> V-. F. FAHER JNjiTÜRGESCHICHTB J>ER FISCHE ISLANDS m-^' W "^2^ * '^■^; i !>^' >» OF COMPAUATIYE ZOÜLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, M.\SS. JFountJeU bj pribatc suöscrfptfon, fn 1861. DR. L. DE KONINCK'S LIBRARY. No. S^f. N a t u r g' e s c h i c h t e der Fische Islands. IMit einem Anhange den i s 1 a 11 d i s c h e ii Medusen und S t r a h 1 1 h i e r e n. Von Friedrieb Faber, Ja »obrerer natiirfor»chenden GfSfllschaftm-Mitetied^. Frankfurt am Main. i) r u c k und \ C r I a ^ von Heinrich L it d \v i g R r ö ii n *• r '"18 2 9. MCZ LIBRARY .., HARVARD UNlVERSIt^ CAMBRIDGE. MA UsA E i n 1 c i t u n Gf, Island liegt im atlantischen Meere 353° 9' westlich bis 4° 20' östlich vom Meridian von Ferro, und zwischen dem 63^ und 68^ nördlicher Breite, ohngefähr vierzig Meilen östlich von dem östlichen Grönland, hundert und zwanzig Meilen west- lich von Norwegen, fünfzig Meilen nördlich von den Färöe - Inseln , und zweihundert und fünfzig IVleilen nordwestlich von Dänemark. Die bedeutende Ausdehnung der Küste, und die isolirte Lage der Insel in der Mitte des Meeres, scheint sie zu der Heimath der nordischen Fische gemacht zu haben, und doch ist sie nicht so reich an Arten, da ihre Fauna nur fünfzig derselben aufzählen kann. Desto reicher ist sie an Individuen gewisser Arten, besonders solcher, die zu den Gattungen Dorsch, Scholle und Lachs gehören. Wahrscheinlich ist der hohe Breitegrad der Insel der Grund von den wenigem Fischarten, die sich auf ihr, und an ihren KUsten aufhalten, indem Norwegen, das zum Theil südlicher liegt, schon mehrere Arten aufzuweisen hat, Dafs auch der Längegrad einigen Einflufs hat, ergiebt sich aus der Erfahrung, dafs Grönland, das gegen Westen fast eben so südlich als Norwegen liegt, nicht einmal so viele Arten wie Island besitzt, so wie auch die Anzahl der Individuen dort überhaupt weit geringer zu sein scheint. Es ist ein allgemein angenommener Satz, dafs die Fische gegen den Frühling von Norden nach Süden wandern, und daher bei ihren Zügen die ganz entgegenge- setzte Richtung nehmen, als die Vögel, welche bei ihren Wanderungen im Früh- linge aus dem Süden nach dem Norden ziehen. Läfst sich diese Richtung für die Wanderungen der Fische annehmen, so scheint es, dafs die so tief im Norden gelegene Insel Island einer der ersten Plätze sein müsse, auf welchem die Züge der verschie- densten Fische eintreffen würden, und dafs sie deswegen sehr reich an Arten sein dürfte. Es ist jedoch eine sehr relative Behauptung, dafs die Fische aus dem Nor- den auswandern, denn der Norden und der äufserste Norden müssen bei einer solchen Bestimmung %\ohl unterschieden werden. Es giebt verschiedene Zugfische, die im Frühling aus dem Norden nach den südlichen Ländern wandern, aber deren Win- ter-Aufenthaltsorte immer südlicher als Island liegen, so dafs sie nie die Höhe 1 — 2 — dieser Insel erreichen, was in der Regel der Fall mit Scomber scomber und Belone rostrata ist. Ferner miifs man dabei bemerken , dafs bei weitem nicht alle Fische wirkliche Wander- oder Zug fische, wie die meisten Dorsch- und Heringsarten sind; viele sind nur Strichfisch e, die sich stets auf demselben Meere, und an den- selben Küsten aufhalten, und nur besonders um den Laich abzusetzen oder sich zu befruchten, aus der Tiefe des Meeres in die Buchten hinein und wieder zurück streichen, z. B. die Rochen und die meisten Schollen; andere sind sogar wahre Stand fische, und bleiben Sommer und Winter ohngefähr an demselben Platze; z. B. Muraena anguilla, Ammodytes tobianus und Cottus scorpius. Man darf überhaupt nicht die Züge der Fische mit den durch die Jahreszeiten so sehr geregelten Wanderungen der Vögel vergleichen. Die Züge der Fische in dem isländischen Meere scheinen dieses zu beweisen, so wie man nämlich im Stande ist, diese Thiere in dem ihnen angewiesenen Elemente zu beobachten ; denn die Fisch- schwärme kommen dorten in verschiedenen Jahren auf derselben Küste der Insel zu den verschiedensten Jahreszeiten an. So zeigt sich z. B. der Kabliau , der ebenfalls vom Norden auswandert, bei seiner Zurückkunft später an den Fischplätzen des nörd- lichen als des südlichen Islandes, nämlich an jenen erst im Mai und Juni, während er an den letzten schon im Februar luid März vorhanden ist. Doch ist es möglich, dafs er eben so früh in dem nördlichen Theile ankomme, aber in der Tiefe länger verweile, oder erst später dem Lande sich so weit nähere, dafs er von den isländi- schen Fischern, die mit ihren kleinen Booten sich nicht weit in das Meer wagen kön- nen, erreicht wird. Denn die Erfahrung hat es gelehrt, dafs fremde, besonders hol- ländische Fischjäger oft sehr zeitig im Frühling an dem nördlichen und nordwestli- chen Island fischend gesehen werden, und dennoch recht gute Fischerei halten. Die Isländer meinen, dafs die Fischzüge, die aus dem tiefen Norden kommen, sich in zwei Abtheilungen trennen lassen. Nach ihnen zieht die eine längs der östli- chen Küste, und verbreitet sich dann an den südlichen Ufern der Insel; der andere Zug wendet sich nach der westlichen Küste, dieser wird auf isländisch: Nordenganga genannt, und besteht meistens aus fetten Fischen. Dagegen ziehen auch andere Schwärme von den südlichen Küsten gegen Norden längs dem Westlande Islands, dieser Zug heifst: Simnanganga , und besteht aus magern Fischen. An den Küsten Jütlands habe ich häufig Gelegenheit gehabt, zu bemerken, dafs die ersten Zugfische im Frühlinge aus dem Norden kommen, denn die nördlichen Buchten dieser Halbinsel werden früher als die südlichen, in welchen die dänischen Zugfische eintreten, z. B. mit dem Dorsch, Makrel , Hornhecht und Hering angefüllt. Es ist eine allgemeine Klage auf Island, dafs die Fischerei des Nord- und Ost- Landes in den letzten Jahrzehnten bedeutend abgenommen habe, und die Erfahrung — 3 — erweist, dafs diese Klange insofern gegründet sei, als die Fische, welche sich westlich in der Tiefe des Meeres auf den obengenannten Seiten der Insel aufhalten, jetzt nicht mehr so nahe an das Land kommen, dafs sie von den isländischen Fischern gefangen werden könnten. Wahrscheinlich haben ihre Laichplätze, die Sandbänke, sich hier verändert. Indessen ist der gedörrte Kabliau für den Isländer ein Nahrungsmittel, ohne welches er kaum glücklich leben kann *) , und die Bewohner des Nord - und Ost -Landes müssen ihn daher aus dem Süden holen. In der Mitte des Sommers, wenn die wichtigste Fischerei am Südlande geendigt ist, sieht man ganze Karavanen mit beladenen Pferden aus Norden nach Süden viele Meilen weit wandern, um für die Producte ihrer Schaafzucht, Wolle, Butter und Hammelfleisch , die nothwendigen F'ische einzukaufen. Einer solchen Karavane mit fünfzig Pferden folgte ich im Juli 1820, als ich aus dem Norden über die isländischen Berge, welche durch die Mitte der Insel laufen , nach Reickewig reisete. §. 2. Die wichtigste Fischerei Islands geschieht im Meere. Zwar wimmeln die Flüsse und Landseen bis hoch auf die Berge hinauf von Lachsarten , aber nur selten wird dieser Reichthum so gut als bei dem See Myvatn benutzt. Auf meiner Reise kam ich zu manchem Bergwasser , dessen Oberfläche von der Menge der spie- lenden Forellen gekräuselt wurde, die gleichsam zu ihrem Fange einluden, ohne dafs diese Nahrungsquelle von dem nahe wohnenden armen Bauer, der oft dem Hunger ausgesetzt war, im geringsten benutzt wurde. Theils übersteigt es die Kräfte der Einwohner, sich ein kleines Fischerboot anzuschaflfen ; theils ist auch der Widerwillen gegen Aenderungen in dem Herkömmlichen allein daran Schuld, dafs solche Nahrungs- quellen auf Island nicht hinlänglich benutzt werden. DieWinterfischerei im Meere dauert von den ersten Tagen des Februars bis zu den ersten des Mais , und wird mit gröfsern Booten betrieben , doch kommt sie selten früher als im Anfange des März in vollen Gang. Wenn sie geendigt ist, tritt die Frühlings-Fischerei ein, die bis St. Johanni währt, und mit kleinen Booten möglich ist, weil das Meer dann ruhiger ist. Gegen Norden fängt die unbedeutende Fischerei nicht eher an, bis sie im Süd- und AVestlande geendigt ist. Auf einigen Plätzen wird das ganze Jahr hindurch, z. B. bei Reickewig und OJafs^ig, gefischt. Es giebt gewisse Plätze im Meere , welche die Fische jährlich auf ihrem ge- wölmlichen Zuge oder Striche vorzugsweise besuchen , und die den Fischern genau '') Der gedörrte Kabliau hat für die Isländer so vielen Werth, dafs ein Stück dieses Fisches den Maaf»- Btah , woruach sie alles unter sich berechnen , abgiebt. — 4 — bekannt sind. Diese Fischbänke werden auf Island mit einem allgemeinen Namen Mid bezeichnet, und haben wieder nach ihrer besonderen Localität unzählige Na- men. Es ist wohl unläugbar, dafs eine Hauptursache, warum sich die Fische den Küsten nähern und diese Bänke besuchen, in dem Bedürfnifs begründet ist, ihren Laich abzusetzen, sie werden aber auch da, aufser der Laichzeit, gefunden, und müssen also noch durch andere Ursachen zu einem dauernden Aufenthalt bestimmt werden. Wahrscheinlich haben diese Plätze einen Ueberflufs an Nahrung, und bieten zugleich unter den Sandhügeln oder Scheeren Schutz für das Toben des Wassers dar. So nahe bei diesen Fischbänken als möglich ist an dem Ufer eine Anzahl von kleinen Erdhütten zur Benutzung und Wohnung der Fischer aufgekleibt, diese machen ein Fischerlager oder einen Fischer-Platz aus, und werden meistens nur in der Fischzeit bewohnt. Dann versammeln sich alle Fischer, welche die Fischerei an dem- selben Platze treiben wollen, bei dem Lager, und verweilen in demselben während der ganzen Zeit des Fischens. Auch von dem fernen Nordland sendet der Bauer seinen Dienstknecht, oder kommt selbst zum Fischerplatze, um Theil an diesem Segen der südlichen Küsten zu nehmen, selbst Priester verschmähen es bisweilen nicht, die Fischerei mitzumachen. Die wichtigsten Fischerplätze auf Island sind gegen Westen : mehrere Stellen in der Bucht Issefjord und Aunundafjord; Odbjörnssker und Bjarnöe in der Bucht Brei- dafjord; die Fischerhafen Retckewig, Hafnarfjord, Keblawick und Grindawick, aber besonders die Küsten um die höchsten Berge in Island, Snefelsnäs - Jökul genannt. Gegen Süden liegen Stafsnäs, Thorlackshafn, Stocksöre, Landöer, und vorzüglich die Vestmannöer, an welchen Orten die Einwohner durch die Fischerei wohlhabend ge- worden sind; doch ist sie in diesen Gegenden auch mit der gröfsten Gefahr wegen der gefährlichen Brandungen verbunden, und es ereignet sich wirklich nicht selten, dafs ein Boot mit der Mannschaft von der Biandung verschlungen wird. Wenn man bemerkt, dafs die Fische unter dem Lande angekommen sind, was oft durch Meven und andere Seevögel, die ihrem Gang im Meere folgen, angedeutet wird, machen die Fischer die Boote zurecht, und die Fischerei fängt an. Auf einem solchen Boote sind im Winter 4 bis 8, und im Sommer 2 bis 4 Ruderknechte, Ha- settari genannt, und ein Vormann, der das Ruder führt, und übrigens den Oberbefehl auf dem Boot hat; seine Pflicht gebietet ihm auch, die gefangenen Fische in glei- che Theile zu vertheilen, was sogleich, wenn sie an das Land gekommen sind, geschieht. Jeder Mann nimmt einen Antheil , und der Bes^itzer des Bootes erhält einen gewissen Theil für sich. Wenn seltenere Fische, z. B. Rochen oder Haye gefan- gen werden, gehören difse dem Fänger allein. — — 5 — Die Kleider der Fischer bestehen in einem Paar mit den Strümpfen verbun- denen Hosen von Lämmerfell , das sie sich fest um den Leib schnüren , und in einem PelzAvamms, den sie sich fest um den Leib und den Hals binden. Diese Kleider von Fellen sind ihnen durchaus notlnvendig, da sie am Ufer oft bis an den Leib im Wasser waten müssen, um das Boot auf das Trockene hinaufzutragen; sie finden nämlich keine Stellen, avo sie tlie Boote sicher vor Anker legen können; jeden Abend, wenn sie ermüdet zurückkommen , sind sie desM egen zu der besclnverlichen Arbeit genöthigt, die Boote an das Land zu ziehen, und müssen sie jeden Morgen wieder ins Meer hinausschieben. Die Boote leiden dadurch vielen Schaden , und sie können aus diesem Grunde nicht so dauerhaft gebaut \verden als nöthig wäre , um einem so ßtürmischen Meere unter allen Umständen zu trotzen. Kaum kann man sich das schlechte Leben vorstellen, das ein isländischer Fischer führt; er ruht in einer feuchten und finstern Hütte auf einem harten Lager. Bei Tagesanbruch zieht er in der strengsten Winterkälte aus, oft ohne Nahrung zu sich genommen zu haben. Einen ganzen Tag kämpft er mit den tobenden Wogen, oft noch mit Stürmen und Schneegestöber. Seine Erquickung ist aufser Mundtaback nur saure Molken, Syra genannt, welche der Arme unter den Fischern nicht einmal zu kaufen vermag. Manchmal kehrt er mit vollem Boot, oft auch ohne Fische zu- rück. Des Abends erwartet ihn nicht oft nach schwerer vollendeter Tagesarbeit eine gute Abendmahlzeit. Hat er Fische gefangen , die nicht Handelswaare sind , so ifst er sie gekocht als Abendbrod ; hat er solche nicht bekommen, dann schneidet er den Kopf des Kabliaus ab, und kocht ihn für sich, aber den Fisch selbst trocknet er, und verkauft ihn an den Kaufmann. Bei dieser ungesunden Lebensart und dem Mangel an Reinlichkeit ist es kein Wunder, dafs die Fischer oft von Hautkrankheiten und Brustübeln geplagt werden, und doch habe ich nicht selten mitten unter den isländi- schen Fischern Frauen getroffen, die, so zu sagen ihr Geschlecht verläugnend, die Fischerkleider ihrer Männer trugen, in ihren Hütten schliefen, und eben so gut als jene das mühsame Leben eines Fischers aushielten, §. s. Die gewöhnlichste Art, nach welcher die Fische bei Island gefangen m erden, ist das Fangen mit einer Handschnur, woran sich ein eiserner Angelhaken befindet. Jeder Fischer hat eine Schnur von sechzig bis hundert Klafter Länge zu seinem Gebrauche im Boot. Als Köder gebrauchen sie die Muschelthiere oder den Strand-Regenwurm, den sie in der Ebbe am Strandesufer fleifsig aufsuchen. Wenn der erste Dorsch gefangen ist, so schneiden sie ihm ein Fleischstückcheu aus der Kehle, und benutzen dieses zum Köder, da die Fische sehr begierige daran anbeifsen. Den Eishay fängt man auch leicht mit dem Fleische von Wallfischen, Seehunden, Pferden oder anderen Säugthieren. Ein zweites Fischergeräth , welches nicht so allgemein im Lande als die Hand- schnur gebraucht Avird, nennen die Isländer Lod oder Line, und dieses besteht aus mehreren Schnüren. Auf jeder derselben sind einige hundert kleine Angelhaken, ohngefähr ein Klafter von einander festgeheftet. Dieser Apparat wird ins Meer gesen- ket und ein oder zweimal des Tages untersucht. Unter dem Vester-Jökul werden auf diese Art viele Fische von verschiedenen Gattungen gefangen. Lagvad ist ein Fischergeräth , das gewöhnlich nur für Squalus glacialjs ge- braucht wird. Es besteht aus einem einige Fufs langen Querholze, an welchem vorn auf jeder Seite ein grofser Angelhaken in einer eisernen Kette hängt. Es wird in die Tiefe des Meeres gesenkt, doch so, dafs die Haken einige Klafter von dem Meeresboden entfernt stehen, und bleibt einige Tage hegen, ohne nachgesehen zu wer- den. Bisweilen werden zwei dieser Riesenfische auf einmal daran gefangen. Das Zuggarn brauchen die Einwohner bei Keblewick noch häufig zum Fange der Meerfische, sonst wendet man es nur selten an, und auf dem Nordlande nur, um die kleinen Lachs- und Heringsarten zu fangen ; der Netze zum Fange der Forel- len bedient man sich besonders in den Seen Myvatn und Thingvallevatn. Lachspfeifen für die Lachse habe ich nur in dem Hellisa bei Reickewig anwenden sehen. Mit einem Instrument, das dem Aalstecher ähnlich ist, pflegen die Isländer, be- sonders die Nordländer, die Seehasen zu stechen, dieses eignet sich jedoch mehr für den Vogelfang und wird zu demselben angewendet. Nicht alle Fischarten kann der isländische Fischer als Handelswaare zubereiten, um sie an die Kaufleute zu verkaufen, sondern nur einige wenige. Dahin gehören vorzüglich der Kabliau und andere ähnliche Dorscharten, welche dagegen der Kauf- mann stets annimmt. Bald nach dem Fange beginnt diese Zubereitung: die Fische werden auf dem Bauche, seltener auf dem Rücken, aufgeschnitten; ein Theil der Rückenknochen, der Kopf und die Eingeweide, werden ausgenommen, und die Fische sodann in hölzernen des Zuges wegen, mit Staketen versehenen Hütten aufgehängt, um sie zu trocknen. Diese Häuser nennt man Hjallir. Auch werden die Fische durch Trocknen auf gros- sen Steinen zubereitet. Die zur Gattung der Klippfische gehörigen Arten erfordern eine andere Behand - lung, und werden deswegen gleich dem Kaufmann gebracht. Dieser legt sie einigt Tage in Salz, läfst sie abwaschen und zwischen Steine pressen, wornach sie getrockne, — t — werden. Einige Arten von Mayen und Rochen essen die Isländer selten frisch, son- dern legten sie so lange unter Steine, bis sie durch Fäulnifs mürbe geworden sind, worauf sie getrocknet werden. Die Lachsarten Averden selten ausgeführt, und daher nur frisch im Lande selbst gegessen. Die Behandlung des Herings verstehen die Is- länder nicht so gut als die Norweger, dieses wohl schon defswegen, weil der gemeine Hering nur selten an ihren Küsten vorkommt, aber der bei Island häufige Breitling läfst sich sehr gut, wie die Sardellen, einsalzen, wovon ich mich am Handelsplatze Öefjord, wo die Frau des Handelsfactors , eine geborne Norwegerin, eine Probe machte , überzeugt habe. §. 4. Aus der Vergleichung der isländischen Ichthyologie mit derjenigen der nachbarli- chen Faunen , ergeben sich folgende Resultate : 1. Die in Islaud's süfsem Wasser lebenden Fischarten stimmen meist mit denen in Grönlands süfsem Wasser befindlichen Arten überein ; dagegen die um Island lebenden Meerfische mehr mit denen,, welche in dem norwegischen Meere unter Islands Breite leben. Die Fischarten nämlich, welche in den isländischen und grönländischen Land- seen leben, gehören alle zu der wahren Lachsgattung (Salmo); allein die im süfsen Wasser im Finmarken lebenden Fische liefern schon bestimmt zwei Gattungen, Salmo und Eperlanus, so wie auch nach Leems *) Bericht Esox lucius und Perca fluviatilis, welche von diesem Schriftsteller als in den dortigen Seen und Flüssen vorkommend angege- ben werden. Dagegen haben Island und Finmarken fast dieselben Seefische gemein- schaftlich, nämlich die von den Gattungen Squalus, Raja , Cyclopterus , Anarhicas, Blennius, Gadus, Pleuronectes und Clupea , jedoch werden Aale bei Island und nicht bei Finmarken gefunden, aber letztere Küste hat dagegen Accipenser sturio, welcher in der Regel nicht bei Island vorkommt. Das südlichere Norwegen besitzt ohngefähr dieselben Fische als Finmarken, hat aber wieder andere Arten und ganze Gattungen, welche nie den hohen Breitegrad von Finmarken oder den von Island erreichen. Die wichtigsten sind nach Ström **) und Pontoppidan ♦*♦), aus den Gattungen Petromyzon und Syngnathus, ferner Squalus centrina, catulus und pristis, die Gattungen Calyonimus und Trachinus , Gadus Iota, Blennius raninus, viviparus und galerita, Coryphaena rupe.stris, die Gattungen Gobius, *) Lcems Beskrivelse over Finmarkens. Lapper. 4. Cjöbenhavn 1768. **) Phjsisk og occonomisk Beskrivelse over Socndmoer i Norge af Ström. 4. 1762. *^*) Norges naturlige Historie af E. Pontoppidan. 4. 1753, — 8 — Labrus und die im Meere lebenden Arten von Perca, die Arten von Scomber und Pleuronectes 5 die Gattungen Cobitis, Silurus und Cyprinus. *) 2. Island und Dänemark weichen in Hinsicht der Ichthyologie noch mehr von ein- ander ab. In Islands süfsen Gewässern sind nur Lachsarten zu finden, dagegen sind die Karpfenarten in den dänischen süfsen Gewässern vorherrschend, und diese letztern besitzen nicht die Lachsarten der Berggewässer. Viele Arten Fische kommen an den dänischen Küsten vor, welche nicht bei den isländischen gesehen werden, z. B. Xiphias gladius, Blennius viviparus, Gobius niger, Pleuronectes maximus, Rhombus und Solea, Perca marina , Scomber scomber und Thynnus ; andere Fischarten werden bei Island, aber nicht bei Dänemark, gefangen, z. B. Squalus maximus und arcticus, Gymnogaster arcticus, Gadus brosme, Holocentrus sanguineus und Salmo villosus. Einige Arten finden sich an den Küsten dieser beiden Länder , aber in ganz verschiedenem quan- titativen Verhältnisse. So sind bei Dänemark häufig, aber bei Island selten, Muräna an- guilla, Pleuronectes flesus, Belone rostrata und Clupea harengus , und umgekehrt Anarhicas lupus und Pleuronectes hippoglossus häufiger um Island als bei uns. An- dere Arten werden an beiden Ländern ohiigefähr in derselben Anzahl gefunden , z. B. Squalus acanthias, Cyclopterus lumpus, Ammodytes tobianus , Gadus aeglefinus und callarias, Zeus guttatus, Cottus scorpius und cataphractus, Pleuronectes platessa und platessoides , Gasterosteus aculeatus und Salmo trutta. 3. Grönland zählt nach Fabricius **) 45 Arten Fische, von denen einige selten vorkommen, und andere ungewifs sind; in jedem Fall hat es wenigere Arten als Island, ob es gleich eine nördlichere und südlichere Ausdehnung hat. Diese beiden arctischen Länder haben ohngefähr folgende Fische gemeinschaftlich. Die Arten von der Gat- tung Squalus, sq. arcticus ausgenommen, Muraena, Anarhicas, Ammodytes, Gadus, G. Mustela, Carbonarius und Merlangus ausgenommen, Holocentrus, Gasterosteus, Salmo und Clupea; dagegen besitzt Grönland einige wahrscheinlich acht americanische Fische die Island fehlen, z. B. Cyclopterus minutus und liparis, Ophidium viride, Blennius scorpioides und gobio. Aufser den obenerwähnten hat Island noch folgende Arten, die nicht bei Grönland leben, aufzuweisen, nämlich: Raja batis, Chimaera monstrosa, Lo- phius piscatorius, Gymnogaster arcticus, Pleuronectes platessa und quadridens, Trigla gurnardus, Belone rostrata und Salmo trutta, und besonders zeichnet sich Island durch die Dorscharten aus, welche mit Ausnahme des Gadus aeglefinus und Callarias, sich sehr selten an den grönländischen Küsten zeigen. •) Zoologiae dixnicae prodroraus autore J. F. Müller. Haruiae 17t6. *♦) Fauna grociilandica autore 0. Fabricius. Havniae 1780. — » — 4. Die Fäiöer Inseln haben nach Landt *) 30 Allen Fische, Mas im Vergleich mit Island nicht bedeutend ist , da diese Inseln südlicher liegen , aber auf der andern Seite kcMie so grofse Ausdehnung als Island haben; wahrscheinlich sind auch die lief- tigen Strömungen um diese Insel daran Schuld, dafs ihre Küsten nicht sehr fischreich sind. Die Fischarten, welche Island und Färöe gemeinschaftlich haben sind: Raja batis und fullouica , die 4 Arten von Squalus, Cyclopterus lumpus, Lophius piscatorius, ]\luraena anguilla, Anarhicas lupus, Ammodytes tobianus, Gadus aeglefinus , Morhua virens, Molva brosme und Merluccius, Blennius gunellus, Cottus scorpius und cataphrac- tus, Pleuronectes hippoglossus und platessa, Holocentrus sanguineus, Gasterosteus acu- leatus, Salmo salar, Trutta, Alpinus und Clupea harengus. Die Färöer-Inseln haben nur zwei Fiscliarten, die nicht zugleich auf Island vor- kommen, und zwar sind sie allda selten, nämlich : Pleuronectes limanda **) und Scom- ber scomber ; dagegen hat Island mehrere Arten, deren Landt nicht als färöischer Fische erwähnt. Die bekanntesten sind: Gymnogaster arcticus, Gadus mustela, Zeus guttatus, Pleuronectes quadridens, Salmo fario, villosus und Clupea sprattus. *) Landts Beskrivelse over Färöerne. KyöLenhavn 1800. *'^) Doch nur diese Scholle, wenn sie mit PI. platessoides Fabric. nicht identisch ist. Systematisches Vei zeichnifs der Fische Islands. A. Erste Haupt abtheilung. Knorpelfische. l»t« Zunft. 1«*« Gattung. Squalus, Liiin. Hay. Iste Familie. Galens, Cuvier. Iste Art. Squalus arcticus (mihi). Der graublaue Hay. 2te Familie. Selache, Cuv. 2*^ Art. Squalus maximus, Linn. Der gröfste Hay. 3te Familie. Scymnus, Cuv. 3*^ Art. Squalus glacialis, mihi. Der Eishay. 4*® Familie. Spinax, Cuv. 4*® Art. Squalus acanthias, Linn. Der Dornhay. 2*® Gattung. Raja, Linn. Roche. Jete Art. Raja batis, Linn. Der Glattroche. 2*« Art. Raja fuUonica, Linn. Der gestachelte Roche. 3**= Gattung. Chimaera, Linn. Seeratze. Jäte Art. Chimaera monstrosa, Linn. Die gememe Seeratze. 2*e Zunft. 4*® Gattung. Accipenser, Linn. Stöhr. j8te Art. Accipenser sturio , Linn. Der gemeine Stöhr. 3te Zunft. 1»*« Sippschaft. 5*^ Gattung. Cyclopterus, Linn. Seehase. l^te Art. Cyclopterus lumpus, Linn. Der gemeine Seehase. 2*« Art. Cyclopterus spinosus, Fabric. Der btacheligte Seeha^^e. 2te Sippschaft. 6*« Gattung. Lophius, Linn. Seeteufel. Jäte ^Yt, Lophius piscator'ius , Linn, Der bärtige Seeteufel. B. Zweite Abtheilung. Knochenfische. I. Ordnung. Halb- oder Halsflosser. Ite Zunft. Iste Sippschaft. 7*«^ Gattung. Muraena, Lacepede. Aal. jste Art. Muraena anguilla , Linn. Der schlangenförmige Aal. 2te Sippschaft. 8*«= Gattung. Ammodytes, Linn. Sandaal. Iste Art. Ammodytes tobianus, Linn. Der Tobias-Sandaal. 2te Zunft. 9*<= Gattung. Gymnogaster, Gronov. Kahlbauch. jste Art. Gymnogaster arcticus, Brünnich. Der nordische Kahlbauch. 3te Zunft. 1*6 Sippschaft. 10^^ Gattung. Anarhicas, Linn. Seevvolf. Jste Art. Anarhicas lupus, Linn. Der gestreifte Seewolf. 11*6 Gattung. Blennius, Linn. Schleimfisch. jstc Art. Blennius gunellus, Linn. Der Scheeren-Schleimfisch. 2*^ Art. Blennius lumpenus , Linn. Der spiefsschvvänzige Schleimfisch. 2*6 Sippschaft. 12*6 Gattung. Gadus, Linn. Dorsch. 1*6 Familie. Les musteles, Cuv. Jste Art. Gadus mustela , Linn. Der fünfbärlige Dorsch. 2*6 Familie. Les brosmes , Cuv. 2*6 Art. Gadus brosme , Müller. Der kleinköpfige Dorsch. 3*6 Familie. Les lottes, Cuv. 3*6 Art. Gadus molva, Linn. Der lange Dorsch. 4*6 Familie. Les merluches, Cuv. 4*6 Art. Gadus merluccius, Linn. Der graurückige Dorsch. S**' Familie. Les moilans , Ciiv. 5*« Art. Gadus mcrlangus, Linn. Der silberfarbig;« Dorsch. C**' Art. Gaclus carbonaricis, Lirin. Der schwarzrücki^*; Dorsch. 7^*^ Art. Gadus virens, Linn. Der grünriickige Dorsch. 6*« Familie. Les morues, Cuv. S^^ Art. Gadus aeglefinus, Linn. Der g-rofsscliuppige Dorsch. 9^«' Art. Gadus morhua, Linn. Der Kabiiau-Dorsch. 10*<5 Art. Gathis callarias , Linn. Der gemeine Dorsch. llt«* Art. Gadus nanus, mihi. Der kleine Dorsch. 13*" Gattung. Echeneis, Linn. Schildfisch. Jstc Art. Echeneis remora, Linn. Der anhängemle .Schildfisch. IL Ordnung. Brustflosser. l«t« Zunft. 14*« Gattung. Cottus, Linn. Seeskorpion. Jste Familie. Phalangites, Pallas. \stG ^yL Cottus cataphractus , Linn. Der achteckige Seeskorpion. 2t« Familie. Cottus, Cuv. 2te Art. Cottus scorpius , Linn. Der gemeine Seeskorpion. 15*^« Gattung. Trigla, Linn. Seehalm. Jste Art. Trigla gurnardus, Linn. Der graue Seehahn. 2te Zunft. 16*«^ Gattung. Holocentrus, Artedi. ' Schuppenfisch. Jste Art. Holocentrus sanguineus, mihi. Der blutrothe Schuppenfisch. 3tc Zunft. Ist« Sippschaft. n*« Gattung. Gasterosteus , Linn. Stichling. Jste Art. Gasterosteus aculeatus, Linn. Der dreidornige Stichling. 2t« Sippschaft. 18te Gattung. Zeus, Linn. Spiegelfisch. jste Art. Zeus guttatus, Brunn. Der weifsgefleckte Spiegelfi.-!ch. 3t« Sippschaft. 19t« Gattung. Pleuronectes, Linn. Scholle. l8tc Familie. Platessa, Cuv. Iste \Yi. Pleuronectes platessa, Linn, Die rotligefleckte Scholle. 2**' Art. Pleuronectes quadridens , Brunn. Die vierzähnige Scliolle. 3*® Art. Pleuronectes platessoides , Fabric. Die nordische Scholle. 4*® Art. Pleuronectes flesus , Linn. Die stacheligte Scholle. 2*« Familie. Hippoglossus, Cuv. 5*« Art. Pleuronectes Hippoglossus, Linn. Die Heilbutt-Scholle. IIL Ordnung. Bauchflosser. l«te Zunft. l«tc Sippschaft. 20***' Gattung. Belone, Cuv. Hornhecht. Jste \Yi. Belone rostrata, mihi. Der grünrückige Hornhecht. 2*«= Sippschaft. 21stc Gattung. Saimo, Linn. Lachs. Iste Familie. Salmo, Cuv. ^ste \Yt. Salmo salar, Linn. Der gemeine Lachs. 1^^ Art. Salmo trutta, Linn. Der Forellen-Lachs. 3*« Art. Salmo fario, Linn. Der rothgefleckte Lachs. 4te Art. Salmo rivalis, Fabric. Der Zwerg-Lachs. 5*« Art. Salmo alpinus, Linn. Der Schnee-Lachs. 2*^ Familie. Osmerus, Artedi. 6*« Art. Salmo villosus , Müller. Der rauche Lachs. 2te Zunft. 228te Gattung. Clupea, Linn. Hering. Xstc Art. Clupea sprattus, Linn. Der Breitling-Hering. 2*« Art. Clupea harengus, Linu. Der gemeine Hering. A 11 li a n ir I von <1 e 11 isländischen M e d u s (^ n 1"*^' Galtung. Rerenicc, Oken. |Rte Apt. Medusa (Berenice) cruciata , Linn. 2*ß Art. Medusa (Berenice) globosa, mihi. 2*^ Gattung. Phorcjnia, Jjamarck. 3^*^ Art. Medusa (Phorcynia) galerita, mihi. 4*« Art. Medusa (Phorcynia) uniformis, mihi. 5**^ Art. Medusa (Phorcynia) siinpla, mihi. 3**" Gattung. Epliyra. 6**^ Art. Medusa (Ephyra?) capillata, Linn. 1^^ Art. Medusa (Ephyra) caudata, mihi. 4**^ Gattung. Callirhoe, Lamarck. 8**^ Art. Medusa (Callirhoe) campanula, Fabric. 5tß Gattung. Melitea, Peron. 9^« Art. Medusa (Melitea) hyacinlhina, mihi. C*e Gattung. Cyanea, Cuv. 10'*' Art. Medusa (Cyanea) aurita , Linn. T'e Gattung. Beroe, Müller. 11*'^ Art. Medusa (Beroe) cucumis, Gmel. Linn, 12'« Art. Medusa (Beroe) ovum , Gmel. Linn. 13'« Art. Medusa (Beroe) frag;um, mihi. 14'« Art. Medusa (Beroe) bulla, mihi. 15'« Art. Medusa (Beroe) quadricoslala, mihi. Anliang II von den isländischen Strahlllii eren. Ist« Gattung. Asterias, Linn. Jstc Art. Asterias granularis , Müller. 2*^*= Art. Asterias rubens, Linn. 3te Art. Asterias spongiosa, Fabric. 4**^ Art. Asterias aranciaca, Linn. 5*6 Art. Asterias papposa, Linn. 6**' Art. Asterias glacialis, Linn. Ite Art. Asterias ophiura, Linn. 8*« Art. Asterias fragilis, Müller. 2^« Gattung. Actinia, Linn. Xste Art. Actinia crassicornis , Müller. 2*® Art. Actinia nodosa, Fabric. 3*^ Gattung. Echinus, Linn. Xste Art. Echinus saxatilis, Lina. 4te Gattung. Holothuria, Linn. Iste Art. Holothuria pentactes, Linn. 2*« Art. Holothuria priapus, Linn. 3t<^ Art. Holothuria phantapus , Linn. Die Fische Islands. A. Erste Hauptabtheilung. Knorpelfische. Iste Zunft. Kein beweglicher Deckel, auf jeder Seite mehr als ein Kiemen- lücli, bisweilen sind sie in eins verflossen. Mund unter der Schnauze. Die Männclien haben aufser den Bauchflossen noch zwei lange Anhänge. Meistens sind sie räuberische Meerfische, l^te Gattung. Squalus, Linn. Hay. Fünf bis sieben Kiemenspalten an den Seiten des Halses. Körper länglich, fast rund. Brustflossen frei. Schnauze verlängert, Mund grofs mit scharfen Zähnen; Schwanzflosse halbmondförmig. l«t« Familie. (Gulcus, Cuv.^ Zwei Rückenflossen, eine Afterflosse, die vordere Rückenflosse etwas hinter den Brustflossen, die hinteren gerade über der Afterflosse. Sie haben Spritzlöcher. Jste Art. Squalus arcticus, mihi. Der graublaue Hai/, isländisch Hdmäri. Artkennzeichen. Das Rückgrath knöchern. Eine dreieckige Vertiefung obenauf dem Hinter - Rücken , und eine ähnliche unten hinter dem After. Länge von der Schnauze bis zum Schwänze 7 — 9 Fufs. Männchen kleiner. Synonymie. Squalus glaucus. Haamär. Olafsens og Poulsens Reise i Island §. 528, §. 687 b und §. 897 E. — Olavii Reise auf Island I. S. 80. und H. S. 558. mit einer guten Abbildung. — Mohr's isl. Naturh. S. 59. no. 105. — Färöisch Hämari. Landts Beskrivelse over Färöerne S. 274. — Haabrand og Haamär, Leems Beskr. over Finmarkens Lapper S. 311 og 312. Haaemören Pontoppidans Norges naturlige Historie II. S. 188. Haabrand Stroms Söndmör I. S. 281 og 285. Haabrand. Gumierus i det norske Videnskabers Selskabs Skrifter i Trondhjem IV. Tab. I. Beschreibung. Der Körper mit sehr kleinen Stacheln besetzt, so dafs die Haut eher fein als rauch anzufühlen ist. Die Flossen sind knorpelig, nur einzelne knochenartige Strahlen 3 — 18 — liegen in der Flossenhaut verborgen. Der Kopf grofs, abgerundet. Die Schnauze verlängert, zugespitzt, die Spitze sehr hart. Die Augen mittelmässig, grün mit weisser Iris. Die Nasenöffuungen dicht vor den Augen, offen, hinten mit einem Läppchen versehen. Hinter dem Augenkreis eine eirunde Oeffnung (Spritzloch). Die Mund- öffnung mittelmässig, das Mittel haltend zwischen Augen- und Nasenöffnung, zwei bis vier Reihen Zähne in jedem Kiefer nach dem Alter des Thieres. Die Zähne stark, knöchern, weifs, getrennt, zugespitzt, niedrig, im Oberkiefer an beiden Rändern fein- gezackt, an der Wurzel breit, dreieckig, in einer Höhle eingeschlossen, einwärts bieg- sam. Fünf ziemlich offene Kiemenspalten an jeder Seite. Die Kiemenhaut mit knor- pelichen und biegsamen Strahlen. Eine dreieckige Vertiefung hinter dem After, und eine ähnliche oben am Rücken. Die Brustflossen grofs und stark, rauch wie die Haut, sitzen senkrecht an der hintersten Kiemenspalte, und sind halb zweilappig. Die vordem Rückenflossen grofs, etwas hinter den Brustflossen; ihre hintere Seite halbmondförmig mit verborgenen Strahlen. Die hintere Rückenflosse über der Afterflosse, klein, in der Mitte zwischen dem After und der Schwanzflosse. Die Bauchflossen, an jeder Seite des Afters, klein, dreieckig; die Afterflosse in der Gegend der Schwanzflosse, klein, eckig. Die senk- rechte Schwanzflosse grofs und stark mit festem Knorpel, zweilappig, fast halbmond- förmig; ihr oberer Lappen mehr gestreckt und zugespitzt; der untere kürzer und stumpfer; ihre Breite 2 Fufs. Das Rückgrath besteht aus starken säulenförmigen mit viereckigen Löchern versehenen Knochen. Die Farbe oben grünlichblaugrau , unten weifs. Der Embryo IV2 Fufs lang. Haut glatt, in jedem Kiefer eine Reihe deutlicher, zwei Reihen verborgener Zähne. K r 1 t i k. ^ Dieser Hay stimmt nicht mit Linne's, Bloch's und Cuvier's Squalus glaucus über- ein, da der isländische wirkliche Löcher hinter den Augen hat. *) Es ist also un- passend, wenn Linne von dem Squalus glaucus sagt: „Foraminibus nullis ad ocu- los."**) Es scheint vielmehr, dafs der isländische von dem von den meisten Autoren beschriebenen verschieden sei. Auch Olavius deutet in seiner Reise an, dafs der isländische Squalus glaucus sehr von Rondelet's, Gesner's und Ray 's Galeus glaucus ab- *) Diese Löcher nennen die Ichthyologen Spritzlöcher, doch bemerkte ich niemals, dafs die Haycn durch dieselben Wasser ausspritzten. •*) Ström bemerkt auch, dafs k(ia Loch an der Augengegend sichtbar sei. Cfr. Norekc Vidcuskab. Selsk. Skrifter. Ny Sämling IL S. 338. Tab. 12. — 19 — weiche, und Risso *) meint, dafs Artedi's Squalus glaucus von dein, der das Polarmeer bewolmt, verscliieden sei. Unser Fiscli gehört also wegen des Vorhandenseins der Augenlöcher nicht zu der Cuvierschen Familie Carcharias, sondern zur Familie Ga- leuj!, wiewohl die Zähne des Oberkiefers auf beiden Seiten gezähnelt sind. Er kommt schon, wie der Eishay und Dornhay in Edda vor, und heifst da Hamerr. Aufenthalt. Der graublaue Hay hält sich in den nördlichen Meeren auf, und scheint zwischen dem 60° — 70° nördl. Br. zu leben. Er kommt bei Island, Färöe, auch bei Nor- wegen, wenn der norwegische Haamär diese Art ist, aber nicht bei Grönland, vor. Bei Island wird er auf der östlichen, südlichen und westlichen Seite, aber immer viel seltener als der Eishay gefangen. Er ist ein Strichfisch , der zu den isländischen Küsten etwas später als der Dorsch, in der ersten AVoche des Märzes kommt, und da bis Ausgange Junius verweilt. Seiner Nahrung wegen hält er sich gern an den Bän- ken auf, wo man die Dorsche und andere Fische fängt. Nahrung. Er nährt sich von Fischen, ist aber bei weitem nicht so räuberisch, wie Squalus glacialis. Er hat in der Bildung des Körpers mit den Delphinen Aehrdichkeit , und sein Fleisch gleicht mehr dem eines Säugethiers als dem eines Fisches. Sonderbar ist es, Avas die isländischen und färöischen Fischer heutiges Tages noch behaupten, dafs er warmes Blut habe, durch die Nase Athem hole, und das Wasser wieder durch die Nasenlöcher ausspritze. Das Individuum, welches ich untersuchte, war bei Oerebacke den 7. März 1821 gefangen , seine Eingeweide waren schon ausgenommen, ehe ich dazu kam; ich fand dagegen noch eine grosse Menge geronneneu Bluts vor. Fortpflanzung. Wie die übrigen isländischen Hayarten gebährt er mehrere lebendige Junge, in der Mitte des Sommers. Wenn das reife Ei vom Eierstocke bis in die Gebärmutter geführt ist, bildet sich ein Junges, das in der ersten Zeit, nachdem es geboren ist, durch eine Schnur mit dem Eie verbunden ist, und so herumschwimmt. Fang. Wird mit dem gewöhnlichen Angelhaken, welchen man nach dem Dorsch aus- wirft , gefangen , doch stellen die isländischen Fischer keine eigene Fischerei nach ihm an. Er ist sogar kein willkommener Fisch auf dem Haken, da sie ihn nicht zur 0 Ichthyologie de Nice par A. Risso. Paris 1810. pag. 27. — 20 — Speise brauchen, und es ohnedem Mühe kostet, ihn an den Rand des Bootes zu zie- hen und ihn da zu tödten, weil er sehr um sich schlägt. Oft müssen sie die Schnur abschneiden, und den Hay mit der Angel wegschwimmen lassen. Nutzen, Schaden und Feinde. Die Polarbewohner essen sein Fleisch nicht , w ie dieses der Fall mit dem des Eishaves ist, sondern werfen es weg, die Leber ausgenommen; auch ist er nicht so reich an Thran als jener, und deswegen weniger geschätzt. Die Haut kann zum Poliren angewendet werden. Die knöchernen Ringe des Rückgrathes verwenden manche Isländer zu Ringen an ihren Bettgardinen. [Die Echeneis Remora hängt sich bisweilen an den graublauen Hay fest, der vor vielen Jahren bei Island mit diesen Säugfischen an sich, gefangen wurde.] 2*6 Familie. (Selache, Cuv.) Zwei Rückenflossen, eine Afterflosse, die KiemenöfFnungen grofs, die Zähne klein, keilförmig und nicht gezackt. Mit Spritzlöchern. 2*« Art. Squalus maximus, Linn, jDer gröfste Hat/, Island. Bem-Hdkall. Artkennzeichen. Der Rückgrath knöchern. Die Brustflossen, die vordere Rücken- und die Schwanzflosse sehr grofs. Die Zähne sehr klein und rund. Länge 20 bis 30 Fufs. Synonymie. Squalus maximus. Gmel. Linn. System, naturae I. iii. p- 1498. no. 11. — Pennant's british Zoology. II. p. 101. Tab. XIII. — Cuvier's regne animal IL p. 129. — Blainville dans anal. du. mus. Tom. XVIII. Planche VI. Fig. 1. — Müller's prodrom. Zool. dan. p. 38. — Fabricii fauna groenlandica p. 130. no. 90. - - - - Brugde. Leems Lapland S. 306. — Gunnerus i det Trondlijemsce Selskabs Skrifter III. S. 33. Tab. II und IV. S. 14. Tab. IV. Fig. 1 und 2. — J. L. Fabricius Reise nach Norwegen S. 291. Brygde. Pontoppidaus Norges nat. Hist. II. vS. 17T. — Stroms Söndmör I. S. 273. Beinhakall. Olafsens og Paulsens Reise i Island §. 897 C. — Olavii Reise I. S. 91. — Mohr's islandske Naturh. S. 60. no. 106. Brugda. Laiidts Beskrivelse over Färöerne S. 275. Beschreibung. Der Körper dick, der Kopf grofs, die Schnauze vorragend, die darunter liegen- den Nasealöchcr ihrer Spitze mehr, als dem Munde, genähert. Die Augen \\iv bei — 21 — dem Eisliay. Die Löcher Iiinter den Augen klein. Mund einen Fufs unter der Sclinauze, und wie der Schlund, sehr grofs. Die kleinen Zähne in jedem Kiefer von derselben Gestalt wie bei obigem und in eben so vielen, nämlich 4 bis 5 Reihen; ihre Gestalt ist keilförmig , rund , w enig spitzig und einwärts gebogen. Fünf Kiemenspalten. Die grossen Brustflossen dicht hinter den Kiemen; die kleineren Bauchflossen an den Seiten des Afters ; die vordem Rückenflossen sehr grofs, mehr als vier Fufs lang, an der Wurzel hart, und sitzen in der Mitte zwischen den Brust- und Bauchflossen; die hintere Rückenflosse kleiner, der Schwanz, als der vordem Rückenflosse nälier; die noch kleinere Afterflosse sitzt etwas hinter der zweiten Rückenflosse in der Mitte zwischen dem After mul der Schwanzflosse ; diese ist sehr grofs und gespalten ; der obere Lappen 6 Fufs hoch und am Rande der Spitze ausgeschnitten, der untere kür- zere Lappen 4 Fufs hoch. Die Farbe dunkelgrau, auf dem Bauche heller. Die Haut sehr dick, überall mit scharfen beinartigeu , haufenweise sitzenden Stacheln besetzt. Kritik. Pontoppidans Bericht, dafs er eine zottige Mähne auf dem Hals, und eine Kno- chenspitze auf dem Rücken haben solle, mit welchem er den Bauch anderer Fische aufreifse, und Jon Olsens Behauptung in seinen Handschriften über die isländischen Seethiere, dafs er glattt wie ein Wallfisch sei, und seine Jungen, die ihn zum Ver- gnügen kratzten, mit sich führe, sind Mährchen. — Sem isländischer Name bedeutet einen Eishay, der Knochen statt der Knorpel hat. Aufenthalt. Dieser Riese unter den Hayen hält sich nur in den nördlichen Meeren, und auch da nicht häufig auf. Er geht nicht so hoch im Norden hinauf, als die folgenden, aber, wie es scheint, doch nördlicher als die vorgehende Art. Bei Norwegen wird er besonders an den Küsten des Nordlandes, auch manchmal südlicher gefangen; bei den Färöern sieht man ihn nur selten, und in manchen Jahren gar nicht. In Grön- land kommt er nach Fabricius nur in einer tiefen Bucht bei der Colonie Fredrikshaab vor; in Island zeigt er sich ziemlich häufig längs der westlichen Küste, und häufiger in den Buchten Faxe- und Brede- Fjord, als in der am nördlichsten gelegenen Bucht Issefjord. An den dänischen Küsten ist er noch nicht bemerkt worden, soll sich aber nach Cuvier, wiewohl selten, an die französischen Küsten verirren. Er ist ein Strichfisch, der von dem Frühling bis in den Sommer in den breiten Buchten Islands, nicht weit vom Ufer ersclieint. Nur einmal war ich so glücklich diesen gros- sen Fisch zu sehen, als er unserm Boote im Bredebuclite folgte. Schw immend zeichnet — 22 — er sich durch seine vordere sehr grosse Rückenflosse aus, die wie ein Hörn aus der Wasserfläche hervorragt. ]V a h r u n g.' Er ist wiewohl viel grösser, bei weitem nicht so räuberisch als der folgende Hay. Seine weniger ausgebildeten Zähne deuten ein weniger furchtbares Naturel an, aber doch ist es gewifs unrichtig, wenn die norwegischen Schriftsteller angeben, dafs er sich nur von kleinen Seethieren und Würmern ernähre. Linne und Pennant wei- sen ihm die Medusen zu seiner Nahrung an, sein grosser Mund und Schlund scheinen dagegen zu sprechen; ich mögte lieber mit Fabricius annehmen, dafs er verschiedene kleine Wallfische und Delphine verfolge. Dafs Fische nicht seine hauptsächliche Nah- rung sind, scheint daraus zu folgen, Aveil er nicht wie die andern Hayarten in der Tiefe des Meeres lebt, sondern öfters dicht unter der Wasserfläche schwimmt, wo er sich immer durch seine hervorstehende Rückenflosse verräth. Fortpflanzung. Seine Fortpflanzung habe ich nicht ausmitteln können. Fang. Im Vergleich mit dem Nutzen, den sein Fang den Bewohnern Islands gewähren könnte, wird ihm auf dieser Insel nur sehr wenig nachgestellt; mehrere Isländer, mit denen ich über diesen Umstand gesprochen habe, erklärten mir, dafs sie sich fürch- teten sich mit diesem grossen Thiere einzulassen. Er fafst die Angel nicht, aber man könnte ihn mit Harpunen erreichen, da er sich hoch genug im Wasser zeigt, und noch überdies nicht scheu ist, sondern oft sogar die Boote verfolgt. Nach Olafsen wurde er in vorigen Zeiten auf diese Art in der Bucht Faxefjord eingefangen; jetzt wird weder hier noch in der Bucht Issefjord Jagd auf ihn gemacht, aber in der Bredebucht wird er noch, wiewohl selten mit in die Kiemen geworfenen Harpu- nen (da die Harpune nicht durch die dicke scharfe Haut dringt) erlegt. Doch müssen die Fischer oft die Schnur abschneiden, und den Fisch mit dem Eisen entfliehen lassen, w eil sie nicht im Stande sind ihn zu tödten. Weder in Grönland noch auf den Färöern beschäftigt man sich mit seinem Fange, dagegen mehr an den norwegischen, besonders den nördlichen, Küsten, wo er ebenfalls mit Harpunen verfolgt wird. Selten verwickelt er sich in die Fischgarne. Wie alle Haye hat er ein zähes Leben. .Nutzen, Schaden und Feinde. Auf Island bringt dieser Hay wenig Nutzen, da ihm so wenig nachgetrachtet wird, wogegen er in Norwegen eine bedeutende Ausbeute liefert. Besonders ist die — 23 — Leber geschätzt, die 10 — 16 Tonnen füllen kann, und die Hälfte in Thran liefert. Gunnerus giebt die Gröfse des Thieres bis zu 16 Klaftern, und die Gröfse der Le- ber zu 24 Tonnen an , welches nach dem Bericht der Isländer , und nach dem, wel- chen ich sah, übertrieben ist. Seine gewöhnliche Länge ist 20 — 24 Fufs, und re gewifs den isländischen Fisch: Anarhicas minor (den jüngeren gestreiften Seewolf) , den die Isländer noch heutiges Tages Hljrc oder Lyre nennen. — 69 — Beschreibung von ihm gegeben. Jon Olsen nimmt Um in seiner Sclirift von den islän- dischen Seethieren nach Gudmundsen's Autorität auf. Olafsen fand ihn nicht auf seiner Reise nach Island, aber er bekam nachher im Jahre 1764 ein getrocknetes Stück von der Insel. jMohr, welchen Brünnich ersucht hatte, den Kahlbauch von seiner Reise nach Island mitzubringen, konnte ihn auch nicht erhalten, aber er berichtet, dafs er bisweilen an den nördlichen Küsten Islands antriebe; z. B. zwei im Winter 1779 in der \ähe des Handelsplatzes Skagestrand; in denselben Jahren einer in der Bucht Üefjord, und ein anderer bei Hiisavvig. Doch dieses hatte Mohr nur nach dem Be- richt der Einwohner; aber Henckel, der Mitherausgeber von Olavius's isl. Reise er- wähnt, dafs er im Jahr 1775 bei Grindawick auf dem südwestlichen Island einen eben gefangenen Kahlbauch sah. Er ist also der einzige isläncF. Scliriftsteller, der ein frisches Lidividuum gesellen, solches aber leider nicht beschrieben liat. \ocli, während meines Aufenthalts, kannte jeder isländische Fischer den Namen dieses Fisches, aber keiner hatte ihn gesehen, wiewohl einige wissen wollten, dafs er zuweilen noch an der west- lichen Seite antriebe. Der Factor des Handelsplatzes Öerebacke sagte mir, dafs er vor einigen Jahren auf der Ostseite der Insel einen 2 Ellen langen Kahlbaucli in dem jVIagen eines Eishays gefunden, den er jedoch sogleich als verdächtig weggeworfen. Wir haben also Nachrichten von ihm von den verschiedensten Ufern der Insel. Dafs er noch in dem isländischen Meere lebt, beweist das mir im Jaht 1826 zugesendete Individuum. Er wird bei Island, wie der grofse Alk (Alca impensis), seltener und seltener, und mufs gewifs, da er so selten erscheint, in ileix Tiefen des iMeeres leben, Olafsen meint zwar , dafs er zu der Fluthzeit in die Buchten , wo das Wasser nicht tief, und der Grund sandig ist, hineinstreiche, dafs er mehrmals auf dem Trpckenen hegen bleibe, wenn das W^asser abläuft, auch dafs er einige Zeit wie der Aal und Sandaal ohne Wasser leben könne ; wahrscheinlich hat sein isländ. Xame zu dieser ]Meinung V eranlassung gegeben , er scheint aber nicht mit der äufserst seltenen Er- scheinung des Fisches übereinzustimmen. Er liegt wahrscheinlich ruhig an dem Meeresgrunde, und in dem Sande begra- ben, und hält sich beständig an demselben Orte auf, deswegen wird er auch nur nach solchen Stürmen ans Ufer geworfen, die den Grund des Meeres aufrühren. Es scheint auch kaum begreiflich, wie dieser lange messerförmige Fisch mit sehr kleinen Brust- und ohne Bauch- und After - Flossen sich aufrecht im W^asser halten, ge- schweige denn fortschwimmen könne. Die Nahrung und Fortpflanzung sind unbekannt. AValirscheinlich laicht er im November, da er in diesem Monat fast immer an den Küsten aufgetrieben wird. — 70 — Fang. Sehr selten oder nie fafst er die kleinen Angel der Fische an, öfters treibt er nacli einem Sturm todt und geM öhnlich verstümmelt ans Land , oder wird in dem Magen der gröfsten Raubfische gefunden. Nutzen, Schaden und Feinde. Sein Fleisch soll gut sein, Avenn aber die Isländer diesen seltenen Fisch auch einmal erhalten, so essen sie ihn nicht, da er seiner sonderbaren Gestalt wegen ihnen verdächtig ist; sie zählen ihn zu den giftigen Seethieren , die sie mit einem gemein- schafdichen Namen: „Sjöar-skrymsle" bezeichnen. Schaden thut er wohl nicht. Die gröfsten Raubfische, besonders die Haye, sind seine Feinde. *) Anmerkung. Regalecus glesne oder remipes, Brunn, der bei den norwegi- schen, und Kampylodon Fabricii, ( Nothacanthus Blochii), der bei den grönländischen Küsten vorkommt, habe ich nicht auf Island ausmitteln können. 3te Zunft. Halb- oder Hals - Flosser. Der Leib ziemlich nackt, dick imd etwas zusammengedrückt. Istc Sippschaft. Halb- oder Hals-Flosser mit schAvachen oder stachelich- ten Strahlen in der Rückenflosse. Der Leib schleimig. Die Augen seitlich. 10. 10*^ Gattung. Anarlücas, Linn. Seewolf. Mit Halsflossen. Der Kopf dick, stumpf. Die Zähne stark. Die Vorderzähne kegelförmig. Die Haut dick, glatt mit sehr kleinen leicht abfallenden Schuppen. Der Leib zusammengedrückt. < Jste Art. Jnarhicas lujms, Linn. Der gestreifte Seetvolf, Island. Steinhitr, der jüngere Hlyre. Artkennzeichen. Die Vorderzähne spitzig, kegelförmig, einwärts gekrümmt. Die Backenzähne stark, kugelförmig. Der Gaumen gezähnelt. Die Zähne verändern sich mit dem Alter in der Zahl und Gestalt. Die Rückenflosse fängt hinter dem Kopf an, und läuft bis zur Schwanzflosse. Länge 2 — 4 Fufs. * ) Wir haben nachher gefunden, dafs J. Hoy in den Linn. Trans. XI. von zwei Kahlbäuchen Erwähnung gethan habe, welche im Noveinb. 1810 und 1812 auf die englische Küste von Moray-Frith, ohngefähr 3 englische Meilen östlich von der Mündung des Flusses Spey angetrieben, und vorher niemals von irgend einem englischen Fischer gesehen Murden. Sie waren beide verstümmelt durch die Brandun- gen. Der eine hatte eine Länge von 12 (?) Fufs 9 Zoll; die Rückenflosse war schwärzlichgrün, und ihre Strahlen kaum 2" (?) lang. Ucbrigens glichen sie den isländischen. Das Fleisch fand der \ er- fasser sehr gut , und im Geschmack dem des Seewolfes ähnlich ; der Verfafser erwähnt seiner unter dem unrichtigen Namen: Trichiurus lepturus. — 71 — S y n 0 n y m i e. Anarhicas lupus *) Gmel. Liiin. Syst. I. in. p. 1142. no. 1. — Cuvici's regne aniiii. 11. p. 253. — Blocirs Fisclie Deutschl. III. S. 25. Tab. 74. Die Abbildiiiij^ i gut. — Müll. Prodrom. Zool. Dan. p. 40. no. 332. — Fabric. Faun. Grönl. ' p. 138. no. 97. — Mohr's ilsänd. Xaturh. S. 63. no. 114. — Olavii Reise I. S. 80. — Retzii Faun. Suec. p. 315. — Ascan. Icones Tab. 25. - - - - Hiröisch : Stajnbujtur. Landt's Beskr. over Färöe S. 275. Aarhicas non niaculatus. Olafs. Island. Reise §. 683 a. - - - - strigosus et pantherinus. Gmel. Linn. Syst. I. m. p. 1144. no. 3 und 4. Lupus marinus. Sclionev. Ichthyol, p. 45. Tab. 5. Steenbider. Pontopp. Norg. nat. Hist. II. S. 243. Die Abbildung schlecht. — Ström's Söndm. I. S. 310. — Leem's Lapl. S. 326. Der jüngere. Anarhicas minor. Olafs, isl. Reise §. 683 b. Tab. 42. Die Abbildung gut. —^ Gmel. Linn. Syst. I. in. p. 1143. no. 2. — Müll. Piodr. Zool, Dan. p. 40. no. 333. — Fabric. Faun. Grönl. p. 139. no. 976. — IMohr's isl. \aturh. S. 64. no. 115. Ravenous Wolf-Fish. Penn. British Zool. 3. p. 157. Tab. 24. Beschreibung. Kf. 6. Rf. 76. Brf. 20. Bckf. 0. Af. 46. Sf. 18. Der Körper dick, zusammengedrückt, wie bei dem kleinköpfigen Dorscli, spitzig zulaufend. Der offene röthliche After dem Kopfe etMas näher, als der Schwanzspitze. Der Kopf grofs zusammengedrückt, oben flach, um die Augen erhaben, vorn ge- krümmt und stumpf. Der Oberkiefer kaum länger, die Lippen dick. Die Zähne stark, knöchern; die Vorderzähne des Oberkiefers kegelförmig, wenig gekrümmt, in zwei Reihen, die vorderste Reihe mit 6 gröfseren Zähnen, und einem Zwischenraum vorn, die hintere Reihe mit 12 kleinern Zähnen, und demselben Zwischenraum. Die unteren A orderzähne in zwei Reihen, in jeder Reihe 6 Zähne. Die Zähne in der vor- dem Reihe sind gröfser. Die Backenzähne kugelförmig, und sitzen dicht zusammen, auf jeder Seite in zwei Reihen. Jede Seite der Kinnlade hat 15 Zähne. An dem Gaumen stehen die Zähne in drei Reihen , die äufsere Reihe auf jeder Seite mit 10 hall)kegelfürmigen Zähnen; die mittlere Reihe ist doppelt, und bestellt aus 12 kugel- förmigen den Backenzähnen ähnlichen Zähnen. Der Schlund gelblich. Die Zunge *) Beiträge zu seiner Anatomie findet man bei Kühl a. a. Ort S. 171 und 203. Tab. ü. — 72 — niederg-edrückt, dreieckig, g-efurcht, frei, au den Seiten gerunzelt mit schmaler Spitze. Die kleinen Nasenlöcher vereinzelt, halbröhrenförmig. Die Augen gegen den Scheitel hin, mittelmäfsig mit schmaler grünlicher Iris, ein Halbkreis von weifsen hohlen Puncten unter den Augen; eine andere bogenförmige Reihe von Puncten von der Kehle bis zu dem Winkel der Kiemenöffnung, welche klein ist. Der Kiemendeckel doppelt, der hintere dreieckig-. Kiemenhaut gelb, mit deutlichen Strahlen. Die undeutliche Seitenlinie läuft gerade aus. Die Rückenflosse reicht vom Xacken bis zur Schwanzflosse, die Afterflosse hinter den After, und hat dieselbe Richtung und Gestalt wie die Rückenflosse. Die Brust- flossen hinter der Kiemenöffnung, grofs, rund, mit getheilten Strahlen; die leicht ab- fallenden kleinen Schuppen bilden in der Haut runde Höhlung;en. Die Farbe graubraun mit zwölf querlaufenden röthlichen dunkelgefleckten Bän- dern an den Seiten des Rumpfes bis zur Rückenflosse hinauf. Die zwei äufsersten Bänder undeutlich. Der Kopf aber , und der Rücken in der Xähe der Rückenflosse schwarzgefleckt. Die Kehle und der Bauch grau, die Rücken-, After- und Brustflossen braun, die erste mit schrägen weifsen Streifen, die zweite mit weifsen Rändern, und die letzere mit weifser Wurzel. Die halbviereckige Schwanzflosse röthlich mit g-etheil- ten Strahlen. Länge 1 Fufs 8 Zoll bis 3 Fufs. So sieht der eben ausgewachsene Seevvolf an der isländischen Küste aus, und ist alsdann Olafsen's Anarhicas minor, eben so auch der jener Verfasser, die ihn nach Olafsen als neue Art aufnahmen. Kf. 6. Rf. 72. Brf. 20. Bchf. 0. Af. 45. Sf. 18. Ein noch älteres Individuum. Der Mund, die Zähne, der übrige Kopf, die Bildung ile^ Körpers und die Lage der Flossen wie bei dem Vorhergehenden. Die Augen mit brauner Iris und blauer Pupille. Die Farbe blafsgrau, die Stirn, der Scheitel und Nacken mit vielen, die Kopfseiten mit wenigem blauen Flecken. Unter den Augen ein dreieckiger fleischfarbener Fleck. Die Flossen blaulich, die Schwanz- flosse mit einem purpurfarbnem Rand, die Afterflosse mit grauer Wurzel, die Rücken- flosse grau und blau marmorirt, und mit 12 Querbändern, die sich über die ganze Rumpfseite erstrecken. Die äufsern Streifen sind undeutlich. Die acht mittleren un- tereinander verbunden. Länge 3 Fufs 2 Zoll bis 4 Fufs. Dieses ist der Anarhicas strigosus, Gmel. Linn. und der Anarh. lupus bei Bloch. Kf 4. Rf. 74. Brf. 20. Bchf. 0. Af. 48. Sf. 16. F/m jüngeres Individuum. Die Zähne eben so gestaltet, wie bei dem Vor- hergehenden. Die Vorderzähue des Oberkiefers 4 in einer Reihe, und im Unterkiefer — 73 — 4 in zwei Reihen. Die Backenzähne aber auf jetler Seite 4 und unten 8. Am Gau- men 8 Zähne in zwei Reihen. Die Augen mit gelber Iris, die Schwanzflosse oval. Die Farbe blafsgrau mit röthlichem Scheine , besonders auf den Zähnen , dem Unterleib und der x\fterflosse. Die Brust- und Rückenflossen dunkler, diese mit 12 langrunden hellbraunen Flecken. Sonst wie oben. Dieser ist Olafsen's Anarhicas lupus. Kritik. Es ist wohl ganz ohne allen Zweifel, dafs Anarh. pantherinus und strigosus Gmel. Linn. als Varietäten zu unserm Fische gehören, aber auch Olafsen's Anarh. minor ge- hört unstreitig als ein jüngerer Seewolf hieher. Schon Retzius zweifelte, ob nicht alle vier Arten nur eine ausmachten, und Fabricius meint, dafs der kleine mit dem gestreiften Seewolf identisch sei. Vorstehende Beschreibungen, die ich nach frisch gefangenen Fischen machte , scheinen zu beweisen , dafs Olafsen in der Aufstellung von Anarh. minor als eigene Art irrte, und er einen Anarh. lupus von mittlerer Gröfse vor sich hatte, dies veranlafst mich Olafsen's Kennzeichen dieser zwei Arten kürzlich zu prüfen : 1. Der kleine Seewolf soll gefleckt und der gestreifte ungefleckt sein, aber jeder ausgewachsene Seewolf ist gefleckt, wie ich mich durch die Ansicht vieler Individuen überzeugt habe; eben so rührt der gefleckte Körper auch oft von dem Grunde her, auf welchem der Fisch liegt; man trift z. B.. Lengen auf Felsengrund, die ganz schwarzgetiegert , während andere, die auf Sandgrunde liegen, ganz ungefleckt sind. Ich sah sie mit dieser verschiedenen Färbung beide auf Island. 2. Der kleine Seew olf soll Zähae in den Gaumen haben, und der gestreifte keine ; aus meiner Beschreibung geht aber hervor, dafs der gestreifte Seewolf in jedem Alter (ich besafs ihn von kaum 6 Zoll Länge) Gaumenzähne hat. Auch sollen die Zähne bei dem kleinen Seewolf von anderer Gestalt und Anzahl sein; aber aus den oben- gegebenen Beschreibungen geht hervor, dafs die Anzahl und auch die Gestalt der Zähne des Seew olfes mit dem vorschreitenden Alter sich ändere , so wie auch seine Backenzähne bald kugelförmig, bald spitzig zusammengedrückt sind. 3. Dafs der kleine besser von Fleisch als der gestreifte Seewolf sei , kommt da- her, dafs er jünger ist; so sind z. B. die jüngeren Heilbutten wohlschmeckend und die älteren trocken. 4. Zwar haben die Isländer einen eigenen Namen für den kleinen Seewolf, den sie Hlyre nennen, aber das beweifst nichts für ihre specifische Verschiedenheit, denn für den Schneelachs haben sie auch nach seinen Farbenveränderungeu sechs bis acht 10 — T4 — verschiedene Namen. Der kleine gefleckte Seewolf ist seltner als der ungefleckte , aber dasselbe ist mit dem gefleckten und ungefleckten Leng der Fall. Der isländische Vorname bedeutet Steinbeifser , nicht als ob er in die Steine beifse, sondern davon abgeleitet, dafs er meist von hartschaligten Thieren lebt, die er mit den Zähneu zermalmt. Der Fisch, der in Dänemark Steinbeifser genannt wird, ist nicht der Seewolf, sondern der Seehase ; daher kommt Bloch's irrige Meinung , dafs Olafsen den Seehasen zu den Seewölfen hingerechnet habe. Aufenthalt. Der gestreifte Seewolf bewohnt eigentlich die nördliche Zone bis zu dem 70° n. Br. ; doch kommt er auch nicht sehr selten an den dänischen, holländischen und fran- zösischen, aber nie an den Küsten des mittelländischen Meeres vor.. Er ist bei Grön- land, den Färöe-Inseln , Norwegen bis zu den Finmarken hinauf ziemlich häufig, und noch häufiger bei Island, besonders an der westlichen und nordwestlichen Küste; an der Nordseite der Insel sah ich ihn nicht, auch ist er an den südlichen Küsten ziem- lich selten, so dafs die Fischer etwa 300 Kabliau gegen einen Seewolf fangen. An den nördlichen und östlichen Küsten Jütlands und Seelands, wo er Havkat heifst, fängt man ihn hie und da zu allen Jahreszeiten, aus Helsingör bekam ich ihn mehr- mals, aus Horseus Bucht im Herbste 1826. Schleep erhielt ihn aus der Ostsee, und nach Schoneweide ist er bei Helgoland nicht selten. Er ist ein Zugfisch, der im April Zu derselben Zeit wie der grofsschuppige Dorsch, und etwas später als der Kabliau aus dem Norden unter die isländischen Küsten kommt, um da den Laich abzusetzen, zu dieser Zeit geht er ziemlich hoch an die Ufer hinauf. Das erste Exemplar bekam ich in der Mitte des Märzes, und die letzten in der Mitte Junius ; aber vorzugsweise sind der April und Mai die Monate, in denen er gefangen wird. Er hält sich immer auf dem Grunde des Meeres, am häufigsten auf den Felsenbänken, seltener auf Sand- boden auf. Er schwimmt langsam, krümmt sich wie der Aal, und liegt öfters still. Nahrung. Seine starke Kopfmuschel und seine Zähne deuten schon seine Nahrung an, die aus hartschaligen Seethieren, z. B. Aslerien, See-Igeln, Krebseri und Muscheln besteht, welche er ganz fein mit den Zähnen zermabiit; ich fand in seinem klagen nichts an- ders als fein zerquetschte Muschelschalen und Krebse. Der grofsschuppige Dorsch lebt ohngefähr von denselben Nahrungsmitteln, aber er verschluckt die Schalen ohne sie zu quetschen. Dem Seewolf ist unter den Fischen dieselbe Nahrung wie der Phoca barbata unter den Seehunden angewiesen, und ist er meiner Ansicht nach den Fischen eben so wenig als dieser Seehund gefährlich. Mehrere Ichthyologen weisen — 75 — ilim indessen Fische zu seiner Ernährung an, was man freilich auch, wiewohl mit grofsem Tjnreclit , für Ph. barb. tliut. Der Kopfbau und die Langsamkeit des See- woIFes scheinen nicht für Fisclifang geeignet zu sein. Die Sage, welche unter den isländischen Fischern besteht, dafs er den Dorsch >vegjage, ist gewifs ungegründet. Fortpflanzung. Im l^Iai und Juni legt das Weibchen viele Eier zwischen Seegras, und wahr- scheinlich gehen die Jungen erst im Spätherbste aus, da ich von Januar bis März sehr kleine Individuen gesehen habe. Fang. Er wird gemeiniglich auf der Dorschangel gefangen, die er nicht ungern anfafst, wenn eine Muschel als Köder daran ist ; besonders M'ird ihm von den Isländern auf der Nordwestseite des Landes nachgestellt; auf dem Südlande zieht man ihn nur ge- legentlich zwischen den Kabliauen. In Dänemark verwickelt er sich in den Netzen. Manchmal treiben die Jungen todt ans Ufer. Nutzen, Schaden und Feinde. Sein Fleisch wird gegessen, aber Aveniger als das des Kabliaus geachtet. Der Kopf wird nicht gegessen, die Fischer schneiden ihn aber nicht mehr unmittelbar nach dem Fange ab , wie dieses vormals geschah. Mehrere Schriftsteller sagen , er schmecke Avie Aal; ich fand indessen sein Fleisch hart und trocken. Es macht keine Handels- waare aus; die Isländer essen es entweder gekocht oder getrocknet; auf diese Weise behandelt soll es gut schmecken, wogegen es weniger gut wird, wenn es erst einge- salzen und dann wie Klippfisch behandelt wird. Auch die Grönländer und Norweger essen es frisch oder getrocknet; die seeländischen Fischer salzen und räuchern es, und dann sieht es wie geräucherter Lachs aus. Die Galle kann zum Waschen der See- kleider statt Seife gebraucht werden ; nach Jon Olsen's Bericht ist sie giftig. Mit dem Kopfe, Flossen und Knochen, auch oft mit dem ganzen Fische füttern die West- Isländer ihre Schafe und besonders die Kühe, welche diese Kost nicht nur gern fressen, sondern auch gute Milch davon geben. Die dicke Haut ist zum Schagrin brauchbar, wird aber gemeiniglich von den Isländern zu Schuhen gebraucht. Das Fleisch kann man zum Köder anwenden, da es einen starken nicht angenehmen Ge- ruch hat. Ohngeachtet er die Krabben und Muscheln vertilgt, schadet er deswegen auf Island nur wenig, da man selbst die fettesten überall am Strande haufenweise auf- geworfenen Muscheln dort nicht ifst. Er soll sehr stark beifsen können, ist aber kein reitzbarer Fisch, und setzt sich nicht zur Gegenwehr, wie die meisten Naturgeschich- ten angeben. Feinde hat er aufser den Menschen und grofsen Raubfischen wohl nicht. — 76 — II. 11*« Gattung. Blennius, Linn. Schleimßsch. Kleine Fische. Halsflosser. Der Leib lang zusammengedrückt, nackt, schleimig. Der Mund und die Zähne klein. Die Bauchflossen zweistrahlig. Die Rücken- und After-Flossen laufen gerade nach der Schwanzflosse hin. jste Art. Blennius gunncUus, Linn. Der Scheeren-ScJilehnfisch, isl. Sprettjiskr. Sherja - Steinhitr. Art kenn zeichen. Die Unterkinnlade länger. Die Afterflosse an ihren ersten Strahlen stachelig. Die Rücken - und Afterflosse ist mit der Schwanzflosse durch eine Haut verbunden. Auf der Rückenflosse 10 schwarze augenförmige Flecken. Länge 6 — 8 Zoll. Synonym! e. Blennius gunnellus. Gmel. Linn. Syst. nat. I. iii. p. 1181. no. 9. a. - Linn. Faun. Suec. 318. — Bloch's Fische Deutschi. III. S. 259. Tab. 71. Fig. I. — Müll. Prodromus Zool. Dan. p. 43. no. 357. — O Fabric. Faun. Grönl. p. 149. no. 108. — J. C. Fabricii Reise in Norweg. S. 290. — Mohr's isl. Xaturh. S. 70. no. 124. — Retzii Faun. Suec. p. 324. färöisch Tearabrosme. Landt's Beskr. over Fär. S. 277. Blennius europaeus. Olavii Reise I. S. 81. — Olavii Beskr. over Skagen S. 165. no. 23. Tab. III. Fig. 1. Die Schwanzflosse ist bei der Abbildung unrichtig. Blennius maculis X. Olafs. Reise §. 680. c. Tab. X. Fig. 12. 13. Staffgosh. Leem's Lapl. S. 326, Tangbrosme. Stroms Söndm. I. S. 315. no. 3. — Ström in Norsk. Vid. Selsk. Skr. Ny. Saml. I. S. 148. Der Junge. Blennius muraenoides. Gmel. Linn. Syst. nat. L in. p. 1184. no. 17. Beschreibu ng. Kf. 6. Rf. «%o. Brf. 12. Bchf. Vt- Af. V^o- Sf. 24. - Der Körper lang, zusammengedrückt, fast schuppenlos, schleimig, hinter dem After allmählig schmäler. Der After fast in der Mitte des Leibes. Der Kopf klein, schmäler als der Rumpf, zwischen den Augen kielförmig. Der Vorderkopf abge- stumpft, der Hinterkopf flach, gefurcht. Der ]Mund oben, klein. Die untern Kinn- laden länger; schmale, in beiden Kinnladen sitzende starke spitzige einwärts gekrümmte, vorn zahlreiche Zähne. Die Lippen grofs. Die Zunge klein, weifs, stumpf. Die — 77 — beiden Nasenlöcher klein. Die Augen mittelinäfsig, gegen den Sclieitd sitzend, mit gelber Iris und blauem Augapfel ; eine Linie von der Schnauze auf jeder Seite ül)er den Augen, an den Seiten des Kopfes nach der undeutlichen, gera eizeichnifs der isländischen Fische, Mclclies der Verfasser Aon Mohr entlehnt hat, müfste nach den in unserer isländischen Ichthyologie gemachten kritischen Bemerkungen, manche Berichtigungeu er- leiden. - 144 — Ihre Nahrung sucht sie im Sande unter den Meerinsecten und Würmern. Fortpflanzung. Sie setzt den Laich später als die rothgefleckte Scholle ab, noch im Ausgange Aprils fand ich Eier in den meisten Weibchen; ich vermuthe daher mit Fabricius, dafs ihre Laichzeit von Mai bis Juli sei. Fang dieser Scholle, welche bei Island aufserordentlich häufig ist, und so hoch unter das Ufer heraufgeht, dafs sie sich von selbst den Menschen darbietet, wird doch selten von den West- und Süd-Isländern nachgestellt. Gelegentlich fafst sie die kleinen Angeln der Lodline, oder wird im Sommer von den Kaufleuten zum Vergnügen in den Häfen mit kleinen Handschnüren gefischt. Gegen Osten in der Bucht Lonsfjord und Hornfjord wird ihr regelmäfsig nachgestellt; denn die Einwohner waten in der Ebbezeit, wenn sie bis in die Mündungen der Auen hinaufgeht, einige Fufs tief ins Meer hinaus , und ziehen sie mit Netzen. Mit jeder Ebbe können sie bis 400 Stück bekommen, aber sie sind so wenig geachtet, dafs 6 Kabliau 200 Schollen an Werth gleich gehalten werden. Auch bei Färöe wird sie nicht hinlänglich aufgesucht; in Grönland, in Norwegen und Jütland fängt man sie mit Angeln, und am letztern Orte auch mit Reufsen und Schollen-Netzen. Nutzen, Schaden und Feinde. Auf Island nutzt sie im Verhältnifs ihrer Menge nur wenig; die eingefangenen werden frisch gekocht, oder gegen Osten und auch hie und da gegen Westen zum Wintervorrath, wie in Grönland getrocknet. In Jütland ist sie einer der nützlichsten Fische, die von Reichen und Armen gegessen und für wohlschmeckend gehalten Mcr- den, ob sie gleich der rothgefleckten Scholle an Güte nachsteht. Sie wird gekocht, seltener gebraten, und besonders in dem nördlichen Theil häufig getrocknet, und als Handelswaare behandelt. — Schaden thut sie gar nicht. Die Feinde mag sie mit ihren Gattungsverwandten gemein haben. 4*6 Art. Pleuronectes flesus , Linn. Die stachelichte Scholle. Island. — Artkennzeichen. Der Körper breiter als bei der nordischen Scholle, sehr rauh durch kleine Stacheln, die sich längs der Rücken- und Afterflosse in kleinen Bündeln vereinigen. Der Augenrand höckerig, hinter den Augen ein erhabener Ra»d. Die Seitenlinie rauh, nur wenig über den Brustflossen gebogen. Länge 12 — 14 Zoll. — 145 — Synonymie. Pleuronecles flesus. Gmel. Linn. Syst. na«. I. iii. p. 1229. no. 7. — Bloch's Fische Deutsclil. II. S. 52. Tab. 44. — Die Abbildung sehr gut. — Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 45. no. 374. — Molir's Island. Naturh. S. 72. no. 130. — Retzii Faun. Suec. p. 331. no. 58. _ _ _ _ flesus et passer. Olavii isländ. Reise I. S. 82. Pleuronectes passer. Blochs Fische Deutschi. II. S. 74. Tab. 50. Eine Abänderung mit Augen zur Linken. Sandskjebbe. Ström's Söndm. I. S. 277. no. 4. Beschreibung. ^ Kf. 6. Rf. 58. Brf. 10. Bchf. 6. Af. 40. Sf. 18. Der Körper etwas breiter als bei der Vorhergehenden ; die Augen der Regel nach rechts. Die Schuppen sehr klein, nicht gezähnt, dagegen mit Bündeln von kleinen Spitzen stark besetzt. Diese kleinen Gruppen von Stacheln bekleiden den Körper, nur die Schnautze und die Flossen sind ohne Spitzen. Am häufigsten sind sie in der Mitte , weniger häufig gegen die Flossen. Am Grunde von jedem Strahl in der Rücken - und Afterflosse sitzt eine halb viereckige Warze von zusammengehäuften Spiz- zen, minder regelmäfsig auf der blinden Seite ; auch diese ist rauh, und nur der Kopf mit Ausnahme der Gegend der Nasenlöcher glatt. Der Kopf nicht grofs, die Mund- öffnung mittelmäfsig, der Unterkiefer länger; in jeder Kinnlade eine Reihe von schar- fen abstehenden Zähnen, der Schlund glatt; die Zunge frei, keilförmig. Die Nasen- löcher doppelt, die ersten wie bei den Gattungsverwandten mit einer Haut bedeckt. Die Augen nicht grofs, mit gelber Iris. Das obere sitzt nicht am Rande des Kopfes. Der Augenkreis höckerig. Hinter dem Auge das Rudiment einer Linie mit höckerich- ten Erhöhungen. Der Kiemendeckel doppelt, der hintere dreitheilig, hinten hervor- ragend. Der After am- Rande zwischen den Bauchflossen und der Afterflosse ; ein Stachel hinter dem After. Die Seitenlinie dem Rücken etwas näher, ist selbst glatt, aber dicht umher mit Spitzen besetzt. Sie läuft gerade vom der Mitte der Schwanz- flosse bis gegen die Brustflossen; von da macht sie eine kleine Beugung zum Rande des Kiemendeckels, läuft längs diesem und verliert sich hinter den Augen bei dem 5ten oder 7ten Stralil der Rückenflosse. Diese Flosse fängt vor der Mitte des oberen Auges an, und erstreckt sich bis kurz oberhalb der Schwanzflosse, ebenso die Afterflosse vom After. Die längsten Strahlen sind dem Schwanz näher. Die Brust- und Bauchflossen halbviereckig, die Schwanzflosse fast gerade. Die Strahlen der zwei letzteren zweitheilig. 19 — 146 -^ Die Farbe oben dunkelbraun, der Kopf, die Gegend der Seitenlinie und der Flossen weifsgrau ; längs des Verlaufes der Rücken - und Afterflosse stehen gröfsere weifsgraue Flecken; auf diesen Flossen öfters gelbe augenförmige Flecken. Die blinde Seite weifs , längs der Seitenlinie schniutzigfleischfarbige Flecken ; der Kopfrand und die Flossen unten bleifarbig. Die Brust- und Bauchflossen fleischfarbig. Breite über die Brust mit den Flossen 1 — 8 Zoll. Sie variirt sehr oft mit den Augen nach der linken Seite; von einigen Dutzenden, die ich im Juli 1824 auf Endelave, einer Insel im.Kattegat, untersuchte, hatte fast die Hälfte die Augen links. Wir müssen ganz mit Cuvier annehmen, dafs eine solche linksaugige Varietät Bloch's PI. passer sei. Die mit linksgestellten Augen sind mehr weifsgefleckt als die andern. Eine Varietät von abnormer Bildung bekam ich in Jütland im Juli 1824. Die Augen links. Zwischen der After- und Schwanzflosse hat der Bauch einen abgerun- deten Einschnitt von Via Zoll Tiefe und IV2 Zoll Länge. Die Afterflosse wird dadurch in der Mitte eingebogen. Die Seitenlinie läuft gerade von der Schwanzflosse bis in die Gegend des Baucheinschnittes, macht da einen Bogen abwärts, und dann wieder von der Spitze der Brustflossen schräg hinauf, wo sie sich auf der gewöhnlichen Stelle verliert. Ueber dem Einschnitt des Bauches steht sie daher nicht weiter als Vi 2 Zoll von der Afterflosse. Auch der Rückenrand ist eingebogen. Die Seitenlinie, die Rücken - und Afterflossen weifs, oben mit einzelnen graubraunen Flecken. Der Theil des Rumpfes, daran diese Flossen gränzen, hat dieselbe Farbe. Die Schwanz- flosse mit vielen runden gelben Flecken. Die blinde Seite und die Stacheln sehen wie bei jener aus. Länge 9/4 Zoll. Breite der Brust 5 Zoll. Kritik. Diese Scholle ist von den 5 Fischarten, die ich für die isländische Ichthyologie nach der Authorität anderer aufgenommen habe, die letzte, und auch von diesen die einzige, von welcher man zweifeln kann, ob sie wirklich *auf Island vorkömmt. Olavius und Mohr führen sie als isländisch an; letzterer sagt nur, dafs er einige von ihr gegen Osten in der BiPcht Berufjord liegen sah, untersuchte sie aber nicht weiter; überhaupt wurden die SchoUenarten von diesen Reisenden nicht so genau unterschieden, dafs nicht eine Vermischung der Arten statt finden könnte. An den Orten, die ich auf Island bereisete, fand ich sie nicht, sie mufs daher in jedem Falle dort sehr selten sein. Da ich indessen nicht diejenigen Stellen auf Island besuchte, wo Olavius und Mohr sie gesehen haben wollen , und sie auch nach Ström's Zeugnifs in Norwe- gen vorkommt, können wir ihr in der isländischen Ichthyologie eine Aufnahme nicht verweigern. Laudt's PI. flesus ist die rothgefleckte Scholle. — — 147 — Aufenthalt. Die stachelichtc Scholle, hat eine südlichere Heimath, als die Vorherp^ehende , sie kommt der Regel nach nicht bei Grönland, Island, Färöe und im nördlichen Norwe- gen vor; gemeiner ist sie in dem südlichen Norwegen. An unsern dänischen Küsten ist sie die gemeinste Scholle, doch häufiger bei Jütland und Fühnen als bei Seeland, wo sie minder häufig als die rothgefleckte Scholle ist. Sie lebt als Standfisch ge- meinschaftlich mit der nordischen, sowohl in den Buchten, als im freien Meere, ist im Sommer dem Lande näher als im Winter, am fettesten da wo das Meerwasser mit süfsem Wasser der Flüfse sich mischt, lebt auf dem Sandboden, und geht so hoch an dem Ufer im Sommer , dafs man sie manchmal zu Hunderten bei der Ebbe auf dem Trocknen greifen kann. Sie hat die Eigenschaft mit der Vorhergehenden ge- mein, dafs sie lange auf dem Trocknen im feuchten Sande leben kann, und sich so in den Sand durch besondere Bewegungen des Körpers hineinzuarbeiten vermag, dafs nur die Oberfläche des Kopfes noch hervorragt. Nahrung. Im Magen fand ich nur zertrümmerte Schaalen von Cardium und Venus. Fortpflanzuaig hat sie mit der Vorhergehenden gemein. Fang. An den dänischen Küsten wird sie auf vielerlei Art, mit Schollennetzen, Reufsen, und Angeln gefangen, auch mit Schollengabeln gestochen, oder mit den Händen ge- griffen. Die in der Tiefe gefangenen sind minder schmackhaft als die im seichten und mindersalzigen Wasser. — Nutzen, Schaden und Feinde. Sie ist in Jütland noch nutzbarer als die Vorhergehende, und ihr Fleisch besser. Im Sommer ist sie am fettesten, im Frühling dagegen mager, was das Spruch wort unter den dänischen Fischern veranlafst hat: „Wenn die Halz wird grün, wird der Flunder schön. " Das Gegentheil findet mit dem Dorsche statt, der im Sommer mager ist. Man ifst sie gekocht oder gebraten, in Jütland werden auch sehr viele getrock- net und geräuchert. Ihrer Seltenheit wegen bringt sie in den Polarländern geringen Nutzen. Schaden thut sie nicht. Feinde hat sie an den Seehunden und gröfseren Raubfischen. Ich fand sie mehrmals in dem Dorschmagen, — 148 — 2*6 Familie. Hijfjioglossus , Cuv. Die Gestalt länger als bei den Arten der ersten Familie. Die Flossen haben dieselbe Bildung und denselben Lauf. Die Kiefern und der Mund mit spitzen Zähnen besetzt. 5*6 Art. Pleuronectes Hippoglosms, Linn. Die Heilbutt- Scholle. Island. Fli/dra. Heylag-Fishr. Die jüngere Gi^eipu-Lüda , Smu-Depla. ';" Ar tkenuz eichen. Der Körper lang, glatt, kleinschuppig. Die Kiefern mit vielen, spitzigen gekrümmten und getrennten Zähnen. Die Seiteulinie macht über die Brustflossen eine bedeutende und vor ihnen mehrere kleinere Bogen; ein stumpfer Stachel vor dem etwas zur Rechten sitzenden After. Länge bis 6 Fufs. Synonym! e. Pleuronectes Hippoglossus. Gmel. Linn. Syst. nat. I. in. p. 1227. no. 4. — Bloch's Fische Deutschi. II. S. 62. Fig. 47. Die Farbe nicht gut. — Fabric. Faun. Grönl. p. 161. no. IIT — Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 44. no. 371. — Mohr's Island. Naturh. S. 71. no. 128. — Olavii isländ. Reise I. S. 82. — Retzii Faun. Suec. p. 330. färöisch Kalvi oder Quajta. Landt's Beskr. over Färöe S. 277. Hellefljnder. Horrebow's Island S. 218. — Pontoppid. Norg. nat. Hist. II. S. 189. mit einer Abbildung. Flydra. Olafs, isländ. Reise §. 528. no. 9. und §. 682. b. Heilbutte. Schonev. Ichthyol, p. 62. Baldes. Leem's Lapl. S. 313. Qveite. Ström's Sondmör I. S. 300. Beschreibung. Kf. 7. Rf. 110. Brf. 17. Bchf. 6. Af. 82. Sf. 19. Der Körper lang, fast elliptisch, glatt, schleimig, mit sehr kleinen Schuppen. Die Augen nach der Regel rechts. Die MundöfFnung ziemlich grofs, mit starken, spitzigen, gekrümmten und getrennten Zähnen, die im Oberkiefer zwei unregelmäfsige, im Unterkiefer nur eine Reihe bilden. Dieser ist bei dem geöffneten Munde länger als der obere. Der Schlund höckerig gezähnt. Die Zunge klein, keilförmig. Die Nasenlöcher doppelt, rundlich. Der Augenkreis glatt, die Augen mittelmäfsig grofs, dicht zusammen, das obere fast am Kopfraude. Die Iris goldfarben, der Kiemendeckel doppelt, der hintere dreitheilig. Die Kiemenöftnung weit. Die Seitenlinie dem Rücken etwas näher, kaum erhaben, läuft geradeaus von der Mitte des Schwanzes bis über — 149 -- die Brustflossen, \vo sie einen grofsen und darnach mehrere kleine Bogen macht, er- streckt sich län^s des obern Randes des Deckels, und verliert sich dicht hinter den Nasenlöchern. Die inwendigen zwei Strahlen der Kiemenhaut verwachsen. — Die Kückenflosse reicht vom vordem Winkel des obern Auges fast bis zur Schwanz- flosse. Die mittleren Strahlen sind die längsten ; ein stumpfer Stachel vor dem After. Dieser sitzt ein wenig rechts, dicht hinter den Bauchflossen. Die Afterflosse hat die- selbe Bildung und denselben Lauf wie die Rückenflosse. Die Brustflossen halb vier- eckig mit mehrtheiligen Strahlen. Die Bauchflosseu zugespitzt mit zweitheiligen Strah- len. Die Schwanzflosse kaum eingeschnitten mit mehrtheiligen Strahlen. Die Farbe aber graubraun mit wenigen heilern leberfarbigen Flecken. Die Sei- tenhnie hchter. Die blinde Seite reinweils und ungefleckt. Die Brust- und Bauch- flossen und die Seitenlinie unten blafs , fleischfarbig, die übrigen Flossen bleifarbig? blafs gerändert. Mund und Zunge blafs. Eine 6 Fufs lange hatte eine Breite von 2 Fufs 8 Zoll. Die Jüngeren sind 20 Zoll lang und 8 Zoll breit *). Kritik. Bloch und mehrere nach ihm sagen, dafs ihre Schwanzflosse gabelförmig sei; die von Fabricius und mir untersuchten hatten eine fast gerade abgeschnittene Schwanz- flosse. — Bir Name kommt in der Edda vor. Flydra bedeutet Flunder **). Aufen thalt. Die Heilbutte ist in dem nordeuropäischen Weltmeere zwischen dem 50 und 70^ nördl. Br. zu Hause. Sie ist an den grönländischen und faröischen Küsten ziemlich häufig, kommt häufig bei Island und Norwegen bis zu den Finnmarken vor. An den dänischen Küsten ist sie bei der nördlichsten Spitze Jütlands , bei Skagen und Flad- strand , und längs den westlichen Küsten dieser Halbinsel gemein ; auch nicht selten , besonders im W inter , an der nördlichen Spitze Seelands , aber selten bei Fühnen und dem südöstlichen Jütland, und kommt der Regel nach nicht in die Ostsee, wiewohl sie doch bisweilen bei Eckernförde nach Schonevelde soll gefangen werden. Bei Island hält sie sich das ganze Jahr an den Küsten auf, im W^inter in der Tiefe des Meeres, *) Man sieht sie Lei TslancI selten länger als 6 Fufs, doch erzählten mir die Fischer, dafs sie mchrmal» 10 Fufs lange Individuen gefangen haben; auch sali Olafsen eine in Irland von 10 Fufs Länge und 6 Fufs Breite. Das von Anderson angegebene GewirJit derselben -/.u 400 Pfund ist jedoch übertrie- ben. An den dänischen Kiisten erreichen sie keine so encrme Gröl'se. *♦) Auch von einem f'lvdrunuidir d. h. Flunderuiutter , fabelten vormals die Isländer. Sie sollte die Gröfsc eines "Wallüsches mit der Gestalt einer Heilbutte vereinigen, und ihres vielen I'ettes wegen nicht geniefsbar sein; sonst dieselben Eigenschaften wie die Rocheoiuutter liaben. — 150 — im Sommer aber nahe an den Ufern in Buchten, und sogar in den Mündungen der Flüfschen. Sie nahet sich den Küsten zu verschiedenen Zeiten. Im Süden und Westen kommt sie daselbst mit dem Kabliau im Anfange des März an, wird im April häufi- ger, und bleibt den ganzen Sommer über da, schon, wenn der Kabliau längst wieder weg ist. Im Nordlande sieht man sie vom Mai bis Juli, und im Ostlande von Juli bis November ; auch treibt sie zuweilen in der Mitte des Winters bei den isländischen Küsten auf. Auf Färöe erscheint sie in manchen Jahren in Menge vom April an, und den ganzen Sommer hindurch, bei Norwegen ist sie häufig im Mai und Juni, bei Grön- land im Frühling und Herbste. Sie zieht Lehm- und Moorboden dem Sandboden vor, liebt das tiefe Wasser mehr als ihre Gattungsverwandten, lebt deswegen auf den Fisch- bänken gemeinschaftlich mit den Dorscharten. Sie ist trag, liegt ruhig, platt am Bo- den, und lauert ihrer Beute mehr auf, als sie dieselbe verfolgt, doch kommt sie auch von andern Fischen verfolgt, wiewohl selten, gegen die Oberfläche des Meeres. Sie schwimmt langsam, doch in längeren Strecken als die vorigen Schollen, und streicht überhaupt mehr als diese herum. In dem vorhin erwähnten See des Nordlandes, Olafsvatn, in welchem der gemeine Dorsch sich fortpflanzet, findet man auch die Heil- butte. In einigen süfsen Seen in Norwegen findet derselbe Fall *) statt. Nahrung. Die Heilbutte ist ein furchtbarer Räuber, der nur wegen seiner Langsamkeit we- niger gefährlich genannt werden kann. In dem Magen einer Heilbutte fand ich drei grofse Schellfische. Es ist sehr auffallend, dafs so grofse Fische durch ihre nicht sehr grofse Mundöffnung eingeschluckt werden können. In einem andern waren mehrere achteckige Seeskorpionen, Dintfische u. s. w. enthalten. Fabricius fand in dem Magen mehrere Dorscharten, den rothen Schuppenfisch, kleine Rochen, auch Crustaceen, Olafsen sogar Stücke von Holz und Eisen. Dieser letztere führt von einer, die im Juni 1731 bei Oddbjörnsskjör gegen Westen gefangen wurde, an, dafs sie grofse Stücke von Polar-Eis im Magen hatte. Fortpflanzung. Bloch meint, dafs sie ihre Eier, welche roth sind, in der Nähe der Flufsmün- dungen im Frühlinge absetze. Was die Laichzeit dieser Scholle betriflft, so kann ich mit der Angabe dieses Gelehrten nicht übereinstimmen, denn noch im Mai fand ich Roggen in den Weibchen, auch behaupten die isländischen Fischer, dafs ihre Laich- zeit von Juni bis August dauere. *^ vgl. Fontoppidan a. a. O. — 151 — Fang. Auf Island wird sie gemeinschaftlich mit den Dorscharten auf Haken und Hand- Bchnüren gefangen, und im Sommer auf der Lodline, die dem norwegischen Gangvad ähnlich ist. Ihr Fang fangt eigentlich erst spät im Frühling und in der Mitte dea Sommers an , wenn der Kabliaufang aufgehört hat. Sie ist für den Isländer be- sonders gegen Osten, wo der Kabliau seltner vorkömmt, ein sehr vortheilhafter Fisch. Sparsam fangt man sie gegen \orden. Wenn der Fischer eine Heilbutte von 3 bis 5 Ellen Länge an die Angel bekommen hat, so mufs er vorsichtig sein, und sie erst im Wasser sich müde arbeiten lassen, ehe er sie zum Boote zieht, da sie ihrer Stöfse wegen recht gefahrlich werden kann; denn der bedeutenden Breite wegen, ist sie schwer aus dem Wasser zu ziehen. Im Winter treibt sie, wiewohl selten, da auf, wo die Braudungen stark am Lande stehen. Nutzen, Schaden und Feinde. Die Heilbutte ist den Isländern ein sehr nützlicher Fisch, besonders in den Ge- genden , wo der Kabliaufang mifslingt. Das Fleisch der alten Fische ist ziemlich trocken, hart und unverdaulich, es wird daher nur der Kopf derselben frisch gegessen , der immer fett und wohlschmeckend ist. Sogar die knorpeligen Kopfknochen sind vom Fett durchdrungen, und werden gern von den Isländern ausgesogen. Bloch sagt, dafs bis Hamburg das Fleisch der alten Heilbutte von den armen Leuten gekauft werde. Auf Island und in andern nordischen Ländern schneidet man lange Striefen aus den Seiten des Fisches , drehet diese um , und trocknet sie an der Luft. So behandelt wird sein Fleisch in Island Riklingur genannt, und gern gegessen, aber seltner als Handelswaare ausgeführt. Die getrockneten Stücken des Rumpfes mit den Flossen werden Rafabellti genannt. Die jüngere Heilbutte, die minder trocken als die alte ist, wird frisch gekocht, besonders machen die gekochten Flossen ein angenehmes Essen aus ; in \orw egen und Färöe giebt sie eine gute Suppe. Die Leber hat nur wenig Thran. Die Eier werden oft in Island und Norwegen mit Mehl gemischt und zu Brod gebacken, was mir jedoch nicht angenehm, sondern ziemlich bitter scheint. Aus der aufgespannten Magenhaut machen die Grönländer Fensterscheiben. Sie schadet durch ihre Gefräfsigkeit und Nachstellungen vielen andern Fischen. Die sehr grofsen Individuen können auch den Fischern gefährlich werden. Von dem zu häufig frisch genossenen Fleisch der Grofsen glaubt man, dafs es verschiedenene Krankheiten ver- ursachen könne. So wie die Heilbutte aller kleineren Fische Feind ist, fisdet sie selbst an dem Eishay einen tyrannischen Verfolger, da dieser sogar gröfsere Individuen verschluckt. Mehremal fand ich sie in dem Magen dieses Hays; aucli der Kaschelott stellt ihr — 152 -— nach, und die Dorscharten zehren wieder die kleineren Heilbutten auf. Pontoppidan erwähnt, dafs der Seeadler bisweilen nach ihr stufst, und wenn die ergriflfene Heil- butte zu grofs ist , von dieser unter das Wasser gezogen werde , wo er seinen Tod findet. Dieses scheint mir aber nur auf den Lachs und nicht die Heilbutte angewen- det werden zu können ; denn wie sollte der Seeadler , der nicht tief in das Wasser greifen kann, sich der Heilbutte bemächtigen, welche der Regel nach stets am tiefen Grunde des Meeres liegt? Eingeweidewürmer und ein dem Glattrochen ähnliches Un- geziefer sind ihre stete Plage. III*« Ordnung. Bauchflosser. Die Bauchflossen hinter den Rückenflossen. !•*« Zunft. Der Leib regelmäfsig, ziemlich walzenförmig. Die Schuppen klein, meist stärkere Hakenzähne. Raubfische. l«t^ Sippschaft. Mit mäfsigen Schuppen; nur eine Rückenflosse, weit hin- ten, starke Zähne. -— 20. 20*« Gattung. Belone, Cuv. Hornhecht *). Der Körper lang, walzenförmig, der Seitenrand des Bauches scharf. Die Schup- pen aufser einer Reihe auf jeder Seite des Rumpfes, nahe dem untern Körperrande, sehr klein. Die Kiefer verlängern sich in einen sehr langen schmalen zu beiden Sei- ten gezähnten Schnabel. Jete Art. Belone rostrat a mihi. Der grünrüchige Hornhecht. Island. Geii'nefr. Artkennzeichen. Der Körper fast walzenförmig mit dünnerem Schwänze. Die Spitze des Schnabels biegsam , der Unterkiefer länger. Eine höckerige Linie längs der Seiten des Bauches. Dieser breit und flach. Die Schwanzflosse gabelig. Länge 28 — 30 Zoll. Synonymie. Esox belone, Gmel. Linn. Syst. nat. I. iii. p. 1391. no. 6. — Linn. Faun. Suec. p. 356. — Bloch's Fische Deutschi. I. S. 301. Tab. 33. ^ Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 49. no. 421. — Oken's Naturgesch. S. 840. — Mohr's Island. Naturh. S. 82. no. 140, — Brunn. Pisc. Massil. p. 79. no. 95. — Ascan. Icon. rer. nat. Pars Ima Tab. VI. — Retzii Faun. Suec. p. 351. — Risso's Ichthyol, de Nice p. 330. •) Diese Gattung weicht zu sehr von der Gattung Esox Linn. in der Körperbildung und Lebensart ab, a\B dafa sie mit derselben zusammcngestelU werden könnie. — 153 — Geirnefr. Olafs. Island. Reise §. 898. G. Hornfisk. Pontopp. Xorg. nat. Hist. II. S. 192. Nebbesied. Stroms Söndiii. 1. S. 297. B eschreibung. Kf. 11. Rf. 19. Bif. 12. Bchf. 6. Af. 22. Sf. 30. Der Körper walzenförmig, eckig, lang, glatt, kleinschuppig. Der Schwanz dünn. Die Schuppen eiförmig, eingebogen, nicht eingeschnitten. Der Kopf klein, zusammengedrückt, oben flach, zugespitzt, mit einem sehr langen Schnabel, dieser fast von der Gestalt eines Sägerschnabels, flachgedrückt, dünn zulaufend mit vielen spitzen kegelförmigen Zähnen in beiden Kinnladen ; zwischen den gröfsern sind andere sehr kleine wahrnehmbar. Der Gaumen gezähnt. Jeder Kiefer mit einer biegsamen Spitze, die an dem Unterkiefer inwendig gefurcht ist, und V2 Zoll über den Oberkiefer hin- ausragt. Die Zunge breit, stumpf, glatt, frei, so wie der Schlund silberfarbig. Die Kiefer inwendig vor der Zunge fleischig mit einer doppelten sackförmig ausdehnbaren Haut. Die Nasenlöcher vor den Augen mit einer halbdreieckigen Vertiefung in ihrer Mitte und einem Lappen versehen ; die Augen grofs mit silberfarbiger Iris ; der Schlund mittelmäfsig. Der Kiemendeckel ganz, die KiemenöflPnung grofs, unten fast bis zum Unterkiefer eingeschnitten. Der Rücken rund; der After der Schwanzflosse nahe. Die Seitenlinie undeutlich, dem Rücken näher, und läuft gerade aus. Eine gerade höckerige Linie auf jeder Seite von der KiemenöfFnung längs des scharfen Seitenrandes des Bau- ches, verliert sich allmählig in der Gegend der Afterflosse. Der Bauch flach, breit. Die Flossen mit mehrtheiligen Strahlen. Die Brustflossen mittelmäfsig, halbvier- eckig, nahe am Rande des Deckels, dem Rücken näher; die Bauchflossen dem After näher, breh, dreieckig. Die Rückenflosse schmal, weit hinten. Die Afterflosse sitzt unter der Rückenflosse, ist von ähnlicher Gestalt, und anderthalb Zoll vor der Schwanz- flosse. Diese ist gabelig, ihre Farbe grün, die Seiten des Kopfes und Körpers und der Unterkörper silberfarbig. Die Rücken - und Schwanzflossen braun. Die Bauch- flosse und Afterflosse weifs, dunkel überlaufen. Breite des Körpers 2 Zoll. Schnabel- länge 4Vi3 Zoll. Kopflänge 31/12 Zoll. Kritik. Olafsen hielt anfangs dafür, dafs die isländ. Namen Geirnefr und Geirnyt ah Synonymen zu der gemeinen Seeratze gehörten, später bemerkte er aber, dafs erstere dem Hornhechte zukommen. Der isländ. Name bedeutet einen lanzenförmigen Schnabel. Jetzt ist dieser Name fast unbekannt geworden, da der Fisch sehr selten vorkommt; 20 — 154 — in frühem Zeiten mufs er nicht so sehen gewesen sein. In der Edda heifst er Geirsyl, d. h. ein Fisch mit einer spitzen Schnautze und mit einem Gabelschwanz. — Aufenthalt. Der grünrückige Hornhecht gehört eigentlich den Meeren des mittlem und süd- lichen Europas an, und ist eine nicht gewöhnhche Erscheinung jenseits dem 60= n. Br. Er wird nicht als grönländisch, finmarkisch und färöisch angegeben. Nach Pontoppidan und Ström zeigt er sich selten in Menge an den norwegischen Küsten, und wenn dieses geschieht, so meinen die Norweger, dafs es einen Mifswachs bedeute. Keiner von den früheren Reisenden fand ihn bei Island, doch berichtet Olafsen nach den isländ. Annalen, dafs im Jahr 1701, da der Kabliaufang daselbst mifslang, ziem- lich viele Hornhechte gegen Süden gefangen wurden, so dafs jeder Fischer 10 — 12 Stück für seinen Theil bekam. Im Jahre 1764 trieb einer bei Vogestappen auf. Ein isländ. Fischer erzählte mir, dafs er vor einigen Jahren einen todten Hornhecht au den südlichen Küsten gefunden habe. Endlich gelang es mir mich von seinem jetzigen Vorkommen an den süd-isländischen Küsten zu überzeugen, da zwei Individuen dieser Art im Sturme den 13 und 18 März 1821 todt am Ufer bei Öerebacke auftrieben und mir gebracht wurden. Keines von beiden war länger als 9 Zoll. Der Hornhecht zeigt sich also sehr selten an den Küsten Islands. Dagegen ist er an den dänischen Küsten häufig. Er ist ein Zugfisch, der in den letzten Tagen des Aprils an die Küsten kommt, um allda 6 — 8 Wochen zu verweilen, bis er in den letzten Tagen des Junius wieder die Tiefe sucht ; doch wird er auch zuweilen im September und Octo- ber noch gefangen. Zu der Zeit, da er in Menge ankommt, verlassen die Heringe allmählig unsere Küsten, wogegen, wenn der Hornhecht von diesen weggeht, die Makrelen und gemeine Dorschen häufiger werden. Unter den Küsten geht er so hoch hinauf, dafs man in der Ebbe ihn bisweilen auf dem Trocknen greifen kann. Er hält sich immer in Gesellschaft seines Gleichen, und ist ein munterer Fisch, der schnell schwimmt, und sich hoch oben im Wasser hält, springt auch oft so hoch über die Wasserfläche hinaus, dafs er in die Fischerboote hineinfällt. Nahrung. Sein Schlund ist nicht grofs, und demungeachtet ist er ein gefräfsiger Raub- fisch. Er stellt besonders den Heringen nach, die er mit seinem langen gezähnten Schnabel wie mit einer Säge ergreift, und lange mit seiner Beute herumschwimmt, ehe er sie verschluckt. Er verfolgt sie so eifrig, dafs er oft auf dem Grunde läuft, und über das Wasser hinausspringt. Ich fand auch den dreidornigen Stichling und mehrere Crustaceen in seinem Magen. — 155 — Fortpflanzung. In der Mitte Mais fand ich völlig ausgebildeten Roggen in den meisten Weib- chen ; sie setzen ihn im Mai und Juni an den Ufern ab. Fang. Auf Island ist er seit 1701 nicht mehr gefangen worden ; man sieht ihn da nur, wenn er in seltenen Fällen an das Land getrieben wird. An unsern Ufern wird er in Menge und auf vielerlei Art mit dem Grundgarn und dem Zuggarn gefangen, auch mit scharfen Eisen gestochen. Nach Hofman kann man ihn Haufenweise im seichten Wasser der eingeeichten Plätze vor sich treiben, M^enn man einen Stock so über das Wasser hält, dafs sein Schatten auf sie fallt. AVenn solche Plätze in der Ebbe trocken werden, so kann man den Hornhecht mit den Händen ergreifen. Nutzen, Schaden und Feinde. Sein Fleisch w ird gegessen ; es ist zwar trocken, und deswegen in mehreren Län- dern nicht geachtet; bei uns wird es doch nun überall, und nicht mehr allein von armen Leuten, gegessen, da man das frühere gegen ihn wegen seiner grünen Gräten *) ge- fafste Vorurtheil nicht mehr hegt. Frisch gekocht oder gebraten, und besonders ge- räuchert, gibt er ein gutes Essen ab. Das Fleisch zu Klöfsen in der Suppe angewen- det, ist wohlschmeckend. Auch kocht man Suppe aus ihm. Er schadet besonders durch seine Jagd auf die Heringe; doch ist die Sage der Fischer, dafs er diese von den Küsten wegjage, nicht gegründet; der Hering verläfst uns, wenn der Hornhecht ankommt, weil dann seine Laichzeit vorbei ist. Feinde hat er an den Seehunden und Delphinen. Mehrere Schriftsteller geben auch die Dorscharten für seine Feinde aus , was mir doch unwahrscheinlich ist, da jedes Thier, das ihn verschlingen wollte, ohne ihn erst zu zerstückeln, von seinem Schnabel verwundet werden würde. „ Sie sind streitsüchtig und verwunden sich im Kampfe so stark, dafs man oft die Spur von den Zähneu an ihrem Körper findet. Hüfmann." Parasiten fand ich nicht auf ihm. — 2*<^ Sippschaft. Zwei Rückenflossen, die vordere mit weichen Strahlen, die hintere eine Fetlflosse. 2L 21*6 Gattung. Salmo, Linn. Lachs. Der Körper regeimäfsig, etwas zusammengedrückt, mit deutlichen Schuppen. Z'Aei Rückenflossen; die hintere kleinere ohne Strahlen, besteht aus einer Fettflosse. *) Die Gräten elnd auch Tor dem ALlioclien des Fische» grün. — 156 — Starke Zähne. Die Kiemendeckel glatt. Sie bringen die meiste Zeit des Lebens im süTsen Wasser zu. — l^te Familie. Salmo, Cuv. Der Rücken etwas rundlich, die Seiten oft gefleckt. Die Kiefer, der Schlund and die Zunge mit Zähnen. Die Bauchflossen sitzen in der Mitte von den beiden Rückenflossen. jete Art. Salmo solar , Linn. Der gemeine LacJis. Island. Lags. Artkennzeichen. Der Oberkiefer ein wenig länger; in dem Schlünde drei Reihen von Zähnen', die mittlere nur aus drei Zähnen bestehend. Keine Querreihe verbindet die drei Längereihen ; zwischen den Bauchflossen eine mehrlappige lamellen- förmige Haut. Länge 2 — 4 Fufs. Synonymie. Salmo salar. Gmel. Linn. Syst. nat. L iii. p. 1364. no. 1. — Linn. Faun. Suec. 345. — Bloch's Fische Deutschi. I. S. 162. Tab. 20. — Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 48. no. 405. — Mohr's Island. Naturh. S. 74. no. 133. — Fabric. Faun. Grönl. p. 171. no. 123. — Landt's Beskr. over Färöe S. 278. — Retzii Faun. Suec. p. 344. Salmo nobilis. Olafs, isländ. Reise §. 91 und §. 343. — Olavii isländ. Reise I. S. 83. Salmo. Schonev. Ichthyol, p. 64. Lax. Horrebow's Island S. 236. — Pontopp. Norg. nat. Hist. II. S. 213. — Ström's Söndm. I. S. 293. Luoos. Leem's Lapl. S. 340. Beschreibung. Kf. 11. Rf. 14. 0. Brf. 12. Bchf. 10. Af. 12. Sf. 30. Der Körper halbzusammengedrückt, gegen den Schwanz hin dünner, beschuppt; die Schuppen grofs, leicht abfallend, achteckig. Der Kopf klein, schuppenlos, oben gewölbt, die Schnautze hervorgezogen. Der Oberkiefer ist etwas länger und breiter als der Unterkiefer, seine Zähne sind klein, beweglich; vorn ein zahnloser Platz. In dem Unterkiefer spitzige abstehende Zähne, mit einem gekrümmten Höcker an der Spitze (bei dem Männchen), oder einer kleinen stumpfen Hervorragung (bei dem Weib- chen). Die Zähne im Schlünde, acht auf jeder Seite, in zwei Reihen, spitzig, zu- rückgebogen. Die mittlere Reihe besteht nur aus drei Zähnen; ein grofser zahnloser Platz im Gaumen vor diesen Zahnreihen. Die Zunge ist niedergedrückt, und hat — 157 — 6 — 8 grofse g^ekrümmte Zähne in zwei Reihen. Die Augfen sind klein, seitlich, mit einer gelb und silberfarbig gemischten Iris. Die Nasenlöcher doppelt, linienförmig, an den Seiten der Schnautze. Der Kiemendeckel zwei, von denen der hintere zwei- theilig; die Kiemenöflfnung grofs. Die Seitenlinie ist dem Rücken nicht sehr nahe, gerade, schmal und läuft zur Mitte des Schwanzes. Der offene After dem Schwänze nahe. Die Brustflossen schräg eiförmig, und wie alle Flossen unten, mit vieltheili- gen Strahlen. Die vordere Rückenflosse viereckig, die Fettflosse über der Afterflosse, zurückgebogen und länglichrund. Die halbviereckigen Bauchflossen sitzen schräg unter dem Ende der vordem Rückenflosse; unter ihnen ein knorpeligter zugespitzter, läng- lichrunder, flachgedrückter und zungenförmiger, unten gekielter Körper, und zwischen ihnen ein häutiger vier- oder fünf lappiger Anhang. Die Afterflosse halb viereckig. Die Schwanzflosse grofs , mondförmig ausgehöhlt. Die Farbe am Rücken schwärzlich, die Seiten über der Seitenlinie blau, unter dieser silberfarbig, der Bauch milchweifs, der Schlund blafs fleischfarbig, die Zunge braun angelaufen. Der Kopf oben, und die Seiten des Kopfes grünschwarz. Die Kie- mendeckel silberfarbig, grünglänzend, der vordere mit 3 bis 4 schwarzen Flecken. Die Brust-, Rücken- und Schwanzflossen blau. Die Bauch- und Afterflossen blafs- gelb. Der 2V2 Fufs lange Fisch hat eine Breite über die Brust von 8 Zoll, über den Schwanz von 2 Zoll. Kritik. Das hier beschriebene Individuum erhielt ich aus dem Flüfschen Heilira, als es eben vom Meere hinauf zog, am 11. Juni 1821; es war demungeachtet gar nicht gefleckt am Rumpfe. Cuvier meint, dafs der Lachs seine schwarzen Flecken im süfsen Wasser verliere, Olafsen dagegen, dafs er sie daselbst bekomme. Ich schliefse mich an Olafsens Meinung an, da alle von uns untersuchten Lachsarten dunkler werden, wenn sie eine Zeit in dem süfsen Wasser zugebracht haben. In der Edda führt der Lachs den jetzt noch gebräuchlichen isländ. Namen, der einen Lachs bedeutet. — Aufenthalt. Der gemeine Lachs ist zwischen dem 50° und 70° nördl. Br. vorzugsweise 2u Hause; er geht ziemlich hoch im Norden hinauf, und wird eben so häufig in dem mittleren Europa gefunden. Bei Grönland ist er jedoch selten, und kommt nur an den südlichen Plätzen vor; bei den Färöern sah Landt ihn nur einmal, doch zweifelt er nicht, dafs er sich im Meere um diese Insel herum häufig aufhalte, aber da nicht gefangen werde. An den norwegischen Küsten bis hoch in die Finmarken hin- auf ist er häufig. An den dänischen Küsten ist er besonders bei Bornholm zu Hause; — 158 — kommt aber auch nach Schonevelde in den Buchten bei Kiel, Eckernförde und Schles- wig", so wie in der Elbe und Eider vor. An den ostjütländischen Küsten geht er vor- züglich in den Flusse Gudenaa hinauf, ist aber bei Seeland und Fühnen selten. In dem isländischen Meere ist er gemein. Er hat die Gewohnheit mit mehreren seiner Artverwandten gemein, dafs er in der Laichzeit hoch aufwärts, ja bis auf die Berge, durch die gröfseren und kleineren Flüsse hinaufzieht. In dem südlichen Europa be- ginnt dieser Zug schon im April, aber auf Island im Mai und Juni; wo er in den Flüssen bis Anfang August verweilt, und dann wieder ins Meer zurückgeht, doch werden manche noch im September im süfsen Wasser angetroffen. Wenige überwin- tern sowohl in den isländischen als dänischen Flüssen, und verlassen diese als- dann mit ihrer Brut im nächsten Frühjahr. Er geht gern in den starken Strömen aufwärts, und verfolgt die Richtung der Strömung, so dafs seine Züge durch ihr rasches Schwimmen oft grofses Geräusch verursachen. Wenn das Wasser so seicht ist, dafs er darin nicht schwimmen kann, so schreckt ihn dieses Hindernifs nicht zurück, sondern er weifs sich auf den Seite» des Rumpfes durchzuarbeiten. Trifft er auf einen hohen Wasserfall, dann springt er mit gekrümmtem Körper bis 3 Ellen über die Wasserfläche hinaus, und verwendet alle seine Kräfte um seinen starken Wanderungs- trieb zu befriedigen, der jährlich Tausenden von ihnen das Leben kostet. Der Lachs besucht jährlich denselben Strom wieder. Auf Island trifft man ihn in den Flüssen, die von den Eisfeldern sowohl, als von den süfsen Seen ausfliefsen, an, und er scheuet sich nicht durch mineralisches, schwefeligtes oder milchwarmes Wasser zu wandern. Die Isländer waren sonst der Meinung, dafs er nur die Flüsse der Insel gegen Süden und Norden besuche, die unter demselben Striche des Meridians, und zwar in der Mitte der Insel fliefsen. Allerdings kommt er wohl seltener an den Spitzen der Insel vor, doch fand ihn Olavius auf der nordwestlichen, und ich auf der südwestlichen Spitze des Eilandes. Er zieht felsigten Boden vor, wo er sich auf den Steinen reibt, um die ihn .plagende Lernaea salmonea los zu werden, wefswegen man oft schuppen- lose Stellen an seinem Körper sieht. Ich nenne hier die isländ. Flüsse, in denen er sich vorzüglich zeigt, und von denen einige seinen Namen tragen, nämlich: gegen Süden Heilira und Lagsa in Kjösar Harde, Nordera und Grimsa in Borgarfjords Harde; gegen Norden der Flufs Lagsa in Hunnevatns und Norder Harde, und der Jökulsa Blanda. Man sagt, dafs ihn die weifse Farbe anziehe, und dafs er die rothe scheue. Nahrung. Er ist ein Raubfisch, doch nicht sehr gefräfsig. Seine steten Wanderungen lassen ihn nicht immer Rücksicht auf die Nahrung nehmen. Er frifst kleine Fische, Meer- Inseclen und Würmer. — 159 — Portpflanzung. Um den Laich abzusetzen, kommen die Weibchen besonders im Juli in die islän- dischen Flüsse, ihnen folgen die Männchen, um den Laich zu befruchten, welchen die Weibchen mit gekrümmtem Körper von sich spritzen; im nächsten Frühling geht die Brut aus den Flüssen ins Meer. Fang. Ohngeachtet er die Flüsse Islands häufig besucht, wird er nur in den wenigsten gefangen; oft verhindert der rauschende Strom oder der felsigte Boden, oft auch Mangel an Fischgeräth, seinen Fang. Selten fafst er an die Angel, häufiger wird er mit dem Zuggarn gefangen; im Ilellirä erhält man viele Lachse, indem man das Wasser aus den eingedeichten Stellen, in m eichen die Fische sind, ausleitet; manchmal erschreckt man sie durch ein Geräusch, dafs sie den Kopf zwischen die Steine stecken, wo man sie dann mit dem Eisen sticht. Seltener wird er in dem obenerwähnten kleinen Flusse mit Lachspfeifen gefangen. Um dieses zu bewerkstelligen, wird die Au eingedeicht und nur eine OefFuung in der Mitte gelassen, in welcher eine soge- nannte Pfeife, einem Halter ähnlich, angebracht ist, die mit einem aitsdehnbaren Ton- nenband versehen wird. Der Lachs erweitert dieses bei seinem Versuche durchzudrin- gen; wenn er aber in die Pfeife gekommen ist, zieht sich das Tonnenband zusammen, und verhindert ihm die Rückkehr. Nutzen, Schaden und Feinde. Olafsen berichtet, dafs in vorigen Zeiten Fremde die Erlaubnifs erhielten, eine kurze Zeit an den Mündungen der isländischen Flüsse Lachsfischerei zu treiben, und dafs sie bedeutende Ausbeute gemacht haben sollen. Diese Fischerei findet anjetzo nicht mehr Statt; ob es gleich nicht zu bezweifeln ist, dafs dieser Fisch den Islän- dern ebensowohl als den Einwohnern der Finmarken sehr nützlich werden könnte, wenn ihm mit vereinten Kräften ordentlich nachgestellt würde. Hierzu wäre aber er- forderhch, dafs Salzhäuser errichtet würden, in welchen der Fisch zu einer guten Handelswaare bereitet werden könnte. Die meisten Lachse werden frisch gegessen, selten gesalzen oder, und zwar von den Kaufleuten zum eigenen Gebrauch, geräuchert. Zum Verkauf wird er nicht ausgeführt, obgleich er gut behandelt eben so wohl- schmeckend als der dänische Lachs ist, was ich aus Erfahrung bestätigen kann. Sein Fleisch ist roth, freilich etwas unterdaulich, doch von besonders gutem Ge- schmack , am fettesten im Frühling , und mager, wenn er gelaicht hat. Die Lachse , die im süfsen Wasser überwintern, sind sehr fett, sie magern daher in den Flüssen nur in der Laichzeit ab. Er schadet im Vergleich mit dem grofsen Nutzen, den er — 160 — bringt, nicht. Die Lachszuge können wohl ein Netz oder eine Lachspfeife verderben, oder auch durch ihr Geräusch die durch die Flüsse watenden Lastpferde erschrecken, dafs sie ihre Last in das Wasser abwerfen, wovon die Isländer mehrere Beispiele er- zählen. Feinde hat der Lachs im Ueberflufs. Eine Menge Eingeweidewürmer, be- sonders Lernaea salmonea, die sich zwischen seinen Kiemen festsaugt, plagt ihn so, dafs er vor Schmerz in die Höhe springt. Einen mächtigen Feind hat er auf Island an der Phoca variegata, die ihn hoch in den Flüssen hinauf verfolgt, und ihn sogar verhindert in denselben aufwärts zu ziehen, wenn sie sich an der Mündung derselben gerade aufhält. Da man immer eine Menge von diesen Seehunden an dem Ausfiufs des Flusses Skjalfvande Fliöt gegen Norden findet, so glaubt man, dafs aus diesem Grunde dorten keine Lachsfisclierei statt haben könnte. Wenn der Lachs sich durch seichtes Wasser durcharbeiten mufs, so wird ihm bis hoch auf die Berge von auf- lauernden Raubvögeln , besonders aber von dem Fischadler nachgestellt. Schon bei seinem Eintritt in den Flufs befeindet ihn die schwarzrückige Meve , Melche ihm das Kehlband zerhackt, dadurch seine Kräfte schwächt, und ihn dann als gute Beute an das Flufsufer zieht. — 2*® Art. Salmo trutta, Linn. Der Forellen-Lachs. Island. Aurridi. Artkennzeichen. Der Oberkiefer etwas kürzer, die Zähne grofs; im Schlund drei ausgebildete Zahnreihen ; zwischen den Bauchflossen keine mehrlappige Haut. An den Seiten viele rundliche schwarze Flecken auf weifsem Feld. Länge 18 bis 28 ZoU. Synonymie. Salmo trutta. Gmel. Linn. Syst. nat. I. iii. p. 1366. no. 3. — Bloch's Fische Deutschi. I. S. 181. Tab. 21. — Müll. Prod. Zool. Dan. p. 48. no. 407. — Oken's Naturgesch. S. 842. — Mohr's Island. Naturh. S. 78. no. 135. — Olavii Island. Reise I. S. 83. — Retzii Faun. Suec. p. 345. — Risso's Ichthyol, de Nice p. 323. - - - - faröisch Eirij. Landt's Beskr. over Färöe S. 279. Salmo lacustis. Fabric. Reise in Norwegen S. 322. — ■ Müll. Prod. Zool. Dan. p. 48. no. 409. Aurridi und Laxbrödir. Olafs. Island. Reise §. 685. c und d. Oeret. Ström's Söndm. I. S. 321. — Leem's Lapl. S. 337. — 161 — Beschreibung. Kf. 10. Rf. 11. 0. Brf. 12. Bchf. 8. Af. 10. Sf. 28. Der Körper zusammengedrückt, gegen den Schwanz schmal zulaufend. Die Schup- pen rundlich, klein, fest. Der Kopf ohne Schuppen. Der gewölbte Rücken am höchsten vor der Rückenflosse. Der Kopf abschüfsig, oben hoch, mittelmäfsig grofa. Der Mund grofs, der Unterkiefer erscheint an dem geöffneten Munde ein wenig län- ger. Die Zähne abstehend, einwärts gekrümmt, zurückstehend, pfriemenspitzig, brei- ter an der Wurzel; in jedem Kiefer sind die Vorderzähne gröfser, hinter den Zähnen eine gefaltete Haut. Die Gaumenzähne sitzen in drei ansgebildeten Zahnreihen. Die Zunge flach, knorpelig, abgestumpft, mit acht festsitzenden Zähnen in zwei Reihen, oft sind die Zungenzähne zerbrochen. Auf dem Unterkiefer des Männchens eine krumme Hervorragung. Die Schnautze stumpf. Die Nasenlöcher doppelt, den Augen näher als der Schnautze ; das vordere mit einer Haut bedeckt. Die Augen der Stirne näher; mit silberfarbiger gelbgemischter Iris. Der vordere Augenwinkel, unter welchem ein knorpelichter Körper liegt, dreieckig. Der Kiemendeckel zwei, die Kiemenöffnung grofs. Die Seitenlinie ist dem Rücken näher, läuft gerade aus von der Mitte der Schwanzflosse bis über die Afterflosse, von da macht sie eine sehr geringe Beugung zum Kiemendeckel hinauf. Die Rückenflosse dem Kopf nicht sehr nahe, die hintere strahlenlose, oben ge- bogene, hinten freie Fettflosse sitzt gerade hinter der Afterflosse. Diese ist halb- viereckig, von Gestalt wie die vordere Rückenflosse, sitzt hinter dem After, IV2 Zoll vor der Schwanzflosse. Die fächerförmigen Bauchflossen sitzen dem Kopfe wenig näher als der Schwanzflosse, und näher an der Afterflosse als den Brustflossen; sie bedecken einen knorpelichten, zugespitzten, unten gekielten Anhang; zwischen ihnen keine lappige Haut; die Brustflossen sitzen oben hinter dem Deckel. Die Kiemen- strahlen breit, gebogen. Die Schwanzflosse etwas gabelig, lappig. Alle Flossenstrah- len mehrtheilig. — Die Schnautze und der Rücken dunkel, die Stirne lichter. Die Seiten gelbglän- zend mit hellrothen durchscheinenden Flecken (nämlich bei fetten Fischen). Die Kopf- seite grünlich, der obere Kopf, der Rücken und seine Flossen, die obere Riimpfseite, und die Seitenlinie mit runden oder eckigen schwarzvioletten augenförmigen Flecken auf lichterm Felde stark besetzt. Der Unterkörper gelbglänzend und ungefleckt. Die Zunge und der Schlund fleischfarbig, die Kiemenhaut schwärzlich, der Bauch gelb- glänzend , weifs. Die Flossen grünlich überlaufen mit lichtem Rändern. Die Schwanz- flosse dunkel und die Bauchflosse heller. Breite über die Seiten der Brust 4 Zoll, über den Schwanz IVi Zoll. 21 — 162 — Die jüngeren sind silberglänzend an den Stellen, wo die älteren gelbglänzend, und vveifs, wo sie gelb sind, ebenso gefleckt als die Alten, doch fehlen die Flecken auf der zweiten Rückenflosse und die hellrothen Flecken im Fleische. Länge 10 Zoll. Kritik. Mohr hat die isländischen Namen von Salmo carpio und trutta miteinander ver- wechselt. — Die isläud. und dänischen Lachsforellen sind sich ganz ähnlich, aufser dafs jene eine kleinere Anzahl Strahlen in den Flossen haben. Die schwarzen Flecken auf den Brustflossen habe ich nicht gefunden. Der Name Aurridi kommt schon in der Edda vor; er ist von Aur, Stein, und rida , sich mit dem Bauche reiben, zusammengesetzt, und deutet auf ihre Gewohn- heit, den Bauch an den Steinen zu reiben. Aufenthalt. Der Forellen - Lachs hat in seiner Verbreitung viel mit dem vorhergehenden ge- mein; er kommt nie bei Grönland, ziemlich häufig bei Island, Färöe, Norwegen und Finmarken vor; längs der ostjütländischen Küste, besonders in der Weile-Bucht, wird er im Frühling und vorzüglich im Spätherbste oft, an den fühnschen und seeländi- schen Küsten selten, gefangen. Auf Island fand ich ihn sowohl in dem südlichen Flüfschen Gri^nsa, als in den Auen längs der westlichen Seite der Insel, wo der Lachs sehr selten vorkommt, bis zur Bucht Issefjord hinauf; gegen Norden erhielt ich ihn aus dem Bache Öefjordsa, doch ist er überall seltner als der Schneelachs. Er erreicht eine Gröfse, die sich der des Lachses nähert, und wird daher in Dänemark Laxört, Lachsforelle, und in Island bisweilen Lagsbrodir, Lachsbruder, genannt. Er besucht später als der Lachs die Flüsse , auf Island erst im Juli , und verweilt in ihnen bis in den Spätherbst, ja einige überwintern im süfsen Wasser, und werden dann unter dem Eise gefangen. Im Meere sucht er Sandgründe, wo Meergras Mächst und Steine liegen, woran er sich reibt, um sich von den Lachsläusen zu befreien. Er geht die Flüsse in dem reifsendsten Strom hinauf, springt jedoch nicht hoch über das Wasser. In Island fand ich ihn nur sehr selten in den Seen und Teichen, und dann nur in solchen , die durch Abflüsse mit dem Meere in Verbindung stehen. Nahrung. Er ist gefiässiger als der Lachs , und stellt kleinen Fischen , auch Insecten und Würmern nach ; die ertrunkenen Fliegen schnappt er von der Wasserfläche weg. Fortpflanzung. Seine Laichzeit trifft später als bei dem Lachs ein, im October und November; doch gleicht er in seiner Fortpflanzung diesem ganz. — 163 -^ Fang. In den isländischen Bächen wird er manclimal in Netzen, seltener in Forellen- Pfeifen, auch unter dem Eise auf Angeln gefangen. Mohr wurde von einem aber- gläubigen isländ. Bauer erzählt, dafs er besser an die Angel fasse, Menn diese mit einem Magnet bestriclien worden; er brachte ihm eine solche, die Jedoch bald mit der Klage zurückgegeben wurde, dafs sie nicht die erwartete Wirkung gethan hatte. Die Isländer greifen manchmal die Forellenlachse, wenn sie ruhig unter den hervor- ragenden Ufern der Auen verweilen. An den jütländischen Küsten fängt man sie be- sonders in Netzen ; die beste Fangzeit ist von September bis November, doch bekom- men unsere Fischer einzelne den ganzen Winter liindurch. Nutzen, Schaden und Feinde. Er ist ein sehr nützlicher Fisch, wiewohl den Isländern weniger nützlich als der Schneelachs. Sein Fleisch ist frisch und noch wohlschmeckender als das des Lachses, wird daher meistens in Island und Dänemark gekocht, selten geräuchert, da das Fleisch, auf diese Art behandelt, trocken wird. Er schadet beinahe nicht. Feinde hat er mit dem Lachs gemein, wird von Lachsläusen und Bandwürmern geplagt, so wie von Seehunden, und vielen tauchenden und nicht tauchenden Vögeln verfolgt. 3*« Art. Salmofario, Linn. Der rothgeßeckte Lachs. Isländ. Lähia-Silungr. Artkennzeichen. Der Unterkiefer etwas hervorstehend. In dem Gaumen drei vollkommene Zahnreihen, die mittlere Reihe doppelt. Der Körper bis auf die Flossen und Bauchseiten mit schönen purpurfarbnen Flecken. Länge 6 — 12 Zoll. Synonymie. Salmo fario. Gmel. Linn. Syst. nat. I. in. p. 1367. no. 4. — Linn. Faun. Suec. 348. Bloch's Fische Deutschi. I. S. 188 und 198. Tab. 22 und 23. _ Müll. Frodr. Zool. Dan. p. 48. no. 408. — Mohr's isländ. Naturh. S. 81. no. 138. — Oken's Naturgesch. S. 842. — Olavii isländ. Reise I. S. 83. — Risso's Ichthyol, de Nice p. 322. färöisch Sujl. Landt's Beskr. over Färöe S. 279. Strömii. Gmel. Linn. Syst. nat. I. in. p. 1374. no. 51. Trutta ex albido testacea. Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 49. Läkiasilungr. Olafs, isländ. Reise §. 685 e und i. Forelle. Pontopp. Norg. nat. Hist. II. S. 182. Kräe. Ström's Söndm. I. S. 292. — 164 — Beschreibung. Kf. 10. Rf. 14. 0. Brf. 10. Bchf. 13. Af. 11. Sf. 18. Der Körper schmal, kleinschuppig ; der Kopf grofs ; der Unterkiefer wenig lang. Beide Kinnladen mit getrennten spitzigen, einwärts gekrümmten Zähnen. In dem Gaumen drei Zahnreihen, wovon die mittlere die gröfste ist. Die Zunge gezähnt. Die Augen klein, seitlich, mit weifser Iris. Der Rücken rund, erhaben; die Seiten- linie verläuft wie bei dem Vorhergehenden. Die vordere Rückenflosse ist viereckig, steht wenig vor den Bauchflossen, die hintere Rückenflosse klein, über der After- flosse. Die Brustflossen fächerförmig ; die Bauchflossen sind breit, und sitzen der After- flosse näher als den Brustflossen. Der After weit hinten. Die Afterflosse kürzer als die vordere Rückenflosse. Die Schwanzflosse breit, wenig eingeschnitten. Der Rücken und Kopf sind oben grünlichschwarz, die Seiten des Kopfes gelb- lich. Der Rumpf oberhalb der Seitenlinie grüngelb, unterhalb dieser goldfarbig; der Unterkörper weifs, am Rücken viele schwärzüche, aber an den Seiten und der vor- dem Rückenflosse rothe rundliche Flecken auf braunem Felde. Die übrigen Flossen ungefleckt. Die Rücken- und Brustflossen grünlichgrau, die Bauchflossen gelblich, die Afterflossen braun, die Schwanzflosse schwärzlich mit lichterm Rande. Kritik. Der isländische Name Silungr ist generisch für die kleinen Lachsarten, welche im Büfsen Wasser stromaufwärts gehen. Läkr bedeutet einen Bach. Läkia-Silungr heifst daher ein kleiner Lachs, der in Bächen lebt. Aufenthalt. Der rothgefleckte Lachs ist eigentlich in den Gewässern des mittleren Europa zu Hause, doch trifft man ihn auch, wiewohl von geringer Gröfse , ziemlich hoch im Norden an. In Grönland und den Finmarken ist er noch nicht gefunden worden, da- gegen auf Island, den Färöern und im südlichen Norwegen recht häufig; ich fand ihn nur auf Islands nordwestlicher und nördlicher Seite. Die isländische Art geht in die See hinaus, wovon ich mich überzeugt habe, da im September 1819, so wie im Mai 1820 in der Bucht Öefjord dicht am Handelsplatze, ein grofser Zug von diesem Lachs in Gesellschaft mit dem Schneelachs hoch unter den Strandufern hinaufstrich, so dafs viele derselben im Meere gefangen wurden. Wahrscheinlich geht er in diesen Jahrszeiten in den Flüssen auf- und abwärts, denn auch in den Auen und Bächen bis hoch zwischen den Felsen traf ich immer dieselbe Forelle an. Auch findet man sie ia den süfsen Seen, welche mit den Auen in Verbindung stehen; in Bergseen dage- — 165 — gen, welche keinen Ablauf haben, M-ird sie nicht, gleichwie die Folgende, angetrof- fen. Poutoppidan bemerkte ebenfalls, dafs sie, so lange sie klein ist, in den kleinen laufenden Gewässern gesehen wird , und dafs sie , wenn sie gröfser geworden , die Landseen suche. Bloch hat diese Beobachtung mifsverstanden, Menn er nach Pontop- pidans Bericht aus eigner Autorität angibt, dafs sie, sobald sie grofs geworden, in die Nordsee hineingehe. Er hat jedoch hiermit keine gänzliche Unwahrheit in die Natur- geschichte dieses Lachses verwebt. Er ist ein munterer rasch schwimmender Fisch , der sich mit vielen Wendungen durch die seichten Stellen der Bergflüsse durcharbeitet, und auch wie der gemeine Lachs Sprünge über das Wasser macht. Man trifft ihn besonders auf steinichtem Bo- den , wo das Wasser klar und kalt ist. SeineJVahrung sind kleine Insecten und Würmer, nach Bloch stellen sie sich auch untereinander nach. Fortpflanzung. Ihre Laichzeit wird in den Bächen während der Monate September und October beobachtet. Fang. Auf Island wird diese Forelle, während sie in den Bächen ist, nicht gefangen. Sobald sie im Frühling oder Herbst in die schmalen Buchten hineinkommt, wird sie mit dem Zuggarn gezogen; auch fafst sie kleine Angeln an. Nutzen, Schaden und Feinde. Sie ist unter ihren Gattungsverwandten der wohlschmeckendste, und wird daher in dem mittleren Europa als eine Delicatesse gegessen, und in eigenen Forellenteichen gefriedigt. In Island ist sie, als ein kleiner Fisch, wenig geachtet. Die gefangenen werden frisch gekocht oder gebraten genossen. Schaden thut sie nicht. Feinde hat sie unter den Seehunden, Vögeln und Raubfischen. Als obenerwähnter Forellenzug in der Bucht Öefjord erschien, und hoch auf dem Wasser schwamm, begleiteten ihn viele schreiende dreizehige und weifsschwingige Meven, während sie beständig tau- chend Raub übten. Da die Einwohner viele mit den Netzen zogen, waren die Raben auch sogleich gegenwärtig, um einen Theil der Beute für sich zu erhaschen. Unge- ziefer fand ich nicht auf dem Körper des rothgefleckten Lachses. — 166 — 4*^ Art. Salmo rivalis, Fabric. Der Zwerglachs. Island. Brandkod. Artkennzeichen. Der Körper von der Gestalt des Vorhergehenden, doch viel kleiner, lang, schmal. Die Schnautze stumpf. Die Seiten schwarz punctirt. Länge 4 — 6 ZoU. Synonymie. Salmo rivalis. Fabric. Faun. Grönl. p. 176. no. 127. — Gmel. Linn. Syst. I. m. p. 1374. no. 38. Salmo trutta longa fusca. Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 49. Brandkod. Olafs, isländ. Reise §. 685 h. Beschreibung. Zahl der Flossenstrahlen wie bei dem Schneelachs. Die Haut glatt, schleimig mit kaum bemerkbaren Schuppen. Die Farbe oben schwärzlich, unten und sogar auf den Flossen röthlich, auf den Seiten ungefleckt, statt dessen viele kleine schwarze Puncte. Die Iris gelb. Der Körper lang, gestreckt, schmäler, und die Schnautze stumpfer als bei dem Schneelachs. Er gehört imter die kleinsten Lachsarten, mifst kaum 6 Zoll in der Länge und Vs Zoll in der Breite. Uebrigens ist er dem Scheelachs ähnlich. Kritik. Fabricius erkannte zuerst in diesem kleinen Lachse eine von dem Schneelachs verschiedene Art, die nie seine Gröfse erreicht. Nach meinen Beobachtungen auf Island mufs ich ganz der Meinung dieses Schriftstellers beitreten, und da ich seine Beschreibung von diesem Zwerg unter den Lachsen bei der Vergleichung mit den isländischen Individuen richtig gefunden habe, so habe ich dieselbe oben angegeben. Auch ist es wahrscheinlich, dafs Olafsens Brandkod hieher gehört, weswegen ich nicht einsehen kann, mit welcher Befugnifs Fabricius Ström's Muldkrae und Lies Kjoe *) als Synonyme zu seinem Fische angiebt. Aufenthalt. Der Zwerglachs scheint im hohen Norden zu Hause zu sein. Olafsen fand ihn im westlichen Island, Fabricius in Grönland, und bemerkte ihn eben so häufig als ich in verschiedenen Wässern Islands. Diese beiden arctischeu Länder sind die einzigen, in ^) Trondhj. Selsk. Skr. III. S. 576. — 167 — welchen er mit Bestimmtheit gefunden worden ist. Sowohl Olafsen als Fabricius fanden ihn in kleinen Bergströmen, ich nur in kleinen Gewässern, die nicht in Verbindung mit andern! flieCsenden Wasser standen , und sowohl in den Thälern dicht am Meere, als besonders hoch auf den Felsen. Er scheint die Gewässer der höchsten Berge , Avo sonst die Thierwelt fast verschwunden ist, zu beleben; auch mufs ich ganz der Meinung Fabricius sein, dafs er nie ins Meer komme, mit welchem übrigens die Teiche, in denen ich ihn fand, gar keine Verbindung unterhalten. Fabricius ver- muthet, dafs er erstarrt im Schlamm überwintere, da er sonst nicht begreifen kann, wie er sein Leben in den Berggewässern erhalten könne, die bis auf den Grund frie- ren ; derselben Muthmafsung, dafs er lange im Schlamme leben könne, pflichte ich bei, denn es ereignet sich oft, dafs die Teiche, worin er zu Tausenden lebt, im Sommer ganz austrocknen, und dennoch sieht man im Herbste diese Teiche, sobald sie wieder vom Regen angefüllt worden sind, von diesem kleinen Lachs bewohnt, ohn- geachtet sie keine A^erbindung mit andern Gewässern haben; woher sollten also diese Fische plötzlich gekommen sein, wenn sie sich nicht lebend im Schlamme, während der Austrocknung erhalten könnten? Die darum befragten Isländer äufserten sich oft gegen mich, dafs sie sich über diese Thatsache wundern müfsten, und sie auch auf keine andere AVeise erklären könnten. Er ist ein sehr munterer kleiner F'isch, der sehr gesellschaftlich und stets in Bewegung ist, hoch im Wasser schwimmt, und auf der Oberfläche der Berggewässer spielend herumkräuselt. Seine Nahrung. besteht einzig in kleinen Insecten und Würmern, die er meist auf der Oberfläche des Wassers wegfängt. Fortpflanzung Seine Laichzeit ist mir unbekannt. — Fang. Obgleich er klein ist, würde doch, seiner unsäglichen Menge wegen, für die bei den Ufern der Berggewässer wohnenden armen Bauern die Mühe lohnend sein, ihn mit dem Zuggarn einzufangen ; dieses geschieht aber selten oder nie, und eine solche Xahrungsquelle, die für einen oft dem Hunger ausgesetzten Bergbewohner nicht unwichtig sein kann , wird auf Island ganz und gar nicht berücksichtigt. Nach Olafsen wird er von Kindern bisweilen mit gekrümmten Stecknadeln gefangen, und in Grönland auf eingedeichten Stellen mit den Händen gegriffen. -^ 168 — Nutzen, Schaden und Feinde. Er lebt ungestört vor den Nachstellungen der Einwohner in den isolirten Berg- gewässern, und bringt diesen gar keinen Nutzen ; doch hat er ein gutes Fleisch. Nach Olafsen soll er guter Köder für Dorsche sein. Er schadet gar nicht. Einen mächtigen Feind hat er an dem Seeadler, der über den höchsten Bergen schwebt, besonders wo er diesen Fisch in den Teichen zu finden weifs; noch mehr aber au dem Eis- und rothkehligen Taucher, welche die Felsen des Brühens halber so hoch besuchen, als sie diesen Fisch in den Teichen finden. Er ist daher wohl die einzige Nahrung dieser Schwimmvögel zu der Zeit, wo sie brüten. Für Raubfische ist er in seiner isolirten Heimath gesichert, sie müfsten denn unter der nachfolgenden Art zu suchen sein, die sich in einigen Berggewässern zugleich mit ihm aufhält. 5te Art. Salmo alpinus, Linn. Der Schneelachs. Island. Raudbirtingr, Vatna- Silungr (im süfseu Wasser), Bleikia (im Meere). Artkennzeichen. Die Kiefer von gleicher Länge; die Mundöffiiung kleiner als bei dem ForeUenlachs. Die Zähne spitzig, gekrümmt. Die Gaumenzähne in zwei Reihen, die dritte mittlere nur ein Rudiment. Ueber der Seiteulinie grofse silberweifse oder hellrothe Flecken 10 — 18 Zoll lang. Synonymie. 1. Die im süfsen Wasser lebende Varietät. ^ Salmo alpinus. Linn. Syst. nat. ed. X. p. 309. no. 8. — Linn. Faun. Suec. 310. — Müll. Prod. Zool. Dan. p. 48. no. 410. — Fabric. Faun. Grönl. p. 173. no. 125. — Mohr's Island. Naturh. S. 80. uo. 137. — Landt's Beskr. over Färöe S. 279. Rüdbirtingr. Vatnasilungr. Olafs, isländ. Reise §. 685 f. Raudo. Leem's Lapl. S. 336. Roer. Ström's Söndm. I. S. 303. 2. Die Abänderung im Meere, oder kurz nachdem sie aus diesem in die Flüfschen gegangen ist. Salmo carpio. Linn. Syst. nat. ed. X. p. 309. no. 7. — Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 48. no. 412. — Fabric. Faun. Grönl. p. 170. no. 124. — Mohr's isländ. Naturh. S. 75. no. 134. Trntta tota argentea et Salmo levis. Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 49. — Olafs, isländ. Reise §. 345. — 169 — Saimo laevis. Mohr's isländ. Naturh. S. 80. no. 136. — Olavii Reise I. S. 83.no. 5 Olafs, isländ. Reise §. 685 g. färüisch Blajkia. Landt's Beskr over Färoe S. 279. Salmo umbla. Olavii isländ. Reise I. S. 83. no. 4. Söebörting. Leeni's Lapl. S. 3^2. V Gjidderör. Ström's Söndm. I. S. 304. Beschreibung. Kf. 11. Rf. 11. 0. Bif. 12. Bchf. 9. Af. 10. Sf. 24. Der Körper Ung, zusammengedrückt, kleinschuppig, etwas breit über die Seiten des Bauclies, dünner gegen den Schwanz. Der Rücken gewölbt, der Bauch flach. Der Kopf glatt, schmal; die Schnautze etwas abgestumpft, nebe» den Augen erha- ben. Die Kiefer von gleicher Länge. Die Zähne kurz, spitzig. In den Gaumen 2 längliche Reihen von Zähnen, die mittlere dritte Reihe ist nur ein Rudiment aus einem vornen sitzenden spitzigen Zahn bestehend. Die Mundöffnung nicht grofs, die Zuifge flach, vorn schmal, stumpf mit mehreren leicht abbrechenden Zähnen. Die Augen schwarz mit silberner und grünlicher Iris. Zwei Nasenlöcher; diese sitzen schräg hinter der Schnautze. Zwei Kiemendeckel, der liintere gröfser. Die Seiten- linie gerade, dem Rücken näher; der After zwischen den beiden Rückenflossen. Die ziemlich lange schräg abgeschnittenen Brustflossen haben getheilte Strahlen ; die Bauch- 4fiossen wie jene gestaltet, sitzen unter der vordem Rückenflosse, und bedecken nach aussen einen kleinen zungenförmigen Körper. Die vordere Rückenflosse fast in der Mitte des Rückens, breiter als die Afterflosse, ihre oberen Strahlen länger. Die hintere Fett- flosse über der Afterflosse, klein und rundlich. Die ersten Strahlen der Afterflosse sehr kurz. Die Schwanzflosse breit, etwas ausgeschnitten, mit getheilten Strahlen. An den Männchen ist der Unterkiefer höckerig. Farbe der dunkleren Varietät (S. alpiuus aut.) Die Kiemenhaut und der Mundwinkel weifs, der Gaumen dunkel. Der Oberkopf, Rücken, die Seiten bis zur Seitenlinie, blauschwarz, über diesen grofse rundliche blafsrothe Flecken. Die Kehle weifs. Der Bauch rothglänzend. Die Rücken- und Schwanzflosse blauschwarz; die Afterflosse blau mit rothem Schein; ihre gröfsten Strahlen weifs. Die Brust- und Bauchflossen weifs mit röthlichem Schein. Länge 14 — 18 Zoll. Farbe der helleren Varietät (S. carpio aut.) Der Kopf, Rücken mit seinen Flossen und die Rumpfseiten braun. Die Flecken über der Seitenlinie silberfarbig. Der Bauch weifs, selten mit gelblichem Schimmer. 22 — 170 — Die Brnst - , Bauch- und Afterflossen weifslich; die Schwanzflosse bläolichbraun. Länge 10 — 14 ZoU. Kritik. Ich sehe mich veranlafst, zu bemerken, dafs der Salmo alpinus der südeuropäi- Bchen Ichthyologen nicht mit dem hochnordischen übereinstimmt, und es scheint mir daher, dafs der Alpenlachs der deutschen und schweizerischen Berge eine andere Art, als der auf den grönländischen, isländischen und norwegischen Alpen lebende sei. Bloch's Abbildung des südlichen Alpenlachses hat gar nichts von der Gestalt des isländischen, auch seine vielen dunkeln und kleinen röthlichen Flecken auf dem Rücken und den Seiten, so wie die rothen Flossen hat der nordische nicht. Die von Bloch dem S. alpinus beigelegten nordischen Synonyme gehören also nicht der südlichen ^ aber wohl der nordischen Art an, welche, wenn sie als eigene Art anerkannt werden wird , Salmo nivalis genannt w erden könnte. — Ferner können wir behaupten , dafs S. alpinus und S. carpio Linne's und derjenigen Autoren, welche nach ihm diese als zwei verschiedene Arten anführen, nur locale Varietäten von einer und derselben Art ausmachen. Letztere ist der Schneelachs, der noch nicht in den Gewässern hinaufgezo- gen, und daher magerer, kleiner und mehr silberglänzend ist; dagegen der erstere der- selbe Schneelachs ist, der einige Zeit in dem süfsen Wasser zugebracht hat, wodurch er am Rücken dunkler, und überhaupt fetter, daher mehr goldglänzend wird. Ich habe viele Individuen von beiden miteinander verglichen , und gar keinen Unter- schied, die Farbe ausgenommen, unter ihnen gefunden. Dagegen habe ich den soge- nannten S. alpinus nur im süfsen, und den S. carpio nur im salzigen Wasser wahrge- nommen, so Avie mehrere Uebergangs - Exemplare , welche die Farbe beider trugen. O. Fabricius führt beide wohl als zwei Arten an, bemerkt aber dabei, dafs er sie nur für Varietäten derselben Art halte. Auch bin ich geneigt, des Fabricius Salmo stagnalis hier einzuschalten, denn oft erreicht S. alpinus die für seinen Teiclilaclis angegebene Gröfse, und wird auch, we- nigstens auf Island, in solchen Berggewässern angetroffen, die nicht in A erbindung mit dem Meere stehen. Fabricius stellt seinen S. stagnalis nur nach einem einzigen In- dividuum auf, das sogar lauge getrocknet war, ehe er es bekam. Aus diesem Grunde halte ich ihn für identisch mit dem nordischen Schneelachs. Kaum giebts in Island einen Fisch , der nach seiner Farbeuverschiedenheit und seinen verschiedenen Aufenthai tsörtern mit so vielen Namen von den Einwohnern belegt wird, als eben der Schneelachs. Es kommt dieses auch zum Theil daher, weil er vieles Interesse für sie hat. Die hellere Varietät im IXleere heifst Bleikia, (Bleich, Sjöbirtingr), ein in der See lebender heller Fisch, Gjäsingr u. s. w. Die dunklere — 171 -^ in dem süfsen Wasser (S. alpinus) heifst Reidur oder Sjöreidur. Die rothe (am Bauche) Uaudbirtingr, das heifst die hollrothe, Vatnasiluiig^r; ein in den Landseen lebender Laclis, Hid^ala ; einer, der sich auf den Steinen glänzend reibt, Gedda u. s. w.; doch brauchen sie diese Namen bisweilen ohne Unterschied für beide Varietäten. Von diesen Xamen kommen Birtingur und Reidur in der Edda vor. — Die Isländer fabelten in älteren Zeiten von einer gefahrlichen Art von Alpenlachs, die sie Ofuggi, die Verkehrtflossige, nannten, und welche sie »ehr fürchteten , was oft die Ursache war, dafs die Schneelachsfischerei in den Berggewässern nicht getrieben wurde. Er soll t unrichtig. — 181 — An den dänischen Küsten wird ihm auch nicht besonders nachgestelh; bei den nor- weg^ischen Küsten fängft man ihn regelmäfsig, und ein Zug giebt dann bis zwanzig Tonnen voll ; bei Finniarken ist er so häufig, dafs Leem bemerkt, die Fischer dürften ihn nur mit Schaufehl in die Boote schöpfen, wenn sie ihn zum Köder wünschen. Nutzen, Schaden und Feinde. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen , dafs der Breitling ebensowohl für Is- land als für Norwegen sehr nützlich werden , und eine gute Handelswaare ausmachen könnte , w enn die Einwohner sich auf seine erforderliche Behandlung recht verstän- den und diese anwendeten. Da dieses nun nicht geschieht, so werden nur so viele gezogen, als man frischgekocht verbraucht. Selten wird er getrocknet. Der Kauf- mann, der obenerwähnten Zug bei Öefjord machte, war mit der ihm zu Theil gewor- denen Menge in Verlegenheit, und überliefs seine Fische den nahewohnenden Bauern zu einem Spottpreise. Seine Frau , eine geborne Norw egerin , salzte mehrere auf norwegische Art zum eignen Gebrauch ein und versah sie mit Gewürzen. Ich habe davon gegessen und kann versichern, dafs sie eben so gut als die norwegischen Anchiowis waren. Aus Norwegen und England werden sie in grofser Menge in kleinen Tonnen eingesalzen versendet ; im letzteren Lande sollen sie auch geräuchert werden. Wird er jedoch auf Island von den Menschen verschont, so verfolgen ihn desto eifriger die Thiere, denn kaum giebt es einen Fisch an den Island. Küsten, der mehr den Nach- stellungen der Seethiere ausgesetzt ist, als eben der Breitling. Die Seehunde, beson- ders der grönländische , richten ihren Besuch in den isländischen Buchten nach dem Zuge dieses Fisches ein, und bleiben seine steten Verfolger. GcAvifs zeigen sich diese Thiere seltener an der südlichen als an der nördlichen Seite Islands , weil dort we- niger Breitlinge gefunden werden. Die im Winter 181^/20 in der Bucht Öefjord ge- schossenen Seehunde, mit Ausnahme der Ph. barbata , die von Schaalthieren lebt, waren von Breitlingen bis zum Schlünde hinauf angefüllt. Ihre Excremente sehen von deren Genufse silberfarbig, und ihr Speck weifs aus. Wenn die Seehunde sie auf dem Meeresboden beunruhigten, und ganze Heere sich gegen die Oberfläche des Meeres erhoben, so wurden sie daselbst von den Schwärmen der weifsschwingigen, 80 wie der dreizehigen Meven und der arctischen Meerschwalbe in Empfang genom- men, welche dann unter stetem Schreien nach ihnen fischten. Auch war die parasi- tische Raubmeve zur Hand, und nahm diesen Vögeln ihre mühsam erworbene Beute wieder ab. Die Seehunde verfolgen indessen die Breitlinge zu ihrem eigenen Verder- ben, denn die auf sie Jagd machenden Schützen ersehen aus den über dem Wasser schwebenden Vögeln, wohin jene ihren Gang im Meere richten, und folgen ihnen sicherlich mit ihren Büchsen , um sie zu erlegen. Der weifse Tölpel verfolgt ebenso — 182 — den Breitling; bis unter das Land, und er sowohl als andere Taucher, z, B. Lummen, Alken und Larventaucher, füttern damit ihre Jungen. Auch die Raubfische, besonders die Dorscharten , begleiten die Breitlinge auf ihrem Striche. — 2*® Art. Clupea harengus ^ Linn. Der gemeine Hering. Island, ÄYf/, Hafsild. Artkenn zeichen. Der Kopf klein, der Unterkiefer länger; bei-^e Kiefer und die Zunge klein gezähnt. Der Bauch scharf, der Körper ungefleckt. Länge 6 — 10 Zoll. Synonym! e. Clupea harengus. Gmel. Linn. Syst. nat. I. m. p. 1102. no. 1. — linn. Faun. Suec. 357. — Bloch's Fische Deutschi. I. S. 235. Tal). 39. — Brunn. Pisc. Massil. p. 81. no. 99. — Müll. Prodr. Zool. Dan. p. 49. no. 421. — Olavii isländ. Reise I. S. 82. no. 1. — Mohr's isländ. Naturh. S. 82. no. 14L — Retzii Faun. Suec. p. 352. — Hofnian i Tidskr. for Xaturv. II. S. 358. - - - - färöisch Süd. Landt's Beskr. over Färöe S. 279. Harengus. Schonev. Ichthyol, p. 37. Hering. Anderson'« Nachricht von Island S. 50. Süd. Horreb. Island S. 182. — Olafs, isländ. Reise §. 528. n. 7. — Leem's Lapl. S. 322. — Pontopp. Norg. nat Hist. II. S. 231. — Ström's Söndm. I. S. 307. Beschreibung. Kf. 8. Rf. 17. Brf. 18. Bchf. 9. Af. 16. Sf. 20. Der Körper stark zusammengedrückt, der Bauchrand scharf, sägenförmig; die Schuppen grofs, leicht abfallend. Der Kopf und die MundöfFnung klein, der Unter- kiefer länger, beide Kiefer klein gezähnt. Die Augen grofs mit weifser Iris. Die Zunge kurz, klein, gezähnt. Der Kiemendeckel doppelt, glatt. Die undeutliche Sei- tenlinie geradeaus, dem Rücken näher, diese dick und rund. Der After dem Schwanz nahe. Die Flossen haben dieselbe Gestalt und Lage als bei dem Vorhergehenden. Der Kopf und Rücken oben blau und silberfarbig glänzend; längs oberhalb der Sei- tenlinie zieht ein schmales gelbes Band bis zur Schwanzflosse. Die Seiten unter die- sem und der Unterkörper silberglänzend. Am Kiemendeckel ein violetter Fleck, der nach dem Tode verschwindet. Die Flossen weifsgrau. Kritik. Der isländ. Name bedeutet Hering, Meerhering; in der Edda heifst er Syld. Einige Einwohner erzählten mir von einem Hering, der bisweilen gegen Osten vorkommt, dem gemeinen ähnlich, aber mit schwarzen Flecken längs der Seiten des Rumpfes, sie nannten ihn deswegen Ögna-Sild, einen Hering mit augenförmigen Flecken. Nach ihrem Bericht könnte es Cl. alosa sein, welches ich hier bemerke, um die — 183 — Aufmerksamkeit auf dem Ö^na-SiM der Ost-Isländer zu leiten, und dieses um so viel mehr, weil ich glaube auf dem Felsen Brandteu eine zerstückelte Alose in dem Neste eines weifsen Tölpels gefunden zu haben. Aufenthalt. Der gemeine Hering macht regelmäfsige Züge aus dem Norden im Frühlinge, und verbreitet sich dann in den meisten europäischen Meeren, an deren Küsten er gefan- gen wird. Bei den dänisclicn Küsten kommt sein Zug im Miirz an und bleibt da bis in den Mai, kommt aber regelmäfsig wieder im August, und wird alsdann bis in den November gefunden; eben so häufig zeigt er sich bei den norwegischen Küsten bis zu den Finmarken. Desto auffallender ist es, dafs die Hauptscliwärme der Heringe keine Züge nach den isländischen, faröischen und grönländischen Küsten abschicken. Es scheint, dafs der lleringszug sich östlicher halte, denn au diesen Küsten zeigt sich der Hering in der Regel nicht, und geschieht es, so ist es selten und unregelmäfsig. Anderson hat daher, durch die Berichte der Schiffer verleitet, einen Fehlgriff gethan, wenn er in seinen Nachrichten von Island sagt, er wisse recht gut, dafs die isländischen Buchten von den fettesten Heringen angefüllt seien; weshalb wir Horrebow ganz bei- stimmen müssen, dafs er in dieser Sache nicht richtig gesehen habe. Seit dem Jahre 1773, wo der Hering sich ziemlich häufig an den nordwestlichen Küsten der Insel einfand, ist er daselbst nie mehr in Menge bemerkt worden, auch läfst sich kein Be- weifs dafür auffinden, dafs er zu der Zeit, in welcher Anderson schrieb, häufiger an diesen Küsten gewesen ; im Gegentheil findet man seiner nicht einmal in der gedruck- ten isländ. Landtaxe erwähnt, woraus man ersehen kann, dafs er keine Bedeutung für die Oeconomie der Isländer gehabt habe. Nur einzelne Stücke werden jährlich an den Küsten bemerkt. Mohr sah einige im Frühling bei üefjords Handelsplatz, und später in der Bucht Rödefjord gegen Osten im August. Olafsen berichtet, dafs er in gewissen Jahren bei den westlichen Küsten erscheine. Ich sah selbst während mei- nes dritthalbjährigen Aufenthalts auf Island nur zwei Heringe, der eine war im Januar 1821 im Sturm bei Öerebacke angetrieben; den andern trafen wir im Juli desselben Jahres in dem Neste eines weifsen Tölpels. Nach Fabricius gehört er an den grön- ländischen Küsten zu den seltensten Fischen, und Landt sagt, dafs er sich nur in manchen Jahren in Menge bei den Färöern zeige, und sich dann für lange Zeit von diesen Inseln entfernt halte. Wahrscheinlich sind die kleinen Schwärme, die bisweilen diese westlichen Polar-Länder treffen, solche, die von verfolgenden VVallfischen aus ihrer gewöhnlichen Zugrichtung verscheucht wurden. Er ist ein lebendiger Fisch, der stets in Bewegung, und immer auf dem Zug ist, gerade aus und in ordentlich gebil- deten Zuglinien zieht, und jedes Jahr dieselbe Küste besucht. Im Sturme hält der — 184 — Zug sich (lichter zusammen, bei schönem Wetter weicht er mehr auseinander. Er springt bisweilen über das Wasser, in der Luft hat er kein zähes Leben, stirbt aber doch nicht gleich, wenn er das Wasser verlassen hat, man sieht ihn mehrere Stun- den, nachdem er gefangen ist, noch in den Booten aufspringen. Die ehemalige Sage, dafs der Heringszug einen Vormann habe, der eine rothe Krone am Kopfe, und gelbrothe Flecken an dem Körper trüge, und deswegen He- rings-König genannt werde, hört man jetzt nicht mehr unter den Fischern. Nahrung. Fast nie findet man etwas in seinem Magen, doch zeigt sein Fett hinlänglich, dafs er nicht vom Wasser lebt, wie mancher Fischer behauptet; auch sind mir Bei- spiele bekannt, dafs kleine Crustaceen und andere Meerinsecten in seinem Magen ge- funden worden sind. Fortpflanzung. Im April setzt er den Roggen bei den Küsten in solcher Menge ab, dafs wir das AVasser und das Grundgarn davon gelb gefärbt gesehen haben; nur aus einer so grofsen Fruchtbarkeit kann man seine unbeschreibliche Menge, ungeachet er von Menschen und Thieren aufserordentlich verfolgt wird, erklären. Fang. Wo er sich regelmäfsig einfindet, wird er am häufigsten mit Netzen, mit dem Grundgarn oder Reufsen gefangen; wenn er sich selten einmal bei Island zeigt, zieht man ihn mit den für die Vorhergehenden bräuchlichen Netzen; einzelne treiben tod an das Land, oder werden in den Nestern der Seevögel gefunden. Nutzen, Schaden und Feinde. Der unbeschreibliche Nutzen des Herings für die Küstenbewohner, bei welchen er sich in der Regel jährlich einfindet, und denen er zu Millionen Beschäftigung und Brod giebt, ist schon so hinlänglich bekannt, dafs ich es hier nicht zu erwähnen bedarf, besonders da dieser aus dem Meere entspringende Segen den Isländern gar nicht zn Theil wird. Da er sich der Regel nach nie in Island einfindet, kennt man dort auch nicht die vielerlei Arten ihn zn behandeln und aufzubewahren, die in den meisten andern euro- päischen Küstenländern in Anwendung gebracht werden; wenn er sich in gewissen Jah- ren häufiger als sonst einstellt, so ifst man ihn frisch gekocht. Schaden thut er gar nicht. Er hat sehr viele Feinde. Kaschelotten und Delphine treiben seine Züge in die Buchten, und in die Hände der Menschen, die eine unsägliche Menge von ihnen jährlich wegfangen. Ganze Schaaren von Raubfischen, als Dorsche und Hornhechte, ziehen dem Heringszuge nach; und für viele Schwimmvögel macht dieser Fisch di« wichtigste Nahrung aus. — Anhang. I. Von den isländischen Medusen. J-^iese aus Gallerte gebildeten Seethiere, werden von den ueuern Zoologen Acalephae oder Cnidae genainit und in mehrere Gattungen getheilt. Diese Thiere haben eine freie, und bei den meisten Arten eine sehr lebliafte Bewegung. Sie bewegen sich, indem sie den Rand (Limbus) des "Körpers abwechselnd zusammenziehen und erweitern. Um die Hurtigkeit der Bewegung zu befördern, folgen sie schwimmend dem Strome des Meeres ; dann halten sie gern den Körper schräg im Meere, die obere Fläche aufwärts, und, wenn sie Fühlfäden (Tentacula) haben, ziehen sie diese, wie einen Schweif, hinter sich; doch kehren sie unter dem Schwimmen auch manchmal die untere Fläche der Scheibe aufwärts. Ganz auf dieselbe Weise bewegen sich auch die Beroen, und nicht, wie einige Zoologen anführen, dadurch, dafs sie sich um ihre Achse drehen; Beroe cucumis z. B. hat eine dem Luftballon ähnliche Bildung, und wenn sie im Wasser schwimmt, hat sie dieselbe Stellung, wie ein in der Luft schwebender Ballon. Auch in ihren Fühlfäden äufsern sie Bewegungen; dafs sie diese aber ganz einziehen können , habe ich, ausgenommen bei Beroe ovum, nicht gesehen. Wenn die Medusen ans Ufer geworfen werden, so liegen sie ganz ruhig, und sterben ab, wiewohl nicht gleich; indem sie allmählig in eine wässerige Gallerte zerfliefsen. Leben und sich bewegen können sie nur in dem Wasser, und werden selbst dann nicht im Schwimmen unterbrochen, wenn man gleich ganze Stücke von ihrem Körper abschneidet; wodurch ihre Lebhaftigkeit kaum etwas gemindert wird. In jedem Falle ist ihr Empfindungs- vermögen gering, und sie scheinen nicht zu bemerken, wenn sie schwimmend auf andere Körper stofsen. Die Medusen sind sehr gesellige Thiere. Sie wandern in unglaublicher Menge zusammen, und nicht allein dieselbe Art, M^as Modeer in Vetensk. Acad. Nja Handl. 1791, April, Mai und Juni angiebt, sondern auch mehrere Arten zusammen. So finden sich immer einzelne Med. capillata zwischen dem groCsen Haufen von Med. aurita, welche zu gewissen Zeiten die Buchten von Island und Dänemark füllen; eben- so fand ich im Juli 1824 viele Beroe cucumis zwischen jenen beiden Medusen-Arten, in der Bucht von Horsens im östlichen Jütland, ziehen. Wenn das Wetter gut und die Wasserfläche ganz ruhig ist, halten sie sich ganz oben auf dem Wasser; wenn es aber kalt 24 ~ 186 — oder stürmisch ist, so senken sie sich tiefer, bis die Temperatur für sie passender wird. Es ist ung^egrundet, dafs sie im Winter wegsterben sollen; denn mitten imAVinter fand ich Me- dusa aurita und Beroe cucumis bei Island. Kahn's Bemerkung, dafs man an den nordischen Küsten im Frühlinge nur kleine, und im Herbste nur grofse Medusen sehe, habe ich nicht bestätigt gefunden, halte auch nicht dafür, dafs man aus dieser Bemerkung von Kahn ein richtiges Resultat von dem sehr hurtigen Wüchse dieser Thiere ziehen könne. Die Medusen sind nicht blos gesellige, sondern auch wahre Strichthiere. Sie durchwandern zwar nicht sehr weite Strecken, aber oft aus der Tiefe des Meeres in die Buchten hinein und wieder zurück. Schon Baster spricht von den Zügen dieser Thiere in gewissen Monaten, und sagt, dafs sie in andern unsichtbar sind. Sowohl iu Island als in Dänemark bemerkte ich, dafs die Monate Juli und August die eigentlichen Strichmonate der Medusen aller xlrten sind, da sie zu dieser Zeit vom Meere iu die Buchten und Meereugen einziehen, und dann den Ufern so nahe kommen, dafs sie überall ausgeworfen gefunden werden. Sie dringen zu dieser Zeit in die tiefsten Buchten hinein, z. B. zum Innersten des Liim^ords in Jütland, der 20 Meilen tief ist, und der kleine Belt zwischen Jütland und Fühnen ist dann mit Medusa aurita so angefüllt, dafs es manchmal schwer fällt, Boote durch diese Masse von Thieren hindurch zu rudern. Im Octoher und j\ovember streichen sie wieder ins AVeite hinaus, und bleiben dann den ganzen AVinter über in der Tiefe, so dafs sie ia dieser Jahreszeit seltener zum Aor- scheine kommen. Die Familie der Medusen ist in allen Meeren verbreitet, doch meinen einige Zoo- logen, dafs jede Art nur eine kleine geographische A^erbreitung habe. Indessen findet sich doch Medusa aurita und capiüata bei den norwegischen, färöischen, isländischen, grönländischen, dänischen inid südlichem europäischen Küsten und fast in gleicher Menge. Beroe cucumis findet sich nach Marteus bei Spitzbergen; Fabricius fand sie an den grönländischen, ich an den dänischen und isländischen, und Baster an den holländischen Küsten; ebenso führt Martens Beroe pileus als bei Spitzbergen und Baster dieselbe bei Holland lebend an. Zwar sieht Modeer in Martens Beroe cucu- mis eine eigene Art, die er Beroe scaturigo nennt; doch war Martens nach seiner Zeit wohl kein so genauer Beschreiber, als dafs eine kleine Abweichung in ihrer Form, oder in der Anzahl der Ribbea (costje) , worin Modeer die differentia specifica legt , uns dazu berechtigen könne , die spitzbergischen Individuen als eine eigene Art anzusehen. Mit eben so ungenügendem Grunde trennen, meiner Meinung nach, einige Zoologen die hochnordischen Individuen der Arten Med. aurita capillata von den ost- seeischen und südlich -europäischen. Die A^erschiedenheit scheint nur in den minder deutlicheu Beschreibungen und Abbildungen dieser Arten und nicht in den Arten selbst zu liegen; wenigstens kann ich keine A'erschiedenluit zwischen der isländischen Med. — 181 — aurita und capillata, und denen dieser Arten, die ich in Dänemark sah. finden. Auch raufii ich Cuvier's Meinung^ beitreten, wenn er im Regne aninial IV. S. 59 in der annot. sagt : dafs, Reroe ovum F'ahr. nicht von 11. pileus verschieden zu sein scheine. J)ie Meihisen sind eigentlich in den südlichen Meeren zu Hause; Peron's Arbeiten haben es zur Genüge bewiesen , doch sind sie auch tief im Norden verbreitet. Der weseutiiche Grund, warum nur wenige hochnordische Arten bekannt sind, Hegt nicht flarin, dafs sie den liochnordisclien ]\Ieeren felilen, sondern einmal im Mangel an Be- obachtern, die diese Thiere einer besonderen Aufmerksamkeit gewürdigt hätten, und mehr noch in der Unmöglichkeit diese Mollusken für die Sammlungen aufzubewahren denn sie müssen an Ort und Stelle, gleich wenn sie das Wasser verlassen haben be- schrieben und wo möglich gezeichnet werden, wenn die Entdeckung nicht Avieder für die Wissenschaft verloren gehen soll. Die norwegischen, färöischen und isländischen Schriftsteller erwähnen nur der zwei gemeinen Arten, M. aurita und capillata, doch nennt Ström auch M. cruciata als norwegisch. Die bei Mohr angeführte M. cruciata ist indessen keine mit jener identische, sondern eine neue und mit M. capillata ver- wandte Art. Martens führt schon vor mehr als hundert Jahren B. pileus und cucu- mis als spitzbergisch an ; Fabricius zählt 10 Medusen, worunter 4 Beroe, und mehrere neue Arten in seiner Fauna groeulandica als grönländisch, so wie er auch 1. c. S. 360 erwähnt, dafs gewifs mehrere Arten als die angeführten in den grönländischen Meeren leben. Landt bemerkt in der Beschreibung von Färöe, dafs mehrere Arten von Me- dusen, die er nicht untersucht hat, im Meere bei Färöe gesehen werden. So fand ich an den isländischen Küsten auch nicht nur verschiedene der Arten, die Fabricius schon bei Grönland entdeckt hatte, sondern auch mehrere neue Arten, von welchen ich in dem Folgenden kürzlich handeln werde, insofern eine Charakteristik ohne damit verbundenen Abbildungen gelingen kann. Dafs es indessen in den grönländischen Meeren, und in dem dieses Land umgebenden grofsen Meerbusen ist, wo die hoch- nordischen JVledusen besonders zu Hause sind, wird vorzüglich durch Rosse's Ent- deckungsreise S. 144 (Leipzig 1820) bestätigt, wo gesagt wird, dafs eine endlose Verschiedenheit aus der Klasse der Acalephen aufgebracht, und dem Museum in London zugesandt wurde; diese jedoch in einem durch den Spiritus so sehr zusam- mengezogenen Zustande angekommen seien, dafs es Herrn Dr. Leach unmöglich gewesen, deren Gattungen ausfindig zu machen. Die genauere Kenntnifs zu den auf dieser Entdeckungsreise gefundenen neuen Arten von Medusen ist also Mahrscheinlich für die Wissenschaft verloren gegangen. Es herrscht schon seit den ältesten Zeiten unter den Xaturforschern die Kunde, dafs die Medusen bei der Berührung ein Brennen der Haut erregen. Ob es gleich vorzüglich die Aktinien sind, welche die Alten Urticae nennen, so bezeichnen sie doch _ 188 — gewif» auch bisweilen die Medusen mit diesem Namen. Plinius berichtet in seiner Historia Naturalis L. XVIII, 45: Urtica tacta uredinem mittit. Aelian sagt in seinem Werke de natura animalium Lib. VII. Cap. XXXV: urticae pruritum movent et uredinem concitant. Dafs die Medusen die Hand bei der Berührung brennen , glaubt noch jedermann heutigen Tages in Island und Dänemark, in welchem letzteren Lande sie deswegen Söenelde, Brändevable (Seenessel, Brennblätter) genannt werden. Schweigger's Meinung in dem Handbuche der skeletlosen Thiere S. 495, dafs diese brennende Eigenschaft meist bei den Medusen in den warmen Zonen gefunden werde, hat zwar die Natur der Sache für sich ; so bemerkt Fabricius auch in der Fauna groenl. S. 364, dafs er nie dieses Brennen bei den in Grönland gegriffenen Medusen hat fühlen kön- nen, doch ist die Thatsache, wie ich sie oft in Erfahrung gebracht, unläugbar, dafs ich nämlich, wenn ich die Medusen anfafste, ein Stechen empfand, als wenn man ein Stück Eis mit seiner warmen Hand anrührt. Meine Ansicht von der Sache neigt sich dahin, dafs der kalte gallertartige Körper, der auf die Muskeln der Hand wirkte, diese Empfindung erregt habe. Andere Zoologen glauben, dafs diese brennende Eigenschaft von einem scharfen ausgeschwitzten Safte herrühre, der nach Schweigger in den Fühlfäden zubereitet werde, mit der Galle zu vergleichen sei, und von da den übrigen Körper durchdringe; indessen erregt Beroe cucumis bei Berührung dieselbe Empfindung als Medusa aurita, ob jene gleich keine Fühlfäden hat. Mit Recht ver- wirft Schweigger die Meinung in Bosc's Histoire des vers, dafs das Brennen durch äufserst feine Saugwarzen bewirkt werde; etwas ähnliches findet man schon bei Ari- stoteles B. 4. Cap. 6. §. 4 und 5, wo gesagt wird, dafs die Akalephen die Hand anfassen, und sie so fest halten, dafs sie aufschwillt, wiewohl dies wahrscheinlich nur von den Aktinien gemeint ist. Schweigger 1. c. stellt die Hypothese auf, das Leuchten und Brennen bei den Medu- sen rühre aus derselben Quelle, nämlich von dem sehr concentrirten Safte dieser Thiere, her. Es ist nämlich, besonders bei den Medusen der südlichen Meere bemerkt worden, dafs einige Arten des Nachts einen phosphorartigen Schein haben. Spix und Martins theilen in ihrer Reise nach Brasilien I. S. 31 ii. s. w. die merkwürdige Er- scheinung mit, dafs das sie führende Schiff in dem mittelländischen Meere bisweilen des Nachts in sprudelndem Feuer zu schwimmen geschienen habe, und sie fanden von Humboldt's und Peron's Meinung bestätigt, dafs diese leuchtenden Kugeln Medusen waren. Dafselbe Phänomen bemerkte ich im atlantischen Meere auf meiner Zurück- reise von Island, da das Meer des Nachts, und auch des Tages, wenn die Luft trübe war, wie Feuer von diesen kleinen Thieren leuchtete; dieses Leuchten beobachtete ich nicht, wenn die Sonne schien. Entweder konnte das Leuchten dieser Thiere im Sonnenschein nicht gesehen werden, oder sie hatten sich tiefer ins Meer gesenkt, — 189 — iirenn das Wetter schön war; was aber übrigens nicht mit ihrer Lebensweise überein- stimmt. Es geht aber aus meiner IJeobachtuiig; gewifs liervor, dafs das Leuchten den hochnordisclien Medusen ebensowohl als denen der südlichen Meere zukomme. So haben auch eben die isländischen Medusen ihren in Island gebräuchlichen generischen Namen, Marglvtta (Meerleuchter), von dieser leuchtenden Eigenschaft bekommen. Olafsen spricht nur in seiner isländischen Reisebeschreil)ung an einer Stelle, nämlich in §. 748, e, von den Medusen, und sagt daselbst; „Marglytta werden die Medusen- arten genannt, weil sie im Dunkeln im Meere leucliten." Die Medusen nähren sich von thierisclien Substanzen, darin sind ältere und neuere Beobachter einig. Plinius bemerkt l. c. urticaB carne vescuntur. Fabricius fand in Beroe ovum oft Onisci, und sogar kleine Fische in Medusa aurita. Ebenso sagt Baster, dafs er Fische in den Medusen gefunden habe. In den ovalen Oeffnungen, die den Magenmund der Med. aurita umgeben, und die Peron für andere Zwecke bestimmt, Schweigger aber für Luftblasen hält, fand ich mehrmals verschiedene Arten von Onis- cus; doch ist es annehmbarer, dafs diese Onisci als Parasitenthiere der Medusen, so » wie oniscus psora bei mehreren Fischen anzusehen seien, als dafs sie ihre Nahrung ausmaclien sollten, und das um so viel mehr, da ich an den jütländischen Küsten sehr viele Onisci unter der Medusa aurita festsitzend gefunden habe, welche sogleich allent- halben herumschwammen , als ich die Meduse anfafste , und sich möglichst schnell wieder unter den Körpern anderer Medusen zu verbergen suchten, was sie wohl als einmal aufgenommenes Nahrungsmittel nicht w ürden bewerkstelligt haben. Es ist noch nicht ausgemacht, ob die Fühlfäden (tentacula) gewisser Arten zum Einfangen ihrer Nahrung benutzt werden. Schweigger ist gegen diese Meinung und behauptet, dafs die Arme (brachia), die den Magenmund bei einigen Arten, z. B. der Med. aurita und capillata umgeben, hierzu dienen; dagegen berichtet Fabricius 1. c. von Medusa campanula: cirris etiam hujus oniscum cicadam captum vidi; welches auch Baster von Med. capillata sagt. Es scheint unrichtig zu sein, dafs einige ältere Zoologen den Medusen giftige Eigenschaften beigelegt haben. An vielen Orten schaden sie der Fischerei, indem sie die Fischnetze füllen oder zustopfen. Baster bemerkt schon, dafs die holländischen Fischer, wenn sie viele Medusen fangen, keine Fische erhalten. Olavius bemerkt in seiner Topographie von Skagen in Jütland, dafs die Medusen dadurch, dafs sie die Netze beschweren, den Fischern sehr unerwünschte Beute sind; oft hörte ich jütländische Fischer über dasselbe klagen. Die Medusen sind schöne Seethiere und man kann Mohr's Aussage in der Island. Naturh. S. 123 nicht beitreten, dafs Medusa capillata ein so widerliches Aussehen hätte dafs sich ihr niemand nähern wollte. Landt bemerkt, dafs er sie oft in den Färöischen — . 190 — Gewässern mit Vergnügten schwimmen gesehen habe. Fabricius führt auch von Bero€ Ovum an, dafs sie zu den schönsten Würmern gerechnet werden könne. Ich habe oft die Schönheit der Beroe cucumis bewundert, wenn sie im Wasser schwamm; aber dagegen ist nichts einzuwenden, dafs sie, um beurtheilt werden zu können, im Wasser müssen gesehen werden, weil sie auf dem Trocknen sogleich ihre Fäden verlieren und mit dem Körper zusammensinken. Der einzige Nutzen, den die Medusen leisten, besteht darin, dafs sie Nahrung für verschiedene Seethiere abgeben, doch sind sie keineswegs eine gesuchte Nahrung der im Meere lebenden Wirbelthiere. Baster und Linne führen an, dafs die Medusen von Bala3na mysticetus und andern Wallfischen verzehrt werden ; dieses widerlegt schon Fabricius 1. c. S. 34, und bemerkt, dafs diese gallertartigen Thiere kaum die grofsen Wallfische so fett machen könnten. So meint Baster auch, dafs sich Seehunde, Wasservögel und Fische von ihnen nähren, fügt aber hinzu, dafs, wenn sie ans Ufer getrieben sind, sie von keinem Landthiere oder Vogel angerührt werden. Auch Fabri- cius sagt, dafs sie von dem Seeskorpion begierig genossen werden. Ich mufs gestehen, dafs ich nie gefunden, dafs Seehunde, Vögel oder Fische (den Seehasen ausgenom- • men) die Medusen angerührt hätten, und nur den Eissturmvogel, der ein eben so gefräfsiger Vogel, als der Seeskorpion ein gefräfsiger Fisch ist, habe ich mit Medusen vorlieb nehmen sehen; dahingegen laufen Raben und Meeven, wie hungrig sie auch seien unter den ans Ufer getriebenen Medusen herum, ohne sie anzurühren. Das- selbe führt F. C. Fabricius in seiner Reise nach Norwegen S. 257 an, wo gesagt wird dafs die am Ufer liegenden Medusen unberührt vermoderten. Auch sagt Ström in der Beschreibung von Suudmör I. S. 172, dafs die Raubfische die Medusen ver- schmähen, nicht sowohl aus dem Scheingrunde, den F. C. Fabricius 1. c. angiebt, dafs die Schärfe ihrer äufsern Haut sie vor den Gästen schütze, sondern aus dem wahr- scheinlicheren, weil sie nur wenigen Nahrungsstoff enthalten. Besonders aus demselben Grunde, weil kein Thier sie anrührt, halten die nordischen Fischer diese Thiere für giftig. Die Medusen werden dagegen die Beute mehrerer Würmer; so sähe ich, dals die Actinia nodosa, als ich sie anrührte, drei sehr kleine Medusen ausspie. Die Nordbewohner haben gewöhnlich keine eigene Namen für jede Art der Me- dusen, sondern einen generischen Namen für alle Arten. So nennen die Grönländer die mit Rippen versehenen Arten: Ikpiarsursak, und die eigentlichen Medusen Nuert- lek. In Island heifsen sie alle Marglytta, in Färöe: Qvalspujgia, in Norwegen: Gople oder Manäte, und in Dänemark: Vandmand , Söenelde, so wie in Jütland speciell: Brändevable, Söevable oder Marsqvalp. Bei der folgenden Classification der Arten habe ich meist Rücksicht auf Lamarcks und Oken's System genonunen. — 191 — Ohne Ril)l)eu (costor). A. Ohne Stiel (pcdunculiia). a") Ohne Anne und Fühlfaden (hrachia et' tcntucuht), 1. Ohne Mund und Lvftlduscn fos et vesic.e aerifenel. 1»*^' (« alt II iig. Ik renke, Oleen. Eudoru^ Lamarck, et Peron. 1*« Art. Medusa (Berenice) crueluta Linne. Artkenn zeichen. Der Körper tellerförmig;, halbviereckig-, ein milchweifaes Schleimkreuz gellt durch die Scheibe. Synonymie. INIedusa cruciata. I^inn. Fauna suecica p. 512. no. 2110. Linn. Svst. nat. edit. 12. p. 109(>, no. 2. — Linn. Xatursyst. von Müller 6r Theil S. 123. no. 2. — O. F. Müllers Orodromus zool. dan. p, 233. no. 2818. — • Gmel. Linn. sy%i. nat. p. 3153. no. 2. — Modeer in Stokholms Vetensk. Akad. nva Handl. 1791. S. 97. Medusa orbiculo cruce albo picto. Stroms Beskrivelse af Söndmör I. S. 172. no. 3. Hill's history of animals III. p. 90. Beschreibung. Der Körper ist Aveifs, und hat die Farbe des Wassers, so dafs er darin nur durch sein milchweifses Kreuz sichtbar wird. Elr ist stets geringer und dünner als bei Med. aurita ; die obere Fläche der Scheibe ist nicht gewölbt. Der Umkreis scheint erstlich tellerrund, wenn der Rand (limbus) aber ganz ausgefaltet wird, ist dieser ein wenig, gelappt, und der Körper halbviereckig. Kein Mund oder Appendices werden bemerkt. Flin breites milchweifses durchscheinendes characteristisches Kreuz steht senkrecht auf der untern Flache der Scheibe, zwei Diametern in einem Zirkel gleich, und geht durch die ganze Scheibe. Das Kreuz ist schleimig und leicht abgerieben; eine Varietät dieser Art ohne Kreuz, die ich fand, hatte wahrscheinlich auf diese Art das Kreuz verloren. Diese Art fand ich nicht selten im August 1820 in den westlichen Buchten von Island, namentlich iji der Bredebucht, ans Ufer getrieben. In den kleinen Buchten bei den ^\ estmanninseln war sie auf dem Striche mit medusa aurita und beroe cucu- mis im Ausgange Juli 1821, wiewohl viel seltener als jene. Ihre Bewegung ist wenig lebendig. Kein grönländischer, faröischer oder isländischer Schriftsteller erwähnt ihrer. Ström führt sie als norwegisch und Linne als schwedisch an. Baster's Medusa cruciata ist unverkennbar Med. aurita und nicht diese Art. 2**' Art. Medusa (Berenloe?) glohnsa mihi. — Art kenn zeichen. Der Körper kugelrund, massiv, auf der Fläche weifsge- zeichnet, gelbgerändert. — 192 — Beschreibung. Der Körper nicht teller-, sondern kugelrund, massiv, inwendig nicht hohl, wie ein dicker Gallertklumpen aussehend, weifs durchsichtig; so grofs als eine kleine Billard- kugel, »/i Zoll im Durchschnitt. Der Scheitel convex, ein gelblich gebogener Rand umgiebt die eine Extremität, Avoran ein V^ Zoll langer, herabhangender Körper, wie ein Schleier, geheftet ist; von diesem Schleier hängen kurze aber viele weifse Fühl- faden herab. *) Keine Spur von Mund. Meist characteristisch war auf der Kugel eine weifse Figur, die mit 4 gebrochenen Linien die Kugel in 4 Abschnitte theilte. Diese eckige Figur geht vom Scheitel bis zum gelblichen Rande, und scheint schlei- mig wie das Kreuz bei der Vorhergehenden zu sein. Sie ist hinlänglich durch ihre kugelrunde massive Gestalt und durch ihre Zeich- nung auf der Oberfläche kennbar. Im Ausgange Juli und Anfang August's fand ich diese Meduse nicht selten im Meere dicht neben dem Handelshause auf den West- manninseln. Sie zeigte keine Bewegung als ich sie fand. Dieses Weichthier von einer höchst sonderbaren Gestalt fand ich nirgends beschrieben. 2. Mit einem Munde unten ohne Luftblasen. 2te Gattung. Phorcynia Lamarck. 3*® Art. Medusa (Phorcynia) galerita mihi. Artkennzeichen. Der Körper bläulich, schmal zum Scheitel zulaufend, der Rand dick, der Scheitel durch eine tiefe Furche von dem Körper getrennt; auswendig laufen tiefe Furchen (rimaB) von diesem Abschnitte bis zum Rande. Synonymie. Medusa pilearis, Linn. Syst. nat. edit. 12. p. 1097. No. 7. — Linn. Natursjstem von Müller 6r Theil S. 126. no. 7. Gmel. Linn. syst. nat. p. 3154, no. 7. — Modeer 1. c. S. 110. B eschreibung. Der Körper dick, bläulich weifs, schmal zulaufend, Avie ein Kegel, 4 Zoll hoch. Der Rand dick, ganz, uneingeschnitten , die Oelfnung unten 5 Zoll im Durchschnitte. Der spitze Scheitel von dem übrigen Körper durch eine tiefe Furche getrennt, die einen concentrischen Zirkel mit der untern OefFnung bildet. Auswendig aufserhalb dieser Furche laufen longltudinelle vertiefte Linien zum Rande herab. Der Mund sitzt tief unten in der Mitte der Hölüung, als ein Zentrum, von welchem vier Furchen als Radien ausgehen. *) Nicht allein durch ihre kiigligte Gestalt, sondcni auch durch diese Fülilfädcn ist es klar, dafs nie niclit zu dieser Gattung gehurt; da ich aber keinen bessern Platz für sie MuIWtc, habe ich sie hier eingeschaltet. — 193 — Den 30. April 1821 fand ich Scheitel bis zum Rande liinlaufen. — 201 — Anmerkung. Muller's und Fabiicü B. infumUbulum scheint mit B. cucumis identisch zu sein. Fabricius selbst zweifelt daran in seiner Faun, groenl. S. 360. Zwar soll B. infundibulum 9 Rippen haben ; aber es ist ja leicht möglich, dafs die Rippen- anzahl, so wie die Arme bei M. aurita, bei den Individuen variiren. Sie ist unter den Beroen die gemeinste Art. Fabricius fand sie bei Grönland, Martens bei Spitzbergen, ich am Nordlande von Idand in der Bucht ÖeQord, in der Bredebucht gegen Westen, bei den Westmanninseln gegen Süden; auch habe ich sie in den ostjütländischen Buchten gefunden. Dagegen wird ihrer nicht als norwegisch oder färöisch erwähnt. Sie ist sehr gesellschaftlich und streicht mit Med. aurita und capillata auch mit Beroe ovum zusammen. Im Juli und August fand ich sie in den isländischen und jütländischen Buchten. In Island kam sie gegen Norden auch vom Februar bis zum April häufig zum Vorscheine, und wurde überall an dem Ufer ge- funden. Im Wasser ist sie ein schönes Thier ," aber aufser diesem nur ein zusammen- gesunkener Gallertklumpen. Sie schwimmt nicht hurtig und ohne Zuckungen, nur die Querblättchen der Rippen scheinen die Bewegung zu befördern. Ihre Stellung im Wasser ist schräg. 2. Mit Fühlfäden. Beroe, Fremenville. 12te Art. Medusa (Beroe) ovum, Gmel. Linn, Ar tkennz eichen. Der Körper eiförmig, wenig compact. Mit acht Rippen, und zwei Paar Fühlfäden, von welchen das eine Paar sehr lang ist. Synonymie. Medusa ovum. Gmel, Linn. Syst. nat. p. 3153. No. 16. Beroe ovum. Fabric. fn. grojnl. p. 862. No. 355. — Modeer I. c. 1790. S. 47. Idya ovata. Oken's Lehrbuch d. Nat. Gesch. 3 Theil Iste Abth. S. 130. Anm. Cuvier meint in Regne animal IV. p. 59. in der annot, dafs Beroe ovum Fabric. nicht von B. pileus verschieden sei, auch Fabricius giebt keine vollständige Diagnose. In diesem Falle gehören als Synonymen hicher: Medusa pileus. Gmel. Linn. Syst. n. p. 3152. No. 14. Cuvier's Regne animal IV. S. 59. Beroe pileus. O. F. Muller's prodr. zool, dan. p. 233. No. 2817. — Fabr. fn. groenl. p. 361. No. 354. — Encyclop. meth. 6. p. 176. — Tableau eucycl. et method. PI. 90. Fig. 3. 4. — Oken's Lehrb. d. Natg. 111. Iste Abth. S. 133. Modeer 1. c 1790. S. 43. — Schweigger's Handbuch der Naturg. d. skeletl. Thiere S. 499. Mützner Rotzfisch. Martens grönl. Reisebesch. S. 131. No. 5. Taf. P. Fig. g. Manäte. Kranz Hist, von Grönl, I. S. 135. Beroe corpore octogono tentaculis longissimis. Gronovius in Actis helvet. III. p. 36. Tab. IV. Fig. l. ~ 5. Basters opusc. subsec. I. S. 124. Tab. XIV. Fig. VL und VII. 26 ~ 202 — Bero€ cucullus. Modeer 1. c. 1790. S. 42. Volvox bicaudatus. Linn. Syst. nat. S. 1325. Nr. 2. — Idya isiandica. Oken I. c- S. 131. quaenam ? Beschreibung. Der Körper ist kleiner als der der Vorigen, eirund, schwach, weifsbläulich, etwas zusammengedrückt, fast achteckig mit acht Längsrippen, die röthlich ins Grüne spielen. Von diesen Rippen sind die zwei Paar, die auf der ausgebogenen Seite des Körpers an beiden Seiten sitzen, länger, so dafs sie mit einander an beiden Extremi- täten zusammen stofsen; die andern zwei Paar, die auf den zusammen gedrückten Seiten des Körpers sitzen, sind viel kürzer, und laufen nicht bis zu den Enden. In der Höhlung des Körpers fangen zwei rothe haarförmige Fäden an, welche sie aus dem Munde zweifach länger als der Körper ist, ausstrecken und wieder einziehen können. Vor diesen stehen zwei kürzere rothe Fäden, die nicht aus dem Körper können hervorgestreckt werden. Diese Meduse, so schön sie im Wasser ist, ist doch so zerbrechlich, dafs sie bei der mindesten Berührung auseinander fällt. Wenn sie ans Ufer getrieben worden, ist - ■?», ^,^.^'X''m, *^ t? A'f^