat. In Hecken und Gebüſchen iſt fie ziemlich häufig und man findet hier viele angefangene Neſtbauten dieſes Vogels. Sie iſt ſich, wie die beiden vorigen Grasmückenarten, in ihrem Beſtande meiſtentheils gleich geblieben. An 3 Feldgebüſch und Dorngeſträuch ift ja im Gebiete nirgends Mangel. 0 Das Hausrothſchwänzchen, Hausröthling (Ruticilla tithys — Mots Be eilla erithacus), welches an Häuſern und altem Gemäuer niftet, und rein aße Eier legt, iſt 1 eben ſo häufig e wie | und rein blau- oder apfelgrüne Eier legt. Eine Zunahme der —— ſich nicht nachweiſen. Viele Bruten dieſer Vögel werden von Kindern und u Der Steinpider, Steinſchmätzer, Weißkehlchen (Saxicola N: le iſt überall ſehr gemein. Eine Abnahme dieſes Vogels iſt nicht bemerkbar, ob Häufig ner es niſtet an der Erde auf an Wieſen mit buschigen ; liebt bergige Orte und legt blaugrüne Eier. Frauen und Kinder, die Gr nehmen die hübſchen Eier in der Regel weg, wenn ſie ſolche finde ſich das Kohlvögelchen im Gebiete durchaus nicht. Das Schwarzkehlchen, Schwarzkehliger aueleanga N ) bergiger Orte, ſowie Wee mit b Wiesen. Sein Neſt ſteht 5 Das Blaukehlchen, Waſſernachtigall (Lusciola sueeica — Cyanecula ißt und ſelten anzutreffen iſt. Förſter Anders in Caſel bei Golßen fand in dieſem ahre nur ein niſtendes Pärchen in ſeinem Reviere. Die Eier ſind blaßgrünlich koſtet eins derſelben im Handel 2 Mark. In den Gebüſchen bei Golßen und bt jedoch ein ſchweres Stück Arbeit; man kommt eben nur einmal durch Zufall . Ueber Ab⸗ und Zunehmen 1 Vögel läßt ſich nicht berichten. Iltiſſe und ſel ſind ihre Hauptfeinde. Das Rothkehlchen, Rothbrüſtchen (Erythacus rubecula) iſt überall ver- tet und beſonders im Herbſt maſſenhaft vorhanden. Es niſtet meiſt im dichten de in Erd⸗ und Baumlöchern, ſowie in Steinritzen, daher ſein Neſt ebenfalls t nur zufällig aufgefunden wird. Tauſende von Rothkehlchen fangen ſich im bſt in Sprenkeln und Dohnen; aber merkwürdig! in jedem Herbſte ſind neue aaren vorhanden. Die unſcheinbaren Rothkehlchen treiben ihr beſcheidenes Weſen ihr rühmliches Handwerk im Stillen und Verborgenen: im Unterholze dichter onungen. Bei weitem die allermeiſten dieſer niedlichen Thierchen entgehen unſern en und wir möchten ſehr irren, wenn wir die wirklich vorhandenen Pärchen der nur zufällig geſehenen Zahl der einzelnen Vögel oder der eben ſo ücke, Baſtardnachtigall (Hypolais vulgaris — H. ieterina — Ficedula polais) iſt ein wohlbekannter, unermüdlicher Sänger, der zu ſeinem Neſtbau am ſten ſchattiges, hohes Fliedergeſträuch, oft in der Nähe der Scheunen, Ställe, ſeburg, iſt er hier nicht. An ſandigen Orten, wie z. B. in Zehrensdorf, fehlt änzlich. Eine Zunahme dieſes Vogels kann ich nicht beſtätigen. Der Waldlaubſänger, Grüne Laubvogel (Phyllopneuste sibilatrix) 2 am Kiebiien im dichten Nadelwalde nahe am Erdboden, iſt merklich kleiner auf der Erde und enthält un weiße Eier. Ich ſelbſt habe ſein Neſt © | 50 niſtet verſteckt im Gebüſch entweder auf dem Erdboden oder in der Nähe en, ſowie es auch ſelbſt hauptſächlich im Verborgenen lebt, fi wenig ſehen er uth mögen die Blaukehlchen zwar häufiger niſten, das Aufſuchen ihrer Neſter Der Gartenlaubvogel, Sprachmeiſter, Spottvogel, Gelbe Gras- acköfen, — jedoch auch im Elſengeſträuch wählt. So häufig, wie z. B. im Reg.-Bez. llig aufgefundenen Neſter derſelben bemeſſen wollten. Es iſt gewiß, daß die e häufig hier niſten. Ueber Ab- oder Zunahme derſelben läßt ſich ſchwer fall ziemlich häufig anzutreffen. Von einer Zu- oder Abnahme dieſer Vögel = e 3 ich nichts zu ſagen. Wieſel und Iltiſſe rauben häufig ihre Bruten. IV. Den Schutz der Vögel in der Winterzeit. graſe und Haidekraute an ar Erde oder in dem mit Ionen nn wachſenem Unterholze, nahe der Erde, niſten, find in den ſogenannten Bauernforfi N nirgends jo zahlreich vorhanden, als in den Königlichen Waldungen. In den Bauernforſten ſind dieſe Vögel durch Hüteknaben und Weidethiere viel zu großer f Beunruhigung ausgeſetzt und ſie gehen außerdem und regelmäßig auch ihrer Brüte⸗ plätze und ihrer Nahrung ſehr bald verluſtig, indem die Bauern und kleinen Guts⸗ beſitzer nicht früh genug dem Walde Nutzen abgewinnen können; kaum ſind die Kiefern⸗Schonungen zu Manneshöhe herangewachſen, ſo wird auch ſchon das Durch⸗ 8 forſtungsgeſchäft vorgenommen, das Unterholz ausgehauen und Waldſtreu und Haidekraut weggeholt, wodurch die Inſekten, die ſich in dieſem Schutze halten und jenen Vögeln zur Nahrung e ihrer Exiſtenz beraubt werden. Gortſezung hast) f > Kleinere Mittheilungen. „ x 7 Ein „jugendlicher Vogelſchutzverein“ im Elſaß. Von unſerm Vereins. mitgliede dem Director der Kaiſerl. Obſtbaumſchule Grafenburg, Herrn Göthe er⸗ halten wir das nachſtehend abgedruckte Statut eines von dem Lehrer 1 a Hambach im Elſaß gegründeten „jugendlichen Vogelſchutz-Vereins“: 8 1 Jugendlicher Vogelſchutzverein zu Hambach. 1 Motto: „Schützet die Vögel“. Statuten des Vereins. ER | 2 Der Verein bezweckt: I. Die Erhaltung der Vogelneſter. 8 II. Die Ermittlung verbotener zum Fangen der Vögel dienenden 1 Netze, Leimruthen Schlingen x. 3 III. Die Unterhaltung und Bewahrung der Vogelnefter zur Zeit des Auebritens und Aetzens. V. Die Vernichtung der dem Ackerbau ſchädlichen Thiere“) und netten. Zur Ausführung gelten folgende Beſtimmungen: 1 Der Verein 125 unter der Aufſicht des Haunt der nem zu Hambach. Anm d. Red.: Dieſe Beſtimmung ſcheint uns in erziehlicher Hinſicht doch n Bedenken zu ſein. Die Statuten eines in Helſingfors — der Hauptſtadt von Finn Jahre 1870 gegründeten ähnlichen Vereins enthielten in § 1 das Gelöbniß: „Wir n Thier, es habe Namen, wie es wolle, ohne Noth mißhandeln oder plagen“. 11 der ſchädlichen Thiere können leicht Grauſamkeiten mitunterlaufen. neſter der Gemeinde aufzuſuchen“), um dadurch die Bewahrung derſelben befjer führen zu können. Dies geſchieht unter Leitung von vier dazu gewählten Mit⸗ edern, die ein genaues Verzeichniß darüber führen. 4. Das Mitglied, welches ſich gegen obige Statuten auf irgend eine Weiſe rgeht, wird zum erſten Male in Gegenwart aller Kameraden ernſtlich getadelt d ermahnt; zum zweiten Male aber aus dem Vereine ausgeſchloſſen. 5. Jedes Mitglied erhält bei der Aufnahme eine Karte mit dem Abdruck Statuten. 6. Vom 1. April an bis zum 1. November jeden Jahres findet Sonntags werden dort die Berichte ſeitens der Mitglieder über ihre Thätigkeit erſtattet Thiere und Inſekten ertheilt. 7. Am Jahresſchluß werden den eifrigſten Mitgliedern Belohnungen, beſtehend ertheilt. Zu dieſem Zwecke bittet der Verein die Freude des Ackerbaues um Gaben zur Beſchaffung der Preiſe. er 8. Die Statuten werden der en der Behörde unterbreitet. Alſo gemacht zu Hambach, am Donnerſtag, 29. November 1877. e die Unterſchriften von 70 Schülern der Oberklaſſe. Genehmigt: neh, den 19, Sanuar 1878, Der Präſident von Lothringen. Für richtige Abſchrift: Hambach, den 15. Sept. 1878. Der Vorſtand: gez. Becker, Lehrer. tung der Zebrafinken“, in Nr. S und 9 der Monatsfchrift, erlaube ich mir weiter mitzutheilen, daß ich in der Zebrafinkenzucht, ſeitdem ich die Wellenſittiche und grauköpfigen Inſeparables entfernte, mehr Glück habe, indem ich vor einigen Tagen | die Freude erlebte, daß die Jungen der zweiten Brut und zwar 6 an der Zahl das Neſt verließen und ſich jetzt ſehr wohl befinden, während die Alten zur dritten gen haben. Wagner, Major. AZ3Baur Frage der Mäuſevertilgung. Bei der großen Wichtigkeit, welche die Beſeitigung der Mäuſevergiftung auch für den Vogelſchutz hat, theilen wir nachſtehend 4 9) Anm. d. Red.: Auch dieſe Beſtimmung iſt infofern nicht ohne Bedenken, als leicht durch das „Aufſuchen“ und die „Bewahrung“ der Neſter ſeitens der Schulkinder die Vögel in ihrem A Brutgeſchäft geſtört werden können, ſo daß dann alſo gerade das erreicht wird, was vermieden werden ſoll. von 12 bis 1 Nachmittags eine Verſammlung der Mitglieder in der Schule ſtatt, und etwa nöthige Maßregeln verabredet und Belehrung hinſichtlich der ſchädlichen Zur Zebrafinkenzucht. Bezugnehmend auf meine Mittheilung über „ Züch⸗ Brut Anſtalt machen, da ſie bereits neues Baumaterial in das Brutkäſtchen getra- 3. Im Frühling und e muß ſich 1795 Mitglied befleißigen, die Vogel⸗ 5 | in auf Ackerbau bezüglichen Büchern, Bildern ꝛc., in Gegenwart der Ortsbehörde Herrn Prof. Liebe in Gera über die Hohenheimer Fallen 0 ve ch Güte des letztgenannten Herrn verdanken: „Die Fallen habe ich von? 5 e briefliche Ditkhefung des Herrn Barmen na ters Stur ufs kurzen Holzröhre und einer Feder nebſt Ring aus Kupferdraht; der Ring ird 5 einen Zwirnsfaden in die Röhre niedergebunden und die Falle, ſo aufgeſtellt, mi der einen Oeffnung in ein gangbares Mauſeloch geſteckt, ohne irgend eine Lockſpe 9 oder dergl. zu verwenden. Ein Schuljunge kann 40 — 50 folder Fallen bequ beaufſichtigen. Nachdem die Fallen aufgeſtellt, gehet er ruhig dieſelben durch u fieht an der in die Höhe geſprungenen Feder, wo ſich etwas gefangen, nimmt Maus heraus und ſtellt die Falle wieder auf u. ſ. f. Auf dieſe Weiſe hat Junge im Anfange, wo es mehr Mäuſe gab, in e Nachmittag 1 Nun bin ich zwar die Mäuſe auf fraglichen Grundstücken immer noch nit los und muß der Fang noch fortgeſetzt werden; doch ſieht man die leeren Flecke in der Saat nach und nach einzelner werden md habe ich wenigſtens die Gewißheit = jo und fo viel Stück Mäuſe wirklich, ohne irgend mir Schaden zu thun, vertilgt zu 4 haben. Ob ich durch Vergiften der Felder mehr erreicht haben würde, kann ich nicht beurtheilen, da ich dieſen Herbſt gar kein Gift angewandt habe und man auch nie annährend wiſſen kann, wie viele Mäuſe wirklich geſtorben find. Jeden Falles iſt das Vergiften, zumal mit den beliebten Phosphorpillen, viel theurer, da ſich die Koſten pro Morgen mit Tagelohn und Gift nicht unter 2 7 ſtellen werden und außerdem doch nie ganz gefahrlos. f Auch meine ich, ſpricht ſehr gegen das Vergiften, daß dadurch zugleich auch alle natürlichen Feinde der Maus zu Grunde gehen müſſen und in nächſter Zukunft N um der Vermehrung der Mäuſe Einhalt zu thun! ). . 5 Ein merkwürdiges Ei der Hausente (Anas boschas dom.) wurde mir im Mai d. J. überbracht. Es war von gelblich weißer Farbe, aber ohne den gewöhn⸗ lichen Fettglanz und 1555 eine grobkörnige, rauh 191 81 Schaale. 10 be übe und ließ ſich abheben. Das wäre nun an und für ſich nichts Ven 8 wenn nicht durch ein ſchmales häutiges Band mit ihm ein Fleiſchklumper Wallnußgröße verbunden geweſen wäre, welcher ſich ohne Weiteres aus dei herausziehen ließ. Uebrigens enthielt das Ei, wie jedes andere friſche Ei, C und Dotter in vollſtändiger Menge und zeigte beim N 44 mm. 6 66 mm. großen Durchmeſſer. 8 5 ) Anm. d. Red.: Es it dies auch vollſtändig unſere Anſicht. Außer d. den Fall das al der Mäuſe 3 dem Pfluge als ein ſehr wirkſames nn nden pfl an, hielt defſelben aber, Fe er ſich hart, etwa wie eine nniere, anfühlte, für ein maſſives Fleiſchſtück. Nach mehreren Wochen fand doch bei der Section, daß unter feiner dicken mit Venen und Arterien durch- en Haut ein gelbes Eidotter ſich befand, welches, durch den Spiritus conſiſtent geworden, ſich zerſchneiden ließ. Ich hatte alſo nicht bloß ein gewöhnliches Doppelei nit 2 Dottern vor mir gehabt, ſondern ein Ei im Andern, von denen jedoch das Innere ohne Eiweiß und Kalkſchaale nur mit dicker, fleiſchiger Haut umgeben war. Man hat mir ſchon öfter von hartſchaaligen Hühnereiern erzählt, die in anderen, größeren enthalten geweſen ſeien; ich muß jedoch ihre Exiſtenz bezweifeln, ich mir ihre Bildung nicht erklären kann.“) Möge man doch mehr darauf achten. nun durch die Hände der vielen Mitglieder unſeres Vereins alljährlich auch le Eier gehen, bitte ich dieſem Gegenſtande fortan die Aufmerkſamkeit gütigſt wenden zu wollen und mir, falls ihnen etwa ein derartiger Fall vorkommen ſollte, ſchricht darüber zu geben beziehungsweiſe das merkwürdige Object zu überſenden. Kamentlich richte ich dieſe Bitte an die Herren Landwirthe, welche eine große Feder— hzucht treiben. W. Thienemann. . r bei Zeitz, 15. November 1878. Notiz für Geſlügelliebhaber 2 Für die Geflügelliebhaber unter unſern Mitgliedern wird es von Intereſſe ein, von dem neueſten Preisverzeichniß des bekannten Geflügel⸗Importeurs H. Marten er von einer Reiſe nach England zurückgekehrt war, erbat ich mir ein Preis⸗ erzeichniß der zur Zeit vorräthigen Hühner und Enten und theile daſſelbe nach— tehend mit. Die in Klammern beigefügte Zahl bezeichnet den Jahrgang, die Zahl inter der Klammer den Preis in Reichsmark. . Hühner 1,2 dunkle Brahma (77 u. 78) 36— 100; 1, 2 helle desgl. @7 u. 78) 36 120; 1, 1 ſilbergraue Dorking (78) 45; 1, 1 1 desgl. (77 u. 78) 45 — 90; 0 weiße desgl. (77) 15; 1,2 hellgelbe Eochin ing (77 u. 78) 75 — 120; 1, 20 0 hgelbe desgl. (77 u. 78) 60 — 90; 1, 2 rebhuhnfarbige desgl. (78) 50 — 75; „ 2 ſchwarze desgl. (77 u. 78) 50 — 100: 1, 0 ſperber desgl. 18; 1, 2 weiße desgl. 8) 36 — 50; 1,2 braune u. rothe Mala (76) 55; 1,2 ſchwakzbrüſtige engl. Kämpfer mit Goldbehang (77) 45; 1, 2 braunbrüſtige desgl. (77) 45 — 60; 1,2 ſchwarzbrüſtige desgl. mit Silberbehang (77) 36 — 50; 1, 2 blaue desgl. ni gelb. ges ur 60; 1, 2 rothgeſcheckte desgl. (78) 40 — 60; 1, 2 Indiſche desgl. a ) Anm. Unſer Vereinsmitglied, Herr Stadtrath Lorenz in Merſeburg, erhielt kürzlich 5 von einem ſeiner Hühner ein Ei, das durch beſondere Größe ſich auszeichnete und im Innern, 25 von Eiweiß umgeben, ein zweites vollſtändig entwickeltes hartſchaliges Ei mit Dotter und Eiweiß N enthielt. Der Umfang der äußeren Schale betrug, ſoweit ſich dies noch ermitteln ließ (die Schale ; war, um das Ei zu öffnen, zerſchlagen worden) 18 beziehentlich 20 Centimeter, der des innern 5 Cies 12 und beziehentlich 14 Centimeter. n Lehrte (Provinz Hannover) Kenntniß zu erhalten. Da derſelbe kürzlich wie i « * 2 \ er = N (78) 75; 1, 2 belgiſche desgl. (77) 60; 1, 2 ſchwarze Créve-Coeur 1,2 blaue desgl. (78) 40 —- 120; 1, > ſchwarzbunte Houdan (77 1,2 ſchwarze La Fléche (77 u. 78 30 — 45; 1, 2 ſchwarze Spanier (7 24 — 75; 1,2 blaue desgl. (77 u. 78) 45; 1, 2 ſchwarze Minorka (78) 75; blaue desgl. (78) 45; 1, 2 weiße Italiener (78) 30—45; 1, 2 braune desgl. 60 — 753 1,2 ſperber desgl. 7 u. 780 27 — 36; 1,2 lone Desgl (18) : ger (77) 40— 120; 1, 2 goldſprenkel desgl. 780 30; % 2 fiberſeren desgl. (78) 50; 1, 2 Goldlack desgl. (77) 30; 1, 2 Silberlack desgl. (77) 30 —7 1, 2 Goldlack Paduaner (78) 75; 1,4 Silberlack desgl. (77) 50; 1,2 chamoi desgl. (77 u. 78) 45 — 60; 1,1 weiße desgl. (77 u. 78) 30 — 40; 1,2 ſchwarz Holländer mit weißen Hauben (77) 45; 1, 1 blaue desgl. (77) 60; 1,1 blau Türken⸗ oder Schweizerhühner (77) 60 — 90; 1, 2 weiße desgl. (77) 100 — 150 1,2 Goldbantam (78) 45 — 60; 1,2 Silberbantam (78) 40 — 50; 1, 2 bebe Bantam (78) 50; 1,2 helle japaneſiſche Bantam (78) 45 — 75; 1, 2 goldhalſige = Kampfbantam (78) 25 — 36; 1, 2 ſilberhalſige desgl. (78) 36; 1,2 rothſcheken desgl. (78) 30 — 36; 1, 2 braune Zwerghühner (78) 25; 1, 2 dreifarbige desgl. (78) 60. Enten 1, 2 weiße Aylesbury (78) 25 — 45; 1, 2 Rouen (78) 30 — 45; 1,2 weiße Pecking (78) 75 — 100; 1,2 ſchwarze ofimdiihe kleine und große, ( 36 — 40; 1, 1 Fuchsente (78) 75; 1,1 Mandarin-Ente (78) 90; 1,1 Brauen 1 (77 u. 78) 30—36. 5 In Betreff der in Deutſchland erſt ſeit einigen Jahren ee Peking⸗ Enten verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Marten folgende Mittheilungen „Die Größe der Peking-Enten dürfte von keiner andern Entenſorte übertroffen werden. Das Gefieder iſt weiß mit gelblichem Schein; dieſer gelbliche Schein iſt — außer in der Mauſerzeit — äußerlich wenig ſichtbar, macht man jedoch das Ge fieder auseinander, fo ſieht daſſelbe aus, als wenn es mit einem gelben Fett bee ſtrichen wäre. Es iſt dies gelbliche Gefieder ein beſonders characteriſtiſches Kenn⸗ zeichen dieſer Rage. Der Schnabel iſt ſchön gelb, nicht ſehr lang. Der Kopf ſtark die Stirne hoch, der Hals ſtark, gebogen und lang. Die Federn des Halſes iin! nach hinten gerichtet und laſſen den Hals breiter und glatt erſcheinen. Die Br iſt in richtiger (aufmerkſamer) Stellung nicht hervortretend, der Hals nach vo gerichtet, das Hintertheil, faſt die Erde berührend, ſehr breit, der Schwanz iſt nad oben gerichtet, wird alſo nicht wie bei andern Entenſorten horizontal getragen. Viele Entenliebhaber ſind der Anſicht, daß die Peking⸗ Ente eine Abart der A bury-Ente ſei, dies iſt nicht der Fall, es iſt eine ganz beſtimmte (conft Rage. Die characteriſtiſchen Merkmale ſind kurz geſagt: Größe, die der Rouen- und Aylesbury-Enten. Figur: Vorn hoch aufgerichtet, nach hin fallend, Hals nach vorngeſtreckt, lang und glatt; Schwanz aufgerichtet, Hinte ſehr breit, faſt die Erde berührend. Schnabel gelb. Kopf groß, 6 kurz und gelb. Farbe N e A gelblich angehaucht. deſſen, obſchon ſie erſt ſeit wenigen Jahren in Deutſchland angeht | verbreitet. Sie verträgt a rauheſte * und 995 lee | res 15 — Ei lle anderen en In gur genährtem — Aber nicht gemäſtetem — Zus de hat die Peking⸗Ente ein Gewicht von 7—8 Pfund. (Selbſtverſtändlich iſt nur die Rede von ausgewachſenen Thieren außer der Legeperiode).“ 5 Ueber die in den Preisverzeichniß mitaufgeführten ſchwarzen oſtindiſchen (Smaragd⸗Enten) bemerkt Herr Marten dann noch das Folgende: „Die nten werden in Deutſchland verſchieden bezeichnet, Smaragd-, Cayaga-, Labrador⸗ nd in neuerer Zeit auch noch ſchwarze Italieniſche Enten. Die richtigſte Be— ichnung dürfte ſein: kleine oſtindiſche und große oſtindiſche Ente.“ Dieſen Bemerkungen des Herrn Marten füge ich noch die Notiz hinzu, daß am Schluſſe des Preisverzeichniſſes aufgeführten Entenarten zum ſ. g. Zierge— el gehören und jedem dazu geeigneten Teiche zur größten Zierde gereichen werden. Merſeburg, im November 1878 0 v. Schlechtendal. Anzeigen. Charles Jamrach, 179/180. St. George Street. East. elt: 40 Graue Papageien, Stück 20 Mark, 30 Roſa Kakadu's, St. 20 Mk., ubige Kakadu's, St. 40 Mk., 2 doppelte Gelbköpfe, St. 70 Mk., 1 goldnackige (mazone 60 Mk, 1 weißſtirnige desgl. (Chr. albifrons) 40 Mk., 5 Iamaica-Ama- en, St. 20 Mk., 50 Paar importirte Wellenſittiche, P. 12 Mk., 5 Paar Sing- „P. 20 Mk., 5 Paar Roſella's, P. 40 Mk., 5 199 5 Handay- -Sittiche, P. N., 1 Slötenvogel 40 Mk., 1 Schwalm 1 40 Mk., 1 Riefen-Eisvogel k., 1 Auſtraliſchen Caſuar 800 Mk., 50 Paar St. Helena-Faſänchen, P. 5 ME, aar ſchwarzköpfige Nonnen, P. 8 Mk., 13 Paar Cardinäle, P. 20 Mk, rangeweber in Pracht, St. 10 Mk, 20 Grenadierweber (Eupleetes oryx) in Pracht, St. 20 Mk., 8 purpur-Tangaren, St. 30 Mk., 1 Siebenfarbige Tangare, 50 Mk, 6 Beo's, St. 40 Mk., 1 Chineſiſche Lerche 40 Mk. 5 Ferner: — ei. 2000 Mk. 5 Sowie: = Eine große eye feltener auſtraliſcher Cabinet-Muſcheln. . * 2 igländer theilen die oſtindiſchen Enten in zwei Hauptklaſſen, Black East Indian ks und Cayaga Ducks. Die erſteren ſollen ſehr klein fein (Zwergente), die eren möglichſt groß. Beide Arten ſind tiefſchwarz mit grünem Glanz. Die e oſtindiſche Ente iſt in Deutſchland wenig bekannt, die größeren ſchwarzen Naturalist und Thierhändler in London othhäubige Kakadu's, St. 80 Mk., 1 Inka-Kakadu 75 Mk., 2 große gelb- ppelhörniges Rhinoceros aus Sumatra, 16000 Mk., 4 Schwarze Panther, e 5 105 er an erotiſche er Bo ; | Hamburg, St. Pauli, Spielbudenplatz 197% hat vorräthig und empfiehlt: Einen kleinen blauen Arara (Sittace glauca), dunkelrothe, hrlrothe rückige Arara's, roſenrothe Kakadu's, Graupapageien, zum Theil fingerza anfangend zu ſprechen, Amazonenpapageien, doppelte Gelbköpfe, Surinam uacken- und Neuholländerpapageien, weißſtirnige Amazonen und Finſch's geien, Schwarzohr- und Mohrenkopfpapageien, Schönſiktiche, Wellenſit Sperlingspapageien, graue gehäubte Cardinäle, Safranfinken, Hartlaubsz Gürtelgrasfinken, weißköpfige, ſchwarzköpfige und dreifarbige Nonnen, weiß: bunte Möochen, Silberſchnäbelchen, Malabarfaſänchen, Bandfinken, gran weiße Reisvögel, kleine und große Elſterchen, Goldbrüſtchen, Cigerſtuken Aſtrilde, Paradies- und gelbſchulterige Wittwen, Gold- und FSucsweber in Put Flammen- und Feuerfinken, ſowie Uapoleonsvögel in Putz, Blutſchnabel- un Rußweber, 2 Stück Coryphospingus pileatus und einen noch nicht beſtimmten Heher Heinrich Möller's Zoologische und Ornithologische Handlung, HAMBURG, St. Pauli, Spielbudenplatz 21, erhielt eine Se Sendung e Graupapageien e = ſittiche (Platycereus adelaidensis), Halsband-, Ace und Anäkerftti 3 Orangetukane (Ramphastos Temminckii), 1 Schwarzlatzaraſſari (Pteroglossus Gouldii), prachtvolle rothe Cardinäle, graue gehäubte Cardinäle, ſchwarzg Organiſten (Euphonia violacea), Zebrafinken, verſchiedene Arten Pfaßſchen, Rieſen elſterchen, Ailasvögel, kleine Elſterchen, Silberfaſänchen, 1 eh auß Arten Affen. 8 1875, 1876 uud 1877 H. H. E ETruh hauf 5 Ersten Preis in BERLIN. in r GEN in 1 zum Schutze der nützlichen, inſektenfreſſenden, einheimiſchen 1 Auf Niſtkäſten neueſter Art, ſowie andere Niſtvorrichtungen für fremdle diſch Preiſe aa gegen Nachnahme. , 1 Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. N 1 , — <= Ss, - ——— alla abmamedt N 4 il NN MR IR Lam m u | Sr ä S UN ä S S TTS TE RESSETTTSESSESIEIIIISSTSSISTEEE SH 75 e S des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Be... BVereinsmitglieder zahlen einen Redigirt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres ⸗Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. Schlechtendal, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme 5 meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. 5 III. Jahrgang. December 1878. Mr. 12. Mr Inhalt: Monatsbericht. E. v. Schlechtendal: Die vierte Bogel-Ausftellung des Vereins „Aegintha“ in Berlin. W. Thienemann: Neuer Bericht über die Zwergtrappe (Otis tetrax) in Thüringen. A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube. J. Stengel: Bemerkungen über die in der Umgegend von Zehrensdorf bei Zoſſen beobachteten Vogelarten mit beſonderer Berückſichtigung ihrer Zu⸗ oder Abnahme. (Schluß.) — Kleinere Mittheilungen: Die weißen Sperlinge. — Anzeigen. Einladung zu der am Mittwoch den 8. Januar 1879, Abends 7½½ Uhr, im Reſtaurant „zum Reichskanzler“ in Halle a/ S. ſtattfindenden General-Verſammlung des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Tages-Drdnung: 1. Rechnungs-Abnahme, 2. Reviſion der Statuten, * 3. Neuwahl, beziehungsweiſe Ergänzung des Vorſtandes. Halle und Merſeburg, im December 1878. Der Vereins- Vorſtand. . 14 . 8 8 195 Monatsbericht. Antrag beſchloſſen war, außer Halleſchen Mitgliedern der Herr Vorſthende ı und. au . Herr Pfarrer Thienemann aus Zangenberg bei Zeitz eingefunden. Herr Dr. Brauns brachte zunächſt zur Anzeige, daß der durch ſeine „Nau vögel Deutſchlands“ rühmlichſt bekannte Herr Oberförſter von Rieſenthal ſich gegenüber dem Herrn Dr. Müller in Halle zur Haltung von Vorträgen bereit erklärt habe. Die Verſammlung begrüßte dies mit Freuden. Der Herr Vorſitzende wird über dieſe Angelegenheit mit Herrn von Rieſenthal in Verbindung treten. Ferner bringt Herr Dr. Brauns den Inhalt eines vom Herrn von Homeyer an Herrn Dr. Müller über die Sperlingsfrage gerichteten Briefes zur Kenntniß; es ſchließen ſich daran unter Theilnahme des Herrn Vorſitzenden, ſowie des Herrn Pfarrer Thienemann und des Herrn Thiele Beſprechungen, aus denen zu be⸗ ; merken, daß die bisherigen Beurtheilungen des Sperlings in den Monatsſchriften für die Verſammlung maßgebend ſein dürfen. Herr Pfarrer Thienemann bes zweifelt übrigens auf Grund gemachter Erfahrung, daß Sperlinge an vergifteten Weizen gingen. Herr Thiele empfiehlt den Schutz und die Förderung der Ver⸗ mehrung anderer Vögel, da er beobachtet, daß z. B. da, wo viel Staare ſich 9 ſiedelt hätten, der Sperling nicht ſo aufkomme. Hierauf hielt Herr Pfarrer Thienemann Vortrag über die „Würger“; dere jelbe entwirft zuerft ein Bild der Gattung; er bezeichnet fie im Allgemeinen als Raubvögel wegen ihrer Verfolgung anderer Vögel und geht dann auf die e Species, deren wir vier in Deutſchland haben, ein: | Lanius exeubitor, der größte unter ihnen, auch Raubwürger enen m aſchgrauem Oberleibe, 1919 Stirn, ſchwarzem Zügel, ſchwarzen mit zwei weiße Flecken verſehenen Flügeln, der in Vor- und Feldhölzern ſich aufhält und, als Sta und Strichvogel, nicht wandert, ſondern nur im Winter nach Nahrung umherſtreicht 5—6 an der Baſis mit dunkelem Kranze verſehene, gefleckte oder marmorirte Eie legt, iſt als ein ſchlimmer Verfolger der kleineren Vögel bekannt, wenn er außerdem Kerbthiere, Mäuſe und Heuſchrecken verzehrt. Er iſt wegen ſeiner Sch lichkeit nicht zu ſchützen. N Lanius minor, der graue Würger, ein ihm ähnlicher Vogel, der hauptſächlich durch ſeine kleinere Figur und durch eine ſchwarze Stirn von erſteren unterſcheidet, zeichnet ſich von dieſem durch ſeine Unſchädlichkeit den a Vögeln gegenüber ſowie durch ſeine Empfindlichkeit gegen die Kälte aus. zum Winter in den wärmeren Süden mit einer Pünktlichkeit, der nur Rückkehr zur Seite geſtellt werden kann. Im Jahre 1875 iſt er am 12 am 14. Mai in der Gegend von Weißenſee zurückgekommen bezieh beobachtet. Beſonders intereſſant iſt ſein Neſtbau. Vorzüglich ben I . — 199 N 5 5 2 ug h er under he der Vortragende ein Neſt nur aus ben Sproſſen des bes gefertigt geſehen. Grünzeug wählen ſie wahrſcheinlich, weil ſie 0 us rufus, der rothköpfige Würger der von gen beiden ſich ch ſeinen rothbraunen Nacken und Hinterkopf unterſcheidet, iſt Zugvogel, er ſich in Gärten und Waldrändern auf und führt ein raub- und mordluftiges Junge Vögel und Vogeleier, allerdings aber auch Kerfe bilden ſeine rung; ſeine auf gelblichem Grunde aſchgrauen und bräunlich gefleckten Eier, che meiſt kranzförmig gezeichnet ſind, legt er in ſein, in hohen Sträuchern auf niedrigeren Bäumen erbautes Neſt. Als ausgefeimter Würgevogel iſt einer Schonung nicht werth. Ä Schließlich der rothrückige Würger, Lanius collurio, Dorndreher auch Neun⸗ er genannt, ausgezeichnet durch ſeinen nicht übelen Geſang und bekannt durch häufige Aufſpießen der von ihm erjagten Käfer und Heuſchrecken, ſowie aber ) junger Vögel theilt mit den zuerſt und kurz vor ihm bezeichneten L. minor rufus die Eigenſchaft des Fortzuges und iſt ein Räuber in vollſtem Maaße. der ja bekannt genug iſt, kann auch, wenn auch etwas ſchwierig, als Zimmer⸗ el gehalten werden, wobei er mit gehacktem Fleiſche und Kerfen zu füttern iſt. ne Eier find kleiner als die der vorigen Art, denen fie ähnlich ſehen, haben röthliche Grundfarbe nnd e oder roſtrothe Flecke, welche ſich zum Kranze alten. Nach dem der Herr Vortragende die Bälge und Gelege der beſprochenen Vögel er Begleitung intereſſanter Epiſoden aus der Zeit ſeiner Beobachtung dieſer Vögel umgegeben, legte er eine Sammlung exotiſcher Wügerarten vor, welche aus reichen ornithologiſchen Schatze des Herrn Dr. Rey in Leipzig ſtammt. 7 Der an Stelle des zur Abreiſe genöthigten Herr Vorſitzenden, ſowie feines nfalls ferner verhinderten Stellvertreters den Vorſitz inzwiſchen führende Vereins⸗ führer theilt der Verſammlung mit, daß auch die Herrn Dr. Falkenſtein Dr. Reichenow in den nächſten Monaten Vorträge in unſerem Vereine über⸗ en hätten, worüber das Weitere in der Monatsſchrift zu gewärtigen ſei. 2. Sonſtige Vereinsnachrichten. Dem Vereine ſind als Mitglieder beigetreten: 740. Ernſt von Trotha, ralmajor a. D. zu Schkopau bei Merſeburg; 741. Thilo von Trotha, General— a. D. ebendaſelbſt; 742. E. Walter, Gymnaſial⸗Oberlehrer zu Bernburg; O. v. Rieſenthal, Oberförſter zu Neuwied-Heddesdorf; 744. Der Magiſtrat angerhaufen; 745. Oswald Matthies, Schneidermeiſter in Hoffen; 746. Matthies, . in Berlin; 747. Rudolf Tannert, Procuriſt in 8 erg i / S.; 748. C. J. Schön Edler von Perlashof in Freiberg i/ S.; 749. Sp berg, Amtmann in Helbra bei Eisleben; 750. von Breitenbauch, Geheimer 15 14 * den i in Wi bug 752. Ernſt Sag, Enallen in f Schmidt, Paſtor in Waltersdorf bei Gera. 1 Halle und Merſeburg, im December 1878. Der Vereins- Vorſtand. Die vierte Vogel⸗ Ausſtellung des Vereins ‚een in 1 Von E. v. Schlechten dal. no w 1 a daß der Verein „Aegintha⸗ einen Be HNC Wirkens auf die Hebung des Vogelhandels legt. „Der Hebung des Thier⸗ lich Vogelhandels“, heißt es daſelbſt, „verdanken unſere zoologiſchen Gärt großen Theil ihre gegenwärtige Ausdehnung, welche von hoher Bedeutung für die geſammte Volksbildung, wie insbeſondere für die wiſſenſchaftliche Forſchun geworden. Der Vogelhandel, der jetzt einen regelmäßigen Import der mann fach: ſten Vogelformen 19 15 ſchafft auch dem einzelnen uche das nabe A > mit überſeeiſchen Vögeln, welcher häufig noch gar nicht bekannte Arten de n wi ſe ſchaftlichen Anſtalten zuführt, ſich außerordentlich lebhaft geſtaltet b 9 wird bemerkt, daß namentlich ſich die Liebhaberei und die Au rfjamfei Züchter den Papageien zugewendet hat, von welchen bereits gegen 2 den Handel eingeführt werden. 98 . Fange ich die Muſterung der ausgeſtellten Vögel mit hen : en habe ich zuerſt neben den . beliebten und 1 vo 5 er ſich dadurch von dem Graupapagei unterſcheidet, daß der Schwanz d auf der Firſt röthlich gefärbt iſt. Auch das Gefieder des ausgeſtellten, mend noch jungen Vogels zeigte einen bräunlichen Anflug. Die eine Zeit m Vogelhandel nicht ſeltenen ſchwarzen Vaza⸗Papageien ſieht man jetzt wie⸗ niger häufig: auf der Ausſtellung war dieſe Papageiengattung nur durch emplar vertreten, welches dem Herrn C. Zeidler-Halle gehörte. Die von Liebhaberei wenig beachteten Langflügelpapageien (Gattung Pionias) waren in lrten vertreten: von den afrikaniſchen Arten hatte H. Möller-Hamburg einige Mohrenköpfe (Pionias senegalus), D. Dufour-Berlin einen P. Gulielmi stellt, welcher letztere mir ſchon von einer früheren Ausſtellung her bekannt war. * e Arten verdienten ganz beſondere Beachtung ein Pionias die Ausſtellung beſuchende Publikum. Eine ſehr ſchöne Sammlung dieſer el hatte Frl. Chr. Hagenbeck ausgeſtellt: neben den gewöhnlicheren von ihr ſtellten Arten bleiben ganz beſonders zu erwähnen eine Gelbwangen-Amazone Nr . eine e Amazone e Chr. 10 5 15 eine 2 been ecke al eller des Herrn Jamrach zu erwähnen. Von Zwergpapageien habe ich auf der Ausſtellung nur einige Sperlings⸗ jageien, Inſeparables und Grauköpfchen bemerkt, von Zierpapag eien ein zelnes Blaukrönchen, welches Herr R. Schuſter-Berlin ausgeſtellt hatte. Unter en vorhandenen Kaka dus zeichnete ſich ein von Herrn Director Bodinus aus 0 mit ihm ſprach, verbeugte er ſich mit etwas gelüfteter Haube und 8 tete dabei den ſchönen ſchwarz und roth gefärbten Schwanz fächerartig aus. Unter den langſchwänzigen Papageien oder Sittichen fallen zunächſt die g gefärbten Araras in das Auge und war es unter dieſen wieder hme ſprechende Ararauna (blau und gelber Arara, Sittace ararauna) des r. F. Schmidt⸗Berlin, die beſondere Beachtung verdient. Frl. Hagenbeck — wenn ich nicht irre — beide Arten rothe Araras (Sittace chloroptera & ttace macao), Herr Dufour-Berlin einen Zwerg-Arara (Sittace se- ausgeſtellt. Die Keilſchwanzſittiche (Gattung Conurus) waren auf der lung nicht zahlreich vertreten. Als Seltenheiten erſten Ranges dürfen indeß n Herrn Jamrach-London zur Ausſtellung geſandten Nanday-Sittiche us Nanday) bezeichnet werden, welche demnächſt in meinen Beſitz überge— ſind. Außerdem waren von Keilſchwanzſittichen nur noch ein Cactus— (C. cactorum) — ausgeſtellt von F. Schmidt-Berlin —, einige Goldſtirn⸗ Conurus aureus) — ausgeſtellt wieder von F. Schmidt —, und einige ſondern chocoladebraun und der Oberſchnabel nicht ſchwarz, ſondern horn ? in wenigen 8 vertreten. Außerordentlich hübſch war die Sammlt aber doch noch im Zweifel bin gerys) habe ich nur die kleine Brotogerys tirica bemerkt, Die a tung Palaeornis) waren lediglich durch den Halsband- und den Hochedelſitt torquatus und eupatrius) vertreten; artenreicher erſchienen die Plattſchi | ſittiche (Gattung Platycereus) auf der Ausitellung. Ein prachtvolles 1 blaßköpfige Roſellas (P. palliceps) des Herrn F. Schmidt⸗Berlin, ai tadellose . auf den Berliner Vogel-Ausſtellungen ſtets wieder ſich zeigendes Paar Königs⸗ ſittiche (P. scapulatus) des Herrn v. Kondrato wicz-Berlin, ſowie die roth⸗ ſtirnigen neuſeeländiſchen Sittiche (P. Novae Zeelandiae) des Frl. Hagenbeck v dienen beſonders genannt zu werden. Auch die gewöhnliche Roſella (P. eximiu der Pennant⸗Sittich (P. Pennanti) und der Rothrumpf (P. haematonotu waren vorhanden. Von der Gattung Euphema ſah man nur die niedliche Tür⸗ koſine (E. pulchella). Im Hinblick auf die diesjährige ſtarke Einfuhr auſtraliſcher 1 Prachtſittiche kann es auffallen, daß die Gattung Platycereus nicht ſtärker auf der Ausſtellung vertreten war. Die Erklärung dieſer Erſcheinung iſt indeß wohl in dem Umſtande zu ſuchen, daß die Ausſteller faſt ausſchließlich Inhaber deutſcher Vogelhandlungen waren und dieſe den ſchönen, aber ſehr hinfälligen Plattſchweif⸗ ſittichen wenig hold ſind. Erwähne ich noch, daß der Gebirgslori (Trichoglossus Novae-Hollandiae) der einzige Vertreter der Pinſelzüngler auf der Ausſtellung war, ſo glaube ich die vorhandenen Papageien erſchöpfend behandelt zu haben. Wende ich mich nun zu den Vögeln, welche der Liebhaber „Körnerfreſſ. nennt, jo ergab eine Muſterung derſelben bald, daß die „Prachtfinken“ unter ı ſelben entſchieden vorherrſchten. Meiſt waren es Arten, die man regelmäßig a allen Vogelhandlungen ſieht, beſonders häufig ſah man diesmal Zebrafinken, Möyvchen, Goldbrüſtchen, Silberſchnäbel, Reisvögel, Nonnen und ſeltener Prachtfinken des Herrn Rud. Schu ſter-Berlin: dieſelbe enthielt Pap Amadinen (Erythrura prasina), Gitterflügel (Stietoptera Bichenovi), Aurot Aſtrilde (Pytelia phoenicoptera), Geres-Aitrilde we knacker (Spermospiza haematina und Sp. Luchsi) ausgeſtellt. Die Vögel w ſämmtlich ſehr gut gehalten und machte dieſe kleine, aber gewählte Geſellſch falls ein ſchönes Paar Sonnen- und ein desgl. Paar Auro ra ſtellt. Von ſonſtigen kleinen Finkenvögeln waren nur noch die von Frl. H beck und von H. Möller ausgeftellten Pfäfſchen (Gattung Sporophila, ) ” und P. axillaris —, cet von Fel Hagenbeck, ſowie ein von Möller ausgeſtelltes Männchen einer dem Goldweber (Hyphantornis xtor) naheſtehenden Art, die ich leider nicht mehr zu beſtimmen vermochte. is ludovicianus) in mehreren ſchönen Exemplaren und der jetzt im Vogel⸗ handel nur ſelten vorkommende Biſchof (Goniaphea coerulea) in einem männlichen Exemplar vorhanden. Von Kardinälen ſah ich nur Cardinalis virginianus, Paroaria eueullata und Gubernatrix eristatella, während P. dominicana ganz fehlte. Die Ausſtellung gab eben hauptſächlich nur eine Ueberſicht über den genwärtigen Stand des Vogelmarkts und P. dominicana gehört gerade zu den Vogelarten, welche augenblicklich in den Vogelhandlungen ganz zu fehlen ſcheinen. i Fremdländiſche Ammern, Ammerfinken und Lerchen habe ich auf der Aus⸗ ſtellung überhaupt nicht bemerkt. Die fremdländiſchen Weichfreſſer zeigten dagegen wieder einige intereſſante Seltenheiten, ich nenne insbeſondere die Ara ſſaris (Pteroglossus Gouldi) des Fräulein Hagenbeck und des Herrn Möller, einen ſeltenen Blauraben (Cyanocorax cyanomelas) des Frl. Hagenbeck, zwei Paar Organiſten (Euphonia violacea) des Herrn Möller und einen von dem- ben ausgeſtellten Goldſtirn⸗Blattvogel (Phyllornis aurifrons). Der letztere hatte ) vordem ſchon ſeit beinahe 3 Jahren im Beſitze unſeres Vereinsmitgliedes, des Hrn. uchhändlers H. Fiedler in Agram befunden und wäre dem ebenſo ſchönen, wie benswürdigen Vogel recht ſehr zu wünſchen, daß er bald wieder in feſte Hände zwar in die eines Privaten gelangte, der ihn mit Verſtändniß zu pflegen 25 (Preis: 90 Mk.). Auch die Herren Dr. Bodinus und Dr. Hermes en aus dem zoologiſchen Garten und beziehentlich aus dem Aquarium einige )tenswerthe Vögel ausgeſtellt, der Erſtere eine Gelbſchnabel-Ciſſa (Cissa ary- ryncha) und ein Paar ſehr hübſche Schwarzhals-Staare (Gracupica nigri- 8), an denen ich nur auszuſetzen fand, daß ſie nicht verkäuflich waren, der ere zwei Rieſenfiſcher (Parhalcyon gygas), die nie verfehlen, durch ihr Me res Ausſehen die Aufmerkſamkeit auf ſich zu lenken. | Endlich erwähne ich die ſeltene gelbfüßige Amſel (Merula flavipes), die von n W. Mieth ausgeſtellt und zu dem ſehr mäßigen Preiſe von 10 Mk. 50 iuflich war. Zum Schluß verzeichne ich dann noch ein ſehr hübſches Paar nkolinhühner (Francolinus Rüppelli) des Frl. Hagenbeck (Preis 80 Mk.), e die Swinhoe— Faſanen (Phasianus Swinhoei) des Herrn Jamrach. Die einheimiſchen Körnerfreſſer boten kaum etwas Beachtenswerthes. Ich e nur eine weißliche Grünling-Varietät und einen jungen Carmingimpel podacus erythrinus) des Herrn A. Brune-Berlin hervorheben. Die übrige ſellſchaft beſtand aus Fichten- und Kiefern-Kreuzſchnäbeln, Dompfaffen, rünlingen, Hänflingen, Stieglitzen, Zeiſigen und Buchfinken. 5 — 205 Reichhaltiger war ir, Sammlung: der einheimischen We im Catalog auch Meiſen und Lerchen gerechnet waren. Von Berlin mit Vorliebe Vögel in Käfigen gehalten, deren Haltung beſ rigkeit verurſacht. Die große Mehrzahl der zu dieſen Verſuchen ve ſtirbt ſehr bald, nur ausnahmsweiſe gelingt es, einen einzigen Vogel Köpfe der betreffenden Art längere Zeit, will 9 5 einige Monate, viel einmal Jahr und Tag am Leben zu erhalten. Zu Zärtlingen dieſer Art in erſter Reihe die Goldhähnchen und Zaunkönige, ſodann si en. 15 171 0 viel Freude verurſacht, allein ein Liebhaber, der zugleich u 5 el⸗ | freund iſt, wird doch Bedenken tragen, dem Gefangenhalten era nale ne Mühe ſchtbenden kann, Rauchſchwalben EU 2 um bien im zu halten oder ein Paar Eisv ögel einzugewöhnen. | ſinken — ein peinliches Schauſpiel! Ausgeſtellt waren dieſe 9115 deb Liebhab von Vogel-Berlin. Ein Paar Eisvögel hatte mit der Notiz „Drei Monate Käfig!“ Herr W. Loffhagen-Berlin ausgeſtellt. k, wi zwei wenig für die Gefangenſchaft geeignete Vögel, waren ee 0 tung im Käfig zwar auch viel Mühe verurſacht, her aber toi wieder ein . liebenswürdigerer Stubengenoſſe iſt, wie die vorgenannten Arten. . Grasmücken X. genau mehr feſtſtellen. Von größeren Weichfreſſern bemerkte ich Stans len, eine Elſter, einen Holzheher, einen Tannenheher und einen n kl N Buntſpecht (Picus minor). An Droſſeln waren Sing⸗ „ ſtellt von H. Schulze-Altenburg und eine Schwarzdroſſel mit en Schwanz⸗ und Flügelfedern, ausgeſtellt von A. Brune-Berlin: id über ihren Werth mit je 30 Mark notirt. | ER Intereſſant war die nicht unbedeutende Sammlung 51 5 mit welcher die 1 „ & Döring ir Branden BR Fille des Aaindene nicht gesehen 5 ) übergehe die ſonſtigen Ausſtellungsgegenſtände und erwähne nur noch, Baal: En auge ganz brauchbare e mit ausgeſtellt waren. a er von 1 Bogelbönfen oder Vögeln und gewihren dieſelben daher zu⸗ in ziemlich ſichere Ueberſicht über den jeweiligen Stand des Vogelmarktes. e 5 bei jedem Verkauf eine Abgabe von 1 10 pCt. des im * 9 zu entrichten, der Preis alſo um ſo viel höher iſt und Von W. Thien e 5 . (Otis tetrax) hat ſich doch auch in dieſem Jahre in uen Anſiedelung nicht bloß erhalten, ſondern ſogar vermehrt. Herr Ritter— r G. Boutin aus Fünen en unſer Vereinsmitglied, hatte die Güte dem 14. November d. J. zu ſchreiben: „Ihnen zur Nachricht, daß heute bei der Treibjagd an der Tennſtedter Chauſſee noch 14 Stück Otis tetrax geſehen wurden.“ . chricht wird allen verehrten Vereinsmitgliedern in doppelter Hinſicht ſehr ſein; denn erſtens erſehen wir, daß die diesjährigen Bruten, trotz mehr- — Störung, doch durchaus nicht erfolglos geblieben find, (können auch aus f Im U. von 1 14 Stück in einem „ ih auf noch mehr Flüge von ähnlicher — 206 — ER FE Stückzahl rechnen) und dann müſſen wir uns auch darüber freuen, daß die Herren Jagdbeſitzer jener Gegend fortfahren, ein aufmerkſames Auge für unſern jungen Einwanderer zu haben. Würden ſich die Vögel ihre beſondere Paſſion abgewöhnen, vermöge deren fie ihre Neſter meiſt in Esparſettefeldern anlegen, welche aber ge wöhnlich unter die Senſe kommen, bevor die Brutzeit vorüber, ſo dürfte die Ver⸗ mehrung noch viel ſchneller vor ſich gehen und die Herren Jagdbeſitzer könnten bald viel Freude an dieſem neuen Jagdvogel erleben; ſo aber heißt es auch hier, wie in allen Stücken, wo der Fortſchritt des Guten erwartet wird: „Geduld, Geduld!“ Herrn Boutin ſchönen Dank für die gütige Mittheilung und die Bitte um weitere Beobachtung! Zangenberg, den 18. November 1878. Aus meiner Vogelſtube von A. Frenzel. 3. Spermestes cucullata. Ein Liebhaber wünſchte ſich ein Pärchen der vielgerühmten kleinen Elſterchen und ich beſorgte es ihm. Dieſes Pärchen wurde ſehr bald mein Eigenthum, denn der erſte Beſitzer bekam die Vögel überdrüſſig, da er ſie in ſeiner Wohnſtube hatte und von früh bis zum Abend ihren höchſt einförmigen „Geſang“ anhören mußte, zudem zeigten ſie keine Luſt zum Niſten. 4 Nun flogen ſie in meiner Vogelſtube, hier konnten ſie mit Zebrafinken und japaniſchen Mövchen um die Wette „ſingen“, ſie ſtörten hier Niemand. Sie zeigten ſich nicht ſonderlich zankſüchtig, bethätigten aber leider eben ſo wenig Luſt zum Niſten. Da ſah ich endlich, nachdem ich fie ſchon längere Zeit beſeſſen, beide gleich zeitig ſingen und dazu hüpfen, alſo beide ihren Liebestanz aufführen. Ich hatte mithin zwei Männchen gehabt, ſchnell wurde das eine umgetauſcht und der neue Ankömmling, von dem Männchen nicht zu unterſcheiden, war wirklich ein Weibchen, denn von Stund an wurde das Benehmen des Männchens ein ganz anderes, aus dem vorher ruhigen Vogel wurde nun ein Raufbold erſter Größe. Nicht nur, daß er andere Vögel vom Futternapfe forttrieb und alle, die in ſeine Nähe kamen, in die Flucht jagte, nein, er fiel über ganz ruhig ſitzende Vögel her, marterte junge japaniſche Mövchen und bearbeitete ein Silberſchnäbelchen jo lange, bis daſſelbe einen 8 kahlen Kopf hatte und kraftlos auf den Boden herab fiel; ich nahm das übel zu⸗ gerichtete Vögelchen aus der Stube und pflegte es, indeſſen lebte es nur noch en Zeit. Leider übte ich viel zu lange Nachſicht mit den böſen Elſterchen, ich hoffte aber immer, daß auch fie mich mit einer Brut erfreuen würden. Vergeblich, fi hatten ſich zwar ihr Neſt gebaut, kamen aber nicht zum Brüten. Ich fin endlich heraus, brachte fie in einen großen Heckkäfig, in welchem fie ſofort Aloefa zu Neſte trugen, doch niſteten fie hier eben jo wenig. Nun machte ich noch dritten Verſuch. Ich ſtellte ihren Käfig in eine Kammer, die an meine Wohnf ſtößt und öffnete die Käfigthür, ſie hatten nun wieder freien Flug, flogen aus ichten mich öfters ir in meiner Stube, Pai eifrig ein neues Neſt und — Endlich gab ich fie fort und war glücklich als ich mich ihrer ent- e. Meiſt ift es nur individuell, wenn ein Vogel zum Quälgeiſt ſeiner wird, das kleine e aber 15 ein Böſewicht von Haus aus. Schon . 4. e fringillina. * An die Stelle der kleinen Elſterchen gelangte ſpäter ein e Rieſenelſterchen. es nahm ſofort, in die Vogelſtube gelaſſen, von einem aufgehängten Verſandt⸗ ten Brut kamen indeſſen, aus mir unbekanntem Grunde, nicht auf. Nun wählte inge groß. Das eine Junge flog mit einem lahmen Flügel aus, war in den 1798 n lehr unbeholfen, lernte aber ſpäter doch noch ziemlich gut fliegen. lic en nd werden ihre Jungen ſicherlich großziehen. Die Alten ſind ziemlich zutraulich und die Jungen waren anfänglich ſo chtlos, daß ich fie hätte mit Händen greifen können, als ich jedoch nach und nach Vögel aus der Stube fing und die Fangbauerthür öfters zuklappte, nahmen neinen zahmſten Vögeln rechnen, welcher Umſtand ſehr zu ihren Gunſten ſpricht. Den ſchnurrenden Liebestanz, den das alte Männchen aufführen ſoll, habe ich t. noch nicht beobachten können. 2 *) Gefiederte Welt, 1873, 43. Die Fremdländiſchen Vögel, ©. 146. PCG DRS, N FE SER ART Me ee RE u = e 2 Auch niſtete mein Pärchen leicht und was die . Sue Beſitz, baute darin ſein Neſt, legte Eier und brütete. Die Jungen dieſer a e etwas vorſichtigere Haltung mir gegenüber ein. Demungeachtet kann ich 3 1 N rere en 33 N . 99 Ki ia 2 N N , 20 8 8 7% N 7 2 7 1 * nur 0 415 ar — 208 — bei 1 beobachteten Vogelarten mit beſonderer Berückſichtigung ihrer Zu- oder Abnahme. Von J. Stengel. (Schluß.) Ba. Der Teichrohrſänger, Kleiner Rohrſperling (Calamoherpe arun- 1 dinacea) iſt zwar im Rohre unſerer Seeen überall zahlreich vorhanden, hat aber, 4 nahe bei Zoſſen, wo die großen Rohrwieſen verſchwunden find, abgenommen. 4 Der Droſſel-Rohrſänger, Rohrdroſſel, Großer Rohrſperling (Cala- 5 moherpe turdoides) hat ſich in ſeinem Beſtande ebenfalls nicht gehoben, iſt aber 3 etwa in derſelben Kopfzahl vorhanden, wie der vorige. 2 Der Sumpfrohrſän ger (Calamoherpe palustris) ift ein hier ſeltener Bogel, der jein Neſt im Gebüſch der Sümpfe und Moräſte baut. Häufiger fa 3 der Schilfrohrſänger (Calamoherpe phragmitis — Calamodyta schoe- 4 nobaenus), der ſich in Brüchen und an Teichen aufhält. N Der Buſchrohrſänger, Heuſchreckenſänger (Salicaria loeustella) une in der Regel ebenfalls im Sumpfe und Rohre und iſt ziemlich häufig anzutreffen, ſein Neſt jedoch ſchwer aufzufinden. Der Seggenrohrſänger (Calamoherpe eariceti — Calomodyta aguatiea) bewohnt gleichfalls die Fluß- und Teichufer in Brüchen und ſumpfigen Wieſen, iſt 2 jedoch nur ſelten anzutreffen. Eine Zunahme der Rohrſänger in hieſiger Gegend kann nicht erwartet werden, da die Sümpfe und Brüche in jedem Jahre ü verſchwinden. : Die weiße Bachſtelze, Wippſterz (Motacilla alba) iſt überall häufig nd gemein, niſtet an und in Gebäuden, in Reiſig- und Steinhaufen und hat ſich in ihrem Beſtande nicht verändert. Die gelbe Bachſtelze, Schaf- oder Kuhſtelze, Gelbes Ntermännden (Motaeilla flava — Budytes flava) ift auf feuchten Wieſen und Feldern überall vorhanden, liebt aber die Nähe des Menſchen nicht. Sie brütet in der Regel nur einmal und ihr an Gräben angelegtes Neſt geht nicht ſelten durch die frühe Gras E mahd verloren. In ihrem Beſtande iſt fie ſich ziemlich gleich geblieben. Der Baumpieper, Piep⸗, Haide-, Spießlerche (Anthus arboreus) a allenthalben anzutreffen, wo einzelne hohe Bäume zwiſchen niedrigen und jungen Kiefernſchonungen ſtehen. Auf Wieſen und Feldern erſcheint er im Herbſt 1 Frühjahr auf dem Zuge. Sein Beſtand iſt ſich gleich geblieben. Der Wieſenpieper, Wieſenſpitzlerche (Anthus pratensis) niſtet at | häufig auf Wieſen, in Sümpfen, in Moräften, in Gras- oder Bine 1 au 7 legt Eier, welche mit den Eiern der Lerchen Aehnlichkeit haben. Der Brachpieper, Brachlerche (Anthus campestris) lebt meist au verſandeten Holzſchlägen und Haideboden und brütet ſelten hier. Der Waſſerſtaar, Waſſeramſel, Waſſerſchwätzer (Cinelus — Sturnus einclus) iſt im Gebiete nicht heimiſch, ſoll je e worden ſein. f iſt auf Aeckern und Wiefen d etwa 200 Schritte langen Rainfahren (Wieſen), zu Seiten der Abzugs⸗ | Ka meinen Niederungsackerſtücken, ae Auf den beſagten Wieſen el 00 7 5 ich, meinem Mäher davon zu ſagen und ihm Vorſicht anzu⸗ 4 Als ich nach vollbrachter Mähearbeit nach den Vogelneſtern mich erkundigte, m n 4 Neſter gefunden, aber eins e zertreten und zwei 5 im Kleinen, ſo iſt es überall anderwärts im Großen. en war das inſofern anders, Früher, 0 e on. werden die 10 Wiesen gedüngt und ſie können zwei, auch es gehen I nicht bloß bei der erſten Heu⸗ en theils auch von Grasſchwaden bedeckt, ſo daß die alten Vögel die Bruten er verlaſſen oder nicht wieder auffinden. Merkwürdig aber! obwohl das iſt dennoch eine bemerkbare Abnahme der Lerchen nicht eingetreten: die nde Kultur hat in gleichem Verhältniß das Raubzeug, als Iltiſſe, Wieſel, in Schranken gehalten und eine Ueberhandnahme deſſelben ebenfalls nicht 2 werden nicht in Schranken gehalten! i h dieſelbe in's Unglaubliche ver⸗ Er | n ſchon in der erſten Hälfte des Monats Juni die erſte Gras Hierbei gehen eben . viele hen au Grunde, „ > | als z. B. er . gelbe 1 l; 5 ber, Wachtelkönige dadurch zu Grunde gerichtet werden. Aus eigener Erfahrung kann ich dieſe Behauptung mit einem kleinen Beiſpiele nn, Am 14. Juni d. J. ließ ich das Gras auf einigen, nur 1 bis 2 Schritte Am als die be Wieſen 1 7 | Zwar entrinnen flügge Jungen mit ; nd unter, aber mmausgewachſene Junge und Eier werden faſt und Vernichten der Lerchenbruten Jahr aus und Jahr ein in dieſer Weiſe sale Bloß die ärgſten Feinde der Vögel in unſern Gärten — DR v ie Haubenlerche (Alauda cristata) mit ſpitzer, febriger, zierlicher 1 1 95 gemein und En ſich gern in der Nähe der men ee | Kat»... * * u x a, CH Ei. Wenn ſie verfolgt wird, flüchtet fie, beſonders im Winter, gern auf d die Da ch firſte e der Gebäude. In ihrem Beſtande iſt ſie ſich gleich geblieben. 7 Die Dull- oder Haidelerche, Kuhlerche, Baumlerche (Aan br mit kurzem, abgerundetem, wulſtigem Federſchopfe, ift an ſandigen und bergigen Orten faſt in derſelben Anzahl vorhanden, wie die Haubenlerche und Männchen und Weibchen bleiben auch, wie jene, Winter und Sommer beiſammen. Auf einem 1 Streifzuge zwiſchen dem hieſigen Orte und Teupitz fand ich vor einigen Jahren 2 Neſter dieſes Vogels. Das erſte Neſt ſtand auf trockener Brache. Ich ſah den Vogel dicht vor meinen Füßen ſitzen, bückte mich behutſam und ergriff ihn. Er hatte auf 4 Eiern gebrütet. Nachdem ich mir das Thierchen beſehen hatte und etwa 10 Schritte damit weiter gegangen war, ließ ich es los. Es flog hoch, hoch in die Lüfte. Das andere Neſt befand ſich im Sande, in der Nähe einiger einzeln ſtehender, hoher Kiefern und enthielt nur ein Junges, welches merkwürdiger Weiſe einen ungeheuer dicken Leib hatte und den heiß brennenden Sonnenſtrahlen von allen Seiten ausgeſetzt war: ich glaubte, daß es bei lebendigem Leibe braten müſſe. Der Goldammer, Grünſchling (Emberiza eitrinella) iſt maſſenhaft vor⸗ handen und kommt im Winter auf die Straßen und Höfe der Städte und Dörfer. Der Gartenammer, Ortolan, Fettammer (Emberiza hortulana) wird in Hecken, Gärten, Weinbergen, an Wegen und Chauſſeeen ebenfalls häufig ange⸗ troffen. Im Herbſt vereinigt er ſich oft zu großen Schaaren und miſcht 15 unter die Goldammer- und Sperlings-Heerden. . Der Grauammer, Wieſen- oder Gerſtenammer (Emberiza miliaria) # ift die größte hier niſtende Ammerart und an Wegen und Landſtraßen ſtellenweiſe ziemlich gemein. Gemeiniglich ſetzt er ſich auf die höchſten Spitzen der Bäume und ſtimmt ſein „Tirr⸗-rietz“ hier an. 4 Die Ammern haben ſich in hieſiger Gegend ſtark vermehrt; das macht, weil das ſogenannte Einzel-Feldgeſträuch überall vorhanden iſt. a 4 Der Rohrammer (Emberiza schoeniclus) niſtet noch ziemlich häufig im Rohr und Schilf der Sümpfe, Brüche und Moräſte. Sein Neſt ſteht auf dem Erdboden. Eine Vermehrung der Rohrammern hat nicht ſtattgefunden, mn die Sümpfe, Brüche und Moräſte ſich nicht vermehrt haben. 4 Der Lerchen- und Schneeammer (Plectrophanes calearata und wir erſchien einzeln und höchſt ſelten einmal im Winter. 1 Der Haus ſperling (Passer domestieus) wird allerwärts mae ange⸗ N troffen und hat nirgends abgenommen. Einige Paare haben ſich ſchon in den Königlich Zoſſener Forſt angeſiedelt, woſelbſt ſie in Baumhöhlen niſten. Der Feldſperling (Passer montanus) iſt kleiner, ſcheuer und minder zahle reich vorhanden, als der Hausſperling, jedoch ebenfalls überall maſſenhaft anzutreffen b Der Buchfink (Fringilla coelebs) iſt heimiſch überall, wo Bäume ft Die alten Männchen bleiben den Winter über bei uns, dagegen ziehen die Wei und jungen Vögel fort. Wenn das Finkenhähnchen ſeine Geſellſchaft wa 18 quakt es. Der Beſtand der Buchfinken hat ſich gehoben. Der Finkenfang vor etwa 30 Jahren bei Jüterbog ſtark betrieben — von einem armen war, ſehr hingezogen fühlte. | gfink (Fringilla mne ee brütet die nicht, erſcheint aber a 1 Winter ae Zugvogel. 70 n der Nähe von Zoſſen jedoch waren jederzeit mehrere dieſer Vögel. 3 t u wählt der Kirſchkernbeißer gern einen Baum in Obſtgärten. Eine eſſelben hat nicht ſtattgefunden. Die Neſter, welche ich ſah, ſtanden ma hoch auf Aeſten der Obſtbäume in Gärten. | ri Yin Ahemein verbreitet und niſtet ſtellenweiſe häuft im Gebiete . ne Vogels ift ein langgezogenes Quaken, ähnlich dem des t. diere Caſel bei Golſſen brütet er vereinzelt. Sein Neſt ſteht verſteckt i x Er das n mit 2,25. 1 e Bee dert Er erscheint Irregehnann er ko BE häufige: Im Herbſt 1855 kamen ſehr viele dieſer Vögel und fingen den Dohnen und merkwürdig! die meiſten wurden, in den Schlingen hängend, ufgefunden. Von dem benachbarten Förſter bekam ich damals ſehr viele zel, die ich alle in meiner Stube frei umher fliegen ließ und die bald ſo wurden, daß ſie die rothen Vogelbeeren aus meinem Munde nahmen, aber Ausnahme, — leider bald ſtarben. | er Kiefern und Fihten-Kreuzfehnabel (Loxia pityopsittacus und stra) ift im Winter oft maſſenhaft vorhanden und hält ſich am liebſten da 0 er viel Nahrung findet. Er nährt ſich von Nadelholzſamen und jungen Erde darin er den Samen nicht aufleſen, 8 er ihn DaB aus dei i Spatzi zu dem 150 ich, welk er auberbem nad) ein eifriger Schmetter⸗ 955 0 Häufig. Auf Wunder bei Baruth z. B. niſteten bis vor 2 Jahren 1 a 2 Paar dieſer Vögel. In dieſem Jahre war dort keines derſelben 115 Kiefern und wird ſelten und ſchwer aufgefunden, daher ede ieee 1 holzknoſpen. Um zum Nadelholzſamen zu gelangen, fährt er mit ſeiner Schnabelg biſchen die Schuppen der Baumzapfen und hebt die Schuppen daran empa rf Zapfen nimmt. Da der Nadelholzſamen im November und Di ſo hat er auch bloß um dieſe Zeit Nahrung für ſeine Jungen, 0 jedem Monat, ſondern 155 im Dezember niſtet. | gebrütet haben. Von 9 mir bekannten he hat — 1 Neſt gefunden. 5 Was die Kleinvögel anbetrifft, ſo möchten an vielen Orten einig ſelben häufiger fein, wenn dieſelben nicht gar zu oft weggeſchoſſen wür 5 Schuld daran trägt das Jahr 1848. Vor 1848 war faſt Alles fiskaliſe 5 d. h. alle umliegenden Dörfer waren königlich und nur große Rittergutsbeſitzer hatten die Jagd. Jetzt dagegen hat nicht bloß jede einzelne Gemeinde die Jagd, ſondern 4 auch jeder Bauer, der 300 Morgen Acker im Zuſammenhange beſitzt, kann darauf f die Jagd ausüben. Die Gemeinden verpachten die Jagd. Jeder Jagdpächter hat wieder einen oder mehrere Jagdtheilnehmer, bringt wieder mehrere Schießluſtige mit. Dazu ſind die Jagdreviere mit den Eiſenbahnen ſchnell zu erreichen und können deshalb öfter beſucht werden. Geſchoſſen ſoll werden; folglich werden, da Haſen und anderes Wild auf vielen Feldmarken ſelten geworben find und außerdem die Reviere auch in der Schonzeit des Wildes, im Sommer, beſucht werden, vielmals Kleinvögel geſchoſſen, deren Bruten dann ebenfalls umkommen. Man muß es ge ſehen e mit welcher Schießluſt und Schießwuth einzelne Herren z. B. von 1. Berlin ankommen. Da hat dieſer eine neue Flinte und jener eine. Die neuen Flinten aber mü ſſen doch wenigſtens geprobt werden. Der Augenblick des Probe⸗ | ſchießens kann kaum erwartet werden und jo geſchieht es zum Allerhäufigſten, daß das Ein⸗ und Probeſchießen der Gewehre an Kleinvögeln geſchieht. Ich weiß, daß als einmas auch ein Kleinvogel zum Todt⸗ und Probeſchießen augenblicklich nicht vorhanden war, einer der Berliner Sonntagsjäger das Probeſchießen an einer Maus beſorgte. Unſere Kinder züchtigen wir mit Recht und hart, wenn ſie einem Vogel ef ein Ei aus dem Nefte nehmen, obgleich das Wegnehmen eines oder einiger Eier wenig oder gar nicht ſchadet. Aber wo iſt Jemand, der nur Daran dächte, 17 ſolche nichtsnutzige Kleinvögel-Todtſchießerei Seitens feiner Herren einen Blick des Mißfallens zu thun oder auf den dadurch angerichteten Schaden aufmertfam 3 1 machen. Wunderbar iſt es, daß noch jo viele Kleinvögel vorhanden ſind Die Turteltaube (Columba turtur) iſt die am häufigſten hier vorkomme Taubenart. In der Haus Zoſſener Haide hat ſich dieſelbe ſehr vermehrt Die Hohl- oder Holztaube (Columba oenas) iſt bloß in den Forſten ſelten, an anderen Arten jedoch eben ſo ſtark vertreten, wie die taube (Columba palumbus), wenn ſchon beide nirgends ſo 9 wie die Tur taube, angetroffen werden. 8 marken ſehr zugenommen, weil dort die Jagdpächter (000 8 witz in Berlin) die Jagd mit Vernunft 5 was ni = Der gem. Faſan (Phasianus eolehieus) wird z. B. bei Golßen wild lebend angetroffen. Im Herbſt, wenn die Eicheln abfallen, wird aber der Wander⸗ bei ihm rege. Dann ſucht man den Faſan zu halten, indem man ihn mit eizen füttert. Er bleibt dann, und in eigens für dieſen Vogel gebauten, etwa chhohen Zackenhäuschen, wird die Weizenfütterung im Winter für ihn ausgethan. Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) iſt als Brütevogel nirgends vorhanden. egen erſcheint daſſelbe bei Golßen aus dem etwa 4 Meilen weiter entfernten erförſtereibezirk Grünhaus, beim Eiſenwerk Lauchhammer, vereinzelt auf Wechſel. Der Wachtelkönig, Schnärz, Wieſenſchnarrer, Wieſenſumpfhuhn X pratensis) iſt nicht in Zunahme begriffen. Er baut ſein Neſt auf üppigen ſen und in Kleeäckern. Gewöhnlich wenn der Vogel Eier hat, erfolgt die Gras⸗ d. Die Brut geht dann verloren. Wenn um dieſe Zeit nicht noch niedere eidefelder, in die er flüchtet, vorhanden wären, ſo möchte es kläglich um ihn llt fein. Die große Trappe (Otis tarda) iſt bereits von einigen Feldmarken gänz⸗ verſchwunden. Auf anderen hat ſie ſehr abgenommen. Nur wenige Feldmarken n fie noch in demſelben Maße wie früher. Häufig iſt fie nirgends. Auf hrensdorf’er und Wünsdorf'er (Zoſſen) Fluren brütete die Trappe vor 20 — 25 ahren in allen Getreidefeldern und im Frühjahr und Herbſt ſah man Schaaren n 30—50 Stück dieſes Vogels. Jetzt dagegen kommt die Trappe nur noch ſelten d ſehr vereinzelt auf den vorgenannten Feldmarken vor. Jäger und Hüteknaben, ie ihre eigene Gewohnheit, die Eier zu verlaſſen, wenn Menſchen dabei geweſen id, tragen die Schuld der Abnahme. Der Triel, Dickfuß, Großer Brachvogel (Oedienemus erepitans) einen großen Augen, kommt auf manchen Feldmarken ziemlich häufig, auf dagegen nur vereinzelt vor. Im Allgemeinen hat er nicht zugenommen. wall, wo auf trockenen Brachfeldern und Sandäckern die Viehheerden gehen und Hüteknaben dem Vogel die Eier wegnehmen, deren er nur zwei legt, iſt er Iten geworden. Den Triel habe ich nirgends weiter jo häufig angetroffen, als 1 Jüterbog und Dahme, auf dem hohen Fläming. ! Der ſchwarze Storch (Ciconia nigra) niftet vereinzelt in den Königlich ersdorf'er Forſtbezirken Rauhbuſch und Sperenberg, in den zu Solms: suth’er und Königlich Wuſterhauſen'er Forſten. Früher war dieſer Vogel häu⸗ er als jetzt, obgleich auch früher ſchon ſeine Eier öfter weggenommen wurden. N 9 weiße Storch, Knepner, Kläppner (Ciconia alba) hat ſehr abge: 999 15 — 8 In Saite t d der r Storch nützlich; er frißt da allerlei Nept Sumpf aufgehört hat, wird er ſchädlich, denn er ſchnappt da jeden k und Vogel weg. Unverdautes wirft er wieder aus. Daran iſt zu erkenn er gefreſſen hat. Wir haben an Ort und Stelle das Unverdaute und Aus fene da, wo er auf ſtarken Aeſten hoher Bäume geſeſſen hatte, unterjud Knochen und Wolle von kleinen Haſen und Federn kleiner Vögel in Pe funden. e Zugſtörche ſitzen feſt, wenn ſie müde ſind und laſſen ſich bis auf den vom Baume ſchießen. Vor etwa 30 Jahren befanden ſich bei Wendiſch⸗Bi (Förſterei Damm im Unter-Spreewalde, wo jetzt Gurkenland iſt) mehrere S or Kolonien. Es ſtanden 3—5 Neſter auf einer Eiche und auf einer Horft*) 4 Neſter. Kürzlich theilte mir der Hegemeiſter Schalt in Sputendorf bei Teupitz a 0 ſeiner Erlebniß in der Förſterei Damm folgendes Storchgeſchichtliches mit: „J Nachbarförſter im Frankfurter Regierungs⸗Bezirk ſchoß immerwährend Störche benutzte das Fett derſelben als Stiefelſchmiere. Ich that das nicht. Auf Zur meiner nachmaligen Schwiegermutter jedoch hielt ich, der Federn wegen, eines T bei Sonnenuntergang, ebenfalls ein Storchſchießen. Als ich mit dem Kahne gekommen war, woſelbſt die Störche reihenweiſe auf den Eichen ſaßen, ſchoß es war das erſte, einzige und letzte Mal — einen halben Kahn voll, etwa 35 Wenn ich einen dieſer Vögel aus der Mitte herausgeſchoſſen hatte und in der ö der Störche eine Lücke entſtanden war, un die übrigen Mole mehr ar % und Glied zuſammen, fort aber flog keiner. eit auf den letzten hätten todtſchießen laſſen. Ich werde dies ſeltene Schauspiel n f vergeſſen. Später bin ich nie wieder zum Schuß gekommen.“ Bis vor e ig a 20 Jahren verſammelten ſich die Zugſtörche im Herbſt häufig in der K Zoosla'er Forſt und hielten in Schaaren von 80 — 100 Köpfen Nachtruhe 1 bhohen Kiefern. Ich ſah, daß ſich einer jeden Schaar auch einige cen beeeaiigeſellt hatten. . Der Fiſchreiher (Ardea cinerea) 1 zwar an allen Seeen noc haft auf Fiſche, aber ſeine Schaaren ſind ungeheuer gelichtet. 8 Eine ſtarke Fiſchreiher-Colonie befindet ſich nur noch in der Will Duberow (Oberförſterei Königs-Wuſterhauſen). Etwa 52 Jahre lan ſelbe dicht am Waſſer in einer Eichenwaldung. Aus unbekannten ßen vor 10—15 Jahren die e dieſen Brüteort und 8 | einer eiche bac 4—6 3 Auge einmal, | wen . ) Horſte ſind e aus dem 52 Derworungene und mit 8 een kleine aut ER i Re nicht vertrieben. Außer den Prinzen und zu einer andern Zeit g In der Königlich ae Forſt wurde vor etwa 25 ö nen Teichen und Seeen anzutreffen. Ihre Abnahme iſt in der Entwäſſerung . bie ud an begründet, Auch im Rohre der Golſſen'er Karpfen⸗ Der Kiebitz (Vanellus eristatus) iſt faſt überall ſehr im Rückſchritt be⸗ ffen. 75 Gleichwohl werden ſeine Eier noch immer geſammelt und verſpeiſt. vo durch Entwäſſerung mehr Sumpfwieſen entſtanden find, wie z. B. bei -öpchin, Egsdorf und Sputendorf, zwiſchen Zoſſen und Teupitz dies der Fall iſt. orwieſen entſtanden, die unergründlich und ſo moraſtig ſind, daß ſie unmöglich kahrung, ſondern iſt auch ſicher vor Eierſuchern. err ehen von Sächſiſch⸗Neuhof und Linow bei Baruth. 8 Daß der Kranich in Abnahme begriffen, unterliegt keinem Zweifel. Zwar 1 an, daß der Kranich Gebüſch gar nicht brauche, wenn er nur ſumpfige ) Hirſche, die z. B in die Moräſte der beiden Leber-Seen bei Egsdorf (Teupitz) gerathen, erloren. Dieſelben verſchwinden ſehr bald in der unergründlichen, moorigen Tiefe, wenn chleunigſt und zur Genüge Mannſchaften mit Brettern erſcheinen. Ortsvorſteher Schulze in rf, ein Jagdbeſitzer, erzählte mir vor einigen Wochen, daß er in den Beſitz von Hirſchen ge— ei todt und den andern noch lebendig, den moraſtigen Leber-Seeen entriffen. n die Köntglchen dien und . eine Stfegreierjng, Die Vögel m Bat in der ae des Gaſthauſes Neuhof bei e nur wenige Schritt von 2 2 E nen er Eiſenbahn entfernt; die kleine Rohrdommel iſt ſich in ihrem i Etwas gehoben in ſeinem Beſtande hat ſich dieſer liebliche Vogel nur h den Nottekanal iſt nämlich das Waſſer in den Seeen bei dieſen Dorfſchaften 6 Fuß geſunken. An Stelle eines großen Theiles des betreffenden See’s *) find rühjahre begangen werden können. Hier findet der Kiebitz nicht bloß reichlich on 75 Orte . haben gar keinen Kiebitz mehr aufzuweiſen, ſo z. B. En, Hier, woſelbſt z. B. der verſtorbene Fiſchereibeſitzer - hne einen Schuß abzugeben und ſagte, daß er in dieſem Jahre ſchon 2 ſtarke Hirſche, | (Vergl. No. 2 u. 3 der en 8 258 | Wieſen mit Rohr b Syilf 15555 i der vorſichtige Kranich zur Genüge ſelbſt; er hält ſich eben haupt und Fülle darin vorhanden, wie denn auch das hohe Schilf und Gras nur | iſt der ſcheue Kranich immerwährender Beunruhigung ausgeſetzt. Früher wur 60 Fußen und eine derſelben gab 2 und auch 3 gute Sägeblöcke. Jetzt dagegen wachſen dort überhaupt Elſen nicht mehr, denn der Boden iſt nicht mehr feucht nur noch ſehr vereinzelt, wiewohl fie in manchen Jahren und an manchen bier niſtende Schnepfenart. 8 ie jedoch nich nn 8 id ſumpfigen Ellernbrüchen, in denen er ſelbſt keine Rundſchau hat | ſich wähnt, auf und niftet hier. a, In dieſem Jahre niſteten bei en etwa 7 Baar Kraniche. Brüche aber auch noch nicht entwäſſert, Schlangen und Frbſche 3 waren in in weis ausgeſchnitten werden konnte. Die Kraniche fanden damals gute Nah und wurden wenig beunruhigt. Jetzt, da die genannten Brüche meiſt entwä die Schlangen und Fröſche verſchwunden ſind und alles Gras ausgeſchnitten w dort immer nur Elſen angepflanzt. Dieſelben wuchſen bis zu einer Höhe von genug und die jungen Elſen erfrieren alljährlich 2 Mal, im Herbſt und im Früh 2 jahre. Die Elfen, die jetzt noch vorhanden, find nur Strauchwerk zu nenne Es ſteht dort eine ganz andere Holzcultur bevor: es ſollen Eichen und Birken 9 pflanzt werden —, was alles dem Kranichſtande nicht zur Hebung gereicht. Die Sichelſchne ne Doppelſchnepfe, Keilhaken, Großer Brach⸗ vogel (Numenius arquatus) findet ſich im Herbſt auf Brachfeldern ein. Dieſelbe niſtet auf allen größeren Sumpfwieſen, z. B. in der Gegend von Baruth und ve einzelt auch bei Zoſſen. i 0 Die Kaiſerſchnepfe, Königs-, Kronen- oder Kronſchnepfe, w dieſer Vogel in hieſiger Gegend genannt wird, gilt gebraten als großer Leckerbiſſe Nach einer Mittheilung des Oberförſters Conſtantin in Baruth hat ſich die Kai ſchnepfe erſt ſeit etwa 20 Jahren als Brütevogel in dortiger ee angefun und in dieſer Zeit ſich ziemlich ſtark vermehrt. | 7 Der Regenbrachvogel (Numenius phaeopus) erſcheint nur auf dem 3 hier und iſt viel ſeltener. se Die Waldſchnepfe (Scolopax rusticola) hat ſeit 1848 ſehr gelitten und iſt als Brütevogel ſelten geworden. Auch als Zugvogel erſcheint die Waldſchnez häufiger vorkommt. Der Grund der Abnahme liegt darin, daß dieſem Vo Zug und Suche zu ſehr nachgeſtellt wird und die ihm fo ſehr behagender Laubwälder a In der Umgegend von Baruth niſtet ſie e Bez | Zoſſen, dicht bei ehre, erſäuft. \ aufſeher Günther, der fie im Brunnen aufgefunden hatte und ac. kun r me überbracht. 5 Die große Bekaſſine, Gemeine Sumpfſchnepfe, gi 1 Heerſchnepfe (Scolopax gallinago — Telmatias sallinago) 1 05 hr abgenommen, ſo z. B. auf den Wieſen in der Nähe von Teupitz, wo⸗ noch vor etwa 15 Jahren in Unmaſſen vorhanden war. Mühlenmeiſter ih, auf Kleiner⸗Mühle bei Teupitz, mit dem ich damals mitunter die Neuen⸗ e Hunde mitbrachte, gute Gewehre hatte und des Schießens kein Ende machte. ch find die Wieſen dort von ſolcher Beſchaffenheit, daß Schnepfen, Wachtel⸗ tige, Rallen nimmermehr Vergang nehmen. Die Moorſchnepfe, kleine Bekaſſine, kleine Stummſchnepfe N gallinula — Telmatias gallinula) erſcheint nur auf dem Zuge hier. Die große Pfuhlihnepfe, Stummſchnepfe (Scolopax major — Tel- 17 major), die in Dänemark zu Haufe iſt und im Spreewalde einzeln ge⸗ itet haben ſoll, erſchien nur mitunter auf dem Zuge hier. Die Kampfſchnepfe, Kampfſtrandläufer, Streitſchnepfe (Machetes re Färbung. Schnepfen haben, wie andere Sumpfvögel, im Großen und Ganzen abge⸗ 1 ſo z. B. auf dem Schöneicher Plan bei Mittenwalde. Die Wieſen hier— 1, wo früher Schnepfen und Kiebitze brüteten, werden jetzt Mauerſteine geſtrichen. e Wieſen bei Teupitz auf Schnepfen abſuchte, ſchoß an manchen Tagen 30— ück dieſer Vögel. Hier hat ſehr arg ein Leibjäger des deutſchen Kronprinzen, amens Weber, aufgeräumt, der zum Aufſuchen der Schnepfen eigens dazu abge- . 5 nax — Tringa pugnax) hat an einigen moraſtigen Seeufern vereinzelt gebrütet erſchien auf dem Zuge häufiger. Von den Männchen hat faſt jedes eine An manchen Orten ſind ſie, wegen Mangel an Nahrung, gänzlich ver⸗ ſind entwäſſert und überall zerſtreut find große Ziegeleien angelegt worden. den Schnepfen, Kiebitzen und andern Sumpfvögeln iſt's hier für immer Der rothſchenklige Deich e e kleiner Rothſchenkel otanus calidris) iſt gemein und brütet hier. Häufiger noch erſcheint er auf n Zuge. 5 Der Flußuferläufer, Trillernde Waſſerläufer, Strandpfeifer otanus hypoleueus) brütet ſehr vereinzelt im Gebiet und findet ſich dagegen im rbſt an den Ufern der Bäche, Flüſſe und Seeen häufiger ein. der hellfarbige und grünfüßige Waſſerläufer (Totanus glottis) und dunkel farbige Waſſerläufer, großer Rothſchenkel (Totanus fuscus) te b bei uns, 1 5 aber ſeit einer 9 1 von Jahren bone | 2 Een brütet und 16 en nur auf dem Zuge bei uns. Eine Zunahme der Waſſerläufer iſt nicht 5 Der Goldregenpfeifer (Charadrius pluvialis — Ch. auratus), der z. B. 4 brütet, erſcheint nur auf dem Zuge bei uns. Die Waſſerralle (Rallus ui) wid wi über häufig hier. a Das grün füßige Teichhuhn, Rothbläſſiges Nobrhuhn All chloropus), das meiſt ein zwiſchen dem Schilfe auf dem Waſſer ſchwimme es baut, wird ebenfalls häufig brütend angetroffen und iſt ſich, wie 5 v 5 ſeinem Beſtande ziemlich gleich geblieben. 8 Das kleine Rohrhuhn, Sumpfhuhn (Gallinula pusilla) iſt i in zu Hauſe und iſt nur ausnahmsweiſe und vereinzelt hier vorhanden geweſen. Das weißbläſſige Waſſerhuhn, Bläßhuhn, Hurbel, Lietze (Fuli atra) war früher auf unſeren Seeen in unabſehbaren Schaaren vorhande brütet zwar noch maſſenhaft im Gebiet, ſcheint aber in allmähliger, ſichere nahme begriffen, jo z. B. auf dem Wünsdorf, Clausdorf⸗, Mellen⸗, Moben-E Auf dem, nur durch die Berlin-Cottbuſer Chauſſee und Berlin⸗Dres Eiſenbahn von dem Wünsdorf⸗See getrennten Neuhof⸗See iſt bereits jo weit räumt, daß nur noch einzelne Paare dieſer Vögel ihr eee ve 1 außerdem die Fiſcherei in demſelben verpachtet iſt und die Beunruhigung 5 Verfolgung 15 kein Ende nimmt. Zwar an die ae un mit di und in das Rohr und Schilf, das hier reichlich vorhanden iſt, fügten, 1 Gefahr merken. Die allmähliche, merkliche Abnahme der Waſſer⸗ und Roh auf dieſen See'n haben einzig und allein die Eierſucher verſchuldet, 11% Winkelchen, das mit Rohr bewachſen iſt, mit Kähnen abtreiben und dus thun, bis ſie keine Eier mehr a ge: 8 . unter verwildert in unſeren Seeen ein, 1 er dag bah 1 tern geſchoſſen wird. | ee Die Graugans, Märzgans, große Wildgans (auser di = auf ihrer Wanderung in kleinen Heerden bei uns und niſtet hie 8 i Die Saatgans-, Moor-, Zug gans (Anser segetum > nur im Spätherbſt und Anfang Winters auf dem Zuge. In frül ſie auf wer a En in a al. Sana 4 en en he 15 bt iſt nur 8 ein dokn gegen. en Es iſt ue daß 18 > und gefährliche Moordecke der Sumpfwieſen betreten mag, noch mit einem | ‚zu 5 die Enten hier aufſuchen kann. Selbſt en dreſſirte Jagd⸗ und . unſeren Sandbergen ſollen früher die Kriekenten zu Hunderten in 8 alten hohlen Eichen, womit jene dicht bewachſen waren, geniſtet haben. bet de Bauersleute in hieſigem Orte ſprachen mit Begeiſterung von a meſtern und alten Raubvogelhorſten auf dieſen Bäumen gebrütet hätten. uch in allen niedern Kiefernſchonungen waren Kriekenten nicht ſelten. Jetzt „da man ſich hier vergeblich nach einer alten Eiche umſieht und nur Wach- jeſträuch unſere vormalige Eichholzberge bekleiden, herrſcht faſt Leere und 0 auf dieſen Punkten **) und es iſt keine Ente mehr vorhanden. | 7 9 Rebhühner ſind ſchlau genug, ihren Flug 10 den Sumpfwieſen zu richten und hier 5 allen, wenn Jäger kommen, wie ich ſelbſt vielfach zu beobachten Gelegenheit hatte. 8 Be *+) Der Herr Rittergutsbeſitzer Magnus auf Haus Zoſſen bot, als die Eichen abgeholt 1 zur Wiederanpflanzung der Berge der hieſigen Gemeinde junge Eichen unentgeldlich an. I. ßer Nachläſſigkeit hat aber die Gemeinde das Anerbieten unbeachtet gelaſſen. Die Berge n verſandet und der Basen ift ſchlechter geworden. Nutzbare Bäume werden jetzt Re tkommen. 5 8 Die Knäkente 1 en ift als Brian / als die vorige. Häufiger erſcheint ſie in Paaren auf dem Zuge. Die Moorente (Fuligula nyroca) war früher ein gar Blrutvogel. Sie niſtete z. B. in der Umgegend von Baruth, 1 Z3ioſſen. Auf dem Zuge wird ſie oft geſchoſſen. | Die Faſanen- oder Spießente (Anas acuta) war biche keine Seltenheit und iſt als Brutvogel oft beobachtet worden. Häufiger i auf dem Zuge. . Die Tafel⸗, rothe oder braunköpfige Ente, N @ ferina) hat einzeln hier gebrütet, fo z. B. bei Neuendorf, Sputendorf, Melle Die Schnatter- oder Mittelente (Anas strepera) iſt vor lä Jahren ausnahmsweiſe als Brütevogel angetroffen worden, ſo z. B. einmal vom Teichwärter Prüve bei Zoſſen. Auch auf dem Zuge erſchien ſie nur ſpärlich. 55 a Die Löffelente (Rhynchaspis elypeata) war z. B. am Prierow⸗See bei Zoſſen als Brütevogel vorhanden. Im Herbſt erſchien fie dort e Vom Seebeſitzer Kühne erhielt ich mehrere derſelben. eye Die Schellente*) (Clangula glaucion) hat vor längeren Jahren ein al in einem hohlen Baum in der Nahe von Teupitz geniſtet. Auf dem I. fie oft geſchoſſen worden. 5 Die Pfeifente (Anas penelope) war keine Seltenheit und wurde i im tober allenthalben geſchoſſen. Als Brütevogel iſt ſie hier nicht vorgekommen. a Die Reiherente (Fuligula eristata) wurde z. B. vom Seebeſitzer und Geißler mehrmals geſchoſſen. Ich glaube ſtark, daß ſie auch mitunter gebrütet hat, obſchon ſie als Brütevogel nicht aufgefunden worden iſt. Die Sammetente (Oidemia fusca) habe ich nur einmal in 19 0 0 dorf See's geſchoſſen. 0 Die Trauerente (Oidemia nigra) wurde in einem Greta am rer See geſchoſſen. a Die Bergente (Fuligula marila) ift auf dem Zuge mehrmals aan | und geſchoſſen worden. Ri: Die Kolbenente (Fuligula rufina) 1 7 95 einmal vom Kalkbrennere Merten am Teupitz⸗See geſchoſſen und von demſelben als große Selt überbracht. Be Die Nothente “) (Casarca rutila) habe ich in zwei. % 1 Fiſchereibeſitzer Geißler in Wünsdorf und je in einem Exemplare vor Schneider auf Adlerhorſt bei Zoſſen und von dem Kall brenne eee Kleine-Mühle bei Teupitz bekommen. | Die Brutſitze der I ſowie anderer Waſſer⸗ und See V Von den 92 19 rn beſitze ich Eier aus hieſiger ungegend. Er N ) Vorgenannte Enten ar a 8 1 5 Er: Gegenſatze zu früher iſt auch die gd von M enwalde e ON ipf⸗ und Waſſervögeln arm geworden, und liegt jetzt kahl da — ein Hohn auf den ö lies in nordweſtlicher Richtung oberhalb Luckenwalde in die Nuthe fließt woran Baruth liegt, ſind, mit Ausnahme von Möven und Seeſchwalben, mehr an den größern Seen, z. B. bei Storkow, Teupitz, Königs⸗Wuſterhauſen, getroffen werden, Waſſer⸗ und namentlich Sumpfvögel, meiſt allenthalben in recht reulicher Anzahl noch vorhanden. Ebenſo ſind die Sumpfwieſen an der Dahme, die in nördlicher Richtung Spree zufließt und woran die Städte Dahme, Golßen und Wendiſch-Buchholz ut ſind, von Sumpf⸗ und Waſſervögeln ſtellenweis noch ziemlich ſtark belebt. hat die im ſüdlichen Theile des Gebiets oſtwärts, ebenfalls der Spree zu⸗ ende Berſte, woran Luckau und Lübben liegt, und die dem ſchönen Schloßpark Reichsgrafen zu Solms⸗Baruth Caſel bei Golßen, durch den ſie ſich ſchlängelt, ondern Reiz verleiht, mit ihren von vielem Geſträuch bewachſenen herrlichen Wieſen mpf⸗ und Waſſervögel noch reichlich aufzuweiſen. Hier, auf Herrſchaft Zützen Die Tauchente, Baumente, Gänſeſäger, Sägetaucher (Mergus mer— er) wird brütend nur vereinzelt angetroffen. Als Brüteort wählt der Vogel 9 Ueber Zoſſen führt ſeit 1825 die große Heerſtraße (Berlin-Cottbus'er Chauſſee) von nach der Lauſitz und ſeit 4 Jahren durchſchneidet die Berlin-Dresden'er Eiſenbahn an n Stellen die früheren Sumpf: und Rohrwieſen des Nottefließes bei Zoſſen. ) Die Umwandlung von Wald und Buſch durch Ausrodung in Aecker und Wieſen hielt früheren Zeiten für einen hohen Gewinn, während heut' zu Tage diejenigen Orte, welche beſitz haben, denſelben ſorgfältig als einen Schatz conſerviren. — 222 — Raubvogelhorſte benutzt. Im Winter iſt er ſtellenweis ſehr häufig vorhanden. Noch vor 15 — 20 Jahren waren Säger (M. merganser) im Winter in unabſehbaren Maſſen auf unſeren Seeen anzutreffen, die ganze Waſſerfläche mancher Seeen war mitunter von dieſen Vögeln bedeckt. Der jetzige Zuzug dieſer Vögel iſt nur ein Schatten gegen früher. Die ungeheuere Abnahme derſelben iſt räthſelhaft. Die Beunruhigung durch die Schifffahrt kann die Schuld der Abnahme nicht ſein, indem 3. B. auch auf dem Wünsdorf⸗See, auf welchem gar keine Schifffahrt ſtattfindet, die Taucher in ſo ungeheuern Mengen nicht mehr geſehen werden. 2 Der gemeine oder langſchnäblige Säger (Mergus serrator) findet ſich nur vereinzelt und brütet niemals hier. . Der weiße oder kleine Säger (Mergus albellus) kommt nur ausnahms⸗ weiſe im Winter als Gaſt zu uns gereiſt. Die gemeine oder Fluß-Seeſchwalbe (Sterna hirundo) brütete früher | auf allen Sandbänken unſerer größeren Seeen faſt ebenſo häufig, wie z. B. bei 1 Magdeburg. Jetzt iſt ſie ſelten geworden. | Die ſchwarze Seeſchwalbe (Sterna nigra) erſchien früher vereinzelt auf dem Zuge. | Die kleine Seeſchwalbe (Sterna minuta) iſt ziemlich häufig im Auguſt auch bei Zoſſen anzutreffen, als Brütevogel aber nirgends im Gebiet bekannt. Auf dem Teupitz⸗See z. B., woſelbſt die meiſten Seeſchwalben waren, ſind dieſelben theils von Berliner Jagdliebhabern weggeſchoſſen, theils von Berliner Gondlern verſcheucht worden. Auf dem Callinchen-Motzen⸗See dagegen ſind dieſe Vögel durch die vielen neuerdings entſtandenen großen Ziegeleien vertrieben worden. An dem Ufer dieſes See's befinden ſich nämlich jetzt die Stein⸗-Ablagen ſämmtlicher Ziegel⸗Fabriken von Töpchin, Motzen, Kallinchen u. ſ. w. Hier ſtehen jetzt ferner jederzeit hunderte von Kähnen bereit, Mauerſteine aufzunehmen und weiter zu befördern. Aller Orten auf dem See herrſcht reges Leben. Die Seeſchwalben ſind gewichen, als Curioſität bemerke ich, daß präparirte Seeſchwalben, beſonders St. minata, nicht ſicher genug 3 vor Mäuſen geſchützt werden können, indem nämlich die Mäuſe ſehr gern die ge⸗ trockneten Beine dieſer Vögel an- und die Zehen an den Beinen gänzlich abfreſſen. Die Lach-Möve (Larus ridibundus) iſt die einzige hier niſtende Möven⸗ art. Sie brütet an ſandigen Ufern und auf Wieſen an Seen und bei Flüſſen. Früher war die Lachmöve hier ziemlich zahlreich vorhanden. Jetzt iſt ſie, da e 8 vielfach weggeſchoſſen und geſtört wurde, als Brütevogel ſelten geworden. % Die dreizehige Möve (Larus tridactylus) und die Sturmmöve Gans 5 canus) wurde vereinzelt auf dem Mellen⸗See geſchoſſen. 3 Die Schmarotzer-Möve (Lestris parasitica) wurde in früheren Zehren einmal auf den Teupitz⸗See angetroffen. 1 Der Haubentaucher, Zorch, gehäubter Steißfuß (Podiceps eristatus) brütet ziemlich häufig im Rohre und Schilfe unſerer Seen. Viel zahlreicher 1 niſtet hier der rothhalſige Taucher (Podiceps rubricollis). EN Je fals hier häufig anz hf en 15 m Eine en t fa auf alen Heinen Sg . e Tau her 15 d x | Gern indeſſen auch die billigſten 1 lebte frei und öffentlich an einem andern Ende des Ortes. einen von ihnen in meiner Gewalt gehabt; N nicht feſtſtellen ö find z. B. Raubvögel⸗, Enten, Möven⸗, und Seeſchwalbenarten vorgekommen, die ich; zu beſtimmen vermochte und merkwürdig, gerade auf ſeltene und unbekannte Vogelarten der Regel die Beſitzer ſo erpicht, wie der Teufel auf eine arme Sünder⸗Seele. „Der te abhanden kommen, ſchadhaft werden; ich verleihe ihn nicht“, — erklärte ein Beſitzer, ie Zeit abwarten konnte, daß er denſelben präparirt zurück erhielt. eſe Exemplare ſind für wiſſenſchaftliche Unterſuchungen ſämmtlich verloren. e) Anm. d. Red. Eine ſehr ſchön gezeichnete weißbunte Abänderung des Sperlings erhielt ebend durch Herrn Rittergutsbeſitzer Dr. G. Dieck in Zöſchen bei Merſeburg. Der Vogel ert in ſeiner Zeichnung an den Schneeammer und iſt eine außerordentlich hübſche Er⸗ ung. Dieſer weißbunte Vogel ſowohl, wie ein ebenfalls in meinem Beſitze befindliches ganz 85 remplar erinnern fo wenig an unſern biedern Hausſpatz, daß alte Vogelhändler ſowohl, 1 thologen, denen ich dieſe Vögel — in einem Käfig zwiſchen aſiatiſchen und afrikaniſchen rumfliegend — zeigte, nicht auf den Gedanken kamen, daß die ihnen vorgeſtellten Vögel e Abänderungen unſeres Passer domesticus fein möchten. | Einerſeits haben einzelne Vogelarten gänzlich Vergang genommen, v. Schl. Evan 1 ben in Ki; f 179/180. St. George Street. East, 5 erhielt in den 1 Sendungen: 5 bon 100 Mk.; 35 graue 1 8 St. 16 Mk.; 150 Paar Welle P. 8 Mk.; 50 große gelbhäubige Kakadu's, St. 25 Mk.; 30 Roſa-Cac St. 16 Mk.; 3 Doppel-Gelbköpfe, St. 60 Mk.; 1 Gelbnacken- Amazone, 5 3 Jamaica-Amazonen, St. 14 Mk.; 1 Caracal, 240 Mk.; 1 Orelot, = 20 Fliegende Hunde, St. 60 Mk.; 42 Iendaya-Sittiche, St. 30 Mark.; Kron-Tauben, P. 200 Mk.; 1 Albifrons-Amazone, 40 Mk.; 6 Paar Ga P. 50 Mk.; 1 Paar wilde Truthühner, P. 200 Mk.; 2 blau und gelbe Ara St. 100 Mk.; 1 rothen Arara, 80 Mk. 5 Ferner: 5 1 Grand Galago, 100 Mk.; 1 Paar Elen-Antilopen, 2400 Mk.; 14 Paar w fittiche, P. 8 Mk.; 100 Paar Zebrafinken, P. 8 Mk.; 16 Kofa-Kakadı's, St. 15 Mk.; 20 große gelbhänbige Kakadu's, St. 25 Mk.; 5 graue Papageien, St. 16 Mk. 1875, 1876 n 17 W, H. Frühauf Ersten Preis in BERLIN. in SCHLEUSINGEN in 1 Preiſe billigſt, gegen Wan e Wen 50 Die Drahtwaarenfabrik C. H. HEILAND . Halle +8. liefert eomplette Geflügelhäuſer ganz aus Eiſen und Draht. 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Der Wellenſittich (Melopsittacus undulatus) . eee g 8. Der Gürtelgrasfink 1 0088 4 9. Der blutrothe Kronfink (Coryphospingus eistaus) 10. Der Papſtfink (Spiza ciris) . ; 11. Der Gebirgslori (Trichoglossus ann 5 Weiterer Bericht über die Züchtung der Reisvögel im Zimmer, von 2 6 F Einige Worte über den Tannenheher in der Gefangenſchaft, von E. von e g Welches iſt der wirkſamſte Schutz für die Rebhühner und das beſte Mittel zu deren Ver— mehrung, von G. Elsner. Zur Characteriſtik der Waſſerralle (Rallus agatiene), von dans Stengel Vogeltagebuch⸗Notizen, von Dr. von Gizycki . . „ Verkannte und Mißachtete, von O. von Rieſenthal. 1. Der Schleierfauz . ! J 2. Das Steinkäuzchen (mit Abbildung) 3. Der Thurmfalke (mit Abbildung). . . Beiträge zur Kenntniß fremdländiſcher Stubenvögel, von E. v. e de 1. Der orangeſchnäbelige 5 5 . { Der Zedernvogel . Der Nandayſittich Der Schieferammerfink. 5 Der roſenbrüſtige Alexanderſtttich Der blaukehlige Langflügelpapagei . Die chineſiſche Zwergwachtel . Die langſchwänzige Grakel o A B2 wm — IV — Rx Seite Zur Characteriſtik der Waldohreule, von Julius Stengel. 97 Maikäfer als Vogelfutter, von E. von Schledhtendal . 9 98 Ornithologiſche Rundſchau in Oſtthüringen, von Dr. K. Th. Liebe . 1 e Die Plattſchweifſittiche des Herrn A. Köhler in Weißenfels, von E. v. Schlectendal. 124 Eine erzwungene Paarung, von A. Köhler. 145 Ornithologiſche Erinnerungen aus Venezuela (mit Mhhiloun a), un A. 68 148 Einige Aufzeichnungen über Rohr- und Schilfſänger, von Glenck 157 Der Mäuſe⸗Buſſard als Hühnerglucke, von A. Wilhelmi. 160 Bemerkungen über die Nachtſchwalbe und über die Erdſchwalbe, von Sus „ 1. Die Nachtſchwalbe V . eee 162 2. Die Erdſchwalbe . SR Züchtungsverſuche mit einigen deutſchen onen. von Dr K. Th. ee 1 6194 Exotiſche Tauben, von R. Landauer. \ PR ER. 193 Kleinere a, Eine neue ornithologiſche Monatsſchrift. 9 N . 31 Eigenthümliche Erſcheinung aus der Vogelwelt Bi Neue Einführungen. 52 Eine gelbbunte Abänderung des hf nigen ungtügelpapagis 53 Ein Schwarzer gehäubter Cardinal f 54 Schlauheit einer Haushenne . 70 Die erſte Ausſtellung des Vereins „Ornis“ 71 Das Kiebiteier - Sammeln EUR 71 Der Girlitz in Freiberg 99 Der Elſtern-Verein in Wadern 100 Gegen das Neſter-Ausnehmen . 100 Sperber und Sperling 5 101 Noch eine Tannenheher- Geſchichte. N 102 Züchtung der Wandertaube in der Gefungenſchaft 133 Neſtbau der Bartmeiſe in der Gefangenſchaft. 134 Franzöſiſche Anerkennung 1 eee 135 Zum Taubenſchießen . : 167 Kühnheit eines Hühnerhabichts 167 Gezüchtete Zaunkönige. 5 % ee Vogel-Ausſtellung des Vereins „dean. 167. 195 Das neue Buch der Welt N N 194 Allerlei Futtermittel für gefangene Vögel ee ee 196 Unterſuchungen geſtorbener Vögel, von Dr. F. A. Zürn 131. 164. 197 ! y > EB S — 1 x — SI. 60 N SR Vereins zum Schuhe der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen 173 Jahres-Beitrag von drei Mark Redigirt und erhalten dafür die Monats⸗ Für Anzeigen iſt eine Gebühr von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. Schle chtendal, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. IV. Jahrgang. Januar und Februar 1879. Ur. Iu. 2. Inhalt: Monatsbericht für December 1878 und Januar 1879. — Jul. Stengel: Erfrorene und verhungerte Vögel. E. v. Schlechtendal: Einige Bemerkungen über die Lang⸗ flügel⸗Papageien. (Mit Abbildung.) Dr. G. Dieck: e 5 e W. Thienemann, Die Zwergtrappe als Strich- und Standvogel. Dr. K. Th. Liebe: Zur Fütterung der Vögel im Winter. — Kleinere Mittheilungen: Eine neue ornithologiſche Monatsſchrift. Eigenthümliche Erſcheinung aus der Vogelwelt. — Anzeigen. Zur gefälligen Berückſichtigung! Zahlreiche Mitglieder unſeres Vereins ſind noch mit ihrem Beitrage für 1878 im Rückſtande, und erlaube ich mir an dieſe die ergebenſte Bitte zu richten, ihren Vahres⸗ Beitrag mit 3 Mark gütigſt recht bald an den Vereins Schatz ⸗ meiſter Herrn G. Brinner in Halle ea /S, Karlſtraße 8, einzahlen zu wollen. Gleichzeitig bitte ich, Zahlungen für den Verein ſtets nur an den genannten Herrn Schatzmeiſter, niemals aber — wie dies mehrfach geſchehen iſt — an mich leiſten zu wollen. Merſeburg, im Februar 1879. Der Vorſitzende des Vorſtandes. von Schlechtendal. 1 Monatsbericht für December 1878 und Januar 1879, 1. Außerordentliche Verſammlung am 14. December 1878 zu Merſeburg. Der Vorſitzende, Regierungsrath v. Schlechtendal eröffnet die Sitzung und begrüßt den aus Berlin eingetroffenen Herrn Dr. Anton Reichenow, welcher den von ihm angemeldeten Vortrag über ſeine Reiſen an der Weſtafrikaniſchen Küſte hält. Der Vortragende wirft zunächſt einen Blick auf die Entdeckungsbe⸗ ſtrebungen in dem tropiſchen Weſtafrika, jenem Lande des Elfenbeines, des Eben⸗ holzes, des Goldes und der Gewürze und auf die Männer, welche im Dienſte der Wiſſenſchaft ihr Leben eingeſetzt, um von der Küſte aus in das Innere des Afri⸗ kaniſchen Continentes einzudringen. Trotz der Opfer an Geld und Menſchen iſt es nur gelungen, die Küſtendiſtricte von Senegal bis zum Cunene und ihre Gebirgs⸗ kette in einer Breite von 10 — 15 deutſchen Meilen uns bekannt zu machen; nur einzelne Durchbrechungen dieſer Gebirgskette durch die Flüſſe vermögen einem Vor⸗ dringen in das Innere Vorſchub zu leiſten, während andrerſeits das mörderiſche Klima in den Küſtengebieten den Entdeckungsunternehmungen meiſt ein trauriges Ende bereitet. Zahlreiche Gräber, von Mungo Park bis zu den Reiſenden der neueſten Zeit, ſind Belege dafür. In dieſen Gebieten mit ihrer großartigen Natur tritt es ſo recht hervor, wie die Sonne die eigentliche Schöpferin alles Pflanzen- und Thierlebens iſt. Wo ſie ausſchließlich wirkt, unbeeinträchtigt ihre Strahlen hin⸗ ſendet, verſengt ſie die Vegetation und kahl und nackt bietet ſich der Erdboden uns dar, wo aber ihre Gehülfin, das Waſſer, ihr helfend zur Seite ſteht, da entfaltet ſich, von ihr hervorgerufen und gefördert, jene Ueppigkeit und Pracht, die, ſo oft geſchildert, immer zu neuer Bewunderung, zu neuer Darſtellung anregen. Der Urwald mit ſeinen Wundern der Pflanzen- und Thierwelt breitet ſich da, nur hin und wieder durch einen gewaltigen Strom durchſchnitten, in ungeheuren Flächen aus mit ſeinen die wundervollſten Farben zeigenden Palmen, Canna⸗ arten, Farren und Orchideen. Nicht jene hohen Palmen, Chamaedoreen ſind es, ſondern vorzugsweiſe diejenigen mit niedigeren Stämmen, aus denen die gewaltigen Wedel hervorragen und außer ihnen der Affenbrodbaum mit Früchten, wie rieſige Gurken, der Tulpenbaum mit ſeiner hellgrünen Belaubung und pyramidalen Krone, dazwiſchen hohe Gräſer, Lianen und ein Geflecht von Schlingpflanzen aller Art, das nur dem mit Beil und Meſſer Bewehrten den Eintritt in das Reich des Ur⸗ waldes geſtattet. Schmale Pfade durchziehen dieſe Pflanzenwelt und verbinden die Ortſchaften, für welche mit Axt und Feuer der Platz geſchaffen werden mußte. Bananen und Piſang, hie und da auch Papyrus und Ananas wurden auf ihm angebaut. — Anders bietet ſich das Bild der Pflanzenwelt an den Mündungsbecken dar, wo die aufgehäuften Schlammaſſen eine anders geartete Vegetation bedingen. Die Mangroven, Laubbäume, deren Stamm hoch in der Luft auf den Wurzeln getragen wird, zwiſchen denen das Waſſer den Schlamm herausgewaſchen hat, Bosquets von Pandanus und andere mit ſalzigerem oder brakigerem Waſſer ſich begnügende Gewächſe durchbrechen die Einförmigkeit. 0 Uebereinſtimmend mit der Fülle und Großartigkeit in der Pflanzenwelt iſt 55 88 auch die Thierwelt. Die ſchmalen Pfade werden von zahlloſen Schmetterlingen, Käfern und Wespen durchkreuzt, Eichhörnchen huſchen an den Stämmen und über die gewaltigen Rispen, Fledermäuſe hängen unter den Höhlungen der Blattanſätze, große Eidechſen raſcheln durch die Gräſer, das Chamaeleon, ſeine Augen in ver— ſchiedenen Richtungen — nach Beute ſpähend — bewegend und ſeine Färbung je nach den Gefühlseindrücken ändernd, lauert anf der breiten Fläche eines Palmwedels, und nun die Vogelwelt: die rothſchnäbligen Königsfiſcher in ihrer eigenthümlichen Geſtalt und prachtvollen Färbung eilen pfeilſchnell über die Waſſerfläche dahin, oder ſitzen, beſchaulich vor ſich niederſchauend, auf einem Zweige über der glänzenden Waſſerfläche, um urplötzlich auf einen Fiſch herniederzuſtoßen, oder ſie treiben ſich in der Nähe der Ortſchaften der Neger umher, hie und da ein Reptil erjagend; der Halcyon mit langem Schwanze und breitem Schnabel, der ein altes Sumpfloch zu ſeiner Wochenſtube einrichtet, die herrlichen Honigſauger, die Vertreter der Kolibri in der alten Welt, paarweiſe umherſchweifend, die Fülle der Staarvögel, von ihnen etwa 40 Arten, die ebenſo wie unſer Staar von Kerbthieren und Früchten ihr Leben erhalten, Fliegenfänger, u. A. Terpsiphone Ferreli, die auf Mücken und Moskito's Jagd machend durch die Blätter huſchen und viele Andere beleben die Wälder als würdige Repräſentanten für dieſe erhabene Natur. Und wenn man jenen gewaltigen Heerzügen der Wanderameiſe fich nähert, die rechts und links von ihrem Wege durch Poſten, gleichſam wie Soldaten aufgeſtellt, geſchützt ihre Straße ziehen, Alles, was auf ihrem Wege ſich befindet oder in den— ſelben kommt, überfallend und vertilgend, dann trifft man auf Vögel, die faſt nur von ihnen ſich nähren, die Bülbüls u. A. Aber auch die reiche Anzahl der Säugethiere dürfen wir nicht ganz unerwähnt laſſen. Die Schaaren von Affen, unter ihnen der Satansaffe mit langen ſchwarzen Haaren, die jetzt als Pelzkragen beliebt ſind, die Meerkatzen und Mandrille. Unter den Raubthieren iſt der Leopard zu nennen, an Vielhufern vor Allen der Elephant, der Hippopotamus und mehrere Wildſchweinarten. — Crocodile und Schildkröten, u. A. die Lederſchildkröte beleben die Sümpfe, an denen Schaaren von Enten, Fiſchreiher, der ſchöne Silberreiher, Kronenkraniche und auch der Schlangenhals— vogel ihr Weſen treiben. Und über Allen erhaben, hoch oben in den Lüften ziehen die gewaltigen Ver— treter der Raubvögel ihre Kreiſe, die Milane und Adler, der König der Flüſſe, der Schopfadler mit ſchwarzgrauem Mantel und dem eigenthümlichen, an die Kakadus erinnernden Schopfe. Zwiſchen den Waldungen breitet ſich hie und da ein freieres Terrain aus, welches als gemiſchtes Steppenland, Fächerpalmen und Euphorbien, die dornigen Opuntien, hie und da einen Termitenhügel aufweiſt. In dem dornigen Geſtrüpp lauert die Puffotter, in der Mittagszeit ſtreckt ſich die Brillenſchlange auf dem ſchmalen Pfade in der Sonne; geſtört ſpritzt ſie einen ätzenden Saft aus, auf die Augen ihres Ruheſtörers zielend, wodurch ſie Entzündungen, ſelbſt Erblinden des getroffenen Auges erzeugt. Hier bietet ſich ein buntes Vogelleben dar, die Weber— vögel (von denen der Vortragende Neſter und Bälge vorlegt), Bienenfreſſer und 1* D ME j ve 4 — Kukuke, unter ihnen der Sporenkukuk (Centropus), deſſen Ton dem Krötenrufe ähn⸗ lich, bilden hier die hervorragendſten Vertreter der Vogelwelt. Zum Schluſſe feines überaus belehrenden und anregenden Vortrags be— ſpricht der Vortragende die Veränderungen, welchen die Natur in dieſen Gegenden durch den Jahreswechſel unterworfen iſt und welchen entſprechend auch das Leben der Vögel, in ähnlicher Weiſe wie in unſeren Breiten, in verſchiedenen, jährlich ſich wiederholenden Perioden, ſich ſondert. — Die Verſammlung e dem Vor⸗ trage reichen Beifall. 2. Außerordentliche erſammlung am 21. Dezbr. 1878 in Merſeburg. Der Vorſitzende, Regierungsrath v. Schhechtendal eröffnet die Verſammlung, indem er das auf Einladung des Vereins in der Verſammlung erſchienene neue Mitglied, Herrn Oberförſter O. v. Rieſenthal, willkommen heißt und demſelben zu dem in Ausſicht geſtellten Vortrage über die Kennzeichen der Raubvögel das Wort ertheilt. In ſeinem darauf folgenden Vortrage geht Herr v. Rieſenthal davon aus, daß gerade jetzt über den Vogelſchutz lebhaft debattirt werde, indem man ein Geſetz zum Schutze der befiederten Welt zu erlaſſen im Begriff ſteht. Die kleinen Sänger, die wir wegen ihres munteren Weſens, ihres Geſanges, ihrer Far- ben entſchieden lieb haben müßten, könnten nicht durch ein Geſetz geſchützt werden, die Pietät für ſie müſſe im Kinderherzen durch das Wort der Mutter groß gezogen werden. Anders verhält es ſich mit den Raubpögeln, die allein vor das Forum des Jägers gehören. In der Erſchaffung der Raubvögel habe die Natur die verſchiedenſten Zwecke verfolgt und jede Art ſo ausgerüſtet, daß ſie dieſem beſtimmten Zwecke entſprechen müſſe. Wenn der Geier in Folge ſeiner ſchwachen Füße nur mit Aas fürlieb nehmen muß, gleichſam zum Todtengräberdienſte beſtimmt iſt, ſo beſitzt der könig⸗ liche Aar in der Kraft ſeiner Fänge und der Gewandtheit ſeines Fluges die Mittel, kräftige Thiere zur Beute zu erwählen; ſo iſt der Falke, in deſſen Erſchaffung die Natur ihr Meiſterſtück gemacht, zum kühnen Räuber auserſehen, der im Fluge auf ſeine Beute ſtößt, während die Habichte, gleichſam die Schinderhannes jenen Rinal⸗ dinis gegenüber, der Mordluſt fröhnen und auch auf die ſich am Boden verbergen— den Thiere ihr Auge richten, kurz eine jede Form der Raubvögel ift andern Zwecken geweiht und verfolgt dieſe aufs beſte. Merkwürdiger Weiſe ſeien gerade die Raub⸗ vögel den meiſten Jägern und Naturfreunden unbekannt. Denn wenn z. B. in einer Jagdzeitſchrift der Wanderfalk geſchildert und über ſeine Lebensweiſe ge⸗ urtheilt wird, ein ſolches Thier aber, welches dem Vortragenden überſandt worden, ſich als zweijähriges Weibchen einer Kornweihe herausſtellt, wenn vom deutſchen Jagdverein ein Werkchen herausgegeben wird, welches den Anfänger in der Kennt⸗ niß der Raubvögel unterrichten ſoll und nichtsdeſtoweniger voller Irrthümer iſt, wenn ein Auerhahn für einen ſchwarzen Adler gehalten und an die Scheunenthür genagelt werden kann, jo hat der Vortragende wohl ein Recht zu ſeiner Be⸗ g hauptung. 1 Wenn nun aber die Vögel geſetzlich geſchützt werden ſollen, ſo muß der Jäger, — 5 IL — der den Raubvögeln gegenüber faft allein in Betracht kommt, wiſſen, welche unter ihnen ſchädlich ſind, er muß ſeine Feinde und ſeine Freunde vor allen Dingen kennen. Und daß dies nicht ſchwierig, beweiſt Vortragender, indem er nunmehr die untrüglichſten und hervorragendſten Kennzeichen angiebt. Das bekannte Sprich⸗ wort „Den Vogel erkennt man an ſeinen Federn“ gilt für unſere Raubvögel ge— rade nicht, im Gegentheil, weil man zu viel Gewicht auf das Gefieder gelegt, iſt nur Confuſion und Irrthum in der Unterſcheidung der verſchiedenen Arten ent— ſtanden. Der Geier iſt abgeſehen von unbefiederten Körperſtellen ſofort daran zu er: kennen, daß ſein Schnabel überkopfeslang iſt. Die Adler haben den Schnabel halb ſo lang (oder ebenſo lang) wie den Kopf. Die ächten Adler ſind gekennzeichnet durch den bis zu den Zehen befieder— ten Tarſus, die unächten dadurch, daß letzterer zum größten Theil nackt iſt. Z3u erſteren gehört der Steinadler (Aquila fulva — chrysaëtos). Er iſt ungefähr 70 Ctmtr. lang, der abgerundete Schwanz iſt in der Jugend weiß mit ſchwarzen Binden, im Alter ganz ſchwarz. Der etwa gleich große Kaiſeradler (Aquila imperialis) unterſcheidet ſich durch eine breitere Schnabelfirſte und einen gerade abgeſchnittenen Schwanz. Von der Gruppe der Schreiadler kommt für unſere Gegenden hauptſächlich einer in Betracht: der gewöhnliche Schrei— adler (Aquila naevia), während ſich die beiden andern Arten: der Schelladler (A. elanga) und der Orientadler (A. orientalis) nur ſelten zu uns verfliegen. Da die meiſt angeführten Kennzeichen am Balge nicht mit Sicherheit zu ſehen ſind, ſo kann als einfaches Merkmal dienen, daß beim Schelladler der Tarſus unverhält— nißmäßig lang, beim Schreiadler weit kürzer iſt, außerdem erſterer einen gebän- derten, letzterer einen ungebänderten Schwanz hat, während der Orientadler einen ſehr langen Schnabel beſitzt. Vom Kaiſeradler, mit dem er etwa gleiche Größe hat, iſt der Orientadler durch dunkle Hoſen- und Tarſalbefiederung unterſchieden. Von den unächten Adlern iſt vor allem der Seeadler (Haliaétos albieilla), zu erwähnen, der ſo häufig mit dem Steinadler verwechſelt wird, daß ihn Vor— tragender geradezu den „Zeitungsſteinadler“ nennt. Er iſt am beſten durch den nur halb befiederten Tarſus gekennzeichnet. Da der Schwanz erſt mit dem Alter ganz weiß wird, jo kann dieſes Merkmal täuſchen. Der Schlangenadler (Cir eaötos gallicus) iſt bei uns zu ſelten, um ihn näher zu charakteriſiren. Der Fiſchadler (Pandion haliaétos) beſitzt blaue Wachshaut und blaue Fänge. Alle Falken (Falcones) ſind ganz beſtimmt charakteriſirt durch den Zahn des Oberſchnabels, der in einen Ausſchnitt des Unterſchnabels hineinpaßt. Außerdem iſt die zweite Schwungfeder immer die längſte. Der nordiſche Jagdfalk (Falco candicans) kann für uns nicht in Betracht kommen. Der Wanderfalk (F. pe— regrinus) hat im Unterſchied zu andern, bei denen ſie mit Weiß gemiſcht ſind, ſtets einfarbig ſchwarze Bartſtreifen; er mißt 50 Ctmtr. Der viel kleinere Lerchen— falk (F. subbuteo) beſitzt ebenſolche Bartſtreifen. Die Röthelfalken ſind, wie der Name ſagt, durch ihre rothbraune Färbung ausgezeichnet [der Abend falk (F. vespertinus) ift im männlichen Geſchlecht ſchwarz gefärbt, erweiſt ſich aber durch den rothen Tarſus und rothen Augenkreis BSH ebenfalls als Röthelfalkl. Von den beiden andern Arten hat der Thurmfalk (F. tinnunculus) ſchwarze, der kleine Röthelfalk (F. cenchris) weiße Krallen. Die Habichte (Astur), die in der Jugend noch nicht die fürs Alter jo charak— teriſtiſche geſprenkelte Färbung zeigen und daher mit Falken verwechſelt werden können, ſind dadurch beſtimmt charakteriſirt, daß die Flügel in der Ruhe bis zur Hälfte des Schwanzes reichen. Iſt ein ſolcher Vogel 50—60 Ctm. lang, ſo hat man es mit dem Hühnerhabicht (Astur palumbarius), mißt er nur 30 Ctm., mit dem Sperber (Astur nisus) zu thun. Die Milanen (Milvus) haben einen gegabelten Schwanz. Wenn dieſer Aus⸗ ſchnitt etwa 7 Ctm. tief iſt, gehört er einem rothen Milan (Milvus regalis) an (der übrigens auch als Albino vorkommt). Der ſchwarze Milan (M. ater) hat eine nur 1,5—2 Ctm. tiefe Gabelung des Schwanzes. Die Weihen (Circus) find am beiten am „Schleier“ zu erkennen (d. h. an einem vom Ohr um den Hals herumziehenden Kranz bogiger Federchen). Die Buſſarde (Buteo) haben keine poſitiven Kennzeichen, werden daher häufig mit andern Raub⸗ vögeln verwechſelt. Treffen alſo bei einem Raubvogel die bisher angeführten Kennzeichen nicht zu, ſo hat man es mit einem Buſſard zu thun. Der Wespen— buſſard (Pernis apivorus) hat keine Bartborſten um Augen und Mundwinkel; die Binden am Schwanze find abgeſetzt. Der rauchfüßige Buſſard (Buteo lagopus) ein nordiſcher Vogel, der im Winter zu uns kommt, hat den Tarſus bis zu den Zehen, aber nur an der Vorderſeite befiedert. Hieran ſchloß Vortragender eine ornithologiſche Streitfrage über die Art— berechtigung von Buteo desertorum. Da die von verſchiedenen Seiten angegebenen Unterſchiede (geringere Größe, ungebänderter Schwanz, roſtrothe Färbung der Unter— ſeite, gewandteres Flugvermögen) entſchieden nicht zutreffen, ſo erklärt Vortragender den Steppenbuſſard nur für eine Localvarietät unſeres gemeinen Mäuſebuſſards (Buteo vulgaris). Die Eulen mit ihren beiden Unterabtheilungen der Tag- und Nachteulen hält Vortragender, als allgemein bekannt, nicht einer beſonderen Beſprechung werth; er verbreitet ſich nur noch zum Schluß über die Schädlichkeit oder Nützlichkeit der verſchiedenen Raubvogelarten unſeres Vaterlandes. Die Geier als aasfreſſende Vögel kommen als Räuber überhaupt nicht in Betracht, ſind vielmehr zu den nützlichen Thieren zu zählen. Die Adler, namentlich der Steinadler, in geringerem Grade die Schrei- adler, ſind ſehr ſchädlich für den Jäger. Die Edelfalken ſind durchweg ſchädlich; anders verhält es ſich dagegen mit den Röthelfalken. Gegen dieſe Thiere iſt vielfach in Folge falſcher Beo⸗ bachtung geſündigt worden. Wenn z. B. ein Berichterſtatter behauptet, daß er ge⸗ ſehen, wie ein Thurmfalke eine Taube gefangen, auf eine Kirchthurmſpitze geſchleppt und dort verzehrt habe, ſo muß dies bei Vergleichung dieſer beiden Vögel von vornherein unmöglich erſcheinen. Daß der Thurmfalke zuweilen ein junges, von den Eltern unbewachtes Rebhuhn ergreift, kann nicht beſtritten werden, daraus darf man aber nicht den falſchen Schluß ziehen, daß er als allgemeinſchädlich zu vertilgen ſei. Der Turmfalk lebt hauptſächlich von Mäuſen und Inſekten und iſt Be N daher nicht zu verfolgen. Ebenſo verhält es ſich mit den übrigen Röthelfalken. Vor Allem iſt hervorzuheben, daß dieſelben Hauptvertilger der Wanderheuſchrecken ſind, und wenn wir von den Italienern Schonung unſerer Zugvögel verlangen, dürfen wir auch unſererſeits Thiere nicht verfolgen, die namentlich in Egypten und im ſüdlichen Europa wegen Vertilgung jener ſchädlichen Kerfe von ſo hohem Nutzen ſind. Die Weihen ſind im Allgemeinen als ſchädlich zu bezeichnen und iſt dann kein Unterſchied zwiſchen den verſchiedenen Arten zu machen. Ueber Milane und Buſſarde iſt zu jagen, daß fie entſchieden mehr nütz— lich als ſchädlich ſind. In der Nähe einer Faſanerie wird man einen Milan frei— lich nicht dulden; wenn man aber andererſeits durch Schacht weiß, daß ein Mil- vus regalis in kurzer Zeit 20 Mäuſe verzehrt hat, jo wird man ihn vernünftiger Weiſe als Vertilger dieſer Schädlinge reſpectiren. Alle Tag eulen find jagdſchädlich. Beim Waldkautz hängt die größere Schädlichkeit oder Nützlichkeit von beſtimmten Ortsverhältniſſen ab, ihn auszurotten iſt keinesfalls zu empfehlen. Entſchieden nützlich iſt die Sumpfohreule (Strix brachyotus), da ſie faſt ausſchließlich Inſekten frißt. Die Schleiereule (Strix flammea) iſt nützlich. Wenn fie ſich in Tauben- ſchlägen aufhält, ſo geſchieht dies nur, weil ſie friedlich neben den Tauben brütet. Homeyer hat beobachtet, daß ein Paar Schleiereulen für ihre Jungen in drei Tagen 5 Scheffel Mäuſe eingetragen hat. Ebenſo verhält es ſich mit dem Steinkautz (Leichenhuhn), der nur alte Weiber und furchtſame Kinder ſchrecken kann. 8 Vortragender ſchließt mit dem Wunſche, daß die Jäger aufhören mögen, blinde Wildtödter zu ſein, ſie mögen Naturfreunde werden und lernen, ihre Feinde und Freunde zu unterſcheiden. 3. Generalverſammlung zu Halle am Mittwoch den 8. Januar 1879. Der Vorſitzende, Regierungsrath v. Schlechtendal eröffnet die Sitzung. Herr Schatzmeiſter Brinner legt die Rechnung pro 1878 vor. Dieſelbe ſchließt mit einer Einnahme von 2546 M. 81 Pf. und einer Ausgabe von 2371 „, 01 „ ſo daß 175 M. 80 Pf. als Beſtand in das Jahr 1879 übernommen werden, wobei bemerkt wird, daß noch einige Mitglieder mit ihren Beiträgen pro 1878 im Rückſtande ſind. Als Rechnungsreviſoren werden die Herren Dr. Otto Taſchenberg und Bäckermeiſter Krone gewählt, welche ſich ihrer Reviſionsarbeit alsbald unterziehen. Sodann wird zur Wahl des Vorſtandes geſchritten. Es werden gewählt: Herr Regierungsrath von Schlechtendal zu Merſeburg zum Vorſitzenden; „ Privatdocent an der Univerfität Halle, Dr. D. Brauns zum Stell— vertreter; „ Ober⸗-Steuer⸗Controleur Thiele in Halle zum Schriftführer; „ Dr. Otto Taſchenberg daſelbſt zum Stellvertreter; „ Kanzlei-Inſpector Brinner in Halle a. S., Karlſtraße 8, zum Schatzmeiſter. Br 4. Die Bücherverwaltung hat vorläufig der erſte Schriftführer übernommen. Auf Vorſchlag des Vorſitzenden wird neben dieſem geſchäftsführenden Vor⸗ ſtande ein demſelben berathend zur Seite ſtehender Ausſchuß gewählt, beſtehend aus den Herren: ü Graf von der Schul ene Angern zu Cölleda. Prof. Dr. Karl Th. Liebe in Gera. Oberſt a. D. von Borries in Weißenfels. Rittergutsbeſ. Dr. G. Dieck zu Zöſchen bei Merſeburg. Paſtor W. Thienemann in Zangenberg bei Zeitz. Dr. Eugen Rey in Leipzig. Gutsbeſitzer A. Köhler in Weißenfels. Kreisſecretair Kufuß zu Merſeburg. Kgl. Hüttenchemiker A. Frenzel in Freiberg in Sachſen. Mehrere Zuſchriften an den Vorſitzenden, Niſtkäſten ꝛc. betreffend, kommen zur Vorlage. Herr Obercontroleur Thiele ſtellt den Antrag, dem in Halle beſtehenden Verein zur Pflege der Vögel im Winter einen Beitrag von 20 Mark für den gegenwärtigen ſchweren Winter zu offeriren. Die Verſammlung bewilligt 15 Mark und beauftragt den Herrn Schatzmeiſter mit der Ueberſendung derſelben an den Vorſtand genannten Vereins.“) | Inzwiſchen hatten die Herren Rechnungsreviſoren ihre Thätigkeit vollendet. Auf ihren Bericht ertheilt die Verſammlung Herrn Brinner unter dankbarer An— erkennung ſeiner mühevollen Thätigkeit Decharge. 4. Sonſtige Vereinsnachrichten. Dem Vereine ſind als Mitglieder neu beigetreten: 754. Se. Durchlaucht Prinz Handjery, Landrath des Teltower Kreiſes in Berlin; 755. Carl Heidenreich, Verwalter in Salzmünde; 756. Dr. H. Thie⸗ nemann, Sanitätsrath in Königsberg i. Pr.; 757. Hermann Reinecke, Fabrik⸗ beſitzer in Eiſenberg; 758. Der landwirthſchaftliche Verein in Eiſenberg; 759. Der ornithologiſche Central-Verein für Sachſen und Thüringen in Halle; 760. Tittel, Lehrer an der Bürgerſchule, Vorſitzender des ornithol. Central-Vereins für Sachſen und Thüringen in Halle; 761. Zeitz, Gutsbeſitzer in Knapendorf. 762. Der Land: wirthſchaftliche Verein zu Landsberg, Prov. Sachſen. 763. Frhr. Karl von Müffling, Landrath in Erfurt. | Halle und Merjeburg, im Februar 1879. Der Vereins- Vorſtand. ) Dem Schriftführer, Ober-Steuercontroleur Thiele iſt, wie derſelbe hier dankend er⸗ wähnt, etwa ¼ Centner vortrefflichen Futters, beſtehend aus Glanz, Hanf, Mohn, Leinſamen, Ameiſenpuppen, Rübſen vom Herrn Kaufmann Kathe in Halle, Gr. Märkerſtraße 8 zur Dispoſi⸗ tion geſtellt. Derſelbe hat ſolches dem Verein zur Pflege der Voͤgel im Winter übergeben. 8 Erfrorene und verhungerte Vögel. Von Julius Stengel. Durch die zeitweiſe Kälte im Januar, beſonders aber durch die in dieſem Monat auf Feld und Flur lagernden Schneemaſſen war ein in hohem Grade bedauernswerther Nothſtand unter den Vögeln eingetreten. Den Beweis dafür lieferte ſchon meine nächſte Umgebung. Im Monat Januar habe ich nämlich von meinen Schülern nachbenannte Vögel erhalten, die erfroren oder verhungert, theils auf den Höfen hieſiger Einwohner, theils im Walde, aufgefunden worden ſind: 1. Zwei Haubenlerchen (Alauda eristata). Dieſelben waren über Nacht auf ihren Schlafſtellen, einem Waldſtreuhaufen in einem Bauernhofe, erfroren. Daß dieſe Vögel wirklich erfroren waren und nicht verhungert ſein konnten, beſag— ten ihre fetten Körperchen und ihre gefüllten Magen. Bei'm Präpariren derſelben ſah ich außerdem, daß, als ich ihren Hals durchſchnitt, einige hochrothe Bluts— tropfen daraus hervorquollen, was ich bei verhungerten Vögeln nicht beobach— tet habe. Die Haubenlerche iſt in hieſiger Gegend Standvogel. In der Nähe der menſch— lichen Wohnungen lebt ſie zwar auch im Sommer, aber den Winter über hält ſie ſich, meiſt in ſich gekauert, auf der Dorfſtraße, an den Scheunen, vor den Haus— thüren und auf den Höfen auf. Hunger leidet ſie hier niemals, ſelbſt wenn auch die Pferdeexremente auf der Dorfſtraße, daraus fie ebenfalls immer Nahrung ſucht, feſt zuſammengefroren ſind. Jeder Dorfbewohner hält ſeine Haushühner und es bleibt für den zutrau— lichſten aller gefiederten Wintergäſte, der Haubenlerche, jederzeit etwas Hühnerfutter übrig, als z. B. einige Bröckchen warmer Kartoffelſtückchen, etliche Brotkrümchen oder Getreidekörnlein. Außerdem findet ſie in allen Miſt- und Auskehrichthaufen auf den Höfen mancherlei Körnchen, Küchen- und Tiſchabfälle. Unſer Hausſperling verträgt keineswegs mehr Kälte als die Haubenlerche. Während aber der in keinem Stücke blöde und dumme Hausſpatz wenigſtens eine warme Schlafſtelle ſich aufſucht, hält die ſehr beſcheidene Haubenlerche frei auf Höfen, an Scheunen, Häuſern, Ställen, in Fahrgeleiſen Nachtruhe und bleibt alſo jederzeit allen Unbilden der Witterung ausgeſetzt, daher ſie auch über Nacht frieren muß, was mit Passer domesticus eben nicht der Fall iſt. 2. Zwei Buchfinkenweibchen (Fringilla coelebs). Dieſelben ſcheinen verhungert zu ſein, denn ihre Magen waren faſt leer und dazu ihre Körperchen ſehr abgemagert. Zwei kleine Schulknaben hatten je eins dieſer Vögelchen auf dem Hofe ihrer elterlichen Behauſung, todt im Schnee liegend, aufgefunden. Die Buchfinken ſind bei uns Zug-, Strich- und Standvögel. Im Winter leben ſie von allerlei Sämereien und kommen, wenn dieſe verſchneit ſind, Nahrung ſuchend auf unſere Höfe, woſelbſt ſie dann bei großer Kälte oft mit ſehr tief herabhängenden Flügeln den Sperlingen und Haubenlerchen mühſam ſich nach— ſchleppen. So zutraulich wie die Haubenlerchen und ſo aufdringlich wie die Haus— ſperlinge ſind die Finken jedoch nicht, daher nur die Reſte der kleinen Krümchen ZA U) und Bröckchen, welche Haubenlerchen und Sperlinge verſchmähen oder überſehen, von ihnen aufgeleſen werden. 3. Zwei Feldſperlinge (Passer montanus). Einer derſelben ſchien er⸗ froren zu ſein. Bei'm Präpariren deſſelben fand ich, daß er reichlich Nahrung zu ſich genommen hatte, indem ſein Kropf und Magen voll kleiner Roggenkörner war. Wie bei den erfrorenen Haubenlerchen, quollen bei'm Durchſchneiden ſeines Halſes ebenfalls einige hellrothe Blutstropfen hervor. Der andere dagegen mochte verhungert ſein; er lag am Morgen des 26. Januar, bei eingetretenem Thauwet⸗ ter, vor der Hausthür eines hieſigen Dorfbewohners im Schnee. 4. Drei Goldammern, Grünſchlinge (Emberiza eitrinella). Dieſelben waren verhungert. Eine meiner älteren Schülerinnen hatte ſie gleichzeitig auf dem Hofe ihres väterlichen Hauſes aufgefunden. Der Goldammer iſt hier Strich- und Standvogel, der ſich im Winter aus⸗ ſchließlich von Sämereien nährt. Blos, wenn Schnee fällt, zieht er in die Nähe der menſchlichen Wohnungen und kommt dann bis vor die Hausthüren, an die Scheunen und Ställe in die Geſellſchaft der Haubenlerchen, Sperlinge, Finken, Krähen. Mit eingezogenen Beinen ſchiebt er ſich hier langſam vorwärts. Bei großer Kälte bleibt er in und auf friſch gefallenem Schnee oft ſtundenlang regungs— los hocken. Sobald aber Thauwetter eintritt, verſchwindet er ſofort und hält wieder auf Wieſe und Feld Einzug. Von den Goldammern verlieren in kalten Wintern und bei hoher Schneelage ſtets viele ihr Leben. 5. Eine Kohlmeiſe (Parus major), hier Pumpelmeiſe genannt. Dieſelbe ſchien erfroren zu ſein; ſie war auf dem Hofe meines Nachbars, todt im Schnee liegend, aufgefunden worden. Die Kohlmeiſe iſt bei uns Zug-, Strich- und Standvogel. Im Winter frißt fie meiſtentheils Sämereien, jo wie Larven und Eier vieler ſchädlicher In⸗ ſekten, in unſeren Gärten aber hauptſächlich die Eier der böſen Schwammmotte, Dickkopf (Liparis dispar), welche in großen, flachen Haufen, bedeckt mit der graubraunen Afterwolle des Schmetterlings an rauhriſſigen Bäumen und rauhen Bretter- und Knüppelzäunen oft ſehr häufig vorhanden ſind. In unſern Gärten und auf unſern Höfen findet die Kohlmeiſe jeder⸗ zeit Nahrung mancherlei Art und ich glaube, daß ſie hier niemals verhungert. Aus frühern, ſtrengeren Wintern weiß ich, daß außer Kohlmeiſen auch Tannenmeiſen (Parus ater), die hier ebenfalls Zug-, Strich- und Standvögel find, ſowie Haubenmeiſen (Parus eristatus), die bei uns nur Strich- und Standvögel ſind und wie die vorigen im Winter in der Regel mit Goldhähnchen herumſtreichen und dann meiſtentheils von Nadelholzſamen leben, erfroren oder verhungert im Walde aufgefunden wurden. 6. Ein Baumläufer (Certhia familiaris). Derſelbe war hauptſächlich verhungert. Ich ſelbſt fand ihn auf einem Gange nach Zoſſen. Er lag im Walde, nahe der Landſtraße, am Stamme einer Eiche auf dem Schnee. Der Baumläufer iſt hier Stand- und Strichvogel, der von kleinen Inſekten, deren Eiern und Larven, von Würmern und Spinnen lebt und nur im Noth⸗ fall kleine Sämereien frißt. | 1 „ a 1 In unſern Gärten wird er beſonders dadurch nützlich, daß er die Brut des ſehr ſchädlichen Froſtſchmetterlings (Geometra brumata) vertilgt. Verhungerte oder erfrorene Baumläufer habe ich ſchon in früheren Wintern in dem Zoſſen'er Forſt, ebenfalls dicht an Baumſtämmen liegend, auch als kein Schnee gefallen war, aufgefunden. 7. Ein gelbköpfiges Goldhähnchen (Regulus flavicapillus). Es war verhungert und in den Zoſſen'er Haide von einem Holzhauer gefunden worden. Die gelbköpfigen Goldhähnchen ſind Zug-, Strich- und Standvögel. Dergleichen wurden in früheren, kälteren und ſchneereicheren Wintern, verhungert, öfter aufge— funden, ſowie ich ſelbſt vor längeren Jahren im Zoſſen'er Walde auch einmal ein verhungertes feuerköpfiges Goldhähnchen (Regulus ignicapillus), das bei uns Zugvogel iſt, fand. Die Goldhähnchen nähren ſich nur von allerlei kleinen Inſekten und deren Eiern, Schnaken, Fliegen, Mücken, Larven, Püppchen, im Winter namentlich von Inſekteneiern, Püppchen, Spinnen, Ohrwürmern. Bei anhaltendem Schneegeſtöber werden aber oftmals die Spalten und Aſtlöcher der Bäume, ſowie die Ritzen der Zäune, worin die Käferchen, Larven, Püppchen, Spinnen, Ohrwürmer ſtecken, gänzlich zugewehet. Gold— hähnchen wie Baumläufer leiden dann Mangel an Nahrung und kommen dann in unſere Gärten, an deren Bäume und Zäune. Viele dieſer Vögelchen gehen aber dennoch zu Grunde, namentlich wenn noch anhaltend ſtarker Froſt hinzutritt oder gar Glaſeeis“) die Bäume und Zäune überzieht. 8. Fünf Miſteldroſſeln, Ziemer, Schnarren (Turdus viscivorus), von denen die erſten zwei ich ſelbſt, die drei andern aber ein Arbeiter aus hieſigem Orte im hohen Holze der Zoſſen'er Haide, auf dem Schnee liegend, auffand. Die— ſelben waren verhungert. Die Miſteldroſſel iſt hier Strich- und Standvogel. Im Winter nährt ſie ſich meiſtentheils von Miſtel- und Wachholderbeeren, Inſektenlarven, Schnecken. Bei hoher Schneelage verfällt ſie leicht dem Hungertode. Vor längeren Jahren, in einem ſchneereichen Winter, waren in der Zoſſen'er Haide faſt die ſämmtlichen, dort lebenden Miſteldroſſeln verhungert und lagen allenthalben zerſtreut auf dem Schnee umher. Ich ſelbſt habe damals im hohen Holze viele dieſer Vögel dort gefunden. In demſelben harten Winter kamen auch zwei verhungerte große Bunt— ſpechte (Pieus major), die zu unſern Strich- und Standvögeln gehören und von Inſekten, Sämereien und Nüſſen leben, ſowie ein verhungerter Zaunkönig (Troglodytes parvulus), der hier Stand- und Strichvogel iſt und deſſen Nahrung ) Glaſeeis, wie wir ſolches z. B. am 24. Januar hatten, als bei 6 Grad Kälte Regen fiel und in Folge deſſen der Schnee mit ſpiegelglatter dicker Eiskruſte überzogen wurde, verſetzt ins beſondere und in hohem Grade, namentlich wenn an Feld- und Grabenrändern noch das Strauchwerk fehlt, die Rebhühner in Schrecken und Todesgefahr, die dann vergeblich die ſtarre feſte Eisdecke zu durchſcharren ſuchen, um nur ein wenig Nahrung oder Schutz gegen Witterung und Raubzeug zu finden. i 4 5 aus kleinen Inſekten, Würmern und Beeren — er frißt namentlich viele der un⸗ heimlichen Ohrwürmer (Forvicula aurieularia) — beſteht, in meine Hände. Ferner weiß ich, daß, als ich noch Zögling der Präparandenanſtalt zu Jüterbog war, dort, an ſehr ſtrengen Wintermorgen einige Male mehrere Hausſperlinge erfroren waren. — Intereſſant wäre es, die Anzahl der verhungerten oder erfrorenen Vogelarten im Januar d. J. auch aus andern Ortſchaften und Gegenden zu erfahren. Die beſte Gelegenheit, darüber Auskunft einzuholen, iſt unſtreitig den Land⸗ lehrern geboten. Fragen des Lehrers in der Schule, als z. B.: Wer hat einen verhungerten oder erfrorenen Vogel gefunden? Was war das für ein Vogel? Wo lag er? Haſt du ihn noch? Willſt du ihn holen? beantworten die Schüler mit großer Theilnahme, Gewiſſenhaftigkeit und Luſt. Meine Schüler ſind angewieſen, jeden verunglückten Vogel mir zu bringen — und ſie bringen ihn auch. — Zu bedauern iſt, daß jo wenig Lehrer unſerem Vogelſchutz-Vereine angehören und als Mitglied deſſelben ſich gewinnen laſſen. — Das Anlegen von Futterplätzen in Gärten und auf Höfen für Sperlinge, Ammern, Finken, Haubenlerchen, Kohlmeiſen, Zeiſige, Stieglitze, Dohlen, wie dies z. B. in dieſem Winter auch in Zoſſen geſchehen iſt, iſt leicht ausführbar; aber in Wäldern für Baumläufer, Goldhähnchen, Tannen- und Haubenmeiſen, Spechte, Miſteldroſſeln, Zaunkönige Futterplätze herzuſtellen, ſcheint, namentlich wenn Tage lang Schneegeſtöber herrſcht oder ſehr oft friſcher Schnee fällt, ſo, daß das aus— geſtreute Futter immer und immer wieder zugeweht wird, mit bedeutenden Schwie— rigkeiten verbunden, dabei ſehr koſtſpielig und oftmals völlig nutzlos, weil nämlich dieſe Vögel das Futter nicht leicht annehmen. Jedoch immerhin iſt das Errichten von Futterſtellen für unſere gefiederten Wintergäſte nöthig und dazu eine ſchöne Beſchäftigung für Kinder. Wenn dieſe nicht von ſelbſt in ſolchen Werken der Liebe und des Erbarmens ſich zu üben ver— ſtehen, ſo ſoll der Lehrer Unterweiſung ertheilen und Mitgefühl bei den Kindern wachrufen, ſo bald Kälte und Hunger die Vögel treibt, auf unſeren Straßen und Höfen, in unſeren Gärten, vor unſeren Thüren, an unſeren Fenſtern zu erſcheinen, um Nahrung zu ſuchen. | | Aber unſere Kinder follen und müſſen auch wiſſen, daß die Vögel im Winter nicht als gemeine Landſtreicher und Bettler kommen und daß die Bröckchen, Krüm⸗ chen, Körnchen, welche die Vögel im Winter aus Menſchenhand annehmen, nicht Almoſen ſind, ſondern vielmehr eine kleine Abſchlagszahlung auf wohlverdienten Lohn für treu geleiſtete Dienſte, nämlich für das Vertilgen des vielerlei, Menſchen und Hausthiere beläſtigenden Ungeziefers, für das Vernichten der mancherlei, der Forſt⸗ und Landwirthſchaft ſchädlichen, Inſekten. N Spechte, Baumläufer, Meiſen, Goldhähnchen, Zaunkönige find geſchworene Feinde des Ungeziefers, auch wenn kein Hälmchen mehr über die öde Schneefläche hervorragt. Und gerade dann, wenn die Natur in ein weißes Leichentuch einge- hüllt iſt und in Wäldern und Feldern der Tiſch leer ſteht, kommen dieſe Vögel 4 — 13 — in unſere Nähe, an die Bäume, Zäune und Holzſtöße unſerer Gärten, Straßen und Höfe. Nun ſchlagen die Herzen unſerer Kinder ſchon auf der richtigen Stelle, wenn ſie ihr Vergnügen und ihre Freude daran haben, daß Haubenlerchen, Ammern, Sperlinge, Finken und Dohlen auf Miſtſtätten, ſowie auch Haufen von Küchen- und Wirthichaftsabfäl- len ihr beſcheidenes Mahl halten oder ihren Antheil von dem, dem zahmen Hausgeflügel hingeſtreuten Futter nehmen —, daß Zeiſige und Stieglitze in unſern Gärten nach Diſtelſamen ſuchen oder an den Scheunen die aus dem Getreide ausgeſichteten Unkrautſämereien aufleſen, wenn, ſobald im hohen Norden Kälte und Schnee gar zu ſehr überhand nimmt, Seidenſchwänze als ſeltene Wintergäſte auf den in unſeren Gär— ten und auf unſeren Straßen ſtehenden Ebereſchenbäumen ſich niederlaſſen und die daran hängen gebliebenen, vertrockneten oder erfrorenen Vogelbeeren abſuchen. So gern wir vielleicht ſelbſt den bunten Stieglitz oder den ſeltenen Seiden— ſchwanz in unſern Beſitz haben möchten, ſo ſollen doch wir ſowohl wie unſere Kinder auf ſolche Wünſche auch verzichten lernen. Nichtswürdig und erbärmlich aber iſt es, die Zutraulichkeit und die Noth der Vögel, zum Einfangen und Tödten derſelben ausbeuten zu wollen! Einige Bemerkungen über die Langflügel- Papageien (Gattung Pionias). Von E. v. Schlechtendal. In ſeiner vortrefflichen Monographie der Papageien vereinigt Dr. O. Finſch 41 Arten kurzſchwänziger Papageien zur Gattung „Langflügel-Papagei“ (Pionias). Neben gewiſſen Eigenthümlichkeiten im Schnabelbau werden folgende Gattungs— Kennzeichen hingeſtellt: | Flügelſpitze lang vorragend, aber kürzer als die Hälfte des Oberflügels. Schwanz kurz, ſo lang als die Hälfte des Oberflügels, faſt gerade, die Federn am Ende meiſt klammerförmig. Mit vollem Recht bemerkt Finſch, daß der kurze Schwanz es vorzüglich iſt, der den Langflügel-Papageien die kürzere, gedrungenere, verhältnißmäßig kräftigere Geſtalt giebt, wodurch ſie ſich dem Kenner ſchon auf den erſten Blick verrathen. Es gilt dies namentlich von den afrikaniſchen und einigen ſüdamerikaniſchen Arten, während andere, dem Süden Amerika's angehörende Langflügel-Papageien ein ſchon etwas abweichendes Gepräge an ſich tragen. Im Ganzen giebt es nach Finſch 22 amerikaniſche, 9 aſiatiſche und 10 afrikaniſche Arten Langflügel-Papageien und werden von dieſen etwa etwa u 11 afrikaniſche und amerikaniſche Arten ab und zu lebend zu uns gebracht. Elf Arten erinnere ich mich lebend in der Gefangenſchaft geſehen zu haben, und acht Arten habe ich ſelbſt längere oder kürzere Zeit lebend beſeſſen. Zur Zeit beſitze ich noch vier Arten Langflügelpapageien. Es gilt leider von dieſen Papageien daſſelbe, was auch von anderen kurzſchwänzigen Arten gilt: ſie ſind friſch eingeführt, außerordentlich hinfällig. Anſcheinend geſund kommen ſie 1 an, bleiben einige Zeit auch noch munter und lebhaft, werden dann plötzlich ſtiller und gehen nach kurzem Trauern unter dieſen oder jenen Krankheits-Erſcheinungen wieder ein. Nur in einem Falle iſt es mir gelungen, einen ſolchen Kranken, den ich ſchon aufgegeben hatte, wieder herzuſtellen: in der Regel ſchlugen aber alle Mittel fehl. Nicht dieſer Umſtand iſt es jedoch, der hauptſächlich Schuld daran iſt, daß die Langflügel-Papageien von der Liebhaberei ganz vernachläſſigt werden, viel trägt auch das meiſt unſcheinbare Gefieder derſelben und die ziemlich allgemeine Annahme bei, daß die Langflügel-Papageien weniger gelehrig find, wie die Grau⸗ und Grünpapageien (Gattung Psittacus und Chrysotis). Das ſeltene Vorkommen im Vogelhandel und der verhältnißmäßig hohe Preis faſt aller Arten mag eben⸗ falls die meiſten Liebhaber abhalten, Vögel dieſer Gattung ſich anzuſchaffen. Die Liebhaber kennen häufig nur den kleinen Mohrenkopf (P. senegalus) und allenfalls noch den Maximilians-Papagei (P. Maximiliani), damit hört dann aber ihr Wiſſen und Verſtehen in der Regel auf. Selbſt in Ausſtellungsberichten pflegen die Langflügel-Papageien unbeachtet zu bleiben oder es werden Arten verwechſelt, die für den Kenner gar keine Aehnlichkeit mit einander haben. Finſch iſt der Anſicht, daß eine Eintheilung der zur Gattung „Langflügel— papagei“ von ihm vereinigten Arten nach dem Vaterlande ſich nicht durchführen läßt und hat daher nach der Färbung gewiſſe Abtheilungen und Unterabtheilungen geſchaffen und für erſtere namentlich die Färbung der Unterſchwanzdecken maß⸗ gebend ſein laſſen. Zu der erſten Abtheilung mit grünen unteren Schwanzdecken rechnet er die 9 aſiatiſchen Arten, von denen meines Wiſſens noch keine lebend nach Deutſchland gelangt iſt, ſowie 10 amerikaniſche Arten, von denen ich eine, den rothſtirnigen Langflügel-Papagei (Pionias mitratus) in einem Pärchen beſitze, und von denen eine zweite Art, der Blaubauch (P. cya nogaster) ebenfalls, wenn auch ſehr ſelten, in den deutſchen Vogelhandel gelangt. Die 2. Abtheilung bilden die Langflügel-Papageien mit gelben Unter⸗ ſchwanzdecken, zu denen der Grünzügelpapagei (P. melanocephalus) gehört, den ich ebenfalls in einem Pärchen beſitze, während die 3. Abtheilung die Langflügel⸗ Papageien mit rothen Unterſchwanzdecken umfaßt, zu denen der ſchon erwähnte Maximilians-Papagei (P. Maximiliani) ſowie der Schwarzohr-Papagei (P. menstruus) gehören, die ich beide früher beſeſſen habe. Ebenſo gehören hierher der unrein gefärbte Papagei (P. sordidus) und der Weißkopfpapagei (P. senilis), die ich gegenwärtig noch beſitze. Die 4. Abtheilung endlich umfaßt die Arten, deren Schwanz und Schwingen olivenbraun oder grünlich, unterſeits olivenbraun gefärbt ſind. Zu dieſen gehören der Mohrenkopf (P. senegalus), den ich längere Jahre hindurch gepflegt habe, ſowie der Goldkopfpapagei (P. Gulielmi), den ich nur kürzere Zeit beſaß. | Nach dem Thun und Treiben der lebenden Vögel zu ſchließen, ſtehen von den amerikaniſchen Arten die der 2. Abth. mit gelben Unterſchwanzdecken den Afrikanern mit olivenbraunen Schwänzen (Abth. 4) am nächſten und ſtimmen auch die Farbenverhältniſſe der Vögel beider Abtheilungen am meiſten überein. Beobach⸗ | | ten wir einen zahmen Mohrenkopf und einen zahmen Grünzügel⸗Papagei, wenn | fie am Gezweige ihres Käfigs ihre drolligen Turnkünſte üben und betrachten wir dann wieder das Kleid der Beiden, ſo wird die Zuſammengehörigkeit uns ſofort in die Augen fallen. Wie verſchieden von beiden aber iſt wieder der kleine Pionias mitratus, mit dem bis auf dem rothen Vorderkopf, einfarbig grünem Ge— fieder und ſeinem, wieder in ganz anderer Weiſe lebhaften Weſen und wie ver— ſchieden dann wieder die Vögel der 3. Abtheilung mit ihren ſtumpfen gebrochenen Farben und ihren ſchwerfälligen Bewegungen! Am eigenartigſten iſt nach meinen Wahrnehmungen der kleine rothſtirnige Papagei (P. mitratus): er erinnert in mancher Hinſicht, namentlich in der Zierlichkeit ſeiner Bewegungen und wegen ſeiner durchaus nicht unangenehm klingenden Stimme an manche Plattſchweifſittiche, namentlich an den Rothrumpf (Platycercus haematono— tus), während er wieder in ſeinen Färbungsverhältniſſen mit dem rothſtirnigen neuſeeländiſchen Plattſchweifſittich (Pl. Novae Zeelandiae) manche Aehnlichkeit hat. Auch der Blaubauch-Papagei ſoll in ſeinem Weſen beweglich und anmuthig ſein und ſeine Stimme ebenfalls ganz angenehm klingen. Nach dem Verhalten der gefangenen Rothſtirnpapageien zu ſchließen, find dieſelben ausſchließlich Baumvögel; auf den Boden ihres Käfigs kommen ſie nur herab, um zu baden. Damit ſtimmt überein, daß ſie vorzugsweiſe gern Früchte und Beeren freſſen. Niemals werden ſie durch ihre Stimme läſtig, im Gegentheil laſſen Männchen ſowohl wie Weibchen ein ganz angenehm klingendes Ge— plauder hören. Das Pärchen, welches ich ſeit Jahr und Tag beſitze, iſt zahm, zu— traulich und liebenswürdig, und hat keinerlei übele Eigenſchaften, wenn man es nicht etwa rügen will, daß es das Futtergeſchirr auszuräumen pflegt, wenn es nicht gerade die Sämereien findet, die es bevorzugt. Sehr wenig find die Langflügel-Papageien der 2. Abtheilung mit gelben Unterſchwanzdecken bekannt. Erſt kürzlich erhielt ich von C. Reiche in Alfeld ein Pärchen Grünzügel-Papageien (P. melanocephalus), die ich bis dahin lebend noch nicht geſehen hatte und deren Beobachtung mir ihres eigenartigen Weſens und ihrer Munterkeit wegen viel Vergnügen bereitet hat. Es ſind gedrungen ge— baute dickköpfige Papageien mit einem höchſt ſeltſam gefärbten Federkleide. Ober— und Hinterkopf iſt ſchwarz, ein Zügelſtreif dunkelgrün, der Rücken und die Flügel ſchön grasgrün, Kopfſeiten und Kinn citronengelb, Halsſeiten und Nacken ſowie die Achſelfedern röthlich-iſabellfarben, Kehle, Bruſt und Bauch bei dem einen weiß, bei dem andern gelbweißlich, Bauchſeiten und Schenkel ſafrangelb, Schnabel und Füße, ſowie ein nackter Ring um das Auge ſchwarz, das Auge ſelbſt dunkelnuß— braun. Die Vögel ſehen aus, als hätten ſie ein ſchwarzes Käppchen auf, eine breite iſabellfarbige Halsbinde um, einen grünen Jagdfrack nebſt ſchmutzig weißer Weſte und kurze ſafrangelbe Beinkleider an. Sie halten ſich, wenn ſie auf einem Aſte gravitätiſch einherſchreiten, ſehr aufrecht und erhöht dies den ſeltſamen Eindruck, den ſie auf den Beſchauer ſtets machen werden. Aber nicht immer behalten ſie ihr gravitä— tiſches Weſen bei — ich habe nie Papageien beſeſſen, die ſoviel mit einander geſpielt, ſich ſo mit einander herumgebalgt hätten, wie gerade dieſe Grünzügelpapageien. In ihren Spielen bilden ſie nicht ſelten einen ſolchen Knäuel, daß man gar nicht zu erkennen vermag, wo der eine anfängt und der andere aufhört. Mit Schnabel 9 Fa 22 * 1 4 Bi * "72 Mn I und Kralle wehrt einer den andern ab, ja, ich jah eines Tages, daß beide mit ihrem Schnabel an einem Aſte ſich angeklammert hatten und nun fo in der Luft hängend, einander mit den Füßen bekämpften. Unſer Bild ſtellt das Pärchen dar, wie es eben wieder ſeine Spiele beginnt, der eine greift an, der andere wehrt mit Schnabel und Kralle ab. Ernſt iſt der Angriff nicht gemeint, ernſt auch die Ab wehr nicht. Wie junge Kätzchen ſpielen beide mit einander und es kann vorkom⸗ men, daß wenn ſie das im Gezweige begonnene Kampfſpiel auf dem Boden fort⸗ ERSETZEN < N. 7 < N N NEN 2 N DENE = SY N N = INN IL Ne 2 | IN N AN NN / N J IN N N ee, r x EIN NZ > N \ N Grünzügel⸗Papageien (Pionias melanocephalus). _ | : N ſetzen, bald der eine und bald der andere unten liegt. Die Stimme iſt laut und kann vielleicht am richtigſten als ein ſchrilles Pfeifen oder pfeifendes Kreiſchen bezeichnet werden. Sie laſſen dieſelbe gern und oft hören und wird nicht jeder Liebhaber ſich mit dieſen ihren Gefühlsäußerungen befreunden können. An das Futter machen ſie keine ſondern Anſprüche, ſie freſſen ebenſo gern gekochten Mais, wie Hanf, Sonne menſamen, Hafer und Obſt. Dem Menſchen gegenüber ſind ſie dreiſt aber 1 freundlich, auch wenn ihnen — wie von meiner Seite dies geſchehen — nur Gutes Herwieſen wurde. Ihre ſcharfe Schnabelſpitze iſt eine Waffe, die fie ſofort in Anwendung bringen, wenn man arglos nur die Hand an das Käfiggitter legt. Vollſtändig verſchieden von dieſen Vögeln find die amerikaniſchen Langflügel— Papageien mit rothen Unterſchwanzdecken: es ſind viel weniger bewegliche, mehr ſtille und meiſt auch ſanftmüthige Vögel, die leicht zahm werden und in der Regel auch nur während der Zeit der Liebe laut ſind, dann allerdings in einer Weiſe, die einem dieſe Vögel vollſtändig verleiden kann. Ich beſaß einmal einen Pionias Maximiliani, deſſen heiſeres, kreiſchendes Geſchrei geradezu unerträglich wurde und auch die übrigen Arten dieſer Abtheilung, welche ich beſeſſen habe, zeichneten ſich ſämmtlich durch eine laute unangenehme Stimme aus. Es iſt möglich, daß, wenn man dieſe Vögel paarweiſe hält, ſie wenig freigebiger mit ihren Schrei⸗Ausbrüchen find, mir iſt es aber bisher noch nicht geglückt, ein richtiges Pärchen ſolcher Vögel zu erhalten. Kürzlich hatte ich einmal einige Wochen hin— durch zwei Stücke des überaus ſeltenen Pionias sordidus, die ich für Männchen und Weibchen halten durfte. Das von Hrn. Möller in Hamburg hinzugekaufte Männchen hatte indeß die Aegintha-Ausſtellung und den darauf folgenden Winter-Transport nicht glücklich zu überſtehen vermocht: erſchöpft und mit geſträubten Federn kam das arme Geſchöpf in meine Hände, erholte ſich etwas, wurde aber nach einigen Wochen wechſelnden Befindens ſo krank, daß ich jede Hoffnung auf Beſſerung auf— geben mußte. Jetzt ſteht es ausgeſtopft im Königlich zoolog. Muſeum zu Berlin, das dieſe Art vorher noch nicht beſeſſen hatte. Um ſeinen Artgenoſſen — offenbar einen weiblichen Vogel — hatte ſich dies Männchen gar nicht gekümmert: beide Vögel gingen, obwohl in demſelben Käfig befindlich, doch vollſtändig ihren eigenen Weg. Wie ich oben ſchon angegeben, haben die Grünzügelpapageien in Geſtalt, Farbe und Weſen einige Aehnlichkeit mit dem Mohrenkopf (Pionias senegalus) und ſeinen nächſten Verwandten. Ich habe den Mohrenkopf längere Jahre hin— durch in einem beſonders zahmen und liebenswürdigen Exemplar beobachten können: auch der Mohrenkopf ſchreitet in ähnlicher Weiſe gravitätiſch auf ſeiner Sitzſtange einher, auch er iſt heiter und zum Spielen aufgelegt. Der Meinige, der des Ge— noſſen entbehrte, ſpielte allerliebſt, wie ein junges Kätzchen, mit lebloſen, beweg— lichen Gegenſtänden. Nicht ſelten werden altgefangene ſcheue Mohrenköpfe in den Handel gebracht. Man darf ſich nicht wundern, wenn dieſe im hohen Grade un— liebenswürdig ſind. Vergeblich wird man an einem alt eingefangenen, wilden und ſcheuen Vogel die Lebensgewohnheiten und Eigenthümlichkeiten ſeiner freilebenden Artgenoſſen zu erforſchen trachten: das eine Gefühl der Furcht und des Schreckens beherrſcht einen ſolchen Vogel vollſtändig und hindert ihn, ſich ſo zu zeigen, wie er in Wirklichkeit iſt. Andere afrikaniſche Langflügelpapageien als den kleinen Mohrenkopf (Pionias senegalus) und den Goldkopf-Papagei (P. Gulielmi) habe ich nicht beſeſſen. Im Beſitze des letztern war ich aber, wie ſchon erwähnt, nur kurze Zeit und da dieſer Vogel auch ziemlich ängſtlich war, ſo vermag ich nicht zu ſagen, ob auch er und die verwandten Arten in ihrem Thun und Treiben einige Aehnlichkeit mit dem Grünzügelpapagei und den dieſem naheſtehenden Arten haben. Mein 2 — 18 — Goldkopf ſchrie überhaupt nicht, mein kleiner Mohrenkopf wenig und dann auch nur in einer nicht ſtörenden Weiſe. Er war viel weniger laut als die Grünzügel⸗ papageien es ſind und enthielt ſein Geſchrei (ein kurzes nicht näher zu beſchrei⸗ bendes Kreiſchen) nicht die lauten ſchrill-pfeifenden Töne, mit denen letztere ihren „Geſang“ zu verſchönern ſuchen. Philornithiſche Plaudereien. Von Dr. G. Dieck. „Neue Naturgeſchichte der Stubenvögel, ein Lehrgedicht von Bechſtein dem Jüngern“ “) heißt ein Werkchen, welches ich neulich durch einen Zufall in einem Winkel meiner Bibliothek wieder auffand, ein anſpruchsloſes und doch anfprechen- des Büchlein, vor vielen Jahren einmal als „Maculatur“ von mir entdeckt und erſtanden und doch jo ſehr geeignet, jedem Vogelfreunde als erheiternde und an— ziehende Lectüre zu dienen. Zwar ſind es meiſt nur Knittelverſe, die geboten wer⸗ den, auch fehlt es nicht an trivialen, ja langweiligen Parthien, wie es der Cha- rakter der didaktiſchen Poeſie nun einmal mit ſich bringt, doch verzeiht man dieſe kleinen Schwächen gern über dem Genuſſe an dem hochpoetiſchen Schwunge des Dichters, der ſich an allen Stellen zeigt, wo ihm der Stoff geſtattet, ſeinem Herzen freien Lauf zu laſſen. Jetzt, wo der freudenarme Winter ſein Leichentuch über Wald und Flur ge— breitet, wo unſere lieben Sänger, unſere gefiederten Freunde groß und klein, uns faſt alle verlaſſen haben und nur die Schaar der hungernden Spätzchen, Ammern, Finken und Meiſen trübſelig in's Fenſter ſchaut und um die Broſamen bittet, die von des Freundes Tiſche fallen, da iſt es an der Zeit, in der Erinnerung Troſt zu ſuchen für die Entbehrungen des Augenblicks, und wie alles in der Erinnerung an Reiz und Geſtalt gewinnt, ſo leben auch vor unſern geiſtigen Augen die Kinder des Frühlings in verdoppelter Anmuth wieder auf und in unſern Ohren erſchallen die Lieder unſerer trauten Sänger mit verdoppelter Lieblichkeit. Hören wir nun, wie Bechſtein dem Jüngeren, als er in ſeiner ſtillen Klauſe nachſtehende Verſe niederſchrieb, z. B. Philomelens Lied im Geiſte erklungen: „Horch, wie wonneflötend in des Fliederbaums Mondbeglänzten Zweigen ſingt die Nachtigall. Rings das heilge Schweigen eines Lenzestraums Der Natur — und einzig dieſer ſüße Hall. Einzig dieſer Töne reiche Zauberfülle, Die das Herz uns feſſelt, die kein Wort umfaßt, Seufzerlaut und Jubel durch die Abendſtille, Liebeswell' auf Welle — Ausſtrom ſonder Raſt. *) dem Sohne unſeres berühmten alten Bechſtein, wie aus dem Buche hervorgeht. 1 Tiuu⸗tiuu⸗tiuui — weilſt Du meine Traute — Tio⸗tio⸗tio⸗tioti: küſſeſt Roſen noch Fern am Plorat? tio⸗tio — lauſche meinem Laute, Tzü⸗tzü⸗tzü⸗tzö⸗tzüzüotzi: Buhle, komme doch! Sängerherz voll Sehnſucht ſteht in Glückesblüthe, Sehnſucht iſt der Himmel, Sehnſucht nur iſt Glück. Jede Wunſcherfüllung, höchſte Liebesgüte Giebt das Glück der Sehnſucht nicht der Bruſt zurück. Tſiſi⸗tſiſiſiſiſſi — komme doch geflogen! Wo die Liebe blühet, blüht das Paradies. Dlo⸗dlo-dlo-dlo meine Braut! durch der Lüfte Wogen Schwimme näher! Quio lilüli! Hoffnung iſt ſo ſüß! — Ja, ſo ſüß iſt Hoffnung auf das Glück der Liebe, Daß das Glück der Liebe kaum der Hoffnung gleicht. Himmelahnungswonnen läutern unſre Triebe Bis des trunknen Herzens heißer Wunſch erreicht. Alle Wipfel ſchweigen, alle Blüthen träumen, Sanft zum Niedergange neigt der Abendſtern. Thaugefunkel regnet von den Blüthenbäumen, Leis erſchütternd, ſegnend, haucht der Geiſt des Herrn.“ Iſt nun, lieber Leſer, das Werkchen eines Dichters, der dem Philomelenlied ſolche Worte unterzulegen wußte, werth zu Maculatur degradirt zu werden? Gewiß nicht! Und doch iſt es ſchon zu ſpät, denn das Büchlein, welches ſchon 1846 er— ſchien (bei Hahn in Hannover) iſt kaum noch bei Antiquaren aufzutreiben und hielt ich es deshalb für um ſo angemeſſener, wenigſtens ſein Nachtigallenlied nahezu vollſtändig zum Wiederabdruck zu bringen. Wie ſteht es aber mit den erwähnten Bechſtein'ſchen Knittelverſen, ſollten die nicht auch annehmbar ſein? Hören wir, was er z. B. von unſerm nichtsnutzigen, verſchlagenen und doch jo biederen und unterhaltenden Hausfreund und Hofnarren, dem Junker Spatz, uns unter Anderem mitzutheilen hat: „Der Schnabel der Spatzen iſt ſchwarzblau und dick, Sie tragen ſich bräunlich und gräulich, Sie halten zur Menſchenwohnung ſich gern Und naſchen und ſtehlen abſcheulich. An Krankheiten leiden ſie manchesmal, An Liebesfieber und Schwindel, Denn die Sperlinge ſind unmäßig verliebt, Es iſt ein ſehr lockres Geſindel.“ — 20 — 5 N N — Armer Spatz! wie ſich die böſen Menſchen jetzt wieder einmal bemühen, dich zu verleumden, zu verkleinern und in den Staub zu ziehen. Mit Gift und Tod bedrohen ſie dich, predigen Haß und Verachtung und ſchwanken nur noch, ob ſie dich ganz vernichten oder nur decimiren ſollen. Wenn du wüßteſt, wie oft um deinetwillen die Gemüther in Wort und Schrift aufeinander platzten, du würdeſt — erſchrecken? Nein! du würdeſt lachen, denn du weißt recht gut, daß du trotz all und alledem jedem deutſchen Biedermann ſo unentbehrlich biſt als Luft und Licht. Ohne dich erſchiene ihm die Straße, der Hof verödet, du biſt der erſte Vogel, den er als Kind kennen und lieben gelernt, und ſo früh geſchloſſene Freundſchaften enden nur mit dem Tode. Wo auch im fremden Lande deutſcher Fleiß und deutſche Sitte eine neue Heimath gefunden, da hat man nichts Eiligeres zu thun gehabt, als Freund Spatz nachzuholen, um ihm am neugefundenen Glück und Heim ſeinen altgewohnten Antheil zu geben. So iſt unſer Spatz dem deutſchen Aus⸗ wanderer weit über die Meere nachgezogen, nach Amerika, nach Auſtralien und nach Südafrika, und ſolchen Vogel glauben kurzſichtige, thörichte Menſchen der deutſchen Nation zu grimmiger Verfolgung empfehlen zu können?! Soll denn alle Poeſie des Lebens dem Moloch des craſſen menſchlichen Egoismus zum Opfer fallen? Ich kann mir nicht helfen, aber ich liebe das Spatzenvölkchen mit ſeinen un- zähligen — vom menſchlich egoiſtiſchen Standpunkte aus betrachtet — allerdings laſterhaften Eigenſchaften, mehr als manchen Nebenmenſchen, der ſich noch ſo tugend— haft däucht und auf ſeine „Nebenbuhler in meiner Achtung“ bisher nur mit Ver⸗ achtung herabzuſchauen gewöhnt war. Als ich vor Jahren eine Reiſe nach dem Süden antrat, die mich Jahr und Tag von der Heimath fern halten ſollte, war meine erſte Station die altberühmte Handels- und Induſtrieſtadt Leipzig. In meinem Reiſetagebuch findet ſich als einzig in dieſer Stadt bemerkenswerthe Beobachtung die Notiz: „In Leipzig giebt es ſchwarze Sperlinge!“ Ich ahnte da⸗ mals als junge Unſchuld vom Lande gar nicht, daß in Leipzig, wie in allen großen Städten, der Kohlenſtaub nicht nur Bäume und Spatzen, ſondern auch Häuſer und Menſchen (mitunter bis in die Seele hinein) mit einer mehr oder weniger waſch⸗ ächten ſchwarzen Kruſte zu überziehen pflegt, ſondern glaubte ſteif und feſt, es hier mit einer intereſſanten Lokalrace zu thun zu haben. Elf Monate ſpäter hatte ich in Malaga wiederum Gelegenheit in mein Tagebuch einzutragen: In Malaga giebt es ſchwarze Sperlinge!“ Ein heimatliches Gefühl beſchlich mich beim Anblick dieſer Vögel, denn wenn es auch nicht die heimatliche, großſtädtiſche Sorte, ſondern der entſchieden waſchächte, ſchwarzbrüſtige ſpaniſche Sumpfſpatz war, ſo war es doch immerhin ein Spatz. Und merkwürdig, der mordgierige, jede Kreatur mit entjeß- lichem Gleichmuth quälende und verfolgende Spanier, ſcheint gerade für dieſen Vogel noch einen Reſt Gefühl erübrigt zu haben, denn wenn er vom Spätzchen, der „pajarita“ ſpricht, gewinnt dieſes Wort in ſeinem Munde einen faſt zärtlich zu nennenden Klang, wie denn auch die pajarita in ſpaniſchen Liebeslieder keine geringe Rolle ſpielt. 4 Leider war meine Bekanntschaft mit den ſchwarzen Sperlingen Malagas von nur zu kurzer Dauer. Es war um die Weihnachtszeit des Jahres 1868, als die communiſtiſche Partei Malagas, von carliſtiſchen Agenten aufgeſtachelt, ſich gegen Elan die, nach Verjagung der keuſchen Iſabella, von Volkes Gnaden eingeſetzte National- regierung erhob und Malaga am Neujahrstage nach energiſcher Beſchießung mit Waffengewalt zur Botmäßigkeit zurückgeführt werden mußte. Nach dieſem entſetz⸗— lichen Tage litt es mich nicht länger in der von Blut und Leichen ſtarrenden Stadt. Ich fuhr nach Gibraltar und — abermals waren es Sperlinge, die mich dort begrüßten und ſofort meine ſchwer gedrückte Stimmung in wohlthätigſter Weiſe beeinflußten. Es war hier der Steinſpatz, den ich antraf, ein prächtiger Geſell mit goldgelber Kehle und ganz mit den Gewohnheiten unſeres heimatlichen Sperlings. Auch er verſchmäht nicht, ſich die Getreidekörner, die den Magen der Reitthiere unverdaut paſſirten, beſcheiden zu Nutze zu machen, auch er belebt Landſtraßen und Gebäude mit ſeinem munteren, ſchlauen Gebahren, weiß er doch, daß er in Gibraltar weder Pulver noch Blei zu fürchten hat. Wie kommt das? frägt wohl ein wißbegieriger Leſer. — Die Sache iſt ſehr einfach. Es iſt be— kannt, daß England Gibraltar im Anfange des vorigen Jahrhunderts in einer Weiſe erwarb, daß das neueſte Geſchäft, die Erwerbung Cyperns, dagegen ſo rein— lich und zweifelsohne erſcheint, als nur irgend möglich. Die natürliche Folge iſt denn auch, daß England bis auf den heutigen Tag in Angſt und Sorge lebt, die Spanier möchten trotz aller Verträge den erſten beſten Anlaß benutzen, durch einen Handſtreich die ihnen auf gleichem Wege entriſſene Feſtung wieder zurückzuerobern, zumal von hier aus der Schleichhandel mit engliſchen Waaren in einer Weiſe von England begünſtigt wird, daß Spanien alljährlich ungezählte Millionen Einbuße an Zolleinnahmen wehrlos erdulden muß. Wenn alſo im Bereich der Feſtung Gibral- tar ein Schuß abgefeuert wird, von dem die Commandantur nichts weiß, ſo geräth Alles in Aufruhr und wehe dem armen Sonntagsjäger, der etwa durch Spatzen— ſchießen das böſe Gewiſſen Englands durch Erinnern an einen möglichen Angriff der böſen Spanier geweckt hat! So kommt es denn, daß die Spätzchen von Gi— braltar ſich des glücklichſten, ſorgenfreieſten Daſeins erfreuen können.“) Vom Sperling komme ich auf ein anderes Vögelchen, welches deutſchen Herzen wohl ebenſo nahe ſteht, ich meine das Rothkehlchen. Im Laufe des ver— gangenen Sommers beſuchte mich ein Deutſch- Amerikaner, deſſen Wiege hier in Zöſchen geſtanden hat. Er hatte im Jahre 1848 als politiſcher Flüchtling fein Vater: land verlaſſen müſſen und kehrte nach 30 Jahren zum erſten Male in ſeine Heimat zurück, dem Rufe deſſelben Staates folgend, der ihn damals von ſich geſtoßen und der nun ſeines Rathes bedurfte. Wir gingen zuſammen durch meine Parkanlagen, als er plötzlich ſtehen blieb, um mir mit vor Rührung thränenſchimmernden Augen die Stelle zu zeigen, wo er als Knabe ein durch Schönheit und Größe beſonders ausgezeichnetes Rothkehlchen gefangen habe. Dreißig Jahre ſchweren Ringens um eine nun rühmlichſt erworbene Poſition im ſocialen wie wiſſenſchaftlichen Leben ), in einem Lande, wo das Herz ſo oft dem kalten Verſtande weichen muß, wo jede — nn anne nn an nn ) Deutſche Mädchenlehrer, welche Spatzenvertilgung durch Gift und andere edle Mittel pres digen, giebt es wohl in Jüterbogk, glücklicher Weiſe in Gibraltar nicht! ) Es iſt der Verfaſſer des ausgezeichneten anthropologiſchen Werkes „Die Arier“ (Jena bei Coſtenoble). 0 DE — Art von Sentimentalität den allerunfruchtbarſten Boden zur Weiterentwicklung findet, hatten die urdeutſche Herzensneigung zu unſern Rothkehlchen nicht auslöſchen können! Daß das Rothkehlchen ſolcher Verehrung und Liebe würdig iſt, wer möchte daran zweifeln? Wird nicht ſchon in unſerem altdeutſchen Sagenkreiſe ſeiner in anmuthigſter Weiſe Erwähnung gethan, und wenn unſere heidniſchen Voreltern ſchon das Rothbrüſtchen liebten, wie ſollten wir es nicht thun? Hören wir, wie anmuthig Bechſtein der Jüngere eine dieſer alten Sagen in gebundener Rede wiedergiebt: „Achtet auf der Alten Lehren, Des Rothkehlchens Neſt zerſtören Weckt des Donnergottes Zorn. Gönnt der Kreatur Aſyle In der Waldeskräuter Kühle, Trübt nicht ihren Freudenborn. Wißt auch, die Rothkehlchen tragen Einem Manne, der erſchlagen, Blumen auf ſein Angeſicht. Denn der Menſchenthaten Schrecken Sucht Natur zu überdecken, Freundlich wandelnd Nacht in Licht.“ Während ich dieſes ſchreibe, hüpft unter meinem Fenſter ein Rothkehlchen munter umher, pickt das ihm hingeworfene Heugeſäme und die Semmelbrocken, die ich ihm alltäglich ſpende, vergnügten Sinnes auf, und freut ſich ſeines Lebens trotz harter Winterszeit. Wir ſind gute Bekannte, ich und das Rothkehlchen. Ich fand es im Herbſt mit zerbrochener Zehe im Sprenkel hängend, der von nichtsnutziger Hand ihm geſtellt worden war. Ich nahm es mit herein, ſchnitt den Stummel des noch an der Haut hängenden Gliedes kunſtgerecht glatt ab und gab dem Vogel, da er dem Zimmer keinen Geſchmack abgewinnen konnte, dann wieder die Freiheit. Es blieb am Leben und blieb bei mir und lohnt mir durch ſein anmuthiges Zwit⸗ ſchern und ſein zutrauliches Benehmen alltäglich reichlich, was ich an ihm gethan. Ich bin kein Freund von Zimmervögeln, ich habe nie einen Vogel im Käfig gehalten, ein Vogelbauer iſt im ganzen Hauſe nicht zu finden und trotzdem kann ich mich rühmen, das Vertrauen wildlebender Vögel ſo weit gewonnen zu haben, daß ſie trotz offener Fenſter und Thüren zeitweiſe freiwillig meine Gaſtfreundſchaft dankbar annehmen. Ich ſpreche nicht von Tauben und Hühnern, Pfauen und Enten und anderem Hausgeflügel, ſondern von wirklich wild lebenden Vögeln, und ich will hier ein Beiſpiel erzählen. Wir hatten in dieſem Jahre bekanntlich einen ſehr kühlen, regneriſchen Juni, ſo daß die armen Vögel, die ihre Jungen ausge⸗ brütet, ſchlimme Tage hatten und nicht wußten, wie ſie die Kleinen vor Regen und Kälte ſchützen ſollten. Am Hausgiebel hatte ein Fliegenſchnäpperpaar auf einer alten Kugelacazie ſeine Jungen gezeitigt und von dieſen fand das Hausmädchen an einem kalten, regneriſchen Junimorgen eins vor Kälte fait erſtarrt am Fuße des Baums. Mitleidig hob fie es auf und feßte es auf eine Trockenſtellage, die über dem Küchenofen angebracht war. Kaum erwärmt und abgetrocknet, begann das Vögelchen auch ſchon ſich durch Fliegenfangen nützlich zu machen, indem es von ſeinem hohen Sitze aus nach allen Winkeln der Küche Ausflüge unternahm, um ſtets wieder auf den einmal eingenommenen Sitz zurückzukehren. Bald war es ſo zahm und dreiſt geworden, daß es ſich ſelbſt erlaubte zu opponiren, wenn die Trocken— vorrichtung einmal ihre wahre Beſtimmung finden ſollte. Dabei ſtanden Thür und Fenſter fortwährend offen, ſelbſt der Trinknapf, den es oft beſuchte, ſtand am offenen Fenſter, aber das Thierchen dachte nicht daran, uns zu verlaſſen, denn es ſchien ihm in der warmen fliegenreichen Küche weit beſſer zu behagen, als draußen im kalten Regen. Endlich, nach mehr als 14 Tagen freiwilliger Gefangenſchaft, als die liebe Sonne wieder verlockend zum Fenſter hereinſchien, gewöhnte es ſich auch wieder mehr und mehr an die alte Freiheit, um endlich gänzlich fortzubleiben. Auch jetzt habe ich wieder einen kleinen, ungebetenen aber ſehr gern geſehenen Koſt— gänger und zwar in meinen Gewächshäuſern. Es iſt ein Zaunkönig, der es ſich zur Aufgabe macht, meine Pflanzen von Blattläuſen und die Erde der Töpfe von Würmern rein zu halten. Auch hat er den zahlreichen Kelleraſſeln den Tod ge— ſchworen. Wie nährt ſich denn der Zaunkönig? Freund Bechſtein läßt uns auch hier nicht im Stich, denn er ſingt von ihm: „Er liebt Inſectenfutter, Er pickt auch wie ein Specht, Verfolgt die Würmer im Holze Und das Kellereſelgeſchlecht.“ Mein Zaunkönig iſt überdies ein beſonderer Feinſchmecker.“) Wie gewiſſe Menſchen überzeugt ſind, daß nur ſolche Leckerbiſſen ihrer würdig, die recht theuer ſind und recht weither kommen, ſo ſcheint auch er es auf dergleichen beſon— ders abgeſehen zu haben. Ich habe nämlich in der Ecke eines Gewächshauſes eine Erziehungsanſtalt für Käferlarven eingerichtet, die ich mit einer Sendung ſeltener Saat⸗Eicheln als unliebſame Bewohner derſelben in Maſſe aus Nordamerika erhielt. Dieſe appetitlichen, exotiſchen Lärvchen findet der kleine Schelm beſonders ſchmack— haft, und wenn ich die Behälter derſelben auch noch ſo gut verbarricadire, er findet doch immer wieder ein Loch oder eine Spalte, durch die er ſchlüpft und ſich's wohl ſchmecken läßt. Indeß, er iſt mein Gaſtfreund und einem ſolchen muß man eben das Beſte gönnen, was das Haus bietet. *) Ich kann mir nicht verſagen, den Feinſchmeckern unter meinen Leſern noch ein Bechſtein— ſches Verschen ſpeciell zu widmen. Es handelt vom Truthahn und lautet: Wie ſchade, daß ſolch edles Huhn nur eine Bruſt beut dem Genuß, Die Forſcher alle ſähn es gern als Göttinbild von Epheſus. Und an anderer Stelle: Iſt Dir's vergönnt, ſo ſpare Dir vom Truthahn einen guten Reſt Zum Frühſtück auf den Vormittag, der folget auf Dein Forſcherfeſt. . Vor den Fenſtern meines Arbeitszimmers breitet ſich eine ziemlich ausgedehnte, theilweiſe von Waldreſtbeſtänden umgrenzte Parkanlage aus. Sie wird durchfloſſen von einem todten Arme des Luppefluſſes, welcher unmittelbar vor dem Hauſe einen künſtlichen Weiher ſpeiſt. Daß ein ſolches Terrain ein reiches Vogelleben zu bergen und zu faſſen vermag, liegt auf der Hand und jo habe ich denn zu jeder Jahres⸗ zeit die Freude, vom Fenſter aus in aller Bequemlichkeit meine Beobachtungen zu machen. Beſonders fehlt es nicht an Waſſergeflügel mannigfacher Art, denn, als ob die Thiere wüßten, daß ſie von mir und meinen Leuten nichts zu befürchten hätten, ſo legen ſelbſt anerkannt furchtſame Arten ihre gewohnte Scheu ab und tummeln ſich fröhlich umher unter dem Hausgeflügel, welches den Teich belebt. So hatte ich im Oktober die Freude, faſt 2 Wochen lang einen Zwergſteißfuß unter meinen Enten umherſchwimmen und ſeine Taucherkünſte produciren zu ſehen. Kaum war dieſer fort, jo erſchien ein Teichhühnchen, um mir die Zeit angenehm zu ver— treiben. Es gelang mir binnen Kurzem dieſes, an ſich allerdings ſchon wenig ſcheue Thierchen jo an mich zu gewöhnen, daß es mit dem Hausgeflügel an Zahm⸗ heit wetteiferte. Nicht nur, daß es ihm zugeworfenes Futter willig und dankbar annahm, es hörte auch auf meinen Ruf, wie ein Huhn oder eine Ente. Ich er⸗ lebte es, daß es ſogar am ſpäten Abend ſein Nachtquartier im Schilf verließ, als es mein lockendes „put, put“ vernahm. Meine Enten bemerkten bald, daß der neue Ankömmling ſtets die beiten Brocken erhielt und ſuchten ihn mit Schnabel⸗ hieben zu verjagen, es half aber Alles nichts, denn das flinke Thierchen hatte ſich regelmäßig den fetteſten und größten Biſſen erhaſcht und bei Seite geſchleppt, ehe die ſchwerfälligen Vettern es ihm verwehren konnten. Nur Fietel, mein braver Moſchuserpel, deſſen ſich der Leſer aus einer früheren Plauderei vielleicht noch er— innert, legte auch bei dieſer Gelegenheit wieder die gewohnte menſchenbeſchämende Hochherzigkeit an den Tag, welche ihm die Hochachtung ſeines Bekanntenkreiſes in ſo verdienter Weiſe gewonnen hat. Leider weilt dieſes treue Thier gegenwärtig nicht mehr unter den Lebenden; es ſtarb eines jämmerlichen Todes an Gift, be— trauert von meinem ganzen Hauſe. Daß in dieſer Ente jene Eigenſchaften, welche menſchliche Selbſtüberhebung dem Menſchen gar zu gern allein reſerviren möchte, nämlich Gemüth und Verſtand in verhältnißmäßig ſehr hoher Entwicklung vorhan— den waren, dieſe Ueberzeugung wird mir Niemand nehmen können. Mag ſein, daß manch Einer, der ſich ſein Lebtag als „Krone der Schöpfung“ gebrüſtet, mir ob ſolcher ketzeriſchen „materialiſtiſchen“ Gleichſtellung der Thiere ſein „anathema sit“ entgegenruft. Er möge ſich beruhigen, denn ſelbſt unſer Bechſtein der Jüngere, deſſen Schrift an vielen Stellen eine faſt kindliche Frömmigkeit und Gläubigkeit athmet, äußert ſich über dieſen Punkt in folgender höchſt draſtiſchen Weiſe: „Der Menſch iſt klug, er beruhigt ſich klug, kommt klug mit allem zu Rande, Er ſagt: Die Thiere denken nicht, ſie ſind nicht zu denken im Stande. LU DB Der Menſch erfand ein vortreffliches Wort, damit löſet er gleich alle Zweifel, Dies Wort heißt Inſtinet — o geht mir doch mit eurem Inſtinct zum Teufel!“ Doch — wohin iſt die Plaudertaſche wieder einmal gerathen? — wird der nachſichtige Leſer lächelnd fragen, während der ſich getroffen fühlende mit einem „satis superque“ „inſtinctiv“ das Buch zuklappt. Kehren wir darum ſchnell zu unſerem Waſſerhühnchen zurück. Nichts in der Welt iſt von ewiger Dauer, nicht das Leben, nicht Schmerz, nicht Freude, und das iſt gut. So erlitt denn auch unſere Gaſtfreundſchaft ein jähes Ende. Um die Mitte des December erſchien plötzlich ein zweites größeres, wahrſcheinlich männliches Teichhuhn und entführte, ein moderner Paris, ſeine Helena in mildere, ſonnigere Gegenden. Ob auch in glücklichere, wer möchte das behaupten wollen, der da weiß, daß im ſchönen Süden das ſchlaue Geſchlecht der Pfäfflein, die Teichhühner, wie die Schnepfen und Enten und ſonſtiges Waſſer— geflügel zu den „Fiſchen“ rechnet und kaltlächelnd als Faſtenſpeiſe zu ver: zehren pflegt? 8 Sollte mein Weiher nun vereinſamt fein? Nein! Einer iſt mir treu geblie- ben, der Vogel, von dem Bechſtein mit dem Schwunge eines Freiligrath ſingt: „Sieh, ein Vogel, deß Gefieder goldgrün ſchimmert, wie Laſuren, Weiß und ſchwarz, auch dunkelaſchgrau, Keinem gleich auf unſern Fluren. Einen ſchönen bunten Fremdling, wie ein Kind entlegner Zonen Siehſt Du dieſen prächt'gen Vogel an den Waſſern einſam wohnen.“ Der Leſer erräth leicht, daß hier nur der Eisvogel gemeint ſein kann, der Vogel, deſſen Anblick unſer Auge ebenſo zu entzücken pflegt, wie das Lied der Nachtigall unſer Ohr. Wie poeſiereich lautet doch die Sage, mit der die alten Griechen dieſen Vogel umkleideten, wo hätte unſer proſaiſches Zeitalter jemals ein ſo liebliches Gebilde der Phantaſie zu zeigen vermocht! Keyx, der Fiſcher, fand in den Wellen ſeinen Tod und Alkyone, ſeine Gattin, nachdem ſie lange Jahre ſeiner Rückkehr in treuer Liebe geharrt, ſtürzte ſich ſelbſt in's Meer, als ſie von Here erfahren, daß ſie Wittwe ſei. Die mitleidige Gottheit verwandelte darauf beide Gatten zum Lohne für ſo viel Liebe und Treue in Vögel von wunderbarer Farbenpracht und wies ihnen einſame, waldumkränzte Ufer zur Wohnung an, damit ihre Schönheit, profanen Augen entzogen, nur für einander blühe. So iſt der Eisvogel noch heute bei den aſiatiſchen Völkern das Sinnbild der Liebe und ein Talisman, dem ſie liebeerzeugende Kräfte zuſchreiben. „Oſtiaken und Tataren dient zum Zauber ſein Gefieder, Wo ſie liebend leis berühren, weckt es Gegenliebe wieder.“ a a 5 Darum, wer einen Eisvogel begegnet, der zeige, daß fein Herz nicht ganz verhärtet, ſondern auch poetiſchen Regungen noch zugänglich iſt. Man erfreue ſich des ſchönen Anblicks, aber man tödte den Vogel nicht aus eitler, verwerflicher Luſt am Morden. Man gönne ihm die Fiſchchen, die er zu ſeinem Leben bedarf, hatten doch ſicher ſeine Vorfahren ſich ſchon ſeit unmeßbaren Zeiten ein Gewohnheitsrecht darauf erworben, bevor unſere pfahlbauenden Vorfahren begannen, ihnen ihre Jagdgründe und ihr Jagdrecht zu ſchmälern. Mein Eisvogel hat ſeine Heimſtätte nicht auf meinem Gebiete ſelbſt aufge⸗ ſchlagen, denn er brütet im Ufer des benachbarten Flußarms, deſſen ſtärker fließen⸗ des Waſſer ihm zur Winterzeit mehr Nahrung bietet, weil es ſchwerer zufriert, er iſt aber ein ſo häufiger Gaſt bei mir, daß ich dieſes kaum empfinde. Auch er kennt mich und verſteht mich, denn er hat ja feine natürliche Scheu ſoweit abge: legt, daß er ſein Lieblingsplätzchen gerade unter meinem Fenſter wählte. Ein überhängender Zweig oberhalb der Stelle, wo der Ausguß des Küchenausgußrohres die Fiſche zu leckerem Mahle anlockt, dient ihm als Ruheſitz und Jagdanſtand. Eines Tages ſah ich ihn augenſcheinlich beunruhigt hin und her fliegen und be— merkte bald die Urſache ſeines Benehmens. Der Zweig, der ihm zum Sitze zu dienen pflegte, war verſchwunden, durch unbefugte Hand entfernt worden. Ich eilte natürlich dem Schaden abzuhelfen, indem ich zum Erſatz einen ähnlichen in's feuchte Ufer ſteckte, und nach wenigen Minuten hatte ich die Freude, meinen Freund an der alten Stelle ſeinem Jagdvergnügen obliegen zu ſehen. Er hatte mich ver⸗ ſtanden und meine Hülfe dankbar angenommen. Soll ich nun, freundlicher Leſer, Dir noch weiter vorplaudern von meinen Schwarz- und Rothdroſſeln, von Meiſen und Baumläufern und was ſonſt noch in rauher Winterszeit vor meinen Fenſtern oder auf den Beerenſträuchern meiner Anlagen einen allzeit gedeckten Tiſch findet? Ich denke, es iſt genug für heute und wenn mein harmloſes Geplauder Dir nicht allzuſehr mißfallen hat, ſo können wir ja ein ander Mal, wenn unſer verehrter Präſident wieder einmal des „Stoffs“ bedarf, gemüthlich weiter plaudern. Zöſchen, Weihnachten 1878. Die Zwergtrappe (Otis tetrax) als Strich⸗ und Stand⸗Vogel bei uns überwinternd. Von W. Thienemann. Die Zwergtrappe iſt ihrer Natur nach bei uns ein Zugvogel, denn ſie iſt, als den ſüdlichen Gegenden angehörig, an einen Winter nicht gewöhnt. Nach ihrer Einwanderung bei uns wurde vielfach beobachtet, daß fie ſich im Oeto⸗ ber in größere oder kleinere Schaaren zuſammenſchlug und dann nach längerem Umherſtreifen bei Eintritt der kalten Witterung allmälig aus der Heimat ver⸗ ſchwand. Ich habe öfter ſolche Schaaren von 12 — 16 Stück geſehen, es find aber von andern Beobachtern auch ſolche von mehr als doppelter Stückzahl be⸗ „„ merkt worden. Die Fälle ſind jedoch jetzt nicht mehr ſo ſelten, daß ein oder das andre Exemplar ſich von der Heerde abſondert und den Winter in Deutſchland zu— bringt. Drei ſolche Fälle ſind nun bereits zu meiner Kenntniß gelangt und dieſe will ich hier kurz mittheilen, mit dem neuſten aber beginnen. 1. Dem Herrn Rittergutsbeſitzer G. Boutin auf Lützenſömmer bei Greußen, demſelben, welcher uns in der vorigen Nummer unſrer Monatsſchrift berichtete, daß im November auf ſeinem Revier 14 Stück Zwergtrappen zuſammengeſehn wurden, wird Anfang Januar d. J. durch ſeine Kinder mitgetheilt, es ſei von ihnen im Garten beim Kohl eine wilde Ente bemerkt worden, welche bei ihrer Annäherung ſcheu davongeflogen ſei. Da unweit des am Berge liegenden, unmittelbar ans Schloß anſtoßenden Gartens ein Bach fließt, welcher eine Mühle treibt, ſo wurde dieß als ſo etwas Außerordentliches nicht angeſehen und die Sache nicht weiter berückſichtigt. Einige Tage darauf nun, am 12. Januar meldet der die Jagd be— aufſichtigende Kutſcher, eine Wildente ſei in der Nähe des Gartens von ihm ge— ſehen und ſo eben am Gartenzaun eingeſtrichen. Die Erlaubniß zum Schießen derſelben wird ihm ertheilt, und — was bringt er? ein diesjähriges Exemplar der Zwergtrappe. Daſſelbe war zwar etwas abgemagert, wog jedoch immer noch 650 Gr.*) — Das Thier war alſo nicht mit den Uebrigen fortgezogen ſondern hatte ſich trotz Schnee und Kälte zu nähren und zu erhalten gewußt, ſchließlich jedoch den in dem Gemüſegarten des Rittergutes vorhandenen Kohl zu Hülfe nehmen müſſen um ſein Leben zu friſten, ein Umſtand, der ihm grade zum Ver— derben gereichte. 2. Die Zwergtrappe verſucht aber nicht bloß bei uns einzeln zu über— wintern, ſondern ſie ſtreift auch nördlicher, ſcheint alſo gegen die Kälte nicht ſo ſehr empfindlich zu ſein. Im Februar v. J. wurden eines Tages — ſo ſchreibt mir mein alter Jugendfreund, Oberförſter H. Heiſe aus Gnewau in Weſtpreußen, welcher ſchon vor 30 Jahren, als wir noch Schulnachbaren in der Secunda waren, manche ornithologiſche Beobachtung mit mir zuſammen machte und den ich hiermit aus der Ferne herzlich begrüße — auf dem Rittergute Klein-Katz, in der Nähe meines Wohnortes gelegen, die Hühner auf dem Hofe gefüttert und zwar mit ge— kochten Kartoffeln. Da bemerkt der Gutsinſpector unter der großen, freſſenden Hühnerſchaar Eins, das ſich durch Farbe und Geſtalt vor den Andern auszeichnet und es namentlich im Laufen allen andern zuvorthut. Er erkennt bei näherer Be— trachtung das Thier bald als einen nicht zu den Hofhühnern gehörigen, fremden Vogel, holt das Gewehr und ſchießt — ein (wahrſcheinlich einjähriges) Weibchen der Zwergtrappe. — Ich zweifelte, da ich dieſe Geſchichte las, ſehr an ihrer Authentität, ſprach auch meine Anſicht ganz offen in einem Briefe an meinen Freund Heiſe aus. Dieſer jedoch zog die genauſten Erkundigungen ein und erfuhr von ornithologiſchen Bekannten der Umgegend, daß ſich alles ſo verhalte und daß der Vogel in der That eine Zwergtrappe ſei, und jetzt ausgeſtopft auf jenem Rit— tergute geſehen werden könne. ) Es war das Exemplar alſo circa 100 Gr. abgemagert; indem ein junges Männchen, welches ich am 6. September 1875 friſch erhielt 750 Gr. wog. RN 3. Am 21. Januar 1875 brachte der Nordhäuſer Courier folgende Notiz: „Rheine (Weſtfalen). Am 14. d. Mts. wurde von einem rheinenſer Jäger eine Zwergtrappe (Otis tetrax) Weibchen, 699 Gramm Gewicht, geſchoſſen.“ — Nach dem sub. Nr. 1 und 2 Berichteten iſt nun auch kein Zweifel mehr, daß in dieſem Falle ein Irrthum nicht ſtattgefunden habe. Namentlich weiſt das Gewicht darauf hin, daß der Vogel eine Otis tetrax geweſen ſei. Welche Gründe nun den einzelnen Vogel bewegen, von ſeinen Vettern und Freunden abgeſondert den Verſuch zu machen, in dem rauhen Deutſchland zu über— wintern, das zu erörtern mag vorläufig weitern Beobachtungen vorbehalten blei⸗ ben; wir ſehen aber, dieſe Vogelſpecies geht drauf aus, ſich nach und nach immer mehr zu acclimatiſiren und ſich allmälig auch zum Standvogel, wie die Groß— trappe, heranzubilden, was ihr im Laufe großer Zeiträume, die wir ihr hierzu bereitwilligſt geſtatten wollen, auch wohl gelingen dürfte. | Zangenberg bei Zeitz, den 20. Januar 1879. Zur Fütterung der Vögel im Winter. Von Dr. K. Th. Liebe. Es mehren ſich von Jahr zu Jahr die Zeichen, daß ſich der Sinn für einen vernünftigen Vogelſchutz unter unſerm Volk mehr und mehr befeſtigt. Sah man ehedem mit einem gewiſſem Neidgefühl nach dem Orient hinüber, wo der gläubige Moslem die im Koran gebotene Gaſtfreundſchaft auch auf die Vögel ausdehnt und die von der Reiſe erſchöpften Thiere hegt und ſchirmt, ſo kann man jetzt mit Genugthuung auf eine ganze Reihe von Verboten uud Vorſchriften, von Pflan- zungen und anderweitigen Einrichtungen hinweiſen, die alle den Zweck haben, bei uns in Deutſchland die Vögel zu ſchützen und zu mehren oder wenigſtens dem drohenden Rückgang einzelner Arten zu ſteuern. Unſer Verein, — wir dürfen es wohl aus⸗ ſprechen —, ſteht unter den Faktoren, die hierbei mitwirken, mit oben an und kann ſchon ſo manchen Erfolg verzeichnen. Aber wir dürfen es uns auf der andern Seite auch nicht verhehlen, daß wir mit unſern Beſtrebungen doch nur am erſten Anfang ſtehen, und daß noch viel, ſehr viel zu thun iſt, daß namentlich auch Belehrung nach allen Seiten hin noththut. Wenn z. B. in neueſter Zeit der Bür⸗ germeiſter der Stadt M. die Thurmfälkchen, welche die Thürme der Stadt zierten, wegſchießen ließ, ſo kann man das doch nur durch Unwiſſenheit des Betreffenden erklären. Und ähnlicher Beiſpiele ungerechtfertigter Vertilgungswuth kann man leider nur zu viele aufzählen — natürlich bei Halb- und Nichtgebildeten mehr als bei wirklich Gebildeten. Hier können nur zweckmäßige und durchführbare Gebote und Verbote, gutes Beiſpiel und Belehrung helfen. Und ſie werden helfen: wir dürfen zuverſichtlicher Hoffnung ſein, denn es iſt, wie ich ſchon oben bemerkte, gegen ſonſt in dieſer Beziehung ſchon beſſer geworden. Jetzt beim Beginn des Winters möchte ich die Aufmerkſamkeit unſerer Vereinsmitglieder auf die winterlichen Futterplätze richten. Ich habe mich über⸗ zeugt, daß jene Fütterungsſtätten in der Mehrzahl der Fälle unpraktiſch oder geradezu falſch angelegt und ausgeſtattet werden, und darum möge man mich ent— ſchuldigen, wenn ich von neuem auf dies Thema zurückkomme und geſtützt auf Er— fahrungen und Beobachtungen, ſowie auf einige Kenntniß vom Leben der Vögel folgende kurze Sätze aufſtelle. Die Oertlichkeit für die Fütterung 1 ſo gewählt werden, daß ſie mehrſeitige Zuleitung hat. Solche Zuleitungen ſind Baumalleen, zuſammenhängende Gärten, zuſammenhängende Zäune, umbuſchte Bachufer, Ufer mit Weiden- und Erlenculturen, Waldränder, einigermaßen zuſammenhängende Feldrainhecken. Die Vögel benutzen ſolche Straßen, wenn ſie in rauher Jahres— zeit durch die Gegend ſtreichen, und es muß der Futterplatz an ſolchen Straßen angelegt ſein oder noch beſſer da, wo ſich zwei oder mehrere derſelben kreuzen. Allgemeine Futterplätze für alle unſere gefiederten Win— tergäſte ſind ein Unding; es ſind vielmehr für die einzelnen Gruppen der— ſelben beſondere Plätze anzulegen; dadurch wird die Anlage von Futterplätzen nicht etwa erſchwert, ſondern vielmehr erleichtert, weil ſich die Arbeit von ſelbſt vertheilt und der Einzelne weit leichtere Mühe hat, wie ſich aus nachſtehendem er— geben wird. N Brod, Semmel und gekochte Hülſenfrüchte dürfen nicht zur Fütterung verwandt werden. Dieſe Stoffe erzeugen, ſobald ſie naß oder auch nur feucht geworden ſind, Säure und Durchfall, und dieſer verläuft, wie wir wiſſen, gewöhnlich tödtlich. Kann ein Bewohner der innern Stadt die Sperlinge, Tauben und Dohlen der Nachbarſchaft auf einem trocknen Fenſterbrett, wohin andere Vögel nicht kommen, mit Semmel- und Brotkrumen füttern, ſo iſt das ſelbſtverſtändlich eine Ausnahme von obiger, ſonſt allgemein giltigen Regel. Die Futterplätze müſſen durch aufgelegte oder ſonſt wie befeſtigte, ſparrige Dornen und dergleichen geſchützt werden, damit den Krähen und Tauben der Zutritt einigermaßen verwehrt wird, und gegen das Raubzeug (vorzüglich Sperber) einige Deckung vorhanden iſt. Selbſtverſtändlich legt man die Futterplätze ſo an, daß ſie für gewöhnlich einſam liegen und möglichſt ſelten durch Vorübergehende, nament— lich aber durch Hunde und Katzen geſtört werden. Die hauptſächlichſten Arten der Futterplätze ſind folgende: 1. Hochplätze. Mannshoch oder noch etwas höher bringt man im Geäſt eines Baumes ein horizontales mit Leiſtchen umfaßtes Brett an, oder man benutzt an einem gut bewachſenen Spalier in der angegebenen Höhe eine horizontale Latte; oder man wählt ein von wildem Wein oder Spalierobſt gut umſponnenes Fenſterbrett. Beſchickung: Sonnenroſenkerne, Kürbis- und Gurkenkerne, Hanf, Rübſen, kleine Stückchen Nußkern und Talg; unter Umſtänden auch trockne Amei— ſenpuppen und ausnahmsweiſe einige wenige erbſengroße Fleiſchſtückchen. Alle Meiſen, die kleinern Spechte, Spechtmeiſen, Baumläufer, Finken u. ſ. w. 2. Landſtraßenplätze. Wenige Schritte von einer Landſtraße mit größern Obſtbäumen oder Pappeln in der Nähe der Ortſchaft wird auf dem Feld e ein Platz mit einigen Dornen weitläufig belegt und mit Heugeſäme und Scheunen⸗ ſtaub beſtreut. Beſchickung: Heugeſäme, Hafer, geringes Getreide (Abfall beim Reinigen des Getreides). Haubenlerchen, Goldammern, Feldſperlinge, nordiſche Gäſte u. ſ. w. | 3. Feldplätze. Etwas entfernter vom lebhaften Treiben der Ortſchaft und im freien Felde, aber in der Nähe von Feldgehölzen oder größerer Parthien Buſchholzes oder wenig geſtörter Obſtgärten und Obſtplantagen wird auf freiem Platz, am liebſten auf gegen Süd gelegener Böſchung, auch auf paſſend gelegener Eiſenbahn⸗ böſchung ein Platz mit einigen Dornen beſteckt (ähnlich wie bei der „Verſteckung“ der Wieſen). Darauf werden kleine Pfählchen eingeſchlagen und an dieſen auf- recht kleine Bündelchen dürrer Sträucher von Diſteln, Cichorien, wilden Möhren und ähnlichen eine Elle hohen krautigen Stauden gut befeſtigt. Beſchickung: Mohnſamen, Rübſen- und Rapsabfälle, Hanf, Heugeſäme, allerhand ölige Garten⸗ ſämereien u. ſ. w. Stieglitze, Hänflinge, Berghänflinge, Finken, Leinfinken, Zeiſige u. ſ. w. | 4. Droſſelplätze. In günftig gelegenen baum- und buſchreichen Gärten oder in öffentlichen Anlagen oder in Liſieren eines Waldes wird unter einer dichten Conifere (Taxus, Tanne, Fichte) ein Platz von Schnee freigemacht und mit faulem Laub oder Geniſt beſtreut. Nöthigenfalls erſetzt man den Nadel⸗ baum durch kreuzweis und ſchräg in die Erde geſteckte größere Tannenäſte. Be⸗ ſchickung: Schnee- und Vogelbeeren, getrocknete Hollunder- und Heidelbeeren, Weiß⸗ dornfrüchte, Trauben des wilden Weins, Hagebutten, Fleiſchſtückchen und Quark. Amſeln, Zeimer, Ringdroſſeln u. ſ. w. 5. Zaunkönigplätze. Da wo die Zaunkönige durchſchlüpfen — fie durd)- ſuchen faſt täglich immer wieder denſelben Strich in ihrem Revier — bringt man einen großen Bündel locker, aber dicht zuſammengeſteckter und gebundener Dornen und Nadelbaumäſte an und in dieſen einen kleinen Unterſetzer, zu dem nur der kleine König der Zäune bequem gelangen kann, aber kein größerer Vogel. Das Futter wird in den Napf gelegt. Beſchickung: Ameiſenpuppen, kleine Mehlwürmer mit eingedrücktem Kopf, Mohnſamen. Zaunkönige, Braunellen und, wenn Nadel— wald in unmittelbarer Nähe liegt, auch Goldhähnchen. Wo Gelegenheit geboten iſt, möchte ich die Fütterung des Zaunkönigs, dieſes muntern, drolligen Burſchen, der ſchon im Februar bei eiſiger Kälte im Sonnenſchein ſein prächtiges Liedchen keck in die Welt hinausſchmettert, ganz beſonders empfehlen. 6. Gartenplätze. Auf freien Plätzen in paſſend gelegenen Gärten wird eine Portion Dornen aufgelegt. Beſchickung: Heugeſäme, Hafer, geringes Getreide, Rübſen, Hanf. Goldammern, Finken, Feldſperlinge, nordiſche Gäſte, u. ſ. w. Noch will ich bemerken, daß — abgeſehen von den Droſſelplätzen — ein Ab⸗ kehren des Schnees nicht nothwendig, unter Umſtänden ſogar nachtheilig iſt: mon ſtreut unmittelbar auf den feſten Schnee auf. Wohl aber muß jedesmal nach friſchem Schneefall wieder von neuem Spreu und Heugeſäme aufgeſtreut, oder wenn es ſonſt thunlich, der friſchgefallene Schnee theilweis behutſam beſeitigt werden. ; 3 Kleinere Mittheilungen. Eine neue ornithologiſche Monatsſchrift hat das Jahr 1879 gebracht: Dieſelbe führt den Titel „Die Vogelwelt. Zeitſchrift über Vogelſchutz, Züch— tung von ausländiſchen Sing- und Schmuckvögeln, insbeſondere von Harzer Ka— narienvögeln, und über Geflügelzucht. Organ des Vereins der Vogelfreunde zu Heilbronn a/ N. Herausgegeben von Carl Ritſert.“ Die Probenummer bringt eine „Anſprache an die Vogelfreunde in Stadt und Land“ von C. Martin, eine Abhandlung über „Die Fütterung der freilebenden Vögel im Winter“ vom Herausgeber, über „den Harzer Rollervogel“ und „über Geflügelzucht“, endlich Mittheilungen „aus den Vereinen“ und Anzeigen. Mit der Tendenz dieſer Mo: natsſchrift darf man einverſtanden ſein. v. Schl. Eigenthümliche Erſcheinung aus der Vogelwelt. Am 13. d. M. (Januar) gegen Mittag aus dem Felde heimkehrend, — der Winter hatte eine Decke von 7—8 Zoll Schnee über die Erde gebreitet, — ſah ich vor mir auf dem Wege eine Schaar von 15 kleinen Vögeln ſitzen, in denen ich ſofort Schneeammern erkannte; aufgeſcheucht ſtrichen ſie nach ſüdweſt fort. Nun, dacht ich bei mir, Schneeammern hier, da wird es wohl noch einen tüchtigen Winter geben oder doch viel Schnee. Vor der Heimkehr ging ich noch zu einigen Leuten heran, die auf der Wieſe Kompoſt breiteten, da hörte ich plötzlich den nicht zu verkennenden Geſang der Haidelerche und richtig, eins dieſer niedlichen Thierchen war vor mir aufgeflogen, während 2 andere, auf dem Kompoſt herumlaufend, eifrig nach Futter ſuchten. — Ich kann mich nicht entſinnen, vor den erſten Tagen des März hier Haidelerchen geſehen zu haben. Sie ſind ja immer ſehr zeitig hier: wenn kaum die erſten warmen Strahlen der Sonne am Rande des Kiefernforſtes ein Fleckchen Erde von Schnee freigelegt haben, zeigen ſich die erſten Ankömmlinge. Brehm ſagt, daß “fie ein beſonderes Ahnungsvermögen in Bezug auf die Witterung haben, ſie wür⸗ den alſo den nahenden Frühling bedeuten. Wer wird nun wohl recht haben? Wiederau, 14. Jan. 1879. von Wulffen. Anzeigen. Zu verkaufen: Aylesbury-Enten von vorzüglicher Schönheit, gelbe Cochinchina-Hühner in Stämmen ſehr ſtark und jung, alle Arten edler Tauben. Schlemm zu Bolzenhöh bei Halle /S. Zu kaufen geſucht: Ronen-Enten. Adr. erbittet Kahlenberg zu rtf ch bei Kallern, Kreis Breslau. Zur gefälligen Beachtung! Unſere gefiederten Freunde kehren aus der Fremde zurück! Wir bitten, ihnen einen freundlichen Empfang vorzubereiten! — Herr Carl Schumann in Halle a / S. Steinſtraße Nr. 31 und Herr H. F. Frühauf in Mühlhauſemſi / Th. haben Vorräthe an Niſtkäſten der von uns erprobten Art nebſt Anleitungen zur Anbringung der⸗ ſelben, die wir ihnen zugeſtellt und die ſie jeder Beſtellung beifügen. Wir erſuchen, ſich mit reichlichen Aufträgen an dieſe Herren Vereinsmitglieder zu wenden. Halle, im Februar 1879. Der deutſche Verein zum Schutze der Vogelwelt. Niſtkaſten 5 Staare, Meiſen, Rothſchwänzchen, Fliegenſchnäpper u. dgl. genau nach Vorſchrift des „Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ gefertigt, empfiehlt billigſt Carl Schumann, Halle a / S., gr. Steinſtraße 31. CHARLES JAMRACH 179/180 St. George Street, LONDON E., verjendet gegen Nachnahme: Importirte Wellenfittiche Paar 8 Mark, kaftanien- brüſtige Schilffinken Paar 10 Mark, Tigerfinken Paar 5 Mark, bunte japa- neſiſche Mövchen Paar 12 Mark, ſchwarzköpfſige Nonnen Paar 8 Mark, Masken- ſittiche Stück 120 Mark, graue Jako's Stück 16 Mark. Feine ſelbſtgezogene Kanarienvögel für Kenner, von 20 — 36 .% hat noch abzugeben. Muſt, Lindenau b/Leipzig Haineſtraße 14. Der 550 Central-Verein für Hachſen und Thüringen hält ſeine 5. allgemeine Geflügel-, Sing- und Ziervögel-Ausſtellung verbunden mit Prämiirung und Verloofung, | den 6. bis 9. März 1879 in den geheizten Lokalitäten des „Schützenhauſes“ zu Cönnern a / S. ab. Anmeldungen find bis zum 23. Februar a. er. an unſern Schriftführer Herrn R. Koven in Halle a / S. einzuſenden, von dem auch die bezüglichen Programme, Anmeldeformulare und Lotterie-Looſe zu beziehen ſind. Die gezogenen Nummern werden in den „Dresdener Blättern für Geflügelzucht“ und im „Anzeiger für Cönnern“ veröffentlicht. Der Vorſtand. R. Vittel. R. Koven. Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. N S 0 0 — — — des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen N Redigirt Für Anzeigen fift eine Gebühr Jahres-Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. S ch le ch tend al, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ftattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. IV. Jahrgang. März 1879. Ur. 3. Inhalt: Monatsbericht. — W. Thienemann: Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt, VI. der Edelfink. Derſelbe: Die Zwergtrappe als Strich- und Standvogel. Jul. Stengel: Der Nußknacker (Nußhäher, Tannenhäher, Nußkrähe, Nußrabe). A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube: 5. Eclectus polychlorus. Wagner: Weiterer Bericht über die Züchtung der Reisvögel im Zimmer. E. v. Schlechtendal: Einige Worte über den Tannenheher in der Gefangenſchaft. — Kleinere Mittheilungen: Neue Einführungen. Eine gelbbunte Abänderung des rothſtirnigen Langflügelpapageis. Ein ſchwarzer gehäubter Cardinal. — Anzeigen. Zur gefälligen Berückſichtigung! Zahlreiche Mitglieder unſeres Vereins ſind noch mit ihrem Beitrage für 1878 im Rückſtande, und erlaube ich mir an dieſe die ergebenſte Bitte zu richten, ihren Jahres⸗Beitrag mit 3 Mark gütigſt recht bald an den Vereins-Schatz⸗ meiſter Herrn G. Brinner in Halle / S., Karlſtraße 8, einzahlen zu wollen. Gleichzeitig bitte ich, Zahlungen für den Verein ſtets nur an den genannten Herrn Schatzmeiſter, niemals aber — wie dies mehrfach geſchehen iſt — an mich leiſten zu wollen. Merſeburg, im Februar 1879. Der Vorſitzende des Vorſtandes. von Schlechtendal. 3 — 34 — Monatsbericht. 1. Monatsverſammlung zu Halle am Mittwoch den 5. Februar 1879. Der ſtellvertretende Vorſitzende, Hr. Dr. Brauns, eröffnet in Abweſenheit des Vorſitzenden die Verſammlung und hält, da geſchäftliche Mittheilungen von Belang nicht vorliegen, einen Vortrag über „die Periodicität in den Lebenserſchei⸗ nungen der Vogelwelt“ mit beſonderer Berückſichtigung des Zuges der Vögel. Zunächſt beklagt er, daß trotz großer Fülle von Angaben dieſe doch nicht immer ausreichen, weil die Beobachtungen nicht immer und nicht in genügend viel Fällen mit der nöthigen Umſicht und Sachkenntniß angeſtellt würden. Doch ſeien auch bei größter Gewiſſenhaftigkeit Irrthümer möglich. So werde z. B., da die Thiere ſelbſt leicht überſehen werden könnten, ſtets die Ankunft der Nachtigallen von dem erſten Schlagen, das man höre, datirt; dabei ſei aber nicht ausgeſchloſſen, daß die Nachtigallen ſchon etwas früher anlangten, und erſt einige Tage nach ihrer An- kunft zu ſingen begönnen. Dies gehe aus dem „Probiren“ hervor, das man bei den Nachtigallhähnen oft höre; auch werde auf dieſe Weiſe der im zweiten Bande dieſer Blätter, S. 82, berichtete Fall viel beſſer erklärlich, in welchem in Halle 1877 bereits früh am 10. April eine Nachtigall gehört iſt. Denn der Ruf der Vögel, ſofern er periodiſch, wechſelt mit ſeinem Anfangs- und Endtermine weit mehr, als die Ankunft und Abreiſe der Zugvögel. So hat Vortragender den Kukuk, der nach gewöhnlicher Annahme um Johannis, thatſächlich meiſt zu Anfang Juli ſeinen Ruf einſtellt, im Jahre 1878 bei Halle noch am 17. Juli gehört, noch am 14. Juli zugleich den Wiedehopf. Hinſichtlich der Schwalben — nicht des im Ganzen gut beobachteten, gegen Kälte empfindlichen Cypselus apus — mögen, wie Vortragendem ſcheint, nicht immer die Arten richtig unterſchieden ſein. Die Haus⸗ ſchwalbe hält er im Gegenſatze zu vielen Angaben für minder weichlich, als die Rauchſchwalbe. Ganz ſicher hat er noch am 6. October Morgens einen Zug von Hirundo urbica in der Gegend ſüdlich von Berlin beobachtet, der wegen Nebels in einem Dorfe kurze Zeit aufgehalten ward. Bei manchen Vögeln harmonirt An⸗ kunfts⸗ und Abzugstermin nicht; am auffälligſten iſt dies bei den Störchen, welche noch früher ziehen, als die vorbenannten Mauerſegler (Cypselus apus), aber weit früher im Frühjahr ankommen. Vortragender glaubt, daß dies durch die Colliſion der Mauſer mit der Reiſe bei weitziehenden Vögeln veranlaßt werde; die Mau⸗ ſerung würde während des Zuges gefährlich ſein, müſſe daher vorher abgemacht ſein, oder es müſſe umgekehrt die Reiſe wenigſtens der Hauptſache nach vor der Mauſer zurückgelegt ſein. Zu obigen Zugvögeln in einem gewiſſen Gegenſatze ſtehen unſere Wintergäſte (3. B. der Bergfink, Fringilla montifringilla, die wilde Gans oder Graugans, Anser einereus, zu Zeiten der Seidenſchwanz), zu denen manche der durchziehenden Vogelarten (Eisvogel, Alcedo ispida, bei Berlin vom Septem⸗ ber an, an der Saale etwas ſpäter, öfter im Winter bleibend; Krammetsvogel, Turdus pilaris, desgleichen) den Uebergang bilden, während wieder andere durch— ziehende Arten (z. B. der Kranich, Grus einerea), im Sommer bei uns bleiben. Hinſichtlich der Waldſchnepfe war Vortragender in der Lage, beiderlei Verhalten zu beobachten: in den baieriſchen Voralpen ſcheuchte er im Sommer 1847 eines dieſer Thiere vom Neſte, und im Odenwalde unweit Heidelberg traf er ein Exemplar im Winter von 1848 auf 1849 an. Den Wintergäſten und unſern Standvögeln ge— ſellen ſich nicht ſelten Exemplare von Zugvögeln zu, die zu den Strichvögeln eine Art Uebergang bilden. So iſt z. B. das Rothkehlchen faſt jeden Winter in ein- zelnen männlichen Exemplaren bei uns anzutreffen, was eine Annäherung an das Verhalten der Buchfinken genannt werden muß. Wie bei der Activität der Vögel zu erwarten, ſpielt die jeweilige Witterung eine große Rolle bei dem Auftreten derſelben in beſtimmten Gegenden und Oertlichkeiten; nur bei rauher Witterung findet man Krammetsvögel, Bergfinken u. dgl. da, wo ſonſt die Rohrammern, Amſeln, Meiſen, Baumläufer, Zaunkönige u. ſ. w. vorherrſchen. Allein man kann den Vögeln keinenfalls ein Divinationsvermögen in dieſer Beziehung zuſprechen, ſonſt würden z. B. die Schwalben nicht in dem rückfällig-kalten April 1861 ſo maſſenhaft erfroren oder verhungert ſein. Die Weite des Zuges iſt ſowohl der Art, als den Individuen nach verſchieden. Sehr weit, bis in die Aequatorial- gegenden, ziehen viele — nicht alle — Störche. Ein Beiſpiel vielleicht noch wei⸗ teren Ziehens liefern in Amerika auffallender Weiſe einige der kleinſten Vögel, die Colibris, welche im Frühjahr aus der heißen Zone bis nach Canada reſp. Sitka und im Herbſte zurück reifen. Umgekehrt ziehen auf der Süd-Erdhälfte andere Arten der Colibris im Herbſte nach Süden, bleiben während der dortigen warmen Zeit (unſerem Winter) in Patagonien, zum Theil auf Feuerland, und kehren nach deren Ablauf nach dem Norden zurück. | i Hinſichtlich dieſer — bis jetzt in Europa nie am Leben erhaltenen — Vögel interpellirt, theilt Vortragender zum Schluß einige der neueren Beobachtungsreſul⸗ tate über dieſelben mit; namentlich ſollen keineswegs alle Arten ſo ſcheu und un— zähmbar ſein, wie man es meiſt in zu großer Allgemeinheit angegeben findet. Nach Wallace ſind die Verſuche, gefangene Colibris lebend zu erhalten, deshalb noth- wendiger Weiſe ſtets mißlungen, weil man denſelben keine wirkliche Nahrung gab. So wenig, wie irgend ein Thier, können ſich die Colibris ausſchließlich von Zuder- ſaft u. dgl. nähren; in der Freiheit beſteht ihre Nahrung im Weſentlichen aus Inſecten, neben welchen ſie allerdings den Honig und Staub der Blüthen gern freſſen. Die Thiere, welchen man in der Gefangenſchaft nur Zuckerſaft und Honig, keine ſtickſtoffhaltige Nahrung reichte, wurden bald matt und ſtarben, wenn man ihnen nicht noch rechtzeitig die Freiheit gab. Die nach Europa herübergebrachten Exemplare ſind daher ſämmtlich langſam verhungert und überlebten ſelten — und höchſtens um wenige Tage — ihre Ankunft. Zum Schluß erwähnt Herr Dr. Brauns unter Hinweis auf eine Mittheilung des Hrn. Ober⸗Steuercontr. Thiele in unſerer Monatsſchrift über den Anſchluß des Pirols (Oriolus galbula) an eine Staarenkolonie auf dem Jägerberge bei Halle, daß er bei Berlin öfter Staarenſchwärme beobachtet habe, unter denen ſich einzelne Pirole befunden hätten. les U en 2. Sonſtige Vereinsnachrichten. Dem Vereine ſind als Mitglieder neu beigetreten: 764. Der „Naturwiſſenſchaftliche Verein“ in Freiberg i / S.; 765. der „Halle'ſche Vogelſchutz-Verein“ zu Halle; 766. Marhold, Oberhüttenmeiſter zu Halsbrücke bei Freiberg i / S.; 767. Oemler, Departements-Thierarzt in Merſeburg; 768. Liebener, Kreis⸗Thierarzt in Delitzſch; 769. Schumann, Bürgermeiſter in Lützen; 770. 9. Götze, Kaufmann in Lützen; 771. Müller, Zimmermeiſter in Lützen; 772. Scheibe, Commiſſionair in Lützen; 773. Eduard Rüdiger, Schriftſteller in Darmſtadt; 774. Rohland, Rittergutsbeſ. in Etzholdshain bei Zeitz; 775. Roſner, Commerzien⸗ rath in Zeitz; 776. A. Killge, Lehrer in Hohenſtein-Ernſtthal i / S.; 777. F. Boltze, Rentier zu Halle a/ S.; 778. der „Quedlinburger Verein für Geflügelzucht und Vogelſchutz“ in Quedlinburg; 779. Becker, Lehrer und Redacteur des „Schulfreunds für Lothringen“ zu Hambach in Lothringen. Halle und Merſeburg, im März 1879. Der Vereins- Vorſtand. Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt. Von W. Thienemann. VI. Der Edelfink (Fringilla eaelebs). Warum dieſer ebenſo bekannte als angenehme Garten- und Waldfink eigent⸗ lich caelebs d. h. „Hageſtolz“ genannt wird, iſt ſchwer zu ergründen. Gleich nach Beſitznahme des eigentlichen Wohnortes, im April, beginnt für ihn das Eheſtands— leben und zwar wird dieſes von Seiten des Männchens mit einem Ernſte und einer Eiferſucht geführt, welche großartig iſt, wie im Hain und Wald, ſo im großen Obſtgarten des Ritterguts, ſo im Parke, ſo auf den ſtaubigen Chauſſee⸗ bäumen, ſo in meinem kleinen Garten. Kaum auf hundert Schritte darf ſich ihm ein fremdes Männchen nähern und ſucht dieſes den Eingang in das erkorene Gebiet zu erzwingen, dann wehe ihm. Der auf dem Baumwipfel im Centrum ſeines Terrains ſitzende Fink bemerkt es, fliegt mit wuchtigem Stoß gegen den Eindring— ling und ſetzt ihm dermaßen zu, daß er gern das fremde Gebiet verläßt. Der bekannte Syſtematiker, Profeſſor Leunis in Hildesheim ſagt, der Fink heiße ſo, weil Männchen und Weibchen im Herbſte in getrennten Haufen fortziehen und ebenſo im Frühjahr wiederkehren; allein dieſe den Geſchlechtern nach getrennte Reiſemethode kennen andere Vögel auch und werden darum nicht unter die Hager ſtolze gerechnet. 4 Nun, iſt unſer Edelfink auch kein Hageſtolz, ſo kann man ihm doch einen edeln Stolz nicht abſprechen. Wie ſo ein Finkenhahn im eleganten Frühlings⸗ oder Hochzeitskleide ſo ſeiner Würde bewußt auf dem Gipfel der an der Garten⸗ | mauer ſtehenden Eiche ſitzt! Wie er jo ficher ſeinen kräftigen, metalliſch klingenden Schlag hören läßt! Drunten auf der Erde mag im Garten der Spatz im grauen 5 Rocke einherhüpfen, er ſieht ihn kaum an. Den Schnabel etwas nach oben, die Augen ſeitwärts und abwärts gerichtet, ſchlägt er halbe, ganze Stunden lang. Die Nebenwelt, ſofern fie nicht ſeine Exiſtenz als gefiederten Weltbürger oder als Ehe— mann gefährdet, kümmert ihn wenig. Er meint wohl, er könne es am beſten, und Jedermann müſſe ihn bewundern, und er hat nicht Unrecht. Nur zwei Dinge ſchrecken ihn und zwar, wenn ſie unvermuthet kommen, ſo ſehr, daß ihm bei ſeinem Geſange: „Fritz, Fritz, willſt Du mit zu Weine gehen?“ oftmals der „Wein“ in der ſonſt ſo geübten Kehle ſtecken bleibt. Dieſe zwei Dinge ſind: ein Sperber und der vorerwähnte Nebenbuhler. Der Sperber mit ſeinen ſpitzen Fängen und dem gefahrbringenden Schnabel iſt ſein ärgſter Feind. Derſelbe erſcheint, gewandt um die Haus⸗, Wald⸗ oder Mauerecke umbiegend, blitzſchnell, ergreift ganz unver— muthet den trillirenden Sänger, trägt ihn in der Klaue an einen ſicheren Ort, rupft ihn oberflächlich und verzehrt ihn mit kaltem Blute, wie es einem echten Fleiſchfreſſer geziemt. Bemerkt ihn nun der ſchlagende Fink zu rechter Zeit, ſo bleibt für dieſes Mal die wohl eingeleitete Geſangſtrophe unvollendet. Mit ange: zogenen Flügeln ſtürzt ſich der Erſchrockene kopfüber ins Laub und Buſchholz hin⸗ unter gleich einem fallenden Steine und verharrt in dieſer gedeckten Stellung bis die drohende Gefahr vorüber iſt. Mancher denkt, ſolch ein ſingendes Vöglein auf dem grünen Baum habe keine Sorgen und Beſchwerden. Er irrt, und Sperber und Fink beweiſen ihm das Gegentheil. Die Liſt der Verfolger umgiebt ſolch kleines Vogelleben überall, und ſtets muß es auf ſeiner Hut ſein, ſtets das Schlimmſte befürchten. Nur unnöthige Sorgen, wie ſie die Menſchen ſich machen, haben die Vögel nicht, denn ſie ſammeln nicht in die Scheuern u. ſ. w. — Den ins Wohngebiet eingedrungenen Nebenbuhler erblickt der ſingende Fink kaum, als er auch ſofort den Schlag abbricht und ſich auf ihn ſtürzt, aber dieſes nicht un⸗ graziös fallend, ſondern in wohlgeſchwungenem Bogenfluge, ihn beim Kragen er— faßt und nach Finkenart tüchtig kneipt, daß jener vor Angſt das Zwitſchern be— kommt. Mit ſtolzer Ruhe ſetzt ſich unſer Fink nach Entweichung des Gegners wieder auf den alten Fleck und ſingt weiter. | Der Edelfink iſt, namentlich im Frühjahre, ein gar ſchöner Vogel. Sehen wir ihn uns nur einmal recht in der Nähe an; und das geſtattet er, denn er läßt uns ſehr nahe herantreten. Herrlich blaugrau ſind der Oberkopf und Hinterhals, grünbraun der Rücken und ſtrahlend rothbraun der Unterleib, leuchtend weiß die Binden auf den ſchwarzen Flügeln. Dabei ſind alle Farben ſo friſch und duftig wie das Blau der behauchten Pflaume, daß man ſolch ein Finkenmännchen nur gern betrachtet. Selbſt der in den übrigen Jahreszeiten bräunliche Schnabel iſt blau angehaucht, wenn's zur Hochzeit geht. In den übrigen Jahreszeiten ſind die Farben weniger leuchtend, eher etwas verſchoſſen zu nennen. Das Weibchen ſieht bedeutend einfacher aus, nämlich grünlich, grau und ſchwärzlich. Jedermann kennt es, darum laſſen wir eine genauere Beſchreibung weg, auch ſingt es nicht und verſteht ſich weder auf den „Weingeſang“ noch auf das allbekannte „Märzgebühr“ noch auf den ſchönen „Reitzug“, ſondern ſtimmt nur mit dem Männerchor das allerwärts gehörte Pink-Pink-Duett an, wovon unſere Finkenfamilie ihren Namen erhalten hat. In meiner Umgebung wohnte alljährlich ein Pärchen, welches theils in meinem eigenen Garten, theils in demjenigen meines ſchon in früheren Vogel⸗ ſchilderungen von mir öfters erwähnten Nachbars ſein Neſt erbaute. Leider iſt innerhalb meiner vier Pfähle eine Brut nie aufgekommen, denn die erſte wurde von einem räuberiſchen Dorndreher (Lanius collurio), wie ich das ſchon einmal in der „gefiederten Welt“ erzählt habe, vernichtet, indem jener alle Tage ein Junges raubte und ſo nach 5 Tagen mit dem ganzen mühſam erbrüteten Vorrathe fertig war. Das andere, auf meinem Muskatellerbirnbaume circa 4 M. hoch erbaut, wurde von mir mit großer Wachſamkeit gehütet, lag aber ſammt dem zerbrechlichen Inhalte eines ſchönen Morgens unter dem Baume, indem ihm während der Nacht eine blutgierige Schleiereule zu nahe gekommen war und ohne Zweifel das brütende Weibchen heimtückiſch überfallen hatte. Dieſes Neſtchen habe ich aufbewahrt und will's hiermit einmal dem geneigten Leſer und Vogelfreunde vorlegen. Ein Finkenneſt iſt nämlich eine der eleganteſten und kunſtvollſten Erſcheinungen auf dem Gebiete des Neſtbaues und zeigt von einer Sorgfalt und Geſchicklichkeit des Erbauers, die ihres Gleichen in der Menſchenwelt vergeblich ſuchen würden. Das vor mir ſtehende Neſt iſt 6 Cm. hoch und 7 Cm. breit. Da es zwiſchen drei ſtarken Aeſten geſtanden, ſo iſt's an der untern Partie äußerlich nicht vollſtändig abgerundet, ſondern die Aeſte haben gleichſam ihre Eindrücke hinterlaſſen. Der obere Rand aber iſt voll⸗ kommen rund und glatt. Angefertigt iſt es von grünem Mooſe, wie ſolches im Garten unter den Bäumen zwiſchen dem Graſe wächſt. Die Moosbüſchelchen find mit den zarteſten Grashälmchen, einigen Zwirnsfäden und Spinnwebe zu einem dichten Filze verbunden und auswendig mit grauen Flechten überkleidet, wie ſie der Birnbaum an ſich trägt, auf dem es ſtand. Auch dieſe Flechtentapete iſt mit Spinnwebe fein befeſtigt, ſo daß es dem Winde ſauer geworden ſein würde, hätte er ſie wegblaſen wollen. Im Innern nun iſt ein balbkugeliger Napf gedreht — 4,5 Em. tief und 5,5 Cm. breit —, der aufs Feinſte und Weichſte mit kurzen Hunde- und Ziegenhaaren, einigen langen Roßhaaren, bunten und weißen Hühner⸗ federn ausgepolſtert iſt. In Bezug auf das äußere Ausſehen ſind die Finkenneſter im Allgemeinen ziemlich gleich und wenig an Dimenſion verſchieden. Jeder Kenner wird ſie ſofort beſtimmen können; doch wählt auch der Fink, wie jeder verſtändige Baumeiſter, das Baumaterial nach den Umſtänden und fo wird ein im Walde erbautes Neſt an- dere Materialien zeigen, als das in meinem Garten und ein auf dem Rieſengebirge gefundenes andere Beſtandtheile haben, als ein im Thüringer Lande gefertigtes. Ein Neſt aus dem Prater bei Wien war inwendig mit weißen Hirſchhaaren aus⸗ gekleidet. Uebrigens ſollen die Finken um Wien die geſchickteſten ihrer Art ſein und die ſchönſten Neſter erbauen. In dieſes allerliebſte Neſt legt nun das Finkenweibchen 5 Eier. Dieſe ſind in den einzelnen Gelegen ſtets faſt gleich gefärbt. Im Allgemeinen aber kann man die Finkeneier ihrer Farbe nach in 2 Claſſen theilen, nämlich in ſolche mit grün⸗ lichem und ſolche mit röthlichem Untergrunde. Die rothen ſind die ſchönſten. Alle F aber haben kleine graue Unterfleden und darüber braune oder braunrothe am Rande heller gefärbte ſogenannte Brandflecken, welche ſolch' ein Eichen nicht wenig 39 zieren. Das Weibchen ſitzt auf ſeinem Gelege ſehr feſt, verliert faſt alle Scheu und leidet's ohne wegzufliegen, daß man, wenn's etwa auf niedrigem Pflaumen⸗ baume oder in einem ſonnig gelegenen Weingelände brütet, dicht herantreten und das graue Köpfchen mit den muntern ſchwarzen Augen betrachten kann. Während die Alten hauptſächlich von Sämereien leben und namentlich die ölhaltigen, als Raps, Rübſamen, Lein, Mohn dem mehlhaltenden Hafer, Hirſe, Weizen u. ſ. w. vorziehen, werden die Neſtjungen faſt bloß mit Kerbthieren, als kleinen Käfern, Spinnen, Fliegen, Schmetterlingen u. ſ. w. aufgefüttert; doch folgt dann auch zur rechten Zeit die im Kropfe aufgeweichte abgeſpelzte Samenfütterung. Dabei werden alle die Kleinen groß und ſtark und wachſen zu reſpectabeln Finken heran, ohne daß ein einziges ſtirbt. Das macht die naturgemäße Nahrung, und wollten menſchliche Eltern ihren Kindern von früheſter Jugend an auch nur natur: gemäße Nahrungsmittel bieten und von der Muttermilch allmälig zu ſtärkerer, namentlich zuträglicher vegetabiliſcher Koſt übergehen — ſie würden weniger ihrer kleinen Lieblinge zu Grabe tragen müſſen, als es ſonſt gewöhnlich geſchieht. — Unſere Finkeneltern erfreuen ſich, wenn kein kletternder Unterquartaner oder ſonſt ein vierfüßiges oder gefiedertes Raubthier hindernd eingreift, zweimal im Jahre einer geſunden und kräftigen Nachkommenſchaft, die ohne von den Eltern angewie— ſen zu ſein, im nächſten Jahre ihr Neſt ganz nach Finkenart baut und ihre Jungen eben ſo kräftig auffüttert und eben ſo glücklich aufbringt. Sind nun die Finken Zug- oder Standvögel? Die Frage iſt nicht mit einem Worte zu beantworten. Die meiſten ziehen nach Süden und zwar Männchen und Weibchen, wie ſchon erwähnt, getrennt, in großen Schaaren. Andere ſtreifen um— her und wiſſen ſich den Winter hindurch bald hier, bald dort auf Brachäckern, an Waldrändern, auf Chauſſeen und Wegen, wo das Vieh geht, zu nähren. Noch andere bleiben in dem Garten, der ſie hat geboren werden ſehen, ſuchen dort die ausgefallenen Unkrautſämereien auf und, verhüllt die weiße Schneedecke das Ge— filde, dann kommen ſie auf die Höfe, revidiren die Düngerſtätten, ſuchen vor den Scheunen die ausgefallenen Körnchen auf, oder leben von der milden Hand des gefühlvollen Vogelfreundes, der neben ſeinen Vögeln im Käfig auch der armen ge— fiederten Bettler nicht vergißt und ihnen gern ein paar Körnchen ſtreut —, und will einer der geneigten Leſer namentlich vom Lande dieſer oft als Vogeltobieſe verlachten aber ſonſt recht reſpectable Mitglieder zählenden Innung beitreten, ſo ſehe er zu, daß er aus irgend einer Scheuer die aus dem Getreide, namentlich aus Weizen und Hafer ausgeklapperten kleinen Sämereien bekommt. Dieſe ſtreue er auf einen vom Schnee befreiten Platz in ſeinem Garten — und neben den Spatzen, Ammern, Meiſen u. ſ. w., wird ſich auch der caelebs diesmal als wirklicher Hage— ſtolz einfinden, denn ſeine Frau bringt er nicht mit; im Winter mag er überhaupt nicht viel von ihr wiſſen und lebt — behaglich oder unbehaglich — für ſich allein. Es iſt aber ein Irrthum älterer Naturgeſchichten, wenn darin ſteht, die Weib— chen zögen ohne Ausnahme im Herbſte fort und nur einige alte Männchen blie— ben bei uns. Ich habe, ſo lange ich denken kann, in jedem Winter alte und junge Männchen, dazu auch ſtets einzelne Weibchen geſehen; doch verhielten ſich die Letz— teren zu den Männchen immer wie 1:5, e Unſer Edelfink iſt einer der angenehmſten Singvögel. Sein hervorragender 1 Geſang wird gleich dem der Nachtigall Schlag genannt und variirt in verſchiedenen mehr oder minder hochgeſchätzten Modulationen, welche zu beſchreiben zu weit füh⸗ ren würde. Sobald das Grün des Frühjahrs zu ſproſſen beginnt, fängt ein alter guter Schläger an zu quinkeliren, welches beim Finken ſo viel heißt als ſtudieren und ſchon nach ein paar Tagen iſt die kleine Kehle in den Stand geſetzt, den alten bewährten Schlag erklingen zu laſſen. Die Singzeit dauert ſo lange bis die Eltern⸗ ſorgen das Herz beſchweren, denn dann hat die fröhliche Geſangslaune ein Ende. Es iſt dies bei muſikaliſchen Menſcheneltern meiſt ebenſo. Da die Aufzucht der Jungen im Juni und Juli ſtattfindet, ſo hört um dieſe Zeit allmälig der Geſang auf und nur ſelten vernimmt man im Juli noch einen vereinzelten friſchen, fröh⸗ lichen Finkenſchlag. Im Gemüſegarten, wo Rettig, Radieschen, Mohn oder Salatſamen zur Reife gelangt um eingeerntet zu werden, kann unſer Edelfink wohl recht ſchädlich ſein, auch da, wo man dergleichen Samen geſät hat, gelingt es wohl ſeinem beharrlichen Streben, faſt jedes geſäte Körnchen nach und nach aus der Erde wieder zu Tage zu fördern und zu verzehren. Er hat mich in dieſer Beziehung manchmal ſchwer geärgert, allein ich bin ihm doch nicht gram geworden, habe ihn vielmehr durch ge— ſpannte Fäden, Scheinfallen ꝛc., wie ich früher ſchon bei Behandlung der Sper⸗ linge angegeben, zu vertreiben geſucht. Durch Vertilgung von Gewürm und Kerbthier⸗ brut ſtiftet er auch ſeinen realen Nutzen, wenn etwa eine proſaiſche Natur ſeinen idealen Nutzen, welchen ſein vortrefflicher Schlag darbietet, nicht anerkennen wollte. Als Stubenvogel iſt der Edelfink namentlich in Gebirgsgegenden nicht wenig geſchätzt und jung aufgezogene Exemplare können auch im Geſange Erſtaunliches leiſten, werden auch ſehr zahm dabei. Das Betragen alt Eingefangener habe ich aber ſtets etwas ſcheu, ſtörriſch und ſtürmiſch gefunden. Ich beſitze augenblicklich ſelbſt 4 Finken, die, obgleich ſchon im Winter 1870 gefangen, doch immer noch ſehr wild ſind. Sie bekommen als Futter Sommerrübſamen, der ihnen im Früh⸗ jahre bisweilen zur Anregung der Geſangsluſt etwas mit gequetſchtem Hanf ver⸗ miſcht wird; im Winter, wo ſie mit andern Vögeln zuſammen geſperrt werden, müſſen ſie ſich mit Hafer und ein wenig ihres Sommerfutters begnügen und be: finden ſich dabei ſehr wohl. Den Winter über hängen fie an einem etwas düſtern Orte vom Fenſter entfernt; bringe ich ſie nun Ende Februar in beſondere Bauer und hänge ſie an's Licht, jedoch ſo, daß ſie einander nicht ſehen können, ſo fangen ſie baldigſt an zu ſtudieren und ſchlagen in kurzer Zeit. Der Edelfink trägt außerordentlich zur Belebung der Natur bei. Selbſt in den düſterſten und ödeſten Kieferbeſtänden, wo man neben dem Rauſchen der Föhren kaum etwas anderes hört als den gellenden Schrei des hungrigen Buſſards oder das heiſere Krächzen der gierigen Krähe, vernimmt man ſeinen lauten Schlag, und da die einzelnen Pärchen in gewiſſem Abſtande von einander wohnen, aber nicht ſo weit, daß ſie ſich nicht ſingen hören könnten, ſo antworten ſie einander und ſo⸗ mit hallt auf große Strecken die ganze öde Haide von fröhlichem Vogelgeſange wie⸗ der. Der Geſang aber erfreut des Menſchen Herz. Zangenberg, im Januar 1879. DANN a Die Zwergtrappe (Otis tetrax) als Strich- und Stand: Vogel Von W. Thienemann. Die Zwergtrappe (Otis tetrax). Da ſehen wir ihn vor uns den kleinen, netten Einwanderer in Thüringens Gauen, welcher ſeit einigen Jahren das Intereſſe der Vogelkundigen und Jagdfreunde außergewöhnlich in Anſpruch nimmt — die Zwergtrappe, aber nicht zum erſten, ſondern zum zweiten Male. — Es war dieſes das erſte Bild, welches unſere Monats- ſchrift im Januar 1876 gleich bei ihrem Erſcheinen den Mitgliedern unſeres damals noch kleinen Vereins brachte und zwar als etwas ganz Neues. Eine Abbildung dieſes Vogels aus jüngſter Zeit gab's damals nicht. Die vorhandenen Bilder ſtammten aus früheren Jahrzehnten. Nach dem Leben konnten ſie auch nicht gefertigt ſein, denn wer ſollte an das ſchwarze Meer oder nach den heißen ſpaniſchen Steppen— gefilden reiſen um eines einzigen Vogels willen? — Nun aber hatten wir's bequemer. Der Vogel war inzwiſchen ein Bürger Deutſchlands, ein Kind Thüringens geworden, weidete dort in Trupps auf den fetten Luzerne- und Esparſette⸗Feldern, barg ſich vor dem Habicht unter den ſaftigen Blättern der Rübenbreiten oder ſchlich gebückt, aber behend die Furchen des Kartoffel— feldes entlang. Er wurde geſchont, gehätſchelt, beobachtet. Der Jagdbeſitzer rechnete es ſich zu beſonderer Ehre, ihn in ſeinem Revier zu beherbergen, der Forſcher ſchlich ihm mit dem Fernglaſe bewaffnet nach, um noch allerhand an ihm zu bemerken und zu entdecken, was auch der Kundigſte bis dahin noch nicht wußte. Bald fand man ſein Neſt und ſeine Eier, bald lernte man die Jungen im Dunenkleide kennen und — 42 — ihr raubvogelartiges Gaup-Geſchrei von demjenigen anderer Vögel unterſcheiden, bald unterſuchte man Kropf und Magen des geſchoſſenen Exemplares, um der Nahrung auf die Spur zu kommen, — kurz und gut, der vorher noch ſo unbekannte Vogel ward bekannter und Freund Mützels Meiſterhand lieferte uns vorſtehendes Bild, ein Pärchen darſtellend, wie es im Spätſommer ſeiner Aeſung nachgeht. Das im Vordergrunde ſtehende Männchen, grau am Kopfe, ſchwarz mit weißem Ringe am Hals und Oberbruſt, weiß am Unterleibe, gelbbraun und ſchwarz geſprenkelt und getupft auf dem Rücken und Flügeln, mit dunkelgebändertem Schwanze, auch mit weiß uud ſchwarzen Schwingen verſehen, verzehrt eben fein vegetabiliſches Lieblingsgericht, ein Blatt des bittern Löwenzahns (Leontodon taraxacum), wo— mit es ſich bisweilen den Kropf ſo vollſtopft, daß er berſten möchte. Dabei ſchaut es vorſichtig um ſich und erſcheint — was ſchon die loſe gelüfteten Flügel andeuten — jeden Augenblick bereit, bei der geringſten Gefahr auf- und davonfliegen zu wollen. Nun alſo dieſes Vogels Bild bringen wir heute noch einmal weniger für die 140 alten Mitglieder, die unſerem Vereine damals ſchon angehörten, als es zum erſten Male erſchien, als vielmehr für die 623 Mitglieder, welche ſpäterhin noch beigetreten ſind und größtentheils den 1. Jahrgang unſerer Monatsſchrift, von welchem nur eine geringe Anzahl Exemplare gedruckt wurde, nicht beſitzen. Es iſt ja gewiß angenehm einen Vogel, von dem man öfter hört und lieſt, auch der Ge— ſtalt nach zu kennen; man gewinnt mehr Intereſſe für ihn. In der letzten Doppelnummer der Monatsſchrift berichtete ich, daß die Zwerg⸗ trappe den Verſuch mache, als Strich- und Standvogel auch den Winter bei uns zuzubringen und zählte als Belag dafür drei ſeit mehreren Jahren beobachtete Fälle auf. Der letzte Fall datirte aus jüngſter Zeit, war aber immer noch ein blos vereinzelter, denn es handelte ſich um ein einzelnes — vielleicht verſprengtes oder krankes Exemplar. Heute kann ich das, was damals ein Exemplar Beachtenswerthes darbot, von einem Trupp von 25 Stück erzählen, nämlich daß ſie bei uns geblieben ſind, trotz Kälte und tiefem Schnee ſich erhalten und den Winter in Thüringen zugebracht haben. — Unweit Weißenſee, in den Fluren von Ottenhauſen und Schilfa, liegen die großen Brach- und Kleeäcker der dortigen Rittergüter, auf denen die Zwergtrappe ebenſo wie die Großtrappe, geſchützt durch weite Fernſicht und ihre ſcharfen Sinne, heimiſch iſt. Von dort wechſeln beide Arten gern ein Stündchen weit hinüber nach den Lützenſömmerſchen Fluren, wo ſich ebenfalls gute Weideplätze für ſie finden. Am 28. Januar d. J. war es, wo am Vormittage eine Schaar Großtrappen, beſte⸗ hend aus 8 Stück, dieſen Wechſel antrat, wobei fie ihr Weg über den Garten des Her rn Rittergutsbeſitzers G. Boutin, welcher auch in dieſer Sache mein freundlicher Gewährsmann iſt, hinwegführte. Bald darauf folgte eine zweite Schaar etwas kleinerer Vögel, welche dieſelbe Richtung verfolgend näher kam, ſich bald als ein Flug Zwergtrappen von 25 Stück erwies und mit behendem Flügelſchlage den Groß⸗ trappen nacheilte. Es lag hoher Schnee und die Vermuthung lag nahe, daß beide Vogelgattungen einem in der eingeſchlagenen Richtung liegenden großen Rapsſtücke zuflögen. Nach einigen Stunden läßt Herr Boutin anſpannen und fährt zu Schlitten un gg, "m ins Feld hinaus, und richtig — auf dem gedachten Rapsfelde weidet eine große Heerde Großtrappen und einige 100 Schritte davon ſtehen die 25 Zwergtrappen. — Ob ſie noch öfter dort geſehen wurden, werde ich dem Leſer ſpäter mittheilen, da mir nähere Nachrichten fehlen. Vorläufig haben wir die Zwergtrappe wirk— lich als Standvogel vor uns. Sie fürchtet alſo den thüringiſchen Winter ſammt ſeinen Stürmen, ſeiner Kälte und ſeinen hohen Schneewehen nicht, ſondern dem neuerrungenen Vaterlande getreu, harrt ſie daſelbſt aus in guten und ſchlimmen Tagen — ein echter Patriot. — Zangenberg, den 10. März 1879. Der Nußknacker (Nußhäher, Tannenhäher, Nußkrähe, Nußrabe, Nucifraga caryocatactes). Von Julius Stengel. In Form, Haltung und Betragen ähnelt der in Europa einzig in ſeiner Art daſtehende Nußhäher noch am meiſten dem Eichelhäher, nur daß er einen etwas geſtreckteren und ſchlankeren Körper, einen ſtärkeren und eigenthümlich abgeplatteten Kopf, einen bedeutend längern und ſpitzern Schnabel, dazu weihenartige, viel längere und ſchärfere Krallen an den Zehen hat, ſowie auch 2—3 em. kürzer als jener iſt. In ſeinem weißfleckigen Gefieder dagegen hat der Tannenhäher mit unſerem viel kleinern Hausfreunde, dem zutraulichen Staare, die meiſte Aehnlichkeit. Auch die jungen Vögel beider Arten ſtimmen darin überein, daß beide ſpärlicher ge— tüpfelt ſind, als die alten Vögel ihrer Art. — Als ich vor einigen zwanzig Jahren aus Freundeshand den erſten Nußhäher „als einen ſeltenen und unbekannten Vogel“ bekam — ich ſelbſt hatte bis dahin eben- falls noch keinen dieſer Vögel, weder lebendig, noch todt, noch in Abbildung ge— ſehen, ſagte ich mir ganz richtig, daß es nur ein Häher ſein könne; ſo ſehr er— innert dieſer Vogel bei allem Eigenartigen, das er hat, doch an unſern Eichelhäher. Bei einer Länge von etwa 30 — 32 em. hat der Nußhäher eine Flügelbreite von 56 — 60 em. Die Grundfarbe des Vogels ift glanzlos dunkelbraun oder ſchwärz— lich. Die Endtheile der Rücken-, Bauch- und Halsfedern find weiß und geben ſeinem Gefieder das Anſehen, als wäre es mit vielen weißen, tropfenähnlichen Flecken überſäet. Am größten ſind dieſe weißen Flecke auf der Bruſt; an der Kehle des Vogels zeigen ſich dieſelben nur als feine Schnitzchen. Sein Scheitel (Oberkopf) iſt einfarbig braun. Die Flügelfedern ſind glänzend blauſchwarz; weiße Endſpitzchen haben bloß die Flügeldeckfedern. Die zehn Federn des abge— rundeten, bis zur Hälfte von den Flügeln bedeckten, 11,3 em. langen Schwanzes, haben gleichfalls eine glänzend blauſchwarze Farbe. Acht derſelben, nämlich die 4 erſten zu jeder Seite, ſind weiß an den Enden und zwar macht dieſes Weiß bei je der drei erſten faſt ein Viertel der ganzen Federlänge aus, wogegen bei je der vierten Schwanzfeder viel weniger weiß vorhanden iſt, wie man bei ausgebreiteten Schwanze beſonders auf deſſen Unterſeite ſehr deutlich ſehen kann. Bei geſchloſſe⸗ 4 nem Schwanze markiren ſich auf deſſen Oberſeite die weißen Enden rechts wie links an beiden abgerundeten Ecken in Geſtalt gebogener Bandſtreifen, welche den Endſchwanztheil wie von Parentheſezeichen eingeklammert erſcheinen laſſen. Die beiden mittlern Schwanzfedern find faſt ganz ſchwarz, denn ihr zarter gelblich⸗ weißer Saum am äußerſten Endrande iſt kaum bemerkbar. Ganz weiß ſind die untern, ſchwarz die obern Schwanzdeckfedern. Der ſehr ſpitze und ſcharfe, ziemlich 5 em. lange, glänzende Schnabel des Nußhähers iſt rundlich, geſtreckt, faſt grade und ebenſo ſchwarz, wie ſeine 4,2 em. langen, zum Gehen wie zum Anhängen an Bäume geſchickten Beine. Der Ober⸗ kiefer iſt ein wenig länger, als der Unterkiefer, dazu an der Spitze etwas haken⸗ förmig gebogen. Im Innern des Unterſchnabels, der Länge nach beinahe von der Mitte bis zur Spitze reichend, zieht ſich eine hornartige, wulſtige Erhöhung hin. Sehr charakteriſtiſch iſt die Zunge des Nußhähers. Im Gegenſatze zu andern Vogelzungen iſt dieſelbe nämlich geſpalten, denn ſie läuft nach vorn in zwei gabel⸗ artige lange Spitzen aus, welche letztere zu Seiten der vorerwähnten hornartigen Schnabelleiſte zu liegen kommen. Die kleinen, mit kurzen Borſtenfederchen beſetzten Naſenlöcher ſind rund, die Augen dunkelnußbraun. Gleich dem Holzhäher iſt der Nußhäher nur ein Schreier. Die Stimme, welche er hören läßt, iſt ein häßliches, durchdringendes „kräk, kräk“ und klingt aus der Ferne wie das Aufkreiſchen einer Gans. Die Heimath des Nußhähers ſind vorzugsweiſe die bewaldeten Mittel- und Hochgebirge in Nord-Europa, Nord-Aſien und Nord-Amerika, ſowie die der Schweiz, deren Stille und Einſamkeit ihm behagt. Hier niſtet der Nußhäher und in einem Gabelaſte, dicht am Stamme einer Kiefer oder Tanne, bringt er ſein Neſt an, eine aus Reiſerchen hergeſtellte und großentheils mit Moos und Gras- halmen ausgelegte Korbflechterarbeit, wo hinein er ſchon Mitte März ſeine vier zartkörnigen, ſpärlich grau und bräunlich punktirten, glänzenden, matt grünblauen Eier legt. Auch in Baumhöhlen und Felſenlöchern ſoll er mitunter brüten. Da das Neſt des Nußhähers ſchwer aufzuſuchen iſt und außerdem der Vogel ſich nur ſchwach vermehrt, ſo gehören ſeine Eier zu den Seltenheiten und werden im Handel mit 15 Mark das Stück bezahlt. Unſer Nußknacker iſt, wie z. B. der Rabe, Staar, Eichelhäher, ein ſogenannter Allesfreſſer, er verzehrt, wie ſein Vetter, der Holzſchreier, Früchte, Beeren, Nadel⸗ holzſämereien, Eicheln, Bucheckern, Haſelnüſſe, Fröſche, Blindſchleichen, Glieder ⸗ und Weichthiere (Inſekten, Käfer, Raupen, Würmer, Schnecken), dazu aber auch junge und kleine Vögel und Vogeleier allerlei Art. Bienen, Hummeln, Horniſſen ſoll er nebſt Stachel ganz verſchlucken. Ferner ſoll er, wie der Specht, kernfaule und kranke Bäume ſehr wohl von den geſunden zu unterſcheiden verſtehen und an jenen die Rinde anhacken, um die die Bäume verderbenden böſen Inſekten und deren Larven zu erlangen, auch, wie die Meiſen, an den ſchräg und quer auslaufenden Schächten der Bäume umherklettern und die ihm zuſagenden Inſekten davon abſuchen. ee Gi a Haſelnüſſe weiß er geſchickt mit den Zehen feſtzuhalten und durch fortgeſetzte Schnabelhiebe zu ſpalten. Eicheln dagegen würgt er vorerſt ganz hinunter, um, nachdem ſich dieſelben in ſeinem Kropfe erweicht haben, ſie wieder auszuſpeien, dann die Schale von den Eichelbohnen abzuhülſen und darnach letztere erſt zu freſſen. Obwohl ſich der Nußrabe leicht zähmen läßt und derſelbe in der Gefangen: ſchaft mit Fleiſch, weißem Käſe, Semmel und Brod auch leicht erhalten werden kann, ſo iſt es doch nicht rathſam, ihn als Stubenvogel oder gar in Gemeinſchaft mit andern, namentlich kleinern Vögeln zuſammen in einem Käfige zu halten, weil er ſeinen Mordgelüſten nicht leicht widerſtehen und ſeine Mitgefangenen bald wür— gen und freſſen wird. Selbſt jung aufgezogene Nußkrähen verlieren dieſe Tücke nicht und machen zuweilen, wenn ſich Gelegenheit bietet, ſogar ihnen gleich große Vögel todt. — In ſeiner nördlichen Heimath iſt der Tannenhäher ein Zugvogel, in ſübdliche— ren Gegenden dagegen bloß Strichvogel. Bei uns erſcheint derſelbe nur als zuge— reiſter Gaſt im Herbſt. Dazu kommt er nicht regelmäßig und alljährlich in unſere Gegend. Im Gegentheil, er bleibt wie der Seidenſchwanz, Bergfink, Schneeammer und einige nordiſche Droſſelarten, oft mehrere Jahre hinter einander gänzlich aus. Wahrſcheinlich bleibt er in ſeiner nordiſchen Heimath zurück, wenn ſein Ahnungs— vermögen ihm ſagt, daß kein Nahrungsmangel bevorſteht, zieht aber fort und findet ſich dann auch bei uns ein, wenn frühzeitig grimmige Kälte eintritt oder die Wolken endloſe Schneemaſſen herabſchütten. Auffallend jedoch iſt es, daß der Nußrabe in hieſiger Gegend früher öfter und zahlreicher erſchien, als das jetzt der Fall iſt. Vormals fing er ſich, angelockt durch die rothen Ebereſchen-Beeren oder durch die in den Schlingen hängenden Vögel, ſogar mitunter in den Dohnen, was jetzt erſt recht nicht mehr vorkommt. In Heerden von 30 bis 40 Stück iſt der Tannenhäher ſeit etwa 40 Jahren in hieſiger Gegend überhaupt nur zweimal und zwar in den Gräflich zu Solms— Baruth'er Forſtrevieren beobachtet worden. In den letzten 15 bis 20 Jahren ſtellte er ſich nur äußerſt ſelten und vereinzelt in ſchönen Herbſten bei uns ein, merkwürdiger Weiſe aber hat er auch wieder im diesjährigen freundlichen Herbſte eine Ausnahme gemacht und wieder einmal in kleinen Geſellſchaften unſere Ebenen durchzogen, gleichſam, als ob das herrliche Wetter mit Wanderluſt ihn beſeelt hätte. Der erſte der diesjährigen bei uns durchreiſenden Nußhähergäſte wurde am 2. October von unſerm Ortsvorſteher Antonius nahe am Dorfe, am Rande eines kleinen Feldgehölzes geſchoſſen. Den zweiten brachte mir der berittene Gensdarm aus Töpchin (1 Stunde nordöſtlich von Zehrensdorf) am 3. Oktober. Einige Stücke wurden ſodann am 4. Oktober auf Jachzenbrück'er Flur (ſüdöſtlich eine Stunde von hier) erlegt. Wieder andere der vorbeſchriebenen Vögel ſchoß am 6. Okto— ber der königliche Förſter Riebe auf Adlerhorſt (anderthalb Stunde ſüdlich von hier entfernt). Ueberall hatte man dieſe durchreiſenden außergewöhnlichen Wintergäſte auf freiem Felde, unweit der Dorfſchaften und Wege, am Rande der Waldungen, an— getroffen. Bald hüpften ſie auf dem Erdboden herum, bald ſuchten ſie, hier ver— — 46 — trieben, anſcheinend ängſtlich, aber gemächlich, die Zweige nächſtſtehender Bäume auf. Wenn auch grade nicht dreiſt, waren dieſe Vögel doch nirgends ſcheu oder mißtrauiſch und daher leicht zu ſchießen. Im ganzen bekam ich ſechs Exemplare zum Präpariren. Zwei derſelben, wahrſcheinlich alte Männchen, zeichneten durch dunklere Färbung ſowie durch zahl⸗ reichere, hellere und größere Flecken vor ihren Artverwandten ſich aus. Alle hatten nur ſchmale Koſt zu ſich genommen, nämlich mit ſchwarzen Miſtkäfern (Geotrupes stercorarius) ihren Hunger ſtillen müſſen, die ſich bekanntlich in allen Exere⸗ menten der gehörnten Wiederkäuer, welche ja hier allenthalben und ſo lange bis alle Grashälmchen und Krautſpitzchen verſchneit ſind, auf die Weide getrieben werden, reichlich vorfinden, ihren Appetit geſtillt, jedoch nicht dieſe Käfer ganz ver⸗ ſchluckt, ſondern vielmehr dieſelben, nebſt deren harten Flügeldecken, vorher zer⸗ hackt. Ueberreſte, welche auf eine böſe und ſchädliche Räuberei der Tannenhäher hätten ſchließen laſſen, fand ich in keinem ihrer Magen. Sehr feſt geſchloſſen waren die Schnäbel dieſer todten Vögel; nur vermittelſt eines Meſſers und mit ziemlicher Anſtrengung vermochte ich dieſelben zu öffnen. Ihr Fleiſch haben wir verſpeiſt. Es gab einen, wenn auch nicht fetten, ſo doch wohlſchmeckenden Braten und zwar von der Güte und dem Geſchmack des kaum größern Holzſchreierbratens. Die mehrfach aufgeſtellte Behauptung, daß das Erſcheinen der Nußhäher oder Seidenſchwänze als Vorboten von Krieg, Theurung oder Peſtilenz gedeutet werde, trifft für unſere Gegend nicht zu. Aus meiner Vogelſtube. Von A. Frenzel. 5. Eclectus polychlorus. Auf jeinen Reifen im Oſtindiſchen Archipel und auf Neu-Guinea in den Jahren 1870 — 73 machte Dr. A. B. Meyer, der jetzige Director des Kgl. zoolo⸗ giſchen Muſeums in Dresden, die intereſſante Entdeckung, daß die grünen Edel— papageien, Eeleetus polychlorus, nur Männchen, dagegen die rothen Edel⸗ papageien, E. Linnei und E. grandis, nur Weibchen ſeien. In einer größeren Abhandlung !) führt Dr. Meyer weiter aus, das E. intermedius nach dem Vorgange von Schlegel von E. polychlorus nicht zu trennen ſei, daß E. Wes- termanni und E. Corneliae, deren Vaterland unbekannt, und die nach in der Gefangenſchaft lebenden Exemplare als neue Arten beſchrieben wurden, kaum als ſolche zu betrachten ſeien, und er findet ſich deßhalb veranlaßt, die ſieben, bisher als ſelbſtändig betrachtete Arten der Gattung Eelectus, nämlich: ) Verh. d. K. K. Zool.⸗Bot. Gef. Wien 1874 und „Zoolog. Garten“, 1874. 161. 7 0 8 1 5 4 > 1. Eeleetus polyehlorus Scop. 2. 5 intermedius Bp. | grün 3. 5 Westermanni Bp. 4. u Linnei Wgl. 5 = grandis Gml. 6 Is cardinalis Bodd. 7 5 Corneliae Bp. in eine einzige Art Eelectus polychlorus zuſammen zu ziehen. Bei dieſer Meyerſchen Art Ecleetus polychlorus findet nun der merk— würdige Umſtand ſtatt, daß erſtens Männchen und Weibchen ganz verſchieden und das Weibchen faſt noch ſchöner gefärbt erſcheint und zweitens die Weibchen nach ihren verſchiedenen Fundorten inſofern von einander abweichen, als bei E. Linnei von Neu-Guinea die unteren Schwanzdecken roth und die Schwanz— ſpitze purpurroſa, bei E. grandis von den eigentlichen Molukken (Halmahera) die unteren Schwanz⸗ | decken und das Schwanzende citronengelb, und bei E. cardinalis von Ceram, Buru und Amboina die unteren Schwanzdecken orange— roſa und nur das äußerſte Schwanzende gelblich gefärbt iſt (außer⸗ dem zeichnet ſich E. Linnei durch einen ſchmalen blauen Ring um das Auge aus). Dr. Meyer ſagt dabei, daß die Männchen an den verſchiedenen Fundorten nicht oder kaum variiren, die Weibchen dagegen relativ beträchtlich. „Die Angabe des gewiſſenhaften Reiſenden war für einzelne Forſcher ſo überraſchend, daß dieſe ſich für berechtigt hielten, ſie zu bezweifeln.“ Solches ſchreibt Brehm in ſeinem Thierleben !) mit Bezug auf die Angabe von Azara, daß der Mönchſittich freiſtehende Neſter auf Bäumen errichte. Die Meyer'ſche Angabe wurde aber kaum nur von einzelnen Forſchern, ſondern ſie wurde ſo ziem— lich allgemein bezweifelt. Und nicht blos die Muſeumsgelehrten, ſondern, was faſt noch mehr ſagen will, auch Männer, die ſich die Erforſchung des Lebens der Thiere zur Aufgabe machten, wie Dr. Brehm), Dr. Ruß?) und Buchhändler Fiedler ), waren der feſten Meinung, daß Meyer ſich geirrt habe. Gegenwärtig ſind jedoch die Gelehrten über die Eclectus=Frage jo gut wie einig und dieſelbe iſt bereits in das zweite Stadium getreten. Faſt von jeder neuen Entdeckung wird nämlich im erſten Stadium behauptet: „Es iſt nicht wahr“, im zweiten Stadium dagegen: „Das hat man ſchon lange gewußt.“ Letzteres behauptet irrthümlicherweiſe Salvadori.s) Auf Wunſch des Herrn Dr. Meyer bin ich ſchon ſeit langer Zeit beſtrebt geweſen, einen Züchtungsverſuch mit Edelpapageien anzuſtellen. Obgleich aber ein 0 N rot 1) 2. Aufl. 4. 138. 2) Thierleben, 2. Aufl. 4. 68. 3) Briefliche Mittheilung. ) Ornitholog. Centralblatt 1877. 87. ) Ann. Mus. civ. Genova 7. 756. Bea u Männchen bald zu beſchaffen war, konnte ich nirgends einen E. Linnei und erſt nach Jahr und Tag einen E. grandis erwerben. Der männliche Polychlorus, welcher den Rufnamen „Lorus“ führt, iſt nie völlig zahm geworden und ich trug Bedenken, die neu angekommene „Lora“ ſofort in ſeinen Käfig zu laſſen. Letztere kam vorläufig auf einen Ständer und tags darauf ſtellte ich den Ständer vor das Käfiggitter des Lorus. Der Lorus fing heftig an zu ſchreien, wurde bös und hackte an das Gitter; ſehr bald aber beruhigte er fi) und nun wurden freund: liche Blicke gewechſelt, wo die Lora außen am Käfig hing, hing innen der Lorus. Ich zauderte nun nicht länger, machte die Käfigthür auf und ſofort kam der Lorus heraus und die Begrüßung beider Vögel war für mich überraſchend. Dieſes Ge— ſchnäbele und Umhalſen, immer und immer wieder legte der Lorus ſeinen Hals auf den Nacken der Lora, ja er wurde zuletzt mit ſeinem Geſchnäbele ſo aufdring⸗ lich, daß die Lora zurückweichen mußte und vom Stengel fiel. Längſt iſt die Freude des Begrüßens entflogen, beide Vögel aber find innig einander zugethan, fie ſchnä— beln ſich täglich viele Male, freſſen ſtets gemeinſchaftlich und nachts ſitzen ſie neben⸗ einander wie ein Paar Inſeparables. Das Betragen beider iſt hiernach vollſtändig das eines richtigen Pärchens von Männchen und Weibchen. Für eine ſolche An⸗ nahme habe ich übrigens zwei Gewährsmänner. Herr Dr. Ruß, dem ich Vor⸗ ſtehendes brieflich mittheilte, hatte mich, da ich nur von zwei Exemplaren E. po- lychlorus geſchrieben, falſch verſtanden und antwortete mir: „Wenn Sie nun wirklich zwei grüne Edelpapageien vor ſich hätten, welche einander ſchnäbeln, ſo wäre für mich damit ziemlich der Beweis gegeben, daß es ein richtiges Paar ſei.“ Herr von Schlechtendal, durch deſſen freundliche Vermittelung ich zwei Exemplare Gebirgslori, Trichoglossus Swainsonii, bezog, konnte mir, da bei dieſer Art ſich Männchen und Weibchen durch die Färbung kaum unterſcheiden, keine beſtimmte Geſchlechtsangaben machen, indeſſen bemerkte er: „Ich kann nach meinen Wahr⸗ nehmungen nur beſtätigen, daß die Vögel vortrefflich ſich vertragen, daß einmal der eine den andern fütterte und hiernach ſie gewiß Männchen und Weibchen ſind.“ Herrn von Schlechtendal's Vermuthung iſt ganz richtig geweſen, denn beſagtes Paar Gebirgslori iſt jetzt in der erſten Brut begriffen. Die erſte Brut meines Edelpapagei-Pärchens erwarte ich nicht ſobald, ich glaube vielmehr, daß ſich daſſelbe ſehr lange beſinnen wird; hat man doch bis jetzt große Papageien in Vogelſtuben überhaupt noch nicht gezüchtet. | Selbſtverſtändlich unterſtütze ich das Paar nach Kräften, es beſitzt zwei große Niſtkäſten — wovon der eine im Käfig, der andre an der Zimmerdecke angebracht iſt —, die möglichſte Freiheit, welche die Lora dazu benützt alle Kanten und Ecken der hölzernen Papageikäfige abzurunden, während Lorus — abgeſehen von ſeinem fortwährenden Schnupfen — ein Muſterpapagei iſt und nur in den Schnabel nimmt, was ihm in den Freßgeſchirren vorgeſetzt wird; in der Stube ſtehen Klet⸗ terbäume, wovon der eine bis an die Decke reicht. Die übrigen kleineren Papageien haben ſich an die großen Papageien längſt gewöhnt und verlaſſen ihren Platz nicht, auch wenn die „Großen“ an den Käfigen auf und nieder klettern. Als Futter bekommen meine Edelpapageien Hanf, Hafer, Reis in Hülſen, Sonnenblumenkörner, Semmel und Frucht; in der Niſtzeit würde ich ſtatt der Semmel Eierbrod und 1 gekochten Reis und Hafer vorſetzen. Schreier ſind ſie ganz und gar nicht, im Gegentheil iſt das Weibchen faſt ganz ruhig, nur das Männchen läßt eigenthüm⸗ liche, krähende, nicht unangenehm klingende Töne hören. Letzteres ſcheint noch ein junges Thier zu ſein, denn es treibt mitunter Narrenspoſſen, ſchlägt eine Welle um eine Sitzſtange und zankt ſich mit den hölzernen Knöpfen der Papageikäfig⸗ ſchubkäſten herum. Ausgefärbt iſt der Vogel freilich; die Neſtjungen haben nach Meyer ein rothes Kleid), das ſich bei den Männchen in ein grünes umfärbt. Gerade dieſer Umſtand würde bei einem etwaigen glücklichen Zuchtergebniß beſondre Wich- tigkeit erlangen, das Zuchtreſultat alſo eine Entſcheidung bringen und nicht ſo vergeblich ſein, als es Brehm hinſtellen will, welcher darüber ſchreibt 2): „Selbſt wenn die Meyer'ſchen verſchiedenartigen Gefangenen ſich begattet, Eier gelegt und Junge erbrütet hätten, wäre dadurch der Beweis für ihre Arteinheit nicht erbracht worden.“ Weiterer Bericht über die Züchtung der Neisvögel im Zimmer. Von Wagner, Major. Habe ich in Nr. 10 u. 11 des Jahrgangs 1878 der Monatsſchrift meine in der Züchtung der Reisfinken in dieſem Sommer und Herbſte erzielten Reſultate bekannt gegeben, ſo befinde ich mich nun in der angenehmen Lage, ein weite⸗ res Reſultat anreihen zu können. Anfangs November ec. gewahrte ich, daß mein altes Reisfinkenpaar wieder und zwar zum vierten Male in dieſem Jahre brütete. Mit den bereits erzielten Reſultaten ſehr zufrieden und in der Meinung, daß im Winter an eine glücklich ausfallende Brut kaum zu denken ſei, achtete ich faſt gar nicht mehr auf den Weitergang dieſes Brutgeſchäftes. Aber wie ſehr angenehm war ich nach Verlauf von 16 bis 18 Tagen überraſcht, als ich in dem Niſtkäſtchen das mir bereits bekannt gewordene Gezwitſcher von jungen Reisfinken vernahm, welch' Letztere, zwei an der Zahl, am 14. Dezember das Neſt verließen, während noch vier Eier im Neſte waren. Sind es diesmal auch nur zwei Junge, ſo iſt meine Freude darüber dennoch eine ſehr große, da es ſich hier nicht um die Anzahl der Jungen einer einzelnen Brut, ſondern nur um den Umſtand handelt, conſtatiren zu können, daß ein und daſſelbe Reisfinkenpaar im Laufe eines Jahres 4 Gelege mit zuſammen 27 Eiern macht und davon 3 mal und zwar im Ganzen 12 Junge ausbrütet. Zugleich iſt aber dadurch auch erwieſen, daß die Reisfinken bei uns in Deutſchland nicht nur im Sommer, ſondern auch im Winter mit Erfolg niſten. Vielleicht dürfte es manchen Liebhaber der Vogelzucht intereſſiren, wenn ich 1) Proc. Zool. Soc. 1877. 801. 2) Thierleben, 2. Aufl. 4. 70. KEN SIR HL, über Unterbringung, Behandlung und Fütterung meines einzigen alten Reisfinken⸗ paares Näheres mittheile. Dieſes Reisfinkenpaar befindet ſich in einem 1,60 m. langen, 60 em. tiefen und 1,60 m. hohen Flugkäfige, worin ſich noch außer dieſen, 8 Paar fremdländiſche, jedoch kleinere Vögel befinden, welche ſich alle, einige kleinere Zänkereien am Fut⸗ ternapf ausgenommen, ſehr gut miteinander vertragen. Das gemeinſchaftliche Futter beſteht in weißer Hirſe und Kanariengrasſamen zu gleichen Theilen, dann aus in Milch erweichtem Brode, welches von den meiſten kleinen Vögeln mit Vorliebe gefreſſen wird und zuweilen einem geſchälten Apfel, wobei ich nicht verſäume, von Zeit zu Zeit ein junges Fichtenbäumchen oder auch manchmal in Ermangelung eines ſolchen, friſche Fichtenäſtchen in den Käfig zu ſtellen, deren Knospen nicht nur eine geſunde Leckerſpeiſe für die Vögel ſind, ſon⸗ dern deren Endzweiglein auch ein ſehr beliebtes Neſt-Baumaterial für die Reis⸗ und Zebrafinken bilden. Sogar die zarten Schmetterlingsfinken ſah ich ſolche Zweiglein in ihr Neſt tragen. Dieſe kleinen Zweigſpitzen legen ſie gleich den Cocosnußfaſern reihförmig ins Neſt und die ſehr bald abfallenden grünen Nadeln bilden eine weiche und trockene Unterlage. Zum Niſten dienen die, einem jeden Vogelzüchter bekannten Niſtkäſten, und für die kleineren Vögel runde Strohkörbchen, die nach oben ſpitz geſchloſſen und nur mit einer kleinen Oeffnung verſehen ſind. So lange es friſche Ameiſenpuppen gab, fütterte ich auch ſolche, welche von den alten Vögeln gerne gefreſſen und beſonders als Aetzfutter für die Jungen ver⸗ wendet wurden. Nachdem die friſchen Ameiſenpuppen ausgegangen waren, verſuchte ich ſtatt derſelben getrocknete, mit Hanfſamen vermiſcht, zu füttern, was ſich ſehr gut bewährte. Während die kleineren Vögel auch die getrockneten Ameiſenpuppen nicht ganz verſchmähten, fütterten die Reisfinken ihre Jungen mit beſonderer Vorliebe mit Hanfſamen, den ſie mit ihren dicken Schnäbeln leicht aufbeißen können, den ich aber, ſeitdem die jungen Reisfinken das Neſt verlaſſen haben, nicht mehr füttere, weil ich ihn für ein zu hitziges Futter halte, das, wenn zu viel davon genoſſen wird, ſchädlich werden kann. Auf vorbeſchriebene Weiſe gelang es mir, meine ſämmtlichen Vögel geſund zu erhalten und die meiſten derſelben zum Brüten und Erziehen der Jungen zu bringen und glaube ich dieſer Behandlung auch meine günſtigen Reſultate in der Reisfinkenzucht zuſchreiben zu dürfen. Band RL.) Einige Worte über den Tannenheher in der Gefangenſchaft. Von E. v. Schlechtendal. Während man die im vorigen Spätherbſte bei uns als Gäſte erſchienenen Tannenheher überall weggeſchoſſen hat, wo ſie — harmlos nach Miſtkäfern ſuchend — das Unglück hatten, von Schießliebhabern bemerkt zu werden, konnte es nicht fehlen, daß auch einzelne dieſer Vögel lebend in Gefangenſchaft geriethen. Freund aller rabenartigen Vögel, war es mir von hohem Intereſſe, auf der vorjährigen Aegintha⸗Ausſtellung einen ſolchen Burſchen zu finden, der — wie mir der Beſitzer mittheilte — unweit Berlin gefangen worden war. Da der Vogel ganz un— bekümmert um das ihn umgebende Ausſtellungsgetreibe im Käfig ſich mit dem Aufſuchen ſeiner Nahrung beſchäftigte, alſo jedenfalls nicht die Scheu beſaß, die mir friſch gefangene Vögel ſonſt unleidlich macht, erwarb ich ihn für wenige Mark. Die einzige bedenkliche Frage, die ſich nach dieſer Erwerbung mir aufdrängte, war die Frage der Unterbringung des großen und wehrhaften Vogels. Vorläufig wollte ſein bisheriger Beſitzer, Herr F. Dederky in Berlin, ihn noch einige Zeit für mich auf- bewahren, aber dieſe Zeit verſtrich, der Vogel kam an und ich wußte immer noch nicht, was thun. Es iſt eine ſehr weiſe Lehre, daß man nie einen lebenden Vogel erwerben ſoll, wenn man nicht über einen ganz geeigneten Raum zu deſſen Unter⸗ bringung verfügen kann. Dieſer Raum ſoll vor der Ankunft des Vogels entſprechend eingerichtet werden, damit der letztere dann ſofort nach der Ankunft den wohnlich für ihn hergeſtellten Raum beziehen kann. Leider iſt es aber auch eine Thatſache, daß dieſe weiſe Lehre häufig nicht beachtet wird und daß der leichtſinnige Vogel— liebhaber ſich bei der Erwerbung mit dem ſehr bedenklichen „Kommt Zeit, kommt Rath“ zu beruhigen ſucht. Allerdings mußte, als der Tannenheher eintraf, nun auch Rath geſchafft werden und er wurde auch geſchafft. In einem großen Käfige wohnte ein ſeltſames Trifolium zuſammen: ein großer ſüdamerikaniſcher ſtaarartiger Vogel (Chalcophanes marerourus), eine chinefiihe Heherdroſſel (Garrulax auritus) und ein ſehr ſchöner, aber auch ſehr bösartiger Domini- kaner⸗Cardinal (Paroaria dominicana). Dieſen letztern brachte ich in einen be— ſonderen Käfig und geſellte den Tannenheher den beiden anderen wehrhaften Vögeln zu, nachdem ich ihn vorher durch Verabreichung einer Anzahl Mehlwürmer geſtärkt hatte. Mit lautem „Kräk, kräk“ flog der Tannenheher in den Käfig, etwas entſetzt, wie es ſchien, über die ihm aufgedrungenen Geſellſchafter. Bis jetzt — mehr wage ich nicht zu behaupten — iſt das Verhältniß der drei wider Willen mit einander vereinigten Vögel ein ganz leidliches. Der Amerikaner hält ſich links, der Chineſe rechts im Gezweige auf, der Tannenheher treibt ſich meiſt am Boden herum. Er iſt ein Vogel, ſo unſtät, wie ich kaum einen kenne: faſt nie ſitzt er ſtill. Meiſtens ſucht er im Sande des Käfigbodens oder im Futternapf herum, oder er macht Verſuche, einzelne Futterſtücke irgendwo zu verbergen, oder er ſpringt unruhig gegen die Käfigwandungen. Scheu iſt er nicht. Bekommen ſeine zahmen Käfig⸗ genoſſen ihren Mehlwurm von mir mit der Hand gereicht, ſo muß ich dem Tannen— heher dieſe Lieblingsſpeiſe allerdings noch hinwerfen: er holt ihn aber dann ſofort, n ohne ſich durch meine Gegenwart beirren zu laſſen und würde unzweifelhaft bald, 9 ſehr bald zahm werden, wenn ich Zeit hätte, mich mehr mit ihm zu beſchäftigen. Sein Geſchrei iſt laut und mißtönend, aber er läßt es ſo ſelten hören, daß er um deswillen nicht läſtig wird und gewährt anderer Seits ſeine Emſigkeit fortwährend Unterhaltung. Wenig günſtig urtheilt Brehm in ſeinem „Thierleben“ (II. Auflage Bd. 5. S. 450) über den gefangenen Tannenheher. „Ein angenehmer Stubenvogel“ — heißt es daſelbſt — iſt der Tannenheher nicht. Täppiſch und etwas unbändig geberdet er ſich, arbeitet und meiſelt an den Holzwänden des Käfigs herum und hüpft raſtlos von einem Zweige auf den andern.“ Nachdem dann Brehm noch der Mordluſt der gefangenen Tannenheher gedacht hat, bemerkt er, daß dieſer Vogel am anmuthigſten erſcheine, wenn er mit Auf⸗ knacken der Nüſſe beſchäftigt iſt. „Dieſe nimmt er geſchickt zwiſchen die Fänge, dreht ſie, bis das ſtumpfe Ende nach oben kommt, und zermeiſelt ſie raſch, um zu dem Kerne zu gelangen. Er bedarf viel zu ſeinem Unterhalte und iſt faſt den ganzen Tag über mit ſeiner Mahlzeit beſchäftigt.“ Das Letztere kann ich beſtätigen: bei mir erhält der Tannenheher das gewöhnliche Weichfutter, daneben Hanf und geſpelzten Hafer, zuweilen auch etwas Nußkerne und eingeweichte Semmel. Im Uebrigen will auch ich gern zugeben, daß für das Wohnzimmer ein im Käfig gehaltener Tanenheher ſchon ſeiner Unruhe wegen kein allzu angenehmer Mitbewohner ſein mag. Es iſt überhaupt nicht meine Abſicht, den Tannenheher zur Gefangen⸗ haltung zu empfehlen, wie denn eine ſolche Empfehlung ein ſehr zweifelhaftes Glück für einen Vogel iſt. Mag dieſer Heher aber auch ein angenehmer oder ein unangenehmer Stubenvogel ſein, jeden Falls iſt es nicht zu billigen, daß er zweck⸗ los weggeſchoſſen wird, wenn er auf ſeinen herbſtlichen und winterlichen Streife⸗ reien uns ſeinen Beſuch abſtattet. Noch einmal führe ich Brehm — diesmal zu Gunſten des verfolgten Vogels — an. „Bei uns zu Lande“, ſchreibt er, „würde der Nußknacker ſchädlich werden können; in ſeiner Sommerheimath macht er ſich verdient. Ihm hauptſächlich ſoll man die Vermehrung der Arven*) danken, er es fein, welcher dieſe Bäume ſelbſt da anpflanzt, wo weder der Wind noch der Menſch die Samenkörner hinbringen kann.“ Die Nutzanwendung iſt: man ſoll die Tannenheher, wenn ſie uns wieder ein⸗ mal beſuchen, etwas glimpflicher behandeln und die beſcheiden mit Miſtkäfern ſich begnügenden Vögel nicht mit Pulver und Blei empfangen. Platz für Alle hat die Erde! Kleinere Mittheilungen. Neue Einführungen. Von unſerm Vereinsmitgliede Herrn Charles Jamrach in London erhielt ich kürzlich zwei Arten Vögel, die wohl als ganz neue ) Zirbelnußkiefer, Pinus cembra. 50 . 1 a Einführungen anzujehen find. Beide Arten ſtammen aus Paraguay; die eine gehört zu den Stärlingen und iſt bereits von Dr. K. Ruß, der ſchon etwas früher ein Pärchen von Herrn Jamrach erhalten hatte, in der „Gef. Welt“ kurz beſprochen worden: es iſt der braunflügelige Stärling — Leistes badius —, ein aſchgrauer Vogel mit roſtbraunen Flügeln, der im Käfig ſich ſehr bewegungsluſtig zeigt und abweichend von ſeinen nächſten Verwandten gar nicht übel ſingt. Die andere Art gehört zu den Kernbeißern und zwar zu den ſog. Papagei- finken oder Habias. Es iſt dies der orangeſchnäbelige Papageifink (Saltator aurantiirostris), ein Vogel etwa von der Größe und der Geſtalt des allbekannten roſenbrüſtigen Kernbeißers (Coccoborus ludovieianus). Das Gefieder iſt auf dem Kopf und dem Rücken olivengrau, auf der Stirn in das ſchwärzliche übergehend, die Kehle ockergelb, die übrige Unterſeite düſter graugelb, die unteren Schwanzdecken roſtroth angeflogen. Ein über dem Auge beginnender und ſich nach dem Hals zu ver— breiternder Augenſtreif iſt blaß ockergelb, die Kopfſeiten find ſchwarz. Bei dem einen Exemplar (altes Männchen?) umgiebt ein ſchwarzes Band — von den ſchwarzen Kopfſeiten auslaufend — die ockergelbe Kehle. Der dicke Kernbeißerſchnabel iſt orangegelb, auf der Firſt bräunlich, die Füße ſind hornfarben, das Auge dunkel. Außer einem ſchwachen Lockton habe ich von dieſen Vögeln noch keinen Laut ver— nommen. Allerlei mehlige und ölige Sämereien, Obſt, Weichfutter und Mehlwür⸗ mer bilden bei mir ihre Nahrung, auf Mehlwürmer ſind ſie wahrhaft erpicht. Da über das Gefangenleben von Vögeln der Gattung Saltator meines Wiſſens keine Beobachtungen bisher veröffentlicht worden ſind, ſo behalte ich mir eine nähere Schilderung meiner Pfleglinge bis dahin vor, daß ich ihre nähere Bekannt⸗ ſchaft gemacht haben werde. Merſeburg, Februar 1879. v. Schl. Eine gelbbunte Abänderung des rothſtirnigen Langflügelpapagei's (Pionias mitratus). Seit längerer Zeit beſitze ich ein Pärchen dieſer hübſchen Art. Während nun das Weibchen nach jeder Mauſer ſein tiefgrünes Kleid neu anlegt, iſt das Männchen ſehr bunt geworden. Schon nach der vorletzten Mauſer zeigte es einige Neigung zum Gelbwerden. Dieſe Neigung iſt aber nach der im vorigen Herbſte erfolgten Mauſer noch ſtärker hervorgetreten, ſo daß der Vogel jetzt unregelmäßig gelb gefleckt erſcheint. Die Schwanzfedern ſind ganz gelb, nur an der Spitze etwas grün ſchattirt, ebenſo ſind die großen Schwungfedern gelb und nur mehr oder weniger breit grün gerandet. Schon Finſch erwähnt in ſeiner Monographie der Papageien eines in ähnlicher Weiſe bunten Weibchens von Pionias mitratus, das von Pelzeln (Verhandl. Zool.⸗Bot.⸗Geſ . 1865. S. 926) beſchrieben hat, das aber außerdem auch die rothe Kopffärbung des Männchens gehabt haben ſoll. Auch dieſes Weibchen hatte in der Gefangenſchaft gelebt und iſt anſcheinend das Gelbwerden durch das Gefangenleben hervorgerufen worden. Beachtenswerth bleibt jedoch, daß das in meinem Beſitze befindliche Weibchen, welches ich mit dem buntgewordenen Männchen zuſammen erhielt und welches mit dieſem einen Käfig bewohnte, alſo auch ſtets genau ſo wie dieſes verpflegt worden iſt, keine Spur von Flavismus zeigt. Merſeburg, Febr. 1879. v. Schl. r Ein ſchwarzer gehäubter Cardinal. Im Sommer v. J. bot mir der Vogel⸗ händler Zeidler einen „ganz ſchwarzen gehäubten Cardinal“ an. In der Hoffnung, irgend einen ſeltenen Kernbeißer zu finden, fuhr ich mit dem nächſten Zuge nach Halle. Meine Erwartungen wurden indeß ſehr herabgeſtimmt, als ich einen Vogel ſah, der abgeſehen von einigen kleinen weißen Perlflecken am Halſe und einigen weißlichen Bogenflecken am Bauche zwar ganz einfarbig ſchieferſchwarz war, aber doch einen rothen Kopf hatte, einen Kopf, der vollſtändig auf den Rumpf eines gehäubten Graucardinals (Paroaria eueullata) gepaßt haben würde. War ich des „ſchwarzen Cardinals“ wegen nach Halle gefahren, ſo wollte ich nun wenigſtens auch feſtſtellen, was es für ein Bewandtniß mit der Schwärze dieſes Vogels hatte — ich kaufte letzteren alſo und erlebte dann auch ſehr bald, daß als die Mauſer eintrat, der „ſchwarze gehäubte Cardinal“ ſich in einen ſehr ſchönen und ganz nor⸗ mal gefärbten gehäubten Graucardinal — Paroaria eucullata — verwandelte. Nicht eine Spur der früheren Mißfarbe iſt geblieben, im Gegentheil, der Vogel zeichnet ſich jetzt durch ſein beſonders lebhaft gefärbtes Gefieder vortheilhaft aus. Ungünſtige äußere Umſtände ſcheinen die frühere ſchwarze Färbung verſchuldet zu haben. Herr Zeidler hatte den Vogel von einem Privatmann erworben. v. Schl. J dbb) VV nen Anzeigen, Zur gefälligen Beachtung! Unſere gefiederten Freunde kehren aus der Fremde zurück! Wir bitten, ihnen einen freundlichen Empfang vorzubereiten! — Herr Carl Schumann in Halle a/ S. Steinſtraße Nr. 31 und Herr H. Y. Frühauf in Mühlhauſen i / Th. haben Vorräthe an Niſtkäſten der von uns erprobten Art nebſt Anleitungen zur Anbringung der⸗ ſelben, die wir ihnen zugeſtellt und die ſie jeder Beſtellung beifügen. Wir erſuchen, ſich mit reichlichen Aufträgen an dieſe Herren Vereinsmitglieder zu wenden. Halle, im Februar 1879. Der deutſche Verein zum Schutze der Vogelwelt. Zu kaufen geſucht ein Braunohr⸗Sittich (Conurus vittatus). Merſeburg. v. Schlechtendal. Ein prächtig geſiederter zahmer Amazonenpapagei iſt zu verkaufen. G. Brinner, Halle a/ S., Karlſtraße 8. In unſerm Verlage erſchien und iſt durch alle Buchhandlungen zu beziehen: ii Der Kaugrienvogel, feine Züchtung und Gefang. Praktiſche Erfah: 7 rungen aus der Vogelſtube von Heinrich Muſt. Preis 1 Mark. . Halle a/ S. Lippert'ſche Buchhandlung (Max Niemeyer). Fee J. N e, 51 N ax 5 N Nd ee Ye 27 22 N SR N No SVH i EEE > Ges RER 0 0 0 D RR SER LH ER 3 SB SEK s SEE 25 (N An N Die Drahtwaarenfabrik Von C. H. 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Seit 1863 betreibe ich das Niſtkaſtengeſchäft und wurden mir viele Anerkennungen, unter andern viermal der erſte Preis in Berlin, die goldene Medaille in London ꝛc. ꝛc. zu Theil. Preis⸗Verzeichniſſe franco. Niſtkaſten für Staare, Meiſen, Rothſchwänzchen, Fliegenſchnäpper u. dgl. genau nach Vorſchrift des „Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ gefertigt, empfiehlt billigſt Carl Schumann, Halle a / S., gr. Steinftraße 31. CHARLES JAMRACH 179/180 St. George Street, E. LONDON, erhielt in den neueſten Sendungen und verſendet gegen Nachnahme: graue Jako's, ſchwarzäugige à 20 Mark Stück; importirte Wellenſittiche & 6 Mark Paar; Zebra⸗ finken & 8 Mark Paar; Diamantfinken à 15 Mark Paar; Schilffinken à 10 Mk. Paar; Jendaya-Sittiche a 60 Mark Paar; Weißohr-Sittiche à 100 Mark Paar; Seiden- Aeſſchen a 40 Mark Paar. Geflügel- u. Vogel-Ausstellung zu Hon Wir bringen hierdurch den reſp. Intereſſenten zur Kenntniß, daß wir infolge der durch die Rinderpeſt herbeigeführten Sperre unſere für Cönnern in Ausſicht genommene Ausſtellung erſt den 14. bis 16. April er. abhalten werden. Die Ausſpielung der mit derſelben in Verbindung ſtehenden Lotterie wird den 16. April er. ſtattfinden. Anmeldungen zur Ausſtellung ſind unter der Adreſſe: „Herrn Kaufmann Koven, Halle a/ S., Merſeburgerſtraße 14“, bis zum 30. März er. einzuſenden. Im Uebrigen bleibt es bei den Beſtimmungen des bezüglichen Programms. Halle und Cönnern, den 26. Februar 1879. Der Ornithologiſche Central-Verein für Sachen und Thüringen. Das Ausſtellungs⸗Comité. Der Vorſtand. J. Hüttig. R. Tittel. Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. * 1 r ri III — FAN] \ „55 des Deutſchen Vereins um Schutze der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen Redigirt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres ⸗Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schaß- E. v. S ch le ch tendal jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. IV. Jahrgang. April 1879. Nr. 4. Inhalt: Monatsbericht. — G. Elsner: Welches iſt der wirkſamſte Schutz für die Rebhühner und das beſte Mittel zu deren Vermehrung? A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube. 6. Der Wellenſittich (Melopsittacus undulatus). J. Stengel: Zur Charakteriſtik der Waſſer⸗ ralle (Rallus aquaticus). — Kleinere Mittheilungen: Schlauheit einer Haushenne. Die erſte Vogel⸗Ausſtellung des Vereines „Ornis“. Das Kiebitzeier-Sammeln. — Anzeigen. — An die Vereinsmitglieder! Eine außerordentliche Vereins⸗Verſammlung in Merſeburg iſt vorläufig für Freitag den 23. Mai d. J. in Ausſicht genommen. Das Nähere wird durch die in Halle, Merſeburg und Weißenfels erſcheinenden Blätter bekannt gemacht werden. Halle und Merſeburg, im April 1879. Der Vereins- Vorſtand. St s Monatsbericht. 1. Monatsverſammlung zu Halle am 5. März 1879. Nach Vorleſung des Protokolls der letzten Monatsverſammlung durch den Schriftführer, Oberkontroleur Thiele, welcher in Abweſenheit des Herrn Vereins⸗ vorſitzenden und ſeines Stellvertreters den Vorſitz führt, brachte Herr Dr. Taſchen⸗ berg folgende Mittheilungen: Es dürfte für die Mitglieder eines Vereins, welcher ſich den Schutz der Vögel zur Aufgabe gemacht hat, von einem gewiſſen Intereſſe ſein, zu erfahren, wie man über die gleiche Angelegenheit in Italien denkt. Be⸗ kanntlich nehmen alljährig eine große Menge von Vögeln ihren Weg durch dieſes Land, um in noch ſüdlicheren Zonen die Winterszeit zu verleben. Zwiſchen Deutſch⸗ land und Italien beſteht daher ein Vertrag, wonach die deutſchen Zugvögel, welche Italien paſſiren, geſchont werden ſollen. Wie indeſſen ein ſolches Uebereinkommen zur Verwirklichung wird, lehrt ein einziger Blick auf die Märkte und in die Küchen der Italiener. Da ſieht man unſere kleineren Sänger, wie Finken, Stieglitze, Hänflinge, Rothkehlchen, Sylvien, Pieper, Ammern, Lerchen u. a. zu Dutzenden und mehr zum Verkauf ausgeboten; denn dort ißt man einfach alles, was die Zähne zu bewältigen vermögen. Häufig ſind die kleinen Thierchen dutzendweiſe an ein⸗ andergereiht, manchmal ſind ſie halb- und auch ganz gerupft, in andern Fällen mit vollen Federn, ſo daß man die einzelnen Arten leicht unterſcheiden kann. Zu welchen Maſſen ſie gefangen und gegeſſen werden, geht daraus hervor, daß ziem— lich große Fäſſer durch ihre Federn gefüllt werden. Vortragender wurde in Padua von einem Vogelverkäufer gefragt, wie viel ein lebendes Rothkehlchen oder ein Stieglitz in Wien koſte, und konnte den erſtaunten Blick des Mannes beobachten, als er verhältnißmäßig hohe Preiſe vernahm. Wie wenig der Geſchmack wähleriſch iſt, zeigt ſich, wenn man auch Krähen, Elſtern, Kiebitze und Thurmfalken zwiſchen kleineren Singvögeln, ſowie Hühnern und Truthühnern zum Verkauf auslie⸗ gen ſieht. Auch dieſes Hofgeflügel wird zu unglaublichen Mengen vertilgt, namentlich wird man an der Wirthstafel faſt täglich mit Hühnerfleiſch gefüttert, ſo daß man es ſchließlich nicht mehr anrühren mag. Eine beſondere Art von Vogelfang hat ſich auf der kleinen Inſel Capri im Golfe von Neapel ausgebildet. Dort fallen die Wachteln auf ihrem Zuge ſtets ermattet ein und zwar, aus Afrika kommend, an der Südküſte. Dieſelbe wird daher im Mai faſt vollſtändig mit Netzen umrahmt. Der Fang iſt dann auch ein überaus ergiebiger, ſo daß der Biſchof, welcher aus demſelben einſt ſein Hauptein⸗ kommen zog, den Namen des „Wachtelbiſchof“ erhielt. Da die Thiere ſehr ermattet auf die Inſel kommen, laſſen ſie ſich oft mit der Hand greifen. Vor einigen Jahren wurden auf dieſe Weiſe an einem Tage 800 Wachteln gefangen! Wenn uns dieſes maſſenhafte Vertilgen der Vögel barbariſch erſcheint, ſo dürfen wir doch nicht eher die Italiener verurtheilen oder anklagen, bevor wir nicht aufgehört haben, Krammetsvögel und Lerchen als Leckerbiſſen anzuſehen. Es ift ein jehr natürliches Gefühl des Menſchen, daß er alles das, was ihm die Natur bietet, ih) zu Nutze macht. Wir ſchonen die kleinen Sänger, weil fie uns durch ihr mun⸗ teres Weſen und ihren Geſang erfreuen, der Italiener verfolgt fie, weil fie hm — 59 — gut ſchmecken, wobei man nicht unbeachtet laſſen darf, daß es in dieſem ſonſt jo ſchönen Lande eine Armuth gibt, die wir uns nicht vorzuſtellen vermögen. Für manchen dürften Singvogelknochen mit ihrer geringen Muskulatur, die einzige Fleiſchnahrung ſein, welche er genießt. Das Vereinsmitglied, Herr Fiſcher aus Rüdesheim berichtet über das Eier: legen eines von ihm in Käfig gehaltenen Graupapagei's, woran ſich Bemerkungen über die Beſtimmung des Geſchlechts dieſer Vögel knüpfen. Herr Fiſcher theilt mit, daß der Jaco, den er beſitze, ſich durch beſondere Klugheit und Gelehrigkeit im Sprechen und Singen auszeichne und 2 Eier auf den Boden des Käfigs gelegt habe, welche reinweiß und rundlich ſeien. Vor dieſem Vorgange habe er das Thier, ſeinem Gebahren nach, für ein Männchen gehalten. Der Vorſitzende theilt der Verſammlung mit, daß ſich der hieſige Verein für Pflege der Vögel im Winter unter der rührigen und anerkennungswerthen Leitung des Herrn Lehrers Tittel in einen „Halliſchen Vogelſchutzverein“ umgewandelt habe und als ſolcher Mitglied unſeres Vereines geworden ſei. Er freue ſich, daß das Streben nach desfallſiger Thätigkeit ſich, nachdem unſer Verein bereits all- jährlich ſich in hervorragendſter und über ein ſo weites Gebiet ſich erſtreckender Weiſe, in Halle ſelbſt aber inſonderheit durch ſeine Lokalabtheilung um den Vo⸗ gelſchutz durch Anbringung von Niſtkäſten ꝛc. verdient gemacht, immer mehr Boden gewinne. Den Schluß der Verſammlung bildete geſelliges Beiſammenſein, während deſſen Herr Fiſcher aus Rüdesheim über ſeine Zucht von Stieglitz-Kanarien-Ba⸗ ſtarden, die ihm mehrere Preismedaillen eingetragen, berichtete. 2. Monatsverſammlung zu Halle am 2. April 1879. Herr Dr. Brauns eröffnet die Verſammlung in Abweſenheit des Herrn Ver- einsvorſitzenden und wendet ſich zunächſt an den Herrn Vereinsſchriftführer Thiele: Er habe in No. 68 der Halleſchen Zeitung geleſen, daß ein „Halleſcher Vogel— ſchutz Verein“ den Anfang (letzteres Wort müſſe betont werden) machen wolle mit Anbringung von Niſtkäſten und zu dieſem Behufe 164 Stück Niſtkäſten etwa zu benutzen beabſichtige. Er, der Vorſitzende, bitte um Mittheilung darüber welche Be— wandtniß es mit dieſer Angelegenheit habe, da er meine, daß mit dieſer Thätigkeit ein Anfang in Halle bereits vor mehreren Jahren gemacht ſei. Herr Thiele referirt, es habe ſich der bisher neben unſerem Vereine beſtehende Verein für Pflege der Vögel im Winter zu einem Halleſchen Vogelſchutzverein ausgedehnt und ſcheine es allerdings, als ſei dieſer Verein mit der bisherigen Thätigkeit unſeres Vereins in Halle nicht zufrie— den, oder glaube eine günſtigere Richtung in der Sache einſchlagen zu kön— nen. Vorſitzender ſei der Herr Lehrer Tittel. Dieſer Verein habe wohl die Veröffentlichung über den „Anfang in Anbringung von Niſtkäſten“ veranlaßt. Man müſſe diesſeits aber annehmen, daß das Wort „Anfang“ ſich auf den Be— ginn der Thätigkeit jenes Vereins beziehe, da die Einbürgerung der Staare, die Beſchaffung von Niſtkäſten für Meiſen, Fliegenſchnäpper und Rothſchwänzchen hier— ſelbſt einem beobachtenden Vogelliebhaber nicht hätte eulgehen können. Er verweiſe auf die dieſſ. Monatsſchrift und zwar de 1876 S. 22, wonach 1874 bereits von 5 — 60 — ihm 600 Niſtkäſten und zwar 400 für Staare und 200 für kleinere Höhlenbrüter, S. 89 eod. wonach 330 Stück in nächſter Nähe der Stadt Halle und 32 auf dem Jäger⸗ berge in Halle angebracht ſeien. Ferner müſſe er auf die Monatsſchrift über⸗ haupt Bezug nehmen S. 35 de 1877 S. 82 und 83 de 1878 u. ſ. w., woraus zu erſehen, daß der dieſſeitige Verein die Zahl der von ihm angebrachten oder ver⸗ breiteten Niſtkäſten auf 2000 veranſchlagen dürfe. Dem gegenüber laſſe ihn dieſer Zeitungsartikel unberührt. — Die Verſammlung erkennt die Thätigkeit der Lokal⸗ abtheilung Halle des Deutſchen Vereins zum Schutz der Vogelwelt als eine „ ragende an. — Herr Oberkontroleur Thiele referirt über E. F. v. Homeyer's Buch „die Spechte und ihr Werth in forſtlicher Beziehung“, welches ſich gegen die Arbeiten des Prof. Altum über unſere Spechte und ihre forſtliche Bedeutung wendet. Es ſei nach dem Buche v. Homeyer's, auf welches der Vortragende genau eingeht, als feſtgeſtellt zu betrachten, daß die Nützlichkeit der Spechte, welche man vor Altums Arbeit allerdings nicht in Zweifel gezogen habe, einen beſſeren Fürſprecher, wie den Verfaſſer dieſes Buches nicht finden konnten. Herr Dr. Brauns legt eine von ihm aufgeſtellte Liſte der in Halle beobach⸗ teten Standvögel unter Beſprechung einzelner Arten vor. Herr Rittergutsbeſitzer von Helldorf auf Baumersroda berichtet über das Er⸗ gebniß der Anbringung der durch die Lokalabtheilung Halle empfohlenen Niſtkäſten in ſeinem Parke und über die Kämpfe, die die Staare mit den Sperlingen zu be⸗ ſtehen gehabt; es ſcheine, als hätten letztere die erſteren wieder in dieſem Jahre verdrängt.“) 3. Sonſtige Vereinsnachrichten. Dem Vereine ſind als Mitglieder neu beigetreten: 780. Frau Oberſt L. Albrecht in Magdeburg; 781. Dr. R. Möller, pract. Arzt in Rudolſtadt; 782. der Magiſtrat in Bitterfeld; 783. W. G. Knapp, Buchhändler in Halle a/ S.; 784. Oswald Haaſe, Conditor in Zoſſen; 785. der „Naturwiſſenſchaftliche Verein“ in Freiberg in Sachſen; 786. Albert Kieſewetter, in Halle a / S.; 787. Schulze, Bürgermeiſter in Münden; 788. R. Steckner jun., Banquier in Halle a/ S.; 789. G. Goßmann, Verlagsbuchhändler in Berlin. Halle und Merſeburg, im April 1879. Der Vereins- Vorſtand. — —— u— ———————— —⏑˖w¶.b DA BEE ETHERNET a a Dar Welches ift der wirkſamſte Schutz für die Nebhühner und das beſte Mittel zu deren Vermehrung. Von G. Elsner. Als langjähriger Pfleger und Beobachter der verſchiedenſten Vogelarten habe ich auch den Rebhühnern viel Aufmerkſamkeit geſchenkt, und von der Liebenswürdig⸗ 0 Da der Staar gegenwärtig nur Morgens und Abends beim Kaſten erſcheint, jo iſt dieſe Anſicht oft auch da vorwaltend, wo der Spatz in der Zwiſchenzeit in den Kaſten geht. — Erſt zu Pfingſten, wenn die Staare füttern, iſt die Beſetzung der Kaſten zuverläſſig zu conſtatiren. | — = e keit und Nützlichkeit dieſes Vogels angezogen, habe ich mich noch außer der Jagd viel mit ihm beſchäftigt und habe von ihm gelernt in der Freiheit ſowohl, wie in meinen Gehegen. Ich weiß, daß viele Herren, namentlich Jäger dieſem Vogel gern Beiſtand und Nachhülfe leiſten würden, dieſelben laſſen ſich jedoch durch Miß— erfolge leicht abſchrecken, oder haben in der Vogelpflege nicht genug Erfahrung und Kenntniß. Ich bin deshalb gern bereit, dem Wunſche von Freunden zu folgen und meine Anſichten mitzutheilen, wie man am beſten die Rebhühner pflegt. Die Rebhühner ſind ohne Zweifel mit die nützlichſten heimiſchen Vögel und kein Landmann ſollte unterlaſſen, ſich hiervon zu überzeugen und ſeine guten Freunde recht ſehr zu mehren. Aber unter den Herren Landwirthen ſind es gerade meine Berufsgenoſſen, die Herren Zuckerrübenbauer, die am meiſten Veranlaſſung haben, gegen dieſen Vogel recht dankbar zu ſein. Und ſoll ich Freunde werben für ihn, ſo rathe ich nur, friſch geſchoſſene Rebhühner aufzuſchneiden, und wer dann noch zweifelhaft iſt, dem kann ich auch nicht helfen. Ich geſtehe ja ein, daß der Reiz der Rebhühner⸗ jagd ein großer iſt, und bin weit entfernt den paſſionirten Herren ihr Vergnügen verkümmern zu wollen, ja, ich glaube gerade bei ihnen ein offenes Ohr zu finden für meine Bitte — die Hühnchen zu pflegen. Nur möchte ich dieſer Bitte voranſetzen, ſich erſt klar zu machen, wie nützlich dieſe Thiere ſind; und ich erinnere nur an die Fähigkeit der Rebhühner die kleinen und großen Inſekten, die die Hauptſchädlinge unſerer Kulturpflanzen ſind, mit beſtem Erfolge und ohne Schaden für ſich ſelbſt zu vertilgen. Die graue Made der Rüben ſei als nur ein Beiſpiel angeführt. Es wäre hierüber viel und dringliches zu berichten, doch unterlaſſe ich es, weil nicht zum Thema gehörig. Wenn die wärmende Sonne des Frühjahrs überall neues organiſches Leben ſchafft und die Bedingungen der Fortpflanzung von Pflanzen und Thieren wach ruft, paaren ſich unter heftigen Kämpfen der Männchen auch unſere Rebhühner, und nach glücklich geſchloſſener Ehe ſuchen fie den Stand für das Neſt mit Vor- ſicht, aber nicht immer mit Glück, für den Beſtand und die Ruhe familiären Glückes. Als reine Erdbrüter bevorzugen ſie von Pflanzen zeitig gedeckte Stellen, als Grasraine, Kleefelder und Getreideſchläge. Schon hierbei gerathen fie mit dem fortgeſchrittenen Kultur⸗Verhältniß in Kampf und müſſen nachgeben. Wo ſind noch Grasraine? Drillkultur und Behackung des Getreides treiben ſie aus den Kornſchlägen. Sie nehmen ihre Zuflucht meiſt in die Luzern- und Kleefelder. Dieſe letzteren werden zeitig gemähet und die geſtörten Bruten nehmen an der Unachtſamkeit und auch Rohheit der Menſchen ein klägliches Ende. Es iſt einmal nicht zu machen, derart mit Neſtern beſetzte Felder ungemähet zu laſſen, und die geringſte Störung verſcheucht die Mütter vom Neſte. Aber es gelingt wohl, die gehoffte Nachkommenſchaft zu retten und ſie ohne viel Mühe aus den Eiern groß zu bringen. | Jedes Wachsthum will Wärme haben, die verlorene Wärme der Mutterbruft erſetze ein gütiger Menſch nur durch die Wärme guten Willens, dann wird es gehen und werden meine Anweiſungen dabei eine Hülfe ſein. Alle in dem Bereich meiner Jagd ausgemäheten, und ſonſt geſtörten Neſter werden ſeit Jahren von den Findern ausgenommen und mir die Eier gebracht. — 62 — — Der Ueberbringer erhält für jedes Ei 5 Pf. und wenn die Brut gut aus⸗ kommt denſelben Preis nachher noch einmal. Den erſteren Betrag, um die Brut mir überhaupt zu bringen, den zweiten Betrag damit die Eier unbeſchädigt und ſogleich in meine Hände gelangen. Zu dieſer Zeit giebt es brütende Hennen genug und oft in Gemeinſchaft von Hühnereiern werden dieſe gefundenen Eier ge⸗ zeitigt. Ich halte zu dieſem Zwecke auch kleine Kampfbantamhennen mit glatten Füßen, hauptſächlich, um die erbrüteten Jungen weiter zu führen und zu wärmen. So einer kleinen Mutter werden dann die friſch dem Ei entſchlüpften Rebhühnchen beigegeben, welche im Alter nur wenige Tage verſchieden ſind, ſo daß eine ſolche Stiefmutter oft funfzig und noch mehr führt. Ein trockenes, von den Sonnen⸗ ſtrahlen erwärmtes Gehege bietet dann genügende Unterkunft, und die Stiefmutter ſowie die älteren Stiefgeſchwiſter ſind die beſten Lehrmeiſter für die kleinen Hühnchen, in Aufnahme der gebotenen Nahrung, und lernen dieſe ſich dann finden in die Verhältniſſe des neuen Lebens. Ich halte den Boden der Gehege mit reinem Flußſand beſtreuet und ſtelle die Decke ſo her, daß ein Theil gegen Regen geſchützt, der andere Theil von Fiſchernetz überdeckt iſt. Als Futter reiche ich den Kleinen für die erſten 14 bis 21 Lebenstage aus⸗ ſchließlich, die Eier der kleinen Feldameiſe, ſowohl der braunen, als der rothen. Es iſt nicht ſchwierig, bei einiger Kenntniß, dieſe Eier zu finden und Graben⸗ ränder, Wegeränder und Wieſen geben ſo reichliche Ausbeute, daß ein gut unter- richteter Junge in zwei Stunden leicht genug Futter für mehrere hundert Hühnchen findet. Ich laſſe dieſe Ameiſeneier mit einem Blechlöffel in ein Säckchen ſammeln und zwar gleich Eier und Erde zuſammen. In dieſem Gemenge halten ſich die Eier am beſten auch als Vorrath für Regentage, und die kleinen Küchelchen haben bei ihrem Genuß des Freſſens gleich eine kleine Arbeit im Scharren und Suchen. Auch ſchadet es gar nichts, wenn lebende Ameiſen viel dazwiſchen ſind, ſie können den Kleinen nichts thun. Iſt trockenes warmes Wetter, ſo gedeihen die Pfleglinge ohne jede andere Mühe und Sorgfalt. Nach 3 Wochen kann man ungeſchälte Hirſe, Grünes und hartgekochtes Ei mit zugeben, ſind jedoch genug Ameiſeneier vorhanden, ſo ſind dieſe das beſte und billigſte. Sind die Hühnchen flugbar geworden, ſo kann man ſie an paſſenden Orten in Freiheit ſetzen, ich rathe nicht zu früh. Das Ausſetzen geſchieht am beſten mit der Stiefmutter, welche unter einem gewöhnlichen Küchelkorb feſtgehalten, den Kleinen durch die Lockrufe ſtets den Punkt angiebt, wo ſie wiederholt geſtreutes Futter aller Art vorfinden. Sie werden ſo nach und nach wild und halten ſich den ganzen Herbſt und Winter in großen Schwärmen 1 zuſammen. In den Jahren, in welchen ich nach Obigem verfahren, habe ich viele 1 Hühnchen vom ſichern Verderben gerettet. Die Aufzucht gewährte mir und vielen Beſchauenden reichliche Freude und wohl manche Leſer haben geſehen, daß ich jo erbeutete und erzogene Hühnchen bis 600 an der Zahl geſund und munter ausſetzen konnte, und ich füge hinzu, daß dieſes Gedeihen mir mehr Genuß und Freude bereitete, als die ergiebigſte Jagd dem eifrigſten Jäger bereiten kann. 1 Ja ich glaube beſtimmt, wenn Jemand mit Luſt zur Sache die Aufzucht der Hühnchen verſucht, wozu ich gern meine Hülfe bereit halte, er auch ſchonender | ſchießen wird. Dem ordentlichen Jäger, der ſein Wild kennt und ſchützt, wünſche N —2 833 ich ja, wie oben bemerkt: „Waidmannsheil“, aber zur Ausſtattung von Wochen— märkten ſind mir doch die Hühnchen zu ſchade. Auch außer dieſer Aufzucht kann man den Rebhühnerſtand ſehr ſchützen und pflegen, und zwar erſtens dadurch, daß man ihnen auf dem Felde durch niedrige Holzanlagen Schutzſtellen verſchafft, die man unbeſchadet der Nothwendigkeit, jedes kleine Stück Fläche landwirthſchaftlich zu nutzen, anlegen kann. Solche Stellen geben für den Winter die günſtigſten Futterplätze ab. Vor rauhen, ſehr kalten Winden ſchützen ſie und gewähren den verfolgten Völkern ſichern Schutz vor den fliegenden Räubern. An ſolchen und ähnlichen Stellen laſſe ich die Hühner füttern, ſobald die Erde mit Schnee bedeckt iſt, und in dem Augenblick, wo ich dies ſchreibe, und die weite Schneedecke durch harte Kruſte für alles Kleingethier undurchdringlich iſt, würden alle meine Hühnchen zu Grunde gehen müſſen, wenn ich fie nicht fütterte. Leider weiß ich, daß hier und da Jagdbeſitzer nicht ſo handeln und die durch Hunger und Kälte Ermatteten werden dann leicht den Verfolgern aller Art und dem Tode eine Beute. Das Füttern iſt auch nicht ſo theuer und umſtändlich, wie Mancher wohl glaubt, denn ſo manches, was in Haus und Hof werthlos wegge— worfen wird, iſt hier ein Schatz. Ich füttere Unkrautſamen, der beim Reinigen des Getreides abfällt, hier und da wohl kleinen oder zerſchlagenen Weizen, haupt⸗ ſächlich aber Grasſamen, der ſich auf den Heuböden genugſam anſammelt und ſonſt keine rechte Verwerthung findet. Ein richtiger Haufen hiervon iſt den Hühn⸗ chen ein willkommener Futterplatz und die ſüßen Samen ſind eine anziehende Nah⸗ rung. Iſt kein Schnee vorhanden, ſo iſt jedes Füttern überflüſſig und der Tiſch für die beſcheidenen Thierchen reichlich gedeckt. Die Feinde der Rebhühner find zahllos und laufendes, wie fliegendes Ge— ſindel verſchafft ſich die Stillung des Hungers aus der Zahl unſerer Pfleglinge. Es iſt ein großer Schmerz zu ſehen, wenn nach all' der beſchriebenen Mühe hie und da am Wege, an mancher erhöhten Stelle Rebhühnerfedern beweiſen, wie ein frecher Räuber uns beſtohlen. Jene eben erwähnten Anpflanzungen geben ja den Hühnchen einen Zufluchtsort bei Gefahr, aber das allerſicherſte iſt gewiß, die fliegen⸗ den und laufenden Räuber zu vertilgen. Es würde zu weit führen, wollte ich die verſchiedenen Methoden beſchreiben, die ich anwende und die faſt immer ſicher zum Ziel führen und behalte ich mir vor, in einem ſpätern Aufſatz darüber mitzutheilen. Ich halte es aber unendlich wichtig, mit der größten Energie gegen alles Raub— zeug zu Felde zu ziehen und kann verſichern, daß dieſer Sport ſo viel Reiz bietet, daß paſſionirte Jäger hierin nicht blos eine Entſchädigung für weniger ausgeführte Hühnerjagd finden würden, wenn ſie es nur mit Ernſt verſuchen wollten. Der häufige Beſuch der Krähenhütten das ganze Jahr hindurch, aufgeſtellte Fallen der verſchiedenſten Art ſind, richtig gehandhabt, ſehr ergiebige Mittel und die Belohnung und Belehrung jedes Vertilgers der Räuber ſchafft großen Vortheil. Sind Jäger, Feldhüter und ſonſtige Beauftragte nur gut inſtruirt, ſo findet ſich bald bei ihnen eine Kenntniß der Feinde und deren Lebensweiſe, ſodaß deren Vertilgung faſt immer gelingt. Ja ich hahe erfahren, es wird bei dieſen Leuten das Schießen und Fangen von Raubzeug zu einer ſolchen Paſſion, wie ſie ſonſt nur edlerem Wilde gegenüber häufig iſt. An Ich möchte am Schluſſe dieſes noch einen Irrthum berichten, der mir vielfach aufgeſtoßen iſt. Man hat mir früher verſchiedentlich entgegen gehalten, die Auf⸗ zucht der kleinen Hühnchen aus den Eiern, oder wenn ihnen frühzeitig durch des Mäher's Senſe die Mutter geraubt iſt, gelänge nicht. Nun, das habe ich ſeit Jahren genugſam bewieſen, daß es ſehr gut geht, und von Freunden, die mit Glück verſuchten, kann ich Verſchiedene anführen. Es wird aber noch behauptet, daß gefangene Rebhühner ſich nicht fortpflanzen. Die Meinigen haben dies ge⸗ than, nicht einmal, ſondern in verſchiedenen Jahren, und richtig gepflegt thun ſie es jedesmal. | Roſenburg, Januar 1879. Aus meiner Vogelſtube. Von A. Frenzel. 6. Melopsittacus undulatus. Nicht daß ich Neues über den allbekannten, vielgeliebten und oft beſchriebe⸗ nen Wellenſittich bringen könnte, nur einfach ſchildern will ich ihn als Bewohner meiner Vogelſtube und er verdient es, nicht zuletzt genannt zu werden. In der Regel fangen Papageien-Liebhaber mit dieſem lieblichen Auſtralier an, weil er ſich ganz vorzugsweiſe eignet, ſich auch bei dem ungeübten Vogelpfleger bald heimiſch zu fühlen. Ich hatte bereits Zwergpapageien gepflegt, als ich mir auch Wellenſittiche anſchaffte und bereue die Anſchaffung keineswegs, ſtimme viel⸗ mehr dem Ausſpruche eines Züchters vollſtändig bei, welcher lautete: „Je länger man ſie kennt, je lieber gewinnt man ſie.“ Wenngleich der Wellenſittich ſchon als Hausthier bezeichnet werden kann und bereits ſo gemein geworden iſt, das er in einigen der vornehmſten Vogelſammlungen fehlt,“) jo iſt doch andrerſeits mit allen Mitteln danach zu ſtreben, ihn überall dort einzubürgern, wo man vielleicht den Vogel, nicht aber ſeine ausgezeichneten Eigenſchaften kennt. Dazu iſt jetzt der Zeit⸗ punkt am geeignetſten, ein Pärchen iſt heute für den geringen Preis von 6 bis 8 Mark zu haben, dank der überaus reichlichen Einfuhr in dieſem und vorigem Jahre. Ich werde im Nachſtehenden die Tugenden und Vorzüge des Wellenſittichs, ſo wie ich ſie kennen gelernt habe, der Reihe nach mittheilen. Zu oberſt ſteht wohl ſeine außerordentliche Fruchtbarkeit. Ein Brutpärchen brütet in der Gefangenſchaft häufig ſo lange, bis das Weibchen an Entkräftung oder Legenoth ſtirbt, wenn der Züchter unbarmherzig genug iſt, die Vögel nicht zu gehöriger Zeit zu trennen. Ich laſſe meine Pärchen höchſtens vier Bruten machen, erſetzt man das Weibchen durch ein andres, ſo kann ſich das erſte Weibchen mittler⸗ weilen erholen und kräftigen und iſt ſpäter zur Brut wieder tauglich. Gegenwärtig habe ich für ein Männchen drei Weibchen, die ich der Reihe nach ablöſe. Zur Zeit ſitzt das dritte Weibchen über der erſten Brut, die beiden andern Weibchen 4 *) So in der Sammlung des Prinzen Ferdinand von Sachſen-Koburg-Gotha: Gefiederte Welt, 1878, 348. | i aber erbrüteten 1, 1, 3, 6 und 2, 5, 4, 6 Junge. Ich habe das Brutpärchen in einem ſehr geräumigen Käfig, den es früher mit einem zweiten Pärchen theilte; da indeſſen unter den beiden Weibchen es häufig zu Zänkereien kam, die ſelbſt in Thätlichkeiten ausarteten, ſo nahm ich das eine Paar wieder heraus. Eine ſolche Einzelzucht in Käfigen iſt verhältnißmäßig erträglicher, als eine Zucht im Großen, da, wie geſagt, ſich die Weibchen während der Brutzeit ſtets ernſtlich befehden. Die Ablöſung des Weibchen muß jedoch erfolgen, ehe die Jungen den Niſtkaſten verlaſſen, da bis zu letzterem Zeitpunkte das neue Gelege bereits wieder vollzählig iſt — wobei die Jungen durch ihre Körperwärme an dem Bebrüten der Eier ſchon Theil genommen haben. Der Vater füttert die Jungen auch ohne Hülfe der Mutter auf und das neu beigegebene Weibchen behelligt die Jungen durchaus nicht. Meine Wellenſittiche brüten das ganze Jahr hindurch und ſie füttern ihre Jungen in den kürzeſten Tagen ebenſo redlich auf, als in den längſten Tagen; dabei habe ich keineswegs den Sittichen geleuchtet, wohl aber hörte ich ſtets ſpät Abends, gegen 10 Uhr noch, das Kreiſchen der Jungen beim Füttern, jedenfalls füttern die Alten nur aus dem Kropfe, den ſie ſich in der Dämmerung noch recht vollpfropften, denn im Finſtern werden fie gewiß nicht zum Futternapf kommen. Die Alten, und namentlich das Weibchen iſt ſo beſorgt um ſeine Brut, daß es nur mit Gewalt aus dem Niſtkaſten entfernt werden kann, freiwillig geht es nicht, man kann ge— troſt ein brütendes Pärchen mit Eiern oder Jungen auf eine Ausſtellung ſchicken, die Alten brüten oder füttern fort, als ob ſie ruhig daheim in ihrem Käfig wären. Trotz der jetzigen billigen Preiſe iſt die Zucht immerhin noch lohnend, da eben die Fruchtbarkeit eine ſo außerordentlich ſtarke iſt. Freilich war es immerhin bitter, das Paar Alte noch mit 24 M. bezahlt zu haben, während man für gezüchtete Junge höchſtens 6 M. per Stück erhalten kann, doch konnte ich weder Fräulein Hagenbeck, noch meine jungen Vögel dafür verantwortlich machen. | Daß die Weibchen ſich zur Brutzeit ernſtlich bekämpfen und wohl ſelbſt eines das andre tödtet, iſt eine Ausnahme. Als Regel gilt bei den Wellenſittichen Ver⸗ träglichkeit und Geſelligkeit, maſſenhaft können ſie zuſammen ſein, ohne daß je eine Disharmonie entſteht. Die Männchen ſind immer liebenswürdig, ein Ehepärchen aber erweiſt ſich gegenſeitig eine ſolche Liebe und Treue, daß man unbedingt die wärmſte Zuneigung zu den lieben Vögeln faſſen muß. Fernere Tugenden ſind Anſpruchsloſigkeit und Genügſamkeit, wodurch die Pflege außerordentlich billig wird. Meine Wellenpapageien freſſen nur Hirſe, Glanz und Hafer; haben ſie Junge, ſo bekommen ſie Ameiſenpuppen, die ſie gern verfüttern und den Hafer in gekochtem Zuſtande. Zur Erquickung reiche ich zeit— weilig Grünes in Geſtalt kleiner Baumzweige, ſtets haben ſie dabei ihren Napf mit zerkleinerter Sepia und Trinkwaſſer. Alle ſonſtigen Leckereien, die ich ihnen gereicht, verſchmähten ſie gänzlich, ganz im Widerſpruch mit der Angabe in Brehm's „Gefangene Vögel“ 1. 247. Bei dieſer Fütterung bleiben die Vögel geſund und kräftig, die Jungen wachſen ſchnell heran und ganz weſentlich iſt, ich habe bis jetzt nicht ein einziges Exemplar durch Todesfall verloren. Man kann als weiteren Vorzug ihre Lebensfähigkeit bezeichnen, bei ordent— licher Pflege werden ſie nicht leicht krank. Die viel gefürchtete Legenoth exiſtirt 66666 nicht, wenn man die Weibchen nicht mehr als drei, höchſtens vier Bruten machen läßt und ſie ſtets vollauf mit Sepia verſieht. Sie ertragen gleich gut Hitze und Kälte. Hat man ſie ja in ungeheiztem Raume überwintert und haben ſie ja ſelbſt bei ziemlicher Kälte gebrütet, ſich alſo wohl befunden. Trotz dieſer Thatſache würde ich meinen Vögeln nie ähnliches zumuthen, nicht einmal deutſche Finken zun Winterszeit in einen ungeheizten Raum ſperren, viel weniger exotiſche Vögel. Welches Alter Wellenſittiche in Gefangenſchaft erreichen, darüber hat man wohl noch zu wenig Erfahrungen geſammelt. Iſt ja der Vogel eine verhältnißmäßig neue Errungenſchaft für uns, und bezüglich ſeiner kurzen Geſchichte, die aber nicht ohne Intereſſe iſt, verweiſe ich den geehrten Leſer auf das gediegene Werk von Dr. Ruß: „die fremdländiſchen Stubenvögel“, Bd. 3. Weiter als Tugend rechne ich ihnen ihre Lautäußerungen an. Obgleich von einem eigentlichen Geſange keine Rede ſein kann und ihr Name „Singſittich“ daher ein verfehlter iſt, ſo wird doch das anmuthige Geſchwätz der Wellenſittiche einem Vogelfreunde nie läſtig fallen, man gewöhnt ſich leicht daran und wird kaum noch, ſelbſt bei Arbeiten, die Nachdenken erfordern, geſtört. Ja, verliert man ſich ein- mal in Träumereien, wie anmuthig klingt dann das Geplauder der kleinen Papa⸗ geien und wie anders wird man erſchreckt und aus allen Himmeln geſtürzt durch die ſchrillen Mißtöne der Gebirgsloris und andrer Papageien. In neueſter Zeit ſind ſogar einige Fälle bekannt geworden, daß Wellenſittiche ſprechen lernten und vielleicht kann der Vogel mit dieſer bisher unbekannten Fähigkeit noch zu hohem Anſehn gelangen. Sehr anſprechend iſt auch das jederzeit muntere, lebendige Weſen des Wellen⸗ ſittich, nie wird er langweilig, nie ſitzt er längere Zeit regungslos auf einer Stelle, wie die Zwergpapageien; der Wellenſittich iſt immer in Bewegung und ſtets guter Dinge. Die nächſte Tugend iſt Reinlichkeit. Man kann den Käfig getroſt in das feinſt möblirte Zimmer ſtellen, die nächſte Umgebung wird durchaus nicht verun— reinigt, wenn man den Futternapf ſo ſtellt, daß die Körnerhülſen nicht durch das Gitter fallen können. Die Papageien baden faſt gar nicht, verſpritzen alſo auch kein Waſſer, und ferner beſteht der Koth nur in kleinen trocknen Klümpchen, den ſie ſenkrecht fallen laſſen — anders die Pinſelzüngler und Fledermauspapageien, die ihren halbflüſſigen Koth ſeitlich fortſpritzen. Obgleich ich den Boden ihres Käfigs mit Sand beſtreue, ſo kann man auch dieſen fortlaſſen und etwas Sand ihnen allenfalls in einem Napfe reichen; in einem größeren Käfige laufen nämlich die Wellenſittiche ſehr gern auf dem Boden herum, flink und behend, ein ſchöner Anblick, und durch das Laufen beſeitigen ſie den Sand, welcher dann an den Rändern der Schublade zu liegen kommt. Ihre Gewandtheit im Laufen und Fliegen iſt überraſchend. Freilich können die herrlichen Flieger in einem Käfig ihre Flugkünſte nicht ausüben. Das Vergnügen, eine fliegende Schaar Wellen⸗ ſittiche zu bewundern, kann ſich allenfalls ein reicher Parkbeſitzer geſtatten, der | eine Anzahl der jetzt ſo billigen Vögel frei ließe und ihnen Futterſtellen errichtete. An die Schönheit des Wellenpapageis gewöhnt man ſich und man bemerkt ſie kaum noch, wenn man faſt bei jedem Vogelfreund und Vogelhändler Wellen⸗ ö r ſittiche und immer wieder Wellenſittiche ſieht. Leider, und ich erinnere mich des— halb gern des Augenblicks, als ich zum erſten Male im Dresdener Zoologiſchen Garten Wellenſittiche ſah, wie entzückt ich da ſtand, erſtaunt über die Farbenpracht, die gefällige Körperform, die geringe Größe, die Beweglichkeit, Anmuth und Lie— benswürdigkeit der Vögel. Nun, keine Roſe ohne Dornen. Auch eine Untugend des Wellenſittichs will ich nicht verſchweigen und dieſe Untugend iſt ſeine Schüchternheit und Aengſtlich— keit. Wenngleich man jahrelang Wellenſittiche täglich füttert, ſo flüchten ſie doch ſtets in den Kaſten und man bekommt ſeine ſchönen Vögel nicht immer zu ſehen. Der Züchter kann ſich mit Zähmung und Abrichtung nicht abgeben und ſeine Zucht— vögel bleiben deshalb ſtets ſcheu und wild. Auch die gezüchteten Jungen ſind ebenſo ſcheu und flattern und flüchten anfänglich derart, daß es geradezu unange— nehm wird. Nachts ſollen Wellenſittiche häufig im Käfig herumtoben; obgleich dieſe Unart die meinen nicht gerade zeigen, ſo zetern ſie doch mitunter, wecken dadurch andre Vögel und bringen dieſe in Aufruhr, ſo werden namentlich die Fle— dermauspapageien erſchreckt und geängſtigt. Dieſes Wenige abgerechnet verbleibt den Wellenſittichen doch eine ſolche hohe Summe von Tugenden, wie ſie kaum ein andrer Stubenvogel beſitzt und daher möchte ich Jedermann das Halten dieſer Vögel empfehlen, der Vögel, von denen man mit Recht ſagen kann: „Je länger man ſie kennt, je lieber gewinnt man ſie“. Zur Charakteriſtik der Waſſerralle (Rallus aquaticus). Von Julius Stengel. Vor einiger Zeit hörte ich, daß der Förſter Puſchmann auf Wunder bei Baruth eine Blut ſchnepfe geſchoſſen habe. Ich hatte den Namen „Blutſchnepfe“ noch nie gehört und da ich mir aus der gegebenen Beſchreibung auch kein Bild von dem Vogel machen konnte, ſo machte ich mich eines ſchönes Tages auf den Weg nach Forſthaus Wunder, um die „Blutſchnepfe“ kennen zu lernen. Was ich aber fand, war nichts anderes als eine Waſſerralle (Rallus aquaticus). Puſchmann's Forſtlehrling hatte ſie geſchoſſen und ausgeſtopft und Puſchmann und andere mir bekannte Forſtbeamte wußten keinen andern Namen für dieſen Vogel als Blut: ſchnepfe. e Da ich nun aber doch einmal der Blutſchnepfe wegen den Weg nach Forſt— haus Wunder gemacht hatte, ſo wollte ich doch wenigſtens die Geſchichte derſelben mit nach Hauſe nehmen. Nun, Puſchmann's Lehrling hielt damit nicht zurück und erzählte: „Am 24. April v. J. hörte ich mitten in dem etwas ſumpfigen Elſen- und Weidengebüſch des Gräflich zu Solms-Baruth'er Forſtbezirks Wunder in einer Entfer— nung von etwa 00 Schritten ein hell pfeifendes „kri, kri!“ Ich horchte auf und ſchritt behutſan weiter. Endlich, 25 Schritte vor mir, ſah ich auf einem alten Baumſtamme, der aus hohem Seggengraſe hervorragte, einen Vogel. Derſelbe machte ſich bald oben, bald zu Seiten des Baumſtammes zu ſchaffen. Ich legte BBRN) an und wollte ſchießen. In demſelben Moment war aber der Vogel auch ver: 9 ſchwunden; bald jedoch kam er wieder zum Vorſchein. Nochmals legte ich an, um zu ſchießen, aber im Nu war der Vogel abermals verſchwunden. Wohl ſechs oder ſieben mal habe ich die Flinte an den Kopf genommen, ehe ich wirklich zum Schuß kam, denn der Vogel ließ ſich nur immer auf kurze Augenblicke ſehen und zwar bald oberhalb, bald ſeitlich des Baumſtammes und immer huſchte er mit unglaub⸗ licher Gewandtheit fort. Endlich, als ich ſchoß, war er getroffen und blieb liegen. Ich kannte ihn nicht und hatte auch ſolchen Vogel mit ſo ſchönem rothen Schnabel und rothen Beinen noch nie geſehen.“ Meine Wißbegierde war durch dieſe Erzählung befriedigt. Da mich nun aber vor einigen Wochen einige Berliner Ornithologen über das Vorkommen der Waſſer⸗ ralle in hieſiger Gegend befragten, ſo intereſſirt es vielleicht auch in weiteren Kreiſen, wenn ich auf dieſen Gegenſtand etwas näher eingehe. Ob ſchon die Waſſerralle keineswegs eine außergewöhnliche Erſcheinung in hieſiger Gegend iſt, ſo wird ſie doch, wie ihre Anverwandten die Wieſenralle oder der Wachtelkönig (Crex pratensis), das geſprenkelte Rohrhuhn (Gallinula porzana) und das kleine Sumpfhuhn (Ortygometra minuta) “) ſelbſt von Jägern und Forſtbeamten wenig oder gar nicht gekannt, was jedenfalls darin ſeinen Grund hat, daß die Waſſerralle gleich den andern zur Sippe gehören⸗ den Vögel ein Leben im Verborgenen führt und ſelten Gelegenheit bietet, im Freien ſich beſchauen oder gar ſich todtſchießen zu laſſen. Wird ein ſolcher Vogel aber ja einmal erlegt, ſo wird er gewöhnlich inſofern nur beachtet, als man ihn in die Küche wandern läßt, um alsbald abgerupft und als Schnepfenbraten zube⸗ reitet und verſpeiſt zu werden. — Die Waſſerralle mag 4— 7 cm. länger fein, als eine Wachtel, hat ſtarke, zum Laufen wie geſchaffene 4,4 em. hohe Beine mit drei langen, ſchlanken Vor⸗ derzehen — (der Mittelzeh mit Kralle mißt etwa 4,8 em. —) und einen etwas höher ſtehenden, aber viel kleinern und ſchwächern Hinterzeh, dazu einen langen, geſtreckten, faſt graden, jedoch etwas zuſammengedrückten Schnabel mit länglichen Naſenlöchern. Im Tode verbleicht die rothe Farbe am Schnabel etwas und ver⸗ ſchwindet an den Beinen und Zehen nahezu ganz. Uebrigens iſt nicht der ganze 3,6 em. lange Schnabel der Waſſerralle gelbroth: die Firſte und die rundliche Spitze deſſelben haben ein ſchwärzliche Farbe. Der nur kurze und ſchmale 12fedrige Schwanz wird von den Flügeln überragt. An der Kehle iſt der Vogel weißgrau. Die Kopfſeiten, der Hals, die Bruſt, ſowie die Schenkel ſind ſehr hübſch einfarbig blauaſchgrau. Der Bauch läßt nur in der Mitte, der Länge nach bis zum After, einen weißlichen Längsſtreifen erkennen, woran die ſchwarzen, weiß gewellten Bauch⸗ ſeiten, als die bunten Theile des Vogels, ſich anſchließen. Die Unterſchwanzdeck⸗ federn erſcheinen rein weiß, ſind aber bei dem mir vorliegenden Exemplare mit einzelnen ganz ſchwarzen Federn untermiſcht. Die ganze Oberſeite des Vogels, vom Scheitel bis zur Schwanzſpitze, iſt olivenbraun, mit deutlichen ſchwärzlichen ) Das kleine Sumpfhuhn (Gallinula pusilla) iſt allerdings ſelten hier und ſcheint, wie das Zwergſumpfhuhn (Gallinula pygmaea), das mir niemals vorgekommen iſt, mehr in ſüdlichen Gegenden ſeinen Aufenthalt zu nehmen. 69 Streifenflecken auf dem Rücken und verwaſchenen ſchwarzbräunlichen Streifen auf dem Schwanze. — Die Waſſerralle lebt, wie das geſprenkelte Sumpfhuhn, vorzüglich an naſſen Orten, in Brüchen, auf ſumpfigen Wieſen, wo Seggenſchilf und Binſen wachſen und an buſchigen modrigen Waſſergräben, verſteigt ſich jedoch auch zuweilen bis in die nahe gelegenen Hafer- und Wickenfelder. Sie iſt aber ſo ſchüchtern und ängſtlich wie die Wieſenralle, nur daß dieſe nicht naſſe, ſondern gewöhnlich bloß feuchte Orte aufſucht und es liebt in Erbſen- und Getreidefeldern, ſowie im üppigen Wieſengraſe förmlich ausgelaufene Gänge anzulegen — ganz nach Art ausgelaufener Mäuſefurchen auf Wällen, Aeckern, Wieſen und an Gräben. Ich ſelbſt hatte wiederholentlich Gelegenheit, dieſe Vögel im Freien zu be— obachten, namentlich an der Waſſerralle die Geſchicklichkeit im Laufen zu bewun— dern, ſo z. B. bei Schnepfenjagden auf den Nauendorf'er Wieſen bei Teupitz. Waſſerrallen, Wieſenrallen und punktirte Sumpfhühner wurden nicht ſelten hier geſchoſſen — als ſeltene Schnepfen; die Namen dieſer Vögel wußte keiner. Da ab und zu einer der genannten Vögel ſehr nahe bei meinen Füßen auf⸗ flog, jo konnte ich mich auch genau davon überzeugen, daß Waſſerrallen und punk— tirte Waſſerhühner gleich ſchlecht fliegen können. Stets nur ſehr niedrig, eine ganz kurze Strecke gradeaus ſtreichend, ungeſchickt flatternd, fielen ſie alsbald immer wieder in's dichte Gras ein und ich habe Grund, zu glauben, daß ſich ein ſolcher Vogel eher zertreten, als ſich bewegen läßt, zum zweiten Male aufzufliegen. In der That blieben jedesmal alle unſere Bemühungen um den nahe bei uns einge— fallenen Vogel erfolglos: regelmäßig ſchien er auf immer verſchwunden. Weber- haupt gelangten wir in den Beſitz einer Waſſerralle nur dann, wenn es einem Jäger glückte, ſie bei dem erſtmaligen Aufliegen ſofort tödtlich zu treffen. Als ich einſt auf den beſagten Neuendorf'er Wieſen mit dem Mühlenmeiſter Marwitz auf Kleine-Mühle bei Teupitz Schnepfenſuche abhielt, ſchoß letzterer eine Waſſerralle flügellahm. Obwohl wir ſehr deutlich ſahen, wo ſie niederfiel, gelang es uns doch nicht, ſie aufzufinden und erſt ſpäter brachte ſie unſer zuverläſſiger Karo aus dem langen Seggengraſe hervor. Gewiß würden wir den Vogel auch mit Hülfe des Hundes nicht bekommen haben, wenn an dem Orte Moraſt oder Waſſer mit Geſträuch geweſen wäre, denn die Waſſerralle verſteht auch die Schwimmkunſt und zeigt ſich außerdem, wenn Gefahr vorhanden iſt und ſie durch die Noth getrieben wird, nicht minder als geſchickter Taucher. Als Schwimm-, beſon— ders aber als Tauchkünſtler habe ich die Waſſerralle in den Jahren 1843 — 47 in den Brüchen und auf den Wieſen in der Nähe meiner Vaterſtadt Schönewalde (Reg. Bez. Merſeburg) kennen gelernt. Dort brüteten damals die Waſſerrallen ziem⸗ lich häufig, obgleich auf manchen Wieſen kaum nennenswerthes Geſträuch und auch nur ſtellenweiſe etwas Waſſer vorhanden war. Wenn nämlich dieſe Vögel ihr Brütegeſchäft vollendet hatten und ihre Jungen ausgewachſen waren, was gemeiniglich Ende Juli und im Auguſt der Fall iſt, zogen ſie ſich in Geſellſchaften zuſammen und hatten dann auf den hochaufgewor— fenen, weißfarbigen Sandwällen des Fließes ihre Standplätze, woſelbſt ſie ſich ent— weder ſonnten, oder mit einander ſpielten oder gar wie Kampf- und Haushähne "7 5 n _ 1 N N * u N 0 * . e . x . } ſich gegenfeitig balgten, wozu fie ſich fogar durch ein eigenthümlich klingendes Knurren aufzureizen ſchienen. In kleinen Schaaren von 20 — 40 Stück waren ſie hier täglich und zwar regelmäßig Nachmittags zwiſchen 1 bis 3 Uhr, anzutreffen. Wir nannten dieſe Vögel nach ihrer aus der Ferne von dem weißen Sande ſehr abſtechenden ſchwärzlichen Farbe Theermänner. Stets waren ſie ſehr vor⸗ ſichtig: ſchon in einer Entfernung von mehreren hundert Schritten, ſobald ſie nur meine Nähe witterten oder ſobald ſie ſonſtige Störung merkten, ſprangen ſie mit Blitzesſchnelle ſämmtlich von dem hohen Ufer ins Waſſer des Fließes hinab und ſchwammen oder liefen auf dem Grunde des Waſſers ein großes Stück fort, um ſich auf Wiederſehen am folgenden Tage unter hohen Waſſerpflanzen zu verbergen. — Das tief napfförmige, ziemlich große Neſt findet man zu Anfang Juni: es wird entweder unter Weidengeſträuch, in Seggebüſchchen, Binſen oder Schilf an Gräben und auf Wieſen in der Regel aber ſchwimmend angebracht und mit kleinen Schilf⸗ und Grasblättern unordentlich ausgelegt und enthält 7 — 10 blaßgelbliche, roth⸗ braune und aſchgrau gefärbte Eier, die etwas größer und von Farbe dunkler ſind, als die Eier der Wieſenrallen. Die jungen, ſchwarzwolligen Waſſerrallen machen es wie die jungen Reb⸗ hühner: ſie verlaſſen das Neſt, ſobald ſie aus dem Ei geſchlüpft ſind und ein einzelner Menſch iſt ſchwerlich im Stande, ein ſolches Thierchen im Pflanzengewirr aufzufinden und zu fangen. Die Waſſerralle verzehrt Inſekten allerlei Art, vorherrſchend jedoch Käfer und Würmer, die ſie an Waſſergräben und im Sumpfe findet, Sämereien nur nebenbei. Ihr Fleiſch iſt ſehr ſchmackhaft. Kleinere Mittheilungen. Schlauheit einer Haͤushenne. Im Allgemeinen kann man die Hühner gewiß nicht zu den ſchlauen Thieren rechnen, und wer ſie nur einmal näher beobachtet hat, namentlich während der Zeit, in welcher ſie brüten, der wird auch gefunden haben, daß ihnen eine Doſis Klugheit mehr nicht ſchaden könnte. Doch es giebt auch rühmliche Ausnahmen unter ihnen, und bin ich im Beſitze einer Henne, wie ſie, was Schlauheit betrifft, wohl nicht gerade ſehr häufig ſich finden dürfte. Die⸗ ſelbe gehört der hier in Thüringen gewöhnlichen Landrace an; ſie iſt ganz weiß gefärbt, hat einen kleinen Buſch auf dem Kopfe, und von ſämmtlichen Hühnern auf meinem Hofe legt ſie am fleißigſten Eier. Bekanntlich nun haben Hühner die Gewohnheit, wenn ſie ein Ei gelegt haben, durch Gackern dieſes anzuzeigen. Da aber der Hühnerſtall auf meinem Hofe von dem Wohnhauſe ein ziemliches Stück entfernt liegt, und das Gackern der Hühner im Stalle nur undeutlich in den Wohn⸗ zimmern gehört werden kann, ſo wollte offenbar beſagte Henne dieſem Uebelſtande abhelfen, denn ſie kam regelmäßig, nachdem ſie ein Ei gelegt hatte, mit lautem Geſchrei über den ganzen Hof gelaufen und ſtellte ſich unter den Fenſtern des Wohnhauſes auf, wo dann gewöhnlich erſt das Finale erfolgte, wenn ſie für ihre Leiſtung eine Gerſtenſpende oder dgl. empfangen hatte. Das wiederholte ſich indes — 71 — nur einige male, ſo merkten auch die übrigen Hühner um was es ſich handelte, und kaum gab jene weiße Henne den erſten Laut von ſich, ſo war der ganze Schwarm nicht blos hinter ihr her, ſondern zuweilen ſogar ihr ſchon voraus, um Theil zu nehmen an der außergewöhnlichen Spende, die dann natürlich auch ent— ſprechend vermehrt werden mußte. Einmal nun war ich abweſend als dies geſchah, die übrigen Hausbewohner aber waren beſchäftigt und konnten ſich darum nicht um die Vorgänge auf dem Hofe kümmern. Da erzählte mir denn ein Augenzeuge, daß, nachdem das Geſchrei eine Zeit lang unter dem Fenſter fortgeſetzt worden, ohne daß ſich dieſes in gewohnter Weiſe geöffnet habe, der ganze Schwarm Hühner, voran der Hahn, auf jene Henne losgegangen ſei und ſie tüchtig mit den Schnäbeln bearbeitet habe, weil ſie vergeblich den Hof in Alarm gebracht. Derſelbe Vor— gang wiederholte ſich dann nach einigen Tagen zum zweiten male. Aber das hat die ſo beſtrafte Henne auch nun klug gemacht. Seit jener Zeit kommt ſie ganz ſtill aus dem Stalle, und auch nicht mehr im beſchleunigten Tempo, ſondern lang- ſam über den Hof, ſtellt ſich unter den Fenſtern des Wohnhauſes auf und macht einen langen Hals, um zu ſehen, ob ſich Jemand im Zimmer befindet. Iſt dies der Fall, dann fängt ſie nun erſt laut zu gackern an, da ſie gewiß iſt, ihre Spende zu empfangen; ſobald ſie jedoch Niemanden im Zimmer wahrnimmt, geht ſie eben ſo ſtill wieder ab, wie ſie gekommen war, und ſie iſt ſeit dieſer Zeit auch von den andern unbehelligt geblieben. Grüningen im April 1879. R. Wetzel. Die erſte Vogel-Ausſtellung des Vereins „Ornis“, welche kürzlich in Berlin ſtattfand, zeichnete ſich durch beſondere Reichhaltigkeit aus. Herr Aug. F. Wiener in London hatte eine große Anzahl der ſeltenſten Vögel ſeiner Sammlung geſchickt, namentlich ſehr ſchön gehaltene Plattſchweif- und Edelſittiche, Herr Carl Hagenbeck ſeine werthvolle Sammlung Amazonen-Papageien, Frl. Chriſtiane Hagenbeck neben andern Seltenheiten mehrere Arten ſüdamerikaniſcher Langflügelpapageien ausgeſtellt. Ebenſo hatten die Herren Heinrich Möller in Hamburg und Louis van der Snickt in Brüſſel zahlreiche und darunter ſehr intereſſante Vögel eingeſandt. Wiederum zeigte dieſe Ausſtellung, daß die Papageien ſich einer beſonderen Beliebtheit erfreuen: nach Kopf und Artenzahl waren ſie be— ſonders reich vertreten. Von den auf der Ausſtellung vorhandenen gezüchteten Vögeln find beſonders hervorzuheben die Papagei-Amadinen Sittichfinken, Scharlachſchwänze, Erythrura psittacea) und die Graukopfſtaare (Temenuchus malabaricus) des Herrn Aug. F. Wiener, ſowie neun Köpfe kleine Kubafinken (Euethia canora) des Herrn Grafen York von Wartenburg auf Schleibitz, ferner die in zweiter Generation gezüchteten Gebirgslori (Triehoglossus Swainsoni) des Herrn Carl Petermann in Roſtock, die gelben Wellenſittiche des Herrn Grafen Rödern in Breslau und die Baſtarde vom Paradies- und Roth— rumpfſittich (Platycerecus pulcherrimus und P. haematonotus) der Frau Prinzeſſin L. v. Croy auf Schloß Roeulx. Einen ausführlichen Bericht über die Ausſtellung brachte aus der Feder des Herrn Dr. Karl Ruß die „Gefiederte Welt“. Das Kiebitzeier-Sammeln ſcheint in dieſem Jahre beſonders eifrig und rückſichtslos betrieben zu werden. Die Berliner „Poſt“ meldet unter dem 18. April, HEN. hie), Ban daß Berlin feit einigen Tagen von Kiebigeiern förmlich überſchwemmt und als natürliche Folge des Angebots eine ſtarke Baiſſe eingetreten ſei, ſo daß man heute ſchon im Detail das Ei zu 25 Pfennigen erhalte, während ſonſt die erſten Kiebitz⸗ eier gewöhnlich zum Geburtstage des Kaiſers einzutreffen pflegten und dann mit 1 Mark und darüber bezahlt würden. „Die hier in den Handel kommenden Eier“ fügt der Berliner Berichterſtatter der Poſt hinzu — „ſtammen zum Theil aus der Mark und Schleſien, zum Theil auch von den Nordſeeküſten, wo die Kiebitze ſehr zahlreich ſein müſſen, denn wir haben uns einmal an den Oſterfeiertagen von Emden bis Harlingen durch ganz Nordholland durch Kiebitzeier tapfer durchgegeſſen. Zu verachten ſind ſie gewiß nicht, aber wir möchten meinen, daß, wenn Jemand elf Monate des Jahres Kiebitzeier eſſe, und im zwölften Hühnereier, er dieſe letztere ungefähr ebenſo als Delikateſſe ſchätzen würde, wie wir im April die Kiebitzeier“. Soweit die „Poſt“. Jeder Vogel- und Naturfreund muß das rückſichtsloſe Ein⸗ ſammeln der Kiebitzeier tief beklagen und gilt dies namentlich für die Gegenden, in denen die Kiebitze bereits ſtark in der Abnahme begriffen ſind. Das Preußiſche Geſetz über die Schonzeiten des Wildes vom 26. Febr. 1870 verbietet übrigens das Ausnehmen von Kiebitz- und Möveneiern nach dem 30. April (Vgl. § 6 Abſ. 2. a. a. O.). — Anzeigen. Raubvögel, geſtopft und in Bälgen, ſowie eine Eierſammlung billig ab: zugeben. — Gefällige Anfragen an die Redaction zu richten. Heinrich Möller's Zoologische und ornithologische Handlung in HAMBURG, St. Pauli, Spielbudenplatz 21, hat vorräthig und offerirt einen ſeltenen Arallari (Pteroglossus Langsdorffi), ſiebenfarbige Tangaren, eine braſilianiſche Weißhals-Droſſel, prachtvolle Graupapa⸗ geien, Segelſchiffvögel, vollſtändig acclimatiſirt, zahme Surinam-, Portorico- und Neuholländer-Amazonen, Roſakakadu's, Wellenſittiche, Bartſittiche (Männchen), ein prachtvolles Paar Jendaya-Sittiche, ein richtiges Paar Kuhſtaare, rothe Cardinäle, Cubatäubchen, Sperbertänbchen, weißköpfige Nonnen, Muskatfinken, Cordonbleu's, Aſtrilde, Bandfinken u. a. m. Niſtkaſten für Staare, Meiſen, Rothſchwänzchen, Fliegenſchnäpper u. dgl. genau nach Vorſchrift des „Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ gefertigt, empfiehlt billigſt Carl Schumann, Halle a/ S., gr. Steinſtraße 31. Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. | I 7 7 b RAR des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen Redigirt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres-Beitrag von drei Mark kedigir von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. a Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. S chle ch t end al, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. IV. Jahrgang. Mai und Juni 1879. Ur. 5 u. 6. Inhalt: Monatsbericht. — Unterſuchungen geſtorbener Vögel. — W. Thienemann: Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt. VII. Die Bachſtelze. Dr. v. Gizycki: Vogel⸗ tagebuch⸗Notizen. O. v. Rieſenthal: Verkannte und Mißachtete. E. v. Schlechtendal: Beiträge zur Kenntniß fremdländiſcher Stubenvoͤgel. 1. Der orangeſchnäbelige Papageifink. 2. Der Zedern— vogel. 3. Der Nandayſittich. 4. Der Schieferammerfink. A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube. 7. Aſtrilde. J. Stengel: Zur Charakteriſtik der Waldohreule. E. v. Schlechtendal: Maikäfer als Vogelfutter. — Kleinere Mittheilungen: Der Girlitz in Freiberg. Der Elſtern-Verein in Wadern. Gegen das Neſter-Ausnehmen. Sperber und Sperling. Noch eine Tannenheher— Geſchichte. — Anzeigen. An die Vereinsmitglieder! Die nächſte Monats-Verſammlung findet am Mittwoch den 3. September d. J. Abends 7½ Uhr im Hötel „Zur Stadt Hamburg“ zu Halle /S. ſtatt. In den Monaten Juli und Auguſt findet keine Verſammlung ſtatt. Halle und Merſeburg, im Juni 1879. Der Vereins Vorſtand. 6 — 1 — 7 Monatsbericht. 1. Monatsverſammlung zu Merſeburg am 23. Mai 1879. Die diesmonatliche Sitzung wurde in Merſeburg unter dem Vorſitz des Herrn Regierungsraths von Schlechtendal abgehalten, und hatten ſich außer dortigen Mitgliedern, worunter auch der Herr Regierungspräſident von Dieſt, auch ſolche aus den Nachbarſtädten eingefunden. Dem Vorſtandsbeſchluſſe nach ſollte ſich dieſe Verſammlung auf einen zwangloſen Meinungsaustauſch der Anweſenden beſchränken, allein die Fülle wiſſenſchaftlichen Materials, die beſonders zwei Mitglieder aus Leipzig, die Herren Maler Göring (bekannt aus ſeinen in Venezuela geſammelten Skizzen und durch ſeine vortrefflichen Bilder und Abhandlungen in der „Gartenlaube“, in der „Natur“ und Brehms „Thierleben“) und Dr. Rey (Beſitzer einer großen Naturalienhandlung) beibrachten, machten die Zuſammenkunft zu einer der be— deutſamſten im laufenden Jahre. Zunächſt theilte der Vorſitzende mit, daß der Verein einige der ſeltenen und bisher wenig — in Bezug auf ihre Fortpflanzung noch gar nicht beobachteten — kleinen indiſchen Papageichen, Coryllis galgulus, angekauft und dieſelben einem eifrigen, in der Pflege dieſer Vogelart hervor— ragenden Mitgliede zu weiteren Verſuchen und demnächſtiger Berichterſtattung in der Vereinsſchrift übergeben habe. Herr Dr. Rey legte Bälge dieſer intereſſanten zierlichen, während des Schlafens mit den Füßen fledermausartig ſich anhängenden Vögelchen, ſowie eine Menge anderer, zum Theil ſehr ſeltener Papageien vor. Derſelbe hielt dann Vortrag über einen ſeltſamen Repräſentanten der Vogelwelt, von welchem im Jahre 1812 Barklay zuerſt einen Balg nach London brachte, der aber dort bezüglich ſeiner Echtheit angezweifelt wurde. Erſt vor 6 Jahren ſind wieder einige Bälge dieſes Thieres aus Neuſeeland importirt, deren einen der Vortragende zuſammt einem Skelete vorlegt. Das Thier, Schnepfenſtrauß (Apteryx) geheißen, vereinigt die Eigenſchaften des Straußes — verkümmerte Flügel ꝛc. mit denen der Schnepfe (Schnabelbildung) in eigenthümlicher Weiſe, überall aber durch eigenartige Ab— weichungen ſeine Abſonderlichkeit bewahrend. Die Naſenlöcher z. B. befinden ſich an der Spitze des langen Schnabels. Die Befiederung erinnert an ein Haſenfell, überhaupt hat die Erſcheinung etwas ſäugethierartiges. Das Thier führt, in ſumpfigem Terrain in den dichteſten Wäldern der Südweſtküſte der Südinſel Neuſeelands wohnend, ein nächtliches Leben. Noch einen anderen, nicht minder merkwürdigen Repräſentanten der Vogelwelt Neuſeelands (Gattung Dinornis), wenn auch der bereits ausgeſtorbenen, führt der Vortragende durch Vorlegung foſſiler Skelettheile, die ihrer Stärke nach den Knochen des Rindes etwa vergleichbar, der Verſammlung vor, einen ſtraußartigen Vogel, deſſen Höhe nach den vorgelegten Knochen etwa 24 Fuß betragen hat. Hierauf hielt Herr Göring unter Auslegung farbenprächtiger Bilder Vortrag über das Vogelleben in Venezuela, wo der Vortragende ſich etwa 10 Jahre lang ö aufgehalten hat. In anregender Weiſe beſpricht derſelbe ſeine Reiſen daſelbſt und i jeine Beobachtungen über die Thierwelt überhaupt und die Vogelwelt im Be⸗ 1 ſonderen. — Herr Regierungspräſident von Dieſt ſchildert die Eindrücke, die die Vogelwelt Norwegens in den Gebirgen nördlich von Thelemarken gelegentlich eines Jagdausfluges auf ihn gemacht, die Vertraulichkeit der Schneehühner, Entenarten ꝛc. zu den Menſchen. Herr Oberkontroleur Thiele knüpft daran Mittheilungen über das Vogelleben auf den oſtfrieſiſchen Inſeln Langerooge, Baltrum, Juiſt, Norder— ney und Borkum. Herr Pfarrer Thienemann beſpricht die Abnormitäten der Hühnereier. Ein Abendeſſen vereinigte die Vereinsmitglieder nach der ſo höchſt intereſſanten Verſammlung in geſelligem Beiſammenbleiben. 2. Sonſtige bereinsnachrichten. Dem Vereine ſind als Mitglieder neu beigetreten: 790. Graf von Mengerſen zu Zſchepplin; 791. Skalweit, Ober— Ingenieur der Magdeburg-Halberſtädter Eiſenbahn-Geſellſchaft zu Magdeburg; 792. L. Martin, Conſervator in Stuttgart; 793. A. Huber, Apotheker in Baſel; 794. Jäntſch, Königl. Domänenpächter in Sachſenburg; 795. Dr. F. A. Zürn, Profeſſor in Leipzig; 796. Bruno Thienemann, Rittergutspächter zu Pretzſch bei Oſterfeld; 797. A. Göring, Maler in Leipzig; 798. C. Klotz, Fabrikant in Merſeburg; 799. O. Roßberg, Goldarbeiter daſelbſt; 800. Mitſcherlich, Fabri— kant in Eilenburg; 801. Boss, Königl. Waſſerbau-Inſpector in Naumburg; 802. die Direction der Königl. Wein- und Obſtbauſchule in Geiſenheim; 803. der Leipziger Canarienzüchter-Verein in Leipzig; 804. Günther, Depo- ſitalkaſſen-⸗Rendant in Merſeburg; 805. F. Fraas, Pfarrer in Hirſchberg a. d. S. Halle und Merſeburg, im Juni 1879. Der Vereins- Vorſtand. Unterſuchungen geſtorbener Vögel. Für die richtige Pflege der in Gefangenſchaft lebenden Vögel iſt es außer— ordentlich wichtig, die Todes-Urſache der in der Gefangenſchaft geſtorbenen Vögel kennen zu lernen. Wir dürfen es alſo mit beſonderer Freude begrüßen, daß Herr Profeſſor Dr. F. A. Zürn, der gelehrte Vorſtand des Veterinärinſtitutes der Univerſität Leipzig, nicht nur unſerm Vereine als Mitglied beigetreten iſt, ſondern ſich auch bereit erklärt hat, die ihm von Vereinsmitgliedern eingeſandten todten Vögel unterſuchen und den Unterſuchungsbefund zur Veröffentlichung in der Monatsſchrift mir mittheilen zu wollen. Diejenigen Vereinsmitglieder, welche dies dankenswerthe Anerbieten annehmen wollen, werden gebeten, bei Einſendung des todten Vogels die bisherige Fütterung und die Krankheitsgeſchichte möglichſt genau angeben zu wollen, damit — denn darauf kommt es uns Vogelfreunden ja hauptſächlich an — wir diejenigen Fehler kennen lernen, die wir zum Nachtheil unſerer gefangenen Vögel bei deren Pflege begangen haben und noch begehen. Ich war bereits in der Lage zwei todte Papageien Hrn. Prof. Zürn zu über⸗ ſenden. 6 * — 76 — 1) Pionias mitratus Weibchen (Rothſtirnpapagei) ſeit etwa drei Jahren in mei⸗ nem Beſitz und ſtets geſund. Kränkelte ſeit einigen Wochen. Bisherige Fütterung: Geſpelzter Hafer, Glanz, Hanf, Apfelſtücke. 2) Conurus pertinax (Goldmaskenſittich), im Käfig noch nicht gemauſert, hatte ſich mit dem Kopfe durch das Gitter gedrängt und wurde in dieſer La todt gefunden: Der Sectionsbericht des Hrn. Prof. Dr. A. Zürn lautet: zu 1) Pionias mitratus Weibchen. Leichte Darmentzündung. Einige Sporen von Flugbrand (Ustil. carb.) und ziemlich viele Bacterien (Micrococcen und Bacillen) im Darm. Das Darmſchleimhautepithel ſtark abgeſtoßen. Anm. Ob der gefütterte Hafer die Brandſporen lieferte und durch Verzehren deſſelben die Darm- entzündung hervorgerufen wurde, muß dahingeſtellt bleiben. Woher die vorhandenen Bacterien ſtammen iſt mir unerfindlich, da ich vorausſetzen muß, daß die Käfige penibel rein- lich, das Saufen exquiſit rein, und die verfütterten Apfelſtücken von faulen Stellen frei geweſen ſeien. 5 zu 2) Conurus pertinax. Erſtickungstod. Merſeburg, im Juni 1879. 5 Der Vorſitzende des Vereins- Vorſtandes a von Schlechtendal. — Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt. Von W. Thienemann. VII. Die Bachſtelze (Motacilla alba). Es war in den erſten Tagen des Juli 1872. Auf dem Hofe ſtand das ge— ſpaltene Buchenholz, welches das Brennmaterial für den nächſten Winter abgeben ſollte, ſchon ſeit dem Frühjahre zu einem ſogenannten „Holzſtoß“ kunſtgerecht zuſam— mengeſetzt. Dieſer, wohl 3½ Meter hoch, von Zuckerhutform, ſollte möglichſt zierlich ausſehen, war aber, wie gewöhnlich, etwas ſchief gerathen. Auf ſeinem mit einem ehemals grünbelaubten Zweige geſchmückten, dachförmig gebauten Gipfel trieb ein niedliches Vogelpärchen fein drolliges Weſen, deſſen Ge— fieder die drei für das Auge ſo wohlthuend zuſammengeſetzten Farben Schwarz, Weiß, Aſchgrau an ſich trug. Wir wollen ſeinem Treiben einmal ein wenig zuſchauen: jetzt ſetzt ſich das Eine auf den dürren Zweig und wippt zierlich mit dem langen Schwänzchen, während das Andere nach Fliegen haſchend mit vorgeſtrecktem Halſe über die Holzſtücke dahinläuft; bald jagen ſich beide ſcherzweiſe im Kreiſe herum, theils laufend, theils fliegend. Jetzt nimmt das Erſte den Gipfelplatz auf einem großen Holzkloben und ſetzt ſich, das Gefieder mit dem feinen, ſpitzigen Schnäbelchen locker d und putzend nieder. Das Andere, welches wir an der eleganteren Haltung und der etwas intenſiveren Färbung als das Männchen erkennen, nimmt den Augenblick wahr ſeiner Gattin, mit der es zur zweiten Brut ſchreiten will, ein beſonderes Vergnügen EU, VE zu bereiten. Es breitet den Schwanz fächerförmig aus, läßt die Flügel etwas hängen und ſchnurrt mehrmals im Kreiſe um jene herum, wobei es laut und zwitſchernd ſingt, wie ihm der Schnabel gewachſen iſt. Dies dauert ein ganzes Weilchen, dann fliegen beide vom Holzhaufen herab an den gleich daneben befindlichen kleinen Waſſer⸗ tümpel, trinken erſt behaglich von dem angenehm erwärmten Waſſer und ſteigen dann bis an den Leib in daſſelbe hinein, rechts und links nach Mücken und anderen kleinen Kerbthieren ſchnappend. — Die beiden ſauberen Vögelchen ſind meine Bachſtelzen, welche ſeit Jahren unausgeſetzt auf meinem Territorium ihre Brutſtätte gehabt haben (und wohl heute noch, nachdem ich längſt das alte Heim verließ, dort wohnen mögen). Die erſte Brut haben ſie ſchon vollendet; nun ſoll die zweite daran kommen. Das erſte Neſt wird alljährlich hoch oben am Scheunengiebel zwiſchen den Dachſparren ange— legt oft ſchon Ende des Monats April oder wenigſtens Anfang Mai. Zur zweiten Brut wählen ſie ſtets einen anderen Standort des Neſtes, meiſt in einem entlegneren Reviere, wohl 3 — 400 Schritte weit entfernt. Diesmal ſoll aber das Neſt in dem nach kluger Bachſtelzenberechnung ſehr günſtig gelegenen „Holzſtoß“ angelegt werden. Obenauf liegen nämlich die Stücke etwas loſe und bilden verſchiedene engere und weitere Höhlungen. Eine davon erſcheint den Thierchen paſſend, und nun gehts an's Herbeiſchaffen von Niſtmaterial. Hierbei iſt man nicht ſehr wähleriſch. Feinere und gröbere Reiſerchen, ſtärkere und dünnere Stengel von abgeſtorbenem Wegerich, Schafgarbe und Neſſeln, dürres Laub, Strohhalme, Würzelchen aller Art u. ſ. w. werden fleißig und in großer Menge zuſammengetragen und davon ein großer Klum— pen gebildet, welcher die Höhlung möglichſt ausfüllt. Um die Neſtſtoffe aufzuſuchen und herbeizuholen fliegen ſie oft über Haus und Hof weg und ſuchen in der Ferne, was ſie manchmal ganz in der Nähe haben könnten. In dieſe unförmliche Maſſe dreht ſich das Weibchen einen ſchöngerundeten Napf ein, den es mit Federn und Haaren ausfüttert und deſſen Wände zierlich glatt ausſehen. Hühner-, Enten- und Gänſefedern vermiſcht mit Pferdehaaren ſind die gewöhnlichen Polſterſtoffe, welche die kleinen Künſtler gebrauchen, doch nehmen ſie auch gern Schweinsborſten, Moos, Flechten und andere weiche, leicht verwendbare Gegenſtände. Nach wenigen Tagen war das Neſt vollendet, und das Weibchen begann mit dem Legen der Eier, deren bei der erſten Brut 6— 7, bei der zweiten 4— 5 die volle Zahl ausmachen. Dieſe ſind einfach gefärbt und tragen genau genommen die Farben des Vogels ſelbſt an ſich: auf weißem Grunde, welcher bisweilen in's Gelb— liche, bisweilen in's Bläuliche zieht, befinden ſich kleine graue und ſchwarze Fleckchen und Strichel, die bald dichter an einander, bald weiter von einander abſtehend dem Ei entweder eine hellere oder dunklere Schattirung verleihen und öfter am ſtumpfen Ende ein Kränzchen bilden. Der Character eines Bachſtelzeneies iſt nicht leicht zu verkennen, wenn man deren erſt eine Anzahl geſehen hat. Nur einmal in meinem Leben fand ich in der Nähe des Salzſee's bei Eisleben ein Bachſtelzenneſt in einer Erdhöhlung, deſſen Eier den eigentlichen Character faſt ganz verleugneten, indem ſie auf gelbbräunlichem Grunde mit grünlichbraunen Fleckchen verſehen waren. Ihre Größe iſt durchſchnittlich diejenige mittlerer Sperlingseier, denen ſie im Allgemeinen auch etwas ähnlich ſehen, wenigſtens den hell gefärbten Exemplaren. IM IERS Nun zurück zu unſerem Bachſtelzenpaare auf dem Holzhaufen. Ich will feine Geſchichte dem Leſer wenigſtens zu Ende erzählen, wenn ſie auch tragiſch ſchließt, wie ſo manche Neſtgeſchichte. — Es ſollte den zierlichen Eltern nicht vergönnt ſein, ſich der gehofften Familie zu erfreuen. Während des Legens, welches etwa eine Woche dauerte, tändelten die beiden Vögelchen abwechſelnd auf dem Hofe oder auf dem Niſt⸗ plage herum. Sehr oft ließen fie ſich auch auf dem Firſt des Scheunendaches nie- der, deſſen oberſte, abgerundete Kante ihnen ein ſehr beliebter und bequemer Tum- melplatz war, auf welchem ſie auch manche hochfahrende Fliege laufend erſchnappen konnten. Dort oben auf einer Ziegelerhöhung ſitzend ließ das Männchen oft ſeinen zwitſchernden Frühlingsgeſang hören, der, wenn auch eintönig und dem Finkenſchlage nicht zu vergleichen, doch ganz freundlich und harmlos klingt und aus ziſilirenden und quirilirenden Strophen zuſammengeſetzt iſt. Zugleich diente ihnen dieſer erha— bene Platz als Warte dem nahenden Feinde aufzupaſſen und ihn mit Gewaltgeſchrei zu vertreiben und zu verfolgen; und wenn etwa Nachbars Kauz, welcher drüben in dem aus alter Kloſterzeit herſtammenden Gemäuer reſidirte, es ſich einfallen ließ bei hellem Tageslichte hervorzukommen und einen kleinen Spazierflug hinter den Schornſtein oder von Baum zu Baum zu machen, wie das bisweilen geſchah, waren meine Bachſtelzen gewiß die Erſten, welche ihn bemerkten, ſich in ſeine Nähe bega— ben, mit ängſtlichem „Zirrhit, zirrhit!“ ihm das Leben ſauer machten und ihn veranlaßten nach und nach das Weite zu ſuchen. Schwebte aber gar etwa ein Falke oder eine Weihe niedrig über das Dorf dahin, ſo flogen ſie ihm ſchon von weitem mit demſelben Geſchrei entgegen, riefen durch ihr Angſtgeſchrei alle Schwalben und Bachſtelzen ringsum zuſammen und jagten den verdutzten Räuber mit Höllenlärm davon. Bei warmem, trocknem Wetter war Neſtbau und Legegeſchäft ſchnell beendet und ſchon ſchickte ſich das Weibchen an die Eier zu bebrüten, da geſchah das Ent— ſetzliche, daß durch die Hitze zuſammengetrocknet und gelockert ein Theil des Holz— haufens einſtürzte und — da ſolcher Schade nicht gut zu repariren iſt, das ganze Holz weggetragen werden mußte. Es that mir ſehr leid dieſes geſtatten zu müſſen; indeſſen, es half nichts, auch der Theil, auf welchem das fragliche Neſtchen erbaut war, wurde abgetragen, nachdem ich daſſelbe vorher ſauber aus ſeinem Standorte, welcher jo gewählt war, daß das brütende Weibchen durch ein übergelegtes Holz— ſtück vor Regen und ſtechendem Sonenſtrahl geſchützt ſaß, heraus gehoben hatte; es enthielt 5 Eier, welche die oben beſchriebene Färbung hatten. Das Vogelpärchen verſchwand für dieſes Jahr. Nicht ein einziges Mal kam es wieder auf den Hof; nur im Herbſte ſah ich es zuweilen auf dem Scheunenfirſt ſitzen; dann zog es nach Süden, aber im nächſten Frühjahre kehrte es vergnügt zurück und brütete wieder — wie ehedem unter den Dachſparren des Scheunengiebels. Nun aber wollen wir uns die allbekannte Bachſtelze auch einmal in der Nähe anſchauen. Ihre geſtreckte, zierliche Geſtalt hat wirklich etwas recht Anmuthiges. Der lange, ſchwarze, mit weißen Randfedern verſehene Schwanz befindet ſich in ſteter, wippender Bewegung; die ſchwarze Kehle und Bruſt, welche von dem Weiß der Stirn, der Halsſeite und des Unterleibes einerſeits eben ſo ſcharf abgegrenzt werden, wie der ſchwarze Oberkopf andrerſeits, heben das weiche, bläuliche Grau des Rückens er recht ſanft hervor, der zierlich lange, pfriemenförmige Schnabel und die dunkeln klu— gen Augen machen den Vogel zu einer höchſt angenehmen Erſcheinung im Sommer— kleide. Der Herbſt bringt ihm das Winterkleid; es verſchwindet nämlich die ſchöne, ſchwarz glänzende Kehle ſo weit, daß nur ein ſchmaler, halbmondförmiger Ring von ihr übrig bleibt, welcher quer über die weiße Bruſt läuft. Auch in dieſer Tracht iſt der Vogel lieblich anzuſehen; etwa wie eine anmuthige Erſcheinung in der Damen— welt uns im warmen, pelzbeſetzten Winterkoſtüm ebenſo gut gefällt, wie in leichter eleganter Sommertoilette. Die Bachſtelze iſt Zugvogel, aber ſie hängt mehr an ihrer Heimath als die meiſten anderen Vögel, welche gleich ihr dem Süden zueilen. Der Hauptzug geht im October weg, aber Einzelnen wird es ſchwer, ſich von dem Heimathsorte zu tren— nen, ſie zögern und bleiben ſo lange als möglich, bis ſie endlich durch empfindliche Kälte zur Abreiſe gezwungen werden. So wurde in der Gegend von Zeitz im vo— rigen Jahre noch am 6. December ein einzelnes Exemplar bemerkt. So zögernd die Bachſtelze aber wegzieht, ſo geſchwind iſt ſie wieder da; und das Frühjahr braucht bloß Miene zu machen die Menſchheit mit ſeinen Sonnenſtrahlen und Blumendüften zu erfreuen, ſogleich iſt ſie auch zurückgekehrt und wird oft noch eher als die Veil— chen geſehen, welche doch keinen ſo weiten Weg zurückzulegen haben. Mein Pärchen kehrte an folgenden Daten an ſeine Brutſtätte zurück: 1873 am 22. März, 1874 an demſelben Tage, 1875 am 17. März, 1877 am 12. März. Damit iſt aber nicht geſagt, daß es nicht noch eher in die heimatliche Gegend zurückgekommen ſein könne. In dieſem Frühjahre bemerkten wir die erſte Bachſtelze unweit Zangen— berg am 10. März. Sie iſt ein muntrer und beweglicher Vogel und weilt gern in der Nähe des Menſchen, der ihr ja in ſeinen Scheunengiebeln und Holzhaufen paſſende Niſtgelegen— heiten verſchafft, auch wohl Brutkäſten hinhängt. Letztere aber ſcheint ſie nicht gern zu beziehen; denn mir iſt, obgleich ich ſeit wenigſtens 12 — 14 Jahren eigens für fie hergerichtete Niſtkäſten an paſſenden Plätzen aufgehängt habe, kein Fall bekannt, daß ſie einen derſelben angenommen hätte.“) Da ich noch einmal auf das Niſten der Bachſtelze zurückgekommen bin, will ich gleich noch eins erwähnen: die Bachſtelze iſt nämlich einer derjenigen Vögel, deren Neſter ſich vor anderen gern der Kukuk zur Aufzucht ſeiner Brut bedient, und ehe es ſich ſolch eine arme Bachſtelzenmutter verſieht, kriecht einmal aus den von ihr bebrüteten Eiern, welche doch alle gleich groß und auch ziemlich gleichgefärbt waren, (nur daß das Eine ein klein wenig dunkler aus ſah und etwas abweichende Flecken hatte) ein gelbbrauner Fleiſchklumpen mit großen geſchloſſenen Augen und mächtigem Rachen — ein wahrer Wechſelbalg — mit heraus und wächſt rieſig ſchnell heran, weil er es verſteht ſeinen langen Hals am weiteſten vorzuſtrecken und am jämmer— lichſten um Nahrung zu betteln. Derſelbe nimmt bald den ganzen Neſtraum für ſich allein in Anſpruch, ſo daß er, wenn auch nicht abſichtlich ſo doch unvermeidlich nach und nach alle ſeine Stiefgeſchwieſter aus dem Neſte verdrängt, wodurch ſie er— ) Möchten doch andre Vogelfreunde und Beobachter von Brutkäſten ihre Erfahrungen, die ſie nach dieſer Seite hin machten, in der Monatsſchrift mittheilen. W. Th. BR =. ya kalten und ſterben. Pflegevater und Pflegemutter ſchleppen nun unabläffig Würm⸗ a chen, Käfer, Fliegen und andere Zweiflügler hinzu um den Schreihals zu ſättigen, und erziehen auf dieſe Weiſe in dem jungen Kukuk eine neue Geißel ihres Geſchlech⸗ tes heran, denn jeder Kukuk koſtet alſo eine ganze Bachſtelzen- oder ſonſtige Sing⸗ vögelbrut. | Die Bachſtelze nimmt vegetabiliſche Koſt niemals zu ſich, ſondern nährt ſich bloß von Kerbthieren und namentlich ſolchen, welche ſie im ſeichten Waſſer oder an demſelben findet. Aus dieſem Grunde ſieht man ſie auch meiſtens in der Nähe eines Waſſers ihren Wohnſitz aufſchlagen, in welchem fie für ihr Leben gern herum— wadet und ſoweit hineinſchreitet, als es ihre ziemlich langen ſtelzenartigen Füßchen erlauben. Aber auch im Trocknen, auf ebener Erde, auf ungegrabenen, glattgehark— ten Gartenbeeten, auf Aeckern und Wegen liegt ſie der Kerbthierjagd ob. Welcher Landmann hätte ſie nicht ſchon hinter dem Pfluge herlaufen und Würmchen ſuchen ſehen, oft im Verein mit dem Staarmatz und dem pfiffigen Saatraben? Durch ihre behenden, graziöſen Bewegungen, durch ihr artiges Schwanzwippen und die einfachen, geſchmackvollen Farben gefällt ſie Jedermann und iſt allenthalben ebenſo bekannt als beliebt. Sieht man im Sommer ein ſehr dunkel, ſchwärzlich gefärbtes Exemplar, ſo iſt das ein junger Vogel dieſer Art, welcher die Toga virilis“) noch nicht empfangen hat. Zangenberg, den 21. April 1879. Vogeltagebuch⸗Notizen. Von Dr. von Gizycki. II. Meine S. 42 des 1. Igs. dieſer Monatsſchrift erwähnte Zaun grasmücke befindet ſich jetzt (Juni 1879), nachdem ſie nunmehr 12 Jahre geſund bei mir verlebt, noch in demſelben normalen Zuſtande, wie vor drei Jahren, und ſie ge— hört noch immer zu meinen fleißigſten Sängern. Spuren von Alterſchwäche ſind bei ihr bisher noch nicht zu bemerken. Sie badet ſich täglich wenigſtens einmal: ſpringt in's Waſſer und gleich wieder heraus, oft dreißig Male hinter einander. Komiſch iſt es, wie ſich bei dieſem jung aufgezogenen Vogel der Inſtinct offenbart (vor dem manche Forſcher doch eine allzu große, fait möchte man jagen aber⸗ gläubiſche, Furcht haben). Zuweilen nimmt dieſer Vogel eine Ameiſenpuppe nach der andern in den Schnabel, bis er einen ganzen Ballen davon hat, und ſpringt dann, trotz des, der Puppen wegen, halb geſchloſſenen Schnabels wiederholt ſingend, lange damit hin und her: er will Junge ätzen, welche er nie gehabt und nie ge ſehen. Häufig auch klammert er ſich an einer Ecke ſeines Bauers an und macht um die Dräthe herum durch die Luft die wunderlichſten Halswendungen und ) Das Kleid der Erwachſenen. LE Schnabelbewegungen: er will ein Neſt bauen und führt die dazu erforderlichen Bewegungen aus, ohne mit Etwas bauen zu können. ** * * Der Sumpfrohrſänger (Calamoherpe palustris) hält ſich im Käfig, wie mir ſcheint, mindeſtens eben jo gut wie der Gartenſänger (Hypolais icterina), der ja wohl auch zarter iſt als ſeine ſämmtlichen Anverwandten. Seit Anfang Juli v. J. beſitze ich ein, einige Wochen zuvor gefangenes Exemplar jener Species. Daß dieſer Vogel dem Gartenſänger beſonders ähnlich ſieht, habe ich nicht finden können; noch jetzt hängt bei mir der eine der Vögel dicht über dem andern, ſodaß man ſie gut vergleichen kann; eine Zeit lang befand ſich unter beiden noch eine Gartengrasmücke: aber dieſe drei Vögel ſcheinen mir wirklich nicht ſo viel Aehnliches zu beſitzen, daß eine Verwechslung irgendwie nahe gelegt wäre. Der Rohrſänger hatte ſich auf der Reiſe zu mir ſtark erkältet; und als er nach vierzehn Tagen den Schnupfen noch nicht verloren hatte, gab ich dem Vogel ſeine (damals 16) Mehlwürmer in Provencer Oel ertränkt, dem Rathe ſeines früheren Pflegers gemäß, Herrn Emil Wagner, eines vortrefflichen Vogelwirths, und nach vier Tagen ſchon war der „Sumpfrich“ vollkommen vom Schnupfen frei. Den Winter über blieb er, bei Ameiſenpuppen mit ein wenig Mohrrüben vermiſcht, und täglich 24 bis 30 Mehlwürmern, ſtets munter und mobil, mit glatt anliegen— dem Gefieder. Acht oder mehr ſeiner Mehlwürmer erhielt er Abends bei Licht. Starke Beleuchtung die langen Winterabende hindurch halte ich überhaupt (worin mir auch Freund d' Alton beipflichtet) bei allen zarteren Vögeln für ſehr empfehlens— werth. Die Vögel hatten ſich bei mir bald ſämmtlich daran gewöhnt, waren ruhiger als bei heller Dämmerung, fraßen ohne Ausnahme wenigſtens Mehlwürmer und ſangen zum Theil. Der Rohrſänger badete ſich im Winter auch regelmäßig bei Licht: beſpritzte ſich mit Kopf und Schnabel; denn in's Waſſer ſprang er nie. Während mein, ungleich weniger gut ausſehender, Gartenſänger Anfangs Januar ſeinen Geſang begann, ließ der ſumpfige ſich erſt am 24. März zum erſten Male hören; der des Herrn Wagner fing ſogar erſt im April zu ſingen an. Der Geſang wurde bald ziemlich laut und ſcheint, bis auf einige Laute à la Teichrohrſänger (falls er dieſe nicht etwa auch von letzterem gelernt hat), lediglich aus Imitationen der Stimmen anderer Vögel zuſammengeſetzt zu ſein; wie dies ja auch beim roth— rückigen Würger der Fall zu ſein pflegt. Bisher habe ich in ſeinem, im ſchnellſten Tempo vorgetragenen Geſange Lock- und Geſangstöne von folgenden Vögeln erkannt: Rauchſchwalbe, Kohlmeiſe, Sperling, Feldlerche, Rebhuhn, Eichelheher, Singdroſſel, weiße Bachſtelze, Gartenrothſchwanz, Stieglitz, Zeiſig (?), Staar (2). Außerdem hat er aber noch verſchiedene andere, offenbar erlernte Geſangspartien, die ich mir noch nicht habe auslegen können; Einiges ſcheint Waſſer- und Sumpfvögeln (die mir unbekannt ſind) anzugehören. K * * Für das beſte Winterfutter für Sperbergrasmücken, dieſe weichlichſten aller mir bekannten Grasmücken, halte ich Ameiſenpuppen, vermiſcht mit etwa doppelt ſo viel ganz klein geſchnittenen Würfelchen von Birnen oder ſüßen weichen I WEB I Aepfeln; dazu Mehlwürmer. Ein Herr, dem ich dies Futter für feine Nisoria vorgeſchlagen, ſchrieb mir: „die Birnen bewähren ſich vorzüglich, beſſer als die Feigenſchmiere;“ dieſen Winter ſei der Vogel bei Birnenfütterung und täglich 8 Mehlwürmern ſchlank und mobil, während er im vorhergehenden Winter bei Mohr⸗ rübenfutter und täglich 24 Mehlwürmern „faul und ſtruppig und kaum durchzubringen“ geweſen. Die meinige ſang bei dem angegebenen Futter den ganzen Winter über ungemein fleißig, auch ziemlich regelmäßig des Abends bei Licht, oft dann gegen zwei Stunden lang faſt ununterbrochen, ganz leiſe: was einen ſehr gemüthlichen, heimlichen Eindruck machte. Sie hatten Erborgtes vom Pirol, Fitislaubvogel, Kohlmeiſe, Rebhuhn und Sperling; in ihrem leiſen Geſange war dies aber weit deutlicher zu erkennen als im ſommerlichen lauten. g h j 4 } h 255 * * Der Waldlaubvogel (Phyllopneuste sibilatrix), im Berliner Thiergarten in vielen Exemplaren vertreten, kann, ſeines netten Ausſehens und Weſens wegen, recht wohl unter die für einen Käfigflug zu empfehlenden Vögel gerechnet werden: er ſcheint ſich beſſer zu halten als der Gartenſänger, ſich ſehr ſchnell an die Gefangen— ſchaft zu gewöhnen und bald alle Scheu abzulegen. Im vorigen Jahre hatte ich einen ſolchen mit mehreren anderen Vögeln zuſammen in einem großen Bauer: wobei man Thun und Treiben der Vögel (wenn auch freilich nicht ihren Geſang) ja überhaupt meiſt weit beſſer beobachten kann, als im Einzelkäfig. Der kleine Waldlaubvogel erwies ſich da als ein furchtloſer Geſell und ließ ſchwerlich einen, ſelbſt größeren, Vogel bei ſich vorbei fliegen, ohne nach ihm zu ſchnappen. Der eine ſeiner Gefährten, auf den er es beſonders abgeſehen hatte, war ein Wald— rothſchwanz, der den Geſang des Fitislaubvogels ſehr hübſch nachahmte und außer— dem Schwalben, Kohlmeiſen- und Sperlingstöne hatte. Dieſer Rothſchwanz hielt einen andern Bauergenoſſen, einen Fliegenſchnäpper, offenbar für etwas Sieartiges, da er ihn oft anbalzte und attackirte. Eine Zeit lang hatte ich, Gebauermangels wegen, eine Nachtigall und einen Fliegenſchnäpper zuſammen in einen großen Käfig logirt. Letzterer nun hatte vor jener große Furcht: nie unterließ er es, wenn er fraß, faſt nach jedem Biſſen nach der Nachtigall hinaufzuſchielen, ob ihm von dieſer Gefahr drohe; denn allerdings kann ſie manchmal urplötzlich herabgeſchoſſen und verjagte ihn vom Futter. Schließlich kam nun noch auf kurze Zeit eine Sperbergrasmücke zu den Beiden, und da war es denn ſpaßhaft zu ſehen, wie ſich die Situation alſobald veränderte: die Nachtigall fürchtete ſich vor dem neuen Ankömmling, der ihr übrigens nie zu nahe trat, mied fortan die höheren Regionen und hielt ſich dem Boden näher; der Fliegenſchnäpper aber verlor alle Furcht vor ihr, ſetzte ſich dreiſt neben ſie, fraß neben ihr, putzte ſich neben ihr; und die Nachtigall ihrerſeits dachte gar nicht mehr daran, ihn anzugreifen. . ˙— . ————— . * * x Ein ſehr anmuthiger Stubenvogel iſt der ſchwarzrückige Fliegenſchnäpper (Museicapa atrieapilla). In feinem Geſichtsausdruck hat er, der klugen zutraulichen 4 Augen wegen, etwas an das Rothkehlchen Erinnerndes; deſſen Geſange — wie DE andrerſeits dem des Rothſchwanzes — ja auch fein Lied in gewiſſer Hinſicht ähnlich iſt. Die Beſchreibung des Geſanges vom Halsbandfliegenfänger, welche Graf Gourci giebt (vgl. Brehm, Gefangene Vögel II, 382), paßt auch vollkommen auf den anſprechenden Geſang des ſchwarzrückigen. Er fängt denſelben gewöhnlich mit einigen ſchnarchenden, rothſchwanzartigen Lauten an, oder auch mit dem wieder— holten Lockton ſit, ſit, dann folgt eine Reihe ſehr melodiſcher Töne, die durchflochten ſind von eigenthümlichen feinen nicht unangenehm in's Gehör fallenden Ziſchtönen, die in dem zuſammenhängend vorgetragenen Liedchen in ſehr kurzen Intervallen in derſelben Tonhöhe als Grundton immer wiederkehren, ſo daß auf einen bis höchſtens ſechs der Flötentöne ſtets ein oder einige „Zich“ folgen; welches bei meinem Exem— plar von dem leiſen Wintergeſange im Nebenzimmer bei geſchloſſener Thür ganz allein zu hören war. Den Geſang meines Vogels habe ich durch die Sylben wiederzugeben verſucht; chr echrechr titi zichzich tiu züzö zichzich zwö zichzich zwö wö zich zich tiuwiewiö zichzich zöh zichzich zwitetöh tichtetöh zichzich hihuhöhaho. Der Geſang hat verſchiedene ſignalartige Flötentouren; und eine Strophe, die ich auch bei einem andern Exemplar gehört habe, klingt (wie mein Bruder in Ohlau ſehr bezeichnend bemerkte) ähnlich, als wenn man mit dem Munde ſchnell über eine kleine Harmonika fährt (von den hohen nach den tiefen Tönen hin). Mein Fliegen— ſchnäpper war anfänglich ſehr ſcheu, wurde aber bald zahm und zutraulich. Schwierigkeiten hat mir ſein Halten gar nicht gemacht; aber allerdings verlangt er einen großen Käfig (der ihm von mir angewieſene iſt 79 Cm. lang, 67 hoch, 39 tief) und gutes Futter (im Winter erhielt er bei mir Ameiſenpuppen mit etwas Mohrrübe vermiſcht und täglich etwa 12 bis 16 Mehlwürmer, beides fraß er auch bei Licht; das Sommerfutter beſteht lediglich, wie bei allen meinen Vögeln, aus friſchen Ameiſenpuppen, nebſt wenigen Mehlwürmern). Die Mauſer ſchien ihn gar nicht anzugreifen. Den Winter über ſang er täglich ein wenig, gegen das Frühjahr hin aber ſehr fleißig. Er iſt ein großer Freund vom Baden: weniger als dreimal am Tage badete er ſich ſelten, oft aber noch häufiger, beſonders wenn man ihm immer wieder friſches Waſſer gab. * * * Ein prächtiges Pirol-Quartett hörte ich dieſen Juni im Park Witzleben bei Charlotttenburg, dergleichen ich noch nie vernommen hatte: drei männliche Pirole neckten ſich in einem kleinen Geſträuch auf einer Wieſe ohne Unterlaß eifrigſt und ſchönſtens dabei pfeifend, und ganz in der Nähe betheiligte ſich noch ein vierter Pirol an dem Concert. Oü est la femme? fragt der Franzoſe: und jo mochte auch hier wieder Eine Sie die Veranlaſſung von Alledem ſein. 3 Verkannte und Mißachtete. Von O. v. Rieſenthal. 1. Der Schleierkauz. „Die Wanderfalken ſitzen in dieſem Jahre in der mittleren Klippenreihe unter dem ſteilen Abſatz, wo gar nicht anzukommen iſt, ſo daß keiner von den Ver⸗ heiratheten daran will; ein paar Jungen wollen aber vor einen Thaler ſich der Sache annehmen und an einem Seile herunterlaſſen, wenn Sie wollen, doch iſt es arg gefährlich“; — ſo lautete der Bericht meines Beobachters aus Alten-Hammer⸗ ſtein. — Ich hatte mich alſo nicht geirrt und trotz aller Winkelzüge des alten Weibchens, welches meine Beobachtungen mit dem Krimſtecher aufmerkſam betrachtet und in Folge deſſen den Horſt zu verheimlichen geſucht hatte, die richtige Stelle an einigen friſchen Reiſern erkannt. Da galt kein Zögern, die Horſthöhle liegt unter einer überhängenden Klippe und bietet am vorderen Rande kaum den nöthi— gen Raum für einen Menſchen, um darauf knieen zu können, der „Junge“ mußte an einem Seile heruntergelaſſen werden, ſo daß er etwa 60 Meter Felswand über ſich und unter ſich hat und verſteht man unter dieſem „Seil“ eine gewöhnliche, oft ſchon ſtark gebrauchte Waſchleine, berückſichtigt man unvermeidliches Verderben „vor einen Thaler“, wenn dieſe Leine reißt durch Abſcheuern an der ſcharfen Lei, ſo handelte es ſich um baldige Weiſung die Falken ruhig zu belaſſen, zumal mir an den Eiern nur wenig gelegen ſein konnte in Betreff der ausgeſprochenen Lebens— gefahr. — Und — offen geſtanden, freute ich mich im Stillen dieſe edle Räuber⸗ colonie erhalten zu ſehen; ein unbeſchreiblicher Genuß liegt für mich in der un: geſtörten Beobachtung dieſer herrlichen, wilden unbändigen Freibeuter, die ſich mir oft in nächſter Nähe vorſtellen, wenn ich mich hart an die alte Mauer des äußeren Thurms niederlege; da kommt das Weibchen zu Horſt geflogen, — mit hellem „kozek — kozek — kozek!“ ſtürmt ihm das Männchen entgegen und ſtößt auf jenes wie auf einen Raub; das Weibchen geht krallend auf den Scherz ein, — unter wildem Freudengeſchrei überſtürzen ſich die beiden Flieger und wirbeln bis auf die Felſenkante nieder, wo das Männchen ſchnell abſtreicht und hinter einen Thurm⸗ falken Fahrt macht, welcher ſich unterſtehen konnte, in der Nähe des Horſtes vorbei- zuſtreichen. — Doch der Thurmfalke giebt mehr Widerpart als ich gedacht hätte — es iſt auch wohl nur mehr Scheinturnier als Ernſt, — der Wanderfalke ſtreicht zurück und verſchwindet unter der überhängenden Klippe. — Schroff und tief unter mir der alte grüne Vater Rhein, über mir die alte geſchleifte Veſte, ein ſeinerzeit ſtarker und gefürchteter Ritterſitz; hier die Romantik, unten das moderne Getriebe: rechts und links ſauſen die Eiſenbahnzüge dahin und obgleich das Salonboot „Humboldt“ aus beiden Schornſteinen thalwärts dampft, iſt ſeine Fahrt doch Schneckengeſchwindigkeit gegen den nach Cöln vorbeiraſenden Courierzug. — Die Kletterangelegenheit war erledigt trotz einigem Widerſtreben der Jungen, eine Vergütigung des guten Willens verſtand ſich von ſelbſt ſchon wegen eines anderen Males, und ich klomm hinan, dem alten Gemäuer zu; die Sonne ſchien ſich — 85 — endlich des Wonnemonats zu erinnern, denn ſie brannte mit großer Ungenirtheit auf den unbeſchirmten Nacken. — Da war ich oben; — o weh, Menſchenſtimmen! gottlob eine Seltenheit hier oben. Zwei Herren, ein älterer und jüngerer, und zwei junge Mädchen machten mit ihrem Gezwitſcher die alte Schwarzamſel auf ihrem Neſt unruhig, daß ſie laut ſchallend den Gemahl herbeirief, der nun die Fortſetzung übernahm und ſich lange nicht beruhigen konnte. — „Ob hier wohl Geiſter umgehen?“ fragte das eine Mädchen ſchelmiſch; — „„ja was meinen Sie?““ wandte ſich der alte Herr an mich. — „„Kann's nicht ſagen““, erwiederte ich, „„die Herrſchaften müſſen die Geiſterſtunde, oder doch die Dunkelheit abwarten; — im Hellen zeigt ſich kein Geiſt!““ 0 Die Sonne neigte ſich zum Untergange und übergoß die alten Thürme von Andernach mit wahrem Heiligenſchein, ich hatte meine lebende Umgebung faſt ver— geſſen, als ich erſchreckten Aufſchrei hörte und das nach Geiſtern lüſterne Mädchen nach dem öden Thurmfenſter mit allen Zeichen wirklicher Angſt zeigen ſah. — „Wahrhaftig! — um Gotteswillen ſtill! — ich meine doch, wir machen uns eilig davon!“ begutachtete der jüngere Cavalier die mir unverſtändliche Epiſode und winkte mir geheimnißvoll mit bis an die Stirnhaare emporgezogenen Augen— brauen. „Hören Sie gar nicht? — dort! — da ſchnarcht Einer! wer weiß, man ſucht ſteckbrieflich dieſen und jenen Verbrecher.“ — „„Und Sie meinen, der Schnarcher dort im Thurmloch könne einer von ee ſein s“ | „Ja, wer weiß, — auf dieſer einſamen Warte hier oben.“ ... „„Warten Sie noch eine halbe Stunde, mein Herr, und der Schnarcher zeigt ſich Ihnen freiwillig!““ „Scherz bei Seite, — den Tenfel auch.“... „„Scherz und Teufel bei Seite, der Schnarcher iſt das harmloſeſte Geſchöpf auf dieſer ſchönen Gotteswelt und kann nichts für ſein Schnarchen, mit welchem es freilich ſchon manches Menſchenkind geängſtigt hat, — es iſt ein Schleierkauz, vielleicht der verzauberte letzte Ritter des hier einſt hauſenden Geſchlechts, deſſen Erſcheinung die junge Dame, die ſich ſo feſt an den Arm des Herrn dort klammert, ſo eifrig wünſchte!““ „A—a—ah!” a e Alma natura! wo bleibt der Segen deines Studiums?! Die Schleiereule, Schleierkauz, Schnarchkauz, Hauseule ꝛc. (Strix flammea Linn.) iſt ein ſo bekannter Vogel, daß ſie eigentlich kaum einer Beſchreibung bedarf; wer dieſe ſo farbenſchöne Nachtwandlerin in natura, oder abgebildet geſehen hat, kann ſie kaum vergeſſen; mit ihrem aſchgrauen Scheitel, der mit ſchwarzen und weißen Tropfenflecken, einer Perlenreihe nicht unähnlich geziert iſt, und den rothen Längsſtreifen dazwiſchen, welche Zeichnung und Färbung mit zunehmendem Roſtroth — 86 — über Rücken und Schwanz hinunterreicht, zeichnet ſie ſich auffallend vor allen anderen Eulen aus. Andere Kennzeichen ſind: Schnabel gelblichweiß, nach unten geneigt; N Iris ſchwarzbraun; die Flügel überragen den Schwanz; die Zehen laſſen die Schilder erkennen und find mit einzelnen Borſten rattenſchwanzartig beſetzt, im Gegenſatz zu der dichten Zehenbefiederung der meiſten anderen Eulen. Der Schleier iſt gelblichweiß, mit roſtröthlichen, ſchwarzbraun geſäumten Federn herzförmig umſchloſſen und von ſehr komiſcher Beweglichkeit; zieht ihn die Eule herzförmig hernieder, ſo hat ſie das vollendete Leichenbittergeſicht, während ſie zu lachen ſcheint, wenn ſie ihn ſeitwärts verbreitert; die Augen umgiebt ein Kreis röthlicher Federn, welcher ſich in einer Schnebbe nach den Schnabel herunter⸗ zieht. Schwanz roſtröthlich gelb mit 4 ſchwarz und grau geſtrichelten ſchmalen Bändern und hellem, dunkel geſtrichelten Spitzenſaum. — Die ganze Vorderſeite iſt meiſtens roſtröthlich, doch auch gelb und gelegentlich faſt weiß, wo dann die ſchwarz- und grauweißen Tropfenflecken weniger zahlreich find, als auf der gewöhn— licheren Färbung; untere Schwanzdecken etwas weißlicher mit matteren Flecken, Unterſeite des Schwanzes gelblichweiß mit grau durchſcheinenden Binden der Ober— ſeite. Die dünnen und hohen Tarſen geben in ihrer nach unten abnehmenden Be- fiederung dem ganzen Fußgeſtell ein ſehr ſchwächliches Anſehen. — Krallen bräunlich. Junge Schleiereulen haben etwas ſo Lächerliches, frappant Fratzenhaftes, daß ſie den verdrießlichſten Murrkopf zum Lachen reizen dürften. In gelblich—⸗ weißen Flaum gehüllt, ſproßen ihnen auf dem Kopfe wie eine Igelkappe blaugraue Federn heraus, der noch unvollkommene Schleier läßt den großen Schnabel wie einen Rüſſel hervortreten und auf den langen dünnen Spindelbeinen hockend, erheben ſie ſich bald, um aus ihrem Winkel den Beobachter wüthend anzuglotzen, bald ſinken ſie mit feſt gekniffenen Augen in einen Federballen zuſammen und ſehen überhaupt ungemein unfertig aus, wie auch der rothe Rand um die Augenlider der alten Schleiereule ein tiefäugiges, ſkrophulöſes Ausſehen aufprägt. Die Fortpflanzung der Schleiereule bietet viel Intereſſantes; die Neigung hierzu dach, bald vom Taubenſchlag oder Kirchthurme aus unſichtbarer Kehle herrührt, doch aus nächſter Nähe zu kommen ſcheint und den Unkundigen beängſtigt. Die 5—6 weißen länglichen Eier werden in irgend eine Vertiefung oder Ecke im Scheunen- gebälk, Mauerloch ꝛc. gelegt, oft ohne jede Unterlage oder doch nur auf das vor dem Herabfallen ſchützende, nothwendigſte Material. Man findet neben ſchon ſeit Tagen ausgekrochenen Jungen ſtark und ſchwach oder gar nicht bebrütete Eier, ſo daß alſo die Eule mit dem zuerſt gelegten Ei auch ſogleich zu brüten anfängt. — Auch zu ſehr verſchiedenen Zeiten brüten die Paare; da man vom April bis in den November hinein Eier und Junge verſchiedenen Alters findet. — Die aus⸗ geflogenen Jungen ſitzen des Abends in der Nähe ihrer Geburtsſtätte und laſſen einen ſchnarchenden Ton hören, um den mit Fraß herbeieilenden Alten ihren Aufent⸗ haltsort leichter kenntlich zu machen. — All“) dieſes heimliche Treiben, Nachahmen der menſchlichen Stimme und an⸗ ) Vergl. v. Rieſenthal, Raubvögel Deutſchlands und Caſſel, Th. Fiſcher. dere bedenkliche Ereigniſſe, z. B. daß die Schleiereule einem ſchnarchenden Kahlkopf, vielleicht von den ſympathiſch klingenden Tönen angelockt, die Perrücke in der Meinung abgezogen habe, ſie eigne ſich vorzüglich zur Neſtunterlage, haben ſie in erſten Mißcredit beim Publicum gebracht und ihre Verfolgung bewirkt. — Drang ſie in die Taubenſchläge ein, um harmlos zu brüten, ſo wurden ihr ſogleich mör— deriſche Abſichten untergelegt: als Austrinken der Eier, Verſchlingen der jungen Tauben ꝛc., ja nicht ſelten wurde ſie als Hexe verſchrieen und Unglück im Viehſtall ihr zugeſchoben. — Gleichwohl thut man ihr bitteres Unrecht: nie berührt ſie die jungen oder beläſtigt ſie die alten Tauben oder gar andere Thiere; kennen ſie die Tauben nur erſt, ſo herrſcht gegenſeitig das unumſchränkteſte Vertrauen und meine Hauseulen konnte ich ſtät in ihrem Winkel hocken, manchmal ſogar mitten unter den Tauben ſitzen ſehen und einmal brütete eine ſo dicht neben einer Taube, daß die beiden Brütevögel Seite an Seite ſaßen und ſich gegenſeitig wärmten, was komiſch genug ausſah. Die Nahrung der Schleiereule find Mäuſe, und fand Altum in 354 Ge- wöllen außer 7 Fledermäuſen, 1064 verſchiedene Mäuſe, ferner 12 Sperlinge und 2 Mauerſegler (Cypselus apus). — E. v. Homeyer fand neben einem Neſt von 7 Jungen, von denen das größte beinahe flügge, das kleinſte etwa 8 Tage alt war, einen Haufen von etwa dreiviertel Scheffel todter Mäuſe liegen, welche die ſo über— aus gefräßigen Jungen nicht hatten bewältigen können. Wäre alſo der Schleierkauz auch Vogelfänger, ſo müßten doch unter ſolcher Menge wenigſtens einige Vögel gefunden worden ſein. — Daß er ſich gelegentlich aus Noth, in ſtürmiſchen Nächten oder ſonſt bei ſehr günſtiger Gelegenheit einen Vogel nimmt, iſt unbeſtritten, — gönne man ſie ihm doch! wo aber ſolche Thatſachen, — unbeſtreitbare Zahlen — ſprechen, da können wir es nur einen Frevel nennen, die Schleiereule, eins der dem menſchlichen Haushalt nützlichſten Hausthiere zu ſchädigen. — Will man ihre Gegenwart nun einmal nicht, ſo vertreibe man ſie, ſtelle ſich aber durch ihre Tödtung nicht bloß und belehre den gemeinen Mann über den Werth Diele Vogels und — gehe ihm mit gutem Beiſpiel voran! — Das Heim der Schleiereule iſt faſt ausſchließlich, ſtets mit Vorliebe, die menſchliche Niederlaſſung und hierin liegt doch gewiß ein deutlicher Fingerzeig der Schöpfung, daß der Menſch den anſpruchsloſen Miether gaſtlich aufnehme! Sie mag freilich weniger liebenswürdig ſein als Papageien, Bülbüls, Aſtrilde und wie ſonſt die Schooßkinder alle heißen mögen, ihre Stimme iſt auch weniger ſchön als Nachtigallen- und Finkenſchlag; — zur Liebe kann man Niemanden zwingen, aber unberechtigte Vorurtheile ſoll man bekämpfen, vielleicht beherzigt das Dieſer oder Jener, in deſſen Schutz ſich unſere Hauseule begeben hat! ——ũ——— . D. Von E. v. Schlechtendal. [u Beiträge zur Kenntniß fremdländiſcher Stubenvögel. J. Der orangeſchnäbelige Papageifink (Saltator aurantiirostris). Nummer der Monatsſchrift iſt der orangeſchnäbelige Papageifink als eine kürzlich von Charles Jamrach zuerſt e — — Bereits in der März m geführte Vogelart werthen Vogels gegeben worden. 8 chreibung des beachten j ine Abbildung deſſelben — von der Me e kurze Be erwähnt und ein 1 iſterhand Mützels nach der Ich laſſe heute e 4 Der orangeſchnäbelige Papageifink (Saltator aurantiirostris). Natur entworfen — folgen, und zwar ſtellt unſer Bild drei Vögel dar, von denen die beiden hinteren denen entſprechen, welche ich von Jamrach erhalten habe, während der vordere Vogel nach einem im Berliner Muſeum befindlichen Exemplare, N — anſcheinend einem alten Männchen — gezeichnet worden iſt. Leider wurde von den drei Exemplaren, die ich erhielt, das eine, bei welchem die ockergelbe Kehle von einem breiten ſchwarzen Kehlbande eingefaßt war, von einem andern Vogel ſo entſetzlich gebiſſen, daß es nach längerem Siechthum geſtorben iſt; auch ein zweites Exemplar, bei dem anſcheinend das ſchwarze Kehlband im Entſtehen begriffen iſt, kränkelt in bedenklichſter Weiſe und nur der dritte Vogel, der noch keine Spur von einem Kehlband zeigt, ſcheint die Mühſale der weiten Reiſe ohne Nachtheil überſtanden zu haben. Bei dieſem Vogel iſt der Schnabel jetzt auch lebhaft orangegelb, während er bei dem andern eine dunklere, hornbräunliche Fär— bung hat. Meine Annahme, daß der Vogel ohne ſchwarzes Kehlband ein Weibchen ſein möchte, ſcheint indeß nicht richtig geweſen zu ſein, denn vor einigen Tagen beobachtete ich, daß dieſer Vogel ganz nett zu ſingen anfing, während ich bisher von allen drei Vögeln nur ein dünnes, ſcharfes zitt, zitt gehört hatte, welches ſie ſtets auszuſtoßen pflegten, wenn fie ſich gierig auf die ihnen vorgeworfenen Mehl- würmer ſtürzten. Ich bin zu wenig muſikaliſch, um den Geſang des Papageifinken näher kennzeichnen zu können: vielleicht wird man ihn „hänflingsartig“ nennen können. Was ich hörte, klang ganz nett und überraſchte mich, da ich noch weniger erwartet hatte. Es erreichte wohl noch nicht das Lied des roſenbrüſtigen Kernbeißers (Hedy- melis ludoviciana) und mag etwa mit dem Liede des Biſchofs (Goniaphea coerulea) auf derſelben Werthſtufe ſtehen. Da gleichzeitig Glanzſtaare und Papageien ihre Stimmen erſchallen ließen, war es ſelbſt bei der größten Aufmerkſamkeit kaum möglich, den ziemlich leiſen Geſang des orangeſchnäbeligen Papageifinken ganz zu würdigen. In Gemeinſchaft mit andern Vögeln zeigen nach meinen bisherigen Wahr— nehmungen die Papageifinken ſich friedfertig: Früchte, Grünzeug und Kerbthiere bilden ihre Lieblingsſpeiſe: das Viertel einer Apfelſine, am Käfiggitter befeſtigt, iſt ſehr bald verzehrt und bleibt ſelbſt die bittere Schale nicht ganz verſchont, eine Reſedapflanze — im Blumentopf vorgeſetzt — iſt ſehr bald vollſtändig verſchwun— den, ſelbſt die krautigen Stiele werden bis zum Erdboden abgebiſſen; Mehlwürmer, friſche Ameiſenpuppen, Maikäfer finden ſtets großen Beifall; von Sämereien werden Hanfkörner, Sonnenblumenſamen und geſpelzter Hafer beſonders bevorzugt. Die Papageifinken ſcheinen ruhige, gemächliche Vögel zu ſein, die ebenſo abwechſelnde, wie reichliche Koſt lieben und bei deren Pflege man darauf achten muß, nicht zu fettes und zu nahrhaftes Futter zu reichen. Nach einer neulichen Mittheilung der „Gefiederten Welt“ hat inzwiſchen auch der Prinz Ferdinand von Sachſen-Coburg-Gotha in Wien Papageifinken für ſeine — anſcheinend ſehr reichhaltige — Sammlung lebender Vögel erworben. 2. Der Zedernvogel (Ampelis cedrorum). Mit dem Namen Zedernvogel wird der kleine amerikaniſche Seidenſchwanz bezeichnet, von dem Dr. Ruß ſagt *), daß er als Stubenvogel nicht beliebt ſei. Da dieſer Bemerkung die Notiz beigefügt iſt, daß der Zedernvogel nur ſelten ein— geführt wird, ſo darf man annehmen, daß der Mangel an Beliebtheit auf die ) Dr. K. Ruß, Handbuch für Vogelliebhaber I. 2. Aufl. S. 309. ne 7 Unkenntniß der Liebhaber zurückzuführen iſt. Allerdings iſt die Gabe des Geſanges dem Zedernvogel verſagt, ja, er ſcheint — wie ich ſpäter berichten werde — nicht einmal den Geſang anderer Vögel gern zu hören, ſonſt wüßte ich aber nicht, was man an dem hübſch gefiederten Fremdling auszuſetzen haben ſollte. Mir iſt ſehr wohl bekannt, daß man in Liebhaberkreiſen auch auf unſern europäiſchen Seidenſchwanz wenig gut zu ſprechen iſt, weil der Stoffwechſel bei ihm in ganz überraſchendem Maße von Statten geht und es faſt zu den Unmöglichkeiten gehört, einen mit mehreren Seidenſchwänzen beſetzten Käfig leidlich rein zu halten, aber unſer Zedern vogel iſt weit kleiner, wie ſein europäiſcher Vetter und die Reinhaltung ſeines Käfigs macht nicht mehr Schwierigkeit als bei Hüttenſängern, Bülbüls und ähn⸗ lichen Vögeln. Ich kann für meine Perſon den Zedernvogel gut leiden und habe mich — je länger ich ihn beſeſſen — deſto mehr mit ihm befreundet. Es iſt ſchon über Jahr und Tag her, daß ich in den Beſitz meines Vogels kam. Herr Aug. F. Wiener in London hatte denſelben zufällig in der Vogelhandlung von J. Abrahams geſehen und dieſen Händler beſtimmt, denſelben mir zuzuſenden. Mit arg zerſtoßenen Flügelfedern und ſchwanzlos traf der arme Burſche hier ein und da ich ſonſt keinen Platz für ihn hatte, brachte ich ihn in einen großen Flugkäfig, der mit verſchiedenen gleich großen amerikaniſchen Vögeln beſetzt war. Nun ſtellte es ſich aber heraus, daß die zerſtoßenen Flügel den Aerm⸗ ſten nicht auf den unterſten Sitzzweig zu tragen vermochten; alle Verſuche, ſich emporzuſchwingen, ſchlugen fehl. Mein Seidenſchwanz wußte ſich aber doch zu helfen: er hüpfte zum Käfiggitter und kletterte flügelſchlagend an dieſem empor. Die eine ihm drohende Gefahr hatte der Vogel überwunden — einer andern ihm drohenden wußte er noch beſſer zu begegnen. Neben einem Paar harmloſer roſen⸗ brüſtiger Kernbeißer bewohnt jenen Flugkäfig ein ſchwarzblauer Biſchof (Gonia- phea cyanea), ein ziemlich böſer und händelſüchtiger Vogel. Dieſer verſuchte auch an dem armen Zedernvogel ſeinen Uebermuth auszulaſſen und rückte ihm — wie er das andern Vögeln gegenüber bereits mit Erfolg gethan — drohend mit geöffnetem Schnabel auf den Leib. Der Zedernvogel ließ ſich aber durchaus nicht ſchrecken, er blieb ganz ruhig ſitzen und ſperrte nur zur Abwehr auch ſeinerſeits den Schnabel auf. Wäre er nur ein wenig zurückgewichen, ſo hatte der Biſchof gewonnenes Spiel, er würde dann Muth zu erneutem Angriff gefaßt und den ziemlich wehrloſen Zedern⸗ vogel bald in die Flucht geſchlagen haben. Die unerſchütterliche Ruhe aber, mit welcher der Zedernvogel dem übermüthigen Biſchof begegnete, machte dieſen bedenk⸗ lich, er ließ es bei dem einen Verſuch bewenden und behelligte den ſtandhaften 1 Vogel nicht weiter. Jahr und Tag ſind ſeit jenem verfehlten Angriff verſtrichen und aus dem kleinen zerſtoßenen Seidenſchwanz iſt ein tadellos gefiederter Vogel geworden. Die Grundfarbe ſeines Gefieders gleicht durchaus der feines europäiſchen Verwandten. Neben der einfacheren Flügelzeichnung ſind die ſammetſchwarze Stirnbinde und die matte, ſtrohgelbe Färbung der Unterſchwanzdecken die beſonderen Kennzeichen des Amerikaners. Der Europäer hat viel prächtiger gefärbte Flügel, die Unterſchwanz⸗ 7 decken ſind ſchön kaſtanienbraun und fehlt ihm die ſchwarze Stirnbinde ganz. 8 ne —— c 5 CTT \ Nach meinen Beobachtungen tft der Zedernvogel mehr noch Kerbthierfreſſer, wie der europäiſche Seidenſchwanz. Mit Begierde frißt Erſterer die ihm hin⸗ geworfenen Mehlwürmer und verſucht ſelbſt Maikäfer zu überwältigen und ſich ſchnabelgerecht zu machen. Vorzugsweiſe nährt aber auch der Amerikaner ſich von Fruchtſtoffen. Hollunder- und Ebereſchenbeeren werden gern genommen, beſonders gern aber Roſinen und Korinthen. Sultanroſinen ſind eine beſondere Lieblings⸗ ſpeiſe meines Vogels und werden regelmäßig zuerſt verzehrt. Iſt der Zedernvogel hungrig, ſo kennt er keine Scheu: er fliegt mir dann ſofort entgegen und kann kaum die Zeit erwarten, daß der Futternapf ihm hingeſtellt wird. Aus der Hand frißt er ſtets ohne irgend welche Bedenken. Den zirpenden Geſang und das Spiel mit der Federnhaube hat der Zedernvogel mit dem europäiſchen Seidenſchwanz gemein. Ein Bad nimmt er ab und zu, aber nicht regelmäßig. | Früher, als er noch verſtümmelte Flügel hatte, ſaß er meiſt auf einer be: ſtimmten Stelle und ſchwirrte — wenn Futter gereicht wurde — plump herab. Jetzt iſt er viel bewegungsluſtiger geworden und fliegt leicht und gewandt ſo weit der Raum es ihm geſtattet. Ein Geſangsfreund ſcheint er nicht zu ſein: als kürz⸗ lich ein Weibchen des rothen Cardinals in ſeiner Nähe zu ſingen begann, rückte der Zedernvogel dicht an daſſelbe heran und ſuchte es mit offenem Schnabel am Halsgefieder zu faſſen. Das Cardinalweibchen ſchien ob dieſer unerwarteten Störung ziemlich verwundert zu ſein, begann aber ſehr bald wieder mit ſeinem ſanften: dju dju dju — trrrr. Kaum ertönte dieſer Geſang, ſo rückte auch der Zedernvogel wieder ganz entrüſtet heran und ſuchte es abermals beim Schopf zu faſſen, bis ſchließlich das Cardinalweibchen auf die weitere Ausübung ſeiner Geſangskünſte verzichtete. a 3. Der Nanday-Sittich (Conurus Nanday). Als gegen Ende des Jahres 1878 der Verein Aegintha in Berlin hetzt „deutſcher Verein für Vogelzucht und Acclimatiſation“) eine Vogel⸗Ausſtellung veran⸗ ſtaltete, ſchickte Charles Jamrach in London auch ein Pärchen Nan day-Sittiche, die erſten Vögel dieſer Art, welche je nach Deutſchland gekommen ſind, dahin und be— eilte ich mich, daſſelbe für meine Sammlung zu erwerben. Der Preis betrug damals 80 Mark. Gleichzeitig oder doch nur wenig ſpäter gelangte ein zweites Pärchen dieſer Sittiche in den Beſitz des Herrn Dr. Karl Ruß zu Steglitz und erſchien daſſelbe im Frühjahre 1878 auf der Ausſtellung des Vereins Ornis in Berlin. Nach den Mittheilungen von Dr. Ruß in „Die fremdländiſchen Stubenvögel“ Bd. 3 S. 253, war im Jahre 1870 der erſte, im Jahre 1876 der zweite Nanday⸗ Sittich lebend nach Europa und zwar in den zoologiſchen Garten von London ge— langt, und iſt der Vogel auch als Balg heute noch ſo ſelten, daß er ſelbſt dem ſo reichen Berliner zoologiſchen Muſeum zur Zeit noch fehlt. Obſchon das Kleid des Nanday-Sittichs ein ziemlich einfaches iſt, hat dieſer Papagei doch ein höchſt eigenthümliches Ausſehen und kann mit keiner der ihm verwandten Arten verwechſelt werden. Das Gefieder iſt ſchön grasgrün, auf einzelnen Theilen, namentlich auf dem Hinterrücken und nach dem Bürzel zu in Gelbgrün, 7 * — 92 — auf dem Kropfe in Bläulichgraugrün übergehend. Der Oberkopf und die Backen ſind ſchwarzbraun, die Schwingen und der lange Schwanz indigoblau, die Schenkel hellſcharlachroth, der Schnabel iſt hornſchwarz, das Auge dunkelbraun, die Füße hornbräunlich. Der grün gefiederte Vogel ſieht alſo aus, als hätte er eine ſchwarze — richtiger, ſchwarzbraune — Maske vor dem Geſicht und da auch Augen und Schnabel dunkelfarbig find, iſt die Geſammt⸗Erſcheinung des ziemlich großen, ſtattlichen Vogels eine höchſt auf- fallende. Das von mir erworbene Pärchen zeigte ſich ſchon auf der Ausſtellung als außerordentlich ängſtlich. Faſt nie wagte es ſich auf die Sitzſtange herab, faſt immer hing es dicht aneinander geſchmiegt in einer Ecke ſeines kleinen Käfigs. Bei mir erhielt daſſelbe einen ſehr geräumigen Flugkäfig angewieſen, den bereits andere Arten Keilſchwanzſittiche bewohnten. Auch hier ſaßen die Nanday-Sittiche meiſt ſtill dicht neben einander — häufig den Kopf in die Federn verbergend. Mit beſonderer Vorliebe pflegten ſie Rücken gegen Rücken zu ſitzen, in einer Weiſe, wie ich ſolches noch bei keiner anderen Vogelart wahrgenommen habe. Nur, wenn beide Vögel Niemand in der Nähe wähnten, wurden ſie lebhafter, liefen flügelſchlagend auf den Sitzzweigen herum und ließen ihre gellende Stimme vernehmen. Von ihren Gattungsgenoſſen hielten ſie ſich fern und befaßten ſie ſich ja mit ihnen, ſo geſchah es nicht eben in freund⸗ licher Abſicht. Ein einzelner Jendaya-Sittich verſuchte es deſſenungeachtet mit großer Hartnäckigkeit, ſich ihnen anzuſchließen und ſetzte es trotz wiederholter Abweiſung ſchließlich doch durch, daß er im Bunde der dritte wurde. Vor wenigen Tagen fand ich in der ſchönen „Thier-Ausſtellung“ des bekannten Thierhändlers Rice von London auch zwei Paar Nanday-Sittiche und erwarb eins davon, das lebhafter und ſchöner war, als mein altes Pärchen. Es gab einen Höllenlärm, als die vier Nanday- Sittiche ſich begrüßten und die drei Jendaya-Sittiche (ich hatte inzwiſchen auch noch zwei Vögel dieſer ſchönen Art erhalten) ſich an dieſer Begrüßung betheiligten. Schon bereute ich es, die Schaar dieſer Schreihälſe wieder vermehrt zu haben, und nur der Anblick der vier ſchönen Schwarzgeſichter drängte die ohnehin zu ſpäte Reue wieder zurück. Das neu erworbene zweite Paar, der bisherigen engen Haft entlaſſen, befeindete zwar das alte Pärchen, doch haben dieſe Feindſeligkeiten einen ernſten Character bisher nicht angenommen. Merkwürdig war es mir, daß der Jendaya-Sittich, auch nachdem ich zwei junge Vögel ſeiner Art mit in den Käfig gebracht hatte, ſeinen Nanday-Sittichen treu blieb. Mit dieſen theilt er Freud und Leid und ſitzen alle drei Vögel meiſt dicht an einander — faſt möchte ich ſagen in einander — gedrängt. Seine Artgenoſſen ſind dem Jendaya-Sittich gleichgültig, den neu angekommenen Nanday-⸗Sittichen aber weicht er vorſichtig aus. Schade, daß Nanday- und Jendaya-Sittiche eine ſo laute, gellende Stimme haben, daß es nahezu unmöglich iſt, die ſchönen Vögel im Wohnzimmer zu halten. In ihren Bewegungen, namentlich in dem Sträuben des Gefieders, dem Lüften der Flügel und dem Hin- und Herdrehen des Körpers in Fällen der Erregung gleichen die Nandayſittiche ganz den ihnen überhaupt ſehr naheſtehenden Jendaya⸗ Sittichen. ge ee e eee 4. Der Schieferammerfink (Phrygilus unicolor). Vor einiger Zeit ſandte mir Frl. Chriſtiane Hagenbeck in Hamburg einen ihr ganz unbekannten kleinen, einfarbig dunkel ſchiefergraublauen Vogel mit ſchwarzem ſpitzem Schnabel und zierlichen hornſchwarzen Füßen. Mir war derſelbe ebenfalls unbe— kannt, und ſandte ich daher eine Farbenſkizze deſſelben an Hrn. Prof. Dr. J. Cabanis in Berlin. Umgehend theilte dieſer ausgezeichnete Kenner der Vogelwelt mir mit, daß es Phrygilus unicolor ſei, den ich erhalten habe. Brehm hat dieſem Vogel den Namen „Schieferammerfink“ gegeben, und nennt die Gruppe Ammerfinken, denen er dieſe Art beigeſellt, „Edelammerfinken.“ Mit verſchiedenen ſüdamerikaniſchen kleinen Finken erhielt der Schieferammer- fink, der etwa die Größe unſeres Zeiſigs hat, einen geräumigen Käfig angewieſen, zeigte ſich aber bald als ein ſehr wenig friedfertiger Vogel. Hatte er für ſeines Leibes Nothdurft geſorgt, ſich an Hirſe und Canarienſamen geſättigt und dazu einen Mehlwurm verzehrt, ſo fing er an, auf dieſen oder jenen ſeiner kleinen Käfig⸗ genoſſen (meiſt Pfäffchen, Gattung Sporophila) Jagd zu machen. Unabläſſig, einen heiſeren, ziſchenden Laut ausſtoßend, verfolgte er bald dieſen, bald jenen Vogel. Dieſer Zuſtand durfte ohne erhebliche Gefahren für Leben und Geſundheit der zur Verfolgung von ihm auserſehenen Vögel nicht geduldet werden: der graue Störenfried wurde daher herausgefangen und von mir nicht ohne einiges Bedenken in einen von Grünkardinälen, roſenbrüſtigen Kernbeißern, Stärlingen und einem Hüttenſänger bewohnten Käfig untergebracht. Mein Schieferammerfink — weit kleiner, als die genannten Vögel — trat in ſeiner neuen Umgebung höchſt beſcheiden auf, flüchtete ſofort, wenn einer der großen Genoſſen ſich ihm nahte und ſättigte ſich erſt dann, wenn die Großen von den Futternäpfen ſich bereits zurückgezogen hatten. Dieſe behelligten ihn aber nicht weiter und gewann, nachdem er monate— lang in den neuen Verhältniſſen gelebt hatte, ſeine ihm eigene Dreiſtigkeit wieder die Oberhand. | Unter den Stärlingen feines Käfigs befindet fih auch ein Reisſtaar (Paperling, Dolichonyx orycivora), der oft mit ſeinen Füßen nicht ganz in Ordnung und dann etwas ſchwerfällig iſt: eines Tages mußte ich nun zu meinem Erſtaunen ſehen, daß der kleine Schieferammerfink den großen Reisſtaar verfolgte und letzterer angſt— erfüllt im Käfig umherflatterte. Nach dieſer Wahrnehmung konnte es mich nicht mehr Wunder nehmen, wenn auch der Hüttenſänger von dem kleinen grauen Zänker befehdet wurde. Der Hüttenſänger, ein hübſcher munterer, aber friedlicher Vogel — der vor einigen Jahren von mir gezüchtet worden war —, zeigte ſich weniger angſterfüllt, als der unbeholfene Reisſtaar und ſchützte ſich durch gewandten Flug leicht vor den Beläſtigungen des Schieferammerfinken; denn ſo dreiſt dieſer auch iſt, ſo wagte er ſich doch nicht auf die oberen Sitzzweige, wo die Grünkardinäle ſich aufzuhalten pflegen. f Ob Zankſucht eine Eigenthümlichkeit aller Schieferammerfinken iſt, oder ob nur mein Vogel durch dieſe Eigenthümlichkeit ſich auszeichnet, vermag ich nicht zu ſagen. Sollte dieſe Vogelart in größerer Zahl eingeführt werden, wird ſie jeden— falls noch weniger Liebhaber finden, als andere Ammerfinken, denn der zirpende — 94 — 5 | | Geſang des Schieferammerfinken iſt ohne jede Bedeutung. Immerhin bleibt dieſer Vogel jedoch trotz ſeines einfachen Kleides eine recht hübſche eigenartige Erſcheinung und würde ich ihn nur ungern in meiner Sammlung miſſen. Aus meiner Vogelſtube. Von A. Frenzel. 7. Aſtrilde. Ganz allerliebſte, anmuthige Vögelchen ſind es, die Aſtrilde, ſchwachſchnäbliche Prachtfinken oder Aeginthae, wie Dr. Ruß fie nennt. Sie vereinigen viele Eigen⸗ ſchaften in ſich, die ſie liebenswerth machen, ſie ſind farbenſchön, klein, zierlich, flink, heiter, zutraulich, dabei doch auch ängſtlich, neugierig, geſellig, verträglich, harmlos, genügſam, ausdauernd — Eigenſchaften, welche man kaum in ſolcher Ge⸗ meinſchaft anderswo wieder findet, aber ſo bezeichnend, daß man ſchon vorſchlug, bei Entdeckung dieſer Eigenſchaften an andern Weſen, dieſe dann aſtrildiſch oder aeginthenhaft zu nennen. Trotzdem können ſie auf die Dauer nicht feſſeln, wenigſtens einen Vogelpfleger nicht, der begabtere Vögel, wie Papageien, ꝛc. kennen lernte. Geſang iſt ihnen verſagt und auch die Zucht der Aſtrilde iſt nach meinen Erfah⸗ rungen ſo unergiebig, daß man klüger thut, derartige Verſuche nicht anzuſtellen. Ich habe denn auch die Aſtrilde nach und nach aus meiner Vogelſtube entfernt und es ſind nur Abſchiedsworte, die ich ihnen hiermit noch widme. Im Laufe der Zeit habe ich mit Ausnahme der ſelteneren, wie Schwarzbäckchen, dunkelrothe und Sonnenaſtrilde, Granat-, Bunt-, Aurora-, Ceres-, Ningel- und Wachtelaſtrilde ſämmtliche der eingeführten Arten gehalten. Bis jetzt ſind 31 Arten eingeführt worden, darunter allerdings einige, von denen man bis jetzt nur einzelne Exemplare nach Europa brachte, jo Pünktchen-, Larven-, Wieners-, Binſen⸗ und gemalter Aſtrild; dergleichen Seltenheiten finden ſich vorzugsweiſe in der Samm⸗ lung unſeres Vereinsmitgliedes, des Herrn A. Wiener in London. Der Grau— aftrild (Aegintha einerea ), beginnt die Reihe. Es iſt der erſte Aſtrild, den man ſich kauft, er iſt immer billig und jederzeit zu haben. Ein ſchmuckes Vögelchen, das mit den Schwenkungen ſeines Schwänzchens, ſeinem rothen Schnäbelchen und ſeinem Lockſtimmchen ſofort das Herz ſeines Pflegers gewinnt. Zudem iſt er keineswegs weichlich, im Gegentheil recht ausdauernd, jahrelang blieben ſie am Leben, nur an Legenoth verlor ich Weibchen, ſchließlich mußte ich als Züchter die ) Bezüglich der Nomenklatur der Prachtfinken ſchließe ich mich Dr. Ruß an, welcher jeden ſchwachſchnäbligen Prachtfink Aegintha, jeden ſtarkſchnäbligen Prachtfink Spermestes nennt. Hat mir die Ruß'ſche Nomenklatur der Papageien — nachdem wir die klare, überſichtliche Aufſtellung dieſer Vögel von Finſch beſitzen — niemals, ſo hat mir die der Prachtfinken ſtets gefallen. Die Ornithologen haben auch an letz'erer Anſtoß genommen, man muß aber bedenken, daß Ruß ſeine Nomenklatur nicht für dieſe Ornithologen, ſondern für Vogelfreunde und Vogelpfleger aufſtellte. Letztere werden Ruß dafür nur dankbar fein, denn wer wollte leugnen, daß die Unmaſſe von wiſſen⸗ ſchaftlichen Namen einem Nichtornithologen nur Schwierigkeiten bereitet? A. Fr. | e Vögel herausfangen, ſie waren andern Vögeln nur im Wege und nützten mir nichts. Gebrütet haben ſie wiederholt und es ſelbſt bis zu Jungen gebracht, allein dieſe nie aufgezogen, ſondern ſie ließen ſie aus lauter Aengſtlichkeit einfach verhungern, auch wenn ihnen großer Vorrath an kleinen friſchen Ameiſenpuppen zu Gebote ſtand. Ein Männchen zeigte ſich zur Niſtzeit ungemein aufgeregt, verfolgte heftig die Weibchen und nicht allein die eigenen, ſondern ſelbſt die Weibchen anderer Aſtrilde; litt ein Grauaſtrild-Weibchen an Legenoth, ſo wurde daſſelbe ſicher zu Tode ge— quält, wenn ich das arme Thierchen nicht zu gehöriger Zeit herausfing. Obwohl mich die Unverwüſtlichkeit dieſes Männchens freute, ſo wurde ich doch auch wieder von der an Grauſamkeit grenzenden Unerſättlichkeit abgeſtoßen. Ein Weibchen Grauaſtrild hatte mit einem Männchen Schönbürzel Freundſchaft geſchloſſen, ſie bauten ein hübſches Neſt, brachten es indeſſen auch zu keinen Jungen. Ungemein ſpaßhaft war es, wenn die Vögel auf einem Aſte zuſammen kamen und ſich be— grüßten, das Schwänzchen des Grauaſtrild-Weibchens ging nun mit größter Energie und Eilfertigkeit nach rechts und links, das Schönbürzel-Männchen machte ſeine ſchönſten Duckchen ohne Aufhören. Vom gewellten Aſtrild (A. undulata) und Orangebäckchen (A. melpoda) kann ich nichts Erwähnenswerthes angeben, indem ich dieſe Vögel auch nur kurze Zeit in Beſitz hatte. Der Schönbürzel (A. coerulescens) iſt mir der liebſte der Aſtrilde ge— worden. Während ſonſt dieſer und der Schmetterlingsfink als die weichlichſten Aſtrilde gelten, waren dieſe bei mir gerade ausdauernd, wohingegen ich den kleinen Amarant als den heikelſten Aſtrild kennen lernte. Die Schönbürzel werden ſehr zutraulich. Sie bauten wiederholt an Stellen, die ich unmittelbar berühren mußte, auf Bäumen in der Nähe meines Beobachtungsſitzes, in dem auf dem Schreibtiſch ſtehenden Käfig, ihr niedliches rundes Neſt, verloren alle Scheu und brüteten, ohne ſich durch mich im Geringſten ſtören zu laſſen, leider immer ohne Erfolg. Freifliegend in der Vogelſtube huſchten fie ungenirt um meinen Kopf herum, ihr Flug iſt außer: ordentlich leicht und völlig geräuſchlos, wie ein leichtes Federbällchen durchſchwimmen ſie die Luft. Auch die langgezogenen Locktöne des Männchens ſind anmuthend. Und die außerordentliche Farbenpracht, das ſchöne Blaugrau des Körpers und das prächtige Roth des Schwanzes! Andere Schriftſteller haben andere Lieblinge ſich unter dieſen Vögelchen erwählt, ſo Dr. Bolle das Silberſchnäbelchen, Dr. Ruß den Tigerfink, Pfarrer Göller den kleinen Amarant — der Geſchmack iſt verſchieden, bei mir hat das Schönbürzel immer am höchſten geſtanden. Der Tigerfink (A. amandava), iſt eben ſo ausdauernd, als der Grauaſtrild, ja vielleicht der ausdauerndſte aller Aſtrilde, ein Männchen lebt bei mir, ſo lange ich Exoten halte und nur die Weibchen leiden mitunter an Legenoth, was ihnen einen frühen Tod bereitet. Vorigen Sommer erfreute mich mein Pärchen mit der erſten Brut, allein die Freude war kurz, die fünf, mehrere Tage alten Jungen, waren eines Morgens aus dem Neſte geworfen worden und lagen todt auf dem Boden; ob die Eltern oder andere Vögel die Miſſethäter waren, weiß ich nicht. Intereſſant iſt die Ver: färbung des Männchens, die eigentlich nie ganz aufhört, ſondern das ganze Jahr hindurch fortwährt, zur Niſtzeit prangte es im ſchönſten rothen Kleide. Lieblich ge iſt die kleine Geſangsſtrophe, die Männchen und Weibchen hören laſſen. Es find ruhige, ſtille Vögel, gar nicht ſo ängſtlich als Grauaſtrild und Orangebäckchen, auch ſcheinen ſie mehr Ueberlegung und Gedächtniß zu haben, wenigſtens war mein Tigerfink-Männchen im Spätherbſte, wenn ich die Vögel aus der Stube fing, gewiß ſtets der letzte, der in den Fangbauer ging. Der Tigerfink iſt gegenwärtig der billigſte Aſtrild, ein Pärchen dieſer Vögel kauft man bereits für 2—3 Mk.; über Trieſt werden ſie alljährlich zu vielen Hunderten eingeführt. Vom gelbgrünen Aſtrild (A. formosa), kaufte ich ein Pärchen des letzten Schubes, welchen Fräulein Hagenbeck im Herbſte 1876 erhielt. Das Weibchen lebte nur einige Tage, das Männchen machte zwei Mauſern durch, bei der erſten Mauſer hatte ſich der Vogel prächtig verfärbt, bei der zweiten Mauſer fing er an zu kränkeln und ging ſchließlich ein. Das Männchen war ein fleißiger Sänger, d. h. er trillerte eifrig eine Strophe, an die er regelmäßig einige ſtumme Töne ſchloß, wobei er, den Kopf nach oben gerichtet, mit geöffnetem Schnabel vorwärts ſtieß und ſo die Töne, von denen man nichts hörte, gleichſam hervorpreßte. Das Goldbrüſtchen (A. sanguinolenta), einer der kleinſten Aſtrilde, habe ich mit Glück gezüchtet. Es iſt ein hübſches, niedliches Vögelchen, farbenſchön und ausdauernd. Die Pärchen niſten überaus leicht und fleißig, bringen aber immer— hin nur ſelten ihre Jungen auf. Das Goldbrüſtchen ſcheint jetzt etwas ſeltener eingeführt zu werden, es iſt nur zeitweiliz käuflich zu haben. Die Vögelchen habe ich auch deswegen nicht verbannt, ſie bewohnen noch meine Vogelſtube und haben gegenwärtig wieder Junge im Neſt. Auch den kleinen Amarant (A. minima) habe ich gezüchtet, leider ſind jedoch die Jungen immer wieder eingegangen. Ueberhaupt habe ich mit dieſem Aſtrild die ſtärkſten Verluſte erlitten, meiſt lebten die neuen Ankömmlinge nur kurze Zeit, aber auch ſchon eingewöhnte Vögel ſtarben ſehr häufig ganz plötzlich weg, ohne krank geweſen zu ſein; den kleinen Amarant halte ich für den weich— lichſten aller Aſtrilde. Ein ſchwer krankes Weibchen hüpfte mir einmal, als ich in der Vogelſtube ſaß, auf den Fuß und höher auf das vorgeſtreckte Bein hinauf, als ob es Hilfe bei mir ſuche. War es nur Zufall oder hatte das arme Vögelchen in ſeiner Todesangſt alle natürliche Scheu vor dem Menſchen verloren? der kleine Amarant wird jedoch als der klügſte aller Aſtrilde geſchildert, der Kosmopolit und ruhigen, bedächtigen Charakters ſei, wie Dr. Ruß hervorhebt. Der Schmetterlingsfink (A. phönicotis) hat eine große Vorliebe für Mehlwürmerköpfe, ſo oft ich lebende Mehlwürmer den Vögeln vorſetzte, ſo oft waren die Schmetterlingsfinken die erſten, welche zuflogen und den Mehlwürmern den Garaus machten, indeſſen doch nur die Köpfe fraßen; ſie ſorgten in dieſer Weiſe wenigſtens dafür, daß die Mehlwürmer nicht mehr entrinnen und ſich ver⸗ laufen konnten. Sonſt waren es hübſche, anmuthige Vögel, Männchen und Weib⸗ chen immer bei einander ſitzend und ſich gegenſeitig im Gefieder krauend, aus⸗ dauernd, ebenſo wie Grauaſtrilde und Tigerfink; ich habe durch Krankheit nicht ein Exemplar verloren, ein Männchen flog in den Wellenpapagei-Käfig und blieb im Gitter hängen, ein im Winter in die Vogelſtube gelaſſenes Männchen war in der erſten Nacht auf den Boden herunter und gerade in die kälteſte Ecke geflattert, ee es IE dort fand ich es am andern Morgen aufrecht, wie lebend ſitzend, doch war es erſtarrt, kalt und todt. Sie haben nie geniſtet und ſämmtliche Schmetterlinksfinken wanderten deshalb in die Vogelſtuben anderer Liebhaber. ———— — ann ann Zur Charakteriſtik der Waldohreule (Otus sylvestris). Von Julius Stengel. Die Waldohreule oder Horneule, mit ihren etwa 3,5 em. langen Federohren, iſt überall bekannt und eine in hieſiger Gegend ſehr häufig vorkommende Eulenart, die ſich von Mäuſen aller Art, Maulwürfen, Fröſchen, Inſekten (Maikäfern und Nachtſchmetterlingen) und Vögeln nährt. Letztere werden ihr jedoch nur ausnahms— weiſe zur Beute, denn unſere kleinen Vögel ſchlafen meiſt alle im Verborgenen und die Eule vermag daher nur ſelten einen aufzufinden. Der Flug der Waldohreule iſt langſam und ſchwankend und da ihre Schwung— federn ſehr weich ſind, völlig lautlos. Ihr bei Tage blödes Auge iſt in der Dämmerung und bei Mondſchein ſcharf, noch ſchärfer iſt ihr Gehör. Bei rabenfinſterer Nacht aber ſoll ſie, wie andere Thiere, auch nicht ſehen können. Den Tag über bringt die Waldohreule verſteckt auf Bäumen zu, woſelbſt ſie auch in verlaſſenen Krähen- und Eichhörnchenneſtern oder Raubvogelhorſten Eier legt und ihre Jungen aufzieht. Da ſie auch im Winter bei uns bleibt, ſo wird ſie doppelt nützlich. Im Winter frißt ſie faſt nur Mäuſe und zwar eine große Menge derſelben. f Wenn ſchon fie im Herbſt und Winter umherſtreicht, ſo beherrſcht ſie dennoch eine Zeit lang immer ein beſtimmtes Revier, nicht bloß im Wald und Gebüſch, ſon— dern auch auf Feld und Flur und zwar ſo lange, als ſie gute Nahrung findet. Die Ränder kleiner Feldgehölze umſtreift ſie beſonders gern. Als ich es noch liebte, im Winter, bei Mondſchein und Schnee, Abends auf den Anſtand zu gehen, habe ich das nächtliche und nützliche Treiben der Horneule vielfach beobachtet. In der Nähe von Strohmiethen und Lupinenhaufen war ſie immer anzutreffen, auch wenn dieſelben ganz in der Nähe des Dorfes und ferne von einer Waldung ſtanden. Sobald die Waldohreule ſich ſicher wußte, benutzte ſie auch jene im Felde einzeln ſtehenden Strohmiethen und Lupinenhaufen als Warteſtellen. An einem Lupinenhaufen, der nahe an unſerm Dorfe und an dem Rande einer kleinen Kiefernwaldung ſich befand, hatte ich das Vergnügen, im Monat Januar eine und dieſelbe Waldohreule mehrere Abende hinter einander beobachten zu können. Kaum, daß ich mich dort aufgeſtellt hatte, erſchien geheimnißvoll und bedächtig jedesmal auch dieſe Waldohreule als erſtes lebendes Weſen. An jedem Abend kam dieſelbe aber nur einmal ſo nahe an mich heran, daß ſie ſich nur etwa ein bis zwei Meter von meinem Geſichte entfernt befand. Ihr Flug war ſtets ganz lautlos: ich hörte ſie niemals, aber ich fühlte ein wenig den Luftdruck ihrer Flügelſchläge und konnte ſehr deutlich die Eule ſelbſt erkennen. Es hatte den Anſchein, als ob ſie mir neugierig in das Geſicht ſchauen und ſich 988 von der Anweſenheit meiner Perſon Ueberzeugung verſchaffen wollte, wobei ſie die Kunſt verſtand, einige Sekunden ſtill und regungslos vor mir auf einem Punkte in der Luft zu rütteln. Hierauf flog ſie dann regelmäßig weit fort und trieb etwa einige hundert Schritte im Umkreiſe von meinem Sitzpunkte ſo lange ihr We⸗ ſen, als ich bei dem betreffenden Lupinenhaufen regungslos zubrachte, gewöhnlich zwei bis drei Stunden. Ich ſah nie, daß ſie ſich auf den Schnee hingeſetzt hätte. Ihr Sitzplatz war viel mehr immer die äußerſte Spitze eines und deſſelben Baumes und zwar des größten in der kaum dreißig Schritte entfernt ſtehenden Kiefernwal- dung. Dieſe Baumſpitze wählte ſie, wie es ſchien, nicht blos zum Ausruhen, ſondern vielmehr zum Rundſchauhalten — — nach den Mäuſen, die unter dem beſagten Lupinenhaufen in ſehr reichlicher Anzahl ihr Winterquartier aufgeſchlagen hatten, aber, wie ich bald ſah, von hier aus, zu ihrer Beluſtigung, immerwährend kleine Excurſionen auf dem glitzernden Schnee unternahmen. Dieſe Abſtecher gereichten jedoch den Mäuschen in der Regel zum Verderben, denn die Waldohreule endeckte ſie ſehr bald und ſtieß auf ſie herab. Ehe es ſich ein Mäuschen verſah, war es von den ſcharfen und ſpitzigen Eulenkrallen gepackt und auf dieſelbe Baumſpitze ge⸗ tragen, welche während meiner Anweſenheit der Eule als Warteſtelle diente. Hier wurde es von dem nächtlichen Vogel gemächlich und mit Ruhe ſtückweiſe ver⸗ ſchmauſt. Von fünf Mäuſen, die eines Abends während meiner Anweſenheit von dem bezeichneten Lupinenhaufen aus ſich ins Freie gewagt hatten, kehrten nur zwei zurück; die andern drei büßten trotz ihrer Eile und ihrer Gewandheit im Laufen, ihr Luſtwandeln auf dem Schnee mit dem Leben unter den ſcharfen Krallen und den kräftigen Schnabelhieben der Waldohreule. Unſtreitig iſt die Waldohreule eins der allernützlichſten Thiere und verdient dieſelbe, allenthalben und mit Sorgfalt geſchont zu werden. Maikäfer als Vogelfutter. Von E. v. Schlechtendal. Sobald „im wunderſchönen Monat Mai“ auch die erſten Maikäfer ſich zeigen, pflegen allerlei kleine Handelsleute in meinem Hauſe zu erſcheinen, die in allen nur denkbaren Gefäßen — in Cigarrenkiſtchen, außer Dienſt geſtellten Nähkäſten, leeren Blumentöpfen, alten Blechdoſen u. dergl. m., ihre Maikäfer-Jagdbeute mir über⸗ bringen, um einige Pfennige als Gegengabe dafür zu erhalten. Nehme ich dann eine Hand voll der mir überbrachten Maikäfer mit in die Vogelſtube, ſo bin ich ſicher, ſehr bald eine zweite Hand voll holen zu müſſen, denn allenthalben finden ſich zahlreiche gefiederte Abnehmer. Gleich im erſten Zimmer hat ein ſehr zahmer gelbrückiger Stirnvogel (Gelbſteißkaſſike, Cassicus icteronotus) feinen Platz. Er ſieht es mir ſofort an, wenn ich etwas für ihn habe, rückt ſofort an das Gitter heran und nimmt ohne jede Scheu den Käfer mir aus der Hand, tödtet ihn durch einen kräftigen Druck mit ſeinem ſpitzen Elfenbeinſchnabel und nimmt ihn dann unter den Fuß, um, nachdem Flügeldecken und Beine fein ſäuberlich entfernt find, — 9 — ihn mit Ruhe zu verzehren. Neben ihm wohnt ein laſurblauer Kernbeißer (hell⸗ blauer Biſchof (Goniaphea coerulea), ein farbenſchöner, prächtiger Vogel von der Größe und der Geſtalt etwa unſeres Grünlings. Auch er iſt ein Freund des Mai- käfergenuſſes und verfährt — wenn er ſich letzteren verſchaffen will — ganz nach Art unſerer Sperlinge. In den nächſten Käfig muß ich ſchon mehrere Käfer werfen: ein Lerchenſtaar aus Chili, rothe Cardinäle und roſenbrüſtige Kernbeißer machen ſofort auf dieſelben Jagd. Dies ſieht ein arabiſcher Bülbül (Pyenonotus nigrieans), der allein einen Nachbarkäfig bewohnt, und heftig, wie dieſe Vögel ſind, fliegt er ſofort — einen hellen Schlachtruf ausſtoßend — gegen das Käfiggitter, um auch ſeinen Theil zu erhalten. Mit ausgebreiteten Flügeln ſtürzt ſich der kleine kampfes⸗ muthige Vogel auf den großen, gepanzerten Käfer, aber bald liegen die ſchützen⸗ den Flügeldecken im Sande und der Bülbül verzehrt nun in Ruhe die ihm mundenden Theile ſeiner Beute. Sehr ernſt und bedenklich, den Kopf mit dem mächtigen gelb— grünen Schnabel und dem großen grünblauen Auge etwas ſchief haltend, hat mein Pfefferfreſſer (Rhamphastus diseolor) der Maikäfer⸗Vertheilung zugeſehen. Auch er erhält jetzt ſeinen Käfer, zerdrückt ihn mit der Schnabelſpitze, wirft ihn etwas im Schnabel hin und her und ſchluckt ihn dann mit Haut und Haar — will ſagen, mit Flügeldecken und Beinen ganz herunter. Es würde zu weit führen, wollte ich fortfahren, das Benehmen der einzelnen Vögel bei der Maikäfervertheilung zu ſchildern. Im Ganzen ſind es Heher, Staare und größere kernbeißerartige Vögel, für die friſche Maikäfer eine angenehme und geſunde Speiſe bilden. Aber auch getrocknet liefern dieſe Käfer ein vortreffliches Futtermittel. Bei mir wer⸗ den diejenigen Käfer, welche nicht ſogleich friſch verfüttert werden, durch ſiedendes Waſſer getödtet und dann im Ofen getrocknet. Nachdem dies geſchehen, werden die Käfer unzerkleinert in einem leinenen Säckchen aufbewahrt und ſpäter — geſtoßen — nach Bedarf dem Weichfutter beigemiſcht. Die werthvollen Ameiſenpuppen iſt dies „Maikäferſchrot“ zu erſetzen nicht im Stande: immerhin halte ich aber die Bei- miſchung von etwas Maikäferſchrot zur Futtermiſchung für Kerbthier- und Alles⸗ freſſer — namentlich für Staare, Heher ꝛc. für recht zweckmäßig. Meines Wiſſens iſt es mein hochgeſchätzter Freund, Prof. Dr. Liebe in Gera, der zuerſt Maikäfer⸗ ſchrot angewandt und empfohlen hat. Auch Wanderheuſchrecken laſſen ſich in ähn⸗ licher Weiſe verwenden. Kleinere Mittheilungen. Der Girlitz in Freiberg. Nun iſt er auch bis in das Erzgebirge vor: gedrungen, der ſüdeuropäiſche Vogel, welcher ſeit einem Jahrzehnt ſich in unſerm Norddeutſchland anſäſſig machte und allmälig weiter und weiter vorrückt. Er brütet dieſes Jahr in unſern Promenaden und hat vielleicht auch voriges Jahr ſchon hier gebrütet. Herr Dr. Mylius hier bemerkte den Vogel 1877 zum erſten Mal, 1878 waren erſt zwei Pärchen hier und in dieſem Jahr iſt er in größerer Menge gekommen, man hört ihn allenthalben auf den Kaſtanien unſerer ſchönen Promenaden. A. Frenzel. — 100 — „Der Elſtern-Verein in Wadern“ — berichtet die „Gefiederte Welt“ — „bildet jetzt gewiſſermaßen ein Seitenſtück zu der ſonſt vielfach üblichen Regel, die der Landwirthſchaft und ſomit der ganzen Menſchheit nützlichen Thiere in der Frei⸗ heit zu ſchützen. Derſelbe hat ſich zur Aufgabe geſtellt, den der nützlichen gefiederten Welt ſo ſchädlichen Elſtern aufs eifrigſte nachzuſtellen. Der Verein zahlt für jedes abgelieferte Elſterei 10 Pf., für jede junge Elſter 25 Pf. und für jede alte 50 Pf.“ Im verfloſſenen Jahre ſollen nach dem weiteren Berichte in der „Gef. Welt“ be- reits 200 Eier, 30 junge und 36 alte Elſtern an den Vorſtand abgeliefert worden ſein. So wenig nun etwas dagegen zu erinnern iſt, wenn Fürſorge getroffen wird, daß die Elſtern in einer Gegend nicht überhand nehmen, ſo kann doch eine ſolche Vertilgungswuth, wie man in Wadern gegen dieſe ſchönen Vögel entwickelt, nicht gebilligt werden. Es iſt ja zweifellos, daß die Elſter im Frühjahr durch Zerſtören von Vogelbruten ſehr ſchädlich wird, das ganze übrige Jahr hindurch aber iſt ſie überwiegend nützlich und vertilgt namentlich eine große Menge von Kerbthieren der verſchiedenſten Art, dabei ſchmückt und belebt ſie unſere Gefilde, wie nur wenige Vögel. Man ſollte daher auch im Verfolgen Maaß und Ziel halten. Die Gründung eines Vereins lediglich zu dem Zweck um eine beſtimmte Vogelart zu vertilgen, ſtreift denn doch etwas an das Ungeheuerliche! v. Schl. Gegen das Neſter-Ausnehmen bringt Nr. 3 u. 4 der Zeitſchrift des Orni⸗ tholog. Vereins in Stettin vom laufenden Jahre einen ganz vortrefflich geſchriebenen Aufſatz des Directors der Landwirthſchafts-Schule zu Hildesheim, E. Michelſen. „Wir haben“ — heißt es darin — „in Deutſchland Geſetze, welche den Behörden und ihren Organen es an die Hand geben, mit Strafe gegen die Neſter ausnehmen⸗ den Buben vorzugehen; aber dieſe Geſetze werden, wie der Augenſchein zeigt, nicht an allen Orten mit gleicher Entſchiedenheit gehandhabt ſo daß ſchon nach dieſer Richtung hin mehr als bisher geſchehen könnte. Durchgreifender Erfolg kann freilich durch gedruckte Geſetze und polizeiliche Beſtrafungen der Uebertreter nicht erzielt werden. Dazu bedarf es vielmehr der allgemeinen Beihülfe der Eltern und Lehrer. Beide müſſen es als ihre Pflicht erkennen, der heranwachſenden Jugend Liebe zu der uns umgebenden Natur und zu den befiederten Sängern insbeſondere in's Herz zu pflanzen. Und ich meine, daß ſolches auch nicht ſchwer iſt. Sind doch die Vögel, von dem Nutzen ganz abgeſehen, eine Zierde der lebenden Natur, ausgezeichnet vor allen andern lebenden Geſchöpfen durch die Freiheit des Fluges, die Pracht des Gefieders und die Gabe des Geſanges .. . . .. Allerdings giebt es ja auch ſchädliche Vögel; aber einerſeits iſt die Zahl derſelben eine viel kleinere, als vielfach angenommen wird, und andererſeits iſt unter allen Umſtänden das Neſterausnehmen eine Sache, die den Kindern ebenſo wenig zukommt, wie die Beihülfe beim Tödten unſerer Hausthiere.“ In Bezug auf den Nutzen der Vögel bemerkt Herr Director Michelſen, daß es viele Arten gebe, deren Nutzen und Schaden bei genauer vielſeitiger Beobachtung ſich hebt. „Ich habe“ — fährt er fort — „dieſelben bei einer früheren Veranlaſſung mit Arbeitsleuten verglichen, welche für uns arbeiten, aber für ihre Arbeit auch Koſt und Logis verlangen Hierher gehören namentlich diejenigen Vögel, welche einerſeits Körner, andererſeits Inſecten freſſen. Bei ihrer Beurtheilung — 101 — wird Erſteres meiſtens unverhältnißmäßig hervorgehoben, Letzteres zu wenig be⸗ achtet und betont. Auch hört man ſelten davon ſprechen, welche Unmaſſen von Unkrautſämereien (Hederich, Wolfsmilch, Vogelwicke u. ſ. w.) z. B. die Tauben verzehren. Das Körnerfreſſen der Saatkrähen iſt allgemein bekannt, viel weniger ihre Maikäfer⸗ und Engerlings-Vertilgung, wenn auch intelligente Rübenbauer den Vogel längſt hochſchätzen gelernt haben. — Die meiſten Vögel ſind aber faſt ausſchließlich nützlich, ſo daß das Neſterausnehmen ihnen gegenüber nicht nur ein moraliſcher, ſondern auch ein wirthſchaftlicher Fehler iſt. Ich ſage „faſt“, weil natürlich immer Fälle vorkommen können, daß Vögel, welche im Allgemeinen der Schonung und des Schutzes überaus werth ſind, unter gewiſſen örtlichen Verhält— niſſen uns Schaden zufügen. So z. B. iſt der Staar (die Sprehe) nicht genug zu loben als Vertilger von Ungeziefer, namentlich der ſo ſehr ſchädlichen nackten Ackerſchnecken, in Kirſchengärten aber iſt dieſer Frühlingsbote durchaus nicht zu gebrauchen. Umgekehrt ſind freilich auch Fälle vorgekommen, daß die als Neſter⸗ plünderin mit Recht berüchtigte Elſter ſich als Vertilgerin der Larven des Getreide— laufkäfers zeitweiſe ſehr nützlich gemacht hat.“ Zum Schluß wird dann noch darauf hingewieſen, daß die Sucht vieler Knaben ſogenannte Eierſammlungen anzulegen, in der jeden Knaben innewohnenden Such- und Jagdluſt beruhe und es Pflicht der Lehrer ſei, den Sinn der Knaben auf andere Gebiete zu leiten, wozu Pflanzen⸗ und Mineralreich genügendes Material liefern. Sperber (Astur nisus) und Sperling. Wie allgemein bekannt ſucht der Sperber oft mitten in den Dörfern ſein Schlachtopfer. Auf die Sperlinge ſcheint er es dabei ganz beſonders abgeſehen zu haben, wie er denn auch mit erſtaunlicher Liſt ihre Sammelplätze auszukundſchaften weiß. Hierzu eine harmloſe kleine Ge— ſchichte, von unſerm Orts-Vorſteher Antonius am Erlebnißtage 20. Febr. d. J. mir erzählt: „Als ich heute meinen Pferden Futter zu reichen beabſichtigte, ſaß auf einem Stiele des den Garten und Hofraum ſcheidenden Zauns ein Sperber. Erſt als ich dem kecken und liſtigen Patron näher rückte, machte er ſich, wie er gekommen war, ſtill aus dem Staube. In demſelben Augenblicke bemerkte ich in den dicht neben der Thür des Stallgebäudes anlehnenden Wagenleitern, Eggen und anderen Geräthſchaften eine Schaar meiner Hausſpatze, die hier auch regungs— los ſitzen blieben, obgleich ich nur etwa einen Schritt von ihnen ab durch die Stall— thür ging. Ich hatte den Stall bereits wieder verlaſſen und noch ſaßen die Sperlinge dicht gedrängt in dem beſagten Verſteck bei einander. Hierauf bemühte ich mich, einen dieſer Vögel zu ergreifen. Das aber glückte nicht, denn als ich meine Hand nach demſelben ausſtreckte, entwichen ſämmtliche Sperlinge bald in den hintern bald in den obern, bald in den untern Theil der Geräthe und als ich von der andern Seite ihnen zu Leibe ging, hüpften ſie wieder in die vordere Partie der Geräthe. Fort flog keiner. Deshalb glaubte ich im erſten Augenblick annehmen zu dürfen, daß die geſammten Sperlinge flügellahm oder krank ſein könnten. Dann aber fiel mir ihr Schreckensmann, der Sperber ein. Zweifelsohne richtig war's, daß die Sperlinge in ihrer Angſt und aus Furcht vor dem kleinen, kühnen Raubgeſellen — Schutz ſuchend — in dieſe Geräthſchaften geflüchtet waren und aus demſelben Grunde daraus auch nicht entweichen wollten. Selbſtverſtändlich — 102 — nahm ich von dem grauſamen Spiel des Verfolgens nun Abſtand, ließ aber die Sperlinge nicht einen Augenblick unbeobachtet. So mochte bereits eine gute halbe Stunde verſtrichen ſein, bevor einer oder der andere der eingeſchüchterten Sperlinge ſich anſchickte, ſein Verſteck vorſichtig aufzugeben. Nach Verlauf mehrerer Stunden waren ſie zwar wieder etwas dreiſter und ſchimpften „Dieb, Dieb!“, aber den Hof wagten ſie gleichwohl noch immer nicht zu verlaſſen.“ — Zehrensdorf, im Febr. 1879. Julius Stengel. Noch eine Tannenheher Geſchichte. Da ein gefangener Tannenheher fort⸗ während in ſeinem Käfig ſich zu beſchäftigen beſtrebt iſt, ſo kann es nicht auffallen, wenn derſelbe auch dem Verſchluß der Käfigthüren eine anerkennenswerthe Aufmerkſamkeit zuwendet und eine genaue Unterſuchung deſſelben ſich angelegen ſein läßt. Der Fleiß, den mein Tannenheher auf dieſe Beſchäftigung verwendete, wurde bald mit Erfolg gekrönt, er hob den außen angebrachten Verſchlußhaken aus der Oeſe, öffnete ſich fo die Thür und trieb ſich nun — zum Schrecken der kleinen Käfigvögel — in der Vogelſtube umher, bis einige Mehlwürmer ihn wieder in den Käfig lockten. Meine Anordnung, die Thür noch durch einen Sicherheitsdraht zu befeſtigen, war nicht ausgeführt worden und fand es mein Tannenheher daher eines ſchönen Tages wiederum angezeigt, einen kleinen Spazierflug in der Vogelſtube zu machen und denſelben zu noch weiteren Studien im Thüröffnen zu benutzen. Sehr geeignet ſchien ihm dazu die kleine Seitenthüre eines großen Flugkäfigs zu ſein, die er von einem andern Käfig aus recht bequem erreichen konnte. Auch hier wurden ſeine Bemühungen mit Erfolg gekrönt und da nicht Freiheitsdrang, ſondern Unterhaltungs⸗ luſt die Triebfeder ſeiner Handlung war, ſo ſchlüpfte er durch die geöffnete Thür in jenen andern Käfig und ſtellte eine vergnügliche Hetzjagd auf die gefiederten Inſaſſen deſſelben (Cardinäle, Stärlinge ꝛc.) an. Zum Glück konnte ein Theil derſelben durch die offene Thür entweichen, zum Glück kam auch noch, ehe dies „fröhliche Jagen“ unter den zurückgebliebenen ein Opfer gefordert hatte, das junge Mädchen dazu, welches meine Vögel zu beſorgen hat, und gelang es mit herbeigeholter Hülfe, den Tannenheher dingfeſt zu machen und ihn in ſeinen alten Käſig zurückzubringen. Nach und nach wurden dann auch die Flüchtlinge aus den von ihm erbrochenen Käfig wieder in Sicherheit gebracht. Die braven Mehlwürmer thaten auch hier ihre Schuldigkeit. v. Schl. Anzeigen. a Vogelfutter für alle in⸗ und ausländiſche Vögel. Specialität. 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Wellenſittiche, rothköpfige Inſeparables, Sperlingspapageien, Zebra- und Schilffinken, weiß- und ſchwarzköpfige Nonnen, Cordonbleu, Grisbleu, Amaranten, Hartlaubzeiſige, Elſterchen, Atlasvögel, Band- ſinken, Orangebäckchen, Goldbrüſtchen, Anskat- und Cigerfinken 05 Christiane Ha u genbeck's Handlung exotischer Vögel, Hamburg, St. Pauli, Spielbudenplatz 19, hat vorräthig nnd empfiehlt: gelbbrüſtige blaue, dunkelrothe, hellrothe und rothrückige Arara's, große gelb- haubige, zahme kleine gelbhaubige, orangehaubige, roſenrothe, Ducorps- und Naſen⸗- Kakadus, zahme Graupapageien, kleine Gelbköpfe, Surinam- und Wenholländer- papageien, Mohrenköpfe, Roſella's, einen Maskenſittich, Carolina-Sittiche, Hals- band-Sittiche, Wellensittiche, rothköpfige, grauköpfige und Sperlings-Inſeparables, kleine indiſche Papageichen (Coryllis), graue und Dominikaner-Cardinäle, Pfäffchen (nur Männchen), Papſtfinken, Indigovögel, Safranfinken, Mozambique Beifige, Zebrafinken, weißköpfige Nonnen, desgl. mit ſchwarzer Bruſtbinde, Muskakvögel, Bronzemännchen, bunte japaneſ. Mövchen, Silberſchnäbelchen, Sandfinken, Reis- vögel, kleine Elſterchen, Goldbrüſtchen, Schmetterlingsfinken, Grau-Aſtrilde, Gris- bleu's, Orangebäckchen, Amaranthen, Paradies- und Dominikaner-Wittwen, Gold- und Blutſchnabelweber. Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. SEN A. | ll 1 70 Dr 8 = S S — —— St des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen Redigirt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres-Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. Schlechtendal, Redaction kann unter Umſtänden jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 8, erbeten. IV. Jahrgang. Juli und Auguſt 1879. Ur. 7 u. 8. Inhalt: Monatsbericht. — Dr. K. Th. Liebe: Ornithologiſche Rundſchau in Oſtthüringen 1877—79. O. v. Rieſenthal: Verkannte und Mißachtete. 2) Das Steinkäuzchen (mit Abbildung). E. v. Schlechtendal: Die Plattſchweifſittiche des Herrn A. Köhler in Weißenfels. Derſelbe: Beiträge zur Kenntniß fremdländiſcher Stubenvögel: 5) Der roſenbrüſtige Alexanderſittich. 6) Der Mitkhell Langflügelpapagei. Dr. F. A. Zürn: Unterſuchungen geſtorbener Vögel. — Kleinere Mittheilungen: Züchtung der Wandertaube in der Gefangenſchaft. Neſtbau der Bartmeiſe. Franzöſiſche Anerkennung deutſcher Züchtungserfolge. — Anzeigen. An die Vereinsmitglieder! Die für Mittwoch den 3. September d. J. in Ausſicht genommene Vereins⸗ Verſammlung findet nicht in Halle, ſondern im „Goldenen Arm“ zu Merſeburg Abends 7¼ Uhr ſtatt: in derſelben ſollen wieder einige fremdländiſche Käfigvögel (namentlich Papageien und Tauben) zur Verſteigerung kommen. Für die Verſteige⸗ rung werden vorausſichtlich angekauft werden: 1 Paar Rockpepler (Platycereus melanurus), 1 Paar Roſellen (Pl. eximius), 1 Paar indiſche Glanzkäfertauben 8 a — 106 — 3 (Chalcophaps indica), 1 Paar auſtraliſche Friedenstäubchen (Geopeleia tranquilla), 1 Paar weſtindiſche Schopfwachteln (Lophortyx Gambelii) und 1 Paar orienta- liſche Rollertauben oder aber 1 Paar ägyptiſche Seglertauben, vielleicht auch einige Paare billiger kleiner Papageien und Finken. Die Vögel können vor der Ver⸗ ſammlung bei Herrn Kreisſecretair Kuhfuß in Merſeburg in Augenſchein genommen werden. Auswärtige Mitglieder, welche ſich an dieſer Verſteigerung betheiligen wollen, erfahren auf Anfrage des Nähere durch Reg.-Rath von Schlechtendal in Merſeburg. Halle und Merſeburg, im Auguſt 1879. Der Vereins Vorſtand. Monatsbericht. Dem Vereine ſind als Mitglieder beigetreten: 806. Boragk, Pfarrer in Blöſien; 807. Graf Yorck von Wartenburg auf Schleibitz; 808. Schwarz, Kreisgerichtsrath in Zeulenroda; 809. Harsleben, Amtsrath in Roitſch bei Bitter⸗ feld; 810. Kluge, Rittergutsbeſitzer zu Wolffen; 811. Geſtewitz, Betriebsinſpector der Berlin Anhalt. Eiſenbahn zu Leipzig. Halle und Merſeburg, im Auguſt 1879. Der Vereins Vorſtand. | Ornithologiſche Nundſchau“) in Oſtthüringen 1877-1879. | Von Dr. K. Th. Liebe. | Eine der wichtigſten, oder richtiger gejagt, die wichtigſte Aufgabe eines Vereins von Männern, der das kategoriſche „Schutz den Vögeln!“ auf ſein Banner ge⸗ ſchrieben hat, möchte nach meiner Meinung die genaue Erforſchung der Urſachen ſein, welche auf den Beſtand der einzelnen Vogelſpecies einwirken, mag nun dieſe Einwirkung eine fördernde oder eine mindernde ſein. Allerdings ſoll ein ſolcher Verein der beſtialiſchen Rohheit entgegentreten, mit der Menſchen, — in dieſem Falle wahrlich keine Ebenbilder Gottes —, Vogelneſter zerſtören; er ſoll den freveln⸗ den Schießübermuth brandmarken, dem ſo mancher Vogel zum Opfer fällt; er ſoll belehren, wo Aberglaube und Unkenntniß unſchädliche Vögel in die Acht gethan haben; er ſoll vor Allem dem Maſſenfang für die Küche mit allen Mitteln Einhalt zu thun ſuchen. Aber mit dem Allen iſt durchaus noch nicht genug gethan. Iſt auch in dieſer Richtung durch einzelne Männer und durch Vereine — wir dürfen getroſt ſagen auch durch unſern Verein — bis jetzt ſchon gar Manches erreicht worden, ſo bleibt doch noch gewaltig viel übrig. Iſt die Schädigung, welche die Menſchen dem Beſtand der Vögel durch muthwillige Störung der Neſter, durch den verwerflichen Maſſenfang zufügen, gegenüber der Summe von Lebensbedingungen, unter welchen die ganze weite Vogelwelt unſeres Planeten lebt, nur wenig bedeu⸗ tend, ſo iſt es auch die Abhilfe, welche man dadurch ſchafft, daß man durch Lehre und Verbot jene ſchädlichen directen Eingriffe zu hindern ſucht. Weit tiefer ein⸗ ) Die Rundſchau betrifft nur die Brutvögel in Oſtthüringen. — 107 — ſchneidend greift der Menſch indirect und vielfach ohne oder ſogar gegen ſeinen Willen wie in die geſammte Flora und Fauna überhaupt, ſo auch in die Vogel⸗ welt ein: es ſind dies die Aenderungen, welche im Gefolge der Kulturentwickelung einhergehen. Nicht nur daß der Kulturmenſch die gefährlichen Raubthiere oder überhaupt die ſeiner Habe ſchädlichen Thiere im Kampfe um ſeine Exiſtenz vernichtet, — er leitet auch das Waſſer von natürlichen Seen ab und ſchafft anderwärts durch aufgeworfene Dämme künſtliche Seenſyſteme, pflanzt obſttragende Laubholzplantagen, wo vorher Nadelholz mit ſeinen düſteren Pyramiden gen Himmel ſtrebte und rottet das Buſchwerk zwiſchen den Feldern bis auf die Wurzel aus, beraubt die Gewäſſer ihrer breiten ſchilfigen und buſchigen Uferſtrecken und gebietet mit feſtem Mauer⸗ werk der vorwärtsſchreitenden Flußſerpentine ein energiſches Halt, er verwandelt hie und da einmal eine felſige dürre Lehde in Wald, weit öfter aber Sümpfe in künſtliche Wieſenflächen und vor Allem weite Waldgebiete in Getreideſteppen. Wo der Kulturmenſch ſeinen Fuß hinſetzt, da vernichtet er mit ſeinem Tritt die Ur⸗ ſprünglichkeit der Natur mit ihrer erhabenen Wildheit und Ehrfurcht gebietenden Harmonie, und was aus den Ruinen neu hervorblüht, das iſt nicht mehr die alte Natur, das iſt nur ein durch geometriſche Linien, durch Raine, Gräben und Wege zerſtücktes und langweilendes Zerrbild der urſprünglichen großartigen Naturſchöpfung. Eingriffen ſo rieſigen Maßſtabes gegenüber hält nicht einmal das Klima Stand: es wird das feuchte gleichmäßige Waldklima zum trocknen Steppenklima mit ſeinen ſchrofferen Gegenſätzen von warm und kalt, dürr und naß. Die ganze urſprüngliche Thierwelt der Landſchaft muß ſich ſolchen Einflüſſen beugen und ihren Character ändern, und den andern Thieren voraus müſſen die Vögel ihren Beſtand ändern, denn ſie ſind trotz ihrer größeren Beweglichkeit doch in der Wahl des eigentlichen engeren Heims, das heißt des Niſtplatzes, von der nächſten Umgebung und den damit verknüpften äußeren Bedingungen weit abhängiger wie die Haarthiere. Wenn nun alſo der Beſtand der Vogelwelt vorzugsweiſe den bisweilen günſti⸗ gen, weit öfter aber ungünſtigen Einflüſſen der menſchlichen Kulturentwickelung unterworfen iſt, welchen Standpunkt hat dann dieſen Verhältniſſen gegenüber der Menſch als ſittliches und denkendes Weſen einzunehmen? Soll er die Hände in den Schooß legen und die Dinge gehen laſſen wie ſie mögen? — Gewiß nicht! — Er iſt trotz aller Kultur doch immer Kind der Natur und ſchuldet ſeiner Mutter Ehrfurcht; er iſt Diener des Höchſten und hat deſſen Schöpfung zu reſpectiren. Das Gefühl dieſer Pflicht erwacht mit dem Glauben an eine göttliche Schöpfung und Regierung der Welt, und nur bei dem roheſten Wilden vermißt man daſſelbe. So zerſtören die Indianer der rohen Jägerſtämme Nordamericas, die allerdings in Wirklichkeit den Cooper'ſchen Schilderungen unähnlich genug find, aus reinem Muth: willen die Vogelneſter, denen ſie auf ihren Wanderungen begegnen, wie denn auch die Affen kein Vogelneſt unzerſtört laſſen, — freilich weil ſie Eier ſowohl wie Junge mit Behagen verzehren. Aber ſchon in der aztekiſchen Mythologie iſt das Zeitalter Quezalkoatls die Zeit des Friedens für Anahuac, in welcher „die Luft erfüllt war mit ſüßem Vogelgeſang“ und bei den geſitteten Akolhuanern galten die Vögel für unverletzlich, denn ſie waren Sinnbilder der menſchlichen Seele. Der Koran ge— bietet Gaſtfreundſchaft gegen die Vögel, auch ſelbſt gegen die nach orientalischen g* — 18 — Anſchauungen unreinen, und der gläubige Moslem gewährt fie den zahlloſen Schaaren, die als Wintergäſte die ihnen gaſtlichen Küſten des Orients aufſuchen. Der fromme Hindu hält es für Sünde, ein Neſt zu ſtören, wie auch ſchon den alten Aegyptern eine ganze Anzahl von Vögeln für heilig galt. — Doch genug der Beiſpiele! Nur daran will ich erinnern, daß auch bei den Deutſchen Spuren ſolch kindlich frommen Glaubens ſich vorfinden und zwar bezüglich der Störche, Schwalben, Hausröthel, Bläßhühner, Zaunkönige, Wiedehopfe ꝛc. Der tiefere Sinn des from⸗ men Glaubens an die Unverletzlichkeit der Vögel iſt im Grunde kein anderer als der, daß wir der Natur, wie ſie in einer ihrer lieblichſten Schöpfungen uns ent⸗ gegentritt, Ehrfurcht ſchulden. Der wirklich Gebildete kann ſich nicht damit begnügen, die abſichtliche und nicht durch die dringende Nothwendigkeit veranlaßte Vernichtung der Vögel als roh und des Menſchen unwürdig zu verurtheilen, — er geht weiter und ſtrebt voll Pietät gegen die Schöpfung, die herrlichſte Zierde der Wälder und Auen, die Vogel⸗ welt der Heimath, ſoweit es irgend möglich in ihrer vielgeſtaltigen Mannigfaltigkeit zu erhalten. Er ſucht daher die ihr verderblichen zahlreichen Uebelſtände, welche mit der Fortentwickelung unſerer Kultur verknüpft ſind, einerſeits zu beſeitigen, wenn dies möglich iſt, und andrerſeits wenigſtens durch Gegenmaßregeln zu neu— traliſiren, wenn jene Uebelſtände unvermeidlich ſind. Dazu gehört aber vor allen Dingen genaue Kenntniß des Beſtands unfrer Vogelwelt und ſodann möglichſt richtige Erforſchung aller der Umſtände, unter deren Einfluß der Beſtand der einzelnen Vogelarten ſich mehrt oder mindert. Ich glaube daher, daß jeder Ornithologe, welcher Gelegenheit hat, ein größeres Terrain längere Zeit hindurch faſt täglich zu begehen, in dieſer Richtung objectiv und ohne vorgefaßte Meinung beobachten und ſeine Beobachtungen mittheilen ſoll, und man möge daher entſchuldigen, wenn ich im Nachſtehenden ausführlich, vielleicht etwas zu ausführlich, über die Wahrneh- mungen referire, welche ich im Laufe der letzten drei Jahre gemacht habe. Ich ſchließe dabei vielfach an die größere Abhandlung „die Brutvögel Oſtthüringens und ihr Beſtand“ an, welche im Januar 1878 im Journal f. Ornith. erſchien, und von welcher mein verehrter Freund, Herr R.⸗R. von Schlechtendal in dieſer Zeitſchrift einen Auszug gab. Eine Abnahme des Beſtandes hauptſächlich durch direkten Eingriff des Menſchen zeigen innerhalb der letzten drei Jahre die Kernbeißer, Pirole, Raubwürger, Eichelhäher, Dohlen, Kiebitze und alle Raubvögel mit Ausnahme von vier Arten. Die Kernbeißer ſowol wie die Pirole werden vorzugsweiſe von den Kirſchpächtern ohne Barmherzigkeit weggeſchoſſen, obgleich ihre Schädlichkeit ſich doch immer nur auf einzelne wenige Bäume beſchränkt. Bis jetzt hat meines Wiſſens noch kein Beſitzer von Kirſchanlagen bei der Verpachtung einmal die Bedingung geſtellt, daß der Pächter ſich alles Schießens enthalte, und ſo fallen außer Staaren und Droſſeln auch jene farbenprächtigen Vögel ihrem Gelüſten nach dem Fleiſch und den Kernen der Kirſchen nur zu regelmäßig zum Opfer. Brütende Kernbeißer ſind im öſtlichen Thüringen ſchon eine große Seltenheit geworden und die Pirole ſind in dieſem Jahre in jo geringer Zahl vorhanden, daß ich den Beſtand auf höchſtens / (noch gegen 1876) zu ſchätzen wage. Hier haben außer dem Abſchuß wol auch noch — 109 — andre Urſachen energiſch mitgewirkt. — Die Eichelhäher ſind ſchon ſeit längerer Zeit in Folge der wiederum ausgeſetzten Schußgelder dezimirt worden — glücklicher Weiſe, denn früher war ihre Zahl außerordentlich hoch geſtiegen und gingen durch ſie eine Menge von Vogelbruten zu Grunde. — Auch die Dohlen hatten ſich durch Neſträubereien ſo unliebſam gemacht, daß verſchiedenorts die Herabminderung ihres Beſtandes angeordnet wurde. Die Kiebitze ſind noch immer im Rückgang begriffen. Wie ich ſchon früher in dieſer Zeitſchrift nachgewieſen, ſteht für Oſt⸗ thüringen ihre völlige Vernichtung bevor, wenn nicht dem unverſtändigen Eierraub Einhalt gethan wird, der allein den Rückgang verſchuldet. — Die Raubvögel haben ſich mit wenigen Ausnahmen in der letzten Zeit erheblich vermindert. Iſt es auch nothwendig, daß die Zahl der wirklich ſchädlichen unter ihnen auf ein un⸗ ſchädliches Minimum herabgemindert wird, ſo möchte man doch auf der andern Seite beklagen, daß manche Arten bei uns der gänzlichen Ausrottung verfallen ſind. So ſehe ich mich in der Brütezeit jetzt vergeblich um nach dem ſchwimmenden Flugs dahin eilenden Fiſchadler (Pandion haliaétos), nach dem gabelſchwänzigen Königsweih, nach dem Wanderfalken (F. peregrinus), nach der Kornweihe (C. pygargus), nach dem rauchfüßigen und nach dem niedlichen Sperlingskauz (Athene dasypus und passerina). Auch der Thurmfalke, der doch ſicher durch Vertilgung zahlloſer Mäuſe, Heuſchrecken, Grillen, Maulwurfsgrillen und andern ſchädlichen Ungeziefers weit mehr nützt als ſchadet, wird jetzt raſch immer ſeltener. Er ſchlägt kleinere Vögel nur dann, wenn er und ſeine Kleinen von Hunger bedrängt ſind: ich habe viele lebend gehabt und öfter mit kleinen Vögeln in einem Käfig zuſammengehalten, dabei aber nur ſelten die Räubernatur durchbrechen ſehen. Mehrmals wurden ſogar Gimpel und Bachſtelzen ihre bleibenden Käfiggenoſſen, die die Falken ganz wie Ihresgleichen anſahen. Das waren allerdings jung aufge— zogene, zahme Falken. Einmal aber machte ich das Experiment erfolgreich auch mit einem Alten, der angeſchoſſen in meine Hände kam und von mir wieder geheilt wurde. Leider wird aber dieſer Falke bei uns noch viel zu ſehr verfolgt, und ſieht man ihn noch recht häufig an Scheunenthoren angenagelt, weil er, von Natur zu⸗ traulich, ſich auch bei uns gern auf Kirchthürmen und in altem Mauerwerk nahe beim Menſchen anſiedeln möchte. Wer kennt auch den Vogel an Flug und Zeich- nung?! die mit einem Jagdſchein ausgeſtatteten Dörfler unterſcheiden faſt ohne Ausnahme nur „große und kleine Geier“ und ſchießen, falls es keine große Un⸗ bequemlichkeit macht, Alles zuſammen „was Geier iſt“. Wirklich ſachkundige Jäger kennen den „Rüttelgeier“ und ſchonen ihn, aber Forſtleute mit auch nur einiger: maßen ausreichendem ornithologiſchen Wiſſen und Verſtehen ſind — man verzeihe meine Offenheit! — wirklich recht ſelten, da die ganze Ausbildungsweiſe und auch ihr praktiſcher Beruf ſelbſt die Forſtbeamten mehr auf die Bureauarbeit und auf die Geometrie des Forſtes anweiſt. Ich verlange nicht, daß ein jeder Forſtmann auch ein Rieſenthal ſein ſoll; aber ſo ein wenig Ornithologie „fürs Haus“ kann nach meinem Dafürhalten jedem unſrer Forſtleute nur förderlich und auch willkommen ſein: der fröhliche Waidmann und die fröhlichen Bewohner des Waldes und der Lüfte, — ſie müſſen einander gut bekannt und befreundet ſein. — Der Habichte und der Sperber ſind zwar beträchtlich weniger geworden, aber ſie ſind immer — 110 — noch häufig genug, ſo daß ziemlich ein jeder größere Forſt einen Habichtshorſt ent⸗ hält, und es gegenwärtig mehr Horſte von Sperbern als von Thurmfalken gibt. Im Urwald und in der wilden Steppe fallen dieſe Räuber wieder dem Uhu und Adler zur Beute, und wird jo der Haushalt der Natur geregelt; in unſern Kultur- ländern muß ein richtig geregelter Abſchuß das Gleichgewicht wieder herſtellen, welches durch die zu ſtarke Mehrung der Strauchritter vom Geſchlecht Astur zu ſehr ge⸗ fährdet iſt. — Die Baumfalken ſind ſo reducirt, daß ich dieſes Jahr zur Brut⸗ zeit nur ein Paar dieſer gewandteſten und ſchnellſten aller unſrer Flieger erſpähen konnte. — Die Mäuſebuſſarde dagegen haben an Zahl nicht merklich abgenommen. In den herrſchaftlichen Forſten wird ihnen gegenüber allerdings einigermaßen Schonung geübt; unterſucht man aber die mit Raubzeug benagelten Scheunenthore, ſo findet man den Mauſer ſo reichlich vertreten, daß man ſich über die Zähigkeit wundern muß, mit der ſein Beſtand ſich erhält. Die Vermuthung, welche ich ſchon früher ausgeſprochen, ſcheint ſich zu beſtätigen: es rekrutirt ſich unſer Beſtand durch Zuzug aus der Ferne. Früher waren alle unſere Mauſer braunfarbig und nur ausnahmsweiſe ein wenig hellfarbig; jetzt aber haben ſeit einigen Jahren die weißen Neſtjungen ſehr zugenommen, und ſind daher die alten wahrſcheinlich eingewandert. Die Neſtjungen mit weißer Bruſt und weißem Bauch und weißer Grundfarbe des Rückens ſind ein wenig ſchwächer und zeigen ſich bei der Aufzucht durchaus nicht bösartig und angriffsluſtig, ſondern eher furchtſam. Selbſtverſtändlich iſt mir dies aber kein Beweis für eine ſelbſtſtändige Art B. albidus (Bechst.). Ich will aber gelegentlich die weiße Varietät Liebhabern zur Aufzucht empfehlen, da die Färbung oft eine wirklich prächtige iſt. — Auch die wenigen Weſpenbuſſarde Oſtthüringens haben ſich in letzter Zeit auf ihrem Beſtand erhalten. In einigen großen Revieren werden ſie jetzt ebenſo wie die Mauſer inſoweit geſchont, als man grundſätzlich nicht die Alten abſchießt, ſondern ſich mit der Wegnahme der Neſtjungen begnügt. Die nächtlichen Raub vögel find zwar bei uns vielorts immer noch durch unwiſſende Schützen hart bedrängt, ihr Loos iſt aber in dieſer Beziehung doch etwas beſſer wie das der Tagraubvögel, weil ſie ſich bei Tage verbergen, und weil die unausgeſetzten Belehrungen über ihre Nützlichkeit bei den Landbewohnern endlich doch allmählig anfangen, Eingang zu finden. Der Beſtand der Eulenarten iſt zu dem auch noch von der Häufigkeit der Mäuſe abhängig, weil die meiſten Arten — wenigſtens in der Jugend — gern wandern und nach dem Grundſatz „ubi bene ibi patria“ wohnlichen Unterſchlupf da aufſuchen, wo es hinreichend viel Mäuſe gibt. Die letzten Jahre waren bei uns mit Mäuſen reichlich genug geſegnet. Gleichwol aber habe ich eine Zunahme der Schleiereulen, Waldkäuze (S. aluco) und Steinkäuze (A. noctua) nicht conſtatiren können, ſondern vielmehr eine Ab⸗ nahme bemerkt. Ich habe neuerdings die Gewöllplätze wiederholt begangen und immer daſſelbe Reſultat gehabt. Nur der Ohreulen find mehr geworden, und find ge— rade in dieſem Jahre mir verſchiedentlich Junge angeboten worden und zwar lauter ſolche, welche zu früh den Horſt verlaſſen hatten, und weit von demſelben abgeirrt waren, wie das ja häufig geſchieht. Uebrigens bemerke ich noch, daß der heurige Nachwinter, der ſo viele Vogelbruten vernichtet hat, den Eulenbruten nicht im ge⸗ ringſten ſchädlich geworden iſt: ſie brüteten zu gewöhnlicher früher Zeit und brachten — 111 — trotz des anhaltenden Schneewetters die Jungen glücklich aus und auf. — Vom Uhu berichtete ich vor einiger Zeit (Brutv. Oſtth. p. 74), daß er für Oſtthüringen wol als ausgeſtorben zu betrachten ſei. Im Jahre 1878 hat er, wie mir zuerſt Herr B.⸗J. Roth mittheilte, wieder in der Flur Obernitz an der Pohlwand unfern Saalfeld gehorſtet. Die Jungen wurden weggenommen und aufgezogen. Dieſen Vögeln gegenüber ſtehen diejenigen, deren Beſtand in jüngſter Zeit ſich gehoben hat und zwar hauptſächlich durch direetes Eingreifen des Menſchen. Es ſind dies Amſeln, Sumpf- und Blaumeiſen, Schwarzſpechte und viel— leicht noch Hausſperlinge und Haubenlerchen. Die Amſeln und Hauben— lerchen (Galerita cristata) haben mehr als die übrigen Vögel (wenn wir von Tauben und Sperlingen abgeſehen) ſich an die winterlichen Futterplätze gewöhnt, welche jetzt, Dank ſei es den Bemühungen der betreffenden Vereine, nicht nur immer zahlreicher, ſondern auch immer zweckmäßiger eingerichtet werden. Sind es auch meiſt nur die alten Männchen der Amſeln, die in der Heimath überwintern, und bleiben wenig Weibchen und noch ſeltener Junge vom Zuge zurück, ſo hat doch die Wohlfart der überwinternden Thiere einen großen Einfluß auf den Be— ſtand, denn nach harten Wintern gab es früher weit weniger Amſeln, und habe ich namentlich dann mehrfach Weibchen beobachtet, welche während der Brutzeit ledig lebten. In zu hohem Alter war der Grund hierfür unter ſolchen Umſtänden wol nicht zu ſuchen. Wie ſehr ſich nun die Amſeln nach den Futterplätzen hinziehen, geht daraus hervor, daß in dem letzten, ſo ſchneereichen Winter ſich immer zwiſchen 30—40 Amſeln allein im Bereich der Gärten von Gera aufhielten. Infolge der Fütterung angezogen, blieben denn diesmal, wie auch ſonſt und anderwärts, ver- ſchiedene Pärchen mehr im Frühjahr hier, und niſteten in jenen Gärten, ſoviel ich in Erfahrung brachte, ſieben Paar, während das vorher nur ein bis drei und in früheren Zeiten gar keine thaten. — Die Aufrichtung von gut eingerichteten, nament- lich mit hinreichend engem Schlupfloch verſehenen Niſtkäſten, wie ſie in neuerer Zeit endlich eingeführt werden, haben in erſter Linie die Blaumeiſen dankbar benutzt, wahrſcheinlich weil gerade ſie ſehr gern in den Aſtlöchern von Gartenbäumen niſten und ſich weniger durch die lärmenden Sperlinge ſtören laſſen. Auch die Sumpfmeiſen (P. palustris) haben einigemale einen paſſenden Niſtkaſten ange— nommen; ob aber die ſchwache Hebung ihrer Zahl darauf zurückzuführen iſt, das iſt doch zweifelhaft. Die Mehrung der Blaumeiſen iſt gegenüber dem Beſtand der andern Meiſenarten ſehr auffällig). — Die Aufſtellung von überzählig vielen Staarkübeln und von Niſtkäſten mit zu weitem Flugloch hat die Vermehrung der Sperlinge, und beſonders die des Hausſpatzes ſehr begünſtigt. — Recht erfreu— lich iſt mir's, eine wenn auch geringe, doch immerhin bei dem ſehr ſchwachen Be— ſtand weſentliche Mehrung der Schwarzſpechte regiſtriren zu dürfen. Sie haben ſich nicht nur im Frankenwald gemehrt, ſondern auch viel weiter abwärts bei Berga ſind ſie wieder erſchienen und haben nach dem Bericht des Herrn E. Semmel auf Schloß Berga 1878 ihre Jungen glücklich aufgebracht. Auch in der Heuspach ) Herr C.-R. W. Ferber hier hat in feinen, irre ich nicht, von Halle bezogenen Niſtkäſten Blaumeiſen Gaſtfreundſchaft gewährt und öfter beobachtet, wie Sperlinge ſich vergebens bemühten, ihren plumpen Körper durch das Schlupfloch hindurch zu zwängen. — 112 — bei Renthendorf unweit Roda find fie nach einer Mittheilung Dr. A. v. Brehm's ſeit 25⸗ jähriger Abweſenheit wieder eingerückt und in den andern großen Forſten des Altenburger Weſtkreiſes find fie nach Herrn Oberförſter Mehlhorn nicht rarer ge⸗ worden. Die Urſache liegt einerſeits in einer ſehr rühmlichen eifrigen Hegung des königlichen Thieres und andrerſeits darin, daß man für die großen Höhlen⸗ brüter und zum Schmuck des Waldes in den großen Forſtcomplexen hie und da doch einige alte überſtändige Veteranen unter den Waldbäumen ſtehen läßt. — Letzteres findet aber nur ſehr vereinzelt ſtatt: im Allgemeinen erliegen noch jedes Jahr viele kleinere Striche Waldlandes der Rodehacke, und ſind namentlich die Privatwaldungen des ſächſiſchen Vogtlandes arg reducirt. Ein Glück, daß noch viele große Komplexe ſtattlichen Waldes vorhanden ſind, denen als Eigenthum der regierenden Fürſten oder der Staaten eine längere Exiſtenz garantirt iſt. Immer⸗ hin aber nimmt unter dem Einfluß der fortſchreitenden Entwaldung der Be- ſtand ab von den beiden Goldhähnchen, dem Plattmönch, dem Gimpel, der Haubenmeiſe, der Braunelle, und der Saatkrähe. — Bei den Goldhähn— chen verſteht ſich die Abnahme von ſelbſt, da jene lediglich auf Nadelholz angewieſen, nicht einmal in kleinen Feldgehölzen bleibenden Aufenthalt nehmen. — Mit den Haubenmeiſen verhält es ſich nicht viel anders. — Die Saatkrähen werden vor⸗ zugsweiſe durch die Vernichtung der kleinen, meiſt zu Bauerhöfen gehörigen Feld⸗ gehölze geſchädigt, wozu allerdings hie und da noch directe Verfolgung von Seiten der Beſitzer tritt. Gegenwärtig ſind ſie aus dem ſüdlichen und mittleren Oſtthüringen faſt ganz vertrieben und nur noch im nördlichen heimiſch. — Da die Plattmönche (S. atricapilla), obſchon ſie nicht ſo ſehr wie die Gimpel zur Niſtzeit den tiefern Wald bevorzugen, unter allen Grasmücken die geringſte Accommodationsfähigkeit haben, ſiedeln ſie aus den Wäldern nicht ſo leicht in die Gärten über und werden daher immer weniger. Ihr Geſang verſchlechtert ſich ebenfalls immer mehr, ſo daß man gegenwärtig faſt nur noch Stümper trifft, und gute Schläger eine große Seltenheit ſind. Daß bei den Singvögeln, welche ja immer von einander lernen, gewiſſe „Moden“ die Sangesweiſen beherrſchen, habe ich ſchon anderweitig ausführ- lich dargelegt. — Bei der Braunelle mag die Art unſrer Waldkultur mitwirken: ſie liebt wirres Durcheinander von Buſch und Hochſtamm, von Windbruch und Dorn— geſtrüpp, wie es unſre Forſtkultur nicht mehr duldet, und iſt deshalb recht ſelten geworden. Ueberhaupt hat die beſondere Art unſerer modernen Forſtkultur verderblichen Einfluß ausgeübt auf den Beſtand namentlich der Waldhühner, der Schnepfen, der Spechte, der Hohltauben und der Rothkehlchen. — Die Rothkehlchen (Erith. rubecula) finden in den kleinen Privathölzern, wo das Moos fortwährend weggeſcharrt und der Beſtand zu licht gehalten wird, keine paſſenden Niſtgelegen⸗ heiten, und in den größeren Forſten, die ſehr „reinlich gehalten ſind“, fehlt ihnen auch vielfach das niedere Geſtrüpp, deſſen ſie bedürfen. Doch wirkten bei dieſem Vogel noch andre Urſachen mit, namentlich wol auch die letzten ungünſtigen Frühe jahre. — Daß die Auerhühner trotz ſorgfältigſter Hegung immer ſeltener werden, rührt nach den neueren Unterſuchungen und namentlich nach A. v. Brehm's ein⸗ ſchlägigen Beobachtungen daher, daß die ſumpfigen und moorigen Partien in den — 113 — neuzeitlichen Wäldern durch die Waldkultur, durch Anlage von Abzugsgräben oder gar durch ſyſtematiſch durchgeführte Drainage, mehr und mehr beſeitigt werden. — Die Birkhühner, die ſich ja auch auf den größeren Revieren konſequenter waid⸗ männiſcher Schonung erfreuen, bedürfen zu ihrer gedeihlichen Exiſtenz ebenfalls bruchiger und mooriger Partien und daneben noch kleiner, im Wald eingeſchloſſener Haideflächen mit dünnem Laubholzbeſtand, wie ſie eben die moderne Forſtkultur nicht dulden will. — Daſſelbe wie von den Waldhühnern gilt auch von der Wald— ſchnepfe, welche gar nicht ſo ſcheu iſt und unter Umſtänden neben einem Eiſen⸗ bahnkörper brütet, ſowie in noch höherem Grade von der Bekaſſine. Daß die Spechte beeinträchtigt werden verſteht ſich von ſelbſt, denn dieſe ſind nicht nur durch ihre Nahrung, ſondern auch durch ihre Niſtweiſe auf alte überſtändige Bäume angewieſen. Ein Rückgang im Beſtand des großen Buntſpechtes iſt nicht zu verkennen, obgleich dieſes Thier ſehr ſchmiegſam iſt und, wo er gehegt wird, auch in Obſtplantagen und ſogar in Baumgärten ſein Heim zu finden weiß. — Am beſten hat ſich in den letzten Jahren noch der Grünſpecht gehalten. — Sein naher Verwandter, der Grauſpecht (Gec. eanus), iſt jetzt in der Zahl jo herab— gemindert, daß man nur ſelten einen hört oder ſieht, und zwar am eheſten noch im mittleren Saalgebiet. Iſt er auch mehr auf Laubwald und ſogar auf Obſt— bäume angewieſen wie ſeine Verwandten, ſo leidet doch auch er unzweifelhaft unter Wohnungsnoth, das heißt durch den Mangel an alten Bäumen. Gefördert hat die neue Waldkulturweiſe den Beſtand keines Vogels mit Ausnahme von zweien. Es ſind dies der Weidenzeiſig (Phyllopn. rufa), der die niederen Fichtenſchläge ganz beſonders bevorzugt und ſich daher jetzt ſtetig mehrt; und die Spitzlerche (Anthus arboreus), welcher die kahlen Waldſchläge mit Saat oder ſehr jungen Pflanzen erwünſchte Weide- und Niſtpläſte ſind. Alle anderen Arten haben ſich an die gleichförmigen Schläge erſt gewöhnen müſſen oder fie ver: meiden ſie möglichſt. Bis vor wenig Jahren beſtanden allenthalben zwiſchen den Feldern kleine Gruppen von Gebüſch und einzelnen Bäumen. Dazu gehörten die ſogenannten „Bilchel“, viereckige und dreieckige durch zu Tage tretende Felſen oder durch eine Pinge oder ſonſt wie veranlaßte nicht kultivirte Plätze, auf welche aus den umlie⸗ genden Feldern die Leſeſteine abgeführt wurden. Jetzt, wo die Gemeinden ihre Vicinalwege in beſter Verfaſſung erhalten ſollen, werden jene Steinhaufen zur Wege— beſſerung abgefahren, dabei die Gebüſche zu Brennholz verhackt, und ſchließlich das Bilchel arg beſchnitten oder ganz und gar in ſchlechtes Ackerland umgewandelt. Ferner gehörten dahin die Raingebüſche, welche namentlich bei geböſchtem Terrain die Raine zwiſchen den einzelnen Feldern zierten und ſo Abwechſelung in das Einerlei der Feldflächen brachten. Um des kleinen Quantums Gras willen und weil die Büſche den Mäuſen eine Zuflucht böten, auch wegen angeblicher Schädigung durch Schneewehen ſind dieſe Raingebüſche nach und nach bis auf wenige ausgerottet worden. Sie bieten zwar ebenſo wie den Mäuſen auch den Wieſeln und Igeln, den mordſüchtigen Vertilgern der Mäuſe, günſtiges Quartier, ſie geben zwar Dornäſte zum Verſtecken der Wieſen- und Feldränder, die jetzt immer ſeltener werden, und ſchützen im Gegentheil bei ſteilen Rändern vor den der Winterſaat ſchädlichen Schnee— — 114 — a wehen (man vergleiche die deshalb an den Eiſenbahndurchſchnitten angebrachten le⸗ bendigen und Plankenzäune), aber das verſchlägt nicht; — es iſt jetzt Mode, alle Raingebüſche zu beſeitigen. Endlich gab es früher an den Gehängen alter und neuer Hohlwege und kleiner Thäler und Schluchten inmitten der Feldcomplexe allenthalben Buſchwerk. Dies hat fallen müſſen, um ſtark geböſchten Raſenflächen Platz zu machen, welche mehr und vor Allem ſchneller etwas einbringen ſollen wie die Gebüſche. Freilich rutſcht bei naſſem Wetter und namentlich im Frühjahr bei Thauwetter regelmäßig von Zeit zu Zeit die ganze Grasnarbe herunter und brennt dann die Sonne den mühſam wieder bergangetragenen Boden aus, aber möglicher⸗ weiſe baut man doch in der nächſten Zeit etwas Futter, während die Anlage von Eichenſchälholz erſt in etwa 15 Jahren, wenn dann auch ſicher und immer beſſer zu rentiren anfängt. Das Haſchen nach augenblicklichem Gewinn liegt gegenwärtig in der Luft. Endlich ſind hierher noch die verlaſſenen Steinbrüche zu rechnen, in denen ſich zwiſchen Haufen loſer Steine Buſchwerk anſiedelt. Die Entbuſchung der Feld⸗ marken aber ſchädigt durch Entziehung der Gelegenheiten zum Wohnen und Niſten, und macht ſich das namentlich bei den Goldammern, Hänflingen, Klappergras— mücken und Dorngrasmücken (S. einerea u. garrula) geltend. — Auch die Gartengrasmücke (S. hortensis) leidet unter dieſen Umſtänden, wenn auch nicht in dem Maße wie ihre letztgenannten beiden Verwandten, weil ſie größere Aufent⸗ haltsreviere liebt und ſich allmälig bequemt, niedrige Fichtenſchläge aufzuſuchen, — die Beſeitigung der Steinhaufen auf den oben genannten Bilcheln und in den auf— läſſigen Steinbrüchen, mit welcher deren Vernichtung beginnt, beeinträchtigt durch Wohnungsentziehung auch die Steinſchmätzer (Sax. oenanthe) in hohem Grade, deren Beſtand noch immer rückwärts geht. Die Hausröthlinge und Bachſtelzen, welche unter Umſtänden dieſe Wohnſtätten früher mit den Schmätzern theilten, wiſſen ſich leicht den veränderten Verhältniſſen anzubequemen und ſiedeln ſich auf und unter dem Gebälk und Mauerwerk von Brücken, Scheunen und Gartenpfeilern an. Den Stein⸗ ſchmätzern, die nicht ſo ſchmiegſamer Natur ſind, ſollte man an freigelegenen Stellen kleine mit krummen Höhlen verſehene Säulen aufmauern, die z. B. recht gut gleich⸗ zeitig Flurgrenzmarken und Wegweiſer ſein könnten. Die Mehrung der Feld- und Wieſenflächen hat ihrerſeits wieder den Be⸗ ſtand einiger Vögel gefördert, freilich aber nur den einiger wenigen, deren Zahl gegenüber den durch die Abholzung bedrängten verſchiedenen Arten längſt nicht nahe kommt. — Es ſteht da in erſter Linie die Feldlerche, ein Steppenvogel, der ſich in demſelben Maße mehrt, wie die Feldflächen zunehmen. Außer ungünſtigen Wit⸗ terungsverhältniſſen thun ihrer Brut vorzugsweiſe die aushäuſigen Katzen Eintrag, deren Anzahl ſich ſtetig vergrößert. Ohne beide Uebelſtände würde es weit mehr Lerchen geben. — Auch die Grauammern (Emb. miliaria) werden durch den 22 Wieſenbau weſentlich befördert und dehnen ihren Wohnbezirk in Oſtthüringen, wohin ſie erſt ſeit kurzem eingewandert ſind, alljährlich weiter aus. Sie bedürfen als ächte Steppenthiere nur eines kleinen Weidenbüſchchens, eines Bärenklauſtengels um von ſolchem Hochſitz aus ihre Strophe abzuſchnurren, und dringen jetzt ſüdwärts entlang der Auwieſen immer weiter in die Berge und zu den Hochwieſen empor. — Auch die braun en Wieſenſchmätzer (Pratincola rubetra) mehren ſich in den brei⸗ EZ — 15 — teren Wieſenauen der wärmeren Thäler. Hier wirken aber noch andere Urſachen mit, denn gerade diejenigen Wieſenflächen, welche dieſe Thiere jetzt bewohnen, exi— ſtiren in ihrer jetzigen Geſtalt und Bewirthſchaftung ſchon ſeit vielen Jahrzehnten, und der Beſtand der Schmätzer hebt ſich langſam erſt ſeit etwa 5 bis 7 Jahren. Von tief einſchneidender ſtörender Einwirkung ſind die Uferarbeiten, nament⸗ lich die Entſchilfung der Flußufer und Teiche und die Abgrabung der Kies— und Sandbarren, welche letztere jetzt weit mehr wie ſonſt ihr Material für Fuß⸗ wege und Bauten hergeben müſſen. — Letztere dienten vorzugsweiſe den Uferläu⸗ fern (Actitis hypoleucus) und Uferpfeifern (Aegialitis minor) zum Aufenthalt. Erſtere haben ſich jetzt faſt vollſtändig aus dem Gebiet verzogen und der letzteren find etwas weniger geworden. Dieſe find aber in Folge der ewigen Störungen all- mälig ſo zutraulich geworden, daß ſie den Menſchen bis auf 10 Schritt und weniger herankommen laſſen und dann, nachdem ſie ſich wie ein grauer Stein auf grauen Kieſeln eine Zeit lang geduckt haben, ganz furchtlos ihrer Nahrung nach hin- und herrennen. Ob die Gefahr, welche den Jungen und Eiern von den Krähen droht, durch die Frequenz der Menſchen geringer geworden iſt? Es iſt mir wenigſtens aufgefallen, daß gerade heuer, wo zwei Paare dicht bei einem Dorf (Debſchwitz) und bei einem Bleichplatz ihre Neſtgrube angelegt hatten, deren Junge glücklich auf— gekommen ſind. Gewöhnen ſich Haubentaucher an den Lärm der Kultur, weshalb ſollen es nicht die Uferpfeifer auch thun? Vielleicht mehrt ſich auf dieſe Weiſe der Beſtand in Zukunft. — Die Entſchilfung erfolgt theilweis durch die Umrodung des Landes in Wieſenland mit Uferbauten, theils aber auch einfach durch alljährliche Mahd. Der eigentliche Rohrſchnitt iſt wenig von Belang; deſto ſchädlicher aber wirkt der Streuhieb. In den höher gelegenen Strichen, welche gerade durch einen großen Reichthum an Teichen ſich auszeichnen, iſt der Viehſtand verhältnißmäßig ſtark, und wird für ihn zu wenig Stroh gebaut. Als Erſatz benutzte man ſonſt vorzugs— weiſe Schneddel, das heißt die gehackten Zweige der Nadelbäume; jetzt aber, wo die Wälder arg gelichtet und die Nadelſtreu rar geworden iſt, wird mehr und mehr die Teichſtreu benutzt, und werden zu dieſem Behufe die Schilf- und Binſenflächen vom Auguſt ab bis zum tieferen Waſſer hinein abgemäht. Dadurch büßen die Wild— enten und andere Vögel nicht nur ihre Deckung für das laufende Jahr ein, ſondern ſie finden, was weit ſchwerer wiegt, im nächſten Frühjahr, wenn ſie ſich nach Wohn— ſitzen umſehen, keine Deckung und ziehen weiter, einer neuen gaſtlicheren Heimath zu. Durch die Entſchilfung ſind namentlich in neuerer Zeit ſehr benachtheiligt worden die Bekaſſinen, welche man jetzt recht ſelten als Brutvögel antrifft, die Ralle (R. aquaticus), deren abendlichen Pfiff man jetzt nur noch an ſehr verein— zelten Punkten vernimmt, das geſcheckte Waſſerhuhn (Gallinula porzana) und die Krickente (Querqu. erecea). — Auch ſogar die beiden Entenarten, welche zu meiner Freude vor einigen Jahren einen hübſchen Zuwachs gezeigt hatten, ſcheinen jetzt wieder im Abnehmen begriffen zu ſein: die Stockente (A. boschas) und die Tafelente (Aithyia ferina). — Ueber den Beſtand der Schnatterente (A. stre— pera) habe ich noch nichts erfahren können. — Die weißäugige Ente (Aithyia leucophthalma) wird aber nach ſicheren Berichten bei alledem zahlreicher. — Mit der Entſchilfung hängt wohl auch der Umſtand zuſammen, daß die Droſſelrohr— — 116 — ſänger (Acroc. turdoides), die bei uns nicht nur recht zahlreich geworden waren, ſondern ſich auch immer weiter ſüdwärts in das Gebirge hinein ausgebreitet hatten, ſeit zwei Jahren einen kleinen Rückſchritt zeigen. — Der Rohrammer (Emb. schoenielus) weiß ſich, wenn ihm die Rohrfelder fehlen, zu helfen und nimmt mit Getreide- und namentlich mit Rapsfeldern fürlieb, die am Waſſer liegen, ſo daß er ſogar eine, bei dem überhaupt ſchwachen Beſtand freilich ſehr kleine Zunahme zeigt. Daſſelbe ift bei dem Teichrohrſänger (Keroc. arundinaceus) der Fall, welcher jetzt ſich häufig im Weidigt anſiedelt, auch wenn daſſelbe kein Schilf enthält. Ich habe in den letzten Jahren deſſen Neſt mehrmals ſogar an der Elſter in ſchilffreien Weidendickigten gefunden, wo in großer Nähe ſchöne Rohrfelder ſtanden. Hier iſt die große Aecomodationsfähigkeit der Thiere Schuld an der Vermehrung, und wird durch ſie der nachtheilige Einfluß der Ent⸗ ſchilfung reichlich ausgeglichen. — Hierher gehören auch noch das große Waſſer— huhn (Gall. chloropus) und das Bläßhuhn (Fulica atra), welche ſich der Men⸗ ſchennähe anbequemen und ſo ihre Bruten vor Raubzeug beſſer ſichern. Sie wohnen gern auf Teichen mit nur niederem Ried am Rand, wenn ſie nur auf dem Grunde unter dem Waſſer reichlichen Pflanzenwuchs zur Verfügung haben. Uebrigens wirkt auch die Verderbniß des Waſſers ſelbſt nachtheilig ein. Die vielen Ortſchaften mit lebhaft betriebenen Färbereien und Gerbereien müſſen nothwendig durch ihre Abgänge das Waſſer der Flüſſe und ſtärkeren Bäche verber- ben, und in der That gleicht das ehemals klare Waſſer unmittelbar unterhalb jener Fabrikorte jetzt eher einem übelriechendem Strom von Tinte. Vögeln, welche klares Bergwaſſer lieben, kann das nicht behagen, zumal da die Verderbniß des Waſſers auch viele Arten von Fiſchen und namentlich von Kerfen, austilgt. — So haben bis jetzt die Waſſeramſeln (Cinelus aquatieus) allmälig Station für Station aufgegeben und finden ſich nur noch an einzelnen, leicht zu zählenden Punkten des oberen El⸗ ſter⸗ und Saalgebietes. — Auch die Bergſtelzen fangen neuerdings an ſich zurüd- zuziehen, und gerade an dieſen habe ich die Abneigung gegen vordorbenes Waſſer jetzt conſtatiren können. — Daß auch die Eisvögel dadurch irritirt werden, habe ich ſchon früher nachgewieſen. Doch ziehen dieſe ſich mehr an die noch nicht infizir⸗ ten Bäche zurück, ſo daß ihre Zahl hier ein wenig zunimmt. Im Ganzen aber glaube ich nach den Wahrnehmungen in den letzten Jahren eine kleine Abnahme verzeichnen zu können. — Gegen dieſe Einflüſſe läßt ſich direct natürlich nichts thun. Möge die Einſicht bei allen Anwohnern der kleinen Bäche wachſen, damit durch recht ſorgfältige Hegung hier ausgeglichen wird, was an den größern Gewäſ⸗ ſern die Großinduſtrie ſchädigt. Nicht unerheblich iſt der nachtheilige Einfluß der Katzen. Feldlerchen, Stieglitze, Finken, Fliegenfänger und andere befinden ſich in ſo günſtigen Umſtänden, daß ihr Beſtand, trotzdem die Katzen gerade ihre Bruten oft genug zerſtören, ſich ſtetig hebt. Aber beim Rückgang der Garteng rasmücken (S. hortensis) — we⸗ nigſtens im Bereich der Gärten und Parkanlagen —, der Schwanzmeiſen und Zaungrasmücken (S. garrula) wirken die Katzen verderblicher mit ein als alle anderen Feinde und Mißſtände. Auch die Goldammern, welche die Wohnungsnoth jetzt allent⸗ halben drängt, ihren Niſtplatz innerhalb der Gärten zu ſuchen, wo ſie ſich ſonſt offen; — 117 — bar ſehr wohl befinden und als allwinterliche Gäſte durchaus keine Scheu vor dem Menſchen verrathen, müſſen in den Gärten ihre Kinder ſo regelmäßig dem Moloch in Katzengeſtalt opfern, daß nur ſehr ſelten eine Brut aufkömmt. Vielleicht liegt hierin die Urſache, weshalb die Goldammern gegen ihre Gewohnheit die Neſter in den Gärten in dichtem Buſchwerk oder in Spalieren gern hoch, oft über mannshoch anlegen. — Gewiſſe Kulturen, namentlich die Erweiterung der Obſtgärten, die Anlage von Buſchwerk in Gärten, welche jetzt mehr und mehr, auch in kleinem Maßſtab, Mode wird, und die Korbweidenpflanzungen, die jetzt in Folge der guten Nach— frage vielorts angelegt werden, tragen zur Hebung des Beſtandes einiger Vögel bei. — Vor allen iſt hier der Girlitz (Serinus hort.) anzuführen, welcher, erſt ſeit einem Vierteljahrhundert in Oſtthüringen eingewandert, ſeinen Bezirk allmälig über das ganze Gebiet ausgedehnt und ſich bis jetzt weit beträchtlicher gemehrt hat als irgend eine andere Species, ſo daß jetzt auch im Gebirge kein wärmeres Thal mit Obſtgärten exiſtirt, wo man ſeine klirrenden Strophen nicht hört. — Der graue Fliegenfänger iſt bei uns ebenfalls ein ächter Gartenvogel und verbreitet ſich immer weiter in die Berge hinauf, ſoweit es Obſtgärten giebt. — Auch der Gar— tenlaubſänger (Hypolais ict.) erfreut ſich im Schutze der Obſtbäume einer ge- deihlichen Exiſtenz und dringt immer weiter in den Thälern aufwärts, während in den tiefer gelegenen, erweiterten Thalauen der ebenfalls erſt eingewanderte Sumpf— ſänger (Acrocephalus palustris) in dem niedrigen Pflanzengewirr der Weiden— plantagen ſich ſo heimiſch und ſicher fühlt, daß ſeine Zahl von Jahr zu Jahr ſteigt, und er neuerdings ſchon mit ganz kleinen Weidendickigten fürlieb genommen hat. — Auch der Stieglitz möchte hier anzuführen ſein, der wegen der Katzen ſein Neſt möglichſt weit hinaus auf ſchwankem Aſt anlegt, — freilich öfter ſo, daß ein heftiger Wind Eier oder Junge herauswirft. — An dieſer Stelle müſſen wir anhangweis auch der Haubenlerche (Galerita eristata) erwähnen. Dieſe, ur⸗ ſprünglich ein Wüſtenvogel und erſt ſeit 1813 in Thüringen als Brutvogel ein— gewandert, fand in den ſtaubigen Landſtraßen einen paſſenden Erſatz der heimiſchen Wüſte, und mehrt ſich bei uns, wo ſie irgend breite Straßen, Eiſenbahnkörper und Bahnhofplanien findet. Noch ſind einige zeitweilige Schwankungen im Beſtand zu erwähnen, die durch locale und nur auf kurze Zeit wirkſame Umſtände verurſacht wurden. — So tra— ten die Staare dieſes Jahr in Oſtthüringen die Brutzeit in ſehr merklich geſchwächter Anzahl an. Obgleich der Winter ſehr ſchneereich war und wir namentlich vom 21—28. Februar ununterbrochen Schneefall hatten, ſchneite es doch bei anhaltend kaltem Wetter noch vom 12.— 15. März und vom 10. — 12., ſowie vom 17.— 18. April wie mit friſcheſter Kraft, und blieb der ſpäte Schnee auch noch eine Zeit lang liegen. Die Avantgarde der Staare war längſt bei uns eingetroffen, als der Schnee im März fiel und vor dem Aprilſchnee waren die übrigen zurückgewandert. Mag nun ein Theil der Thiere hier verkümmert und in Verſtecken eingegangen ſein, eine Beute des kleinen Raubzeugs, oder mag bei der Flucht nach Süden, welche die große Mehrzahl angetreten hatte, ein gutes Theil umgekommen ſein, — ſicher iſt, daß Ende April in Oſtthüringen weit weniger Staare vorhanden waren wie im Frühjahr 1878, N ie. — 118 — und daß eine Menge ſonſt beſetzter Staarkäſten leer blieb. — Die Fitis (Phyllopn. trochilus), welche bei uns in der erſten Hälfte des April eintreffen, waren vor dem Nachwinter im April nur in ſehr kleiner Anzahl eingetroffen und verſchwanden als⸗ bald wieder, um mit dem Gros der Armee erſt in den erſten Maitagen zurückzu⸗ kehren, und zwar in nur wenig geſchwächter Anzahl. — Die Rebhühner, deren Beſtand ſich 1878 in Folge vernünftiger Schonung und zeitigen Abſterbens des Erd⸗ äpfelkrautes außerordentlich gehoben hatte, hatten bei tiefem Schnee ſehr viel zu leiden, zumal da zuweilen Eisregen fiel, durch deſſen Einwirkung ſich an die Schwanz und Bürzelfedern eiſige Schneeklumpen feſt hingen. Eigentliches Raubzeug war zwar nicht viel vorhanden, und hatten die Füchſe an den eingegangenen Häſinen koſtbares Futter in überreichem Maße, allein dafür traten die Krähen ein, welche die matten, in der Bewegung gehemmten Hühner auf die ſcheußlichſte Weiſe langſam zu Tode marterten, indem ſie erſt dem fliegenden Thier Federbüſchel, dann Federn mit an⸗ hängender Haut herabriſſen, bis ſie es endlich noch lebend langſam zerfleiſchten. Schlägt ein Raubvogel ein Huhn, ſo iſt deſſen Sterben ein augenblickliches, da die nadelſcharf bewehrten Fänge ſofort in die edlern Eingeweide dringen; ihm verzeihe ich den Mord gern. Wer aber geſehen hat, wie eine kleine Schaar Krähen ein Rebhuhn oder eine während der Nachwinterzeit durch Geburtswehen geſchwächte Häſin langſam todt quälen, der haßt die ſchwarzröckigen Aasfreſſer. — Die Rabenkrä⸗ hen hatten draußen ſo reiche Tafel, daß in dieſem Winter nicht eine die Stadt be⸗ ſuchte, was ſie doch ſonſt ſogar in ſchneearmen Wintern ſtets thaten. So gut fie aber im Winter durchkamen, ſo übel waren ſie im Herbſt und Spätſommer dran geweſen. Im nördlichen Oſtthüringen war das Jahr 1878 ein Mäuſejahr, und wurden auf den meiſten Fluren die Mäuſe vergiftet, ſo daß viele Hunderte von Raben- und Saatkrähen umkamen. Im ſüdlichen Oſtthüringen hatte ſich der Beſtand der Krähen unbeeinträchtigt gehoben. Im Frühjahr 1879 indeß iſt die erſte Brut der Krähen faſt ausnahmslos durch Schnee und Kälte zu Grund gegangen, und ſind nur ſehr wenige zu einer zweiten Brut geſchritten, ſo daß für dies Jahr eine Mehrung nicht in Ausſicht ſteht. — Ob mit den geſchilderten Witterungsverhältniſſen in Beziehung zu ſetzen iſt, daß die Haidelerchen (Al. aborea) auf den kahlen Bergen bei Jena heuer etwas zahlreicher geworden find, während im ganzen übrigen Oſtthü⸗ ringen das Gegentheil der Fall iſt, das iſt ſehr fraglich. — So ſind auch die Zippen (T. musicus) und Zeimer (T. pilaris) im Süden des Gebietes heuer mehr und in der Nordhälfte umgekehrt weniger vorhanden als in den letzten Jahren. — Auch ſind 1879, obgleich die Fichten 1878 viel Zapfen angeſetzt hatten, nur ſehr wenig Turteltauben eingetroffen. Im Gegenſatz zu den bisher aufgeführten Vögeln giebt es einige Arten, deren Individuenzahl ſich gemehrt hat, ohne daß ich einen Umſtand als die hauptſächliche Urſache zu nennen vermag. Es mögen hier verſchiedene Urſachen zuſammenwirken, von denen uns vielleicht einige noch ganz unbekannt find, unter denen aber eine ges wiſſe beſſere Accomodationsfähigkeit ſicher nicht die geringſte Rolle ſpielt. Dahin gehören die Schnärrer (T. viseivorus), — die erſt ſeit 1832 eingewanderten Zeimer (T. pilaris), — die ſchon oben berückſichtigten Teichrohrſänger, — die Zaun⸗ könige, denen der vorige Winter wahrlich nicht günſtig ſein konnte, — die jetzt | l — 119 — öfter in Staarkäſten domizilirten Spechtmeiſen (Sitta caesia), — die ſchon erwähnten Sumpfmeiſen, — die ebenfalls ſchon genannten braunkehligen Wieſenſchmätzer und Roh rammern, — die Zeiſige, (bei denen vielleicht der Erlenſamen Zugmittel war?) — die Mehlſchwalben und Uferſchwalben (Chelidon urbica und Cotyle riparia), die erſt in dieſem Jahre wieder in etwas größerer Anzahl eingetroffen ſind, — die ſich ſtark mehrenden Ringel tauben (C. palumbus), — die Neuntödter (L. col- lurio) und die weißäugige Ente (Aithyia leucophthalma). Auf der andern Seite laſſen ſich aber auch wieder eine Reihe von Vögeln aufzählen, deren Beſtand in Abnahme begriffen iſt, und bei denen man ſich umſonſt nach einer vorzugsweiſe wirkſamen Urſache dieſer Erſcheinung umſieht. Namentlich bei ſolchen Thieren iſt die Abnahme auffällig, welche unter ſcheinbar ganz denſelben oder wenigſtens doch höchſt ähnlichen Bedingungen leben, wie andere, vielleicht gar Verwandte, deren fortſchreitende Zunahme feſtſtehende Thatſache iſt. Auch hier wirken ſicher verſchiedene Urſachen zuſammen und darunter wahrſcheinlich ſolche mit, die uns vorläufig noch unbekannt ſind. Ich nenne folgende: Die allerdings auf einzelne warme Getreidegegenden des Unterlandes beſchränkten Feldſchwirl (Threnetria locustella), — das ſchon erwähnte Rothkehlchen, — die Sperbergrasmüde (S. nisoria), welche in dieſem Jahr aus dem Gebiet verſchwunden zu ſein ſcheint, — den bei uns allerdings ſtets ſpärlich vorkommenden ſchwarzkehligen Wieſenſchmä— tzer (Pratincola rubicola) gegenüber ſeinem ſich mehrenden braunkehligen Vetter, — den Grünfinken (Chlorospiza chloris), der ſich bis vor kurzem ſtetig vermehrt hatte, (thaten ihm vielleicht die letzten Winter Eintrag? — kaum), — den Pirol, deſſen Rückgang bei der vorſchreitenden Entwickelung der Garten- und Obſtkultur der Abſchuß an den Kirſchhütten allein noch nicht erklärt, — den Grauwürger (L. minor) gegenüber dem ſich ſtark vermehrenden Neuntödter, — den Wendehals, der doch gelernt hat in alten Staarkübeln ſich anzuſiedeln, — den Kukuk, deſſen Beſtand freilich überhaupt fortwährend ſchwankt, — die Turteltaube, — die Wachtel, obſchon das Feldareal wächſt und der Weizenbau ſich ſteigert, — und endlich den Schnärz (Crex pratensis), deſſen zunehmende Seltenheit ganz unbe⸗ greiflich iſt. — — mnnn on nn nnrneee Verkannte und Mißachtete. Von O. v. Rieſenthal. 2. Das Steinkäuzchen. Wenn man von Neuwied die Straße nach dem Weſterwald einſchlägt, an dem ewig dampfenden Eiſenwerk Roſſelſtein vorbei, den Wiedbach überſchritten und das ſchattige Wäldchen von Nodhauſen hinter ſich hat, ſchlängelt ſich ein Thalweg dem Dorfe Segendorf zu, über welchem am Bergabhange die zierliche Villa Segenhaus thront, auf deſſen Rücken das einförmig weißgetünchte Schloß Monrepos in die Welt hinausſtarrt. Alle Berglehnen dieſer Gegend erregen die Aufmerkſamkeit der Fremden wegen ihres Baumwuchſes, welcher als Wald zu dünn, für ein Feld zu — 10 — Das Steinkäuzchen (Athene noctua Retz.). ½ nat. Größe. * — 121 — dicht beſtanden zu ſein ſcheint; ſie können ſich keinen rechten Vers daraus machen, kommen ſie aber im Mai in deſſen Nähe, dann ſagt ihnen der Blüthenſchnee mit ſeinem Duft, daß ſie ſich ſo recht im Herzen der Obſtbaumwirthſchaft befinden und ſind entzückt von dem feſſelnden Anblick, dem munteren Summen und Haſten von Tauſenden und Abertauſenden von Bienen und andern Freunden duftender Blüthen- kelche! — Gar herrlich wandelt es ſich durch dieſe endloſen Baumreihen; — das wiſſen auch die ſpeculativen Gaſtwirthe ſehr gut; da lieſt man in den Localblättchen: die Baumblüthe von Segendorf, Rodenbach u. ſ. w. iſt in ſchönſter Vollendung, wozu ergebenſt einladet Peter X. Auch den Schoppen anzupreiſen vergißt der biedere Peter nicht, dennoch aber fordert ſich der Gewitzigte lieber ein Glas Gerſtenſaft aus den Kellern der Brüdergemeinde, da weiß er wenigſtens voraus, daß er einen künſtlichen Stoff trinkt und braucht es nicht erſt zu empfinden, wenn er auf den „reingehaltenen Schoppen eigenen Gewächſes“ reingefallen iſt; der Schoppen, d. h. das Glas iſt wohl meiſt rein, — der Inhalt freilich nicht! Unter dieſen Obſtbäumen finden ſich auch viele Veteranen, beſonders unter den breitkronigen Wallnußbäumen, an dieſen manche tiefe Aſtlöcher und andere hohle Räume als prächtige Sommerwohnungen der Höhlenbrüter, die vor Freude über dieſes ſchöne Stück Erde und ihr trautes Heim die hellen Stimmen weithin jubelnd erſchallen laſſen. „Kuew, kuew! — ko⸗it, ko⸗it, — ko⸗it!“ ertönte es da von einem alten Stumpf her; — ich konnte den kleinen Schreihals nicht ſogleich ermitteln, oder ſollte es der kleine runde Knoten ſein, den ich trotz hellem Sonnenſchein für einen Baumauswuchs hielt? Der Krimſtecher löſte die Zweifel, — da ſaß der kleine Kobold trotz blendendem Sonnenſchein mit weit geöffneten Augen und muſterte mich mißtrauiſch unter fortwährenden Verbeugungen. Meine Annäherung nahm er übel und flog davon mit ſchnellem Flügelſchlag, in Bogenlinien wie ein Specht, und obgleich ich mir den Baum gemerkt zu haben glaubte, auf welchem er fußte, konnte ich ihn nicht mehr entdecken, — freilich ſieht ein Baum wie der andere aus und ich war auf Umwegen herangekommen, ein Irrthum alſo nicht ausgeſchloſſen. — „Sie ſuchen wohl nach dem Leichenhühnchen?“ fragte mich ein Bauer, indem er ſeinen großen Ochſen vor dem Pfluge anhielt. — „„O, ohne beſonderen Grund! — es giebt hier deren ziemlich viele?.““ „Ja, ſie ſitzen in den alten Bäumen umher und machen manchmal miſerablen Spektakel!“ „„Nun, ſind es nicht ſehr niedliche Thiere?““ „Ach, das mag wohl ſein, von Nahem beſieht man ſie nicht gern; es iſt nicht ganz richtig mit ihnen, jo umſonſt nennt man fie doch nicht Leichenhühner!““ „„Ihr braucht ſie ja nicht ſo zu nennen!““ „„Na, der Bruder unſeres Lehrers, der auf paſtorſchen Geiſtlichen ſtudirt, nennt ſie doch auch ſo, — der muß es doch wiſſen und daß ſie die Kranken auf den Kirchhof rufen, ſagt doch jedes Kind!““ „„Und jeder Narr!““ — platzte ich heraus. — Der Alte hatte Luſt grob zu werden, doch er trieb ſeinen Ochſen an und wühlte eine friſche Furche auf. — 9 — 122 — Vergleichen wir mit dieſer Anſchauung die vor einem halben Jahrtauſend, alſo was Albertus M., überſetzt von Waltherus Ryff, jagt, jo hören wir! „Noctua ein Nachteul, iſt ein grawer geſprengter vogel von farben, hat vil federn an ſchenckeln und füßen mit einem großen kopff, und krummen ſchnabel größer denn der Sperber, hat gelbfarb augen, mag derhalben den glaſt der Sonnen nit leiden, ſonder fleugt allein des nachts hie umb, und neret ſich der meuß und kefer, welche ſie fahnt, denn wenn ſie des tags fleugt, reißen ir die andern vögel die federn auß, ſie ſtellet ſich aber gegen inen zu der wehr, legt ſich an rücken, un beißet und kratzet umb ſich, wa denn der Habich vorhanden, ſo kumpt er ihr zu hülff, von gleichheit wege des geſchlechts, die Nachteul iſt zu weißer farb geſprengt, und hat ein heiſere ftim..... Dieſe und dergleichen nachtvögel, wenn ſie übel und hefftig an einem ort ſchreien, da man ihr nit gewont iſt, ſoll es bedeuten, daß jemandt daſelbſt ſterben ſoll, wirdt derhalben für ein unglücklicher vogel geachtet.“ Welcher Errungenſchaft in der Beurtheilung uns ſo nah umgebender Vögel haben wir uns eigentlich während eines halben Jahrtauſends zu rühmen? Wie ſchwer iſt der Aberglaube doch auszurotten, der Keim der Wahrheit zum friſchen Wachsthum zu bringen! Das Käuzchen, Steinkäuzchen, Spatzeneule, Leicheneule, Todtenvogel, Klage⸗ mutter, Leichenhühnchen, Athene noctua, Strix noctua Retz, iſt ein dem Volke wohlbekannter, vom Aberglauben mit ſcheuem Intereſſe betrachteter, vom Natur⸗ freunde gern geſehener Gaſt. — Seine höchſt drolligen Gebehrden, die poſſierliche Geſtalt, im aufgeblaſenen Gefieder faſt ſo rund wie eine Kugel, geſtützt von den langen, dünnen Ständerchen, geben dem ſtets beweglichen Thierchen ein komiſches Aeußere, mit welchem es im gezähmten Zuſtande ſeinem Pfleger vielen Spaß macht. Mit den großen, bald offenen, bald halbgeſchloſſenen Augen Alles muſternd, bald tief niedergeduckt und gleich darauf hoch aufgerichtet, ſeine Verbeugungen machend, nähert es ſich zutraulich ſeinem Herrn, ihm begehrlich auf die Finger ſchauend und nimmt hocherfreut und mit tiefen Complimenten dankend, die Maus oder den Spatz in ſeine kleinen Fänge, um im düſtern Winkel des Käfigs ſofort den Schmaus zu beginnen. — Dieſe kleine, 22—24 C. lange Eule iſt daran zu erkennen, daß der Schleier nur um den Außenrand des Auges ſich ausdehnt, der Schwanz gerade und kurz iſt und die Zehen nur mit einzelnen borſtigen Federn beſetzt ſind. Der ganze Oberkopf iſt braun mit lebhaft weißen Federſpitzen, die im Nacken größer ſind, als auf dem Scheitel; um den erſteren größere weiße Flecke in Form eines unregelmäßigen Halsbandes; der ganze Rücken braun, mit großen, weißen, etwas roſtröthlich geſäumten Flecken. Schwingen braun, die großen mit 4 —5 halbrunden, röthlich weißen Flecken am Rande der Außenfahnen; auf den Innenfahnen breite Querflecke, nicht ganz an den Schaft reichend, die unterſten Rückenfedern unregelmäßig gebändert; obere Schwanzdecken wie der Rücken; Schwanzfedern braun wie die Schwingen mit ab⸗ wechſelnden rundlichen Flecken. — Die Schäfte braun. — Ueber den Augen ein heller Streifen; der unvollſtändige Schleier grauweiß, in — 13 — der Mitte von einem ſchwarzbraunen Bogen durchzogen; Kinn weiß; Kehle und Bruft dunkelbraun mit roſtröthlich weißen Federſäumen; Bauch und Flanken grauweiß mit dunkelbraunen, röthlich geſäumten Längsflecken; untere Schwanzdecken grauweiß mit undeutlichen graubraunen Flecken. Unterſeite des Schwanzes graubraun mit durchſcheinender Zeichnung der Oberſeite und hellen Schäften. Tarſen kurz aber dicht, grauweiß befiedert. Männchen und Weibchen ſind in der Färbung gar nicht und erſteres nur durch etwas geringere Größe von letzterem unterſchieden. — Schnabel horngelb; Zehen trüb gelblich; Krallen dunkel. Die Neſtjungen ſind grauweiß und an den faſt nackten Zehen bald zu erkennen; das Jugendkleid unterſcheidet ſich nur durch größere, hellere Flecke von dem vorſtehend beſchriebenen des alten Vogels. — Das Steinkäuzchen fehlt dem höheren Norden gänzlich und geht über das ſüdliche Schweden nicht hinaus; in England iſt es vereinzelt vorgekommen, in Schott⸗ land und Irland nicht. Dagegen treffen wir mit ihm um ſo häufiger zuſammen, je mehr wir uns nach Süden und Südweſten wenden, ſodaß es in Deutſchland und dem centralen Europa nicht ſelten, in Spanien, Griechenland, der Türkei gemein iſt, ſofern wir den ſüdlichen Kauz (Athene meridionalis) mit ihm vereinigen, was kein großer Irrthum ſein wird, da er nur etwas röthlichere Färbung, ſonſtige Unterſchiede nicht zeigt. — Im Norden und Nordoſten vertritt ihn der Rauchfußkauz (Nyetale Teng- malmi), welcher durch dicht befiederte Zehen ſich allein weſentlich von ihm unter- ſcheidet. — Das Steinkäuzchen liebt große zuſammenhängende Waldungen nicht, umſomehr große, lichte Baumgärten wie hier am Rhein, alte Kopfweiden, wo es der Mäuſe⸗ jagd gut obliegen kann, ohne ſich weit von ſeinem ſchützenden Heim entfernen zu müſſen, weßhalb ihm auch altes Gemäuer, Felslöcher — (daher Steinkauz!), Kirch⸗ böden und ähnliche Oertlichkeiten willkommen ſind. — In dieſen Schlupfwinkeln werden im Ausgange des April ohne große Um⸗ ſtände auf geringe Unterlage von dürrem Gras und Federn, auch ohne dieſe, 4—5 rein weiße, ovalrunde, feinkörnige, mit kleinen Knötchen verſehene, 35: 30 mm. große Eier gelegt und in etwa 16 Tagen ausgebrütet. Das Neſt iſt nicht leicht zu finden, denn das Weibchen ſitzt ſo feſt auf den Eiern, daß es durch Klopfen und ſonſtiges Geräuſch ſchlechterdings nicht zum Abfliegen zu bewegen iſt. Es iſt ein liebliches Bild, die kleine treue Mutter auf ihren Eiern im dunklen Loch der hohlen Kopfweide ſitzen zu ſehen; die Sorge, ob der Stören— fried böſe Abſichten hege, ſpricht ſo deutlich aus den großen, glänzenden Augen, die jede Bewegung deſſelben mißtrauiſch beobachten, das drohende Knappen klingt ſo poſſierlich, ja, daß ſie ſich ſogar ſelbſt lieber ſtreicheln läßt, als daß ſie von der ge— liebten Brut weicht, iſt ſo wahrhaft rührend, daß der Naturfreund unwillkürlich zurück— tritt, um das harmloſe Thier der Sorge zu entheben. — Die geöffnete Eierſchachtel wanderte leer wieder in die Taſche zurück und obgleich mir meine Empfindſamkeit von einem „Oologen“ Spott eintrug, tröſtete ich mich mit dem Gedanken, dafür dem Naturfreunde auch noch kein Aergerniß bereitet zu haben! — die ziemlich lang⸗ 9* — 124 — g wieriger Pflege bedürfenden Jungen werden mit Mäuſen, Fröſchen, Würmern, Schnecken auch kleinen Vögeln aufgefüttert und bleiben auch noch nach dem Aus⸗ fliegen unter der Obhut der Alten, ſo daß man noch im Spätſommer ganze Familien beiſammen antrifft. — Da das Steinkäuzchen auch am Tage fliegt, das Weibchen zu dieſer Zeit auch die Jungen füttert, ſo gehört es ebenſo den Tag- wie den Nachteulen an, doch iſt es in der Abenddämmerung am vergnügteſten und läßt ſein helles, dem Thoren ſchreckliches „ko-it, — ko-it“! ertönen. — Daß es an erleuchtete Fenſter fliegt iſt nichts ihm Eigenthümliches, das thun viele andere, um dieſe Zeit thätige Vögel, ſo die Zugvögel häufig gegen die Leuchtthürme, und was ihm der alberne Aberglaube dabei andichtet iſt Nichts als pure Neugierde. — Das Steinkäuzchen vergreift ſich von den kleinen Eulen mit am meiſten an kleinen Vögeln, beſonders an Sperlingen, aber wenn es ſich auch gelegentlich einen Inſectenfreſſer zulegt, — ſchädlich tritt es deshalb noch nicht auf, denn Niemand kann behaupten, daß in der Umgebung einer Käuzchenniederlaſſung die kleinen Vögel merklich abnehmen, wie es bei wirklich ſchädlichen Vögeln z. B. der Elſter, die in den Dörfern ſo häufig in der nächſten Umgebung der Lehrer unangefochten brütet und ihre Neſträubereien betreibt, ſo grell hervortritt. — Auch ſitzen die meiſten kleinen Vögel über Nacht ſo verſteckt, daß ſelbſt die hellen Käuzchenaugen die wenigſten finden. Mögen endlich die Unkenntniß von den uns ſo nahe ſtehenden Thieren und der mit ihr zuſammenhängende widerlichſte Auswuchs des menſchlichen Geiſtes, der Aberglaube dem „intelligenten neunzehnten Jahrhundert“ Rechnung tragen! — Wir finden in den Schulanſtalten und Lehrer-Seminarien die umfangreichſten Steinſammlungen und Herbarien, von der Thierwelt aber nur Abbildungen im Werthe der Bilder aus Neuruppin, zu haben bei Guſtav Kühn; es fehlt die leben⸗ dige Naturanſchauung und mit ihr das lebendige Intereſſe an dem Thun und Trei⸗ ben unſerer Thiere — beſonders der Vogelwelt und gerade dieſe iſt wie kaum eine andere Gruppe der Naturkinder, geeignet des Menſchen Geiſt und Herz zu erfriſchen und durch Beobachtung und Erkenntniß ihres Weſens zu veredeln!. Die Plattſchweifſittiche des Herrn A. Köhler in Weißenfels. Von E. v. Schlechtendal. Zu den ausgezeichnetſten Käfigvögeln, die es überhaupt giebt, gehören unzwei⸗ felhaft die prachtvollen auſtraliſchen Plattſchweifſittiche. Sie werden deshalb viel eingeführt und von den Liebhabern gekauft — aber ſie ſterben in der Regel auch ebenſo ſchnell wieder weg und ich kann meinerſeits nur Dr. A. v. Brehm beipflichten, wenn er ſagt: „Wer viel Plattſchweifſittiche gefangen gehalten hat, iſt viel Geld los geworden, ohne zu wiſſen warum eigentlich.” *) Abweichender Anſicht ſcheint Dr. K. Ruß zu ſein, wenn er von den Plattſchweifſittichen ſchreibt: „Uebrigens ſind ſie, einer⸗ ſeits nach guter Eingewöhnung und bei voller Geſundheit, andererſeits bei entſpre⸗ ) Gefangene Vögel I. 1. S. 270. — 125 — chender Pflege wirklich durchaus nicht weichlich, denn man hat ſie nicht allein ſämmt⸗ lich bereits in ungeheiztem Raume, theilweiſe ſogar im Freien bei uns überwintert, ſondern es iſt in letzter Zeit auch gelungen, manche der angeblich zarteſten Arten für lange Dauer am Leben zu erhalten; jo beſitze ich ein Paar Paradies-Sittiche, welche ſich ſeit nahezu vier Jahren in der Gefangenſchaft befinden.“ “*) Obſchon die Anſicht des Dr. Ruß hiernach eine abweichende zu ſein ſcheint, können wir doch im Ganzen und Großen auch ihm zuſtimmen, müſſen dabei aber hervorheben, daß die auſtraliſchen Plattſchweifſittiche ſich ſehr oft nicht eingewöhnen, daß ſie ſehr oft ſchon kränkelnd ankommen und daß es keineswegs leicht iſt, ſie entſprechend zu verpflegen. Wir dürfen ferner nicht unerwähnt laſſen, daß — auch wenn alle dieſe Voraus⸗ ſetzungen zutreffen — häufige Verluſte zu beklagen bleiben, über deren Urſache wir uns vergeblich den Kopf zerbrechen. Vielleicht werden genaue Unterſuchungen geſtorbener Plattſchweifſittiche uns noch Aufklärung verſchaffen und Vermeidung der früher be- gangenen Fehler uns lehren. So viel ſteht jetzt ſchon feſt, daß friſche Luft und ein großer Raum, in dem dieſe Prachtvögel ſich gehörig ausfliegen können, weſentlich dazu beitragen, das Wohlbefinden derſelben zu fördern. Daß auch hin und wieder ein Stück im engen Käfig und in dumpfer Stubenluft Jahre lang am Leben bleibt, ſoll damit nicht in Abrede geſtellt werden. Die große Hinfälligkeit und der hohe Preis der Plattſchweifſittiche machen es erklärlich, daß man — bei uns in Deutſchland wenigſtens — größere Sammlungen dieſer ſchönen farbenprächtigen Vögel nur ſelten findet. Die größte und ſchönſte Sammlung hat meines Wiſſens unſer hochgeſchätztes Vorſtands-Mitglied Hr. A. Köhler in Weißenfels und wenn ich es unternehme, einige vorläufige Mittheilungen über dieſelbe und über die diesjährigen Zuchterfolge an dieſer Stelle zu machen, ſo hat das leider den Grund, daß Hr. Köhler ſchon ſeit längerer Zeit ſchwer krank und außer Stande iſt, uns ſelbſt eine eingehende Schilderung ſeiner Vögel, ſeiner Erfolge und der Mittel zu geben, deren er ſich zur Erzielung der letzteren bedient hat. Friſche Luft und weiten Raum — beides kann Hr. Köhler ſeinen Lieblingen in vollem Maaße gewähren. Sehen wir von einigen Stücken ab, welche aus beſonderen Gründen in geräumigen Käfigen untergebracht wurden, ſo fliegen ſeine Papageien in großen luftigen Räumen, die ehemals zu Stallungen dienten, jetzt aber für die bunt⸗ gefiederten Kinder Auſtraliens wohnlich eingerichtet worden ſind. Vertreten find folgende acht Arten: 1) Der Rothflügel-Sittich Platycereus erythropterus) in einem Pärchen, 2) der Schild- oder Barraband-Sittich (Pl. Barra- bandi) in einem Männchen, 3) der Rockpepler oder Bergſittich (Pl. melanurus) in einem Weibchen, 4) der Königsſittich (Pl. scapulatus) in einem Pärchen, 5) der Paradies⸗ oder Prachtſittich (Pl. pulcherrimus) in einem Pärchen, 6) der Ring— ſittich (Pl. zonarius) in einem Pärchen, 7) der Kragen oder Bandſittich (Pl. semi- torquatus) in einem Pärchen, 8) der Gelbbauchſittich (Pl. flaviventris) in einem Männchen. Wer je Plattſchweifſittiche gehalten hat, der vermag am beſten zu beurtheilen, *) Dr. K. Ruß: Fremdländiſche Stubenvögel Bd. III. S. 93. — 126 — wie viel Mühe und welche Koſten es macht, eine jo ausgewählte Sammlung zuſammen zu bringen. Hier nur einige Einzelheiten, um das Geſagte zu erläutern. Seit längeren Jahren beſaß Herr Köhler ein ſchönes „Pärchen“ Ringſittiche: ſie leb⸗ ten im beſten Einvernehmen mit einander, machten aber nie die geringſte Anſtalt, zur Brut zu ſchreiten. Nun hatte Hr. Köhler Gelegenheit, auch ein Paar der den Ringſittichen ſehr ähnliche Bandſittiche (PI. semirotquatus) aus der aufgelöſten Vogel⸗ ſammlung des Hr. Fr. Schneider II in Wittſtock zu erwerben. Sofort änderte ſich das Bild. Das Männchen Bandſittich fand Gefallen an dem Weibchen Ringſittich, trat zu ihm in ein innigeres Verhältniß und begann mit ihm zu niſten. Indeß — es ſollten keine Kinder aus dieſer Miſchehe hervorgehen. Das Weibchen Ringſittich brütete allzu eifrig, nahm in Folge deſſen zu wenig Nahrung zu ſich und wurde eines Tages todt auf den Eiern gefunden. Zufällig wurde damals gerade ein Männchen Ringſittich von einem Berliner Händ⸗ ler ausgeboten. Hr. Köhler erwarb daſſelbe und dies verband ſich ſofort nach ſeiner Ankunft mit dem überlebenden Ringſittich. Das alte „Pärchen“ Ringſittiche hatte ſonach aus zwei Weibchen dieſer Art beſtanden. Das neu verbundene Paar Ring⸗ ſittiche ſchritt ſehr bald zur Brut und am 24. Juli flogen vier Junge aus, — ſämmtlich in vollem Gefieder, drei ſehr kräftig, eins kleiner und zarter. Fünf Wochen lang waren die Jungen von den Alten mit größter Treue gefüttert worden und hatte das Männchen ſo eifrig Wacht gehalten, daß es fremden Perſonen gegen— über thätlich zu werden drohte, wenn ſie den Niſtkaſten ſich nähete. Auf die Königsſittiche, die Hr. Köhler ſchon ſeit einigen Jahren beſitzt, ſchien das häusliche Glück der Ringſittiche Eindruck gemacht zu haben. Auch ſie begannen zu niſten, das Weibchen brütete ganz brav, aber die Erziehung der vier glücklich ausgebrüteten Jungen ſcheint den Eltern etwas mühſam geweſen zu ſein. Schon waren zwei Junge verhungert, da griff Hr. Köhler ein und gab die noch überleben— den Kleinen in menſchliche Pflege. Ein vogelkundiger Schuhmacher wurde der Pflege⸗ vater und ihm gelang es, wenigſtens das eine Papageienkind am Leben zu erhalten. Daß auch die Königsſittiche zum Ablegen der Eier und Erbrüten der Jungen einen Niſtkaſten enutzten, will ich beiläufig noch hier bemerken. Beide Arten, Ring⸗ ſittich ſowohl wie Königsſittich ſind mit Erfolg bisher noch nicht ge— züchtet worden und iſt jedenfalls der großen Sorgfalt, welche Hr. Köhler der Ein⸗ gewöhnung und der Pflege ſeiner Vögel widmet, dies ſchöne Reſultat zu verdanken. Daß trotz aller Sorgfalt auch Verluſte da noch eintreten können, wo ſchon die Ein⸗ gewöhnung auf das Beſte geglückt iſt, zeigt das folgende Beiſpiel. Zu ſeinem Weibchen Rockpepler (PI. melanurus) hatte Hr. Köhler ein Männchen aus London bezogen. Der Vogel kam geſund an, gewöhnte ſich vortrefflich ein und war bald wegen ſeiner großen Schönheit der beſondere Liebling ſeines Beſitzers geworden. Eines Morgens aber findet man ihn todt in ſeinem Flugraum, ohne daß irgend eine Urſache erfindbar geweſen wäre, die den Tod des ſchönen Vogels zur Folge gehabt haben könnte. Das jo plötz⸗ lich verwittwete Weibchen wurde ſpäter von dem einzelnen Männchen Schildſittich (Pl. Barrabandi) umworben und beide begannen demnächſt zuſammen zu niſten. Wirklich wurde auch in dieſer Miſchehe ein Junges erbrütet, daſſelbe lebte aber leider — —— — 127 — nur vierundzwanzig Stunden: es würde ſonſt jedenfalls ein höchſt eigenthümlich gefärbter Vogel geworden ſein. Hoffen wir, daß Hr. Köhler von ſeiner ſchweren Krankheit bald ganz geneſen und uns dann, ſeiner freundlichen Zuſage gemäß, ſelbſt eine nähere Schilderung ſeiner Plattſchweifſittiche und der erzielten glänzenden Züchtungserfolge liefern wird. In⸗ zwiſchen laſſen auch andere Liebhaber unſerer Gegend die Pflege und Zucht der Plattſchweifſittiche ſich angelegen ſein. Bei Hrn. Kreis⸗Secretair Kuhfuß finden wir Adelaideſittiche (Pl. Adelaidensis), die aber bisher noch keine Anſtalt zur Brut machten, ſowie mehrere Rothrumpf-Familien (Pl. haematonotus) mit erwachſener Nachkommenſchaft, bei Hrn. Pfarrer Boragk brütende Roſellen (Pl. eximius). Beiträge zur Kenntniß fremdländiſcher Stubenvögel. Von E. v. Schlechtendal. 5. Der roſenbrüſtige Alexanderſittich (Palaeornis Alexandri). In ſeinem Werke „Die fremdländiſchen Stubenvögel“ (Bd. III. Die Papageien, Seite 295) berichtet Dr. Karl Ruß über die drei roſenbrüſtigen Alexanderſittiche d. h. über Palaeornis Alexandri, Lathami und melanorrhynehus) Folgendes: „Sie find ſtets wild und unbändig, bleiben nur aus Unbeholfenheit vor dem Beſchauer ſitzen oder ſtürzen ſich blindlings vom Zweige hinab, hauen nach allen ihnen irgendwie nahenden Vögeln wüthend um ſich und ſind nicht allein unverträglich, ſondern boshaft auch gegen ihres gleichen. Als arge Schreier, doch weniger aus Luſt und Uebermuth, wie die zuerſt geſchilderten (Palaeornis torquatus, eupatrius etc.) ſondern zeitweiſe ohne eine augenfällige Veranlaſſung, können ſie ungemein läſtig werden. So weit ich ſie bis jetzt kenne, ſind ſie weder ſprachbegabt, nach ſonſt wie gelehrig, auch wohl kaum zähmbar; ſie können daher nach meinem Urtheil nur für zoologiſche Gärten oder anderweitige großartige Anlagen als abſonderliche Seltenheiten oder als auffallende Schmuckvögel Werth haben. Vielleicht ergiebt es ſich bis zur Beendigung dieſes Bandes, daß ich mich dieſen Papageien gegenüber geirrt und ihnen unrecht gethan habe; ich würde dann jede mögliche Berichtigung mit Freuden in einen Nachtrag aufnehmen.“ So weit Dr. Ruß. Aus meinen eigenen Erfahrungen hoffe ich darthun zu können, daß auch die roſenbrüſtigen Edelſittiche außerordentlich zahm werden können, daß ſie ſprechen lernen und durch ein ganz eigenthümliches Gebahren ihrem Pfleger Freude zu machen im Stande ſind. Im Ganzen habe ich vier Vögel beſeſſen, die jenen drei Arten angehören. Zwei junge noch unausgefärbte Vögel mit ſchwarzen Schnäbeln kamen krank an, waren ſehr ängſtlich und ſtill und ſtarben kurze Zeit nach der Ankunft, ohne daß ich — damals durch meinen Dienſt ſehr in Anſpruch genommen — feſtſtellen konnte, welcher Art ſie angehörten. Ein dritter Vogel, ein alter P. Alexandri, war ebenfalls ziemlich ſcheu und entſprach darin der von Dr. Ruß entworfenen Schilderung, daß er, auch wenn er ſich ängſtigte, ruhig auf der— ſelben Stelle ſitzen blieb. Auch dieſen Vogel beſaß ich nicht lange, er ſtarb plötz— lich gut genährt und ſchön im Gefieder. Er ließ ſeine laute Stimme ab und zu — 128 — hören, wurde aber niemals durch ſein Schreien läſtig. Den vierten Roſenbrüſtigen — ebenfalls ein Palaeornis Alexandri — beſitze ich heute noch und verdient es derſelbe, ausführlich geſchildert zu werden. Ich erhielt ihn von einem kleineren Händler in Hamburg, der ihn in der „Gefied. Welt“ ausgeboten hatte. Als der Vogel ankam, hatte er geſtutzte Flügel und keinen Schwanz, war aber durchaus zahm, ſchrie gar nicht und zeigte bald ein ſehr eigenartiges drolliges Weſen. Ich hatte damals ein kleines Dienſtmädchen, zu deren Obliegenheiten es gehörte, die Vögel Morgens und Mittags mit Trinkwaſſer zu verſehen. Für dieſes zeigte der Roſenbrüſtige bald eine beſondere Vorliebe. Legte daſſelbe ſeine Hand flach auf den Käfigboden, ſo ging der Roſenbrüſtige bald in einem Bogen um die Hand herum, den Schnabel dabei feſt auf den Boden drückend, bald kletterte er auf die Hand und erwies derſelben ſeine beſondere Zärtlichkeit durch Auf- und Nieder⸗ beugen des Kopfes und Berühren der Hand mit Schnabel und Zunge. Sehr bald lernte er auch das Wort „Papagei“ recht hübſch und deutlich ausſprechen. Es kamen indeß Zeiten, in denen ſich Niemand eingehender mit dem Roſenbrüſtigen beſchäftigte. Jenes Dienſtmädchen hatte das Haus wieder verlaſſen, ihre Nachfol⸗ gerinnen hatten nicht die gleiche Vorliebe für dieſen Vogel, und ſtatt der menſchlichen Stimme hörte dieſer jetzt mehr das Kreiſchen verſchiedener Keilſchwanz⸗ ſittiche und Langflügelpapageien. Die Flügel- und Schwanzfedern waren inzwiſchen neu gewachſen, das Gefieder des Roſenbrüſtigen ließ an Schönheit nichts zu wünſchen übrig, aber böſe Beiſpiele hatten die guten Sitten verdorben, der Roſenbrüſtige war zwar zahm geblieben, aber ein Schreier geworden. Ein ſehr lautes, klägliches A—ä— ä- ließ er mit einer wahrhaft entſetzlichen Ausdauer hören: das Wort „Papagei“ gab es für ihn nicht mehr. Verſchiedene Verſuche, ihn durch Zuſammen⸗ ſperren mit einem andern Papagei vom Schreien abzubringen, hatten keinen oder nur ganz vorübergehenden Erfolg.“) — Der Umgang mit den ihm aufgedrängten Ge⸗ noſſen konnte den ſeltſamen Vogel nie auf die Dauer befriedigen: ſchon wollte ich ihn weggeben — bei mir ein außergewöhnliches Ereigniß — als ich auf ver— ſchiedene Eigenthümlichkeiten des Vogels aufmerkſam wurde, die mir ein beſonderes Intereſſe für denſelben einflößten. Ging an Winter-Abenden das Mädchen noch in die Vogelſtube, um den Ofen zu ſchüren, ſo mußte ſie an dem Käfig des Roſen⸗ brüſtigen vorbeigehen und veranlaßte dies den Vogel regelmäßig zu einer leiſen Aeuße⸗ rung. Der pfeifende Laut, den er dann hören ließ, klang ſehr gemüthlich und behaglich und war die getreue Nachahmung des Geräuſches, welches das Oeffnen der einen Stubenthür zu verurſachen pflegte. Auch das Geräuſch des Nieſens und Huſtens war dem Roſenbrüſtigen aufgefallen und regelmäßig wiederholt er daſſelbe wenn er Jemand nieſen oder huſten hört. Für beide doch ziemlich verſchieden klingende Geräuſche hat er aber nur eine Art der Wiedergabe, die weder dem einen noch dem andern vollkommen entſpricht. Als eines Tages der Vogel mir wieder durch ſein Schreien läſtig wurde, klopfte ich mit dem Finger an ſeinen Käfig: der Roſen⸗ brüſtige hatte aber die Bedeutung des Klopfens unrichtig aufgefaßt, denn plötzlich erhob er den Kopf, um ihn ſogleich wieder ſinken zu laſſen und auch ſeinerſeits ) Vergl. Monatsſchrift, Jahrg. 1878. S. 153. — 129 — mit dem Schnabel an die Sitzſtange zu klopfen. Seitdem iſt dies Klopfen mehr geübt worden, faſt immer geht er auf daſſelbe ein und hilft, ſobald man klopft, wacker mit. Manchmal klopft er auch, wenn er allein für ſich iſt. Einmal ſah ich ſogar, daß er ein Steinchen, das er im Sande gefunden hatte, im Schnabel hielt und damit gegen den Rand des metallenen Futternapfes klopfte; ein andermal kam ich dazu, wie er mit dem Fuß ein Steinchen gefaßt hatte und mit dieſem an ſeine Sitzſtange klopfte. Iſt er bei guter Laune, ſo klopft er ſchnell, wenn man ſchnell klopft, langſam, wenn man langſam klopft. Auch das Wort „Papagei“ hat er wieder aufgenommen und zwar flicht er daſſelbe in ſeinen Geſang ein, mit dem er ſich in einſamen Stunden zu unterhalten pflegt. Er wiederholt dann das Wort mehrere male hintereinander, indem er jede Silbe ſehr deutlich ausſpricht, wie ein Kind, das leſen lernt. Sein Geſang ſetzt fi dann folgendermaßen zuſammen. Als Introduction, ver- ſchiedene langgezogene Aeh, dann Uebergehen zu Annela — Annela mit gelegentlich dazwiſchen geflochtenen Aeh — dann plötzlich mit ganz veränderter, ſanfter Stimme Pa⸗pa⸗gei — — Pa⸗pa⸗gei, dann wieder Schnalzen mit der Zunge oder jene erſteren lauten Edelſittich⸗Rufe. Sehr gern ſteigt der Roſenbrüſtige auf den Finger, wenn man die Hand in den Käfig hält, und ſpielt dann in liebenswürdiger Weiſe an demſelben herum. Bewegt man die Hand, ſo ſucht er regelmäßig mit dem Schnabel das Käfiggitter zu erfaſſen und ſich an demſelben feſtzuhalten. Trotz aller Zahm— heit und Dreiſtigkeit iſt er alſo ein vorſichtiger Vogel geblieben. Beſonders auf- gelegt zum Plaudern iſt er, wenn er ſich recht tüchtig gebadet hat. Er näßt ſich oft ſo ein, daß die Farben des Geſieders nicht mehr zu erkennen ſind und die perlweißen Augen recht deutlich hervortreten. Die Pupille zieht ſich dann bald bis zu einem kleinen Pünktchen zuſammen, bald dehnt ſich dieſelbe wieder aus und dabei läßt der Vogel ebenſo Rufe des Behagens erſchallen, wie dies auch während des Badens ſelbſt geſchieht. Auch vor fremden Perſonen fürchtet der Roſen— brüſtige ſich nicht, wenn er auch dieſen gegenüber weniger freundlich iſt, als gegen bekannte Perſonen. Berühren mit der Hand liebt er nicht, verſucht man ihn mit einem Finger zu krauen, ſo knarrt er leiſe, beißt aber nicht. Das Letztere thut er nur, wenn man plötzlich und zu ſchnell mit dem Finger ſich ihm naht — er erſchrickt dann, beſorgt einen Angriff und wehrt ſich. Ich hoffe durch dieſe wahrheitsgetreue Schilderung die ſchwer gekränkte Ehre der roſenbrüſtigen Alexanderſittiche einigermaßen gerettet zu haben. 6. Der blaukehlige Langflügelpapagei (Pionias sordidus, Linné). Im Januar 1875 fand ich bei Fräulein Chriſtiane Hagenbeck in Hamburg eine mir unbekannte Art Langflügel-Papagei, die ſich durch einen an der Spitze lackrothen Schnabel auszeichnete, im Uebrigen aber ein ziemlich unſcheinbares oliven— graues Federkleid trug. Meine Bemühungen, den Vogel zu beſtimmen, waren lange Zeit ohne Erfolg. Niemand kannte ihn — im Berliner Muſeum fehlte er. Ein mit Dr. Otto Finſch in Bremen angeknüpfter Briefwechſel führte längere Zeit zu keinem ſichern Erfolg und zwar auch dann nicht, als ich von Frl. Hagenbeck ein zweites Exemplar derſelben Art erhalten hatte, das jünger zu ſein ſchien, einen — 130 — helleren Schnabel und ein blaſſeres Gefieder hatte. Das zweite Exemplar ſtarb bald nach der Ankunft und ſandte ich nunmehr den todten Vogel an Dr. Finſch. Das Gefieder war aber ſo mangelhaft, daß Dr. Finſch zweifelhaft blieb, ob er Pionias sordidus oder eine ihm noch unbekannte neue Art vor ſich habe. Erſt ſpäter — nachdem Dr. Finſch ſich wegen des zweifelhaften Vogels mit Dr. Sclater in London benommen hatte, gelangte er zu der Ueberzeugung, das der fragliche Vogel der ächte Pionias sordidus, Linné ſei und daß er in ſeiner Monographie der Papageien wegen Mangel an Material die beiden Arten P. sordidus L. u. P. corallinus Bp. zuſammengeworfen habe. Die Darſtellung des erſteren bezieht ſich demnach auf P. corallinus, während ſich die 12 erſten Zeilen der Synonymie auf P. sordidus, Linné beziehen: den ächten P. sordidus hatte Dr. Finſch damals noch nicht kennen gelernt. Auf der vorjährigen Ausſtellung des Vereins Aegintha in Berlin hatte H. Möller aus Hamburg einen P. sordidus ausgeſtellt, der im Ausſtellungs-Catalog wieder als eine „unbekannte Art“ verzeichnet ſtand. Leider einigte ich mich nicht ſchon während der Ausſtellung mit dem Beſitzer über den Preis des ſeltenen Vogels. Als ich ihn dann ſpäter doch noch kaufte, kam er in ganz erſchöpftem Zuſtande bei mir an, lebte zwar noch mehrere Wochen, ſtarb dann aber und da verſchiedene ſeltene Langflügel-Papageien und auch mein alter P. sordi- dus ebenfalls erkrankten und ſtarben, ſo ſcheint es faſt, als ob er auch das Ver⸗ derben über dieſe gebracht habe. Meine beiden Pionias sordidus, L. erhielt ſodann auf Wunſch des Hrn. Dr. A. Reichenow das Berliner Muſeum. Der blaukehlige Langflügel⸗Papagei — wie man P. sordidus deutſch genannt hat, — iſt wie die verwandten Arten ein ziemlich ruhiger Vogel, der leicht zahm wird und um dieſer Eigenſchaft willen ſeinem Beſitzer Freude machen kann. In Zeiten der Erregung ſchreit auch dieſer Papagei viel und klingt ſeine Stimme wenig angenehm. Da die Nackenfedern etwa zu ¼ weiß und nur am Rande grün und düſterviolett geſäumt ſind, ſo ſieht dieſer Papagei, auch wenn er tadellos im Gefieder iſt, ſtets aus, als ob er ſich in der Mauſer befände. Auf der Aegintha-Ausſtellung blieb er da⸗ her ziemlich unbeachtet und daſſelbe Schickſal hatte ein weiteres Exemplar, das Fräulein Hagenbeck auf der diesjährigen (1879.) Ausſtellung des Vereins „Ornis“ in Berlin ausgeſtellt hatte. Nachdem ich bereits drei Exemplare dieſer ſeltenen Art — und darunter das eine vier Jahre lang beſeſſen, trug ich Bedenken, den von Frl. Hagenbeck ausgeſtellten Vogel zu erwerben und weiß ich auch nicht zu ſagen, wo derſelbe geblieben iſt. Nachſtehend gebe ich die Beſchreibung des ächten P. sordidus, Linné. Olivengraugrün, Rückenfedern heller geſaumt. Oberkopf grün, Federn jo breit düſter violett geſäumt, daß der ganze Oberkopf düſter violett erſcheint. Nacken⸗ federn grauweiß, am Rande grün mit düſter violettem Saum, Backenfedern lanzett⸗ förmig geſpitzt, olivengelbgrau mit ſchmalen violetten Endſäumen. Kehle ſchimmernd blaugrün. Bruſt und übrige Unterſeite olivengraubraun. Untere Schwanzdecken roth. Große Deckfedern und Schwingen grasgrün, die Innenfahne der Schwung: federn ſchwärzlich. Untere Flügeldeckfedern olivengraugrün. Die drei äußern Schwanz⸗ federn grün, von der Baſis an bis zur Hälfte auf der Innenſeite roth, Außen⸗ fahne bei den zwei äußeren blau gerandet, bei der dritten nur an der Spitze blau. e Die mittleren Schwanzfedern grün. Auge dunkelnußbraun. Wachshaut und kahler Ring um das Auge hellblaugrau. Schnabel roth, Oberſchnabel an der Baſis horn— gelb. Füße blaugrau. Länge des Vogels von der Schnabel- bis zur Schwanzſpitze 26 em., Flügellänge 16 em., Schwanzlänge 7,7 em. Unterſuchungen geſtorbener Vögel. Von Prof. Dr. F. A. Zürn. 1. Pyenonotus nigricans, arabiſcher Bülbül, eingeſandt vom Reg.-Rath v. Schlechten⸗ dal in Merſeburg. Vorbericht: Der Vogel erhielt das gewöhnliche Weich— futter, Roſinen, Corinthen und einige Mehlwürmer. Er ſtarb, nachdem er eine Zeit lang ſtiller geworden war und bald ſtarken, bald wenig Appetit gezeigt hatte. Sections-Bericht: Tod in Folge miliarer Tuberkuloſe der Leber. 2. Melopsittacus undulatus, Wellenſittich-Weibchen, eingeſandt vom Hütten: chemiker A. Frenzel in Freiberg. Vorbericht: Selbſtgezogener junger Vogel, mit einer Anzahl anderer Wellenſittiche in einem Käfig gehalten. Futter: Hirſe, Glanz, Hafer und zur Erquickung Salat, der aber einmal etwas naß geweſen iſt. Mehrere Vögel ſtarben; ſie haben anſteckende Unterleibsentzündung, Durch— fall; es iſt hier keine Rettung, ſie ſterben alle in dieſem Käfig. — Sections-Bericht: Darmentzündung, hervorgerufen durch zahlreiche ei— förmige Pſoroſpermien oder Gregarinen.“) Dieſe gefährlichen Paraſiten ) Anm. d. Red. In No.! der von Herrn Prof. Dr. Zürn herausgegebenen Zeitſchrift „Der Thierfreund“ findet ſich eine ausführliche, durch Abbildungen erläuterte Schilderung der Pſoroſpermien oder Gregarinen. Es ſind dies winzige, nur mit dem Mikroskop erkennbare Lebe— weſen, welche ſtets in großer Zahl auftreten und ſchon häufig die Urſachen ſeuchenhafter Krank: heiten unter den Hausthieren, namentlich unter den Hühnern geweſen ſind. Anfangs ſtellen ſie kleine, kernloſe, doch manchmal einzelne kleine Körnchen enthaltende, Zellen dar, welche Bewegungserſcheinungen amöboider Natur beobachten laſſen. Sie haben in der Regel die Größe weißer oder ungefärbter Blutkörper, ſehr ſelten ſind ſie kleiner als ſolche. Sie beſtehen aus einer gleichartigen, zähflüſſigen Sarkodemaſſe. Nach und nach werden ſie größer, bekommen ein körniges Ausſehen, ſcheinbar ein granulirtes Plasma; ſie beſitzen keine eigentliche Umhüllungsmembran, enthalten meiſtenstheils keinen Kern, ſeltener iſt, daß ſie einen oder mehrere Kerne aufzeigen. Ihr Durchmeſſer iſt 0,010 — 0,012 Millimeter. Sie zeigen, auch wenn ſie größer geworden, deutlich eine, durch Scheinfüßeausſtrecken ermöglichte, Bewegung. Schon wenn fie noch klein find, kriechen fie in die Maulhöhle, in die vorderen Reſpirations— wege, in die Bindehaut des Auges, oder gelangen mit der Nahrung in die Verdauungswerkzeuge des Menſchen und gewiſſer Hausthiere, beſonders auch des Hausgeflügels. Hauptſächlich ſuchen ſie das Epithel der Schleimhäute der vorderen Athmungswege, des Darmkanales, die Becherzellen der Darmzotten, die Epithelien der Gallengänge auf. In den einzelnen Zellen, in welche fie ge: wandert, wachſen ſie und verändern ihr Plasma, indem ſie Körnchen ausſcheiden, endlich erreichen fie eine Größe, die bei den zukünftig runden Pſoroſpermien 0,018 — 0,020 Millimeter, bei den länglich runden 0,026 Millimeter in der Länge, 0,016 Millimeter in der Breite beträgt. Vom Darm aus ſcheinen ſie auf dem Wege der Lymphbahnen in die Leber zu gelangen. Hier bewerkſtelligen ſie durch mechaniſches Reizen Bindegewebswucherungen, welche makro— 1 ſind ſicher mit jenem naſſen Salat in den Käfig und in die Vögel gekommen. In Regenwürmern exiſtiren ſehr häufig Gregarinen; mit grünem Salat wer⸗ ſkopiſch als mehr oder weniger große Knoten ſich darſtellen, in welchen bald ein käſiger Zerfall eintritt. Daß ſie durch ihr Eindringen in die Epithelien der Schleimhäute, ſei es in den Athmungs⸗ oder in den Kau-Werkzeugen, nicht nur Veranlaſſung zur Zerſtörung dieſer Schutzdecken, ſondern auch zu acuten Entzündungszuſtänden, endlich zu Bindegewebswucherungen Veranlaſſung geben, iſt wohl ſelbſtverſtändlich, und ſo ſind ſie auch Urſachen von Rachenſchleimhautentzündung, Maul⸗ ſchleimhautentzündung, Kehlkopf-, Luftröhren-, und Darmentzündung. Haben die Gregarinen die oben angegebene Größe erreicht, ſo verlieren ſie ihre Beweglich— keit und kapſeln ſich ein. Hiermit erlangen ſie die Form und Geſtalt, welche ihnen früher den Namen „Pſoroſpermien“ eintrug. Als ſolche find fie Schon mehrfach für Eier von Run dwürmern gehalten worden. Sie bekommen eine oder zwei Umhüllungsmembranen, ihr grobkörniger Leib zeigt in der Regel einen oder mehrere Kerne auf. | Der Inhalt der eingefapfelten Gregarinen hebt ſich endlich von der Innenwand der Hülle, die er früher ganz ausfüllte, ab und ballt ſich zu einer Kugel zuſammen, die an ihrer Oberfläche ebenfalls ein ſehr zartes Häutchen ausſcheidet. Dieſe Kugel zerfällt nach und nach in mehrere Ballen, welche ſich endlich in ſichelförmige oder ſpindelförmige Gebilde umwandeln, welche, nach— dem ſie in Folge ihres Wachsthums und ihrer Vermehrung die Kapſel, die ſie umgab, ſprengten eine Zeitlang ein freies Daſein friſten. Die Umwandlung in ſolche ſichelförmige Körper (Gre- garina falciformis) geht für gewöhnlich nicht im Leibe des Trägers der Paraſiten vor ſich, ſondern außerhalb deſſelben, im Koth der Wirthe, in feuchtem Miſt, an beſchlagenen Stallwänden A. f Nachdem dieſe 0,009 — 0,016 Millimeter langen Sicheln, die öfters und längere Zeit zu mehreren Exemplaren zuſammenhängen, ſich aus der geſprengten Cyſte und ihrer eigenen dünnen Hülle freigemacht haben und iſolirt worden ſind, wandeln ſie ſich in einer ganz eigen⸗ thümlichen Weiſe in die, amöboide Bewegungen aufzeigenden, nackten Gregarinen um. In dieſer Form, wie erwähnt, wird das geeignete Geſchöpf, welches unter dem Parafitis- mus der Gregarinen zu leiden hat, von ihnen aufgeſucht. Ueber die Heilmittel gegen dieſe Krankheit berichtet Profeſſor Pflug in Gießen: „Bei der croupöſen Schleimhautentzündung der Hühner laſſe ich mit Erfolg die Membranen und Exudatmaſſen abſchaben, mit Höllenſtein tupfen (öfters wochenlang) und dann Carbolwaſſer 1: 100 mittelſt eines Pulveriſateurs täglich 1— 2 Mal einſpritzen. Die meiſten Thiere werden gerettet. Behandlung mühevoll.“ F. W. Buſche hat nach Angaben des Profeſſor Zürn mit Vor⸗ theil eine ½ % Salicilſäurelöſung innerlich (täglich 2 Kaffeelöffel voll für ein Huhn) und äußerlich (zum Bepinſeln) benutzt. Auch das Eingeben von reinem Glycerin (täglich jedem kranken Thiere einen knappen Kaffeelöffel voll) ſcheint recht vortheilhaft geweſen zu ſein. — Das mechaniſche Ent⸗ fernen von Crouphäuten und der Borken muß ſtets vorgenommen werden. Bezüglich der Borbeuge- maßregeln hat Prof. Zürn folgende Anſichten ausgeſprochen: „Die Prophylaxis verlangt vor allen Dingen, daß die kranken Thiere möglichſt raſch von den geſunden getrennt und iſolirt aufgeſtallt werden, wenn man nicht vorziehen ſollte, die Patienten ſofort zu tödten, was entſchieden das beſte iſt und der Weiterverbreitung der Krankheit am ſchnellſten Einhalt thut. Die Ställe ſind dann auszumiſten; der Dünger iſt zu verbrennen. Nachdem für genügendes Ausmiſten der Ställe Sorge getragen iſt, ſind die letzteren (und zwar Fußboden, Wände und Decke) mit heißer Lauge zu reinigen und unter Zuhülfenahme einer 10% Carbolſäurelöſung, vielleicht auch durch Carbol- oder durch ſchweflich ſaure Dämpfe gehörig zu desinficiren; auch ſind dieſelben nach dieſen Proceduren noch Tagelang dem Luftzug auszuſetzen. Erſt wenn dieſes geſchehen, können und ſollen geſunde Thiere die Aufenthaltsräume wieder beziehen. Das Tünchen der Ställe (der Tünche etwas Chlorkalk zugeſetzt) iſt ebenfalls zweckmäßig. Denjenigen Thieren, die mit kranken zuſammen geweſen ſind, reiche man, um der Vorbeuge willen, ½% Carbolſäurelöſungen, Salicilſäurelöſungen oder Schwefelblumen mit unterfchiweflige ſaurem Natron. Ms den die Gregarinen auch häufig in Kaninchen importirt. Vorſicht deshalb beim Salatfüttern!*) Behandlung: Salicylſäure ins Saufen. Verhältniß: 1:1000 Waſſer. Reinſtes Glycerin, täglich einmal 15 — 20 Tropfen den klei⸗ nen Vögeln einflößen. Desinfection des Käfigs. — Der Fall hoch inter— eſſant. 3. Sporophila Euleri, Rieſenpfäffchen, eingeſandt vom Apotheker Robert Landauer in Würzburg. Vorbericht: Plötzlicher Tod. Sections-Bericht: Todes- urſache: Lungenentzündung. Im Futter und bezüglich der Pflege iſt nichts verſehen worden. Wodurch die Pneumonie, an welcher der Vogel ſtarb, erwor— ben wurde, iſt nicht nachzuweiſen. ——— D— Kleinere Mittheilungen. Züchtung der Wandertaube in der Gefangenſchaft. Vor ca. 2 Jahren erhielt ich durch Vermittelung des Herrn Reg.⸗Rath von Schlechtendal von C. Reiche in Alfeld ein Paar Amerikaniſche Wandertauben (Eetopistes migratorius); dieſe ſchönen aber ſehr ſcheuen Thiere hatten auf dem Transport ſo gelitten, daß ſie acht Wochen lang der größten Pflege bedurften, ehe ſie ſich wieder erholten. Im April 1878 wurden dieſelben ſehr lebhaft und ließen Töne vernehmen, welche denen der Elſter und der Ringeltaube ſehr ähnlich waren, hieraus ſchloß ich, daß die Paarung bald eintreten würde. Meine Annahme traf auch zu, denn bald darauf fingen die Tauben an, Tannenreiſig und Stroh zum Neſt zu tragen und begann dann die Taube mit dem Brutgeſchäft. Der Taubert nahm vor dem Neſte der Täubin ſeinen Poſten ein und wehrte die in derſelben Voliere ſich befindlichen Lachtauben ab. Nachdem das gelegte Ei glücklich ausgebrütet, muß es zu einem hitzigen Kampfe gekommen ſein, da ich eines Tages das Junge todt auf dem Boden liegend fand. Schon im Mai begannen die Locktöne wieder, und hatte ich die Freude, Ende Juni eine flügge junge Wandertaube in der Volière umher flattern zu ſehen; leider war die Freude nur von kurzer Dauer, da ich die junge Wandertaube eines Morgens todt vorfand. — — . — Große Reinlichkeit der Ställe, die möglichſt trocken gehalten werden müſſen, und der Futter— geſchirre, genügende Ventilation der Ställe, gutes Futter wirken ferner prophylaktiſch. Die Cadaver oder die Eingeweide der an Pſoroſpermienkrankheit eingegangenen Thiere ver— brenne man, dadurch werden die Gregarinen abſolut ſicher vernichtet. —“ ) Anm. d. Red. Nach einer brieflichen Mittheilung des Hrn. Frenzel hatten feine ſämmtlichen Vögel, Finken ſowie kleine und großen Papageien, von dem verhängnißvollen Salat erhalten, aber nur die jungen Wellenſittiche waren erkrankt. Im vorigen Jahre hatte derſelbe Herr 6 Stück ge— züchtete junge Wellenſittiche nach Hamburg geſchickt. Die Vögel waren bei der Abſendung kern— geſund, kamen aber todtkrank an und zeigten gleiche Krankheitserſcheinungen: Unterleibsentzündung mit Schleimdurchfall. Dieſe Vögel hatten — wie Herr Frenzel berichtet — keinen Salat erhalten. War die Erkrankung dieſer letztgedachten Vögel auch durch Gregarinen hervorgerufen, ſo ſind dieſe Unholde alſo auf irgend eine andere Weiſe in die Thiere gelangt. Es fragt ſich auch, ob nicht vielleicht auf der Reiſe eine Fütterung mit ſchädlichen Stoffen ſtattgefunden hatte. — 134 — Auch der nach einer dritten Brut im Auguſt zum Ausfluge gelangten Wander⸗ taube ſollten nicht viel Tage beſchieden ſein, da die Lachtauben mehrere erbitterte Kämpfe mit derſelben führten, ſo daß auch dieſe eines Tages todt von mir herausgenommen werden mußte. Höchſtwahrſcheinlich war dieſelbe von den Lach⸗ tauben nicht zum Futternapf gelaſſen. Nochmals ſchritten die Wandertauben zur Brut und wurde das Junge im October erbrütet, auch dieſes lag jedoch eines Morgens noch ganz kahl am Boden der Voliére. In dieſem Jahre wurden die Wandertauben von mir aus der erſten Brut genommen, um die Ausſtellung in Lützen zu beſuchen, dieſelben kamen von dort etwas ſcheu zurück, nachdem ſie ſich wieder beruhigt hatten, ſchritten ſie im Juni zum Bau des Neſtes und brachten das gelegte Ei auch glücklich aus. Leider wurde die junge Taube bei einem ſtattfindenden Kampfe mit den noch in der Voliere vorhandenen Lachtauben noch kahl aus dem Neſt geworfen, doch mußten nun die Störenfriede aus der Voliére, da doch nicht daran zu denken iſt, daß ſich dieſelben mit den Wandertauben vertragen lernen. Immer wurde nur ein Ei gelegt und das Neſt ſelbſt in einer hoch oben in der ſehr geräumigen Volière angebrachten Cigarrenkiſte erbaut. Merſeburg, im Juli 1879. H. Rabe. Neſtbau der Bartmeiſe (Parus biarmicus) in der Gefangenſchaft. In einer für den Verein zur Verlooſung resp. Verſteigerung beſtimmten von Frl. Hagen⸗ beck in Hamburg bezogenen Vogelſendung befand ſich auch ein Pärchen der aller— liebſten Bartmeiſe. Die Verſteigerung ſollte an dem Tage des Eintreffens der Vögel ſtattfinden, die Bartmeiſen hingen jedoch die Köpfchen, ſie waren augen⸗ ſcheinlich krank oder doch ſehr ermattet, ſo daß ein nochmaliger Transport in das Vereinslocal unter Belaſſung in dem kleinen Verſandtkäfige ihren Tod zur ſicheren Folge haben mußte. Unter dieſen Umſtänden blieb mir nur übrig, das Pärchen auf gut Glück zum Einkaufspreis für mich zu erwerben und dadurch von der Ver— ſteigerung auszuſchließen. Bei aufgequellten Ameiſenpuppen und Mehlwürmern erholte ſich das Weibchen ſehr ſchnell und nach etwa 5 Tagen war auch das Männ⸗ chen wieder hergeſtellt. f b In einem 1 Meter langen / ͤ Meter hohen Käfige, der neben den Sitzſtangen reichlich mit ſenkrecht eingeſtecktem Rohr verſehen wurde, befand ſich das Pärchen ſehr wohl. Oefter geſchah es, daß das Weibchen dem Käfige entfloh, es kehrte jedoch auf das eindringliche Rufen des Männchens, das nie den Verſuch machte, dem Käfige zu entfliehen, ſtets ſehr bald wieder in den letzteren zurück. Abends ſchliefen beide eng in einander geſchmiegt, wie dies auch am Tage beim Ausruhen auf der Sitzſtange geſchah, in einem noch im Käfige befindlichen oben offenen Neſtkörbchen. Im Frühjahre brachte ich das Bartmeiſenpärchen nebſt anderen Vögeln in eine im Freien befindliche Voliere. Das unabläſſige Klettern der inzwiſchen auch zutraulich gewordenen ſchönen Vögel an den ſenkrecht angebrachten Rohrſtengeln gewährte einen reizenden Anblick, und Jeder, der die Voliere beſichtigte, erfreute ſich an den zarten Farben und dem munteren Weſen dieſes Pärchens. Nicht lange währte es, ſo verfolgte das Männchen eifrig das Weibchen, ſehr oft konnte ich die — 135 — Begattung wahrnehmen, ohne daß ich jedoch etwas vom Neſtbau zu entdecken ver: mochte. Nur das Männchen trug ſich hin und wieder mit einem Schilfblatte. Offenbar hatte das Weibchen noch keine Luft, für die Nachkommenſchaft ein Aſyl zu gründen, denn als nach Verlauf von 4 Wochen daſſelbe ſich anſchickte Neſtmaterial zu ſuchen, begann das Bauen mit großer Haſt. Es wurden zuvörderſt in ein Holzkäſtchen große Rohrſtengel eingetragen und aufwärts geſtellt, dieſe dann mit Schilf und Grasblättern nothdürftig verbunden, das Neſt mit demſelben Material ausgepolſtert und darauf ein weißes roſa angeflogenes mit feinen braunen Strichen verſehenes Ei gelegt. Als dies geſchah erhielt ich 2 Paar Zebrafinken, die leider in dieſelbe Voliere gebracht werden mußten. Dieſe immer brüteluſtigen Vögel bemächtigten ſich ſofort des von den Meiſen gebauten Neſtes, verſahen daſſelbe mit einem Dache und legten Eier in daſſelbe. Die Meiſen ließen dies zwar, ohne die Zebrafinken zu ſtören, geſchehen, entfernten jedoch, ſobald die letzteren abflogen, das Dach des Neſtes und zerſtörten die Eier der Eindringlinge. So wechſelt jetzt noch das Aufbauen und Wiederzerſtören der Neſter und der Eier fort, ohne daß ſich die beiden Vogelarten befehden. Von einer erfolgreichen Brut kann aber unter ſolchen Umſtänden nicht die Rede ſein. Vielleicht glückt es im nächſten Jahre! Merſeburg, im Juli 1879. Kreisſecr. Kuhfuß. Früher Wegzug der Kibitze. Am 29. Juli haben die Kibitze unſere Gegend verlaſſen. An dem gedachten Tage Vormittags 10 Uhr, ſah ich dieſelben in ungeordne— ten Colonnen von 30 — 40 Stück niedrig in der Richtung nach Südweſt fortziehen, während dieſe Vögel in früheren Jahren erſt Ausgangs Auguſt und im September ihren Flug nach den Winterquartieren antraten. Sollte das ſo frühe Abziehen der Kibitze einen frühzeitigen Winter bedeuten? Zehrensdorf, d. 1. Auguſt 1879. J. Stengel, Lehrer. Franzöſiſche Anerkennung deutſcher Züchtungserfolge. Dem neueften Bul- letin de la Société d' Acelimatation in Paris entnehmen wir die Notiz, daß unſerem hochgeſchätzten Vereins- und Vorſtandsmitgliede Herrn Gutsbeſitzer A. Köhler zu Weißenfels von der gedachten Geſellſchaft für ſeine Züchtung von Clappertons Frankolinhühnern (Francolinus Clappertoni, Rüpp.) eine Medaille erſter Claſſe verliehen worden iſt. Die betreffende Notiz lautet: M. Köhler, à Weissenfels, en Saxe, a obtenu la reproduction du Francolin de Clapperton, originaire de l’Afrique australe. Cette perdrix serait pour nos volieres une acquisition précieuse; et apres avoir été étudiée elle pourra sans doute étre essayée pour le repeuplement à letat sauvage. M. Köhler a envoyé un mémoire detaill&e faisant connaftre les observations recueillies sur les animaux pendant leur éducation. La Société decerne a M. Köhler une médaille de premiere classe. Wir fügen dieſer Notiz die weitere Nachricht hinzu, daß die alten Frankolinhühner des Hrn. Köhler in dieſem Jahr wieder fünf Junge erbrütet haben. Die von den Jungen des vorigen Jahres gelegten Eier ergaben ſich als unbefruchtet. Merſeburg, im Auguſt 1879. v. Schl. — 136 — Anzeigen, Ohristiane Hagenbeck’s Handhinif W d r Vögel, Hamburg, St. Pauli, Spielbudenplatz 19, hat vorräthig nnd empfiehlt: gelbbrüſtige blaue, dunkelrothe, hellrothe und rothrückige Arara's, große gelb- haubige, kleine gelbhanbige, weißhaubige, Inka-, roſenrothe und Ducorps-Kakadu's, junge Graupapageien, Amazonen zahm und ſprechend, gelbköpfige Amazonen, doppelte Gelbköpfe, kleine Gelbköpfe, gelbnackige und Wenholländer-Papageien, Königs- ſittiche in Pracht, Roſella's, olivengelbe Plaltſchweifſittiche, Maskenfittiche, gelbwangige Sittiche, große und kleine Alerander-Sittiche, Gras-Sittiche, 1 Rubin-Lori, Wellen- ſittiche, Granköpfihen, Sperlingspapageien, roſenbrüſtige Kernbeißer, Pfäffchen (nur Männchen), Mozambigue- deifige, Diamantvögel, Zebrafinken, weißköpfige und ſchwarzköpfige Nonnen, Muskatvögel, Silberſchnäbelcheu, Bandfinken, Reisvögel, kleinſte Elſterchen, Goldbrüſtchen, St. Heleng-Faſänchen, Aſtrilde, Amaranthen, Atlas- vögel, Goldweber in Putz, Flammenweber, indiſche Gelbkopfweber in Putz, Jamaica⸗ Crupiale, Blanheher und weſtindiſche Wachteln. CHARLES JAN MRA CH 150 St. George Street, E. LONDON, erhielt in den neueſten Sendungen: Graupapageien 16 % das Stück, Inſeparables 12 % das Paar, ſchwarzköpfige Nonnen 7 % das Paar, Tigerfinken 4 % das Paar, graue Cardinäle 10 % das Paar, Rofa-Kacadus 14 % das Stück, Inka-, Goffins-, Ducorpſi- und Roth-Hauben⸗ Racadus. — Makaken 20 , Hul⸗ Aſſen 20 , Rheſus⸗ Affen 30 . Heinrich Möller's Zoologische und ornithologische Handlung In HAMBURG, St. Pauli, Spielbudenplatz 21, hat vorräthig: Graupapageien, Segelſchiffbögel, Amazonen Surinam- und Wen- holländerpapageien, große gelbhanbige Kakadu, kleine gelbhaubige Salonkakadu, Inka- und Rofakakadı, blaue gelbbrüſtige, dunkelrothe und hellrothe Araras, Zwergararas, Hochedelſittiche, roſenbrüſtige Aleranderfittiche, Cactus- und Auäker- ſittiche, Gelbwangen-, Goldſtirn- und Grasfittiche, rothköpfige Inſeparables, Sperlingspapageien, Wellenſittiche, Nonpareils, Bebra- und Schilffinken, auſtraliſche Sperbertäubchen (Columba tranquilla), 1 Paar Ricobartauben (Columba nico- bariea), 1 Stück gelbbürzelige Caſſike (Cassicus icteronotus), Sonnenvögel oder Pekingnachtigallen, Aſtrilde, Elſterchen, Hartlaubzeiſige, Cordonblen, Amara Helenafaſänchen, Auskatfinken, Goldbrüſtchen, Weber, Pfäſſchen u. . w. 1 Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. fe Il m “1x üb = 7 x s SEIITISISISCHIEI 2 NN — D l Ä des | 1 Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen Redigirt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres-Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent- und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. Schlechtendal, jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 25, erbeten. IV. Jahrgang. September und Oetober 1879. Nr. 9 u. 10. Inhalt: Monatsbericht. — W. Thienemann: Die innerhalb meiner vier Pfähle ni— ſtende Vogelwelt, VIII. der Fliegenſchnäpper, Muscicapa grisola (Schluß). A. Köhler: Eine erzwungene Paarung. A. Göring: Ornithologiſche Erinnerungen aus Venezuela. I. (Mit Abbil- dung.) A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube. 8. Spermestes eincta, der Gürtelgrasfink. 9. Co- ryphospingus cristatus, der blutrothe Kronfink. Glenck: Einige Aufzeichnungen über Rohr- und Schilfſänger. A. Wilhelmi: Der Mäuſe⸗Buſſard als Hühnerglucke. J. Stengel: Bemerkungen über die Nachtſchwalbe (Caprimulgus europaeus) und die Uferſchwalbe (Hirundo riparia). Dr. F. A. Zürn: Unterſuchungen geſtorbener Vögel. — Kleinere Mittheilungen: Zum Tauben— ſchießen. Kühnheit eines Hühnerhabichts. Gezüchtete Zaunkönige. Ausſtellung. — Anzeigen. Monatsbericht. 1. Monaksverſammlung zu Merſeburg am 3. September 1879. Nach Eröffnung der Verſammlung durch den Vorſitzenden Herrn Regierungs— rath von Schlechtendal legt Herr Thiermaler Mützel aus Berlin eine Anzahl von Skizzen vor, welche er theils wegen der Farben, theils wegen eigenthümlicher Stellungen von einer Anzahl Vögeln nach dem Leben angefertigt hat. Es ſeien 10 — 138 — davon folgende erwähnt. 1) Der prächtig gefärbte Ceriornis Temminkii, einer der ſchönſten Faſanen Indiens bietet während des Balzens, welches bisher noch nie beſchrieben worden iſt, ein höchſt interreſſantes und merkwürdiges Anſehen dar. Das von einer hellblauen faltigen Haut überzogene Geſicht gewinnt in dieſer Zeit durch Glättung eine Erweiterung, dazu werden unterhalb des Schopfes zwei horn⸗ artige Gebilde von ebenfalls blauer Farbe herausgeſteckt und aufgerichtet. An der Kehle befindet ſich ein eigenthümliches herzförmiges blaues Feld mit dunklerem Mittelſchilde und einem mit blutrothen Nierenflecken eingefaßten Rande. Alle dieſe Farben ſind von größter Intenſität, wenn das Männchen ſich vor dem unſcheinbar gefärbten Weibchen hin- und herwiegt, mit dem ganzen Körper zuckt, mit Flügeln und Schwanz ein Rad ſchlägt, ſich endlich emporrichtet und wie beſeſſen auf das⸗ ſelbe losſtürzt. Mit einem Male iſt der ganze Akt der Aufgeregtheit vorbei und die gewöhnliche Färbung und Form iſt an die Stelle der geſteigerten Pracht ge⸗ treten. 2) Kronenwachteln (Rollulus eristatus), welche bisher ſelten auf den Vogel⸗ markt gelangt ſind und von denen das Dunenjunge nach einem ausgeſtopften Exemplar (gezüchtet von unſerm Vereinsmitgliede Hrn. A. F. Wiener in London) vom Vor⸗ tragenden bei Gelegenheit einer Ausſtellung des Vereins „Ornis“ im Jahre 1879 ge- zeichnet werden konnte. Der Herr Vorſitzende bemerkt hierzu, daß auch Herr Köhler in Weißenfels dieſe ſeltenen Vögel eine Zeit lang lebend gehalten habe. 3) Das Neu⸗ holländiſche Buſchhuhn (Catheturus Lathami) hat die eigenthümliche Gewohnheit, ſeine Eier nicht ſelbſt zu bebrüten, ſondern durch die von der Gährung ſich zer— ſetzender Pflanzenſtoffe herrührende Wärme entwickeln zu laſſen. Zu dieſem Zwecke häuft der Hahn einen etwa 5½ Fuß hohen Haufen zuſammen, indem er alle Stoffe eines beſtimmten Terrains durch ſchrittweiſes Rückwärtsgehen zuſammenſcharrt und daſſelbe dadurch ganz rein fegt. Die Jungen verlaſſen dieſe eigenthümliche Brut⸗ ſtätte ſchon ganz befiedert und ſuchen ſofort einen Baum auf, ſo daß ſie im Berliner zoologiſchen Garten regelmäßig erſt eingefangen werden mußten. — Die Skizze ſtellt einen Hahn in ſeiner Scharrthätigkeit und ein 14 Tage altes Junges dar. 4) Stel⸗ lungen des Argusfaſans beim Balzen. Dasſelbe beſteht darin, daß das Männchen ſeinen mit ſchönen Augenflecken verzierten Schwanz erhebt, die ebenſo geſchmückten Flügel und die Bruſt zu Boden ſenkt und erſteren ſonnenförmig ausbreitet, ſodaß ſich die Federn kreuzen und der Kopf faſt zwiſchen die Beine genommen wird. 5) Dieſe Skizzen zeigen den Fregattvogel (Tachypetes aquilus) in den verſchie⸗ denſten Stellungen. Von demſelben befinden ſich zwei Junge im zoologiſchen Garten zu Berlin, welche, obgleich ſchon 2 Jahre dort, noch gefüttert werden müſſen und keine Schwänze erhalten. Dieſelben ſind bei ausgebildeten Vögeln ſehr lang und ſchwalbenſchwanzartig, wie auch die Flügel eine ganz auffallende Länge erreichen und das Thier zu den gewandteſten Flugbewegungen befähigen. Die übrigen Skizzen zeigen eine Anzahl amerikaniſcher Vögel aus der Verwandtſchaft der Raben, ferner mehrere Papageien, u. a. einen Jako und eine rothe Arara, ſowie einige Sittiche, die 4 in ihrem prächtigen Farbenſchmucke gezeichnet find. Darauf legt Herr Mützel zwei von ihm in farbiger Ausführung angefertigte Tafeln vor, welche zu Reichenow's „Vogelbildern aus fernen Zonen“ gehören und meiſterhafte Leiſtungen ſind. Die erſte derſelben ſtellt Pionias-, die andere Euphema- Arten dar. — 139 — Herr Regierungsrath von Schlechtendal theilt den Austritt des Herrn Dr. Brauns aus dem Vorſtande mit, welcher durch eine ehrenvolle Berufung desſelben als Profeſſor an die Kaiſerlich japaniſche Univerſität Tokio veranlaßt iſt. Derſelbe wird Mitglied des Vereins bleiben, und der Vorſitzende ſpricht den Wunſch aus, daß er uns von ſeiner neuen Heimath aus zuweilen Mittheilungen ornithologiſchen Inhalts zukommen laſſen möge. Er ſchlägt ferner vor, die nächſte Monatsſitzung im October in Halle („Stadt Hamburg“) abzuhalten, nach den Verhandlungen ein Abendeſſen zu veranſtalten und Herrn Dr. Brauns dazu einzuladen. Derſelbe legt Federn vor, welche von Herrn v. Breitenbauch in Bucha bei Wiehe unter der Vermuthung, daß ſie der Zwergtrappe angehören möchten, einge- ſandt ſind. Herr Mützel erklärt ſie für Flügelfedern eines Faſanen und Bauch⸗ federn einer Eule, worin ihm auch von anderer Seite beigepflichtet wurde. Zu einer eigentlichen Verſteigerung der angekauften Vögel, welche für den heutigen Abend in Ausſicht genommen war, kommt es nicht, da ſämmtliche Vögel zum Einkaufspreis Abnehmer fanden. Ein zu dieſem Zwecke von Herrn Linz in Hamburg zur Anſicht bezogener Beutelſtaar (Ostinops cristata) welcher anſcheinend geſund angelangt und dann an Folge von Rachendiphtheritis und Paraſiten ge— ſtorben war, wird auf den Vorſchlag des Herrn Vorſitzenden mit Genehmigung der anweſenden Vorſtandsmitglieder von der Vereinskaſſe bezahlt. Die übrigen an- gekauften Vögel ſind ein Pärchen Goldkäfertauben (Chalcophaps indica), zwei Pärchen Friedenstauben (Geopelia tranquilla), 2 Pärchen weſtindiſche Baumwachteln, ein Paar rothköpfige Inſeparables und ein Pfäffchen (Sporophila); die zum Ankauf in Ausſicht genommenen Goldfaſanen waren nicht eingetroffen. Herr Ebert über⸗ nimmt ein Pärchen Friedenstauben, Herr Kuhfuß die übrigen, ebenſo übernimmt der Letztere auch ein Paar weſtindiſche Schopfwachteln. Die indiſchen Goldkäfer⸗ tauben und das 2. Paar Wachteln ſowie das einzelne Männchen Pfäffchen gehen dagegen in den Beſitz des Herrn Regierungsrath v. Schlechtendal über, während für die Inſeparables Herr Frenzel in Freiberg ſich bereits gemeldet hatte. Herr Regierungsrath v. Schlechtendal theilt ferner mit, daß eine Anzahl amerikaniſcher Droſſeln von C. Reiche in Alfeld bezogen ſeien, darunter 5 Exemplare von Tur- dus mustelinus, von denen noch einige abzugeben ſeien.“) Auf eine weitere An⸗ frage des Herrn Vorſitzenden, ob etwa zur nächſten Sitzung Wünſche betreffs An— kauf von Geflügel geäußert werden möchten, erfolgen keine Vorſchläge. Herr Mützel hält zum Schluß einen längeren Vortrag über die Anfertigung der Illuſtrationen zu Brehm's Thierleben, welche er für die zweite Auflage über: nommen und bekanntlich mit unübertroffener Meiſterſchaft zur Ausführung ge— bracht hat. Vortragender geht davon aus, wie es ſchon ſeit langer Zeit ein Bedürfniß geworden iſt, wiſſenſchaftliche und populäre Schriften mit Abbildungen zur Veran— ſchaulichung der beſprochenen Gegenſtände zu verſehen, wie dieſem Bedürfniſſe nament⸗ lich in naturwiſſenſchaftlichen Werken Rechnung getragen werden muß und wie man aus geringen Anfängen die Holzſchneiderei zu einer hohen Stufe der Ausbildung ) Anm. Ueber ſämmtliche Droſſeln iſt inzwiſchen bereits verfügt worden. v. Schl. 10 * — 140 — erhoben hat. Der Zeichner, welcher ſich einer derartigen Arbeit unterzieht, bedarf nicht nur die nöthigen techniſchen Fertigkeiten, er muß auch mit dem Bau der Thiere vertraut ſein und ein offenes Auge zur Beobachtung ihrer Lebensgewohnheiten bes ſitzen. Das Material zu ſeinen Zeichnungen entnahm der Vortragende zunächſt dem reichhaltigen Berliner zoologiſchen Garten und Aquarium, als dieſe aber nicht ausreichten, unternahm er Reiſen nach den Thiergärten von Hamburg, Dresden, Breslau, Wien, Köln, Antwerpen, Rotterdam, Amſterdam, wo ihm überall von den Direktoren mit der größten Liebenswürdigkeit begegnet und zur Erreichung ſeines Zweckes nach Kräften verholfen wurde. Auch kleine Menagerien, Privatſammlungen, die Beſtände der Thierhändler wurden gelegentlich mit Vortheil benutzt; zuweilen wurden ſogar von anderen Orten Thiere zu dem gleichen Zwecke leihweiſe bezogen. War ſo für das Studium von lebenden Thieren auch ein überaus reiches Material geboten, ſo mußte doch auch die Hilfe der Muſeen und Bibliotheken in Anſpruch genommen werden, um gewiſſe Lücken auszufüllen oder nicht lebend zu beſchaffende Thiere zu zeichnen. Die Hauptſchwierigkeiten erwachſen dem Zeichner aus dem Verkehr mit den Thieren ſelbſt und können oft nur durch unermüdliche Geduld und Liſt überwunden werden. Es liegt auf der Hand, wie die Beweglichkeit der Thiere, insbeſondere der ewig unruhigen Affen, es dem Zeichner ſchwer macht, das richtige Bild zu fixiren, und doch iſt es dem Vortragenden gelungen, denſelben voll- ſtändige Portraits abzulauſchen, ſo daß aus einer größeren Anzahl von Exemplaren das dem Bilde zu Grunde liegende Original herauszufinden war. Eine nicht minder unangenehme Eigenſchaft iſt dem Zeichner die Trägheit der Thiere, die unter Um⸗ ſtänden durch einen Steinwurf, durch Klatſchen in die Hände, Peitſchenknall, Horn⸗ ſignal u. dergl. überwunden werden muß. So gelang es, das äußerſt charakteriſtiſche Schleichen einer Genette zu Papier zu bringen, indem das Thier in Folge des Berührens der Schwanzſpitze mit einer Haſelruthe die Länge ſeines Käfigs ſo und ſo oft durchmaß. In einem andern Falle beſtreute der Vortragende eine Körperſtelle des Pampashirſches mit Salz, um die Stellung des Thieres öfter ſehen zu können, welche durch Ablecken deſſelben herbeigeführt wurde. Manchmal wird auch durch recht unangenehme Störungen die an ſich ſchon ſchwierige Arbeit unterbrochen; ein Platzregen, große Hitze u. dergl. ſind weder den Thieren noch dem Zeichner ſehr angenehm. Einmal wurden die eben vollendeten Skizzen eines Vielfraßes durch einen Windſtoß in den Käfig deſſelben geweht, und von dem neugierigen Thiere gründlich bearbeitet. Kurz die Schwierigkeiten ſind keine geringen, ehe ein gutes naturgetreues Bild entworfen iſt. Dasſelbe wird dann mit einem möglichſt harten Bleiſtifte auf Buchsbaumholz, welches vorher mit Bleiweiß grundirt iſt, gezeichnet, und es beginnt nun die Arbeit des Xylographen, welche darin beſteht, daß die Bleiſtiftſtriche ſtehen bleiben und die hellen Stellen des Holzes mit beſonderen In⸗ ſtrumenten herausgenommen werden. Von der Sorgfalt deſſelben hängt ſehr viel für ein gutes Geſammtreſultat ab. | Brehm's Thierleben beweiſt uns, daß ſowohl Zeichner wie Xylograph 1 1 zügliches geleiſtet haben. + — 141 — 2. Sonſtige Vereinsnachrichten. Dem Vereine ſind als Mitglieder beigetreten: 812. H. Nehrling in Houſton (Texas); 813. E. Michelſen, Director der Landwirthſchaftsſchule in Hildesheim; 814. Wilhelm Müller in Zeitz; 815. Hans Bey, Maler in Leipzig; 816. A. W. Finking in Barmen; 817. Hugo Heiſe, Königl. Oberförſter in Glücksburg; 818. v. Tiedemann, Geh. Regierungsrath in Merſeburg; 819. Pogge, Regierungsrath in Merſeburg; 820. B. A. Blanken- burg, Fabrikant in Merſeburg; 821. O. Blankenburg, Kaufmann in Merſe⸗ burg; 822. Fähndrich, Amtsrichter in Zoſſen; 823. Ernſt Schmalfuß, Kunſt⸗ und Handelsgärtner in Uichteritz; 824. von Buch-Carmzow zu Stolpe a/ O.; 825. Günther Stuton, Gymnaſiaſt in Naumburg a/ S.; 826. Fräulein Helene Vieweg in Braunſchweig. Halle und Merſeburg, im October 1879. Oer Vereins Vorſtand. Die innerhalb meiner vier Pfähle niſtende Vogelwelt. Von W. Thienemann. VIII. Der Fliegenſchnäpper (Muscicapa grisola). Später als alle andern meiner gefiederten Hausfreunde pflegte ſich alljährlich der Fliegenſchnäpper im Frühjahre einzuſtellen. Wenn er in meine „vier Pfähle“ zurückkehrte, wo er alljährlich ſeine Brut vollzog, dann war auch die Zeit da, welche man den „wunderſchönen Monat Mai“ nennt d. h. die angenehme Jahreszeit, wo man in Thüringen am meiſten friert, weil man nach althergebrachter Sitte das Heizen einſtellt und die Sommerkleidung anzieht, während Boreas ſich nicht bequemen will, ſeine gewohnheitsmäßige Thätigkeit einzuſtellen. 1 Unſer Fliegenſchnäpper!) iſt ein Vogel, der ſich ganz vorzüglich gern dem Menſchen nähert. Faſt kein größerer Obſtgarten, wo er ſich nicht findet, faſt kein Gemüſegarten, wo er nicht zutraulich an jedem Tage feinen Aufenthalt einige Zeit nimmt, um der Jagd nach Kerbthieren obzuliegen. Die Anſtandsplätze, welche ich ihm zugleich mit dem Hausrothſchwänzchen (Rutieilla tithys) in meinem Garten durch 1—1½ Meter hohe, oben mit Querhölzern verſehene Stäbchen beſchafft habe, ſind ſeine Lieblingsplätze. Da ſitzt er von früh bis Abends, und wenn er in ſeinem Reviere ein geflügeltes Kerbthier ſeine eckigen Bahnen ziehen ſieht, ſtürzt er ſich blitzſchnell auf daſſelbe, fliegt ebenfalls mit Gewandtheit eckige Linien und hat es im Nu. Von ſolcher Beute nährt er ſich ganz reſpectabel, wird fett und ätzt auch ſeine Jungen, daß ſie auch groß und kräftig werden. | An und für ſich ift er ein unſcheinbarer Geſell, unſcheinbarer noch als der . = 8 rn | ) Wir wollen ihn zur’ 2&oymv fo nennen und feine 3 Verwandten, den Trauer: Fl. E (Muse. luctuosa), den weißhalſigen Fl. (M. albicollis) und den kleinen Fl. (M. parva), 5 von denen namentlich der Erſte Anfang Mai faſt in jedem Obſtgarten Thüringens beim Durchzuge zu bemerken iſt, außer Betracht laſſen. W. Th. * — 142 — Sperling. Er hat zudem auch die Größe des Feldſperlings (Passer montanus) | und trägt ſich nicht nur nicht vornehmer, ſondern eher noch ärmlicher und herunter: gekommener als jener. Der Oberkörper iſt oliven-braungrau, der Unterkörper ſchmutzig weiß mit droſſelartigen bräunlichen Längsflecken bedeckt. Hat man es gerade mit Sperlingen zu thun, etwa um dieſe ungebetenen Gäſte, welche dem jungen Salat oder den grünen Schoten zu ſtark zuſprechen etwas mit Schrot und Pulver⸗ dampf zu bedienen, ſo kann man den Fliegenſchnäpper ſehr leicht mit denſelben verwechſeln und an ihrer Statt vernichten. Leider paſſirte mir dieſes auch einmal, da ich gerade als Student vor nunmehr 29 Jahren meinen Vetter, einen Garten⸗ beſitzer in Naumburg, beſuchte. Derſelbe hatte allen Grund über den Schaden, welchen ihm damals die Sperlinge an ſeinen jungen Pflanzen thaten, zu klagen und forderte mich auf, einige der diebiſchen Geſellen wegzuſchießen. Ich ergriff die Vogelflinte und ſchlich mich an. Da flog ein grauer Vogel aus dem Erbſenbeet und ſetzte ſich auf eine Hausecke. Ein Sperling mußte das ſein, denn er ſah auf eine Entfernung von 30 — 40 Schritten durchaus nicht anders aus. Ich ſchoß ihn herunter; aber ſein Herabfallen, welches mit ganz beſonderer Grazie in ſpiralförmi⸗ ger Windung geſchah, zeigte mir ſchon an, daß ich ein Unheil angerichtet haben müßte — ich hatte das in der Laube hinter grünem Schlinggewächs brütende Fliegenſchnäpper-Weibchen ſeines Gatten beraubt. Das that mir ſehr weh und ich habe ſeit jener Zeit nie wieder eine Museicapa grisola für einen Spatzen angeſehen; aber ohne Zweifel iſt ſolche Verwechslung anderwärts noch hundertmal geſchehen. Dieſer Fliegenſchnäpper wird in Deutſchland überall, nur nicht gerade in Sümpfen und Nadelwäldern, angetroffen. In großen und kleinen Obſt- und Ge- müſegärten, in Laubwäldern, Feldhölzern, an bepflanzten Chauſſee'n, gleichviel ob Pappeln oder Obſtbäume die Reihen bilden, ſieht man ihn ſtets, und er macht ſich durch ſeinen Lockruf, der ebenſo wie ſein ganzes Ausſehen etwas Trauriges hat und wie ein gezogenes „Zrih — zrih“ klingt, leicht bemerklich. Hüpfen oder laufen ſieht man ihn ſelten; denn er wechſelt eigentlich nur mit Sitzen und Fliegen ab. In Obſtgärten und Wäldern benutzt er als Ruheplätze die Aeſte der Bäume, namentlich ſtärkere Aeſte. Da nun ſolche eine ſeinem graubraunen Gefieder ähnliche Farbe an ſich tragen, ſo ſticht er nicht von ihnen ab und man kann ihm oft recht nahe kommen ohne ihn zu bemerken. Auch die Spitzen der Gartenpfähle, Bohnen⸗ ſtangen, die Firſten oder Vorſprünge der Gebäude bieten ihm willkommene Ruhe⸗ und Anſtandspätze. Gewöhnlich ſitzt er ſo, daß die Füße größtentheils durch die Bauchfedern verhüllt werden, ſo daß er anſcheinend auf dem Bauche ruht; dabei läßt er die Flügel etwas hängen und zieht ſie ruckweiſe hie und da einmal an, wobei er ein Weniges mit dem Schwanze wippt. Auf dieſe Weiſe kann er ſtunden⸗ lang auf einem Platze ſitzen und ſich amüſiren. Mit Nichtsthun? Ei nein, müßig iſt er nicht! Mit den kleinen, hellen Augen ſpäht er ſcharf umher, um auf jedes Kerbthier, welches ſich in ſein Revier wagt, im Fluge Jagd zu machen und ſieht er ſitzend etwas plump und träge aus, ſo zeigt er ſich im Fluge außerordentlich gewandt. Soviel ich beobachtet habe, ſtößt er niemals fehl, während man doch bei maikäferfangenden Spatzen ſo manchen Fehlſtoß wahrnimmt. Während ich auf — 143 — der Gartenbank ſaß, trieb mein Fliegenſchnäpper ganz unbekümmert dicht neben mir ſeinen Fang und ſaß bald auf einem Roſenpfahl, bald auf der Säule des Stacketes, bald auf ſeinem ihm hergerichteten Anſtandsplätzchen. Alle Augenblicke verließ das Vögelchen ſeinen Sitz, um einer vorbeieilenden Fliege oder Mücke nach⸗ zueilen und fie wegzuſchnappen, und kehrte dann geſchwind wieder auf ſeinen Stand- ort zurück, wo es ſofort, ohne ſich zu rühren, ſtill ſaß und des Weiteren gewärtig war. Auch die ſchädlichen Kohl⸗ und Baumweißlinge, ſie wurden trotz ihrer Flatter- haftigkeit im Fluge ſicher und ohne Fehlſtoß weggefangen und mit Zurücklaſſung der Flügel, die mit Geſchick abgeſtoßen wurden, verzehrt, beziehentlich den Jungen zugetragen. Dieſe Letzteren nämlich, deren Anzahl meiſt 4 oder 5 betrug, reckten ihre Hälſe unter dem Scheunendach aus einem an zwei anſtoßenden Seiten bis zur Hälfte verſchloßnen, aber offenen Kaſten heraus, der unter dem Scheunendache hing. Dort⸗ hin waren ſie durch mich eigenhändig gelegt worden, indem die Alten auf ihrem ſelbſterwählten Standorte des Neſtes Malheur gehabt hatten. Dieſer Standort war nämlich der nur 2½ Zoll 6 ¼ Em. aus der Scheunenmauer hervorragende Stumpf eines Balkens. Dort hatte wohl das aus Moos, kleinen Halmen, Federn und Spinnengewebe verfertigte, nur leicht verfilzte Neſt, ſo lange die Mutter ſtill auf den Eiern ſaß, ſeine gehörige Feſtigkeit, als aber die junge Brut in demſelben umherzappelte und ſtrampelte, bekam es das Uebergewicht und fiel eines Tages ſammt dem lebendigen Inhalte von 3—4 Meter hoch herunter auf die Erde, jedoch ohne daß eins der Jungen verletzt war. Nun legte ich ſie, ſammt Neſt in den dicht dabei hängenden Niſtkaſten — und ſiehe, es wurde ohne Aufhören von den Alten zu füttern fortgefahren. Das nächſte Jahr benutzten meine Fliegenfänger einen kaum 2 Zoll 5 / Cm. vorſtehenden Vorſprung über einem Fenſter der zweiten Etage, nach Norden zu gelegen, als Brutſtätte und zogen auch dort die Jungen ohne Unfall glücklich auf. Daß ſie jemals einen Brutkaſten aus freiem Willen angenommen hätten, iſt mir nicht erinnerlich, ſo verſchieden an Größe und Geſtalt ich ſie ihnen auch darbot. Sie niſteten ſtets auf einem Balken oder Geſims des Wohngebäudes, Stalles oder der Scheune und ſind mir viele Jahre hindurch getreue Hausgenoſſen geweſen. Im September gingen ſie fort nach dem Lande, wo die Zitronen blühen, aber in den erſten Maitagen, bisweilen auch eine Woche ſpäter, erſchienen ſie wieder, manchmal in zwei Paaren, wovon eins aus dem Terrain verjagt wurde und zum Nachbar ziehen mußte. Im Jahre 1875 geſchah die Ankunft den 3. Mai, im darauf folgenden Jahre erſchienen ſie in meinem Gehöft erſt am 15. d. M., um ſofort zur Brut zu ſchreiten. Die Bauart des Neſtes habe ich ſchon erwähnt. Die Vögel zeigen wenig Kunſtſinn, oft auch, wie das angeführte Beiſpiel zeigt, bauen ſie nicht immer mit der nöthigen Vorſicht. Wie der Fliegenſchnäpper ſchon durch Geſtalt und Weſen mit ſeinen hängenden Flügeln und ſeiner hockenden oder kauernden Stellung den Eindruck leichtſinniger Oberflächlichkeit macht, die nicht auf ſich achtet, ſo wird ſolches alſo auch durch Betrachtung ſeiner Werke beſtätigt und wir haben hier ein Beiſpiel, daß man aus dem äußeren Anſchein auf das Denken und Thun recht — 144 — wohl Schlüſſe machen darf. Komme ich z. B. des Morgens in ein Haus und Mutter wie Töchter treten mir, obwohl im Wirthſchafts⸗ oder Küchen⸗Anzuge, doch ſchmuck und ſauber entgegen, jo ſchließe ich daraus gewiß nicht mit Unrecht, daß es da— ſelbſt in der ganzen Hauswirthſchaft ſauber und accurat zugehe; ſtiebt aber bei ſolch' unverhofftem Eintritt Alles aus einander und flüchtet in die Winkel und Kammern, um erſt ſoweit Toilette zu machen, daß man ſich ſehen laſſen könne, ſo kann mir Niemand verwehren, meine eignen Fliegenſchnäppergedanken darüber zu haben. — Zu Niſtplätzen wählen unſre Fliegenſchnäpper außer den angeführten Orten auch ſtarke Baumäſte, Kronen geköpfter Weiden, Baumhöhlungen, Wein⸗ gelände, offne Mauerlöcher u. ſ. w. Ihre Eier ſind ſo charakteriſtiſch gefärbt, daß ſie von Niemandem, der ſie einmal geſehen hat, verkannt werden können. Sie er⸗ reichen nicht ganz die Größe der gewöhnlichen Edelfinkeneier und tragen auf grün⸗ lichem, bisweilen auch weißlichem Grunde roſtrothe Flecken. Oft hat die ganze Fär⸗ bung einen graulich-ſchmutzigen Ton, bisweilen aber ſticht auf intenſiv grüner Unterfärbung das leuchtende Roſtroth, welches in größeren oder kleineren Fleckchen darüber geſtreut iſt, ganz prachtvoll hervor. Die Größe der Eier beträgt nach eigenhändig vorgenommener Meſſung: 1,7 + 1,4 Cm. bis 20.4. 1,500, Zwiſchen dieſen beiden Maßen liegen viele Abänderungen. Der Durchſchnitt ergab nach einer an 15 Exemplaren aus Thüringen vorgenommenen Meſſung: 1,88 + 1,38 Em. Die Jungen, welche etwa nach 13 Tagen emſiger Bebrütung der Eier zum Vorſchein kommen, wachſen bei günſtiger d. h. warmer Witterung ſchnell heran, fliegen nach ein Paar Wochen aus und haben dann eine von den Eltern ganz ver=. ſchiedene Färbung, nämlich ſie erſcheinen auf ſchwärzlich grauem Grunde hell ge— fleckt. Bisweilen ſollen auch Varietäten vorkommen, wie denn vor kurzem die Zeitzer Zeitung berichtete, daß unlängſt in einem und demſelben Neſte ein grauer und zwei weiße Fliegenſchnäpper gefunden worden ſeien. Das wären eigentlich drei Varietäten auf einmal, denn die normale Färbung der Jungen iſt ja bekanntlich weder grau noch weiß, ſondern gefleckt. ö Fragt nun der Leſer nach dem Nutzen oder Schaden unſers Fliegenſchnäppers, ſo iſt die Antwort kurz die: von Schaden kann gar nicht die Rede ſein, wie die in Kerbthieren beſtehende Nahrung bezeugt; auf der andern Seite aber wird auch der Nutzen wiederum nicht beſonders hervorragend ſein, denn weder Fliegen noch Mücken, die er vertilgt, gehören zu den abſolut ſchädlichen Thierchen; jedoch mag er wohl durch Wegfangen von Stechfliegen und läſtigen Bremſen, ſowie von einigen Kohl⸗ oder Baumweißlingen, ſofern er die Weibchen der Letzteren erhaſcht, Vieh und Menſchen beziehentlich dem Gartenbeſitzer einige materielle Vortheile bringen. — Ich halte aber dafür, daß wir von ſolchen Nützlichkeits- und Schädlichkeits⸗Principien, welche jetzt Modeſache ſind und vielfach zu Uebertreibungen nach beiden Seiten hin Anlaß geben, uns nach und nach wieder entfernen lernen und den Vogel an und für ſich — nur etwa mit Ausnahme derjenigen Vögel, welche in die Augen fallende große Nachtheile bringen, wie etwa die Habichte im Jagdrevier, einige Würger⸗ — 145 — arten in den Gärten, Sperlinge auf dem Erbſenbeete oder im Weizenfelde u. ſ. w. — als ein liebliches Kind der Natur betrachten, welches jedes ſinnige Gemüth mit Freude und Wohlgefallen anſehen und ſchonen ſoll, wo es kann. — So hätte ich denn den verehrten Vereinsmitgliedern in acht Abhandlungen zehn meiner gefiederten Freunde, mit denen ich im Juli 1877, als ich dieſe Aufſätze zu ſchreiben anhub *), meinen Aufenthaltsort theilte, kurz vorgeführt, wie etwa ein Vater dem Freunde ſeine Kinder vorſtellt. Von jedem habe ich etwas erzählt und Neues mit Altem untermengt. Während die Aufſätze entſtanden, habe ich ſelbſt meinen Aufenthaltsort wechſeln und die gefiederten Kinder ihrem Schickſale über⸗ laſſen müſſen. In meinem neuen Aufenthaltsorte fand ich in Bezug auf Hof und Garten tabula rasa. Nur einiger Raum für Beides war vorhanden. Durch Auffüllen von Erde und Kies, durch Herſtellung von Mauern, Stacket und ſonſtiger Umzäunung mußte erſt langſam das entſtehen, was man einen Hof und ein be— ſcheidenes Gärtchen nennen kann. Nun iſt's entſtanden. Freilich fehlten im erſten Jahre die gefiederten Bewohner ganz, doch wie man, wenn man ſonſt nicht ganz unverträglicher Natur iſt, überall in der fremden Welt bald gute Freunde findet, ſo wird der, welcher der gefiederten Welt mit einiger Zutraulichkeit entgegenkommt, auch bald derartige liebliche Freunde um ſich ſammeln. So geſchah es, daß ich bereits in dieſem Frühjahre zwei freundliche Gäſte in mein neues Daheim einziehen ſah, nämlich eine Zaungrasmücke (Curruca garrula), welche in einem Haufen dürrer Dornen auf dem Hofe ihre 4 Jungen glücklich aufzog, und einen Garten— rothſchwanz (Ruticilla phoenieura), welcher feine 6 ſtahlgrünen Eierchen in eins der von mir hergerichteten Mauerlöcher legte, worin er ſich bei dem kalten Frühlings— wetter ein warmes Neſtchen erbaut hatte. Ich hoffe nun, die Zahl der gefiederten Pfleglinge um mich her ſoll bald wachſen. Der Aufenthalt in dem mir zugehörigen Terrain ſoll keinem gefiederten Gaſte, der ſich geziemend beträgt, jemals gewehrt werden; jeder menſchliche Gaſt aber, wenn er Liebe zur Vogelwelt beſitzt, ſoll mir jeder Zeit innerhalb meiner vier Pfähle doppelt willkommen ſein. Geſchrieben Zangenberg bei Zeitz den 8. Auguſt 1879. Eine erzwungene Paarung. Von Adolph Köhler in Weißenfels. Die Rothflügel-Sittiche (Platycereus erythropterus) dürften wohl zu den ſchönſten, aber auch zu den ſeltenſten der auſtraliſchen Plattſchweif-Sittiche gezählt werden. Ein Paar von dieſer Art zu beſitzen, war ſchon längſt das Ziel meiner Wünſche, ich fand aber zu deren Verwirklichung erſt in dieſem Frühjahr Gelegen— *) Monatsſchrift: II Bd., Jahrg. 1877, Seite 115. — 146 — heit, als ein ſolches Paar von Herrn Aug. F. Wiener in London zu der Aus⸗ ſtellung „Ornis“ nach Berlin geſandt, und hier von ihm zum Verkauf geſtellt wurde; durch gütige Vermittelung des Herrn Regierungs-Raths von Schlechtendal brachte ich daſſelbe ſogleich in meinen Beſitz. — Als die ſehnlichſt erwarteten Vögel endlich ankamen, befremdete es mich, daß ein Jeder einzeln für ſich in einem beſondern Behälter untergebracht war. Ich hatte bereits nach allen Vorſchriften des Handbuchs von Dr. Ruß einen großen geräumigen Käfig eingerichtet und zu ihrer Aufnahme bereit geſtellt. Ich ließ das Männchen zuerſt hineinſchlüpfen und dann das Weibchen nachfolgen, wurde aber ſofort über die Gründe der Einzelnhaft aufgeklärt und belehrt, denn als das Männchen das Weibchen erblickte, ſtürzte es ſich laut ſchreiend auf daſſelbe, verfolgte es mit Schnabelhieben auf das heftigſte, und hätte ich nicht intervenirt und die Vögel ſofort getrennt, ſo wäre das Weibchen ſicher getödtet worden. Daſſelbe blutete bereits ſehr ſtark, und hatte längere Zeit nöthig, um ſich von den erhaltenen Verletzungen und den ausgeſtandenen Schrecken zu erholen. Was nun thun! — Die Vögel getrennt, hatten für mich ſehr wenig Werth; dieſelben gegen ein gepaartes Paar eintauſchen, war nicht gut möglich, da gerade dieſe ſchönen Vögel zu ſelten auf den Vogelmarkt gebracht werden, — es blieb mir daher nichts weiter übrig, als alle Mittel anzuwenden, um eine Paarung herbeizuführen, ob ſchon ich vorausſehen konnte, daß dies eine ſehr ſchwer zu löſende Aufgabe fein würde. — Als nun das Weibchen ſich wieder erholte, brachte ich daſſelbe in den großen Käfig, welcher von vornherein als Aufenthalt für das ganze Paar beſtimmt war, ließ es einige Wochen allein, damit es ſich darin eingewöhnen konnte und ſicher fühlen lernte, ſteckte das Männchen in einen kleinern Behälter und ſtellte denſelben ſo auf, daß beide Vögel ſich ſtets aus nächſter Nähe ſehen konnten, in der Voraus⸗ ſetzung, daß der Groll des Männchens ſich nach und nach verlieren und durch die Einzelnhaft auch die Sehnſucht nach dem Weibchen die Oberhand gewinnen würde. Mit dieſen Einrichtungen zeigten ſich meine neuen Pfleglinge vor der Hand einverſtanden, ganz beſonders, da ich denſelben noch reichlich Extra-Futter gab, welches zur Paarung anregen ſollte. — Alles dieſes hatte ſcheinbar auch den ges wünſchten Erfolg, die Vögel ſchienen trotz der Trennung, Intereſſe für einander zu bekommen, hauptſächlich das Männchen, welches öfters an ſeinem Gitter nach dem Weibchen zu drängte und Locktöne hören ließ, welche von der andern Seite durch erhöhte Munterkeit und lebhafteres Auf- und Abhüpfen gewiſſermaßen erwidert wurden. Dieſe günſtigen Zeichen mehrten ſich von Tag zu Tage und beſtärkten mich in der Annahme, daß ich doch wohl noch mein Ziel erreichen würde. Ich wartete nun noch einige Zeit und brachte dann die Vögel wieder zuſammen. Für den erſten Augenblick ging alles gut, das Männchen näherte ſich anſcheinend in bejter Abſicht dem Weibchen, dies traute aber dem Frieden nicht ſo recht und wich dem Männchen nach Möglichkeit aus, darüber wurde daſſelbe ärgerlich, fiel wieder in ſeine alte Unart zurück und fing ſchließlich an, das Weibchen unter lautem Schreien zu beißen und heftig zu verfolgen, ganz in derſelben Weiſe wie bei der Ankunft. Die Vögel mußten wieder getrennt werden und meine Mühen waren vergebens. — | Später verſuchte ich es dann nochmals in ähnlicher Weiſe, aber ebenfalls ohne — 147 — jeden Erfolg. Nun hatte ich die Ueberzeugung gewonnen, daß ich nie zum Ziele gelangen würde und gab alle weitern Verſuche auf. Ich bekam die Vögel, trotz ihrer Schönheit, ſchließlich überdrüſſig, und fing an zu überlegen, wie ich dieſelben auf beſte Art wieder los werden könnte. Da kam mir plötzlich eine Erinnerung aus meiner Jugendzeit! — Als Knabe ſchon war ich großer Taubenfreund und verwendete meine freie Zeit auf Züchtung und Pflege derſelben. Bei dieſer Liebhaberei wurden nun ſo manche Kunſtgriffe angewendet, bei denen das Anis-Oel ſtets eine Hauptrolle ſpielte, ſehr häufig experimentirte ich damit und zwar mit beſtem Erfolg: vielleicht konnte mir das Anis⸗Oel auch bei meinen Rothflügel-Sittichen nützen. Einen Verſuch waren die Vögel jedenfalls wohl noch werth. Gedacht, gethan! Zufällig war einer meiner Flugräume ganz frei geworden; hier ſtellte ich die beiden Vögel, einen jeden im einzelnen Käfig dicht neben einander auf, und tröpfelte einige Tropfen Anis-Oel auf den Boden der Käfige, um die Vögel an den Geruch zu gewöhnen. Nach Verlauf von einigen Tagen ließ ich das Weibchen frei fliegen, hatte aber vorher auf beide Vögel noch einige Tropfen von obigem Oel gebracht. Das Weibchen be— wegte ſich ganz munter und ſicher in dem großen Raume; endlich am vierten Tage zeigte der Anis-Geruch ſeine Anziehungskraft, denn das Weibchen ſaß ganz un— genirt auf dem Käfig des Männchens, und ſchien daſſelbe zum Ausfliegen veran— laſſen zu wollen. Da dieſe Annäherung auch von dem Männchen durch das Gitter des Käfigs den Umſtänden nach, möglichſt erwidert wurde, ſo wurde daſſelbe ſo— fort nun auch herausgelaſſen. Die Vögel näherten ſich einander jetzt ohne Scheu und Furcht, der frühere Groll ſchien vergeſſen, und nach einigen Stunden flogen dieſelben in größter Eintracht einer dem andern nach. Das Anis-Del hatte feine Schuldigkeit gethan, der Geruch deſſelben hatte jo verſöhnend auf die Gemüther meiner Trotzköpfe gewirkt, daß deren erbitterte Feind⸗ ſchaft in größte Zuneigung übergegangen war, und damit auch die Paarung als vollſtändig gelungen angeſehen werden konnte. — Jetzt füttern ſich dieſelben gegen: ſeitig und fliegen von einem Niſtkaſten zum andern, um ſich, wie es ſcheint, ein behagliches Plätzchen zu ſuchen, welches möglicherweiſe ſich eignen könnte für etwaige Niſtverſuche. — Jedoch darüber ein anderes Mal. Gewiß mancher Leſer wird über die Anwendung meines harmloſen Mittels ungläubig lächeln, aber ich bin der feſten Ueberzeugung, daß nur das Anis-Oel die Paarung ermöglicht hat. — Ein altes Sprüchwort ſagt: „Prüfet Alles und das Beſte behaltet.“ — Ich würde mich daher ſehr freuen, wenn vorkommenden Falls ein Verſuch mit dem von mir ſo warm empfohlenen Anis-Oel gemacht, und über die erhaltenen Reſultate dann ebenfalls in dieſen Blättern referirt würde. — 148 — Ornithologiſche Erinnerungen aus Venezuela. Von A. Goering. ö I. Den von der Natur am reichiten ausgeſtatteten Ländern des ſüdamerikaniſchen Continents kann Venezuela mit Recht an die Seite geſtellt werden. Zwiſchen den Tropenkreiſen gelegen, vereint es auf einem Raume, welcher doppelt ſo groß iſt wie Deutſchland, hinſichtlich der Bodengeſtaltung und Beſchaffenheit deſſelben alle phyſiſchen Bedingungen in ſich, um einen Pflanzenwuchs zu erzeugen, welcher an Mannigfaltigkeit und Großartigkeit erhaben über alle Beſchreibung iſt. Selbſtver⸗ ſtändlich iſt dieſem Nahrung ſpendenden Pflanzenreichthum ganz entſprechend auch das Thierleben und ſind es beſonders unſere bevorzugten Lieblinge die Vögel, welche dem Wanderer zunächſt in die Augen fallen. Bei der großen Abwechſelung in der dortigen Natur, bei den oft hart neben- einanderſtehenden landſchaftlichen Contraſten, findet man oft auf verhältnißmäßig kleinem Bereiche eine überraſchende Mannigfaltigkeit der Arten aus der Vogelwelt: dies bezieht ſich ganz beſonders auf die ſüdweſtlich gelegenen Cordilleren-Provinzen, wo die höchſten Gipfel der Gebirge über die Schneegrenze emporragen. Bevor ich auf die ſich durch beſonderen Artenreichthum auszeichnenden Punkte näher eingehe, möchte ich einen allgemeinen Ueberblick geben. Der ſüdliche Theil Venezuela's, das ganze Orinocogebiet hat eine vorwiegend nordbraſilianiſche Ornis, welche weit in die Llanos, nördlich vom Orinoco, bis an das Küſtengebirge von Caracas, reicht. Im nordöſtlichen gebirgigen Theile treffen wir, neben vielen Braſilianern, eine große Anzahl, welche uns aus Guyana bekannt find. Schon in der Nähe von Ca⸗ räcas, wo das Küſtengebirge die bedeutendſten Höhen hat (Silla 8000 F. Naignata ungefähr 8500 F.) finden wir alte Bekannte aus der Nachbar-Republik Columbia (Neu-Granada) und wenden wir uns dann nach Südweſten in die Cordillerenpro⸗ vinzen Trujillo, Merida und Tächira, fo find es vorwiegend neugranadiſche Vögel, die uns begegnen. Wenn ſich nun, wie aus meinen Sammlungen hervorgehet, eine Reihe von Vögeln bis jetzt nur in Venezuela fand, ſo kann man doch nicht ganz beſtimmt ſagen, daß fie alle nur in Venezuela vorkommen; vielleicht find die⸗ ſelben neuen Arten auch über Theile der angrenzenden Länder verbreitet, und bis jetzt dort noch nicht aufgefunden worden. Am reichſten von der Natur ausgeſtattet iſt der ſchon erwähnte ſüdweſtliche Theil Venezuela's. Steigt man von der mit un⸗ durchdringlichem Urwald bedeckten Zuliaebene aus an den rieſigen bewaldeten Berg⸗ lehnen der Cordillera empor, ſo findet man, ganz im Einklang mit der ſtufenweiſen Veränderung des Pflanzenwuchſes, andere Vogelarten, welche an beſtimmte nahrung⸗ ſpendende Pflanzen gebunden ſind. Und wie unendlich mannigfaltig und großartig iſt die Abwechſelung des die Berge und Schluchten ſchmückenden Pflanzenwuchſes von dem heißen, ſumpfigen Urwald der Zuliaebene bis auf die rauhen, eiſigen Ge⸗ birgseinöden (Paramos) der Cordilleren! Will man ſich einen Einblick in die Vogelwelt des Tiefland-Urwaldes verſchaffen, jo iſt eine langſame Fahrt auf einem die Zuliaebene durchſtrömenden Fluſſe als die beſte Gelegenheit zu empfehlen. Die — 149 — wenigen Landwege, welche dieſe ungeheure Waldregion durchſchneiden, ſind zum großen Theil zu eng, um einen weiteren Blick zu geſtatten, ja ſie ſind oft nur ſchmale, von einem unbeſchreiblichen Pflanzengewirr überdachte dunkle Pfade, durch welche man ſich, mühſam allerlei Hinderniſſe beſeitigend, durcharbeiten muß, ſo daß der Reiſende mit ſeinem Vorwärtskommen gerade genug zu thun hat. In der heißen Tageszeit herrſcht eine unheimliche Stille und der uns um— gebende Wald ſcheint wie ausgeſtorben. Nur am frühen Morgen und während der ſpäten Nachmittagsſtunden ertönen mancherlei Vogelſtimmen im Waldesdunkel und diejenigen Vögel, welche hart am Wege ſich zeigen, verſchwinden ſofort dem aufmerkſamſten Blicke. Hingegen geſtattet der breite Waſſerweg mit ſeinen Buchten und den ſich oft an dieſelben anſchließenden Sümpfen einen weiten Blick im Urwalde. Ich erinnere mich mit Vorliebe der Waſſerfahrten auf dem Rio Escalante. An die Ufer dieſes bedeutenden Fluſſes tritt der Urwald an den meiſten Stellen mauerartig dicht heran und bei den Tauſenden von Windungen verändert ſich jeden, Augenblick das Großartige der Scenerie. Schon am frühen Morgen, vor Aufgang der Sonne, wurde es in den Kronen der Rieſenbäume lebendig, die Pauxis erhoben ein gellendes Geſchrei, gleichſam den anbrechenden Tag verkündend, bald darauf folgt der dumpfe Ruf des Aruco (Palamedea cornuta) und der des Trompeter: vogels, inzwiſchen wird es heller und heller, ein faſt ohrenzerreißendes Geſchrei der dornflügeligen Rohrhühner ertönt mit einem Male aus den Schilf- und Sumpfpar— tien zu uns herüber, in denen Tauſende dieſer ungemein lebhaften Vögel wohnen. Viele Stimmen anderer Waſſer- und Sumpfvögel miſchen ſich in das faſt Alles übertönende Concert der Rohrhühner, alle ſind alte Bekannte aus Braſilien oder Columbia, nur ſelten vernehmen wir die Stimme eines uns noch unbekannten „guten Vogels“. Jetzt ſchon fallen die erſten Strahlen der Morgenſonne auf die Gipfel der Waldrieſen, es wird lebendiger im Walde, das furchtbare Geſchrei der Araras und anderer Papageien verbreitet ſich im weiten Waldmeer, es ſcheint als wenn Tauſende und Abertauſende den Morgen mit Zank und Streit beginnen, von Zeit zu Zeit hört man den mehr gedämpften melancholiſchen Ruf der Tucane „Dios te dé“, Gott gebe dir, ſagen die farbigen Bootsleute. Viele andere Vogelſtimmen ver— vollſtändigen das faſt betäubende Durcheinander des Thierconcerts, welches zuweilen durch das ſchauerliche Geheul der Brüllaffen unterbrochen wird. Inzwiſchen gelangen wir an eine in prachtvoller Beleuchtung ſtrahlende Lichtung, ein anderer Fluß mündet in den unſrigen, an einer Seite deſſelben dehnt ſich eine weite Sumpfſtrecke aus, aus welcher ſich hie und da einzelne Bäume erheben und in weitem Bogen iſt die mit dichtem Schilf überdeckte Lagune von undurchdringlichem Urwald um— ſchloſſen, welcher ſich bis in die Unendlichkeit auszudehnen ſcheint. Die aufſteigenden feuchten Dünſte breiten ſich als dichte Nebeldecke über die Sumpfgegend, ſo daß hier und dort die koloßalen Kuppeln der Waldrieſen inſelartig hervortreten. Es wimmelt hier von Vögeln aller Art und indem wir aus der engen Waſſerſtraße herausgelangen, wird „langſam rudern“ geboten, denn hier iſt Ausſicht, mit Erfolg zu ſchießen. Wenn es hier auch immerhin noch ſchwer iſt, die gefallenen Vögel zu finden und zu erlangen, ſo iſt es in den meiſten Fällen im dichten Walde ſelbſt unmöglich den erlegten Vogel zu erhalten, wenn er nicht von einem ſich über den Fluß neigen— — 150 — den Aſte in's Waſſer fällt. Wer ſoll und will ſich durch das Gewirr von Lianen und anderen Pflanzen hindurch arbeiten! Die Eingebornen begreifen nicht, wie es möglich iſt, nach einem kleinen unſcheinbaren Vogel womöglich ſtundenlang zu ſuchen. „Por un pajarito, que no se puede comer,“ wegen eines Vögelchens, das man nicht eſſen kann, ſagen die farbigen Männer, lange zu ſuchen, erſcheint ihnen ge⸗ radezu lächerlich. Ich ſchoß aus einer Geſellſchaft Araras auf einen Schuß zwei prachtvolle Exemplare, welche nur ungefähr 10 Schritte von uns in den Wald fielen. Wir konnten ſie leider nicht erhalten und ſo laſſen ſich viele Fälle aufzählen, welche die große Schwierigkeit der erfolgreichen Jagd in den dortigen Wäldern beweiſen. Indem wir unſer Boot, welches aus einem ausgehöhlten Baumſtamme beſteht, in die Sumpfpartie lenken, vertheilt ſich langſam der Nebel und wir erkennen auf den einzelnen Bäumen Silberreiher, die ſich herrlich abheben vom dunkeln Laub⸗ werk. Das Fahrwaſſer iſt faſt ganz von Waſſerpflanzen bedeckt, ſo daß wir große Mühe haben, vorwärts zu kommen. Einige rieſige Kaimans, welche ihre Köpfe über dem Waſſer halten, verſchwinden bei unſerer Annäherung. Weiterhin liegt ein mäch- tiger Baumſtamm quer über dem Fahrwaſſer, er hat ein unbeſchreibliches Gewirr von Lianen mit ſich in die Tiefe geriſſen, auch auf ihm haben verſchiedene Reiher⸗ arten Platz genommen, welche mit eingezogenem Halſe, wie Sinnbilder der Schwer— muth, auf dem gefallenen, ſeiner völligen Zerſtörung entgegen gehenden Waldrieſen ſitzen. Das vielleicht bald eintretende Hochwaſſer führt den Baum in den Haupt⸗ ſtrom, wo er dann mit ſeinen tauſendfachen Pflanzenanhängſeln wie eine ſchwimmende Inſel weiter treibt und endlich, der zerſtörenden Kraft des Waſſers nicht mehr widerſtehend, zerfällt. Wir verſuchen jetzt ſeitwärts durch das Schilf in die mit dem Fluſſe in Verbindurg ſtehende Laguna zu gelangen und bald liegt eine weite Fläche vor uns, die zum großen Theil mit Schilf und ſchwimmenden Waſſerpflanzen bedeckt, nur hier und da kleine Waſſerpartien erkennen läßt. Aus unſerm Schilfverſteck beobachten wir das Treiben der Tauſende von Vögeln in dieſer Wildniß. Den herrlichſten Anblick gewährt eine zahlreiche Geſellſchaft rother Löffler, welche ſich auf einer ſumpfigen Inſel tummeln. Rieſenſtörche (Mycteria americana) ſtehen mit eingezogenem Halſe nachdenkend in Gruppen umher, Reiher, Ibiſſe und Strandläu⸗ fer vervollſtändigen das mannigfaltige Treiben und immer mehr neue Zuzüge ver⸗ mehren die Zahl der Langbeine und erhöhen das Concert der vielerlei Stimmen. Inzwiſchen wechſeln Schaaren laut kreiſchender Papageien von einer Waldpartie zur andern. Das prachtvolle rothe Gefieder der Araras ſtrahlt wunderbar im Sonnenglanze. Hier ſah ich auch die ſtolze Harpyia destructor auf einem von ſeinen Blättern entblößtem Aſte eines Waldrieſen, welcher über ſeine Umgebung weit hinaus ragte. Trotz bedeutender Belohnung, welche ich den Leuten verſprach, mir Neſt und Eier zu verſchaffen, habe ich doch keine erhalten, da dieſer größte aller Raubvögel auf den höchſten und unzugänglichſten Bäumen horſtet. Wir blie⸗ ben lange in unſerm Schilfverſteck, um das ungeſtörte Thierleben in dieſer paradie⸗ ſiſchen Wildniß zu belauſchen, ohne das „Feuer zu eröffnen.“ Meine beiden India⸗ ner konnten kaum die Zeit erwarten und ich hatte Mühe, ſie ruhig zu erhalten und ihnen verſtändlich zu machen, daß mir zunächſt daran lag, fo lange wie mg — 151 — lich zu beobachten und zu ſkizziren, wenn uns auch die Schnaken (Mosquitos) furcht— bar zuſetzten. Jeden Augenblick bot ſich ein anderes kleines reizendes Bild in dieſem großen Naturgemälde. Ganz nahe bei uns tummeln ſich zierliche Rallen, pracht— voll purpurblaue und den unſrigen ähnliche Rohrhühner treiben ihr harmloſes Spiel und plötzlich fällt ein kleiner grünlicher Reiher (Butorides virescens) ein und ſetzt ſich nur einige Schritte von uns, ganz wie unſere kleine Rohrdommel auf einen Schilfſtengel. Im nächſten Augenblicke nimmt ein anderes Bild unſere Aufmerkſam⸗ keit in Anſpruch; über den Blüthen der ſchwimmenden Waſſerpflanzen, deren große tellerförmige Blätter eine weite Fläche bedecken, ſummen, nachtſchwärmerartig, gold- glänzende Kolibris, um ſtoßweiſe kleine Inſekten herauszuholen oder von den Blättern abzuleſen; wie ein Gedanke ſchnell ſchießen einige auf im Schilfwerk kletternde andere kleine Vögel, welche ängſtlich ſich zuſammenducken und nur in der Devenſive die Stöße der kleinen ſpitzſchnäblichen Schelme abwehren. Während wir dieſen kleinen Neckereien zuſahen, wurden wir plötzlich durch furchtbares Geräuſch vom Waldende her erſchreckt. Einige Capyvaras (Hydrochoerus Capyvara) ſtürzten ſich in den Fluß, um ſich vor der Verfolgung des Jaguar's zu retten, wir ſahen den Kopf des ſchönen Raubthieres einen Augenblick aus dem Dickicht hervorragen und freuten uns dieſen König der Wildniß nur geſehen zu haben, denn ein Schuß aus der für Vögel geladenen Flinte hätte ihm bei dieſer Entfernung wohl nur ein Kopfſchütteln abgenöthigt. Durch dieſes plötzliche Ge— räuſch ſcheinen auch die Vögel in einiger Aufregung zu ſein, denn viele erheben ſich ſchreiend von ihren Plätzen und Vanellus cayenensis kann ſich gar nicht be— ruhigen. Ein Schwarm rother Löffler zieht ganz dicht an uns vorüber und jetzt kann ich den Schuß nicht mehr zurückhalten, ein prachtvolles altes Exemplar ſtürzt herab. Im Augenblick erheben ſich Tauſende von Vögeln und fliegen ſchreiend durcheinander, manche ſuchen das Weite, andere fallen wieder ein, erheben ſich wieder und noch mehrere ſtürzen herab, nicht ſchnell genug kann ich laden, um auf die über unſerm Verſteck kreiſenden Vögel zu ſchießen, dabei muß ich beobachten, daß wir auch die Beute finden können. Immerhin gingen uns mehrere ſchöne Reiher verloren. Nun kam die Schwierigkeit des Einſammelns. Wir hatten uns zu dieſem Zwecke eine lange Stange, mit einem Haken, mitgenommen, um damit die gefallenen Vögel leichter herauszufiſchen. Im großen Eifer und indem ich, meine Schießluſt noch nicht aufgebend, auf andere Vögel ausſchaute, bogen ſich meine Männer zu ſehr auf die eine Seite unſerer Curiara und im nächſten Augenblicke ſchlug dieſelbe um und wir ſtanden bis unter die Arme im Waſſer — alles durchnäßt, Skizzen— buch, Flinte, Pulverhorn u. ſ. w. Meinen Begleitern war dieſe Unterbrechung ein Scherz, denn ſie hatten ſich am Lande vollſtändig ihrer Kleider entblößt. Wir hatten jetzt nur mit uns zu thun; mit Mühe wurde das Boot aufgerichtet und das Waſſer vermittelſt der mitgenommenen Fruchtſchalen der Crescentia cujete aus— geſchöpft, was ziemlich lange Zeit in Anſpruch nahm. Es gehört große Vorſicht dazu in dieſen ausgehöhlten Baumſtämmen, welche die Leute des Innern auf ihren Flüſſen allgemein als Fahrzeuge benutzen, ſicher zu fahren und zugleich iſt es un— gemein anſtrengend, da man auf dem Boden des Bootes ſitzen oder kauern muß. Mir war früher ſchon, oberhalb der Orinocomündung, durch die Unachtſamkeit der — 152 — — Leute, ein ſolcher Unfall paſſirt und zwar mit einer Curiare in welcher ſich 8 Mann befanden. Wir kehrten nun mit reicher Beute zurück und erreichten nach einer Stunde eine Niederlaſſung am rechten Ufer des Rio Escalante, woſelbſt ich meine Vögel präpariren konnte. Da dieſe Niederlaſſung eine ziemlich weite Lichtung, behufs Brachygalba Goeringi. Anpflanzung bildete, von welcher mehrere Pfade in den Wald führten, jo bot ſich auch hier günſtige Gelegenheit zu beobachten und zu ſammeln. Die Pflanzung ſelbſt wurde | von ſehr vielen Vogelarten beſucht, von denen die grünen, metalliſch glänzenden Tocussos de Montana (Galbula) ſehr auffallen; fie ſitzen oft paarweiſe zuſammen und laſſen ſich als eigentlich recht dumme Vögel ſehr leicht ſchießen. Eine andere 5 kurzſchwänzige neue Art,“) von welcher ich die Abbildung beifüge, iſt ein ſcheuer Vogel und ſcheint nur ſüdlich vom See von Valencia auf einen ſehr Heinen Be— reich beſchränkt zu ſein, da ich ihn anderswo in ganz Venezuela nie geſehen habe. Bei dieſer Art fällt die Gewohnheit, daß ſich Männchen und Weibchen neben ein— ander ſetzen noch mehr auf, fie drücken ſich oft jo zuſammen, daß man im Waldes- dunkel nur einen Vogel zu ſehen wähnt, bis man die Bewegung der langen Schnäbel ſieht. (Fortſetzung folgt.) Aus meiner Vogelſtube. Von A. Frenzel. 8. Spermestes eincta. Der Gürtelgrasfink. Wenn ich in meiner letzten Mittheilung „Aſtrilde“ dieſen niedlichen ſchwach⸗ ſchnäbligen Prachtfinken in Bezug auf ihre Züchtbarkeit nicht viel Rühmenswerthes nachſagen konnte, ſo verhalten ſich die dickſchnäbligen Prachtfinken, die Spermestinae, in dieſer Hinſicht anders und beſſer. Unter ihnen giebt es Arten, von denen einzelne Pärchen außerordentlich leicht und ergiebig niſten und ſolche Arten ſind der Bandfink, Zebrafink, Diamantfink, das japaniſche Mövchen, das kleine und Rieſen⸗Elſterchen und der Gürtelgrasfink. Dieſe Spermestinae oder Amandinen beſitzen ein eigenthümlich drolliges Weſen und drollig iſt auch ihr ſonderbarer Ge— ſang, über welchen man nicht in Entzückung, wohl aber in Heiterkeit gerathen kann. Zudem ſind es kräftige Vögel, ausdauernder als die meiſten Aſtrilde und zum größeren Theile eben ſo ſchön gefärbt als letztere. Dr. Ruß ſchreibt, daß jeder großſchnäblige Prachtfink im Vergleiche zu ſeinen kleinſchnäbligen Verwandten im Nachtheil ſtehe; ich bin entgegengeſetzter Anſicht und ſtelle die Amandinen ent— ſchieden höher. Freilich giebt es unter ihnen Böſewichte, die wir unter den Aſtrilden nicht kennen. Einen ſolchen Böſewicht, das kleine Elſterchen ſchilderte ich ſchon in unſrer Monatsſchrift, und in einem ſehr übeln Ruf ſteht der Bandfink; etwas beſſer, aber immer noch ſchlimm genug benimmt ſich der Gürtelgrasfink in der Vogelſtube. Der Bandfink zerſtört die Neſter andrer Prachtfinken und wirft ſeine eignen Jungen ſchonungslos aus dem Neſte, der Gürtelgrasfink treibt es ähnlich; während aber der Bandfink ſcheu und feig iſt und jedem muthigen Vogel aus dem Wege geht, iſt der Gürtelgrasfink boshafter und weit mehr zu Kampf und Streit *) Ueber Venezulaniſche Vögel, geſammelt von A. Goering beſchrieben von P. L. Selater und Osbert Salvin Part. III.: Proceedings of the zoological Society of London 1868. Brachygalba Goeringi. Supra aeneo-viridis, capite colloque toto fuseis, supereiliis indistinetis et nucha dilutioribus, flavicante tinctis: subtus nigricans; gutture, pectore medio et ventre toto cum crisso pure albis, plumis in ventre ferrugineo tinctis: rostro et pedibus nigris: long. tota 7.0, alae 275, caudae 2˙3, rostri a rietu 2˙0 poll. Angl. Fem. Mari similis sed ventre medio fere omnio ferrugineo. Hab. Maruria, in vicin. Lacus Valenciae, in Venezuela. 11 — 154 — geneigt. Auch den Bandfink habe ich gehalten, freilich zu einer Zeit, als mir Ruß' Werke noch unbekannt waren. Die Anregung zum Ankauf gab Friderich, welcher in ſeiner „Vollſt. Naturgeſchichte der deutſchen Vögel“ — ein Werk, das als das beſte über dieſen Gegenſtand gelten darf und jedem Freunde deutſcher Vögel angelegentlichſt empfohlen werden kann — anhangsweiſe einige Notizen über exotiſche Vögel bringt und von dem Halsbande des Bandfinken ſchwärmt; jetzt freilich wird durch die mit Recht weit verbreiteten Bücher von Ruß Jedermann davor gewarnt, Bandfinken in der Vogelſtube fliegen zu laſſen. Der Gürtelgrasfink, auch Bartfink und Pfaffenvogel genannt, iſt trotz ſeiner Verwandtſchaft mit dem Bandfink im übeln Sinne, ein ſchönerer, intereſſanterer und edlerer Vogel. Die Färbung iſt recht angenehm, der Vogel zeigt nur Cha⸗ rakterfarben, kaſtanienbraun ſind Rumpf und Flügel, aſchgrau Kopf und Hals und ſammetſchwarz der Bartfleck, der vom Schnabel über die Kehle ſich herunter zieht. Auch der Geſang iſt einer der beſten, welche wir von den Amandinen zu hören bekommen, es iſt eine kleine, luſtige Strophe; ja ein Muſikverſtändiger be⸗ hauptete in der „Gefiederten Welt“, der Geſang des Gürtelgrasfink ſei kein Ge⸗ zwitſcher — wie mitunter Muſiker den Vogelgeſang zu nennen belieben — ſondern unſer Vogel laſſe mit großer Reinheit die Terz hören, ebenſo wie auch die Meiſe mit ihrem „Sitz ich da“ die große Terz hören laſſe. Der Geſang iſt etwas ab- weichend bei verſchiedenen Männchen, ſo ſang von drei Männchen, die ich hatte, das eine recht nett, während ich den beiden andern nicht ſonderlich gern zuhörte. Nur die Männchen fingen, dieſer Umſtand iſt zugleich das einzige Unterſcheidungs⸗ merkmal zwiſchen Männchen und Weibchen, denn in Färbung und Größe findet kein Unterſchied ſtatt. Prachtfinken ſcheinen freifliegend weit leichter zu niſten, als im Käfig. Meine zwei Pärchen Gürtelgrasfinken, die ich anfänglich längere Zeit im Käfig hatte, brachten nicht ein Junges auf, obwohl die Weibchen fleißig Eier legten und brü- teten. Im Käfig haben ſie vielleicht zu wenig Bewegung, ſie erkranken auch leichter im Käfig, ein Männchen mäſtete ſich hier derartig, daß es, da ich es zu ſpät be— merkte, an Fettſucht zu Grunde ging. Es iſt mir an Käfigvögeln — nebenbei geſagt — aufgefallen, daß die Abſonderungen der Gürtelgrasfinken einen ganz eigenthümlichen Geruch haben. Nun ließ ich meine Gürtelgrasfinken frei fliegen, jetzt brüteten ſie eben ſo fleißig, aber erfolgreicher, trieben aber leider auch verſchiedenen Unfug. Das erſte war, daß ſie verſchiedene Neſter beſuchten und nicht allein die in den Harzerbauerchen befindlichen Prachtfinkenneſter, ſondern ſie nahmen ſelbſt das offene Neſt der Grau⸗ girlitze in Beſchlag. Dann fand ich längere Zeit hindurch Neſtjunge in den Futter⸗ geſchirren, auf den Fenſterbrettern, oder auf dem Fußboden liegen, ohne zu wiſſen, wer der oder die Uebelthäter waren. Endlich entdeckte ich den Böſewicht in Geſtalt eines Gürtelgrasfinken und zwar eines Männchens, das ich an einer beſonderen a Schwanzbildung erkannte; es hatte wieder ein Neſtjunges im Schnabel und legte es auf ein Fenſterbrett. Trotz dieſer Abſcheulichkeit kamen doch dann und wann 1 einzelne Junge auf, die Vögel brüteten eben außerordentlich fleißig und hatten ſelbſt zu Weihnachten Junge, die jedoch alle eingingen. Dieſes Frühjahr, als ich — 155 — die Vogelſtube beſetzte, waren die Gürtelgrasfinken die erſten mit, welche zur Brut ſchritten. Von den Zebrafinken, welche ja ſo außerordentlich leicht und ergiebig niſten ſollen, war es mir noch nicht geglückt Junge zu erzielen. Da endlich nehme ich eines Morgens zwei, wie Mäuschen auf dem Boden daſitzende Junge wahr, das waren Zebrafinken! Meine Freude war groß, wurde aber bald in Trauer verwandelt, denn die kleinen Zebrafinken erreichten nur ein Alter von drei Tagen. Gleichzeitig niſtete ein Gürtelgrasfink-Pärchen, das Männchen vertrieb mit Ungeſtüm alle kleineren Vögel aus der Nähe des Neſtes und die kleinen Zebrafinken, die ſich vor der übertriebenen und überflüſſigen Wuth des Gürtelgrasfinken nicht zu retten wußten, wurden getödtet; das eine Junge hatte von den Schnabelhieben einen total kahlen Oberkopf bekommen. Ein ſolches Betragen war mir denn doch zu arg, noch an demſelben Tage wurden alle vier Gürtelgrasfinken eingefangen und in eine Bodenkammer gebracht, in der deutſche Finken hauſten, hier konnten den Böſewichtern Grünlinge, Berg— hänflinge, Gimpel und Zeiſige die Spitze bieten. Allein bei ihrer Dreiſtigkeit waren ſie auch hier ſogleich heimiſch, bauten ſofort ihre Neſter in Harzerbauerchen und brüteten wieder auf das Neue, da wurden indeſſen die Weibchen krank und ſtarben; in dem einem Neſte lagen bereits wieder ausgekrochene Junge. Die Männchen nahm mir Dr. Franken in Baden-Baden ab und die Gürtelgras- finken hatten bei mir ihre Rolle ausgeſpielt. 9. Coryphospingus cristatus. Der blutrothe Kronfink. (Eine neue Einführung.) Der Vogel- und Naturalienhändler J. O. Rohleder in Leipzig-Lindenau führte einen Vogel ein, der bisher noch nicht auf unſerem Vogelmarkt erſchienen war, den Haubenfink, wie ihn Brehm, oder den Kronfink von Braſilien, wie ihn Ruß nennt.“) Wir kennen vier Arten Kronfinken, nehmlich: C. pileatus, Kronfink von Südamerika oder hellgrauer Kronfink, C. cristatus, Kronfink von Braſilien oder blutrother Kronfink, C. eruentus, Kronfink von Ecuador oder ſchwarzrother Kronfink, C. griseocristatus, Kronfink von Bolivia oder bleigrauer Kronfink. Alle dieſe Kronfinken ſind ſchön gefärbte Vögel von Stieglitz- bis Finken-Größe und die Männchen tragen als beſondere Zierde auf dem Scheitel einen Schopf, welcher bei den erſten drei Arten aus verlängerten rothen Federn, bei der letzten Art aus grauen Federn beſteht; dieſe Schopffedern können die Vögel willkürlich erheben, ja die erſte Art kann dieſelben zu einer Strahlenkrone ausbreiten. C. pileatus iſt lichtgrau gefärbt mit ſchwarzer Kopfplatte und einem glänzend— rothen Scheitelſtreifen, ſo daß der Vogel an unſere ſchwarzköpfige Grasmücke erinnert, das Weibchen hat eine braune Kopfplatte. *) Anm. Ein Pärchen dieſer ſchönen Vögel war bereits auf der diesjährigen Ausſtellung des Vereins „Ornis“ in Berlin erſchienen. Daſſelbe gehörte Herrn L. van der Snickt in Brüſſel und war verkäuflich. Das Weibchen hatte auf der Reiſe anſcheinend etwas gelitten und iſt ſpäter geſtorben. Irre ich nicht, ſo hat Herr van der Snickt das Pärchen ſpäter wieder completirt, doch weiß ich nicht, wer daſſelbe ſchließlich erworben. Mir war damals der Preis zu hoch. v. Schl. 11 * — 156 — C. eristatus iſt dunkelblutroth, Bruſt, Bürzel und Bauchſeiten find am leb⸗ hafteſten gefärbt, rein blutroth; über dem Oberkopf läuft bei dem Männchen ein glänzend ſcharlachrother Streifen; bei dem Weibchen iſt der Kopf einfarbig wie der Rücken. C. cruentus. Rücken, Flügel und Schwanz kohlſchwarz, Unterſeite roth, der Schopf ähnlich wie bei der erſten Art. Dieſer Kronfink iſt der ſchönſte der vier Arten. C. griseoeristatus hat ein bleigraues Gefieder und der Schopf iſt ebenſo ge- färbt; dieſer Kronfink iſt hiernach die am wenigſten ſchöne Art. Als Brehm ſeine „Gefangene Vögel“ ſchrieb (1872), war noch keine einzige Art lebend eingeführt worden, mittlerweile wurde C. pileatus, aber bis jetzt nach⸗ weislich nur in etwa 20 Köpfen eingeführt und Ruß ſchildert den Vogel aus— führlich in feinem Prachtwerke „Die fremdländiſchen Stubenvögel“. Rohleder bot mir meine Vögel auch als Fringilla pileata an und da dieſelben bis jetzt immer noch als Seltenheit galten, von Franken, Wiener und Ruß ſehr empfohlen wurden und zudem der Preis ein verhältnißmäßig billiger war, ſo beſtellte ich dieſelben, war aber nicht wenig erſtaunt und erfreut, als mir bei dem Oeffnen des Verſandtkaſtens ſtatt der lichtgrauen, ein Paar der noch nicht eingeführten blut- rothen Kronfinken entgegen kam. Jedenfalls ſind die blutrothen Kronfinken noch prächtiger gefärbt als die lichtgrauen. Das Gefieder meiner Vögel iſt freilich ſehr mangelhaft und beſchmutzt noch von der Reiſe her, das Weibchen hat einen faſt kahlen Kopf, das Männchen einen kahlen Nacken, die Flügel ſind zerſtoßen und Schwanzfedern fehlen. Die Färbung meiner Vögel weicht von der oben angegebenen, aus Ruß „Fremdl. Stubenvögel“ entnommenen, etwas ab, bei dem Männchen iſt nehmlich Bruſt und Aftergegend am ſchönſten roth, den Bürzel hält der Vogel ſtets verdeckt durch die Flügelſpitzen, die Flügel ſelbſt aber ſind dunkelgrau und zeigen kein Roth, auch der Rücken iſt nur roth angehaucht, der Schwanz iſt noch dunkler gefärbt als die Flügel; vielleicht iſt das Männchen noch ein junger Vogel. Das Weibchen iſt auf der ganzen Oberſeite bräunlichgrau, die ganze Unterſeite iſt röthlichgrau, am Bürzel und in der Aftergegend tritt das Roth am ſtärkſten hervor. Die Kronfinken ſind kräftige, ausdauernde Vögel und ich hoffe, mein Pärchen zum Frühjahr im ſchönſten Schmucke zu ſehen. Als Futter ſetzte ich anfänglich Sämereien vor, Reis in Hülſen, Glanz und Hirſe, ſie fraßen von allen drei Sorten, zogen aber Reis vor. Dann gab ich friſche Ameiſenpuppen und über dieſe fielen ſie mit wahrer Gier her, ſo lange ſie friſche Ameiſenpuppen haben, freſſen ſie nichts andres. Hieraus iſt wohl zu ſchließen, daß der blutrothe Kronfink auch in der Freiheit Inſekten verzehrt. Die Vögel ſind nicht ſehr rege, aber auch nicht ſehr träge, ſie hüpfen friedlich von einem Sitzſtäbchen zum andern, gehen aber nach Finkenart einander aus dem Weg, erzeigen ſich keine Liebenswürdigkeiten, ſitzen nie zuſammen, ſchlafen wohl auf einer Sitzſtange, aber das Männchen an dem einen, das Weibchen an dem andern Ende ſitzend. Gebadet haben ſie ſich nur am Tage ihrer Ankunft, ſeit dieſer Zeit nicht wieder. Es ſind ruhige, ſtille Vögel, ich hörte, wenigſtens bis jetzt, als einzigen Laut nur ein ganz kurzes „tſi“; leider ſind alſo dieſe ſchönen Vögel keine Sänger. Brehm giebt vom lichtgrauen Kronfink u 1 an, daß er ſeinen Lockton mit andern Lauten zu einem leiſen Geſang verwebe, dieſer Angabe wird indeß von Ruß widerſprochen, auch Burmeiſter, Franken und Wiener bemerken, daß dem Kronfink jeder Geſang abgehe.“) In ihrer Heimath Südbraſilien, St. Paulo, Sta. Katharina, Rio grande de Sul, Paraguay und Ekuador ſollen ſich, nach Burmeiſter, die blutrothen Kron— finken auf wüſten Diſtelfeldern, von den Anſiedelungen möglichſt fern halten und ziemlich hoch im dichten Gebüſch niſten. Nächſtes Frühjahr gedenke ich mit den Vögeln einen Zuchtverſuch zu machen und will ſie zu dem Zwecke in einen großen Heckkäfig bringen, da ich wiederholt die Beobachtung machte, daß die eigentlichen Finken im Käfig weit leichter zur Brut ſchritten, als freifliegend in der Vogelſtube. Vielleicht kann ich dann noch ein Mehreres den geehrten Vereinsmitgliedern zur Kenntniß bringen. Einige Aufzeichnungen über Rohr- und Schilf⸗Sänger. Von Salinen » Direktor Glenck. Wenn man die verſchiedenen ornithologiſchen Werke durchgeht, ſo begegnet man einer Familie Vögel, deren Gebahren und ganz eigenartiger Geſang das höchſte Intereſſe jedes Vogelfreundes erregen, deren Aufenthaltsort und Lebensweiſe jedoch eine genügend gründliche Beobachtung derſelben im Freien leider nur ſehr ſelten zulaſſen. Es find dies die Rohr- und Schilfſänger: Acrocephalus, Calamoherpe ete. Obwohl nun faſt alle Lehrbücher und Anleitungen für die Pflege der Vögel darin übereinſtimmen und es auch ausdrücklich betonen, daß von allen Inſekten⸗ freſſern gerade dieſe Gattung äußerſt ſchwierig zu behandeln, reſp. zu überwintern ſei, — ſo iſt es doch gerade die vorerwähnte Eigenart ihres Benehmens und Ge— ſanges, welche immer wieder einzelne Vogelliebhaber dazu anregen wird, dieſe Vögel in Gefangenſchaft zu halten: trotz aller jener Schwierigkeiten; — und würde es in dieſer Vorausſetzung den Schreiber dieſes freuen, wenn die nachſtehenden anſpruchsloſen Aufzeichnungen über die Behandlung und Verpflegung ſpeciell ſeiner eigenen Rohr-Sänger, wenigſtens in Etwas dazu beitragen würde, nun auch an— deren Freunden die glückliche Ueberwinterung dieſer ſo lieblichen und intereſſanten, — allerdings aber auch äußerſt ſubtilen Inſekten-Vögel zu erleichtern. Um vor Allem, — wenn immer möglich, — in den Beſitz der ſämmtlichen einheimiſchen Arten dieſer Familie zu gelangen, ertheilte ich im vorigen Jahre (1878) und zwar bereits ſchon im Monate März mehreren ſachkundigen Vogel— fängern hieſiger Umgegend, den Auftrag, mir alle Rohr- und Schilfſänger einzu— *) Anm. Nach meinen Beobachtungen hat Coryphospingus pileatus einen niedlichen und wohlklingenden, wenn auch ſehr einfachen Geſang, der allerdings nur in häufiger Wiederholung der Silben kiwitt — witt beſteht. Das Männchen, welches ich von dieſer Art beſitze, habe ich von Herrn Dr. Franken erworben und fang daſſelbe ſchon im Verſandtkäfig, als ich nur den Bor: hang deſſelben lüftete. Auch mein Kronfink frißt gern Ameiſenpuppen und Mehlwürmer, daneben aber auch die verſchiedenſten Sämereien. v. Schl. — 158 — liefern, deren ſie nur habhaft werden könnten und erhielt ich demnach auch im Laufe des April und Mai folgende Vögel zugeſendet: Männ. Weib. Junges Summa Droſſel-Rohrſ.; Acrocephalus turdoides . 3 1 — 4 Teich⸗ Rohrſ.; „ Calamoherpe arundinaceus . 5 2 6 13 Sumpf Kohtl.; '., N palustris 4 1 — 5 Fluß⸗ Rohrſ.; „ Luseiniopsis fluviatilis 2 — —é 2 Buͤſch Rohrſ., „ 0 loeustella 3 3 Ufer⸗ Schilfſ.; „ Calamodus phragmitis 2 2 Seggen⸗Rohrſ.; „ 5 cariceti 2. 2 Binſen⸗ Rohrſ.; 5 aq uatica 4 1 6 OO A e 9 — ner — —— — Summa 2 6 57% Von dieſen 37 Vögeln wählte ich für meine Beobachtungen nur 16 Stück aus, und zwar behufs Vergleichung des Geſanges, jeweilen 2 Männchen von jeder Gattung; — während ich ſpäterhin die anderen 21 Exemplare ſämmtlich im beſten Wohlbefinden und bei tadelloſen Gefieder, einigen anderen Vogelliebhabern verehrte. Selbſtverſtändlich ging meine erſte Fürſorge dahin, ſämmtliche Vögel ſofort nach ihrer Ankunft — aus Entfernungen bis auf 30 Stunden — in genügend großen Einzel-Käfigen (von 75 em. Länge, 40 em. Höhe und 30 em. Tiefe) unter⸗ zubringen, und da ich dieſe Käfige gleich auch mit Schilfrohr ausgeſtattet und vor Allem auch an ſonnigen und ganz ruhigen Orten placirt hatte, ſo fühlten ſich die Ankömmlinge, — obwohl alle erſt friſch eingefangen — in ihrem neuen Domicile ſehr heimiſch und nahmen die ihnen vorgeworfenen Mehlwürmer und friſchen Ameiſeneier alsbald ohne weiteres an, ohne ſich auch nur im geringſten ſtörriſch zu zeigen. Namentlich aber auch fütterten die beiden Paare Teich-Sänger ihre Jungen ſo fürſorglich und emſig, daß auch letztere in kürzeſter Friſt zu kräftigen und gut gefiederten Vögeln ſich entwickelten. Was nun den Geſang dieſer Vögel betrifft, ſo erfreuten mich 4 derſelben bereits ſchon am dritten Tage nach ihrem Eintreffen mit ihren ſo charakteriſtiſchen Tönen, und folgten dieſem Beiſpiele allmälig auch alle anderen nach, mit Aus⸗ nahme eines Fluß- und Seggen-Rohrſängers, welche beiden Vögel ſich noch längere Zeit hindurch außerordentlich ſcheu und wild zeigten, obwohl ich nicht unterlaſſen hatte, dieſelben durch theilweiſes Verhängen ihrer Käfige ganz ſucceſſive an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Bereits ſchon gegen Ende Juli aber, traten ſämmtliche Vögel in die Mauſer und ſtellten demzufolge alsbald auch ihren Geſang ein, ſo daß ich nunmehr auch nicht ſäumte, dieſelben in ſogenannte Flug-Käfige zu überſiedeln. Diefe „Flug-Käfige“, welche namentlich auch mein ſehr geehrter Freund, — Herr Profeſſor Dr. Liebe in Gera, — für ſeine Vögel wählt, — und welche bei einer Breite und Höhe von je 60 em. circa 170 cm. lang find, — geſtatten vor Allem dem Vogel eine völlig freie Bewegung und damit eine der Hauptbe⸗ dingungen für ſein Wohlbefinden, d. h. alſo für einen normalen Feder-Wechſel (Mauſer). Auf 2 Seiten, — nämlich auf der Decke und Rückenwand — mit ſog. 8 — 159 — Fliegen-Gage beſpannt, auf den 3 anderen Seiten jedoch nur durch Drahtſtäbe (mit Zwiſchenräumen von 12 mm. im Lichten,) — geſchloſſen, — enthalten dieſe Käfige einen gut gelüfteten, jedem Sonnenſtrahle zugänglichen und je für 4 bis 6 Vögel vollſtändig genügend großen Flug-Raum, welcher im Vereine mit ſtets friſchem Trink⸗ und Badewaſſer und einer enſprechend combinirten Fütterung, die vortrefflichſte Ueberwinterung auch dieſer ſo zärtlichen Vögel durchaus ſichern wird! | Was nun endlich dieſe Fütterung anlangt, — ſo ließ ich im vorigen Jahre meinen ſämmtlichen Rohr-Sängern ohne Ausnahme, vom Frühjahre bis Mitte September (Beendigung der Mauſer) lediglich und ausſchließlich nur friſche Ameiſeneier verabreichen, von dieſem Zeitpunkt aber, mit allmäligem Uebergange, ein Miſch⸗-Futter beſtehend aus: Semmel (alte) Gelbe Rüben (Möhren) Rinderherz (gekocht) Alles dies fein gerieben, Ameiſeneier (getrocknete) Quark (aus ſüßer Milch) Mehlwürmer, 10 Stück per Vogel. Bei dieſer Fütterung, — nach vorheriger Reinigung des Käfigs, ganz regelmäßig früh 7 Uhr und Nachmittags 3 Uhr verabreicht, — und bei Vermeidung von Kohlen- oder Oeldampf, ſowie von Luftzug, gelang es mir denn auch alle meine 16 Rohr-Sänger ohne einen einzigen Verluſt nicht nur im ſchönſten Gefieder zu überwintern, ſondern dieſelben auch bereits ſchon gegen Ende März dieſes Jahres ſämmtlich wieder zum Geſange zu bringen und auch in dieſem, ihrem vollen Ge— ſange abermals wieder zu erhalten bis gegen Anfang vorigen Monates (Auguſt). Auf Grund dieſer meiner Beobachtungen glaube ich demnach behaupten zu können, daß: 1. ein recht großer Käfig (behufs möglichſt freier Bewegung); die vorerwähnte Fütterung — regelmäßig dargereicht; genügend friſches Waſſer, friſche Luft und Sonne; Vermeidung der Kohlen- reſp. Oeldämpfe, ſowie der Zugluft; 5. eine gleichmäßige Temperatur von + 10 bis + 16 R. während der Wintermonate; j die alleinigen, jedoch auch ganz unerläßlichen Erforderniſſe find, um auch dieſe jo fein organiſirten Vögel bei beſtem Wohlbefinden überwintern zu können, — während die Unterlaſſung auch nur einer einzigen dieſer Bedingungen ſchon genügen dürfte, um die Erkrankung, reſp. den Tod dieſer Vögel herbeizuführen; — wie eben Letzteres bei jenen von mir abgegebenen anderen Rohr-Sängern der Fall war, von welchen 21 Exemplaren am heutigen Tage leider nur noch 3 am Leben ſind! Wenn es nun auch außer Zweifel ſteht, daß die Ueberwinterung unſerer Rohr- und Schilf-Sänger auch nicht ſchwieriger durchzuführen iſt, als diejenige anderer, feinerer Inſectenfreſſer, wie z. B. der Laubvögel ꝛc. — jo dürfte doch der Geſang dieſer Vögel die auf deren Unterhalt und Pflege zu verwendende Mühe und Zeit keineswegs genügend lohnen, denn wenn auch nicht in Abrede zu r — 160 — ſtellen iſt, daß die Eigenthümlichkeit deſſelben gewiſſe Vogelliebhaber im höchſten Grade intereſſiren kann und intereſſirt, — ſo kann doch anderſeits wieder nicht geleugnet werden, daß der ſog. „Geſang“ aller Rohr- und Schilf-Sänger des Melodiſchen ganz entbehrt und weit eher ein Geſchwätze, Geſchwirre, Gewäſche und Geleier genannt werden kann, als ein 1 „Geſang“, — unter ganz alleiniger rühmlicher Ausnahme des „Sumpf-Sängers“ (palustris), deſſen ſchöner Geſang demjenigen der ſo hoch geſchätzten gelben Grasmücke (S. by- polais) durchaus gleich kommt, ja denſelben an anmuthig flötenden Tönen wohl öfters noch übertreffen dürfte! Reſumiren wir nun das Vorſtehende, — ſo kann in Anbetracht der benöthigten äußerſt ſorgfältigen Verpflegung, ſowie auch der kurzen Geſangeszeit, — das Ein⸗ fangen und Ueberwintern aller anderen Rohr- und Schilf-Sänger, außer zu Zwecken wiſſenſchaftlicher Beobachtungen, — nicht wohl empfohlen werden, während ich an dieſer Stelle nicht unterlaſſen möchte, alle Freunde eines wirklich ſchönen, melodiſchen Vogelgeſanges, auf Sylvia orphea (Sänger-Grasmücke) „ hypolais (gelbe Grasmücke) „ hortensis (graue Grasmücke) als ganz vorzügliche und überaus fleißige Sänger ganz beſonders aufmerkſam zu machen. Saline Schweizerhalle bei Baſel, im September 1879. Der Mäuſe⸗Buſſard als Hühnerglucke. Von A. Wilhelmi, Kgl. Oberamtmann. Seit zwei Jahren bin ich im Beſitze eines ſehr großen, ſchönen Mäuſe-Buſ⸗ ſards, welchen mein Neffe, der Sohn des Amtsraths Khün zu Pretzſch, im benach— barten Holze als jungen Vogel gefangen und mitgebracht hatte. Das Thier wurde, weil von allen Hausgenoſſen gefüttert, bald ziemlich zahm. Die liebſte Nahrung war und blieben Mäuſe, von denen mein Buſſard hinter einander 14 Stück, welche ich aus dem Felde mitbrachte, verſchluckte, doch fraß er auch Sperlinge ſowie rohes und gekochtes Fleiſch. Größere Thiere, als Hühner, Tauben, welche geſtorben waren, verzehrte er nicht, wenn ſie ihm vorgeworfen wurden, ſondern mußten ſolche erſt in kleine Stücke zerlegt werden; ein ſicherer Beweis, daß der Buſſard ſich nicht an Rebhühnern und Haſen vergreift, was ihm oft fälſchlich nachgeſagt wird. Ab und zu wurde ihm ein Flügel geſtutzt, wenn er ſeine Ausflüge in Hof und Garten zu weit ausdehnte, und ſo wurde er zwei Jahre hindurch unter dem Namen „Aujuſt“ erhalten und war im Orte von Jedermann gekannt. Im April dieſes Jahres kamen nun meine Kinder mit der Nachricht: „Aujuſt hat ein Ei gelegt.“ Das Ei wurde nun auch in dem Stalle, wo er gewöhnlich ſein Nachtquartier wählte, gefunden, hatte aber leider einen Riß, weil es ohne Neſt auf die Steine — 161 — gefallen war. In der Hoffnung, daß das Thier noch mehr Eier legen würde, nahm ich das beſchädigte Ei vorſichtig auf, machte in einem Weinkorbe ein Neſt aus Rei⸗ ſig und Stroh und legte das Ei hinein. Ich hatte die Freude zu ſehen, wie der Vogel mit meinem Thun zufrieden war, und ſchon nach einigen Stunden von dem Neſte Beſitz ergriff. Ich glaubte nun beſtimmt, es würden noch mehr Eier kommen, wartete aber vergeblich, kam daher auf den Gedanken ein Hühnerei unterzuſchieben! Da er auf ſolchem nun weiter brütete, wurden ihm nachgerade fünf Hühnereier untergelegt und das ſchadhafte eigene entfernt. Genau nach drei Wochen waren an einem Abende zwei Eier angepickt, am ans dern Morgen aber nur die leeren Schalen im Neſte, die jungen Thiere wahrjchein- lich von der Mutter verzehrt worden. Im Laufe des Tages kamen nun noch zwei Eier aus (das fünfte war faul) und ſchien die Mutter ſehr erfreut über ihre Nachkom— men. Sie machte ſogleich den Verſuch, die Küken mit Fleiſch zu füttern, dieſe wollten aber nicht ſperren, ſondern pickten im Korbe umher. Nach langem Ueberlegen wurde nun zwiſchen Mutter und Kindern ein Abkommen dahin getroffen, daß erſtere das Fleiſch zerkleinerte und in den Schnabel nahm, aus welchem es die Küken ab- pickten. Zu der Zeit war die Alte ſo böſe, daß nur ich und die Wirthſchafterin, welche neben mir das größte Intereſſe für das Thier hatte, ſich ihr nahen durften. Fremde mußten ſofort flüchten, meinem Verwalter zerriß ſie das Beinkleid und der Lehrling mußte fliehen und wagte nicht den Hut, welchen er verloren hatte, wieder— aufzunehmen. Hunde flohen ohne ſich umzuſehen, wenn ſie mit Geſchrei verfolgt wurden. Die Küken find jo bis heute (17. Auguſt), alſo ſeit drei Monaten, zur allge meinen Bewunderung und zu unſerer Freude zu ſchönen kräftigen Hühnern heran— gewachſen und ſind jetzt in dem Alter, wo Küken nicht mehr bei der Mutter bleiben. Der Buſſard trennt ſich aber noch nicht von ihnen. Abends ſitzt er auf einer Stange, auf jeder Seite ein Huhn dicht an ihn angeſchmiegt, und jeder Biſſen wird am Tage von ihm zerlegt und zuerſt den Jungen angeboten, und ſind dieſe oft ſo unverſchämt, daß ſie den ganzen Vorrath verzehren, ohne auf die Alte Rückſicht zu nehmen. Lieblingsſpeiſe für die Hühner iſt immer noch Fleiſch, Mäuſe und Sperlinge, doch freſſen ſie auch Körner und Brod. Bemerkenswerth iſt, daß ſie, ſo gut wie die Alte, zu ihrer Verdauung täglich eine Quantität Federn verzehren müſſen. Sind dieſe nicht vorhanden, ſo ziehen ſie der Alten Federn aus und verſchlingen ſolche gierig. Sollte es mir gelingen, den Buſſard noch bis zum nächſten Frühjahr zu er— halten, ſo werde ich fernere Brutverſuche anſtellen und das Reſultat mittheilen. Domäne Moisburg (Provinz Hannover) am 17. Aug. 1879. — 162 — Bemerkungen über die Nachtſchwalbe (Caprimulgus europaeus) und die Erdſchwalbe (Hirundo riparia). Von Julius Stengel. 1. Die Nachtſchwalbe. Die Nachtſchwalbe (Ziegenmelker, Tagſchläfer), Caprimulgus europaeus, von der ungefähren Größe der Miſteldroſſel (Turdus viscivorus) oder Turteltaube und mit einer dem Nußhäher gleichen Flügelweite (55 em.), iſt ein Mittelweſen zwiſchen Eule und Schwalbe. Sie hat, wie die Eulen, ein ſehr weiches, feines, ſeidenartiges Gefieder und daher auch einen unhörbaren Flug. Sie iſt, wie die Eule, ein wahrer Nachtvogel und beginnt ihre Thätigkeit mit einbrechender Abenddämmerung: ſie ſchwärmt die ganze Nacht umher, bis die Morgendämmerung anhebt. Bei Tage ſitzt die Nachtſchwalbe meiſt, feſt ſchlafend, ſtill im Walde, entweder auf der Erde oder auf einem Baumaſte oder Baum ſtumpfe. In dieſer Situation überraſcht, hält es nicht gerade ſchwer, ihrer habhaft zu werden; ſie fliegt nur dann auf, wenn man zufällig in ihre unmittelbare Nähe geräth oder ſie aufſcheucht. Eine ſo aufgeſtörte Nachtſchwalbe erſcheint wie gelähmt oder wie in einem trunkenen Zuſtande, flattert einige Male ein kurzes Stück nahe der Erde fort und hockt dann wieder feſt. Nur wenn ſie unabläſſig verfolgt wird und wenn ſie merkt, daß es auf ſie abgeſehen iſt, läßt ſie ſich ſo nahe nicht mehr ankommen. Sie entweicht dann gewöhnlich ſchon in einer Entfernung von 50 bis 60 Schritten und ihr Flug hört auf, ein unſicherer zu fein. Ich habe dieſen Verſuch öfters gemacht, bis ſchließ— lich ſtets der Vogel meinen Blicken entſchwand. Wenn die Nachtſchwalbe auffliegt, ſo muß man nicht bloß ſehr genau aufpaſſen, wo ſie ſich hinſetzt, ſondern ſie auch immerfort im Auge behalten, da ihr dunkles und düſtres Gefieder gar zu ſehr dem Erdboden und den im Walde auf der Erde liegenden trockenen Moos- und Holzſtück⸗ chen und andern Baumabfällen gleicht und der Vogel entweder leicht überſehen wird oder man ſein Entweichen gar nicht merkt. Die Farbe der Nachtſchwalbe, ihr ungeheuer 9 9 0 Rachen, der bis hinter die Augen geſpalten iſt, ihr eulenartiges Fauchen und Fliegen, ihr geheimes und nächtliches Treiben, läßt ſie, wie die Eulen und Fledermäuſe, abenteuerlich erſcheinen. Gemeine und abergläubiſche Leute fürchten ſich vor ihr und ſchreiben der Nacht— ſchwalbe eine fabelhafte Tücke zu. Sie meinen, wenn des Abends die Nachtſchwalbe ſich harmlos um ſie herumtummelt und ihre Burzel ſchlägt, daß dann der Vogel die Abſicht habe, den Leuten die Kopfbedeckung zu rauben oder die Leute in den Haaren zu zauſen oder in deren Haar ſich zu verwickeln, um daſſelbe abzufreſſen. Wohl mag es wahr ſein, daß die Nachtſchwalbe, ſowie die in dieſer Beziehung ebenſo unſchuldigen Eulen und Fledermäuſe, dem des Abends ſeines Weges gedankenlos dahinſchreiten⸗ den oder einem ſolchen Menſchen, der kein gutes Gewiſſen hat, einen kleinen Schreck einjagt, wenn ſie unvermuthet demſelben zu Leibe rückt; aber etwas Böſes führt ſie ſicher nicht im Schilde. „Dem Böſewicht ſauſ't auch der Wind im Hain und das Laub am Baume Entſetzen zu“ (Hölty). — 163 — In hieſiger Gegend iſt die Nachtſchwalbe ſehr zahlreich vorhanden und Abends und Nachts auf allen Waldblößen, auf allen Waldwegen und Geſtellen und auf allen Fahrſtraßen, bis zu den vorſtehenden Häuſern der Dorfſchaften anzutreffen. Folgerichtig verſteigt ſie ſich dabei auch bis in die Hausgärten und bis in die Nähe der Kuh⸗ und Ziegenſtälle. Ich habe fie ſchon mitten auf unſerer Dorfſtraße beobachtet. Daß fie aber darauf ausgehe, den Kühen und Ziegen die Milch auszuſaugen (Ari⸗ ſtoteles, Buch 9, 21, 2,— 384 v. Chr.), erſcheint unſeren Landleuten denn doch nicht ſo recht glaubwürdig, obwohl ich in der That — nicht bloß von Land-, ſondern auch von Stadtleuten — ſchon mehrfach darüber befragt worden bin. — Die Nachtſchwalbe iſt ein Zugvogel. Ende April kommt fie an und im Sep- tember geht ſie wieder ab. Es iſt aber ein ungeſelliger Vogel und jedes Pärchen hat ſein beſtimmtes Revier. Befand ich mich in der Abenddämmerung am Rande des Waldes oder auf einem Geſtelle auf dem Anſtande, ſo hatte ich ſicher einen Ge— ſellſchafter in der Geſtalt des beſchwingten Ziegenmelkers. Jedes Mal aber habe ich bemerkt, daß der Vogel den Punkt, den er bei ſeinem erſten Erſcheinen zu ſeinem Ruheplatze wählte, immer wieder einnahm, nicht bloß für einen, ſondern für alle Abende und daß er ſogar ſehr pünktlich dabei zu Werke ging. Ich konnte mich faſt darauf verlaſſen, daß er um eine beſtimmte Zeit anweſend war, ſich auf dieſen oder jenen Baumſtumpf oder Baumaſt oder auf eine gewiſſe Erdſtelle ſetzte, woſelbſt er dann regelmäßig ſo lange regungslos und feſt ſitzen blieb, bis es ihm plötzlich einfiel, von ſeinen Denkübungen abzulaſſen und wieder die Lüfte zu durch— kreuzen. Zog er rechts ab, ſo kam er auch rechts eben ſo plötzlich, geräuſchlos und geheimnißvoll wieder zugezogen, wie er ſeine Ruheſtelle verlaſſen hatte und um— gekehrt: er kam zur linken Seite wieder, wenn er in dieſer Richtung fortge— flogen war. Laufen oder hüpfen ſah ich die Nachtſchwalbe niemals. Dazu ſind ihre kurzen, bis an die Zehen befiederten Beine auch gar nicht eingerichtet. (Der Hin— terzeh iſt nach vorn wendbar.) | Ich habe ferner mich überzeugt, daß niedrige Kiefernwaldungen die Nacht— ſchwalbe am meiſten anſprechen. Sie tummelt ſich gern in der Weiſe umher, daß ſie den Wald unter ſich behält. In beſcheidener Höhe bleibt ſie immer. Im Hoch— wald durchſtreift ſie meiſt nur die Geſtelle und Wege, begiebt ſich aber nicht über die Baumkronen hinaus. Hier iſt ihr Thun und Treiben des Abends auch gar nicht zu beobachten, weil man ſie nicht ſehen kann. Ein Neſt baut die Nachtſchwalbe nicht. Ihre beiden, rundovalen, ſchmutzig— weißen und braun marmorirten Eier, die übrigens ſehr hübſch ausſehen, aber kaum das Spitzende erkennen laſſen, legt ſie im Juni gemeiniglich auf die bloße Erde, wo es ihr gerade paßt, oft mitten auf Geſtelle. Zwiſchen Geſtrüpp und Haidekraut oder an verſteckten und beſonders ſchattigen Orten, fand ich die— ſelben nie. Ein kluger Vogel iſt die Nachtſchwalbe durchaus nicht. Ohne Zweifel gehört ſie aber, wie die Eulen und Schwalben, welchen letzteren ſie in ihrer Lebensart ſehr gleicht, zu den allernützlichſten Vögeln. Dazu iſt ſie auch ein ſehr gefräßiger Vogel. Darauf hin deutet ſchon ihr großer, weiter Rachen, der auf jeder Seite — 164 — mit ſieben ſteifen, harten und langen Bartborſten eingefaßt und einem Fiſchernetze nicht unähnlich iſt. Zwar iſt der Schnabel und die Zunge der Nachtſchwalbe nur äußerſt klein — der Unterſchnabel iſt in den ihm umgebenden Borſtenfederchen kaum zu be- merken —, aber in dem ungeheuer großen Rachen finden eben ſowohl große Miſt⸗ käfer, große Waldkäfer und Nachtſchmetterlinge Platz, wie ſie ganze Mücken⸗ ſchwärme und vielerlei andere kleine fliegende und kriechende Inſekten damit auf⸗ zufiſchen vermag. Die auf der Erde oder an den Bäumen kriechenden Inſekten, über welchen die Nachtſchwalbe kurze Zeit rüttelt, verſteht ſie trotz ihres außerordentlich kleinen Schnabels ſchnell und geſchickt zu erſchnappen. Die Kunſt des Rüttelns verſteht der Vogel vortrefflich. Wenn ihm unerwartet etwas Fremdartiges aufſtößt, ſo ſteht er wohl zehn Sekunden anſcheinend regungslos ſtill in der Luft. In der That eigenartig iſt die Farbe der Nachtſchwalbe: ein Gemiſch von Rauchgrau, Roſtfarb, Brandgelb, Schwarz und Weiß. Der Oberkörper iſt hell aſchgrau mit unzählichen ſchwärzlichen, dunkel- oder graubraunen Pünktchen, un: regelmäßigen Querlinien und ſchwärzlichen Strichen. Der Bauch iſt bis zum Schwanze roſtgelb, ſperberähnlich gewellt und ebenſo die kleinen Unter-Flügelfedern. Die Enden der beiden äußerſten Federn des ungetheilten Schwanzes ſind rein weiß. Auf der untern Seite der drei letzten und längſten Schwanzfedern iſt ebenfalls ein ziemlich großer ſchneeweißer Fleck ſichtbar, der wie ein großes weißes Auge ſich markirt. Quer an der Kehle und zu Seiten des weiten Unterſchnabels laufen weiße Bandſtreifen. Eben ſo merkwürdig ſind die Augen dieſes Vogels: ſie ſind doppelt ſo groß, als die Augen anderer, gleich großer Vögel. Unterſuchungen kranker und geſtorbener Vögel. Von Prof. Dr. F. A. Zürn. I. Briefliche Mittheilungen des Prof. Dr. F. A. Zürn an den Kedacteur. 1. Eine Bitte habe ich auszuſprechen. Wollen Sie nicht die Güte haben und in Ihrem Blatte bekannt machen: J. daß die an mich zu ſendenden Vogelleichen möglichſt ſchnell an mich geſchickt werden, denn an zerſetzten Cadavern — wie ſie mir vielfach geſchickt worden — iſt oft die wahre Todesurſache nicht mehr nachzuweiſen; daß an mich ergehende Leichenſendungen entweder mit meinem Namen und unten Leipzig mit der Notiz „Veterinärklinik vor dem Hoſpitalthor 186”, verſehen werden, oder die Adreſſe einfach lautet: „an die Direction der Veterinärklinik der Univerſität, Leipzig, vor dem Hoſpitalthor 186“. Tragen ſolche Sendungen nur meinen Namen als Adreſſe ſo werden die Paquete in meine Privatwohnung beſtellt, ſie bleiben dann — da ich am Tage faſt 1 — 165 — nie zu Hauſe ſein kann — über Nacht liegen und müſſen in jedem Falle von meiner Privatwohnung nach der Klinik transportirt werden. Jede direct nach der Klinik geſchickte Leiche wird ſofort ſecirt — was die Hauptſache iſt — entweder von mir, wenn ich auf der Klinik gerade bin, oder von meinem Aſſiſtenten. 2. Herr A. Frenzel aus Freiberg ſchreibt mir: „Ich bin jetzt der Meinung geworden, daß Salat nicht die Urſache des Sterbens meiner Vögel war, trotzdem habe ich kein einziges Blättchen ſeit der Zeit mehr gefüttert. Dagegen glaube ich jetzt, daß gekochter Hafer die Urſache geweſen iſt. Nur den Wellenſittichen ſetzte ich gekochten Hafer vor, damit ſie ihre Jungen beſſer füttern konnten und ſie fraßen ihn mit Vorliebe. Ich ließ nicht täglich kochen, da der Hafer nicht ſo ſchnell, als gekochter Reis verdirbt, trotzdem kann und wird wohl einmal der Hafer etwas verdorben geweſen ſein und ſo die Epidemie hervorgerufen haben. Bitte dieſes Hrn. von Schl. zu berichten.“ Meine Meinung bleibt, daß die Thiere mit Salat die Gregarinen importirt haben, denn einmal ſind Regenwürmer Gregarinenträger, die in Salatbeeten häufig vorkommen, und habe ich den Salat als das Futtermittel im Verdacht, welches oft Gregarinen den Kaninchen zuführt. Es kann aber auch möglich ſein, daß mit dem etwas verdorbenen gekochten Hafer die Wellenſittiche die Gregarinen (Pſoroſpermien) bekommen haben. Uebrigens kommt jetzt die Gregarinoſe in erſchreckender Weiſe auch bei den Stuben vögeln vor, und habe ich von Vogelhändlern (namentlich auswärtigen) Dutzende Cadaver von ausländiſchen Vögeln zugeſchickt bekommen; an allen dieſen Thierchen ließ ſich eine Form der Gregarinoſe als Todesurſache nachweiſen, nament— lich aber durch Gregarinen hervorgerufene Darmentzündungen. Es ſcheint mir, daß mit Hausgeflügel die Gregarinen in die Stallräume der Vogelhändler gekommen ſind und von da zu den übrigen Zimmervögeln gelangten. Von einem Händler, der übrigens für ſich — nicht für unſeren Verein — Section und ſchriftliche Benachrichtigung nicht nur umſonſt von mir verlangte, ſondern auch noch Baarzahlung für die Cadaver forderte — was ich ſeiner Ori— ginalität wegen erwähne — habe ich über zwanzig Stück geſtorbener Wellenſittiche, Reisvögel ꝛc. ꝛc. auf einmal zugeſchickt erhalten. Auch jetzt wieder tritt die Mahnung an die Geflügelzüchter-Vereine: Geflügel— ausſtellungen nicht ohne genaue thierärztliche Controle geſchehen zu laſſen, denn von ſolchen Ausſtellungen aus verbreiten ſich die anſteckenden, durch paraſitäre Lebeweſen erzeugten epidemiſchen Krankheiten der Vögel überall hin.“) Prof. Zürn. II. Sectionsberichte und Berichte über kranke Vögel. 1. Kanarienvogel. Einſender: O. Reinhold in Leipzig. Darmentzündung, doch keine a“ oder Pſoroſpermien. Dafür im Darm eine überaus große 9 Von erer Intereſſe dürfte die Notiz ſein, daß Herr Prof. Zürn freundlichſt zuge— ſagt hat, in einer Vereins-Verſammlung einen Vortrag über Gregarinen zu halten. v. Schl. — 166 — Menge von Fäulnißbacillen. Sind faulende in Zerſetzung begriffene Nährſtoffe oder verdorbenes Waſſer verabreicht worden? 2. Lebender Kanarienvogel. Einſender: Steuer-Obercontroleur S. in L. Die Paraſiten, welche Ihren Vogel quälen, find zahlreiche Vogelmilben (Der- manyssus avium). Streichen Sie alle Lücken und Glinzen Ihres Vogelkäfigs mit Perubalſam aus, ebenſo die Innenwand der hohlen Rohrſitzſtangen; auf den Vogel ſelbſt iſt mit anderem Oel (Olivenöl) verdünntes ätheriſches Anisöl zu pinſeln. Beide Mittel ſind Ihnen direct zugegangen. 3. Cardinalis virginianus masc. Einſender: v. Schlechtendal in Merſeburg. Plötzlich geſtorben. Vorher keine Krankheitserſcheinungen; nur am Tage vor dem Tode öfteres Schnabelaufſperren und ließ das Thier, als es ſich etwas ängſtigte, Töne wie jäb, jäb hören. Sectionsbericht: Todesurſache konnte nicht eruirt werden. Auf der Kehlkopfſchleimhaut des Vogels leichter diphtheri⸗ tiſcher Belag. Im Darm, ganz vereinzelt, gering entzündete kleine Stellen. 4. Conurus aureus masc., Halbmondſittich. Einſender: A. Frenzel in Freiberg. Vorbericht: von Gudera in Wien am 13. Juli 1879 bezogen, kam krank an; gefüttert mit Hafer, Glanz, Hirſe, Sonnenblumenkörnern. — Starke Darm⸗ und Leberentzündung. Im Darmepithel und in den Darmdrüſen coloſſale Menge runder Gregarinen oder Pſoroſpermien. In der Leber eine größere Zahl von weichen weißen Knötchen (Coccidienknoten nach Leuckart; Pſoroſpermienabceſſe nach Eimer), welche eine dicke Flüſſigkeit von Milchrahm-Conſiſtenz enthielten; in dieſer Flüſſigkeit viele Tauſende von Gregarinen. Der Fall beſtätigt wieder einmal meine nun vielfach belegte und bereits ausgeſprochene Meinung, daß die Gregarinoſe oder Pſoroſpermienkrankheit auch in den Vogelſtuben vieler Händler ſich eingeniſtet hat. 5. Psittacula pullaria fem. Einſender A. Frenzel in Freiberg. Am 28. Mai d. J. von Frl. Hagenbeck bezogen. Der Vogel kam geſund an, fing aber bald an zu kränkeln, pluderte die Federn auf, machte ſich dick und ſiechte lang⸗ ſam hin. Gefüttert mit Hafer, Hirſe und Glanz, wovon er Hirſe am liebſten fraß. Sectionsbefund: Darmkatarrh; runde Gregarinen oder Pſoroſpermien in den Darm— epithelzellen. 6. Cassicus eristatus masc. Einſender: Vorſtand des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Sectionsbefund: Rachendiphtheritis. Ferner hoch⸗ gradiger Darmkatarrh, hervorgerufen durch eine größere Zahl von Echinorhynchen (Kratzern) und Bandwürmern. Das Uebel muß ſchon viele Wochen beſtanden haben. Wo das Thier die Entozoenkeime aufgenommen, wie er die Diphtheritis acquirirt, vermag ich nicht anzugebeu. 7. Goniaphea torrida fem. Einſender: v. Schlechtendal in Merſeburg Vereiterung der Bürzeldrüſe. Abſcedirung von dieſer Drüſe aus in die Kloake. Bauchfellentzündung. — Rechtzeitiges Aufſtechen der vereiternden Drüſe hätte jeden⸗ falls das Uebel nicht zum Tode führen laſſen. — 167 — Kleinere Mittheilungen. Zum Taubenſchießen. Nach Zeitungsnachrichten hat unſer Kaiſer gelegent— lich eines Beſuchs der Berliner Gewerbe-Ausſtellung den daſelbſt ausgeſtellten, als Erſatz für das Taubenſchießen in England und Amerika gebräuchlichen Glaskugeln ſeine beſondere Aufmerkſamkeit zugewendet, und nachdem der Vorſitzende der Aus— ſtellungs-Commiſſion, Herr Kühnemann, auch die Conſtruction und den Gebrauch der dort ebenfalls ausgeſtellten, zum Werfen der Kugeln dienenden Maſchine erklärt hatte, geäußert: „Der Mann, welcher auf dieſe Art für die unſelige Spielerei des Taubenſchießens Erſatz geſchaffen hat, verdient eine be— ſondere Anerkennung. Kühnheit eines Hühnerhabichts. Im April unternahmen zwei Herren, der eine von ſeinem Hunde begleitet, einen Spaziergang nach dem nahen Hoſpitalwald. Als ſie eine Strecke im Walde gegangen waren, vernahmen ſie plötzlich ein lautes Geſchrei des hinterdrein laufenden Hundes und bei dem Umblicken gewahrten ſie eben, wie ſich ein Hühnerhabicht, der den Hund gepackt hatte, erhob und zwiſchen den Fichten verſchwand. „Puſſel“, ein noch junges Thier, mochte unſerm Raubritter etwas zu ſchwer geweſen ſein, aber letzterer hatte doch die Dreiſtigkeit, unmittelbar hinter den Herren niederzuſtoßen. Der Hund, welcher hinten gepackt und nicht weſentlich beſchädigt worden war, verkroch ſich ſofort, entſetzlich heulend, unter die, den Chauſſeegraben bedeckenden Steine, aus welchem Verſteck er nur mit Gewalt wieder hervor geholt werden konnte; durch den Anfall war derſelbe geradezu ver— dorben worden, er blieb ſeitdem außerordentlich furchtſam, ſo daß ſein Herr es vorzog, ihn weiter zu geben. Freiberg i. S. A. Frenzel. Gezüchtete Zaunkönige. Ausſtellung. Die „deutſche Acclimatiſation“ — zwangloſe Blätter für Eingewöhnung, Pflege und Zucht der Vögel — redigirt von Dr. Ant. Reichenow in Berlin, bringt in Nr. 9 die ſenſationelle Nachricht, daß es Herrn Bohnenſtengel in Berlin in dieſem Jahre gelungen ſei, Zaunkönige in der Gefangenſchaft zu züchten. Nach demſelben Blatt ſoll die Fünfte Vogel-Aus⸗ ſtellung des deutſchen Vereins für Vogelzucht und Acclimatiſation (früher „Aegin— tha“ genannt) in Berlin am 21. bis 25. Novbr. d. J. im Saale der Paſſage (Behren— ſtraße 50) ſtattfinden. Die Ausſtellung ſoll nicht allein die Leiſtungen der Züchter und Händler zeigen, ſondern gleichzeitig als umfaſſender Vogelmarkt dienen, um den Liebhabern die Gelegenheit zu gewähren, ſich mit guten und werthvollen Vögeln zu verſehen. Als beſonders erwünſcht werden Faſanen-Arten, Californiſche und Virginiſche Wachteln, Schnee- und Birkhühner bezeichnet. v. Schl. — 168 — Anzeigen. Faſanen⸗ Verkauf. Ein gutes Zuchtpaar Goldfaſanen (Hahn einäugighg 9. 4% 25 6 Stück ſehr kräftige diesjährige Junge zuſammee n „%„ 50 Im Einzelnen à Stück , 10. Ein guter Zuchtſtamm Silberfaſanen (1 Hahn 2 Hennen). „ 35 Eine desgl. lahme Henne, aber zucht fähig 0 Die Vögel ſind nicht wildſcheu. Gute Emballage billigſt berechnet. Auskunft ertheilt Ad. Köhler, Weißenfels. Heinrich Möller's Zoologische und ornithologische Handlung In HAMBURG, St. Pauli, Spielbudenplatz 21, hat vorräthig: junge Graupapageien, Segelſchiffvögel, vollſtändig acclimatiſirt und an Waſſer und Hanf gewöhnt; Amazonen -, Surinam- und Nenholländerpapageien; junge doppelte Gelbköpfe; große gelbhanbige, kleine gelbwangige, weißhaubige, roth- haubige, Triton-, Juka- u. Roſa- Kakadu; 1 ſchwarzer Hrarakakadı; 1 ſchwarz⸗ ſchulterigen Edelpapagei; Müller's Edelpapageien; blaue gelbbrüſtige, dunkelrothe und hellrothe Araras; Zwergararas; Hochedelſittiche; hendaya und Nandayſiktiche; 2 Paar junge Pflaumenkopfſittiche (Palaeornis cyanocephalus), Goldſtirn- und Grasgſittiche; rothköpfige Infeparables; Sperlingspapageien; Nicobartauben; Glanz- käfertauben (Chalcophaps indica); auſtraliſche Sperbertäubchen (Geopelia tran- quilla); Ronpareils; Zebra- und Schilffinken; Organiſten; 1 dreifarbige Tangara; Sonnenvögel oder Pekiugnachtigallen; Tigerfinken, hochroth; Malabarfaſänchen; Aſtrilde; Elſterchen; Reisvögel; Muskatfinken; Goldbrüſtchen; Weber; Pfäffchen u. ſ.w. Die Mitglieder unſeres Vereins mache ich ergebenſt darauf auf— merkſam, daß Herr Prof. Dr. K. Th. Liebe in Gera ſelbſtgezüchtete Zeiſige, Goldammern und Haubenlerchen zum Zweck weiterer Züchtungsverſuche abzugeben geneigt iſt. Merſeburg. v. Schlechtendal. Schopfwachteln à Paar 18 , Wellenſittichweibchen à Stück 5 i, im Freien gezogen, offerirt Otto Wigand in Zeitz. Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. SIEH) 12 > * * N, EIIIR IR IN G > Ko, | des 5 7 Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Vereinsmitglieder zahlen einen Redigirt Für Anzeigen iſt eine Gebühr Jahres-Beitrag von drei Mark 9 von 20 Pf. für die Zeile zu ent⸗ und erhalten dafür die Monats⸗ von richten. Durch Vermittelung der ſchrift unentgeltlich u. poſtfrei. Redaction kann unter Umſtänden Zahlungen werden an den Schatz⸗ E. v. S ch l e ch t e nd a I 7 jedoch auch koſtenfreie Aufnahme meiſter Herrn G. Brinner in Regierungsrath in Merſeburg. ſtattfinden. Halle a. S., Karlſtr. 25, erbeten. Ur. I u. 12. Inhalt: Monatsbericht. — E. v. Schlechtendal: Beiträge zur Kenntniß fremdlän— diſcher Stubenvögel: die chineſiſche Zwergwachtel; die langſchwänzige Grakel. A. Frenzel: Aus meiner Vogelſtube. 10. Spiza ciris, der Papſtfink; 11. Trichoglossus Swainsonii, der Gebirgs— lori. O. v. Rieſenthal: Verkannte und Mißachtete. 3. Der Thurmfalke (mit Illuſtration). L. Mar⸗ tin: Der Geruch als Leiter der meiſten Handlungen im Thierleben. J. Stengel: Bemerkun— gen über die Nachtſchwalbe (Caprimulgus europaeus) und die Erdſchwalbe (Hirundo riparia). 2. Die Erdſchwalbe. Dr. K. Th. Liebe: Züchtungsverſuche mit einigen deutſchen Vogelarten. R. Landauer: Exotiſche Tauben. — Kleinere Mittheilungen: Das neue Buch der Welt. Die Vogelausſtellung des Vereins „Aegintha“ in Berlin. Allerlei Futtermittel für gefangene Vögel. — Unterſuchungen kranker und geſtorbener Vögel von Dr. F. A. Zürn. — Anzeigen. Iv. Jahrgang. November und December 1879. Monatsbericht. Dem Vereine ſind als Mitglieder beigetreten: 827. Sidonie Baronin Schlechta-Wſſehrd in Wien; 828. Fräulein Tony von Koſeritz, Hofdame Ihrer Hoheit der regierenden Herzogin von Anhalt, zu Deſſau; 829. Se. Excellenz Dr. Lucius, Königl. Preuß. Staatsminiſter und Miniſter 12 * u — 170 — für Landwirthſchaft, Domänen u. Forſten in Berlin; 830. Dr. Julius Hoffmann, Verlagsbuchhändler in Stuttgart; 831. Richter, Paſtor in Krummenhennersdorf bei Freiberg i / S.; 832. Dr. Heinr. Simroth, Oberlehrer in Leipzig; 833. Paul Sidler, Tapetenfabrikant in St. Gallen; 834. Haberland, Ober-Amtmann zu Haus Zeitz bei Alsleben a/ S.; 835. Heide, Nähmaſchinen-Fabrikant in Berlin; 836. R. Henkel, Xylograph in Leipzig; 837. Theodor Fiſcher, Verlagsbuchhändler in Caſſel; 838. Neuß, Hofapotheker in Wiesbaden; 839. v. Hake, Prem.⸗Lieutenant in Detmold; 840. Dr. Frick, prakt. Arzt in Cottbus; 841. Dr. Kraske, Privatdocent a. d. Univerſität in Halle; 842. Dr. Franken in Baden-Baden; 843. Khün, Kgl. Amtsrath zu Pretzſch a / E.; 844. Lücke, Kgl. Amtsrath zu Borſchütz bei Mühl⸗ berg a / E.; 845. Dr. H. Nitzſche, Profeſſor der Zoologie an der Kgl. Forſt-Aka⸗ demie zu Tharandt; 846. Bauch, Banquier in Zwickau; 847. Wagenführ, Lehrer zu Halberſtadt. Zu Ehren des als Profeſſor der Zoologie und Mineralogie an die Kaiſerl. Japaniſche Univerſität Tokio berufenen Dr. D. Brauns, zweiten Vorſitzenden unſeres Vereins, fand am 6. October d. J. auf dem Jägerberge zu Halle a/ S. ein Abend- eſſen ftatt, an dem ſich Vereinsmitglieder aus Halle und Merſeburg betheiligten. Herr Profeſſor Dr. Brauns, welcher Mitglied des Vereins bleibt und nur ſeine Stelle als zweiter Vorſitzender niedergelegt hat, gab wiederholt das Verſprechen, von ſeinem neuen Wohnort aus Beiträge für die Monatsſchrift einzuſenden. Halle und Merſeburg, im November 1879. Der Vereins- Vorſtand. An die Mitglieder des deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Es wird den verehrl. Vereinsmitgliedern nicht entgangen ſein, daß es ſtets das Streben des Vereins-Vorſtandes geweſen iſt, die Monatsſchrift mehr und mehr auch mit Abbildungen auszuſtatten und dadurch den Werth derſelben zu ſteigern. Der gegenwärtigen Nummer ſollte zum erſten Male auch ein farbiges Bild — auf Stein gezeichnet und colorirt von Guſtav Mützel in Berlin, in Farbendruck ausge⸗ führt von Theodor Fiſcher in Kaſſel — beigegeben werden: die Herſtellung deſſelben hat ſich indeß der Art verzögert, daß das Bild erſt der nächſten Nr. beigelegt werden kann und dann hoffentlich den Beifall der Vereinsmitglieder in vollem Maaße finden wird. Die beſcheidenen Mittel unſeres Vereins reichen bei der größten Sparſam⸗ keit nur hin, ab und zu einen guten Holzſchnitt und höchſt ausnahmsweiſe einmal eine Farbendrucktafel zu bringen. Es iſt daher die Frage angeregt worden, ob es ih nicht empfehle, die Monatsſchrift regelmäßig mit beiten Original- Abbildungen zu verſehen und ſie dadurch vor allen verwandten Zeitſchriften auszuzeichnen. Es iſt dies ſchon möglich, wenn der jährliche Beitrag nur von 3 auf 5 Mark erhöht wird und würde ich, dieſe Erhöhung vorausgeſetzt, folgenden Etat pro 1880 mir vorzuſchlagen erlauben: | — 171 — Die Zahl der einen Beitrag zahlenden Mitglieder berechnet ſich zur Zeit auf etwa 760 und mag dieſe Zahl dem Etat pro 1880 zu Grunde gelegt werden. Es ergiebt ſich danach eine Einnahme von 58497600 W... % 3800 Davon würden zu beſtreiten ſein: A. Die Druckkoſten der Monatsſchrift, welche für eine ein— fache Nr. ſich auf 65 , für eine doppelte auf 131 .% belaufen. | ern a Bl M—= ..... , 524 4 Einfache Nummern & 65 . = 260 B. Die Koſten der Verſendung und zwar 1) an Porto; dieſelben betragen jedesmal ca. 24 , alſo bei acht— Maliger Verſendung (vergl. unter A. .. . i e Dazu kommt: 2) an Remuneration für den die Verpackt 9 (incl. Papier) und Verſendung beſorgenden Drucker jedes— mal 7 c, daher bei 8 Verſendungen . . 5 6 C. Die Koſten einer Ausſtattung der Monatsſchrift 91005 Original- Abbildungen: 1) 4 Zeichnungen auf Holz à 60 , (ungefähr) — .. „ 240 Dieſelben zu ſchneiden à 100 % (ungefähr) K.. „ 400 2) 4 Zeichnungen auf Stein und Coloritmuſter dazu a 75 c, (ungefähr) = 1 300 Dieſelben in a zu erste gen "nel, Papier a 325 A. (ungefähr) = „ 18300 „ M 528 Es bleiben ſonach zu den ſonſtigen Ausgaben des Vereins übrig 528 ,, welche theils zur Deckung der Porto- und anderweiten Auslagen des Schatzmeiſters und Schriftführers“), theils zur Gewährung von Reiſekoſten-Entſchädigung für aus- wärtige Ornithologen (Mitglieder und Nichtmitglieder), welche in unſeren Vereins- Verſammlungen Vorträge halten, theils zur Unterſtützung ſtrebſamer und ſelbſt opferwilliger Züchter, theils zur Gewährung von Prämien für hervorragende Lei— ſtungen auf dem Gebiete des Vogelſchutzes Verwendung finden können. Die Monatsſchrift wird — wenn die demnächſt einzuberufende General-Ver— ſammlung die Erhöhung der Beiträge auf fünf Mark für das Jahr beſchließt — einen prächtigen Bilderſchmuck erhalten, und wenn die Vogelkundigen unter unſern ) Der unterzeichnete Vorſitzende beſtreitet die ihm aus dem Vorſitz und der Redaction ent— ſtehenden Porto- und ſonſtigen Koſten aus eigenen Mitteln. v. Schl. 12* — 172 — Mitgliedern ſich mehr noch wie bisher entſchließen, mich durch Einſendung werth⸗ voller Beiträge bei Herausgabe derſelben zu unterſtützen, immer mehr die Stellung einnehmen, die ihr nach der Zahl und der Bedeutung unſerer Vereinsmitglieder zukommt. Merſeburg, im November 1879. v. Schlechtendal. Beiträge zur Kenntniß fremdländiſcher Stubenvögel. Von E. von Schlechtendal. Die chineſiſche Zwergwachtel (Excalfactoria chinensis). Nur ſehr ſelten gelangt die allerliebſte kleine chineſiſche Zwergwachtel auf den deutſchen Vogelmarkt. Mir iſt im Laufe der Jahre nur einmal ein Pärchen dieſer ſchönen Art unter der Bezeichnung „ſchwarzkehlige Wachtel“ von Frl. Hagen— beck angeboten worden; leider war der Erwerb derſelben mit ſo viel Mißgeſchick verbunden, daß ich mehr Leid als Freude davon hatte. Frl. Hagenbeck war nicht anweſend, als die Verſendung ſtattfand und hatten ihre Leute ſtatt des richtigen Weibchens eine Coromandel-Wachtel dem Männchen Zwergwachtel beigepackt. Dies letztere kam aber in dem jämmerlichſten Zuſtande an; es hatte ſich unterwegs im Verſandtkäfig den Kopf eingeſtoßen, und befand ſich bei der Ankunft im Zu— ſtande vollſtändigen Gelähmtſeins. Liegend rief es ſein ſanftes, klagendes dü dü dü, liegend pickte es auch die Körnchen auf, die ich ihm hinſtreute. Das arme Thierchen lebte in dieſem traurigen Zuſtande noch mehrere Tage — dann ſtarb es. In— zwiſchen war auch das richtige Zwergwachtel-Weibchen eingetroffen — ein winziges Hühnchen und trug ich kein Bedenken, daſſelbe jener Coromandelwachtel und einer männlichen Argoondah-Wachtel beizugeſellen. Anfangs ſchien Alles gut zu gehen — dann mußte ich aber erleben, daß die Argoondah-Wachtel, ein heftiger, launiſcher Vogel plötzlich die Zwergwachtel zu verfolgen anfing und dieſelbe dabei ſo arg zu— richtete, daß ich für deren Leben fürchtete. Die Kopfwunden, die der kleine Wü⸗ therich der noch kleineren Zwergwachtel zugefügt hatte, heilten indeß und nur das Kopfgefieder iſt ſeit jener Zeit mangelhaft geblieben. Die chineſiſche Zwergwachtel iſt in der 1. Auflage von Brehm's Thierleben ab- gebildet und beſchrieben worden. Sie war damals (1867) noch gar nicht lebend nach Europa gelangt; jedenfalls iſt auch die Abbildung von Robert Kretſchmer nach einem ausgeſtopften Exemplare entworfen. Im Leben nimmt die Zwergwachtel eine noch mehr geduckte Stellung an, als die Abbildung ſie zeigt, im Uebrigen giebt dieſelbe den männlichen Vogel gut wieder. Brehm giebt von dieſem die folgende Beſchreibung: „Sein Gefieder zeigt auf der Oberſeite eine olivenbräunliche Färbung, jede einzelne Feder einen blaſſen Schaftſtrich und gewöhnlich nur auf einer Seite der Schafte ein dunkles Band, während auf den Schwingen und den Flügeldeckfedern dieſe Zeichnung verſchwindet und blos einige wenige Schulterdeckfedern tiefroth ge⸗ bändert erſcheinen. Der Vorderkopf, die Wangen, die Bruſt und die Seiten prangen in einem ſchönen dunkelaſchgrau, dieſe Färbung umſchließt ein weißes, außen ſchwarz — 173 — geſäumtes Kehlfeld, deſſen Inneres wie auch die Kehle und die Gurgelgegend eben— falls ſchwarz iſt; Mittelbruſt, Bauch, die untern Schwanzdeckfedern und die meiſten Steuerfedern ſehen prächtig branroth aus. Beim Weibchen ſind Zeichnung und Färbung einfacher, das Kinnfeld wird nur durch eine weißliche Stelle angedeutet und die lichtbräunliche Bruſt iſt bandartig gezeichnet. Das Auge iſt tiefdunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß lebhaft gelb.“ Das Weibchen iſt noch etwas kleiner, als der männliche Vogel. In der 2. Auflage ſeines „Thierlebens“ hat Brehm dies ſchöne Vögelchen fortgelaſſen. Ruß führt es in der 1. Auflage ſeines „Handbuchs“ mit auf, ohne jedoch über daſſelbe weitere Angaben zu machen, hat es in der 2. Auflage dieſes Buches dann aber gar nicht mehr erwähnt. Es mag ſein, daß friſch gefangene Zwergwachteln ſehr ſcheu und unliebenswürdig ſind, ſich auch durch ihr ungeſtümes Flattern oft beſchädigen, daß ſie aber — wie Bernſtein behauptet — ſtets ſcheu bleiben, muß ich nach den an meinem Zwergwachtel-Weibchen gemachten Erfahrungen beſtreiten: daſſelbe lebt jetzt mit Sonnenvögeln, einem indiſchen Ammer (Melophus melanicterus) und einigen Feuerwebern (Euplectes flammiceps) in einem Käfig zuſammen und hat — wie alle dieſe Vögel — eine große Vorliebe für Mehlwürmer. Ein Jeder, der je einmal Sonnenvögel gehalten hat, weiß, mit welcher Geſchwindig⸗ keit dieſelben ſich zu bewegen wiſſen und wie meiſterhaft dieſelben es verſtehen, andern Vögeln einen Leckerbiſſen vor dem Schnabel wegzuſchnappen. In den nun geſchilderten Käfig pflege ich ſtets zwei Futternäpfe zu ſetzen, von denen der eine Weichfutter und Corinthen, der andere Körner enthält. Auf letztere lege ich dann noch einige kleine Mehlwürmer. Die Zwergwachtel weiß das ſchon — mag ſie auch in einer fernen Käfigecke ſich ſonnen, ſie kommt herbei, wenn ich den Körner— napf in den Käfig ſetze und ergreift ſofort den erſten, ſich ihr darbietenden Mehl— wurm. Nun iſt es aber der Wachteln Art, einen Mehlwurm erſt durch verſchiedene Schnabelhiebe zum Verſchlucken vorzubereiten und ſo trippelt auch die Zwergwachtel rückwärts, den erbeuteten Mehlwurm im Sande mit dem Schnäbelchen bearbeitend. Bald iſt derſelbe verſchluckt und das Vögelchen eilt wieder zum Körnernapf, einen zweiten Wurm ſich zu holen. Ein kecker Sonnenvogel, der das Wachtelchen mit ſeinem zweiten Mehlwurm lüſtern beobachtet hat, ſchießt nun aber plötzlich mit Blitzes— ſchnelle herab, ergreift ebenſo ſchnell den Mehlwurm, den die kleine Wachtel ſich eben ſchnabelgerecht zu machen ſucht und iſt mit ſeiner Beute auch bitzſchnell wieder ent— flohen. Die kleine Wachtel ſteht einen Augenblick verdutzt da und eilt zum Körner— napf nach neuer Beute, aber ſchon haben die übrigen Sonnenvögel, die bisher meine noch in der Nähe des Körner-Napfes weilende Hand zurückgehalten hatte, ſich auf die übrigen Mehlwürmer geſtürzt und das Wachtelchen iſt für diesmal zu ſpät gekommen und pickt nun emſig das ihm zuſagende Geſäme auf, während die Sonnenvögel vom Weichfutter und den Corinthen naſchen. Dieſe kleine Geſchichte wird gezeigt haben, daß bei geeigneter Behandlung auch die chineſiſche Zwerg— wachtel mit der Zeit zahm und zutraulich wird; hat ein ſolches Thierchen aber ſeine anfängliche Scheu und Wildheit abgelegt, ſo iſt es ein ganz allerliebſter Käfigvogel. — 174 — Die langſchwänzige Grakel (Chalcophanes maerourus, Swns.). Von Frl. Chriſtiane Hagenbeck in Hamburg erhielt ich vor Jahr und Tag einen ihr unbekannten „großen ſchwarzen Vogel“, der eben dieſer Größe wegen nicht in dem üblichen Verſandtkäfig, ſondern einfach in einer gewöhnlichen Kiſte verſendet worden war. Der Kiſtendeckel zeigte eine breite Ritze und durch dieſe wurde wieder der ziemlich lange, ſchlanke und ſanft gebogene Schnabel des im Innern befindlichen etwa elſtergroßen Vogels ſichtbar. Mehlwürmer, die ich in die Nähe dieſes Schnabels brachte, wurden ſofort von ihm erfaßt und waren ſofort verſchwunden. Nachdem ein Käfig für den neuen Ankömmling eingerichtet worden war, konnte dieſer aus ſeinem dunklen Kerker befreit und näher beſichtigt werden. Das einfarbig ſchwarze, auf Flügel und Rücken etwas grün, auf der Bruſt etwas blau ſchimmernde Gefieder war ſehr zerſtoßen, die ganze Erſcheinung eine äußerſt ruppige. Die ſehr hohen Beine waren mit ſtarken Schuppen bedeckt und mit ſehr langen Krallen bewehrt, die Flügel und der Schwanz waren — ſoweit ſich das bei der Mangelhaftigkeit des Gefieders erkennen ließ — lang. Das Auge war hell graugelb, Schnabel und Fuß ſchwarz. Nach ſeinem ganzen Weſen zeigte der Vogel ſich als ein Mitglied der großen Staar-Familie und konnte es mir nicht lange zweifelhaft bleiben, daß ich die in Mittel-Amerika vorkommende langſchwänzige Grakel (Chalcophanes macrourus) vor mir hatte. Wer Grakeln lebend — wenn auch nur in der Gefangenſchaft — beobachtet hat, wird gewiß mir dahin bei— ſtimmen, daß dieſelben den Hordenvögeln ſehr nahe ſtehen. Sehr charakteriſtiſch iſt namentlich ihr Geſang, der nichts mit den Lautäußerungen der Krähenvögel gemein hat, ſondern an die Geſangsleiſtungen der Hordenvögel erinnert. Dies gilt von der ſchönen kupferglänzenden Purpurgrakel (Quiscalus versicolor), aber auch von unſerer Langſchwanzgrakel. Dieſe beginnt ihren Geſang mit Schri-i, ſchri⸗⸗-ſchrirn und endigt denselben mit einem ſeltſamen Trommeln, das man etwa durch die Silben trm-trm-trm wiedergeben kann. Dies Trommeln habe ich weder von der Purpurgrakel, noch von irgend einem Hordenvogel gehört, aber das ſchri-ih-ſchri-ih erinnert ſehr an das „ku-rih!“ des Rothflügels (Agelaius phoeniceus) oder das „zitt-zitt-zriih“ des Gilbſtärlings (Leistes flavus). Wie die Hordenvögel Kerbthiere und Körner freſſen, ſo verzehrt auch die langſchwänzige Grakel ebenſo thieriſche, wie pflanzliche Stoffe — ja fie frißt jo ziemlich alles Ge⸗ nießbare und erinnert darin und in dem Schwarz ihres Federkleides an die Krähen. Gekochtes und rohes Fleiſch, gekochtes Eiweiß und Eigelb, Weißbrod, Obſt und und Sämereien — insbeſondere Hanf — ſodann aber Kerbthiere aller Art bilden die Nahrung meiner Grakel. Größere Biſſen werden regelmäßig zuerſt unter den Fuß genommen und mit dem Schnabel zerkleinert. Die Grakel geht darin vor⸗ ſichtiger zu Werke, als die meiſten Staare. Dickleibige Nachtſchmetterlinge, welche die weit kleineren Hirtenſtaare ſofort ganz herunterwürgten, wurden von der Grafel regelmäßig erſt unter den Fuß genommen und dann ſtückweiſe verzehrt. | Außer ihrer Zahmheit gegen ihr bekannte Perſonen, ihrer Genügſamkeit und ihren ſonderbaren Geſangsvorträgen hat meine Langſchwanz-Grakel keine em: pfehlenden Eigenſchaften. Ihr Gefieder iſt — obſchon fie wiederholt im Käfig ge- — 175 — mauſert hat — nie recht ſchön geworden. Für den Zimmerkäfig ift ſie zudem ſchon etwas zu groß, zumal ſie in allen Bewegungen etwas ſteif und unbeholfen iſt. Nach der Geſtalt der Flügel- und Schwanzfedern zu urtheilen, iſt dieſe Grakel im Freileben jedenfalls eine gewandte Fliegerin und wenn dieſe Eigenſchaft bei meinem Vogel durchaus nicht zur Geltung kommt, ſo liegt der Grund wahrſcheinlich in der Mangelhaftigkeit des Gefieders und dem Alter des Vogels. Zum Schluß möchte ich noch eine ſonderbare Bewegung meiner Grakel er— wähnen, die möglicherweiſe darin ihren Grund hat, daß der Vogel früher in einem ſehr niedrigen Käfige gehalten worden iſt. Dieſelbe beſteht in einem oft wiederholten Seitwärtsbiegen des Kopfes, wie ich ſolches bei irgend einem anderen Vogel bisher nicht beobachtet habe. Die Purpurgrakel bläht bei'm Singen das Gefieder auf und da dieſes einen ſehr ſchönen Kupferglanz hat, ſo gewährt ein ſolcher Vogel — wenn die Sonnenſtrahlen ihn gerade treffen — einen außerordentlich prächtigen Anblick. Bei der langſchwänzigen Grakel habe ich dies Aufblähen des Gefieders indeß niemals bemerkt. Aus meiner Vogelſtube. Von A. Frenzel. 10. Spiza eiris. Der Papfifink. Unter den fremdländichen Finken ift der Papſtfink einer der ſchönſten. Dazu iſt er ſo häufig, daß ihn die Händler zeitweilig in vielen Köpfen auf Lager haben, die Schönheit beſticht und die Vögel finden alle ihre Liebhaber. Die ſchmuckloſen, gelbgrünlichen Weibchen werden leider nur ſelten eingeführt; von den Männchen gelangen entweder ältere, ausgefärbte Exemplare oder junge, unausgefärbte Vögel zu uns. Die letzteren tragen das Kleid der Mutter und erlangen ihre volle Aus— färbung erſt im dritten Jahre. Die alten Männchen zeigen Kopf und Hals ſchön blau, Kehle, Bruſt und Bauch ſcharlachroth und Rücken gelbgrün; dieſer Farben— pracht wegen wird der Vogel auch Nonpareil, Unvergleichlicher genannt. Ein Pärchen Unvergleichliche kauft man billig, für 9 bis 15 Mark. Ich mußte dieſe Vögel natürlich auch kennen lernen und Gudera ſchaffte bald Rath, am 2. Auguſt 1876 war ich im Beſitz eines „Pärchens“. Im Frühjahr 1877 bekam jedoch das angebliche Weibchen einen blauen Kopf,“) es war alſo ein junges Männ— chen. Das alte ausgefärbte Männchen gab ich nun zurück und behielt das junge, zu welchem ich ſpäterhin auch ein wirkliches Weibchen erwerben konnte. Im Früh— ling des vorigen Jahres ließ ich das Pärchen in der Vogelſtube frei fliegen, ſie ſchritten indeſſen nicht zur Brut und ich fing ſie im Hochſommer ein und brachte ſie in einen Heckkäfig. In dieſem Käfig fingen ſie zu meiner Verwunderung ſofort ) In einem jetzt erſchienenen kleinen Büchelchen findet ſich die falſche Angabe, daß ſich junge Männchen erſt nach der im dritten Jahre erfolgenden Verfärbung erkennen ließen. A. Frenzel. — 176 — zu bauen an, das Weibchen legte drei Eier, brütete eifrig, wobei es vom Männchen nie abgelöſt wurde, und zwei Junge krochen aus. Dieſe waren zwei Tage alt, da fand ich beide todt im Futternapf, das Männchen hatte ſie wohl aus dem Neſte geſchleppt; zu einer weiteren Brut war es zu ſpät. In dieſem Jahre ließ ich ſie wieder fliegen. Das Männchen iſt während der Frühjahrs- und Sommermonate ſehr aufgeregt, wippt mit dem Schwanze und fliegt viel herum, das Pärchen niſtete aber wieder nicht. Da fiel es dem Männchen ein, ein Männchen Sporophila inter- media (blaugraues Pfäffchen) zu jagen, das ging einige Tage ſo fort, das Pfäffchen war ſchon ſehr erſchöpft und ich fing das Papſtfinkenpärchen ein, um das Pfäffchen, das ein vorzüglicher Sänger iſt, zu erhalten. Die Papſtfinken kamen in einen Heckkäfig und ſonderbarerweiſe fingen ſie hier wiederum ſofort zu niſten an. Das Weibchen baute in einem angehängten Harzer Bauerchen ein hübſches, napfförmiges Neſt aus Aloefaſern, auf einer Unterlage von Moos und Watte. Am 3. Juli fing das Weibchen an zu brüten, jo eifrig, daß es ſich durch nichts ſtören ließ, wieder⸗ holt ſchlüpften Prachtfinken von außen durch das Gitter in den Käfig, ſelbſt bei dem Herausfangen und Herumflattern derſelben blieb es ganz ungenirt ſitzen. Wie im vorigen Jahre kamen wieder zwei Junge aus und wie im vorigen Jahre wurden dieſelben, zwei Tage alt, an die Luft geſetzt, vermuthlich vom Männchen. Jetzt fütterte ich fleißig conſervirtes Eigelb und friſche Ameiſenpuppen, um die Vögel zu einer zweiten Brut zu reizen. Meine Bemühungen waren von Erfolg, am 1. Auguſt ging das Weibchen wieder in das Neſt. Dieſes zweite Gelege beſtand gleichfalls aus drei Eiern, das Weibchen brütete wieder ſehr brav und am 19. Auguſt kroch ein Junges aus, die beiden andern Eier waren unbefruchtet. Einige Tage vorher hatte ich das Männchen herausgenommen und dem Weibchen zur Geſellſchaft ein Kanarienweibchen beigegeben, welches erforderlichen Falls die Jungen mit auf: ziehen helfen ſollte. Alles umſonſt — am nächſten Tage lag das Junge todt im Futterkaſten. So war ich wieder einmal um meine ſchönſten Hoffnungen, um „wirth⸗ ſchaftlichen Gewinn“ und Ehrenpreis gekommen! Einige goldene Medaillen all⸗ jährlich wirkten gewiß ſehr wohlthätig — der Züchter, der nicht blos Wellenſittiche, Zebrafinken oder japaniſche Mövchen züchtet, wäre ſolchen Troſtes ſehr bedürftig, aber goldne Medaillen und wirthſchaftlicher Gewinn, der aus der Vogelzucht ent— ſpringen ſoll, bleiben leider aus. | Nach Dr. Ruß, fremdländiſche Stubenvögel S. 433, ſoll es ziemlich mühelos ſein, den Papſtfink zu züchten. Ich bin zu der Anſicht gelangt, daß der Papſtfink nicht unter Prachtfinken paßt, da er dieſe zu viel ſtört. Er niſtete frei fliegend bei mir nicht, dagegen leicht im Käfig, — bei unſerm Zeiſig machte ich dieſelbe Er⸗ fahrung. Auch den Geſang meines Männchens finde ich ganz unbedeutend, möglich, daß der Vogel, der als Jüngling vom heimathlichen Boden entführt wurde, den Geſang ſeines Vaters oder anderer Männchen zu wenig gehört und alſo nichts ge— lernt hat. Ferner iſt das ſchöne Roth des Unterleibes nicht zum Vorſchein gekommen, Kehle, Bruſt und Bauch ſind nur röthlich gelb, dagegen iſt der Kopf herrlich blau und der Rücken ganz prächtig grün, ich möchte ſagen metalliſch-goldgrün. Leider erbleicht an eingeführten, im ſchönſten Roth prangenden Vögeln, dieſes Roth bald, um nie wiederzukehren. Nur ſehr wenige Liebhaber berichteten, daß Be, ihre Papſtfinken ihr Roth wieder erlangt hätten. Letzteres wird nur unter ganz günſtigen Umſtänden eintreten, und Licht, Luft, Nahrung und vielleicht noch andere, unbekannte Einflüſſe müſſen dabei obwalten. Meines Erachtens iſt der Papſtfink trotz ſeiner Schönheit nicht dazu erſehen, eine große Rolle in unſerer Liebhaberei zu ſpielen, er wird jedenfalls nie eingebürgert und zum Hausthier werden. Den heutigen Züchtern könnte aber die Mahnung an das Herz gelegt werden, Zeit und günſtige Gelegenheit zu benutzen und aus der großen Zahl der jetzt auf unſerem Markte erſcheinenden fremdländiſchen Vögel wenigſtens einige Arten aus— zuwählen, um dieſe, gleich dem Kanarienvogel zum Hausthier heranzuziehen; bei Fleiß, Umſicht und Ausdauer würde ein Erfolg nicht fehlen. Welche Arten ſich hierzu am beſten eigneten, davon in einer ſpäteren Nummer. Nachſchrift. Im September mauſerten ſich meine Papſtfinken und die Mauſer ſetzt ihnen jedesmal derb zu, ſie verlieren die Schwänze vollſtändig und um den Kopf ſehen ſie aus wie ein Igel. Als nun dem Männchen der Schwanz wieder gewachſen war und der Kopf ſich ſchön blau befiedert hatte, bemerke ich zu meinem Erſtaunen auch auf Bruſt und Bauch ſtatt gelb — ein ſchönes Roth — das erſte Roth, das den Vogel ziert. Das iſt um ſo bemerkenswerther, als der Papſtfink im Winterkleid gar keine bunten Farben zeigt, ſondern ſchmucklos wie das Weibchen iſt. Statt mit ſelbſtgezüchteten Papſtfinken kann ich nun mit einem „ſelbſtgefärbten“ Papſtfink aufwarten, ſelbſtgefärbt — nicht mit Pinſel und Farben — ſondern durch Gewährung von gutem Futter, Sonnenſchein und vielem Raum zur Bewegung. Vielleicht ſende ich den Vogel zur nächſten „Ornis“-Ausſtellung und den Herren Preisrichtern, die ja wohl auch unſere Monatsſchrift leſen, ſei hier— mit die beſcheidene Bitte ausgeſprochen, nicht ganz achtlos an meinem „ſelbſtge— färbten“ Papſtfink vorüberzugehen.“) 11. Trichoglossus Swainsonii. Der Gebirgslori. Die farbenprächtigſten Papageien ſind die ſogenannten Loris, welche ſich zu— gleich auch dadurch auszeichnen, daß ihre Zungenſpitze bewimpert iſt; vermöge dieſer Eigenſchaft ſind ſie befähigt, Blüthenſaft, ihre vorzüglichſte Nahrung, zu ſaugen und zu lecken. Dr. Finſch unterſcheidet ſie in Breitſchwanzloris oder Domicellen und Keilſchwanzloris oder Trichoglossen und vereinigt beide Gruppen, nebſt den Neſtorpapageien, zu einer Unterfamilie „Triehoglossinae“. Bis vor kurzer Zeit war man der Anſicht, daß dieſe Pinſelzungen-Papageien ſich nicht für die Gefangenſchaft eigneten, indem man meinte, daß ſie ihrer be— ſonderen Nahrungsweiſe wegen wohl nicht ausdauern könnten. Heutzutage iſt man *) Anm. Auch der Unterzeichnete beſitzt einen Papſtfink, der in dieſem Herbſt (1879) aus einem ziemlich unanſehnlich gewordenen Vogel mit verblaßtem Bruſtgefieder ſich in einen Prachtvogel mit ſchimmernd blauem Kopf und ſchön rother Bruſt umgefärbt hat. Als die Mauſer begann, verlor mein Papſtfink ſämmtliche Kopffedern, ſo daß er eine Zeit lang ganz kahlköpfig war, dann brachen aber auch bei ihm plötzlich die neuen Federn in der Weiſe hervor, daß der Kopf ein igelarliges Anſehen erhielt. v. Schl. — 178 — über dieſes Vorurtheil glücklich hinweg, denn man lernte kennen, daß die Pinfel- züngler und beſonders die keilſchwänzigen, ebenſo gut Körner freſſen, als die meiſten andern Papageien; ſie hielten ſich Jahre lang in der Gefangenſchaft, ja man züchtete ſie und hat ſie bereits in dritter Generation gezüchtet. Leider werden dieſe ſchönſten Papageien zu ſelten eingeführt und haben in Folge deſſen hohe Preiſe. Einige Breit⸗ ſchwanzloris und namentlich der ſchwarzkäppige, Domicella atricapilla, find ſchon ſeit langer Zeit, doch meiſt nur einzeln eingeführt worden. Im Jahre 1870 kam aber ein Keilſchwanzlori, Triekoglossus Swainsonii, auf den Markt, der alljährlich in ſteigender Anzahl eingeführt, bald in vielen Vogelſtuben heimiſch wurde. Unſerm Vereinsmitgliede, Herrn Emil Linden in Radolfszell, wurde das erſte Paar von Jamrach in London zugeſchickt und zwar für den Preis von 70 Thalern; gegen- wärtig kauft man ein Pärchen für 60 Mark und noch darunter. Die engliſchen Vogelhändler nennen den Vogel „Blue Mountain Lori“, welche Benennung Dr. Ruß in „Lori von den blauen Bergen“ überſetzte. Dieſer langathmige Namen wird jetzt verkürzt in „Gebirgslori“ wiedergegeben und nur zuweilen will ein gewiſſenhafter Händler das „Blau“ nicht vergeſſen und empfiehlt ſtatt Loris von den blauen Bergen — Blaue Gebirgsloris! Die blauen Berge, nach welchen die Vögel ihren Namen bekommen haben, liegen etwa 20 Meilen von Sydney entfernt, die Vögel ſollen aber über ganz Auſtralien und Vandiemensland verbreitet ſein. Brehm und nach ihm Reichenow nennen den Vogel Allfarblori und Pflaumenkopf, die letztere Bezeichnung iſt jedoch eine irrthümliche, denn Händler und Züchter verſtehen unter dieſem Namen einen ganz andern Papagei, den Palaeornis cyanocephalus. Der Bildhauer Heublein in Koburg war der Glückliche, der zuerſt (1873) die Vögel züchtete, bald darauf konnten ſchon andere Züchter ſich gleichen Erfolges rühmen und bis heute ſind bereits zahlreiche Bruten glücklich aufgebracht worden. Schon bei der erſten Brut“) wurde feſtgeſtellt, daß das Gelege nur aus zwei Eiern beſteht, daß die Jungen zwei Monate im Niſtkaſten verbleiben und erſt dann, den Alten faſt ganz gleich gefärbt, zum Vorſchein kommen und hiernach konnte ſofort die Angabe von Levaillant ““) berichtigt werden, nach welcher das Jugendkleid ziem— lich abweichend vom Alterskleid gefärbt ſein ſollte; andrerſeits aber wurde die Angabe der Eingebornen, daß der Gebirgslori in der Freiheit zwei Eier lege, be— ſtätigt — dieſer Angabe widerſpricht Brehm noch in der zweiten Auflage ſeines „Thierleben“. Männchen und Weibchen find bei dieſer Art in der That voll⸗ ſtändig gleich gefärbt. Grün iſt die Hauptfarbe, Kopf und Bauch ſind blau, die Bruſt roth und ein Nackenband gelbgrün gefärbt. Mit dieſer ſchönen Fär⸗ bung verbinden die Vögel ein ſehr angenehmes, lebhaftes Weſen. Sie klettern nicht wie andere Papageien, in ihrem Käfig herum, ſondern ſie fliegen außer⸗ ordentlich leicht und gewandt von Stange zu Stange. Die Gatten erzeigen ſich Liebenswürdigkeiten, ſchnäbeln und füttern ſich, ſie jagen ſich und balgen ſich ſogar im Käfig herum, ſie ſpielen förmlich miteinander; rückt der eine dem andern auf den Leib, ohne daß letzterer Luſt zum Spielen hat, ſo wehrt er *) Gefiederte Welt 1873. 135. **) Finſch, Papageien, 2. 823. — 179 — mit einem Fuße ab, indem er denſelben auf die Bruſt des Gatten ſetzt und dieſen gleichſam fortſchiebt. Das Pärchen des Herrn Dr. Scheuba ?) vollführte im Käfig einen wunderlichen Tanz, die Vögel hopſten mit wunderlichen Geberden hinter— einander her und einige Mal im Kreiſe herum, drehten ſich dann plötzlich um, faßten ſich gegenſeitig an, ſpielten, kugelten ſich und ſchrieen entſetzlich dazu. Selbſt einzeln gehaltene Gebirgsloris haben geſpielt mit Holzkugeln und andern Gegen— ſtänden, die man dem Käfigvogel gereicht; ſo machte auf der Vogelausſtellung zu St. Gallen“) (1875) ein ganz zahmer, kreuzfideler Gebirgslori vielen Spaß, welcher wie eine Katze mit den Steinchen und Strohhalmen in ſeinem Käfig ſpielte. Auch meine Vögel machen, auf der oberſten Sitzſtange ihres Käfigs ſitzend, ver— ſchiedene Kapriolen, ſpringen mit einem Satz ein Stück zur Seite weg, drehen ſich blitzſchnell um, wieder herum, halten den Kopf niedergebeugt und ſchniepen in eigen— thümlicher Weiſe. Die Vögel werden ſehr zahm. Männchen und Weibchen nehmen mir Leckerbiſſen aus der Hand, gewöhnlich erſt meine Finger ableckend; bei dieſer Leckerei fürchtete ich anfänglich immer, einmal gebiſſen zu werden, ganz über— flüſſiger Weiſe, denn es iſt nie geſchehen — ſo oft ſie mir aber die Finger ab— lecken, nie kann ich das Lachen unterdrücken, dieſe Ableckerei iſt zu komiſch; ſaftige Früchte werden ſtets erſt abgeleckt, ehe es an das Verzehren geht. Daß ſie aber auch gehörig zubeißen können, erfuhr ich, als mein Pärchen mit der Brut begann; während früher ein Edelpapageienpaar oft und ganz unbehelligt auf der Decke ihres Käfigs ſaß, litten ſie das nun nicht mehr, ſie griffen gemeinſchaftlich die Edelpapageien an und zwickten ſie dermaßen in die Füße, daß dieſe laut aufſchrieen und ſchleunigſt die Decke verließen; die Edelpapageien waren klug genug, ſich nicht viele Mal beißen zu laſſen. Die Gebirgslori ſind auch kräftige, ausdauernde Vögel. Das Männchen, das ich von Abrahams in London bezog, kam halbtodt an, es legte den Kopf in den Nacken und fraß faſt nicht. Ich gab den Vogel ſchon auf, be— dauerte das ſchöne Thier und mich, da ich nun doch wieder nach einem andern Exemplar mich umſehen konnte. Aber der Vogel ſtarb nicht, ſondern er kräftigte ſich wieder, ganz allmälig, ſo daß er nicht Wochen, ſondern Monate dazu gebrauchte. Sie lieben niedere Temperatur mehr, als hohe, man kann ſie im ungeheizten Raum überwintern und ſie haben ſelbſt zur Winterszeit geniſtet; eine hohe Temperatur ſcheint ihnen eher gefährlich zu werden, ſo hat man die Vögel Anfangs, ehe man ſie näher kannte, mitunter ſehr warm gehalten, ſie bekamen dann Krämpfe und ſtarben. Sie baden ſich ſehr fleißig, faſt täglich, wälzen ſich förmlich im Badenapf herum und durchnäſſen ihr Gefieder vollſtändig. Wahrſcheinlich verdanken ſie es dieſer Eigenſchaft und dem Umſtande, daß ſie täglich ihr Quantum Körner freſſen, auch wenn ihnen Süßigkeiten, wie Roſinen ꝛc., im Ueberfluß zu Gebote ſtehen, vorzugs— weiſe, daß ſie auch in der Gefangenſchaft ſich uns als ſo kräftige, ausdauernde, liebeswürdige und intereſſante Vögel zeigen. Doch auch dieſe Prachtvögel haben ihre Fehler. Die Gleichfärbung der Geſchlechter iſt dem Züchter ſehr ſtörend, er muß es mehr dem Zufall überlaſſen, ein richtiges Paar auszuwählen, denn auch ) Gefiederte Welt, 1879. 303. % Gefiederte Welt, 1876. 338. — 180 — ſonſt fehlen dem Männchen die charakteriſtiſchen Kennzeichen, Geſang, Liebestanz, 2c. Ein Hauptfehler iſt aber ihre häßliche Stimme. Männchen und Weibchen über⸗ bieten ſich in grellen, durchdringenden Mißtönen und es giebt leider kaum ein Mittel, den Vögeln das widerwärtige Schreien abzugewöhnen, bei kleinen Käfigen kann man allenfalls noch durch Ueberwerfen eines Tuches ſich Ruhe verſchaffen. Trotz ſeines Schreiens iſt der Vogel allgemein beliebt und es erſcheint befremdlich, wenn in dem weitverbreiteten und vielgeleſenen „Thierleben“ von Brehm und zwar in der jetzt erſchienenen zweiten Auflage, eine wenig entſprechende Schilderung ge⸗ geben wird. Brehm ſtützt ſich auf die Mittheilungen Linden's und dieſer bekannte Vogelwirth ſcheint gerade wenig Glück mit den Gebirgsloris gehabt zu haben. Darin hat Linden jedenfalls recht, daß man den Gebirgslori nicht gut frei fliegen laſſen kann, er zeigt ſich dann zu aufgeregt, er greift aber auch andere Papageien an, ſo bringt er namentlich Wellenſittiche in leichter Weiſe um das Leben. Andrer⸗ ſeits kann man die Vögel ebenſowenig in kleinen Käfigen unterbringen, ſie würden hier wenigſtens ſchwer niſten. Der Käfig, den mein Pärchen bewohnt und zwar allein, hat folgende Dimenſionen: Höhe 2 Mtr., Breite 1.5 Mtr., Tiefe 0.7 Mtr.; in einem ſolchen Käfig können ſie ſich ausfliegen und ein geſundes Pärchen wird, ſobald es gezähmt iſt, in demſelben ſicherlich zur Brut ſchreiten. Von dem Gym⸗ naſiallehrer Friedrich Schneider in Wittſtock kaufte ich ein Pärchen am 23. Auguſt des vorigen Jahres, die Vögel waren anfänglich ſchüchtern, bei Schneider hatten ſie wohl freien Flug gehabt, doch bald gewöhnten ſie ſich ein und wurden zutraulich. Mein Pärchen ſollte nach Schneider aus einem alten Männchen und einem jungen, hier gezüchteten Vogel beſtehen, bezüglich des Geſchlechts des letzteren konnte Schneider keine beſtimmte Auskunft geben, bemerkte aber, daß beide Vögel unzertrennlich ſeien. Auch Herr von Schlechtendal, der die Vögel eine kurze Zeit pflegte, beobachtete, daß ſie ſich vortrefflich vertrugen und der eine den andern fütterte. Mitte Februar d. J. ging der junge Vogel in den Niſtkaſten und kam bald nicht mehr zum Vorſchein, er brütete und zwar ſehr eifrig, entpuppte ſich alſo als ein Weibchen. Auch der alte Vogel ging häufig in den Niſtkaſten, beide aber voll⸗ führten nun einen abſcheulichen Lärm, das brütende Weibchen winſelte fortwährend, es wimmerte wie ein ſchwerkranker Menſch; trat ich in die Stube, ſo kam wohl das Weibchen heraus und nun ſchrieen beide um die Wette, es war buchſtäblich zum Davonlaufen, denn war ich fortgegangen, ſo wurden die Vögel wieder ruhig. Das Weibchen brütete und brütete, allein ich hörte nichts von Jungen. Ende März endlich ſah ich nach und fand ein unbefruchtetes Ei im Kaſten, das ich ſofort entfernte. | War nun der alte Vogel wirklich ein Männchen? Ich wurde zweifelhaft, hielt ihn vielmehr für ein altes Weibchen, machte kurzen Proceß und gab ihn fort. Als ich den Vogel herausfangen wollte, legte er ſich auf den Rücken und wehrte mit Schnabel und Füßen ab, in dem Verſandtkäfig fraß er aber ohne Weiteres Roſinen, die ich ihm gab. Am 12. April traf nun das Männchen von Abrahams in London ein, von dem ich ſchon erwähnte, daß es ſo ſchwer krank ankam, wann daſſelbe geſund ge⸗ worden, weiß ich eigentlich nicht genau; im Auguſt wurden die Vögel zärtlich gegen — 181 — einander und ich ſah das Männchen ſein Weibchen füttern. Vom 24. Auguſt an brütete das Weibchen, vom Männchen nie abgelöſt, Nachts aber ſchlüpft das Männ— chen zum Weibchen hinein; das Männchen füttert fleißig und das Weibchen verläßt nur ganz ſelten den Niſtkaſten. Bei dieſer Brut hatte ich glücklicherweiſe keinen ſolchen Spectakel anzuhören, als bei der erſten Brut, das Weibchen ſchrie wohl noch, namentlich des Abends, aber das Männchen ſecundirte nicht, ſondern verhielt ſich ruhig. Vom 16. September an verweilte auch das Männchen viel und lange im Niſtkaſten, da ich aber nichts hörte und auch keine größere Futterabnahme bemerkte, ſo ſah ich am 19. Sept. nach und fand ein nacktes Junge und ein Ei im Kaſten. Nach Verlauf von einigen Tagen vernahm ich deutlich die Stimmen von zwei Jungen. Dieſe Kinderſtimmchen klingen recht ſonderbar, ähnlich wie das hörbare Athmen eines kranken Papageis, ſo daß ich unwillkürlich wiederholt die alten Gebirgslori anſah, ob ſie etwa an Athemnoth litten. Uebrigens ſind die Jungen auffallend ruhig, nur des Abends und ſonſt beim Füttern laſſen ſie ſich ein wenig hören, nichts verräth jetzt die ſpäteren Schreihälſe. Ich brauche wohl kaum zu bemerken, daß ich trotz der Gleichfärbung der Geſchlechter augenblicklich das Männchen vom Weibchen unterſcheiden kann. Das Weibchen iſt ſchöner gefärbt als das Männchen, Rücken, Flügel und Schwanz ſind dunkler grün, das Roth auf der Bruſt iſt kräf— tiger, das Blau des Kopfes reiner und ſelbſt die Haltung iſt eleganter. Das Männchen hat viel Gelb in den Flügeln, am After und an den Unterſchwanzfedern; dieſes Gelb iſt aber nicht charakteriſtiſch, denn es wird ſonſt von Niemand als Merkzeichen angeführt; der Kopf iſt ſchmutzig graublau gefärbt. Das Nackenhalsband iſt in der Ausdehnung bei beiden Vögeln ziemlich gleich, beim Weibchen aber be— deutend heller als beim Männchen. Nach den Angaben einiger Züchter ſoll ſich das Männchen durch breiteres Nackenband und kräftigeres Orangeroth der Bruſt vor dem Weibchen auszeichnen; dieſe Angaben entbehren des Grundes; ſie treffen wenigſtens bei meinem Pärchen nicht nur nicht zu, ſondern es ſindet hier in Bezug auf die Bruſtfärbung ſogar der umgekehrte Fall ſtatt. Einen Unterſchied finde ich aber ſelbſt in der Stimme. Der größte Schreihals iſt das Weibchen und deſſen Stimme iſt ganz ohne Biegung, nicht ſo bei dem Männchen, daſſelbe ſchreit nicht ſo fürchterlich wie das Weibchen, ſondern es läßt vielmehr leiſere Töne hören, die wenigſtens nicht unangenehm klingen. Während ich dieſes ſchreibe (19. October), ſind die Jungen noch im Kaſten, welchen ſie erſt in einem Monat etwa verlaſſen werden. Daß ſie aber trefflich ge— deihen, bemerke ich an der Abnahme der Futterſorten. Ich beſchicke ihnen den Tiſch jetzt ſehr reichlich, ſie bekommen in einem Schälchen Körner, Glanz und Hafer, in einem zweiten Sultanaroſinen, im dritten gekochten Reis, im vierten Eierbrod, welches in Waſſer aufgeweicht und wieder gut ausgedrückt wird, in einem fünften endlich conſervirtes Eigelb; allen dieſen Futterſorten ſprechen ſie tüchtig zu. Wennſchon das glückliche Zuchtergebniß recht erfreulich iſt, ſo iſt es dies um ſo mehr, als meine zwei Jungen bereits einer zweiten, in der Gefangenſchaft gezüchteten, Generation angehören. Zur nächſten Ausſtellung des Vereins „Ornis“ werde ich meine jungen Gebirgsloris den Beſuchern dieſer Ausſtellung vorſtellen. Nachträglich, bei dem Leſen der Correcturfahnen, kann ich noch Folgendes er — 182 — mittheilen. Anfangs November fingen die Jungen an, ſich durch ihre Stimme be⸗ merkbar zu machen, indeſſen ſchreien ſie nicht, ſondern plaudern vielmehr ganz ge⸗ müthlich, namentlich des Morgens. Am 14. November kam ein Junges zum erſten Mal zum Vorſchein, einige Tage darauf das andre, doch ließ ſich ſtets nur ein Junges ſehen und beide blieben auch nur ganz kurze Zeit außerhalb des Niſtkaſtens; erſt ſeit dem 25. November verweilen beide Junge gemeinſchaftlich längere Zeit außerhalb des Kaſtens und laſſen ſich, auf der Stange ſitzend, füttern. Zur Nacht⸗ ruhe gehen ſie mit den Alten wieder in den Kaſten zurück. Sie ſind faſt ebenſo groß wie die Alten und zeigen faſt ganz die Färbung dieſer, Kopf blau, Rücken, Flügel und Schwanz grün, Nackenhalsband gelbgrün und Bruſt roth, ſelbſt das Roth der Bruſt iſt ebenſo kräftig als bei den Alten. Von den letzteren unter⸗ ſchieden ſich die Jungen unmittelbar nach ihren erſten Ausflügen nur durch ſchwarzen Schnabel, ſchwarze Augen und kurzen Schwanz; jetzt, 4. December, hat ſich der Schwanz ſchon verlängert, der Schnabel geröthet und nur die Augen ſind noch ſchwarz gefärbt. Die Jungen ſind ſehr munter, vollführen fleißig Flugübungen, wobei ſie von den Alten geleitet werden. Wie es mir ſcheinen will, bilden die Jungen ein Pärchen, denn ich beobachtete, daß das alte Männchen dem einen Jun⸗ gen nicht eben ſehr väterlich auf den Kopf tippte und an den Füßen herum knabberte — dieſes eine Junge iſt ſicherlich ein Männchen. Sobald die Jungen ſelbſtſtändig freſſen können, wird es wohl an der Zeit ſein, ſie von den Alten zu trennen. Verkannte und Mißachtete. Von O. v. Rieſenthal. 3. Der Thurmfalke. Mit Illuſtration vom Verfaſſer. „Die Sonne entſandte glühenden Brand!“ — wer das genießen will, hat nicht nöthig nach dem heißen Afrika zu ziehen und ſich die Wüſtenſonne auf den Schädel brennen zu laſſen, — er kann es billiger, einfacher und ebenſo gründlich haben, wenn er ſeine Schritte gen Weſten lenkt und jenen Wäldern zuſteuert, ſo man unter dem gemeinſchaftlichen Namen „Tuchler Haide“ umfaßt. In dem Herzen dieſer „Haide“ liegt das Revier Wodziwoda, groß und um fangreich, nur mit Kiefern bewachſen, denen auf den meiſten Stellen der harte Kampf ums Daſein auf die mit Flechten bewachſene Rinde aufgeprägt iſt. Kiefern und brennender Sand, ſo weit das Auge reicht, — das iſt Alles! Wenn die Juniſonne ihre glühenden, unbarmherzigen Strahlen auf dieſe Haide wirft, wenn die ganze Luft vor Hitze flimmert und die Flechten unter dem Fuße des Wanderers wie Glas ſplittern, ſodaß ihn das Gefühl beſchleicht, als dürfe er nur vorſichtig auftreten, um dieſe heiße Bodendecke durch Reibung mit der Stiefelſohle nicht zu entzünden, dann iſt der Forſtmann in ſteter Sorge und ſtets gefaßt, das ſchreckliche Wort „Waldfeuer“ zu vernehmen, dann wehe „wenn fie — 13 — losgelaſſen“ dieſe verzehrende Lohe, — das hat beſagtes Revier empfunden, als in den ſechziger Jahren runde 4500 Morgen in etwa 3 Tagen bis in den Boden hinein brannten. — Mit dem Gebrüll feuerſpeiender Batterien wälzten ſich die in ſchwarzen Qualm gehüllten Flammen daher, den unermüdlichen Anſtrengungen der nur dünn geſäeten Bevölkerung ſpottend, bis ihnen endlich an einem naſſen Bruch das Ziel geſetzt wurde. Dieſe öde Fläche wieder zu cultiviren lag mir ob, ſie habe ich, obgleich es dort noch andere ähnliche giebt, im Sinne und ebendieſelbe wird mir mein Leben— lang in Erinnerung bleiben, wie der heiße Wind den Sand aufwirbelte, die müh— ſamen und koſtſpieligen Saaten und Pflanzungen verwehte. Ueber mir der bläulich— grünliche Himmel mit dem 260 Reaumur ſpendenden Sonnenball, — unter mir gleich einem geheizten Maſchinenkeſſel, der ob ſolcher Pein unwillig ins Gebiß knirſchende Rappe und um mich herum tiefe Oede und Stille, kein ſichtbares lebendes Weſen! In Folge der trigonometriſchen Vermeſſung von Seiten des Generalſtabs waren einzelne hohe pyramidenartige Signale errichtet, die einzigen erhabenen Punkte dieſer Fläche: an einem ritt ich mit Vorliebe vorüber, denn faſt immer begrüßte ich dort einen lieben, trauten Bekannten, den meine Annäherung durchaus nicht genirte, der mich mit ſeinen hellen Augen munter fixirte, als wollte er ſagen: „was treibt dich bei ſolcher Hitze durch den brennenden Sand hierher?! Der Thurmfalke hatte ſeinen Horſt in der Nähe und benutzte dieſe Warte als Ruhepunkt vom weiten Fluge, den er, um für ſeine Jungen die nöthigen Mäuſe und Inſecten fortzuſchleppen, unternehmen mußte. Da ſaß er, der als „Rebhühnervertilger“ in die Acht erklärte Geſell, der „Taubenfänger“ und „Haſenſchläger“ und was die unwiſſende Phantaſie ihm ſonſt angehängt hat; ritte doch einer von jenen verketzernden „Jagdfreunden“ neben mir, vielleicht empfände er den Werth unſerer mißhandelten Fauna: — was es heißt in ſolcher Einöde ſich an dem Anblick eines ſo ſchönen, harmloſen Vogels a zu können! Der Thurmfalke (Falco tinnunculus, Linn., — Tinnunculus alaudarius, Bonap., — Cenchreis tinnunculus, Baedek.), Mauer- und Kirchfalke, Rüttelfalke, Graukopf, Steinſchmack ꝛc., gehört zu den ſogenannten Rothfalken, oder, nach der alten Falconierregel zu den unedlen Falken, weil er ſeine Beute nur im Sitzen ſchlagen kann, mithin zur Falkenbeize nicht brauchbar war, im Gegenſatz zu ſeinen kleinen „edlen“ Vettern, dem Lerchenfalk (Falco subbuteo, Linn.) und dem Merlin (Falco aesalon, Linn.). Der blaue Kopf des Männchens, der ebenſo gefärbte Schwanz mit der breiten ſchwarzen Binde am unteren Ende, der ſchöne roſtrothe Oberkörper, welche Farbe beim Weibchen etwas bräunlicher iſt, den ganzen Körper ziert und mit ſchwarz— braunen Wellen hervorhebt, kennzeichnen den Thurmfalken ſo genau, daß eine weitere Beſchreibung müßig iſt, beſonders, wenn wir das Kennzeichen der Falken: den Zahn im Oberſchnabel beachten, welcher in einen Einſchnitt des Unterſchnabels paßt und die ſchwarzen Krallen, durch welche allein der Thurmfalke ſich ſicher von BE | | 1 N 1 75 17% 67% IN DENE 7 0 Yan h | 144% 1% | 7 NY / N Ir ) I 10 1 700 | 2 2 N a), 15 UN 76 N a 57 N 0 N) 05 N 7% N N G 77) N; . / 4 UN " Wh 0 9 N WW 7 / / j , , , / 7, / 5 , N 1 2 2 . T 7ER a 77 li 4 4 / Der Thurmfalfe (Falco tinnunculus, Linn.). — 185 — ſeinem nahen Verwandten, dem Röthelfalken (Falco cenchris, Frisch), unter: ſcheidet, deſſen Krallen gelblich weiß ſind. Das Männchen mißt in der Länge, alſo von der Schnabel- bis zur Schwanz⸗ ſpitze 33 em., Flügelſpitze 13 cm., Oberflügel 11,5 em., Mittelzehe 2,6 em., ihre Kralle 1 em., Innerezehe 1,5 em., ihre Kralle 1,1 em. — Das Weibchen iſt um 3—4 em. länger und entſprechend ſtärker. In der Färbung unterſcheiden ſich beide, wie wir vorher geſehen haben, merk⸗ lich. — Die jungen Männchen im erſten Lebensjahre ähneln dem alten Weibchen ſehr, doch iſt die Zeichnung auf der Oberſeite zierlicher, die Färbung lebhafter roth und es zeigt ſich an den ſpäter aſchblauen Körpertheilen ſchon graue Färbung. Der Thurmfalke könnte im Fluge bezüglich der Größe mit dem Sperber ver— wechſelt werden, zumal er häufig neben ihm vorkommt, doch kennzeichnen ihn deut⸗ lich die rothe Färbung und vor Allem die langen Falkenflügel, gegen welche die des Sperbers wie geſtutzt ausſehen; von dem kleineren Lerchenfalk unterſcheidet ihn der weniger ſchnelle Flug und längere Schwanz, auch fliegt er meiſt höher als dieſer, vornehmlich aber die Gewohnheit in der Luft auf einer Stelle flatternd ſtehen zu bleiben, oder, wie man ſagt: „zu rütteln“ und während die anderen Falken und der Sperber ihre Bahn gerade aus dahin ſtürmen, ſteht der Thurmfalke ſehr bald ſtill, rüttelt und ſtreicht ſeitwärts ab, im Bogen von ſeiner urſprünglichen Richtung abſchwenkend. Der Thurmfalke hat eine ungewöhnlich weite Verbreitung, brütet noch über den 680 n. Br. hinaus und it in der Nähe des Nordpols geſehen worden, wie am Cap der guten Hoffnung. In Deutſchland iſt er überall anzutreffen und, wo die Möglichkeit zu horſten und zu exiſtiren für ihn vorhanden iſt, bekannt. Seine Lieblingsaufenthalte ſind ſteile Felswände und Mauerwerk aller Art, wenn möglich recht hoch, ſteil, unzugänglich und freie Umſchau über Felder und Fluren geſtattend; in einſamen Ruinen darf man ihn ſicher erwarten, wenn er nicht gewaltſam vertrieben wird und alterirt ihn das Thun und Treiben der Menſchen keineswegs, wie die Brutpaare in den Baugerüſten des Cölner Doms, in einigen Berliner Thürmen und ähnlichen Gelegenheiten darthun. Der Thurmfalke iſt für den rauheren Theil Deutſchlands Zugvogel, zieht gegen Ende des Octobers und kehrt meiſt ſchon im März zurück, um in Felswänden, Baumlöchern, oder auch in alten Krähenneſtern zu horſten, wobei er munter und vergnügt ſein helles, angenehm klingendes „kli⸗kli⸗kli!“ erſchallen läßt. In der erſten Hälfte des Mai find die meiſt 4 — 5 Eier gelegt, welche wie alle Falkeneier, rothbraun mit dunkleren Flecken und Punkten bald mehr bald weniger dicht heſetz etwa 40,31 mm. groß ſind und in drei Wochen ausgebrütet werden. Der Thurmfalke gehört zu denjenigen Raubvögeln, welche von den Heiß— ſpornen unſerer „Jagdfreunde“ in Acht und Ueberacht erklärt worden ſind; warum und mit welchem Recht? Das zu erläutern ſind uns die Herrn freilich ſchuldig geblieben. In der Regel ſind einige verkehrte Beobachtungen die Urſache ſolcher Verurtheilungen. Giebt man z. B. an, der Thurmfalke habe eine fliegende Taube geſchlagen und vor allem Publikum auf einem Kirchdache Magdeburgs verzehrt, ſo liegt hier eine Verwechſelung mit dem jungen Wanderfalk vor, denn wer mit 13 — 186 — — einigem Verſtändniß und gutem Willen die Krallen eines Thurmfalken muſtert, von denen die ſtärkſte 1,1 em. lang iſt, wer da beobachtet hat, daß eine Taube ſchneller fliegt als der Thurmfalke, daß dieſer manchmal faſt unter den Tauben ſitzt, ohne daß dieſe ſich im geringſten um ihn kümmern, der muß ihn freiſprechen, wer aber nicht beobachtet hat, hat kein Urtheil! Sollen wir die Anklage beleuchten, er habe einen ſtarken Haſen geſchlagen und aufgehoben? ſoll ich erzählen, daß dieſe Geſchichte mir gegenüber perſönlich aufrecht erhalten wurde von dem Mitglied eines Jagd⸗ vereins trotzdem ein Thurmfalke zur Stelle war, alſo die Größenverhältniſſe beider Thiere klar vor Augen lagen? Was ſind die Urtheile Brehms, Naumanns und Anderer, die ſich das Studium ſolcher Vögel zur Aufgabe geſtellt haben, gegen ſolche Weisheit? — Man kommt ſich ſchließlich ordentlich dumm vor, wird überſchrien und — ſchweigt! Vor mir lag ein hohes Gerichtsforum in deſſen Niſchen ein Thurmfalkenpaar gottvergnügt ſein Weſen trieb; ſie ſchleppten die Mäuſe und Heuſchrecken aus der Nähe und Ferne zu hunderten herbei und beläſtigten keinen Menſchen, da notirte das einflußreiche Mitglied des lokalen Jagdvereins deren Abſchuß, wasmaaßen die Singvögel der Nachbarſchaft erheblich vermindert würden. Die Thurmfalken muß⸗ ten ihr Leben laſſen, der Horſt wurde wie eine Ritterburg im Bauernkriege zerſtört, die beiden Elſterneſter im dicht daneben liegenden Gerichtsgarten aber wurden nicht angerührt, wahrſcheinlich der „Vermehrung der Singvögel“ wegen! Sapienti sat! In irgend einer Jagdzeitſchrift erzählt ein Jagdfreund, er habe auf einen Thurmfalken geſchoſſen, der ihm als Antwort zwei Mäuſe herabgeworfen habe, offen⸗ bar hat das Thierchen ſeine Jungen mit dieſer Beute verſorgen wollen; nun es freut mich, daß dieſer Herr wenigſtens ſein Unrecht einſieht und die Thurmfalken nicht mehr verfolgen zu wollen erklärt!“) Der Thurmfalke lebt faſt ausſchließlich von Mäuſen und Inſekten, gelegent⸗ lich von jungen Vögeln, kann alte von der Größe einer Lerche kaum bewältigen und, wie alle Rothfalken, nur im Sitzen ſchlagen; fliegen ſie vor ihm auf, ſo müßte er ſie bis zur Ermüdung verfolgen, was ich nie beobachtet habe. — Daß er wohl gelegentlich ein Rebhühnchen greift, mag ja vorkommen, wer aber geſehen hat, wie Henne und Hahn ihr Völkchen gegen die Weihen vertheidigen, wird nicht glau⸗ ben, daß er ganze Völkchen aufzureiben vermag. Der Thurmfalke leiſtet bei uns in der Vertilgung der Mäuſe und Inſekten viel, in den von Heuſchreckenſchwärmen heimgeſuchten Ländern Außerordentliches; wir ſprechen ſo viel von internationalem Vogelſchutz, verurtheilen ſo heftig die Vögel vertilgenden Südeuropäer, — nun — ſo gehen wir ihnen doch mit gutem Beiſpiel voran und ſchützen die Vögel, die uns gegenüber zum Wenigſten harmlos, jenen unentbehrlich ſind! Schützen wir doch ſo viel wir können unſere ſchöne deutſche Fauna, bekämpfen wir die wirklichen, in der Vermehrung begriffenen Feinde wie Habichte, Weihen *) Anm. Dieſe Mittheilung findet ſich in unſerer Monatsſchrift Jahrgang 1878 S. 157. Die Thurmfalken ſind auf Grund und Boden des Ritterguts Bedra jetzt geſchützte Vögel. v. Schl. — 187 — und Elſtern, die freilich ſchwerer zu ſchießen ſind, als Buſſarde und Thurmfalken, prüfen und beobachten wir doch recht unparteiiſch und eingehend ehe wir ver— urtheilen und darnach handeln! Der Geruch als Leiter der meiſten Handlungen im Thierleben. Von L. Martin in Stuttgart. (Mittheilung aus einem größeren Manuſcript.) In der letzten Nummer dieſer Monatsſchrift hat Herr Adolf Köhler in Weißenfels mit der „erzwungenen Paarung“ feiner Rothflügel⸗Sittiche ein überaus beachtungswerthes Thema angeregt, zu welchem ich hier einige weitere Erklärungen beitragen will. Alte Praktiker, wie Jäger, Schäfer und Vogelfänger, aber auch andere Leute wiſſen es ſchon lange, welche ungeheuer feine Geruchsnerven die meiſten Thiere beſitzen, indem die meiſten derſelben ihre ganze Exiſtenz und namentlich ihre Fortpflanzung damit einleiten. Wir Menſchen ſind glücklicherweiſe mit dieſer Fein⸗ heit der Geruchsſinne nicht ausgerüſtet, denn ſonſt würden wir manchmal Dinge zu riechen bekommen, die unter Umſtänden uns Leib und Leben verbittern könnten. Trotzdem giebt es aber Menſchen genug deren Ausdünſtung uns immer weiter von ihnen wegtreibt, während wieder Andere, ohne die Anwendung von Anisöl oder kölniſchem Waſſer, uns in ihre unmittelbarſte Nähe ziehen. Kundgebungen dieſer Art nennen wir im Menſchenleben „Zug des Herzens“ obgleich auch die Maſſe ihren Antheil dabei hat; beim Thier heißt daſſelbe „Inſtinkt“ oder „Naturtrieb“, was zuletzt nur auf Standesunterſchiede hinweiſt, wie z. B. Lohn, Gehalt, Gage ıc., im Grunde aber ganz daſſelbe iſt. Daß z. B. unciviliſirtere Menſchen feinere Geruchsnerven beſitzen als wir, davon kann jeder Reiſende in fremden Ländern ſich überzeugen, und habe ich ſelbſt vielfach die Erfahrung gemacht, daß die mich begleitenden Eingebornen die Anweſen— heit mancher Thiere aus großen Entfernungen her rochen, wonach deren Jagd ein— geleitet wurde. Sehr anziehend iſt, was Jäger berichtet, daß junge Javaneſen, wenn ſie längere Zeit vom Gegenſtande ihrer Liebe abweſend ſein müſſen, ſich ſtets ein Stück von deſſen Leibwäſche oder wenigſtens ein Taſchentuch deſſelben mit— nehmen, um ihre Erinnerung immer wieder durch den Geruch auffriſchen zu können. — Gehen wir von dieſen Betrachtungen am Menſchen zu den gleichen Erſcheinungen bei Thieren über, ſo finden wir z. B. daß ein Hund in einer fremden Lokalität ſich ſofort beruhigt, wenn ſein Herr irgend ein Kleidungsſtück während ſeiner Ab— weſenheit zurückgelaſſen hat. Es iſt ſomit der Geruch, der einen Hauptantheil an der Seelenſtimmung eines lebenden Weſens bedingt und haben wir dabei aber ge— nau zu unterſcheiden, ob es ausſtrömender oder empfangener Geruch iſt, die immer zwei verſchiedene Individuen bedingen. — Hunger, Haß und Liebe, das ſind die drei Faktoren, um die ſich das ganze Geruchsvermögen dreht, wie ſchon Schiller treffend ſagt: 0 13 * — 188 — „Die Welt hält im Getriebe Der Hunger und die Liebe!“ — Ich will verſuchen, hier noch weitere Belege dafür zu geben. In erſter Linie will ich nur daran erinnern, auf welche große Entfernung hin die Thiere ihre Nahrung wittern, wie ſolches zunächſt ſchon an unſern Vorſtehhunden wahrzunehmen, die oft über hundert Schritte weit die Rebhühner wittern; wir wiſſen, aus welcher koloſſalen Entfernung Kameele, Rinder und Pferde in der Wüſte das Waſſer riechen, das ihnen Labſal gewährt; wie weit die Räume ſind, von welchen die Geier dem Aas zufliegen, das ſie nicht, wie Brehm behauptet, ſehen, ſondern in Wirklichkeit riechen, wenn es auch verdeckt unter einem ſchattigen Baume liegt. Jeder Tauben⸗ freund und jeder Landwirth weiß, daß keimende Erbſen aus ſtundenweiter Ent- fernung die Tauben anziehen können u. ſ. f. Buſſarde, Falken, Eulen und andere Raubthiere, finden ſich aus großen Entfernungen her ein, wo die Feldmäuſe in Unzahl aufgetreten ſind und werden alsdann vom Menſchen aus Dankbarkeit dafür weggeſchoſſen. Iſt wo ein Fiſchteich abgelaſſen worden, ſo ſind bald Reiher und Möven, Flußadler und Milane da, die immer nur durch den Geruch aus weiter Ferne angelockt worden ſind, und ſolcher Fälle könnte ich noch viele anführen. Nicht minder wichtig iſt die Geruchsempfindung, welche der Feind verurſacht, der oft aus räthſelhafter Entfernung gewittert wird, wie z. B. das Raubthier, vor dem das Pferd und das Maulthier ſchon zittern, bevor der Menſch eine Ahnung von deſſen Nähe hat. Der Haß der Hunde gegen die Katzen beruht allein auf deren Geruch, der den Hunden unangenehm iſt. Nur an einander gewöhnte Thiere dieſer Art lernen ſich ertragen und ſogar gegenſeitig beſchützen. Stanley in ſeinem wichtigen Reiſewerk ſchreibt über den Haß der Elephanten gegen das Nashorn, daß nach den Ausſagen der Eingebornen das Letztere ſeinen Koth jederzeit zerſtreue, damit der Elephant ſeine Anweſenheit nicht ſpüre, der es ſonſt mit ſeinen Stoßzähnen umbringen würde. Bekannt iſt der allen Rabenarten ausſtrömende Geruch, der ſie den Raubvögeln unangenehm macht und die Urſache iſt, daß ſie nur im höchſten Nothfall von ihnen angegriffen werden. Der ausſtrömende Geruch dient ſomit als Schutzmittel gegen die Feinde, welches wir im Thierreich vielfach angewendet ſehen. Von weittragender Bedeutung wirkt der Geruch auf die Mutterliebe und um⸗ gekehrt. Wenn ein Lamm, das ſeine Mutter verloren hat, von einer anderen Mutter angenommen werden ſoll, jo reiben die Schäfer mit der Wolle der Adoptiv- mutter das Lamm ein, um gegenwärtige Zuneigung zu erzielen, oder binden, wenn dieſe ihr Kind verloren hat, das Fell deſſelben dem Stiefkinde über. Will ein Fleiſcher ein Kalb auf leichte Weiſe zur Schlachtbank führen, ſo reibt er ſeine Kleider und Stiefeln an der Mutterkuh tüchtig ab und das Kalb folgt dem Schlächter wie der treuſte Hund. Umgekehrt findet Abneigung gegen die Kinder ſtatt, wenn die menſchliche Hand oder ein Thier die Jungen im Neſte berührt hat ſo lange die⸗ ſelben noch ſehr Hein find und viele derſelben werden liegen gelaſſen ꝛc. Wie ſchon oben bemerkt, erlangt der Geruch ſeine höchſte Bedeutung beim Fortpflanzungs⸗ geſchäft, indem da die Geſchlechter ſich aus großen Entfernungen zuſammenfinden. Hier übt er die größte Anziehung oder Abneigung aus, je nachdem er verſchieden modificirt iſt. Wie er dabei wirkt, das ſehen wir, wie er aber beſchaffen ſein muß, — 189 — um Anklang zu finden, das können wir nicht beurtheilen, und deßhalb greifen wir bei unſerer künſtlichen Zucht wohl oft fehl und ſind genöthigt, durch andere fremde Gerüche den individuellen Geruch der betreffenden Individuen irre zu führen, was dem Herrn Köhler hier ſo vollſtändig geglückt iſt. Wir haben aber daraus die Lehre gewonnen, wie wir in ähnlichen Fällen zu verfahren haben. Bemerkungen über die Nachtſchwalbe (Caprimulgus europaeus) und die Erdſchwalbe (Hirundo riparia). Von Julius Stengel. 2. Die Erdſchwalbe. Die Erdſchwalbe (Sand- oder Uferſchwalbe), Hirundo riparia, iſt die kleinſte unſerer Schwalbenarten, die ſpäter als die Nachtſchwalbe — erſt im Mai — kommt und früher, als jene — ſchon im Auguſt — wieder abzieht. Ihr Flug iſt, wie der aller Schwalben, äußerſt gewandt und ſchnell, und unterhaltend für den Beſchauer. In demſelben Augenblicke, in dem man ſie ſieht, iſt ſie auch ſchon verſchwunden und in demſelben Augenblicke, in dem man ſie weit fort wähnt, iſt ſie auch ſchon wieder da. Es macht mir ſtets Vergnügen, die Erd⸗ ſchwalben über dem Waſſer pfeilſchnell dahin jagen zu ſehen. Von der Mehl: und Rauchſchwalbe iſt dieſe Schwalbe auch im Fluge leicht zu unterſcheiden, denn während bei den erſteren der Oberkörper eine glänzend blau⸗ ſchwarze Farbe hat, iſt er bei der Erdſchwalbe fahl oder mäuſegrau. Nur bei der Mehlſchwalbe (H. urbica), die an den Häuſern niſtet und ihres Neſtes wegen mit den Sperlingen in Händel kommt, iſt das Ende des Rückens, ſowie der ganze Unter⸗ körper nebſt den befiederten Beinen weiß und dieſe daher im Fluge auch wieder von der Rauchſchwalbe (H. rustica), die im Innern der Gebäude niſtet, leicht zu unterſcheiden. | Die Erdſchwalbe iſt in hieſiger Gegend ziemlich zahlreich vorhanden und wird an allen Lehmabhängen, Sandbergen und tiefen mit ſteilen Böſchungen ver⸗ ſehenen Fahrwegen ſowie an allen Löchern, wo nur etwas Waſſer vorhanden iſt, brütend angetroffen. Am 6. Juli beſuchte ich eine ihrer größeren Kolonien am Teupitzſee; die Vögel hatten an dieſem Tage faſt insgeſammt flügge Junge, die ganz vorn in ihren Neſtlöchern ſaßen, um Speiſe, welche die Alten ſehr fleißig zutrugen, ſchnell und fleißig in Empfang nehmen zu können. Vielleicht mochten ſie auch ſchon ein wenig Umſchau halten und die Gegend ſehen und kennen lernen wollen, in welcher ſie ſpäter, in Gemeinſchaft mit ihren Eltern, ihre Segelübungen abhalten und In— ſekten jagen ſollten. Kaum aber, daß ſie mich merkten, retirirten ſie ſchleunigſt rücklings weit in ihre Neſthöhlen hinein, die ihre Eltern mit ihren winzig kleinen Schnäbelchen ſelbſt meiſeln — wie man jagt mit großer Geſchwindigkeit —, ſo weit, daß mein Arm ſie nicht erreichen konnte. Es herrſchte ein Leben hier, wie in einem aufgerührten Bienenſchwarme. — 190 — An demſelben Tage ſah ich auf dem Weg vom Teupitzſee nach Neuendorf, ganz nahe bei der Mittelmühle und dicht am Mühlenteiche eine andere, aber nur kleine Erdſchwalben⸗Niſtkolonie, die vielleicht von den Vorübergehenden vorher gar nicht bemerkt oder beachtet wurde. Zum Neubau eines der gedachten Kolonie gegenüberſtehenden Hauſes am Fahrwege, war nämlich an dieſer Stelle Sand abgekarrt worden, und dadurch eine ſteile Anhöhe entſtanden, und hatten ſich nun die Erdſchwalben dieſe Sandwand zu Nutze gemacht, obwohl ſchon einiges Brombeergeſträuch darüber hin gewachſen war. Auch hier lugten die jungen, faſt flüggen Erdſchwalben vom Rande ihrer Neſthöhlen hervor, huſchten aber ebenfalls eiligſt rückwärts, als ich zu den Löchern heran trat. Ich machte hier noch die Bemerkung, daß die alten Erdſchwalben nicht bloß über dem Mühlenteich auf- und abflogen, ſondern ſich auch über dem ringsum ſtehenden Getreide umher trieben und daß ſie nicht allein die kleinen fliegenden Inſekten haſchten, ſondern auch, gleich den andern Schwalben, die auf den Roggen⸗ ähren ſtill ſitzenden, wahrſcheinlich allerlei Schmetterlinge, Fliegen und Käferchen wegfingen. Als dieſe Erdſchwalben einigemale ganz in meiner Nähe eines der ge⸗ nannten Inſekten von einer Kornähre wegſchnappten, ſah ich ſehr deutlich, daß die betreffende Aehre jedesmal wie ein Bäumchen hin und her wackelte, als wenn ſie geſchüttelt oder angeſtoßen worden wäre. Wer möchte berechnen, wie viel Mücken, Schnaken, Fliegen, Hafte (Eintags⸗ fliegen), Waſſermotten, Waſſerwanzen eine Erdſchwalbe in der Zeit ihres vier⸗ monatlichen Aufenthaltes bei uns zu eigen nimmt! Allerdings hat auch dieſer kleine Inſektenfänger, wie die Nachtſchwalbe und wie alle anderen Schwalbenarten einen, wenn auch ſehr kleinen, ſo doch ſehr breiten Schnabel mit ſehr weitem Rachen, dazu außerordentlich ſcharfe Augen, dennoch aber iſt es zu bewundern, daß das Thierchen, während es pfeilſchnell durch die Lüfte ſchießt, gleichzeitig mit eben ſolcher Gewandtheit die fliegenden Inſekten auf⸗ zugreifen vermag. Einmal ſah ich, daß eine Erdſchwalbe einen kleinen Schmetterling, auf welchen ſie einen Fehlſtoß that, ruhig fliegen ließ, ohne gleich darauf eine zweite Attaque zu machen. Ueber ſitzenden Inſekten rüttelt ſie einen Moment. Die zarten Eier dieſes Vogels ſind weiß und leicht zerbrechlich. Die Kunſt des Geſanges verſteht die Erdſchwalbe nicht. Auffallend iſt es, daß ſich in hieſiger Gegend die Erdſchwalben von Jahr zu Jahr vermehrt haben, obwohl ich mitunter eine Verminderung derſelben befürchtete, indem nämlich durch Abtragen der Sandberge und Ausheben des Lehmlagers auf den Grundſtücken unſerer Ziegeleien, mit einem Schlage ganze Kolonien zu Grunde gerichtet worden ſind und außerdem alljährlich eine Menge Bruten derſelben durch die dumme Neugierde der Ziegeleiarbeiter, einige auch wohl durch den Unverſtand nicht ſchulpflichtiger Kinder umkommen. Von den Mehl- und Rauchſchwalben haben — beiläufig bemerkt — in dieſem Jahre nur wenige Paare ſich hier angebaut. Bei weitem der größte Theil der im Früh⸗ jahre aus dem Süden zurückgekehrten Schwalben iſt verhungert. Als dieſelben bereits hier angelangt waren, kam noch Schneefall, Froſt, Unwetter, was zur Folge hatte, daß — 191 — viele der entwickelten Inſekten zu Grunde gingen oder in ihren Verſtecken zurück blieben oder vom Schnee verdeckt wurden, und da die Schwalben einen Rückzug nicht unternahmen, weil, ſo glaube ich, dieſelben einen Rückzug niemals unter⸗ nehmen, jo mußten fie wegen Mangel an Nahrung ermatten und umkommen. Verhungerte und ermattete Schwalben wurden im Frühjahre in hieſiger Gegend auf dem Schnee allenthalben aufgefunden, ſehr viele namentlich in Wünsdorf. Aber auch die abgematteten waren nicht zu retten. Von zweien derſelben, die meine Kinder, im Schnee hockend, auf der Dorfſtraße ergriffen hatten und von einer, die ich ſelbſt auf einem Waldwege (nach Jachzenbrück) gefunden hatte, weiß ich, daß dieſelben in der warmen Stube zwar wieder anſcheinend mobil wurden, aber ihres Flugvermögens beraubt blieben und bald ſtarben. Züchtungs⸗Verſuche mit einigen deutſchen Vogelarten. Briefliche Mittheilungen des Prof. Dr. K. Th. Liebe an den Reg.⸗Rath von Schlechtendal. Meine diesjährigen Züchtungsverſuche haben ſich theilweis mit recht gutem Er- folg belohnt. Hören Sie zuerſt, wie es mit den Haubenlerchen ging: — Von dem Pärchen, welches voriges Jahr bei mir dreimal legte und zwei Bruten aufbrachte, ſtarb leider das Weibchen im Spätherbſt, nachdem es nach überſtandener Mauſer nochmals gelegt und Anſtalt zum Brüten gemacht hatte. Solche Erſcheinungen haben darin ihren Grund, daß die domeſticirten Vögel, und zwar vor allen die ſich ganz oder theilweis von Kerbthieren nährenden, von uns zu nahrhaftes Futter erhalten. (Dieſes Jahr habe ich noch vor überſtandener Mauſer die Paare getrennt und in große Flugkäfige untergebracht, wo ſie bei hinreichendem Flugraum beſcheidenes Futter erhalten.) — Sehr dringliche Arbeiten traten fortwährend hin- dernd dazwiſchen, ſo daß ich mir nicht einmal ein wildgefangenes Weibchen zu dem ledigen Männchen verſchaffen konnte. In der Noth brachte ich voriges Frühjahr ein Männchen aus der erſten und ein Weibchen aus der zweiten Brut von 1878 zuſammen und das alte Männchen mit einem Weibchen aus der erſten Brut. Das Geſchwiſterpaar, obſchon aus verſchiedenem Gelege ſtammend, baute zwar zu ver- ſchiedenen Malen ein lüderliches Neſtchen auf, brachte es aber nicht einmal zum Legen. Dagegen ſchichtete ſich das zweitgenannte Paar auf dem Boden unter einem ſchützenden Tannenzweige ein ſehr hübſches Neſt zuſammen, brachte eine Brut glücklich auf, und brachte es in einem Neſtchen daneben ſodann noch zu einer zweiten Brut, von der aber in Folge eines ſpäter zu erwähnenden Uebelſtandes nur ein Junges leben blieb. Dieſe Jungen ſind zu geſunden Vögeln herangewachſen, die durch ihr ſchmuckes Aeußere und durch ihren gewandten Flug innerhalb des Flugbauers das Auge des Kenners feſſeln. Alle Beobachtungen, über welche ich voriges Jahr in dieſer Monatsſchrift berichtet habe, fanden dieſes Jahr ihre Be— ſtätigung, — nur daß das alte Männchen ſich bei der Fütterung der Jungen mehr direct betheiligte wie voriges Jahr. — Das Ergebniß aller dieſer Verſuche iſt ein — 192 — derartiges, daß man die Haubenlerche zu Züchtungsverſuchen und überhaupt zur Domeſticirung nicht dringlich genug empfehlen kann. Junge Zeiſige erhielt ich diesmal nicht mehr von einem alten Paar, welches ſchon ſeit Jahren bei mir gebrütet und die Jungen groß gezogen, ſondern von einem einjährigen Weibchen und einem zweijährigen Männchen, die beide in der Gefangenſchaft geboren und von denen ich nicht weiß, um wieviel Generationen ihre wildgefangenen Ahnen zurückzudatiren ſind, da ich über meine Zeiſigzuchten leider nichts in das Notizbuch eingetragen habe. — Auffällig iſt mir immer die Schmiegſamkeit geweſen, mit der junge Vögel ſich in ihrem Neſt zuſammen zu ſchichten wiſſen, wenn auch hie und da einmal die Enge der Wiege an dem Zurück⸗ bleiben eines oder zweier Jungen ſchuld iſt. Bei den Zeiſigen iſt dieſe Gabe der Einſchmiegung aber geradezu wunderbar. In einem Neſtchen, deſſen innerer Napf⸗ rand nach dem Ausfliegen nur 45 Millimeter Durchmeſſer hatte, herbergten 5 Junge, die trefflich gediehen, und von denen trotz ihrer Unruhe kein einziges vor dem Ausfliegen herunterfiel. — Die zweite Brut ward durch Mäuſe zerſtört. Dieſe abſcheulichen Gäſte waren auch Urſache, daß meine Girlitze (Serinus hortulanus), ein einjähriges wildgefangenes Pärchen, nicht fortbrüteten. Dieſelben hatten ſich dicht an das Gitter ein recht hübſches feſtes Neſt gebaut, welches einem Zeiſigneſt ausnehmend glich, und hatten es mit 4 Eiern belegt. Leider waren die Vögel, wahrſcheinlich weil es einjährige, alſo noch junge Thiere waren, erſt Mitte Auguſt zum Niſten vorgegangen, und das war gerade die Zeit, wo die eingewander⸗ ten Mäuſe ſich unmerklich zur ſchädlichen Plage vermehrt hatten. So wurde das Weibchen, welches ſehr furchtlos und feſt brütete, mehrmals in der Nacht geſtört und verließ zuletzt die öfter erkalteten Eier. — Soviel auch über die Beſeitigung jener niederträchtigen Nager berathen und geſchrieben worden iſt, — ein ſicheres und durchgreifendes, in den Vogelſtuben und Flugbauern anwendbares Vertilgungs⸗ mittel gibt es bis dato nicht. Nur die ganz Jungen gehen in ſolche Fallen, welche den Vögeln ungefährlich ſind, und zwar nur dann, wenn man über Nacht das Vogel⸗ futter beiſeite ſetzt. Dann aber rumoren die alten Mäuſe um ſo ärger während der Nacht und richten ſo erſt recht Schaden an. — Prohibitivmaßregeln ſind noch das beſte: Vollſtändiges Vergiften vor dem Einwurf im Frühjahr und Blechbeſchläge. Von zwei Paar Goldammern, jung aufgezogenen einjährigen Thieren, erhielt ich verſchiedene Bruten, von denen aber nur die erſten glücklich aufwuchſen, da bei den ſpäteren Bruten die Mäuſe wieder ihre verderbliche Rolle ſpielten. Die Jungen jener erſten Brut ſind aber trefflich gediehen, und haben die Männchen nach der Mauſer prächtig hochgelbe Köpfe bekommen (vgl. Brehms „Gefangene Vögel“ I, 565). Die brütenden Goldammerweibchen ſitzen auch in der Gefangen⸗ ſchaft außerordentlich feſt und ſchleichen ſich, wenn man ſie von den Eiern ſcheucht, geradeſo nach Mäuſeart ſchlüpfend vom Neſt hinweg wie im Freileben. ug, Exotiſche Tauben Von R. Landauer. Kein Feld der geſammten Vogel-Liebhaberei iſt jo ſchwach bebaut, als das der ausländiſchen Tauben und doch verdienen dieſelben in jeder Beziehung unſere Aufmerkſamkeit. Zeichnen ſich dieſelben gerade nicht durch hervorragende Geiſtes— gaben aus, ſo entſchädigen ſie doch wieder durch Anſpruchsloſigkeit in Bezug auf Futter und Pflege und durch ihre Ausdauer in der Gefangenſchaft. Der An— kaufspreis iſt dabei im Verhältniß zu dem anderer exotiſcher Vögel ein ziemlich billiger. Zur Zucht und Pflege der fremdländiſchen Tauben gehört vor Allem allerdings viel Geduld, namentlich bis ſie ihren Pfleger kennen, dann erlebt man aber viel Freude an ihnen. Ein großer Theil der Tauben zeichnet ſich durch prachtvolles, farben— reiches Gefieder aus und auch die Artenzahl iſt durchaus nicht ſo klein, als man ge— wöhnlich annimmt. Ruß zählt allein ſchon 67 Arten auf, die auf den europäiſchen Vogelmarkt gelangt ſind, aber zum großen Theil bis jetzt wenig Liebhaber gefunden haben. Wenn ich an dieſer Stelle den verehrlichen Vereinsmitgliedern Tauben zur Anſchaffung empfehle, ſo bin ich ſicher, daß man dieſe Empfehlung als gerechtfertigt erkennen wird und glaube ich außerdem behaupten zu dürfen, daß jede, auch die geringſte Beobachtung von Werth für die Wiſſenſchaft ſein wird. Unſere Literatur über die fremdländiſchen Tauben iſt noch wenig zahlreich. Die Beſchaffung der Täubchen und Tauben ſelbſt dürfte für die Importeure mit wenig Schwierig⸗ keiten verbunden ſein, weil ſie da, wo ſie vorkommen, meiſtens auch in größerer Menge erſcheinen. Es geht übrigens bei den Tauben wie bei andern Vögeln: aus Beobachtung eines Paares läßt ſich kaum ein Schluß auf die ganze Art ziehen, alles kommt darauf an, ob ſie jung dem Neſt entnommen oder wild aufgewachſen ſind. Von letzteren glaube ich nie Nachzucht erwarten zu dürfen. Unter meinen Tauben ſteht bei mir obenan ein Pärchen auſtraliſche Schopf⸗ tauben (Turtur Lophotes). Ich verweiſe bezüglich der Beſchreibung ganz auf Brehms „Thierleben.“ Mit Recht ſagt derſelbe: „Liebhabern ausländiſcher Thiere darf ſie warm empfohlen werden“. Gleichgültig gegen Alles, was um ſie herum vorgeht, iſt ſie zutraulich gegen ihren Pfleger und dabei im Ver⸗ hältniß zu ihrer bewunderungswürdigen Geſtalt und der beſondern Schönheit ihres Gefieders nicht theuer. Von London aus gelangt dieſe herrliche Taube öfters in den Handel. Die Goldkäfertaube (Chalcophaps indica) zeichnet ſich durch die Farbenpracht ihres Gefieders aus und es iſt dankenswerth, daß der Verein dieſelbe kürzlich zur Verſteigerung angekauft hat. Bekanntlich hat dieſe Art Dr. Ruß bereits gezüchtet. Mein Paar benimmt ſich leider noch außerordentlich dummſcheu, ſo daß ich vor der Hand auf Nachzucht verzichten muß und froh bin, wenn ſie ſich die Köpfe nicht einſtoßen.“) Wenn nun Dr. Ruß gerade von dieſer Art öfters Nachzucht in der Vogelſtube erhalten hat, ſo iſt es ein weiterer Beweis dafür, daß es auch bei Tauben auf die Erziehung ankommt, die ſie in der Jugend * Anm. Die vier Stück Goldkäfertauben, welche ich kürzlich von Dr. Platen erhielt, ſind ganz zahm; eine, beſonders zahme, frißt aus der Hand. v. Schl. — 194 — genoſſen haben, beziehentlich darauf, in welchem Alter dieſelben in die Gefangenſchaft gerathen find. Aehnliches weiß ich von meinen Sperlingstäubchen (Chamaepelia passerina) zu berichten. Mein erſtes Pärchen war jo ſcheu und ängſtlich, wie man ſich nur einen Vogel denken kann, und ein Männchen, das ich jetzt beſitze iſt da⸗ gegen ſehr zahm und zutraulich. Daſſelbe hat einige Freundſchaft mit einem Schuppentäubchen (Chamaepelia squamosa) geſchloſſen, das ſich ebenfalls ganz ruhig und verſtändig in der Vogelſtube benimmt. Beide letztere bauten gemeinſam heuer im Monat Mai ein Neſt, ohne jedoch Eier zu legen. Das Sperbertäubchen (Geopelia striata) wird in Java oft im Käfige gehalten; auch ihm möchte ich ein Plätzchen im deutſchen Käfige verſchaffen, ſein hübſcher Ruf, — ich kann ihn nicht beſchreiben, er klingt ſo eigenthümlich, daß ich ihn mit keinem andern Taubenruf vergleichen kann —, ſichert ihm allein ſchon das Recht zu, ein lieber Hausgenoſſe uns zu werden. Zutraulich iſt fernerhin das Cubatäubchen (Starnoenas cyanocephala), über deſſen Freileben bis heute noch ſehr wenig bekannt iſt. Die Perlen unter meinen kleinen Täubchen find aber doch die Diamanttäubchen (Geopelia cuneata), die ich neuer⸗ dings durch Jamrach erhalten habe. Ruhig und zahm, werden ſie erſt gegen Abend munter und laſſen namentlich Nachts ihren Ruf erſchallen: ſie ſind jeden⸗ falls die ſchönſte Erſcheinung unter den kleinen Täubchen. Ruß nennt das Diamanttäubchen „ein überaus liebliches und empfehlenswerthes Vögelchen“ und hat vollkommen Recht. Wer gerne Turteltauben züchtet, für den bietet ſich in der blauflügelichen Lachtaube (Turtur intercedens) eine liebliche, ausgiebig züchtende Art, die im Brüten unermüdlich iſt. Vielleicht gelingt mir eine Kreuzung von der weißen italieniſchen Lachtaube und dieſer. Auch die italieniſche Lachtaube, namentlich die direkt eingeführte, kann ich ſehr empfehlen. Ich wollte dieſe kleinen Bemerkungen nur deßhalb veröffentlichen, um zu be⸗ weiſen, daß auch dieſes Feld der exotiſchen Stubenvögel nicht undankbar iſt und die Tauben nicht minder großes Intereſſe bieten als die Papageien oder die Prachtfinken. Kleinere Mittheilungen. Das neue Buch der Welt betitelt ſich ein im Verlag von Julius Hoffmann in Stuttgart erſchienenes Werk, das ſeines reichen und gediegenen Inhalts wegen warm empfohlen werden kann. Für „Alt und Jung“ beſtimmt, dürfte es ganz beſonders für die heranwachſende Jugend als Weihnachtsgeſchenk ſich eignen. Aus der Fülle des Gebotenen heben wir hier nur diejenigen Aufſätze hervor, welche die Vogelwelt zum Gegenſtande haben. Unter dieſen iſt beſonders beachtenswerth eine Arbeit von Dr. B. Altum über „Unſere Droſſeln“. Altum zeigt ſich in ſeiner Schilderung dieſer Vögel als begeiſterter Droſſelfreund. „Stelle man“ — ſagt er — „einem Künſtler die Aufgabe einen Vogel, deſſen ſämmliche Körpertheile in möglichſt harmoniſchen, in möglichſt proportionirten Verhältniſſen zu einander ſtehen, alſo einen Vogel in reinſtem Ausdrucke auf der Leinwand zu entwerfen, er wird nicht umhin können, mehr oder weniger die Geſtalt einer Droſſel darzuſtellen. Die BR Droſſel ſcheint mir in jeder Hinficht den „„Vogel an ſich““, wie ein Philoſoph ſich ausdrücken würde, zu repräſentiren.“ Altum begründet dieſe Anſicht in einer längern, geiſtreichen Ausführung und kommt dann auf den großen Nutzen zu ſprechen, den die Droſſeln — abgeſehen von ihrem Verzehr ſchädlicher Kerbthiere (namentlich der Schnecken und nackten Raupen) — hauptſächlich dadurch ſtiften, daß ſie die gröbern unverdaulichen Theile der Beerenfrüchte, alſo die lederigen Hülſen und ſteinigen Kerne derſelben, wieder auswerfen. Vorzugsweiſe haben wir es nach Altum den Droſſeln zu verdanken, daß unſere Wälder ſowohl bodenſchützendes, als in hohem Grade zierendes Unterholz, wie z. B. Traubenkirſche, Faulbaum, Kreuzdorn, Hollunder, Weißdorn, Wachholder, Epheu, Schneeball, Ebereſche u. ſ. w. beſitzen. Wir möchten dieſe kleine Altum'ſche Abhandlung, der eine farbige Abbildung der ſechs in Deutſch— land brütenden Droſſelarten beigegeben iſt, unſern Mitgliedern recht ſehr zur Durch: ſicht empfehlen — vielleicht wird Mancher, der jetzt noch für die alte Unſitte des herbſtlichen Dohnenſtiegs eintritt, doch noch zu der Ueberzeugung gelangen, daß der Maſſenfang der Droſſeln für die Küche — trotz aller dafür vorgebrachten, mir ſehr wohlbekannten — Gründe ein großes Unrecht iſt. Eine ſehr anziehende Schilderung des Haſelhuhns hat unter der Ueberſchrift „Verborgenes Waldleben“ Dr. W. Wurm gegeben. Auch von unſerm Vereinsmitgliede A. Göring und von Dr. K. Ruß finden wir in dem mit Farbendruckbildern und ausgezeichneten Holzſchnitten (nach Aquarellen und Zeichnungen von A. Göring, F. Specht, Leutemann, Emil Schmidt u. A.) reich ausgeſtatteten Werke Aufſätze ornithologiſchen Inhalts. Daß außer den Vögeln, auch Säugethiere, Amphibien und Inſekten in Bild und Schilderung dem Leſer vorgeführt werden und daß dazwiſchen auch Erzählungen ſowie Aufſätze, geographiſchen, ethnographiſchen und ſonſtigen Inhalts geboten werden, ſei der Voll⸗ ſtändigkeit wegen hier bemerkt, ſchließlich rühmend aber noch beſonders hervor— gehoben, daß wir vielfach in dem „Neuen Buch der Welt“ das Streben gefunden haben, Liebe zur Thierwelt bei dem Leſer zu erwecken und den Schutz dieſer unſerer Mitgeſchöpfe demſelben an das Herz zu legen. v. Schl. Die Vogel⸗Ausſtellung des „deutſchen Vereins für Vogelzucht und Accli— matiſation“ (Aegintha) in Berlin, auf die wir bereits in der vorigen Nummer auf— merkſam gemacht haben, iſt in den Berliner Zeitungen ſo verſchiedenartig beurtheilt worden, daß es angezeigt erſcheint, einen kurzen unparteiiſchen Bericht hier zu geben. Zunächſt darf die Geſammt⸗Anordnung unbedingt gelobt werden: die an ſich prächtigen Ausſtellungsräume waren noch angemeſſen durch Nadelholz decorirt worden und machten einen durchaus angenehmen Eindruck. Ebenſo fehlte es unter den ausgeſtellten Vögeln — wenn deren Zahl auch hinter der früherer Ausſtellungen zurückſtand — nicht an ſeltenen und beachtenswerthen Erſcheinungen. Für Kenner nenne ich z. B. den ſchwarzen Kakadu (Mieroglossus aterrimus) und den Schwarz— ſchulter⸗Edelpapagei (Eelectus megalorrhynchus), die Nanday- und Blauſtirnſittiche (Conurus Nanday und C. haemorrhous) des Herrn Möller, die blauen Biſchöfe (Goniaphea coerulea), die Rothflügelſittiche (Platycercus erythropterus), den Maskenſittich (Plat. personatus) und den Gambia-Papagei (Pionius Gulielmi) des Frl. Hagenbeck, die Granatfinken (Uraeginthus granatinus) des Herrn Schütt, — 196 — die gezüchteten Steinhühner (Caccabis saxatilis) des Herrn Grafen Douglas, die gezüchteten Zaukönige des Herrn Bohnenſtengel, die gezüchteten fremdländiſchen Enten (Dafila spinicauda, Querquedula brasiliensis, Anas babamensis, Anas poeeilorhyneha und Casarca variegata) des Herrn Etienne Libſig (Faſanenmeiſter zu Chateau de Beaujardin bei Tours). Eine zweckmäßige, anſcheinend aber noch nicht genügend bekannt gewordene Neuerung war auch der Wegfall der ſonſt üblichen Proviſion von 10% zu Gunſten der Vereinskaſſe. Der Katalog zeigte 2 Ab⸗ theilungen: I. Vögel, II. Gegenſtände zur Vogelpflege ꝛc. und Präparate. Inner⸗ halb dieſer Abtheilungen waren diesmal für die Anordnung des Stoffes lediglich die Namen der Ausſteller maßgebend. Dieſe waren alphabetiſch geordnet und waren hinter jedem Namen eines Ausſtellers die von demſelben ausgeſtellten Gegenſtände aufgeführt, wie dies z. B. bei den Catalogen der Gemälde-Ausſtellungen der Fall zu ſein pflegt. v. Schl. Allerlei Futtermittel für gefangene Vögel. In dieſem Jahre traten in unſern Gegenden zwei Schmetterlings-Arten ſo häufig auf, daß es möglich wurde, dieſelben in größerer Menge als Futter für gefangene Vögel zu verwenden. In den Kiefernwaldungen war es der große Kiefernſpinner (Gastropacha pini), ein großer dickleibiger Nachtſchmetterling, auf den Rübenfeldern die Gamma- oder Yp⸗ ſilon-Eule (Plusia gamma), ein kleinerer auch bei Tage fliegender Nachtſchmetter⸗ ling. Durch die gütige Vermittelung des Herrn Forſtmeiſters von Krogh hierſelbſt erhielt ich von dem Förſter Herrn Müller zu Dobra eine größere Menge Kiefern⸗ jpinner- Puppen in ihren Geſpinnſten. Ich nahm zunächſt einige Puppen aus den letztern heraus und bot ſie verſchiedenen Vögeln an. Sie wurden von dieſen auch meiſt angenommen, doch fanden ſie nicht in dem Grade Beifall, wie ich erwartet hatte. Zum Theil mochte die — wenn auch geringe — Behaarung der Hinterleibs⸗ ringe, zum Theil der Umſtand ſchuld ſein, daß viele Puppen von angeſtochenen Raupen herrührten und in denſelben ſtatt der werdenden Schmetterlinge häßliche Fliegenmaden ſich befanden. Ich beſchloß daher, die Puppen ruhig in ihren Ge: ſpinſten zu laſſen und das Auskriechen der Schmetterlinge abzuwarten. Dies Ver⸗ fahren ergab ſich denn auch als das zweckmäßigere. Mit Begierde fielen meine Heher, Heherdroſſeln, Staare, Bülbüls, Cardinäle, Biſchöfe u. ſ. w. über die dickleibigen Schmetterlinge her und würgten zum Theil ſogar die Flügel mit her⸗ unter. Auch mein grünſchnäbeliger Pfefferfreſſer gehörte zu den Vögeln, welche ſelbſt den dickſten Kiefernſpinner ſtets ganz verſchluckten. Hatte der Pfefferfreſſer den Schmetterling mit ſeinem Schnabel erfaßt, ſo hingen meiſt die Flügel auf den beiden Seiten heraus — ſehr bald folgte dann aber ein kräftiger Schluck und der Schmetterling war ſpurlos verſchwunden. Als beſonders leiſtungs⸗ fähig zeigte fich ein Braminenſtaar (Pemenuchus sinensis), der trotz feiner ges ringen Größe mit Vergnügen mehrere Kiefernſpinner herabzuwürgen pflegte und ſofort mit begehrlichem kuit⸗kuit am Gitter erſchien, wenn er merkte, daß ich mit Schmetterlingen mich nahte. Auch der ſchöne amerikaniſche Blauheher (Cyano- eitta cristata), der ſonſt gleich großen oder größeren Vögeln gegenüber ſehr feige iſt, ſtürzte ſich — wenn Kiefernſpinner gereicht wurden, ſofort unter die mit — 197 — ihm zuſammenwohnenden Hirtenſtaare (Acridotheres), um ſeinen Theil an der Beute zu erwiſchen. Unſtät flog er dann, den Schmetterling im Schnabel haltend, eine Zeit lang im Käfig umher, bis er glaubte, ein ſicheres Plätzchen gefunden zu haben, wo er ſein Opfer unter den Fuß nehmen und ſtückweiſe verzehren konnte. Von der Gamma⸗Eule, deren plötzliches maſſenhaftes Auftreten die Beſorgniß unſerer Landwirthe in nicht geringem Grade wachgerufen hatte, erhielt ich durch Herrn Poſthalter Findeis hier eine Partie Raupen und Puppen. Auch hier wartete ich das Auskriechen der Schmetterlinge ab und verfütterte dieſe. Sie wurden eben- falls von den genannten Vögeln mit Begierde gefreſſen und waren, — da grade die Mehlwürmer etwas knapp wurden, — längere Zeit hindurch eine vortreffliche Aushülfe. Ob die Gamma⸗Eule auch im nächſten Jahre wieder maſſenhaft erſcheinen wird, darf ſehr fraglich ſein. Daß der Kiefernſpinner ſich in Menge wieder zeigen wird, kann dagegen mit ziemlicher Wahrſcheinlichkeit angenommen werden. Kann und will man nun die eine oder die andere Schmetterlingsart zum Zweck der Verfütterung ſich ſammeln laſſen, ſo iſt es jedenfalls am zweckmäßigſten, wenn die Puppen in den Geſpinſten gelaſſen, zwiſchen etwas Moos verpackt, und in einem feſten Cigarrenkiſtchen verſandt werden. Da die Puppen leicht abſterben, jo iſt es nothwendig, daß beim Sammeln und Verpacken derſelben behutſam ver: fahren wird. Für die Körnerfreſſer it kürzlich von Carl Gudera in Wien ein aus Egyp- ten eingeführtes Futtermittel empfohlen worden. Nach der mir überſandten Probe beſteht daſſelbe in den Samen des Saflor (Caxthamus tinctorius), einer aus Egyp⸗ ten ſtammenden, aber auch in einzelnen Gegenden Deutſchlands angebauten diſtel— artigen einjährigen Pflanze mit ſafrangelben Blüthenköpfen. Der Saflor liefert bekanntlich einen rothen Farbeſtoff. v. Schl. — . —[1j 3 ——:s Unterſuchungen kranker und geſtorbener Vögel. Von Prof. Dr. F. A. Zürn. 1. Herrn B. “) in Leipzig: Eingeſandt ein Vogel, angeblich Museipeta eris- tata, fem. Beſten Dank für Ueberlaſſung dieſes Vogels. Er litt an der ſog. Fuß⸗ räude. Das Thier war früher von Ihnen an Frau G. verkauft worden. Unter den Hühnern der genannten Dame herrſcht ſchon lange die Fußräude. Ob die Milben, welche dieſen Fußausſchlag hervorrufen (Sarcoptes mutans, Knemidocoptes viviparus) von den Hühnern auf den Webervogel ““) übertragen wurden, oder die Fußräude als originäre Krankheit bei dieſem Afrikaner vorkommt, muß vorläufig unentſchieden bleiben. Sehr intereſſant iſt jedenfalls das Vorkommniß. Herr Stud. *) Anm. Die Herren Einſender geſtorbener oder kranker Vögel werden gebeten, ihren Namen anzugeben. v. Schl. *) Anm. War der räudekranke Vogel ein Webervogel, ſo iſt deſſen Beſtimmung als Mus- cipeta cristata unrichtig. Muscipeta cristata iſt der gehäubte Fliegenfänger, ein afrikaniſcher, m. W. lebend bisher noch nicht eingeführter Vogel. v. Schl — 198 — Nörner hier wird in einer Zeitſchrift nächſtens Eingehenderes über den Fall be⸗ richten. | 2. Herrn W. Thienemann in Zangenberg. Eingeſchickt ein Weibchen Schwanengans (Anser cygnoides, fem.). Hochgradige Lungentuberkuloſe. Die Krankheit wird vererbt worden ſein. 3. Herrn A. Frenzel in Freiberg i. S. Eingeſandt ein Weibchen blau⸗ ſcheiteliges Papageichen (Coryllis galgulus, fem.). Wieder Darmentzündung, durch zahlreiche Pſoroſpermien herbeigeführt. 4. Herrn A. Huber in Baſel. Eingeſandt ein Männchen Wiedehopf (Upupa epops, mas.). Außer Ueberfüllung der Lungen und des Gehirns mit Blut konnte nichts Abnormes aufgefunden werden. 5. Herrn H. in Leipzig. Eingeſandt drei Tauben. Die Brieftaube, welche ſchon ſeit einem Jahre ſchwer athmete, zeigte bei der Section einen chroniſchen Bronchialkatarrh, in den Lungen waren eine große Menge Kohlenrußmolekel, eben⸗ ſo im Schleim der Bronchien. Hatte das Thier Gelegenheit, Ruß einathmen zu müſſen? Die Tauben mit den Knoten an den Flügeln haben keine ſog. Gichtknoten, ſondern die Geſchwülſte unter der Haut, welche die gelben, käſigen Maſſen enthalten, ſind durch runde Gregarinen hervorgerufen. Die ſchnell geſtorbene Taube hatte Darmentzündung, hervorgerufen durch runde Gregarinen (Pſoroſpermien). 6. Herrn v. Schlechtendal in Merſeburg. Eingeſandt ein Männchen roſen⸗ brüſtiger Kernbeißer (Coccoborus ludovicianus, mas.). Das Thier war unmäßig fett, was man nach ſeinem Aeußern kaum annehmen konnte. Ganze Haufen von Fett in der Bauchhöhle, ebenſo unter dem Bruſtfell. Die Lunge war ungewöhn— lich klein, ebenſo der Magen von auffällig geringem Volumen. Zu gutes Futter wird erſt die Fettſucht erzeugt haben und weiches Futter den kleinen Magen. Ge⸗ fangenſchaft und Druck der Fettpolſter unter dem Bruſtfell auf die Lunge haben letztere nicht genügend functioniren und entwickeln laſſen. Anmerkung des Beſitzers. Ich bin ein beſonderer Freund der roſenbrüſtigen Kernbeißer und beſitze zur Zeit noch zwei tadelloſe Pärchen. Der Geſtorbene war ein überzähliges Männchen, welches ich von C. Reiche in Alfeld bezogen hatte. Urſprünglich brachte ich es in einen Käfig, den noch ein Hüttenſänger, ein Mantelkardinal und zwei Safranfinken bewohnten. Die kleinen ſehr bösartigen Safranfinken ſetzten dem großen, friedfertigen, ſchüchternen Kernbeißer aber ſo zu, daß ich ihn mit blutig gebiſſenen Kopf herausnehmen mußte. Ich geſellte ihn nun einem rothrückigen Stirn⸗ vogel (Cassicus haemorrhous) bei, der an einem Fuße eine empfindliche Stelle hatte, ſo daß er ſich im Ganzen ſehr ruhig verhielt und auch unruhige Geſellſchaft nicht brauchen konnte. Beide Vögel vertrugen ſich vortrefflich. Obſchon der Käfig ſehr geräumig war, zog der Kernbeißer es doch vor, ſich ebenſo ruhig zu verhalten, wie ſein Käfiggenoſſe mit dem Hühnerauge. Für letzteren ſtand ſtets ein Näpfchen mit Weichfutter, Roſinen und Corinthen bereit, für erſteren ein Näpfchen mit ver⸗ ſchiedenen Sämereien. Jeder Vogel erhielt auch täglich einige Mehlwürmer. Es war zudem juſt die Zeit des reifenden Hafers und der reifenden Sonnenblumenſamen. Beides ließ der Kernbeißer ſich herrlich ſchmecken und wurde dabei fett, ohne daß ich eine Ahnung davon hatte. Erſt zwei Tage vor ſeinem Tode, als ich Morgens beiden das Futter brachte, fand ich den Vogel keuchend, er kam auch nicht ſofort zum Futternapf, wie das ſonſt ſeine Sitte war. Als ich indeß nach einiger Zeit wieder zu ihm kam, war von jener Erſcheinung nichts mehr wahrnehmbar. Auch am Tage darauf keuchte er nicht und holte ſich ſoſort ſeine beiden Mehlwürmer, als ich das Futter⸗ nn näpfchen ihm hinſetzte. Am andern Morgen lag der Arme todt im Käfig. — Meine andern vier Kernbeißer leben in großen Flugkäfigen paarweiſe mit andern amerikaniſchen Vögeln zuſammen und ſind weniger in der Lage, ihrem Hange nach einem ruhigen, gemächlichen Leben allzuſehr Folge geben zu können. 7. Herren Schenk & Heide in Berlin. Eingeſandt ein Canarienvogel. Derſelbe war aus einem geheizten in einen kalten Raum geſtellt worden; bald nad dem ſaß er aufgebläht und ſtark athmend da, dagegen war die Freßluſt bis zum Ende rege. Sektionsreſultat und Todesurſache: Lungenentzündung. Anzeigen. Zu kaufen geſucht Jahrg. I. (1876) der Monatsſchrift. Zehrensdorf bei Zoſſen. Lehrer Stengel. Abzugeben: Schneefinken (Fringilla nivalis) à 5 Fres. = 4 c,; Alpen- Brannellen (Accentor alpinus) à 10 Fres = 8 M Zu kaufen geſucht: Hakengimpel (Pyrrbula enueleator), Carmingimpel (P. erythrina), Roſengimpel (P. rosea), Weißbinden-Kreuzſchnäbel (Loxia leuco- ptera), Bentelmeiſen (Parus pendulinus), Alpenmeiſen (P. borealis), Trauermeiſen (P. lugubris), Berglerchen (Alauda alpestris). St. Gallen (Schweiz). Paul Sidler. Zu kaufen geſucht: | Ein diesjähriger, guter, ganz fehlerfreier Cochinchina- Hahn. Abzugeben: Ein überzähliger ſchneeweißer Ganter von meinen Schwanengänſen (Anser eygnoides) im Umtauſch gegen eine Gans derſelben Art oder gegen Racehühner. gelbbunte à Stück 6 , Zebrafinken à Paar (Nichtgeſchwiſter) 8 /, blangrane Pfäffchen (vorzügliche Sänger), a Stück 7 4 50 6. Suche zu kaufen: 1 Wbch. Graugirlitz, 1 Wbch. kleiner Aubafink, mehrere Wbch. Coryllis galgulus, oder ſolche gegen Männchen umzutauſchen. Freiberg, Sachſen. A. Frenzel. Tauben⸗Verkauf. Ein Satz Engliſche Kropftauben (gelbweiß) 1878er u. 1879er Zucht hat zu verkaufen E. Hoefer, Weißenfels. — 200 OHARLES JAMRACH 180 St. George Street, E. LONDON, erhielt in den neueſten Sendungen: Barraband- Sittiche, Paar 60 %; Blutbauch-Sittiche, P. 60 %; Sinn Sittiche, P. 20 ; Pennant-Sittiche, P. 40 A; Port Lincoln - Sittiche, P. 60 ; Gras- Sittiche, P. 16 %; Mönchs-Sittiche, P. 15 , Jendaya-Sittiche, P. 50 Me: Weiß- ohr-Sittiche, P. 50 %; Rofa-Kakadıs, Stück 12 %; Gelbhauben-Kakadus, Stück 20 %; Weißhauben- Kakadus, St. 25 %; Graue Jako's, St. 20 %; Scharlach- Tanagra, St. 40 %; Organiſten, St. 25 %; Ariel-Tonkane, St. 80 %; Flamingo's, St. 160 ; Zebrafinken, Paar 6 %; Schilffinken, Paar 8 ; Sibiriſche Dom- pfaffen, St. 10 %; Roſengimpel, St. 15 ,; Seidenſchwänze, St. 10 ; Graue papageien, St. 20 .,; alben . 20 M, Die Handlung . N vn CARL ZEIDLER „ Halle /S. Töpferplan 10/11 (Leipziger Thurm) empfiehlt ihr reichhaltiges Lager ſprechender Papageien, Kakadus, Aras, Sittiche; aller Sorten Prachtfinken, Weber-Vögel c. Feine Harzer Kanarien⸗Noller, Nachtſchläger, getrennt von Exoten, mittlere und gewöhnliche; ferner gelernte Dompfaffen, 2 Lieder pfeifend. Alle Sorten elegante Käfige, verzinnte und lackirte, Geſangkäſten, Wiftkäften, Niſtmaterial und alle Futterarten; auch feine Stuben- Aquariums, mit und ohne Waſſerleitung, Muſcheln, Fiſche, Amphibien, Schild- kröten ꝛc. Alles zu billigſten Preiſen. Vogelfutter für alle in- und ausländiſchen Vögel. en gros & en detail. „Specialität.“ Feh. Woesch, Würzburg. Preisliſten gratis und franco. Mehlwürmer ohne Mehl ꝛc. gemeſſen pr. Liter 6 Verpackung gratis. Fch. Woesch, Würzburg. Redaction: E. v. Schlechtendal in Merſeburg. Druck von E. Karras in Halle. Verzeichniß der fümmtlihen Mitglieder Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. (Aufgeſtellt im Januar 1880.) Halle. Druck von E. Karras. Ehrenmitglied: Se. Durchlaucht Heinrich XIV. Reuß j. L., regierender Fürſt zu Gera. Wirkliche Mitglieder: A. Behörden und Vereine. Kaiſerliche Direction der Obſtbauſchule zu; 28. Landwirthſchaftlicher Verein im Kreiſe Neu⸗ Grafenburg im Elſaß. Königliche Direction der Wein- und Obſt⸗ bauſchule zu Geiſenheim. Königliche Direction des Bades zu Lauchſtädt. Magiſtrat zu Aſchersleben. 1 „Bitterfeld. 5 „ Buckau bei Magdeburg. 5 „Halle a S. u „Heldrungen. 5 „Neuſtadt⸗Magdeburg. 5 „Quedlinburg. " „ Sangerhaufen. " „Weißenfels. n „ Wittenberg a. E. „(Zeitz Direction der Realſchule in Eilenburg. 5 „ Stadtſchule in Eilenburg. Geflügel- und Vogelſchutz-Verein für Eis⸗ leben und Umgegend zu Eisleben. . Böhmiſcher Verein für Vogelſchutz in Prag. Georgen-Verein in Eiſenberg. . Halle'ſcher Vogelſchutz-Verein zu Halle. Landwirthſchaftl. Verein der Kreiſe Bitterfeld und Delitzſch. Landwirthſchaftlicher Verein in Cöthen. Landwirthſchaftlicher Verein in Eiſenberg. Landwirthſchaftlicher Verein für Eisleben und Umgegend in Eisleben. Landwirthſchaftlicher Verein in Hettſtädt. Landwirthſchaftlicher Kreis-Verein in Merſe⸗ burg. Landwirthſchaftlicher Verein zu Landsberg, Reg.⸗Bez. Merſeburg. RD NN e 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. haldensleben und Umgegend. Landwirthſchaftlicher Central-Verein für die Provinz Sachſen zu Halle. Leipziger Canarien-Züchter⸗Verein in Leipzig. Naturwiſſenſchaftlicher Verein in Freiberg in Sachſen. Naturwiſſenſchaftlicher und Gewerbe-Verein in Cöthen. Ornithologiſche Geſellſchaft in Baſel. Ornithologiſcher Central-Verein für Sachſen und Thüringen in Halle. Ornithologiſcher Verein in Stettin. Ornithologiſcher Verein in Würzburg. Ornithologiſcher Verein in Wien. Quedlinburger Verein für Geflügelzucht und Vogelſchutz in Quedlinburg. Thierſchutz⸗Verein in Langenſalza. 1 „ „ Dresden Thüringiſcher Verein für Geflügelzucht in Erfurt. Verein zur Beförderung der Landwirthſchaft und Gewerbe in Hohenzollern zu Sig⸗ maringen. Verein zur Beförderung der Landwirthſchaft zu Sondershauſen. Verein der Naturfreunde zu Cloſchwitz. „ Greiz. 77 n n 77 Plauen i. V. Verein für Naturkunde zu Zwickau. he „ Geflügelzucht zu München. Vogelkunde zu Arolſen. 5 „ Vogelſchutz und Vogelfreunde zu Cöthen. m 77 [22 75 — 3 Weißenfels. 0 — 54. Verein für Vogelkunde und Vogelſchutz in Wittenberg. 55. Verein der Thierfreunde in Würzburg. 56. Verſchönerungs⸗Verein in Weißenfels. 86. Herr Bethke, L., Banquier in Halle a. S. Freiherr von Beuft, auf Rittergut Brand. Bey, Hans, Maler in Leipzig. Beyer, Max, Oeconom in Halle. Beyling, W., Rittergutspächter in Bün⸗ dorf. Beyling, Amtmann in Paſſendorf. Bielau, Rittergutsbeſitzer zu Neu⸗Lönne⸗ witz. Bieler, Kammerdirector in Roßla. von Bismark, Königl. Domainenrath in Wittenberg. Blanke, Julius, Fabrikbeſitzer in Merſe⸗ burg. a Blankenburg, B. A., Fabrikant in Merſe⸗ burg. Blankenburg, O., Kaufmann in Merſe⸗ burg. Dr. Slafius, Rudolf in Braunſchweig. Bock, sen., Amtsvorſteher und Guts⸗ beſitzer in Klein⸗Schkorlopp. Bock, Rittergutsbeſitzer auf Dominium Neuhof. Frau Baronin von Vodenhauſen zu Lebuſa bei Dahme. Herr Freiherr v. Bodenhauſen zu Meineweh. „ von Bodenhaufen zu Radis. Dr. Bodinus, Director des zoologiſchen Gartens in Berlin. Boss, Königl. Waſſerbauinſpector in Naumburg. Börner, Karl, Gutsbeſitzer in Greußen. Bollmann, Karl, Rentier auf Reilsberg bei Giebichenſtein. Boltze, F., Rentier in Halle. Boltze, Auguſt, Gutsbeſitzer in Fienſtedt. Boppart, J., Billetdrucker der ver: einigten Schweizer Bahnen in St. Gallen. Boragk, Pfarrer in Blöſien. Borck, Maſchinenmeiſter in Erfurt. Born, Bürgermeiſter in Zeitz. von Borries, Oberſt a. D. in Weißen— fels. 51. Verein für Vogel- und Geflügelzucht zu Darmſtadt. 52. Verein für Vogelſchutz und Vogelkunde zu Großenhain. 53. Verein f. Vogelk. u. Vogelſchutz zu Salzburg. B. Einzelne Verſonen. 57. Herr Abrahams, J., Naturalist and Im- porter of foreign birds and animals‘ 87. „ in London. 88. 58. Frau Oberſt L. Albrecht, zu Magdeburg. 89 59. Herr d' Alton, Guido, zu Berlin. 90. „ 60. „ Anton, Günther, in Naumburg. 61. „ von Krnſtedt, Königl. Landrath zu; 91. „ Zeitz. DEN 62. „ Arpert, Hugo, Vogelzüchter zu Nord: hauſen. 9 63. Frau Gräfin v. d. Aſſeburg, zu Meisdorf. 94. „ 64. Herr Graf v. d. Aſſeburg-Meisdorf, L., Kgl. Ober⸗Hofjägermeiſter zu Meisdorf. 95% 65. „ Barth, Koͤnigl. Landrath zu Naumburg. 66. „ Bauch, Banquier in Zwickau. 90 % 67. „ Vauer, Guſtav, Kaufmann zu Gera. 68. „ Bauer, Fabrik⸗Director in Körbisdorf.) 97. „ 69. Frau Gauerſachs, Antonie, in Sömmerda. 70. Herr Bayerdürffer, Louis, Betriebsführer zu) 98. „ Sömmerda. . 71. „ Becker, Lehrer und Redacteur des Schul: ? freundes für Lothringen zu Hambach.) 100. „ 72. „ Beckmann, J., Kaufmann in Berlin. 73. „ Behm, Eiſenbahn-Bauinſpector i. Erfurt.) 101 74. „ Veilſchmidt, Kaufmann in Weißenfels. 75. „ Vendler, O., Lehrer in Aderſtedt. 102 76. „ Benno, Fabrikbeſitzer in Salzwedel. 103 77. „ Berger, C,, Bierbrauereibeſitzer und, 104. „ Stadtrath in Merſeburg. 78. „ Bering, Kreisgerichts-Rath a. D. und 105. „ Mitglied der Direction der Thür. Eiſen— bahn⸗Geſellſchaft zu Erfurt. 106. 79. „ Berkenfels, Fabrik⸗Director in Walls 107. „ witz a. Petersberg. 80. „ Vertog, H. J. sen., Gutsbeſitzer in 108. „ Magdeburg. 109. % 81. „ Vertram, Königl. Forſt-Kaſſen⸗Rendant? 110. „ in Elſterwerda. 52. „ Berlram, Guſtav, in Sondershauſen. 83. „ Bertram, Ferd., Kaufmann in Halle a. S.“ 111. „ 84. „ Veßer, F. jun., Kaufmann in Quedlin- 112. „ burg. „ 85. Bethe, Königlicher Seminardirector in‘ 114. a 115. Herr von Kofe, Rittergutsbeſitzer in Frank- 148. Herr Crüger, Kanzleiſecretair in Genthin. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 142. ” leben. 149. Botz, B. R., Großherzogl. Bau⸗Inſpector ? 150. in Jena. 151. Böttcher, Gutsbeſitzer in Neehauſen. von Bötticher, Königl. Ober⸗Regierungs-⸗ „152. Rath in Merſeburg. Boutin, Rittergutsbeſitzer in Lützen⸗ 153. ſömmern. Braſſert, C., Amtmann in Polleben. 154. v. Brauchitſch, Lieutenant im 4. Jäger⸗ 5 Bataillon z. Z. in Berlin. 2.155. Braune, H., Maler in Halle. 156. Dr. Brauns, Profeſſor in Tokio (Japan). Brebeck, E., Kaufmann in Berlin. 157. Brecht, Fr., Königl. Oeconomie-Com- 158. miſſions⸗Rath in Sangerhauſen. Freiherr von Brederlow, Major a. D. 15g. Rittergutbeſitzer in Tragarth. 160. von Greitenbauch, Königl. Geheimer; Regierungs⸗Rath in Merſeburg. von Bredow, Rittmeiſter a. D. Mückenberg. Dr. Brenner, Profeſſor in Leipzig. 163. Breslau, Landesrath in Merſeburg. 164. Dr. Brinkmann, Profeſſor in Ballen: 165. ſtedt. 166. Brömme, Kaufmann in Halle a. S. 467. Brömme, Gutsbeſitzer in Nehlitz. Brückner, stud. jur., in Calbe a. S. 9168. Brüning, Lieutenant im 20. Infanterie 169. Regiment in Wittenberg. 170. von Buch-Carmzow, in Stolp a. O. 171. Burkhardt, Rittergutsbeſitzer in Hel⸗ drungen. 172 Vuſchendorf, K., Paſtor in Noben. 173. Büſching, Königl. Ober: Steuer-E&on: troleur in Dürrenberg. Sr, Bühler, Fabrikant in Pforzheim. von Vyern, Rittmeiſter und Escadron⸗ | Chef im Thür. Hufaren » Regiment | Nr. 12 in Merſeburg. N Cäſar, Abtheilungs⸗Baumeiſter der Magdeb.⸗Halberſt.⸗Eiſenbahn 1 178. ſtadt. 179. Capelle, C., Kaufmann in Hannover. i 180. Caſtan, C., akademiſcher Künftler in 181. Potsdam. (182. Coſtenoble, H., Verlagsbuchhändler in ‘183. Jena. 184. Creutz, Ad., in Stettin. N Crüger, Königl. Geheimer⸗ und Ober⸗ | 185. Regierungs⸗Rath in Merfeburg. 186. tor. auf 162. 77 „ Crüſemann, Baurath in Quedlinburg. Dr. Cuno, Rechtsanwalt in Wittenberg. von Davier, Königl. Landrath in Nord⸗ hauſen. Delius, Karl, Lieutenant auf Weid⸗ mannsruh bei Ortrand. Dr. Dieck, G., Rittergutsbeſitzer in Zöſchen. von Dieſt, Königl. Regierungs⸗Präſident in Merſeburg. Dietz, Amtsrichter in Wittſtock a. D. Dietzſchold, Amtsvorſteher und Guts⸗ beſitzer in Zangenberg. Dinglinger, Amtmann in Cöllme. von Dötinchem de Rande, Königl. Land⸗ rath in Sangerhauſen. Dr. Dümke, pract. Arzt in Halle a. S. von Düring, Königl. Regierungs⸗Rath in Magdeburg. Düſcher, Hütten⸗Aſſiſtent i. Freiberg i. S. Dumrath, Königl. Ober-Regierungs⸗ Rath auf Rittergut Buslar. Dunzelt, Amtmann in Queis. Eberius, Fr., Mühlenbeſitzer in Döllnitz. Ebert, H. F., Kaufm. in Merſeburg. Echt, Otto, Kaufmann in Weißenfels. Eggebrecht, Kgl. Bezirks⸗Verwaltungs⸗ Gerichts-Director in Gumbinnen. Ehrenberg, Fabrikbeſitzer in Eilenburg. Eiſenſchmidt, Rentier in Halle. Elfner, Director in Roſenburg. Emicke, E., Rentier und Kreisverord⸗ neter in Dorf Alsleben. Emmerling, Paſtor in Otterſtedt. Emmerling, Rechtsanwalt in Sonders⸗ hauſen. Freiherr von Ende, Rittergutsbeſitzer zu Alt⸗Jeßnitz bei Jeßnitz i. A. Dr. von Enderes, Karl, in Wien. Ernſt, Factor in Greußen. Exius, H. J., Galanteriewaarenhändler in Merſeburg. Faber, Königl. Amtsrath in Kreyſchau. Tähndrich, Amtsrichter in Zoſſen. Faull, Rudolf, Advocat in Roſtock. Feige, Apotheker in Eisleben. Fels, Bürgermeiſter in Mölln. Lerber, Walther, Fabrikant in Gera. Siedler, H., Buchhändler in Agram (Croatien). Siedler, Fabrik⸗Director in Löbejün. Linking, A. W., in Düſſeldorf. 1 * 187. Herr Sifcher, Felix, in Rüdesheim a. Rh. 188. 189. 190. za. 192. 19. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. „ Fiſcher, Thierarzt in Salzmünde. Fiſcher, Theodor, Verlagsbuchhändler in Caſſel. Flies, Königlicher Regierungsrath in Merſeburg. Fraas, F., Pfarrer in Hirſchberg a. S. Frank, C., Amtmann in Artern. Dr. Francke, G. A., in Halle a. S. Francke, Emil, Pelzwaarenhändler in Halle a. S. Franke, Bürgermeiſter in Prettin. Dr. Franken, in Baden-Baden. Frantz, Königl. Regierungs-Rath in Breslau. Dr. Franz, pract. Arzt in Herzberg. Frauenſtein, Pfarrer in Frankenförde. Frenzel, A., Königl. Hüttenchemiker in Freiberg i. S. Dr. Frick, Sanitätsrath in Burg. Dr. Frick, Paul, pract. Arzt in Cottbus. Friedrich, Wilhelm, Wirthſchafts-In⸗ ſpector in Halle. Friedrich, Maurer: und Zimmermeiſter in Giebichenſtein. Fritſch, E. W., Verlagsbuchh. in Leipzig. Fritſch, H., Kaufmann in Merſeburg. Fritze, Rittergutsbeſitzer in Tiefenſee. Frühauf, H. E., Holzwaarenfabrikant in Mühlhauſen. Fürbringer, Walther, Kaufm. in Gera. Gabler, Präſident der Königl. General⸗ Commiſſion in Merſeburg. Gain, F., Hauptmann und Ritterguts⸗ beſitzer in Friedrichshof. Gaudig, Reſtaurateur in Ammendorf. Geißler, Königl. Magazin: Auffeher in Staßfurt. Geitel, Maſchinenmeiſter in Erfurt. von Gersdorff, Fürſtl. Waldeck'ſcher Kammerherr und Kreisamtmann in Jerichow. Geſtewitz, Betriebs⸗Inſpector der Berl. Anhalt. Eiſenbahn in Leipzig. Genſichen, R., Prediger in Gleißen. Dr. von Gizycki, Privatdocent, Berlin. von Gijycki, Kaiſerl. Poſt-Director in Ohlau. Glaß, Hauptlehrer in Merſeburg. Glenck, Salinen⸗Director in Schweizer: halle bei Baſel. Glück, G., Bildhauer in Halle a / S. Gneiſt, Fr., Amtsvorſteher in Domnitz. 224. Herr Göbel, Kgl. Bauinſpector in Eisleben. 9229 226. 227. 228. 229. 230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. 249. 250. 251. 252. 253. 254. 259. 256. 257. 258. 77 Goebel, Bäckereibeſitzer in Zoſſen. Göltzer, Rittergutsbeſitzer in Gnölbzig. Göring, A, Maler in Leipzig. Görlitz, Zahlmeiſter im 19. Feld⸗Ar⸗ tillerie-⸗Regiment Nr. 19 in Erfurt. Gößling, Königl. Amtsrath in Löpitz. von Götz, Rittmeiſter a. D. und Ritter⸗ gutsbeſitzer in Niemitſch. Götze, H., Kaufmann in Lützen. Götze, Dom⸗Syndikus und Hauptmann in Zeitz. Götze, W. Kaufmann in Zoſſen. Goßmann, Oeconomie-Inſpector in Pfützthal. Goßmann, G., Verlagsbuchhändler in Berlin. Gottſchald, Senator in Torgau. Gräf, Rentier in Weißenfels. von Graevenitz, Königl. Geheimer Regie⸗ rungs-Rath und Landrath in Frehne. Gravenſtein, Königl. Bau⸗Inſpector in Düſſeldorf. Greuter, F., in Baſel. Grimm, Dr. Ober⸗Stabsarzt in Gera. Grobe, Rittergutsbeſitzer in Roitzſch. Gröbler, Oeconomie-Inſp. zu Raſchwitz. Groſch, Herzogl. Landrath in Ohrdruff. Dr. Groſche, pract. Arzt in Dürrenberg. Grube, Apotheker in Salzwedel. Grund; Amtsvorſteher in Dürrenberg. Gündell, Königl. Oberſtlieutenant und Bezirks⸗Commandeur in Weißenfels. Günther, Gerichtsſchreiber in Halle a / S. Günther, Gutsbeſitzer in Deutleben. Günther, Hermann, Gerichtsbeamter in Zoſſen. Gürth, Otto, Brauereibeſitzer in Weißen⸗ fels. Haage und Schmidt, Kunſt und Handels⸗ gärtner in Erfurt. Haaß, Betriebsinſpector in Erfurt. Haaſe, Oswald, Conditor in Zoſſen. Haberland, Oberamtmann in Haus Zeitz bei Alsleben a / S. Dr. Hachtmann, in Weißenfels. Haedicke, Oeconom in Weſtewitz. 259. Fräulein Hagenbeck, Chriſtiane, Inhaberin einer Groß⸗Handlung exotiſcher Vögel in Hamburg. 260. Herr von Hagke, Prem.⸗Lieutenant im Thür. Huſaren⸗Regiment Nr. 12 in Merſe⸗ burg. 61. Herr Hagmann, Director des Zuologijchen | 295. Herr Hertwig, 262. „ Hahn, Holzhändler in Salzmünde. 296. 263. „ von Hake, Premierlieutenant, Detmold. 264. Se. Durchl. Prinz Handjery, Nicolaus, Kgl.“ 297. Kammerherr und Landrath des Teltower Kreiſes in Berlin. 298. 265. Herr Hanke, F. W., Gerichts-Actuar in Langenſalza. 299. 266. „ Harsleben, Kgl. Amtsrath in Roitzſch; 300. bei Bitterfeld. 301. 267. „ Hartmann, F., Apothekenbeſitzer in Schönewalde. 302 268. „ Hattenhauer, Regierungs⸗Civil⸗Super⸗ numerar in Merſeburg. 303. 269. „ Hecker, Heinrich, Ferdinand, Kaufmann ? 304. und Fabrikbeſitzer in Görlitz. 270. „ Hedemann, Amtsrichter in Zoſſen. 305. 271. „ von Heeringen, Alfred Premier-Lieute⸗ 306 nant in Berlin. 5307. 272. „ Heffter, Regierungs-Secretair, in Mer: ſeburg. 308. 273. „ Hehl, Kgl. Kreisbaumeiſter in Birnbaum. 309. 274. „ Heidenreich, Carl, Verwalter in Salz- 310. münde. 311. 275. „ Heiland, Drahtwaarenfabrikant in Halle 276. „ Heine jun. Eutsbeſitzer in Deutleben. 277. „ Heinrich, Amtsvorſteher in Löhsten. 312. 278. „ Heinrich, Königl. Kreisbaumeiſter in 313. Mogilno. 279. „ Heife, H. Kgl. Oberförſter in Glücksburg. 280. „ Held, G., Rentier in Ermsleben. 314. 281. „ Graf von Helldorff auf Wohlmirſtedt.! 282. „ von Helldorff, Carl, Landrath a. D. 151 15. und Rittergutsbeſitzer auf Baumersrodn. 5 316. 283. „ von Helldorff, Otto, Königl. Kammer-“ herr und Rittergutsbeſitzer auf Bedra.“ 31 284. „ von Helldorff, Königl. Landrath und 318 Rittergutsbeſitzer auf Runſtedt. 285. „ vongelldorff, Major a. D. auf St. Ulrich. 319. 286. „ von Helldorff, Rittergutsbeſitzer auf 320. Zingſt. 9321. 287. „ Hempel, Rudolf, Rentier in Berlin. 322. 288. „ Hendel, O., Buchhändler in Halle a/ S.“ 289. „ Henkel, R., Xylograph in Leipzig. 93285 290. „ Hennig, Gaſtwirth in Bennſtedt. 291. „ Hentſch, Königl. Betriebsdirector der Halle⸗-Caſſeler⸗Eiſenbahn i. Nordhauſen. 324. 292. „ Henze, Gutsbeſitzer und Ortsvorſteher“ in Trebitz. 25 293. „ Herberz, Landesrath in Düſſeldorf. 326. 294. „ Herbſt, F., Maſchinenfabrikant, in 327. Halle a / S. — 6 Gartens in Baſel. sen. Rittergutsbeſitzer in Reinharz. „ Hertwig, Otto, Lieutenant und Ritter⸗ gutsbeſitzer auf Gotha bei Eilenburg. „ Dr. Hertzberg, Guſtav, Profeſſor in Halle. „ Dr. Hertzberg, Eduard W., prakt. Arzt Halle a / S. „ Heyde, Nähmaſchinenfabrikant in Berlin. „ Hildebrandt, Diaconus in Merſeburg. „ von Hinckeldey, Kammerherr in Naum⸗ burg a / S. . Se. Durchlaucht Fürſt Hermann zu Hohen- lohe-Langenburg zu Langenburg. Herr Höfer, Ed., Reſtaurateur in Weißenfels. „ Dr. Hoffmann, Jul., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. „ Voffmann, Apothekenbeſ. in Mücheln. „ Honigmann, Thierarzt in Lauchſtaedt. „ Hoſtmann, W., Großherzogl. Sächſ. Baurath in Eiſenach. „ Huber, A., Apotheker in Baſel. „ Hübſch-Heusler, Hermann, in Baſel. „ Hühnermann, Kaufm. in Magdeburg. „ von Hülſen, Königl. Kammerherr, General-Feuer⸗Societäts⸗Director und Rittergutsbeſitzer zu Merſeburg. „ Hüttig, Fabrikbeſitzer in C̃önnern. „ Huntemüller, Baumeiſter im Directo⸗ rium der Magdeburg-Halberſtädter Eiſenbahn in Magdeburg. „ Huſchke, Rechtsanwalt und Notar in Sondershauſen. „ Huth, Fabrikant in Wörmlitz. „ Zaeger, Königl. Geheimer Finanzrath in Berlin. „ Dr. Jaeger, Apotheker in Halle a / S „ Zaenſch, Königl. Domainenpächter in Sachſenburg. „ Zaentſch, Rittergutspächter in Gebeſee. „ Zahr, Wilhelm, Gutsbeſ. in Bornitz. „ Zahrmargt, Carl, Xylograph in Berlin. „ Zamrach, Charles, Naturaliſt und Thiergroßhändler in London. „ Zettel, Wladimir, Redacteur der Zeit⸗ ſchrift für Zündwaaren⸗Fabrikation in Plauen. „ Zongnell, Bürgermeiſter in Meute bei Saarbrücken. „ Zordan, Rittergutsbeſitzer zu Oppin. „ Zünggnen, Rittergutsbeſitzer zu Weimar. „ Zungblut, Königl. Regierungs-Rath in Stralſund. r 328. Herr Zungwirth, Kreisrichter a. D. Mitglied 355. 356. 357. 359. Herr Freiherr rath a. D. und Rittergutsbeſitzer in 394. „ 7 des Directoriums der Magdeburg— Halberſtädter⸗Eiſenbahn⸗Geſellſchaft in Magdeburg. Dr. Kaempffe, Paul, in Gera. Kaeſtner, Heinrich Gottl., Gutsbeſitzer in Wöllmen. von Kahlden, Lieutenant in Eichſtedt. Kahlenberg, H. W., Rittergutsbeſitzer in Schmartſch. von Kalitſch, Königl. Oberforſtmeiſter in Schleswig. von Kamptz, Königl. Regierungs⸗Präſi⸗ dent in Erfurt. Karl, Julius, Kaufmann in Gera. Karras, E., Buchdruckereibeſitzer in Halle a / S. von Karſtedt, A., Rittergutsbeſitzer auf Roßow. Kaßner, Kreisgerichts-Director a. D. in Merſeburg. Kauffmann, Julius, Director der Cröll-„374. „ witzer Actien⸗Papierfabrik in Cröllwitz.“ 375. „ Kauſch, Karl, Kaufmann in Ottweiler. Dr. Kayſer, pract. Arzt in Halle a / S. Keil, Amtsvorſteher in Straußfurt. Kell, Buchdruckereibeſitzer und Stadt: verordneten-Vorſteher in Weißenfels. Keller, C., Geheimer Juſtiz⸗Rath in Berlin. Keller, W., Lehrer in Merſeburg. 360. Herr Klotz, C., Fabrikant in Merſeburg. 361. „ Kluge, Rittergutsbeſitzer in Wolffen. 362. „ Knauer, Ferdinand, Guts- u. Fabrik⸗ beſitzer in Gröbers. 363. „ Knapp, W. G., Buchhändler Halle a /S. 364. „ Knebel; Königl. Regierungs⸗Aſſeſſor und Stempelfiskal in Magdeburg. 365. „ Köcher, Guſt., Grubenbeſitzer, Cönnern. 366. „ Köhler, G., Kaufmann, Amtsvorſteher und Magiſtrats⸗Aſſeſſor in Düben. 367. „ Kähler, Ad., Gutsbeſitzer in Weißenfels. 368. „ Köhler, Apothekenbeſitzer in Wettin. 369. „ Köllmann, Koͤnigl. Domainenpächter in Lichtenburg. 370. „ König, Königl. Regierungs-Secretair in Merſeburg. 371. „ König, Louis Lithograph in Leipzig. 372. „ Graf von Rönneritz, in Eilenburg. 373. „ Röpp;, Verſicherungs-Inſpector 0 Halle a / S. 5 Köppe; Rechtsanwalt in Liebenwerda. 376. „ Dr. Kohlhardt, pract. Arzt in Weißen⸗ fels. 377 Kolbe, Lehrer in Burg. 378 8. Fräulein von Koſeritz, Toni, Hofdame Ihrer Hoheit der regierenden Herzogin von Anhalt zu Deſſau. . Herr von Roſeritz, Wittenberg. wo —1 S Keller; Theodor, Kaufmann in Gera. 380. „ von Kotze, in Lodersleben. Ahün, Königl. Amtsrath in Pretzſch a / E. 381. „ Krammiſch, Kaufmann in Halle a/ S. Kieſewetter, Albert, in Halle a/ S. 382. „ Dr. Kraske, Privat⸗Docent in Halle. Killge, A., Lehrer in Hohenſtein⸗ 383. „ Krechel, A., Gaswerksbeſitzer in Neun⸗ Ernſtthal i / S. kirchen bei Saarbrücken. Killge, A., in Goßerau. 354. „ Kretzſchmar, Gaſtwirth in Holleben. Kindermann, Buchhändler in Gera. 385. „ Krieger, Hotelbeſitzer in Greußen. Kiſtenmacher, Abtheilungs-Baumeiſter 386. „ in Erfurt. Kitzing, Hugo, Kaufmann in Lands: ‘ berg. R. B. Merſeburg. Klautſch, Inſpector am Königl. anato: 300. „ miſchen Muſeum in Halle a / S. Aleckel, Hüttenbeamter in Neunkirchen bei Saarbrücken. Klein, Oeconomie-Rath in Gera. Kleinicke, C. G., Rentier in Weißenfels. 358. Freifräulein von Kleiſt; von Geſecke-Keppel in Collochau. van Kleiſt, Königl. Collochau. Ehrenſtiftsdame Land⸗ Krienitz, Gutsbeſitzer in Dachritz. e ‚ 388. 5 Merſeburg. beſitzer in Sömmerda. 390. „ Kronbiegel-Collenbuſch, Carl, Fabrik: beſitzer in Sömmerda. 391. „ Krone, E., Bäckermeiſter in Halle a / S. 392. Se. Exellenz Herr von Kroſigk, Geheimer Rath auf Poplitz. 393. Herr von Kroſigk, A., Nr. 12 in Weißenfels. Köppen, F., Apotheker in Rudolſtadt. Königl. Landrath in Krienitz, jun. Gutsbeſitzer in Sylbitz. von Krogh, Königl. Forſtmeiſter in Kronbiegel-Collenbuſch, Bruno, Fabrik⸗ Wirklicher Rittmeiſter und Es— cadronschef im Thür. Huſaren-Regiment Krüger, Fabrik-Director in Stöbnitz. 395. Herr Dr. Kühn, Julius 5 8 Halle a / S. Kühne, Königl. Ober⸗Regierungs⸗Rath ) 430. in Erfurt. 431. Kühne, Seebeſitzer in Weinberge bei; 432. Zoſſen. Kuhfuß, Königl. Kreisſecretair in! 433. Merſebnrg. von Kujawa, Königl. Forſtmeiſter in ‘434. 435. Kuliſch, A., Bank⸗Director in Halle. 436. Merſeburg. Kummer, Hotelbeſitzer zu Putbus. 5 Kuntze, Guſtav, Kuntze, O., Bürgermeiſter in Plaueni / V. Kunze, G. H., Rentier in Charlottenburg. 439. Kuſe, K., Oberamtmann in Niederſpier. 440. Landauer, Rob., Apotheker in Würzburg. 441. Landsberger, Brauereibeſ. in Eilenburg. | Lebe, Otto, Fabrikant in Gera. „442. Ledermann, W., Secretair des land⸗ wirthſchaftlichen Vereins Queis in 443. Klepzig. „444. Lehmann, Heinrich, Banquier in 445. Halle a / S. } Dr. Teimbach, G., in Wattenfcheid. 446. von Leipziger, Königl. Ober-Regierungs- 447. Rath in Magdeburg. 448 Leopold, Bergwerks- und Salinen⸗ Director in Halle a / S. Leſtow, Georg, in Berlin. Linden, Emil, in Radolfzell. von Linſingen, Rittergutsbeſitzer in Tetſchendorf. Lochner, Obermaſchinenmeiſter, Erfurt. leben. Lorenz, A., Stärkefabrikant in Halle. 5 Lorenz, A., Rentier und Stadtrath in 459. Merſeburg. Lorenz, Kgl. Staats⸗Anwalt u. ae 460. mann in der Landwehr in Elbing. 461. Lucas, Königl. Landbaumeiſter in Merſeburg. | 462. Excellenz Herr Dr. Lucius, Königlicher 463. Staatsminiſter und Miniſter für Land⸗ wirthſchaft, Domainen und Forſten in 5 464. Berlin. 5 Lucius, Commerzienrath in Erfurt. 465. Fabrikbeſitzer in 437. Halle a / S. 438. ‚449. 450. Dr. Liebe, K. Th., Profeſſor in Gera. ö 451. Liebener, Kreis⸗Thierarzt in Delitzſch. 452. 453. 454. 455. Lömpke, Zuckerfabrikbeſitzer in Domers— 5 456. 457. Löwe, Ernſt, stud. jur. in Breslau. 458. „Prof. und Director 428. Herr Lucke, Königl. Amtsrath in Bleeſern. des landwirthſchaftlichen Inſtituts in 429. Lücke, Königl. Amtsrath auf Domaine Borſchütz. Dr. Lüdicke, pract. Arzt in Halle a. S. Lüttich, Erdm., Holzhändler in Halle a. S. Lüttich, Königl. Amtsrath in Sittichen⸗ bach. Lüttich, Königlicher Oberamtmann in Wendelſtein. Lutze, Amtsbotſtehe in Dölbau. Dr. Märker Profeſſor in Halle a. S. Märker, Hans, Rittergutsbeſitzer und Lieutenant zu Rohlau. Maier, Hans, Kaufm. in Ulm a. D. Marhold, Königl. Oberhüttenmeiſter zu Halsbrücke bei Freiberg i. S. Martin, L., Conſervator in Stuttgart. Matthies, Paul, in Baruth. Matthies, Emil, Berlin. Matthies, in Zoſſen. Mayer, Th., Fabrikant in Merſeburg. Mayer & Co., Buchhandlung in Wien. Meier, Königl. Regierungs-Rath in Cöln. Graf von Mengerſen, zu Zſchepplin. Dr. Menzel, pract. Arzt in Merſeburg. Merbach, Königl. Ober⸗Hüttenverwalter in Freiberg i. S. Meyer, Ober⸗Inſpector in Drohſſig. Meyer, Maſchinenmeiſter in Gotha. Meyer, Königl. Amtsrath in Wettin. Meyl, Telegraphen⸗Inſpector in Erfurt. Michelſen, E., Director der Landwirth⸗ ſchaftsſchule in Hildesheim. Mitſcherlich, Fabrikbeſ. in Eilenburg. Mitſcherlich, Stadtrath in Eilenburg. Mitſchrich, Rathmann in Zoſſen. Dr. Möller, R., pret. Arzt in Rudolſtadt. Möller, Heinrich, Thierhändler in Hamburg. Möfer, Verlagsbuchhändler und Hof⸗ buchdruckereibeſitzer in Berlin. Moll, Apotheker in Kötzſchenbroda. Morgenſtern, Ober-Amtmann in Schraplau. de la Motte, Gutsbeſitzer in Elbitz. Freiherr von Müffling, Karl, Königl. Landrath in Erfurt. Freiherr von Müffling, Königl. Geh. Regierungsrath in Erfurt. Müller, Bürgermeiſter in Arendſee. Oswald, Schneidermeiſter Schneidermeiſter in P 466. Herr Müller, 467. 468. 469. 470. 471. 472, 473. 474. 475. 476. 477. 478. 479. 480. 481. 482. 483. 484. y — 13 Königl. Oberförſter in Dietz— hauſen. Müller, Fürſtl. Oberförſter auf Forſt— haus Ernſee bei Gera. Halle a / S. Müller, J. K. L., Kaufmann in Halle. Müller, Zimmermeiſter in Lützen. Müller, Wilhelm, in Zeitz. Münch, Rudolf, Fabrikant in Hof. Mützel, G., Zoologiſcher Maler in Berlin Muſt, Heinr., Rentier in Lindenau. Nägler, Reinh., Fabrikbeſ. in Cönnern Nagel, Kgl. Oberamtmann in Trotha. Nagel, Karl jun, Fabrikant in Trotha. Nehrkorn, Amtmann in Riddagshauſen. Nehrling in Houſton (Texas). Nette, Rittergutsbeſitzer in Radewell. Nette, Gutsbeſitzer und Lieutenant in Beeſenſtädt. von Netzer, Commandeur in Halle a /S. Major und Bataillons— 520. Ueubarth, Amtsvorſt. in Wünſchendorf. 521. Dr. Neubaur, Königl. Appell.⸗Gerichts— Referendar auf Kroſigk. Neubert, Königlicher Gewerbe-Rath in Merſeburg. Neufang, F., Königl. Baurath in Saar⸗ brücken. Neuß, Hof-Apotheker in Wiesbaden. Dr. Nicolai, Sanitätsrath in Greußen. Dr. Ritſche, H., Profeſſor der Zoologie in Tharandt. Robbe, Regierungs-Rath u. Director des Königl. Bezirks = Verwaltungs = Gerichts in Merſeburg. burg. Nützer, Bürgermeiſter in Eiſenberg. Oberländer, Rudolf, Banquier in Gera. Oemler, Departements⸗Thierarzt in Mer⸗ ſeburg. Halle a / S. Oemler, Regier.-Canzliſt in Merſeburg. Vettler, Brauereibeſitzer in Weißenfels. Oſterland, Factor auf der Zuckerfabrik zu Langenbogen. Otto, F., in Baſel. Otto, Robert, Hof-Apotheker in Gera. Otto, Fabrikant in Halle a / S. Otto, F., Rittergutsbeſitzer in Höhnſtedt. Otto, Amtmann in Weißenfels. Müller, Ober⸗Gerichts⸗Aſſeſſor a. D. i | 508. 908 524. 525. 526. 0 A 528. 529. 531. 532. 533. 534. 536. 537. 0 | 55 | Nothdurft, Zuckerfabrikdirector in Vitzen— ! 530. 938. 2 0 „ „ I „ 504. Herr Pabſt, Apotheker in Halle a/©. von Padberg, Regierungs-Rath in Caſſel. Pätzelt, F., Reſtaurateur in Zoſſen. Paulſen, R. W., Rechtsanwalt in Kiel. Perſius, Kgl. Reg.⸗Aſſeſſor in Potsdam. Peterſilie, Superintendent in Heldrungen. Pfeffer, Max, Lieutenant u. Ritterguts⸗ beſitzer in Weſtgreußen. Pflugmacher, Aug., Präſident des Vereins für Geflügelzucht in Schönebeck. Philippi, Karl, Gärtner und Saamen— händler in Ottweiler. von Pilgrim, Königlicher Landdroſt in Hildesheim. Plathner, Königl. Regier.- u. Baurath im Eiſenbahn-Commiſſariat in Berlin. Pogge, Kgl. Regier.-Rath in Merſeburg. Politz, Jul., Kaufmann in Halle a/ S. von Ponickan, Kgl. Landrath in Torgau. Popp, Rittergutsbeſitzer in Ammelgoßwitz. Potzelt, Herm., Kaufmann in Halle a / S. Preßler, Gaſthofsbeſitzer in Hettſtedt. Puſcher, Hauptmann und Batterie-Chef im 1. Brandenb. Feld-Artillerie-Regi— ment Nr. 3 in Wittenberg. Putze, Bau⸗Unternehmer in Weißenfels. Raab, E., Director der Actien-Brauerei in Plauen /V. Rabe, Fabrikbeſitzer in Giebichenſtein. Rabe, H., Kaufmann in Merſeburg. Dr. Rafp in Krakau. Raßmus, F. E., Ingenieur in Halle a / S. von Rauchhaupt, Königl. Landrath und Rittergutsbeſitzer auf Storkwitz. Freiherr von der Reck, Königl. Land— rath in Querfurt. Dr. Reger, Kgl. Stabsarzt in Halle a / S. Meinecke, Gerichts-Rath in Wittſtock. Reinecke, Hermann, Fabrikbeſitzer in Eiſenberg. Reinecke, Amtmann in Halle a/ S. Reinhold, Oscar, Kaufmann in Leipzig. Reißbach, Kaiſerlicher Poſt-Director in Weißenfels. Reiſig, Amtsgerichtsrath, Naumburg a / S. Meißner, Amtsvorſteher in Eisdorf. Reußner, Gutsbeſitzer in Sylbitz. Dr. Rey, Eugen, in Leipzig. Dr. Richter, Gymnaſial-Oberlehrer in Halle a / S. »Nichter, Gärtner in Halle a / S. Richter, Königl. Abtheilungs-Baumeiſter an der Halle-Caſſeler Bahn in Nordhauſen. 556. Dal. „ Richter, Rittergutspächter in Ottenhaufen. „ von Richter, Königlicher Landrath in, Weißenfels. „ Richter, Paſtor in Krummenhennersdorf. „ Riebeck, Commerzienrath in Halle a / S. „ von Rieſenthal, Oberförſter a. D. in Charlottenburg. „ Dr. Rinne, pract. Arzt in Laucha a/ U. „ von Rodewald, Königl. Hauptmann in Detmold. „ v. Röder, Landrath a. D. und Ritterguts— beſitzer auf Ober-Ellguth bei Tſchirnau. „ von Mäder, Hauptm. a. D. in Harzgerode. „ v. Möder, Rittergutsbeſitzer, Hoym i/ A. „ Graf von Rädern, E., in Breslau. Rohland, Rittergutsbeſ. in Etzoldshayn. au von Rohr geb. von Gersdorf in Seefeld. Fräulein von Rohr in Wolletz. Herr von Rohr, Premier-Lieutenant in der 595. 2. Gendarmerie-Brigade in Stralſund. ſchönhauſen. 10 \ 82. 95 585. 586. 587. 588. 589. 590. 591. 592. 593. 594. „ v. Rohr, Rittergutsbeſitzer auf Wulkow. 596. „ von Rohrſcheidt, Königl. Generalmajor 597. z. D. in Herzberg. 5 „ Dr. Roſalsky, Rector in Weißenfels. 598. „ Mosner, Commetzienrath in Zeitz. 5 „ Roſch, Kunſt- und Handelsgärtner in 599. Halle a / S. „ NMoßberg, O., Goldarbeiter in Merseburg. 600. „ Noth, Betriebs-Inſpector in Gera. 601. „ Rothe, Amtmann in Branderode. | „ Mudloff, Lieutenant u. Nittergutspächter 602. in e 603. „ Rudloff, G., Amtmann in Wörmlitz. 604. „ Rüdiger, Ed. Schriftſteller in Darmſtadt. „ von Rüts, Königl. Regierungs-Rath in“ 0 605. Merſeburg. „606. „ Mupprecht, Baurath in Roßla. 607. „ Rufe, Königl. Waſſer-Bau⸗Inſpector 608. in Halle a / S 609. Se. Hoheit Prinz Bernhardt von Sachſen- 610. Weimar, Lieutenant im Thür. Huſaren⸗ Regiment Nr. 12 zu Merſeburg. 611. „ Sachſe, H., Photograph in Burg. „ Sachſe, General-Inſpector in Merſeburg. 612. „ Säuberlich, Kgl. Amtsrath in Gerlebogk. „ Saſſe, Königl. Regierungs- und Bau- 613. rath in Merſeburg. „ Jauer, Grubenbeſitzer in Weißenfels. 614. „ Schader, Rentier in Weißenfels. „ Dr. Schäfer, P. in Weißenfels. 615. „ Schäffer. B., Rentier in Berlin. 616. „ Schalow, Herm., Kaufmann in Nieder- 617. Herr von Schaper, Kgl. Landrath u. Ritter⸗ gutsbeſitzer in Falkenberg. „ Scharf, Amtmann in Klein-Dftrau. „ Scharf, Karl, Gerichtsſchreiber in Roßla. „ Schede, Königl. Ober⸗Regierungs⸗Rath in Merſeburg. „ Scheibe, H. L., Fabrikant in Gera. „ Scheibe, Commiſſionair in Lützen. „ Scheidelwitz, P., Landſchafts⸗Direetor in Halle a / S. „ Scheitlin, Buchhändler in St. Gallen. „ Schickedanz, Amtsvorſt. in Frankenhein. „ Schirmer, Rittergutsbeſitzer in Neuhaus. „ Schladebach, Gutsbeſitzer in Beiderſee. Frau Baronin v. Schlechta-Wſſehrd, Sidonie, in Wien. von Schlechtendal, Carl, Königl. Haupt⸗ mann a. D. in Düſſeldorf. „ von Schlechtendal, Eugen, Königl. Re⸗ gierungs-Rath in Merſeburg. „ von Schlechtendal, Ferd., in Paderborn. „ Schlegel, Hermann, Gutsbeſitzer in Groß— gräfendorf. „ Schlemm, Oeconomie-Inſpector in Bol- zenhöh. „ von Schlieckmann, Königl. Regiernngs⸗ Präſident in Gumbinnen. „ Schlieckmann, Rechtsanwalt in Halle a / S. „ Schmalfuß, Ernſt, Kunſt⸗ und Handels— gärtner in Uichteritz. „ Schmeißer, C., in Gangloffſömmern. „ Schmidt, O., Inſpector in Halle a/ S. „ Schmidt, Königl. Oeconomie-Commiſſar in Hildburghauſen. „ Schmidt, C., Paſtor in Waltersdorf. „ Schmitz, Kgl. Landrath in Wiedenbrück. „ Schneider, Kgl. Hoflieferant in Berlin. „ Schober, Karl, Kaufmann in Halle a/ S. „ Schoch, Otto, Oeconom in Halle a/ S. „ Schöbe, Gottfr., Vogel- und Tauben: händler in Halle a / S. „ Schön, C. J., Edler von Perlhashof in Freiberg i / S. Schönemann, Ritter gutsbeſitzer in Lützen— ſömmern. „ von Schönfeld, Königl. Landrath a/ D. und Rittergutsbeſitzer in Löbnitz. „ Freiherr von Schönfeldt, Lieutenant im 20. Infanterie-Regiment in Wittenberg. Schönian, Kgl. Reg.-Rath in Merſeburg. ei Scholz, Eiſenbahn-Director in Erfurt. „ Schottelius, Rittergutsbeſitzer in Neu: kirchen. Herr 7 630. 631. 632. 633. 634. 635. 636. 637. 638. 639. 640. 641. 642. 643. 644. 645. 646. 647. 648. 649. 650. 651. 17 77 17 7 „ 1 17 Schramm, Kaufmann in Trotha. 1 5 Schrecker, Bürgermeiſter in Eilenburg. Schröcker, Königl. Bergrath in Artern. | Schröder, F. A., Fabrikbeſitzer in Aſchers- 654. leben. 1655 Dr. Schröder, Ernſt Hermann, Rentier; in Gera. 656. Schröter, Kunſt⸗ und Handelsgärtner in Halle a / S. 657. Schubert, Wilh., Kaufmann in Halle. 658. Schuch, Major und Commandeur der 659. Unterofftzierſchule in Weißenfels. 660. Schuchardt, Poſthalter in Greußen. 661. Graf von der Schulenburg-Beetzendorf 662. zu Beetzendorf. (663. Graf von der Schulenburg-Angern, Kgl. | 664. Landrath in Cölleda. 665. Graf von der Schulenburg-Heßler zu 666. Vitzenburg. a 667. Schulze, Guſt., Lehrer in Mittenwalde. ) 668. Schulze, Bürgermeiſter in Münden. 669. Schultze, Robert, Bierbrauer in Halle. 670. Dr. Schum, Profeſſor in Halle a/ S. Schumann, Gotth., Spinnereibeſitzer nor Crimmitzſchau. 0 Schumann, Karl, Holzhändler in Halle. 9672. Schumann, Bürgermeiſter in Lützen. 673. Schwabe, G., Buchhändler in Halle. 5674. Schwanitz, Bauführer in Dürrenberg. 5675. Schwarz, Abtheilungs-Baumeiſter der Thüringiſchen Eiſenbahn in Weißenfels. 676. Schwarz, Amtsgerichtsrath in Zeulen- 677. roda. Schwarzenberg, Betriebs-Inſpector der 5678. Thür. Eiſenbahn in Leipzig. 679. von Schwarzkopf, Königl. Regierungs- Rath in Magdeburg. 680. Schwedler, Abtheilungs-Baumeiſter in Halle a / S. 681. Graf von Schweinitz auf Alaunwerk; Schwemſal. 682. Schwenker, Adolf, Fabrikant in Gera. Ichwennigke, Merſeburg. 5 Schwetſchke, Lieutenant und Buchhänd- 684. ler in Halle a / S. 685. von Seydewitz, Königl. Landrath und 686. Rittergutsbeſitzer in Roitzſch. 687. Seyffert, O., Director in Halle a/ S. 688. Sidler, Paul, Tapeten-Fabrikant in 3689. St. Gallen. 96904 Freiherr von Siegroth, Oberſtlieutenant? 691. in Berlin. 0 Regierungs-Diätar in 5683. 2. Herr Simroth, Erich, Amtsrichter in Mark-Liſſa. „ Dr. Simroth, Heinrich, Oberlehrer in Leipzig. „ Binger, Gutsbeſitzer in Weißenfels. „ Snkalweit, Ober⸗Ingenieur der Magdeb. Halberſtädter Ciſenbahn in Magdeburg. „ Zolger, Kgl. Ober-Verwaltungsgerichts— Rath in Berlin. „ Graf zu Solms-Baruth auf Golßen. „ Sommer, P., Kaufmann in Heldrungen. „ Spielberg, Amtmann in Helbra. „ Fpielberg, Ober-Amtmann in Volckſtedt. „ Stäglich, Albin, Buchhändler in Leipzig. „ Staffelſtein, Mühlenbeſitzer in Weſenitz. „ Stahlſchmidt, Amtsger.-Rath in Halle. „ Staudmeiſter, Schulze in Bennſtedt. „ Steckner, R. jun., Banquier in Halle. „ Stengel, Julius, Lehrer in Zehrensdorf. „ Sterz, Rentier in Halle a / S „ Dr. Stimmel in Leipzig. „ Struve, Otto, Weinhändler in Halle. „ von Stuckrath, Hauptmann a. D. in Köſen. „ Stumm, C., Geheimer Commerzienrath in Neunkirchen bei Saarbrücken. „ Sturm, Julius, Paſtor in Köſtritz. „ Sültzner, Reſtaurateur in Naumburg. „ Cannert, Rudolf, Procuriſt in Freiberg. „ Dr. Caſchenberg, Otto, Privatdocent in Halle a / S. „ Chiel, Bernh., Bürgermeiſter in Laucha. „ Chiele, Königl. Ober⸗Steuer-Controleur in Halle a / S. „ Thiele, Karl, Oeconom in Halle a/ S. „ Chiele, Guſtav, Beſitzer des Bades Witte— kind in Giebichenſtein. „ Thienemann, Bruno, Rittergutspächter iu Pretzſch. „ Dr. Thienemann, H., Sanitätsrath in Königsberg. „ Thienemann, Berth., Rentier auf Wein: berg Hohenhaus bei Kötſchenbroda. „ Thienemann, G., Paſtor emer. in Kötſchenbroda. „ Thienemann, L., Rentier in Naumburg. „ Thienemann, Th., Paſtor in Pehritzſch. „ Thienemann, W., Paſtor in Zangenberg. „ Chinkötter, Fabrikbeſitzer in Eilenburg. „ Chörmer, Kaufmann in Torgau. „ Chorweſt, W. A., in Cönnern. „ Chorweſt, Guſt., in Cönnern. „ von Tiedemann, Königl. Geh. Regier.- Rath in Merſeburg. b a 692. „ Littel, Lehrer, Vorſitzender des ornithol.“ Central⸗Vereins für Sachſen und Thü⸗? ringen in Halle a/ S. 0 693. „ Cölle, Frdr. jun., Kaufmann in Greußen. ; 694. „ Coöpel, Lehrer in Bornitz. 732. Herr 695. „ Lrittel, P., Herzogl. Domainenpächter > in Burow. i 696. „ von Trotha, E., Kgl. Generalmajor a. D. 734. „ in Schkopau. 133 697. „ von Trotha, Th., Kgl. Generalmajor a. D. 736. „ in Schkopau. 9737. „ 698. „ Uhlich, Mühlenbeſitzer in Merſeburg. 5738. 5 699. „ Ulrich, Gutsbeſitzer in Neutz. 19. „, 700. „ Umpfenbach, Regierungs- und Baurath, 740. „ Mitglied der Direction der Thüringiſchen 741. „ Eiſenbahn-Geſellſchaft in Erfurt. 0 701. „ Unger, Königl. Bergrath in Dürrenberg. 9742. „ 702. „ Freiherr von Veltheim auf Oſtrau. 743. „ 703. Fräulein Vieweg, Helene, in Braunschweig. > „ 704. Herr Villaret, Thierarzt in Halle a/ S. 0 705. „ Vogel, C., Amtmann in Halle a/ S. 745. Herr 706. „ Vogt, Rittergutsbeſitzer und Kreisdepu⸗ 46. tirter auf Klein-Liebenau. 974% 707. „ Doigt, Traugott, in Goſſerau. 5448 708. „ Voigt, Kunſt- und Handelsgärtner in 749. 1 Merſeburg. e 709. „ Dr. Volkmann, Richard, Geh. Medicinal⸗ 750 Rath und Profeſſor in Halle a / S. 751.5 710. „ von Voß, Landesrath in Merſeburg. 945 711. „ Voß, Georg, Bauunternehmer in era. 753. 7 712. „ Waas, Königl. Regierungs- u. Landes- “ Oeconomie-Rath in Gumbinnen. 0 713. „ Wagenführ, Lehrer zu Halberſtadt. 9755, 714. „ Wagner, Königl. Bergrath und Berg- 756. „ werks⸗Director in Wettin. \ 3 715. „ Wagner, Oberſt⸗Lieutenant und Bezirks- 757. Commandeur in Würzburg. N 716. „ Wagner, Franz, Kaufmann in Würzburg. 758. 717. „ Walter, Paſtor in Natho bei Roßlau. 759. „ 718. „ Warmbrunn, Königl. Regierungs-Rath 760. in Gumbinnen. 4 719. „ Graf von Wartensleben, Königl. Land- 2 761. rath in Genthin. 162 720. „ von Watzdorff, Rittergutsbeſitzer zu Wier 763. ſenburg. 90 721. „ Weber, Auguſt, Gutsbeſitzer in Steuden.) 764. 722. „ von Wedell, Kgl. Landrath in Eisleben. 5 723. „ von Wedell, Landrath a. D. und Ritter⸗ „765. gutsbeſitzer in Piesdorf. 0 724. „ Weinhold, Paſtor in Felchta bei Mühl: „766. haufen i / Th. 40 725. „ Weisflug, Eugen, Kaufmann in Gera. 767. 726. „„ Weiske, Otto, Uhrmacher in Halle a / S. 768. „ 727. „ Wendelſtadt, Königl. Geh. Regierungs⸗ 769. Rath in Caſſel. 770. 5 728. „ Wendenburg, H., Gutsbeſ. in Beefenftedt. 2771. „ 729. „ Dr. Wendenburg, pract. Arzt in Mücheln. 772. „ 730. Herr Wendler, Königl. Regierungs- Rath in Merſeburg. 731. Frau von Wentzky und Petersheyde geb. von Byern in Merſeburg. Weſche, Lieutenant und Gutsbeſitzer in Raunitz. Wetzel, Pfarrer in Grüningen. Wiedemann, Alb., Kaufmann in Erfurt. Wiedenfeld, Baurath in Berlin. Wiener, Aug. F., Kaufmann in London. Wieſand, Rittergutsbeſitzer in Zwethau. Wieſe, Kgl. Forſtmeiſter in Gumbinnen. Wieſing, Oberſtlieuten. z. D. in Düben. Wigand, Otto, Photograph in Zeitz. Wilhelmi, Königlicher Oberamtmann zu Domaine Moysburg. Dr. Wilke, Sanitätsrath in Halle a / S. Winke, Ewald, Kaufmann in Gera. Freiherr von Wintzingerode - Knorr, Rittergutsbeſitzer und Landarmen-Director in Merſeburg. Witzeck, Betriebs⸗Inſpector in Gotha. Wölfel, Rechtsanwalt in Merſeburg. Wöſch, Friedr., Kaufmann in Würzburg. Wolff, Reinh., Kaufmann in Halle a/ S. Dr. Wolff, Regierungs⸗ und Medieinal⸗ Rath in Merſeburg. Wolfram, Königl. Amtsrichter in Nebra. Wolny, Regier.⸗Secretair in Merſeburg. Woytaſch, Erſter Staatsanwalt in Glogau. Wrede, Julius, Rittergutspächter in Klein⸗Corbetha. Würth, L., Kaufmann in Würzburg. v. Wulffen, Rittergutsbeſitzer in Wiederau. Wurmb von Pink, Königl. General⸗ Major z. D. in Weißenfels. Graf York von Wartenburg, Schleibitz. Backe, Königl. Amtsrichter in Zoſſen. Zehe, Rittergutsbeſitzer in Wengelsdorf. Zeidler, Karl, Inhaber einer Handlung erotiſcher Vögel in Halle a / S. Beitz, Gutsbeſitzer in Knapendorf. Biegler, Ottokar, in Magdeburg. Zimmermann, Max, Königl. Amtsrath in Benkendorf. Zimmermann, Bernh., Rittergutsbeſitzer in Lochau. ü Zimmermann, A., Lieutenant u. Ritter⸗ gutsbeſttzer in Salzmünde. Binkeiſen, Abtheilungs⸗Baumeiſter in Leipzig. Börner, Hermann, in Elbitz. Börner, Gutsbeſitzer in Neehauſen. Zorn, Gutsbeſitzer in Bennſtedt. Iſchimmer, Inſpector in Benndorf. Dr. Zürn, F. A., Profeſſor in Leipzig. Zwies, Amtsvorſteher in Harsleben. auf ARE .A 1 An’ Men 22 : AAN, * NAAR AA 5 % 88 Aal 8 2 BR: . | 8 6 u f 7 MW SAN \ Nana, ee ce Ay, Mr Anna’ e deere, 5 yer Wee 550 Annan W a . ai 5 1 2 88888. 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