I} A + Gr tegesate ze = E N = Vibrarn of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, Em Founded by private subscription, In 1861. & N ) HUF I Ö . 2 2 Y “ ELITE, Gr i PR AS : > r 7 NS I FAN Be 4 tr IS ISE + SS [ef io i We ur Kal, ve u De, I Ik YA N De Sa A . { 4 B R 5 ] 3 zz "| £ . “he ” { ' R N + \ 5 3 } * . 2 - 2 \ EU = R B “ 5 = u \ \ R ö r Y ' \ \ ' “ ) b a Bl < ER 1 l + e) f a ge “ DE ! £ 2 ? & Een TC u j i & 1 $ {" R N l f 4 h Yrolr$ ARE f i & t o >= y 0 g i . N = { ‘ A r ‘ { . r Ä\ | > D 8 ‘ N 2er 1 ER d x ö o „ 1 \ ? a R z D N n ’ Y Y vn . 2% 1 7 9 Li 5 x \ f F vilz E f D - / . . . SYSTEM ACRASPEDEN. ZWEITE HÄLFTE DES SYSTEMS DER MEDUSEN voN ERNST HAECKEL. INHALTS- ÜBERSICHT DES SYSTEMS DER ACRASPEDEN. V. Orpxuns: STAUROMEDUSEN, p. 363—395. (Nebst Nachtrag, p. 638, und Tafel 21—22 des Atlas.) VI. Orpxune: PEROMEDUSEN, p. 396—422. (Nebst Nachtrag, p. 640, und Tafel 23—24 des Atlas.) VII. Orpxune: CUBOMEDUSEN, p. 423—449. (Nebst Nachtrag, p. 640, und Tafel 25—26 des Atlas.) VII. Orpsuns: DISCOMEDUSEN, p. 450—631. (Nebst Nachtrag, p. 641, und Tafel 27—40 des Atlas.) V. Fünfte Medusen -Ordnung: (Erste Ordnung der Acraspeden:) STAUROMEDUSAE, Haeckel, 1877. Stauromedusae oder Stauromedae — Kreuzquallen, Hazczer, 1877. Scyphomedusae — Becherquallen, HazckeL, 1878. Character der Stauromedusen-ÖOrdnung: Acraspeden ohne Sinneskolben, an deren Stelle mit einfachen Tentakeln oder mit Randankern (adhaesiven Tentakel-Rudimenten). Ausser diesen 8 Principal- Tentakeln oft noch kleine Succursal- Tentakeln (meist in Büscheln auf 8 ad- radialen Randlappen). Magen mit 4 weiten perradialen Magentaschen, welche durch 4 schmale interradiale Septa oder Verwachsungs-Leisten geschieden werden und am Schirmrande durch einen Ringcanal in Verbindung stehen. Gonaden 4 interradiale hufeisenförmige Wülste oder 4 Paar adradiale Wülste, welche in der Subumbral-Wand der Magentaschen aus deren Entoderm sich entwickeln und theilweise oder ganz in deren -Höhle hineinragen. Die Ordnung der Stauromedusae oder Kreuzquallen (zusammengezogen Stauromedae) umfasst die beiden Familien der Tesseridue und Lucernaridae; sie eröffnet die Legion der Acraspeden, deren einfachste und ursprünglichste Formen sie enthält. In einer früheren vorläufigen Mittheilung hatte ich diese erste Acraspeden-Ordnung als Becherquallen (Scyphomedusae) bezeichnet. Da aber diese Be- nennung von mehreren Autoren in neuester Zeit (— und zwar ganz passend —) für die ganze Legion der Acraspeden — als Descendenten der Scyphopolypi — verwendet wird, so nehme ich hier die Be- zeichnung Stuuromedusae aus dem Prodromus (1877) wieder auf. Da alle Aeraspeden oder Sceypho- medusen in gleicher Weise von einer einfachen Seyphopolypen-Form phylogenetisch ableitbar sind, wie alle Craspedoten oder Hydromedusen von einer einfachen Hydropolypen-Form, so müssen die Stauromedusen unter allen Acraspeden jener primitiven Seyphopolypen-Form, dem Scypho- stoma, am nächsten stehen; und das ist in der That der Fall. Tessera, die einfachste und ursprüng- lichste Form unter allen Stauromedusen, ist im Wesentlichen ein medusiformes Scyphostoma, und zugleich diejenige Form, von der alle Acraspeden als von einer gemeinsamen phylogenetischen Stamm- form ableitbar sind. Es muss daher eine kurze Characteristik der höchst wichtigen Tessera-Form, welche bisher unbekannt war und hier zum ersten Male beschrieben wird, der allgemeinen Betrachtung der Stauromedusen, wie aller anderen Acraspeden, vorausgehen. Tessera (Taf. XXL, Fig. 1—6) ist im Wesentlichen nichts Anderes als en octonemales, frei- schwimmendes und geschleehtsreif gewordenes Scyphostoma, eine medusoide Modi- fieation jener wohlbekannten Scyphopolypen-Form, welche als Larve oder als Amme in der Ontogenese so zahlreicher und verschiedenartiger Acraspeden wiederkehrt. Da die Seyphopolypen (Scyphostoma) 46% 364 GENERELLE CHARACTERISTIK DER STAUROMEDUSEN. dieselbe fundamentale, phylogenetische und morphologische Bedeutung für die Acraspeden - Legion besitzen, wie die Hydropolypen (Hydra) für die Craspedoten-Legion, so mag gleich hier daran erin- nert werden, dass zwischen beiden Polypen-Formen nur ein wesentlicher und durchgreifender Unter- schied besteht: Die Magenhöhle der Hydropolypen ist ganz einfach, diejenige der Seyphopolypen hin- gegen mit 4 vorspringenden Längswülsten versehen, den 4 interradialen Magenleisten (Taeniola gastralia). Aus diesen letzteren entwickeln sich die characteristischen Magenfäden (Filamenta gastralia), welche den Acraspeden oder Scyphomedusen allgemein zukommen, wie sie den Üraspedoten oder Hydromedusen eben so allgemein fehlen. Schon bei Tessera treten diese Magenfäden auf und zwar in ihrer einfachsten Form: als 4 interradiale Filamente, welche am Distal-Ende der 4 umbralen Taeniolen von den 4 wichtigen Septal-Knoten entspringen. Diese 4 bedeutungsvollen Septal-Knoten oder „Cathammen“ sind die entodermalen Verwachsungsstellen zwischen umbraler und subumbraler Wand des peripherischen Magenraums, durch welche derselbe in 4 weite „Radial- Taschen“ getheilt wird. Von diesen Cathammen geht zugleich die Bildung der Geschlechtsdrüsen aus, welche bei Tessera noch in einfachster Form als 4 hufeisenförmige Gonaden in der subumbralen Wand der Magentaschen sich ausbreiten. Am Schirmrande der Tessera sitzen bloss 8 einfache solide Tentakeln, die ich wegen ihrer hohen phylogenetischen Bedeutung als „Prineipal-Tentakeln“ bezeichne (4 perradiale und 4 interradiale). An Tessera schliessen sich zunächst und unmittelbar diejenigen primitiven Acraspeden an, die wir in der Ordnung der Stauromedusen zusammenfassen: die beiden Familien der Tesseridae und Lucernaridae. Ihnen allen fehlen die characteristischen Sinneskolben oder „Rhopalien“, welche allen übrigen Acraspeden (den Peromedusen, Cubomedusen und Discomedusen) ohne Ausnahme zu- kommen. Diese Sinneskolben, welche gleichzeitig optische und akustische Sinneswerkzeuge zu sein scheinen, liefern ein Haupt-Merkmal zur Unterscheidung der 4 Acraspeden-Ordnungen; sie sind phylo- genetisch aus den 8 Prineipal-Tentakeln der Tessera entstanden. Die Peromedusae besitzen 4 inter- radiale Sinneskolben, hervorgegangen aus den 4 Secundär-Tentakeln der Tessera.. Hingegen zeigen die Cubomedusae 4 perradiale Sinneskolben, entstanden aus den 4 Primär-Tentakeln der Tessera. Bei den Discomedusae endlich sind alle 8 Tentakeln der letzteren zu Rhopalien geworden; sie besitzen ursprünglich (— schon in ihrer gemeinsamen Stammform, Ephyra —) 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale). Die Ordnung der Stauromedusae (oder Stauromedae) bildet mithin die Stammgruppe aller Acraspeden, aus deren Urform, Tessera, «die drei übrigen Ordnungen hervorgegangen sind. Unter diesen letzteren entfernt sich diejenige der Discomedusae am weitesten von der ursprünglichen Bildung und erwirbt eine Anzahl von Merkmalen, welche hauptsächlich der starken Abplattung ihres niedri- gen scheibenförmigen Körpers ihren Ursprung zu verdanken scheinen. In Folge dessen zeigt der peripherische Schirmkranz eine zunehmende Tendenz zur wiederholten Theilung und Multiplication der Organe, so dass der achtzählige oder oetomerale Typus vorwiegend ist. Dieser tritt in ihrer gemeinsamen Ausgangsform, Ephyra, bereits ausgesprochen hervor: 8 Sinneskolben, damit alternirend 8 adradiale Tentakeln, und. 8 Paar Randlappen, die zwischen ersteren und letzteren eingeschaltet sind. Man kann daher auch die Discomedusen als eine besondere Sublegion der Acraspeden unter dem Namen Ephyromiae (oder Octoperiae) aufführen und ihnen alle anderen Acraspeden als eine zweite Sub- legion, Tesseroniae (oder Tetraperiae), gegenüberstellen. Diese Tesseronien (— die Stauromedusen, Peromedusen und Gubomedusen —) behalten den ursprünglichen, vierzähligen oder tetrameralen Typus bei; sie haben nur 4 Sinneskolben, 4 grosse Magentaschen u. s. w. Ihre Schirmform ist hochgewölbt, nicht scheibenförmig abgeplattet, wie bei den Discomedusen. Ihr peripherischer Schirmkranz zeigt nur GENERELLE CHARACTERISTIK DER STAUROMEDUSEN. 365 eine geringe Tendenz zur Multiplication der Organe. Ein weiterer wichtiger Unterschied der beiden Sublegionen der Acraspeden besteht darin, dass die Gonaden bei den Tesseroniae vorwiegend in der Subumbralwand der 4 Magentaschen, bei den Ephyroniae hingegen in der Subumbralwand des cen- tralen Magens selbst zur Ausbildung gelangen; ihre Ausbreitungs-Richtung ist bei den ersteren mehr centrifugal, bei den letzteren mehr centripetal. Die Tetraperiae oder Tesseroniae haben mithin eigentlich Canal-Gonaden, wie die Leptomedusen und Trachomedusen ; die Octoperiae oder Ephyroniae hingegen Gastral-Gonaden, wie die Anthomedusen und Narcomedusen. Was nun zunächst die allgemeine Organisation der Stauromedusen betrifit, so war dieselbe bisher fast nur durch die vielfach genau untersuchten und vielfach missverstandenen Lucernaridae be- kannt, während von der anderen Familie dieser Ordnung, den Tesseridae, nur eine einzige Form, De- pastrum, unvollständig bekannt war. Die Lucernariden führten namentlich desshalb zu sehr irrthüm- lichen Auffassungen, weil sie, abweichend von den anderen freischwimmenden Medusen, mit dem Scheitel ihres Schirms auf dem Meeresboden angeheftet festsitzen. Allerdings hatte schon Huxıry (1856) sie als echte Medusen erkannt, und zwar als typische Acraspeden, so dass er sogar diese ganze Legion mit ersterem Namen belegte. Allein die Mehrzahl der Zoologen glaubte doch nach dem Vorgange von Leucrart in ihnen nähere Verwandte der Korallen oder doch „Uebergangsformen zwischen Korallen und Medusen“ erkennen zu sollen. Erst die sorgfältigen organologischen und histologischen Unter- suchungen der neuesten Zeit haben die wahre Acraspeden-Natur der Lucernariden definitiv- nach- gewiesen und zugleich ihre nahen Beziehungen zum Seyphostoma klargelegt. Die volle Aufklärung über ihre wahre Natur liefert die neue Stauromedusen-Familie der Tesseriden, welche den ursprüng- lichen Stammformen der Seyphopolypen noch näher stehen als die Lucernariden, und welche zugleich die unmittelbare Verbindung zwischen letzteren herstellen. In den früheren Medusen-Systemen, von Prrox (1809), EscnscnoLrz (1829), Gesensaur (1856) fehlen die Stauromedusen ganz. Zuerst erscheinen sie im Medusen-System 1862 bei L. Acassız und zwar als Familie der Lucernaridae (fünfte Familie der Discophorae haplostomeae; vergl. oben p. 301). Acassız führt daselbst 9 verschiedene Species auf, die er auf 3 Genera vertheilt: Lucernaria, Depastrum und Carduella. Die beiden letzteren sind aber synonym und vertraten bisher nur durch eine einzige Species: Depastrum cyathiforme, die ganze Familie der Tesseriden; als drei neue Genera derselben schliessen sich hier an Depastrella, Tesserantha und Tesser«. Die Gattung Lucernaria (im Sinne von Acassız und anderen neueren Autoren) zerfälle ich nach dem Vorgange von Crank in 4 verschiedene Genera, welche die Familie der Lucernariden (im engeren Sinne!) constituiren. Der Schirm der Stauromedusen ist hochgewölbt, im Allgemeinen kegelföürmig oder glockenförmig, etwas höher als breit, häufig auch vierseitig-pyramidal. Stets erhebt sich auf dem ab- oralen Scheitel des Schirms ein besonderer Scheitel- Aufsatz, dessen Axe einen ceentralen Hohlraum enthält, eine axiale Fortsetzung der Magenhöhle (Scheitel-Canal, Stielcanal oder Grundmagen). Bei den freischwimmenden Tesseranthidae (Tessera, Tesserantha) endigt der konische Scheitel - Aufsatz zugespitzt in einer Kuppel, die einen einfachen Stieleanal einschliesst. Bei den festsitzenden Depastridae und Lucernaridae hingegen bildet sich der Scheitel-Aufsatz zu einem ansehnlichen gallertisen Schirmstiel aus. Mit seinem scheibenförmigen, abgestutzten oder ausgebreiteten Ende, der klebrigen „Fussplatte“, setzen sich diese Stauromedusen auf dem Meeresboden fest, abweichend von allen anderen, frei beweg- lichen Medusen. Der Stielcanal dieses hohlen Stieles ist ursprünglich einfach, nur dureh die 4 inter- radialen Taeniolen oder Längsleisten peripherisch in 4 perradiale Rinnen getheilt. Indem aber bei vielen Lucernariden jene Taeniolen in der Axe des Stiels mit einander verwachsen, verwandeln sich 366 GENERELLE CHARACTERISTIK DER STAUROMEDUSEN. die Rinnen in 4 parallele geschlossene Stieleanäle, welche au ihrem oralen Ende in den Grund des Central-Magens münden. Die Exumbrella oder die äussere convexe Schirmfläche ist bald einfach, glatt, bald durch Besatz mit Nesselorganen ausgezeichnet, welche regelmässig in Reihen oder Gruppen geordnet sind. Bisweilen finden sich 8 vorspringende Nesselrippen (4 perradiale und 4 interradiale), welche von der Tentakel-Basis zur Kuppel hinaufziehen. Die Gallerte der Umbrella ist bei den freischwimmenden Tesserantbiden dick und weich, bei den festsitzenden Depastriden dünn und fest. Die Subumbrella (oder die innere concave Schirmfläche) zeigt bereits bei den Stauromedusen das doppelte System von eireularen (oder transversalen) und radialen (oder longitudinalen) Mus- keln, die sich von ihnen auf alle Acraspeden vererbt haben. Stets zeigt sich oberhalb des Schirm- randes ein kräftiger eircularer Kranzmuskel (M. coronarius). Derselbe ist bei den Tesseridae einfach, breit, bandartig und ringförmig geschlossen; bei den Lucernaridue hingegen ist er schmal, strangförmig, und in 8 einzelne Marginal- Muskeln zerfallen, welche den Rand der Bucht zwischen je zwei Schirm- lappen oder „Armen“ säumen. Die longitudinalen Muskeln bilden ursprünglich (bei den Tesseridae) einen zusammenhängenden trichterförmigen Glocken-Muskel /M. codonoides), welcher den ganzen Proximal-Theil der Subumbrella, oberhalb des distalen Kranzmuskels einnimmt. Seine Fasern verlaufen in der unteren (distalen) Hälfte mehr longitudinal und parallel, in der oberen (proximalen) Hälfte mehr radial und gegen die Basis des Mundrohres convergirend, auf welches sie sich als Längsmuskeln fort- setzen. Schon bei den Lucernariden zerfällt der einfache Glocken-Muskel in 8 stärkere Radial- Muskeln; die 4 perradialen gehen von den Mesogonien, die 4 interradialen von den Septen mit divergirenden Fasern gegen den Schirmrand. Die Schirmhöhle ist wegen der starken Wölbung des konischen Schirmes meistens tief. Seiten ist sie ganz einfach (Tessera). Gewöhnlich bildet sie am Grunde, rings um die Basis des vor- springenden Mundrohres, 4 interradiale Fächer von konischer Gestalt, die subumbralen Trichter- höhlen (Infundibula vel Cavernae infundibulares). Dieselben werden geschieden durch die 4 perradialen Mesenterien oder „Geschlechts - Gekröse“ (Mesogonia). Das sind schmale vertieale Falten der Sub- umbrella, welche von den 4 perradialen Kanten des Mundrohres zur Mittellinie der 4 Magentaschen hin- übergehen und sich an deren Subumbral-Wand inseriren. Indem die 4 konischen (vom Exoderm aus- gekleideten) blinden Trichterhöhlen in den Magen centripetal vorspringen, beengen sie dessen Hohlraum mehr oder weniger. Bisweilen setzen sie sich in die Taeniolen hinein fort und dringen bei einigen Lucernariden sogar bis in den Schirmstiel hinein, selten bis zu dessen Ende. Im letzteren Falle sind die Taeniolen in ihrer ganzen Ausdehnung hohl. Der Schirmrand ist bei den Stauromedusen einfacher gebildet als bei allen anderen Acraspeden. Insbesondere fehlen völlig die Sinneskolben (Rhopalia), welche bei allen drei übrigen Ordnungen con- stant sind. Im Uebrigen ist der Schirmrand in beiden Familien dieser Ordnung sehr verschieden. Der Schirmrand der Tesseriden ist ganz einfach, ohne Randlappen oder „Arme“, bloss mit Tentakeln besetzt. Auch hier wieder liefert den interessantesten Ausgangspunkt die Stamm - Gattung Tessera, indem sie die characteristischen Verhältnisse eines oetonemalen Scyphostoma zeigt, nämlich nur 8 einfache solide Prineipal-Tentakeln (4 perradiale, längere, primäre und 4 interradiale, kür- zere, secundäre, Taf. XXI, Fig. 1). Die nächstverwandte Tesserantha hat bereits 16 Tentakeln, indem noch 8 adradiale, suecursale oder intermediäre zu jenen 8 prineipalen hinzugekommen sind. Die beiden Depastriden-Genera besitzen eine sehr grosse Zahl von kurzen, hohlen, mit einem terminalen Nesselknopf versehenen Tentakeln, welche bei Depastrella eine Reihe, bei Depastrum mehrere Reihen GENERELLE CHARACTERISTIK DER STAUROMEDUSEN. 367 über einander am Schirmrande bilden. Aber auch bei diesen beiden Gattungen lassen sich jene 8 ursprünglichen Prineipal-Tentakeln leicht von allen späteren, succursalen Tentakel - Bildungen unterscheiden, indem die ersteren genau perradial und interradial stehen, dabei mehr aboral und abaxial, mehr aussen oberhalb des Schirmrandes als die letzteren. Der Schirmrand der Lucernariden unterscheidet sich von dem der Tesseriden in drei wichtigen Beziehungen. Derselbe ist erstens durch 8 tiefe Einschnitte in acht adradiale hohle Randlappen oder „Arme“ getrennt. Zweitens sitzen in der Mitte der 8 Einschnitte oder Rand- ‚buchten die 8 ursprünglichen Principal-Tentakeln (4 perradiale und 4 interradiale); diese sind aber entweder in eigenthümliche Haftorgane umgewandelt, die Randanker oder „Randpapillen“. (so bei Halichystus und Halicyathıs) — oder sie sind rückgebildet und verloren gegangen (so bei Lucernaria und Üraterolophus). Drittens endlich besitzen alle Lucernariden 8 adradiale pinselförmige Büschel von zahlreichen hohlen, geknöpften Suceursal-Tentakeln, und diese sind auf der Spitze der 8 hohlen Rand- lappen oder Arme angebracht. Das Gastrocanal-System der Stauromedusen ist von höchster morphologischer. Be- deutung, weil es einerseits in seinen einfachsten Formen sich unmittelbar an die ursprüngliche einfache Bildung von Scyphostomu anschliesst, anderseits den gemeinsamen Ausgangspunkt für die mannigfaltigen und verwickelten Gastrocanal-Bildungen aller anderen Acraspeden abgiebt. Schon bei Tessera, der gemeinsamen Stammform Aller, zerfällt die einfache, von Scyphostoma ererbte Magenhöhle (— Urdarın oder Protogasler der Gastraea —) durch die Bildung der 4 interradialen Septal-Knoten (Gatham- mala) in einen einfachen Uentral-Magen und 4 perradiale peripherische Magentaschen. Jene Hauptknoten sind nichts Anderes, als knotenförmige Verwachsungen der 4 interradialen Taeniolen,. deren axialer Subumbral-Theil mit dem abaxialen Umbral-Theil (an der Concav -Seite des Gallertschirms) an 4 ent- sprechenden Punkten in gleicher Höhe sich verlöthet. Bei den Tesseridae bleiben die Verwachsungs- stellen einfache Knoten: bei den Lucernaridae entwickeln sie sich zu langgestreckten Septal-Leisten; in beiden Fällen werden die 4 breiten Magentaschen nur unvollständig durch sie getheilt, indem sie oberhalb durch den Central-Magen, unterhalb durch den Ringeanal communiciren. Der einfache Axialdarm oder Hauptdarm (Gaster principalis) zerfällt schon bei den Stauro- medusen in 3 Abschnitte; den aboralen Grundmagen, den centralen Mittelmagen und den oralen Schlundmagen oder das frei vortretende Mundrohr. Der Mittelmagen wird durch den Pylorus oder die Magenpforte vom Grundmagen abgegrenzt, hingegen durch das Palatum oder die Gaumenpforte vom Mundrohr. Der Grundmagen (Gaster basalıs) wird durch den schon oben erwähnten Scheitel- Canal oder Stielcanal gebildet, welcher am aboralen Ende des Scheitel-Aufsatzes oder Schirmstiels blind geschlossen endet. Ursprünglich ist derselbe einfach, bloss peripherisch dureh die 4 vorspringenden Taeniolen in 4 perradiale Binnen getheilt. Diese 4interradialen Taeniolen oder Gastral-Leisten („Längswälle“ von F. E. Scuutze, „Magenwülste“ von Craus u. A.) sind die 4 bedeutungsvollen longi- tudinalen Entoderm-Falten der Magenwand, welche schon bei der Urform der Seyphopolypen (Scyphostoma) und der Urform der davon unmittelbar abgeleiteten Scyphomedusen (Tesser«) [rüh- zeitig auftreten, sich von ihnen auf alle Acraspeden vererben und die Lage der Radien zweiter Ord- nung oder der Interradien ganz bestimmt bezeichnen. Jedes Taeniol oder jede interradiale Magenleiste (Taeniolum gastrale) besteht aus einer eylindrischen Verdickung der dünnen, zwischen Exoderm und Entoderm gelegenen Stützlamelle (oder der entsprechenden dickeren Schirmgallerte), über welcher sich das Entoderm in Gestalt einer niedrigen Falte erhebt und in den Magenraum ‘vorspringt, während das Exoderm auf der entgegengesetzten äusseren Seite der Magenwand gewöhnlich eine entsprechende 568 GENERELLE CHARACTERISTIK DER STAUROMEDUSEN. Einschnürung zeigt. Bei vielen Stauromedusen sind die Taeniolen in grosser Ausdehnung (selten in ihrer ganzen Länge) mit Gastral-Filamenten besetzt, während sich diese ursprünglich nur an der Axial- Seite des Hauptknotens entwickeln. Wenn die Taeniolen höher werden, so können sie in der Axe des Grundmagens mit einander verwachsen und so ein gallertiges Axen-Säulchen (Columella) bilden. Dadurch verwandeln sich dann die 4 peripherischen Rinnen des Grundmagens in 4 parallele perradiale Stieleanäle. Am oralen Ende münden dieselben in die Basis des Central-Magens ein. Der Central-Magen oder Mittelmagen (Gaster centralis) bildet bei den Stauromedusen, wie bei allen Acraspeden, den eigentlichen Mittelpunkt des Gastrocanal-Systems. Er hat im Allgemeinen die Gestalt einer abgestutzten vierseitigen regulären Pyramide, die häufig mehr achtseitig wird und deren Conformation oft schwer zu erkennen ist. Die abgestutzle Spitze der Pyramide bildet der Pylorus oder die Magenpforte, durch welche der Central-Magen mit dem Basal-Magen communiecirt. Diese Pforte ist einfach bei einkammerigem Magenstiel (Pylorus simplex), vierfach bei vierkammerigem Magen- stiel (Pylorus quadruplex). Die quadratische orale Basis der Centralmagen-Pyramide wird bestimmt durch das Palutum oder die Gaumenpforte, durch welche der Central-Magen mit dem Schlundmagen communieirt. Die 4 interradialen Kanten der Pyramide werden durch die 4 Hauptknoten oder Septen der Magentaschen, die 4 periadialen Seitenflächen durch die 4 Gastral-Ostien bestimmt. Die Gastral-Ostien oder die 4 perradialen Magenspalten (Ostia gastralia) sind die 4 wichtigen Spaltöffnungen, durch welche der Central-Magen mit den 4 umgebenden Radial - Taschen communieirt. Sie verhalten sich sehr verschieden, je nachdem die 4 Septal-Knoten (Gathammata) ein- fache knotenförmige „Verwachsungspunkte“ (Tesseridae) oder langgestreckte „Verwachsungsleisten“ sind (Lucernaridae); und je nachdem die exodermalen Trichterhöhlen tief in den Central-Magen hineinwachsen oder nicht. Stets finden sich an der Umgebung der Ostien die Magen-Tentakeln oder die sogenannten „Mesenterial-Filamente“, besser Gastral-Filamente. Tessera allein besitzt deren nur 4, fingerförmige solide Tentakelchen, welche von der Proximalseite der Hauptknoten entspringen und frei in den Uentral- Magen hineinragen. Alle anderen Stauromedusen hingegen besitzen zahlreiche Gastral-Filamente, welche entweder eine oder zwei Reihen bilden und auf die Taeniolen sich mehr oder weniger weit fortsetzen können, sowohl centripetal (bis zum Scheitel-Ende der Taeniolen) als centrifugal (bis zum Distal-Ende der Septa). Oft säumen sie auch in 2 Reihen die Gastral-Ostien oder die Gonaden. Jedes Filament besteht aus einem soliden eylindrischen Gallertfaden (einem Vorsprung der Taeniole) und einem Ento- derm-Ueberzug, dessen Epithel-Zellen theils Drüsenzellen, theils Nesselzellen sind. Der Mundmagen (Gaster buccalis) oder das Mundrohr (Tubus oralis) bildet den dritten Haupt- abschnitt des Axial-Magens und tritt aus dem Grunde der Schirmhöhle frei in deren Hohlraum vor. Stets ist dasselbe vierseitig-prismatisch oder vierseitig-pyramidal, oft fast kubisch. Gewöhnlich übertrifit der horizontale Durchmesser desselben den vertiealen, seltener umgekehrt. Das aborale Ende des Mundrohres bildet der Gaumen, das orale die Mundöffnung, die im Allgemeinen quadratisch ist. Die 4 Kanten des Mundrohrs sind perradial, gehen am aboralen Ende in die Mesogonien oder Mesenterien, am oralen Ende in die 4 Mundlappen über. Letztere sind meist kurz und einfach, seltener verlängert und gekräuselt. Die 4 Magentaschen (Bursae gastrales) oder Strahlentaschen (Bursae radiales) bilden den Hauptbestandtheil des peripherischen Gastrocanal-Systems, welches beim Scyphostoma noch einen ein- fachen, nur durch die 4 interradialen Taeniolen in der Peripherie getheilten Hohlraum darstellt. Indem der Umbraltheil der Taeniolen mit ihrem Subumbraltheil an 4 interradialen Punkten in gleicher Schirm- höhe verwächst, entstehen jene 4 Septal-Knoten oder Cathammen, welche die 4 Taschen von einander GENERELLE CHARACTERISTIK DER STAUROMEDUSEN. 369 unvollständig trennen. Bei den Tesseridae bleiben die Cathammen einfache kurze Knoten, während sie bei den Lucernaridae durch centrifugale Fortsetzung der Concrescenz zu langen Leisten (Septa inter- radialia) sich entwickeln. Aber niemals erreichen letztere den Schirmrand, so dass hier die 4 breiten Taschen stets in offener Communication bleiben durch einen „Ringcanal“. Dieser ist sehr weit bei den Tesseriden, sehr eng bei den Lucernariden. Demnach bildet jede der 4 Taschen ein Parallel- Trapez, an welchem folgende Theile zu unterscheiden sind: eine äussere umbrale und eine innere subumbrale Wand; zwei laterale Ränder, in welche oben die Septa, unten die Communications - Oefl- nungen des Ringeanals fallen, einen proximalen oder aboralen (oberen) Rand, in welchen das Gastral- Ostium fällt, und einen distalen oder oralen (unteren) Rand. Der letztere ist einfach bei den Tesseriden, während er bei den Lucernariden 2 Lappentaschen in je 2 Lappen des Schirmrandes entsendet; ihre Höhlungen eommunieiren mit denjenigen der hohlen Tentakeln. Die Gastral-Filamente oder „Digitellen“ (Filamenta vel Digituli, f) zeigen innerhalb der Stauromedusen-Ordnung sehr verschiedene Grade der Entwickelung. Da die 4 interradialen Taeniolen des Sceyphostoma in der ganzen Ausdehnung der Gastralwand von der Stiel-Basis bis zum Mundrande reichen, so können auch die aus den Taeniolen entspringenden Filamente in dieser ganzen Ausdehnung vorkommen. Im Allgemeinen sind umbrale und subumbrale Filamente zu unterscheiden; erstere entspringen von der Umbralwand des Magens (und Magenstiels), letztere von der Subumbralwand der Magentaschen; die Grenze zwischen beiden bilden bei den Tesseriden die 4 Septal-Knoten, bei den Lucernariden die Proximal-Enden der 4 Septal-Leisten. Wie bei allen Acraspeden, sind die Filamente solide Gallertfäden, die aus der Gallertleiste des Taeniols entspringen und von deren Entoderm -Epithel überzogen sind. Die Zellen des letzteren differenziren sich in 4 verschiedene Kategorien: 1) einfache Geisselzellen; 2) Drüsenzellen; 3) Nesselzellen und 4) Muskel-Epithel-Zellen. Letztere entwickeln die glatten, feinen Muskelfäden, welche die lebhaften wurmförmigen Bewegungen der Filamente bewirken. Gewöhnlich sind die Filamente lanzettförmig oder bandförmig abgeplattet, oft auch zungenförmig, und dann findet sich in der Regel auf der einen Seite einfaches Flimmer- (oder Nessel-) Epithel, auf der anderen Seite Drüsen-Epithel, gegen die freie Spitze vorzugsweise Nessel-Epithel. Das einfachste Verhalten zeigen die Filamente bei Tessera, wo nur 4 einfache grosse Gastral- Filamente, am Distal-Ende der umbralen Taeniolen, von den 4 interradialen Septal-Knoten entspringen. Sonst ist ihre Zahl gewöhnlich sehr gross, oft mehrere Hundert, oder selbst über Tausend. Meistens bilden sie 4 hufeisenförmige Phacellen (oder Filament-Reihen); der Uförmige Bogen der Phacelle springt mit seiner Convexität in den Central-Magen vor, während seine Concavität den interradialen Septal-Knoten (oder das Proximal-Ende des interradialen Septum) umfasst; die beiden Schenkel des Hufeisens divergiren distal und säumen gewöhnlich die bursalen Ränder der ebenso gestalteten Gonade. Auch wenn die 4 Phacellen in 8 adradiale Reihen zerfallen, begleiten sie gewöhnlich die 8 Genital- bänder auf kürzere oder längere Strecke. Die Gonaden oder Geschleehtsdrüsen der Stauromedusen sind ursprünglich ebenfalls vier interradiale hufeisenförmige Drüsen, welche in der Subumbral-Wand der 4 Radial-Taschen aus deren Entoderm sich entwiekeln. Ihre Bildung beginnt vom Proximal-Ende der 4 Septal-Knoten oder Septal-Leisten, welche sie mit ilirer Concavität umfassen. Ihre beiden Schenkel divergiren distalwärts, oft das zwischen ihnen gelegene Septum eng einschliessend. Diese ursprüng- liche Bildung von 4 einfachen hufeisenförmigen Genital-Drüsen in der Subumbral- Wand der Radial- Taschen bleibt bestehen bei allen Tesseridae. Bei den Lucernaridae hingegen (— mit Ausnahme von Halieyathus! —) zerfällt jedes Hufeisen in zwei getrennte Hälften, so dass nunmehr acht getrennte Haeckel, System der Medusen. 4=7 Jen. Denkschriften 1. 370 GENERELLE CHARACTERISTIK DER STAUROMEDUSEN. Wülste vom Septalknoten aus gegen den Schirmrand sich erstrecken, paarweise zu beiden Seiten der Septa angeordnet. Eine weitere Complieation erleidet die Genital-Bildung bei einem Theile der Lucer- nariden dadurch, dass sich in der Subumbral-Wand der 4 Radialtaschen 4 perradiale kleinere Taschen vom Magen aus entwickeln, welche zur Ernährung der Gonaden dienen, und welche ich wegen ihrer Lage in den Mesogon-Falten die Mesogontascehen nenne (s. unten). Auch der feinere Bau der Gonaden wird bei den Lucernariden sehr eomplieirt, während er bei den Tesseriden sehr einfach bleibt (s. unten). Bei den letzteren entwickeln sich die Geschlechts - Produete einfach aus den Entoderm- Zellen der subumbralen Taschenwand, welche meistens mehr oder weniger regelmässig in Falten gelegt ist. Bei den Lucernariden hingegen entwickelt die subumbrale Taschenwand der Geschlechts- bänder zahlreiche Follikel oder Säckehen (Saccuk); diese enthalten einen besonderen Geschlechts- Sinus, mit einem Ausführgang, der in die Tasche mündet. Die Eier und Spermaballen entstehen aus dem entodermalen Sinus-Epithel. Die Entwiekelung der Stauromedusen ist zur Zeit noch fast unbekannt. Nur von einigen Lucernariden sind Jugendformen bekannt, die sich an die Tesseriden anschliessen. Wahrscheinlich entwickelt sich aus dem Ei zunächst eine frei schwimmende Gastrula, welche sich später festsetzt und in eine Seyphostoma verwandelt. Dieses wird sich vermuthlich bei den Lucernariden und Depastriden direct in die spätere festsitzende Medusen-Form verwandeln, während es bei den Tesseran- thiden sich durch Knospung vermehren dürfte, und die Knospen (alle oder theilweise) als Tessera- förmige Medusen frei werden. Da die Tesseranthiden denselben Scheitel- Aufsatz und Stiel - Canal besitzen, wie unter den Craspedoten viele Codoniden und andere Anthomedusen (vergl. Taf. I, VI, XXI), so ist zu vermuthen, dass diese Bildung dort eben so wie hier den rudimentären Rest des Stiels darstellt, durch welchen früher die Meduse mit den ammenden Polypen zusammenhing. Unterscheidende Charactere der beiden Stauromedusen-Familien: Tesseridae Lucernaridae Stauromedusae SH Er — Tesseranthidae | Depastridae Haliclystidae Halicyathidae Schirme a |Kirei, cohnesStie) ‚auf einem Stiel fest- | auf einem Stiel fest- | auf einem Stiel fest- sitzend ı sitzend | sitzend. Gonaden - - - 2 2... | 4 hufeisenförmige in- | 4 hufeisenförmige in- | S adradiale Bänder | 8 adradiale Bänder. terradiale Wülste | terradiale Wülste | | Mesogon-Taschen . . . . | fehlend | fehlend fehlend | vorhanden. Principal-Tentakeln alle 8 solid, ohne | alle 8 hohl, mit Nes- | adhaesiveRandanker | adhaesive Randanker | Nesselknopf | selknopf oder fehlend | oder fehlend. Succursal-Tentakeln . . . fehlend oder den | kurz, hohl, mit ter- |in 8 adradiale Bü- in 8 adradiale Bü- | schel gruppirt. Prineipal-Tenta- | minalem Nessel- | schel gruppirt keln gleich | knopf | GENERELLE CHARACTERISTIK DER TESSERIDEN. 371 Siebzehnte Medusen-Familie: (Erste Familie der Stauromedusen :) TESSERIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXI. Familien- Character: Stauromedusen mit einfachem, ungetheilten Schirmrand, ohne hohle Randlappen oder „Arme“ 8 principale Tentakeln (4 perradiale und 4 interradiale) stets vor- handen, nicht in Randanker oder Sinneskolben verwandelt; ausserdem bisweilen noch zahlreiche succursale Tentakeln. Kranzmuskel des Schirmrandes ringförmig, nicht in 8 isolirte Randmuskeln zerfallen. Auf dem Scheitel des Schirms entweder ein Scheitel-Aufsatz oder ein Schirinstiel. Die Familie der Tesseriden gründe ich für eine kleine, aber höchst interessante und bedeutungsvolle Gruppe von Stauromedusen, welche bisher nur durch eine einzige Form, Depastrum eyathiforme, vertreten war. Da diese Form (zuerst von SArs 1346 als Lucernaria cyathiformis beschrieben) am aboralen Scheitel-Ende des Schirms in einen Stiel ausgezogen und mit dissem am Boden befestigt ist, gleich den Lucernariden, wurde sie in der bisherigen Medusen-Literatur stets zu den letzteren gestellt. Sie unterscheidet sich aber von den echten Lucernariden wesent- lich durch die einfache Bildung des Schirmrandes, welcher nicht in hohle Lappen oder „Arme“ ausgezogen ist, ferner durch einen einfachen ringförmigen Kranzmuskel des Schirmrandes und endlich auch durch den Mangel der „Rand- anker‘“, an deren Stelle sich S einfache Principal-Tentakeln finden. Die wahre Erkenntniss der systematischen Stellung und phylogenetischen Bedeutung von Depastrum und von der neuen, nächststehenden Depastrella wird aber erst durch die Würdigung der einfacheren, nahe verwandten Formen gewonnen, die hier als Tessera und Tesserantha zum ersten Male beschrieben werden. Da diese letzteren als die gemeinsamen Stammformen und Prototypen aller Acraspeden bereits oben (p. 364) gewürdigt worden sind, so genügt es hier auf jene Bemerkungen zu verweisen und daran eine kurze allgemeine Betrachtung der Tesseriden-Organisation anzuknüpfen. Hierbei wird es zweckmässig sein, die Familie in zwei Subfamilien zu trennen, die freischwimmenden Tesseranthidae, mit Scheitel-Aufsatz (Tessera, Tesserantha) und die festsitzenden Depastridae, mit Schirmstiel (Depastrella, Depastrum); letztere bilden die unmittelbaren verbindenden Uebergangsformen zwischen den ersteren und den Lucernariden. Der Schirm der Tesseriden (Taf. XXI) ist hochgewölbt, glockenförmig oder helmförmig, stets höher als breit. Im Centrum seines aboralen Scheitels erhebt sich bei den freischwimmenden Tesseranthidae ein konischer hohler Scheitel-Aufsatz (Taf. XXI, Fig. 1—3), bei den festsitzenden Depastridae hingegen ein cylindrischer oder vier- seitig-prismatischer Schirmstiel, dessen aborale Fussplatte zur Anheftung dient (Taf. XXI, Fig. 7—9). Bald ist dieser Stiel länger, bald kürzer als die Schirmhöhe. Sowohl der freie Scheitel- Aufsatz der Tesseranthiden, als der festgeheftete Stiel der Depastriden enthält einen Stiel-Canal, in dessen Hohlraum 4 interradiale Gallertleisten (Tae- miola gastralia) vorspringen. Bei Depastrum verwachsen dieselben in der Stielaxe zu einer Columella, wodurch die 4 Rinnen zwischen ihnen in Canäle verwandelt werden. Die Gallerte des Schirms ist bei den Tesseranthiden dick und weich, bei den Depastriden dünn und fest. Die Exumbrella ist entweder ganz glatt oder durch S vorspringende Nesselrippen ausgezeichnet (4 perradiale und 4 interradiale), so bei Tesserantha. Die Subumbrella der Tesseriden zeigt das Muskel-System der Acraspeden in einfachster Form, nämlich einen distalen Muskelring von eircularen Fasern und einen proximalen Muskelring von radialen Fasern. Der erstere stellt einen marginalen Kranzmuskel oder ein Velarium von einfachster Gestalt dar (M. coronarius, me). Der- selbe bildet an der Subumbral-Fläche des Schirmrandes ein breites ringförmiges Band und besteht aus einer dünnen Schicht von ununterbrochenen Ringfasern (Taf. XXI, Fig. 1, 2 me, Fig. 8, 9 me). An den oberen oder proximalen Rand dieses Kranzmuskels stossen die distalen Enden der Radial-Fasern an, welche die ganze übrige Subumbral- Fläche auskleiden und im Grunde der Schirmhöhle an der Basis des Mundrohres auf dieses sich als Längsfasern fortsetzen. Sie bilden somit einen trichterförmigen Glocken-Muskel (M. codonoides), dessen Fasern im unteren Theile mehr longitudinal und parallel, im oberen Theile mehr radial und centripetal, convergirend gegen die Basis des Mundrohres verlaufen. Bei den freischwimmenden Tesseranthiden erscheint dieser Trichter-Muskel durch 8 dickere Longitudinal-Stränge verstärkt, von denen 4 perradiale aus den Mesogon-Falten, 4 interradiale aus den Septal- Knoten ihren Ausgang nehmen. Bei den festsitzenden Depastriden entwickeln sich diese 8 Longitudinal-Stränge zu stärkeren Muskeln, von denen die 4 perradialen zu beiden Seiten der höheren Mesogon-Falten, die 4 interradialen 47% 372 GENERELLE CHARACTERISTIK DER TESSERIDEN. zu beiden Seiten der längeren Septal-Leisten sich inseriren und ihre Fasern fiederartig gegen den Schirmrand diver- girend ausstrahlen. Aus diesen 8 stärkeren Längsmuskel-Bändern, die ein hohes, gleichschenkeliges Dreieck mit distaler Basis bilden, gehen sowohl die 8 Radial-Muskeln der Lucernariden, als die 8 Delta- Muskeln der Pero- medusen hervor. Die Schirmhöhle ist ganz einfach nur bei Tessera. Bei den anderen Tesseriden erheben sich im Grunde der Schirmhöhle 4 perradiale, niedrige, halbmondförmige Falten der Subumbrella, welche von den 4 perradialen Kanten des Mundrohres sich nach der Mittellinie der 4 Radial-Taschen hinüberziehen und an deren Subumbral-Wand inseriren (Mesenteria, Gekrösfalten, oder Mesogonia, Geschlechts -Gekröse; Taf. XXI, Fig. 3 wp). Dadurch werden im Grunde der Schirmhöhle 4 interradiale Gruben gebildet, welche sich bei den Depastriden zu tieferen konischen Trichter- höhlen gestalten (Infundibula). Dieselben dringen bei Depastrum tief in die Magenhöhle ein, deren Subumbral- Wand sie von unten einstülpen und nehmen dabei zugleich die Gonaden mit, die sich auf der Mesogonien-Wand aus- breiten. Dadurch erhält hier der Subumbral-Raum dieselbe complieirte Gestalt, wie bei den meisten Lucernariden. Der Schirmrand der Tesseriden ist durch die primitive Einfachheit seiner Bildung von grossem Interesse. Es fehlen hier noch die hohlen Randlappen, welche alle anderen Acraspeden auszeichnen; nur durch unbe- deutende Ausbuchtungen des Schirmrandes zwischen den Tentakel-Insertionen werden dieselben schwach angedeutet. Sowohl Sinneskolben als Randanker fehlen, und statt deren finden sich am Schirmrande nur ganz ein- f{ache Tentakeln. Bei den Tesseranthiden sind dieselben solid, lang und gleichmässig mit Nesselzellen besetzt, ebenso gebaut wie bei Scyphostoma. Bei den Depastriden hingegen sind sie hohl, kurz und am Ende mit einem Nesselknopf versehen, wie bei den Lucernaridae. Alle Tesseriden haben acht Principal-Tentakeln (4 pri- märe perradiale und 4 secundäre interradiale). Tessera besitzt ausserdem keine weiteren Tentakelu, während sich bei Tesserantha noch 8 kürzere adradiale finden. Die Depastriden haben ausserdem zahlreiche kurze Suceursal-Ten- takeln, welche bei Depastrella in einer Reihe neben einander, bei Depastrum in mehreren Reihen über einander am Schirmrande sitzen. Alle Tentakeln sind von gleicher Bildung. Das Gastrocanal-System der Tesseriden ist ebenfalls durch die primitive Einfachheit seiner Configuration ausgezeichnet. Denkt man sich das Peristom eines Scyphostoma zur Subumbrella vertieft und die 4 interradialen Taeniolen desselben an 4 Punkten gleicher Höhe mit den 4 Taeniolen der Umbrella verwachsen, so erhält man das Gastrocanal-System von Tessera, den gemeimsamen Ausgang für alle übrigen Acraspeden (Taf. XXI, Fig. 1—4). Auch bei den übrigen Tesseriden behält es im Wesentlichen dieselbe einfache Bildung bei. Der Hauptdarm oder der axiale Oentraltheil (Gaster principalis) zerfällt in drei Abschnitte, den aboralen Stielcanal, den Central-Magen und das Mundrohr. Der Stielcanal (Canalis pedunculi vel Gaster basalis, gb) ist sowohl im Scheitel- Aufsatz der Tesseranthiden, als in dem entsprechenden Schirmstiel der Depastriden, ein einfacher cylindrischer oder vierseitig- prismatischer Hohlraum, der am aboralen Ende blind geschlossen ist, am oralen Ende sich durch den Pylorus in den Central-Magen öffnet. Indem von der Gallertwand des Stielcanals die 4 interradialen Taeniolen in semen Hohlraum vorspringen, zerfällt derselbe in 4 perradiale Rinnen oder Halbcanäle (Taf. XXI, Fig. 11). Bei Depastrum verwandeln sich diese in geschlossene Canäle, indem die 4 Taeniolen im der Axe des Stiels zu einer Columella verwachsen. Der Gentral-Magen der Tesseriden ist fast halbkugelig gewölbt und hat im Allgemeinen die Gestalt eines Kegels oder einer vierseitigen Pyramide, deren abgestutzte Spitze durch die Magenpforte (Pylorus, gy) in den Stieleanal mündet, während in der Mitte der breiten quadratischen Basis die Gaumenpforte (Palatum, gp) in das Mundrohr führt (ga). Letzteres ist ein langes, vierseitig-prismatisches Rohr, welches bei den Tesseranthiden frei in die Schirmhöhle hinabhängt. Bei den Depastriden hingegen sind seine 4 perradialen Kanten durch die verticalen sichelförmigen Mesogon-Falten mehr oder weniger mit der Subumbrella verwachsen, so dass seine 4 interradialen Seitenflächen die Axial-Wand der 4 Trichterhöhlen bilden. Die Mundöffnung ist quadratisch, ihre Ränder einfach oder nur schwach gekräuselt, wenig ausgebreitet (Fig. 10a). Aus dem Central-Magen führen 4 perradiale weite Spaltöffnungen (Ostia gastralia) in den peripherischen Kranzdarm (Gaster coronalis). Derselbe bildet bei den Tesseriden noch einen weiten Ring-Sinus, der nur durch 4 kleine interradiale Septal-Knoten in 4 Radialtaschen zerfällt. Diese Septen sind bei den Tesseranthidae ganz ein- fache kubische Knoten, welche ungefähr in halber Schirmhöhe (unterhalb der Gaumenpforte) die Umbrella mit der Subumbrella verbinden (Fig. 1—4 kn). Bei den Depastridae dehnen sie sich centrifugal zu etwas längeren Septal- Leisten aus (Fig. 7—10 %s), ohne jedoch die 4 Radialtaschen in so weiter Ausdehnung zu trennen, wie das bei den Lucernariden der Fall ist. Stets bleibt unterhalb der Septal-Knoten ein weiter Ringeanal, welcher die 4 kurzen, breiten Radialtaschen in offener Communication erhält. Vom Distal-Rande dieses weiten Ring-Sinus geht in jeden Tentakel ein Canal hinein. Sonstige peripherische Anhänge des Canal-Systems, insbesondere Lappentaschen fehlen, ebenso wie die Randlappen selbst. Die Gastral-Filamente zeigen bei den 4 Gattungen der Tesseriden interessante Verschiedenheiten, welche gewissermaassen 4 verschiedene phylogenetische Entwickelungsstufen repräsentiren. Sie erscheinen bei Tessera noch in ihrer einfachsten Gestalt, nämlich als vier interradiale Fäden, welche vom Distal-Ende der umbralen Taeniolen, unmittelbar über den Septal-Knoten, an der Axial-Seite der letzteren sich erheben und frei in die Höhlung des GENERELLE CHARACTERISTIK DER TESSERIDEN. 373 Central-Magens vorspringen (Taf. XXI, Fig. 1-3). Bei Tesserantha ist die ganze distale Hälfte der umbralen Tae- niolen, von der Pylorus-Strietur bis zu den Septal-Knoten, mit einer Doppelreihe von Filamenten besetzt, deren Länge von oben nach unten gleichmässig zunimmt. Bei Depastrella haben sie dieselbe Ausdehnung wie bei Tesserantha, setzen sich aber ausserdem auch noch von den Septal-Knoten aus auf die daselbst beginnenden hufeisenförmigen Gonaden fort, indem sie die lateralen Ränder ihrer beiden Schenkel in ihrer ganzen Länge säumen (Taf. XXI, Fig. 9). Bei Depastrum endlich säumen sie diese Ränder ebenfalls in ihrer ganzen Länge, während der proximale Theil der Filament-Reihen (auf den umbralen Taeniolen) rückgebildet ist. Sie bilden somit hier 4 hufeisenförmige Phacellen, welche die convexen Ränder der 4 Gonaden umfassen. Die Gonaden sind bei allen Tesseriden vier hufeisenförmige oder Uförmige Bänder in der Sub- umbral-Wand des Ring-Sinus. Der concave Bogen des Hufeisens umfasst das Proximal-Ende der 4 interradialen Septen, während der convexe Bogen centripetal in den Central-Magen vorspringt und die beiden Schenkel des Huf- eisens centrifugal gegen den Schirmrand hinlaufen, bald fast parallel, bald divergirend, getrennt durch die 4 inter- radialen Längsmuskeln. Die zugekehrten Schenkel benachbarter Gonaden werden durch die 4 perradialen Längs- muskeln geschieden. Bei den Tesseranthidae stellt jedes Uförmige Genitalband eine einfache Falte des abumbralen Sinus-Entoderms dar, welche durch eine verdickte Gallertleiste der Subumbrella gestützt wird. Bei den Depastridae hingegen ist das Genital-Band vielfach gefaltet und scheint bei Depastrum (und vielleicht auch bei Depastrella ?) einzelne Säckchen, wie bei den Lucernariden, zu bilden. Die Grösse ist bei allen 4 nachstehend aufgeführten Tesseriden-Arten sehr gering und beträgt nur 5—10 Mm. Die Ontogenie der Tesseriden ist noch völlig unbekannt. Wahrscheinlich wird sich aus dem befruchteten Ei eine Gastrula entwickeln, welche eine Zeit lang frei im Meere umherschwimmt, dann sich auf dem Boden festsetzt und in eine hydraförmige tetranemale Actinula verwandelt. Aus dieser wird durch die Bildung der 4 interradialen Taeniolen ein Scyphostoma werden, das anfangs bloss 4 perradiale Tentakeln besitzt, später dazu noch 4 interradiale bildet. Entweder direct oder indireet wird sich aus diesem octonemalen Scyphostoma die Tesserida entwickeln. Geographische Verbreitung der Tesseriden: Die 4 Genera dieser Familie sind bisher nur durch eben so viele Species vertreten; von diesen gehören die beiden Tesseranthiden dem südlichen (antarktischen und pacifischen) Ocean an, hingegen die beiden Depastriden dem nördlichen atlantischen Ocean: Tessera princeps ist gefunden im antarktischen Ocean (südöstlich von den Kerguelen-Inseln); Tesserantha connectens im südöstlichen Theile des pacifischen Oceans (bei Juan Fernandez); Depastrella carduella bei den canarischen Inseln (Lanzerote); Depastrum cyathiforme an der Küste von Nord-Europa (Britannien und Norwegen). XVH. Unterschiede der vier Genera der Tesseridae. * (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) I: Subrmile: Nur 8 Principal- Tentakeln (4 perradiale Tesseranthidae. E und 4 interradiale). Keine Suceursal- 1. Tessera“ Frei schwimmende Tesseriden, mit hohlem Scheitel- Tientakeln. Aufsatz des Schirms, aber ohne festhaftenden Stiel. Tentakeln lang, solid, gleichmässig mit Nesselzellen besetzt, ohne terminalen Nesselknopf. 16 Tentakeln (4 perradiale, 4 interradiale * und 8 succursale, adradiale). 2. Tesserantha IL Snhyknnikee [ Zahlreiche (32 oder mehr) Tentakeln am Schirmrande, in einer einzigen Reihe 3. Depastrella* neben einander. Festsitzende Tesseriden, mit hohlem, festhaftenden | Zahlreiche (32 oder mehr) Tentakeln am Schirmstiel. Tentakeln kurz, hohl, mit einem dicken Schirmrande, in mehreren Reihen über 4. Depastrum terminalen Nesselknopf. Depastridae. einander. 374 orDo: STAUROMEDUSAE. ramıLıa: TESSERIDAF. XVII A. Erste Subfamilie der Tesseriden: TESSERANTHIDAE, Hazcker. Frei schwimmende Tesseriden ohne Stiel, aber mit Scheitel-Aufsatz auf der Kuppel des Schirms; mit einfachen soliden Tentakeln ohne termimalen Nesselknopf, 161. Genus: TESSERA, Harcker; novum genus. Tessera —= Würfelchen, Vierseitiges Körperchen. Genus-Diagnose: Tesseride ohne Schirmstiel, mit Scheitel-Aufsatz; mit 8 einfachen soliden Tentakeln, ohne terminalen Nesselknopf (4 perradialen und 4 interradialen). Das Genus Tessera eröfmet die Reihe der Stauromedusen, und somit zugleich aller Scyphomedusen oder Acraspeden, als diejenige Form, welche unter allen bisher bekannten Medusen der gemeinsamen hypothetischen Stamm- form dieser Legion am nächsten steht. In der That ist Tessera nichts Anderes als ein octonemaler Scyphopolyp (Sceyphostoma), welcher sich abgelöst hatte, durch frei schwimmende Lebensweise die Mundscheibe zur Subumbrella umbildete, den peripherischen Gastralraum durch 4 interradiale Septal-Knoten in 4 „Radial-Taschen“ theilte und in dieser Form geschlechtsreif wurde. An jedem Septal-Knoten, am Distal-Ende des interradialen Taeniols, findet sich nur ein einziges einfaches Gastral-Filament. Die einzige beobachtete Art wurde von der Challenger-Expedition im antarktischen Ocean gefangen, südöstlich von den Kerguelen-Insen. Die Ontogenie ist unbekannt. 401. Species: Tessera princeps, Harcxen; nova species. Tafel XXI, Figur 1—6. Speeies-Diagnose: Schirm glockenförmig, etwas höher als breit, oben mit konischem Scheitel-Aufsatz und Stiel-Canal. 4 einfache Gastral-Filamente am Distal-Ende der interradialen Tae- niolen (an den 4 Septal-Knoten). Mundrohr vierseitig-prismatisch, fast so lang als die Höhe der Schirmhöhle. Mundöffnung einfach quadratisch. 4 einfache Gonaden hufeisenförmig, in der proximalen Hälfte der Subumbrella. Die 4 perradialen Tentakeln doppelt so lang, die A interradialen kaum so lang als der Schirm-Radius. Specielle Beschreibung: Tessera princeps steht durch die primitive Einfachheit ihrer Bildung an der Spitze aller bisher beobachteten Acraspeden. Der glockenförmige oder becherförmige Schirm ist etwas höher als breit und oben mit einem kegelförmigen Scheitel-Aufsatz versehen, der dem Scyphostoma-Stiel entspricht und ungefähr + der Schirmhöhe erreicht. Die Schirmhöhle ist einfach, ohne Trichterhöhlen, ungefähr halb so hoch als der Schirm selbst. In ihrem Distal-Theil liegt am Schirmrande ein einfacher ringförmiger Kranzmuskel (me), während. der ganze übrige Theil der Subumbrella von den Radial-Fasern eines einfachen Glockenmuskels (ml) eingenommen wird. 8 stär- kere longitudinale Faserzüge treten darin hervor; die 4 perradialen gehen von der Basis der Mundrohr-Kanten, die 4 interradialen von den Septal-Knoten aus und inseriren sich am Proximal-Rande des Kranzmuskels. Unterhalb des letzteren gehen vom Schirmrande 8 einfache solide Tentakeln ab. Dieselben sind ebenso wie bei Scyphostoma gebaut, cylindrisch, an der Basis etwas verdickt, gegen das stumpfe Ende zugespitzt, an der Oberfläche ziemlich gleichmässig mit Nesselkapseln besetzt. Die 4 primären perradialen Tentakeln sind etwas länger als die Schirmhöhe, die 4 secun- dären interradialen ungefähr halb so lang (Fig. 1). Höchst wichtig durch die ursprüngliche Einfachheit seines Baues ist das Gastrocanal-System. Das Mundrohr, welches vom Grunde der Schirmhöhle frei bis zum Niveau ‚des Kranzmuskels hinabhängt, ist vierseitig-prismatisch, etwa 3mal so lang als breit. Die 4 perradialen Kanten des Mundrohres sind gallertig verdickt, besonders am Distal-Ende, an den 4 vorspringenden Ecken des quadratischen Mundes (Fig. 4a). Die 4 interradialen Seitenwände hingegen sind verdünnt und etwas convex nach innen gegen die Axe vorgewölbt. Am Proximal-Ende des Mundrohres führt eine verengte quadratische Gaumenpforte (gp) in den einfachen Central-Magen (ge). Dieser ist fast halbkugelig gewölbt und öffnet sich im proximalen Centrum durch die Magenpforte oder den Pylorus (gy) in den Grundmagen oder Stieleanal (gb). Letzterer ‘endet blind nahe der Spitze des Scheitel-Aufsatzes. Der Hohlraum des Stielcanals ist vierseitig- prismatisch, oben pyramidal zugespitzt. FAMILIA: TESSERIDAE. GEnERA: TESSERA, TESSERANTHA. 375 Er wird verengt durch 4 interradiale vorspringende Leisten der Gallertwand (Fig. 1—3 pt, 5 pt). Das sind die bedeutungsvollen Taeniolen, deren aborales Ende in der Spitze des Stieleanals zusammentrifft; ihr unterer oraler Theil setzt sich auf die Umbralwand des Central-Magens fort, bis zum Septal-Knoten, und hier an dessen Axial-Seite tritt als termimaler Fortsatz jeder Taeniole ein einziges Gastral-Filament (Fig. 1—4 f) frei in die Magenhöhle vor. Dasselbe ist fast cylindrisch, etwas vor der Spitze verdickt und verhältnissmässig sehr gross, fast so lang als der Schirmradius in der Höhe der Septal-Knoten. Für die typische Einfachheit des Tessera-Baues sind diese 4 ein- fachen starken Gastral-Filamente eben so bezeichnend, wie die geringe Grösse der 4 Septal-Knoten, von denen sie ausgehen. Diese 4 wichtigen interradialen Verwachsungs-Knoten zwischen umbraler und subumbraler Magenwand (kn) sind fast kubisch, wenig länger als breit und deuten nur sehr unvollständig die Scheidung des peripherischen Gastral- raums in 4 „Radial-Taschen“ an; sie liegen wenig unterhalb des Niveau der Gaumenpforte. Der horizontale halb- mondförmige Spalt zwischen je 2 Septal-Knoten entspricht einem Gastral-Ostium (go). Durch diese 4 perradialen Gastral-Ostien communiecirt der Central-Magen mit dem hohen Ring-Sinus, der den Subumbral-Raum zwischen Septal- Knoten und Schirmrand einnimmt (ce). Auch die Gonaden sind wegen ihrer einfachen Bildung von hohem Inter- esse, 4 hufeisenförmige Wülste in der Subumbrella, welche faltenartig in den Hohlraum des Ring -Sinus vorspringen und mit ihren Schenkeln die Septal-Knoten umfassen. Grösse: Schirmbreite 4 Mm., Schirmhöhe 5 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Antarktischer Ocean, südöstlich von den Kerguelen-Inseln (Lat. S.P 640 37, Long. 0. v. Gr. 85° 49’; Station 154 der Challenger-Expedition). 19. Februar 1874, Wwvirur Tnonson. 162. Genus: TESSERANTHA, Hırcker; novum genus. Tesserantha = Würfelblume, Vierseitige Blume. Genus-Diagnose: Tesseride ohne Schirmstiel, mit Scheitel-Aufsatz; mit 16 einfachen soliden Tentakeln, ohne terminalen Nesselknopf (4 perradialen, 4 interradialen und 8 adradialen). Das Genus Tesserantha unterscheidet sich von der octonemalen nahe verwandten Tessera zunächst dadurch, dass zu den 8 prineipalen Tentakeln (4 perradialen und 4 interradialen) noch 3 neue, adradiale Tentakeln (dritter Ordnung) hinzugekommen sind. Während ferner bei Tessera nur 4 einfache Gastral-Filamente von den 4 Septal- Knoten ausgehen — als terminale freie Fortsetzungen der 4 interradialen Taeniolen — sind diese letzteren hier im grössten Theile ihrer Länge (nur das proximale Basalstück ausgenommen) mit einer Doppelreihe von Filamenten besetzt. In dieser und in anderen Beziehungen, namentlich auch durch die Bildung von + perradialen Mesogon-Falten und 4 damit alternirenden interradialen Trichterhöhlen schliesst sich Tesserantha mehr an Depastrella an und bilden somit eine interessante Uebergangsform zwischen Tessera und Depastrella. 402. Species: Tesserantha connectens, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm helmförmig, 14mal so hoch als breit, oben mit konischem Scheitel- Aufsatz und Stieleanal. 4 Doppelreihen von Gastral-Filamenten längs der 4 interradialen Taeniolen innerhalb des Central-Magens. Mundrohr vierseitig-prismatisch, halb so lang als die Schirm- höhe. Mundöffnung mit 4 kurzen gekräuselten Mundlappen. 4 einfache Gonaden hufeisenförmig, mit der Coneavität des Bogens die kleinen Septal-Knoten umfassend. Die 8 prineipalen Tentakeln (4 per- radiale und 4 interradiale) von gleicher Länge, ungefähr so lang als die Schirmhöhe; die 8 succursalen (adradialen) Tentakeln nur halb so lang. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt in den „Tiefsee-Medusen der Challenger - Expedition“; sie wurde von dieser aus 13,000 Fuss Tiefe unweit der Insel Juan Fernandez gehoben (2160 Faden); am 14. December 1875. Im Ganzen steht diese Art der Tessera princeps nahe, unterscheidet sich aber sogleich durch die doppelte Zahl der Tentakeln, das lange Mundrohr und die zahlreichen Gastral-Filamente. Grösse: Schirmbreite 6 Mm., Schirmhöhe 9 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Südöstlicher Theil des pacifischen Oceans, bei Juan Fernandez (Lat. S. 330 31’, Long. W. v. Gr. 74° 43’; Station 299 der Challenger-Expedition). Wyvirıe Tiomson. 376 orDO: STAUROMEDUSAE. ramıuıa: TESSERIDAE. XVII B. Zweite Subfamilie der Tesseriden: DEPASTRIDAE, Hazcker. Festsitzende Tesseriden, mit emem Anheftungs-Stiel auf dem Scheitel des Schirms; mit kurzen hohlen Tentakeln, welche einen terminalen Nesselknopf tragen. 163. Genus: DEPASTRELLA, Harerer; novum genus. Depastrella = Deminutivum von Depastrum. Genus-Diagnose: Tesseride mit einkammerigem Schirmstiel, mit 3 prineipalen und zahl- reichen suceursalen Tentakeln, welche am Schirmrande in einer einzigen Reihe neben einander sitzen ; alle Tentakeln von gleicher Form, hohl, mit terminalem Nesselknopf. Das Genus Depastrella, bisher nur durch eine canarische Art vertreten, findet seinen nächsten Verwandten in der folgenden Gattung Depastrum, unterscheidet sich aber von diesem dadurch, dass die zahlreichen Tentakeln am Schirmrande nur in einer einzigen Reihe neben einander, bei letzterem hingegen in mehreren Reihen über einander stehen. Ferner ist der Schirmstiel bei Depastrella einkammerig, bei Depastrum hingegen vierkammerig, indem die 4 interradialen Taeniolen hier in der Axe des Stiels mit einander verwachsen. Mithin bleibt Depastrella permanent und wird geschlechtsreif auf einer Bildungsstufe, welche von Depastrum nur in früher Jugend vorübergehend durch- laufen wird; erstere kann daher auch phylogenetisch als die Stammform der letzteren betrachtet werden. — Statt der Bezeichnung Depastrella könnte man für unsere Gattung auch den Namen Carduella wählen, welchen ALLman zuerst (1859) dem Depastrum ceyathiforme beigelegt hatte (vergl. die Kritik dieser Species unten). Später nämlich (1860) suchte ALLMAN die beiden letztgenannten Genera dadurch zu diagnostieiren, dass die Tentakeln bei Carduella nur in einer einzigen Reihe neben einander, bei Depastrum hingegen in mehreren Reihen über einander ständen, abge- sehen von anderen, unwichtigen und nicht stichhaltigen Merkmalen (Ann. and Mag. N. H. Vol. VI, 1860, p. 41). Ich hatte daher auch anfänglich im Prodromus (1377) die einzige hierher gehörige Art, welche ich auf den canarischen Inseln beobachtete, als Carduella depastrella bezeichnet. Allein ich halte es jetzt für richtiger, diese Bezeichnung umzukehren, da die von ALLman allein beobachtete Carduella cyathiformis in der That nur die Jugendform von Depastrum ist, wie schon von CLArk auf Grund eigener vergleichender Untersuchung nachgewiesen wurde (Journ. Boston Soc. N. H. 1363, p. 545—551). S. unten. 405. Species: Depastrella carduella, Hıecxern; nova species. Tafel XXI, Figur 5—12. Carduella depastrella, HAEcker, 1377; Prodrom. System. Medus. Nr. 371. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, gegen den Rand hin etwas eingeschnürt und dann verbreitert, etwas höher als breit. Schirmstiel vierseitig-prismatisch, einkammerig, so lang als die Schirmhöhe, am Distal-Ende scheibenförmig verbreitert. Schirmhöhle tief, im aboralen Drittel der Schirm- höhe in 4 kurze Trichterhöhlen auslaufend. Mundrohr vierseitig-pyramidal, halb so lang als die Schirm- höhe. 4 Gonaden hufeisenförmig, die beiden Schenkel des Hufeisens wenig divergirend, bis zum Kranzmuskel reichend. 8 Principal-Tentakeln in 8 seichten Einschnitten des Schirmrandes (4 perradiale und 4 interradiale von gleicher Grösse, so lang als ihre Zwischenräume), doppelt so lang und dick als die 40 Succursal-Tentakeln, welche 8 adradiale Gruppen bilden. Specielle Beschreibung: Depastrella carduella hat im Ganzen viel Aehnlichkeit mit dem nächstver- wandten Depastrum eyathiforme, wie es die Abbildungen von Sars und ALLMAN, sowie die specielle Beschreibung von CLArk darstellen (vergl. unten). Sie unterscheidet sich aber von diesem sogleich durch die viel geringere Zahl der Tentakeln, welche nur in einer einzigen Reihe den Schirmrand säumen. Auch ist der Schirmstiel, welcher die Länge des glockenförmigen Schirms erreicht, nicht vierkammerig, sondern enthält einen einfachen vierseitig-prisma- tischen Stielcanal, in welchen die 4 interradialen Taeniolen frei vorspringen; die Gallertleiste der letzteren schliesst FAMILIA: TESSERIDAE. GenerA: DEPASTRELLA, DEPASTRUM. 377 einen kräftigen Längsmuskel ein (Taf. XXI, Fig. 11). Der Central-Magen (ge) ist halbkugelig und nimmt fast die obere Hälfte der Schirmhöhle ein; in der Mitte seiner aboralen Wölbung communicirt er durch den Pylorus (gp) mit dem Stielcanal, während er in der Mitte seiner oralen Fläche in das Mundrohr übergeht. Letzteres (ga) gleicht einer abgestutzten Quadrat-Pyramide, indem es sich gegen die quadratische Mundöffnung hin allmählig erweitert; die Mund- ränder sind faltig gekräuselt (Fig. 10a). Die 4 perradialen Kanten des Mundrohres gehen an seiner Basis in 4 halb- mondförmige verticale Mesogon-Falten über, zwischen denen sich 4 kurze konische Trichterhöhlen in den Central-Magen einsenken (Fig. 9 ). Die 4 Gastral-Ostien (go) sind weite horizontale Querspalten, welche aus dem Central-Magen in die 4 Radial-Taschen führen (br). Letztere sind fast rechteckig, beinahe doppelt so breit als hoch, da die 4 Septal- Leisten (%s) zwischen ihnen kaum + so lang sind als die Schirmhöhe. Unterhalb derselben findet sich ein breiter Ring-Sinus (cc), dessen Höhe diejenige der Septal-Leisten fast um das Doppelte übertrifft, und von dessen unterem Rande ein Canal in jeden Tentakel geht. Die Gastral-Filamente (f) sind sehr zahlreich und bilden innerhalb des Central-Magens 4 Paar Längsreihen, welche am Pylorus beginnen und divergirend zu den Gonaden herablaufen. Jedes Taeniol des Schirmstiels spaltet sich nämlich beim Eintritt in den Magen in 2 Schenkel, welche nach unten dergestalt auseinandergehen, dass sie sich unten, am Gonaden-Bogen angelangt, auf die lateralen Ränder von dessen Schenkeln fortsetzen und diese in ihrer ganzen Länge säumen (wie bei Depastrum). Die 4 Gonaden (s) bilden huf- eisenförmige faltige Bänder, die mit der Concavität ihres interradialen Bogens das Proximal-Ende der Septal-Leisten umfassen, mit der Convexität in die Magenhöhle vorspringen. Die beiden Schenkel, schwach Sförmig gekrümmt, laufen in der Subumbral-Wand bis zum Proximal-Rande des Kranzmuskels, oben in die Radial-Taschen, unten in den Ring-Sinus vorspringend. Zwischen den beiden Schenkeln jeder Gonade tritt ein interradialer Längsmuskel vor, wäh- rend zwischen den beiden zugekehrten Schenkeln benachbarter Gonaden ein stärkerer perradialer Längsmuskel liest. Die Fasern derselben strahlen divergirend gegen den breiten Kranzmuskel des Schirmrandes aus (me). Dieser bildet einen ununterbrochenen Ring. Unterhalb desselben (distalwärts) gehen die 48 Tentakeln ab, sämmtlich hohl, cylin- drisch und am Ende mit einem kugeligen Nesselknopf versehen (Fig. 12). Die 8 Principal- Tentakeln (4 perradiale und 4 interradiale) zeichnen sich durch besondere Grösse aus und sind so lang als ihre Intervalle, doppelt so lang und dick als die 40 Succursal- Tentakeln (Fig. 7, 10). Von diesen sitzen je 5 dicht neben einander auf dem flachen Bogen des Schirmrandes, der zwischen je 2 Prineipal- Tentakeln vorspringt, durch einen Zwischenraum von diesen getrennt. — Die Fussplatte des Schirmstiels ist auf Zostera-Blättern angeheftet und das gleichfarbige kleine Thier auf denselben schwer zu erkennen. Ich beobachtete nur 2 Exemplare auf schwimmenden Zostera-Blättern. Farbe: OÖlivengrün, die Gonaden dunkler grün. Grösse: Schirmbreite 6 Mm., Schirmhöhe 8 Mm., Stiellänge 8 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Canarische Inseln; Lanzerote 1866; Harcxeı. 164. Genus: DEPASTRUM, Gosse (1858). ögrcaoreov — Becher. Genus-Diagnose: Tesseride mit vierkammerigem Schirmstiel, mit 8 prineipalen und zahl- reichen suceursalen Tentakeln, welche am Schirmrande in mehreren Reihen über einander sitzen; alle Tentakeln von gleicher Form, hohl, mit terminalem Nesselknopf. Das Genus Depastrum wurde 1855 von GossE in seiner Synopsis of the British Actiniae für die eigenthüm- liche Stauromeduse begründet, welche zuerst Sars 1846 als Lucernaria cyathiformis beschrieben hatte. Die Diagnose von GossE lautet: „Corpus repente contractum, et supra et infra awum. Tentaculorum fasciculi inter angulos disei positv, vix separati“ (Ann. and Mag. of Nat. Hist. 1855, Vol. I, p. 419). Ein Jahr später (1859) gründete ALuman, welcher den Namen von Gosse übersehen hatte, für dieselbe, von Sars beschriebene Zucernaria eyathiformis das besondere Genus Carduella (Reports of the Meet. Brit. Assoc. Aberdeen, 1859). Endlich schuf MıLye Epwaros, abermals ein Jahr später (1860) für dieselbe Species das neue Genus Calieinaria (Hist. natur. des Coralliaires, 1860, Vol. III, p. 459). Von diesen drei synonymen Gattungs-Bezeichnungen: Depastrum, Carduella und Calieinaria, die sich alle drei auf eine und dieselbe Species, Zucernaria cyathiformis von Sars beziehen, verdient ohne Zweifel diejenige von GossE als älteste den Vorzug. Allerdings könnte dies zweifelhaft erscheinen, in Betracht der Prioritäts- Ansprüche, welche 1860 AuLman und GossE gegen einander geltend machten (Annals and Mag. of Nat. Hist. 1360, Vol. V, p. 480; Vol. VI, p. 40). Hier bildete nämlich Gossz (Vol. V, p. 481) unter dem Namen Depastrum stellifrons eine südbritische Lucernaride (von Weymouth) ab, welche er specifisch von der nordbritischen und norwegischen D. cyathiforme trennte. Auıman (Vol. VI, p. 40) hielt hingegen diese beiden Formen nicht nur für specifisch, sondern sogar für generisch verschieden. Er behauptete demgemäss, dass die ursprüngliche Lucernaria cyathiformis von SARS nur mit seiner Carduella cyathiformis (= Depastrum eyathiforme von GossE) identisch sei, während Depastrum Haeckel, System der Medusen. 48 Jen. Denkschriften T. 378 orpo: STAUROMEDUSAE. ranıLıa: TESSERIDAE. stellifrons von GoSSE eine ganz verschiedene Gattung und Art repräsentire. Die so entstandene Verwirrung ist bereits 1863 von CLARK richtig beleuchtet und beseitigt worden (Prodrom. Lucernar. Journ. Boston Soc. 1863, p. 545—551). Crark hatte Gelegenheit, ältere und jüngere Exemplare der Lucernaria cyathiformis von Sars und von ALLMAN Ver- gleichend zu untersuchen. Er überzeugte sich dabei von deren Identität und wies nach, dass die Tentakeln bei jüngeren Exemplaren in geringer Zahl und in einer einfachen Reihe am Schirmrande stehen (wie bei unserer De- pastrella), während ihre Zahl bei älteren Individuen viel grösser ist; sie vertheilen sich dann auf 8 adradiale Gruppen, und stehen anfangs in 2, dann in 3—4 Reihen dichtgedrängt hinter einander. Danach ist auch die Diagnose und die Beschreibung von AuLıman zu berichtigen. Ob aber das südbritische Depastrum stellifrons von GossE als eine besondere Art (oder Gattung) von D. cyathiforme zu trennen sei, lässt sich wegen der höchst unvollkommenen Dar- stellung von GossE nicht entscheiden. Die skizzenhafte Abbildung desselben (1860, 1. c. p. 481) giebt nur den äusseren Habitus wieder, und von den wichtigsten Verhältnissen des inneren Baues ist Nichts gesagt. Bis eine genauere Dar- stellung desselben erfolgt, wäre also diese Form nicht weiter zu berücksichtigen. CLARK hat aber mit triftigen Gründen zu zeigen versucht, dass sie mit der ersteren identisch ist (1363, 1. c. p. 545, 551 Note). Ich schliesse mich dieser Auffassung ebenso wie TASCHENBERG (1877, 1. c. p. 96) an, und vereinige demnach hier alle die genannten Formen unter dem Species-Namen Depastrum cyathiforme. Jedenfalls bedarf diese wichtige Stauromeduse, die ich selbst leider nicht gesehen habe, noch einer viel genaueren Untersuchung. Obgleich sie eine offenbare Uebergangs- form zwischen den Tesseriden und Lucernariden bildet, so steht sie doch den ersteren (Depastrella) viel näher als den letzteren, schon wegen des Mangels der „Arme“ oder Randlappen, sowie der „Randanker“. Was CLARk hier so nennt, sind nur gewöhnliche Tentakeln (ohne Klebkissen). Das junge Depastrum hat nur eine Reihe von Tentakeln, wie Depastrella. Im Uebrigen ist die Ontogenie noch unbekannt. 404. Species: Depastrum cyathiforme, (osse. Depastrum eyathiforme, Gosse, 1858; Ann. and Mag. of Nat. Hist. Vol. I, p. 419. Dep. eyath. (et Carduella eyathiformis), CLARK, 1863; Journ. Boston Soc. Nat. Hist. March 1863, p. 545—551. Dep. ceyath. (et Depastrum stellifrons), TASCHENBERG, 1877; Halle. Zeitschr. f. d. Ges. Naturw. Bd. 49, p. 94, Taf. II Fig. 4. Depastrum stellifrons, Gosse, 1860; Ann. Mag. Nat. Hist. Vol. V, p. 481, Fig. 1—3. Depastrum stellifrons, ALLMAN, 1860; Ann. Mag. Nat. Hist. Vol. VI, p. 41. Lucernaria cyathiformis, M. Sars, 1846; Fauna littoral. Norveg. Fasc. I, p. 26, Taf. III, Fig. 8—13. Lucernaria ceyathiformis, KEFERSTEIN, 1862; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XII, p. 24. Lucernaria stellifrons, KEFERSTEIN, 1862; Ibidem, p. 25. Carduella eyathiformis, ALuman, 1859; Reports Brit. Assoc. Aberdeen, p. 143. Carduella cyathiformis, ALıman, 1860; Transact. Microscop. Soc. Vol. VIH, p. 125, Pl. V. Calicinaria eyathiformis, Mirne Epwarps, 1860; Hist. nat. des Corall. Vol. III, p. 459. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, gegen den Rand hin etwas eingeschnürt und dann verbreitert, ungefähr eben so hoch als breit. Schirmstiel vierseitig-prismatisch, vierkammerig, so lang als die Schirmhöhe, am Distal-Ende in eine Scheibe verbreitert. Schirmhöhle flach, mit 4 tiefen Triehterhöhlen, deren Spitze fast bis zum Stiel-Ansatz reicht. Mundrohr kurz, fast kubisch, kaum # so lang als die Schirmhöhe. 4 Gonaden in der Subumbrella ein rechtwinkeliges Kreuz bildend, dessen 4 Schenkel den Schirmrand nicht berühren. Tentakeln 80—120, innerhalb des Schirmrandes dicht gestellt in mehreren Reihen. 8 Principal-Tentakeln (4 perradiale und 4 interradiale) von gleicher Form, wie die übrigen succursalen, aber noch nicht halb so lang und höher gestellt, mehr abaxial. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Sars und Arıman (l. c.). Die genaueste Beschreibung der wichtigsten Struetur- Verhältnisse (ohne Abbildung) hat jedoch OLARK gegeben, der norwegische und britische Exem- plare verschiedenen Alters vergleichend untersuchen konnte (l. c. 1863, p. 547). Zur Kritik der Species vergl. die vorstehenden Bemerkungen über das Genus. Farbe: Schirm hellbräunlich; Mund grünlich; Gonaden gelbbraun oder rothbraun. Grösse: Schirmbreite 8—10 Mm., Schirmhöhe 8&—10 Mm., Schirmstiel 8—10 Mm. Ontogenie unbekannt; die Jugendform gleicht Depastrella. Fundort: Nordsee; Norwegische Küsten (in der Nähe von Bergen), Sars; Britische Küsten: Orkney-Inseln, Arınan; Weymouth, Gosse. GENERELLE CHARACTERISTIK DER LUCERNARIDEN. 379 Achtzehnte Medusen - Familie : (Zweite Familie der Stauromedusen:) LUGERNARIDAE, Johnston (1847). Tafel XXL. Lucernaridae, JOHNSTON, 1847; History of British Zoophytes, p. 244. Oylicozoa, LEUCKART, 1848; Morphologie der wirbellosen Thiere, p. 20. Calycozoa, LEUCKART, 1854; Jahresbericht im Archiv für Naturg. Jahrgang 20, Bd. IL,p. 455. Podactinaria, MILNE-EpDwArDs, 1360; Hist. Nat. des Corall. Tom. III, p. 455. Lucernariae, CLARK, 1863; Prodrom. of the Order Lucernariae, Journal Boston Soc. N. H. p. 531. Familien-Character: Stauromedusen mit gelapptem oder eingeschnittenem Schirmrande, wel- cher durch 8 tiefe Buchten (— 4 perradiale und 4 interradiale —) in 8 hohle adradiale Lappen oder „Arme“ zerfällt; am Ende jedes Armes ein pinselförmiges Büschel von hohlen, geknöpften Tentakeln. 8 principale Tentakeln (4 perradiale und 4 interradiale) entweder in adhaesive Rand- anker verwandelt oder fehlend (rückgebildet oder ausgefallen). Kranzmuskel des Schirmrandes in 8 isolirte Randmuskeln zerfallen. Auf dem Scheitel des Schirms ein Stiel zum Anheften. Die Familie der Lucernariden umfasst diejenigen Stauromedusen, deren Schirmrand durch 8 tiefe Ein- schnitte oder Buchten in 8 hohle adradiale Lappen oder „Arme“ getheilt ist. Jeder Arm trägt ein Büschel von hohlen, geknöpften Tentakeln. In der Mitte der 8 Randbuchten, zwischen den 8 Armen, sitzen ursprünglich 8 adhaesive „Randanker“, eigenthümliche Haft- Tentakeln, welche aus den 8 principalen Tentakeln von Tessera hervorgegangen sind (4 perradiale und 4 interradiale); jedoch sind diese Randanker nur bei einem Theile der Lucernariden gut ent- wickelt, bei einem anderen Theile sind sie rückgebildet oder verloren gegangen. Bei allen Lucernariden ist der Schirm durch einen aboralen Stiel auf dem Meeresboden oder an Seepflanzen u. dergl. angeheftet. Unter allen Medusen haben die Lucernariden bisher die isolirteste Stellung eingenommen und die abweichend- sten Ansichten über ihre Organisation hervorgerufen; ja sie wurden bis vor Kurzem gewöhnlich nicht für eigentliche echte Medusen, sondern vielmehr für eine „entschiedene Uebergangsform zwischen Medusen und Korallen“ gehalten oder geradezu im System zu den Korallen gestellt, wozu vor Allem ihre festsitzende Lebensweise Veranlassung gab. Die auffallenden Widersprüche in der Auffassung ihrer Organisation haben daher bis zur Gegenwart fortgedauert, trotzdem diese Familie eine grössere Zahl von sorgfältigen Monographen gefunden hat, als irgend eine andere Medusen-Familie. Die Geschichte und Literatur der Lucernariden ist bereits im den Monographien von KEFERSTEIN (1862) und von TASCHENBERG (1877) ausführlich und vollständig mitgetheilt. Ich kann mich daher hier mit kurzer Anführung der wichtigsten Daten begnügen, und bezüglich des Details namentlich auf Krrersrein (1. c. p. 14) ver- weisen. Das Genus Lucernaria wurde 1776 von Orro FRIEDRICH MÜLLER im „Prodromus Zoologiae Danicae“ (p. 227, Nr. 2754) gegründet, und zwar für die norwegische Zucernaria quadricornis. In demselben Prodromus wurde eine zweite Art, die Orro Fagricıus in Groenland entdeckte und später in seiner „Fauna Groenlandica“ (1780, p. 341) als Z. auricula beschrieb, anfänglich als Holothuria lagena aufgeführt (vergl. unten Halicyathus lagena). Diese beiden grundlegenden Arten (denen erst 1815 eine dritte, L. campanulata, und 1816 eine vierte, L. octoradiata, folgte) wurden durch gute Abbildungen in der „Zoologia Danica“ erläutert und lieferten den Stoff für die zoologischen Syste- matiker in den ersten Decennien unseres Jahrhunderts. Der grosse LamArck erklärte zuerst (1801) die Lucernarien für nächste Verwandte der Medusen und stellte sie mit diesen in der Ordnung der „Radiaires molasses“ zusammen („Les Lucernaires commencent & donner une idee des Medusaires“) (Hist. nat. an. s. v. 1809). Hingegen behauptete CuVIER, dass dieselben vielmehr den Actinien am nächsten stehen, und vereinigte sie mit diesen in der Abtheilung der Polypen, und zwar als „Polypes charnues“ (= Acalephes fixes, Regne animal, 1817, Vol. IV, p. 55). Diese letztere Ansicht von CuviEr, die schon 1815 Lamouroux ausgesprochen hatte, blieb zunächst die herrschende und wurde namentlich von folgenden Autoren adoptirt: SchwEisger (1820), LATREILLE (1327), EHRENBERG (1832), BLAIN- vırım (1834), Jomnston (1838), Anıman (1844), Leuckarr (1847), Minse-Epwarns (1860), Bronx (1362) und 48 * 380 GENERELLE CHARACTERISTIK DER LUCERNARIDEN. KOROTNERF (1876). Besonderes Gewicht verschaffte dieser Ansicht zuerst LEUCKART, welcher 1848 in seiner Schrift „über die Morphologie der wirbellosen Thiere“ die Klasse der Polypen in „zwei gleichwerthige Ordnungen“ theilte, die Anthozoa (= Coralla) und die Oylicozoa (= Lucernaria), In gleicher Weise theilte auch MıLnE-EDwARDS in seiner „Histoire naturelle des Coralliaires“ (1860) die Korallenthiere in zwei Haupt-Sectionen, indem er die Lucer- nariae unter dem Namen Podactinariae allen übrigen (= Onidariae) gegenüberstellte. Die richtige, zuerst von LAmArck (1801) aufgestellte Ansicht, dass die Lucernarien keine Korallen, sondern vielmehr Medusen sind, wurde zuerst 1856 von Huxtey wieder zu Ehren gebracht und näher begründet (Leetures on Gener. Nat. Hist., 1856, June). Er stellt die Lucernaria ganz richtig zu den „Oovered eyed Medusae“ (= Acraspe- dae), betrachtet sie als characteristischen Typus derselben und bezeichnet sogar diese ganze Abtheilung als Lucerna- ridae („Lucernaria is in all essential respects comparable to an Aurelia or other Medusa, fixed by the middle of the upper surface of its disc“) (1. e. p. 506). Dieser vollkommen richtigen Auffassung schlossen sich dann alsbald ReAY GREENE (1858) und Auıman (1859) an, ferner L. Acassız (1860, 1862), KEFERSTEIN (1862), CLARK (1863) und TASCHENBERG (1877). Die ausführliche Discussion der verschiedenen Ansichten und die vollständigen Citate der umfangreichen Literatur sind in den Monographien der drei letztgenannten Autoren zu finden: KEFERSTEIN, Ueber die Gattung Zucernaria; Untersuchungen über niedere Seethiere, Leipzig, 1362 (Abdruck aus der Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. X, p. 1-26, Taf. I). — TASCHENBERG, Anatomie, Histiologie und Systematik der Oylicozoa, einer Ordnung der Hydrozoa. Halle, 1877 (Abdruck aus Zeitschr. für die gesammten Naturw., Halle, Bd. 49, p. 1—104, Taf. I—-IV). — (Crark, Prodromus of the history, structure and physiology of the order Lucernariae; Journ. Boston Soc. Nat. Hist. March 1863, p. 531— 567. Cuark, Lucernaria the coenotype of acalephae; Americ. Journ. of Science, Vol. 35, May 1863, p. 346— 355. Crark, Lucernaria and their Allies. A memoir on the anatomy and physiology of Hah- elystus auricula. Washington, Smithsonian Contribut. Nr. 242. — 130 pag. Quart. with 11 Plates. 1878. Unter allen Monographen der Lucernarien hat sich JAmES CLArk bei weitem am längsten mit diesen Medusen beschäftigt und am tiefsten in ihre Untersuchung eingelassen. Die zuletzt eitirte, nach seinem Tode 1578 erschienene Monographie von Haliclystus auricula (130 Seiten Quart mit 11 Tafeln) ist die ausführlichste Monographie, die wir überhaupt bisher von irgend einer Meduse besitzen. In ihrem organologischen Theile ist dieselbe vortrefllich, in ihrem histologischen Theile hingegen höchst mangelhaft. Crark besass überhaupt kein Verständniss für die Zellen- lehre und blieb den neueren Fortschritten der Histologie ganz fremd. Die Systematik der Lucernariden wurde durch ihn sehr gefördert. Er beschrieb mehrere wichtige neue Arten und unterschied nicht weniger als 9 verschiedene Gattungen. Von diesen behalte ich hier 4 als wohl diagnosticirte, wenn auch nicht sehr wesentlich verschiedene Genera bei, nämlich 1. Lucernaria, 2. Haliclystus, 3. Oraterolophus und 4. Halicyathus. Von den 4 übrigen Gattungen vereinige ich Manania mit Halicyathus und Calwadosia mit Lucernaria. Hingegen stelle ich Depastrum (und Oar- duella), die von den eigentlichen Lucernariden sehr abweichen, zu den Tesseriden (vergl. oben p. 377). Manche Irr- thümer von CLARK sind bereits von TASCHENBERG (l. c.) berichtigt worden. Für die Histologie der Lucernariden ist die Monographie des Oraterolophus Tethys von Kuına (1879, 1. ec.) die beste Quelle. Die Organisation der Lucernariden ist hauptsächlich desshalb früher so falsch beurtheilt worden, weil man auf die festsitzende Lebensweise und die dadurch bedingte Modification des Schirms das grösste Gewicht legte. In der That ist aber dieses Verhältniss nur von sehr untergeordneter Bedeutung. Unter den Crimoiden, unter den Anneliden, unter den Muscheln, wie in anderen Thierklassen finden wir sehr nahe verwandte Formen, von denen die einen auf dem Meeresboden festsitzen, die anderen schwimmend oder kriechend sich frei umher bewegen. Erst wenn die Anpassung an festsitzende oder schwimmende Lebensweise sehr lange Zeit hindurch auf den Organismus eingewirkt hat, führt sie zu einer bedeutenden Divergenz nahe verwandter Formen. Nun stimmen aber die Lucerna- Yiden im wesentlichen Körperbau völlig mit den Tesseriden überein, von denen die einen (Tesseranthidae) frei- schwimmend, die anderen (Depastridae) festsitzend leben. Der Mangel der „Arme“ oder Randlappen ist das einzige Merkmal, welches diese von jenen trennt. Auch mit den Peromedusen (namentlich Pericolpiden) erscheinen die Lucernariden sehr nahe verwandt. Es bleibt daher für die morphologische Beurtheilung der Lucernariden nur die Frage zu beantworten, ob dieselben phylogenetisch direct von festsitzenden Scyphopolypen (Scyphostoma), oder aber indirect von diesen, direct hingegen von freischwimmenden Tesseriden (Tesserantha) abzuleiten sind. Schon in meiner „Generellen Morphologie“ (1866, Bd. II, p. LX) hatte ich die Hypothese aufgestellt, dass die Lucernarien den Elasmorchiden (oder Cubomedusen) nächstverwandt und mithin „Medusen sind, welche ihre schwimmende Lebens- weise aufgegeben und sich festgesetzt haben“. Meine fortgesetzten Untersuchungen, und besonders die Vergleichung mit den älteren Tesseriden einerseits, den jüngeren Pericolpiden anderseits, haben mich in dieser Auffassung lediglich bestärkt. Die Umbrella besitzt den gleichen wesentlichen Bau, wie bei den genannten freischwimmenden Medusen. Ich betrachte daher auch in der nachfolgenden Darstellung den Körper der Lucernariden in derselben normalen Lage, wie alle anderen Medusen, d.h. den Mund nach unten, den Scheitel nach oben gekehrt (Taf. XXID). Die bisherigen Beobachter haben stets umgekehrt den Stiel nach unten, das Mundrohr nach oben gerichtet. Der Schirm der Lucernariden ist stets hochgewölbt, glockenförmig, und am aboralen Scheitelpole in einen längeren oder kürzeren Stiel ausgezogen, dessen Ende am Meeresboden (gewöhnlich auf Seepflanzen) angeheftet ist. GENERELLE CHARACTERISTIK DER LUCERNARIDEN. 381 Vermöge seiner ausserordentlichen Contractilität zeigt der muskulöse Schirm zu verschiedenen Zeiten eine äusserst verschiedenartige Form, wie sie ÜLArk von Halielystus auricula (1878, 1. c. Pl. I, Fig. 1—17) in 17 sehr divergenten Contractions-Zuständen abgebildet hat. Daher ist auch die allgemeine Form des Schirms hier nicht einmal als Species- Diagnose von besonderem Werthe. Im Allgemeinen kann jedoch die Umbrella der Lucernariden als hochgewölbt und becherförmig bezeichnet werden. Die Hauptaxe überwiegt an Dimension die Kreuzaxen. Als Haupttheile sind äusserlich zu unterscheiden der Stiel, der Becher (oder der eigentliche Schirm) und die von dessen Rande aus- gehenden S Arme oder Randlappen. Der Stiel des Schirms (Peduneulus umbrellae), welcher von der Mitte des aboralen Scheitels ausgeht, ist bald mehr ceylindrisch, bald mehr vierseitig-prismatisch; bald länger, bald kürzer als der Becher selbst. Die Ueber- gangsstelle in den letzteren ist bald durch eine Ringfurche scharf markirt (Taf. XXII, Fig. 2, 3, 4), bald verdickt sich der Stiel hier konisch und geht allmählig in den Becher über. Unzweifelhaft ist dieser Becherstiel homolog dem- jenigen des Sceyphostoma, und so ist auch der Bau ganz derselbe. Das aborale freie Ende des hohlen Stiels oder die zur Anheftung dienende Fussplatte ist häufig in eine quadratische oder kreisrunde Scheibe verbreitert, deren Exo- derm einen klebrigen Saft absondert. Bisweilen ist sie in der Mitte saugnapfähnlich vertieft. Die Anheftung des Stiels geschieht entweder durch Ansaugen mittelst der Muskeln der Fussplatte oder durch Ankleben mittelst des klebrigen Secretes ihrer Klebdrüsen; oft wirken wohl beide Functionen zugleich. Der Stielcanal oder die innere Stiel- höhle endet in der Fussplatte blind geschlossen, während er am entgegengesetzten oralen Stielende sich frei in die centrale Magenhöhle öffnet. Die bald dickere, bald dünnere Wand des hohlen Stiels besteht aus 3 verschiedenen Schichten: aussen das Exoderm-Epithel der Exumbrella, innen das Entoderm-Epithel des Magenrohres, und zwischen beiden eine dünnere oder dickere Gallertplatte, die directe aborale Fortsetzung der Schirm-Gallerte. Stets bildet die letztere 4 interradiale longitudinale strangförmige Verdickungen, die Leisten des Schirmstiels (Taeniola, Fig. 2, 4 pt). Dieselben steigen wie 4 parallele Säulen senkrecht in der Stielwand empor und setzen sich an der Einmündung in den Magen unmittelbar in die Septa der Magentaschen fort. Ebenso wie bei den homologen Stiel- leisten von Scyphostoma, stützt sich gewöhnlich auf ihre Masse ein interradialer Längsmuskel, der die Con- tractionen des Stiels vermittelt. Selten sind diese 4 interradialen Stielmuskeln rückgebildet oder fehlen ganz (wie bei Lucernaria campanulata und Craterolophus Tethys). Bald behalten sie ihre ursprüngliche Lage, unmittelbar unter dem Exoderm-Epithel, von dem sie ausgeschieden sind, bald lösen sie sich von diesem ganz ab und treten axialwärts in die Gallertleisten hinein. Die muskulösen Stielleisten oder Taeniolen zeigen bei den Lucernariden ein doppeltes Verhalten, je nachdem sie ihre ursprüngliche Trennung beibehalten oder in der Längsaxe des Stiels mit einander verschmelzen. Danach sind einkammerige und vierkammerige Stiele zu unterscheiden. Der einkammerige Stiel (Pedunculus unicamerus) findet sich bei Zucernaria und Halicyathus; er zeigt das ursprüngliche Verhalten und enthält einen einfachen Stiel- canal, dessen peripherischer Raum jedoch durch die vorspringenden Taeniolen in 4 perradiale Stielrinnen (Sulei pedunculares) zerfällt (ebenso wie bei Depastrella, Taf. XXI, Fig. 11). Der vierkammerige Stiel (Pedunculus quadricamerus) ist aus dem einkammerigen phylogenetisch dadurch entstanden, dass die 4 Taeniolen sich mächtig verdickten, bis zur Berührung sich näherten und in der Axe mit einander verschmolzen, eine centrale Gallertsäule (Columella) bildend. Dadurch zerfällt der ursprüngliche einfache Stiel-Canal in 4 getrennte perradiale Stiel-Canäle, welche an ihrem oralen Ende getrennt in die centrale Magenhöhle münden (so bei Oraterolophus und Halielystus). Uebrigens existirt keine scharfe Grenze zwischen beiden Stielformen, da die axiale Conerescenz der 4 Taeniolen all- mählig vom aboralen Ende des Stiels gegen das orale Ende hin fortschreitet. Daher ist bisweilen der Stiel in der aboralen Hälfte vierkammerig, in der oralen Hälfte einkammerig. Die speeiellen Verschiedenheiten in der Bildung des Schirmstiels bei den einzelnen Arten hat TASCHENBERG sehr genau beschrieben und abgebildet (1877, 1. c. p- 6—9, Taf. II). Der Becher oder der eigentliche Schirm ist bei den Lucernariden bald mehr konisch, bald mehr vierseitig- pyramidal, je nachdem die 4 interradialen Leisten mehr oder weniger aussen vorspringen. Gewöhnlich erweitert er sich gleichmässig zunehmend vom Schirmstiel bis zum Schirmrande. Wie bei allen Medusen, so besteht auch bei den Lucernariden der ganze Schirm aus zwei Wänden, der convexen äusseren Umbrella und der concaven inneren Sub- umbrella, welche beide den Gastrocanal-Raum zwischen sich einschliessen und am Schirmrande in einander übergehen. Ausserdem hängen beide Wände nur noch durch die 4 schmalen interradialen Septa zusammen, die „Cathammal- Leisten“, welche die 4 weiten Magentaschen von einander trennen. Beide Wände bestehen, wie überall, aus den beiden primären Keimblättern, Exoderm und Entoderm, und der zwischen beiden abgelagerten Schirmgallerte; letztere nimmt hier sehr häufig nur den Character einer dünnen Stützlamelle an. Die Exumbrella („Zetophragma“, CLARK) oder die äussere convexe Schirmfläche ist häufig durch 4 inter- radiale Leisten oder Rippen ausgezeichnet, die den 4 inneren Septen entsprechen; bisweilen treten zwischen ihnen noch 4 schwächere, perradiale Leisten hervor; seltener finden sich zwischen ersteren und letzteren noch 8 schwache adradiale Leisten. Auf der vorspringenden Kante dieser Leisten oder Rippen sind gewöhnlich reihenweise in grös- serer Zahl Nesselkapseln zu finden, die auch sonst in der Exumbrella einzeln oder gruppenweise zerstreut sind. Bei 332 GENERELLE CHARACTERISTIK DER LUCERNARIDEN. einigen Arten treten an die Stelle der vorspringenden Kanten furchenartige Vertiefungen. Am Stiele treten häufig, wenn seine Längsmuskeln sehr entwickelt und nach innen getreten sind, 4 perradiale Längswülste hervor, zwischen denen 4 interradiale Furchen verlaufen. Die Gallerte des Schirms ist bei den Lucernariden durchweg dünner und unansehnlicher, aber zugleich fester und wasserärmer, als bei allen anderen Medusen. Offenbar ist diese Eigenthümlichkeit wesentlich durch die Anpassung an die festsitzende Lebensweise bedingt, wie anderseits bei den frei schwimmenden pelagischen Medusen die mächtige Entwickelung der voluminösen wasserreichen Gelatina offenbar durch die schwimmende Lebensweise an der Meeresoberfläche erworben ist. Bei den meisten Lucernariden ist die Gelatina umbrellae nicht dicker als eine starke Stützlamelle und kann daher auch einfach als Fultwra umbralis bezeichnet werden. Wie bei den anderen Acraspeden, gehen zahlreiche elastische Fasern von der exodermalen zur entodermalen Fläche senkrecht durch die Gallertplatte hindurch. Die Subumbrella (Schwimmsack, KrrErstEin, Opsophragma, ULARK, Peristomium, KOROTNEFF, Innere Kelchwand, TASCHENBERG, Innere Glockenwand, Krıng) der Lucernariden besitzt ganz denselben wesentlichen Bau, wie diejenige der Tesseriden und Pericolpiden. Sie besteht also aus 4 Schichten, die genetisch paarweise zusammen gehören, nämlich 1) das Exoderm-Epithel der Oral-Seite; 2) die dazu gehörige Muskelplatte; 3) die Gallertplatte oder Stützlamelle und 4) das dazu gehörige Entoderm-Epithel der Aboral-Seite. Die Gallertplatte ist ebenso als eine Ab- scheidung des Entoderms anzusehen, wie die Muskelplatte eine solche des Exoderms darstellt. Das Exoderm- Epithel der Subumbrella ist sehr reich an Nesselzellen und bildet ausserdem an einzelnen Punkten förmliche N essel- drüsen, birnförmige oder fast kugelige Einsenkungen des Nessel-Epithels in die Gallertplatte. Dieselben sind schon mit blossem Auge als farbige (weisse, gelbe, rothe oder blaue) Flecken zu erkennen und bestehen aus Anhäufungen von Nessel-Epithel, deren Nesselkapseln durch einen besonderen Ausführgang entleert werden; Krıma hat sie als „Nessel-Batterien“ beschrieben. Die Muskelplatte oder Muskel-Lamelle der Subumbrella liegt unmittelbar unter dem Exoderm-Epithel, von dem sie ausgeschieden ist, und besteht aus einem marginalen achttheiligen Kranzmuskel und aus 3 einzelnen Radial-Musken. Der Kranzmuskel (M. coronalis) oder der Ringmuskel des Schirmrandes ist homolog dem ein- fachen marginalen Ringmuskel der Tesseriden und dem grossen achttheiligen Kranzmuskel der Pericolpiden, welcher bei den Periphylliden in 16 Muskelfelder zerfällt. Wie bei den achtlappigen Pericolpiden (Taf. XXIII), so besteht auch bei den nächstverwandten achtarmigen Lucernariden der Kranzmuskel aus 8 einzelnen Muskelfeldern, den 8 „Marginal-Muskeln“, von denen 4 in perradialen, 4 in interradialen Octanten liegen; da nun aber die 8 „Arme“ (oder „Randlappen“) adradial sind, so versorgt jedes Kranzmuskel-Feld (oder jeder Marginal-Muskel) die zugekehrten Hälften je zweier benachbarter Arme (Taf. XXI, Fig. 1 mc). Er breitet sich an diesen und an den davon ausgehen- den Tentakeln auf deren äusserer oder Abaxial-Seite aus („Radial-Seite“ von Krıng). Die einzelnen Muskelbündel, welche hier an die Tentakeln gehen, werden demnach dieselben strecken oder nach aussen umbiegen (Extensores). Wenn hingegen alle 8 Randmuskeln gleichzeitig sich contrahiren, werden sie gleich dem einfachen Ringmuskel des Schirmrandes der Tesseriden die Schirm-Mündung verengern. Uebrigens ist bei allen Lucernariden der Kranzmuskel viel schmäler als bei den Pericolpiden und hat nicht die Form eines breiten Bandes, sondern eines dicken Stranges. — Antagonisten dieses achttheiligen Kranzmuskels sind die S Radial-Muskeln oder Längsmuskeln (M. radiales, Taf. XXII, Fig. 2 ml). Diese entsprechen dem Glocken-Muskel der Tesseriden, den Delta-Muskeln der Peromedusen, und zerfallen ebenfalls in 4 perradiale und 4 interradiale. Sie haben die Gestalt eines gleichschenkeligen Dreiecks, dessen Basis (und zugleich die distale Insertion der radial divergirenden Muskelfasern) durch den Axial-Rand des entsprechenden Randmuskels gebildet wird. Die radiale Mittellinie dieses Dreiecks bildet bei den 4 perradialen Muskeln die Median-Linie der Radial-Taschen, bei den 4 interradialen Muskeln das Septum dieser Taschen. Die Spitze des gleichschenkeligen Muskel-Dreiecks aber geht oben in die 4 interradialen Stielmuskeln über, so dass also jedes Muskelband einer Taeniole sich an seinem Oral-Ende in 2 Längsmuskeln spaltet. Wenn die 3 Arme paarweise sich nähern und als 4 interradiale Lappen-Paare erscheinen, so werden die 4 interradialen Längsmuskeln schmäler und länger als die 4 perradialen (Fig. 1, 2), wie es auch bei den Peromedusen der Fall ist. Die Schirmhöhle der Lucernariden ist von sehr wechselnder Form und erscheimt sehr flach, wenn der Schirm stark ausgebreitet, hingegen sehr tief, wenn derselbe stark zusammengezogen ist. Wie bei den meisten Tesse- riden und Peromedusen finden sich im Grunde der Schirmhöhle 4 interradiale grubenförmige Vertiefungen, welche durch 4 perradiale verticale Falten der Subumbrella von einander geschieden werden. Letztere sind die „Mundstrebe- pfeiler oder eircumoral buttresses“ von CLARK; sie spannen sich in Form von 4 freien Mesenterial-Lamellen von den 4 perradialen Kanten des Mundrohres zur Mitte der subumbralen Radial-Taschen-Wand hinüber und werden am besten als Geschlechtsgekröse oder Mesogon-Falten (Mesogonia) bezeichnet (wp). Die 4 vertieften, vom Exoderm der Subumbrella ausgekleideten Gruben zwischen ihnen sind die Trichterhöhlen (Infundibula, ii). Diese konischen oder dreiseitig-pyramidalen Hohlräume dringen mit ihrer blinden Spitze von der Schirmhöhle aus mehr oder weniger tief in die centrale Magenhöhle ein und haben zu vielen Missverständnissen Veranlassung gegeben. ÜLARK nennt sie „Circumoral pouches“, TASCHENBERG „Genitaltaschen“, KLına „pyramidenförmige Räume“ und Herrwıs „Intergenital- GENERELLE CHARACTERISTIK DER LUCERNARIDEN. 383 taschen“. Da diese Trichterhöhlen nur vom Exoderm ausgekleidet sind und mit dem Gastrocanal- System keinerlei Zusammenhang haben, vielmehr dem System der subumbralen Schirmhöhle angehören, dürfen sie nicht als „Taschen“, sondern nur als „Höhlen“ bezeichnet werden. Sie kehren in gleicher Weise auch bei vielen anderen Acraspeden als „Subgenital-Höhlen“ wieder und sind bereits unter den Craspedoten bei Tiariden (p. 42) und Pectylliden (p. 256) erwähnt worden. Bei einigen Lucernariden dringen sie so tief, bis in den Stiel hinein, dass sie nicht nur die inter- radialen Septal-Leisten, sondern auch die 4 in deren aboraler Fortsetzung liegenden Taeniolen des Schirmstiels zu hohlen Trichtern aufblasen. Bisweilen (bei L. infundibulum) gehen sie selbst bis zum aboralen Stielende hinauf, ähnlich wie bei Perierypta und Periphylla unter den Peromedusen. Der Schirmrand der Lucernariden ist bei allen Medusen dieser Familie wesentlich von gleicher Bildung, und characteristisch verschieden von den beiden nächstverwandten Familien der Tesseriden und Pericolpiden. Wäh- rend bei den Tesseridae der Schirmrand keine eigentlichen „Randlappen“ (Lobi marginales) entwickelt, sind bei allen Zucernaridae, und ebenso bei allen Pericolpidae, acht adradiale hohle Randlappen vorhanden; denn die 8 adradialen hohlen Randanhänge, welche bisher bei den Lucernariden allgemein als „Arme“ bezeichnet und mit Unrecht als eine ganz besondere Eigenthümlichkeit dieser Familie betrachtet wurden, sind in der That nach Lage, Bau und Bedeutung nichts Anderes, als die 8 adradialen „Randlappen“ der nahe verwandten Pericolpiden; und als solche sind sie zugleich homolog den 8 Sinneslappen (oder „Augenlappen“) der Periphylliden. Dagegen besteht ein wesentlicher Unterschied von den Pericolpiden, der die Lucernariden allerdings auffallend auszeichnet, darin, dass hier jeder der 8 Randlappen oder „Arme“ an seiner Spitze ein pinselförmiges Büschel von zahlreichen kleinen, hohlen geknöpften Tentakeln trägt. Morphologisch betrachtet gehören diese Tentakeln zur Kategorie der accessorischen oder suceursalen Tentakeln und sind bloss langgestielte Nesselknöpfe. Hingegen sind die 8 Prineipal-Tentakeln der Tessera (4 primäre perradiale und 4 secundäre interradiale) bei den Lucernariden theils in eigenthümliche „Rand- anker“ umgewandelt, theils ganz rückgebildet und verschwunden. Die acht adradialen Arme oder Randlappen sind bei den Lucernariden von gleichschenkelig-drei- eckiger Gestalt, ursprünglich allgemein von gleicher Form und Grösse, regelmässig dergestalt vertheilt, dass ihre Mittellinien genau in der Mitte zwischen den perradialen Mesogon-Falten und den interradialen Septal-Leisten liegen. Daher sind ursprünglich auch die 8 tiefen, concaven Armbuchten oder Randbuchten zwischen je 2 Armen alle von gleicher Form und Grösse. Bei vielen Lucernariden difierenziren sich jedoch die S Arme paarweise dergestalt, dass die beiden durch ein Septum getrennten Arme näher zusammenrücken. Die 4 perradialen Armbuchten erscheinen dann oft viel tiefer und weiter als die 4 interradialen und es entsteht der Anschein von „4 gabelspaltigen interradialen Armen“ (so bei L. quadricornis und L. pyramidalis, Taf. XXID). Indessen ist dieses Verhalten von keiner wesent- lichen Bedeutung, da es bei einem und demselben Individuum in Folge verschiedener Muskel -Contractionen vielfach wechseln kann. So sind z.B. bei Haliclystus auricula bald alle 8 Armbuchten von gleicher Grösse, bald die 4 per- radialen grösser als die 4 interradialen, bald umgekehrt (vergl. CLark, 1878, 1. c. Pl. D). Jeder Arm enthält eine abgeplattete, weite dreieckige Tasche, homolog der „Lappentasche“ der Pericolpiden und gleich dieser eine marginale Ausstülpung der Radialtasche. Bei den meisten Lucernariden setzen sich die 8 Genitalbänder von der Subumbral- Wand der Radialtasche auf die Armtasche fort, oft bis zu ihrer Spitze. Auf der Subumbral-Seite jedes Armes breiten sich zwei radiale Beugemuskeln aus, die distalen Fortsetzungen der Lateraltheile von zwei benachbarten Deltamuskeln. Auf der Exumbral-Seite hingegen finden sich eireulare Faserzüge als Fortsetzung der Marginal-Muskeln, als Exten- soren wirkend. Die Succursal-Tentakeln, welche in grosser Zahl auf der Spitze jedes Armes einen Büschel oder einen Pinsel bilden, sind im Wesentlichen als langgestielte Nesselknöpfe des Schirmrandes aufzufassen. Ihre Zahl beträgt gewöhnlich in jedem Büschel über Hundert, bisweilen über Tausend; selten sinkt sie auf 20—30 herab. In der Jugend ist die Zahl gering uud nimmt allmählig zu. CLArk (l. c.) hat die Gesetze dieser Zunahme und die dadurch bedingte gesetzmässige Stellung der verschiedenen Tentakel-Reihen auf der Armspitze ausführlich erörtert. Zuerst tritt bei den jungen Lucernariden (— die als Tesserula-Larven zu betrachten sind —) nur ein einziger Tentakel in der adradialen Mittellinie des Armes, an seiner distalen Spitze und abaxialen Seite auf. Dann folgt ein zweiter axialer in demselben Radius; der dritte und vierte bilden ein Paar in der Mitte zwischen erstem und zweitem, beider- seits des Adradius, u.s. w. Gewöhnlich haben die Tentakeln nur ungefähr 1 Mm. Länge, häufig noch weniger, selten 2-3 Mm. Der Nesselknopf am Ende des Tentakels enthält eine rundliche Höhlung, eine Erweiterung des Tentakel- Canals, welcher aus der Armtasche entspringt. Den feineren Bau haben CLArk und Kung (l. c.) ausführlich beschrieben (vergl. auch Taf. XXII, Fig. 5 nebst Erklärung). Die Principal-Tentakeln der Tessera (— 4 primäre perradiale und 4 secundäre interradiale, Taf. XXI, Fig. 1-4) sind bei den Lucernariden entweder in eigenthümliche Randanker umgewandelt (Haliclystus, Halicyathus) oder rückgebildet und ganz verloren gegangen (Lucernaria, Craterolophus). Die Randanker (Ancorae marginales, — Oolletocystophores von CLArK, „Randpapillen“ von KEFERSTEIN u. A.) sind modificirte geknöpfte Tentakeln, welche durch einen eigenthümlichen Haftapparat sich auszeichnen, und von den kriechenden Lucernariden als wirkliche „Anker“ zum Festheften benutzt werden. Dieser Haftapparat besteht aus einem Klebkissen oder Haftpolster, welches neben 354 GENERELLE CHARACTERISTIK DER LUCERNARIDEN. Pigment- und Nesselzellen zahlreiche Klebdrüsen oder Haftzellen enthält, die eine klebrige Flüssigkeit absondern. Das Klebkissen umgiebt den mittleren Theil des Tentakels (unterhalb des terminalen Nesselknopfes) im Gestalt eines dieken wulstigen Halskragens, dessen convexe Wölbung die Abaxial-Seite des Tentakels umfasst und zugleieh distal- wärts vorspringt, während die beiden Schenkel des Halskragens auf der Axial-Seite in proximaler Richtung conver- giren, um schliesslich bei voller Ausbildung des Klebkissens hier in der Medianlinie der Axialseite sich zu vereinigen. Wenn das Haftkissen sehr gross wird, erlangt es bisweilen die Gestalt einer Kaffeebohne (Haliclystus auricula) oder einer Trompete (H. salpinx). Oberhalb der Vereinigungsstelle beider Schenkel (proximalwärts) ist hier an der Axial- seite (wenig unterhalb der Stelle, wo der Anker-Tentakel vom Rande abgeht) ein runder Pigmentfleck zu finden, welcher bisweilen sogar eine kleine Linse zu enthalten scheint und demnach als Auge zu deuten ist. In dieser Aus- bildungsstufe (wie sie z. B. CLark von Halielystus auricula, 1878, 1. c. Pl. III, Fig. 27 dargestellt hat) hat der Rand- anker eine bedeutungsvolle Aehnlichkeit mit dem Sinneskolben der Peromedusen, dem er unzweifelhaft homolog ist (z. B. Pericolpa, Taf. XXIII, Fig. 9—12). Das Auge an der Axial-Seite der Anker-Basis entspricht dem Axial- Auge des Sinneskolbens, der -terminale gestielte Nesselknopf des ersteren dem „Hörkölbchen“ des letzteren, und das pigmen- tirte Klebkissen des Ankers hat sogar in seiner speciellen Conformation eine auffallende Aehnlichkeit mit dem pigmen- tirten Halskragen des Sinneskolbens; hier wie dort convergiren die beiden lateralen Schenkel des Kragens auf der Axial-Seite des Tentakels in proximaler Richtung. Offenbar sind die 3 Randanker der Lucernariden ebenso wie die 4 interradialen Sinneskolben der Peromedusen und die 4 perradialen Sinneskolben der Cubomedusen aus den 8 Prin- cipal- Tentakeln der Tessera entstanden; das beweist nicht nur ihre typische Zahl und Lage, sondern auch der Um- stand, dass bei ganz jungen Lucernariden die Anker ganz gewöhnlichen geknöpften Tentakeln gleichen. Erst im Laufe der Ontogenese entwickelt sich auf deren Abaxial-Seite, in der Mitte ihrer Länge (zwischen basalem Ocellus und ter- minalem Nesselknopf) das characteristische Klebkissen oder Haftpolster („Colletocystophorie pad, CLARK). Später erst wächst dasselbe auf die Axial-Seite des Ankers herüber, den Hals desselben mit beiden Kragenschenkeln umgreifend. Die Klebzellen des Kissens (Colletocystae, CLARK) sind grosse einzellige Klebdrüsen, welche einen klebrigen Saft absondern, dunkle Körner enthalten und in gleicher Gestalt auch an den Gastral-Filamenten und an der kleb- rigen Fussscheibe wiederkehren. Bei einigen Lucernariden finden sich gleiche Klebkissen bisweilen auch an einigen Tentakeln der Arme entwickelt. Auch diejenigen Lucernariden (Lucernaria und Oraterolophus), welche normal keine Randanker besitzen, entwickeln solche gelegentlich in einzelnen Individuen; daraus geht deutlich hervor, dass dieselben hier als rudimentäre Organe verschwunden sind und gelegentlich durch Rückschlag wiederkehren (vergl. Krıng, 1879, 1. c. p. 157; CLark, 1878, p. 51, Pl. II. Das Gastrocanal-System der Lucernariden hat die verschiedenartigsten und irrthümlichsten Beur- theilungen erfahren und ist namentlich in seiner speciellen Conformation demjenigen der Korallen an die Seite gestellt worden. In Wahrheit aber ist dasselbe wesentlich ebenso gebildet, wie dasjenige der Tesseriden und Pericolpiden. Wie bei diesen zerfällt es zunächst in einen centralen Hauptdarm (Gaster principalis) und einen peripherischen Kranzdarm (Gaster coronalis); beide communiciren durch 4 perradiale Gastral-Ostien. Der Hauptdarm (Gaster principalis) besteht aus 3 Abschnitten, dem aboralen Grundmagen im Schirmstiel, dem mittleren Central-Magen und dem frei vorragenden Buccal-Magen oder Mundrohr. Der Central-Magen wird durch die Magenpforte (Pylorus) vom Grundmagen, durch die Gaumenpforte (Palatum) vom Buccal-Magen getrennt. Der Grundmagen (Gaster basalis) oder Stielcanal (Canalis peduncularis) durchzieht den Schirmstiel in seiner ganzen Länge und endigt in dessen aboraler Basis blind geschlossen, während er sich am oralen Stiel-Ende durch den Pylorus in den Central-Magen öfmet. Ursprünglich stellt der Grundmagen einen einfachen cylindrischen oder vierseitig-prismatischen Hohlraum dar, welcher dem „Stiel-Canal“ der Tesseriden, wie vieler Codoniden und Tiariden entspricht. Indem die 4 interradialen Taeniolen von der Wand des Schirmstiels in den Grundmagen vor- springen, theilen sie seine Peripherie in 4 perradiale Stielrinnen oder Halbcanäle (Sulei pedunculares). Bei vielen Lucernariden verwachsen die Taeniolen in der Axe des Stiels zu einer Columella und verwandeln so die Rinnen in 4 geschlossene parallele cylindrische Stielcanäle, die am Pylorus in den Central-Magen münden (s. oben p. 351). Da- nach ist der Schirmstiel entweder einkammerig (mit einfacher Pylorus-Oefmung) oder vierkammerig (mit vier geson- derten Pylorus-Oeffnungen). Der Gentral-Magen (Gaster centralis) ist im Allgemeinen von konischer oder vierseitig-pyramidaler Gestalt und mündet mit der abgestutzten, aboralen Spitze durch die Magenpforte (Pylorus) in den Stiel-Magen, mit der quadratischen, oft stark eingeschnürten, oralen Basis durch die Gaumenpforte (Palatum) in den Buccal - Magen. 4 perradiale, engere oder weitere Spalten, die Gastral-Ostien, führen aus dem Central-Magen in die 4 Radial- taschen; und bei den Halicyathiden oder Clistocarpen finden sich ausserdem unterhalb derselben noch 4 andere Spalten, die Mesogon-Ostien, welche in die 4 perradialen Mesogon-Taschen führen; diese fehlen den Halielystiden oder Eleu- therocarpen. Die schwierig zu bestimmende Gestalt des Central-Magens wird aber dadurch noch verwickelter, dass von der Schirmhöhle her die 4 subumbralen Trichterhöhlen mehr oder weniger tief in dessen Hohlraum eindringen, und dass an deren Wand sowohl die Gonaden als die begleitenden Filamente ebenfalls mehr oder minder tief gegen den Stiel hin sich einsenken. GENERELLE CHARACTERISTIK DER LUCERNARIDEN. 385 Das Mundrohr oder der Rüssel (ga), auch der Buccal-Magen oder Mundmagen genannt (Gaster buccalis Ss. oralis, bei OLark Proboscis), ist meistens kurz, vierseitig-prismatisch oder fast kubisch, und springt frei in das Cen- trum der Schirmhöhle vor. Dasselbe ist durch die ringförmige Strietur der Gaumenpforte (Palatum vel porta palatina) vom Central-Magen abgegrenzt und öffnet sich nach aussen durch die quadratische Mundöffnung. Die 4 per- radialen Ecken der letzteren sind oft in distaler Richtung in 4 kurze gekräuselte Mundlappen ausgezogen, während sie sich in proximaler Richtung in die 4 perradialen Kanten des Mundrohres fortsetzen. Indem letztere auf die Subumbrella umbiegen, erheben sie sich zu den wichtigen Mesogonien oder Gekrösfalten, den Scheidewänden der Trichterhöblen. Die 4 Radialtaschen (Bursae radiales) werden von CLark als „Quadrant-Kammern“ bezeichnet, von KErFERSTEIN als „breite taschenförmige Radiär-Gefässe“, von TASCHENBERG als „Radiär-Canäle“, von KLına als „Radiär- Kammern“ und von Herrwıqg als „Radial-Kammern oder Radialtaschen“. Dieselben stellen allgemein 4 flache taschen- artige Hohlräume dar, welche sich zwischen Umbrella und Subumbrella bis zum Schirmrande ausdehnen. Sie werden nur durch die 4 interradialen Septal-Leisten oder „Verwachsungs- Streifen“ getrennt, lineare Scheidewände, in denen die Umbrella mit der Subumbrella verwachsen ist. Da diese Verwachsung aber nicht bis zum Schirmrande reicht, communiciren die 4 Taschen hier, unterhalb des Distal-Endes der Septen, durch 4 interradiale Circular-Ostien, so dass am Schirmrande eine ringförmige Communication, eine Art „Ringcanal“ hergestellt wird (cc). Der Proximal- Rand der 4 Radialtaschen mündet durch die Gastral-Ostien in den Oentral-Magen; von ihrem Distal-Rande hingegen gehen 3 dreieckige Lappentaschen oder „Armtaschen“ (Bursae lobares) in die S Arme ab. Das Ende jeder Lappen- tasche entsendet wieder einen Tentakel-Canal in jeden Tentakel. Bei den mit 8 Randankern versehenen Lucernariden geht ausserdem von der Mitte jeder Armbucht, zwischen je 2 Lappentaschen, ein enger Anker-Canal in den dort befindlichen Randanker hinein. Trotz ihrer geringen Grösse sind diese 3 Canales ancorales (4 perradiale und 4 inter- radiale) doch von grosser morphologischer Bedeutung, da sie den 8 ursprünglichen Canälen der Principal- Tentakeln von Depastrum und der Sinneskolben der Discomedusen entsprechen. Eine ganz eigenthümliche Bildung, welche den meisten anderen Acraspeden fehlt, besitzen die Halicyathidae (oder Clistocarpae) m ihren 4 perradialen Mesogon-Taschen. Dieselben haben zu sehr verschiedenen und irr- thümlichen Deutungen Veranlassung gegeben und wurden von CLArk als „Genitaltaschen“ beschrieben, von KLına als „Magentaschen“, von Herrwıie als „Gastrogenital-Taschen“. Im Wesentlichen stellen dieselben 4 taschenförmige platte Aussackungen des Central-Magens dar, welche mit den 4 interradialen, in diesen vorspringenden Trichterhöhlen alter- niren; sie liegen in der Subumbral-Wand der 4 Radialtaschen, sind aber kürzer und schmäler als letztere und erstrecken sich nicht so weit gegen den Schirmrand hin. Die Gastral-Filamente oder „Digitellen“ (Digituli, CLArk) sind bei allen Lucernariden sehr zahlreich und sehr stark entwickelt, und füllen stets einen mehr oder minder grossen Theil des Central- Magens aus; constant umgeben sie das Proximal-Ende der Gonaden. Von da aus verbreiten sie sich oft in distaler Richtung auf die Radial- taschen, seltener in proximaler Richtung auf den Stielmagen. Die verschiedene Anordnung sowie die Form und den feineren Bau der Filamente hat CLARK (l. c.) sehr genau beschrieben; doch hat er nicht hervorgehoben, dass bei einigen Arten sich die Filamente auch centripetal in den Schirmstiel hinein erstrecken. Eine neue, auch sonst mehr- fach abweichende Art, Lucernaria infundibulum, zeichnet sich dadurch aus, dass die Taeniolen des Schirmstiels in ihrer ganzen Länge, bis zur Fussplatte, mit Filamenten besetzt sind; wie bei Perierypta und Periphylla, sind hier die Taeniolen bis zum aboralen Ende durch die Trichterhöhlen aufgeblasen, und 2 divergirende Phacellen oder Fila- ment-Reihen ziehen auf jedem Taeniol von der Stielbasis bis zum Proximal-Ende der Gonaden, deren bursale Ränder sie noch eine Strecke weit säumen. Halicyathus lagena zeichnet sich dadurch aus, dass die 4 hufeisenförmigen Phacellen oder Filament-Reihen mit der Concavität ihrer proximalen Krümmung den convexen interradialen Proximal- bogen der 4 Uförmigen Gonaden umfassen, während die beiden Schenkel jeder Phacelle die beiden bursalen (der Radialtasche zugewendeten) Schenkel der Gonade eine Strecke weit säumen. Aber auch bei den meisten anderen Lucernariden, wo die Gonaden in 8 adradiale Genitalbänder zerfallen sind, stellen noch die Uförmigen Proximalbogen der 4 Phacellen am Proximal-Ende der Gonaden die Verbindung zwischen je 2 zusammengehörigen Genitalbändern her. In anderen Fällen zerfällt auch jede hufeisenförmige Phacelle (ebenso wie die gleichgestaltete Gonade) in 2 adradiale Schenkel, indem das proximale, die Schenkel verbindende Bogenstück rückgebildet wird. Wir finden dann 8 adradiale Phacellen, welche die Bursalränder der 8 Genitalbänder entlang laufen, bald nur eine Strecke weit, bald bis zum distalen Ende. Es kommen also bei den Lucernariden Filamente in der ganzen Ausdehnung der ursprüng- lichen Scyphostoma-Taeniolen vor, sowohl an deren umbralem als subumbralem Theile. Die Grenze zwischen den umbralen und subumbralen Filamenten bildet das Proximal-Ende der interradialen Septal-Leisten, welches dem Septal- Knoten der Tesseriden entspricht. Die Gonaden der Lucernariden sind ursprünglich (— wie bei den Tesseriden —) 4 hufeisenförmige oder Uförmige Bänder, welche dergestalt in die Subumbral- Wand der 4 Radialtaschen eingebettet sind, dass der Bogen des Hufeisens mit seiner Convexität in den Central-Magen (centripetal) vorspringt, mit seiner Concavität hingegen das Proximal-Ende der 4 interradialen Septal-Leisten umfasst; beiderseits der letzteren laufen die beiden Schenkel Haeckel, System der Medusen. 49 Jen. Denkschriften 1. 386 GENERELLE CHARACTERISTIK DER LUCERNARIDEN. des Hufeisens centrifugal nach aussen gegen den Schirmrand hin, den sie bisweilen berühren. Nur eine Gattung der Lucernariden (Halicyathus) hat diese primäre, von den Tesseriden geerbte Bildung von 4 hufeisenförmigen Genital- bändern (mit interradialem Proximal-Bogen) conservirt. Bei den drei anderen Gattungen ist der proximale Bogen jedes Hufeisens rückgebildet, so dass die beiden Schenkel desselben isolirt zu beiden Seiten der Septal-Leiste liegen. Daher finden sich hier (— wie bei den Peromedusen —) 8 adradiale Genitalbänder vor, von denen je 2 benach- barte, durch ein Septum getrennte, ursprünglich zusammen gehören. Die 2 Bänder jeder Radialtasche sind demnach die zugekehrten Hälften je zweier benachbarter Hufeisen-Gonaden. Oft rücken dieselben aber so nahe nach der per- radialen Mittellinie der Radialtasche zusammen, dass der täuschende Anschein entsteht, als ob 4 hufeisenförmige Gonaden mit perradialem Proximal-Bogen in der Subumbral-Wand der 4 Taschen lägen. An jedem der 8 adradialen Genitalbänder unterscheidet man einen septalen (dem interradialen Septum zugekehrten) Rand von einem bursalen (der perradialen Mittellinie der Tasche zugekehrten) Rande. Eine weitere Complication entsteht bei einem Theile der Lucernariden (Halieyathus und Oraterolophus) da- durch, dass vom Magen aus die 4 vorher besprochenen perradialen Meso gson-Taschen (— die Magentaschen von Krıse, Gastrogenital-Taschen von HerrwiG —) als flache Blindsäcke in die Subumbral-Wand der 4 Radialtaschen centrifugal hineinwachsen. In Folge dessen erheben sich die 8 Genitalbänder, welche ursprünglich flach in der Sub- umbral-Wand der Radialtaschen lagen, aus deren Fläche und kommen theils in die lateralen Wände der Mesogon- Taschen zu liegen, theils in das Claustrum oder die horizontale (d. h. der Subumbral-Fläche parallele) Scheidewand, welche die grössere aborale (oder abaxiale) Radialtasche von der kleineren oralen (oder axialen) Mesogon-Tasche trennt. Da nun ausserdem zwischen den 4 perradialen Mesogon-Taschen die 4 interradialen Trichterhöhlen von der Schirm- höhle aus in den Central-Magen hineinwachsen, so geschieht es, dass ein Theil der Genitalbänder auch gleichzeitig in diese Trichterhöhlen hineinragt; denn sie liegen ja hier oben in der dünnen (der Subumbrella angehörigen) Scheide- wand, welche die entodermale Mesogon-Tasche von der exodermalen Trichterhöhle trennt; daher entstand die irrthüm- liche Auffassung, welche diese „Trichterhöhlen“ als die eigentlichen „Genital-Taschen“ betrachtet (TAscHENBERG). Die beiden Genera Halicyathus und Craterolophus, bei welchen diese verwickelte und schwer zu verstehende, auch sehr irrig beurtheilte Umlagerung der Gonaden in die Mesogontaschen- Wand besteht, sind von CLARK als Olistocarpae (— oder Halieyathidae —) als besondere Familie getrennt worden; ihnen stellt er gegenüber die Eleutherocarpae (— oder Halielystidae —), welchen die Mesogon-Taschen fehlen (Haliclystus und Zucernaria). Unzweifelhaft ist die einfachere Bildung der Haliclystiden (— Eleutherocarpae —) das primäre und ursprüngliche Verhältniss. Aus diesem hat sich erst secundär das verwickelte Verhalten der Halicyathiden (— oder Clistocarpae —) hervor- gebildet, indem sich die 4 perradialen Mesogon-Taschen unterhalb der 4 Gastral-Ostien ausstülpten und in die Sub- umbral-Wand der 4 Radialtaschen hineinwuchsen. Auch der feinere Bau der Geschlechtsdrüsen ist bei den Lucernariden eigenthümlich und von den einfachen Verhältnissen der Tesseriden abweichend. Jedes einzelne Genitalband besteht nämlich aus einer Anzahl von kugeligen oder rundlichen Follikeln, den Geschlechts-Säckeln (Sacculi genitales). Dieselben enthalten einen Hohlraum, den Genital-Sinus, welcher von Entoderm-Epithel ausgekleidet ist und durch einen „Ausführgang“ ursprünglich in die Radialtasche mündet; die Eier (oder Spermaballen), welche aus dem Entoderm-Epithel des Sinus sich entwickeln, gerathen durch den Ausführgang desselben in die Radialtasche und von da durch Magen und Mund nach aussen. Bei kleineren Arten (z. B. Halielystus octoradiatus) enthält jedes Geschlechtsband nur 20—30 grosse Säckchen; gewöhnlich beträgt deren Zahl in jedem Bande aber mehrere Hundert, oft viele Tausend. In letzterem Falle werden die wachsenden Geschlechtsbänder stark gefaltet und zwar vorwiegend in Querfalten gelegt. Bei manchen Arten nimmt die Grösse der Säckchen in jedem Bande regelmässig nach der Mitte der Radialtasche hin zu, so dass die kleinsten und jüngsten Säckel längs der Septal-Leisten liegen, die grössten und ältesten den perradialen Mittellinien der Taschen zugewendet sind. Der verwickelte feinere Bau dieser zusammengesetzten Geschlechtsdrüsen ist am genaue- sten neuerdings von Herrwic (l. c. p. 612) bei Craterolophus Tethys geschildert worden. Ich halte diese Darstellung grösstentheils für richtig, kann aber insofern nicht mit Herrwıc übereinstimmen, als derselbe nicht die Radialtaschen, sondern die Mesogon-Taschen (seine „Gastrogenital-Taschen“) für den Ausgangspunkt der Genital- Production hält. Er meint, dass zu der Annahme einer ursprünglichen Verbindung der Radialtaschen mit den Gonaden (bei den Cleisto- carpiden) kein Grund vorliege (l. c. p. 622, 623). Ich finde diesen Grund in der unentbehrlichen Annahme, dass die Cleistocarpen (Halicyathidae) aus den Eleutherocarpen (Halielystidae) erst später phylogenetisch entstanden sind; und ich nehme (ebenso wie Craus) an, dass die Geschlechtsorgane aller Lucernariden ursprünglich in der Wand der Radialtaschen lagern, und dass sie zu den Mesogon-Taschen („Gastrogenital- Taschen“) ebenso wie zu den Trichter- höhlen („Intergenital-Taschen“) erst secundär in Beziehung treten. Die Färbung der Lucernariden ist sehr variabel und scheint sich bei vielen Arten ganz der Farbe der See- pflanzen anzupassen, auf denen sie sitzen. Vorwiegend ist olivengrüne und bräunliche Färbung, die bald mehr in das Violette und Bläuliche, bald mehr in das Rothe und Gelbliche spielt. Doch ist der ganze Körper meistens einfarbig (vergl. darüber Crark, Haliclystus auricula, 1878, 1. c.). Die Färbung ist meistens matt, seltener intensiv; sie kann alle Töne des Spectrum durchlaufen. FAMILIA: LUCERNARIDAE. genus: HALICLYSTUS. 387 Die Grösse der meisten Lucernariden beträgt 20—40 Mm.; bei den kleinsten Arten beträgt sie nur 6—10, bei den grössten 80—100 Mm. Die Ontogenie ist grösstentheils unbekannt; die jüngsten beobachteten Individuen scheinen den Tesseriden- Gattungen Depastrella und Depastrum zu gleichen. Geographische Verbreitung der Lucernariden: Alle 10 beobachteten Arten von Lucernariden gehören der nördlichen Hälfte des atlantischen Oceans an. 4 derselben sind bisher bloss an den europäischen Küsten, 4 andere bloss an den nordamerikanischen Küsten gefunden worden, während 2 Arten den ersteren und letz- teren gemeinsam sind. Eime einzige europäische Art (L. campanulata) kommt zugleich im Mittelmeer und im schwarzen Meere vor. Mehrere Arten gehen in die arktische Zone hinauf, bis Grönland und Spitzbergen. XVII. Unterschiede der vier Genera der Lucernaridae. > enemibs 8 Randanker (4 perradiale und Haliolystidae en ediale) 1. Haliclystus (Eleutherocarpidae). K Be en Lucernariden ohne Mesogon - Taschen in der Subumbral- Wand ul auker (anna 2.. Lucernaria pillen) der 4 Radialtaschen. II. Subfamilie: N Halioyathidae 8 Randanker (4 perradiale und 3. Halicyathus R : 4 interradiale) (Cleistocarpidae). x ndlen) I Ban Lucernariden mit 4 perradialen Mesogon-Taschen in der Sub- | en ukev U an pe Craterolophus umbral-Wand der 4 Radialtaschen. \ p XVIII A. Erste Subfamilie der Lucernariden: HALICLYSTIDAE, Harcxer (ELEUTHEROCARPIDAR, Crank). Lucernariden ohne Mesogon-Taschen in der Subumbral-Wand der vier Radial-Taschen. 165. Genus: HALICLYSTUS, Crank (1863). ahleAvorog —= meerbespült (Ag = Meer; «Av» —= bespülen). Genus-Diagnose: Lucernaride ohne Mesogon-Taschen in der Subumbral-Wand der 4 Radial- taschen, aber mit 8 Randankern oder Randpapillen (4 perradialen und 4 interradialen). — (Lucernaridae eleutherocarpae auriculatae). — Schirmstiel vierkammerig. Das Genus Haliclystus gründete CLark 1863 für diejenigen Lucernariden, welche Randanker, aber keine Mesogon-Taaschen besitzen (Eleutherocarpidae auriculatae, Prodrom. Lucernar. Journ. Boston Soc. N. H. March 1863, p: 559). Er beschreibt von dieser Gattung 3 Arten, eine europäische (MH. octoradiatus) und zwei nordamerikanische (A. salpinz und H. aurieula). Ven H. auricula gab sodann CLArk 1878 eine sehr detaillirte Monographie (in den Smithsonian Contrib. Nr. 242). Es ist dies die bei weitem ausführlichste Monographie, welche bisher von einer Lucer- naride, und überhaupt von einer einzelnen Medusen-Art gegeben wurde (mit 130 Seiten Text und 11 Tafeln Quart, vergl. oben: p. 380). Die Ontogenie ist theilweise bekannt, die Jugendform gleicht Depastrella (s. oben p. 376). Der Schirmstiel ist bei allen 3 Arten von Halielystus vierkammerig, mit 4 interradialen Längsmuskeln in den Septen der 4 Kammern. Die 8 Gonaden sind bei allen 3 Arten getrennt, indem die Septen an beiden Enden länger sind als die durch sie getrennten Hälften der 4 ursprünglichen Geschlechtsdrüsen. Unter den 4 hier aufgeführten Gattungen der Lucernariden muss Haliclystus als die älteste angesehen werden, welche der gemeinsamen Stammform der Familie am nächsten steht. 49 * 388 orDO: STAUROMEDUSAE. rAmıLıa: LUCERNARIDAE. 405. Species: Halielystus octoradiatus, Crank. Halielystus octoradiatus, CLARK, 1863; Prodrom. Lucern., Journ. Boston Soc. N. H. March, p. 565. Lucernaria octoradiata, LAMArRcK, 1816; Hist. nat. Anim. sans vert. Tom. II, p. 474. Lucernaria octoradiata, STEENSTRUP, 1859; Videnskab. Meddelels. Naturh. Foren. Kjöbenhavn, p. 108. Lucernaria octoradiata, Sars, 1860; Forhandl. Vidensk. Selsk. Christiania, p. 145. Lucernaria octoradiata, KEFERSTEIN, 1862; Zeitschr. wiss. Zool. Bd. XI, p. 22, Taf. I, Fig. 1—2. Lucernaria octoradiata, TASCHENBERG, 1377; Halle. Zeitschr. Ges. Naturw. p. 91, Taf. II, Fig. 4. Lucernaria auricula, RArukE (— non Faprıcms —), 1806; ©. F. MüLter, Zool. Dan. Vol. IV, p. 35, Taf. 152. Lucernaria auricula, MonrAgu, 1808; Transact. Linn. Soc. Vol. IX, p. 113; Pl. 7, Fig. 5. Lucernaria auricula, Sars, 1829; Bidrag til Södyr. Naturhist. p. 34, Taf. IV, Fig. 1—13. Lucernaria auricula, Jomwsrton, 1838; Hist. Brit. Zooph. I, p. 229, Fig. 35. Lucernaria aurieula, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 176. Species-Diagnose: Schirm flach konisch oder trichterförmig (ausgebreitet etwa 2—3 mal so breit als hoch). Schirmstiel eylindrisch, vierkammerig, ungefähr so lang als die Schirmhöhe, mit 4 interradialen Längsmuskeln, ohne äussere Längsfurchen. 8 Arme gleich weit von einander entfernt; die 4 perradialen Buchten des Schirmrandes eben so breit und tief als die 4 interradialen. Jeder Arm mit 30—60 Tentakeln. 8 Randanker gross, eiförmig oder fast keulenförmig, 4 so lang als die Stiel- dicke. 8 Gonaden getrennt, nicht bis zum Ende der Arme und Septa reichend, gleich weit von ein- ander entfernt, lanzettförmig. In jeder Gonade 20—30 grosse Säckchen, in 2 Längsreihen. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Sars und Kererstein (]. c.). Ich selbst habe englische und norwegische Exemplare von dieser Art untersucht, welche mit der von KErErsrEIn gegebenen Darstellung ganz über- einstimmen. Danach zweifle ich nicht, dass diese Form eine „bona species“ und von den beiden folgenden nordame- rikanischen wohl zu unterscheiden ist. Die gesammte Form ist plumper und gedrungener, der Schirm flacher gewölbt, der Stiel kürzer und dicker. Die 3 Arme haben stets gleichen Abstand und sind sehr breit, die Buchten zwischen ihnen sehr flach. Die Zahl der Tentakeln ist geringer als bei den folgenden beiden Arten; auch die Gestalt der eiförmigen Randanker ist verschieden. Ganz besonders characteristisch aber sind die 8 Gonaden gebildet; sie stehen in gleichen Abständen von einander und erreichen weder das proximale noch das distale Ende der interradialen Septa. Jede Gonade enthält nur zwei radiale Reihen von grossen alternirenden Genital-Säckchen, und jede Reihe besteht nur aus 20—30 kugeligen Säckchen. Hingegen zeigt bei H. salpinz jede Gonade 40—45 Säckchen in 4 Radial-Reihen, und die beiden medialen Reihen sind länger als die beiden lateralen. Bei H. auricula endlich enthält jede Gonade 100—150 Säckchen in 6—8 Radial-Reihen und die perradialen Säckchen sind die grössten, die interradialen die kleinsten. 4. octoradiatus ist vielfach mit anderen Arten verwechselt worden. CLArK bezieht einen Theil der ange- führten Synonyme auf seinen A. auricula; es ist aber sehr wahrscheinlich, dass dieser letztere nur an der nord- amerikanischen (und grönländischen), der erstere nur an der europäischen Küste vorkommt (s. unten). Farbe: Graugelb, braungelb oder graubraun. Grösse: Schirmbreite 20—30 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 20—30 Mm. Fundort: Atlantische Küsten von Europa; Norwegen, Rarnke, Sırs; Far-Öer, Sreenstrup; Britische Küsten, Jounsron, Mac Inrosn ete.; Holland, MarrLann; Normandie, Kerrerstein. 406. Species: Halielystus salpinx, Crank. Haliclystus salpinx, CrLArk, 1863; Prodrom. Lucern., Journ. Boston Soc. N. H. p. 563. Haliclystus salpinx, Ar. Agassız, 1865; North Amer. Acal. p. 64. Lucernaria salpinx, HAEcker, 1865; in litteris Mus. Zool. Jenens. Species-Diagnose: Schirm achtkantig, flach pyramidal (ausgebreitet viel breiter als hoch). Schirmstiel vierseitig-prismatisch, vierkammerig, bedeutend länger als die Schirmhöhe, mit 4 interradialen Längsmuskeln. 8 Arme gleich weit von einander entfernt, etwas breiter als lang und eben so breit als ihre Zwischenräume. Jeder Arm mit 60—70 sehr schlanken Tentakeln. 8 Randanker sehr gross, so lang als die Arme, schief trompetenförmig. 8 Gonaden getrennt, nicht bis zum Ende der Arme und Septa reichend, paarweise genähert, länglich oval. In jeder Gonade 40—50 Säckchen, in 4 Längsreihen. FAMILIA: LUCERNARIDAE. GenerA: HALICLYSTUS, LUCERNARIA. 389 Specielle Beschreibung (ohne Abbildung) bei Crarx (l. c. p. 563). Danach sind bei dieser Art die Randanker durch ihre ausserordentliche Grösse und eigenthümliche (dort näher beschriebene) Trompeten-Form aus- gezeichnet; sie sind so lang als die Arme, mithin grösser als bei allen anderen Lucernariden. Ausserdem ist diese Art von den beiden anderen Species der Gattung durch die Zahl und Anordnung der Genital-Säckchen in den Gonaden leicht zu unterscheiden (vergl. A. octoradiatus). Grösse: Schirmbreite 25 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 20 Mm. Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika; Mount Desert Isl., Maine, Srimpson. 407. Species: Haliclystus aurieula, Crank. Haliclystus auricula, CLARK, 1863; Prodrom. Lucern.; Journ. Boston Soc. Nat. Hist. March 1863, p. 559. Haliclystus auricula, CLARK, 1878; Lucernariae, Monogr.; Smithson. Contribut. Washington, p. 1—130; Pl. I-XI. Halielystus auricula, AL. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 63, Fig. 83 —90. Halielystus primula, HAecker, 1377; Prodrom. System. Medus. Nr. 375. Lucernaria auricula, OLARK, 1863 (— non FABrıcıus! non RATHKE! —); Amer. Journ. Science. Vol. 35, p. 347. Lucernaria primula, HAEcKEL, 1865; in litteris Mus. Zool. Jenens. Species-Diagnose: Schirm achtkantig-pyramidal (ausgebreitet ungefähr eben so breit als hoch). Schirmstiel vierseitig - prismatisch, vierkammerig, ungefähr so lang als die Schirmhöhe; mit 4 interradialen Längsmuskeln und 4 tiefen, diesen entsprechenden äusseren Längsfurchen. 8 Arme paarweise verbunden, die 4 perradialen Buchten des Schirmrandes breiter und tiefer als die 4 inter- radialen. Jeder Arm mit 100—120 Tentakeln. 8 Randanker gross, kalfeebohnen -förmig, so lang als die Stiel-Dicke. 8 Gonaden getrennt, etwas oberhalb des Septum beginnend und bis zum Ende der Arme reichend, paarweise genähert, breit dreieckig. In jeder Gonade 100—150 Säckehen, in 6—8 radialen Längsreihen. Specielle Beschreibung und Abbildung in der sehr ausführlichen Monographie von CLARkK (1378, 1. c., mit 130 pag. und 11 ausgezeichnet sorgfältigen Quart-'Tafeln). Danach ist nicht zu zweifeln, dass diese nordameri- kanische Art von der europäischen, damit verwechselten 7. octoradiatus sehr verschieden ist. Die ganze Form ist schlanker und leichter, der Schirm gewölbter, der Schirmstiel dünner und schlanker. Ganz besonders verschieden aber ist die Bildung der grossen Randanker, welche die Form einer Kaffeebohne besitzen, und der Gonaden, welche viel zahlreichere und kleinere Genital-Säckchen, als bei den vorhergehenden beiden Arten enthalten (vergl. oben H. octoradiatus). CLARK hat irrthümlich diese nordamerikanische, von ihm beschriebene Art für identisch gehalten mit der europäischen L. auricula von RATHKE und JoHnsTon (= L. octoradiata von LAMARCK und STEENSTRUP). Allein diese letztere scheint ebenso auf die europäischen Küsten beschränkt zu sein, wie die erstere auf die nord- amerikanischen und grönländischen. Daher sollte eigentlich die Species einen anderen Namen führen, und ich hatte sie im Prodromus (1877) als H. primula bezeichnet. Indessen scheint es zweckmässiger, ihr den von ÜLARK: gege- benen Namen H. auricula zu lassen, da derselbe einerseits in seiner grossen Monographie dieser Art beibehalten, andererseits aber für die anderen, darunter verwechselten Lucernarien (L. campanulata, L. lagena, L. octoradiata) jetzt ausser Gebrauch ist. Farbe: Höchst variabel, alle Töne des Spectrum durchlaufend, doch stets einfarbig. Grösse: Schirmbreite 20—30 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 20—30 Mm. Fundort: Atlantische Küsten von Nord-Amerika; Massachusetts-Bay, Crark; Anticosti, VERRILL; Maine, Srınpson; Grönland, Sreenstrup. 166. Genus: LUCERNARIA, 0. F. Mürrer (1776). Lucernaria = leuchterähnlich; Derivatum von Lucerna = Leuchter. Genus-Diagnose: Lucernaride ohne Mesogon-Taschen in der Subumbral-Wand der 4 Radial- taschen, und ohne Randanker oder Randpapillen. — (Lucernaridae eleutherocarpae inaurieulatae), — Schirmstiel einkammerig. 390 orpo: STAUROMEDUSAE. ramınıa: LUCERNARIDAE. Das Genus Zucernaria, die älteste bekannte Form unter den Stauromedusen, gründete schon vor mehr als hundert Jahren ©. F. MÜLLER für jene grosse und weit verbreitete Acraspede des nordatlantischen Oceans, welche er L. quadricornis nannte (Prodrom. Zool. Dan. 1776, p. 227). Diese ansehnliche und ‚wohlbekannte Form kann daher allein als typische Species den Character des Genus Lucernaria bestimmen. Die späteren Autoren haben zum grösseren Theil auch alle anderen, später bekannt gewordenen Lucernariden in diese Gattung eingereiht, so nament- lich KEFERSTEIN, LEUCKART, TASCHENBERG u. A. Indessen halten wir aus den oben (p. 330) bereits angeführten Gründen die Vertheilung der eigentlichen Lucernariden auf 4 Genera für angezeigt, und beschränken daher hier das Genus Lucernaria auf die Formen ohne Mesogon-Taschen und ohne Randanker (Eleutherocarpidae inauriculatae). Ausser der ursprünglichen, weit im Norden verbreiteten L. quadricornis gehört hierher die neue, ihr nahe verwandte L. pyramidalis von Labrador. Eine andere neue Art, von Spitzbergen, L. infundibulum, dürfte vielleicht besser eine besondere Gattung (Zucernella) bilden. Ausserdem ziehe ich zu dieser Gattung die nahe stehende europäische L. cam- panulata, auf welche Crark lediglich wegen des Mangels der Längsmuskeln im Stiel das Genus CalWwadosia gründete. Bei allen 4 Arten ist der Schirmstiel einkammerig, die Trichterhöhlen sehr tief und die 8 Gonaden sehr lang. Obgleich die letzteren im grösseren Theile ihrer Länge paarweise neben einander laufen, bleiben sie doch durch die 4 interradialen Septa getrennt. Die Ontogenie ist nicht bekannt. 408. Species: Lucernaria quadricornis, 0. F. Münzen. Lucernaria quadricornis, ©. F. MÜüLter, 1776; Prodrom. Zool. Dan. p. 227, Nr. 2754. Lucernaria quadricornis, OÖ. F. MÜLLER, 1783; Zool. Dan. Vol. I, p. 51, Pl. 39, Fig. 1—6. Lucernaria quadricornis, M. Sars, 1829; Bidrag til Södyrenes Natur., Fasc. I, p. 43, Tab. IV, Fig. 14—18. Lucernaria quadricornis, M. Sars, 1846; Fauna littoral. Norveg. Fasc. I, p. 20, Pl. II, Fig. 1—7. Lucernaria quadricornis, VICTOR Carus, 1857; Icon. Zootom. Taf. IV, Fig. 1, 2. Lucernaria quadricornis, KEFERSTEIN, 1862; Zeitschr. für wiss. Zool. XII, p. 20. Lucernaria quadricornis, L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 175. Lucernaria quadricornis, CLARK, 1863; Prodrom. Lucern., Journ. Boston Soc. N. H. p. 559. Lucernaria quadricomnis, Ar. Agassız, 1865; Norti Amer. Acal. p. 62. Lucernaria quadricornis, TASCHENBERG, 1877; Halle. Zeitschr. ges. Naturw. Bd. 49, p. 52, Taf. II, Fig. 2. Lucernaria fascieularis, FLeming, 1814; Memoirs Wernerian N. H. Soc. Vol. II, p. 248, Pl. 18 Fig.1, 2. Lucernaria fascicularis, EHRENBERG, 1834; Korall. Roth. Meer., Abh. Berlin. Acad. p. 43. Lucernaria fascicularis, Jounston, 1847; Hist. Brit. Zoophyt. Ed. II, p. 244, Pl. 45, Fig. 3—0. Lucernaria fascieularis, Frey und LEUCKART, 1847; Beitr. Kenntn. Wirbell. Thiere, p. 9, Pl. I, Fig. 3. Species-Diagnose: Schirm flach triehterförmig oder fast vierseitig- pyramidal (ausgebreitet etwa doppelt so breit als hoch). Schirmstiel eylindrisch, einkammerig, etwas länger als die Schirm- höhe, mit 4 linearen interradialen Längsmuskeln. 8 Arme paarweise verbunden; die 4 perradialen Buchten des Schirmrandes doppelt so breit und tief als die 4 interradialen. Jeder Arm mit 100 bis 120 Tentakeln. 8 Gonaden vom Ansatz des Schirmstiels oder vom Pylorus bis zum Ende der Arme reichend. Specielle Beschreibung und Abbildung am besten bei Sars (l. c.); zu vergleichen sind auch die kriti- schen Bemerkungen und die zusammenfassende Darstellung von CLARK und TASCHENBERG (l. c.), sowie die gute Abbildung ‘von VıcTor Carus (]. c.). Diese sehr verbreitete, nordatlantische Art ist die älteste bekannte Lucernaride, schon 1776 von ©. F. MüLter vortrefflich beschrieben und abgebildet; sie kann daher allein als maassgebender Typus des Genus Lucernaria gelten. Farbe sehr wechselnd: grau, grün, gelbbraun, rothbraun, schwarzbraun. Grösse: Schirmbreite 50—60 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 50—70 Mm. Fundort: Nord-Atlantischer Ocean; Küsten von Dänemark, 0. F. Mürzer; Norwegen, Sars; Schottland, Fresse; Donaghadee, Irland, Trmpuerox; Far-Öer, Sreesstrur; Grönland, Fanrıcıus; Nord- Amerika, Neu-Schottland, Srimrsox; Boston ete., Acassız etc. FAMILIA: LUCERNARIDAE. Genus: LUCERNARTA. 391 409. Species: Lucernaria pyramidalis, Hırerer; nova species. Tafel XXH. Species-Diagnose: Schirm vierseitig-pyramidal (ausgebreitet ‚ungefähr eben so breit als hoch). Schirmstiel vierseitig-prismatisch, einkammerig, etwas länger als die Schirmhöhe, mit 4 linearen interradialen Längsmuskeln. 8 Arme paarweise verbunden; die 4 perradialen Buchten des Schirmrandes doppelt so breit und tief als die 4 interradialen. Jeder Arm mit 130—140 Tentakeln. 8 Gonaden sowohl vom Ansatze des Schirmstiels (— oder von der ringförmigen Pylorus-Strietur —) als vom Ende der Arme durch einen breiten Zwischenraum getrennt, nur bis zur Gabeltheilung der 4 Arm- paare reichend. Specielle Beschreibung: Lucernaria pyramidalis steht unter den bisher bekannten Arten der grössten Species, L. quadricornis, am nächsten, übertrifft dieselbe aber noch an Grösse und unterscheidet sich von ihr sogleich durch die sehr verschiedene Bildung und Ausdehnung der Gonaden, sowie durch die Ausdehnung der Trichterhöhlen und Filamente, und andere, mehr untergeordnete Merkmale. Der Schirm (Taf. XXII, Fig. 1—4) hat im Ganzen die Form einer vierseitigen Pyramide, deren Höhe (bei mässiger Ausbreitung) dem Durchmesser der Basis gleich kommt, und deren 4 Kanten durch die 4 interradialen Septa der Magentaschen gebildet werden. Der Schirmstiel ist durch eine ringförmige Strietura pylorica von der abgestutzten Spitze der Pyramide abgeschnürt (was bei L. quadricornis nicht der Fall ist). Er erscheint etwa um 4 oder 4 länger als die Schirmhöhe; beim lebenden Thiere ist er aus- gedehnt vielleicht doppelt so lang. Die Gestalt des Stiels gleicht im Ganzen einem schlanken vierseitigen Prisma, genauer jedoch einem hohen Obelisken, indem er sich gegen das aborale Ende allmählig verdünnt. Hier breitet er sich zuletzt in eine quadratische Scheibe aus, deren Grösse dem grössten Querschnitte des Stiels (im oralen Viertel) fast gleich kommt. Die Gallerte des Stiels wie des Schirmes ist sehr dünn und durchsichtig, aber fest. Die 4 inter- radialen Längsmuskeln des Stiels sind schmale und dünne Bänder, kaum halb so breit als die Gallertwände zwischen ihnen; sie springen nur wenig in den weiten Hohlraum des Stiels vor. Dieser verengt sich am Pylorus, d.h. an der Einschnürung, die ihn von der Magenhöhle trennt, bis um die Hälfte (Fig. 3, 4). Die eigentliche centrale Magen- höhle ist von fast eylindrischer Gestalt, doppelt so lang als breit, am aboralen Ende glockenförmig abgerundet. Die perradialen Gastral-Ostien (Fig. 3, 4 90), welche in die 4 Radialtaschen hineinführen, nehmen etwa $ der Magen- länge ein und sind lange und schmale, in oraler Richtung dreieckig zugespitzte Spalten, deren beide Ränder in ihrer ganzen Länge dicht mit Gastral-Filamenten besetzt sind. Das aborale Drittel der Magenhöhle enthält keine Filamente, während diese bei den anderen drei Arten bis zum Pylorus hinaufgehen. Die 4 interradialen, mit den Gastral-Ostien alternirenden Trichterhöhlen sind kegelförmig und reichen mit ihrer Spitze bis zum Beginn der Gonaden, d.h. bis zum Aboral-Ende der Ostien (an der Grenze des mittleren und aboralen Drittels des Magenrohres; Fig. 3, 4 ia). Die 8 Arme sind dergestalt paarweise verbunden, dass die interradiale Bucht des Schirmrandes zwischen je 2 Armen eines Paares nur halb so breit und halb so tief ist, als die alternirende perradiale Bucht (Fig. 2—4). Letztere geht fast bis zur Höhe der Mundöfinung hinauf, welche in der Hälfte der Schirmhöhe liegt. Das Mundrohr selbst, dessen 4 Seitenwände die axiale Grenze der Trichterhöhlen-Mündung bilden, gleicht einer kurzen, abgestutzten, vierseitigen Pyramide (Fig. 3, 4 at). Die Ränder der Mundöffnung sind wellig gefaltet und perradial in 4 kurze Mundlappen ausgezogen (Fig. 1 al). Die 4 perradialen Kanten des Mundrohres, welche die Mittelrippen der letzteren bilden, setzen sich in die Mesogon-Falten fort, auf die Mitte der Subumbral-Fläche der 4 weiten Radialtaschen. Letztere werden durch kurze und breite Septa getrennt (Fig. 3, 4 ks). Die Gonaden sind 8 breite, in viele Querfalten gelegte Bänder von fast lanzettförmiger Gestalt, an beiden Enden stumpf abgerundet. Dieselben sind dergestalt in 4 interradiale Paare geordnet, dass die proximalen Hälften jedes Paares dicht neben einander liegen, nur durch den Interradial- Muskel des Septum getrennt, während die beiden distalen Hälften divergirend bis zur Basis zweier Arme hinabgehen (Fig. 1, 2 s). Vom Ende des Armes bleibt das distale Ende der zugehörigen Gonade durch einen breiten Zwischen- raum (breiter als die Gonade selbst) getrennt; und eben so breit ist der Zwischenraum zwischen dem aboralen Ende der Gonade und dem Stiel-Ansatz (Fig. 1, 4). Jede einzelne Gonade besteht aus mehreren hundert, sehr kleinen und dichtgedrängten Genital-Säckchen, deren Sinus nahe der subumbralen Anheftungsstelle in die Radialtasche mündet (Fig. 3). } Grösse: Schirmbreite 40—50 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 90—100 Mm. Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika; Labrador, Reıcner. 392 orpo: STAUROMEDUSAE. ranıLıa: LUCERNARIDAE. 410. Species: Lucernaria infundibulum, Harexer; nova species. Lucernella infundibulum, HAzEcker, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 378. Species-Diagnose: Schirm trichterförmig (ausgebreitet ungefähr doppelt so breit als hoch). Schirmstiel vierseitig- pyramidal, einkammerig, kaum so lang als die Schirmhöhe, mit 4 hohlen inter- radialen Trichterkegeln an Stelle der soliden Taeniolen; jeder Kegel mit 2 Längsmuskeln und 2 Reihen von Gastral-Filamenten in der ganzen Länge besetzt. 8 Arme paarweise verbunden; die 4 perradialen Buchten des Schirmrandes breiter als die 4 interradialen. Jeder Arm mit 60—80 Tentakeln. 8 Go- naden von der Mitte des Schirmstiels bis zur Basis der Arme reichend. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spieilegium Medusarum“. Von den anderen Arten dieser Gattung unterscheidet sich L. infundibulum auffallend durch die Bildung der 4 interradialen Taeniolen. Diese sind in ihrer ganzen Länge hohl, indem sich die Trichterhöhlen von der Schirmhöhle aus in sie hinein fortsetzen, bis zu ihrem aboralen Ende. Abweichend von allen anderen Lucernariden, wo die Taeniolen solider Leisten oder nur im oralen Ende ausgehöhlt sind, finden wir hier also ganz dieselbe Bildung, wie bei Perierypta und Periphylla unter den Peromedusen. Jeder Trichterkegel trägt in seiner ganzen Länge 2 Reihen von grossen Gastral-Filamenten und birgt in seiner Seitenwand 2 starke Längsmuskeln. Darauf hin wird es vielleicht passend sein, diese Art zum Re- präsentanten einer besonderen Gattung, Zucernella, zu erheben, zumal auch die Gonaden-Bildung eigenthümlich ist. Grösse: Scehirmbreite 24 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 20 Mm. Fundort: Arctischer Ocean; Spitzbergen, Sennipr. 411. Species: Lucernaria campanulata, I,anouroux. Lucernaria campanulata, LAmouroux, 1815; M&moires du Museum d’hist. nat Tom. U, p. 472; Pl. 16, Fig. 1—7. Lucernaria campanulata, Jounston, 1838; Hist. Brit. Zooph. p. 231, Fig. 57. Lucernaria campanulata, Mıun£e-EpwArps, 1860; Hist. nat. Corall. Tom. III, p. 458; Atlas, Pl. A 6. Lucernaria campanulata, KEFERSTEIN, 1862; Zeitschr. wissensch. Zool. Bd. XII, p. 23, Taf. I, Fig. 4 etc. Lucernaria campanulata, TASCHENBERG, 1877; Halle. Zeitschr. f. d. gesammt. Naturw. p. 55, Taf. I, Fig. 4; Taf. II, Fig1. Lucernaria octocornis (= auricula), BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 317, Atlas Pl. 50, Fig. 4. Lucernaria auricula, MiLn£-EpwArps (non Fagrıcıus!), 1839; Cuvier, regne animal illustre, Pl. 63. Lucernaria inauriculata, Owen, 1850; Report. Brit. Assoc. Birmingham, I. Part, p. 78. Lucernaria inauriculata (et campanulata), L. Acassız, 1562; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 176. Lucernaria convolvulus, JOHNSTON, 1835; Loudons Magaz. Nat. Hist. Vol. VIII, p. 59, Fig. 3. Craterolophus convolvulus, CLARK, 1863; Prodrom. Lucern., Journ. Boston Soc. N. H. p. 540. Calvadosia campanulata, CLARK, 1863; Prodrom. Lucern. Journ. Boston Soc. N. H. p. 557. Speeies-Diagnose: Schirm tief triehterförmig oder konisch (ausgebreitet ungefähr eben so breit als hoch). Schirmstiel eylindrisch, einkammerig, kürzer als die Schirmhöhe, mit 4 longitudinalen eylindrischen, interradialen Gallert-Leisten, ohne Längsmuskeln. 8 Arme gleich weit von einander entfernt, die 4 perradialen Buchten des Schirmrandes eben so breit und tief als die 4 interradialen. Jeder Arm mit 30—40 Tentakeln. 8 Gonaden vom Ansatz des Schirmstiels bis zum Ende der Arme reichend. Specielle Beschreibung bei LAMOUROUX, CLARK, TASCHENBERG, Abbildung am besten bei MiLnk-EDwArDS und KEFERSTEIN (]. c.). Diese Lucernaria unterscheidet sich von den anderen Arten der Gattung durch den gleichen Abstand aller 8 Arme und namentlich durch den Mangel der Längsmuskeln in den 4 interradialen Längswülsten des Stiels, welche bloss aus Gallerte gebildet werden. CLArk hat sie desshalb als besonderes Genus: (alvadosia getrennt. Farbe sehr variabel: gelblich, röthlich, bräunlich u. s. w. Grösse: Schirmbreite 20—30 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 30—40 Mm. Fundort: Europäische Küsten; Schwarzes Meer (Sebastopol, Uriaxıs); Mittelmeer (Triest, Grärre, Craus; Toulon, Qvoy et Gamarn); Atlantische Küsten von Frankreich und Süd-England: Calvados, Dover, Milford Haven, Wales ete. FAMILIA: LUCERNARIDAF. cenus: HALICYATHUS. 393 xXVIIIB. Zweite Subfamilie der Lucernariden: HALICYATHIDAE, Harcxer. (CLEISTOCARPIDAE, CrArk.) Lucernariden mit 4 perradialen Mesogon-Taschen in der Subumbral-Wand der 4 Radial-Taschen. 167. Genus: HALICYATHUS, Crank (1863). &Ag = Meer; xUeJog —= Becher; Meerbecher. Genus-Diagnose: Lucernaride mit 4 Mesogon-Taschen in der Subumbral-Wand der 4 Radial- Taschen und mit 8 Randankern oder Randpapillen (4 perradialen und 4 interradialen). — (Lucernaridae elistocarpae auriculatae.) Schirmstiel einkammerig oder vierkammernig. Das Genus Halicyathus (oder Halimocyathus) wurde 1863 von CLARK für die Tara ontaniin Lucernaria platypus gegründet, als Repräsentanten der Okstocarpidae auriculatae, der Lucernariden mit Mesogon-Taschen und mit Randankern (Prodrom. Lucernar., Journ. Boston Soc. N. H. 1863, p. 536). Ausser dieser Art ziehe ich hierher noch die Lucernaria lagena (vel auricula, FABrıcıus), für welche CLARK die besondere Gattung Manania aufstellte. Indessen besteht der einzige Unterschied zwischen ersterer und letzterer, welcher einen differentiellen Genus-Character abgeben könnte, darin, dass bei Halimocyathus (platypus) der Schirmstiel vierkammerig, bei Manania (lagena) hingegen einkammerig ist; die interradialen Taeniolen, welche bei letzterer frei in die Stielhöhle hineinragen, sind bei ersterer in deren Axe mit einander verwachsen. Im Uebrigen erscheinen beide Arten sehr nahe verwandt, nament- lich in der Bildung der 4 hufeisenförmigen Gonaden, deren Schenkel am Proximal-Ende der Taschen-Septa verbunden sind, und deren Genital-Säckchen 12—20 Querfalten in jeder Gonade bilden. Während bei den 3 anderen Genera der Lucernariden die 4 Uförmigen Geschlechtsdrüsen in 8 adradiale getrennte Wülste zerfallen sind, hat Halicyathus die ursprüngliche, von den Tesseriden ererbte Bildung bewahrt. Beide Arten finden sich an der atlantischen Küste von Nord-Amerika, H. lagena ausserdem bei Grönland und bei den Loffodden. Die Ontogenie ist unbekannt. 412. Species: Halicyathus platypus, Crank. Halimocyathus platypus, CLARK, 1863; Prodrom. Lucern. Journ. Boston Soc. N. H. p. 537. Halimocyathus platypus, Ar. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 61. Lucernaria platypus (an octoradiata?), TASCHENBERG, 1877; Halle. Zeitschr. Ges. Naturw. p. 92. Species-Diagnose: Schirm tief trichterförmig oder achtseitig pyramidal (ausgebreitet höher als breit). Schirmstiel kurz, vierkammerig, halb so lang als die Schirmhöhe, kegelförmig, vom oralen gegen das aborale Ende allmählig verdickt, mit 4 sehr dünnen interradialen Längsmuskeln. 8 Arme paarweise verbunden, doppelt so laug als breit und 4 so lang als die Schirmhöhe; die Buchten des Schirmrandes nicht breiter als die Arme. Jeder Arm mit 17—20 dicken Tentakeln. 8 Randanker stempelförmig, gleich den distalen Tentakeln, aber nur 4 so lang. 4 Gonaden hufeisenförmig, ihre 8 Schenkel mit den Enden fast die Randanker berührend; jeder Schenkel mit 15—17 Säckchen. Specielle Beschreibung (ohne Abbildung) bei CLArk (l. c.). Danach ist die Selbständigkeit dieser Art, obwohl er nur ein einziges Exemplar beobachtete, nicht zu bezweifeln. Von Haliclystus aurieula, in deren Gesell- schaft letzteres gefunden wurde, und mit welchem sie TASCHENBERG (l. c. p. 92) vereinigen wollte, unterscheidet sie sich sowohl durch die Bildung der Mesogon-Taschen und Gonaden, als des Schirmrandes und Schirmstiels. Die Gonaden sind am Proximal-Ende der 4 interradialen Septa paarweise zu Hufeisen verbunden, deren Schenkel am Schirmrande die Anker fast berühren. Die 8 Arme scheinen stärker als bei allen anderen Lucernarien zu sein und sind durch die geringe Zahl, aber beträchtliche Grösse der Tentakeln ausgezeichnet. Am meisten eigenthümlich aber ist der Schirmstiel; er bildet einen Gallertkegel, der eben so hoch als breit ist und dessen abgestutzte Spitze den tief becherförmigen Schirm trägt. 4 interradiale Gallertleisten sind in der Axe zu einer Columella verwachsen, deren Basis (in der Mitte der Fussscheibe) von aussen ausgehöhlt ist. Die Zahl der 'Tentakeln (17—20 in jedem Arme) ist bei dieser Art auffallend gering. Grösse: Schirmbreite 6 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 10 Mm. Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika; Chelsea Beach, Massachusetts, Crank. Haeckel, System der Medusen. 50 Jen. Denkschriften 1. 394 orDo: STAUROMEDUSAE. ramıLıa: LUCERNARIDAE. 413. Species: Halicyathus lagena, Hurcker. Holothuria lagena (— lagenam referens —), ©. F. Mürter, 1776; Prodrom. Zool. Dan. p. 232, Nr. 2812. Lucernaria auricula (— lagenam referens —), O. Fagrıcıus, 1780; Fauna Groenland. p. 341, Nr. 332. Lucernaria auricula, STEENSTRUP, 1859; (— non RATHkE —) Vidensk. Meddel. Nat. Hist. For. Kjöbenhavn, p. 108. Lucernaria auricula, Sars, 1860; Forhandl. Vidensk. Selsk. Christiania, p. 145. Lucernaria auricula, KEFERSTEIN, 1862; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XII, p. 21. Lucernaria auricula, TASCHENBERG, 1877; Halle. Zeitschr. Ges. Naturw. p. 59. Lucernaria typica, GREENE, 1858; Nat. Hist. Review, V, Proc. of Soc. p. 133 (vergl. Krrerstein, ]. c. p. 25). Lucernaria Fabrieii, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 176. Lucernaria lagena, HAEckeEL, 1865; in litteris Mus. Zool. Jenensis. Manania auricula, CLArk, 1863; Prodrom. Lucern. Journ. Boston Soc. N. H. p. 542. Manania auricula, Ar. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 62. Manania lagena, HAcckeEr, 1377; Prodrom. System. Medus. Nr. 331. Species-Diagnose: Schirm tief flaschenförmig (ausgebreitet doppelt so hoch als breit). Schirmstiel schlank, eylindrisch, einkammerig, viel länger als die Schirmhöhe, mit 4 platten interradialen Längsmuskeln. 8 Arme paarweise verbunden, nicht länger als breit. Jeder Arm mit 60—70 dünnen Tentakeln. 8 Randanker stempelförmig, gleich den distalen Tentakeln, aber etwas kleiner. 4 Gonaden hufeisenförmig, ihr Distal-Ende durch einen breiten Zwischenraum vom Schirmrande getrennt; jeder Schenkel mit 12—14 Säckchen. Specielle Beschreibung bei FAgrıcıus und CLark (l. c.). Diese vielfach mit anderen Lucernarien, ins- besondere L. auricula und L. octoradiata verwechselte Art ist zuerst vortrefilich von FAgrıcıus (1780, 1. c.) unter dem Namen Lucernaria auricula, lagenam referens, beschrieben worden, nachdem sie schon vorher (1776, 1. c.) 0. F. Mürter als Holothuria lagena (— lagenam referens —) kurz aufgeführt hatte. Als Species- Bezeichnung ist jedenfalls die älteste, /agena, der am häufigsten (auch von den neueren Autoren) gebrauchten auriceula vorzuziehen; erstens weil sie die characteristische Flaschenform des Körpers treffend bezeichnet, und zweitens weil dadurch die fortdauernde Verwechselung mit anderen, als auricula bezeichneten Lucernarien (insbesondere Haliclystus auricula) vermieden wird. CLARK hat für diese Art die besondere Gattung Manania gegründet (l. c. 1863, p. 541). Sie steht aber seinem Halimocyathus platypus in allen Beziehungen so nahe, dass ich es vorziehe, sie zu diesem Genus zu stellen; der einzige Unterschied, der beide Genera trennen würde, besteht darin, dass der Schirmstiel bei H. lagena einkam- merig, bei H. platypus vierkammerig ist. Im Uebrigen unterscheiden sich beide Species leicht durch die Form des Schirmstiels und der Arme, sowie durch die Zahl der Tentakeln. Farbe: Schwarz oder dunkelbraun, seltener rothbraun oder gelbbraun. Grösse: Schirmbreite 5—7 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 20—30 Mm. Fundort: Grönland, Faprıcrus, Srernstrup; Loffodden, Norwegen, Sırs; Atlantische Küste von Nord-Amerika: Grand Manan, Eastport, Maine, Srimpsox; Swampscott, Acassız. 168. Genus: CRATEROLOPHUS, Crank (1863). #oarıo —= Becher; Aoypog = Büschel. Genus-Diagnose: Lucernaride mit 4 Mesogon-Taschen in der Subumbral-Wand der 4 Radial- Taschen, aber ohne Randanker oder Randpapillen. — (Lucernaridae clistocarpae inaurieulatae). Schirm- stiel vierkammerig. Das Genus Craterolophus gründete OLARK (1363 1. c.) für die einzige, bei Helgoland vorkommende Lucer- naride, lediglich gestützt auf die bis dahin allein vorhandene Darstellung von METTENHEIMER (1845, 1. c.). Diese letztere ist aber grossentheils unrichtig, und daher auch die von CLArk darauf gegründete Characteristik der Gattung nicht zutreffend. Insbesondere ist der Stiel nicht einkammerig, sondern vierkammerig, ohne Längsmuskeln, Gleich- wohl verdient diese Art als Typus einer besonderen Gattung hingestellt zu werden, welche die Olistocarpae inauri- eulatae umfasst. Sie theilt die Bildung der ausgedehnten Mesogon -Taschen mit Halicyathus, entbehrt aber der entwickelten Randanker, welche dieser besitzt, verhält sich mithin zu letzterem, wie unter den Eleutherocarpiden Lucernaria zu Haliclystus. Allerdings finden sich auch bei Oraterolophus bisweilen mikroskopische Rudimente von FAMILIA: LUCERNARIDAE. Genus: CRATEROLOPHUS. 395 Randankern, wie zuerst KLın@ (l. c. p. 157) gezeigt hat; indessen sind diese nur äusserst klein und unbeständig, wenn auch immerhin als „rudimentäre Organe“ (und zwar als letzte Reste von rückgebildeten Prineipal- Tentakeln) von morphologischem Interesse. Krıng giebt an, solche rudimentäre Randpapillen ungefähr bei 20 Procent der unter- suchten Individuen gefunden zu haben, und auch dann meist weniger als acht. Ich habe unter 50 darauf genau untersuchten Individuen nur 2 mit 8 vollständigen Anker-Rudimenten gefunden; bei 3 anderen Exemplaren waren 4 interradiale vorhanden, während die 4 perradialen fehlten, und bei einem Exemplare war das Umgekehrte der Fall; bei 2 Exemplaren endlich waren 5—6 Rudimente von ungleicher Entwickelung vorhanden; in allen Fällen waren die- selben für das unbewaffnete Auge nicht sichtbar. CuArk hat an den Helgolander Oraterolophus Thetys als eine zweite fragliche Art dieser Gattung C. convolvulus angeschlossen. Indessen ist dieser vielmehr, wie schon TASCHENBERG gezeigt hat, zu Lucernaria campanulata zu stellen. Die Ontogenie ist nicht bekannt. 414. Species: Craterolophus Tethys, Uranx. Craterolophus Tethys, CLARK, 1863; Prodrom. Lucern., Journ. Boston Soc. N. H., p. 540. Craterolophus Tethys, Krıng, 1379; Morpholog. Jahrb. Bd. V, p. 141; Taf. 9—11. Craterolophus Tethys, Herrwie, 1879; Jena. Zeitschr. für Naturw. Bd. 13, p. 615, Taf. IX, Fig. 7—12. Lucernaria species, METTENHEIMER, 1345; Abhandl. Senkenberg. Naturf. Ges. Frankfurt a.M., p. 15, Taf. I, Fig. 5—11. Lucernaria Tethys, HAEcker, 1365; in litteris Mus. Zool. Jenens. Lucernaria helgolandica, LEUCKART, 1867; in litteris Mus. Zool. Lipsiens. Lucernaria Leuckarti, TASCHENBERG, 1877; Halle. Zeitschr. Ges. Naturw. p. 88, Taf. I, Fig. 1, 2; Taf. I, Fig. 3, 6. Species-Diagnose: Schirm tief becherförmig (ausgebreitet höher als breit). Schirmstiel kurz, vierkammerig, vierseitig-prismatisch, 4—4 so lang als die Schirmhöhe, ohne Längsmuskeln. 8 Arme kurz, gleich weit von einander entfernt; die 8 Buchten des Schirmrandes zwischen den Armen gleich breit, flach. Jeder Arm mit 60—80 Tentakeln.. 8 Gonaden 4 gefiederte Blätter darstellend, deren Mittel-Rippe die Mesogon-Tasche bildet. Ihre S Schenkel paarweise genähert, vom Grunde der Triehterhöhlen bis zum Schirmrande reichend, mit den Proximal-Enden sich fast berührend, jeder Schenkel mit 10—16 buchtigen Fiederchen und sehr zahlreichen Säckchen. Specielle Beschreibung und Abbildung am besten und ausführlichsten bei Kuına (l. c.). Die Unter- suchung und die Abbildungen sind sehr gut, die Beschreibung aber leider sehr unklar und zum Theil ganz unver- ständlich. Von den verwickelten Verhältnissen der Genital-Organe hat HErTwIG die genaueste Darstellung gegeben (s. oben p. 386). Es ist diese Art die einzige Lucernaride, welche bei Helgoland vorkommt. An einem anderen Orte ist diese Species bisher nicht gefunden worden. Sie ist an einigen Stellen des Insel-Strandes (namentlich an der West-Küste) nicht selten, und ich habe sie daselbst wiederholt (1854 und 1865) in grosser Zahl in der Strand- zone gesammelt (hauptsächlich auf UWwa, Chorda und Fwcus aufsitzend. TASCHENBERG hat diese Species (1377 1. c.) als L. Leuckarti bezeichnet; indessen ist für die Species-Bezeichnung jedenfalls L. Thetys vorzuziehen, als der älteste, 1863 von CLARK publicirte Species-Name. Schon äusserlich ist diese Art leicht an der Gonaden-Gestalt zu erkennen. Diese bilden an der Subumbral-Fläche ein Kreuz, dessen Mitte das Mundrohr einnimmt und dessen 4 per- radiale Schenkel gefiederte Blätter sind. Jedes Blatt besteht aus den genäherten Hälften zweier benachbarter Gonaden; seine Mittelrippe entspricht der Mesogon-Tasche. Farbe sehr veränderlich; vorherrschend jedoch olivengrün, bald mehr in ledergelb, bald mehr in rothbraun oder dunkelbraun spielend. Grösse: Schirmbreite 15—25 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 25—30 Mm. Fundort: Deutsches Meer; Helgoland, Mertexneimer, Leuckarı, Haccker u. S. W. 50 * VI. Sechste Medusen-Ordnung: (Zweite Ordnung der Acraspeden:) PEROMEDUSAE, Haeckel, 1877. Peromedusae oder Peromedae — Taschenquallen, Harcker, 1877. Character der Peromedusen-Ordnung: Acraspeden mit 4 interradialen Sinneskolben, welche ein Hörkölbchen mit entodermalem Otolithen-Sack und ein oder mehrere Augen enthalten. 4 perradiale Tentakeln oder 12 Tentakeln (4 perradiale und 8 adradiale). 8 oder 16 Randlappen. Magen von einem mächtigen subumbralen Ring-Sinus umgeben, dessen Theilung in 4 perradiale Magentaschen nur durch 4 kleine interradiale Septal-Knoten angedeutet wird. Am Distal-Rande des Ring-Sinus 8 oder 16 Kranztaschen, von denen jede 2 seitliche Lappentaschen und in der Mitte zwischen diesen eine Tasche für den Tentakel oder den Sinneskolben abgiebt. Gonaden 4 Paar adradiale krausenförmige Wülste, welche in der Subumbral-Wand ‚des Ring-Sinus aus dessen Entoderm sich entwickeln, und in dessen Höhle theilweise hineinragen. Die neue Ordnung der Peromedusen gründe ich für eine Anzahl von neuen, vielfach ausgezeichneten und sehr merkwürdigen Acraspeden, welche bisher so gut wie ganz unbekannt waren. Einerseits behalten dieselben die primitive Bildung der Stauromedusen vielmehr bei und schliessen sich sowohl an die Tesseriden als an die Lucernariden enger an, als die beiden folgenden Ordnungen der Cubomedusen und Discomedusen; namentlich gilt das von der merkwürdigen Bildung des centralen Gastrocanal-Systems. Anderseits aber erheben sie sich durch eigenthümliche Complicationen im ana- tomischen Bau, und namentlich durch verwickelte Taschenbildungen, so sehr über die drei anderen Acraspeden -Ordnungen, dass man sie in mancher Beziehung als die höchst organisirten unter allen Medusen bezeichnen könnte. Jedenfalls sind sie als eine selbstständige Hauptgruppe, als eine beson- dere Acraspeden- „Ordnung“ zu betrachten, welche zu den Cubomedusen und Discomedusen gar keine direeten Beziehungen besitzt, vielmehr als ein eigenthümlich entwickelter Ausläufer der Stauro- medusen zu betrachten ist (Peromedusae oder Peromedae = Taschenquallen). Alles, was bisher von den wunderbaren Peromedusen bekannt war, beschränkte sich auf die unvollkommene Abbildung von drei verschiedenen Arten der Gatlung Periphylla. Aber zwei von diesen Figuren zeigen nur den leeren Schirm des todten Thieres, ohne alle inneren Organe: Charybdea peri- phylla, Pirox et Lesueur (1809), und €. bicolor, (uoy et (ramarn (1833). Die Abbildung der dritten Art, Dodecabostrycha dubia, Braxor (1838), ist zum Theil gut, zum Theil sehr unrichtig und unvoll- ständig, und blieb bisher auch völlig unverstanden. Bezüglich der irrthümlichen Deutung dieser drei unvollständigen Darstellungen ist unten die Geschichte und Charaeteristik der Periphylliden zu ver- GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. 397 gleichen, und speciell die drei Periphylla-Species: Peronü, bicolor, dodecabostrycha. Der einzige neuere Medusologe, der dieselben berücksichtigte, L. Asıssız (1862, 1. e.), bildete aus denselben 2 Familien: Brandtidae (mit 2 Gattungen und Arten: Dodecabostrycha dubia und Quoyia bicolor) und Charybdeidae (bloss mit einem Genus und Species: Charybdea periphylla). Beide Familien erscheinen als zweite und dritte in der „Suborder“ Haplostomeae von Acassız und sind hier eingeschaltet zwischen die Thalassantheae (= Aeginidae) einerseits und die Marsupialidae (= Charybdeidae Autorum) anderseits; letzteren folgen dann noch als fünfte Familie die Lucernaridae. Die Aehnlichkeit mit letzteren wird von Acassız hervor- gehoben, und ebenso die 4 Augen am Schirmrande (Contrib. Nat. Hist. Un. St. Vol. IV, 1862, p. 173). Meine eigenen Untersuchungen gründen sich auf gut conservirtes und sehr werthvolles neues Material, welches nicht weniger als 10 verschiedene Species umfasst, darunter 7 neue Arten. Ich ver- theile dieselben auf 2 Familien und 4 Genera: I. Pericolpidae, Taf. XXIIL (mit Pericolpa und Peri- erypta), und I. Periphyllidae, Taf. XXIV (mit Peripalma und Periphylla). Die anatomische Unter- suchung aller dieser Peromedusen ist mit ungewöhnlichen und bedeutenden Hindernissen verknüpft und kann sehr leicht zu grossen Irrthümern führen. Erst nach langen Bemühungen und besonders durch Vergleichung mit den nächstverwandten Stauromedusen ist es mir gelungen, die wichtigsten Verhältnisse der Organisation sicher zu stellen. Unschätzbare Dienste leistete mir dabei vor Allem ein grosses, vortrefflich erhaltenes Exemplar der Periphylla mirabilis, dessen Monographie, von 6 Tafeln begleitet, demnächst in den „Tiefsee-Medusen der Challenger-Expedition“ erscheinen wird. Ich verweise auf diese ausführliche Darstellung, indem ich mich hier mit einer kurzen allgemeinen Characteristik der wichtigsten Verhältnisse begnüge. Die Organisation der Peromedusen schliesst sich zwar zunächst an diejenige der Stauro- medusen an, von denen sie unzweifelhaft phylogenetisch abzuleiten sind; sie unterscheiden sich aber von diesen sogleich durch die auffallende Bildung des Schirmrandes und des Gastrocanal- Systems (Taf. XXI und XXIV). Der Schirmrand trägt nämlich eonstant vier interradiale Sinneskolben oder Rhopalien von sehr zusammengesetztem Bau, mit Augen und Hörkölbchen; ausserdem finden sich am Schirmrande lange hohle Tentakeln, und zwar 4 bei den Pericolpiden, 12 bei den Periphylliden ; zwischen Tentakeln und Rhopalien sitzen alternirend grosse hohle Ran dlappen (8 bei den Pericol- piden, 16 bei den Periphylliden). Das merkwürdige Gastrocanal-System zeichnet sich vor Allem durch einen eigenthümlichen eolossalen Ring-Sinus aus, welcher den ganzen Central-Magen ring- förmig umschliesst. Der Schirm der Peromedusen ist hoch gewölbt, kegelförmig, oben zugespitzt, unten trichter- förmig erweitert, bisweilen fast helmförmig. Die Höhe (oder der verticale Durchmesser) übertrifft meistens ansehnlich die Breite (oder den grössten horizontalen Durchmesser). Allgemein wird äusserlich der Schirm durch eine horizontale Ringfurche tief eingeschnürt, die Kranzfurche (KFossa coronaris). Da- durch zerfällt die Umbrella in den oberen, proximalen oder eentralen Schirmkegel (Conus umbralis, wc), und in den unteren, distalen oder peripheren Schirmkranz (Corona umbralis). Der Schirmkegel oder die „Kegelzone“ (Zona conica) ist meistens ein ganz einfacher glatter Kegel, oben zugespitzt und nach unten gleichmässig erweitert oder glockenförmig aufgeblasen; seltener wird er durch eine zweite Ringfurche (welche der Grenze zwischen Basal- und Central-Magen entspricht) in zwei Hälften getheilt. Der Schirmkranz hingegen zerfällt immer durch eine untere horizontale Ringfurche nochmals in zwei Gürtel, in den oberen Pedalgürtel (Zona pedalis) und den unteren Lappengürtel (Zona lobaris). Der Pedalgürtel wird durch 8 oder 16 Radial-Furchen in eben so viele vorspringende keilförmige Gallert- Wülste getheilt, die Pedalien, von denen die 4 interradialen die 4 Sinneskolben, die übrigen 4 oder 398 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. 12 Tentakeln tragen. Jedes Pedal kann in der Mittellinie seiner Aussenfläche wieder eine tiefe Längs- furche zeigen. — Der Lappengürtel oder Lappenkranz ist zusammengesetzt aus 8 oder 16 grossen ovalen Randlappen, zwischen denen 4 interradiale Sinneskolben und 4 oder 12 lange Tentakeln inse- rirt sind. Die Gallerte, welche alle diese Schirmtheile zusammensetzt, ist von mässiger Dicke, aber sehr fest und hart, oft knorpelartig, schwer zerstörbar. Es scheint, dass der Gallertschirm der todten Peromedusen, nachdem die inneren, eingeschlossenen Weichtheile zerstört und herausgefallen oder auch von parasitischen Crustaceen (Hyperiden) ausgefressen sind, sich noch lange in ziemlich un veränderter Form conserviren kann. Die grosse Mehrzahl der in den Sammlungen conservirten und von mir unter- suchten Exemplare sind solche leere, aber in der äusseren Form gut conservirte Schirme, ebenso wie die beiden zuerst beschriebenen Arten: Charybdea periphylla und €. bicolor. Hingegen sind die wenigen, mit allen Weichtheilen gut conservirten Exemplare, auf welche sich meine anatomische Untersuchung gründet, meistens aus ansehnlichen Meerestiefen gehoben. Ich vermuthe daher, dass die Peromedusen (alle oder doch grösstentheils) Tiefsee-Medusen sind, und dass ihre Schirme erst nach dem Tode des Thieres (durch Gas-Entwickelung der zersetzten Weichtheile) gehoben und an die Meeres-Oberiläche gebracht werden, wo sie noch lange Zeit unverändert umhertreiben können. Die Exumbrella oder die äussere convexe Schirmfläche ist stets durch die angeführten longi- tudinalen und transversalen Furchen ausgezeichnet, welche bald mehr, bald weniger tief gehen und zu wichtigen inneren, anatomischen und genetischen Organisations-Verhältnissen in Beziehung stehen. Die Exumbrella der Kegelzone oder des Schirmkegels ist meistens ganz glatt und ohne besondere Orna- mente, während diejenige des Schirmkranzes mit besonderen exumbralen Muskeln ausgestattet ist. In der tiefen Kranzfurche zwischen Schirmkegel und Schirmkranz (Fossa coronaris) findet sich ein ıing- förmiger äusserer Gürtelmuskel (M. zonaris, mz), von dessen Distalrande unten bei den Pericolpiden 8, bei den Periphylliden 16 exumbrale Zacken vorspringen: dieselben sind dreieckig, mit der Spitze nach unten gerichtet und entsprechen den Radien der Randlappen. Wie der Gürtelmuskel selbst, so bestehen die von ihm ausgehenden Zacken-Muskeln aus starken Ringfasern. Zwischen je 2 Muskel- zacken tritt bei vielen Peromedusen (sehr auffallend z. B. bei Periphylla regina und P. dodecabostrycha) in der Kranzfurche ein halbmondförmiges Feld hervor, dessen Concavilät die zugekehrten Hälften von je 2 benachbarten Randlappen umfasst. Die Gallerte ist an diesem Felde stark verdünnt, die Exumbrella in Falten gelegt. Die Schirmhöhle zerfällt bei allen Peromedusen in zwei verschiedene Abschnitte, die distale einfache Schirmkranzhöhle und die proximale viertheilige Schirmtrichterhöhle; die Grenze zwischen beiden bildet der Gaumenring. Die distale (untere oder orale) Schirmkranzhöhle (Caverna coronaris) ist einfach, hat im Ganzen die Form einer Halbkugel oder eines abgestutzten Kegels und ist ringsum vom Schirmkranze eingeschlossen; sie öffnet sich unten nach aussen durch die Schirmöffnung und enthält in der Mitte das Mundrohr. Die obere Grenze der Schirmkranzhöhle gegen die Schirmtrichter- höhle wird durch den Gaumenring gebildet (Annulus palatinus, wp). So nenne ieh den wichtigen subumbralen Grenzring zwischen Mundrohr und Subumbrella, in dessen Ebene die 4 perradialen Gaumenknoten sich an letzterer inseriren. Zwischen den 4 Gaumenknoten (gk) bleiben 4 weite hori- zontale Oeffnungen, die Trichtermündungen /(Ostia infundibularia). Diese führen aus der Schirm- kranzhöhle in die 4 interradialen Triehterhöhlen (Infundibula) hinein: konische exodermale Ein- stülpungen der Subumbrella in den Central-Magen. Sie entsprechen vollständig den „Triehterhöhlen“ der Lucernariden (vergl. oben p. 366, 382), sind aber meistens viel stärker entwickelt und spielen eine viel grössere Rolle. Bei Pericolpa und Peripalma gehen die Trichterhöhlen nur bis zur Grenze von GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. 399 Central- und Basal-Magen (bis zum Pylorus-Ring). Bei Pericrypta und Periphylla hingegen setzen sich dieselben, indem sie die kegelförmigen Taeniolen vollständig aushöhlen, auch in den Basal-Magen bis zu dessen konischer Spitze fort; hier berühren sich ihre blinden Kegelspitzen im subumbralen Centrum der Schirm-Kuppel. Die Triehterhöhlen der Peromedusen sind homolog denjenigen der Stauromedusen und der Cubomedusen, und sie können auch den Subgenital-Höhlen der Discomedusen, den „Athem- höhlen“ älterer Medusologen verglichen werden. In der That dürften sie sowohl respiratorischen als locomotorischen Zwecken dienen, da sie bei jeder Systole des Schirms entleert und bei jeder Diastole mit frischem Wasser gefüllt werden. Der gesammte Hohlraum der viertheiligen Schirmtrichterhöhle (Caverna infundibularıs) wird vom Exoderm der Subumbrella ausgekleidet. Die Subumbrella oder die innere concave Schirmwand der Peromedusen zeigt ein sehr ent- wickeltes System von kräftigen Schwimm -Muskeln, hervorgegangen aus den einfacheren Muskeln, die wir bei den Stauromedusen als distalen Kranzmuskel und proximalen Glockenmuskel unterschieden haben. Der Kranzmuskel (Musculus coronaris, mc) ist bei den Peromedusen zu einem mächtigen Velarium ausgebildet und stärker entwickelt als bei allen anderen Acraspeden. Er besteht aus kräftigen Ringmuskel-Fasern, welche sich über der Subumbral-Fläche in Gestalt von 8—12 starken Ringfalten erheben. Durch radiale Septa zerfällt der Kranzmuskel bei den Pericolpiden (Taf. XXIII, Fig. 3—5) in 8, bei den Periphylliden (Taf. XXIV, Fig. 12—14) in 16 viereckige, an einander stossende Muskel- felder oder Kranztafeln (Tabulae coronares). Diese werden getrennt durch die Lappenspangen (Lobo- porpae, kl), die longitudinalen Conerescenz-Leisten, welche jeden Randlappen in zwei Hälften theilen. Letztere dienen zugleich als feste knorpelartige Leisten zur Insertion der eireularen Muskelfasern. Jedes viereckige Muskelfeld des Kranzmuskels entspricht mithin den benachbarten Hälften zweier Randlappen und verbindet diese auf das Engste. 4 von den Muskelfeldern correspondiren zugleich den 4 inter- radialen Sinneskolben, während die 4 oder 12 anderen den Tentakeln entsprechen. Die beiden late- ralen Känder jedes Muskelfeldes (durch die Lappenspangen gebildet) sind gerade und convergiren nach oben; der untere oder distale Rand ist der grösste und concav ausgeschweift; der obere oder proxi- male Rand ist convex und berührt die Basis der Delta-Muskeln. Alle Peromedusen besitzen acht starke Delta-Muskeln (M. deltoidei, md), characte- ristische dreieckige Muskelplatten, welche als Differenzirungen einzelner stärkerer Züge des einfachen Glockenmuskels (M. codonoides) der Stauromedusen aufzufassen sind (vergl. oben p. 366). Die 8 Delta-Muskeln sind stets sehr kräftig, gleichschenkelig-dreieckig, und berühren mit ihrer breiten Basis den Proximal-Rand des Kranzmuskels, während ihre abgestutzte Spitze radial gerichtet ist, und ihre longitudinalen Fasern somit centripetal convergiren. Die 4 perradialen Delta- Muskeln (md’) inseriren sich mit ihrer abgestutzten Spitze am Distal-Ende der Gastral-Ostien, an der Subumbral- Wand der 4 knorpeligen Gaumenleisten. Die 4 interradialen Delta-Muskeln hingegen (md”) sind länger und inse- riren sich weiter oben an der Subumbral- Wand der 4 Septal-Knoten, in der Mitte der Länge jedes Gonaden -Paares, zwischen deren beiden Schenkeln. Zwischen letzteren bildet der Delta-Muskel auch noch oberhalb des Septal-Knotens eine dünne bandförmige Verlängerung, die centripetal bis zum Pylorus geht: M. intergenitalis. An den beiden Seitenrändern jedes der 4 Gastral-Ostien, zwischen ihnen und den angrenzenden Genital-Bändern, verläuft ausserdem in der Subumbrella ein kräftiger Längs- muskel, den ich M. congenitalis nennen will. Derselbe entspringt mit breiterer Basis von dem zuge- kehrten Seitenrande des perradialen Delta-Muskels, läuft sich verschmälernd zwischen Gastral - Ostium und Gonaden-Schenkel in die Höhe, und inserirt sich oben mit schmälerem Ende am Pylorus - Ring. Alte diese longitudinalen oder radialen Muskel-Bänder sind differenzirte stärkere Stränge des einfachen 400 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. Glocken-Muskels (M. codonoides), welcher bei den Tesseriden die ganze Subumbrella oberhalb des Kranzmuskels bekleidet (p. 366). Der Schirmrand und seine Randanhänge zeigen bei den Peromedusen sehr eigenthümliche und verwickelte Structur-Verhältnisse, welche sie von den Stauromedusen sowohl als von den Cubo- medusen durchgreifend unterscheiden. Trotzdem sind auch diese Bildungen phylogenetisch von den- jenigen der Stauromedusen abzuleiten, und zwar zunächst die der Pericolpiden (Taf. XXIM). Die 4 perradialen Tentakeln und die 4 interradialen Sinneskolben derselben sind aus den 8 Prineipal- Tentakeln der Tesseriden entstanden und daher auch den 8 „Randankern“ der Lucernariden homolog; hingegen entsprechen die 8 adradialen, mit jenen alternirenden Randlappen der Pericolpiden den 8 hohlen „Armen“ der Lucernariden. Der Schirmrand der Periphylliden (Taf. XXIV) ist aus dem- jenigen der Pericolpiden offenbar dadurch entstanden, dass an die Stelle eines jeden perradialen Ten- takels 3 Tentakeln und 2 zwischen diese eingefügte tentaculare Randlappen traten. So stieg die Zahl der Tentakeln von 4 auf 12 und die Zahl der Randlappen von 8 auf 16. Die ursprüngliche Zahl der 4 Sinneskolben bleibt bei allen Peromedusen erhalten. Die Randlappen der Peromedusen — 8 bei den Pericolpiden, 16 bei den Periphylliden — sind stets von ansehnlicher Grösse und bei allen von mir beobachteten Formen wesentlich von derselben Bildung. Ihre Gestalt ist mehr oder minder eiförmig, 14—2mal so lang als breit, gewöhnlich in der Mitte am breitesten. Ihr distales Ende ist meistens zugespitzt, seltener abgerundet. Die 8 Randlappen der Pericolpiden und die 8 rhopalaren Lappen der Periphylliden sind von asymmetrischer oder dys- dipleurer Grundform, weil der Sinneskolben an ihrer einen Seite stets mehr distalwärts vorspringt, als der Tentakel an ihrer anderen Seite. Hingegen haben die 8 tentacularen Lappen der Periphylliden (— welehe den Pericolpiden fehlen! —) eine symmetrische oder eudipleure Grundform, da die zwei Tentakeln an ihren beiden Seitenrändern gleich hoch inserirt sind. Jeder Randlappen ist von einem dünnen Nügelförmigen Saum umgeben, der am Distalende oft so lang als der Lappen selbst ist. Jeder Lappen wird durch ein longitudinales Septum oder eine Lappenspange (Zoboporpa, kl) in zwei Seitenhälften getheilt (Fig. 3—5, 11—14). Diese Spange ist eine geradlinige radiale Gallertleiste von knorpelartiger Härte, Festigkeit und Elastieität. Sie entspringt (oft mit verbreiterter Basis) vom Proximalrande des Kranzmuskels und reicht bald nur bis zur Mitte des Lappens, bald bis zur Grenze seines mittleren und distalen Drittels, seltener bis gegen seine Spitze. Die Spange entsteht dadurch, dass das umbrale (abaxiale) und das subumbrale (axiale) Entoderm-Epithel im peripherischen Theile des Ring-Sinus mit einander verwachsen; dadurch zerfällt der letztere im Bereiche des Kranzmuskels in 8 oder 16 Kranztaschen. Die Lappenspange trennt 2 benachbarte Kranztaschen vollständig, hin- gegen nur unvollständig die von ihnen ausgehenden Lappentaschen, welche am verdickten Distal-Ende der Spange hufeisenförmig in einander umbiegen (vergl. unten). Die abaxiale (oder äussere) Wand jeder Lappentasche wird durch eine vorspringende (meist halb eylindrische) Gallertleiste (einen distalen Fortsatz der coronalen Schirm-Gallerte) meist ansehnlich verdickt; in der Mitte zwischen beiden Gallert- leisten jedes Lappens bildet die Exumbrella (dem Verlaufe der Spange entsprechend) eine tiefe radiale Furche. Diese Median-Furche des Randlappens setzt sich oben in der Pedalzone der Exumbrella unmittelbar in den entsprechenden Suleus interpedalis, in die Furche zwischen je 2 Pedalien fort (vergl. Fig. 1 und Fig. 11). Die Tentakeln der Peromedusen zeigen bei allen 10 beobachteten Arten dieser Ordnung dieselbe Bildung: hohle eylindrische Schläuche, die sich gegen die feine Spitze hin allmählig konisch verdünnen. Die Pericolpidae (Taf. XXIII) besitzen nur 4 perradiale Tentakeln, die Periphyllidae (Taf. XXIV) GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. 401 hingegen 12 Tentakeln von gleicher Grösse (4 perradiale und 8 adradiale). Gewöhnlich (oder immer?) sind die Tentakeln länger als die Schirmhöhe, bisweilen doppelt so lang und darüber. Die basale Dicke der Tentakeln kommt meistens ungefähr einem Drittel oder einem Viertel, seltener der Hälfte der Lappenbreite gleich. Die geräumige Höhle der Tentakeln wird von einer dünnen, aber sehr festen lederartigen Wand umschlossen. Die Tentakel- Wand wird aus 4 Schichten gebildet: 1) Entoderm- Epithel des Canals, 2) Stützplatte, 3) Muskelplatte, 4) Exoderm-Epithel der Aussenfläche. Die Muskel- platte ist an den beiden Seitenflächen des Tentakels sehr verdünnt, dagegen an der inneren und äusseren Seite ausserordentlich stark verdickt, so dass sie hier in Gestalt zweier kräftiger bandförmiger Längsmuskeln vorspringt. Der äussere oder abaxiale Längsmuskel entspringt vom Pedal und nimmt gewöhnlich nur das proximale Drittel oder Viertel der Tentakel-Länge ein. Der innere oder axiale Längsmuskel geht durch die ganze Länge des Tentakels hindurch und spaltet sich oben in zwei Tentakel-Wurzeln; diese stülpen den Distal-Rand der betreffenden Kranztasche ein, theilen sie in äussere Velartasche und innere Avelartasche, und gehen in der so gebildeten „Trichterhöhle des Ten- takels“ (zwischen ersterer und letzterer) divergirend bis zum Proximal-Rande des Kranzmuskels, wo- selbst sie sich inseriren (vergl. unten p. 408). Wenn der innere Längsmuskel stark contrahirt ist, so erscheint der Tentakel spiralig aufgerollt und in viele Querfalten gelegt. — Eine eigenthümliche Ein- richtung der Peromedusen - Tentakeln bildet ein starkes doppeltes Klappenventil innerhalb der Tentakel-Basis, gleich unterhalb des Abganges der divergirenden Tentakel- Wurzeln. Die Stützlamelle ist hier zu einer dicken, zellenhaltigen Gallertplatte angeschwollen und bildet zwei horizontale, über einander liegende Ventil-Klappen, durch welche die Höhle des Tentakels völlig abgeschlossen werden kann. Auch bei kräftiger Injection von der Tentakelhöhle aus gelingt es nicht, den Widerstand der Doppel-Klappe zu überwinden. Die Ventil-Höhle, zwischen distaler und proximaler Klappe, ist ungefähr eben so hoch als breit. Die Sinneskolben oder Rhopalien der Peromedusen (Taf. XXI, Fig. 9, 10) scheinen sehr zusammengesetzte Sinnesorgane darzustellen, welche unter den bisher bekannten Formen sich am nächsten einerseits an die Sinneskolben der Cubomedusen, anderseits an diejenigen der Nausithoiden anschliessen. Stets sind nur vier interradiale Sinneskolben vorhanden, welche also in den Radien der Septal-Knoten und Taeniolen liegen. Leider waren dieselben an dem untersuchten Weingeist-Material nur mässig oder schlecht erhalten; eine vollständige und richtige Einsicht in ihrem feinen und sehr zusammengesetzten Bau wird sich nur durch Untersuchung und geeignete Präparation frischer Rhopalien gewinnen lassen. Im Allgemeinen scheinen dieselben bei den Pericolpiden grösser und einfacher gebildet, bei den Periphylliden verwickelter gebaut, aber kleiner im Verhältniss zur Körpergrösse zu sein. Schon mit blossem Auge werden sie als weisse Körnchen in den Einschnitten zwischen je 2 rhopalaren Randlappen erkannt. Jeder Sinneskolben besteht aus einem konischen Basal- Theil, dem Sinneshügel, einer grossen, an dessen Axial-Seite befindlichen Sinnesblase und aus einer Sinnesfalte oder Deckschuppe, welche am Distal-Ende des Sinneshügels steht und das Hörkölbehen nebst den Augen umschliesst (Taf. XXI, Fig. 9, 10). Der Sinneshügel entspricht dem Basal-Theile des: sehr verkürzten und verdickten Tentakels, aus welchem der ganze Sinneskolben phylogenetisch entstanden ist. Er tritt zwischen der Basis der beiden zugehörigen Sinneslappen hervor, ist im All- gemeinen von konischer Gestalt und trägt an seiner axialen Seite die grosse kugelige Ampulle oder Sinnesblase (0), eine blinde Ausbuchtung der Sinnestasche. Gleich unter derselben ist der Sinnes- hügel halsförmig eingeschnürt und von dem grossen, dunkel-pigmentirten Sinneskragen umgeben. Dieser letztere bildet einen Exoderm-Wulst mit einer starken Anhäufung von rothem, braunem oder Haeckel, System der Medusen. 5t Jen. Denkschriften T. 402 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. schwarzem Pigment und hat ganz die Gestalt eines hohen Rockkragens, welcher den Hals des Sinnes- kegels an der abaxialen (äusseren oder dorsalen) Seite geschlossen umgiebt, während er an der axialen (inneren oder ventralen) Seite schräg abfällt und in zwei seitliche, symmetrisch gestellte Arme oder Aufschläge übergeht (Fig. 9—12 op). Zwischen diesen beiden Armen bleibt hier ein offenes Feld, aus welchem sich das Hörkölbchen erhebt, das Distal-Ende des akustischen Tentakels (Fig. 3—12 ok). Dasselbe ist keulenförmig, solid und besteht aus einer Axe von Entoderm-Zellen, deren letzte (distale) einen grossen kugeligen Otolithen-Sack bildet; dieser ist dicht gefüllt mit zahlreichen, scharfkantigen Krystallen. Der Exoderm-Ueberzug des Hörkölbehens trägt wahrscheinlich Hörhäärchen, welche frei in die Nische der Hörschuppe hineinragen (os). Letztere bildet eine Deekschuppe von ovaler oder drei- eckiger Form, welche nach aussen eonvex, nach innen concav gewölbt ist, so dass sie das Hörkölb- chen von der abaxialen (äusseren) und distalen (unteren) Seite schützend umgiebt. Innerhalb der Schuppen-Nische scheinen auf der Abaxial-Seite des Hörkölbehens (zwischen Otolithen-Sack und Sinneskragen) ein oder mehrere Augen zu sitzen (eines bei den Pericolpiden, 2 bei den Periphylliden?). Ein anderes Auge scheint an der Axial-Seite der Hörkölbehen - Basis zwischen den beiden ventralen Armen des Pigment-Kragens zu sitzen (9. Sowohl dieses einwärts gerichtete, als jene auswärts gerichteten Augen scheinen eine planconvexe oder bieonvexe Linse in der Mitte eines (rothen, braunen oder schwarzen) Pigmentbechers zu enthalten (?). Leider waren aber alle diese Verhältnisse an den mangelhaft conservirten Spiritus-Exemplaren, die ich untersuchen konnte, nur sehr undeutlich und unvollkommen zu erkennen. Mit Sicherheit lässt sich nur behaupten, dass die Sinneskolben der Pero- medusen modifieirte interradiale Tentakeln sind, welche gleichzeitig als akustische und als optische Sinnesorgane fungiren; in einigen Beziehungen scheinen sie mehr den Sinneskolben von Charybdea, in anderen Beziehungen mehr denjenigen von Nausithoe sich anzuschliessen. Das Nervensystem der Peromedusen mit Sicherheit nachzuweisen, ist mir leider trotz vielfacher Bemühungen an den allein untersuchten Spiritus-Exemplaren nicht gelungen. Es bedarf dazu neuer Untersuchungen an lebendigem und besonders präparirtem Materiale. Allein in Erwägung der hohen Stufe von Differenzirung und Vollkommenheit, welche sowohl die Bildung des Muskel- Systems als der Sinnes-Organe bei dieser hochentwickelten Medusen-Ordnung erreicht hat, ist anzu- nehmen, dass auch das Nervensystem einen bedeutenden Grad der Ausbildung besitzen wird. Diese Vermuthung ist um so mehr gerechtfertigt, als auch bei den nahe verwandten Cubomedusen ein sehr entwickeltes Nervensystem mit centralisirtem Nervenring besteht und gerade die Sinnesorgane in beiden Ordnungen viel Analogie zeigen. Wahrscheinlich verläuft in der Kranzfurche ein Nervenring, als wichtigstes Central-Organ, welches zu den 4 interradialen Sinneskolben in unmittelbarer Beziehung steht. Ein zweiter Nervenring dürfte vielleicht am Gaumenring sich finden. Das Gastrocanal-System der Peromedusen zeichnet sich dureh höchst eigenthümliche und verwickelte Einrichtungen aus, welche erst nach längerem eingehendem Studium vollständig zu verstehen sind. Unter den bisher bekannten Formen des Medusen - Gastrocanal-Systems ist es allein dasjenige der Lucernaridae, welches nähere Vergleichungspunkte darbietet; und gleich dem letzteren ist auch das erstere phylogenetisch von demjenigen der Tesseridae abzuleiten. Allein während das wesentliche Verhalten des centralen Gastrocanal-Systems bei diesen Stauromedusen demjenigen der Peromedusen gleicht, weicht das Detail desselben und besonders die Bildung des peripheren Theiles bei den letzteren durch sehr bedeutende und eigenthümliche Complicationen ab. Im Allgemeinen lassen sich zunächst bei allen Peromedusen zwei Hauptabschnitte des Gastrocanal-Systems unterscheiden, der centrale Hauptdarm /(Gaster principalis) und der periphere Kranzdarm /(Gaster coronalis); beide GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. 403 communieiren nur durch 4 spaltenförmige perradiale Gastral-Ostien. (Vergl. für die folgende Darstellung Taf. XXIII und XXIV nebst Erklärung; die Buchstaben haben in allen 16 Figuren dieselbe Bedeutung). Der centrale Hauptdarm (Gaster principalis) nimmt den Axial-Raum des Peromedusen- Körpers in seiner ganzen Länge ein und reicht von der Schirmkuppel bis zum Mundrande. Er zer- fallt durch zwei ringförmige Einschnürungen oder horizontale Strieturen in drei Hauptabschnitte: Basal- Magen (gb), Central-Magen (ge) und Buccal-Magen (ga). Die obere oder aborale Ring-Strietur, zwischen Basal- und Central-Magen, bezeichne ich als Magenpforte oder Pylorus (Porta pylorica, gy); die untere oder orale Ring-Strietur, zwischen Central- und Buccal-Magen, nenne ich Gaumenpforte oder Palatum (Porta palatina, gp). Um im Allgemeinen eine richtige Vorstellung von den verwickelten Form- Verhältnissen dieser 3 Hauptdarm-Abschnitte zu erhalten, ist es gut, die Grundform derselben auf ein- fache mathematische Gestalten zu beziehen: der Grundmagen ist ein Kegel (oder genauer eine Quadrat- Pyramide), der Central-Magen ein Obelisk, der Buceal-Magen ein Würfel (oder ein vierseitiges Prisma). Der Central-Magen eommunieirt durch 4 grosse, spaltenförmige Perradial-Mündungen (Ostia gastralia) mit ' dem peripheren Ring-Sinus des Kranzdarmes. | Der Grundmagen (Gaster basalis, gb) bildet das oberste aborale Drittel des Centraldarmes. Er entspricht im Allgemeinen dem Kuppelcanal der Tesseriden, dem Stielcanal der Lucernariden, und hat meistens die Gestalt eines Hohlkegels, welcher den Grund der Schirmhöhle einnimmt und mit seiner Spitze bis an das Centram der Subumbrella reicht. Bei einigen Peromedusen geht hier ein enger, haar- fener Kuppel-Canal vom blinden Aboral-Ende des Basal-Magens durch die Gallerte der Schirmkuppel hindurch bis zum Centrum der Exumbrella (Fig. 11). Die geometrische Grundform des Basal- Magens ist eine Quadrat-Pyramide. Seine Basis bildet die Magenpforte (Pylorus, gy). Sein ursprünglich einfacher konischer Hohlraum zerfällt bei allen Peromedusen in 4 perradiale Basal-Nischen oder Basal- Rinnen (gr), welche den 4 „Stiel-Canälen“ der Lucernariden entsprechen. Zwischen denselben springen von der Gallertwand der Umbrella-Kuppel 4 interradiale Leisten (ff) in den Grundmagen vor (Fig. 6). Diese Leisten, welche in der centralen Spitze der Schirmkuppel zusammenstossen, sind nichts Anderes, als die primitiven Taeniolen des Scyphostoma und der Tessera, sowie sämmtlicher Stauromedusen. Bei Pericolpa (Taf. XXI) und Peripalma sind dieselben (wie bei den meisten Lucernariden) einfache Gallertleisten, ohne Filamente; hingegen dringen bei Pericrypta und Periphylla (Taf. AXXIV) die 4 sub- umbralen (exodermalen) Trichterhöhlen in sie hinein, und setzen sich bis in ihre aborale Spitze fort. Dadurch werden sie (wie bei Lucernaria infundibulum) zu mächtigen Hohlkegeln aufgeblasen (ib), welche in die Höhle des Grundmagens vorspringen und dieselbe beträchtlich verengen, so dass deren Axial- Theil durch 4 engere perradiale Spalten mit den zwischen den Trichtern befindlichen Nischen com- munieirt (Fig. 12—14). Am Pylorus (gy) stossen die 4 Taeniolen- Trichter mit verbreiterter Basis an einander, so dass hier die 4 Nischen des Basal-Magens aufhören. Zwei divergirende Reihen von langen Gastral-Filamenten besetzen die hohlen Taeniolen -Kegel in ihrer ganzen Länge, von der Kuppelspitze bis zum Pylorus, und vereinigen sich an letzterem in der Weise, dass die beiden zugewendeten Fila- ment-Reihen je zweier benachbarter Kegel in den 4 Perradial- Puncten des Pylorus zusammentreflen (Fig. 14). Der Central-Magen oder Mittelmagen (Gaster centralis, gc) bildet das mittlere Drittel des Axial- Darmes und hat im Allgemeinen die Grundform eines vierseitigen Prisma, einer abgestutzten vierseitigen Pyramide oder eines Obelisken (Fig. 3, 4 ge, 13, 14 ge). Demnach sind an ihm 2 Grund- flächen und 4 Seitenflächen zu unterscheiden. Die obere oder aborale Fläche nimmt der Pylorus ein (9y); jene kreisrunde oder quadratische Magenpforte, durch welche der Central-Magen in den Basal- BI A404 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. Magen mündet. Die untere oder orale Fläche hingegen bildet das Palatum (gp), die quadratische Gaumen- pforte, durch welche der Central-Magen mit dem Buccal-Magen communieirt (Fig. 3, 4, 13, 14). Die 4 interradialen Seitenflächen des obeliskenförmigen Central-Magens bilden 4 rechteckige oder trapezoide, oft stark gewölbte, dünne Lamellen, welche wir wegen ihrer besonderen Wichtigkeit ein für allemal (um Verwechselungen vorzubeugen) als die 4 Obelisken-Platten bezeichnen wollen (Laminae obe- lisci, g2). Die dünne Wand dieser viereckigen, mehr oder weniger vertical stehenden Platten gehört eigentlich der Subumbrella an und wird durch eine dünne, aber feste Gallert-Platte oder Stützlamelle gebildet, deren innere oder axiale Fläche vom gastralen Entoderm, deren äussere oder abaxiale Fläche vom subumbralen Exoderm der Trichterhöhlen und einer dünnen dazu gehörigen Muskelschicht über- zogen ist. Von den 4 Rändern jeder Obelisken-Platte wird der obere oder aborale durch einen Quadranten der Pylorus-Strietur (gy), der untere oder aborale durch einen Quadranten der Palatum- Strietur (gp) gebildet, während die beiden lateralen (oder longitudinalen) Ränder mit einer Reihe von Gastral-Filamenten besetzt sind und den seitlichen Grenzrand eines Gastral-Ostium bilden (go). Die 4 Gastral-Ostien oder perradialen Spalten des Central-Magens (Ostia gastralia, go) sind 4 weite und lange Spaltöffnungen, durch welche der Central-Magen mit dem Ring-Sinus communieirt, und deren ideale Mittellinie den 4 perradialen Kanten des Obelisken entspricht, oder was dasselbe ist, den idealen Grenzlinien, in denen je 2 Obelisken-Platten zusammenstossen würden. Die Gastral-Ostien sind gewöhnlich von lanzettförmiger oder eiförmiger Gestalt, bald breiter, bald schmäler, immer aber so lang als der Central-Magen selbst (Fig. 3, 4, 15, 14). Das obere oder aborale spitze Ende jedes Gastral- Ostium berührt somit den Perradial- Punkt der Pylorus-Strietur; hingegen das untere oder orale Ende berührt den Perradial-Punkt der Gaumenpforte; da letzteres stets in Gestalt einer besonderen Rinne ausgeschnitten ist, bezeichnen wir es als Gaumenrinne (Suleus palatius, gs). Der Buccal-Magen oder Mundmagen (Gaster buccalis, S. oralis) entspricht vollständig dem längeren, frei herabhängenden Mundrohr der Tesseriden, dem kurzen freien Mundrohr der Lucernariden und bildet das unterste oder orale Drittel des Axial-Darmes. Er ist bloss durch die 4 perradialen Gaumenknoten an der Subumbrella befestigt. Diese Gaumenknoten (Nodi palatini, gk) entsprechen den „Mesogon-Falten“ der Lucernariden und sind 4 knorpelharte, feste Gallertknoten in der Oralwand der Gaumenrinnen, zugleich die Aboral-Enden der 4 Buccalpfeiler (ak). Da zwischen der Subumbrella und den 4 interradialen Seitenflächen des Buccal-Magens die 4 Trichterhöhlen in den Central-Magen eindringen, so hängt der Buccal-Magen frei in die Schirmhöhle hinein; er kann also auch, wie bei anderen Medusen, als Mundrohr (Tubus oralis) bezeichnet werden (at). Gewöhnlich ist er im Umriss würfelförmig (Fig. 12, 13, Periphylia, Taf. XXIV); seltener hat er die Gestalt einer abgestutzten vier- seitigen Pyramide oder eines langen vierseitigen Prisma (Fig. 2, 3, Pericolpa, Taf. XXI). Stets sind daher an demselben 2 horizontale Grundflächen und 4 verticale Seitenflächen zu unterscheiden. Die obere oder aborale Grundfläche nimmt die quadratische Gaumenpforte ein (Palatum vel portu pala- fina, gp), durch welche der buccale mit dem centralen Magen communieirt. Die 4 Gaumenränder oder die 4 interradialen Seitenlinien des Palatum sind zugleich die oralen Grenzlinien der Obelisken-Platten, während die 4 perradialen Ecken des Gaumen-@uadrates durch die Gaumenknoten (und die daran befindlichen Gaumenrinnen) gebildet werden. Die untere oder orale Grundfläche des Buccal - Magens nimmt die quadratische Mundöffnung ein (aa); sie bietet bei den verschiedenen Peromedusen man- cherlei Verschiedenheiten dar, ebenso wie die 4 verticalen Seitenflächen des Buccal-Magens und die 4 sie trennenden perradialen Kanten (ak). Die einfachste Bildung des Mundrohres zeigen Pericolpa und Peripalma, bei welchen der Buccal- GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. 405 Magen ein langes vierseitiges Prisma darstellt, und im Wesentlichen dem „Mundrohr“ der Stauro- medusen gleicht (Taf. XXI, Fig. 2, 3,8 ge). Die 4 interradialen Seitenflächen dieses Prisma, die 4 Buccal- Platten (Laminae buccales, ac) sind rechteckig, fast eben oder etwas nach innen convex vorgewölbt. In der interradialen Mittellinie ihrer Innenseite springt eine dünne Gallertleiste vor, die bedeutungsvolle Mundleiste (Taeniolum orale, ai). Dieselbe entspricht der interradialen Basalleiste oben im Grund- magen (Taeniolum basale, ft); wie letztere das proximale Stück, so ist erstere das distale Stück von dem ursprünglichen Taeniole des Seyphostoma. Die 4 perradialen Kanten des Mundrohres (Fig. 3, 8 ak) springen umgekehrt nach aussen in Gestalt von 4 verdickten Gallertleisten vor, welche wir die Mund- pfeiler oder Buccal-Pfeiler nennen wollen (Costae buccales, ak); sie sind an ihrer axialen Innenseite von den Mundrinnen ausgehöhlt (Sulci buccales, ar, Fig. 8). — Viel verwickelter ist die Gestalt des Buccal-Magens bei Pericrypfa und Periphylla (Taf. XXIV, Fig. 12—16 ga). Hier buchten sich nämlich die Mundrinnen der Buccal-Pfeiler zu weiten perradialen Backentaschen aus, welche stark convex nach aussen (in die Schirmhöhle) vorspringen (Bursae buccales, bb). Zwischen ihnen verdicken sich die interradialen Mundleisten (ai) zu gewaltigen Gallertsäulen, welche umgekehrt stark convex nach innen vorspringen (Colummae buccales, Mundsäulen, ac). Dadurch zerfällt der einfache vierseitige Hohlraum des Buccal-Magens (ganz ähnlich wie oben der des Basal-Magens) in einen einfachen centralen Axial-Raum (ax) und in 4 peripherische Backentaschen (bb), welche durch 4 enge intercolumnare (perradiale) Spalten (Fauces buccales, ae) mit dem ersteren eommunieiren. Im höchsten Grade der Entwickelung erscheint jeder Backenpfeiler als ein sechsseitiges gallertiges Prisma, dessen Seitenflächen sich folgendermaassen verhalten (Taf. XXIV, Fig. 15). Die innere oder axiale Fläche ist oft in viele starke Längsfalten gelegt und bildet die Grenzfläche der axialen Buceal-Höhle (ax). Die äussere oder abaxiale Fläche bildet die interradiale Gallertleiste der Buccal- Wand. Zwischen jener axialen und dieser abaxialen Fläche liegen 2 Paar laterale Flächen; von diesen begrenzt das innere, axiale oder gastrolaterale Paar die Buccal- Spalten oder die spaltenförmige Verbindung zwischen der axialen Mundhöhle und den 4 Backentaschen (fauces buccales, «e); hingegen begrenzt das äussere, abaxiale oder buceolaterale Paar den inneren Theil der Backentaschen selbst; zwischen innerem und äusserem Paar springen die beiden lateralen Ränder jedes Buccal-Pfeilers flügelförmig erweitert in die Fauces buccales vor, deren Spaltraum verengend: Mundsäulen-Flügel (Alae buccales, Fig. 16 ad, 24 ad). Letztere liegen adradial und sind gewis- sermaassen die oralen Fortsetzungen der beiden Taeniolen-Schenkel; ja bei einigen Peromedusen ver- längern sie sich sogar in 8 lange, frei vom Mundrande herabhängende Bartfäden oder Mundfäden (Barbulae, af). Wenn die Mundsäulen-Flügel stark entwickelt sind, so kann man an jeder der 4 Backen- taschen einen Central-Raum und 2 laterale Flügeltaschen (bursae alares, bd) unterscheiden; ersterer mündet durch die Fauces in die axiale Mundhöhle, letztere verstecken sich unter den Flügeln. Werfen wir nochmals vergleichend einen Rückblick auf den merkwürdigen axialen Prineipal-Darm der Pero- medusen und seine 3 Hauptabschnitte, so erkennen wir, dass selbst durch die höchstverwickelten Structur- Verhältnisse einzelner Formen (Periphylla) die ursprüngliche einfache Bildung des Tessera- Magens (Pericolpa) nicht verwischt wird. Von Anfang bis zu Ende des Axial-Darmes, von der Mund- öffnung bis zur Kuppelspitze, gehen 4 interradiale Leisten mit centripetalem Wachsthum hindurch und zwischen ihnen 4 perradiale Nischen mit centrifugalem Wachsthum; jene entsprechen den 4 primitiven Taeniolen des Scyphostoma, diese den 4 Magen-Nischen zwischen ihnen. Zum centripetalen System der interradialen Taeniolen gehören: die Leisten und Trichter des Basal-Magens, die Obelisken- Platten des Central-Magens und die Mundsäulen (nebst Flügeln), sowie die Bartfäden des Buccal-Magens; zum eentrifugalen System der perradialen Nischen hingegen gehören: die Rinnen des 406 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PERÖMEDUSEN. Basal-Magens, die Gastral-Ostien des Central-Magens und die Backentaschen (nebst Flügeltaschen) des Buccal-Magens. Der periphere Kranzdarm (Guster coronalis), wie wir oben den ganzen abaxialen Theil des Gastrocanal-Systems (im Gegensatze zum axialen Hauptdarm) genannt haben, nimmt die ganze Subumbrella (mit Ausnahme der centralen Magenpforte) ein, und reicht vom Pylorus-Ringe bis zum Schirmrande. Er zerfällt in zwei Hauptabschnitte, welche durch den oberen Velar-Rand (oder den proximalen Rand des Kranzmuskels) geschieden werden. Den oberen oder proximalen Abschnitt bildet allein der grosse Ring-Sinus, während den unteren oder distalen Abschnitt der peripherische Taschenkranz bildet. Dieser besteht bei den Pericolpidae (Taf. XXI) aus 8, bei den Periphyllidae (Taf. XXTV) aus 16 viereckigen Kranztaschen, welche den Velar-Feldern entsprechen. Vom Distalrande jeder Kranztasche gehen wieder drei Taschen ab, zwei seitliche Lappentaschen und eine mittlere Tasche, die in einen Tentakel oder einen Sinneskolben hineingeht. Der Ring-Sinus oder Kranz-Sinus (Sinus coronalis) ist derjenige Theil des Gastrocanal-Systems, welcher die Peromedusen vor allen anderen Medusen am Meisten auszeichnet, und welcher bei keiner anderen Medusen-Gruppe in ähnlicher Gestalt und Ausdehnung wiederkehrt. Er bildet eine colossale ringförmige Tasche, welche mehr oder weniger vertical steht und gewöhnlich nahezu die Hälfte oder doch über ein Drittel von der ganzen Höhe des Schirmes einnimmt (vergl. Taf. XXIII, Fig. 2—8; Taf. XXIV, Fig. 12—16). Wir unterscheiden am Ring-Sinus einen oberen oder proximalen und einen unteren oder distalen Rand, eine innere oder axiale und eine äussere oder abaxiale Wand. Der obere Rand und die äussere Wand des Ring-Sinus sind ohne jede Oeflnung; dagegen communieirt er am unteren Rande durch 8 oder 16 horizontale Spalten mit den 8 oder 16 Kranztaschen, und an der inneren Wand durch die 4 verticalen Gastral-OÖstien mit dem Central-Magen. Der untere oder distale Rand fällt zusammen mit dem Proximal-Rande des Kranzmuskels (me), er ist bei den Pericolpiden achteckig, bei den Periphylliden 16eckig. Der aborale oder proximale Rand (gy) ist ein einfacher kreisförmiger Ring, welcher mit der Pylorus-Peripherie zusammenfällt; der Hohlraum des Ring-Sinus ist hier völlig geschlossen und communieirt nicht mit der von ihm ringförmig umgebenen Magenpforte. Die äussere, adumbrale oder abaxiale Wand wird durch die glatte concave Innenfläche des Gallert- schirmes gebildet und ist constant von dunkelm Pigment überzogen, übrigens ohne jede besondere Auszeichnung; jenes Pigment ist vorwiegend rostgelb, braun, röthlich oder violett, liegt im umbralen Entoderm-Epithel des Ring-Sinus und fiel schon den ersten Beobachtern am leeren Schirm des todten Thieres auf (Charybdea periphylla, Piron; C. bicolor, Quoy). Die innere, subumbrale oder axiale Wand des Ring-Sinus wird durch die Subumbrella gebildet, welche in Folge der mächtigen Entwickelung der 4 Trichterhöhlen hier sehr complieirte Verhältnisse annimmt. Genauer betrachtet, zerfällt diese Axial- Wand in einen oberen breiteren und einen unteren schmäleren Abschnitt, deren Grenze die Gaumenpforte bildet (gp). Der obere oder proximale Abschnitt der Axial-Wand, oberhalb der Gaumen- pforte, ist in seiner ganzen Länge von den 4 perradialen verticalen Gastral-Östien durchbrochen, jenen wichtigen, oben beschriebenen Spaltöffnungen, durch welche der Hohlraum des Central-Magens sich in den Ring-Sinus öffnet (go). Hingegen ist der untere oder distale Abschnitt der Axial- Wand einfach, ohne Oeffnungen; auf seiner subumbralen Fläche liegen die Delta-Muskeln (md). Der colossale Hohlraum des Ring-Sinus (cs) bildet somit eine gewaltige, ringförmig in sich geschlossene Tasche. Abgesehen von den 4 kleinen, gleich zu besprechenden Septal-Knoten ist derselbe ganz einfach, und so weit, dass ich bei einer grossen, durch einen radialen Längsschnitt geöffneten Periphylla von 20 Centimeter Länge bequem mit der ganzen Hand in denselben eingehen GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. 407 und in seiner ganzen Ausdehnung ihn umfassen konnte. Trotz dieser scheinbaren Einfachheit ist aber der merkwürdige Ring-Sinus dennoch ein zusammengesetztes Gebilde. An Ainterradialen Punkten nämlich hängt die innere oder axiale Wand des Ring-Sinus mit seiner äusseren oder abaxialen Wand fest zusammen (Taf. XXIII, Fig. 2—7 kn; Taf. XXIV, Fig. 2—4 In). Diese 4 Punkte liegen genau in den Radien der 4 Sinneskolben, im mittleren Drittel der Sinus-Höhe (bald fast in der Mitte der Höhe, bald etwas höher): sie sind die bedeutungsvollen Septal-Knoten oder „Verwachsungs-Knoten“ (Nodi septales vel Gathammata) und entsprechen den interradialen Septen der Lucernariden und Cubomedusen, durch welche deren 4 Radial- Taschen ihrer Länge nach getrennt werden. Jeder der 4 Septal-Knoten bildet einen winzigen, aber knorpelharten Gallertwürfel, welcher die Schirmgallerte der Abaxial- Wand mit der Stützlamelle der Axial-Wand fest verlöthet. Zwischen beiden Wänden bleibt aber in der tangentialen Mittelebene jedes Knotens eine doppelte Entoderm -Zellen -Schicht, die „Gefässplatte“ oder Gastral-Platte. Da die Zellen derselben das gleiche dunkle Pigment enthalten, welches auch das ganze Umbral-Epithel der abaxialen Sinus-Wand dunkel färbt, so ist nicht zu zweifeln, dass der Knoten wirklich durch Verklebung der beiden Gefässwände entstanden ist. Die Gallertmasse ist zu beiden Seiten der Gefäss-Lamelle so bedeutend verdichtet, dass das Messer beim Durchschneiden derselben schartig wird. Denkt man sich den Septal-Knoten centripetal bis zum Pylorus verlängert und zu einer Leiste ausgebildet, welche axiale und abaxiale Wand des Ring-Sinus in seinem ganzen Proximal- Abschnitt verbindet, so zerfällt dieser dadurch in 4 weite perradiale Taschen, welche denjenigen der Lucernariden und Charybdeiden entsprechen; und wie bei diesen, so communieiren auch hier die 4 Radial-Taschen unten durch einen Ring-Canal, nämlich durch den einfachen Distal- Abschnitt (es”) des Ring-Sinus, unterhalb der Septal-Knoten. Man kann demnach auch sagen: die ideale horizontale Kreislinie, in welcher die 4 interradialen Septal-Knoten liegen, bildet die Grenzlinie zwischen einem oberen und einem unteren Ring-Sinus, welche beide zwischen den 4 Knoten in weiter oflener Com- munication stehen. Der obere oder proximale Ring-Sinus (cs’) entspricht 4 weiten perradialen Taschen, deren Septen auf die Knoten redueirt sind und welche durch die Gastral-Ostien mit dem Central- Magen communieiren. Der untere oder distale Ring-Sinus (cs) entspricht einem sehr erweiterten Ringeanal, welcher die 4 Radial-Taschen am Schirmrande in Verbindung setzt (wie bei den Lucernariden und Charybdeiden). Die Kranztaschen (Bursae coronales, bc), in welche sich der untere oder distale Rand des Ring-Sinus (am Proximal-Rande des grossen Kranzmuskels) öffnet, bilden den mittleren Abschnitt des Kranzdarmes und entsprechen in ihrer Zahl, Gestalt und Grösse den Velar-Feldern oder den ein- zelnen trapezoiden Muskelfeldern des grossen Kranzmuskels (Velarium). Daher besitzen die Pericolpiden 8, die Periphylliden 16 Kranztaschen. Stets sind dieselben ganz flache viereckige Taschen, deren innere oder axiale Wand vom faltigen Muskelfelde selbst, die äussere oder abaxiale Wand ‘von der glatten Innenfläche des Gallertschirms gebildet wird; auf der Aussenfläche des letzteren entspricht jeder Kranztasche ein Pedalium. Den oberen oder proximalen Rand der Kranztasche bildet der horizontale schmale Spalt, durch welchen dieselbe mit dem Ring-Sinus communieirt; er entspricht der subumbralen Grenzlinie zwischen Kranzmuskel und Deltamuskel. Die beiden lateralen (oder radialen) Seitenränder bilden die Lappenspangen, durch welche jede Kranztasche von ihren beiden Nachbarn der ganzen Länge nach getrennt ist. Da nun jede Lappenspange einen Randlappen der Länge nach in zwei Hälften spaltet, so gehört jede Kranztasche den benachbarten Hälften zweier Lappen an und sendet an ihrem unteren Rande in jede dieser Hälften eine Ausstülpung hinein, die Lappentasche (Bursa lobaris, 408 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. Fig. 5, bl); und da ferner die Lappenspange stets nur den oberen oder proximalen Theil des Lappens halbirt, den unteren oder distalen Theil frei lässt, so stehen hier unterhalb der Spange die beiden Taschen jedes Lappens in offener Communication. Dieselben bilden mithin einen hufeisenförmigen Canal, dessen beide parallele Schenkel centripetal gerichtet und nur durch das Septum der Lappen- spange getrennt sind. Ihre proximalen Mündungen gehen in zwei benachbarte Kranztaschen. Bläst man von einer Kranztasche aus Luft in eine ihrer beiden Lappentaschen, so geht die Luft durch den Uförmigen Canal in die benachbarte Kranztasche über. Auf diese Weise entsteht eigentlich ein zusam- menhängender Ringeanal am Schirmrande, der einigermaassen dem Feston-Canal der Narcomedusen gleicht, längs des Randes sämmtlicher Lappen entlang läuft, und sämmtliche Kranztaschen in periphe- rische Verbindung setzt. Bei den Pericolpiden setzt sich dieser Feston-Canal oder Rand-Canal- (Canalis marginalis, cm) aus 8 Kranztaschen und 16 Lappentaschen zusammen, bei den Periphylliden hingegen aus 16 Kranztaschen und 32 Lappentaschen. In der Mitte des unteren oder distalen Randes jeder Kranztasche, da wo ihre beiden Lappen- taschen in sie einmünden, geht zwischen beiden von ersterer ausserdem ein Canal ab, der in den daselbst inserirten Tentakel oder Sinneskolben führt. Alle Peromedusen haben mithin 4 interradiale Sinnes-Canäle für die 4 Sinneskolben und 4 perradiale Tentakel-Canäle; die Periphylliden haben ausserdem noch 8 adradiale Tentakel-Canäle, welche den Pericolpiden fehlen. Jeder Sinnes- Canal oder Rhopalar-Canal schwillt an der Basis seines Sinneskolbens (— an dessen Axial-Seite —) in eine kugelige Blase an (Ampulla rhopalaris). Jeder Tentakel-Canal durchläuft den Tentakel in seiner ganzen Länge und ist an seiner Basis (— zwischen beiden Tentakel-Wurzen —) mit einem doppelten Klappen-Ventil eigenthümlicher Art versehen (s. oben p. 401). Diese verwickelten anatomischen Verhältnisse des peripherischen Gastrocanal-Systenms werden nun dadurch noch schwieriger zu verstehen, dass jede der tentacularen Kranztaschen (— nicht aber die rhopalaren Krauztaschen! —) durch ein unvollständiges tangentiales Septum in zwei Taschen zerfällt, in eine innere oder axiale Velar-Tasche und eine äussere oder abaxiale Avelar-Tasche; beide communieiren durch einen longitudinalen Spalt in der Mitte des breiten, sie trennenden Septum (Fissura septalis). Diese eigenthümliche Complication entsteht dadurch, dass jeder Tentakel an seiner Insertion (zwischen 2 Randlappen) nach oben 2 divergirende centripetale Muskeln ausschickt, die Tentakel- Wurzeln (tr). Diese stülpen den unteren oder Distalrand der Kranztasche dergestalt ein, dass jede Tentakel-Wurzel von einem konischen exodermalen Hohlraum umgeben ist, der Triehterhöhle der Tentakel-Wurzel. Diese reicht mit ihrer blinden Spitze bis zum oberen oder Proximal-Rande des Kranzmuskels, wo sich die Spitze der Tentakel- Wurzel inserirt. Zwischen den beiden, gabelförmig divergirenden Tentakel-Wurzeln bleibt die Septal-Fissur, durch welche die axiale Velar-Tasche mit der abaxialen Avelar-Tasche eommunieirt. Mithin hat das Septum velarü, welches selbst hohl ist und beide Taschen trennt, eine sehr eomplicirte Bildung. Dasselbe wird durch 2 parallele Lamellen der Velar- Falte gebildet, welche nur unten am Distal-Rande der Kranztaschen und an den beiden Rändern der Septal-Fissur in einander übergehen. Die Höhle zwischen beiden Lamellen, die Trichterhöhle der Kranztasche (IMfundibulum coronale, ic) wird vom Exoderm der Subumbrella ausgekleidet und zerfällt in eine distale einfache „Trichterhöhle der Tentakel-Basis“, und in zwei divergirende, von dieser in proximaler Richtung ausgehende blinde Hörner, die beiden „Trichterhöhlen der Tentakel-Wurzeln“. Die Gastral-Filamente erreichen in der Ordnung der Peromedusen einen ganz ausser- ordentlichen Grad der Entwickelung, sowohl was ihre Zahl und Grösse, als ihre Verbreitung und An- ordnung betrifft. Bei Periphylla regina z. B., deren Schirm 20 Ctm. hoch ist, finden sich mehrere tausend GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. 409 Filamente vor, welche eine Länge von 60—80 Mm., eine Breite von 1 Mm. und darüber erreichen; sie bilden an jedem Taeniol dicht gedrängt mehrere Reihen, die sich von der aboralen Schirmkuppel bis last zum Gaumenring erstrecken. Die 4 Genera der Peromedusen zeigen 2 verschiedene Typen in der Entwickelung der Filamente. Bei Pericolpa (Taf. XXI, Fig. 2—4) und ebenso bei Peripalma, wo die 4 Taeniolen des Grundmagens glatte und solide Leisten sind (— gleich den Stiel- Taeniolen der meisten Lucernariden —) beginnt die Filamentbildung erst am Pylorus, da wo sich die 4 inter- radialen Schirmtrichterhöhlen mit ihrer Spitze inseriren. Von der aboralen Spitze jeder kegelförmigen Trichterhöhle gehen auf deren Gastralwand 2 Phacellen (oder Filament-Reihen) divergirend an die zugekehrten Ränder von 2 benachbarten Gastral-Ostien und säumen diese fast in ihrer ganzen Länge; mithin sind hier 8 subumbrale Phacellen vorhanden, welche paarweise ein Gastral-Ostium ein- schliessen. Der zweite Typus der Filament-Bildung (ähnlich wie bei Lucernaria infundibulum) findet sich bei Pericrypta und Periphyllua (Taf. XXIV, Fig. 12 —14). Hier setzen sich die 4 interradialen konischen Triehterhöhlen vom Pylorus aus noch centripetal bis zur Kuppelspitze fort, so dass sie auch die 4 Taeniolen des Basal-Magens zu Hohlkegeln gestalten; und jeder dieser Hohlkegel ist in seiner ganzen Länge mit 2 divergirenden Phacellen besetzt; vom Pylorus abwärts ist die Bildung dieselbe, wie bei den Formen des ersten Typus. In den 4 Perradial-Punkten des Pylorus (yy), am Proximal-Ende der Gastral-Ostien, berühren sich somit 2 Phacellen, welche ursprünglich 2 benachbarten Taeniolen ange- hören; von diesen Punkten aus divergiren dieselben sowohl nach oben als nach unten; oben berühren sie sich abermals im Centrum der Subumbrella (und des Basal-Magens), wo alle 8 Phacellen zusammen- kommen; unten hingegen kommen sie nicht wieder in Berührung, da sie an beiden Rändern der Gastral - Ostien etwas oberhalb der Gaumenrinnen (gs) aufhören. Gestalt und Structur der soliden Gastral-Filamente sind übrigens bei den Peromedusen dieselben wie bei den Stauromedusen (vergl. oben p. 369). Der Hohlraum des Central-Magens (und beim zweiten Typus auch der des Basal-Magens) wird grossentheils von dem Walde der grossen und zahlreichen Filamente ausgefüllt. Bei vielen der untersuchten Exemplare umfassten dieselben Eier, die in die Magenhöhle gefallen waren. Die Gonaden der Peromedusen bilden 8 hufeisenförmige oder Uförmige Drüsen, welche adradial in der Subumbral- Wand des Ring-Sinus liegen. Der convexe Bogen jedes Hufeisens ist distalwärts gekehrt und berührt beinahe den Proximal-Rand des Kranzmuskels, während die beiden parallelen Schenkel des Hufeisens proximalwärts (oder centripetal) gerichtet sind und mit ihren Spitzen beinahe die Pylorus-Strietur berühren. Demnach erstrecken sich die 8 Uförmigen Geschlechts-Drüsen in radialer Richtung fast durch die ganze Höhe des Ring-Sinus und lassen nur den oberen (proximalen) und unteren (distalen) Rand seiner Subumbral-Wand frei. Die 8 Gonaden sind dergestalt paarweise verbunden, dass zwischen je 2 perradialen Gastral-Östien ein Paar liegt. Die beiden Gonaden dieses Paares werden in der oberen (proximalen) Hälfte durch den interradialen Längsmuskel, in der Mitte durch den Septal-Knoten und in der unteren (distalen) Hälfte durch den interradialen Delta- Muskel geschieden. Nur diese untere Hälfte liegt frei in der eigentlichen Schirmhöhle, während die obere Hälfte tief in der Trichterhöhle versteckt ist. Die 4 Schenkel jedes Paares laufen in der oberen Hälfte (in der Trichterhöhle) fast parallel, während in der unteren Hälfte (im der Schirmhöhle) die beiden (sonaden des Paares distalwärts divergiren, indem sie parallel den beiden Schenkeln des Delta-Muskels auseinandergehen. Die beiden Schenkel jeder Gonade aber convergiren an ihrem Distal-Ende und ver- binden sich hier durch den Bogen des Hufeisens, dessen convexer Aussenrand den Innenrand des Kranzmuskels beinahe berührt. Bei manchen Arten sind hier unten die beiden Schenkel des hufeisen- Haeckel, System der Medusen. 52 Jen. Denkschriften 1. 410 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PEROMEDUSEN. förmigen Genitalbandes am breitesten und werden nach oben hin, gegen die Spitzen der beiden Schenkel, allmählig schmäler. Bei anderen Arten hingegen sind dieselben fast in der ganzen Länge von gleicher Breite. Auch der Abstand beider Schenkel jeder Gonade ist bei den verschiedenen Arten wechselnd. Bald ist derselbe so gering, dass sich die beiden Schenkel mit ihren Medial-Rändern fast berühren und nur ein einfaches Band zu bilden scheinen; bald ist er so breit oder selbst breiter, als der Abstand zwischen zwei Gonaden eines Paares in der Trichterhöhle. In der Mitte zwischen je zwei Schenkeln einer Gonade ist die Gallertplatte der Subumbrella verdiekt und bildet eine adradiale Gallertleiste, die wir die Mittelrippe oder Stützleiste nennen (Costa genitalis). Wie bei einem geliederten Blatte, gehen von beiden Seiten dieser Mittelrippe gelatinöse Querleisten ab, welche den einzelnen taschen- förmigen Quer-Falten der Gonade zur Stütze dienen. Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass die Gonade ein breites, Uförmig gebogenes und in seiner ganzen Länge vielfach quergefaltetes Band darstellt. Der ceonvexe und laterale Rand des Uförmigen Bandes ist an der Subumbral-Wand des Ring-Sinus angeheftet, während der concave und mediale Rand frei in dessen Canal-Raum vorspringt. Die einzelnen, taschenförmig ausgebuchteten Querfalten des Genitalbandes, deren Zahl an jedem USchenkel 20—40 beträgt, sind meistens eiförmig oder länglich rund, und verhalten sich zur Mittelrippe, wie die Fiederblättchen eines gefiederten Blattes. Bald sind sie mehr, bald weniger deutlich geschieden, und bisweilen bilden sich in dem Täschehen jeder Querfalte wieder zahlreiche secundäre Falten, die wie die Blätter eines Buches (oder wie die Tracheenblätter einer Spinnen-Lunge) in den Hohlraum der Tasche hineinragen. Oft entstehen so besondere Genital-Sinus mit Ausführgängen, welche in den Taschen- raum und aus diesem in den Ring-Sinus münden, und welche sich ähnlich verhalten, wie bei den eomplieirteren Formen der Lucernariden. Wie bei den letzteren, so ist auch hier die verwickelte Structur der vielfach gefalteten Genitalbänder sehr schwer zu eruiren. Sind die Geschlechts - Producte reif, so fallen sie in den Hohlraum des Ring-Sinus hinein, indem die Taschen auf der axialen Höhe ihrer Faltenwand platzen. Die reifen Bier sind mit einem voluminösen Nahrungsdoiter und einem dicken Chorion ausgestattet, das eine ansehnliche Mieropyle zeigt. Die reifsten und grössten Eier besetzen den ganzen concaven und medialen Rand des hufeisenförmigen Ovarial-Bandes, welcher in den Ring-Sinus frei vorspringt, während die jüngsten und kleinsten Eier längs des convexen und lateralen Randes sitzen, der an der Subumbral- Wand des Ring-Sinus angeheftet ist; ein Querschnitt eines U Schenkels zeigt alle Zwischenstufen der Entwickelung zwischen jenen grössten und diesen kleinsten Eiern. Die Entwickelung der Peromedusen ist zur Zeit noch völlig unbekannt. Wahrscheinlich entsteht aus dem Ei zunächst eine frei schwimmende Gastrula, welche sich später festsetzt und in ein octonemales Sceyphostoma verwandelt. Dieses wird sich vermuthlich durch Knospung ver- mehren und die Knospen werden (alle oder theilweise) als oetonemale Tessera-förmige Medusen frei werden /(Tesserula). Indem die 4 interradialen Tentakeln der letzteren sich in Sinneskolben verwandeln, während die 4 perradialen zu langen Hohl-Tentakeln werden, indem ferner zwischen ersteren und letzteren am Schirmrande 8 Randlappen hervorwachsen, und indem endlich die 4 hufeisenförmigen Gonaden-Anlagen in 4 Paar getrennte Geschlechts-Bänder zerfallen, entsteht aus der Tessera-Form die einfachste Peromedusen-Form: Perieolpa. Wahrscheinlich folgt in der ontogenetischen Metamorphose aller Peromedusen auf das Tesserula- Stadium ein Pericolpa-Stadium. Aus der tetranemalen Peri- eolpiden-Form entsteht die dodecanemale Periphylliden- Form vermuthlich ganz auf demselben Wege, auf welchem Chrysaora aus Pelagia hervorgeht: An die Stelle eines jeden einfachen Tentakels treten 3 Tentakeln und 2 zwischen diese eingefügte Randlappen. GENERELLE CHARACTERISTIK DER PERICOLPIDEN. 411 Unterscheidende Charactere der beiden Peromedusen-Familien: Peromedusae Pericolpidae Periphyllidae Tentakeln . . . . . .„ | 4 perradiale 4 perradiale und 8 adradiale. Schirmrand . mit $ adradialen Randlappen mit 16 Randlappen (8 tentacularen und 8 ocu- laren). Exumbrella. -. . . . | mit 8 Pedalien | mit 16 Pedalien. Kranzmuskel . . . . . | mit 5 Velar-Feldern | mit 16 Velar-Feldern. Ring-Sinus. . - . . . | mit 8 Kranztaschen (4 perradialen und | mit 16 Kranztaschen (4 perradialen, 4 inter- | 4 interradialen) | radialen und $ adradialen). Feston-Canal | aus 16 Lappentaschen gebildet | aus 32 Lappentaschen gebildet. Neunzehnte Medusen-Familie: (Erste Familie der Peromedusen :) PERICOLPIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXI. Familien - Character: Peromedusen mit 4 perradialen Tentakeln, 4 interradialen Sinneskolben und 8 adradialen Randlappen. Exumbrella mit 8 Pedalien und Kranzmuskel mit 8 Velar-Feldern (4 perradialen und 4 interradialen); zwischen jedem Pedal und jedem Velar-Feld eine Kranztasche. Marginaler Feston-Canal aus 16 Lappentaschen gebildet. Die neue Familie der Pericolpiden, mit den beiden Gattungen Pericolpa und Pericrypta, umfasst die niederen und einfacher gebauten Peromedusen, welche sich unmittelbar an die Stauromedusen anschliessen. Unter den letzteren bieten sowohl die Tesseriden als die Lucernariden directe Anknüpfungspunkte Die 8 adradialen Rand- lappen oder „Arme“ der letzteren sind auch hier vorhanden, aber ohne die characteristischen Büschel von geknöpften Tentakeln, welche die Lucernariden auszeichnen. Dagegen sind die kleinen adhaesiven „Randanker“ der letzteren bei den Pericolpiden durch 4 grosse perradiale Tentakeln und 4 zusammengesetzte interradiale Sinneskolben (mit Augen und Gehörkölbchen) vertreten. Im wesentlichen inneren Bau stimmen die Pericolpidae einerseits mit den Tesseridae und Zucernaridae, anderseits mit den Periphyllidae überein, so dass sie auch phylogenetisch als Uebergangsformen von ersteren zu letzteren betrachtet werden können. Die nächstverwandten Periphylliden unterscheiden sich wesent- lich dadurch, dass bei ihnen jeder der 4 perradialen Tentakel der Pericolpiden. durch 3 Tentakeln und 2 dazwischen sitzende Randlappen vertreten wird. Von den: beiden Gattungen der Pericolpiden ist die einfacher gebaute Pericolpa (Taf. XXIII) als. Stammgattung der ganzen Peromedusen-Ordnung (— und namentlich auch der Periphyllide Peri- palma —) zu betrachten, während Perierypta sich mehr an Periphylla anschliesst. Der Schirm der Pericolpiden (Taf. XXI, Fig. 1—4) ist stets hochgewölbt, kegelförmig, so dass die Höhe beträchtlich die Breite übertrifft. Aeusserlich zerfällt er durch eine tiefe ringförmige Einschnürung, die Kranz- furche (Fossa coronaris, ec) in einen oberen konischen Schirmkegel und einen unteren achtlappigen Schirmkranz. Der Schirmkegel (Conus umbralis) ist konisch, oben zugespitzt, äusserlich ganz glatt und enthält innerlich die Central-Theile des Gastrocanal-Systems, Basal-Magen und Central-Magen, sowie die subumbralen Trichterhöhlen. Der Schirmkranz (Corona umbralis) zerfällt durch 8 radiale oder longitudinale Furchen in 8 Pedalien oder keilförmige Gallertstücke. Von diesen Pedalien tragen die 4 perradialen je einen Tentakel (Pedalia tentacularia, up), die 4 inter- radialen je einen Sinneskolben (Pedalia rhopalaria, wi). Zwischen ersteren und letzteren, regelmässig mit ihnen alternirend, sitzen unterhalb der Pedalien am Schirmrande die 8 adradialen Randlappen (/). Innerlich enthält der Schirmkranz den unteren, ungetheilten und einfachen Abschnitt der subumbralen Schirmhöhle, und in dessen Mitte das Mundrohr. — In der Kranzfurche zwischen Schirmkegel und. Schirmkranz (ec) liegt der starke, aus kräftigen Ring- fasern bestehende Gürtel-Muskel der Exumbrella (M. zonaris, mz). Im Uebrigen ist die Exumbrella einfach, 52% 412 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PERICOLPIDEN. glatt und ohne jede besondere Auszeichnung. Die Gallerte des Schirms ist fest und derb, am dicksten in der Gegend des Pylorus, am dünnsten in der Kranzfurche. Die Schirmhöhle zerfällt in eine untere einfache Kranzhöhle und eine obere viertheilige Trichterhöhle. Die Grenze zwischen beiden wird scharf durch den horizontalen Gaumenring, d.h. die subumbrale Insertion der 4 per- radialen Gaumenknoten bezeichnet. Die Kranzhöhle, rings vom Schirmkranz umschlossen, ist ganz einfach und enthält in der Mitte das freie Mundrohr. Die 4 interradialen Trichtermündungen, zwischen den 4 Gaumenleisten, führen aus der Schirmkranz-Höhle in die 4 Trichter der Schirmtrichter-Höhle hinein. Diese konischen exodermalen Trichter dringen von unten (als Einstülpungen der Subumbrella) tief in den Central-Magen ein und setzen sich bei Pericolpa bis zum Pylorus-Ring fort. Bei Perierypta gehen sie centripetal sogar bis zum blinden Grunde des Basal-Magens hinauf, indem sie in die 4 interradialen Taeniolen des letzteren eindringen und diese ihrer ganzen Länge nach kegel- förmig aushöhlen; oben im Centrum der Subumbrella berühren sie sich schliesslich mit ihren proximalen Spitzen (wie bei Periphylia, Taf. XXIV, Fig. 12—14). Die Subumbrella ist durch einen sehr kräftigen achteckigen Kranzmuskel ausgezeichnet, ein Velarium mit 8 Feldern, dessen 8 centrifugal vorspringende Ecken der Mitte der 8 Randlappen entsprechen (Fig. 3—5 me). Indem die 8 Lappenspangen den circularen Muskelfasern zur Insertion dienen, zerfällt der Kranzmuskel in 3 vier- eckige Kranztafeln oder Velar-Felder (4 perradiale und 4 interradiale). Von dem convexen Proximal-Rande jedes der 8 Muskelfelder entspringt mit breiter Basis ein kräftiger, gleichschenkelig dreieckiger Delta-Muskel, dessen radiale Faser-Züge centripetal convergiren (Fig. 3—5 md). Die 4 perradialen Delta- Muskeln (md’) inseriren sich an der Subumbral-Seite der 4 Gaumenleisten; die 4 interradialen (md”) an der Subumbral-Fläche der 4 Septal-Knoten (kn). Der Schirmrand der Pericolpiden (Taf. XXIII, Fig. 1—5) ist von so characteristischer Bildung, dass man hieran allein schon sofort die Stellung der Meduse in dieser Ordnung und Familie mit Sicherheit erkennen. kann: A interradiale Sinneskolben, 4 perradiale Tentakeln und 8 adradiale Randlappen (zwischen ersteren und letzteren eingefügt), kommen bei keiner anderen Medusen-Familie vor. Da die Form und der Bau dieser Rand- Organe ganz mit demjenigen der Periphylliden übereinstimmt, und daher schon oben in der generellen Characteristik der Peromedusen (p. 401) geschildert worden ist, so genügt es hier daran zu erinnern, dass die 8 Randlappen den 8 Armen der nächstverwandten Lucernariden homolog sind, während die 4 perradialen Tentakeln und die 4 inter- radialen Sinneskolben sowohl den 8 „Randankern“ der Lucernariden, als den 8 „Principal-Tentakeln“ der Tesseriden morphologisch entsprechen, mithin auch phylogenetisch aus letzteren hervorgegangen sind. Das Gastrocanal-System der Pericolpiden stimmt in allen wesentlichen Eigenthümlichkeiten voll- ständig mit demjenigen der Periphylliden überein, und ist nur durch die verschiedene Zahl der peripherischen Kranz- taschen und der von ihnen ausgehenden Taschen der Randanhänge verschieden. Es kann daher hier auf die gene- relle Darstellung verwiesen werden, welche oben (p. 402) von dem Gastrocanal-System der Peromedusen überhaupt gegeben wurde, sowie auf Taf. XXIII und deren Erklärung. Sowohl die wesentliche Bildung des Axial-Darms als des weiten Ring-Sinus ist überall dieselbe. Erst am Proximal-Rande des Kranzmuskels (am Distalrande des Ring-Sinus) beginnt die Differenz in der Bildung des peripherischen Gefäss- Systems beider Familien. Die Pericolpiden zeigen hier nur 8 breite und niedrige Kranztaschen, deren innere oder axiale Wand von den 3 Feldern des Krauzmuskels, die äussere oder abaxiale Wand von den 8 Pedalien der Umbrella gebildet wird. Den oberen oder proximalen Rand einer jeden viereckigen Kranztasche (be) bildet der horizontale Spalt, durch welchen sie mit dem Ring-Sinus (cs) communieirt; die beiden geraden Seitenränder bilden die adradialen Lappenspangen (kl), welche die Randlappen halbiren. Am distalen unteren Rande giebt jede Kranztasche 5 Canäle ab: einen medialen Canal, welcher entweder (perradial) in einen Tentakel oder (interradial) in einen Sinneskolben geht; und zwei laterale Canäle, welche in die zugekehrten Hälften je zweier benachbarter Randlappen übergehen. Jeder adradiale Randlappen erhält somit 2 „Lappen- canäle oder Lappentaschen“ (bl), welche von 2 benachbarten Kranztaschen abgehen und durch das Septum der Lappen- spange geschieden werden; am Distal-Ende stehen sie aber in offener (hufeisenförmiger) Communication (Fig. 5 bu). Die Gastral-Filamente (f) zeigen im beiden Gattungen der Pericolpiden eine sehr verschiedene Ent- wickelung, entsprechend der Differenz in der Bildung des Grundmagens und der 4 Trichterhöhlen (vergl. oben p. 409). Bei Pericolpa (Fig. 3, 4), wo die 4 Taeniolen des Grundmagens glatte und solide Leisten sind, und wo die blinden Spitzen der 4 Trichterhöhlen sich am Pylorus inseriren, beginnt die Filament-Bildung erst an letzterem. Von jeder Trichterspitze gehen 2 divergirende Phacellen oder Filamentreihen an die zugekehrten Ränder von 2 benachbarten Gastral-Ostien, die sie in ihrer ganzen Länge säumen. Bei Perierypta hingegen, wo die 4 Trichterhöhlen bis zum Centrum der Subumbrella vordringen und die 4 Taeniolen des Grundmagens zu Hohlkegeln aufblähen, da sind auch diese letzteren in ihrer ganzen Länge bis zur Spitze mit einem Phacellen-Paar besetzt. Die Färbung der Pericolpiden ist unbekannt, da von den 3 beobachteten Species nur entfärbte Spiritus- Exemplare untersucht wurden. — Die Grösse beträgt 20—40 Mm. — Die Ontogenie ist unbekannt (vergl. p. 410). Geographische Verbreitung der Pericolpiden: Die 3 beobachteten Arten gehören der südlichen Hemisphäre an: Pericolpa dem antarktischen Ocean (südöstlich von den Kerguelen); Perierypta dem süd-pacifischen Ocean (eine Art Australien, eine Neuseeland). FAMILIA: PERICOLPIDAE. cenus: PERICOLPA. 413 XIX. Unterschiede der beiden Genera der Pericolpidae. Trichterhöhlen am Pylorus endend. Taeniolen des Basal-Magens solide Leisten. Filamente nur im Central-Magen. Trichterhöhlen am Scheitel endend. Taeniolen des Basal-Magens hohle Kegel. Filamente im Basal-Magen und im Central-Magen. 1. Pericolpa * 2. Perierypta* 169. Genus: PERICOLPA, Harrer; novum genus. zueginohree = rings mit Buchten versehen. Genus-Diagnose: Perieolpide ohne perradiale Backentaschen und ohne durchgehende basale Trichterhöhlen. 4 interradiale Taeniolen des Basal-Magens solide Leisten ohne Gastral-Filamente. Das Genus Pericolpa eröffnet die Reihe der Pericolpiden (und somit auch der Peromedusen überhaupt), als die einfachste Form derselben, welche sich unmittelbar an die Lucernariden anschliesst. Sie kann als Stammgattung der Peromedusen gelten, indem die drei anderen Genera dieser Ordnung sich leicht phylogenetisch von ihr ableiten lassen. Der Basal-Magen ist ein enger, vierseitig-prismatischer Hohlraum, in welchen die 4 interradialen Taeniolen in Gestalt einfacher Gallertleisten vorspringen (gleich dem einkammerigen Stiel der einfachen Lucernarien). Die Gastral-Filamente sind auf den Central-Magen beschränkt und säumen den Rand der Gastral-Ostien in Gestalt von 8 adradialen Reihen. Je zwei Reihen gehen hervor aus den beiden Schenkeln, in welche sich jedes basale Taeniol beim Eintritt in den Central-Magen spaltet. Das Mundrohr ist ein einfacher, vierseitig-prismatischer Schlauch, ohne Backentaschen. Die Schirmhöhle schickt nach oben 4 interradiale konische Trichterhöhlen aus, welche vom Gaumen- ring bis zum Pylorus-Ring reichen. — Die einzige beobachtete Art gehört dem antarktischen Ocean an. 415. Species: Pericolpa quadrigata, Haırcker; nova species. Tafel XXI. Species-Diagnose: Schirm hoch gewölbt, kegelförmig, fast doppelt so hoch als breit, durch eine tiefe Kranzfurche in oberen Schirmkegel und unteren Schirmkranz getheilt, beide ungefähr von gleicher Höhe. Die 4 perradialen Pedalien des Schirmkranzes doppelt so breit als die 4 inter- »D radialen, ungefähr so lang als die 8 eiförmigen Randlappen. 4 Tentakeln ungefähr doppelt so lang als die Schirmhöhe. Mundrohr vierseitig-prismatisch, fast doppelt so lang als der Central-Magen, 4 so lang als die Schirmhöhe, bis zu den Sinneskolben hinabreichend. Specielle Beschreibung: Pericolpa quadrigata ist die einfachste Form unter den bis jetzt bekannten Peromedusen. Der Schirmkegel, oberhalb der horizontalen tiefen Kranzfurche, ist glockenförmig, oben konisch zuge- spitzt. Der Schirmkranz, unterhalb der Kranzfurche, zerfällt äusserlich in eine obere Pedal-Zone und untere Lappen- zone. Die Pedal-Zone besteht aus 3 dicken radialen Gallertstücken, die durch tiefe Längsfurchen getrennt und halbirt werden; die 4 interradialen Pedalien (zz), welche die Sinneskolben tragen, smd kaum halb so breit als die 4 per- radialen (up), auf denen die Tentakeln aufsitzen. Tentakeln sehr lang und stark, unterhalb der Basis spindelförmig erweitert. Randlappen eiförmig, zugespitzt, mit dünnem Flügelsaum, mit sehr starken Spangen. Sinneskolben (0%) gross, mit breitem Pigment-Kragen. Basal-Magen und Mundrohr von fast gleicher Bildung und Grösse; beide vier- seitig-prismatisch, mit 4 perradialen Kanten (a%), welche centrifugal, und 4 interradialen Taeniolen (ai), welche centri- petal vorspringen (vergl. Fig. 3 und 4, 6 und 3); Central-Magen (ae) zwischen beiden fast halbkugelig. Die 3 Go- naden (s) sind schmale Bänder, liegen paarweise zu beiden Seiten der 4 Septal-Knoten (kn) und nähern sich oberhalb der letzteren mit ihren Proximal-Enden so sehr, dass sie als Sförmige Schenkel von 4 Hufeisen erscheinen (Fig. 4); ihre Distal-Enden berühren die Proximal-Enden der Lappenspangen. Bezüglich der übrigen Verhältnisse ist oben die generelle Characteristik der Peromedusen und unten die Taf. XXIII nebst Erklärung zu vergleichen. Diese inter- essante Peromeduse wurde von der Challenger-Expedition im antarktischen Ocean erbeutet, nahe dem südlichsten Punkte, den sie berührte, südöstlich von den Kerguelen-Inseln (Lat. S. 64° 37’, Long. 0. v. Gr. 85° 49‘. Station 154 des Challenger-Journals; am 19. Februar 1874). er 414 oRDO: PEROMEDUSAE. FaAuıLıa: PERICOLPIDAE. Grösse: Schirmbreite 10 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Antarktischer Ocean, südöstlich von den Kerguelen-Inseln, WywvirLe Tuonson. 170. Genus: PERICRYPTA, Harcexer; novum genus. zregizovırd = rings herum bedeckt. Genus-Diagnose: Pericolpide mit 4 perradialen Backentaschen und mit 4 durchgehenden basalen Trichterhöhlen. 4 interradiale Taeniolen des Basal-Magens hohle Kegel, in ihrer ganzen Länge mit 2 Reihen von Gastral-Filamenten besetzt. Das Genus Pericrypta unterscheidet sich von der vorhergehenden Pericolpa dadurch, dass die 4 interradialen Trichterhöhlen bis in die aborale Spitze des Basal-Magens hinaufgehen und somit die 4 Taeniolen desselben zu Hohl- kegeln gestalten. Diese sind in ihrer ganzen Länge mit 2 divergirenden, nur oben an der Spitze zusammenstossenden Reihen von Gastral-Filamenten besetzt. Ferner sind 4 weite perradiale Backentaschen vorhanden. Perierypta verhält sich demnach zu Pericolpa ganz ebenso, wie in der folgenden Familie Periphylla zu Peripalma. Bis jetzt ist das Genus Pericrypta nur durch zwei süd-pacifische Arten vertreten. 416. Species: Perierypta galea, Harcker; nova species. Speeies-Diagnose: Schirm hoch gewölbt, helmförmig, 14 mal so hoch als breit, durch eine flache Kranzfurche in oberen spitzen Schirmkegel und unteren breiten Schirmkranz getheilt; beide ungefähr von gleicher Höhe. Die 4 perradialen Pedalien des Schirmkranzes wenig breiter als die 4 interradialen, wenig länger als die 8 Handlappen. 4 Tentakeln ungefähr so lang als die Schirm- höhe. Mundrohr fast würfelförmig, mit weiten Backentaschen, bis über den Distal-Rand des Kranz- muskels hinabreichend, mit 8 langen, adradialen Bartfäden. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spieilegium Medusarum“. Von der nahestehenden folgenden Art unterscheidet sich diese durch schlankeren und kräftigeren Bau, und namentlich durch den spitzen helmförmigen Schirm, dessen Kranz sehr breit ist, sowie durch das mächtige Mundrohr, das fast doppelt so hoch als der Central-Magen ist. Seine 4 Backentaschen sind sehr weit, die Buccal-Säulen zwischen ihnen sehr kräftig. Vom fleischigen Mundrande hängen 8 lange Bartfäden herab, die distalen Verlängerungen der 8 Taeniolen Schenkel. Grösse: Schirmbreite 30 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Süd-Pacifischer Ocean, Ost-Küste von Australien, Scunenasen. 417. Species: Pericrypta campana, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm hoch gewölbt, glockenförmig, wenig höher als breit, durch eine seichte Kranzfurche in oberen stumpf abgerundeten Schirmkegel und unteren schmalen Schirmkranz getheilt; ersterer doppelt so hoch als letzterer. Die 4 perradialen Pedalien des Schirmkranzes doppelt so breit als die 4 interradialen, etwa doppelt so lang als die 8 stumpfen runden Randlappen. 4 Ten- takeln ungefähr doppelt so lang als die Schirmhöhe. Mundrohr vierseitig-prismatisch, kaum halb so lang als der Central-Magen, mit flachen Backentaschen, noch nicht bis zum Proximal-Rande des Kranz- muskels hinabreichend, ohne Bartfäden. Specielle Beschreibung und Abbildung ist nach dem einzigen untersuchten Exemplare nicht zu geben. Dasselbe war schlecht eonservirt und stark verletzt, so dass nur der specifische Unterschied von der vorhergehenden Art zu constatiren war. Der Habitus ist plumper und schlaffer, der glockenförmige Schirm oben stumpf abgerundet, mit schmalem Kranz; das Mundrohr kaum halb so stark entwickelt als bei der vorigen Art, klein, ohne Bartfäden. Grösse: Schirmbreite 24 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Süd-Paeifischer Ocean, in der Nähe von Neuseeland, Wesen. GENERELLE CHARACTERISTIK DER PERIPHYLLIDEN. 415 Zwanzigste Medusen- Familie: (Zweite Familie der Peromedusen:) PERIPHYLLIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXIV. Familien-Character: Peromedusen mit 12 Tentakeln (4 perradialen und 8 adradialen), mit 4 interradialen Sinneskolben und mit 16 Randlappen (8 tentacularen und 8 ocularen). Exumbrella mit 16 Pedalien und Kranzmuskel mit 16 Velar-Feldern (4 perradialen, 4 interradialen und 8 ad- radialen); zwischen jedem Pedal und jedem Velar-Feld eine Kranztasche. Marginaler Feston-Canal aus 32 Lappentaschen gebildet. Die neue Familie der Periphylliden, mit den beiden Gattungen Peripalma und Periphylia, enthält die höheren und verwickelter gebauten Peromedusen, in welchen der characteristische Typus dieser „Taschenquallen“ seine höchste Ausbildung erreicht. Sie unterscheidet sich sogleich äusserlich von der vorigen Familie durch die doppelte Zahl der Randlappen und. die dreifache Zahl der Tentakeln, obgleich die Zahl der interradialen Sinneskolben dieselbe ist. Während die Pericolpidae nur 4 perradiale Tentakeln und 8 dieselben einschliessende Randlappen besitzen, zeigen die Periphyllidae 12 Tentakeln und 16 Lappen. Mithin ist jeder einfache Tentakel der ersteren hier bei den letzteren durch drei Tentakeln und zwei dazwischen sitzende Lappen vertreten (vergl. Taf. XXIII und XXIV). Die beiden Genera der Periphyllidae verhalten sich zu einander eben so, wie die beiden Gattungen der Peri- colpidae. Peripalma (ohne Backentaschen, mit soliden und glatten Taeniolen des Basal-Magens) entspricht der älteren und einfacheren Pericolpa; hingegen ist Periphylia (mit Backentaschen, mit hohlen und gefransten Taeniolen des Basal-Magens) der jüngeren und entwickelteren Perierypta zu vergleichen. Zu Periphylla (Taf. XXIV) gehören die drei einzigen Medusen-Arten, welche bisher aus dieser Familie, wie überhaupt aus der Ordnung der Peromedusen bekannt waren; freilich sind aber die betreifenden Abbildungen so unvollständig, dass sich darauf kein Verständniss ihrer merkwürdigen Organisation gründen konnte. Die Figuren von P. Peroni und P. bicolor geben bloss unvoll- kommene Darstellungen des leeren und verstümmelten Schirmes, ohne alle inneren Organe. Die Ahbildung der dritten Art, P. dodecabostrycha, ist gut und richtig betreffs der äusseren Form, unvollständig und unrichtig bezüglich des inneren Baues. Die erste Periphyllide — und zugleich die erste Peromeduse —, welche in der Literatur auftritt, ist Charybdea periphylla von P£ErON und LesuEur (Tableau ete., 1809, Annales Mus. H. N. Vol. XIV, p. 332, Nr. 11). P£RroN gründete damals das Genus Charybdea für 2 sehr verschiedene Medusen, von denen die eine der heute noch gültige Typus dieser Gattung ist, die mediterrane ©. marsupialis; die andere aber jene ganz verschiedene ©. peri- phylla (— aus der Aequatorial-Zone des atlantischen Oceans —). Da P&row nur den leeren und verstümmelten Schirm eines todten Thieres, ohne alle inneren Organe, kannte, so hielt er irrthümlich die konische leere Schirmhöhle für die Magenhöhle, besonders weil deren Epithel (— d.h. das umbrale Epithel des Ring-Sinus —) braun gefärbt war. Am Schirmrande beschreibt er 16 blattförmige dreieckige Lappen (,„folioles“), von denen 3 paarweise vereinigt, die anderen S durch Zwischenräume getrennt sind. Die gute Abbildung von LesuvEur, welche Pl. V, Fig. 1—3 des „LRecueil de Planches inedites“ bildet, wurde später von BLAINVILLE (Actinologie, Pl. 31, Fig. 1) und von MirLxE- EDwARDS copirt (in Cuvıer’s Regne animal illustre, Zoophytes, Pl. 55, Fig. 2). Aus dieser Abbildung geht unzweifel- haft hervor, dass der betreffende leere Schirm einer Periphyllide angehört hat; und zwar halte ich sie für identisch mit einer südafrikanischen Species (Periphylla Peronii), von der ich ein Exemplar durch WiLHELM BLEek erhielt. Die 12 Tentakeln waren an Prron’s Exemplar abgerissen und sassen in den Zwischenräumen zwischen den freien Randlappen. Die 4 tentakelähnlichen Vorsprünge, welche in den 4 Einschnitten zwischen den 8 paarweise verbun- denen Lappen sitzen, und welche L. Acassız (1862, 1. c. p. 175) irrig als Tentakeln deutete, sind die 4 interradialen Sinneskolben. Gleichfalls auf einen leeren Periphylla-Schirm, ohne alle inneren Organe, bezog sich die zweite Darstellung einer Periphyllide, welche 24 Jahre später Quoy und GAIMArD in dem „Voyage de l’Astrolabe“ gaben, unter dem Namen Charybdea bicolor (Zoologie, Tome IV, p. 293, Pl. 25, Fig. 1—5). Dieses Exemplar hatte einen konischen Schirm von 6 Zoll Höhe und wurde im atlantischen Ocean zwischen den Cap- Verden und der afrikanischen Küste gefischt. Die französischen Autoren vermuthen richtig, dass die inneren Organe sämmtlich zerstört und entfernt 416 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PERIPHYLLIDEN. waren. Sie zeichnen 16 Tentakeln zwischen den 16 Randlappen. Ohne Zweifel waren aber nur 12 vorhanden; die 4 übrigen (interradialen) Randanhänge (— die Rhopalien —) wurden von ihnen irrthümlich für abgerissene Ten- takeln gehalten und in der Figur als solche ergänzt. Die dritte Periphyllide endlich, von welcher bisher eine Abbildung existirte, wurde von Merrens nach der Natur gezeichnet und von Branpr als Chrysaora dubia (vel Dodecabostrycha dubia) kurz beschrieben. Die Deutung aber, welche Letzterer der guten Figur des Ersteren gab, war ganz irrthümlich, indem er die Geschlechtsdrüsen für 4 zweischenkelige Arme hielt. Recht gut sind in der Abbildung dargestellt die 12 Tentakeln und die 4 interradialen Sinneskolben („Randkörper“), ferner die Lappenspangen, der Kranzmuskel und die Geschlechtsorgane. Dagegen war der centrale Theil des Gastrocanal-Systems offenbar auch an diesem Exemplare zerstört, insbesondere das Mundrohr und der Mittelmagen verloren, so dass die eigenthümliche Bildung gerade dieser Theile an der Abbildung nicht zu erkennen ist. Die neueren Medusologen haben jene 3 einzigen, bisher bekannten Darstellungen von Peromedusen nicht weiter berücksichtigt. Nur L. Acassız hat sie (1862) in seiner grossen Monographie der Acalephen unter den „Discophorae Haplostomeae“ mit aufgeführt, und aus den 3 betreffenden Periphylla-Arten nicht weniger als 3 Genera und 2 Fami- lien gebildet: I. Familia: I. Brandtidae: 1) Dodecabostrycha dubia, 2) Quoya bicolor; UI. Familia: U. Charyb- deidae: 3) Charybdea periphylla. Da alle neueren Autoren übereinstimmend die Bezeichnung Charybdea nur für die mediterrane Cubomeduse O. marsupialis anwenden, da ferner ein Genus Drandtia überhaupt nicht existirt, und da endlich die von STEENSTRUP gegebene und sehr passende Genus-Bezeichnung älter und besser ist als die von Acassız vorgeschlagenen Namen, so werde ich letztere correcter Weise ignoriren. Der Schirm der Periphylliden (Taf. XXIV, Fig. 1—3) ist hoch gewölbt, kegelförmig, stets höher als breit, oben meistens zugespitzt, seltener abgerundet. Acusserlich zerfällt er durch eine tiefe ringförmige Einschnürung, die Kranzfurche (Fossa coronaris), in einen oberen konischen Schirmkegel und einen unteren sechzehnlappigen Schirmkranz. Der Schirmkegel (Conus umbralis) ist äusserlich ganz glatt, bisweilen mit einer mittleren Ring- furche, welche der Grenze von Basal- und Central-Magen entspricht; er enthält ausser diesen Centraltheilen des Gastrocanal-Systems auch noch die subumbralen Trichterhöhlen. Der Schirmkranz (Corona umbralis) zerfällt durch 16 radiale oder longitudinale Furchen in 16 Pedalien oder keilförmige Gallertstücke. Von diesen Pedalien tragen die 4 interradialen (ws) je einen Sinneskolben (Pedalia rhopalaria); die 12 anderen hingegen (4 perradiale, up, und 8 adradiale, «@) tragen je einen hohlen, starken und langen Tentakel (Pedalia tentacularia). Zwischen ersteren und letzteren, regelmässig mit ihnen alternirend, sitzen unterhalb der Pedalien am Schirmrande die 16 Randlappen (2). Innerlich enthält der Schirmkranz den unteren, ungetheilten und einfachen Abschnitt der subumbralen Schirmhöhle und in dessen Mitte das Mundrohr. — In der Kranzfurche (ec), zwischen Schirmkegel und Schirmkranz, verläuft der starke, aus kräftigen Ringfasern bestehende Gürtel-Muskel der Exumbrella (M. zonaris, mz). Von seinem Distalrande gehen bisweilen noch 16 dreieckige Muskel-Zacken ab, deren untere Spitze in eine Interpedal-Furche und einen Lappen-Radius sich fortsetzt. Im Uebrigen ist die Exumbrella einfach, glatt und ohne besondere Auszeichnung. Die Gallerte des Schirms ist fest und derb, oft fast knorpelartig, in der Kranzfurche stark verdünnt, sonst ziemlich gleichmässig dick. Die Schirmhöhle zerfällt in eine untere einfache Schirm-Kranzhöhle und eine obere viertheilige Schirm- Trichterhöhle. Beide werden abgegrenzt durch den horizontalen Gaumenring, in welchem sich die 4 perradialen Gaumenknoten an der Subumbrella inseriren. Die Schirm-Kranzhöhle ist einfach, wird rings vom Schirmkranze um- schlossen und enthält in der Mitte das frei herabhängende Mundrohr. Aus dem Grunde der Kranzhöhle führen die 4 Trichter-Mündungen (zwischen den 4 perradialen Gaumenleisten) in die 4 interradialen Trichterhöhlen hineim. Diese konischen exodermalen Trichter dringen von unten (als Einstülpungen der Subumbrella) tief im den Central-Magen ein und setzen sich bei Peripalma bis zum Pylorus-Ring fort. Bei Periphylla dringen sie daselbst in die 4 Taeniolen des Basal-Magens ein, höhlen diese in ihrer ganzen Länge kegelförmig aus und stossen schliesslich oben im Scheitel- punkt der Subumbrella mit ihren aboralen Spitzen zusammen (Fig. 12—14 ;). Die Subumbrella der Periphylliden zeichnet sich aus durch ein breites Velarium mit 16 Feldern, einen sehr kräftigen, sechzehneckigen Kranzmuskel (me), dessen 16 centrifugal vorspringende Ecken der Mitte der 16 Randlappen entsprechen (Fig. 12—14 me). Die 16 Lappenspangen oder Loboporpen der letzteren dienen den circularen Muskelfasern zur Stütze und Insertion, und so zerfällt der Kranzmuskel in 16 viereckige Kranztafeln oder Velar-Felder. Von diesen sind die 4 interradialen, an deren Distalrand die 4 Sinneskolben liegen, gewöhnlich etwas schmäler, als die 12 übrigen, welche den 12 Tentakeln entsprechen. Von dem Proximal-Rande des Kranzmuskels entspringen mit breiter Basis die 3 kräftigen Delta-Muskeln; von der Form eines gleichschenkeligen Dreiecks, dessen Basis tangential, dessen abgestutzte Spitze centripetal gerichtet ist (Fig. 12—14 md). Die 4 kürzeren per- radialen Delta-Muskeln (md’), den 4 perradialen Tentakeln entsprechend, inseriren sich an den 4 Gaumenknoten (am knorpeligen Distalrande der Gastral-Ostien). Die 4 längeren interradialen Delta-Muskeln (md”), den 4 Sinneskolben entsprechend, inseriren sich an der Subumbral-Wand der 4 Septal-Knoten (kn). Der Schirmrand der Periphylliden (Taf. XXIV, Fig. 1—4) ist von so characteristischer Bildung, dass GENERELLE CHARACTERISTIK DER PERIPHYLLIDEN. 417 hieran allein schon die Stellung der Meduse in dieser Ordnung und Familie mit Sicherheit erkannt werden kann. Bei keiner anderen Medusen-Familie finden sich, wie hier, folgende Organe constant am Schirmrande vereinigt: 4 inter- radiale Sinneskolben, 12 Tentakeln (4 perradiale und 8 adradiale) und 16 Randlappen (zwischen erstere und letztere eingefügt). Form und Bau dieser Rand-Organe stimmt ganz mit denjenigen der Pericolpiden überein, und ist daher schon oben in der generellen Characteristik der Peromedusen (p. 400) geschildert worden. Es genügt somit hier an den wichtigen und constanten Unterschied zu erinnern, welcher in der beständigen Zahl und Anordnung der Randorgane zwischen beiden Familien der Peromedusen besteht: Jeder der 4 perradialen Ten- takeln der Pericolpiden wird bei den Periphylliden durch 3 Tentakeln und 2 dazwischen einge- fügte Randlappen vertreten; von diesen 3 Tentakeln ist der mittlere perradial und die beiden seitlichen adradial. Das Gastrocanal-System der Periphylliden zeigt im Wesentlichen dieselbe eigenthümliche Bildung, wie dasjenige der Pericolpiden, und unterscheidet sich von ihm nur durch die verschiedene Zahl der Kranztaschen und der von ihnen ausgehenden Taschen der Randanhänge. Wir können daher hier auf die generelle Darstellung verweisen, welche oben (p. 402) von dem Gastrocanal-System der Peromedusen überhaupt gegeben wurde, sowie auf Taf. XXIV und deren Erklärung. Sowohl der Axial-Darm als der weite Ring-Sinus ist überall wesentlich von der- selben Bildung. Erst am Distalrande des Ring-Sinus (am Proximal-Rande des Kranzmuskels) beginnt der Unterschied in der Bildung des peripherischen Gefäss- Systems beider Familien. Die Periphylliden haben doppelt so viel Rand- lappen und velare Muskelfelder als die Pericolpiden, daher auch doppelt so viel Kranztaschen und Lappentaschen. Von den 16 Kranztaschen (be) geben die 4 interradialen je einen Sinnes-Canal für den Sinneskolben ab, die 12 übrigen je einen Canal für den Tentakel (4 perradiale und 3 adradiale). Die innere oder axiale Wand einer jeden Kranz- tasche wird durch ein Velar-Feld gebildet, die äussere oder abaxiale Wand durch ein Pedal, die beiden Seitenränder durch 2 benachbarte Lappenspangen (kl). Am oberen oder proximalen Rande communicirt jede Kranztasche durch einen horizontalen breiten Spalt mit dem Ring-Sinus (cs); am unteren oder distalen Rande giebt sie 3 Canäle ab, von denen der mittlere in einen Tentakel oder einen Sinneskolben geht, die beiden seitlichen in 2 benachbarte Rand- lappen. Jeder Randlappen erhält somit 2 „Lappencanäle oder Lappentaschen“ (bl), welche von 2 benachbarten Kranz- taschen abgehen und durch die Lappenspange (wie durch ein Septum) geschieden werden; nur an deren Distal-Ende communiciren sie mit einander durch einen Uförmigen Bogen (Fig. 14 bu). Die Gastral-Filamente (f) zeigen in den beiden Genera der Periphylliden dieselben Unterschiede, wie in den beiden Gattungen der Pericolpiden (vergl. oben p. 408 und 412). Bei Peripalma finden sich 8 adradiale Phacellen nur im Oentral-Magen, wo sie paarweise die Ränder der Gastral-Ostien säumen. Bei Periphylla hingegen (Fig. 12—14) erstrecken sie sich ausserdem noch durch die ganze Länge des-Basal-Magens bis zur aboralen Spitze desselben hinauf. Offenbar hängt dieser auffallende Unterschied damit zusammen, dass bei der ersteren die 4 Taeniolen des Basal- Magens solide Leisten, bei der letzteren hingegen hohle Kegel sind. Die 4 interradialen Trichterhöhlen (deren Gastral- Wand allein die Filamente trägt) reichen bei Peripalma nur bis zum Pylorus-Ring, bei Periphylla bis zur Kuppel- spitze hinauf. Die Färbung der Periphylliden scheint sehr intensiv und schön zu sein, vorzugsweise dunkelroth und violett, bald mehr in das Braune oder Rostgelbe, bald mehr im Blau oder Indigo übergehend. — Die Grösse ist ansehnlich und beträgt meistens zwischen 100 und 200 Mm. Die Ontogenie ist noch völlig unbekannt (vergl. p. 410). Geographische Verbreitung der Periphylliden: Von den 7 beobachteten Arten gehört nur eine (Peripalma corona) dem Mittelmeer an. Von den 6 anderen Arten (sämmtlich zu Periphylla gehörig) sind 3 im atlantischen Ocean gefunden worden (P. hyacinthina im nördlichen, P. bicolor und P. Peronii im südlichen Theile); 2 im südlichen Theile des pacifischen Oceans (P. dodecabostrycha und P. mirabilis), und die grösste von Allen, P. regina, im antarktischen Ocean (südöstlich von den Kerguelen-Inseln, in 12,000 Fuss Tiefe). XX. Unterschiede der beiden Genera der Periphyllidae. Trichterhöhlen am Pylorus endend. Taeniolen des Basal-Magens solide Leisten. Filamente nur im Central-Magen. Trichterhöhlen am Scheitel endend. Taeniolen des Basal- Magens hohle Kegel. Filamente im Central-Magen und im Basal-Magen. 1. Peripalma* 2. Periphylla* Haeckel, System der Medusen. 53 Jen. Denkschriften 1. 418 oRDO: PEROMEDUSAE. ramııa: PERIPHYLLIDAE. 171. Genus: PERIPALMA, Haecker; novum genus. zregircaluc —= rings herum mit handförmigen flachen Lappen versehen. Genus-Diagnose: Periphyllide ohne perradiale Backentaschen und ohne durchgehende basale Trichterhöhlen; 4 interradiale Taeniolen des Basal-Magens solide Leisten, ohne Gastral-Filamente. Das Genus Peripalma enthält die einfachen gebauten Periphylliden, deren Trichterhöhlen bloss bis zur Pylorus-Strietur hinaufreichen. Daher sind die 4 Taeniolen des Basal-Magens einfache solide Leisten, ohne Gastral- Filamente; letztere bleiben auf den Central-Magen beschränkt und bilden hier 8 adradiale Reihen, welche den Rand der Gastral-Ostien säumen. Die beiden Phacellen oder Filament-Reihen, welche zwischen 2 Gastral-Ostien liegen, entsprechen den Schenkeln eines zweispaltigen basalen Taeniols. Das vierseitige Mundrohr ist einfach, ohne Backen- taschen. Die einzige beobachtete Art dieser Gattung gehört dem Mittelmeer an. 418. Species: Peripalma corona, Harcker; nova Species. Species-Diagnose: Schirm hochgewölbt, helmförmig, 13 mal so hoch als breit. Schirm- kegel fast doppelt so hoch als der Schirmkranz, beide durch eine tiefe Kranzfurche getrennt. Die Pedal-Zone des Kranzes fast so hoch als die Lappen-Zone. Die 16 Pedalien der letzteren ungefähr von gleicher Breite. 16 Randlappen zungenförnig, spitz. Die 8 Tentakel-Lappen stärker vorspringend als die 8 Rhopalien-Lappen. 12 Tentakeln so lang als die Schirmhöhe, an ihrer Basis 4 so breit als die Randlappen. Basal-Magen, Central-Magen und Mundrohr fast von gleicher Länge. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später im „Spicilegium Medusarum“. Da der Schirm klein und wegen des dunkeln Pigmentes sehr undurchsichtig ist, so bietet die Anatomie dieser Art grosse Schwierigkeiten. Es ist die einzige Peromeduse des Mittelmeeres, und zugleich die einzige Art dieser Ordnung, die ich selbst erbeutet habe. Leider war das einzige Exemplar, welches ich während meines Aufenthaltes in Algesiras erhielt, stark ver- letzt. Nur mit Hülfe der colossalen Peromedusen des „Challenger“ ist es mir später gelungen, ihren Körperbau zu enträthseln. Farbe: Violett; der Schirm mehr roth, Tentakeln und Mundrohr mehr blau; Gonaden dunkelroth. Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Mittelmeer; Strasse von Gibraltar, Haecker. 172. Genus: PERIPHYLLA, Sreenstrur (1837). zeegipihhe. = ringsum mit Blättern besetzt. Genus-Diagnose: Periphyllide mit 4 perradialen Backentaschen und mit 4 durchgehenden basalen Trichterhöhlen. 4 interradiale Taeniolen des Basal-Magens hohle Kegel, in ihrer ganzen Länge mit 2 Reihen von Gastral-Filamenten besetzt. Das Genus Periphylla umfasst diejenigen Periphylliden, deren Trichterhöhlen tief in den Basal-Magen bis zum Centrum der Subumbrella vordringen und so die 4 interradialen Taeniolen desselben zu Hohlkegeln umformen. Diese sind in ihrer ganzen Länge mit 2 divergirenden, oben im Centrum zusammenstossenden Reihen von Gastral- Filamenten besetzt. Das weite Mundrohr zeigt 4 perradiale Backentaschen. Mithin verhält sich Periphylla ebenso zu Peripalma, wie in der vorigen Familie Perierypta zu Pericolpa. Ich rechne zu Periphylla 3 neue Arten, von denen P. hyacinthina das Genus als Typus vertritt, während zwei grosse, von der Challenger-Expedition erbeutete Tiefsee-Formen wahrscheinlich künftig als Repräsentanten besonderer Genera zu trennen sind: Periphema regina und Periphenga mirabilis. Ausserdem gehören hierher wahrscheinlich auch jene 3 älteren, nur unvollständig bekannten Peromedusen-Species, welche bisher allein die ganze Ordnung vertraten. L. Agassız hat diese 3 Species (1862 1. c. p. 173) auf 3 verschiedene Genera vertheilt: Dodecabostrycha dubia, Quoya bicolor und Oharybdea periphylla. Indessen ist der ältere und bessere Gattungs-Name Periphylla von Srrensrrup jedenfalls vorzuziehen (vergl. oben p. 396 und 416). FAMILIA: PERIPHYLLIDAE. GenErRA: PERIPALMA, PERIPHYLLA. 419 419. Species: Periphylla hyacinthina, Srruxstrur. Tafel XXIV. Periphylla hyacinthina, SteEnsTRup, 1337; Acta Mus. Hafniensis. Charybdea hyacinthina, STEENSTRUP, 1842; Acta Mus. Hafniensis. ? Medusa (Melitea) hyacinthina, FABEr, 1829; Fische Islands etc. p. 197. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, 2 so breit oder fast eben so breit als hoch. Pedal-Zone der Exumbrella niedriger als die Lappen-Zone, beide zusammen ungefähr so hoch als die Kegel-Zone. Randlappen fast rechteckig, unten abgestutzt; ihre distalen Flügel viereckig, breit, fast so hoch als ihre proximalen Gallertstücke. Die 8 Tentakel-Lappen eben so weit am Schirmrande vor- spiingend als die 8 Rhopalien-Lappen. Tentakeln ungefähr doppelt so lang als die Schirmhöhe, an ihrer Basis halb so breit als die Randlappen. Mundrohr doppelt so breit als hoch, bis zur Basis der Randlappen reichend. Mundrand ohne Bartfäden. Specielle Beschreibung: Periphylla hyacinthina konnte ich in einer grossen Anzahl von Exemplaren aus dem Museum von Kopenhagen vergleichen, welche meistens an der Küste von Grönland gesammelt waren (zum Theil schon im Jahre 1837 und 1842 von P. ©. Mörrter). Leider waren nur wenige derselben gut conservirt, die meisten nur leere Schirme von todten Thieren; entweder durch parasitische Crustaceen (Hyperiden) zerstört oder vielleicht ausgefault und dann erst an die Meeresoberfläche gelangt (vergl. oben p. 398). Einige Exemplare des Kopenhagener Museums (leider nur leere Schirme) stammen aus dem Meerbusen von Biscaya, eines von Lissabon und eines von den Azoren. Vielleicht gehören diese südlichen Formen anderen Species an, was sich jedoch wegen ihrer unvollkommenen Beschaffenheit nicht entscheiden lässt. — Die Species- Bezeichnung hyacinthina gab ihr STEENSTRUP wegen der prächtigen Hyacinthfarbe und mit Rücksicht auf die Medusa hyacinthina von FABER (1829, 1. c.); jedoch ist des letzteren Beschreibung viel zu unvollkommen, um sie mit Sicherheit auf jene beziehen zu können, und in mehreren wichtigen Punkten passt sie nicht. Die verglichenen grönländer Exemplare differiren in Grösse und Ge- sammtform bedeutend, ohne dass jedoch sichere specifische Merkmale eine Trennung in mehrere Arten rechtfertigen könnten. Bei einigen der kleinsten Exemplare mass der Schirm nur 25—30 Mm.; doch war auch bei diesen die ganze innere Organisation schon vollständig ausgebildet. Der ganze Habitus dieser Art ist zarter und schlaffer als bei den übrigen Species des Genus. —: Die 4 interradialen Trichter des Basal-Magens sind eng, trompetenförmig, nach unten plötzlich erweitert (zb). Die Gastral-Ostien (go) sind breite Spalten. Der kurze und gedrungene Buccal- Magen zeichnet sich durch die mächtige Entwickelung der 4 interradialen Buccal-Säulen aus (ac); dieselben bilden dicke, gallertige sechsseitige Prismen und springen so weit m den Axialraum des Mundrohres (ax) vor, dass sie denselben bedeutend verengen. Zwischen ihren vorspringenden Seitenflügeln (ad) führen enge Fauces in die weiten Backen- taschen (bb); deren Flügeltaschen sind stark vertieft. Die Septal-Knoten (kn) sind kurz, aber breit. Die Gonaden zeigen einfachere Verhältnisse der Faltenbildung als bei den (meisten?) folgenden Arten. Vielleicht sind letztere generisch zu trennen. Da aber STEENnSTRuUP das Genus Periphylla (im Cataloge des Museums zu Kopenhagen, 1337) zuerst für die P. hyacinthina gründete, ist diese Species jedenfalls als maassgebender Typus des Genus beizubehalten. Ein wohlerhaltenes Exemplar wurde unweit Cap Farewell in 1800 Fuss (= 300 Faden) Tiefe von BorcH gefangen. Farbe (nach einer Farbenskizze von P. C. Mörter): Der grösste Theil des Körpers (und namentlich die innere Fläche des Gallertschirmes) prächtig hyacinthroth; Pedalien und Randlappen kupferrolh bis violett; Lappenspangen und Tentakeln blau. Grösse: Schirmbreite 100—120 Mm., Schirmhöhe 120—160 Mm. Fundort: Nord- Atlantischer Ocean; Grönland (Davisstrasse, Godhavn, Cap Farewell etc.), Island, und vielleicht bis nach Biscaya und den Azoren hinab; Möruer (1837); Brock, Orkık, Hycom, Boren etc. (Museum von Kopenhagen). 420. Species: Periphylla bicolor, Hakckeı. Charybdea bicolor, Quov et GAmmarn, 1833; Voyage de l’Astrolabe, Zoolog. Tome IV, p. 293, Pl. 25, Fig. 1—3. Quoyia bicolor, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 173. Species-Diagnose: Schirm kegeltörmig, um 4 höher als breit. Pedal-Zone der Exumbrella halb so hoch als die Lappen-Zone, beide zusammen ungefähr 3 so hoch als die Kegel-Zone. Rand- 53 * 420 oRDO: PEROMEDUSAE. ramıLıa: PERIPHYLLIDAE. lappen fast rechteckig, abgestutzt, ihre distalen Flügel viereckig, fast eben so hoch als ihre proximalen Gallertstücke. Die 8 Tentakel-Lappen ungefähr eben so weit am Schirmrande vorspringend als die 8 Rhopalien-Lappen. Tentakeln dünn und kurz, etwa halb so lang als die Schirmhöhe, an ihrer Basis kaum 4 so breit als die Randlappen. Mundrohr? Keine Bartfäden am Mundrande ? Specielle Beschreibung und Abbildung bei Quoy und GAImArD (l. c.). Dieselbe bezieht sich jedoch nur, wie auch diese Autoren selbst richtig vermuthen, auf den leeren Schirm eines todten Thieres, aus welchem alle inneren Organe (Magen, Gonaden, Subumbrella nebst anhängenden Theilen) entfernt sind. Nur die äussere Ansicht der Umbrella mit ihren Randanhängen, Lappen und Tentakeln ist in der Darstellung wiedergegeben. Wenn dieselbe, wie es scheint, naturgetreu ist, so steht diese Periphylla der P. hyacinthina sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihr durch die höher gewölbte Kegel-Zone des Schirmes, und namentlich durch die sehr grossen viereckigen Flügel der Randlappen, welche so gross wie die basalen Gallertstücke derselben sind. Ferner sind die Tentakeln kürzer und dünner als bei allen anderen Periphylliden, nur halb so lang als die Schirmhöhe und 4 so breit als die Randlappen. Quoy und GAmmaArD haben 16 Tentakeln gezeichnet; allein ohne Zweifel haben sie die 4 interradialen Rhopalien irr- thümlich für abgerissene Tentakeln gehalten und in ihrer Zeichnung ergänzt, wie es auch in der hübschen Farbenskizze der P. hyacinthina von P. C. MÖLLER geschehen ist (vergl. oben). Farbe: Exumbral-Fläche des Gallertschirmes milchweiss, Subumbral-Fläche rostroth; Scheitel- Canal dunkelblau, Tentakeln roth punctirt. Grösse: Schirmbreite 90 Mm., Schirmhöhe 120 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantischer Ocean, zwischen den Capverden-Inseln und der afrikanischen Küste; Qvoy et Gamann. 421. Species: Periphylla Peronii, Hacker. Charybdea periphylla, P&ron et LesuEur, 1809; Tableau etc. p. 332; Planch. inedit. Pl. V, Fig. 1—3. Charybdea periphylla, BLArnvItve, 1834; Actinologie, p. 275, Atlas, Pl. 31, Fig. 1. Charybdea periphylla, Mits£-EpwaAros, 1839; Cuvier, Regne anim. illustre, Pl. 55, Fig. 2. Charybdea periphylla, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 173. Species-Diagnose: Schirm flach kegelförmig, etwas breiter als hoch. Pedal-Zone der Exumbrella so hoch als die Lappen-Zone, beide zusammen um 4 niedriger als die Kegel-Zone. Rand- lappen dreieckig, zugespitzt, ihre distalen Flügel schmal, etwa 4 so hoch als ihre proximalen Gallert- stücke. Die 8 Tentakel-Lappen etwas mehr am Schirmrande vorspringend, als die 8 Rhopalien-Lappen. Tentakeln lang und stark, doppelt so lang als die Schirmhöhe, an ihrer Basis halb so breit als die Randlappen. Mundrohr fast kubisch, eben so hoch als breit, sein unterer Rand etwas aus der Schirm- höhle vorragend. Keine Bartfäden am Mundrande. Specielle Beschreibung: Periphylia Peronii war bisher nur durch die ganz unvollständige Beschreibung und Abbildung von Pf#ron (— die älteste unter den Peromedusen —) bekannt. Diese bezog sich aber auf einen leeren todten Schirm, der nicht allein alle inneren Organe (Magen, Gonaden, Subumbrella und Anhänge), sondern auch die Tentakeln völlig eingebüsst hatte. Trotzdem geht aus der Abbildung von LEsuEuUr (welche BLAINVILLE und MILNE-EDwWARDS |]. c. copirt haben) unzweifelhaft hervor, dass dieselbe sich auf eine Periphyllide bezieht, und ich glaube sogar dieselbe mit einer südatlantischen Periphylia identificiren zu können, von welcher ich ein gut erhaltenes Spiritus-Exemplar durch meinen Vetter WILHELM BLeek aus der Capstadt erhielt. Letztere stimmt in der Form des Schirmes und der Randlappen ganz mit jener Abbildung überein. Allein die 3 interlobaren Lücken des Schirm- randes, welche jeder Quadrant der Figur zeigt, werden ausgefüllt von 3 langen und starken Tentakeln, doppelt so lang als die Schirmhöhe. Die 4 interradialen Randkörper, welche in der Figur wie abgerissene Tentakeln aussehen, und welche auch L. Acassız (l. c. p. 173) als solche gedeutet hat, sind 4 grosse Rhopalien. Die exumbralen Längs- furchen der 16 Randlappen sind in der Figur nicht genau dargestellt. Wie bei allen Periphylliden, zeigt jeder Lappen nur 3 parallele Längsfurchen der Exumbrella, eine tiefe mittlere, welche der Lappenspange entspricht und die beiden dicken medialen Gallertstücke trennt, und 2 seitliche Furchen, welche letztere von den lateralen dünnen Flügelsäumen trennen. Von den übrigen Periphylla-Arten unterscheidet sich diese Species durch den sehr flachen Schirm und die dreieckige Form der Randlappen. FAMILIA: PERIPHYLLIDAE. cenus: PERIPHYLLA. 421 Farbe: Subumbral-Fläche des Gallertschirms rostbraun; Tentakeln gelblichbraun. Grösse: Schirmbreite 60 Mm., Schirmhöhe 50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Aequatorial-Theil des Atlantischen Oceans, Prrox; Küste von Süd-Afrika, W. Bueex. 422. Species: Periphylla dodecabostrycha, Hızcker. Chrysaora dodecabostrycha, BRAnDT, 1838; Me&m. Acad. Petersb. Tom. IV, p. 387, Taf. 29, 30. Chrysaora dubia, BrAnpr, 1838; ibidem p. 387. Dodecabostrycha dubia, BrRAnpr, 1838; ibidem Taf. 29, 30. Dodecabostrycha dubia, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 173. Cassiopea dubia, Lesson, 1843; Acalephes, p. 408. Species-Diagnose: Schirm kegelförmig, ungefähr eben so hoch als breit. Pedal-Zone der Exumbrella eben so hoch als die Lappen -Zone, beide zusammen eben so hoch als die Kegel-Zone. Randlappen eiförmig, zugespitzt, ihre distalen Flügel schmal, etwa 4 so hoch als ihre proximalen Gallertstücke. Die 8 Tentakel-Lappen eben so weit am Schirmrande vorspringend, als die 8 Rhopalien- Lappen. Tentakeln sehr stark, kegelförmig, so lang als die Schirmhöhe, an ihrer Basis halb so breit als die Randlappen. Mundrohr? Keine Bartfäden am Mundrande? Specielle Beschreibung fehlt. Die Bemerkungen, welche BrAnpr (l. c.)- der vortrefflichen, von MERTENS hinterlassenen Abbildung beigefügt hat, sind werthlos und beruhen auf einer ganz irrthümlichen Deutung der Theile. Z.B. hält derselbe die 4 Gonaden-Paare für 4 „zweischenkelige Arme“. Er hält diese Meduse für eine Chrysaora, oder doch eine nächstverwandte „eigene Untergattung“. Hingegen lassen die beiden schönen Figuren von MERTENS keinen Zweifel, dass dieselbe eine echte Periphyllide (entweder Pericolpa oder Periphylla), und wahrscheinlich der P. regina nächstverwandt ist. Taf. 29 (l. c.) zeigt dieselbe in natürlicher Grösse von der Seite, Taf. 30 von der Mundseite; jedoch fehlt hier das (wahrscheinlich abgeschnittene oder abgerissene) Mundrohr, und man sieht unmittel- bar in den Central-Magen hinein, dessen 4 spaltenförmige Radial-Ostien (von den Gastral-Filamenten gesäumt) BRANDT für das Mundkreuz hielt. Die Lage derselben und der 4 Gonaden-Paare ist in der Abbildung nicht ganz genau angegeben; sie müssen um einen Winkel von 224° nach rechts gedreht werden. Denn die 3 Gonaden-Schenkel liegen in der Natur adradial, während in der Figur 4 perradial und 4 interradial liegen. Von den übrigen Periphylla-Arten unterscheidet sich diese Species durch die tiefen Buchten zwischen den Randlappen und die Form der letzteren; sie sind in der Mitte fast doppelt so breit als an der eingeschnürten Basis. Auch haben die Lappenspangen, welche jeden Lappen halbiren, eine ganz eigenthümliche Gestalt, indem sie am Proximal-Ende stark verdickt und ver- breitert sind. Grösse: Schirmbreite 200 Mm., Schirmhöhe 200 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Paceifischer Ocean (?), MErTEns. 423. Species: Periphylla regina, Hırcker; nova species. Periphema regina, HaAecker, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 589. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, ungefähr eben so hoch als breit. Pedal-Zone der Exumbrella etwas niedriger als die Lappen-Zone, beide zusammen ungefähr so hoch als die Kegel- Zone. Randlappen eiförmig, stumpf abgerundet, ihre distalen Flügel fast halbkreisrund, etwa halb so hoch als ihre proximalen Gallertstücke. Die 8 Tentakel-Lappen am Schirmrande weiter vorspringend als die 8 Rhopalien-Lappen. Tentakeln sehr dick, ungefähr so lang als die Schirmhöhe, an ihrer Basis 4 so breit, als die Randlappen. Mundrohr kubisch, sehr gross und sehr diekwandig, fast halb so hoch und halb so breit als der Schirm; der Mundrand in der Ebene des Schirmrandes, ohne Bartfäden. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt in den „Tiefsee-Medusen der Challenger-Expedition“. Diese Periphylla unterscheidet sich von den anderen Arten der Gattung durch die breiten halbkreisförmig abgerundeten Flügel der Randlappen und das colossale Mundrohr, dessen 4 Backentaschen sehr weit, die 4 Backenpfeiler überaus fleischig und faltenreich sind. Dagegen erscheinen die Pedalien schwach ausgeprägt, und die Kranzfurche zwischen Schirmkegel und Schirmkranz auffallend breit, die Gallerte hierselbst sehr verdünnt; der Kranzmuskel der Exumbrella 422 orpo: PEROMEDUSAE. ramınma: PERIPHYLLIDAE. ist stark und sendet in jede Interpedal-Furche einen dreieckigen Fortsatz hinein. Ferner sind die Ringfalten des Kranzmuskels sehr stark entwickelt, und ebenso die Delta-Muskeln, die 4 interradialen fast doppelt so lang als die 4 perradialen. Die Gonaden zeichnen sich durch sehr verwickelte Faltenbildung in den Follikeln aus, sowie durch eine starke Gallert-Rippe in der Mitte jedes Fiederblattes. Ganz besonders auffallend ist die colossale Grösse und Zahl der Gastral-Filamente, die sich auf mehrere tausend beläuft; sie stehen in mehreren Reihen dicht gedrängt auf den Taeniolen, erreichen 60—80 Mm. Länge, über 1 Mm. Breite und sind äusserst drüsenreich. Wegen dieser und anderer Eigenthümlichkeiten dürfte Periphylla regina in Zukunft als Vertreter einer besonderen Gattung: Periphema, von den übrigen Arten abgetrennt werden. Leider war aber das einzige Exemplar, dass die Challenger-Expedition erbeutet hatte, sehr unvollständig, beim Heraufziehen mit dem Schleppnetz so zerrissen, dass es nur mit Mühe gelang, einen Quadranten vollständig herzustellen. Dasselbe wurde im antarktischen Ocean, südöstlich von den Kerguelen- Inseln, aus fast 12,000 Fuss Tiefe herausgezogen (1975 Faden = 11,850 Fuss). Vergl. Challenger-Station 156, Lat. S. 62° 26°; Long. O. v. Gr. 95° 44°; am 26. Februar 1874. Farbe (des Weingeist-Exemplares): blass röthlich; Subumbral-Fläche des Gallertschirmes dunkel rothbraun; Gonaden bräunlich gelb. Grösse: Sehirmbreite 180—200 Mm., Schirmhöhe 180—200 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Antarktischer Ocean, südöstlich von den Kerguelen-Inseln (12,000 Fuss Tiefe); Challenger-Expedition, Wyvirıe Tuonson. 424. Species: Periphylla mirabilis, Hecker; nova species. Periphenga mirabilis, HAecket, 1377; Prodrom. System. Medus. Nr. 390. Species-Diagnose: Schirm kegelförmig, um 4 höher als breit. Pedal-Zone der Exumbrella höher als die Lappen-Zone, beide zusammen ungefähr 3 so hoch als die Kegel-Zone. Randlappen eiförmig, spitz, ihre distalen Flügel dreieckig, halb so hoch als ihre proximalen Gallertstücke. Die 8 Tentakel-Lappen weniger am Schirmrande vorspringend als die 8 Rhopalien-Lappen. Tentakeln doppelt so lang als die Schirmhöhe, an ihrer Basis 4 so breit als die Randlappen. Mundrohr kubisch, 4 so hoch als der Schirm, nur bis zum Kranzmuskel hinabreichend, am Mundrande mit 8 adradialen langen Bartfäden. Specielle Beschreibung und Abbildung (mit 6 Tafeln) folgt in den „Tiefsee- Medusen der Challenger- Expedition“. Ich konnte von dieser Art nur ein einziges Spiritus-Exemplar untersuchen, welches aber vortrefflich conservirt war. Dasselbe wurde von der Challenger -Expedition in 6600 Fuss Tiefe (= 1100 Faden) unweit der Ost- küste von Neuseeland erbeutet (Lat. S.40° 28’; Long. 177° 43° O. v. Gr.; 8. Juli 1874; Station 168). Wegen der ansehnlichen Grösse und vollständigen Erhaltung lieferte dieses schöne Exemplar die Grundlage für die ganze, hier gegebene Darstellung der Peromedusen; die übrigen untersuchten Arten waren meist kleiner und viel schwieriger zu untersuchen. Schon äusserlich zeichnet sich Periphylla mirabilis vor den anderen Arten durch die grossen Sinnes- lappen und die tiefen Pedal-Furchen der Exumbrella aus, zwischen welchen die dicken Pedalien stark gewölbt hervor- treten. Wegen der 3 starken adradialen Bartfäden des Mundrandes (— welche terminale Fortsätze der Taeniolen- Schenkel sind —) und wegen anderer Eigenthümlichkeiten ist es vielleicht besser, sie als besondere Gattung von den echten Periphyllen zu trennen: Periphenga mirabilis (reoıyeyye, strahlend). Farbe (des Weingeist-Exemplares): hell violett; Subumbral-Fläche des Gallertschirmes dunkel violett; Gonaden röthlich gelb. Grösse: Schirmbreite 120 Mm., Schirmhöhe 160 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Ostküste von Neuseeland (6600 Fuss Tiefe); Challenger-Expedition, Wyvıre Tmonmson. VII. Siebente Medusen-Ordnung: (Dritte Ordnung der Acraspeden:) CUBOMEDUSAE, Haeckel, 1877. Cabomedusae oder Cubomedae — Würfelquallen, Harczeı, 1877. Charybdeidae, Grsrnzaur, 1856. Marsupialidae, Acassız, 1862. Conomedusae, Harczer, 1878. TLobophora, Craus, 1878. Character der Cubomedusen-Ordnung: Acraspeden mit 4 perradialen Sinneskolben, welche ein Hörkölbchen mit entodermalem Otolithen-Sack und ein oder mehrere Augen enthalten. 4 interradiale Tentakeln oder Tentakel-Bündel. Magen mit 4 weiten perradialen viereckigen Taschen, welche durch 4 lange und schmale interradiale Septa oder Verwachsungs-Leisten getrennt werden. Gonaden 4 Paar blattförmige Wülste, welche mit einem Rande längs der 4 interradialen Septa befestigt sind, aus dem subumbralen Entoderm der Magentaschen sich entwickeln und frei in deren Hohlraum hineinragen, Die Ordnung der Cubomedusae oder Würfelquallen (zusammengezogen Cubomedae) wurde von mir 1877 für diejenigen Acraspeden gegründet, welche bisher als Familie der Charybdeidae (oder Marsupialidae) zu den Discomedusen gestellt worden waren. Sie unterscheiden sich von den letzteren sowohl, als von allen anderen Acraspeden, durch eine Anzahl von wichtigen und auffallenden Organi- sations-Verhältnissen, und verdienen daher ohne Zweifel eben so gut wie die Peromedusen eine selbst- ständige Ordnung zu bilden. Morphologisch verglichen stehen die Cubomedusen in der Mitte zwischen den Peromedusen und Discomedusen, können aber phylogenetisch weder von diesen noch von jenen direct abgeleitet werden, sondern nur von den Stauromedusen; diese letzteren bilden ja jedenfalls die Stammgruppe, aus welcher die 3 übrigen Acraspeden - Ordnungen als divergirende Zweige hervor- gegangen sind. Die eigenthümlichen Charactere, durch welche sich die Cubomedusen von den übrigen Acraspeden unterscheiden, beruhen in erster Linie auf der Bildung ihres Schirmrandes. Die 8 typischen Rand- anhänge, welche aus den 8 Prineipal- Tentakeln der Tessera hervorgegangen sind, haben sich bei den Cubomedusen dergestalt differenzirt, dass die 4 perradialen zu Sinneskolben, hingegen die 4 interradialen zu Tentakeln geworden sind; also gerade umgekehrt wie bei den Peromedusen. Selbständige Randlappen zwischen diesen Randanhängen fehlen ganz, oder sie werden vertreten durch ein eigenthümliches Velarium, eine breite, dünnhäutige, von Canälen durchzogene Fortsetzung des Schirmrandes, welche dem Velum der Craspedoten zwar sehr ähnlich, aber doch wesentlieh davon verschieden ist. Endlich bilden eine besondere Eigenthümlichkeit der Cubomedusen ihre 8 blatt- förmigen Gonaden. Diese liegen paarweise frei in den 4 grossen viereckigen Radial-Taschen, und 424 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. sind nur mit einem Rande längs der schmalen und langen interradialen Septen angeheftet, welche je 2 Radial-Taschen trennen. Die Cubomedusen waren bisher in der Literatur nur durch wenige Formen vertreten, und von diesen waren nur drei einigermaassen vollständig bekannt. Die älteste und am besten bekannte der- selben ist die mediterrane Charybdea marsupialis, die schon im „Systema naturae“ von Linse (1758, Edit. X, p. 660) als Medusa marsupialis figurirte; sie ist der einzige europäische Vertreter der Ordnung; Perox gründete für sie 1809 das Genus Charybdea („Tableau des Meduses“ ete., p. 333). Nachdem schon Mırxe-Enwarns 1833 eine ausführliche, aber grösstentheils irrthümliche Beschreibung derselben gegeben hatte, erkannte zuerst Grernsaur (1856) ihre wahre Acraspeden-Natur und gründete für sie die besondere Familie der Charybdeidae. An Stelle dieser Bezeichnung wollte später (1862) L. Asassız diejenige der Marsupialidae setzen, welche Lessox (1843) für ein buntes Conglomerat von 5 verschie- denen Craspedoten - Gattungen und 2 Charybdeiden aufgestellt hatte. Indessen haben die neueren Autoren mit Recht die Benennung Charybdeidae beibehalten. Jedoch bilden diese jetzt nur eine Familie unserer Cubomedusen; als zweite, wesentlich verschiedene Familie stellte ich ihnen (1877) die Chirodropidae gegenüber. Bis zum Jahre 1859 beruhten alle unsere Kenntnisse der Cubomedusen-Organisation ausschliess- lich auf der mediterranen Charybdea marsupialis, deren feinerer Bau in neuester Zeit (1878) von Craus am genauesten geschildert worden ist (Arbeiten aus dem zoolog. Inst. zu Wien, Bd. I, Heft 2, p. 221). Die schlechten Abbildungen, welche inzwischen (1829) Lessox publieirt hatte, bezogen sich bloss auf die äussere Gestalt von einigen anderen Arten. Erst im Jahre 1859 erhielten jene Kenntnisse einen wesentlichen Zuwachs durch die Darstellung, welche Frırz Mürzer von 2 neuen brasilianischen Cubo- medusen gab, unter den Namen Tamoya haplonema und T. quadrumana (Abhandl. Naturf. Ges. Halle, Bd. V, p. 1—12, Taf. I—IM). Die eigenthümliche Bildung des Gastrocanal-Systems und der Geschlechts- Organe, sowie des Nervensystems, der Sinnes-Organe und der Tentakeln, wird hier zum ersten Male richtig dargestellt; zugleich sind jene beiden Formen characteristische Vertreter der beiden Familien, welche wir hier unterscheiden. — Eine sehr unvollständige und lückenhafte Darstellung von einigen neuen Cubomedusen gab 1860 Senper (Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XIII, p. 61, Taf. 39, Fig. 8, 9). L. Asassız hat keine eigenen Beobachtungen über Cubomedusen angestellt. Er führte (1862) in seiner grossen Monographie der Acalephen die bisher bekannten Charybdeidae als Familie der Marsu- pialidae auf (vierte Familie der Discophorae haplostomeae, vergl. oben p. 301, sowie Contrib. Nat. Hist. Un. St. Vol. IV, p. 174). Er unterscheidet 4 Genera mit 5 Arten: Marsupialis, Tamoya, Bursarius, Chiropsalmus. Meine eigenen Untersuchungen gründen sich auf ein reiches, in verschiedenen Sammlungen zer- streutes Material, auf welches gestützt ich im Ganzen 20 Species und 6 Genera unterscheiden konnte. Dieselben vertheilen sich naturgemäss auf 2 wesentlich verschiedene Familien: I. Charybdeidae: Mit 4 einfachen Tentakeln, mit 4 Radial- Taschen und 8 adradialen Randtaschen, ohne Taschen-Arme, ohne Randlappen im Velar, und II. Chirodropidae: Mit 4 Tentakel-Bündeln, mit 4 Radial-Taschen und 16 Randtaschen, mit 8 adradialen Taschen-Armen, mit 16 Randlappen im Velar. Der Schirm der Cubomedusen ist stets mehr oder minder vierseitig und dabei hoch- gewölbt (nach Craus „durch die hohe tiefe Glockenform ausgezeichnet“! Zoologie, 1878, p. 287). Oft ist er nahezu würfelförmig. Doch ist meistens die Höhe (oder der vertieale Durchmesser, vom Scheitel bis zum Velarium-Rande) etwas grösser als die Breite (oder der grösste horizontale Durch- messer). Alle bisher beobachteten Arten stimmen im Ganzen in dieser euboiden Schirmform nahezu überein; jedoch ist dieselbe bald mehr scharfkantig, bald mehr abgerundet. Meistens springen 4 inter- GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. 425 radiale Kanten oder „Eckpfeiler“ (den Tentakeln entsprechend) mehr oder minder stark vor, während die 4 perradialen Seitenwände (den Taschen entsprechend) dazwischen zurücktreten und mehr abge- flacht erscheinen. Da zugleich der Scheitel des Schirmes meist auffallend abgeplattet, seltener rundlich gewölbt ist, und da die flachen Seitenwände gewöhnlich steil abfallen, so erhält die Umbrella die cha- racteristische Form eines vierkantigen Prisma oder einer abgestutzten vierseitigen Pyramide; bei einigen Arten nähert sie sich in der That sehr dem Cubus. Seltener wird sie mehr konisch, oder fast halbkugelig gewölbt. Die Exumbrella ist gewöhnlich durch longitudinale Furchen in eine Anzahl Felder getheilt, welche zwischen denselben mehr oder minder convex vorspringen. Im Allgemeinen können 16 solche Exumbral-Furchen unterschieden werden, nämlich: erstens 8 adradiale, welche die 4 breiteren perradialen Seitenwände von den 4 schmäleren Kanten oder Eckpfeilern trennen; zweitens 4 perradiale Furchen, welche die 4 flach gewölbten Seitenwände in 2 Hälften theilen und von der Ocular-Crypta aufwärts zum Scheitelfelde ziehen; und endlich drittens 4 interradiale Furchen, welche die 4 vor- springenden Eckpfeiler oder Kanten halbiren. Diese letzteren Furchen sind gewöhnlich die tiefsten, so dass die beiden Hälften jedes Pfeilers in Gestalt halbeylindrischer Wülste vorspringen. Bei den meisten Cubomedusen gehen unten von diesen die 4 Pedalien ab, welche die Tentakeln iragen. Eine andere, sehr auffallende Eigenthümlichkeit dieser Ordnung besteht in der hohen Lage der 4 perradialen Sinnes- kolben, welche meistens hoch oberhalb des Schirmrandes in einer besonderen Höhlung der Exumbrella liegen, der Sinnesnische (Crypta rhopalaris, s. unten). Der äussere, meist herzförmige oder nierenförmige Eingang in diese tief ausgehöhlte Crypta wird theilweise verdeckt durch die Sinnesschuppe (Squuma rhopalarıs), eine Deckplatte der Exumbrella, die dachförmig von oben vorspringt. Bisweilen erscheint die Exumbrella der Cubomedusen fein getäfelt oder chagrinirt, indem 2 oder 3 Systeme von zahlreichen parallelen feinen Furchen sich unter bestimmten Winkeln kreuzen. Oft sind Nesselwarzen oder rund- liche Gruppen von Nesselzellen mehr oder weniger reichlich über die Exumbrella zerstreut. Die Gallerte der Umbrella besitzt bei allen Cubomedusen einen ansehnlichen Grad von Festig- keit, trotzdem sie meistens nicht sehr dick und ohne alle zelligen Elemente ist. Entsprechend den verschiedenen Längsfurchen der Exumbrella und Subumbrella ist die Gallerte an verschiedenen Stellen von sehr verschiedener Dicke, am dünnsten längs der Interradial-Furchen (m der Mitte der Eckpfeiler), am dicksten zu beiden Seiten derselben. Oft ist die Gallerte von knorpelähnlicher Härte, Festig- keit und Elastieität (ähnlich wie bei den Peromedusen). Sie scheint erst sehr langsam der Zersetzung zu unterliegen, da wohlerhaltene Schirme, ohne alle inneren Organe, nicht selten auf der Meeres-Ober- fläche lange umhertreiben. Die Subumbrella oder der „Schwimmsack“ hat stets annähernd die Gestalt eines vierseitigen Prisma; bei denjenigen Arten, wo die 4 Magentaschen eben so lang als breit sind, nähert sich ihre Form dem Würfel. Die 4 Kanten dieses Würfels sind interradial und werden durch die schmalen Septa der 4 breiten Magentaschen gebildet, oder durch die „Verwachsungs - Streifen“, in denen die Subumbrella mit der Umbrella in Verbindung steht. Die Muskelschieht der Subumbrella zerfällt dem- nach eigentlich in 4 quadratische oder rechteckige Muskel-Platten, welche in den interradialen „Ver- wachsungs-Streifen“ nahezu senkrecht auf einander stehen. In der perradialen Mittellinie jeder Muskel- Platte werden die Ringfasern derselben unterbrochen durch einen bandförmigen Längsmuskel, welcher von der Ocular-Crypta aufwärts zum Mesogon, abwärts zum Frenulum zieht. Der Schirmrand (im weiteren Sinne!) ist bei allen Cubomedusen dadurch ausgezeichnet, dass er 4 perradiale Sinneskolben und 4 interradiale Tentakeln (— oder Tentakel-Bündel —) trägt; ein Haeckel, System der Medusen. 54 Jen. Denkschriften I. 426 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. auffallender Nervenring von eigenthümlicher Struetur setzt diese Randorgane in Verbindung. Unter- halb dieses Nervenringes setzt sich aber meistens der Schirmrand noch in ein breites Velarium fort, eine dünne Randmembran, welche dem Velum der Craspedoten zwar sehr ähnlich, aber doch wesent- lich verschieden ist. Nur bei den einfachsten Formen (Procharybdis) fehlt das Velarium. Was die 8 marginalen Organe (betrifft, so sind dieselben phylogenetisch unzweifelhaft aus den 8 Principal- Tentakeln der Tessera entstanden, und zwar die 4 Sinneskolben aus den 4 perradialen, die 4 Tentakeln (oder Tentakel-Bündel) aus den 4 interradialen. Mithin besteht bei den Cubomedusen in dieser Be- ziehung gerade das umgekehrte Verhältniss, wie bei den Peromedusen (speciell den Pericolpiden). Das Velarium oder die Randmembran (») stellt eine membranöse, ringförmige, distale Fort- setzung des Schirmrandes dar; sie wurde von den bisherigen Autoren ohne Weiteres als Velum be- zeichnet und dem gleichnamigen Velum der Craspedoten an die Seite gestellt. Indessen sind beide Bildungen nur analog, nicht homolog; sie sind unabhängig von einander entstanden, und ihre Struetur ist zwar ähnlich, aber keineswegs identisch; namentlich das Verhalten zum Nervenring ist wesentlich verschieden. — Nur bei der einfachsten von allen Cubomedusen, bei Procharagma (Taf. XXV, Fig. 1, 2), fehlt das Velarium ganz und die Tentakeln (ohne Pedalien!) entspringen unmittelbar vom Schirmrande selbst. Bei der nächstverwandten Procharybdis (Fig. 3, 4) findet sich ein ganz einfaches Velarium, ohne Frenula, in Gestalt einer schmalen ringförmigen Muskelhaut, die vom Schirmrande frei herabhängt. Alle anderen Cubomedusen besitzen ein ausgebildetes „suspendirtes Velarium“, welches in eigenthüm- licher Weise durch 4 perradiale Frenula (Suspensorien oder Stützfalten) an der Subumbrella befestigt wird. Diese Frenula sind museulöse vertieale Gallertleisten oder Gallertblätter, entstehen durch eine ansehnliche perradiale Verdiekung der gallertigen Stützplatte und ziehen von der Sinnesgrube bis zum freien Rande des Velars hinab. Bei einigen Cubomedusen (z. B. Fig. 5, 6) halten die Frenula das Velarium horizontal suspendirt und können es vermöge Contraction ihrer Längsmuskeln noch höher heben; bei Anderen hingegen hängt es beständig schlaf vertical hinab (Taf. XXVI, Fig. 1, 2). Die Sehirmhöhle zeigt stets die vierseitige, oft fast kubische Form, welche der vierseitig- prismatischen Gestalt der Umbrella entspricht. Die 4 verticalen Seiten derselben werden von den Sub- umbral- Wänden der 4 Radial- Taschen gebildet, die obere Fläche von der subumbralen Magenwand; die untere Fläche nimmt die Schirmöffnung ein, die oft durch das vorspringende Velarium stark ver- engt wird. Während der Axial-Raum der Schirmhöhle durch den herabhängenden Magen mehr oder minder ausgefüllt wird, zerfällt ihr peripherischer Raum bald mehr, bald minder deutlich in 4 inter- radiale Trichterhöhlen (IMfundibula). Dieselben werden im oberen (proximalen) Theile der Schirm- höhle dadurch gebildet, dass sich die 4 perradialen (unten zu besprechenden) Mesogonien in Gestalt verticaler Lamellen von den 4 Magenkanten zur Mitte der 4 Radial- Taschen hinüberspannen. Diesen proximalen Suspensorien entsprechen im unteren (distalen) Theile die Frenula des Velarium, zwischen denen 4 entsprechende Nischen als „Velar-Triehter“ sich vertiefen. Die Pedalien oder „Gallertsockel“, die bei allen Cubomedusen (mit, einziger Ausnahme der einfachsten Form, Procharagma) vorkommen, sind 4 interradiale Gallert- Anhänge des Schirm- randes von eigenthümlicher Form. Sie tragen am Distal-Ende die Tentakeln und setzen sich stets scharf von diesen ab. Von Geeenwaur werden dieselben als „Randblätter“, von Frırz Mürter als „Fortsätze der Eckwülste“, von Craus als „Schirmlappen“ bezeichnet. Ganz irrthümlich vergleicht Craus sie mit den „Randlappen“ der übrigen Acraspeden. Denn diese echten „Randlappen“ liegen niemals in den Prineipal-Radien — erster und zweiter Ordnung — (Perradien und Interradien), sondern viel- mehr stets zwischen ihnen. Hingegen liegen die eigenthümlichen Gallertsockel der Cubomedusen stets GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. 427 interradial und sind nur den Pedalien zu vergleichen, welche bei den Peromedusen sowohl Ten- takeln als Sinneskolben tragen (vergl. oben p. 397). Bei den Charybdeidae (Taf. XXV, Fig. 3, 5) sind die Pedalien einfache, meistens keilförmige oder dreiseitig-prismatische, anderemal blattförmige, lanzeit- liche oder eiförmige Gallertstücke, gewöhnlich halb so lang bis ein Drittel so lang als die Schirmhöhe. Meistens sind sie dergestalt von beiden Seiten comprimirt, dass die axiale Kante eoncav, die abaxiale convex gekrümmt ist, während die Seitenflächen unsymmetrisch verbogen erscheinen. Bei mehreren Arten sind die scharfen Kanten zu dünnen und platten, radial stehenden „Flügeln“ erweitert (Alae pedales). Vom abgestutzten Distal-Ende entspringt der Tentakel; das dünnere Proximal- Ende ist am unteren Theile der Eekwülste, meist oberhalb des Schirmrandes inserirt, so dass zwischen beiden eine kleine „Achselhöhle“ oder ein „Pedal-Trichter“ bleibt (Infundibulum pedalü). — Die Pedalien der Chirodropidae sind handförmig und durch tiefe Einschnitte in so viele Finger getheilt, als jede Hand Tentakem trägt (Taf. XXVI, Fig. 1, 8). Die Gallert-Finger sind bald mehr eylindrisch, bald mehr konisch, am Distal-Ende, wo der Tentakel ansitzt, abgestutzt. Auch diese handförmigen Pedalien sind meistens lateral comprimirt und dabei schief um ihre Axe gedreht, mehr oder minder unsymmetrisch. Die Tentakeln sind bei allen Cubomedusen von derselben Form und Structur: sehr lang und dünn, eylindrisch, hohl, sehr musculös und dicht geringelt („wurmförmig“). Sie reissen sehr leicht ab und werden rasch wieder ergänzt. Die Zahl und Anordnung zeigt in beiden Familien der Cubo- medusen wesentliche Verschiedenheiten. Alle Charybdeiden sind tetranemal und besitzen 4 interradiale Tentakeln. Eine grössere Zahl ist bei keiner Art dieser Familie mit Sicherheit bekannt. Lesson hat unter dem Namen Bursarius Cytherea eine dissonemale Art abgebildet, die nur 2 gegenständige Tentakeln besitzen soll; dieselbe ist aber ohne Zweifel mit der tetranemalen Tumoya bursaria identisch (vergl. unten). Zufällig waren 2 Tentakeln abgerissen, wie es hier sehr leicht ge- schieht. Die Tentakeln sind in contrahirtem Zustande dicht quergefaltet, daher in der ganzen Aus- dehnung stark geringelt, „wurmförmig“. Nur bei dem primitiven Procharagma sitzen die Tentakeln unmittelbar am Schirmrande, ohne Pedalien (Taf. XXV, Fig. 1); bei allen anderen Gattungen sitzen sie an dem abgestutzten Distal-Ende der vorher beschriebenen 4 Pedalien an. Im Gegensätze zu den tetranemalen Charybdeiden sind die Chirodropiden polynemal. Alle Cubomedusen dieser Familie besitzen 4 interradiale handförmige, in Finger gespaltene Pedalien, und jeder Finger trägt einen einzigen langen Tentakel. Die Zahl der Tentakeln an jeder Hand steigt von (2—) 4 auf 12—20 und darüber. Die 4 perradialen Sinneskolben oder „Randkörper“ (Rhopalia) der Cubomedusen zeichnen sich sowohl durch ihre Zahl und Lagerung, wie durch ihre eigenthümliche Zusammensetzung vor den- jenigen der anderen Acraspeden aus. Stets liegen sie oberhalb des Schirmrandes in den vorher genannten exodermalen Sinnes-Nischen (Cryptae rhopalares vel oculares). Der Bau dieser hochent- - wickelten Sinnesorgane ist bisher nur bei der mediterranen Charybdea marsupialis genauer untersucht worden, zuerst (1856) von Geeexsaur, später (1878) von Uraus. Sie haben hier eine sehr zusammen- gesetzte Structur und gleichen zwar im Wesentlichen denjenigen der Peromedusen und Discomedusen, insofern sie optische und akustische Organe zugleich enthalten; allein ihr feinerer Bau ist mehrfach verschieden und zum Theil sehr eigenthümlich. Jeder Sinneskolben ist mit einem dünnen Stiel in der Sinnesnische der Exumbrella befestigt und wird nach aussen theilweise verdeckt durch die Sinnes- schuppe, welche dachartig von oben über die exodermale Apertur der Sinnesnische vorspringt (s. oben p. 425). Er enthält in seinem kolbenförmig angeschwollenen Endstücke einen grossen Otolithen-Sack, der zahlreiche krystallinische, entodermale Ötolithen einschliesst. Oberhalb desselben liegen 6 Augen, 2 grössere unpaare in der perradialen Mittellinie und 4 kleinere paarige zu beiden Seiten derselben. 54% 498 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. Jedes unpaare Auge besteht aus einem Pigmentbecher, einer dicken Linse und einem mächtigen, zwischen beiden befindlichen Glaskörper; den kleineren paarigen Augen fehlt die Linse. Ein sehr grosses Ganglion opficum von höchst verwickelter Structur bildet das Nerven -Centrum des optischen Apparates. Bei den einfacher gebauten Gattungen Procharagma und Procharybdis scheint jeder Sinnes- kolben ausser dem Otolithen-Sack nur ein oder zwei einfache Augen zu besitzen. Das Nervensystem tritt bei den Cubomedusen, entsprechend ihren hochentwiekelten Sinnes- organen, in vollkommenerer und mehr centralisirter Form auf, als bei den übrigen Acraspeden; sie erreichen sogar in dieser Beziehung die höchste Bildungsstufe unter allen Medusen. Das Central- Nervensystem wurde 1859 (l. c. p. 9) von Frerz Möruer entdeckt und besteht aus einem vollständigen Nervenring und aus 8 Ganglien, von denen die 4 grösseren perradialen an der Basis der Sinneskolben, die 4 kleineren interradialen an der Basis der Tentakel-Pedalien sich finden; von jenen begeben sich sensible Nerven zu den Sinnes-Organen und motorische Nerven zu den Längsmuskeln; von diesen motorische Nerven zu den Tentakeln. Da die ersteren stets beträchtlich höher liegen als die letzteren, so steigt der Ringnerv in geschwungenem Bogen von den Sinnesnischen zur Basis der Pedalien hinab. Der ganze Nervenring bildet somit 4 grosse Bogen, die bald höher, bald flacher gewölbt sind (Taf. XXV, Fig. 3 r). Ihr höchster Theil liegt perradial, ihr tielster interradial. Der Nervenring liegt eingebettet in eine Rinne der Subumbrella, unterbricht deren Muskelplatte und besteht aus einem hellen Axen- strang und zwei trüberen angelagerten (oberen und unteren) Fibrillensträngen, sowie einem darüber gelagerten eigenthümlichen Nerven-Epithel. Davon gehen ausgedehnte Fibrillen - Geflechte mit grossen multipolaren und spindelförmigen Ganglien-Zellen ab, welche sich vorzugsweise an der Subumbrella ausbreiten. Der feinere Bau des Nervensystems und der Sinnes-Organe ist in neuester Zeit (1878, 1. c.) namentlich von Craus ausführlich geschildert worden. Ganz haltlos aber ist dessen Versuch, diese Struetur- Verhältnisse der Cubomedusen mit denjenigen der Craspedoten zu vergleichen; denn Beide sind ganz unabhängig von einander entstanden und daher nicht homolog. Auch entspricht der Nerven- sing der Cubomedusen nach seiner Lagerung nur dem unteren (subumbralen) Nervenring der Craspe- doten, während der obere (exumbrale) ersteren ganz fehlt. Das Gastrocanal-System der Cubomedusen schliesst sich in der Einfachheit seiner Bildung an dasjenige der Stauromedusen (sowohl der Tesseriden als der Lucernariden) an. Der Haupimagen oder Axial-Darm steht durch 4 horizontale perradiale Gastral-Ostien mit 4 weiten viereckigen Radial- Taschen in Verbindung, welche durch 4 schmale interradiale Septal-Leisten der Länge nach getrennt werden und am Distal-Ende derselben durch einen engen Ringeanal eommunieiren. Der axiale Hauptdarm oder der Magen im weiteren Sinne (Gaster prineipalis) lässt bald mehr, bald weniger deutlich 3 Hauptabschnitte unterscheiden, welche denjenigen der Stauromedusen und Peromedusen entsprechen, nämlich einen aboralen Basal- Magen, einen mittleren Central-Magen und einen oralen Buceal-Magen; die Grenze zwischen Basal- und Central-Magen bildet die Magenpforte (Pylorus, gy), die Grenze zwischen Central- und Buceal-Magen hingegen die Gaumenpforte (Palatum, gp). Der Buccal-Magen oder das Mundrohr (Gaster buccalis, ga) — „Mundtrichter“ von Frırz Müörrer, „Mundstiel“ von Craus — bildet gewöhnlich eine reguläre vierseitige Pyramide, deren aborale abgestutzte Spitze die Gaumenpforte vertritt (Taf. XXV, Fig. 3, 5; Taf. XXVI, Fig. 3 D). Die 4 Kanten der Quadrat-Pyramide werden durch die 4 perradialen Mundrippen gebildet (Costae buccales), ver- diekte Leisten der dünnen Gallertplatte, welche dem ganzen Magen seine Consistenz giebt. An der quadratischen Mundöffnung springen die Oral-Enden der Buccal-Rippen oft beträchtlich vor und geben Veranlassung zur Bildung von 4 lanzettförmigen oder eiförmigen „Mundlappen“. Bei den meisten GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. 429 Cubomedusen scheinen diese Mundlappen äusserst dehnbar und eontractil zu sein, ähnlich wie bei vielen Craspedoten. Bald kann sich das Mundrohr in Gestalt einer grossen quadratischen Platte an- saugen, bald in ein kleines vierzipfeliges Trichterchen zusammenziehen. Der Central-Magen (Gaster centralis) ist ein dünnwandiger Sack von sehr verschiedener Aus- dehnung. Aufgeblasen erscheint er bald als eine kugelige Blase, die das obere Drittel oder selbst die obere Hälfte der Sehirmhöhle einnimmt, bald nur als eine flache quadratische Tasche, die mehrmals breiter als hoch ist. Nach unten wird der Central-Magen durch die engere Gaumenpforte vom Buccal- Magen abgegrenzt, nach oben durch die weitere Magenpforte vom Basal-Magen; bisweilen fällt er jedoch ganz mit letzterem zusammen. Die Gaumenpforte (Porta palatina) stellt sich stets als eine beträchtliche Einschnürung zwischen Central- und Buceal-Magen dar und kann oft völlig geschlossen werden. Schon Frırz Mürzer bezeichnet sie bei Tamoya als „engere verschliessbare Stelle“. Ich finde bei Chirodropus an derselben eine sehr merkwürdige Klappen - Vorrichtung (Taf. XXVI, Fig. 4 k). Die- selbe besteht aus 4 halbmondförmigen interradialen Gaumen-Klappen (Valvulae palatinae), welche ganz den „Semilunar-Klappen“ des menschlichen Herzens gleichen und zwischen den 4 Buecal-Rippen ausgespannt sind. Ihre Concavität ist gegen den Central-Magen gekehrt, so dass sie den Rücktritt der Speisen aus letzterem in das Mundrohr hindern. Die Wand des Central-Magens ist dünn und sehr dehnbar, aber muskulös. Die 4 interradialen Flächen desselben sind in manchen Fällen mit Gastral- Filamenten besetzt, während diese in anderen Fällen auf den Basal-Magen beschränkt bleiben. Die 4 perradialen Buccal-Rippen des Mundrohres setzen sich auch auf die 4 Kanten des Central - Magens als verdiekte Gallertleisten nach oben fort. Bei den Chirodropiden enthalten diese 4 Magenrippen (Costae gastrales) die Ausführgänge von 4 geliederten, zierlich verästelten, oft dendritischen Leber- drüsen, deren Drüsenschläuche beiderseits der Rippen ein schmäleres oder breiteres Band bilden (Taf. XXVI, Fig. 3 99). Von der convexen Subumbral-Fläche der 4 Magenrippen gehen gewöhnlich 4 dünnhäutige Suspensorien aus: verticale Lamellen, welche zur Mitte der 4 Radial-Taschen hinüber- ziehen und sich in deren Mittellinie inseriren (Taf. XXVI, Fig. 2 ym, 3 gm). Diese 4 perradialen Mesogonien oder „Mesenterial-Falten“ wurden schon von Frırz MürLer beschrieben als „4 dünne verlicale Scheidewände, die den Raum zwischen Magen und Glocke in 4 Kammern theilen“. Diese subumbralen „Kammern“ entsprechen vollständig den „Trichterhöhlen“ der Lucernariden, wie sie schon unter den Craspedoten bei den Tiariden und Peetylliden auftraten (vergl. p. 42 und p. 256). Die Mesogonien selbst (die „oberen Frenula oder Suspensoria“ von Craus) sind dünne solide Lamellen, welche radiale Längsmuskel-Fasern enthalten und bei ihrer Contraction den Central-Magen ausdehnen können; ihr unterer freier Rand ist mehr oder weniger sichelförmig ausgeschnitten. Der Grundmagen (Gaster basalis) entspricht morphologisch dem gleichnamigen ansehnlichen Magenkegel der Peromedusen (sowie dem „Stiel-Canal“ der Lucernariden), ist aber bei den Cubomedusen viel weniger entwickelt und oft mit dem Central-Magen vereinigt. Während bei jenen Ordnungen der Basal-Magen in vertiealer Richtung hoch sich erhebt, ist er hier umgekehrt in horizontaler Richtung flach ausgebreitet. Während bei den niederen Cubomedusen Basal- und Central-Magen in eine Höhle vereinigt sind, entwickelt sich bei den höheren Formen der Ordnung als Grenze zwischen beiden die Pylorus-Strietur. Stets erscheint der Grundmagen als eine sehr flache quadratische Tasche, deren orale untere Wand von dem Pylorus oder der Magenpforte, die aborale obere Wand von der quadratischen Scheitelfläche des Gallertschirmes gebildet wird. Die 4 interradialen Ecken der Tasche werden durch die 4 Pylorusklappen eingenommen, die „bogenförmigen Verwachsungs - Streifen“ (Crius), welche auf den Proximal-Enden der 4 langen Septal-Leisten senkrecht stehen. Hingegen werden die 4 per- 430 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. radialen Seitenränder der Tasche zwischen ihnen durch die 4 Gasiral-Ostien gebildet (yo). Diese sind bei allen Cubomedusen 4 enge horizontale Spalten, welche aus dem Grundmagen in die 4 Radial-Taschen hineinführen. Gewöhnlich findet sich hier eine complieirte Klappen - Vorrichtung, durch welche der erstere von den letzteren zeitweilig ganz abgeschlossen werden kann. Diese 4 per- radialen „Taschenklappen“ alterniren mit den interradialen Pylorusklappen. Oberhalb jeder Pylorus- klappe bildet häufig der Grundmagen eine besondere Aussackung in Gestalt einer niederen dreieckigen Tasche. In dieser Pylorus-Tasche sitzen bei vielen Cubomedusen die Phacellen. Die 4 Radial-Taschen sind stets breit und viereckig, nehmen bei allen Cubomedusen den grössten Theil der Subumbral-Fläche ein und werden nur durch 4 schmale interradiale Septal-Leisten von einander geschieden. Letztere entsprechen den Septal-Knoten der Tesseriden und Peromedusen, den Septal-Leisten der Lucernariden, und sind gleich diesen durch Verlöthung der umbralen und sub- umbralen Wand des ursprünglichen Scyphostoma-Magens entstanden. Daher zeigt sich auch auf dem Querschnitt der Leisten der Rest des Gastral-Epithels in Gestalt der „Entoderm-Lamelle, Gastral- Platte oder Gefäss-Platte“, welche die diekere Gallertscheibe der Umbrella von der dünneren „Stützlamelle“ der Subumbrella trennt. Die Gastral- Platte lässt sogar häufig noch 2 Zellenschichten unterscheiden, von denen die äussere dem umbralen, die innere dem subumbralen Entoderm angehört. In der ganzen Länge der Septal-Leisten ist jederseits eine blattförmige (onade angeheftet, welche in die anstossende Radial-Tasche frei hineinragt (Taf. XXV, Fig. 2; Taf. XXVI. Fig. 2 s). An jeder der 4 Radial-Taschen sind 4 Ränder und 2 Wände zu unterscheiden. Während die beiden Seitenränder jeder viereckigen Tasche durch die interradialen Septal-Leisten gebildet werden, entspricht ihr unterer (oder distaler) dem proximalen Velar-Rande, ihr oberer (oder proximaler) dem Gastral-Ostium. Letzteres kann, wie schon Frrrz Mürrer fand, vollständig geschlossen werden. Das seschieht durch die perradiale Taschenklappe, ein Ventil, welches die Magenhöhle ganz von der Radial-Tasche abschliessen kann. Dasselbe entsteht durch eine horizontale Falte der Subumbrella, welche am oberen Taschenrande sich erhebt und als verdickte Gallertplatte frei in den Raum des Basal-Magens vorspringt. Oft entsprechen dieser perradialen Klappe an jedem Gastral-Ostium zwei adradiale zungenförmige Wülste, welche von der umbralen Gallert- Wand des Ostium centripetal vor- springen und die Klappe beiderseits begrenzen. Zwischen denselben springen in den interradialen Ecken des Grundmagens die 4 Pylorus-Klappen vor, welche den Boden der niedrigen Pylorus- Taschen bilden. Die äussere, abaxiale oder Umbral-Wand der Radial-Taschen wird durch die glatte Innenfläche des Gallertschirmes gebildet. Sie zeigt bei den Charybdeidae keine besonderen Eigenthümlichkeiten, dagegen bei den Chirodropidae 8 adradiale Taschen-Arme, welche frei in den Hohlraum der 4 Taschen hineinragen. Dieselben wurden zuerst von Frırz Mürrer bei dem grossen Chiropsalmus quadru- manus beschrieben, als 4 Paar „ansehnliche fingerförmige Fortsätze, welche zu beiden Seiten der breiten eiförmigen Wulst (— unserer „Taschenklappe“ —) von der hier stark verdickten Glocke ausgehen“. Craus erklärt sie für „ganz unverständlich“. An ihrer Stelle finde ich bei Ghirodropus (Taf. XXVI, Fig. 2) 4 Paar starke Gallert-Arme, welche mit schmaler Basis im Proximal-Drittel der Radial-Taschen an deren Umbral-Wand befestigt sind und frei in ihren Hohlraum, fast durch ihre ganze Länge hin- durch, hineinragen; sie liegen adradial, in der Mitte jeder Taschenhälfte; der kürzere, mediale (oder der Mesogonfalte zugekehrte) Rand ist glatt; hingegen ist der längere, laterale Rand in zahlreiche dünne fingerförmige und verästelte Fäden gespalten, deren Enden die zugekehrten freien Ränder der Ge- schlechts-Platten fast berühren. Ich halte diese merkwürdigen Bildungen für eigenthümlich umgebildete GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. 431 Ueberreste der 4 Umbral-Taeniolen von Scyphostoma (und Tessera), welche sich in 2 Schenkel gespalten und Filamente entwickelt haben (wie bei Tesserantha). Die innere, axiale oder Subumbral-Wand der Radial-Taschen ist zart, dünnwandig und sehr dehnbar und besteht von innen nach aussen aus den gewöhnlichen 4 Schichten; 1) Entoderm- Epithel mit hohen, drüsigen Cylinder-Zellen; 2) dünne aber feste Stützplatte oder Gallert-Lamelle; 3) Muskelplatte, und 4) Exoderm-Epithel. Selbst bei den grossen Cubomedusen, welche einen diek- wandigen Gallertschirm haben, ist die Subumbral-Wand so dünn, dass sie gleich einem zarten Schleier über die Taschen hinwegzieht und alle darin gelegenen Organe klar durchscheinen lässt (Taf. XXVI, Fig. 2). In der perradialen Mittellinie jeder Tasche erhebt sich eine verticale dünne Radialfalte, welche nur in der Mitte der Höhe unterbrochen ist, oben in das Mesogonium oder das obere Suspensorium, unten in das Frenulum Velarü oder das untere Suspensorium übergeht. Die Muskelfasern dieser beiden Suspensorien gehören dem schmalen perradialen Längsmuskel an, welcher die Ringmuskeln der Subumbrella in ihrer ganzen Ausdehnung unterbricht. Der untere, orale oder distale Rand der Radialtaschen zeigt in beiden Familien der Cubomedusen wesentliche Verschiedenheiten. Bei den Charybdeiden zerfällt hier jede Tasche in 2, bei den Chirodropiden hingegen in 4 distale Nebentaschen, die entweder als Randtaschen oder als Lap- pentaschen bezeichnet werden können (Bursae marginales vel lobares), Von jeder Sinnesnische geht nämlich ein perradiales Septum zum Velar-Rande, welches den Distal- Theil jeder Radial- Tasche in 2 Hälften theilt. Dieses Septum ist nichts Anderes, als der Abaxialrand des Frenulum selbst, in welchen die umbrale und subumbrale Wand der Tasche mit einander verwachsen sind. Jede der so gebildeten Rrandtaschen ist rechteckig, oft quadratisch, und bei den Charybdeiden einfach, bei den Chirodropiden hingegen nochmals durch ein (adradiales) Septum in 2 Lappentaschen getheilt. Der untere, orale oder distale Rand dieser Lappen-Taschen zeigt bei den Cubomedusen mancherlei Verschiedenheiten. Ganz einfach und glatt ist derselbe bei den einfach gebauten Procharagmidae (— bei Procharagma, wo das Velarium ganz fehlt, und bei Procharybdis, wo dasselbe einfach und ohne Canäle ist —); hier enden die 4 Radial- Taschen unten am Schirmrande selbst ohne Fortsätze. Bei allen anderen Cubomedusen schieken dieselben blinde Velar-Canäle in das Velarium hinein. Diese liegen vollständig in der verdickten Stützlamelle des letzteren und sind bandförmig abgeplattet; ihr Entoderm-Epithel ist, ebenso wie in den Radial- Taschen selbst, flach und hell an der umbralen, drüsig und hoch an der subum- bralen Seite. Bei den Tamoyidae (Charybdea, Tamoya) gehen die Velar-Canäle in geringer Zahl vom Distal-Rande der 4 Radial- Taschen unmittelbar aus und sind bald einfach, bald verästelt; die Ver- ästelung ist oft zierlich baumförmig und wird nach dem Perradius hin schwächer, nach dem Inter- radius hin stärker. Die Chirodropidae zeichnen sich dadurch aus, dass vom Distal- Rande jeder Radial- Tasche vier breite runde Taschen abgehen. Diese Randtaschen (Bursue marginales) liegen an der Axialseite von 16 halbeiförmigen verdickten Gallertplatten des Velarium, die wir als Randlappen auflassen können; sie können daher auch als Lappentaschen (Bursae lobares) bezeichnet werden. Je 2 benachbarte Lappentaschen bilden ein zusammengehöriges Paar. Das perradiale Paar (Taf. XXV], Fig. 2 /d), welches das Frenulum einschliesst, ist länger und schmäler; das interradiale Paar, welches das Distal- Ende einer Septal-Leiste einschliesst, ist kürzer und breiter (Fig. 2 Zt). Erst vom Aboral-Rande dieser Lappen- taschen gehen bei den Chirodropiden die Velar-Canäle ab, welche sich mehrmals gabelig theilen und mit zahlreichen kurzen lappigen Seitenästen zierlich besetzt sind. Sowohl die Velar-Canäle als ihre Aeste enden blind und anastomosiren nicht untereinander. 439 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. Die Tentakel-Canäle (oder die Pedal-Canäle, welche in die Tentakeln führen) entspringen an den 4 interradialen Schirm-Eeken mit doppelter Wurzel, indem jeder Tentakel aus der distalen Ecke jeder viereckigen Radial-Tasche einen Wurzel-Canal erhält. Jede Tasche giebt somit 2 Wurzel- Canäle ab, für 2 benachbarte Tentakeln. Die Vereinigung der beiden Wurzel-Canäle findet unmittelbar unterhalb des distalen Septum-Endes statt. Der daraus hervorgehende Tentakel-Canal bleibt einfach bei den Charybdeidae, während er bei den Chirodropidae sich in so viele Canäle spaltet, als Tentakeln am handförmigen Pedale sitzen. Durch die Communication der Radialtaschen, welche die Wurzel- Canäle an ihrem Distalrande bewirken, entsteht eine Art marginaler Ringeanal. — Aus der Mitte jeder Perradial-Tasche geht ein einfacher Sinneskanal in jeden Sinneskolben hinein, um angeschwol- len in dessen Ampulle zu enden. Die Gastral-Filamente zeigen sich bei den verschiedenen Cubomedusen auf sehr verschie- denen Stufen der Ausbildung. Im einfachsten Falle, bei Procharagma und Procharybdis, finden wir nur 4 interradiale Phacellen von pinselförmiger Gestalt; sie sitzen am Proximal-Ende der Septal- Leisten, auf den Pylorus-Klappen, und ragen in die Pylorus-Taschen des Grundmagens hinein. Gewöhnlich ist aber jeder Phacellus in zwei pinselförmige oder bürstenförmige Filament-Gruppen zerfallen, deren jede in zahlreiche, feine und kurze Fäden gespalten ist. Bei Tamoya und bei den Chirodropiden (Chi- ropsalmus, Chirodropus) bilden die Filament-Gruppen oder Phacellen auf der Wand des Centralmagens 4 ausgedehnte interradiale verticale Streifen oder hufeisenförmige Bogen mit proximaler Convexität. Die Gonaden der Cubomedusen sind stets 8 breite Blätter, welche paarweise längs der Septal-Leisten angeheftet sind und von diesen aus frei in die 4 Radial- Taschen hineinragen. Zuerst wurden sie von Frırz Mürzer (1858) richtig beschrieben. Craus findet in dieser Bildung „eine höchst abweichende Gestaltung“ (1878, Zoologie, p. 289). In der That aber ist der Unterschied, den die Ge- schlechtsdrüsen der Cubomedusen von denjenigen der übrigen Acraspeden darbietien, nur gering- fügig; und die ersteren lassen sich leicht auf die letzteren zurückführen. Die meisten Lucernariden zeigen in den gröberen anatomischen Beziehungen ganz dieselben Verhältnisse, indem auch hier auf jede der 4 breiten Radial- Taschen 2 Gonaden kommen. Diese gehören aber nicht der betreffenden Tasche an, sondern vielmehr dem interradialen Septum, das je 2 Taschen trennt. Die beiden Gona- den, welche 2 benachbarten Taschen angehören und durch ein Septum getrennt werden, gehören zu einem Paare und sind bei Halicyathus (wie bei allen Tesseriden) noch am Proximal-Ende des Septum durch einen convexen Bogen zu einem Hufeisen verbunden (vergl. oben p. 369). Bei den übrigen Lucernariden ist dieser U-förmige Verbindungsbogen rückgebildet, so dass nunmehr 8 getrennte adra- diale Geschlechtsblätter neben einander liegen, und dasselbe gilt für die Peromedusen und Cubomedu- sen. Auch bei diesen letzteren ist es, wie bei den ersteren, das Subumbral-Entoderm der Ra- dial-Taschen, welehes die Geschlechtsproducte bildet. Denn die Geschlechtsblätter sind zwar meistens am Septum so angeheftet, dass sie unmittelbar die Umbral-Wand berühren; allein sie bleiben von dieser durch die Entoderm-Lamelle des Septum völlig getrennt, so dass sie trotzdem der Subum- bral-Wand genetisch angehören. Jedes Genitalblatt ist eigentlich eine dünne Falte dieser Subum- bral-Wand, indem die gallertige Stützlamelle der letzteren einen Fortsatz (Fulerum) bildet, der bei- derseits vom subumbralen Entoderm- Epithel bekleidet ist. Aus diesem letzteren entwickeln sich die Geschlechts-Producte, welche bei ihrer Reife frei in die Tasche hineinfallen; während die Stützlamelle oder das Fulerum bald in Gestalt einer einfachen Mittel-Platte (oder „faserigen Axenplatte“, Craus), bald in Gestalt eines baumförmigen Gerüstes sich im Taschenraum ausbreitet. (Wegen der Platten- Form der Gonaden: Elasmorchidae, Generelle Morphologie, 1866, Bd. II, p. LIX.) GENERELLE CHARACTERISTIK DER CUBOMEDUSEN. 4353 Die Entwieklung der Cubomedusen ist zur Zeit noch völlig unbekannt. Wahrscheinlich ent- steht aus dem Ei zunächst eine frei schwimmende Gastrula, welche sich später festsetzt und in ein octonemales Sceyphostoma verwandelt. Dieses wird sich durch Knospung vermehren und die Knospen werden (alle oder theilweise) als octonemale Tessera - förmige Medusen frei werden (Tesserula). Indem die 4 perradialen Tentakeln der letzteren sich in Sinneskolben verwandeln, während die 4 in- terradialen zu langen Hohl- Tentakeln werden, indem ferner die 4 kleinen interradialen Septal- Knoten zu langen Septal-Leisten auswachsen, und indem endlich die 4 hufeisenförmigen Gonaden-Anlagen in 4 Paar getrennte Geschlechtsblätter zerfallen, entsteht aus der Tessera-Form die einfachste Cubomedusen- Form: Procharagma. Wahrscheinlich folgt in der ontogenetischen Metamorphose aller Cubomedusen auf das Tesserula-Stadium zunächst ein Stadium gleich dem Procharagma. Unterscheidende Charactere der beiden Cubomedusen-Familien: Cubomedusae Charybdeidae | Chirodropidae Tentakeln . . . . . . | 4 einfache interradiale Tentakeln | 4 interradiale Tentakel-Bündel Radial-Taschen . . . . | ohme Taschen- Arme an der Umbral- | mit 8 einfachen oder verästelten Taschen-Armen Wand | an der Umbral-Wand Marginal-Taschen . . . | 8 adradiale, oberhalb des Velarium | 16 Taschen in den Randlappen des Velarium. Einundzwanzigste Medusen - Familie : (Erste Familie der Cubomedusen :) CHARYBDEIDAE, Gegenbaur (1856). Tafel XXV. Familien-Charakter: Cubomedusen mit 4 einfachen interradialen Tentakeln und mit 4 per- radialen Sinneskolben; ohne Randlappen im Velarium, aber mit 8 Randtaschen; ohne Taschen- Arme in den 4 Radial-Taschen. Die Familie der Charybdeiden umfasst sämmtliche bisher beschriebene Cubomedusen (mit einziger Aus- nahme des Chiropsalmus quadrumanus), und sodann eine Anzahl neuer Formen, die hier zum ersten Male beschrieben werden. Als wichtigstes Merkmal dieser Familie sind vier einfache interradiale Tentakeln hervorzuheben, während die Chirodropiden der folgenden Familie sich durch vier zusammengesetzte Tentakel-Bündel auszeichnen. Ferner fehlen den ersteren die eigenthümlichen 8 adradialen Taschen-Arme, welche die letzteren an der Umbralwand ihrer 4 breiten Radialtaschen besitzen. Die Anzahl der bisher bekannten Charybdeiden war sehr gering, und die meisten waren erst in den letzten beiden Decennien bekannt geworden. Nur eine einzige Art, die mediterrane Charybdea marsupialis (— zugleich die einzige europäische Species der Ordnung —) war schon im vorigen Jahrhundert bekannt und zuerst von PLAncus (1739) als „Urtica soluta marsupium referens“ beschrieben worden (Conchyl. rar. p. 41, Tab. IV, Fig. 5). In Linxe’s Systema naturae (1758, Ed. X, p. 660) figurirt dieselbe als Medusa marsupialis (,M. semiovata, margine tentaculis quatuor“) und ebenso bei den folgenden Autoren. Erst 1809 gründete Prron für diese und die weit verschiedene Periphylla zusammen das Genus Oharybdea. (Vergl. oben p. 415). — EscHscHortz führte dieselbe in seinem „System der Acalephen“ (1829, p. 101) als Oceania marsupialis auf. Sodann gab 1833 MıLne-EpwArns eine ausführliche Monographie: Sur la structure de la Charybdee marsupialis (Annal. des Sc. Nat. Vol. 28, p. 294, Pl. 11—12). Die Haeckel, System der Medusen. 99 Jen. Denkschriften 1. 43: GENERELLE CHARACTERISTIK DER CHARYBDEIDEN. Abbildung (copirt in der Edition illustr&e von Cuvrer’s Regne animal, Zoophytes, Pl. 55, Fig 1) giebt die äussere Form recht gut wieder, wogegen die Beschreibung der inneren Organisation auffallende Irrthümer und Missverständ- nisse enthält. Lesson ersetzte 1843 (— „Acalephes“, p. 268 —) den älteren Namen Charybdea marsupialis durch die Be- nennung Marsupialis Planei und stellte sie mit 6 anderen Gattungen in der neuen Familie Marswpiales zusammen (l. e. p. 267). Von diesen 6 Genera gehört nur eines, Bursarius, zu den Cubomedusen; hingegen gehört Mitra zu den Aglauriden, Eurybia zu den Geryoniden, Cytaeis zu den Margeliden, Campanella zu den Polyorchiden,, Scyphis zu den Cunanthiden. Die Familie der Marsupiales von Lesson umfasst mithin 7 Genera, von denen nur 2 Cubome- dusen sind, die 5 übrigen hingegen gänzlich verschiedene Medusen aus allen 4 Ordnungen der Craspedoten reprä- sentiren; ein glänzendes Beispiel von der gänzlichen Kritiklosigkeit und der unglaublichen Oberflächlichkeit, mit der Lessox sein ganzes künstliches System der Medusen construirte! GEGENBAUR war vollkommen im Rechte, als er in seinem „Versuche eines Systems der Medusen“ (1856, p. 214) die ganz unberechtigten Veränderungen von Lessox ignorirte, den alten Namen Charybdea marsupialis resti- tuirte, und dafür die neue Acraspeden-Familie der Charybdeiden gründete. Alle neueren Autoren haben diese Benennungen anerkannt, mit einziger Ausnahme von L. Acassız, welcher (1862) an deren Stelle die von Lnsson ge- gebene Nomenclatur vergeblich zur Geltung zu bringen suchte. (S. oben p. 424). Agassız unterschied (l. ec.) 4 Ge- nera mit 5 Species, von denen jedoch Chiropsalmus quadrumanus zu den Chirodropiden gehört. — Die Beschreibung der Tamoya (haplonema) von Frrrz Mütter (1859), sowie die speciellen histologischen „Untersuchungen über Cha- rybdea marsupialis“ von Cnaus (1878) wurden bereits oben erwähnt (p. 424). Die Organisation der Charybdeiden (Taf. XXV) ist in der vorhergehenden allgemeinen Characteristik der Cubomedusen bereits geschildert worden; wir wollen daher hier nur die wichtigsten Verhältnisse recapituliren und diejenigen Punkte besonders hervorheben, in denen sie sich von den höher entwickelten Chirodropiden unterscheiden. Der Schirm ist stets hochgewölbt und vierseitig, oft von der Gestalt eines Obelisken oder eines Würfels, höher als breit. Die 4 interradialen Kanten oder Eckpfeiler treten bei dieser Familie mehr hervor als bei der folgenden, und sind meistens durch 8 tiefe adradiale Längsfurchen von den 4 perradialen Seitenflächen getrennt. Ausserdem zeigt die Exumbrella oft noch 4 seichtere perradiale Seitenfurchen, welche in der letzteren von der Sinnesnische auf- wärts ziehen, und 4 tiefere interradiale Eckfurchen, welche die Kanten-Wülste der Länge nach halbiren. Nesselflecke sind in verschiedener Form, Grösse und Vertheilung auf der Exumbrella zerstreut. Subumbrella und Schirm- höhle zeigen keine besonderen Eigenthümlichkeiten. Die + Trichterhöhlen der letzteren sind gewöhnlich nur flach und unbedeutend, da die 4 Mesogonien zwischen ihnen nur selten stark entwickelt sind. Der Schirmrand ist bei den O’harybdeidae einfacher gebildet, als bei den Chirodropidae und dient in erster Linie zur Unterscheidung beider Familien. (Vergl. Taf. XXV). Das Velarium ist schmäler und einfacher gebaut; bei der einfachsten Form, Procharagma (Fig. 1) fehlt es noch ganz. Bei Procharybdis (Fig. 3) gleicht es einem ein- fachen Craspedoten- Velum und hat weder Velar-Canäle noch Frenula. Bei den übrigen Gattungen (Charybdea, Ta- moya) wird das Velarium von Velar-Canälen durchzogen und durch 4 perradiale Frenula gestützt, welche als muscu- löse Gallertleisten von den Sinneskolben zum Rande des Velarium hinabziehen. (Vergl. oben p. 426, sowie Tafel XXV, Figur 5, 6.) } Die 4 interradialen Pedalien oder „Tentakel-Sockel“, welche vom Distal-Ende der Schirmkanten, etwas oberhalb des Schirmrandes entspringen, sind bei den Charybdeiden stets einfache, ungetheilte Gallertzapfen, und jeder trägt nur einen einzigen einfachen Tentakel (— einzelne individuelle Abnormitäten ausgenommen, die an einem ein- zelnen Pedal bisweilen 2 oder 3 Tentakeln tragen). Nur bei der eimfachsten und ältesten Form dieser Familie, bei Procharagma (Fig. 1) fehlen die Pedalien ganz; bei allen übrigen Gattungen sind sie vorhanden, meist 3—; so lang als die Schirmhöhe. Gewöhnlich sind sie am oberen Ende verdünnt, am unteren verdickt, und zweiseitig lateral com- primirt, so dass eine concave kürzere Axial-Kante einer längeren convexen Abaxial-Kante gegenüber steht; oft sind diese Kanten in breite dünne Gallert-Flügel von ansehnlicher Grösse und sonderbarer Form ausgezogen (Fig. 3). Bisweilen sind die Pedalien keilföürmig oder dreikantig-prismatisch. Dabei ist gewöhnlich die Axe des Pedals mehr oder minder verdreht und daher seine Gestalt asymmetrisch oder dysdipleurisch; die beiden Hälften des Pedals, welche durch die ideale Interradial-Ebene getrennt werden, sind mehr oder minder ungleich. Jedes Pedal enthält nur einen einzigen einfachen Canal, welcher mit 2 kurzen Wurzel-Canälen aus den interradialen Distal-Ecken zweier benachbar- ter Radial-Taschen (beiderseits eines Septum) entspringt. Er setzt sich unten in den langen und dünnen cylindrischen Tentakel fort, der von dem abgestutzten Ende des Pedals entspringt und dicht quergeringelt ist (Fig. 35, 5). Die 4 perradialen Sinneskolben oder Rhopalien der Charybdeiden (Taf. XXV, Fig. SA, SB) waren bis jetzt nur von der hochorganisirten Charybdea marsupialis näher untersucht; jeder Sinneskolben enthält hier in seinem kopfförmig verdiekten Ende einen Otolithen-Sack und 6 Augen (2 mittlere unpaare grosse Augen mit Linse, und 2 Paar seitliche kleinere ohne Linse; vergl. oben p. 428). Bei den untersuchten Spiritus- Exemplaren der klei- neren und viel einfacher gebauten Charybdeiden, die hier zuerst beschrieben werden (Procharagma, Fig. 1, Procha- rybdis, Fig. 3), schienen die kleinen Rhopalien einfacher gebaut zu sein und nur ein oder zwei Augen neben dem Oto- GENERELLE CHARACTERISTIK DER CHARYBDEIDEN. 435 lithen-Sack zu besitzen; leider waren dieselben zu schlecht conservirt, um eine genauere Untersuchung zu gestatten. — Die herzförmige Sinnesnische (oder Rhopalar-Crypta, Fig. SA), in welcher der Sinneskolben verborgen ist, liest bei den kleineren Formen näher dem Schirmrande, während sie bei den grösseren höher hinauf gerückt ist. In fla- cherem oder höherem Bogen geht der Ringnerv von da zu den Pedal-Basen hinab (Fig. 3). Das Gastrocanal-System der Charybdeiden besitzt im Ganzen die Organisation, die bereits oben in der generellen Characteristik der Cubomedusen beschrieben wurde (p. 425). Im Gegensatze zu den Chirodropiden ist der Magen gewöhnlich klein und flach, die 4 perradialen Mundlappen des Buccal-Magens kurz. Central- und Basal-Magen sind gewöhnlich zu einer einfachen quadratischen Höhle vereinigt, oder ihre Trennung ist nur durch die Pylorus- Klappen angedeutet; seltener ist die Pylorus-Strietur tiefer. Den 4 Radial-Taschen fehlen die S adradialen „Taschen- Arme“, welche die Chirodropiden auszeichnen. Während bei diesen letzteren der Distal-Rand jeder Tasche in 4 Lap- pentaschen ausläuft, finden sich bei den Charybdeiden nur 2 Randtaschen, getrennt durch das Septum frenuli. Vom Distal-Rande dieser 3 adradialen Randtaschen gehen bei Charybdea und Tamoya die Velar-Canäle aus, welche bei den kleineren Formen einfach (Fig. 5, 6), bei den grösseren stark verästelt sind. Meistens kommen auf jeden Qua- dranten 6 Canäle; diejenigen, welche dem Pedal am nächsten liegen, sind am stärksten verästelt. Die Gonaden sind bei den Charybdeiden 4 Paar lange dünne Blätter, welche frei in den 4 Radial-Taschen liegen und nur längs der interradialen Septal-Leisten befestigt sind (Taf. XXV, Fig. 1-5). Sie zeigen mithin dieselbe Bildung, wie bei den Chirodropiden, und sind daher bereits oben näher beschrieben worden (p. 432). Die freien Rän- der der 8 Genitalblätter sind bald einfach, bald gelappt oder vielfach eingeschnitten. Die Färbung der Charybdeiden scheint vorwiegend gelblich oder bräunlich zu sein; insbesondere zeichnen sich die Gonaden, Filamente und Tentakeln durch gelbe oder braune Farbe aus. — Die Grösse beträgt bei den kleineren Arten (Procharagma) nur S—10 Mm., bei den meisten Arten von C’harybdea 30—60 Mm., bei den grösseren Arten (Tamoya) 100—200 Mm. — Die Entwicklungsgeschichte ist noch ganz unbekannt. Geographische Verbreitung der Charybdeiden: Von den 16 bekannten Arten gehört nur 1 dem Mittelmeer an, 5 dem tropischen und subtropischen Theile des atlantischen Oceans, 8 dem tropischen Theile des pacifischen Oceans, und 1 dem indischen Ocean. Die meisten Arten sind demnach tropisch. In der gemässigten und kalten Zone beider Hemisphären scheinen die Charybdeiden meist zu fehlen. Alle sind selten, die meisten wahrschein- lich Tiefsee-Bewohner, die nur gelegentlich an die Oberfläche kommen. XXI. Unterschiede der vier Genera der Charybdeidae. “ (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) [ Kein Velarium. & Fubrnilg Keine Pedalien an der Basis der Tenta- Hi: Procharagmidae. ah 1. Procharagma * Velarium ganz fehlend oder einfach, ohne Velar-Canäle j und ohne Frenula. Pedalien an der Tentakel-Basis bald fehlend, bald vor- | Pedalien (oder geflügelte gallertige Basal- _ 0. handen. A an der Basis der Tentakeln. 2. Procharybdis Velarium einfach. senterien; daher keine Trichterhöhlen. Phacellen horizontal. 3. Charybdea Magen herabhängend, durch 4 perradiale, frei vorspringende Mesenterien mit der Subumbrella verbunden; daher 4 inter- radiale Trichterhöhlen. Phacellen vertical. 4. Tamoya U. Subfamilie: Tamoyidae. Velarium suspendirt, mit einfachen oder verästelten Velar-Canälen, durch 4 perradiale Frenula mit der Subumbrella erhal. f agen Hach, ohne frei korsptinbanne Me- Pedalien an der Tentakel-Basis stets vorhanden. | Do 436 orpo: CUBOMEDUSAE. ramınıa: CHARYBDEIDAE. XXIA. Erste Subfamilie der Charybdeiden: PROCHARAGMIDAER, Harcker (1877). Charybdeiden ohne Velar-Canäle und ohne Frenula des Velarium. 173. Genus: PROCHARAGMA, Harcker; novum genus. rg0xag0yua = Urbild, Modell. Genus-Diagnose: Charybdeide mit 4 einfachen interradialen Tentakeln am Schirmrande, ohne Pedalien; ohne Velarium. Das Genus Procharagma eröfmet die Reihe der Cubomedusen, als die einfachste und ursprünglichste Form unter Allen. Sie kann phylogenetisch als die Stammform derselben betrachtet werden, da sie sich auf der anderen Seite auch sehr nahe an Tessera anschliesst (s. oben p. 374). Denkt man sich die 4 interradialen Tentakeln von Tessera in Sinneskolben verwandelt, ihre 4 Septalknoten in langgestreckte Septal-Leisten ausgezogen, die 4 einfachen Gastral-Filamente an deren Proximal-Ende handförmig gespalten, und endlich ihre 4 hufeisenförmigen Gonaden durch Rückbildung des proximalen Bogenstückes in 8 blattförmige Schenkel zerfallen, so entsteht Procharagma. Von allen anderen Cubomedusen unterscheidet sich diese einfachste Form durch den Mangel des Velarium und der Pedalien. Der Schirmrand ist durch 8 Einkerbungen in 8 adradiale Lappen getheilt. In den 3 Einkerbungen sitzen die 4 ein- fachen interradialen Tentakeln und die 4 kleinen perradialen Sinneskolben, letztere in ihrer Nische etwas hinauf ge- rückt. Die beiden bekannten Arten gehören dem westlichen Theile des pacifischen Aequatorial-Gürtels an. Ihre Ontogenie ist unbekannt. 425. Species: Procharagma prototypus, Harcker; nova species. Tafel XXV, Figur 1—2. Species-Diagnose: Schirm würfelförmig, eben so hoch als breit; Scheitelfläche ebenso wie die 4 Seitenflächen abgeplattet, quadratisch. Magen eine flache quadratische Tasche bildend, durch eine tiefe Palatin-Strietur von dem vierlappigen Mundrohr abgesetzt; in den 4 interradialen Magenecken 4 handförmige Phacellen, jeder in 8 Filamente gespalten. Schirmrand mit 8 flachen adradialen Gallert- lappen. 4 Sinneskolben klein, in herzförmiger Nische, wenig vom Schirmrande entfernt. 4 Tentakeln einfach, eylindrisch, ungefähr so lang als die Schirmhöhe. Specielle Beschreibung: Procharagma prototypus, die ich in zwei wohlerhaltenen Spiritus-Exemplaren untersuchen konnte, ist von hohem Interesse als diejenige Cubomeduse, welche unter allen bekannten Formen dieser Ordnung die einfachsten Organisations- Verhältnisse zeigt, und welche phylogenetisch leicht von Tessera abgeleitet werden kann. Der Schirm besitzt eine fast vollkommen kubische Gestalt, so dass die abgeplattete Scheitelfläche von derselben Grösse und Quadratform ist, wie die 4 Seitenflächen; die sechste, orale Fläche des Würfels nimmt die quadratische Schirm-Oeffnung ein. Die 4 Seitenflächen sind in der perradialen Mittellinie kaum merklich gewölbt und nur durch eine ganz flache rinnenförmige Vertiefung von den 4 abgerundeten interradialen Kanten abgesetzt. Die Exumbrella ist glatt, die Gallerte des Schirms dünn, aber fest. Die Subumbrella zeigt deutlich die 4 perra- dialen Längsmuskeln, welche die 4 Quadrat-Platten der Ringmuskeln halbiren und von den Sinnesnischen zu den Mesogonien aufsteigen. Der Magen bildet eine flache quadratische Tasche im Grunde der Schirmhöhle; eine tiefe Gaumen-Einschnürung trennt ihn von dem kurzen vierseitig-pyramidalen Mundrohr, das in 4 kurze, dreieckige, per- radiale Mundlappen ausgezogen ist. In den 4 interradialen Magen-Eeken sitzen 4 handförmige Phacellen, jeder in 8 fingerförmige Filamente gespalten, deren Grösse von der Mittellinie der Hand nach beiden Seiten abnimmt. Die Gonaden sind 8 ziemlich schmale längliche Platten, ihr freier Rand unregelmässig gelappt; beide Exemplare waren Männchen. Der Schirmrand ist wulstig verdickt und durch 8 seichte Einschnitte in 8 flache, wenig vorspringende, adradiale Lappen gespalten. Etwas oberhalb der 4 perradialen Einschnitte sitzen in flachen herzförmigen Nischen die 4 Sinneskolben; jeder schien ausser dem kleinen terminalen kugeligen Otolithen-Sack nur ein einfaches Auge (mit Linse und Glaskörper) zu enthalten. Die 4 Tentakeln sind ganz einfach, cylindrisch, ohne Pedalien in den 4 interradialen Einschnitten inserirt, und etwa so lang als die Schirmhöhe. rawınıa: CHARYBDEIDAE. GenerA: PROCHARAGMA, PROCHARYBDIS. 437 Grösse: Schirmbreite 8 Mm., Schirmhöhe 8 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Chinesisches Meer; Weser. 426. Species: Procharagma aurea, Hacker. Charybdea species, SEMPER, 1860; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 13, p. 562. Procharis aurea, HAEcKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 401. Species-Diagnose: Schirm höher als breit, am Rande achtlappig. Magen? Phacellen? Sinnes-Nischen? 4 Sinneskolben tentakelähnlich, frei am Schirmrande (2). Gonaden am freien Rande stark eingekerbt. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die sehr unvollständige Notiz von SEMPER (l. c.) sagt Nichts vom Magen, nichts Näheres von den Phacellen, von den Sinnes-Nischen u. s. w. Da jedoch ausdrücklich her- vorgehoben wird, dass „das Velum und die für Oharybdea so charakteristischen, knorpeligen, mit flügelföormigem An- hange versehenen Basalstücke der 4 Tentakeln fehlen“, so ist diese Art wahrscheinlich der vorhergehenden nahe ver- / wandt. Sehr auffallend erscheint die Angabe, dass „der Scheibenrand stark achtlappig ist, und in dem zwischen je 2 Tentakeln durch die Lappen gebildeten Ausschnitte ein sehr kurzer rudimentärer Tentakel zieht“. Ich vermuthe, dass dieser perradiale „rudimentäre Tentakel“ in der That der Sinneskolben ist (— welchen SEMPER gar nicht erwähnt!! —); und dass bei dieser Art sich noch die ursprüngliche Lage desselben am Schirmrande erhalten hat. Sollte diese Annahme wirklich richtig sein, so würde diese Art eine besondere Gattung, Procharis, bilden müssen. Indessen beruht jene flüchtige Angabe vielleicht auf einem Irrthum. Farbe: Phacellen und Gonaden schön gelb, Tentakeln braun und gelb geringelt. Grösse: Schirmbreite ?_ Schirmhöhe 10 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Philippinen-Meer; Pelew-Inseln, Senper. 174. Genus: PROCHARYBDIS, Hacker; novum genus. zrooyagußdıg — Urstrudel, Urform der Charybdeen. Genus-Diagnose: Charybdeide mit 4 einfachen interradialen Tentakeln, mit Pedalien; mit einfachem Velarium, ohne Velar-Canäle und ohne Frenula. Das Genus Procharybdis schliesst sich zunächst an die vorhergehende Stamm -Gattung der Cubomedusen, Procharagma, an, unterscheidet sich von derselben jedoch schon wesentlich durch den Besitz der Pedalien und des Velarium. Die 4 interradialen Pedalien sind zum Theil noch kleine und einfache Verdickungen der Gallerte an der Tentakel-Basis, zum Theil hingegen sehr gross und mit mächtigen Flügeln versehen. Das Velarium ist noch ganz einfach, eine distale Fortsetzung des Schirmrandes, dessen dicke Gallerte zu einer dünnen Stützlamelle wird. Somit gleicht das Velarium dieser Gattung äusserlich dem einfachen Velum der Craspedoten, unterscheidet sich von ihm aber wesentlich durch seine Beziehung zum Nervenring (p. 426). Die Velar-Canäle und die 4 Frenula, welche das Velarium der übrigen Charybdeiden auszeichnen, fehlen dieser Gattung noch. Es sind 4 Arten bekannt, von denen eine dem indischen Ocean, 3 dem tropisch-paeifischen Ocean angehören. 427. Species: Procharybdis tetraptera, Harcken; nova species. Tafel XXV, Figur 3, 4. Species-Diagnose: Schirm fast eiförmig, 14 mal so hoch als breit; Scheitel flach abge- stutzt; die 4 Seitenflächen stark gewölbt. Magen flach, mit 4 grossen eiförmigen Mundlappen. In den interradialen ausgezogenen Ecken des Magengrundes 4 Paar flügelförmige Phacellen, jede handförmig in 20—30 Filamente gespalten. Schirmrand mit 8 flachen adradialen Gallertlappen. Velarium einfach, schmal, ganzrandig. Abstand der Sinnesnischen vom Schirmrande ungefähr gleieh der Distanz der Pedal-Basen. 4 Pedalien sehr gross, ungefähr so lang als die Schirmhöhe, blattförmig, mit 2 mäch- 438 orDo: CUBOMEDUSAE. vwanınıa: CHARYBDEIDAE. tigen Flügeln; der Abaxial-Flügel fast bis zur Mitte der interradialen Schirmkante hinaufgehend; der Axial-Flügel oben schmal, unten sehr breit, tief ausgeschnitten. 4 Tentakeln länger als die Schirmhöhe. Specielle Beschreibung: Procharybdis tetraptera zeichnet sich vor allen anderen Charybdeiden durch die mächtigen flügelförmigen Pedalien aus, welche fast so hoch als der Schirm selbst sind. Der Umriss des Schirms ist fast eiförmig, oben am Scheitel nur wenig abgeplattet. Die 4 gewölbten Seitenflächen springen stark vor, ebenso wie die 4 interradialen messerscharfen Kanten, welche unten in die Abaxial-Flügel der Pedalien übergehen. Die Ex- umbrella ist glatt. Der Magen ist verhältnissmässig sehr klein und flach, kaum so gross als die 4 mächtigen Mund- lappen, in welche das Mundrohr fast bis zur Basis gespalten ist. Die 3 Phacellen in den Magenecken bilden 4 zier- liche Flügelpaare (Fig. 4); jeder Flügel ist handförmig in 20—30 kurze Filamente gespalten. Die Gonaden sind 8 breite Blätter, breiter als die Intervalle ihrer freien Ränder, und nehmen fast die ganze Länge der Septen ein, längs deren sie befestigt sind. Der Schirmrand endet in einem ganz schmalen und einfachen Velum, welches frei herab- hängt, kaum doppelt so breit als die Tentakeln. An seiner Insertion ist der Gallertrand des Schirms verdickt und durch 8 seichte Einschnitte in 8 adradiale, flache und kurze Lappen gespalten. Von den 4 perradialen Einschnitten zieht eine Rhopalar-Spange aufwärts zu den 4 Sinneskolben, welche hoch über dem Schirmrande in herzförmigen Nischen sitzen (fast an der Grenze des mittleren und unteren Drittels der Schirmhöhe); die Sinneskolben sind klein und scheinen ausser dem Otolithen-Sacke nur ein einfaches grosses Auge zu enthalten; der Nervenring fällt von da in steilem Bogen herab zum Distal-Rand der Pedalien-Insertion. Die Pedalien sind von der characteristischen, schwer zu beschreibenden Gestalt, welche Fig. 3, Taf. XXV, wiedergiebt: sehr flache und dünne, lateral comprimirte Blätter, die aus einem schmäleren proximalen Stiel und einer breiteren, fast eiförmigen Endplatte bestehen; nur in ihrer Mitte, rings um den Tentakel-Canal, ist die Gallerte verdickt. Die beiden Flügel der Pedalien sind sehr dünn, mit messer- scharfen verticalen Kanten. Der abaxiale Flügel ist schmäler und schwächer gekrümmt, als der stark ausgerandete axiale Flügel. Die Tentakeln sind cylindrisch, etwas länger als die Schirmhöhe. Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. Fundort: Indischer Ocean; Sunda-Archipel, Razer. 428. Species: Procharybdis turrieula, Harcxrı. Charybdea species, SEmPEr, 1860; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XII, p. 561, Taf. 39, Fig. 9. Charybdea turricula, HAEcKEL, 1877; Prodrom. System. Med. Nr. 402. Species-Diagnose: Schirm konisch, sehr hoch gewölbt, 23 mal so hoch als breit. Magen klein, Mund ungelappt (2). Gastral-Filamente in 4 Doppel-Gruppen. Schirmrand schwach achtlappig. Velarium einfach, schmal, ganzrandig. Abstand der Sinnesnischen vom Schirmrande ungefähr gleich der Distanz der Pedal-Basen. 4 Pedalien sehr gross, beilförmig; ihr Abaxial-Flügel nach oben ver- breitert, weit an der Schirmkante hinaufgehend; ihr Axial-Flügel tief ausgeschnitten, oben sehr schmal, unten sehr breit. Specielle Beschreibung fehlt. Die vorstehende Diagnose ist nach der unvollständigen Abbildung und den dürftigen Notizen von SemPER entworfen (l. e.); die Figur stellt nur die untere Hälfte des Schirms dar. Da jedoch die Bildung des Velarium, der grossen beilförmigen Pedalien mit ihren breiten Flügeln, und des hoch aufstei- genden Nervenringes auffallend derjenigen der vorigen Art gleicht, glaube ich annehmen zu dürfen, dass sie dieser Species nächstverwandt ist. Das Velarium ist ganz einfach, schmal, ohne Velar-Canäle und ohne Pedalien. Grösse: Schirmbreite 70 Mm., Schirmhöhe 170 Mm. Fundort: Philippinen-Meer; Pelew-Inseln, Seneer. 429. Species: Procharybdis flagellata, Hazckzı (nova Sspecies?). ?Marsupialis flagellata, Lesson, 1843; Acalephes, p. 278. Speeies-Diagnose: Schirm kegelförmig, oben abgestutzt, doppelt so hoch als breit; 4 Sei- tenflächen stark gewölbt, 4 interradiale Kanten abgerundet und wenig vortretend. Magen? Schirm- rand flach achtlappig. Velarium einfach, schmal, ganzrandig. Abstand der Sinnesnischen vom Schirm- FAMILIA: CHARYBDEIDAE. geneRA: PROCHARYBDIS, CHARYBDEA. 439 rand etwa halb so gross als die Distanz der Pedal-Basen. 4 Pedalien lanzetförmig, halb so lang als die Schirmhöhe, mit sehr schmalen Flügeln. Tentakeln mehrmals länger als die Schirmhöhe. Specielle Beschreibung und Abbildung ist nach dem einzigen, schlecht erhaltenen und unvollständigen Spiritus-Exemplare, welches ich untersuchen konnte, nicht zugegeben; kaum liess sich danach nothdürftig die vorste- hende Diagnose entwerfen. Der Magen fehlte (zerstört). Möglicherweise ist diese Art identisch mit der am gleichen Orte gefundenen Marsupialis flagellata von Lesson; doch betrifit die kurze Beschreibung des Letzteren (ohne Abbil- dung) nur die äussere Körperform. Grösse: Sehirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Nordküste von Australien; Torres-Strasse, Weser (Neu-Guinea, Lesson?). 430. Species: Procharybdis cuboides, Hırcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm fast würfelförmig, oben abgestutzt, eben so hoch als breit. Magen quadratisch, ganz flach, mit 4 kurzen Mundlappen. 4 Phacellen zweitheilig, bürstenförmig, mit sehr kurzen und zahlreichen Gastral-Filamenten, doppelt so breit als ihre Zwischenräume. Schirmrand kaum gelappt, Abstand der Sinnesnischen vom Schirmrande etwa halb so gross als die Distanz der Pedal-Basen. Velarium ziemlich breit, ganz einfach, faltig. Pedalien fast lanzetförmig, in der Mitte am breitesten, mit 2 schmalen Flügeln, halb so lang als die Schirmhöhe. Tentakeln ungefähr so lang als die Schirmhöhe, am Ende in einen rundlichen Knopf angeschwollen. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spieilegium Medusarum“. Aeusserlich ist diese Art sehr ähnlich dem Procharagma prototypus, von dem sie sich jedoch sogleich durch den Besitz eines breiten Velarium unterscheidet, welches faltig und schlaff herabhängt. Auch ist die Würfelform des Schirms nicht so scharf ausge- prägt, indem sich derselbe von oben nach unten ein wenig erweitert. Die Genitalblätter sind schmal, von oben nach unten verschmälert, im obersten Viertel steril. Die Flügel der Pedalien sind sehr schmal, axialer und abaxialer von gleicher Breite. Grösse: Schirmbreite 35 Mm., Schirmhöhe 35 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropen-Gürtel des pacifischen Oceans; Sandwich-Inseln, Barrıev. XXI B. Zweite Subfamilie der Charybdeiden: WAMOYIDAR, Hasckeı, (1877). Charybdeiden mit Velar-Canälen und mit Frenula des Velarium. 175. Genus: CHARYBDEA, Pinox et Lusurun (1809). xcevßdıg = Strudel, Schlund, raubgierig. Genus-Diagnose: Charybdeide mit 4 einfachen interradialen Tentakeln, mit Pedalien; mit suspendirtem Velarium (mit Velar-Canälen und 4 perradialen Frenula). Magen flach und niedrig, ohne breite Mesenterien. 4 horizontale Filament-Gruppen einfach oder doppelt, büschelförmig oder pinsel- förmig, auf die interradialen Ecken des Magengrundes beschränkt. Das Genus Charybdea wurde 1309 von P&Eron mit folgender nichtssagender und falscher Diagnose gegründet: „La concavite de l’estomac se confondant avec celle de l’ombrella; rebord garni de faux bras, on plutöt de faux tentacules“ (Tableau des Meduses ete., Annal. Mus. N. H. Vol. XIV, p. 332). Pfrox vereinigte in dieser Gattung 2 gänzlich verschiedene Acraspeden, die ihm beide nur ganz oberflächlich und unvollständig bekannt waren, die medi- terrane Ü. marsupialis und die aequatorial-atlantische C. periphylla. Letztere wurde später zuerst von STEENSTRUP abgetrennt und zum Repräsentanten des Genus Periphylia erhoben (s. oben p. 416). Hingegen wurde die Gattung Oharybdea von fast allen neueren Autoren für die bekannte C. marsupialis des Mittelmeeres beibehalten, welche schon 1739 Prancus als „Urtica soluta marsupium referens“ beschrieben und abgebildet hatte, und von der 1833 MitnE-EpwaAros eine sehr ausführliche (obgleich grösstentheils verfehlte) Darstellung geliefert hatte. In neuester Zeit hat CrAus von diesem Typus der Gattung Charybdea eine sehr eingehende histologische Monographie gegeben (l. c. 440 orpo: CUBOMEDUSAF. ramıLıa: CHARYBDEIDAE. 1878). Ich selbst konnte mehrere neue Arten desselben Genus untersuchen und danach den Character desselben näher umschreiben. In diesem hier beibehaltenen Sinne gehören zu Charybdea diejenigen Charybdeiden, welche ein suspendirtes Velarium (mit Canälen und Frenula) besitzen. Von der nächstverwandten Gattung Tamoya unterscheidet sich Charybdea durch den flachen und niedrigen taschenförmigen Magen, die schmalen Mesenterial-Falten und nament- lich durch die Bildung der Gastral-Filamente. Diese sitzen horizontal ausgebreitet in den 4 interradialen Ecken des Magengrundes, als 4 einfache oder doppelte, pinselförmige oder bürstenförmige Fadengruppen; während sie bei Tamoya als 4 verticale Bänder in den interradialen Seitenlinien des grossen herabhängenden Magensackes hinabziehen. Von den 6 hier aufgeführten Arten gehört eine dem Mittelmeere an, 4 dem tropisch-atlantischen Ocean und eine dem pacifischen Ocean. Il. Subgenus: CHARYBDELLA, Harcxer. Velar-Canäle einfach, unverästelt. 431. Species: Charybdea pyramis, Harcken; nova species. Tafel XXV, Figur 5—8. Charybdella pyramis, HAEcKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 403. Species-Diagnose: Schirm vierseitig-pyramidal, oben abgestutzt, unten 3, oben 3 so breit als hoch. Magen klein, quadratisch, flach, kaum so breit als der Schirm-Radius. Schlundrohr vier- seitig-pyramidal, mit 4 grossen Mundlappen. 4 Phacellen einfach, halbmondförmig, so breit als ihre Zwischenräume; jede mit 8—10 Filamenten. Abstand der herzförmigen Sinnesnischen vom Schirmrand etwa halb so gross, als der Abstand der Pedal-Basen von einander. Velarium breit, in jedem Qua- dranten mit 6 weiten einfachen Velar-Canälen. Pedalien schmal lanzettförmig, so lang als die Schirm- höhe, mit 2 schmalen Flügeln. Specielle Beschreibung: COharybdea pyramis zeichnet sich vor den anderen Arten dieser Gattung schon äusserlich durch ausgeprägt pyramidale Schirmform aus. Der Scheitel der Quadrat-Pyramide ist horizontal abge- schnitten, ganz flach, halb so breit als ihre Basis. Die 4 Kanten sind zweiflügelig, durch eine tiefe Interradial-Furche in 2 parallele Eckflügel gespalten. Der Schirmrand zeigt 8 flache Lappen, indem am Frenulum Velarii sich ein tiefer Einschnitt findet, ebenso an der Pedal-Basis. Das Velarium ist durch die starken und breiten dreieckigen Frenula in die Höhe gezogen und besitzt 24 einfache dreieckige Velar-Canäle, deren Basis den Schirmrand, deren Spitze den freien Velar-Rand berührt (Fig. 5, 6). Das Mundrohr ist gross, vierseitig-pyramidal, durch eine tiefe Palatin-Strietur von dem flachen quadratischen Magen abgesetzt und tief in 4 dreieckige Mundlappen mit gekräuselten Rändern gespalten. Die Gonaden sind 8 breite Blätter mit unregelmässig gelapptem und eingeschnittenem freien Rande. Der Sinneskolben, tief in der herzförmigen Sinnesnische verborgen, scheint denselben Bau wie bei O. marsupialis zu besitzen, zeichnet sich aber durch die zierliche Spindelform seines schlanken Stieles aus (Fig. 8). Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropen-Gürtel des atlantischen Oceans; Antillen, Museum Godeflroy. 432. Species: Charybdea philippina, Harcaeı. Charybdea Species, SEMPER, 1860; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XII, p. 561, Taf. 39, Fig. 8. Charybdella philippina, HAccker, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 404. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, oben gewölbt, etwas. höher als breit. Magen klein, quadratisch, kaum so breit als der Schirm-Radius, mit 4 kurzen Mundlappen. 4 Phacellen zwei- theilig, bürstenförmig, schmäler als ihre Zwischenräume. Abstand der breiten, nierenförmigen Sinnes- Nischen vom Schirmrande etwa 4 so gross als der Abstand der Pedal-Basen. Velarium schmal, in jedem Quadranten mit 6 einfachen schmalen Velar-Canälen. Pedalien lateral eomprimirt, mit 2 schmalen Flügeln, ungefähr so lang als der Schirm-Radius. Tentakeln doppelt so lang als die Schirmhöhe. Specielle Beschreibung fehlt. Nach der Abbildung und den kurzen Notizen von SEMPER (l. c.) scheint diese Art zwischen der vorigen und folgenden in der Mitte zu stehen. Sie theilt mit beiden den Besitz von 24 kurzen FAMILIA: CHARYBDEIDAE. Genus: CHARYBDEA. A41 einfachen Velar-Canälen, unterscheidet sich aber schon äusserlich leicht durch die abgerundete Glockenform des Schirmes und die Gestalt der Pedalien, deren Axial-Flügel an der Basis tief ausgeschnitten, darauf verbreitert und nach unten allmählig verschmälert ist. Die Gonaden sind breite, oben und unten ausgeschnittene Blätter. Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Philippinen-Meer; Pelew-Inseln, Sruper. 433. Species: Charybdea alata, Rryxaun. Charybdea alata, Reynaup, 1830; Lesson’s Centurie zoologique, p. 95; Pl. 33, Fig. 1. Marsupialis alata, Lesson, 1343; Acalephes, p. 278. Tamoya alata, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 174. Charybdella alata, HArcKer, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 405. Species-Diagnose: Schirm kegelförmig, ungefähr eben so hoch als breit. Magen sehr klein, kaum halb so breit als der Schirm-Radius. Mund einfach. 4 Phacellen einfach, pinselförmig, kaum halb so breit als ihre Interstitien. Abstand der Sinnes-Nischen vom Schirmrande 4 so gross, als der Abstand der Pedal-Basen. Velarium schmal, in jedem Quadranten mit 6 einfachen Velar-Canälen. Pedalien lanzettförmig, fast so lang als die Schirmhöhe, mit ziemlich breiten Flügeln. Specielle Beschreibung fehlt. Die ungenügende Abbildung von ReynAuD (]. c.) ist nur von wenigen dürftigen Notizen begleitet. Ich glaube aber diese atlantische Art wieder zu erkennen in einer südafrikanischen Charybdea, von welcher ich ein Exemplar durch WıLueLm BLEER erhalten habe. Allerdings war auch dieses nur mässig erhalten, erlaubte aber doch die vorstehende Diagnose aufzustellen. Danach unterscheidet sich diese Species von den nächstverwandten namentlich durch die ausgeprägte Kegelform des Schirmes, dessen 4 interradiale Eckwülste nicht kantig hervortreten. Der Scheitel ist abgerundet, nicht flach abgestutzt. Die Pedalien sind wie bei 0. pyramis. Farbe: Magen blau (nach Reyxaun). Grösse: Schirmbreite 30 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Süd-Atlantischer Ocean, Reynaun; Süd-Afrika, Wırnerm Bueex. Il. Subgenus: CHARYBDUSA, Hacker. Velar-Canäle verästelt. 434. Species: Charybdea obeliscus, Hızrckern; nova species. Charybdusa obeliscus, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 406. Species-Diagnose: Schirm vierseitig-pyramidal, oben abgestutzt, fast doppelt so hoch als breit. Magen ganz flach, quadratisch, kaum so breit als der Schirm-Radius. 4 Mundlappen sehr kurz, dreieckig. 4 Phacellen zweitheilig, kammförmig, fast den ganzen Rand der Magen-Basis säumend. Abstand der herzförmigen Sinnes-Nischen vom Schirmrande gleich dem Abstande der Pedal - Basen. Velarium schmal, in jedem Quadranten mit 6 Velar-Canälen (4 einfachen neben den Frenula und 2 gabelspaltigen neben den Pedal-Basen). Pedalien länglich, schmal, fast halb so lang als die Schirm- höhe, mit 2 schmalen Flügeln; Tentakeln kaum länger, am Ende knopfförmig verdickt. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spieilegium Medusarum“. Im Ganzen steht diese Art der ©. pyramis nahe, zeigt jedoch nicht dieselbe scharfe Ausbildung der Schirmkanten. Characteristisch sind die 24 Velar-Canäle, von denen die 16 kürzeren, dem Perradius zugekehrten noch einfach, hingegen die 3 längeren, dem Interradius zugewendeten bereits gabelspaltig sind. Die Species steht mithin auf der Grenze zwischen den Subgenera Charybdella und Charybdusa. Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 35 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Westküste von Afrika; Capverden-Inseln, Museum Godeflroy. Haeckel, System der Medusen. 56 Jen. Denkschriften 1. 442 orDO: CUBOMEDUSAE. ramırLıa: CHARYBDEIDAE. 435. Species: Charybdea marsupialis, Prrox et Lesueur. Charybdea marsupialis, PEroN et LEsuEur, 1809; Tableau des Meduses etc. p. 332. Charybdea marsupialis, MiLse-EpwAros, 1833; Annal. des Sc. Nat. Vol. 28, p. 248, Pl. 11, 12. Charybdea marsupialis, MiLnE-Epwarps, 1839; in Cuvıer’s Regne animal illustre, Zooph. Pl. 55. Charybdea marsupialis, GEGENBAUR, 1856; Vers. Syst. Med. p. 215. Charybdea marsupialis, Craus, 1878; Arhb. Zool. Inst. Wien. Bd. I, p. 227, Taf. 13—22. Urtica soluta, marsupium referens, Prancus, 1739; Conchyl. p. 41, Tab. IV, Fig. 5. Medusa marsupialis, Linx&, 1758; Systema Naturae, Ed. X, p. 660. Medusa marsupialis, MODEER, 1791; Nova Acta phys. med. Vol. VIII, App. p. 32. Oceania marsupialis, EscnscHotzz, 1829; System der Acalephen, p. 101. Marsupialis Planci, Lesson, 1843; Acalephes, p. 268. Marsupialis Planci, L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 174. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig bis fast würfelförmig, etwas höher als breit, oben flach gewölbt; Seitenflächen fast quadratisch. Magen ganz flach, mit 4 kurzen Mundlappen. 4 Pha- cellen epaulettenförmig, in den 4 Pylorus-Taschen des Magengrundes. Abstand der breiten nieren- förmigen Sinnesnischen vom Schirmrande kaum. 4 so gross als der Abstand der Pedal-Basen. Velarium breit, in jedem Quadranten mit 6 (—8) spärlich verästelten Velar-Canälen. Pedalien schief eiförmig, etwa 4 so lang als die Schirmhöhe. Tentakeln eylindrisch, mehrmals länger als die Schirmhöhe. Specielle Beschreibung und Abbildung am ausführlichsten bei CrAus (l. c.), mit vielem histologischen Detail; Historisches s. oben p. 424. Grösse: Schirmbreite 20—30 Mm., Schirmhöhe 30—40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Mittelmeer; Adria, Messina, Neapel, Nizza, Algier ete. 436. Species: Charybdea Murrayana, Harcker; nova Species. Charybdusa Murrayana, HAccker, 1877;. Prodrom. System. Medus. Nr. 408. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, fast würfelförmig, etwas höher als breit, oben flach gewölbt, nach unten etwas erweitert; Seitenflächen fast quadratisch. Magen ganz flach, mit 4 kurzen Mundlappen. 4 Phacellen buschförmig, zusammengesetzt aus grossen pinselförmigen gestielten Filament-Büscheln. Abstand der herzförmigen Sinnes-Nischen vom Schirmrande halb so gross als der Abstand der Pedal-Basen. Velarium breit, in jedem Quadranten mit 12 reich verästelten Velar-Canälen. Pedalien länglich eiförmig, 4 so lang als die Schirmhöhe. Tentakeln cylindrisch, länger als die Schirmhöhe. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt m den „Tiefsee-Medusen der Challenger-Expedition“. Die Art steht unter den vorhergehenden der ©. marsupialis am nächsten, unterscheidet sich aber sogleich durch das breitere Velum, welches doppelt so viele Velar-Canäle enthält; auch sind diese viel reicher dendritisch verästelt. Ferner ist die Sculptur der Exumbrella verschieden. Ganz auffallend gebildet sind die Phacellen, zusammengesetzt aus vielen zierlichen gestielten Pinseln oder palmförmigen Bäumchen. (Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe 60 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Westküste von Afrika, unweit Sierra Leone, in 200 Faden (= 1200 Fuss) Tiefe. Lat. N. 3° 10, Long. W. v. Gr. 14° 51’. Challenger-Station 348. Joun Murrar. 176. Genus: TAMOYA, Frrrz Mürter (1859). Tamoya = Nomen proprium. Genus-Diagnose: Charybdeide mit 4 einfachen interradialen Tentakeln, mit Pedalien; mit suspendirtem Velariam (mit Velar-Canälen und 4 perradialen Frenula). Magen gross und tief, mit der FAMILIA: CHARYBDEFIDAEF. Genus: TAMOYA. 443 Subumbrella durch 4 breite perradiale Mesenterien verbunden. 4 Filament-Gruppen verticale Faden- reihen oder bürstenförmige Bänder, in den interradialen Mittellinien der Magenseiten hinabziehend. Das Genus Tamoya wurde 1559 von Frırz MÜLLER (l. c.) für 2 brasilianische Cubomedusen gegründet, von denen er die eine, mit 4 einfachen Tentakeln, 7. haplonema, die andere, mit 4 Tentakel-Bündeln, 7. quadrumana nannte. L. Acassız gründete für letztere das Genus Chiropsalmus, während er die erstere als Typus der Gattung Tamoya beibehielt (1862, 1. c. p. 174). In neuester Zeit wollte CrAus dieselbe wieder mit Charybdea vereinigen. Indessen unterscheiden sich beide Genera sehr wesentlich durch die Bildung des Magens. Dieser ist bei Oharybdea eine niedrige flache Tasche, ohne breite Mesenterien, bei Zamoya hingegen ein grosser weiter Sack, durch breite Mesenterial- Bänder mit der Subumbrella verbunden. Ferner sind die 4 Phacellen bei ersterer kurze, gedrungene, horizontal ausgebreitete Faden-Büschel im Grunde der Magen-Ecken, bei letzterer lange schmale Bänder oder Faden- reihen, welche vom Magengrunde aus in der Mittellinie der 4 interradialen Seitenflächen vertical bis zur Gaumen- Strietur hinabziehen. Von den 4 hier aufgeführten Arten gehören 2 dem tropisch-atlantischen Ocean an (Brasilien und Antillen), 2 dem tropisch-pacifischen Ocean (Neu-Guinea und Tahiti). 457. Species: Tamoya haplonema, Frırz Mürren. Tamoya haplonema, Frırz MÜLLER, 1859; Abhandl. Naturf. Ges. Halle, Bd. V, p. 1, Taf. I, II. Tamoya haplonema, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 174. Species-Diagnose: Schirm fast vierseitig- prismatisch, oben abgestutzt, um 4 höher als breit. Magen fast kugelig, die obere Hälfte der Schirmhöhle einnehmend, doppelt so hoch als das trichterförmige Schlundrohr, das unten in 4 kurze dreieckige Mundlappen gespalten ist. 4 Phacellen einfache interradiale Fadenreihen, die oberen 3 der Magen-Seiten vertical durchziehend. Velarium breit, mit zahlreichen dendritisch verästelten Canälen. Pedalien keulenförmig, doppelt so lang als breit, etwa 1 so lang als die Schirmhöhe, nach unten verbreitert, zweiflügelig, mit breiten Meridian-Flügeln. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Frrrz MürLer (l. c.). Danach steht diese Art, welche den Typus der Gattung Tamoya bildet, der nächstfolgenden, von mir selbst untersuchten Art amı nächsten. Sie unter- scheidet sich von ihr durch kürzere und breitere Pedalien, kleineren Magen und kürzere Mesenterien, und besonders durch die Form des Schirmes, der von oben nach unten sich etwas erweitert. Grösse: Schirmbreite 120 Mm., Schirmhöhe 150 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Brasilien; Desterro, Santa Catharina, Frırz Mürrer. 438. Species: Tamoya prismatica, IızckeL; nova Species. Species-Diagnose: Schirm vierseitig-prismatisch, doppelt so hoch als breit. Magen last kugelig, das obere Drittel der Schirmhöhle einnehmend, kaum länger als das trichterförmige Schlund- rohr, das unten in 4 starke dreieckige Mundlappen gespalten ist. A Phacellen einfache interradiale Fadenreihen, die ganze Länge der Magen -Seiten vertical durchziehend. Velarium sehr breit, mit sehr zahlreichen und engstehenden dendritischen Canälen. Pedalien keilförmig, 3mal so lang als breit, halb so lang als die Schirmhöhe, im oberen Theile fast dreiseitig- prismatisch, im unteren zweiflügelig‘, mit schmalen Meridian-Flügeln. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im Spieilegiwn Medusarum. Diese Art steht der vorher- gehenden sehr nahe, zeichnet sich aber schon äusserlich durch die prismatische Gestalt des Schirmes aus, dessen 4 Seiten fast senkrecht abfallen, während die quadratische Scheitelfläche fast wagerecht abgestutzt ist. Ausserdem sind die Pedalien länger und schmäler, als bei 7. haplonema, der mächtige Magen beträchtlich grösser, mit viel stärkeren Mundlappen. Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 80 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Westindisches Meer; Antillen, Suuneuacen. 56 * 444 orDo: CUBOMEDUSAE. Famıtıa: CHARYBDEIDAE. 439. Species: Tamoya bursaria, Harckerı. Bursarius Cythereae, Lesson, 1829; Voyage de la Coquille, Zoophytes, p. 108, Pl. XIV, Fig. 1. Bursarius Cythereae, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 174. Tamoya Cythereae, HAEcKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 411. Species-Diagnose: Schirm im oberen Drittel halbkugelig gewölbt, in den beiden unteren Dritteln würfelförmig, 14 mal so hoch als breit. Die halbkugelige Kuppel und die 4 quadratischen Seitenflächen warzig, mit grossen Nesselknöpfen bestreut. Die 4 Eckpfeiler halb so breit als die Seitenflächen, durch eine tiefe interradiale Furche halbirt, fein longitudinal gerippt. Schirmrand wulstig verdickt, durch tiefe Einschnitte in viele dreikantig - prismatische Leisten getheilt, von denen 6—8 auf jede der 4 Seitenflächen kommen. Magen? Pedalien eilörmig, dreikantig, 4 so lang als die Schirm- höhe, die dorsale Kante flügelförmig von der Schirmkante entspringend. Specielle Beschreibung fehlt; die kurzen Notizen von LESSoN (l. ce.) sind ganz ungenügend und betreffen lediglich die äussere Form. Dagegen macht die von ihm gegebene Abbildung es sehr wahrscheinlich, dass diese Charybdeide eine Tamoya und den beiden vorhergehenden Arten nächstverwandt ist. L. Agassız hat dafür die besondere, von Lesson gegründete Gattung Bursarius beibehalten, wegen der prismatischen Längsleisten des Schirm- randes („marginal folds of the disc“, ]. c. p. 174). Allein diese exumbralen Ornamente sind ohne alle generische Be- deutung. Hingegen würde die Gattung Bursarius beizubehalten sein, wenn bei dieser Charybdeide wirklich, wie Lessox angiebt, nur 2 gegenständige Tentakeln vorhanden, die beiden anderen Pedalien ohne Tentakeln wären. Allein ohne Zweifel waren die beiden anderen Tentakeln nur abgerissen (vergl. oben p. 427). Grösse: Schirmbreite 70 Mm., Schirmhöhe 100 Mn. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Neu-Guinea; hawack, Waigiou, Lesson. 440. Species: Tamoya gargantua, Harcker. - Beroe gargantua, Lesson, 1829; Voyage de la Coquille, Zoophytes, p. 261, Pl. XV, Fig. 1. Epomis gargantua, Lesson, 1843; Acalephes, p. 262. - Bursarius gargantua, HAcEcKErL, 1877; Prodrom. System. Med. Nr. 412. Species-Diagnose: Schirm vierseitig-pyramidal, doppelt so hoch als breit. Durchmesser der Schirm-Mündung 3mal so gross als der des abgestutzten Scheitels. Exumbrella mit 16 tiefen Längsfurchen, durch welche 16 convexe Felder von fast gleicher Breite getrennt werden. Magen fast kugelig, das obere Drittel der Schirmhöhle einnehmend. 4 Phacellen einfache interradiale Fadenreihen, die Seitenflächen des Magens vertical durchziehend. Velarium breit, mit zahlreichen, dichtstehenden, spärlich verästelten Canälen. Pedalien fast sichelförmig, mit breitem eonvexen Abaxial-Flügel, schmalem concaven Axial-Flügel, 4 so lang als die Schirmhöhe. Specielle Beschreibung fehlt. Die Abbildung von Lesson (l. c.) betrifft nur den leeren und halb zer- störten Gallertschirm eines todten Thieres, mit durchlöchertem Scheitel, ohne alle inneren Organe. Trotzdem gründete dieser Autor dafür die besondere Gattung Epomis und stellte sie neben Ephyra (!), nachdem er sie anfänglich als Beroe gargantua zu den Ctenophoren gestellt hatte (!!). Ich konnte ein leidlich conservirtes (allerdings auch theil- weise zerstörtes) Weingeist-Exemplar einer Tamoya von den Samoa -Inseln untersuchen, welche mir mit jener von Lessox auf Tahiti gefundenen Charybdeide identisch zu sein scheint. Allerdings ist sie kaum 5 so gross; aber die äussere pyramidale Schirmform stimmt wesentlich überein, und namentlich sind auch die 16 tiefen Längsfurchen der Exumbrella vorhanden, welche die vorspringenden dicken 4 Eckpfeiler-Paare von den wenig gewölbten 4 Seitenfelder- Paaren trennen. Auch die Pedalien sind sichelförmig, ähnlich wie sie Lesson gezeichnet hat, nur grösser; jedes trägt einen langen einfachen Fangfaden. Im Uebrigen scheint die Organisation derjenigen von Tamoya haplonema sehr ähnlich zu sein; nur sind die Velar-Canäle sehr dichtstehend und wenig verästelt. Grösse: Schirmbreite 80—100 Mm., Schirmhöhe 160—200 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropischer Theil des Paeifischen Oceans; Tahiti, Lrsson; Samoa, Wesen. GENERELLE CHARACTERISTIK DER CHIRODROPIDEN. 445 Zweiundzwanzigste Medusen- Familie: (Zweite Familie der Cubomedusen:) CHIRODROPIDAE, Haeckel (1877). NL Tafel XXVI Familien-Character: Cubomedusen mit 4 interradialen Tentakel-Bündeln und mit 4 perradialen Sinneskolben; ferner mit 16 Randtaschen in den Randlappen des Velarium, und mit 8 umbralen Taschen-Armen in den 4 Radial-Taschen. Die neue Familie der Chirodropiden gründe ich für eine Anzahl von neuen Cubomedusen, welche sich durch einige auffallende Eigenthümlichkeiten von den echten Charybdeiden unterscheiden, und zwar vor Allen durch zahlreiche Tentakeln, welche in vier interradiale Bündel gruppirt sind; ferner durch 8 eigenthüm- liche adradiale Taschen-Arme, welche von der Umbral-Wand der 4 breiten Radial-Taschen ausgehen und welche den Charybdeiden fehlen. Unter den bisher bekannten Cubomedusen gehörte nur eine einzige Art hierher, der merk- würdige von Frırz MÜLLER 1859 beschriebene Chiropsalmus quadrumanus (= Tamoya quadrumana). Die Organisation der Chirodropiden (Taf. XXVI) ist bereits in der vorausgeschickten allgemeinen Charac- teristik der Gubomedusen geschildert worden, so dass es hier genügt, die wichtigsten Eigenthümlichkeiten noch- mals hervorzuheben, und namentlich diejenigen, in denen sie sich von den nächstverwandten Charybdeiden unter- scheiden. Der Schirm ist meist glockenförmig, hochgewölbt, oben abgerundet, weniger ausgesprochen vierseitig, als derjenige der letzteren; daher treten auch die 4 perradialen Kanten-Pfeiler und die 8 adradialen Längsfurchen, welche diese von den 4 Seitenflächen trennen, weniger scharf hervor. Die Exumbrella ist bei einigen Arten durch feine Chagrinirung ausgezeichnet. Die Gallerte ist fest und derb, dabei dicker als bei den meisten Charybdeiden. Die Subumbrella und die Schirmhöhle zeigt keine besonderen Eigenthümlichkeiten; die 4 Trichterhöhlen der letz- teren sind stark entwickelt, da die 4 perradialen Mesogonien oben zwischen ihnen hohe Scheidewände bilden (vergl. oben p. 426). Der Schirmrand ist bei den Ohirodropidae mehr als bei den Charybdeidae entwickelt und liefert haupt- sächlich den Beweis, dass die ersteren als eine höhere Ausbildungs- Stufe der letzteren anzusehen sind. Das Vela- rium ist breit, durch sehr zahlreiche und stark verästelte Canäle ausgezeichnet und von 4 kräftigen Frrenula gestützt; starken muskulösen Gallert-Leisten, welche vom Sinneskolben zum Rande des Velarium hinabziehen; während dieselben bei einigen bloss das schlaff herabhängende Velum als verdickte Leisten stützen, halten sie es bei anderen horizontal ausgespannt (vergl. oben p. 426 und Taf. XXVI, Fig. 2). Die 4 interradialen Pedalien oder „Tentakel-Sockel“, welche von den Eckpfeilern oberhalb des Schirm- randes entspringen, sind bei den Chirodropiden stets handförmige Gallertplatten, durch tiefe Einschnitte in mehrere Gallertfinger getheilt, deren Zahl von 2—4 auf 12—20 und mehr steigt, und deren jeder einen langen, einfachen Tentakel trägt. Stets sind diese 4 handförmigen Gallert-Fortsätze stark seitlich comprimirt, und zugleich eigenthüm- lich verdreht, asymmetrisch oder dysdipleurisch, so dass die beiden Seitenhälften jedes Pedals, welche durch die interradiale Mittelebene getrennt werden, von ungleicher Grösse und Gestalt sind (Taf. XXVI, Fig. 1, 8). Die Finger der Hand (oder die Zipfel des handförmigen Pedals) sind meistens dergestalt an der Abaxial-Kante desselben in 2 divergirende Reihen gruppirt, dass der oberste (proximale) Finger unpaar in der Interradial-Ebene steht; die folgenden Finger entspringen zu beiden Seiten desselben, bald gegenständig, bald wechselständig, und weichen nach unten hin immer weiter aus einander. Die Finger sind bald dick, mehr cylindrisch, bald dünn und seitlich comprimirt (— „schwertförmig“ —); das abgestutzte Ende jedes Fingers trägt einen sehr langen und dünnen cylindrischen Ten- takel, der hohl und quer geringelt ist. Die einzelnen Tentakel-Canäle sind Aeste des breiten Pedal-Canales, der in der Mitte des handförmigen Pedals einfach ist, an seiner Wurzel aber mit 2 Wurzel-Canälen aus den zugekehrten Distal-Ecken je zweier benachbarter Radial-Taschen entspringt (s. oben p. 432). Die 4 perradialen Sinneskolben oder Rhopalien der Chirodropiden (Taf. XXVI, Fig. 7) sind sehr zusam- mengesetzte Gebilde, wie bei den höheren Formen der Charybdeiden. Jeder Sinneskolben scheint einen grossen Oto- lithen-Sack und ein mächtiges zusammengesetztes Auge zu enthalten, zu dessen Bildung 4—-6—8 oder mehr Einzel- Augen (mit Pigment-Becher, Glaskörper und Linse) zusammentreten (vergl. oben p. 427). Leider gestattete der ungenügende Frhaltungs-Zustand der untersuchten Spiritus-Exemplare keine nähere Erkenntniss. — Die Sinnes- nische (oder Rhopalar-Crypta), in welcher der Sinneskolben verborgen ist, liegt meistens hoch über dem Schirmrande, 446 GENERELLE CHARAGCTERISTIK DER CHIRODROPIDEN. bisweilen fast in halber Schirmhöhe. Von da geht der starke Ringnerv in weiten Bogen zu den Pedal-Basen hinab (Taf. XXVI, Fig. 2). Vergl. oben p. 428. Das Gastrocanal-System der Chirodropiden zeigt im Ganzen die Einrichtung, welche bereits oben in der generellen Characteristik der Cubomedusen geschildert wurde (p. 428). Im Gegensatze zu den Charybdeiden ist der Magen gewöhnlich gross und weit, seine drei Abtheilungen selbständig entwickelt. Der Buccal-Magen bildet eine ansehnliche Quadrat-Pyramide, an deren oraler Basis 4 grosse dreieckige perradiale Mundlappen vorspringen (Fig. 3 a). Die abgestutzte Spitze derselben bildet eine enge Gaumenpforte, die bisweilen mit 4 interradialen Semilunar-Klappen ausgestattet ist (Fig. 4). Der weite, fast kugelige Öentral-Magen (Fig.3 ga) enthält an seinen 4 verdickten perradialen Kanten dendritische Leberdrüsen und ist daselbst durch 4 lange Mesogon-Bänder an der Subumbrella befestigt (Fig.3 gm). An der Pylorus-Strictur, die ihn von dem flachen Basal-Magen trennt, springen 4 interradiale Pylorus- Klappen mehr oder weniger centripetal vor. Zwischen ihnen liegen die 4 breiten Gastral-Ostien, die durch eine dicke perradiale Taschenklappe gegen den Magen abgeschlossen werden können. — An der Umbral- Wand der Radial- Taschen finden sich bei den Chirodropiden die 8 adradialen, einfachen oder fiederspaltigen Taschen-Arme, welche den Charybdeiden fehlen („Umbral-Taeniolen“, p. 431). Während bei den letzteren am Distal-Rande sich nur 2 Rand- taschen finden, besitzen die Chirodropiden deren 4 (zusammen also 16 Lappentaschen). Vom Distalrande dieser letz- teren gehen die Velar-Canäle aus, welche zahlreich und mit vielen blinden Seitenästen besetzt sind. Die Gonaden sind bei den Chirodropiden 4 Paar breite dünne Blätter, welche frei in den 4 Radial-Taschen liegen und nur längs der 4 interradialen Septa befestigt sind. Sie besitzen mithin dieselbe Bildung, wie bei den Charybdeiden und sind bereits oben näher beschrieben worden (p. 432). Die freien Ränder der 3 Genital-Blätter sind bald einfach, bald traubenförmig verästelt (Taf. XXVI, Fig. 2 s). Die Färbung der Chirodropiden ist unbekannt. — Ihre Grösse ist beträchtlicher als diejenige der meisten Charybdeiden. Der Schirm-Durchmesser beträgt bei den meisten Arten 100—200 Mm. — Die Entwickelungs- geschichte ist noch ganz unbekannt. Geographische Verbreitung der Chirodropiden: Von den 4 bekannten Arten gehören 3 dem atlan- tischen Ocean an (1 der Küste von Brasilien, 1 der Küste von Guinea, 1 der Insel Helena); die vierte Art stammt aus Indien (Rangoon). XXIH. Unterschiede der beiden Genera der Chirodropidae. [0 e) Taschen-Arme an der Umbral- Wand Sa 3 2 : ; \ Gonaden 3 dünne, einfache oder zusam- der Radial- Taschen einfach, finger- N a en Oo förmig 8 Taschen-Arme an der Umso Want ı Gonaden $ breite Falten, deren freier Rand der Radial-Taschen vieltheilig, fieder- j in viele traubenförmige zusammenge- 2. Chirodropus* spaltig setzte Lappen gespalten ist 1. Chiropsalmus 177. Genus: CHIROPSALMUS, L. Acassız (1862). yeıgoWakuog = mit den Händen tastend. Genus-Diagnose: Chirodropide mit 8 einfachen, fingerförmigen Taschen - Armen an der Umbral- Wand der 4 Radial-Taschen; mit 4 handförmigen Pedalien, die zahlreiche Tentakeln tragen, und mit 8 blattförmigen Gonaden. Das Genus Chiropsalmus gründete L. AGAssız (1862, 1. c. p. 174) für die brasilianische, von Frrrz MÜLLER 1859 beschriebene Tamoya quadrumana, indem er den Gattungs-Namen Tamoya auf die von Letzterem so genannte Charybdeide 7. haplonema beschränkte. Zu jener süd-atlantischen Art kommt jetzt eine zweite indische Art. Beide besitzen 3 einfache fingerförmige Taschen-Arme, welche von der Umbral-Wand der Radial-Taschen ausgehen und nicht in viele Filament-Fortsätze gespalten sind, wie bei der folgenden Gattung. Auch sind die Gonaden nicht trauben- förmig, sondern blattförmig. Die handförmigen Pedalien sind in mehrere Finger gespalten, deren jeder einen sehr langen Tentakel trägt. Der Magen ist gross, mit 4 langen Mesenterien und 4 starken Mundarmen. Die Ontogenie ist nicht bekannt. FANMILIA: CHIRODROPIDAE. senerA: CHIROPSALMUS, CHIRODROPUS. 447 441. Species: Chiropsalmus quadrigatus, Haecker; nova species. Species-Diagnose: Schirm fast würfelförmig, oben glockenförmig gewölbt, mit Einschluss des herabhängenden Velarium 13 mal so hoch als breit. Eckpfeiler dreiseitig- prismatisch, durch tiefe, parallele Adradial-Furchen von den rechteckigen Seitenflächen getrennt. Magen? Phacellen? Die beiden Taschen-Arme an der Umbral-Wand jeder Radial-Tasche, nahe deren Eingang, eiförmig, klein, einfach, kaum 4 so lang als die Tasche selbst. 4 Pedalien handförmig, asymmetrisch verdreht, etwa halb so lang als die Schirmhöhe; jedes mit 4 Gallertfingern von ungleicher Länge; der abaxiale Finger der längste, der axiale der kürzeste. Im Ganzen 16 lange Tentakeln. Specielle Beschreibung ist nach dem einzigen vorliegenden Spiritus- Exemplar nicht zu geben. Die inneren Organe (Magen, Gonaden, Subumbrella) fehlen; indessen ist der knorpelharte Gallertschirm wohl erhalten und zeigt eine sehr characteristische Form: einen Würfel, auf dessen obere Seite eine flach gewölbte Kuppel aufgesetzt ist. 3 tiefe parallele adradiale Längsfurchen trennen die rechteckigen Seitenflächen von den dreiseitig-prismatischen Eckwülsten, deren interradiale Kante scharf vorspringt. Die 4 handförmigen vierfingerigen Pedalien sind blattförmig, lateral comprimirt und in eigenthümlicher Weise verdreht, dysdipleurisch. Der abaxiale Finger ist 4mal so lang als der axiale Finger. Grösse: Schirmbreite 45 Mm., Sehirmhöhe 50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean; Rangoon, 1863, Tuarnırzer. 442. Species: Chiropsalmus quadrumanus, [. Acassız. Chiropsalmus quadrumanus, L. Agassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 174. Tamoya quadrumana, Frrrz MÜLLER, 1859; Abhandl. Naturf. Ges. Halle, Bd. V, p. 1, Taf. I-II. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, fast halbkugelig, mit Einschluss des herab- hängenden Velarium kaum so hoch als breit. Mundrohr gross, vierseitig-pyramidal, in 4 starke drei- eckige Mundlappen gespalten, höher als der fast kugelige Magensack, der 4 interradiale hufeisenförmige Bogenreihen von Gastral-Filamenten enthält. Die beiden Taschen- Arme an der Umbral- Wand jeder Radial- Tasche, nahe deren Eingang, sehr gross, fingerförmig, einfach, mehr wie halb so lang als die Tasche selbst. 4 Pedalien handförmig, asymmetrisch verdreht, fast so lang als die Schirmhöhe; ‚jedes mit 10—11 schmalen Gallertfingern. Im Ganzen 40—44 lange Tentakeln. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Frrrz MÜLLER (l. c.). Derselbe entdeckte diese Art an der brasilischen Küste bei Desterro (Insel Santa Catharina), fand aber im Laufe zweier Jahre nur 3 Exemplare, sämmt- lich Weibchen. Die Ovarien bildeten dünne, vielfach gewundene Platten. In vieler Beziehung gleicht dieser brasi- lianische Chiropsalmus dem west-afrikanischen Chirodropus gorilla (Taf. XXVI), unterscheidet sich aber generisch von ihm durch die Bildung der Gonaden und der Taschen-Arme. Letztere sind 8 breite fingerförmige Gallert-Lappen, welche vom Eingange der Radial- Taschen bis im deren untere Hälfte hineinhängen. Dadurch und durch die viel grössere Zahl der Tentakeln unterscheidet sich diese Art auch von der vorigen. Grösse: Schirmbreite 120 Mm., Schirmhöhe 130 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Brasilien; Desterro, Insel S. Catharina, Frırz Mürrer. 178. Genus: CHIRODROPUS, Harcker; novum genus. xeugodeoscog = mit den Händen pflückend. Genus-Diagnose: Chirodropide mit 8 vieltheiligen, halbgefiederten Taschen - Armen an der Umbral- Wand der 4 Radial-Taschen; mit 4 handförmigen Pedalien, die zahlreiche Tentakeln tragen, und mit 8 traubenförmigen Gonaden. Das Genus Ohirodropus gründe ich für 2 neue grosse Chirodropiden, die sich durch mehrfache Eigenthüm- lichkeiten von dem vorhergehenden Chiropsalmus unterscheiden; in erster Linie durch die merkwürdige Bildung der 448 orDoO: CUBOMEDUSAE. ramıLıa: CHIRODROPIDAE. 8 grossen Taschen-Arme. Diese sind nicht einfach fingerförmig, wie bei letzterem, sondern an ihrem lateralen, den Gonaden zugekehrten Rande in zahlreiche dünne fingerförmige oder baumförmige Filamente gespalten, die sich ganz gleich den Gastral-Filamenten anderer Cubomedusen verhalten. Ferner sind die Geschlechtsdrüsen nicht schmale, vielfach gewundene Platten, sondern bilden Reihen von ansehnlichen Trauben, die aus hohlen verästelten Bläschen zusammengesetzt sind. Die handförmigen Pedalien sind in viele Finger gespalten, deren jeder einen langen Tentakel trägt. Die beiden untersuchten Arten gehören der südlichen Hälfte des atlantischen Oceans an. 443. Species: Chirodropus palmatus, Hırexen; nova species. Speeies-Diagnose: Schirm vierseiig - prismatisch, oben glockenförmig gewölbt, mit Ein- schluss des herabhängenden Velarium 14mal so hoch als breit. Kanten stark vorspringend; Seiten flach. Mundrohr vierlappig, kaum halb so hoch als der eiförmige Magensack. Die beiden Taschen- Arme an der Umbral-Wand jeder Radial-Tasche in deren oberen beiden Dritteln angewachsen, nur im unteren Drittel frei, in sehr viele Filamente gespalten. 4 Pedalien handförmig, asymmetrisch verdreht, sehr gross, fast so lang als die Schirmhöhe, jedes mit 21 langen und breiten bandförmigen Gallert- fingern. Im Ganzen 84 lange Tentakeln. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spicilegium Medusarum“. Im Ganzen steht diese Art der nachstehend beschriebenen folgenden Species (Taf. XXVI) nahe, unterscheidet sich aber durch die Bildung der Taschen-Arme und der Pedalien. Die vielspaltigen 8 Taschen-Arme sind in den oberen 2 der Radial- Taschen an deren Umbral- Wand angewachsen, nur im unteren Drittel frei. Die Pedalien bilden 4 mächtige breite Hände, deren jede 21 lange Finger trägt. Die Form des Schirmes ist mehr wie bei C’hiropsalmus quadrigatus. Grösse: Schirmbreite 70 Mm., Schirmhöhe 100 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Süd-Atlantischer Ocean, unweit der Insel S. Helena, Levasskur. 444. Species: Chirodropus gorilla, Harcxer; nova Species. Tafel XXV1. Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, fast halbkugelig, mit Einschluss des herab- hängenden Velarium 14 mal so hoch als breit. Kanten wenig vorspringend; Seiten gewölbt. Mund- rohr vierseitig-pyramidal, fast so hoch als der kugelige Magensack. Die beiden Taschen-Arme an der Umbral- Wand der Radial- Taschen in deren oberem Drittel angewachsen, in den unteren beiden Drit- teln frei in die Tasche hineinhängend, in sehr viele Filamente gespalten. 4 Pedalien handförmig, asymmetrisch verdreht, kaum 4 so lang als die Schirmhöhe, jedes mit 9 langen schmalen Gallert- fingern. Im Ganzen 36 lange Tentakeln. Specielle Beschreibung: Chirodropus gorilla ist auf Taf. XXVI nach einem Spiritus-Exemplare des Berliner zoologischen Museums abgebildet, welches die Bezeichnung trägt: „Chinchozo, Loangoküste. FALKENSTEIN. Nr. 1790“. Da diese merkwürdige vierhändige Meduse demnach an der Küste von Nieder-Guinea, der Heimath des Gorilla einheimisch ist, benenne ich sie zu Ehren dieses höchst entwickelten Anthropomorphen. Obwohl das einzige, von dort mitgebrachte Exemplar stark verletzt war, zeigte es sich doch in den meisten Beziehungen gut conservirt. Der Schirm stellt eine abgerundete, hemiellipsoide Glocke dar, von 15 Centimeter Höhe und 12 Centimeter Mündungs- durchmesser. Auf der Exumbrella verlaufen vom Scheitel zum Rande der Glocke $ flache adradiale Meridian-Furchen, wodurch dieselbe in 8 vorgewölbte wulstartige Felder getheilt wird: 4 perradiale breitere „Seitenwülste“ und 4 inter- radiale schmälere „Kantenwülste“. Die Exumbrella ist zierlich chagrinirt, durch feine, rechtwinkelig sich schneidende erhabene Liniensysteme in quadratische Felder getheilt. Die Gallerte ist mässig dick, aber ziemlich fest, knorpelartig; wie der Durchschnitt Fig. 2 zeigt, ist ihre Dicke an verschiedenen Stellen sehr verschieden. Unterhalb des Nerven- ringes (ne), der fast in halber Höhe des Schirmes verläuft, bildet der letztere 16 Gallertlappen. Diese sind voll- ständig in die Fläche des vertical herabhängenden Velarium eingelassen, so dass sie durch letzteres, wie durch eine Schwimmhaut verbunden werden. Die 16 Randlappen alterniren paarweise dergestalt, dass 3 Paar längere corradiale mit 3 Paar kürzeren exradialen Lappen abwechseln. Die 3 längeren corradialen Randlappen (Fig. 2 Id), 15 Mm. breit, 25 Mm. lang, sind Seitenflügel der perradialen Schirmkanten und fassen das Frenulum (de) ein, welches sich von der FAMILIA: CHIRODROPIDAF. Genus: CHIRODROPUS. 449 Sinnesnische bis zum freien Rande des Velarium erstreckt. Die 3 kürzeren exradialen Randlappen (Fig. 2 It), 22 Mm. breit, 20 Mm. lang, erscheinen dagegen als Seitenflügel der 4 interradialen Pedalien. Diese sind 45 Mm. oberhalb des Velar-Randes an der äusseren Schirmfläche inserirt. Die interradialen Eckwülste des Schirmes erheben sich hier in Gestalt eines spindelförmigen knorpelähnlichen Wulstes von 10—15 Mm. Breite, 25—30 Mm. Länge. Am unteren oralen Ende ist dieser Wulst scharf von der Schirmfläche, aus welcher er entspringt, abgesetzt, und zwischen beiden findet sich hier ein tiefes trichterförmiges Grübchen (Pedal-Trichter). Das obere aborale Ende dagegen geht all- mählig in den schmäleren Eckwulst über. Auf der äusseren, abaxialen Fläche erhebt sich eine schmale kammförmige Leiste, von der oben der unpaare oberste Gallertfinger abgeht. Beiderseits dieser Leiste gehen noch je 4 solche finger- förmige Anhänge ab, so dass jedes Pedal 9 Finger trägt. Dieselben alterniren unregelmässig und nehmen von oben nach unten an Länge ab, so dass der unpaare oberste der längste, die untersten die kürzesten sind. Am Distal-Ende jedes Fingers entspringt ein dünner langer cylindrischer Tentakel. — In der Mitte zwischen je zwei handförmigen Pedalien, jedoch etwas höher, 6 Centimeter vom Velum-Rande entfernt, liest in der Exumbrella die tiefe herzförmige Sinnesnische, in welcher auf dünnem Stiele ein rundlicher Sinneskolben herabhängt (Fig. 7). Der Magen (Fig. 3) war an dem vorliegenden Exemplar grossentheils zerrissen. Das Mundrohr ist eine Quadrat-Pyramide von 5 Ctm. Höhe, deren Basis, die Mundöffnung (a) 4 Ctm. Durchmesser hat. Die 4 interradialen Seitenwände der Mund -Pyra- mide sind sehr dünn und treten beim Aufblasen bauchig vor; die 4 perradialen Kanten (7) sind dicke Gallert-Wülste, welche unten in 4 kurze dreieckige Mundzipfel auslaufen, oben sich in die 4 Kanten des Central-Magens fortsetzen. — Der enge Gaumen kann durch 4 dicke, interradiale Gaumenklappen (Fig. 4 %) vollständig abgeschlossen werden; halbmondförmige Täschchen, die den Semilunar-Klappen des menschlichen Herzens gleichen. Der Central-Magen (ga) dürfte aufgeblasen fast kugelig sein. Entlang seinen 4 vorspringenden perradialen Kanten verlaufen die Aus- führgänge der 4 dendritischen Leberdrüsen (gg), die zuerst von Frırz MüLter bei Ohiropsalmus quadrumanus be- schrieben wurden (l. c. p. 8, Taf. III, Fig. 26—27). Diese Beschreibung passt auch auf unsere Art, und es lässt sich daher vermuthen, dass auch der feinere Bau derselbe sein wird. Der feine Hauptcanal der Drüse, der oben am Magengrunde beginnt, an der Innenseite der Magenleisten bis zu den Schlundklappen verläuft und hier noch innerhalb der Magenhöhle zu münden scheint, ist gefiedert, mit sehr zahlreichen dendritischen Drüsen besetzt (Fig. 5). — Unterhalb der breiten Gastral-Ostien entspringen von der Umbral- Wand der 4 Radial- Taschen je 2 mächtige dicke Taschen-Arme (Fig.2 pb). Ihr oberes Drittel ist angewachsen, die 2 unteren Drittel frei. Der mediale (dem Perradius zugekehrte) Rand ist glatt, der laterale (den Gonaden zugekehrte) Rand in sehr zahlreiche fingerförmige verästelte Fortsätze gespalten. Vom Distal-Rande der 4 breiten Radial-Taschen gehen 16 Lappentaschen ab (I%), welche die Randlappen ausfüllen. Von ihrer Peripherie entspringen die zierlichen dendritischen Velar-Canäle (Fig. 2, 6). Diese durchziehen die Gallert-Lamelle des Velarium so dicht gedrängt, dass sie zwischen den beiden Exoderm-Schichten desselben einen grösseren Raum einnehmen, als die unansehnliche Gallertmasse selbst. Jede Lappen- tasche giebt etwa 6 Canäle ab; ihre Verästelungen sind ganz unregelmässig, die Aeste und Zweige sämmtlich am Ende blind, abgerundet, oft bauchig erweitert, stets ohne Anastomosen (Fig. 2, 6). Die S Gonaden (Fig. 2 s) sind paarweise als schmale dünne Blätter in der ganzen Länge der Septal-Leisten (si) befestigt und am freien Rande in zahlreiche traubenförmige Drüsengruppen gespalten; sie füllen den grössten Theil der lateralen Räume der Radial- Taschen aus. Das vorliegende Exemplar war ein Männchen. Grösse: Schirmbreite 120 Mm., Schirmhöhe 150 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Nieder-Guinea; Chinchozo, Loango, Farkenxstein. Anhang zum System der Tesseronien. (Vergl. p. 362, 364.) Tabelle über die prineipalen Randorgane der Acraspeden. Perradiale Rand-| Interradiale Ordnungen dr m: Sublegionen der Acraspeden | organe Bandorgane | Acraspeden Typische Genera A. Tesseroniae 4 Tentakeln 4 Tentakeln I. Stauromedusae |1. Tessera Gonaden an der subumbralen Wand von | |4 Tentakeln 4 Rhopalien II. Peromedusae 2. Pericolpa 4 breiten Magentaschen | 4 Rhopalien 4 Tentakeln III. Cubomedusae 3. Charybdea B. Ephyroniae Ä 4 Rhopal IV. 4. Gonaden gastral (in der Magenwand) fe Rnopa nn Knonalen Discomedusae Ephyra Haeckel, System der Medusen. 57 Jen. Denkschriften TI. VIII Achte Medusen-Ordnung: (Vierte Ordnung der Acraspeden:) DISCOMEDUSAE, Haeckel, 1866. Discomedusae oder Discomedae — Scheibenquallen, HaArck£EL, 1866. Phanerocarpae, EscHscHorsız, 1829. Discophorae, Craus, 1878 (non Escascnorsz, 1829! non Asassız, 1862!). Semaeostomeae et Rhizestomeae, L. Acassız, 1362. Character der Diseomedusen-Ordnung: Acraspeden mit 8—16 oder mehr Sinneskol- ben (stets 4 perradialen und 4 interradialen, ausserdem bisweilen noch mehreren accessorischen); in jedem Sinneskolben ein Hörbläschen mit entodermalem Otolithen-Sack, und oft zugleich ein Auge. Randlappen stets 8 Paar primäre (Ephyra-Lappen), ausserdem oft zahlreiche accessorische (Velar-Lappen). Tentakeln bald vorhanden, bald fehlend.. Magen von einem Kranze radialer Fortsätze umgeben (8— 16—32 oder mehr); bald breiten Radial-Taschen, bald schmalen Radial- Canälen. Gonaden 4 interradiale faltige Wülste in der subumbralen Magenwand, aus deren En- toderm entwickelt (selten in 8 adradiale Wülste zerfallen); bald in Taschenform nach innen in die centrale Magenhöhle eingestülpt, bald in Hernienform nach aussen in die Schirmhöhle ausge- stülpt. Schirm abgeplattet, scheibenförmig. Gemeinsame Ausgangsform aller Discomedusen ist die octomerale Ephyra (mit 8 Sinneskolben und 8 adradialen Tentakeln). Die Ordnung der Discomedusae oder Scheibenquallen (zusammengezogen Discomedae) grün- dete ich 1866 für diejenigen Acraspeden, welche die Hauptmasse dieser Legion bilden: die beiden grossen und formenreichen Gruppen der Semostomen und Rhizostomen (Generelle Morphologie Bd. II, p. LX). Als eine dritte, eoordinirte Gruppe schicke ich diesen beiden Abtheilungen hier die neue wichtige Unterordnung der Cannostomen voran. Wie schon oben (p. 364) angeführt, besitzen sämmtliche Discomedusen in der bekannten und bedeutungsvollen octomeralen Ephyra ihre gemein- same Ausgangsform, von der sich alle Formen dieser Ordnung ebenso phylogenetisch ableiten lassen, wie sie thatsächlich ontogenetisch aus ihr hervorgehen. Die erste Unterordnung der Discomedusen, die der Rohrmündigen (CGannostomae), umfasst nun diejenigen „Scheibenquallen“, welche theils auf der Stufe der Ephyra selbst stehen geblieben sind, theils sich nur wenig von ihr entfernt haben. Die zweite Unterordnung, die der Fahnen mündigen (Semostomae), ist aus der ersteren durch Spaltung des einfachen „Mundrohres“ in 4 grosse, fahnenförmige „Mundarme“ hervorgegangen. Die dritte Ord- nung endlich, diejenige der Wurzelmündigen (Khizostomae), ist wiederum später aus den Fahnen- mündigen entstanden, und zwar dadurch, dass sich die Mundarme der letzteren in eigenthümliche viel- mündige „Mundwurzeln“ oder Saugröhren umgestalteten, während die ursprüngliche centrale Mundöffnung obliterirte. Mithin repräsentiren die 3 Unterordnungen der Cannostomen, Semostomen und Rhizo- GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 451 stomen 3 verschiedene, auf einander folgende, phylogenetische Entwicklungsstufen des Discomedusen - Organismus, dessen ursprüngliche Stammform Ephyra ist. Ephyra selbst (— ontogenetisch Ephyrula, phylogenetisch Ephyraea —) besitzt bereits alle die wesentlichen Charactere, durch welche sich die Discomedusen von allen übrigen, vorher betrachteten Acraspeden unterscheiden. Der scheibenförmig abgeplattete Schirm trägt an seinem breiten Rande 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale), damit alternirend 8 adradiale Tentakeln, und endlich 8 Paar Randlappen, welche zwischen ersteren und letzieren eingeschaltet sind. In dieser ursprüng- lichen Achtzahl der wichtigsten Randorgane, wie in der scheibenförmigen Abflachung des Schirms, und endlich auch in der Lage der Gonaden (— die sich mit centripetaler Tendenz in der unteren Magenwand entwickeln) liegt bereits der fundamentale Unterschied ausgesprochen, welcher die Scheibenquallen von allen übrigen Acraspeden trennt. Diese letzteren, die wir in den vorherge- henden 3 Ordnungen als Stauromedusae, Peromedusae und CGubomedusae beschrieben haben, besitzen sämmt- lich entweder gar keine oder nur 4 Sinneskolben; sie haben ferner sämmtlich 4 weite perradiale Ma- gentaschen, und die Gonaden entwickeln sich (mit centrifugaler Tendenz) in der subumbralen Wand dieser Radial- Taschen, nicht in derjenigen des centralen Magens selbst. Diese wichtigen und durch- greifenden Unterschiede erscheinen mir so bedeutungsvoll, dass ich darauf hin bereits oben (p. 362, 364) die Ordnung der Discomedusen zum Range einer selbstständigen Sublegion der Acraspeden unter dem Namen Ephyronia erhoben habe, characterisirt durch den achtzähligen oder ocetome- ralen Typus des scheibenförmigen Körpers, und das centripetale Wachsthum der gastralen Gonaden. Ihnen steht gegenüber die andere Sublegion der Tesseroniae, welche die drei Ordnungen der Stauromedusen, Peromedusen und Cubomedusen umfasst; alle diese Tesseronien stim- men überein in dem vierzähligen oder tetrameralen Typus des hochgewölbten Körpers und in dem centrifugalen Wachsthum der Canal-Gonaden. Selbstverständlich soll aber durch diese fundamentale Scheidung der beiden Sublegionen ihr ursprünglicher phylogenetischer Zusammenhang nicht geleugnet werden; vielmehr nehme ich an, dass Ephyra, die gemeinsame Stammform aller Discomedusen, ur- sprünglich von Tessera abstammt, jener einfachsten und ältesten Acraspeden-Meduse, aus welcher nach anderen Richtungen hin die drei Ordnungen der Tesseronien sich entwickelt haben (vergl. Taf. XXI und XXVII, sowie oben p. 362, 364 etc.). Bei den Stauromedusen bleiben die 8 Prin- eipal-Tentakeln der Tessera permanent oder werden rückgebildet; bei den Peromedusen verwandeln sich die 4 interradialen, bei den Cubomedusen umgekehrt die 4 perradialen in „Sinneskolben“; bei den Disceomedusen allein werden alle 8 Prineipal-Tentakeln der Tessera zu Sinnes- kolben umgebildet. Die Diseomedusen spielen in der Medusen-Fauna der Gegenwart die weitaus grösste Rolle, in- dem sie an Körpergrösse, Schönheit, Mannichfaltigkeit und Bedeutung die sieben anderen Ordnungen unserer Classe bei weitem übertreffen. Daher sind die gewöhnlichen „Scheibenquallen“ (insbesondere Pelagia, Cyanea, Aurelia, Pneumonias) in der Regel die einzigen Medusen, welche der Laie überhaupt kennt. Somit ist es auch natürlich, dass dieselben in der älteren Medusen -Literatur eine ganz domi- nirende Stellung behaupten. Escnsenorrz, der 1829 in seinem treffliichen „System der Acalephen“ die erste wissenschaftliche Grundlage für eine natürliche Gruppirung und Ülassifieation der Medusen lie- ferte, war auch der Erste, der die Gruppe der Discomedusen richtig erkannte und umschrieb. Sie bilden bei ihm die „erste Abtheilung der Ordnung der Scheibenquallen“ (Discophorae) und werden als Phanerocarpae der zweiten Abtheilung, den Cryptocarpae, gegenübergestellt:. Nun werden zwar seit Geeeneaur (1856) diese beiden Abtheilungen der Medusen allgemein mit den beiden Legionen der x 57% 452 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. y Acraspedae und Craspedotae identifieirt (vergl. oben p. 1 und p. 361). Allein gegenwärtig ist wohl daran zu erinnern, dass die 3 übrigen Acraspeden -Ordnungen — unsere Tesseroniae — EscuscnoLrz so gut wie ganz unbekannt waren, und dass daher seine Phanerocarpae eigentlich ausschliesslich mit unserer vierten Ordnung, den Discomedusae, zusammenfallen. In der That sind alle 9 Genera, welche jener scharfsinnige Begründer des Medusen-Systems aufführt, echte Diseomedusen, und noch heute als Gat- tungen dieser Legion in voller Geltung. Hingegen befindet sich unter den 22 Gattungen, welche die zweite Abtheilung seiner Discophoren, die Cryptocarpae bilden, nur ein einziges Discomedusen - Genus: Linuche (damals überhaupt nur ganz unvollkommen bekannt). Ebenso wie Escuscnorrz in dieser Auf- stellung und Umgrenzung seiner Phanerocarpae ausgezeichneten systematischen Taet bewies, so auch in seiner ausführlichen Beschreibung derselben, sowie in deren Eintheilung in zwei Hauptgruppen, die Rhizostomidae und Medusidae. Seine Rhizostomidae, die drei Genera Cassiopea, Rhizostoma und Gephea um- fassend, entsprechen vollständig unserer „Unterordnung der Rhizostomae“ und wurden auch ganz richtig characterisirt. Ebenso fallen anderseits seine Medusidae mit unserer „Unterordnung der Se- mostomae“ zusammen; sie enthalten bei ihm die sechs Genera Sthenonia, Medusa (= Aurelia), Cyanea, Pelagia, Chrysaora und Ephyra; nur letztere (und die oben erwähnte Linuche) gehört zu unserer neuen „Unterordnung der Cannostomae“. Wenn man bedenkt, wie verworren und unklar vor EscnscHoLtz die Systematik der Medusen war, wie insbesondere in dem ganz unnatürlichen, aber damals maass- gebenden „Tableau“ von Prron und Lesuveur (1809) die verschiedensten Medusen -Gattungen bunt durch einander gewürfelt waren, so muss die klare und naturgemässe Umgrenzung der Phanerocarpae (= Discomedusae) und ihre Eintheilung in Rhizostomidae (= Rhizostomae) und Medusidae (= Semostomae) als ein grosses Verdienst von Esensenontz besonders hervorgehoben werden. In der Periode der Medusologie zwischen EscusenoLzz (1829) und Gesensaur (1856) erfuhr die Ordnung der Diseomedusen manniehfache Bereicherung durch zahlreiche einzelne Arbeiten, die sich zum Theil auf die Anatomie, zum Theil auf die Ontogenie einzelner Arten bezogen. Von der ge- meinsten Discomeduse der europäischen Küsten, der überall verbreiteten Aurelia aurita, gab 1835 Enrex- BERG eine sehr detaillirte Beschreibung; ebenso 1846 RunorLr Wacner von der demnächst häufigsten Art, der Pelagia noctiluca. Vortreflliche Abbildungen mehrerer Genera von Merrexs publicirte 1838 Braxor, freilich vielfach mit unriehtiger Deutung der Organe. Der wichtigste Fortschritt während dieser Periode war jedoch die Entdeckung des merkwürdigen Generationswechsels dieser Ordnung, der Stro- bilation und Ephyra-Bildung, welche zuerst 1841 M. Sırs von Aurelia und Cyanea kennen lehrte (s. unten). Als besonders wichtig für die vergleichende Morphologie dieser Gruppe verdient noch der treffliche Aufsatz von Huxıry “On the anatomy and the affinities of the family of the Medusae“ her- vorgehoben zu werden (Philosoph. Transact. 1849, p. 413, PI. I—IM). GEsEnBAuR gebührt das Verdienst, in seinem vortrefflichen „Versuche eines Systemes der Medu- sen“ (1856) die wesentlichen Charactere der Acraspeden im Gegensatze zu den Craspedoten schärfer definirt und zusammengefasst, sowie insbesondere den eigenthümlichen Bau des Schirmrandes und der Sinneskolben in seinen „Bemerkungen über die Randkörper der Medusen“ (1856) zuerst dargestellt zu haben. Er unterschied in dieser Abtheilung vorläufig 4 Familien, nach folgendem Schema: A. Magen mit verästelten Fortsätzen: I. Rhizostomidae, Stiel mit vielfach verästelten Armen versehen; I. Medusidae (= Aurelidae), Arme des Mundstieles unverästelt. B. Magen mit taschenförmigen Fortsätzen: III. Pela- gidae, Mundstiel einfach oder mit unverästelten Armen. €. Magen mit taschenförmigen und verästelten Fortsätzen: IV. Charybdeidae, Mundstiel einfach (l. e. p. 209). Ausserdem gab Grsensaur die erste ge- naue Beschreibung und Abbildung einer Cannostome, der mediterranen Nausithoe albida; er bemerkt GENERELLE CHARACERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 453 dazu: „Es repräsentirt diese Gattung offenbar den entwickelten ausgebildeten Zustand der jungen Pela- gien-Form, Ephyra“ (Zeitschr. für wissensch. Zool. 1856, Bd. VIII, Heft II, p. 209, 211). Louis Acassız widmete (1862) den Discomedusen den dritten Theil seiner grossen „Monograph of Acalephs“, im vierten Bande der „Contributions to the natural history of the United States of Ame- rica“ (Vol. IV, p. 1—180, Pl. II—XIV). Er nennt unsere Gruppe Discophorae, indem er diesen, von EsonsenoLrz für alle „Medusen“ (im heutigen Sinne) verwendeten Namen auf die Abtheilung der Phanerocarpae oder Acraspedae beschränkt. In der That sind nur diese letzteren mit den Discophorae von L. Acassız identisch, obwohl er ausser sämmtlichen Acraspeden auch noch unsere Nareomedusen dazu rechnet. Seine „Monograph of Discophorae“ zerfällt in 6 Capitel: I. Discophorae in General (p. 1—9); I. The genus Aurelia and its species (p. 10—86, Pl. VI—-XD); IH. The genus Cyanea and allied genera (p. 87 = 120, Pl. II—V); IV. The genus Pelagia and allied genera (p. 121—130, Pl. XI); V. The Diseophorae Rhizostomeae (p. 131—148, Pl. XII, XIV); VI. Enumeration and geographieal distribution of the Discophorae (p. 149 —180). Specielle anatomische Beschreibungen, gegründet auf eigene eingehende Un- tersuchungen, sind in dieser Monographie von fünf nordamerikanischen Discomedusen gegeben, nämlich 1. Aurelia flavidula, 2. Cyanea arctica, 3. Pelagia cyanella, 4. Stomolophus Meleagris, und 5. Polyclonia fron- dosa. Die Abbildungen, welche diese Monographien illustriren, grösstentheils von Soxrer gezeichnet und lithographirt, sind ganz vorzüglich und gehören zu den schönsten Medusen -Bildern, welche wir besitzen. Auch die specielle anatomische und ontogenetische Beschreibung von L. Ascassız ist gröss- tentheils richtig. Hingegen sind ganz verfehlt die generellen morphologischen Reflexionen, welche er daran anknüpft, irregeleitei durch seine grundfalsche Theorie von der Homologie der Acalephen und Echinodermen. Der wichtigste Theil der ganzen Monographie ist das sechste Capitel, in welchem Acas- sız den Versuch unternimmt, alle bisher bekannten Genera und Species von Discophoren zu classifi- eiren und in ein wohlgeordnetes System zu bringen: „Tabular View of the Discophorae known at pre- sent“ (p. 149—176). Angesichts der colossalen Verwirrung der betreffenden Synonymie und Literatur, und der ausserordentlichen Unvollkommenheit der meisten früheren Beschreibungen und Abbildungen, musste dieser systematische Versuch als ein grosses Wagniss erscheinen, und es gehörte weit mehr Kritik und Species-Kenntniss, als Acassız besass, dazu, um ihn erfolgreich durchzuführen. Wie weit im Einzelnen seine Neuerungen glücklich oder verfehlt waren, wird sich unten bei der systematischen Besprechung jeder einzelnen Gattung und Art ergeben. Hier genügt es, mit wenigen Worten seine Anordnung der Hauptgruppen zu besprechen. Ascassız theilt seine „Order of Discophorae“ in 3 Subor- ders: I. Rhizostomeae (= Rhizostomidae, Esenscnoutz); I. Semaeostomeae (= Medusidae, Esch- schoLrz); II. Haplostomeae. Während die beiden ersten Unterordnungen völlig den beiden Abthei- lungen der Phanerocarpae von Escnscnorrz entsprechen und somit unsere „Discomedusae“ enthalten, bildet dagegen die dritte Gruppe, diejenige der Haplostomeae, ein buntes Conglomerat von 5 völlig verschie- denen Medusen-Gruppen. Die I. Familie, Thalassantheae, entspricht unseren Narcomedusae; die II. und Il. Familie, Brandtidae und Charybdeidae, enthalten bloss 3 Arten der Gattung Periphylla (Peromedusae, vergl. oben p. 397); die IV. Familie, Marsupialidae, fällt zusammen mit unseren Cubomedusae (vgl. oben p- 424), und die V. Familie wird durch die Lucernaridae gebildet. — Die 4 Familien, welche Acassız unter den Semaeostomeae unterscheidet, sind natürliche Gruppen; hingegen sind die 6 Familien, in welche er die Rhizostomeae eintheilt, völlig unnatürliche und unhaltbare Conglomerate (s. unten). Seit L. Acassız (1862) sind nur wenige Abhandlungen erschienen, welche unsere Kenntnisse der Discomedusen gefördert haben. Ich selbst gab 1869 (l. ec.) in meiner Monographie der Crambessa Tagi eine Darstellung des Rhizostomen - Organismus, welche später von Grenacrkr und Norr (1876) 454 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. vielfach ergänzt und verbessert wurde. Craus lieferte (1877) in seinen „Studien über Polypen und Quallen der Adria“ (I. Acalephen = Diseomedusen) Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Ontogenie dieser Ordnung (Denkschriften der Wiener Academie, Bd. 38, p. 1—64, Taf. I—XI). Endlich gaben die Gebrüder Oscar und Rıcnarp Herrwis in ihrer ausgezeichneten Monographie über „das Nerven- system und die Sinnesorgane der Medusen“ (1878), sowie in ihrer neuerlichen Abhandlung über den „Organismus der Medusen“ (1879), zahlreiche wichtige Mittheilungen über den feineren Bau der Disco- medusen. Theilweise davon abweichend ist die Darstellung von Eımer in seinem kürzlich (im Februar 1879) erschienenen Werke: „Die Medusen physiologisch und morphologisch auf ihr Nervensystem un- tersucht“. Meine eigenen Untersuchungen über Discomedusen, schon vor 25 Jahren in Helgoland (1854) begonnen, gründen sich auf ein ausserordentlich reiches Material, welches ich theils selbst auf meinen zahlreichen Reisen gesammelt, theils aus verschiedenen Museen und Privat-Sammlungen erhalten habe. Die grosse Zahl von neuen und interessanten Gattungsformen, welche dabei zum Vorschein gekommen sind, setzt mich in den Stand, das System dieser Ordnung gründlich zu reformiren und zugleich auf phylogenetischer Basis die zahlreichen Formen in ihrer natürlichen Verwandtschaft, wie ich glaube naturgemäss, zu gruppiren. Ich unterscheide demnach unter den Discomedusen 3 Unterordnungen und 10 Familien nach folgendem Schema: Uebersicht über die Unterordnungen, Sectionen und Familien der Discomedusen. (Die mit einem * versehenen Familien sind neu.) I. ae dr Terra RER ES : 2 2 Radial-Taschen breit, einfach, ; I. Subordo: Acystellae. { ohne terminale Ast-Canäle > 1. Ephyridae* Cannostomae. Keine Sa Bläschen. Mundrohr einfach, ohne Mund- II. Sectio: { arme. Central-Mund einfach, Hypocystellae. Radial-Taschen breit, in zahl- quadratisch. Tentakeln solid, | Subumbral-Bläschen (Hoden ?) reiche verästelte blinde Di- 2. Linergidae * meist kurz. (Taf. 27—29.) ne geordnet an der stal-Canäle ausgehend ubumbrella. he h I. Sectio: Radial-Taschen breit, einfach, : II. Subord Typhlocannae. ohne terminale Ast-Canäle 3. Pelagidae RN RR Radial-Taschen oder -Canäle Radial-Taschen breit, in zahl- emostomae. blind, ohne verbindenden Ring- reiche verästelte blinde Di- 4. Oyaneidae Mundrohr in 4 faltige Mund- Canal. stal-Canäle ausgehend arme gespalten. Central- IT sectio: Mund offen, kreuzförmig. Radial-Canäle schmal, einfach, : Tentakeln hohl, meist lang. Radial u uun & Ce | ohne Aeste 5. Flosculidae * (Taf. 30—33.) a a ne BET A w. © Radial-Canäle schmal, alle oder 6 ee Guru ing-Canal ver- | nelereräktelt . Ulmaridae 1, Seine Saugkransen En Mundarme herr, ii Tedenniae: Ds ventral, an deren Axial- 7. Toreumidae ALL 4 en getrennt. | Saugkrausen der Mundarme ven- Rhizostomae. 4 Mundpfeiler zusammenhän- tral und dorsal, an deren 8. Pilemidae* oncioie ua 8 ueelor gend. axialer und abaxialer Seite örmige Mundarme mit Saug- mundehen vertreten. Ce II. Sectio: Se un FR Busun Be tral-Mund obliterirt. Tenta- Monodemniae, Ren xial- 9. Versuridae keln fehlen. (Tafel 34—40.) | 4 Seelen, an Saugkrausen der Mundarme ven- malen u tral und dorsal, an: deren 10. Orambessidae P axialer und abaxialer Seite GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 455 Der Schirm der Discomedusen ist stets flach gewölbt, mehr oder minder scheibenförmig oder schildförmig, häufig uhrglasförmig; seine Breite übertrifft beständig die Höhe, meistens um das Zwei- bis Dreifache. Häufig ist eine seichtere oder tiefere, schmälere oder breitere, horizontale Ring- furche vorhanden, welche als „Kranzfurche“ (Fossa coronaris) die centrale Schirmscheibe von dem peripheren Schirmkranz trennt. Die centrale Schirmscheibe (Discus umbralis) ist stets eine kreisrunde dieke Gallertscheibe, bald ziemlich eben, bald biconvex oder concav-convex, meistens 2—3 mal so breit als der gelappte, viel dünnere Schirmkranz (Corona umbralis), welcher an seinem Rande 16—32 oder mehr Lappen trägt. Die Gallerte des Schirms ist bei jenen Discomedusen, welche der Kranzfurche entbehren (z. B. Pelagia) meistens von ziemlich gleichmässiger Dicke, die nach dem Rande zu allmählig abnimmt. Wenn hingegen eine Kranzfurche vorhanden ist, so erscheint gewöhnlich der dünnere Schirm- kranz von der dickeren Schirmscheibe scharf abgesetzt. Stets ist die Gallerte von zahllosen elastischen Fibrillen, oft von förmlichen Fasernetzen durchsetzt. Bald sind zahlreiche amoeboide Zellen in derselben zerstreut, bald nicht. Ebenso ist auch der Wassergehalt der Gallerte und ihr Reichthum an elastischen Fasern sehr wechselnd, und dementsprechend die Consistenz des Schirms überhaupt. Einige Discome- dusen, wie namentlich die meisten Aureliden, zeichnen sich durch äusserst weiche und wasserreiche, fast zerfliessende Schirmgallerte aus, welche über 994 Procent Seewasser, noch nicht 4 Procent orga- nische Substanz enthält. Umgekehrt ist bei den meisten Rhizostomen der Schirm durch bedeutende Festigkeit und Dichtigkeit ausgezeichnet, manchen Knorpel-Arten gleich. Die Exumbrella oder die äussere convexe Schirmfläche ist bei den Discomedusen bald glatt, bald durch vortretende Körner oder Warzen rauh, bald durch radiale Furchen und damit alternirende Leisten ausgezeichnet. Diese mannichfaltig geformten und angeordneten Vorsprünge sind meistens mit Anhäufungen von Nesselzellen und oft zugleich von Pigmentzellen ausgestattet; und da dieselben in verschiedenen kleineren und grösseren Gruppen sich durch Vererbung beständig erhalten, so können sie diesen einen characteristischen Habitus verleihen und zugleich zur systematischen Unterscheidung dienen. Bisweilen verästeln sich die radialen Furchen oder Leisten baumförmig gegen den Schirmrand hin. Anderemale kreuzen sich rechtwinkelig zwei regelmässige Systeme von parallelen Furchen, so dass die ganze Exumbrella karrirt oder in quadratische Felder getheilt ist. Seltener erheben sich auf der Exumbrella grössere konische Protuberanzen, wie das in sehr auflallender Weise bei einigen Rhi- zostomen der Fall ist. Die Pigment-Entwickelung in der Exumbrella ist äusserst verschiedenartig und oft sehr bunt zusammengesetzt; in Bezug auf schöne, oft sehr lebhafte Färbung, und auf zierliche, oft sehr sonderbare Zeichnung, bieten daher die Discomedusen eine weit grössere Mannichfaltigkeit dar, als alle übrigen Medusen. Die Subumbrella oder die innere eoncave Schirmfläche zeigt bei den Discomedusen wesent- lich andere Verhältnisse der Ausbildung, als bei den drei vorher beschriebenen Ordnungen der Tesse- ronien. Bei diesen letzteren ist die Schirmhöhle tief, der Centralmagen in die Länge gestreckt, und die Subumbrella bildet zum grössten Theile die untere Wand der vier weiten perradialen Magentaschen, in denen sich centrifugal die Gonaden entwickeln. Bei den Ephyronien oder Discomedusen hingegen ist die Schirmhöhle flach, der Central- Magen sehr breit und abgeflacht, und um diesen herum liegt ein Kranz von mindestens 8, gewöhnlich aber 16 oder 32 Radial-Taschen oder -Canälen; die Gonaden entwickeln sich nicht in diesen letzteren, sondern centripetal in der unteren Magenwand. Aus diesem fundamentalen Unterschiede beider Sublegionen entwickeln sich zahlreiche andere Differenzen. Trotzdem zeigt die Muskulatur der Subumbrella ursprünglich bei den Discomedusen noch dieselben wesentlichen Verhältnisse wie bei den Tesseronien, nämlich ein proximales System von radialen Mus- 456 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. keln, welche aus dem Glockenmuskel /(M. codonoides) der Tessera entstanden sind, und ein distales System von eircularen Muskeln, welche mit dem Kranzmuskel /M. coronaris) der letzteren iden- tisch sind. Während aber bei den meisten Tesseronien die einzelnen radialen Abschnitte dieser beiden Muskel-Gruppen in der Zahl von 4 oder 8 auftreten, sind bei den meisten Ephyronien mindestens 16—32 derselben zu unterscheiden. Der Kranzmuskel /(M. coronaris) tritt bei den Cannostomen (Taf. 27”—29) noch in ähnlicher Form auf, wie bei den Tesseronien, als ein starker und scharf abgesetzter Muskelring, welcher nur die distale Hälfte der Subumbrella, unmittelbar oberhalb des Lappenkranzes, einnimmt. Durch die Lappen- spangen, welche die Randlappen halbiren, zerfällt derselbe in 16 viereckige Felder oder Kranztafeln, 8 rhopalare oder oculare, welche den 4 perradialen und 4 interradialen Sinneskolben correspondiren, und 8 adradiale oder tentaculare, welche den damit alternirenden Tentakeln entsprechen. Bisweilen zerfällt jede Muskeltafel nochmals in 2 Felder. Bei den Semostomen (Taf. 30—33) und ebenso bei den Rhizostomen (Taf. 34—40) ist die Entwickelung des Kranzmuskels in den einzelnen Familien sehr verschieden; bald erscheint er breiter aber dünner, bald schmäler aber dicker. Meistens erhebt sich hier in der Distalhälfte der Subumbrella die Stützlamelle in Gestalt hoher concentrischer Rippen oder Cireular-Falten, welche bisweilen (z. B. bei den Cyaneiden) durch Radial-Falten gekreuzt werden; indem die eireularen Muskelfasern sich auf der ganzen Oberfläche dieser Falten ausbreiten, wird in dem be- schränkten Raume des relativ schmalen Muskel -Kranzes eine sehr vergrösserte Insertions-Fläche für dieselben gewonnen. Der Glocken-Muskel (M. codonoides) weicht bei den Discomedusen in noch viel höherem Maasse von dem einfacheren Verhalten ab, welches er bei den Tesseronien darbietet. Rechnet man zum System dieses Muskels sämmtliche radialen oder longitudinalen Muskelfasern der Subumbrella, so dürften folgende differenzirte Abschnitte, wenigstens bei den höher entwickelten Formen der Ephyro- nien, zu unterscheiden sein: I. Die 4 perradialen Pfeiler-Muskeln (M. pilastrales), 4 schmale, starke Bündel, ursprünglich als basale Ausstrahlungen derjenigen Muskeln auftretend, welche‘ an den 4 Kanten des Mundrohres bei den Cannostomen, an den entsprechenden 4 Dorsalrippen der Mundarme bei den Semostomen, und an den homologen 4 Mundpfeilern oder Arm-Wurzeln der Rhizostomen sich ausbreiten. OD. Die 4 perradialen Intergenital-Muskeln (M. intergenitales), distale Fortsetzungen der Pfeiler--Muskeln, welche zwischen den Gonaden nicht allein bis zum Proximal-Rande des Kranzmus- kels gehen, sondern auch mehr oder weniger weit gegen den Schirmrand ausstrahlen können. II. Die Muskeln der Tentakel-Wurzeln (M. adductores tentaculorum), welche ursprünglich in den 8 Adra- dien verlaufen und als Adductoren der Tentakeln dienen, an deren Basis sie sich inseriren (bei einem Theile der Cannostomen und Semostomen). Bei den meisten Semostomen wächst ihre Zahl mit der- jenigen der Tentakeln. Bei den Collaspiden (wo die Zahl der Tentakeln bis auf 32 steigt) erhält jeder Tentakel einen starken doppelten Wurzel-Muskel (Taf. 28), ähnlich wie bei den Peromedusen. IV. Die 32 Lappen-Muskeln (M. lobares), von denen ursprünglich auf jeden der 16 Ephyra-Lappen ein Paar kommt; sie liegen symmetrisch zu beiden Seiten der Lappenspange und ziehen vom Distal-Rande des Kranzmuskels gegen die Spitze der Lappen hin, deren Senkung und Adduetion ihre Contraction bewirkt. Die Zahl derselben wächst natürlich mit derjenigen der Lappen. Ueberhaupt wird die Zahl der angeführten wichtigsten Differenzirungs - Produete des Glocken -Muskels bei vielen Discomedusen verdoppelt, indem jedes einzelne Bündel in 2 Hälften zerfällt. Bisweilen lösen sich auch einzelne Fa- serzüge davon ab und gestalten sich zu selbständigen Muskeln. Auch treten bisweilen sehr eigen- thümliche Modifieationen in ihrem Verlaufe und ihrer speciellen Conformation auf. Solche zeigen z.B. GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 457 die Collaspiden unter den Cannostomen (Taf. 28); die Cyaneiden unter den Semostomen (Taf. 30); die Toreumiden unter den Rhizostomen (Taf. 37). Offenbar ist die mannichfaltige Ausbildung dieser sub- umbralen Muskeln auch von mächtigem Einfluss auf die verschiedenartige Gestaltung der Schirm- höhle bei den Discomedusen; diese können wir aber erst später betrachten, nachdem wir die eigen- thümlichen und verschiedenartigen Bildungs-Verhältnisse der Genitalien geschildert haben. Ein echtes Velum, wie es die Craspedoten besitzen, fehlt den Diseomedusen ebensowohl, wie allen anderen Acraspeden. Das Velum-ähnliche Organ, welches neuere Autoren (z. B. Acassız) bei Aurelia und bei einigen Rhizostomen als „Velum“ beschrieben haben, ist ein schmaler marginaler Haut- saum, welcher nur in der Lage mit ersterem einige Aehnlichkeit hat, dagegen ganz unabhängig von ihm entstanden und im feineren Bau (namentlich im Verhältnisse zum Nervensystem) gänzlich ver- schieden ist. Ich bezeiehne daher dieses „Pseudo-Velum“ der Aurelien und anderer Discomedusen als Velarium und betrachte es als eine secundäre Randbildung von untergeordneter Bedeutung, welche dem echten Velum der Craspedoten nur entfernt analog, aber nicht homolog ist. Mit demselben Rechte kann man jeduch auch (wie neuerdings namentlich Craus thut) den ganzen Lappenkranz der Acraspeden dem Velum der Craspedoten vergleichen. Nur ist dabei nicht zu vergessen, dass diese beiderlei muskulösen Randsäume in beiden Medusen-Legionen ganz unabhängig von einander aus dem verschieden gebauten Schirmrande entstanden sind. Im engeren Sinne können als „Velar-Lappen“ die „intermediären Lappen“ bezeichnet werden, welche zwischen den ursprünglichen Ephyra-Lappen am Schirmrande entstehen. Der Schirmrand der Discomedusen ist trotz der ausserordentlichen Mannichfaltigkeit seiner speciellen Bildung dennoch in allen Fällen durch einen generellen Character ausgezeichnet, der an jedem beliebigen ausgeschnittenen Quadranten des Schirmrandes die Zugehörigkeit zu dieser Ordnung zu constatiren gestattet. Dieses wichtige Merkmal ist die beständige Anwesenheit von min- destens 8 Sinneskolben und 16 Randlappen. Die Zahl dieser typischen Randorgane kann zwar oft vermehrt, aber niemals vermindert werden, wohingegen bei sämmtlichen Tesseronien entweder gar keine oder nur 4 Sinneskolben vorhanden sind. In allen Fällen ohne Ausnahme lässt sich die Randbildung der Ephyronien aus derjenigen ihrer gemeinsamen Urform, Ephyra, ableiten (Taf. 27, Fig. 1): 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale) hervorgegangen aus den 8 Prineipal-Tentakeln der Tessera (Taf. 21, Fig. 1); ferner 8 adradiale, damit alternirende Tentakeln, und endlich 16 freie Randlappen, welche zwischen erstere und letztere eingeschaltet sind („Ephyra-Lappen“). Diese ur- sprünglichen, typischen Zahlen- und Lagen - Verhältnisse der wichtigsten Rand-Organe erhalten sich permanent bei sämmtlichen Cannostomen (mit Ausnahme der Collaspiden) und bei den einfachsten For- men der Semostomen (Pelagia, Procyanea, Floscula, Ulmaris). Bei den übrigen Discomedusen entwickeln sich daraus secundäre Modificationen. Die Sinneskolben oder Rhopalien, sonst auch „Sinneskörper oder Randkörper“ ge- nannt, treten bei der grossen Mehrzahl der Diseomedusen in permanenter Achtzahl auf, als 4 per- radiale (in den Radien des Mundkreuzes) und 4 interradiale (in den Kadien der Gonaden). Sie do- cumentiren durch diese typische Lagerung ihre Entstehung aus den 8 Prineipal-Tentakeln der Tessera. Niemals findet (— von individuellen Abnormitäten abgesehen —) eine Verminderung, wohl aber bis- weilen eine secundäre Vermehrung der ursprünglichen Achtzahl statt. Durch 12 Rhopalien ist das Rhizostomen-Genus Polyelonia ausgezeichnet, und zwar liegen hier 4 Sinneskolben perradial, die 8 an- deren in gleichen Abständen zwischen ersteren. 16 Rhopalien besitzen Phacellophora, Patera und Melu- sina unter den Semostomen, sowie Bryoclonia unter den Rhizostomen. Die eigenthümliche kleine Can- Haeckel, System der Medusen. 58 Jen. Denkschriften 1. 458 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. nostomen-Gruppe der Collaspiden ist durch eine unbeständige und wechselnde Zahl der Sinneskolben ausgezeichnet, welche von 16 bis auf 32 steigt. Wahrscheinlich ist in allen diesen Fällen bereits die Seyphostoma-Amme der betreffenden Gattung durch vermehrte Tentakel-Zahl ausgezeichnet. Die Sinneskolben der Discomedusen sind bezüglich ihrer gröberen Zusammensetzung und feineren Structur von den beiden Gebrüdern Herrwıs in neuester Zeit so ausführlich und unter Berücksichtigung der gesammten Literatur geschildert worden, dass ich hier einfach auf diese ausgezeichnete, oben schon vielfach eitirte Monographie verweisen kann (Oscar und Rıcnarn Herrwis, das Nervensystem und die Sinnesorgane der Medusen. Mit 10 Tafeln, Leipzig, 1878). Soweit meine eigenen, auf ein viel grös- seres Material ausgedehnten Untersuchungen reichen, finde ich bei allen Discomedusen im Wesentlichen dieselben Structur- Verhältnisse wieder, welche Herrwıs bei verhältnissmässig wenigen Gattungen (Nausithoe, Pelagia, Phacellophora, Aurelia) höchst genau untersucht und sehr naturgetreu dargestellt hat. Indessen kommen doch mancherlei Modificationen in den verschiedenen Gruppen dieser Ordnung vor, welche ich später im generellen Theile dieser Monographie eingehend und vergleichend besprechen werde. Im Allgemeinen stimmen alle Ephyronien in folgenden wesentlichsten Verhältnissen überein: Ueberall liegen die Sinneskolben im Grunde von besonderen Einschnitten des Schirmrandes, den 4 per- radialen und 4 interradialen Sinnesbuchten oder Ocular-Einschnitten. Diese werden begrenzt von den Sinneslappen (Rhopalar-Lappen oder Ocular-Lappen), welche entweder die ursprünglichen permanenten 16 Ephyra-Lappen sind, oder (— wenn eine Spaltung der letzteren stattgefunden hat —) die innersten oder medialen, abgespaltenen Theile derselben. Bei den meisten höheren Discomedusen legen sich die gegenüberstehenden medialen Innenränder der beiden Sinneslappen unter jeder Sinnesbucht mit concav gewölbter Aussenfläche dergestalt über einander, dass der Sinneskolben in eine röhrenförmige „Sinnes- nische“ zu liegen kommt, deren beide Enden offen sind, während ihr Dorsaltheil von der „Deckplatte oder Deckschuppe“ überdacht wird. Letztere entsteht als ein zungenförmiger oder schuppenförmiger Vorsprung an der Basis des Sinneskolbens aus demjenigen Randstückchen der Exumbrella, welches ursprünglich oberhalb dieser Basis eine schmale Verbindungsbrücke zwischen den beiden Sinneslappen herstellt. Bei den meisten Cannostomen (z. B. Nausithoe) und bei manchen Semostomen, deren Sinnes- lappen die ursprünglichen Verhältnisse bewahren, wächst die Deckplatte zu einer ansehnlichen helm- förmigen Haube vor, welche ähnlich wie bei den Peromedusen den Sinneskolben grösstentheils von der abaxialen und dorsalen Seite einschliesst. Wenn hingegen die Deckplatte wenig entwickelt ist, so wird die Sinnesnische grösstentheils von den beiden „Sinnesfalten“ oder den vorspringenden und über einander gelegten Medial-Rändern der beiden Sinneslappen gebildet. In allen Fällen kommt aber so der Sinneskolben in eine überdeckte, nur unten und innen oflene Höhlung zu liegen, welche Forzes berechtigte, die Discomedusen als „Steganophthalmata“ zu bezeichnen. Nach meiner jetzigen, auf ausgedehnte Vergleichungen zahlreicher Arten gestützten Auffassung, und unter Berücksichtigung der wichtigen, morphologischen und physiologischen Angaben von Henrwic, Craus, Eımer und Romases (l. c.) glaube ich jeden einzelnen „Randkörper“ der Discomedusen als ein Nervencentrum betrachten zu dürfen, welches einerseits mit dem benachbarten Muskel-Apparat der Subumbrella, anderseits mit den verschiedenen Sinnesorganen des sehr zusammengesetzten „Sinnes- körpers“ selbst in unmittelbarster Beziehung steht. Solcher differenter und selbständiger „Sinnes- organe“ scheinen mir bei den meisten Discomedusen nicht weniger als vier in jedem „Randkörper“ vereinigt zu sein, nämlich: 1) ein Hörsäckchen oder Hörkölbehen am distalen Ende des Sinneskolbens, 2) ein Auge oder Sehpolster an dessen proximaler Basis, 3) eine Tastplatte oder ein Tasthügel in dessen Nähe, und 4) ein Riechtrichter oder Riechgrübchen an der Exumbral-Fläche der Deckplatte. GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 459 Wenn man sich den Lappenkranz des scheibenförmigen Schirmes ganz flach ausgebreitet in horizontaler Lage vorstellt, so ist der Sinneskolben in radialer Richtung dergestalt horizontal ausgestreckt, dass das Hörsäckchen an seinem freien Distal-Ende nach aussen gerichtet ist, hingegen das Auge an seiner aboralen oder dorsalen Fläche nach oben, die Tastplatte an seiner oralen oder ventralen Fläche nach unten, und endlich die Riechgrube an der Exumbral-Fläche der Deckschuppe nach oben. Der eigent- liche Sinneskolben selbst ist, wie schon angeführt, der modifieirte „Principal-Tentakel der Tessera“. Er hat gewöhnlich eine keulenförmige oder cylindrische Gestalt, ist oft gekrümmt oder selbst knieförmig gebogen und enthält in seiner basalen oder proximalen Hälfte den blind endigenden „Sinnes-Canal oder Ocular-Canal“, in seiner terminalen oder distalen Hälfte das „Hörsäckchen oder Krystallsäckchen“. Letzteres besteht aus einer rundlichen oder länglichen Cyste, gefüllt mit dicht zusammengedrängten Otolithen, Kalkkrystallen, welche in den distalen Entoderm-Zellen des „acustischen Tentakels“ sich gebildet haben. Das exodermale Epithel desselben ist mit langen steifen Hörhäärchen besetzt. Das „Sehpolster oder Auge“ an der proximalen Basis des Hörkölbehens besteht aus einer Anhäufung von dunkeln Pigment- und Stäbchenzellen im Exoderm; bald umfasst dieser „Ocellus“ ringförmig den ganzen Basaltheil des Tentakels, bald bildet er ein flaches Polster an dessen dorsaler oder ventraler Seite. Bei Nausithoe und anderen Ephyriden bildet derselbe an der Ventral-Seite einen besonders vorspringenden „Sinneshügel“, dessen optisches Pigment-Epithel eine wirkliche Linse ein- schliesst. Bei den meisten Diseomedusen scheint eine Linse zu fehlen und das Auge nur durch ein Pigment-Polster an der Dorsalseite des Kolbens vertreten zu werden. Bald ringsum in dessen Um- gebung, bald vorzugsweise ihm gegenüber an der Ventralseite, breitet sich die Tastplatte aus, wie ich den Bezirk des exodermalen Sinnes-Epithels an der Kolben-Basis nenne, der sich durch sehr dünne stäbehenförmige Tastzellen mit langen Geisselhaaren auszeichnet. Dieselben sind verschieden von dem ähnlichen Geissel-Epithel des Rieehgrübchens, welches gegenüber an der exumbralen Fläche der Deckschuppe sich ausbreitet. Schon Huxtey beschrieb hier (1849) bei Rhizostomen eine breite herz- förmige Grube, deren zierliches Faltensystem sodann von Grexscner und Norz (1376) bei Crambessa näher geschildert wurde. Cravs nennt dieselbe neuerdings (1877) „Trichterplatte“ und deutet sie als „Riechorgan“, welches „geringe Veränderungen in der Beschaffenheit des Seewassers“ (z. B. bei begin- nendem Regen) pereipire. Indessen dürfte diese Function mit gleichem oder grösserem Rechte auch als „Schmecken“ bezeichnet werden. Jedenfalls handelt es sich um ein „chemisches Sinnesorgan“, dessen grosse Bedeutung für alle Discomedusen aus seiner allgemeinen Verbreitung und ansehnlichen Grösse, wie seinem Nervenreichthum sich ergiebt. Das Nervensystem der Discomedusen bietet der genaueren Untersuchung grosse Schwierig- keiten dar und ist erst in neuester Zeit mehr bekannt geworden, insbesondere durch die eitirten Unter- suchungen von Rowanes, Einer, Craus und Herrwic. Unter den verschiedenen Auffassungen dieser Autoren scheint mir nach meinen Beobachtungen diejenige, welche Craus kürzlich (in der IV. Aufl. seiner Zoologie, 1878, p. 279) gegeben hat, die richtigste zu sein. Jeder Sinneskörper umschliesst danach in seiner Basis ein selbständiges Nervencentrum oder „Randganglion“, bestehend aus einem dichten Lager von Ganglienzellen und Nervenfibrillen, welche unmittelbar unter der vorher angeführten „Tastplatte“ liegen. Herrwis hält diese letztere selbst für das eigentliche, noch ganz im Epithel ge- legene Nervencentrum, während ich mit Craus annehme, dass letzteres nur durch den in der Tiefe gelegenen Plexus von kleinen Ganglienzellen und Nervenfibrillen dargestellt wird; diese stehen durch Ausläufer ebenso mit den oberflächlichen epithelialen Tastzellen der Tastplatte, wie mit den drei übrigen benachbarten Sinnesorganen in unmittelbarer Verbindung. Ebenso existirt wahrscheinlich auch eine 58* 460 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISOOMEDUSEN. fibrilläre Verbindung zwischen jenen 8 (oder mehr) Randganglien unter einander sowohl, als auch mit dem Plexus von Nervenfibrillen und grösseren motorischen Ganglienzellen, welche sich an der Sub- umbrella unmittelbar unter deren Muskel-Epithel ausbreiten. Keinenfalls existirt jedoch bei den Disco- medusen ein so ausgeprägter und centralisirter Nervenring, wie er bei den Cubomedusen und wahr- scheinlich auch bei den Peromedusen sich findet. Die Tentakeln zeigen bei den drei Unterordnungen der Discomedusen, entsprechend ihrem phylogenetischen Verhalten, sehr auffallende und characteristische Verschiedenheiten: die Cannosto- men haben kurze solide, die Semostomen lange hohle und die Rhizostomen über- haupt gar keine Tentakeln. Offenbar haben diese letzteren die Tentakeln verloren, während sich an ihren eigenthümlichen Wurzelarmen physiologische Aequivalente derselben in Form von verschieden gestalteten „Brachial-Filamenten“ entwickelten. Hingegen zeigen die soliden und kurzen Tentakeln der Cannostomen die ursprüngliche Bildung, aus der sich erst später die langen und hohlen Tentakeln der Semostomen entwickelten. Erstere gleichen im Wesentlichen den Tentakeln der Trachylinen (Nareo- medusen und Trachomedusen), letztere denjenigen der Leptolinen (Leptomedusen und Anthomedusen). Die solide Tentakel- Axe der ersteren besteht aus einer einfachen oder mehrfachen Reihe von ento- dermalen Chordal-Zellen, das Entoderm-Epithel im Tentakel-Canal der letzteren hingegen aus einer einfachen Schicht von Geissel-Zellen. Der äussere Epithel -Ueberzug des Exoderms zeigt in beiden Gruppen eine grosse Mannichfaltigkeit speeieller Differenzirungen, insbesondere in Bezug auf die Lage- rung und Anordnung der verschiedenen, daraus hervorgegangenen Zellen-Arten: Nesselzellen verschie- dener Art, Epithel -Muskelzellen, Sinneszellen, Geisselzellen, Pigmentzellen, Drüsenzellen. Zwischen Exoderm und Entoderm der Tentakeln findet sich stets eine Stützplatte oder Fuleral-Lamelle, bald in Form einer dünnen, aber festen, elastischen Zwischenschicht, bald in Gestalt einer ansehnlichen, oft sehr dicken und weichen Gallertmasse. Zwischen dieser Fuleralplatte und dem Exoderm - Ueberzug entwickeln sich die aus letzterem entstehenden Muskelbündel der Tentakeln in sehr mannigfaltiger Form. — Die ursprüngliche Achtzahl der (adradialen) Tentakeln erhält sich permanent bei sämmt- lichen Cannostomen (mit Ausnahme der Collaspiden), sowie bei den ältesten Gattungen der Semostomen (Pelagia, Procyanea, Floscula, Ulmaris). Bei den übrigen Semostomen wird ihre Zahl secundär vermehrt, und zwar in Correlation mit den Randlappen nach einem bestimmten Progressions- Gesetze (s. unten). Bei einem Theile der Cyaneiden und Ulmariden gruppiren sich die sehr zahlreichen Tentakeln in 8 oder 16 Bündel (bald in einer, bald in mehreren Reihen). Die Randlappen des Schirmes, die gleich den Tentakeln zum Theil als Sinnesorgane zu betrachten sein dürften, zeigen bei den Discomedusen ein höchst mannichfaltiges Verhalten in Bezug auf Zahl, Grösse, Form und Anordnung, und sind daher auch für die Systematik dieser Gruppe von hervorragender Bedeutung. Trotzdem lassen sie sich überall aus einer und derselben gemeinschaft- lichen Urform ableiten, aus der sie thatsächlich ontogenetisch alle entstehen, und aus der sie dem- gemäss auch phylogenetisch entstanden sein müssen. Diese gemeinschaftliche palingenetische Urform ist der Lappenkranz der Ephyra, bestehend aus 8 Paar Randlappen, eingeschaltet zwischen die 8 Sinneskolben und die 8 Tentakeln. Da die beiden Lappen jedes Paares, welche ein Rhopalium zwischen sich einschliessen, genetisch zusammengehören und gewissermaassen einen „Haupt- lappen“ bilden, so kann man auch sagen, dass der Schirmkranz der Discomedusen ursprünglich aus 8 Hauptlappen und 16 Nebenlappen besteht; die 8 Hauptlappen werden getrennt durch die tiefen „Tentakel-Buchten“, in welchen die 8 adradialen Tentakeln sitzen. Die 16 Nebenlappen oder „Ephyra- Lappen“ sind aber demnach ursprünglich Sinneslappen (oder Oeular-Lappen). GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 461 Bei dem zunehmenden Wachsthum des Schirmrandes geschieht die Ausdehnung seines Lappen- kranzes entweder durch Vergrösserung oder durch Vermehrung der Lappen. Trophisches Wachs- thum des Schirmkranzes, durch blosse Vergrösserung der Lappen (— während ihre Zahl unverändert bleibt —), findet sich nicht allein bei den niedersten und ältesten Gruppen der Ordnung vor (Ephy- ıiden, Linergiden), sondern auch bei den niederen und älteren Formen sehr verschiedener Familien (Pelagia, Procyanea, Floscula, Ulmaris), ja sogar bei der grössten und schönsten aller Medusen, bei Cyanea. Numerisches Wachsthum hingegen, durch Vermehrung der ursprünglichen Lappenzahl, herrscht bei der grossen Mehrzahl der höheren Discomedusen vor. Diese Vermehrung erfolgt auf doppelte Weise, nämlich entweder durch Spaltung der ursprünglichen 16 „Ephyra-Lappen“, oder durch Ein- schaltung von neugebildeten „Velar-Lappen“ zwischen die letzteren. Die Vermehrung der Lappen durch Spaltung oder Fission beruht theils auf einfacher unvollständiger Theilung derselben, theils darauf, dass neue Lappen an der Subumbral-Seite der Ephyra-Eappen hervorsprossen, und zwischen ihnen neue Tentakeln. In neuester Zeit ist dieser eigenthümliche Spaltungs- Process in der Metamor- phose der Chrysaora von Craus ausführlich geschildert worden (1877, 1. e. p. 36, Fig. 30—34). Die Zahl - Vermehrung der Lappen und Tentakeln erfolgt in allen Familien der Semostomen, ganz unab- hängig von einander, nach demselben Progressions-Gesetze. So finde ich, dass in allen 4 Familien aus einer octonemalen Stammform (mit 16 Ephyra-Lappen) zunächst eine secundäre Form mit 24 Ten- takeln und 32 Lappen entsteht, aus dieser eine tertiäre Form mit 40 Tentakeln und 48 Lappen u. s. w. Der phylogenetische (und ontogenetische) Parallelismus dieser Formenreihen ist folgender: Bemostomae | Pelagidae Oyaneidae | Flosculidae Ulmaridae 8 Tentakeln und 16 Lappen | A. Pelagia | A. Procyanea | A. Flosculla | A. Ulmaris 24 Tentakeln und 32 Lappen B. Chrysaora | B. Medora B. Floresca B. Umbrosa 40 Tentakeln und 48 Lappen C. Dactylometra C. Stenoptycha 0. — C. Undosa Da noch gegenwärtig in jeder der 4 Semostomen -Familien die 3 Genera A, B, C sich onto- genetisch aus einander entwickeln, indem C als Larve die Foım von B und A, ebenso B die Form von A durchläuft, so müssen dieselben auch phylogenetisch in gleicher Weise aus einander ent- standen sein. Von dieser Lappen- Vermehrung durch Fission ist ganz verschieden diejenige durch Intercalation, oder durch Einschaltung von neugebildeten „Velar-Lappen“ zwischen die ur- sprünglichen 8 Paar Ephyra-Lappen. Diese besondere Form des numerischen Wachsthums findet sich bei zwei Subfamilien der Ulmariden, bei den Sthenoniden und Aureliden, und ausserdem wahrscheinlich bei vielen (oder sämmtlichen?) Rhizostomen. Sie ist sehr leicht während der Ontogenese unserer gewöhnlichen Aurelia zu beobachten und hier kürzlich von Craus eingehend geschildert worden (I. e. 1877, p. 20, Fig. 16—22). Zwischen je 2 Lappen-Paaren der Ephyra, an Stelle der 8 Ephyra- Ten- takeln, wachsen 8 adradiale Lappen, „intermediäre“ oder „Velar-Lappen“ aus dem Schirmrande hervor. Sie können sehr breit werden und später durch Fission ihres Randes in zahlreiche secundäre Velar- Läppehen zerfallen. Bald auf ihrer dorsalen Seite (Aureliden), bald auf ihrer ventralen Seite (Stheno- niden) entwickeln sich Bündel von zahlreichen Tentakeln. Die innige Beziehung in der Vermehrung und Entwickelung der Tentakeln und der Randlappen deutet auf die Homologie dieser beiderlei Randorgane hin. Theoretisch ist die Unterscheidung der Lappen-Vermehrung durch Fission und durch Intercalation wichtig, praktisch aber für das System bedeutungslos, weil der Unterschied an erwachsenen viellappigen Discomedusen meist nicht erkennbar ist. 462 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. Das Gastrocanal-System der Discomedusen zeigt äusserst mannichfaltige, zum Theil sehr merkwürdige und abweichende Bildungsverhältnisse; jedoch lassen sich dieselben sämmtlich mit Sieher- heit aus der ursprünglichen und sehr einfachen morphologischen Bildung der Ephyra phylogenetisch ableiten, wie sie auch heute noch ontogenetisch aus dieser hervorgehen. Bei Ephyra sowohl als auch bei den nächstverwandten Ephyriden beschränkt sich die Differenzirung des Gastrocanal-Systems auf folgende 4 wesentliche Theile: I. ein einfaches vierseitig-prismatisches Mundrohr mit 4 perradialen Kanten und mit quadratischer Mundöffnung, ohne Mundarme; I. ein einfacher scheibenförmiger Central- Magen, dessen Subumbral-Wand 4 interradiale Filament-Gruppen und daran stossende Gonaden ent- wickelt; III. ein proximaler, den Magen umgebender Kranz von 16 breiten Radial-Taschen oder Kranztaschen, von denen 8 prineipale oder rhopalare (— 4 perradiale und 4 interradiale —) zu den 8 Sinneskolben gehen, hingegen 8 adradiale, damit alternirende, zur Basis der 8 Tentakeln; IV. ein distaler, peripherischer Kranz von 16—32 Lappentaschen; 16 rhopalare, entstanden aus der Gabel- theilung der 8 prineipalen Radial-Taschen, und dazu meistens noch 16 tentaculare, entstanden aus der Bifureation der 8 adradialen Taschen. Während diese beiden Taschen -Kränze, die äusseren Lappen- taschen und die inneren Radial-Taschen, zusammen dem peripheren „Kranzdarm“ der Tesseronien entsprechen (Gaster coronalis), constituiren Mundrohr und Central-Magen zusammen den axialen „Haupt- darm“ (Gaster principalis). Als characteristischer Unterschied der Ephyronien von den Tesseronien tritt hierbei sogleich der Mangel der 4 ansehnlichen perradialen Magentaschen hervor, welche die letzteren sämmtlich besitzen. Trotzdem lassen sich beide Hauptformen des Darmsystems der Acraspeden in gleicher Weise aus dem einfachen Urdarm der Tessera ableiten; die ursprünglichen 4 perradialen Taschen der Tesseromae sind bei den Ephyroniae durch periphere Ausdehnung des scheibenförmigen Central- Magens in diesem aufgegangen, übrigens bei manchen Gattungen noch durch die mehr oder weniger ausgesprochene Kreuzform des Central-Magens (mit 4 perradialen Kreuzschenkeln) angedeutet. Das Mundrohr (Tubus oralis), der erste Hauptabschnitt des Discomedusen -Darmes, entspricht vollständig dem Oral-Magen (Gaster buccalis) der Tesseronien. Aber nur bei der ersten Unterordnung, bei den Cannostomen, bleibt er auf der einfachen Bildungsstufe der niedersten Tesseriden stehen und bildet permanent ein einfaches vierseitiges Rohr mit 4 perradialen Kanten. Bei der zweiten Unterord- nung, den Semostomen, spaltet sich dieses Mundrohr in 4 freie, perradiale Mundarme. Bei der dritten Unterordnung endlich, den Rhizostomen, entstehen aus letzteren durch Gabeltheilung und durch Ver- wachsung der gekräuselten Ränder 8 adradiale Saugarme; durch zahlreiche terminale Saugmündehen derselben wird die Nahrung aufgenommen, während die ursprüngliche centrale Mundöffnung zuwächst. Das einfache vierseitige Mundrohr der Cannostomen (— der „Rüssel oder Proboscis“ von Asaıssız, der „Mundstiel“ von Craus —), welches dieser ersten Unterordnung der Discomedusen ihren Character und Namen giebt, unterscheidet sich in keiner Beziehung wesentlich von demjenigen der niedersten Tesseronien. Sowohl bei den Ephyriden (Taf. 27) als bei den Linergiden (Taf. 29) bleibt dasselbe permanent auf der Stufe eines einfachen, vierseitig-prismatischen Rohres stehen, dessen unteres, orales Ende die quadratische Mundöffnung einnimmt, während das obere, aborale Ende durch das Gaumenthor (Porta palatina) in den Central-Magen mündet. Die 4 dünnen und zarthäutigen, inter- radialen Seitenflächen des Mundrohres sind aussen gewöhnlich etwas eoncav vertieft und springen innen ein wenig convex vor (gleich den homologen „Buccal-Platten“ der Peromedusen). Hingegen sind die 4 perradialen Kanten zwischen denselben, die „Buccal- Pfeiler“, durch eine Gallertleiste ver- diekt, welche nach aussen convex gewölbt ist, innen aber rinnenförmig vertieft (Mundrinnen, Sulei buccales; vergl. p. 405). Bisweilen verlängern sich letztere unten über den Umfang der quadratischen GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 4653 Mundöfinung hinaus und bilden hier 4 kurze, dreieckige, an den Rändern oft etwas gekräuselte Mund- lappen, ganz ähnlich den Mundlappen vieler Craspedoten, und bedeutungsvoll als die Anfänge der Mundarme der Semostomen. (Vergl. Taf. 27, Fig. 3—6, Palephyra.) Die 4 blattförmigen perradialen Mundarme der Semostomen, welche als 4 statt- liche, meistens fahnenähnliche Anhänge die centrale Mundöflnung umgeben, und dieser Unterordnung der „Fahnenmündigen“ Character und Namen verleihen, sind demnach keine besonderen Neu- bildungen, sondern nur mächtige Fortbildungen der 4 perradialen „Mundlappen“ die bereits bei einigen Cannostomen zur Entwickelung kommen. Indem die 4 starken perradialen „Buceal-Pfeiler“ des ein- fachen Mundrohres weit über den ursprünglichen Mundrand hervorwachsen und zugleich die benach- barten Theile der dünnwandigen interradialen Buccal-Platten in Gestalt faltiger Membranen nach sich ziehen, entstehen die blattförmigen oder fahnenförmigen „Mundarme“ (Brachia oralia). Wenn gleich- zeitig der Basaltheil des Mundrohres rückgebildet oder durch 4 interradiale Einschnitte bis zur Basis hinauf gespalten wird, so erscheinen die 4 Mundarme in ihrer ganzen Ausdehnung völlig getrennt; wenn hingegen die ursprüngliche Einheit des Mundrohres im oberen Basaltheile sich erhält und das- selbe nur im unteren Oraltheile vierspaltig erscheint (wie bei manchen Pelagia- Arten, Floscula und anderen niederen Semostomen), so werden die Mundarme als „an ihrer Basis verwachsen“ bezeichnet. Meistens sind die Mundarme ganz oder doch im grössten Theile ihrer Länge frei, blattförmig, sehr beweglich und fast so lang oder länger als der Durchmesser des Schirmes selbst. Immer lassen sich an denselben die diekere, perradiale „Mittelrippe“ und die beiden dünneren seitlichen „Armkrausen“ unterscheiden. Die Armrippe (Costa brachialis) oder die Mittelrippe des blattförmigen Armes ist der verdickte und verlängerte Buccal-Pfeiler oder die perradiale „Kante“ des ursprünglichen vierseitig- prismatischen Mundrohres. Demnach ist sie auf dem Querschnitt halbmondförmig und es lässt sich an ihr ein äusserer (exodermaler) eonvexer Armrücken und eine innere (entodermale) concave Armrinne unterscheiden. Die Armkrausen oder die symmetrischen Seitenhälften der blattförmigen Arme (— einer „Blattspreite“ entsprechend —) sind aus den gefalteten Fortsetzungen der Buccal- Platten entstanden und daher an den freien Rändern meist stark gekräuselt. Die zahlreichen kleinen tentakel- förmigen Fäden, welche sich bei den Ulmariden am freien Rande derselben entwickeln, die sogenannten „Mund- Tentakeln“ deute ich morphologisch als „Buccal-Filamente oder Brachial -Filamente“, hervor- gegangen aus den 4 ursprünglichen Taeniolen des Seyphostoma, die sich in 2 orale Schenkel spalteten (homolog den 8 adradialen „Bartfäden“ der Peromedusen, p. 405). Ich halte diese „Mundfäden“, welche in grosser Zahl die Armränder der Umbrosiden, Sthenoniden und Aureliden säumen, demnach für entodermale „Filamente“, da auch die ganze Innenfläche der Mundarme vom Entoderm des ursprünglichen Mundrohres ausgekleidet wird (nur ihre Aussenfläche vom Exoderm)). In der That haben alle jene „Mund- Tentakeln“ auch dieselbe Structur, wie die übrigen „Gastral-Filamente“, und bestehen aus einem soliden Gallertfaden, dessen entodermaler Epithel-Ueberzug aus Nesselzellen, Drüsen- zellen, Epithel-Muskelzellen und Geisselzellen sich zusammensetzt. Specielle Form und Faltung, sowie sonstige Differenzirung der Mundarme ist äusserst mannichfaltig. Die mächtigste Entwiekelung erreichen sie bei den grössten Semostomen, den Cyaneiden, wo sie äusserst stattliche und faltenreiche „Mund- gardinen“ bilden. Sehr selten (bisher nur bei Aurosa beobachtet) zerfällt jeder Mundarm durch einen terminalen Einschnitt in 2 Schenkel, eine interessante Uebergangsform zu den 8 paarweise verbundenen Mundarmen der Rhizostomen. Die 8 wurzelförmigen adradialen Mundarme der Rhizostomen sind für diese dritte Unterordnung, die „Wurzelmündigen‘“, nicht minder characteristisch, als für die Semostomen die 464 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN,. 4 blattförmigen Mundarme, aus denen erstere entstanden sind. Wenn auch bei vielen Rhizostomen die 8 Mundarme scheinbar frei und unabhängig von einander, sowie gleichmässig adradial vertheilt von der „Mundscheibe“ herabhängen, so ergiebt sich doch mit Sicherheit aus ihrem Verhalten zur Mund- scheibe, insbesondere zu den 4 Mundpfeilern, sowie aus ihrer Ontogenese, dass dieselben paarweise zusammen gehören und nur als Hälften der 4 perradialen Mundarme der Semostomen zu betrachten sind, die schon bei Aurosa sich am Ende in 2 Schenkel spalten. Die starke mesodermale Gallerte der Armrippe wird bei allen Rhizostomen mächtig verdickt und erhärtet. Während aber bei den Semo- stomen die Ränder der Armkrausen, mögen sie noch so stark gekräuselt und gefaltet sein, stets frei und beweglich bleiben, verwachsen dieselben bei den Rhizostomen mit ihren entodermalen Flächen dergestalt, dass jeder Mundarm ein baumförmig verästeltes Röhrensystem mit centrifugaler Ramifieation darstellt. Der einfache und starke Stamm des Röhrenbaumes ist der proximale Haupteanal des Armes, entstanden durch Verwachsung der beiden Ränder der ursprünglichen axialen „Armrinne“. Die grös- seren und kleineren Aeste, welche von jenem Hauptcanal ausstrahlen, sind die Rinnen der Krausen- falten, welche ebenfalls durch Verwachsung ihrer Ränder sich in geschlossene „Saugröhren“ verwandelt haben. Die distalen Endöffnungen dieser letzteren sind die terminalen Saugmündchen oder Wurzel- mündcehen der Rhizostomen (Oscula suetoria);, sie sind zu Hunderten, oft zu Tausenden an der ÖOber- fläche der Armkrausen vertheilt. Durch diese letzteren allein wird die Nahrung aufgenommen, da die ursprüngliche eentrale Mundöffnung in dieser Unterordnung vollständig obliterirt; als characteristische Andeutung derselben bleibt nur in der Oralfläche der Mundscheibe die centrale Mundkreuz-Naht (Sutura staurostomalis). Somit entsteht aus dem einfachen oflenen Mundrohr der Semostomen mit seinen 4 blattförmigen gekräuselten Mundarmen der merkwürdige vielmündige Saugapparat der Rhizostomen, dessen 8 wurzelförmige Mundarme durch zahlreiche terminale Saugmündchen die Nahrung aufnehmen. An dem phylogenetischen Process dieser wunderbaren Metamorphose kann nicht gezweifelt werden, seitdem dieselbe durch ontogenetische Beobachtung direct und vielfach nachgewiesen ist. Ganz junge thizostomen besitzen noch eine einfache centrale Mundöflnung, umgeben von 4 krausen, aber schon bis fast zur Basis gespaltenen Mundarmen. Erst später, im Verlaufe einer höchst merkwürdigen Meta- morphose, wächst die centrale Mundöffnung zu, während gleichzeitig die Krausenfalten zu Röhren ver- wachsen, welche durch den Hauptcanal (die geschlossene Armrinne) in den Central-Magen führen. (Vergl. Craus, Acalephen, 1877, 1. c. p. 47—51.) Die „Saugkrausen“ (Crispae sucloriae), wie wir die eigenthümlichen vielmündigen Armkrausen der Rhizostomen kurz nennen wollen, entwickeln sich innerhalb dieser Unterordnung zu höchst man- nichfaltigen, oft sehr zusammengesetzten und für die Gattungen characteristischen Apparaten. Schon L. Acassız (1862, 1. e. p. 149—159) unterschied danach in seiner „Suborder“ Rhizostomeae sechs Fami- lien. Indessen finde ich, gestützt auf ein weit grösseres Beobachtungs- Material, seine Classilieation dieser Gruppe ganz unhaltbar. Ich glaube vielmehr, dass mit Bezug auf die Differenzirung der Mund- arme nur zwei wesentlich verschiedene Typen unter den Rhizostomen existiren, welche ich als Uni- crispatae und Multierispatae unterscheide. Bei den Unierispaten (gleichviel ob die 8 Mundarme ein- fach oder wiederholt diehotom verästelt sind) beschränkt sich die Krausenbildung auf die Axial- Seite der Arme (Toreumidae und Versuridae). Bei den Multicrispaten hingegen finden sich echte Saug- krausen sowohl auf der abaxialen (dorsalen) als auf der axialen (ventralen) Seite der Arme (Pilemidae und Crambessidae). Diese letztere merkwürdige Bildung kommt dadurch zu Stande, dass sich die Arme frühzeitig am Distal-Ende gabeln und die Krausen der Gabeläste nach der Rückenseite umschlagen, während die ursprüngliche Ventral-Krause auf der Abaxial-Seite weiter wächst. Erstere lösen sich GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 465 von letzterer oft völlig ab und wachsen selbständig weiter. Daher sind die Arme der Multierispaten dreiflügelig (mit 2 dorsalen und 1 ventralen Krause) oder durch weitere Spaltung in noch mehr Flügel zerfallen. — Ausserdem entwickeln sich an den Krausen mannichfaltige und eigenthümliche Appen- dieular-Organe, in Form von sitzenden oder gestielten Saugnäpfen, kurzen oder langen, tentakelähnlichen Filamenten, keulenförmigen oder birnförmigen Blasen, nagelförmigen gestielten Knöpfen, einreihigen oder mehrreihigen Fransen u. s. w. Alle diese verschiedenen Organe, die zum Theil sehr räthselhaft sind und einer viel genaueren Untersuchung bedürfen, halte ich für modifieirte „Gastral -Filamente“ des ursprünglichen Mundrohres oder für „Brachial -Filamente“, die aus dem entodermalen Filament- Besatze der ursprünglichen gekräuselten Armränder sich entwickelt haben. Daher tritt hier, namentlich sehr auffallend bei den Multierispaten, der merkwürdige und sehr seltene Fall ein, dass äussere, frei vortretende Organe des Thierkörpers an ihrer Aussenfläche von Entoderm-Epithel überzogen sind. Der Central-Magen der Discomedusen ist stets mehr oder weniger abgeplattet und scheibenförmig, entsprechend der gesammten Schirmform, im Uebrigen ebenfalls sehr mannichfaltig ausgebildet. Da ein aboraler Basal-Magen (— wahrscheinlich im Causal-Nexus mit der Strobilation der Ephyra —) in dieser Acraspeden-Ordnung ganz fehlt, so wird die Magendecke oder die aborale obere Wand des Magens stets durch die glatte, undurchbrochene Entoderm-Fläche der Gallertscheibe gebildet. Bald ist diese ganz eben, bald von radialen Furchen durchzogen oder von grubenartigen Vertiefungen uneben. An seiner Peripherie geht der scheibenförmige Central- Magen stets in radiale Taschen oder Canäle über, mindestens 8, meistens 16, oft 32 oder mehr. Die orale untere Wand desselben oder der Magenboden zeigt eine äusserst mannichfaltige und verschiedenartige Conforma- tion, da in seiner Mitte der Mund mit seinen Anhängen sich befindet, in seiner Peripherie hingegen die 4 interradialen Phacellen und Gonaden, und zwischen diesen die 4 perradialen Mundpfeiler, ver- dickte Gallertleisten, welche aus den Insertionen der 4 Mundarme (ursprünglich also aus dem Proximal- theile der Ephyra-Mundrohr-Kanten) hervorgehen. Da die specielle Ausbildung dieser Theile — sehr verschieden in den verschiedenen Familien der Diseomedusen — erst dann verständlich wird, wenn wir die Gonaden-Bildung besprochen haben, so begnügen wir uns hier mit dem ausdrücklichen Hin- weise, dass bei allen Diseomedusen (ohne Ausnahme!) durch die Anordnung der genannten wichtigen Organe in dem Magenboden die Viertheilung des Körpers unzweifelhaft ausgedrückt wird. Oft ist dieselbe ausserdem schon in der Kreuzform der Magen-Peripherie (mit 4 vorspringen- den perradialen Kreuzschenkeln) unzweideutig zu erkennen. Es ist daher durchaus unrichtig, wenn Craus die Discomedusen schlechtweg als „achtzählige Acraspeden“, in durchgreifendem Gegensätze zu den vierzähligen Cubomedusen (und unseren Tesseronien überhaupt), bezeichnet. Vielmehr ist bei allen Ephyronien oder Discomedusen die maassgebende centrale Schirmscheibe (mit Central-Magen, Phacellen, Gonaden, Mund-Organen u. s. w.) gerade so vierzählig, wie bei allen Tesseronien, und nur der periphere Schirmkranz ist hier wie dort achtzählig, oder durch weiter gehende Radial-Theilung in 16—32 und mehr Theile gespalten. Allein die Zahl der peripheren Organe ist niemals für die homotypische Grundzahl maassgebend, nur die Zahl der radialen Central-Organe. Einzelne individuelle Ausnahmen (z. B. Aurelien mit sechszähliger Scheibe) thun diesem Gesetze von der permanenten Tetramerie aller Acraspeden keinen Abbruch (vergl. p. 362, 364). Der radiale Taschenkranz, welcher den viertheiligen Central-Magen der Diseomedusen umgiebt, ist trotz seiner mannichfaltigen Differenzirung stets von dem achtzähligen Taschenkranz der Ephyra abzuleiten, wie er noch heute in der Ephyrula-Larve der verschiedensten Ephyronien onto- genetisch beständig wiederkehrt. Zuerst gehen von der Magen -Peripherie der Ephyra-Larve nur Haeckel, System der Medusen. 59 Jen. Denkschriften I. 466 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 8 prineipale einfache blinde Taschen aus (4 perradiale und 4 interradiale); sie gehen zu den 8 Sinnes- kolben, in deren Basis sie eindringen. Zwischen diesen 8 prineipalen entstehen sodann 8 adradiale Taschen, welche zur Basis der Tentakeln gehen und daselbst blind enden. Bei sämmtlichen Canno- stomen (— mit Ausnahme der Collaspiden, bei denen die Zahl der Radial-Taschen auf 32 steigt —), sowie bei den Pelagiden und Medoriden unter den Semostomen, beschränkt sich der Taschenkranz auf diese 16 breiten Radial-Taschen, die nur durch schmale Scheidewände (Septal-Leisten oder „Ver- wachsungs - Streifen“) getrennt werden; sie endigen stets blind an der Peripherie, bald einfach, bald verästelt. Gewöhnlich gabelt sich jede Radial- Tasche am Proximal-Rande des Lappenkranzes (oder am Distal-Rande des Kranzmuskels) in 2 „Lappentaschen“, welche in die zugekehrten Hälften von 2 benachbarten Randlappen eindringen und dort blind enden. Unter den Ephyriden entbehrt nur die eigentliche Ephyra der Lappentaschen. Palephyra, Nausicaa und Nausithoe haben nur 16 Lappentaschen, indem hier nur die 8 rhopalaren Radial-Taschen sich gabeln, nieht aber die 8 tentacularen. Bei allen übrigen Ephyriden sind sowohl erstere als letztere gabeltheilig; sie haben daher 32 Lappentaschen, und ebenso sämmtliche Linergiden, Pelagia unter den Pelagiden und Procyanea unter den Cyaneiden. Jeder Randlappen enthält mithin hier 2 Taschen, welche durch ein radiales Septum (die Lappen- spange, Loboporpa) getrennt werden und 2 benachbarten Radial-Taschen angehören. Bei den Collaspiden steigt die Zahl derselben auf 64. Ebenso wird ihre Zahl seeundär vermehrt bei den höher entwickelten Gattungen der Pelagiden und Cyaneiden. — Einfach und unverästelt sind die blinden Lappentaschen bei den Ephyriden (Taf. 27, 28) und Pelagiden (Taf. 31); hingegen gehen bei den Linergiden (Taf. 29) und Cyaneiden (Taf. 30) von ihrer Peripherie zahlreiche dendritische Aeste ab, welche sich im peri- pherischen Theile der Randlappen zierlich verzweigen, ohne jedoch Anastomosen und einen Ringcanal zu bilden. Die genaunten 4 Familien: Ephyridae, Linergidae, Pelagidae und Cyaneidae stimmen in dem Typus der Kranzdarm-Bildung insofern wesentlich überein, als die radialen Aussackungen des Magens breite Taschen mit schmalen Scheidewänden sind, nirgends anastomosiren, und keinen Ringeanal bilden. Ein zweiter, ganz verschiedener Typus des peripheren Gastrocanal-Systems findet sich bei den 6 übri- gen Familien der Discomedusen, bei den Flosculidae (Taf. 32) und Ulmaridae (Taf. 33) unter den Semo- stomen, sowie bei sämmtlichen 4 Familien der Rhizostomae (Taf. 34—40). Hier erscheinen die radialen Gefässe in Gestalt von schmalen Radial-Canälen, die durch breite Scheidewände oder Septal-Platten ge- trennt werden, sich durch Anastomosen verbinden und einen Ringeanal bilden. Aber auch hier wird der Kranzdarm ursprünglich durch 16 Radial -Gefässe gebildet, 3 principale und 8 adradiale. Nur bei den Flosceuliden bleiben dieselben einfach; bei den 5 übrigen Familien (Ulmariden und sämmtlichen %hizostomen) verästeln sich dieselben und bilden durch Anastomosen ein mehr oder weniger entwi- ckeltes Canal -Netz in der Subumbrella. Oft wird auch ihre Zahl vermehrt, so dass von der Magen- Peripherie 32—64 Radial-Canäle oder noch mehr ausgehen. Bisweilen wird der Ringeanal undeutlich, indem er in dem unregelmässigen und oft sehr engen Canal-Netz des peripherischen Schirms aufgeht. Die Schirmlappen erhalten bei den älteren und einfacheren Formen kein Canal-Netz, wohl aber bei den jüngeren und vollkommneren Formen. Beständig gehen von der Peripherie des Netzes auch (a- näle in die Sinneskolben und die Tentakeln hinein. So mannichfaltig nun auch dieser zweite, netzför- mige Typus des Gastrocanal-Systems sich differenzirt, so ist er doch ursprünglich auch aus dem ersten, taschenförmigen Typus hervorgegangen, und zwar durch Anastomosen-Bildung der Taschen in der Schirm-Peripherie. Sämmtliche Taschen und Canäle stehen übrigens allenthalben in continuirlichem histologischem Zusammenhang durch die „Entoderm-Lamelle, Gastral-Platte oder Gefässplatte“, welche GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 467 als einheitliche (ursprünglich doppelte) Zellenschicht die umbrale Gallerte von der subumbralen Stütz- lamelle trennt, und welche auch in den dünnsten und schmälsten Septal-Wänden zwischen den Canä- len nicht vermisst wird. Die Gonaden der Discomedusen unterscheiden sich von denjenigen der übrigen Acraspe- den wesentlich durch ihre gastrale Lage und meistens auch durch ihr centripetales Wachs- thum; bei allen Ephyronien liegen sie ursprünglich im Magenboden oder der Subumbral - Wand des Central-Magens und wachsen vorzugsweise gegen dessen Mitte hin, während sie bei allen Tesseronien ursprünglich in der Subumbral- Wand der Radial- Taschen liegen und vorzugsweise centrifugal gegen deren Peripherie hinwachsen. Bei der grossen Mehrzahl der Discomedusen finden sich nur vier in- terradiale Geschlechtsdrüsen, am Distalrande der 4 Phacellen. Nur bei einem Theile der Can- nostomen wird die ursprüngliche Vierzahl verdoppelt, indem jede durch secundäre Spaltung in 2 Hälf- ten zerfällt; so bei den Nausithoidae und Collaspidae unter den Ephyriden, bei den Linuchidae unter den Linergiden. Auch dann noch bleiben die 8 Gonaden anfänglich paarweise gelagert (bei Nausicaa, Atolla, Liniscus) und werden erst später völlig adradial, gleichmässig vertheilt (bei Nausithoe, Collaspis, Linuche). Die übrigen Cannostomen (— die Palephyridae und Linanthidae —) besitzen nur 4 interradiale Genita- lien, gleich sämmtlichen Semostomen und Rhizostomen. Wie bei alien übrigen Medusen, so sind auch bei den Diseomedusen die Geschlechter beständig getrennt. Nur eine einzige, sehr merkwürdige Aus- nahme von diesem herrschenden Gonochorismus der Medusen bildet der Hermaphroditismus der Pelagiden-Gattung Chrysuora. Hier entstehen in den Gonaden ausschliesslich Eier. Gleichzeitig aber entwickeln sich zahlreiche Hoden in Gestalt kleiner Sperma-Säckchen (von sehr unbestimmter und verschiedener Zahl, Grösse und Form) an den verschiedensten Stellen des Gastrocanal-Systems. Viel- leicht ist dasselbe auch bei den Linergiden der Fall. Diese entwickeln (mit Ausnahme von Linan- (ha) zahlreiche, regelmässig gestellte, kugelige Subumbral-Bläschen, welche Ausstülpungen des Gastral-Raumes in die Schirmhöhle sind und vielleicht Hoden repräsentiren (? vergl. unten !). Die Entwickelung der 4 interradialen Gonaden in der subumbralen Magenwand bietet bei den verschiedenen Discomedusen-Gruppen eine viel grössere Mannichfaltigkeit, als bisher angenommen wurde. Die bisherige Darstellung derselben bezog sich fast bloss auf die gewöhnlichsten und zugänglichsten Gattungen dieser Ordnung: Pelagia, Cyanea, Aurelia, Pilema. Allein die besonderen, gerade bei diesen Genera zu beobachtenden Formen der Genitalbildung, welche man ohne Weiteres auf sämmtliche Disco- medusen übertrug (— insbesondere die eigenthümliche Ausbildung von hernienähnlichen „Genital-Ta- schen“ und darunter befindlichen „Subgenital-Höhlen“ —) zeigen keineswegs das ursprüngliche Ver- halten oder auch nur die generelle Norm, sondern vielmehr nur specielle und eomplieirte Modifieationen, welche aus viel einfacheren Verhältnissen der niederen und älteren Gattungen dieser Ordnung sich entwickelt haben. Daher dürfen auch die genauen Beschreibungen dieser speciellen Fälle, wie sie neuerlich insbesondere L. Acassız (l. e. 1862) und Craus (l. e. 1877) geliefert haben, nicht als maass- gebendes Paradigma für die ganze Ordnung gelten, und ebenso wenig die sorgfältige histologische Darstellung, welche kürzlich Herrwıs vom feineren Bau und der Entstehung der Gonaden bei Pelagia gegeben hat (1879, Jena. Zeitschr. Bd. XIN, p. 603, Taf. 25, 26). Die ursprünglichsten und einfachsten Verhältnisse der Genitalbildung unter den Discomedusen zeigen, wie dies von vornherein zu erwarten ist, die Ephyriden und unter diesen insbesondere die Palephyridae. Bei der Stamm-Gattung der ganzen Ordnung, bei Ephyra, erscheinen die reifen Geschlechts- organe als 4 interradiale, einfache, hufeisenförmige Wülste in der Distalhälfte der subumbralen Magenwand; ihr convexer Proximal-Bogen ist dem centripetal vorspringenden Lip- 59 * 468 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. penwulste zugekehrt, während ihre beiden distalen Schenkel den Proximalrand des Kranzmuskels in zwei adradialen Punkten berühren (Taf. 27, Fig. 1, 2). Auf Querschnitten zeigt sich, dass jede huf- eisenförmige Geschlechtsdrüse aus einer einfachen leistenförmigen oder wulstförmigen Verdickung (nicht aus einer Faltenbildung!) des Entoderms besteht, und dass die reifen Geschlechts-Producte unmittelbar unter dessen Geissel -Epithel, zwischen diesem und der dünnen Stützlamelle der unte- ren Magen-Wand entstehen. Im Wesentlichen besteht hier also noch dieselbe primitive Gonaden - Bil- dung, wie bei den einfachsten Formen der Tesseronien, insbesondere bei Tessera selbst (Taf. 21). Daher muss diese typische Form: — 4 interradiale U-förmige Wülste mit convexem Proximal-Bogen —, als die ursprüngliche Genital-Form aller Acraspeden angesehen werden. Wie die Geschlechtsbildungen aller Tesseronien, so lassen sich auch diejenigen aller Ephyronien morphologisch und phylogenetisch aus dieser gemeinsamen Grundform entwickeln. Die wichtigsten Modificationen nun, welche diese ur- sprüngliche Gonaden-Form in den verschiedenen Gruppen der Discomedusen erleidet, und welche bald einzeln, bald eombinirt auftreten, lassen sich auf folgende 8 Kategorien vertheilen: A. Bogen-Bildung, B. Falten-Bildung, €. Lappen-Bildung, D. Verdoppelung (oder vielmehr Halbirung), E. Ausstülpung in die Schirmhöhle, F. Einstülpung in die Magenhöhle, G. Bildung von 4 interradialen Subgenital-Höhlen, H. Bildung eines centralen Subgenital-Saales mit 4 Portalen. A. Die Bogen-Bildung der Gonaden /(Areuatio) ist ursprünglich dieselbe, wie bei den Tesseronien: ein Hufeisen mit convexem Proximal-Bogen, dessen beide Schenkel distalwärts divergiren (vergl. Taf. 21 und 27). So besteht dieselbe fort bei den meisten Cannostomen, sowohl Palephyriden als Linanthiden (Taf. 28), sowie bei einem Theile der Rhizostomen. Bei den meisten Semostomen und thizostomen erleidet sie aber eine vollständige Umkehrung, so dass die Convexität des U-förmigen Bogens distal gegen die Magen-Peripherie, seine beiden Schenkel hingegen proximal gegen das Magen- Centrum gekehrt sind. Bisweilen nähern sich hier die beiden Schenkel jedes Gonaden-Bogens bis fast zur Berührung, so dass nahezu ein geschlossener Ring entsteht (so z. B. sehr auflallend bei Aurelia). Zwischen diesen beiden entgegengesetzten Krümmungen der Genital Bogen, welche bald sehr auffallend, bald kaum merklich ausgeprägt sind, giebt es aber auch eine vollkommene Zwischenform: ein fast gerades oder nur schwach gekrümmtes Band von tangentialem Verlaufe. Bisweilen läuft dieses Geni- tal-Band genau parallel der Peripherie des Central-Magens, nur sehr wenig von dieser entfernt; die Enden der 4 Bänder können sich dann fast bis zur Berührung nähern und beinahe einen geschlossenen ing zusammen bilden, indem sie nur durch sehr schmale perradiale Gallert-Septa (die Distal - Enden der rudimentären „Mundpfeiler“) getrennt werden; so bei einigen Pelagiden und Umbrosiden (Taf. 33). B. Die Falten-Bildung der Gonaden /(Pliatio) ist kürzlich von Herrwıc auf Grund seiner sorgfältigen Untersuchung von Pelagia (1879, 1. e. p. 603) als die characteristische Ausgangsform der Genitalbildung der Discomedusen hingestellt und damit zugleich der Versuch gemacht worden, die letztere auf diejenige der Charybdeiden zurückzuführen (l. ec. p. 611). Hierzu ist Folgendes zu bemer- ken: Bei den meisten Semostomen und vielen Rhizostomen zerfällt die untere oder subumbrale Ma- genwand durch ein vortretendes perradiales „Pfeilerkreuz“ in 4 congruente Quadranten. Dieses per- radiale Pfeilerkreuz besteht aus den 4 Mundpfeilern oder Armwurzeln, den verdickten gallertigen Basalstücken der 4 ursprünglichen Mundrohr-Kanten, welche bei den meisten Semostomen den 4 per- radialen „Armrippen“, hingegen bei den Rhizostomen durch basale Gabelung den 8 adradialen Mund- armen den Ursprung geben. Zwischen den 4 Pfeilern ist ursprünglich horizontal die zarte „Gastro- genital-Membran“ ausgespannt. So heissen die 4 interradialen Quadranten der subumbralen Ma- genwand, deren Gallertplatte sehr verdünnt ist, und in welchen die Genitalbänder liegen. Gewöhnlich GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 469 bleibt an der Distalseite der letzteren ein schmäleres, an ihrer Proximalseite (wo die Filament- Reihen oder Phaeellen liegen) ein breiteres Stück der Gastrogenital-Membran von der Gonadenbildung frei. Mithin beschränkt sich die Production der Sexual-Zellen auf den mittleren Theil dieser Membran, auf das eigentliche „@enitalband“. Von diesem hat nun Herrwıc bei Pelagia gezeigt, dass es sich nicht als flacher Wulst in der Ebene der Gastrogenital- Membran selbst entwickelt, sondern in Gestalt einer schmalen horizontalen Falte von dieser ein wenig abhebt. Der proximale Insertions-Rand dieser Falte ist dem Phacellus zugekehrt, ihr freier, gekräuselter Rand der Magen-Peripherie. Zwischen der Genitalfalte und der darunter liegenden Gatrogenital-Membran bleibt ein flacher Hohlraum, der „Geni- tal-Sinus“, der sich durch eine distale Spalte in die Magenhöhle öfinet. Im Hintergrunde dieses Sinus bilden sich die Geschlechts- Producte an der unteren Wand der Geschlechts-Falte, aher nur in einem schmalen Bezirke, welchen Herrwıs die „Keimzone“ nennt. Ich kann diese Darstellung nach eigenen Untersuchungen sowohl von Pelagiden als Cyaneiden bestätigen, ihr aber nicht die Bedeutung zuerkennen, welche ihr Herrwıc beilegt. Da bei den meisten Cannostomen, als den älteren Formen, das Genitalband sich nicht als „Falte“ von der Gastrogenital-Membran abhebt, sondern als flacher „Wulst“ oder einfache leistenförmige Verdickung in derselben liegt, so betrachte ich die Bildung der Genitalfalte nicht als primäre, sondern als secundäre Organisation, ebenso wie bei den Craspedoten. Auch hier zeigt sich die primäre Gonadenform als einfache Leiste (oder Verdickung des Epithels), die sich erst später oft in Faltenform erhebt. Dasselbe gilt von der verticalen Faltenbildung, welche bei den meisten Discomedusen dem Genitalband die Form einer zierlichen Krause verleiht. Auch diese verticalen Falten entstehen erst in Folge des Wachsthums der ursprünglichen glatten Genital - Leiste. Indem diese in tangentialer Richtung sich immer weiter ausdehnt, wird sie genöthigt, innerhalb des beschränkten Raumes des Gastrogenital- Quadranten sich in Faltenform über die Ebene der unteren Magenwand zu erheben. (Vergl. Craus 1877, 1. e. p. 51, Taf. V, Fig. 25.) C. Die Lappen-Bildung der Gonaden /(Lobatio) erscheint bei den Discomedusen in äus- serst mannichfaltiger Form und muss ebenfalls als seeundäre Wachsthums-Erscheinung betrachtet wer- den, gleich der Lappenbildung bei vielen Drüsen höherer Thiere. Als Hauptformen kommen vor: a. Zweitheilung; eine interradiale Kerbe trennt jede Gonade in 2 symmetrische Schenkel oder Sei- ten-Hälften; b. Dreitheilung; durch zwei Kerben zerfällt jede Gonade in einen (interradialen) Mit- tellappen und zwei (adradiale) Seitenlappen; e. Viertheilung; jede der beiden Seitenhälften von a zerfällt in 2 Stücke; d. Fünftheilung; jeder der beiden Seitenlappen von b zerfällt in 2 Stücke; e. Vieltheilung; durch zahlreiche Kerben zerfällt die Gonade in viele einzelne, grössere und kleinere Lappen, bald regelmässig, bald unregelmässig. Zuletzt entstehen so oft äusserst eomplieirte Convolute, deren Läppchen-Packete maeandrisch gewunden und durch einander geflochten sind, so z. B. bei Chry- saora (Cxraus, 1877, 1. c. p. 38, Taf. VII, Fig. 35, 36). D. Die Verdoppelung der Gonaden (Duplicatio), oder der Zerfall der ursprünglichen 4 Ge- schlechtsdrüsen in 8 einzelne Stücke, findet sich, wie schon angeführt, nur bei einem Theile der Can- nostomen; hingegen kommt sie niemals bei den Semostomen und Rhizostomen vor. Die Discomedusen dieser beiden Unter-Ordnungen besitzen vielmehr sämmtlich, gleich den übrigen Cannostomen, nur 4 in- terradiale Gonaden (— abgesehen von individuellen Ausnahmen, wo an die Stelle der Vierzahl die Sechszahl aller Central-Organe tritt, nicht selten z. B. bei der gewöhnlichen Aurelia —). Allerdings wird bis auf die neueste Zeit allgemein angegeben, dass auch ein Theil der Rhizostomen 8 Gonaden besitze, und L. Acassız hat sogar auf diese Annahme die besondere Familie der Cassiopeidae gegründet (1862, 1. e. p. 154). Auch Craus hat dieselbe noch kürzlich beibehalten (Zoologie, IV. Aufl., 1878, 470 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. p. 294). Allein ich habe mich bestimmt überzeugt, dass diese irrthümliche Annahme sich auf falsche Darstellungen älterer Autoren bezieht, welche die 4 wahren (sehr engen und schwer zu findenden) Subgenital-Ostien der Cassiopeiden übersahen, und als solche 8 grubenförmige Vertiefungen oder Buchten der Subumbrella zwischen den 8 Armen deuteten. Hauptsächlich war es die Monographie der Cassiopeae von Tıresıus (1829, Nova Acta. N. C. Vol. XV), durch welche jener Irrthum befestigt und ausgebildet wurde. Diese viel benutzte und oft eitirte Monographie, mit der ausführlichen Beschrei- bung und anscheinend guten Abbildung von 4 Cassiopea-Arten (— auf welche L. Asassız 1362 sogar 4 Genera gründete! —) ist nach meiner Ueberzeugung voll grober Fehler und Missverständnisse, eine der schlechtesten medusologischen Abhandlungen! Trotzdem bildete sie bis heute fast die einzige Quelle für unsere Kenntniss dieser Rhizostomen-Gruppe. Ich habe nun zum Theil dieselben, zum Theil nahe verwandte Arten untersucht, und dabei überall nur 4 interradiale (meist sehr enge und versteckte) Subgenital-Ostien gefunden, welche in 4 getrennte Subgenital-Höhlen (mit 4 Geschlechtsbändern) hinein- führen. Uebrigens lehrt ohnedies schon die kritische Betrachtung und Vergleichung der Abbildungen von Tıresius, dass sie nicht richtig sein können! Denn er zeichnet überall die 8 Genitalhöhlen oder „Respirations - Ventrikel“ als 4 perradiale und 4 interradiale, mit den 8 adradialen Armen alternirend! Wenn aber wirklich hier 8 Gonaden und Subgenital-Höhlen vorhanden wären, so könnten sie nur adradial, in denselben Meridianen mit den 8 Armen liegen. — Bei denjenigen Discomedusen, welche wirklich 8 Gonaden besitzen, liegen dieselben in der That adradial; die betreffenden Genera gehören sämmtlich zur Unterordnung der Cannostomen, zu den Subfamilien der Nausithoidae und Collaspidae (unter den Ephyriden), sowie der Linuchidae (unter den Linergiden). Während bei einigen dieser Genera die 8 Geschlechtsdrüsen völlig adradial und gleichmässig vertheilt liegen (Nausithoe, Collaspis, Linuche), sind sie dagegen bei anderen paarweise gruppirt und zeigen deutlich, dass sie aus dem Zerfall von 4 interradialen Gonaden entstanden sind (Nausicaa, Liniscus, Atolla). Vergl. Taf. 27—29. E. Die Ausstülpung der Gonaden (Extraversio) kommt bei einem Theile der Semostomen, insbesondere bei Pelagiden und Cyaneiden, dadurch zu Stande, dass das Genitalband sich stark ver- längert und in vielfache Querfalten legt; die Gastrogenital-Membran folgt diesem Wachsthum, faltet sich ebenfalls mannichfach und stülpt sich in Form äusserer Genital-Taschen nach unten in die Schirmhöhle vor, gleich einer nach aussen vortretenden Hernie; die beiden einschliessenden Schenkel des Pfeilerkreuzes und der äussere Gallertwall der Magen -Peripherie bilden die Umwallung der drei- eckigen „Bruchpforte“. Die höchste Entwicklung erreicht diese Form bei Cyanea und einigen nahe ver- wandten Cyaneiden (z. B. bei Desmonema, Taf. 30). Hier bilden die äusseren Genital-Taschen 4 mächtige, tief herabhängende Säcke, deren zarte Gastrogenital-Membran dicht in Längsfalten gelegt ist, gleich den ähnlichen, damit alternirenden, gardinenförmigen Mundarmen. f F. Die Einstülpung der Gonaden (Intraversio) findet sich bei den meisten (oder beinahe bei allen!) Rhizostomen, sowie bei den Aureliden (und Sthenoniden?); sie ist das Gegentheil der vor- stehend beschriebenen Ausstülpung. Die wachsende, vielfach gefaltete Gastrogenital-Membran wird nebst den daran befestigten Genital-Krausen nach innen in die Magenhöhle eingestülpt, und bildet so eine innere Genitaltasche, ähnlich einer reponirten Hernie. Auch hier wird die dreieckige Bruch- pforte innen von 2 benachbarten Mundpfeilern, aussen von dem Gallertring der Magen-Peripherie wall- artig umgeben, ist aber gewöhnlich sehr verengt. Meistens entwickeln sich daraus 4 Subgenital-Höh- len. Bei manchen Discomedusen findet abwechselnd Einstülpung und Ausstülpung der 4 Geschlechts- Taschen statt, ähnlich wie bei manchen Säugethieren die Hoden abwechselnd innerhalb und ausserhalb der Bauchhöhle liegen. GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 471 G. Die Bildung von 4 interradialen Subgenital-Höhlen (Demnia) ist gewöhnlich mit der Gonaden -Einstülpung combinirt; sie ist von der gemeinen Aurelia und vielen Rhizostomen längst bekannt und hat zu vielen Irrthümern Veranlassung gegeben. Diese Demnien oder „Subgenital-Höhlen“, die ich zuerst in meinem Aufsatz über Grambessa, 1869 1. c. p. 519 als solche bezeichnet habe, sind die „Athemhöhlen“ oder „Genitalhöhlen“ vieler Autoren, die „Schirmhöhlen der Geschlechtsorgane“ von Craus, 1877; sie entstehen dadurch, dass der Gallertriing der Bruchpforte sich mächtig verdickt, und zugleich in der Weise verengt, dass ein enger, oft canalähnlicher Zugang übrig bleibt. Es hängt diese eigenthümliche Bildung auf das Engste zusammen mit der ausserordentlichen Verdiekung der Gallert- platte in der „Mundscheibe“ und den aus ihr entspringenden starken und steifen Mundarmen, wie sie in dieser Weise nur bei den Rhizostomen geschieht, und bei denjenigen Semostomen, welche ihnen am nächsten stehen (den Ulmariden, speziell den Aureliden). Indem in diesen Gruppen der grösste Theil der sehr verdiekten unteren Magenwand in der Bildung der mächtigen Mundscheibe und ihrer starken Arme aufgeht, setzt sich die dicke und feste, oft knorpelartige Gallertmasse derselben um so schärfer von den 4 zarten Gastrogenital-Membranen ab, die sich dem Wachsthum der 4 krausen Geschlechts- bänder entsprechend in zahlreiche Falten legen. Dabei wird aber die Insertionsbasis der letzteren immer mehr durch die Ausbreitung der wuchernden Pfeiler-Gallerte beschränkt, so dass die wachsenden Geni- tal-Taschen immer mehr gegen das Centrum der Magenhöhle vordringen. Die Wand der eigentlichen Subgenitalhöhlen (deren specielle Form und Ausdehnung sehr mannichfaltig ist) wird daher grössten- theils von der Gallerte der Subumbrella gebildet, und zwar axial von der centralen Gallertplatte der Mundscheibe, zu beiden Seiten von 2 benachbarten Mundpfeilern, und abaxial vom Gallertring der Magen-Peripherie; nur der innere Boden der Subgenital-Höhle wird von der zarten Gastrogenital-Mem- bran eingenommen, die ursprünglich straff daselbst ausgespannt ist und erst secundär als faltige „innere Genitaltasche“ in den Centralmagen hineinwächst. Stets schliesst die dünne Gastrogenital - Membran die entodermale Magenhöhle völlig von der exodermalen Schirmhöhle ab, und wenn ja eine Commu- nications-Oeflnung zwischen Beiden sich bisweilen findet, so entsteht diese durch eine Ruptur jener Membran; nicht aber ist diese Oeflnung, wie Enkensers und die meisten älteren Autoren annehmen, die natürliche Geschlechts - Oeffnung. Vielmehr fallen auch hier, wie bei allen Acraspeden, die reifen Geschlechts -Producte aus der Geschlechtsfalte in deu Magenraum und werden durch den centralen Mund (bei den Semostomen) oder durch die Saugmündehen (bei den Rhizostomen) entleert. Demnach sind auch die 4 Subgenital-Höhlen nicht als wirkliche „Genitaltaschen“ anzusehen, sondern vielmehr als „Respirations-Höhlen“, wie schon ältere Autoren annahmen und wie neuerlich auch Craus wieder hervorhob (1877, 1. ce. p. 32). Sie entsprechen physiologisch den. konischen „Triehterhöhlen“ der Tesseronien, die ebenfalls bei jeder Contraction und Dilatation des Schirms frisches Wasser aufnehmen und abgeben. — Der äussere Eingang in jede Subgenital-Höhle, das Ostium subgenitale oder die „Athem- öffnung“, bietet ebenso wie diese selbst, nach Form und Ausdehnung sehr mannichfaltige Verhältnisse. Bisweilen ist dieses Ostium so verengt und zwischen die Mundarme (an den unteren Rand der Mund- scheibe) herabgerückt, dass es selbst bei grösseren Rhizostomen schwer zu finden ist und den früheren Beobachtern (insbesondere auch Tıresıus) ganz entging. Anderemale ist dasselbe ein breiter klaffender Spalt. Bisweilen springt sowohl vom axialen als vom abaxialen Rande desselben eine Gallertplatte zapfenartig als „Subgenitalklappe“ vor und verengt die interradiale Mitte des Höhlen - Eingangs. Selten nähern sich beide Klappen bis zur Berührung oder legen sich sogar über einander; meistens überdeckt dann die grössere äussere oder abaxiale Klappe von unten die kleinere innere oder axiale Klappe. Es kann so der täuschende Anschein von 8 Genitalhöhlen entstehen. Aber niemals ver- 4712 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. wachsen beide Klappen mit einander; immer bleiben die 4 Höhlen einfach. Wenn sich die 4 Höh- len centripetal bis zur Berührung ausdehnen, so können sie hier in der Mitte der Magenhöhle ver- wachsen, und so entsteht die sonderbarste von allen Genital-Bildungen der Medusen, der centrale ein- fache „Subgenital-Saal“ der Monodemnien (Versuriden und Crambessiden). H. Die Bildung von einem centralen Subgenital-Saal (Syndemnium) ist die merkwür- digste und abweichendste von allen Umbildungen des Medusen -Schirms, und beruht auf einem Pro- cesse, der auch für die generelle morphologische Erkenntniss von höchstem Interesse ist. Es findet sich diese Bildung, die allgemein als Gamodemnie bezeichnet werden kann, aus- schliesslich bei einer Section der Rhizostomen, die ich desshalb Monodemmia nenne, den beiden Familien der Versuridae und Crambessidae. Die erste Meduse dieser Section, welche in der Literatur erscheint, ist Medusa octostyla von Forskar (1775, 1. c. p. 106, Tab. XXIX), die zweite Rhizostoma eruciata von Lesson (1829, „Coquille“, p. 121, Pl. XI, Fig. 1). Die erste genaue und naturgetreue Beschreibung der son- derbaren Gamodemnie gab Huxızy 1849 von seiner Rhizostoma mosaica („On the Affinities of the Medu- sae“, p. 422, Pl. 38, Fig. 26). Allein die folgenden Autoren ignorirten vollständig diese wichtige Dar- stellung, welche erst 27 Jahre später (1876) von Grenacner und Nors wieder an’s Lieht gezogen wurde. Insbesondere blieb dieselbe auch Lovis Acassız sonderbarer Weise völlig unbekannt (— oder wurde absichtlich von ihm ignorirt? —), obgleich derselbe sich rühmt, alle älteren Darstellungen der Medusen Wort für Wort auf das Sorgfältigste gewürdigt zu haben. Durch seine Angaben irre geleitet und auf seine Kritik der Rhizostomen (1862, 1. e.) vertrauend, blieb auch mir jene Darstellung von Huxıry un- bekannt, als ich 1869 (l. c.) die Monographie der von mir im Tajo bei Lissabon entdeckten Crambessa Tagi veröffentlichte. Da ich von dieser merkwürdigen Rhizostome, dem Typus meiner Crambessiden- Familie, nur ein einziges, verstümmeltes Exemplar unter eigenthümlichen (l. e. geschilderten) erschwe- renden Umständen untersuchen konnte, blieb meine Erkenntniss und Darstellung derselben vielfach feh- lerhaft. Erst 1876 wurde dieselbe berichtigt in den vortrefllichen „Beiträgen zur Anatomie und Syste- matik der Rhizostomeen“ von Grenacner und Norı (Senkenberg. Abhandl., Bd. X, 1876). Ich kann die Genauigkeit und Richtigkeit ihrer ausführlichen Darstellung in jeder Beziehung bestätigen, nachdem ich im vorigen Jahre (1878) Gelegenheit hatte, eine neue Art derselben Gattung (Crambessa Pictonum) in grosser Zahl an der Südküste der Bretagne, bei St. Nazaire, zu beobachten. Indem ich die ausführliche Beschreibung und Erläuterung derselben einer späteren besonderen Arbeit vorbehalte, bemerke ich über das Wesentliche der Gamodemnie hier nur Folgendes (vergl. Taf. 33 —40). Die 4 interradialen Demnien oder Subgenital-Höhlen sammt den ihren Boden bildenden Gastrogenital- Membranen, welche bei der ersten Section der Rhizostomen, bei den Tetrademmia (Toreumidae und Pilemidae) völlig getrennt bleiben, dringen bei der zweiten Section, den Monodemnia, centripetal bis zur Berührung vor, legen sich hier in der Mitte der Magenhöhle an einander und verwachsen mit einander. Die centrale Ver- wachsungs-Stelle, vorzugsweise durch die Gastrogenital-Membranen gebildet, wird sodann durchbrochen, und so entsteht der eigenthümliche centrale Hohlraum, welchen ich „Subgenital-Saal“ nenne (Por- ticus subgenitalis oder kurz Gamodemnium; vergl. Taf. 383 —40). Die Saal-Decke oder obere Wand dieses Porticus bildet die zarte „Gastrogenital- Membran“, welche dessen exodermalen Hohlraum völlig. von der darüber gelegenen entodermalen Magenhöhle trennt. 4A starke perradiale Gallertsäulen, die „Saalpfeiler“ (Pilastrı), welche durch 4 weite Oeffinungen (die „Portale“) getrennt werden, tragen jene Decke und stellen die einzige Verbindung zwischen ihr und dem oralen Boden des Porticus dar. Dieser „Saalboden“ wurde schon von Huxrey (1849, ]. ec. p. 422) als „armtragende Scheibe“ (brachi- ferous plate) bezeichnet und bildet in der That eine dicke Gallertscheibe, von deren Unterfläche die GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 473 8 Arme frei herabhängen; im oralen Centrum derselben ist die Verwachsungsnaht des „Mundkreuzes“ sichtbar (Taf. 39, Fig. 1, 2, 7). Sie kann mithin eben so wohl noch als „Mundscheibe“, wie als „Arm- scheibe“ bezeichnet werden (Discus oralis s. brachialis). Auf einem senkrechten Radial-Schnitt durch eine Monodemnie erscheinen daher folgende Theile von oben nach unten über einander gelagert (Taf. 38, Fig. 4; Taf. 39, Fig. 3): I. die dieke Gallertscheibe des Schirms (u); Il. die centrale kreuzförmige Ma- genhöhle (g); IH. die dünne Gastrogenital-Membran mit den Gonaden (ov); IV. der weite Genital-Por- tieus (eg); V. die dicke gallertige Armscheibe (sd); VI. die Mundarme mit ihren Saugkrausen (rs). Die wesentlichste Eigenthümlichkeit, durch welche sich die Monodemnien (Versuridae und Crambessidae) vor allen übrigen Medusen auszeichnen, besteht somit in der völligen centralen Trennung der „Gastro- genital-Membran“ von der „Armscheibe“; beide hängen nur durch die 4 perradialen Hauptpfeiler in der Peripherie zusammen, während sie bei den übrigen, nächstverwandten Discomedusen (Tetrademnien) im Centrum vereinigt bleiben. Als Rest dieser ursprünglichen centralen Vereinigung bleibt bei allen Monodemnien in der zarten Gastrogenital-Membran ein verdicktes Gallertkreuz mit 4 perradialen Schen- keln bestehen (Taf. 38, Fig. 1sy, Taf. 39, Fig. 459). Zwischen je 2 Schenkeln desselben liegt eine der 4 U-förmigen Gonaden. Die beiden centrifugalen Schenkel der letzteren biegen sich in der Peripherie der Gastrogenital-Membran nach unten um und steigen noch eine Strecke weit in 2 benachbarten Pfei- lern hinab. Die Basis jedes der 4 perradialen Hauptpfeiler enthält demnach das Distal- Ende eines Schenkels der kreuzförmigen Magenhöhle, nebst den beiden genäherten (aber nicht zusammenfliessenden) Distal-Enden der Schenkel von 2 benachbarten Gonaden. Aus diesem sonderbaren Verhalten resultiren noch zahlreiche seeundäre anatomische Eigenthümlichkeiten, die sich jedoch sämmtlich phylogenetisch erklären lassen. Bei jungen Larven von Monodemnien werden voraussichtlich die 4 Subgenital-Höhlen noch getrennt sein, erst später centripetal verwachsen und sodann mittelst Durchbruchs der Verwach- sungsstellen sich zum centralen Porticus vereinigen. Die Gastral-Filamente liegen bei allen Discomedusen in der subumbralen Magenwand, an der Axial-Seite der Gonaden. Im einfachsten Falle, bei Ephyra (Taf. 27, Fig. 1, 2), sind nur 4 einfache interradiale Filamente (wie bei Tessera) vorhanden. Ebenso treten auch bei den Ephyrula-Larven der höheren Discomedusen zuerst nur 4 primäre Filamente auf, deren Zahl jedoch rasch vermehrt wird. Gewöhnlich sind sie äusserst zahlreich, aber kurz, und bilden 4 Phacellen von sehr mannichfaltigem Verlaufe. Meistens entspricht letzterer dem Verlaufe der Gonaden, an deren innerem Axial-Rande. Die Entwieckelung der Disecomedusen ist bis jetzt nur von einer geringen Anzahl von Arten vollständig bekannt. Da aber diese Arten den verschiedensten Gruppen angehören, und trotz- dem in den wesentlichen Grundzügen der Ontogenese völlig übereinstimmen, so lässt sich mit Sicher- heit annehmen, dass diese Grundzüge in der ganzen Ordnung überall dieselben sein werden. Diese Annahme ist um so mehr gerechtfertigt, als die vergleichende Anatomie der Discomedusen zu phylo- genetischen Schlüssen über die paläontologische Entwickelung dieser Ordnung und die Stammverwandt- schaft ihrer Familien führt, welche mit jenen ontogenetischen Thatsachen in bestem Einklang stehen. Danach ist das wichtigste Moment in der Entwiekelungsgeschiehte der Discomedusen die Bildung der Ephyra, jener bedeutungsvollen Acraspeden-Form, welche der ganzen Sublegion Anspruch auf den Titel Ephyronia giebt (vergl. oben p. 362, 364). In derselben Urform, in welcher Ephyra heute noch als selbständiges Genus in wenigstens einer Species fortlebt, in derselben Urform kehrt sie heute noch vorübergehend als Ephyrula-Larve in der ÖOntogenese aller Discomedusen wieder, und dieselbe Urform ist demnach hypothetisch als Stamm-Gattung der ganzen Ordnung zu betrachten: Ephyraea. Alle verschiedenen Discomedusen können aus dieser gemeinsamen Urform dureh Modificationen und Haeckel, System der Medusen. 60 Jen. Denkschriften I. 474 GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. Differenzirungen abgeleitet werden, während dies bei den Tesseronien, den Acraspeden der ersten Sub- legion, nicht möglich ist. Ephyra besitzt bereits 8 Sinneskolben, hervorgegangen aus den 8 Prineipal- Tentakeln der Tessera und des Scyphostoma (4 perradiale und 4 interradiale); mit diesen alterniren die 8 adradialen Ephyra-Tentakeln, und zwischen ersteren und letzteren sind 16 Randlappen eingeschaltet („Ephyra-Lappen“). Die Veränderungen, welche die Discomedusen während ihrer individuellen Ent- wickelung aus dieser Ephyrula-Form erleiden, sind gewöhnlich (— nur die niedersten und ältesten Genera ausgenommon —) so bedeutend, dass dieser Theil ihrer Ontogenese als Metamorphose bezeichnet werden muss. Die Entstehung der Ephyra-Larven (Ephyrula) aus dem Ei der Diseomedusen erfolgt in zweifach verschiedener Form, entweder durch Metagenese oder durch Hypogenese (Gener. Morphol. 1866, Bd. II, p. 83, 99). Davon ist die erstere Form als die ursprüngliche, palingenetische, die letztere als die modifieirte, eenogenetische zu betrachten. (Ueber Palingenie und Cenogenie vergl. meine Studien zur Gasträa- Theorie, 1877, p. 61, sowie den ersten Vortrag meiner Anthropogenie, II. Aufl. 1877). Die erste Form, die palingenetische Entstehung der Ephyrula durch Generations- wechsel, erfolgt nach dem eigenthümlichen Modus der Strobilation oder „Zapfen-Knospung“ und wurde zuerst von M. Sars 1837 bei Aurelia aurita und Cyanea capilata (deren Ephyra-Stadien er schon 1829 entdeckt und 1835 als Strobila octoradiata beschrieben hatte) vollständig beobachtet (Archiv für Naturg. 1841, Jahrg. VO, p. 9—34, Taf. I—IV). Fast gleichzeitig und unabhängig von Sars entdeckte Daryerr dieselbe Entwickelungsform bei Chrysaora isosceles (1836) und Sırsorn bei Aurelia aurita (1839). Insbesondere lieferte SırsoLv die erste genauere Darstellung der Ephyra- Amme Scyphostoma und ent- deckte die wichtigen Taeniolen derselben, jene 4 interradialen Magenleisten, welche zuerst von Jonanses Mürrer (1858) in ihrer Bedeutung richtig erkannt und mit den Mesenterial-Filamenten der Korallen verglichen wurden. Später ist dann die Entstehung des Scyphostoma und dessen Strobilation bei den genannten Semostomen und auch bei einigen Rhizostomen von verschiedenen Beobachtern sehr ein- gehend beschrieben und abgebildet worden, insbesondere von Gesenraur 1854 bei Cofylorhiza tuberculata (= Üassiopea borbonica); von L. Acassız bei Aurelia flavidula und Cyanea arctica (1862, 1. c. p. 12—51, Pl. X, XD; und am ausführlichsten in neuester Zeit von Craus bei Chrysaora mediterranea und Aurelia aurita (1877, ]. e. p. 2—20, Taf. I—-IV). Bei Letzterem ist auch die gesammte betreffende Literatur vollständig aufgeführt. Bei allen genannten Discomedusen entwickelt sich aus dem befruchteten Ei eine frei schwimmende eiförmige Gastrula. Diese setzt sich nach einiger Zeit fest und verwandelt sich in einen Hydra-ähnlichen Polypen (Hydra tuba, Daryerr). Rings um die Mundöffnung desselben sprossen anfangs nur 4 perradiale, im Kreuz stehende Tentakeln hervor, später zwischen diesen 4 interradiale. Den letzteren entsprechend erheben sich an der Innenfläche der einfachen Magenhöhle 4 longitudinale Leisten, die bedeutungsvollen Magenwülste oder Taeniolen, und dadurch verwandelt sich die hydro- polypen-ähnliche Larve (Craus, 1. c. Taf. I, Fig. 9, 13) in das octonemale Scyphostoma (l. e. Taf. I, Fig. 10, 14). Zwischen den 8 Prineipal-Tentakeln desselben wachsen nunmehr 8 adradiale oder inter- mediäre Tentakeln hervor, die anfänglich kleiner bleiben (l. e. Taf. IL, Fig. 1, 2). In diesem Zustande (mit 16 Tentakeln) vermehrt sich die Scyphostoma- Amme gewöhnlich längere Zeit durch laterale Knospung und bildet so neue Scyphostomen. Erst später beginnen diese durch terminale Knospung zahlreiche Medusen von Ephyra-Form zu bilden. Durch eine Reihe von ringförmigen Einschnürungen zerfällt das verlängerte und vorgestreckte Oral-Stück des Scyphostoma-Polypen in eben so viele scheibenförmige Stücke, deren jedes sich in eine vollständige Ephyra-Larve oder Ephyrula umbildet. Den 8 Prineipal- Tentakeln der knospenden Seyphostoma- Amme entsprechen die 8 Sinneskolben der GENERELLE CHARACTERISTIK DER DISCOMEDUSEN. 475 Ephyra-Medusen, den 8 intermediären Tentakeln der ersteren hingegen die 8 adradialen Tentakeln der letzteren. Zwischen jenen und diesen wachsen die 16 „Ephyra-Lappen“ hervor. Von der zapfen- förmigen Ephyrula-Kette, die jetzt allgemein als Strobila bezeichnet wird, lösen sich die einzelnen Terminal-Knospen in der Weise ab, dass zuerst die älteste und grösste (— von der Scyphostoma- Amme entfernteste —) Ephyrula frei wird und als Discomeduse umherschwimmt, hierauf die nächst- folgende u. s. w. Ueber die Details dieses Strobilations-Processes, auf welche hier nicht weiter ein- gegangen werden kann, ist die eitirte neueste und ausführlichste Arbeit von Craus zu vergleichen (1877, Denkschriften der Wiener Academie, Bd. 38). Seine Darstellung ist im Ganzen richtig, die Deutung jedoch insofern falsch, als er die Strobilation gleich den meisten älteren Autoren für „Quer- theilung“ des Seyphostoma erklärt (l. ec. p. 2). Wenn man aber den einzigen wesentlichen Unterschied, welcher zwischen den Spaltungs-Processen der Theilung und Knospung besteht, richtig erkannt hat, so „wird man nicht mehr im Zweifel sein“, dass die Strobilation der Diseomedusen auf ter- minaler Gemmation der Scyphostoma-Amme beruht, nicht auf wirklicher Theilung derselben. (Vergl. über die prineipiellen Unterschiede der Theilung und Knospung, und insbesondere über den wichtigen — Craus anscheinend unbekannten — Begriff der „terminalen Knospenbildung“ meine „Generelle Morphologie“, 1866, Bd. II, p. 47, 70.) Die zweite Form der Ephyra-Bildung, die Hypogenesis oder die sogenannte „directe Entwickelung“ (ohne Generationswechsel), ist bisher nur bei Pelagia vollständig beobachtet worden, dürfte indessen auch bei mehreren anderen Discomedusen sich wieder finden. Sie wurde zuerst von A. Kroun bei der mediterranen P. noctiluca entdeckt (1855, Mürter’s Archiv f. Anat. p. 491, Taf. XX). Später hat sie L. Asassız bei der nordamerikanischen P. eyanella in gleicher Weise beobachtet (1862, l.e. p 128, Pl. XI). In neuester Zeit hat Kowarevsky davon eine genauere Darstellung gegeben (Hormann - Scuwauge’s Jahresber. Anat. Phys. 1875, Bd. II, p. 279). Die Ephyra-Larve oder Ephyrula entwickelt sich bei Pelagia direct aus der Gastrula. Mithin ist hier die ursprüngliche palingenetische Strobilation verloren gegangen, und die Ammen-Generation des Scyphostoma und der Strobila ausgefallen. Daher ist diese Hypogenese der Pelagia als ein cenogenetischer oder secundär modifieirter, „ab- gekürzter“ Modus der Ontogenese zu beurtheilen. Die Metamorphose, durch welche sich die Ephyra-Larve in die entwickelte und geschlechts- reife Disecomeduse verwandelt (— und welche nur den niedersten Ephyra -gleichen Cannostomen fehlt —), verläuft in den verschiedenen Gruppen dieser formenreichen Ordnung sehr mannichfaltig, ist aber erst bei sehr wenigen Gattungen derselben im Zusammenhang verfolgt. Auch diese Metamorphose der Larven ist, ebenso wie die Metagenese der Ammen, zum grössten Theile palingenetischer Natur und wiederholt nach dem biogenetischen Grundgesetze in der Ontogenese der Discomedusen wichtige morphologische Veränderungen, welche ursprünglich in der Phylogenese ihrer Vorfahren sich allmählig ausgebildet haben. Sie wirft daher auf die Phylogenie dieser Ordnung ein bedeutungsvolles Licht und wird später, wenn sie erst besser bekannt sein wird, wesentlich dazu beitragen, das System der Discomedusen mehr und mehr natürlich zu gestalten. Soviel geht daraus schon jetzt hervor, dass die Cannostomen die Stamm-Gruppe der ganzen Ordnung bilden, aus welcher sich erst später die Semostomen, und aus letzteren noch viel später die Rhizostomen entwickelt haben. NB. Zur Bestimmung der 10 Discomedusen-Familien vergl. die analytische Tabelle am Schlusse des Acraspeden - Systems, sowie oben p. 454. 60* 476 GENERELLE CHARACTERISTIK DER EPHYRIDEN. VIII A. Erste Unterordnung der Discomedusen : CANNOSTOMAEB, Harcker. Bohrmündige Scheibenquallen. Discomedusen mit einfachem, vierseitig-prismatischen Mundrohr, ohne Mundarme; mit einfacher centraler Mund- öffnung und mit kurzen soliden Tentakeln. Dreiundzwanzigste Medusen-Familie: (Erste Familie der Discomedusen :) EPHYRIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXVI, XXVIN. Familien- Character: Cannostomen mit breiten Radial- Taschen, ohne terminale Ast-Canäle. [— Discomedusen mit einfachem vierkantigen Mundrohr, ohne Mundarme, mit einfacher centraler Mundöffnung. Meistens 16 breite Radial-Taschen (8 oculare und 8 tentaculare), seltener 32-64. Meistens 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale), seltener 16—32. Mit diesen alternirend eben so viele kurze solide Tentakeln. Meistens 16 (seltener 32—64) Randlappen, mit oder ohne einfache Lappentaschen, stets ohne verästelte Lappen-Canäle. 4 interradiale oder 8 adradiale Gonaden in der subumbralen Magenwand. | Die neue Familie der Ephyriden (— oder vielleicht besser Archephyriden —) gründe ich für diejenigen bedeutungsvollen Discomedusen, welche hinsichtlich der Einfachheit ihrer typischen Organisation für die vergleichend- morphologische Betrachtung die wahren „Urtypen“ dieser Ordnung, für die phylogenetische Deutung die ursprüng- lichen „Stammformen“ derselben darstellen. Da bei Discomedusen der verschiedensten Familien eine und dieselbe characteristische Jugendform, Ephyrula, überall in derselben wesentlichen Bildung auftritt und den gemeinschaftlichen Ausgangspunkt aller weiteren, später so bedeutend divergirenden Discomedusen -Bildung darstellt, so ist nach dem biogenetischen Grundgesetze der Schluss gestattet, dass eine entsprechende, in der Ephyra-Form reif werdende und als solche sich fortpflanzende Stammform, Ephyraea, einst der ganzen Ordnung den Ursprung gab. Unveränderte oder wenig veränderte Nachkommen dieser Stammform existiren aber auch noch heute und pflanzen sich als solche fort. Die typische Acraspeden-Form, welche heute allgemein als Ephyra bezeichnet wird, wurde zuerst von EscH- scuoLrz 1829 beschrieben und abgebildet (System der Acalephen, p. 34, Taf. VIII, Fig. 1: Ephyra octolobata). Aller- dings hatte schon 20 Jahre früher Prron das Genus Ephyra zuerst aufgestellt (Tableau des Meduses ete., 1309, p. 354). Allein seine Diagnose ist ganz unverständlich und aus den kurzen Notizen über die beiden, von ihm ange- führten Arten (E. simplex und E. tuberculata) scheint hervorzugehen, dass sich beide nur auf verstümmelte Rhizo- stomen beziehen, wie schon CuvIEr vermuthete. In demselben Jahre (1829), in welchem ESCHSCHOLTZ seine maass- gebende Ephyra octolobata publicirte, wurde eine ganz ähnliche Form auch schon von M. Sars beobachtet und später (1835) als Strobila octolobata beschrieben und abgebildet (Beskrivelser og Jagtt. p. 16, Taf. III, Fig. 7%, Tl). Bald darauf aber überzeugte sich Sars, dass diese „frei umherschwimmende achtstrahlige Strobila nur ein Jugendzustand der gemeinen Medusa aurita ist“ (Archiv für Naturg. 1841, p. 10, 11, Taf. II, Fig. 47—50). Fast gleichzeitig wurde diese Entdeckung unabhängig von Sars auch von SIEBOLD und von DALyELL gemacht, welcher Letztere die Ephyra unter dem Namen Medusa bifida abbildete (Rare remark. An. Scotl., 1847, Vol. I, p. 110, Pl. 13 —20). Seit jener Zeit nun, und besonders seitdem L. Acassız 1862 eine sehr detaillirte Darstellung der Ontogenese verschiedener Discomedusen aus der Ephyra-Larve gab, ist es üblich geworden, nur dieses ontogenetische, nicht geschlechtsreife Larven-Stadium als Ephyra zu bezeichnen, hingegen die gegliederte, aus mehreren Ephyren zusammengesetzte Kette, welche aus der Scyphostoma-Amme durch terminale Knospung entsteht, Sörobila zu nennen (vergl. L. Acassız, 1962; Contrib. N. H. U. S. Vol. III, p. 30). Allein nachdem ich jetzt gefunden habe, dass es auch Ephyra-Formen giebt, welche als solche geschlechtsreif werden und sich fortpflanzen, scheint es mir aus vielen Gründen zweckmässig, nur für diese den Namen Ephyra anzuwenden (im Sinne von EscuscHoLtz); hingegen die ontogenetische Larven-Form der Discomedusen, welche nur vorübergehend und als geschlechtslose Larve dieselbe Form besitzt, als Ephyrula zu GENERELLE CHARACTERISTIK DER EPHYRIDEN. ATT bezeichnen, und die hypothetische gemeinsame Stammform aller Discomedusen, auf welche wir nach dem biogenetischen Grundgesetze schliessen dürfen, als Ephyraea. Die Familie der Ephyriden umfasst nun in der hier gegebenen Begrenzung drei nahe verwandte kleine Gruppen, die wohl am besten den Rang von Subfamilien erhalten: I. Palephyridae, II. Nausithoidae, II. Colla- spidae. Die älteren und einfacher gebauten Palephyriden repräsentiren die wahren Stamm-Gattungen der Discomedusen, die drei Genera Ephyra, Palephyra und Zonephyra, welche alle drei in geschlechtsreifem Zustande erst von mir beobachtet wurden und hier zum ersten Male beschrieben werden (Taf. XXVII, Fig. 1-8). Die Sub- familie der Nausithoiden hingegen umfasst drei jüngere und weiter entwickelte Genera, von denen bisher bloss eines, Nausithoe, bekannt war. Unter diesem Namen beschrieb zuerst KöLLıxer (1853) eine kleine Meduse von Messina, welche schon früher JomAnxes MÜLLER beobachtet und (1852) Octogonia genannt hatte, und von welcher sodann GEGENBAUR später (1856) die erste genauere Darstellung und Abbildung gab (vergl. unten die Kritik des Genus Nausithoe). Später hat L. Acassız zwar Nausithoe ebenfalls an die Pelagiden angereiht, aber zugleich die Vermuthung ausgesprochen, dass sie keine selbständige Gattung, sondern nur eine unreife Jugendform von Pelagia sei. Indessen hat in neuester Zeit Herrwie (1378) wiederum die Selbständigkeit der Gattung Nausithoe mit vollem Rechte vertreten, da er vollkommen reife Gonaden bei denselben nachwies. Meine eigenen Beobachtungen lassen darüber keinen Zweifel, um so mehr, als ich in der nächstverwandten Nausicaa und in der höher entwickelten, von der Challenger- Expedition in grosser Tiefe gefangenen Nauphanta zwei andere interessante Vertreter dieser Gruppe kennen lernte. — Die dritte Subfamilie der Ephyridae, welche ich Collaspidae nenne, wird durch die beiden Genera Atolla und Collaspis (Taf. 29) gebildet, colossale Tiefsee-Cannostomen, die sich durch Vermehrung der Sinneskolben (auf 16—32) und durch manche andere Eigenthümlichkeiten auszeichnen. — Will man die Bezeichnung Ephyra lieber für die ontogenetische Larvenform (unsere Ephyrula) beibehalten, so mag man die Stamm-Gattung Ephyra ferner als Archephyra bezeichnen, und die Familie der Ephyridae als Archephyridae Der Schirm der Ephyriden (Taf. 27, 28) ist stets flach gewölbt, meistens 2—3mal so breit als hoch, und besteht aus einer ziemlich dicken cen- tralen Schirmscheibe und einem sehr dünnen peripheren Schirmkranz; erstere trägt auf ihrer Unterseite die Magen- scheibe und das Mundrohr, letzterer den Lappenkranz und den dazu gehörigen Taschenkranz. Die centrale Schirm- scheibe besteht aus einer ziemlich dicken und festen Gallerte; sie ist meistens planconvex, oft fast halbkugelig gewölbt, seltener horizontal abgeplattet oder selbst in der Mitte eingedrückt. Bei den Collaspiden erscheint sie als eine sehr dicke, kreisrunde, oben vollkommen ebene Knorpelscheibe von ansehnlichem Umfang und bedeutender Con- sistenz. Der periphere Schirmkranz nimmt sehr verschiedene Formen und Lagen an, da er sehr contractil und seine Gallertstütze sehr dünn ist. Bald ist er horizontal ausgebreitet, bald vertical herabhängend, und die sehr con- tractilen Randlappen sind bald concav nach einwärts, bald umgekehrt nach auswärts gekrümmt. — Die Exumbrella ist bald glatt, bald mit mehr oder weniger hervortretenden Nesselwarzen bedeckt. Ausserdem zeigt sie beständig eine seichtere oder tiefere Kranzfurche, welche äusserlich die Grenzlinie zwischen Scheibe und Kranz bildet. Bei einigen Ephyriden (— am meisten entwickelt bei den Collaspiden, demnächst bei Nauphanta —) sind ausserdem Radial-Furchen vorhanden, zwischen denen die Oberfläche in Gestalt gewölbter Wülste vorspringt. Die letzteren entwickeln sich am Schirmkranze und in der Peripherie der Scheibe bei den Collaspiden zu dicken keilförmigen Gallertstücken und gleichen den Pedalien von Periphylla und Pericolpa (vergl. Taf. 23, 24, 28). Bei Nauphanta sind 16 tiefere und längere Exumbral-Furchen vorhanden, welche die 16 Randlappen halbiren, und mit diesen alterniren 16 seichtere und kürzere Furchen, welche auf der oberen Fläche der Scheibe eine sternförmige Figur bilden. Bei Collaspis ist die Zahl dieser exumbralen Radial-Furchen und Pedalien verdoppelt (Taf. 28). Der Schirmrand zeigt bei allen Palephyriden und Nausithoiden im Wesentlichen dieselbe Beschaftenheit, nämlich 3 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale), und damit alternirend S kurze adradiale solide Tentakeln, zwischen erstere und letztere eingefügt 16 breite Randlappen (Ephyra-Lappen). Hingegen zeichnet sich die Subfamilie der Collaspiden durch bedeutende Vermehrung dieser Marginal-Organe aus; die Zahl ihrer Sinneskolben steigt auf 16 — 32, ebenso die Zahl der damit alternirenden Tentakeln; und an Stelle der S Paar Ephyra- Lappen finden sich hier deren 16—32 Paar vor. Die Sinneskolben sind zuerst von GEGENBAUR (1856) und später von HERTWwIG (1878) bei Nausithoe sehr eingehend beschrieben worden (l. e.); sie scheinen auch bei den meisten anderen Ephyriden dieselbe Bildung zu besitzen. Nur bei den Tiefsee-Gattungen Nauphanta, Atolla und Oollaspis werden die Augen rudimentär und sehr klein. Im Grunde der Sinnesbucht von Nausithoe, zwischen je 2 Randlappen eines Lappen- paares, erhebt sich der niedrige und breite Sinneshügel. An seiner Axial-Seite trägt derselbe das pigmentirte Auge (oft mit einer Linse), an seiner Abaxial-Seite die vorspringende Deckschuppe (oder „Sinnesfalte“), und zwischen beiden anı Distal-Ende das keulenförmige Hörkölbehen. Letzteres steht geschützt in der axialen Concavität der Deckschuppe, ist bedeckt mit Hörhäärchen und umschliesst einen grossen, facettirten, krystallmischen Otolithen, seltener einen Haufen von mehreren kleinen Otolithen (Herrwıs, 1878, 1. c. Taf. IX, Fig. 2, 5). Die S adradialen Tentakeln scheinen bei allen Palephyriden und Nausithoiden übereinstimmend dieselbe einfache Bildung zu besitzen; sie sind cylindrisch, gegen die Spitze allmählig verdünnt, meistens zugespitzt, seltener kolbenförmig verdickt und abgerundet. Ihre Länge ist meistens ungefähr dem Schirm-Radius gleich; seltener 478 GENERELLE CHARACTERISTIK DER EPHYRIDEN. übertrifft sie den Schirm-Durchmesser; bisweilen ist sie so gering, wie bei den meisten Linanthiden. Anscheinend sind die Tentakeln hohl und auch von GEGENBAUR bei Nausithoe so beschrieben worden (l. c. p. 211); indessen lässt derselbe es unentschieden, ob der helle, mit klarem Fluidum erfüllte Hohlraum des Tentakels mit dem Gastrocanal- System communicire. In der That ist dies nicht der Fall. Vielmehr ist das scheinbare klare Fluidum eine dicke Schicht von sehr weicher und wasserreicher Gallerte, welche oberhalb der Tentakel-Basis in die festere Gallerte des Schirmrandes übergeht. Der „centrale Axenstrang“ des Tentakels, welcher durch diese Gallertschieht (— eine sehr verdickte und erweichte Fulcralbildung —) von dem äusseren, Nesselzellen führenden Exoderm-Epithel getrennt wird, besteht aus grossen hellen Entoderm-Zellen, welche sich ganz ebenso wie bei anderen soliden Tentakeln (z. B. der Narcomedusen) verhalten: im dünneren Distaltheile des Tentakels eine einzige säulenförmige Reihe von münzenförmigen Chordal-Zellen, im verdickten Proximaltheile hingegen mehrere Schichten solcher Zellen über und neben einander. — Die grösseren Tentakeln der Collaspiden, deren Zahl 16—32 beträgt, sind hingegen an der verdickten Basis wirk- lich hohl, indem ein Tentakel-Canal eine Strecke weit hineingeht. Der distale Theil derselben ist ebenfalls solid. Die Randlappen des Schirmes sind meistens eiförmig, von ansehnlicher Grösse, bedeutend breiter als bei den ontogenetischen Ephyrula-Larven der Semostomen und Rhizostomen. Wie bei diesen letzteren, so beträgt auch bei allen Palephyriden und Nausithoiden die Zahl der Randlappen 16, während sie bei den Collaspiden auf 32—64 steigt. Stets umschliessen dieselben paarweise einen Sinneskolben. Die beiden Lappen jedes Paares sind ungleichseitig, dysdipleurisch, indem die Tentakel-Einschnitte des Schirmrandes bedeutend tiefer sind, als die Ocular- Einschnitte. In der Mitte jedes Lappens beginnt sich bei einigen Ephyriden eine radiale Lappenspange zu ent- wickeln, welche bei Zonephyra und Nauphanta eine vollständige Trennung seines Taschen-Hohlraumes in 2 Lappen- taschen bewirkt. Bei den Collaspiden ist dieselbe sehr stark. Die Subumbrella aller Ephyriden besitzt einen kräftigen und stark vortretenden Kranzmuskel (M. coro- narius). Bei den meisten Palephyriden und Nausithoiden ist derselbe achteckig und dergestalt über die 8 Sinnes- buchten hinweggespannt, dass seine 8 adradialen Ecken die Basen der Tentakel-Insertionen berühren, während sein Proximal-Rand die Grenze zwischen Scheibe und Kranz der Subumbrella bezeichnet. Bisweilen zerfällt der achttheilige Kranzmuskel in 16 einzelne Muskelfelder oder viereckige Muskeltafeln, deren Grenzlinien die Lappenspangen bilden; jede Tafel bildet dann die Subumbral-Wand einer Radial- Tasche. Bei den Collaspiden (Taf. 28) zerfällt der Kranz- muskel in zwei scharf abgesetzte Theile, einen breiten, aber sehr dünnen und zarten, velum-ähnlichen Axial- Ring, und einen schmäleren, aber viel dickeren Abaxial-Ring; letzterer zeigt an jeder Tentakel-Insertion einen Einschnitt. — Das System des Glockenmuskels (M. codonoides), welchem die Radial-Muskeln der Subumbrella angehören, ist in dieser Familie schwach entwickelt und beschränkt sich auf 16 Paar Lappen-Muskeln an der Subumbral-Fläche der Randlappen, und auf S schwache Faserzüge zwischen Kranzmuskel und Basis des Mundrohres. Von diesen longi- tudinalen Faserzügen treten die 4 perradialen bisweilen stärker hervor, als die 4 interradialen, in anderen Fällen umgekehrt. Sie sind als locale Verdickungen der diffusen Radial-Faserschicht aufzufassen, welche an dem centralen Sub- umbrella-Theil der Tesseriden den zusammenhängenden Glocken-Muskel bildet (vergl. oben p. 366). Das Gastrocanal-System der Ephyriden ist durch die primitive Einfachheit seiner Bildung von ganz besonderem Interesse und stellt den gemeinsamen Ausgangspunkt für alle die mannichfaltigen und verwickelten Bil- dungen dar, welche dasselbe in der Ordnung der Discomedusen darbietet. Zugleich offenbart dasselbe noch mehrfache merkwürdige Beziehungen zu dem Gastrocanal-System der Tesseronien, — morphologische und phylogenetische Be- ziehungen, welche bei den meisten übrigen Discomedusen verloren gegangen sind. Als Hauptabtheilungen desselben sind auch hier wieder der centrale Hauptdarm (Gaster prineipalis), mit Mundrohr und Central- Magen, zu unter- scheiden von dem peripheren Kranzdarm (Gaster coronalis), mit dem Kranze der Radial- Taschen und Lappen- taschen. Das Mundrohr ist in der Regel ganz einfach, ein vierseitiges Prisma, dessen 4 perradiale Kanten durch eine cylindrische stabförmige Gallertleiste verdickt sind und nach aussen convex vorspringen, während seine 4 inter- radialen Buccal- Wände sehr dünn und zart, dabei meistens concav vertieft erscheinen. Meistens ist das Mundrohr etwas kürzer als der Schirm-Radius, seltener etwas länger. Auf jedem horizontalen Querschnitt zeigt sich das Mund- kreuz desselben mit seinen perradial vortretenden Schenkeln und interradial einspringenden Winkeln sehr deutlich (Taf. 27, Fig. 1, 8). Die quadratische Mundöffnung ist meistens ganz einfach, ihr verdickter Rand mit Nesselzellen gesäumt oder mit 3—16 Nesselknöpfen bewaffnet, seltener in 4 kurze perradiale Mundlappen ausgezogen; bisweilen ist deren Rand schwach gekräuselt, so bei Palephyra primigenia (Taf. 27, Fig. 3—5). Bei den Collaspiden (Taf. 23) nähert sich die Bildung des Mundrohres derjenigen mancher Peromedusen; dasselbe ist hier zwar kurz, aber sehr weit, und die 4 perradialen Mundrinnen (an der Axial-Seite der Mundkanten) erweitern sich zu geräumigen Aus- buchtungen in Form von Backentaschen. Der Central-Magen, in dessen Mitte unten das Mundrohr einmündet, zeigt bei den Ephyriden sehr merk- würdige und nicht leicht zu erkennende Verhältnisse. Auf den ersten Blick scheint zwar seine Bildung sehr einfach zu sein: eine flache scheibenförmige Tasche, von deren Peripherie $ oder 16 Radial-Taschen abgehen (bei den Colla- spiden 32—64). So ist auch bis jetzt das Verhältniss von Nausithoe — der einzigen bisher untersuchten Ephyride —, sowie von den Ephyrula-Larven der höheren Discomedusen, allgemein aufgefasst und beschrieben worden. Allein die GENERELLE CHARACTERISTIK DER EPHYRIDEN. 479 genauere Untersuchung der neuen, hier zuerst beschriebenen Ephyriden, mit Hülfe von Längs- und Querschnitten, sowie namentlich die Anatomie der colossalen Tiefsee-Collaspiden (Atolla und Collaspis) hat mich belehrt, dass das wahre Bildungs-Verhältniss nicht so einfach ist, sondern sich vielmehr in bedeutungsvoller Weise an dasjenige der Tesseronien anschliesst; sowohl die gemeinsame Stammgruppe der Stauromeden, als auch die beiden divergirenden Ordnungen der Peromeden und Cubomeden, offenbaren hier vielfach interessante Beziehungen, welche auf die Ableitung auch der Discomeden von jener Stammgruppe ein helles Licht werfen. Die flache und breite scheibenförmige Tasche, welche nach der gewöhnlichen Auffassung den eigentlichen Central-Magen darstellt, hat ihre peripherische Grenze gegen den Kranzdarn da, wo die Radial- Taschen von ihr abgehen. Bei vielen Ephyriden ist diese Grenze äusserlich durch die Kranzfurche der Exumbrella ausgesprochen (Fossa coronaris), sowie an der Subumbrella durch den Proximalrand des Kranzmuskels. Die Gallerte der Schirm- scheibe ist hier gewöhnlich sehr stark verdünnt. Die obere, umbrale oder aborale Wand des so begrenzten Oentral- Magens wird durch die Entoderm-Fläche der dicken gallertigen Schirmscheibe gebildet, die untere, subumbrale oder orale Wand hingegen durch die Entoderm-Fläche der zarten „Gastrogenital-Membran“. Im Central- Theile dieser letzteren mündet das vierkantige Mundrohr ein, während in ihrem peripherischen Theile die Gonaden liegen (4 inter- radiale bei den Palephyriden, 3 adradiale bei den Nausithoiden und Collaspiden). Unmittelbar am Axialrande dieser letzteren sitzen innen die 4 interradialen Phacellen oder Gruppen der Gastral-Filamente (bei Ephyra nur durch 4 einfache Filamente vertreten). Mit Hülfe von geeigneten radialen und horizontalen Schnitt -Serien lässt sich nun aber feststellen, dass an diesen 4 bedeutungsvollen Punkten die untere oder subumbrale Wand des Central- Magens mit der oberen oder umbralen Wand verwachsen ist. Diese 4 Verwachsungs-Stellen sind dieselben, die wir oben als Septal-Knoten oder Cathammata bei den Tesseriden (p. 367, 372) und bei den Peromedusen (p. 407) kennen gelernt haben. Auf der Axialseite dieser Knoten sprossen die Filamente hervor; zwischen ihnen bleiben 4 breite horizontale Spalten, die Gastral-Ostien, durch welche der einfache Axialtheil des Central- Magens mit dem ring- förmigen Abaxialtheile communieirt (vergl. Taf. 28 nebst Erklärung). In der Subumbral-Wand dieses letzteren ent- wickeln sich die Gonaden, die bei einigen Ephyriden sogar centrifugal bis in die peripherisch davon abgehenden Radial- Taschen hineinwachsen (z. B. bei Nauphanta). Mithin entspricht eigentlich der schmale ring- förmige Abaxialtheil des Central-Magens der Ephyriden (ausserhalb der 4 interradialen Septal- Knoten und Phacellen) dem „Ringcanal“ der Stauromedusen (p. 369), dem „distalen Ringsinus“ der Pero- medusen (p. 407). Die ursprüngliche Viertheilung des Magens wird ganz unzweideutig durch die 4 Phacellen oder Filament-Gruppen angedeutet, welche auf den 4 interradialen Septal- Knoten oder Cathammen in den 4 Ecken des Magens stehen, bisweilen sogar auf 4 besonderen zungenförmigen Vorsprüngen, welche den „Pylorus-Klappen“ mancher Cubomedusen gleichen. An der Unterseite dieser letzteren entwickeln sich bei einigen Ephyriden selbst 4 fiache exodermale „Trichterhöhlen“, indem die Schirmhöhle sich in den 4 interradialen Knotenpunkten höher erhebt, als zwischen denselben am Subumbral- Rande der Gastral-Ostien. Genau genommen sollte daher nur der einfache Axialtheil des Central-Magens (innerhalb der 4 Septal-Knoten) als wahrer „Central-Magen“ (dem der Tesseronien entsprechend) bezeichnet werden. Da jedoch der abaxiale, dem Ring-Sinus entsprechende Theil immer nur schmal ist, und bei den meisten Discomedusen überhaupt nicht zur Ausbildung gelangt (frühzeitig rückgebildet wird), so kann er mit zum ersteren gerechnet werden. Für die morphologische und phylogenetische Ableitung der Ephyronien von den Tesseronien ist jenes Verhältniss sehr bedeutungsvoll. Die 16 Radial-Taschen, welche bei allen Palephyriden und Nausithoiden von der Magen-Peripherie abgehen, sind bei den meisten Ephyriden schwer nachzuweisen, weil ihr Epithel sehr flach und hell ist, und weil der Kranz- muskel sie gewöhnlich zum grössten Theil verdeckt; auch sind sie zum Theil sehr kurz. Derjenige Beobachter, wel- cher die bisher allein bekannte Nausithoe zuerst genauer untersucht hat, GEGENBAUR, giebt an, dass vom Umfange des Magens nur „8 taschenförmige Fortsätze abgehen, deren jeder sich alsbald in 2 Spitzen theilt und damit in je einen der 16 Randlappen hineinragt“ (1. c. 1856, p. 211). In der That findet sich bei Nausithoe in jedem der 16 Lappen nur eine Tasche. Es hat auch meistens den Anschein, als ob diese 16 „Lappentaschen“ unmittelbar von der Magen- Peripherie ausgingen. Allein eine genauere Untersuchung, insbesondere mit Hülfe von Horizontal-Schnitten in ver- schiedenen Ebenen, lehrt, dass auch hier, wie bei allen Palephyriden und Nausithoiden, 16 „Radial- Taschen“ (oder „Magentaschen“) von der Peripherie des Magens (oder eigentlich des „Ring-Sinus“) entspringen, 8 grössere oculare und 8 kleinere tentaculare. Die 3 breiteren und längeren Ocular-Taschen (4 perradiale und 4 interradiale) gehen zu den Sinneskolben, schicken in diese einen medianen Canal hinein und spalten sich in je 2 laterale, flache Säcke, die 16 echten „Lappentaschen“. Die 8 schmäleren und kürzeren Tentakel-Taschen hingegen liegen adradial zwischen den Ocular-Taschen und gehen nur bis zur Basis der soliden Tentakeln, an welcher sie blind enden. In neuester Zeit hat Herrwıqc dieses Verhalten von Nausithoe ganz richtig beschrieben (l. c. 1878, p. 106). Mit Hülfe guter Schnitte habe ich mich davon auf das Bestimmteste überzeugt und ausserdem die Erkenntniss gewonnen, dass sämmtliche Palephyriden, Nausithoiden und Linergiden in dem Besitze von 16 Radial-Taschen (8 ocularen und 8 tentacularen) übereinstimmen, während die davon ausgehenden terminalen Lappentaschen ein mehrfach verschie- denes Verhalten zeigen. 480 GENERELLE CHARACTERISTIK DER EPHYRIDEN. Ephyra (Taf. 27, Fig. 1, 2), die einfachste und primitivste unter allen Discomedusen, hat überhaupt noch keine Lappentaschen, indem sowohl die 8 ocularen als die S tentacularen Radial-Taschen an der Basis der Randlappen mit breitem abgestutzten Rande blind enden. Dieses ursprüngliche phylogenetische Verhalten, welches sich allein bei Ephyra bis heute unverändert erhalten hat, entspricht vollständig der ontogenetischen Bildungsstufe, welche auch jetzt noch auf einer gewissen Altersstufe der Ephyrula aller Discomedusen zu finden ist (vergl. z. B. die Ephyrula von Pelagia bei L. Acassız, 1862, 1. c. Pl. 12, Fig. 12; die Ephyrula von Aurelia ebendaselbst Pl. 11, Fig. 19; sowie bei Craus, 1877, Taf. IV, Fig. 16). Auf Ephyra folgen dann zunächst diejenigen Ephyriden, bei welchen bloss die 8 ocularen, nicht die 8 tentacularen Radial- Taschen sich am Distal-Ende gabelig im je 2 Lappentaschen spalten (Palephyra, Taf. 27, Fig. 3—6; Nausicaa, Fig. 9, 10 und Nausithoe); diese alle haben nur 16 Lappentaschen, eine in jedem Randlappen. Hingegen besitzen Zonephyra (Fig. 7, 8) und Nauphanta deren 32, in jedem Randlappen zwei, indem sowohl die tentacularen als die ocularen Radial-Taschen sich am Distal-Ende gabelig theilen. Hier finden wir also bereits dasselbe characteristische Verhalten, welches bei allen Linergiden und Pelagiden wiederkehrt. Die 16 Lappentaschen, welche paarweise einen Tentakel zwischen sich fassen, sind bei Zonephyra kürzer und schmäler als die 16 grösseren Lappentaschen, welche einen Sinneskolben einschliessen. Hingegen sind bei Nauphanta alle 32 Lappentaschen fast von gleicher Grösse. — Abweichend von allen diesen Palephyriden und Nausithoiden verhalten sich die Collaspiden (Atolla und Collaspis), indem hier die Zahl der Radial- Taschen von 16 auf 32—64 steigt, die Zahl ihrer Lappentaschen auf das Doppelte. Da aber die Sinneskolbeu in dieser Subfamilie rudimentär werden, erscheinen auch die Ocular-Taschen auf enge Canäle redueirt oder ganz rudimentär, ihre Lappentaschen in enge Drüsencanäle verwandelt (vergl. unten Collaspis und Taf. 28). Die Gastral-Filamente zeigen bei den Ephyriden insofern ein sehr interessantes Verhalten, als bei der einfachsten und ältesten Gattung derselben, bei Ephyra, nur vier einfache interradiale Filamente sich finden, ebenso wie bei Tessera (vergl. Taf. XXI, Fig. 1 und Taf. XXVII, Fig. 1). Palephyra primigenia besitzt bereits die dop- pelte Zahl, indem in jeder der 4 interradialen Magenecken 2 Filamente sitzen. Alle übrigen Ephyriden haben zahl- reiche Filamente, welche auf 4 Phacellen vertheilt sind. Diese sitzen stets in den 4 Interradial-Ecken des Magen- grundes, an der Axialseite der 4 vorher beschriebenen Septal-Knoten, zwischen den 4 breiten spaltförmigen „Gastral- Ostien“, gleichviel ob die Gonaden nahe oder entfernt von den letzteren sich befinden. Bisweilen bildet sich die Insertions-Stelle jedes Phacellus zu einer vorspringenden „Pylorus-Klappe“ aus. Bei den Collaspiden bildet diese eine breite dreieckige Leiste; die beiden divergirenden Schenkel des Dreiecks sind mit 2 Filament-Reihen besetzt, welche aus der Gabeltheilung eines Phacellus hervorgehen (Taf. 28). Die Gonaden der Ephyriden sind ebenfalls für die Phylogenie dieser Organe bei den Discomedusen von grosser Bedeutung. Während nämlich die älteren und einfacheren Formen der Familie nur 4 einfache, interradiale Geschlechtsdrüsen von der characteristischen Gestalt eines Hufeisens besitzen (Palephyridae), sind dieselben bei den jüngeren und entwickelteren Formen in 3 getrennte adradiale Lappen zerfallen (Nausithoidae und Collaspidae). Die Geschlechtsdrüsen der einzelnen Genera repräsentiren in ihrer besonderen Bildung wiederum verschiedene Stufen phylogenetischer Entwickelung. I. Stufe: Ephyra (Taf. XXVIL, Fig. 1, 2): die 4 Gonaden bilden in der Subumbral- Wand der centralen Magenscheibe 4 einfache hufeisenförmige Wülste, deren convexer Proximal-Bogen die interradiale Basis der 4 einfachen Gastral-Filamente berührt. II. Stufe: Palephyra (Fig. 3—6): die 4 hufeisenförmigen Gonaden erscheinen zweischenkelig oder zweilappig, indem ihr convexer Proximal-Bogen durch einen tiefen interradialen Ein- schnitt halbirt wird. III. Stufe: Zonephyra (Fig. 7, 8): die 4 hufeisenförmigen Gonaden erscheinen dreilappig, indem ihr eonvexer Proximal-Bogen durch 2 radiale Einschnitte von den beiden lateralen Schenkeln mehr oder weniger abgetrennt wird. IV. Stufe: Nausicaa (Fig. 9, 10): der convexe Proximal-Bogen der 4 hufeisenförmigen Gonaden wird rückgebildet und verschwindet, so dass bloss die beiden lateralen Schenkel übrig bleiben; die 8 nierenförmigen Gonaden bleiben aber noch paarweise gruppirt (mit convergenten Proximal-Enden). V. Stufe: Nausithoe: die 8 ge- trennten Gonaden aequalisiren sich und bilden 8 rundliche Säckchen von gleicher Form und gleichem Abstande. VI. Stufe: Nauphanta: die 8 getrennten Gonaden verhalten sich wie bei Nausithoe, rücken aber centrifugal in den Schirmkranz und in die adradialen Tentakel-Taschen hinein, so dass sie theilweise vom subumbralen Kranzmuskel bedeckt werden. Die beiden Collaspiden-Genera Atolla und Collaspis (Taf.28) verhalten sich zu einander, wie Nausicaa und Nausithoe; sie unterscheiden sich aber durch complicirtere Verhältnisse in der Structur der 8 „Genital-Taschen“. Der feinere Bau der Geschlechts-Drüsen scheint ebenfalls bei den 8 Ephyriden-Genera eine Reihe phylogene- tischer Entwickelungsstufen darzubieten, so dass die einfachsten Verhältnisse sich bei Ephyra, die complieirtesten bei Nauphanta, Atolla und Collaspis finden. Indessen waren die von mir untersuchten Spiritus-Exemplare nicht geeignet, um über diese schwierigen Structur-Verhältnisse ganz sicheren Aufschluss zu geben. Im Wesentlichen scheint die bedeutende Complication, welche bei Nauphanta und den Collaspiden ihre Höhe erreicht, auf eine verwickelte Faltenbildung der Subumbral-Wand des Magens zurückzuführen zu sein. Bei Ephyra findet sich in jeder Gonade nur eine einfache Uförmige Verdickung der Gallertplatte oder Stützlamelle der subumbralen Magenwand, und dieses Hufeisen-Fulerum ist von dem Entoderm der letzteren überzogen, welches die Sexual-Zellen liefert. Bei den meisten Ephyriden rollt sich nun dieses Fulerum in eigenthümlicher Weise auf oder verästelt sich, und GENERELLE CHARACTERISTIK DER EPHYRIDEN. 481 zwischen den eingerollten oder verzweigten Fulcraltheilen bilden sich besondere Genital-Sinus, oft mit gesonderten Ausführgängen. So entstehen entodermale Genital-Säckchen, welche den gleichen Bau wie die Saccul genitales der Lucernariden zu besitzen scheinen. Bei Nausithoe beschrieb schon GEGENBAUR (1856, 1. c. p. 213) im Centrum jeder der Gonaden „einen mit dem Gastrovascular-System zusammenhängenden Hohlraum, in den die Eier von den Wänden her hineinragen, wenn sie ihre völlige Reife erlangt sich ablösen, und durch den kurzen Stiel des Ovars hindurchtretend in den Magenraum gelangen“. In anderen Fällen bilden sich die Sexual-Zellen frei auf dem Gallert- Gerüste des verästelten Fulcrum. — Subgenital-Höhlen fehlen den Ephyriden völlig. Die Farbe ist bei den meisten Ephyriden unbekannt, bei Palephyra, Nausithoe und Nausicaa sehr zart, blass bläulich oder röthlich, die Gonaden und Tentakeln dunkler roth oder braun. — Die Grösse der Ephyriden ist durchgängig sehr gering und beträgt meistens zwischen 8 und 10 Mm.; bei einigen Arten steigt sie auf 16—20 Mm. Schirm-Durchmesser; dagegen sind die beiden Tiefsee-bewohnenden Collaspiden-Genera Atolla und Collaspis verhält- nissmässig colossal, indem ihr Schirm-Durchmesser 60—80 Mm. erreicht. Die Ontogenie ist bisher bei keiner Ephyride bekannt, wird aber wahrscheinlich von derjenigen der meisten Discomedusen nicht verschieden sein. Aus dem befruchteten Ei wird gewiss eine frei schwimmende Gastrula ent- stehen, die sich nach einiger Zeit festsetzt, zuerst in eine Actinula, dann in en Scyphostoma verwandelt. Letzteres wird vermuthlich durch Strobilation (oder „terminale Knospung“) zahlreiche Ephyrulae erzeugen. Während diese nun bei allen anderen Discomedusen durch eine Metamorphose in die geschlechtsreife Form übergehen, fehlt diese Verwandlung bei den Ephyriden; denn alle Medusen dieser Familie sind ja nichts Anderes, als Ephyra- Formen, welche als solche geschlechtsreif werden und sich fortpflanzen. Die Seyphostoma-Ammen der Palephyriden und Nausithoiden werden wahrscheinlich nur 16 Tentakeln besitzen, hingegen diejenigen der Collaspiden 32 bis 64 Tentakeln. Geographische Verbreitung der Ephyriden: Von den nachstehend beschriebenen 10 Species dieser Familie gehören die 5 Arten Palephyriden dem indisch-paeifischen Gebiete, die 3 Arten Nausithoiden dem mediterran-atlantischen Gebiete an, während die Collaspiden (mit 2 Arten) Tiefsee-Ephyriden der antarktischen Zone sind. — 2 Species (Nausithoe und Nausicaa) sind im Mittelmeer beobachtet worden, 1 Art (Nauphanta) im südatlantischen Ocean; 2 Arten (Palephyra) im rothen Meere und im indischen Ocean, und 3 Arten im pacifischen Ocean (1 Ephyra im südlichen, 2 Zonephyra im nördlichen Theile). Collaspis (1 Species) stammt von den Kerguelen- Inseln, Atolla ist ebendaselbst und zugleich in der Nähe von Patagonien gefunden worden. XXIHN. Unterschiede der Genera der Ephyridae. (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) f 4 Gonaden einfach hufeisen- I. Suliiunfe, Keine Lappentaschen nen 1. Ephyra Palephyridae. 16 (oculare) Lappentaschen | + Gonaden zweilappig, mit e) Bellenlinmmis Ephyriden mit 3 Sinneskolben und mit (oculare) Lappente Median-Septum . Falephyra o) adradialen Tentakeln, mit 4 inter- | 39 Lappentaschen (16 ocu- f4 Gonaden dreilappig, mit 2, nern radialen hufeisenförmigen Gonaden lare und 16 tentaculare) \ einem Mittellappen SET 2ER II. Subfamilie: 16 (oculare) Lappentaschen 4 3 ee BaaNaE De Nausicaa* Nausithoidae. 16 1 rn Hasch 8 Gonaden in gleichen Ab- 5. Nausith. Ephyriden mit 8 Sinneskolben und mit (oeulare) Lappentaschen nen ac . Nausithoe 3 adradialen Tentakeln, mit 3 ge- | 32 Tappentaschen (16 ocu- f 8 Gonaden in gleichen Ab- SNndeene trennten adradialen Gonaden lare und 16 tentaculare) | ständen vertheilt ublauie > 2. Subfamilie: ee ( | ; 64—1283 Lappentaschen 3 Gonaden paarweise grup- x an en Kolb A (Zahl unbeständig) | pirt 7. Atolla phyriden mit 16—32 Sinneskolben un m { N Bo } mit eben so vielen Tentakeln, mit 3 ge- ee a N om, || on 3 En n 3. Collaspis* trennten adradialen Gonaden ie Hälfte ocular, schwach ständen vertheilt Haeckel, System der Medusen. 6l Jen. Denkschriften 1. 482 orDo: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: EPHYRIDAF. XXIIIA. Erste Subfamilie der Ephyriden: PALEPHYRIDAE, Harcker. Ephyriden mit 8 Sinneskolben und mit 8 adradialen Tentakeln, mit 16 Randlappen und mit 4 interradialen bogenförmigen Gonaden, 179. Genus: EPHYRA, Pürox et Lesurur (1809). ’Epvge, Nomen proprium, Tochter des Okeanos. Genus-Diagnose: Ephyride mit 8 Sinneskolben und 8 Tentakeln, mit 16 Randlappen, ohne Lappentaschen, sowie mit 4 interradialen hufeisenförmigen Gonaden. Das Genus Ephyra (— oder Archephyra —) repräsentirt nach der hier gegebenen Diagnose die bedeutungs- volle Stammform aller Discomedusen, von welcher alle übrigen Formen dieser Ordnung phylogenetisch abgeleitet werden können. Wie schon oben erörtert wurde (p. 476), erscheint es am Zweckmässigsten, den Terminus Ephyra nur zur Bezeichnung dieser selbständigen Stamm-Gattung zu verwenden, hingegen die ontogenetische Larvenform der Discomedusen, welche jetzt gewöhnlich Ephyra genannt wird, als Ephyrula zu bezeichnen. Allerdings sind die beiden Medusen-Arten, auf welche P#rox (1809, 1. c. p. 354) sein Genus Ephyra gründete, nicht zu recognoseiren und wahr- scheinlich nur verstümmelte Reste einer Rhizostome. Allein die Ephyra octolobata, welche EschscHoLtz 1829 beschrieb und abbildete, hat ganz die characteristische Organisation dieser typischen Medusen-Form (. c. p. 54, Taf. VIII, Fig. 1). Freilich steht zu vermuthen, dass auch diese Ephyra nur eine unreife Larve von Pelagia oder die Ephyrula einer anderen Discomeduse war, und dass die „4 rothbraunen Keimwülste an der unteren Magenfläche“ die Phacellen waren, wie auch „die 8 rothbraunen Randkörper“ unzweifelhaft die Tentakeln waren. Vielleicht wird man es desshalb vor- ziehen, diese Gattung lieber Archephyra und die ganze Familie der Ephyriden lieber Archephyridae zu nennen. Allein, da ich jetzt eine echte, als Ephyra geschlechtsreif werdende Cannostome von Australien erhalten habe, scheint es mir zweckmässiger, den Gattungs-Namen Ephyra im Sinne von Escnscnonrz (— besonders auch mit Rücksicht auf Tessera —) zu restituiren. 445. Species: Ephyra prometor, Hırcker; nova species. Tafel XXVLL, Figur 1, 2. Archephyra prometor, HAEcker, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 415. Speeies-Diagnose: Schirm flach glockenförmig, 14 mal so breit, als hoch. Schirmlappen eiförmig, ungefähr eben so lang als breit, 4 so laug als der Schirm-Radius. Tentakeln pfriemlich, zu- gespitzt, doppelt so lang als die Schirmlappen. 4 einfache interradiale Gastral-Filamente. 4 Gonaden hufeisenförmig, ungelappt, glatt. Speeielle Beschreibung: Ephyra prometor (— oder Archephyra prometor —) gleicht der Ephyrula einer gewöhnlichen Discomeduse auf demjenigen ontogenetischen Stadium, auf welchem diese Larve nur 4 einfache, interradiale Gastral-Filamente besitzt; sie unterscheidet sich aber von derselben sogleich durch den Besitz von 3 adradialen, wohl entwickelten Tentakeln, und durch vollständig entwickelte reife Genitaldrüsen. Der Schirm ist ziem- lich hoch gewölbt, die mittlere Scheibe aber abgeplattet. Das Magenrohr ist fast so lang als der Schirm-Durchmes- ser, mit einfachem quadratischen Munde. Die 16 radialen Magentaschen endigen sämmtlich blind und abgestutzt am Beginn des Lappenkranzes; die ocularen sind etwas breiter als die tentacularen. Die 4 Gonaden bilden 4 einfache hufeisenförmige glatte Wülste in der subumbralen Magenwand; ihr convexer Proximal-Bogen berührt die Basis der 4 einfachen grossen Gastral-Filamente, während die beiden lateralen Schenkel mit dem kolbenförmig angeschwollenen Distal-Ende fast an die Tentakel-Basis stossen. Da am Ursprunge der 4 Filamente die obere umbrale Magenwand mit der unteren subumbralen durch 4 interradiale Septal-Knoten verlöthet ist (wie bei den meisten, vielleicht bei allen Ephyriden), so liegen die 4 Gonaden, genau genommen, in der Subumbral-Wand des „Ring-Sinus“, welchem der peripherische Ring der Magenhöhle (ausserhalb der Septal-Knoten) entspricht. (Vergl. oben p. 479). Grösse: Schirmbreite 8 Mm., Schirmhöhe 6 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Australien, Wesen. FAMILIA: EPHYRIDAE. GENERA: EPHYRA, PALEPHYRA. 483 180. Genus: PALEPHYRA, Harcxer; novum genus. rahcı — alt; Eyvga —= Tochter des Okeanos. Genus-Diagnose: Ephyride mit 8 Sinneskolben und 8 Tentakeln, mit 16 Randlappen und 16 Lappentaschen (Gabelästen der 8 ocularen Radial- Taschen), sowie mit 4 interradialen hufeisenför- migen Gonaden. Das Genus Palephyra schliesst sich unmittelbar an die vorhergehende Stamm -Gattung Ephyra an und un- terscheidet sich von ihr nur durch den Besitz von 16 Lappentaschen. Dieselben verhalten sich genau so wie bei Nausithoe, indem die 8 kurzen, von der Magenperipherie ausgehenden Ocular-Taschen (4 perradiale und 4 interra- diale) an der Basis jedes Sinneskolbens sich in 2 dreieckige oder eiförmige Taschen theilen, welche in die beiden be- nachbarten, den Sinneskolben zwischen sich nehmenden Lappen eintreten. Auch bei Palephyra, gleichwie bei Ephyra, liess sich deutlich an der Basis der 4 Phacellen ein interradialer Septal-Knoten nachweisen, in welchem umbrale und subumbrale Magenwand verlöthet sind. Daher liegen auch hier eigentlich die 4 Gonaden in der Subumbral- Wand eines „Ringsinus“, welcher demjenigen der Tesseriden entspricht. (Vergl. oben p. 479.) Von den beiden beobachteten Arten gehört eine dem rothen Meere, eine dem indischen Ocean an. 446. Species: Palephyra primigenia, Hıncker; nova species. Tafel XXVIL, Figur 3—6. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, schaalenförmig, mit flach ausgebreitetem Lappen- kranze, 3—4mal so breit als hoch. Schirmlappen breit eiförmig, spitz, etwa 4 so lang als der Schirm- Radius. Tentakeln fast so lang als der Schirm- Radius. 4 Gonaden klammerförmig, zweilappig, mit eingeschnürtem Median-Bogen und eingerollten Lateral-Schenkeln. An jeder Gonade 2 sehr grosse Gastral-Filamente. Mundrohr vierseitig-prismatisch, ungefähr so lang als der Schirm-Radius, unten in 4 gekräuselte dreieckige Mundlappen gespalten. Specielle Beschreibung: Palephyra primigenia beobachtete ich im rothen Meere während meines Auf- enthaltes an der arabischen Küste, unweit Tur. Anfänglich glaubte ich bloss die ansehnlich grossen Ephyrula-Larven einer höheren Discomeduse vor mir zu haben, bis die mikroskopische Untersuchung mich von der Anwesenheit reifer Eier und somit von der specifischen Selbstständigkeit dieser „permanenten Ephyra-Form“ überzeugte. Sowohl der ganze Habitus des niedlichen Thierchens, als auch namentlich die mannichfach wechselnden Gestalten (von denen einige in Fig. 3—6 dargestellt sind) erinnern ganz an die bekannten Form-Verhältnisse der Ephyrula von Aurelia, Oyanea und anderen Semostomen. Insbesondere zeichnet sich das schlanke, zierliche, vierseitig - prismatische Mund- rohr durch seinen Formwechsel und durch die reizenden Bewegungen seiner 4 gekräuselten Mundlappen aus. Bald wird dasselbe von dem schwimmenden Thierchen lang ausgestreckt und Sförmig geschlängelt, wie bei vielen Craspe- doten (Fig. 3); bald stützt sich das ruhende Thierchen auf dasselbe, während der Schirm wie eine Trinkschale oder eine Tischplatte flach ausgebreitet oder auch der Rand nach oben umgeschlagen wird; dabei werden die Mundlappen entweder zurückgeschlagen (Fig. 4) oder fussartig ausgebreitet (Fig. 5). Ebenso wechselnd ist das Spiel der Tenta- keln, welche bald nach unten, bald nach oben geschlagen, bald gerade ausgestreckt, bald Sförmig gekrümmt werden; trotz ihrer Solidität sind sie sehr biegsam und beweglich, cylindrisch, zugespitzt. Die 8 Sinneskolben und die 16 Randlappen, sowie die Lappentaschen in letzteren, verhalten sich ganz wie bei Nausithoe. Sehr bemerkenswerth sind die 2 grossen Gastral-Filamente vor jeder Gonade, sowie die Form dieser letzteren. Sie bilden in der unteren Magenwand 4 breite Klammern, gleich einem sehr verkürzten Hufeisen. Mit dem convexen Median-Rande des tief eingeschnittenen Median-Bogens berühren sie die 4 Phacellen, deren jede bloss aus den beiden grossen Gastral -Fila- menten besteht. Die beiden lateralen Schenkel jeder Gonade sind in der Weise gegen den gemeinsamen Interradius eingerollt, dass ihr Aussenrand fast kreisrund ist. Farbe: Gonaden und Tentakeln blass röthlich; sonst farblos. Grösse: Schirmbreite 10 Mm., Schirmhöhe 3 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Rothes Meer; Arabische Küste, unweit Tur, Harerer, 1873. 61* 484 orDO: DISCOMEDUSAE. rAmıLıa: EPHYRIDAE. 447. Species: Palephyra antiqua, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm fast halbkugelig gewölbt, mit dicker eonvexer Central - Scheibe, mit flach ausgebreitetem Lappen-Kranze doppelt so breit als hoch. Schirmlappen schmal, eiförmig, spitz, etwa halb so lang als der Schirm-Radius. Tentakeln halb so lang als der Schirm-Radius. 4 Gonaden hufeisenförmig, mit dünnem Median-Bogen und verdickten Lateral-Schenkeln. An jeder Gonade 6—8 dünne Gastral-Filamente. Mundrohr fast kubisch, kaum halb so lang als der Schirm - Radius, ohne Mundlappen. Specielle Beschreibung: Palephyra antigua ist im Ganzen der mediterranen Nausithoe punctata sehr ähnlich, unterscheidet sich aber sogleich durch die 4 hufeisenförmigen Gonaden. Diese berühren mit dem convexen Proximal-Rande ihres dünnen Median-Bogens die 4 Phacellen, welche aus 6—8 kurzen und dicken Gastral-Filamenten bestehen; mit den verdickten, kolbenförmig angeschwollenen Enden der lateralen gekrümmten Schenkel berühren sie fast die Tentakel-Basen, in den 8 adradialen Ecken des Kranzmuskels. Das kurze Mundrohr ist fast würfelförmig, mit einfacher quadratischer Mundöffnung. Dadurch unterscheidet sich diese Art sogleich von der vorhergehenden, ebenso wie durch die kürzeren Tentakeln und längeren Randlappen. Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 8 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean, östlich von Madagascar, Raser. 181. Genus: ZONEPHYRA, Harcker; novum genus. Covn —= Gürtel; Eyiea —= Tochter des Okeanos. Genus-Diagnose: Ephyride mit 8 Sinneskolben und 8 Tentakeln, mit 16 Randlappen und 32 Lappentaschen (16 ocularen und 16 tentacularen), sowie mit 4 interradialen hufeisenförmigen Gonaden. Das Genus Zonephyra unterscheidet sich von den beiden vorhergehenden Gattungen durch den Besitz von 32 Lappentaschen. Diese verhalten sich ganz ebenso wie bei Nauphanta und bei Pelagia, indem jede der 16 Radial- Taschen sich am Distal-Ende gabelig spaltet und 2 Lappentaschen in die zugekehrten Hälften von je zwei benach- barten Randlappen hineinschickt. Von Nauphanta unterscheidet sich Zonephyra sogleich durch die 4 einfachen huf- eisenförmigen Gonaden, die sich wie bei Ephyra und Palephyra verhalten. Die grösste Aehnlichkeit hat dieselbe mit einer jungen Pelagia, von der sie wieder das einfache Mundrohr und der verschiedene Bau der Tentakeln und Sinnes- kolben trennt. Die beiden beschriebenen Arten sind an der Ostküste Asiens gefunden worden, eine in China, eine in Japan. 448. Species: Zonephyra zonaria, HısckeL; nova species. Tafel XXVII, Figur 7, 8. Species-Diagnose: Schirm flach glockenförmig, mit seichter exumbraler Kranzfurche, 2—3 mal so breit als hoch. Mundrohr lang und eng, so lang als der Schirm-Durchmesser. Randlap- pen eiförmig, stumpf, halb so lang als der Schirm-Radius. Tentakeln ungefähr so lang als der Schirm- Radius. 4 Gonaden hufeisenförmig, dreilappig, alle drei Lappen fast von gleicher Grösse. Specielle Beschreibung: Zonephyra zonaria hat den Habitus der Ephyrula-Larven vieler höherer Disco- medusen. Der Schirm ist flach glockenförmig, mit breiten eiförmigen Lappen, auf der Exumbrella mit einer stern- förmigen Figur, welche aus 16, von der Kranzfurche ausgehenden Radial-Furchen besteht (8 principalen ocularen und 8 adradialen tentacularen). Die Radial-Taschen sind ziemlich schmal, durch halb so breite Zwischenwände getrennt, ebenso wie die Lappentaschen. Die ocularen Taschen sind breiter und länger als die tentacularen. Die Gastral-Fila- mente bilden 4 Phacellen, welche aus 2 längeren und 4 kürzeren Fäden zusammengesetzt sind, am convexen Proxi- mal-Rande der 4 hufeisenförmigen Geschlechtswülste. Dieser Rand ist glatt, fast halbkreisförmig, der concave Distal- rand hingegen durch 2 Einschnitte in 3 Lappen von gleicher Grösse getheilt, das vierseitig-prismatische Mundrohr ist rüsselförmig verlängert, ungefähr so lang als der Schirmdurchmesser. FAMILIA: EPHYRIDAE. aenera: PALEPHYRA, ZONEPHYRA, NAUSICAA. 485 Grösse: Schirmbreite 8 Mm., Schirmhöhe 3 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Pacifische Küste von Asien; China, Wenxpr. 449. Species: Zonephyra pelagica, HarckeL; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, mit tiefer exumbraler Kranzfurche, 3—4 mal so breit als hoch. Mundrohr weit und kurz, kaum 4 so lang als der Schirm-Durchmesser. vandlappen eiförmig, zugespitzt, 4 so lang als der Schirm-Radius. Tentakeln ungefähr halb so lang als der Schirm- ‘Radius. 4 Gonaden halbmondförmig, dreilappig, der mittlere Lappen kaum halb so gross als die beiden lateralen. Specielle Beschreibung: Zonephyra pelagica unterscheidet sich von der vorhergehenden Art durch breitere Scheibe und schmäleren Lappenkranz, welcher durch eine tiefe Kranzfurche von ersterer getrennt ist; ferner durch breitere Randlappen, kürzere Tentakeln und viel kürzeres Mundrohr. Die Gonaden bilden 4 sichelförmige Wülste, deren convexer Proximal-Rand glatt, der concave Distal-Rand durch 2 tiefe Einschnitte in 3 Lappen getheilt ist. Die beiden seitlichen Lappen sind doppelt so gross als der mittlere und haben noch einen seichteren Einschnitt, so dass eigentlich 5 Lappen von nahezu gleicher Grösse zu unterscheiden sind. Die Gastral-Filamente bilden 4 Pha- cellen, die aus 10—12 kurzen Fäden zusammengesetzt sind. Das kubische Mundrohr ist kürzer als der Schirmradius. Grösse: Schirmbreite 12 Mm., Schirmhöhe 2 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Paeifische Küste von Asien: Japan, GiLpeneisten. XXIII B. Zweite Subfamilie der Ephyriden: NAUSITHOIDAR, Harcker. Ephyriden mit 8 Sinneskolben und mit 8 adradialen Tentakeln, mit 16 Randlappen und mit 8 getrennten adradialen Gonaden. 182. Genus: NAUSICAA, Harcker; novum genus. Navoızaa, Nomen proprium, Tochter des Alkinoos und der Arete. Genus-Diagnose; Ephyride mit 8 Sinneskolben und 8 Tentakeln, mit 16 Randlappen und 16 Lappentaschen (Gabelästen der 8 ocularen Radial-Taschen), sowie mit 8 getrennten adradialen Go- naden, welche paarweise in 4 interradiale hufeisenförmige Gruppen gestellt sind. Das Genus Nausicaa gründe ich für eine adriatische Ephyride, welche ich auf Corfu beobachtete, und welche der mediterranen Nausithoe zwar nahe verwandt, aber doch generisch verschieden erscheint. Während bei der letz- teren die 3 Gonaden von gleicher Grösse und Gestalt, in gleichen Abständen genau adradial vertheilt sind, erscheinen sie hingegen bei Nausicaa dergestalt paarweise zu 4 hufeisenförmigen Gruppen verbunden, dass die Proximal- Enden von je 2 bohnenförmigen Geschlechtsdrüsen gegen den Interradius convergiren (vergl. oben p.480). Nausicaa verhält sich mithin zu Nausithoe ganz ebenso, wie in der folgenden Familie Liniscus zu Linuche. 450. Species: Nausicaa Phaeacum, Harcxer; nova species. Tafel XXVII, Figur 9, 10. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, fast halbkugelig, mit steilem Lappenkranz, etwa doppelt so breit als hoch. Schirmlappen eiförmig, zugespitzt, ungefähr 1 so lang als der Schirm-Ra- dius. Tentakeln eylindrisch, am Ende kolbenförmig, 3—4mal so lang als die Lappen, etwas länger als der Schirm-Radius. 8 Gonaden bohnenförmig, die beiden Bohnen jedes Paares am Distal- Ende 3—4 mal so weit entfernt, als am Proximal-Ende. Specielle Beschreibung: Nausicaa Phaeacum beobachtete ich im April 1877 auf Corfu, am Strande der Phaeaken, am Busen der Nausicaa. Diese zierliche Ephyride ist der mediterranen Nausithoe punctata sehr ähnlich, 486 orpo: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: EPHYRIDAE. unterscheidet sich aber von ihr schon äusserlich durch die Form der Tentakeln und der Gonaden. Die letzteren bil- den 4 hufeisenförmige Gruppen mit interradialem convexem Proximal-Bogen; jede Gruppe besteht aus 2 bohnenför- migen oder nierenförmigen Wülsten, welche mit den Proximal-Enden sehr genähert sind, mit den divergirenden Distal- Enden die Tentakel-Basen fast berühren. Die Tentakeln sind cylindrisch, länger als der Schirm-Radius (— bei Nau- sithoe punctata kaum halb so lang —), und am Ende nicht zugespitzt, sondern abgerundet und etwas kolbenförmig angeschwollen. Das Mundrohr ist kurz, würfelförmig, eben so hoch als breit. Grösse: Schirmbreite 6—8 Mm., Schirmhöhe 3—4 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Mittelmeer; Corfu, April 1877, Harcker. 183. Genus: NAUSITHOE, Könuiken (1853). Navor$on, eine Tochter des Nereus und der Doris. Genus-Diagnose: Ephyride mit 8 Sinneskolben und 8 Tentakeln, mit 16 Randlappen und 16 Lappentaschen (Gabelästen der 8 ocularen Radial-Taschen), sowie mit 8 getrennten adradialen Go- naden, welche gleichmässig vertheilt, nicht paarweise gruppirt sind. Das Genus Nausithoe wurde 1853 (l. c. p. 323) von KÖLLIKER für eine mediterrane Ephyride gegründet, welche zuerst JOHANNES MÜLLER entdeckt und in der „Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin“ (am 17. Fe- bruar 1852) als neues Genus unter dem Namen Octogonia aufgestellt hatte. Da jedoch dieser Name erst später (in Mürver’s Archiv für Anatomie ete., 1854, p. 97) publieirt wurde, so hat KörLiker’s Name Nausithoe den Vorzug der Priorität. Etwas später nannte GEGENBAUR dieselbe Meduse Ephyropsis pellucida, zog aber diesen Namen zurück, nachdem er sich von ihrer Identität mit Nausithoe überzeugt hatte (Mürrer’s Archiv für Anatomie etc., 1856, p. 239, 240). Ich selbst habe diese interessante Cannostome mehrmals in Neapel und Messina lebend beobachtet und bin durch Vergleichung zahlreicher Exemplare zu der Ueberzeugung gelangt, dass daselbst nur eine Species existirt. Die verschiedenen Formen, welche KöÖLLıker als N. punctata und N. marginata, GEGENBAUR als N. albida beschrieben hat, sind nur leichte Modificationen und individuelle Variationen dieser einen Art, für welche der Species-Name pum- ctata als ältester und als bezeichnendster beizubehalten ist. Die ausführlichste Beschreibung und die beste Abbildung hat GEGENBAUR gegeben (s. unten). Nausithoe steht in der Mitte zwischen der vorhergehenden und der folgenden Gattung. Sie theilt mit Nausicaa den Besitz der 16 Lappentaschen, während Nauphanta deren 32 besitzt. Hingegen sind die 8 Gonaden von gleicher Form und gleichmässig adradial vertheilt, wie bei Nauphanta. 451. Species: Nausithoe punctata, KörLıker. Nausithoe punctata, KÖLLıker, 1853; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. IV, p. 323. Nausithoe punctata, Kerersrein und Euters, 1861; Zoolog. Beitr. Neapel, Messina, p. 80, Taf. XIII, Fig. 1—3. Nausithoe punctata (marginata, albida), L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 122, 167. Nausithoe marginata, KÖLLIKER, 1853; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. IV, p. 323. Nausithoe albida, GEGENBAUR, 1856; Vers. System. Medus. p. 211. Nausithoe albida (et Ephyropsis pellueida), Vicror Carus, 1857; Icones zootomicae, Taf. II, Fig. 17, 22, 23. Nausithoe albida, Herwig, 1878; Nervensyst. Sinn. Med. p. 105, Taf. IX, Fig. 2, 5, 10—13; Taf. X, Fig. 17. Octogonia species, JOHANNES MÜLLER, 1854; Arch. Anat. Physiol. etc. p. 97. Ephyropsis pellueida, GEGENBAUR, 1856; Arch. Anat. Physiol. ete. p. 239. Speeies-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit fast halbkugelig gewölbtem Scheitel und flach ausgebreitetem Lappenkranze, ungefähr doppelt so breit als hoch. Schirmlappen eiförmig,, spitz, etwa 4 so lang als der Schirm-Radius. Tentakeln pfriemlich, aus breiter Basis allmählig zugespitzt, 14 mal so lang als die Lappen, halb so lang als der Schirm-Radius. Gonaden fast kugelig, in weiten Abständen oberhalb der Tentakel-Basis sitzend. Specielle Beschreibung am ausführlichsten bei GrGENBAUR, ausserdem auch bei KÖLLIKER (]. c.). Die beste Abbildung gab GEGENBAUR (1857) in den Icones zootomicae von Vıcror Carus (Taf. I, Fig. 17). Jedoch ist darin ein morphologischer Fehler, auf den schon L. Acassız aufmerksam gemacht hat (1862, 1. c. p. 122). Während in der Mitte der Figur 17 die 4 perradialen Schenkel des Mundkreuzes (0) und die 4 alternirenden interradialen Filamentgruppen richtig stehen, ist dagegen der peripherische Theil des Schirms, mit Gonaden, Tentakeln und Lap- FAMILIA: EPHYRIDAE. genera: NAUSITHOE, NAUPHANTA. 487 penkranz, irrthümlich um einen Winkel von 224° gedreht. Die S Gonaden und Tentakeln stehen in der Figur per- radial und interradial (in den Principal-Radien), während sie in der That adradial stehen sollten (in den Succursal- Radien). Im Uebrigen sind die wichtigsten anatomischen Verhältnisse in GEGENBAURr’s Figur 17 ganz richtig wieder- gegeben, namentlich auch die Bildung der 16 dreieckigen Lappentaschen, welche nur die Hälfte der breit eiförmigen Randlappen ausfüllen. Die beiden mediterranen Arten von Messina, welche KÖLLIKER als N. punctata und N. mar- ginata unterschied, und ebenso die später von GEGENBAUR ebendaselbst beobachtete N. albida halte ich für identisch, nachdem ich eine grosse Anzahl von Individuen verglichen habe. Die angeführten Unterschiede beziehen sich theils nur auf verschiedene Contractions-Zustände, theils auf unwesentliche Farben - Variationen und auf verschiedene Al- ters-Stufen. Farbe: Variabel; weisslich, bläulich oder röthlich, meistens sehr blass; Exumbrella oft braun punktirt; Gonaden meist -braun oder roth. Grösse: Schirmbreite 8S—10 Mm., Schirmhöhe 3—4 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Mittelmeer; Messina, Neapel; Jomanxes Mürter, KörLiker, GEGENBAUR etc. 184. Genus: NAUPHANTA, Harcxer; novum genus. Navpaven — Schitfsname bei Aristophanes. Genus-Diagnose: Ephyride mit 8 Sinneskolben und 8 Tentakeln, mit 16 Randlappen und 32 Lappentaschen (16 ocularen und 16 tentacularen), sowie mit 8 getrennten, adradialen Gonaden, welche gleichmässig vertheilt, nicht paarweise gruppirt sind. Das Genus Nauphanta, bisher bloss durch eine südatlantische, von der Challenger-Expedition erbeutete Tief- see-Species bekannt, nimmt unter den 3 Gattungen der Nausithoiden den höchsten Rang ein und stellt überhaupt unter den achtzähligen Ephyriden die am meisten entwickelte Form dar. In mancher Beziehung nähert sie sich bereits den nachfolgenden, vielzähligen Collaspiden. Mit der nächst verwandten Zonephyra und mit Pelagia stimmt Nauphanta überein durch den Besitz von 52 Lappentaschen, während sie von Beiden abweicht durch die Bildung der Geschlechtsorgane. Diese verhalten sich ähnlich wie bei Nausithoe, und bilden 8 rundliche adradiale Säckchen von gleicher Form und gleichem Abstande. Die beiden vorliegenden Exemplare, ein Männchen und ein Weibchen, sind vollkommen geschlechtsreif. Die Ovarien zeigen ein dendritisches Fulerum, dessen entodermale Oberfläche mit sehr grossen Eiern bedeckt ist. Die Spermarien bilden statt dessen zahlreiche fingerförmige Sperma-Beutel. Die ent- wickelten Pedalien des Exumbrella-Kranzes erinnern einerseits an die Peromedusen, anderseits an die Collaspiden. - 452. Species: Nauphanta Challengeri, Harexer; nova species. Species- Diagnose: Schirm mützenförmig, mit horizontaler Scheitelfläche und verticaler Seitenwand, 14 mal so breit als hoch. Exumbrella mit tiefer Kranzfurche und 16 tiefen Radial-Furchen. Schirmkranz mit 16 Pedalien (8 schwächeren rhopalaren und 8 stärkeren tentacularen). 16 Randlappen eiförmig, fast doppelt so lang als breit, mit tiefer Spangen-Furche, etwa 4 so lang als der Schirm-Ra- dius. Tentakeln eylindrisch, zugespitzt, etwa so lang als der Schirm-Radius. Gonaden 8 länglich- runde dieke Wülste, doppelt so lang als breit, ihre Proximal-Hälften etwas breiter als ihre Intervalle, ihre Distal-Hälften vom Kranzmuskel verdeckt. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt in den „Tiefsee-Medusen der Challenger- Expedition“. In vieler Beziehung zeigt diese hoch entwickelte Ephyriden-Form eigenthümliche Structur-Verhältnisse. Die Sculptur der Exumbrella mit ihrer tief einschneidenden Kranzfurche zwischen centraler Scheibe und peripherem Kranz, sowie mit den stark vortretenden Pedalien (polyedrischen Gallertwülsten zwischen den Radial-Furchen) erinnert auffallend an die Periphyllidae und Collaspidae; auch in anderer Beziehung erscheint sie als eine sehr alte, zwischen Peromedu- sen und Discomedusen vermittelnde Zwischenform. Grösse: Schirmbreite 12 Mm., Schirmhöhe 8 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Süd-Atlantischer Ocean, unweit der Insel Tristan d’Acunha; Lat. S. 320 24; Long. W. v. Greenw. 130 5’; in 8550 Fuss (= 1425 Faden) Tiefe. 16. März 1876. Station 335 der Challenger-Expedition. Wyvirır Tuomson. 488 orpo: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: EPHYRIDAE. XXIII C. Dritte Subfamilie der Ephyriden: COLLASPIDAER, Hazcker. Ephyriden mit 16—832 Sinneskolben und mit eben so vielen Tentakeln, mit 32—-64 Randlappen und mit 8 getrennten adradialen Gonaden. 185. Genus: ATOLLA, Harcken; novum genus. Atolla — Insel mit ringförmigem Korallen-Gürtel. Genus-Diagnose: Ephyride mit 16 —32 (rudimentären) Sinneskolben und eben so vielen Tentakeln, mit 32—64 Randlappen und 64—128 Lappentaschen, sowie mit 8 getrennten adradialen Gonaden, welche paarweise gruppirt, nicht in gleichen Abständen vertheilt sind. (Rhopalar - Taschen rudimentär, in enge drüsenartige Canäle verwandelt.) Das Genus Atolla bildet zusammen mit dem folgenden Oollaspis eine besondere kleine Gruppe von Tiefsee- Cannostomen, welche ich zwar vorläufig noch als Subfamilie den Ephyriden anschliesse, welche aber künftig wohl besser als selbständige „Familie der Collaspiden“ von diesen getrennt werden dürfte. Im Wesentlichen sind diese beiden Genera (— jedes bisher nur durch eine Tiefsee-Species vertreten —) als Ephyriden zu betrachten, die sich durch verhältnissmässig colossale Grösse und eigenthümliche Complicationen in der Bildung des Schirmkranzes auszeichnen. Die centrale Schirmscheibe, welche durch eine tiefe Kranzfurche vom umgebenden Schirmkranze getrennt ist, besitzt im Ganzen denselben Bau, wie bei den Nausithoiden, insbesondere bei Nauphanta. Das weite, aber kurze, vierseitige und auf dem Querschnitt kreuzförmige Mundrohr ist von 3 Gonaden umgeben, welche bei Atolla (— wie bei Nausicaa —) paarweise gruppirt, hingegen bei Collaspis (— wie bei Nausithoe oder Nauphanta —) in gleichen Abständen adradial vertheilt sind. Ganz abweichend aber ist die Bildung des peripheren Schirmkran- zes, welcher sich durch vermehrte Zahl der Randorgane, sowie durch besondere Modificationen der Structur auszeich- net. Während bei sämmtlichen übrigen Ephyriden, sowohl Nausithoiden als Palephyriden, die Zahl der Sinneskolben, Tentakeln und Lappen-Paare beständig acht beträgt, steigt sie bei den Collaspiden auf 16—32, und scheint in ähnlicher Weise unbeständig und wechselnd zu sein, wie bei den meisten polynemalen Narcomedusen. Letzteren sind diese sonderbaren Discomedusen überhaupt so ähnlich, dass ich sie beim ersten Anblick für Riesenformen der- selben hielt. Eine andere Eigenthümlichkeit der Collaspiden besteht in der ausserordentlich starken Entwickelung ihres Kranzmuskels. Dieser zerfällt in zwei verschiedene, scharf abgesetzte Ringe: einen inneren oder axialen, der zart und dünn, velum-äÄhnlich, und einen äusseren oder abaxialen, der unverhältnissmässig dick und in 16—32 Kranz- tafeln getheilt ist. Unmittelbar darüber finden sich an der Basis jedes kurzen Tentakels 2 dicke spindelförmige Wurzelmuskeln, ähnlich wie bei den Peromedusen (vergl. oben p. 401). Diesen letzteren gleichen die Collaspiden auch auffallend in der Seulptur der Exumbrella, indem deren Kranztheil durch tiefe Furchen in dicke polyedrische Gallert- stücke oder Pedalien getheilt ist. Die Hälfte dieser Pedalien sind Träger der Sinneskolben, die Hälfte Stützen der Tentakeln. Die Sinneskolben und die dazu gehörigen Taschen sind bei Collaspis klein und dürftig entwickelt, bei Atolla ganz rudimentär. Wahrscheinlich ist diese Rückbildung der höheren Sinnes-Organe eine Folge der Anpassung an das Leben in grossen Meerestiefen. Von den beiden beobachteten Arten ist Collaspis Achillis in 6000 Fuss Tiefe, Atolla Wyvillei in 12,000 Fuss Tiefe gefunden worden, beide im antarktischen Ocean. 453. Species: Atolla Wyvillei, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm ganz flach, scheibenförmig, etwa 6 mal so breit als hoch. Ra- dius der Schirmscheibe fast doppelt so gross als der des Schirm-Kranzes, beide durch eine sehr tiefe Kranzfurche getrennt. Mundrohr in der Mitte eingeschnürt, 3—4mal so breit als hoch. Gonaden in dessen Umkreis 8 elliptische Taschen, paarweise gruppirt, ihre perradialen Abstände kleiner als die in- terradialen. 19—22 (16—32?) rudimentäre Sinneskolben und ebenso viele kurze, damit alternirende Tentakeln (halb so lang als der Schirmradius). Tentakel-Pedalien breiter und kürzer als die Rhopalar- Pedalien. Die rhopalaren Lappen -Canäle rudimentär, viel schmäler und kürzer als die tentacularen. Randlappen elliptisch, stumpf, mit breitem Hautsaum. FAamiLia: EPHYRIDAE. GEenERA: ATOLLA, COLLASPIS. 489 Specielle Beschreibung und Abbildung folgt in den „Tiefsee-Medusen der Challenger-Expedition“. Es lagen mir von derselben 5 Exemplare zur Untersuchung vor, von denen 3 im antarktischen Ocean zwischen Kerguelen und Australien aus 11,700 Fuss Tiefe (Station 157 des Chall.), die 2 anderen aus dem südatlantischen Ocean unweit der patagonischen Küste aus 12,240 Fuss Tiefe (Station 318 des Chall.) gehoben worden waren. 4 von diesen 5 Exem- plaren hatten 22 Tentakeln und Lappen-Paare, das fünfte hingegen nur 19. Die Structur war bei allen 5 dieselbe; alle waren Weibchen. Grösse: Schirmbreite 585—66 Mm., Schirmhöhe 8—12 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Antarktischer Ocean (indischer und atlantischer Theil); WyvirLe Tuonson. 186. Genus: COLLASPIS, Harcxer; novum genus. x0Ala = Gallerte; orig —= Schild. Genus-Diagnose: Ephyride mit 16— 32 Sinneskolben und eben so vielen Tentakeln, mit 32—64 Randlappen und 64—128 Lappentaschen, sowie mit 8 getrennten adradialen Gonaden, welche in gleichen Abständen vertheilt, nicht paarweise gruppirt sind. (Rhopalar-Taschen entwickelt.) Das Genus Collaspis schliesst sich eng an die vorhergehende Atolla an und theilt mit ihr alle die eigen- thümlichen, oben angeführten Zahlen- und Structur-Verhältnisse, durch welche sich die Collaspiden von den übrigen Ephyriden unterscheiden. Der einzige wesentliche Unterschied zwischen beiden Gattungen besteht darin, dass die 83 Gonaden bei Collaspis in gleichen Abständen radial vertheilt, bei Atolla hingegen paarweise gruppirt sind. Letz- tere ist daher als die ältere Form anzusehen und verhält sich zu der jüngeren Collaspis ebenso, wie Nausicaa zu Nausithoe. Ausserdem sind die Sinneskolben und ihre canalartigen Taschen bei Collaspis nicht so stark rückgebildet, wie bei Atolla. 454. Species: Collaspis Achillis, Harcxer; nova species. Tafel XXVII. Species-Diagnose: Schirm ganz flach, schildförmig, etwa 6 mal so breit als hoch. Radius der Schirmscheibe fast doppelt so gross als der des Schirmkranzes, beide durch eine sehr tiefe Kranz- furche getrennt. Mundrohr in der Mitte eingeschnürt, fast eben so hoch als breit. Gonaden in dessen Umkreis 8 elliptische Taschen, in gleichen Abständen vertheilt. 32 kleine Sinneskolben und 32 kurze, damit alternirende Tentakeln (halb so lang als der Schirm-Radius). Tentakel-Pedalien schmäler und länger- als die Rhopalar-Pedalien. Die rhopalaren Lappencanäle halb so breit als die tentacularen. Randlappen eiförmig, spitz, mit schmalem Hautsaum. Specielle Beschreibung: Collaspis Achillis konnte ich in einem wohl erhaltenen Spiritus - Exemplare untersuchen, welches im antarktischen Ocean gelegentlich eines Schleppnetz-Zuges aus 6000 Fuss (circa 1000 Faden) Tiefe gehoben wurde. Zwar war dasselbe mehrfach zerrissen und verstümmelt, liess sich aber mit Hülfe der nahver- wandten Atolla vollständig restauriren (Taf. XXVII). Im Ganzen stimmt der Körperbau dieser Cannostome wesent- lich mit dem von Aiolla Wyvillei überein, von welcher ich in den „Tiefsee-Medusen der Challenger-Expedition“ eine ausführliche Beschreibung geben werde; sie unterscheidet sich hauptsächlich von ihr durch die gleichmässige Ver- theilung der 8 Gonaden, das längere Mundrohr, die spitzen Schirmlappen, und besonders durch die stärkere Ent- wickelung der Sinneskolben und Rhopalar-Canäle. In Fig. 1 auf Taf. XXVII habe ich Collaspis Achillis in doppelter natürlicher Grösse so dargestellt, dass der erste Quadrant (links oben) die Exumbrella von oben zeigt, der zweite Quadrant (rechts oben) die Radial- Taschen und ihre Lappencanäle, der dritte Quadrant (rechts unten) die paarigen Wurzelmuskeln der Tentakeln und die Rhopalar-Canäle, und der vierte Quadrant (links unten) die beiden Ringe des Kranzmuskels. Die gallertige Schirmscheibe (Fig. 24) ist fast knorpelhart, beinahe eben, etwa 1Omal so breit als dick, oberhalb der Gonaden beträchtlich verdickt, und durch eine tiefe Kranzfurche («c) von dem peripheren Schirm- kranze getrennt. Die Exumbrella zeigt 64 radiale Furchen, zwischen denen 64 gewölbte Gallertwülste vorspringen. Letztere erscheinen im Schirmkranze als 2 concentrische Ringe von polygonalen Gallertstücken oder Pedalien, welche abwechselnd die Sinneskolben und Tentakeln tragen. Die 32 Tentakel-Pedalien sind schmäler und länger als die 32 Rhopalar-Pedalien. Die 32 Tentakeln sind an der Basis beträchtlich verdickt und hohl, im Uebrigen dünn und solid. Von ihrer Basis gehen ein Paar starke spindelförmige Muskeln (oder „Tentakel-Wurzeln“) an die Subumbrella. Haeckel, System der Medusen. 62 ‚Jen. Denkschriften TI. 490 orDo: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: EPHYRIDAE. Sie werden unten bedeckt von dem unverhältnissmässig starken Kranzmuskel, dessen Distalhälfte (me”) viel dicker ist als die zarte, scharf davon abgesetzte Proximalhälfte (me’). — Das Gastrocanal-System ist im Üentral- Theile demjenigen von Atolla und Nauphanta gleich, auch von Nausithoe und Nausicaa nicht wesentlich verschieden. Das grosse Mundrohr (Fig. 2ga) ist fast so hoch als breit, in der Mitte eingeschnürt, mit 4 perradialen Ausbuchtungen (ähnlich den „Backentaschen“ von Periphylla). Der flache scheibenförmige Central-Magen hat an der Basis die Ge- stalt eines Kreuzes mit 4 perradialen Schenkeln (Fig. 1ge); zwischen letzteren springen centripetal die 4 dreieckigen Leisten (ähnlich „Pylorus-Klappen“) vor, auf welchen die 4 Phacellen mit ihren beiden, distalwärts divergirenden Filamentreihen sitzen. In 4 interradialen Knoten-Punkten derselben ist die subumbrale (untere) mit der umbralen (oberen) Wand des Central- Magens verwachsen (Cathammata, s. oben p. 367). In Folge dessen bildet der periphe- rische Theil des Central-Magens (nach aussen von diesen Septal-Knoten) eine Art „Ringsinus“ (— wie bei den Pero- medusen, p. 407 —), in dessen Subumbral-Wand die 8 Gonaden liegen, und von dessen Peripherie 64 Radial-Taschen abgehen. Die 8 Geschlechtsdrüsen, durch gleiche Abstände von einander getrennt, bilden flache taschenförmige Wülste, welche anscheinend mit ihrer oberen Fläche der Subumbrella angewachsen sind, in der That aber nur durch ihren Proximal-Rand mit ihr zusammenhängen. In jeder Tasche liegt eine hufeisenförmige gelappte Geschlechtsdrüse von sehr complieirtem Bau, welchen ich später bei Atolla (1. e.) näher beschreiben werde; ihr convexer Bogen ist distal- wärts gerichtet und berührt die Kranzfurche, während ihre beiden proximalen (durch eine adradiale Furche und Ein- kerbung getrennten) Schenkel einwärts gekrümmt sind (Fig. 1s). Auch dieses Verhalten erinnert an die Peromedusen. —_ Der Taschenkranz, welcher von der Magen-Peripherie abgeht, zeigt bei dem einzigen untersuchten Exemplare 64 Radial-Taschen, welche am Proximal-Rande des Kranzmuskels beginnen. Die 32 tentacularen Taschen (Fig. 4 bt) sind breiter und länger als die 32 kleineren, damit alternirenden rhopalaren Taschen (Fig. 4br). In der Mitte ihrer Länge (etwas innerhalb der Tentakel-Insertion) sind die ersteren am breitesten, die letzteren am schmälsten. Jede der 64 Radial-Taschen spaltet sich am Distal-Ende in 3 enge, canalartige Taschen oder Marginal-Canäle, einen me- dianen und 2 laterale. Die beiden letzteren gehen in die zugekehrten Hälften von zwei benachbarten Randlappen hinein. Der Median-Canal der Tentakel-Taschen geht eine Strecke weit in den entsprechenden Tentakel hinein, des- sen Basis aushöhlend. Der Median-Canal der Rhopalar-Taschen geht geradesweges zu einem Sinneskolben, in dessen Basal-Theil er blind endist. Das terminale Verhalten der Radial-Taschen ist mithin bei den Collaspiden eigentlich ganz ebenso wie bei Zonephyra, Nauphanta und Pelagia; nur sind die blinden End-Canäle nicht breit taschenähnlich, sondern eng canalähnlich. Uebrigens ist diese Verengerung bei Collaspis weitaus nicht so auffallend wie bei Atolla, wo die 3 Terminal-Canäle der rudimentären Sinneskolben ganz enge Röhrchen, diejenigen der stärkeren Tentakeln hingegen verbreitert sind. Grösse: Schirmbreite 70 Mm., Schirmhöhe 12 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Antarktischer Ocean; zwischen den Crozets-Inseln und Kerguelen-Inseln, aus circa _ 1000 Faden (= 6000 Fuss Tiefe) gehoben, Sur. Vierundzwanzigste Medusen- Familie: (Zweite Familie der Discomedusen:) LINERGIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXIX. Familien-Character: Cannostomen mit breiten Radialtaschen und verästelten, blinden Lappen- Canälen, ohne Ringcanal. [— Discomedusen mit einfachem vierkantigem Mundrohr, ohne Mundarme, mit einfacher centraler quadratischer Mundöffnung. 16 breite Radial- Taschen (8 oculare und 8 tentaculare). 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale). 8 einfache adradiale Tentakeln. 16 Randlappen, jeder mit 2 Lappentaschen, deren Lateral-Rand viele verästelte blinde Lappen- canäle aussendet. 4 interradiale oder 8 adradiale Gonaden in der subumbralen Magenwand.] Die neue Familie der Linergiden schliesst sich in ihrer gesammten Organisation unmittelbar an die vorhergehende Familie der Ephyriden an, unterscheidet sich aber von ihr wesentlich durch einen auffallenden Cha- racter, nämlich durch die verästelten Lappencanäle, welche vom Distalrande der 32 Lappentaschen ausgehen. Mithin GENERELLE CHARACTERISTIK DER LINERGIDEN. 491 verhalten sich in der Cannostomen-Gruppe die Linergiden zu den älteren Ephyriden ganz ebenso, wie in der Semo- stomen-Gruppe die Cyaneiden zu den älteren Pelagiden. Bei den Pelagiden, wie bei den Ephyriden sind die blinden Lappentaschen einfach, ohne terminale Ast-Canäle. Alle Linergiden haben 16 Radial-Taschen und 32 Lappentaschen (in jedem der 16 Randlappen 2 Taschen) und stimmen darin sowohl mit Zonephyra und Nauphanta, als anderseits auch mit Pelagia überein. Zonephyra dürfte die Stammform der Linergiden sein. In der bisherigen Medusologie waren die Linergiden so gut wie ganz unbekannt. Denn die einzige bisher bekannte Art, Medusa unguiculata, war schon im Jahre 1788 von SwArrtz beschrieben und seitdem von Niemand wieder gesehen worden. Die Beschreibung und Abbildung desselben erschien im IX. Bande der „Neuen Abhand- lungen der Schwedischen Akademie“ (deutsche Uebersetzung, Leipzig, 1789, p. 193, Taf. VI, Fig. 1a—le). Die Dar- stellung von SWARTZ war für damalige Zeit recht gut und EscuscHoLtz gründete darauf (1829, 1. c. p. 91) die neue Gattung Linuche, welche er in seine Familie der Geryoniden stellte. Seine Deutung der Swartz’schen Abbildung war aber grösstentheils unrichtig. Die folgenden Medusologen, namentlich auch L. Acassız, wussten mit der sonder- baren Form Nichts anzufangen und ignorirten sie. Meine eigenen Untersuchungen gründen sich auf ein sehr reiches, in verschiedenen Museen zerstreutes Material; überall fand ich die betreffenden Specimina ohne Bestimmung, mit einem ? Der Schirm der Linergiden zeigt eine sehr characteristische Mützenform, indem die centrale Schirmscheibe mehr oder weniger abgeplattet, oft fast horizontal oder selbst im Centrum eingedrückt erscheint, der periphere Schirm- kranz hingegen steil abfällt, oft fast vertical steht. Stets ist die Höhe geringer als die Breite; meistens übertrifft der horizontale Durchmesser den verticalen um die Hälfte oder um ein Drittel seiner Länge. Die Schirmgallerte ist ziemlich dick, ansehnlicher als bei den Ephyriden, und namentlich ist der Schirmkranz nicht so ausserordentlich dünn, wie bei letzteren. — Die Exumbrella ist bald ziemlich glatt, bald mit vortretenden Nesselwarzen dicht bedeckt, bisweilen ähnlich wie bei den Pelagiden. Ausserdem zeigt sie meistens deutliche Radial-Furchen, zwi- schen denen gewölbte Wülste mehr oder weniger hervortreten. Am stärksten treten gewöhnlich 16 Radial-Furchen hervor, welche die Randlappen halbiren; 16 kürzere und seichtere Strahlfurchen, welche mit diesen alterniren, ent- sprechen den Sinneskolben und Tentakeln; und bisweilen finden sich zwischen ersteren und letzteren noch 32 Furchen dritter Ordnung, so dass die Gesammtzahl der Radial-Furchen auf 64 steigt. Bei einigen Arten findet sich ausser- dem eine deutlich horizontale Kranzfurche, welche äusserlich die Grenze von Scheibe und Kranz bezeichnet. Der Schirmrand besitzt bei allen Linergiden dieselben Anhänge, wie bei den Ephyriden: 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale), damit alternirend 5 kurze adradiale solide Tentakeln, und zwischen erstere und letztere eingefügt 16 breite Randlappen. Die zungenförmigen Sinneskolben scheinen von derselben Gestalt und Zusammensetzung, wie bei den Ephyriden zu sein (vergl. oben p. 477). Dasselbe gilt von den soliden Tentakeln, welche sich in dieser Familie nur durch unverhältnissmässig geringe Grösse auszeichnen. Bei vielen Linergiden sind die Tentakeln kürzer als die Randlappen oder nur sehr wenig länger, bisweilen ganz rudimentär, nicht grösser als die Sinneskolben (— wesshalb Swarrzz bei seiner Zinuche unguiculata 16 Tentakeln beschreibt, auch die Sinneskolben als solche betrachtend —). Bei keiner Linergide werden die Tentakeln länger als der Schirm -Radius. Meistens sind sie sehr dünn, pfriemlich, zugespitzt, seltener abgerundet. — Da die Tentakeln stets mehr proximal am Schirme inserirt sind, als die Sinneskolben, so sind die 16 Randlappen stets ungleichseitig, dysdipleurisch. Meistens sind dieselben eiförmig, von ansehnlicher Grösse, seltener halbkreisförmig oder noch flacher abgerundet. Stets findet sich in der Mitte jedes Lappens eine starke Lappenspange, welche seinen Taschen-Hohlraum in 2 Hälften (Lappentaschen) theilt. Y Die Subumbrella aller Linergiden ist durch einen sehr entwickelten starken Kranzmuskel ausgezeichnet. Sein Proximal-Rand bezeichnet die Grenze zwischen Scheibe und Kranz der Subumbrella. Oft bildet derselbe ein reguläres Octagon, dessen 8 Ecken die Proximal-Enden der 8 Tentakeln berühren (Fig. 2). Bei den meisten Liner- giden aber zerfällt der Kranzmuskel deutlich in 16 einzelne Muskelfelder oder Tafeln, deren Grenzen die radialen Lappenspangen bilden (Fig. 4, 6). Jede solche viereckige Muskel-Tafel bildet die Subumbral-Wand einer Radial-Tasche. Bald sind die 3 ocularen und die 8 tentacularen Muskel-Tafeln von gleicher Breite, bald abwechselnd von verschie- dener Breite. Zwischen je 2 Tafeln ist die Circular-Faserschicht des Kranzmuskels sehr verdünnt, oft durch die Lappenspange scheinbar unterbrochen. Einwärts vom Kranzmuskel zieht centripetal eine schwache Lage von Radial- Muskeln gegen die Basis des Mundrohres (der Proximal-Theil des ursprünglichen Glockenmuskels). Bisweilen treten in derselben 16 stärkere Längsmuskeln hervor, welche vom Proximal-Ende der Lappen-Spangen nach innen und oben centripetal ausstrahlen (Fig. 5, 6). Auswärts vom Kranzmuskel finden sich 16 Paar Radial-Muskeln in der Subumbral- Wand der 16 Randlappen. Die beiden Hälften jedes Lappen-Muskels werden durch den Distaltheil der Lappenspange getrennt, und seine Fasern strahlen vom letzteren in die beiden Hälften des Lappens centrifugal aus (Fig. 3, 6). Das Gastrocanal-System der Linergiden gleicht im centralen Scheibentheile demjenigen der Ephyriden, im peripheren Kranztheile demjenigen der Cyaneiden. In der That bildet es eine vollständige Mittelstufe zwischen Beiden. Das Mundrohr (Fig. 1, 4) besitzt dieselbe einfache Bildung wie bei den Ephyriden: ein vierseitiges Prisma, dessen 4 perradiale Kanten, durch eine Gallertleiste verdickt, convex vorspringen, während seine 4 interradialen Buccalwände sehr dünn und etwas concav vertieft erscheinen. Gewöhnlich ist das Mundrohr kürzer als der Schirm- 62* 492 GENERELLE CHARACTERISTIK DER LINERGIDEN. Z Radius und tritt nicht aus der Mundhöhle vor (Fig. 4); seltener ist es länger und ragt unten rüsselartig vor (Fig. 1). Die quadratische Mundöffnung ist meistens einfach, seltener in 4 kurze perradiale, bisweilen gekräuselte Mundlappen ausgezogen; ihr verdickter Rand ist stark mit Nesselzellen gespickt. Der Central-Magen bildet eine kreisrunde oder achteckige, flache, scheibenförmige Tasche, von deren peri- pherischem Rande 16 Radial-Taschen ausgehen. Die obere, aborale Decke derselben nimmt die ebene oder wenig vertiefte Oralfläche des Gallertschirmes ein. Den unteren, oralen Boden hingegen bildet die Subumbrella, in deren Centrum das Mundrohr einmündet. Auf 4 niedrigen, interradialen Erhebungen des Bodens sitzen die 4 epauletten- förmigen Phacellen, nahe dem Abgange des Mundrohres; sie zeigen deutlich die ursprüngliche Viertheilung des Magens an (Fig. 2, 5). Unmittelbar an ihren Distalrand grenzen die Gonaden. Die 16 Radial-Taschen sind kurz und breit, übrigens von etwas ungleicher Grösse und Form, die 8 Oeular-Taschen etwas länger und breiter als die 8 Tentakel-Taschen. Im Bezirke des Kranzmuskels scheinen die beiden Wände der Radial-Taschen (innere subumbrale und äussere umbrale Wand) vielfach an verschiedenen Stellen unregelmässig mit einander zu verwachsen, so dass ein irreguläres Canal-Netz innerhalb dieses Gürtels entsteht (Fig. 6). Schon Swarrz hat dasselbe (1789) bei Linuche unguieulata gut abgebildet (1. c. Taf. VI, Fig1 cd: ‚vasa serpentina numerosissima“, p. 194). Jede der 16 Radial-Taschen spaltet sich am Distalrande gabelförmig in 2 Lappen- taschen, welche in die zugekehrten Hälften von je 2 benachbarten Randlappen hineingehen. Die beiden Lappen- taschen jedes Lappens gehören somit 2 verschiedenen benachbarten Radial-Taschen an, welche in ihrer ganzen Länge durch die Lappenspange halbirt werden. Letztere geht bis zum Proximal-Rande des Kranzmuskels und jedes vier- eckige Muskelfeld (oder Velar- Tafel) des letzteren, welches durch 2 benachbarte Lappenspangen seitlich begrenzt wird, entspricht einer Radial-Tasche und bildet deren Subumbral-Wand. Die 8 ocularen Radial- Taschen entsenden aus der Mitte ihrer Distal-Bifurcation einen kleinen Sinnes-Canal in den Sinneskolben hinein. Die 32 Lappentaschen, welche allen Linergiden gemeinsam sind, zeigen eine sehr characteristische und zierliche terminale Verästelung, welche ganz mit derjenigen der Cyaneiden übereinstimmt. Dadurch unter- scheidet sich diese Familie auffallend von der vorhergehenden, deren Lappentaschen stets einfach und unverästelt sind. Jede der 32 Lappentaschen zerfällt bei den Linergiden in zwei Abschnitte; der proximale und mediale Ab- schnitt, welcher oben vom Kranzmuskel, innen von der Lappenspange begrenzt wird, ist einfach, von dreieckigem Umriss; der distale und laterale Abschnitt hingegen, welcher dem freien Rande des Lappens zugekehrt ist, zerfällt durch tiefe Einschnitte in zahlreiche blinde Astcanäle (Taf. XXIX, Fig. 1—6). Diese sind bald kürzer, bald länger als der ungetheilte Basal-Abschnitt der Lappentasche. Die Zahl derselben ist sehr verschieden. Gewöhnlich kommen auf jeden der 16 Randlappen ungefähr 30—40 blinde Canal-Aeste, bisweilen aber auch SO—100. In einigen Fällen gehen von jeder Lappentasche nur wenige weite taschenförmige Canäle ab, die sich wiederholt handförmig spalten; in anderen Fällen wieder sind die Canäle zahlreich, aber meistens einfach oder wenig verästelt. Die Aeste sind bald gestreckt und gerade, bald mehr oder weniger gebuchtet und gewunden (vergl. Taf. XXIX). Die Gastral-Filamente sind bei allen Linergiden zahlreich und in 4 interradiale Büschel oder Phacellen epaulettenförmig gruppirt; gewöhnlich erfüllen sie den grössten Theil des Basal-Magens und umgeben im Quadrat die Einmündung des Mundrohres. Stets bleiben sie auf diese Gegend beschränkt, gleichviel ob die Gonaden ihre ursprüngliche, mehr centrale Lage beibehalten, oder ob sie centrifugal gegen den Schirmkranz hinrücken. Die Gonaden der Linergiden zeigen ganz ähnliche Bildungs-Verhältnisse und phylogenetische Entwickelungs- stufen, wie diejenigen der nächstverwandten Ephyriden. Auch hier, wie dort, lassen sich zunächst nach der Zahl und Anordnung der Geschlechtsdrüsen 2 Subfamilien unterscheiden: Linanthiden mit 4 Gonaden und Linuchiden mit 8 Gonaden. Die 4 Genera derselben repräsentiren eben so viele verschiedene Stufen phylogenetischer Ausbildung, ganz entsprechend wie bei den Ephyriden: I. Stufe: Linantha (Taf. XXIX, Fig. 1, 2): Die 4 Gonaden bilden in der Subumbral- Wand der centralen Magenscheibe 4 einfache hufeisenförmige Wülste (wie bei Ephyra); der convexe Proximal-Bogen derselben berührt die 4 interradialen Phacellen, während die beiden lateralen Schenkel mit ihren Distal-Enden die Insertionen der 8 Tentakeln berühren. II. Stufe: Zinerges (Fig. 4, 5): Die 4 hufeisenförmigen Gonaden erscheinen zweilappig, indem ihr convexer Proximal-Bogen durch einen tiefen interradialen Einschnitt halbirt wird (wie bei Palephyra). II. Stufe: Liniscus: Indem der mediane Proximal-Bogen der 4 Uförmigen Gonaden rückgebildet wird und verschwindet, rücken ihre beiden lateralen Schenkel aus einander; diese 8 bohnenförmigen Gonaden bleiben aber noch paarweise gruppirt (wie bei Nausicaa). IV. Stufe: Linuche: Die 3 getrennten Gonaden aequalisiren sich und bilden 8 rundliche Säckchen von gleicher Form uud gleichem Abstande (wie bei Nausithoe). Obgleich diese verschiedenen Bildungs-Verhältnisse der Gonaden für die 4 Linergiden-Genera sehr characteristisch sind und in erster Linie zu deren Unterscheidung dienen, so finden sich doch nicht selten auch interessante phylo- genetische Uebergänge zwischen denselben vor. So habe ich mehrere Linerges-Individuen beobachtet, deren Gonaden in einem oder zwei Quadranten die vorgeschrittenere Bildung von Liniscus zeigten. Der feinere Bau der Gonaden, die häufig mehr oder minder gelappt erscheinen, dürfte bei den Linergiden ähnlich wie bei den Ephyriden sein, liess sich jedoch an den untersuchten, meist älteren Spiritus- Exemplaren nicht sicher ermitteln. — Subgenital- Höhlen fehlen in beiden Familien vollständig. Die Gonaden liegen frei in der dünnen Subumbral-Wand des Magens. GENERELLE CHARACTERISTIK DER LINERGIDEN. 493 Die meisten Linergiden sind ausgezeichnet durch den Besitz eigenthümlicher Subumbral-Säckchen, die regelmässig geordnet in mehreren Gürteln an der Subumbrella sitzen und frei in die Schirmhöhle hineinhängen. Schon Swarrz hat dieselben bei seiner Zinuche unguiculata gesehen und abgebildet (1789, 1. c. p. 194, Tab. VI, Fig. 1 e). Er nennt sie „maculae 16 majores, fuscae, vagae; aliae 32 minores magnitudine capitis aciculae, extra alteras“. Ich finde bei allen Arten von Linerges und Liniscus ebenfalls 48 solcher Bläschen, in 2 Gürtel geordnet (Fig. 4—6). Die 16 grösseren Säckchen des ersten Gürtels sind dergestalt in halber Höhe der Gonaden (oder etwas tiefer) vertheilt, dass 4 interradiale gerade in der Mitte des concaven oder äusseren Bogens der 4 ursprünglichen Gonaden liegen, hingegen 4 perradiale gerade in der Mitte zwischen je 2 Uförmigen Gonaden und 8 adradiale gerade auf deren lateralen Schenkeln. Die 32 kleineren Säckchen des zweiten Gürtels sind etwa halb so gross und liegen paarweise auf die grösseren vertheilt, etwas weiter nach aussen und unten, am Proximal-Rande des Kranzmuskels (Fig. 6). Auf jede der 16 Muskeltafeln des letzteren (von denen 3 in Fig. 6 dargestellt sind) kommen mithin 3 Sub- umbral-Säckchen, welche ein gleichschenkeliges Dreieck bilden; das grössere unpaare Bläschen liest an der proximalen Spitze, die beiden kleineren paarigen Bläschen an der distalen Basis des Dreiecks. Bei einigen Arten (z. B. Linerges draco) sind sie so gross, dass die 32 Bläschen des äusseren Gürtels ohne Zwischenraum dicht gedrängt an einander sitzen; bei anderen Arten sind sie bedeutend kleiner und durch weite Zwischenräume getrennt. Bei Zinuche scheint ausserhalb dieser 48 Bläschen noch ein dritter äusserer Gürtel sich zu finden, der aus sehr zahlreichen kleinsten Bläschen zusammengesetzt ist („extra alteras“ bei SwaArTZz 1. c.). Nur bei der einfachsten und ältesten Linergiden- Gattung, bei Linantha, finde ich die Subumbral-Säckchen nicht (Fig. 1—3). Die Bedeutung dieser sonderbaren Sacculs subumbrales wird ohne Untersuchung lebender Linergiden schwer- lich sicher zu ermitteln sein. An den zahlreichen Spiritus-Exemplaren, die ich allein untersuchen konnte, und die meistens nicht gut conservirt waren, konnte ich keine sicheren Aufschlüsse erlangen. Nur das ist sicher, dass alle diese Subumbral-Säckchen dünnwandige Ausstülpungen der subumbralen Magenwand, ausgekleidet von deren Entoderm, sind, und dass ihre Höhlung mit derjenigen des peripherischen Magentheils unmittelbar communicirt. Möglicherweise sind sie den kleineren Säckchen zu vergleichen, welche bei Oyanea und einigen anderen Cyaneiden in grosser Zahl (als Ausstülpungen der Kranztaschen) zwischen den Rinsfalten des Kranzmuskels an der Subumbrella vortreten. Vielleicht dienen sie gleich diesen zur Respiration („Kiemenbläschen“). In einigen Fällen waren die Säckchen dicht gefüllt mit sehr kleinen rundlichen Zellen, welche dieselbe Grösse wie die unreifen Sperma-Zellen anderer Medusen hatten. Schon bei Anwendung leichten Druckes traten dieselben massenhaft in die Magenhöhle und von da aus sowohl in die Radial- Taschen als m das Mundrohr hmem. Ich möchte demnach vermuthen, dass die Subumbral-Säckchen Hoden sind, und dass die Genera Linerges, Liniscus und Linuche durch eimen ähnlichen Hermaphroditismus ausgezeichnet sind, wie in der nächstverwandten Familie der Pelagidae die Gattung Ohry- saora (s. unten). Während aber bei dieser letzteren die Hodensäckchen in sehr grosser Zahl und ganz ohne bestimmte Anordnung an den verschiedensten Stellen des Gastrocanal-Systems sich entwickeln (an der Subumbral-Wand des Magens, der Magentaschen, der Mundarme etc.), so erscheint ihre Zahl und Anordnung bei den Linergiden ganz regelmässig. Jene Deutung gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, dass alle von mir untersuchten Linergiden mit entwickelten Subumbral-Säckchen gleichzeitig in den vorher beschriebenen Gonaden mehr oder minder entwickelte reife Eier enthielten. Diese Gonaden würden demnach die Ovarien, die Subumbral-Bläschen die Spermarien der hermaphroditischen Linergiden sein. Jedoch bedarf es zur Sicherstellung dieser Annahme noch des Nachweises von reifem Sperma in letzteren. Die Färbung ist bisher nur von einer Art, Linuche ungwiculata, bekannt; ihr Schirm ist bläulich, roth gefleckt, der Magen purpurroth, die Gonaden und Subumbral-Säckchen braun. — Die Grösse ist gering, obwohl etwas beträchtlicher als bei den meisten Ephyriden; gewöhnlich beträgt sie zwischen 20 und 30 Mm. (Schirmdurch- messer); selten steigt sie bis auf 40 Mm. oder sinkt bis unter 10 Mm. hinab. Die Ontogenie der Linergiden ist noch ganz unbekannt, wird sich aber wahrscheinlich wie bei den Ephy- riden verhalten (vergl. oben p. 481). ; Geographische Verbreitung der Linergiden: Diese eigenthümliche Familie scheint ausschliesslich der Tropen-Zone anzugehören, aber innerhalb derselben über die ganze Erde verbreitet zu sein. Alle 10 bekannten Arten sind in tropischen Meeren beider Hemisphären gefunden worden, theilweise in grossen Schaaren schwimmend. 7 Species davon stammen aus dem atlantischen Ocean (2 Zinuche und 2 Linerges von den Antillen; 3 Liniscus von der Westküste des tropischen Africa). 2 Species kommen auf den pacifischen Ocean (1 Linantha von den Galopagos- Inseln, 1 Zinerges von China) und 1 Art auf den indischen Ocean (1 Linerges). 494 oRDO: DISCOMEDUSAE. FamıLıa: LINERGIDAE. XXIV. Unterschiede der Genera der Linergidae. (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) I. Subfamilie: 4 Gonaden einfach, ohne Interradial-Septum 1. Tmantha* Linanthidae. (keine Subumbral-Säckchen) ; 4 einfache hufeisenförmige Gonaden mit interradialem |) 4 Gonaden zweischenkelig, mit Interradial- N convexen Proximal-Bogen Septum (48 Subumbral-Säckchen) q 8 II. Subfamilie: 8 Gonaden paarweise gruppirt (43 Subumbral- DE . . : 3. S Linuchidae, Säckchen) Liniseus 8 getrennte Gonaden (paarweise gruppirt oder gleich- | 8 Gonaden in gleichen Abständen vertheilt ANTHsche mässig vertheilt) (sehr zahlreiche Subumbral-Säckchen) 187. Genus: LINANTHA, Hacker; novum genus. Awcv$a —= Netzblume. Genus-Diagnose: Linergide mit 4 hufeisenförmigen oder halbmondförmigen interradialen Gonaden (Ovarien), deren convexer Proximal-Bogen einfach und ungetheilt ist. An der Subumbrella keine bläschenförmigen Divertikel oder Subumbral-Säckchen. Das Genus Linantha umfasst die einfachsten Formen der Linergiden, welche der Ephyriden-Stammform am nächsten stehen. Die Ovarien bilden 4 einfache und ungetheilte, sichelförmig gekrümmte Wülste im oberen Theile der Subumbrella; die interradiale Convexität derselben berührt mit ihrem Proximal-Bogen die 4 Phacellen, während die adradialen Distal-Enden der beiden Schenkel jedes Bogens die Basis der Tentakeln berühren. Linantha entbehrt der eigenthümlichen „Subumbral-Bläschen“, welche sich bei den folgenden 3 Gattungen beständig finden. Sie unter- scheidet sich von diesen ausserdem schon äusserlich durch viel tiefere Einschnitte des Schirmrandes, in Folge dessen sowohl die Randlappen als die Tentakeln bedeutend länger sind. Die einzige bekannte Art ist in der Nähe der Galopagos-Inseln gefunden worden. 455. Species: Linantha lunulata, Harcker; nova species. Tafel XXIX, Figur 1—3. Species-Diagnose: Schirm mützenförmig, mit horizontaler Scheitelfläche und flach abfallen- den Seitenwänden, doppelt so breit als hoch. Schirmlappen eiförmig, spitz, fast doppelt so lang als breit. Lappen-Canäle vielfach verbogen und dendritisch verästelt, die längsten 4 so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 60—70 blinde Endäste. Tentakeln eylindrisch, fast so lang als der Schirm-Radius, 14 mal so lang als die Lappen. 4 Gonaden einfach hufeisenförmig, ohne Interradial- Septum, mit flach gekrümmtem, fast halbkreisförmigen Proximal-Bogen. Specielle Beschreibung: Linantha lunulata, bisher die einzige Art dieser Gattung, zeichnet sich durch mancherlei, schon oben erwähnte Eigenthümlichkeiten vor allen anderen Linergiden aus und nähert sich mehr der ursprünglichen Ephyra-Form. Insbesondere ist die einfache Bildung der Gonaden, die denjenigen von Ephyra und Tessera gleichen, sowie der Mangel der Subumbral-Säckchen nochmals hervorzuheben. Das Mundrohr ist von ansehn- licher Länge, fast so lang als der Schirm-Durchmesser und tritt unten weit aus der Schirmhöhle hervor, während es bei allen anderen Arten dieser Familie innerhalb derselben bleibt. Auch ist das centrale Scheitelfeld des Schirmes kleiner als bei letzteren, weil der Kranzmuskel höher liegt in Folge der tiefen Rand-Einschnitte. Grösse: Schirmbreite 10 Mm., Schirmhöhe 6 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Paeifische Küste des tropischen Süd-Amerika; Galopagos-Inseln, Fuchs. FAMILIA: LINERGIDAE. GENERA: LINANTHA, LINERGES. 495 188. Genus: LINERGES, Harckeı; novum genus. Aweoyrg = aus Netzen gewoben. Genus-Diagnose: Linergide mit 4 hufeisenförmigen interradialen Gonaden (Ovarien), deren convexer Proximal-Bogen durch ein interradiales Median -Septum in 2 anliegende Flügel getheilt ist. An der Subumbrella ein doppelter Kranz von 48 Subumbral-Säckchen (Hoden -Säckchen ?): 16 grös- seren proximalen (unter und zwischen den Gonaden-Schenkeln) und 32 kleineren distalen (am oberen Rande des Kranzmuskels). Das Genus Linerges schliesst sich zunächst an die vorhergehende Linantha an, indem auch hier die ursprüng- liche Vierzahl der hufeisenförmigen Geschlechtsdrüsen persistirt. Allein der convexe Proximal-Bogen jeder Gonade wird durch ein schmales interradiales Septum in 2 zusammenstossende Schenkel oder Flügel zerlegt. Dadurch wird die vollständige Halbirung derselben eingeleitet, die im den folgenden beiden Gattungen zum Zerfall in 8 völlig getrennte Genitalwülste führt. Im Uebrigen steht Zinerges näher an Liniscus als an Linantha, und theilt mit ersterem namentlich die eigenthümliche Bildung der 48 Subumbral-Bläschen. Alle vier Arten sind tropisch, die beiden ersten in Westindien, die dritte im chinesischen Meere, die vierte im indischen Ocean gefunden. 456. Species: Linerges mercurius, HasckeL; nova species. Tafel XXIX, Figur 4—6. Speeies-Diagnose: Schirm mützenförmig, mit flach gewölbtem Scheitel und fast verticalen Seitenwänden, doppelt so breit als hoch. Schirmlappen beinahe kreisrund, eben so lang als breit. Lappencanäle verbogen und unregelmässig ausgebuchtet, die längsten (medialen) halb so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 30—40 blinde Terminal-Aeste. Tentakeln eylindrisch, an der Spitze konisch, etwas länger als die Lappen. 4 Gonaden breit hufeisenförmig, zweiflügelig, die beiden Flügel stumpfwinkelig geknickt, nicht gelappt, mit glatten Rändern. Specielle Beschreibung: Linerges mercurius, die im Antillen-Meere sehr häufig zu sein scheint, konnte ich in zahlreichen wohl erhaltenen Spiritus-Exemplaren vergleichen, theils aus dem Museum Godeffroy in Hamburg, theils aus dem Museum in Kopenhagen. Durch die allgemeine Form und namentlich den flacher gewölbten Schirm gleicht diese Art dem L. draco und unterscheidet sich vom hochgewölbten L. pegasus. Die Schirmlappen halten die Mitte zwischen den genannten beiden Arten; die Tentakeln sind länger als in beiden, die Subumbral-Bläschen kleiner (in jedem Gürtel kleiner als ihre Distanzen). Die 4 Gonaden erinnern in ihrer Form an die Flügel-Schuhe des Merkur; ihre Ränder sind glatt, nicht oder nur wenig gelappt. Grösse: Schirmbreite 12—16 Mm., Schirmhöhe 6—10 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Antillen-Meer, Museum Godeflroy; zwischen 19 und 21° N. Br., 73 und 82° W.L. v. Gr., Anprea, Caspersen (Museum von Kopenhagen). 457. Species: Linerges pegasus, Harcker; nova Species. Speeies-Diagnose: Schirm mützenförmig, mit fast horizontaler Scheitelfläche und fast ver- ticalen Seitenwänden, fast eben so hoch als breit. Schirmlappen eiförmig, etwas länger als breit. Lappencanäle breit, ein wenig ausgebuchtet, die längsten (medialen) 4 so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 20—30 blinde Terminal-Aeste. Tentakeln eylindrisch, zugespitzt, etwas kürzer als die Lappen. 4 Gonaden breit hufeisenförmig, zweiflügelig; die beiden Flügel fast rechtwinkelig geknickt, am convexen Rande glatt, am concaven stark gelappt. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spieilegium Medusarum“. Diese Art unterscheidet sich von den beiden anderen leicht durch die längeren Schirmlappen und die fast kubische Gestalt des Schirmes, der beinahe eben so hoch als breit ist. Jede der 4 Gonaden hat die bekannte Gestalt des Flügel-Paares vom Pegasus; der Flügel-Bug ist stark convex, der innere (concave) Rand stark gelappt, bisweilen in zusammengesetzte Lappen 496 orpo: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: LINERGIDAF. zerfallen. Die Subumbral-Bläschen dieser Art sind von mittlerer Grösse, in jedem Gürtel meistens etwas grösser als ihre Distanzen. Grösse: Schirmbreite 12 Mm., Schirmhöhe 12 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantische Küste des tropischen Nord- Amerika; Campeche -Golf, Turxer; West- indien, Suerson (Museum von Kopenhagen). 458. Species: Linerges draco, HırckeL; nova species. Species-Diagnose: Schirm mützenförmig, flach gewölbt, fast halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch. Schirmlappen halbkreisförmig oder fast nierenförmig, halb so lang als breit. Lappencanäle verbogen und ausgebuchtet, die längsten (medialen) halb so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 30—40 blinde Terminal-Aeste. Tentakeln sehr kurz, rudimentär, kaum grösser als die Sinnes- kolben, 4—1 so lang als die Lappen. 4 Gonaden hufeisenförmig, zweiflügelig; ihre beiden Flügel fast rechtwinkelig geknickt, am convexen Rande eingeschnitten und ausgebuchtet, am concaven gelappt. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Diese chinesische Species steht in der Mitte zwi- schen den beiden vorhergehenden westindischen Arten, insofern sie in der äusseren Gestalt des flach mützenförmigen Schirmes mehr dem L. mercurius, in der auffallenden Lappenbildung der Gonaden mehr dem L. pegasus gleicht. Von beiden unterscheidet sie sich auffallend durch die ganz kurzen rudimentären Tentakeln, die kaum grösser als die Sinneskolben sind, sowie durch die sehr grossen Subumbral-Säckchen, welche in beiden Gürteln ohne Distanz an einander stossen. Die specielle Conformation der 4 Gonaden erinnert an gewisse Drachenflügel der Mythologie. Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 8 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Chinesisches Meer, nahe dem Aequator; 5° N. Br., 107° W.L. v. Gr., CaspErsen (Zoologisches Museum von Kopenhagen). 459. Species: Linerges aquila, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm mützenförmig, mit horizontaler Scheitelfläche und fast verticalen Seitenwänden, 14mal so breit als hoch. Schirmlappen eiförmig, etwas länger als breit. Lappencanäle breit handförmig, die längsten (medialen) halb so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 20 bis 30 blinde Terminal- Aeste. Tentakeln cylindrisch, am Ende kolbenförmig, 14mal so lang als die Lappen. 4 Gonaden hufeisenförmig, zweiflügelig; ihre beiden Flügel stark divergirend, am convexen Rande glatt, am concaven tief eingeschnitten. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Diese indische Art unterscheidet sich von der vorhergehenden durch die längeren Tentakeln, welche am Ende nicht zugespitzt, sondern kolbenförmig angeschwollen sind; ferner durch die Bildung der Gonaden-Flügel, welche am Distal-Rande tief eingeschnitten, fast halbgefiedert sind und Adler-Flügeln gleichen. Der Schirm gleicht mehr demjenigen von L. pegasus. Dagegen sind die Subumbral- Säckchen, wie bei L. draco, sehr gross und stossen in beiden Gürteln ohne Zwischenraum dicht an einander. Grösse: Schirmbreite 18 Mm., Schirmhöhe 12 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean, östlich von Madagascar, Rasse. 189. Genus: LINISCUS, Harcxer; novum genus. Awioros (Deminutivum von Alvov) = feines Netz. Genus-Diagnose: Linergide mit 8 getrennten adradialen Gonaden (Ovarien), welche sichel- förmig oder rechtwinkelig gekrümmt und mit ihren Proximal-Enden paarweise dergestalt genähert sind, dass sie 4 interradiale hufeisenförmige Gruppen bilden. An der Subumbrella ein doppelter Kranz von 48 Subumbral-Säckchen (Hoden-Säckchen?): 16 grösseren proximalen (unter und zwischen den Go- naden-Schenkeln) und 32 kleineren distalen (am oberen Rande des Kranzmuskels). FAMILIA: LINERGIDAE. «enus: LINISCUS. 497 Das Genus Liniscus ist dem vorhergehenden Zinerges sehr nahe verwandt, theilt mit ihm die characteristische Bildung der 43 Subumbral-Bläschen, und unterscheidet sich von ihm lediglich durch die vollständige Theilung der 4 ursprünglichen Gonaden, welche in 8 ganz getrennte Hälften zerfallen sind. Jedoch bilden die beiden Flügel- Hälften jedes Paares zusammen noch eine hufeisenförmige Gruppe, indem ihre Proximal-Enden gegen den Interradius convergiren, die Distal-Hälften hingegen nach aussen divergiren (vergl. oben p. 492). Die 3 bekannten Arten gehören der atlantischen Westküste des tropischen Afrika an. 460. Species: Liniscus ornithopterus, HarckeL; nova Species. Species-Diagnose: Schirm mützenförmig, mit ganz flachem Scheitel und fast verticalen Seitenwänden, 14 mal so breit als hoch. Schirmlappen eiförmig, 14mal so lang als breit, dicht mit Nesselwarzen bedeckt. Lappencanäle gestreckt nicht ausgebuchtet, die längsten (medialen) 3 so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 30—40 blinde Terminal-Aeste. Tentakeln eylindrisch, an der Spitze konisch, fast doppelt so lang als die Lappen. 8 Gonaden flügelförmig; die beiden Flügel jedes Paares gelappt, doppelt eingeknickt, im Interradius fast bis zur Berührung genähert. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spicilegium Medusarum“. Diese Art unterscheidet sich von den beiden folgenden durch den hochgewölbten Schirm und die langen Tentakeln, welche die doppelte Länge der Lappen erreichen. Die 8 Gonaden haben die Form von halb ausgebreiteten Vogel-Flügeln, sind am glatten Proximal-Rande 2mal ausgebuchtet, am Distal-Rande tief eingeschnitten, fast halb gefiedert, und paarweise am Inter- radius so genähert, dass sie sich an die Bildung von Linerges aquila anschliessen. Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 14 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Westküste des tropischen Africa; Angola, Congo, Brüssemann. 461. Species: Liniscus sandalopterus, Harcker; nova Species. Species-Diagnose: Schirm mützenförmig, mit flachgewölbtem Scheitel und fast verticalen Seitenwänden, 13—2 mal so breit als hoch. Schirmlappen eiförmig, fast eben so lang als breit, dicht mit Nesselwarzen bedeckt. Lappen-Canäle gestreckt, nicht ausgebuchtet, die längsten (medialen) fast halb so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 40—50 blinde Terminal-Aeste. Tentakeln sehr kurz, pfriemlich, kaum halb so lang als die Lappen. 8 Gonaden flügelförmig; die beiden Flügel jedes Paares gelappt, am Distal-Ende 4—6 mal so weit abstehend als am Proximal-Ende. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Diese Art steht im Ganzen zwischen der vorigen und folgenden in der Mitte, unterscheidet sich aber von beiden durch die sehr kurzen rudimentären Tentakeln, welche kaum grösser als die Sinneskolben sind. Die Gonaden gleichen am meisten denjenigen von L. ornithopterus; die bei- den Flügel jedes Paares sind aber weiter aus einander gerückt, und am Distalrande nur kurz gelappt, nicht so‘tief eingeschnitten. Sie gleichen den Flügeln an den Schuhen des Hermes. Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 12 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropischer Theil des atlantischen Oceans; Koch, Hevemans; Westküste des tropi- schen Afrika; Küste von Ober-Guinea (2° N. Br., 21° W. L. v. Greenw.). Stranpeaann. 462. Species: Liniscus cyamopterus, HarckeL; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, fast halbkugelig, doppelt so breit als hoch. Schirmlappen halbkreisrund, halb so lang als breit, ziemlich glatt, nicht warzig. Lappen-Canäle ge- streckt, nicht ausgebuchtet, sehr kurz, die längsten (medialen) kaum 4 so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 60—70 blinde Terminal-Aeste. Tentakeln fingerförmig, am Ende kolbig angeschwol- len, eben so lang als die Lappen. 8 Gonaden bohnenförmig, nicht gelappt; die beiden Bohnen jedes Paares am Distal-Ende 3 mal so weit entfernt, als am Proximal-Ende. Haeckel, System der Medusen. 63 Jen. Denkschriften 1. 498 orDo: DISCOMEDUSAE. ramırıa: LINERGIDAE. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Diese Art unterscheidet sich von den beiden vor- hergehenden (wie von den meisten Linergiden überhaupt) durch die grosse Zahl und sehr geringe Länge der Lap- pen-Canäle, sowie durch die bohnenförmige oder nierenförmige Gestalt der 8 Gonaden, welche sich ganz wie bei Nau- sieaa Phaeacum verhalten. Die beiden Bohnen oder Nieren jedes Paares haben ihre concave Krümmung dem Inter- radius zugekehrt und convergiren mit den Proximal-Enden. Grösse: Schirmbreite 30 Mm., Schirmhöhe 15 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Westküste des tropischen Africa; Capverden, Wexor. 190. Genus: LINUCHE, Escuscuorrz (1829). Awoiyog — Netze besitzend = retiarius. Genus-Diagnose: Linergide mit 8 getrennten adradialen Gonaden (Ovarien) von gleicher Form, welche in gleichen Abständen vertheilt, nicht paarweise zu 4 interradialen Gruppen verbunden sind. An der Subumbrella ein dreifacher Kranz von Subumbral-Säckchen (Hoden-Säckchen ?): 16 grös- seren proximalen, 32 mittleren, und 64 (oder mehr) kleineren distalen. Das Genus Linuche wurde 1829 von EscHscHoLtz für eine caraibische Linergide von Jamaica gegründet, welche OLoOF Swartz 1788 als Medusa unguiculata beschrieben und abgebildet hatte (vergl. oben p. 491). Die Diagnose von EscuscHoLrz beruht auf einer irrthümlichen Deutung dieser Darstellung, die verhältnissmässig natur- getreu ist und unzweifelhaft eine Linergide darstellt. Ob dieselbe aber zu dieser oder zu einer der vorhergehenden Genera gehörte, wird sich desshalb nicht sicher entscheiden lassen, weil die maassgebenden Geschlechts-Organe nicht dargestellt sind. Ich glaube jedoch, dass sie mit ziemlicher Sicherheit als nächstverwandt (— oder vielleicht selbst als identisch? —) mit der nachstehend als Linuche vesiculata beschriebenen, von mir selbst genau untersuchten Form angesehen werden kann. Diese letztere, ebenfalls dem caraibischen Meere angehörige Art zeichnet sich nämlich vor den übrigen Linergiden durch die grosse Zahl der Subumbral-Säckchen (oder Hoden?) aus. Während sämmtliche Arten von Linerges und Liniscus deren 48 besitzen (16 proximale grössere und 32 distale kleinere), finde ich bei Linuche vesiculata ausserdem noch einen äusseren Kranz von 64 kleinsten Subumbral - Bläschen, nahe dem Schirm- rande. Nun beschreibt aber auch Swarrz bei seiner Medusa ungwiculata ausdrücklich 3 Gürtel solcher Bläschen: „maculae 16 majores, fuscae, vagae; aliae 32 minores magnitudine capitis aciculae, extra alteras“ (1. c. p.194). Da die 16 grösseren Bläschen des inneren Gürtels und die 52 kleineren des mittleren Gürtels ganz richtig in seiner Ab- bildung (Fig. le) dargestellt sind, so vermuthe ich, dass auch der äussere Gürtel („extra alteras“) naturgetreu abge- bildet sein wird. Die Figur zeigt auf jedem Schirmlappen 6—3 solcher kleinster Bläschen des äusseren Gürtels, so dass ihre Gesammtzahl sich auf 100—130 belaufen dürfte. Da die Gonaden in der Figur von SwArTz ganz fehlen, so waren vermuthlich die von ihm beobachteten Thiere noch nicht geschlechtsreif. Wahrscheinlich werden 3 rund- liche und gleichmässig vertheilte Gonaden vorhanden sein, wie bei Linuche vesiculata. Das Genus wiederholt dadurch das Verhalten von Nausithoe. 463. Species: Linuche unguiculata, Escnscnourz. Linuche unguiculata, EscuscHoLrz, 1829; System der Acalephen, p. 91. Linuche unguieulata, Lesson, 1843; Acalephes, p. 357, No. 152. Medusa unguieulata, Swarrz, 1788; Neue Abhandl. Schwed. Acad. Deutsche Uebers. 1739, p. 195, Taf. VI, Fig. 1. Medusa unguiculata, MoDeer, 1791; Nova Acta phys. med. Vol. VIII, Append. p. 26, No. 10. Pelagia unguiculata, P£ron et Lesueur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 349, No. 65. Dianaea unguiculata, LAmArck, 1815; Hist. nat. Anim. s. vert. Tom. II, p. 507. Dianaea unguiculata, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 289, Pl. 37, Fig. 2. Species-Diagnose: Schirm mützenförmig, mit fast horizontaler Scheitelfläche und fast ver- ticalen Seitenwänden, fast eben so hoch als breit. Schirmlappen flach, sehr wenig vortretend. Lap- pen-Canäle? Tentakeln sehr kurz, einwärts gekrümmt, krallenförmig, ungefähr halb so lang als die Lappenbreite. Gonaden ? Specielle Beschreibung ist nach den dürftigen Notizen und nach der unvollständigen Abbildung von Swarrz (welche BLAisviLte, 1. c. Pl. 37 copirt hat) nicht zu geben. Die 8 Sinneskolben sind von ihm irrthümlich FAMILIA: LINERGIDAE. Genus: LINUCHE. 499 für Tentakeln gehalten. Die Gonaden scheinen zu fehlen; dagegen sind die Subumbralbläschen und die Canal- Ramificationen recht gut dargestellt (vergl. oben p. 491 und 493). Farbe: Bläulich, roth gefleckt, Magen purpurroth, Subumbral-Bläsehen braun. Grösse: Schirmbreite 14 Mm., Schirmhöhe 12 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Caraibisches Meer; Jamaica, 1786, Oror Swarrtz. 464. Species: Linuche vesiculata, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm mützenförmig, mit fast horizontaler Scheitelfläche und wenig geneigten Seitenwänden, fast eben so hoch als breit. Schirmlappen halbkreisförmig. Lappen -Canäle handförmig gespalten, mit verbogenen und ausgebuchteten Aesten, die längsten (medialen) halb so lang als die Lappen selbst; in jedem Lappen 50—60 blinde terminale Canal-Aeste. Tentakeln etwa dop- pelt so lang als die Lappen, eylindrisch zugespitzt. 8 Gonaden kugelig, in gleichen Abständen vertheilt. Specielle Beschreibung: Linuche vesiculata scheint im Ganzen der vorigen Art sehr ähnlich zu sejn, unterscheidet sich jedoch durch die bedeutendere Länge der Tentakeln und der Randlappen. Die 8 adradialen kuge- ligen Gonaden verhalten sich ganz wie bei Nausithoe punctata. Unmittelbar unter denselben liegt der erste Gürtel der grossen Subumbral-Säckchen, die nur wenig kleiner sind, 3 gerade unter den Ovarien, 3 andere in der Mitte zwischen ihnen. Dann folgt am oberen Rande des Kranzmuskels der zweite Gürtel, bestehend aus 32 kleineren Sub- umbral-Säckchen, und endlich scheint unter diesem noch ein dritter, äusserster Gürtel zu liegen, mit 64 kleinsten Säckchen. Ich konnte von dieser Art nur ein einziges, mässig erhaltenes Spiritus-Exemplar untersuchen, an welchem das Mundrohr sehr stark contrahirt war, kaum halb so lang als breit. Grösse: Schirmbreite 24 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Golf von Mexico, Sentürer. VIII B. Zweite Unterordnung der Discomedusen: SEMOSTOMAR, L. Acassız. Fahnenmündige Scheibenquallen. Discomedusen mit 4 grossen, perradialen, faltigen Mundarmen, mit einfacher centraler Mundöffnung, und mit langen hohlen Tentakeln. Fünfundzwanzigste Medusen-Familie: (Dritte Familie der Discomedusen:) PELAGIDAE, Gegenbaur (1856). Tafel XXXI. Familien- Character: Semostomen mit einfachen breiten Radial- Taschen, ohne verästelte Di- stal-Canäle, ohne Ringcanal. — [Discomedusen mit einfacher, kreuzförmiger, centraler Mundöffnung, umgeben von 4 perradialen, faltigen Mundarmen. Magen mit 16 breiten Radial- Taschen, deren Distalrand in 32 oder mehr blinde Lappentaschen gespalten ist, ohne verästelte End-Canäle und ohne Ringcanal. Gonaden 4 faltige Bänder in der oralen Magenwand, bald frei, bald in vertiefte Sub- genitalhöhlen eingesenkt. 16—32 oder mehr Randlappen. 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale). Tentakeln lang, hohl, 8—24 oder mehr. Die Familie der Pelagiden umfasst in der hier gegebenen Begrenzung diejenigen semostomen Discome- dusen, welche 4 Mundarme, 8 Sinneskolben und 16 breite Radial- Taschen besitzen, von deren Distalrand 32 oder 63 500 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PELAGIDEN. mehr blinde Lappentaschen in die Randlappen hineingehen. Es gehören hierher die Genera Pelagia (mit 8 Tenta- keln), Chrysaora (mit 24 Tentakeln) und Dactylometra (mit 40 Tentakeln). GEGENBAUR, der 1856 diese Familie gründete, gab ihr folgende Characteristik: „Magen mit taschenförmigen Fortsätzen; Mundstiel einfach oder mit un- verästelten Mundarmen“ (Zeitschr. für wiss. Zool., Bd. VIII, p. 209). Ausser Pelagia und Chrysaora rechnete er dazu auch Nausithoe, die wir aus den oben angeführten Gründen ausgeschlossen haben und zur Familie der Ephyri- den stellen. Die Pelagiden gehören zu denjenigen Medusen, welche sich durch ansehnliche Grösse, schöne Form, bunte Färbung, massenhaftes Auftreten in grossen Schwärmen und weite kosmopolitische Verbreitung auszeichnen. Sie fal- len daher. leicht in die Augen und waren schon den älteren Naturforschern in einigen typischen Formen bekannt. Nicht wenig trug dazu bei, dass sie alle im Dunkeln intensives Licht entwickeln und dass die meisten von ihnen bei der Berührung empfindlich nesseln. Schon im „Systema Naturae“ von Linx£ (XI. Ausgabe, 1766, p. 1097) finden sich unter den 12 daselbst aufgeführten Medusa- Species 2 typische Vertreter dieser Familie: Medusa pelagica (= Pelagia cyanella) und Medusa hysoscella (= Chrysaora isosceles). Eine vortreffliche Beschreibung der mediter- ranen Pelagia noctiluca gab zuerst 1775 PErEr FORSKAL (l. c.). Eine grössere Anzahl von Arten unterschied erst P&rox (1809, Tableau des Meduses etc., p. 349, p. 364). Er gründete für sie 2 Genera: Pelagia (mit 9 Arten) und Chrysaora (mit 11 Arten); jedoch sind von ersterer nur 4, von letzterer nur 2 Species haltbar; nicht weniger als 8 von den 11 COhrysaora-Arten sind bloss Farben-Varietäten der gewöhnlichen westeuropäischen Ohrysaora isosceles. Dies erkannte bereits EscHscHoLtz, welcher die Zahl jener Arten sehr reducirte, aber auf Grund eigener Untersuchungen mehrere neue beschrieb, und die erste gute anatomische Darstellung von Pelagia und Chrysaora gab; sie bilden bei ihm die siebente und achte Gattung in seiner „Familie der Medusiden“ (= Semostomen; System der Acalephen, 1829, p. 72, 78. Vortreffiche Abbildungen mehrerer Arten gaben später MERTENS (1838), RupoLPH WAGNER (1841) und MILNE- Epwarps (1849) 1. c. Hingegen publieirten Lesson und Reynaup mehrere Beschreibungen und Abbildungen von neuen Pelagiden, die als Muster oberflächlicher und lüderlicher Untersuchung bezeichnet werden müssen, und deren eigentliche Bedeutung selbst jetzt nur annähernd zu errathen ist. Als selbstständige Medusen-Familie treten die Pelagidae zuerst in dem „Versuch eines Systems der Me- dusen“ von GEGENBAUR auf (1856); und ebenso später in der grossen Monographie der Acalephen von L. Acassız (1862, Contributions ete., Vol. IV, p. Chapter IV, p. 121—130 und p. 163—167, Pl. XII). Obgleich Acassız die Fa- milie in demselben Umfang, wie GEGENBAUR beibehält, glaubt er doch die Characteristik derselben wesentlich verbes- sern zu können, und zwar auf Grund seiner falschen Theorie von der Homologie der Medusen und Echinodermen (p. 121). Als „essential structural characteristics of the Pelagidae“ betrachtet er demnach 4 (perradiale) „Ambula- cral-Felder“, in welchen die 4 „ambulacralen Magentaschen“ und 4 Augen des Mundkreuzes liegen; und 4 damit alternirende „Interambulacral-Felder“, in welchen die 4 anderen Augen und die 4 dreilappigen Genital-Organe liegen, sowie die übrigen 12 Magentaschen: in jedem „Interambulacrum“ eine mediane unpaare „Genital-Tasche“ und daneben zwei laterale paarige „Tentakular-Taschen“. Wie die ganze, von Acassız behauptete „Homologie der Acalephen und Echinodermen“ ein schwerer Irrthum war, so auch diese specielle, ganz verfehlte Anwen- dung derselben auf die Morphologie der Pelagiden. Indem er dieselbe im Einzelnen durchzuführen sucht, gelangt er zu ganz paradoxen Auffassungen, die zum Theil schon von Craus widerlegt worden sind (1877, l. c. p. 34, 36). Na- mentlich gilt das auch von deren Anwendung auf das System der Pelagiden. Während alle bis dahin bekannten Pelagiden (— nach Ausschluss von Nausithoe —) nur auf die beiden Ge- nera Pelagia und Chrysaora vertheilt waren, unterscheidet L. Acassız in dieser Familie nicht weniger als 10 ver- schiedene Genera; aber nur eine einzige von seinen neuen Gattungen ist haltbar und gut begründet: Dactylometra. Alle anderen fallen hinweg: Placois ist generisch nicht von Pelagia zu trennen, Polybostrycha, Melanaster und Lobo- crocis nicht von Chrysaora; während Zygonema ganz zweifelhafter Natur ist und Desmonema wahrscheinlich zu den Cyaneiden gehört (s. unten). Hier, wie im übrigen System der Acraspeden, ist Acassız bei der Benutzung und Kritik fremder, mangelhafter Notizen und schlechter Figuren nicht glücklich gewesen. Die Familie der Pelagiden, die demnach auf die 3 Genera Pelagia, Ohrysaora und Dactylometra beschränkt bleibt, eröffnet die zweite Unterordnung der Discomedusen, die wir als Semostomen bezeichnet haben. Sie steht an der Spitze dieser Unterordnung, weil sie unter allen Semostomen den älteren und einfacher gebauten Cannosto- men am nächsten steht. Insbesondere schliesst sich Pelagia, die Stammform der Pelagiden, unmittelbar an die Ephy- riden- Gattung Zonephyra an, und zeigt in ihrer Ontogenese den Weg, auf welchem erstere aus letzteren phylogene- tisch entstanden ist. Während das einfache Mundrohr von Zonephyra bei der weiter entwickelten Pelagia durch 4 freie und starke „Mundarme“ ersetzt wird, stimmen beide Genera sonst in allen übrigen wesentlichen Structur- Ver- hältnissen überein. Der Schirm der Pelagiden ist flach gewölbt, scheibenförmig bis halbkugelig; seine Breite übertrifft die Höhe um das 2—3fache, bisweilen um das 4fache. Die Gallerte ist dick und ziemlich fest, besonders im Vergleiche zu den Aureliden. Die Exumbrella ist bei allen Medusen dieser Familie mehr oder weniger auffallend ausgezeichnet, bei Pelagia durch zahlreiche grosse Nesselwarzen von eigenthümlicher Form, bei Chrysaora und Dactylometra durch GENERELLE CHARACTERISTIK DER PELAGIDEN. 501 eine eigenthümliche und sehr characteristische sternförmige Zeichnung (Tafel XXXI). Diese besteht aus 16 dunklen Strahlenbändern, welche durch ebenso viele hellere gleichschenkelig dreieckige Exumbral-Felder getrennt werden; gegen die Mitte der äusseren Schirmfläche fliessen die Strahlenbänder in einem dunkeln Ring zusammen, welcher ein helleres, kreisrundes oder sechzehneckiges Scheitelfeld umschliesst. Dazu kommen oft noch dunkle Flecken auf den Randlappen, oder halbmondförmige, paarweise ein oculares Strahlenband umschliessende Flecke im Distaltheile der Umbrella. (Vergl. Tafel XXXI, sowie die schönen Abbildungen von MERTENS, DALYELL, MILNE-EDwARrDs etc.) Diese characte- ristischen Zeichnungen der Exumbrella bestehen aus besonders entwickelten Gruppen und Reihen von grossen Pig- mentzellen und Nesselzellen, ebenso wie die vorstehenden Schirmwarzen der Pelagia; sie zeigen in den einzelnen Arten eine mannichfaltige und sehr characteristische Anordnung. Gewöhnlich sind die Nesselwarzen am grössten und zahlreichsten in der mittleren Zone der Exumbrella, während sie oben nach dem Scheitel und unten nach dem Rande hin kleiner und spärlicher werden. Dunkles, meist braunes Pigment ist gewöhnlich massenhaft in diesen Nessel-Bat- terien angehäuft. Die starke Entwickelung dieser Organe ist sowohl die Ursache ihrer ausgezeichneten Nesselkraft, als ihrer intensiven Leuchtkraft. Fast alle älteren Autoren, welche über Pelagiden geschrieben haben, sprechen von dem prachtvollen Phänomen ihrer Lichtentwickelung, wie von dem schmerzhaften Brennen bei der Berührung. Der Schirmrand ist bei den Pelagiden stets mit 3 Sinneskolben ausgestattet und in eine bestimmte Zahl von Randlappen zerfallen; zwischen diesen sind lange, einfache, hohle Tentakeln in bestimmter Zahl inserirt. Alle diese Randorgane: Sinneskolben, Tentakeln und Randlappen sind hohl und enthalten blinde terminale Canäle, die vom Distalrande der Radial-Taschen ausgehen. Die 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale — nach L. Agas- sız 4 ambulacrale und 4 interambulacrale —) besitzen die gewöhnliche Structur der Semostomen und sind neuerdings von HerrwiıG sehr genau beschrieben worden (Nervensystem und Sinnesorgane der Medusen, 1878, p. 109— 112, Taf. IX, Fig. 4, 6, 5). — Die Tentakeln sind bei allen Pelagiden lange, einfache, hohle Fäden, bald eylindrisch (Pelagia), bald bandförmig, mehr oder weniger, oft sehr auffallend, seitlich zusammengedrückt (Chrysaora). Die 3 Genera der Pelagiden unterscheiden sich wesentlich durch die Zahl der Tentakeln und der Randlappen. Pelagia, die Stammgattung der Familie, hat nur 8 adradiale Tentakeln, die regelmässig mit den 8 Sinneskolben alter- niren; zwischen jedem Tentakel und jedem Rhopalium sitzt ein Randlappen. Pelagia hat somit in Bezug auf Zahl und Anordnung der 32 Rand-Anhänge dasselbe ursprüngliche Verhalten conservirt, welches wir bei allen Ephyriden und Linergiden gefunden haben. Bei COhrysaora hingegen finden sich 24 und bei Dactylometra 40 Tentakeln; dort kommen 3, hier 5 auf jeden Octanten; über ihre Entwickelung s. unten. — Entsprechend wechselt auch die Zahl der Randlappen. Pelagia hat deren nur 16, Ohrysaora 32, und Dactylometra 48; immer alterniren die Lappen regel- mässig mit den Tentakeln und Sinneskolben. Bisweilen kommen dazu bei sehr alten und grossen Thieren noch kleine accessorische Läppchen, auf welche L. Acassız irrthümlich das Genus Melanaster gründete (vergl. unten Chrysaora). Die 16 Randlappen von Pelagia sind die primären (ocularen) Randlappen der Ephyra; bei Chrysaora entwickeln sich aus diesen durch Abspaltung 16, bei Dactylometra 32 tentaculare Randlappen. Die Subumbrella der Pelagiden besitzt eine breite, kräftige Schicht von Ringmuskeln, welche in der ganzen Länge der Radialtaschen sich ausbreitet und den ganzen Raum zwischen Magenperipherie und Lappenkranz einnimmt (Fig. 3). Dieser breite „Kranzmuskel“ zerfällt in 16 viereckige Felder oder „Muskeltafeln“, deren jede die Sub- umbral-Wand einer Radial- Tasche einnimmt. Die Grenze zwischen je 2 Tafeln bildet der Subumbral-Rand einer Septal-Leiste, jener schmalen gallertigen Scheidewand zwischen je zwei Radial-Taschen, welche die centripetale Fort- setzung der „Lappenspange“ bildet. (Vergl. die treffliiche Abbildung der Pelagia noctiluca in Cuvrer’s Regne an. illustre, Zooph. Pl. 45). Im Verhältnisse zu diesem breiten und kräftigen Kranz - Muskel ist das System der longi- tudinalen oder Radial-Muskeln bei den Pelagiden nur sehr schwach entwickelt. 8 dünne Züge von Längsfasern (4 stärkere perradiale und 4 schwächere interradiale) ziehen sich vom Proximal-Rande des Kranzmuskels gegen die Basis der Mundarme hin und setzen sich in deren Längsmuskeln fort. Hingegen entspringt am Distalrande des Kranzmuskels eine Anzahl von schwachen longitudinalen Lappenmuskeln, welche in die Randlappen ausstrahlen. Das Gastrocanal-System der Pelagiden schliesst sich unmittelbar an dasjenige der Ephyriden an und hat namentlich in der Stamm-Gattung Pelagia noch dieselben einfachen und ursprünglichen Verhältnisse der Bildung conservirt, die wir bei den Ephyriden aus den Gattungen Zomephyra und Nauphanta antreffen. Wie bei diesen, so gehen auch bei Pelagia von der Peripherie des flachen Central-Magens 16 breite Radial-Taschen aus: 8 ocu- lare für die 8 Sinneskolben, und 8 adradiale für die 8 Tentakeln. Am Distalrande spaltet sich jede dieser 16 radia- len Magen-Taschen in 2 Lappentaschen, welche in die zugekehrten Hälften von je 2 benachbarten Randlappen hinein gehen. Bei den anderen beiden Gattungen, Ohrysaora und Dactylometra wird die Zahl dieser peripherischen Lappen- taschen durch Spaltung vermehrt, während die Zahl der 16 Radial-Taschen dieselbe bleibt. Alle Taschen enden blind, und ein verbindender peripherer Ringcanal fehlt noch ebenso wie bei den Ephyriden und Linergiden. Das Mundrohr hat bisher in dieser Familie nicht die gebührende Berücksichtigung gefunden, indem man fast ausschliesslich die mächtigen Mundarme betrachtete, in welche dasselbe mehr oder weniger tief gespalten ist. In der That ist aber an ihrer Basis, „wo die Arme zusammenfliessen“, stets das characteristische, vierseitig-prisma- tische Mundrohr der niederen Acraspeden vorhanden, mit seinen 4 perradialen Pfeilern und Rinnen, und den 4 inter- 502 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PELAGIDEN. radialen Buccal-Lippen und Seitenwänden. Bei einigen Arten von Pelagia (namentlich bei Pelagia papillata) sowie bei den Jugendformen dieser Gattung ist das enge vierseitige Mundrohr noch von ansehnlicher Länge und hat noch dieselbe vierseitig-prismatische Form, wie bei den Cannostomen: mit 4 perradialen Kanten („Mundpfeilern“) und 4 interradialen Seitenflächen (‚„Buccalwänden“); die 4 „Mundarme“ erscheinen hier als verlängerte „Mundlappen“. Ge- wöhnlich aber werden die Buccalflächen so tief interradial eingeschnitten, dass der grösste Theil des Mundrohres nur aus 4 mächtigen isolirten „Mundarmen“ besteht, welche bloss an der Basis vereinigt scheinen. Gewöhnlich sind diese 4 Mundarme breite Blätter, an denen eine starke Mittelrippe oder „Armrippe“ und 2 seitliche dünne Hautsäume oder „Armkrausen“ zu unterscheiden sind. Die Mittelrippe oder Armrippe entspricht dem gallertigen Armpfeiler der Rhizostomen etc., und ist eine cylindrische oder konische Gallertleiste mit axialer concaver Rinne und abaxialer con- vexer Wölbung. Die Armkrausen sind sehr zarte und dünne, breite Blätter, deren freier Rand mehr oder weniger stark gefaltet ist (Taf. XXXI, Fig. 1, 3) Bei einigen Arten von Ohrysaora entwickeln sich dieselben zu breiten, mächtigen, faltenreichen Gardinen, welche den vorhangförmigen Mundarmen der Cyanea gleichen. Der Central-Magen bildet eine kreisrunde, flache, scheibenförmige Tasche, deren obere Decke von der Gal- lertscheibe des Schirms, der untere Boden vom Centraltheil der Subumbrella und der Basis des Mundrohres gebildet wird. Die 4 perradialen Mundpfeiler und Schenkel des Mundkreuzes im Magenboden, sowie die 4 interradialen Lip- penwülste und Genital-Wülste zwischen denselben, zeigen aber stets deutlich die Viertheilung des Magens an, die namentlich auch durch das partielle Vortreten der Gastral-Filamente und der Geschlechtstheile deutlich ausgesprochen wird (Taf. XXXI, Fig. 5). (Vergl. die gute Abbildung des Magenbodens von Pelagia noctiluca in Cuvier’s Regne anim. ill. Zooph. Pl. 46, Fig. 1a.) Die 16 Radial-Taschen (oder Magentaschen), welche von dem peripherischen kreisrunden Rande der fla- chen Magenscheibe ausgehen, zerfallen stets, wie bei den Cannostomen, in zwei alternirende Gruppen: 3 Oculär- Taschen oder Sinnestaschen (4 perradiale und 4 interradiale); und dazwischen 8 adradiale Tentakel-Taschen. Alle 16 Taschen sind ursprünglich (bei Pelagia) fast von gleicher Grösse und Gestalt, entspringen mit breiter Basis aus der Magen-Peripherie und werden nur durch schmale Gallert-Septa von einander geschieden. Ihr breiter Distal- rand zerfällt ursprünglich (bei Pelagia) in je 2 Lappentaschen, welche in die zugekehrten Hälften zweier benachbarter Randlappen hineinragen und zwischen denen bei den Ocular-Taschen ein engerer Canal für den Sinneskolben, bei den Tentacular-Taschen ein weiterer Canal für den Tentakel abgeht. Bei Chrysaora sind nur selten noch (z. B. bei C. melamaster) die 16 Taschen annähernd von gleicher Grösse und Form; gewöhnlich differenziren sie sich hier in der Weise, dass die S Tentakel-Taschen, namentlich gegen den Rand hin, viel breiter werden als die S Ocular-Taschen. Letztere bleiben stets einfach gabelspaltig. Die Tentakel- Taschen hingegen zerfallen bei Chrysaora am Rande in je 4 tentaculare Lappentäschchen; die beiden mittleren derselben sind grösser, füllen die beiden Tentakel-Lappen des Octanten aus und nehmen den mittleren (adradialen) Tentakel zwischen sich; die beiden seitlichen hingegen sind kleiner und gehen an dem Lateral-Rande der seitlichen (secundären) Tentakeln in die Augenlappen hinein, deren Lateral-Theil sie ausfüllen (Taf. XXXI, Fig. 3). Bei Dactylometra endlich, welche ich nicht selbst untersucht habe, scheinen nach der Darstellung von EscascHorLtz und Acassız bie beiden lateralen Lappentäschchen jeder Tentakel- Tasche zu verschwinden, während die beiden medialen sich sehr stark entwickeln und 2 Canäle in die 2 neu gebil- deten Tentakeln abschicken, die sich zwischen den 3 grösseren, von der COhrysaora geerbten Tentakeln entwickelt haben. Die Ocular-Taschen sind bei Dactylometra kaum halb so breit als die mächtigen Tentakel-Taschen (vgl. EscH- scHoLtz, 1829, 1. c., Taf. VII, Fig. 3). Bei sehr alten und grossen Individuen von Chrysaora eutwickeln sich von verschiedenen Stellen der Radial-Taschen aus im unbestimmter Zahl und Anordnung kleine, einfache oder verästelte Canälchen, welche in die Schirmgallerte und im andere Organe eindringen und zu deren Ernährung dienen; oft finden sich auch statt deren solide Zellenstränge, Fortsätze des Taschen-Entoderms. Niemals findet sich bei den Pelagiden ein Ringcanal, durch den die Taschen in Verbindung treten. Die Gastral-Filamente bilden ursprünglich 4 kleine bogenförmige interradiale Phacellen in der oralen Magenwand, an der Basis der Lippenwülste; der Bogen des Hufeisens springt convex nach innen vor, während die beiden Schenkel nach aussen divergiren. Später nimmt die Zahl und Grösse der Filamente beträchtlich zu, und be- sonders bei alten Chrysaoren bilden die Phacellen 4 mächtige Federbüsche, deren gewundener Verlauf der Gonaden- Faltung entspricht. Die Gonaden der Pelagiden zeigen sehr verschiedene Entwickelungsgrade. Bei einigen Pelagia-Arten finde ich dieselben noch in ähnlicher, sehr einfacher und primitiver Form, wie bei Ulmaris, während sie bei einigen Chrysaora-Arten eine mächtige Entwickelung und complieirte Gestaltung erlangen. Schon die älteren Abbildungen der Pelagia noctiluca von RUDOLF WAGNER und MILNE-EpwaArops (l. c.) haben die äussere Gestaltung der Genitalien richtig dargestellt, während in neuester Zeit ihr feinerer Bau namentlich von CLAus und HErTwIG (l. c.) sehr aus- führlich geschildert worden ist. Indessen blieben bis zur Gegenwart mehrfache Widersprüche und Unklarheiten bestehen, welche zu beseitigen mir durch Vergleichung sehr zahlreicher Individuen und mehrerer neuer Arten gelungen ist. Ich bin dadurch in den Stand gesetzt worden, verschiedene Hauptformen der Gonaden-Entwickelung in dieser Familie zu unterscheiden, welche eben so vielen phylogenetischen Entwickelungsstufen entsprechen. I. Stufe: Pelagia GENERELLE CHARACTERISTIK DER PELAGIDEN. 503 panopyra u. A. (EschscHoLtz, 1829, 1. c. Taf. VI, Fig. 2). Die 4 Gonaden bilden 4 einfache, faltige, schwach gekrümmte Bänder im peripherischen Theile der unteren Magenwand; ihre Convexität bildet einen Kreisquadranten, ist nach aussen gekehrt und entspricht der Magen-Peripherie. U. Stufe: Pelagia papillata: die 4 Gonaden sind ebenfalls einfache, faltige Bänder im peripherischen Theile der unteren Magenwand, aber stark gekrümmt, mehr oder weniger hufeisenförmig, so dass die Convexität des interradialen Bogens nach aussen, die beiden sichelförmigen Schenkel nach innen gekehrt sind; eine Zwischenstufe zwischen dieser zweiten und jener ersten Stufe hat dieselbe Form, welche Craus von seiner Discomedusa (= Umbrosa) lobata dargestellt hat (1877, 1.c. Taf. IX, Fig. 41). II. Stufe: Pe- lagia placenta: jede der 4 hufeisenförmigen, stark gefalteten Gonaden zerfällt durch 2 Einschnürungen in 3 Lappen, von denen der mittlere dem convexen Distal-Bogen, die beiden seitlichen den centripetalen Schenkeln des Hufeisens entsprechen. L. Agassız hat diese „dreilappige Form“ des Genital-Bandes als wesentlich für alle Pelagiden angesehen (l. ce. 1862, p. 121), während sie in der That nur eine bestimmte Bildungsstufe repräsentirt. Ebenso irrt auch ander- seits CLAus, wenn er es als „wesentlich hervorhebt, dass der bandförmig sich erhebende Entoderm-Wulst des Genital- Organes keine einfache auswärts convexe Bogenlinie beschreibt“ (l.c. 1377, p. 38). In der That ist bei mehreren Pelagiden diese Stufe der Bildung permanent. IV. Stufe: Pelagia phosphora: jede der 4 hufeisenförmigen Gonaden ist fünflappig, indem jeder Seitenlappen der III. Stufe abermals in 2 Lappen zerfällt. V. Stufe: Chrysaora mediter- ranea: durch fortgesetzte Lappenbildung verwandelt sich jede der 4 Gonaden in ein Convolut von zahlreichen Lappen und Wülsten, welche den Gyri der Hirnoberfläche ähnlich in einander greifen. Bei keiner Pelagide habe ich jedoch gesehen, dass der Mittellappen der Gonaden (der Hufeisen-Bogen) durch einen interradialen Einschnitt in 2 Hälften zerfällt, wie Herrwiıg angiebt (l.c. 1379, p. 604); niemals finden sich in dieser Familie S Gonaden, wie bei den Nausithoiden und Linuchiden. VI. Stufe: Chrysaora calliparea: die mächtigen Convolute der 4 lappenreichen Gonaden treten aus der Subumbrella hervor und hängen in die Schirmhöhle frei herab, wie bei Cyanea. Bei dieser und den vorhergehenden Stufen entwickeln sich mehr und mehr 4 selbständige tiefe „Subgenital-Höhlen“, indem die Gallert-Substanz der subumbralen Magenwand sich im der Umgebung der Gonaden mächtig verdickt. Da aber bei den erstgenannten einfachsten Stufen der Gonadenbildung die 4 Genital-Bänder einfach in der unteren Magenwand liegen, und noch gar keine „Subgenital-Höhlen“ existiren, so sind letztere in dieser Familie auf den verschiedensten Stufen der Ausbildung zu finden. Eine sehr auffallende Eigenthümlichkeit von Chrysaora ist deren Hermaphroditismus, den wir in ähn- licher Form oben bei den meisten Linergiden als wahrscheinlich besprochen haben; sonst aber eine sehr seltene Aus- nahme unter den Medusen, bei denen übrigens der Gonochorismus fast allgemein herrscht. Die Zwitterbildung der Chrysaora wurde zuerst von Derg&s entdeckt (Annal. des Sc. nat. 1350, Tom. XIII, p. 377). Später wurde dieselbe ausführlicher von Wrıcur beschrieben (Ann. Mag. N. H. 1361, Tom. VII, p. 357) und in neuester Zeit von CLAaus (Denkschr. Wien. Akad., 1877, p. 39). In Uebereinstimmung mit letzterem habe ich gefunden, dass junge Chrysaoren rein männlich vorkommen, solche mittleren Alters meistens Hermaphroditen sind, und endlich ganz alte Thiere mei- stens nur weiblich sind, oft noch mit Ueberresten männlicher Organe. Während viele Ohrysaora -Individuen wahr- scheinlich diese 3 Stufen in ihren Einzelleben durchlaufen, erst männlich, später zwitterig und zuletzt weiblich sind, scheint es andere, gonochoristische Individuen zu geben, die zeitlebens bloss männliche oder bloss weibliche Organe bilden. Während die Production der Eier auf das Entoderm der Gonaden beschränkt bleibt, bilden sich rundliche Hodensäckchen oder „Sperma-Beutelchen“ in ganz unregelmässiger Zahl, Grösse und Form aus dem Ento- derm nicht allein der Gonaden, sondern auch anderer Theile der subumbralen Magenwand, Taschenwand und Arm- wand, besonders an den Gardinen der Mundarme. Die Färbung der Pelagiden ist sehr lebhaft und bunt, und insbesondere durch mannichfaltige und schöne Vertheilung der Farben ausgezeichnet, sowie durch zierliche Zeichnung. Daher sind auch die meisten, von älteren Medusologen beschriebenen Species (— grossentheils synonym! —) in erster Linie auf die Färbung und Zeichnung gegründet. Da aber dieselbe zugleich höchst variabel und auf verschiedenen Altersstufen höchst verschieden ist, so besitzt sie für die Species- Unterscheidung gar keinen Werth. Obgleich nun — mit Ausnahme des Grün! — alle Farben des Spectrum in dieser Familie rein und in buntester Mischung sich finden, so überwiegt doch in der Gattung Pelagia die rothe und violette Färbung, bald mehr in blau, bald mehr in orange spielend; hingegen im Genus Chry- saor@ die braune und gelbe Färbung, bald mehr in roth, bald mehr in orange übergehend. Dactylometra ist nach Ar. Acassız „gelblich blau“. Die Gonaden und Tentakeln sind gewöhnlich dunkler und lebhafter gefärbt, oft auch die Mundarme und die Randlappen. Die Exumbrella erscheint bei Pelagia meistens mehr oder minder gefleckt, indem in den zahlreichen Nesselknöpfen derselben dunkleres Pigment abgelagert ist, ebenso auch oft auf den Armrippen. Die Exumbrella von Chrysaora ist durch eine sehr characteristische und schöne Sternfigur ausgezeichnet (Taf. XXXD). Dieselbe besteht aus 16 breiten Strahlen, welche um das Centrum des Scheitels in einen Ring zusammenfliessen und gegen den Schirmrand hin sich oft in 2 Schenkel spalten. Der Rand der Strahlenbänder ist oft dunkel gesäumt und in Folge dessen treten die 32 hellen Felder zwischen ihnen um so stärker hervor; in letzteren liegen bisweilen noch besondere dunkle Flecke und Streifen. Von den 16 dunkeln Strahlenbändern liegen 4 perradial, 4 interradial, 3 ad- radial. Da diese auffallende Sternfigur bei keiner anderen Medusen -Gattung in dieser Weise wiederkehrt, so könnte 504 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PELAGIDEN. sie für Chrysaora als Gattungs-Character gelten, wenn sie nicht so sehr variirte und bisweilen einzelnen Individuen ganz fehlte. Die prächtige Ohrysaora isosceles der westeuropäischen Küste variirt so sehr, dass P£rox bloss auf ihre verschiedene Färbung nicht weniger als 3 verschiedene Arten gründete! Ebenso variabel ist die nahe verwandte C. mediterranea, von der ich eine seltenere Farben-Varietät auf Taf. XXXI nach dem Leben abgebildet habe. Da alle Pelagiden bei der Berührung sehr stark brennen, so dient diese auffallende Färbung wahrscheinlich zur Abschreckung der Feinde. — Die Grösse der Pelagiden ist ansehnlich. Der Schirm-Durchmesser beträgt bei Pelagia meistens 40—50, höchstens 70—80 Mm., hingegen bei Chrysaora und: Dactylometra meistens S0—100, oft 200—300 Mm. und darüber; es scheint, dass diese letzteren Gattungen sehr alt werden können. Die Entwickelung der Pelagiden ist zum Theil sehr vollständig bekannt und zeigt insofern auffallende Verschiedenheiten, als bei Pelagia die Ephyrula-Larve unmittelbar aus dem befruchteten Ei entsteht, während bei Chrysaora (und wahrscheinlich auch bei Daciylometra) dieselbe durch Strobilation aus dem Scyphostoma-Polypen sich entwickelt, wie bei den meisten Discomedusen. Nach meiner phylogenetischen Auffassung ist diese letztere Meta- genese der Chrysaora als die primäre oder ursprüngliche, palingenetische Form der Ontogenese zu beurtheilen; hingegen jene erstere Hypogenese der Pelagia als die secundäre oder modifieirte, cenogenetische Form der Keimung, durch „Ausfall“ oder „Unterdrückung“ von Scyphostoma und Strobila entstanden. Diese Hypogenese wurde zuerst von dem trefflichen August Kroun entdeckt und im April 1854 bei der mediterranen Pelagia noctiluca in Messina mittelst künstlicher Befruchtung vollständig im Zusammenhang verfolgt (MüÜLLer’s Archiv für Anat. Phys. etc., 1855, p. 491, Taf. XX). Uebereinstimmend hat sodann später (1862) L. Acassız bei der nordamerikanischen Pelagia cyanella dieselbe Hypogenese geschildert (Contrib. N. H. U. S. Vol. IV, p. 128, Pl. XII). Ausführliche Angaben über das Verhalten der Keimblätter bei der Gastrulation von Pelagia noctiluca hat KOwALEVSKY 1873 in einer russisch geschriebenen und daher ungeniessbaren Abhandlung geliefert (Auszug in HoFMANN-SCHWALBE’s Jahresberichten, Bd. II, 1875, p. 280). — Die Metagenese und Strobilation der Ohrysaora mediterranea ist in neuester Zeit von CLAus sehr ausführlich dargestellt worden (1877, Denkschr. Wien. Akad. Bd. 38, p. 2, 6 ete., Taf. VI, VII). Eben- daselbst findet sich auch eine genaue Darstellung der morphologischen Processe, welche die Metamorphose der Ephyrula in die reife Pelagiden-Form begleiten, insbesondere die ontogenetische Entstehung der Chrysaora aus der Pelagia (Taf. VI, Fig. 29—32). Die 5 Genera Ephyra, Palephyra, Zonephyra, Pelagia, Ohrysaora bilden 5 Stufen einer zusammenhängenden phylogenetischen Entwickelungsreihe, welche in der Ontogenese von C’hrysaora noch heut- zutage nach dem biogenetischen Grundgesetze wiederholt wird. Geographische Verbreitung der Pelagiden: Von den nachstehend aufgeführten 20 Arten kommen 2 auf das Mittelmeer, 9 auf den atlantischen Ocean, 7 auf den pacifischen Ocean und 2 auf das indische Meer. Den euro- päischen Küsten gehören 4 Arten an, der atlantischen Küste von Nord-Amerika 3, von Süd-Amerika 2, von Afrika 2; der pacifischen Küste von Nord- Amerika 3, von Süd-Amerika 2, von Asien und Polynesien 2, den indischen Küsten von Asien und Afrika 2. XXV. Unterschiede der Genera der Pelagidae. 8 Tentakeln. 16 Randlappen. 1. Pelagia 24 Tentakeln. 32 Randlappen. 2. Chrysaora 40 Tentakeln. 48 Randlappen. 3. Dactylometra. 191. Genus: PELAGIA, P&ron et Lesueur (1809). sueldylog — ‚pelagius = marinus, zum Meere gehörig. Genus-Diagnose: Pelagide mit 8 adradialen Tentakeln (— mit den 8 Sinneskolben alter- nirend —) und mit 16 Randlappen. Das Genus Pelagia wurde 1809 von P£roN (l. c. p. 349) mit folgender nichtssagender Diagnose gegründet: „Point d’organes prolonges de la base de l’estomac vers le rebord; quatre bras tres forts, terminant un peduncule fistuleux.“ P£ron führt 9 Species auf, von denen 4 auch heute noch gültig sind, während die 5 anderen theils Synonyme der ersteren, theils Angehörige anderer Gattungen sind. Der Erste, der die characteristischen Merkmale des Genus richtig erkannte und klar definirte, war EscuscuoLtz (System der Acalephen, 1829, p. 72). Er beschreibt die 16 Radial-Taschen, die 8 Tentakeln, die 4 Mundarme und die 4 Gonaden nebst den Gastral-Filamenten. Ferner FAMILIA: PELAGIDAE. Genus: PELAGIA. 505 giebt er die ausführliche Beschreibung und Abbildung von 4 selbst beobachteten Arten, sowie die kurze Diagnose von 3 anderen Species (darunter 2 Synonymen). Von der mediterranen Pelagia noctiluca, die FORSKAL schon 1775 (l. c. p. 109) gut beschrieben hatte, gaben später R. WAGNER und MILNE-EpwArDs vortreffliche Darstellungen. In neuerer Zeit hat L. Agassız (1862 1. c.) die nordamerikanischen ?. cyanella Bau und Entwickelung beschrieben (I. c.). Der- selbe führt 8 Species auf, von denen jedoch nur 5 einigermaassen haltbar sind. Er hebt richtig hervor, dass die Arten dieser Gattung sehr variiren, nahe verwandt und schwer zu unterscheiden sind. Dazu kommt noch eine grosse Confusion in der Synonymie, besonders durch die unvollkommenen Beschreibungen von PERON und LESUEUR, sowie durch die exemplarisch miserablen Abbildungen von Lesson veranlasst. Fast alle Autoren, welche Pelagien beschrieben haben, heben nur solche Charactere hervor, die zur Characteristik des Genus, nicht aber zur Unterscheidung seiner Species dienen; ausserdem legen sie das grösste Gewicht auf die Färbung, welche aber höchst variabel und ohne allen specifischen Werth ist. Vergleicht man sorgfältig und kritisch alle bisher beschriebenen und abgebildeten Arten von Pelagia, so gelangt man zur Ueberzeugung, dass sie meistens nur den Werth von „Local-Varietäten“ oder höch- stens von „geographischen Species“ besitzen. Die morphologischen Merkmale, durch die sie sich allein unterscheiden lassen — Wölbung des Schirmes, Nesselwarzen der Exumbrella, Form der Randlappen, Länge des Mundrohres und der Mundarme — sind nur von sehr untergeordnetem Werthe. Immerhin können jene „Local-Varietäten“, die sämmt- lich noch einer genaueren Vergleichung mit Hülfe von gut conservirten Original-Exemplaren bedürfen, vorläufig als „malae species“ beibehalten werden. Die Gattung ist über die ganze Erde verbreitet und kommt auch in grossen Schwärmen auf dem offenen Ocean vor. Von den 10 nachstehend angeführten Arten kommt 1 auf das Mittelmeer, 4 auf den atlantischen Ocean, 4 auf den pacifischen Ocean und 1 auf den indischen Ocean. — Die Ontogenie ist Hypogenese, ohne Generationswechsel, bei mehreren Arten vollständig beobachtet (s. oben p. 475, 504). 465. Species: Pelagia noctiluca, Pirox et Lesurur. Pelagia noctiluca, PERON et Lesuzur, 1309; Tableau des Meduses etc., p. 350, Nr. 68. Pelagia noctiluca, EscHscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 77. Pelagia noctiluca, RUDOLF WAGNER, 1841; Icon. Zootom. p. 16, 41, Tab. 33, Fig. 1—25. Pelagia noctiluca, MiLne-EnwArps, 1849; Cuvıers Regne animal illustr. Zoophyt. Pl. 44—46. Pelagia noctiluca, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 163. Pelagia purpurea, P£roN et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 350, Nr. 68. Pelagia phosphorea, ESCHScHoLTZz, 1829; System der Acal. p. 78. Pelagia parthenopensis, Lesson, 1843; Acalephes, p. 392. Pelagia parthenopea, VERANY, 1862; Zoologie des Alp. maritim. p. 97. Medusa noctiluca, FORSKAL, 1775; Descript. Anim. itin. orient. p. 109. Medusa noctiluca, MODEER, 1791; Nova Acta phys. med. N. C. Tom. VIII, Append. p. 25. Medusa phosphorea, SPALLANZANI, 1793; Viagg. Sieil. Tom. IV, p. 192, 241. Medusa tuberculata, Bosc, 1802; Hist. nat. des Vers., III, p. 169. Medusa pelagia, DELLE CHIAJE, 1828; Memor. Anim. senza vert. Nap. Tom. IV, Pl. 66, Fie. 1. Medusa octotentaculata, MAcrrı, 1839; Atti Real. Accad. Napoli, Vol. II, p. 457, Tab. 1. Aurelia phosphorica, P£ERON et LESuUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 358, Nr. 90. Species-Diagnose: Schirm fast halbkugelig, doppelt so breit als hoch. Nesselwarzen der Exumbrella gross und sehr zahlreich, langgestreckt, dicht gehäuft. Randlappen fast quadratisch, ihr Distalrand abgeschnitten, ein wenig ausgerandet. Mundrohr 14 mal so lang als breit, so lang als der Schirm-Radius. Mundarme doppelt so lang als das Mundrohr, ungefähr so lang als die Schirmbreite; ihr Hautsaum sehr breit und faltenreich, an der Basis 2—3mal so breit als ihre dicke eylindrische Mittelrippe. Specielle Beschreibung und Abbildung am besten bei RupoLr WAGNER (1841, 1. c.) und MiLnE-EDwARrDS (1849, 1. c.); namentlich die Figuren des letzteren sind vortrefflich. Unter allen, über die ganze Erde verbreiteten Pelagia-Arten scheint diejenige des Mittelmeeres die grösste und stärkste Species zu sein, ausgezeichnet durch robusten Habitus, mächtige Entwickelung und langgestreckte Form der exumbralen Nesselwarzen, und besonders durch die starken Mundarme, deren Hautsaum im Verhältniss breiter und faltenreicher ist als bei allen anderen Arten; auch tritt in der Färbung bei keiner anderen Species der braune (bald mehr rothbraune, bald mehr gelbbraune) Ton stärker hervor, als bei dieser Mittelmeer-Species. Farbe: Variabel, vorwiegend hellbraun, bald mehr rothbraun, bald mehr gelbbraun; Gonaden und Tentakeln meist dunkelroth, Mundarme mehr gelblich, Nesselwarzen rothbraun. Haeckel, System der Medusen. 64 Jen. Denkschriften 1. 506 orDo: DISCOMEDUSAE. FAmıLıa: PELAGIDAE. Grösse: Schirmbreite 60—80 Mm., Schirmhöhe 40—50 Mm. Ontogenie: Hypogenese, ohne Generationswechsel, beobachtet von Kroun (l. c.). Fundort: Mittelmeer; Balearen, ForskaL; Nizza, Neapel, Messina, MıLne-Eowarns, GEGENBAUR etc. 466. Species: Pelagia perla, Harcker. Medusa perla, SLABBER, 1781; Physikal. Belust. p. 58, Tab. XIII, Fig. 1, 2. Medusa perla, Moperr, 1791; Nova Acta phys. med. Tom. VIII, Append. p. 25. Melicerta perla, P£ron et LesuEur, 1809; Tableau des Meduses etc. p. 352, Nr. 74. Melicerta perla, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 298; Atlas, Pl. 41, Fig. 2. Rhizostoma perla, Escnscuoutz, 1829; System der Acalephen, p. 53. Pelagia cyanella, ForBes, 1847; Ann. Mag. Nat. Hist. Vol. XIX, p. 390, Pl. IX, Fig. 5. Pelagia cyanella, Forges, 1848; Brit. Naked-Eyed Med. p. 76. Pelagia species, Gosse, 1853; Devonshire Coast, p. 373. Speeies-Diagnose: Schirm fast kugelig, beinahe eben so hoch als breit. Nesselwarzen der Exumbrella zahlreich, aber klein und flach, rundlich. Randlappen fast quadratisch, ihr Distalrand abgestutzt. Mundrohr sehr kurz, kaum halb so lang als breit, etwa 4 so lang als der Schirm-Radius. Mundarme lang und schmal, etwa 6—8 mal so lang als das Mundrohr, 14mal so lang als die Schirm- breite; ihr Hautsaum schmal, an der Basis eben so breit als ihre dieke eylindrische Mittelrippe. Specielle Beschreibung und Abbildung bei FORBES (l. e.); sonderbarer Weise ist dieselbe L. AGAssız (1862, 1. c.) völlig entgangen, er führt keine Pelagia von der atlantischen Küste von Europa auf; auch sonst scheint diese west-europäische Art selten beobachtet zu sein. Ich selbst fing sie zu wiederholten Malen an der französischen Küste (im Herbst 1878), an der Südküste der Bretagne bei St. Nazaire und an der Westküste der Normandie bei Granville; auch bei der Ueberfahrt von Queensborough nach Vlissingen beobachtete ich vom Dampfschiff aus (im September 1876) einen orangegelben Pelagien-Schwarm, der jedenfalls dieser Art angehörte. Demnach zweifle ich auch nicht, dass die holländische Medusa perla von SLABBER (— Melicerta perla von PERON —) zu dieser Art gehört; keine andere europäische Meduse hat diese characteristischen Nesselwarzen auf der Exumbrella.. Im Ganzen steht P. perla in der Mitte zwischen der mediterranen P. noctiluca und der atlantischen P. phosphora; mit: jener theilt sie die Bildung der Randlappen, mit dieser die der Nesselwarzen. Von beiden unterscheidet sie sich durch das sehr kurze Mundrohr, dessen Arme bis fast zur Basis getrennt sind, sowie besonders durch die schmalen Arme, deren Mittelrippe dünn, der Hautsaum wenig gefaltet ist. Farbe: Variabel, vorwiegend orange, bald mehr in das Fleischrothe oder Rosenrothe, bald mehr in das Rostgelbe oder Okergelbe spielend; Nesselwarzen orange, Tentakeln und Gonaden roth. Grösse: Schirmbreite 50—60 Mm., Schirmhöhe 40—50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantische Küsten von Europa; holländische Küste, Strasser; Cornwallis (Mount’s Bay), Forses; Manche, Normandie, Bretagne, Harckeı. 467. Species: Pelagia phosphora, Harcker. ? Pelagia guineensis, P#ron et LEsuEurR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 351, Nr. 72. ? Pelagia denticulata, P&rox et Lesurur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 350, Nr. 67. ? Pelagia panopyra, EscHhscHoLtz (p. p.!), 1829; System der Acalephen, p. 73. ? Pelagia panopyra, Lesson (— non P£rox! —), 1830; Centurie Zoologique, p. 192, Pl. 63. ? Pelagia Lessoni, Branpr, 1835; Prodrom. Descript. Anim. Mertens. p. 27. ? Pelagia Lessoni, L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 164. Species-Diagnose: Schirm fast halbkugelig, doppelt so breit als hoch. Nesselwarzen der Exumbrella klein und flach, rundlich, im oberen Drittel verschwindend. Randlappen fast halbkreis- förmig, mit schwach convexem Distalrand. Mundrohr fast kubisch, kaum so lang als breit, halb so lang als der Schirm-Radius. Mundarme 4mal so lang als das Mundrohr, etwa eben so lang als die FAMILIA: PELAGIDAE. Genus: PELAGIA. 507 Schirmbreite; ihr Hautsaum sehr schmal, schwach gefaltet, an der Basis noch nicht so breit als ihre dicke eylindrische Mittelrippe. Gonaden hufeisenförmig, fünflappig (p. 503). Specielle Beschreibung: Pelagia phosphora nenne ich diejenige Species dieser Gattung, welche in der tropischen und subtropischen Zone des atlantischen Oceans eine ähnliche weite Verbreitung und dominirende Rolle besitzt, wie die ähnliche, oft damit verwechselte P. panopyra in der gleichen Zone des pacifischen Oceans. Ich selbst beobachtete diese Art lebend auf den canarischen Inseln, und konnte eine sehr grosse Anzahl von Spiritus-Exemplaren (grösstentheils aus dem Museum von Kopenhagen) vergleichen, welche an zahlreichen Stellen der Westküste von Afrika gesammelt waren, sowie in verschiedenen Theilen des nordatlantischen Oceans, zwischen 10° südlicher und 40° nördlicher Breite, 10° östlicher und 60° westlicher Breite (v. Greenw.). Die grosse Mehrzahl der von mir ver- glichenen Exemplare stammt von den Capverden, Canarien, Azoren. Obgleich vielfach variirend, wie alle Arten dieser Gattung, scheint sie doch eben so gut Anspruch auf specifische Unterscheidung zu haben, wie P. noctiluca und P. cyanella, zwischen denen sie in der Mitte steht. Schirm und Mundrohr sind mehr wie bei ersterer, Randlappen und Nesselwarzen mehr wie bei letzterer gebildet. Von beiden unterscheidet sie sich durch die Form der Mundarme, deren Mittelrippe sehr dick, cylindrisch, nach der Spitze konisch verdünnt ist, an der Basis breiter als der schmale, wenig gefaltete Hautsaum. Wahrscheinlich ist die von PEron (l. c.) angeführte (aber nicht beschriebene) P. guineensis mit unserer Art identisch, sowie die von L. Acassız (l. c.) erwähnte P. Lessoni, die aber schwerlich mit der P. Les- soni von BRANDT (= P. panopyra jeune age, Lesson, 1. c. Pl. 63) zusammenfällt. Vergl. hierüber unten P. panopyra. Farbe: Variabel, vorwiegend zart rosenroth bis violetroth, bald mehr in Purpur, bald mehr in Violet spielend; Armrippen, Tentakeln und Gonaden meist dunkler roth. Grösse: Schirmbreite 40—50 Mm., Schirmhöhe 25—30 Mm. Ontogenie: Hypogenese, ohne Metamorphose, von mir 1867 beobachtet. Fundort: Tropische und subtropische Zone des atlantischen Oceans: Canarische Inseln, Azo- ren, Capverden, Westküste von Afrika ete. (s. oben). 468. Species: Pelagia cyanella, Piron et Lesueur. Pelagia cyanella, PERON et LESUEUR, 1509; Tableau des Meduses etc., p. 349, Nr. 66. Pelagia cyanella, EschscHoLtz, 1329; System der Acalephen, p. 75, Taf. VI, Fig. 1. Pelagia cyanella, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 164, Pl. XII. Pelagia cyanella, Ar. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 47, Fig. 68. Pelagia americana, Psron et LesuEur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 351, Nr. 71. ? Pelagia denticulata, Psron et LEsuEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 550, Nr. 67. ? Pelagia noctiluca, CuAmısso, 1824; in Cmorıs’ Voyage pittoresque. Medusa pelagia, Linn&, 1766; Systema Naturae, Edit. XII, p. 1098. Medusa pelagia, LöFFLInG, 1760; Iter. hispan. p. 105. Medusa pelagia, MODEER, 1791; Nova Acta phys. med. Tom. VIII, Append. p. 33. Medusa pelagica, SwArrz, 1791; Konigl. Vetenskap. p. 138, Pl. V. Medusa verrucosa, Brown, 1784; Hist. Jamaic. p. 385. Dianaea cyanella, LAmARcK, 1817; Anim. sans vert. Tom. II, p. 507. Dianaea denticulata, LAMArcK, 1817; Ibidem, p. 507. Species-Diagnose: Schirm fast kugelig gewölbt, oben etwas abgeplattet, wenig breiter als hoch. Nesselwarzen der Exumbrella klein, nur in der Mitte der Schirmhöhe als schmaler Gürtel vor- tretend. Randlappen fast doppelt so breit als hoch, am Distalrande schwach convex, nicht ausgerandet. Mundrohr fast doppelt so lang als breit, etwa so lang als der Schirm-Radius. Mundarme lang und schmal, etwa 3mal so lang als das Mundrohr, 14mal so lang als die Schirmbreite; ihr Hautsaum breit und faltenreich, an der Basis etwa 3mal so breit als ihre dünne eylindrische Mittelrippe. Specielle Beschreibung und Abbildung bei EscuscHortz und bei L. Acassız (l. c.). Danach scheint diese Art für die atlantische Küste von Mittel-Amerika (Golf von Mexico und Caraibisches Meer) characteristisch zu sein; sie schliesst sich jedoch sehr nahe an die europäische P. perla einerseits, die afrikanische P. phosphora ander- seits an. Die Nesselwarzen sind zahlreich und dichtstehend, aber klein, rundlich, und nur in einem schmalen Gürtel | in der Mitte der Schirmhöhe mehr entwickelt. Die Arme sind sehr lang und schmal, 3mal so lang als das Mund- rohr, mit sehr dünner Mittelrippe. Die Randlappen sind breiter und niedriger als bei den genannten Arten. 64 * 508 orDO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: PELAGIDAE. Farbe: Variabel, vorwiegend bläulich violet bis blassblau, seltener fast himmelblau; Nessel- warzen rothbraun, Tentakeln purpurroth. Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. Ontogenie: Hypogenese, ohne Generationswechsel, beobachtet von L. Asassız (l. c.). Fundort: Atlantische Küste von Mittel- Amerika; Caraibisches Meer, Swarrz, Lörruins; Süd- spitze von Florida, Tortugas, L. Acassız. 469. Species: Pelagia denticulata, Braxor. Pelagia denticulata, BrAnpr, 1838 (— non P£rox! —); Mem. Acad. Petersb. Tom. IV, p. 383, Taf. XIV, Fig. 2. Pelagia Brandtii, L. Agassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 164. Pelagia Brandtii, Ar. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 48. Species-Diagnose: Schirm annähernd kugelig, eben so hoch als breit. Nesselwarzen der Exumbrella gross, langgestreckt, die ganze Oberfläche bedeckend, am dichtesten gegen den Scheitel. Randlappen fast quadratisch, eben so lang als breit, ihr Distalrand stark ausgerandet (?) Mundrohr halb so lang als der Schirm-Radius, eben so lang als breit (2). Mundarme etwa 6—8mal so lang als das Mundrohr, fast doppelt so lang als die Schirmbreite, ihr Hautsaum sehr breit und faltenreich, an der Basis etwa doppelt so breit als ihre konische Mittelrippe. Specielle Beschreibung fehlt. Die vorstehende Diagnose ist nur nach der Abbildung von MERTENS (l.c. bei Branpr) entworfen. Danach scheint diese Aleuten-Pelagia sich von den anderen Arten der Gattung und besonders von der nächstverwandten ?. cyanella hauptsächlich durch die starke Ausbildung der langgestreckten Nesselwarzen zu unterscheiden, welche namentlich gegen den Scheitel des Schirmes sehr dicht gedrängt stehen. Das Mundrohr ist sehr kurz, dagegen die Arme sehr gross, mit starker Mittelrippe und breiten, faltenreichen Seitenblättern (ähnlich wie bei Pel. noctiluca). Farbe: Blass violetroth, Tentakeln roth, Nesselwarzen braun. Grösse: Schirmbreite 60 Mm., Schirmhöhe 50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Behrings-Meer; Aleuten-Inseln, Mertens. 470. Species: Pelagia flaveola, Escuscnoutz. Pelagia flaveola, EsSCHSCHOLTZ, 1829; System der Acalephen, p. 76, Taf. VI, Fig. 3. Pelagia flaveola, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 164. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt bis halbkugelig (doppelt so breit als hoch?). Nesselwarzen der Exumbrella sehr gross und dichtstehend, aufrecht eiförmig. Randlappen? Mundrohr sehr kurz. Mundarme „kurz, nur dieht an der Scheibe unter einander durch ihre Randhäute ver- bunden“; Mittelrippe? Specielle Beschreibung fehlt. Die kurze Notiz von ESCHSCHOLTzZ (der nur ein Exemplar sah!), sowie seine Figur (welche bloss die Aboral-Fläche des Schirmes von oben zeigt!) sind kaum genügend, die Art zu diagno- sticiren. Indessen scheint eine besondere Eigenthümlichkeit derselben in den kurzen, bis fast zur Basis gespaltenen Mundarmen zu liegen, sowie in den Nesselwarzen der Exumbrella, welche „grosse, krystallhelle, aufrechtstehende Warzen von einer Linie Länge“ bilden. Die gelbe Färbung, welche EscascHoLtz besonders hervorhebt, fand ich auch bei einer Varietät von ?. perla. Farbe: Blass gelblich; Tentakeln eitrongelb, Gonaden bräunlich gelb. Grösse: Schirmbreite 30 Mm., Schirmhöhe 15 Mm.? — Ontogenie unbekannt. Fundort: Nord-Paeifischer Ocean, in der Nähe von Japan, (834° N. Br., 201° W. L.), EscHscHoLtz. FAMILIA: PELAGIDAE. Genus: PELAGIA. 509 471. Species: Pelagia panopyra, Pr:ron et Lesueur. Pelagia panopyra, P&roN et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses ete., p. 349, Nr. 64. Pelagia panopyra, EscHscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 73, Taf. VI, Fig. 2. Pelagia panopyra, Lesson (p. p.!), 1830; Centurie zool. p. 192, Pl. 62, Fig. 2. Pelagia panopyra, Branpr, 1838; Memoir. Acad. Petersb. Tom. IV, p. 382, Taf. XIV, Fig. 1; Taf. XIV A, Fig. 1—5. Pelagia panopyra, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 164. Pelagia tuberculosa, Courtuouy, 1862; in L. Agassiz. Contrib. IV, p. 164. ? Pelagia Labiche, EscnscHoutz, 1829; System der Acalephen, p. 78. ? Pelagia Labiche, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 302, Pl. 40, Fig. 3. ? Pelagia Labiche, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 165. Medusa panopyra, PERON et LESUEUR, 1807; Voyage aux Terres Australes, Pl. 31, Fig. 2. Dianaea panopyra, LAMARcK, 1817; Hist. nat. An. s. vert. Tom. II, p. 507. Cyanea Labiche, Quoy et GAImAarD, 1824; Voyage de l’Uranie ete., Zoologie p. 571, Pl. 84, Fig. 1. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, oben abgeplattet, fast doppelt so breit als hoch. Nesselwarzen der Exumbrella klein und spärlich zerstreut, langgestreckt, am dichtesten am Schirmrande. Randlappen fast quadratisch, am Distalrande schwach ausgerandet. Mundrohr lang und schmal, fast doppelt so lang als der Schirm-Radius, 3mal so lang als breit. Mundarme lang und schmal, 14 mal so lang als das Mundrohr, etwa 3mal so lang als der Schirm-Radius; ihr Hautsaum an der Basis doppelt so breit als die dünne eylindrische Mittelrippe. Specielle Beschreibung und Abbildung bei EscHscHoLTz und BrAnDTr (l. c.). Auch P£ron und Lesson haben davon eine Abbildung gegeben (l. c.), LESSON wie gewöhnlich schlecht und ungenau (— mit glattem Schirm- rand, ohne Randlappen! —), was ihn jedoch nicht hindert, die trefflichen, von BRAnpr publieirten Abbildungen von MERTENS als „figures assez mediocres“ zu bezeichnen! (Acal&phes, 1843, p. 389). Ausser jener falschen Figur in der „Centurie zoologique“, Pl. 62, hat Lesson daneben noch auf Pl. 63 eine fabelhafte Pelagide als „Jugendform“ der- selben Art abgebildet, ein glänzendes Beispiel von der unglaublichen Lüderlichkeit und Oberflächlichkeit, mit der dieser Autor, ohne jedes Verständniss der Medusen-Organisation, phantastische Figuren derselben hinzeichnete Mit Recht sagt L. Acassız (l. c. 1862, p. 164): „Nothing can be worse, than the figures of this Acaleph, published by Lesson; I am not acquainted with a single Medusa presenting such a combination of Characters!“ Dies hindert jedoch Acassız nicht, dem Vorgange von BRANDT zu folgen, der jenes unmögliche Fabelwesen seinem unwissenschaft- lichen Autor zu Ehren als Pelagia Lessoni verewigte! (Vergl. p. 506, 507.) — Nach den guten Darstellungen von ESCHSCHOLTZ und MERTENS zu urtheilen, ist P. panopyra im Aequatorial-Theil des pacifischen Oceans weit verbreitet; sie zeichnet sich aus durch schlanken Habitus, dünnwandigen Gallertschirm und besonders durch das sehr lange und schlanke Mundrohr, das dem Schirm-Durchmesser an Länge gleicht. Die Gonaden sind 4 einfache faltige Bänder (p. 503). Farbe: Variabel; vorwiegend blass rosenroth oder violetroth, Mundarme mehr violet, Gonaden mehr purpurroth, Nesselwarzen violet. Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropengürtel des pacifischen Oceans, von Australien bis Peru; Prron, Escnscuourtz, Lesson, MERTEns, Coutnouy etc. 472. Species: Pelagia papillata, Hacker; nova Species. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig, 3mal so breit als hoch. Exum- brella dicht besetzt mit hohen konischen Nesselwarzen. Randlappen doppelt so breit als hoch, tief ausgerandet, fast zweilappig. Mundrohr sehr lang und schmal, 8mal so lang als breit, doppelt so lang als der Schirm-Radius. Mundarme kurz und schmal, etwas kürzer als das Mundrohr, kaum so lang als die Schirmbreite; ihr Hautsaum schmal, fast glatt, an der Basis schmäler als ihre dünne Mittelrippe. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spieilegium Medusarum“. Diese Art theilt mit P. fla- veola die hohen, aufrecht stehenden Nesselwarzen der Exumbrella und die flache Schirmform, mit P. discoidea die starke Ausrandung der Randlappen (wesshalb sie L. Acassız als Placois papillata bezeichnen würde). Sie unter- 510 ORDO: DISCOMEDUSAE. ramınıa: PELAGIDAE. scheidet sich von diesen, wie von allen anderen Arten, durch die ausserordentliche Länge des vierseitig-prismatischen Mundrohres, welche diejenige der kurzen und schwachen Arme übertrifft und dem Schirm-Durchmesser gleich kommt. Sie gleicht darin der fabelhaften Figur, welche Lessox von seiner P. panopyra, jeune age gegeben hat (Centurie Zoologique, 1830, p. 194, Pl. 63). Vergl. oben p. 506, 507. Die 4 Gonaden sind einfach hufeisenförmig (p. 503). Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 14 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean, Schxenacen. 473. Species: Pelagia placenta, Harcker; nova Species. Species-Diagnose: Schirm ganz flach, scheibenförmig, 4mal so breit als hoch. Nessel- warzen der Exumbrella zahlreich und dichtstehend, aber sehr flach und klein. Randlappen sehr flach, doppelt so breit als hoch, schwach ausgerandet. Mundrohr eben so lang als breit, halb so lang als der Schirm-Radius. Mundarme schmal und dünn, etwa Amal so lang als das Mundrohr und doppelt so lang als der Schirm-Radius. Specielle Beschreibung: Pelagia placenta liegt mir in zahlreichen wohlerhaltenen Spiritus-Exemplaren vor, welche sämmtlich vollkommen geschlechtsreif sind, mit strotzend gefüllten Gonaden, und in allen wesentlichen Form-Verhältnissen übereinstimmend. Demnach ist diese Species von den übrigen wohl verschieden und bildet ein interessantes Mittelglied zwischen P. panopyra und P. discoidea. Mit letzterer theilt sie die ganz flache Scheiben- gestalt des glatten Schirmes, die schmalen und dünnen bis fast zur Basis getrennten Mundarme und die beträchtliche peripherische Ausdehnung des Magens. Dagegen sind die Randlappen nicht deutlich zweilappig, wie bei der vorigen und folgenden Art. Die Gonaden sind 4 hufeisenförmige, dreilappige Bänder (p. 503). Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 10 Mm. Fundort: Philippinen-Meer; Carolinen-Inseln, Ponape, Seniavin, Museum Godeffroy. 474. Species: Pelagia discoidea, Escnscnortz. Pelagia discoidea, EscHhscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 76, Taf. VII, Fig. 1. Placois discoidea, L. Agassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 125, 165. Species-Diagnose: Schirm ganz flach, scheibenförmig, Amal so breit als hoch. Exumbrella glatt, ohne vortretende Nesselwarzen. Randlappen sehr flach, tief ausgerandet, zweilappig. Mundrohr sehr kurz. Mundarme sehr lang und schmal, 3mal so lang als der Schirm-Radius, ihr Hautsaum breit, sehr stark gefaltet und gekräuselt, an der Basis mehrmals breiter als ihre sehr dünne eylindrische Mittelrippe. Specielle Beschreibung und Abbildung bei EscuscHortz (l.c.).. Danach theilt diese Art mit den vor- hergehenden die flache Scheibengestalt des Schirmes und die tiefe Ausrandung der Randlappen, welche fast zweilappig erscheinen. Indessen reicht diese Eigenthümlichkeit nicht aus, darauf mit Acassız die besondere Gattung Placois zu gründen. Mehr zeichnet sich diese Species durch die Breite des flachen Magens und die Kürze der Randtaschen aus, sowie namentlich durch die sehr langen und schmalen Mundarme; diese sind bis fast zur subumbralen Basis getrennt, mit sehr dünner Mittelrippe und sehr faltenreichem breiten Hautsaum. Farbe: Blass röthlich; Mundarme rosenroth, Tentakeln purpurroth, Gonaden weisslich. Grösse: Schirmbreite 70—80 Mm., Schirmhöhe 15—20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Süd-Atlantischer Ocean, unweit des Cap der guten Hoffnung, Esenscnortz. 192. Genus: CHRYSAORA, Pi:rox et Lesurur (1809). xgvocoe (= „Goldschwerdt“), Sohn des Poseidon und der Medusa, Vater des Geryones. Genus-Diagnose: Pelagide mit 24 Tentakeln (— je 3 zwischen je 2 Sinneskolben —) und mit 32 Randlappen (16 ocularen und 16 tentacularen). FAMILIA: PELAGIDAE. Genus: CHRYSAORA. 511 Das Genus Chrysaora wurde 1809 von P£rox mit folgender, ganz falscher Diagnose gegründet: „Peduncule perfor6 & son centre; bras parfaitement distinets, non chevelus; une grande cavit6 aerienne et centrale.“ P&roN beschreibt 11 Arten, die er nur nach der Färbung unterscheidet; davon sind nicht weniger als 8 blosse Farben- Varietäten der westeuropäischen, schon von Linn& (1766) als Medusa hysoscella angeführten Art. Von den 3 anderen Arten sind 2 (CO. pentastoma und C. hexastoma) völlig unbestimmbar, nur C. mediterranea haltbar. — Die erste gute Beschreibung von Chrysaora gab 1829 EscHscHoLtz, mit folgender Diagnose: „Ventriculus appendicibus saceiformibus. Cirri marginales 24.“ Treffliche Abbildungen gab 1838 MERTENS von 2 nordpacifischen Arten (©. heWwola und CO. melanaster), 1847 DALYELL und MILNE-EDWwARDs von der west-europäischen (©. isosceles. In neuester Zeit hat Craus den Bau und die Entwickelung der C. mediterranea genau beschrieben (Denkschr. Wien. Akad. 1877, p. 33 bis 41, Taf. VI und VII). L. Acassız, der diese Gattung nicht selbst untersucht hatte, wollte sie 1862 (1. c. p. 166) in nicht weniger als 5 verschiedene Genera spalten: Ohrysaora, Lobocrocis, Polybostrycha, Melanaster und Zygonema. Indessen sind diese sämmtlich (vielleicht mit Ausnahme der letzten) von Chrysaora nicht generisch zu trennen. Der Character dieser Gattung, welche zwischen der älteren Pelagia und der jüngeren Dactylometra phylogenetisch in der Mitte steht, ist sehr einfach und klar schon von EscHscHoLtz bestimmt: S Sinneskolben, 16 Radial-Taschen, 24 Ten- takeln, 32 Randlappen. Der ganze centrale Körper ist wie bei Pelagia gebaut, nur die Peripherie des Schirmes weiter entwickelt. An die Stelle jedes einfachen Tentakels von Pelagia treten bei Ohrysaora 3 Tentakeln und 2 da- zwischen eingeschobene Randlappen; erstere verhält sich mithin zu letzterer gerade so wie Perierypta zu Periphylla. Die jugendliche geschlechtslose Larve der Ohrysaora ist von der entwickelten Pelagia nicht zu unterscheiden; sie hat gleich dieser nur 16 Randlappen, welche denjenigen der Ephyriden homolog sind und mit den 5 Sinneskolben und den 3 Tentakeln regelmässig alterniren (CLAus, l. c. Taf. VI, Fig. 29, 30). Erst später entwickelt sich m der Mitte jedes Randlappens, auf seiner Subumbral-Seite, nahe dem Rande, ein neuer accessorischer Tentakel, und indem dieser durchbricht und vorwächst, zerfällt der Lappenrand in 2 Lappen. Dem entsprechend ändert sich natürlich auch das peripherische Verhalten der Radial- Taschen, von deren Rande die Tentakel-Canäle entspringen. Ursprünglich, bei Pelagia, geht jede der 16 Radial-Taschen in 2 Lappentaschen aus, welche in die zugekehrten Seitenhälften von 2 benachbarten Randlappen hineingehen (wie bei Ephyra, Taf. XXVIL, Fig. 1, 2). Indem nun aber jeder dieser 16 ursprünglichen Zphyra-Lappen durch einen neu entstehenden Tentakel halbirt wird, zerfällt er in einen ocularen Lappen (zwischen Auge und secundärem Tentakel) und in einen tentacularen Lappen (zwischen secundärem und pri- märem Tentakel; Taf. XXXI, Fig. 3); die beiden Lappentäschchen der 8 ocularen Taschen bleiben einfach; die beiden Lappentäschchen der 8 tentacularen Taschen werden halbirt, so dass nunmehr der Distalrand der letzteren in 4 Täsch- chen ausläuft; davon gehen die beiden kleineren lateralen in die Ocular-Lappen hinein, hingegen die beiden grösseren medialen in die secundären Tentakel-Lappen. Acassız glaubte, dass dieses Verhalten nur das Genus Polybostrycha (helvola) characterisire, während es in der That bei allen Arten von Chrysaora sich findet. Ueberhaupt hat Acassız (1862, 1. c.) die Homologien dieser Theile ganz falsch gedeutet, wie schon Craus (1877, 1. c. p. 36) dargethan hat. — Wie in dieser qualitativen Umbildung des Schirmrandes ein beträchtlicher Fortschritt der jüngeren Chrysaora gegenüber ihrer älteren Stammgattung Pelagia erscheint, so auch in der quantitativen Entwickelung aller einzelnen Organe. Der Schirm nimmt an Umfang bedeutend zu; die Mundarme werden breiter und viel faltenreicher, bisweilen zu mächtigen Gardinen wie bei Oyanea entwickelt. Die Gonaden, welche bei einigen Pelagia-Arten noch 4 einfache Hufeisen-Bogen bilden, bei anderen schon dreilappig werden, erscheinen bei allen Ohrysaora-Arten erst dreilappig, dann fünflappig und späterhin oft zu mächtigen, vielfach gefalteten Convoluten entwickelt, die selbst, ähnlich wie bei Oyanea, unten aus der Subumbrella herabhängen können. — Sehr merkwürdig ist der Hermaphroditismus der Ohrysaora (s. oben p. 503). Die Entwickelung wurde zuerst (1847, ].c.) von DALyeEr, später (1877, ]. c.) von Craus ausführlich beschrieben: Generationswechsel mit Strobilation (s. oben p. 504). — Die Gattung Ohrysaora ist gleich Pelagia cosmopolitisch und oceanisch über alle Meere verbreitet. Von den 8 hier aufgeführten Arten gehört 1 dem Mittelmeere an, 3 dem atlantischen Ocean, 3 dem pacifischen und 1 dem indischen Ocean. 475. Species: Chrysaora mediterranea, Prron et Lesurur. Tafel XXXI. Chrysaora mediterranea, Pfron et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 366, No. 116. Chrysaora mediterranea, EschscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 32. Chrysaora mediterranea, Lesson, 1843; Acalephes, p. 397. Chrysaora hysoscella, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 165. Chrysaora hysoscella, CLaus, 1377; Denkschr. Wien. Acad. p. 33—41; Taf. VI, VI. Cyanea mediterranea, LAmArck, 1817; Hist. nat. Anim. sans vert. Tom. II, p. 520. Polybostrycha mediterranea, HAEckEL, 1377; Prodrom. System. Medus. Nr. 441. 512 orpo: DISCOMEDUSAE. FamILıA: PELAGIDAE. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, 3—4mal so breit als hoch. 32 Randlappen flach abgerundet, ganzrandig; die 16 schmäleren ocularen und die 16 breiteren tentacularen fast gleich weit vorspringend (— Randbogen der Öctanten daher ein Kreis-Oetant —). (An der Lateral - Seite jedes Ocular-Lappens bei alten Thieren ein accessorisches Läppchen.) 16 oculare Radial-Taschen fast rechteckig, nach aussen allmählich verbreitert, in der Mitte $ so breit, im Distaltheile halb so breit als die 16 Tentacular- Taschen. Mundarme von der Basis nach der Spitze allmählich verschmälert, stark gekräuselt, 14 mal bis doppelt so lang als der Schirm -Durchmesser. Tentakeln dünn, ungefähr halb so lang als die Mundarme. Specielle Beschreibung: (Chrysaora mediterranea, die schöne Vertreterin dieser Gattung im Mittelmeere, ist zwar schon von P£roN als Art unterschieden worden, aber bloss auf Grund der abweichenden Färbung; diese kann jedoch hier, wie bei den anderen Pelagiden, wegen ihrer grossen Variabilität nieht zur Species-Diagnose benutzt werden. In neuester Zeit (1878, 1. c.) hat Craus eine genaue Darstellung ihres Baues und ihrer Entwickelung ge- geben; jedoch hat er, gleich den meisten neueren Autoren, sie für identisch mit der folgenden westeuropäischen Art, der bekannten (©. isosceles gehalten. Ich selbst habe zahlreiche Exemplare von beiden Arten lebend beobachtet und in Weingeist conservirt verglichen, und glaube die in den beiden Species-Diagnosen angeführten Merkmale als bestän- dige und zur Art-Unterscheidung hinreichende bezeichnen zu können. Von der Ohrysaora mediterranea aus dem öst- lichen Theile des Mittelmeeres habe ich eine schöne Farben-Varietät bei Smyrna 1373 beobachtet und auf Taf. XXXI nach dem Leben in halber natürlicher Grösse dargestellt. Diese Art hat viel längere und schmälere Mundarme, namentlich aber anders gestaltete Randlappen und Radial-Taschen, als die westeuropäische C. isosceles; letztere be- obachtete ich häufig und in verschiedenen Alters-Zuständen im Manche-Canal und auf Helgoland, an den britischen und an den französischen Küsten. Die Gallert-Septa zwischen den Radial- Taschen sind bei der mediterranen Art wenig gebogen, oft fast geradlinig, während sie bei der atlantischen Form stark Sförmig gebogen sind; die Ocular- Taschen sind bei der ersteren von der Basis an allmählich erweitert, bei der letzteren in der Mitte bauchig erweitert; die Augenbucht ist bei jener sehr wenig eingezogen, bei dieser hingegen tiefer eingeschnitten. Die früher als Art- merkmal betrachtete Färbung ist bei beiden Arten sehr variabel; der Schirm ist bald mehr weisslich, bald mehr gelblich, mit brauner und rother Zeichnung; die Arme meist röthlich. Gewöhnlich ist bei der orientalischen C. me- diterranea der Schirm bloss ockergelb, auf der convexen Fläche mit der sehr characteristischen sternförmigen Zeich- nung, welche Taf. XXXI, Fig. 1, 2 darstellt: um den helleren Scheitel ein dunkler Kreis, von welchem 16 dunkle Ra- dialstreifen (meist rothbraun) abgehen. 8 derselben (4 perradiale und 4 interradiale) gehen auf die 38 Augen aus; die 8 anderen (adradialen) auf den mittleren Tentakel jedes Octanten. Diese dunkeln Radial-Streifen sind nicht linear, mit parallelen Rändern (wie die entsprechenden hellen, dunkel gesäumten Streifen bei Chrysaora isosceles ge- wöhnlich sind), sondern in der Mitte eingeschnürt, fast bisquitförmig. Daher sind die hellen Zwischenräume zwischen ihnen nicht einfach dreieckig (wie bei ersterer), sondern fast linear, und centripetal plötzlich in eine kurze Spitze aus- laufend. Nach dem Rande hin sind die Streifen verwaschen. Die Randlappen sind meistens ebenfalls dunkler, braun- roth; doch nicht so scharf und dunkel abgesetzt, wie bei ©. isosceles. Die Mundarme sind meistens blass röthlich oder fleischroth, mit dunklerer Mittelrippe, bisweilen lebhaft roth; die Gonaden bald mehr weisslich oder gelblich, bald mehr röthlich, bisweilen dunkelroth. — Diese gewöhnliche Färbung ist vielem Wechsel unterworfen; der Schirm ist bald dunkler gelb, bald fast farblos oder milchweiss; die 16strahlige Sternzeichnung seiner convexen Fläche bald sehr deutlich, bald sehr verwaschen oder kaum sichtbar; die Farbe der 16 Radialstreifen bald dunkel rothbraun oder mahagonibraun, bald hell bräunlich oder blass gelb, ihr Rand bisweilen schwärzlich, selten weisslich; die Randlappen bald dunkel, bald hellbraun, bald farblos. Die rothe Färbung der Mundarme und Gonaden ist ebenfalls sehr wech- selnd, bald blass fleischroth, bald dunkeler roth, bis zum Zinnober; demnach schimmern die Gonaden bald durch die obere Schirmfläche deutlich durch, bald nicht. Hieraus ergiebt sich, dass die Färbung an und für sich zur Unter- scheidung der Arten nicht ausreicht; dazu sind bestimmte morphologische Charactere erforderlich, und diese werden hier gegeben durch die verschiedene Gestalt der Randlappen und der Radialtaschen. Grösse: Schirmbreite 100—300 Mm., Schirmhöhe 40—80 Mm. Ontogenie: Generationswechsel mit Strobilation, ausführlich dargestellt von Craus (l. ec, 1877, p. 33—41, Taf. I, Fig. 1—11; Taf. VI, VD). Fundort: Mittelmeer; Constantinopel, Smyrna, Corfu, Hareser; Triest, Craus; Lesina, Gresorıo Buecicn; Nizza, Rısso; Marseille, Prron. Famimnia: PELAGIDAE. Genus: CHRYSAORA. 513 476. Species: Chrysaora isosceles, EscnscnoLtz. Chrysaora hysoscella (= isosceles), EscnscHourz, 1829; System der Acalephen, p. 79, Taf. VII, Fig. 2. Chrysaora hysoscella, FORBES, 1848; Monogr. Brit. Naked. eyed Med. p. 77. Chrysaora hysoscella, L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 165. Chrysaora cyelonota (et aspilonota), P#roN et LesuEur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 365, No. 111, 112. Chrysaora spilogona (et spilhemigona), P#ron et Lesurur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 365, No. 113, 114. Chrysaora pleurophora (et Lesueuri), Pfron et Lesurur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 365, No. 110, 115. Chrysaora macrogona (et heptanema), P#ron et Lesuzur, 1809; Tableau des Meduses etc., p- 366, No. 119, 120. Chrysaora oculata, Lesson, 1843; Acalephes, p. 402, Pl. VI, Fig. 1. Chrysaora cyclonota, Gosse, 1853; Devonshire Coast, Pl. 27 (Titel-Bild), p. 363. Medusa hysoscella (= isosceles), Linn&, 1766; Systema Naturae, Ed. XI, p. 1097. Medusa hysoscella, MODEER, 1791; Nova Acta phys. med. Tom. VIII, Append. p. 31, No. 26. Medusa fusca (et M. tuberculata), PennAant, 1768; British Zool. IV, p. 57, 58. Medusa stella, DALYELL, 1847; Rare Remark. An. Scotl. Vol. I, p. 101, 106, Pl. 15—17. Aurelia crenata, Cmamısso, 1820; Nova Acta Phys. Med. X, p. 359, Pl. 29. Aurelia globulus, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 294. Cyanea cyclonota (et aspilonota), LAMmARcK, 1817; Anim. sans vert. Tom. II, p. 519. Cyanea punctulata (et spilogona), LAMArcK, 1817; Ibidem, Tom. II, p. 519. Cyanea pleurophora (et Lesueurii), LAMARcK, 1817; Ibidem, Tom. II, p. 520. Cyanea macrogona (et heptanema), LAmArRcK, 1817; Ibidem, Tom. II, p. 521. Cyanea chrysaora, MILNE-EpwArDs, 1849; in Cuvıer’s Regne animal illustre, Zoophytes Pl. 47. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, 2—3 mal so breit als hoch. 32 Randlappen fast halbkreisförmig, ganzrandig, alle fast von gleicher Breite; die 16 ocularen weniger vorspringend, als die 16 tentacularen (— Randbogen der Öctanten daher in der Mitte, an der Augenbucht, eingeschnit- ten —). 16 oculare Radial-Taschen eiförmig, in der Mitte eben so breit, in dem Distaltheile 4 so breit als die 16 Tentacular-Taschen. Mundarme an der Basis etwas eingeschnitten, nach der Spitze allmäh- lig verschmälert, stark gekräuselt, ungefähr so lang als der Schirm-Durchmesser; Tentakeln dünn, un- gefähr eben so lang. Specielle Beschreibung und Abbildung bei EscuscHortz (1829, 1. c.). Die beste farbige Abbildung des ganzen Thieres gab zuerst DALyELL (1847, 1. c.), später Mitne-EpwArops (1849, 1. c.). Diese Art ist an der atlan- tischen Küste von Europa weit verbreitet, und bei der ausserordentlichen Variabilität ihrer bunten Färbung und schönen Zeichnung unter nicht weniger als 24 verschiedenen Namen beschrieben worden! Unter den 11 Ohrysaora- Arten, welche P&ron (nur nach der Färbung!) unterschied, befinden sich nicht weniger als 8 Namen, die dieser einen Art angehören!! Von den meisten neueren Autoren wird diese Species unter dem alten, schon 1766 von Linx& ihr gegebenen Namen hysoscella aufgeführt, aber sehr verschieden geschrieben: hyoscela, hisoscella, isoscela“ ete. Linx& selbst sagt: „pietus radiis 16 instar trianguli hysoscellis“; da aber „gleichschenkelig“ isosceles, nicht hysoscelles heisst, so ist nur die Orthographie isosceles zulässig. — Von der nächstverwandten mediterranen Species unterscheidet sich diese westeuropäische, wie vorher schon angeführt wurde, durch folgende Merkmale: die tentacularen Randlappen springen stärker vor, als die ocularen, wesshalb die Augenbuchten tiefer eingeschnitten sind. Die ocularen Radial- Taschen erweitern sich in der Mitte bauchig, wesshalb entsprechend die Tentakel-Taschen im äusseren Drittel plötz- lich erweitert sind. Das Gallert-Septum zwischen beiden ist daher nicht geradlinig, sondern Sförmig gebogen. Fer- ner finde ich die Mundarme im Ganzen kürzer und breiter als bei C. mediterranea, die Tentakeln hingegen länger. Die Färbung ist eben so variabel als bei letzterer, jedoch im Ganzen weniger intensiv, mehr weisslich (oder selbst bläulich), weniger lebhaft gelb und roth (vergl. Escuscnortz 1. c.). In einem grossen Schwarme dieser Art, welchen ich im September 1878 in Granville (Normandie) beobachtete, fing ich ein altes Exemplar (von 160 Mm. Schirm-Durch- messer), welches 40 Tentakeln und 48 Randlappen besass, gleich Dactylometra. Grösse: Schirmbreite 100—200 Mm., Schirmhöhe 40—60 Mm. Ontogenie: Generationswechsel mit Strobilation, zuerst beobachtet von Daryerr (1847, 1. c.). Fundort: Atlantische Küsten von Europa: Französische Küsten, Prron, Miune-Eowarns ete.; Britische Küsten, Escnscuortz, Daryerr ete.; Canal de la Manche, Helgoland, Harcxer. Haeckel, System der Medusen. 65 Jen. Denkschriften I. 514 orDO: DISCOMEDUSAE. FAmıLıa: PELAGIDAE. 477. Species: Chrysaora fulgida, Harcker. Rhizostoma fulgidum, ReynAup, 1830; in Lesson’s Centurie Zoologique, p. 79, Pl. 25. Chrysaora Reynaudii, Lesson, 1843; Acalephes, p. 401. Chrysaora Reynaudi, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 166. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch. 32 Randlappen kurz und breit, fast halbkreisförmig, ganzrandig; die 16 ocularen und die 16 tentacularen fast von gleicher Grösse und gleich weit vorspringend (— Octanten daher mit einfachem Randbogen —). Radial-Ta- schen? Mundarme aus schmaler Basis verbreitert, nicht sehr faltenreich, lanzetförmig, in der Mitte etwa halb so breit als der Schirm-Radius, 2—3 mal so lang als der Schirm-Durchmesser. Tentakeln etwa so lang als der Schirm-Radius. Specielle Beschreibung fehlt. Die kurzen Notizen und die Abbildung von RevnauD (l. c.) sind sehr ungenügend, lassen aber keinen Zweifel, dass dieses angebliche „Rhizostoma“ eine echte Chrysaora ist, nächstver- wandt der ©. isosceles. Sie scheint sich von dieser und den anderen Arten der Gattung hauptsächlich durch die Bildung der Mundarme zu unterscheiden, welche schmal und lanzetförmig sind, die Krausen anscheinend wenig ent- wickelt. REyxaun giebt nur 16 Tentakeln an, zeichnet aber richtig 24. Farbe: Schirm gelblich braun; Sternfigur und Randlappen rothbraun; Mundarme röthlich ; Gonaden carminroth. Grösse: Schirmbreite 300—400 Mm., Schirmhöhe 100—200 Mm. Fundort: Cap der guten Hoffnung; False Bay (massenhaft), Reyxaun. 478. Species: Chrysaora Blossevillei, L£sson. Chrysaora Blossevillei, Lesson, 1829; Voyage de la Coquille, Zool. p. 115, Pl. XIII, Fig. 2. Chrysaora Blossevillei, Lesson, 1843; Acal&phes, p. 401. Lobocroeis Blossevillei, L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 166. ? Pelagia volutata, Couruouy;; Manuser.; in L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 166. ? Zygonema volutata, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 127, 166. Speecies-Diagnose: Schirm flach gewölbt, bis halbkugelig, doppelt so breit als hoch. 32 Randlappen eiförmig, alle von gleicher Grösse und gleich weit vorspringend (— Oetanten daher mit einfachem Kreisbogen —). Radial-Taschen? Mundarme lanzetförmig, stark gekräuselt, kürzer als der Schirm-Durchmesser. Tentakeln fadenförmig, länger als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung fehlt. Die schlechte Abbildung und die dürftigen Notizen von Lesson (— wie gewöhnlich höchst flüchtig und oberflächlich, ohne alles Verständniss der Organisation hingeworfen —) reichen kaum aus, um die obige unvollständige Diagnose zu geben. Allein an demselben Orte, wo Lesson diese Meduse fand, kommt nach einer Notiz von Frırz MÜLLER eine echte Chrysaora vor, und ich vermuthe demnach, dass sich auf diese die Darstellung von Lesson bezieht; der Magenboden ist in letzterer (wie bei vielen Figuren desselben) künst- lich herabgezogen. Von den anderen Arten der Gattung scheint sich diese brasilianische Species namentlich durch die kurze und gedrungene Form der Mundarme, sowie durch die besondere Bildung der eiförmigen Randlappen zu unterscheiden. Letztere sollen nach Lesson eine Doppelreihe bilden, indem die 32 Randlappen paarweise durch einen höher gelegenen, doppelt so grossen verbunden sein sollen; und L. Acassız hat darauf hin sogar für diese Art die besondere Gattung Lobocrocis gegründet! (l. c. p. 166). Allein wahrscheinlich beruht jene unverständliche Angabe bloss auf einer marginalen Faltung oder Zeichnung der Exumbrella; man muss nur bedenken, dass LEsson weder genau beobachten noch richtig zählen, weder naturgetreu zeichnen noch klar beschreiben kann! (Vergl. unten C. plo- camia). Möglicherweise ist mit dieser Art identisch die brasilianische Chrysaora, welche Couruouy bei Rio Janeiro beobachtet und welche L. Acassız als Zygonema volutata beschrieben hat; sie soll in jedem Octanten 4 statt 3 Ten- takeln besitzen, eine ganz unverständliche und wahrscheinlich irrige Angabe (l. c. p. 127). Farbe: Schirm weiss mit strohgelbem Anfluge, rostgelb gezeichnet; Mundarme rostgelb. Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. Fundort: Küste von Brasilien; Insel Santa Catharina, Lesson. FAMILIA: PELAGIDAE. Genus: CHRYSAORA. 515 479. Species: Chrysaora helvola, Braxor. Chrysaora helvola, BRAnDT, 1838; Memoir. Acad. Petersburg. Tom. IV, p. 384, Taf. XV. Chrysaora fuscescens, BrRAnDT, 1835; Prodrom. Descript. anim. Mertens., p. 27, No. 1. Polybostrycha helvola, BrAnpT, 1833; Memoir. Acad. Petersburg. Tom. IV, p. 384, Taf. XV. Polybostrycha helvola, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 126, 166. Polybostrycha species, AL. Acassız, 13865; North American Acal. p. 50. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, etwa doppelt so breit, als hoch. 32 Randlappen fast eiförmig, am Rande schwach gezähnelt, die 16 ocularen stärker vorspringend als die 16 tentacu- laren (— Oectanten daher mit convexem Randbogen —). 16 oculare Radial-Taschen fast lanzetförmig, in der Mitte doppelt so breit, im Distal-Theil halb so breit, als die 16 Tentacular-Taschen. Mundarme lanzetförmig, stark gekräuselt, doppelt so lang als der Schirm-Durchmesser, in der Mitte 3 so breit als der Schirm-Radius. Tentakeln bandförmig, in der ganzen Länge platt gedrückt, dicht quer geringelt, so lang als die Mundarme. Specielle Beschreibung und schöne Abbildung von MERTENS bei BrAnDT (l. c.). Danach unterscheidet sich diese Species von den übrigen des Genus sowohl durch die besondere Form der gezähnelten Randlappen und der stark differenzirten Radial-Taschen, als auch durch die auffallend abgeplatteten bandförmigen Tentakeln. L. AcAssız wollte für diese Art die besondere Gattung Polybostrycha gründen, die sich von Cihrysaora durch die 4 marginalen, mit den 3 Tentakeln alternirenden Lappentaschen jeder Tentakel- Tasche unterscheiden sollte. Allein diese Bildung besteht ganz ebenso bei allen echten Chrysaora-Species, deren Bau Acassız unbekannt war (vergl. Taf. XXXI, Fig. 3). Farbe: Schirm und Mundarme hell gelblich- braun; Randlappen und Mundarme rostroth ge- sprenkelt; Tentakeln dunkler rostbraun. ; Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 50 Mm. Fundort: Nord-Paeifischer Ocean; Aleuten, Sitka, Mertens; Californien, Punta de los Reyes, San Franeiseo, Au. Acassız. 480. Species; Chrysaora melanaster, Branpr. Chrysaora melanaster, BRAnDT, 1338; Me&moir. Acad. Petersburg. Tom. IV, p. 385, Taf. XVI und XVL. Polybostrycha melanaster, BRAnDT, 1333; Ibidem, p. 385. ) Melanaster Mertensii, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 126, 166. Melanaster species, AL. Acassız, 1865; North American. Acal. p. 50. Species-Diagnose: Schirm flach kegelförmig, doppelt so breit als hoch. 32 Randlappen zungenförmig, abgerundet, ganzrandig, an der Basis schmäler als am Distalrande; die 16 ocularen und die 16 tentacularen fast von gleicher Grösse, gleich weit vorspringend (— Octanten daher mit ein- fachem Kreisbogen —). (An der Lateral-Seite jedes Ocular-Lappens bei alten Thieren ein accessori- sches Läppchen). 16 oculare und 16 tentaculare Radial- Taschen fast von gleicher Grösse und Form, gleichschenkelig dreieckig, mit fast geraden Seitenrändern. Mundarme von der breiten dreieckigen Basis allmählig gegen die Spitze verschmälert, stark gefranst, in der Mitte etwa 4 so breit als der Schirm- Radius, etwas länger als der Schirm-Durchmesser. Tentakeln bandförmig, kürzer als der Schirm-Radius. Specielle Beschreibung und schöne Abbildung von MERTENS bei BrAnDT (l. c.). Danach scheint sich diese Art von den übrigen der Gattung namentlich durch die Zungenform der Randlappen, sowie durch die gleich- mässige Bildung der 32 Radialtaschen zu unterscheiden, welche sämmtlich gleichschenkelig dreieckig sind, von gleicher Form und Grösse. Ferner finden sich am Schirmrande ausser den gewöhnlichen 32 Randlappen noch 16 kleine accessorische Läppchen, die sich vom Lateral-Rande der 16 Ocular-Lappen abgegliedert haben, L. Acassız gründete desshalb für diese Art die besondere Gattung Melanaster (l. c. p. 126, 166). Allein diese untergeordnete Eigenthüm- lichkeit findet sich auch bei sehr grossen und alten Exemplaren der Chrysaora mediterranea, und ist nur als unter- geordnetes Merkmal höheren Alters anzusehen; auch alle von MERTENS beobachteten Exemplare waren sehr gross und alt (— „nie weniger als ein Fuss im Durchmesser“ —). 65* 516 orDO: DISCOMEDUSAE. FamıLıa: PELAGIDAE. Farbe: Schirm, Mundarme und Tentakeln blass bläulich; 32 Schenkel der exumbralen Stern- figur braun; 16 Radial-Streifen der Subumbrella (den 16 Lateral-Tentakeln entsprechend) schwarzbraun; Gonaden rothbraun. Grösse: Schirmbreite 200—300 Mm., Schirmhöhe 100—150 Mm. Fundort: Nord-Paeifischer Ocean; Kamtschatka, Awatscha-Bay, Merrexs; Californien, unweit San Franeisco, Ar. Asassız. 481. Species: Chrysaora plocamia, Harckeı. Cyanea plocamia, Lesson, 1829; Voyage de la Coquille, Zool. p. 116, Pl. XII, Fig. 1, 2. Cyanea plocamia, Lesson, 1843; Acal&phes, p. 385. Stenoptycha plocamia, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 162. Species-Diagnose: Schirm fast halbkugelig, doppelt so breit als hoch. 32 Randlappen fast halbkreisförmig, die 16 tentacularen und die 16 ocularen fast von gleicher Grösse, gleichweit vor- springend (— Randbogen der Oetanten daher ein Kreis-Octant —). Radial-Taschen? Mundarme sehr breit und äusserst faltenreich, in der Mitte fast so breit als der Schirm-Radius, 14 mal so lang als der Schirm-Durchmesser. Tentakeln kürzer als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung fehlt; die Notizen von Lesson sind, wie gewöhnlich, ganz ungenügend. Doch lässt sich aus denselben und aus der Figur entnehmen, dass diese „Oyanea“ in der That eine echte Ohrysaora ist; die sternförmige Figur auf der Exumbrella, die 32 Randlappen, zwischen denen sich am Schirmrande die Tenta- keln inseriren, und endlich die 16 „gabelspaltigen Radialtaschen“ („Sacs oblongs bifurques“) lassen darüber keinen Zweifel. Allerdings zeichnet Lesson 32 Tentakeln; da er aber die 3 schon früher von EscnscHorrz beschriebenen „Randkörperchen“ (oder Sinneskolben) nicht kennt, und auch bei anderen Acraspeden an deren Stelle zwischen die ocularen Randlappen Tentakeln einzeichnet, so hat auch ©. plocamia unzweifelhaft nur 24 Tentakeln. Die 4 langen und sehr breiten Mundarme sind äusserst zart und zierlich gardinenförmig gefaltet, wie bei Cyanea; sie gleicht darin der folgenden Art, der sie auch sonst sehr nahe zu stehen scheint; sie unterscheidet sich von ihr durch die kürzeren Tentakeln und Mundarme, sowie durch die specielle Sculptur des Schirmrandes. Farbe: Schirm rostgelb, mit gelblich brauner Zeichnung; Mundarme farblos, mit gelblichem Fransenrand; Tentakeln carminroth. Grösse: Schirmbreite 100 Mm. (und darüber), Schirmhöhe 50 Mm. Fundort: Paeifische Küste von Südamerika: Peru; Lima, Songallan; Lesson. 482. Species: Chrysaora calliparea, Haccker. ? Cyanea calliparea, ReynAauD, 1830; in Lesson’s Centurie Zoologique, p. 67, Pl. XX. ? Stenoptycha calliparea, L. Agassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 162. Chrysaora dinobrachia, HAEckKEL, 1877; Prodrom. System. Med. Nr. 446. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, 3 mal so breit als hoch. 32 Randlappen fast nierenförmig, an der Basis schmäler als am Distalrande; die 16 breiteren ocularen weniger vorspringend als die 16 schmäleren tentacularen (— Randbogen der Octanten daher im Augen-Radius eingezogen —). 16 oculare Radial-Taschen eiförmig, in der Mitte eben so breit, im Distaltheile halb so breit als die 16 Tentacular- Taschen. Mundarme gardinenförmig, sehr breit und lang, 3—4mal so lang als der Schirm-Durchmesser, sehr stark gekräuselt. Tentakeln an der Basis bandförmig verbreitert, länger als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung: Chrysaora calliparea konnte ich in einem gut erhaltenen Spiritus- Exemplare von der afrikanischen Ostküste (Zanzibar) untersuchen, und nach diesem ist die vorstehende Diagnose entworfen. Ich hielt diese Art anfänglich für neu und hatte sie daher im „Prodromus“ als CO. dinobrachia bezeichnet. Doch halte ich es jetzt für sehr wahrscheinlich, dass dieselbe identisch ist mit der indischen Species, welche ReynAup an der FAMILIA: PELAGIDAE. GENnERA: CHRYSAORA, DACTYLOMETRA. 517 Ostküste von Vorder-Indien (bei Pondichery) gefunden und als Cyanea calliparea beschrieben hat. Der Umstand, dass in der Figur 32 statt 24 Tentakeln angegeben sind, darf nicht befremden, da ReynAaun ebenso wie Lesson die schon früher von EschscHoLtz beschriebenen „Randkörperchen“ (oder Sinneskolben) nicht kennt, und an deren Stelle immer flott einen Tentakel am Schirmrande einzeichnet (so z. B. auch bei C. plocamia). Die 32 Lappen des Schirm- randes und die characteristische Sternfigur der Exumbrella verhalten sich ganz wie bei Chrysaora, und in der spe- ciellen Bildung der Arme stimmt sie mit dem von mir untersuchten Exemplare überein. Die Arme bilden mächtige äusserst zierliche Gardinen, wie bei Cyanea, noch stärker entwickelt als bei der vorhergehenden Art. Die äusserst zarten und dünnhäutigen breiten Krausen der Arme sind vielfach gefaltet und (zufällig) zerrissen, worauf der „lacis inextricable de filaments tres-longs“ von ReynAuD zu beziehen ist. Die Randlappen und Radial-Taschen verhalten sich am ähnlichsten derjenigen von C. isosceles. Die Ocular-Taschen sind aber dadurch ausgezeichnet, dass sie in der Mitte ihrer Länge (wo die Schirm-Gallerte plötzlich sich verdünnt) eingeschnürt sind; die Tentakel-Taschen sind ent- sprechend daselbst erweitert. Farbe: Exumbrella lebhaft röthlich gelb; Schenkel der Sternfigur (mit 32 Radial-Streifen) und randlappen kastanienbraun; Mundarme gelb, braun gefleckt; Gonaden gelb. Grösse: Schirmbreite 160—200 Mm., Schirmhöhe 50—100 Mm. Fundort: Indischer Ocean; Pondichery, Reynaun; Zanzibar, Schnenacen. 193. Genus: DACTYLOMETRA, L. Asassız (1862). . darzvhog = Finger; wjzga —= Gebärmutter. Genus-Diagnose: Pelagide mit 40 Tentakeln (— je 5 zwischen je 2 Sinneskolben —) und mit 48 Randlappen (16 ocularen und 32 tentacularen). Das Genus Dactylometra wurde 1862 von L. Acassız für 2 Pelagiden-Arten gegründet, von denen die eine als Chrysaora lactew 1829 von Escuscaorrz (l. c. p. 81), die andere als Pelagia quinquecirra 1848 von DEsoR (l. ec. p. 76) beschrieben worden war. Als Genus-Character führt Acassız an: 40 Tentakeln (24 grosse alternirend mit 16 kleineren) und 48 Randlappen (16 oculare und 32 tentaculare); die Zahl der Sinneskolben beträgt, wie bei allen Pelagiden, 8 (— 4 perradiale und 4 interradiale —). In jedem Octanten des Schirms, zwischen je 2 Sinnes- kolben, finden sich mithin 5 Tentakeln: nämlich 3 sehr lange und zwischen diesen 2 sehr kurze. Je 2 Tentakeln sind durch einen kleinen Randlappen getrennt. Die phylogenetische Entstehung dieser Anordnung aus derjenigen von Chrysaora liegt auf der Hand; indem jeder Tentakel-Lappen der letzteren in 2 Läppchen zerfiel, und zwischen je 2 Läppchen sich ein kurzer Tentakel entwickelte, entstand Dactylometra. Die beiden angeführten Arten finden sich an der atlantischen Küste von Amerika, eine im Norden, die anderen im Süden. Die Ontogenie ist unbekannt. 483. Species: Dactylometra lactea, L. Acassız. Dactylometra lactea, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 166. Chrysaora lactea, EscascHoutz, 1829; System der Acalephen, p. 81, Taf. VII, Fig. 3. Species-Diagnose: Schirm stark gewölbt (mehr als halbkugelig?). Mundarme kurz und breit. Die 8 primären (adradialen) und die 16 secundären Tentakeln von gleicher Länge, 2—3 mal so lang als die Schirmbreite; die 16 tertiären Tentakeln viel kürzer, noch nicht so lang als die Basal- Distanz von 2 langen Tentakeln. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Escnscuortz (l. c.).. Danach ist diese südamerikanische Species von der folgenden nordamerikanischen wesentlich verschieden, insbesondere durch die viel stärkere Wölbung des Schirms, kürzere und breitere Mundarme, sowie durch das ganz andere Verhalten der 40 Tentakeln; während die 16 tertiären Tentakeln sehr klein und kaum länger als die Randlappen erscheinen, sind dagegen die 24 übrigen Ten- takeln (16 secundäre und 8 primäre) von gleicher Länge, mehrmals länger als die Schirmbreite. Farbe: „Milchweiss mit schwachem Purpurseheine.“ Mundarme farblos. Tentakeln blass pur- purroth. Sinneskolben gelb. Grösse: Schirmbreite 50—80 Mm., Schirmhöhe 30—60 Mm. (2). — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantische Küste von Südamerika; Rio Janeiro, Escnscnourz. 513 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CYANEIDEN. 484. Species: Dactylometra quinquecirra, L. Acassız. Dactylometra quinqueeirra, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 166. Dactylometra quinqueeirra, AL. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 48, Fig. 69. Pelagia quinquecirra, Desor, 1848; Proceed. Boston Nat. Hist. Soc. p. 76. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, 3—4 mal so breit als hoch. Mundarme lang und schmal, doppelt so lang als die Schirmbreite. Die 8 primären (adradialen) Tentakeln ungefähr so lang als die Schirmbreite, und um die Hälfte länger als die 16 secundären Tentakeln; 3 mal länger als die 16 tertiären Tentakeln. Specielle Beschreibung fehlt. Die kurze Beschreibung und Abbildung von Ar. Acassız (l. c. 1365) ist sehr ungenügend und unklar. Doch lässt sich daraus so viel entnehmen, dass diese nordamerikanische Species von der vorhergehenden südamerikanischen beträchtlich verschieden ist; der Schirm ist viel flacher, die Mundarme viel länger, und die 40 Tentakeln sind in der Weise verschieden, dass die 16 tertiären 3 und die 16 secundären 5 von der Länge der 8 primären erreichen. Wenn Ar. Agassız von D. quinquecirra eine so klare Abbildung des Schirm- randes gegeben hätte, wie EscuscuoLtz 36 Jahre früher von D. lactea, so würde man die specifischen Unterschiede beider Arten noch weit besser beurtheilen können. Farbe: „Gelblich blau“ (). Mundarme fleischroth. Tentakeln und Nesselwarzen der Exum- brella röthlich braun. Ovarien gelb. Grösse: Schirmbreite 100—200 Mm., Schirmhöhe 30—50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika; Nantucket-Bay, Desor; Nausuon, Ar. Acas- sız; zwischen Bermudas und den Azoren, Drayron. Sechsundzwanzigste Medusen - Familie: (Vierte Familie der Discomedusen:) CYANEIDAE, L. Agassiz (1862). Tafel XXX. Familien-Character: Semostomen mit breiten Radial-Taschen und verästelten, blinden Lappen- Canälen, ohne Ringcanal. [— Discomedusen mit einfacher, kreuzförmiger, centraler Mundöffnung, um- geben von 4 perradialen faltigen Mundarmen. Magen mit 16 oder 32 breiten Radial- Taschen, deren Distalrand in 32 oder 64 verästelte Lappentaschen gespalten ist; Aeste derselben blind, nicht anastomosirend; kein Ringcanal. Gonaden 4 gewundene Bänder oder Krausen in der oralen Magenwand, meist in Gestalt weiter Säcke frei herabhängend, ohne Subgenitalhöhlen. 16—32 oder mehr Randlappen. 8 oder 16 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale, dazu bisweilen noch 8 adradiale). Tentakeln lang, hohl, 8 oder mehr. ] Die Familie der Cyaneiden wurde 1862 von L. Acassız für diejenige ausgezeichnete Semostomen-Gruppe aufgestellt, deren maassgebender Typus COyanea ist, die grösste und prächtigste unter allen Medusen (Contribut. Nat. Hist. Un. Stat. Vol. IV, p. 114, 161). Als Charactere der Familie hebt Acassız folgende Eigenthümlichkeiten hervor: die Gallerte des Schirms, in der Mitte sehr dick, verdünnt sich plötzlich gegen den breiten Rand hin; die weiten Radial-Taschen, abwechselnd breiter und schmäler, endigen in den Lappen des Schirmrandes in verzweigten Säckchen; Augen und Tentakeln liegen in beträchtlicher Entfernung vom Schirmrande, erstere in tiefen Einschnitten, letztere an der Subumbrella; concentrische und radiale Falten springen von der Subumbrella vor; die Genital- Taschen hängen als weite Säcke herab, und die Mundlappen sind ausserordentlich entwickelt (l. e. p. 114). Nach meiner eigenen Auffassung schliessen sich die Cyaneiden auf das Engste an die Pelagiden an und sind aus diesen unmittelbar phylogenetisch entstanden; und zwar dadurch, dass die blinden Lappentaschen des GENERELLE CHARACTERISTIK DER CYANEIDEN. 519 Schirmrandes (welche aus der Gabeltheilung der Radial-Taschen hervorgehen) an ihrem Rande blinde Aestchen oder Nebensäckchen bildeten. Diese terminale Verästelung der Radial-Taschen (— ohne dass dieselben durch einen Ringcanal sich verbinden —) ist nach meiner Ansicht das einzige wesentliche Merkmal, welches die Cyaneiden von den nächstverwandten Pelagiden durchgreifend unterscheidet. Die ersteren verhalten sich daher zu den letzteren gerade so, wie unter den Cannostomen die Linergiden zu den Ephyriden. Durch den Mangel des Ringcanals sind dieselben zugleich von den beiden anderen Semostomen-Familien, den Flosculiden und Ulmariden, wesentlich verschie- den. Alle anderen Merkmale, welche AcaAssız ausserdem noch anführt, sind nur von dem typischen Genus Cyanea als solchem entnommen und können nicht als wesentliche und beständige Merkmale aller Cyaneiden betrachtet werden. Vielmehr finde ich, dass die einzelnen Genera und Species der Cyaneiden in dieser Beziehung (insbesondere in der Bildung der Mundarme und Gonaden) vielfach differiren und ganz analoge Unterschiede entwickeln, wie die einzelnen Genera und Species der nächstverwandten Pelagiden. Da die nordeuropäische Oyanea capillata zu den grössten und schönsten Medusen gehört, und an den briti- schen und norwegischen Küsten, wie auch in der Ostsee, zeitweise in ungeheuren Schwärmen erscheint, so konnte sie der Aufmerksamkeit der älteren Zoologen nicht entgehen. Schon in seiner „Fauna Suecica“ (1746) und später im „Systema Naturae“ führte sie Linn& als Medusa capillata auf, und gab in der „Westgöta-Resa“ (1747) die erste Abbildung derselben (Tab. III, Fig. 3). Eine genauere, aber noch sehr unvollkommene Beschreibung und Abbildung gab 1765 BASTER in seinen Opuscula subseciva (Tom. Il, p. 60, Tab. V, Fig. 1). Eine ausführlichere und für dama- lige Zeit recht gute Darstellung lieferte sodann 1816 GAEDE (l. c.). Für diese und einige verwandte Arten stellten 1809 P£ron und LESUEUR das Genus Cyanea auf (l. c. p. 363). Die erste gute Characteristik desselben gab 1829 EscHscHuourz, welcher 4 Arten unterscheidet (l. ec. p. 67 — 72). COyanea bildet bei ihm die dritte Gattung in der Familie der Medusidae und steht hier zwischen Medusa (= Aurelia) und Pelagia. Einige neue Arten beschrieb sodann 1833 BRANDT, gestützt auf vortreffliche Abbildungen von MErTENns. Im Ganzen wurden jedoch die Cyaneiden in der neueren Zeit auffallend vernachlässigt, und es bleibt räthselhaft, dass unter den zahlreichen und vortrefflichen Zoologen Europa’s, welche die herrliche Oyanea beständig vor Augen hatten, Keiner sich angezogen fühlte, die zahl- reichen noch unbekannten Geheimnisse ihrer wundervollen Organisation zu entschleiern. So blieb es L. Acassız vor- behalten, in seiner Monographie der nordamerikanischen Oyanea arctica die erste ausführliche und mit Bezug auf den gröberen Bau vollständige Darstellung einer Cyaneide zu geben (1862, 1. c. Vol. IV, p. 57—114, Pl. III-V). Die prachtvollen Figuren von SONREL, welche diese Monographie illustriren, sind unübertrefflich, und auch die specielle Beschreibung, welche Acassız dazu lieferte, ist im Ganzen naturgetreu. Hingegen lässt die Darstellung des feineren Baues Viel zu wünschen übrig, und ganz verfehlt sind dessen allgemeine morphologische Betrachtungen, welche sich hier (wie bei den Pelagiden) auf die falsche Annahme einer wahren Homologie der Acalephen und Echinodermen gründen (vergl. oben p. 500). Die verschiedenen Arten der Cyaneiden vertheilte Acassız auf 6 verschiedene Genera, welche ich hier zum grösseren Theil beibehalte, und denen ich einige neue hinzufügen kann. Als characteristisches Beispiel ihrer typischen Organisation ist auf Taf. XXX Desmonema Annasethe abgebildet. Der Schirm der Cyaneiden (Taf. XXX) ist flach scheibenförmig, seltener convex gewölbt, öfter in der Mitte concay vertieft. Die Gallerte ist gewöhnlich ziemlich fest und derb, aber von sehr ungleicher Dicke. Während die Gallerte der centralen Schirmscheibe, soweit sie die Decke des discoiden Central-Magens bildet, ansehnlich dick ist, verdünnt sich dieselbe plötzlich an dem umgebenden peripheren Schirmkranze (Fig. 3). Die Lappen des letzteren sind meistens so dünn, dass sie bei den regelmässigen Schwimm-Bewegungen dem Rückstoss des Wassers keinen Widerstand leisten, sondern aufwärts umgeschlagen werden. Daher erscheint häufig, ganz im Gegensatze zu dem gewöhnlichen Habitus der Medusen, die Exumbrella concav vertieft und die Subumbrella convex vorgewölbt. Da ausserdem an grossen und alten Individuen die schwere Masse der vom Centrum herabhängenden faltenreichen Gonaden und Mundarme das Peristom-Feld der Subumbrella (oder den Magenboden) noch stärker nach abwärts zieht, so kann die Mitte der Exumbrella selbst trichterförmig eingezogen erscheinen, wie sie schon MERTENS (1828) von Oyanea Postelsii und Lesson (1829) von Patera cerebriformis abbildeten. Hierdurch, wie durch die faltenreiche Masse der herabhängenden Subumbral-Organe, erhalten die meisten Cyaneiden einen characteristischen Habitus, der sie schon aus der Entfernung erkennen lässt. Die Exumbrella ist demgemäss selten stärker convex, meistens eben oder concav; häufig erhebt sich das Niveau derselben oberhalb des Kranzmuskels in Gestalt eines gewölbten Ringes, wäh- rend innerhalb desselben das Scheiben-Centrum und ausserhalb die Randlappen beträchtlich tiefer liegen. Gewöhnlich ist die Oberfläche des Schirmes ganz glatt, seltener (wie bei Patera) durch radiale Rippen, oder (wie bei Stenoptycha) durch konische Nesselwarzen ausgezeichnet. Bei Desmonema Annasethe (Taf. XXX, Fig. 1) und bei D. Gaudichaudi (Lesson, 1. c.) ist die Exumbrella ausgezeichnet durch 16 zierliche gefiederte Rippen, deren gegenständige Fiedern gegen den Rand divergiren. Der Schirmrand ist bei den Cyaneiden stets auffallend breit und dünnwandig, und durch 16—32, seltener 64 Einschnitte in eben so viele Lappen zerfallen. Diese Randlappen sind entweder die ursprünglichen 8 Paar „Ephyra-Lappen“, nur entsprechend ausgewachsen oder vergrössert; oder (— wenn ihre Zahl auf 32—64 steigt —) sie sind aus der Spaltung der ersteren hervorgegangen. Dagegen werden keine neuen (intermediären oder succursalen) 520 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CYANEIDEN. Lappen zwischen die ersteren eingeschaltet, wie es bei den Aureliden der Fall ist. Von den 16 tiefen Einschnitten oder Buchten des Schirmrandes sind die 8 prineipalen (— 4 perradiale und 4 interradiale —) als oculare zu bezeichnen, da sie die 3 Sinneskolben enthalten, hingegen die 8 adradialen als tentaculare, da sie der ursprüng- lichen Tentakel-Insertion entsprechen. Die 16 primären Ephyra-Lappen sind meistens sehr gross und spalten sich häufig in 32, seltener in 64 secundäre Lappen. Dagegen findet sich bei den Cyaneiden trotz ihrer ansehnlichen Grösse nicht die Neigung zum Zerfall des Schirmrandes in zahlreiche kleine Lappen, wie sie bei anderen Discomedusen sich geltend macht. Die Form der grossen Randlappen ist bald mehr dreieckig oder fünfeckig, bald mehr viereckig, oft fast quadratisch, seltener abgerundet. Die Subumbrella bietet in der Familie der Cyaneiden mancherlei verschiedene Ausbildungs-Stufen dar, und keineswegs kann die eigenthümliche Differenzirung derselben bei Oyanea als allgemeine Eigenschaft der ganzen Familie angesehen werden, wie Acassız annimmt. Vielmehr zeigen Cyanea (und die nahe verwandte Melusina) in dieser Beziehung eine sehr hohe und einseitige Entwickelung, während die niederen und älteren Genera der Familie, Pro- cyanea und Medora, sich darin vielmehr den Pelagiden anschliessen. Während bei diesen letzteren die Ringmuskel- Schicht der Subumbrella noch eine ziemlich gleichmässige Entwickelung zeigt, ist sie dagegen bei den ersteren auf ein eigenthümliches Falten-System localisirt; und während dort die Tentakeln noch nahe dem Schirmrande stehen, sind sie dagegen hier weit nach innen hinein gerückt. Es wachsen nämlich bei Cyanea und den verwandten höheren Gattungen dieser Familie die mächtigen Randlappen weit über den ursprünglichen Schirmrand hinaus und verwachsen ausserhalb desselben theilweise mit ihren Rändern, so dass die Tentakeln und Sinneskolben nicht mehr zwischen den Lappen sitzen, sondern vielmehr an deren subumbraler Unterseite, mehr oder weniger weit vom Schirmrande entfernt. Bisweilen stehen sie sogar weiter von letzterem ab, als vom Centrum des Schirmes. Bei der echten Cyanea, die bisher allein genau untersucht war, und ebenso bei dem nahe verwandten Desmonema (Taf. XXX) zerfällt die ganze Subumbrella in 4 eoncentrische Felder oder Zonen. Das erste oder centrale Feld kann als Peristom-Zone bezeichnet werden und nimmt den Magenboden oder die Peristom-Scheibe ein, von welcher 8 mächtige faltenreiche Organe herab- hängen, die 4 perradialen gardinenförmigen Mundarme und die 4 interradialen labyrinthförmigen Gonaden. Das zweite Feld bildet die Kranzmuskel-Zone und besteht aus einem breiten Kranze concentrischer Ringfalten, welcher durch 16 Radial-Septa in 8 schmälere oculare und 8 breitere, damit alternirende tentaculare Muskel-Tafeln zerfällt. Das dritte Feld oder die Tentakel-Zone nehmen die 3 Tentakel-Bündel ein, welche 3 adradiale hufeisenförmige Gruppen mit convexem Proximal-Bogen bilden; diese werden getrennt durch 3 Paar radiale Lappen-Muskeln, deren Längsfasern auf Bündel longitudinaler Falten vertheilt sind. Das vierte und äusserste Feld endlich ist die Lappen- Zone, welche die frei vorragenden Randlappen mit ihren Ast-Canälen und zwischen ihnen die 8 Sinneskolben enthält. Dieselbe Eintheilung der Subumbrella in 4 Zonen, welche dergestalt Oyanea sehr ausgesprochen zeigt, kehrt auch bei den meisten übrigen Cyaneiden wieder, nur nicht so deutlich und gewöhnlich etwas modificirt. Die Muskeln der Subumbrella zeichnen sich in dieser Familie ganz besonders durch ihre eigenthümliche Entwickelung aus, die bei Cyanea und Melusina den höchsten Grad erreicht. Um in beschränktem Raume der Mus- kulatur eine grössere Flächen - Entfaltung zu gewähren, erhebt sich die relativ dicke Gallert- Platte der Subumbrella in Form von parallelen, dünnen und hohen Falten oder Stützleisten, auf deren Fläche sich die starken, sehr ent- wickelten Muskeln ausbreiten. Schon MErTENns (1328) beurtheilte diese auffallende Einrichtung ganz richtig (Mem. Acad. Petersb. 1838, Tom. IV, p. 376). Er „glaubt vorzüglich diesen Organen die kräftigen Bewegungen des Thieres zuschreiben zu müssen, und meint, dass sie vielleicht dem Skelet der höheren Thiere analog den bewegenden Organen als Stützpunkte dienen“. In der That bilden diese festen knorpelharten Leisten kräftige Stützen für die Muskulatur, die sich auf ihrer Subumbral-Fläche ausbreitet, um so fester, als die hohen parallelen Falten durch schwächere parallele Falten rechtwinkelig gekreuzt werden. Dadurch entstehen zahlreiche kleine quadratische Täfel- chen, umgeben von einem Knorpelrahmen. Die dünnere Subumbral- Wand jedes Täfelchens stülpt sich innerhalb des Knorpelrahmens mehr oder weniger nach unten aus in Gestalt eines vortretenden Bläschens oder Säckchens, welches bald einfach, bald gelappt oder kammförmig eingeschnitten ist. Jede der 16 Radial- Taschen bildet an ihrer Sub- umbral- Wand eine grosse Zahl solcher „Subumbral-Bläschen“, die zierlich in Längs- und Querreihen geordnet sind. L. Agassız vergleicht sie mit Recht kleinen rudimentären Tentakeln; die unmittelbar daran stossenden und ebenso geordneten Tentakeln haben dieselbe Structur und Lagerung, und unterscheiden sich nur durch ihre Länge (1362, l. ec. p. 103). Ebendaselbst ist auch die besondere Anordnung der Subumbral-Falten so speciell geschildert worden, dass wir hier darauf verweisen können. Nur wollen wir besonders hervorheben, dass bei der jungen Oyanea dieselben noch fehlen; der Kranzmuskel ist hier relativ viel breiter und seine Falten viel weniger entwickelt; wie bei Pelagia geht er gleichmässig als breiter Muskelring über die ganze Ausdehnung der Radial-Taschen weg. Erst bei älteren Thieren sondert er sich schärfer in 16 einzelne Tafeln, 8 schmälere oculare und 8 breitere tentaculare, welche durch die 16 Bursal-Septen scheinbar unterbrochen werden. Von jeder Tafel des Kranzmuskels gehen nach aussen 2 breite Radial-Muskeln ab, welche ein Tentakel-Bündel zwischen sich fassen. Auch diese radialen oder longitudinalen Muskel-Bündel, welche den „Lappen-Muskeln“ der Ephyra entsprechen, werden durch parallele Stützleisten oder Gallertfalten der Subumbrella gestützt, welche als radiale Faltenbündel unten vortreten. Die 16 ocularen Bündel GENERELLE CHARACTERISTIK DER CYANEIDEN. 521 sind etwas länger und schmäler, die 16 tentacularen etwas kürzer und breiter. Je ein oculares und ein tentaculares Faltenbündel liegen so dicht beisammen längs des Subumbral-Randes eines radialen Bursal-Septum, dass beide zusam- men ein einziges Bündel zu bilden scheinen. Bei oberflächlicher Betrachtung hat es daher den Anschein, als ob nur 16 radiale Faltenbündel vorhanden wären, welche von den 16 Ecken des concentrischen Falten-Kranzes (zwischen je 2 Tafeln des Kranzmuskels) ausstrahlten. Während die höchst entwickelten Cyaneiden (Cyanea und Melusina) diese Differenzirung der subumbralen Muskulatur und der sie stützenden Gallert-Falten höchst ausgeprägt zeigen, ist davon bei den niederen Gattungen (Procyanea, Medora etc.) Wenig oder Nichts zu finden; vielmehr herrschen hier noch die einfacheren Verhältnisse, welche von den Pelagiden geerbt sind. Die Tentakeln sitzen bei allen Cyaneiden eine Strecke vom Schirmrande entfernt, an der Subumbrella; sie zeigen in Bezug auf Zahl und Anordnung weit mannigfachere Verhältnisse, als bei den nächstverwandten Pelagiden. Stets sind sie lange, hohle, cylindrische Schläuche, deren Central-Canal aus den Radial- Taschen entspringt. Ihre Wand enthält eine dicke gallertige Stützlamelle, welche aussen das Nessel-Epithel des Exoderms, innen das dunkel pigmentirte Geissel-Epithel des Entoderms trägt. Da sie höchst contractil sind und sich um das Vielfache ihrer vollen Länge zusammenziehen können, und da diese Contraction durch ein einseitiges Längsmuskel-Band bewirkt wird, so legt sich dabei der Central-Canal in eine zierliche Spirale, welche an grossen Tentakeln schon mit blossem Auge durch die helle Gallertwand als dunkler Spiral-Faden erkennbar ist (vergl. Taf. XXX, Fig. 1, sowie bei L. Agassız, 1862. 1. c. Pl. II). Die Nessel-Organe des Exoderms zeigen eine mannigfaltige Anordnung, meistens in Gestalt rund- licher Nesselwarzen. Cyanea nesselt sehr stark und erregt bei der Berührung ein lang anhaltendes Brennen. — Die einfachsten Verhältnisse in dieser Familie zeigt bezüglich der Tentakel-Zahl deren Stamm-Gattung, Procyanea, welche sich unmittelbar an Pelagia anschliesst und gleich dieser nur 8 starke adradiale Tentakeln besitzt. Diese sitzen aber nicht, wie bei letzterer, am Schirmrande selbst, zwischen den 16 Ephyra-Lappen, sondern eine Strecke weit davon entfernt, an der Subumbrella. Die nächstverwandte Medora wiederholt die Bildung von Chrysaora und zeigt 24 Tentakeln, 8 Paar secundäre neben jenen 8 primären. In gleicher Weise wiederholt Stenoptycha die Bildung von Dactylometra, indem zu jenen 24 noch 16 tertiäre Tentakeln hinzutreten, mithin zusammen 40. Sehr gross und unbestimmt wird ihre Zahl bei Desmonema und Cyanea; sie bilden hier 8 adradiale Bündel, stehen aber bei der ersteren in einer einzigen Reihe neben einander (Taf. XXX, Fig. 2, 4), bei der letzteren in mehreren Reihen hinter einander; die proximale Reihe enthält die grössten, die distale Reihe die kleinsten. Die parallelen Reihen bilden ein Hufeisen mit convexem Proximal-Bogen, welcher den Rand der Faltenbündel berührt. Bei Patera und Melusina sind 16 Bündel von Tentakeln vorhanden, bei ersterer wieder in einer Reihe stehend, bei letzterer in mehreren Reihen. Patera verhält sich mithin zu Melusina, wie Desmonema zu Oyanea. Die Sinneskolben der Cyaneiden sind durch ihre langgestreckte schmale Gestalt und ihre Lage an der Subumbrella, entfernt vom Schirmrande, ausgezeichnet. Meistens scheinen die beiden Augenlappen dergestalt mit ihren Rändern zu verwachsen, dass sie oben über dem Sinneskolben ein breit vorspringendes Schutzdach bilden. Melusina (und wahrscheinlich auch Patera) besitzen 16 Sinneskolben, wie Phacellophora unter den Ulmariden. Alle anderen Cyaneiden besitzen nur 3 Rhopalien (4 perradiale und 4 interradiale). Das Gastrocanal-System zeigt bei den Cyaneiden im Wesentlichen dieselben Verhältnisse wie bei den Linergiden, und zeichnet sich vor demjenigen der Pelagiden nur dadurch aus, dass die Lappentaschen verästelte blinde Ausläufer in die Randlappen hinein senden. Wie bei den genannten Familien gehen von der Peripherie des Central-Magens 16 Radial-Taschen aus (— nur bei Patera und Melusina 32 —), und jede Radial-Tasche gabelt sich in 2 Lappentaschen. Vom Distalrande dieser letzteren entspringen die characteristischen „Astcanäle“ oder verzweigten blinden Marginal-Säckchen in sehr grosser und wechselnder Zahl. Der Central-Magen bildet eine weite flache Scheibe, deren Peripherie bald kreisrund ist, bald in 16 bis 32 Ecken ausläuft (die Proximal- Enden der Taschen-Septen). Die gewölbte Decke desselben wird von der dicken Central-Scheibe des Gallertschirmes gebildet und erscheint gewöhnlich durch unregelmässige Furchen in eine Anzahl rundlich-polygonaler Felder getheilt. Den flachen Boden des Central- Magens bildet die Peristom-Scheibe, welche in dieser Familie eine sehr feste knorpelähnliche Stützlamelle besitzt. Als mächtige leisten- oder balkenförmige Ver- dickungen derselben springen unten die 4 starken perradialen Mundpfeiler vor, die knorpelharten horizontalen Wurzeln der 4 Mundarme, oder genauer ihrer Mittelrippen. Dadurch zerfällt das Peristom-Feld in 4 Quadranten, welche die 4 interradialen Gonaden enthalten. In der Mitte des rechtwinkeligen „Pfeiler-Kreuzes“ tritt die Oeffnung des centralen Mundkreuzes besonders scharf hervor, um so mehr als dieselbe von einem dicken, die 4 Pfeiler ver- bindenden Knorpelring des Mundes umgeben und gestützt wird. Bald erscheint dieser knorpelharte Mundring mehr quadratisch, bald mehr kreisrund. Nach unten setzt sich derselbe in ein dünnwandiges, vierseitig-prismatisches Mundrohr fort, welches selten lang (Patera donacostoma), meistens sehr kurz ist und sich alsbald in 4 ansehnliche Mundarme spaltet. Diese sind bei den einfacheren und niederen Formen der Cyaneiden noch ebenso wie bei den meisten Pelagiden gestaltet, 4 verlängerte „Mundlappen“ von lanzettlicher Gestalt. Ihre perradiale Mittelrippe, die „Armrippe“, ist gallertig verdickt, oft knorpelig, setzt sich oben in die „Mundpfeiler“ fort und enthält innen eine axiale Rinne, die oben in die Gaumenrinne übergeht. Die verdünnten blattförmigen Seitenränder der Mundarme, oder Haeckel, System der Medusen. 66 Jen. Denkschriften. 1. 522 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CYANEIDEN. or die „Armkrausen“, sind mehr oder minder gekräuselt. Bei mehreren Gattungen, am stärksten bei Oyane« und Melusina, wird die starke Mittelrippe rückgebildet, während die breiten Krausen eine ganz ausserordentliche Ent- wickelung erreichen; sie bilden hier die wundervollen, mächtigen, in zahllose Falten gelegten „Arm- Gardinen“ („flowing courtains“, Taf. XXX, Fig. 1, 2). Indessen dürfen diese nicht als characteristisch für die ganze Familie betrachtet werden, es sie ebenso auch bei einigen Chrysaora- Arten sich entwickeln und anderseits bei den niederen Cyaneiden durch einfachere Pelagien-Arme vertreten werden. L. Acassız legt auf die Gardinen-Form der verbrei- terten Mundarme bei den Cyaneiden viel zu viel Werth. In der That sind sie nur durch starke Verbreiterung der lateralen „Armkrausen“ und gleichzeitige Reduction der medianen „Armrippe“ von den gewöhnlichen Pelagiden-Armen verschieden. Die Zahl der breiten Radial-Taschen, welche von der Peripherie des scheibenförmigen Central- Magens abgehen, beträgt bei den meisten Cyaneiden (wie bei allen Pelagiden) 16; nur bei Melusina (und wahrscheinlich auch Patera) erscheint dieselbe verdoppelt. Die schmalen, aber festen, kmorpelartigen Radial-Scheidewände zwischen den Taschen — oder die „Bursal-Septa“ — sind die einzigen Verbindungs-Stücke, durch welche im Bereiche der breiten Kranzfalten-Zone die dünne Subumbrella mit der dieken Umbrella zusammenhängt. Der Verlauf dieser Septal- Leisten, der auf der Exumbrella oft als characteristische Zeichnung hervortritt, ist verschieden, bald ziemlich gerade, bald auffallend gekrümmt („crooked lines“ bei Acassız). Die obere oder umbrale Wand der Taschen ist glatt, meistens dunkel pigmentirt; die untere ist in viele Querfalten gelegt, die Segmente der Kranzmuskel-Falten; zwischen diesen starken Querfalten und den dünneren Längsfalten, welche sie rechtwinkelig kreuzen, bleiben die kleinen oben erwähnten quadratischen Täfelchen der Subumbral-Wand, durch welche die gelappten Subumbral-Bläschen der Radial- Taschen sich ausstülpen. Stets sind die Taschen abwechselnd von verschiedener Form und Grösse, die Ocular- Taschen (welche zu den Sinneskolben gehen) länger und schmäler, als die kürzeren aber breiteren Tentacular-Taschen. Eine Strecke oberhalb der Randbuchten gabelt sich jede Radial-Tasche in 2 „Lappentaschen“, welche in die zugekehrten Hälften von 2 benachbarten Randlappen eintreten (Fig. 4). Aus dieser Gabeltheilung geht von jeder Ocular-Tasche der Ocular-Canal oder „Sinnes-Canal“ ab, welcher zum Sinneskolben sich begiebt. Hingegen treten oberhalb der Gabeltheilung aus jeder Tentakel-Tasche die Canäle in die Tentakeln hinem. Vom Rande der Lappen- taschen gehen die schmalen „Astcanäle“ oder die verästelten Randgefässe ab, welche sich in dieser Familie ganz ähnlich wie bei den Linergiden verhalten. Sie breiten sich in grosser Zahl und sehr mannigfaltiger Vertheilung in dem dünnen Distaltheile der Randlappen aus, welcher zwischen dem Rande der Lappen und der Lappentaschen übrig bleibt. Meistens sind diese Astcanäle wiederholt gabelspaltig oder dendritisch verästelt, bisweilen handförmig oder fächerförmig getheilt, zum Theil auch einfach. Meistens ist ihr Verlauf etwas gewunden, und oft sind ihre Ränder zierlich gezackt. Stets enden ihre Aestchen blind, ohne Anastomosen und Netze zu bilden. Auch ein Ringcanal fehlt allgemein. (Vergl. Taf. XXX, Fig. 4, sowie die schönen Abbildungen des Gefäss- en von Oyanea bei EscH- SCHOLTZ, MERTENS und L. AGassız.) Die Gastral-Filamente der Cyaneiden scheinen allgemein sehr zahlreich, aber sehr kurz zu sein, meistens bedeutend kürzer als die Breite des Genital-Bandes. Am Proximal-Rande des letzteren bilden sie gewöhnlich auf der Innenfläche der Genital-Taschen ein breites Band, in welchem die kleinsten Filamente den Gonaden am nächsten stehen, die grössten am meisten entfernt. Bald sind diese Phacellen regelmässig in mehrere parallele, oft dicht gedrängte Reihen gestellt; bald unregelmässig zerstreut in lockeren Gruppen. Die Gonaden bieten innerhalb der Cyaneiden ähnliche Verschiedenheiten dar, wie in der Familie der Ulma- riden. Auch hier darf die eigenthümliche Entwickelung, welche dieselben bei Cyanea erreichen, nicht als allgemein gültiger Typus der ganzen Gruppe gelten. Die einfachsten Formen der Familie (Procyanea etc.) schliessen sich auch in dieser Beziehung den Pelagiden an, indem die 4 Genital-Drüsen anfänglich nichts weiter sind, als 4 interradiale einfache Bänder, welche zwischen den 4 perradialen Mundpfeilern in der unteren Magenwand sich entwickeln (ähnlich wie bei Floscula, Taf. XXXIL, Fig. 1, 4). Diese Geschlechtsbänder bilden 4 kurze und schmale Bogen, welche der Peripherie des Magens parallel laufen und durch zahlreiche Querfalten eingeschnürt sind. Die zarte und dünne „Gastrogenital-Membran“, oder der Theil des Magenbodens, welcher die Gonade trägt, ist ausgespannt in einem Drei- eck, dessen beide Schenkel die starken stützenden Mundpfeiler, dessen Grundlinie die Magen-Peripherie bildet. Bei den meisten Cyaneiden stülpt sich mit dem Wachsthum der Geschlechtsbänder, welche sich vielfach in Falten legen, die Gastrogenital-Membran nach unten aus und bildet mehr oder weniger herabhängende Säcke, die „Gastrogenital- Taschen“. Bei Oyanea und Melusina eutwickeln sich dieselben zu 4 mächtigen, faltenreichen Säcken, die gleich schweren Gardinen zwischen den ähnlich gestalteten Mundarmen herabhängen, in der Regel aber nicht deren Länge und Ausdehnung erreichen. Die grösste äussere Achnlichkeit besitzen dieselben mit dem Mesenterium des Menschen. Wie hier der vielgewundene Dünndarm an der Peripherie des Gekröses angeheftet ist, so hängen dort die krausen- förmig gefalteten Windungen der Genital-Bänder an der dünnen, durchsichtigen, dem Mesenterium sehr ähnlichen „Gastrogenital-Membran“. Oft verwickeln sich dieselben zu einem mächtigen Labyrinth von mäandrischen Windungen. Gleich den Mundarmen und Tentakeln sind auch diese Genital-Säcke äusserst contractil und zeigen am lebenden Thiere gewöhnlich lebhafte Bewegungen. Die reifen Eier fallen in die Genital-Taschen hinein, gelangen von da in GENERELLE CHARACTERISTIK DER CYANEIDEN. 523 7 die centrale Magenhöhle und aus dieser durch die Mundöffnung in die Falten der Mundarme, in deren Schlupfwinkeln sie meist längere oder kürzere Zeit verweilen, bis die Embryonen einen gewissen Grad der Reife erreicht haben. Da somit die Genital-Taschen der Oyaneiden als dünnwandige, bruchsackähnliche Ausstülpungen der Magenhöhle frei in den Subumbral-Raum der Schirmhöhle hinabhängen oder selbst weit aus deren Mündung vortreten, kommt es hier nicht zur Bildung von „Subgenital-Höhlen“. Die Färbung der Oyaneiden ist prachtvoll und sowohl durch die Intensität und Reinheit der lebhaften Farben-Töne als durch die Mannichfaltigkeit und Zusammensetzung derselben ausgezeichnet. Bald herrschen gelb, orange, roth und braun vor, bald blau und violett. Mit Ausnahme von Grün sind alle Hauptfarben in dieser Familie vertreten. Bald ist der ganze Körper einfarbig, wie z. B. rosenroth bei Stenoptycha rosea, purpurroth bei Patera donacostoma, blau bei Cyanea Lamarckii; bald sind die verschiedenen Organe von verschiedener und oft sehr bunter Farbe, wie bei Oyanea capillata, CO. arctica, CO. versicolor. Dabei ist die Zeichnung oft ungemein zierlich, indem hellere und dunklere Linien und Flecke in mannichfaltiger Weise vertheilt erscheinen. Die Grösse der Cyaneiden ist im Allgemeinen ansehnlich und erreicht in der Gattung Oyanea beträchtlichere Dimensionen als bei allen anderen Medusen. Das grösste, bisher beobachtete unter allen Thieren dieser Classe ist Cyanea arctica. Au. Acassız beobachtete bei Boston ein altes Exemplar dieser Species, dessen Schirm einen Durch- messer von mehr als zwei Meter (74 Fuss) hatte, und dessen ausgestreckte Tentakeln eine Länge von mehr als vierzig Meter (über 120 Fuss) erreichten! (North Amer. Acal. 1865, p. 44.) Ich selbst beobachtete an der nor- wegischen Küste ein altes, übrigens wohl erhaltenes Individuum von Cyanea capillata, dessen Schirm über einen Meter (4 Fuss) Durchmesser besass, und dessen Tentakeln über vier Meter (12 Fuss) lang waren. Wenn solche erstaunliche Riesen-Exemplare auch nur als seltene Ausnahmen auftreten, so sind dagegen bei’den genannten und bei anderen Cyaneiden Exemplare von 1—2 Fuss Schirm-Durchmesser (300—600 Mm.) keineswegs selten, und ebenso Fadenbündel vom Mehrfachen dieser Länge. Die meisten Cyaneiden scheinen über 100 Mm. Schirm-Durchmesser zu erreichen. Die Entwickelung der Cyaneiden ist bisher nur von der Gattung Cyanea bekannt: Generationswechsel mit Strobilation und Metamorphose (s. oben p. 474). Dieselbe wurde zuerst von M. Sars 1839 bei der nordeuropäischen Oyanea capillata entdeckt (Archiv für Naturg. 1841, Jahrg. VII, p.9, Taf. I, Fig. 1—24, Taf. IV, Fig. 62 —64). Ergänzungen dazu gab 1866 J. P. Van BENEDEn (Faune littorale Belg. p. 77, Pl. I, II). Dieselbe Entwickelungs- Form wurde von L. Acassız bei der nordamerikanischen Oyanea arctica ausführlich geschildert (Contrib. N. H. U. S. 1862, Vol. IV, p. 12, 20 etc., Pl. X und XA). Geographische Verbreitung der Cyaneiden: Im Mittelmeere fehlt diese Familie ganz. Von den 16 nachstehend aufgeführten Arten kommen 10 auf den atlantischen Ocean, davon 5 auf die nördliche, 5 auf die südliche Hälfte (2 Nord-Europa, 1 Spitzbergen, 2 Nord-Amerika, 4 Süd-Amerika, 1 Süd-Afrika). Von den 6 übrigen Arten findet sich 1 im indischen Ocean, 2 im südlichen Theile und 3 im nördlichen Theile des pacifischen Oceans (davon 2 an den asiatischen Küsten). XXVI. Unterschiede der sieben Genera der Cyaneidae. (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) 8 adradiale Tentakeln (einer auf Tentakeln einzeln ver- | jedem Oetanten) 1. Procyanea * heil eines 24 Tentakeln (3 auf jedem Oc- { 5 Bündel geordnet, 2. Medora I. Subfamilie: R : tanten) : nicht zahlreich (8 ß Medoridae. oder 24 oder 40) 40 Tentakeln (5 auf jedem Oc- 3. Stenoptycha Cyaneiden mit 8 Sinneskolben (4 per- tanten) 2 radi interradi Alle Tentakeln in einer Reihe ne- radialen und 4 interradialen) a eisen ee Res noneme sen a nnS Tentakeln in mehreren Reihen Bündel geordnet 5 ; 5. Cyanea \ hinter einander II. Subfamilie: NR: : . Alle Tentakeln in einer Reihe ne- Pateridae. Tentakeln zahlreich ben einander 6. Patera Cyaneiden mit 16 Sinneskolben (4 per- \ (uehE A 1 Tentakeln in mehreren Reihen . radialen, 4 interradialen und 8 “| Bündel geordnet er emander 7. Melusina* radialen) 66 * 524 oRDO: DISCOMEDUSAE. rAmILıa: CYANEIDAE. XXVIA. Erste Subfamilie der Cyaneiden: MEDORIDAE, Haecker. Cyaneiden mit 8 Sinneskolben (4 perradialen und 4 interradialen). 194. Genus: PROCYANEA, Harcxer; novum genus. Procyamea, Stammform der Cyanea. Genus-Diagnose: (Cyaneide mit 8 Sinneskolben und mit 8 adradialen, damit alternirenden Tentakeln an der Subumbrella. (Am Schirmrande zwischen ersteren und letzteren 8 Paar Randlappen.) Das Genus Procyanea, bisher nur durch eine indische Species vertreten, ist insofern von besonderem Inter- esse, als es unter allen Cyaneiden die einfachste Gattungsform repräsentirt. Mit den 8 Sinneskolben des Schirm- randes alterniren 8 einfache Tentakeln, getrennt durch 8 Paar grosse Randlappen, welche nichts Anderes sind, als vergrösserte und mächtig entwickelte Ephyra-Lappen. Procyanea kann demnach in gleicher Weise als Stamm-Gattung der Cyaneiden betrachtet werden, wie Pelagia als Stammform der Pelagiden. Die beiden Lappentaschen jedes Lappens entsenden zahlreiche blinde Astcanäle, wie bei allen übrigen Cyaneiden; auch sind die 3 Tentakeln nicht in den tiefen Einschnitten des Schirmrandes selbst eingefügt, sondern von letzterem etwas entfernt an der Subumbrella. 485. Species: Procyanea protosema, HArckEL; nova Species. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig, 2—3 mal so breit als hoch. Mundrohr in der oberen Hälfte vierseitig-prismatisch, in der unteren in 4 schmale lanzettliche Mund- arme gespalten. Gonaden 4 schmale, einfach gefaltete Bänder in der unteren Magenwand, nicht herab- hängend. 16 Lappen des Schirmrandes fünfeckig. 8 Tentakeln einfach, stark, länger als der Schirm- Durchmesser, eine Strecke vom Schirmrande entfernt. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spicilegium Medusarum“. Im Ganzen ist diese Art der Floscula Promethea sehr ähnlich (Taf. XXX, Fig. 1). Sehr interessant ist die wesentliche Uebereinstimmung im Bau mit der jugendlichen (Procyanea-) Larve, wie sie Sars von Oyanea capillata abgebildet hat (1841, 1. c. Taf. IV, Fig. 62—64). Die specielle Form des Gastrocanal-Systems, insbesondere der dendritischen Astcanäle in den Lappen, gleicht derjenigen von Linantha (Taf. XXIX, Fig. 13). Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 14—18 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean, östlich von Madagascar, Russe. 195. Genus: MEDORA, Couruouy (1862). Medora, Nomen proprium. Genus-Diagnose: Cyaneide mit 8 Sinneskolben und mit 24 Tentakeln an der Subumbrella; 3 an der Unterseite jedes Tentakel-Lappens. (Schirmrand mit 8 Hauptlappen und 16—32 Nebenlappen.) Das Genus Medora wurde von CourHouy 1862 für eine Cyaneide gegründet, welche derselbe auf Capitain Wirke’s „U. S. Exploring Expedition“ in der Nähe von Cap Horn unweit der Küste des Feuerlandes beobachtet hatte. Abbildung und Beschreibung derselben ist noch nicht veröffentlicht. Bis jetzt ist nur eine kurze Notiz darüber von L. Agassız publieirt, welcher die Original-Zeichnungen von Couruouy kannte (1862, 1. c. p. 115, 163). Danach ist Medora sowohl Cyanea als Couthouya nahe verwandt, unterscheidet sich von Beiden aber wesentlich dadurch, dass auf jeden Octanten des Schirmrandes nur 3 Tentakeln kommen, von denen der mittlere adradial steht, zwischen den beiden Lappen der Tentakel-Tasche, die anderen beiden an deren Aussenseite. Mithin besitzt diese Gattung 24 Ten- takeln, wie Chrysaora unter den Pelagiden, Floresca unter den Flosculiden und Umbrosa unter den Ulmariden. FAMILIA: CYANEIDAE. GENERA: PROCYANEA, MEDORA, STENOPTYCHA. 525 486. Species: Medora retieulata, Cournovy. Medora reticulata (— et capensis? —), CourHouy, 1862; Manuscript of Wilke’s „U. S. Exploring Expedition“. Medora capensis (— et reticulata? —), L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 118, 163. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig. Mundarme? Gonaden? Schirm- rand mit 32 Lappen, 8 Paar schmalen Oeular-Lappen und 8 Paar breiten Tentakel-Lappen. Rand der 8 Tentakel-Taschen mit 2 breiten Lappen und 3 Tentakeln (1 medialer Tentakel zwischen beiden Taschen-Lappen und 2 laterale an deren Aussenrand). Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. L. Acassız führt nach den Zeichnungen und Notizen von CourtHouy zwei Species auf, welche dieser Reisende als Medora reticulata und M. capensis unterscheidet. Allein da beide Arten unweit der Küste des Feuerlandes, in der Nähe von Cap Horn vorkommen (erstere bei Orange Harbor, letztere etwas mehr westlich), so gehören sie vermuthlich einer und derselben Art an. Jedenfalls würde eine genaue Angabe der Species-Unterschiede ihrer Anerkennung vorausgehen müssen. Ausserdem ist der Name capensis für eine Species von Cap Horn sehr unpassend, da bisher mit capensis nur solche Thiere und Pflanzen bezeichnet wurden, die vom Cap der guten Hoffnung stammen. (Vielleicht ist diese Art die Jugendform von Couthouya pendula?) Grösse und Farbe sind in der kurzen Notiz nicht angegeben. Fundort: Küste des Feuerlandes; Orange Harbor, Cap Horn, Cournovr. 196. Genus: STENOPTYCHA, L. Acassız (1862). orevog — schmal; ızd& = Falte. Genus-Diagnose: Cyaneide mit 8 Sinneskolben und mit 40 Tentakeln an der Subum- brella; 5 an der Unterseite jedes Tentakel-TLappens (Schirmrand mit 8 Hauptlappen und 16—32 Neben- lappen). Das Genus Stenoptycha wurde 1862 (1. c. p. 117, 162) von L. Acassız für eine australische Semostome ge- gründet, welche Quoy und GAmarD (1824, ]. c.) unter dem Namen Oyanea rosea beschrieben hatten. Obgleich die Darstellung dieser Autoren höchst unvollkommen ist, dürfte sie doch in der That auf eine Cyaneide zu beziehen sein, von welcher ich eine zweite, arktische Art (von Spitzbergen) selbst untersuchen konnte. Dieselbe unterscheidet sich von den anderen Gattungen dieser Familie durch den Besitz von 40 Tentakeln, von welchen 8 auf jeden Octanten des Schirmes kommen; sie entspricht somit Daciylometra unter den Pelagiden, Undosa unter den Ulmariden. 487. Species: Stenoptycha rosea, L. Acassız. Stenoptycha rosea, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 162. Cyanea rosea, Quoy et GAIMARD, 1824; Voyage de l’Uranie etc., Zoologie, p. 570, Pl. 85, Fig. 1, 2. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt bis halbkugeligz, 2—3 mal so breit als hoch. Exumbrella warzig, mit spitzen Höckern bedeckt. Mundarme zarte, faltenreiche Gardinen, ungefähr so lang als der Schirm-Durchmesser. 16 Einschnitte des Schirmrandes seicht, die 8 ocularen tiefer als die 8 tentacularen. 16 Lappen viereckig, abgestutzt. An der Unterseite jedes Hauptlappens 5 sehr grosse Tentakeln, bis 10 mal so lang als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung fehlt. Die dürftigen Notizen, sowie die Abbildung von Quoy und GAIMARD sind sehr mangelhaft, wie gewöhnlich bei diesen Autoren. Daher darf man auch nicht, wie L. Acassız gethan hat, grosses Gewicht auf ihre Darstellung des Kranzmuskels legen, dessen 8 breitere (adradiale) Felder in der Figur con- centrisch gestreift erscheinen, die 8 schmäleren, damit alternirenden Felder hingegen radial gestreift; sicher sind auch die Falten der letzteren concentrisch, und die radialen Muskel-Falten, welche nach aussen von diesen liegen, sind in der Figur nicht angegeben. Bei Stenoptycha dactylometra verhalten sich dieselben wie bei Cyanea. Farbe: Schön rosenroth; Schirmrand und Tentakeln dunkler. Grösse: Schirmbreite 200 Mm., Schirmhöhe 100 Mm.; Tentakel-Länge gegen 2 Meter. Fundort: Ostküste von Australien; Port Jackson, Sidney, Qvov und Gamarn. 526 ORDO: DISCOMEDUSAE. raAmILIa: CYANEIDAE. - 488. Species: Stenoptycha dactylometra, HarckeL; nova Species. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Mundarme zarte faltenreiche Gardinen, kaum so lang als der Schirm-Radius. 16 Einschnitte des Schirm-Randes seicht, die 8 tentacularen tiefer als die 8 ocularen. 16 Lappen dreieckig, spitz. An der Unterseite jedes Hauptlappens 5 starke Tentakeln, wenig länger als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung: Stenoptycha dactylometra liegt mir in einem Spiritus-Exemplare vor, welches Schmipr bei Beeren-Eiland, südlich von Spitzbergen, fing, und welches identisch zu sein scheint mit einer grönlän- dischen Art, von welcher P. C. MöLLEr ein treffliches Aquarell-Bild hinterlassen hat fim Museum von Kopenhagen befindlich). Danach unterscheidet sich diese arktische Stenoptycha yon der vorhergehenden australischen durch viel kürzere Mundarme und Tentakeln, sowie durch die Form der 16 Randlappen, welche bei der letzteren viereckig und abgestutzt, bei der ersteren hingegen spitz und dreieckig sind. Ferner sind bei 8. dactylometra die adradialen 3 Ten- takel-Buchten des Schirmrandes etwas tiefer als die 3 Sinnesbuchten, bei $. rosea umgekehrt; und endlich stehen die 5 Tentakeln jedes Octanten bei der ersteren dicht neben eimander, bei der letzteren durch breite Intervalle ge- trennt. Die 3 Tentakel-Taschen sind etwa doppelt so breit als die 3 Ocular-Taschen, beide ähnlich verästelt wie bei COyanea Lamarcki; dieser gleichen auch die zarten Gardinen der Mundarme, sowie die Muskelfalten der Subum- brella. Die Gonaden bilden breite Krausen, welche wenig vortreten. Farbe (nach dem Aquarell von MöLter) rostgelb, Tentakeln und Gonaden gelbbraun. Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Tentakel-Länge 60—80 Mm. Fundort: Arktischer Ocean: Grönland, P. ©. Mörrer; Beeren-Eiland, Scunipr. 197. Genus: DESMONEMA, L. Asassız (1862). deoun —= Bündel; vjua — Faden. Genus-Diagnose: (Cyaneide mit 8 Sinneskolben und mit zahlreichen Tentakeln, welche 8 adradiale Bündel an der Subumbrella bilden; alle Tentakeln jedes Bündels in einer Reihe neben einan- der (Schirmrand mit 8 Hauptlappen und 16—32 Nebenlappen). Das Genus Desmonema wurde 1362 von L. Acassız für eine Semostome gegründet, welche Lessox in der Nähe von Cap Horn und bei den Falkland-Inseln entdeckt und als Ohrysaora Gaudichaudii beschrieben hatte. Acas- sız stellte dieselbe zu den Pelagiden (l. c. p. 166). Ich vermuthe jedoch, dass sie zu den Cyaneiden gehört und generisch (oder selbst specifisch?) identisch ist mit der von ihm als Couthouya unterschiedenen Gattung. Letztere bezieht sich auf eine Cyaneide, welche CovrHouy auf Capitain Wırke’s „U. S. Exploring Expedition“ unweit der Küste des Feuerlandes, in der Nähe von Cap Horn entdeckt und Nerinea genannt hatte (ein bereits mehrfach ver- gebener Name). Beschreibung und Abbildung derselben sind bis jetzt nicht publicirt; nur eine kurze Notiz von L. Acassız, der die Original- Zeichnungen kannte, ist vorhanden. Danach wiederholt diese Gattung unter den Cya- neiden die Ulmariden-Form Sthenonia, indem die zahlreichen Tentakeln 8 Bündel bilden, aber nur in einer Reihe stehen (nicht in mehreren Reihen hinter einander, wie bei Oyanea). Ich selbst konnte eine neue südatlantische Art dieser Gattung untersuchen, von welcher ich eine Abbildung auf Taf. XXX gegeben habe. 489. Species: Desmonema Annasethe, HarckeL; nova Species. Tafel XXX. Cyanantha Annasethe, HAEcKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 455. Species-Diagnose: Schirm flach napfförmig, 2—3 mal so breit als hoch. Mundarme gar- dinenförmig, sehr zart und faltenreich, fast so lang als der Schirm-Durchmesser. Gonaden 4 falten- reiche herabhängende Taschen, etwas kürzer als der Schirm-Radius. Schirmrand mit 16 breiten, fast fünfeckigen Lappen. Tentakeln einreihig in 8 Bündeln; in jedem Bündel 5 grössere und jederseits 4—6 kleinere Tentakeln. Exumbrella in der Mitte vertieft, mit 16 gefiederten Radial-Rippen. Specielle Beschreibung: Desmonema Annasethe konnte ich in einem wohl erhaltenen Spiritus -Exem- plare untersuchen, welches ich auf Taf. XXX, Fig. 1, 2 in natürlicher Grösse abgebildet habe. Ich benenne diese FAMILIA: CYANEIDAE. Genera: STENOPTYCHA, DESMONEMA. 527 reizende Discomeduse zum Andenken an meine theure unvergessliche Frau Anna SeruE (vergl. p. 159). Sie gleicht im äusseren Habitus sowohl als in den wesentlichen Verhältnissen der inneren Organisation einer echten Oyanea, unterscheidet sich von dieser aber sofort durch die Anordnung der Tentakeln, welche nur eine einzige Reihe bilden. Letztere sind daher auch an jedem der 3 Hauptlappen viel weniger zahlreich, als bei jener, aber um so stärker. Die Exumbrella ist durch 16 gefiederte Rippen ausgezeichnet, die sich ebenso wie bei Desmonema Gaudichaudi verhalten. Die Mittelrippe jedes Fiederblattes geht auf einen Randeinschnitt aus, während die gegenständigen Fieder-Rippen gegen den Schirmrand hin divergiren (Fig. 1). Das Mittelfeld der Exumbrella erscheint ähnlich wie bei Cyanea unregelmässig getäfelt. Wie bei der letzteren, verhalten sich auch die zierlichen, faltenreichen Krausen der Mund- arme und der Gonaden, sowie die 16 faltigen Muskeltafeln an der Subumbrella (Fig. 2). Auch der radiale Meridian- Sehnitt (Fig. 3) zeigt die gleiche Bildung der Magenhöhle und ihrer Wände. Die Lappen des Schirmrandes (Fig. 4) verhalten sich ziemlich verschieden von denjenigen der beiden folgenden Arten, wesshalb ich früher (im Prodromus, 1877) diese Species als besonderes Genus unter dem Namen Oyanantha Annasethe abgetrennt hatte. Allein ähnliche Difierenzen finden sich auch bei verschiedenen Species des Genus Oyanea; sie dürften kaum zur Trennung besonderer Gattungen ausreichen. Nach aussen von jedem Sinneskolben sind die zugekehrten Ränder der beiden Ephyra-Lappen dergestalt mit einander verwachsen, dass der Schirmrand in 8 Hauptlappen und 16 Nebenlappen zerfällt (Fig. 2, 4). Die S Tentakel-Buchten sind daher viel tiefer als die 8 Ocular-Buchten. Die 16 Lappen zwischen ersteren und letz- teren sind ungleichseitig fünfeckig und zeigen die characteristische Bildung der Canal-Verästelung, welche Fig. 4 spe- ciell darstellt. Jede der 3 tiefen Tentakel-Buchten wird von dem hufeisenförmigen Bogen der Tentakel-Insertion um- fasst. Die 5 medialen Tentakeln dieses Bogens (entsprechend den 5 Stenoptycha-Tentakeln) sind sehr lang und stark, mehrmals länger als der Schirm-Durchmesser. Zu beiden Seiten derselben folgen noch 4-6 schwächere und viel kür- zere Tentakeln, so dass die Gesammtzahl der Tentakeln 100-140 beträgt (13—17 an jedem Lappenbogen). Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 40—50 Mm.; Länge der Mundarme 90 Mm. Fundort: Süd-Atlantischer Ocean; Westküste von Süd-Aftika, Wirueım Breex. 490. Species: Desmonema Gaudichaudi, L. Acassız. Desmonema Gaudichaudi, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 166. Chrysaora Gaudichaudi, Lessons, 1829; Voyage de la Coquille, Zoophyt. p. 114, Pl. XIII, Fig. 1. Chrysaora Gaudichaudi, Lesson, 1843; Acalephes, p. 400. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch. Mundarme lanzetförmie, so lang als der Schirm-Durchmesser, mit schmaler Armkrause, nicht gardinenartig. Gonaden nicht herabhängend. Schirmrand mit 8 122) breiten, abgerundet dreieckigen, vorspringenden Tentakel- Lappen, zwischen den 8 —-12?) Paar schmalen, in tiefen Buchten versteckten Oeular-Lappen. Exum- brella mit 8 (—12?) gefiederten Radial-Rippen. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Lesson (1. c.). Danach würde diese Species aus 12 Para- meren, statt aus 3 zusammengesetzt sein. Da nun Discomedusen mit constanter Zwölf-Zahl der Organe nicht bekannt sind, wohl aber 12 statt S als individuelle Abnormität (z. B. bei Aurelia) nicht selten vorkommt, so ver- muthe ich, dass auch diese Art normal 8 Randlappen und Tentakel-Bündel besitzen wird. Man bedenke, dass die Angabe von Lesson herrührt, der weder richtig zählen noch beschreiben kann, und der selbst seine eigenen Zahlen- Angaben verwechselt! L. Acassız stellte diese, von Ersterem als Chrysaora beschriebene Species als Typus des Genus Desmonema zu den Pelagiden. Allein echte Pelagiden mit Tentakel-Bündeln sind bis jetzt nicht bekannt. Hin- gegen stimmt die kurze Characteristik, welche Acassız von seiner Couthouya pendula (l. c. p. 118) giebt, so sehr mit der Darstellung von Lessox zusammen, dass ich beide Arten für nächstverwandt halte. Vielleicht sind sie sogar identisch, da sie am gleichen Orte sich finden; und möglicher Weise ist die ebendaselbst gefundene Medora von CourHouy nur ihre jugendliche Larven-Form. Die S breiten und stark vorspringenden Tentakel-Lappen, deren Jeder auf seiner Unterseite ein Bündel von zahlreichen Tentakeln in einer Reihe trägt, sowie die tiefen Einschnitte des Schirmrandes, in welchen zwischen jenen die S Paar kleinen Augenlappen sitzen, scheinen sich bei Desmonema Gau- dichaudi und D. pendula ganz gleich zu verhalten; ebenso die Bildung der Mundarme, die Agassız selbst mit der von Chrysaora vergleicht; nur scheinen dieselben bei der ersteren Species bedeutend kürzer als bei der letzteren zu sein. Die gefiederten Rippen der Exumbrella in der Darstellung von Lessox erinnern auffallend an die gleiche Zeich- nung der vorigen Art, und an diejenige, welche DAtvELL (l. c.) von Oyanea Lamarckii abbildet. Farbe: Hell gelblich; Canäle rostroth, Tentakeln weinroth. 528 orDO: DISCOMEDUSAE. raAmıLıa: CYANEIDAE. Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 40—50 Mm.; Mundarme 100 Mm. Fundort: Falkland-Inseln (Soledad, Maluinen) und weiter südlich bis Cap Horn, Lesson. 491. Species: Desmonema pendula, Harcker. Couthouya pendula, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 118, 163. Nerinea pendula, Cournouy, 1862; Manuscript of Wilke’s „U. S. Exploring Expedition“. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig. Mundarme ausserordentlich lang (mehrmals länger als der Schirm-Durchmesser?), mit schmaler Armkrause, nicht gardinenartig. Gonaden nicht tief herabhängend. Schirmrand mit 8 breiten vorspringenden Tentakel-Lappen, zwischen den 8 Paar schmalen, scharf abgesetzten Ocular-Lappen. Die 8 Ocular-Taschen fast eben so gross als die 8 Tentakel-Taschen. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die vorstehende unvollständige Diagnose ist nach der kurzen Notiz von L. Acassız (l. c. p. 118) entworfen. Danach sollen die 4 schmalen und sehr langen Mundarme wie bei Chrysaora gebildet sein, die 8 einreihigen Tentakel-Bündel wie bei Sthenonia, und die breiten vorspringenden Randlappen, welche die 8 Tentakel-Bündel tragen, wie bei Phacellophora. Grösse und Farbe sind in der kurzen Notiz nicht angegeben. Fundort: Küste des Feuerlandes; Orange-Harbor, Cap Horn, Cournour. 198. Genus: CYANEA, Pinon et Lesurur (1809). xvaveog —= blau, dunkel schillernd. Genus-Diagnose: Cyaneide mit 8 Sinneskolben und mit zahlreichen Tentakeln, welche 8 adradiale Bündel an der Subumbrella bilden; in jedem Bündel mehrere Reihen von Tentakeln hinter einander (Schirmrand mit 8 Hauptlappen und 16—32 Nebenlappen). Das Genus Oyanea wurde 1809 von PERON und LESUEUR für jene wundervollen Semostomen gegründet, welche alle anderen Medusen an Grösse und Schönheit, wie an Vollendung der Form und Zusammensetzung der Structur übertreffen. Soll man unter den zahlreichen prachtvollen Thieren dieser Classe einer einzigen Gattung den höchsten Preis der Schönheit zuerkennen, so kann dies nur Oyanea sein. In der That bietet eine unverletzte und ausge- wachsene Oyanea, welche mit ihren zahlreichen und mannichfach geformten Schirm-Anhängen an der Meeres-Ober- fläche sich sonnt, ein Schauspiel dar, welches in seiner Art kaum von einem anderen Wunderwerk des organischen Lebens übertroffen wird: eine schön geformte Scheibe von 1—2 Meter Durchmesser, prachtvoll gefärbt und zierlich gezeichnet, darunter herabhängend der wallende Busch der zarten faltenreichen Arm-Gardinen und der labyrinthisch gewundenen Geschlechts-Bänder, beide weit überragt von den zahllosen beweglichen Tentakeln, deren 8 Bündel eine Länge von 20—30 Meter und mehr erreichen. Dabei treten diese herrlichen Riesen-Medusen in den nordischen Mee- ren oft in solchen Schaaren auf, dass die Oberfläche des Meeres meilenweit von ihnen bedeckt wird, wie ich selbst an schönen Sommer-Abenden an der norwegischen Küste beobachtete. — Die falsche Gattungs-Diagnose der Oyanea von P£ron lautete: „4 estomacs; 4 bouches; p&duncule perfore & son centre; 4 bras & peine distinets, et comme chevelus; une groupe de vesicules a6riennes au centre de l’ombrelle“ (1809, 1. c. p. 363). Die erste richtige Beschrei- bung der Organisation gab 1816 GAEDE von C. capillata, später EscuscHoLtz von CO. ferruginea; Letzterer gab ihr folgende Diagnose: „Ventriculus appendieibus sacriformibus et vasiformibus. Cirrorum fasciculi 8 in pagina inferiori disci“ (1829, 1. c. p. 67). Sodann gab MERTENS eine vortreffliche Darstellung der C. Postelsii (1838, 1. c.). In neuerer Zeit hat L. Acassız eine sehr ausführliche, durch vorzügliche Abbildungen illustrirte Monographie der CO. arctica ge- liefert (1862, 1. c.). — Das Genus Cyanea ist ausschliesslich auf die nördliche Hemisphäre beschränkt und scheint weder auf der südlichen, noch innerhalb der Tropenzone vorzukommen. Der südlichste Punkt, wo sie beobachtet wurde, ist Charleston in South-Carolina; der nördlichste Spitzbergen. In den grössten Massen scheint sie zwischen 40 und 60° nördlicher Breite aufzutreten, und zwar eben so wohl im paecifischen als im atlantischen Ocean. — Die Unterscheidung der Arten dieser Gattung ist sehr schwierig. Schon P#ron unterschied 6 Arten, von denen jedoch 3 synonym sind. In neuerer Zeit hat L. Acassız 7 Arten aufgeführt, und denselben eine besondere systematische Er- örterung gewidmet (1362, 1. c. p. 119, 161). Indessen reichen die morphologischen Differenzen, welche er hervorhebt, nicht entfernt aus, um die betreffenden Formen als „bonae species“ zu characterisiren. Vielmehr stützt er sich dabei FAMILIA: CYANEIDAE. GENERA: DESMONEMA, CYANEA. 5939 einerseits auf die Färbung, anderseits auf die geographische Verbreitung. Allein die Färbung ist hier, wie überall, für sich allein zur Species-Unterscheidung ganz ungenügend, und auch hier, wie ich mich an C. capillata und (. La- marckii selbst überzeugt habe, sehr variabel. Mit Bezug auf die geographische Verbreitung zerfallen die 7 von AGaAs- sız aufgeführten Species in 2 pacifische und 5 atlantische Arten; erstere sind leicht zu unterscheiden, letztere hin- gegen sehr schwierig. 3 von den 5 atlantischen Arten bewohnen die nordamerikanischen, 2 die europäischen Küsten. Die nordamerikanische C. fulva scheint mit C©. arctica identisch zu sein, hingegen von der südlicheren CO. versicolor sich in ähnlicher Weise zu unterscheiden, wie die europäische ©. capillata von der ©. Lamarckü. Letztere beide beobachtete ich gleichzeitig an einem und demselben Fundorte, sowohl bei Helgoland, als an der Ostküste von Schott- land bei St. Andrews. Vielleicht sind diese 4 atlantischen Arten sämmtlich nur Varietäten einer einzigen „bona spe- cies“: C. capillata. — Die Ontogenie von Cyanea ist Generationswechsel mit Strobilation; die Larven durchlaufen folgende Gattungs-Formen: Procyanea, Medora, Stenoptycha, Desmonema, Oyanea (vergl. oben p. 474, 523). 492. Species: Cyanea capillata, Escuscnorrz. | Cyanea capillata, Escnscmortz, 1829; System der Acalephen, p. 68. Cyanea capillata, FORBES, 1848; Brit. Naked-eyed Med. p. 77. Cyanea capillata, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 161. Cyanea capillata, J. P. Van BENEDEn, 1866; Faune littor. Belg. p. 77, Taf. I, II. Cyanea baltica, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 363, Nr. 106. Cyanea borealis, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 364, Nr. 107. Medusa capillata, Linn&, 1746; Fauna Suecica, Nr. 2108; 1747, Westgöta Resa, Tab. III, Fig. 3. Medusa capillata, BASTER, 1765; Opuscul. subseciva, Tom. II, p. 60, Tab. V, Fig. 1. Medusa capillata, MODEER, 1791; Nova Acta phys. med. VIII. Append. p. 152. Medusa capillata, GAEDE, 1816; Beitr. Anat. Phys. Medus. p. 21, Tab. II. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 4—6 mal so breit als hoch. Schirm - Ra- dius 3mal so gross als der Radius des Central-Magens. 16 Ephyra-Lappen fast quadratisch, tief aus- gerandet, beinahe zweilappig, ungefähr eben so breit als lang. Ocular-Taschen beinahe rechteckig, mit fast parallelen Seitenrändern. Tentakel-Taschen an der Basis 2 mal so breit, in der Höhe der Sinnes- kolben 3 mal so breit als die Ocular-Taschen. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später; ich beabsichtige von dieser schönsten und grössten aller europäischen Medusen eine detaillirte Monographie zu geben, sobald meine eigenen, schon vor 14 Jahren in Helgoland begonnenen Untersuchungen über ihre Anatomie und Ontogenie, insbesondere auch ihre noch fast unbekannte Metamorphose, einigermaassen zum Abschluss gelangt sein werden. Sonderbarer Weise existirt von dieser pracht- vollen Acraspede, die in so vieler Beziehung zum eingehenden Studium einladet, bisher keine einzige eingehende Un- tersuchung, und die vollständigste Darstellung geben die alten Abbildungen von BAsTEr (1765) und GAEDE (1816). Sie tritt im Herbst in ungeheuren Schwärmen an den nördlichen und westlichen Küsten von Europa auf; ich selbst beobachtete sie zu Millienen in den Fjorden von Norwegen, weniger zahlreich an den Küsten von Schottland und bei Helgoland. Gewöhnlich erreicht die Scheibe einen Durchmesser von +—2 Meter (— 1—2 Fuss —); ich habe aber auch einzelne, sehr alte Riesen-Fxemplare gesehen, deren Schirm-Durchmesser 1—14 Meter (3—4 Fuss) erreichte. — Die relative Grösse der Mundarme und Tentakeln ist sehr wechselnd. Farbe: Gewöhnlich vorwiegend gelblich braun oder röthlich gelb, aber nach Alter und Lo- calität wechselnd, auch individuell sehr variabel; Magen und Magentaschen meist dunkler rothbraun, Mundarme bald blass gelb, bald dunkel rothgelb oder rostbraun, bis castanienbraun; Gonaden weisslich oder fleischroth, bis ziegelroth. Grösse: Schirmbreite 300—600 Mm. (seltener 1 Meter und darüber); Schirmhöhe 80—100 Mm. ; Tentakeln ausgestreckt bis über 2 Meter lang. Ontogenie: Generationswechsel mit Strobilation und Metamorphose, beobachtet von Sans, Van Benepen etc. (s. oben p. 474, 523). Fundort: Atlantische Küsten von Europa: Norwegen, Schweden, Dänemark, Helgoland, Deutsche Küsten der Nordsee und Ostsee, Britische Küsten, Canal de la Manche. Haeckel, System der Medusen. 67 Jen. Denkschriften 1. 530 orDO: DISCOMEDUSAE. FaAMmILIA: CYANEIDAE. 493. Species: Cyanea Lamarckii, Pirox et Lersurur. Cyanea Lamarcki, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 363, Nr. 104. Cyanea Lamarckii, EscuscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 71, Taf. V, Fig. 2. Cyanea Lamarckii, FORBES, 1848; Brit. Naked-eyed Med. p. 78. Cyanea Lamarckii, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 161. Cyanea britannica, PErON et Lesueur, 1809; Tableau des Meduses ete., p. 364, Nr. 108. ?Cyanea lusitanica, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 364, Nr. 108. ?Cyanea helgolandica, EHRENBERG, 1835; Abhandl. Berlin. Acad. p. 204. Medusa capillata, BArRBUT (— non LinnE! —), 1783; Genera Vermium, p. 79, Pl. 9, Fig. 3. Medusa capillata, DICQUEMARE, 1784; Journ. de Physique, Dec. I, p. 451, Tab. 1. Medusa capillata, DALvyELL, 1848; Rare remark. anim. Scotl. Tom. II, p. 247, Pl. 51, Fig. 5, 6. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 3—4mal so breit als hoch. Schirm- Radius 3mal so gross als der Radius des Central-Magens. 16 Ephyra-Lappen fast dreieckig, tief aus- gerandet, ungefähr eben so breit als lang. Ocular-Taschen fast rechteckig, in der Mitte etwas einge- schnürt, mit schwach Sförmig gebogenen Seitenrändern. Tentakel-Taschen an der Basis wenig breiter, in der Höhe der Sinneskolben doppelt so breit als die Ocular-Taschen. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später, sobald ich die noch fehlenden Stufen der Larven- Metamorphose erlangt haben werde, in der von mir beabsichtigten detaillirten Monographie von Cyanea. Auch von dieser prachtvollen Discomeduse existirte bisher, wie von der benachbarten C. capillata, keine genügende Darstellung, trotzdem sie an den britischen und deutschen Küsten zu Zeiten in eben solchen Schaaren erscheint, wie die letztere, allerdings viel häufigerer Art. Ich selbst beobachtete einmal einen solchen Schwarm in Helgoland (im August 1854), ein anderes Mal an der Ostküste von Schottland bei St. Andrews (im August 1879). Durch die prächtige blaue Färbung unterscheidet sich diese schöne Discomeduse schon auf weite Entfernung hin von der rothgelben oder roth- braunen Oyanea capillata, mit der sie gleiche Verbreitung zu besitzen scheint. Wichtiger ist der morphologische Unterschied in der Bildung der dreieckigen Randlappen und der Magentaschen, wie sie schon EscnscHoLtz (und weniger gut DALYELL) abgebildet hat. Das Centralfeld des Schirms erscheint oben von einem unregelmässigen Netz- werk von Furchen durchzogen. Die Tentakeln und Mundarme sind weniger entwickelt als bei ©. capillata. Farbe: Magen und Gastrocanal-System blau (bald heller azurblau, bald dunkler kornblumen- blau): Gonaden und Tentakeln bald hellblau, bald fast weiss. Grösse: Schirmbreite 100—200, seltener bis 300 Mm. und darüber. Ontogenie: Generationswechsel mit Strobilation und Metamorphose (Hazcker). Fundort: Atlantische Küsten von Europa; Helgoland, Britische und französische Küsten, Ca- nal de la Manche. 494. Species: Cyanea arctica, Pirox et Lesurur. Cyanea arctica, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etec., p. 363, Nr. 105. Cyanea arctica, L. Acassız, 13862; Monogr. Acal. Contr. IV, p. S”—114, Pl. HI—V. Oyanea arctica, AL. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 44, Fig. 67. ?Cyanea fulva, L. Agassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 119, 162. ? Cyanea fulva, Ar. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. H9,162: 4 6. Medusa capillata, Faprıcrus ( —non Linn£&! —), 1780; Fauna Groenland p. 364, Nr. 358. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 4—5 mal so breit als hoch. Schirm-Ra- dius 3mal so gross als der Radius des Central-Magens. 16 Ephyra-Lappen fast rechteckig, abgestutzt, kaum ausgerandet, doppelt so breit als lang. Oeular-Taschen schmal dreieckig, nach aussen allmählig verbreitert, mit wenig gebogenen Seitenrändern. Tentakel-Taschen an der Basis 2mal so breit, in der Höhe der Sinneskolben, 3 mal so breit als die Ocular-Taschen. Specielle Beschreibung bei L. Acassız (l. c.), begleitet von prachtvollen detaillirten Abbildungen von SONREL, den weitaus schönsten und sorgfältigsten Darstellungen, welche wir vom Organismus der Cyaneiden besitzen. FAMILIA: CYANEIDAE. Genus: CYANEA. 531 Es ist diese ausgezeichnete Monographie der ©. arctica überhaupt die einzige genaue Untersuchung, welche bisher von einer Meduse dieser Familie existirte; der organologische Theil derselben (p. 86—112) ist vortrefflich, hingegen der histologische Theil sehr mangelhaft. Im Ganzen scheint diese nordamerikanische Art der europäischen C. capil- lata sehr nahe zu stehen und an der nordöstlichen Küste von Amerika eine ähnliche dominirende Rolle zu spielen, wie letztere an der nordwestlichen Küste von Europa. Der einzige Unterschied beider Arten, den ich auffinden kann, besteht darin, dass bei der erwachsenen ©. arctica die 16 Hauptlappen des Schirmrandes mehr abgerundet und fast doppelt so breit als lang, hingegen bei C. capillata mehr quadratisch und fast eben so breit als lang sind; auch sind letztere stärker ausgerandet. Isländische Exemplare bieten Zwischenformen zwischen Beiden; C. fulwa (l. c.) scheint nur eine Farben-Varietät von O©. arctica zu sein. Sie ist die grösste von allen bekannten Medusen. Farbe: Magen und Radial-Taschen purpurroth oder purpurbraun bis zimmtbraun; Mundarme chocoladenbraun bis zimmtbraun; Gonaden gelblich oder röthlich; Tentakeln variabel, gelblich, orange, rothbraun, purpurroth. Grösse: Schirmbreite ein bis zwei Meter und darüber; Länge der Mundarme ungefähr eben so viel; Tentakel-Länge 10—20, bisweilen sogar 30—40 Meter. Ontogenie: Generationswechsel mit Strobilation und Metamorphose, beobachtet von L. Asassız (s. oben p. 474, 523). Fundort: Atlantische Küste von Nord- Amerika; Groenland, Farrıcıus; Spitzbergen, Scunipr; Fundy Bay bis Long Island Sound, L. Acassız; Vineyard Sound, Ar. Asassız. 495. Species: Cyanea versicolor, L. Acassız. Cyanea versicolor, L. AGAssız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 119, 162. Cyanea versicolor, AL. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 46. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 3—4mal so breit als hoch (2). Schirm- Radius 3—4mal so gross als der Radius des Central-Magens (?). 16 Ephyra-Lappen fast quadratisch, am Distal-Rande abgestutzt, kaum ausgerandet (?). (Mundarme kleiner und einfacher gebildet, als bei den übrigen Arten?) Ocular-Taschen? Tentakel-Taschen bedeutend breiter als die Ocular-Taschen ? Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die dürftigen Notizen von L. Acassız (l. c.) beziehen sich hauptsächlich nur auf die Färbung und reichen entfernt nicht aus, um die specifischen Unterschiede dieser Art von den anderen Arten der Gattung festzustellen. Im Allgemeinen glaubt Acassız, dass sie der ©. Lamarckii am näch- sten stehe und sich zu dieser ähnlich verhalte, wie C. arctica zu O. capillata (1. c. p. 120). Genaue morphologische Darstellungen und Vergleichungen dieser Arten sind dringend wünschenswerth (s. oben die Bemerkungen zur Gat- tungs-Diagnose). Farbe: Bläulich milchweiss, mit einem Purpurton über dem Magen; Mundarme hellbraun; Gonaden rosenroth; Tentakeln bräunlich roth. Grösse: Schirmbreite 100—200 Mm.? Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika: Charleston, South Carolina, L. Asassız. 496. Species: (Cyanea ferruginea, EschscnoLtz. Cyanea ferruginea, ESCHSCHOLTZ, 1829; System der Acalephen, p. 70, Taf. V, Fig. 1. Cyanea ferruginea, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV. p. 120, 162. Cyanea Postelsii, AL. Acassız, 1865 (— non Branpr! —); North Amer. Acal. p. 47. Cyanea Behringiana, BRAnDT, 1835; Prodrom. Descript. Anim. Mertens., p. 24. Cyaneopsis Behringiana, BRAnDT, 1838; M&moir. Acad. Petersb. Tom. IV, p. 379, Taf. XI, Fig. 1. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 4—5 mal so breit als hoch. Schirm - Ra- dius 4 mal so gross als der Radius des Central-Magens. 16 Ephyra-Lappen fast quadratisch, etwas länger als breit, an der Basis so breit als am abgestutzten Distalrande, welcher nur durch eine seichte ; 67* 532 orDO: DISCOMEDUSAE. rFaAmıLıA: CYANEIDAE. - Kerbe eingeschnitten ist. Ocular- Taschen fast dreieckig, nach aussen allmählig verbreitert. Tentakel- Taschen an der Basis kaum breiter, in der Höhe der Sinneskolben nur 14mal so breit als die Ocu- lar-Taschen. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Escnscuortz (l. c.). Danach ist diese nordpacifische Species von allen anderen Arten der Gattung hauptsächlich durch die Form der 16 Magentaschen und der von ihnen aus- gehenden Endäste des Gastrocanal-Systems sehr verschieden. Während bei allen übrigen Arten von Cyanea die 3 grös- seren Tentakel-Taschen in der Höhe der Sinneskolben mindestens doppelt so breit (meistens 3—4mal so breit) sind, als die $ kleineren, damit alternirenden Ocular-Taschen, so sind dagegen bei C. ferruginea die ersteren nur wenig grösser als die letzteren (in der Höhe der Sinneskolben nur 14mal so breit). Ferner sind hier die terminalen Lappencanäle viel breiter und weniger zahlreich als bei allen anderen Arten; in jedem der 16 Ephyra-Lappen finden sich nur 8 fie- derästige Lappen-Canäle mit kurzen und schmalen Fiederästen, 3 breiteren und 5 schmäleren; davon kommen auf die Ocular-Hälfte des Lappens nur 2 (ein grosser und ein kleiner), hingegen auf die Tentacular-Hälfte 6 (zwei grosse und vier kleine). Durch diese und andere Eigenthümlichkeiten ist nach der guten Darstellung von EscHscHoLtz diese nordasiatische Species sehr wesentlich von der nordamerikanischen ©. Postelsii verschieden, und es ist unbe- greiflich, wie Ar. Acassız Beide für identisch halten konnte. Dagegen ist die unreife Cyanea, welche BrAnpr nach einer Abbildung von MErTENns als Oyaneopsis Behringiana unterschieden hat (l. c.), wahrscheinlich nur die jugend- liche Stenoptycha-Larve dieser Art. Farbe: Schirm im Ganzen hell gelblich, Magen und Magentaschen hellbraun bis rostbraun, Gonaden gelb, Tentakeln roth. Grösse: Schirmbreite 400—500 Mm., Schirmhöhe 100—200 Mm. Fundort: Paeifische Küste von Nord- Asien (und Nord-Amerika?); Kamtschatka (und Aleu- ten ?), EschscHoLrz. 497. Species: Cyanea Postelsii, Branor. Cyanea Postelsii, Branpr, 1838; Memoir. Acad. Petersb. Tom. IV, p. 375, Taf. XII, XIH, XIIIA. Cyanea Postelsii, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 162. Cyanea Postelsii, AL. Agassız, 1865; North Amer. Acal. p. 47. Cyanora Postelsii, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 465. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 4—6 mal so breit als hoch. Schirm- Radius 4mal so gross als der Radius des Central-Magens. 16 Ephyra-Lappen durch einen tiefen Ein- schnitt in 32 getrennte Lappen gespalten, welche sämmtlich fast kreisförmig abgerundet und an der Basis schmäler als in der Mitte sind; die 16 Tentakel-Lappen fast 3mal so breit als die 16 Ocular- Lappen. Ocular-Taschen dreieckig, von ihrer breiten Basis gegen den Sinneskolben hin allmählig verschmälert. Tentakel- Taschen an der Basis schmäler, in der Höhe der Sinneskolben 5 — 6 mal so breit als die Ocular-Taschen. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Branpr (l. c.). Nach den vortrefflichen, daselbst von ihm publieirten Zeichnungen von MERTENS und Posters entfernt sich diese Species am weitesten von den übrigen Arten der Gattung, sowohl durch die eigenthümliche Bildung der Randlappen als des Canal-Systems. Die radialen Ein- schnitte der 16 Ephyra-Randlappen, welche bei den übrigen Arten entweder gar nicht oder nur als seichte Ein- kerbungen vortreten, sind bei dieser Art fast eben so tief als die 8 Ocular-Einschnitte, und halb so tief als die 8 Ad- radial-Einschnitte. Somit zerfällt der Schirmrand hier in 32 ganz getrennte abgerundete Lappen, und zwar sind die 8 Paar grösseren Tentakel-Lappen fast 3mal so breit als die 8 Paar kleineren Ocular-Lappen. Ich hatte daher für diese Species im Prodromus (1877) die besondere Gattung Oyanora gegründet, welche sich zu Oyanea ebenso verhält wie Placois (von L. Acassız) zu Pelagia. Auch die Form der Magentaschen von Oyanora Postelsii ist sehr eigen- thümlich, indem sie (abweichend von allen anderen Arten) an der Basis am breitesten sind. Farbe: Magen, Magentaschen und Mundarme gelblich roth oder rostfarben, Schirmlappen weisslich, Tentakeln blass gelb. Grösse: Schirmbreite: Ein bis zwei Meter und darüber (Ar. Ascassız). FAMILIA: OYANEIDAE. Genus: PATERA. 5383 Fundort: Pacifische Küsten von Nord-Amerika: Aleuten, Norfolk Sound, zwischen Sitka und Unalaschka, Port Townsend, W. T.; EscnscnoLtz, Mertens, Posters, Ar. Acassız. XXVIB. Zweite Subfamilie der Cyaneiden: PATERIDAE, Harcker. Cyaneiden mit 16 Sinneskolben (4 perradialen, 4 interradialen und 8 adradialen). 199. Genus: PATERA, Lesson (1843). Patera, Nomen proprium. Genus-Diagnose; Cyaneide mit 16 Sinneskolben und mit 80 Tentakeln, welche 16 (mit den Sinneskolben alternirende) Bündel an der Subumbrella bilden; in jedem Bündel 5 Tentakeln in einer Reihe. (Schirmrand mit 16 Hauptlappen und zahlreichen Nebenlappen). Das Genus Paiera wurde von Lesson 1843 für eine grosse und auffallend geformte Semostome aufgestellt, von welcher er 1829 in dem „Voyage de la Coquille“ (Zoophytes, p. 124, Pl. X) eine Abbildung und kurze Beschrei- bung gegeben hatte. Leider ist diese Darstellung — wie gewöhnlich bei diesem Autor — höchst oberflächlich und ohne jedes Verständniss der Organisation; allein trotzdem glaube ich nach dem Vorgange von L. Agassız sie mit grosser Wahrscheinlichkeit auf eine eigenthümliche Cyaneide beziehen zu dürfen, wenngleich ich die von Letzterem versuchte Deutung der Organe für ganz irrthümlich halte. Da die flüchtige Beschreibung von Lesson keinerlei sichere Anhaltspunkte gewährt, ist man genöthigt, in der Vergleichung jener Abbildung mit derjenigen von anderen Cyaneiden den Schlüssel des Verständnisses zu suchen. Der Schirm (— dessen Durchmesser einen halben Meter erreicht —) ist flach ausgebreitet und erscheint oben in der Mitte stark vertieft, fast becherförmig, offenbar herab- gezogen durch das schwere Gewicht eines mächtigen Convolutes von faltenreichen Organen, die unten von dem Peri- stomium herabhängen. Dieselben bilden eine rundliche, vielfach gewundene Masse, welche viele Aehnlichkeit mit dem windungsreichen menschlichen Gehirn besitzt und die Benennung cerebriformis veranlasst hat. Lesson giebt an, dass diese hirnähnliche Masse durch 8 vielfach gewundene Arme gebildet werde, welche aus der Gabeltheilung von 4 starken Stämmen hervorgehen und welche in fiederspaltigen Lappen endigen. L. Acassız folgt dieser Deutung und vermisst demnach in der Figur des Ersteren die Gonaden. Ich glaube hingegen die Hauptmasse dieser Windungen und Falten auf strotzende Ovarien beziehen zu müssen, welche die zarten faltigen Mundarme grösstentheils verdecken; nur die zerrissenen Enden der letzteren treten unten als „pinnate lobes“ hervor. Grosse und alte, trächtige Weib- chen von Oyanea, bei denen die faltenreichen Arm-Gardinen vielfach mit den windungsreichen und tief herabhängen- den Geschlechtswülsten verwickelt sind, bieten ganz denselben Anblick dar, wie Lesson’s Patera-Figur, um so mehr, als die zarten Armkrausen bei solchen alten Individuen meistens vielfach zerrissen sind und fast fiederspaltig erscheinen. Da alle Semostomen ohne Ausnahme nur 4 Mundarme besitzen, so hat Lesson (der 3 Arme angiebt) offenbar auch die 4 Gonaden für Arme gehalten. Allerdings sind auch bei Cyanea, wie bei Patera, die 4 dünnen faltenreichen Geschlechts-Gardinen, deren Rand die Genital-Bänder säumen, oft dergestalt mit den ähnlichen Arm-Gardinen ver- wickelt, dass man ihre tausend Falten und Wülste kaum aus einander legen kann. Wenn diese meine Deutung richtig ist, so würde sich Patera in der Bildung der 4 Mundarme und 4 Gonaden nicht von Oyanea unterscheiden, und der einzige wesentliche Unterschied der beiden nahe verwandten Gattungen würde in der Bildung des Schirmrandes liegen. Dieser ist bei Patera durch 16 tiefe (oculare?) Einschnitte in 16 breite Hauptlappen gespalten, deren jeder wieder durch 3 (oder 5?) seichtere Kerben in 4 (oder 6?) Lappen getheilt ist. An der Unterseite jedes Hauptlappens sitzen (wie bei Stenoptycha) 5 lange Tentakeln (mit den Läppchen alternirend?). Wahrscheinlich sitzt in jedem der 16 Haupt- Einschnitte ein Sinneskolben (vielleicht auch nur in 8?). Ausser der atlantisch - afrikanischen Patera cerebriformis gehört zu dieser Gattung wahrscheinlich auch noch die pacifisch-chinesische Art, welche L. Agassız Donacostoma Woodü genannt hat. 498. Species: Patera cerebriformis, Lesson. Patera cerebriformis, Lesson, 1843; Acalephes, p. 322. Patera cerebriformis, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 118, 163. Dianaea cerebriformis, Lesson, 1829; Voyage de la „Coquille“, Zooph. p. 124, Pl.X. Species-Diagnose: Schirm flach trichterförmig, fast becherförmig, oben in der Mitte ver- tieft. Schirmrand mit 16 tiefen (ocularen?) Einschnitten; Exumbrella mit 16 entsprechenden Feldern, 534 oRDO: DISCOMEDUSAE. rAmıLıa: CYANEIDAE. deren jedes 6 Radial-Rippen trägt. Jeder der 16 Hauptlappen mit 4 (oder 6?) Randläppehen und mit 5 sehr langen, damit alternirenden Tentakeln (länger als der Schirm - Durchmesser). 4 Mundarme und 4 Gonaden gardinenförmig, sehr faltenreich und vielfach gewunden, mit einander verwickelt; von der Mitte der Subumbrella in Gestalt einer hirnähnlichen Masse herabhängend, welche grösser als der Schirm selbst ist. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Lesson (l. ce.) sehr ungenügend und sicher grossentheils falsch. Ueber die wahrscheinliche Deutung derselben vergl. die vorstehenden Bemerkungen zur Characteristik der Gattung. Farbe: Porzellanweiss; 96 Radial-Streifen der Exumbrella glänzend silberweiss; Mundarme und Gonaden bläulich grau und perlfarben. Grösse: Schirmbreite 500 Mm. und darüber; Gewicht über 30 Pfund. Fundort: Oestlicher Theil des atlantischen ÖOceans, unter dem Aequator (25° W.L. von Paris, südlich von den Capverden), Lesson. 499. Species: Patera donacostoma, Harcker. Donacostoma Woodi, L. Adassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 118, 163. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig. Exumbrella warzig. Schirmrand mit 16 tiefen (ocularen?) Einschnitten, von denen 8 (oder 16?) Sinneskolben enthalten. Jeder der 16 Hauptlappen mit einem Bündel von Tentakeln in einer Reihe. 4 Gonaden gardinenförmig, sehr gross und faltenreich, das ganze Peristom-Feld der Subumbrella bedeckend. 4 Mundarme zu einem fleischigen, am Ende vierlappigen Mundrohr verwachsen (?). Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die vorstehende unvollständige Diagnose ist nach den dürftigen Notizen entworfen, welche L. Acassız auf Grund einer Zeichnung und nach Bemerkungen von W. W. Woop gegeben hat. Derselbe schliesst sie als besonderes Genus, Donacostoma, unmittelbar an Patera an, mit welcher die characteristische Bildung des Schirmrandes ganz übereinzustimmen scheint. Als wesentlichen Unterschied betrachtet er die mächtige Entwickelung der Gonaden, welche als faltenreiche Masse die ganze Subumbrella bedecken, und aus deren Mitte die Mundarme hervortreten, welche grossentheils zu einem fleischigen Rohre verwachsen sind. Allein da Acassız bei Patera die Gonaden irrthümlich für die Mundarme hielt, scheinen auch hierin beide Arten nicht wesent- lich verschieden zu sein. Bis eine gute Abbildung und genaue Beschreibung von Donacostoma vorliegt, scheint es daher gerathener, sie nicht von Patera generisch zu trennen. Farbe: Schirm purpurroth, mit weissem Rande; Gonaden heller roth. Grösse ist in der kurzen Notiz von Asassız nicht angegeben. Fundort: Chinesisches Meer; Tulo Timoan, W. W. Woo». 200. Genus: MELUSINA, Harcker; novum genus. Melusina, Nomen proprium. Genus-Diagnose: Cyaneide mit 16 Sinneskolben und mit zahlreichen Tentakeln, welche 16 (mit den Sinneskolben alternirende) Bündel an der Subumbrella bilden, in jedem Bündel mehrere Reihen von Tentakeln hinter und über einander. (Schirmrand mit 16 Hauptlappen und 64 Nebenlappen). Das Genus Melusina erhebt sich unter allen Cyaneiden auf die höchste Stufe morphologischer Differenzirung und kann als die vollkommenste Entwickelungs-Form dieser Familie betrachtet werden. Im Ganzen ist äussere Form und innere Organisation dieselbe wie bei Cyanea; allein die Organe des Schirmrandes sind verdoppelt: 16 Sinnes- kolben alterniren mit 16 Tentakel-Bündeln, deren jedes zahlreiche Tentakeln in mehreren Reihen hinter einander ent- hält. Demnach verhält sich Melusina zu Cyanea ähnlich, wie Patera zu Stenoptycha. Die einzige beobachtete Art gehört dem südöstlichsten Theile des pacifischen Oceans an. FAMILIA: CYANEIDAE. Genus: MELUSINA. 535 500. Species: Melusina formosa, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 3—4mal so breit als hoch. Mundarme gardinenförmig, sehr faltenreich, etwas länger als der Schirm-Durchmesser. Gonaden faltenreiche herab- hängende Säcke, fast eben so lang als die Mundarme. Schirmrand mit 64 Lappen, die durch tiefe Einschnitte getrennt sind, die 32 ocularen Lappen halb so gross als die 32 tentacularen. Tentakeln äusserst zahlreich und lang, in 16 Bündeln, in mehreren Reihen hinter einander; jedes Bündel mit dem coneaven Bogen seiner Uförmigen Insertions-Basis einen tentacularen Randeinschnitt umfassend. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt in den „Tiefsee-Medusen der Challenger - Expedition“. Im Ganzen gleicht diese schöne Cyaneide unter den übrigen bekannten Arten dieser Familie am meisten der Cyanea Postelsii, unterscheidet sich aber generisch durch die doppelte Zahl der Randorgane. Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Paceifische Küste von Süd-Amerika, zwischen Valparaiso und Juan Fernandez, in 20 Faden (= 120 Fuss) Tiefe (Station 299 der Challenger-Expedition), Wyvıre Tuouson. Siebenundzwanzigste Medusen-Familie: (Fünfte Familie der Discomedusen :) FLOSCULIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXXI. Familien-Character: Semostomen mit einfachen, unverästelten, engen Radial-Canälen und mit einem Ringcanal. |— Discomedusen mit einfacher, kreuzförmiger, centraler Mundöffnung, umgeben von 4 perradialen faltigen Mundarmen. Magen ohne breite Radial-Taschen, an deren Stelle ein Kranz von 16 oder mehr engen, einfachen Radial-Canälen, welche sich nicht verästeln, aber am Rande durch einen Ringcanal communieiren. Gonaden 4 hufeisenförmige Bogen in der oralen Magenwand (ohne Subgenital-Höhlen). 16 oder mehr Randlappen. 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale). Tentakeln lang, hohl, 8—24 oder mehr). Die neue Familie der Flosculiden gründe ich für zwei interessante, bisher unbekannte Semostomen- Genera: Floscula und Floresca (Taf. XXXII). Die einfachere Floscula (Fig. 1-4), mit 8 adradialen Tentakeln, gleicht auf den ersten Blick einer gewöhnlichen Pelagia oder Procyanea. Hingegen ist die entwickeltere Floresca (Fig. 5—8), mit 24 Tentakeln, einer Chrysaora oder Stenoptycha sehr ähnlich. Während aber bei den genannten Pelagiden und Cyaneiden die Radial-Gefässe der Magen-Peripherie breite Taschen ohne periphere Anastomosen sind, erscheinen die- selben bei den Flosculiden als schmale Canäle, welche am Schirmrande durch einen Ringcanal anastomosiren. Sie gleichen darin der folgenden Familie der Ulmariden. Allein bei diesen letzteren sind die engen Radial -Canäle ver- ästelt, bei den ersteren hingegen einfach, unverzweigt. Mithin verhalten sich die Flosculiden zu den Ulmariden eben so, wie unter den Leptomedusen die Thaumantiden zu den Cannotiden. Bisher waren Acraspeden mit unverzweigten Radial-Canälen und Ringcanal überhaupt nicht bekannt, während die grosse Mehrzahl der Craspedoten diese Bildung besitzt. L. Acassız hatte hierin einen Haupt-Unterschied beider Medusen-Legionen gefunden (1862, 1. c. p. 6). Die Floseuliden widerlegen diese Annahme, und zeigen, dass auch in dieser Beziehung ein vollständiger Parallelismus der Organisation zwischen beiden Medusen-Legionen stattfindet. Nur ist jene typische Bildung des Gastrocanal-Systems bei den Graspedoten die Regel, bei den Acraspeden eine seltene Ausnahme. Uebrigens finden wir dieselbe vorüber- gehend bei den jugendlichen Larven der Ulmariden (und wahrscheinlich auch aller Rhizostomen), indem deren Radial - Canäle anfangs ebenfalls unverzweigt sind und erst später sich verästeln, nachdem sie sich durch einen mar- ginalen Ringcanal verbunden haben. Somit dürfen nach dem biogenetischen Grundgesetze die Floseuliden als die Vorfahren der Ulmariden (und der Rhizostomen) betrachtet werden. Diese Annahme wird bestätigt durch die Ein- fachheit und die niedere Ausbildungsstufe ihrer übrigen Organisation; die Flosculiden schliessen sich dadurch an die ältesten Semostomen, die Pelagiden, theilweise selbst an die Cannostomen an. 536 GENERELLE CHARACTERISTIK DER FLOSCULIDEN. Der Schirm der Flosculiden ist flach gewölbt, uhrglasförmig bis halbkugelig, 2—3mal so breit als hoch. Die Gallerte scheint ziemlich dick, aber weich zu sein; gegen den Rand hin wird sie plötzlich sehr stark verdünnt. Die Exumbrella zeigt in beiden beobachteten Gattungen eine sternförmige Figur, aus dicht gehäuften Nesselkapseln und Pigment-Zellen bestehend, welche flach gewölbten Radial-Rippen aufsitzen. Floscula besitzt 3 solche Exumbral- Rippen, welche im Centrum des Schirm-Scheitels zusammentreffen, 4 perradiale und 4 interradiale. Floresca besitzt ausserdem noch 16 adradiale, mit ersteren alternirende Rippen. Der Schirmrand ist tief eingeschnitten und besitzt bei Floscula (Fig. 1, 2) dieselbe Bildung, wie bei Pelagia, Procyanea und Ulmaris: 3 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale), damit alternirend 3 adradiale Tentakeln, und zwischen erstere und letztere eingefügt 16 grosse Randlappen (die primären Ephyra-Lappen). Hin- gegen zeigt Floresca (Fig. 5, 6) die gleiche Bildung, wie Chrysaora, Medora und Umbrosa, nämlich 3 Sinneskolben, 24 Tentakeln und 32 Randlappen. Sicher ist diese letztere Bildung aus der ersteren hier ebenso wie dort auf gleiche Weise entstanden, indem jeder der 16 primären Ephyra-Lappen sich spaltete und einen secundären Tentakel zwischen seinen beiden Lappenhälften vorsprossen liess (vergl. auch unten die Ulmariden). Die Randlappen sind von ansehn- licher Grösse, übrigens sehr dünn und zart, im Ganzen eiförmig. Sie schliessen keine Fortsätze des Canal-Systems ein und verhalten sich in dieser Beziehung wie Ephyra (Taf. 21, Fig. 1, 2). Bei Floscula sind alle 16 Lappen von gleicher Form, paarweise symmetrisch gegen die eingeschlossenen 8 Sinneskolben gewendet, da die Tentakel-Einschnitte tiefer sind als die Ocular-Einschnitte. Bei Floresca hingegen sind die 16 Tentacular-Lappen grösser als die 16 ocu- laren; erstere entsprechen den lateralen, letztere den medialen Hälften der ursprünglichen 16 Ephyra-Lappen. — Die 8 Sinneskolben (Taf. 32, Fig. 3) scheinen im Ganzen dieselbe Bildung zu besitzen wie bei den Pelagiden und Ulmariden (vergl. oben p. 457). Auch die Tentakeln zeigen die gewöhnliche Bildung der Semostomen, lange hohle Schläuche von cylindrischer oder etwas bandförmig abgeplatteter Gestalt. Die Subumbrella besitzt bei den Flosculiden dieselbe Structur, wie bei den Pelagiden, indem der grösste Theil derselben von einer dünnen und gleichmässig entwickelten Schicht von Ringmuskeln ausgekleidet wird. Die Ringfaserschicht dieses schwachen „Kranzmuskels“ wird in 16 Felder getheilt durch 16 schmale und ebenfalls schwache Längsmuskeln oder Radial-Muskeln, welche an der Subumbral-Wand der 16 Radial-Canäle verlaufen. Ausserdem scheint jeder Randlappen ein paar schwache radiale Lappenmuskeln zu erhalten. Das Gastrocanal-System der Flosculiden ist aus den oben angeführten Gründen von besonderem Interesse; es besitzt permanent die characteristische Bildung, welche bei den Ulmariden und bei sämmtlichen Rhizo- stomen nur vorübergehend in früher Jugend auftritt. Dieselbe ist bei Floscula (Fig.1,2) und bei Floresca (Fig. 5, 6) im Wesentlichen gleich und unterscheidet sich nur insofern, als erstere nur 3, letztere hingegen 24 Tentakel-Canäle aus ihrem Ringcanal entsendet. Das Mundrohr ist in beiden Gattungen lang und stark, und nur in der unteren, oralen Hälfte in 4 faltenreiche perradiale Mundarme gespalten. Hingegen ist die obere, aborale Hälfte desselben ein vierseitig-prismatisches dickwandiges Rohr, dessen 4 perradiale Kanten stark gewölbt vortreten und sich unten in die Mittelrippe der zarten gekräuselten Mundarme fortsetzen. An ihrer entodermalen Innenfläche verlaufen die 4 ver- tieften perradialen Mundrinnen (Fig. 8 ar). Das Mundrohr besitzt hier somit noch dieselbe primitive Bildung, wie bei einigen Arten von Pelagia (namentlich P. papillata, p. 502, 509); zugleich schliesst es sich aber auch an die ursprüngliche Bildung einiger Cannostomen eng an, z.B. Palephyra primigenia, Taf.27, Fig. 3—6). Oben erweitert sich das Mundrohr trichterförmig und geht ohne scharfe Grenze in den Boden des weiten und flachen Central- magens über, dessen glatte und wenig gewölbte Decke die Entoderm-Fläche des Gallertschirmes bildet (Taf. 32, Fig. 1, 4). Im Magenboden liegen interradial die 4 Gonaden, und zwischen ihnen und der Insertion des Mundrohres die 4 Phacellen; letztere bestehen aus einer dichtgedrängten Gruppe von Gastral-Filamenten, die nicht sehr zahlreich, aber lang und stark sind; die mittleren Filamente jedes Phacellus sind die längsten, die seitlichen hingegen die kürzesten (Fig. 4, 7). Die einfachen Radial-Canäle, welche von der Peripherie des Central-Magens abgehen, sind in beiden Flosculiden-Gattungen dergestalt geordnet und differenzirt, dass 8 grössere (4 perradiale und 4 interradiale) zu den 8 Sinneskolben, 8 kleinere adradiale Canäle zu den S primären Tentakeln gehen. Die 8 Rhopalar-Canäle sind nicht nur länger, sondern auch breiter als die 8 Tentakel-Canäle. Der Ringcanal, welcher dieselben mit einander ver- bindet, ist weit und bildet 8 adradial vorspringende Bogen, nach Art eines „Feston-Canals“ (Fig. 2, 6). Die Tenta- cular-Canäle münden in den Ringcanal an ihrem Distal-Ende, unmittelbar am Abgange des äusseren, bedeutend engeren Canals für die adradialen Tentakeln. Hingegen münden die Rhopalar-Canäle in den Ringcanal nicht unmittelbar oberhalb der Rhopalien-Insertion, sondern eine Strecke weiter einwärts; daher erscheinen die distalen Fortsetzungen dieser Canäle über den Ringcanal hinaus als schmale „Rhopalar-Taschen“, welche erst unmittelbar an der Insertion der Sinneskolben sich in 3 Endäste gabeln: einen terminalen Sinnescanal und 2 laterale Aestchen, welche in die Basis der ocularen Randlappen hineinreichen und rudimentäre „Lappentaschen“ repräsentiren (Fig. 1—3). Es erinnert diese Bildung an das gleiche Verhalten bei den Floscula-Larven von Ulmariden (z. B. Aurelia). Ausser jenen peri- pherischen End-Canälen, welche beiden Flosculiden-Gattungen gemeinsam sind, besitzt Floresca noch 16 besondere, vom Ringcanal entspringende Canäle (für die 16 secundären Tentakeln, Fig. 5, 6); diese fehlen noch bei Floscula. GENERELLE CHARACTERISTIK DER FLOSCULIDEN. 537 Die Gonaden liegen bei beiden Flosculiden-Gattungen frei in der unteren oder oralen Wand des Central- Magens. Diese zerfällt durch 4 perradiale Gallertleisten (die Wurzeln der 4 Mundpfeiler) in 4 zarte, dünnhäutige „Gastrogenital-Membranen“, und in jedem dieser interradialen Quadranten findet. sich eine Geschlechtsdrüse, am Distalrande eines Phacellus (Fig. 2, 6). Bei Floscula (Fig. 2, 4) besitzt die Gonade noch dieselbe Bildung, wie bei einer jungen Pelagia oder Ulmaris: ein schmales, einfaches, krausenartig in Querfalten gelegtes Band, nur schwach gekrümmt, mit distaler Convexität (entsprechend der nahen Peripherie des Centralmagen-Quadranten). Hingegen ist die Geschlechtsdrüse von Floresca (Fig. 6, 7) ein dicker, krauser hufeisenförmiger Wulst mit proximal vorspringenden Schenkeln; durch mehrere tiefere oder flachere Einschnitte zerfällt sie in eine Anzahl von Lappen und ist ausserdem an der Oberfläche in zahlreiche, mäandrisch gewundene Falten und Wülste gelegt. Da die 4 gallertigen perradialen Mundpfeiler zwischen den 4 interradialen Gonaden sich nicht bedeutend verdicken, so kommen Subgenital-Höhlen in dieser Familie nicht zur Ausbildung. Die Grösse der Floseuliden ist gering, im Vergleiche zu den übrigen Semostomen, sie nähert sich mehr dem Durchschnitt der Cannostomen. Der Schirm-Durchmesser beträgt bei Floscula nur 20 Mm., bei Floresca 40—50 Mm.; die Schirmhöhe die Hälfte bis ein Drittel dieser Dimension. — Die Färbung ist unbekannt, da nur Spiritus-Exem- plare untersucht wurden; der Strahlen-Stern der Exumbrella ist an diesen durch sehr dunkles (schwarzbraunes) Pigment ausgezeichnet. Die Entwickelung der Flosculiden ist unbekannt, wird aber vermuthlich mit den ersten Stadien der Ulma- riden-Entwickelung (z. B. von Aurelia) übereinstimmen (vergl. oben p. 473). Geographische Verbreitung der Flosculiden: Die 3 untersuchten Arten gehören der südlichen Erdhälfte an und stammen aus dem tropischen Theile des indopacifischen Gebietes: Zloscula promethea aus dem östlichen Theile des indischen Oceans, die beiden Aloresca-Arten aus dem westlichen Theile des süd-pacifischen Oceans (Neu-Guinea und Neu-Caledonien). XXVII Unterschiede der beiden Genera der Flosculidae. 8 Tentakeln und 16 Randlappen: 1. Flosceula* 24 Tentakeln und 32 Randlappen: 2. Floresca* 201. Genus: FLOSCULA, Harckeı; novum genus. floseulus = Blümchen. Genus-Diagnose: Flosculide mit 8 Sinneskolben und mit 8 adradialen, damit alternirenden Tentakeln; dazwischen 16 Randlappen. Das Genus Floscula kann als die ursprüngliche Stamm-Gattung nicht nur der Flosculiden, sondern aller mit Ringcanal ausgestatteten Discomedusen betrachtet werden. Den vorhergehenden 4 Familien dieser Ordnung fehlt der Ringcanal beständig, während er bei den folgenden 6 Familien überall wiederkehrt. Unter diesen aber erscheint Floscula unbedingt als die einfachste, älteste und primitivste Form. Durch den Besitz von 16 Randlappen, welche zwischen die 8 Sinneskolben und die 8 adradialen Tentakeln eingeschaltet sind, gleicht sie ebensowohl den Palephy- riden, als den niederen Semostomen -Gattungen Pelagia, Procyanea, Ulmaris. Die einzige beobachtete Art stammt aus der östlichen Tropen-Zone des indischen Oceans. 501. Species: Floscula Promethea, HarckeL; nova species. Tafel XXXIIL, Figur 1—4. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, 2—3mal so breit als hoch. Exumbrella mit achtstrahligem Pigment-Stern. Randlappen fast fünfeckig, so lang als breit. Tentakeln ungefähr so lang als der Schirm-Durchmesser. Mundrohr ungefähr eben so lang als der Schirm-Radius und als die gekräuselten lanzettlichen Mundarme. Specielle Beschreibung: Floscula Promethea, von der ich zwei wohl conservirte Spiritus - Exemplare der Güte des Hermn Capitain Ragsr aus Bremen verdanke, hat viele Aehnlichkeit mit einigen Arten von Pelagia, Haeckel, System der Medusen. 68 Jen. Denkschriften 1. 538 orDo: DISCOMEDUSAE. FrAmıLıa: FLOSCULIDAE. für welche ich sie im ersten Augenblick hielt. Allein die Untersuchung des Gastrocanal- Systems ofienbarte sofort, dass eine sehr interessante Flosculiden-Form vorlag. Die convexe Aussenfläche des schwach gewölbten Schirmes ist durch einen zierlichen Pigmentstern ausgezeichnet, dessen 8 Strahlen (4 perradiale und 4 interradiale) im Centrum des Schirm-Scheitels zusammentreffen (Fig. 1). Die 16 Randlappen sind fast pentagonal, indem ihr medialer oder rhopalarer Rand scharf abgeschnitten, hingegen der laterale oder tentaculare Rand schräg abfallend und die distale Spitze dreieckig zugeschnitten ist (Fig. 2). Das Mundrohr ist sehr kräftig, in der oberen Hälfte ungetheilt, vierseitig- prismatisch, in der unteren Hälfte in 4 zierliche faltenreiche Mundarme gespalten. Diese sind von lanzettförmigem Umriss, an den Rändern stark gekräuselt, 3mal so lang als breit. Die Form der Sinneskolben (Fig. 3) gleicht der- jenigen der Ulmariden. Die Gonaden sind 4 schmale, schwach gekrümmte und in regelmässige Querfalten gelegte Bänder, welche kaum 4 der Gastrogenital-Membran einnehmen (Fig. 4); sie enthielten reife Eier. Grösse: Sehirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 8 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean; in der Nähe der Cocos-Inseln, Rapee. 202. Genus: FLORESCA, Harcker; novum genus. floresca = Blüthe, Nomen proprium. Genus-Diagnose: Floseulide mit 8 Sinneskolben und mit 24 Tentakeln (— je 3 zwischen je 2 Sinneskolben —), dazwischen 32 Randlappen. Das Genus Floresca unterscheidet sich von der vorhergehenden Floscula in gleicher Weise, wie Ohrysaora von Pelagia. Jeder der 16 primären Ephyra-Lappen hat sich in einen kleineren rhopalaren und in einen grösseren tentacularen Randlappen gespalten, und zwischen beiden einen secundären Tentakel hervorgetrieben. Mithin finden sich zwischen je 2 Sinneskolben 3 Tentakeln und 4 Randlappen. Die Ontogenie ist nicht bekannt; indessen wird ohne Zweifel die Larve von Floresca ein typisches Floscula-Stadium durchlaufen. Die beiden beobachteten Arten gehören der südwestlichen Tropen-Zone des pacifischen Oceans an. 502. Species: Floresca Parthenia, HaEcKEL; nova Species. Tafel XXXII, Figur 5—8. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, baretförmig, doppelt so breit als hoch. Exum- brella mit 16strahligem Pigment-Stern. Randlappen eiförmig, zugespitzt, in der Mitte am breitesten, doppelt so lang als breit. Tentakeln 2—3mal so lang als der Schirm-Durehmesser. Mundrohr 13 mal so lang als der Schirm-Radius und als die faltenreichen eiförmigen Mundarme. Specielle Beschreibung: Floresca Parthenia gleicht sowohl durch den Habitus, als durch die specielle Bildung des Schirmrandes der Chrysaora und Umbrosa; sie unterscheidet sich aber von Beiden sofort wesentlich durch die typische Bildung des Gastrocanal-Systems, welches zwischen den beiden genannten Gattungen phylogene- tisch gewissermaassen in der Mitte steht. Der baretförmige, oben abgeplattete Schirm ist in der oberen Hälfte dicht mit Nesselzellen und dunkeln Pigmentzellen bestreut, deren Zahl und dichte Gruppirung gegen den Scheitel hin beständig zunimmt. Ausserdem gehen vom Centrum des letzteren 16 dunkle Strahlenbänder, welche aus dichteren derartigen Anhäufungen bestehen, gegen den Schirmrand hin (4 perradiale und 4 interradiale zu den 8 Sinneskolben, 8 andere zu den 8 adradialen Tentakeln, Fig. 5). Die Randlappen sind eiförmig oder fast zungenförmig, zugespitzt, an der Basis bedeutend schmäler als in der Mitte. Die beiden ocularen Randlappen jedes Octanten sind kürzer als die beiden tentacularen; daher erscheint der Distalrand des Octanten-Bogens zwischen je 2 Rhopalien convex, und ebenso der entsprechende Octanten-Bogen des Ringeanals (Fig. 6). Die dünnen Tentakeln sind mehrmals länger als der Schirm-Durchmesser. Das Mundrohr ist sehr lang und stark, 14mal so lang als der Schirm-Radius und zeigt auf dem Querschnitt (Fig. 8) 4 enge Mundrinnen (ar) an der Innenseite der 4 dicken, fast cylindrischen Mundkanten (ak). Die 4 Mundarme sind nur $ so lang als das ungetheilte Mundrohr, breite, eiförmige, spitze Blätter, deren Ränder sehr stark gekräuselt und zierlich gefaltet sind. Die 4 Gonaden (Fig. 7) bilden breite Hufeisen, deren con- vexer Distalbogen durch einen interradialen Einschnitt halbirt wird, während die beiden zugespitzten Schenkel proxi- malwärts convergiren. Die ganze gastrale Oberfläche der Geschlechtsdrüsen ist vielfach gefaltet und mäandrisch gewunden, ähnlich wie bei Ohrysaora. Am Proximal-Rande jeder Gonade, zwischen ihren beiden Schenkeln, steht ein Phacellus, dessen 16—20 Filamente in der Mitte sehr lang, an beiden Seiten sehr kurz sind. Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Neu-Caledonien, Levasseur. FAMILIA: FLOSCULIDAE. GENERA: FLOSCULA, FLORESCA. 539 503. Species: Floresca Palladia, Haecrker; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig, 3—4 mal so breit als hoch. Exumbrella mit 16strahligem Pigment-Stern. Randlappen fast quadratisch, ungefähr eben so lang als breit, am Distalrande abgestutzt. Tentakeln ungefähr so lang als der Schirm-Durchmesser. Mundrohr kaum so lang als der Schirm-Radius, noch nicht halb so lang als die 4 schmalen lanzettförmigen Mundarme. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spicilegium Medusarum“. Von der vorigen Art unter- scheidet sich diese nahe verwandte Species durch die ganz verschiedene Form der stumpfen, fast quadratischen Rand- lappen, und namentlich durch die tiefere Spaltung des Mundrohres, dessen prismatischer Basaltheil noch nicht halb so lang ist als die lanzettlichen, nur wenig gefalteten Mundarme. Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 12 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Neu-Guinea, Kocn. Achtundzwanzigste Medusen - Familie : (Sechste Familie der Discomedusen:) ULMARIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXXIL. Familien-Charakter: Semostomen mit verästelten engen Radial-Canälen und mit einem Ring- canal. |— Discomedusen mit einfacher, kreuzförmiger, centraler Mundöffnung, umgeben von 4 perradialen faltigen Mundarmen. Magen ohne breite Radial-Taschen; an deren Stelle ein Kranz von 16 oder mehr engen Radial-Canälen, welche sich verästeln, oft ein Canal-Netz bilden und stets am Rande durch einen Ringcanal communiciren. Gonaden 4 hufeisenförmige Bogen oder krausenförmige Bänder in der oralen Magenwand, bald mit, bald ohne Subgenital-Höhlen. 16 oder mehr Randlappen. 8 oder 16 Sinneskolben (4 perradiale, 4 interradiale und dazu bisweilen noch 8 adradiale). Tentakeln hohl, meistens lang, 8—24 oder mehr.] Die neue Familie der Ulmariden gründe ich für diejenigen semostomen Discomedusen, welche ver- ästelte Radial-Canäle mit einem Ringcanal besitzen und sich dadurch am nächsten an die Rhizostomen anschliessen. Sie wiederholen unter den Acraspeden dieselbe characteristische Bildung des Gastrocanal-Systems, welche wir unter den Craspedoten bei den Cannotiden antreffen (p. 140). Unter den vorhergehenden Discomedusen stehen ihnen die Flosculiden am nächsten, aus denen sie auch ohne Zweifel phylogenetisch abzuleiten sind. Der einzige wesentliche Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass die zahlreichen, am Rande durch einen Ringcanal vereinigten Radial-Canäle bei den Flosculiden einfach und unverzweigt bleiben, bei den Ulmariden hingegen sich ver- ästeln und meistens durch Anastomosen vielmaschige Netze bilden. Die Verästelung der engen (ursprünglich 16) Radial-Canäle gleicht gewöhnlich der characteristischen Astbildung der Ulme, wesshalb ich auch den Namen der Stamm-Gattung Ulmaris davon entnommen habe. Die Ulmariden sind in den älteren Medusen-Systemen von EscHscHoutz (1829, 1. c. p. 59) und von GEGEN- BAUR (1856, 1. c. p. 210) nur durch zwei Genera: Medusa (= Aurelia) und Sthenonia vertreten, und bilden bei beiden Autoren einen Theil der Familie Medusidae, zu der ausserdem aber auch noch andere Discomedusen, insbesondere Cyanea gerechnet wurden. Louıs Acassız (1862, ]. c. p. 159, 161) gründete für jene beiden Gattungen zwei beson- dere Familien: Aurelidae und Sthenomidae; zu ersteren rechnete er nur Aurelia (= Medusa, ESCHSCHOLTZ); zu letzteren ausser Sthenonia noch zwei nord-pacifische Genera, ‚welche von MERTENS entdeckt und von BrAnpr 1838 als Phacellophora und Heccaedecomma beschrieben worden waren. In demselben Sinne führt in neuester Zeit auch CLAus die Aurelidae und Sthenonidae als besondere Familien auf und schliesst ihnen als eine dritte Familie seine „Discomedusidae“ an, vertreten durch die adriatische, 1877 von ihm zuerst beschriebene „Discomedusa lobata“ 68% 540 GENERELLE CHARACTERISTIK DER ULMARIDEN. (Denkschr. Wien. Acad. Bd. 38, p. 42, Taf. VIII, IX). Allein die Bezeichnung Discomedusae hatte ich selbst schon 11 Jahre früher in einem viel weiteren Sinne eingeführt, und zwar ganz mit demselben Inhalt und Umfang des Begriffes, welchen ich auch hier beibehalten habe (Generelle Morphologie, 1866, Bd. II, p. LX). Mithin war CrAus völlig im Unrecht, als er ganz willkürlich und ohne Grund meinen Ordnungs-Namen Discomedusae (der inzwischen auch von anderen Autoren acceptirt wurde) in viel engerem Sinne als Genus-Bezeichnung verwendete. Ich werde seine Gattung Discomedusa desshalb hier als Umbrosa aufführen und die dafür begründete Gruppe (die „Disco- medusidae“ von CLAus) Umbrosidae nennen; um so mehr, als ich durch Entdeckung mehrerer neuer interessanter Genera dieser Gruppe in den Stand gesetzt bin, sie in ihr wahres Licht zu stellen. Entgegen der Auffassung von L. Agassız und Craus, welche die drei Gruppen der Aurelidae, Sthenonidae und Umbrosidae als drei ganz verschiedene Familien betrachten, bin ich durch genaue kritische Vergleichung dieser neueren und jener älteren Formen zu der Ueberzeugung gelangt, dass die genannten drei Gruppen bloss den Werth von Subfamilien beanspruchen dürfen, und am besten in einer natürlichen Familie vereinigt werden können, für welche ich nach ihrer typischen Stamm-Gattung Ulmaris die Bezeichnung Ulmaridae als passendste vorschlage. Die characteristische Bildung des centralen Körpertheiles mit Mund und Magen, sowie des verzweigten Gastrocanal-Systems ist bei allen Ulmariden ganz dieselbe, und nur der peripherische Schirmrand zeigt bei den genannten 3 Subfamilien gewisse Unterschiede; die marginalen Tentakeln entspringen bei den Umbrosidae am Schirmrande selbst, zwi- schen dessen Lappen, bei den Sthenonidae auf der subumbralen Unterseite der Randlappen, eine Strecke vom Schirmrande entfernt, bei den Aurelidae umgekehrt auf der exumbralen Oberseite der Randlappen, ebenfalls in einiger Distanz vom eigentlichen Rande. Die Umbrosiden betrachte ich als die ursprüngliche Stamm-Gruppe der Ulmariden, aus welcher die beiden anderen Subfamilien der Sthenoniden und Aureliden als zwei divergirende Zweige hervorgegangen sind. Genauer bekannt waren bisher nur zwei Genera der ganzen Familie, die gemeine, überall vor- kommende, kosmopolitische Aurelia, und die erst kürzlich beschriebene adriatische Umbrosa. Ueber die umfangreiche Literatur der Aurelia sind unten die speciellen Nachweise bei dieser Gattung zu vergleichen, sowie die ausführliche Monographie der Aurelia flavidula von L. Acassız (1862, 1. c. p. 10—86). Der Schirm der Ulmariden ist flach gewölbt, scheibenförmig, so dass seine Breite die Höhe gewöhnlich um das 3—4fache übertriftt. Die Gallerte ist sehr weich und wasserreich, so dass ihre Consistenz geringer ist als bei den meisten anderen Medusen. Daher lassen sich die Ulmariden auch schwerer als die meisten anderen Medusen conserviren und fehlen in den meisten Sammlungen ganz. Bei der gemeinen Aurelia awrita beträgt der Wassergehalt des ganzen Körpers nach Mozsıus mehr als 99% Procent, so dass die getrocknete Meduse kaum ein halbes Procent fester Substanz hinterlässt. Auch sind die elastischen Fasern in der Gallerte bald nur schwach, bald gar nicht ent- wickelt, während bewegliche amoeboide Zellen in grosser Zahl in derselben zerstreut sind. — Die Exumbrella erscheint bei den meisten (oder allen?) Ulmariden gröber oder feiner körnig, indem grössere oder kleinere Nessel- warzen in sehr grosser Zahl überall darauf zerstreut sind (— daher die Species-Bezeichnung granulata —). Der Schirmrand ist bei allen Ulmariden deutlich gelappt, zeigt aber in seiner speciellen Conformation, und namentlich in der Lappenbildung beträchtliche Verschiedenheiten, die zum Theil nicht leicht zu verstehen und zu deuten sind. Am auffallendsten sind die beträchtlichen Unterschiede in der Lage der Tentakeln, welche nur bei den Umbrosiden die ursprüngliche Insertion zwischen den Randlappen beibehalten, hingegen bei den Sthenoniden auf die Unterseite derselben hinein, bei den Aureliden umgekehrt auf die Oberseite derselben hinausrücken. Als Ausgangs- punkt der vergleichenden Betrachtung und als wahrer Leitstern der morphologischen Deutung kann auch hier wieder nur die Ephyra dienen, die bei den Ulmariden wie bei allen übrigen Discomedusen auf einem gewissen Stadium der Ontogenese als erbliche Ephyrula wiederkehrt. Die acht Paar Randlappen der Ephyra, welche die 3 Sinnes- kolben einschliessen und zwischen denen die 8 primären, adradialen Tentakeln inserirt sind, geben hier wie überall, den gemeinsamen Ausgangspunkt aller divergirenden Formen der Randbildung ab. Nur bei dem einzigen Genus Ulmaris, der Stammgattung aller Ulmariden, hat sich ebenso wie bei Pelagia, der Stammgattung der Pelagiden, die ursprüngliche Randbildung der Ephyra permanent erhalten: 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale), jeder umgeben von 2 grossen Ocular-Lappen (— oder „Ephyra-Lappen“ —) und damit alternirend 8 adradiale Tentakeln (Taf. XXXIIL, Fig. 1—4). Bei allen anderen Ulmariden ist die Zahl der Randlappen und Tentakeln vermehrt. Diese Multiplication findet aber in zweifach verschiedener Weise statt; einer- seits durch Division der Ephyra-Lappen, anderseits durch Intercalation oder Einschaltung neuer Lappen zwischen dieselben: Bildung von selbständigen „Velar-Lappen“ (oder „Intermediär-Lappen“ von CLAus). Letzteres ist der Fall bei den Aureliden und Sthenoniden, Ersteres bei den Umbrosiden. CrAus legt auf diesen Unterschied einen über- mässig hohen Werth und gründet darauf hauptsächlich die Trennung der genannten Gruppen als besonderer Familien (l. c. p. 33, 46, 47). Er geräth aber gleichzeitig mit sich selbst in Widerspruch, indem er wiederholt (und mit Recht!) betont, dass beide Gruppen von Randlappen vollständige „Continuität und gleichartige Bedeutung“ besitzen, und dass „unmöglich die eine ohne die andere dem Velum der Craspedoten als gleichwerthig betrachtet werden kann“ (l. c. p. 22, 33). In der That sind die acht primären Lappen-Paare der Ephyra, welche bei den Pelagiden und Umbrosiden durch Spaltung die übrigen Randlappen erzeugen, ganz ebenso Spaltungs-Producte des eigentlichen Schirm- GENERELLE CHARACTERISTIK DER ULMARIDEN. 541 randes (,„Velarium“), wie die intermediären oder velaren Lappen, welche bei den Sthenoniden und Aureliden durch Einschaltung zwischen ihnen entstehen. Für beide verschiedene „Differenzirungen des Schirmrandes“ liefert den gemeinsamen, neutralen und indifferenten Ausgangspunkt Ulmaris, bei der (ebenso wie bei Pelagia, Procyanea und Floscula) secundäre Lappenbildungen überhaupt noch fehlen. — Wichtiger dürfte der Unterschied erscheinen, dass die Tentakeln bei den Umbrosiden zwischen den Randlappen, bei den Sthenoniden auf deren Unterseite, und bei den Aureliden umgekehrt auf ihrer Oberseite stehen. Allein auch diese Differenz verliert an Bedeutung durch die Erwägung, dass die marginal inserirten Tentakeln sich bisweilen ursprünglich an der Unterseite der Randlappen entwickeln (Umbrosa, Ohrysaora). Da auch bei Craspedoten (insbesondere bei vielen Trachomedusen und Narcomedu- sen) die Tentakeln ihre ursprüngliche marginale Insertion später verlieren und auf die Exumbrella hinaufrücken, kann ich diesen mannichfaltigen Insertions- Verhältnissen der Tentakeln überhaupt keinen grossen Werth beilegen. Jeden- falls kann man darauf hin keine Familien trennen, wie CLAus und Agassız thun. Die 8 Sinneskolben der Ephyra (4 perradiale und 4 interradiale) finden sich auch bei sämmtlichen Ulma- riden wieder. Aber bei einer Gattung dieser Familie, bei der Sthenonide Phacellophora (= Heccaedecomma) wird ihre Zahl verdoppelt, indem hier auch die 8 adradialen Primär-Tentakeln der Ephyra sich in Sinneskolben verwan- deln. Demgemäss steigt die Zahl der Ocular-Lappen (oder Ephyra-Lappen) hier von 16 auf 32. — Die Zahl der secundären Randlappen, welche bei den Umbrosiden durch Spaltung (oder Fission) aus den 16 Ephyra-Lappen der Ulmaris hervorgehen, beträgt bei Umbrosa 32, bei Undosa 48. Hingegen verhalten sich die secundären Randlappen (oder Velar-Lappen), welche durch Einschaltung (oder Intercalation) zwischen den 16 Ephyra-Lappen entstehen, in den beiden Familien der Sthenoniden uud Aureliden sehr verschieden; bei den ersteren werden sie gekerht oder gelappt; bei den letzteren hingegen bleiben sie ganzrandig und bilden zwischen je 2 Sinneskolben ein breites Vela- rium, welches auf seiner exumbralen Oberseite durch Knospung eine grosse Anzahl von kleinen, mit den Tentakeln alternirenden Dorsal-Läppchen bildet. i Die Tentakeln zeigen dem entsprechend in Bezug auf Lage, Zahl und Anordnung ein sehr mannichfaltiges Verhalten. Nur allen Ulmaris hat (gleich Pelagia) die ursprünglichen 3 adradialen Tentakeln der Ephyra beibehal- ten (Taf. XXXII, Fie. 1). Bei Umbrosa steigt ihre Zahl auf 24 (wie bei Chrysaora), bei Undosa auf 40 (wie bei Dactylometra). Vergl. Fig.5. Während bei diesen drei Umbrosiden-Gattungen die Tentakeln regelmässig mit den Randlappen alterniren, findet sich bei den anderen beiden Subfamilien eine sehr grosse und unbestimmte Zahl von Tentakeln, in Bündel einreihig geordnet, eine Strecke weit vom Schirmrande entfernt; bei den Sthenoniden auf der subumbralen Unterseite (Sthenonia 8 Bündel, Phacellophora 16 Bündel); bei den Aurelidae umgekehrt auf der exumbralen Oberseite (Aurelia, Aurosa). Je zwei Bündel werden durch einen Sinneskolben nebst seinen beiden Ephyra-Lappen von einander geschieden. Bei den Aureliden sind die Tentakeln sehr zahlreich und sehr kurz, und überdies dadurch ausgezeichnet, dass sie regelmässig mit den oben genannten kleinen „Dorsal-Läppchen“ alter- niren. Obgleich diese letzteren schon in der ältesten Abbildung der „Medusa aurita“ von O. F. MüLLEr (1780) vor- trefflich dargestellt waren, sind sie doch von den meisten folgenden Autoren übersehen worden; BrAnpr glaubte sogar die Aurelia limbata, bei der sie besonders gross und deutlich sind, desshalb als besonderes Genus (Diplocraspedon) trennen zu müssen. In Wahrheit sind dieselben aber bei allen Aureliden vorhanden und können mit zur Characteristik dieser Subfamilie dienen. Die geringe Grösse der Tentakeln bei vielen Aureliden ist als Folge phylogenetischer Rück- bildung zu betrachten und als Uebergang zu dem völligen Verluste der Tentakeln, dutch welchen sich die Rhizostomen auszeichnen. — Die Tentakeln aller Ulmariden sind hohl, sehr contractil, und in sehr mannichfaltiger Weise mit Nesselzellen bewaffnet. Die Subumbrella der Ulmariden wird von einer dünnen Lage circularer Muskelfasern überzogen, die ge- wöhnlich nur wenig hervortreten. Deutlicher erscheinen sie meistens bei jungen Larven (als Ausbreitung des ursprüng- lich marginalen „Kranzmuskels“ der Ephyra). Auch das System der Radial-Muskeln ist schwach entwickelt und be- schränkt sich meistens einerseits auf die marginalen Lappen-Muskeln, anderseits auf 4 perradiale Längsmuskeln, die vom Centrum der Subumbrella auf die Mundarme übergehen. Sehr verschieden gestaltet sich das Aussehen der un- teren Schirmfläche je nach der verschiedenen Ausbildung der Gonaden und der Subgenital-Höhlen (s. unten). Das Gastrocanal-System der Ulmariden unterscheidet sich durch die characteristische dendritische Verästelung der engen Radial-Canäle, welche sich durch einen Ringcanal verbinden, von demjenigen aller anderen Semostomen und Cannostomen; es gleicht darin vielmehr demjenigen der Rhizostomen. Unter den Craspe- doten zeigt allein die Familie der Cannotiden diese Bildung ähnlich entwickelt. — Das Mundrohr ist allgemein in 4 grosse perradiale Mundarme gespalten, die nur noch bei den Umbrosiden an der Basis eine Strecke weit ver- einigt bleiben. Unter diesen zeichnet sich wieder die Stamm-Gattung Ulmaris dadurch aus, dass die Mundarme klein und schwach, kürzer als das vierseitig-prismatische Mundrohr sind (ähnlich wie bei den Flosculiden). Bei der Mehr- zahl der Genera geht die Spaltung des Mundrohres bis zu seiner Basis hinauf, so dass die 4 mächtigen Arme nur hier oben an der „Mundscheibe“ in Continuität stehen. Gewöhnlich sind die Mundarme ungefähr so lang als der Schirm-Radius, bald etwas länger, bald etwas kürzer. Im Uebrigen ist ihre Form und Haltung sehr verschieden, je nachdem die. Gallertplatte dünn oder dick ist. Auch hier lässt sich in allen Fällen jeder Arm auf die Gestalt eines 542 GENERELLE CHARACTERISTIK DER ULMARIDEN. lanzettförmigen oder dreieckigen Blattes zurückführen, dessen perradiale Mittelrippe, die „Armrippe“, beträchtlich ver- dickt, oft knorpelähnlich ist und oben als „unpaarer Mundpfeiler“ in die gallertige Mundscheibe übergeht; während die dünne Blattspreite oder „Armkrause“ beiderseits der Mittelrippe einen dünneren, flachen Hautsaum bildet. Mei- stens ist dieser mehr oder weniger gekräuselt oder gefaltet, oft sehr zierlich wellenförmig gekraust oder gelappt. Bisweilen (bei Phacellophora) wird er so breit und dünn („gardinenförmig“), wie bei Oyanea; andere Male umgekehrt wird er sehr dick und knorpelig, ähnlich wie bei Rhizostoma; so bei einigen Aurelia-Species. Bei diesen letzteren legen sich auch die verdickten Falten der krausen Armränder oft so über einander, dass die centrale Mundöffnung völlig verdeckt und die Nahrung durch die Rinnen der Falten dem Centralmunde zugeführt wird, gleichwie bei den Rhizostomen. Namentlich ist das auch bei Aurosa der Fall, bei welcher ausserdem jeder der 4 Arme in seiner Distal- hälfte durch einen tiefen Einschnitt in 2 Gabeläste gespalten ist (Fig. 7). Mithin sind bei dieser wichtigen Ueber- gangsform eigentlich bereits 8 Mundarme vorhanden, wie bei sämmtlichen Rhizostomen. — Stets geht die hohle Rinne an der (entodermalen) Innenseite der Mundarme oben in die Schenkel des Mundkreuzes über. Bei allen Ulmariden ist der Rand der Mundarme in seiner ganzen Ausdehnung mit Tausenden von feinen Brachial-Filamenten be- setzt, meistens dicht gefranst, bisweilen unregelmässig behaart. Bei manchen Arten ist auch ein kleinerer oder grös- serer Theil der entodermalen Armfläche mit dergleichen Anhängen oder „Mund-Tentakelchen“ besetzt (Fig. 4). Der Central-Magen bildet eine kreisrunde oder fast quadratische, bisweilen achteckige, flache, scheiben- förmige Tasche. Seine specielle Formbildung ist mannichfaltig, gewöhnlich bei den Umbrosiden sehr einfach, bei den Sthenoniden und Aureliden mehr oder minder complicirt. Seine obere Decke wird von der Gallertscheibe der Um- brella gebildet, von deren Mitte bisweilen (bei Aurelia) ein konischer Gallertzapfen (Gastroconus) in die Magenhöhle hinabragt. Sein unterer Boden ist meistens beträchtlich dünnwandiger und bildet die gallertige Mundscheibe (oder „Armscheibe“), in deren Mitte sich das Mundkreuz findet, umgeben von den 4 perradialen Armpfeilern oder den verdiekten Basalstücken der Mundarme. Mit letzteren alterniren die 4 Gonaden, welche gewöhnlich den grössten Theil des Magenbodens einnehmen, bald unter Entwickelung besonderer „Subgenitalhöhlen“, bald ohne solche (s. unten). Die Radial-Canäle, welche von der Peripherie des Central-Magens ausgehen, zeigen bei allen Umbrosiden, Sthenoniden und Aureliden im Wesentlichen die gleiche characteristische Bildung, und bezeugen so die nahe Ver- wandtschaft dieser drei Subfamilien. Ueberall besteht das peripherische Canal-Netz aus dendritisch verzweigten Ca- nälen, welche am Schirmrande durch einen Ringeanal zusammenhängen; und überall lässt sich die Zahl, Anordnung und Vertheilung derselben auf dasjenige ursprüngliche Verhältniss zurückführen, welches Ulmaris, die typische Stamm- Gattung, zeigt (Taf. XXXII, Fig. 1, 2). Hier entspringen von der Magen-Peripherie 16 getrennte Stämme von glei- cher Länge; die 8 principalen (oder ocularen) gehen geradlinig zu den 3 Sinneskolben und geben seitlich viele dicho- tome oder trichotome Aeste ab, ohne jedoch Anastomosen zu bilden; die S adradialen, damit alternirend, sind ursprünglich einfach und unverästelt, und gehen direct zu den 3 adradialen Tentakeln; erstere hat Baer bei Aurelia als Hauptgefässe, letztere als Nebengefässe bezeichnet. Von dieser ursprünglichen typischen Bildung sind folgende Formen des Gastrocanal- Netzes als divergirende Fortbildungen abzuleiten: I. die Aeste der 3 dendritischen Ocular- Canäle bilden durch Anastomosen ein Netz mit polygonalen Maschen, die S Adradial-Canäle bleiben einfach (z. B. Un- dosa, Fig. 5, und einige Aureliden); II. die S netzbildenden Ocular-Canäle anastomosiren mit den 3 einfachen Adra- dial-Canälen, so dass ein zusammenhängendes Canal-Netz die ganze Subumbrella durchzieht (bei vielen Aurelia-Arten, besonders bei A. limbata); II. ’die 4 perradialen Ocular-Canäle erscheinen bedeutend länger als alle übrigen, indem die 4 interradialen Gastrogenital-Taschen centrifugal vordringen und die Wurzeln der übrigen Canäle in sich aufneh- men (die meisten Aureliden); IV. die 4 perradialen Ocular-Canäle zerfallen in je drei Stämme, einen trichotomen Hauptstamm und zwei dichotome Nebenstämme (einzelne Aureliden); V. die 4 interradialen Ocular-Canäle zerfallen in je einen (einfachen oder trichotomen) Hauptstamm und im 2—8 dichotome Nebenstämme (2 bei Aurelia colpata, 4 bei A. flavidula, 6 bei A. limbata); VI. die 8 adradialen Canäle verwandeln sich in trichotome Ocular-Canäle (Pha- cellophora); VII. die 8 adradialen Canäle spalten sich einmal gabelförmig (Sthenonia); VUI. die Zahl der 3 inter- ocularen Canäle wird verdoppelt und jeder dieser 16 Canäle zerfällt ausserdem in ein Bündel von isolirten, geraden, einfachen Canälen (je 3 bei Phacellophora sicula und P. ambigua, je 5 bei P. camtschatica). Die specielle Form der Verästelung ist vielem individuellen Wechsel unterworfen, um so mehr, je stärker die Neigung zur Anastomosen-Bil- dung und zur Entwickelung eines vielmaschigen Gefäss-Netzes hervortritt. Sehr entwickelt ist letzteres z. B. bei A. limbata, A. hyalina, A. flavidula ete. Unbegreiflicher Weise hebt Oraus (1877 1. ce. p. 33) „die unregelmässige trichotomische, nicht netzförmige Verzweigung der 8 Radiärstämme“ bei den Aureliden — im Gegensatze zu den Umbrosiden — ganz besonders hervor, obwohl beide Subfamilien sich darin völlig gleich sind. Er dachte dabei wahr- scheinlich nur an die gemeine Aurelia aurita, die in dieser Beziehung gewöhnlich das einfachste Verhalten zeigt. Die Anastomosen der Canäle fehlen bei dieser Art oft ganz, während sie andere Male ziemlich entwickelt sind. — Bei manchen Aureliden nimmt das Canal-Netz bereits die characteristische Form an, welche bei den Rhizostomen sich als vorherrschende erhält. Der Ringcanal, in welchen die Endäste der Radial-Canäle schliesslich münden, ist bald ein ganz einfacher kreisrunder Ring, bald in 8 oder 16 Bogen getheilt, entsprechend den Ocular-Einschnitten des Schirmrandes. Am GENERELLE CHARACTERISTIK DER ULMARIDEN. 548 abweichendsten erscheint seine Form bei Phacellophora camtschatica, wo an der Basis der 16 Tentakel-Bündel 16 halbmondförmige (nach aussen concave) Erweiterungen oder Sinus des Ringcanals sich finden, und wo diese nur durch die Fiederäste der 16 Ocular-Canäle zusammenhängen. Bei allen Ulmariden gehen aussen vom Ringcanal Aeste in die hohlen Tentakeln und Sinneskolben ab, bei den Sthenoniden und Aureliden ausserdem auch noch Aestchen für die Randläppchen, während solche den Umbrosiden fehlen. Die Circulation der Ernährungsflüssigkeit scheint bei vie- len Ulmariden in der Weise regulirt zu sein, dass dieselbe durch die engeren Ocular-Canäle centrifugal vom Magen zur Peripherie strömt, hingegen durch die breiteren Adradial-Canäle wieder centripetal zum Magen zurückläuft; erstere sind daher von älteren Autoren als „Arterien“, letztere als „Venen“ bezeichnet worden. EHRENBERG es) am Distal-Ende der 8 Adradial-Canäle von SE elia eine „kloakenartige Erweiterung des Randgefässes“ („Anal-Beutel“) nebst Afteröffnung und Klappe (1835, 1. c. p. 188). Dieselben sind jedoch durch die Versuche von neueren Beobach- tern (insbesondere von L. AGAssız) ne bestätigt worden. Die Gastral-Filamente sind bei allen Ulmariden sehr zahlreich und stark entwickelt, und bilden 4 sichel- förmige oder bogenförmige Phacellen an dem Axial-Rande der Genital-Bänder; ursprünglich stehen sie hier nur in einer Reihe neben einander; später in mehreren Reihen hinter einander. Im Einzelnen zeigt ihre Zahl und Anord- nung sehr mannichfaltige Modificationen. Die Gonaden zeigen bei den Ulmariden, ähnlich wie bei den Pelagiden und Cyaneiden, sehr verschiedene Entwickelungsgrade; allein hier wie dort können dieselben nicht systematisch zur Trennung von Gattungen verwerthet werden, weil sie sich oft neben einander bei Arten finden, die sonst nächstverwandt sind. Die einfachsten Verhält- nisse besitzen die Umbrosiden, wo die 4 Genitalbänder ganz ähnlich wie bei den Flosculiden beschaffen sind: 4 schmale, faltige Leisten in der dünnen subumbralen Magenwand, welche deren Rand entlang laufen und einen völlig geschlos- senen Ring bilden würden, wenn sie nicht in den 4 Perradien durch eine schmale verdickte Gallertleiste des Magens unterbrochen würden. Ulmaris (Taf. XXXII, Fig. 2) und Undosa (Fig. 6) zeigen in dieser Beziehung ganz dasselbe Verhalten, welches schon CrAus von Umbrosa beschrieben hat (1877, 1. c., p. 44, Fig. 37, 41). Es fehlen also hier (und wahrscheinlich auch bei Sthenomia) sowohl besondere „Gastrogenital-Taschen“, als auch darunter gelegene „Sub- genital-Höhlen“. Dagegen finden sich dieselben allgemein bei den Aureliden (und wahrscheinlich auch bei Phacello- phora). Die Anatomie dieser Organe bei den Aureliden ist schwierig und hat zu vielen und grossen Missverständ- nissen geführt. Erst in neuerer Zeit ist dieselbe von L. Acassız (1862) und von Craus (1877) berichtigt und mit Hülfe guter Abbildungen klar gestellt worden. Bei allen Aureliden präsentiren sich die Gonaden auf den ersten Blick in der Mitte der Scheibe als 4 hufeisenförmige oder fast ringförmig geschlossene Wülste, die ein reguläres Kreuz bilden und nur durch 4 schmale perradiale Gänge von einander getrennt werden. Der convexe Bogenrand der 4 Huf- eisen oder Sicheln springt nach aussen vor (oft bis zur Mitte der Scheibe und darüber hinaus), während die beiden Schenkel centripetal convergiren und bei einigen Arten fast bis zur Berührung mit ihren Spitzen sich nähern (Taf. XXXIU, Fig. 7). Gewöhnlich sind die 4 Bänder sehr regelmässig krausenförmig gefaltet, ähnlich einem Kranze getrockneter Feigen, die auf eine Schnur aufgereiht sind; seltener erscheinen sie unregelmässig gewulstet und gelappt. Untersucht man das Verhältniss der Gonaden zum Central-Magen der Aureliden, so scheint es zunächst, dass sie auf dem Boden von 4 besonderen flachen Taschen liegen. Diese 4 „Gastrogenital-Taschen“ werden in der That von den meisten Autoren als 4 eigenthümliche Nebenräume oder Blindsäcke der centralen Magenhöhle beschrie- ben, die oberhalb derselben liegen, gewissermaassen aborale Aussackungen derselben darstellen und nur durch 4 enge interradiale Gänge mit ihr in Verbindung stehen sollen; und so sind diese „genital pouches“ auch noch von L. Acas- sız geschildert worden (1862, 1. c. p. 55, Pl. 8, 9). Aber schon CrAus (1877, 1. c. p. 30, Fig. 21—25) hat diese irr- thümliche Auffassung widerlegt und mit Recht auf die Ontogenie dieser Organe hingewiesen. Daraus geht hervor, dass die Geschlechtsbänder bei den Aureliden ganz ebenso wie bei allen anderen Discomedusen aus dem Entoderm des Magenbodens oder der unteren oralen Magenwand sich entwickeln, und dass jene 4 absonderlichen „Gastrogenital- Taschen“ mithin nichts Anderes sind, als die 4 interradialen, höher gelegenen Abschnitte der centralen Magenhöhle selbst, während die 4 perradialen Abschnitte der letzteren tiefer liegen und in die Rinnen der Mundarme übergehen. Durch die mächtige Entwickelung dieser Arme und namentlich durch die starke Gallertverdickung ihrer basalen „Arm- pfeiler“ entstehen die 4 „Subgenitalhöhlen“ an der Unterseite der Gastrogenital-Taschen, und drängen diese letzteren nach oben hinauf. Aber auch oberhalb der Armpfeiler bleiben dieselben trotzdem durch schmale Spalten unter sich in offener Communication. Die 4 interradialen „Subgenitalhöhlen“ (— die CrLaus „Schirmhöhlen der Geschlechtsorgane“ nennt —) sind bei den Aureliden eigenthümlich entwickelt und haben hier ebenso irrthümliche Deutungen veranlasst, wie die darüber gelegenen „Gastrogenital- Taschen“. Im Ganzen von ähnlicher Gestalt und Ausdehnung, wie die letzteren, sind sie doch kleiner, dafür aber höher gewölbt. Sie entstehen lediglich durch locale ringförmige Verdickungen der Gallertplatte in der unteren Magen-Wand, in Causal-Nexus mit der mächtigen Entwickelung der 4 perradialen Mund- pfeiler oder Armbasen. Zwischen diesen 4 „unpaaren Pfeilern“ gehen von den zugekehrten Rändern je zweier benach- barter Armbasen noch 2 „paarige Pfeiler“ an die ringförmige Umwallung der Subgenitalhöhle. In diese exodermale Höhle führt von unten ein sehr regelmässiges kreisrundes oder halbkreisförmiges Loch, die. Apertura subgenitalis 544 GENERELLE CHARACTERISTIK DER ULMARIDEN. (Fig. 7). Dieselbe wurde von älteren Autoren irrthümlich für den „Ausführgang der Geschlechtsdrüse“ gehalten, wie denn auch oft eine freie Communication derselben mit der Magenhöhle angenommen wurde. Eine solche besteht aber an unverletzten Aurelien nicht. Vielmehr bleibt die entodermale „Gastrogenital- Tasche“ von der darunter gelegenen exodermalen „Subgenital- Höhle“ stets durch eine dünne durchsichtige Scheidewand getrennt, die „Gastrogenital- Membran“. Diese ist selbst aber nichts Anderes als der verdünnte interradiale Abschnitt der unteren Magenwand, der auf seiner Entoderm -Seite die Geschlechts - Producte bildet (vergl. oben p. 471). Die letzteren fallen daher bei ihrer Reife auch nicht in die Subgenital-Höhlen, sondern in die centrale Magenhöhle, und werden nicht durch die Apertur der ersteren, sondern durch die Mundöffnung der letzteren entleert. Von da gelangen die befruchteten Eier bei vielen Aurelia-Arten in die krausen Randfalten der Mundarme hinein, wo sie einige Zeit verweilen und in „Brut- beuteln“ bis zur Gastrula sich entwickeln können. Die Ontogenie der Ulmariden ist bis jetzt nur von Aurelia (aurita und flavidula) bekannt, hier aber sehr vollständig. Der Generationswechsel derselben und ihre Strobilation, sowie die darauf folgende Metamorphose der Ephyra-Larven, wurden zuerst von Sars (1835, 1841) und von SIeBoLp (1849) entdeckt, später von L. Acassız (1362) und Craus (1877) ausführlich beschrieben und durch zahlreiche Abbildungen erläutert. (Vergl. oben p. 474.) — Be- merkenswerth ist bei den Aurelien die ausserordentliche Variabilität und die besondere Neigung zur Bil- dung von Monstrositäten; sechszählige Individuen sind nicht selten; aber auch solche mit 3, 5, 7, 38 Parameren kommen vor (vergl. EHRENBERG und ROMANES, 1. c.). Die Färbung der Ulmariden ist meistens zart und blass, vorwiegend hell violet, bald mehr in rosaroth, bald mehr in blass blau übergehend, seltener gelblich oder bräunlich. Dunkler roth, violet oder braun sind meistens die Gonaden und die Tentakeln, bisweilen auch die Randlappen. Die Grösse ist bei den meisten Ulmariden sehr ansehnlich und beträgt gewöhnlich bei ausgewachsenen Thie- ren 100—150 Mm. Aber auch solche von 200—300 Mm. Schirmdurchmesser sind nicht selten. Phacellophora cam- tschatica erreicht sogar 500—600 Mm. Anderseits werden manche Aurelien auch schon bei 20—40 Mm. Durchmesser geschlechtsreif. Letztere treten auch zu verschiedenen Jahreszeiten in verschiedener Grösse und Form geschlechtsreif auf („Ethoral-Polymorphismus“ oder „Saison-Dimorphismus“ ; s. unten Aurela aurita). Geographische Verbreitung der Ulmariden. Von den 17 hier beschriebenen Arten kommen 9 auf das Mittelmeer und den Atlantischen Ocean, 8 auf den Pacifischen und Indischen Ocean. Von den 4 Species der Umbrosiden gehören 2 dem Mittelmeer, 2 der atlantischen Küste von Afrika (resp. St. Helena) an. Von den 4 Arten der Sthenoniden kommt eine auf das Mittelmeer, 3 auf den nord-paeifischen Ocean. Die Aureliden sind hingegen kosmopolitisch, über alle Meere verbreitet und gehören zu den gemeinsten Acraspeden. Von ihren 9 Arten findet sich 1 an allen Küsten von Europa, 2 an der atlantischen Küste von Nordamerika, 4 im pacifischen Ocean (3 im nördlichen, 1 im südlichen Theile) und 2 im indischen Ocean. XXVIl. Unterschiede der sieben Genera der Ulmaridae. (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) I. Subfamilie: H Umbrosidae, x |: Tentakeln und 16 Randlappen. 1. Ulmaris* Ulmariden, deren Tentakeln zwischen den Randlappen, h 2 % am eigentlichen Schirmrande inserirt sind (Randlap- 2 Nonlkin und) 82 Bemelbmmen. 2 Umbrosa pen Spaltungs- Producte der Ephyra-Lappen). (Stets|40 Tentakeln und 45 Randlappen. 3. Undosa * 3 Sinneskolben.) 8 Sinneskolben und 32 Randlappen (16 Ocularlappen und 16 Velarlappen). 8 4. Sth 3 adradiale Bündel von Tentakeln (in einer “ thenonia Reihe). II. Subfamilie: Sthenonidae. Ulmariden, deren Tentakeln an der subumbralen Unter- seite der velaren Randlappen, in einiger Entfer-}16 Sinneskolben und 48 Randlappen (32 nung vom Schirmrande inserirt sind. (Bald 8, bald] Ocular-Lappen und 16 gekerbte Velar- 16 Sinneskolben.) | Lappen). 16 Bündel von Tentakeln (in 5. Phacellophora einer Reihe). III. Subfamilie: Aurelidae,. 4 Arme einfach, ungetheilt. 6. Aurelia Ulmariden, deren Tentakeln an der exumbralen Ober- AN S OW seite der velaren Randlappen, in einiger Entfernung me gabelspaltig, nur in der Proxi- 7 A r95g* vom Schirmrande inserirt sind und mit kleinen Dor- | Malhälfte einfach. sal-Läppchen alterniren. (Stets 8 N FAMILIA: ULMARIDAE. GENERA: ULMARIS, UMBROSA. 545 XXVIIIA. Erste Subfamilie der Ulmariden: UMBROSIDAE, Harcker (1877). Ulmariden, deren Tentakeln zwischen den Randlappen, am eigentlichen Schirmrande inserirt sind, 203. Genus: ULMARIS, Harcxer; novum genus. Ulmarius — Ulmenartig (wegen der Ulmen-ähnlichen Astbildung der Canäle). Genus-Diagnose: Ulmaride mit 8 Sinneskolben und mit 8 adradialen Tentakeln, welche mit ersteren alterniren und am Schirmrande zwischen den 16 Randlappen inserirt sind. Das Genus Ulmaris eröffnet die Familie der Ulmariden als deren einfachste typische Form, und kann phy- logenetisch als deren Stammgattung angesehen werden, insofern alle übrigen Gattungen dieser Familie sich ohne Zwang von ihr ableiten lassen. Ulmaris besitzt demnach für die drei Gruppen der Umbrosiden, Sthenoniden und Aureliden dieselbe hohe phylogenetische Bedeutung, wie die typische Stamm-Gattung Pelagia für die beiden Gruppen der Pelagiden und Cyaneiden. Da nun ausserdem die ganze Unterordnung der Rhizostomen wieder von der Ulmari- den-Familie abzuleiten ist, so kann Ulmaris zugleich als ältere Stamm-Form jener wichtigen Hauptgruppe angesehen werden. Bis jetzt ist nur eine süd-atlantische Art dieser Gattung beobachtet. 504. Species: Ulmaris prototypus, Harcker; nova species. Tafel XXXIIL, Figur 1—4. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 2—3mal so breit als hoch. Mundrohr in der Proximal-Hälfte vierseitig-prismatisch, in der Distalhälfte in 4 kurze, breit eiförmige, stark ge- kräuselte Mundarme gespalten, welche ungefähr so lang als der Schirm-Radius sind. Gonaden 4 schmale, schwach gekrümmte Bänder, zusammen beinahe einen geschlossenen Ring bildend. Randlappen spitz, ungefähr eben so lang als breit. Tentakeln so lang als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung: Ulmaris prototypus stimmt in der gesammten Körperbildung wesentlich mit der jugendlichen octonemalen Larve von Umbrosa lobata überein, welche CLaus abgebildet hat (1877, 1. c., Taf. IX, Fig. 35). Sie unterscheidet sich aber von ihr sogleich erstens durch völlig reife Geschlechtsproducte und zweitens durch die Bildung des Mundrohres, welches nur in seiner unteren distalen Hälfte vierlappig, in der oberen proximalen Hälfte hingegen ungetheilt ist (Fig. 2), wie bei den Cannostomen und bei einigen Pelagia-Arten (s. oben p. 502). Die Mundlappen oder „Mundarme“ sind stark gekräuselt und papillös, mit tiefer Mundrinne (Fig. 4). Die 4 einfachen, dicht quer gefalteten nnd schwach gekrümmten Geschlechtsbänder, welche ganz frei im Magenboden liegen, berühren sich beinahe mit ihren lateralen, hakenförmig gebogenen Enden (Fig. 3). Die 3 adradialen Canäle sind einfach, nur die 8 ocularen verzweigt, jeder mit 3 Paar Endästen, welche in den Ringcanal münden (Fig. 1). Die Randlappen sind fast fünfeckig, spitz, fast eben so lang als breit. Die 8 Sinneskolben und die 8 Tentakeln verhalten sich ähnlich wie bei Pelagia. Grösse: Schirmbreite 30 Mm., Schirmhöhe 12 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Süd-Atlantischer Ocean; Insel St. Helena, Levasseur. 204. Genus: UMBROSA, Harcker; novum genus. Umbrosus = schattenreich (wegen des flachen Schirmdaches). 6) Genus-Diagnose: Ulmaride mit 8 Sinneskolben nnd mit 24 Tentakeln (— je 3 zwischen je 2 Sinneskolben —). Tentakeln am Schirmrande inserirt zwischen den 32 Randlappen (16 ocularen und 16 tentacularen). Das Genus Umbrosa ist bis jetzt nur durch eine adriatische Species bekannt, welche 1877 von Craus als Discomedusa lobata beschrieben und zum Typus einer besonderen Familie: Discomedusidae erhoben wurde. Da diese Bezeichnung schon 11 Jahre früher (1866) von mir in der „Generellen Morphologie“ (Bd. II, p. LX) für die Ordnung Haeckel, System-der Medusen. 69 Jen. Denkschriften 1. 546 orDo: DISCOMEDUSAE. FrAmıLıa: ULMARIDAE. oder „Subelasse“ der Discomedusae in demselben Sinne aufgestellt wurde, in welchem ich sie hier beibehalte, so war Craus in keiner Weise berechtigt, dieselbe als Genus- und Familien-Namen zu verwenden. Ich ersetze daher den Gattungs-Namen von Craus durch die neue Bezeichnung Umbrosa. Dieses Genus verhält sich zu der Stamm-Gattung Ulmaris ganz ebenso, wie unter den Pelagiden Chrysaora zu Pelagia, unter den Cyaneiden Medora zu Procyanea, und unter den Flosculiden Floresca zu Floscula. In allen Fällen entsteht bei den 4 Semostomen-Familien die secun- däre Form mit 24 Tentakeln aus der primären octonemalen Form dadurch, dass an die Stelle eines primären (adra- dialen) Tentakels 3 Tentakeln und 2 dazwischen eingeschaltete Randlappen treten. Jeder primäre Randlappen spaltet sich und lässt zwischen seinen Hälften einen neuen Tentakel hervorsprossen. In der That durchläuft so die jugend- liche Larve von Umbrosa die typische Ulmaris-Form (vergl. CrAus, 1. c., Taf. IX, Fig. 38). 505. Species: Umbrosa lobata, Harckeı. Umbrosa lobata, HAecker, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 469. Discomedusa lobata, CrAaus, 1877; Denkschr. Wien. Acad. Bd. 38, p. 42, Taf. VIII, IX. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 3—4mal so breit als hoch. Die 16 Ocu- lar-Lappen des Schirmrandes eben so breit, aber etwas länger, als die 16 Tentakel-Lappen. Die 8 adradialen (primären) Tentakeln so lang als der Schirm - Durchmesser, doppelt so lang und dick als die 16 secundären Tentakeln. Mundarme breit dreieckig, etwas länger als der Schirm - Radius. Go- naden beinahe einen geschlossenen Ring bildend. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Craus (l. c.). Im Ganzen scheint diese Art sowohl der Ulmaris prototypus, wie der Undosa stelligera sehr nahe zu stehen; bei weiterem Wachsthum entwickelt sie sich vielleicht zu dieser letzteren Form. Der Schirm-Radius ist noch nicht doppelt so gross als der Genital-Radius. Die 8 Principal-Canäle sind trichotom verästelt, und im Distaltheile durch Anastomosen mit den 8 einfachen Adradial- Canälen verbunden. Die Gastral-Filamente sind sehr zahlreich, lang und stark. Grösse: Schirmbreite 150 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. Ontogenie: Die jugendlichen Larven besitzen die Ulmaris-Form. Fundort: Adriatisches Meer; Triest, Grärre, Craus. 205. Genus: UNDOSA, Harcxker; novum genus. Undosus = wellig, wogend (wegen der wellig gefalteten Mundarme und Gonaden). Genus-Diagnose: Ulmaride mit 8 Sinneskolben und mit 40 Tentakeln (— je 5 zwischen je 2 Sinneskolben —). Tentakeln am Schirmrande inserirt zwischen den 48 Randlappen (16 ocularen und 32 tentacularen). Das Genus Undosa wiederholt in der Familie der Ulmariden die Pelagiden-Gattung Daciylometra und ver- hält sich zu dieser ganz ebenso wie Umbrosa zu Chrysaora, wie Ulmaris zu Pelagia. Auf jeden Octanten des Schirmrandes kommen mithin 5 Tentakeln und 1 Sinneskolben, sowie 6 dazwischen eingeschaltete Randlappen. Ob- gleich die Ontogenese nicht bekannt ist, so lässt sich doch mit Sicherheit voraussetzen, dass aus der Ephyrula dieser Gattung eine Reihenfolge von Larven hervorgehen wird, welche folgende Semostomen-Genera wiederholen: Pelagia, Floscula, Ulmaris, Umbrosa. Bis jetzt sind 2 Species von Undosa beobachtet, von denen die eine dem Mittelmeere, die andere der Westküste des tropischen Africa angehört. 506. Species: Undosa undulata, HarckeL; nova species. Tafel XXXIL, Figur. 5, 6. Speeies-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Exumbrella mit Stern-Figur von 16 braun pigmentirten radialen Nesselrippen. Mundarme stark wellenförmig gekräuselt, etwas länger als der Schirm-Radius. Randlappen eiförmig, etwas länger als breit, stark vortretend. Die 8 primären (ad- radialen) Tentakeln 2—3mal länger als der Schirm-Radius, doppelt so gross als die 16 secundären, 3mal so gross als die 16 tertiären Tentakeln. FamıIniA: ULMARIDAE. Genus: UNDOSA. 547 Specielle Beschreibung: Undosa undulata besitzt einen ganz flachen, aber ziemlich dicken, scheiben- förmigen Schirm, dessen exumbrale Aussenfläche mit einem 16strahligen Pigmentstern geziert ist, sehr ähnlich der Floresca parthenia (Taf. 32, Fig. 5). S prineipale Strahlen entsprechen den 3 Sinneskolben, 3 adradiale den primären Tentakeln. Zahlreiche dunkelbraune Pigmentzellen und Nesselzellen finden sich auf der vorspringenden Kante der Gallertrippen, welche den Strahlenstern bilden. Die Mundarme sind stark und breit, sehr ähnlich denen von Aurelia aurita, jedoch stärker gekräuselt und wellenförmig gebogen, die Armwurzeln hingegen viel schwächer und dünner. Zahlreiche Brachial-Filamente sind nicht nur auf den Rändern, sondern auch zwischen den Falten und auf der Ento- derm-Fläche der Arme zerstreut, diese erscheinen daher fast behaart. Die Mundrinnen sind sehr tief. Die Gonaden liegen zwischen den Armwurzeln im verdünnten Magenboden als 4 stark gekrümmte und vielfach gefaltete, wellen- förmig gewundene Wülste, deren distale Convexität grossentheils dem Schirmrande parallel läuft (Fig. 6). Eigentliche „Subgenital-Höhlen“ fehlen hier ebenso wie bei den übrigen Umbrosiden. Vielmehr liegen die dicken, in feine Quer- falten gelegten Genital-Bänder frei in der dünnen „Gastrogenital-Membran“ des Magenbodens, über deren Fläche die dichtstehenden Querfalten abwechselnd nach innen in die Magenhöhle und nach aussen in die Schirmhöhle vorspringen (wie bei Umbrosa, Cuaus, 1877, l.c. Taf. IX, Fig. 44—41b). Die Peripherie der flachen Magenhöhle ist fast kreis- rund, in den 4 Perradien schwach eingekerbt. Die 3 adradialen Canäle, welche von derselben entspringen und zu den 3 primären Tentakeln gehen, bleiben einfach. Hingegen sind die 3 ocularen Canäle, deren Hauptstamm gerad- linig zu den 8 Sinneskolben geht, von der Basis an dendritisch verästelt und die Aeste durch zahlreiche Anastomosen zu einem dichten Gefässnetze verbunden (Fig. 5). Der Ringcanal springt zwischen jedem Primär-Tentakel und jedem Sinneskolben nach aussen etwas bogenförmig vor. Er entsendet einen blinden Endast in jeden Tentakel und jedes Rhopalium; in die dünnen Randlappen gehen keine Canäle hinein. Von den 6 Randlappen, welche auf jeden Octanten kommen, sind die beiden ocularen etwas länger und schmäler als die 4 tentacularen; ihre Gestalt ist im Ganzen eiförmig, zugespitzt. Die 40 Tentakeln sind an Länge und Stärke in ähnlicher Weise verschieden, wie bei Dactylo- metra quinquecirra (p. 518), indem die S primären (adradialen) an Länge und Stärke die 16 secundären um das Doppelte, die 16 tertiären um das Dreifache übertreffen. Farbe: Blass bläulich; Strahlenstern der Exumbrella dunkelbraun punedirt. Grösse: Schirmbreite 120 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Westküste des tropischen Africa; Ober-Guinea, Fernando Po, Sur. 507. Species: Undosa stelligera, Harcker. Medusa stelligera, EHRENBERG, 1835; Abhandl. Berlin. Acad. p. 260. Aurelia stelligera, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV. p. 160. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Exumbrella mit Sternfigur von 16 roth punctirten radialen Nesselrippen. Mundarme mässig gekräuselt, etwas kürzer als der Schirm - Radius. Randlappen sehr flach, mehrmals breiter als lang, wenig vortretend. Tentakeln kürzer als der Schirm- Radius, alle von gleicher Länge. Specielle Beschreibung fehlt. EHRENBERG, der einzige Zoologe, der diese orientalisch-mediterrane Semo- stome beobachtet hat, gab von derselben (1. c.) folgende Diagnose: „Disco sexpollicari, habitu M. auritae, colore hyalino cinerascente, ovariis 4 conglomeratis, fuscescentibus, radiis disci fere 16 rufo punctatis, stellam referentibus, cirris marginalibus paucis, inter ocellos rufos singulos quinis, validis, brachiis 4 plicatis, marginem non excedentibus.“ Nach dieser mangelhaften Diagnose allein, in der von dem Gastrocanal-System gar Nichts gesagt ist, würde sich die wahre Natur dieser egyptischen Meduse nicht bestimmen lassen. Allein die genaue Vergleichung zweier Original- Figuren von EHRENBERG (im Berliner Museum befindlich), von denen die eine exumbrale, die andere subumbrale Total-Ansicht ist, lässt mich mit grosser Wahrscheinlichkeit vermuthen, dass diese Art der vorhergehenden nächst- verwandt ist. Die hervorgehobene Aehnlichkeit mit Aurelia aurita bezieht sich wahrscheinlich auf die Armbildung und das Gastrocanal-System. Die Bildung des Schirmrandes ist jedenfalls ganz verschieden; zwischen je 2 Sinnes- kolben sitzen 5 starke Tentakeln. Diese sind jedoch viel kürzer und die Randlappen zwischen ihnen viel schwächer als bei der vorigen Art. Farbe: Aschgrau oder blassviolet; Strahlenstern der Exumbrella roth punetirt. Grösse: Schirmbreite 150 Mm., Schirmhöhe 50 Mm.? — Ontogenie unbekannt. Fundort: Mittelmeer; Egyptische Küste, Hafen von Alexandrien (October), Eurexgere. 69 * 548 oRDO: DISCOMEDUSAE. rAmızıa: ULMARIDAE. XXVIIIB. Zweite Subfamilie der Ulmariden: STHENONIDAE, L. Acassız (1862). Ulmariden, deren Tentakeln auf der subumbralen Unterseite der Randlappen, in einiger Entfernung vom Schirmrande inserirt sind, 206. Genus: STHENONIA, EscuscuorLtz (1829). Sthenowia = ZIevwvıa, zu der Gorgone IIeva gehörig. Genus-Diagnose: Ulmaride mit 8 Sinneskolben und mit 3 vorspringenden adradialen Velar- Lappen, deren jeder auf seiner subumbralen Unterseite, eine Strecke vom Schirmrande entfernt, ein Bündel von zahlreichen, langen Tentakeln in einer Reihe trägt. Das Genus Sthenonia wurde 1829 von EscuscHoLtzz für die nordpacifische S. albida (von Kamtschatka) mit folgender Diagnose gegründet: „Ventriculus appendicibus vasaeformibus. Cirri in margine et octo fasciculi eorum in pagina inferiori disei.“ (System der Acalephen, p. 59, Taf. IV.) Seitdem hat kein anderer Beobachter diese sonder-_ bare Meduse wiedergesehen. Wäre die Darstellung von EscnscHoLrz richtig, so würde sie sich durch mehrere sehr fremdartige Structur- Verhältnisse auszeichnen. Ich glaube aber nach sorgfältiger Vergleichung mit Phacellophora schliessen zu dürfen, dass sie dieser Ulmaride nächst verwandt ist und sich zu ihr ebenso verhält, wie Oyanea zu Mehusina. Es scheint mir, dass das einzige Exemplar, welches Escnscuorrz untersuchte, mehrfach verstümmelt (viel- leicht am Strande ausgeworfen) war und von ihm ausserhalb des Wassers (auf dem Tische) untersucht wurde; und dass in Folge dessen dieser treffliche Beobachter mehreren grossen Irrthümern verfiel, wie sie sonst selten bei ihm vorkommen. Insbesondere scheint er Mundarme und Gonaden verwechselt, sowie die Randläppchen für Tentakeln gehalten zu haben. Wenn nämlich das deutlich gezeichnete Mundkreuz im der Figur (l. c. Taf. IV) richtig gestellt ist, so müssen die perradialen mit B bezeichneten „4 bandförmigen heraushängenden Keimwülste“ in Wahrheit die 4 kleinen perradialen Mundarme sein, hingegen die interradialen, mit € bezeichneten „kurzen kegelförmigen Arme“ in Wirklichkeit die 4 interradialen Gonaden und die dazu gehörigen Phacellen (die 4 Gruppen von feinen gekräuselten Linien sind wahrscheinlich die Gastral-Filamente?). Ferner sind die angeblichen „32 kurzen Fangfäden am Rande“ in Wahrheit vermuthlich Randläppchen, oder vielmehr die stark vortretenden (mit trüber Flüssigkeit gefüllten) Canäle der 32 Randläppchen, deren dünne glashelle Gallertplatte von EscuscHoLrz übersehen wurde. Es scheint überhaupt, dass dessen Beschreibung erst später nach einer unvollständigen und irrthümlich gedeuteten Zeichnung entworfen wurde. Vergleicht man aber die letztere mit den trefflichen Figuren der Phacellophora von MERTENS, so springt die Uebereinstimmung der wesentlichsten Structur-Verhältnisse in die Augen und es gelingt auch die Theile der ersteren richtiger zu deuten. Der Hauptunterschied beider Genera besteht darin, dass die Zahl der Sinneskolben, der Velarlappen und der Tentakel-Bündel bei Sthenonia acht, hingegen bei Phacellophora sechzehn beträgt; erstere verhält sich mithin zu letzterer, wie Desmonema zu Patera. Das Canal-System deute ich nach der Figur von Sthe- nonia so, dass von der Peripherie des (auffallend kleinen) Magens 8 fiederästige (oculare) Prineipal-Canäle entspringen, und mit diesen alternirend 8 gabelästige Adradial-Canäle. (Den scheinbar einfachen Radial-Canal rechts neben jedem gegabelten Adradial-Canal halte ich nur für den ersten linken Basal-Ast des rechts daneben stehenden Ocular-Canals.) Von dem grossen Ringcanal, in den sämmtliche Aeste zusammenfliessen, gehen 8 trichotome End-Canäle ab, deren Mittelast den Sinneskolben, die beiden Seitenäste die Ocular-Lappen versorgen; und zwischen je 2 der letzteren gehen vom Ringeanal ein paar einfache Lappen-Canäle ab (— die terminalen Verlängerungen der beiden Gabeläste des Adradial-Canals —) und begeben sich in die beiden Läppchen, in welche jeder Velar-Lappen sich spaltet. Die Con- touren sämmtlicher Läppchen (d. h. der terminalen Hälften der gezeichneten Lappen) fehlen in der Figur. Auf Grund dieser Deutung habe ich nachstehende Diagnose entworfen. 508. Species: Sthenonia albida, Escnscnortz. Sthenonia albida, EscuscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 59, Taf. IV. Sthenonia albida, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 161. Sthenonia albida, BLAINVILLE, 1834; Actinologie p. 291, Atlas Pl. 36, Fig. 1. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. 8 Velar-Lappen des Schirmrandes stark vorspringend, fast halbkreisförmig, nur wenig grösser als die 16 grossen Oeular-Lappen; jeder Velar- Lappen mit 2 stark vorspringenden schmalen Randläppchen. Einwärts von der Basis jedes Velar- FAMILIA: ULMARIDAE. GENERA: STHENONIA, PHACELLOPHORA. 549 Lappens an der Subumbrella ein Bündel von zahlreichen (20— 30?) Tentakeln, welche dicht neben einander in einer Reihe stehen, sehr dünn und doppelt so lang als der Schirm - Durchmesser sind. Die 8 adradialen Tentakel-Bündel etwas schmäler als ihre ocularen Intervalle. Mundarme sehr klein, kaum 4 so lang als der Schirm-Radius. 8 Prineipal-Canäle trichotom verästelt, mit durchgehendem Hauptaste und mit einzelnen Anastomosen der Aestchen; 8 Adradial-Canäle einfach, ohne Anastomosen, am Distal-Ende gabelspaltig. Specielle Beschreibung und Abbildung bei EscascHoLtz (l. c.). Vergl. über die muthmaassliche Deu- tung derselben die vorstehenden Bemerkungen zur Gattungs-Diagnose. Farbe: Weisslich; Gonaden und Canäle milchweiss. Grösse: Schirmbreite 200—300 Mm., Schirmhöhe 50—80 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Kamtschatka; Awatscha-Bay, Escnscnortz. 207. Genus: PHACELLOPHORA, Branor (1835). pareAAöopoo« = Bündelträger (gazeAlog = fasciculus, Yog&w = fero). Genus-Diagnose: Ulmaride mit 16 Sinneskolben und mit 16 vorspringenden Velar-Lappen, deren jeder auf seiner subumbralen Unterseite, eine Strecke vom Schirmrande entfernt, ein Bündel von zahlreichen langen Tentakeln in einer Reihe trägt. Das Genus Phacellophora wurde 1835 von BrAnDT mit folgender Diagnose gegründet: „Tentaculorum fasci- culi 16, in inferiore disci facie uniseriati, e sinu vasculoso arcuato prodeuntes. Ventriculus simplex, vasa (intestina) plurima emittens.“ (Prodrom. Descript. Anim. Mertens., p. 23.) Die Grundlage für diese Gattungs-Diagnose lieferte die stattliche Phacellophora camtschatica, von welcher MERTENs eine vorzügliche Abbildung und Beschreibung hinter- lassen hatte (Taf. VIII, 1. c.). Ausser dieser typischen Art glaube ich aber noch eine zweite Species zu diesem Genus ziehen zu müssen, von welcher MERTENS nur 2 treffliche Figuren, ohne Beschreibung, hinterlassen hatte. BrAnDT zog diese letztere Form zur Gattung Oyanea wegen der Aehnlichkeit in der Gardinen-Form der Mundarme, als Unter- gattung unter dem Namen Heccaedecomma ambigwum. Indessen zeigt eine genauere Vergleichung der Abbildungen, dass diese letztere der ersteren Art sehr nahe verwandt ist. In beiden Species finden sich 16 Sinneskolben, welche mit 16 einreihigen Bündeln von Tentakeln alterniren. In beiden Arten gehen von der Magen-Peripherie 16 fieder- ästige Ocular-Canäle ab, und zwischen ihnen 16 intermediäre Canal- Bündel, deren jedes bei P. camtschatica aus 5, bei P. ambigua aus 3 geraden einfachen Radial-Canälen besteht; mithin beträgt die Gesammtzahl der Canal-Wurzeln bei der ersteren 96, bei der letzteren 64; in jedem Tentakel-Bündel stehen bei der ersteren 20—24, bei der letzteren nur 9 Tentakeln. Wichtiger ist der Unterschied beider Species in der Form des Ringeanals und der Randlappen. Bei P. camtschatica ist der Ringeanal, in den sämmtliche Radial-Gefässe münden, zickzackförmig aus 32 Bogen zusammengesetzt (daher von Branpr irrthümlich geleugnet); die 16 breiteren Bogen („Sinus“) geben die Canäle für die Tentakeln ab, und ausserdem 7 Canäle für jeden Velar-Lappen; die 16 schmäleren, damit alternirenden Bogen des Gefässringes werden vom Distal- Theil der 16 fiederästigen Ocular-Canäle gebildet; jeder derselben spaltet sich schliesslich in 3 Endäste, von denen der mittlere zum Sinneskolben, die beiden seitlichen zu den beiden Ocular-Lappen gehen. Hingegen ist der Ringcanal von ?. dubia einfach, nicht ziekzackförmig, und giebt ausser den 48 Endästen der 16 Ocular-Canäle (zwischen je 2 der letzteren) 5 Canäle für jeden Velar-Lappen ab (2 grössere und 3 kleinere). Eine sichere Deutung dieser Differenzen wird nur die Ontogenie geben können. Indessen glaube ich die nahe Ver- wandtschaft beider Arten um so sicherer annehmen zu dürfen, als eine dritte, kürzlich von HerrTwıeg in Messina beobachtete Species (P. sicula) zwischen den beiden ersteren in der Mitte zu stehen scheint. Was HuxLry (1849, l. c. Pl. 39, Fig. 18) als eine Phacellophora erwähnt, ist nur eine echte Oyanea. 509. Species: Phacellophora camtschatica, Brunxpr. Phacellophora camtschatica, BRAnDrT, 1838; Memoir. Acad. Petersb. Tom. IV, p. 366, Taf. VII. Phacellophora camtschatica, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 161. Phacellophora camtschatica, Ar. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 4. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 3—4mal so breit als hoch. Schirmrand mit 16 Sinneskolben, deren jeder unter einer grossen Deckschuppe sitzt, zwischen 2 schmalen, kaum 550 orDo: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: ULMARIDAF. halb so breiten Oeular-Lappen. Damit alterniren 16 breitere, fast halbkreisförmige Velar-Lappen, deren jeder 7 Randlappen zeigt und an seiner subumbralen Unterseite, eine Strecke vom Schirmrande ent- fernt, ein Bündel von 20—24 langen Tentakeln (in einer Reihe) trägt. Tentakeln kürzer als der Schirm-Radius. Mundarme sehr stark und breit, tief eingeschnitten und gefaltet, allmählig zugespitzt, ungefähr so lang als der Schirm-Durchmesser. 16 Ocular-Canäle fiederästig, alternirend mit 16 inter- mediären Canal-Bündeln, deren jedes aus 5 einfachen Canälen besteht. Specielle Beschreibung und schöne Abbildung von MERTENS bei BrAnDr (l. c.). Danach ist diese statt- liche Ulmaride, der Typus des Genus Phacellophora, durch mancherlei Bildungs-Verhältnisse ausgezeichnet, insbeson- dere durch die ausgeprägte Differenzirung der Organe des Schirmrandes. Die 16 Tentakel-Bündel (jedes aus 20 bis 24 Tentakeln in einer Reihe zusammengesetzt) stehen an der subumbralen Unterseite der 16 breiten Velar-Lappen, welche weit vorspringen, am Rande je 7 Läppchen und diesen entsprechend 7 einfache Lappen-Canäle zeigen. In dem tiefen Einschnitte zwischen je 2 Velar-Lappen (oder „Intermediär-Lappen“) steht ein dreilappiges Rand-Organ, welches die 3 Endäste des Ocular-Canals enthält. Den breiten dreieckigen oder fast herzförmigen Mittellappen dieses Rand-Organes halte ich für die ungewöhnlich entwickelte Deckschuppe des Sinneskolbens, die beiden schmalen lanzett- förmigen Seitenlappen hingegen für die Ueberreste der Ephyra-Lappen (oder der ursprünglichen Ocular-Lappen). Die Sinneskolben selbst sind in der Abbildung nicht angegeben und scheinen sehr klein zu sein. Jeder der 16 Ocular- Canäle giebt seitlich 4 Paar Fiederäste ab. Zwischen je 2 Ocular-Canälen aber laufen vom Magen zum Ringcanal 5 gerade, einfache, fast parallele Intermediär-Canäle. Die mächtigen Mundarme sind tief eingeschnitten und scheinen am meisten denjenigen einiger Aurelia-Arten zu gleichen (A. colpota, A. limbata). Das Mundkreuz ist in der Figur von MERTENS ganz richtig dargestellt, und es ist unbegreiflich, wie BRAnpr dasselbe völlig missverstehen konnte (l. c. p. 363). Farbe: Gonaden rothbraun, Canäle gelb, Tentakeln blassviolet. Grösse: Schirmbreite 500—600 Mm., Schirmhöhe 100—200 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Nord-Pacifischer Ocean; Küste von Kamtschatka (St. Peter-Pauls-Hafen), Mertens; Küste von Californien (San Franeisco-Bay), Ar. Ascassız. 510. Species: Phacellophora ambigua, Hacker. Heccaedecomma ambiguum, BRAnDT, 1833; Memoir. Acad. Petersb., Tom. IV, p. 380, Taf. 27, 28. Heccaedecomma ambiguum, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 161. Heccaedecomma ambiguum, Au. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 43. Cyanea ambigua, BRANDT, 1335; Memoir. Acad. Petersb., Tom. IV, p. 380. Phacellantha ambigua, HAccker, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 456. Species-Diagnose: Schirm fach gewölbt, 3 mal so breit als hoch. Schirmrand mit 16 Sinnes- kolben, welche in 16 tief eingeschnittenen Sinnesbuchten sitzen und mit 16 breiten, in 4 Läppchen gespaltenen Randlappen alterniren. An der subumbralen Unterseite jedes der 16 Randlappen, eine Strecke vom Schirmrande entfernt, ein Bündel von 9 langen Tentakeln in einer Reihe. Tentakeln kürzer als der Schirm-Radius. Mundarme etwas kürzer als der Schirm- Durchmesser, sehr breit und dünnhäutig, vielfach gefaltet, gardinenförmig. 16 Öcular-Canäle fiederästig, alternirend mit 16 inter- mediären Canal-Bündeln, deren jedes aus 3 einfachen Canälen besteht. Specielle Beschreibung fehlt. Die Darstellung von BrAnpr gründet sich lediglich auf zwei schöne, von MERTENS hinterlassene Zeichnungen, von denen die eine (Taf. 27 1. c.) die Meduse schwimmend im Profil, die andere (Taf. 25) von der unteren Seite darstellt. Wegen der Aehnlichkeit der gardinenförmigen Arme mit denjenigen von Oyanea stellte sie BRANDT zu dieser Gattung, als besondere Untergattung unter dem Namen Heccaedecomma. Als besondere Gattung stellte sie dann L. Acassız unter diesem Namen neben Phacellophora zu den Sthenoniden. Eine genaue Vergleichung der ersteren und letzteren hat mich jedoch zu der Ueberzeugung geführt, dass Beide nicht generisch zu trennen sind. Dass die faltenreichen Mundarme bei P. camtschatica schmäler und spitzer (wie bei Chrysaora), bei P. ambigua hingegen breiter und faltenreicher (wie bei Cyanea) sind, genügt nicht, um Beide in verschiedene Genera zu stellen; ebensowenig die unbedeutenden Differenzen in der Bildung des Canal-Systems. Zwi- schen je 2 fiederästigen Ocular-Canälen gehen hier nur je 3 einfache gerade (fast parallele) Intermediär-Canäle vom FAMILIA: ULMARIDAE. GenERA: PHACELLOPHORA, AURELIA. 551 Magen zum Ringcanal (bei der vorigen Art je 5). Der bedeutendste Unterschied besteht in der Bildung der Rand- lappen. Während bei P. camischatica die 16 intermediären Velar-Lappen je 7 Läppchen und 7 Canäle zeigen, und durch tiefe Einschnitte von den schmalen Ocular-Lappen getrennt sind, erscheinen sie bei P. ambigua von letzteren nur durch eine seichte Kerbe getrennt, und zeigen nur 2 Läppchen und 5 Velar-Canäle, 2 längere und 3 alternirende kürzere (vergl. Taf. 27, 1. c.). Daher steht scheinbar zwischen je 2 Sinneskolben ein breiter Randlappen mit 4 Läpp- chen und 7 Canälen. Grösse: Schirmbreite 150—200 Mm., Schirmhöhe 50—60 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Pacifische Küste von Nord- Amerika (?), Merrexs; Port Townsend, Strait of Fuca, Washington Territory, Ar. Acassız. 511. Species: Phacellophora sicula, Harcker. Phacellophora camtschatica, HErTwIG (— non Branpr! —), 1878; Nervensyst. Sinnesorg. Medus. Monogr. p. 113, 114, Taf. IX, Fig. 15, Taf. X, Fig. 16. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig. Schirmrand mit 16 Sinneskolben, deren jeder unter einer kleinen Deckschuppe sitzt, zwischen 2 schmalen Ocular-Lappen. Damit alter- niren 16 breitere, mit convexem Bogen vorspringende Velar-Lappen, deren jeder an seiner subumbralen Unterseite, eine Strecke vom Schirmrande entfernt, ein Bündel von 9 langen Tentakeln (in einer Reihe) trägt. Mundarme? 16 Ocular-Canäle fiederästig, alternirend mit 16 intermediären Canal-Bündeln, deren jedes aus 3 einfachen Canälen besteht. Specielle Beschreibung fehlt. Die vorstehende Diagnose ist nach den Notizen und Figuren von HERTWIG (l. e.) entworfen, welche in Messina ein sehr grosses Exemplar dieser Art erbeuteten. Ihre Fig. 15 (Taf. IX) giebt die vergrösserte Abbildung eines Sinneskolbens, ihre Fig. 16 (Taf. X) einen Quadranten des Schirmrandes verkleinert wieder. Danach scheint diese mediterrane Art zwischen den beiden vorhergehenden nord-pacifischen Arten in der Mitte zu stehen, indem die Bildung des Schirmrandes mehr mit P. camtschatica, diejenige des Canal-Systems hin- gegen mehr mit P. ambigua übereinstimmt. Wie bei letzterer stehen auf der Unterseite jedes Velar-Lappens 9 Ten- takeln, und zwischen je 2 verzweigten Ocular-Canälen nur 3 einfache Intermediär-Canäle. Hingegen scheint das Verhalten der Sinneskolben zu den Ocular-Lappen mehr wie bei P. camtschatica zu sein. Der Rand der Velar-Lappen ist in der Figur nicht gekerbt. Ueber die Mundarme und Gonaden ist Nichts angegeben. Eine genauere Unter- suchung dieser merkwürdigen Ulmaride — bisher der einzigen, im Mittelmeer beobachteten Sthenonide! — ist sehr wünschenswerth. Grösse: Schirmbreite ungefähr 100—200 Mm., Schirmhöhe 50—80 Mm.? Ontogenie unbekannt. Fundort: Mittelmeer; Messina 1877, Herrwıc. XXVIIIC. Dritte Subfamilie der Ulmariden: AURELIDAR, L. Acassız (1862). Ulmariden, deren Tentakeln an der exumbralen Oberseite der Randlappen, in einiger Entfernung vom Schirmrande inserirt sind, 208. Genus: AURELIA, Pirox et Lesueur (1809). Aurelia, Nomen proprium: Genus-Diagnose: Ulmaride mit 8 Sinneskolben und mit 8 breiten adradialen, bisweilen zweitheiligen Velar-Lappen, deren jeder auf seiner exumbralen Oberseite, eine Strecke vom Schirmrande entfernt, eine Reihe von zahlreichen kurzen Tentakeln trägt, alternirend mit eben so vielen kleinen Dorsal-Läppchen. Mundarme einfach. Das Genus Aurelia wurde von P&RoN und LESUEUR 1809. für diejenige allbekannte Medusen-Form gegründet, deren maassgebender Typus die gemeinste aller europäischen Acraspeden, die allgemein verbreitete Medusa aurita 552 orDO: DISCOMEDUSAE. ranıLıa: ULMARIDAE. von Livx# ist (Annales du Museum d’hist. nat. Tom. XIV, p. 357). Ihre Gattungs-Diagnose lautet: „4 bouches, 4 estomacs, 4 ovaires, 4 bras, une cavit6 aerienne au centre de l’ombrelle, 8 auricules & son pourtour.“ Es ist diese Diagnose ein recht schlagendes Beispiel von der oberflächlichen Art und Weise, wie PERON und LeEsuEUrR bei ihren Medusen-Untersuchungen verfuhren. Denn schon 62 Jahre früher war die erste Abbildung der gemeinen europäischen Medusa aurita von Linx#& gegeben worden (1747, 1. c.). Eine genauere Darstellung derselben (unter dem Namen M. cerueiata) war schon 1762 von BAsrEr erschienen, und eine vortreffliche Abbildung und Beschreibung derselben von ©. F. Mütter 1780 (l. c. Tab. 76, 77). Ausserdem hatten P£rox und LesuEur selbst jederzeit die beste Ge- legenheit, die leichte Untersuchung ihrer Anatomie auszuführen; und trotzdem deuten sie die 4 Subgenital-Höhlen als 4 Magenhöhlen, ihre Oefinungen als 4 Mundöffinungen; hingegen wird der grosse, in der Mitte gelegene Mund ganz von ihnen übersehen und der eigentliche Magen für eine luftgefüllte Höhle erklärt! Mit demselben Rechte könnte man bei allen Medusen eine luftgefüllte Schwimmblase beschreiben; denn wenn man sie aus dem Wasser herausnimmt und das Wasser aus dem Magen auslaufen lässt, ist derselbe mit Luft gefüllt!! Die falsche Beschrei- bung von P£rox veranlasste viele unnütze Discussionen. Bald traten an ihre Stelle die besseren Darstellungen von GAepE (1816), Baer (1823), Rosentuan (1824) und EHRENBERG (1835). Trotzdem blieben in der Anatomie der Anrelia noch mancherlei Irrthümer bestehen, die erst in neuester Zeit durch Acassız (1862) und Craus (1377) berichtigt wurden. Wie wenig die meisten älteren Beobachter es verstanden, die Organisation der Aurelia auf die zahlreichen vorhandenen Beschreibungen zurückzuführen, beweist der Umstand, dass die gemeine europäische Ver- treterin dieser Gattung nicht weniger als 40 verschiedene Namen erhielt! Unter den 10 Species, welche PERON von Aurelia aufführt, sind 7 bloss Synonyme von A. aurita (= cruciata). Von den 3 übrigen Arten ist nur A. flavidula eine echte Aurelia, hingegen A. phosphorica die gemeine Pelagia noctiluca, und A. rufescens die gewöhnliche Laodice eruciata. EscuscnoLrz (1829, l.c. p. 61) behielt für Aurelia den Genus-Namen Medusa (im engsten Sinne!) bei. Er führte nach dem Vorgange von P#ron 9 Species auf, von denen nur M. aurita und M. labiata selbständige Arten, die 7 übrigen nur Synonyme der ersteren sind. Später (1833) beschrieb BRANDT einige neue, von MERTENS vortreff- lich abgebildete Arten und glaubte danach die Gattung in 2 Subgenera trennen zu können: Monocraspedon und Diplocraspedon. Letztere, deren Typus A. limbata ist, sollte sich von ersterer dadurch unterscheiden, dass der „Randsaum auf der Bauchseite doppelt ist und die entwickelten Tentakeln in einer Reihe stehen, ausserdem aber noch eine Reihe länglicher bläschenartiger Tentakel-Rudimente“ (l. c. p. 372). In Wahrheit besteht aber diese Structur, welche nur der A. limbata zukommen sollte, bei sämmtlichen Aurelien, und wenn BrAanpr sich nur die Mühe genommen hätte, einmal mit der Lupe den Schirmrand der gemeinen A. aurita zu betrachten, würde er gefunden haben, dass hier ganz ebenso wie dort die eigentlichen Tentakeln in einer Reihe stehen und mit einer Reihe von „länglichen bläschenartigen Tentakel-Rudimenten“ (— d.h. Randläppchen! —) alterniren. Allerdings haben sonder- barer Weise auch die meisten übrigen Medusologen dieses wichtige Verhalten ganz übersehen, trotzdem schon 1780 O. F. Mürter dasselbe in Fig. 1 seiner Taf. 77 vortrefflich abgebildet hatte, und ebenso 1324 RosEnTHAL (]. c. Taf. 12, Fig. 6). Erst in neuerer Zeit hat L. Acassız dasselbe wieder entdeckt (1362, 1. c. Pl. VO, Fig. 2—4). Es hängt diese eigenthümliche Bildung auf das Engste mit der Entwickelung der Tentakeln auf der Exumbral- Fläche der Velar-Lappen zusammen (s. oben p. 541). — Die Ontogenie der Aurelia ist zuerst von Sars (1835, 1841) und SırsoLn (1849), später von Acassız (1862) und Craus (1877) sehr ausführlich geschildert worden (s. oben p. 474). Von den 8 nachstehend beschriebenen Arten kommt 1 auf die europäischen Küsten, 4 auf die nordamerikanischen Küsten (2 östliche, 2 westliche), 1 auf Kamtschatka, 1 auf Australien und Polynesien, 1 auf den indischen Ocean (Südafrika). I. Subgenus: AURELETTA, Harcxer. Aurelien mit 8 einfachen Velar-Lappen. 512. Species: Aurelia aurita, Lanarex. I. Synonyme der atlantisch-baltischen Aurelia aurita: Aurelia aurita, LAmArck, 1817; Hist. nat. Anim. sans vert. Tom. II, p. 513. Aurelia aurita, RoMAnes, 1876; Journ. Linn. Soc. p. 527; 1877, p. 193, Pl. XVI. Aurelia rosea (et purpurea), P&rox et LEesuEur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 358, 359, Nr. 85, 93. Aurelia surirea (et campanula), P#rox et LEsuEur, 1809; Tableau des Meduses, etc., p. 357, 358, Nr. 86, 87. Aurelia melanospila (et lineolata), P#rox et Lesueur, 1809; Tableau des Meduses ete., p. 358, 359, Nr. 39, 95: Aurelia granulata (et radiolata), LAmArck, 1817; Hist. nat. Anim. sans vert. Tom. II, p. 176, 177. Aurelia globularis, Cmamısso, 1821; Nova Acta phys. med. Tom. X, p. 358, Tab. 28, Fig. 2. Aurelia campanula (et aurita), Forges, 1848; Brit. Naked-eyed Med. p. 75, 76. Aurelia cruciata (et aurita), J. P. Van BEneDEn, 1866; Fauna littor. Belg., p. 36, 87. FAMILIA: ULMARIDAE. Genus: AURELIA. 553 Aurelia cruciata, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 160. Aurelia Reynaudii, BrAnpT, 1835; Prodrom. Descript. An. Mertens. p. 25. Aurelia quadricincta, BrAnpr, 1835; Prodrom. Deseript. An. Mertens. p. 25. Cyanea quadricincta, REYyNAuD, 1830; in Lesson’s Centurie Zoolog. p. 103, Pl. 37. Macrostoma quadrieinetum, LEssox, 1330; Manuscript. Biblis Reynaudii, Lesson, 1843; Acalephes, p. 339. Biblis Aquitaniae, Lesson, 1843; Acalephes, p. 340. ? Ephyra octolobata. EscHscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 34, Taf. VIII, Fig. 1. Strobila octoradiata, Sars, 1835; Beskriv. og Jagtt., p. 16, Pl. III. (— Larva! —) Medusa aurita, Linn&, 1746; Fauna suec. Nr. 1237; 1747, Westgöta Resa Tab. III, Fig. 2. Medusa aurita, ©. F. MÜLLER, 1780; Zool. Dan. Fasc. II, Tab. 76, 77. Medusa aurita, MODEER, 1791; Nova Acta phys. med. VIII, Append. p. 29, Nr. 20. Medusa aurita, GAEDE, 1816; Beitr. Anat. Phys. Med., p. 12, Tab. 1. Medusa aurita, BAER, 1823; Meckel’s Deutsch. Arch. für Physiol. Bd. VIII, p. 369, Taf. IV, Fig. 2—8. Medusa aurita, ROSENTHAL, 1824; in Tiedemann’ u. Treviranus’ Zeitschr. für Physiol. Bd. I, p. 318, Taf. 11, 12. Medusa aurita, EscascHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 61. Medusa aurita, EHRENBERG, 1835; Abhandl. Berlin. Akad., p. 186, Taf. I-VII. Medusa aurita, SIEBOLD, 1839; Beitr. Naturg. Wirbellos. Thiere, p. 1, Taf. I, I. Medusa aurita, Sars, 1841; Archiv. f. Naturg. Jahrg. VII, p. 9, Taf. I-IV. Medusa aurita, DALYELL, 1848; Rare remark. anim. Scotl., p. 246, Pl. 51, Fig. 1—4. Medusa cruciata, BASTER, 1762; Opuscula subseciva, p. 123, Tab. XIV, Fig. 3, 4. Medusa purpura, PEnnAnT, 1777; Brit. Zoolog. Vol. IV, p. 57. Medusa purpurata, MODEER, 1791; Nova Acta phys. med. VIII, Append. p. 28, Nr. 19. Medusa surirea (et campanula), EscascHoLtz, 1329; System der Acalephen, p. 69. Medusa granulata (et radiolata), EscnscuoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 66. Medusa globularis, EscascHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 64, Tab. VI, Fig. 4. Medusa quadrieineta, ReynAup, 1850; in Lesson’s Centurie Zoolog. p. 103, Pl. 37. II. Synonyme der mediterranen Aurelia aurita: Medusa cruciata, Linn&, 1758; Systema naturae, Edit. X, p. 659, Nr. 2. Medusa cruciata, MODEER, 1791; Nova Acta phys. med. VIII, Append. p. 33, Nr. 40. Medusa persea, FORSKAL, 1775; Descript. Anim. Itin. Orient., p. 107, Tab. 33, Fig. B. Medusa amaranthea, Macrı, 1778; Del Polmon. marin., p. 19, Pl. 1. Medusa tyrrhena, EscnscHortz, 1829; System der Acalephen, p. 65. Aurelia aurita, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 293. Aurelia aurita, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 160. Aurelia aurita, CLaus, 1377; Denkschr. Wien. Acad., Bd. 38, p. 19, Taf. IV, V. Aurelia amaranthea, Psrox et Lesuzur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 359. Aurelia tyrrhena, LAmArck, 1817; Anim. sans vert. Syst. Tom. II, p. 514. Evagora tetrachira, PERON et LEsuUEUR, 1509; Tableau des Meduses etc., p. 343, Nr. 46. Evagora tetrachira, Lesson, 1843; Acalephes, p. 342. Orythia tetrachira, LAmArcK, 1817; Syst. Anim. sans vert. Tom. II, p. 503. Öcyroe persea (et labiata), BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 291, Pl. 35, Fig. 1. Rhizostoma persea, EschscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 51. Monocraspedon auritus, BRAnDT, 1838; M&moir. Acad. Petersb., Tom. IV, p. 370. Cyanea aurita, Cuvıer, 1817; Regne animal, Tom IV, p. 56. Cyanea aurita, MiLnEe-Epwarps, 1849; in Cuvırr’s Regne anim. illustr. Zooph., Pl. 48. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, uhrglasförmig bis halbkugelig, 2—4 mal so breit als hoch. 8 Velar-Lappen des Schirmrandes schmal, wenig vorspringend, durch 8 seichte Oecular- Buchten getrennt. Mundarme etwas kürzer als der Schirm-Radius, schmal lanzettförmig, an den Rän- dern stark gekräuselt, aber nicht gelappt. Schirm-Radius 3 mal so gross als der Genital - Radius. 4 Perradial-Canäle stark verästelt, meist ohne Anastomosen. An jeder Genital-Bucht 3 Canal-Wurzeln (1 interradialer trichotom verästelter Canal und 2 einfache unverästelte Adradial-Canäle). 16 dendri- tische Canal-Netze mit sehr wenigen und sehr langgestreckten Maschen. Haeckel, System der Medusen. 70 Jen. Denkschriften 1. 554 orpo: DISCOMEDUSAEF. FamıLıA: ULMARIDAE. Specielle Beschreibung und Abbildung am ausführlichsten bei EHRENBERG (1835, 1. e.); gute Abbil- dungen ausserdem bei Datyerr (1848, 1. c.), MıiLne-Epwaros (1849, 1. c.) und Romanzs ( 1877, 1.c.). Aber auch die älteren Darstellungen von O. F. MürLer (1780), GAEpE (1816), Baer (1823) und RosentuarL (1824) geben die wichtigsten Verhältnisse der Organisation richtig wieder. Die Entwickelungsgeschichte wurde zuerst von Sars (1835, 1841, 1. c.) und von Sıesorp (1839, 1.c.) richtig geschildert, in neuerer Zeit von Van BENEDEN (1866, 1. c.) und Craus (1877, 1. c.). Vergl. oben p. 474. Die zahlreichen Varietäten und Monstrositäten sind namentlich von EHRENBERG (1835, 1. c.) und Romanes (1877, 1. c.) geschildert worden. Unter allen Acraspeden Europas ist Medusa aurita, die „gemeine Ohrenqualle“, weitaus die häufigste und am allgemeinsten verbreitete. Ich selbst beobachtete sie an den Küsten von Norwegen, Schottland, Irland, England, in der Ostsee bei Swinemünde und Königsberg, in der Nordsee bei Helgoland und Amsterdam, im Canal de la Manche bei Ostende, Granville, auf der Insel Jersey, an der Südküste der Bretagne bei St. Nazaire, ferner im Mittelmeere bei Nizza, Neapel, Messina, im adriatischen Meere bei Triest, Lesina, Corfu, in der Levante bei Smyrna und im Bosporus, sowie im schwarzen Meere bei Varna. Ebenso geht aus den zahlreichen, oben ceitirten Mittheilungen älterer und neuerer Beobachter hervor, dass Medusa aurita eine ganz allgemeine Verbreitung an den europäischen Küsten besitzt und in allen Meeren Europas — selbst in der sonst an Medusen so armen Ostsee — periodisch in ungeheuren Schwärmen erscheint. Da sie aber mancherlei locale Variationen in Grösse, Färbung und Gesammtform darbietet, da sie ferner in diesen Beziehungen an einem und dem- selben Orte zu verschiedenen Jahreszeiten mannichfache Abweichungen zeigt, und da auch verschiedene Alterszustände in derselben Jahreszeit bedeutend differiren, so ist es nicht zu verwundern, dass sie unter sehr verschiedenen Namen in der Literatur erscheint. Nicht weniger als vierzig verschiedene Namen sind für diese allbekannte Medusa aurita zur Verwendung gekommen, die ich hier nur als eine einzige Species aufführen kann. PERON allein hat sie (schon 1809 1. c.) in acht Arten gespalten! Lesson hat daraus sogar 12 Species und 4 Genera fabrieirt!! Neuerdings hat L. Acassız (1862, 1. c. p. 160) den grössten Theil dieser Synonyme berichtigt, unter- scheidet jedoch noch 2 europäische Arten, von denen die nördlichere Aurelia eruciata (= Medusa eruciata, BASTER) der Nordsee, den Küsten von Norwegen, Britannien, Nord-Frankreich angehören soll, während die südlichere Aurelia aurita (= Medusa aurita, Lisn£) im der Bay von Biscaya, bei den Azoren und im ganzen Mittelmeere sich finden soll. Ich habe besondere Mühe und Aufmerksamkeit darauf verwendet, specifische Unterschiede zwischen diesen beiden angeblichen Arten (die schon Lınnt# 1758 als Medusa aurita und M. erwciata trennt) ausfindig zu machen, habe aber nur ein negatives End-Resultat erzielt. Die sorgfältigste Vergleichung mediterraner und atlantischer, gut conservirter Formen hat mir nur solche Unterschiede ergeben, wie sie auch bei verschiedenen Individuen eines und desselben Fundortes zu verschiedenen Jahreszeiten, oder selbst bei verschiedenen Individuen eines und desselben Schwarmes gleichzeitig sich finden! Mithin bin ich zur Ueberzeugung gelangt, dass nur eine europäische Spe- cies dieses Genus, Aurelia aurita, existirt. Eine Zeit lang glaubte ich wenigstens noch eine Art als A. eruciata unter- scheiden zu können, welche ich im September 1378 im Canal de la Manche bei Granville, St. Malo und auf der Insel Jersey in Schwärmen beobachtete. In der characteristischen Form des stärker verästelten und mehr anastomosirenden Canal-Netzes glich diese mehr der nordamerikanischen A. flavidula als der gewöhnlichen A. aurita, von der sie sich auch durch geringere Grösse, zarteren Habitus, sowie schlankere und längere Arme unterscheidet. Es ist dies wohl dieselbe Varietät, die neuerdings auch Forges (1848) und P. Van BEnEDEN (1866) als A. cruciata von der gewöhn- lichen A. aurita getrennt haben. Allein ausgedehnte Vergleichungen haben mich zu der Ueberzeugung geführt, dass hier nur ein ausgeprägter „Saison-Dimorphismus“ oder besser Ethoral-Polymorphismus vorliegt, wie ihn auch kürzlich RomAnzs von schottischen Aurelien einer und derselben Localität beschrieben hat; er giebt an, dass daselbst im Spätherbst alle Individuen kleiner und blasser werden, nur $ oder 4 der früheren Grösse erreichen, und bringt dies mit der übermässigen Zunahme parasitischer Crustaceen (Hyperia galba) in Causal - Zusammenhang (Journal of the Linn. Soc. 1376, XII, p. 524; 1877, XIII, p. 190, Pl. XVI). Ebendaselbst hat RomAanes auch die ausserordentliche Variabilität der Aurelia aurita und ihre besondere Neigung zur Bildung von Monstrosi- täten hervorgehoben, auf welche früher schon EuRENBERG aufmerksam gemacht hatte (Abhandl. Berlin. Acad. 1835, p. 199, Taf. I, II). Ich kann diese merkwürdigen Verhältnisse, welche für den Transformismus von hohem Inter- esse sind, durch eigene zahlreiche Beobachtungen näher erläutern und behalte mir dies für eine besondere monogra- phische Arbeit vor; hier will ich nur noch erwähnen, dass überwinterte Aurelien aus Kiel, die ich der Güte von Professor Morgıus und Dr. WırseLm HaAcke verdanke, sehr beträchtliche Abweichungen von der gewöhnlichen Form darboten. Unter den zahlreichen Uebergangsformen, welche diese Species zu anderen Arten dieser Gattung liefert, sind namentlich diejenigen zu bemerken, die sich einerseits an die südafrikanische A. colpota, anderseits an die nordamerikanische A. flavidula anschliessen. Farbe: Sehr variabel; meistens blass violet, bald mehr in das Fleischrothe, Rosenrothe oder Purpurrothe, bald mehr in das Bläuliche oder Gelbliche spielend; dunkler gefärbt sind meistens bloss die Gonaden und die Tentakeln, bisweilen auch alle Canäle; nicht selten sind diese Theile gelb- weiss oder milchweiss; bisweilen ist das ganze Thier farblos. FAMILIA: ULMARIDAE. Genus: AURELIA. 555 Grösse: Sehr variabel; die kleinsten geschlechtsreifen Exemplare, die ich selbst beobachtete, massen 10—20 Mm., die grössten 300—400, die meisten gewöhnlich 50—100 Mm. Ontogenie: Generationswechsel mit Strobilation (vergl. oben p. 474). Fundort: Europäische Küsten, allgemein verbreitet, oft in colossalen Schwärmen; im Mittel- meer vom Bosporus bis zur Meerenge von Gibraltar; atlantische Küste von Lissabon bis Nor- wegen; Britische Küsten; Island; Ostsee. 513. Species: Aurelia colpota, Branpr. Aurelia colpota, Branpr, 1838; Memoir. Acad. Petersb. Tom. IV, p. 370, Taf. IX. Aurelia colpota, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 160. Monocraspedon colpotus, BRAnpT, 1335; Prodrom. Descript. Anim. Mertens., p. 25. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt bis halbkugeligz, 2—3 mal so breit als hoch. 8 Velar-Lappen des Schirmrandes nicht vorspringend, nur durch 8 kleine und seichte Ocular-Buchten getrennt. Mundarme etwas länger als der Schirm-Radius, in der ganzen Ausdehnung stark gelappt und gekräuselt, an der Basis sehr breit und tief eingeschnitten. Schirm -Radius doppelt so gross als der Genital-Radius. An jeder Genital-Bucht 5 Canal-Wurzeln (1 einfacher Interradial-Canal, 2 einfache adradiale und dazwischen 2 diehotome eradiale). 16 anastomosirende Canal-Netze mit spärlichen, sehr langgestreckten Maschen. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Branpr (l. c.). Die gute Abbildung von MERTENS ist nach Exemplaren entworfen, welche derselbe im indischen Ocean, unweit der Ostküste des Caplandes beobachtete. Dieselbe stimmt mit mehreren gut conservirten Exemplaren überein, welche ich selbst durch meinen verstorbenen Vetter, Dr. WILHELM BLEER, aus der Capstadt erhalten habe. Im Ganzen steht diese südafrikanische Art der europäischen A. aurita sehr nahe. Sie unterscheidet sich von ihr hauptsächlich durch die bedeutend breiteren und stark gelappten Arme, welche namentlich an der Basis durch tiefe Einschnitte in mehrere grosse Lappen gespalten sind. Auch sind die Genital- Taschen bedeutend grösser, indem ihr convexer Aussenrand eben so weit vom Centrum, wie vom Rande des Schirmes entfernt ist. Endlich ist die Form der Canal-Verzweigung bei dieser Art eigenthümlich: Die 8 einfachen Adradial-Canäle verlaufen nicht isolirt, sondern communiciren durch ein oder zwei kurze Anastomosen sowohl mit den Aesten der 4 interradialen als mit den Aesten der 4 perradialen Canal-Netze, so dass eine zusammenhängende Communication in der Peripherie des Schirmes besteht; im Uebrigen sind die Maschen des Canal-Netzes gross, lang- gestreckt, nicht zahlreich, sehr unregelmässig. ; Farbe: Blass röthlich; Gonaden und Tentakeln rosenroth. Grösse: Schirmbreite 100—120 Mm., Schirmhöhe 40—50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean (35° S. Br., 334° W.L.), Mertens; Küste des Caplandes, Bırex. 514. Species: Aurelia flavidula, Piron et Lesurur. Aurelia flavidula, PErON et LEsuEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 359, Nr. 92. Aurelia flavidula, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 12, 51, 160, Pl. VI-XI. Aurelia flavidula, AL. Acassız, 1865; North Amer. Acal., p. 42, Fig. 65, 66. Aurelia aurita, GouLp, 1841; Rep. Invert. Massach., p. 348. Medusa aurita, FABrıcıus, 1780; Fauna Groenl., p. 363, Nr. 356. Medusa flavidula, EscuscuoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 66 Anm. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt bis halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch. 8 Velarlappen des Schirmrandes schmal, wenig vorspringend, durch 8 tiefe und breite Öcular-Buchten getrennt. Mundarme fast so lang als der Schirm-Radius, breit und dick, in der Proximal-Hälfte mit vorspringenden, stark ausgebuchteten, breiten Lappen. Schirm-Radius 3 mal so gross als der Genital- Radius. An jeder Genital-Bucht 7 Canal-Wurzeln (1 einfacher Interradial- Canal, 2 einfache adradiale 70* 556 orDO: DISCOMEDUSAE. raAmıLıa: ULMARIDAE. und dazwischen 4 dichotome eradiale). 16 getrennte Canal-Netze mit zahlreichen langgestreckten, gegen den Rand hin viel kleineren Maschen. Specielle Beschreibung und vorzügliche Abbildung bei L. Acassız (1862, 1. c.). Derselbe hat nicht nur den- anatomischen Bau des erwachsenen Thieres, sondern auch die Entwickelungsgeschichte fast vollständig und sehr ausführlich geschildert; die erläuternden zahlreichen Abbildungen von SONREL sind ausgezeichnet schön und natur- getreu. Von der europäischen A. aurita, der diese Art sehr nahe steht, unterscheidet sie sich hauptsächlich einer- seits durch die bedeutend breiteren und stärkeren Arme, welche an der Basis durch tiefe Einschnitte in mehrere grosse Lappen gespalten sind; anderseits durch die verschiedene Conformation des maschenreichen Canal-Netzes. Die 4 Interradial-Canäle, welche bei A. aurita von der einfachen Basis an trichotom sich verästeln, sind bei A. Hlavidula schon an der Basis in 3—5 getrennte Stämme zerfallen, welche isolirt aus der Gonaden-Peripherie hervorgehen; der mediane (interradiale) Hauptstamm ist einfach, die 2 oder 4 lateralen Nebenstämme vielfach verästelt und anastomosirend. Farbe: Blass gelblich; Tentakeln röthlich gelb; Ovarien gelblich, später bräunlich orange; Hoden purpurn, später rosa, zuletzt weiss (Acassız |. c. p. 59). Grösse: Schirmbreite 100—150 Mm., Schirmhöhe 40—60 Mm. Ontogenie: Generationswechsel mit Strobilation, ausführlich geschildert von Acassız 1. e. Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika; Grönland, Firrıcıus; New-England, Asassız. 515. Species: Aurelia marginalis, L. Acassız. Aurelia marginalis, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 86, 160. Aurelia marginalis, AL. Acassız, 1865; North Amer. Acal., p. 43. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt bis halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch. 8 Velar-Lappen des Schirmrandes schmal (2). Mundarme verhältnissmässig klein, bedeutend kürzer als der Sehirm-Radius. Genital-Taschen sehr gross; Schirm-Radius daher noch nicht doppelt so gross als der Genital-Radius. Canal-Netz? Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Nach der kurzen Notiz von L. Acassız (l. c. p. 86) soll diese südlichere Species bedeutend grösser werden als die nördlichere, vorhergehende, nächstverwandte Art, und sich von dieser durch „verhältnissmässig kleine Arme“ unterscheiden, namentlich aber durch die beträchtliche Grösse der Genital-Taschen, welche viel grösser werden als bei irgend einer anderen Art dieser Gattung. Die radiale Distanz zwischen der Peripherie der Genital-Taschen und dem Schirmrande ist geringer als diejenige zwischen der ersteren und dem Schirm-Centrum; bei allen anderen Arten ist dies umgekehrt. (Durch einen Schreibfehler hat Acassız in Zeile 3 und 4 von unten, 1. c. p. 86 „great und greater“ statt „small und smaller“ gesetzt.) Farbe: Gonaden in beiden Geschlechtern blass rosenroth. Grösse: Schirmbreite 300—400 Mm., Schirmhöhe 100—200 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika; Key West, Florida, L. Acassız. 516. Species: Aurelia hyalina, Brunor. Aurelia hyalina, Branpr, 1838; Memoir Acad. Petersb., Tom. IV, p. 372, Taf. XI, Fig. 2, 3. Aurelia limbata?, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 160. Monocraspedon hyalinus, Branpr, 1835; Prodrom. Descript. Anim. Mertens., p. 26. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt bis halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch. 8 Velar-Lappen des Schirmrandes breit vorspringend, durch 8 tiefe und breite Ocular-Buchten getrennt. Mundarme etwas länger als der Schirm-Radius, schmal und dünn, lanzettförmig, wenig gekräuselt, nicht gelappt. Schirm-Radius fast 4mal so gross als der Genital-Radius. An jeder Genital- Bucht 5 Canal- Wurzeln, welche sämmtlich Queräste abgeben. Alle Canäle ausserhalb des Genital - Ringes durch zahlreiche Anastomosen unter einander und mit den stark verästelten Principal-Canälen verbun- den, mit zahlreichen unregelmässigen Maschen. FAMILIA: ULMARIDAE. Genus: AURELIA. 557 Specielle Beschreibung fehlt. Nach der guten Abbildung von MErTENs (bei BRAnDr, 1. e.) scheint diese aleutische Species einerseits durch die einfachere Bildung der Mundarme und Gonaden der europäischen A. aurita, anderseits durch die starke Maschenbildung des engen Canal-Netzes der benachbarten A. Timbata nahe zu stehen. L. Acassız vermuthet, dass sie eine Jugendform der letzteren sei; allein die Bildung der einfachen schmalen Mund- arme und der 5 Velar-Lappen ist ganz verschieden. Die Sinneskolben scheinen auffallend gross und auf einem dünnen, vorspringenden Stiel befestigt zu sein. Farbe: „Wasserhell, kaum mit einem Stich ins Röthliche“. Grösse: Schirmbreite 60—80 Mm., Schirmhöhe 20—30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Pacifische Küste von Nord-Amerika; Aleuten, Norfolk Sund, Mertens. II. Subgenus: AURELISSA, Harcker. Aurelien mit 8 zweitheiligen Velar-Lappen. 517. Species: Aurelia labiata, Cuanısso et Evsenmarpr. Aurelia labiata, Cmamısso et EysEnHARDT, 1820; Nova Acta phys. med. L. C. Tom. X, p. 358, Tab. 28, Fig. 1A, B. Aurelia labiata, Lesson, 1843; Acalephes, p. 377. Aurelia labiata, L. Acassız, 1562; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 160. Aurelia labiata, AL. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 43. Medusa labiata, Escascuoutz, 1829; System der Acalephen, p. 64. Ocyroe labiata, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 291, Atlas, Pl. 42 (— non 35! —). Cassiopea labiata, BLAINVILLE (— non CHamisso! —), 1834; Actinologie, p. 291. Aurelissa labiata, HAecker, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 575. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt bis halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch. 16 Velar-Lappen des Schirmes breit, stark vorspringend, durch 16 tiefe Einschnitte getrennt. Mund- arme 3 so lang als der Schirm-Radius, dreiseitig-pyramidal, an der Basis mit einem grossen, abwärts gerichteten, dreiseitig-pyramidalen Lippen-Wulste. Schirm-Radius 4mal so gross als der Genital- Radius. An jeder Genital-Bucht zahlreiche (?) Canal- Wurzeln. Canäle dendritisch- verästelt, nicht anastomosirend ? Specielle Beschreibung fehlt. Die kurze Notiz von CHamısso (l. c. p. 358) lautet: „Ab Aurelia aurita labiis oris longissimis differt. Ciliae marginales non observatae sunt, adsunt tamen sine dubio. Brachia pileo ad- pressa. Diameter pilei fere pedalis.“ Die beigefügte Abbildung ist leider nur skizzenhaft und scheint mehr den eigenthümlichen Habitus dieser Art, der namentlich durch die Lippen-Pyramide bedingt ist, wiederzugeben, als die genaueren Structur-Verhältnisse; insbesondere ist das Canal-System nur oberflächlich angegeben. Wenn diese Figur indessen nur einigermaassen naturgetreu ist, so weicht diese Species von den anderen Arten des Genus beträchtlich ab und ist vielleicht selbst generisch verschieden. Insbesondere ist eigenthümlich die spitze vierseitige Lippen- Pyramide, welche vom Munde bis zur Schirm-Mündung senkrecht hinabragt und durch 4 besondere, grosse, dreiseitig- pyramidale Labial-Wülste gebildet wird; diese gleichen an Grösse und Form beinahe den Armen selbst und schliessen sich mit ihren Seitenflächen an einander. Die 16 Einschnitte des Schirmrandes erinnern an A. kimbata, während das Canal-System durch die grosse Zahl der gestreckt verzweigten, nicht anastomosirenden Canäle ausgezeichnet zu sein scheint. Ar. Acassız (l. c. p. 43) giebt an, diese interessante Art fast das ganze Jahr hindurch mit voll entwickelten reifen Ovarien im Hafen von San Francisco beobachtet zu haben, hat aber leider keine genauere Beschreibung und Abbildung geliefert. Farbe: Blass violet, Gonaden und Magen etwas dunkler. Grösse: Schirmbreite 200—300 Mm., Schirmhöhe 100—120 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Paeifische Küste von Nord-Amerika: Neu-Californien, Cramisso und EvsenHarpt; San Franeisco Bay, Ar. Asassız. 558 oRDO: DISCOMEDUSAE. raumıLıa: ULMARIDAE. 518. Species: Aurelia clausa, Lrsson. Aurelia clausa, Lesson, 1829; Voyage de la coquille, Zool. p. 119. Aurelia clausa, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 160. Aurelissa clausa, HAEcKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 376. Claustra pissiniboque, Lesson, 1843; Acalephes, p. 378. 2 Ocyroe lineolata, P&#ron et LEsuEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 355, Nr. 82. ? Cassiopea lineolata, LAMARcK, 1817; Syst. Anim. sans vert., Tom. II, p. 511. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch. 16 Velar-Lappen des Schirmrandes vorspringend. Mundarme schmal, dünn und gekräuselt, an der Basis unter einander ver- schmolzen, mit einem grossen eiförmigen, zugespitzten Lippen - Wulst. Die 4 Lippen - Wülste können die Eingänge in die 4 Subgenital-Höhlen verschliessen (?). Canal-Netz? Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die kurze Beschreibung von Lessox (l. c.) ist, wie gewöhn- lich, höchst ungenügend und dürftig. Allein es lässt sich wenigstens so viel daraus mit Wahrscheinlichkeit ent- nehmen, dass diese südpacifische Meduse eine Awrelia ist und sich durch die Bildung von 4 mächtigen Lippen-Wülsten an der Arm-Basis zunächst an die nordpacifische A. labiata anschliesst. Die Arm-Basen mit den Lippen- Wülsten sollen sich von unten her ganz über die Eingänge in die 4 Subgenital-Höhlen hinweglegen und diese verschliessen können (?). Ueber das Canal-System ist nichts Näheres gesagt. Wahrscheinlich ist auch die australische Ocyroe lineolata von P&RON mit dieser Aurelia identisch. Farbe: Ovarien, Canäle und Tentakeln rosenroth bis weinroth. Grösse: Schirmbreite 80—100 Mm., Schirmhöhe 40—50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Süd-Paeifischer Ocean: Port Praslin, Neu-Irland, Lessox; Australien, Prron (?). 519. Species: Aurelia limbata, Branpr. Aurelia limbata, BrAnpt, 1835; Prodrom. Descript. Anim. MERTENS., p. 26. - Aurelia limbata, L. Acassız, 1362; Monogr, Acal. Contrib. IV, p. 160. Diplocraspedon limbatus, BRAnpT, 1838; M&m. Acad. Petersb., Tom. IV, p. 372, Taf. X. Aurelissa limbata, HAEckEL, 1377; Prodrom. System. Medus. Nr. 577. Species-Diagnose: Schirm ungefähr halbkugelig, doppelt so breit als hoch. 16 Velar- Lappen des Schirmrandes breit, stark vorspringend, durch 16 tiefe Einschnitte getrennt. Mundarme etwas kürzer als der Schirm-Radius, fast dreieckig, in der Proximal-Hälfte tief eingeschnitten. Schirm- Radius doppelt so gross als der Genital-Radius. An jeder Genital-Bucht 9 Canal-Wurzeln (1 schmaler gerader Interradial-Canal, 2 breite gerade adradiale, und zwischen jenem und diesen 3 Paar vielgewun- dene succeursale Neben -Canäle). Alle Canäle ausserhalb des Genital-Ringes durch zahlreiche Anasto- mosen unter einander und mit den stark verästelten Prineipal-Canälen verbunden, mit sehr zahlreichen und engen Maschen. Specielle Beschreibung und vortreffliche Abbildung von MErRTENs bei BRANDT (l. c.). Danach erscheint diese Aurelia als die vollkommenste und höchst entwickelte Art dieser Gattung, welche gewissermaassen den Gipfel der Aurelien-Censtruction erreicht. Die 16 Randlappen sind grösser, selbständiger entwickelt und durch tiefere Ein- schnitte getrennt als bei allen anderen Arten der Gattung, ebenso die oberhalb derselben stehenden 16 Bogenreihen der Tentakeln und der mit denselben alternirenden Läppchen. Die breiten dreieckigen Arme sind tief eingeschnitten, fast gefiedert. Das Canal-Netz ist viel stärker entwickelt als bei allen anderen Arten. Die Zahl der Canal-Wurzeln, welche von jeder Genital-Bucht abgehen, und welche bei A. cruciata 3, bei A. colpota 5, bei A. flavidula 7 beträgt, steigt hier auf 9. Sowohl diese Canäle als die 3 starken Stämme, welche aus der Trifurcation der 4 perradialen Canäle hervorgehen, stehen sämmtlich durch zahlreiche Seitenäste in Verbindung und bilden ein dichtmaschiges Canal- Netz, welches an dasjenige der Rhizostomen erinnert. Immerhin erscheinen alle diese Structur- Verhältnisse nur als höhere Ausbildungsgrade derselben Organisation, die wir auch bei allen übrigen Aurelien antreffen; sie genügen nicht zur Begründung eines besonderen Genus Diplocraspedon, wie BRAnpr annahm (s. oben p. 552). FAMILIA: ULMARIDAE. Genus: AUROSA. 559 Farbe: Schwach bläulich; Gonaden, Tentakeln und Randläppchen orangebraun, Canal - Netz bräunlich; Velar-Lappen braunschwarz. Grösse: Schirmbreite 200—300 Mm., Schirmhöhe 100—150 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Kamtschatka; Awatscha-Bay, September 1827, Mertens. 209. Genus: AUROSA, Hecker; novum genus. aurosus — goldeswerth. Genus-Diagnose: Ulmaride mit 8 Sinneskolben und mit 8 breiten adradialen Velar-Lappen, deren jeder auf seiner exumbralen Oberseite, eine Strecke vom Schirmrande entfernt, eine Reihe von zahlreichen kurzen Tentakeln trägt, alternirend mit eben so vielen kleinen Dorsal-Läppchen. Mund- arme gabelspaltig. Das Genus Aurosa stimmt in allen wesentlichen Form- und Structur-Verhältnissen ganz mit Aurelia über- ein, unterscheidet sich aber von ihr durch einen sehr wichtigen und merkwürdigen Character, nämlich die Gabel- spaltung der 4 perradialen Mundarme. Dieselben sind durch einen tiefen, bis ungefähr zur Mitte reichenden Ein- schnitt m je 2 Schenkel gespalten, so dass eigentlich S adradiale, paarweise zusammengehörige Mundarme die Mundöffnung umgeben. Dadurch weicht Aurosa von allen anderen Semostomen ab und bildet eine interessante und „goldeswerthe“ Uebergangs-Form zu den Rhizostomen. Die einzige beobachtete Art stammt aus dem indi- schen Ocean. 520. Species: Aurosa furcata, Harcker; nova species. Tafel XXXII, Figur 7, 8. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. 8 Velar-Lappen des Schirmrandes etwas vorspringend, durch 8 seichte Ocular-Buchten getrennt. Mundarme etwas länger als der Schirm-Radius, sehr verdickt, in der distalen Hälfte durch einen tiefen Einschnitt in 2 divergirende Schenkel gespalten, an den Rändern stark gelappt und gekräuselt. Schirm-Radius doppelt so gross als der Genital-Radius. An jeder Genital-Bucht 5 Canal-Wurzeln, sämmtlich unter einander und ‚mit den 4 perradialen Ocular- Canälen durch zahlreiche Anastomosen verbunden; Canal-Netz eng, mit rundlich-polygonalen Maschen, welche in der distalen Zone des Netzes halb so gross sind als in der proximalen Zone. Specielle Beschreibung: Aurosa furcata gleicht sowohl im ganzen Habitus als in den wesentlichen Organisations - Verhältnissen einer gewöhnlichen Aurelia; insbesondere ist die Bildung des Schirmrandes und der Gonaden ganz dieselbe. Auch das Canal-Netz zeigt nichts Besonderes. Dagegen zeichnen sich die 4 Mundarme durch ihre merkwürdige Gabeltheilung aus. Würde der Gabelspalt derselben, der nur bis zur Mitte reicht, bis zu ihrer Basis fortgesetzt, so würden die 8 adradialen Arme der Rhizostomen entstehen. Diesen gleichen sie auch in der starken Verdickung der knorpelig erhärteten, steifen Arm-Gallerte und in der sehr starken Kräuselung der Ränder; die krausen Lappen und Läppchen der letzteren legen sich vielfach über einander, ohne jedoch mit einander zu ver- wachsen, wie bei den Rhizostomen. Die S adradialen Mundrinnen, welche somit paarweise zusammenfliessen, führen in den offenen Central-Mund. Das Canal-Netz ist eng und dichtmaschig, wie bei den Rhizostomen. Dasselbe entsteht durch Anastomosen zahlreicher Gabeläste, welche von 24 Hauptstämmen entspringen. 3 von diesen (4 perradiale und 4 interradiale) gehen geradenweges zu den 3 Sinneskolben, während die 16 übrigen paarweise zwischen den perradialen und interradialen Canälen vom peripherischen Rande der Genital- Taschen entspringen. Die sehr zahlreichen und kurzen Tentakeln verhalten sich wie bei Aurelia, und alterniren mit eben so vielen kleinen eiförmigen spitzen Dorsal- Läppchen. Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean, in der Nähe der Cocos-Inseln, Razee. ' 560 GENERELLE CHARACTERISTIK DER TOREUMIDEN. VIIIC. Dritte Unterordnung der Discomedusen: RHIZOSTOMAE, Cuvırr. Wurzelmündige Scheibenquallen. Discomedusen mit 8 grossen adradialen, wurzelförmigen, einfachen oder verästelten Mundarmen, mit zahlreichen Saugmündchen, ohne centrale Mundöffnung und ohne Tentakeln. Neunundzwanzigste Medusen -Familie: (Siebente Familie der Discomedusen:) TOREUMIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXXVI, XXXVI. Familien-Character: Rhizostomen mit 4 getrennten Subgenital-Höhlen und mit ventralen Saugkrausen der 8 Mundarme (ohne dorsale Saugkrausen). — [Discomedusen ohne Tentakeln und ohne centrale Mundöffnung, an deren Stelle zahlreiche Saugmündchen auf der ventralen oder axialen Seite der 8 Mundarme Saugkrausen bilden (keine Saugkrausen auf der dorsaien oder abaxialen Armseite). 8—12—16 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale, dazu bisweilen noch 4 oder 8 adradiale). 8—16 oder mehr enge Radial-Canäle, verzweigt und durch Anastomosen ein Gefäss-Netz in der Subumbrella bildend. 4 interradiale Gonaden in der aboralen Wand von 4 getrennten gastralen Subgenital-Höhlen. ] Die neue Familie der Toreumiden eröffnet die formenreiche und merkwürdige Reihe der eigenthüm- lichen Discomedusen, welche die besondere Unterordnung der Rhizostomen constituiren. Sowohl von allen vorher- gehenden Acraspeden, wie von sämmtlichen Medusen überhaupt, unterscheidet sich diese sonderbare Hauptgruppe sofort durch die Obliteration der centralen Mundöffnung, an deren Stelle zahlreiche peripherische, auf 8 wurzelförmige Mundarme zerstreute Saugmündchen die Nahrung aufnehmen. Zwischen letzteren entwickeln sich eigenthümliche „Mund-Tentakeln“ oder „Arm-Tentakeln“, aus entodermalen „Brachial-Filamenten“ der Mundränder entstanden, während die exodermalen, ursprünglich am Schirmrande stehenden, echten Tentakeln stets fehlen. Wenn so einerseits die natürliche und einheitlich organisirte Hauptgruppe der Rhizostomae sich höchst auffallend von allen anderen Medusen zu unterscheiden scheint, so lässt sie sich doch anderseits leicht und sicher von der nächst- verwandten Familie der Ulmaridae morphologisch ableiten, und ich halte es für zweifellos, dass sie aus dieser Familie auch wirklich phylogenetisch entstanden ist. Die Art und Weise dieser phyletischen Umbildung, die nach dem biogenetischen Grundgesetze noch heute in der Ontogenese jeder Rhizostome sich wiederholt, ist bereits oben erläutert worden (p. 464). Die Naturgeschichte der Rhizostomen war bis auf den heutigen Tag voll von Irrthümern, und nur durch ver- gleichende Untersuchung einer grossen Anzahl von Gattungen und Arten, welche theils ganz neu sind, theils bisher nur ganz unvollständig bekannt waren, ist es mir gelungen, die herrschende Verwirrung aufzuklären und eine neue, wie ich glaube naturgemässe Classification dieser Unterordnung zu begründen. Der Erste, welcher die eigenthümlichen Verhältnisse ihrer characteristischen Mundbildung richtig erkannte und auf Grund derselben auch die Bezeichnung Rhizostoma einführte, war Cuvıer (1799, Journal de Phys., Tom. 49, p. 436). „Nous avons donne le nom general de Rhizostomes & l’autre moiti& du grand genre Medusa, comprenant les especes, qui n’ont point de bouche ouverture au centre, et qui paraissent se nourrir par la succion des ramifications de leur pedicule“ etc. (Regne animal, 1817, Tom. IV, p. 57). In demselben Sinne, in welchem Cuvıer so den Begriff Rhizostomae 1799 einführte, zur Bezeichnung aller rhizostomen Medusen, im Gegensatze zu allen übrigen, mit einfacher centraler Mundöffnung versehenen Medusen, in demselben ursprünglichen Sinne behalte ich hier diese passende Bezeichnung für die ganze Unter- ordnung bei. Nächst Cuvıer (1799 und 1817) war Escuscuoutz (1829) der Erste, welcher die Rhizostomen als selbständige eigenthümliche Medusen-Gruppe richtig auffasste und sie als Familie der Rhizostomidae den übrigen Acraspeden oder Phanerocarpen (der „Familie der Medusidae“) gegenüberstellte: „Es mangelt den Thieren dieser Familie eine GENERELLE CHARACTERISTIK DER TOREUMIDEN. 561 grosse, nach aussen frei geöffnete Mundöfinung, welche bei denen der anderen Familie in der Mitte zwischen allen Armen befindlich ist. Dagegen sind ihre vielfach verästelten oder gespaltenen Arme mit vielen Saugöffnungen begabt, und zur Aufnahme des eingesogenen Nahrungsstoffes dienen feine Röhren, welche den Saft zu dem Magen führen, indem sie sich in ihrem Verlaufe unter einander vereinigen. Fangfäden am Umkreise der Scheibe fehlen Allen.“ (System der Acalephen, 1829, p. 42). EscascHoLtz unterscheidet in seiner „Familie der Rhizostomiden“ 3 Genera: Cassiopea, Rhizostoma und Cephea. Allerdings hatten schon P£ron und LesuvEur (1809, 1. c. p. 356, 360, 362) dieselben 3 Gattungen unterschieden, aber gemischt mit Semostomen, und unter ganz irrthümlicher Characteristik. Unter den zahlreichen Abhandlungen über einzelne Rhizostomen-Arten, welche in der Folge erschienen, ist namentlich die schlechte Monographie der Cassiopeae von Tıuestus (1829) hervorzuheben, weil sie voll der gröbsten Irrthümer ist und sich zu einer folgenschweren Fehlerquelle für alle folgenden Autoren gestaltete (s. oben p. 470). Louis Agassız (1862) unternahm in seiner grossen Monographie der Acalephen zum ersten Male den schwie- rigen Versuch, die bunte Gesellschaft der zahlreichen, bisher zu den Rhizostomen gerechneten Medusen zu ordnen, und eine Anzahl „natürlicher Familien“ in der Suborder Rhizostomeae zu unterscheiden (Contribut. N. H. Un. Stat. Vol. IV, p. 131—159). Sein „Chapter Fifth“ behandelt I. „The Rhizostomeae in general, Il. The genus Stomolophus, Ill. The genus Polyclonia“. Dann folgt in der „Tabular View of the Rhizostomeae“ (p. 149 —159) die Aufzählung und theilweise auch kurze Characteristik von 27 Genera und 41 Species, vertheilt auf folgende 6 Familien: I. Rhizo- stomidae, Il. Leptobrachidae, III. Cassiopeidae, IV. Cepheidae, V. Polyclonidae, VI. Favonidae. Obwohl L. Acassız sich rühmt (l. c. p. 136), dieses System auf die sorgfältigste Durchsicht und Kritik aller vorhandenen Beschreibungen und Abbildungen gegründet zu haben, so bin ich doch, auf ein weit reicheres Beobachtungs-Material gestützt, zu der Ueberzeugung gelangt, dass dasselbe völlig verunglückt und unnatürlich ist. Keine einzige von jenen 6 Familien ist haltbar, und selbst die meisten Genera können in der von ihm gefassten Bedeutung nicht beibehalten werden. Aus eigener Anschauung scheint Acassız nur 2 Rhizostomen gekannt zu haben, Stomolophus Meleagris und Polyclonia frondosa; von beiden hat er eine vortreffliche Beschreibung und Abbildung gegeben (l. c. p. 158, 159, Pl. XIII, XIV). Allein diese beiden Genera gehören zu den Tetrademniae (mit 4 getrennten Subgenital-Höhlen), und da er von diesen irrthümlich auf die übrigen Rhizostomen schloss, so blieb ihm das wichtige und weit verbreitete Verhältniss der: Monodemniae (mit einem centralen Subgenital-Porticus) völlig unbekannt, obwohl Huxtery dasselbe schon 1849 genau und naturgetreu dargestellt hatte (s. oben p. 472). Ausserdem waren die meisten älteren und neueren Darstellungen, auf welche Agassız sein System gründete, viel zu unvollständig und fehlerhaft, um als brauchbare Grundlage dienen zu können; und die Kritik, mit der er dieselben verwerthete, war höchst ungenügend. Daraus erklärt es sich, dass das System der Rhizostomeae von Agassız die verschiedensten Genera dieser Unterordnung in buntester Weise durch einander wirft und völlig unhaltbar ist. Seine erste Familie: Rhizostomidae (mit 11 Genera), enthält 4 Pilemiden, 5 Crambessiden und 2 unbestimmbare Gattungen (gegründet auf verstümmelte Exemplare). Die zweite Familie: Zeptobrachidae, umfasst nur eine Crambessiden-Gattung (Leptobrachia). Die dritte Familie: Cassiopeidae, ist zusammengesetzt aus 1 Toreumide, 1 Pilemide und 2 Versuriden. Die vierte Familie: Cepheidae, besteht aus 2 Toreumiden, 1 Pilemide, 2 Versuriden, 1 Crambesside. Die fünfte Familie: Polyclonidae, umfasst 2 Toreumiden und 1 Versuride. Die sechste Familie endlich: Favonidae (mit den beiden Gattungen Favonia und Lymmorea), ent- hält gar keine Rhizostomen, sondern Craspedoten aus der Familie der Margeliden (s. oben p. 86). Ebensowenig wie diese 6 Familien sind aber auch die Mehrzahl der Genera haltbar, welche Agassız aufführt. Die 4 natürlichen Familien der Rhizostomen, welche ich hier unterscheide, gründen sich einerseits auf das verschiedene Verhalten der Gonaden und Subgenital-Höhlen, anderseits auf dasjenige der Saugkrausen an den Mundarmen. In ersterer Beziehung habe ich oben bereits Teirademmige und Monodemmiae unterschieden (p. 454, 472), in letzterer Beziehung Umicrispae und Multierispae (p. 464). Die paarweise Combination dieser dichotomen Gruppen ergiebt die 4 Familien, welche ich oben bereits angeführt habe: 1. Toreumidae (= Tetrademniae uni- crispae), 2. Pilemidae (= Tetrademniae multierispae), 3. Versuridae (= Monodemniae unicrispae), 4. Cram- bessidae (= Monodemniae multierispae). Ganz unzweifelhaft besteht der wichtigste anatomische Unterschied der mannichfaltigen Rhizostomen-Gruppen, welcher bei dem schwierigen Versuche ihrer natürlichen Classification in erster Linie zu berücksichtigen ist, in dem verschiedenen Verhalten ihrer Subgenital-Höhlen. Das ist zuerst von GRENACHER und Norr in ihren trefflichen „Beiträgen zur Anatomie und Systematik der Rhizostomen“ (1876, p. 57) ganz richtig hervorgehoben worden. Ihre „Rhizostomeae imperviae oder Rhizostomen mit nicht durchbohrtem Stiel“ entsprechen unseren Tetrademniae oder Tetragameliae (mit 4 getrennten Subgenital-Höhlen). Hingegen sind ihre „Rhizosto- meae perviae oder Rhizostomen mit durchbohrtem Stiel“ begrifflich identisch mit unseren Monodemniae oder Mono- gameliae (mit einem einzigen centralen Subgenital-Porticus, welcher durch centrale Verschmelzung von 4 ursprünglich getrennten Subgenital-Höhlen entstanden ist). Bei diesen letzteren ist der Magenboden, in dessen „Gastrogenital- Membran“ die 4 Gonaden liegen, völlig von der Armscheibe durch den freien „Porticus“ getrennt, während bei jenen ersteren entweder der ganze Magenboden oder doch wenigstens der kreuzförmige Centraltheil desselben von der „Armscheibe“ selbst gebildet wird. Daher kann man bei den Tetrademnien mit einer Sonde durch jedes der 4 Sub- genital-Ostien nur in die eine Subgenital-Höhle gelangen, in welche das betreffende Ostium hineinführt. Hingegen Haeckel, System der Medusen. 71 Jen. Denkschriften 1. 562 GENERELLE CHARACTERISTIK DER TOREUMIDEN. kann man bei den Monodemnien eine Sonde, welche durch eines der 4 Genital-Ostien eingeführt ist, unmittelbar durch jedes der 3 anderen Ostien wieder ausführen, weil alle 4 direct durch den centralen Portieus in einheitlicher Com- munieation stehen. Aus demselben Grunde erscheinen auch die 4 Mundpfeiler bei den Tetrademnien durch die Gastrogenital-Membranen verbunden, bei den Monodemnien nicht. Während so die Eintheilung der Rhizostomen in die beiden Hauptgruppen der Tetrademnien und Monodem- nien durchaus naturgemäss erscheint, so bietet dagegen die weitere Eintheilung dieser beiden Sectionen in Familien, Subfamilien und Genera sehr grosse Schwierigkeiten. Denn die marginalen Tentakeln, deren verschiedene Zahl, An- ordnung und Struetur bei allen übrigen Medusen die wichtigsten Merkmale für die weitere Classification liefern, fehlen den Rhizostomen ganz. Ihre physiologischen Functionen werden hier von den 8 Mundarmen übernommen, an deren Saugkrausen, zwischen den Saugmündchen, sich Brachial-Filamente in mannichfaltigster Form ent- wickeln. Wahrscheinlich wird der feinere Bau und die vielgestaltige Differenzirung dieser Arm-Organe, die gegen- wärtig nur sehr unvollkommen bekannt sind, später gute Hülfsmittel für die Systematik der Rhizostomen liefern. Schon L. Agassız (1862, 1. c.) hat die Bildung der Mundarme dafür zu benutzen versucht. Allein die von ihm angeführten Merkmale sind von ganz untergeordneter Natur. Nach umfassender Vergleichung aller dieser polymorphen Arm- bildungen glaube ich den wichtigsten Unterschied derselben darin zu finden, dass bei der einen Hälfte der Rhizo- stomen die characteristischen „Saugkrausen“ sich nur auf der ventralen oder axialen Fläche der Arme entwickeln (Unicrispae), während dieselben bei der anderen Hälfte auch auf der dorsalen oder abaxialen Fläche zur Ausbildung gelangen (Multierispae). Da beide Formen der Armbildung mit beiden Formen der Genitalbildung combinirt vor- kommen, so erscheinen als 4 natürliche Hauptabtheilungen der Rhizostomen zunächst die 4 oben angeführten Familien (vergl. p. 454). Die Familie der Toreumidae ist phylogenetisch als die ursprüngliche Stammgruppe aller Rhi- zostomen zu betrachten, da sie sich einerseits unmittelbar an die Semostomen-Familie der Ulmariden anschliesst, anderseits die drei anderen Familien der Rhizostomen sich morphologisch von ihr ableiten lassen. Die Toreumiden sind sämmtlich Rhizostomae tetrademmiae wnicrispae; d. h. sie haben sämmtlich 4 getrennte Subgenital-Höh- len und nur ventrale Saugkrausen (an der Axial-Seite der 8 Wurzel-Arme). Da nun die Tetrademnien - Bil- dung jedenfalls älter ist als die daraus entstandene Monodemnien-Bildung, ebenso auch die Unierispen-Formation der Mundarme ursprünglicher, als die davon secundär abgeleitete Multicrispen-Formation, so stellen die Toreumiden die- jenige Rhizostomen-Gruppe dar, aus der allein alle übrigen ableitbar sind. Ich rechne zu den Toreumiden folgende Genera aus dem System von L. Acassız (1862, 1.c. p. 149 ete.): A. von den Cassiopeiden: Cassiopea; B. von den Cepheiden: Polyrhiza, Diplopilus; C. von den Polycloniden: Polyclonia und Salamis. Allein diese Genera, von denen Acassız nur ein einziges (Polyclonia) durch eigene Anschauung genau kannte, müssen eine ganz andere Be- gründung und Gruppirung erhalten, als er ihnen gegeben hatte. Auf Grund von eigenen, genauen und vergleichenden Untersuchungen aller 6 nachstehend beschriebenen Genera der Toreumiden theile ich diese Familie, hauptsächlich nach der verschiedenen Bildung der Arme, in drei Subfami- lien, nämlich I. Archirhizidae, mit 8 einfachen Mundarmen, die weder verzweigt noch gefiedert sind: Archirhiza (Taf. 36, Fig. 1, 2); II. Polyclonidae, mit 3 fiedertheiligen oder trichotom verästelten Mundarmen, deren einfacher Oberarm sich direct in den Hauptast des Unterarms fortsetzt: Toreuma, Polyclonia, Cassiopea (Taf. 37); III. Po- lyrhizidae, mit 3 gabelspaltigen oder dichotom verzweigten Mundarmen, deren einfacher Oberarm schon in der ersten Gabeltheilung aufgeht: Cephea, Polyrhiza (Taf.36, Fig. 3—6). Auch noch in anderer Beziehung sind die 3 Subfamilien verschieden. Die Archirhiziden haben in jedem Octanten nur 4 grosse Velar-Lappen zwischen je 2 Oeular-Lappen, die Polycloniden zahlreiche, sehr kleine und wenig vorspringende Lappen, die Polyrhiziden 8 lange und schmale, aber mit einander verwachsene Velar-Lappen in jedem Octanten. Ferner gehen von der Magen - Peri- pherie bei den Archirhiziden nur 16 Radial-Canäle ab, bei den Polycloniden 24—32, bei den Polyrhiziden 8 oculare Hauptcanäle und zahlreiche (oft über 100) kleine Nebencanäle. Der Schirm der Toreumiden ist gewöhnlich flach gewölbt, scheibenförmig oder hutförmig; seine Gallerte theils von mässiger, theils von beträchtlicher Dicke. Meistens ist die centrale Gallertscheibe viel dicker, als der dünne und membranöse Schirmkranz. Die Exumbrella zeigt bei den 3 Subfamilien dieser Familie einige Verschiedenhei- ten; bei den Archirhiziden ist sie fein granulirt; bei den Polycloniden durch characteristische Flecken, meistens von milchweisser oder gelblicher Farbe ausgezeichnet (Taf. 37, Fig. 1); bei den Polyrhiziden ist eine tiefe Kranzfurche ausgeprägt, welche den peripheren, breiten und sehr verdünnten Schirmkranz von der centralen Schirmscheibe trennt. Letztere ist diekwandig, stark gewölbt und erhebt sich über erstere kuppelförmig, ähnlich, wie ein Bischofshut über seine breite Krempe; die centrale Kuppel ist stets papillös und oft mit grossen konischen Protuberanzen geziert, die wieder mit kleineren Höckerchen bedeckt sind (Taf. 36, Fig.5). Diese auffallenden Ornamente, welche zuerst ForskAr bei seiner Medusa cephea abgebildet hat (l. c. Tab. 30), und auf welche später L. Acassız das Genus Diplopilus gründete (1. c. p. 157), finde ich mehr oder weniger entwickelt bei allen Polyrhiziden wieder; sie sind ein- fache solide Exerescenzen oder locale Wucherungen der Schirm-Gallerte, ohne jede weitere morphologische Bedeutung. Die Subumbrella ist bei vielen Toreumiden durch eigenthümlichen Verlauf und complieirte Anordnung der Gallert- GENERELLE CHARACTERISTIK DER TOREUMIDEN. 563 leisten ausgezeichnet, auf denen sich die Muskulatur ausbreitet. Bei den Polyrhiziden (Taf. 36) bilden diese Leisten ein System von dicht stehenden, wellenförmig gewundenen Radial-Leisten; bei den Polycloniden ein System von radia- len Arcaden mit parallelen Faltengruppen (Tafel 37, Fig. 2 mm). Der Schirmrand zeigt ebenfalls in den 3 Subfamilien der Toreumiden wesentliche Verschiedenheiten. Bei den Archirhizidae finden sich 48 Randlappen, nämlich in jedem Octanten 4 grosse Velar-Lappen zwischen 2 gut ent- wickelten Ocular-Lappen (Taf. 36, Fig.1, 2). Die Polyrkizidae besitzen die doppelte Zahl, in jedem Octanten S lang- gestreckte gallertig verdickte Velar-Lappen, die durch eine zarte Randmembran bis zum Schirmrand verbunden sind (Taf. 36, Fig. 3—5); die beiden Ocular-Lappen jedes Octanten sind hier sehr klein oder rudimentär. Die Polyclonidae hingegen besitzen eine grössere Zahl von Randlappen (100—200 und mehr); gewöhnlich sind dieselben aber hier sehr klein, springen sehr wenig vor, oder sind dergestalt verwachsen, dass der Schirmrand nur leicht gekerbt oder selbst ganzrandig erscheint. Die Sinneskolben sind gewöhnlich sehr klein und sitzen in tiefen Einschnitten des Schirmrandes, oft ganz versteckt in Nischen, indem die Ränder der Einschnitte mit einander verwachsen. Die meisten Toreumiden haben 8 Rhopalien (4 perradiale und 4 interradiale) gleich den übrigen Rhizostomen; nur bei den Polycloniden variirt ihre Zahl, indem sie bei Toreuma S, bei Polyclonia 12, bei Cassiopea 16 beträgt. Da jedoch diese 3 Genera der Poly- cloniden im übrigen Körperbau ganz übereinstimmen, so lässt sich jener Unterschied in der Rhopalien-Zahl nur zur Diagnose der Genera benutzen. Keineswegs darf man desshalb für Polyclonia die besondere Familie der Polyclo- nidae gründen, wie L. Acassız gethan hat (l. c. p. 142, 159). Uebrigens besitzt von den 3 Species, welche derselbe in diesem Genus aufführt, nur eine einzige wirkliche 12 Rhopalien (P. frondosa), während P. Mertensii deren 16 und P. theophila nur 8 besitzt. Immerhin ist P. frondosa, der Typus des Genus Polyclonia, insofern sehr bemerkens- werth, als die centrale Schirmscheibe hier tetrameral, der periphere Schirmkranz hingegen hexameral erscheint. Aber dieselbe Bildung fand ich als individuelle Abnormität auch bei der octomeralen Cassiopea Andromeda. Das Gastrocanal-System der Toreumiden ist im Allgemeinen durch enge Magenhöhle, dicke Mund- scheibe und starke Anastomosen-Bildung des peripheren Canal-Netzes ausgezeichnet. Von der Peripherie des Magens gehen bei den Archirhizidae nur 16 Radial-Canäle aus, welche sich wie bei den Ulmariden verhalten: 8 Ocular- Canäle, trichotom verzweigt, alterniren mit S einfachen Adradial-Canälen; sie verbinden sich durch einen starken Ringcanal, und nach aussen von diesem erfüllt ein dichtes Canal-Netz die breite periphere Zone des Schirmkranzes (Taf. 36, Fig. 1, 2). Bei den meisten (oder allen?) Polyclonidae gehen von der Magen-Peripherie 24—32 starke Ra- dial-Canäle aus, welche sich durch seitliche Anastomosen zu einem dichten Maschennetz verbinden und gegen den Schirmrand hin durch bogenförmige Anastomosen bald einen einfachen, bald einen doppelten Ringeanal herstellen (Taf. 37, Fig. 2). Bei den meisten (oder allen?) Polyrhizidae hingegen strahlen von der Magen-Peripherie sehr zahl- reiche (50—200 und mehr) Radial-Canäle aus, welche durch unzählige, dichtstehende Anastomosen ein sehr engma- schiges Canal-Netz herstellen; gewöhnlich sind aber die S Ocular-Canäle hier viel stärker, als die zahlreichen, zwi- schen ihnen entspringenden Canäle; ein deutlicher Ringcanal ist jedoch hier nicht mehr zu erkennen; äusserst klein und zahlreich sind die engen Maschen namentlich in den Lappen des Schirmrandes. Die centrale Magenhöhle ist bei allen Toreumiden eng, bei den Archirhiziden und Polyeloniden flach, quadratisch (Taf. 37, Fig. 6), bei den Polyrhiziden hochgewölbt (Taf. 36, Fig. 6). Ihre Decke wird von der concav gewölbten Innenfläche der centralen Gallertscheibe des Schirms gebildet, ihr dickwandiger ebener oder convex gewölb- ter Boden von der Innenfläche der starken Armscheibe. Am Aussenrande dieser letzteren liegen 4 enge (oft sehr kleine!) Subgenital-Ostien, welche in die 4 kleinen Subgenital- Höhlen hineinführen. Von der Polycloniden-Gat- tung Cassiopea nahmen L. Acassız und alle neueren Autoren übereinstimmend an, dass sie S Subgenital-Höhlen und -Ostien besitze, indem sie sich auf die falschen Angaben von BORLASE und Tiıtesıus verliessen (s. oben p. 470). Ich werde unten bei Cassiopea zeigen, dass auch dieses Genus, gleich allen anderen Rhizostomen, nur 4 Gonaden und 4 Subgenital-Ostien besitzt. Die Gonaden der Toreumiden sind verhältnissmässig kleine, breite, kurze, dicht in Querfalten gelegte Bänder (Taf. 36, Fig. 2; Taf. 37, Fig. 6). Sie nehmen die Mitte der zarten, faltenreichen „Gastro- genital-Membran“ ein, welche die gewölbte Decke der 4 Subgenital-Höhlen bildet (=); den Boden der letzteren bilden 4 quadratische Interradial-Felder der Armscheibe (ed). Die 4 interradialen Subgenital-Ostien sind bei vielen Toreu- miden sehr klein und rücken weit gegen die Insertion der Arme hinab oder selbst zwischen diese hinein, so dass sie schwer aufzufinden sind. Nicht selten springt über ihren Rand noch eine kleine Klappe vor (so z. B. bei Cassiopea Mertensü, BRANDT, 1. c., Taf. 23, Fig. 2). Die Ss Mundarme (oder „Wurzel-Arme“) der Toreumiden sind stets nur an der ventralen oder axialen Seite mit Saugkrausen besetzt, hingegen auf der dorsalen oder abaxialen Seite völlig glatt. Im Uebrigen zeigen sie bei den 3 Subfamilien wesentliche Verschiedenheiten, welche in erster Linie zu deren systematischer Unterscheidung die- nen. Die Archirhizidae (Taf. 36, Fig. 1, 2) sind durch 3 ganz einfache und unverästelte Arme ausgezeichnet, welche paarweise in der Proximal-Hälfte vereinigt sind und auffallend denjenigen der Ulmaride Aurosa (Taf. 33, Fig. 7, 5) gleichen. Denkt man sich die zahlreichen krausen Falten dieser letzteren theilweise verwachsen und die centrale Mundöffnung obliterirt, so erhält man die Arme von Archirhiza. Aus dieser primitiven Bildung lassen sich die man- an“ 564 GENERELLE CHARACTERISTIK DER TOREUMIDEN. nichfaltigen Armbildungen der übrigen Toreumiden, sowie überhaupt aller Rhizostomen ableiten. Zunächst schliessen sich an sie die Polyrhizidae an, bei denen die paarweise Zusammengehörigkeit der 3 Arme ebenfalls noch sehr stark ausgesprochen ist und die Saugkrausen noch verhältnissmässig einfach sind; zwischen den Zottenbüscheln der letzteren entwickeln sich aber hier lange Brachial-Filamente in Gestalt von peitschenförmigen Anhängen (Taf. 36, Fig. 3, 4). Im Gegensatze zu den 3 einfachen Armen der Archirhiziden sind diejenigen der Polyrhiziden entweder gabelspaltig (Cephea) oder wiederholt dichotom verästelt (Polyrhiza); die längsten Peitschenfäden sitzen meistens in den Gabel- winkeln. Stets geht der Oberarm schon in der ersten Gabeltheilung vollständig auf und setzt sich nicht distal zwi- schen deren Gabelästen fort. Bei der dritten Subfamilie hingegen, den Polyclonidae, sind die Arme gefiedert oder trichotom verästelt, indem der Oberarm sich direct in den Hauptast des Unterarms bis zu dessen distalem Ende fort- setzt; alle anderen Aeste erscheinen nur als Seitenzweige desselben (Taf. 37). Es können die Arme hier bald einfach gefiedert, bald doppelt oder mehrfach gefiedert sein, und oft äusserst zusammengesetzte buschartige Bildungen her- stellen. Zwischen den Zottenbüscheln der Saugkrausen entwickeln sich hier zahlreiche kolbenförmige Blasen, welche oft in ansehnlicher Grösse und Zahl von denselben herabhängen. Die Färbung der Toreumiden scheint meistens eine sehr lebhafte und bunte zu sein, namentlich bei den Polycloniden. Die Exumbrella ist hier gewöhnlich von dunkler (violetter oder brauner) Grundfarbe, und mit hellen (weissen oder gelben) Flecken dicht bestreut, oder in mannichfaltiger und oft zierlicher Anordnung bemalt. Braune und gelbe Töne scheinen vorzuherrschen. Die Grösse der Toreumiden ist im Ganzen ansehnlich; bei den meisten beträgt der Schirm -Durchmesser zwischen 100 und 150 Mm.; bei einigen über 200, bei anderen nur 60-80, bei den kleinsten 40 Mm. Die Höhe der Scheibe ist meistens ansehnlich, in Folge starker Verdickung der Armscheibe, namentlich bei den Polyrhiziden. Die Länge der Mundarme kommt meistens dem Schirm-Radius gleich. Die Entwickelung der Toreumiden ist zur Zeit noch ganz unbekannt. Geographische Verbreitung der Toreumiden. Diese erste Rhizostomen -Familie ist fast ausschliess- lich auf die Tropenzone des indo-pacifischen Gebietes beschränkt und scheint namentlich den Meeresgrund in der Nähe der Korallenriffe zu bewohnen. Von den 15 hier aufgeführten Arten findet sich keine einzige im Mittelmeer, und nur eine einzige Art, die eigenthümliche zwölfäugige Polyclonia frondosa, im Atlantischen Ocean (bei Florida und den Antillen). Von den 14 übrigen Arten gehören 6 dem Tropen-Gürtel des pacifischen Oceans an, und 8 dem indischen Ocean (nämlich 3 der Westküste von Australien, 2 der Ostküste von Afrika, und 3 dem rothen Meere). XXIX. Unterschiede der sechs Genera der Toreumidae. : (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) I. Subfamilie: Archirhizidae, 8 Arme einfach, weder gefiedert noch dichotom verästelt;) 3 Sinneskolben. 1. Archirhiza * Saugkrausen ohne kolbenförmige Blasen und ohne Peitschen-Filamente. II. Subfamilie: Polyclonidae. 8 Sinneskolben. 2. Toreuma* 8 Arme fiedertheilig oder trichotom verzweigt; Oberarm‘ 12 Sinneskolben. 3. Polyclonia in den Hauptast des Unterarms direct inte. 10 Sinneskolben. 4. (assiopea Saugkrausen mit kolbenförmigen Blasen. nv Arme einmal gabeltheilig, mit einfachen na B { yr ehr. i breiten Gabellappen. 8 Sinneskolben. oben 8 Arme gabelspaltig oder wiederholt dichotom verzweigt; IN iederholt sabeltheili it dich Oberarm nicht über die erste Gabeltheilung fortge- EN En ne 0, 6. Polyrhiza setzt. Saugkrausen mit Peitschen-Filamenten. ion Salbellauvan, 3 Simestoluan a FAMILIA: TOREUMIDAE. aenus: ARCHIRHIZA. 565 XXIXA. Erste Subfamilie der Toreumiden: ARCHIRHIZIDAE, Haecker. Toreumiden mit 8 einfachen Mundarmen, welche weder verästelt noch gabeltheilig sind; ohne kolbenförmige Blasen und ohne Peitschen-Filamente, 210. Genus: ARCHIRHIZA, Haecrer; novum genus. aexieeıla = Urwurzel; Stammform der Rhizostomen. Genus-Diagnose: Toreumide mit 8 einfachen, weder verästelten noch gabelspaltigen Mund- armen, ohne kolbenförmige Blasen und ohne Peitschen -Filamente; mit 16 Radial-Canälen und mit . deutlichem Ringeanal; mit 8 Sinneskolben. Das Genus Archirhiza stellt unter allen bis jetzt beobachteten Rhizostomen die einfachste und ursprüng- lichste Form dar, und kann wohl mit Sicherheit als gemeinsame Stammgattung dieser Unterordnung hypothetisch angesehen werden. Denn einerseits lassen sich alle anderen Rhizostomen aus dieser einfachsten Urform morphologisch wie phylogenetisch ableiten; anderseits schliessst sie selbst sich noch unmittelbar an die vorhergehende Semostomen- Familie der Ulmariden an, und zwar zunächst an Aurosa (vergl. Taf. 33, Fig. 7, 8). Lässt man die centrale Mund- öffnung dieser letzteren zuwachsen und auch die gekräuselten Ränder der Axjal-Rinnen ihrer krausen Mundarme grossentheils mit einander verwachsen, sowie die marginalen Tentakeln verloren gehen, so entsteht Archirhiza. Auch die einfache Form des Canal-Systems ist bei dieser im Wesentlichen noch ganz dieselbe wie bei jener. Die einzige beobachtete Art stammt von Tasmanien. 521. Species: Archirhiza primordialis, HırcxeL; nova species. Tafel XXXVI, Figur 1, 2. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, hutförmig bis halbkugelig, 2—3mal so breit als hoch. Schirmrand mit 48 Randlappen (in jedem Öctanten 4 grosse spitze Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen). Mundarme ungefähr so lang als der Schirm-Radius, fast eylindrisch, einfach und ungetheilt, am Axial-Rande mit einfacher, ziekzackförmig gebogener Saugkrause. Specielle Beschreibung: Archirhiza primordialis ist von besonderem morphologischem und phylogene- tischem Interesse, als die einfachste und primitivste unter allen bekannten Rhizostomen. Der Schirm ist hutförmig, mit gewölbter Centralscheibe. Die Exumbrella ist fein granulirt, wie bei Aurelia. Der Schirmrand bildet in jedem Octanten zwischen 2 tiefen Ocular-Einschnitten einen bogenförmigen Vorsprung, welcher in 4 grosse, spitze, eiförmig- fünfeckige Velar-Lappen getheilt ist. In jedem Ocular-Einschnitt verborgen sitzt ein ansehnlicher Sinneskolben zwi- schen 2 kleinen Rhopalar-Lappen. Von der Peripherie der flachen einfachen Magenhöhle entspringen 16 Radial-Ca- näle, welche sich an der Basis der Velar-Lappen in einen Ringcanal vereinigen. Die 8 adradialen Canäle sind einfach, die 3 ocularen hingegen spärlich verzweigt, mit 3—5 Paar Endästen. Nach aussen entsendet der Ringcanal zahl- reiche kleine Canälchen in die Randlappen, welche in diesen ein dichtes Netz bilden. Die dicke quadratische Mund- scheibe zeigt 4 ansehnliche interradiale Subgenital-Ostien, die in 4 flache Subgenital-Höhlen hineinführen; im Grunde derselben liegen 4 breite, bandförmige, quergefaltete Gonaden. Zwischen ersteren liegen 4 breite Mundpfeiler. Von deren Distal-Enden, oder von den abgestutzten Quadrat-Ecken der Mundscheibe, gehen 4 starke perradiale Arm- paare aus. Die 8 Arme sind denjenigen von Aurelia ähnlich, fast cylindrisch, dick, an der Axial-Seite mit einfacher Saugkrause, die in Zickzack gewunden ist. Die zahlreichen trichterförmigen Saugmündchen derselben sind dicht mit zahllosen mikroskopischen Filamenten besetzt, tragen aber weder lange Peitschen -Filamente, wie die Polyrhiziden, noch kolbenförmige Blasen, wie die Polycloniden. Die beiden Arme jedes Paares sind mit ihrer concaven Seite der- gestalt gegen einander gekrümmt, dass ihre beiden ventralen Krausen zusammen fast einen Kreisbogen bilden (Fig. 2). Das centrale Mundkreuz ist an der krausen Verwachsungsnaht kenntlich. Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Bass-Strasse, zwischen Australien und Vandiemensland, Swırn. 566 orpo: DISCOMEDUSAE. ranmıLıa: TOREUMIDAE. XXIXB. Zweite Subfamilie der Toreumiden: POLYCLONIDAE, L. Acassız (1862) s. m. Toreumiden mit 8 gefiederten oder trichotom verzweigten Mundarmen, deren Oberarm sich bis zur Spitze in den adradialen Hauptast des Unterarms fortsetzt. Saugkrausen mit hohlen kolbenförmigen Blasen. 211. Genus: TOREUMA, Harcxer; novum genus. togevua — geschnitztes Kunstwerk, verziertes Gefäss. Genus-Diagnose: Toreumide mit 8 gefiederten oder trichotom verästelten Mundarmen, deren Oberarm sich in den adradialen Hauptzweig des Unterarms bis zu dessen Spitze fortsetzt. Zahl- reiche keulenförmige Blasen zwischen den Armkrausen. 16 Radial-Canäle. 8 Sinneskolben. Das Genus Toreuma, das ich als typische Hauptform der Toreumiden-Familie betrachte, bildet zunächst die Stammform derjenigen Gruppe, welche ich hier als Subfamilie der Polycloniden aufführe. Diese Subfamilie wurde von L. Acassız (1862, 1. c. p. 159) als besondere „Familie“ mit folgender Diagnose gegründet: „Not only are the long branching arms characteristic of this family; it differs also from all the other Rhizostomeae by its peculiar symmetry, there being no eyes in the radial prolongation of the genital pouches“. Allein diese „eigenthümliche Sym- metrie“ in der Vertheilung der Sinneskolben, von denen 4 perradial, 8 andere in gleichen Abständen zwischen diesen stehen, findet sich bloss bei einer einzigen Art seiner „Familie“, bei der typischen Polyclonia frondosa. Hingegen besitzt P. Mertensü, wie Acassız aus der vortrefflichen Darstellung von MERTENs hätte ersehen können, 16 Sinnes- kolben und ist somit eine echte Cassiopea. P.theophila aber, von der ich ein Original-Exemplar von P£rox in Paris vergleichen konnte, hat nur 8 Rhopalien und ist daher als typische Species für die Gattung Toreuma an die Spitze zu stellen. Mithin repräsentiren die 3 Polyclonia-Species von Acassız 3 verschiedene @enera, welche sich durch die Zahl der Sinneskolben generisch unterscheiden, während sie im ganzen übrigen Körperbau wesentlich übereinstim- men. Ich verwende daher, um nicht einen neuen Namen zu schaffen, die Bezeichnung Polyclonidae für die besondere kleine Gruppe, welche diese 3 Genera innerhalb der Toreumiden-Familie bilden. Dieselbe unterscheidet sich von den übrigen Toreumiden durch ihre gefiederten oder trichotom verzweigten Arme, welche zwischen den Zottenbüscheln eigenthümliche kolbenförmige Blasen tragen. Der Hauptstamm der Arme, von dem die Fiederäste oder Nebenäste seitlich abgehen, setzt sich direct bis zum Distal-Ende der Arme fort. Die Randlappen sind stets sehr klein und zahlreich. Toreuma, mit 8 Sinneskolben, ist bis jetzt durch 2 Arten vertreten, welche beide dem indischen Ocean angehören. | 522. Species: Toreuma theophila, Harcxer. Cassiopea dieuphila, PEroN et Lesuzur, 1509; Tableau des Meduses etc. p. 356, Nr. 82. Cassiopea theophila, Lamarck, 1817; Hist. nat. anim. sans vert. Tom. I, p. 511. Rhizostoma theophila, EscascHoutz, 1529; System der Acalephen, p. 53. Polyclonia theophila, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 159. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch. Schirmrand mit 96 kurzen, rechteckigen, verwachsenen Randlappen (in jedem Octanten 10 Velar-Lappen zwischen 2 sehr kleinen Oeular-Lappen). Exumbrella grobkörnig, warzig; mit kleinen länglichen weissen Flecken auf den Randlappen. 8 Arme ungefähr so lang als der Schirm-Radius, mit 3—4 Paar breiten und platten Hauptästen. Zwischen den Zottenbüscheln zahlreiche kleine und 10—20 grosse kolbenförmige Blasen, letztere 2—3 mal so lang als die Breite der Hauptäste. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die kurze, von P£rox (]. c.) gegebene Diagnose ist höchst ungenügend. Indessen konnte ich mich an einem Original-Exemplar in Paris davon überzeugen, dass diese angebliche Cassiopea theophila, welche L. Acassız zu seiner Gattung Polyclonia stellte, in der That ein echtes Toreuma ist, mit 8 Sinneskolben in 8 tiefen Randeinschnitten. Im Ganzen der folgenden Art nahe verwandt, unterscheidet sie sich durch die geringere Zahl der Randlappen, sowie namentlich durch viel kürzere und breitere Arme, welche grosse kolbenförmige Blasen tragen. Im ganzen Habitus ist sie daher mehr der Cassiopea Andromeda ähnlich. Die 4 huf- eisenfürmigen Gonaden berühren sich fast mit den lateralen Enden ihrer Schenkel und schimmern daher durch die FAMILIA: TOREUMIDAE. GENERA: TOREUMA, POLYCLONIA. 567 Exumbrella in Gestalt eines weisslichen Kreuzes durch, wie bei vielen anderen Rhizostomen. Dies gab P#ron Ver- anlassung zu der frommen Bezeichnung dieuphila („gottlieb“), welche LEsson in „dieuphylla“ (gottesblätterig!) cor- rumpirte, LAMARCK aber in theophila corrigirte. Farbe: Schirm braunroth, auf den Randlappen mit weissen Flecken; Gonaden und Kolben- blasen der Saugkrausen weiss. Grösse: Schirmbreite 60—80 Mm., Schirmhöhe 20—30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean; Nordwestküste von Australien, de Witt's Land, Prron. 523. Species: Toreuma thamnostoma, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach hutförmig, 3—4mal so breit als hoch. Schirmrand mit 120—160 kurzen und stumpfen, kaum vorspringenden Randlappen (in jedem Octanten 14—18 Velar- Lappen zwischen 2 sehr kleinen Ocular-Lappen). Exumbrella feinkörnig, mit zahlreichen weissen Flecken auf dunklem Grunde (8 grossen adradialen Hauptflecken, 48 mittleren und über 100 kleineren Flecken). 8 Arme fast doppelt so lang als der Schirm-Radius, sehr dicht buschförmig verzweigt, mit 6—8 Paar ceylindrischen Hauptästen. Zwischen den Zottenbüscheln sehr zahlreiche und kleine kolben- förmige Blasen, nicht grösser als die Kandläppchen. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spicilegium Medusarum“. Diese Art ist besonders durch die bedeutende Länge, schlanke Form und starke Ramification der cylindrischen Arme ausgezeichnet, welche einen dicht verzweigten krausen Busch darstellen. Die kolbenförmigen Blasen an den Saugkrausen sind viel zahl- reicher und viel kleiner als bei der vorigen Art, ebenso auch die Randläppchen. Farbe: Schirm dunkelbraun, mit zahlreichen milchweissen Flecken auf der Exumbrella; Ab- axial-Fläche der Arme ebenfalls milchweiss; Axial-Fläche der Arme gelblich braun; Kolbenbläs- chen weiss. Grösse: Schirmbreite 90 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean; Scunenagen. 212. Genus: POLYCLONIA, L. Acassız (1862). zolv#Awvos — mit vielen Schösslingen. Genus-Diagnose: Toreumide mit 8 gefiederten oder trichotom verästelten Mundarmen, deren Oberarm sich in den adradialen Hauptzweig des Unterarms bis zu dessen Spitze fortsetzt. Zahl- reiche keulenförmige Blasen zwischen den Armkrausen. 24 Radial-Canäle 12 Sinneskolben (4 per- radiale und 8 andere dazwischen in gleichen Intervallen). Das Genus Polyclomia wurde 1862 (l. c. p. 139, 159) von L. Acassız für diejenige westindische Rhizostome gegründet, welche 1774 Pıtras als Medusa frondos« beschrieben hatte. Acassız lieferte von derselben zuerst eine genaue anatomische Beschreibung und vortreffliche Abbildung (]. ec. p. 139—148, Pl. XII, XIIIB). Aber irrthümlich stellt er sie als Typus einer besonderen Familie hin, welche sich durch den Besitz von 12 Rhopalien auszeichnen soll, und von welcher er 3 Genera mit 5 Species aufführt. Von den 4 übrigen Arten hat jedoch eine 16, die 3 an- deren, gleich den meisten Discomedusen, nur 8 Sinneskolben, und nicht 12. Uebrigens reicht auch diese verschiedene Rhopalien-Zahl nur zur generischen Trennung dieser 3 Formen aus, nicht aber um darauf 3 besondere Familien zu gründen. Die Anordnung der 12 Sinneskolben von Polyclomia ist allerdings sehr eigenthümlich, indem 4 derselben perradial stehen, die anderen 8 aber in gleichen Abständen zwischen diesen vertheilt, also weder interradial noch adradial. Dieselbe Bildung fand ich auch als individuelle Abnormität einmal bei Cassiopea Andromeda, welche nor- maler Weise 16 Rhopalien besitzt. Dies merkwürdige Zahlen-Verhältniss beweist auf’s Neue, dass die centrale Schirm- scheibe die erbliche Vierzahl streng conserviren kann, während der periphere Schirmkranz aus dem tetrameralen in den hexameralen Typus übergeht. — Acassız beobachtete junge Larven dieser Gattung mit 12 Sinneskolben, welche noch ein einfaches Mundrohr mit centraler Mundöffnung besassen (1. c. p. 147). 568 oRDO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: TOREUMIDAE. 524. Species: Polyelonia frondosa, L. Acassız. Polyelonia frondosa, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 139—148, 159, Pl. XIII and XIII A. Polyclonia frondosa, Au. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 41. Medusa frondosa, Parzas, 1774; Spieilegia Zoolog. Fasc. X, p. 29, Tab. II, Fig. 1—3. Cassiopea frondosa, LAMARCK, 1817; Hist. nat. anim. sans vert., Tom. II, p. 512. Cassiopea frondosa, EscuscHoutzz, 1829; System der Acalephen, p. 43. Cassiopea Pallasii, P&rox et LEsuEur, 1809; Tableau des Meduses, p. 357, Nr. 85. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, 2—3mal so breit als hoch. Exumbrella mit 12 hellen, breiten, ocularen Radial-Streifen. Schirmrand mit 12 breiten Velar-Lappen, deren jeder in 7—9 Läppchen (oder Läppchen -Paare!) gespalten ist; auf der Exumbral-Seite jedes Läppchens ein weisser Fleck. Schirm-Radius 3—4mal so gross als der Radius der dieken Armscheibe. Mundarme ungefähr so lang als der Schirm-Radius, sehr stark, doppelt gefiedert; ihre distalen Fiederäste viel- theilig. Zwischen den Zottenbüscheln sehr zahlreiche und kleine kolbenförmige Blasen, nicht grösser als die Randläppchen. Specielle Beschreibung und vortreffliche Abbildung bei L. Acassız (l. e.). Danach ist diese Rhizostome durch mancherlei morphologische und physiologische Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet. Sie lebt in grossen Heerden, auf dem Meeresboden kriechend, am Grunde der Corallenriffe von Westindien und Florida. PAtras, welcher sie 1774 (l. c.) zuerst beschrieb, sagt, dass neben den gewöhnlichen achtzähligen Individuen auch grössere zehnzählige vor- kommen; ein solches decamerales Thier liegt seiner Abbildung zu Grunde. PEroN führt daher in seiner kurzen Diagnose (l. c.) alle Organe in Zehnzahl auf; auch 10 Subgenital-Ostien (— „bouches dix“ —), obwohl PArvas ausdrücklich und richtig angiebt, dass auf jedes Arm-Paar nur eine solche Oefinung kommt („Aperturae inter singula brachiorum paria singulae“). Die Parameren-Zahl ist bei den Polycloniden überhaupt oft individuell abgeändert. Farbe: Schirm graublau bis olivengrün, bisweilen selb. Exumbrella mit 12 hellen, breiten Radial - Streifen in den Ocular-Radien, und mit einem breiten verschiedenfarbigen Ring an der Kranz- furche. Arme grünlich oder gelblich, mit weissen Filamenten. Grösse: Schirmbreite 120—150 Mm.; Schirmhöhe 40—50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Westindien, Parzas; Florida, Key-West and Key-Largo, L. Ascassız. 213. Genus: CASSIOPEA, Pixox et Lesueur (1809). Kaooısseeıe, Gemahlin des Cepheus und Mutter der Andromeda. Genus-Diagnose: Toreumide mit 8 gefiederten oder trichotom verästelten Mundarmen, deren Oberarm sich in den adradialen Hauptzweig des Unterarmes bis zu dessen Spitze fortsetzt. Zahlreiche keulenförmige Blasen zwischen den Armkrausen. 32 Radial-Canäle. 16 Sinneskolben. Das Genus Cassiopea wurde 1809 von P£ron und LesuEur mit folgender, ganz ungenügender Diagnose gegründet: „8—10 bras tres-composes, arborescens, polychotomes, branchiophores et cotyliferes“. Sie führen in diesem Genus 4 Species auf, welche aber zu 4 ganz verschiedenen Rhizostomen-Genera gehören: 1) ©. dieuphila (= Toreuma theophila):; 2) Cassiopea Forskalea (= (0. Andromeda); 3) O. Borlasea (= Pilema octopus); 4) C. Pallasiü (= Poly- clonia frondosa). EscnscuorLzz (1829, 1. c. p. 42) stellte ©. dieuphila zum Genus Rhizostoma, behielt die anderen 3 Species von Cassiopea bei, und characterisirte die Gattung durch den Besitz von 8 Keimsäcken („Discus ovarüs octo“). Ausdrücklich hebt er hervor, dass sich die Gattung Cassiopea dadurch von allen anderen Scheibenquallen unterscheide, dass er zwar „keines von diesen Thieren selbst beobachtet habe“ (p. 42), dass aber „die 8 Oeffnungen zu den Keimsäcken in den Beschreibungen der aufgezählten 3 Arten ausdrücklich erwähnt werden“ (p. 43). Diese letztere Angabe von EschscnoLtz, welche die Quelle folgenschwerer Irrthümer wurde, ist entschieden unrichtig. FORSKAL (1775) erwähnt die Geschlechtsdrüsen und Geschlechts-Oeffnungen bei seiner M. Andromeda überhaupt gar nicht; auch seine guten Abbildungen zeigen davon Nichts. Parras (1774) sagt von seiner M. frondosa ausdrücklich und ganz richtig: „Apertwrae externae (= Ostia subgenitalia) in nucleo (= stomodisco) inter singula brachio- rum paria singulae, oblongae“, mithin 4 Subgenital-Höhlen! Also bleibt als Original-Angabe von 3 Subgenital- Ostien allein diejenige von BorLAsE über seine M. octopedalis bestehen (1758, Natural History of Cornwall, p. 258). FAMILIA: TOREUMIDAE. Genus: CASSIOPEA. 569 Diese Cassiopea Borlasea von PERON (= C. lumulata von ESCHSCHOLTZ), für welche Branpr die besondere Gattung Holigocladodes gründete, ist nun aber nichts Anderes als das gemeine Pilema pulmo von der britischen Küste, wie ich unten bei dieser Art zeigen werde. Der ganze irrige Mythus von den 8 Gonaden und 8 Subgenital-Höhlen der Cassiopea und der verwandten Cassiopeidae gründet sich einzig und allein auf jene falsche Angabe des englischen Reverend BorrAsE (von 1758!). EscuscHoLtz übertrug dieselbe irrig auf alle 3 von ihm aufgeführten Species des Genus Cassiopea, und Tıresius erhob sie in seiner miserablen Monographie der Cassiopeae (1829, 1. c.) zu einem maassgebenden systematischen Dogma (s. oben p. 470). Ohne irgend sorgfältige eigene Beobachtungen darüber ange- stellt zu haben, bildet Tıuesıus, offenbar nur die falsche Zeichnung von BORLASE copirend, 8 deutliche und grosse nierenförmige „Respirations- Ventrikel“ bei allen 4 Species ab, welche er von Cassiopea beschreibt. Eine eingehende kritische Vergleichung seiner Darstellung (— zum Theil mit Hülfe von authentischen Original- Exemplaren —) hat mich überzeugt, dass diese viel citirte Monographie der Oassiopeae von Tırzsıus eine ganz oberflächliche und unge- naue, mit seichtem Geschwätz und groben Irrthümern gefüllte Arbeit ist! Die schönen und anscheinend genauen, farbigen Abbildungen sind grösstentheils künstlich erfunden und phantastisch componirt, abgeleitet von den schlechten Figuren von BORLASE. Die 8 angeblichen grossen „Respirations- Ventrikel“ (d. h. die Subgenital-Ostien!) liegen zwi- schen den 8 adradialen Armen, also 4 perradial und 4 interradial; die 4 perradialen müssten demnach mit den 4 Mundpfeilern zusammenfallen, was gar nicht möglich ist! Ausserdem gehören die angeführten 4 Species zu 4 ganz verschiedenen Genera und 3 Familien; als echte Cassiopea bleibt nur die ©. Andromeda bestehen; hingegen ist ©. lunulata identisch mit Pilema pulmo! CO. canariensis ist eine Cotylorhiza und C. frondosa (Tıresius, non EscH- SCHOLTZ!) ein Orossostoma! Ohne von diesen groben Irrthümern eine Ahnung zu haben, benutzten alle folgenden Autoren bis auf den heutigen Tag sie als sichere Grundlage, und insbesondere gründete darauf L. AGassız 1862 (l. c. p. 137, 154) die besondere Familie der Cassiopeidae. Da er für jede der 4 Arten von Titesıus eine besondere Gattung annahm, so setzt sich diese angebliche „Familie“ aus 4 Genera zusammen, welche thatsächlich 3 verschie- denen Familien angehören! Hingegen gründete er für Polyclonia (= Medusa frondosa, PALLAs) eine besondere Fami- lie, obgleich dieselbe einzig und allein durch die 12Zahl der Sinneskolben sich von der nächstverwandten echten Oassiopea (Andromeda), mit 16 Rhopalien, unterscheidet! Und eben so willkürlich stellt Acassız die Oassiopea Mertensü zu seiner Polyclonia, obgleich in der vortrefflichen Abbildung und Beschreibung der ersteren von MERTENS die 16 Sinneskolben ausdrücklich hervorgehoben werden! Ich selbst habe 1873 die echte ©. Andromeda, welche allein als maassgebender Typus dieses Genus beibehalten werden kann, lebend im rothen Meere beobachtet und zwar an demselben Fundorte, wo ihr Entdecker FORSKAL, und später EHRENBERG dieselbe in grosser Menge fanden, bei Tur an der arabischen Küste. Ich fing sie mit dem Schleppnetz am Grunde der Korallenbänke, in 5—10 Meter Tiefe. Da sie mit der vortrefflichen Beschreibung und Abbildung von FORSKAL, namentlich in der characteristischen bunten Zeichnung der Exumbrella völlig übereinstimmt, so kann über ihre Identität kein Zweifel bestehen. Als wesentliche Ergänzung zu jener alten, aber sorgfältigen Darstellung von 1775 kann ich nur hinzufügen, dass der gröbere und feinere Bau in allem Wesentlichen mit der ausführlichen Darstellung der Polyclonia frondosa von L. Acassız (1862, l. c.) übereinstimmt, und dass insbesondere auch die 4 Gonaden und ihre 4 engen Subgenital-Ostien ganz dieselbe Beschaffenheit besitzen (auf meiner Tafel 35 von der nahe verwandten O. ornata dargestellt). Der einzige wesentliche Unterschied zwischen Beiden, der aber allerdings generischen Werth hat, besteht darin, dass bei Cassiopea 16 Sinnes- kolben, hingegen bei Polyclonia nur 12 sich finden, während die nächstverwandte Stammeattung Beider deren nur 8 besitzt. An die arabische 0. Andromeda, welche nach Tıresıus auch im Sunda-Archipel vorkommt, schliesst sich eng die süd-pacifische ©. ornata an, während die süd-afrikanische C. depressa und die nord-pacifische ©. Mertensü sich etwas weiter von jenen Arten entfernen. Alle haben 16 Sinneskolben; jedoch beobachtete ich von ©. Andromeda auch ein Exemplar mit 14 und eines mit 12 Rhopalien. 525. Species: Cassiopea Andromeda, Escuscnoutz. Cassiopea Andromeda, ESCHSCHOLTZ, 1829; System der Acalephen, p. 43. Cassiopea Andromeda, Tırestus, 1829; Nova Acta phys. med. N. C. Vol. XV, p. 266, Taf. 69, 70. Cassiopea Andromeda, MiLne-EpwAros, 1549; in Cuvıer’s Regne an. illustre, Zooph. Pl. 51, Fig. 1. Cassiopea Forskalea, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 356, Nr. 83. Medusa Andromeda, FoRSKAL, 1775; Descr. Icon. anim. itin. orient., p. 107, Tab. 31. Medusa Andromeda, MoDEEr, 1791; Nova Acta phys. med. VIII, Append. p. 30, Nr. 24. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Schirmrand mit 80 kurzen und stumpfen, schwach vorspringenden Randlappen (in jedem der 16 Parameren 3 Velar-Lappen zwischen 2 Ocular- Lappen). Exumbrella mit 96 weissen Radial-Flecken, 16 grossen ocularen Hauptflecken und 16 mal 5 kleineren Randflecken (je 3 velaren zwischen je 2 ocularen). 8 Arme breit und platt, kaum so Haeckel, System der Medusen. 72 Jen. Denkschriften 1. 570 orDo: DISCOMEDUSAE. Famırıa: TOREUMIDAE. so lang als der Schirm-Radius, mit 2—3 Paar platten und kurzen krausen Hauptästen. Zwischen den Zottenbüscheln an jedem Arm zahlreiche kleine und 8—10 grosse kolbenförmige Blasen, 2—3 mal so lang als die Breite der Hauptäste. Specielle Beschreibung und Abbildung bei ForskAL und Tıresius (l. c.). Die 8 grossen nierenförmigen Subgenital-Höhlen, welche der Letztere (— nicht aber der Erstere! —) angiebt, existiren nicht (vergl. die vorher- gehenden Bemerkungen zur Kritik des Genus). Die Exemplare, welche ich selbst an der arabischen Küste des rothen Meeres bei Tur beobachtete, bezeugten die Richtigkeit der Darstellung von Forskar. Die 4 engen Subgenital-Ostien verhalten sich wie bei der nächstverwandten folgenden Art, mit der sie auch in der Lappenbildung, Zeichnung und Canalisation übereinstimmt. Hingegen gleichen die platten und breiten Arme mehr (©. depressa. Farbe: Sehr bunt und variabel; Exumbrella rothbraun bis violetbraun, mit milchweissen oder gelbweissen Flecken; dazwischen schwarze Radialstreifen; Schirmrand meistens bläulich oder violet; Arme olivengrün bis rothbraun, weiss gesprenkelt. Grösse: Schirmbreite 100—120 Mm., Schirmhöhe 20—30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Rothes Meer; Arabische Küste bei Tur, Forskar, Eurexgere, Haecrer; Indien, Suern; Sunda-Archipel, Sumatra, Tıresius. 526. Species: Cassiopea ornata, Harcken; nova species. Tafel XXXVIL Bryoclonia ornata, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 478. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Schirmrand mit 80 kurzen und stumpfen, sehr wenig vorspringenden Randlappen (in jedem der 16 Parameren 3 Velar-Lappen zwischen 2 rudi- mentären Oeular-Lappen). Exumbrella mit 96 weissen Radial-Flecken: 16 grossen zungenförmigen Ocular-Flecken und 16 mal 5 kleineren Randflecken (je 3 velaren zwischen je 2 ocularen). 8 Arme schlank, eylindrisch, etwas länger als der Schirm-Radius, mit 3—4 Paar schlanken, dichtgefiederten Hauptästen. Zwischen den Zottenbüscheln sehr zahlreiche und kleine kolbenförmige Bläschen, höch- stens so lang als die Breite der Hauptäste. Specielle Beschreibung: Cassiopea ornata, eine nahe Verwandte der ©. Andromeda, hat einen ganz flachen, scheibenförmigen Schirm von 10 —12 Ctm. Durchmesser. Die Gallerte desselben ist im äusseren Viertel des Schirm-Radius (nach aussen vom Ringeanal) sehr verdünnt, dagegen im centralen Drittel verdickt und etwas vor- gewölbt. Hier schimmerte die Gonade in Form eines weisslichen Kreuzes durch (Fig. 1). Die Exumbrella ist zierlich mit milchweissen undurchsichtigen Flecken bemalt, welche in ihrer Zahl und Vertheilung ähnlich wie bei der vorigen Art sich verhalten. Die Gesammtzahl der Flecken beträgt 96, wozu noch 32 auf der Subumbrella kommen. Im äusseren Dritte] des Schirmes stehen 16 grössere, zungenförmige, radiale Ocular-Flecken, welche mit ihrem äusseren stumpfen Ende beinahe das Auge erreichen. Zwischen je zwei Hauptflecken stehen fünf kleinere Nebenflecken, von denen der mittlere der grösste, die seitlich davon stehenden kleiner sind; jener mittlere hat die Gestalt eines ;, indem über einem geraden linearen Radialstrich ein weisser Tüpfel steht. Die unmittelbar daneben stehenden kleineren sind ebenfalls, wie der mittlere, radial gerichtet, dagegen die nach aussen daran stehenden kleinsten Flecken schräg gerichtet, und zwar so, dass ihre äusseren Enden gegen die Sinneskolben convergiren. Diese 5 Nebenflecken zwischen je zwei ocularen Hauptflecken gehen in die fünf Randläppchen hinein, welche sich zwischen je zwei Augen befinden. Auf der Subumbrella finden sich ebenfalls weisse, längliche, radial gerichtete Flecke, welche aber verwaschener und unregelmässiger sind, meistens je zwei nahe bei einander stehende, welche das innere Ende eines exumbralen Haupt- fleckens einschliessen. Der Schirmrand ist sehr verdünnt und zart, durch SO seichte Einschnitte im eben so viele Lappen gespalten, indem zwischen je 2 Augen sich 5 Lappen finden (2 oculare und 3 velare). Diese sind von etwas ungleicher Grösse, indem der mittlere em wenig mehr vorspringt, während die Einschnitte, welche den 16 Augen ent- sprechen, etwas tiefer sind. Die Subumbrella zeigt am dünnen Schirmrande eine schwache Ringmuskel - Zone, welehe durch die Augen-Einschnitte aussen unterbrochen wird. Dann kommt (an der Unterseite des Ringeanals) ein schmales Band von stark wellig gekrümmten Fasern, und darauf die stärkeren Muskelzüge, welche bis zum Rande der Mundscheibe reichen, in 32 Arcaden angeordnet (Fig. 2 mm). Die Grenzen je zweier Arcaden entsprechen einem ocularen Radial-Canale. Jede Arcade wird also von 2 solchen Canälen eingeschlossen und hat das Aussehen FAMILIA: TOREUMIDAE. «exus: CASSIOPEA. 571 eines zierlich gefiederten Blattes. Die Mittelrippe dieses Blattes entspricht einem interocularen Neben-Canale. Die Muskelfasern sind dergestalt regelmässig angeordnet, dass sie bogenförmig gegen die Mittelrippe des Blattes laufen und mit dieser einen spitzen Winkel bilden. — Die Mundscheibe ist quadratisch, mit abgerundeten Ecken (Fig. 2). Ihr Durchmesser misst circa ein Drittel von demjenigen des Schirmes. In den 4 interradialen Mittelpunkten der Quadratseiten liegen die 4 engen nierenförmigen Subgenital-Ostien (Fig. 6g«). An ihrem axialen Rande springt ein kleiner Zahn klappenartig vor. Die 3 Mundarme sind schlanker und mit längeren Aesten als bei ©. Andromeda, hingegen kürzer, dicker und weniger fein verästelt als bei ©. Mertensü; zwischen diesen beiden Arten steht ©. ornata auch im Habitus, wie in der geographischen Verbreitung in der Mitte. Jeder der acht Armschenkel ist gefiedert, mit 3—4 Paar Hauptästen, welche wieder in zahlreiche Nebenäste zerfallen. Die proximalen Fiederäste sind grösser als die distalen. An jedem Fiederaste kann man wieder 2—-3 Paar Fiederchen zweiter und an diesen eben so viele dritter Ordnung unterscheiden. Jedoch ist die Fiederverästelung unregelmässig. Die Dicke der Hauptäste ist beträcht- lich. Bei dem grössten Exemplare (von 12 Ctm. Schirm-Durchmesser) beträgt die Breite der Arme an der Wurzel 2 Ctm., die Breite ihrer beiden Hauptäste 10 Otm., die Breite der Haupt-Fiederäste 5 Ctm. Arme und Hauptäste sind cylindrisch, gegen die Spitze konisch verjüngt. Die abaxiale (nach aussen gekehrte) Seite ist vollkommen glatt, und ebenso auch die lateralen Flächen (Fig. 8); nur die axiale (nach innen gekehrte) Fläche der Arme ist dicht mit fein verästelten Zottenbüscheln bedeckt, zwischen denen zahlreiche kolbenförmige Bläschen langgestielt herabhängen (Fig. 7). Jedoch fehlen (ebenso wie bei C. depressa) die grösseren weissen Blasen, welche ©. Andromeda und C. Mertensii auszeichnen. Bei einem alten Exemplare-war die Zottenbildung verhältnissmässig spärlich, wahrschein- lich abgerieben. Hier zeigte sich, namentlich bei den grösseren Aesten, sehr deutlich die axiale Verwachsungsnaht der Lappenränder, zwischen welchen lange und schmale, spaltenförmige Eingänge in die „Saugröhren“ übrig bleiben (Fig. 7); ganz ähnlich wie es Acassız bei Polyclonia frondosa beschreibt. Hier war auch die orale Fläche der Mund- scheibe, die bei jungen Individuen dicht mit Kolbenbläschen bedeckt ist (Fig. 2, 4), grösstentheils davon entblösst, so dass die Verwachsungsnaht der Lippen sehr deutlich vortrat: em Mundkreuz in Gestalt eines schief ausgezogenen H; zwei gegenüber liegende Lippen legen sich mit abgestumpften Spitzen in einer kurzen Quernaht an einander, während die beiden anderen, mit ihren scharfen Spitzen sich nicht erreichend, den dreieckigen Zwischenraum zwischen ersteren ausfüllen (Fig. 5). Entsprechende amphithecte Form zeigte innen das intergenitale Gallertkreuz des Magenbodens (Fig. 6). Zwischen dessen 4 perradialen Schenkeln treten innen bei jungen Thieren die 4 „Gastrogenital-Taschen“ in Gestalt von zarten, sehr dünnhäutigen, rundlich dreieckigen Beuteln hervor. Die Gonaden nehmen als 4 breite, krausenartig gefaltete Bänder den mittleren Theil dieser Beutel ein, während ihr proximales und ihr distales Drittel von der zarten, vielfach gefalteten, durchsichtigen „Gastrogenital- Membran“ gebildet wird (Fig. 6). Diese ist nichts Anderes, als der dünne, nach innen eingestülpte Boden der Magenhöhle selbst. Der Hohlraum der Genitaltasche communicirt nicht mit der Magenhöhle, sondern öffnet sich nach aussen durch das enge runde Subgenital -Ostium (Fig. 3). Bei alten Thieren schimmert ein helleres Genitalkreuz durch die Mitte der Exumbrella mehr oder minder deutlich durch (Fig. 1). Es entsteht dadurch, dass die äusseren Enden der 4 aufgewulsteten und hufeisenförmig gekrümmten Gonaden sich bis zur Berührung nähern, ohne jedoch wirklich mit einander zu verschmelzen. Vielmehr können die 4 Genitaltaschen einzeln umgestülpt oder hernienartig nach aussen durch die Subgenital-Ostien vorgetrieben werden (Fig. 20). Von der Magen-Peripherie gehen 32 Radial-Canäle ab, welche sich alsbald verzweigen und durch zahlreiche Anastomosen ein dichtes Gefässnetz bilden. 16 längere, zu ‘den Sinneskolben gehende Canäle führen den Chylus aus der Magenhöhle nach der Peripherie; damit alterniren 16 kürzere, bloss bis zum inneren Ringcanal reichende, welche den Nahrungssaft von der Peripherie nach dem Magen zurückführen. Je 2 benachbarte Ocular-Canäle verbinden sich durch eine bogenförmige, nach aussen convexe Anastomose, welche an der Grenze des vierten und dritten Viertels vom Schirm-Radius liegt, da wo sich plötzlich die Schirm-Substanz beträchtlich verdünnt. Diese 16 bogenförmigen Anastomosen bilden zusammen einen inneren Ringcanal, welcher an der inneren Grenze der verdünnten Randzone des Schirmes verläuft. Innerhalb desselben sind die Maschen des Gefässnetzes enger, ihre Aestchen dünner als ausserhalb. In der Mitte zwischen je zwei ocularen Gefässen entspringt aus dem inneren Ring- canal ein starkes interoculares Gefäss, welches die feinsten Zweige des Netzes sammelt und zum Magen zurückführt. Bei der Injection füllten sich diese Gefässe zuletzt, von der Peripherie aus, wie es auch Acassız bei dem sehr älhın- lichen Gefässnetze der Polyclonia frondosa beobachtete. Es ist daher zu vermuthen, dass an der Einmündung dieser rückführenden Gefässe in den Magen eine Klappen-Vorrichtung existirt, welche den Eintritt des Chymus vom Magen aus in dieselben hindert. Die gabelförmigen Endäste der 16 Ocular-Canäle bilden am Schirmrande einen zweiten äusseren Ringcanal, indem sie zwischen je 2 Sinneskolben durch einen convexen Distal-Bogen anastomosiren (Fig. 2 oben). Grösse: Schirmbreite 100—120 Mm., Schirmhöhe 30—40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Südwestlicher Theil des pacifischen Oceans; Neu-Guinea, Kocu; Pelew - Inseln, Weser; Australien, Museum Gooerrroy. 572 orDo: DISCOMEDUSAE. raAmıLıa: TOREUMIDAE. 527. Species: Cassiopea Mertensii, Branpr. Cassiopea Mertensi, BrAnpr, 1838; Memoir. Acad. Petersb., Tom. IV, p. 396. Taf. 21—23. Rhizostoma Mertensii, BRAnpr, 1838; Ihidem p. 396; Bulletin scient. 1. c. Polyelonia Mertensii, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 159. Bryoclonia Mertensii, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 479. Species-Diagnose: Schirm fast halbkugelig gewölbt. Schirmrand mit 128 schmalen, zungen- förmigen, stark vorspringenden Randlappen (in jedem der 16 Parameren 6 Velar-Lappen zwischen 2 Ocular-Lappen). Exumbrella mit 2 weissen halbmondförmigen Flecken über jedem Sinneskolben. 8 Arme schlank, 14 mal so lang als der Schirm-Radius, stark verästelt, mit 4—6 Paar schlanken, stark gefiederten Hauptästen. Zwischen den Zottenbüscheln zahlreiche, sehr grosse, weisse, keulenförmige Blasen, zum Theil halb so lang als der Schirm-Radius. Specielle Beschreibung und schöne Abbildung von MErTENS bei Branpr (l.c.). Danach steht diese Art im Ganzen der ©. ornata am nächsten, unterscheidet sich aber von ihr und von den anderen beiden Arten der Gattung durch die eigenthümliche Zungenform der schmalen Randläppchen und die viel schlankeren Arme, deren vieltheilige schlanke Fiederäste sehr grosse keulenförmige Blasen tragen. Farbe: Schirm gelblich rostbraun, im Centrum heller; Radial-Canäle rothbraun. Arme an der Abaxial-Fläche hellgelb, an der Axial-Fläche dunkel rostgelb; grosse Keulenblasen der Arme weiss. Grösse: Schirmbreite 100—120 Mm., Schirmhöhe 30—40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Carolinen-Archipel, Ualan, Mertens. 528. Species: Cassiopea depressa, Haırcker; nova Species. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Schirmrand mit 144 breiten und spitzen, aber nur sehr wenig vorspringenden Randlappen (in jedem der 16 Parameren 7 Velar-Lappen zwischen 2 Ocular-Lappen). Exumbrella ohne Radial-Flecken; 8 Arme kürzer als der Schirm-Radius, sehr platt und breit, mit 3—4 Paar kurzen, breiten und krausen Hauptästen. Zwischen den Zottenbüscheln sehr zahlreiche und sehr kleine weisse, keulenförmige Bläschen, kaum grösser als die Sinneskolben. Specielle Beschreibung: (Cassiopea depressa steht im Ganzen der C©. Andromeda am nächsten, unter- scheidet sich aber von dieser, wie von den anderen beiden Arten durch Zahl und Form der Randlappen, sowie beson- ders durch die Bildung der Arme. Ich konnte mehrere gut erhaltene Exemplare vergleichen, welche theils von Madagascar, theils von Mossambique stammten. Der Schirm ist sehr flach scheibenförmig, nur schwach gewölbt, von 10—12 Ctm. Durchmesser. Die ganze Höhe, vom oralen Centrum der Mundscheibe bis zur centralen Schirm- wölbung der Exumbrella beträgt nur 15—20 Mm., wovon die Hälfte auf den Schirm, die Hälfte auf die Mundscheibe kommt. Die Exumbrella scheint ganz glatt zu sein und lässt keine besondere Zeichnung erkennen. Der Schirm- rand ist sehr verdünnt, mit 144 seichten Einkerbungen, welche eben so viele stumpfe, kaum vortretende Lappen trennen: 16 Paar Ocular-Lappen und 112 (= 716) Velar-Lappen. Erstere sind etwas länger aber schmäler als die letzteren. Diese sind’ so zugeschnitten, dass zwischen je 2 Augen in der Mitte ein stärkerer, gleichseitig drei- eckiger Lappen vortritt, zu dessen beiden Seiten 3 schwächere, schief zugeschnittene Lappen stehen. Die Sub- umbrella zeigt dieselbe zierliche Muskulatur, wie bei ©. ornata (Taf. 37, Fig. 2); mit 32 Arcaden im inneren und zusammenhängenden Ringmuskeln im äusseren Theile. Die Mundscheibe ist regulär achteckig, da die Distanz zwischen den 8 Armen an ihrem Abgang von derselben gleich ist. Der Durchmesser der Mundscheibe (4 Ctm.) ver- hält sich zu dem des Schirms (10 Ctm.) =2:5. Die obere Fläche ist glatt, mit 4 kreuzförmig gestellten Vertie- fungen für die Gonaden. Die untere Fläche zeigt einen krausen, regelmässig achtstrahligen Stern, dessen gekräuselte Strahlen sich direct in die Mittelkrausen der Mundarme fortsetzen. Die 3 Arme gehen in gleichen Abständen von der Peripherie der Mundscheibe ab, so dass ihre paarweise Zusammengehörigkeit erst bei genauerer Untersuchung sich zeigt. Doch wird sie sofort klar durch die Lage der 4 kleinen interradialen Subgenital-Ostien, welche nur 1—2 Mm. Durchmesser haben; sie liegen zwischen je 2 Armpaaren an der Peripherie der Mundscheibe, 2—3 Mm. von deren Ansatz an die Subumbrella entfernt. Die Form der Arme steht im Ganzen 0. Andromeda am nächsten; sie sind aber viel kürzer und breiter, sehr stark abgeplattet, nur bis 6 Mm. dick, im Umriss gleichschenkelig drei- eckig. Ihre Breite beträgt am Abgang von der Mundscheibe 10—12 Mm., an der Peripherie 24—30 Mm.; ihre grösste " FAMILIA: TOREUMIDAE. Genus: CEPHEA. 573 Länge, vom Centrum der Mundscheibe bis zu den äussersten Spitzen der Aeste, 55—60 Mm. Jeder Arm trägt 3—4 Paar alternirende Fiederäste, welche ebenso wie ihre Seitenäste sämmtlich kurz, platt und breit sind, wenig aus einander tretend; die Verästelung ist unregelmässig fiederspaltig. Die abaxiale Fläche der Arme ist ganz glatt, die axiale flach gekräuselt, indem die Verwachsungs-Nähte sich überall in Gestalt unterbrochener, sehr zierlicher und feiner Krausen erheben. Grössere Blasen fehlen zwischen den kammförmigen und fiederspaltigen Aestchen und Büscheln der Krausen ganz; dagegen finden sich, namentlich gegen die Spitze der Arme, eine grosse Anzahl sehr kleiner Bläs- chen (von 0,4—0,8 Mm.) zwischen den Saugnäpfchen zerstreut. Die übrige Organisation unterscheidet sich nicht wesentlich von der nächstverwandten ©. Andromeda. Grösse: Schirmbreite 100—120 Mm., Schirmhöhe 15—20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Südwestlicher Theil des indischen Oceans; Madagascar, Levasszur; Querimba-Inseln (Küste von Mossambique), Prrers. XXIX C. Dritte Subfamilie der Toreumiden: POLYRHIZIDAE, Harcker. Toreumiden mit 8 gabeltheiligen oder wiederholt diehotomen Mundarmen, deren einfacher Oberarm sich nicht über die erste Gabeltheilung hinaus fortsetzt, mit langen Peitschen-Filamenten (oder fadenförmigen Arm-Tentakeln). 214. Genus: CEPHEA, Pi&xon et Lesurur (1809). Cephea, Nomen proprium, Tochter des Cepheus und der Andromeda. Genus-Diagnose: Toreumide mit 8 gabeltheiligen Mundarmen, deren Gabeläste breite ein- fache, nicht diehotome Lappen sind, und deren Oberarm sich nicht über die Gabeltheilung fortsetzt; zwischen deren Saugkrausen lange peitschenförmige Brachial-Filamente. 8 starke Ocular-Canäle und dazwischen zahlreiche (32 oder mehr) schwächere Radial-Canäle, ohne deutlichen Ringcanal. 8 Sin- neskolben. Das Genus Cephea wurde 1809 von PErON und LEsUEUR (l. c. p. 360) für eine Rhizostomen-Form gegründet, als deren maassgebenden Typus sie mit Recht die Medusa cephea von FORSKAL betrachteten, vortrefflich abgebildet auf Tab. XXX der „Icones rer. nat. itin. orient“ (1776). Die ziemlich ausführliche Beschreibung, welche FORSKAL in seinen „Descriptiones anim. itin. orient“ (1775, p. 105, Nr. 22) von seiner Medusa cephea gab, passt vortrefflich zu seiner Tab. XXX. Leider hat aber der Herausgeber seines Werkes, CARSTEN NIEBUHR, in der „Explicatio tabularum“ zu den „Icones“ (1776, p. 9) Tab. 29 und 30 verwechselt und die wahre Medusa cephea unter dem Namen M. octo- siyla aufgeführt, obgleich deren Beschreibung (Descript. p. 106), sowie die Benennung nur auf Taf. 29, nicht auf 30 passt. Alle folgenden Autoren ohne Ausnahme haben diesen Irrthum adoptirt und beständig die Beschreibung und Abbildung beider Arten, ohne sie sorgfältig zu vergleichen, verwechselt. Erst L. Acassız hat 1862 (l. c. p. 155) jene verhängnissvolle Verwechselung aufgedeckt und mit Recht hervorgehoben, dass beide verwechselte Arten ganz ver- schiedenen Gattungen angehören. Anstatt aber für das Genus Cephea als allein maassgebende und typische Species die ursprüngliche wahre M. cephea von FORSKAL beizubehalten, nennt er diese sonderbarer Weise Polyrhiza cephea und die damit verwechselte M. octostyla statt deren Cephea! Dadurch ist die bestehende heillose Confusion noch grösser geworden, um so mehr, als die späteren Medusologen die verschiedensten Rhizostomen unter dem Gattungs- Namen Cephea vereinigten. Um endlich hier Licht und Klarheit zu schatten, ist es sicher das Einfachste und zugleich das Gerechteste, allein die ursprüngliche Medusa cephea von FORSKAL, der diesen Namen zuerst einführte, als Typus des Genus Cephea beizubehalten, und ihm zu Ehren die Species ©. Forskalea zu nennen. Das ist um so mehr gerechtfertigt, als die australische, von P&ErRON unmittelbar an jene angeschlossene Cephea fusca in der That eine nächstverwandte echte Cephea ist. Diese letztere, sowie noch zwei andere nahe verwandte Arten aus dem pacifischen Ocean konnte ich selbst genau untersuchen und mit ihrer Hülfe die anatomischen Charactere des Genus näher fest- stellen. Eine von diesen pacifischen Species (C. conifera) ist neu; die andere halte ich für identisch mit dem Diplo- pilus Couthouyi von L. Acassız (1862, 1. c. p. 157). — In mehrfacher Beziehung zeigt diese Toreumiden-Gattung sehr eigenthümliche Structur-Verhältnisse, so dass sie vielleicht in Zukunft (zusammen mit der nächstverwandten folgenden Polyrhiza) als besondere Familie abzutrennen sein wird: Polyrhizidae (— oder Cepheidae im engsten Sinne, nicht im Sinne von L. Agassız! —). Der Schirm gleicht einem flachen Filzhut mit breiter Krempe oder einem Jesuiten- hut. Die Exumbrella ist höckerig oder warzig, und die centrale Scheibe erhebt sich in Gestalt einer flach gewölbten Kuppel, welche durch eine tiefe Kranzfurche von dem umgebenden breiten, achttheiligen Schirmkranze abgesetzt ist. 574 oRDO: DISCOMEDUSAE. rauıLıa: TOREUMIDAE. Die ganze Oberfläche der centralen Kuppel ist bei Cephea dicht besetzt mit eigenthümlichen grossen konischen Höckern und kleineren Wärzchen; soliden gallertigen Excrescenzen von unbekannter Bedeutung. Die centrale Magen- höhle dringt tief in die Kuppel ein, ist hoch und schmal. Die centrale Armscheibe, welche der Kuppel gegenüber den Boden der Magenhöhle bildet, ist achteckig, stark nach oben gewölbt, unten concay, sehr verdickt, und ebenfalls scharf von dem umgebenden Schirmkranze abgesetzt. Bald mehr an ihrem Aussenrande, bald mehr an ihrer Unter- seite, ein Stück vom Rande entfernt, liegen zwischen den Basen der Arm-Paare sehr versteckt die 4 engen Subgenital- Ostien. Diese führen in 4 weite, getrennte Subgenital-Höhlen, welche den Central-Magen in 4 Schenkel theilen und einen grossen Theil des Hohlraumes zwischen Kuppel und Armscheibe einnehmen. Die Subumbrella des Schirmkranzes ist von sehr zahlreichen und dichtstehenden radialen Muskelleisten durchzogen, welche wellenförmig gekräuselt sind, gegen die Armscheibe hin immer höher werden und sich scharf von deren glatter vertical gewölbter Aussenseite absetzen. Von der Peripherie der Magenhöhle entspringen 8 stärkere geradlinige oculare, und dazwischen sehr zahl- reiche, enge und dichtstehende Canäle, welche ein engmaschiges Netz ohne deutlichen Ringcanal bilden. Die 3 Sinnes- kolben sitzen in 8 sehr tiefen Einschnitten des Schirmrandes, meistens weit vom Schirmrande entfernt. Der breite velare Hauptlappen zwischen je 2 Sinneskolben erscheint zwar ganzrandig, zeigt aber deutlich 8 dicke und schmale Gallertlappen, welche durch dünne Zwischenhäute verbunden sind. Die 8 Arme sind gabeltheilig, in 2 breite Lappen gespalten, welche zwischen den Saugkrausen zahlreiche, sehr lange Peitschen -Filamente tragen. Während die fieder- theiligen oder trichotom verästelten Arme der Polycloniden flach von oben nach unten deprimirt (oder subeylindrisch) sind, erscheinen dagegen die Gabeläste der Polyrhiziden blattförmig dreieckig, von beiden Seiten comprimirt; auch fehlen die kolbenförmigen Blasen der Ersteren. 529. Species: (Cephea Forskalea, Harcaeı. Medusa Cephea, ForskArL, 1775; Descript. anim. itin. orient. p. 108, Nr. 22, Icon. Tab. XXX. Medusa cephea, MoDEEr, 1791; Nova Acta phys. med. N. C. VIII, Append. p. 27. Medusa octostyla, Nıesuur (— non ForskAr! —), 1775; in explicatione tubularum Forskalii, Icon. p. 9. Medusa octostyla, Linn#t (— GmELIn —), 1788; Systema Naturae, Ed. XIII, Pars VI, p. 3157. Cephea octostyla, EscuscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 57. Cephea octostyla, Lesson, 1843; Acalephes, p. 410. Cephea rhizostomoidea, P£rRoN et LesuEurR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 361, Nr. 100. Polyrhiza cephea, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 156. Species-Diagnose: Schirm napfförmig. Centrale Kuppel eingedrückt, mit 16—20 grossen konischen Höckern bedeckt, durch eine breite Kranzfurche von dem dünnen Schirmkranze getrennt. Schirmrand mit 80 Randlappen (mit 8 sehr tiefen Ocular-Einschnitten, in deren Grunde 2 sehr kleine Ocular-Lappen und zwischen denen 8 mächtige rechteckige velare Hauptlappen stehen, jeder zusammen- PH 3 5 ptap] J gesetzt aus 8 schmalen und langen, durch Schwimmhaut verbundenen Gallertlappen). Die beiden comprimirten Gabellappen der 8 Arme doppelt so lang als der einfache Oberarm, ihre Distal - Enden den Schirmrand etwas überragend. An der Unterseite der Armscheibe zwischen den Armbasen 16 sehr grosse und starke Peitschen -Filamente, länger als der Schirm-Durchmesser und „so dick wie eine Taubenfeder“; ausserdem zahlreiche kleinere. Specielle Beschreibung und Abbildung bei ForskAL (l. c.). Wie oben schon angeführt, bezieht sich die Original-Beschreibung der typischen Medusa cephea von FoRSKAL unzweifelhaft auf seine Taf. 30, während sein Heraus- geber NIEBUHR sie irrthümlich auf M. octostyla (Taf. 29) bezogen hat (vergl. Acassız 1. c. p. 155). Nach jener Dar- stellung ist diese arabische Species der nachfolgenden australischen ©. fusca nächstverwandt, hauptsächlich nur durch die viel grösseren Peitschen -Filamente und die viel tieferen Ocular-Einschnitte des Schirmrandes verschieden, sowie durch die rechteckige Form der grossen, zwischen letzteren befindlichen, velaren Hauptlappen, welche doppelt so breit als lang sind. Farbe: Schirm röthlich braun; Exumbrella mit 8 helleren ocularen Radial - Streifen; Arme hellbraun, Peitschen weiss. Grösse: Schirmbreite 100—150 Mm., Schirmhöhe 30—40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Rothes Meer; Arabische Küste bei Djedda, Forskar. FAMILIA: TOREUMIDAE. Genus: CEPHEA. 575 530. Species: Cephea fusca, Pirox et Lesurur. Cephea fusca, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 361, Nr. 99. Cephea fusca, EscHscHoLrz, 1529; System der Acalephen, p. 57. Cassiopea fusca, Dussumier, 1835; Musde du Jardin des plantes Nr. 111. Polyrhiza fusca, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 156. Speeies-Diagnose: Schirm napfförmig. Centrale Kuppel flach gewölbt, mit 16—20 gros- sen konischen Höckern bedeckt, durch eine tiefe Kranzfurche von dem breiten und dünnen Schirmkranze getrennt. Schirmrand mit 80 Randlappen (mit 8 seichten Ocular-Einschnitten, zwischen denen bogen- förmig 8 breite Hauptlappen vorspringen, jeder zusammengesetzt aus 2 ocularen und 8 velaren, stumpf abgerundeten Lappen). Die beiden comprimirten Gabellappen der 8 Arme 3mal so lang als der ein- fache Oberarm, ihre Distal-Enden den Schirmrand nicht erreichend. Peitschen-Filamente sehr zahlreich, von der Armbasis an allmählich an Grösse abnehmend, die längsten (centralen) so lang als der Schirm-Radius. Specielle Beschreibung und Abbildung hat P&rox nicht publicirt; die kurze, von ihm gegebene Diagnose ist zur Erkennung nicht ausreichend. Ich konnte aber im Museum des Jardin des plantes in Paris eine grosse Cephea (von 15,Centimeter Schirm-Durchmesser) untersuchen, welche Dussumier 1835 an der Küste von Malabar gesammelt und irrthümlich als Cassiopea Andromeda bezeichnet hatte; auf einer zweiten Etikette war sie Cephea fusca (2) ge- nannt. Ich behalte daher diesen letzteren Namen hier für sie bei, obwohl die Identität mit der P&rox’schen Origi- nal-Species hier (— wie in vielen Fällen! —) wohl schwerlich jemals sicher zu constatiren sein wird. Im Ganzen ist diese indische Species der vorhergehenden arabischen ©. Foorskalea nächst verwandt, unterscheidet sich aber durch viel zahlreichere und kürzere Peitschen-Filamente, deren Länge von innen nach aussen gleichmässig abnimmt. Auch sind die 8 Ocular-Einschnitte des Schirmrandes viel weniger tief und die 8 Hauptlappen zwischen denselben nicht rechteckig, sondern mit convexem Bogen vorspringend. Während bei ©. Forskales die S schmalen, durch dünne Schwimmhaut verbundenen Gallertläppchen jedes velaren Hauptlappens von gleicher Grösse und etwa 4mal so lang als breit sind, erscheinen dagegen bei ©. fusca die medialen doppelt so gross als die lateralen, und nur 2mal so lang als breit. Farbe: Schirm dunkelbraun; Exumbrella mit 8 weissen ocularen Radialstreifen; Arme gelb- lich braun; Peitschen weiss. Grösse: Schirmbreite 150 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean; Nordwest-Küste von Australien (de Witt’s Land), Prrox et Le- surur; Küste von Malabar, Dussuxier. 531. Species: Cephea diplopilus, Hırcker. Diplopilus Couthouyi, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 158. Species-Diagnose: Schirm bischofshutförmig; centrale Kuppel stark vorragend, mit grossen, spitzkonischen, papillösen Höckern bedeckt; durch eine tiefe Kranzfurche von dem breiten und dünnen, ebenfalls warzigen Schirmkranze getrennt. Schirmrand mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 grosse zugespitzte Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen). Die beiden comprimirten Gabellappen der 8 Arme eben so lang als der einfache Oberarm; ihre Distal-Enden nicht über den Schirmrand vorragend. Peitschen-Filamente sehr zahlreich, darunter 24—32 stärkere, so lang als die Gabellappen. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die kurzen Notizen von L. Acassız, welcher für diese Art nach einer Zeichnung ihres Entdeckers CourHouy die besondere Gattung Diplopilus gründete, beweisen nur, dass dieselbe eine echte Cephea ist. Denn seine Bemerkungen (— wenn auch sehr unvollständig —) passen eben so gut für die typische Cephea Forskalea. Ich glaube aber die CO. diplopilus von den Sandwich-Inseln identifieiren zu dür- fen mit einer Cephea, die ich ebendaher durch Herrn Capitain HALrTErmann von Bremen erhielt. Das gut erhaltene Spiritus- Exemplar stand in seiner gesammten Bildung zwischen der vorigen und folgenden Art in der Mitte, und theilte mit ersterer die specielle Form der Mundarme und Peitschen, mit letzterer die Gestalt der Umbrella und des 576 oRrDO: DISCOMEDUSAE. rAmıLıA: TOREUMIDAE. Canal-Netzes. Die 64 Velar-Läppchen sind bei dieser Art zugespitzt, fast eiförmig dreieckig, während sie bei den 3 übrigen Arten abgestutzt oder abgerundet sind. Grösse: Schirmbreite SO Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Sandwich-Inseln; Wilson’s Island, Couruouy; Hawai, HaLtermann. 532. Species: Cephea conifera, Haırcker; nova species. Tafel XXXVI, Figur 3—6. Species-Diagnose: Schirm bischofshutförmig. Centrale Kuppel sehr dickwandig, flach glo- ckenförmig, mit 20—30 grossen und sehr zahlreichen kleinen, granulirten, konischen Höckern dicht bedeckt, durch eine tiefe Kranzfurche von dem flachen und dünnen Schirmkranze getrennt. Schirm- rand mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 grosse rechteckige, verwachsene Velar-Lappen zwischen 2 kleinen, tiefliegenden Ocular-Lappen). Die beiden comprimirten Gabellappen der 8 Arme doppelt so lang als der angewachsene Oberarm; ihre Distal-Enden beträchtlich über den Schirmrand vorragend. Peitschen-Filamente sehr lang und sehr zahlreich, darunter ungefähr 100 länger als der Schirmdurch- messer; und unter diesen 4 sehr dicke an den 4 perradialen Pfeiler-Gabeln. Specielle Beschreibung: Cephea conifera konnte ich in mehreren wohlerhaltenen Spiritus- Exemplaren untersuchen, welche theils von den Samoa-Inseln, theils von den Carolinen-Inseln stammten. Bei Allen ist die cen- trale Schirmkuppel glockenförmig gewölbt, sehr dickwandig und dicht mit kegelförmigen oder eiförmigen Höckern bedeckt, unter denen 20—30 etwa + so lang sind, als der Durchmesser der Kuppel (Fig. 5). Auf und zwischen ihnen sitzen zahllose sehr feine Körnchen. Alle diese Protuberanzen sind solide Auswüchse der Gallerte der Schirmkuppel, deren concav gewölbte Innenfläche ganz glatt ist. Eine tiefe Kranzfurche trennt die Kuppel von dem breiten und dünnhäutigen Schirmkranze, dessen Rand 8 tiefe Ocular-Einschnitte zeigt. Dazwischen springen 8 grosse, fast recht- eckige velare Hauptlappen vor, jeder aus 5 schmalen, durch eine zarte Schwimmhaut verbundenen Gallertlappen zusam- mengesetzt, ähnlich wie bei ©. Forskalea. Die Subumbrella zeigt ein sehr entwickeltes System von dicht stehenden, wellenförmig gekräuselten radialen Muskelleisten, die gegen die Armscheibe hin immer höher werden und von deren glatter hoher Aussenwand sich scharf absetzen (Fig. 4). Die 4 Subgenital-Ostien sind tief herabgerückt und erschei- nen als 4 kleine, interradiale Querspalten an der Unterseite der Armscheibe. An dieser letzteren sind die paarweise verbundenen Oberarme der 3 Mundarme mit ihrem Abaxial-Rande völlig angewachsen, so dass ihre beiden Gabellap- pen unmittelbar vom Rande der Mundscheibe abgehen. Dieselben sind stark blattförmig comprimirt und am Distal- Ende in 2 kleine Läppchen gespalten, so dass diese Species schon einen Uebergang zur folgenden Gattung herstellt und auch als Polyrhiza conifera bezeichnet werden könnte. Von den Saugkrausen der Arme hängen sehr zahlreiche und lange Peitschen-Filamente herab, von denen wenigstens 100 länger als der Schirm-Durchmesser sind; 4 perra- diale sind spindelförmig verdickt und zeichnen sich durch besondere Grösse aus; sie stehen in den primären Gabel- winkeln der Mundpfeiler, wo sie sich in die 38 Hauptarme spalten. Grösse: Schirmbreite 100—120 Mm., Schirmhöhe 30—40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropengürtel des pacifischen Oceans; Carolinen-Inseln, Samoa-Inseln, Museum GODEFFROY. 215. Genus: POLYRHIZA, L. Acassız (1862). zrokvooıL« — mit vielen Wurzeln. Genus-Diagnose: Toreumide mit 8 gabeltheiligen Mundarmen, deren Gabeläste doppelt gabelspaltig oder dichotom sind, und deren Oberarm sich nicht über die erste Gabeltheilung fortsetzt; zwischen deren Saugkrausen lange peitschenförmige Brachial-Filamente. 8 starke Ocular-Canäle und dazwischen zahlreiche (32 oder mehr) schwächere Radial-Canäle, ohne deutlichen Ringeanal. 8 Sin- neskolben. Das Genus Polyrhiza wurde von L. Acassız 1862 (l. c. p.156) für 3 verschiedene Species seiner bunt zu- sammengesetzten Familie „Cepheidae“ gegründet, von denen jedoch 2 (P. cephea und P. fusca) echte Arten der ur- FAMILIA: TOREUMIDAE. GENERA: CEPHEA, POLYRHIZA. 577 sprünglichen Gattung Cephea sind. Es bleibt daher als Repräsentant der Gattung Polyrhiza nur die arabische P. vesiculosa übrig, die ich selbst untersucht habe. Von dieser nur specifisch, aber nicht generisch zu trennen sind 2 andere Rhizostomen-Species, welche L. Acassız ganz willkürlich zu den Polyclonidae stellte, unter den Namen Salamis toreumata und Homopneusis frondosa (letztere von ihrem Entdecker, Lesson, als Nacktschnecke beschrieben und abgebildet!). Von der echten, nächstverwandten Cephea ist Polyrhiza durch die wiederholte dichotome Ver- ästelung der Arme verschieden. Während bei Cephea die beiden blattförmigen, lateral comprimirten Gabellappen der 8 Arme sich nicht weiter verzweigen, theilen sich dieselben bei Polyrhiza wiederholt gabelförmig und bilden oft viel- verzweigte dichte Büsche. Auch ist die Exumbrella der centralen Schirmscheibe bei Polyrhiza nicht mit grossen ko- nischen Höckern besetzt, wie bei Cephea, sondern im Centrum nabelförmig eingezogen und von Radial-Furchen durch- setzt. Im Uebrigen ist die Bildung der Umbrella und Subumbrella in beiden Gattungen dieselbe, ebenso auch die besondere Conformation der Armscheibe und des Gastrocanal-Systems. Von den 3 aufgeführten Arten gehört 1 dem rothen Meere, 1 Neu-Guinea und 1 den Molukken an. 533. Species: Polyrhiza vesiculosa, L. Acassız. Polyrhiza vesiculosa, L. AcAssız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 156. Cephea vesiculosa, EHRENBERG, 1835; Abhandl. Berl. Acad. 260. Species-Diagnose: Schirm flach napfförmig. Die centrale Schirmscheibe dick und flach, im Centrum tief nabelförmig eingezogen, mit 32 dichotomen Radial-Furchen, durch eine tiefe Kranz- furche von dem ebenso breiten, mit Wärzchen bestreuten Schirmkranze getrennt. Schirmrand mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 rechteckige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular - Lappen). 8 Arme vielfach dichotom verästelt, mit 4—6 stärkeren Aesten. Centrum der Armscheibe mit einem Büschel von sehr zahlreichen und langen Peitschen (länger als der Schirm - Durchmesser). Astwerk den Schirmrand wenig überragend. ; Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Wir besitzen nur die kurze Diagnose von EHRENBERG, welcher diese Toreumide einmal im November bei Tur im rothen Meere fand. Dieselbe passt jedoch gut zu einer ebendaselbst von Koch (im März) bei Suez gesammelten Art, von der ich mehrere wohl erhaltene Exemplare aus dem Museum von Kopenhagen untersuchen konnte. Nach diesen ist die vorstehende Diagnose entworfen. Wie bei den übrigen Arten der. Gattung zeichnet sich die Subumbrella durch einen sehr dicken, radial gefurchten Ringwulst aus, welcher unten zwischen Armscheibe und dünnem Schirmkranz stark convex vorspringt und der tiefen Kranzfurche der Exumbrella entspricht. In ihm verlaufen 32 kurze Radial-Canäle, welche von der Magenperipherie ausgehen und sich alsbald zu einem lockeren Gefässnetze mit grossen Maschen verbinden. Die 3 stärkeren Ocular-Canäle treten durchgehend vor. Farbe: Schirm rosenroth, Knöpfe der Saugkrausen schwarzbraun, Peitschen glashell. Grösse: Schirmbreite 50—60 Mm., Schirmhöhe 15—20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Rothes Meer; Tur, Enrengere; Suez, H. Kocn. 534. Species; Polyrhiza homopneusis, Haeckeı. Homopneusis frondosa, LEsson, 1329; Voyage de la Coquille, Morzusques (!), Pl. 12. Homopneusis frondosa, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 159. Species-Diagnose: Schirm flach napfförmig. Die centrale Schirmscheibe flach, im Centrum nabelförmig eingezogen, mit 16 einfachen Radial-Furchen, durch eine tiefe Kranzfurche von dem eben so breiten radial gefurchten Schirmkranze getrennt. Schirmrand mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 kurze, spitze, dreieckige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen). 8 Arme vielfach dicho- tom verästelt, jeder mit 6—8 stärkeren Aesten; Peitschen kurz und zahlreich. Astwerk den Schirm- rand um mehr als die Länge des Schirm-Radius überragend. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Lesson, welcher diese von ihm selbst lebend beobachtete Rhizostome als Nacktschnecke (!) ansah und zu den Mollusken stellte, obwohl er für eine andere Species des- selben Genus die Rhizostomen-Gattung Salamis gründete!! Obgleich die Abbildung höchst mangelhaft ist, so lässt Haeckel, System der Medusen. 73 Jen. Denkschriften I. 578 orDoO: DISCOMEDUSAE. FamıLıa: TOREUMIDAE. sie doch auf den ersten Blick eine Toreumide erkennen, und die genauere Vergleichung mit Polyrhiza vesiculosa hat mich bestimmt überzeugt, dass sie dieser erythräischen Art ganz nahe verwandt ist. Insbesondere ist die characte- ristische Bildung der centralen Schirmscheibe, von deren nabelförmig eingezogenen Centrum 16—32 tiefe Radialfurchen ausstrahlen, in beiden Arten ganz dieselbe. Dagegen besteht ein specifischer Unterschied beider (— vorausgesetzt, dass Lesson’s Figuren einigermaassen richtig sind! —) in der viel grösseren Entfaltung des massigen Laubwerks der vielfach dichotomen Arme. Dieselben ragen bei P. homopneusis um mehr als die Länge des Schirm-Radius über den Rand des flach ausgebreiteten Schirmrandes hervor, bei P. vesiculosa hingegen kaum um + des Radius. Auch die Gestalt der Randlappen scheint verschieden zu sein. Grösse: Schirmbreite 60—80 Mm., Schirmhöhe 15—20 Mm.? — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küsten von Neu-Guinea, Waigiou-Inseln, Lesson. 535. Species: Polyrhiza Orithyia, Harcker. Orithyia incolor, Quoy et Gaımarn, 1833; Voyage de l’Astrolabe, Zoophyt. Tom. IV, p. 297, Pl. 25, Fig. 6—10. Salamis toreumata, Lesson, 1543; Acalephes, p. 343. Salamis toreumata, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 159. Polyrhiza Salamis, Haecxer, 1877; Prodrom. System. Medus Nr. 491. Species-Diagnose: Schirm tief napflörmig. Die centrale Schirmscheibe diek und flach, im Centrum nabelförmig eingezogen, mit (16— 32?) verzweigten Radial-Furchen, durch eine tiefe Kranz- furche von dem radial-gefurchten Schirmkranze getrennt. Schirmrand mit 80 Randlappen (in jedem Oetanten 8 kurze und stumpfe Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Oeular-Lappen). 8 Arme vielfach dichotom verästelt, mit 8—10 stärkeren Aesten. Peitschen zahlreich und kurz, 4 (oder 8?) grössere im Centrum. Astwerk den Schirmrand überragend. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Quoy und GaAımarD (l. c.). Obgleich dieselbe sehr unvoll- ständig und theilweise sicher unrichtig ist, so glaube ich doch mit ziemlicher Sicherheit sie auf eine Polyrhiza be- ziehen zu können. Denn erstens besitzt keine andere Rhizostomen-Gruppe eine so auffällig verdickte Mundscheibe und eine so tiefe Kranzfurche der Exumbrella, wie die Polyrhiziden; in Folge dessen wird der Schirmkranz oft nach oben empor geschlagen und die Umbrella nimmt die characteristische Urnenform an, welche Fig. 6 von Quoy und GAIMARD zeigt. Zweitens stimmt die Bildung der 4 Gonaden, welche ihre Fig. 7 und 10 andeutet (— „4 folioles ressemblant A des feuilles de vigne“ —) mit derjenigen der vorhergehenden Arten. Drittens ist die specielle Formation der dichotom verästelten Arme (wenn auch sehr unvollkommen in Fig. 8 und 9 dargestellt) wohl am ersten auf Polyrhiza zu beziehen; die angeblichen 6 lanzetförmigen granulirten Blättchen um den Mund (Fig. 3) dürften 4 oder 8 grössere gallertig verdickte Peitschen-Filamente sein, wie sie bei mehreren Polyrhiziden an der Armbasis sich finden. Viertens endlich ist die angebliche „bouche au centre des pe@doncules“ (Fig. 8) höchst wahrscheinlich die mundähnliche Ver- tiefung oder Grube im Centrum der gewölbten Armscheibe, welche bei den Polyrhiziden an deren Subumbralfläche sich findet. Der Körper ist farblos. Die Species- Bezeichnung Orithyia ist dem Griechischen entnommen: 2oeigv« (= „Bergdurchstürmerin“, Name einer Nymphe). Die französischen Autoren, sowie die meisten folgenden Medusologen schreiben daher nicht orthographisch Orythia. Ursprünglich stellten P£ron und Lesurur (Tableau des Meduses etc., 1809, p. 327) unter diesem Namen eine Medusen-Gattung auf, welche zwei unbestimmbare Arten enthielt, später im verschiedensten Sinne verwendet wurde, jedenfalls aber auf keine Rhizostome zu beziehen war („point de bras““!). Indessen kann der Name als Species-Bezeichnung für diese Polyrhiza immerhin beibehalten und der späteren Sala- mis vorgezogen werden. JIncolor ist unlateinisch. Grösse ist nicht angegeben. Die Figur zeigt 50 Mm. Schirmbreite. Fundort: Molukken-See, Quvoy et Gamarn. GENERELLE CHARACTERISTIK DER PILEMIDEN. 579 Dreissigste Medusen-Familie: (Achte Familie der Discomedusen:) PILEMIDAE, Haeckel (1877). Tafel XXXIV, XAXV. Familien- Character: Rhizostomen mit 4 getrennten Subgenital- Höhlen und mit dorsalen so- wohl als ventralen Saugkrausen der 8 Mundarme. — [Discomedusen ohne Tentakeln und ohne centrale Mundöffnung, an deren Stelle zahlreiche Saugmündchen auf den 8 Mundarmen Saugkrau- sen bilden, und zwar sowohl auf ihrer ventralen (axialen), als auch auf ihrer dorsalen (abaxialen) Seite. 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale). 8—16 oder mehr enge Radial-Canäle, verzweigt und durch Anastomosen ein Gefäss-Netz in der Subumbrella bildend, gewöhnlich mit deutlichem Ringcanal. 4 interradiale Gonaden in der aboralen Wand von 4 getrennten gastralen Subgenital-Höhlen]. Die neue Familie der Pilemiden gründe ich für diejenigen Rhizostomen -Gattungen, welche durch den Besitz von 4 getrennten Subgenital-Höhlen mit der vorhergehenden Familie der Toreumiden übereinstimmen, hingegen von ihnen abweichen und vielmehr den Crambessiden gleichen durch die eigenthümliche Bildung der Arme; diese tragen sowohl dorsale als ventrale Saugkrausen; d. h. Saugmündehen mit Filament-Gruppen und ver- schiedenartigen tentakelähnlichen Anhängen entwickeln sich eben so wohl auf der abaxialen als auf der axialen Seite der S Mundarme. Die Pilemidae können daher auch als Rhizostomae tetrademmiae multicrispae bezeichnet werden. Die bekanntesten Vertreter dieser Familie sind die gemeinsten Rhizostomen der europäischen Küsten, zur Gattung Pilema (= Rhizostoma im engsten Sinne!) gehörig: die mediterrane Pilema pulmo = Rhizostoma Aldro- vandi) und die atlantische Pilema octopus (= Rhizostoma Owvieri). Fermer gehören hierher noch verschiedene Genera von L. Acassız, welche derselbe auf 3 verschiedene Familien vertheilt hat (1862, 1. c. p. 150): A. Von den Rhizo- stomiden: Rhizostoma, Stomolophus, Stylonectes, Toxoclytus; B. Von den Cassiopeiden: Holigocladodes; C. Von den Cepheiden: Phyllorhiza. Dagegen sind die übrigen Rhizostomen-Genera, welche Agassız in diesen 3 Familien mit den genannten Gattungen vereimist, weit von diesen verschieden und gehören ganz anderen Familien an. Die nahe verwandten Genera der Tetrademniae multicrispae, welche ich hier m der Familie der Pilemidae vereinige, lassen sich naturgemäss auf 3 Subfamilien vertheilen. Von diesen schliessen sich zunächst die Lychno- rhiziden eng an die Polyrhiziden an und zeichnen sich durch den Besitz langer Peitschen - Filamente, sowie durch den Mangel selbstständiger Scapuletten aus. Die beiden anderen Subfamilien besitzen gesonderte Scapuletten oder Schulterkrausen, und unterscheiden sich dadurch, dass die 8 Mundarme bei den Eupilemiden trichotom und nur an der Basis verwachsen, bei den Stomolophiden hingegen dichotom und grossentheils oder fast in der ganzen Länge verwachsen sind. Der Schirm der Pilemiden ist mässig flach gewölbt, bis halbkugelig, 2—3mal so breit als hoch, bei Stomolophus sogar hochgewölbt, ungefähr von $ eines Kugel-Umfangs. Häufig tritt die centrale Schirmscheibe oben in Gestalt einer gewölbten Kuppel vor, so dass der Schirm die Gestalt eines flachen Hutes mit breiter Krempe ge- winnt. Die Gallerte der Umbrella, deren Dicke gegen den Schirmrand hin gleichmässig abnimmt, ist meistens stark und fest, oft von der Consistenz eines mässig harten Faserknorpels. Vermöge dieser bedeutenden Festigkeit eignen sich die Pilemiden mehr als die meisten übrigen Medusen zur Erhaltung in fossilem Zustande, wie die von mir be- schriebenen Medusen-Petrefacten aus dem Jura gezeigt haben (s. unten den Anhang). Oft wird die Gallerte, nament- lich gegen den Rand hin, durch sehr entwickelte elastische Fasernetze (ähnlich denen des Netzknorpels) beträchtlich verstärkt. Die Exumbrella ist meistens rauh, bald fein granulirt, chagrinartig, bald mit grösseren Wärzchen oder Leistchen dicht besetzt, knotig. Der Schirmrand zeigt bei allen Pilemiden 8 Sinneskolben von mässiger Grösse (4 perradiale und 4 in- terradiale). Gewöhnlich sitzen dieselben versteckt in 3 tiefen Einschnitten des Randes, zwischen 2 schmalen, aber gut entwickelten Ocular-Lappen, überdacht von einer Deckschuppe, welche eine trichterförmige faltenreiche Riechgrube an ihrer exumbralen Oberseite trägt. Die Octanten des Schirmrandes zwischen je 2 Ocular-Lappen-Paaren springen 713* 580 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PILEMIDEN. meistens in Form flach gewölbter Bogen vor, deren convexer Rand durch 3 oder mehr Einschnitte in 4 oder mehr Velar-Lappen gespalten ist. Die Zahl der Letzteren ist sehr verschieden und schwankt selbst bei nächstverwandten Arten einer Gattung beträchtlich; sie ist sogar bisweilen individueller Variation unterworfen. Immerhin besitzt sie eine solche relative Constanz, dass sie zur Unterscheidung der Species (wenn auch nicht der Genera) mit verwendbar ist. So unterscheiden sich z. B. die beiden gemeinen europäischen Pilema-Species dadurch, dass die Zahl der Velar- Lappen in jedem Oetanten bei der mediterranen P. pulmo 8, bei der westeuropäischen P. octopus hingegen 10—12 beträgt; P. corona des rothen Meeres hat statt deren 16—20, die chinesische P. clavata aber nur 4 Velar-Lappen. Da auch andere Pilemiden, z. B. Zychnorhiza lucerna (Taf. 34), permanent nur 4 Velar-Lappen in jedem Octanten besitzen, da ferner dieselbe Zahl auch bei den jugendlichen Larven von Pilema pulmo sich wiederfindet, während sie später durch Halbirung jedes Lappens auf das Doppelte steigt, so finde ich hierin eine Bestätigung für meine An- nahme, dass die ursprüngliche Stammform aller Rhizostomen (gleich ihrem heutigen, wenig veränderten Epigonen, Archirhiza, Taf. 36, Fig. 1, 2) nur 4 Velarlappen in jedem Octanten besass. Mehrere Pilemiden zeigen deutlich, wie durch fortgesetzte Division dieser 4 ursprünglichen Lappen später eine grössere Zahl entstanden ist, indem die pri- mären Einschnitte zwischen den letzteren tiefer bleiben, als die secundären Einkerbungen zwischen ihren Hälften (z. B. Stomolophus, Taf. 35, Fig. 1, 7). Die Zahl dieser Lappenpaare kann in jedem Octanten auf 12—16—20 und mehr steigen. Bei der grossen Pilema octopus finde ich, dass das fortschreitende Wachsthum des Schirmrandes in höherem Maasse die lateralen (den Ocular-Lappen benachbarten) Velar-Lappen betrifft, als die medialen (den Adra- dien anliegenden); erstere werden doppelt so breit als letztere und spalten sich früher in 2 Hälften. Bei der jugend- lichen semostomen Larve von Pilema pulmo, welche Craus (1877, 1. c. Taf.X, Fig. 42) abgebildet hat, sind die 16 Ocularlappen noch grösser als die 32 Velarlappen, und sowohl dieses Verhältniss als auch ihre Anordnung spricht für meine Annahme, dass bei allen Rhizostomen (gleichwie bei den Aureliden) die Velarlappen nicht durch Spaltung der ursprünglichen 16 Ephyralappen entstehen, sondern durch Einschaltung von 8 intermediären velaren Haupt- lappen zwischen letzteren; durch fortgesetzte Spaltung dieser 3 Hauptlappen entstehen die späteren Velarlappen. Die Gestalt der letzteren ist sehr mannichfaltig; bei den meisten Pilemiden sind sie eiförmig, dreieckig oder fünfeckig, zugespitzt (Taf. 34, Fig. 1, 2); anderemale rundlich, halbkreisförmig oder abgestutzt, rechteckig u. s. w. (Taf. 35, Fig. 7). Die Subumbrella ist bei allen Pilemiden durch eine deutliche, oft sehr tiefe Kranzfurche ausgezeichnet, welche die dicke centrale Armscheibe von dem dünnen peripheren Schirmkranze trennt. Der Durchmesser der Arm- scheibe schwankt gewöhnlich zwischen der Hälfte und einem Drittel des ganzen Schirm - Durchmessers, so dass die Kranzfurche bald die Mitte des Schirm-Radius schneidet, bald die Grenze zwischen mittlerem und innerem (seltener äusserem) Drittel des Radius trifft, oder eine Mittellage einnimmt. An der Unterseite des dünnen Schirmkranzes tritt gewöhnlich ein System von starken concentrischen Ringleisten hervor, auf welchen sich die circularen Bündel des breiten Kranzmuskels der Subumbrella ausbreiten; gegen den Rand hin werden diese Muskelringe dünner und niedriger (vergl. Taf. 34, Fig. 2, Taf. 35, Fig. 7, 9). Bei Stomolophus werden die Leisten so hoch und stark, dass von den Aesten des peripherischen Canal-Netzes aus besondere Ernährungs-Canäle in sie hineintreten (Taf. 35, Fig. 8). Die Armscheibe (oder „Mundscheibe“, Stomodiscus) ist bei allen Pilemiden von beträchtlicher Dicke und Stärke, wie es schon durch das Gewicht der grossen und schweren, von ihr getragenen Arme erfordert wird. Ihre Peripherie, welche durch die tiefe Kranzfurche von dem umgebenden Schirmkranze scharf abgesetzt wird, ist bald kreisrund, bald quadratisch (mit abgerundeten perradialen Ecken), bald achteckig. Sie zerfällt durch eine horizontale ringförmige Einschnürung, den Scheibenhals (Collum stomodisci), in eine obere oder proximale und untere oder distale Hälfte; erstere mag als Scheibenwurzel, letztere als Scheibenstamm bezeichnet werden. Der Scheibenhals bil- det den engsten und dünnsten Theil, gewissermaassen die Taille des Pilemiden-Körpers (Taf. 34, Fig. 1). Die Schei- benwurzel (Radix stomodisei) liegt bald fast horizontal, bald fällt sie schräg von aussen und oben nach unten und innen ab, in Gestalt einer flachen vierseitigen Pyramide (Taf. 34, Fig. 1; vergl. auch die bekannten, unten citirten Abbildungen der gemeinen Pilema pulmo). Sie wird zusammengesetzt aus den 4 starken perradialen Armpfeilern und den 4 dünnen, dazwischen liegenden Gastrogenital- Membranen, sowie deren nächster Umgebung (dem äusseren und dem inneren Pfeilerring). Die 4 perradialen Armpfeiler oder „Mundpfeiler“, Pilastri (— die „Füsschen“ von ALEXANDER BRANDT —) sind bei allen Pilemiden 4 sehr dicke und starke Gallertplatten, bald fast quadratisch, bald rechteckig eder gleich- schenklig-dreieckig (mit äusserer breiter Basis und innerer abgestutzter Spitze, sonach mit centripetal convergirenden Schenkeln). Sie bestehen aus dicker und sehr fester knorpelartiger Gallerte und enthalten bloss einen einfachen „Pfeiler-Canal“, welcher in einer tiefen perradialen Rinne an ihrer inneren Fläche liegt. Die interradialen Zwischen- räume zwischen den 4 Pfeilern werden von den 4 grossen Subgenital-Ostien eingenommen, welche bald etwas breiter als die ersteren, bald etwas schmäler sind (Taf. 34, Fig. 1), meistens nahezu eben so breit. Sie führen in die 4 dünnwandigen Subgenital- Höhlen hinein, die weit in den Central-Magen vorspringen. Die zarte, durchsichtige Gastrogenital-Membran, welche die Wand der letzteren bildet, setzt sich an ihrem Ursprunge ‚scharf von den umge- benden dicken Gallerträndern der länglichrunden oder nierenförmigen Subgenital-Ostien ab. Gewöhnlich erscheint der äussere, abaxiale, seltener auch der innere, axiale Rand der Ostien in seinem interradialen Mittelstücke beträchtlich GENERELLE CHARACTERISTIK DER PILEMIDEN. 581 verdickt und springt klappenartig über den Ostienrand vor („Subgenitalklappe“, 1369). Selten entwickelt sich die grössere abaxiale Klappe (namentlich bei alten und sehr grossen Pilema) so mächtig, dass sie centripetal bis über die Mitte des Ostium vorspringt und sich über die entgegenkommende kleinere axiale Klappe hinüber legt (ohne jedoch mit ihr zu verwachsen). Doch kommt dasselbe bisweilen auch bei jugendlichen Pilemiden vor (vergl. Craus, 1877, 1. e. Taf. XI, Fig. 45). Dadurch zerfällt scheinbar jedes Subgenital-Ostium in 2 getrennte laterale Hälften, und so ist wahrscheinlich der Mythus von den 8 Gonaden der Cassiopea entstanden, welcher in der Abbildung der Me- dusa octopedalis von BORLASE, 1758 (= Pilema octopus) seinen Ursprung hat (vergl. unten). Am inneren sowohl als am äusseren Rande der Subgenital-Ostien fliesst seitlich deren Gallertwand mit den Pfeilern zusammen und bildet so einen doppelten Gallertring, den inneren und äusseren Pfeilerring. Der äussere oder abaxiale Pfeilerring ist schmäler und durch die Kranzfurche vom Schirmkranze der Subumbrella abgesetzt. Der innere oder axiale Pfei- lerring ist breiter und wird durch den dünnen Scheibenhals von dem dickeren Scheibenstamm abgegrenzt. Der Scheibenstamm (Caudex stomodisci) ist der mächtige, starke Gallertkörper, welcher an seiner unteren Fläche die 4 Armpaare trägt, während er oben bis zu der Strictur des Scheibenhalses reicht. Während bei den übrigen Rhizostomen dieser Theil entweder gar nicht oder nur wenig selbständig entwickelt ist, zeichnen sich dagegen die Pilemiden durch ausserordentlich starke Entwickelung desselben aus. Wahrscheinlich steht diese ungewöhnliche Bildung einerseits in engstem Causal-Nexus mit der weitgehenden Verwachsung der Armbasen (oder bei Stomolophus selbst der ganzen Arme), anderseits mit der Ausbildung der eigenthümlichen Scapuletten bei den meisten Gliedern dieser Familie. Jene axiale Concrescenz der Armbasen ist zwar eigentlich bei allen Rhizostomen vorhanden (indem ja eben die Armscheibe dadurch entsteht!); allein sie erreicht selten einen so hohen Grad, wie bei den Pile- miden. Beim gewöhnlichen Pilema entsteht dadurch ein frei stehender dicker prismatischer Gallertkörper von fast kubischen Dimensionen, dessen obere Grenze der Schirmhals, dessen untere Grenze die Gabeltheilungen der 4 Arm- paare bilden. Oft übertrifit hier die Höhe des Scheibenstammes seine Breite. Dagegen ist derselbe bei den Lychno- rhiziden, die keine Scapuletten tragen, nur flach und niedrig (Taf. 34, Fig. 1). Weitaus die stärkste Entwickelung erlangt er bei Stomolophus, wo die Arme fast in ihrer ganzen Länge mit einander zu einem centralen Rohre ver- wachsen und so fast ganz in der Bildung des Caudex aufgehen (Taf. 35, Fig. 1, 3). Im Allgemeinen hat derselbe hier die Gestalt einer abgestutzten, vierseitigen oder achtseitigen Pyramide (von deren Basal-Ecken die Arme abgehen). Wenn hingegen die Seitenwände des Stammes mehr vertical stehen, so nähert sich seine Form mehr einem Prisma mit 8 oder 16 Kanten. Aus dem oberen, flügelartig vortretenden Theile dieser Kanten erheben sich die 8 Paar Scapuletten oder „Schulterkrausen“, auf welche wir nach Darstellung der Armbildung zurückkommen. Die 8 Mundarme oder „Wurzelarme“ der Pilemiden sind stets sehr gross und stark, und besitzen beständig diejenige characteristische Bildung, welche ich oben als Multierispae bezeichnet habe (p. 464); d. h. die characte- ristischen Saugkrausen der Rhizostomen mit ihren zahlreichen Saugmündchen und Filament-Büschen entwickeln sich hier nicht nur auf der ventralen oder axialen Seite, sondern gleichzeitig auch auf der dorsalen oder abaxialen Seite. Die Pilemiden theilen diesen Besitz von Dorsal-Krausen mit den Crambessiden, während solche den Toreumiden und Versuriden (den Unicrispae) fehlen. So wichtig ich diese Unterscheidung im Princip halte, und so leicht sie gewöhn- lich auch zur praktischen Trennung der Familien zu verwerthen ist, so ist doch in einzelnen Fällen nicht leicht sofort zu erkennen, ob unierispate oder multicrispate Armbildung vorliegt. Im Allgemeinen lassen sich bei allen Multi- crispen (ebenso Pilemiden, wie Crambessiden) an jedem Arme drei Saugkrausen unterscheiden, von denen eine an der ventralen (oder axialen), zwei an der dorsalen (oder abaxialen) Seite des Armes liegen. Die Ventral- Crispe entspricht der ursprünglichen einfachen Saugkrause der Unicrispen und geht ursprünglich in der ganzen Länge des Armes, in der Mittellinie seiner Axial-Seite hin, vom Anfang bis zum Ende. Da wo die beiden Arme jedes Paares an der unteren Fläche des Scheibenstammes zusammenstossen, da fliessen auch an ihrer Axial-Seite ihre beiden Ventral-Krausen in einem perradialen Punkte zu einer einzigen Crispe zusammen. Die 4 so entstandenen kurzen Perradial-Crispen vereinigen sich wiederum in dem trichterförmig vertieften oder nabelfürmig eingezogenen Centrum der Unterfläche des Scheibenstammes. Sie bilden hier die „kreuzförmige Mundnaht“ (Sutura stauro- stomalis), entstanden durch Verwachsung der krausen Faltenränder des ursprünglichen Central-Mundes. Die 4 Schenkel dieses Mundnaht-Kreuzes treffen bald unter rechten Winkeln ganz im Centrum der subumbralen Mundscheiben-Fläche zusammen; bald bilden sie ein H, indem 2 gegenüberstehende Schenkel sich in einer kurzen Quernaht an einander legen und so die beiden anderen trennen. Der sogenannte „Uebergang von der Radiär-Structur zur bilateralen Sym- metrie“ (— richtiger die amphitheete Form des Mundnaht-Kreuzes —), den einige Autoren hierin finden wollen und für sehr wichtig halten, ist schon wegen seiner grossen Inconstanz ohne alle morphologische Bedeutung; er hängt lediglich von der zufälligen und sehr variablen Stellung ab, in welcher die 4 Lippen des Mundkreuzes mit einander verwachsen. Während so die Ventral-Crispe der Pilemiden unzweifelhaft als Homologon der einfachen Axial-Krause der Toreumiden sich ergiebt, so erscheinen dagegen die beiden Dorsal-Crispen der Ersteren als eigenthümliche Bil- dungen, welche den Letzteren fehlen. Indessen ergiebt die genauere Untersuchung, namentlich der Entwickelung, sowie die ausgedehnte Vergleichung der mannichfaltigen verschiedenen Krausen-Formen, dass dies nicht der Fall ist. 582 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PILEMIDEN. Vielmehr sind die beiden Abaxial-Krausen der Multicrispen selbständige Fortbildungen der beiden Gabellappen, welche bei vielen Unicrispen am Distal-Ende der S Arme durch deren Gabelspaltung entstehen, und welche namentlich die Polyrhiziden sehr entwickelt zeigen (Taf. 36, Fig. 3, 4). Indem zwischen diesen beiden Gabellappen der Hauptstamm des Armes mit seiner einfachen Ventral-Krause in der ursprünglichen Richtung weiter wächst und sieh in den starken „Unterarm“ fortsetzt, drängt er die beiden Gabel- lappen dergestalt auf die Dorsal-Seite hinaus, dass sie unter Axendrehung um ihre Insertions-Basis völlig umgeschlagen werden und dass ihre beiden Saugkrausen eine ganz abaxiale Lage erhalten. Hier auf der axialen Rückenseite des Armes können nun durch weitere Fortbildung und Differenzirung, insbesondere durch Lappenbildung, Spaltung und Verästelung der abgeschiedenen und umgeschlagenen Gabellappen selır mannichfaltige Bildungen entstehen, welche sämmtlich zum System der Dorsal-Crispen gehören. Gewöhnlich sind diese speciellen Crispen-Formationen dann ver- schieden entwickelt an den beiden Hälften der Arme, welche im Allgemeinen als Oberarm (Epibrachium) und Unterarm (Hypobrachium) unterschieden werden können. Bald bleiben die beiden dorsalen mit der ventralen Krause dergestalt in Zusammenhang, dass der verlängerte Arm in Gestalt einer dreiseitigen Pyramide oder eines dreikantigen Prisma fortwächst; bald lösen sich die ersteren mehr oder weniger von der letzteren ab und entwickeln sich zu selbständigen sonderbaren Bildungen; und zu diesen gehören namentlich die vorhin genannten Scapuletten. Scapuletten oder Schulterkrausen nenne ich kurz die eigenthümlichen Saugkrausen, welche oben am abaxialen Schulterrande des Oberarmes bei den meisten Pilemiden vorkommen, und welche bisher gewöhnlich als „obere blattföürmige oder kammförmige Anhänge“ bezeichnet wurden; sie bilden eine Auszeichnung dieser Familie, indem sie den übrigen Rhizostomen, namentlich auch den Crambessiden fehlen. Den Lychnorhiziden, bei denen die Dorsal-Crispen weit am Abaxial-Rande der Arme hinaufgehen, fehlen die Scapuletten; bei den Eupilemiden und Sto- molophiden hingegen sind sie allgemein vorhanden. Stets finden sich 16 Scapuletten vor, und zwar paarweise der- gestalt an der Aussenseite des Scheibenstammes oder der Oberarme vertheilt, dass ihre verticalen Radial-Ebenen mit denjenigen der beiden dorsalen, weiter unterhalb stehenden Crispen zusammenfallen. Jede Scapulette bildet einen dreieckigen, flachen und dünnen, vertical stehenden Kamm, an welchem 3 Ränder zu unterscheiden sind, ein innerer, oberer und unterer Rand (vergl. Taf. 55, Fig. 53—6 nebst Erklärung). Mit dem inneren, axialen oder Insertions- Rande ist der blattförmige Kamm an der Aussenfläche des Oberarmes (oder des Scheibenstammes) angewachsen; der obere oder Krausen-Rand ist bald mehr nach oben, bald mehr nach aussen gekehrt, meist sichelförmig gekrümmt, und in seiner ganzen Ausdehnung mit einer doppelrandigen und fiederspaltigen Saugkrause versehen, von derselben Structur, wie die beiden, weiter unterhalb liegenden dorsalen Crispen des Unterarmes. Der dritte oder untere Rand endlich, den ich den Fissions-Rand der Scapulette nennen will, ist glatt und concav ausgeschnitten, bald mehr nach unten, bald mehr nach innen gekehrt. Die specielle Form seiner concaven Curve finde ich bei einigen Pilemiden (am meisten bei Eupilema scapulare) vollkommen entsprechend der speciellen Form der convexen Curve, welche der entgegenstehende glatte Abaxial-Rand des Oberarmes (oberhalb der unteren Dorsal-Krausen) zeigt. Krümmt man letzteren ein wenig aufwärts nach aussen, so legen sich die entsprechenden beiden Curven-Ränder dergestalt völlig an einander, dass zwischen Beiden keine Lücke übrig bleibt. Aus dieser wichtigen Thatsache ergiebt sich, dass die eigenthümlichen Scapuletten der Pilemiden ursprünglich nichts weiter sind, als die obersten Lappen der Dorsal-Krausen, welche durch einen tiefen Einschnitt von den unteren Haupt- stücken der letzteren getrennt und abgelöst worden sind. Dieser tiefe Einschnitt oder die Scapular- Bucht hat sich bei den meisten Pilemiden, insbesondere auch bei dem gemeinen Pilema, durch Fortwachsen des Unterarmes beträchtlich ausgedehnt, und in Folge dessen ist die Distanz zwischen den oberen Scapuletten (des Ober- armes) und den unteren Dorsal-Krausen (des Unterarmes) so beträchtlich geworden, dass der ursprüngliche Zusammen- hang Beider nicht mehr ohne Weiteres ersichtlich ist. Dass diese Auffassung trotzdem die richtige ist, ergiebt sich ausserdem auch aus der völligen Uebereinstimmung in der feineren Structur und Verästelung Beider. Hier wie dort kann eine ausgedehnte Fiederspaltung, Verästelung und Lappenbildung eintreten, wie sie gleicherweise auch an der Ventral-Krause sich entwickeln kann. Während bei vielen Pilemiden die dreikantigen oder dreiflügeligen Arme schein- bar einfach aussehen und in der That als „unverästelt“ beschrieben werden, ergiebt dagegen die genauere Unter- suchung meistens eine sehr verwickelte Fiederspaltung, Verästelung und Lappenbildung; nur sind die Fiedern, Aeste, Lappen und Läppchen gewöhnlich kurz, und so dicht an einander gedrängt, dass die Oberfläche der Saugkranse das characteristische Aussehen des Blumenkohls darbietet (vergl. Taf. 34, Fig. 1, 5, Taf. 36, Fig. 3—6). Zahllose kleine Saugmündchen, bald mehr trichterförmig, bald mehr spaltförmig, sind allenthalben auf der labyrinthischen Krausen- fläche zerstreut, umgeben von zahllosen feinen Gastral-Filamenten. Während die geschilderten Verhältnisse der Armbildung bei allen Pilemiden (— und ebenso auch bei allen Crambessiden —) im Wesentlichen dieselben bleiben, entwickeln sich dagegen bei den einzelnen Arten derselben mannichfache besondere Eigenthümlichkeiten, welche für die Unterscheidung der Genera und Subfamilien von maass- gebender Bedeutung sind. Die erste Subfamilie, die der Lychnorhiziden, entbehrt besonderer Scapuletten, besitzt aber dafür sehr ausgedehnte Dorsal-Krausen, welche gleich der Ventral-Krause in zahlreiche grössere und kleinere Lappen zerfallen können; gewöhnlich entwickeln sich zwischen den Zottenbüscheln ihrer mächtigen, aber biegsamen GENERELLE CHARACTERISTIK DER PILEMIDEN. 583 Arme (ähnlich wie bei den Polyrhiziden) lange Peitschen-Filamente (Taf. 34). Die beiden anderen Subfamilien sind durch den Besitz von 3 Paar gesonderten Scapuletten ansgezeichnet und besitzen sehr steife und dicke Arme mit blumenkohl-ähnlichen Krausen; sie unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, dass bei den Eupilemiden die Arme nur im basalen Theile, bei den Stomolophiden hingegen fast in ihrer ganzen Länge mit einander verwachsen sind (Taf. 35). Auch verästelt sich bei den Stomolophiden die ventrale Saugkrause (Fig. 2) wiederholt dichotom, wodurch sich diese sonderbare Gattung unmittelbar an die Polyrhiziden (und speciell an Polyrhiza) anschliesst; der Oberarm setzt sich hier eigentlich nicht direet in den Unterarm fort (wie bei den Eupilemiden und Lychnorhiziden), sondern er geht in der Gabeltheilung selbst auf. Dagegen ist die Bildung der 16 Scapuletten bei den Stomolophiden ganz dieselbe, wie bei den Eupilemiden. Bei diesen letzteren ist die trichotome Ramification in der starken Ent- wickelung der 3 hohen und dünnen Flügel des Unterarmes stets sehr deutlich ausgesprochen. Oft entwickeln sich bei ihnen an den Distal-Enden der Arme eigenthümliche End-Anhänge, kolbenförmige oder dreikantig-prismatische oder pyramidale Terminal-Knöpfe; sie bestehen aus einem dicken und knorpelharten, bisweilen langgestielten, meistens dreiflügeligen Gallertstücke, dessen 3 Flügel die Endausläufer der 3 Crispen darstellen; allein die Krausen- bildung selbst ist verloren gegangen. Der End-Canal, welcher den Knopf durchzieht, giebt Aestchen an die 3 Flügel ab, welche sich auf deren freier Kante durch wenige einfache Mündchen öffnen. Bisweilen entwickeln sich ähnliche glatte, krystallartige Knöpfe auch in grösserer Zahl zwischen den Zottenbüscheln der Saugkrausen in deren ganzem Verlaufe; so bei Rhopilema. Das Gastrocanal-System der Pilemiden ist von dem gemeinen Pilema pulmo des Mittelmeeres (= Rhizostoma Aldrovandi) durch die Untersuchungen von EysexuAarpr (1821), MiLsne-Enwarps (1839) und ALEXANDER BrANDT (1370) genau bekannt, und kann ich bezüglich aller speciellen Verhältnisse auf deren ausführ- liche Beschreibungen und Abbildungen verweisen. Auch die übrigen Pilemiden (soweit ich dieselben genau unter- suchen konnte) scheinen im Wesentlichen keine grossen Abweichungen darzubieten. Die centrale Magenhöhle hat im Allgemeinen die Gestalt einer flachen abgestutzten Quadrat-Pyramide, deren quadratische Basis die glatte Magen- decke oder die Entoderm-Fläche der centralen Gallertscheibe des Schirmes bildet. Die abgestutzte Spitze der Pyra- mide dringt von oben in die gallertige Armscheibe ein und endigt blind in deren Centrum, der zugewachsenen Mund- öfmung entsprechend. Die abgestutzten Kanten der Magen -Pyramide werden durch die perradialen Mittellinien der 4 Armpfeiler gebildet, während ihre Seitenflächen die 4 Subgenital-Höhlen einnehmen. Wenn die interradialen Sub- genital-Klappen sich stärker centripetal entwickeln, treten die 4 perradialen Schenkel der Magenhöhle stärker centri- fugal hervor, gleich einem Ordenskreuze (Taf. 34). Die specielle Conformation der seitlichen Magenwände ist über- haupt verschieden, je nach der verschiedenen Ausbildung der Pfeiler und der damit alternirenden Gastrogenital- Membranen. Die Radial-Canäle, welche aus der Peripherie der Gastral-Pyramiden-Basis entspringen, sind bei allen von mir untersuchten Pilemiden starke, meist bandförmig abgeplattete Röhren, stets 16 an der Zahl. Gewöhnlich sind (der Kreuzgestalt des Central-Magens entsprechend, Taf. 34, Fig. 2, 3) die 4 perradialen am kürzesten (rp), die 4 interradialen am längsten (ri), die 8 adradialen von mittlerer Länge. Oft sind sie in der Mitte ihres Verlaufes spindelförmig angeschwollen (Fig. 2, 3). Der Ringcanal, welcher die 16 Radial-Stämme verbindet, tritt bei den meisten Pilemiden stark hervor; bei manchen Arten verschwindet er jedoch im Alter, in Folge starker Ausbildung des peripherischen Canalnetzes, in welchem er aufgeht (so z. B. bei Stomolophus, Taf. 35, Fig. 7, 8). Das periphere Canalnetz wird durch die zahlreichen Anastomosen der kleinen Canal-Aestchen gebildet, welche theils von den beiden Seitenrändern der 16 bandförmigen Radial-Canäle, theils von den beiden Rändern des Ringcanals abgehen. Durch letzteren zerfällt dieses dichtmaschige Netz ursprünglich in 2 Zonen, eine innere oder intracirculare, und eine äussere oder extracirculare Zone; jedoch sind beide später oft nicht mehr zu trennen, wenn der Circular-Canal in dem Maschen-Netze selbst aufgeht. Stets wird ausserdem das Netz in 16 radiale Felder getheilt, da die 16 Radial- Canäle sich durchgehend bis zum Schirmrande fortsetzen; die 8 ocularen treten daselbst mit ihrem Endästchen in die Sinneskolben ein, während die 8 interocularen an dem Halbirungs-Einschnitte der 8 Velar-Bogen endigen. — Unter den mannichfaltigen Canalisations-Formen der Pilemiden zeigen die einfachsten Verhältnisse die Lychnorhiziden (Taf. 34, Fig. 2). Hier finden sich statt des intraeircularen Gefäss-Netzes nur wenige, einfache, aber starke, blinde Centripetal-Canäle, welche zwischen je 2 Radial-Canälen vom Ringcanal abgehen und nach innen vorspringen. Bei den Eupilemiden und Stomolophiden vereinigen sich dieselben durch Anastomosen und bilden kleine bogen- förmige Gefässplexus, mit convexem Distalbogen. Diese 16 Canal-Netz-Arcaden alterniren regelmässig mit den 16 radialen Haupt-Canälen, welche innerhalb des Ringcanals meistens keine Aeste abgeben. Bisweilen springen die Arcaden centripetal so weit vor, dass sie die Kranzfurche (oder den Rand der Armscheibe) fast berühren. Die Netz- maschen sind in den Arcaden stets lockerer und gröber, und auf gleichem Flächenraume weniger zahlreich als in dem dichteren Extraeireular-Netz. Im letzteren nimmt die Grösse der Maschen gegen den Rand hin regelmässig ab, so dass in den Randlappen die kleinsten Maschen liegen (Taf. 34, Fig. 2; Taf. 35, Fig. 7). Das Canal-Netz der Arme beginnt mit den 4 starken Pfeiler-Canälen, welche aus den 4 perradialen Ecken der Magen -Peripherie (oder aus der Mitte der distalen Pfeiler-Basis) ebenda entspringen, wo centrifugal die 584 GENERELLE CHARACTERISTIK DER PILEMIDEN. 4 perradialen Ocular-Canäle abgehen. Bei jungen Pilemiden erscheinen die 4 Pfeiler-Canäle längere Zeit noch als offene Rinnen an der Innenfläche der Pfeiler; erst später verwandeln sie sich in geschlossene Canäle, welche sich von dem Hohlraum des Central-Magens abschnüren. Ihre axialen Enden öffnen sich dann wieder in die orale Spitze der umgekehrten Magen-Pyramide, deren Kanten die Pfeiler-Canäle selbst bilden. Die abgestutzte Spitze der Pyramide verlängert sich nach unten in einen vierkantig-prismatischen centralen Hohlraum, welcher den grössten Theil der Arm- scheibe einnimmt und an deren unterer Fläche bei ganz jungen Pilemiden (auf dem Semostomen-Stadium) sich nach aussen öffnet; diese Oefinung ist der Rest der centralen Mundöfinung, die bald völlig zuwächst. Der prismatische Hohlraum selbst, der so die Mitte des Scheibenstammes einnimmt, ist demnach der Rest des ursprünglichen „Mund- rohres“ (der „axilläre absteigende Gefässstamm“ von ALEXANDER BRANDT, 1870, 1. c. p.19, Fig. 1d, 2d). Aus demselben entspringen, bald getrennt, bald paarweise vereinigt, die 8 starken Armcanäle, deren oberster Abschnitt bei allen Pilemiden einfach und ungetheilt ist. Bei den Lychnorhiziden, welche keine Scapuletten tragen, theilt sich der einfache starke Gefässstamm des Oberarms erst am Beginne des Unterarms in 3 Aeste, von denen die beiden seit- lichen die beiden Dorsal-Flügel mit ihren Krausen versorgen, während der mittlere, als Fortsetzung des adradialen Hauptstammes, den längeren Ventral-Flügel mit seiner Saugkrause versieht (Taf. 34, Fig. 4—6). Bei den Eupilemiden und Stomolophiden hingegen giebt jeder der 8 Arm-Canäle schon am Oberarm 2 horizontal abgehende, halbgefiederte Canäle für die Scapuletten ab, und theilt sich erst weiter unten in die 3 Aeste, welche die 3 Krausen-Flügel des Unterarms versorgen. Alle diese Haupt-Aeste der Arm-Canäle sind halbgefiedert, indem nur auf ihrem äusseren, der Krause zugewendeten Rande die zahlreichen verästelten Canäle für die Lappen und Läppchen der Saugkrausen ab- gehen. Die Distal-Enden der feinsten Canal-Aeste münden auf letzteren durch zahllose Saugmündcehen aus. Wenn besondere Terminal-Knöpfe vorhanden sind, wie bei Pilema, so setzt sich das Endstück des Hauptcanals bis zu deren Spitze in dieselben fort und giebt einige Aestchen an die 3 Flügel der Knöpfe ab. (Ueber das Detail der Gefäss- Verzweigung vergl. AL. BrAnpr, 1870, 1. c.). Die Gonaden der Pilemiden verhalten sich im Wesentlichen wie diejenigen der Toreumiden und bilden 4 breite, quergefaltete oder krausenförmige Bänder, welche das mittlere Drittel der 4 zarten, dünnwandigen „Gastro- genital-Membranen“ einnehmen; inneres und äusseres Drittei derselben bleiben von der Sexual-Production frei. Indem sie als geschlossene Blindsäcke in die Magenhöhle centripetal vorspringen, nehmen sie einen grossen Theil von deren Raum ein. Es können aber auch bei alten Thieren die Geschlechtsbänder zu dicken Falten-Convoluten heranwach- sen und sammt den faltenreichen Gastrogenital-Membranen nach Art von Hernien durch die Subgenital-Ostien nach aussen vorgetrieben werden, so bei Zychnorhiza (Taf. 34, Fig. 1, 2). Die Färbung der Pilemiden scheint ziemlich bunt zu sein, bald mehr in das Blaue oder Violette, bald mehr in das Braune oder Rothe übergehend. Die Randlappen zeichnen sich gewöhnlich durch dunklere Farbe aus, eben so auch oft die Gonaden und die Anhänge der Arme. Die Grösse der meisten Pilemiden ist sehr ansehnlich und übertrifft diejenige der meisten übrigen Rhizo- stomen. Die gemeine Pilema pulmo des Mittelmeeres erreicht häufig einen Schirm-Durchmesser von 300—500, bis- weilen aber auch von 600—800 Mm. Unter den bis jetzt bekannten Rhizostomen ist dies die grösste Art. Aber auch andere Pilemiden erreichen oft 100—300 Mm. Durchmesser; die kleineren Arten jedoch nur 40—80 Mm. Die Entwickelung ist bis jetzt von keiner Pilemide vollständig bekannt, selbst nicht von der gemeinen Pilema der europäischen Küsten. Nur jugendliche Larven der letzteren auf dem Semostomen-Stadium, mit einfachen Mundarmen und noch offenem Centralmunde, sind von verschiedenen Beobachtern geschildert worden, insbesondere von ALEXANDER BrANDT (1870) und Craus (1877, 1. c. p. 47, Taf. X, XI). Die jüngsten Larven, welche der Letztere beobachtete (von 15 Mm. Schirmbreite) hatten einen flachen Schirm mit 48 viereckigen Randlappen (in jedem Octan- ten 4 breitere Velar-Lappen zwischen 2 längeren Ocular-Lappen). Der offene Central-Mund erscheint von 4 Paar einfachen Mundarmen umgeben, deren distales Drittel durch eine adradiale Falte gabelförmig in 2 breite Lappen ge- spalten ist. Diese beiden „Querblätter“ sind vermuthlich die Anlagen der Dorsalkrausen der Unterarme. Oberhalb derselben sind bereits an der Axial-Seite der Oberarme die 16 paarigen Scapuletten in Gestalt von „schmalen, zier- lich gekräuselten Blättchen“ vorhanden (l. ec. Taf. X, Fig. 422—44). Würde man die Pilema-Larve in dieser Form ge- schlechtsreif antreffen und würde sie am Schirmrande Tentakeln tragen, so würde man sie zu den Ulmariden stel- len. Die Entstehung dieser Larvenform aus dem Ei ist nicht bekannt. Die einzigen Mittheilungen über ganz junge Larven von Pilema rühren von 2 russischen Beobachtern her, von N. Nosmın (Petersb. Acad. Bulletin, Tom. VIII, 1865, p. 218, Fig. 2; abgedruckt in Melang. biolog. 1866, Tom. V, p. 32, Fig. 2) und von A. KowALevsky (in Horr- MANN-SCHWALBE’S Jahresber. Anat. Phys. pro 1873, Vol. II, p. 279). Beide Mittheilungen sind so unklar, unvollstän- dig und widersprechend, dass sich daraus gar nichts Sicheres entnehmen lässt, nicht einmal zur Entscheidung der Frage, ob die abgebildeten flimmernden Larven (— anscheinend wenig über die Gastrula hinausgekommen —) zu einem Scyphostoma oder direct zu einer Ephyra sich entwickeln. KowALevsky scheint eher das Erstere, Nosuın das Letztere zu vermuthen. Neue und gründliche Untersuchungen darüber sind sehr wünschenswerth. Geographische Verbreitung der Pilemiden. Von den 17 nachstehend aufgeführten Arten kommt die kleinere Hälfte (8) auf das mediterran-atlantische, die grössere Hälfte (9) auf das indo-pacifische Gebiet. Von der GENERELLE CHARACTERISTIK DER PILEMIDEN. 585 ersteren finden sich: im Mittelmeer 2, im nordatlantischen Ocean 3 und im südatlantischen Ocean ebenfalls 3 Arten (3 an den europäischen Küsten, 3 an der Ostküste von America und 2 an der Westküste von Africa?). Von den 9 indo-pacifischen Species gehört 1 dem rothen Meere an, 2 dem indischen Ocean und 6 dem pacifischen Ocean (von letzteren 3 an der Ostküste von Asien, 1 in Polynesien und 2 an der Westküste von America). XXX. Unterschiede der acht Genera der Pilemidae. * (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) Unterarm dreiflügelig (dreikantig-pyrami- I. Subfamilie: dal), ohne Peitschen-Filamente. 1. Tozoelytus Lychnorhizidae. Unterarm dreiflügelig (dreikantig-pyrami- ee Pilemiden ohne Scapuletten oder Schulterkrausen. dal), mit langen Peitschen -Filamenten. J 8 Unterarme dreikantig oder dreiblätterig, frei, nicht | Unterarm dreiblätterig (in 3 getrennte unter einander verwachsen. Lappen gespalten), mitlangen Peitschen- 3. Phyllorhiza Filamenten. II. Subfamilie: Arme ohne kolbenförmige Gallertknöpfe. 4. Eupilema * Eupilemidae. Am Distal-Ende jedes Armes ein kolben- - nu. ae “ ee ealleiknert 5. Pilema Pilemiden mit 3 Paar Scapuletten oder Schulterkrau- örmiger Grallertknopi. sen. 8 Unterarme dreiflügelig, frei, nicht unter einan- | Kolbenförmige Gallertknöpfe sowohl auf 6. Rhopilema* der verwachsen. den 3 Flügeln als am Ende der Arme. (Oberarme unter einander zu einem kurzen Rohre verwachsen. Dichotome Unter- 7. Brachiolophus * arme grösstentheils frei. Oberarme und dichotome Unterarme fast in ihrer ganzen Ausdehnung zu einem langen Rohre verwachsen. III. Subfamilie: Stomolophidae. Pilemiden mit 8 Paar Scapuletten oder Schulterkrau- sen. 8 Unterarme dichotom verzweigt, unter einan- der meistens mehr oder minder verwachsen. Did [e e} . Btomolophus XXXA. Erste Subfamilie der Pilemiden: LYCHNORHIZIDAE, Harckerı. Pilemiden ohne gesonderte Scapuletten (oder kammförmige Schulterkrausen) an der Abaxialfläche der Oberarme; und mit freien, dreikantigen oder dreiblätterigen Unterarmen, welche nicht unter einander verwachsen sind. 216. Genus: TOXOCLYTUS, L. Acassız (1862). to&6rhvrog — bogenberühmt. Genus-Diagnose: Pilemide ohne Scapuletten, mit 8 freien, dreikantig-pyramidalen Armen, deren 3 breite fiederspaltige Flügel an ihren freien Rändern einfache Saugkrausen tragen, ohne lange Peitschen-Filamente. Das Genus Toxoclytus wurde von L. Acassız (1862, 1. c. p. 153) mit folgender Diagnose gegründet: „8 short arms with cylindrical base, widening at their extremity into broad, arrow-head-like appendages, bordered with innu- merous folds of the marginal lobes.“ Er stellt diese Gattung zu seiner „Family Rhizostomidae“, mitten zwischen ver- schiedene Genera, die sämmtlich den Crambessiden angehören. Die beiden Species, welche Acassız zu Toxoclytus rechnet, sind nur durch eine oberflächliche Abbildung und flüchtige Beschreibung von REeynAup in Lesson’s „Oenturie zoologique“ (1830) bekannt; gleich allen anderen Medusen-Darstellungen des genannten Autors sind auch diese so unvollständig und mangelhaft, dass sie nur mit grosser Vorsicht und Kritik verwerthet werden können. Doch glaube ich nach Vergleichung mit den übrigen mir bekannten Rhizostomen annehmen zu dürfen, dass die erste von jenen Haeckel, System der Medusen. 74 Jen. Denkschrifien 1. 586 orDO: DISCOMEDUSAE. FaAmıLıa: PILEMIDAE. beiden Arten, das tropisch-atlantische Rhizostoma roseum (Pl. 34) einer süd-atlantischen Pilemide nächst verwandt ist, welche ich selbst untersuchen konnte und hier als Typus des Genus Toxoelytus voranschicke: T. tripterus. Da- gegen zeigt die zweite Species von Reynaup, die indische Oephea Dubreuilli (Pl. 23), eine gänzlich verschiedene Bil- dung der Gastrogenital-Höhle, welche vielmehr auf eine Versuride schliessen lässt. Das Genus Toxoclytus zeichnet sich vor allen übrigen Pilemiden durch die ganz einfache Bildung der 8 dreiflügeligen Arme aus, welche weder Sca- puletten besitzen, noch an ihren Saugkrausen Peitschen-Filamente, Endknöpfe oder andere Anhänge tragen. Der Oberarm ist rundlich und trägt nur an seiner Axial-Fläche eine einfache, zickzackförmige Ventral-Krause, welche vom Centrum des Mundnaht-Kreuzes ununterbrochen bis zum Distal-Ende des Armes sich erstreckt. Der Unterarm gleicht einer umgekehrten dreiseitigen Pyramide, deren 3 Kanten sich flügelförmig erheben und fiederspaltige Saugkrau- sen tragen. 536. Species: Toxoclytus tripterus, HaırckeL; nova Species. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, mit 48 Randlappen (im jedem Octanten 4 breite, fast quadratische Velar-Lappen zwischen 2 ansehnlichen, vorspringenden Ocular-Lappen). 8 Arme etwas länger als der Schirm-Radius, ihr rundlicher Oberarm doppelt so lang als der kurze und breite, dreikantig-pyramidale Unterarm. Saugkrausen schmal und seicht gekerbt. Specielle Beschreibung: Tozxoclytus tripterus gleicht in der allgemeinen Form des Schirms und seiner Randlappen der jugendlichen semostomen Larve von Pilema pulmo, welche Craus abgebildet hat (1877, 1. c. p. 48, Taf. X, Fig. 42, 43). Insbesondere zeigen die 4 abgestutzten, fast quadratischen Velar-Lappen, welche zwischen 2 längeren und schmäleren Ocular-Lappen vorspringen, dasselbe Verhalten. Dagegen enthalten die Gastrogenital- Membranen 4 ganz entwickelte Gonaden von der Gestalt hufeisenförmiger quergefalteter Bänder, welche mit ihren convexen Proximalbogen centripetal vorspringen. Die 8 Arme, paarweise verbunden, zeigen einen starken und langen, fast cylindrischen Oberarm, doppelt so lang als der dreikantig-pyramidale Unterarm. Die Saugkrausen auf den 3 breiten Flügelkanten des letzteren sind schmal, seicht gekerbt, nicht so tief eingeschnitten und nicht so breit wie bei der folgenden Art. Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Westküste des tropischen Africa; Guinea, Fernando Po, Kocn. 537. Species: Toxoclytus roseus, L. Acassız. Toxoclytus roseus, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contr. IV, p. 153. Rhizostoma rosea, REYNAuD, 1830; in Lesson’s „Centurie zoologique“, p. 97, Pl. 34. Species-Diagnose: Schirm flach hutförmig, mit 56—64 (?) schmalen und langen, abge- rundeten Randlappen (in jedem Octanten 5 oder 6 Velar-Lappen zwischen 2 Ocular-Lappen?). 8 Arme kaum so lang als der Schirmradius, ihr rundlicher Oberarm ungefähr eben so lang als der dreikantig- pyramidale Unterarm. Saugkrausen breit und tief eingeschnitten, fiederspaltig. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Lesson (l. c.). Danach scheint diese Pilemide der vorher- gehenden, von mir selbst untersuchten Art nahe verwandt zu sein. Sie unterscheidet sich von ihr durch die grössere Zahl der Randlappen, von denen in der Figur 56 angegeben sind, alle von gleicher Grösse und dicht gedrängt, schmal und durch tiefe Exumbral-Furchen von einander getrennt. Da die Ocular-Lappen in der Figur nicht angegeben sind, bleibt es zweifelhaft, ob die Zahl der Velar-Lappen in jedem Octanten 4, 5 oder 6 beträgt. . Die Schenkel-Enden der 4 hufeisenförmigen Gonaden sind so genähert, dass sie ein perradiales Kreuz zu bilden scheinen. Die Arme zeigen dieselbe Beschaffenheit, wie bei der vorigen Art; nur sind die Oberarme im Verhältniss halb so lang; ihre Saugkrau- sen breiter und mehr gelappt. Farbe: Zart rosenroth; Gonaden, Randlappen und Saugkrausen lebhaft rosenroth. Grösse ist in der Beschreibung nicht angegeben. Die Figur hat 80 Mm. Schirm-Durchmesser. Fundort: Tropengürtel des atlantischen Oceans, Revynaun. FAMILIA: PILEMIDAE. GEnERA: TOXOCLYTUS, LYCHNORHIZA. 587 217. Genus: LYCHNORHIZA, Harcrker; novum genus. Avyvos = Leuchter; öil« = Wurzel. Genus-Diagnose: Pilemide ohne Scapuletten, mit 8 freien, dreikantig-pyramidalen Armen, deren 3 breite gelappte Flügel an ihren freien Rändern dieke Saugkrausen mit zahlreichen langen Peitschen-Filamenten tragen. Das Genus Lychnorhiza gründe ich für die prachtvolle, auf Taf. 34 abgebildete Pilemide von Brasilien, welche mein Freund Dr. EDUARD von MARTENS daselbst entdeckt hat. Sie gleicht äusserlich, besonders durch die zahlreichen und langen Peitschen-Filamente, einer Cephea oder Polyrhiza, unterscheidet sich aber davon wesentlich durch die dreiflügeligen Pilemiden-Arme. Auch das Canal-System verhält sich ganz wie bei den übrigen Pilemiden, verschieden von dem der Toreumiden. Die Gattung steht zwischen der vorigen und folgenden in der Mitte; sie theilt mit Toxoclytus die dreikantig-pyramidale Gestalt der Mundarme, mit Phyllorhiza den Besitz zahlreicher langer Peit- schen-Filamente, welche ersterem fehlen. Von Beiden unterscheidet sie sich durch die starke Lappenbildung der Armkrausen. 538. Species: Lychnorhiza lucerna, Haecket; nova species. Tafel XXXIV. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 48 Randlappen (in jedem Octanten 4 grosse, spitz-eifürmige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen dreieckigen Ocular-Lappen). Arme fast so lang als die Schirmbreite. Oberarm 3 so lang als der Unterarm, lateral comprimirt, unten in einen dreieckigen Schulterlappen verbreitert. Unterarm dreikantig-pyramidal, mit 2 sehr breiten und stark gelappten Dorsal-Flügeln und einem schwächeren Ventral-Flügel; Saugkrausen stark gelappt, mit zahlreichen langen bandförmigen Peitschen-Filamenten (120—160, länger als die Arme). Specielle Beschreibung: Lychnorhiza lucerna besitzt die Form eines eleganten Kronleuchters mit zier- lichen Anhängen. Die Schirmbreite betrug an dem untersuchten Exemplare 12—15 Ctm. Die Dicke der Gallerte erreicht an den dicksten Stellen 5Mm. Die Exumbrella ist auf der ganzen Oberfläche feinkörnig, mit zahllosen kleinen spitzen Knötchen besetzt, die durchschnittlich + Mm. von einander abstehen. Gegen den Rand hin erheben sich ausserdem zahlreiche radiale, scharfe und feine Leisten, die am stärksten in der Dorsalfläche der Randlappen entwickelt sind (4—6 auf jedem Lappen); sie verästeln sich hier theilweise und anastomosiren netzförmig. Der Schirmrand zeigt 8 tiefe Augenbuchten, zwischen denen 8 flach gewölbte Bogen vorspringen (Fig. 1, 2). Jeder Bogen oder Octant zeigt zwischen je 2 kleinen Augenlappen 4 grosse Velar-Lappen, so dass die Gesammtzahl der Randlappen 48 beträgt. Sämmtliche Lappen sind von ziemlich gleicher Form, halbeiförmig oder fast dreieckig, zuge- spitzt. Die kleinen Ocular-Lappen, die paarweise ein Rhopalium einschliessen, sind nur 2—3 Mm. lang und fast eben so breit. Von den 4 Velar-Lappen jedes Octanten sind die beiden lateralen 10 Mm. breit, 15 Mm. lang; die beiden medialen 12 Mm. breit, 20 Mm. lang. Die Gallertmasse ist in der Mitte der Lappen ziemlich dick, an den Rändern sehr verdünnt. — Die Subumbrella zerfällt in 2 Zonen, eine innere Zone von 2—3 Ctm. Breite, welche den Raum zwischen der Mundscheibe und dem Ringcanal einnimmt, und eine äussere Zone von 3—4 Ctm. Breite, welche die ganze dünne Randzone überzieht; an letzterer stehen die eircularen Muskelfalten doppelt so dicht als an ersterer. — Die Mundscheibe ist regulär achtseitig, ihre Seiten ungefähr 3 Ctm. lang. Die 4 perradialen Seiten werden durch die Mundpfeiler eingenommen, die 4 imterradialen Seiten durch die fast eben so breiten Subgenital-Ostien, welche circa 1 Ctm. hoch sind. Aus letzteren treten gleich Hernien die ausgestülpten „Gastrogenital- Taschen“ vor (Fig. 1, 2). Die Mundpfeiler sind an der schmälsten Stelle (in der Mitte der Höhe der Mundscheibe) 2,5 Ctm. breit und fast eben so hoch. Jeder Mundpfeiler gabelt sich in zwei mächtige Arme, deren Gesammtlänge gegen 10 Ctm. erreicht, also 3 des grössten Schirmdurchmessers. Davon kommen 4 Ctm. auf den Oberarm, 6 auf den Unter- arm. Der Oberarm ist lateral comprimirt, ungetheilt, nach unten dreieckig verbreitert, 4 Ctm. lang, 1 Ctm. dick, oben 1, unten 2 Ctm. breit. Sein abaxialer Rand erhebt sich kielförmig und ist glatt. Am axialen Rande beginnt die Ventral-Krause niedrig und erhöht sich allmählig nach unten hin. Der Unterarm theilt sich schon an seiner Basis in drei dünne, membranöse Flügel, von denen die beiden abaxialen genähert und beträchtlich breiter sind als der axiale Flügel. Alle drei Flügel sind an der Basis des Unterarmes am breitesten (circa 2 Ctm.) und nehmen von da gegen die Spitze hin allmählig ab (Fig. 5, 6). Breitet man die beiden abaxialen Flügel ganz flach in eine Ebene aus, so erreicht ihre grösste Ränder-Distanz 5—6 Ctm. An der Basis bildet jeder Flügel einen dreieckigen Vorsprung, dessen oberer Rand glatt und concav ausgeschnitten, der untere stark gekräuselt ist. Die dicke Krause, welche längs 74* 588 oRDO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: PILEMIDAE. desselben bis zur Armspitze läuft, zerfällt in 10—12 einzelne, mehr oder minder getrennte, fiedertheilige Lappen. Die Aeste dieser Lappen sind kurz, breit, zusammenhängend; die lappenartigen Endausbreitungen überall sehr zier- lich und fein gekräuselt, häufig kammförmig (Fig. 7). Aehnlich verhält sich auch die Krause des axialen Flügels. In ihrer Mitte verläuft die zickzackförmige Verwachsungs-Naht der Armrinne, zu beiden Seiten alternirende Lappen bildend, deren kurze Verästelungen stark gekräuselt oder kammförmig sind (Fig. 5). Die sehr feinen und zierlichen Endkrausen der Läppchen sind allenthalben mit sehr feinen Tentakelchen besetzt (Fig. 7). — Die Peitschen- Filamente oder „Arm-Cirren“ sind sehr lang und sehr zahlreich, 120—160. An jedem der 3 Arme zählt man 15—20 längere Fäden, dazwischen noch viele kürzere. Jeder Arm trägt ein Paar sehr lange Peitschen am basalen Vorsprung der beiden abaxialen Flügel. Darauf folgen mehrere kürzere Cirren. Am unteren Drittel oder Viertel des Unterarmes tritt ein Büschel von 12—15 Cirren hervor, welche 3—4 Ctm. Länge erreichen, und grösstentheils aus den beiden abaxialen Flügeln entspringen. Alle Peitschen sind an der Basis conisch verdickt, im weiteren Verlaufe ungefähr 1 Mm. breit, bandförmig, an beiden Rändern mit zahlreichen geknöpften Filamenten besetzt (Fig. 8). — Die Magenhöhle (Fig. 3) bildet ein reguläres Ordenskreuz, dessen 4 Schenkel an der Basis (22 Mm.) halb so breit sind, als in dem bogenförmig abgerundeten Distaltheil (44 Mm.). Dieser letztere springt lateral in Gestalt zweier Hörner vor, zwischen denen die Subgenital-Klappe centripetal eindringt. Die 4 Gonaden, welche einen grossen Theil der Magenhöhle ausfüllen, theilweise aber auch durch die 4 Genitalspalten nach aussen vortreten (Fig. 1, 2), bilden dicke, vielfach gefaltete Wülste; sie waren an dem einzigen untersuchten Exemplare grösstentheils zerrissen. Von der Peri- pherie der Magenhöhle gehen an deren oberem (aboralem) Rande 16 weite Radial-Canäle an die Subumbrella ab. Dieselben sind bandförmig abgeplattet, in der Mitte spindelförmig erweitert, und verlaufen unverästelt bis zu dem weiten Ringcanal, welcher 35 Mm. von den äussersten Spitzen der Randlappen, 60 Mm. vom Centrum der Scheibe entfernt ist (Fig. 2). Zwischen je 2 Radial-Canälen gehen 2 blinde Centripetal-Canäle vom Ringcanal gegen die Magen-Peripherie, ohne sie jedoch zu erreichen. Dieselben sind schief gestellt, von dem peripheren Ende der Adradial-Canäle schräg gegen die Mitte der perradialen und interradialen Canäle gerichtet. Der weite Ringeanal liest in einer tiefen Kranzfurche und ist 2—3 Mm. breit. Von seiner Peripherie entspringen ungefähr 160 kurze . Radial-Canälchen (durchschnittlich 20 auf jeden Octanten), welche sich durch transversale Anastomosen zu einem dichten Netzwerk verbinden. In dem nicht gelappten inneren Theile der Randzone sind die polygonalen Maschen des Gefässnetzes doppelt so gross als in den Randlappen. — Etwas unterhalb der Abgangs-Stelle der 4 Perradial-Canäle entspringen von der Peripherie der Magenkreuz-Schenkel die 4 starken perradialen Pfeiler-Canäle, welche sich nach abwärts und nach innen biegen und nach kurzem Verlaufe in je zwei (adradiale) Armcanäle gabeln. Der Arm- canal jedes der 8 Arme ist bandförmig abgeplattet, 6 Mm. breit und verläuft an dem Axial-Rande des Armes, unmittelbar unter der Falten-Naht, an deren Krausen er kurze Aeste abgiebt. Ungefähr in der Mitte des Oberarmes theilt sich der Armcanal in 2 Hauptäste, von denen der schwächere, 4 Mm. breite, an den Axial-Flügel des Unter- armes, der stärkere, 6 Mm. breite, an die beiden Abaxial-Flügei geht, und nach 10 Mm. langem Verlaufe sich in 2 Hauptäste für die letzteren gabelt. In jedem der 3 Flügel des Unterarmes verläuft also ein starker Flügel- Canal, in der Mitte zwischen Basis und Krause des Flügels, und giebt zahlreiche Aestchen an die Krausenlappen ab, welche sich durch sehr kleine Stomata an dem Läppchen öffnen. Grösse: Schirmbreite 120—150 Mm., Schirmhöhe 50-60 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Brasilien; Rio Janeiro, Enuarn v. Martens. 218. Genus: PHYLLORHIZA, L. Acassız (1862). gyilhlov — Blatt; 6ila = Wurzel. Genus-Diagnose: Pilemide ohne Scapuletten, mit 8 freien, dreilappigen oder dreiblätterigen Armen, deren 3 breite blattförmige Flügel durch tiefe Einschnitte von einander gesondert sind und an ihren freien Rändern Saugkrausen mit zahlreichen langen Peitschen-Filamenten tragen. Das Genus Phyllorhiza wurde von L. Acassız für eine chinesische Pilemide gegründet, welche er bloss aus Zeichnungen und Notizen von Woop kannte und irrthümlich neben Cotylorhiza (eine Versuride!) stellte (1862, 1. c. p. 158): „Allied to Cotylorhiza, but the eight arms divide into three fringed lobes, like the leaves of clover, instead of being dichotomous, with numerous pendant filaments.“ Was Acassız hier bloss als Genus-Differenz betrachtet, ist einer der wichtigsten Familien-Unterschiede zwischen den Versuriden (Umicrispae) und den Pilemiden (Multierispae); erstere haben bloss ventrale, letztere ausserdem auch dorsale Saugkrausen. Von den 3 gefransten Lappen, in welche die Arme von Phyllorhiza gespalten sind („gleich Kleeblättern“, 1.c. p. 158) stehen 2 abaxial, 1 axial. Das axiale Blatt (mit ventraler Krause) steht vertical in der adradialen Meridian-Ebene und ist die directe Fortsetzung der schmalen Axial-Krause des Oberarmes, die hier oben wenig entwickelt ist. Hingegen stehen die beiden abaxialen FAMILIA: PILEMIDAE. cenus: PHYLLORHIZA. 589 Blätter zwar ebenfalls vertical, aber in 2 Ebenen, welche sich unter einem spitzen Winkel schneiden und mit der Meridian-Ebene des Axial-Blattes einen stumpfen Winkel bilden; daher sind die beiden dorsalen Krausen der 2 Ab- axial-Blätter divergirend nach aussen gerichtet. Die eigenthümliche „Kleeblatt-Form“ dieser dreilappigen Arme von Phyllorhiza lässt sich von derjenigen der nächstverwandten Lychnorhiza ableiten, und zwar dadurch, dass die 3 Flügel der Unterarme von letzterer sich verbreitern, verkürzen und durch 3 tiefe terminale Einschnitte von einander getrennt werden. Würde das axiale Hauptblatt von Phyllorhiza für sich weiter in die Länge fortwachsen, die beiden abaxialen aber stehen bleiben, so würden letztere zu Scapuletten werden. Den Besitz zahlreicher langer Peitschen - Filamente zwischen den Saugkrausen theilt diese Gattung mit der vorigen. Die hier gegebene Deutung versuche ich auf Grund einer japanischen, von mir selbst untersuchten Art, welche der chinesischen von A@assız beschriebenen nächst ver- wandt erscheint. 539. Species: Phyllorhiza trifolium, Haecker; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach hutförmig, 3 mal so breit als hoch, mit 96 Randlappen (in jedem Octanten 10 schmale Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen). Exumbrella fein- körnig. 8 Arme ungefähr so lang als der Schirm-Radius, in 3 gefranste und fiederspaltige, fast halb- kreisförmige Lappen getheilt, mit 24 sehr langen und zahlreichen kürzeren Peitschen-Filamenten. Specielle Beschreibung und Abbildung ist nach dem einzigen untersuchten Spiritus-Exemplare nicht zu geben, da dasselbe schlecht erhalten und theilweise verstümmelt war. Doch scheint es, dass diese japanische Art der nachfolgenden chinesischen nahe verwandt ist und sich von ihr hauptsächlich durch die verschiedene Zahl der Randlappen (96) und der langen Peitschen-Filamente unterscheidet. Von letzteren finden sich hier nur 24 sehr grosse, länger als die Schirmbreite; davon steht eines am Ende jedes Armes, eines am oberen Ende jeder Dorsal- Krause, zahlreiche kürzere dazwischen am Krausenrande aller drei Blätter. Die Exumbrella ist mit feinen Körnern bedeckt, nicht mit grösseren Papillen oder Höckern, wie bei der folgenden Art. Grösse: Schirmbreite 75 Mm., Schirmhöhe 25 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Japanisches Meer, WeEBEr. 540. Species: Phyllorhiza chinensis, L. Acassız. Phyllorhiza chinensis, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 158. Species-Diagnose: Schirm hutförmig, mit 80 Randlappen (in jedem Öetanten 8 schmale Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen). Exumbrella papillös. 8 Arme in 3 gefranste Lappen getheilt („gleich Kleeblättern“), mit zahlreichen langen herabhängenden Peitschen-Filamenten. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. L. Acassız hat bloss die vorstehend mitgetheilte, unvoll- ständige Characteristik nach Zeichnungen und Notizen von W. Woop gegeben. Ausserdem wird nur die Färbung und die Beschaffenheit der Exumbrella genauer beschrieben. Letztere ist dicht bedeckt mit perlfarbigen Höckern, die gegen das Centrum hin grösser werden. Da die Zwischenräume zwischen den Höckern transparent sind, entsteht eine zierliche netzförmige Zeichnung. Farbe: Randlappen röthlich braun, mit dunkleren horizontalen Querstreifen. Arme fein punetirt, an der Axial-Fläche röthlich. Peitschen-Filamente röthlich, mit milchweissen Flecken. Grösse ist in der Notiz von Acassız nicht angegeben. Fundort: Chinesisches Meer, W. W. Woon. 590 ORDO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: PILEMIDAE. XXXB. Zweite Subfamilie der Pilemiden: EUPILEMIDAE, Hacker. Pilemiden mit 8 Paar gesonderten Scapuletten (oder kammförmigen Schulterkrausen) an der Abaxial-Fläche der Oberarme; und mit freien, dreikantigen oder dreiblätterigen Unterarmen, welche nicht unter einander verwachsen sind. 219. Genus: EUPILEMA, Harcxer; novum genus. &0 = schön; riAnue —= Hut, Filzhut. Genus-Diagnose: Pilemide mit 8 Paar Scapuletten und mit freien, dreikantig- pyramidalen Unterarmen, deren 3 freie Flügel Saugkrausen ohne besondere Anhänge tragen, ohne Terminal-Knöpfe oder krausenlose Anhänge am Distal-Ende. Das Genus Eupilema bildet zusammen mit den beiden folgenden Gattungen, Pilema und Rhopilema, die besondere Subfamilie der Eupilemiden, den eigentlichen Kern und Typus der Pilemiden-Familie. Zugleich steht diese zweite Subfamilie in der Mitte zwischen der ersten und dritten, indem sie mit den Lychnorhiziden die freie Bildung der dreiflügeligen Unterarme theilt, hingegen mit den Stomolophiden den Besitz von 3 Paar Scapuletten oder isolirten kammförmigen Schulterkrausen an der glatten Abaxial-Fläche der Oberarme (vergl. oben p. 582). Alle Eupilemiden stimmen unter sich sowohl in der characteristischen Bildung der Arme als des Gastrocanal- Systems im Wesentlichen überein. Die rundlichen Oberarme sind an der Basis stets zu einem starken Scheibenstamm verwachsen und durch einen Winkel („Ellbogen“) von den dreikantig-pyramidalen Unterarmen getrennt. Während der schmälere Axial-Flügel der letzteren mit seiner Saugkrause die directe Fortsetzung von der einfachen Ventral-Krause des Ober- armes bildet, entsprechen dagegen die beiden breiteren Abaxial-Flügel des Hypobrachium in Lage und specieller Krausenbildung vollkommen den beiden Scapuletten des Epibrachium; letztere sind offenbar nur abgetrennte oberste Hauptlappen der ersteren, wie namentlich Eupilema deutlich zeigt. Die 3 Genera der Eupilemiden unterscheiden sich durch den Besitz und die Zahl eigenthümlicher grosser „Saugkolben“ oder Gallertknöpfe an den Unterarmen. Dieselben erscheinen gewöhnlich als dicke, dreiseitig-prismatische oder pyramidale Gallertstücke, welche einen Central- Canal mit mehreren Seitenästen enthalten; letztere münden durch einfache Saugmündchen auf den Kanten der Knöpfe aus. Es fehlen aber diesen auffallenden Anhängen die Krausen der Flügel-Lappen, zwischen denen sie hervortreten. Eupilema hat gar keine Gallertknöpfe, Pilema beständig 3 (einen am Ende jedes Armes); Rhopilema hingegen ist durch den Besitz zahlreicher Knöpfe ausgezeichnet, welche auf allen 3 Flügeln sowohl als am Ende sich finden. — Die beiden Species von Eupilema gehören der Tropenzone des indo-pacifischen Gebietes an. 541. Species: Eupilema scapulare, Hascker; nova species. Speeies-Diagnose: Schirm Nach hutförmig, mit gewölbter Kuppel, mit 144 Randlappen (in jedem Octanten 8 Paar rechteckige, schmale und lange, abgestutzte Velar-Lappen zwischen 2 kleinen eiförmigen Augenlappen). Die 16 intracircularen Canal-Netz-Arcaden die Distal-Basis der Mundpfeiler berührend. Scheibenstamm kubisch, schmal, nicht breiter als die Pfeiler. 8 Arme ungefähr so lang als der Schirm-Radius. Scapuletten von derselben Grösse und Form wie der freie Theil der Öberarme, welcher etwas kürzer ist als die breiten Unterarme. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Vor den verwandten Arten zeichnet sich diese Pilemide durch die gedrungene Form und den dünnen Scheibenhals aus, besonders aber durch die speciellen Form- und Grössen-Verhältnisse der Arme. Der glatte und verdickte Abaxial-Rand des Oberarmes zeigt einen tiefen wellen- förmigen Ausschnitt, dessen specielle Curve so genau derjenigen des gegenüberstehenden unteren Scapuletten - Randes entspricht, dass Beide vollständig in einander passen, wenn man sie durch Herabbiegen der Scapuletten bis zur Berührung nähert. Der Krausenrand der letzteren setzt sich dann unmittelbar in denjenigen der Abaxial-Flügel des Unterarmes fort. Dieses Verhältniss bestätigt die Annahme, dass die Scapuletten ursprünglich nur abgelöste oberste Lappen jener Dorsal-Flügel sind (vergl. oben p. 532). Grösse: Schirmbreite 150 Mm., Schirmhöhe 50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Sunda-Archipel; Sumatra, Weser. FAMILIA: PILEMIDAE. GENERA: EUPILEMA, PILEMA. 591 542. Species: Eupilema claustra, Hakcker. ? Claustra Mertensii, Lesson, 1843; Acalephes, p. 379. ? Cyanea? Rhizostoma, Branpr, 1838; M&moir. Acad. Petersb., Tom. IV, p. 388, 407, Taf. 31. Species-Diagnose: Schirm flach hutförmig, 3mal so breit als hoch, mit 64 Randlappen (in jedem Octanten 6 breite dreieckige Velar-Lappen zwischen 2 schmalen lanzettlichen Ocular-Lappen). Die 16 intracircularen Canal-Netz-Arcaden um ihre eigene Höhe von der Distal-Basis der Mundpfeiler entfernt. Scheibenstamm kubisch, diek, doppelt so breit als die Pfeiler. 8 Arme 14mal so lang als der Schirm-Radius. Scapuletten halb so lang als der freie Theil der Oberarme, welcher etwas länger ist als die breiten Unterarme. Specielle Beschreibung fehlt. Bisher existirte von dieser Species nur eine schöne von MERTENS hinter- lassene Abbildung, ohne Angabe des Fundortes, publieirt von Branpr (l. c. Taf. 31, als Cyanea?). Die Figur zeigt die Subumbrella mit ihrem Canal-Netz und die Armscheibe, von welcher jedoch der Scheibenstamm nebst den Armen abgeschnitten ist. Ganz dieselbe Bildung, namentlich auch die 6 grossen dreieckigen Velar-Lappen (zwischen 2 kleinen lanzettförmigen Ocular-Lappen) in jedem Octanten des Schirmrandes zeigt ein Zupilema der Marquesas-Inseln, von dem ich ein gut erhaltenes Exemplar vergleichen konnte. Der Oberarm ist im Verhältniss zu den Scapuletten und zum Unterarme doppelt so lang als bei der vorigen Art. Grösse: Schirmbreite 200 Mm., Schirmhöhe 70 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropen-Gürtel des pacifischen Oceans; Marquesas-Inseln, Suırn. 220. Genus: PILEMA, Harcker; novum genus. seihmua — Hut, Filzwerk. Genus-Diagnose: Pilemide mit 8 Paar Scapuletten, und mit freien, dreikantig-pyramidalen Unterarmen, deren 3 freie Flügel Saugkrausen ohne besondere Anhänge tragen; am Distal-Ende jedes Armes ein kolbenförmiger, meistens dreikantiger Anhang (oder Terminal-Knopf) ohne Saugkrausen. Das Genus Pilema gründe ich für diejenigen Rhizostomen-Species, welche bisher allgemein als „Rhizostoma im engsten Sinne‘ bezeichnet wurden, insbesondere die allbekannten europäischen Vertreter dieser Gattung, die mediterrane R. pulmo (= Aldrovandi) und die atlantische R. octopus (= Cuwvieri). Da die Bezeichnung Rhizostoma, von den verschiedenen Autoren mit sehr verschiedenem Umfang des Begriffes verwendet und der Ausdruck Rhizo- stomie neuerdings mit Recht gewöhnlich zur Bezeichnung der characteristischen Mundarm-Bildung bei allen Disco- medusen dieser Unterordnung benutzt wird, so halte ich es für das Richtigste, diesen Sprachgebrauch auch hier zur Geltung zu bringen und im ursprünglichen Sinne von Cuvıer (1799) als Rhizostomae sämmtliche Disco- medusen mit obliterirtem Central-Mund und 8 wurzelförmigen Mundarmen mit Saugkrausen zusammenzufassen (vergl. oben p. 560). Dann darf aber der Ausdruck Rhizostoma als Genus-Bezeichnung ebensowenig mehr zur Anwendung kommen, als der ursprüngliche Genus-Name Medusa. Da ein besonderer Genus-Name für jene Rhizostoma-Species (im engsten Sinne!) bisher fehlte, so hatte ich dafür im Prodromus (1877) vorläufig die Bezeichnung Burhizostoma verwendet, ziehe es aber vor, sie jetzt durch die kürzere und passendere Pilema zu ersetzen. Dagegen können Eurhizostoma und Stylonectes als 2 Subgenera dieses Genus unterschieden werden, erstere mit sitzenden, letztere mit gestielten Terminal-Knöpfen. Von den 5 hier aufgeführten Species gehören 2 dem Mittelmeere an, 1 den west- europäischen Küsten, 1 dem rothen Meere und 1 der chinesischen Küste. I. Subgenus: EURHIZOSTOMA, Haecker. Pilema-Speecies mit sitzenden, nicht gestielten Terminal-Knöpfen. 543. Species: Pilema pulmo, Harckeı. Medusa pulmo, Linnı& (= Gmelin), 1788; Systema Natur. Ed. XIII, Pars VI, p. 3155. Medusa pulmo, Macktı, 1778; Atti Real. Acad. Napol. Vol. II, p. 45, Tab. I; 1836, p. 453. Medusa octopodia, BRÜNNICH, 1780; Spolia maris adriatiei, p. 105. Pulmo marinus, ALDROVANDI, 1642; Zoophyt. Lib. IV, p. 75, 77. 592 oRDO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: PILEMIDAE. % Potta marina, ALprovAnpı, 1642; Zoophyt. Lib. IV, p. 73, 76. Rhizostoma Aldrovandi, PERON et LEsSUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 362, Nr. 102, Rhizostoma Aldrovandi, L&sson, 1843; Acalephes, p. 412, Pl. VO, VIII. Rhizostoma Aldrovandi, Nosmmn, 1865; Bulletin Acad. Petersb. Tom. VIII, p. 218, Taf. I, Fig. 2. Rhizostoma Cuvieri, EYSENHARDT, 1821 (— non P£rox! —); Nova Acta N. C. Ac. L. C. Tom. X, p. 377, Pl. 34. Rhizostoma Cuvieri, EscuscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 45. Rhizostoma Cuvieri, Mınn£-Epwarops, 1849; in Cuvıer’s Regne anim. illustre, Zooph. Pl. 49, 50. Rhizostoma Cuvieri, ALEx. BRANnDT, 1870; Me&m. Acad. Petersb. Tom. XVI, Nr. 6, Pl. 1. Rhizostoma Cuvieri, CLaus, 1877; Denkschr. Wien Acad. Bd. 38, p. 47, Pl.X, XI, Fig. 1. Rhizostoma pulmo, L. Agassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 150. Cephea Aldrovandi, LAMARcK, 1817; Syst. Anim. sans vertebr. Tom. II, p. 517. Eurhizostoma pulmo, HAEcKEL, 1877; Prodrom. System. Med. Nr. 495. Species-Diagnose: Schirm hutförmig bis halbkugelig, 2—3mal so breit als hoch. Exum- brella feinkömig. Schirmrand mit 80 Randlappen (in jedem Öctanten zwischen 2 kleinen lanzettlichen Velar-Lappen 8 grosse, fast halbkreisförmige Velar-Lappen von gleicher Grösse). Die 16 intracireularen Canalnetz-Arcaden um ihre eigene Höhe von der Distal-Basis der Mundpfeiler entfernt. Oberarm etwas länger als der Unterarm. Terminal-Knopf kürzer als der Oberarm, dreikantig-pyramidal, an der Basis am breitesten, von da gegen die distale Spitze verdünnt. Specielle Beschreibung: Pilema pulmo (oder Eurhizostoma pulmo) ist die gemeine mediterrane Species dieser Gattung, und wurde zuerst von ALDROVANDI (1642) als Pulmo marinus vel Potta marina (= Vulva marina) erkennbar beschrieben und abgebildet (de Zoophytis, lib. IV, p. 575, 576). Eine bessere Abbildung gab 1778 SAvERIO Mackı, welcher sie zuerst Medusa pulmo nannte (Osservazioni al Polmone marino degli antichi etc., 1. c.). Auch Lins& (— GuE- LIN —), 1788, 1. c. acceptirte diesen Namen, der als Species-Bezeichnung vor den übrigen, insbesondere vor Rhizostoma Aldrovandi von PERON (1809, 1. c.) in jeder Beziehung den Vorzug hat. Eine vortreffliche Monographie dieser Art publi- eirte sodann 1821 1. c. EYsENHARDT unter dem Namen Rhizostoma Cuwvieri, indem er gleich den meisten folgenden Autoren diese mediterrane Species mit der nächsten atlantischen für identisch hielt; die meisten anatomischen Verhältnisse wurden von ihm ganz richtig dargestellt. Die erste vollständige Abbildung des Gastrocanal-Systems gab 1839 MILnE-EDWARDS (in Cuvier’s Regne animal illust. 1. c.). Seine schönen beiden Tafeln scheinen in Sieilien entworfen, später aber nach atlantischen Exemplaren der folgenden, damit verwechselten Art corrigirt worden zu sein; Pl. 49 entspricht mehr dem P. pulmo (mit 8 Velar-Lappen in jedem Octanten und sitzenden, an der Basis breiteren Endknöpfen der Arme); Pl. 50 hingegen mehr dem P. octopus (mit 10 Velar-Lappen und gestielten, in der Mitte breiteren Endknöpfen). In neuester Zeit haben ALEXANDER BRANDT (1870 ]. c.) und Craus (1877 ]. c.) die Kenntniss dieser Species vervollstän- digt, hauptsächlich durch Beschreibung jugendlicher Larven im Semostomen-Stadium, welche noch einen offenen Centralmund besassen. Ich selbst habe diese grosse, im Mittelmeer weitverbreitete und zeitweise sehr häufige Species in Nizza, Neapel, Messina und Triest beobachtet, einmal in einem Riesen-Exemplare, dessen flach ausgebreiteter Schirm reichlich 80 Centimeter Durchmesser hatte. Anfänglich hielt auch ich, gleich allen neueren Autoren, diese Art mit der folgenden für identisch, bis ich durch unmittelbare Vergleichung sehr zahlreicher und vortrefflich conservirter Exemplare von beiden Species folgende Merkmale auffand, welche die Unterscheidung derselben als „bonae species“ wohl rechtfertigen. Die mediterrane Pilema pulmo zeigt in jedem Octanten zwischen den beiden kleinen Ocular- Lappen 8 Velar-Lappen von rundlicher, fast halbkreisförmiger Gestalt und fast von gleicher Grösse; die atlantische Pilema octopus hingegen gewöhnlich 10 (oft auch 12) Velar-Lappen, von denen die beiden lateralen (den Ocular- Läppchen benachbarten) sehr gross, abgestutzt und fast doppelt so breit als die 8 übrigen sind. Femer sind bei der erwachsenen P. pulmo die dreiflügeligen krausenlosen Endknöpfe kürzer als der Oberarm, an der Basis am breitesten und meistens von dreiseitig-pyramidaler Gestalt, von einem einfachen Centralkanal durchzogen, der nur im distalen Drittel des Knopfes sich verästelt. Hingegen sind dieselben Endknöpfe bei der erwachsenen P. octopus in der Mitte am breitesten, an der Basis stielartig verdünnt, länger als der Oberarm, und von einem Central-Canal durchzogen, der in seiner ganzen Ausdehnung Seitenäste an die 3 Flügelkanten entsendet. Farbe: Milchweiss oder bläulich weiss, bisweilen röthlich weiss; Randlappen dunkel kornblau oder violet; Saugkrausen der Arme fleischroth, orange bis braunroth, bisweilen dunkelroth oder violet. Grösse: Schirmbreite 200—300 Mm., bisweilen 600— 800 Mm.; Schirmhöhe 80—100, bis- weilen 300 Mm. — Ontogenie unbekannt (vergl. p. 584). Fundort: Mittelmeer; Küsten von Süd-Frankreich, Italien, Sieilien, Dalmatien, Triest. FAMILIA: PILEMIDAE. Genus: PILEMA. 593 544. Species: Pilema octopus, Hazckeı. Medusa octopus, Linn£ (= GmELIn), 1783; Systema Natur. Ed. XIII, Pars VI, p. 3157. Medusa octopus, Bosc, 1802; Hist. nat. des Vers, Tom. II, p. 171. Medusa octopedalis, BORLASE, 1758; Nat. hist. Cornwall. p. 258, Pl. 25, Fig. 15, 16, 17. Medusa lunulata, PEnnANT, 1787; Brit. Zool. Vol. IV. Medusa sepioides, TıLesıus, 1829; Nova Acta phys. med. N. C., Vol. XV, p. 283. Rhizostoma Quvieri, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 362, Nr. 101; Pl. XIV. Rhizostoma Ouvieri, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 297, Atlas Pl. 44, Fig. 1. Rhizostoma Cuvieri, Lesson, 1343; Acalephes, p. 412. Rhizostoma Cuvieri, Gosse, 1856; Tenby, Holiday, p. 37, Pl. I. Rhizostoma coeruleum, CuvIEr, 1817; Regne animal. Tom. IV, p. 57. Rhizostoma undulata, FLEeming, 1828; Hist. Brit. Anim. p. 502. Rhizostoma sepioides, TıLesıus, 1329; Nova Acta phys. med. Nat. Cur. Vol. XV, p. 283. Rhizostoma octopus, OKEn, 1835; Allgemeine Naturgesch. V, 1, p. 218. Rhizostoma pulmo, FORBES (— non Agassız! —), 1848; Monogr. Brit. Nak.-eyed Med., p. 77. Cassiopea Borlasea, PErON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 357, Nr. 34. Cassiopea lunulata, FLEemIng, 1828; Hist. Brit. Anim. p. 502. Cassiopea lunulata, EschscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 44. Cassiopea rhizostomoidea, TıLesıus, 1529; Nova Acta. phys. med. Nat. Cur. Vol. XV, p. 273. Cassiopea anglica, Tıuesıus, 1829; Ibidem! Tabula 71. Holigocladodes lunulatus, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 155. Cephea rhizostoma, LAMARCK, 1817; Hist. Anim. sans vert. Tom. II, p. 517. Eurhizostoma octopus, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 496. Species-Diagnose: Schirm hutförmig bis halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch. Exum- brella feinkörnig. Schirmrand mit 96—112 Randlappen (in jedem Octanten zwischen 2 kleinen lan- zetlichen Ocular-Lappen 10, seltener 12 grosse abgestutzte Velar-Lappen, von denen die lateralen doppelt so breit als die medialen sind). Die 16 intracireularen Canalnetz-Arcaden um ihre eigene Höhe von der Distal-Basis der Mundpfeiler entfernt. Oberarm etwas kürzer als der Unterarm. Terminal- Knopf länger als der Oberarm, dreikantig-prismatisch, an der Basis verdünnt, in der Mitte am breitesten. Specielle Beschreibung: Pilema octopus (oder Eurhizostoma octopus) vertritt diese Gattung an den atlantischen Küsten von Europa, und wurde zuerst von BORLASE als Medusa ociopus vel Urtica marina octopedalis beschrieben und abgebildet (1758, 1. c. Pl. XXV, Fig. 15, 16, 17). Allerdings unterscheidet BORLAsE daselbst 2 ver- schiedene Arten, die farblose „octopedalis limbo imbricatim undante, quatuor faucibus“ (Fig. 15) und die blaugerandete „octopedalis octo faucibus, varüs appendicibus ventralibus distincta“ (Fig. 16, 17). Allein durch genaue Vergleichung seiner Beschreibung und seiner Abbildungen, sowie durch eigene sorgfältige Untersuchung vieler hundert Exemplare dieser Art in den verschiedensten Zuständen des Alters, der Entwickelung, Verstümmelung, Contraction, Färbung ete., bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass jene beiden octopedalis-Formen von BORLASE nur verschiedene Zustände einer und derselben Species sind, der gemeinen westeuropäischen Pilema octopus; schon Cuvier hatte (1799) diese richtige Vermuthung ausgesprochen. Die farblose „octopedalis 4 faucibus“, Fig. 15, ist ein farbloses und verstümmeltes junges Exemplar, von 9 Zoll Durchmesser; hingegen die blaugerandete „octopedalis 3 faueibus“, Fig. 16 und 17, ist ein wohlerhaltenes, sehr altes Exemplar, von 24 Zoll Durchmesser. Im Ganzen ist die Abbildung der letzteren viel besser als die der ersteren, insbesondere die Formation der Arme und des Schirmrandes (mit 12 Velar-Lappen in jedem Octanten!) recht kenntlich wieder gegeben. Nur ein einziger grober, und zwar ein sehr verhängnissvoller Zeichnen-Fehler findet sich in der sonst guten Fig. 16. Das sind die „octo fauces“, die 8 halbmondförmigen Subgeni- tal-Höhlen (4 perradiale und 4 interradiale!), welche mit den 8 Armen regelmässig alterniren sollen. Diese angeb- lichen 8 Subgenital-Ostien in der Figur 16 von BorLAsE (vom Jahre 1758!) sind die einzige Ur- quelle des Mythus von den 8 Gonaden der Cassiopeae, jenes folgenschweren Irrthums, der 1829 von TiLeE- sus in seiner fabelhaften Monographie der Cassiopeae weiter ausgebildet, und zu einem Dogma erhoben wurde, auf welches 1862 L. Acassız die Familie der Cassiopeidae gründete, auch heute noch von CrAus und allen neueren Autoren acceptirt! (vergl. oben p. 470, 568). Indem Tiresius später (1803) in der gemeinen Pilema octopus der bri- tischen Küsten jene „achtmäulige“ Medusa octopedalis des BORLASE wiederzufinden glaubte, entwarf er davon eine ganz phantastische und willkürlich componirte Abbildung (l. ec. Tab. 71), welche des Ersteren Abbildung verbessern sollte („weil sie nicht genügend und natürlich genug erschien“!!). Die 8 grossen nierenförmigen Subgenital - Höhlen Haeckel, System der Medusen. 75 Jen. Denkschriften I. 594 oRDO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: PILEMIDAE. (oder „Respirations- Ventrikel“) in seiner Figur 1, welche er von dieser Cassiopea angliea (oder rhizostomoidea) auf die übrigen Cassiopeiden übertrug, können in dieser Lage, als 4 perradiale und 4 interradiale, gar nicht existiren; denn die 4 perradialen würden ja in die 4 Mundpfeiler hineinfallen! Alle folgenden Autoren aber, wahrscheinlich vertrauend auf die schöne Ausführung von Tıresıus’ Figuren, reproduceirten seine falsche Darstellung, ohne auf die Quelle zurückzugehen. Da nun Tıresıus selbst angiebt, dass seine Cassiopea anglica an den britischen Küsten und im Canal de la Manche weit verbreitet sei, in der That aber hier nur eine einzige Rhizostome, die gemeine Pilema octopus vorkommt, und zwar allenthalben (von mir selbst in grossen Schwärmen daselbst gefunden), so kann über die Identität beider Arten kein Zweifel mehr bestehen. Auch passt die sonstige Beschreibung von BORLASE recht gut. Der Irrthum mit den 8 Subgenital-Höhlen ist vermuthlich entweder dadurch entstanden, dass er die 5 tiefen Buchten zwischen den Armbasen damit verwechselte, oder dadurch, dass an dem beobachteten sehr alten Exemplare die 4 Subgenital-Ostien durch die hypertrophischen interradialen Genital-Klappen scheinbar halbirt waren, wie ich es bei alten Thieren bisweilen gefunden habe; die stark gewucherte „abaxiale Genital- Klappe“, oder der dicke zungen- förmige Gallert-Vorsprung vom Aussenrande der breiten nierenförmigen Subgenital-Ostien, legt sich dann bisweilen so über deren Mitteltheil hinüber, dass er ihren axialen Innenrand berührt oder selbst überdeckt (ohne jedoch mit ihm zu verwachsen!). Scheinbar führen dann 2 getrennte (adradiale!) Ostien in jede der 4 Subgenital-Höhlen hinein. Die Arme fand ich bei älteren Thieren dieser, wie der vorigen Art oft auf das Mannichfaltigste verstimmelt, abge- schliffen und umgebildet, wodurch auch oft Irrthümer entstehen können (vergl. oben p. 592). Die Unterschiede dieser und der vorigen Art in der Bildung des Schirmrandes, der Arme und ihrer Terminal-Knöpfe, habe ich bei P. pulmo bereits angeführt. Während die bläuliche Färbung der Letzteren oft in das Röthliche übergeht, neigt sie dagegen bei P. octopus mehr zum Grünlichen. Ich selbst beobachtete in den Herbstmonaten (August, September) grosse Schwärme dieser Art bei Helgoland, Scheveningen, Ostende, Dover, Jersey, Granville, St. Malo, St. Nazaire. Der flach ausgebreitete Schirm erreicht bei den grössten Exemplaren 500—600 Mm. Durchmesser. Farbe: Milchweiss oder grünlich weiss, seltener bläulich oder violet. Randlappen dunkelblau. Saugkrausen der Arme gelblich oder röthlich, seltener violet. Grösse: Schirmbreite 200-300 Mm. (selten 500—600), Schirmhöhe 80—100 Mm. Fundort: Atlantische Küsten von Europa; Helgoland, Britische Küsten, Holland und Belgien, Canal de la Manche, Normandie, Bretagne. 545. Species: Pilema corona, Harcker. Medusa corona, FORSKAL, 1775; Descript. Anim. itin. orient. p. 107. ? Medusa tetrastyla, Forskar, 1775; Ibidem, p. 106 (An Juvenis?). Rhizostoma corona, EscuscHoutz, 1829; System der Acalephen, p. 52. Rhizostoma corona, L. Agassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 150. Rhizostoma Forskalii, P#RoN et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 362, Nr. 103. Rhizostoma Forskalii, Lesson, 1843; Acalöphes, p. 414 (Literatur). ? Rhizostoma tetrastyla, Lesson, 1843; Acalöphes, p. 424. ? Rhizostoma Cuvieri, EHRENBERG (— non P£ron! —), 1835; Abhandl. Berlin. Acad. p. 184. Cephea corona, LAMArcK, 1817; Hist. nat. anim. sans vert., Tom. II, p. 517. Eurhizostoma corona, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 497. Species-Diagnose: Schirm hutförmig. Exumbrella glatt. Schirmrand mit 140—180 Rand- lappen (in jedem Oetanten 16—20 schmale abgestutzte Velar-Lappen zwischen 2 kleinen dreieckigen Ocular-Lappen). Die 16 intraeireularen Canalnetz- Arcaden berühren die Distal-Basis der Mundpfeiler. Oberarm fast doppelt so lang als der Unterarm. Terminalknopf sitzend, dreikantig- prismatisch, mit gezähnten Kanten, viel kürzer als der Oberarm, in der ganzen Länge fast von gleicher Dicke. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die kurze Diagnose, welche ihr Entdecker, FORSKAL (1775 1. c.) von dieser Pilema des rothen Meeres gab, ist sehr ungenügend. Wahrscheinlich sind die beiden Arten, welche derselbe als Medusa corona und M. tetrastyla unterscheidet, identisch. EHRENBERG, welcher sie später eben- daselbst wiederfand, hat keine Beiträge zu ihrer Kenntniss geliefert, da er sie irrthümlich für identisch mit der me- diterranen P. pulmo hielt (= Rhizostoma Cuvieri, Eysenharpr und EHRENBERG, non Pfron!). Indessen habe ich mich an zertrüämmerten Fragmenten von grossen Spiritus-Exemplaren dieser Art, welche EHRENBERG im Berliner Zoo- logischen Museum deponirte, überzeugt, dass die beiden Pilema-Species des rothen Meeres und des Mittelmeeres wohl speeifisch zu unterscheiden sind. Der Schirmrand von P. pulmo hat zahlreichere Randläppchen als bei allen anderen FAMILIA: PILEMIDAE. Genus: PILEMA. 595 Arten (16—20 schmale, abgestutzte Velar-Lappen in jedem Octanten). Ferner sind die 16 centripetalen Arcaden des Canal-Netzes, welche zwischen je 2 Radial-Canälen gegen die Armscheibe vorspringen, viel höher und schmäler, und berühren deren Aussenrand. Endlich ist auch die specielle Contormation der langen Arme und namentlich ihres keu- lenförmigen Endknopfes verschieden; derselbe ist dreiseitig-prismatisch, gegen das Distal-Ende etwas verdickt und kurz zugespitzt, dreiseitig, pyramidal, oder fast abgestutzt. Grösse: Schirmbreite 200—400 Mm., Schirmhöhe 80—120 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Rothes Meer; Arabische Küste, Suez, Tur; Forskai, Enrensere. II. Subgenus: STYLONECTES, L. Acassız (1862). Pilema-Species mit gestielten, nicht sitzenden Terminal-Knöpfen der Arme. 546. Species: Pilema stylonectes, Harcker. Stylonectes luteus, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 151. Stylonectes orithyia, HAEcker, 1377; Prodrom. System. Med. Nr. 498. Orithyia lutea, Quov et GAIMArD, 1827; Annal. Sciene. nat. Zool. Vol. X, p. 175, Pl. IVB, Fig. 1. Rhizostoma lutea, EscnscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 51. Rhizostoma luteum, GRENACHER und Norr, 1876; Beitr. Anat. System. Rhizost. p. 42, Pl. VII. Pilema Orithyia, HAEcKEL, 1878; in litteris Mus. Zool. Jenens. Species-Diagnose: Schirm hutförmig, flach gewölbt. Exumbrella rauh, mit leistenförmigen radiären Wärzchen. Schirmrand mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 spitze eiförmige Velar-Lap- pen zwischen 2 kleinen länglichen Ocular-Lappen). Die 16 intracireularen Canalnetz-Arcaden berühren fast die Distal-Basis der Mundpfeiler. Oberarm etwas länger als der Unterarm. Terminal-Knopf keu- lenförmig, langgestielt; sein Stiel länger als der ganze Arm. Specielle Beschreibung und vortreffliche Abbildung bei GRENACHER und Norr (l. c.). Danach unter- scheidet sich diese Art, welche bisher nur in der Meerenge von Gibraltar gefunden wurde, von den übrigen Arten auffallend durch die Gestalt der Arme, welche Acassız bestimmte, dafür das besondere Genus Stylonectes zu gründen. Der Oberarm ist bedeutend länger und stärker, als der schwache Unterarm, der fast rechtwinkelig von ihm abgeht. Der keulenförmige Endknopf ist am Distal-Ende des Arms durch einen sehr langen und dünnen, dreiseitig-prismati- schen Stiel befestigt, der länger ist als der ganze Arm. Auch die eiförmigen Subgenital-Klappen, welche vom Abaxial- rande der 4 Subgenital-Ostien centripetal vorspringen, sind länger als bei allen übrigen Arten; ihre Länge übertrifft ihre Breite. Da die Farbe dieser Art nicht gelb, der ursprüngliche Species-Name lutea also geradezu falsch ist, so setze ich an seine Stelle die von Acassız für das Genus vorgeschlagene Bezeichnung stylonectes. Farbe: Schirm rosaröthlich (durch die braunrothen Leistehen der Exumbrella); Arme bläulich ; Saugkrausen gelblich; Terminal-Knöpfe tief purpurbraun. Grösse: Schirmbreite 200—300 Mm., Schirmhöhe 80—120 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Meerenge von Gibraltar; Qvor und Gamarn; Grenacher und Norr. 547. Species: Pilema clavigera, Hascker; nova Species. Stylonectes elavigera, HAEcKEL, 1877; Prodrom. System. Med. Nr. 499. Species-Diagnose: Schirm hutförmig. Exumbrella grobkörnig. Schirmrand mit 48 Rand- lappen (in jedem Octanten 4 grosse, eiförmig-dreieckige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen länglichen Ocular-Lappen). Die 16 intracireularen Canalnetz- Arcaden berühren die Distal-Basis der Mundpfeiler. Oberarm ungefähr eben so lang als der Unterarm. Terminal-Knopf keulenförmig, langgestielt, sein Stiel ungefähr so lang als der Oberarm. Specielle Beschreibung: Pilema clavigera (oder Stylonectes clavigera) ist der Vertreter dieser Gattung an den chinesischen Küsten. Ich konnte nur ein wohlerhaltenes Spiritus- Exemplar von 8 Centimeter Durchmesser untersuchen, welches zwar entwickelte Geschlechts-Organe besass, aber doch vermuthlich noch nicht ganz ausgewach- 75* 596 oRDO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: PILEMIDAEF. sen war. Von allen anderen Arten der Gattung unterscheidet sie sich sogleich durch die geringe Zahl und beträcht- liche Grösse der Randlappen, indem in jedem Octanten zwischen je 2 kleinen Ocular-Lappen nur 4 breite Velar-Lap- pen von dreieckiger, spitzer Form liegen (ähnlich wie bei Lychnorhiza lucerna. Taf. 34). Am Canalnetz fällt die schwache Entwickelung des Ringcanals auf, welcher kaum deutlich zu unterscheiden ist (wie bei Stomolophus fritilla- ria, Taf. 35). Die Arme gleichen am meisten denjenigen von Pilema stylonectes (= Rhizostoma luteum), wie sie GRENACHER und NoLL (l. c.) abgebildet haben; jedoch springen die beiden Abaxial-Flügel des Unterarms noch stärker vor und sind fast gleichseitig-dreieckig. Dagegen sind die kolbenförmigen Terminal-Knöpfe weniger lang gestielt, kaum länger als der Oberarm. Die Scapuletten sind von ansehnlicher Grösse, mindestens so gross als die Saugkrau- sen des Unterarms. Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Chinesisches Meer; Hongkong, ScunenaAcen. 221. Genus: RHOPILEMA, Haercrer; novum genus. 660g = Fluth, sriänue = Hut. Genus-Diagnose: Pilemide mit 8 Paar Scapuletten und mit 8 freien, dreikantig-pyramida- len Unterarmen, deren 3 freie Flügel an ihren Saugkrausen zahlreiche kolbenförmige Anhänge tragen, von gleicher Gestalt wie die Terminal-Knöpfe. Das Genus Rhopilema schliesst sich in seiner gesammten Organisation unmittelbar an das vorhergehende Pilema an, unterscheidet sich von ihm aber auffallend dadurch, dass die 3 freien Flügel des Unterarms zwischen den Zotten-Lappen ihrer Saugkrausen zahlreiche kolbenförmige Gallert-Anhänge tragen. Diese Gallertkeulen sind dreisei- tig-prismatisch, mit 3 vorspringenden Flügel-Kanten, von derselben Structur, wie der grössere, sonst ebenso gestaltete Endknopf. In der Axe des massiven und knorpelharten, krystallhellen Gallertknopfes verläuft ein Canal, und giebt mehrere Aeste an die 3 Flügel ab, auf deren dünnen Kanten sich dieselben durch einfache Saugmündchen öffnen. Die einzige, nachstehend beschriebene Art von Rhopilema gehört dem indischen Ocean an. Als individuelle Abnormi- tät fand ich jedoch dieselbe Bildung auch einmal bei dem gemeinen westeuropäischen Pilema octopus (an der Küste der Bretagne). 548. Species: Rhopilema rhopalophora, HazckeL; nova Species. Species-Diagnose: Schirm hutförmig, mit 144 Randlappen (in jedem Öetanten 16 schmale rechteckige Velar-Lappen zwischen 2 kürzeren, lanzetlichen Ocular-Lappen). Scapuletten eben so lang als der freie Theil des Oberarms, halb so lang als der Unterarm, dessen 3 breite, lappenreiche Flügel zwischen den Saugkrausen zahlreiche, dreikantige Gallertkolben tragen, von derselben Form, wie der grössere Terminal-Knopf jedes Arms. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spicilegium Medusarum“. Diese prächtige Pilemide, mit dem glänzenden Schmucke ihrer zahlreichen Gallertknöpfe auf den fiederästigen Saugkrausen der mächtigen Arme, gleicht einem stattlichen Kronleuchter, dessen 8 Arme mit zahlreichen herabhängenden Krystall-Knöpfen geziert sind. Das Ende jedes Armes ziert ein grosser dreikantig-prismatischer, an beiden Enden zugespitzter Gallertknopf, der so lang ist als der ganze Unterarm. Auf jeder der 3 Krausen des letzteren sitzen zwischen den zottigen Läppchen 6—8 grössere und 20—30 kleinere solche Knöpfe, die grössten halb so gross als der Terminal-Knopf; ihr Distal-Ende ist keulenförmig verdickt, spitz. Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean, östlich von Madagascar, Russe. FAMILIA: PILEMIDAE. GENERA: RHOPILEMA, BRACHIOLOPHUS. 597 XXX C. Dritte Subfamilie der Pilemiden: STOMOLOPHIDAE, Harcker. Pilemiden mit 8 Paar gesonderten Scapuletten (oder kammförmigen Schulterkrausen) an der Abaxialfläche der Ober- arme; und mit dichotom verzweigten Unterarmen, welche mehr oder weniger mit ihren Seitenrändern verwachsen. 222. Genus: BRACHIOLOPHUS, Harckeı; novum genus. Boaxiov — Arm; Aogos — Busch. Genus-Diagnose: Pilemide mit 8 Paar Scapuletten, und mit dichotom verzweigten Unter- armen, welche an ihrer Basis mit ihren Seitenrändern verwachsen, übrigens frei sind. Das blinde dick- wandige Mundrohr reicht nicht bis zur ersten Gabeltheilung der Arme herab. Das Genus Drachiolophus constituirt zusammen mit dem nächstverwandten folgenden Stomolophus die beson- dere Subfamilie der Stomolophiden, welche vielleicht besser als besondere Familie von den echten Pilemiden ab- getrennt wird. Sie unterscheidet sich von diesen nicht allein durch die dichotome Ramification der Arme, sondern auch durch die laterale Concrescenz derselben. Während die letztere bei den Lychnorhiziden und Eupi- lemiden auf die Oberarme beschränkt bleibt, setzt sie sich bei den Stomolophiden über diese hinaus auch auf die Unterarme fort. Dadurch entsteht ein dieckwandiges enges Mundrohr von vierseitig-prismatischer Form, welches oben im Centrum der unteren Mundscheibenfläche (in der Mundkreuz-Naht) blind geschlossen endigt, unten hingegen zwi- schen den Gabelästen der Arme sich öffnet (Taf. 35, Fig. 1, 2). Bei Brachiolophus reicht die Concrescenz der seit- lichen Armflächen (und somit auch das Mundrohr) nicht bis zur ersten Gabeltheilung der Unterarme hinab, während sie bei Stomolophus noch über diese hinausgeht. Die Jugendformen des letzteren (Taf. 35, Fig. 3) gleichen aber dem ersteren. Die Verwachsung der Armränder zu einem centralen Mundrohre schreitet demnach ontogenetisch (— ebenso wie phylogenetisch —) von der Basis der Arme gegen ihre unteren Distal-Enden fort; sie wird bisweilen bei Stomo- lophus (agaricus) so vollständig, dass die ganze verwachsene Arm-Masse einen dicken, knorpelharten, soliden Gallert- cylinder (oder ein achtseitiges Prisma) darstellt, dessen ursprüngliche Zusammensetzung nur oben an dem Scapulet- ten-Kranz der Abaxial-Fläche, wie unten an den dichotomen Saugkrausen der Grundfläche ersichtlich ist. In der Mitte der letzteren führt eine kleine, quadratische Oeffnung in einen engen, vierseitig-prismatischen Central-Canal, der oben im Centrum der Schirmscheibe (in dem Mundnaht-Kreuz) blind geschlossen endigt. Die 3 Scapuletten - Paare verhalten sich ganz so wie bei den Eupilemiden; hingegen unterscheidet sich die Verzweigung der Arme insofern wesentlich, als der mediane Hauptast mit den ventralen Saugkrausen an der ersten Gabeltheilung der Arme aufhört, während er bei den Eupilemiden und Lychnorhiziden über diese hinaus bis zum Ende der Arme reicht. Die Stomo- lophiden verhalten sich in dieser Beziehung zu den Eupilemiden ähnlich, wie die Polyrhiziden zu den Polycloniden. 549. Species: Brachiolophus collaris, HaeckeL; nova species. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch, mit 16 seichten Rand- einschnitten und mit 80 Randlappen (in jedem Oetanten 8 quadratische Velar-Lappen zwischen 2 eiförmigen ÖOcular-Lappen). Armbusch abgestutzt konisch, nach unten erweitert, ungefähr um die Grösse der axialen Schirmhöhe aus der Mündung des Schirmes vorragend. Scapuletten mit ihrem oberen Rande in der Höhe des Schirmrandes. Specielle Beschreibung: Drachiolophus collaris gleicht im Wesentlichen der Jugendform von Stomo- lophus fritillaria, welche in Fig. 3, Taf. 35 abgebildet ist. Die Scapuletten bilden eine zierliche Halskrause (COrispa collaris), indem sie mit den alternirenden Fiederästen ihrer abaxialen Saugkrausen dicht an einander stossen und die ganze Dorsal-Fläche des Scheibenhalses, welcher durch die völlig verwachsenen Oberarme gebildet wird, rings umschliessen. Von da erstreckt sich die Concrescenz auch noch auf das erste, ungetheilte Drittel der 3 Unterarme, während die beiden folgenden Dritttheile derselben frei sind und nach unten divergiren. Jeder Unterarm ist im distalen Drittel doppelt gabelspaltig und endigt in 4 kurzen und dicken Gabelästen, deren ventrale, alternirend gefiederte Saugkrausen denjenigen der Scapuletten gleichen. Von den 16 seichten Einschnitten des Schirmrandes sind die 3 ocularen etwas tiefer als die 3 interocularen. Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropengürtel des pacifischen Oceans; Galopagos-Inseln, Fuchs. 598 oRDO: DISCOMEDUSAE. raAmıLıa: PILEMIDAE. 223. Genus: STOMOLOPHUS, L. Acassız (1862). oroue —= Mund; Aoyog — Busch. Genus-Diagnose: Pilemide mit 8 Paar Scapuletten und mit dichotom verzweigten Unter- armen, welche nicht nur an der Basis, sondern im grösseren Theile der Länge mit ihren Seitenrändern verwachsen sind, nur die Endäste frei. Das blinde diekwandige Mundrohr reicht bis über die erste Gabeltheilung der Arme herab. Das Genus Stomolophus wurde von L. Acassız für eine nordamerikanische Pilemide gegründet, welche er unmittelbar an Pilema (= Eurhizostoma) anschloss und von letzterer durch die Verwachsung der Arme in ihrer ganzen Länge unterschied (1862, 1.c. p. 138, 151, Pl. XIV). Ich selbst konnte 2 andere amerikanische Arten dieses Genus untersuchen, von denen die eine der westlichen, die andere der östlichen Küste des tropischen Süd - Amerika angehört. Die genaue Untersuchung derselben hat ergeben, dass Stomolophus durch weiter fortgeschrittene Concrescenz der Arme aus Brachiolophus entstanden ist, und dass die Ramification der Unterarme wie bei letzterem dichotom ist. Die ventrale Saugkrause des Oberarmes gabelt sich an der ersten Theilungsstelle, während sie sich bei den Eupile- miden bis zum Ende der Arme fortsetzt. 550. Species: Stomolophus fritillaria, Harcker; nova Species. Tafel XXXV. Species-Diagnose: Schirm hoch gewölbt, mehr als halbkugelig, mit 16 seichten Rand- einschnitten (8 ocularen und 8 interocularen) und mit 208 schmalen Randläppchen (in jedem Octanten 24 stumpfe rechteckige Velar-Lappen zwischen 2 eiförmigen spitzen vorspringenden Oeular-Lappen). Armbusch abgestutzt konisch, nach unten erweitert, kaum um 4 der Schirmhöhe aus der Mündung vor- ragend. Scapuletten tief innerhalb der Schirmhöhle versteckt. Specielle Beschreibung: Stomolophus fritillaria konnte ich in drei gut erhaltenen Spiritus-Exemplaren des Kopenhagener Museums untersuchen, welche drei verschiedene Altersstufen darstellten und sämmtlich von einer Localität (Surinam) stammten. Der Schirm (Fig. 1) ist an dem ältesten Exemplare halbkugelig gewölbt, 5 Ctm. hoch, von 8 Ctm. Durchmesser. Aus der Mündung ragt das untere Ende des Armbusches nur sehr wenig (um 1 Ctm.) hervor. Die Exumbrella ist feinkörnig rauh, gegen den Rand hin von sehr feinen Meridian-Linien gefurcht. Der Rand ist nicht so tief eingeschnitten als bei S. meleagris. In den 8 Haupteinschnitten treten die 16 eiförmigen Ocular-Lappen, die paarweise ein Rhopalium einschliessen, stärker vor (Fig. 7, 9). Zwischen ihnen liegen in jedem Octanten 12 Paar schmale rechteckige Velar-Lappen. Im Ganzen sind mithin 208 Läppchen vorhanden, 192 velare und 16 oculare. In der Mitte jedes Octanten ist der Rand schwach bogenförmig eingekerbt. Die Subumbrella zeigt starke concentrische Circular-Falten, deren Höhe und Abstand von innen nach aussen allmählig abnimmt. Der Arm- busch oder „Schirmstiel“ ist nicht cylindrisch, wie bei $. meleagris, sondern abgestutzt kegelföürmig. Auch sind die 8 Arme nicht in ihrer ganzen Länge so vollständig verwachsen, wie bei der letzteren. Bei einem der drei unter- suchten Exemplare waren die Arme (ähnlich wie bei Brachiolophus) unten weit flacher ausgebreitet (Fig. 3) als bei den anderen beiden (Fig. 1, 4). Die Höhe des Armbusches betrug bei ersterem 4 Ctm., bei den letzteren 5 und 3 Ctm. Der Durchmesser der Basis maass entsprechend 6, 5 und 4 Ctm. Offenbar sind die Arme, trotz ihrer Verwachsung und Steifheit, doch im Stande, sich mehr oder minder, sowohl in longitudinaler als transversaler Richtung, auszu- dehnen und zusammenzuziehen. Der mächtige Scheibenstamm, welcher durch die zusammengewachsenen Oberarme gebildet wird, ist von 3 Paar Scapuletten in Gestalt einer zierlichen Halskrause umgeben. Bei dem jüngsten der 3 Exemplare (Fig. 4) sind diese „Schulterflügel“ noch wenig entwickelt und springen als länglich dreieckige Blätter vertical vor. Ihr äusserer oberer Rand ist convex und stark gekräuselt, der untere Rand hingegen concav und glatt. Bei den älteren beiden Exemplaren ist der convexe Aussenrand viel stärker verdickt und gekräuselt (Fig. 3). Er bildet einen doppelt gefiederten Kamm, an dem man 6—8 Paar alternirende Fiederäste und an jedem Fiederaste wieder 3—4 Paar Fiederchen unterscheiden kann. Die deutliche Naht, welche in der Mitte der verdickten und gekräuselten Ränder bis in die feinsten Fiederchen verläuft, bildet zierliche Ziekzack-Linien. Die Unterarme sind nur in der oberen Hälfte verwachsen, in der unteren frei. Jeder Arm ist hier unten doppelt gabelspaltig (Fig. 2). Jeder der 32 Hauptäste ist wieder durch mehrere seichte und unregelmässige Einschnitte in kleine Läppchen von unregel- mässiger dreieckiger Gestalt gespalten. Die eigenthümliche achtstrahlige Rosette, welche der Busch der verwachsenen Mundarme von unten gesehen zeigt (Fig. 2), ist leichter, zierlicher und feiner gelappt als bei $. meleagris (AGAssız FAMILIA: PILEMIDAF. Genus: STOMOLOPHUS. 599 l.c. Pl. 14, Fig. 4). Die obere Hälfte der Fig. 2 stellt die halbe Rosette eines jüngeren, die untere Hälfte diejenige eines älteren Exemplares vor. In Fig. 5 ist ein Octant der Rosette des jüngsten Exemplares von unten gesehen und möglichst flach ausgebreitet. Man sieht, dass auch hier auf der unteren Seite die verdickten und gekräuselten Ränder der Armäste mehrfach fiederspaltig sind und dieselbe Structur besitzen wie die Saugkrausen der Scapuletten. Das centrale Mundrohr, welches zwischen den verwachsenen Axial-Rändern der Arme bis zu der Mundkreuz -Naht hinaufführt, bildet im Querschnitt ein vierschenkeliges Kreuz (Fig. 2 in der Mitte). Die dickeren convexen Wülste zwischen je zwei Schenkeln des Kreuzes sind die Verwachsungs-Flächen von je 2 benachbarten Hauptarmen. Die dünneren convexen Wülste hingegen am Ende jedes Kreuzschenkels entsprechen der perradialen Mitte jedes Haupt- armes an seiner verticalen Axial-Kante. — Von der Peripherie der flachen quadratischen Magenhöhle gehen 16 Ra- dial-Canäle aus, die ungefähr 4 Ctm. lang und im inneren Drittel ihres Verlaufes ungetheilt sind. In den beiden äusseren Dritteln giebt jeder Canal sehr zahlreiche Seitenäste ab, welche theils zwischen, theils unter den Falten der Subumbrella verlaufen und durch radiale Anastomosen sich zu einem sehr engmaschigen Gefässnetze verbinden (Fig. 7, 8). Die Maschen sind meistens rechteckig oder quadratisch, oft auch unregelmässig rundlich. Die engsten Maschen finden sich in dem peripherischen, die weitesten in dem centralen Abschnitt des Netzes. In letzterem bildet das Maschenwerk zwischen je 2 Radial-Canälen eine centripetal vorspringende Arcade von der Form eines gleich- schenkeligen Dreiecks (Fig. 7, 8). Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 60 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantische Küste des tropischen Süd-Amerika; Surinam (Museum von Kopenhagen). 551. Species: Stomolophus Meleagris, L. Acassız. Stomolophus Meleagris, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 138, 151, Pl. XIV. Stomolophus Meleagris, AL. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 40. Speceies-Diagnose: Schirm hoch gewölbt, mehr als halbkugelig, mit 8 tiefen Ocular - Ein- schnitten und 96 Randlappen (in jedem Octanten 10 spitze fünfeckige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Oeular-Lappen). Armbusch eylindrisch, kaum um 4 der Schirmhöhe aus der Mündung vorragend. Sea- puletten mit ihrem unteren Rande in der Höhe des Schirmrandes. Specielle Beschreibung und schöne Abbildung (von SonrREL) bei L. Acassız (l. c.). Danach unterscheidet sich diese Species von den übrigen sogleich durch die 8 tiefen Ocular-Buchten und die Zahl und Form der fünfeckigen, spitzen Velar-Lappen, sowie durch die besondere Gestalt der Scapuletten, welche sehr schmal und lang, länger als der ganze Unterarm sind. Die Verwachsung der Arme hält die Mitte zwischen der vorigen und der folgenden Art. In der Beschreibung der Arme von L. Acassız findet sich ein auffallender morphologischer Irrthum (l. c. p. 139 oben). Er sagt, dass die 8 Arme abwechselnd („alternate“) an Form und Structur verschieden sind, indem die 4 inter- radialen (c) innen stärker in die Cavität des Mundrohres vorspringen, als die 4 perradialen (£). Was Acassız hier irrthümlich als 8 einfache Arme betrachtet (Fig. 4c und 2), sind in der That die zugekehrten Hälften von 2 benachbarten und verwachsenen Armen. Hier, wie bei allen Rhizostomen, sind alle 8 Arme adradial, nur ihre 4 Basal-Pfeiler perradial. Farbe: Weisslich Blau, gegen den Schirmrand in gelblich Braun übergehend. Randlappen dunkelbraun. Grösse: Schirmbreite 120 Mm., Schirmhöhe 90 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika; Savannah, Georgia; Charleston, South Caro- lina, L. Acassız. 552. Species: Stomolophus agaricus, HaeckeL; nova species. Species-Diagnose: Schirm ungefähr halbkugelig, mit 16 tiefen Randeinschnitten (8 oeularen und 8 interoceularen) und mit 144 schmalen Randlappen (in jedem Octanten 16 rechteckige, aussen abgerundete Velar-Lappen zwischen 2 eiförmigen Ocular-Lappen). Armbusch eylindrisch, um mehr als die Schirmhöhe aus der Mündung vorragend. Scapuletten ganz ausserhalb der Schirmhöhle. Specielle Beschreibung und Abbildung ist nach dem unvollkommen conservirten Spiritus-Exemplare, das ich untersuchen konnte, nicht zu geben. Indessen liess sich danach doch, mit Hülfe einer Farbenskizze aus dem 600 GENERELLE CHARACTERISTIK DER VERSURIDEN. Museum von Kopenhagen, die obige Diagnose entwerfen. Es scheint hiernach, dass diese pacifische Species von den beiden anderen atlantischen Arten der Gattung sich durch flacheren Schirm, Zahl der Velar-Lappen, und besonders durch den mächtigen Armbusch unterscheidet, der fast ganz ausserhalb der flachen Schirmhöhle liegt. Die Ver- wachsung der Arme, bis auf die Distal- Enden der Gabeläste, erreicht bei dieser Art den höchsten Grad. Die dicke cylindrische Knorpelmasse der völlig zusammengewachsenen Arme bildet einen mächtigen Gallert-Cylinder, dessen Durchmesser fast seiner Höhe gleichkommt und den Schirm-Radius übertrifft. Das obere Drittel desselben umschliesst ein Halsband von 16 schmalen und langen Scapuletten. Farbe: Schirm purpurroth; Armbusch weisslich, Saugkrausen gelblich braun. Grösse: Schirmbreite 140 Mm., Schirmhöhe 70 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Paceifische Küste von Central- Amerika; Costariea, Puntarenas, Oerstenr (Museum von Kopenhagen). Einunddreissigste Medusen - Familie: (Neunte Familie der Discomedusen:) VERSURIDAE, Haeckel (1877). Tafel XL. Familien-Character: Rhizostomen mit einem einzigen centralen Subgenital-Porticus und mit ventralen Saugkrausen der 8 Mundarme (ohne dorsale Saugkrausen). — [Discomedusen ohne Tentakeln und ohne centrale Mundöffnung, an deren Stelle zahlreiche Saugmündchen auf der ventralen oder axialen Seite der 8 Mundarme Saugkrausen bilden (keine Saugkrausen auf der dorsalen oder abaxialen Armseite). 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale). 8—16 oder mehr enge Radial-Canäle, verzweigt und durch Anastomosen ein Gefäss-Netz in der Subumbrella bildend. 4 interradiale Gonaden in der aboralen Wand eines centralen Subgenital-Porticus, welcher durch centripetale Verschmelzung von 4 getrennten gastralen Subgenital-Höhlen entstanden ist. | Die neue Familie der Versuriden gründe ich für eine Gruppe von nahe verwandten Rhizostomen, deren bekannteste Form die mediterrane Cotylorhiza tuberculata ist (= Cephea polychroma = Cassiopea borbonica, zuerst von Macrı 1778 als Medusa tuberculata beschrieben). Obgleich diese prächtige und im Mittelmeer weit verbreitete Discomeduse schon von vielen und trefflichen Beobachtern untersucht wurde, sind dennoch viele Verhältnisse ihrer Organisation, und namentlich die eigenthümliche Bildung des Subgenital-Porticus und seines Verhältnisses zum Central- Magen bisher völlig unbekannt geblieben. Dasselbe gilt von 2 anderen Versuriden, von denen Tivesmws (1529 1. c.) eine anscheinend gute, in der That aber sehr unvollkommene und irrthümliche Darstellung gegeben hatte; und ebenso von der ältesten bekannten Art dieser Familie, der Medusa octostyla von FORSKAL. Die vergleichende eigene Unter- suchung der genannten Arten, sowie einer ansehnlichen Anzahl neuer, und zum Theil sehr interessanter Species dieser Familie, hat mich in den Stand gesetzt, die Charactere derselben sicher festzustellen. Ich fasse demnach in der Familie der Versuriden alle Rhizostomae monodemmniae umicrispae zusammen, d. h. alle Rhizostomen, welche einen einzigen centralen Subgenital-Porticus und nur ventrale Saugkrausen (an der Axial-Seite der 8 Wurzel-Arme) besitzen (vergl. oben p. 454, 464, 561). In dem Besitze des einfachen Subgenital-Porticus, der durch die centrale Vereinigung von 4 ursprünglich getrennten Subgenital- Höhlen entstanden ist, stimmen die Versuriden mit der folgenden Familie der Crambessiden überein und entfernen sich von allen übrigen Medusen; hingegen theilen sie den Mangel dorsaler Saugkrausen mit den Toreumiden, aus denen sie ohne Zweifel phylogenetisch entstanden sind. L. Acassız, welchem die eigenthümliche Bildung des centralen Subgenital-Porticus überhaupt unbekannt blieb, führt in seiner „Tabular view of the Rhizostomeae“ (1862, 1. c. p. 149) zwar mehrere Versuriden-Genera auf, vertheilt dieselben aber, bunt gemischt mit anderen Rhizostomen, auf 3 verschiedene Familien. Es gehören hierher: A. von den Rhizostomiden: Tozoclytus Dubrewillüi; B. von den Cassiopeiden: Crossostoma und Stomaster; C. von den Cepheiden: Cephea octostyla und Cotylorhiza. — Die neuen Versuriden-Genera, welche ich selbst untersuchen konnte, führten mich zu einer Eintheilung dieser Familie in folgende 3 Subfamilien, welche sich hauptsächlich durch die verschiedene Bildung der unicrispen Arme unterscheiden und vollständig den 3 Subfamilien der Toreumidae GENERELLE CHARACTERISTIK DER VERSURIDEN. 601 entsprechen: I. die Haplorhizidae mit einfachen und ungetheilten Armen; II. die Crossostomidae mit gefiederten oder trichotomen Armen; III. die Stylorhizidae mit gabelspaltigen oder dichotomen Armen. Der Schirm der Versuriden (Taf. 40, Fig. 1—4) ist meistens flach scheibenförmig, seltener stärker gewölbt bis halbkugelig, oder hutförmig, mit gewölbter centraler Kuppel und dünner breiter Krempe. Die Gallerte ist ziemlich con- sistent, oft knorpelartig; ihre Dicke ist gewöhnlich sehr beträchtlich an der centralen Schirmscheibe, dagegen sehr gering an dem peripheren Schirmkranze, welcher meistens durch eine tiefe subumbrale Kranzfurche von letzterer abgesetzt wird. Die Exumpbrella ist bald glatt, bald körnig rauh, oder selbst mit kleinen Höckern bestreut, bisweilen auch durch einen Stern von 16—32 Radialstreifen ausgezeichnet, welche von dem Centrum der Kuppel gegen den Rand ausstrahlen. Am Schirmrande finden sich bei allen Versuriden 8 kleine Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale). In der Regel sind dieselben in einer engen Nische versteckt, welche oben von einer breiten Deckschuppe, seitlich von 2 kleinen Ocular-Läppchen gebildet wird. Die Octanten des Schirmrandes zwischen je 2 Paaren der letzteren springen oft gar nicht, andere Male nur wenig bogenförmig vor; selten ist der convexe Bogen dieser velaren Hauptlappen beträchtlicher (Taf. 40, Fig. 1). Die Zahl der Randeinschnitte, durch welche derselbe in kleinere Velar-Lappen zerfällt, ist zwar bei den einzelnen Species ziemlich constant, sonst aber sehr verschieden, wie auch bei den übrigen Rhizo- stomen-Familien (vergl. oben p. 580). Während die kleineren und einfacher gebauten Versuriden nur 4 oder 8 Velar- Lappen zwischen je 2 Ocular-Lappen zeigen, besitzen Andere deren 12—16 oder mehr. Ihr Aussenrand ist meistens abgerundet oder abgestutzt. Oft sind je 2 Velar-Lappen paarweise zu einem Doppellappen verbunden. Meistens sind dieselben mit den Seitenrändern verwachsen, so dass der äusserste Schirmrand nur schwach gekerbt oder selbst ganz- randig erscheint. Die Subumbrella zeichnet sich bei den meisten Versuriden durch eine eigenthümliche und oft sehr com- plieirte Anordnung ihrer Muskulatur aus. Nur die einfacher gebauten Haplorhizidae zeigen die ursprünglichen einfachen concentrischen Ringe des breiten peripheren Kranzmuskels. Bei den Orossostomidae treten stärkere concen- trische, sehr dicht gestellte Ringleisten auf, sowie 3 principale Knotenpunkte an den Stellen, an welchen die 8 Ocu- lar-Canäle die Kranzfurche schneiden und in den daselbst befindlichen Ringcanal münden. Gegen diese 8 Knoten sind die Leisten dergestalt bogenförmig gekrümmt, dass sie 16 getrennte Muskelfelder bilden, 8 extracirculare (ausser- halb des Ringcanals und der Kranzfurche) und 8 intracirculare (innerhalb derselben). In den 8 ersteren sind die Bogenlinien der dem Ringcanal benachbarten Muskel-Leisten schwach concav nach innen, in den 8 letzteren hingegen umgekehrt schwach concav nach aussen gekrümmt, so dass ihre Enden in den genannten Knoten unter einem sehr spitzen Winkel zusammenstossen (Fig. 9). Noch complicirter gestaltet sich die Anordnung der Muskelfalten bei den Stylorhiziden, wo 8 interoculare Arcaden-Systeme in sehr auffallender Weise hervortreten. Starke Bündel von radialen Muskelfalten gehen hier zu beiden Seiten der 8 Ocular-Canäle, diesen fast parallel nach aussen, divergiren aber, an der Kranzfurche angelangt, so bedeutend, dass sie in die schwächeren Circular-Falten des Schirmkranzes umbiegen ; und dass die beiden Bündel eines jeden Feldes zwischen 2 Ocular-Canälen zusammen zierliche Bogen oder Schlingen um das Distal-Ende einer kurzen, stärkeren, adradialen Leiste beschreiben, welche auf haibem Wege zwischen der Armscheibe und dem Schirmrande aufhört. ; Die Armscheibe setzt sich bei allen Versuriden scharf von dem anstossenden Theile der Subumbrella ab, und hat gewöhnlich eine ausgesprochen achteckige Gestalt. Bei den Haplorhiziden und den meisten Crossostomiden sind die 4 Pfeiler derselben zwar stark, aber schmal im Verhältnisss zu den breiteren Subgenital-Ostien, mit denen sie abwechseln. Die 8 Seiten der achteckigen Armscheibe sind daher hier alternirend breiter und schmäler, und die convexen perradialen Seiten derselben springen stärker vor als die concaven interradialen. Dagegen nimmt bei den Stylorhiziden die Armscheibe gewöhnlich eine regulär achtstrahlige Beschaffenheit an, indem ihre 8 Seiten sich aequalisiren und die 8 Arme so auseinander treten, dass ihre angewachsenen Oberarme gleiche Distanz erhalten. Die Armscheibe erscheint daher gewöhnlich hier in Form eines regelmässigen achtstrahligen Sterns, dessen 3 adradiale Arme zwischen je 2 Ocular-Canälen mit convexem, oft halbkreisförmigem oder selbst parabolischem Bogen stark nach aussen vorspringen. Die Subgenital-Ostien sind hier sehr kleine, enge Löcher und liegen ganz versteckt zwischen den Armwurzeln an der Unterseite der Armscheibe. Indessen giebt es zwischen diesen beiden divergenten Formen der Armscheibe bei den Crossostomiden und Stylorhiziden auch Uebergangsformen in beiden Familien. Sehr verschieden ist die Dicke der Gallerte in der Armscheibe. Die Mundarme zeigen bei allen Versuriden im Wesentlichen denselben Bau, den wir oben von den Toreu- miden geschildert haben; d.h. sie tragen ihre Saugkrausen und deren mannichfaltige Anhänge stets nur auf ihrer ventralen oder axialen Seite, niemals auf ihrer dorsalen oder abaxialen Seite (,„Unicrispae“, p. 464). Im Uebrigen zeigen die 3 Subfamilien der Versuriden ganz entsprechende Unterschiede, wie die 3 früher unterschiedenen Subfami- lien der Toreumiden (p. 564). Die Haplorhiziden (den Archirhizidae entsprechend) haben 8 ganz einfache Mund- arme, die weder gefiedert noch gabelspaltig oder verästelt sind, und deren einfache Saugkrausen keinerlei besondere Anhänge tragen. Bei Haplorhiza bleiben die 8 einfachen Arme frei, während sie bei Cannorhiza (Taf. 40, Fig. 1—4) mit ihren Seitenrändern verwachsen und so zusammen eine centrale Röhre einschliessen, die unten offen, oben blind geschlossen ist (wie bei Stomolophus unter den Pilemiden). — Die zweite Subfamilie, die Crossostomiden, besitzen Haeckel, System der Medusen. 76 Jen. Denkschriften 1. 602 GENERELLE CHARACTERISTIK DER VERSURIDEN. 8 gefiederte oder trichotom verästelte Arme, gleich den Polyclonidae; der Oberarm setzt sich hier unmittelbar in den Hauptast des Unterarms bis zu dessen Ende fort und alle anderen Aeste erscheinen nur als seitliche Fiederäste des- selben (Fig. 9, 11). Zwischen den Zottenbüscheln ihrer Saugkrausen entwickeln sich zahlreiche, kleinere oder grössere kolbenförmige Blasen mit eigenthümlichem Nessel-Epithel. Bei Crossostoma differenzirt sich in der Mitte der Mund- scheibe eine eigenthümliche achtstrahlige Zotten-Rosette, zusammengesetzt aus grösseren, quastenförmigen Zotten- Büscheln. Versura (Fig. 9) fehlt dieselbe. — Die dritte Subfamilie endlich, die Stylorhiziden, entsprechen den Polyrhizidae, indem ihre Arme entweder einfach gabelspaltig (Cotylorkiza) oder wiederholt dichotom verästelt sind (Stylorhiza); ihr Oberarm geht in der ersten Gabeltheilung auf und setzt sich nicht über diese hinaus fort. Zwischen den Zottenbüscheln ihrer Saugkrausen entwickeln sich lange Peitschen-Filamente oder langgestielte Saugnäpfe, oft von beträchtlicher Grösse und Zahl sowie von eigenthümlicher Form. — Die Gesammtform der Arme ist bei allen Versuriden kurz und breit, so dass sie den ausgebreiteten Schirmrand entweder nur wenig oder gar nicht überragen. Gewöhnlich erscheinen sie schon an ihrem Abgange von der Armscheibe ganz regelmässig adradial vertheilt, mit gleichen Abständen (Fig. 9); nur bei den älteren und einfacher gebauten Versuriden ist die paarweise Zusammen- gehörigkeit der 8 Mundarme an ihrer Stellung sogleich zu erkennen (Fig. 3). Die mancherlei Anhänge der Saugkrau- sen in Form von Hohlkolben, Peitschen, sitzenden oder gestielten Saugnäpfen, Zottenbüscheln u. s. w. scheinen bei den Versuriden eine ähnliche Mannichfaltigkeit der Ausbildung darzubieten, wie bei den Toreumiden, bedürfen aber noch sehr einer genauen Untersuchung. Das Gastrocanal-System der Versuriden zeigt in den 3 Subfamilien derselben ähnliche Unterschiede, wie in den entsprechenden 3 Subfamilien der Toreumiden. Bei den älteren und einfacher gebauten Archirhiziden ist die centrale Magenhöhle kreuzförmig mit 4 breiten perradialen Kreuzschenkeln (Fig. 4); während sie bei den Crossostomiden und Stylorhiziden die characteristische Form eines regulären achtstrahligen Sternes annimmt, welche auch in deren Armscheibe äusserlich so auffallend vortritt. Doch sind auch vermittelnde Uebergangsformen zwischen jener vierlappigen und dieser achtlappigen Magenform nicht selten (Fig. 10). Bei allen Versuriden — wie bei allen Monodemnien ohne Ausnahme — wird die Decke oder obere Wand der Magenhöhle von der ebenen oder wenig ge- wölbten Entoderm-Fläche der centralen Gallertscheibe gebildet, hingegen der Boden oder die untere Wand der Magen- höhle von der zarten „Gastrogenital-Membran“, welche durch den weiten centralen Subgenital-Porticus völlig von der darunter gelegenen dicken Armscheibe getrennt ist (Fig. 2). Die Radial-Canäle der Versuriden zeigen ebenfalls in den verschiedenen Subfamilien ein ziemlich verschie- denes Verhalten. Bei Haplorhiza finden sich 16 Radial-Canäle, wie bei Archirhiza (Taf. 36, Fig. 1, 2). Hingegen steigt ihre Zahl bei der nächstverwandten Oannorhiza auf 24; indem zwischen je 2 von den 4 dendritischen, langen Interradial-Canälen 5 kürzere von den Distal-Enden der 4 Magenschenkel abgehen, ein sehr starker und kurzer per- radialer und dazwischen jederseits 2 dünne Neben-Canäle (Taf. 40, Fig. 4). Bei den Crossostomiden und Stylorhiziden scheint die Zahl der Radial-Canäle, welche von der Magen-Peripherie überall abgehen, stets sehr gross zu sein (60— 80 oder über hundert); sie stehen hier sehr dicht gedrängt, anastomosiren alsbald durch zahlreiche Seitenäste und lösen sich in ein dichtmaschiges Gefäss-Netz auf, welches den grössten Theil der Subumbrella einnimmt. Oft sind die engen rundlichen Maschen desselben schmäler als die kurzen Canal-Aeste zwischen ihnen. Häufig zeichnen sich die 8 Oeular-Canäle durch beträchtlichere Stärke aus und gehen ununterbrochen zu den 8 Sinneskolben. Ein Ringcanal scheint bei den meisten Versuriden ausgebildet zu sein und liegt dann in der Kranzfurche der Subum- brella (Fig. 4); es giebt jedoch auch Arten, bei denen er nicht nachzuweisen, sondern in dem dichten Maschennetz aufgegangen ist. Häufig ist das letztere ausserhalb des Ringeanals weit dichter und engmaschiger als innerhalb des- selben (vergl. Taf. 40, Fig. 4, sowie die gute Darstellung des Gastrocanal-Systems der COotylorhiza tuberculata von DELLE CmasE (l. c. Taf. IV). — Unmittelbar unterhalb der 4 perradialen Ocular-Canäle gehen von den 4 Schenkeln des kreuzförmigen Magens die 4 starken Pfeiler-Canäle ab (Taf. 40, Fig. 2cp). Dieselben verlaufen von oben und aussen nach unten und innen, eingeschlossen in die Gallerte der starken Armpfeiler, jedoch näher ihrer Axial- Fläche. Am unteren Ende der Pfeiler, wo diese zur Bildung der Armscheibe zusammenfliessen, biegen sich die Pfei- ler-Canäle horizontal nach innen um, und vereinigen sich im Centrum der Armscheibe zur Bildung einer kleinen „Mund-Magen-Höhle“ oder „Buccal-Höhle“; diese letztere öffnet sich bei den jugendlichen Larven der Versuriden (und ebenso der Crambessiden) unten durch die ursprüngliche centrale Mundöffnung nach aussen; da letztere aber bei den erwachsenen Monodemnien stets zugewachsen ist, so erscheint hier auch jene Buccal-Höhle (der abgeschnürte untere Rest des Oral-Magens) oben und unten blind geschlossen. Seitlich gehen von derselben die 8 Arm-Canäle ab, welche aber auch paarweise unmittelbar aus einer unteren Gabeltheilung der 4 Pfeiler-Canäle entspringen können. Dieselben zeigen bei den 3 Subfamilien der Versuriden characteristische Verschiedenheiten. Bei den Haplorhizidae gehen sie einfach und ungetheilt in der Gallerte der Arme (nahe ihrer Axial-Fläche) nach abwärts und geben nur kurze Aeste nach innen ab, welche durch die Saugmündchen der axialen Saugkrause sich öffnen (Taf. 40, Fig. 2). Bei den Crossostomidae erscheint jeder Arm-Canal gefiedert oder doppelt gefiedert, indem sein Hauptstamm bis zur distalen Armspitze durchgeht, seitlich aber zahlreiche Nebencanäle an die Fiederäste abgiebt. Bei den Stylorhizidae GENERELLE CHARACTERISTIK DER VERSURIDEN. 603 endlich spaltet sich jeder Armcanal da, wo der Oberarm in die beiden Gabeläste des Unterarms aufgeht, ebenfalls in 2 Gabeläste, welche die letzteren versorgen. Die Gonaden haben bei allen Versuriden eine sehr versteckte Lage und bilden 4 breite, krausenförmig ge- faltete Bänder, welche in der zarten „Gastrogenital- Membran“ zwischen den 4 perradialen Schenkeln ihres Leisten- kreuzes liegen. Bald sind diese Bänder fast tangential-gelagert, nur schwach gekrümmt und auf die Decke des Sub- genital-Porticus beschränkt, welcher zugleich den Boden des Central-Magens bildet; bald krümmen sie sich stärker und bilden 4 hufeisenförmige Bogen mit proximaler Convexität, während ihre divergirenden Schenkel sich distalwärts verlängern, auf die Axial-Fläche der Pfeiler umbiegen und selbst noch weiter, bis auf die obere Fläche der Arm- scheibe, sich ausdehnen können; die beiden distalen Schenkel-Enden jedes Hufeisens erscheinen dann hakenförmig einwärts gekrümmt, an der Axial-Fläche jedes Pfeilers aber erscheinen 2 sehr genäherte Genital-Bänder, welche 2 benachbarten Hufeisen angehören; niemals fliessen dieselben jedoch schliesslich zusammen, sondern bleiben stets durch die Gallertschenkel des Leistenkreuzes getrennt (Taf. 40, Fig. 6). Die Entwickelung der Versuriden ist zur Zeit noch fast ganz unbekannt. Nur von einer einzigen Art, von der mediterranen Cotylorhiza tuberculata (= Cassiopea borbonica = Cephea polychroma) sind die ersten Stadien der Ontogenese unvollständig bekannt: die Entwickelung des Eies zu einer schwärmenden Gastrula, welche sich später festsetzt und in en Scyphostoma verwandelt; letzteres ist anfänglich tetranemal, später octonemal. Zuerst wurde dieser Vorgang von Busch und Frantzıus (1851, 1. c.) in Triest, später genauer von GEGENBAUR in Messina beobachtet (1854, 1. c.). Die Bildung der Strobila aus der Scyphostoma-Amme scheint bei dieser mediterranen Art sehr langsam vor sich zu gehen und wurde bisher noch nicht beobachtet. Wochen lang blieben die Scyphostoma- Polypen (im Spätherbst) unverändert; vielleicht überwintern sie und treiben erst im nächsten Frühjahr die Ephyra- Knospen. (Vergl. SCHMIDTLEIN 1879, 1. c., p. 125.) Die Grösse der Versuriden scheint durchschnittlich mit derjenigen der unicrispen Toreumiden überein- zustimmen und hinter den Dimensionen der mächtigen Pilemiden und Crambessiden beträchtlich zurückzubleiben. Der Schirm-Durchmesser beträgt meistens zwischen 40 und 80, seltener zwischen 100 und 200 Mm., sehr selten darüber. — Die Färbung ist von den meisten Arten dieser Familie (von denen ich nur Spiritus- Exemplare unter- suchen konnte) unbekannt. Die mediterrane Cotylorhiza tuberculata ist durch prachtvolle und bunte Färbung ausge- zeichnet, wesshalb der jüngere Name CO. polychroma eigentlich der passendere wäre. Geographische Verbreitung der Versuriden. Von den 12 nachstehend aufgeführten Arten kommt 1 auf das Mittelmeer, 2 auf den atlantischen Ocean, 3 auf den pacifischen Ocean, 5 auf den indischen Ocean und 1 auf das rothe Meer. XXXI. Unterschiede der sechs Genera der Versuridae. (Die mit einem * versehenen Genera sind neu.) I. Subfamilie: Arme ganz einfach, frei. 1. Haplorhiza * Haplorhizidae. Arme mit ihren Seitenrändern zu einem 2 Oma 8 Arme einfach, weder verästelt, noch gabeltheilig. Rohre verwachsen. ; { Mundkreuz-Naht im Centrum der Arm- scheibe vierstrahlig, ohne besondere Zot- 3. Versura* ten-Rosette. Mundkreuz-Naht im Centrum der Arm- scheibe achtstrahlig, mit einer beson- 4. Orossostoma deren regulären Zotten-Rosette. II. Subfamilie: Crossostomidae. 3 Arme gefiedert oder trichotom verästelt; Oberarm in den Hauptast des Unterarms direct fortgesetzt. Saug- krausen mit kolbenförmigen Blasen. mn | m mes; III. Subfamilie: Stylorhizidae. 3 Arme gabelspaltig oder wiederholt dichotom verzweigt, y Oberarm nicht über die erste Gabeltheilung | Arme einmal gabeltheilig, mit breiten, ein- fachen oder fiederspaltigen, aber nicht 5. Cotylorhiza dichotomen Gabellappen. Arme wiederholt gabeltheilig, mit dicho- tomen Gabellappen. setzt. Saugkrausen mit Peitschen oder gestielten 6. Stylorhiza* Saugnäpfen. L 00 604 orDo: DISCOMEDUSAE. FamıLıa: VERSURIDAE. XXXIA. Erste Subfamilie der Versuriden: HAPLORHIZIDAE, Hacker. Versuriden mit 8 einfachen Mundarmen, welche weder verästelt noch gabeltheilig sind. 224. Genus: HAPLORHIZA, Harcrer; novum genus. Grchoog — einfach; die = Wurzel. Genus-Diagnose: Versuride mit 8 einfachen, freien, weder verästelten noch gabelspaltigen Mundarmen, welche mit ihren Seitenrändern nicht verwachsen sind. Das Genus Haplorhiza wiederholt unter den Monodemnien jene einfachste Rhizostomen-Form, welche unter den Tetrademnien Archirhiza darstellt, und welche wir oben als gemeinsame ursprüngliche Stammform aller Rhizosto- men hypothetisch hingestellt haben. Die 4 Armpaare sind bei ersterer wie bei letzterer noch von einfachster Bildung, weder verästelt noch gabeltheilig, und unmittelbar von den 4 Gabel-Armen der Aurosa ableitbar. Wenn bei Archi- rhiza die 4 Subgenital-Höhlen centripetal in die Magenhöhle hinein bis zur Berührung vorwachsen und die Berührungs- stellen durchbrochen werden, so entsteht Haplorhiga mit ihrem einfachen Subgenital-Porticus. Alle verschiedenen Monodemnien-Formen können aus diesem einfachsten Typus als Stammform abgeleitet werden. Die beiden unter- suchten Arten stammen von Australien. 553. Species: Haplorhiza simplex, Hırcxer; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, mit 48 Randlappen (in jedem Octanten 4 grosse quadratische Velar-Lappen zwischen 2 zungenförmigen vorspringenden ÖOcular - Lappen). 8 Arme ganz einfach, eylindrisch, so lang als der Schirm-Radius. Subgenital-Ostien ungefähr so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spicilegium Medusarum“. Im Ganzen gleicht diese Species hinsichtlich der gesammten Bildung des Schirms und insbesondere seiner Randlappen, sowie des Canal-Systems, dem Tozxoclytus tripterus (p. 586), sowie auch der jungen semostomen Larve von Pilema pulmo, welche CrAus abge- bildet hat (1877, 1. c. p. 48, Taf. X, Fig. 42, 43). Die 8 Arme zeigen dieselbe einfache Bildung, wie bei Archirhiza primordialis (p. 565, Taf. 36, Fig. 1, 2). Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Südaustralien; Bass-Strasse, Museum GopErrroy. 554. Species: Haplorhiza punctata, Harcner; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 176 Randlappen (in jedem Octanten 10 Paar schmale abgerundete Velar-Lappen zwischen 2 kleinen eingezogenen Öcular-Lappen). 8 Arme ganz einfach, eylindrisch, halb so lang als der Schirm-Radius. Subgenital-Ostien 3 mal so breit als die Pfeiler. Specielle Beschreibung: Haplorhiza pumctata unterscheidet sich von der nahe verwandten vorigen Art durch 5mal so grosse Zahl der schmalen Velar-Lappen, sowie durch die kurzen Arme, welche kaum halb so lang als der Schirm-Radius sind. Die beiden Arme jedes Paares gehen divergirend von den 4 perradialen Ecken einer breiten quadratischen Mundscheibe ab, deren Seitenlänge dem Schirm-Radius gleich kommt. Die 4 weiten Subgenital- Ostien sind 3mal so breit als die dicken, aber schmalen Pfeiler zwischen ihnen, während sie bei H. simplex kaum eben so breit sind. Farbe: Exumbrella dunkel violet-braun, ganz gleichmässig mit runden weissen Punkten getüpfelt. Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Nord-Australien; Arnheim’s Land, J. M. Eıser. FAMILIA: VERSURIDAE. GEnERA: HAPLORHIZA, CANNORHIZA. 605 225. Genus: GANNORHIZA, Harcker; novum genus. acvva = Rohr; dia = Wurzel. Genus-Diagnose: Versuride mit 8 einfachen, weder verästelten noch gabelspaltigen Mund- armen, welche mit ihren Seitenrändern verwachsen sind und zusammen ein achtkantiges Rohr mit un- terer Oefinung bilden. Das Genus Cannorhiza ist bis jetzt nur durch eine süd-pacifische Species vertreten (Taf. 40, Fig. 1—8). Dasselbe schliesst sich unmittelbar an die nächstverwandte Haplorhiza an und entwickelt sich aus dieser dadurch, dass die einfachen unverästelten Arme mit ihren Seitenrändern unter einander verwachsen. So entsteht ein dickwan- diges, cylindrisches oder abgestutzt-pyramidales Rohr, das an seiner Aussenfläche 8 Rinnen oder Furchen zeigt (4 perradiale und 4 interradiale). Zwischen diesen treten 8 adradiale convexe Längswülste vor (die Abaxial-Flächen der Arme). Das Lumen des Rohres öffnet sich unten frei nach aussen, während es oben (im subumbralen Centrum der Armscheibe, an der Mundkreuz-Naht) blind geschlossen endet. 8 adradiale einfache Saugkrausen springen in das Lumen vor. Cannorhiza gleicht in dieser eigenthümlichen Bildung der Pilemide Stomolophus und verhält sich zu dieser ähnlich, wie Haplorhiza zu Brachiolophus. 555. Species: Cannorhiza connexa, HarckeL; nova species. Tafel XL, Fig. 1—8. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 schmale rechteckige Velar-Lappen zwischen 2 eiförmigen spitzen Ocular-Lappen). Armrohr durch die laterale Conerescenz von 8 eylindrischen einfachen Mundarmen gebildet, etwas länger als der Schirm- radius, oben halb so breit, unten eben so breit als lang. Die 4 weiten Subgenital-Ostien ungefähr ebenso breit als die 4 starken freien Pfeiler zwischen ihnen. Armscheibe ungefähr so breit als der Schirm-Radius. Specielle Beschreibung: Cannorhiza connexa, von welcher ich mehrere wohlerhaltene Spiritus - Exem- plare untersuchen konnte, hat im Ganzen viel Aehnlichkeit mit den Haplorhiza-Larven der westeuropäischen Cram- bessa, deren Metamorphose ich später beschreiben werde. Denkt man sich die 8 einfachen, noch ungetheilten Arme jener Larven mit ihren Seitenrändern verwachsen (ähnlich wie bei Stomolophus), so entsteht Cannorhiza. Ihre Ge- stalt gleicht einem Hutpilze (Agaricus), dessen flach gewölbter Schirm von einem dicken, nach oben allmählich verdünnten Stiele getragen wird (Fig. 1). Die Exumbrella ist fein granulirt. Die Gallerte ist sowohl oberhalb des centralen Porticus (in der aboralen Schirmkuppel) als unterhalb desselben (in der Armscheibe) von beträchtlicher Dicke und knorpelartiger Consistenz, hingegen an dem peripheren Schirmkranze sehr verdünnt (Fig. 2). Der letztere ist eingerollt und sein Rand durch 8 tiefe Oeular-Einschnitte in 8 convexe Octanten-Bogen getheilt. Jeder Bogen zeigt 4 Paar rechteckige, schmale, abgestutzte Velar-Lappen, gegen welche die spitzen eiförmigen Ocular-Lappen stark zurücktreten (Fig. 8). Die Subumbrella wird durch 4 breite, starke Pfeiler, zwischen denen 4 eben so breite Sub- genital-Ostien in den centralen weiten Porticus führen, mit der subquadratischen Armscheibe verbunden (Fig. 3). Von der letzteren hängt in der Mitte das starke, subeylindrische oder abgestutzt-konische Armrohr herab, welches sich nach unten etwas verdickt. An seiner Aussenfläche zeigen sich 8 tiefe Längsrinnen (4 seichtere perradiale und 4 tie- fere interradiale); sie entsprechen den Concrescenz-Suturen der 8 Arme, die hier mit ihren lateralen Rändern ver- klebt und verwachsen sind. Nur die untersten Distal-Enden der Arme sind frei, bald einwärts (Fig. 3), bald auswärts gekrümmt (Fig. 1, 2). Hier beginnt an der Endspitze jedes Armes eine einfache axiale Saugkrause, deren verdickte Ränder zickzackförmig gebogen und stark gewulstet sind. Auf dem Querschnitte des Armrohres (Fig. 5) sind die Arme paarweise genähert. — Die centrale Magenhöhle hat die Gestalt eines regulären Kreuzes, dessen 4 Schenkel subquadratisch sind (Fig. 4). Ihre Decke wird von der ebenen Entoderm-Fläche der gallertigen Schirmscheibe gebildet, ihr Boden von der zarten Gastrogenital-Membran, unterhalb deren der geräumige Subgenital-Porticus liegt (Fig. 2). Die 4 Gonaden bilden 4 schmale, krausenartig gefaltete, hufeisenförmige Bänder mit convexem Proximal- Bogen (Fig. 4). Sie werden von einander geschieden durch das gallertige verdickte Leistenkreuz in der Mitte der Gastrogenital-Membran, dessen 4 perradiale Schenkel in die obere Insertion der Pfeiler übergehen. Hier biegen an der Axial-Fläche der Pfeiler die beiden zugekehrten Schenkel von 2 benachbarten Gonaden nach unten um und laufen noch eine Strecke weit an der Oberseite der Armscheibe hin (Fig. 6). Die 4 perradialen Schenkel des gallertigen Leistenkreuzes setzen sich noch über die Enden der 8 Gonaden -Schenkel hinaus centripetal fort und vereinigen sich 606 orDoO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: VERSURIDAE. im Centrum der oberen Armscheiben-Fläche (Fig. 6). Von den 4 Schenkeln des kreuzförmigen Central-Magens gehen 4 starke Canäle in die 4 Pfeiler hinein und laufen in deren Gallertmasse eingeschlossen (jedoch näher ihrer axialen Innenfläche) von oben und aussen nach innen und unten, gegen die Mitte der Armscheibe hin (Fig. 2). Hier ver- einigen sich dieselben in einer kleinen Oral-Magen-Höhle, von welcher 4 Paar Armcanäle in die 8 Arme abgehen, um in deren Gallerte fast vertical bis zu ihrem Distal-Ende hinabzulaufen (Fig. 2). Jeder Arm-Canal giebt an seiner Axial-Seite zahlreiche kurze Aestchen ab, welche an die Saugkrause hingehen und sich hier durch kleine Saug- mündchen öffnen (Fig. 2). Das subumbrale Canal-System besteht aus 24 Radial-Canälen, welche von der Peri- pherie des kreuzförmigen Central-Magens abgehen, 8 stärkeren (in der Mitte spindelförmig angeschwollenen) und 16 schwächeren (linearen). Von den 8 stärkeren Radial-Canälen sind die 4 perradialen sehr kurz und: weit, die 4 in- terradialen sehr lang und viel verzweigt; erstere gehen von den Distal-Enden der 4 Magenschenkel oberhalb der 4 Pfeiler-Canäle ab, letztere von der Mitte der Magenbuchten zwischen je 2 Schenkeln (Fig. 4). Alle 24 Radial- Canäle verbinden sich durch wenige anastomosirende Aeste und vereinigen sich in einem starken Ringcanal, welcher in der Kranzfurche zwischen Schirmscheibe und Schirmkranz verläuft. Ausserhalb des Ringcanals durchzieht ein sehr dichtes und engmaschiges Gefässnetz den ganzen Schirmkranz bis zum Rande. Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Südpacifischer Ocean, in der Nähe von Neuseeland, Snırn. XXXIB. Zweite Subfamilie der Versuriden: CROSSOSTOMIDAE, Harcker. Versuriden mit 8 gefiederten oder trichotom verzweigten Mundarmen, deren Oberarm sich bis zur Spitze in den adradialen Hauptast des Unterarms fortsetzt. Saugkrausen mit hohlen kolbenförmigen Blasen. 226. Genus: VERSURA, Harcker; novum genus. versura = Wendung, Windung. Genus-Diagnose: Versuride mit 8 gefiederten oder trichotom verästelten Mundarmen, deren Oberarm sich in den adradialen Hauptzweig des Unterarms bis zu dessen Distal-Ende fortsetzt. Zahl- reiche keulenförmige Blasen zwischen den Armkrausen. Mundkreuz-Naht vierstrahlig, mit 4 perradialen gabelspaltigen Saugkrausen, ohne centrale Zotten-Rosette. Das Genus Versura bildet zusammen mit dem nächstfolgenden Orossostoma die besondere Subfamilie der Crossostomiden, welche innerhalb der Versuriden-Familie die Toreumiden-Gruppe der Polycloniden wiederholt. Wie bei diesen letzteren, so sind auch bei jenen ersteren die 8 Mundarme fiederspaltig, gefiedert oder trichotom ver- zweigt; stets setzt sich der Oberarm direct in den adradialen Hauptast des Unterarms fort, bis an das distale Ende. Die axiale Saugkrause der 8 Arme geht daher ununterbrochen von ihrem Ursprung bis zu ihrem Distal-Ende. Zahl- reiche Hohlkolben oder gestielte keulenförmige Blasen sind zwischen den Zottenbüscheln der Saugkrausen zerstreut. Die Subgenital-Ostien sind bei den Crossostomiden, gleichwie bei den Haplorhiziden, breite und weit klaffende Spalten, während sie bei der folgenden Subfamilie der Stylorhiziden meistens enge Oeffnungen, schmäler als die sie trennenden Pfeiler sind. Auch die Anordnung der subumbralen Muskulatur ist bei den Crossostomiden eigenthümlich und ver- schieden von derjenigen der beiden anderen Subfamilien. Die beiden Genera unterscheiden sich dadurch, dass Oros- sostoma eine eigenthümliche Zottenrosette am Mundkreuz besitzt, welche Versura fehlt. Von Versura konnte ich 2 Arten untersuchen, beide aus dem indischen Ocean. 556. Species: Versura palmata, HarckeL; nova species. Tafel XL, Figur 9—12. Species-Diagnose: Schirm ganz flach, schildförmig, fast ganzrandig, mit 8 seichten Ocular- Einschnitten und 112 verwachsenen Randlappen (in jedem Octanten 12 schmale, rechteckige Velar- Lappen zwischen 2 rudimentären, ganz verwachsenen Ocular-Lappen). Subgenital-Ostien doppelt so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Arme etwas kürzer als der Schirm-Radius, doppelt gefiedert, fast handförmig, flach ausgebreitet ebenso lang als breit. FAMILIA: VERSURIDAE. Genus: VERSURA. 607 Specielle Beschreibung: Versura palmata besitzt einen ganz flachen, schildförmigen Schirm, dessen peripherer dünner Schirmkranz halb so breit ist als die centrale, dicke, knorpelartige Schirmscheibe. Der zarte Saum erscheint fast ganzrandig, da die schmalen rechteckigen Gallertlappen desselben fast vollständig mit einander ver- wachsen sind. Doch lassen sich zwischen je 2 Sinneskolben (deren einschliessende Ocular-Läppchen ganz rudimentär und kaum zu unterscheiden sind), deutlich 12 rechteckige, aussen abgestutzte Velar-Lappen unterscheiden. Die Muskulatur der Subumbrella zeigt die characteristische, in Fig.9 und 12 dargestellte Anordnung: in den Ocular- Radien treten 3 Knotenpunkte hervor, halbwegs zwischen Schirmrand und Armscheibenrand; die concentrischen, dicht stehenden Ringfalten der Muskelplatte convergiren von aussen und innen gegen jene 8 Knoten hin, dergestalt, dass die Faltenbündel der inneren Kranzhälfte nach aussen, diejenigen der äusseren hingegen nach innen divergiren. Die dicke knorpelartige Armscheibe ist achteckig und hängt mit der Subumbrella durch 4 breite und niedrige, kräftige Pfeiler zusammen, zwischen denen 4 doppelt so breite Ostien in den niedrigen, flachen Subgenital-Porticus hinein- führen (Fig. 9). Von den 8 Ecken der Armscheibe gehen 8 handförmige Arme ab, die flach ausgebreitet doppelt gefiedert erscheinen, mit 6—7 Paar Fiederästen, deren Länge von innen nach aussen gleichmässig abnimmt; der Proximal-Rand jedes Fiederastes ist glatt, während der Distal-Rand tief fiederspaltig und gelappt ist (Fig. 11). Zahl- reiche Hohlkolben von verschiedener Grösse sind zwischen den Zotten der Saugkrausen zerstreut; eine grössere keu- lenförmige Blase sitzt am Ende jedes Fiederastes und an der Distal-Spitze des Arms. Die 8 adradialen Hauptkrausen, von denen die Krausen der Fiederäste seitlich abgehen, laufen vom Distal-Ende der Arme ununterbrochen an ihrer axialen Mittellinie bis gegen die Mitte der unteren Armscheiben-Fläche hin; hier vereinigen sie sich paarweise und die 4 perradialen, so entstandenen Central-Krausen bilden in der Mitte ein reguläres Mundnaht-Kreuz. — Der Cen- tral-Magen (Fig. 10gc) hat die Gestalt eines regulären Ordens-Kreuzes, dessen 4 breite perradiale Schenkel durch schmale interradiale Leisten getrennt und nach aussen stark verbreitert sind. Das abgestutzte Distal-Ende der drei- eckigen Schenkel erscheint zweilappig, indem die Pfeiler-Insertion in dessen Mitte centripetal vorspringt (Fig. 10 ap). Die zarte Gastrogenital-Membran, welche den Central-Magen von dem darunter gelegenen Subgenital-Porticus trennt, zeigt ein dünnes perradiales Leistenkreuz. Zwischen je 2 Schenkeln des letzteren liegt eine hufeisenförmige Gonade mit convexem Proximal-Bogen. Die zugekehrten Schenkel von 2 benachbarten Hufeisen steigen mit ihren Distal- Enden an der Axial-Seite der Pfeiler zur Armscheibe herab, bis auf die Aboral-Fläche der letzteren (Fig. 10). Grösse: Schirmbreite 60 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Sunda-See; Java, Cherebon, Axpk£a. 557. Species: Versura pinnata, HarckeL; nova Species. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, mit 8 tiefen Ocular-Einschnitten und 144 verwachsenen Randlappen (in jedem Octanten 16 quadratische Velar-Lappen zwischen 2 kleinen dreieckigen Ocular-Lappen). Subgenital-Ostien eben so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Arme etwas länger als der Schirm-Radius, doppelt gefiedert, flach ausgebreitet doppelt so lang als breit. Specielle Beschreibung: Versura pinnata ist im Ganzen der vorhergehenden Art nahe verwandt, unter- scheidet sich aber von dieser durch doppelt so breite Pfeiler, welche die Breite der Subgenital-Ostien erreichen, ferner durch zahlreichere Randlappen, und besonders durch die schlanke Form der doppelt gefiederten Arme. Die flach ausgebreiteten Arme sind nicht handförmig, sondern gleichen mehr einem doppelt gefiederten Farnwedel; sie sind an der Basis nur halb so breit als lang. Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean; in der Nähe der Cocos-Inseln, Razer. 227. Genus: CROSSOSTOMA, L. Acassız (1862). #000008 — Troddel, Zotte; oröua — Mund. Genus-Diagnose: Versuride mit 8 gefiederten oder trichotom verästelten Mundarmen, deren Oberarm sich in den adradialen Hauptzweig des Unterarms bis zu dessen Distal-Ende fortsetzt. Zahl- reiche keulenförmige Blasen zwischen den Armkrausen. Mundkreuz-Naht achtstrahlig, mit 8 adradialen Saugkrausen, die eine reguläre Zotten-Rosette um das Centrum der Armscheibe bilden. Das Genus Crossostoma schliesst sich unmittelbar an die nächstverwandte Versura an und unterscheidet sich von derselben hauptsächlich nur durch die centrale Zotten-Rosette der Mundkreuz-Naht. L. Acassız gründete 608 orDO: DISCOMEDUSAE. FAmILIa: VERSURIDAE. diese Gattung zunächst nur für die chinesische Cassiopea frondosa von Tıuestus (nicht von P£roN). Allein auch die von Letzterem unmittelbar daran angeschlossene Cassiopea canariensis, für welche Ersterer das besondere Genus Stomaster aufstellte, scheint nicht generisch davon verschieden zu sein; ebenso auch nicht eine dritte, indische Rhi- zostome, welche Reynaup als Cephea Dubreuilli beschrieb, Agassız aber zu Toxoclytus zog. Ich selbst konnte nur eine Art dieser Gattung, ©. canariensis (oder corolliflora), selbst untersuchen, und zwar nur in einem alten, unvoll- ständigen und schlecht conservirten Spiritus-Exemplare. Danach scheint Orossostoma eine echte Versuride und Ver- sura nächstverwandt zu sein. Sie theilt mit dieser die characteristische Bildung des centralen Subgenital- Porticus und der gefiederten Mundarme, unterscheidet sich aber von ihr durch den Besitz einer eigenthümlichen Zotten-Rosette im Centrum der Mundscheibe, welche durch einen Stern von 8 adradialen, besonders entwickelten Zotten -Büscheln und Filamenten gebildet wird. Alle drei Arten dieser Gattung bedürfen einer genaueren Untersuchung. 558. Species: Crossostoma corolliflora, Harcker. Cassiopea corolliflora, Tıuesıus, 1829; Nova Acta. phys. med. N. C. Vol. XV, p. 265. Cassiopea canariensis, TıLesıus, 1829; ibidem, p. 285, Tab. 73. Stomaster canariensis, L. AGAssız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 155. Crossostoma canariensis, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Med. Nr. 512. Species-Diagnose: Schirm flachgewölbt, mit 96 Randlappen (in jedem Octanten 10 halb- kreisförmige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen). Arme etwas länger als der Schirm- Radius, im oberen Viertel ohne Fiederäste, weiterhin mit 3—4 Paar Fiederästen, im Umrisse breit eiförmig. Mund-Rosette mit 8 quastenförmigen Zottenbüscheln. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Tızesmus (l. c.). Derselbe hat den Habitus dieser Versuride, sowie die Form der Arme und des Schirms im Ganzen richtig dargestellt, hingegen die Bildung der Subgenital- Höhlen eben so falsch wie bei seinen übrigen Cassiopeiden. Ich konnte von dieser canarischen Art ein Original- Exemplar untersuchen, welches ich Herrn General-Consul BERTHELOT in Teneriffa (dem Verfasser der „Naturgeschichte der canarischen Inseln“) verdanke. Obwohl dasselbe theilweise zerstört und nicht gut conservirt war, liess sich dennoch der characteristische, mit Versura übereinstimmende Bau des centralen Magens und des darunter gelegenen freien Subgenital-Porticus deutlich nachweisen, und ebenso die typische Bildung der gefiederten Mundarme, welche an ihrer Basis eine achtstrahlige Zotten-Rosette tragen. Ihre Form hat Tıresıus in seiner Abbildung (l. c.) ziemlich gut wiedergegeben, während die 8 nierenförmigen Subgenital-Ostien derselben auf einer groben Täuschung beruhen, ebenso wie bei seinen 3 anderen Cassiopea-Arten; wahrscheinlich hat er als solche die 8 concaven Buchten zwischen den Arm-Basen (oder die 8 Seitenränder der octagonalen Armscheibe) angesehen. In der That sind auch hier nur 4 interradiale Subgenital-Ostien vorhanden (vergl. oben p. 470, 569, 593). Anfänglich glaubte ich, dass die Cassiopea corolliflora (oder canariensis) von Tıresıus identisch mit der nachstehend beschriebenen Cotylorhiza ambulacrata sei, glaube aber jetzt vielmehr, sie auf jenes Crossostoma von BERTHELOT beziehen zu müssen. L. Acassız hat dafür die besondere Gattung Stomaster gegründet, indessen keinen generischen Unterschied von seiner Orossostoma angegeben. Ich vereinige sie daher mit der letzteren. Jedenfalls bedürfen alle Arten dieser Gattung einer ermeuten sorgfältigen Untersuchung und Vergleichung. Farbe: Hellbläulich, mit dunkelblauen Randlappen und Radialstreifen. Grösse: Schirmbreite 100—150 Mm., Schirmhöhe 40—60 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Canarische Inseln; Teneriffa, Tıresıus, Bertnenor. 559. Species: Crossostoma frondifera, Harckeı. Crossostoma frondosa, L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 155. Cassiopea frondosa, Tıvestus (— non LAMARcK! —), 1829; Nova Acta phys. med. N. C. Vol. XV, p. 275, Tab. 72. Stomaster frondifer, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 511. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 112 Randlappen (in jedem Oectanten 12 ab- gerundete Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen). Arme etwas länger als der Schirm- Radius, fast von der Basis an verästelt, mit 5—6 Paar Fiederästen, im Umrisse länglich eiförmig. Mund-Rosette mit 8 eiförmigen Zottenbüscheln. FAMILIA: VERSURIDAE. GENERA: CROSSOSTOMA, COTYLORHIZA. 609 Specielle Beschreibung und Abbildung bei Tıresıus (1. c.), sehr unvollständig und wenig zuverlässig. Da dieselbe jedoch im Wesentlichen mit der Darstellung der unmittelbar darauf folgenden C. corolliflora (l. c. Pl. 73) übereinstimmt, und namentlich die characteristische achtstrahlige Mund-Rosette des Genus Orossostoma in beiden fast übereinstimmend abgebildet ist, so glaube ich auch diese chinesische Art wenigstens vorläufig zu dieser Gattung ziehen zu können. Jedenfalls ist sie ganz verschieden von der westindischen Polyelonia frondosa, mit welcher sie Tıesıus zusammenbringt. Um weitere Verwechselungen zu verineiden, nenne ich die Species frondifera statt frondosa. Farbe: in der Abbildung bläulich, mit weissen Randilecken. Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 30—40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Chinesisches Meer, zwischen Macao und Canton, Tırksıvs. 560. Species; Crossostoma Dubreuillii, Harckeı. Cephea Dubreuillii, ReynAun, 1830; in Lesson’s Centurie zoolog. p. 75, Pl. 23. Rhizostoma Dubreuillii, Lesson, 1843; Acalephes, p. 417. Toxoelytus Dubreuillii, L. AcAssız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 153. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 48 Randlappen (in jedem Octanten 4 breite, stumpf abgerundete Velar-Lappen zwischen 2 schmalen Ocular-Lappen). Arme ungefähr so lang als der Schirm-Radius, im oberen Drittel ohne Fiederäste, weiterhin mit 2—3 Paar Fiederästen, im Umrisse breit eiförmig. Specielle Beschreibung und Abbildung von ReynAup bei Lesson (l. c.), wie gewöhnlich sehr flüchtig und unzuverlässig. Nach der Zeichnung der Arme in der unteren Figur (Profil-Ansicht) sollte man zunächst denken, dass dieselbe einer Pilemide angehören möchte, und im der That hat sie auch L. Acassız zu Towoclytus gezogen (1862, 1. c. p. 153). Allein die Darstellung der durchscheinenden Armscheibe in der oberen Figur (Flächenansicht von oben) zeigt in so auffallender Weise den regulär achtstrahligen Stern der Armscheibe, wie er in dieser Form nur bei den Versuriden sich findet, und auch andere Form-Verhältnisse scheinen so auf Orossostoma hinzuweisen, dass ich es vorläufig für das Gerathenste halte, sie mit einem doppelten ?? zu dieser Gattung zu stellen. Von den anderen Arten derselben würde sie sich durch die geringere Zahl der Randlappen unterscheiden, sowie dadurch, dass das obere Drittel der Arme nackt, ohne Fiederäste ist. Farbe: Schirm hellblau, Genital- Stern fleischfarben, braun punetirt; Arme grünlich blau, braun gefleckt. Grösse: Schirmbreite 150 Mm., Schirmhöhe 50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean; Pondichery, Reynaun. XXXI C. Dritte Subfamilie der Versuriden: STYLORHIZIDAE, Hazcker. Versuriden mit 8 gabeltheiligen oder wiederholt dichotomen Mundarmen, deren einfacher Oberarm sich nicht über die erste Gabeltheilung hinaus fortsetzt, mit langen Saugröhren oder gestielten Saugnäpfen. 228. Genus: GOTYLORHIZA, L. Acassız (1862). xovuln — Naugnapf; die —= Wurzel. Genus-Diagnose: Versuride mit 8 gabeltheiligen Armen, deren Gabeläste breite, einfache oder fiederspaltige, aber nicht dichotome Lappen sind, und deren Oberarm sich nicht über die Gabel- theilung fortsetzt; zwischen den Saugkrausen lange Saugröhren oder langgestielte Saugnäpfe. Das Genus Cotylorhiza wurde von L. Agassız (1862, 1. c. p. 158) für die prachtvolle Rhizostome des Mit- telmeeres gegründet, welche zuerst Macrı (1778, 1819 1. c.) als Medusa tuberculata (= tuber), nachher (1823, 1. c.) DELLE CmiAJE als Oassiopea borbonica beschrieben und abgebildet hatte. Obgleich später noch viele Beobachter dieselbe in verschiedenen Theilen des Mittelmeeres angetroffen haben und auch die ersten Abschnitte ihrer Ontogenese (bis zur Scyphostoma-Bildung) beobachteten, so hat doch bis jetzt Niemand eine erschöpfende Darstellung ihres Baues Haeckel, System der Medusen. 77 Jen. Denkschriften I. 610 oRDO: DISCOMEDUSAE. FAnILIA: VERSURIDAE. und ihrer Entwickelung gegeben. Insbesondere ist das wichtigste anatomische Verhältnis, dasjenige der Magenhöhle zum Genital-Portieus, entweder gar nicht oder nur unvollständig, zum Theil auch ganz falsch geschildert worden. An einem grossen Exemplare, welches ich im October 1856 in Nizza fing, sowie an mittelgrossen, trefflich conservirten Exemplaren von Portofino, finde ich die characteristische Formation des Genital- Apparates ganz ebenso wie bei der neuen, nachstehend beschriebenen, atlantischen C. ambulacrata, und wie bei Orossostoma. Die Armscheibe erscheint als eine dicke und feste Knorpelplatte von der Gestalt einer regulären achtlappigen Rosette. Die 8 adradialen Lappen derselben sind halbkreisförmig oder halbeiförmig, von gleicher Grösse und Distanz, und bilden die flachen Wurzel-Basen der 8 Arme, die sich aus ihrer Mitte erheben; ihre Peripherie setzt sich scharf von der austossenden Umbrella ab. In der peripherischen Seitenwand der Armscheibe liegen sehr versteckt (zwischen je 2 Armpaaren) die 4 interradialen, spaltförmigen, sehr engen Subgenital-Ostien, von einer vorspringenden „Subgenital-Klappe“ halb verdeckt. Diese führen in den weiten, aber niedrigen Subgenital-Porticus, welcher die Gestalt der Armscheibe hat und von der darüber liegenden, ebenso geformten und ebenfalls sehr flachen Magenhöhle durch die dünne, horizontal ausgespannte „Gastrogenital-Membran“ getrennt wird. Diese letztere wird durch das perradiale, Hförmige, subgenitale Gal- lert-Kreuz in 4 interradiale Felder getheilt, deren jedes ein breites, vielfach in Querfalten gelegtes Genitalband ent- hält. Mit der Sonde konnte ich am unverletzten Thiere frei aus einem engen Subgenital-Ostium durch den Porticus hindurch in jedes der 3 anderen gelangen. Dem entsprechend sagt schon Macrr 1519 (]. c. p. 75) ganz richtig: „Caudex brevissimus, quadrifenestratus, fenestris patentibus, subtriangularibus, inter se invicem communi- cantibus, intra brachiorum originem positis.“ Ebenso beschreibt auch Wırr (1844, 1. c. p. 60, 61) sehr deutlich die zusammenhängende Gastrogenital-Membran, welche die Magenhöhle von dem darunter gelegenen Subgenital-Por- tieus trennt. Im Gegensatze zu dieser Monodemnie, welche an den grossen Exemplaren von Nizza und von Portofino sicher zu constatiren war, zeigte ein kleines Exemplar aus der Adria (von nur 40 Mm. Durchmesser), welches ich durch die Güte des Herrn Buccıcn von Lesina erhielt, noch die ursprüngliche Tetrademnie; hier sind die 4 Subgenital- Höhlen zwar überall bis zur seitlichen Berührung ausgedehnt, aber doch noch getrennt durch das sub- genitale (— oder hier richtiger intergenitale —) Gallertkreuz, dessen 4 perradiale Schenkel die Gastrogenital- Mem- bran noch mit der Armscheibe in Continuität erhalten. Ebenso schildert auch DeLLEe CurAsE (1823, 1. c. p. 80, Tav. IV, Fig. 1) ausdrücklich 4 dreieckige, durch ein kreuzförmiges Septum getrennte Genitalhöhlen. Es scheint dem- nach, als ob bei dieser Gattung die Conerescenz der 4 Subgenital-Höhlen und der Durchbruch der sie trennenden Septen (sowie die Ablösung des Gallertkreuzes von der Armscheibe) erst im späteren Alter stattfindet (vielleicht auch bei einzelnen Individuen ausbleibt?). — Von der Peripherie des achtlappigen Central-Magens gehen zahlreiche Radial-Canäle aus (von jedem der 8 Magenlappen 7—9 bei C. tubereulata, 11—13 bei €. ambulacrata). Dieselben theilen sich alsbald in zahlreiche Aeste, die ein sehr engmaschiges Netz herstellen. Die ganze Subumbrella ist von dichtstehenden Radial-Rippen durchzogen , stark‘ gerunzelt. Die breiten und kurzen Arme von Cotylorhiza unter- scheiden sich von denjenigen der benachbarten Genera Versura und Crossostoma dadurch, dass jeder Arm nur in 2 breite Unterarme zerfällt, die blattförmig comprimirt sind. Die Saugkrausen der Arme sind an ihrer ganzen Axial- Fläche, vom Mundkreuz an bis zu den Arm-Enden, dicht mit zahllosen gestielten Saugnäpfen besetzt, unter denen sich 16-48 durch besonders lange Stiele auszeichnen; der längste derselben sitzt an der Gabeltheilung des cylindri- schen Oberarms in die beiden lateral-comprimirten Unterarme. — Die Ontogenie ist bei der mediterranen (©. tuber- culata von SIEBOLD, EcKErR und Frantzıus 1847 in Triest, ebenda 1850 von Busch und sodann 1852 von GEGEN- BAUR in Messina untersucht worden (vergl. die Literatur bei FRANTZIUS und GEGENBAUR, |]. c.). Die Brut hält sich in dem Schleime auf, welcher die Arme des Mutterthieres überzieht. Ihre Entwickelung wurde bis zur Bildung des Scyphostoma verfolgt, welches anfänglich 4, darauf 3, dann 16 Tentakeln entwickelte (vergl. oben p. 603). Die Furchung und Gastrulation hat 1873 KowALevsky ausführlich (aber leider sehr unklar) beschrieben (HorMmAnN- ScHwALpE’s Jahresber. Anat. Phys. pro 1873, p. 279). 561. Species: Cotylorhiza tuberculata, L. Acassız. Cotylorhiza tuberculata, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 158. Cotylorhiza polychroma, HAEcker, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 513. Medusa tuberculata, MAcrı, 1778; Osservazioni int. Polmone marino, p. 20. Medusa tuberculata, Linn# (Gmeuim), 1791; Systema Natur. Ed. XIII, Pars VI, p. 3155. Medusa tuber (et Medusa frondosa), Mackı, 1819; Atti Real. Accad. Napol. p. 71, 74, Tav. III, IV. Cephea tuberculata, EscascHorrz, 1829; System der Acalephen, p. 56. Cephea polychroma, Pfrox et LesuEur, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 361, Nr. 97. Cephea polychroma, Lesson, 1843; Acalephes, p. 409. Cephea Wageneri, Wırr, 1844; Horae Tergestinae, p. 58. Cephea Wageneri, Busch, 1851; Anat. Entwickl. wirbell. Seeth. p. 30, Taf. II, III. FAMILIA: VERSURIDAE. «enus: COTYLORHIZA. 611 Cephea Wageneri, Frantzıus, 1853; Zeitschr. wissensch. Zool. Bd. IV, p. 118, Taf. VIII, Fig. 1—4. Cassiopea borbonica, DELLE CHIAJE, 1823; Memor. Anim. senza vertebr. Nap. p. 75, Tav. III, IV. Cassiopea borbonica, MILNE-EpwArDs, 1849; in Cuvrer’s Regne anim. illustre, Zooph. Pl. 51, Fig. 2. Cassiopea borbonica, GEGENBAUR, 1854; Generationswechsel bei Medusen etc., p.2, Taf. I, Fig. 32—35. Rhizostoma borbonica, EscHscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 54. Species-Diagnose: Schirm flach hutförmig, mit halbkugeliger Kuppel und breiter Krempe. Schirmrand mit 144 Gallert-Lappen, seicht gekerbt, fast ganzrandig (in jedem Octanten zwischen 2 klei- nen Ocular-Lappen 16 schmale, ınit einander verwachsene, stumpfe Velar-Lappen). Armscheibe regulär achtlappig, ihr Lappen-Radius halb so gross als der Schirm-Radius. 4 Subgenital-Östien sehr eng, dreieckig, kaum so breit als ein Randlappen. Arme kürzer als der Schirm-Radius, den ausgebreiteten Schirmrand nur wenig überragend, stark seitlich comprimirt; die beiden Aeste des Unterarms blatt- förmig, dreieckig, doppelt fiederspaltig, ungefähr ebenso lang als der ungetheilte Oberarm. An jedem Arm zwischen zahlreichen kurzgestielten noch 10—20 langgestielte Saugnäpfe, die längsten Saugröhren an der Gabeltheilung der Arme, länger als dieselben. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Macrı (1819 1. c.) und DELLE CHurAgE (1823 1. c.). Un- zweifelhaft gehören alle vorstehend angeführten Synonyme zu einer und derselben mediterranen Art, wie schon aus den identischen Angaben über die Armbildung und die bunte, sehr characteristische Färbung hervorgeht. Einige wichtige Angaben (neben manchen Irrthümern) finden sich auch in der ausführlichen Beschreibung von WıLL (l. c.). Im inneren Bau stimmt diese mediterrane Art fast ganz mit der folgenden, nahe verwandten, atlantischen Art überein, deren specielle Beschreibung zu vergleichen ist. Von den Gattungen Cassiopea und Cephea, welche beide zu den Toreumiden gehören (p. 564), ist Cotylorhiza sehr verschieden. Farbe: Schirm vorwiegend gelb (bald mehr weisslich, bald mehr orange oder braun, seltener grünlich gelb); Schirmrand oft weiss gefleckt; Mundscheibe fleischroth bis gelblich braun; Arme milch- weiss bis bernsteingelb, Saugkrausen braun bis violet, bisweilen ganz veilchenblau; Saugnäpfe theils weiss, theils violet oder dunkelblau. Grösse: Schirmbreite 100—200 (nach Wırı 300) Mm., Schirmhöhe 50—100 Mm. Ontogenie: Generationswechsel mit Scyphostoma und Strobilation (s. oben p. 603, 610). Fundort: Mittelmeer; Neapel, Macrı, Dere Cuiase; Messina, Gesensaur; Nizza, Rısso, Haccker; Rapallo und Portofino bei Genua, Haeexer; Adria, Lesina, Bucecıen; Triest, Wırı etc. 562. Species: Cotylorhiza ambulacrata, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Schirmrand mit 144 Gallertlappen, seicht gekerbt, fast ganzrandig (in jedem Octanten zwischen 2 verwachsenen Ocular-Lappen 8 Paar schmale, rechteckige Velar-Lappen). Armscheibe regulär achtlappig, ihr Lappen -Radius halb so gross als der Schirm-Radius. 4 Subgenital-Östien nierenförmige Querspalten, doppelt so breit als ein Randlappen. Arme länger als der Schirm-Radius, den ausgebreiteten Schirmrand beträchtlich überragend; die beiden Aeste des Unterarms verlängert, doppelt fiederspaltig, fast doppelt so lang als der ungetheilte Oberarm. Saug- näpfe der Arme äusserst zahlreich, die längsten Saugröhren noch nicht so lang als der Oberarm. Specielle Beschreibung: Cotylorhiza ambulacrata stimmt mit der vorhergehenden C. tuberculata in der Bildung des Schirms ziemlich überein, unterscheidet sich aber wesentlich von ihr durch die Form der Arme. Die centrale Kuppel des Schirms, welcher 9 Ctm. Durchmesser hat, bildet eine kreisrunde flache Scheibe von 5 Ctm. Durch- messer, und fällt aussen ziemlich steil in den verdünnten Schirmkranz ab, welcher 2 Ctm. breit ist. Der Schirm- rand ist an den 3 Augen nur schwach eingezogen und zwischen je 2 Augen in 8 Doppellappen gespalten. Diese letzteren sind rechteckig, nur durch seichte Furchen von einander getrennt; ihr Aussenrand ist fast abgestutzt, nur schwach convex vorgewölbt. Jeder Doppellappen ist durch eine kurze und seichte Furche in zwei Läppchen getheilt. Die Subumbrella ist unregelmässig runzelig, indem die circularen Muskelfalten durch verästelte Radialfalten ge- mux dd 612 oRDO: DISCOMEDUSAE. rFamıLıa: VERSURIDAE. kreuzt werden. In ihrer Mitte bildet die Armscheibe eine regelmässige achtstrahlige Rosette, die durch ihre glatte Oberfläche und den gewölbten Rand sich scharf von dem runzeligen Muskel-Kranze der Subumbrella absetzt. Jeder Oectant der Rosette bildet ein gleichseitiges adradiales Dreieck mit gewölbten Seiten und abgerundeter Spitze, rich- tiger eigentlich eine halbe Ellipse. Im Centrum der Mundscheibe tritt ein regelmässig achtstrahliger Zotten -Stern auffallend vor, ähnlich wie bei Orossostoma. Derselbe besteht aus einer moosähnlichen krausen Gruppe von dicht- gedrängten Saugknöpfen und längeren dünnen Saugröhren, welche am Ende mit einem Saugscheibchen versehen sind. Die 8 Arme entspringen unmittelbar aus der Rosette der Mundscheibe, indem jeder Octant derselben eigentlich die flache Basis eines Oberarms bildet. In der radialen Mittellinie jedes Rosetten-Armes erhebt sich ein verticaler Saum, welcher nach aussen höher wird, sich kräuselt und in die axiale Saugkrause des Oberarms übergeht. Jeder Oberarm gabelt sich in 2 breite Lappen-Aeste, die unregelmässig doppelt gefiedert oder fast handförmig getheilt erscheinen. Alle Fiederästchen sind kurz, breit und platt, und tragen traubenförmige Büschel von zweierlei Anhängen, kolbenför- mige gestielte Saugnäpfe und kammförmige oder gekerbte Wülste, Hahnenkämmen ähnlich. — Die Gestalt des acht- strahligen Subgenital-Porticus entspricht derjenigen der Armscheibe, welche seinen Boden bildet. Die 4 Ostien desselben sind nierenförmige Querspalten, doppelt so breit als bei der vorigen Art, 4 Mm. breit, 1 Mm. hoch, und liegen auf der Oralfläche der Mundscheibe, 15 Mm. vom Centrum, 3—5 Mm. vom Randeinschnitt der Mundscheibe (zwischen je 2 Armen) entfernt. Die centrale Magenhöhle entspricht in ihrer Ausdehnung und achtstrahligen Form durchaus dem darunter gelegenen Porticus.. Man kann daher an ihr eine kreisrunde Central-Höhle und acht, von deren Peripherie ausgehende adradiale Taschen unterscheiden. Ihre Decke wird von der flach gewölbten Oralfläche des Gallertschirms gebildet, ihr Boden von der Gastrogenital-Membran. Die letztere zerfällt durch ein perradiales gallertiges Leistenkreuz in 4 dünnhäutige Felder, deren Mitte die 4 bandförmigen, krausenartig gefalteten Gonaden einnehmen. Das Canalsystem der Subumbrella verhält sich ähnlich wie bei der vorigen Art. Von der Magen- Peripherie gehen 8 stärkere Ocular-Canäle ab und zwischen diesen zahlreiche schwächere (11—13 in jedem Octanten). Diese verbinden sich untereinander und mit den rechtwinkelig abgehenden Seitenästen der Ocular-Canäle zu einem sehr engmaschigen Gefässnetz, dessen Verlauf im Ganzen den Muskelringen und Falten der Subumbrella angepasst ist. Die sehr kleinen, theils rundlichen, theils viereckigen, theils polygonalen Maschen dieses Netzes erreichen mei- stens nur 0,1—0,5 Mm. Durchmesser, während die Gefässlumina zwischen ihnen mehrmals breiter sind. Am Rande des Schirms geht in jeden Lappen ein rechteckiges Feld dieses Gefässnetzes ein, während der Rand der Lappen von demselben frei bleibt. Grösse: Schirmbreite 90 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Atlantischer Ocean; Lessoxa, Museum von Turin. 229. Genus: STYLORHIZA, Harcker; novum genus. orvAog —= Pfeiler, Griffel; dif« = Wurzel. Genus-Diagnose: Versuride mit 8 gabeltheiligen Mundarmen, deren Gabeläste doppelt gabelspaltig oder dichotom sind, und deren Oberarm sich nicht über die erste Gabeltheilung fortsetzt; zwischen deren Saugkrausen lange Saugröhren oder langgestielte Saugnäpfe. Das Genus Siylorhiza gründe ich für eine neue indische Versuride (S. polystyla), welche sich durch dichotom verästelte Arme auszeichnet und daher zu der vorhergehenden Colylorhiza (mit einfachen Gabelarmen) ebenso verhält, wie unter den Toreumiden die astreiche dichotom-armige Polyrhiza zu der einfach gabelarmigen Cephea. Zwischen den Saugkrausen hängen zahlreiche grössere und kleinere Röhren-Filamente mit terminalem Knopfe oder gestielte Saugnäpfe herab. Von der Peripherie der centralen Magenhöhle gehen zahlreiche Radial-Canäle aus, die durch dicht- stehende Anastomosen ein engmaschiges Gefässnetz bilden; 8 oculare Canäle gehen direct zu den Sinneskolben hin- durch und zeichnen sich durch besondere Stärke aus. Die Subgenital-Ostien sind breite Spalten, durch schmälere Pfeiler getrennt. In allen diesen Eigenschaften scheint die indische, von mir untersuchte Stylorhiza polystyla mit der Medusa octostyla des rothen Meeres übereinzustimmen, welche bisher nur durch die Darstellung von ForskAL (1775) bekannt war. Ich stelle letztere daher vorläufig mit einem ? zu dieser Gattung; jedoch bedarf sie einer viel genaue- ren Untersuchung. Die Armscheibe ist bei Stylorhiza nicht so regelmässig achtstrahlig, wie bei Cotylorhiza; dagegen stimmen beide Genera in der characteristischen Bildung der langgestielten Saugnäpfe oder „Saugröhren“ überein. Der Central-Canal derselben öffnet sich am Distal-Ende durch einen muskulösen Saugmund, welcher von zahlreichen Nesselwarzen umgeben ist. Auf Grund dieser und anderer Eigenthümlichkeiten wird künftighin die Gruppe der Stylorhizidae wohl besser als besondere Familie von den eigentlichen Versuridae zu trennen sein. FAMILIA: VERSURIDAE. Genus: STYLORHIZA. 613 563. Species: Stylorhiza octostyla, Harckeı. Medusa octostyla, FORSKAL, 1775; Descript. Anim. itin. orient. p. 106, Nr. 18, Icon. Tab. 29. Medusa octostyla, MODEER, 1791; Nova acta phys. med. N. C. VIII, Append. p. 27, Nr. 13. Medusa cephea, NIEBUHR (— non ForskAL! —), 1776; im explic. tabularum Forskalii, Icon. p. 9. Medusa cephea, Linw£ (— GMmELIN —), 1788; Systema Naturae, Ed. XIII, p. 3158. Cephea octostyla, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 156. Cephea cyclophora, PERON et LESUEUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 360, Nr. 96. Cephea cyclophora, EScHSCHOLTz, 1829; System der Acalephen, p. 52. Cephea cyclophora, MILNE-EpwArDs, 1849; in Cuvier’s Regne anim. illustre, Zooph. Pl. 51, Fig. 4. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, mit 80? Randlappen (in jedem Oetanten 8 breite, abgerundete Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen?). Subgenital-Ostien fast doppelt so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Arme ungefähr so lang als der Schirm-Radius, vielfach dichotom verästelt, mit 8 sehr langen Saugröhren und zahlreichen kürzer gestielten Saugnäpfen. Specielle Beschreibung und Abbildung bei FoRSKAL (l. c.). Wie schon früher angegeben wurde (p. 573), hat der Herausgeber von Forskar’s hinterlassenen Schriften, CARSTEN NIEBUHR, diese arabische, auf Tab. XXIX seiner „Icones“ abgebildete und auf p. 106 seiner „Descriptiones“ beschriebene Medusa octostyla mit der ganz ver- schiedenen, ebendaselbst auf Tab. XXX abgebildeten Medusa cephea verwechselt und in der „Explicatio tabularum“ zu den „Icones“ (1776, p. 9) die Namen beider vertauscht. Erst L. Acassız hat die dadurch entstandene Verwirrung aufgeklärt, zugleich aber dadurch gesteigert, dass er den Genus-Namen Cephea auf die M. octostyla, statt auf die echte .M. cephea übertrug (vergl. oben p. 573, 574). Beide gehören nicht nur verschiedenen Gattungen, sondern sogar verschiedenen Familien an. Medusa cephea von Tab. XXX (unsere Cephea Forskalea, p. 574) ist Tetrademnie, hin- gegen Medusa octostyla (von Tab. XXIX) Monodemnie. Da sie unter den mir bekannten Rhizostomen sich am näch- sten an die nachstehend beschriebene Stylorhiza polystyla anzuschliessen scheint, stelle ich sie vorläufig zu dieser Gattung; die Bestätigung dieser Vermuthung wird von der genaueren Untersuchung abhängen. Es scheint, dass beim Drucke von Forskar’s hinterlassenen Manuscripten noch andere Verwechselungen stattgefunden haben. In der Be- schreibung der M. octostyla werden „16 appendices verticales compressae quadrantiformes“ so genau beschrieben, dass man sie nur als 16 Scapuletten deuten kann. In der Figur ist aber keine Spur davon zu sehen, obgleich sie, wenn vorhanden, stark vortreten müssten. Auch kommen solche Scapuletten nur bei den Pilemiden vor. Ich vermuthe daher, dass sich dieser Theil von ForskAr’s Beschreibung auf die unmittelbar im Texte vorhergehende M. tetrastyla bezieht (= Pilema corona); und dass der betreffende Satz des Manuscriptes durch ein Versehen des Setzers an eine falsche Stelle gerathen ist. Farbe des ganzen Thieres hell bläulich; Armkrausen dunkelblau, Saugnäpfe weiss. Grösse: Schirmbreite 300 Mm., Schirmhöhe ungefähr 100 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: KHothes Meer; Arabische Küste bei Mochham, Forskar. 564. Species: Stylorhiza polystyla, Haecker; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 80 Randlappen (in jedem ÖOctanten 8 recht- eckige abgestutzte Velar-Lappen zwischen 2 kleinen eiförmigen Ocular-Lappen). Subgenital -Ostien kaum so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Arme fast doppelt so lang als der Schirm-Radius, viel- fach dichotom verästelt, mit zahlreichen langgestielten Saugnäpfen, darunter 16 sehr lange Saugröhren. Specielle Beschreibung: Stylorhiza polystyla, von der ich nur ein mässig conservirtes und theilweise verletztes Spiritus-Exemplar untersuchen konnte, scheint im Ganzen der vorhergehenden, sehr ähnlichen S. octostyla nächstverwandt zu sein und insbesondere die Bildung des Schirmrandes, sowie der vielfach dichotom verästelten Arme mit ihr zu theilen. Jedoch sind letztere im Verhältniss zum Schirm fast doppelt so lang und unter ihren zahlreichen Saugrohr-Anhängen treten 16 sehr grosse hervor, von denen 8 an der Basis der 8 Arme, 8 andere an der ersten Gabeltheilung sitzen. Kleinere finden sich an den folgenden Theilungsstellen. Ferner sind die 4 perradialen Pfeiler der Armscheibe hier reichlich so breit als die durch sie getrennten Fenster des Subgenital-Porticus. Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean, Singapore, Sur. 614 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CRAMBESSIDEN. Zweiunddreissigste Medusen-Familie: (Zehnte Familie der Discomedusen:) CRAMBESSIDAE, Haeckel (1869). Tafel XXXVII, XXXIX. Familien-Character: Rhizostomen mit einem einzigen centralen Subgenital-Porticus und mit dorsalen sowohl als ventralen Saugkrausen der 8 Mundarme. — [Discomedusen ohne Tentakeln und ohne centrale Mundöffnung, an deren Stelle zahlreiche Saugmündchen auf den 8 Mundarmen Saugkrausen bilden, und zwar sowohl auf ihrer ventralen (axialen), als auch auf ihrer dorsalen (abaxialen) Seite. 8 Sinneskolben (4 perradiale und 4 interradiale). 8—16 oder mehr enge Ra- dial-Canäle, verzweigt und durch Anastomosen ein Gefäss-Netz in der Subumbrella bildend, gewöhn- lich mit deutlichem Ringcanal. 4 interradiale Gonaden in der aboralen Wand eines centralen Subgenital-Porticus, welcher durch centripetale Verschmelzung von 4 getrennten gastralen Sub- genital-Höhlen entstanden ist.] Die Familie der Crambessiden, die letzte und divergenteste unter den Familien der Discomedusen, wie der Acraspeden überhaupt, gründete ich 1869 für die Rhizostomen-Gattung Orambessa, von der ich 1366 im Tajo bei Lissabon eine ansehnliche Art beobachtet hatte („Ueber die Crambessiden, eine neue Medusen-Familie der Rhizostomen-Gruppe“, Zeitschr. für wissensch. Zool. Bd. 19, 1869, p. 509, Taf. 38, 39). Die erschwerenden und höchst ungünstigen (p. 510, 1. c. geschilderten) Umstände, unter denen ich damals nur ein einziges, noch dazu verstümmeltes Exemplar dieser merkwürdigen Rhizostome untersuchen konnte, bewirkten vielfache Irrthümer und Lücken in meiner Darstellung, welche erst 1876 von GRENACHER und NOLL in ihren vortrefflichen „Beiträgen zur Anatomie und Syste- matik der Rhizostomeen“ berichtigt und ergänzt wurden (Senkenberg. Abhandl. Bd. X, mit 8 Tafeln). In den letzten Jahren suchte und fand ich Gelegenheit, eine grössere Anzahl von Crambessa- Formen verschiedenen Alters, sowie mehrere, nächstverwandte neue Genera der Crambessiden-Familie eingehend zu untersuchen, und wurde dadurch in den Stand gesetzt, die eigenthümliche Organisation dieser Familie als eine keineswegs seltene, vielmehr weit ver- breitete und mannigfach modificirte nachzuweisen, wie das nachstehende System der Crambessiden zeigen wird. Von den Medusen-Arten der älteren Systematiker gehören zu den Crambessiden folgende Species: Medusa ocel- lata von MODEER (1791), Rhizostoma leptopus von Cuamisso (1821), Rhizostoma ceruciata und Cephea papua von Lesson (1829), Melitea brachyura von Lesson (1830), Rhizostoma loriferum von EHRENBERG (1855) und vielleicht noch einige andere, nicht erkennbar beschriebene Arten von Psron und anderen älteren Beobachtern. Die erste gute anatomische Beschreibung gab 1849 HuxLey von Rhizostoma mosaica (l. c. p. 422, Pl. 38). Sonderbarer Weise blieb dieselbe L. AGassız völlig unbekannt oder wurde von ihm absichtlich ignorirt (vergl. oben p..472). In seiner „Tabular- View of the Rhizostomeae“ (1862, 1. c. p. 149) führt Acassız zwar die genannten und einige andere Crambessiden auf, aber ohne Ahnung ihres verwandtschaftlichen Zusammenhanges, und bunt gemischt mit den 3 anderen Rhizosto- men-Familien. Aus dieser bunten Gesellschaft gehören zu den Crambessiden folgende Genera: A. Von den Rhizo- stomiden: Mastigias, Himantostoma, Catostylus, Rhacopilus, Thysanostoma; B. von den Leptobrachiden: Lepto- brachia; C. von den Cepheiden: Cephea ocellata und die nächstverwandte Hidrotieus. Alle Rhizostomen, welche ich in der Familie der Crambessiden vereinige, sind Rhizostomae monodemniae multierispae; d. h. sie besitzen sämmtlich einen einzigen centralen Subgenital-Porticus (gleich den Ver- suriden), aber gleichzeitig dorsale und ventrale Saugkrausen an den Armen (gleich den Pilemiden). Vergl. oben p. 454, 464, 561. Die zahlreichen neuen Arten dieser Familie, welche ich neuerdings untersuchen konnte, stim- men zwar in diesen wesentlichsten Eigenthümlichkeiten völlig überein, zeigen aber in der Bildung der Arme sehr beträchtliche Verschiedenheiten, so dass ich darauf hin 3 Subfamilien unterscheide. Von diesen schliessen sich zu- nächst die Euerambessidae an die Pilemiden an, indem sie starke, freie Oberarme und kräftige, dreiflügelige, pyrami- dale Unterarme besitzen. Bei den Himantostomidae verwachsen die Oberarme und die Unterarme verlängern sich in Gestalt schmaler riemenförmiger Bänder, die in ihrer ganzen Länge mit Saugkrausen besetzt sind. Bei den Lepto- GENERELLE CHARACTERISTIK DER CRAMBESSIDEN. 615 brachidae endlich werden die Oberarme ganz rudimentär und die Saugkrausen beschränken sich auf das quastenför- mige Endstück der riemenförmigen Unterarme. Der Schirm der Crambessiden (Taf. 38, 39) zeigt im Allgemeinen ähnliche Bildungs- Verhältnisse wie derjenige der Pilemiden; wie denn überhaupt auch im Habitus und in besonderen Structur-Verhältnissen die ersteren den letzteren näher stehen, als den übrigen Rhizostomen. Daher ist es phylogenetisch vielleicht richtiger, die Cram- bessiden direct von den Pilemiden abzuleiten, als von den Versuriden; doch ist auch Letzteres möglich. Gewöhnlich ist der Schirm der Crambessiden stark und gross, meistens flach gewölbt oder scheibenförmig, seltener fast halb- kugelig. Die Gallerte ist meistens von ansehnlicher Dicke und Festigkeit, besonders in der centralen Schirmscheibe; hingegen ist sie in dem peripheren Schirmkranze oft viel dünner, besonders, wenn dieser durch eine tiefe Kranzfurche von ersterer scharf abgesetzt ist (Taf. 39, Fig.3). Die Exumbrella ist meistens durch eigenthümliche Structur- Verhältnisse ausgezeichnet, bald fein granulirt, bald mit gröberen Körnern besetzt, oder selbst zierlich polygonal getäfelt (so z. B. bei Crambessa Pictonum mit grossen quadratischen Tafeln, bei Thysanostoma mit kleineren sechs- eckigen oder vieleckigen Täfelchen belegt); anderemale ist die ganze äussere Schirmfläche von radialen Rippen oder Furchen durchzogen, welche bisweilen dendritisch verästelt und stark pigmentirt sind. Bei mehreren Arten (nament- lich Mastigias) ist dieselbe durch grosse, bunte Augenflecken ausgezeichnet, wie sie sonst bei Medusen nur höchst selten vorkommen. Der Schirmrand zeigt bei allen Crambessiden beständig 3 kleine Sinneskolben (4 perradiale und 4 in- terradiale). Dieselben sitzen versteckt in 8 tiefen Einschnitten des Schirmrandes, welche seitlich von 2 schmalen, oft rudimentären Ocular-Lappen eingeschlossen, oben aber von einer breiten Deckschuppe überdacht werden. In letz- terer findet sich an der exumbralen Oberfläche eine ansehnliche trichterförmige Riechgrube mit einem dendritischen Falten- System (vergl. GRENACHER und NoLL, Crambessa Tagi, 1876, 1. c. Taf. II). Die Octanten des Schirmrandes zwischen je 2 Ocular-Lappen springen meistens nur wenig bogenförmig vor und sind durch seichtere oder tiefere Ein- schnitte in eine sehr verschiedene Zahl von Velar-Lappen gespalten; diese Zahl wechselt sogar innerhalb einer und derselben Gattung bedeutend, wie denn z.B. Orambessa eruciata in jedem Octanten nur 4 Velar-Lappen besitzt, ©. palmipes 6, CO. Tagi und ©. Pictonum 8, C. mosaica 24. Da die genannten Arten in allen übrigen wesentlichen Verhältnissen übereinstimmen, so kann die verschiedene Zahl und Form ihrer Velar-Lappen zwar sehr gut zu ihrer specifischen Unterscheidung, aber nicht (wie L. Acassız wollte) zu ihrer generischen Trennung; verwerthet werden. Bei solchen Arten, welche 3 Velar-Lappen besitzen, sind dieselben oft paarweise verbunden (= 4 Doppellappen); daraus geht wiederum hervor, dass die grössere Zahl der Velar-Lappen phylogenetisch durch wiederholte Spaltung von wenigen, zwischen die primären Ocular-Läppchen eingeschalteten Lappen entstanden ist. Die Subumbrella zeigt bei den Crambessiden nicht die eigenthümlichen und verwickelten Structur-Verhält- nisse ihrer Muskulatur, durch welche sich die Versuriden auszeichnen (p. 601), sondern die einfacheren Verhältnisse der Pilemiden (p. 580). An der ganzen Unterfläche finden sich zahlreiche concentrische Ringleisten, welche sich inner- halb der subumbralen Kranzfurche beträchtlich höher erheben, als ausserhalb derselben (Taf. 33, Fig. 1, Taf. 39, Fig. 1, 2). Hingegen gleichen wiederum die Crambessiden den Versuriden dadurch, dass die Subumbrella nur durch die 4 Armpfeiler mit der Armscheibe verbunden bleibt, wie das bei allen Monodemnien der Fall ist. Die 4 perradialen Armpfeiler oder „Mundpfeiler“ (Pilastri), aus deren jedem unten ein Armpaar entspringt, sind bei sämmtlichen Crambessiden bedeutend schmäler, als die 4 weiten, oft 3—4mal so breiten Subgenital-Ostien, welche durch sie geschieden werden (Taf. 38, Fig. 1, 2; Taf. 39, Fig. 1, 2). Letztere führen unmittelbar in den geräu- migen quadratischen „Subgenital-Porticus“ (Taf. 33, Fig. 4cg, Taf. 39, Fig. 3cg). Die obere oder aborale Wand des letzteren bildet die zarte „Gastrogenital-Membran“ (0v), die untere oder orale Wand hingegen die dicke „Armscheibe“ (sd). Die Armpfeiler oder Pilaster, welche zwischen der ersteren und letzteren die einzige Verbindung herstellen, sind starke Gallertplatten, bald mehr von quadratischer, bald mehr von abgestutzt -dreieckiger oder cylindrischer Form; sie enthalten nur den einfachen Pfeiler-Canal, der von den 4 Magen-Ecken zur Armscheibe herabsteigt, und ausserdem oft noch an dessen Axial-Wand die herabgekrümmten Distal-Enden der paarweise genäherten Schenkel von 2 benachbarten Gonaden (Taf. 38, Fig. 10v; Taf. 39, Fig. 5). Die Armscheibe erscheint bei den meisten Crambessiden als eine dicke, ansehnliche, knorpelige Gallertscheibe von quadratischer Form; die 4 Seiten des Quadrats begrenzen die Subgenital-Ostien, während die 4 abgestutzten Ecken von den Armpfeilern eingenommen werden; seltener gestaltet sich die Armscheibe ausgesprochen achteckig, wenn nämlich die Breite der Subgenital-Ostien diejenige der Pfeiler nur wenig übertrifft. Die obere Fläche der Arm- scheibe, welche den Boden des Subgenital-Porticus bildet, ist stets glatt, eben oder ein wenig convex, seltener concav, _ und zeigt oft die characteristische Bildung, welche Taf. 39, Fig. 6 darstellt: in der Mitte ein vertieftes Quadrat, dessen 4 Ecken sich in interradiale Furchen verlängern, und dessen 4 Seiten den Diagonalen der Armscheibe parallel laufen ; offenbar ein Ueberbleibsel oder richtiger eine Spur von dem Verschmelzungs-Processe der 4 ursprünglich getrennten Subgenital-Höhlen. Die untere Fläche der Armscheibe hingegen nimmt das krause „Mundnaht-Kreuz“ ein, die „Su- tura staurostomalis“. Bald stossen deren 4 perradiale Schenkel genau im Mittelpunkte der Mundscheibe unter rech- ten Winkeln zusammen (Taf. 39, Fig. 1, 2, 7), bald vereinigen sich je 2 benachbarte Schenkel paarweise und dann 616 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CRAMBESSIDEN. erscheinen die beiden gegenständigen Paare durch eine, das Mundcentrum durchschneidende Quernaht verbunden; dieses Verhalten findet sich häufig (aber keineswegs constant!) bei Orambessa, und ist nur durch die zufälligen Lagerungs-Verhältnisse der Lippen bei der Verwachsung des Mundes bedingt, bewirkt aber seinerseits eigentlich die Umwandelung der regulär-pyramidalen Grundform in die amphithecte. Bei Himantostoma (Taf. 38, Fig. 1, 2) entsteht eine sehr eigenthümliche Umbildung ‚der Armscheibe dadurch, dass von deren Seitenrändern eine dünne Membran vertical herabwächst, welche gleich einer Schwimmhaut oder einem Patagium die Oberarme unter einander verbindet. Dieses Patagium (pg) umschliesst seitlich einen geräumigen achteckigen Hohlraum, der unten offen ist und dessen Decke die untere Fläche der Armscheibe bildet („Armscheiben-Flur“ oder Atrium stomodise:). Die $ Mundarme der Crambessiden besitzen im Wesentlichen stets dieselbe Structur, wie bei den Pilemiden (p. 581); die Saugkrausen mit ihren zahlreichen Saugmündchen und Filament-Bildungen entwickeln sich eben so wohl auf ihrer dorsalen (abaxialen), als auf ihrer ventralen (axialen) Seite (Multicrispae, p.464). Auch hierin, wie in anderen Verhältnissen, stimmen die monodemnien Crambessiden ganz mit den tetrademnien Pilemiden überein, und unterscheiden sich wesentlich von den Unicrispae (Versuriden und Toreumiden). Wie bei den Pilemiden, so sind auch bei den Crambessiden ursprünglich an jedem Arme 3 Saugkrausen zu unterscheiden, eine an der ventralen (oder axialen), zwei an der dorsalen (oder abaxialen) Seite desselben. Allein im Verlaufe weiterer Entwickelung können durch Abspaltung daraus 6—9 oder mehr Nebenkrausen entstehen (z. B. bei Himantostoma, Taf. 38). Da ich meine morphologische Auffassung dieser schwierigen, bisher noch von Niemand untersuchten Krausen - Verhältnisse bereits oben bei den Pilemiden (p. 581, 582) dargelegt habe, so kann ich hier einfach darauf verweisen. Ich bemerke jedoch, dass diese verwickelten, mannichfaltigen und sehr eigenthümlichen Bildungen einer viel genaueren und umfas- senderen Untersuchung bedürfen, als sie mir bei meinem beschränkten Materiale möglich war. Sowohl der feinere Bau als die Ontogenie derselben sind noch grösstentheils unbekannt. Scapuletten oder selbständige freie Schulterkrausen, wie sie am Oberarme der meisten Pilemiden vorkommen, sind bei den nahe verwandten Crambessiden niemals zu finden. Dagegen entwickeln sich hier, besonders in der Subfamilie der Eucrambessiden, ganz dieselben krausenlosen Gallertknöpfe oder kolbenförmigen Terminal- An- hänge, welche dort in der Subfamilie der Eupilemiden sich finden. Die meisten Crambessiden (Mastigias, Himan- tostoma, Leptobrachia, Leonura) besitzen einen solchen Gallertknopf am Ende jedes Armes; gewöhnlich in Gestalt eines krystallartigen, dreikantigen Prisma oder einer dreiseitigen Pyramide; anderemale keulenförmig oder eiförmig. Bei Eucrambessa treten dergleichen Gallertknöpfe in grosser Zahl zwischen den Zottenbüscheln der Saugkrausen in deren ganzem Verlaufe auf (ebenso wie bei Rhopilema, p. 596). Nur bei COrambessa und Thysanostoma fehlen sie ganz. Ihre Structur ist dieselbe wie bei den Eupilemiden (p. 583). Oberarm (Epibrachium) und Unterarm (Hypobrachium) sind bei den meisten Crambessiden in ähnlicher Weise verschieden, wie bei den meisten Pilemiden (p. 582). Gewöhnlich besitzt der Unterarm 3 Saugkrausen, 2 dor- sale und 1 ventrale, während am Oberarm nur 1 ventrale Saugkrause als centripetale Verlängerung der letzteren zu finden ist (vergl. p. 581, 582). Dagegen gestaltet sich die specielle Bildung des Oberarmis und des Unterarms in den 3 Subfamilien der Crambessiden sehr verschieden, ebenso wie die besondere Conformation ihrer Saugkrausen und deren Anhänge. Bei der ersten Subfamilie, den Eucrambessiden (Orambessa, Mastigias, Eucrambessa) sind die Arme kräftig und voll entwickelt, ähnlich wie bei den Eupilemiden: der Oberarm ist stark und frei, oder nur an der Basis ein wenig verwachsen; die Unterarme sind dreikantig-pyramidal, ihre 3 Kanten in Gestalt breiter Flügel erho- ben und blumenkohlähnlich mit dicken Saugkrausen dicht besetzt (vergl. GRENACHER und NoLL, Orambessa Tagi, 1873, Taf. I, VI, VI, p. 28—35). Im Gegensatze dazu erscheinen bei den anderen beiden Subfamilien die Oberarme sehr schwach entwickelt, verwachsen, oder selbst ganz rudimentär, während die Unterarme sich zu sehr langen und schmalen, bandförmigen Riemen verlängern; diese sind dreikantig-prismatisch, die Flügel ihrer 3 Kanten aber sehr schmal und wenig vortretend, mit sehr dünnen und zarten Saugkrausen (Taf. 38, 39). Bei den Himantostomiden sind die riemenförmigen Arme in ihrer ganzen Länge (höchstens den Terminalknopf ausgenommen) mit solchen Saug- krausen besetzt (Himantostoma, Taf. 38, Thysanostoma, Taf. 39). Hingegen zeigen die Leptobrachiden ein sehr eigenthümliches Verhalten, indem die Sordiamen im grössten Theile der Armlänge rudimentär werden oder ver- schwinden, so dass bloss das Endstück mit einer büschelförmigen Krausen-Quaste besetzt erscheint; bei Leonura findet sich ausserdem eine besondere achtstrahlige Zotten-Rosette in der Mitte der Armscheibe (ähnlich wie bei Crossostoma), während dieselbe bei Leptobrachia fehlt. — Die eigenthümlichen und mannichfach differenzirten Anhänge der Arme, welche die Versuriden und Toreumiden in Gestalt von Hohlkolben, Peitschen, Saugröhren u. s. w. besitzen, fehlen den Crambessiden ebenso wie den meisten Pilemiden. Auch dieser Umstand scheint zu beweisen, dass die letzteren beiden Familien (Multierispae) unter sich näher verwandt sind und den ersteren beiden (Unierispae) gegenüberstehen. Das Gastrocanal-System der Crambessiden stimmt hingegen in Folge der merkwürdigen Monodem- nien-Bildung mit demjenigen der Versuriden überein, und entfernt sich von der Tetrademnien-Bildung der Pilemiden und Toreumiden. Die centrale Magenhöhle ist stets kreuzförmig, wie bei den Archirhiziden (p. 602, 605, Taf. 40, Fig. 4). Gewöhnlich sind die 4 perradialen Schenkel des Kreuzes grösser, als der quadratische Central-Theil desselben, in dem sie zusammenkommen; oft dehnen sich sogar die Distal-Enden der 4 Schenkel bis auf die 4 iso- GENERELLE CHARACTERISTIK DER CRAMBESSIDEN. 617 lirten Armpfeiler aus und steigen an deren Axial-Seite bis zur Armscheibe hinab, so dass die Pfeiler-Canäle in den Kreuzschenkeln aufgehen (Taf. 38, Fig. 1, 2, 4; Taf. 39, Fig. 1, 3, 4). Wie bei den Versuriden, so wird auch bei den Crambessiden die Decke des Magenkreuzes von der ebenen oder wenig gewölbten Fläche der Gallertscheibe gebildet, der Boden hingegen von der zarten Gastrogenital-Membran (ov). Letztere ist durch den weiten centralen Subgenital- Porticus völlig von der unter diesem gelegenen Armscheibe getrennt. DieRadial-Canäle zeigen bei mehreren Crambessiden, und insbesondere bei der typischen Stamm-Gattung Orambessa. selbst, noch das gleiche Verhalten, wie bei sämmtlichen Pilemiden. Von der Magen -Peripherie gehen 16 starke Radial-Canäle ab, welche in der Kranzfurche durch einen Ringcanal verbunden werden, und stets ausserhalb des letzteren, meistens aber auch noch innerhalb desselben, ein engmaschiges Gefäss-Netz bilden. Bisweilen findet sich zwischen je 2 Radial-Canälen eine intracirculare Canalnetz-Arcade, wie bei den Eupilemiden (p. 583). Von den 16 Radial-Canälen sind stets die 4 interradialen die längsten, die 4 perradialen die kürzesten, während die 8 adra- dialen eine mittlere Länge besitzen, entsprechend ihrem Abgange von der Peripherie des kreuzförmigen Magens. Bei den meisten Crambessiden (— und insbesondere bei den Himantostomiden, Taf. 33, 39 —) entwickeln sich aus der Magen-Peripherie ausserdem zahlreiche secundäre Aeste, welche sich verzweigen und mit den Seiten- Aesten der ur- sprünglichen 16 Radial-Canäle in netzförmige Communication treten, so dass nunmehr die ganze Subumbrella zwischen den divergirenden Schenkeln des Magenkreuzes von einem Gefässnetz durchzogen wird (Taf. 38, Fig. 1; Taf. 39, Fig. 4, 5). Das ursprüngliche Ringgefäss zeichnet sich jedoch immer innerhalb des letzteren durch bedeutende Stärke aus. In den Randlappen nehmen die distalen Ausläufer des extracircularen Canal-Netzes gewöhnlich eine sehr zier- liche und engmaschige Form an. — Die 4 starken und kurzen Pfeiler-Canäle, welche aus den Enden der 4 Ma- genschenkel (unterhalb der 4 perradialen Subumbral-Canäle) entspringen, laufen zur Armscheibe abwärts und gabeln sich hier entweder direct in 2 Hauptäste, für die 8 Arme; oder sie vereinigen sich zu einer, im Centrum der Arm- scheibe gelegenen Buccalhöhle, wie bei den Versuriden (p. 602); und aus dieser letzteren entspringen dann die 8 Arm- canäle. Jeder Armcanal spaltet sich alsbald in zwei Aeste, einen axialen und einen abaxialen, von denen der letztere wahrscheinlich allgemein sich wiederum in zwei Aeste theilt, so dass jede der drei Armkrausen ihren Canal erhält. Zahlreiche kurze Queräste gehen von diesen Canälen an die trichterförmigen Saugmündchen der Krausen, welche dicht mit Brachial-Filamenten besetzt sind, wie bei den übrigen Rhizostomen (vergl. GRENACHER und Norr, 1876, l. ec. p. 31, 32; Taf. VI, Fig. 16, 17). Die Gonaden verhalten sich bei den Crambessiden im Wesentlichen wie bei den Versuriden (p. 603). Sie bilden zusammen ein rechtwinkeliges Kreuz, gewöhnlich von gelblicher oder röthlicher Färbung, welches bei der An- sicht des Schirms von oben durch die Gallertscheibe hindurchschimmert. Grösse, Ausdehnung und Gestalt dieses Genital-Kreuzes entsprechen ganz derjenigen des Magen-Kreuzes, dessen untere Wand die „Gastrogenital-Mem- bran“ bildet. Die letztere erscheint stets als eine sehr zarte und dünne, durchsichtige Membran, welche durch ein centrales gallertiges Leistenkreuz (mit 4 perradialen Schenkeln) in 4 Felder getheilt wird (Taf. 38, Fig. 1sg; Taf. 39, Fig. 1, 4sg). Jedes dieser Felder enthält ein hufeisenförmiges Genitalband mit proximaler Convexität (Taf. 38, Fig. 10; Taf. 39, Fig. 1, 40v). Dasselbe erscheint meistens als ein schmales, krausenartig in dichte Querfalten gelegtes Band, welches durch einen schmalen Zwischenraum einerseits von dem Leistenkreuz (sg), anderseits von der Peripherie des Magenkreuzes getrennt bleibt; seltener ist die Geschlechts-Krause breiter und füllt diese Zwischenräume vollständig aus. Meistens verlängern sich die beiden divergirenden Schenkel der 4 hufeisenförmigen Gonaden bis auf die Axial- Fläche der Pfeiler und können an dieser selbst bis zur Armscheibe, abwärts gekrümmt, herabsteigen (Taf. 38, Fig. 1 ov, 4ov, 5; Taf. 39, Fig. 1, 30v). Die Distal-Enden der beiden zugekehrten Schenkel von 2 benachbarten Gonaden können sich hier an der Axial-Seite der Armpfeiler fast bis zur Berührung nähern (Taf. 38, Fig. 1, 5); danach aber bleiben sie stets durch den perradialen Schenkel des Leistenkreuzes getrennt (sg) und fliessen niemals zusammen. Das schein- bar zusammenhängende Genital-Kreuz, welches oben durch die Gallertscheibe hindurchschimmert, besteht daher in der That immer aus 4 getrennten Quadrant-Bogen. Die ausführliche Schilderung dieser verwickelten Bau- Verhält- nisse, welche GRENACHER und Norr (1876 1. c. Fig. 8 ete.) gegeben haben, ist vollkommen richtig, während die erste (1869 1. ec. von mir gegebene) Darstellung mehrfache Irrthümer enthält. Da ich damals nur ein einziges verstümmeltes Exemplar untersuchen konnte, war ich irrthümlich zu der Annahme einer einzigen, zusammenhängenden, kreuzförmigen Geschlechtsdrüse gelangt. Auch das Verhalten der Gastrogenital-Membran zu den benachbarten Theilen ist von den genannten Autoren bei Orambessa Tagi ganz richtig geschildert; insbesondere die eigenthümliche Entwickelung der 4 Genital- Klappen oder „Subgenital-Klappen“, welche bei dieser und bei einigen anderen Arten sich finden (1876, l. ce. p. 18, Taf. V, Fig. 8 etc.). Die Entwickelung der Crambessiden ist zur Zeit ganz unbekannt. Indessen konnte ich von der westfran- zösischen Orambessa Pictonum (1873 im August und September bei St. Nazaire) wenigstens einen Theil der Meta- morphose beobachten. Die jüngsten Larven dieser Species haben in allen wesentlichen Verhältnissen grosse Aehn- lichkeit mit der Versuride Oannorhiza connexa, welche auf Taf. 40 abgebildet ist (p. 605). ‘Der einzige wesentliche Unterschied ‚besteht in der Bildung der 3 einfachen Arme, welche nicht zu einem Rohre verwachsen, sondern ganz einfach und frei sind, wie bei Haplorhiza simplex (p. 604). Eine einzige, ganz einfache Axial-Krause verläuft an der Haeckel, System der Medusen. 78 Jen. Denkschriften 1. 618 GENERELLE CHARACTERISTIK DER CRAMBESSIDEN. Innenseite der 8 kurzen einfachen Arme, welche somit nur den Oberarmen der entwickelten Orambessa entsprechen; die Unterarme mit den beiden Abaxial-Krausen wachsen erst später aus den Distal-Enden der letzteren hervor. Der centrale Subgenital- Porticus war bei diesen Haplorhiza-Larven der Crambessa (— von welchen die jüngsten 30-40 Mm. Schirm-Durchmesser hatten —) bereits vollständig entwickelt. Jüngere Larven sind wahrscheinlich noch tetrademnisch, mit 4 getrennten Subgenital-Höhlen (wie ich solche bei der monodemnischen Versuride Cotylorhiza tuberculata beobachtet habe, p. 610). Es scheint, dass die centrale Concrescenz der 4 Subgenital-Höhlen und die Perforation ihrer kreuzförmigen Scheidewand (durch welche der freie Porticus entsteht) bei den Larven der Crambes- siden schon in sehr früher Jugend stattfindet. Die Grösse der Crambessiden ist im Ganzen beträchtlicher als diejenige der Versuriden und Toreumiden, und nähert sich derjenigen der Pilemiden. Der Schirm-Durchmesser erreicht bei einigen Arten (— so z. B. bei den westeuropäischen beiden Crambessa-Species —) 500—600 Mm., während er bei der Mehrzahl 100 —150 Mm., bei einigen freilich kaum 40—50 Mm. beträgt. Die Färbung scheint sehr bunt und mannichfaltig zu sein; bald mehr in das Bläuliche oder Violette, bald mehr in das Rothe oder Gelbliche spielend; der Schirmrand, die Gonaden und die Arme sind gewöhnlich lebhafter oder dunkler gefärbt. Bei vielen Crambessiden ist die Exumbrella durch besondere Streifen und Flecken ausgezeichnet, bei Mastigias durch grosse helle Augenflecken, die von einem dunkeln Saum umgeben sind. Geographische Verbreitung der Crambessiden. Von den 16 nachstehend beschriebenen Arten kom- men nur 3 Species (von Orambessa) auf das atlantische Gebiet, die übrigen 13 Species auf das indopacifische Gebiet. Unter den 3 atlantischen Arten gehören 2 der Westküste von Süd-Europa und 1 der Küste von Brasilien an. Die 8 pacifischen Arten gehören zur Hälfte der südlichen, zur Hälfte der nördlichen Hemisphäre an. 4 Species kommen auf den indischen Ocean und 1 auf das rothe Meer. Im Mittelmeer ist bisher noch keine Crambesside be- obachtet worden. XXXI. Unterschiede der sieben Genera der Crambessidae. * versehenen Genera sind neu.) (Die mit einem I. Subfamilie: Arme ohne kolbenförmige Gallertknöpfe. 1. Grambessa Eucrambessidae. Am Distal-Ende jedes Armes ein kolben- 2. Mastieias Crambessiden mit starken und frei entwickelten Ober-) förmiger Gallertknopf. \ 5! armen, sowie mit kräftigen, ku runden | Kenn Gallertknöpfe sowohl auf Unterarmen, deren 3 Flügel breite Saugkrausen tragen. den 3 Flügeln als am Ende der Arme. 3. Eucrambessa” IH. Subfamilie: Himantostomidae. Crambessiden mit schwachen und grösstentheils ver- | Arme ohne kolbenförmige Gallertknöpfe. 4. Thysanostoma Am Distal-Ende jedes Armes ein kolben- förmiger Gallertknopf oder krausenloser 5. Himantostoma Terminal-Anhang. wachsenen Oberarmen, sowie mit riemenförmigen, sehr verlängerten und dünnen Unterarmen, welche fast in der ganzen Länge schmale Saugkrausen tragen. Ä III. Subfamilie: (Mundkreuz-Naht im Centrum der Arm- Leptobrachidae. scheibe vierstrahlig, ohne besondere Zot- 6. Leptobrachia Crambessiden ohne freie Oberarme, sowie mit bandför-; ten-Rosette. migen, sehr verlängerten und dünnen Unterarmen, | Mundkreuz-Naht im Centrum der Arm- welche nur am Ende ein quastenförmiges Büschel von | scheibe achtstrahlig, mit einer beson- 7. Leonura* Saugkrausen tragen. deren regulären Zotten-Rosette. FAMILIA: CRAMBESSIDAE. Genus: CRAMBESSA. 619 XXXIIA. Erste Subfamilie der Crambessiden: EUCRAMBESSIDAE, Harcker. Crambessiden mit starken und frei entwickelten Oberarmen, sowie mit kräftigen, dreikantig-pyramidalen Unterarmen, deren drei breite Flügel dicke Saugkrausen tragen. 230. Genus: CRAMBESSA, Harcker (1869). xoaußneooa — kohlähnlich (wegen der Kohlform der Saugkrausen). Genus-Diagnose: Crambesside mit freien starken Oberarmen und mit kräftigen, dreikantig- pyramidalen Unterarmen, deren 3 breite Flügel Saugkrausen ohne besondere Anhänge tragen, ohne Terminal-Knöpfe oder krausenlose Anhänge am Distal-Ende. Das Genus Crambessa wurde 1869 von mir für eine grosse, bis dahin unbekannte Rhizosteme gegründet, welche ich im November 1866 im Tajo-Flusse bei Lissabon entdeckt hatte (Zeitschr. für wiss. Zool., Bd. 19, p. 509, Taf. 38, 39). Leider befand ich mich daselbst in strenger Quarantaine-Haft und konnte nur mit Mühe ein einziges Exemplar der schönen Meduse erlangen, von welcher ich grosse Schaaren unten im Tajo schwimmen sah. Dieses eine Exemplar war aber, wie sich nachher herausgestellt hat, theilweise verstümmelt, insbesondere der Centraltheil des Schirms und die Arme stark beschädigt. Sodann war ich gezwungen, die Untersuchung derselben in meiner Quaran- taine-Zelle ohne alle Hilfsmittel vorzunehmen. Mein einziges Instrument war ein Taschenmesser und mittelst dieses musste ich (— ohne Pincette, olme Lupe, ohne Mikroskop —) die halbzerstörte Meduse zergliedern, welche flach ‚ausgebreitet vor mir auf einem kleinen Tischehen lag (vergl. 1. c. p. 511). Diese ungünstigen Umstände verschuldeten es hauptsächlich, dass meine „zootomische Untersuchung mit Hindernissen“ zu mehrfachen Irrthümern, besonders in der Deutung der Gastrogenital-Räume führte. Bei Publication derselben verliess ich mich, ohne die ganze umfang- reiche und verworrene Rhizostomen-Literatur selbst zu vergleichen, auf die grosse Acalephen-Monographie von L. Acas- sız, welcher (1. c. 1862) diese Literatur erschöpfend gewürdigt und zusammengestellt zu haben angiebt. Erst nach- träglich stellte sich heraus, dass darin eine der wichtigsten Arbeiten über Rhizostomen-Organisation ganz fehlte; es ist dies die Abhandlung von HuxLrY „On the affinities of the Medusae“, worin derselbe bereits 1849 eine vortreffliche Darstellung der australischen, ebenfalls zum Genus Orambessa gehörigen Rhizostoma mosaica gegeben hatte. Auf diese Quelle wurde erst 1876 von GRENACHER und Not wieder hingewiesen, welche bei einem längeren Aufenthalte in Lissabon Gelegenheit fanden, zahlreiche Exemplare von Orambessa tagi gründlich zu untersuchen; sie berichtigten meine anatomischen Irrthümer und gaben 1876 eine vortreffliche Monographie (mit 7 naturgetreuen Tafeln) im X. Bande der Senkenberg. Abhandl. Die Richtigkeit ihrer Darstellung zu bestätigen fand ich Gelegenheit im vorigen Jahre, wo ich an der Südküste der Bretagne bei St. Nazaire eine zweite Species dieser Gattung in grosser Menge entdeckte: ©. Pictonum. Eine ausführliche Darstellung ihres feineren Baues und ihrer Entwickelung behalte ich einer späteren monographischen Arbeit vor. Ausser diesen beiden europäischen Orambessa-Species, welche ich als typi- sche Repräsentanten des Genus betrachte, ziehe ich zu dieser Gattung noch 3 andere Arten, welche sich nur durch die Zahl der Randlappen und durch andere untergeordnete Merkmale von jenen unterscheiden. Für eine echte Cram- bessa halte ich zunächst den Rhacopilus eruciatus (= cyanolobatus?) von L. Acassız, welchen Lesson an der Küste von Brasilien, und zwar am Strande der Insel Santa Catharina, gefunden und unter dem Namen Rhizostoma eruciata in dem „Voyage de la Coquille“ beschrieben und abgebildet hatte. Zwar ist diese Darstellung, wie gewöhnlich, sehr ungenügend (z. B. fehlen die Sinneskolben und ihre Ocular-Lappen!); indessen scheint daraus doch so viel hervorzu- gehen, dass diese Rhizostome eine echte Crambessa ist. Namentlich ist in dieser Beziehung wichtig die Bemerkung: „corps perfore au milieu, ayant sur sa circonference 4 large owvertures, dont les parois sont venforces par les piliers charnus.“ Dieser Satz lässt sich wohl bloss auf einen centralen Subgenital-Porticus mit 4 weiten Portalen und 4 star- ken Pfeilern beziehen. Auch die Abbildung scheint dies zu bestätigen. Die Gonaden und die Mundarme scheinen ganz wie bei Crambessa gebildet zu sein. Während aber die beiden europäischen Crambessa-Arten in jedem Octanten des Schirmrandes (zwischen 2 Ocular-Lappen) 8 Velar-Lappen besitzen, zeigt O. erueciata deren nur 4. Indessen dürfte eine generische Trennung lediglich auf Grund dieser verschiedenen Lappen-Zahl hier eben so wenig wie bei Pilema zu rechtfertigen sein. Ich ziehe daher zu Crambessa auch 2 australische Crambessiden mit derselben Bildung der Mundarme; von diesen besitzt O. palmipes 6, hingegen ©. mosaica 24 Velar-Lappen in jedem Octanten; für die letztere Art hatte L. Acassız (1. ec.) das besondere Genus Catostylus gegründet. — Die Ontogenie von Crambessa, N 78* 620 orDo: DISCOMEDUSAE. FAmıLıa: CRAMBESSIDAE. wie von den übrigen Crambessiden ist noch grösstentheils unbekannt; indessen konnte ich bei ©. Pictonum wenigstens einen Theil der Metamorphose verfolgen (vergl. oben p. 617). Unter allen Crambessiden schliesst sich Crambessa am nächsten an Toxoclytus, die Stammgattung der Pilemiden an. Alle anderen Crambessiden aber lassen sich natur- gemäss von Crambessa phylogenetisch ableiten. 565. Species: Crambessa eruciata, Harcker. Rhizostoma eruciata, Lesson, 1829; Voyage de la Coquille, Zoophyt. p. 121, Pl. XI, Fig. 1. ?Rhizostoma cyanolobata, CourHouy, 1862; Manuscript. Rhacopilus eruciatus, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 153. ?Rhacopilus eyanolobatus, L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 152. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch, mit 48 Randlappen (im jedem Octanten zwischen 2 rudimentären Oeular-Lappen 4 grosse, gleichseitig-dreieckige Velar-Lappen). Exumbrella mit (32?) tiefen Radial-Furchen. Mundscheibe so breit als der Schirm-Radius. Mundarme 14mal so lang als der Schirm-Radius, der Oberarm kurz und schmal, der Unterarm fast 4mal so lang als der Oberarm, ringsum dicht mit Saugkrausen besetzt, konisch, gegen das Distal-Ende zugespitzt. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Lesson (l. c.). Danach wird die Exumbrella von 32 tiefen Radial-Furchen durchzogen, welche den Einschnitten zwischen je 2 Velar-Lappen entsprechen. Ausserhalb des breiten Ringeanals ist der Schirm-Kranz mit einem dichten und sehr engmaschigen Gefässnetz ausgestattet. L. Acassız (1862, 1. c. p.152) gründete für diese Art (— bloss wegen der Zahl ihrer Randlappen! —) das Genus Rhacopilus und schloss an sie als eine zweite Species nach Zeichnungen und Manuscript-Noten von COUTHOUY Rhacopilus cyano- lobatus an, ohne jedoch eine Diagnose derselben zu geben. Da sie ebenfalls an der Küste von Brasilien gefunden wurde, dürfte sie mit R. eruciatus identisch sein. Die angegebenen Unterschiede in der Färbung reichen nicht zur Species-Trennung aus, da dieselbe zu variabel und inconstant ist. Jedenfalls müsste erst eine genaue Diagnose beider Arten gegeben werden, ehe sie als 2 verschiedene „bonae species“ im Systeme aufgeführt werden. Vielleicht damit identisch ist auch eine „Cephea“ der brasilianischen Küste, welche Frırz MüLLer an derselben Localität fand und gelegentlich wegen ihrer „Durchbrechung des Armstiels oder seines Entspringens mit 4 Wurzeln“ erwähnt. Indessen sollen hier „die Oeffnungen der Arme die Form langer Spalten haben, die sich oft in riemenförmige Tentakeln fort- setzen“ (Archiv für Naturg. 1861, Jahrg. 27, p. 303, Anm.). Da Rhacopilus sich bloss durch die Zahl der Velar- Lappen (4 in jedem Octanten) von der typischen Orambessa (8 in jedem Octanten) unterscheidet, kann O. ceruciata höchstens als Subgenus von den übrigen Arten der Gattung getrennt werden. Farbe — nach Lessox: Gelblich weiss, Gonaden und Ringeanal rosenroth; — nach Covurnouy: Bläulich weiss, Randlappen tief blau, Saugkrausen der Arme carmoisinroth. Grösse: Schirmbreite 120—150 Mm., Schirmhöhe 50—70 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Brasilien; Insel Santa Catharina, Lesson; Rio de Janeiro, Cournouy. 566. Species: Crambessa palmipes, Harexer; nova species. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch, mit 64 Randlappen (in jedem Octanten 6 quadratische abgestutzte Velar-Lappen zwischen 2 vorspringenden, halb so grossen, eiförmigen Ocular-Lappen). Exumbrella fein granulir. Arme etwas kürzer als der Schirm - Radius. Unterarm dreiseitig-pyramidal, spitz, ringsum dicht mit Saugkrausen besetzt, doppelt so lang als die kurzen und starken, eylindrischen Oberarme, welche durch eine dünne Membran verbunden sind. Specielle Beschreibung: Crambessa palmipes unterscheidet sich von den übrigen Arten durch die auf- fallende Dicke und Kürze der Arme, deren ganze Länge noch nicht dem Schirm-Radius gleich kommt. Die Unterarme sind dreiseitige Pyramiden, deren basale Breite fast ihrer Höhe gleich kommt. Die Oberarme sind in ihrer ganzen Länge durch eine zarte, einer dünnen Schwimmhaut ähnliche Membran unter einander verbunden. Auch die Zahl der Randlappen ist verschieden von derjenigen der anderen Arten. Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Küste von Nord-Australien, Kocn; Museum GopErFRoY. FAMILIA: CRAMBESSIDAE. cEnus: CRAMBESSA. 621 567. Species: Crambessa Tagi, Harckeı. Crambessa Tagi, HAEcKEL, 1869; Zeitschr. für wissensch. Zool. Bd. 19, p. 509—537, Taf. 38, 39. Crambessa Tagi, GRENACHER und Nor, 1876; Abhandl. Senkenberg. Frankf. Bd. X. p.5, Taf. I-VIl. Species-Diagnose: Schirm fast halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch, mit 80 Randlappen (in jedem Öetanten zwischen 2 rudimentären Ocular-Lappen 4 Paar gleichschenkelig-dreieckige Velar- Lappen, welche etwas länger als breit sind). Exumbrella ohne quadratische Täfelung, mit dendritisch- verzweigten Furchen. Schenkel des Gastrogenital-Kreuzes am Distal-Ende fast doppelt so breit als am Proximal-Ende. Mundarme mässig lateral comprimirt, länger als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung und Abbildung bei HAEckeL (1869 1. c.), ausführlicher und richtiger bei GRE- NACHER und Nor (1876 1. c.). Vergl. die vorstehenden Bemerkungen zum Genus COrambessa. Von der folgenden französischen Art unterscheidet sich diese portugiesische namentlich durch die dendritischen Radialfurchen der Exum- brella, ferner durch bedeutend längere und schlankere Mundarme, sowie durch andere untergeordnete Merkmale (vergl. ©. Pictonum). Farbe: Gelblich oder bläulich weiss, opalisirend, bisweilen bräunlich bis sepiabraun; pigmen- tirte Rippen der Exumbrella purpurbraun, Gonaden gelblich. Grösse: Schirmbreite 400—600 Mm., Schirmhöhe 200—300 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tajo bei Lissabon; 1866, Harcker; 1871, Grenacner und Nor. 568. Species: Crambessa Pictonum, HarckeL; nova species. Species-Diagnose: Schirm fast halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch, mit 80 Randlappen (in jedem Octanten zwischen 2 kleinen spitzen Ocular-Lappen 4 Paar gleichseitig - dreieckige Velar- Lappen, welche etwas breiter als lang sind). Exumbrella ohne dendritische Furchen, quadratisch getäfelt; Tafeln ungefähr so gross als die Velar-Lappen. Schenkel des Gastrogenital-Kreuzes am Distal-Ende wenig breiter als am Proximal-Ende. Mundarme sehr stark lateral comprimirt, kürzer als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später im „Spicilegium Medusarum“. Ich entdeckte diese stattliche Crambessa-Species im August vorigen Jahres (1578) an der Südküste der Bretagne, bei St. Nazaire. Zuerst fand ich sie in der Nähe der Loire-Mündung ausgeworfen an dem sandigen Strande, der vormals zum Gebiete der alten Pietonen gehörte. Nachher beobachtete ich grosse Schwärme derselben im Hafen von le Croisic. Obgleich diese französische Art der portugiesischen ©. Tagi im Ganzen sehr nahe steht, unterscheidet sie sich doch specifisch durch die angeführten constanten Merkmale. Eigenthümlich ist namentlich die quadratische Täfelung der Exumbrella, wel- cher die ausgeprägten, dendritisch verzweigten Radial-Rippen von C©. Tagi fehlen. Die quadratischen Tafeln sind alle von gleicher Grösse, ungefähr so breit als die grössten Velar-Lappen des Schirmrandes und werden durch 2 regel- mässige, rechtwinkelig sich kreuzende Systeme von tiefen parallelen Furchen getrennt. Ich habe diese merkwürdige und schwer zu erklärende Sculptur der Exumbrella bei keiner anderen Meduse wiedergefunden. Ausserdem unter- scheidet sich ©. Pictonum von ©. Tagi durch bedeutend breitere und kürzere Mundarme (bei der ersteren beträcht- lich kürzer, bei der letzteren länger als der Schirm-Durchmesser). Auch die specielle Form des Gastrogenital-Kreuzes und der Armsgheibe ist in Beiden verschieden. Junge Larven der (©. Pictonum von 30 Mm. Schirm - Durchmesser haben zwar im Gänzen schon die Schirmbildung der Erwachsenen, aber einfache Mundarme, mit einer einzigen axialen Saugkrause, wie die Versuride Haplorhiza. Farbe: Gelblich oder grünlich weiss, opalisirend, bisweilen gegen den Schirmrand gelblich grün, seltener röthlich gelb; Gonaden grünlich oder gelblich. Grösse: Schirmbreite 300—500 Mm., Schirmhöhe 150—200 Mm. Ontogenie: Die Larven besitzen vor der Metamorphose die Versuriden - Form Haplorhiza (vergl. oben p. 617, 518). Fundort: Südküste der Bretagne, an der Mündung der Loire bei St. Nazaire, und im Hafen von le Croisie; 1878, Harckeı. 622 orDo: DISCOMEDUSAE. ranızıa: CRAMBESSIDAE. 569. Species: Crambessa mosaica, Harckeı. Cephea mosaica, Quoy et GaımarD, 1824; Voyage de l’Uranie, Zoologie, p. 569, Pl. 85, Fig. 3. Rhizostoma mosaica, EscuscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 53. Rhizostoma mosaica, Huxuey, 1849; Philosoph. Transact. p. 422, 432; Pl. 38, Fig.26, 27; Pl. 39, Fig. 23—34. Catostylus mosaicus, L. AGassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 152. Catostylus mosaicus, GRENACHER und Nor, 1876; Abhandl. Senkenberg. Ges. Bd. X, p. 38. Catostylus Wilkesii, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 152. Species-Diagnose: Schirm Nach gewölbt, fast halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch, mit sehr zahlreichen und schmalen Randlappen (gegen 200? etwa 24 Velar-Lappen auf jeden Öctanten?). Schenkel des Gastrogenital-Kreuzes fast rechteckig, am Distal-Ende eben so breit als am Proximal-Ende. Mundarme etwas kürzer als der Schirm-Durchmesser. Unterarme kegelförmig, unten zugespitzt, ringsum dicht mit gedrängten Saugkrausen besetzt, 3mal so breit als die dünnen und kurzen Oberarme. Specielle Beschreibung und gute Abbildung bei Huxrery (l. c.). Danach stimmt die Bildung des Schirmes, und namentlich des Subgenital-Porticus, im Wesentlichen mit derjenigen der übrigen Crambessa-Arten über- ein. Während aber diese letzteren nur 4—8 grosse Velar-Lappen in jedem Octanten besitzen, zeigt ©. mosaica deren 3mal so viel (24). Die Arme sind von Huxtey nicht geschildert. Nach der älteren Abbildung von Quoy und GAIMARD (]. c.) sind dieselben offenbar auch wie bei den übrigen Species dieses Genus gebildet; denn auch bei diesen stossen die einzelnen Lappen und Knöpfe der Saugkrausen oft so dicht an einander, dass die Oberfläche der Arme wie „Mosaik“ aussieht. L. Acassız gründete für CO. mosaica das besondere Genus Catostylus (1862, 1. c. p. 152) und schloss als eine zweite Species desselben ©. Wilkesi an, ohne jedoch eine Diagnose zu geben. Ich vermuthe, dass beide Species identisch sind. Denn „Illiware Lake“, wo Drayron den Catostylus Wilkesii fand, ist eine kleine Bucht an der Ostküste von Australien, nur wenige Meilen südlich von Sidney entfernt, woselbst ©. mosaica von ihren Entdeckern häufig gefunden wurde. Die vortreffliche Darstellung von Huxrey (l.c.) hat L. Acassız auffallender Weise gänzlich ignorirt; dieselbe enthält werthvolle Angaben sowohl über die gröbere als über die feinere Anatomie dieser Monodemnie; insbesondere ist die Verbindung der Armscheibe (,Brachiferous plate“) mit der Umbrella durch die 4 freien Pfeiler hier zum ersten Male richtig dargestellt. Die Exumbrella ist papillös. Farbe: Bläulich weiss; Exumbrella im Alter schieferfarben mit weissen Radial - Streifen; Schirmrand gefleckt; Hoden graugrün; Övarien tief orangeroth. Grösse: Schirmbreite 200—350 Mm., Schirmhöhe 80 —120 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Ostküste von Australien; Port Jackson bei Sidney, Qvoy et Gamarn, Huxrev; Illiware Lake (einige Meilen weiter südlich), J. Drayron. 231. Genus: MASTIGIAS, L. Acassız (1862). uocorıylas —= peitschenwerther Knecht, fauler Taugenichts. Genus-Diagnose: Ürambesside mit freien starken Oberarmen und mit kräftigen, dreikantig- pyramidalen Unterarmen, deren 3 breite Flügel Saugkrausen ohne besondere Anhänge tragen; am Distal-Ende jedes Armes ein kolbenförmiger, meistens dreikantiger, gallertiger Anhang (oder Terminal- Knopf) ohne Saugkrausen. Das Genus Mastigias wurde von L. Acassız 1862 (l. c. p. 152) für eme Rhizostome von Neu-Guinea gegründet, welche Lessox (1829 1. c.) unter dem Namen Cephea papua beschrieben und abgebildet hatte. Acassız stellte dieselbe zu seinen Rhizostomidae und schloss sie unmittelbar an Pilema (Stylonectes) an, während er gleich- zeitig eine andere indische Art derselben Gattung unter dem Namen Hidrotieus rufus zu seinen Cepheidae zog, und überdies noch die letztere daneben als Cephea ocellata aufführte! Ich konnte von beiden Arten zahlreiche wohl- erhaltene Exemplare untersuchen, ebenso auch von einer dritten, nahe verwandten Art, welche weiter östlich den polynesischen Archipel bewohnt (M. pantherina). Da ich von M. papua auch Exemplare aus dem chinesischen und philippinischen Meere gesehen ‘habe, so scheint diese Gattung in der Tropenzone des pacifischen Oceans weit ver- breitet zu sein. Auch Huxrry hat dieselbe lebend beobachtet und den anatomischen Bau, insbesondere den Genital- Porticus, welcher den Schirm von der „armtragenden Scheibe“ trennt, richtig beschrieben (Man. Anat. invert. anim. FAMILIA: CRAMBESSIDAE. senus: MASTIGIAS. 623 1877, p. 136, Fig. 19—21; deutsche Uebersetz. von SPENGEL, 1878, p. 124, Fig. 19— 21). Die dreiflügeligen Arme tragen an ihrem Ende einen starken, dreikantig-prismatischen oder kolbenförmigen Anhang (,„Terminal-Knopf“), wel- cher ganz demjenigen von Pilema gleicht. Dadurch unterscheidet sich Mastigias von der nächstverwandten Cram- bessa und verhält sich zu dieser ebenso, wie unter den Pilemiden Pilema zu Eupilema. Die Saugkrausen der Arme, die bei jungen Thieren dieser Gattung ganz denjenigen von Orambessa gleichen, zerfallen bei älteren Thieren oft in zahlreiche kleinere und grössere Lappen, die selbst die Gestalt zierlicher Bäumchen annehmen können. Bei allen 3 Arten der Gattung ist die Exumbrella durch helle runde Augenflecken ausgezeichnet, welche auf dunklem Grunde zerstreut sind. Auch die sonstige Färbung ist sehr bunt. Junge Thiere behalten ziemlich lange den offenen Rest der centralen Mundöffnung, die sich hier erst spät zu schliessen scheint. 570. Species: Mastigias papua, L. Acassız. Mastigias papua, L. AcAssız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 152. Cephea papua, Lesson, 1829; Voyage de la Coquille Zoophyt. p. 122, Pl. XI, Fig. 2, 3. Cephea papuensis, GRIFFITH, 1832; in Cuvier’s Anim. Kingd. Pl. III, Fig. 3. Cephea ocellata?, HuxLey (— non Prron! —), 1877; Manual Invert. Anim. p. 136, Fig. 19—21. Rhizostoma papua, Lesson, 1843; Acalephes, p. 415. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, mit 80 Randlappen (in jedem Oetanten 8 halb- kreisförmige Velar-Lappen zwischen 2 schmäleren Oeular-Lappen). Arme (ohne den Anhang) etwa so lang als der Schirm-Radius, Oberarm und Unterarm fast von gleicher Länge. Endanhang dreikantig- prismatisch, etwas länger als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung und Abbildung am besten bei Huxuey (1377, 1. c.). Er fand diese schöne Cram- besside 1849 in der Nähe von Neu-Guinea, woselbst sie zuerst Lesson entdeckt hatte; die Abbildung des Letzteren giebt bloss das Aeussere wieder. Die Randlappen sind bei dieser Art grösser, aber weniger zahlreich, als bei den folgenden beiden Arten. Die Endknöpfe der Arme sind länger als bei M. ocellata, kürzer als bei M. pantherina. Farbe: Exumbrella bläulich grün bis bräunlich grün, bald mehr in das Blaue, bald mehr in das Grüne oder Braune spielend, mit zahlreichen, grossen, weissen Flecken; Subumbrella hellbraun, mit 8 blauen oder bläulich grünen Ocular-Canälen; Randlappen und Gonaden rostfarben; Arme blau- grün, mit braunen Tüpfeln und Saugkrausen, Endanhang blau oder grün, gegen das Ende rothbraun. Grösse: Schirmbreite 60—80 Mm., Schirmhöhe 30—40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Neu-Guinea (Waigiou und Doreby), Lessox; Louisiaden - Archipel, Huxrey; Philip- pinen, Wenpr; Chinesisches Meer, H. Koch. 571. Species: Mastigias ocellata, Harcser. Medusa ocellata, MoDEEr, 1791; Nova Acta phys. med. N. C. VIII, Append. p. 27, Nr. 11. Cephea ocellata, P&roN et LEsurUR, 1809; Tableau des Meduses etc., p. 361, Nr. 98. Cephea ocellata, EscascHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 56. Cephea ocellata, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 156. Hidroticus rufus, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 158. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, mit 112 Randlappen (in jedem Öctanten 12 stumpf abgerundete Velar-Lappen zwischen 2 eiförmigen vorspringenden Ocular-Lappen). Arme (ohne den Anhang) kürzer als der Schirm-Radius, Oberarm etwas länger als der verkürzte und verbreiterte Unter- arm. Endanhang keulenförmig, dreikantig, so lang als der Schirm-Radius. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Doch genügt die kurze Diagnose, welche MoDEErR (1791 l. e.) gegeben hat, um ihre Identität mit derjenigen Crambesside höchstwahrscheinlich zu machen, welche L. Agassız als Hidroticus rufus beschrieben hat (1862 1. c.). Die kolbenförmigen Endknöpfe der kurzen Arme sind bei dieser Art kürzer und dicker als bei den anderen beiden Arten der Gattung, zwischen denen sie bezüglich der Randlappen- Zahl in der Mitte steht. 624 orDo: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: CRAMBESSIDAE. Farbe: Exumbrella hell röthlich, mit zahlreichen weissen, braun gerandeten Augenflecken; Schirmrand und Gonaden dunkler roth; Arme röthlich, mit kleinen weissen Papillen; Endanhang durch- scheinend, gegen die Spitze mit einem schön blauen Streifen. Grösse: Schirmbreite 50—60 Mm., Schirmhöhe 20—30 Mm. — ÖOntogenie unbekannt. Fundort: Oestlicher Theil des indischen Oceans, in der Nähe der Cocos-Inseln, Raser; Sunda- Strasse, W. W. Woon. 572. Species: Mastigias pantherina, Hırcker; nova Species. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, mit 144 Randlappen (in jedem Octanten 16 schmale rechteckige abgestutzte Velar-Lappen zwischen 2 kleinen lanzettlichen Ocular-Lappen). Arme (ohne den Anhang) fast doppelt so lang als der Schirm-Radius; der Oberarm kaum halb so lang als der schlanke dreikantig- pyramidale Unterarm. Endanhang dreikantig-prismatisch, sehr dünn und lang, peitschen- förmig, 2—3 mal so lang als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spicilegium Medusarum“. Die Randlappen sind bei dieser Art zahlreicher und schmäler, die Endanhänge länger und schmäler, als bei den vorigen beiden Arten. Farbe: Exumbrella (der Spiritus-Exemplare) dunkelbraun, mit zahlreichen und grossen weissen Augenflecken, die von einem breiten schwarzen Rande umgeben sind. Grösse: Schirmbreite 50—60 Mm., Schirmhöhe 20—30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropisch-Paeifischer Ocean; Samoa-Inseln, Museum Goperrroy. 232. Genus: EUCRAMBESSA, Harcker; novum genus. ed = schön; z0außnesoe — kohlähnliche. Genus-Diagnose: Crambesside mit freien starken Oberarmen und mit kräftigen, dreikantig- pyramidalen Unterarmen, deren 3 breite Flügel an ihren Saugkrausen zahlreiche kolbenförmige krausen- lose Anhänge tragen, von gleicher Gestalt wie die gallertigen Terminal-Knöpfe. Das Genus Eucrambessa schliesst sich unmittelbar an das nächstverwandte Mastigias an, unterscheidet sich von diesem aber dadurch, dass jeder Arm nicht allein an seinem Ende einen krausenlosen kolbenförmigen Anhang trägt, sondern auch auf seinen 3 Flügeln zwischen den Zottenlappen der Saugkrausen zahlreiche Anhänge von gleicher Bildung besitzt. Mithin verhält sich Zucrambessa zu Mastigias, wie Rhopilema zu Pilema. Die einzige untersuchte Art stammt von Madagascar. 573. Species: Eucrambessa Mülleri, Harcker; nova species. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, 3mal so breit als hoch, mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 grosse quadratische Velar-Lappen zwischen 2 kleinen dreieckigen Ocular-Lappen). Arme ungefähr so lang als der Schirm-Durchmesser; zwischen den Saugkrausen ihrer Flügel zahlreiche, dreikantige Gallertkolben, von derselben Form, wie der grössere Terminal-Knopf jedes Armes. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt im „Spieilegium Medusarum“. Im Habitus hat diese präch- tige Meduse viele Aehnlichkeit mit der Pilemide Rhopilema rhopalophora, deren eigenthümliche Bildung sie unter den Crambessiden wiederholt (vergl. oben p. 596). Ich benenne diese ausgezeichnete Art zu Ehren meines hochverehrten Meisters JOHANNES MÜLLER, der mich vor 25 Jahren in das Studium der Medusen einführte. Grösse: Schirmbreite 120 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Indischer Ocean; Madagascar, Levasskur. FAMILIA: CRAMBESSIDAE. GENERA: EUCRAMBESSA, THYSANOSTOMA. 625 XXXIIB. Zweite Subfamilie der Crambessiden: HIMANTOSTOMIDAE, Hazckeı. Crambessiden mit schwachen und grösstentheils verwachsenen Oberarmen, sowie mit riemenförmigen, sehr verlängerten und dünnen Unterarmen, welche in ihrer ganzen Länge (— höchstens das Distal-Ende ausgenommen —) schmale Saugkrausen tragen. 233. Genus: THYSANOSTOMA, L. Acassız (1862). Jioavos —= Quaste, Troddel; ozou« = Mund. Genus-Diagnose: Crambesside mit schwachen, sehr verkürzten und grösstentheils ver- wachsenen ÖOberarmen, sowie mit riemenförmigen, sehr verlängerten, dreikantig-prismatischen Unter- armen, deren 3 schmale Flügel in ihrer ganzen Länge Saugkrausen tragen, ohne Terminal-Knopf. Das Genus Thysanostoma wurde 1862 (l. c. p. 153) von L. Acassız für eine Rhizostomide gegründet, von welcher Lesson 1830 eine flüchtige Beschreibung und Abbildung gegeben hatte unter dem Namen Melitea brachyura (= „la Meduse aux longs bras“!!; Centurie zoolog. p. 227, Pl. 80). Obwohl die Darstellung von Lesson, wie gewöhn- lich, höchst ungenau ist, erscheint sie doch hinreichend, um diese auffallende, bei Neu-Guinea gefundene Meduse als eine Species desselben Genus zu erkennen, von dem ich eine andere, australische Art genau untersuchen konnte und auf Taf. 39 abgebildet habe. Zhysanostoma bildet zusammen mit der nächstfolgenden und nahe verwandten Himanto- stoma eine besondere kleine Subfamilie, welche sich durch die Bildung der Arme auffallend von den vorhergehenden Eucrambessiden unterscheidet. Die Oberarme sind schwach und sehr verkürzt, fast rudimentär oder verwachsen, während die Unterarme im Gegentheil sehr verlängert sind und die Gestalt von dünnen, peitschenförmigen Riemen besitzen. Diese tragen bei Thysanostoma in ihrer ganzen Länge 3 schmale Saugkrausen, ohne krausenlose End- anhänge (Taf. 39). 574. Species: Thysanostoma thysanura, Harcrker; nova species. Tafel XXXIX. Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 2—3 mal so breit als hoch, mit 96 Rand- lappen (in jedem Octanten 10 stumpfe abgerundete Velar-Lappen zwischen 2 spitzen dreieckigen Ocular-Lappen). Exumbrella polygonal getäfelt, mit unregelmässigen körnigen Täfelchen bedeckt, die kaum halb so breit als die Randlappen sind. Subgenital-Ostien 4—6mal so breit als die Pfeiler. Arme 2—3mal so lang als der Schirm-Durchmesser, sehr schmal bandförmig, dreillügelig, fast in der ganzen Länge bis zum abgerundeten Ende gleichmässig breit. Specielle Beschreibung: Thysanostoma thysanura konnte ich nur in einem einzigen, aber trefflich con- servirten Exemplare aus dem Museum GODEFFROY untersuchen, dessen Schirm-Durchmesser 8 Centimeter betrug. Der Schirm ist sehr flach gewölbt, 2—3mal so breit als hoch. Die Dicke des Gallertschirmes erreicht im mittleren Scheibentheile 5Mm. Die Exumbrella ist zierlich und ziemlich regelmässig getäfelt. Polygonale, flach gewölbte Plättchen von 1 Mm. Durchmesser stehen dichtgedrängt auf der ganzen Aussenfläche des Schirmes und lassen netz- förmig verbundene Furchen zwischen sich. Auf jedem Täfelchen sind S—10 kleinere flache Körner oder Wärzchen zu unterscheiden. Der Schirmrand ist sehr schwach gekerbt, so dass die 96 Randlappen nur wenig vorragen. Jedoch treten die 16 spitzen dreieckigen Ocular-Lappen deutlicher vor, als die 80 stumpfen abgerundeten Ocular- Lappen (Fig.1, 5). Die Subumbrella zeigt zahlreiche und dichtstehende, concentrische Ringmuskel-Falten, deren Höhe von aussen nach innen beträchtlich zunimmt (Fig Im, 2). Der geräumige Subgenital-Porticus bildet einen quadratischen Saal von 4 Mm. Höhe, 44 Mm. Seitenlänge. Seine Decke ist die zarte kreuzförmige Gastrogenital- Membran (Fig. 1, 40v), sein Boden die quadratische Armscheibe (Fig. 6). Die 4 schwachen und schmalen Pfeiler, welche Decke und Boden verbinden, werden durch 4 klaffende, 4—6mal so breite Subgenital-Ostien getrennt (Fig. 2). Die Breite der letzteren beträgt 30, ihre Höhe 3Mm. Die Armscheibe ist eine quadratische ebene Gallertplatte mit abgerundeten Ecken, von 30 Mm. Seitenlänge, 4 Mm. Dicke. Ihre obere Fläche (Fig. 6) ist ganz glatt und eben und zeigt nur in der Mitte eine quadratische Vertiefung von 10 Mm. Seitenlänge, deren 4 interradiale Ecken in Furchen ausgezogen sind, entsprechend den ursprünglichen Grenzen der 4 Mundarme. Die untere Fläche der Arm- Haeckel, System der Medusen. 79 Jen. Denkschriften I. 625 orDO: DISCOMEDUSAE. Fanmızıa: CRAMBESSIDAE. scheibe trägt eine krause rechtwinkelige Kreuznaht, deren 4 perradiale Schenkel genau im Mittelpunkt der Scheibe zusammentreffen (Fig. 7). Die Schenkel sind 5 Mm. lang und spalten sich in 2 fast rechtwinkelig divergirende Haupt- äste, die alsbald wieder sich an die Wurzeln der 8 Arme begeben (Fig. 1, 2). Die 4 Pfeiler, durch welche die Armscheibe mit der Subumbrella zusammenhängt, sind rundliche, etwas abgeplattete Gallertsäulen, welche sich nach unten und innen zu dreieckigen Scheiben verbreiten; sie sind an ihrem Ursprunge aus der oralen Schirmfläche nur 8 Mm. breit, und von da bis zur Spaltungsstelle in die Arme 14 Mm. lang; an dieser Stelle erreicht ihre Breite 20 Mm. Die 8 Arme, welche aus der Gabeltheilung der Pfeiler hervorgehen, sind 160—200 Mm. lang; sie gliedern sich in einen Oberarm von 21-3 Ctm. und einen Unterarm von 14—17 Ctm. Länge. Der Oberarm (Fig. 3) hat die Gestalt eines dreieckigen, lateral comprimirten Flügels. Sein abaxialer Rand ist glatt, ausgeschweift, der axiale Rand zeigt eine gefranste zarte Krause mit gefiederter Verwachsungsnaht der Armrinne. Die Breite des Oberarmes am oberen Ende beträgt 8, am unteren Ende 16 Mm. Der Unterarm ist durchschnittlich 5—7 Mm. breit und erscheint als ein ganz dünnes und zartes durchsichtiges Band, dessen Ränder dicht gekräuselt sind. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass derselbe mit drei Krausen-Kämmen besetzt ist, einem axialen und zwei abaxialen. Die axiale Krause ist schwächer entwickelt und erscheint wie ein flacher Mittel-Kamm auf dem dünnen Gallertbande. — Die centrale Magenhöhle (Fig. 1, 4) bildet ein amphitheetes Kreuz, dessen Spitzen-Distanz an den kürzeren Seiten 36, an den längeren 42 Mm. beträgt. Die 4 Schenkel sind paarweise genähert, 25 Mm. lang, 12—13 Mm. breit und in der Mitte durch eine transversale Centralhöhle verbunden, die 15 Mm. lang und 32 Mm. breit ist. Die obere Wand der Magenhöhle ist glatt und wird von der oberen Gallertscheibe des Schirmes gebildet, die untere Wand hingegen von der zarthäutigen, ganz durchsichtigen Gastrogenital-Membran. In der Mitte der letzteren tritt ein gallertiges Leistenkreuz von amphithecter Form auffallend vor (Fig. 1, 4sg); sein centraler Querbalken ist 15 Mm., jeder der 4 Schenkel 25 Mm. lang und cc. 1 Mm. breit. Rings um dieses Leistenkreuz verläuft ein schmales krausenartig gefaltetes Genitalband, welches scheinbar einen zusammenhängenden kreuzförmigen Ring darstellt. Sein Verlauf ent- spricht genau der Peripherie der Magenhöhle und ist 2—3 Mm. von ihr entfernt. Die Krause selbst ist im Mittel 2 Mm. breit, aus lauter dicht neben einander und senkrecht auf den Kreuzschenkeln stehenden spindelförmigen Ovarial- Wülsten zusammengesetzt. Zarte Transversal-Falten gehen von der Geschlechts-Krause senkrecht zur Verwachsungs- Naht des Genitalkreuzes einerseits, zum Rande der Magentasche anderseits hinüber (Fig. 4). Die Distal-Enden der Kreuz-Schenkel biegen sich rechtwinkelig nach unten um und gehen noch eine Strecke weit an die Axial-Seite der Pfeiler hinab (Fig. 3). Scheinbar biegen hier die beiden Krausen-Enden jedes Schenkels schlingenförmig in einander um; in der That bleiben aber hier, wie bei allen Rhizostomen, die 4 hufeisenförmigen Gonaden völlig getrennt, obgleich sich die benachbarten Distal-Enden ihrer Schenkel an den Pfeilern bis fast zur Berührung nähern. — Das Canal- System der Subumbrella besteht aus einem sehr dichten Gefäss-Netz mit rundlich-polygonalen Maschen, welche vom Centrum nach der Peripherie immer kleiner werden. Aus der Peripherie des Magens entspringen ungefähr 80 Gefässe, unter denen sich 8 oculare durch stärkeres Caliber und gestreckten Verlauf auszeichnen. Von diesen S Radial-Canälen sind die 4 perradialen, von den Ecken des Magenkreuzes ausgehenden nur 13 Mm. lang, dagegen die 4 interradialen, welche in der Mitte zwischen je 2 Kreuzschenkeln abgehen, doppelt so lang, 32 Mm. Die gefiederten Seitenäste, welche von denselben abgehen, verbinden sich durch unregelmässige Anastomosen. Ausserdem hängen die 8 Radial- Canäle durch ein stärkeres Ringgefäss zusammen (Fig. 4, 5), welches 35 Mm. vom Schirm -Centrum entfernt ist. Die 4 starken Pfeiler-Canäle, welche von den 4 Magenecken abwärts in die Mundpfeiler gehen und hier einen weiten Sinus bilden, theilen sich alsbald gabelig in je 2 Aeste, welche in die Arme gehen. Der starke Arm-Canal, welcher in jedem der acht Arme 2 Ctm. weit ungetheilt verläuft und hier nur feine Aeste an die axiale Krause abgiebt, spaltet sich am Ellbogen in 2 Canäle, von denen der axiale ungetheilt bleibt, der abaxiale hingegen alsbald wieder sich gabelt, so dass jede der drei Armkrausen ihr Gefäss erhält (Fig. 3). Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Australien, Museum GopErrroy. 575. Species: Thysanostoma melitea, Harcker. Melitea brachyura, Lesson, 1830; Centurie zoologique, p. 227, Pl. 80. Rhizostoma brachyura, Lesson, 1829; Voyage de la Coquille, Zoophyt. Tom. II, p. 120. Thysanostoma Lessoni, L. Agassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 153. Speeies-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch, mit 80 (?) Randlappen (in jedem Oectanten 8 rechteckige, mit den Seitenrändern verwachsene, abgestutzte Velar-Lappen zwi- schen 2 länglichen Ocular-Lappen). Exumbrella zierlich und regelmässig getäfelt, mit polygonalen (sechs- oder fünfeckigen) Tafeln bedeckt, die so breit als die Randlappen sind. Arme mehrmals FAMILIA: CRAMBESSIDAE. senerA: THYSANOSTOMA, HIMANTOSTOMA. 627 länger als der Schirm-Durchmesser, sehr dünn, dichtzottig, gegen das zugespitzte Ende allmählich verdünnt. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Lessox (1830 1. c.). Wie gewöhnlich bei diesem unzuverläs- sigsten aller Medusologen ist die flüchtige Beschreibung so nachlässig, dass sie mit der Abbildung nicht zusammen- stimmt; so werden z. B. in der ersteren die auffallenden Platten (oder Netzmaschen?) der Exumbrella „pentagonal“ genannt, während sie in der letzteren sämmtlich hexagonal gezeichnet sind. Ferner werden die Arme „eylindrisch“ beschrieben, während sie sicher dreikantig-prismatisch sind! Wegen der ausserordentlichen Länge der dünnen Arme wird diese Melites ausdrücklich „la Meduse aux longs bras“ genannt und das in dem griechischen Species- Namen in das Gegentheil übersetzt: brachyura!! Und diese argen Nachlässigkeiten belohnt L. AcAssız damit, dass er die Art (ironischer Weise?) ihrem Autor zu Ehren Z’hysanostoma Lessoni neunt! Immerhin lässt sich aus der schlechten Darstellung doch so viel entnehmen, dass dieselbe mit der vorhergehenden, auf Taf. 39 abgebildeten Art nahe ver- wandt ist. Sie unterscheidet sich von ihr durch die eigenthümliche Täfelung der Exumbrella und die Form der Rand- lappen, deren Zahl nicht sicher zu ermitteln ist. Auch die specielle Form der Arme, die allmählich sich verdünnen und zugespitzt enden sollen, scheint verschieden zu sein. Farbe: Schirm weisslich, mit rostfarbigem Rande; Gonaden gelblich; Arme dunkel gelb- lich roth. Grösse: Schirmbreite 300—400 Nm., Schirmhöhe 100—200 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Neu-Guinea; Hafen von Dorea, Lesson. 234. Genus: HIMANTOSTOMA, L. Acaıssız (1862). luevrooroue —= Riemenmund. Genus-Diagnose: Crambesside mit schwachen, sehr verkürzten und grösstentheils ver- wachsenen Öberarmen, sowie mit riemenförmigen, sehr verlängerten Unterarmen, deren schmale Flügel fast in ihrer ganzen Länge Saugkrausen tragen, mit Ausnahme des nackten, kolbenförmigen oder drei- seitig-pyramidalen Terminal-Knoples. Das Genus Himantostoma wurde von L. Acassız 1862 für eine chinesische Rhizostome gegründet, welche er nur aus den Zeichnungen und Notizen von W. Woop kannte. Seine Diagnose lautet: „S slender Arms, arising from a wide actimostome, ruffled with marginal folds for their whole length, with the exception of their cuspidate termi- nation. 5 slight marginal lobes im each segment, between 2 of the 8 eyes“ (1862, 1. cc. p. 152). Die letztgenannte Zahl der Randlappen hat nur specifischen Werth, während der übrige Theil der Genus-Diagnose vortrefflich auf das arabische Rhizostoma loriferum von EHRENBERG passt, welches Acassız allerdings in eine ganz andere Gattung und Familie gestellt hatte, zu Leptobrachia. Eine dritte, nord-pacifische Art findet sich bei den Sandwich-Inseln. Im Ganzen steht Himantostoma der vorhergehenden Z’hysanostoma sehr nahe und unterscheidet sich von ihr hauptsäch- lich dadurch, dass die langen riemenförmigen Unterarme am Ende einen krausenlosen Anhang oder „Terminal-Knopf“ tragen. Ausserdem zeichnet sich aber Hemantostoma noch besonders dadurch aus, dass zwischen die 3 schmalen Saugkrausen der Unterarme in deren oberen Theile noch mehrere secundäre Krausen eingeschaltet werden, und dass die rudimentären Oberarme durch eine Art Schwimmhaut oder Patagium verbunden sind: eine verticale Membran, welche von den Seitenrändern der Armscheibe herabwächst und ein Atrium stomodisci umschliesst (vergl. Taf. 38, Fig. 1, 2 und oben p. 614). 576. Species: Himantostoma Lesueurü, L. Acassız. Himantostoma Lesueurii, L. AGAssız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 152. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 56 Randlappen (in jedem Oetanten 5 seichte Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Ocular-Lappen). Arme sehr lang und dünn, in ihrer ganzen Länge zottig, mit Ausnahme des zugespitzten Terminal-Knopfes. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Die kurze, oben angeführte Diagnose von Agassız (l. c.) genügt aber, um diese Art durch die Zahl der Randlappen von den beiden anderen zu unterscheiden. In jedem Octanten finden sich hier nur 5 Velar-Lappen, hingegen bei A. lorifera 6 und bei A. flagellata 8. Farbe: Schirm blass purpurroth; Rand und Armkrausen dunkler roth. 79* 628 orDo: DISCOMEDUSAE. FramıLıa: CRAMBESSIDAE. Grösse ist in der Notiz von Acassız nicht angegeben. Fundort: Chinesisches Meer, W. W. Woon. 577. Species: Himantostoma lorifera, Harcker. Tafel XXX VII. Rhizostoma lorifera, EHRENBERG, 1845; Abhandl. Berlin. Acad., p. 260. Leptobrachia lorifera, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 154. Lorifera arabica, HAECKEL, 1877; Prodrom. System. Medus. Nr. 529. Speeies-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 64 Randlappen (in jedem Octanten 6 abge- stutzte zweilappige Velar-Lappen zwischen 2 rudimentären stumpfen Öcular-Lappen). Subgenital- Ostien 3—Amal so breit als die Armpfeiler zwischen ihnen. Arme sehr schwach, doppelt so lang als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung: Himantostoma lorifera war bis jetzt nur durch folgende Diagnose von EHREN- BERG bekannt: „Rhizostoma loriferum: Disco sexpollicari, forma R. leptopodis, colore amethystinum, margine albo et violaceo late maculato, integro, brachiis discretis loriformibus, pedem longis, tenuibus, basi octaedris, apice triquetris, corpusculo cartilagineo, conico, hyalino, glabro terminatis. Ad Tor in mari rubro bis lectum Novembre.“ Auf dem Berliner zoologischen Museum befinden sich 2 Exemplare, so gut conservirt, dass ich sogar das Gastrocanal - System (noch nach 50 Jahren!) mit bestem Erfolge injieiren und untersuchen konnte. Ausserdem lag mir noch eine Original- Zeichnung von EHRENBERG vor, eine steife und ziemlich rohe Profil-Zeichnung in natürlicher Grösse, welche mehr mit Bezug auf die Färbung und Haltung des Thieres, als auf die einzelnen Formverhältnisse von Interesse ist. Der Schirm misst bei den vorliegenden beiden Exemplaren im Durchmesser 15—16 Otm.; die Schirmhöhe dürfte im Leben etwa 4 desselben betragen, also 5 Ctm. Die Gallertsubstanz des Schirmes scheint dünn, aber fest zu sein; ihre grösste Dicke in der Scheibenmitte scheint nach Eurengerg’s Abbildung etwa 4 der Schirmhöhe zu betragen, also 0,8 Ctm. An den beiden Spiritus-Exemplaren ist der Schirm lederartig, papierdünn, die Gallertsubstanz offenbar durch das lange Liegen in Weingeist gänzlich zusammengezogen. Der Schirmrand (Fig. 1, 2) ist zwischen je 2 Augen- lappen in 6 rundliche, stumpfe, wenig vortretende Velar-Lappen gespalten, eigentlich Doppel-Lappen, da jeder durch eine seichte Einkerbung in 2 Hälften gespalten ist. Die Doppel-Lappen sind S—10 Mm. breit, 3—4 Mm. lang. Die sehr kleinen Augenlappen sind kaum 1—2 Mm. gross, rundlich, stumpf. — Der Subgenital-Porticus (Fig. 2 cg, 4 cg) bildet ein niedriges quadratisches Zimmer von 8—9 Ctm. Seitenlänge, 1—1,5 Ctm. Höhe. Seine Decke ist die orale Wand der Magenhöhle mit dem Genitalkreuz, sein Boden die glatte und ebene Aboralfläche der Armscheibe. Die 4 offenen Seiten nehmen die grossen länglich runden Genitalspalten ein, während die 4 Ecken von den schmalen Armpfeilern gebildet werden. Die Armscheibe ist eine quadratische Gallert- Platte von 8,5 Ctm. Seitenlänge, die nur an den 4 Eeken durch die dünnen Armpfeiler mit der Subumbrella verbunden wird. Ihre obere Fläche ist glatt und eben; ihre untere Fläche zeigt in der Mitte das wenig vortretende Mundkreuz, dessen 4 gekräuselte Schenkel alsbald sich gabelig theilen und in 8 zarte wellige Krausen übergehen. Diese laufen an der Unterfläche der Mund- scheibe radial zum Scheibenrande und biegen dort auf die Axialfläche des verticalen Halskragens um (Fig. 1). Der Halskragen erhebt sich vom Rande der Armscheibe ringsum fast senkrecht und steigt dann nach innen und unten abwärts, indem er die Basen der 8 Oberarme gleich einer Schwimmhaut verbindet. Genauer betrachtet stellt der- selbe eine umgekehrte, abgestutzte vierseitige Pyramide dar (Fig. 1 »g, 2 »g). Die Basis derselben bildet die quadra- tische Mundscheibe. Die Seitenflächen der Pyramide sind im Interradius 3 Ctm. hoch, die abgerundeten Kanten im Perradius 5 Ctm. Die 8 dünnen Arme, welche unten vom freien Rande des Halskragens abgehen, sind 25—30 Ctm. lang, also ungefähr doppelt so lang als der Durchmesser des Schirmes. Davon kommen auf den kurzen Oberarm nur 2Ctm. EHRENBERG beschreibt letzteren als achteckig („basi oetaedris“); in der That aber ist er neuneckig, indem sich von den 9 Kanten seines Basaltheiles 3 grössere Hauptflügel und 6 kleinere Nebenflügel in Gestalt krauser zarter Kämme erheben. Von den 3 Hauptflügeln ist einer axial und setzt sich bis zur Mitte des Unterarmes fort, wo er aufhört; die beiden anderen, einander genäherten sind abaxial und gehen in der ganzen Länge des Unterarmes bis zu dessen Endanhang fort. Jederseits am Oberarme zwischen dem abaxialen und axialen Hauptflügel finden sich 3 kürzere Nebenflügel, welche in der unteren Hälfte des Oberarmes sich allmählich erheben und nur eine kurze Strecke auf die obere Hälfte des Unterarmes fortsetzen (Fig. 6 bb, bc. bd). Die Unterarme sind, da der Axial-Flügel in ihrer Mitte verschwindet, in der oberen Hälfte dreiflügelig, 5—6 Mm. breit, in der unteren Hälfte bandförmig, zweischneidig, nur 2—3 Mm. breit. Der riemenförmige untere Theil ist sehr dünn und durchsichtig; die Krausen der beiden Ränder des riemenförmigen linearen Bandes werden nach unten immer schwächer. Am Ende jedes Armes sitzt ein krausenloser Gallert-Knopf von eiförmiger Gestalt, 5—6 Mm. lang, 2—3 Mm. breit. — Die Magenhöhle bildet FAMILIA: ORAMBESSIDAE. Genus: HIMANTOSTOMA. 629 ein reguläres Kreuz, dessen 4 perradiale Schenkel eiförmig und 6 Ctm. lang sind, in der äusseren Hälfte doppelt so breit (3 Ctm.) als in der inneren Hälfte (1,5 Ctm.). Die Centralhöhle des Magens, in der die 4 Schenkel zusammen- laufen, ist ein Quadrat von 25 Mm. Seitenlänge. In der Mitte der sehr dünnen und durchsichtigen Gastrogenital- Membran tritt das subgenitale Leistenkreuz (sg, Fig. 1) deutlich hervor. Das Genital-Kreuz in der oralen Magen- wand bildet eine faltige Krause von 5 Mm. Breite, deren Verlauf genau den Rändern der Magenhöhle entspricht und 4—6 Mm. von ihnen absteht. Bei Betrachtung von oben scheint die Geschlechts-Krause einen ununterbrochenen Saum des Kreuzes zu bilden. Schneidet man jedoch einen Mundpfeiler ab und schlägt denselben zurück, so zeigt sich, dass das distale Ende jedes Kreuzschenkels durchbrochen ist. Zwar nähern sich die beiden benachbarten Geschlechts- Krausen jedes Schenkels bis beinahe zur Berührung. Dann aber biegen sie auf die axiale Seite des Mundpfeilers um und verlaufen hier noch 2 Ctm. weit als divergirende Hörner an der oberen Fläche der Mundscheibe (Fig 5 ov). — Das Gastrocanal-System zeigt 8 starke Radial-Canäle von 2—3 Mm. Durchmesser, welche durch einen stark vortretenden Ringcanal (Fig. 1 c) verbunden sind. Die 4 interradialen Canäle (ri), welche von der Centralhöhle aus- gehen, sind 3mal so lang (6 Ctm.) als die 4 perradialen Canäle, welche von den Enden der Kreuzschenkel ausgehen (rp). Die Seitengefässe gehen grösstentheils unter rechten Winkeln von ihnen ab und bilden durch Anastomosen ein ziemlich grobmaschiges Gefässnetz, dessen unregelmässig polygonale Maschen 2—4mal so gross sind als die Maschen des extracircularen Gefässnetzes im Schirmrande. — Die 4 starken Pfeiler-Canäle, welche von den 4 Ecken des Magen-Kreuzes in die Mundpfeiler eintreten, spalten sich alsbald in 2 Hauptäste für die beiden Arme jedes Paares. Jeder Arm-Canal theilt sich darauf wieder in einen axialen und einen abaxialen Canal. Der Verlauf der von denselben ausgehenden kleineren Arm-Canäle liess sich nicht genauer verfolgen, da die Injection dieser Theile nicht gelang. Farbe: Amethyst-Farbe; Schirmrand weiss, mit einem dunkel violetten Flecken auf jedem Randlappen. Saugkrausen der Arme dunkel violett. Gonaden röthlich gelb. Grösse: Schirmbreite 150—200 Mm., Schirmhöhe 40—60 Mm. Armlänge 300—400 Mm. Fundort: Rothes Meer; bei Tur (im November), EurExsere. 578. Species: Himantostoma flagellata, Hırcxer; nova species. Speeies-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 80 Randlappen (in jedem Oetanten 8 seichte, bogenförmige, stumpfe Velar-Lappen zwischen 2 kleinen spitzen Ocular-Lappen). Subgenital - Ostien 2—3mal so breit als die Armpfeiler zwischen ihnen. Arme sehr verdünnt und schwach, 14 mal so lang als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung und Abbildung fehlt. Ich fand von dieser Art 4 grosse, wohlerhaltene Spiritus- Exemplare im „Museum d’histoire naturelle du Jardin des plantes“ zu Paris, sämmtlich von den Sandwich-Inseln stam- mend (ohne Species-Bezeichnung). Eines von diesen 4 Exemplaren war im März 1818 von Eypoux und SouLEYET (Voyage de la Bonite) erbeutet, die 5 anderen von BALLIEU gesammelt (1375—1877). Leider konnte ich keine ein- gehende anatomische Untersuchung derselben vornehmen. Indessen genügte schon eine flüchtige Betrachtung, um mich zu überzeugen, dass diese Art zwar der vorhergehenden (Taf. 33) nächst verwandt, aber zugleich speeifisch verschieden sei. Besonders auffallend ist die verschiedene Form und Zahl der Randlappen. Während bei Himantostoma lorifera auf jeden Octanten 6 vorspringende Velar-Lappen kommen, welche durch eine Einkerbung zweilappig erscheinen, finden sich hingegen bei H. flagellata in jedem Octanten 8 stumpfe, abgerundete, nicht gekerbte, nur wenig vorspringende Velar-Lappen. Ferner sind die beiden Ocular-Läppchen jedes Rhopalium bei der ersteren ganz rudimentär und stumpf, bei der letzteren vorspringend, fast spreitzend, und spitz. Endlich scheinen auch die Arme bei H. lorifera länger und stärker zu sein als bei H. flagellata. Grösse: Schirmbreite 200 Mm., Schirmhöhe 50 Mm.; Armlänge 300 Mm. Fundort: Nord-Pacifischer Ocean; Sandwich-Inseln, Eyvoux et Sourever, Baruıev. 630 oRDO: DISCOMEDUSAE. ramıLıa: CRAMBESSIDAE. XXXIIC. Dritte Subfamilie der Crambessiden: LEPTOBRACHIDAR, L. Acassız (1862). Crambessiden ohne freie Oberarme, sowie mit bandförmigen, sehr verlängerten und dünnen Unterarmen, welche grösstentheils nackt sind und nur am distalen Ende ein quastenförmiges Büschel von Saugkrausen tragen. 235. Genus: LEPTOBRACHIA, Braxor (1838). Aesırös = dünn, Poayiov = Arm. Genus-Diagnose: Crambesside ohne freie Oberarme, mit bandförmigen, sehr langen und dünnen Unterarmen, welche nur gegen das distale Ende, oberhalb eines Terminal-Knopfes, Saugkrausen tragen. Mundkreuz-Naht vierstrahlig, ohne besondere Zotten-Rosette. Das Genus Leptobrachia wurde 1838 von BRANDT (l. c.) für eine polynesische Crambesside aufgestellt, welche Cranisso und EYSENHARDT (1821 1. c.) als Rhizostoma leptopus beschrieben und abgebildet hatten. Es bildet diese eigenthümliche Crambesside, zusammen mit der nächstfolgenden letzten Rhizostomen-Gattung Leonura, die besondere Subfamilie der Leptobrachiden. Dieselbe schliesst sich hinsichtlich ihrer gesammten Organisation unmittelbar an die vorhergehende Subfamilie der Himantostomiden an, unterscheidet sich aber von ihr dadurch, dass die Saugkrausen am grössten Theile der verlängerten riemenförmigen Arme verloren gegangen und nur in einer dreilappigen. Quaste am Ende derselben (sowie bei Leonura an der Mundkreuz-Naht) erhalten geblieben sind. Die 8 langen Arme bilden gewissermaassen nur die dünnen Stiele für diese terminalen Krausen-Anhänge. Wir finden somit in diesen beiden eigenthümlichen Leptobrachiden-Gattungen eine weitgehende Umbildung und Rückbildung der Wurzelarme vor, welche dieselben an das Ende der Rhizostomen-Reihe stellt und somit zugleich den Abschluss des Acraspeden-Systems bildet. Ausser der typischen Leptobrachia leptopus zog L. Acassız (1862 1. c.) zu dieser Gattung auch noch das Rhizostoma loriferum von EHRENBERG, welches aber vielmehr zu Himantostoma gehört. 579. Species: Leptobrachia leptopus, Braxor. Leptobrachia leptopus BrAnpr, 1838; Bulletin Acad. Petersb. Tom. I, Nr. 24, p. 191. Leptobrachia leptopus, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 154. Rhizostoma leptopus, Cmamisso et EysenHArpt, 1821; Nova Acta phys. med. N. C. Tom. X, p. 356, Taf. 27. Khizostoma leptopus, EscHscHoLtz, 1829; System der Acalephen, p. 52. Rhizostoma leptocephalus, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 298. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, mit 48 Randlappen? (in jedem Octanten 4 recht- eckige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen Oeular-Lappen?). Subgenital-Ostien doppelt so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Mundkreuz-Naht glatt. Arme sehr lang und dünn, bandförmig, ungefähr doppelt so lang als der Schirm-Durchmesser, am Ende mit einem quastenförmigen Zottenbüschel, aus welchem ein spitzer dreikantiger Terminal-Knopf vortritt. Specielle Beschreibung fehlt. Die kurze Diagnose, welche Cuamisso und EysexHarpr (1821, 1. c. p. 356) von dieser Crambesside gegeben haben, genügt nicht, um ihre wahre Organisation zu verstehen. Indessen glaube ich auf Grund der von ihnen gegebenen Abbildung (Taf. XXVII) dieselbe mit Sicherheit als nächste Verwandte der nachfolgenden, von mir selbst untersuchten Leonura betrachten und danach auch die Einzelheiten jener Abbildung deuten zu dürfen. Die 32 röthlich -violetten Flecken des „ganzrandigen“ Schirmrandes dürften 32 rechteckige, mit den Seitenrändern verwachsene Velar-Lappen andeuten (4 in jedem Octanten). Die 16 kleinen Ocular-Lappen zwischen denselben, sowie die Rhopalien, sind in der Figur nicht angegeben. Die „concentrischen Streifen gegen den Schirm- rand hin“ sind die Muskelringe der Subumbrella. Die 4 breiten Subgenital-Ostien der letzteren, sowie die 4 halb so breiten Pfeiler zwischen ihnen, sind in der Figur sehr gut wiedergegeben, während der Abgang der 8 dünnen Arme von der quadratischen Armscheibe nicht richtig dargestellt ist, wie schon L. Agassız vermuthete (1862, 1. e. p- 134 unten). Die Figur zeigt 4 perradiale und 4 interradiale Arme, während in der That bei allen Rhizostomen ohne Ausnahme 8 adradiale Arme vorhanden sind, hervorgegangen aus der Gabeltheilung der 4 perradialen Pfeiler oder Armwurzeln. Die 4 perradialen Schenkel des centralen Genital-Kreuzes sind in der Figur richtig gezeichnet. FAMILIA: CRAMBESSIDAE. Genus: LEONURA. 631 Farbe: Blass violett; Randlappen, Armkanten und terminale Saugkrausen dunkel violett, Gonaden-Kreuz gelb. Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. — Ontogenie unbekannt. Fundort: Tropengürtel des pacifischen Oceans; Radack-Inseln, Cnanisso. 236. Genus: LEONURA, Harcker; novum genus. A&wv —= Löwe; ove«& —= Schwanz. Genus-Diagnose: Ürambesside ohne freie Oberarme, mit bandförmigen, sehr langen und dünnen Unterarmen, welche nur gegen das distale Ende, oberhalb eines Terminal-Knopfes, Saugkrausen tragen. Mundkreuz-Naht achtstrahlig, mit 8 adradialen Saugkrausen, die eine besondere Zotten-Rosette um das Centrum der Armscheibe bilden. Das Genus Leonura (oder Leontura), von dem ich eine südpacifische, in der Nähe von Neuseeland gefundene Art untersuchen konnte, schliesst sich unmittelbar an die vorhergehende Leptobrachia an; während aber bei dieser letzteren sich die Saugkrausen-Bildung auf die terminalen Quasten der bandförmigen Arme beschränkt, besitzt erstere ausserdem noch eine achtstrahlige Krausen-Rosette im Centrum der Armscheibe. Leptobrachia verhält sich somit zu Leonura ähnlich wie Versura zu Orossostoma. Die Ontogenie ist von dieser, wie von allen übrigen Crambessiden, noch ganz unbekannt. Species- 580. Species: Diagnose: Leonura leptura, HaeckeL; nova species. Schirm flach scheibenförmig, mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 rechteckige Velar-Lappen zwischen 2 spitzen dreieckigen Ocular-Lappen). Subgenital-Ostien 3 mal so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Mundkreuz-Naht der Armscheibe mit achtstrahliger Zotten- Rosette, deren 8 Strahlen paarweise eonfluiren. Arme sehr lang und dünn, bandförmig, fast 3mal so lang als der Schirm -Durchmesser, am Ende mit einem quastenförmigen Zottenbüschel, welches einen spitzen dreikantigen Terminal-Knopf umschliesst. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später im „Spicilegium Medusarum“. Im wesentlichen Bau und im ganzen Habitus ist Leonura leptura der Leptobrachia leptopus sehr ähnlich, unterscheidet sich aber sogleich durch die auffallende Zotten-Rosette an der Mundscheibe, sowie durch die Endquaste der Arme, deren Krausenbüschel den Terminal-Knopf völlig umschliesst (ähnlich wie die Schwanzquaste des Löwen seinen Schwanzstachel). Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 50 Mm. — Ontogenie unbekannt. Süd-Paeifischer Ocean, in der Nähe von Neuseeland, Weskr. Grösse: Fundort: Anhang zum System der Acraspeden: Uebersicht über einige Hauptorgane bei den Stammformen der 4 Ordnungen. Ordnungen: I. Stauromedusae. | II. Peromedusae. III. Cubomedusae. | IV. Discomedusae. Stammformen : Tessera. Pericolpa. Procharagma. Ephyra. Tentakeln . 4 perradiale und 4 in-|4 perradiale 4 interradiale 8 adradiale terradiale Sinneskolben . fehlen |4 interradiale 4 perradiale 4 perradiale und 4 in- terradiale Radialtaschen 4 weite perradiale Ta-|4 weite perradiale Ta- 4 weite perradiale Ta-|8 rhopalare Taschen (4 schen, durch 4 inter- schen zu einem Ring-| schen, durch 4 lange| perradiale und 4 in- radiale Septal-Leisten| Sinus vereinigt, nur| interradiale Septal-, terradiale) durch 8 getrennt durch 4 kleine Knoten| Leisten getrennt. adradiale Leisten ge- getrennt trennt Gonaden 4 hufeisenförmige Wül-|4 Paar dicke Krausen |4 Paar dünne Blätter, 4 hufeisenförmige inter- ste in der Subumbral- in der subumbralen, frei in den Radial-, radiale Wülste in der Wand der Magenta-| Wand des Ring-Sinus.) Taschen, längs deren Subumbral-Wand des schen Septen angeheftet Central-Magens. 652 ANALYTISCHE TABELLE ZUR BESTIMMUNG DER ACRASPEDEN-FAMILIEN. Analytische 'Tabelle zur Bestimmung der Acraspeden-Familien. 2 Die mit einem * versehenen Familien sind neu. Die horizontale Grenzlinie T—E scheidet die beiden Sublegionen der Tesseronien und Ephyronien (vergl. p. 362). Erste Sublegion der Acraspeden: TESSERONIAE (vel Tetraperiae) (— vergl. oben p. 362, 364 —). — TESSOMEDUSAE. Acraspeden mit viertheiligem Schirmkranz, hochgewölb- tem Schirm und bursalen Gonaden. [— Meistens 8, seltener 4, Geschlechtsdrü- sen in der Subumbral-Wand von 4 weiten, perradialen Magentaschen —]. Sinnes- kolben 4 (niemals mehr), nur bei den Stauromedusen fehlend oder durch einfache Tentakeln vertreten. — Ge- meinsame Stammform aller Tesseronien ist Tessera (ohne Sinneskolben, mit 4 perradialen und 4 interra- dialen Tentakeln). # I. Ordnung (p. 363). STAURONEDUSAE. Acraspeden ohne Sinneskolben. 4 Paar adradiale (oder 4 ein- fache hufeisenförmige, inter- radiale) Gonaden in der Sub- umbral-Wand von 4 weiten perradialen Magentaschen. Schirmrand einfach, unge- theilt, ohne hohle Arme oder Randlappen, mit ein- fachen Tentakeln. Schirmrand mit 8 adradialen hohlen Armen oder Rand- lappen, deren jeder ein Ten- takel-Büschel trägt. II. Ordnung (p. 396). PERONEDUSNAE. 4 interradiale Sinneskolben. 4 Paar krausenförmige Gonaden in der Subumbral-Wand eines weiten Ring-Sinus, der aus 4 weiten perradialen Magenta- schen zusammengesetzt ist. III. Ordnung (p. 425) CUBONEDUSAE. 4 perradiale Sinneskolben. 4 Paar blattförmige Gonaden frei in 4 weite perradiale Magen- taschen hineinragend, längs deren schmalen Septen sie mit einem Rande befestigt sind. Tentakeln und 8 adradialen Randlappen. Feston-Canal mit 16 Lappentaschen. (4 perradialen und 8 adra- dialen), sowie mit 16 Rand- lappen. Feston-Canal mit 32 Lappentaschen. interradialen Tentakeln. 8 Randtaschen oberhalb des Velarium. Schirmrand mit 4 interradia- len Tentakel-Bündeln. 16 | Schirmrand mit 4 einfachen | Randtaschen im Velarium. ıSchirmrand mit 4 perradialen Schirmrand mit 12 Tentakeln 118 Tesseridae, * p. 371. . Lucernaridae, p. 379. . Pericolpidae, * p. 411. . Periphyllidae, * p. 415. . Charybdeidae, p. 433. . Chirodropidae, * p. 445. Zweite Sublegion der Acraspeden: EPHYRONIAE (vel Octoperiae) (— vergl. oben p. 362, 450 —). — IV. Ordnung der Acraspeden: —= DISCONEDUSAR p- 450). Acraspeden mit achttheiligem Sehirmkranz, flachgewölb- tem Schirm und gastralen Gonaden. [— Meistens 4, seltener 8, Geschlechtsdrü- sen in der Subumbral-Wand des flachen, scheibenförmi- gen Central-Magens —|. Sinneskolben mindestens 8 (4 perradiale und 4 inter- radiale), bisweilen 12, 16 oder 32. Gemeinsame Stammform aller Ephyro- nien ist Ephyra (mit 4 per- radialen und 4 interradialen Sinneskolben, sowie mit 8 adradialen Tentakeln). Tr zz zz EEE EEE ee se nn IVA. Erste Discomedusen-Gruppe: CANNOSTOMAE (p. 476). Mundrohr einfach, vierseitig- prismatisch, ohne Mundarme. Centrale Mundöffnung einfach. Tentakeln solid, meist kurz. näle. Kein Ringcanal. Radial-Taschen breit, mit zahl- reichen verästelten blinden Lappen-Canä canal. Radial-Taschen breit, einfach, ohne verästelte Lappen-Ca- näle. Kein Ringcanal. Radial-Taschen breit, mit zahl- reichen verästelten blinden Lappen-Canälen. Kein Ring- canal. en. Kein Ring- IVB. Zweite Discomedusen-Gruppe: SEMOSTOMAE (p. 499). Mundrohr in 4 ansehnliche, per- radiale, faltige Mundarme ge- spalten. Centrale Mundöffnung zwischen denselben einfach, im Radial-Taschen breit, einfach, ohne verästelte Lappen-Ca- | 2 SEHE Radial-Canäle schmal, einfach, Querschnitt kreuzförmig. Ra- FE R 0 2 ns ee unverästelt, durch einen diale Fortsätze der Magenhöhle RN TE: Er: ı e > Ringcanal unter einander bald breite Taschen, bald enge E verbunden. Canäle (letztere mit Ringcanal). Tentakeln hohl (meist lang). einen Ringcanal verbunden. getrennte Subgenitalhöhlen. Mundarme nur mit ventra- len Saugkrausen. IV C. Dritte Discomedusen-Gruppe: RINZOSTOMAER (p. 560). (4 Mundrohr durch eine dieke Arm- | 4 getrennte Subgenitalhöhlen. scheibe vertreten, von welcher Mundarme mit dorsalen und 8 adradiale wurzelförmige ventralen Saugkrausen. Mundarme abgehen. Centrale Mundöffnung obliterirt; statt deren zahlreiche Mundspalten an den Saugkrausen der Mund- arme. Radial-Canäle schmal, verästelt, durch einen Ring- canal verbunden. Tentakeln fehlen vollständig. Ein einziger centraler Sub- genital-Porticus. Mundarme nur mit ventralen Saug- krausen. Ein einziger centraler Sub- genital-Porticus. Mundarme mit dorsalen und ventralen Saugkrausen. Radial-Canäle schmal, alle oder zum Theil verästelt, durch 10. il, 12. 13. 14. 15. 16. E . Ephyridae, * p. 476. . Linergidae, * p. 490. . Pelagidae, p. 499. Cyaneidae, p. 518. Flosculidae, * p. 535. Ulmaridae, * p. 539. Toreumidae, * p. 560. Pilemidae, * p. 579. Versuridae, * p. 600. Crambessidae, p. 614. Anhang zum System der Medusen. Acht Nachträge zur Vervollständigung des Systems. Erster Nachtrag: Diagnosen von vier neuen Acraspeden-Genera. 237. Genus: TESSERARIA, Harcker; novum genus. Tesserarius = Zur Tessera gehörig. Ordnung der Stauromedusen, Familie der Tesseriden (p. 371, 373). Genus-Diagnose: Tesseride ohne Schirmstiel, mit Scheitel-Aufsatz; mit zahlreichen soliden Tentakeln am Schirmrande, in einer Reihe (32—64 oder mehr). (Vergl. unten die Species-Diagnose von Tesseraria scyphomeda). 238. Genus: DRYMONEMA, Harcxer; novum genus. devuos = Wald; vjue — Faden. Ordnung der Discomedusen, Familie der Cyaneiden (p. 518, 523). Genus-Diagnose: Cyaneide mit 8 Sinneskolben, welche weit vom Schirmrande entfernt in tiefen Nischen der Subumbrella liegen. Tentakeln sehr zahlreich, unregelmässig über die ganze Fläche der Subumbrella zerstreut und zwischen zahlreichen, starken, dendritisch verästelten, radialen Gallert- leisten derselben inserirt. (Vergl. unten die Species-Diagnose von Drymonema dalmatinum). 239. Genus: AURICOMA, Harcxer; novum genus. Auricoma — Die Goldhaarige. Ordnung der Discomedusen, Familie der Ulmariden (p. 539, 544). Genus-Diagnose: Ulmaride mit 16 Sinneskolben und mit 8 breiten adradialen Velar-Lappen, deren jeder auf seiner exumbralen Oberseite, eine Strecke vom Schirmrande entfernt, eine Reihe von zahlreichen kurzen Tentakeln trägt, alternirend mit eben so vielen kleinen Dorsal-Läppehen. Mund- arme einfach. (Vergl. unten die Species-Diagnose von Auricoma Aphrodite). 240. Genus: CRAMBORHIZA, Harcrer; novum genus. xodußn = Kohl; öil« = Wurzel. Ordnung der Discomedusen, Familie der Crambessiden (p. 614, 618). Genus-Diagnose: ÜCrambesside mit freien starken Oberarmen und mit kräftigen, dreikantig- pyramidalen Unterarmen, deren 3 gelappte oder gefiederte Flügel zwischen den büschelförmigen Saug- krausen zahlreiche lange Peitschen-Filamente tragen. (Vergl. unten die Species-Diagnose von Cramborhiza macronema). Haeckel, System der Medusen. s0 Jen. Denkschriften 1. 634 ZWEITER NACHTRAG: Zweiter Nachtrag: Diagnosen von 36 Medusen-Arten, welche theils neu sind, theils bisher nicht genügend diagnostieirt waren. I. Ordnung: ANTHOMEDUSAR (p. 3). 581. Species: Codonium conicum, HarcreL; nova species (vergl. p. 13). Species-Diagnose: Schirm kegelförmig, 3mal so hoch als breit. Das obere Drittel des Kegels nimmt der spitze konische Scheitelaufsatz ein, der von einem Stiel-Canal bis zur Spitze durch- zogen ist. Magenrohr fast kugelig, nur die obere Hälfte der Schirmhöhle einnehmend. Ocellar-Bulben klein, eiförmig. Tentakeln länger als die Schirmhöhe. Specielle Beschreibung: Codonium conicum steht im Ganzen dem (©. princeps am nächsten (p. 13, Taf. I, Fig. 1). Sie unterscheidet sich aber von dieser und den verwandten Arten durch den grossen gallertigen Scheitel- Aufsatz des kegelförmigen Schirms, der sich ähnlich wie bei Tiara pileata verhält (Taf. III, Fig. 8) und durch eine Einschnürung von der unteren Hälfte der Umbrella abgesetzt ist. Der subsphärische Magen trägt unter- halb des breiten Gonaden-Ringes ein kurzes cylindrisches Schlundrohr, wie Codonium codonophorum (Taf. I, Fig. 5). Grösse: Schirmbreite 12 Mm., Schirmhöhe 4 Mm. Fundort: Indischer Ocean, Russe. 582. Species: (ytaeis exigua, Harckeı (vergl. p. 73). Podocoryne carnea, GROBBEN (— non Sars! —), 1875; Sitzungsber. Wien. Acad. Vol. 72, Taf. I, I. Species-Diagnose: Schirm eiförmig, etwas höher als breit. Magen umgekehrt kegelförmig, kaum bis zur Mitte der Schirmhöhle hinabreichend. Gonaden 4 lanzettförmige perradiale Wülste in der Magenwand. 4 einfache, sehr kurze Mundgriffel, kaum 4 so lang als der Magen. 4 Tentakeln eylindrisch, kürzer als der Schirm-Durchmesser. Ocellar-Bulben klein, konisch. Specielle Beschreibung und Abbildung bei GROBBEN (l. c.). Derselbe gab eine genaue Darstellung ihres feineren Baues und ihrer Entwickelung, identificirte sie jedoch irrthümlich mit Dysmorphosa carnea (p. 77), welche in entwickeltem und geschlechtsreifem Zustande 3 Tentakeln besitzt. Die Polypen-Ammen beider Cytaeiden scheinen gleich zu sein (Podocoryne carnea). Von der nächstverwandten Oytaeis tetrastyla, ESCHSCHOLTZ (p. 73), unterscheidet sich ©. exigua durch die sehr verschiedenen Grössen -Verhältnisse des Magens, der Mundgriffel und der Tentakeln. Die Gonaden beschreibt GROBBEN irrthümlich als 4 „interradiäre“ Wülste, bildet sie aber richtig perradial ab (Fig. 19). Grösse: Schirmbreite 1 Mm., Schirmhöhe 1,2 Mm. Fundort: Mittelmeer; Neapel, Grossen. 583. Species: Lizzella hyalina, Hırckeı (vergl. p. 83). Circe hyalina, P. J. Van BENEDEn, 1366; Faune littorale Belge, p. 95, Pl. III, Fig. 14. ? Bougainvillea species, MERESCHKOWSKY, 1579; Ann. Mag. N. H. Vol. III, p. 179, Pl. XX, Fig. 6, 7. Speeies-Diagnose: Schirm halbkugelig bis eiförmig. Magen eiförmig, doppelt so lang als sein konischer Stiel. Gonaden 4 eiförmige, quer gerippte Wülste in der Magenwand. 4 einfache Mund- griffel halb so lang als der Magen. 8 Tentakel-Bündel, jedes mit 3—4 kurzen Randfäden. Specielle Beschreibung und Abbildung bei P. J. Van BENEDEn, der diese Margelide zu den Aglauriden (Circe!) stellte. Ich habe mich jedoch kürzlich an Exemplaren, welche ich selbst im Canal de la Manche beobach- tete, überzeugt, dass dieselbe eine echte Lizzella, aus der Subfamilie der Lizusiden ist. Wie bei allen Margeliden sind nur 4 schmale Radial-Canäle vorhanden. Was VAn BENEDEn als 8 Canäle beschreibt, sind die Längsmuskeln der Subumbrella. Von der japanischen Lizzella octella (p. 34) unterscheidet sich diese europäische Art durch 4 einfache Mundgriffel und 3—4 kurze Tentakeln in jedem der 38 Bündel. Farbe: Magen, Gonaden, und Tentakel-Bulben schwarzbraun. DIAGNOSEN NEUER MEDUSEN-ARTEN. 635 Grösse: Schirmbreite 6 Mm., Schirmhöhe 4 Mm. Fundort: Belgische Küsten, Van Beneven; Normandie, Granville, Harcker. 584. Species: Margelis zygonema, Harckeı (vergl. p. 87). ? Bougainvillea dinema, GREEN, 1857; Nat. Hist. Revew, Vol. IV, p. 246, Pl. XV, Fig. 6. Species-Diagnose: Schirm eiförmig, gegen die Mündung verengert, 14mal so hoch als breit. Magen rundlich - vierseitig, schmäler als die Tentakel-Bulben, kaum 4 so lang als die Schirm- höhe. Gonaden 4 interradiale, dreieckig-eiförmige Wülste. 4 Mundgriffel —5 mal dichotom, das mitt- lere Drittel der Schirmhöhle füllend. 4 Tentakel-Bulben breit nierenförmig, halb so breit als ihre Intervalle; jeder Bulbus mit 10—12 Ocellar-Lappen, aber nur 2 entwickelten Tentakeln (einer an jedem Ende des Bulbus). Specielle Beschreibung: Margelis zygonema, welche ich 1876 an der Ostküste von Irland, unweit Dublin (bei der Insel „Irelands’ Eye“) beobachtete, ist wahrscheinlich identisch mit der Margelide, welche GREEN am gleichen Orte auffand und als Dougainvillea dinema beschrieb. Indessen ist bei der von mir untersuchten Form der Magen beträchtlich kleiner, als der reich verästelte Busch der Mundgriffel. Characteristisch sind die eigenthümlichen Ocellar-Bulben, deren jeder 10—12 Lappen mit Ocellen, aber nur ein paar entwickelte Tentakeln (an beiden Seiten) trägt; die S—10 mittleren Tentakeln jedes Bulbus sind wahrscheinlich rückgebildet (vergl. p. 35). Farbe: Magen, Gonaden und Tentakel-Bulben gelb. Grösse: Schirmbreite 6—8 Mm., Schirmhöhe 10—12 Mm. Fundort: Ostküste von Irland, Green; Irelands’ Eye, Harcker. 585. Species: Hippocrene pyramidata, Hırcxer (vergl. p. 90). ? Hippocrene pyramidata, Forses, 1853; Transact. Edinburgh. Soc. Vol. XX, p. 312, PI.X, Fig. 4 (juvenis?). Species-Diagnose: Schirm fast kugelig. Magen vierseitig-pyramidal, mit breiter quadra- tischer Basis den ganzen Grund der Schirmhöhle erfüllend, gegen den Mund zugespitzt. Gonaden 4 interradiale, gleichseitig-dreieckige Platten (in den 4 Seiten der umgekehrten Magen - Pyramide). 4 Mundgriffel doppelt gabelspaltig. 4 Tentakel-Bulben breit nierenförmig, jeder mit 6—8 Fäden, die etwas kürzer als der Schirm-Durchmesser sind. Specielle Beschreibung: Hippocrene pyramidata beobachtete ich im letzten Herbst (1879) an der West- küste von Schottland, woselbst früher FORBES die unter diesem Namen (l. c.) abgebildete Art entdeckt hatte. Obwohl Letzterer nur einfach gabelspaltige Mundsriffel und nur 2 Tentakeln an jedem Bulbus beschreibt, halte ich es doch für sehr wahrscheinlich, dass beide Arten identisch sind. Vermuthlich stellen die von mir beobachteten, doppelt so grossen Exemplare den älteren Zustand dar. Farbe: Magen, Gonaden und Tentakel-Bulben orangegelb. Ocellen schwarz. Grösse: Schirmbreite 6—8 Mm., Schirmhöhe 6—8 Mm. Fundort: Westküste von Schottland; Mull, Forses; Insel Handa, Harcxerı. 586. Species: Nemopsis crucifera, Haeckeı (vergl. p. 92). Hippocrene crucifera, FORBES, 1853; Transact. Edinburgh Soc. Vol. XX, p. 313, Pl.X, Fig. 5. Species-Diagnose: Schirm fast kugelig. Magen kubisch, mit quadratischer Basis sitzend. Schlundrohr kürzer als der Magen. Gonaden 4 eylindrische Säcke, welche von den Magenkanten sich » bis zur Mitte der Radial-Canäle fortsetzen. 4 Mundgriffel klein, doppelt gabelspaltig. 4 Tentakel- Bulben breit nierenförmig, an jedem 2 steife aufwärts gerichtete Kolben mit axialem Ocellus, so lang als die Mundgriffel, und 4—6 längere, abwärts gerichtete Fäden mit abaxialem Ocellus. Specielle Beschreibung und Abbildung bei Forses (l. c.). Ein damit übereinstimmendes Exemplar beob- achtete ich im letzten Herbst (1879) in der Nähe von Scourie, bei der Insel Handa. Dasselbe trug an jedem Ten- takel-Bulbus die 2 characteristischen aufwärts gerichteten Tast-Kolben, welche von FORBES wohl übersehen wurden. s0* 636 ZWEITER NACHTRAG: Farbe: Magen, Gonaden und Tentakel-Bulben röthlich gelb; Ocellen schwarz. Grösse: Schirmbreite 4 Mm., Schirmhöhe 4 Mm. Fundort: Westküste von Schottland; Tobermory, Forses; Insel Handa, Hacker. I. Ordnung: LEPTOMEDUSAE (p. 111). 587. Species: Laodice salinarum, Harcker (vergl. p. 131). Cosmetira salinarum, Du Pruessıs, 1579; Ann. Mag. N. H. Vol. II, p. 355. Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, uhrglasförmig. Magen lang, flaschenförmig, länger als die Schirmhöhe. Mundlappen sehr klein. Gonaden krausenförnmig, fast die ganze Länge der Ra- dial-Canäle einnehmend. Velum sehr breit, die Schirmhöhle beinahe abschliessend. Tentakeln sehr zahlreich, mehrmals länger als der Schirm-Durchmesser, dazwischen zahlreiche Kolben (und Cirren ?). Specielle Beschreibung (ohne Abbildung) bei Du Pressiıs (1. c.). Danach steht diese Thaumantide der mediterranen Laodice eruciata (p. 132) sehr nahe und unterscheidet sich von ihr hauptsächlich durch eigenthümliche Färbung, viel geringere Grösse, längeren Magen, längere Tentakeln und besonders durch ein ausserordentlich breites Velum; letzteres kann die Schirmhöhle gleich einem Diaphragma fast ganz abschliessen, so dass bloss in der Mitte eine enge Oeffnung zum Durchtritt des flaschenförmigen Magenschlauches bleibt. Von grossem Interesse aber ist diese kleine Meduse als Bewohnerin stinkender, mit Algen dicht gefüllter Salzwasser - Gräben und putrider Abzugs- Canäle von Salinen. Sie findet sich heerdenweise unter den Algen versteckt, an deren Fäden sie sich mit den Tentakeln anklammert. Ihre Unterschiede von der Stammform Zaodice eruciata sind ohne Zweifel durch Anpassung an diese eigenthümliche Lebensweise entstanden. Farbe: Canäle und Velum roth; Magen und Gonaden malachit-grün; Tentakeln schwarz. arösse: Schirmbreite 10—20 Mm., Schirmhöhe 4-8 Mm. Fundort: Salinengräben in der Nähe von Cette, bei Montpellier; Du Pressıs. 588. Species: Polyorchis saltatrix, Hırcker (vergl. p. 149). Medusa saltatrix, Tıvesıus, 1318; M&m. Acad. Petersb. Tom. VI, p. 554, Taf. XVII. Spirocodon saltatrix, HAEcKEL, 1879; in litteris. Species-Diagnose: Schirm hoch gewölbt, glockenförmig, etwas höher als breit. Magen eylindrisch, bis zur Velar-Ebene hinabreichend, mit 4 grossen gardinenförmigen Mundlappen. Im oberen Proximal- Theile jedes der 4 gefiederten Radial-Canäle eine herabhängende, eylindrische, spiralig auf- gerollte Gonade. Jeder Canal mit sehr zahlreichen Paaren von gegenständigen Fiederästen, von denen die distalen selbst wieder gefiedert sind. Dendritische blinde Centripetal-Canäle am Ringeanal. Sehr zahlreiche (in 8 Gruppen dichtgedrängte) Tentakeln am Schirmrande. Specielle Beschreibung und leidliche Abbildung bei Tıresıus (l. c.). Derselbe entdeckte diese ausge- zeichnete Cannotide im März 1805 im Hafen von Nangasaki (Japan). Seine Darstellung ist im Ganzen richtig, wurde aber von keinem nachfolgenden Autor (— auch nicht von EscHscHoLtz und von Acassız —) erwähnt. Durch Herrn Dr. HILGENDORF, welcher vor einigen Jahren die Meduse in der Nähe von Yeddo wiederfand, erhielt ich 2 wohlcon- servirte Spiritus-Exemplare, deren ausführliche Beschreibung und Abbildung demnächst folgen wird. Von den anderen (ebenfalls pacifischen) Species des Genus Polyorchis unterscheidet sich diese Art auffallend durch die 4 grossen, kork- zieherförmigen Spiral-Gonaden, die dendritischen Centripetal-Canäle, welche vom Ringceanal ausgehen, die gardinenförmigen Mundlappen und die 3 einspringenden Tentakel-Gruppen. Es dürfte daher richtiger sein, sie zum Typus eines neuen Genus zu erheben: Spirocodon saltatrix. Farbe: Magen und Öcellar-Bulben roth, Gonaden blaugrün, Tentakeln und Canäle milchweiss. Grösse: Schirmbreite 40—60 Mm., Schirmhöhe 60—80 Mm. Fundort: Japan; Hafen von Nangasaki und Megasaki, Tıresius; Yeddo, Hırcennorr. 589. Species: Dipleurosoma irregulare, Hırcxeı (vergl. p. 155). ? Ametrangia hemisphaerica, ALLmAN, 1873; „Nature“, London, Vol. IX, Nr. 213; 27. November, p. 73. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, 2—3 mal so breit als hoch. Magen kurz, amphi- DIAGNOSEN NEUER MEDUSEN-ARTEN. 637 theet comprimirt, an beiden Enden in 3 Haupt-Canäle ausgehend, welche mehrere ganz unregelmässige (theils blinde, theils in den Ringcanal mündende) Nebenäste treiben. 6 eiförmige Gonaden am Proxi- mal-Ende der Radial-Canäle. 100—150 sehr lange Tentakeln, 6—8mal so lang als der Schirm- Durchmesser. Specielle Beschreibung: Dipleurosoma irregulare beobachtete ich im letzten Herbste (1879) während meines Aufenthaltes an der Südküste von England in einem kleinen Schwarme von einem Dutzend Exemplaren, die sich durch die auffallende Ungleichheit ihrer Gestaltung und besonders durch die unregelmässige Form ihrer Canal- Verästelung auszeichneten. Bei einigen Exemplaren gab jeder der 6 Radial-Canäle in seiner Distalhälfte nur 2—3 ungleiche Aeste jederseits ab (ähnlich wie D. amphithectum, p. 155, Taf. IX, Fig. 9); andere hingegen zeigten deren 4— 10, von ganz ungleicher Grösse und regellosem Verlaufe. Nur ein Theil der Canal-Aeste mündete in den Ring- canal, während ein anderer Theil blind endigte. Ferner zeigten 2 jüngere Personen nur 3 Radial-Canäle und ein kleines Individuum 4. Ein grosses Individuum zeigte in der Transversal-Ebene, welche senkrecht auf der Längsaxe des amphithecten spindelförmigen Magens stand, beiderseits eine tiefe Einkerbung des Schirmrandes, als ob es sich theilen wolle. Ich vermuthe daher, dass diese Species (ähnlich wie Mesonema pensile, p. 226) sich durch Theilung _ vermehrt, und dass die dreistrahlige Cannotide, welche Arıman an der Südküste von Irland fand und (l. c. p. 73) als Ametrangia hemisphaerica beschrieb, auf Theilhälften dieser Art zu beziehen ist. Derselbe beobachtete in den 3 eiförmigen Gonaden derselben (in der ungetheilten Proximal-Hälfte der Radial-Canäle) gefurchte Eier und flimmer- lose Gastrula-Larven auf verschiedenen Entwickelungsstufen (— also Hypogenesis einer Leptomeduse!! —). Die von mir beobachteten Thiere zeigten nur erst die unreife Anlage der Gonaden an jenen Stellen. Grösse: Schirmbreite 8—12 Mm., Schirmhöhe 3—4 Mm. Fundort: Südküste von Irland, Arınan; Südküste von England, in der Nähe von Porto bello, bei Brighton, Harcker. Il. Ordnung: TRACHOMEDUSAB (p. 234. 590. Species: Petasata Rabbeana, Hırexen; nova species (vergl. p. 249). Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch. Magen eylindrisch, doppelt so lang als die Schirmhöhe. Mund mit 4 lanzettförmigen spitzen Lappen. Gonaden 8 spin- delförmige Säcke in der distalen Hälfte der Radial-Canäle Tentakeln solid, eylindrisch, am Ende kolbenförmig; die 4 perradialen doppelt so lang, die 4 interradialen eben so lang als die Schirmbreite. 8 adradiale Hörkölbehen in der Mitte zwischen den Tentakeln, langgestielt. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Ich benenne diese interessante Petaside zu Ehren ihres Entdeckers, des Herrn Capitain H. RABBE in Bremen, dessen wissenschaftlichem Interesse und fleissigem Sammel- Eifer ich eine grosse Zahl vortrefflich erhaltener neuer Medusen-Arten verdanke. Von der Petasata eucope (p. 249, Taf. XVIII, Fig. 3) unterscheidet sich diese Species durch die verschiedenen Grössen - Verhältnisse des Magens und der Tentakeln, sowie durch die Lage und Form der Mundlappen. Grösse: Schirmbreite 10 Mm., Schirmhöhe 5 Mm. Fundort: Indischer Ocean, südlich von Madagascar, Raser. 591. Species: Aglisera invertens, Harcker (vergl. p. 276). Circe invertens, ALLman, 1873; „Nature“, London, Vol. IX, Nr. 213; 27. November, p. 74. Species-Diagnose: Schirm hoch gewölbt, eylindrisch, mit konischem Scheitel-Aufsatz, dop- pelt so hoch als breit. Magenstiel eylindrisch, 3 so lang als die Schirmhöhe. Magen klein, mit den Mundlappen fast bis zur Schirmhöhlen-Mündung reichend. 8 Gonaden eylindrisch, im Grunde der Schirmhöhle an der Subumbrella angeheftet. 80 sehr kurze Tentakeln. . 16 marginale Hörkölbehen. Specielle Beschreibung (ohne Abbildung) bei Aruman (l. c.). Da derselbe die 16 Hörkölbchen ausdrück- lich erwähnt, ist diese Art zur Gattung Aglisera zu stellen (p. 276). Sie unterscheidet sich von den anderen beiden Species derselben durch breiteren Schirm und längeren Magenstiel, sowie durch 80 Tentakeln. Grösse: Schirmbreite 10—12 Mm., Schirmhöhe 5—6 Mm. Fundort: Südküste von Irland, Arrman. 638 ZWEITER NACHTRAG: IV. Ordnung: NARCOMEDUSAE (p. 299). 592. Species: Solmaris Weberi, Hırcker; nova Species (vergl. p. 355). Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 3mal so breit als hoch. Am Schirm- kragen 27 rechteckige Lappen, etwa 4 so lang als der Linsen-Radius. Geschlechtsgürtel sehr breit, fast die ganze untere Fläche der Magenwand einnehmend, durch 8 radiale Furchen in 8 glatte keil- förmige Lappen getheilt. 27 Tentakeln dünn, ungefähr so lang als die Schirmbreite. 27 Hörkölbchen (eines an jedem Lappen). Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Ich benenne diese schöne Art zu Ehren des Herrn Capitain WEBER, dessen wissenschaftlichem Interesse und fleissigem Sammeln ich eine grosse Zahl pacifischer, trefi- lich erhaltener neuer Medusen-Arten verdanke. Von der nächstverwandten Solmaris Godeffroyi (p. 355, Taf. XIX, Fig. 12) unterscheidet sich diese Art durch die grössere Zahl und Länge der Tentakeln und der Kragenlappen, deren jeder nur ein Hörkölbchen trägt, sowie durch die glatte Oberfläche der 8 keilförmigen Lappen des Gonaden - Gürtels. Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe 16 Mm. Fundort: Tropenzone des pacifischen Oceans, Wesen. V. Ordnung: STAUROMEDUSAE (p. 363, 370). 593. Species: Tessera typus, Harcker; nova species (vergl. p. 374). Species-Diagnose: Schirm vierseitig, fast würfelförmig, oben mit einem vierkantig- pyra- midalen Scheitel-Aufsatz und Stiel-Canal. 4 kurze Reihen von Gastral-Filamenten längs der 4 inter- radialen Taeniolen, innerhalb des Central-Magens. Mundrohr vierseitig-prismatisch, kaum halb so lang als der Schirm-Radius, mit vierlappiger Mundöffnung. 4 einfache Gonaden hufeisenförmig, in der Pro- ximal-Hälfte der Subumbrella. Alle 8 Tentakeln von gleicher Länge, solid, eylindrisch, zugespitzt, ungefähr doppelt so lang als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Gleich der nahe verwandten Tessera princeps (p- 374, Taf. XXI, Fig. 1—6) ist auch 7. typus im Wesentlichen als ein octonemaler, frei schwimmender Scypho- polyp (Scyphostoma) zu betrachten, welcher die Peristom-Scheibe zur Subumbrella umgebildet und den peri- pherischen Magenring durch Verwachsung seiner beiden Wände an 4 interradialen Stellen („Septal-Knoten“) in 4 perradiale „Magentaschen“ abgetheilt hat. Von der oben genauer beschriebenen 7. princeps unterscheidet sich T. typus durch vierkantigen Schirm, gleiche Länge aller 8 Tentakeln, kürzeres Mundrohr, und besonders dadurch, dass jedes der 4 interradialen Taeniolen an seinem Distal-Ende. (oberhalb der Septal-Kanten) nicht ein einzelnes, sondern mehrere (6—8) kurze Gastral-Filamente in einer Reihe trägt. Grösse: Schirmbreite 8 Mm., Schirmhöhe 12 Mm. Fundort: Indischer Ocean, südlich von Madagascar, Russe. 594. Species: Tesseraria scyphomeda, HarckeL; nova species (vergl. p. 633). Speeies-Diagnose: Schirm becherförmig, 14 mal so hoch als breit, mit stielförmigem eylin- drischen Scheitel-Aufsatz und Stiel-Canal. 4 einfache Reihen von Gastral-Filamenten längs der 4 inter- radialen Taeniolen. Mundrohr vierseitig-prismatisch, halb so lang als die Schirmhöhe, mit einfacher quadratischer Mundöffnung. 4 Gonaden hufeisenförmig, in der Proximal-Hälfte der Subumbrella. 32 Tentakeln von gleicher Länge, cylindrisch, in einer Reihe am Sehirmrande, ungefähr so lang als der Schirm-Durchmesser. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Wie die octonemale Tessera (p. 374) einem medusi- formen schwimmenden Scyphopolypen (Scyphostoma) mit 8 Tentakeln, Tesserantha (p. 375) einem solchen mit 16 Tentakeln entspricht, so repräsentirt das neue Genus Tesseraria einen weiter entwickelten Zustand derselben hoch- wichtigen Form, bei welchem die Tentakel-Zahl auf 32 gestiegen ist. Gleich den genannten Gattungen ist auch dieses Genus sehr schwierig zu untersuchen, da der kleine Körper bei sehr geringer Grösse wegen des dunklen Pigments DIAGNOSEN NEUER MEDUSEN-ARTEN. 639 der Subumbrella sehr undurchsichtig ist. Soweit indess der mässige Conservations-Zustand der untersuchten beiden Spiritus-Exemplare einen Einblick in den inneren Bau derselben gestattete, ist die Organisation nicht wesentlich von Tessera verschieden (vergl. p. 374, Taf. XXI, Fig. 1—6). Grösse: Schirmbreite 10 Mm., Schirmhöhe 15 Mm. Fundort: Bass-Strasse zwischen Australien und Tasmanien; Museum GopeErFRoy. 595. Species: Depastrella Allmani, Hıeckeı (vergl. p. 376). Carduella cyathiformis, ALLmAn, 1860; Transact. Mier. Soc. Vol. VII, p. 125, Pl. V. Carduella Allmani, HArcker, 1879; in litteris (fortasse rectius!). Species-Diagnose: Schirm glockenförmig, gegen den Rand hin eingeschnürt und dann verbreitert, ungefähr eben so hoch als breit. Schirmstiel eylindrisch, einkammerig, mit mehreren (4—6) Ring-Strieturen, am Distal-Ende in eine Scheibe verbreitert. Schirmhöhle flach, mit 4 tiefen Trichter- höhlen. Mundrohr kurz, kaum 4 so lang als die Schirmhöhe. 4 Gonaden hufeisenförmig; die zuge- kehrten Schenkel von 2 benachbarten Gonaden fast bis zur Berührung genähert. 8 Prineipal-Tentakeln (4 perradiale und 4 interradiale) von gleicher Form und Grösse wie die 40 Suceursal-Tentakeln. ' Specielle Beschreibung und Abbildung bei ALLman (1860 1. c.). Nachdem ich jetzt Gelegenheit hatte, diese Species selbst zu untersuchen, habe ich mich überzeugt, dass dieselbe eine selbständige „gute Art‘ meines Genus Depastrella (p. 376) darstellt, keineswegs identisch mit der Jugendform von Depastrum cyathiforme, wie ich früher mit CLARK angenommen hatte (p. 378). Allerdings ist die jugendliche und noch nicht geschlechtsreife Larve von Depastrum unserer Depastrella höchst ähnlich. Da aber Letztere in dieser Form (mit einer Tentakel-Reihe!) geschlechtsreif wird und sich fortpflanzt, so ist sie generisch von dem entwickelten und geschlechtsreifen Depastrum (mit mehreren Tentakel-Reihen!) zu trennen. Da ALıman sein Genus Carduella für das echte Depastrum (eyathi- forme) gründete, so bleibt der Genus-Name Depastrella bestehen; die von ALLman als Carduella cyathiformis beschrie- bene Species benenne ich zu Ehren dieses trefflichen, um die Naturgeschichte der Medusen und ihrer Polypen-Ammen hoch verdienten Zoologen. Die britische Depastrella Allmani unterscheidet sich von der canarischen D. carduella durch kürzeren geringelten Stiel, flachere Schirmhöhle, viel kürzeres Mundrohr und besonders durch folgende Merk- male: Bei D. Allmani sind die entwickelten 48 Tentakeln alle von gleicher Grösse, jeder prineipale aber von den benachbarten suceursalen durch ein Tentakel-Rudiment getrennt; bei D. carduella hingegen sind die 8 principalen Tentakeln doppelt so gross als die 40 succursalen Tentakeln, welche 8 adradiale Gruppen bilden. Ferner liegen die 4 hufeisenförmigen Gonaden bei D. Allmani mit stark divergirenden Schenkeln ganz innerhalb der Trichterhöhlen, so dass ALLMAN sie sogar als 4 perradiale Doppelbänder in den Magenkanten beschreibt; in der That jedoch besteht jedes Doppelband aus den zugekehrten, sich fast berührenden (jedoch durch das Mesogon getrennten!) parallelen Schenkeln von 2 benachbarten Gonaden. Bei D. carduella hingegen divergiren die Schenkel der Hufeisen nur wenig und setzen sich in der Subumbrella bis zum Kranzmuskel fort (vergl. oben p. 376, Taf. XXI, Fig. 5—12). Farbe: Braunroth, Gonaden und Schirmrand dunkler. Grösse: Schirmbreite 6 Mm., Schirmhöhe 6 Mm.; Stiellänge 4 Mm. Fundort: Küsten von Schottland; Orkney-Inseln, Arıman; Handa-Insel, Haeckeı. 596. Species: Depastrum polare, Harcker; nova species (vergl. p. 377). Species-Diagnose: Schirm becherförmig, ungefähr eben so hoch als breit. Schirmstiel eylindrisch, vierkammerig, doppelt so lang als der Schirm-Durchmesser. Schirmhöhle flach, mit 4 tiefen Trichterhöhlen. 4 Gonaden in der Subumbrella ein rechtwinkeliges Kreuz bildend, dessen 4 Schenkel den Schirmrand fast berühren. Tentakeln 200—250, innerhalb des Schirmrandes dichtgedrängt in meh- reren Reihen. 8 Prineipal-Tentakeln (4 perradiale und 4 interradiale) von gleicher Form und Grösse, wie die übrigen, aber mehr abaxial inserirt. Specielle Beschreibung: Depastrum polare scheint dem bekannten D. cyathiforme (p. 378) sehr nahe zu stehen, unterscheidet sich aber von ihm durch cylindrischen, doppelt so langen Schirmstiel, längere Schenkel des Genital-Kreuzes, doppelt so grosse Zahl der Tentakeln und besonders dadurch, dass die 8 principalen Tentakeln von gleicher Grösse und Form wie die übrigen, jedoch durch einen kleinen Zwischenraum von ihnen getrennt und weiter aussen am Schirmrande inserirt sind. 640 ZWEITER NACHTRAG: Grösse: Schirmbreite 12 Mm., Schirmhöhe 12 Mm.; Schirmstiel 24 Mm. Fundort: Arktischer Ocean; Spitzbergen, Scamipr. 597. Species: Lucernaria bathyphila, Harexer; nova species (vergl. p. 389). Species-Diagnose: Schirm glockenförmig (ausgebreitet ungefähr eben so breit als hoch). Schirmstiel fast rudimentär, konisch, einkammerig, kaum 4 so lang als die Schirmhöhe, mit 4 linearen interradialen Längsmuskeln. 8 Arme paarweise verbunden. Die 4 perradialen Buchten des Schirm- randes 3mal so breit und tief als die 4 interradialen. Jeder Arm mit 80—120 Tentakeln. 8 Gonaden sehr breit, sowohl vom Ansatz des Schirmstiels (oder vom Pylorus) als vom Ende der Arme durch einen breiten Zwischenraum getrennt. Specielle Beschreibung: Lucernaria bathyphila ist von besonderem Interesse als die erste Tiefsee- Lucernaride, aus 3240 Fuss Tiefe gehoben. Alle anderen bisher bekannt gewordenen Lucernariden sind littoral oder gehen nur in geringe Tiefen hinab (von 20 bis höchstens 50 Fuss). Das trefflich conservirte Spiritus-Exemplar, welches ich der Güte meines Freundes Joun Murray in Edinburgh verdanke, erreicht die beträchtliche Grösse von 60 Mm. Unter den oben beschriebenen Arten steht L. bathyphila im Ganzen der L. pyramidalis am nächsten (p. 391, Taf. XXII). Sie unterscheidet sich von ihr durch rundlich glockenförmigen Schirm, sehr kurzen, fast rudimentären Stiel und die breiten eiförmigen Gonaden, welche von der Gabeltheilung der Arme noch durch einen breiten Zwischen- raum getrennt sind. Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe (mit Stiel) 60 Mm. Fundort: Nord-Atlantischer Ocean, zwischen den Far-Öer- und Shetland-Inseln (60,3 N. Br., 5,510 W.L. v. Greenw.), in 540 Faden (= 1080 Meter) Tiefe, Jonx Murray. VI. Ordnung: PEROMEDUSAR (p. 396, 411). 598. Species: Pericolpa tetralina, Harcker; nova species (vergl. p. 413). Species-Diagnose: Schirm hoch gewölbt, glockenförmig, wenig höher als breit, durch eine tiefe Kranzfurche in oberen Schirmkegel und unteren Schirmkranz getheilt, beide fast von gleicher Höhe. Die 4 perradialen Pedalien des Schirmkranzes wenig breiter als die 4 interradialen, 14 mal so lang als die 8 rundlichen, abgestutzten Randlappen. 4 Tentakeln ungefähr so lang als die Schirmhöhe. Mundrohr vierseitig- prismatisch, fast doppelt so lang als der Central-Magen, halb so lang als die Schirmhöhe, bis zu der Schirm-Mündung herabreichend. Specielle Beschreibung: Pericolpa tetralina ist im Ganzen der P. quadrigata nahe verwandt (p. 413, Taf. XXIII). Sie unterscheidet sich von ihr durch gedrungenere Statur, nahezu gleiche Breite der 8 exumbralen Pedalien, längeres Mundrohr und halb so lange Tentakeln, sowie dadurch, dass die beiden Geschlechtswülste in jedem der 4 Gonaden-Paare in der Mitte (beiderseits der 4 interradialen Septal-Knoten) am meisten genähert sind, nach beiden Enden hingegen divergiren (während sie bei P. quadrigata nach oben convergiren, Fig. 4, Taf. XXI). Grösse: Schirmbreite 16 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. Fundort: Südküste von Australien, Weser. VI. Ordnung: (CUBOMEDUSAE (p. 425, 433). 599. Species: Procharybdis securigera, Hırcker; nova species (vergl. p. 437). Species-Diagnose: Schirm fast würfelförmig, oben abgestutzt, eben so hoch als breit. Magen quadratisch, flach, mit 4 kleinen dreieckigen Mundlappen. 4 Paar flügelförmige Phacellen, jede in 10—12 starke Filamente gespalten. Schirmrand schwach achtlappig. Abstand der Sinnesnischen vom Schirmrande gleich der Distanz der Pedal-Basen. 4 Pedalien beilförmig, halb so lang als die Schirmhöhe 4 Tentakeln länger als die Schirmhöhe, unten in einen runden Knopf angeschwollen. Specielle Beschreibung: Procharybdis securigera stimmt in der kubischen Schirmform und in dem Besitze eines Terminal-Knopfes an den 4 Tentakeln mit P. cuboides überein (p. 439). Hingegen zeigen die 4 Pha- DIAGNOSEN NEUER MEDUSEN-ARTEN. 641 cellen-Paare die Gestalt von 4 Flügelpaaren, wie bei P. tetraptera (p. 433, Taf. XXV, Fig. 3, 4). Die ausgesprochen beilförmige Gestalt der 4 Tentakel-Pedalien ist dieselbe wie bei P. turricula (p. 438). Das Velum ist ziemlich breit, entbehrt der Frenula und hängt schlaft herab. Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. Fundort: Paeifische Küste von Central-Amerika, Fucns. 600. Species: Chiropsalmus zygonema, Harcker; nova species (vergl..p. 446). Species-Diagnose: Schirm vierseitig-pyramidal, oben abgestutzt, mit Einschluss des herab- hängenden Velarium 14 mal so hoch als breit. Mundrohr klein, vierlappig, halb so lang als der rund- liche Magensack, dessen Seitenwände 4 interradiale bogenförmige Phacellen tragen. Die beiden Taschen- Arme an der Umbral-Wand jeder Radial-Tasche, nahe deren Eingang, eiförmig, sehr klein. 4 Pedalien blattförmig, zweischneidig, asymmetrisch verdreht, etwa 4 so lang als die Schirmhöhe, jedes mit 2 kurzen Gallertfingern. Im Ganzen 8 lange Tentakeln. Specielle Beschreibung: (Chiropsalmus zygonema ist von Interesse als die einfachste unter den bisher untersuchten Chirodropiden, welche diese Subfamilie unmittelbar mit derjenigen der Tamoyiden verknüpft. Im Ganzen gleicht diese Art mehr einer Tamoya, als emem Chiropsalmus, muss aber doch zu letzterem Genus gestellt werden, da jedes Pedal 2 Tentakeln trägt. Allerdings kommt aber diese Bildung als individuelle Variation auch bei der tetranemalen Zamoya haplonema vor (p. 443). Velarium und Gonaden sind ähnlich wie bei C. guadrumanus (p. 447). Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 60 Mm. Fundort: Südatlantischer Ocean, an der argentinischen Küste, Smırn. VII. Ordnung: DISCOMEDUSAR (p. 450). 601. Species: Ephyra discometra, Harcker; nova species (vergl. p. 482). Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Schirmlappen pentagonal, spitz, ihre Ten- tacular-Seite doppelt so lang als ihre Ocular-Seite. Tentakeln eylindrisch, am Ende kolbenförmig, so lang als der Schirm-Radius. In jedem der 4 interradialen Phacellen 3 Gastral-Filamente. 4 Gonaden hufeisenförmig, zweilappig. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Von der nahe verwandten Ephyra prometor (p. 482, Taf. XXVIL, Fig. 1, 2) unterscheidet sich E. discometra durch das kolbenförmige Ende der 38 Tentakeln, durch die 12 Gastral-Filamente, und besonders dadurch, dass jeder der 4 hufeisenförmigen Genital-Bogen durch eine interradiale Einkerbung seiner distalen Concavität in 2 nierenförmige Lappen getheilt erscheint. Grösse: Schirmbreite 10 Mm., Schirmhöhe 4 Mm. Fundort: Indischer Ocean, Rasse. 602. Species: Zonephyra connectens, Harcker; nova species (vergl. p. 484). Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, mit tiefer exumbraler Kranzfurche. Mund- rohr so lang als der Schirm-Durchmesser, im distalen Drittel in 4 eiförmig-dreieckige gekräuselte Mund- lappen gespalten. 16 Randlappen fast fünfeckig, spitz, 4 so lang als der Schirm-Radius. 8 Tentakeln ungefähr so lang als der Schirm-Radius. 4 Gonaden hufeisenförmig, zweilappig. Specielle Beschreibung: Zonephyra connectens unterscheidet sich von den beiden anderen Arten der Gattung (p. 484, Taf. XXVII, Fig. 7, 8) durch zwei Merkmale. Erstens sind die hufeisenförmigen Gonaden nicht drei- lappig, sondern zweilappig, mit einem tiefen interradialen Einschnitt; und zweitens ist das untere Drittel des langen Mundrohres in 4 ansehnliche gekräuselte Mundlappen gespalten, wie bei Palephyra primigenia (Taf. XXVL, Fig. 3—6). Dadurch nähert sich diese Cannostome bereits den einfachsten Formen der Semostomen, insbesondere Pelagia und Ulmaris (Taf. XXXIL, Fig. 1—4). Grösse: Schirmbreite 10 Mm., Schirmhöhe 3 Mm. Fundort: Tropengürtel des pacifischen Oceans, Weper. Haeckel, System der Medusen. 81 Jen. Denkschriften I. 642 ZWEITER NACHTRAG: 603. Species: Linuche Lamarckii, Hırcker; nova species (vergl. p. 484). Species-Diagnose: Schirm fast würfelförmig, mit horizontaler Scheitelfläche und verticalen Seitenwänden, eben so hoch als breit. Schirmlappen eiförmig, spitz, fast doppelt so lang als breit. Lappen -Canäle wiederholt diehotom, mit geraden Aesten, die längsten (medialen) 3 so lang als der Lappen selbst; in jedem Lappen 20—30 blinde terminale Canal-Aeste. Tentakeln pfriemlich, kaum so lang als die Lappen. 8 Gonaden kugelig, in gleichen Abständen vertheilt. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Von den beiden angeführten Arten der Gattung (p. 498) unterscheidet sich diese Species durch die angegebene Zahl und Gestalt der Lappen-Canäle, sowie durch die Grösse und Form der spitzen, stark vortretenden Lappen, welche mehr denjenigen von Linantha lumulata gleichen (p. 494, Taf. XXIX, Fig. 1-3). e Grösse: Schirmbreite 20 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. Fundort: Atlantischer Ocean, unter dem Aequator, Suırn. 604. Species: Stenoptycha Goetheana, Hırcker; nova species (vergl. p. 525). Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig. Mundrohr vierseitig-prismatisch, ungefähr so lang als der Schirm-Durchmesser, in der Distal-Hälfte in 4 eiförmige gekräuselte Mund- lappen gespalten. Gonaden 4 krause, schwach gebogene Bänder in der unteren Magenwand, nicht herabhängend. 16 Randlappen fünfeckig, spitz. An der Unterseite jedes der 8 Hauptlappen 5 Ten- takeln, von denen der mittlere viel stärker und so lang als der Schirm-Durchmesser ist, die 4 andern kaum 4 so lang. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Von den beiden anderen, oben angeführten Arten der Gattung (p. 525) unterscheidet sich diese Species auffallend durch die Bildung des vierseitig-prismatischen Mund- rohres, welches nur in der unteren Hälfte vierlappig ist, ähnlich wie bei Ulmaris, Taf. XXXIL, Fig.1. Ferner ist in jedem der 8 Tentakel-Bündel der mittlere (adradiale) Tentakel 3mal so lang und stark als die 4 übrigen. Die Rand- lappen und ihre Canäle sind ähnlich wie bei Oyanantha Annasethe (Taf. XXX). Grösse: Schirmbreite 40 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. Fundort: Südatlantischer Ocean, unweit der argentinischen Küste, Sıırn. 605. Species: Desmonema imporcata, Harrer (vergl. p. 526). Cyanea imporcata, Norman, 1865; Nat. Hist. Transact. Northumb. Durham, Vol. I, p. 11, Taf. Cyanea imporcata, LEUCKART, 1865; Jahresber. (Arch. f. Natg., 29. Jahrg., p. 215; 32. Jahrg., p. 73). Cyanantha imporcata, HAEcKEL; (fortasse rectius!) Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Mundarme gardinenförmig, gefranst. Go- naden tief herabhängend. Schirmrand mit 8 grossen Hauptlappen, deren jeder in 4 kleinere getheilt ist (2 oeulare und 2 tentaculare). Tentakeln einreihig in 8 Bündeln, deren jedes aus etwa 40 kurzen Fäden besteht. Exumbrella mit 16 Radial-Rippen. Specielle Beschreibung und Abbildung bei NorMmAN (l. c.). Leider habe ich dieselbe nicht einsehen können, sondern kenne sie bloss aus dem kurzen Referate in LeuckArr’s Jahresberichte (l. c.). Danach zweifle ich aber nicht, dass diese angebliche Cyanea eine echte Desmonema und meiner D. Annasethe nahe verwandt ist. Jedes der 8 Tentakel-Bündel trägt 40 Fäden in einer halbkreisförmig gebogenen Reihe (vergl. p. 526 und Taf. XXX, Fig. 2, 4). Farbe: Blau mit weisser Zeichnung. Grösse: Schirmbreite 100 Mm., Schirmhöhe 50 Mm. Fundort: Britische Küsten; Northumberland, Nornman. 606. Species: Drymonema dalmatina, Harcker; nova species (vergl. p. 633). Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig, 3—4 mal so breit als hoch. Schirmrand sehr breit, schwach gekerbt, fast ganzrandig, in jedem Octanten (zwischen je 2 Sinneskolben) mit 8 tie- DIAGNOSEN NEUER MEDUSEN-ARTEN. 643 fen exumbralen Radial-Furchen, zwischen welchen 8 Doppellappen des Gallertschirms vortreten. 8 Sin- neskolben in der subumbralen Kranzfurche, in tiefen Nischen der Subumbrella, fast um 4 des Schirm- Radius vom Schirmrande entfernt. 4 perradiale Mundarme und 4 interradiale Geschlechtstaschen gar- dinenförmig, zarthäutig, herabhängend, erstere ungefähr eben so lang, letztere halb so lang als der Schirm -Radius. Tentakeln sehr lang und sehr zahlreich, überall auf der Subumbrella (innerhalb der Kranzfurche!) zerstreut und in tiefen Radialfurchen zwischen radialen, dichotom verzweisgten Gallertleisten der Subumbrella inserirt. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Ich konnte diese merkwürdige, in vieler Hinsicht höchst auffallend organisirte Meduse in 4 wohlerhaltenen Spiritus- Exemplaren untersuchen, welche ich der Güte meines hochverehrten Freundes, Herın GreGoR Buccıcn im Lesina verdanke. Die Familie der Cyaneiden war bisher im Mittelmeer nicht vertreten; indessen weicht diese neue Gattung so sehr von den übrigen Cyaneiden ab, dass sie wohl eine besondere neue Subfamilie (oder selbst Familie?) repräsentirt, die Drymonemidae. Grösse: Schirmbreite 120—160 Mm., Schirmhöhe 30—50 Mm. Fundort: Mittelmeer; Küste von Dalmatien, Insel Lesina, Grecor Buccıcn. 607. Species: Floscula Pandora, Harcken; nova Species (vergl. p. 537). Species-Diagnose: Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch. Exumbrella ohne acht- strahligen Pigmentstern. Randlappen eiförmig, spitz, 14 mal so lang als breit. Tentakeln so lang als der Schirm-Radius. Mundrohr halb so lang als der Schirm-Radius, kaum 4 so lang als die schmalen, lanzettlichen Mundarme. Specielle Beschreibung: Floscula Pandora theilt im Ganzen die Organisation der nahe verwandten F. Promethea (p.537, Taf. XXXII, Fig. 1—4). Sie unterscheidet sich von ihr durch den Mangel des exumbralen Pigmentsternes, durch längere eiförmige Randlappen, kürzere Tentakeln, und besonders dadurch, dass das vierkantige Mundrohr fast bis zur Basis in 4 lange und schmale Mundarme gespalten ist. Grösse: Schirmbreite 30 Mm., Schirmhöhe 15 Mm. Fundort: Tropen-Zone des pacilischen Oceans, Weser. 608. Species: Phacellophora ornata, Harcrer (vergl. p. 549). Callinema ornata, VERRILL, 1869; Annals and Mag. N. H. Vol. IV, p. 161. Heccaedecomma ornata, HAECKEL; (fortasse rectius!). Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig. Schirmrand mit 16 Sinneskolben, welche in tiefen Sinnesbuchten zwischen 2 Ocular-Lappen sitzen. Damit alterniren 16 breitere, am Rande n 3—4 Läppchen gespaltene Velar-Lappen. An der Unterseite jedes Velar-Lappens, vom Schirmrande entfernt, ein Bündel von 5—6 langen Tentakeln in einer Reihe. Tentakeln bandförmig, abgeplattet, an einem Rande fein gezähnelt, 10—12mal so lang als der Schirm-Durchmesser. Mund- arme breit, zugespitzt, vielfach gefaltet und gelappt, so lang als der Schirm-Durchmesser. 16 Ocular- Canäle fiederästig, alternirend mit 16 intermediären Canal-Bündeln, deren jedes aus 3 einfachen Canä- len besteht. Specielle Beschreibung (ohne Abbildung) bei VerRILL (1869 1. c.). Derselbe stellte für diese Species das neue Genus Callinema auf, welches sich von dem nächstverwandten Heccaedecomma ambiguum durch verschiedene Gestalt der Mundlappen, Randlappen, Gonaden und Tentakeln unterscheiden soll. Ich kann jedoch diesen Merkmalen nur specifischen, nicht generischen Werth zuerkennen, und glaube, dass diese Species eine echte Phacellophora ist, zwischen P. ambigua und P. sicula in der Mitte stehend (vergl. oben p. 549—551). Farbe: Central-Magen orange-gelb, Canäle bräunlich gelb, Mundlappen citrongelb, Gonaden orange-braun, Sinneskolben und Tentakel-Rand perlweiss. Grösse: Schirmbreite 400—500 Mm., Schirmhöhe 50—100 Mm.; Tentakel-Länge 5 Meter. Fundort: Atlantische Küste von Nord-Amerika; Eastport, Maine, Verrır. 81* 644 ZWEITER NACHTRAG: 609. Speeies: Aurelia eruciata, Harerer (vergl. p. 554). ? Aurelia cruciata, J. P. Van Benepen, 1866; Faune littor. Belg. p. 36, 87. Aurelia campanula, Forees, 1848; Brit. Nak. eyed. Med. p. 76. Aurelia melanospila, P&ron et LesuEur, 1809; Tableau etc. p. 358, Nr. 89. 2Medusa cruciata, Linn&, 1758; Systema Naturae, Ed. X, p. 659. Medusa cruciata, BASTER, 1762; Opuscula subseciva, p. 123, Tab. XIV, Fig. 3, 4. Speeies-Diagnose: Schirm flach gewölbt, scheibenförmig, 4—6mal so breit als hoch. 8 Velar-Lappen des Schirmrandes breit, stark vorspringend, durch 8 tiefe Ocular-Buchten getrennt. Mundarme kaum länger als die Hälfte des Schirm-Radius, breit eiförmig, an den Rändern gelappt. Schirm - Radius doppelt so gross als der Genital-Radius. 4 Perradial-Canäle schwach verästelt, ohne Anastomosen. An jeder Genital-Bucht 5—7 Canal-Wurzeln (1 einfacher Interradial-Canal, 2 einfache adradiale und dazwischen 2—4 dichotome eradiale Canäle). Canal-Ramificationen mit sehr langen und schmalen Maschen, ohne alle Anastomosen. Specielle Beschreibung: Aurelia cruciata habe ich oben als blosse Local- Varietät (oder vielleicht als divergente Ethoral-Variation?, p.554) von Aurelia aurita aufgeführt (p. 552). Nachdem ich jedoch in den letz- ten beiden Jahren (1878, 1879) wiederholt grosse Schwärme derselben (im September) an den britischen und hollän- dischen Küsten, sowie im Canal de la Manche bei den normannischen Inseln beobachtet habe, bin ich zu der Ueber- zeugung gelangt, dass sie als „bona species“ von der gewöhnlichen, ebendaselbst vorkommenden Aurelia aurita mindestens eben so gut unterschieden werden muss, wie die meisten übrigen, oben angeführten Aureha-Species. Der ganze Habitus der geschlechtsreifen Aurelia eruciata ist weit zarter und schlafier, als bei A. aurita von derselben Grösse, der Schirm flacher und dünner, die Arme breiter und kürzer, die Subgenital-Höhlen im Verhältniss um die Hälfte grösser. Besonders auffallend verschieden aber ist die Conformation der zahlreicheren Radial-Canäle, welche gar keine Anastomosen bilden und von jeder Genital-Bucht nicht mit 3, sondern mit 7 (oder seltener 5) Wurzeln entspringen. Die ganze Bildung des Canal- Systems gleicht mehr 4. flavidula oder A. labiata, diejenige der Arme mehr A. marginalis, als A. aurita. Während Letztere oft 200 Mm. Schirm-Durchmesser und darüber erreicht, haben die grössten Exemplare von A. cruciata, die ich fand, nur 80-90 Mm. Auffallend ist auch der verschiedene Grund- ton der Färbung, welche bei A. aurita vorwiegend blass röthlich oder violet, bei A. eruciata hingegen milchweiss oder gelblich ist. Uebrigens sind beide Arten schon von englischen Autoren (namentlich FORBEs, 1. c.) unterschieden, aber nicht bestimmt diagnostieirt worden. Die einzige vorhandene Abbildung hat vor 120 Jahren BAster gegeben (l. c.). Alle Aurelien des Mittelmeeres, welche ich gesehen habe (von Gibraltar bis zum Bosporus und schwarzen Meere) ge- hören zu der gemeinen A. aurita, welche auch an der atlantischen Küste von Europa viel häufiger und weiter ver- breitet ist, als A. eruciata. Farbe: Gonaden, Tentakeln und Armfransen milchweiss oder gelblichweiss (seltener blass röthlich gelb). Grösse: Schirmbreite 80—90 Mm., Schirmhöhe 20—30 Mm. Fundort: Atlantische Küsten von Mittel-Europa; Normandie, Normannische Inseln, Südküste von England, Belgische und holländische Küsten. 610. Species: Auricoma Aphrodite, Hırcker; nova species (vergl. p. 633). Speeies-Diagnose: Schirm flach gewölbt, fast scheibenförmig, am Rande mit 16 breiten, vorspringenden Velar-Lappen, zwischen denen in tiefen Einschnitten die 16 Sinneskolben sitzen. Mund- arme ungefähr so lang als der Schirm -Radius, breit, mit stark gelappten und gekräuselten Rändern. Schirm -Radius doppelt so gross als der Genital-Radius. An jeder Genital- Bucht 7 Canal- Wurzeln, sämmtlich unter einander und mit den 4 perradialen Canälen durch zahlreiche Queräste anastomosirend. Canal-Netz in der Peripherie sehr dichtmaschig. Die 16 Ocular-Canäle (4 perradiale, 4 interradiale und 8 adradiale) stark vortretend, 2—3 mal breiter als die übrigen. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Im Ganzen gleicht diese Art einer Aurelia, unter- scheidet sich aber von ihr wesentlich durch den Besitz von 16 Sinneskolben; sie gleicht darin Phacellophora (p. 549). Als individuelle Abnormität finden sich Rhopalien bisweilen auch bei der gewöhnlichen Aurela aurita. Die DIAGNOSEN NEUER MEDUSEN-ARTEN. 645 äusserst zahlreichen und dicht gedrängt stehenden Tentakeln sind ungefähr so lang als der Schirm-Radius, länger als bei allen Aurelien. Grösse: Schirmbreite 160 Mm., Schirmhöhe 40 Mm. Fundort: Tropenzone des pacifischen Oceans, Weser. 611. Species: Archirhiza aurosa, HaeckeL; nova species (vergl. p. 565). Speeies-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Schirmrand mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 eiförmige spitze Velar-Lappen zwischen 2 spreitzenden dreieckigen Oeular-Lappen). Mund- arme 13 mal so lang als der Schirm-Radius, fast kegelförmig, einfach und ungetheilt, mit einfacher wenig gebogener Saugkrause. Specielle Beschreibung: Archirkiza aurosa unterscheidet sich von der nächstverwandten A. primordialis (p. 565, Taf. 36, Fig. 1, 2) durch längere, conische, gegen das freie Ende allmählig verdünnte Arme, durch doppelt so zahlreiche Velar-Lappen, und durch die specielle Bildung des Gefäss- Systems, welches innerhalb des Ringcanals derjenigen von Aurosa furcata gleicht (Taf. 33, Fig. 7, 8). Grösse: Schirmbreite 50 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. Fundort: Neuseeland, Weser. 612. Species: Toreuma Gegenbauri, Harcrer; nova species (vergl. p. 566). Species-Diagnose: Schirm flach scheibenförmig. Schirmrand mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 rechteckige verwachsene Velar-Lappen zwischen 2 rudimentären Ocular-Lappen). Exum- brella papillös, mit einem länglichen weissen Flecken auf jedem Randlappen. 8 Arme 14mal so lang als der Schirm-Radius, mit 4—6 Paar abgeplatteten Hauptästen. Zwischen den Zottenbüscheln zahl- reiche kleine kolbenförmige Blasen, eine sehr grosse an der Basis jedes Armes, halb so lang als derselbe. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später. Im Ganzen scheint diese Species zwischen den beiden, oben beschriebenen Arten in der Mitte zu stehen. Sie zeichnet sich aus durch einen kolossalen Hohlkolben an der Basis jedes Armes. Vergl. p. 566. Grösse: Schirmbreite 60 Mm., Schirmhöhe 20 Mm. Fundort: Tropen-Zone des indischen Oceans, Rasse. 613. Species: Pilema capense, Harckeı (vergl. p. 591). Cephea capensis, Quoy et GAIMARD, 1824; Voyage de l’Uranie etc., p. 568, Pl. 84, Fig. 9. Rhizostoma capensis, Lesson, 1843; Acalephes p. 417. Species-Diagnose: Schirm halbkugelig. Schirmrand mit 64 Randlappen (in jedem Octanten 6 breite, halbkreisförmige Velar-Lappen zwischen 2 spitzen dreieckigen Ocular-Lappen)? Oberarm ungefähr so lang als der Unterarm. Terminal-Knopf sitzend, dreikantig-pyramidal, mit gezähnten Kanten, halb so lang als der Oberarm. Specielle Beschreibung: Pilema capense, von dem ich nur ein halbzerstörtes Fragment untersuchen konnte, bedarf einer genaueren Vergleichung mit den verwandten Arten, insbesondere P. pulmo. Soweit ich aus jenem Bruchstücke ersehen konnte, unterscheidet sie sich von dieser Art durch geringere Zahl der Randlappen und gezähnte Kanten der Terminal-Knöpfe (die allerdings als individuelle Variation auch bei P. pulmo und P. octopus vor- kommen!). Vergl. p. 592, 593. Grösse: Schirmbreite 200—300 Mm., Schirmhöhe 80—100 Mm. (?). Fundort: Küste von Süd-Afrika; Tafel-Bay, Capstadt, Qvoy et Garmano. 614. Species: Versura vesicata, Harcker; nova species (vergl. p. 606). Species-Diagnose: Schirm flach schildförmig, mit 8 tiefen Ocular-Einschnitten und 208 ver- wachsenen Randlappen (in jedem Octanten 24 schmale rechteckige Velar-Lappen zwischen 2 rudimen- 646 DRITTER NACHTRAG: tären Ocular-Lappen). Subgenital-Ostien halb so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Arme ungefähr so lang als der Schirm-Radius, doppelt gefiedert, flach ausgebreitet eben so lang als breit. Specielle Beschreibung: Versura vesicata gleicht im Ganzen der V. palmata (p. 606, Taf. 40, Fig. 9 — 12). Sie unterscheidet sich von ihr durch 4mal so breite Armpfeiler und doppelt so zahlreiche Velar-Lappen. Die kolbenförmige Blase am Ende jedes Armes ist bei dieser Art 3mal grösser, + so lang als der Schirm-Radius. Fundort: Australien (Nordwestküste?), Wesen. 615. Species: Cramborhiza flagellata, Harcker, nova species (vergl. p. 633). Species-Diagnose: Schirm flach gewölbt, hutförmig, mit 48 Randlappen (in jedem Octanten 4 breite eiförmige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen dreieckigen Ocular-Lappen). Exumbrella fein sranulirt. Ostien des Subgenital-Portieus 3mal so breit als die 4 perradialen Pfeiler zwischen ihnen. Arme ungefähr so lang als der Schirm-Radius. Oberarm stark, eylindrisch, ungefähr so lang als der dreikantig-pyramidale Unterarm, dessen 3 breite Flügel stark gelappte Saugkrausen tragen, und da- zwischen zahlreiche lange Peitschen -Filamente. Specielle Beschreibung: Cramborhiza flagellata zeigt unter den bekannten Rhizostomen die grösste Aehnlichkeit mit der schönen, ebenfalls in Brasilien gefundenen Lychnorhiza lucerna (p. 587, Taf. XXXIV). Insbeson- dere ist die eigenthümliche Bildung des Schirmrandes und der Arme mit ihren breiten, lappenreichen Flügeln und langen, herabhängenden Peitschen -Fäden auffallend ähnlich; ebenso auch die besondere Form des breiten Ringcanals und der 16 spindelförmigen breiten Radial-Canäle, welche diesen mit dem kreuzförmigen Magen verbinden (Taf. XXXIV, Fig. 2, 3). Zwischen je 2 Radial-Canälen geht aber nur ein einziger, kolbenförmiger, blinder Centripetal- Canal nach innen vom Ringcanal ab. Während jedoch die 4 getrennten Subgenital-Höhlen bei der tetrademnien Lychnorhiza sich ebenso wie bei Pilema verhalten, stimmt der centrale einfache Subgenital-Porticus der monodemnien Oramborhiza wesentlich mit demjenigen von COrambessa überein. Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. Fundort: Küste von Brasilien; Cotingeriba, Hycon; Pernambuco, Levasseur. 616. Species: Leonura terminalis, Harcker; nova species (vergl. p. 631). Speeies-Diagnose: Schirm flach gewölbt, mit 80 Randlappen (in jedem Octanten 8 spitze, dreieckige Velar-Lappen zwischen 2 kleinen divergirenden Ocular-Lappen). Subgenital-Ostien 3 mal so breit als die Pfeiler zwischen ihnen. Mundkreuz-Naht der Armscheibe mit regulär achtstrahliger Zotten -Rosette. Arme mässig lang und dünn, bandförmig, ungefähr so lang als der Schirm - Durch- messer, mit einem quastenförmigen Zottenbüschel, welches einen dreikantigen, vortretenden Terminal- Knopf umschliesst. Specielle Beschreibung und Abbildung folgt später in den „Tiefsee-Medusen der Challenger-Expedition“. Von der nächstverwandten Leonura leptura (p. 631) unterscheidet sich L. terminalis durch dreieckige Velar-Lappen und 3mal kürzere, aber doppelt so starke Arme, sowie durch die besondere Form der achtstrahligen Zotten-Rosette im Centrum der Armscheibe. Grösse: Schirmbreite 80 Mm., Schirmhöhe 30 Mm. Fundort: Paeifischer Ocean, Challenger-Expedition, Wyvirte Tuonson. Dritter Nachtrag: Index der fossilen Medusen -Species. In 4 verschiedenen Abhandlungen habe ich (in den Jahren 1865—1874) eine Anzahl von fossilen Medu- sen-Abdrücken beschrieben und abgebildet, welche sämmtlich in den lithographischen Schiefern von Solen- hofen und Eichstädt (in der bairischen Grafschaft Pappenheim) gefunden worden sind, in Schichten des feinkörnigen Korallenkalkes, welcher der oberen Jura-Formation angehört. Die bezüglichen 4 Mittheilungen sind folgende: I Ueber fossile Medusen. 18365. Zeitschr. für wissensch. Zool. Bd. XV, p. 504, Taf. 39. (Oraspedonites deperditus und Acraspedites antigwus). INDEX DER FOSSILEN MEDUSEN-SPECIES. 647 U. Ueber zwei neue fossile Medusen aus der Familie der Rhizostomiden. 1866. Bronn’s Neue Jahrb. für Mineralogie, p. 257—292, Taf. V und VI. (Rhizostomites admirandus und R. lithographicus). III. Ueber die fossilen Medusen der Jura-Zeit. 1870. Zeitschr. für wissensch. Zool. Bd. XIX, p. 538—562. Taf. XL—XLII. (Diagnosen von 12 verschiedenen Arten). IV. Ueber eine sechszählige fossile Rhizostomee und eine vierzählige fossile Semaeostomee. Vierter Beitrag zur Kenntniss der fossilen Medusen. 1874. Jena. Zeitschr. für Naturw. Bd. VIII, S. 308—330. Taf. X, XI. (Hexarhizites insignis und Semaeostomites Zittelü). Die Beurtheilung der Organisations - Verhältnisse dieser fossilen Medusen und ihrer systematischen Stellung kann selbstverständlich immer nur einen unsicheren und annähernden Werth haben. Schon im Allgemeinen kann natürlich die Erhaltung von so zarten und weichen Organismen, wie die Medusen sind, in versteinerten Ab- drücken nur eine sehr unvollständige und mangelhafte sein. Ganz besonders wenig aber sind für Petrification gerade diejenigen Theile geeignet, welche die grösste systematische Bedeutung besitzen: die Sinnes-Organe, die Gonaden, der Magen, die Radial-Canäle u.s. w. Niemals aber wird eine fossile Meduse so vollständig versteinert conservirt sein, dass die Bestimmung der Familie — oder gar des Genus — welcher sie angehörte, mit voller Sicherheit möglich ist. Es ist daher unmöglich, die fossilen Medusen in das System der lebenden Medusen einzureihen, und ich halte es für das Zweckmässigste, der Vollständigkeit halber hier einfach die Namen der betreffenden, bis jetzt bekannten fos- silen Medusen folgen zu lassen, unter Hinweis auf die betreffende Literatur. Ausser den 4 angeführten Arbeiten von mir hat später (1871) auch ALEXANDER BRANDT eine ausführliche Abhandlung über einige der von mir beschriebenen Arten publieirt und dabei einige Irrthümer berichtigt. Freilich ist er selbst dabei auch in andere Irrthümer verfallen, wie er denn z.B. in dem vierzähligen Leptobrachites (= Pelagiopsis) „die erste fünfstrahlige Meduse“ be- grüssen zu können glaubt (!). Nach Branpr (1871, 1. c. p. 2) soll auch Sreranow 1863 auf Helgoland einen „sehr wohl ausgeprägten“ fossilen Medusen-Abdruck (aus der Kreide?) gefunden, später aber wieder verloren haben. End- lich hat auch Kner eine fossile Meduse aus der Kreide von Galizien (— von Niszniow, im Stanislawer Kreis —) beschrieben. Die bezüglichen Mittheilungen sind folgende: V. Knxer, Ueber eine neue Meduse im Feuerstein. 1865. Sitzungsber. der Wiener Academie, Bd.52, p.480, mit Taf. (Medusites cretaceus). VI. Branprt, Atex., Ueber fossile Medusen. 1871. Me&m. Acad. Petersb. Tom. XVI, Nr. 11, mit 2 Tafeln. (Rhizostomites admirandus, Leptobrachites trigonobrachius.) VII. BranDt, Avex., Nachträgliche Bemerkungen über fossile Medusen. 1871. Melang. biolog. Bullet. Acad. Petersb. Tom. VIII, p. 168. (Medusites deperditus.) VII. Leuckart, Bemerkungen über fossile Medusen in seinen „Jahresberichten“ (1865 — 1875) im „Archiv für Naturgeschichte‘. Verzeichniss der beschriebenen 16 fossilen Medusen-Arten: 1. Rhizostomites admirandus, HAEcKEL, 1866; Bronn’s Neue Jahrb. für Mineral. p. 261, Taf. V. Acraspedites (Medusites) admirandus, HAEcKEL, 1869; Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 19, p. 557. 2. Rhizostomites lithographicus, HAEcKEL, 1866; Bronn’s Neue Jahrb. für Mineral. p. 282, Taf. VI. Acraspedites (Medusites) lithographicus, HAECKEL, 1869; Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 19, p. 557. 3. Hexarhizites insignis, HAECKEL, 1874; Jena. Zeitschr. für Naturw. Bd. VIII, p. 312, Taf. X. Acraspedites (Rhizostomites) insignis, HAECKEL, 1878; (in litteris). 4. Semaeostomites Zittelii, HAECKEL, 1874; Jena. Zeitschr. für Naturw. Bd. VIII, p. 323, Taf. XI. Acraspedites (Medusites) Zitteli, HAEcKEL, 1878; (in litteris). d. Eulithota fasciculata, HAEcKEL, 1869; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 19, p. 559, Taf. 42, Fig. 1, 2. Acraspedites (Semaeostomites) fasciculatus, HAEcKEL, 1869; Ibidem. 6. Acraspedites antiquus, Hazcker, 1865; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XV, p. 509, Taf. 39, Fig. 2. 7. Leptobrachites trigonobrachius, HAEckEL, 1869; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 19, p. 558, Taf. 41. Pelagiopsis Leuckartii, BRAnDT, 1871; Mem. Acad. Petersb. Tom. XVI, p. 26, Taf. II. Pelagiopsis (Acraspedites) tri- gonobrachia, HAEcKEL, 1878; in litteris. 8. Leptobrachites giganteus, HAEcKEL, 1878; in litteris. Pelaegina gigantea, HAECKEL, 1869; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 19, p. 540, Taf. 40. (Craspedonites? Ibidem.) 9. Medusites deperditus, HAECKEL, 1879; in litteris. Trachynemites (Craspedonites) deperditus, HAECKEL, 1865; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XV, p. 506, Taf. 39, Fig. 1. Acalepha deperdita, BEyrıcHn, 1849; Zeitschr. deutsch. Geolog. Ges. Bd. I, p. 437. Acalepha deperdita, Branpr, 1871; Melang. biolog. Acad. Petersb. Tom. VII, p. 174. 10. Medusites eretaceus, Kner, 1865; Sitzungsber. Wien. Acad. Bd. 52, p. 480, Taf. 11. Medusites helgolandieus, HAECKEL; BrRANDT, 1871 in M&m. Acad. Petersb. Tom. XVI, p. 2. 648 VIERTER NACHTRAG: 12. Medusites quadratus, HAEckEL, 1869; Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 19, p. 553, Taf. 42, Fig. 4. 13. Medusites bieincetus, HAEcKEL, 1869; Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 19, p. 554, Taf. 42, Fig. 3. 14. Medusites staurophorus, HAEcKEL, 1869; Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 19, p. 555, Taf. 42, Fig. 6. 15. Medusites eircularis, HAzEcker, 1869; Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 19, p. 556. 16. Medusites porpitinus, HAECcKEL, 1869; Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 19, p. 556. Vierter Nachtrag: Index obsoleter Medusen-Namen von Lesson, Histoire naturelle des Zoophytes Acalephes, 1843. Die umfangreiche, 1843 erschienene „Histoire naturelle des Zoophytes Acalephes“ von RENE-PRIMEVERE LESSON (— in unserem System einfach als „Lesson, Acalephes“ eitirt —) ist unstreitig, und nach dem einstimmigen Urtheil der competentesten Medusologen: GEGENBAUR, AGASSIZ, FORBES etc., die schlechteste und kritikloseste un- ter allen grösseren Schriften über Medusen. Trotzdem besitzt sie einen gewissen literar - historischen Werth, indem darin fast alle, bis zum Jahre 1842 beschriebenen Medusen-Arten zusammengestellt und die betreffende Literatur beinahe vollständig eitirt ist (mit wenigen Ausnahmen!). Freilich hat Lessox sich damit begnügt, alle bis- herigen Diagnosen und Beschreibungen von Medusen einfach abdrucken zu lassen und sie in der buntesten Weise durch einander gewürfelt zusammenzustellen. Von irgend welchem logischen Systeme und irgend welcher vernünftigen Kritik ist natürlich in dieser oberflächlichen Compilation keine Rede, und das, was Lesson selbst von eigenen Be- obachtungen dazu gegeben hat, gehört sicher zum Schlechtesten! Hat doch Lesson allein aus der gemeinsten aller grösseren europäischen Medusen, aus der allbekannten Aurelia aurita, nicht weniger als 4 verschiedene Genera nebst 12 verschiedenen Species fabrieirt! (vergl. oben p. 554). Unter den 244 von ihm aufgeführten Species besteht kaum die kleinere Hälfte (120—130) aus wirklichen, einigermaassen erkennbaren „guten Arten“; von der anderen Hälfte ist wiederum die Hälfte bloss aus Synonymen gebildet; und die übrige Hälfte (also 4 des Ganzen) besteht aus ob- soleten Species, welche völlig unerkennbar und niemals mit Sicherheit zu verwerthen sind. Diese obsoleten Arten (62—66) habe ich nachstehend aufgeführt, um die Synonymen-Liste zu vervollständigen. Die völlig werthlosen Namen sind durch ein 7 bezeichnet, diejenigen, welche möglicherweise (— wenn auch nur ganz unsicher —) auf eine bekannte Species zu beziehen sind, durch ein ?. } 1. Discus discobolorum, Lrsson, 1843; Acalephes p. 256. = Eudora discoides, LEsson, 1829; Zoologie de la „Coquille“, p.128, Pl.9, Fig.3. — Umbrella-Rest einer zerstörten Meduse (Discomeduse? Aurelia?), gleich den übrigen Arten von Discus, Eudora, Eulimenes, Phorcynia etc. +2. Discus rosaceus, Lesson, 1843; p. 256. == Eudora rosacea, Lesson, 1329; Zoologie de la „Coquille“, p. 128. + 3. Discus hydropotes, Lrsson, 1329; Zoologie de la „Coquille“, p. 127, Pl. 9, Fig. 2. + 4. Discus membranaceus, Lrsson, 1843; Acalephes, p. 257. 2 5. Eudora moneta, Lesson, 1843; 1. c. p. 258. = Porpita moneta, Risso; Nice, Tom. IV, p. 304. ? 6. Eudora undulosa, Pfron, 1809; Tableau etc. p. 326; Lesueur, Planche inedite Nr. 1. — Eudora undulosa, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, Pl. 30. (Umbrella einer Cannotide ?) Eulimenes sphaeroidalis, P&ron, 1309; Tableau p. 334, Nr. 16. 2 8. Eulimenes eyclophyllia, Psron, 1809; Tableau etc. p. 334, Nr. 17. = Phorcynia cyclophylla, LAmArc, 1817; An.s.v. Tom.II, p. 495. Eulimenes cyclophylla, BLAmnvILLe, 1830; Actinologie, p.274, Pl. 31, Fig.3. Euli- menes cyclophylla, MiLne-Epwaros, 1839; in Cuvıer’s Regne anim. illust. Zooph. Pl. 43, Fig.2. (Umbrella- Rest einer zerstörten Aequoride, mit den Gonaden, ohne Tentakeln). + 9. Eulimenes heliometra, Lesson, 1843; Acalephes etc. p. 259. + 10. Phoreynia eudonoidea, Pfron, 1809; Tableau etc. p. 333, No. 13. Phorcynia cudonoidea, BLAINVILLE, 1830; Actinologie p. 273, Pl. 31, Fig.2. —= Umbrella-Rest einer zerstörten Geryonide (Carmarinide?). 7 11. Phoreynia petasella, P£rox, 1809; Tableau ete. p. 333, Nr. 14. + 12. Phoreynia istiophora, P£ron, 1809; Tableau etc. p. 333, Nr. 15. Phorcynia istiophora, MıLne-Enwarps, 1339, in Cuvızr’s Regne an. ill. Zooph. Pl. 43, Fig. 1. = Umbrella-Rest einer zerstörten Geryonide (Carmarinide?). ? 13. Phorcynia cruciata, EscnscHoLtz, 1829; Acalephen, p. 107. (= Laodice cruciata?, p. 132). 7 14. Pileola gibraltarica, Lesson, 1843; Acalephes, p. 261. (= Phorcynia pileata, Quoy et GAIMARD, 1327; Annal. Sc. nat. T.X, Pl. VI, C, Fig. 1. Leere Umbrella einer Tiaride? ? 15. Epomis gargantua, Lesson, 1843; 1. ec. p. 262. — Tamoya gargantua, HAECKEL, p. 444. 7 16. Ephyra simplex, P#ron, 1809; Tableau etc. p. 354. — Medusa simplex, Pennant, 1776; Brit. Zool. 7 17. Ephyra tuberculata, Prron, 1809; Tableau etc. p. 354. Zerstörter Umbrella-Rest, wie vorige. ? 18. Ephyra octolobata, EscnscHorrtz, 1829; Acalephen p. 834, Tab. VII, Fig. 1. = Ephyra octolobata, BLAIN- VILLE, 1830; Actinologie Pl. 36, Fig.3. (= Ephyrula-Larve einer Discomeduse?; vergl. oben p. 476, 482). or D S INDEX OBSOLETER MEDUSEN-NAMEN. 649 Euryale antarctica, P&ron, 1809; Tableau etc. p. 354. (= Ephyra antarctica, LAmArck, 1817; Syst. p. 509). (Nach. der Original-Zeichnung von LESUEUR der Schirm einer zerstörten Cyanea, oder einer anderen Cya- neide, mit 16 (— nicht 15! —) Randlappen!). Euryale dubia, Lesson, 1843; Acalephes p. 264. Charybdea campanella, Lesson, 1843; Acalephes p.267, P1.6, Fig.6. (= Ephyrula-Larve einer Discomeduse?). Mitra Rangii, Lesson, 1343; Acalephes p. 280, Pl. 6, Fig. 5. (= Wahrscheinlich eine Aglauride? Gonaden und Otocysten fehlen !). Eurybia exigua, EscnscHnoutz, 1829; Acalephen p. 118, Taf. 5, Fig.5. (= Wahrscheinlich die Petasus-Larve einer Liriopide? Oder eine Ounantha? Ohne Gonaden!). Circe anais, Lesson, 1843; 1. c. p.285, Pl.5, Fig.1. (Eine Aglauride; das Genus ist nicht zu bestimmen, da die Hörkölbehen nicht angegeben sind). Melicertum pusillum, EscHscHoutz, 1829; Acalephen p. 106. — Actinia pusilla, SwArTz, 1783; Neue Ab- handl. Schwed. Acad. Uebers. IX, p. 196, Tab. VI, Fig.2. (? Eine schwimmende Actinien-Larve?). Pegasia eylindrella, P£ron, 1809; Tableau etc. p, 341, Nr. 42. Foveolia pilearis, P#ron, 1809; Tableau etc. p. 339, Nr. 36. Vergl. p.57. = Medusa pilearis, Linw£, 1766. Foveolia bunogaster, PEroN, 1809; Tableau etc. p. 340, Nr. 37. Fovelia pulvinata, LEsson, 1343; Acalephes p. 300. Aegina semirosea, Quoy et GAIMARD, 1824; Voyage de l’Uranie etc. p. 564, Pl. S4, Fig. 6. Aegina capillata, Lesson, 1843; Acalephes, p. 303. = Aequorea capillata, Quoy et GAImArD, 1827; Annal. Se. nat. Tom. X, Pl. VI, Fig. B. Aegina nivea, Lesson, 1343; Acalephes p. 303. Aegina corona, Lesson, 1843; Acalephes p. 303. Aegina Carolinarum, Lesson, 1843; Acalephes p. 303. (= Aequorea Carolinarum, Lessos, 1829; Zool. de la „Coquille“, Zoophyt. p. 126). Aequorea amphicurta, P£ron, 1809; Tableau etc. p. 335, Nr. 19. (Nach Lesurur’s Original-Figur die zer- störte Umbrella einer Aequoride). Aequorea bunogaster, Psron, 1809; Tableau etc. p. 335, Nr. 20; L£suEurR, Planche inedite VII, Fie. 5. Aequorea sphaeroidalis, PERON, 1509; Tableau etc. p. 335, Nr. 15; LesuEur, Planche inedite VII, Fig. 1, 2. Aequorea phosphoriphora, PERON, 1309; Tableau etc. p. 336, Nr. 22; LesuEur, Planche inedite VII, Fig. 6. Aequorea atlantica, P£ron, 1809; Tableau etc. p. 339, Nr. 33. Aequorea danica, Prron, 1809; Tableau etc. p. 339, Nr. 34. Oceania paradoxa, PERON, 1509; Tableau etc. p. 348, Nr. 61. Oceania heteronema, PERON, 1509; Tableau etc. p. 348, Nr. 63. Melicerta morchella, Lesson, 1343; Acalephes p. 325, Pl. 6, Fig. 4; (= Geryonia morilla, Lesson, 1837). Saphenia balearica, EscHscHoLtz, 1329; Acalephen p. 93. — Dianaea balearica, Quoy et GAIMARD, 1824; Voyage de l’Uranie etc. p. 566, Pl. S4, Fig. 3. == Geryonia Dubautii, MiLne-EnwArps, 1839; in CuVvIer’s Regne an. illustr. Zooph. Pl. 54, Fig.2. (Umbrella-Rest einer zerstörten Carmarinide). Orithyia viridis, P&ron, 1809; Tableau etc. p. 327, Nr. 4. Planch. inedit. III, Fig. 1. Orithyia viridis, MILNE- Epwarps, 1839; in Cuvier’s Regne an. ill. Zooph. Pl. 54, Fig. 3. Rhizostoma viridis, EscHscHoLtz, 1829. Orithyia minima, Prron, 1809; Tableau etc. p. 328, Nr.5. = Medusa minima, BAsrer, 1765; Opusc. sub- seciva, II, Pl. VII, Fig. 5. = Geryonia minima, EscnscHottz, 1829; Acalephen p. 87. (Ephyrula?) 7 133a. Geryonia octona, FLEmInG, 1828; British Animals, Nr. 57; Lesson, 1843, 1. c. p. 329. T 140. Xanthea agarieina, Lesson, 1843; Acalephes p. 333, Pl. XI, Fig. 3. = Geryonia agaricus, Lesson, 1837; Prodrom. Nr. 140. Zerstörter Rest einer Saphenide oder Liriopide? T 153. Usous roseus (vel Osous roseus), Lesson, 1343; Acalephes p. 337. ? 156. Favonia hexanema, Prron, 1809; Tableau etc. p. 328, Planch. inedite III, Fig. 4+ = Favonia hexanema, MıUne-Epwarps, 1839; in Cuvrer’s Regne anim. illustr. Zooph. Pl. 52, Fig. 2. = Orithyia hexanema, LAMARcK, 1817; An. s. vert. Tom. II, p. 503. r 159. Melites purpurea, Prrox, 1809; Tableau ete. p. 342, Nr. 45. —= Melitea purpurea, BLAINVILLE, 1840; Acti- nologie p. 295, Pl. 35, Fig. 5. = Orithyia purpurea, LAmArck, 1817; An. s. vert. Tom. II, p. 503. — Rhizostoma purpurea, EscHscHoLtz, 1829; Acalephen p. 53. T 162. Evagora capillata, Pfron, 1809; Tableau etc. p. 343, Nr. 47. Evagora capillata, BLAmNVILLE, 1834; Actino- logie, p. 296, Pl. 35, Fig. 3. Orithyia capillata, LamArck, 1817; H. n. an. s. vert. Tom. II, 504. Rhizo- stoma capillata, EscuscHuorLtz, 1829; Acalephen p. 54. t 165. Callirhoe micronema, P£ron, 1809; Tableau etc. p. 341, Nr. 43. ? 137. Cyanea lusitanica, Pkrox, 1809; Tableau etc. p. 364, Nr. 109. = Medusa capillaris, Bosc, Vers. Tom. II. 1 190. Cyanea limbazura, Lesson, 1843; Acalephes p. 386. Haeckel, System der Medusen. 82 Jen. Denkschriften 1. 650 FÜNFTER NACHTRAG: INDEX OBSOLETER MEDUSEN-NAMEN. + 203. Pelagia conifera, Lesson, 1843; Acalephes p. 39. + 203a. Pelagia australis, Pfron, 1309; Tableau etc. p. 350, Nr. 70. + 207. Chrysaora pentastoma, P#ron, 1809; Tableau etc. p- 366. = Cyanea pentastoma, LAMARCcK, 1817. + 208. Chrysaora hexastoma, Pfron, 1309; Tableau etc. p. 366. — Cyanea hexastoma, LAMARcK, 1817. + 216. Chrysaora cruentata, Lrsson, 1843; Acalephes p. 403. + 217. Ocyroe lineolata, P£ron, 1809; Tableau etc. p. 355, Nr. 32. == Cassiopea lineolata, LAMARcK, 1817. + 242. Rhizostoma aculeata, Lesson, 1843; Acalephes, p. 424. + 243. Rhizostoma tuberculifera, Lesson, 1843; Acalephes p. 424. 9 344. Rhizostoma tetrastyla, Lesson, 1843; Acalephes p. 424. — Medusa'tetrastyla, ForskAL, 1775; Descript. an. itin. orient. p. 107. (? —= Pilema corona, HAEckEr, vergl. oben p. 594.) Fünfter Nachtrag: Index obsoleter Medusen-Namen von J. F. Brandt, 1836. Das „Bulletin scientifique de l’Acad&mie de St. Petersbourg“, Tome I, 1837, Nr. 24, p. 185, enthält eine kurze, 8 Seiten lange Abhandlung von J. F. Braxpr, betitelt: „Remarques sur quelques modifications dans l’arrangement de l’ordre des Acalephes discophores ou ombrelliferes“ (lu le 23. Decembre 1836). Der Verfasser will in diesem systematischen Versuche das treffliche „System der Acalephen“ von EscnscHoLrz (1829) verbessern und ergänzen. Indessen kann dieser Versuch nur als ein gänzlich verunglückter bezeichnet werden, und BrAnDrT zeigt darin nur auf’s Neue (— ebenso wie in seiner „Ausführlichen Beschreibung der von MERTENS beobach- teten Schirmquallen“ ete. — gelesen den 24. April 1835 —), wie wenig er in das tiefere Verständniss der Medusen- Organisation und ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen eingedrungen ist. Es haben daher auch alle folgenden Me- dusologen jenen Versuch ignorirt und er wird später fast niemals eitirt. L. AGassız hat ihn zwar gekannt, aber die 33 neuen Namen, welche Branpr für die angeführten (schon früher bekannten) Arten aufgestellt hat, auch nicht angenommen. Nur 2 Gattungsnamen, Polyclonia und Leptobrachia, sind in das neue System von Acassız (1862, 1. c.) übergegangen und auch von mir oben acceptirt worden. Um das Synonymen-Register vollständig zu machen, lasse ich hier die obsoleten Namen von BrAnpr folgen, unter Angabe der Species, auf welche sie sich beziehen. 1. Octochila bitentaculata, BrAnDT, 1837; 1. c. p. 186. = Aeginella bitentaculata, HAEcKEL, p. 341. 2. Saccophora Tilesii, Branpr, 1837; 1. c. p. 1857. — Medusa saccata, Tıresıus (Wetterauer Ann. Tom. 3, p. 367). 3. Hoeterobrachia Gaimardi, Branpr, 1837; 1. c. p. 187. = Polyrhiza orithyia, HAEcKEL, p. 578. 4. Octoplocamus mitra, Branprt, 1837; 1. c. p. 187. (= Charybdea mitra) — Tiara papua, HAECKEL, p. 58. 5. Cyclophylia periphylia, Branpr, 1837; 1. c. p. 187. — Periphylla Peronii, HAEcKEL, p. 420. 6. Cyclophylia bicolor, BrAnDT, 1837; 1. c. p. 187. = Periphylla bicolor, HAEckEL, p. 419. 7. Epidactyla mucilaginosa, BrAnpr, 1837; 1. c. p. 185. = Cunina mucilaginosa, HAECKEL, p. 321. 8. Exechestoma punctatum, BrAnpr, 1837; 1. c. p. 188. = Solmaris punctatus, HAEcKEL, p. 326. 9, Exechestoma semiroseum, BRANDT, 1837; 1. c. p. 188. — Aequorea semirosea, Quoy et GAIMARD, 1. c. 10. Gymnocraspedon Lessoni, BRANDT, 1837; 1. c. p. 189. = Thysanostoma melitea, HAECKEL, p. 626. 11. Trigonodactyla lutea, BrAnpr, 1837; 1. c. p. 189. — Pilema stylonectes, HAECcKEL, p. 59. 12. Syncorypha hyacinthina, Branpr, 1837; 1. c. p. 189. —= ? Periphylla hyaecinthina, STEENSTRUP, p. 419. 13. Chirocampta cerebriformis, BrAnpr, 1837; 1. c. p. 189. = Patera cerebriformis, Lesson, p. 533. 14. Fabera caudata, Branpr, 1837; 1. c. p. 189. — Ephyra caudata, FABer, 1829; Fische Islands, p. 195. 15. Heccaedecabostrycha Blossevillei, BRAnDT, 1837; 1. c. p. 190. — Chrysaora Blossevillei, Lesson, p. 514. 16. Podionophora perla, BrAnpr, 1857; ]. c. p. 190. = Pelagia perla, HAEckEL, p. 506. 17. Cladostoma fulgida, BRAnDT, 1837; 1. c. p. 190. —= Chrysaora fulgida, HAccker, p. 514. 18. Polycladodes Pallasii, BrAnpr, 1837; 1. c. p. 191. = Polyclonia frondosa, L. Acassız, p. 568. 19. Polycladodes Forskalii, BRANDT, 1837; 1. c. p. 191. —= Cassiopea Andromeda, EscHscHoLTz, p. 569. 20. Polycladodes Canariensis, BRAnDT, 1837; 1. c. p. 191. = Crossostoma corolliflora, HAECKEL, p. 608. 21. Holigocladodes Borlasii, BrAnDT, 1837; 1. c. p. 191. = Pilema octopus, HAEcKEL, p. 59. 22. Holigocladodes roseus (Cassiopea rosea), BRANDT, 1837; 1. c. p. 191. = Toxoelytus roseus, L. Acassız, p. 586. 23. Holigocladodes Dubreuilli (Cassiopea D.), BrAnpr, 1837; 1. c. p. 191. = Crossostoma D., HAEcKEL, p. 609. 24. Polyclonia theophila, BrAnpr, 1837; 1. c. p. 191. —= Toreuma theophila, HAEckEL, p. 566. 25. Polycelonia borboniea, BrAnpr, 1837; 1. c. p. 191. — Cotylorhiza tuberculata, L. Acassız, p. 610. 26. Polyelonia Mertensii, BrAnpr, 1837; 1. c. p. 191. —= Cassiopea Mertensii, BRAnDT, p. 572. 27. Holigoclonia Cuvieri, BrAnpr, 1837; ]. c. p. 191. —= Pilema octopus, HAEcKEL, p. 593. 28. Holigoclonia Aldrovandi, BrAxpr, 1837; 1. c. p. 191. = Pilema pulmo, HAEckEL, p. 591. SECHSTER NACHTRAG: INDEX ANGEBLICH NEUER CRASPEDOTEN-ARTEN. 651 29. Holigoclonia corona, BrAnDT, 1837; ]. c. p. 191. —= Pilema corona, HAEcKEL, p. 59%. 30. Holigoclonia mosaica, BRAnDT, 1837; 1. c. p. 191. = Crambessa mosaica, HAEcKEL, p. 622. 31. Holigoclonia cruciata, BrAnpt, 1837; 1. c. p. 191. = Crambessa cruciata, HAECKEL, p. 620. 32. Leptobrachia leptopus, BrAnprt, 1837; 1. c. p. 191. = Leptobrachia leptopus, BRANDT, p. 630. 33. Histiodactyla globosa, BRAnDT, 1837; 1. c. p. 191. = Berenice globosa, FABEr, 1329; vergl. p. 652. Sechster Nachtrag: Index angeblich neuer Craspedoten-Arten des Mittelmeeres von Elias Metschnikoff. Beiträge zur Kenntniss der Siphonophoren und Medusen von ELIAS METSCHNIKOFF, 1370; in russischer Sprache erschienen in den „Verhandlungen der kaiserlichen Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaft etc. in Moskau“. Kurzer Auszug in LeuckArr’s Jahresberichten, im Archiv für Naturgeschichte, Jahrg. 35, Bd. II, 1872, p- 225, 231. Obgleich ich mich bestrebt habe, die ganze umfangreiche und zerstreute Medusen-Literatur in meiner Mono- graphie möglichst vollständig zu berücksichtigen, so habe ich doch die wenigen Arbeiten, welche nur in russischer und in chinesischer Sprache erschienen sind, davon ausgeschlessen. Ich befinde mich dabei in grundsätzlicher Uebereinstimmung mit fast allen europäischen Zoologen der Gegenwart. Denn bei den ungeheuren und täglich wach- senden Anforderungen, welche das Culturleben der Gegenwart an die Zeit und Arbeitskraft eines Jeden stellt, kann unmöglich neben der Kenntniss von 2 ausgestorbenen und 6 lebenden Sprachen auch noch die Erlernung von 2 an- deren Sprachen gefordert werden, die so schwierig und fremdartig sind, wie das Russische und Chinesische. Wenn ich trotzdem hier eine Ausnahme mache zu kurzer Besprechung einer, russischen medusologischen Arbeit von EL1AS METSCHNIKOFF, so geschieht es erstens, weil dieser Zoologe ungewöhnlich anmassend und anspruchsvoll auftritt, und zweitens, weil ein kurzer deutscher Auszug jener Arbeit von LEUCKART (l. c.) gegeben ist. Hiernach könnte es scheinen, als ob dieselbe einige neue und wichtige Angaben enthielte. Indessen ist dieses nicht der Fall. Wie ich mich durch eine eingehende Vergleichung seiner Beschreibungen und Abbildungen überzeugt habe, ist von den 8 neuen Craspedoten - Species, welche METSCHNIKOFF entdeckt zu haben angiebt, keine einzige neu! Ich habe dieselben nachstehend auf ihren wahren Werth zurückgeführt. Der russische Autor hätte leicht selbst die Namen seiner „neuen Species“ in der älteren Literatur finden können, wenn er sich die Mühe genommen hätte, dieselbe sorgfältig zu ver- gleichen. Ebenso wenig neu sind einige anatomische „Entdeckungen“, wie z. B. diejenige der Excretions-Papillen am Schirmrande der Aequoriden (schon 31 Jahre früher von MıLne-EpwArns beobachtet! Vergl. oben p. 210). Unreife Medusen-Larven und zufällige Monstrositäten ganz bekannter Medusen werden von METSCHNIKOFF als „neue Arten“ beschrieben. Mit der Systematik ist derselbe so wenig vertraut, dass er die bekanntesten Gattungen nicht bestimmen kann, und z. B. Oytaeis mit Bougainvillea, Saphenia mit Eutima verwechselt. Da METScHNIKOFF bei jeder Gelegen- heit meine zoologischen Arbeiten auf das Heftigste schmäht und angreift, und ich es mir zur Ehre rechne, ganz ent- gegengesetzte Ansichten zu haben, gereicht es mir hier zur besonderen Genugthuung nachzuweisen, dass METSCHNI- KOFF nicht bloss in Bezug auf allgemeine morphologische Grundsätze, sondern auch in Hinsicht auf specielle Be- obachtung und sorgfältige Darstellung eine der tiefsten Stufen einnimmt. 1. Dipurena fertilis, METSCHNIKOFF, 1870; 1. c. Tom. VII, p. 343, Taf. III, Fig. 1-5. = Dipurena dolichogaster, HAECKEL, 1864 (vergl. oben p. 77). Nach METSCHNIKOFF soll erstere von letzterer dadurch verschieden sein, dass die Radial-Canäle an ihrer Mündung in den Ringcanal keine Anschwellung besitzen (obwohl er diese selbst gezeichnet!) und ferner dadurch, dass ein Exemplar einen Tentakel am Magenrohr trug!! 2. Bougainvillea coeca, METSCHNIKOFF, 1870; 1. c. p. 346, Taf. III, Fig. 6. = Cytaeis tetrastyla, EscHscHOLTZ (vergl. oben p. 73). — Alle Charactere von Bougainvillea fehlen! 3. Eucope polygastrica, METSCHNIKOFF, 1870; 1. c. p. 346, Taf. IV, Fig. 2, 4 = Phialidium variabile, HAEcKEL, p- 186; jugendliche Larven und zum Theil monströse Varietäten, wie sie bei dieser polymorphen Species häufig vorkommen ! 4. Halopsis Annae, METSCHNIKOFF, 1870; 1. c. p. 355, Taf. IV, Fig. . — Mitrocoma Annae, HAEcKEL, 1864 (vergl. oben p. 189). Nach METSCHNIKOFF soll diese schöne, von mir zuerst beschriebene Eucopide zu dem Genus Halopsis von Agassız zu stellen sein, obwohl diese Gattung in eine ganz andere Familie, zu den Aequoriden gehört (vergl. oben p. 217). Die angeblich nächstverwandte Halopsis eruciata ist ebenfalls generisch verschieden und gehört zur Gattung Phialis, HAEcKEL (p. 181). Die Darstellung, welche METSCHNIKOFF von den Randbläschen der Mitrocoma Anmae giebt, ist grundfalsch! 5. Siphonorhynchus bitentaculatus, METSCHNIKOFF, 1870; 1. c. p. 352, Taf. V, Fig.5. = Saphenia dinema, EscH- SCHOLTZ (vergl. oben p. 193). Die Gattung Siphonorhynchus, von KEFERSTEIN aufgestellt, besitzt 4 per- radiale Tentakeln und ist mit Zutima von Mac Crapry identisch (vergl. oben p. 190, 192). Hingegen be- 82% 652 SIEBENTER NACHTRAG: sitzt die von METSCHNIKOFF abgebildete Form nur 2 gegenständige Tentakeln und gehört somit zu der schon 1829 von EscuscHorrz aufgestellten Saphenia! Da die Gonaden nach seiner Abbildung nur am Magenstiel sassen, scheint diese Art eher mit $. dinema, als mit $. bitentaculata identisch zu sein. Zygodactyla rosea, METSCHNIKOFF, 1870; 1.c.p. 353, Taf. V, Fig. 7, 8. — Polycanna italica, HAECKEL (— Aequo- rea, Risso, PERON, 1809), vergl. oben p. 230. Bei dieser Art und bei Irene pellucida = Tima pellueida) beschreibt METSCHNIKOFF die trichterförmigen Excretions-Organe am Ringceanal und rühmt sich dieser wichtigen Entdeckung. Allein dieselben waren schon 31 Jahre früher von Mıns£-EpwaArps bei Aequorea violacea deutlich beschrieben und abgebildet worden! (vergl. oben p. 210). Cunina proboscidea, METSCHNIKOFF, 1870; 1. c. p. 360, Taf. VI, Fig. 1—3. = Cunina vitrea, GEGENBAUR (vergl. oben p. 320). Obgleich die von MrrscHnIkorr beschriebene Form noch nicht geschlechtsreif war, ist sie doch (nach seiner eigenen Darstellung!) für C. vitrew zu halten! Cunina striata, METSCHNIKOFF, 1870; 1. c. p. 362, Taf. VI, Fig. 4-8. — (Cunantha striata, HAECKEL, p. 315. Auch von dieser Art beobachtete METSCHNIKOFF nur geschlechtslose Jugendformen ! Siebenter Nachtrag: Index verschiedener obsoleter Medusen - Namen, welche sich theils auf junge und unreife oder verstümmelte Medusen, theils auf unkenntliche Beschreibungen älterer Autoren beziehen, Die völlig werthlosen und obsoleten Namen sind durch ein f bezeichnet, diejenigen, welche möglicherweise auf eine bekannte Species zu beziehen sind, durch ein ?. ? ? T 2 —+- + 9 Lat SU EE U EZ [eG Acanthobrachia inconspieua, STRETHILL WRIGHT, 1867; Journ. of Anat. Phys. p. 322, Pl. XIV. (= Eucope in- conspicua? oder Larve einer Eucopide? Ohne Gonaden!). Aequorea formosa, GREEN, 1857; Nat. Hist. Revew, Vol. IV, p. 245, Pl. 14, Fig.2. Wahrscheinlich die jugendliche Larve einer Aequoride, wie GREEN selbst vermuthete (mit 10 Radial-Canälen, von denen nur 2 gegen- ständige Spuren von Gonaden zeigen!). Aequorea radiata, TEMPLETON, 1836; Loudon’s Mag. Nat. Hist. Vol. IX, p. 301. Aequorea viridula, LAmArcK, 1817; Hist. nat. an. sans. vert. Tom I, p. 499. — Rhegmatodes thalassina, p. 222. Aequorea cyanostylis, BLAINVILLE, 1854; Actinologie, p. 278. = Polyxenia ceyanostyhs, p. 330. Aequorea citrea, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 279. = Aegina citrea, p. 338. Aeguorea campanulata, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 279. = (Cunina campanulata, p. 319. Berenice crueiata, FABER, 1329; Fische Islands, p. 191. Berenice globosa, FABER, 1829; Fische Islands, p. 191. Bougainvillea paradoxa, MERESCHKOWSKY, 1879; Ann. Mag. N. H. Vol. III, p. 177, Pl. XX, Fig. 1-5. = Hipyo- crene superciliaris, L. AGAssız (p. 92)? Campanularia noliformis, Mac Crapy, 1857; Gymnophth. Charleston Harb. p. 92, Pl. XI, Fig. 4. = Eucopium- Larve einer Eucopide, von einer Campanarien-Amme erzeugt; Sexual-Form unbekannt. Campaniclava Cleodorae, ALLMAN, 1864; Ann. Mag. N. H. Vol. XIII, p. 352. (= Syncoryne Oleodorae, p. 29.) Callichroma Dujardin, Bronx, 1860; Klass. Ordn. Med. p. 143. Anthomeduse ohne Gonaden! Callirhoe campanula, FABER, 1829; Fische Islands, p. 196. (= Catablema campanula, p. 63?) Callirhoe dubia, TEMPLETonN, 1836; Loudon’s Mag. Nat. Hist. Vol. IX, p. 301. Cassiopea cruciata, TEMPLETON, 1336; Loudons’ Mag. Nat. Hist. Vol. IX, p. 302, Fig. 47. Chrysaora lutea, Quoy et GAIMARD, 1827; Annal. des Scienc. nat. Tom. X. Chrysomitra striata, GEGENBAUR, 1856; Zeitschr. wiss. Zool. Vol. VIII, p. 232, Taf. VII, Fig. 10, 11. —= COhryso- mitra, spirans, STUART, 1370; Arch. Anat. Phys. p. 366. —= Larve von Velella spirans (Siphonophora). Coryne Stauridia, GossE, 1853; Devonshire Coast, p. 257, Pl. XVI. (= Stauridium Cladonema, Amme von Ola- donema radiatum. p. 109.) Coryne Listeri, ALDER, 1860; Transact. Tyneside N. F. Club, Vol III, p. 102. (= Sarsia eximia, p. 17.) Cunina costata, LEUCKART, 1856; Arch. f. Naturg. Jahrg. 22, p. 38. Unbestimmbare Narcomeduse? Cyanea inscripta, TEMPLETON, 1836; Loudons’ Mag. Nat. Hist. Vol. IX, p. 301, Fig. 45. — (yanea capillata? Cyanea inscripta, PEAch (— non P#ron! —), 1854; Ann. Mag. N. H. Vol. XIV, p. 462. —= Cyanea Lamarckü? Cyanea helgolandica, EHRENBERG, 1834; Abhandl. Berlin. Acad. p. 541, Anm. (Junge Desmonema-Larve von Cyanea Lamarckii?) Cytaeis polystyla, WıuL, 1844; Horae Tergestinae, p. 68, Pl. II, Fig. 5. (= Hypsonema polystyla, L. AGAssız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 366.) INDEX VERSCHIEDENER OBSOLETER MEDUSEN-NAMEN. 653 Diplonema islandica, GREEN, 1857; Nat. Hist. Rey. Vol. IV, p. 247, Pl. XV, Fig. 7. — Amphicodon fritillaria, p. 36. Dodeeabostrycha Umataursak, MörchH, 1857; Fortegnelse over Grönlands Bloddyr, p. 23. = Periphylla hyacin- thina, STEENSTRUP, p. 419. ? Eucope exigua, KEFERSTEIN und EHLERS, 1861; Zool. Beitr. Neapel u. Messina p. 88, Taf. XII, Fig. 13. (Larve ? einer Trachomeduse, wahrscheinlich einer Liriopide?). Eucope flava, AxkL BoEcK, 1860; Forhandl. Vidensk. Selsk. Christiania, p. 151. T Ephyra capillata, FABer, 1829; Fische Islands, p. 194. (= Cyanea arctica? p. 530). { Ephyra caudata, FABEr, 1829; Fische Islands, p. 195. + Ephyra hemisphaerica, TempuLeron, 1836; Loudon’s Mag. Nat. Hist. Vol. IX, p. 301, Fig. 46. ? u» —- T T ? T T T T u» [26] Geryonia aequorea, O. F. MüLLer, 1776; Prodrom. Zool. Dan. p. 233. Hippocrene simplex, ForBEs, 1853; Transact. Edinb. Soc. p. 313, Pl. X, Fig. 6. —= Thamnitis nigritella, p. 84. Lar Sabellarum, Gosse, 1857; Transact. Linn. Soc. Vol. XXIL, p. 113, Pl. 20. = Lar Sabellarum, Hıncks, 1872; Ann. Mag. N. H. Vol. X, p. 313, Pl. 19. Eine dipleurische Tubularien-Amme mit 2 Tentakeln, deren Medusen-Knospen (mit 6 Radial-Canälen und 6 perradialen Tentakeln) sich zu Larven einer Antho- meduse entwickeln (Hıncks 1. c.). Lovenella clausa, Hıncks, 1871; Ann. Mag. N. H. Vol. VII, p. 79, Pl. V. Fig. 2—2b. Larve einer Leptomeduse? (Eucopide?), deren hydroide Amme Campanularia clausa, LOvEN, ist. Die neugeborene Larve, deren Metamorphose noch unbekannt ist, hat nach Hıncks eine höchst auffallende Beschaffenheit; der Schirm- rand soll nur 2 entwickelte, gegenständige, perradiale Tentakeln tragen, dazwischen aber 4 interradiale Cirren, an deren Basis ein Randbläschen sitzt! Alle anderen, bis jetzt bekannten Eucopiden besitzen von Anfang an mindestens 8 adradiale Randbläschen! (vergl. oben p. 165). Sollte Lovenella vielleicht die erste Polypen-Amme einer Trachomeduse sein ? Lucernaria phrygia, FAsrıcıus, 1780; Fauna Groenland. p. 343, Nr. 333. — Myriothela phrygia, ALıman, 1875; Philos. Transact., Vol. 165, p. 549, Pl. 55—58. Hydro-Polyp! Mesonema Henleana, J. P. Van Benepen, 1866; Faune littor. Belg. p. 91. — Mesonema Henleana, METZGER, 1870; Jahresber. Naturf. Ges. Hannover (Zool. Record. Vol. VII, p. 490). (? — Aequorea Henleana, KöL- LIKER, 1343; Beiträge zur Entwickelungsgesch.) Mnestra parasites, Kromn, 1853; Arch. f. Naturg. Jahrg. 19, p. 278. = Mnestra parasites, Craus, 1875; Ver- handl. zool. botan. Ges. Wien. Bd. 25, p. 9, Taf. I. Tetracanale parasitische Oraspedote, auf Phylki- rhoe bucephalum schmarotzend. Da bisher weder Gonaden noch Octocysten beobachtet wurden, lässt sich ihre systematische Stellung nicht bestimmen. Medusa azurea, LAMARcK, 1799 (?). = Pilema octopus? Medusa beroe, Linn&, 1758; Systema Nat. Ed. X, p. 660. —= Beroe Forskalii, MILNE-EpwArps! Ctenophora! Medusa bifida (vel minutissima), DALyELL, 1847; Rare and remark. anim. Scotland, Vol. I, p. 110, Pl. 15— 20. —= Ephyrula-Larve einer Acraspede (Ohrysaora). Medusa brachiata, Linn&, 1758; Systema Nat. Ed. X, p. 660. (= Pelagia?). Medusa bulla, FABER, 1829; Fische Islands, p. 202. Medusa caravella, O. F. Mürter, 1776; Beschr. Berlin. Ges. nat. Fr. Vol. I, p. 290, Taf. 9, Fig. 2. = Physalia caravella, Siphonophora! Medusa crinita, DALYELL, 1848; Rare rem. anim. Scotl. Vol. II, p. 248, Pl. 52, Fig. 1, 2. = Irene viridula? p. 202. Medusa eucumis, Linn# (GmeELın), 1778; Systema Nat. Ed. XII. — Idyia cucumis, Ctenophora! Medusa duplicata, GronovIus, 1760; Acta Helvetica, Vol. IV, p. 38. (== Pelagiae rudimentum?) Medusa fimbriata, BRowNz, 1756; Hist. Jamaica, p. 385. (= Chrysaora isosceles?) Medusa fossilis = Medusites, HAECKEL, p. 647. Medusa fragum, FABER, 1829; Fische Islands, p. 202. (= Tiara pileata? p. 58.) Medusa fungus, MAckr, 1819; Atti Real. Accad. Napol. 23. Aprile, p. 73, Tav. II, Fig. 3. = Geryonia proboseidalis? Medusa infundibulum, Lins# (GMmELIN), 1778;/Systema Nat. Nr. 3152. —= (ydippe pileus, Ctenophora! Medusa ovum, Linn& (GmeLin), 1778; Systema Nat. Nr. 3152. —= Mertensia cucullus, Otenophora! Medusa papillata, O. F. MÜLLer, 1806; Vol. IV, p. 24, Tab. 140. —= Eucopium-Larve einer Eucopide (Phia- hdium variabile?). Medusa pileus, Linn& (GmELIn), 1778; System. Nat. Nr. 3152. = Cydippe pileus, Ctenophora! Medusa pocillum, Monragu, 1817; Linn. Transact. Vol. XI, Tab. 14, Fig. 4; Isis 1817. — Rataria (Velella) pocillum, EscascnoLzz. Siphonophora! Medusa porpita, Linn&, 1758; Syst. Nat. Ed. X, p. 659. = Porpita mediterranea, Siphonophora! Medusa proboscidea, DALYELL, 1848; Rare remark. anim. Scotl. Vol. II, p. 248, Pl.52, Fig. 3, 4; Pl. 53, Fig. 2, 3. — Sarsia tubulosa, Lessons, p. 16. Medusa quadricostata, FABer, 1829; Fische Islands, p. 204. (= Thaumantias hemisphaerica?) 654 SIEBENTER NACHTRAG: ? Medusa radiata, Tıresıus, 1802; Jahrb. d. Naturg. v. Tıresıus, Bd. I, p. 166. (== Chrysaora isosceles). + Medusa reniformis, MODEER, 1791; Nova Acta N. C. Tom. VII, Append. p. 33. „Nierennessel“, SLABBER, 1760; Physikal. Belust. p. 33, Taf. 8, Fig. 45. (= Noctiluca miliaris! Protista!) + Medusa saccata (vel marsupiformis), Tınzsıus, 1814; Annal. Wetterau. Ges. Naturk. Bd. III, p. 367, Taf. XXa, Fig. 15. (== Irene species?) N Medusa scintillans (vel Mammaria scintillans), MACARTREY, 1810; Philos. Transact. p. 232, Taf. XV, Fig. 9, 10. — Noctiluca milaris, Protista! rt Medusa simplex, PENnNANT, 1768; Brit. Zool. IV, p. 58. (== Acraspedae rudimentum.) Medusa umbella, O. F. Mütter, 1776; Besch. Berlin. Ges. nat. Fr. Vol. II, p. 295, Taf. 9, Fig. 3. == Porpita umbella, Siphonophora! Medusa undulata, PEnnant, 1768; Brit. Zool. IV, p. 58. (= Pilema octopus, p. 593.) Medusa utrieulus, LA MARTINIERE, 1787; Journ. Phys. Tom. IH, p. 365, Pl. U, Fig. 13, 14. — Physalia utrieulus, Siphonophora! Medusa velella, Linnt&, 1758; Systema Nat. Ed. X, p. 660. —= Velella spirans, Siphonophora! Oceania ducalis, ForBrs, 1853; Transact. Edinburgh Soc. Vol. XX, p. 311, Pl. X, Fig. 2. = Tiara pileata, L. Agassız, p. 58; var. ducalis (— eventuell Tiara ducalis! —). Ich kann diese Form nur als eine der zahlreichen Varietäten der gewöhnlichen polymorphen Tiara pileata betrachten; ohne Scheitel-Aufsatz, wie meine Tiara ampullacea, Atlas, Taf. III, Fig. 7. ? Oceania Gaedii, P. J. VAn BENEDEn, 1866; Faune littor. Belge. p. 93. = Tiara pileata (var.?), p. 58. ? Oceania lenticula (— Thaumantias lenticula), EHRENBERG, 1854; Abhandl. Berlin. Acad. p. 538, Anm. (Eucopide?). ? Oceania pusilla, Gosse, 1853; Devonshire Coast, p. 384, Pl. XII, Fig. 11—14. Jugendform oder Larve einer Tiaride (Tiara? Turris?). Ocyrhoe cruciata, TEMPLETON, 1836; Loudon’s Mag. Nat. Hist. Vol. IX, p. 302, Fig. 47. Ocyrhoe rosea, FABER, 1829; Fische Islands, p. 1985. (= Aurelia aurita, p. 552?). Ocyrhoe tubereulata, TEMPLETON, 1836; Loudon’s Mag. Nat. Hist. Vol. IX, p. 302. (= Chrysaora isosceles, p. 513?) Olindias phosphorica, HAECKEL, — Olindias Mülleri, HAECKEL, p. 253, —= Oceania phosphorica, DELLE ÜHIAJE, Memorie anim. senza vert. Napoli, Tom. V, p. 131, Fig. 147. Wie ich leider zu spät sehe, ist die medi- terrane, von mir oben (p. 253) als Olindias Mülleri beschriebene Form schon von DELLE CHIAJE als Oceania phosphorica beschrieben und abgebildet worden, und ist der Name dem entsprechend in Olindias phosphorica zu ändern. ? Paryphasma planiusculum, LEUCKART, 1856; Arch. für Naturg. Jahrg. 22, p. 39, Taf. IL, Fig. 10, 11. (Narcome- meduse ohne Gonaden!). Perigonimus linearis, P. miniatus, und andere tetranemale Arten dieser Gattung, ebenso Atractylis quadriten- taculata, A. linearis etc. von STRETHILL WRIGHT (Proceed. R. Soc. Edinb. 1863, Pl. I, Fig. 6) sind Am- men von Anthomedusen (wahrschemlich Codoniden oder Tiariden); vergl. Hıncks, Brit. Hydr. 1868, p. 96 ete. und Autman, Monogr. Tubular. p. 321, Taf. 11 etc. Perigonimus repens, P. muscoides, und andere dissonemale Arten dieser Gattung, ebenso Atractylis bitentacu- lata, und A. repens etc. von STRETHILL WRIGHT (Proceed. R. Soc. Edinb. 1865, Pl. I, Fig.5) sind Am- men von Anthomedusen (wahrscheinlich Codoniden oder Tiariden); vergl. oben p. 25, ferner Hrncks, Brit. Hydr. 1365, p. 90 ete., und Artman, Monogr. Tubular. p. 321, Taf. 11 etc. Phoreynia eruciata, LAMARCK, 1817; Hist. nat. an. s. v. —= Aurelia eruciata, p. 644. Phoreynia galerita, FABER, 1329; Fische Islands, p. 192 (= Periphylla hyacinthina, p. 419). Phoreynia simpla, FABER, 1329; Fische Islands, p. 193. Phorcynia uniformis, FABER, 1329; Fische Islands, p. 193. Phorcynia striata, KÖLLIKER, 1853; Zeitschr. wiss. Zool. Vol. IV, p. 321. Unbestimmbar, ohne Gonaden! (Junge Aequoride, oder Cunanthide?). BUBE EEE Ka GB ee Eu 7 Pileola gibraltarica, Lesson, 1843; Acalephes, p. 261. = Phorcymia pileata, Quoy et GAIMARD, 18327; Annales Se. nat. Tom. X, Pl. VI, c. Fig. 1. Rest einer zerstörten Umbrella, ohne Organe! ? Piliscelotus vitreus, TEMPLETON, 1836; Loudon’s Mag. Nat. Hist. Vol. IX, p. 302, Fig. 48. — Tiara pileata (Te- tranemale Protiara-Larve!) oder vielleicht Modeeria formosa, FORBES (vergl. oben p. 47)?. Platypyxis eylindrica, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 306, 307, 354 = Olytia eylindrica, Ar. Acassız, 1865; North Amer. Acal. p. 79, 80, Fig. 112, 114). —= Eucopiden - Amme. ? Plancia gracilis, ForBes, 1853; Transact. Edinburgh Soe. Vol. XX, p. 311, Pl. X, Fig. 1. Eine dissonemale Craspe- dote, wahrscheinlich Saphenia mirabilis, HAECKEL, p. 192, oder eine verwandte Art (— vorausgesetzt, dass FORBES die 8 Otocysten übersehen hat! —); vielleicht auch eine neue Art von Dinema, nahe verwandt dem D. Slabberi, Van BENEDEN (p. 28); = Dinema gracile, HAECKEL? Podocoryne albida et P. fubularia, Sars, wahrscheinlich synonym mit P. carnea, p. 77. INDEX VERSCHIEDENER OBSOLETER MEDUSEN-NAMEN. 655 Podocoryne Alderi, Hopge, 1860; Transact. Tyneside N. F. C. = Corynopsis Alderi, Hıncks; vergl. oben p. 80). Polyxenia albescens, METSCHNIKOFF, 1874; Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 24, p. 26. = Solmissus albescens, HAECKEL, p-. 350 (= Cunina albescens, GEGENBAUR). —= Eudora moneta, VERANY, 1862; Zool. des Alpes maritim. } Pterostoma heteronema. RAFINESQUE, 1814; Specchio delle Scienze; Oxen’s Isis, 1845, p. 227. ? Ptychogastria polaris, ALLmAN, 1878; in NAre’s Narrat. Voy. Polar Sea, Vol.I, p. 290. Nach Untersuchung eines (unvollständigen) Original-Exemplares im „British Museum“ halte ich diese Species für nahe verwandt (oder identisch?) mit Pectyllis arctica, p. 266 (vielleicht Pectyllis polaris?). + Pyxidium trunecatum, LEuckArT, 1856; Arch. für Naturg. Jahrg. 22, p. 31, Taf. II, Fig. 7. ? Rhabdoon singulare, KEFERSTEIN und Enters, 1861; Zool. Beitr. Neapel u. Messina, p. 86, Taf. XIII, Fig. 6, 7. Larve einer Anthomeduse? Ohne Gonaden! + Rhizostoma brassieiflora, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 298. ? Rhopalonema placogaster, KEFERSTEIN und Enters, 1861; Zool. Beitr. Neapel und Messina, p. 91, Taf. XIV, Fig.3, 4 (Larve einer Trachynemide, Marmanema?, ohne Gonaden!). Sarsia princeps, HAEckEL, 1877; Prodrom. Nr. 1 (= Codonium princeps, p. 13). Sarsia codonophora, HAECKEL, 1877; Prodrom. Nr. 2 (= Codonium codonophorum, p. 14). Slabberia catenata, Forszs, 1853; Transact. Fdinburgh. Soc. p. 315, Vol. XX, Pl. X, Fig.3. = Dipurena dolicho- gaster, HAEcKEL, p. 25, Taf. II, Fig. 1—7, var. catenata. Ich hatte im letzten Herbste (1879) selbst Ge- legenheit, an der Westküste von Schottland, wo FORBES seine Slabberia catenata entdeckt hatte, dieselbe zu beobachten und mich von ihrer Identität mit meiner Dipurena dolichogaster von Nizza zu überzeugen. Eventuell würde sie als Dipurena catenata, HAECKEL, zu bezeichnen sein. ? Sminthea campanulata, KEFERSTEIN und EHters, 1861; Zool. Beitr. Neapel u. Messina, p. 89, Taf. XIV, Fig. 1, 2. (Larve einer Carmarinide? ohne Gonaden!). Stauridium productum (STRETHILL WrıcHT), Hıncks, 1868; Brit. Hydr. Zooph. p. 68, Pl. XII, Fig. 1. = Amme einer Codonide, Oodomium oder Sarsia 2). ? Staurophora vitrea, Sars, 1863; Geolog. og Zoolog. Jagttag. p. 87. (Konnte ich nicht vergleichen !) ? Steenstrupia Oweniü, GREEN, 1857: Nat. Hist. Revew, Vol. VI, p. 248, Pl. XV, Fig.8. = Hybocodon prohfer. +} Styripus cyanemus, RAFINESqQuE, 1814; Specchio delle Scienze; Oxex’s Isis, 1845, p. 227. Syncoryne gravata (STRETHILL WrıiGHT), Hıncks, 1868; Brit. Hydr. p. 53. = Amme von Sarsia mirabilis?) ? Tetraplatia volitans, Busch, 1851; Beobacht. Wirbellos. Seethiere, p. 120, Taf. X, Fig. 3—4. — Tetrapteron vo- litans, Craus, 1878; Arch. mikrosk. Anat. p. 349, Taf. 22. Vielleicht eine Nareomedusen-Larve? Vielleicht eine Zwischenform zwischen Hydro-Polypen und Craspedoten ? Thaumantias achroa, SPENCER ÜOBBOLD, 1858; Journ. Proceed. Linn. Soc. (= Phialidium variabile?) Vol. II, p. 38. Thaumantias confluens, FORBES, 1853; Transact. Edinb. Soc. p. 314, Pl.X, Fig. 5. — Laodice ulothrix, p. 133? Thaumantias crucifera, RomAnzs, 1877; Journ. Linn. Soc. Vol. XII, p. 190, Pl. 15, Fig. 2 (Eucopida ?) Thaumantias diversicolor, METTENHEIMER, 1859; Abhandl. Senkenberg. Ges. Bd. III, p. 302, Tab. XI (= Epenthe- sis cymbaloides, HAECKEL, p. 183?). ? Thaumantias dubia, KÖLLIKER, 1853; Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. IV, p. 324. = Eucope octona? p. 171. ? Thaumantias helicobostrycha, RomAnes, 1877; Journ. Linn. Soc. Vol. XIH, p. 190, Pl. 15, Fig. 5 (Eucopida?). ? Thaumantias Pattersoni, GREEN, 1857; Nat. Hist. Revew, Vol. IV, p. 245, Pl. XIV, Fig.3. — Tiaropsis multieir- rata, L. Acassız, p. 179 (?). Thaumantias neglecta, GREEN, 1857; Nat. Hist. Revew, Vol. IV, p. 246, Pl. XV, Fig.5. = Thaumantias hemi- sphaerica, ESCHSCHOLTZ, p. 128. ? Thaumantias trieirrata, Ax&u BoEcK, 1860; Forhandl. Vidensk. Selsk. Christiania, p. 151. Thaumantias typica, GREEN, 1857; Nat. Hist. Revew, Vol. IV, p. 246, Pl. XIV, Fig. 4 = Thaumantias hemisphae- rica, ESCHSCHOLTZ, p. 128 (?). Thaumantias undulata, ForBEs, 1853; Transact. Edinb. Soc. p. 313, Pl.X, Fig.7. = Laodice eruciata, p. 133. Tintinnabulum resupinatum, Frrrz MÜLLER, 1861; Arch. für Naturg. 27. Jahrg., Bd.I, p. 309, Anm. (= Obelia!). Trianisites fossilis, RAFINESQUE, 1821; SILLIMANN’s Americ. Journ. Tom. II, 2. Angebliche fossile Meduse. Trichoplea genus, Frırz MÜLLER, 1861; Archiv f. Naturg. 27. Jahrg., Bd. I, p. 3035, Anm. Ein Genus der Acras- peden, dessen „Randkörper in tiefen Nischen auf der Unterfläche und 2 Zoll von dem ungetheilten Rande der 2Spannen im Durchmesser haltenden Scheibe“ entfernt liegen (unserer Cyaneide Drymonema verwandt?). } Urtica astrophyta, Linn&, 1748; Systema Nat. Ed. VI, p. 73. = Euryale? (Ophiura?) Urtica erinita, Linn&, 1748; Systema Nat. Ed. VI, p. 73. = Cyanea capillata, p. 529. Urtica marina, COLUMNA etc. Gemeinschaftlicher Name der älteren Autoren für alle Medusen. ? Zyomma genus, Bronn; Class. Ordn. Strahlenthiere, 1860, p. 143. —= Eucopium, HAEckEL, p. 168? SBBZEDIRD — 656 ACHTER NACHTRAG: INDEX OBSOLETER NAMEN VON MEDUSEN-GRUPPEN. Achter Nachtrag: Index obsoleter Namen von Medusen-Gruppen, welche im System nicht aufgeführt worden sind. Acalephae, LEUCKART, 1857; Arch. f. Naturg. Jahrg. 23, Bd. II (Jahresber.), p. 234. = Acraspedae, GEGENBAUR (1856). Auch CrAus (in seinen „Grundzügen der Zoologie“) gebraucht noch heute (ebenso wie LEUCKART in seinen Jahresberichten) die allgemeinere Gruppenbezeichnung Acalephae für die besondere Legion der Acraspedae. Am besten ist es wohl, Acalephae (oder Onidariae = Onidae) sämmtliche Nesselthiere zu nennen (alle Zoophyten oder Coelenteraten, mit Ausschluss der Spongien!). Agaricinae, Lesson, 1843; Acalephes, p. 324. Unnatürliche Gruppe von sehr verschiedenen Medusen! Agastrica, P&ron, 1809; Tableau etc. p. 325. Alle Medusen ohne Magenhöhle (nicht existirend!). Astoma, OuvIer, 1830; Regne anim. Tom. III. Alle Medusen ohne jede Mundöffnung (nicht existirend!). Athecata, Hıncks, 1868; Hist. Brit. Hydr. I, p. LXIV, p. 1. = Anthomedusae cum Polypis Tubularüs. Campanularidae, Mac Crapy, 1857; Proceed. Elliot Soc. Charleston Vol. I, p. 124. —= Thaumantidae + Eucopidae. Ceratostera, LEUCKART, 1856; Nachträge zu VAn DER Horven’s Zoologie, p. 37. = Alle „Scheibenquallen mit ein- facher Metamorphose“ (— mit Hypogenese —), ohne Generationswechsel. Chiropsalmidae (et Dursaridae), HAEckEL, 1878; Jena. Sitzungsber. 26. Juli. — Ohirodropidae, HAECKEL (p. 445). Conomedusae, HAECKEL, 1378; Jena. Sitzungsber. 26. Juli. (= (Cubomedusae, p. 423.) Corynidae, Mac Crapy, 1857; Proceed. Elliot Soc. Charleston, Vol. I, p. 123. = Oceanidae -4- Sarsiadae + Ola- vidae (= Anthomedusae, partim!) Cyclomorpha, LATREILLE, 1825; Familles naturelles du regne an. p. 557. = Medusae, Linn&! Elasmorchidae, HAECKEL, 1366; Generelle Morphologie Vol. II, p. LIX. (= Peromedusae 4 Oubomedusae, HAECKEL). Endostomata, Mac CrAapy, 1857; Proceed. Elliot Soc. Charleston, Vol. I, p. 123, 126. = Anthomedusae + Tubu- lariae +4 Siphonophorae. Eudoreae, Lesson, 1343; Acalephes, p. 255. Unnatürliche Gruppe! Grösstentheils zerstörte Umbrellen ! Eumedusae, P. HArrınGg, 1570; Dierkunde, III, 1, Coelenteraten, p. 1340, 1342. = Discomedusae, HAECKEL, 1866. Exostomata, MAc OrAapy, 1857; Proceed. Elliot Soc. Charleston, Vol. I, p. 124, 151. = Leptomedusae + Campa- nariae + Trachomedusae 4+ Narcomedusae. Gastrica, Psron, 1309; Tableau etc., p. 332. Alle Medusen mit Magenhöhle (Gegensatz Agastrica!). Haplostomeae, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 167. Höchst unnatürliche Medusen-Gruppe. Imperviae (Rhizostomae), GRENACHER und NorLL, 1376; Abhandl. Senkenb. Ges. Bd. X, p. 58. = Tetrademniae. Marsiporchidae, HAEcKEL, 1866; Generelle Morphologie, Vol. II, p. LIX. (= Trachomedusae, partim)). Marsupiales, Lesson, 1343; Acalephes, p. 267. Unnatürliche Gruppe der verschiedensten Medusen! Medusariae, Lesson, 1343; Acalephes, p. 159. = Medusae, Linn£. Medusinae, BrAnpr, 1833; Me&moir. Academ. Petersburg, Tom. II, p. 330. —= Medusae, Linn&! Monogameliae, HAECKEL, 1878; Jena. Sitzungsber. 26. Juli. (= Monodemniae, p. 454, 473.) Monostomae, BrAxpr, 1836; Bullet. Acad. Petersb. Tom. I, p. 186. —= Alle Medusen mit einfacher Mundöffnung! Nucleiferae, Lesson, 1543; Acalephes, p. 283. Unnatürliche Gruppe der verschiedensten Medusen! p. 40. Ocellatae, HAEcKEL, 1866; Generelle Morphologie, Vol. II, p. LVIII. —= Craspedoten mit Ocellen, ohne Randbläschen. Perviae (Rhizostomae), GRENACHER und NorLL, 1876; Abhandl. Senkenberg. Ges. Bd. X, p. 57. = Monodemniae. Phyliorchidae, HAEckEL, 1866; Generelle Morphologie, Vol. II, p. LIX. (= Trachomedusae, partim!) Polystomae, BrAnprt, 1836; Bull. Acad. Petersb. Tom. I, p. 190. Unnatürliche Vereinigung von verschiedenen Craspe- doten und Rhizostomen. Proboscideae, Lesson, 1543; Acalephes, p. 324. Unnatürliche Gruppe verschiedener Medusen. Pulmograda, BLAINVILLE, 1834; Actinologie, p. 271. = Medusae, Linn&®! Sertulariae, L. Acassız, 1862; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 348. —= Leptomedusae cum Hydro-Polypis Campanarüs et cum Trachomedusis! Tetragameliae, HAEcKEL, 1878; Jena. Sitzungsber. 26. Juli. (= Tetrademniae, p. 454, 472.) Thecaphora, Hıncks, 1868; Hist. Brit. Hydr. Zooph. I, p. LXIV, p. 137. = Leptomedusae cum Polypis Campanarüs. Thecomedusae, AnLmAN, 1574; Transact. Linn. Soc. Zool. Vol. I, p. 61, Taf. XIV. Bezeichnung für eine Acalephen- Gruppe (— bis jetzt nur durch Stephanoscyphus mirabilis = Spongicola fistularis vertreten —), welche ALLMAN für Hydromedusen hält, ich hingegen für Seyphopolypen (p. 363). Tubulariae, L. Acassız, 1362; Monogr. Acal. Contrib. IV, p. 335. —= Anthomedusae cum Polypis Tubularüis. Tubularidae, Mac COrapy, 1857; Proceed. Elliot Soc. Charleston, Vol. I, p. 123. = Anthomedusae partim! Umbrelliferae, BrAnDt, 1336; Bullet. seient. Acad. Petersb. Vol. I, p. 185. —= Medusae, Lınn&! Vesiculatae, HAcEckeEr, 1866; Generelle Morphologie. — Leptomedusen mit Randbläschen Vol. II, p. LVII. NOMENOLATOR MEDUSARUM CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA ad Medusarum species et genera, familias et ordines, usque ad annum 1879 (inclusum) applicata, secundum ordinem alphabeticum disposita. (N.B.) In dem nachstehenden Nomenclator habe ich mich bemüht, alle systematischen Namen, welche seit Lins& (1735) bis zum Ende des Jahres 1879 (einschliesslich) überhaupt zur Bezeichnung von Medusen angewendet worden sind, und welche bisher in einer beispiellos verworrenen Litteratur zerstreut waren, möglichst vollständig in alphabe- tischer Reihenfolge zusammen zu stellen. Die Namen der anerkannten 240 Genera und 616 Species, welche in dem vor- stehenden „System“ durch genügende Diagnosen unterschieden werden konnten, sind mit Cursiv-Schrift gesetzt, die Synonyme der Genera und Species mit aufrechter Schrift; die obsoleten Genera sind durch ein angehängtes 7 bezeichnet. Die Namen der KLEINEREN und der OBSOLETIEN GRUPPEN sind mit CAPITÄL-ScHRIFT gesetzt, hingegen die Namen der grösseren und der wichtigeren Gruppen mit Egyptienne. Acalephae 656 Acalepha 647 — deperdita 647 Acanthobranchia 7 652 — inconspicua 652 Acraspedae 361, 632 Acraspedites 647 — admirandus 647 — antiquus 647 — fasciculatus 647 — eiganteus 647 — hexarhizites 647 — insignis 647 — lithographicus 647 — trigonobrachius 647 ACYSTELLAE 454 Aegina 337 — canariensis 339 — capillata 549 — Carolinarum 649 — citrea 338 — corona 649 — cyanogramma 329 — Eschscholtzü 339 — grisea 356 — nivea 649 — pachyderma 339 — punctata 356 — rhodina 338 — rosea 338 — semirosea 649 Aeginaria 339 — pachyderma 339 Aeginella 340 — dissonema 340 — bitentaculata 341 Haeckel, System der Medusen. Aegineta 341 — corona 358 — coronantha 359 — flavescens 353 — gemmifera 320 — globosa 319 — hemisphaerica 342 — octonema 341 — paupercula 358 — prolifera 320 — rosea 321 — solmaris 358 AEGINETIDAE 337 | Aeginidae 334, 337 Aeginodiscus 344 | — actinodiscus 344 AEGINODORIDAE 344 Aeginodorus 344 — Alderi 345 Aeginopsis 342 — bitentaculata 341, 352 — dissonema 340 — horensis 342 — Laurentü 342 — mediterranea 352 — Merlensiü 343 Aeginorhodus 345 — rosarius 345 Aeginura 343 — myosura 343 AEGINURIDAE 342 Aequoranna 219 — discus 219 Aequorea 218 — albida 221 — allantophora 231 Jen. Denkschriften I. Aequorea amphicurta 649 — atlantica 649 | — bunogaster 649 — campanulata 652 — capillata 649 — Carolinarum 649 — ciliata 220 — citrea 652 — cyanea 222 — cyanogramma 329 — cyanostylis 652 — danica 649 — diseus 219 — euchroma 153 — eurhodina 220 — Forbesiana 225 — formosa 652 — Forskalea 219 — Forskalina 219 — globosa 222 — globularis 232 — grisea 356 — groenlandica 232 — Henleana 655 — mesonema 226 — mitra 58 — mollicina 329 — mucilaginosa 321 — octocostata 138 — phosphoriphora 649 — pleuronota 215 — punctata 356 — purpurea 215 — radiata 652 — rhodoloma 358 — Risso 230 83 658 Aequorea Rissoana 230 — rosea 153 — semirosea 649 — sphaeroidalis 649 — stauroglypha 225 — thalassina 160, 222 — undulosa 217 — violacea 220 — viridula 652 — vitrina 231 Aequorella 219 — ciliata 220 — Forskalea 219 Aequoridae 207, 212 Aequorissa 221 — albida 221 Aequoroma 220 — eurhodinum 220 — violaceum 220 ÄGARICINAE 656 AGASTRICA 656 Aglantha 271 — camtschatica 273 — digitalis 272 — globuligera 272 ÄAGLANTHIDAE 271 Aglaura 274 — hemistoma 275 — laterna 274 — Nausicaa 274 — penicillata 150 — Peronii 275 — radiata 276 Aglaurella 7 274 — Nausicaa 274 Aglauridae 268, 271 Aglauropsis 250 — Agassizii 250 Agliscra 276 — elata 276 — elongata 277 — invertens 637 Amalthaea 38 — amoebigera 38 — Januarü 39 — Sarsü 38 — uvifera 38 AMALTHAEIDAE 37 Ametrangia 636 — hemisphaerica 636 Amphicodon 35 — amphiplewrus 37 — fritillaria 36 — globosus 36 Amphinema 49 — apicatum 50 — Titamia 50 NOMENCLATOR MEDUSARUM AMPHINEMIDAE 49 ÄNTHOMEDAE 8 Anthomedusae 3, 8 ÄNTHUSAE 3 Aphacellae 1 Archephyra 482 — discometra 641 — prometor 482 ARCHEPHYRIDAE 476 Archirhiza 565 — aurosa 646 — primordialis 565 ARCHIRHIZIDAE 565 AsrtomA 656 ATHECATA 656 Atolla 483 — Wiyvillei 483 Atractilis 654 — bitentaculata 654 — Jlinearis 654 — quadritentaculata 654 Aurelia 551 — amaranthea 553 — aurita 552, 555 — campanula 552 — clausa 558 — colpota 555 — crenata 513 — cruciata 553, 644 — crucigera 132 — flavidula 555 — globularis 552 — globulus 513 — granulata 552 — hyalina 556 — labiata 557 — limbata 558 — lineolata 552 — marginalis 556 — melanospila 552 — phosphorica 505 — purpurea 552 — quadricineta 553 — radiolata 552 | — Reynaudii 553 — rosea 552 — rufescens 132 — stelligera 547 — surirea 552 — tyırhena 553 ÄURELIDAE 551 Aurelissa 557 — clausa 558 — labiata 557 — limbata 558 Auricoma 633 — Aphrodite 644 Aurosa 559 — furcata 559 Baihycodon 26 — pyramis 26 Berenice 152 — capillata 154 — carisochroma 153 — cruciata 652 — euchroma 153, 160 — globosa 652 — Huzleyi 154 — rosea 153 — thalassina 160 Berenicetta 154 — Huxleyi 154 BERENICIDAE 151 Beroe — gargantua 444 Biblis 7 553 — Reynaudii 553 | — Aquitaniae 553 | Blastogaster 77 | — carneus 77 | — fulgurans 77 Bougainvillea 90 — Allmani 88 — britannica 38 — carolinensis 89 — coeca 651 | — dinema 635 | — diplectanus 80 — fruticosa 80, 88 — gigantea 83 — Köllikerüi 97 — Macloviana 90 — maniculata 89 — melditerranea 73 — Mertensii 92 — muscus 80 — nigritella 34 — octopunctata 97 — paradoxa 652 — ramosa 80, 88 — superciliaris 92 BOUGAINVILLIDAE 4, 68 Brachiolophus 597 — collaris 597 BRANDTIDAER 397 Bryoclonia 7 570 — depressa 572 — Mertensii 572 — ormata 570 Bursarius j 444 — Cythereae 444 — gargantua 444 Calicinaria 378 — cyathiformis 378 Callichroma 7 652 — Dujardinii 652 Callinema + 643 — ornata 643 Callirrho& 7 133 — Basteriana 133 — campanula 652 — dubia 652 — micronema 649 Callitiara 67 — polyophthalma 67 Calvadosia T 392 — campanulata 392 CAryYcozoA 379 Calyptra 7 263 — umbilicata 263 CAMPANARIAE 119, 166 Campanella } — capitulum 341 — Chamissonis 150 — dinema 193 — dissonema 340 — Fabricii 63 — mediterranea 352 — pachyderma 339 Campaniclava 652 — (Cleodorae 652 Campanularia 119, 173 — acuminata 136 — clausa 653 — diaphana 175 — dichotoma 173 — flabellata 177 — Gegenbauri 168 — gelatinosa 176 — geniculata 173, 175 — Johnstoni 168 — noliformis 652 — raridentata 123 — volubilis 168 CAMPANULARIDAE 656 Campanulina 119 — acuminata 186, 231 — languida 188 — repens 168 — tenuis 186 — turrita 168 — vitrina 231 Cannorhiza 605 — connexa 605 Cannostomae 454, 476 Cannota 151 — dodecantha 151 Cannotidae 140, 144 Carduella 378 — Allmani 639 — cyathiformis 378, 639 CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA. | Carduella depastrella 376 Carmarina 297 — fungiformis 297 — hastata 297 | — hezxaphylla 298 CARMARINIDAE 293 Carmaris 296 — Giltschü 296 — umbella 296 Carybdea — Charybdea 439 Cassiopea 568 — Andromeda 569 — anglica 593 — borbonica 611 — Borlasea 593 — canariensis 608 — corolliflora 608 — cruciata 652 — depressa 512 — dieuphila 566 — dieuphylla 566 — dubia 421 — Dubreuilli 650 — Forskalea 569 — frondosa 568, 608. — fusca 575 — labiata 557 — lineolata 558 — lunulata 593 — Mertensü 572 — ornata TO — Pallasii 568 — rhizostomoidea 593 — rosea 650 — theophila 566 CAsSIOPEIDAE 561 Catablema 62 — campanula 69 — vesicarium 64 — eurystoma 64 Catablemium + 64 — eurystoma 64 Catostylus 7 622 — mosaicus 622 — Wilkesii 622 Cephea 573 — Aldrovandi 592 — capensis 645 — comifera 576 — corona 594 — cyclophora 613 — diplopilus 575 — Dubreuillii 609 — Forskalea 574 — fusca 575 — Guerini 645 — mosaica 622 Cephea ocellata 623 — octostyla 574, 613 — papua 623. — papuensis 623 — polychroma 610 — rhizostoma 593 — rhizostomoidea 574 tuberculata 610 — vesiculosa 577 — Wageneri 610 CEPHEIDAE 561 CERATOSTERA 656 Charybdea 439 — alata 441 — bicolor 419 — bitentaculata 341 — campanella 649 — hyacinthina 419 — marsupialis 442 — mitra 650 — Murrayana 442 — obeliscus 441 — periphylla 420 — philippina 440 — pyramis 440 — turricula 438 Charybdeidae 433, 435 Charybdella 440 — alata 41 — philippina 440 — pyramis 440 Charybdusa 441 — marsupialis 442 — Murrayana 442 — obeliscus 441 Chirocampta + 650 — cerebriformis 650 Chirodropidae 445, 446 Chirodropus 447 — palmatus 448 — gorilla 448 CHIROPSALMIDAE 656 Chiropsalmus 446 — quadrigatus 447 — quadrumanus 447 — zygonema 641 Chrysaora 510 — aspilonota 513 — Blossevillei 514 — calliparea 516 — cruentata 650 — cyelonota 513 — dinobrachia 516 — dodecabostrycha 421 — dubia 421 — fulgida 514 — fuscescens 515 83 * | 659 660 Chrysaora Gaudichaudi 527 — helvola 515 — heptanema 513 — hexastoma 650 — hyoscela 513 — hysoscella 511, 513 — isosceles 513 — lactea 517 — Lesueuriü 513 — lutea 650 — macrogona 519 — mediterranea 511 — melanaster 515 — oculata 513 — pelagica 105 — pentastoma 650 — pleurophora 513 — plocamia 516 — Reynaudii 514 — spilhemigona 513 — spilogona 513 Chrysomitra 652 — striata 652 Circe 7 271 — anais 649 — camtschatica 273 — elongata 277 — hyalina 634 — impatiens 273 — invertens 637 — rosea 272 ÜIRCEADAE 268 Circella 7 — digitalis 272 — globuligera 272 Circetta 7 — elata 276 Cladocanna 160 — polyclada 161 — thalassina 160 CLADOCANNIDAE 156 Cladonema 108 — Allmani 109 — decanema 109 — Dujardinii 109 — Gegenbauri 109 — Krohnii 109 — octonema 109 — pentastyla 109 — radiatum 109 — tetrastyla 109 Cladonemidae 98, 101 Cladostoma 7 650 — fulgida 650 ÜLADOSTYLAE 69 Claustra 7 t — Mertensii 591 Is # Ko G6 NOMENCLATOR MEDUSARUM Claustra pissiniboque 558 Clavatella 106 — prolifera 106 Clavula 62 — Gossei 62 ÜCLEISTOCARPIDAE 393 Clytia 119 — bicophora 184 — cylindrica 184 — eucopophora 168 — intermedia 184 — Johnstoni 168, 186 — volubilis 168 Codonidae 9, 12 Codonium 13 — codonophorum 14 — conicum 634 — gemmiferum 15 — princeps 13 — pulchellum 15 Codonorchis 51 — octaedrus 51 COLLASPIDAR 488 Collaspsis 489 — Achillis 489 Conis 55 — cyclophthalma 55 — mitrata 55 CONOMEDUSAE 423 Cordylonema 263 — clavigerum 263 — umbilicatum 263 CORDYLOTAE 301 Corymorpha 29 — amoebigera 38 — annulicornis 35 — fritillaria 36 — galanthus 31 — Januarii 39 — nana 32 — nutans 31, 34 — pendula 34 — prolifera 34 — Sarsii 38 — uvifera 38 Coryne 652 — Briareus 105 — eximia 17 — implexa 105 — Listeri 652 — macrorhyncha 19 — mirabilis 17 — pelagica 105 — pusilla 16 — rosaria 18 — stauridia 652 Corynetes 48 Corynetes Agassizü 49 — arcuata 49 CORYNIDAE 656 Corynitis + 48 — Agassizii 49 Corynopsis 80 — Alderi 80 Cosmetira 132 — calcarata 134 — cruciata 132 — pilosella 133 — punctata 132 — salinarum 636 — ulothrix 133 Ootylorhiza 609 — tuberculata 610 — polychroma 610 — ambulacrata 611 Couthouya 7 | — pendula 523 Orambessa 619 — cruciata 620 — mosaica 622 — palmipes 620 — Pictonum 621 — Tagi 621 | Crambessidae 614, 618 Cramborhiza 633 — flagellata 646 Craspedonites 647 — deperditus 647 — giganteus 647 Craspedotae 1, 360 | Craterolophus 394 — convolvulus 392 — Tethys 395 Crematostoma 230 — flava 233 — germanicum 230 — italicum 230 — orchistoma 139 — pileus 139 Crossostoma 607 — canariensis 608 — corolliflora 608 — Dubreuillüi 609 — frondifera 608 — frondosa 608 ÜROSSOSTOMIDAE 606 Cryptocarpae 1 Otenaria 107 — ctenophora 108 Cubogaster 75 — dissonema 716 — gemmascens 716 CUBOMEDAE 423 Cubomedusae 423, 433 CuBUSAE 433 Cunantha 314 — primigenia 315 — ypetasoides 314 — striata 315 Cunanthidae 310, 314 Cunarcha 315 — aeginoides 315 Ounina 318 — albescens 350 — campanulata 319 — costata 652 — discoidalis 316 — dodecimlobata’ 320 — globosa 319 — Köllikeri 317 — Lanzerotae 318 — lativentris 320 — moneta 350 — mucilaginosa 321 — multifida 322 — octonaria 316 — oligotis 319 — polygonia 317 — proboscidea 652 — prolifera 320 — rhododactyla 321 — rosea 321 — rubiginosa 321 — solmaris 350 — striata 652 — vitrea 320 Oumissa 322 — polypera 323 — polyporpa 322 Cunoctantha 316 — discoidalis 316 — Köllikeri 317 — octonaria 316 — ypolygonia 317 Ounoctona 317 — Lanzerotae 318 — nausithoe 318 Cuvieria 7 — carisochroma 153 — euchroma 160 Cyanantha 526 — Annasethe 526 — imporcata 642 Cyanea 528 — ambigua 550 — arctica 530 — aspilonota 513 — aurita 553 — baltica 529 — Behringiana 531 — borealis 529 CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA. | Cyanea Bougainvillei 90 | — britannica 530 — calliparea 516 — capillata 529 — chrysaora 513 — coccinea 62 — cyclonota 513 — ferruginea 531 — fulva 530 — helgolandica 530, 652 — heptanema 513 — hexastoma 650 — imporcata 642 — inscripta 652 — Labiche 509 — Lamarckü 530 | — Lesueurii 513 — limbazura 649 — Jusitanica 530 — macrogona 513 | — mediterranea 511 — pentastoma 650 | — pleurophora 513 — plocamia 516 — Postelsiü 531, 532 — punctulata 513 — quadricineta 553 — Rhizostoma 591 — rosea 525 — spilogona 513 | — versicolor 531 Cyaneidae 518, 523 Cyaneopsis f — Behringiana 531 Cyanora 532 | — Postelsii 532 Oybogaster 75 — gemmascens 76 OYcLocANnNAE 454 CycLoMORPHAE 656 ÜYCLONEMAE 69 ÜYCLONEURAE 1 Cyclophylla 7 650 — bicolor 650 — periphylla 650 OyLıcozoA 379 Cytaeandra 719 — areolata 79 — polystyla 719 CYTAEIDAE 75 Cytaeidium 75 — pusillum 75 Oytaeis 13 — exigua 694 — macrogaster 14 — nigritina 714 — octopunctata 97 | Cytaeis polystyla 653 — pusilla 75 — tetrastyla 73, 74 Dactylometra 517 — lactea 517 — quinquecirra 518 DENDROCANNIDAE 217 Dendronema 110 — stylodendron 110 DENDRONEMIDAR 107 Depastrella 376 — Allmani 639 — carduella 376 DEPASTRIDAE 376 Depastrum 377 — cyathiforme 318 | — stellifrons 378 — »polare 639 \ Desmonema 526 — Annasethe 526 — Gaudichaudi 527 — imporcata 642 — pendula 528 Dianaea } — Bairdii 205 — balearica 649 — bitentaculata 193 — campanula 63 — cerebriformis 533 — conica 54 — cyanella 507 — cymbalaroides 183 — cymbaloidea 183 — denticulata 507 — diadema 50 — digitale 272 — dinema 50, 193 — endrachtensis 295 — exigua 239 — flavidula 186 — funeraria 261 — Gaberti 295 — gibbosa 201 — Lesueurii 58 — lineolata 132 — Jucullana 201 — panopyra 509 — phosphorica 186 — pileata 58 — proboscidalis 295 — rotunda 57 — triedra 87 — unguiculata 498 — viridula 202 Dicodonium 27 — cornutum 27 — dissonema 27 661 662 Dicranocanna 156 — furcillata 156 Dinema 28 — gracile 654 — ocellatum 29 — Slabberi 28 DinEMmIDAE 23 Dipetasus 248 — digonimus 249 Diplectana 7 30 — octocilia SO Dipleurosoma 155 — amphithectum 155 — irregulare 636 — Stuvitzii 155 — typicum 155 Diplocraspedon 7 — limbatus 558 Diplonema 7 652 — islandica 652 Diplopilus 575 — Couthouyi 575 Diplura 36 — fritillaria 36 Dipurena 23 — catenata 655 — cervicata 24 — comica 24 — dolichogaster 25 — fertilis 651 — halterata 24 — ophiogaster 25 — strangulata 23 DiscoMEDAE 450 Discomedusae 450, 454 Discomedusa 7 545 — lobata 546 DiscoMEDusIDAE 539, 545 DiscoPHORAE 361, 450 Discus 7 648 — discobolorum 648 — hydropotes 648 — membranaceus 648 — rosaceus 648 DiscusaE 454 Dissonema 126 — saphenella 126 Dodecabostrycha 7 — dubia 421 — Umataursak 653 Donacostoma 7 — Woodii 534 Drymonema 633 — dalmatina 642 DRYMONEMIDAE 643 Dyscannota 151 — dysdipleura 152 NOMENCLATOR MEDUSARUM Dysmorphosa 76 — carnea T7 — fulgurans 77 — mimima 713 — octostyla 73 — tenuis 82 Ectopleura 21 — Dumortieri 22 — nodosa 21 — ochracea 22 — pulchella 15 — turricula 21 | Eirene 5 —= Irene 200 — coerulea 203 — disitale 272 — endrachtensis 295 — gibbosa 201 — viridula 202 ELASMORCHIDAE 656 Eleutheria 105 — anisonema 106 — cnidobdella 107 — dichobdella 107 — dichocnida 107 — dichotoma 106 — diplonema 106 — heptanema 107 — heteroclada 107 — heteronema 106 — hexanema 106 — octonema 107 — pentanema 106 — tetranema 106 ELEUTHEROCARPIDAE 387 EnDosToMATA 656 Epenthesis 182 — bicophora 184 — cymbaloidea 183 — folleata 184 — maculata 183 Ephyra 482 — antarctica 649 — capitata 653 — caudata 653 — discometra 641 — hemisphaerica 653 — octolobata 553, 648 — prometor 482 — simplex 648 — tuberculata 648 Ephyraea 413, 476 Ephyridae 476, 481 Ephyroniae 362, 632 Ephyrula 474, 476 Ephyropsis 7 — pellueida 486 Epidactyla 7 Epidactyla mucilaginosa 650 Epomis 7 — gargantua 444 Eucheilota 7 — duodeecimalis 180, 181 — ventricularis 179 Euchilota 179 — ventricularis 179 Eucope 170 — affıinis 171 — articulata 176 — campamnlata 170 — diaphana 175 — divaricata 177 — exigua 653 — flava 653 — fusiformis 177 — gemmigera 183 — octona 171 — pieta 168 — plana 177 — polygastrica 651 — polygena 176 — polystyla 177 — primordialis 168 — pyriformis 176 — quadrata 169 — thaumantoides 186 — variabilis 186 Eucopidae 161, 167 Eucopium 168 — pietum 168 — primordiale 168 — quadratum 169 Eucoryne 39 — elegans 39 Euerambessa 624 — Miüilleri 624 EUCRAMBESSIDAE 619 Eudendrium 80 — ramosum 80, 88 Eudora 7 648 — discoides 648 — moneta 648 — rosacea 648 — undulosa 648 EUDOREAE 656 Eulimenes 7 648 — cyclophylla 648 — heliometra 648 — sphaeroidalis 648 Eulithota 647 — faseiculata 647 Eulymena 7 = Eulimenes 648 EUMEDUSAE 656 Euphysa 31 — aurata 32 Euphysa globator 40 — mediterranea 32 — virgulata 33 EuphHySIDaE 29 Eupilema 590 — claustra 591 — scapulare 590 EuriLEMIDAE 590 Eurhizostoma 591 — corona 594 — octopus 593 — pulmo 592 Euryale 7 649 — antarctica 649 — dubia 649 Eurybia T 649 — exigua 649 Eurybiopsis 7 — anisostyla 288 Eurystoma 7 — rubiginosum 313, 321 Eutima 190 — elephas 190 — gentiana 194 — insignis 192 — limpida 191 — mira 191 — pyramidalis 191 — variabilis 199 Eutimalphes 194 — indicans 195 — pretiosa 195 Enutimeta 194 — gentiana 194 EurimipAE 190 Eutimium 190 — elephas 190 Evagora j 649 — capillata 649 — tetrachira 553 ExostomATA 656 Exechestoma 7 650 — punctatum 650 — semiroseum 650 Fabera 7 650 — caudata 650 Favonia 7 93 — Bachei 93 — heteronema 93 — hexanema 649 — octonema 94 FAvonıpar 86, 561 Floresca 558 — Palladia 539 — Parthenia 538 Floscula 537 — Pandora 643 Floscula Promelhea 537 Flosculidae 535, 537 Foveolia 649 — bunogaster 649 — diadema 329 — lineolata 350 — mollieina 329 — pilearis 649 — pulvinata 649 GaAsTRIca 656 Gastrula 7, 474 Gastroblastus 78 — minimus 78 — octostylus 78 Gemmaria 103 — cladophora 104 — gemmosa 104 — implexa 105 — sagittaria 103 Gemellaria 103 — implexa 105 Geryones 293 — elephas 294 Geryonia 294 — aequorea 653 — agaricus 649 — appendiculata 287 — bicolor 290 — conoides 298 — dianaea 295 — dinema 193 — Dubautii 649 — exigua 289, 291 — fungiformis 297 — hastata 297 — hemisphaerica 128 — hexaphylla 295, 297, 298 ı — minima 649 — morilla 649 — octona 649 — pellucida 201, 202 — planata 186 — proboscidalis 295, 297 — rosacea 290 — tetraphylla 286 — umbella 297 Geryonidae 280, 285 GERYONOPSIDAE 165 Geryonopsis T — delicatula 202 — Forbesii 202 — gentiana 194 — pellucida 201 Globiceps 39 — globator 40 — tiarella 39 Glossocodon 292 CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA. Glossocodon agaricus 293 — catharinensis 287 — eurybia 291 — Lütkenü 293 — mucronatus 288 Glossoconus 292 — canariensis 292 — catharinensis 287 — mMucronatus 288 Gonionemus 7 146 — vertens 147 Gonynema 146 — vertens 147 Goodsirea — mirabilis 192 Gossea 251 — circinnata 252 — corynetes 251 Gymnocraspedon j 650 — Lessoni 650 Gymnophthalmae 1 Halatractus 32 — nanus 32 HALICLYSTIDAE 387 Haliclystus 387 — auricula 389 — octoradiatus 388 — primula 389 — salpinz 383 HALICYATHIDAE 393 Halicyathus 393 — lagena 394 — platypus 393 Halimocyathus j 393 — platypus 393 Halocharis 48 — spiralis 49 Halocordyle 39 — tiarella 39 HaAroPsIıDAE 217 Halopsis 217 — Annae 651 — cruciata 181 — ocellata 217 Haplorhiza 604 — punctata 604 — simplex 604 HAPLORHIZIDAE 604 HAPLOSTOMEAE 301, 397 HAPLOSTYLAE 69 Heccaedecabostrycha — Blossevillei 650 Heccaedecomma j 549 — ambiguum 550 — ornatum 643 Herpetusa — Ulvae 105 663 664 Heterobrachia 7 650 — Gaimardi 650 Hidroticus 7 — rufus 623 Himantostoma 627 — flagellata 629 — Lesuewriü 627 — lorifera 623 HIMANTOSTOMIDAE 625 Hippocrene 90 — britannica 83 — Bougainvillei 92, 90 — carolinensis 39 — crucifera 635 — macloviana 90 — maniculata 39 — Mertensü 92 — octopunctata 97 — platygaster 91 — pyramidata 635 — simplex 653 — superciliaris 92 HIPPOCRENIDAE 87 Histiodactyla 7 651 — globosa 651 Holigocladodes 7 650 — Borlasii 650 — Dubreuilli 650 — Junulatus 593 — roseus 650 Holigoclonia 7 650 — Aldrovandi 650 — corona 651 — cruciata 651 — Cuvieri 651 — mosaica 651 Homopneusis 7 577 — frondosa 577 Hlybocodon 33 — anmulicornis 35 — nutans 34 — pendulus 34 — »prolifer 33, 36 Hydra 364 Hydractinia 79 — areolata 79 Hypro1DaAz 1 HYDROMEDUSAE 1 HyDROPHORAE 1 HyproroLypı 363 HYPOCYSTELLAE 454 Hypsonema 7 — polystyla 653 IMPERYIAE 55 Irene 200 — Bairdii 205 — coerulea 203 NOMENCLATOR MEDUSARUM Irene flavilabris 204 — formosa 205 — gibbosa 203 — pellucida 201 — Teuscheri 206 — viridula 202 IrEnıpAaE 199, 163 Irenium 199 — quadrigatum 199 Köllikeria 7 97 — fasciculata 97 Lafoea 134 — calcarata 134 — cornuta 134 Laodice 131 — calcarata 134 — cellularia 129 — cruciata 132 — crucigera 132 — pilosella 133 — salinarum 636 — stauroglypha 133, 225 — ulothrix 133 LAODICIDAE 125 Laomedea 173 — acuminata 186 — dichotoma 173 — gelatinosa 176 — geniculata 175, 176 — longissima 177 — tenuis 32 Lar 653 — Sabellarum -653 Leonura 631 — leptura 631 — terminalis 646 Leptobrachia 630 — leptopus 630 — lorifera 628 LEPTOBRACHIDAE 630 Leptobrachites 647 — giganteus 647 — trigonobrachius 647 Leptolinae 233, 360 LEPTOMEDAE 120 Leptomedusae 111, 120 Leptoscyphus 71, 32 — tenuis 71, 82 LePprusAae 111 Lessonia 7 — radiata 276 Leuckartia 7 — brevicirrata 295 — longieirrata 295 — proboscidalis 295 LEUCKARTIDAE 281 | Limnorea 86 Limnorea proboseidea 87 — triedra 87 Linantha 494 — lumulata 494 LINANTHIDAE 494 Linerges 495 — agquila 496 — draco 496 — mercurius 495 — pegasus 495 Linergidae 490, 494 Liniscus 496 — cyamopterus 497 — ornithopterus 497 — sandalopterus 497 Linuche 498 — Lamarckü 642 — unguiculata 498 — vesiculata 499 LInucHIDaE 494 Liriantha 236 — appendiculata 287 — catharinensis 287 — mucronata 288 — sceutigera 287 — tetraphylla 236 Liriope 283 — appendiculata 287 bicolor 290 catharinensis 287 — cerasiformis 289 — cerasus 289 — conirostris 291 — crucifera 290 — eurybia 291 — exigua 238, 289 — ligurina 291 — mucronata 233 — proboseidalis, 295, 298 — rosacea 290 — scutigera 287, 291 — tetraphylla 286 LIRIOPIDAE 286 Liriopsis 7 — campanulata 197 Lizusa 80 — Elisabethae 33 — mnultieilia S1 — octocilia 80 LizuSIDAE 80 Lizzella 33 — hyalina 634 — octella 34 Lizzia 82 — blondina 77T, 82 — (laparedei 82 — dibolia 86 Lizzia Elisabethae 83 — grata 95 — Köllikerii 97 — octopunctata 95, 97 Lobocroeis 7 514 — Blossevillei 514 LOBOPHORA 423 Lorifera 628 — arabica 628 Lovenella 653 — clausa 653 Lucernaria 389 — auricula 388, 389 — auricula 392, 394 — bathyphila 640 — campanulata 392 — convolvulus 392 — cyathiformis 378 — Fabricii 394 — fascicularis 390 — helgolandica 395 — inauriculata 392 — infundibulum 392 — lagena 394 — Leuckarti 395 — octocornis 392 — octoradiata 388 — phrygia 653 — platypus 393 — primula 339 — pyramidalis 391 — quadricornis 390 — salpinx 358 — stellifrons 378 — Tethys 395 — typica 394 LUCERNARIAE 379 Lucernaridae 361, 379, 337 Lucernella 392 — infundibulum 392 Lychnorhiza 587 — lucerna 587 LycHNorHIZzIDAR 585 Lymnorea 86 — triedra 37 Macrostoma 7 — quadrieinetum 553 Mammaria 7 — scintillans 654 Manania 7 394 — auricula 394 — lagena 394 Margelidae 68, 72 Margelis 57 — carolinensis 39 — macloviana 90 — maniculata 39 Haeckel, System der Medusen. Margelis Mertensii 92 — nigritella 84 — platygaster 91 — principis 88 — ramosa 38 — superciliaris 92 — zygonema 635 Margellium 94 — gratum 95 — multicilium 81 — octopunctatum 95 Marmanema 261 — clavigerum 263 — mammaeforme 262 — tympanum 262 — umbilicatum 263 MARMANEMIDAE 259 MARSIPORCHIDAE 656 MARSUPIALES 656 MARSUPIALIDAE 423 Marsupialis 7 — alata 441 — flagellata 438 — Planei 442 Mastigias 622 — ocellata 623 — pantherina 624 — papua 623 Medora 524 — capensis 525 — reticulata 525 MEDORIDAE 524 MEDUSA — aequorea 133, 219, 232 — amaranthea 553 — Andromeda 569 — aurita 553, 555 — azurea 655 — beroe 653 — bifida 653 — bimorpha 54 — brachiata 653 — bulla 653 — cacuminata 132 — campanella 183 — campanula 63, 553 — campanulata 150 — capillaris 650 — capillata 529, 530 — caravella 653 — cephea 574, 613 — coelum 226 — conifera 173 — corona 594 — crinita 653 — cruciata 132, 644 — crucigera 132 Jen. Denkschriften I. CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA. | Medusa cucumis 653 — cymbaloidea 183 — digitale 272 — dimorpha 653 — duodecilia 88 | — duplicata 653 — fimbriata 175, 653 — flavidula 555 — fossilis 653 — fragum 653 — frondosa 568 — fungus 653 — fusca 513 — globularis 232, 553 — granulata 553 — hemisphaerica 128 — hyaeinthina 419 — hysoscella 513 — infundibulum 653 — isosceles 513 — labiata 557 — Jlucida 123 — lunulata 593 — marginata 133 — marina 173 — marsupialis 442 — marsupiformis 654 — minima 649 — minutissima 653 — mollieina 329 — mucilaginosa 321 — noctiluca 505 — ocellata 623 — ocilia SO — octocilia SO — octopedalis 593 — octopodia 591 — octopus 593 — octostyla 574, 613 — octotentaculata 505 — ovum 653 — panopyra 509 — papillata 653 — patina 219 — pelagia 505, 507 — pelagica 507 — pellucens 128 — pellueida 128 — pensilis 226 — perla 506 — persea 553 — phosphorea 505 — pilearis 57 — pileata 58 — pileus 653 — pocillum 653 — porpita 653 84 665 666 Medusa proboscidalis 295 — proboscidea 653 — pulmo 591 — purpura 553 — purpurata 553 — quadrieineta 553 — quadricostata 653 — radiata 654 — radiolata 553 — reniformis 654 — saccata 654 — saltatrix 636 — sanguinolenta 62 — sceintillans 128, 654 — sepioides 593 — simplex 654 — stella 513 — stelligera 547 — surirea 553 — tetrastyla 594 — tima 205 — tintinnabulum 176 — tuber 610 — tuberculata 505, 610 — tyrrhena 553 — umbella 654 — undulata 654 — unguiculata 498 — utriculus 654 — velella 654 — verrucosa 507 MEDUSARIAE 656 Mrpusıpar 452, 539 MEDusIınAE 656 Medusites 647 — admirandus 647 — antiguus 647 — bicinetus 648 — circularis 648 — cretaceus 647 — deperditus 647 — fasciculatus 647 — giganteus 647 — helgolandicus 647 — insignis 647 — lithographieus 647 — vporpitinus 648 — quadratus 648 — stawrophorus 648 — trigonobrachius 647 — Zitteli 647 Melanaster 7 515 — Mertensii 515 Melicertaria 7 137 — campanula 137 Melicerta — campanula 63 NOMENCLATOR MEDUSARUM Melicerta digitale 272 — fascieulata 97 — morchella 649 — perla 506 — pleurostoma 67 Melicertella 134 — panocto 135 — clavigera 135 MELICERTIDAE 134 Melicertidium 137 — octocostatum 138 Melicertissa 135 — clavigera 135 | Melicertum 136 — campanula 63, 137 | — campanulatum 138, 150 | — clavigerum 135 — georgieum 137 — octocostatum 138 — panocto 135 — peniecillatum 150 — pusillum 138, 649 Melitea + — brachyura 626 — hyacinthina 419 | — purpurea 649 Melusina 534 — formosa 535 Mesonema 225 — abbreviatum 228 — coelum 226 — coerulescens 226, 228 — ceyaneum 227 — dubium 228 — eurystoma 227 | — Henleana 653 — macrodactylum 226 — vpensile 226 — pileus 139 Mesonemanna 226 — macrodactyla 226 — pensilis 226 Mesonemella 227 — cyanea 227 — eurystoma 227 Mesonemissa 228 — abbreviata 228 — dubia 228 Microstoma 7 102 — ambiguum 102 Mitra 7 649 — Rangii 649 Mitrocoma 183 — Annae 189 — Minervae 139 Mitrocomella 184 — polydiadema 185 | MrrRocoMmIDAE 163 Mitrocomium 181 — cirratum 182 Mnestra 653 — parasites 653 Modeeria 47 — formosa 47 — irenium 48 Monoeraspedon 7 — auritus 553 — colpotus 555 — hyalinus 556 MONODEMNIAE 454, 473 MonOGAMELIAE 656 | Monopyxis 173 — dichotoma 173 — geniculata 175 | MonosTomMAE 656 Murricrıspar 464, 561 NARCOMEDAE 310 Narcomedusae 299, 310 NARCUSAE 299 | Nauphanta 487 | — Ohallengeri 487 Nausicaa 485 — Phaeacum 485 Nausithoe 486 — albida 486 — marginata 486 — punctata 486 NAUSITHOIDAE 485 | Nemopsınar 68, 93 Nemopsis 92 — Bachei 93 — crucifera 635 — favonia 94 — Gibbesii 93 — heteronema 93 Nerinea 526 — pendula 528 Nigritina 73 — atlantica 74 — macrogaster 74 — tetrastyla 73 NUCLEIFERAE 40, 656 Obelaria 173 Obeletta 173 Obelia 171 — commissuwralis 174 — diaphana 175 — dichotoma 173, 176 — flabellata 177 — fusiformis 177 — gelatinosa 174, 176 — geniculata 175 — leucostyla 174 — longissima 177 Obelia lucifera 175 — plana 177 — polystyla 177 — pyriformis 176 — sphaerulina 173 OBELIDAE 168 Obelissa 175 Obelomma 176 Oceania 7 — ampullacea 58 — armata 65 — bimorpha 54 — Blumenbachi 96 — cacuminata 132 — cocceinea 58 — conica 54 — coronata 57 — cruciata 132 — danica 128 — diadema 50 — dinema 50 — ducalis 654 — episcopalis 58 — flavidula 65, 186 — folleata 184 — funeraria 261 — Gaedii 654 — gibbosa 201 — globulosa 62 — gregaria 188 -— hemisphaerica 128 — heteronema 649 — languida 183 — Lesueurii 58 — lenticeula 654 — lineolata 132 — marsupialis 442 — microscopica 28 — nutricola 66 — octocostata 138 — octona 57 — paradoxa 649 — phosphorica 186, 654 — pileata 54, 58 — polyeirra 66 — pusilla 654 — rotunda 57 — saltatoria 54 — sanguinolenta 69 — sedecimcostata 54 — tetranema 47 — thelostyla 21 — tubulosa 16 — turrita 57 — viridicans 186 — viridula 202 OCEANIDAE 3, 40, 162 ÖCELLATAE 656 Octocanna 213 — oetonema 213 — polynema 214 Octocannella 213 — octonema 213 | OCTOCANNIDAE 213 Octocannissa 214 | — polynema 214 Octochila } — bitentaculata 650 | Octogonia 7 486 Octonema 126 — eucope 127 , OCTOPERIAE 632 Octoeplocamus 7 650 — mitra 650 Octorchandra 197 — canariensis 198 , — germanica 198 — variabilis 199 OCTORCHIDAE 163 Octorchidium 195 — tetranema 196 Octorchis 196 — campanulatus 197 — canariensis 198 — Gegenbauri 197 — germanica 198 — tetranema 196 — variabilis 199 OCTOTESSAE 163 Ocyrhoe 7 — cruciata 654 — labiata 553, 557 — lineolata 558 — persea 553 — rosea 654 — tuberculata 654 OLINDIADAE 252 Olindias 252 — Müllerü 253 — phosphorica 654 — sambaquiensis 254 Olindora 253 — Müllerii 253 Orchistoma 133 — pileus 139 — Steenstrupü 139 ÖORCHISTOMIDAE 138 Orithyia 7 649 — capillata 649 — hexanema 649 — incolor 578 — lutea 595 — minima 649 — octonema 94 CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA. Orithyia purpurea 649 — tetrachira 553 -— viridis 295, 649 Orythia 7 = Orithyia + 649 ÖOsous 7 — roseus 649 Pachysoma } — flavescens 353 Palaegina 647 — gigantea 647 Palephyra 483 — antıqua 434 = — primigenia 483 PALEPHYRIDAE 482 Pandaea 53 — conica 54 — flavidula 65 — globulosa 62 | — rotunda 57 — saltatoria 54 | PANDAEIDAE 53 Paryphasma + 654 — planiusculum 654 — rhodoloma 358 Patera 533 — cerebriformis 533 — donacostoma 534 PATERIDAE 533 Pectanthis 267 — asteroides 267 Pectis 266 — antarctica 266 PECTYLLIDAE 265 Pectyllis 265 — arctica 266 — polaris 655 Pegantha 332 \ — biloba 333 — magnifica 353 — martagon 332 — pantheon 332 — quadriloba 333 — triloba 333 Peganthidae 323, 327 Pegasia 330 — cylindrella 331 — dodecagona 331 — Sieboldii 331 Pelagia 504 — americana 507 — australis 650 — Brandtii 508 — conifera 650 — cyanella 506, 507 — denticulata 506, 507, 508 — discoidea 510 — flaveola 508 84 * 667 668 Pelagia guineensis 506 — Labiche 509 — Lessoni 506 — noctiluca 505, 507 — panopyra 509 — papillata 509 — parthenopea 505 — parthenopensis 505 — perla 506 — phosphorea 505 — phosphora 506 — placenta 510 — purpurea 505 — quinqueeirra 518 — tuberculosa 509 — unguiculata 498 — volutata 514 Pelagidae 499, 504 Pelagiopsis 647 — Leuckarti 647 — trigonobrachia 647 Pennaria 39, 40 — (Cavolinii 40 — disticha 40 — tiarella 39 Pericolpidae 411, 413 Pericolpa 413 — quadrigata 413 — telralina 640 Pericrypta 414 — campana 414 — galea 414 Perigonimus 654 — linearis 654 — minutus 23 — muscoides 654 — palliatus 28 — repens 654 — serpens 28 — sessilis 654 — vestitus 28 Peripalma 413 — corona 413 Periphema 421 — regina 421 Periphenga 422 — mirabilis 422 Periphylia 418 — bicolor 419 — dodecabostrycha 421 — hyacinthina 419 — mirabilis 422 — Peronü 420 — regina 421 Periphyllidae 415, 417 PEROMEDAE 396 Peromedusae 396, 411 NOMENCLATOR MEDUSARUM Persa 278 — dissogomima 2719 — incolorata 279 — lucerna 278 PErRSıDaE 277 PERUSAE 411 PERVIAE 656 PETACHNIDAE 247 . Petachnum 250 — tiaropsis 250 Petasata 249 — eucope 249 — Rabbeana 637 Petasidae 243, 247 Petasus 247 — atavus 248 — tetranema 248 Phacellantha 550 — ambigua 550 Phacellophora 549 — ambigua 550 — camtschatica 549, 551 — ornata 646 — sicula 551 Phacellotae 361 Phanerocarpae 361, 450 PHIALIıDAE 180 Phiahidium 185 — ampullaceum 58 — bicophorum 184 — cymbaloideum 183 — ferrugineum 186 — flavidulum 186 — folleatum 184 — gregarium 188 — languidum 188 — maculatum 183 — phosphoricum 186 — variabile 186 viridicans 186 Phiahis 181 | — cirrata 182 — cruciata 131 — duodecimalis 180 | — polydiadema 185 Phialium 180 — dodecasema. 181 — duodecimale 180 Phoreynia 7 — cruciata 553, 654 — cudonoidea 648 — cyclophylla 648 — galerita 654 — istiophora 648 — petasella 648 — pileata 654 — simpla 654 | Phoreynia striata 654 — uniformis 654 PHORMONEMAE 69 Phortis + — gibbosa 203 PHYLLORCHIDAE 656 Phyllorhiza 588 — chinensis 589 — trifolium 589 Pilema 591 — capense 645 — clawigera 595 — corona 594 — octopus 593 — orithyia 595 — pulmo 591 — stylonectes 595 Pilemidae 579, 585 Pileola 7 654 — gibraltarica 654 Piliscelotus 7 654 ı — vitreus 654 Placois 7 510 — discoidea 510 | Plancia — gracilis 654 Platypyxis 654 — cylindrica 654 PODACTINARIAR 379 Podionophora 7 — perla 650 Podocoryne 79 — albida 654 — Alderi 654 — areolata 79 — carnea 77, 634 — tubularia 654 | Polybostrycha + 511 | — helvola 515 , — mediterranea 511 — melanaster 515 Polycanna 229 — crassa 232 — flava 233 — fungina 229 — germanica 230 — groenlandica 232 — italica 230 — vitrina 231 POLYCANNIDAR 218 Polycladodes 650 — Canariensis 650 — Forskalii 650 — Pallasii 650 Polyclonia 567 — borbonica 650 — frondosa 568 Polyelonia Mertensii 572 — theophila 566 PoLYcLoXIDaR 566 Polycolpa 327 — Forskalüi 328 — zomaria 327 — z0norchis 327 POLYORCHIDAR 145 Polyorchidium 150 — campanulatum 150 Polyorchis 149 — campanulatus 150 — Eschscholtzii 150 — pemicillatus 150 — pinnatus 149 — saltatrix. 636 PoLYoTEssae 163 Polyrhiza 576 — cephea 574 — conifera 576 — fusca 575 — homopneusis D77 — Orithyia 78 — Salamis 578 — vesiculosa D77 POLYRHIZIDAE 573 PoLysromaz 656 Polyxenia 328 — albescens 655 — Alderi 345 — cyanogramma 329 — cyanolina 330 — cyanostylis 330 — diadema 329 — flavescens 353 — flavibrachia 354 — leucostyla 353, 357 — mollicina 329 — pleuronota 215 — purpurea 215 — undulosa 217 “Porpita 648 — moneta 648 PorpyLoTAE 301 Potta 7 592 — marina 592 Proboscidactyla 159 — brevieirrata 160 — flavicirrata 159, 160 PROBOSCIDEAE 656 Procharagma 436 — aurea 437 — prototypus 436 PROCHARAGMIDAE 436 Procharis 7 437 — aurea 437 ‚Procharybdis 437 | — flagellata 438 | — securigera 640 — tetraptera 437 — turricula 438 Procyanea 524 — protosema 524 Prothaumantias 125 | — aeronautica 125 — dissonema 126 — eucopium 125 \ — octonema 127 Protiara 46 — tetranema 47 PROTIARIDAE 46 Pteronema 101 — ambiguum 102 — Darwinii 101 PTERONEMIDAE 101 Pterostoma 7 — heteronema 655 Ptychogastria 655 — polaris 655 Ptychogena 147 \ — laetea 147 — pinnulata 148 Pulmo } — marinus 591 | PULMOGRADAE 656 Pyxidium 7 — truncatum 655 Quoya 7 — bicolor 419 Rathkea 96 \ — Blumenbachü 96 — fasciculata 97 — octella 84 — octopunctata 97 Rhabdoon 7 — singulare 655 Rhacopilus 7 — cruciatus 620 — cyanolobatus 620 Rhacostoma 7 229 — atlanticum 232 — funginum 229 Rhegmatella 222 — cyanea 222 — globosa 222 Rhegmatissa 223 — tenuis 223 — floridana 223 Rhegmatodes 221 — floridana 223 — Forbesianus 225 — funginus 229 — germanicus 230 Procharybdis cuboides 439 | | | CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA. Rihegmatodes globosa 222 — tenwis 223 — thalassina 222 Rhizocline 79 — areolata 79 Ra1zostomA 454 — aculeata 650 — Aldrovandi 592 — borbonica 611 — brachyura 626 ı — brassiciflora 655 — capensis 645 — capillata 649 — coeruleum 593 — corona 594 — cruciata 620 | — Cuvieri 592, 593 — cyanolobata 620 — Dubreuillii 609 — Forskalii 594 — fulgidum 514 | — leptocephalus 630 — leptopus 630 — loriferum 628 — luteum 595 | — Mertensü 572 — mosaica 622 — octopus 593 — papua 623 — perla 506 — persea 553 — pulmo 592, 593 — purpurea 649 — rosea 586 — sepioides 593 — tetrastyla 594, 650 — theophila 566 — tuberculifera 650 — undulata 593 — viridis 649 Rhizostomae 454, 560 RuızostominDAE 452, 561 Rhizostomites 647 — admirandus 647 — hexarhizites 647 — insignis 647 — lithographicus 647 Rhopalonema 264 — dlavigerum 263 — coeruleum 264 — placogaster 655 — polydactylum 265 — umbilicatum 263 — velatum 264 Rhopilema 596 — rhopalophora 596 Saccophora 7 669 670 Saccophora Tilesii 650 Salamis j — toreumata 578 Saphenella 169 — dissonema 169 Saphenia 192 — apicata 50 — balearica 649 — bitentaculata 193 — dinema 50, 193 — mirabilis 192 — Titania 50 Sarsella 16 Sarsia 16 — clavata 19 — codonophora 655 — erythrops 17 — eximia 17 — gemmifera 15 — glacialis 17 — macrorhyncha 19 — mirabihis 17 — nodosa 21 — ocellata 29 — princeps 655 — prolifera 13 — pulchella 15 — rosaria 13 — siphonophora 20 — strangulata 25 — tubulosa 16 — turrieula 21 SARSIADAE 13 Sarsona 18 Seyphis f — mucilaginosa 321 — punctata 356 SCYPHOMEDUSAE 361, 363 SCYPHOPOLYPI 363 Scyphostoma 363 SEMAEOSTOMEAE 454 Semostomae 454, 499 Semostomites 647 — fasciculatus 647 — giganteus 647 — trigonobrachius 647 — Zittelii 647 Sertularia — dichotoma 173, 176 — gelatinosa 176 — geniculata 175 — longissima 177 SERTULARIAE 111, 656 Siphonorhynchus + 192 — bitentaculatus 651 — insignis 192 Slabberia 23 NOMENCLATOR MEDUSARUM Slabberia catenata 655 — conica 24 — halterata 24 — strangulata 23 Sminthea 7 260 — campanulata 655 — eurygaster 260 — globosa 262 — leptogaster 261 —- tympanum 262 Sminthonema 262 — globosum 262 — mammaeforme 262 Solmaridae 346, 349 Solmarinus 357 — corona 358 — coronantha 359 — Gegenbauri 358 — lenticula 357 — leucostylus 357 — rhodoloma 358 Solmaris 355 — astrozgona 357 — corona, 358 — coronantha 359 — flavescens 353 — flavibrachius 354 — Gegenbauri 358 — Godeffroyi 355 — griseus 356 — lenticula 357 — leucostylus 357 — punctatus 356 — rhodoloma 358 ı — Weberi 638 Solmarium 355 \ — astrozona 357 — Godeffroyi 355 — griseum 356 — punctatum 356 SOLMISSIDAE 349 \ Solmissus 349 — albescens 350 — Bleekii 351 — ephesius 350 — Faberi 350 — moneta 350 Solmonela 353 — aureola 354 — flawescens 353 — flavibrachia 354 — lunulata 354 SOLMONETIDAE 353 Solmumndella 352 — bitentaculata 341 — mediterranea 352 — Mülleri 352 SOLMUNDINAE 351 Solmundus 351 — tetralinus 351 Spirocodon 636 — saltatrix 636 Stauraglaura 277 — tetragonima 277 Stauridium 109 — Cladonema 109 — productum 655 Staurobrachium 224 — stauroglyphum 225 Staurodiscalma 145 — tetrastaura 145 Staurodiscema 146 — heterosceles 146 Staurodiscus 145 — heterosceles 146 — tetrastaurus 145 STAUROMEDAE 363 Stauromedusae 363, 370 Staurophora 148 — arctica 131 — laciniata 130 — Mertensii 149 — vitrea 655 Staurostoma 130 — arctica 131 — lacimiata 130 STAURUSAE 363 Steenstrupia 29 — cranoides 30 — flaveola 31 — fritillaria 36 — galanthus 31 — globosa 36 — lineata 30 — nutans 31 — Oweni 655 — rubra 31 Steganophthalmae 361 Stenogaster 313, 321 — complanatus 313, 321 Stenoptycha 525 — calliparea 516 — dactylometra 526 — Goetheanea 642 — plocamia 516 — rosea 525 Sthenonia 548 — albida 548 STHENONIDAR 548 Sthenyo 7 19 — decipiens 19 Stomaster 7 — canariensis 608 — frondifer 608 Stomobrachiota 7 — lenticularis 224 Stomobrachium 223 — Forbesianum 225 — lenticulare 224 — mirabile 226 — octocostatum 138 — tentaculatum 224 STOMOLOPHIDAE 597 Stomolophus 598 — agaricus 599 — fritillaria 598 — Meleagris 599 Stomotoca 51 — apicata 50 — atra 53 — dinema 50 — pterophylla 52 Stomotocanna 52 — pterophylla 52 Stomotocella 53 — atra 53 Strobila 474 — octoradiata 553 Stylonectes 595 — clavigera 595 — luteus 595 — orithyia 595 - Stylorhiza 612 — octostyla 613 — polystyla 613 STYLORHIZIDAE 609 Styripus 7 655 — cyanemus 655 Syncoryne 11 — Üleodorae 29 — decipiens 19 — eximia 17 — ferox 19 — frutescens 19 — gravata 655 — mirabilis 17 — prolifera 18 — pulchella 15 — reticulata 21 — rosaria 18 — Sarsii 16, 17 Syncorypha 7 — hyacinthma 650 Syndictyon 20 — nodosum 21 — ocellatum 29 — reticulatum 21 — thelostylum 21 Tamoya 442 — alata 441 — bursaria 444 CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA. Tamoya Cythereae 444 — gargantua 444 — haplonema 443 | — prismatica 443 , — quadrumana 447 TAmoOYIDAE 439 Tessera 374 — princeps 374 — iypus 638 Tesserantha 375 — conmectens 375 TESSERANTHIDAE 374 Tesseraria 633 — scyphomeda 638 | Tesseridae 371, 373 Tesseroniae 362, 632 TESSOMEDUSAE 632 TETRADEMNIAE 454, 472 TETRAGAMELIAE 656 Tetranema 125 — aeronauticum 125 — eucopium 125 TETRAPERIAE 632 Tetraplatia 655 — volitans 655 Tetrapteron 7 655 — volitans 655 Tetrapurena 25 — dolichogaster 25 — ophiogaster 25 THALASSANTHEAE 299 Thammitis 34 — nigritella 84 — tetrella 84 ‚ Thammostylus 85 — dinema 85 \ Thamnostoma 85 — dibolia 86 — macrostoma 86 THAMNOSTOMIDAE 84 Thaumantias 127 — achroa 655 — aöronautica 125 — Buskeana 186 — cellularia 129 — confluens 655 — convexa 186 — corollata 132 — corynetes 251 — crucifera 655 — cymbaloidea 183, 186, 202 — diaphana 175 — diversicolor 655 — dubia 186, 655 — Eschscholtziü 129 — Forbesü 129 — globosa 186 Thaumantias helicobostrycha 655 — hemisphaerica 128 — inconspicua 128 — leucostyla 174 — lineata 128 — Jueida 128 — Jueifera 175 — maculata 183 — mediterranea 132 — melanops 179 — Millerii 138 — multieirrata 179 — neglecta 655 — octona 171 — Pattersoni 655 — pileata 58 — pilosella 133 — plana 177 — punctata 128 — quadrata 169 — sarnica 186 — Thompsoni 129, 183 — trieirrata 655 — typica 655 — undulata 655 Thaumantidae 120, 124 THECAPHORA 656 THECOMEDUSAE 656 Tholus 260 — eurygaster 260 — funerarius 261 Thysanostoma 625 — Lessoni 626 — melitea 626 — thysanura 625 Tiara 56 — ampullacea 58 — conica 54 — conifera 59 — ducalis 654 — neglecta 62 — octona 57 — papalis 58 — papua 58 — piüleata 58 — reticulata 60 — rotunda 57 — saltatoria 54 — Sarsii 58 — smaragdina 58 Tiaranna 56 — octona 57 — papua 58 — rotunda 57 Tiaridae 40, 46 Tiarissa 58 — pileata 58 671 672 NOMENCLATOR MEDUSARUM CONTINENS NOMINA SYSTEMATICA OMNIA. Tiaropsis 178 — diademata 173 — indicans 195 — multicirrata 179 — oligoplocama 179 — polydiademata 185 — scotica 179 Tima 203 — Bairdü 205 — (Cari 201 — flavilabris 204 — formosa 205 — gibbosa 201 — pellucida 201, 202 — Teuscheri 206 Tintinnabulum 7 655 — resupinatum 655 TOPONEURAE 361 Toreuma 566 — Gegenbauri 645 — thammostoma 567 — theophila 566 Toreumidae 560, 564 Toxoclytus 585 — Dubreuillii 609 — roseus 536 — tripterus 536 Toxorchis 156 — arcuatus 157 TRACHOMEDAE 243 Trachomedusae 234, 234 TRACHUSAE 234 Trachylinae 233, 360 Trachynema 259 — camtschaticum 273 — ciliatwm 260 — coeruleum 264 — digitale 272 — ewrygaster 260 — funerarium 261 — octonarium 260 Trachynemidae 255, 259 Trachynemites 647 — deperditus 647 Trianisites 655 — fossilis 655 Trichoplea 655 Trigonodactyla 7 650 — lutea 650 Triplura 36 — amphipleura 37 — globosa 36 Tubularia 11 — Dumortieri 22 — implexa 105 — ramosa 83 TUBULARIAE 656 TUBULARIDAE 656 Turris 60 — borealis 272 — digitalis 61, 272 — neglecta 62 — papua 58 — vesicaria 64 Turritopsis 65 — armata 65 — nutricola 66 — pleurostoma 67 — polynema 66 TYPHLOCANNAE 454 Ulmaridae 539, 544 Ulmaris 545 — prototypus 545 UMBRELLATAE 656 UMBRELLIFERAE 656 Umbrosa 545 — lobata 546 UMBROSIDAE 545 Undosa 546 — stelligera 547 — undulata 546 UNICRISPAE 464, 561 Urtica 7 655 — astrophyta 655 — crinita 655 — marina 655 — marsupium 442 — soluta 442 Usous T 649 — roseus 649 Versura 606 — palmata 606 — pinmata 607 — vesicata 645 Versuridae 600, 603 VESICULATAE 656 Willetta 157 — ornata 157 Druck von Ed. Frommann in Jena. Willia 158 — furcata 158 — ormata 152 — stellata 158 WILLIADAE 156 Willsia + — omata 157 — stellata 158 Wrightia 186 — acuminata 186 Xanthea + 649 — agaricina 649 — appendiculata 287 — ligurina 291 — scutigera 287 — tetraphylla 286 Zanclea 102 — ambigua 102 — costata 103 — gemmosa 104 — implexa 105 Zonephyra 484 — conmectens 641 — pelagica 485 — zonaria 484 Zygocanna 214 — costata 214 — diploconus 216 — pleuromota 215 — undulosa 217 ZYGOCANNIDAE 214 Zygocannota 215 — purpurea 215 Zygocannula 216 — diploconus 216 — undulosa 217 Zygodactyla 231 — allantophora 231 — coerulescens 228 — crassa 232 — cyanea 227 — dubia 228 — flava 233 — groenlandica 232 — rosea 652 — vitrina 231 Zygomma 7 655 Zygonema r 514 — volutata 514 on BE In ü EN SEN x@, N er D co SEAT, ze “ > er (2, > DM - } os >> t =, 3 rs » et! Fe KA f j 2 > > s ” F @ CH 7, D NS 7 Y I x f —— A ke} 2 / 9 a ri CH :% TORE z > O — 28 RN I f # [7 y "EI. <— ’ RA Sur 4 u Ip un d 2 I“ ir = AND TILL rt . N