8 2 9598 1 DC > 8 Biolo 4 — Digitized by the Internet Archive in 2011 with funding from University of Illinois Urbana-Champaign http://www.archive.org/details/naturgeschichteu01schi Naturgeſchichte und der BR it tuf gen. . . EL Nach den neueſten Syſtemen zum gemeinnuͤtzigen Gebrauche entworfen, und mit Beruͤckſichtigung fuͤr den Unterricht der Jugend bearbeitet bon H. R. Schinz, Med. Dr., Lehrer der Naturgeſchichte, und Mitglied mehrerer gelehrten Geſellſchaften, Nach der Natur und den vorzüglichſten Originalien gezeichnet und lithographirt von K. J. Brodtmann. Des Thierreichs zweiter Theil, — —- — .. bw ee DIDI See e e S nn 8 in Brodtmanns lithographiſcher Kunftanftalt, 183 0. 2 Ka 2 Gin l in un neg. Vi Wenn man die Thiere nach der mehr oder mindern Zuſammengeſetztheit des Körpers, und den daraus hervorgehenden Eigenſchaften betrachtet, fo kommen die Vögel gleich nach den Säugethieren zu ſtehen, welchen fie auch in Hinſicht der intel— lectuellen Eigenſchaften nahe ſtehen. Sie bilden die zweite Klaſſe des Thierreichs. Ihr ganzer Körperbau ift fo beſchaffen, und ſie ſind ſich alle im Ganzen ſo ähnlich, daß ſie eine ganz für ſich abgeſchloſſene Klaſſe ausmachen, ohne daß man Ueber— gänge oder auch nur bedeutende Annäherungen an die übrigen drei Klaſſen der Wirbelthiere auffinden könnte. Vögel nennt man Thiere mit einem vollkommenen Scelet, deſſen Theile alle mit der Wirbelſäule in gewiſſer Verbindung ſtehen. Sie haben ein Herz mit zwei Kammern und zwei Vorkammern, athmen durch wahre Lungen, haben einen doppelten Kreislauf, rothes; warmes Blut, und pflanzen ſich durch Eier fort, welche außer dem Leibe des Vogels, von welchem fie kommen, durch bloße Wärme ſich entwickeln, welche Wärme ihnen durch das Brüten mitgetheilt wird. Das Aeußere aller Vögel unterſcheidet ſich: 1) Durch einen aus zwei Kinnladen beſtehenden, hornartigen Schnabel. 2) Der Körver iſt mit Federn bedeckt. 3) Sie beſitzen zwei Füße. 4) Die vordern Extremitäten ſind Flügel. Dieſes ſind die charakteriſtiſchen Merkmale, durch welche die Vögel ſich von allen andern Thieren unterſcheiden. Man hat denjenigen Abſchnitt der Thierlehre, welcher von den Vögeln handelt, die Geſchichte der Vögel, oder mit dem griechiſchen Worte „Ornithologie“ genannt. Der Körperbau der Vögel iſt, wie derjenige aller Geſchöpfe, ihren Verrichtungen angemeſſen. Da die meiſten Vögel fliegen, ſo iſt auch der ganze Körper zum Fluge eingerichtet. Allein nicht alle Vögel fliegen gleich leicht, einige fliegen wenig und ſchwer, andere hingegen gar nicht. In dieſer Beſtimmung zum leichtern oder ſchwerern Fluge, oder zum Laufen oder zum Schwimmen, liegt die Grundlage des Baues der Vögel. Ehe daher zur beſondern Betrachtung der Vögel geſchritten werden kann, müſſen wir eine allgemeine Betrachtung des Baues ſowohl, als der Verrichtungen des Vogelkörpers voraus— gehen laſſen. Der Körper der Vögel beſteht in dem Kopfe, dem Halfe, dem Rumpfe und den Gliedmaßen. Sie haben eben dieſelben Sinne wie die Säugethiere, jedoch ſind die Organe dieſer Sinne ſehr verſchieden gebildet. Der Schedel enthält Gehirn, aber in einer ſchon einfachern Geſtalt als bei den Säugethieren. Die Bruſt enthält das Herz und die Organe des Athmens, die Bruſthöhle iſt aber nicht von der Unterleibshöhle getrennt, ſondern mit ihr zuſammenhängend. Die Unterleibshöhle aber enthält die Organe der Verdauung und aller dazu dienenden Theile. Jedes dieſer Organe müſſen wir indeß etwas näher betrachten, und zwar nach ihren beſondern Verrichtungen. . Der Seelet oder das Knochengerippe des Vogels beſteht in den Knochen des Kopfes, des Rumpfes und der Gliedmaßen. Der Kopf beſteht aus dem Schedel und aus dem Geſicht oder dem Schnabel. Der Schedel beſteht aus verſchiedenen Knochen, welche durch Näthe mit einander verbunden find, aber dieſe Näthe find nicht bleibend, wie bei den Säugethieren, fondern die Kopfknochen verwachſen im Alter ſo, daß keine Spur mehr von der vormaligen Trennung übrig bleibt. Der Schedel iſt verhältnißmäßig ſtark gewölbt. Das Geſicht oder der Schnabel iſt bei den Vögeln ganz beſonders groß und verlängert. Die verſchiedenen, das Geſicht bildenden Knochen, außer dem Schnabelknochen, ſind klein und beſonders verlängert. Die Augenhöhlen ſind ſehr groß. Die Knochen, woraus der Schnabel und das Geſicht beſteht, ſind die zwei Oberkieferbeine, die zwei Zwiſchenkieferbeine, die beiden Raſenbeine, die beiden Thränenbeine, die Gaumenbeine, die Jochbeine, die Muſchel— beine, der Pflugſchaarknochen, die Quadratknochen, die Verbindungsbeine und der Unterkiefer. Die beiden Oberkieferbeine liegen ſeitwärts am Schnabel vor den Augenhöhlen und find ſehr klein, dagegen find die Zwiſchenkieferbeine ganz außeror— dentlich groß, und bilden eigentlich den Oberſchnabel. Der Unterkiefer beſteht bei jungen Vögeln aus zwei Stücken oder Schenkeln, welche vorn mit einander verwachſen. Das Gewölbe des Schedels iſt in der Mitte vertieft, und zu beiden Seiten erhaben. Die Hirnſchale ſelbſt iſt zelliger und lockerer als bei den Säugethieren, daher iſt der Kopf leichter. An der Wirbelſäule der Vögel unterſcheidet man Hals, Rücken, Backen und Schwanzwirbel. Der Hals iſt verhältniß— mäßig ſehr lang, und die Knochen deſſelben ſehr beweglich, der erſte oder oberſte Halsknochen iſt ſehr klein und hat die Geſtalt eines Ringes, und der Kopf kann ſich auf ihm ſehr leicht, faft ganz nach hinten drehen; die übrigen Halswirbel nehmen von oben nach unten an Länge zu, ſind ſich aber übrigens in der Geſtalt ziemlich ähnlich. Sie ſind an der obern Seite in IV die Quere ausgeſchweift, an der untern in die Quere erhoben. Die Zahl der Halswirbel iſt verſchieden, bei den Sing- und Klettervögeln 9 bis 13, bei den Raubvögeln 11 bis 14, bei den Sumpfbögeln 13 bis 19, und bei den Schwimmvögeln 12 bis 23. Rücken- oder Bruſtwirbel heißen diejenigen, an welchen die Rippen eingelenkt find. Ihre Anzahl iſt bei den Vögeln gering, und immer geringer als die Zahl der Halswirbel, ſie ſteigt von 7 bis 11. Eben ſo iſt auch die Zahl der Rippen ſelbſt von 7 bis 11 Paaren verſchieden; die Schwimmvögel haben die meiſten, die Sumpfvögel die wenigſten. Die meiſten Vögel haben ſogenannte Rippenhacken, indem von dem untern Rande einer Rippe ein hackenförmiger Fortſatz zur folgenden untern Rippe geht, und ſich an deren obern Rand anlegt. Dieſe Hacken, welche die Bruſt feſter machen, find ſtark bei ſtarkfliegenden Vögeln, ſchwach dagegen bei ſolchen, welche wenig fliegen, und ſie fehlen ganz bei den ſtraußartigen. Die Rippen ſind, einzeln für ſich, unbeweglich, und nur die ganze Bruſt mit dem Bruſtknochen iſt einer geringen Bewegung fähig. Das Bruſtbein iſt ſehr groß, breit und ſchildförmig. Es bedeckt nicht allein Herz und Lungen, ſondern auch den größten Theil der Leber und des Magens. Bei den Schwimmwögeln iſt es ſehr lang und groß, ſehr breit bei den Raubvögeln; ſchmal und kurz bei den Sumpfvögeln; lang und ſchmal bei den Hühnern. Noch vorn hat es einen mehr oder minder ſtarken Vor— ſprung, den ſogenannten Bruſtbeinkamm. Dieſer Kamm dient zum Anſatz der Bruſtmuskeln, daher iſt er am ſtärkſten bei ſolchen Vögeln, welche große Flügel haben und hoch und lange fliegen. Seine Größe und Geſtalt iſt überhaupt ſehr verſchieden. Ganz fehlt er bei den ſtraußartigen Vögeln, welche nicht fliegen können; ihre Bruſtmuskeln ſind aber auch außerordentlich klein. Beim Singſchwan und Kranich iſt er ſehr groß, vorſpringend, inwendig hohl, und nimmt einen Theil der Luftröhre auf, welche in dieſem Kamm Krümmungen macht. Die Lendenwirbel fehlen, oder vielmehr, fie find mit dem Kreuzbein verbunden und verwachſen, fo daß man bei alten Vögeln ihre Zahl nur aus der Zahl der Gruben und Löcher erkennen kann, welche zwiſchen den Querfortſätzen der ehemaligen Wirbel befindlich find. Die Zahl der Kreuzwirbel varirt von 9 bis 13. Das Steißbein iſt bei den Vögeln ſehr ausgebildet, und beſteht immer aus mehrern Wirbeln, welche beweglich in einander eingelenkt find. Die Zahl der Wirbel varirt nach Größe und Beweglichkeit des Schwanzes. Das Becken der Vögel hat in ſeiner Bildung noch viele Aehnlichkeit mit dem Becken der Säugethiere, und weicht vor— züglich dadurch davon ab, daß es ſehr verlängert iſt. Es beſteht aus denſelben Knochenſtücken wie beim Menſchen, nämlich aus dem Kreuzbein und den Hüftbeinen. Die Darmbeine ſind ſehr verlängert, ſehr ſchmal, und bedecken von hinten die letzten Bruſtwirbel und die obern Kreuzwirbel, verwachſen aber im Alter mit ihnen. Bei vielen Vögeln verbinden ſich beide Darmbeine hinten durch eine ſchmale Leiſte, fo bei den Hühnern, Papageien, Eulen, bei den Sumpf- und Waſſervögeln. Auch das Schambein iſt lang und ſchmal, und ſteigt als ein langer, ſehr ſchmaler Knochen, weit abwärts und vorwärts, und macht dann eine Krümmung nach innen, ſo daß beide Schambeine ſich einander nähern, und beim Strauß ſich ſogar erreichen und ſo verbinden, daß dieſer Vogel ein geſchloſſenes Becken hat. Ein den Vögeln eigenthümlicher, ungepaarter Knochen iſt der Gabelknochen, welcher beim Fluge eine ſehr wichtige Hülfe leiſtet. Er liegt naß, vorn über dem Bruſtbein, und legt ſich an den Anfang des Bruſtkammes an, iſt oft ſogar mit dieſem verwachſen, hinten aber legt er ſich an die Schlüſſelbeine an. Er iſt um ſo ſtärker, je ſtärker die Flugwerkzeuge ſind, und fehlt ganz bei den ſtraußartigen Vögeln. Die vordern Extremitäten, zum Fluge beſtimmt, können weder beim Stehen noch zum Greifen angewendet werden, ſondern dienen bloß zum Fluge. Sie beſtehen aus dem Schulterknochen, den Schlüſſelbeinen, dem Oberarmknochen, dem Vorderarm— knochen mit der Speiche und den Handknochen, welche letztere aber ihrer Beſtimmung nach ſehr von denen der vierfüßigen Säugethiere abweichen. Die Schlüſſelbeine ſind ſtarke lange Knochen; ſie ſind feſt mit dem Bruſtbein eingelenkt, oben mit dem Schulterknochen und dem Oberarm verbunden, nach innen zu aber vereinigen fie ſich mit dem Gabelknochen, der dazu beſtimmt iſt, fe aus einander zu halten und zu befeſtigen. Der am Ellenbogenknochen und der Sveiche befeſtigte Mittel— handknochen beſteht aus einem Stück, welches nach oben und vorn ein kolbiges Ende hat. Alle Vögel beſitzen deutlich drei Finger. Der Daum, welcher auch Afterflügel genannt wird, iſt ein ziemlich langer, dünner, ſeitlich etwas zuſammengedrückter Knochen; er iſt mit dem Mittelhandknochen eingelenkt, und geht bei einigen Sumpfvögeln über den Flügel vor, wo er dann mit einem ſpitzigen Ragel verſehen iſt, der zweite Finger iſt der längſte, und beſteht aus drei Gliedern. Das erſte iſt das längſte und ſtärkſte, an den Seiten ſtark zuſammengedrückt, und ebenfalls am Mittelhandknochen eingelenkt, das zweite Glied iſt viel kürzer und ſchwächer, und das dritte iſt ein kleines ſpitziges Knöchelchen. Der dritte Finger iſt klein, zuſammengedrückt und lenkt am hintern untern Ende des Mittelhandknochens ein, hat aber nur zwei Glieder. Sehr häufig liegt der dritte Finger am zweiten und verwächst mit ihm. Die untern Extremitäten beſtehen aus dem Oberſchenkel, dem Unterſchenkel, dem Lauf und dem eigentlichen Fuß, oder den Zehen. Der Oberſchenkel wird durch drei Bänder am Becken befeſtigt. Der Unterſchenkel beſteht aus dem langen und ſtarken Schienbein, an welchem das kueze Wadenbein befeſtigt und mit ihm verwachfen iſt. Der Mittelfuß oder Lauf beſteht nur aus einem langen Röhrenknochen. Die Zahl der Zehen varirt bei den Vögeln von zwei bis vier. Nur ein einziger Vogel, der Strauß, hat nur zwei Zehen; mehrere Sumpfvögel haben nur drei nach vorn ſtehende Zehen und keine Hinterzehe; wenige Vögel haben zwei Zehen nach vorn und eine nach hinten. Weit die meiſten haben vier Zehen, wovon drei nach vorn und eine nach hinten, oder eine kann nach vorn oder hinten gerichtet werden, und bei einer einzigen Gattung ſtehen alle vier Zehen nach vorn. Die Vögel haben dieſelben Sinne wie die Säugethiere, aber die Einrichtung der Organe feldft bietet bedeutende Ver— ſchiedenheiten dar. Das Gehirn iſt ſchon viel einfacher organiſirt, als das der Säugethiere, und mehrere Theile des Hirns, welche die Säugethiere beſitzen, fehlen den Vögeln. Die intellectuellen Eigenfchaften der Vögel find aber dennoch bei einigen nicht geringe, und manche ſcheinen hierin den Säugethieren wenig nachzuſtehen. Das Hirn liegt in der Schedelhöhle und iſt nur mit zwei Häuten umgeben. Es theilt ſich, wie das Hirn der Säugethiere, in das große und kleine Hirn. Das große Hirn hat zwei Halbkugeln, welche durch einen tiefen Einſchnitt von einander getrennt ſind, und nur gegen die Mitte hin durch ein kleines Querband aus glänzend weißen Faſern zuſammen gehalten werden. Das kleine Hirn liegt auf dem verlängerten Rücken: mark hinter den Sehhügeln, und gleicht faſt einer ſtehenden, ſtumpfen, von den Seiten etwas zuſammengedrückten Pyramide. Im Ganzen iſt es verhältnißmäßig viel kleiner als bei den Säugethieren. Das verlängerte Mark iſt beträchtlich groß. Das V Rückenmark iſt im Kanal der Halswirbel rundlich und überall gleich dick, in dem Kanal der Bruſtwirbel aber wird es ſehr dick und breit, in den Kreuzwirbeln dagegen wieder dünner und bildet einen kurzen Pferdeſchweif oder Nervenfadenbüſchel am Ende. Die Klettervögel haben das kleinſte Gehirn, auf fir folgen die ſperlingsartigen Vögel, dann die Sumpfvögel und zuletzt die Raubvögel. Die Singvögel ſind ſehr ſenſibel und ſelbſt häufig Nervenkrankheiten unterworfen, wie der fallenden Sucht und Zuckungen. Sie find ſehr furchtſam, ſanft, leicht zähmbar und gelehrig. Sie haben ein gutes Gedächtniß, und viele lernen daher auch leicht Melodien nachpfeifen oder den Geſang anderer Vögel nachahmen. Unter den Sumpfvögeln findet man ebenfalls viele ſehr intellectuelle Vögel, wie die Kraniche und Störche. Viele find liſtig, behutſam, ſcheu, und haben ein gutes Gedächtniß. Die Raubbögel find muthig und liſtig, dagegen wenig gelehrig. Die Vögel haben eben ſo viele Rerven wie die Säugethiere, und ſie verhalten ſich im Allgemeinen eben ſo in ihrem Ver— laufe, nur daß natürlich die verſchiedene Bildung der Theile eine Abweichung zur Folge haben muß. Der ſympathiſche Nerve mit ſeinen Knoten ſteht bei den Vögeln eben ſo dem Kreislauf und den Organen der Bruſt und des Unterleibes in ihren Verrichtungen vor, wie bei den Säugethieren. Die Sinnesorgane der Vögel ſind zum Theil ſehr fein, aber im Allgemeinen von denen der Säugethiere ziemlich ver— ſchieden. Wir müſſen daher etwas mehr davon ſagen. Die Augen liegen in den Augenhöhlen. Der Augapfel iſt bei den meiſten Vögeln ſehr groß, am größten bei den nächt— lichen Raubvögeln. Die Augenhöhlen nehmen den ganzen Raum zwiſchen dem Schedel und den Geruchswerkzeugen ein, und die Augen drängen die Geruchsorgane ganz nach vorn. Die Höhlen ſelbſt find weniger tief als bei den Säugethieren, und bei verſchiedenen Vögeln ſehr abweichend. Die Augen ſtehen immer ſeitwärts, ſo daß die Vögel niemals einen Gegenſtand mit beiden Augen zugleich ſehen können. Nur bei den Eulen, deren Augen weit mehr nach vorn ſtehen, iſt dies möglich. Die Geſtalt der Augen ſelbſt iſt bei den zahlreichen Gattungen verſchieden. Die Tagraubvögel haben ſehr gewölbte Augen, die Hühnerartigen dagegen ſehr flache. Am Auge der Vögel iſt beſonders ein, aus mehrern Knochenſtücken oder Schuppen beſtehender, Ring zu bemerken, welcher zwiſchen den äußern und den beiden innern Lamellen der harten Augenhaut liegt. Er iſt nicht allenthalben gleich breit, und über feine Beſtimmung find die Meinungen getheilt; die wahrſcheinlichſte ift, daß er zum Schutze des Auges diene, da die unvollkommene Knochenhöhle dasſelbe weniger bewahrt, als bei den Säugethieren. Dann aber ſcheint er auch zur Unterſtützung der Hornhaut und der harten Haut zu dienen. Die Regenbogenhaut des Auges iſt in einer Furche des Ciliarkörpers befeſtigt, von welchem fie ſich aber leicht trennen läßt. Die Farbe varirt ungemein nach Alter, Geſchlecht und Art. Sie geht vom Hellgrauen ins Blaue, und dann in alle Nuencen von Braungelb und Roth über, ſelten iſt ſie grün. Bei Raubbögeln iſt fie beſonders lebhaft gelb, vom ſchönſten Hellgelb bis zum Pomeranzengelb oder auch braun. Bei den Eulen bald ganz dunkelbraun oder blaulichſchwarz, bald vom ſchönſten und lebhafteſten Gelb, heller und dunkler. Sie iſt ſehr zart und fein, und, wenn der färbende Stoff davon entfernt wird, iſt ſie weiß und ganz durchſichtig. Sie iſt ſehr empfindlich für das Licht, beſonders bei den nächtlichen Raubvögeln. Ja ihre Zuſammenziehung oder Erweiterung ſcheint wirklich bei vielen Vögeln der Willkühr unterworfen zu ſeyn. Bei den Eulen, und wahrſcheinlich auch bei andern Vögeln, hat ihre Erweiterung und Verengerung auch auf das Athmen Bezug, wenn der Vogel einathmet iſt die Pupille erweitert, wenn er ausathmet iſt fie verengert. Sie iſt bei allen Vögeln rund, und nur bei wenigen oval. Ein dem Auge der Vögel ebenfalls ganz eigenes Organ iſt eine gefaltete Haut, welche man den Kamm nennt. Sie entſpringt aus dem länglichen Wulſt des Sehnervens, von einer in der weißen Haut befindlichen Spalte, und dringt von hinten in den Glaskörper wie ein Keil ein, indem fie bei den meiſten Vögeln ſich mit der Kriftalllinfe durch einen Faden verbindet. Ihr Nutzen iſt unbekannt. Die meiſten glauben, die Kriſtalllinſe könne dadurch mehr zurückgezogen, und fo die Sehaxe verkürzt werden. Die Hornhaut der Vögel iſt ſehr erhaben, die Kriſtalllinſe dagegen ſehr flach. Die Vögel beſitzen drei Augenlieder, indem nämlich ein drittes durchſichtiges im vordern Augenwinkel liegt und ſeitwärts wie ein Vorhang vorgezogen werden kann. Dieſe Haut heißt die Nickhaut; fie iſt ſehr beweglich, und da ſie durchſichtig iſt, und ganz allein vorgezogen werden kann, ſo mildert ſie den Einfluß eines zu ſtarken Lichtes. So kann der Vogel ſelbſt in die Sonne ſehen. Den Vögeln fehlt immer das äußere Ohr oder die Ohrmuſchel, und ſtatt drei Gehörknöchelchen findet man nur eines. Die Ohröffnungen ſind groß und liegen ſeitwärts am hintern Theil des Kopfes. Am größten ſind ſie bei den Eulen. Die äußere Ohröffnung iſt bei den meiſten Vögeln mit Federn umgeben. Beim Strauß, beim Caſuar und bei den Geiern iſt ſie hingegen ganz von Federn entblößt. Die Federn, welche um die Ohren liegen, ſind ſehr fein, elaſtiſch, die Bärte ſind einfach, dünne, und ſtehen weit aus einander, fo daß die Schallſtrahlen leicht durchdringen können. Bei den Eulen iſt die Ohröff— nung mit einem großen häutigen Lappen umgeben, der faſt die Geſtalt einer Klappe hat; am Rande dieſer Klappe ſitzen die Federn in einem zierlichen Kreiſe. Der Gehörgang iſt kurz und faſt häutig; das Paukenfell iſt ſehr dünne. Die Pauken— höhle iſt geräumig, rundlich und verhältnißmäßig größer als bei den Säugethieren. Das innere des Gehörorgans nähert ſich im allgemeinen dem der Säugethiere, ausgenommen daß nur ein Gehörknöchelchen vorhanden iſt, welches aber in ſeinem Bau mit dem Hammer der Säugethiere einige Aehnlichkeit hat, und gleichſam alle drei Gehörknöchelchen der Säugethiere in einem Stück vereinigt enthält, daher auch eine vieleckige Geſtalt hat. Labyrinth und Schnecke ſind denen der Säugethiere ähnlich, nur iſt die Schnecke verhältnißmäßig weniger ausgebildet. Der Gehörnerve verhält ſich faſt wie bei den Säugethieren. Die Geruchsorgane der Vögel ſind einfacher als bei den Säugethieren. Die äußere Naſe und die großen Naſenhöhlen fehlen. Die Nafenlöcher liegen immer am Oberkiefer nahe an der Wurzel des Schnabels. Sie ſind ſehr verſchieden in ihrer Größe und in ihren Bedeckungen. Nackt, oder mit Federn von borſtenartigem Anſehen, oder mit Häuten bedeckt. Die Naſenhöhle theilt ſich in zwei Höhlen, eine rechte und eine linke. In jeder liegen drei Muſcheln, welche häutig oder knorpelig ſind, bei einigen auch knöchern. Die Muſcheln unter ſich ſind an Größe bei den verſchiedenen Vögeln ſehr verſchieden. Sie find, fo wie die Scheidewand, mit einer Schleimhaut überzogen, welche ein ſchönes Gefäßnetz bildet. Der Nafenfchleim ift in geringer Menge vorhanden. Der Geruchsnerve breitet ſich mit vielen Zweigen in die Schleimhaut der obern Mufchelbeine und der Nafenfcheidewand aus. Bei den Nashornbögeln ſtehen die Knochenzellen des Schnabels mit den Naſenhöhlen in Ver— bindung, allein ſie ſondern keinen Schleim ab und ſcheinen mit dem Geruchsorgan in keiner Beziehung zu ſtehen wohl aber B vi auf den Flug Einfluß zu haben. Der Geruchſinn fcheint überhaupt bei den Vögeln wenig entwickelt. Am ſchärfſten riechen die Sumpfvögel dann folgen die Raubvögel, auf dire die Schwimmvögel, und zuletzt die Hühner. Der Geſchmackſinn ſcheint ebenfalls bei den meiſten Vögeln nicht ſehr ſcharf zu ſeyn, weil die wenigſten Vögel ihre Nahrung verkleinern, einige auch ganz geſchmackloſe Dinge genießen, die Nahrung ſchnell verſchlingen und wenig Speichel abſondern. Die Zunge ſelbſt iſt bei den meiſten Vögeln gewiß nicht Geſchmacksorgan, ſondern dient theils zur Aufnahme der Nahrung, theils zum Verſchlingen, vielleicht auch zur Modification der Stimme. Sie liegt im untern Theile der Mund— höhle, iſt ungleich freier und beweglicher als bei den Säugethieren, und bald kurz bald lang. Bei allen Vögeln, bei welchen die Zunge hornartig iſt, oder doch eine hornartige Spitze hat, kann ſie durchaus nicht zum Geſchmacksorgan dienen. Beim Pfefferfreſſer und den Federzungen iſt ſie von der Wurzel an hart und ganz federartig. Bei den Raubvögeln, Hehern, Raben, Elſtern und Würgern iſt ſie mittelmäßig lang, breit, hinten fleiſchig, vorn trocken, hornartig und meiſt etwas geſpalten. Eben ſo iſt ſie bei den Inſektenfreſſern. Kurz und pfeilförmig iſt ſie bei den Vögeln, welche ſich von öhligen oder mehligten Samen ernähren. Fleiſchig und vorn etwas hart bei den Hühnern. Sehr kurz und wenig beweglich beim Wiedehopf, Storch, Löffler, Ibis, Strauß, Caſuar und Pelikan. Lang bei den Reihern, Rallen und Schnepfen. Lang, fleiſchig und an den Rändern mit hornartigen Zähnen verſehen, bei Gänſen, Enten und Tauchern. Röhrenförmig bei den Colibris und Zuckerfreſſern, beſenförmig zerſchliſſen bei den Philedons, wurmförmig und weich, nur vorn mit einer hornartigen Spitze und mit Wirderhaden verſehen bei den Spechten, und endlich ganz fleiſchig und weich bei den Papageien, bei welchen fie wirk— lich Geſchmacksorgan zu ſeyn ſcheint. Weit eher als die Zunge ſcheint die Gaumenhaut zum Geſchmacksorgane geſchickt. Sie iſt mit weißen Spitzen, welche den Zungenwärzchen der Säugethiere gleichen, an den Seiten verſehen. Eben ſo iſt der hintere Theil der Zunge, und die Mündung des Kehlkopfs bei ſehr vielen Vögeln mit ſolchen Wärzchen verſehen. In dieſen Wärzchen vertheilen ſich die Nerbenfaden des fünften Nervenpaars und des Zungenfleiſchnervens, daher ſcheinen dieſe Theile Geſchmacksſinn zu ſeyn. Da viele Vögel, beſonders alle, welche von öhligen oder mehlichten Körnern leben, dieſe Körner ganz verſchlucken, ſo kann ihnen der Geſchmacksſinn wenig helfen. Die Strauße verſchlucken ganze Eier, Aepfel, Holzſtücke, welche Dinge an und für ſich keinen Geſchmack haben. Ueber die Taſtorgane der Vögel find wir noch ſehn im Dunkeln, einige Vögel, beſonders die Papageien ſcheinen eine Art von Taſtſinn in den Füßen zu haben, allein fein kann er nicht ſeyn. Viel häufiger ſcheint der Taſtſinn in den Schnäbeln zu liegen, beſonders in der ſogenannten Wachshaut bei den Raubvögeln, und in der Haut, welche die Schnäbel der Waſſer— vögel bedeckt. Blumenbach hat gezeigt, daß der erſte, zweite und dritte Aſt des fünften Paars ſich in der Schnabelhaut der Enten vertheilt, daher ſie dann auch im trüben Waſſer die Gegenſtände mit dem Schnabel betaſten und erkennen können. Wenn man nun nach allem Geſagten über die Sinne der Vögel im Allgemeinen einen Schluß machen ſoll, ſo ergiebt ſich, daß Geſicht und Gehör die ſchärfſten Sinne der Vögel ſeyen, dagegen Geruch, Geſchmack und Getaſte bei den meiſten Vögeln nicht ſehr fein ſeyn können. Man hat zwar geglaubt, der Geruch ſey bei den Geiern außerordentlich ſcharf, allein neuere Unterſuchungen haben es wahrſcheinlich gemacht, daß weit mehr das Geſicht als der Geruch ihnen das Aas anzeige, von welchem ſie leben. Wir ſchreiten in unſern Betrachtungen zum äußern Bau der Vögel fort, und zwar zuerſt zur Betrachtung der Haut und der Federn. Der Körper aller Vögel iſt mit Federn bedeckt, welche aber bei einigen ſich in ihrem Bau den Haaren annähern. Allein dieß iſt eben ſo wunderbar nicht, da uns eine genauere Unterſuchung zeigt, daß Haare, Stacheln und Federn ſich nicht ſo ſehr unähnlich ſind, als es bei flüchtigem Anſchauen ſcheint. Den Uebergang der Haare in Stacheln kann man ſtufenweiſe verfolgen, wenn man das feinſte Haar betrachtet, wie es bei verſchiedenen Thieren immer gröber und gröber wird, dann zur Borſte und endlich zum Stachel ſich verdickt, wie man ihn bei der Stachelratte, beim Igel und beim Stachelthier findet. Die Stacheln des Igels und des Stachelthiers kommen aber in ihrem innern Bau mit dem Schaft der Feder und der Federſpule lüberein, und es fehlt ihnen nichts als die Bartfaſern, um wahre Federn zu ſeyn. Selbſt bei den Vögeln trifft man Haare an, und kann den Uebergang vom Haar zur Feder ſehr gut beobachten, wie die Geſchichte der Federentwicklung deutlich zeigen wird. Die Haut der Vögel kommt in ihrer weſentlichen Bildung mit der des Menſchen und der Säugethiere überein. Sie beſteht aus drei Lagen, der Oberhaut, dem Schleimnetz und der eigentlichen Haut oder dem Leder. Die Oberhaut iſt bei den Vögeln ſehr dünne und hat viele Falten, welche größtentheils mit den regelmäßigen Reihen der Federn laufen. An den Fuß— wurzeln und Zehen iſt fie bedeutend dicker, uneben und beſteht aus mehrern Lagen. An den Füßen überhaupt wird die Oberhaut mehr hornartig, glänzend und ſchuppig. Während der Mauſer fällt ſie in kleinen Stückchen ab, und erzeugt ſich neu. Der unter der Haut liegende Schleim oder das Schleimnetz iſt zart, meiſt weißlicht. Da wo er dem Licht mehr aus— geſetzt iſt, nimmt er ſehr verſchiedene Farben an. Beſonders merkbar iſt die Farbenverſchiedenheit an den Schnäbeln, Füßen und andern nackten Theilen der Vögel. Alter, Geſchlecht und Jahreszeit haben darauf merklichen Einfluß. Die eigentliche Haut oder das Leder iſt bei den Vögeln meiſt ſehr dünne, doch iſt dieſelbe auch bei verſchiedenen Arten ſehr verſchieden. Am dünnſten vielleicht beim Kukuk, beim Wiedehopf und einigen Papageien Neuhollands; viel dicker und härter bei Raubvögeln, Raben u. ſ. w. Sie enthält viele Gefäße und Nerven, und bei manchen, beſonders bei Sumpf- und Waſſervögeln, viel Fett, welches aber nur am innern, nach den Muskeln gerichteten Theil liegt. In dieſer Haut entſtehen auch die Federn, und die Wur— zeln dieſer durchdringen ſie oft, ſo daß ſie im Fette feſt ſitzen. Die Haut der Vögel ſcheint wenig auszudünſten, und niemals bemerkt man an den Vögeln etwas dem Schweiße ähnliches. Hingegen ſchuppt ſich die Oberhaut oft als mehlartige Kleie ab, am deutlichſten geſchieht dieß bei einigen Papageien. Mehrere Muskeln ſind als Hautmuskeln anzuſehen, durch deren Zuſammen— ziehung die Federn ſich ſträuben und die Haut geſchüttelt werden kann. Bei Vögeln, welche Federbüſche auf dem Kopf tragen, iſt der Stirn- und Hinterhauptmuskel dazu geeignet, z. B. beim Wiedehopf. Andere liegen am Halfe, an der Kehle, an der Bruſt- und Bauchhaut und ſträuben die Federn dieſer Theile. Am Schwanze auf der obern Fläche der Steißbeine liegen, von der äußern Haut bedeckt, zwei Fettdrüſen, welche eine öhlige, bei einigen ſtark riechende Fettigkeit abſondern, die ſich auf die Federn ergießt, wenn der Vogel mit dem Schnabel darauf drückt, oder die Federn durch den mit dieſem Fett befeuchteten Schnabel zieht, oder dieſelben damit beſtreicht. Bei Waſſervögeln ſind dieſe Drüſen ſehr groß, und die mit dieſem Fett beſtrichenen Federn nehmen kein Waſſer an. Die meiſten Theile der Vögel ſind mit Federn bedeckt, welche alle Jahre einmal auch wohl zweimal ausfallen und ſich erneuern. Bei ganz jungen Vögeln kommen die Federn erſt ganz haarig zum Vorſchein, und erſt VII wenn die eigentlichen Federn hervorgebrochen ſind, fallen dieſe Haarfedern wieder aus. An jeder Feder unterſcheidet man Kiel oder Spule, Schaft und Fahne. Die Federn zeichnen ſich durch ihre große Leichtigkeit, Weichheit und Elaftieität aus. Der Kiel iſt ein elaſtiſcher, hohler und zum Theil durchſichtiger Cylinder von einer beſondern Leichtigkeit, und iſt mit ſeinem Anfangsſtück in der Haut befeſtigt. Die Länge des Kiels ſteht mit der Länge der Feder in keinem genauen Verhältniß, auch der Umfang oder die Dicke des Kiels nicht. In der Höhle des Kiels befindet ſich ein trockener häutiger Cylinder, der aus vielen Zellen beſteht, welche über einander liegen. Ueber den Nutzen dieſer Cylinder iſt man noch nicht einig. Einige Natur- forſcher glauben, ſie werden mit Luft angefüllt und dienen zur Erleichterung des Fluges; allein da man keine Oeffnung in denſelben gefunden hat, durch welche die Luft eindringen könnte, ſo iſt man zweifelhaft. Aeußerlich iſt der Kiel mit einer dichten Haut überzogen, welche denſelben an die Haut des Vogels befeſtigt. Der Schaft iſt nicht hohl, ſondern mit einem bröcklichten, trockenen Mark angefüllt. Zu beiden Seiten des Schaftes liegen die Fahnen oder Bärte, welche entweder dicht an einander liegen, wie diejenigen an den Schweif- und Flügelfedern der Vögel, oder fie find flaumig, weich und aus einander- ſtehend oder zerſchliſſen. Bei einigen Vögeln, beſonders den ſtrausartigen, kommen aus einem Kiel zwei oder mehrere Schäfte hervor. Die Bärte aber haben ſelbſt wieder dünne Schäfte, und zwei kleinere Strahlen zu beiden Seiten. Die Federn entwickeln ſich ſo: wenn der Vogel das Ei verläßt, ſo iſt ſein Körper mit Haaren bedeckt. Dieſe Haare ſtehen bündelweiſe von zehn bis zwölf auf der Haut zerſtreut und ſitzen in einem Säckchen, welches den Anfang der Feder enthält. Wenn ſich nach einigen Tagen die Feder von außen in Form einer Röhre zeigt, ſo bemerkt man, daß jene Haare an der Spitze der Röhre befeſtigt ſind, und, ſo wie die Feder nach und nach wächst, fallen die Haare aus. Zuerſt kommen die Scheiden der Schwung- und Schwanzfedern zum Vorſchein. Sie erſcheinen dunkelblau, wie mit Blut angefüllte Blutadern. Beim Außreißen einer ſolchen Scheide fließt Blut aus der Oeffnung. Dieſe Scheiden ſind anfangs ganz weich und hautig und verlängern ſich, wobei ſie immer trockner werden. Bald ſpaltet ſich die Scheide und aus ihr tritt der Schaft mit den Fahnen heraus, und endlich fallen ihre vertrockneten Häute in Geſtalt von durchſichtigen Blättchen oder Schuppen ab. Die Feder iſt in ihrem Kiel anfangs mit einer gallertartigen, gefäßreichen Maſſe angefüllt, wovon am Ende nur noch jener ſchon angeführte trockene häutige Cylinder übrig bleibt. Da die Bildung der Federn einen bedeutenden Säftezufluß gegen die Haut erfordert, ſo iſt ſehr leicht zu begreifen, warum die Vögel ſowohl in ihrer erſten Jugendzeit viel Nahrung bedürfen, als auch bei jedesmaligem Mauſern ein größerer Appetit eintritt. Die Federn ſelbſt ſind in ihrem Bau und in ihrer Größe ſehr nach den Theilen verſchieden. Diejenigen an den Flügeln nennt man Schwungfedern. Die Schwanzfedern heißen Steuerfedern. Neben den größern und ſtärkern Federn iſt die Haut bei ſehr vielen Vögeln annoch mit ſehr feinen, oft ſeidenweichen, zerſchliſſenen Flaumfedern dicht bedeckt, beſonders bei Waſſervögeln oder ſolchen Vögeln, welche auf hohen Gebirgen oder in kalten Gegenden leben. Durch dieſe Flaumfedern erhalten dieſe Vögel eine äußerſt warme, ſelbſt der Näſſe faſt undurchdringliche Bedeckung. Die Schwungfedern liegen ſo genau auf einander, und ihre Fahnen ſchließen ſo genau an einander, daß ſie keine Luft durch laſſen, und daher zum Fluge geſchickt machen. Zer— ſchliſſene Federn taugen zum Fluge gar nicht, wie wir dieß bei den ſtraußartigen Vögeln ſehen. Die Schwungfedern werden von kleinen Federn bedeckt, welche Deckfedern genannt werden. Die Zahl der Schwanzfedern varirt von zehn bis zu achtzehn, und eben ſo verſchieden iſt auch ihre Länge und die Geſtalt des Schwanzes, der bald gerade abgeſchnitten, bald keilförmig von innen nach außen abnehmend, bald im Gegentheil gabelförmig iſt, indem die äußern Federn die längern, die innern die kürzeſten ſind. Am Kopfe bilden nicht ſelten die Federn eigene längere oder kürzere Büſche von verſchiedenener Geſtalt. Bei einigen Vögeln bilden längere Federn an den Seiten des Schnabels Backenbärte oder Backenkragen. Aehnliche Federn bilden bei einigen Halskragen, und bei noch andern verlängern ſich die Federn der Weichen, oder die Deckfedern des Schwanzes, ja ſelbſt die der Flügel. Die Flaumfedern ſind ſehr elektriſch, und wenn man ſie eine Zeit lang reibt, ſo erheben ſie ſich und hängen ſich an die Finger. Viele Vögel mauſern ſich zweimal im Jahr, und ändern ihre Farben oft ſo, daß ſie im Sommer in einem ganz ver— ſchiedenen Kleide als im Winter erſcheinen, eben ſo iſt bei den meiſten Vögeln das Jugendkleid anders gefärbt als es nachher wird, und viele erhalten erſt im dritten oder gar im vierten Altersjahre ihre bleibende Farbe. Dieſer Federwechſel hat früher in der Beſtimmung der Arten eine große Verwirrung hervor gebracht. Bei einigen fallen ſogar gewiſſe Federn ſchon bald nach der Begattungszeit aus, obſchon fie erſt kurz vor derſelben erſchienen waren. Wir gehen zur Betrachtung der innern Organe der Vögel, und der mit dieſen in Verbindung ſtehenden Theile über, und ſprechen zuerſt von den Organen des Athmens und des Kreislaufs des Blutes. Die Vögel haben einen doppelten Kreislauf, und daher auch ein Herz mit zwei Kammern und zwei Vorkammern. Es liegt in einem Herzbeutel eingeſchloſſen, mitten in der Bruſthöhle, auf dem Bruſtbein. Die Svitze des Herzens liegt zwiſchen den beiden Leberkappen, und der ſtumpfe Theil iſt nach oben gekehrt, und über ihr theilt ſich die Luftröhre in ihre beiden Aeſte. Zu beiden Seiten liegen die in ihren Säcken eingeſchloſſene Lungen, und über das Herz lauft die Speiſeröhre herab. Die Geſtalt des Herzes und ſeine ganze Bildung iſt dem der Säugethiere ſehr ähnlich. Im allgemeinen ſind ſeine Muskel— faſern ſehr ſtark und ſtärker als in den meiſten Säugethieren. Im Innern fehlt die dreizipfelige Klappe in der Lungenarterien— kammer, und ſtatt ihrer iſt eine ſtarke dreieckige muskulöſe Klappe vorhanden, welche als ein vollkommener Muskel aus der Wand der Kammer, welche beinahe platt iſt, entſpringt. Da die Lungen mit den Rippen verwachſen und nicht frei in der Bruſthöhle liegen, wie bei den Säugethieren, da das Zwerchfell fehlt, und die Rippen gar nicht beweglich ſind, durch alles dieſes aber den Kreislauf des Blutes durch die Lungen mehr Hinderniſſe entgegenſtehen als bei den Säugethieren, ſo müßte die Lungenarterienkammer ſtärker ſeyn, um das Blut leicht durch die Lungen treiben zu können. Die Aortenkammer iſt dagegen wie in Säugethieren beſchaffen, und die Zuſammenziehungen der Kammern und Vorkammern geſchehen in derſelben Ord— nung, aber ſie erfolgen ungleich ſchneller. In erwachſenen Vögeln zieht ſich das Herz in einer Minute neunzig bis einhundert zehn Mal zuſammen, beim Vogel im Ei dagegen iſt die Zahl der Zuſammenziehungen geringer. Das Herz iſt alſo reizbarer in den Vögeln als bei allen übrigen Thieren, verliert aber nach dem Tode ſeine Reizbarkeit ſchneller. Das Blut der Vögel hat eine viel höhere Röthe als das Blut aller übrigen Thiere; und auch mehr Blutkuchen. Dieſe VIII Beſchaffenheit des Blutes kommt von dem ſo ſehr vollkommenen Athmen her, welches den Vögeln vor allen Thieren eigen iſt. Das Blut wird daher mehr dem Sauerſtoff ausgeſetzt, und ſcheint mehr Sauerſtoff zu erhalten. Seine Wärme iſt bedeutender als bei den Säugethieren, und ſeine reizende Eigenſchaft größer, daher eben der ſchnellere Kreislauf. Die Pulsadern dickhäu⸗ tiger als bei den Säugethieren und ebenfalls reizbarer, aber auch die Blutadern ſind ſtärker. Unter allen Thieren beſitzen die Vögel die am meiſten ausgebildeten und entfalteten Athmungsorgane indem ſie außer den Lungen noch mehrere Luftſäcke und Luftzellen im ganzen Körper haben, durch welche die eingeathmete Luft unmittelbar auf alle Theile wirken kann. Die Lungen ſind doppelt, liegen auf beiden Seiten der Bruſthöhle neben dem Herzen und den Bruſt— wirbeln, und ſind durch die großen Blutgefäße mit dem Herzen und durch die Luftröhrenäſte mit der Luftröhre verbunden. Sie ſind nicht in Lappen getheilt, ſondern jede Lunge bildet eine ganze und ungetrennte Maſſe, welche zwiſchen die Anfänge der Rippen ſich hineindrängt, und an Rippen und Bruſtwirbel durch Zellengewebe befeſtigt iſt. Rur an der innern Fläche iſt ſie vom Bruſtfell umzogen, welches ſich dann als eine feine durchſichtige Haut an der innern Fläche der Rippenanhänge herabzieht, die innere Fläche des Bruſtbeins und den Herzbeutel bedeckt, und eine wahre Scheidewand bildet. Aus den Lungen aber dringt die Luft in die Höhle der Bruſtfellſäcke ein, und verbreitet ſich ſo im ganzen Körper. Die Luftröhre der Vögel iſt mehr oder minder lang, und beſteht aus vollkommenen knöchernen, durch Häute verbundenen Ringen. Der Kehlkopf iſt doppelt, wenn man nämlich das unten liegende Stimmorgan, ſeiner Beſtimmung wegen, auch ſo nennen will. Der obere Kehlkopf liegt hinter der Zunge, näher oder entfernter von der Zungenwurzel / iſt faſt dreieckig und hat keinen Kehldeckel. Die Stimmenritze iſt in der Mitte, und neben und hinter ihr findet man viele weiße, harte, ſpitzige Wärzchen, in welche Nervenfaſern vom Zungenfleiſchnerven eingehen. Die Ränder ſind mit einer weichen muskuloſen Haut bekleidet, durch welche beim Herunterſchlucken der Eintritt der Speiſen und Getränke in die Luftröhre gehindert wird, indem ſie den Kehlkopf ganz ſchließen können. Der Kehlkopf ſelbſt aber beſteht aus mehrern, wenig beweglichen Knochenſtücken, und iſt bei jungen Vögeln knorpelig. Die Stimmritze hat keine Bänder, ſondern wird von den Knochenrändern gebildet. Die Luftröhre iſt daran durch eine bandartige Haut befeſtigt und ſteigt vorn am Halſe herab. Die Ringe ſind am ſchmälſten bei Singvögeln, am breiteſten bei Raub- und Sumpfvögeln. Merkwürdig ſind die verſchiedenen Biegungen und Erweiterungen der Luftröhre, welche man beſonders bei mehrern Waſſer- und Sumpfoögeln antrifft. Bei einigen geht die Luftröhre in den Kamm des Bruſtbeins und macht darin mehrere Wendungen, ehe ſie in die Bruſt tritt, wie beim Kranich und wilden Schwan.“ Bei den Enten und Tauchgänſen findet man die Luftröhre an verſchiedenen Stellen erweitert und verengert, eben ſo bei einigen Hühnerarten. Durch die ganzen Ringe der Luftröhre wird bewirkt, daß die Vögel nicht leicht erſticken können, indem beim Herunter— ſchlucken die Biſſen die Luftröhre nicht zuſammendrücken wie bei den Säugethieren. Daher kann ein Vogel ſich im eigentlichen Sinn bis an den Hals voll freſſen, wie man dieſes bei Reihern, Störchen, Tauchern und andern Vögeln oft beobachtet, wo manchmal das Heruntergeſchluckte lange im Hals ſichtbar und fühlbar bleibt und nur nach und nach, ſo wie das untere ſich verdaut, nachrückt. Auch das Erdroſſeln der Vögel iſt aus dieſem Grunde ſehr ſchwer, wogegen ein Druck auf die Bruſt unter den Flügeln angebracht, ſie ſchnell tödtet. Das untere Ende der Luftröhre bildet im obern Theil der Bruſthöhle ein zweiter Stimmorgan, den Bronchial-Kehlkopf, welchen die meiſten Vögel beſitzen. Beim Geierkönig ſoll er nach Cüvier fehlen. Rach unten iſt die Luftröhre meiſt etwas von den Seiten zuſammengedrückt, und der letzte ſtarke und ganze knöcherne Ring iſt vorn und hinten etwas eingekerbt oder geſpalten, um in die Bronchien überzugehen. An dieſer Stelle bemerkt man eine Verdoppelung der innern Haut der Luftröhre, welche die Mündung des Ringes in zwei Spalten oder Ritzen theilt, welches die untern Stimmritzen ſind. Jede Ritze iſt von vorn nach hinten gerichtet und ſieht in die Höhle oder den Kanal eines Luftröhrenaſtes. Die beiden Ritzen werden durch die vorſpringende und elaſtiſche Haut der Luftröhre gebildet, die beim Aus— ſtrömen der Luft in Schwingungen geſetzt wird, und fo die Stimme hervor bringt. Cüvier hat dieß durch merkwürdige Verſuche beſtätigt; er ſchnitt mehrern Vögeln die Luftröhre ab, und zwang ſie zu ſchreien, welches ſie eben ſo gut thaten als wenn die Luftröhre noch ganz geweſen wäre, und zwar dauerte dieß mehrere Minuten, ſelbſt als man den obern Theil der Luftröhre verſtopfte. Ja eine Gans, der man den Kopf abgehauen hatte, ſchrie noch, zwar etwas ſchwächer als wenn ſie den Kopf noch gehabt hätte. Man ſieht daher, wenn man Singvögel während dem Singen beobachtet, deutlich, wie die Muskeln der Bruſt dabei thätig ſind. Indeß ſcheint der obere Kehlkopf denn doch zur Verſtärkung der Stimme vieles beizu— tragen, da in den meiſten Verſuchen die Stimme ſchwächer war als bei der undurchſchnittenen Luftröhre. Zu beiden Seiten der Luftröhre liegen lange Muskeln, die vom untern Kehlkopf anfangen und bei einigen Vögeln bis zum obern Kehlkopf aufſteigen, und durch ihre Zuſammenziehung zur Verkürzung der Luftröhre bei den Bewegungen des Halfes dienen. An jeder Seite des untern Kehlkopfes befinden ſich eine bis drei Muskeln, welche durch ihre Wirkung den Kehlkopf verändern können. Bei denjenigen, in welchen nur eine Muskel vorhanden iſt, iſt die Stimme nur einfach und die größere Ausbildung derſelben ſcheint von den Muskeln abzuhängen, welche am untern Kehlkopf ſich befinden. Bei den hühner— artigen und den meiſten Waſſervögeln iſt gar keine Muskel am untern Kehlkopf, dagegen iſt dann bei den Waſſervögeln eine knöcherne Erweiterung am untern Kehlkopf, eine Art von Trommel, welche bald beinahe ganz knöchern, bald mehr häutig iſt. Der linke Luftröhrenaſt mündet in die Erweiterung ein, welche ſelbſt wieder eine andere Oeffnung hat, die zur Luftröhre führt. Man findet jedoch dieſe Erweiterung nur bei den Männchen der Enten und Tauchergänſe; den Gänſen und Schwänen fehlen ſie, dagegen findet man bei einem Schwane und bei einigen Hühnern ſehr merkwürdige Biegungen der Luftröhre. Beſonders merkwürdig ſind dieſe Biegungen beim Kranich, wo ſie im Bruſtbeinkamm ſtatt haben. Die Stimme wird im unterſten Theil der Luftröhre hervorgebracht, indem die in den Luftſäcken der Bruſt und des Bauches enthaltene Luft mit Gewalt in die Luftröhrenäſte getrieben wird, wo ſie die elaſtiſchen Häute der Stimmritze des untern Kehlkopfs in Schwin— gungen verſetzen. Die Stimme aber ſcheint durch die Zuſammenziehung der Muskeln dieſes Theils verändert zu werden, dann aber weitere Veränderungen in der langen Luftröhre und im obern Kehlkopf zu erleiden. Wie aber bei den Singvögeln jene melodiſchen und vielfach abwechſelnden Töne hervorgebracht werden können, das iſt anatomiſch nicht deutlich nachzuweiſen. Alle in der Bruſt- und Bauchhöhle enthaltenen Organe ſind mit Luftſäcken und Luftzellen umgeben. Ja die Luft dringt bei den meiſten Vögeln auch in die Wirbelbeine, in die Rippen, in das Bruſtbein, die Schulterblätter, die Oberarmbeine, den Gabelknochen und die Schlüſſelbeine ein. Die Luftzellen aber ſtehen mit den Lungen in Verbindung, und erhalten durch das Einathmen die Luft, welche ſomit alle Theile des innern Körpers faſt unmittelbar berührt, wie dieß auch bei den Inſekten 1X der Fall iſt. Durch dieſe Berührung verbreitet fich der Sauerſtoff der Luft durch alle Theile und miſcht ſich dem Blute, durch die Gefäßwände durchdringend, bei. So wird das Blut der Vögel zweimal geſäuert, das erſte Mal in den Lungen und das zweite Mal in den Organen ſelbſt, durch welche es fließt. Wie der Sauerſtoff indeſſen durch die Gefäßwände eindringen könne, iſt nicht leicht zu erklären, aber mehrere Verſuche ſcheinen dieſes Eindringen als Thatſache darzuthun. Die Vögel athmen alſo eine ungleich größere Menge Luft als andere Thiere, und der Athmungsapparat iſt bei ihnen am vollkommenſten. Die Rippen der Vögel ſind zwar einzeln und unter ſich faſt unbeweglich, aber die Rippenanhänge, welche dieſelben mit dem Bruſtbein verbinden, find mit den Rippen beweglich eingelenkt, und fo kann das Bruſtbein durch Steigen und Fallen die Bruſt beträchtlich erweitern und verengern. Die Lungen ſelbſt werden wenig ausgedehnt, da die Luft aus ihnen in die Zellen ſtrömt. Durch dieſe Einrichtung wird bezweckt: 1) Daß der Vogel beim Fliegen ſeinen Körper durch die eindringende Luft ausdehnen und leichter machen kann. 2) Daß das Blut der Vögel mehr geſäuert wird. Die Vögel haben ein höher rothes Blut als die Säugethiere und die übrigen rothblütigen Thiere. Sie haben einen höhern Wärmegrad des Blutes. Sie ſind reizbarer in ihrem Muskelſyſtem. Sie erfordern verhältnißmäßig mehr Speiſen, weil ihre Materie ſchneller wechſelt. Durch dieſe Einrichtung aber geht auch hervor, daß die Vögel keinen Winterſchlaf aushalten können wie mehrere Säugethiere, und in einer gegebenen Zeit weit mehr Luft als die Säugethiere verbrauchen, ſie ſterben daher auch in eingeſchloſſenem oder luftleerem Raume weit ſchneller als die Säugethiere. Die Ernaͤhrung. Die Nahrung der Vögel iſt außerordentlich verſchieden. Einige Vögel nähren ſich ausſchließlich von thieriſchen Sub— ſtanzen, andere von vegetabiliſchen, und andere von beiden zugleich. Alle Vögel nehmen ſehr viel Nahrung zu ſich, und ihr Appetit iſt ſtark, dieſes iſt die Folge ihres raſchern und thätigern Lebens, und des ſchnellen Wechſels der Materie. Sie trinken im allgemeinen venig. Am meiſten die von Körnern lebenden Vögel. Da die Vögel keine Zähne haben, denn die zackigen Ausſchweifungen an den Schnabelrändern mehrerer ſind gar nicht mit den Zähnen zu vergleichen, ſo müſſen ſie alle Speiſen ganz verſchlucken. Die Kiefer ſind aber nach vorn mit einer harten Scheide überzogen, welche man Schnabel nennt. Dieſe Scheide iſt vollkommen hornartig und iſt zugleich das Organ des Ergrei— fens und der Aufnahme der Nahrung, weil die Flügel nichts ergreifen können. Die Geſtalt und Härte des Schnabels iſt nach der Art der Nahrung fo fehr verſchieden, als die Geſtalt und Beſchaffenheit der Zähne bei den Säugethieren, und iſt daher auch, wie jene, zur Beſtimmung der Gattungen gebraucht worden. Da die Geſtalt und Größe des Schnabels bei jeder Gattung näher beſchrieben werden muß, ſo darf darüber im allgemeinen wenig geſagt werden. Die Quantität des Mundſpeichels iſt ſehr gering. Die meiſten Vögel haben nur zwei Speicheldrüſen. Bei den von Vegetabilien lebenden Vögeln ſind ſie im allgemeinen größer. Bei den Spechten ſind ſie ſehr groß und ſondern einen kleberichten Saft ab, der ſich durch verſchiedene Ausgänge in die Schnabelhöhle und auf die Zunge ergießt. Die innere Fläche des Mundes, der Zunge, des Gaumens, und die Muskeln welche den Schnabel bewegen, ſind mit einer weißlichen Schleimhaut überzogen, welche einen kleberichten Schleim abſondert, der ſich mit den Speiſen vermiſcht. Eben ſo fließt der Naſenſchleim aus der hintern Raſenöffnung, die als eine längliche Spalte am hintern und obern Theil des Gaumens ſich in die Mundhöhle öffnet. Dieſe Spalte iſt durch mehrere kleine weißliche Spitzen, die an ihrem Rande ſtehen, gegen das Eindringen der Speiſen geſchützt, fo wie auch das Zuſammenziehen des Kehlkopfs das Eindringen der Speiſen in dieſe hindert. Die Kiefer der Vögel find viel beweglicher als die Kiefer der Säugethiere, denn nicht nur der Unterkiefer, ſondern auch der Oberkiefer ſind beweglich. Die Beweglichkeit der Oberkiefer wird dadurch möglich, daß die Gaumenbeine an den Verbin— dungsbeinen beweglich eingelenkt find, und daß die Oberkieferbeine auch durch ein bewegliches Gelenk mit den Schedelknochen verbunden ſind. Jedoch iſt dieſe Beweglichkeit nicht bei allen Vögeln gleich groß. Das Schlucken wird durch die Zunge befördert, indem ſie gegen den Gaumen gedrückt, und rückwärts gebogen wird. Die Sveiſeröhre iſt äußerſt dehnbar, und es können daher ſehr große Biſſen herunter geſchluckt werden, welche an der Luftröhre keine Veränderung machen können, weil dieſe durch ihre ganzen Ringe hinreichend geſchützt iſt. Viele Vögel verſchlucken große Knochen, ja ganze Thiere von bedeutender Größe. Bei vielen Vögeln bildet die Speiſeröhre vor dem Eintritt in die Bruſt— höhle eine große Erweiterung, in welcher die verſchluckten Nahrungsmittel eine gewiſſe Zeit liegen bleiben und vorläufig erweicht werden. Dieſe Erweiterung heißt der Kropf. Die Häute welche ihn bilden, ſind ſehr ausdehnbar, und verſchiedene Drüſen ſondern einen Schleim aus, welcher ſich den Speiſen beimiſcht. Man findet einen Kropf bei den Raubvögeln, ausgenommen den Eulen, und eben ſo bei den Hühnern, Tauben, Kernbeißern, Finken. Bei den Hühnern bildet er einen großen faſt kugelichten Sack, bei den Raubvögeln iſt er mehr lang. Seine Verrichtung iſt, die Speiſen aufzuhalten, und ſie während des Aufenthalts durch die in demſelben abgeſonderten ſpeichelartigen Flüſſigkeiten zu erweichen. Die Nahrungsmittel bleiben 10 bis 20 Stunden im Kropfe. Sehr merkwürdig iſt es, daß die Drüſen des Kropfes der Tauben, zur Zeit wo fie Junge haben, eine milchartige Flüſſigkeit abſondern. Der Kropf ſchwillt an, nicht nur bei der Taube, ſondern auch beim Tauber, und in ihm wird eine aſchgraue, milchigte oder käſigte Materie abgeſchieden, mit der die Jungen Anfangs allein, und in der Folge mit ihr und im Kropfe erweichten Körnern genährt werden. Beim Tauber hört dieſe Milchſekretion ſpäter als bei der Taube auf, wo ſie verſchwindet, wenn fie wieder Eier legt. Die Speiſeröhre geht in den Vormagen über, welchen alle Vögel beſitzen. Dieſer liegt vor den Rückenwirbeln, nahe am Herzen, und iſt dünner und weniger muskulos als der eigentliche Magen, mit einer Menge Drüſen verſehen, welche den Magenſaft abſondern. Der Vormagen iſt größer bei denjenigen Vögeln, welche keinen Kropf beſitzen. Der eigentliche Magen liegt unter dem Vormagen in der linken Seite der Bauchhöhle, nach oben und vorn wird er von der Leber und dem Bruſtbein bedeckt. Bei allen von Vegetabilien lebenden Vögeln iſt er ſehr dick und muskulos, kleiner als der Vormagen. Die Muskelfaſern ſind wie beim Herzen ſehr feſt mit einander verbunden und dunkelroth, und bilden eigentlich mehrere Muskeln. Die Gefäße ſind ſehr klein und ſondern keinen Saft ab. Innerhalb dieſer Muskeln befindet ſich eine Zellhaut, und endlich die innere Haut, als Fortſetzung der Schleimhaut des Vormagens. Sie iſt ſehr feſt, trocken und faſt hart, mehrere Linien dick, ſo daß man ſie bei größern Vögeln kaum mit dem Meſſer zerſchneiden kann. An ihrer äußern Fläche iſt fie fo locker mit der Zellhaut verbunden, daß man fie leicht von ihr lostrennen kann. C Bei den fleifchfreffenden Vögeln, Geiern, Adlern, Falken, Habichten, Weihen, Eulen, Reihern, Scharben u. f. w. ift der Vormagen mit dem eigentlichen Magen fo vereint, daß man ihn kaum wahr nimmt. Er iſt zwar muskulos und faltig, aber doch mehr häutig. Die innere Haut iſt dünne, weich, und ſondert eine ſchleimige Flüſſigkeit ab. Ueberhaupt bemerkt man bei den Vögeln mannigfaltige Uebergänge vom fieifchigen in einen häutigen Magen. Die Verdauung geſchieht immer im rechten Magen, im Kropf und Vormagen werden die Speiſen nur erweicht. Bei den Vögeln mit muskuloſem Magen geſchieht ſie mechaniſch, daher auch die Steinchen zur Verdauung höchſt nothwendig find, und die Vögel abmagern wenn fie fehlen. Bei den Raubvögeln mit häutigem Magen aber geſchieht die Verdauung durch Auflöſung. Bei den Raubvögeln haben manche die Eigenſchaft, Knochen, Federn, Haare uud anderes Unverdauliche wieder auszuſpeien. Auch die Meven brechen ſich ſehr leicht. Am Darmkanal der Vögel fehlt der dicke Darm ganz, nur der Maſtdarm iſt weiter, doch unbedeutend, nur am Strauß findet ſich ein dickerer Darm. Der Maſtdarm endigt ſich mit einer ſackförmigen Erweiterung, welche man Cloake nennt, in dieſelbe münden die beiden Harnleiter, bei den Männchen die Saamengänge, und bei den Weibchen die Eierleiter. Die Cloake bildet alſo das Endſtück des Maſtdarms und die Harnblaſe zugleich. Sie varirt ſehr an Größe; bei den Eulen iſt fie größer als der Magen. Bei der Entlerung des Maſtdarms athmen die Vögel zuvor ein, wodurch die in der Bauchhöhle befindlichen Luftbehälter mit Luft gefüllt werden, uud ſo den Maſtdarm drücken. Die Exkremente der Vögel unterſcheiden ſich von denen der Säugethiere dadurch, daß man in ihnen zweierlei Subſtanzen in ungleicher Menge wahr nimmt, eine dunkelgrüne oder braune, und eine weiße trocknere. Den gefärbten Theil bilden die unver— daulichen Reſte der Speiſen, der weiße Theil beſteht aus phosphorſaurem Kalk und erhärtetem Eiweiß, und ſcheint in den Nieren erzeugt zu werden. Oft findet ſich noch eine klebrige, durchſichtige eiweißartige Subſtanz auf den Exkrementen. | Die Milz iſt ſehr klein, die Bauchſpeicheldrüſe groß, die Leber ſehr groß, in Lappen getheilt, bald lebhaft, bald dunkelroth, ihre Subſtanz iſt hart, körnig. Die Gallenblaſe groß, der Gallenblaſengang und der Gallengang bilden nicht ein Gefäß, ſondern zwei neben einander parallel laufende. Die Leber ſcheint beſonders wichtig wegen Abſonderung des Kohlenſtoffs. Die Nieren liegen unter den Lungen, ſind lang, breit und gelappt, und führen den Harn durch die Harnleiter in die Cloake. Der Urin iſt wenig wäſſerig und enthält vielen phosphorſaͤuren Kalk, der vielleicht bei den Weibchen in der Cloake zur Bildung der Eiſchalen mithilft. . Von den Bewegungen der Voͤgel. g Die verſchiedenen Bewegungen geſchehen wie bei allen Thieren durch Hülfe der Muskeln; die Muskeln der Vögel ſind im Weſentlichen mit denen der Säugethiere übereinſtimmend, aber ſie ſind dichter und feſter, indem die Muskelfaſern dichter an einander liegen. Sie ſind reizbarer, und ihre Zuſammenziehung iſt kräftiger als bei den übrigen Thieren, aber ihre Reiz— barkeit erlöſcht nach dem Tode ſchneller. Die Sehnen ſind dichter und feſter als bei den Säugethieren und verknöchern gar nicht ſelten, beſonders an den Füßen und Flügeln, in welchen die größte Kraft des Vogels liegt. Das Gehen und Fliegen ſind die beiden Hauptbewegungen der Vögel, welche unſere Aufmerkſamkeit in hohem Grade verdienen, beſonders das Letztere, weil es in phyſiſcher Hinſicht ſehr ſchwer zu erklären if. Die Schwingungen der Flügel und die Bewegungen des Schwanzes machen beim Fluge die Hauptſache aus, aber durch ihre Bewegungen allein würde der ſchöne und ſchnelle Flug der Vögel noch nicht leicht erklärt werden können, wenn nicht auch die innere Beſchaffenheit des Vogelkörpers berückſichtigt würde. Die Leichtigkeit dieſes Körpers und die Bekleidung mit Federn ſind vorzüglich bemerkenswerth. Die großen häutigen Luftſäcke in der Bruſt— und Bauchhöhle, welche die Luft allenthalben verbreiten, geben dem Körper Leichtigkeit und helfen ihn tragen. Hochfliegende Vögel find ſtärker befliedert als die wenig und gar nicht fliegenden. Zu allem dieſem kommt noch die Hohlung vieler Knochen, in welche ebenfalls Luft eintreten kann, wodurch auch ſie leichter werden. Selbſt die Schedelknochen und der Ober- und Unterkiefer find bei vielen Vögeln mit Luftzellen verſehen, in welche die Luft durch die Nafe eintritt. Bei allen Vögeln, welche lange und ſchön fliegen, ſind die Flügel groß und mit ſehr ſtarken Schwungfedern und angemeſſenen Flügeln und Bruſtmuskeln berſehen. Wenn ſich der Vogel von der Erde erheben will, ſo macht er gewöhnlich einen kleinen Sprung oder Anlauf, während welchem er die Flügel ausbreitet und Luft faßt. Es giebt Vögel, welche man eigentlich Luftvögel nennen kann, da ihre Organiſation hauptſächlich auf den Flug Bezug hat, und ihre Füße ſo kurz ſind, daß ſie nur darauf ſtehen können, wenn ſie auf einen Baum oder Felſen ſich nieder laſſen, da ſie auf ebner Erde, der langen Flügel wegen, gar nicht aufkommen können. So hat man den Fregatvogel bis auf 300 Meilen vom Lande angetroffen, und dieſer Vogel kann, ungeachtet er Schwimmfüße hat, doch nicht ſchwimmen, da er ſeiner langen Flügel wegen nicht vom Waſſer aufkommen könnte; er muß daher feine Nahrung, welche hauptſächlich in fliegenden Fiſchen beſteht im Fluge erhaſchen. Sturmvögel und Schwalben kann man ebenfalls Luftvögel nennen, ſelbſt die gemeine Spyrſchwalbe kann nicht vom Boden aufkommen. Während des Anlaufs oder Sprunges athmet der Vogel Luft ein, und füllt ſeine Luftſäcke damit an; zugleich hebt er die Flügel und ſchlägt damit die Luft, wodurch er ſich erhebt. Beim Aufwärtsſteigen hält er den Kopf nach oben, den Schwanz etwas nach unten. Beim horizontalen Fliegen liegen alle Theile horizontal; beim Abwärtsfliegen iſt der Kopf nach unten und der Schwanz nach oben gerichtet. Fliegt er ſeitwärts ſo zieht er den Flügel der Seite, auf welche er fliegen will, etwas an, kehrt den Kopf nach derſelben, den Schwanz aber nach der entgegengeſetzten Seite. Will ein Vogel ſich ſchwebend in der Luft erhalten, fo breitet er Flügel und Schwanz fo weit aus als er kann. Beim Riederſteigen entleert er wahrſcheinlich feine Luft— ſäcke und bewegt die Flügel wenig, und will er ſich ſetzen, ſo ſenkt er die Füße abwärts. Sehr langbeinige Vögel, Störche, Reiher, Flamingos, ſtrecken die Beine beim Fliegen gerade aus nach hinten. Einige Vögel fliegen außerordentlich ſchnell, und man hat berechnet, daß Schwalben und Tauben in einer Minute eine engliſche Meile weit fliegen können, daher machen auch erſtere ihre weiten Wanderungen mit leichter Mühe und ohne große Anſtrengung. Nicht leicht zu erklären iſt es, wie der Vogel in allen Regionen unſers Luftkreiſes mit derſelben Leichtigkeit fliegen kann, da doch die Dichtigkeit der Luft ſehr verſchieden ſeyn muß. So ſieht man den Lämmergeier der europäiſchen Alpen hoch über die höchſten Gebirge ſchweben, und der Condor Amerikas ſchwingt ſich über den Chimborazo hinauf, und ſchwebt über dem Gipfel deſſelben ſo leicht wie in der Tiefe. Daß indeß die Flugkraft in verdünnter Luft abnimmt, haben Luftfahrer gezeigt /, XI welche ob den Wolken ſchwebend Tauben fliegen ließen, und bei ihnen eine Unſicherheit des Fluges bemerkten, bis ſie in tiefere Luftregionen herunter kamen. Im luftleeren Raum aber kann ein Vogel, auch wenn er athmen könnte, nicht fliegen. Bei den meiſten ſchön fliegenden Vögeln ſind die Beine nicht lang, und die Schenkelmuskeln, bei den Naubbögeln ausgenommen, nicht ſtark. Je mehr aber der Vogel an die Erde gebunden iſt, deſto ſchwächer werden ſeine Flügelmuskeln, deſto ſtärker dagegen werden die Schenkelmuskeln. An der Bruſt der ſtraußartigen Vögel fehlt der Kamm des Bruſtbeins und der Gabelknochen, und die Bruſtmuskeln ſind ſehr klein, dagegen ſind die Muskeln des Beckens und der Schenkel ganz außer— ordentlich entwickelt, ſehr ſtark und feſt. Bei den Waſſervögeln, welche wenig oder gar nicht fliegen können, ſind die Flügel⸗ muskeln ebenfalls ſchwach, dagegen die Muskeln der Becken und der Schenkel ſehr ſtark, weil ſie die Füße zum Rudern und zum Fortſtoßen des Körpers auf und unter dem Waſſer brauchen. Obſchon die Vögel auf zwei Füßen gehen, ſo weicht doch ihr Stehen und ihr Gang merklich vom menſchlichen ab. Der Körper der fliegenden Vögel iſt vorn, der ſtarken Bruſtmuskeln wegen, viel ſchwerer, und daher mußte auch der Schwerpunkt beim Gehen verſchieden ſeyn. Die meiſten Vögel haben dieſen Schwerpunkt in der Mitte des Körpers, indem der Ober— ſchenkel ſchräge nach vorn geht, der Unterſchenkel dagegen lauft wieder nach hinten, ſo fällt der Schwerpunkt in die Gegend der Bruſt, und der Körper des Vogels ſteht wagerecht auf den Beinen. Ganz anders verhält es ſich dagegen bei den Waſſer— vögeln, welche ihre Füße zum Tauchen und Schwimmen anwenden müſſen; hier liegt der Schwerpunkt außer dem Gleichgewicht und der Vorderkörper iſt ſchwerer, daher müſſen ſie denſelben mehr oder minder aufrecht tragen, und der Gang iſt wackelig und unſicher. Bei den eigentlichen Tauchvögeln ſtehen die Beine ganz hinten, dieſe Vögel können auch gar nicht anders als mit vollkommen verpendicularem Körper ſtehen, wozu mithilft, daß die vordern Theile leichter find und weniger Muskeln haben. Der Hals wird dann ſtark nach hinten gebogen, wodurch das Gleichgewicht eher erhalten wird. Einige können aber faſt gar nicht gehen; wie die Seetaucher, Steißfüße und Floſſentaucher. Bei vielen Vögeln dient auch der lange Schwanz zur Erhal— tung des Gleichgewichtes. Beſonders beachtenswerth iſt die Art, wie die Vögel ſich mit ihrem ganzen Körper auf dünnen Aeſten feſt halten, und mit ihren wenig ſtark ſcheinenden Zehen ſich ſo anhalten können, daß kein Sturmwind ſie herunter werfen kann, ja einige ſogar mit hängendem Körper ſchlafen. Störche, Reiher und andere Vögel ſtehen Tage und Stunden auf einem Fuße, auf Thurmdächern, Dachfirſten oder Bäumen, ſchlafen auch auf einem Fuße ſtehend, indem ſie den andern Fuß an den Leib anziehen. Kein Sturm wirft ſie herunter, wenn ſie nur die Bruſt gegen den Wind halten, weil im entgegengeſetzten Fall derſelbe die Federn aufweht und erfaßt, und doch iſt gerade der Schenkel dieſer Vögel nicht mit beſonders ſtarken Muskeln, wohl aber mit ſehr ſtarken Sehnen verſehen. Ein dem ſchlanken Schenkelmuskel der Menſchen ähnlicher Muskel entſpringt von einer Vor— ragung des Schambeins, geht mit ſeiner Sehne über eine Rinne der Knieſcheibe, läuft nach hinten und verbindet ſich mit den Sehnen der Zehenbieger. Wenn nun der Vogel ſich beim Sitzen oder Stehen auf einen Aſt nieder läßt, und das Kniegelenk beugt, fo werden dadurch die Sehnen dieſes Muskels angezogen, beugen die Zehen und ſchließen fie mechaniſch um den Aſt an. Man kann ſelbſt im Tode die Knie und die Ferſen eines Vogels nicht biegen, ohne daß die Zehen gebogen werden, und zieht man dieſe Sehnen an, ſo biegen die Zehen ſich ſchnell. Bei den Störchen und Reihern aber, welche lange auf einem Beine ſtehen, ohne die Zehen des ſtehenden Fußes zu biegen, find eigene Bänder am Unterſchenkel, welche denſelben wie Federn ausgeſtreckt erhalten, ohne daß die Muskeln mitzuwirken brauchen. Die meiſten Sumpfoögel ſtrecken die Zehen faſt immer beim Gehen aus und biegen die Beine wenig. Als Greiforgan dienen nur bei den Papageien und den Raubbögeln die Füße. Die erſten können damit nicht nur klettern, ſondern auch die Speiſen zum Mund bringen, und die Raubbögel bedienen ſich ihrer, um ihren Raub zu faſſen und ſich zu vertheidigen. Das eigentliche Organ des Ergreifens aber iſt der Schnabel. Viele Vögel klettern, indem ſie ihre ſcharfen Rägel in die Baumrinde einſchlagen. Dieſe Vögel haben ſehr kurze Füße, und die äußere Zehe iſt eine Wendezehe, das heißt, ſie kann nach vorn oder hinten nach Belieben des Vogels eingebogen werden, oder aber es ſtehen zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten. Bei einigen hilft auch der ſtarke, ſteife, elaſtiſche Schwanz zum Klettern mit, und giebt dem Vogel einen Stützpunkt. Die ganze Ordnung der Waſſervögel hat Schwimmfüße, das heißt ihre Zehen ſind mit einer Schwimmhaut verbunden, entweder alle vier, oder nur die drei vordern. Viele von dieſen Vögeln tauchen auch, und es beſitzen dieſes Vermögen alle Waſſervögel, deren Körper von der Seite ſtark zuſammengedrückt und deren Kopf klein iſt und einen ſpitzigen Schnabel hat. Die Tauchfähigkeit iſt in Hinſicht ihrer Dauer, als auch in der Art, wie ſie angewendet wird, ſehr verſchieden. Einige tauchen, mit an den Leib angezogenen Flügeln, andere breiten die Flügel unter dem Waſſer aus, und fliegen gleichſam unter demſelben. Einige können ziemlich lange, andere nur kurze Zeit unter dem Waſſer aushalten. Einige tauchen vertical, andere blos ſchief. Die beſten Taucher können fünf Minuten unter dem Waſſer bleiben und durchſtreifen das Waſſer in allen Richtungen, oft bis auf den Grund des Meeres. Oft ſtrecken ſie nur den Schnabel aus dem Waſſer und verſchwinden aufs Neue. Einige tauchen, indem ſie aus der Luft aufs Waſſer fallen, ſogleich unter, bleiben aber nur kurze Zeit unter Waſſer, und fliegen wieder weiter. Die, welche ſchwimmend tauchen, ſind viel die geſchicktern Taucher. Dagegen können dieſe gar nicht oder nur mit Mühe ſtehen und gehen, weil ihre Füße ganz hinten am Körper angebracht ſind, ſo daß der Körper auf ihnen außer dem Gleich— gewicht ſteht, und ſie beim Stehen den Körper ganz aufrecht ſtellen müſſen, wodurch das Gehen ſehr erſchwert wird. Sie gehen daher nur zur Brütezeit aufs Land, und entfernen ſich nie vom Neſte landeinwärts, fie bauen auch deßwegen oft ſchwimmende Reſter. Geſchlechtsverhaͤltniſſe der Voͤgel. Die männlichen und weiblichen Vögel unterſcheiden ſich von einander meiſt durch verſchiedene Größe und verſchiedenes Gefieder. Bei den Raubbögeln und einigen Sumpfvögeln find die Männchen merklich kleiner als die Weibchen. Bei den Hühnern iſt es gerade umgekehrt und eben ſo bei mehrern Waſſervögeln. Bei vielen Vögeln ſind Männchen und Weibchen von außen nicht zu unterſcheiden. Alle männliche Vögel beſitzen Hoden und Samengänge, aber nicht bei allen findet ſich eine deutliche Ruthe. Die Hoden liegen in der Bauchhöhle, am obern Theil der Nieren neben den Nebennieren, zwiſchen ihnen liegen die großen Gefäße. All Die Größe der Hoden varirt Fehr nach der Jahreszeit. Im Frühjahr find fie ſehr groß, im Herbſt kaum bemerkbar. Der linke Hode iſt größer als der rechte, doch nicht immer. Die Geſtalt iſt meiſt oval oder rund. Die Farbe varirt nach der Jahreszeit. Zur Begattungszeit ſind ſie weißlich, ſonſt graulich. Die Hoden werden durch das Bauchfell und kurzes Zellge— webe in ihrer Lage erhalten. Die weiße Haut des Hodens erhält viele Gefäße. Das innere der Hoden beſteht in einer großen Zahl feiner Röhrchen, die geſchlängelt neben einander liegen und mit einander verbunden ſind, zwiſchen ihnen ſind viele Blutgefäße. Die Samenröhrchen gehen in weitere Kanälchen über, welche in die Rebenfaden gehen. Die Nebenfaden bemerkt man nur zur Begattungszeit deutlich. Sie beſtehen aus den ausführenden Samengefäßen, welche dann den ausführenden Gang bilden, welcher in die Kloake führt, und ſtark geſchlängelt vor den Nieren neben den Harnleitern herablauft, allmählig weiter wird, und gleichſam eine Art von Samenbläschen bildet. Sie münden dann neben den Harnleitern in die Kloake ein. Jeder Gang macht dann einen Heinen warzenförmigen Vorſprung in der Kloake, eine Art von Ruthe. Eine ſolche haben indeß nur der Strauß, der Caſuar, der Hokko, die Trappe, der Storch, die Enten und die Gänſe. Beim Strauß iſt ſie ſehr groß, kegelförmig, oben mit einer tiefen Rinne verſehen, in welche die Ausführungsgänge münden. Die Ruthe ſelbſt beſteht aus zwei feſten kegelförmigen Körpern, die aus fibroſem Gewebe gebildet ſind, und ſich mit ihrer Wurzel an den Schließ— muskel der Kloake befeſtigen. Sie liegt in einem Sacke und tritt bei der Begattung hervor. Aehnlich iſt ſie bei den Enten und Gänſen. Der Samen iſt weiß und kleberig und hat Samenthierchen. Die weiblichen Organe find Eierſtock, Eierleiter mit ſeinen Abtheilungen, und die Mündung der Kloake. Der Eierſtock iſt traubenförmig, liegt am obern Theil der Niere unter der Leber und dem Zwerchfell, an der vordern Fläche der Hauptpulsader, an die er durch Zellgewebe befeſtigt iſt. Er beſteht aus vielen rundlichen Körpern, deren Zahl nach der Zahl der Eier verſchieden ift, welche eine Art legt, von 100 bis 500. Dieſe Körper ſind die Dotter, die anfangs aus einer dünnen milchigen Flüſſigkeit beſtehen, die aber immer dicker und gelber wird. Die Größe varirt von der Größe eines Hirſenkorns, bis zu einer Nuß. Die größern und reifern Dottern liegen nach außen, die kleinern nach innen. Jeder iſt von einer gefäßreichen Haut eingeſchloſſen, die durch einen kurzen Stiel am Eierſtock ſitzt und Kelch heißt. Die Schlagadern der Haut ſcheinen den Dotter abzuſondern. Reift der Dotter, fo zerreißt die Haut des Kelches, der Dotter fällt heraus, und der leere Kelch bleibt hängen und verſchrumpft. Alle Vögel haben nur einen Eierleiter, dieſer iſt ein langer, darmähnlicher Schlauch, mit zwei Mündungen, eine gegen die Bauchhöhle, die andere gegen die Kloake offenſtehend. Er wird durch eine Verdoppelung des Bauchfells gebildet, und an die Wirbelſäule, Nieren und die große Hauptpulsader befeſtigt. Der Eierleiter fängt mit einer trichterförmigen Oeffnung an, erweitert ſich dann wieder über der Kloake und bildet den eiförmigen Eihälter; in dieſem verweilt das Ei und wird vollkommen ausgebildet, dann wird es durch die Zuſammenziehung der Muskeln in die Scheide fortbewegt. Die Scheide iſt wieder enger, aber faltig und ausdehnbar und mündet in die Kloake. f Die weiblichen Zeugungstheile der jungen und alten Vögel ſind ſehr verſchieden. Bei jungen Vögeln iſt die Mündung der Scheide ſehr eng, Eierhälter und Eierleiter klein und zuſammengezogen. Der Eierſtock klein, mit kleinern weißlichen Dottern. Bei alten Weibchen verlieren ſich die Eier gänzlich, der Eierſtock wird weniger gefäßreich und vertrocknet am Ende. Eier— leiter und Eihälter werden dünnhäutiger, kleiner, und ziehen ſich zuſammen. Auch nach der Brütezeit verkleinern ſich die Theile, und im Herbſt ſind, wie beim Männchen die Hoden, ſo auch die Eierſtöcke im Weibchen nicht leicht zu finden. Sobald aber die Begattungszeit nahet, wachſen im Männchen die Hoden fo an, daß, wenn fie vorher eine Linſe groß waren, ſie jetzt Haſelnußgroß werden und einen bedeutenden Raum einnehmen. Die Eierſtöcke aber wachſen dann ebenfalls, werden gefäßreicher, die Eier groß, und alle zu den Geſchlechtstheilen dienenden Theile entwickeln ſich und ſtrotzen von Säften. Bei der Begattung, welche alſo bei den Vögeln wirklich vorgeht, wird die männliche Ruthe, wo ſolche vorhanden iſt, wirklich in den After des Weibchens gebracht, und der Saame kommt in die Kloake. Auch bei denjenigen, wo keine Ruthe vorhanden iſt , erweitert ſich der After des Männchens und Weibchens, und der Saamen wird mit Muskelkraft aus den ausführenden Gängen in die Kloake des Weibchens gebracht und die Eier befruchtet, fo daß eine Befruchtung auf mehrere Eier wirkt und immer mehrere Dotter zugleich befruchtet werden, wenn der Vogel mehrere Eier legt; legt aber der Vogel nur eins fo wird auch nur dieß befruchtet. Mit der Fortpflanzung der Vögel ſtehen mehrere andere Erſcheinungen in einer noch nicht ausgemittelten Beziehung. Zur Fortpflanzungszeit ſind alle Vögel im ſchönſten Federſchmuck, bei vielen geht der Fortpflanzungszeit eine neue Mauſer voran, und ſie erhalten eine von ihrem Winterkleide ſehr verſchiedene Farbe. Man nennt daher dieſes Kleid das Hochzeitliche. Einige haben nur um dieſe Zeit Federkragen oder lange Schwanzfedern. Die Farben der Schnäbel und Füße werden lebhafter: die warzigen, nackten Stellen an den Köpfen der hühnerartigen Vögel, die Fleiſchkämme und Kehllappen werden höher gefärbt; einige erhalten Spornen an den Füßen; andere bekommen Schnabelhöcker. Dieſe Veränderungen finden ſich aber meiſt nur bei den Männchen, und ſcheinen zu den Geſchlechtsverrichtungen ungefähr in dem Verhältniſſe zu ſtehen, wie der Bart beim Mann, oder die Geweihe beim Hirſche. Fortpfla uz un g⸗ Die Fortpflanzungszeit der Vögel tritt bei den meiſten Vögeln der kalten Klimate im Frühjahr ein, wenn die Natur aus dem Winterfchlafe wieder erwacht. In den warmen Ländern, wo die Jahreszeiten von den unſrigen fo verſchieden find, ift auch die Brütezeit ſehr verſchieden, und fällt in den ſogenannten Winter oder die Regenzeit, und in der ſüdlichen gemäßigten und kalten Zone muß die Fortpflanzungszeit auf unſere Herbſtmonate fallen, da dieſe dort die Frühlingsmonate ſind. Die allgemeinen Brütemonate in Europa ſind, die Monate März, April und Mai im wärmern Theile; die Monate Mai und Juni im kältern Theile. In den Tropenländern, z. B. am Cap, ſind die Hauptbrütemonate Julius, Auguſt und Septem— ber, und in den Südländern, Oktober, November und December. In den Tropenländern findet man aber das ganze Jahr durch niſtende Vögel. Der Trieb zur Begattung äußert ſich bei den Vögeln nach vollendetem Wachsthum. Die meiſten Vögel wachſen ſehr ſchnell, und haben ihre völlige Größe ſchon am Ende des erſten Jahres erreicht, ſie pflanzen ſich alſo im Anfang des zweiten Jahres ihres Lebens ſchon fort. Die Raubbögel, die größern Hühner und Strauße und einige Sumpfoögel, pflanzen ſich XIII erſt im dritten oder vierten Jahre fort, und begatten ſich erſt nach zwei oder drei Wintern. Die Haupturſachen, welche den Fortpflanzungstrieb herbei führen, ſind reichliche Nahrung, und in den kältern Ländern die wiederkehrende Frühlingswärme. Die meiſten Vögel der kalten und gemäßigten Zone machen jährlich nur eine Brut, ſo alle Raubvögel, Spechte und alle Waſſer- und Sumpfvögel, und auch die meiften Hühner. Dagegen brüten viele Raben, Droſſeln, Finken, Meiſen, Tauben, Schwalben mehrere Male. Aber auch die einmal brütenden Vögel brüten zum zweitenmal, wenn das erſte Neſt, ehe die Jungen aufgekommen ſind, zerſtört wird, und wenn man ihnen die Eier wegnimmt ſo legen ſie wieder andere, und mehr als ſie ſonſt gelegt haben würden. In den Tropenländern pflanzen ſich die kleinern Vögel vier bis fünf Mal, die großen aber auch nur einmal oder zweimal fort. Die Vögel der heißen Zonen verlieren in den kalten Klimaten gewöhnlich ihre Zeugungskraft, wie z. B. die Papageien. Doch hat man Beiſpiele, daß ſolche ſich in den wärmern Gegenden Europas fortpflanzten, ſie ſind aber ſelten. Gefangene Vögel pflanzen ſich in der Gefangenſchaft überhaupt nur ſelten fort, ausgenommen die eigentlichen Hausvögel. Meiſt nur zur Begattungszeit läßt das Männchen ſeinen Geſang hören, ſo lange bis die Jungen ausgebrütet ſind, wenn man daher einen ſingenden Vogel hört, kann man darauf zählen, daß ſein Weibchen noch brüte. Es ſcheint dieſer Geſang gleichſam die Langeweile des Weibchens vertreiben zu ſollen, und zugleich drückt er das Wohlbehagen und die rege Lebensthätigkeit des Männchens aus. Bei einigen männlichen Vögeln erwacht die Eiferſucht, und es entſtehen heftige Kämpfe zwiſchen den Reben— buhlern; wie wir bei den Hähnen der Haushühner, der Wachteln, Trappen, Meerhühner, Kampfhähne ſehen. Dieſe Kämpfe ſcheinen von Wichtigkeit für die Fortpflanzung, da die ſchwächern Männchen dadurch von der Begattung abgehalten werden. Merkwürdig ſind die Gebärden und Liebkoſungen, welche bei vielen Vögeln der Begattung vorhergehen, deren Zweck wir aber nicht kennen. Der Spottvogel hüpft tanzend um ſein Weibchen herum, die Tauben ſchnäbeln ſich, die Eulen verneigen ſich, die Schnepfen, Puter, Pfauen, Sperlinge und viele andere ſchlagen mit ihren Schwänzen ein Rad, laſſen die Flügel hängen und ſchleifen mit ihren Flügeln am Boden, geben ganz beſondere Töne von ſich und machen ſeltſame Gebärden und Sprünge. Beſonders zeichnen ſich darin die Hühnerarten aus, wie Auerhühner, Birkhühner, Puter. Die Vögel leben entweder in der Vielweiberei oder in der Einweiberei. Die Vielweiberei oder Polygamie iſt viel die ſeltenere Erſcheinung und kommt nur bei einigen hühnerartigen Vögeln vor; Auerhühner, Birkhühner, Pfauen, Faſanen, Haushühner, Perlhühner. Bei allen dieſen nimmt das Männchen gar keinen Theil an der Bereitung des Neftes, am Brüten oder an der Führung und Ernährung der Jungen. Alles dieſes wird blos von dem Weibchen beſorgt, welches entweder das ganze Jahr durch einſam lebt, und nur zur Begattung ſich mit dem Hahn zuſammen findet, oder aber das ganze Jahr durch mit andern Weibchen ſich bei dem Hahne aufhält, wie dies letztere bei den Haushühnern der Fall iſt, das erſtere dagegen bei den Waldhühnern vorkommt. Allein weit die meiſten Vögel leben in der Monogamie oder ein Männchen hält ſich nur zu einem Weibchen. Dieß iſt der Fall dei allen Raubvögeln, Singvögeln, Klettervögeln, Sumpf- und Waſſervögeln. Bei den einen werden die Ehen auf das ganze Leben geſchloſſen, z. B. bei den Störchen, Schwalben, Staaren, Tauben. Kommt aber eines der Gatten um, ſo ſucht das überlebende ein anderes Individuum auf. Bei andern dauert das eheliche Band nur für die Brütezeit eines Jahres. In Hinſicht des Brütens aber iſt das Benehmen der monogamiſchen Vögel wieder verſchieden. Entweder nehmen Männchen und Weibchen an der Zubereitung des Reſtes, am Bebrüten der Eier und an der Ernährung und Beſchützung der Jungen Theil, oder aber das Weibchen bereitet allein das Neſt, brütet die Eier und leitet und beſchützt die Jungen. In der Freiheit begatten ſich auch die nächſtverwandten Vögelarten nicht mit einander, daher die Arten ſich immer gleich fortpflanzen. Baſtarde gehören alſo zu den größten Seltenheiten, doch will Bechſtein die Begattung der Rebelkrähe mit der ſchwarzen Krähe geſehen haben, und mehrere nördliche Naturforſcher behaupten, daß zuweilen der Auerhahn ſich mit der Birkhenne begatte, und daraus das mittlere Waldhuhn entſtehe. Allein dieſe Behauptung iſt höchſt unwahrſcheinlich, und ſtreitet gegen alle Erfahrung. Mit den Hausbögeln verhält es ſich dagegen ganz anders. Hier ſehen wir nicht ſelten Baſtard— begattungen. Der Canarienvogel begattet ſich mit dem Diſtelfink, dem Hänfling, ſogar mit dem Sperling; die Haustaube mit andern Taubenarten, der Haushahn mit dem Faſan, mit dem Silber- und Goldfaſan, und mit dem Perlhuhn, und aus den Eiern kommen Baſtarde. Sogar hat man mehrere Beiſpiele, daß der Hahn ſich mit Enten und Entriche mit Hühnern begattet haben, und aus den Eiern wunderbare Zwittergeſchöpfe entſtunden. Allein dieſe Begattungen find eine Folge der Hausgenoſſenſchaft, durch welche die Vögel ihrem urſprünglichen Zuſtande ganz entrückt werden, daher auch ganz andere Sitten und Neigungen annehmen, welche im freien Naturzuſtand gar nicht vorkommen. Man kann die Baſtarderzeugung bei allen höhern Thieren als eine Verirrung anſehen, welche die Gewalt des Menſchen hervorgebracht hat. Längere oder kürzere Zeit nach der Begattung, gewöhnlich nach einigen Tagen, fängt nun das Weibchen an Eier zu legen, nachdem der mehr oder minder künſtliche Neſtbau vollendet iſt. Das Eierlegen dauert fo lange fort, bis die jeder Art eigenthümliche Zahl von Eiern gelegt iſt. Entweder legt das Weibchen jeden Tag ein Ei, oder jeden zweiten Tag, oder zwei Tage hinter einander, und läßt dann den dritten Tag aus. Die Befruchtung geſchieht im Eierſtocke ſelbſt, und das Ei bildet ſich dann erſt nach der Befruchtung aus, und reißt ſich vom Eierfiod los. Die Begattung geſchieht zwar bei den meiſten Vögeln mehrmals, und zwar oft ſchnell hinter einander, aber es ſcheint, als ob eine einzige Begattung hinreiche, um alle Eier zu befruchten, welche für jede Brut befruchtet werden ſollen. Merkwürdig iſt aber der Umſtand, daß durch Wegnehmen der ſchon gelegten Eier, das Eierlegen bei vielen Vögeln ſehr vermehrt werden kann, wie wir dieſes bei unſern Haushühnern und Enten beobachten können, wo, wenn man die Eier wegnimmt, ſehr viele gelegt werden, nimmt man ſie nicht weg, ſo fängt die Henne an zu brüten, ſodald ſie die gehörige Zahl von Eiern gelegt hat. So zwingt man auch die Brandente, die Eiderente, und diejenigen Seevögel, deren Eier man bis zu einer gewiſſen Zeit wegnimmt, mehr Eier zu legen als ſie ſonſt thun würden. Alle Vögel, bei welchen durch Zufall die erſte Brut zerſtört worden iſt, machen dann eine zweite und wird auch dieſe zerſtört, wohl gar eine dritte. Da die Eier und Zungen fo vielen Zufällen ausgeſetzt find, fo iſt dieß eine weiſe Einrichtung der Natur zur Erhaltung der Arten, von denen manche zu Grunde gehen müßten, wenn dieſe Einrichtung nicht ſtatt hätte. D XIV Vom Neſte. Die meiſten Vögel bauen ſich mehr oder minder künſtliche Neſter, in welchen fie ihre Eier legen und fie ausbrüten, und in welchen die jungen Vögel Wärme und Schutz finden. Die Kunſt, das Neſt zu bauen, iſt dem Vogel angeboren, und wird nicht von andern feiner Art erlernt, denn nie ſieht ein Vogel feine Eltern ein Neft bauen, weil er dann noch nicht da iſt, und im folgenden Jahre baut er doch fein eigenes Neſt, eben ſo künſtlich, wie es ſeine Eltern gebaut haben. Die Reſter ſelbſt aber bieten ungemein viele Verſchiedenheiten dar, ſowohl in Hinſicht des Orts, wo ſie angelegt, als der Materialien, aus welchen ſie gebaut werden. Die verſchiedenen Stoffe, welche zu Neſtern verwendet werden, ſind Reiſer, zarte Rinden, Baſt, faules Holz, Stroh, Grashalmen, Schilf, Binſen, Rohr, Blätter, Laubmooſe, Flechten, Haare, Wolle von Pflanzen und Thieren, Spinnweben, Raupengehäuſe, Federn, Seegras, Schlamm und Erde. Viele verwenden auch ihren Speichel zum Zuſammenleimen der Reſtmaterialien. Die Singvögel bereiten ſich die wärmſten und künſtlichſten Neſter; da ſie bei ihrem kleinen Körper oft viele Eier legen, hätten ſie dieſelben nicht gehörig erwärmen können, wenn nicht das Neſt, aus ſchlechten Wärmeleitern gebaut, die Wärme zuſammen hielte. Sie leben in der Monogamie, und beide Gatten tragen die Materialien meiſt gemeinſchaftlich zu, und bauen gemeinſchaftlich am Neft. Es giebt flache, halbkugelförmige napfförmige, walzenförmige , backofenförmige und kugelförmige Neſter. Die innere Form des Reſtes bilden die Vögel theils mit den Füßen, theils durch oͤfteres Hineinſetzen, Drehen und Wenden des Körpers nach allen Seiten. Das eigentliche Bauen und Weben aber verrichten ſie mit dem Schnabel. Die Vögel einer Art ſind indeß nicht alle gleiche Künſtler, wenn auch ſchon das Reſt nach der allgemeinen Form, welche der Art eigen iſt, verfertigt wird, ſo iſt das eine doch ſorgfältiger gebaut als das andere. Die größten Künſtler im Neſtbau finden fich in den Gattungen der Finken, Weber, Droſſeln, Sänger, Pirole, Hordenvögel und Colibris. Es giebt gewobene, geftlzte, genähete, gemauerte und geleimte Neſter. Wir werden bei jeder einzelnen Gattung das Nöthige darüber anführen. Die meiſten Vögel aus den Abtheilungen der Sumpf- und Waſſervögel, der Hühner und Strauße machen gar keine Reſter. Sie ſcharren bloß eine Vertiefung im Sande oder in der Erde ſich aus, oder ſuchen ſchon vorhandene Vertiefungen unter Baumwurzeln, in Steinhaufen, Mauern oder auf dem Boden auf, und legen ihre Eier auf eine Unterlage von Seegras, Strohalmen, Blättern, Grashalmen oder feine Reiſer, welche ohne alle Kunſt und Ordnung zuſammen getragen wird. Der europäiſche Eisvogel legt feine Eier auf halbverdaute Fiſchgräthe, welche er weggebrochen hat; der Bienenfreſſer auf Flügel und Beine von Inſekten, welche er fraß. Einige legen ihre Eier auf die bloßen Felſen hin ohne alle Unterlage. Die Lummen, Alken, Tölpel und Sturmvögel niſten in Felslöchern. Die Meven und Seeſchwalben, Auſternfiſcher, Strandreuter, Waſſer— läufer, Regenpfeifer niſten im Sande. Die Schnepfen, Brachvögel, Rallen, Kibitze, ſuchen einen kleinen Hügel, einen Maulwurfshaufen, einen Gras-, Binſen- oder Schilfbuſch auf, und ſcharren eine kleine Vertiefung. Die Seetaucher bauen ihr Reſt aus trockenen Kräutern an den Ufern der kleinen Landſeen und Teiche, oft hoch in den Gebirgen. Die Enten, Gänſe, Schwäne und Sänger bauen ihr Neft ins Schilf, Rohr, Gras oder Geſträuche, auf eine kleine Erhabenheit. Einige Enten niſten wohl gar auf Bäumen; eine Art, die Brandente, unter der Erde. Sie tragen Reiſer, trockenes Rohr, Schilf, Binſen, Gras oder Blätter zuſammen. Die Eiderente brütet zuweilen in Reiſighaufen; oft unter den Dächern der Häuſer, und füttert ihr Neſt, wie mehrere Entenarten, mit ihren eigenen Dunen. Das Reſt der Albatroſſe und Flamingos beſteht aus Gras, Binſen und Koth und gleicht einem Heuhaufen, in deſſen obern Theil eine Vertiefung ſich befindet, worin die Eier liegen. Die Pinguins und Floffentaucher ſcharren ſich tiefe Löcher am Ufer aus, zu welchen weite, geſcharrte Gänge labyrinthich hinführen. Die Fregatten, Scharben, Anhingas niſten auf Bäume. Schwimmende Nefter bauen die Rohrhühner, die Waſſerhühner und die Steißfüße, aus Rohr, Binſen, Schilf und andern Waſſerkräutern. Die Hühner legen ihre Eier in eine geſcharrte Vertiefung unter Geſträuche und bedienen ſich als Unterlage Strohhalmen, Geniſte und Federn. Die Strauße und Caſuare in Sandlöcher. Die Spechte zimmern ſich Löcher in die Bäume. Die Eisbvögel, Uferſchwalben und die Bienenfreſſer graben ſich horizontale Höhlen. Die Schwalben kleben ihre Nefter an Felſen und Mauern. Einige Arten bauen ſogar eßbare Nefter aus einer Art von Schleim, wahrſcheinlich von Fiſchrogen. Die Segler niſten in Mauerlöcher und bauen ſich aus mancherlei Materialien zuſammengeleimte platte Neſter. Die Droſſeln, Sänger, Ammern, Lerchen, Finken, Würger, Tangaras bauen aus Moos, Grashalmen, Wurzeln, halbkugelförmige Nefter auf Bäume oder auf die Erde. Das Reſt der Singdroſſel iſt innerlich mit faulem Holz glatt gepflaſtert. Die Neſter der Colibris beſtehen aus Raupen- oder Spinnenfeide oder Baumwolle, und find wie gefilzt, auswendig aber mit Flechten belegt, die nach Wilſons Meinung, mit Speichel feſt geklebt ſind. Sie ſtehen in der Gabel eines Citronen- oder Pomeranzenbaums, oder in einem Caffeeſtrauch, oder zwiſchen den Blättern der wilden Ananas. Die Elſter baut ein Reſt aus Reiſern, welches oben mit einer Dornenkrone gedeckt iſt; der Zaunkönig baut fein backofenförmiges Net aus Reiſern und Moos, fo daß man es für einen Haufen Moos anſieht, und das Vögelchen ganz darin verſteckt iſt. Das Goldhähnchen hängt fein ebenfalls ganz rundes Neft in die Gabel eines Baumzweiges, die Beutelmeiſe hängt es ebenfalls auf, und befeſtigt es mit Baſt fo an die Zweige, daß fie durchgehen und gleichſam zu Seitenbalken dienen. Auch die Schwanz- und Bartmeiſen bauen gedeckte Reſter. Der europäiſche Pirol macht ein korbförmiges, zwiſchen zwei Zweigen hängendes Neft. Die Hordenvögel Amerikas machen aus Bartflechten oder Baſt große, oft mehr als einen Fuß lange, ſchmale, beutelförmige, hängende Neſter, meiſt viele auf einen Baum, von deſſen Aeſten ſie wie Bärte herab hängen. Auch mehrere Papageien der alten Welt und die ſogenannten Webervögel bauen ſich hängende Neſter. Die ganze Gattung der Hordenvögel zählt die geſchickteſten Künſtler unter ſich. Der abyſſiniſche Weber baut ein faſt pyramidenförmiges Neft an die Spitze eines über einen Fluß hängenden Baumzweiges. Der Eingang des Reſtes iſt gegen Oſten, und die Höhlung iſt in zwei Kammern getheilt, der Eingang führt zuerſt in die untere, und aus dieſer geht eine Oeffnung in die obere Kammer, in welcher die Eier liegen, welche ganz vor dem Regen geſchützt werden. Aehnliche künſtliche Neſter bauen der capiſche, bengaliſche und der philippiniſche Weber, wovon bei der Charakteriſtik der Gattung das Nähere ſoll angeführt werden. Unter den Sängern giebt es auch einige Künſtler, deren Arbeiten ins Schneiderhandwerk einſchlagen. Viele amerikaniſche Sänger bauen ſich ſehr künſtliche hängende Reſter, welche bei europäiſchen Vögeln überhaupt ſeltener ſind als bei den Vögeln der wärmern Länder. Auch die Zuckerfreſſer Afrikas bauen meiſt hängende, beutelförmige und bedeckte Reſter. Der Schneiderbvogel befeſtigt ein welkes Blatt an ein grünes des Mangobaumes und näht es durch Pflanzenfaſern mit feinem dünnen Schnabel an dasſelbe feft, das Reſt liegt nun zwiſchen beiden, und iſt innwendig mit Wolle XV und Federn gefüttert. Der Ciſtenſänger nähet mit Spinnweben einen dichten Haufen Seggengras ſo zuſammen, daß ſie einen feſten Kreis bilden, der zur Wandung des Neſtes dient, ähnliches Gewebe bildet den Boden des Neftes, und oben wird durch Zuſammennähen ein Dach gebildet, über welches die blühenden Grasriſpen emporragen. Die Madenfreſſer Amerikas bauen gemeinfchaftliche Reſter für ſechs bis zehn Paare aus Reiſern und ſtarken Blättern, auf einem hohen und dichten Strauch. Der capiſche Heuſchreckenfreſſer baut ebenfalls ein gemeinſchaftliches Neft, aus einer Menge Zellen beſtehend, jede mit einem beſondern Eingang; alle aber ſind oben mit einem aus Reiſern gebildeten Gewölbe bedeckt. Die Neſter der Raubvögel, Geier, Adler, Falken, werden meiſt auf Felſen und den höchſten Waldbäumen gefunden. Sie haben eine Unterlage von mehr oder minder dicken Baumäſten und Reiſern, da wo die Eier liegen ſind dieſe Reiſer dünner und feiner, und oft mit etwas Stroh untermiſcht. Einige Tagraubbögel niſten auch an der Erde im Schilf und Rohr. Die Eulen niſten in Mauerlöchern und hohlen Bäumen, einige auch in Erdlöchern. Die auf Bäumen niſtenden Waſſer- und Sumpfvögel bauen ſich ähnliche Nefter, wie die Raubvögel, fo die Scharben, Fregatten, Anhingas, Reiher und Störche. Der weiße Storch baut fein Neft aus Reiſig und Heu auf die Dächer der Häuſer und Kirchthürme. Der braſiliſche Momot niſtet in die Höhlen der Gürtelthiere, und faſt alle Eisvögel ſcheinen in Erdlöchern zu brüten. Da der Zweck des Neſtbaues hauptſächlich darin beſteht, den Eiern die nöthige Wärme, oder aber der Brut Schutz zu verſchaffen, fo muß ſich der Neftbau ſowohl als der Ort, wo das Neft angebracht wird, nach dem Lande und nach der Lebensart des Vogels richten. Die meiſten Vögel bauen ihre Neſter einzeln, nur wenige in größern oder kleinern Colonien. Zu den letzten gehören außer den ſchon angeführten Vögeln, die Saatkrähen und Wachholderdroſſeln. Dann aber beſonders die Scharben, Meven, Seeſchwalben, Tölpel, Sturmvögel, Raubmeven, Alken, Larventaucher, Taucherhühner und Pinguine, deren zahlloſe Schaaren die Klippen und Ufer der nördlichen Meeresgeſtade bedecken, und von deren Oeconomie bei den Arten ſelbſt mehr wird angeführt werden. Von den Eiern. Sobald der Bau des Neſtes vollendet iſt, fo fängt das Weibchen an Eier zu legen. Die Weibchen der kleinern Arten, z. B. der Finken, Droſſeln, Ammern, legen jeden Tag ein Ei; die Weibchen der größern Vögel, z. B. Pfauen, Schwäne, Gänſe, Enten, legen entweder zwei Tage hinter einander fort, und ſetzen den dritten Tag aus, oder fie legen nur einen Tag um den andern. Das Legen dauert ſo lange fort bis die jeder Art eigenthümliche Zahl von Eiern gelegt iſt. Dieſe Zahl iſt ſehr verſchieden, nicht bloß bei den Gattungen und Arten, ſondern auch bei den Indibiduen einer Art. Auch das Clima ſcheint Einfluß auf die Zahl der Eier zu haben. So ſollen, nach Azara, die kleinen Vögel in Südamerika weniger Eier legen als die in Europa, aber öfter brüten. Die zum erſten Mal brütenden Weibchen und die Alten, legen weniger Eier als die Weibchen mittlern Alters. Bei einer zweiten Brut in demſelben Jahre, hat die zweite Brut weniger Eier als die erſte. Durch Wegnehmen einiger Eier, welche noch nicht gebrütet ſind, kann man die Zahl der zu legenden um einige vermehren. Wenn die erſte Brut zerſtört wird, ſo wird gewöhnlich eine zweite, und wenn auch dieſe zerſtört wird, oft ſogar eine dritte von demſelben Paare veranſtaltet, wo dann aber bei den folgenden weniger Eier gelegt werden, und neue Begattungen vorgehen. Bei den zahmen Hühnern iſt das Eierlegen habituel geworden, und ſie legen oft faſt das ganze Jahr hindurch, die Mauſerzeit ausgenommen, wenn ſie reichliche Nahrung und warme Ställe haben. Läßt man ihnen aber die Eier im Frühjahr liegen, ſo fangen ſie an zu brüten. Der Menſch hat ſich dieſe Eigenſchaft vielfach zu Rutze gemacht, indem er vielen Vögeln die erſten Eier wegnimmt, und ſie ſo zum Mehrlegen zwingt, ohne die Fortpflanzung der Art zu hindern. So werden die Eier der Meven, Seeſchwalben, Sturmvögel, Kiebitze, Eiderenten, Brandenten u. ſ. w. bis auf eine gewiſſe Zeit weggenommen, und erſt dann das Brüten der nach dieſer Zeit gelegten Eier geſtattet. Die Zahl der Eier läßt ſich im allgemeinen ungefähr beſtimmen. Papageitaucher, Sturmbögel, Alken, Fregattvögel, Tölpel und Pinguine legen nur eins bis zwei. Die Seetaucher, Flamingos, Kraniche, Tauben, Tukane, Motmots, Kolibris, Papageien, Rachtſchwalben, zwei. Die Meven, Meerſchwalben und die meiſten Raubbögel zwei bis vier. Die Steißfüße, Regenpfeifer, Kiebitze; Schnepfen und andere Sumpfbögel drei bis vier. Die Droſſeln, Ammern, Finken, Tangaras, Pirols, Fliegenfänger, Sänger, Bachſtelzen, Schwalben, Lerchen, Piever, vier bis ſechs. Die Meiſen, Goldhähnchen und Zaun— könige acht bis zwölf. Die Schwäne, Enten, Gänſe, Sägetaucher, die Waldhühner, Rebhühner, Faſanen, Pfauen, acht bis fünfzehn, die Strauße dreißig, die Haushühner bis auf hundert. Die Größe der Eier iſt außerordentlich verſchieden, und richtet ſich größtentheils darnach, ob die Vögel mehr oder minder ausgebildet aus dem Ei kommen. Die einen entſchlüpfen dem Ei ganz nackt und ohne Federn, die andern dagegen ſind vollkommen befiedert, und dieſe haben mehr Raum nothwendig und bedürfen alfo auch größerer Eier. Zu den erſten gehören die Raubvögel, Tauben und ſämmtliche Singvögel und Klettervögel, zu den letzten dagegen die Hühner, Sumpf- und Waſſerbögel. Die Eier der erſten ſind alſo bedeutend kleiner nach Verhältniß der Vögel, als die der zweiten Abtheilung. So iſt das Ei eines Adlers kleiner als das der viel kleinern Gans, das Ei einer Krähe kleiner als das des Kiebitzes, ja ſelbſt kleiner als die Eier viel kleinerer Sumpfvögel. Aber auch unter den Waſſervögeln, welche ſehr entwickelt aus den Eiern kommen, iſt wieder ein großer Unterſchied, ſo iſt z. B. das Ei der Grilllumme oder des Alks, wo die Vögel kaum größer als Tauben ſind, größer = 11 größten Hühnereier und die Eier der Scharben, welche doch faſt die Größe der Gans haben, ſind nicht ſo groß als ühnereier. a Auch in Hinficht der Form find die Eier wieder verſchieden, nicht bloß nach den Arten, ſondern auch bei einer und derſelben Art, allein im allgemeinen bleibt ſich die Form doch ähnlich. Nur bei den Haushühnern findet man bedeutende Abweichungen, doch als Seltenheiten, und die Form ſcheint nur zufällig und ohne Bezug auf das Geſchlecht des ſich entwickelnden Vogels, wie einige ältere Naturforſcher geglaubt haben. Selbſt die Geftalt der Vögel hat mit der Geftalt der Eier wenig Verbindung, obſchon man denken ſollte, die Geftalt des Vogels müſſe auch auf das Ei Einfluß haben, oder vielmehr die Geſtalt des Eies die Geſtalt des Vogels beſtimmen, da ſich die Bildung des Vogels nach der Geſtalt der Schale richten ſollte. Ein länglicher oder mit langen Füßen verſehener Vogel ſollte nach den ſtärker ausgebildeten Theilen auch ein längliches Ei haben, z. B. Störche, Reiher, Strandläufer, Sumpfläufer; allein die Eier der erſten beiden Gattungen find XVI eiförmig, die Eier der beiden andern dagegen birnförmig. Die Eier faſt aller Raubvögel ſind kurz, bauchig, ſich der runden Form nähernd, beſonders die der Eulen. Faſt ganz rund find die Eier des Bienenfreſſers, der Eisvögel und der Racker, doch findet man von letzterer Art auch beinahe eiförmige. Eiförmig find die Eier aller ſperlingsartigen Vögel , Raben, Spechte, Papageien, Hühner, Enten, Gänſe, Schwäne, Scharben, nur mehr oder weniger bauchig oder länglich. Birn— förmig die Eier der Schnepfen, Sandläufer, Waſſerläufer, Sumpfläufer, Regenpfeifer, Brachvögel, Alken und Lummen. Faſt walzenförmig die Eier der Seetaucher. Die Geftalt der Eier hängt von der Geftalt des untern Eierleiters ab, welcher in verſchiedenen Vögeln verſchieden geſtaltet iſt. Die Farbe der Eier iſt auch nach den Arten und Gattungen verſchieden, und varirt ſelbſt bei derſelben Art oft ſehr. Auf die Farben der Vögel hat die Farbe der Eier nicht den geringſten Bezug, im Gegentheil, die ſchönſten Vögel haben weiße Eier. Weiß und ohne alle Flecken find die Eier der Papageien, Colibris, Spechte, Eisvögel, Bienenfreſſer, Racker, der Tauben, der Flamingos, der Haushühner, des Storchs, des Eisſturmvogels, des Sandhuhns, aller europäiſchen Eulen und einiger Tagraubvögel und Enten. Ungefleckt aber verſchieden gefärbt, röthlich, gelblich, grünlich, ſind die Eier der Faſanen, Nachtigallen, der Felſen- und Blauamſel, der Reiher, Enten, Gänſe, Schwäne, Strauße, Caſuare, Tinamus und mehrerer Sänger und Schwalben. Die Eier der Finken, Kernbeißer, Ammern, Droſſeln, Würger, der meiſten Schwalben, Nachtſchwalben, Lerchen, Bachſtelzen, Meiſen, vieler Sänger, der Rohrhühner, Waſſerhühner, Meven, See— ſchwalben, Auſternfiſcher, Säbelſchnäbler, Regenpfeifer, Waldhühner, Wachteln u. ſ. w. find auf verſchiedenem Grunde verſchiedenartig getüpfelt, gefleckt oder gewölkt. Die Eier der meiſten Tagraubvögel ſind mit größern oder kleinern braunen Flecken bezeichnet, einige faſt ganz braun, einige ganz weiß, und bei vielen Arten kommen fie bald ganz weiß, bald gefleckt bor, und variren alſo ſehr. Die Farbe der Eier beſteht in einem dünnen Ueberzug der äußern Fläche der Eiſchale. Bei friſch gelegten oder noch naſſen Eiern, oder bei ſolchen, welche man aus dem Leibe des Vogels nimmt, wenn er ein zum Legen reifes Ei bei ſich trägt, läßt ſich die Farbe abwiſchen oder mit warmen Waſſer abwaſchen, allein ſpäter wird ſie ſo feſt anhängend, daß ſie nicht mehr abläßt. Die Urſache der Färbung iſt unbekannt, höchſt wahrſcheinlich hängt ſie großentheils von den Nahrungsmitteln ab, und der färbende Stoff kommt aus den Exkrementen, oder den dem Harn beigemiſchten Beſtandtheilen. Hühnern, welchen man Grapp unter das Futter oder Getränk miſcht, bekommen röthliche Eier. Welchen Einfluß die Farbe auf das innere des Eies habe, und überhaupt welcher Nutzen dadurch entſtehe, iſt durchaus nicht ausgemittelt. Die Eier aller Vögel ſind, die Farbe ausgenommen, ſich einander ganz ähnlich. Sie beſtehen aus der Eiſchale, der Eiſchalenhaut, aus dem Eiweiß und ſeinen Häuten, aus dem Dotter, aus den ſogenannten Hageln und endlich aus dem ſogenannten Hahnentritt oder der Narbe. Jeder dieſer Theile hat feine beſondere Beſtimmung, daher muß von jedem beſonders geſprochen werden. Wir können beim Ei des Vogels, wenn es bebrütet wird, die ſchaffende Natur gleichſam belauſchen, und das tägliche Fortſchreiten der Bildung des Jungen aufs genaueſte beobachten, und uns ſo einigen Begriff von der Bildung des Menſchen und der Säugethiere verſchaffen. Das Werden oder Bilden ſelbſt ſehen wir aber nicht, ſondern nur das Gewordene! das ſchon Gebildete. Den erſten Anfang des organiſchen Körpers kann das Auge nicht ſehen, da erſt dann, wenn der Körper ſchon einige Bildung hat und undurchſichtig geworden iſt, er uns deutlich wird. Bei der Bildung des Vogels im Ei ſehen wir, daß der Vorgang nicht ſo weſentlich von dem, was bei den Säugethieren geſchieht, verſchieden iſt, als es zuerſt ſcheint. Die Verſchiedenheiten, welche ſich bei beiden Claſſen zeigen, hängen mehr vom Orte ab, wo ſie geſchehen, und nach dieſem müßte der Vorgang etwas abweichend ſeyn. Man hat die Unterſuchungen und Beobachtungen meiſtens an Hühner— eiern angeſtellt, weil die Hühner beinahe am meiſten Eier legen, und dieſe unter unſern Augen und in unſern Häuſern ausbrüten. Die Eiſchale iſt hart, zerbrechlich und porös. Gewöhnlich iſt fie am obern ſtumpfen Ende des Eies dicker und feſter als am untern oder ſpitzen Ende. Im allgemeinen ſteht ihre Dicke im Verhältniß mit der Größe der Eier, ſo daß alſo große Eier eine dickere Schale als kleine Eier haben, dieß iſt jedoch etwas verſchieden. Die Eier der Waſſervögel haben im ganzen dickere Schalen als die der Landvögel. Vorzüglich dünne Schalen haben Schwalben, Staare, Meiſen ze. Die Poren der Eier erkennt man an großen Eiern, z. B. Straußen, Caſuaren u. ſ. w. leicht mit bloßem Auge, an kleinen durch das Ver— größerungsglas. Am Hühnerei unter der Luftpumve zeigen ſich dieſe Poren an der ganzen Eiſchale durch die Menge kleiner Bläschen, welche ſich allenthalben zeigen und im Waſſer aufſteigen. Durch dieſe Poren verdunſtet auch das Eiweiß, daher find alte Eier leichter als friſche, und die eindringende Luft füllt den Raum aus; daher zeigen auch ſolche alte Eier mehr Luftbläschen. Die durch die Poren eingedrungene Luft iſt aber Urſache des Faulens der Eier. Man kann daher Eier ſehr lange friſch erhalten, wenn man ſie mit einer fetten Subſtanz überzieht, wodurch das Eindringen der Luft gehindert wird. Die Eiſchale beſteht, nach den neueſten chemiſchen Unterſuchungen, aus kohlenſaurer und etwas phosphorſaurer Kalkerde, welche durch thieriſche Gallerte verbunden iſt. Sie hat mit den Schalen der Krebſe und Seeigel die größte Aehnlichkeit. Die innere Fläche der Eiſchale iſt mit einer dünnen, weißen, aus zwei Platten oder Schichten beſtehenden Haut, der ſogenannten Eiſchalenhaut überzogen, welche an ihrer äußern Fläche etwas rauh iſt, und an der Eiſchale anhängt. Ihre innere Fläche iſt glatt, und umgiebt das Eiweiß. Sie beſitzt mehrere Poren, durch welche das Eiweiß ausdünſten und die athmosphäriſche Luft eindringen kann. Dieſe beiden Platten ſind am ſtumpfen Ende etwas von einander getrennt, und bilden einen mit athmosphäriſcher Luft gefüllten Raum, meiſt in der Mitte des Endes, oft auch etwas ſeitwärts. In ganz friſch gelegten Eiern iſt er nicht, in alten ſehr groß, weil er hauptſächlich durch das Ausdünſten des Eiweißes entſteht, welches beträchtlich iſt. Im bebrüteten Ei wird er noch größer, da auch die Ausdünſtung ſtärker iſt. Eine merkwürdige, jedoch jeder Magd bekannte, Erfahrung iſt es, daß ſich der ſpitze Theil eines Eies, an die Zunge gehalten, kalt, der ſtumpfe Theil warm anfühlt, wahrſcheinlich weil das am ſpitzen Theil befindliche Eiweiß ein beſſerer Wärmeleiter iſt als die im ſtumpfen Theil befindliche athmosphäriſche Luft. Jenes entzieht der Zunge mehr Wärme als dieſes, daher mag das Gefühl von Kälte und Wärme an den entgegengeſetzten Enden kommen. An der innern Fläche der Eiſchalenhaut liegt das durchſichtige, etwas gelblich weiße, klebrige und zähe Eiweiß, welches den Dotter umgiebt. An friſchen Eiern kann man leicht ein äußeres und inneres Eiweiß unterſcheiden, noch beſſer an frifch hart geſottenen Eiern, wo ſie zwei das Eigelb umgebende Rinden bilden. Das äußere Eiweiß iſt flüſſiger, waſſer— reicher als das innere; es bildet, in einer zarten durchſichtigen Eihaut eingeſchloſſen, eine dünne Lage um das innere Eiweiß. Wenn man ein Ei öffnet, fo fließt es zuerſt heraus. In friſch gelegten Eiern iſt es in größerer Menge vorhanden als in alten XVII Eiern, weil bei letzterm ſchon ein Theil durch die Poren der Eiſchalen verdunſtet iſt. Das innere Eiweiß iſt viel conſiſtenter und in größerer Menge vorhanden als das äußere. In friſchen Eiern verhält es ſich ungefähr wie 4 bis 5 zu 1. Auch das innere Eiweiß wird von einer dünnen durchſichtigen Haut umgeben, welche gegen das ſpitze Ende des Eies eine Verlängerung bildet, die ziemlich feſt an der Eiſchalenhaut anhängt. Das Eiweiß beſteht nach den neuern Verſuchen aus 80 Theilen Waſſer, 15 Theilen Eiweißſtoff und 4 Theilen Schleim; auch enthält es etwas kohlenſaures Natrum, denn das friſche Eiweiß färbt die blauen Pflanzenſäfte grün. Außerdem enthält es etwas weniges Schwefel, wovon ein Theil beim Kochen entweicht und ſich durch den Geruch verräth. Der Dotter oder das Eigelb liegt innerhalb des zweiten Eiweißes, dem ſtumpfen Ende des Eiweißes etwas näher als dem ſpitzen. Es ſchwimmt nicht ganz frei im Innern des Eies, weil es durch zwei Stränge (Hagel) an das Eiweiß befeſtigt iſt. Die eigentliche gelbe Dotterſubſtanz iſt in der zarten weichen Dotterhaut enthalten. Im ganz friſchen Zuſtand erblickt man auf der Dotterhaut einen milchweißen ſchmalen Streifen, welcher ſich von einem Hagel zum andern fortſetzt, und ſo eine Art Gürtel um das Eigelb bildet. Die Eier der Waſſervögel haben mehr Dotter als die der Landvögel, und weniger Eiweiß. Der Dotter beſteht aus Waſſer, Oel, Eiweißſtoff und etwas Gallerte. An den beiden gegen die Enden des Eies gekehrten Flächen des Dotters, jedoch nicht ganz in der Mitte, ſind zwei weißliche gallertartige, beträchtlich confiftente Stränge befeſtigt, welche man Hagel nennt. Sie find nicht gleich dick, der gegen die Spitze des Eies ſehende iſt dicker als der, welcher gegen den ſtumpfen Theil des Eies gerichtet iſt. Beide Hagel ſind durch den feinen weißlichten Streifen, welcher den Dotter in Form eines Gürtels umgiebt verbunden, dieſer Gürtel, welcher aber nur in ganz friſchen Eiern bemerkbar iſt, theilt den Dotter in zwei ungleiche Halbkugeln. Die Hagel welche man ſowohl in befruchteten als unbefruchteten Eiern findet, ſcheinen, dem erſten Anſchein nach, aus mehreren gallertartigen Körnern zu beſtehen, welche faſt die Geſtalt von Hagelkörnern haben. Genauer betrachtet, ſind es aber ſpiralförmig gewundene Stränge, welche an der Dotterhaut befeſtigt ſind, allmählig dünner werden und in mehrere feine Fädchen oder Röhrchen ausſtrahlen, welche ſich ins Eiweiß ausbreiten. Dieſe Stränge ſind hohl und münden mit einer kleinen Oeffnung in die Höhle der Dotterhaut ein, und einer geſchickten Hand gelingt es zuweilen eine feine Sonde in den Kanal der entwickelten Stränge zu bringen. Die Funktion der Hagel ſcheint theils Befeſtigung des Dotters in ſeiner Lage zu ſeyn, theils das Eiweiß durch fie, während der Bebrütung und Bildung des Fötus, in die Dotterhaut zu leiten, und der Subſtanz des Dotters beizumiſchen, denn man bemerkt, daß während der Bebrütung die Maſſe des Eiweißes abnimmt, die des Dotters hingegen ſich vergrößert, welches wahrſcheinlich durch Einſaugung des Eiweißes und Abſetzung in den Dotter geſchieht. Auf der Haut des Dotters, faſt in der Mitte der einen kleinern Hälfte, erblickt man einen kleinen, runden, faſt milchweißen Flecken, bei Hühnereiern etwa von der Größe einer Linſe. Dieß iſt der ſogenannte Hahnentritt oder die Narbe, er iſt, ſowohl im bebrüteten als unbebrüteten Ei mit einigen weißlichen Kreiſen umgeben. Er findet ſich auf dem Dotter aller Eier, ſelbſt der unbefruchteten, ja man findet ſie ſchon auf den noch am Eierſtock hängenden Dottern, ſelbſt an den kleinſten kann man fie durch das Vergrößerungsglas entdecken. Es iſt ein kleines zuſammengedrücktes, mit einer weißlichen Flüſſigkeit angefülltes Bläschen, und wahrſcheinlich das eigentliche Ei, in welchem ſich nach der Befruchtung der Keim des Fötus bildet, eben ſo wie ſich ähnliche Bläschen auch im unbefruchteten Eierſtock der Säugethiere vorfinden. Die andern Subſtanzen alle ſcheinen bloß zur Ernährung des künftigen Fötus zu dienen, und in die Maſſe des ſich bildenden Thieres aufgenommen und verwandelt zu werden. Man findet daher nach der Bebrütung die erſten Spuren des Embryo in dieſer Narbe. Zuweilen findet man dieſes Bläschen in großen Eiern doppelt, und in dieſem Falle wäre wahrſcheinlich ein doppelter oder monſtroſer Embryo entſtanden, welche nicht ſelten vorkommen. Bildung des Eies in den Zeugungstheilen. Die erſten Spuren der Dotter findet man in dem Eierſtock in Form von ſehr kleinen Körnern oder Kügelchen. Sie ſind in einer gefäßreichen Haut enthalten, welche mittelſt eines Stielchens am Eierſtocke feſthält. Jeder Dotter bildet eine kleine Blaſe, in welcher eine milchige Flüſſigkeit enthalten iſt, die nach und nach eine gelbe Farbe annimt, fo wie der Dotter größer wird. Die Narbe findet ſich an derjenigen Stelle, wo der Dotter mittelſt des Stielchens am Eierftod hängt. Sie ſcheint der zuerſt gebildete Theil des Eies zu ſeyn. Die Dotter ſind außer der Legezeit ſehr klein, faſt unſichtbar, zur Begattungszeit aber wachſen fie ſehr ſchnell, und der Eierſtock ſieht wie eine Traube aus, an welcher Beeren von allen Größen ſich befinden. Tiedemann fand bei einer Henne, welche regelmäßig einen Tag um den andern legte, am folgenden Tag, nachdem ſie zuletzt gelegt hatte, ein faſt ganz ausgebildetes Ei, und drei ſchon beträchtlich große Dotter am Eierſtock ſitzend. Der größte vollkommen reife Dotter wog 160 Grane, der darauf folgende 85 und der dritte 30, folglich mußte der zweite Dotter um die Größe des erſten zu erhalten, in 36 Stunden 75 Gran, und der dritte, um die Größe der zweiten zu erreichen, 55 Gran zunehmen. Der Dotter im Eierſtock hatte, wie der an einem gelegten Ei, vollkommen das gleiche Gewicht, und nimmt alſo während ſeinem Durchgang im Eierſtock nicht mehr an Gewicht zu. Die Haut, welche den Dotter an den Eierſtock befeſtigt, heißt der Kelch. An dem Kelch des vollkommen reifen Dotters erblickt man einen weißen glänzenden Streifen, dieß iſt die Stelle wo der Kelch zerreißt, um den Dotter in die weite trichter⸗ förmige Mündung des Eierleiters hinübergehen zu laſſen. Zuweilen gelangt der Dotter nebenbei in die Bauchhöhle, wo er ſich unvollkommen ausbildet, ohne jedoch Schale zu bekommen, und dem Thier den Tod zuzieht. Der Dotter kommt nun in den Eierleiter, welcher während der Legezeit ungemein blutreich iſt, und zwiſchen den beiden großen Luftbehältern des Bauches liegt. Die Gefäße des Eierleiters nun ſondern das Eiweiß ab, es ſcheint als ob der Dotter die in den Falten des Eierleiters liegenden Gefäße reize, daß ſie nun ſchnell abſondern, ſo daß die Bildung des Eiweißes binnen 18 bis 24 Stunden beendigt ift, wozu der Dotter felbft thätig mitzuwirken ſcheint. Zuerſt bilden ſich die Hagel deutlicher, und um ſie herum legt ſich das Eiweiß an. Die Fortbewegung des Dotters mit dem Eiweiß geſchieht durch eine Art von wurmförmiger Bewegung des Eierleiters. Aus dieſem gelangt es nun in die untere Erweiterung oder den ſogenannten Uterus des Eierleiters, erhält hier ſeine Geſtalt, und wird mit der Eiſchalenhaut und Schale umgeben. Von der Form dieſes Theiles hängt auch die Form der Eier ab, und aus ſeinen Gefäßen ſondert ſich jene kalkigte Kruſte aus, woraus ſich die E Eiſchale bildet. Anfangs ift fie weich, breiig und klebrig, legt ſich ſchichtweis auf die Haut an und verhärtet nach und nach, ſo daß Haut und Schale in höchſtens 18 Stunden vollendet iſt. Das Ei dehnt nun den Uterus bis zum Magen hin aus, und iſt mit dem ſtumpfen Ende aufwärts, mit dem ſpitzen gegen die Mündung der Scheide gekehrt. Durch die Zuſammenziehung der im Uterus befindlichen Muskelfaſern wird das gebildete Ei durch die kurze Scheide in die Kloake fortbewegt, wo es noch kurze Zeit weilt, und wahrſcheinlich erſt hier ſeine Farbe bekommt, und dann durch die Aftermündung, wahrfcheinlich mit ſchmerzhaftem Gefühl ausgeſtoßen wird. Die Befruchtung des Eies geſchieht im Eierſtock, wie die Hennen beweiſen, welche vom Hahn einmal getreten, Wochen, ja Monate hindurch, fruchtbare Eier legen. Wie eigentlich dieſe Befruchtung geſchehe iſt unbekannt, und gehört unter die Geheimniſſe der Natur, zu deren Erklärung wir bloße Hypotheſen zu Hülfe nehmen müſſen, die uns in der Hauptſache immer im Dunkeln laſſen. Die Weibchen vieler Vögel legen Eier, obſchon fie ſich niemals begattet haben, z. B. Haushühner, Faſanen, Puter, Pfauen, Tauben, Enten, Gänſe, Canarienvögel, Papageien, Adler, Strauße, Caſuare. Dieſe unbefruchteten Eier haben zwar denſelben Bau wie die befruchteten, allein fie verderben leicht und gehen ſchneller in Faulniß über als die befruchteten. Man nennt ſie Windeier. Sie ſind auch weniger ſchmackhaft als die befruchteten. Wohlgenährte und ſehr wollüſtige Vögel legen am meiſten Windeier, beſonders wenn mechaniſche Reize der Geſchlechtstheile dazu kommen. Mißgebildete Eier. Es kommen ſehr häufig Abweichungen vom Bau der Eier vor, welche in frühern Zeiten zu vielerlei wunderlichen Sagen und Fabeln Anlaß gaben. Merkwürdig aber iſt es, daß ſie, ſoviel bekannt, nur bei Hausvögeln vorkommen. (Doch ſollen auch die Eier des weißen Tölpels, Sula alba, nicht ſelten mißgebildet ſeyn.) Zuweilen legen die Hühner Eier ohne Schale, fie kommen am häufigſten bei gutgenährten, häufig legenden Hennen vor, und ſcheinen durch die neu in der Eierleiter einge— tretenen Eier fortgetrieben worden zu ſeyn, ehe ſich die Eiſchale bildete, oder die Urſache liegt in Einflüſſen, welche die gehörige Erzeugung der Kalkerde im Uterus hindern. Auch krampfhafte Zuſammenziehungen können vielleicht das Ei zu früh austreiben. Junge zum erſten Male legende Hühner, legen bisweilen außerordentlich kleine Eier, welche entweder im Innern gehörig beſchaffen, nur viel kleiner find, oft aber haben fie gar keinen Dotter, ſondern bloßes Eiweiß, welches zuweilen zäh und erhärtet iſt, und die Geſtalt eines Wurmes oder kleinen Schlange hat, dieſe werden dann von abergläubiſchen Leuten Hexeneier, auch wohl Hahneneier genannt, weil ſie glauben, daß alte Hähne Eier legen, die im Miſt oder von Kröten und Schlangen ausgebrütet würden, und daß aus ihnen die ſogenannten Baſilisken zum Vorſchein kämen, von welchen uns die alten Schrift— ſteller ſo ſchreckliche Sachen erzählen. Solche Eier werden von ſehr alten Hennen gelegt, welche dann oft Hahnenfedern bekommen, oder es ſind die letzten Eier, welche Hennen in einem Jahr von ſich geben. Die von mehreren ältern Aerzten und Naturforfchern beſchriebenen Hahneneier find nichts anders als ſolche welche von alten, oft krähenden und Hahnengefieder beſitzenden Hennen gelegt worden. Sehr oft findet man in Eiern der Haushühner zwei, fogar drei Dotter, welche von einem gemeinfchaftlichen Eiweiß und einer Schale umgeben ſind. Meiſt ſind ſolche Eier ſehr groß. Sie entſtehen, wenn zwei Dotter beinahe zu gleicher Zeit ſich loßreißen und in den Eierleiter gelangen, wo fie dann zuſammen von der Schale eingeſchloſſen werden. Dieſer Fall kommt am häufigſten bey jungen fetten Hühnern vor. Bisweilen findet man in einem großen Ei noch ein anderes kleines Ei eingeſchloſſen, letzteres iſt entweder vollkommen ausgebildet, und enthält einen Dotter mit dem Eiweiß, oder es beſteht bloß aus dem Eiweiß mit der Eiſchale. Zuweilen fehlt auch dem großen Ei der Dotter. Lichtenberg fand in einem Ei ein anderes vollkommnes Ei. Dieſe Eier in Eiern ſcheinen hauptſächlich fo zu entſtehen: Wenn ein ſchon gebildetes Ei in feinem Durchgange gehindert wird und noch ein neues Ei in den Uterus gelangt, ſo umhüllt das Eiweiß dieſes Ei, und hierauf bildet ſich noch eine, bei den Eiern gemeinſchaftliche Schale. Man hat auch zwei an den Spitzen verwachſene Eier beobachtet, welche innerlich beide vollkommen waren. Die Schalen beider waren mit einander verwachſen. Eben fo hat man Eier mit Anhängen oder Auswüchſen, und ganz krumme Eier angetroffen. Auch hat man in Eiern fremde Körper eingeſchloſſen gefunden. Perrault fand in einem Ei eine Stecknadel, Wedel einen Kieſelſtein. In den Straußeneiern ſoll man oft nach Barrows und Lichtenſteins Zeugniß Kieſelſteine finden, welche von der Größe einer Erbſe, gelb von Farbe und ſehr hart ſind. Wahrſcheinlich kamen ſie durch den After in die Kloake zufällig, wenn ſich die Strauße in den Sand legen. Auch Würmer will man in Eiern gefunden haben, welche auf ähnliche Art darein gekommen ſeyn mögen wie die Kieslinge. Endlich fand man auf der Eiſchale der Hühner verſchiedene Flecken, welche die Einbildungskraft bald mit Sonnen, Sternen oder Kometen verglich. Von dem Bruͤten. Sobald das Weibchen die gehörige Anzahl von Eiern gelegt hat, beginnt das Brüten. Die Wärme, das große Triebrad alles Lebens, ohne welche kein Keim der Pflanze, keiner eines Thieres ſich entwickeln kann, ohne welche die ganze Natur todt wäre, wirkt auch beim Eie mit mächtiger Kraft. Sie allein iſt es, welche das große Wunder zu wirken vermag, aus einem Tropfen Flüſſigkeit ein belebtes Weſen zu entwickeln. Die Weibchen bleiben nun im Reſte auf den Eiern ſitzen, wodurch die nöthige Wärme hervorgebracht wird. Die Urſachen, welche die Vögel zum Brüten zwingen, ſcheinen in einem fieberhaften Zuftande, vorzüglich des Unterleibes zu liegen. Dieſe Theile find heiß, trocken und die Federn fallen aus. Die Vögel find traurig, verlieren den Appetit und werden mager. Gewiſſe Futterarten vermehren bei den Hühnern den Trieb zu brüten, wie in Wein oder Bier getauchtes Brod, und Beimiſchung von getrockneten Blättern von Brennneſſeln und deren Samen. Kälte, Mangel an Nahrung, Baden des Steißes in kaltem Waſſer, erſtickt dieſen Trieb. Bewundernswürdig iſt die Sorgfalt und die Geduld, mit welcher die Vögel Tag und Nacht auf den Eiern ſitzen, wobei fir abmagern und faſt nichts freſſen. Einige laffen ſich ab den Eiern wegnehmen, und find fie genöthigt zuweilen das Neſt auf einen Augenblick zu verlaſſen, fo eilen fie mit größter Begierde wieder zum Nefte. Ja die ſchwächſten Vögel vertheidigen ſich auf dem Neſte mit Muth, ſelbſt der kleine Colibri ſoll fein Reſt ſehr eifrig vertheidigen, und dem ins Geſicht XIX fliegen der ſich ihm nähert. Mehrere, beſonders Waſſerbögel und Hühner, bedecken wenn fie abgehen die Eier mit Laub und Kräutern oder Federn, als Enten, Gänſe, Schwäne, Waſſerhühner. Die Kiebitze und Raubvogel ſchweben über dem Neſte, und letztere greifen den der ſich nähert muthig an. | Die Weibchen der in der Polygamie lebenden Vögel, beſonders die Hühner, dann mehrere Sumpf- und Waſſervögel, beſorgen das Brüten allein, auch bei mehreren Raubvögeln geſchieht dieß, z. B. bei den Eulen. Bei den mehrern Arten aber wechſeln beide Gatten im Brüten ab. Die Weibchen brüten die Nacht und den größten Theil des Tages durch, um die Mittagsſtunde aber verlaſſen die Weibchen das Neſt, um Nahrung zu ſuchen, dann brüten die Männchen einige Stunden lang. Auch bei den Straußen brüten die Männchen zuweilen abwechſelnd. Die Dauer des Brütens iſt ſehr verſchieden, und ſteht im allgemeinen im Verhältniß mit dem Grade der Entwicklung, welchen der Fötus im Ei erreicht. Je unausgebildeter der Fötus das Ei verläßt, deſto kürzer dauert das Brüten und umgekehrt. Bei den Raub-, Sing- und Klettervögeln werden die Jungen ſehr unbeholfen geboren, ſind faſt ganz nackt, blind, die Extremitäten krumm und ſchwach. Dagegen können die Jungen der Hühner, Sumpf- und Waſſervögel, ſobald ſie das Ei verlaſſen, laufen und ſchwimmen, und ſind ſchon ganz befiedert. Die Dauer des Brütens bei demſelben Vogel richtet ſich aber auch nach Klima und Lufttemperatur. In kalten und naſſen Frühlingen dauert die Brutzeit länger als in warmen und trocknen. Die Hühner auf den Antillen brüten viel kürzer als in Frankreich. Die kürzeſte Brützeit in unſern Gegenden iſt 11 bis 12 Tage, die längſte 36 bis 40 Tage. Zur Bildung und Entwicklung des Fötus im Ei iſt eine Brutwärme von 32 Grad Reaumur oder 103 bis 104 Grad, welche der Hautwärme des Vogels ſo ziemlich gleich iſt, nöthig. Iſt der Wärmegrad höher, ſo bildet ſich der Fötus ſchneller, iſt er hingegen geringer, ſo bildet er ſich langſamer. Es iſt aber gar nicht nothwendig daß die Wärme von einem Vogel ſelbſt herkomme, jede andere natürliche oder künſtliche Warme in erwähntem Grade kann die Entwicklung bewirken. So erzählt Plinius, Julia Auguſta, des Tiberius Gemahlin, habe in ihrem Buſen Eier ausgebrütet, und wenn ſie dieſelben ablegen mußte, ſo gab ſie die Eier ihrer Amme, welche ſie in ihren Buſen legte, ſo daß die Wärme immer gleich blieb. Eine Katze brütete ein Entenei aus. Bekannt iſt es, daß man in Egyyten ſchon von ſehr alten Zeiten her in eigenen Oefen Eier ausbrütet. Die Eier, oft 30 bis 40,000 an der Zahl, werden in eigens dazu erbauten Backöfen, welche verſchiedene Abthei— lungen haben, auf Stroh gelegt, und die Oefen mit brennendem Thiermiſt erwärmt. Gewiſſe Familien des Dorfes Barabal im Delta beſchäftigen ſich vorzüglich mit dieſem künſtlichen Ausbrüten der Eier. Sie beſtimmen die nöthige Wärme durch Gefühl, ohne Thermometer, aufs genaueſte. Sie zerſtreuen ſich in den Brütmonaten, Februar, März und Avril in ganz Egypten, um in mehr als 200 Brütöfen das Geſchäft zu leiten; auf dieſe Art werden jährlich bei 2,000,000 Hühnereier in Egypten künſtlich ausgebrütet. Dieſe Methode iſt in Egypten ſchon ſehr alt. Auch in China iſt dieſe Methode bekannt und in Europa hat man mehrmals Eier in ähnlichen Oefen ausgebrütet, oder in eigenen Brütmaſchinen durch Lampenfeuer. Die athmoſphäriſche Luft iſt zur Bildung des Fötus durchaus nothwendig, wie mehrere Verſuche lehren, daher keine Eier ausgebrütet werden können, wo dieſe Luft nicht beitreten kann, und in unathembaren Luftarten entwikeln ſie ſich auch nicht. Die Luft dringt durch die poröſe Schale ein, und der Sauerſtoff der Luft ſcheint auch hier chemiſch einzuwirken, und feine belebende Thätigkeit zu erweiſen. Dieſer mächtige Stoff ſcheint in der Natur eins der wirkſamſten Mittel zur Belebung der verſchiedentſten organifchen Körper zu ſeyn. Nicht einmal die Infuſionsthiere entſtehen ohne den Zutritt der athmoſphäri— ſchen Luft, alſo ohne den Sauerſtoff. Viele haben den Sauerſtoff daher für die Lebenskraft ſelbſt gehalten. Nach Reaumurs Verſuchen dünſtet während dem Brüten der fünfte bis ſechste Theil der Flüſſigkeiten des Eies aus, welche wenigſtens nicht dem Gewichte des Hühnchens beitreten, denn ein Hühnerei, welches vor dem Brüten 1140 Gran wog, wog beim vollkommen ausgebildeten Küchelchen 990 Gran, verlohr alſo 150 Gran. Den Raum nimmt die athmoſphäriſche Luft ein, die Luftblaſe am ſtumpfen Ende wird daher vergrößert, und die athmoſphäriſche Luft kann um ſo eher einwirken. Merkwürdig iſt es, daß weder Eiweiß noch Dotter durch die Wärme des Brütens verderben, ungeachtet fie einem Wärme— grad von 103 bis 104 Grad ausgeſetzt ſind, welcher unbefruchtete Eier verdirbt. Wahrlich ein merkwürdiger Beweiß, daß die Lebenskraft etwas reelles iſt, welche ohne wirkliche Lebensäußerung beſtehen kann, etwas, was uns keine Chemie zeigt, und ein Beweiß, wie weit wir in der Kenntniß der Naturgeheimniſſe noch zurück find. Dasſelbe, was das todtſcheinende Samenkorn vor Verweſung ſchützt, ſchützt auch das befruchtete Ei vor Fäulniß. Es iſt alſo etwas Unſichtbares, Flüchtiges, deſſen Daſeyn das Leben ausmacht, unergründlich in ſeinem Weſen, tauſendfach verſchieden in ſeinen Wirkungen, immer thätig, an ſich formlos, aller Formen und Geſtaͤltungen fähig. Unter den Eiern einer Brut finden ſich meiſt einige Eier welche unfruchtbar ſind, abſtehen und faulen, und in welchen ſich kein Fötus, nichts Organiſches bildet. Dieſe ſind alſo mit jener Kraft nicht durchdrungen, oder ſie iſt von ihnen gewichen, oder fie hat nie in ihnen gehaftet, fie waren nicht befruchtet. Bildung des Foͤtus im Ei. Man hat bisher nur an den Eiern der Haushennen darüber Verſuche und Unterſuchungen angeſtellt, weil dieſe am beſten und häufigſten die Gelegenheit dazu bieten, aber die Unterſuchungen an andern Eiern zeigen außer langſamerer oder ſchnellerer Entwicklung durchaus nichts Abweichendes, und ſo läßt ſich auch ſchließen, daß in den Eiern aller Vögel die Entwickelung ſich eben ſo verhalte, nur daß bei den einen ſich der Fötus mehr, bei andern weniger entwickelt. Erſter Tag. Schon nach 12 Stunden der Bebrütung zeigen ſich Veränderungen im Ei, und zwar zuerſt in der Narbe oder im Hahnentritt. Er wird länglichter, ſchmäler, die ihn umgebenden weißlichen Ringe werden größer und nehmen an Zahl zu. Der Dotter erſcheint gegen das ſtumpfe Ende des Eies, und iſt immer gegen diejenige Fläche gerichtet, die dem Leib der brütenden am nächſten iſt, man mag das Ei kehren wie man will, immer iſt die Narbe zu oberſt. Zweiter Tag. Die Narbe iſt größer geworden, und bildet nach Außen einen kleinen Vorſprung. Seine blaſenförmige Höhlung iſt mit einer kryſtallhellen, durchſichtigen Flüſſigkeit angefüllt, in welcher man gegen die 30. Stunde einen trüben, wolkigten, länglichten Körper bemerkt, der durchs Mikroſcop betrachtet, einen kleinen gallertartigen Faden mit kolbigtem Ende gleicht, und aus ſehr zarter Gallerte beſteht, die wieder von leicht zuſammenhängenden Kügelchen gebildet wird, doch ohne Spuren von Organen. Aber ſchon gegen die 48. Stunde zeigen ſich zwiſchen den Blättern der Dotterhaut die erſten Spuren von Blut XX als gelbröthlichte Punkte, Streifen oder Linien, die wie Rinnen oder Furchen zufammenfiehen, und von einer Reihe kleiner Blutstropfen gebildet zu ſeyn ſcheinen, welche ein Retz bilden, die erſten Spuren der Gefäße. Dritter Tag. Die Gefäße werden deutlicher, fangen an immer im Umkreiſe deutlicher zu werden, folglich in ihren Zweigen. Dieſe verbinden ſich erſt zu Aeſten, welche ſich dem Embryo nähern, und ſich mit dem Herzkanal verbinden. Dieſe Stelle, wo die Gefäße ſich bilden, wird Aderfläche, Gefäßraum, Aderhof genannt, und umgiebt den durchſichtigen Ring, innert welchem der Fötus liegt. Dieſer Ring beſteht aus zwei durchſichtigen Blättern ſich bildenden, den Fötus umſchießenden Häuten. Die Gefäße erſcheinen blutaderartig , von Zweigen zu Stämmen ſich ſammelnd; es iſt aber ſchwer zu beſtimmen, was an ihnen Stamm, Wurzel oder Aſt iſt, vorzüglich an den äußerſten, welche kreisförmig den durchſichtigen Ring umgeben. Die nach dem Fötus gehenden werden Dottervenen genannt. Das innere Blatt der durchſichtigen Kreishaut umhüllt den Embryo in Geſtalt einer Blaſe. Der Embryo ſelbſt iſt nun deutlich, man erkennt das ſchon gebildete Herzchen, in Form eines zuſam— mengeſchlängelten Kanals mit drei Erweiterungen oder ſogenannten Kammern. Dieſer Kanal iſt anfangs durchſichtig, und man nimmt keine Bewegungen in ihm wahr; ſo wie aber das Blut nach und nach aus den Venen des Gefäßraums ihm zugeführt wird, beginnt eine ausdehnende und zuſammenziehende oder hüpfende Bewegung in ihm, welches man den hüpfenden Punkt nennt. Dieſer Punkt zeigt drei deutliche hüpfende Punkte, welche aus der vordern Fläche des Embryo hervorragen. Der Kopf iſt bedeutend groß, und beſteht aus drei durchſichtigen Bläschen; gleich unter dem vordern Bläschen erblickt man die großen hervorſtehenden, farbenlofen, nackten Augen, aus durchſichtigen Häuten gebildet. Vom Hinterhaupte zieht ſich die Wirbelſäule abwärts und endigt mit dem Steißwulſt, auch fie beſteht aus paarweiſen an einander liegenden Bläschen, in welchen man ſchon die Spuren des Rückenmarkes erblickt; Bruſt, Rippen, Flügel und Füße find noch nicht gebildet, dagegen bezeichnen zwei hervorſpringende Platten am untern Theile des Rückgrades den Umkreis des Unterleibes. Es zeigen ſich ſchon die Spuren des Gekröſes, des Magens und der Därme, in jener Blaſe eingeſchloſſen. f Vierter Tag. Der Raum am ſtumpfen Ende des Eies hat zugenommen, das Eiweiß iſt an Volumen geringer, der . Dotter iſt größer, weißlichter, dünner. Der Gefäßraum größer, mit mehreren Gefäßen, unter welchen ſich ſchon Pulsadern unterſcheiden laſſen. Der Embryo iſt etwa 4 Linien lang, hat ſich gekrümmt, und berührt mit dem Kopf das Schwanzende. Der vorher durchſichtige Hof iſt undurchſichtiger, und zeigt nun deutlicher feine häutige Beſchaffenheit. Das Herz iſt von dem vorliegenden Kopf mehr verſteckt, aber deutlicher gebildet und man ſieht die Gefäße von ihm deutlich ausgehen und Zweige abgeben. Man bemerkt die Leber als eine grauröthlichte, gallertartige Maſſe. Man ſieht die Gefäße des Hirnes, die Spuren des Kiefer, und die Rudimente der Flügel und Füße, als gallertartige, vom Rückgrat abgehende Höcker. Fünfter Tag. Die Eingeweide haben ſich deutlicher entwickelt, die Bruſt iſt von den vom Rückgrat ausgehenden Wulſten und den Flügeln faft ganz bedeckt; Herz und Gefäße deutlicher ausgebildet. Gegen Ende des Tages erſcheinen die Lungenanfänge als blafenartige, vom Herzen faſt ganz bedeckte Maſſen. Das Herz iſt mit ſeinem durchſichtigen Beutel umgeben, das Rückenmarkt erſcheint als weiße Stränge, während das Hirn nur aus gefäßreichen Bläschen beſteht. Sechster Tag. Die Eihäute ſind völlig ſichtbar und ausgebildet, und bilden, wie beim Ei des Menſchen und der Säugethiere, vorzüglich zwei in einander geſchoſſene Blaſen, wovon die äußere die Lederhaut, die innere ſehr zarte, den Fötus unmittelbar umgebende, aber die Schafhaut genannt wird. Dieſe ſteht mit den Bedeckungen des Küchelchens in Verbindung, namentlich mit der Haut der Bruſt und des Unterleibes. Am Unterleibe hängt ein Sack, welcher Dotterſack heißt, und den Dotter einſchließt, der nun durch das Beimiſchen des Eiweißes größer geworden iſt. Aus dieſem aber gehen Gefäße in den Leib des Küchelchens, welche aus dem Dotter Säfte dem Herzen zuführen. Das kleiner gewordene Eiweiß liegt faft ganz am ſpitzen Ende des Eies. Die Theile werden immer beſtimmter, Füße, Zehen, Flügel entwickelter. Oft bewegt ſich am Ende des Tages der Embryo ſchwach. Siebenter Tag. Der Embryo ſchwimmt in der Flüſſigkeit der Schafhaut, und iſt gegen einen Zoll lang. Der Kopf iſt faft fo groß als der Körper; die Hirnſubſtanz als eine ſchleimigte weißliche Maſſe deutlich, ja ſeine Theile laſſen ſich ſchon unterſcheiden. Man erkennt hin und wieder am Rückgrat Spuren der anfangenden Verknorpelung, und die Rippenanfänge, als weißlichte Streifen. Sveiſeröhre, Kropf und Magen ſind deutlich. Man erkennt die Gallenblaſe und die Milz. Achter Tag. Der Embryo iſt gegen 14 Linien lang, die knorpelichten Anfänge der Knochen werden immer deutlicher, man erblickt auch das Bruſtbein, und um dieſe Knochenanfänge als gallertartige Maſſe in weißlichen Streifen die Muskeln. Neunter Tag. Das am ſpitzen Ende liegende Eiweiß iſt kleiner und conſiſtenter geworden. An der Dotterhaut bemerkt man viele kleine Gefäße, welche die Dotterſubſtanz aufſaugen. Die Lederhaut iſt ſehr gefäßreich. Der Fötus 16 — 18 Linien lang. Der Oberſchnabel des noch ſehr großen Kopfes knorvelig, und bildet einen kleinen Vorſprung; die Augen groß, vorſpringend, mit durchſichtigen Augenliedern bedeckt. Das Hirn conſiſtenter deutlicher. Das im Herzbeutel deutlich einge— ſchloſſene Herz iſt ausgebildet. Das Herz pulſtert etwa zwölf Mal in einer Minute und iſt ſehr reizbar. Die Knorpel fangen an ſich zu verhärten. Zehnter und eilfter Tag. Die Länge des Embryo iſt gegen 21 Linien, der Kopf wird verhältnißmäßig kleiner, liegt zwiſchen den Füßen und iſt faſt mit den Flügeln bedeckt. Die gefäßreiche Haut hat Erhabenheiten, aus welchen die Federn hervorbrechen. Die Gallenblaſe iſt angefüllt, und man erblickt im Magen und Darmkanal Galle. Zwölfter und dreizehnter Tag. Der Luftraum am ſtumpfen Ende nimmt faſt den vierten Theil des Eies ein. Die ſehr gefäßreiche Lederhaut verbreitet ſich faſt an der ganzen innern Fläche des Eies. Der 26 bis 28 Linien lange Embryo bewegt ſich ſtark. An der Haut des Steißes, des Rückens, der Flügel und der Schenkel zeigen ſich flaumartege Federn, die Extremitäten find der Form nach ganz gebildet. Füße und Zehen find ſchon mit zarten weißlichen Schuppen bedeckt; der Schnabel ganz gebildet und knorpelig; die Zunge frei; die Augenlieder bedecken das Auge. Die Schedelknochen verknorpeln. Das Gehirn hat faſt ganz ſeine künftig bleibende Geſtalt. Die Lungen ſind größer als das Herz; an der Luftröhre bemerkt man Knorpelringe. Im Kropf und Magen Schleim. An den Nieren die Harngefäße, Harnleiter, Eierſtock und Eierleiter. Die Muskeln ſind weiß, weich, die größern Sehnen deutlich. An den meiſten Knorpeln zeigen ſich die Verknöcherungspunkte und deutliche gefäßreiche Beinhaut. Vierzehnter bis ſechszehnter Tag. Der Embryo iſt 30 bis 32 Linien lang, nimmt man ihn aus der Schafhaut heraus, fo offnet und ſchließt es den Schnabel. Schnabel und Zehenglieder find mit dem hornartigen Ueberzug verſehen, an den Flügeln brechen die Federn hervor. XXI Siebenzehnter bis neunzehnter Tag. Die Lederhaut nimmt die ganze innere Fläche des Eies ein; ihre Pulsadern pulſieren ſtark, in ihrem innern Blatt findet ſich eine weiße kalkartige Maſſe; das Eiweiß iſt bis auf die dünn gewordenen Hagelſtränge verzehrt. Der Ootterſack iſt zuſammen gefallen, da die Dotterſubſtanz abgenommen hat. Die Pulsadern des Dotters find ſehr klein, die Blutadern groß, und der durch den Dotterkanal mit dem Darmkanal verbundene Dotterſack beginnt durch den Rabelring in die Bauchhöhle zu treten. Der mit Federn bedeckte Embryo liegt in einer gekrümmten, zuſammengeballten Lage in der Schafhaut eingeſchloſſen. Der Hals iſt ſtark gebogen, und der Kopf befindet ſich gewöhnlich unter dem rechten Flügel ſeitwärts an der Bruſt; die untern Extremitäten ſind gegen den Bauch angezogen. In den letzten Tagen der Bebrütung verliert ſich das Eiweiß, und die Schafhaut liegt unmittelbar um den Embryo angeſchloſſen; dieſer bewegt ſich lebhaft, öffnet und ſchließt den Schnabel, ſchnappt nach Luft, und läßt nicht ſelten feine piepende Stimme hören. Der ganze Kopf iſt ausgebildet, alle Hirntheile haben ihre bleibende Geſtalt. Die Wärmeerzeugung iſt noch ſehr gering, das Küchelchen faſt kalt; der Dotter verſchwunden und in den Leib ganz zurückgezogen, und die Stelle des Nabelringes mit Muskeln verſehen; die Verknöcherung hat allenthalben angefangen, und nur die Knochenränder ſind noch ganz knorpelicht. Die Muskeln ſind blaßroth; die Lungen noch ſehr klein, nicht ausgedehnt. Zwanzigſter und einundzwanzigſter Tag. Der am ſtumpfen Ende befindliche Luftraum nimmt völlig den vierten Theil des Eies ein. Die Gefäße der Lederhaut haben ſich verkleinert und erhalten kein Blut mehr, nur die Nabelgefäße ſind noch da. Der kleinere Dotter liegt in der Bauchhöhle, und hängt mittelſt des Dotterkanals am dünnen Darm. Der Fötus nimmt nun faft das ganze Ei ein; nimmt man ihn heraus, fo athmet und piept er und ſtreckt die Zunge hervor. Oft piept er ſchon, wenn er im Ei verſchloſſen iſt, ſo daß er dort ſchon zu athmen ſcheint. Die Eingeweide enthalten eine grünliche Subſtanz. Am einundzwanzigſten Tage zerbricht nun endlich der Fötus das Ei durch eigene Kraft, ohne Beihülfe der Mutter / und verläßt ſein Gefängniß. Mehrere Stunden vorher bewegt er ſich hin und her, und dehnt ſich, ſo daß man oft die Reibung des Schnabels an der Eifchale hört. Dadurch entſtehen Riſſe in der Schale, die gewöhnlich von dem Punkt aus— gehen, wo die harte Schnabelſpitze liegt; nach und nach ſpringen kleine Stückchen Schale von der Eiſchalenhaut ab, welche noch nicht zerriſſen iſt. Jetzt wird auch dieſe zerriſſen, wobei die Mutter zuweilen das Ei mit den Füßen umdreht. Der Fötus hebt nun den obern Theil der Schale auf, und legt ihn zurück. Er ſtreckt ſeine ſchwachen Füße, zieht den Kopf unter dem Flügel hervor, und verläßt nun mit ſchwankendem Schritt die zerbrochene Hülle. Alles dieſes dauert meiſtens einen halben Tag, bei lebhaften Küchelchen nicht ſo lang. Alle Erſcheinungen der ſich bildenden Syſteme und Organe zeigen eine beſtimmte Folgenreihe in der Hervorbringung und Bildung der Organe. Das Hirnſpſtem erſcheint als eine mit einer durchſichtigen Flüſſigkeit angefüllte Blaſe. Die Ver— dauungsorgane bilden ſich aus einer mit dem Embryo ſich geſtaltenden Haut, dann erſt entſtehen Leber, Milz und Bauch— ſpeicheldrüſe. Die Lederhaut vertritt einigermaßen die Stelle des Athmens, als eine mit Gefäßnetzen durchzogene Blaſe. Die Extremitäten wachſen, vom Centrum gegen die Peripherie ſich gleichfam in Aeſte und Zweige ausbreitend. Gefäße und Nervenſyſtem, Herz und Hirn, find die beiden Centralpunkte, von denen, wenn fie einmal in etwas entwickelt find, das übrige ausgeht. Die Stoffe zur Bildung der Blutmaſſe des Embryos ſind die im Ei eingeſchloſſenen Flüſſigkeiten, der Dotter und das Eiweiß. Subſtanzen, welche dem Chilus in ihrer Miſchung ähnlich ſind, und denen nur die Säuerung abgeht um Blut zu ſeyn, dieſe erfolgt durch den Zutritt der athmoſphäriſchen Luft wirklich, und ſo verwandeln ſie ſich in Blut. Zuerſt wird der feinere und flüſſigere Theil des Dotters durch die Einwirkung der Wärme von dem conſiſtentern Theil abgeſondert, es bilden ſich netzförmige Rinnen, die Anfänge der Dottervenen, in welchen der flüſſige Theil des Dotters enthalten iſt. Zwiſchen dieſen Rinnen befindet ſich der dickere Theil des Dotters. Das flüſſigere Eiweiß wird von den feinſten Aeſten der in dem Eiweiß ausſtrahlenden hohlen Hagelſträngen aufgenommen, und durch die in die Dotterhaut einmündenden Stämme der Hagel in dieſe ergoſſen, und der Dotterſubſtanz beigemiſcht, daher der Dotter vergrößert. Später wird auch das dickere Eiweiß aufgeſogen und dem Dotter beigemiſcht, faſt wie die Wurzeln einer Pflanze die Säfte einſaugen. Die nun vermiſchte Dotterſubſtanz wird durch die in der Dotterhaut ſich verbreitenden Dottergefäße eingeſogen, welche man daher mit Dotter angefüllt findet, ſie wird im Fortgang röther und verwandelt ſich auf eine unerklärte Art in Blut, welches ſchön hochroth gefärbt aus den Gefäßen der Lederhaut zum Gefäßſyſtem des Embryo fließt, und durch das Herz in allen Theilen zireuliert. Das Ei enthält alſo ſchon den Stoff zur Blutbereitung in ſich, und aus dieſem, als der Mutter aller Säfte und Theile, werden auch alle abgeſetzt, Nerven, Muskeln, Knorpel und Knochenmaſſe. Ein chemiſch unnachahmlicher Prozeß, der beweißt, wie viel anders die belebte Natur in chemiſcher Hinſicht zu handeln vermöge als die todte, und wie mächtig jenes wichtigſte alles Lebens, die Lebenskraft, einwirke und ſey, fo wenig wir bisher ihr Seyn und Weſen ergründen konnten. Bei der Bildung des Eies können wir die ſchaffende Ratur gleichſam belauſchen, und von Tag zu Tag ihre Operationen und Fortſchritte betrachten, und uns dann von den Fortſchritten und der Art unſerer eigenen Entſtehung einen etwelchen Begriff machen. Denn auch im Leibe der Mutter muß etwas ähnliches vorgehen. Die Jungen der Singvögel, Klettervögel, Tauben und Raubbögel, deren Eier klein find, und deren Brütezeit kurz dauert, kommen, mit geſchloſſenen Augenliedern, blind zur Welt; ihr Körper iſt faſt ganz nackt, nur hier und da erblickt man einen haarartigen Flaum auf der Haut, und ihre Füße find fo ſchwach, daß fie ſich derſelben nicht zum Gehen und Stehen bedienen können. Der Kopf iſt ſehr groß, die Nackenmuskeln ſchwach, und kaum ſtark genug den Kopf aufzurichten um die Nahrung in den offenen Schnabel aufzunehmen. Die Flügel ſind ſehr kurz und nackt. Die Eltern, beſonders die Mutter, tragen jetzt die größte Sorgfalt für ihre Jungen. Die Mutter entfernt die Eiſchalen aus dem Neſte. Die von öhligten Samen lebenden Singvögel, Finken, Gimpel, Kernbeißer, pflegen die Nahrung für die Jungen im Kropfe aufzu— weichen, und geben ſie dann den Jungen in den geöffneten Schnabel. Mehrere, z. B. die Sperlinge, die Schneefinken ꝛc. füttern ihre Jungen auch mit weichen Inſekten. Bei den Tauben wird zur Fütterungszeit im Kropfe eine milchartige Materie abgefondert, der Kropf wird gefäßrercher und ſchwillt an, und aus feinen Drüschen ſondert ſich eine aſchgraue milchige oder käſige Subſtanz ab, mit der die Jungen in den erſten Tagen nach dem Austritt aus dem Ei geſpieſen werden. Dieſe Abſonderung erfolgt bei beiden Geſchlechtern, und dauert beim Tauber länger, während ſie bei der Taube aufhört ſobald fie wieder anfängt Eier zu legen. Ob bei andern Vögeln etwas ähnliches vorgehe, iſt unbekannt? 3 XXII Die von Inſekten lebenden Vögel, Spechte, Droſſeln, Würger, Meiſen, Lerchen, Sänger, Staare, Raben, ſuchen weiche Inſekten auf und geben fie ihren Jungen. Die Raubvögel ernähren ihre Jungen mit im Kropfe erweichtem, halb aufgelöstem Fleiſch. Bei dem Aetzen wird keines der Jungen vergeſſen. Auch für die Reinlichkeit des Reſtes ſorgt die Mutter, und wirft die Exkremente aus dem Reſte. In der Nacht ſitzt fie auf dem Nefte, um die Jungen zu erwärmen. Bei guter Nahrung wachſen die Vögel ſehr ſchnell, in vierzehn Tagen iſt der Vogel wohl ſechsmal ſchwerer als da er aus dem Ei gekommen iſt. Die Flaum oder haarförmigen Federn verlieren ſich allmählig, und es wachſen die wahren Federn aus der Haut herbor; zuerſt die Schwung- und Schwanzfedern, dann die Deckfedern der Flügel und des Schwanzes und endlich die übrigen. Füße und Flügel werden ſtärker, die Jungen richten ſich im Nefte auf, verlaſſen das Neft halb hüpfend, halb flatternd, und ſchwingen ſich von Zweig zu Zweige, die Flügel übend; der Schnabel wird härter und feſter. Bei den Sing— und Klettervögeln geſchieht dieß innert drei Wochen; bei den Raubbögeln dauert es länger; fie verlaſſen das Neft nicht eher bis ſie ſelbſt auf Raub ausfliegen können. 5 Bei den hühnerartigen, Sumpf- und Schwimmbögeln, deren Eier größer find und deren Brütezeit länger dauert; verlaſſen die Jungen die Eier meiſt ausgebildet. Sie kommen ſehend und mit wolligten Federn bedeckt aus dem Ei, und können ſogleich laufen und ihre Nahrung zu ſich nehmen. Die Jungen der Schwimmöoögel haben beſonders entwickelte Beine, und ſchwimmen daher ſogleich mit der Mutter davon, erhalten aber ihre Flaumfedern lange. Die Jungen der auf Bäumen niftenden Waſſervögel, Störche, Reiher, Scharben, bleiben länger im Neſt, und werden von den Alten gefüttert bis fie fliegen können. Die hüh— nerartigen Vögel und einige Sumpf- und Waſſervögel leben mit ihren Jungen oft lange Zeit Familienweiſe beiſammen, warnen ſie vor Gefahren und ſchützen ſie vor Raubthieren, und erwärmen ſie bei Nacht unter ihren Flügeln. Während den erſten Wochen nach dem Austritt aus dem Ei gehen im Körper der jungen Vögel wichtige Veränderungen vor. Der in die Bauchhöhle getretene, durch den Dotterkanal mit dem Darmkanal in Verbindung ſtehende Dotterſack, welcher früher beſchrieben wurde, nimmt ſchnell an Größe ab, feine Gefäße werden allmählig kleiner und verſchwinden. Die Dotter— ſubſtanz gelangt in den Darmkanal, und gegen den ſechsten bis achten Tag iſt bei den kleinen Vögeln der Dotterſack verſchwunden, beim Hühnchen erſt am ſechszehnten Tage, bei Enten und Gänſen am zwanzigſten Tage. Die Muskeln des Magens bei den körnerfreſſenden Vögeln werden nach und nach ſtärker, dichter und röther, und die innere Haut wird härter. Die Ausbildung der Knochen ſchreitet ſchnell vorwärts, alle Schedel- und Geſichtsknochen, welche keine Gelenke bilden, verbinden ſich vollkommen und verwachſen endlich. Die verſchiedenen Stücke, aus welchen Bruſtbein, Unterkiefer, Hüftbein und Wirbel beſtehen, ver— wachſen zu einem Stück. Das Knochenmark, welches erſt alle Knochen anfüllt, fängt an zu verſchwinden, und viele Knochen werden gänzlich hohl; beſonders ſchnell und vollkommen bei den Raubvögeln: langſamer und unvollkommener bei den hühner— artigen und den Sumpf- und Waſſervögeln. Die Stimme fängt an ſich auszubilden, der erſte Ton der Vögel iſt immer einförmig, ſchreiend und klagend; fie laſſen ihn hören, wenn fie hungrig find. Beſonders dann, wenn die Mutter mit Futter zum Neſt geflogen kommt, pflegen alle Jungen ein verlangendes Geſchrei zu erheben. Sobald die Jungen das Reſt verlaſſen, beginnen die meiſten einen Ruf oder Lockton, den fie das ganze Leben durch behalten. Den eigentlichen Geſang erlernen fie erſt nach und nach, wobei viel Nach— ahmung ſtatt hat, wie die jungen Vögel beweiſen, welche man aufzieht, und welche dann den Geſang der neben ihnen befindlichen Vögel nachahmen, wodurch einige Arten ſich vorzüglich in Gelehrigkeit auszeichnen. Das Geſteder der jungen Vögel iſt bei den meiſten Arten auffallend von dem der Alten verſchieden. Niemals ſind die Farben fo ſtark und lebhaft, wie bei den alten Vögeln, wenn es auch dieſelben Farben find. Bei ſehr vielen Vögeln find die Jungen gefleckt, bei einigen geſtreift. Bei denjenigen Vögeln, bei welchen Männchen und Weibchen im Alter ſehr verſchieden gefärbt ſind, haben die Jungen immer die Farbe der Weibchen, und die Männchen erhalten dann erſt nach der erſten, oft ſogar nach der zweiten oder dritten Mauſer ihr bleibendes Gefieder, Der Flamingo iſt im Neſtkleide ſchmutzig weiß, mit braunen Flecken, und erſt im dritten Jahr erlangt er fein ſchönes rothes Kleid. Die jungen Colibris haben jene glänzenden Farben nicht, welche fie fo ſehr im Alter auszeichnen. Der Haushahn erhält erſt im zweiten, der Goldfaſan und der Pfau erſt im dritten Jahr ihre vollkommene Farbenpracht. Die Vögel erreichen ungemein ſchnell ihr volles Wachsthum, und die meiſten find ſchon im erſten Jahre ihres Lebens vollkommen erwachſen, und pflanzen ſich nach dieſer Zeit fort. Viele Raubvögel, Raben, Hühner und Gumpfoögel erreichen erſt im zweiten Jahr ihre vollkommene Größe und die Fortpflanzungsfähigkeit. Was bei Säugethieren als Geſetz aufgeſtellt werden kann, daß die Dauer ihres Lebens nach der Zeit ihres Wachsthums beſtimmt werden könne, und diejenigen Arten, welche erſt ſpät ihre völlige Größe erreichen, viel länger leben, das paßt bei den Vögeln gar nicht. Allgemein kann man annehmen, die kleinern Arten, Finken, Meiſen, Lerchen u. ſ. w. haben ein kürzeres Leben als die größern Arten, aber beſtimmtes läßt ſich darüber nicht viel ſagen. Papageien, Raben, Raubbögel, erreichen ein ſehr hohes Alter von 50, 60, 80 ia 100 Jahren, wenigſtens einzelne Arten, die Singvögel leben 12 bis 15 Jahre, die Hühnerarten 20 bis 25 Jahre. Am längſten leben die Raubvögel, Waſſer-, Sumpf- und Klettervögel, am kürzeſten die Singvögel. Unter allen bekannten Thieren erreichen alſo die Vögel, verhältnißmäßig zu ihrem Wachsthum, das höchſte Alter, da kein Vogel länger als bis zum vierten Lebensjahr wächst und in dieſer Zeit fortpflanzungsfähig iſt. Vielleicht daß die Eigenſchaft, in alle Körpertheile Luft aufzu— nehmen und der ſchnelle Neproductionsprozeß, welcher dadurch erleichtert wird, daran Antheil haben. Merkwürdig iſt es, daß zuweilen ſehr alte weibliche Vögel, wenn ſie ſich nicht mehr fortpflanzen, Stimme und Gefieder der Männchen bekommen, namentlich die Hühnerarten. Wir finden indeß dieſe Erſcheinung auch bei einigen Säugethieren; alte Weiber bekommen oft Bärte und Hirſchkühe Geweihe. So wie beim kaſtrirten Hirſche die Geweihe nicht abfallen, wenn fie vor der Kaſtration da waren, fo verlieren die Kapaunen oder kaſtrirten Vögel ihre Federn nicht. Die Federn haben einen, uns aber in ihren eigentlichen Beziehungen, unbekannten Einfluß auf das Geſchlecht. Der Umſtand, daß die Weibchen meiſt ein viel weniger glänzendes Gefteder haben als die Männchen, hat vielleicht feinen Grund darin, daß das brütende Weibchen in ſeinem beſcheidenen Kleide fremden Augen um ſo eher entgeht, und das Neſt weniger entdeckt wird. Das Mauſern tritt aber alle Jahre wenigſtens einmal ein, und zwar bei den nur einmal mauſernden nach der Fortpflanzungszeit, in unſerm Klima im Herbſt im September bis November. Bei zweimal mauſernden im Herbſt und Frühjahr. Die jungen Vögel verlieren bei der erſten Mauſer im Herbſt die Schwung- und Schwanzfedern nicht. Einige Vögel mauſern faſt auf einmal und können eine Zeitlang nicht mehr fliegen. Vor der Mauſer ſterben die Farben der Federn ſehr ab, da die Feder keine Nahrung mehr XXIII erhält, die Farbe derſelben aber doch von den erhaltenen Säften abhängt. Nach der Mauſer aber, wenn fie ganz vollendet ift, find die Federn aus demſelben Grunde am lebhafteſten. Bei allen Vögeln, welche zweimal mauſern, und welche ein vom Winterkleid verſchiedenes Sommerkleid tragen, iſt das Winterkleid weniger lebhaft und weniger ſchön. Oft verändern ſich bei der Sommermauſer alle Federn in ihren Farben, oft aber bleiben einige in ihrer Winterfarbe ſtehen. Viele Sumpfvögel haben im Winter einen weißen Unterleib, und dagegen im Sommer einen ſchwarzen oder roſtfarb bunten. Dieſe Farbenver— änderungen müſſen bei den Gattungen und Arten genau angegeben werden, weil dieſelben ſonſt ſehr leicht unrichtig vervielfältigt werden. Zur Zeit der Mauſer hören die Vögel auf zu ſingen, werden traurig, niedergeſchlagen, matt und träge, fliegen wenig und magern ab, obſchon fie weit mehr als ſonſt freſſen. Viele junge Vögel, beſonders ſolche, welche man gefangen hält, ſterben bei der erſten Mauſer am Durchfall oder an Zuckungen. Weit aus die meiſten Vögel ſind Tagthiere, nur die Gattung der Eulen, welche über die ganze Erde zerſtreut ift, und die Nachtſchwalben, von welchen die meiften Arten den warmen, keine der kalten Zone angehören, fo wie der caripiſche Fettvogel, find nächtlich, und man möchte fagen, die Vögel ſeyen Repräſentanten des Lichts. Doch fingen einige Vögel, wie die Nachtigall, mitten in der Nacht; die Spyrſchwalbe läßt in mondhellen Nächten, durch die Lüfte ſtreichend, ihr lautes Gefchrei, und der Hahn noch vor dem kommenden Tageslicht fein Krähen ertönen. Einige wandernde Vögel wandern nur des Nachts und nicht am Tage. Einige Falkenarten und mehrere Sumpf- und Waſſervögel gehen in der Dämmerung ihrer Nahrung nach; allein weit die meiſten kehren, ſabald die Dämmerung eintritt, an ihre Schlaförter zurück und bleiben da bis zum folgenden Tag. Die Tagvögel der Tropenländer ſchlafen faſt das ganze Jahr gleich lang, weil die Nacht auch gleich lang iſt; die Vögel der gemäßigten Zonen ſchlafen im Winter ſehr lang, im Sommer ſehr kurz, und ſobald die erſten Lichtſtrahlen den nahenden Morgen verkündigen, ſo erheben die Männchen im Frühjahr ihren Geſang und begrüßen den Tag. Auch in den warmen Mittagsſtunden des Sommers ruhen die meiſten Vögel einige Zeit, und der Morgen iſt überhaupt für die Tagvögel die Zeit der größten Thätigkeit. Viele Vögel baden ſich um Mittag im Waſſer, oder reinigen ihr Gefieder. Die Hühnerarten und viele andere wälzen ſich im warmen Sande und ſträuben dabei ihr Gefieder fo, daß der Sand auf ihre Haut eindringt. Dieß geſchieht wahrſcheinlich um die Inſekten von der Haut zu vertreiben. Die Schlafftellen der Vögel find nach der Jahreszeit und Lebensart ſehr verſchieden. Die Raubvögel, Raben, Singvögel, Papa— geien ſchlafen in dichtbelaubten Bäumen oder im Geſträuche. Die Schwalben, Sperlinge, Staaren in ihren Neftern. Die auf der Erde lebenden Vögel in hohem Graſe, Getreide, Schilf. Viele Waſſervögel ſchlafen ſchwimmend auf Seen und Teichen. Alle Vögel, welche in der Höhe im Freien ſchlafen, ſtellen ſich mit der Bruſt gegen den Wind, weil in entgegen— geſetzter Stellung der Wind zwiſchen die Federn wehen und ſie herunterſtürzen würde. Einige ſtehen beim Schlafe und zwar oft nur auf einem Beine, das andere wird an den Leib angezogen; andere legen ſich mit dem Leib auf den Aſt oder den Sitzplatz, und noch andere, wie die Papageien, ſchlafen ſogar an den Füßen hängend. Sehr viele ſtecken den Kopf im Schlafe unter einen ihrer Flügel. Die Luftvögel, welche weite Strecken des Oceans durchfliegen, ſuchen ihre Schlafftellen auf Felſen oder Inſeln, welche aus dem Meere hervorragen. Wanderungen der Voͤgel. Das Vaterland eines Vogels iſt immer das Land wo er ausgebrütet wurde. Allein dieſes Geburtsland eines Vogels giebt ihm nicht das ganze Jahr durch Nahrung, wenn es den Polarkreiſen nahe liegt, weil die mit Schnee und Eis bedeckte Erde oder die gefrornen Meere im Winter nichts hervor bringen, wovon er ſich nähren könnte. Dieſer Mangel zwingt alſo den Vogel, fo weit zu wandern bis er hinreichende Nahrung findet. Jemehr daher eine Art Subſtanzen zur Nahrung nöthig hat, welche der Boden im Winter nicht darreichen kann, deſto eher iſt ſie genöthigt auszuwandern. So kann kein Inſekten freſſender Vogel jenſeits des arktiſchen Kreiſes oder auch nur in den daran gränzenden gemäßigten Ländern überwintern, er muß auswandern. Nur diejenigen Vögel können in nördlichen Gegenden den Winter zubringen, welche von trockenen Pflanzenſamen, die im Winter an den abgeſtorbenen Pflanzen bleiben, oder von Baum- und Geſträuch— knoſpen ſich nähren. Jenſeits der Polarkreiſe, wo das Vaterland fo vieler Vögel iſt, wandern im Winter alle Vögel weg, ſowohl auf der ſüdlichen als auf der nördlichen Halbkugel. Jemehr alſo ein Land ſich dieſen Kreiſen nähert, deſto mehr hat es auswandernde Vögel, deſto weniger überwintern in demſelben. Je näher dagegen den Tropenländern, deſto mehr bleiben die Vögel im Winter, und unter dem Aequator fällt die Haupturſache des Wanderns, Mangel an Nahrung weg, da das gauze Jahr der Boden nie friert, und die Pflanzenwelt nie abſtirbt. Man hat die Vögel in Standvögel, Strichvögel und Wandervögel eingetheilt. Standvögel find diejenigen, welche niemals ihren Geburtsort verlaſſen, Strichvögel heißen die, welche nur gewiſſe beſchränkte Länderſtrecken durchſtreichen, und Zugvögel oder Wandervögel diejenigen, welche mehrere Breitengrade durchziehen. Allein dieſe Eintheilung iſt ſehr relativ, derſelbe Vogel iſt, wenn er weit verbreitet iſt, an dem einen Ort Standvogel, an dem zweiten Strichvogel und an dem dritten Zugvogel. Sogar dieſelbe Art kann an demſelben Orte Stand- und Strich- oder Zugvogel ſeyn, weil oft nur das eine Geſchlecht auswandert oder ſtreicht. Die wunderbare Erſcheinung, daß viele Vögel große Länderſtrecken, ganze Erdtheile und Meere jährlich überfliegen, und doch wieder in ihr Vaterland zu beſtimmter Zeit zurückkommen, hat verurſacht, daß mehrere, beſonders ältere, Naturforſcher die Thatſache ſelbſt in Zweifel zogen, und Gründe dagegen aufſtellten, die zwar ſcheinbar gegen das Wandern ſprachen, aber näher beleuchtet und mit der Bildung und Beſtimmung des Vogels genau verglichen, durchaus unſtatthaft ja unmöglich erſcheinen müſſen. Man ſah, daß unter den Saugethieren einige den Winter verſchlafen, und in einem erſtarrten Zuftande fo lange zubringen, bis der wiederkehrende Frühling ihnen wieder Nahrung reicht; man bemerkte, daß alle Reptilien der kältern und gemäßigten Zone im Winter erſtarren. Man ſtellte nun den Satz auf, wenn dieſes bei dieſen Thieren, wovon die einten doch auch warmes Blut haben, geſchehen kann, warum ſollte es nicht auch bei den Vögeln geſchehen können. Man wollte einzelne Beiſpiele aufgefunden haben, wo man in Höhlen, im Schilf, ſogar im Waſſer, erſtarrte Schwalben, Störche, Kukuke antraf welche in mäßiger Wärme wieder erwachten, und ſchloß daraus, daß alle Vögel der benannten Arten den Winter an ähnlichen Orten zubrächten; allein die Fälle, wo man Vögel in dieſem Zuftande angetroffen hat, find ungemein ſelten, und können ſchon darum nichts beweiſen. Wäre dieſes der naturgemäße Zuſtand, fo müßte man ſolche Vögel ja alle Jahre an den XXIV genannten Orten in Menge finden, was aber gar nicht der Fall iſt. Allein die Fälle ſelbſt, find wahrſcheinlich größtentheils nicht einmal richtig angegeben, und beruhen auf Sagen von Fiſchern, Jägern und andern ſolchen Leuten, welche gar keine Naturforſcher ſind. Die wirklichen Beiſpiele ſind höchſt wahrſcheinlich von ſolchen Vögeln, welche durch Jugend, Krankheit oder Verwundung an der Abreiſe gehindert wurden, aus Mangel an Nahrung in einen Zuſtand von Scheintod verfielen, in welchem ſie bald gefunden und durch ſchickliche Behandlung wieder erweckt wurden. Allein ſchon dieſes Wiedererwecken mag unter die ſehr ſeltenen Fälle gehören, da Ohnmacht und Scheintod bei den Vögeln höchſt ſeltene Erſcheinungen ſind, und aus letzterm die Vögel viel ſchwerer zu erwecken ſind als die Säugethiere, wie die Erfahrung lehrt. Vögel aber, welche im Waſſer gefunden werden, werden nie belebt werden können, wenn ſie auch nur einige Minuten im Waſſer waren. Es iſt nämlich hier nicht die Rede von tauchenden Vögeln, ſondern von Schwalben, Störchen u. ſ. w., welche keinen Augenblick unter Waſſer aushalten können. Noch mehr, die ſchon angeführten Thatſachen über das Leben der Vögel zeigen uns unwiederſprechlich, daß ihre Organiſation den freieſten und ungeſtörteſten Zugang der Luft erfordert, wenn ihr Leben fortdauern ſoll, daß ihr Luftbedarf und ihr Wärmegrad weit bedeutender iſt als bei den Säugethieren, und daß die Säugethiere, welche einen Winter⸗ ſchlaf beſtehen, wirklich kaltblütiger ſind als die übrigen. Mit den Reptilien, als kaltblütigen Thieren, kann gar kein Vergleich ſtatt finden. Schon dieſer Luftbedarf und dieſes warme Blut der Vögel macht alſo eine Erſtarrung, welche einige Zeit dauern könnte, unmöglich. Eben ſo iſt der Bedarf der Nahrung größer als bei den beiden angeführten Klaſſen, und ohne Nahrung könnte das Leben bei den Vögeln gar nicht beſtehen. Was aber am allermeiſten die Unmöglichkeit des Winter— ſchlafes, wenigſtens bei den Schwalben, ausſpricht, iſt der merkwürdige Umſtand, daß dieſelben in ihrem abgetragenen Herbſt— kleid wegziehen, und im Frühjahr in einem neuen Kleide erſcheinen. Wie könnte die Mauſer im Winterſchlafe ſtatt haben, da der Vogel zur Mauſer volle Nahrung und Säfte erfordert. Die Spyrſchwalbe verſchwindet ſchon im Auguſt und kommt zu uns erſt Ende Avprils zurück, ſollte fie dieſe ganze Zeit über geſchlafen haben? Dieſe und noch viele andere Gründe, welche man anführen könnte, zeigen daß in der Organiſation und der Lebensart der Vögel die Unmöglichkeit liegt, daß fie im Winter erſtarren und dagegen die Wanderung in andere Länder die wahre und unbezweifelte Thatſache ſey. Bei den Säugethieren, welche nicht fliegen können, mußte die Natur eine andere Einrichtung treffen, um ihr Leben auch im Winter zu erhalten, wenn es ihnen dann an Nahrung fehlt, und dieſe iſt der Winterſchlaf. Wenn nun aber das Auswandern in andere Länder erwieſen iſt, fo fragt ſich, welches find die Urſachen dieſer Auswan—, derung, und wohin gehen die Vögel? Ferner, warum kehren die Vögel aus den wärmern Ländern zurück, und bleiben nicht in einem Klima, welches ihnen angemeſſener ſcheint als das kalte? Die Haupturſache des Auswanderns iſt ganz gewiß der Mangel an Nahrung. Die Verbreitung der Thiere überhaupt richtet ſich nach dem Vorkommen ihrer Nahrung. Die Säugethiere, welche nicht fliegen können, können ihrer Nahrung nicht ſo weit nachgehen als die Vögel, und ſind daher immer auf den Ort ihrer Geburt beſchränkt, denn wenn auch einige Wan— derungen machen, ſo kommen ſie doch mit den weiten Wanderungen der Vögel nicht in Vergleichung. Dieſe aber durchſtreifen leicht ſeyr weite Räume und fliegen über ganze Erdtheile weg. Mit dem eintretenden Winter verſchwinden im Norden die grünen Pflanzen und werden unter Schnee und Eis begraben; mit ihnen erſterben auch die Inſekten; die Meere werden mit Eis bedeckt, und bieten alſo eben fo wenig Fiſche oder Schalthiere den Vögeln als Nahrung dar. Alle von dieſen Subſtanzen lebende Vögel müſſen daher in andern Gegenden ſuchen, was ihnen ihr Vaterland nicht geben kann. Sie ziehen daher ſo weit, bis fie wieder Nahrung in Menge vorfinden. Alle Vögel verlaffen im Winter die Polarländer beider Erdhälften. Sobald aber der Boden nur wieder Sträucher hervorbringt, ſo geben ihre Knoſpen ſchon wieder einigen Vögeln Unterhalt, namentlich im Norden einigen Hühnerarten, z. B. den Schnee- und Moraſthühnern, daher ſind dieſe ſchon in dieſen Gegenden Standvögel. Sobald die Meere nicht gefrieren, finden auch ſchon wieder Seevögel Fiſche, und bleiben daher im Winter. Alle von Inſekten lebenden Vögel verlaſſen die kalten Gegenden in der kalten Jahreszeit, und eben ſo wenig können folche, welche von Reptilien oder Würmern leben, da ihre Nahrung finden. So treibt alſo der Mangel an Nahrung dieſe alle nach wärmern Gegenden. Doch bleiben einige Arten, welche neben Inſekten auch noch Sämereien genießen können, zurück, und ſuchen die Nähe menſchlicher Wohnungen auf, wo fie die im Winterfchlafe oder in der Verpuppung liegenden Inſekten finden, oder von dem, was die Menſchen etwa als unnütz wegwerfen oder verlieren, leben können. Die Raubbögel aber wandern aus, weil die Thiere, von welchen ſie lebten, auch verſchwunden ſind. So hängt vom Daſeyn eines Weſens oft das Daſeyn einer ganzen Menge anderer ab, und alle organiſchen Weſen bilden eine zuſammenhängende Kette. Da aber viele Vögel wegziehen, ehe Mangel an Nahrung eintritt, ſo ſcheinen noch andere Urſachen das Wegziehen zu befördern. So verſchwindet die Spyrſchwalbe, wenn noch Inſekten genug für ſie vorhanden ſind; ſo geht der Storch weg, ehe die Fröſche ſich verbergen, oder die übrigen Reptilien verſchwinden. Es iſt ein mächtiger Trieb, der ſie zwingt ihr Vater— land zu verlaſſen, und andere Zonen aufzuſuchen. Die Kälte mag bei wenigen die Wanderung allein hervorbringen, denn viele Zugvögel können einen bedeutenden Kältegrad ohne allen Nachtheil aushalten, ſo ſah man Störche ohne allen Schaden den ganzen Winter durch bedeutenden Kältegraden ausgeſetzt, fo können Grasmücken, Nachtigallen, in einer Temperatur aushalten, wo das Waſſer ihres Sauftroges bis auf den Boden eingefriert. Der Trieb zu wandern zeigt ſich aber auch mächtig bei Zugvögeln, welche in der Gefangenſchaft ſich befinden, und äußert ſich durch große Unruhe und durch die Bemühung aus ihren Behältern zu entfliehen, welche ſie vorher, auch wenn ſie offen ſtunden, kaum verlaſſen hätten. Die Störche, welche man auf Höfen hält, laufen nun immer weg, und wenn ſie fliegen können, ſo ziehen ſie mit ihren wilden Kameraden. Die Nachtigallen und andere Stubenvögel ſind ſehr unruhig. Naumann, einer der aufmerkſamſten Forſcher, bemerkte, daß dieſe Unruhe ſchon einige Tage vor dem Abzuge ihrer Brüder anfange, und glaubt, ſie dauere ſo lange als die Wanderung der Art dauert. Es iſt alſo ein innerer, unerklärlicher Trieb, der die Vögel zum Wegziehen treibt, auch wenn ſie genug Nahrung haben und vor Kälte geſchützt ſind. Warme oder kalte Witterung kann den Abzug auf einige Tage befördern oder hintern, aber lange geſchieht es nicht. Die Zeit iſt für die meiſten Arten beſtimmt, beſonders für diejenigen, welche regelmäßig in andere Welttheile ziehen. Die Wanderungen geſchehen meiſtens in großen Schaaren, doch ſcheinen einige Arten auch einzeln zu ziehen. Bei den einten geſchieht die Wanderung nur am Tage, bei andern nur des Nachts. Einige Arten, wie die Kraniche und wilden Gänſe, fliegen hoch, und bilden mit ihrem Zuge immer ein Dreieck, und der an der Spitze fliegende Vogel wird oft durch einen andern abgelöst. Schießt man unter die Schaar, ſo wird zwar die Ordnung einige Augenblicke geſtört, aber ſogleich wieder XNV hergeſtellt, und an die Stelle der etwa getödteten ſind andere nachgerückt. Die Züge gehen im Herbſt immer von den Polen gegen die Tropenländer, im Frühjahr von den Tropenländern gegen die Pole zurück. In Europa beginnen im Herbſt die Züge ſchon mit Ende Auguſts und endigen im November; der Rückzug im Frühjahr beginnt mit dem März und endigt im May, und dieſe Zeit gilt auch für die übrigen nördlichen Länder in Aſia und Amerika. Da auf der ſüdlichen Halb— kugel die Jahrszeiten den unſrigen gerade entgegengeſetzt find, ſo müſſen auch die Wanderungen gerade in der entgegenge— ſetzen Zeit eintreten. Im Norden fangen die Wanderungen innerhalb der Polarkreiſe zuerſt an, und alle Vögel verlaſſen Spitzbergen, Nordſibirien und Grönland. Die in Norden brütenden Droſſeln, Finken und andere Singvögel ziehen in un— ermeßlichen Schaaren in die gemäßigten Länder Europas. Die Schnepfen, Strandläufer, Enten, Gänſe, Taucher wan— dern nach den Sümpfen und Seen des wärmeren Deutſchlands, der Schweiz und Italiens. Linne erzählt in ſeiner lapp— ländiſchen Reiſe, wie ihn die unheheuren Züge der Sumpfvögel im Herbſte ganze Tage und Nächte auf feiner Rückreiſe begleiteten. Die Meven, Alken, Lummen, Scharben verlaſſen die erſtarrenden Meere und ziehen ſich den Küſten nach in die gemäßigten Zonen. Nur die Schnee- und Waldhühner verlaſſen Lappland und Island nicht und nähren ſich von Knoſ— pen und Beeren, der aus dem Schnee hervorragenden Geſträuche. Noch ehe dieſe nordiſchen Züge das wärmere Schweden oder Norwegen erreicht haben, ſind die Schwalben dort ſchon mit Ende Auguſts weggezogen, und ihnen ſind die Sänger, Bachſtelzen, Lerchen, Wiedehopfe, Staare, Kuckuke, Tauben u. |. w. gefolgt, und ziehen über das wärmere Europa nach Italien, Sardinien, Korſika oder über das Meer nach Afrika. In unſern Gegenden eröffnen die Spirſchwalbe und die Störche den Zug und dieſelben Vögel, welche aus nördlichern Gegenden wegziehen, ziehen auch aus unſern Gegenden weg nur etwas ſpäter. Dagegen ziehen aus Norden bei uns ein und überwintern größtentheils, der Bergfink, der Leinfink, die Wachholderdroſſel, und die meiſten Enten, Steißfüße, Seetaucher, Sägetaucher und einige Meven, und es ziehen durch, die Schuepfen, Strandläufer, Kiebitze, Schwalben, Rothdroſſeln, Tauben und andere. Aber ſchon bei uns bleiben, die Buchfinken, Amſeln und einzelne Bachſtelzen, Reiher und Rallen da. Selten erreichen die Seidenſchwänze und Schneeam— mern unſere Gegenden, ſie überwintern meiſt nördlicher. Jemehr wir uns dem wärmern Europa nähern, deſto mehr nimmt die Zahl der wegziehenden Vögel ab, und ſchon im wärmern Italien und in Sardinien bleiben die Staare, die meiſten Sänger, Würger, Lerchen und wilden Tauben, und nur die Schwalben, Nachtigallen, Bienenfreßer, Kuckuke und Turteltauben ziehen dort von kleinern Vögeln noch weg. Dagegen überwintern dort die Wachholderdroſſeln in ungeheurer Menge, nähren ſich von den Beeren des Lorbeer- und Ma— ſtirbaumes, thun in den Olivengärten großen Schaden, und werden daher bei vielen Tauſenden gefangen. Außer ihnen überwintern dort die ankommenden Bachſtelzen, Ringeltauben, Schnepfen, Reiher und andere. Eben ſo verhält es ſich auf Korfifa, Minorka, Majorka, Sizilien und Malta. Ueber die griechiſchen Inſeln aber ziehen die Wachteln, Turteltauben, Kuckuke, Wiedehöpfe weg, in der Richtung nach Sirien und Egypten, wo dann gerade die Austretungen des Nils ſich zurückziehen, und ſo den ankommenden Gäſten an Inſekten, Würmern, Reptilien u. ſ. w. reichliche Nahrung darbieten. Die Kuckuke ſchreien nicht, und ebenſo wenig fingen die Nachtigallen, welche in den Geſträuchen am Nil überwintern. Die Wachteln kommen in zahlloſer Menge zuerſt an die ſandigen Ufer am Ausfluß des Nils, obgleich der runde Körper und die kurzen Flügel ihnen die Reiſe ſehr erſchweren. Sie benutzen daher jeden Ruheplatz, der ſich ihnen beim Zuge über das Meer darbietet, jede Inſel, deren dieſe Meere ſo viele haben, und ſelbſt auf Schiffen laſſen ſie ſich nieder. Viele kommen in den Wellen um und allenthalben ſtellt der Menſch ihnen nach, und bei ihrer Ankunft in Egypten werden ſie zu tauſenden gefangen. Bei ihren Zügen beobachten ſie immer den nemlichen Weg, und berühren daher einige Inſeln niemals, andere immer, wenn auch die erſtern nicht weit vom Wege abliegen. Auch die Störche überwintern in Egypten; dagegen ziehen die Kraniche, die Pelikane und die Schwalben meiſt nur durch nach Oberegypten. So ſcheint alſo Egypten das Ziel der Wanderung der meiſten aus Nord und Mitteleuropa wegziehenden Vögel zu ſeyn; die aus Spanien ziehen dagegen nach der Barbarei. Ueber die Wanderungen der Vögel in Aſien haben uns Pallas, Steller und Gmelin mehrere Nachrichten hinterlaſſen, aus welchen ſich ergiebt, daß dieſelben zu eben der Zeit vorgehen, wie in Europa. Und ebenſo verlaßen die Vögel Nord— amerikas dieſe Gegenden und ziehen ſüdlich. Die grönländiſchen Vögel ziehen übers Meer nach Labrador. Die Vögel von der Hudſonsbei, aus Canada, Penſylvanien wandern wahrſcheinlich gegen Mexiko, viele aber überwintern in Florida und Loui— ſiana, oder Carolina. In den größten Schaaren kommt die Wandertaube von der Hutſonsbay her, wirklich in faſt unglaub— licher Menge, ſo daß Züge an Züge ſich reihen, und die Bäume unter der Laſt der ungeheuren Zahl brechen, und ganze Völkerſchaften auf ihren Fang ausgehen. Schon in Carolina iſt die Zahl der auswandernden Vögel nicht mehr fo groß, als in den nördlichen Ländern, doch verlaßen die Colibris, die Papageien, die Kuckuke und Tauben nebſt einigen Sumpf— vögeln noch dieſes Land. Beſonders auch die Schwalben, welche ſelbſt von den warmen Antillen noch wegziehen. Es iſt wirklich ſonderbar, daß die Schwalben ſich im Sommer ſo weit verbreiten und ſo tief nach Norden gehen, daß ſie ſelbſt der arktiſchen Zone nahe kommen, und doch nicht weder in den wärmſten Gegenden Europas, noch in der Barbarei, noch in Egypten oder den Antillen überwintern, ſondern dem Aequator noch näher wandern. Von den Wanderungen der Vögel auf der ſüdlichen Halbkugel haben wir wenig beſtimmte Nachrichten, aber ſoviel wiſſen wir gewiß, daß ſie gerade eben ſo vorgehen, nur daß ſie dort von Süden nach Norden zum Ueberwintern ziehen und in der vollkommen entgegengeſetzten Jahrszeit, ſo daß die Zugvögel der nördlichen Halbkugel in den Tropenländern gerade dann ankommen, wenn diejenigen der ſüdlichen die Tropenländer ihrer Erdſeite verlaſſen. Auch dort wandern dieſelben Gattun— gen, wie auf der nördlichen Halbkugel, wenn fie dort leben, wie die Schwalben, Kuckuke, Tauben. Die Tropenländer ſind alſo die Endpunkte der Herbſtwanderungen der Vögel beider Erdhälften, ſo daß kein Vogel den Aequator überſchreitet, und diejenigen Vögel deren Vaterland die Tropenländer ſelbſt ſind gar nicht wandern. Nie wird daher ein Vogel der nördlichen Halbkugel in der ſüdlichen und umgekehrt vorkommen, und die Arten ſind ſich in beiden Erd— hälften durchaus ungleich. Von dieſer Regel ſoll einzig der Albatros, und vielleicht einige Sturmvögel und Tölpel eine Aus— nahme machen. Der Albatros oder Schiffsvogel zieht jährlich von den äußerſten ſüdlichen Meeren nach den nördlichſten. Er brutet auf Neuſeeland, an den Küſten von Afrika, und von Südamerika, zieht aber in großen Haufen, gegen die Win— termonate des Südens, nach dem ochotzkiſchen Meere, nach Kamtſchatka und den Kurilen, nach Nordweſtamerika und Nor— folksſund, wo er aber nicht brutet, kehrt dann in der Mitte Auguſts nach Süden zurück, und reist folglich um die Erde. Die Wanderung der meiſten Vögel iſt ſo beſtimmt, und tritt bei vielen immer zu derſelben Zeit ein, ſo daß kaum vier— zehn Tage Unterſcheid ſeyn mögen und wir aus dieſen beſtimmten Wanderungen der Vögel, welche viele Breitengrade durch— G XXVI ziehen, wie Schwalben, Störche, Sänger durchaus nicht auf künftige Witterung ſchließen können. Nur kann ſchnell ein— tretende Kälte den Abzug um etwas beſchleunigen. Anders verhält es ſich aber mit denjenigen Vögeln, welche zwar regel— mäßig alle Jahre den Norden verlaſſen, aber nur ſo weit ziehen, bis ſie offene, von Schnee und Eis entblößte Gegenden antreffen, wie die Gänſe, Enten, Taucher. Dieſe zeigen durch ihre frühere oder ſpätere Ankunft, oder auch durch ihr Ausbleiben eben ſo wenig künftige Witterung an, aber ſie zeigen uns, welche Witterung im Norden vorherrſcht. Tritt dort die Kälte früher und ſtrenger ein, ſo verlaſſen ſie früher ihr Vaterland und ziehen ſo weit als die größere Kälte von Norden her ſie treibt. Der Erfahrung zu Folge ſind die Winter im höhern Norden gar oft den Wintern der gemäßigten Gegenden entgegengeſetzt, ſie ſind dort oft ſehr ſtrenge, wenn ſie bei uns gelinde ſind und umgekehrt. Daher ſehen wir oft bei ſehr gelinden Wintern, große Schaaren von Vögeln aus Norden ankommen, welche in ſehr kalten ausbleiben, und um— gekehrt. Allein da dieſe Verſchiedenheit der Winter, wie es ſcheint, keinen beſtimmten Geſetzen unterworfen iſt, ſo läßt ſich aus der Ankunft oder nicht Ankunft der Vögel auch kein beſtimmter Schluß, auf die allgemeine Witterung in Norden zie— hen; der Winter kann auch nur örtlich ſtrenger ſeyn und ſo den Abzug der Vögel nur örtlich befördern. Strichvögel geben uns von ſolchen örtlichen Witterungserſcheinungen mehr Kunde, als die eigentlichen Zugvögel. So treibt ein ſehr ſtarker Schnee z. B. die Alpenvögel oft weiter in die Alpenthäler und benachbarten Gegenden. Sehr merkwürdig iſt es, daß bei einigen Arten nur die Weibchen oder Junge auswandern, die alten Männchen aber bleiben. So ziehen aus unſern Gegenden nur die Amſelweibchen weg, die Männchen bleiben, ebenſo ziehen die Buchfinken— weibchen aus gebirgigten Gegenden allein fort. Von vielen nordiſchen Waſſervögeln aber kommen meiſtens nur Weibchen oder junge Männchen zu uns, alte Männchen kommen ſehr ſelten oder niemals, z. B. von der Eiderente ſind ſchon öfters Weibchen zu uns gekommen, alte Männchen noch nie; ſehr ſelten kommen ſolche alte Männchen von der Sammet und Bergente, oder vom Sägetaucher, während die Weibchen alle Jahre häufig ſind. Stürme und andere oft unbekannte Urſachen, bringen zuweilen einzelne Vögel von ihrem Wege ab, und man hat in allen Gegenden der Erde ſolche ſonſt unbekannte Gäſte zuweilen angetroffen. Z. B. in der Schweiz und in Mittel-Deutſch— land die Geierarten, die Pelikane, die Flammingos, die Sturmvögel, die iſabellfarben Läufer, das Sandflughuhn, die Kragentrappe, den Tölpel, den Straußkukuk, ſogar die nordamerikaniſche kleine Droſſel. An den Küſten des ſüdlichen Frankreichs oder in Italien und Spanien findet man zuweilen einzelne Streifer aus dem benachbarten Afrika. Allein dieſe Erſcheinungen gehören zu den Abweichungen der Wanderungen und nicht zu den regelmäßigen, und kommen in allen Län— dern vor. Am beſten geht der Zug von ſtatten wenn der Wind günſtig iſt, das heißt entgegen weht, mit dem Winde zieht kein Vogel, theils weil es ihnen mehr hinderlich als förderlich ſeyn würde, wenn der Wind in die Federn weht. Es iſt hier nicht der Fall wie bei einem Segel auf einem Schiffe, dieſer faßt den Wind auf, während das Schiff auf dem Waſ— fer auffist und ſchiebt es fo vorwärts, nicht fo beim Vogel, jede einzelne Feder wird hier aufgewehet und dies müßte der Richtung des Fluges eine ganz unbeſtimmte Wendung geben, indem der Wind auf die obere Seite der Flügel mehr drücken würde als auf die untere, und ſo müßte das Fliegen geradeweg faſt unmöglich ſeyn, im Gegentheil der Vogel müßte ſich fenfen ; beim Fliegen gegen den Wind dagegen drückt derſelbe alle Federn an den Körper an, unterfaßt den mehr oder minder gebogenen Flügel und hebt ſo den Vogel, der mit leichter Mühe vorwärts kommt. Die Adler, Buſſarde, Störche Reiher und andere fliegen, wenn ſie ſchweben, beſtändig gegen den Wind und könnten unmöglich große Strecken ohne Flü— gelbewegung zurücklegen, wenn ſie nicht durch den entgegenwehenden Wind gehoben würden. Das Wehen des Windes be— ſtimmt aber auch die Höhe oder Tiefe, in welcher der Zug vor ſich geht, da die Luftzüge oft in verſchiedenen Höhen abwech— ſeln. Bei gar zu ſtarkem Gegenwinde aber muß natürlich der Druck der Luft einen großen Widerſtand entgegenſetzen und die Vögel werden von ihrer Bahn abgetrieben. Bei großen, leicht fliegenden Vögeln begreift ſich die Wanderung leicht, aber bei kleinen, oder mit kurzen Flügeln verſehenen, iſt dieſe ſchwer zu erklären. Selbſt die kleinſten Vögel wandern übers Meer, man fand mitten auf demſelben Pieper, Goldhähnchen und andere ſolche kleinen Thierchen. Die Wachteln können nur dadurch ihre Wanderung bewerkſtelligen, daß ſie auf jedem Gegenſtande, der ihnen zum Ruhepunkt dient, ausruhen, auf Klippen, Schiffen, Inſeln, und dennoch finden viele in den Wellen ihr Grab. Manche Vögel ſcheinen ihre Wanderungen auch großentheils zu Fuße zu machen, wie die Rohrhühner, Wachtelkönige, Rallen und andere. Mehrere Waſſervögel wandern zum Theil ſchwimmend, und fliegen von einem See, einem Fluß, einem Teiche zum andern, immer wieder auf dem Waſſer ausruhend. Der allgemeine Zug in der alten Welt geht im Herbſte nach Südweſt im Frühjahr nach Nordoſt; allein dieſe Richtung erleidet mancherlei Abweichungen. Sehr viele Sumpf und Waſſervögel, welche im Herbſte längſt der Seeküſte der Oſt- und Nordſee gewandert ſind, verändern in Holland ihre Rich— tung und gehen den Rhein hinauf. Aber ſelbſt ſolche fchwerfiiegende Vögel, wie die Taucher, und Steißfüße überfliegen auf eine fait unbegreifliche Weiſe die Alpen, und finden ſich in den jenſeitigen Seen und Meeren. So wandern die Eis— und arktiſchen Taucher, die in den Seen von Lappland, Norwegen und Schweden dies und jenſeits des arktiſchen Kreiſes gebrütet haben, jährlich bis nach der Schweiz und Italien, obſchon ihr Flug ungemein ſchwerfällig und ungeſchickt iſt. Sehr merkwürdig iſt es auch, das die Vögel während des Zuges gewiſſe Heerſtraßen halten und ſich nirgends anhäufen. Man ſieht ſie oft gewiſſe Orte alle Jahre anf dem Zuge berühren, andere ganz nahe liegende aber vorbeiziehen. Dieſe Heerſtraßen werden durch Gebirge, Wälder, Flüſſe, Seen und Teiche und die Beſchaffenheit des Bodens beſtimmt. Selbſt innert den Tropenländern ſcheinen noch einige Vögel zu wandern, ohne jedoch die Tropen zu überſchreiten. So zieht z. B. das Anſchwellen der Flüſſe des ſüdlichen Amerikas große Schaaren Waſſervögel an, die aus trocknern Gegenden kommen. a Die Waſſervögel Grönlands wandern, wenigſtens zum Theil ſüdöſtlich, wie die Reiſen nach dem Norden uns darüber Beweiſe geben. Man findet die weißſchwingige Meve, welche in Grönland brütet, im Winter in Island. Außer dieſes aber kommen ſo viel bekannt iſt, keine Vögel aus Grönland dort an. Von vielen abziehenden Vögeln der gemäßigten Länder bleiben oft welche zurück, beſonders in wärmern Wintern, und man könnte ſich es denken, daß ſie eine Art von Vorgefühl hätten, wodurch ihnen die künftige Witterung angedeutet würde, allein man ſieht nicht ſelten, daß ſie ſich betrogen haben, und bitterer Nahrungsmangel ſtraft ſie, dem allgemeinen Geſetze, denen ihre Art ſonſt gehorcht, nicht gefolgt zu haben. So ſieht man bei uns alle Winter Staare, Krähen, Reiher, Rohr— dommel, Bachſtelzen, zurückbleiben und das Leben bloßer Strichvögel führen. Viele werden wohl durch Schwachheit vom Abziehen abgehalten, warum aber andere zurückbleiben, wenn der Ziehungstrieb in den übrigen wirkt, wird wohl XXVI ſchwer zu erklären ſeyn. Da es nicht die Kälte iſt, welche die meiſten Zugvögel fürchten oder ausweichen wollen, ſondern Mangel oder ſparſame Nahrung, ſo halten die Zurückgebliebenen die Kälte gar wohl aus, wenn ſie nicht allzugroß iſt, eine allzugroße Kälte aber tödtet dann viele. Die Kälte überhaupt ſcheint auf alle Vögel gemäßigter Länder nicht gar ſehr zu wirken, wenn ſie nicht die Mäßigung überſteigt. Das warme Federkleid ſchützt den Vogel vor Kälte, da Federn ſchlechte Wärmeleiter ſind und folglich die Körperwärme, welche ohnehin bei Vögeln größer iſt, als bei Säugethieren kräftig zu⸗ ſammenhält. Allgemeines Geſetz ſcheint es zu ſeyn, daß die in andere Länder auswandernden Vögel dort nicht brüten und die Singvögel auch nicht ſingen, dieſe Beobachtung zeigt uns, daß der Geſchlechtstrieb ein Hauptbewegungsgrund iſt, der die Vögel zur Rückkehr in ihr Vaterland treibt, es it das Heimweh, welches fie aus den angenehmen Gegenden, welche fe den Winter durch bewohnt haben, zurück in ihr kälteres und viel rauheres Vaterland treibt. Zu den Urſachen des Rückzu— ges aber gehören allerdings noch andere, eben ſo dringende, da ſie ja den Brütetrieb auch in den wärmern Ländern befrie— digen könnten. Die Vögel der kältern Klimate ſind mit dichterm Federkleide verſehen, die Wärme der Länder ihres Win— teraufenthalts iſt aber gegen den Sommer hin ſo groß, daß ſie zu warm haben und daher ein kühleres Klima ſuchen müſſen. Eben dieſe rückkehrende Hitze aber bringt auch Veränderungen in den vorkommenden Thieren und Pflanzen vor, die nordi— ſchen Vögel finden die paſſende Nahrung nicht mehr. In ihrem Vaterlande aber iſt der Frühling eingetreten und bringt eben dieſe Nahrungsmittel hervor, daher ziehen ſie auch dieſen nach, und ſo beginnt der Rückzug zum Theil aus denſelben Urſachen, welche die Auswanderung bewirkt haben. Die abziehenden Vögel ſind meiſt ſehr fett, ſie haben vor ihrem Abzug noch genugſame Nahrung erhalten, und dieſes Fett iſt ihnen ſehr nützlich, weil es während den Zuge eingeſogen wird, und die Nahrungsmittel einigermaßen zu erſetzen vermag, daher find fie weniger genöthigt ſich auf der Reiſe aufzuhalten und Nahrung zu ſuchen. Sie legen oft ungeheure Strecken zurück ohne anzuhalten, kommen aber abgemagert an den Ort ihrer Beſtinmung an. Um aber eben Kräfte zu haben, ziehen die meiſten ſchon weg, ehe die Nahrungsmittel in ihren Sommeraufenthalt zu ſelten geworden ſind. Würden ſie ſchon hungrig und mager wegziehen, wo ſollten ſie Kräfte zur Neiſe hernehmen? Einige mauſern ehe ſie aus dem Va— terland abziehen, andere aber erſt in ihrem Winteraufenthalte. Die, welche ſich zweimal mauſern, mauſern meiſt beidemal im Vaterlande, daher ſehen wir viele nordiſche Vögel deren Sommerkleld ſo ſehr vom Winterkleid abweicht, nur ſehr ſelten in erſterm, alſo nicht im vollen Schmucke, und daraus iſt eine große Verwirrung der Arten entſtanden. Wer aber lehrt die Vögel den Weg kennen, der ſie in ein anderes Land führt, wo ſie Nahrung finden, wer zeigt ihnen die Straße über weite Länder und Meeresſtrecken, und wie finden ſie immer das entfernte Vaterland wieder, von welchem ſie ausgewandert ſind? Das wiſſen wir nicht, es iſt jenes unerklärliche Etwas, was in allen Thieren in mehr oder minderm Grade und ſelbſt im Menſchen, doch im geringſten Maaße vorhanden iſt, was das Thier leitet, daſſelbe antreibt, das ihm nützliche zu thun, das ſchädliche zu unterlaſſen, jener mächtige Trieb, den wir mit dem Namen des Inſtinkts bezeichnen. Dieſer Trieb zeigt ihnen die Zeit an, wenn ſie weggehen ſollen, giebt ihnen Wegeleitung, und läßt ſie das Land finden, welches ihren Bedürfniſſen entſpricht. Der Ortsſinn oder das Gedächtniß die Orte, welche ſie einmal bewohnt oder durch— reist haben, wieder zu erkennen, ſcheint den meiſten den Weg zu zeigen. Aber viele wandern des Nachts und erreichen doch eben ſo ſicher ihr Ziel. Auch ziehen die meiſten nicht gerade denſelben Weg, den ſie im vorigen Jahre gezogen ſind, ſondern weichen links und rechts davon ab, ohne die Hauptrichtung zu verlieren. Dies macht die Sache zu einem uns un— erklärlichen Räthſel, welches aufzulöſen wir uns gewiß umſonſt bemühen werden. Die Schaaren, in welchen die Vögel ziehen ſind oft über jede Schätzung groß, und die Berechnungen, welche man darüber angeſtellt hat, ſcheinen unglaublich zu ſeyn, wenn ſie nicht durch ſo viele Augenzeugen beſtätigt werden könnten. Am wunderbarſten find die Flüge der Wandertaube in Nordamerika. Audübon berechnete die Größe einer ſolchen ziehenden Taubenmaſſe auf 1,115,000,000 und Wilſon gar auf 2,230,000,000 Tauben, und die Schnelligkeit womit dieſe Tauben fliegen wird berechnet, daß ſie in einer Minute eine engliſche Meile durchfliegen. In Auſtralien bemerkte man auf einer der In— ſeln an der Küſte von Vandiemensland einen Zug von ſchwarzen Sturmvögeln, der in der Luft 50—80 Yards (1½ Elle) Tiefe, und 300 Pards in der Breite einnahm. Dabei flogen die Vögel ſo dicht, als nur immer die unbehinderte Bewegung der Flügel es geſtattete, und dieſer Vogelſtrom, floß in der Luft gute anderthalb Stunden vor dem Beobachter vorüber, mit einer Schnelligkeit, welche der der Tauben ziemlich nahe kam. Nimmt man den Zug zu 50 Hards Tiefe und 300 Vards Breite, und die Schnelligkeit zu 30 englifche Meilen in der Stunde, und giebt man jedem Vogel 9 Quadratyards Flugraum, fo erhält man eine Zahl von 151,500,000 Vögeln. Nur klein und doch aus vielen tauſend Vögeln beſtehend, erſcheinen gegen ſolche Schwärme die Haufen anderer Seevögel, der Meven, Seeſchwalben, Lummen und Alken. So ſah Boje in Norwegen einen Schwarm von Alken und Lummen, deren Zug eine Breite von wenigſtens tauſend Schritten einnahm. Obgleich er Anfangs durch dieſe Menge verwirrt war, gewann er doch Zeit ſeine Doppelflinte 10 mal abzu— drücken, und wieder zu laden, ehe alle vorbei waren. Verbreitung und Zahl der Voͤgel. Die Zahl der Vögel iſt ungleich größer als die Zahl der Säugethiere, und, die Inſekten ausgenommen, werden ſie wohl die zahlreichſte Thierklaſſe ausmachen, die Zahl der bekannten Säugethiere überſteigt noch nicht neunhundert, die Zahl der bekannten Vögel aber mag nahe an fünftauſend ſteigen. Man kann daher immer fünf Vögel auf ein Säugethier rechnen. Die Vögel ſind indeß nicht blos der gegenwärtigen Schöpfung angehörig, ſie fanden ſich wenigſtens ſchon in der Periode auf der Erde, welche unſerer Schöpfung gleich vorher ging, aber ihre Ueberreſte ſind viel ſeltener auf uns gekom— men, als die Ueberreſte der Säugethiere. In den Gipsbrüchen bei Paris fand man mehrere Vogelknochen aus verſchiede— nen Ordnungen. Im Pappenheimer und Oeninger Schiefer, in den Brüchen von Veſtena nova und in den Knochenbreccien von Cette findet man Ueberreſte ſolcher Vögel der Vorwelt, welche ihr früheres Vorkommen unwiderſprechlich beweiſen. Ob es andere Arten geweſen ſeyen, als die jetzt lebenden, das möchte wohl kaum auszumitteln ſeyn. Die geographiſche Verbreitung der Vögel richtet ſich nach ihrer Nahrung. Die Vögel nähren ſich entweder 1. blos von Vegetabilien, oder 2. blos von Inſekten, 3. von thieriſchen und Pflanzenſtoffen des Landes, 4. von Würmern, Weichthieren Krebſen und Waſſerinſekten, 5, von Fiſchen, 6. von Reptilien, 7. von Thieren und Pflanzen der fügen Waſſers, 8. von XXVIII Thieren und Pflanzen des Meeres und endlich 9. blos von animaliſchen Subſtanzen. Je beſchränkter das Vorkommen eines Nahrungsſtoffes iſt, deſto beſchränkter muß auch das Vorkommen eines Vogels ſeyn und umgekehrt. Da die Zahl der Pflanzen an den beiden Endpunkten der Vegetation, an den Polarkreiſen am geringſten iſt, fo können dort auch nur ſehr wenige Vögel gefunden werden, welche blos von Pflanzen leben, und wenn ſie ſich nicht von Sämereien nähren, welche in den trockenen Fruchthüllen auch im Winter bleiben, oder von Baumknoſpen, ſo müſſen ſie die kalten Län— der verlaſſen. Jemehr aber ein Land ſich dem Aequator nähert, deſto größer wird die Zahl der Pflanzen, und ſomit auch die Zahl der davon lebenden Vögel. Das an Pflanzen reichſte Südamerika hat daher auch am meiſten davon lebende Vögel. Man kann die Pflanzenwelt in verſchiedene Floren theilen, deren jede ihre eigene Charakteriſtik und ihre vorherrſchenden Familien hat, und ſo viele Floren angenommen werden können, ſo viele eigene Gruppen der davon lebenden Vögel können auch an— genommen werden. Die Länder jenſeits des arktiſchen Kreiſes ſind ungemein Pflanzen arm. Wir kennen aber blos die nörd— lichen arktiſchen Länder, die ſüdlichen antarktiſchen nicht. In Spitzbergen, dem noͤrdlichſten Lande Europas, finden fich etwa 35 Pflanzenarten in Allem; aber auch nur ein pflanzenfreſſender Vogel, der Schneeammer. Grönland hat ſchon vier Arten von Vegetabilien lebender Vögel, und fo wächst die Zahl mit jedem Grade gegen den Aequator, fo, daß fie ſich in den Tropenländern beinahe verhundertfacht. Nicht nur ſind die Arten einiger in Norden vorkoumender Gattungen in den Tropenländern viel zahlreicher, ſondern eine Menge neuer Gattungen oft mit vielen Arten finden ſich dort. Die Gattungen von Pflanzen lebender Vögel ſind die der Ammern, Kernbeißer, Finken, Muſenfreſſer, Pfauen, Pene— lopen, Jakus, Hokkos, Faſanen, Haushühner, Puter, Perlhühner, Rebhühner, Waldhühner, Tauben, Papageien, Strauße u. ſ. w., nun ſind gegen zweihundert und fünfzig Papageien, und über ſechzig Tauben bekannt, welche alle nur nahe an den Tropenländern oder nur innert denſelben leben, nur einige aus der Gattung der Tauben und Colibris beſuchen im Sommer auch die kältern Gegenden. Da viele dieſer Vögel nur an wenige Pflanzen gebunden ſind, ſo iſt auch ihr Va— terland oft ſehr eingeſchränkt. In allen Climaten aber hat jeder Welttheil ſeine eigenen Arten, welche nie in einem andern vorkommen. Die Arten aber, welche zugleich in mehrern vorkommen, ſind mehr den nördlichen als den ſüdlichen Gegenden gemein. So kommt z. B. der Schneeammer in Nordeuropa, Nordaſien und Nordamerika vor, aber kein pflanzenfreſſender Vogel Südamerikas kommt in Afrika, oder dem warmen Aſien, oder Neuholland vor, und jede der Hauptfloren hat ihre ganz eigenen, keiner andern zukommenden Vögel, die ſich nach den, auch jeder Flor eigenen Pflanzen beſtimmen. Auf die Verbreitung der Vögel, welche von Pflanzen leben, hat der Menſch vielen Einfluß gehabt, indem er viele Pflanzen aus einem Welttheil in den andern verſetzte. Dieſen Pflanzen folgten, ſo wie einige Inſekten, auch viele Vögel nach. So ſoll es in Schottland keine Rebhühner gegeben haben, ehe man das Korn daſelbſt pflanzte; ſo kamen die Sper— linge mit unſern Getreidearten erſt nach Sibirien, und haben ſich in der alten Welt ſo weit verbreitet, als unſere Getreide— arten gebaut werden. Die Pfauen, Faſanen, Perlhühner, Haus- und Truthühner find durch die Menſchen in alle Welt— theile gebracht worden. Ganz dieſelbe Bewandtniß hat es mit den Vögeln, welche ſich von Inſekten ernähren. Da jede Pflanze ihre eigenen Inſekten hat, ſo muß die Verbreitung der Inſekten ſich nach der Verbreitung der Pflanzen richten. Man hat als Haupt— formen der Pflanzenwelt oder Floren angenommen, die nordiſche Flor, welche ſich über den Norden beider Welten, über Europa, Aſien und Amerika erſtreckt. Die levantiſche, tartariſche, japaniſche und mitteleuropäiſche Flor, und in Amerika die virginiſche, ſind die Floren der gemäßigten nördlichen Länder. Die Hauptfloren der Tropenländer aber ſind die afrika— niſche, oſtindiſche, weſtindiſche und auſtraliſche. Endlich auf der ſüdlichen Halbkugel entſpricht die ſüdliche Flor einiger— maßen der nördlichen, ſcheint aber noch ärmer an Pflanzen zu ſeyn. Da mit der Menge der Pflanzen ſich auch die Menge der Inſekten vermehrt, ſo folgt daraus, daß die Zahl der inſektenfreſſenden Vögel in eben der Menge gegen die Tropen zunehme, und dort am zahlreichſten ſey, wie die Zahl der pflanzenfreſſenden Vögel. Jedoch hat der Unterſchied ſtatt, daß dieſe Vögel nicht ſo weit nach Norden und Süden gehen, wie die pflanzenfreſſenden, und weit allgemeiner in kalten Gegen— den Zugvögel ſind. Es gehören darunter die Gattungen Specht, Wendehals, Kuckuk, Madenfreſſer, Jakamar, Bienenfreſſer, Bartvogel, Kuruku, Würger, Fliegenfänger, Tangara, Droſſeln, Sänger, Schwätzer, Seidenſchwanz, Manakin, Bachſtelzen, Lerche, Meiſe, Baumläufer, Schwalbe u. ſ. w., jedoch genießen einige von dieſen Gattungen, wenigſtens zu gewiſſen Jahreszeiten auch Beeren. Auch von dieſen Gattungen hat jeder Welttheil eigene Arten. Merkwürdig iſt es, daß in Neuholland, aus der Abtheilung der pflanzenfreſſenden Vögel, die ganze Abtheilung der Hühnerartigen, größtentheils fehlt, und keine einzige Gattung, welche auch in den übrigen Erdtheilen vorkommen, dort ge— funden wurde. Aus der Abtheilung der Inſektenfreſſer fehlt die, ſonſt allenthalben ſich findende, Gattung Specht in Neu— Holland ganz. Die Verbreitung der Vögel, welche von thieriſchen und vegetabiliſchen Subſtanzen des feſten Landes leben, iſt ſich in allen Welttheilen weit gleicher, als bei den vorigen Abtheilungen, da ſie allenthalben ihre Nahrung finden, ihre Zahl nimmt in den Tropenländern nicht ſo ſehr zu. Es gehören darunter beſonders die Gattungen des Raben und des Rackers und dieſe Gattungen, beſonders die erſte, iſt über die ganze Erde verbreitet, doch hat jeder Erdtheil eigene Arten, und die Tropenländer erzeugen beſonders ſolche mit prachtvollem Gefieder. Da die Verbreitung der im Waſſer lebenden Inſekten, Weichthiere, Krebſe, Würmer, weit weniger abhängig von der Wärme iſt, als die der Pflanzen und Landinſekten, indem das Meer in ſeinen Tiefen wenig Temperaturveränderungen erlei— det, fo finden wir dieſe Thiere an allen Meeresküſten, Seen, Flüſſen, Sümpfen und Teichen, im Sommer ſelbſt im höch— ſten Norden und Süden. Daher bieten die arktiſchen und gemäßigten Länder Brüteplätze für unzählige Vögel, welche von dieſen Thieren leben. Dahin gehören die Gattung Auſternfiſcher, Regenpfeifer, Brachvogel, Schnepfe, Waſſerläufer, Sumpf; läufer, Strandläufer, Kiebitz, Ralle, Waſſertreter und Waſſerhuhn, welche über die ganze Erde verbreitet find, aber be— ſonders auch im Norden häufig gefunden werden, und zwar in Alien, Europa und Amerika, deren nördliche Theile ſehr viele Arten mit einander gemein haben, doch ſo, daß jeder Erdtheil wieder ſeine eigenen Arten hat. In den Tropenlän— dern und den wärmern gemäßigten kommen noch zu dieſen Gattungen, die Gattungen Ibis, Nimmerſatt, Strandreuter, Sandhuhn, Kranich und andere. Aber im allgemeinen find dieſe Vögel dieſer Abtheilung fo ziemlich gleich über alle Län— der verbreitet, ja die Länder außer den Wendekreiſen ſind eher reicher an Arten. Die Verbreitung der von Reptilien und Fiſchen lebenden Vögel geſchieht ungefähr nach den nemlichen Verhältniſſen, nur mit dem Unterſchied, daß die Vögel, welche hauptſächlich von Reptilien leben, mehr den warmen Ländern oder gar ausſchließlich den Tropenländern angehören. Es gehören dahin einige Arten Raubvögel, wie z. B., die Gattung des Kra— XXIX nichgeyers, dann aber die Gattung Reiher, Löffler, Klaffſchnabel, Storch, Schattenvogel, Agami. Keiner dieſer Gattun— gen geht ſo weit gegen die Pole hin, als die vorigen, und die Zahl der Arten nimmt gegen die Tropen hin ſehr zu. Die Gattung Reiher iſt beſonders in allen Erdtheilen, die arktiſchen Länder ausgenommen, verbreitet und zahlreich. Die Verbreitung der Vögel, welche ſich von Thieren und Pflanzen der ſüßen Waſſer ernähren, geht nur bei wenigen Arten über die Polarkreiſe hinaus, richtet ſich aber im übrigen mehr nach dem vorkommen der ſüßen Waſſer, als die Kli— mate, dahin gehören die Waſſerhühner, Rohrhühner, Steißfüße, einige Arten von Meven und Seeſchwalben, die Sporn— flügel, die Schwäne, Bänſe und Enten und unter den Landvögeln die Eisvögel. Jedes Land bat feine eigenen Arten die— ſer Gattungen. Europa hat eine große Zahl Enten über ſeinen ganzen Kontinent verbreitet. Nord- und Südamerika haben ebenfalls viele Vögel aus dieſer Abtheilung weit verbreitet. Das flußarme Afrika hat ſolche nur auf ſeinen großen Strömen, den Nil, der Gambia, dem Senegal und auf den Landſeen im Innern. Nordaſien hat ſehr viele mit Nordeuropa gemein, Oſtindien aber hat viele eigene und noch mehr das an Waſſer zwar arme Auſtralien, deſſen Flüſſe und Seen aber ſehr ſtark mit Enten, Gänſen und Schwanen bevölkert find, Der Pelikan it in den wärmern Gegenden faſt aller Welttheile anzu— treffen. Vögel, welche ſich vorzüglich von Meerthieren ernähren, wie die Gattungen Meve, Raubmeve, Meerſchwalbe Sturm— vogel, Albatros, Alk, Fettgans ſind weit über alle Küſtenländer bis in die Polarkreiſe verbreitet, und in den kältern Zonen eben fo häufig als in den wärmern. So finden ſich die Meven und Sturmvögel vom Nordpolar- bis zum Südpolarkreiſe gleich zahlreich, und faſt dieſelben Arten, doch ſind die Sturmvögel der Tropen verſchieden. Der nördlichen Halbkugel ſind eigen die Gattungen Taucherhuhn, Larventaucher, Alk; der ſüdlichen die Gattung Albatroß, Pinguin und Floſſentaucher; den tropiſchen Gegenden, die Tropikvögel, Fregatten, Verkehrtſchnäbel und Flammingo, welche jedoch auch die Wendekreiſe überſchreiten, aber nie in die kältern Theile der gemaͤßigten Zone übergehen. Die Züge dieſer Vögel, richten ſich nach den Zügen der Fiſche, und die Polarmeere müſſen von allen dieſen Vögeln im Winter verlaſſen werden. Einige ſind an gewiſſe Fiſchgattungen gebunden, und kommen nur da vor, wo dieſe vorkommen, ſo die Fregatten, welche vou Fliegfiſchen ſich nähren. N Was nun endlich noch die Verbreitung der eigentlichen Raubvögel betrifft, fo finden ſich dieſe allenthalben, und namentlich iſt die Gattung Falke in ihren verſchiedenen Familien von einem Polarkreiſe zum andern zu finden, aber ihre Familien und Arten mehren ſich gar ſehr gegen die Tropenländer und in denſelben. Den Tropenländern und den wärmern Ländern der gemäßigten Zone find eigen, die Gattungen Geier und Aasvogel. Die Eulen oder nächtlichen Naubvögel finden ſich faſt gleichmäßig über alle Länder verbreitet. Jeder Welttheil hat ſeine eigenen Gattungen und Arten, welche nur ihm allein angehören, und andere, welche er mit andern Theilen der Erde gemein hat. Jeder Erdtheil hat aber eine beſondere geographiſche Phyſiognomie, wie man fie nennen möchte. Die Kenntniß derſelben kann man ſich aber nur durch längeres Studium, und die Benutzung vieler Abbil— dungen, oder noch leichter vieler größern Sammlungen erwerben, wenn man einmal die größere Zahl der Gattungen kennen gelernt hat. Man gelangt am beſten dazu, wenn man die Gattungen nicht einzeln betrachtet, ſondern in ihrer Verbindung mit andern benachbarten, welche mit ihnen eine Familie bilden. Die Bemühungen der neuern Naturforſcher natürliche Fa— milien oder Gruppen aufzuſtellen, erleichtern das Studium der Naturgeſchichte umgemein. Allein um dieſe Eintheilung fo vollkommen als möglich zu machen, erforderte es eine genauere Kenntniß der geſammten Vögel, als wir zur Zeit, ungeach— tet der ungemeinen Fortſchritte dieſes Zweiges der Zoologie noch nicht haben. Man muß beſonders nicht allzuvoreilig irgend einer Gattung ein zu eingeſchränktes oder einer Art ein zu ausgedehntes Vaterland anweiſen wollen. Die täglich fich fo ſtark mehrenden Entdeckungen müſſen uns zeigen, wie weit wir noch in dieſer Wiſſenſchaft zurück ſind, ſo ſehr ſie auch Rieſenſchritte vorwärts gemacht hat. So hat man bis vor ſehr wenig Jahren die Gattung der Staardohlen für blos ame— rikaniſch gehalten, als man plötzlich einen ganz ähnlichen Vogel in den Südländern entdeckte. Eben ſo hat man die Gat— tung des Felſenhahns für rein ſüdamerikaniſch gehalten, und ſpäter entdeckte man einen ſolchen auch auf Java. Aber gewiß iſt es, daß ſolche geographiſchen Gruppen immer wieder etwas eigenes, ausgezeichnetes haben, was ſie ſehr kenntlich macht, Und wenn auch die Arten nur ſelten in mehrern Welttheilen vorkommen, ſo finden ſich doch ſehr häufig ihre Stellvertreter ganz unerwartet unter wenig veränderter Form wieder. So z. B. ſind unbezweifelt die Colibris, dieſe lieblichſten und ſchön— ſten Vögel, ganz allein in Amerika zu finden, allein Afrika hat in feinen goldglänzenden Zuckerfreſſern (Nectarinia) ſehr ähnliche Formen aufzuweiſen, und dieſe Form wiederholt ſich auf mehrern Inſeln des indiſchen Archipels wieder. Dort erſcheint bei mehrern Arten die rothe Farbe ebenſo vorherrſchend, wie bei den afrikaniſchen die Grüne. Indien und die Inſeln des auſtraliſchen Archipels zeichnen ſich in ihren Vögeln durch wunderbare Federverzierungen aus, welche nirgends ſonſt ſich wiederfinden. Oder wo finden wir eine Gattung, welche in dieſer Hinſicht den Paradiesvögeln Neuguineas, den Strupphopfen (Epimachus) dieſer Inſelgruppe, oder dem Leierſchwanz Neuhollands ähnlich wäre. Die Pfauen, die Gold— und Silberfaſanen, der Argusfaſan, der Federbuſchtrager (Lophophorus) und die ſchönen Stammraſſen unſerer Haushüh— ner, find blos auf dem Continente oder dem Archipel Indiens zu finden, wie die Hokkos und Boris nur in Amerika. Die weißen und ſchwarzen Kakadus find blos den Molucken und Neuholland eigen. Alle dieſe Gattungen und Familien haben in jedem Welttheile eine eigene, bezeichnende, nicht leicht zu beſchreibende Phyſiognomik der Länder, welche die Einbil— dungskraft des Naturforſchers lebhaft beſchäftigen muß, wenn er dieſe verſchiedenen Bilder in feiner Phantaſie ſich vorſtellt. Auf der andern Seite aber hat man, ohne nähere Vergleichung anzuſtellen, einige Vögel für viel weiter verbreitet ge— halten, als ſie nicht ſind. Es giebt ſehr wenige, welche in allen Theilen der Erde vorkommen. Noch am meiſten ſind ge— wife Arten der Sumpfvögel weit verbreitet. So erhielten wir von Pondichery in Oſtindien unſern gemeinen grauen Reiher, den trillernden Strandläufer und den Mornellſtrandläufer, welche letztere Vögel doch Bewohner des Nordens ſind, ohne das zwiſchen dieſen fo entfernt lebenden Geſchöpfen der geringſte Unterſchied wahrgenommen werden könnte. Am weiteſten ver— breitet ſcheint die Heerſchnepfe, von dieſer hat man aus allen Theilen der Erde Exemplare erhalten, welche keinen Unter— ſchied zeigen, dann die Schleiereule, welche man in ganz Europa, in dem gemäßigten und ſüdlichen Aſien, mit fait gar keiner Veränderung angetroffen hat. Sehr weit verbreitet iſt auch der Rabe, das ſchwarze Waſſerhuhn und das braune Rohrhuhn. Die zähmbaren Vögel beſonders aus der Familie der Hühner, deren Fleiſch und Eier uns eine ſo nahrhafte und tref— liche Speiſe verſchaft, find theils ſchon von den älteſten Zeiten her, theils in neuern Zeiten ſehr weit durch den Menſchen verbreitet worden, ja einige geben ſelbſt wichtige Dokumente für die Verbreitung der Menſchen. So beweist die uralte H XXX Zähmung des Haushuhns, deſſen Vaterland Java, Sumatra, und das feſte Land Indiens iſt, daß viele Völker aus Aſien abſtammen, und von da aus Europa in den älteſten Zeiten bevölkert wurde. Die Europäer brachten dies nützliche Thier auch nach Amerika wo es nun ganz einheimiſch geworden iſt. Der Puter wurde als Gegengeſchenk aus Amerika nach Europa gebracht. Das alte Kolchis gab uns die Faſanen; Afrika das Perlhuhn und Oſtindien den Pfau, den Gold- und Silber— faſan. Wir wagen es nicht dieſes Gemälde der Verbreitung der Vögel weiter anszuführen, es würde unſern Plan zu weit ausdehnen. Da aber bei jeder Gattung darüber das Nöthige geſagt werden wird, ſo kann ſich jeder, der es wünſcht, ſelbſt dieſe Notizen ausziehen, welche auf die geographiſche Verbreitung der Gattungen und Arten Bezug haben. Dieſe allgemeine Ueberſicht der Vögel endigen wir mit einigen Bemerkungen über den Einfluß der Klimate und der Auf— enthalt der Vögel auf das Gefieder und die Stimme. Je wärmer das Klima iſt, deſto weniger bedurfte ein Vogel eines dichten Gefieders und umgekehrt. Die Vögel der käl— tern Klimate mußten durch viele und dichterſtehende Federn vor der Kälte geſchützt werden. Bei den nordiſchen Vögeln iſt die Haut, außer den größern Federn, noch vorzüglich durch die dicht anliegenden, weichen, warmen Flaumfedern bedeckt, welche den Landvögeln der wärmern Zone größtentheils mangeln. Beſonders dicht iſt das Gefieder der nordiſchen Waſſer— vögel und Eulen, und dieſes dichte Federkleid ſchützt ſie hinlänglich vor dem Einfluß der Kälte, um ſo mehr als es bei Waſſervögeln gar kein Waſſer annimmt. Viel häufiger finden wir dagegen in warmen Zonen vielfache Verzierungen an den Vögeln, deren Nutzen wir nicht kennen, Federbüſche, Halskragen, lange Schwänze, lange Schulter- Weichen- und Deck— federn der Flügel und Schwänze: z. B. die Federbüſche der Papageien, Wiedehopfe, Kronentauben, die Halskragen der Goldfaſanen, die langen Weichenfedern der Paradiesvögel und Struphopfe und fo viele andere Verzierungen mehr. Die Tinten der warmen Klimate ſind an Pflanzen und Thieren ſtärker und abſtechender als in den kalten, und ſo wie die ſchöͤnſten Farben an Pflanzen, Inſekten und Fiſchen nur in den heißen Climaten vorkommen, fo finden ſich auch die ſchönſten und reichten Farben, die bunteſten Miſchungen, das glänzende Goldgefieder nur an den Vögeln tropiſcher Zonen. Die Pfauen, Faſanen, Colibris, Papageien, Pfefferfreſſer, Paradiesvögel, Zuckervögel, Bartvögel, Tauben, Merlen, Bienenfreſſer, welche alle ſich durch ihre außerordentliche Pracht auszeichnen, find Geſchöpfe der wärmern Zonen, wo die tropiſche Sonne den Kohlenſtof vielfach, nach Geſetzen die wir nicht kennen, verdichtet und jene Mannigfaltigkeit hervor— bringt, welche wir in den nordiſchen Gegenden vergeblich ſuchen. Die Farben richten ſich indeß nicht nach den Clima und dem Licht ſondern nach Lebensart und der Organiſation der Vögel. So find die Tagraubvögel aller Zonen mit einem Gemiſche von weiß, ſchwarz und braun, in vielfachen Abſtufungen verſehen, und die glänzenden Farben von roth, gelb, grün mangeln ihnen durchaus. Die Meven und Seeſchwalben aller Zonen haben immer dieſelben weißen, grauen und ſchwärzlichen Miſchungen. Die Schnepfen, Strandläufer, Regenpfeifer, aller Länder ſind ſich ſehr ähnlich, nur einige Reiher, Ibiſe, Flammingos, Enten und Waſſerhühner der warmen Länder zeichnen ſich durch bunte und grelle Farben vor ihren Gattungsverwandten in kältern Gegenden aus. Dagegen haben die weit verbreiteten Gattungen der Finken, Spechte, Eiövögel auch in den kältern Zonen ſehr lebhafte und bunte Farben, welche freilich denen ihrer Gattungs— verwandten in warmen Zonen etwas nachſtehen. Der Pirol, die Blauracke, der Mauerläufer, der Diſtelfink, der Seiden— ſchwanz, der Roſenfink, der nordamerikaniſche Kardinal und andere geben ihren Gattungsverwandten in den Tropenländern nicht an Pracht nach. Es iſt ein allgemein verbreitetes Vorurtheil, daß die Vögel der warmen Länder weniger ſchön ſingen, als die der käl— tern Länder. Selbſt Büffon und Catesby, die doch Naturforſcher waren, haben dieſes Vorurtheil verbreitet. Allerdings find es nicht die mit den ſchönſten Farben verſehenen Papageien, Tukans, Kurukus, Hornvögel oder Paradiesvögel, welche ſchön ſingen und mehrere der ſchönſten Sänger der warmen Länder zeichnen ſich eben ſo wenig durch ſchöne Farben aus, als unſere Nachtigall; aber der Geſang hat mit den Farben keine Verbindung. Viele Vögel aus denſelben Gattungen, welche unſere beſten Sänger liefern, find auch in andern Ländern melodiſch. So find die Droſſelarten aller Länder vorzügliche Sänger. Die nordamerikaniſche Spottdroſſel ſoll alle übrigen Vögel an Mannigfaltigkeit des Geſanges übertreffen, und ut wohl überhaupt derjenige Vogel, welcher die vielfachſten Töne hervorzubringen vermag, da er nicht blos einen eigenen, un— ſere Nachtigall an Lieblichkeit und Reichheit der Melodien übertreffenden Geſang haben ſoll, ſondern die höchſt merkwürdige Eigenſchaft beſitzt, die Stimmen faſt aller andern Vögel vom Geier bis zum Raben, und Colibri täuſchend nachzuahmen, und die vielfachen Modulationen anderer Singvögel getreu wiederzugeben, ſondern ſelbſt viele Töne der Säugethiere nach— ahmen ſoll, wie das Mauen der Katzen, das Bellen der Hunde u. ſ. w.; daher dieſe Droſſel mit Recht König der Sing— vögel genannt wird. Auch die Orpheusdroſſel in Neuſpanien ſoll unſere Nachtigall an Lieblichkeit übertreffen. Viele Fin— kenarten des nördlichen Amerikas kommen unſern nicht nur gleich, ſondern manche übertreffen auch die beſten weit. So wird der mit dem herrlichſten Roth geſchmückte Cardinalfink die amerikaniſche Nachtigall genannt; der Siu von Chili und viele andere Finken der warmen Zone ſingen ſehr ſchön und anhaltend. Unſer Canarienvogel ſtammt aus Afrika. Selbſt die Colibris haben einen zwar leiſen, aber angenehmen Geſang, und die ihnen ähnlichen, mit ſo reichen metalliſchglänzen— den Farben gezierten Zuckerfreſſer aus Afrika und Indien fingen zum Theil ſchön. Mehrere Arten der Staardohlen, und der Glanzamſeln geben angenehme Töne von ſich. So erſchallen die Wälder aller Länder von den vielfachen Stimmen der Vö— gel, welche überhanpt die Stimmen der Säugethiere an Mannigfaltigkeit fo ſehr übertreffen, daß fie keine Vergleichung aushal— ten können. Welch ein Unterſchied zwiſchen dem die Ohren betäubenden Geſchrei der Papageien, dem Gekacker der Hühner dem Ruchſen der Tauben, dem heiſern Geſchrei der Raben und Tagraubvögel, dem Jauchzen und Hohorufen der Eulen, dem Kullern der Puter, dem Krähen der Hähne, bis zum Geſange der Spottdroſſel und Nachtigall. Merkwürdig iſt es, daß wenn auf der einen Seite verwandte Gattungen verſchiedener Welttheile auch ähnliche Geſänge haben, wieder andere das Gegentheil zeigen. So verdienen die amerikaniſchen Vögel aus der Gattung der fogenannten Sänger, dieſen Namen durchaus nicht, da nicht eine bekannte Art, einen bedeutenden Geſang hat, während ſie an Schönheit der Farben weit un— ſere guten Sänger übertreffen, dagegen ſingen die nordamerikaniſchen Fliegenfänger oft recht angenehm und laut, da die europäiſchen Arten kaum einen Ton von ſich geben. Der grüne nordamerikaniſche Fliegenfänger (luscicapa viridis oder Pipra polyslotta. Wils.) iſt ebenfalls ein wahrer Tonkünſtler, und ein zweiter Spottvogel, nicht zwar daß fein Geſang ſo angenehm ſey wie von der Spottdroſſel, aber er verſteht die Kunſt eine Menge Töne nachzuahmen. Bald bringt er Töne hervor ähnlich den Pfeifen einer ſtiegenden Ente, bald ſchreit er wie ein junger Vogel, bald mauet er wie eine Katze, nur gröber, bald ſchreit er, wie wenn er in Gefahr wäre, bald ſcheint die Stimme ganz aus der Ferne, bald aus der XXXI Nähe zu kommen, wie von einem Bauchredner. Iſt das Wetter mild, ſo läßt er die ganze Nacht ſeine Stimme hören, und wetteifert mit dem Echo. Der mit den ſchönen Blau gezirte Blaufink, und der mit den herrlichſten Farben geſchmückte gemalte Fink, der louiſtaniſche ſehr ſchöne Kernbeißer find treffliche Sänger ungeachtet ihres fchönen Gefieders. Nicht unſere Felder und Wälder allein, ſondern alle Welttheile erzeugen alſo Vögel, welche mit angenehmen Geſange, oder mit merkwürdigen Stimmen den Menſchen erfreuen können. Eintheilung der Voͤgel. Unter allen Thierklaſſen iſt keine von der Natur ſo genau bezeichnet, als die Vögel, bei keiner gleichen ſich manche Arten ſo ſehr, und dies macht ihre Eintheilung ſchwierig. Die meiſten ältern und neuern Naturforſcher ſahen auch in die— ſer Hinſicht auf die Bewegungs- und Ergreifungswerkzeuge, oder auf die Form des Schnabels und der Füße. Wie in allen Fächern der Naturgeſchichte, ſo war es auch in der Syſtematik der Vögel, Linneus war der erſte der eine haltbare Eintheilung der Vögel aufſtellte. Bereits ſtanden ihm mehrere Werke zu gebote, aus welchen er ſich mit einer bedeutenden Menge dieſer Thiere aus allen Welttheilen bekannt machen konnte. Marſiglius beſchrieb die Vögel der Donau, Catesby diejenigen von Karolina, Florida. Virginien und der Bahamainſeln, Albin und Edwards ließen viele aus- und inländiſche Vögel zeichnen. Friſch hatte Abbildungen der Vögel Deutſchlands, und Sepp jene der Niederlande in vor— trefflichen Abbildungen erſcheinen laſſen. Nach dieſen Vorarbeiten konnte Linnes Genie ſchon feſtern Grund faſſen. Zur Begründung ſeines Syſtems wählte er die Beſchaffenheit des Schnabels, welche ſchon Ariſtoteles angegeben, Ray aber bei verſchiedenen Gelegenheiten als Nebenunterſchied gebraucht hatte. Allein erſt nach dem mehrere Auflagen von ſeinem Sy— ſtem herausgekommen waren, nahm er eine feſtere Stellung an, obgleich von Anfang an dieſelben Ordnungen aufgeſtellt wurden, ſo veränderte ſich doch das Innere derſelben, und Gattungen und Arten wurden von einer Ordnung in die andere verſetzt. So ſetzte er ſechs Ordnungen feſt, in welche er alle Vögel eintheilte, nemlich folgende: 1. Raubvögel. Accipitres, mit gebogenem Schnabel, die obere Kinnlade mit einem Zahn auf jeder Seite; die Naſenlöcher offenſtehend; die Füße ſtark, kurz: die Zehen unten rauch; Klauen gekrümmt und ſehr ſpitzig; Kopf und Hals mit ſtarken Muskeln, die Haut feſt und dick. Sie leben von lebender Beute oder von Aas. Sie bauen ihre Neſter auf hohe Bäume oder Felſen, legen gewöhnlich bis vier Eier, und leben in der Einweiberei. Dazu rechnete er vier Gattungen. Geier, Vultur. Falken, Falco. Eule, Strix. Würger, Lanius. 2. Rabenartige Vögel. Picae, mit meſſerförmigem oder koniſchem Schnabel; die obere Kinnlade gewölbt; die Beine kurz und ſtark, zum Gehen vorzüglich geſchickt. Niſten auf Bäumen, leben in der Einweiberei, und Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd. Das Fleiſch iſt hart. Sie freſſen vegetabiliſche und thieriſche Subſtanzen. Die einen haben Schreitfüße, das will ſagen vorn drei freie Zehen und einen nach hinten. Die andern Gangfüße, oder ſolche wo die änßere Zehe mit der innern durch eine Haut mehr oder weniger verbunden iſt; oder endlich ſie haben Kletterfüße, zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten. In dieſe Klaſſe brachte Linne die Raben, Corvus. Racker, Coracias. Pirol, Oriolus. Baumläufer, Certhia. Kolibri, Trochilus. Wiedehopf, Upupa. Ochſenhacker, Bu— phaga. Spechtmeiſe, Sitta. Atzel, Gracula. Paradiesvogel, Paradisea. Pfefferfreſſer, Rham— phastos. Kuruku, Trogon. Papagei, Psittacus. Madenfreſſer, Crotophaga. Specht, Pieus. Drehhals, Vun x. Kuckuk, Cuculus. Bartvogel, Bucco. Hornvogel, Buceros Eisvogel, Alcedo. Bienenfreſſer, Merops. Plattſchnabel, To dus. 3. Schwimm vögel. Anseres. Der Schnabel glatt, mit einer an der Wurzel dickern Haut bedeckt; die Füße Schwimmfüße, das heißt die Zehen mit einer Haut verwachſen; die Läufe kurz und zuſammengedrückt; der Körper fett, die Haut dick und ſtark. Vögel, welche mehr oder minder auf dem Waſſer leben, und ſich von Fiſchen, Inſekten oder Pflan— zen nähren. Dahin gehören die Gattungen, Ente, Anas. Tauchgans, Mergus. Tropikvogel, Phaeton. Schlangenhalsvogel, Plotus. Waſerſcheerer, Rhynchops. Albatros, Diomedea Alk, Alea. Sturmvogel, Procellaria. Pelikan, Pelicanus. Meve, Larus. Seeſchwalbe, Sterna. See— taucher, Colymbus. Pinguin, Aptenodytes. 4. Stelzenläufer Grallae Der Schnabel ſehr verſchieden Beine lang, zum Waden geſchickt, die Schenkel halb nackt, der Körper ſeitlich zuſammengedrückt, mit zarter Haut bedeckt. Sie nähren ſich von Thieren oder Pflanzen; leben in ſumpfigen Gegenden; niſten meiſtens auf der Erde. Die meiſten leben in der Monogamie. Die einen haben vier Zehen, dahin gehören die Gattungen. Flammingo, Phoenieopterus. Löffler, Platalea, Jabiru, Mycteria. Ka⸗ michi, Palamedea, Ibis, Tantalus. Reiher, Ardea. Verkehrtſchnabel, Recurvirostra, Schnepfe, Scolopax. Sandläufer, Tringa Waſſerhuhn, Fulica Spornflügel, Parra. Ralle, Rallus. Agami, Psopbia. Kahnſchnabel, Cancroma.. Die andern haben blos Lauffüſſe mit zwei oder drei Zehen, die Hinterzehe mangelt: die Gattungen Auſternfiſcher, Haematopus. Regenpfeifer, Charadrius. Trappe, Otis. Strauß, Strutbio, 5. Hühnerartige Vögel. Gallinae. Schnabel convex, die obere Schnabellade gewölbt über die untere wegge— hend, die Naſenlöcher mit einer knorpeligen Haut bedeckt: die Füße Lauffüße; der untere Theil des Fußes iſt rauh. Sie haben einen etwas plumpen, muskulöſen Körper, der leicht fett wird, und ihr Fleiſch giebt eine vortrefliche Nahrung. Sie leben von Körnern und andern Pflanzenſubſtanzen verſchmähen aber auch Inſekten nicht; fie haben einen Kropf in wel— chem die Körner erweicht werden; ſie baden ſich gerne im Staube. Das Neſt iſt ſehr unkünſtlich und wird auf dem Bo— den angebracht; die Eier ſind zahlreich und die Fortpflanzung ſtark. Mehrere leben in der Vielweiberei. Die Gattungen find nicht ſehr zahlreich und Linneus rechnet dazu folgende. Dudu, Didus. Pfau, Pavo. Puter, Meleagris. Hokko, Crax. Faſan, Phasianus. Waldhuhn, Tetrao. Perlhuhn, Nu mi da. . 6, Sperlingsartige Vögel. Passeres. Sie habet seinen mehr oder minder kegelförmigen Schnabel; die Füße ſind ſchwach, die Zehen getheilt, der Gang hüpfend, der Körper klein und zart. Sie leben meiſt auf Bäumen, und ihr Neſt iſt oft mit großer Kunſt verfertigt; die Jungen werden von den Aeltern gefüttert. Die einen nähren ſich von In— ſekten, die andern von Körnern. Viele ſingen ſchön, und alle leben in der Monogamie. Sie bild en nach dem Schnabel vier Abtheilungen. Die erſte begreift die Dickſchnäbel, mit dicken und ſtarkem Schnabel, und die Gattungen Kern— beiſſer, Loxia. Fink, Fringilla und Ammer, Emberiza. XXXII Die Krummſchnä bel haben die obere Schnabellade an der Spitze etwas gekrümmt, aber im Ganzen iſt er ſchwach; dahin gehören die Gattungen Ziegenmelker, Caprimulgus. Schwalbe, Hirundo und Manakin, Pipra. Die dritte Abtheilung bilden diejenigen mit ausgeſchweiftem Schnabel, wo die obere Schnabellade von der Spitze etwas ausgeſchweift iſt, dahin gehören die Gattungen Droſſel, Turdus. Seidenſchwanz, Ampelis. Merle, Tanagra und Fliegen fänger, Muscicapa, Die vierte Abtheilung wird von denjenigen mit einfachen Schnäbeln gebildet, wo der Schnabel keine Ausſchweifung hat, und ſich dem geraden nähert. Sie umfaßt die Gattungen. Meiſe, Parus. Bachſtelze, Motacilla. Lerche, Alauda. Staar, Sturnus und Taube, Colamba. Die letzte von Gmelin beſorgte Herausgabe des Linneiſchen Syſtems, die dreizehnte, behält dieſe Eintheilung bei, doch ſind einige neue Gattungen bereits eingeſchoben worden. So ſetzte er die Gattung Lappenvogel Glaucopis zu der Abtheilung der Spechtartigen. Die Gattungen Laufer, Corrira. Scheidenvogel, Vaginalis. Schatten— vogel, Scopus und Sandhuhn, Glareola zu den Sumpfvögeln. Die Gattung Penelope, Penelope zu den Hühnern und endlich die Gattungen Kegelſchnabel Colius und Pflanzenmäher, Phytotoma unter die Sper— lin gsartigen. Dieſe Claſſification von Linneus iſt eine der beſten, welche aufgeſtellt worden find, und die vier Ordnungen. Der Raub— vögel, der Hühner, der Sumpfvögel und Schwimmvögel find bis jetzt von allen Syſtematikern angenommen und beibehalten worden und ſelbſt die Gattungen werden noch jetzt ohne alle Ausnahme als ſolche anerkannt, allein nicht in ihrer ganzen Ausdehnung, die meiſten ſind zergliedert und in viele andere Gattungen getrennt, alſo mit nenen vermehrt worden, was ſchon die außerordentlich vielen Entdeckungen, welche gerade in dieſer ſo zahlreichen Claſſe in allen Theilen der Erde ge— macht worden; nöthig machte. Aber auch viele Linneiſche Gattungen, ſind in unrechter Stellung eingerückt. Hätte Lin— neus die Vögel alle gekannt, welche man bereits kennt, ſo wäre er gewiß ſelbſt auf die Idee gefallen, daß eine Verände— rung und Vermehrung der Gattungen höchſt nothwendig, naturgemäß und höchſt zweckmäßig ſey. Es würde uns viel zu weit führen, die Syſteme alle anzuführen, auf welche vor und nach Linneus, die Vögel einzu— theilen verſucht wurden, wer ſich darüber des nähern belehren will, kann ſich aus Spix Geſchichte aller Syſteme in der Zoologie von Ariſtoteles bis auf die gegenwärtige Zeit oder am Dictionnaire des sciences naturelles Tom. 36, unter dem Ar— tikel Ornithologie und in andern Werken umſehen, wo über die Eintheilungen von Ariſtoteles, Bellon, Motton, Aldrovand, Geßner, Willughby, Ray, als Vorgänger Linnes, das Nöthige geſagt wird. Eigene Syſteme ſtellten unter Linnes Zeitgenoſſen Klein, Möhring, Briſſon, Silberſchlag auf, welche aber weit weni— ger Glück machten. Der Engländer John Latham, durch die berühmte Sammlung von Asöhton Lever, durch jene und durch die reiche Bibliothek des, um die Naturwiſſenſchaft ſo verdienten, Joſeph Banks in den Stand geſetzt, vereinigte die Ar— beiten aller feiner Vorgänger, und ſchrieb feine Generalüberſicht der Vögel, (Synopsis of birds) in welcher er alle bishe— rigen Syſteme zu benutzen ſuchte, und richtige Beſchreibungen aller bis zu ſeiner Zeit bekannten Arten aufſtellte, und gute Abbildungen aller Gattungen lieferte. Es iſt das vollſtändigſte, bis jetzt erſchienene Werk über die geſammte Ornithologie und muß auch jetzt noch immer angeführt werden, da es ein Repertorium für die Ornithologie ſo lange bleiben wird, bis ein neues Syſtem das Ganze nach den neuſten Entdeckungen befaſſen wird. Er blieb in der Bildung der Ordnungen ganz dem Linneiſchen Syſtemen treu, nur theilte er die Schwimmvögel in ſolche mit gelappten Schwimmfüßen (Pin natipe— des) und in ſolche mit ganzen Schwimmfüßen, Palmipedes und er hob die Tauben und Strauße zu eigenen Ordnun— gen. Die Linneiſchen Gattungen vermehrte er durch die Gattungen Men ura, Menura. Muſafreſſer, Mus o— phaga. Fratzenvogel, Seytrops und Kappenvogel, Cerèeopsis und trennte die Tinamus und Feldhühner von den Waldhühnern. Auf dem Wege, welchen Linneus eingeleitet und Latham verfolgt hatte, führen auch Leske, Blumenbach und Batſch— fort Verbeſſerungen anzubringen. Blumenbach trennte von den Rabenarten die Spechte unter dem Namen Pie i, und die Vögel mit ſehr großen Schnäbeln, wie die Pfefferfreſſer, Nashornvögel und Papageien unter dem Namen der Leicht— ſchnäbel, Levirostres. Bechſtein trennte annoch die Singvögel, Oseines und die Schwalben, Cheli- dones von den ſperlingsartigen Meyer und Wolf behielten dieſe Eintheilung bei. Illiger bezeichnet in feinem Prodromus systematis mammalium et avium, Berolini 1811. die Ordnungen der Vögel folgendermaßen: 1. Klettervögel. Scansores. Vögel mit Kletterfüßen. 2. Gang vögel. Ambulatores. Vögel mit Gang oder Schreitfüßen. 3. Raubvögel. Raptatores. Vögel mit Sitzfüßen oder geſpaltenen Zehen, mit großen krummen Klauen. 4. Scharrvögel. Rasores. Füße aufſitzend oder geſpalten, mit vier oder drei Zehen. Schnabel mittelmäßig, gewölbt; die Naſenlöcher halb verſchloſſen, oder mit einem Kiel auf der Firſte, oder gerade an der We mit einer Wachshaut. (Hühner.) 5. Lauf vögel. Cursores. Stelzenfüße, oder lange zum Laufen dienende Füße. (Strauße.) 6. Wadvögel. Grallatores. Füße lange Stelzenfüße mit einer Hinterzehe, einige mit einer Schwimmhaut, oder Wadfüße mit Lappen. 7. Schwimmvögel. Natatores. Füße mittelmäßig lang oder kurz, mehr oder minder mit einer Schwimmhaut verbundene Zehen. Alle dieſe Vögel theilt er nun ferner in 41 Familien ein, geſtützt auf den Bau des Schnabels, der Zehen, der Zunge oder auch auf die Verſchiedenheit der Sitten der Vögel. Dieſes Syſtem hat, beſonders was die Eintheilung der Familien betrifft, ſehr vieles für ſich, und iſt, wie dasjenige der Säugethiere von demſelben Verfaſſer mit großer Umſicht abgefaßt. Die neuſten Syſteme ſind meiſt von franzöſiſchen Naturforſchern aufgeſtellt worden und ſtammen von Lacepede, Dümeril, Cüvier, Vieillot, Vigors, Temmink, Latreille, Blainville und Leſſon. Wir glaubten im Allgemeinen die Methode von Cüvier und Temmink befolgen zu müſſen, da beide im Ganzen ſehr mit einander übereinſtimmen, in Aufſtellung der Familien aber ſind wir größtentheils Leſſon gefolgt, wie er ſie in ſeinem Taſchenbuch der Ornithologie. Paris 1828. bekannt gemacht hat. Wir werden daher die Methoden von Cüvier und Temmink noch etwas näher entwikeln. In Frankreich ſcheint die Methode Vieillots mehr Eingang gefunden zu haben, in Deutſchland die von Cüvier und Temmink. XXXIII Herr Cüvier hat folgende Ordnungen aufgeſtellt: 1. Raub vögel. Acipitres. Der Schnabel krumm, mit ſcharfer nach unten gebogener Spitze; die Naſenlöcher gehen durch eine Haut, welche die Schnabelwurzel bekleidet und Wachshaut genannt wird; die Füße ſind mit ſcharfen Klauen bewaffnet. Sie leben ausſchließlich vom Fleiſch anderer Thiere und haben meiſt einen ſchnellen Flug. Sie theilen ſich in zwei Zünfte und vier Familien. Die erſte Zunft begreift die Tagraubvögel, und dieſe theilen ſich in die Geierartigen, Vulturini, in die Falkenartigen, Falconides. Die zweite Zunft begreift die Nachtraub— vögel mit einer Familie, nemlich die Eulen. Strigides oder Strigideae, 2. Die Sperlingsartigen Vögel. Passeres. Sie begreifen eine weit größere Zahl von Arten, als alle andern Familien; aber ihr Bau iſt ſo ähnlich, daß ſie ſich ſchwer unterſcheiden laſſen, obſchon ſie an Größe und Stärke ſehr ab— weichen. Die äußern Zehen ſind an der Wurzel verbunden. Sie befaſſen den größten Theil der Linneiſchen Raben und Sperlingsartigen. Sie theilen ſich in folgende Zünfte. Die Zahnſchnäbel, Dentirostres Die Schwalbenarti— gen, Fisirostres, Die Kegelſchnäbler, Conirostres. Die Dünnſchnäbel, Tenuirostres und die— jenigen mit verbundenen Zehen, Syndaetili, oder die Familien der Würgerartigen, Laniadae. Der Tangaraartigen, Tanagrae, Der Fliegenfängerartigen, Musciacapae Der Schnapper, Am pe— lideae. Der Droſſelartigen, Turdoideae. Der Manakinartigen, Pipradeae. Der Sänger, Syl- viadeae. Der Lerchen, Alaudace. Der Meiſen, Parusinae. Der Finken, Fringillae Der Raben, Corvideae Der Schwalben, Chelidones. Der Wiedehöpfe, Promeropides. Der Baumläufer, Certhiadeae. Der Colibris, Trochilides Der Bienenfreſſer, Meropides Der Eisvögel, Hal- eyonides und der Hornvögel, Buccerides. 3. Die Klettervögel. Scansores, deren äußere Zehe wie der Daum nach hinten ſteht, der größte Theil von ihnen iſt ſo gebaut, daß ſie der Länge der Baumſtämme nach klettern können. Sie enthält die Familie der Spechtarti— gen, Piei. Der Kuckuksartigen, Cuculi. Der Großſchnäbel, Rhamphastides. Der Bartvogel. Bucconides. Der Papageien, Psittaceae und der Muſafreſſer, Musophageae. 4, Hühnerartige Vogel. Gallinaceae. Mit gewölbtem Oberſchnabel, die Naſenlöcher in einer Wachshaut liegend und mit einer knorpeligen Haut verſchloſſen. Der Körper ſchwer und ſtark, die Flügel kurz. Die vordern Zehen find an der Wurzel durch eine Haut vereinigt. Dahin gehören die Familien der Tauben, Columbae. Der Faſanen, Phasianideae, Der Waldhühner, Tetraonides und der Hokkos, Cracides 5. Sumpfvögel. Grallae Sie find dazu gebaut um ſchnell laufen und in ſumpfigen Gegenden herumwaden zu können. Die Schenkel ſind nach dem Lauf zu nackt, und die Unterſchenkel oder Läufe faſt immer lang. Die Schnabel— länge ſteht meiſt im Verhältniß zur Länge der Füße. Gewöhnlich it die Mittelzehe an der Wurzel durch eine kurze Haut verbunden, es giebt aber ſolche wo dieſe Verbindungshaut ganz mangelt oder umgekehrt eine wahre Schwimmhaut vorhan— den iſt, oder die Zehen belappt ſind. Die meiſten haben lange und ſpitzige Flügel, andere dagegen ſehr kurze und können gar nicht fliegen. Die einten nähren ſich blos von thieriſchen Subſtanzen, andere dagegen nur von Pflanzen oder von bei— den organiſchen Subſtanzen. Sie enthalten die Familien der Strauße Struthiones. Der Reiher, Ardeae. Der Schnepfen, Scolopaces. Der Rallen, Ralusinae Der Regenpfeiffer, Charadrieae, 6. Schwimmvögel. Palmipedes Die Füße ſind zum Schwimmen eingerichtet, und ſtehen daher hinten am Körper. Die Läufe ſind kurz und zuſammengedrückt, und entweder drei oder alle vier Zehen mit einer Schwimmhaut ver— bunden, oder doch belappt. Sie theilen ſich in vier Zünfte. 1. Die Kurzflügler, Brachypteri mit den Familien der Steiß füße, Colymbideae Der Alken, Alcadeae. 2. Der Langflügler, Longipennes mit den Familien der Me ven, Larideae, Der Pelikane, Pelecanoideae und der Enten Anatide ae. Temmink, unſtreitig derjenige Ornithologe der die größte Sammlung befist und vielleicht die meiſten Vögel geſehen und unterſucht hat, weicht in ſeiner Eintheilung in etwas von der Cüvierſchen ab, und nimmt folgende Ordnungen an. 1. Raubvögel. Rapaces. Dieſe ganz wie Cüvier. 2. Allesfreſſende. Omnivorae. Schnabel mittelmäßig, ſtark, dick, an den Rändern ſchneidend; die obere Kinnlade an der Spitze mehr oder minder ausgeſchweift. Füße vierzehig, einer nach hinten und drei nach vorn; Flügel mittelmäßig, die Federn, welche dieſe bilden, enden ſpitzig. Die Vögel dieſer Ordnung leben oft geſellig, monogam, niſten auf Bäumen oder in Löchern; nähren ſich von Inſekten, Würmern oder abgehenden thieriſchen Stoffen, genießen aber auch Früchte und Samen. Sie begreift die Linneiſchen Raben, Racker, Pirole, Paradiesvögel, Staare, Ochſenhacker nnd Nashornvögel. 3. Inſektenfreſſer. Insectivorae. Der Schnabel mittelmäßig oder kurz, gerade abgerundet, ſchwach ſchnei— dend oder ahlenförmig; die obere Kinnlade gekrümmt und gegen die Spitze ausgeſchweift, meiſt an der Schnabelwurzel mit einigen ſteifen Haaren. Die Füße vierzehig, drei nach vorn eine nach hinten, die äußere Zehe oft an der Wurzel mit der mittlern verbunden. Sie nähren ſich vorzüglich von Inſekten, beſonders zur Fortpflanzungszeit, doch freſſen die meiſten auch Beeren. Sie niſten oft mehrere Male im Jahr. Sie begreift die Linneiſche Gattung der Würger, der Seidenſchwänze der Manakins, der Fliegenfänger und Bachſtelzen. 4. Körnerfreſſende. Granivorae Schnabel kurz, ſtark, dick, mehr oder weniger kegelförmig, die Obere Kinnlade oben glatt, in die Stirne eintretend; die Kinnladen meiſt nicht ausgeſchnitten. Füße vierzehig, einer nach hinten, drei nach vorn, dieſe meiſt getrennt. Flügel mittelmäßig. Sie nähren ſich meiſt von Körnern und Sämereien, leben in der Einweiberei und niſten gewöhnlich auf Bäumen, oder in Baumlöchern und brüten mehreremale. Dieſe Ordnung befaßt die Familien der Lerchen, Meiſen, Tanagras Ammern und Finken. Dieſe drei Ordnungen befaſſen alſo die ſperlingsartigen Vögel Cüviers mit Ausnahme der Dünnſchnäbler und Schwalben. 5. Klettervögel. Zygodactyli. Befaßt dieſelbe Ordnung, wie bei Cüvier. 6. Mit verwachſenen Zehen. An ysodactyli. Sie entſprechen den dünnſchnäbeligen ſperlingsartigen Vö— geln des Herrn Cüvier, und enthalten alſo die Familien der Wiedehöpfe, Baumläufer, Colibris, nebſt den Philedons, Spechtmeiſen, und mehrern neuen Gattungen. Der Schnabel iſt mehr oder weniger gebogen oder gerade, immer walzig, dünne und zugeſpitzt, ſchmäler als die Stirn; die Füße vierzehig, drei nach vorn und eine nach hinten, die äußere an ihrer Wurzel mit der innern verbunden, die hintere meiſt lang, und alle mit langen krummen Klauen. 3 XXXIV 7. Eis vögel. Aleyones. Schnabel mittelmäßig oder lang, ſpitzig, faſt viereckig, ſchwach gebogen oder gerade; die Läufe ſehr kurz; die drei vordern Zehen verbunden. Befaßt die Familie der Eisvögel mit den Bienenfreſſern. 8. Schwalben. Chelidones, Mit ſehr kurzem, und niedrigem Schnabel, der an der Wurzel ſehr breit iſt, die obere Kinnläde an der Spitze gekrümmt. Die Beine kurz, mit getrennten Zehen, drei Zehen nach vorn und zuweileu die hintere auch nach vorn kehrbar. Schwalben und Nachtſchwalben. 9, Tauben. Columbae. Befaßt einzig die Gattung Taube. 10, Hühner. Gallinae. Ganz dieſelbe Claſſe wie fie Cüvier bezeichnet. 11, Alectoren. Alectorides. Schnabel kürzer als der Kopf oder doch nicht länger, ſtark, hart, die obere Kinnlade gebogen, conver, gewölbt, oft an der Spitze gekrümmt; Füße mit langen Läufen, dünne; drei Zehen nach vorn und eine nach hinten; die hintere Zehe ſteht höher als die andere. Befaßt die Gattungen Agami, Psophia. Caria— ma, Dieholophus. Sandhuhn, Glareo la. Kamichy, Palamedea und Spornvogel, Chauma, alles Vögel, welche von Cüvier und andern unter die Sumpfoögel gezählt werden. 12. Laufvögel. Cursor ii. Schnabel mittelmäßig oder kurz „Beine lang, über dem Knie nackt, keine Hinter zehe; und nur zwei oder drei Zehen nach vorn. Die Gattungen Strauß, Struthio. Caſuar, Casuarins, Trappe, Otis und Läufer, Cursorius, 13. Stelzenläufer. Grallae. Schnabel in verſchiedener Form, meiſt gerade, einen ſehr verlängerten Kegel bildend, ſeitlich zuſammengedrückt, ſelten von oben nach unten platt; Beine dünne, lang mehr oder weniger ob dem Knie nackt, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, bald höher, bald auf derſelben Höhe ſtehend. Dieſe Ordnung enthält alle übrigen Sumpfvögel und alle drei zuſammen alſo die Stelzenläufer von Cüvier. 14. Lappen füße. Pinnatipedes. Enthält die Schwimmvögel mit belappten Füßen, wozu er auch die Gattung Waſſertreter, Phalaropus und Saumfuß, Po dos zählt. 15. Schwimm füße. Palmipedes enthält die übrigen Schwimmvbögel. 16. Träge Vögel, welche nicht fliegen können. Inertes. Der Schnabel von ungleicher Dicke, der Körper wahrſcheinlich plump, mit Dunen und zerſchliſſenen Federn bedeckt; die Beine ſtehen weit nach vorn, die Läufe ſind kurz, die Hinterzehe kurz, an der inwendigen Seite eingelenkt; Nägel groß und ſcharf; die Flügel zum Fluge ungefchidt. Es find nur zwei Gattungen bekannt, wovon die eine nicht mehr vorhanden iſt, die der Dronte, Didus und die des Ap— teryr, Apteryx von welchem nur ein einziges Exemplar bekannt iſt. Apter yx austrahis. Da die Temminkiſche Claſſification im weſentlichen nur dadurch abweicht, daß einzelne Familien, welche Cüvier auf— ſtellt, zu Ordnungen erhoben werden, ſo laſſen ſich beide Syſteme leicht mit einander vereinigen, beſonders wenn man die Temminkiſchen Ordnungen nur in ihren Stellungen in etwas verändert. Wir werden daher die Eintheilung ſo befolgen, daß wir auf beide Syſteme Rückſicht nehmen, zugleich aber auch die Leſſoniſche Eintheilung in Familien, in ſo weit ſie dieſem Syſteme angepaßt werden kann, nicht aus dem Auge laſſen. Da bei Beſchriebung der Arten gar oft einige angenommene Kunſtwörter vorkommen, welche nicht leicht verſtanden werden könnten, ſo muß darüber auch noch einiges geſagt werden. Man hat den Körper der Vögel in verſchiedenen Ge— genden eingetheilt, welche ſich theils durch den Federbau, oder durch die Farben, oder durch andere Merkmale unterſcheiden. Der Kopf beſteht aus dem Schnabel und dem Geſicht und Schedelknochen. Der Schnabel iſt bald kurz, bald mittelmäßig, bald lang, und beſteht immer aus den beiden an der Wurzel durch ein Gelenk vereinigten Kinnladen, die obere wird Oberkinnlade oder Kiefer, und die untere vorzugsweiſe Kinnlade genannt. Er iſt entweder hörnern und nackt, oder ganz oder zum Theil, wenigſtens oben, mit einer Haut bedeckt, welche Wach sh aut (Cera) heißt; nur bei einigen Waſſervögeln überzieht dieſe den ganzen Schnabel, bei den Raubvögeln und Hühnern bedeckt ſie nur die Schna— belwurzel, und die Naſenlöcher durchbohren fie, Der obere Theil des Oberſchnabels heißt die Firſte, Gräthe oder Schnabelrücken, die Seitentheile die Schnabelſchneiden. Der Schnabel iſt entweder dick oder dünne, platt, meſſer— förmig; kegelförmig, oder beide Laden gegen einander gebogen. Die Spitze ſpitzig oder ſtumpf, oder platt und ſogar löffel förmig. Die Schneiden platt, ganz oder ausgeſchnitten, oder gezähnt. Naſenlöcher ſind immer zwei, mit einer ganzen oder durchbohrten Scheidewand; offen oder halbverſchloſſen; vorragend, oder in einer Rinne liegend. Die Zunge iſt weich oder hart, lang oder kurz, ſpitzig oder ſtumpf, oder gezaſert an der Spitze; pfeilförmig oder wurmförmig und dann oft vorſtreckbar. Der Kopf wird eingetheilt in die Haube oder ganzer Obertheil des Kopfes; die Stirn, den Scheitel und den Hinterkopf. Die Stelle zwiſchen Schnabel und Augen heißt Zügel; diejenige, welche unmittelbar den Schnabel um— giebt die Halfter. Die Augen umgiebt oft ein häutiger Kreis oder Ring; die Seiten des Kopfs heißen Backen, der hintere Theil die Schläfe und Ohrgegend. Der Hals theilt ſich in den Hinterhals und Vorderhals. Der Hinter hals in das Genick oder die Stelle unmittelbar unter dem Kopfe, und den Nacken, der Vorderhals in die Kehle, die Gurgel und die Hals ſeiten, unter der Kehle liegt der Unterhals, unter denſelben die Bruſt- und Kropfgegend, dann folgt der Unterleib, oder die Gegend zwiſchen Bruſt und Steiß; der Unterleib theilt ſich wieder in den Vorderbauch, oder den an die Bruſt ſtoßenden Theil, und den Bauch; Steiß heißt die Gegend des Afterz. Weichen heißt die Gegend an den Seiten des Oberbauchs. Die obern Theile des Körpers theilen ſich in den Vorderrücken und den Unterrücken, dieſer liegt dem Bauche vorüber und geht bis zum Bürzel, ſo heißt die Gegend gerade vor dem Schwanze. Mantel nennt man den Nücken und die Außenſeite der eingelegten Flügel zuſammengenommen. Schulter die Seitengegend, die vorn an die Halsſeite, oben an den Vorderrücken, unten an die Bruſt, hinten an die Weichen gränzt. Schwan; heißt die dem Steißknochen eingeſetzten 10 bis 20 Federn, ſie heißen auch Steuerfedern, weil ſie zur Lei— tung des Fluges dienen. Die Flügelfedern heißen Schwungfedern oder Ruderfedern, darunter werden nur die ſteifern und längern Federn begriffen, die kürzern Federn dagegen, welche die Flügel von oben und unten bedecken, heißen Deck— federn. Auch die Federn, welche die Schwanzwurzel bedecken, heißen Deckfedern. Die untern Extremitäten beſtehen aus dem Schenkel oder dem Knochen der mit dem Becken des Vogels in Verbin— dung ſteht, er iſt immer in den Unterleib eingeſenkt, und ſtets mit Fleiſch und Federn bekleidet; der Schiene oder dem zweiten auf den Schenkel folgenden Glied, welches ganz oder zum Theil mit Fleiſch bedeckt iſt; unter dieſem kommt der Lauf oder derjenige Theil, an welchem der Fuß ſitzt, und Fuß endlich heißt die Vereinigung der an der Spitze des Laufs eingelenkten Zehen, auf welche das Bein ſich ſtützt, alles zuſammen heißt auch das Bein. XXXV Es iſt, ſoviel möglich, darauf Rückſicht genommen worden, die Gattungen alle anzuführen, allein die franzöſiſchen Na— turforſcher haben ihrer gar zu viele aufgeſtellt, welche fo künſtlich find, daß fie ſelbſt für den geübteſten Ornithologen ſchwer zu unterſcheiden ſind, daher konnten ſie nicht alle abgebildet werden, keine deutliche und beſtimmte Gattung wurde übergangen, und da in der Zeit, in welcher unſer Werk erſchien, mehrere wirklich beſtimmte Gattungen entdeckt und auf— geſtellt wurden, ſo wird in einem eigenen Heft Nachträge auch dieſe Lücke ausgefüllt werden. Die Naturgeſchichte vieler Gattungen und Arten konnte, aus Mangel an Nachrichten, nicht immer vollſtändig geliefert werden, ſo wie wir es gewünſcht hätten. Einige Gattungen aber konnten ſo vollſtändig beſchrieben werden, das man ſie als Monographien anſehen kann. Dies be— trifft beſonders die Gattungen einiger Waſſervögel, von welchen treffliche und beſtimmte Nachrichten in den neuſten und beſten Reiſebeſchreibungen und andern Werken enthalten ſind. Die Arten einer jeden Gattung, wenn ſie nicht gar zu zahl— reich waren, wurden alle angeführt, und vorzüglich Sorge getragen, daß keine europäiſche Art ausgelaſſen wurde, mit Ausnahme vieler von Herrn Brehm aufgeſtellten neuern Arten, welche uns als durchaus unerwieſen und das Gedächtniß mehr beläſtigend, als die Wiſſenſchaft befördernd erſcheinen, ſo ſehr wir auch Herrn Brehms Verdienſte um die Aufklärung in der Ornithologie im Allgemeinen anerkennen. Es ſtanden uns die meiſten und ſchönſten Werke zum Gebrauch zu gebote, die Illuminiſten waren dagegen nicht immer zu finden, welche die Farben rein und fehlerfrei, wie es wünſchbar geweſen wäre, anbringen konnten, wozu allerdings auch der Steindruck etwas beitrug, der ſich weniger zu Abbildungen der Vögel eignet als zu denen der Säugethiere. Wir ſchließen dieſe Einleitung über die Vögel mit einem Verzeichniß der vorzüglichſten neuern Werke über dieſe Thiere. Monographien einzelner Gattungen. Audebert histoire naturelle des oiseaux d'orés ou A réfiets métalliques, continude par Vieillot. 2 Vol. in Fol. Paris 1830, Daudin observations sur les oiseaux ranges dans le Genre Tangara. Annales du Mus. T. 1. — — — Notices sur la Famille des Collurions, des moucherolles et des Tourdes. Annales du Mus. T. 1411. Desmarest histoire naturelle des Tangaras, des Manaquins et des Todiers. 1 Vol. in Fol. Paris 1805. Kuh! Conspectus Psittacorum, Nov. act. academ, caesar. Tom. 10. pars. 1. — — Beiträge zur Kenntniss der Procellarien. Beiträge zur Zool. Frankfurt 1820. Lesson histoire naturelle des oiseaux mouches. 1 Vol. 8. Paris 1829. — — — histoire naturelle des colibris. Paris 1831. 1 Vol. 8. Temmink histoire naturelle generale des pigeons et des gallinacees. 3 Vol. in 8. Amsterdam et Paris 1811 et 1812 Suivis des deisseins des Pigeons par Mad. Knip. 1 Vol. in Fol, Vaillant bistoire naturelle des Perroquets. 2 Vol, in Fol. Paris 1801. — — — histoire naturelle des oiseaux de Paradis et des Rolliers, suivi de celle des Toucans et des Barbus. 2 Vol, in Fol. Paris 1800. — — — histoire naturelle des Promerops et des Guépiers. Paris 1807. — — — bistoire naturelle d’une partie d’oiseaux nouveaux et rares d’Amerique et des Indes. Paris 1801, Swainson monographie du genre Tachyphonus Journal of sciences N. XXXIX. Allgemeine Werke, welche Vögel aus allen Ordnungen befaſſen. Buffon et Daubenton planches enlumindes au nombre de 1800. 4. Paris. Brisson Ornithologie. VI. Vol. 4. Paris 1810. Donavan the naturalist Repositony or monthly miscellany of exotic natural history. Cah. 1—19. London. Dumont Urville voyage autour du monde. Zoologie Fol. 1 Vol. Paris 1830—1832, Duperrey voyage autour du monde. Zool. Fol, Paris 1827--1832. Freyceinet voyage autour du monde Zool. 4 Vol. Fol. Paris 1825—1828, Illiger Prodromus systematis avium. 8 Berolini 1811. Kuh! Buffoni et Daubentonii figurarum avium coleratorum nomina systematica 4. Groningae 1820, Latham General synopsis of Birds, 8 Vol. 4. London 1782. Lesson traite d’ornithogie ou description des oiseaux reunis dans des prineipales collections de France Paris 1829. — — — Mannel d’Ornithologie on description des genres et des prineipals Especes des oiseaux 2 Vol. in 12 Paris 1828, Montagus ornithological dietionnary. London 1831. Ranzani elementa di Zoologia. Bologna. Shaw Naturalists miscellany. London 1789 Continue par Leach. Temmink et Meiffren Laugier nouveau reeneil des planches coloriees pour servir de suite et de complement aux planches enlumindes, 4. Paris 1820—1832. 90 Cahies. Smiths natural history of birds. London 1816 XII. Vol. Vieillot Gallerie des oiseaux rares ou nou decrits du Musée d'histoire naturelle avec des figures d’Oudart 4 Paris 1820—1825. 45 Cahiers. — — — aualyse d'une nouvelle ornithologie elementaire faisant partie du nouveau dietionnaire d'histoire naturelle. — — — histoire naturelles des plus beaux oiseaux chanteurs de la Zone torride 4 Vol, in Fol. Paris 1805. Vigors Esquises ornithologiques. Zool. journal. Oct. 1824. — — — observations sur les affinités naturelles qui unissent les ordres et les familles d’oiseaux, Trans. of the Linn. „ societ. of London. Vol. XIV. Daudin traite elementaire d’ornithologie, ou histoire naturelle des oiseaux, 2 Vol. Paris, Wagler Systema avium. Stuttgardiae 1827, Nach den Erdtheilen. Amerika. Audubon the Birds of America. Folio. Philadelphia 1828. — — — Ornithological Biography. London 1831. Azara Preeis pour Fhistoire naturelle des oiseaux du Paraguay et de rio de la Plata. Traduit par Walkenaer. Paris 1829. 2 Vol. 8. } Bonaparte Charles, rémarques sur Vornithologie de Wilson, Journal de Yacademie des sciences naturelles de Phila- delpbia. — — — Speechio comparativo della ornithologie di Rome et di Filadelfia, Pisa 1827. — — — American ornithology Vol. 1 Fol, Philadelphia 1828. — — — genera des oiscaux du Nord de l’Amerique et Synopsis des éspéces qui vivent aux Etats usxis, Annales of the Lyceum of nat. hist, of Neu-York Vol. 2, Browne the civil and natural history of Jamaica 1 Vol. Fol, London 1756. X XXI Catesby the natural history of Corolina, Florida aud Bahama islands 2 Vol. Fol. London 1731-1743. Humboldt observations Zoologiques. 2 Vol. 4. Paris. Kittlitz über einige Vögel von Chili 4. Acta petropolitana. Or d supplement to the american Ornithology. Philadelphia 1825, 1 Vol, 4. Spix avıum species novae, quae in intinere per Brasiliam collegit. 2 Vol. 4. Monaci 1828. Vıeillot histoire naturelle des oiseaux d’Ameriques septentrionale 2 Vol. in Fol. Paris 1807. 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London 1822, Swainson sur les caracteres et les affinites naturelles des divers oiseaux d’Australasia (Zool. journal January 1825.) White Journal of a voyage to new Southwalis, 4 Vol. in 4. London 1790. Indien und indiſcher Archipel. Sonnerat voyage à la nouvelle Guinee. 1 Vol. 4. Paris 1776, — — — voyage aux Indes orientales et à la Chine 2 Vol, in 4. Paris 1781. Gould Centurie of birds of Himalaja. Fol. London 1831, Gray Illustration of indian Zoology wbit coloured plates of new et hitherto no figured indian animals, from the col- lection ol major general Hardwicke. London 1820—1830. Horsfield the arangement systematical and description of birds of the isle of Java. Linn. trans, Tom. 13, — — — Zoological researches of Java and the neigsbouring Islands 4. 8 Cahier, London, Kittlitz über die Vögel von der Inselgruppe von Boninsima, beobachtet im May 1828 Act. Acad, petropolitan, Europa. Bonnelli catalogue des oiseaux du Piemont 4, Turin 1811. 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Zwar haben einige die Zunge, andere das Bruſtbein als Ordnungskennzeichen annehmen wollen, aber dieſe Theile ſind nur bei genauerer Unterſuchung ſichtbar, und ein ſolches Syſtem zu künſtlich, als daß es Eingang gefunden hätte. Syſtem und Ordnungskennzeichen müſſen leicht in die Augen fallen. Die große Menge der Vögel, welche man immerfort entdeckt, hat auch die Aufſtellung neuer Gattungen nothwendig gemacht, allein man iſt auch hierin viel zu weit gegangen, und hat zu viele aufgeſtellt. Einzelne Linne'ſche Gattungen find fo ſehr auseinandergeriſſen worden, daß man ihren Grundtypus kaum mehr finden kann. Die Gattungsübergänge ſind oft ſo wenig auffallend, daß ſelbſt der erfahrne und gewandte Kenner ſich kaum herauszufinden weiß. Vorzüglich betrifft dieß die Linne'ſchen Raben und ſperlingsartigen Vögel, deren große Menge und wenig charakteriſtiſche Kennzeichen jede Eintheilung erſchweren. Der ſehr gründliche und vortreffliche deutſche Illiger hat viel geleiſtet, und ihm ſind mehr oder weniger Cüvier und Temmink gefolgt. Weniger Empfehlung verdienen Vigors und Vieillot, da ſie eine zu große Menge neuer Gattungen aufſtellen, und die ältern Arbeiten zu wenig berückſichtigten. Temmink iſt wohl unter den jetztlebenden Syſtematikern derjenige, der am meiſten Vögel in der Natur ſah, und deſſen Syſtem vielleicht das natürlichſte iſt; daher folgen wir ſeiner Eintheilung hauptſächlich, jedoch mit Hinſicht auf andere. Demnach ſtellen wir folgende Ordnungen auf: 1.) Raub voͤg el. Accipitre s. Aapaces. Der Oberſchnabel an der Spitze gekruͤmmt, mit ſcharfer nach unten gerichteter Spitze. Die Naſenloͤcher liegen in einer Haut, welche die Schnabelwurzel bekleidet und Wachshaut genannt wird. Die Fuͤße ſind ſtark; die Zehen mit ſcharfen, ſpitzigen, zum Greifen faͤhigen Krallen bewaffnet. Sie leben bloß vom Fleiſche anderer Thiere, und verſchmähen vegetabiliſche Nahrung ganz. 2.) Allesfreſſende. Omnivorae. Osinivores. Der Schnabel mittelmaͤßig lang, ſtark, an den Raͤndern ſchneidend; die obere Kinnlade mehr oder minder an der Spitze ausgeſchweift. Die Fuͤße mit vier Zehen, drei nach vorn und eine nach hinten gerichtet. Fluͤgel mittelmaͤßig und zugeſpitzt. Sie leben von Inſekten, Würmern, Aas, zugleich genießen ſie auch Saamen, Beeren und andere Früchte. Sie bilden bei Linneus die Abtheilung der Waldvögel, bei Cüvier machen fie einen Theil feiner großen Abtheilung der ſperlingsartigen Vögel aus. 3.) Inſektenfreſſer. Insectivorae. Insectivores. Der Schnabel mittelmaͤßig oder kurz, gerade, abgerundet, an den Raͤndern ſchwach ſchneidend; die Kinn— lade etwas gebogen und an der Spitze ausgeſchweift; ſehr oft iſt die Wurzel des Schnabels mit vorwaͤrts ſtehenden Borſten beſetzt. Die Fuͤße mit vier Zehen, drei nach vorn und eine nach hinten, die aͤußere an ihrer Wurzel mit der mittlern verbunden. 1 Fe nähren ſich hauptſächlich von Inſekten, beſonders zur Begattungszeit. Viele Gattungen genießen zur Herbſtzeit auch eren. Sie machen eine Abtheilung der ſperlingsartigen Vögel bei Linneus und Cüvier aus. 4) Koͤrnerfreſſende. Granivorae. Granwores. Der Schnabel kurz, ſtark und dick, mehr oder weniger coniſch, die Graͤthe mehr oder weniger abgerundet; die Wurzel der Oberkinnlade geht tief in die Stirne hinein; die Kinnladen ſind meiſt nicht ausgeſchweift. Die Fuͤße 1 vierzehig, drei Zehen ſtehen nach vorn, eine nach hinten; die vordern getheilt. Die Fluͤgel mittelmaͤßig. 7 Ihre Rahrung beſteht hauptſächlich in Saamenkörnern: doch genießen die meiſten zur Fortoflanzungsseit auch Inſekten. Sie bilden eine Abtheilung der ſperlingsartigen Vögel von Cübier, und geben der ganzen Abtheilung den Namen. 5.) Gleichzeher. Zygodactyli. Zygodactyles. Der Schnabel verſchieden geſtaltet, mehr oder weniger gebogen, oder ſehr gebogen, oft gerade und eckig. Die Füße vierzehig und dann immer zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten, oder die eine Zehe iſt eine 2 Wendezehe und kann nach dem Willen des Vogels vor- oder ruͤckwaͤrts geſtellt werden. Einige wenige haben nur drei Zehen, eine nach hinten, zwei nach vorn. 5 Dieſe Vögel bilden die Abtheilung der Klettervögel von Cüvier. Die Füße ſind zum Klettern ſehr geſchickt, indem ſie den Vögeln einen feſten Anhalt geben; allein nicht alle klettern gleich gut. Ihre Nahrung iſt ſehr verſchieden. Die einen leben faſt ausſchließend von Raupen und andern Inſekten; die andern mit großem und ſtark gebogenem Schnabel von weichen Früchten, oder von Mandel- und Nußarten. 6.) Mit verwachſenen Zehen. Anisodactyli. Znisodactyles. Der Schnabel walzenfoͤrmig, duͤnne, weniger breit als die Stirne, bald gerade, bald gebogen. Fuͤße mit vier Zehen, drei nach vorn und eine nach hinten; die aͤußere an der Wurzel mit der zweiten verbunden; die hintere meiſt lang, alle mit langem und gebognem Nagel. Sie haben mehr oder weniger dieſelben Gewohnheiten wie die Klettervögel; viele klettern geſchickt. Die meiſten nähren ſich von Inſekten; ihre Zunge hat eine harte Spitze, oder iſt ausgefaſert, mehr oder weniger ausſtreckbar, bei einigen röhren— förmig, und dieſe leben vom Honigſaft der Blumen. Cüvier hat ſie den ſperlingsartigen Vögeln beigezählt. 7.) Eis voͤgel. Alcyones. Alcyons. Der Schnabel mittelmaͤßig oder lang, ſpitzig, faſt viereckig, ſchwach gebogen oder gerade. Laͤufe ſehr kurz; drei mit einander verbundene Zehen, (bei einigen nur zwei) ſtehen nach vorn, eine nach hinten. Sie nähren ſich von Inſekten und Fiſchen. 8.) Schwalbenartige. Chelidones, Chelidons. Schnabel ſehr kurz, ſehr platt und an der Wurzel breit; die obere Kinnlade an der Spitze gekruͤmmt. Die Füße kurz, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, alle getrennt, oder durch eine kurze Haut verbunden. Die Hinterzehe kann bei einigen vorwaͤrts geſtellt werden; die Naͤgel ſehr ſpitzig; die Fluͤgel ſehr lang und ſchmal. Der Flug iſt ſehr ſchnell, das Geſicht gut, der Hals kurz, der Rachen ſehr weit, und dient die Inſekten, von denen ſie ſich ausſchließend naͤhren, im Fluge zu fangen. Sie bilden bei Cüvier eine Abtheilung der ſperlingsartigen Vögel,, wie die vorigen. 9.) Tauben. Columbina e. Pigeons. Der Schnabel mittelmaͤßig, platt, ſchwach, die Wurzel des Oberſchnabels mit einer weichen Haut bedeckt, durch welche die Naſenloͤcher dringen, die Spitze mehr oder weniger gebogen. Fuͤße vierzehig, drei nach vorn, ganz getrennt, eine nach hinten. Sie nähren ſich ausſchließend von Körnern. 10.) Huͤhner. Gallin ae. Gallinaces. Schnabel kurz, gewoͤlbt; bei einigen mit einer Wachshaut an der Wurzel; die obere Kinnlade gewoͤlbt und von der Wurzel an oder auch bloß an der Spitze gebogen. Die Naſenloͤcher ſeitlich, mit einer aufgeblaſenen Haut bedeckt, welche bald nackt, bald befiedert it. Die Füße mit langen Laͤufen; vier Zehen, die drei vordern durch eine Haut verbunden, bei einigen fehlt die Hinterzehe ganz, oder iſt ſehr kurz. Sie nähren ſich von Pflanzen und Inſekten. 11.) Laͤufer. Curs ori i. Coureurs. Der Schnabel mittelmaͤßig oder kurz. Die Beine lang, uͤber dem Kniee nackt; keine Hinterzehe, ſondern nur zwei oder drei nach vorn. Hauptnahrung Pflanzen. 12.) Wad voͤgel. Grallatores. Gralles. Echassiers. Der Schnabel von verſchiedener Geſtalt; meiſt gerade, oder einen verlaͤngerten Kegel bildend, gewoͤhnlich ſeitlich zuſammengedruͤckt; ſeltener flach und breit. Die Beine duͤnne und lang, mehr oder weniger ob den Knieen nackt; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, die aber zuweilen mangelt oder aͤußerſt kurz iſt. Die Nahrung aus dem Thier- und Pflanzenreich. 13.) Schwimm voͤgel. Palmipe des. Palmipedes. Der Schnabel ſehr verſchieden. Die Beine kurz, mehr nach hinten ſtehend; die Zehen entweder gelappt oder ſeitlich mit einer eingeſchnittenen Haut verſehen, oder die drei vordern, oder alle vier mit einer Haut verbunden; bei einigen mangelt die Hinterzehe ganz. Nahrung aus dem Thier- und Pflanzenreich. a) J. Raubvoͤg el. Accipitres. Oiseaur de proie. Der Schnabel ſtark, die obere Kinnlade iſt vorn unterwaͤrts hackenfoͤrmig gekrümmt, und hat oft an den beiden Seiten der obern Kinnlade eine ſcharfe, hervorſtehende Ecke oder Zahn. An der Schna— belwurzel iſt eine Haut, welche dieſe uͤberzieht. In ihr liegen die Oeffnungen der Naſenloͤcher zu beiden Seiten des Schnabels. Sie heißt die Wachshaut (Cera). Der Unterſchnabel iſt kuͤrzer als der obere, der mit ſeiner krummen Spitze uͤber die untere vorragt. Die Beine ſind meiſt mittelmaͤßig lang, die Schenkel muskulos und ſtark, die Laufe oft bis auf die Füße, ja bis auf die Zehen beſiedert, oft auch faſt ganz nackt. Immer vier Zehen, drei nach vorn, eine nach hinten, die beiden aͤußern ſind meiſt mit einer kurzen Haut an ihrer Wurzel verbunden. Die Klauen des Daums oder der Hinterzehe und die der Mittelzehe ſtaͤrker als die übrigen, alle aber meiſt gebogen und ſpitzig, fo daß fie damit greifen und heftig verwunden koͤnnen. Sie leben von Aas oder greifen lebende Thiere, kleinere Saͤugethiere, andere Voͤgel, Reptilien und Fiſche an, und entſprechen daher der Abtheilung der Raubthiere unter den Saͤugethieren. Der Magen iſt ganz hautig, mit einem ſtarken kropfartigen Vormagen; der Darmkanal kurz, und der Blinddarm klein. Der Bruſtknochen breit und vollſtaͤndig verknoͤchert. Sie bilden zwei Hauptfamilien, Tagraubvoͤgel und Nachtraubvoͤgel. Tagraub ſvoͤgel. Sie haben nach der Seite ſtehende Augen. Die Zehen find immer unbeſiedert und ſelbſt die Laufe nur bei wenigen ganz mit Federn bedeckt. Das Gefieder iſt dicht, die Federn ſtark, der Flug ſchnell und geſchickt, daher die Bruſt ſtark, zum Anſatz der ſtarken Flugmuskeln. Der Gabelknochen weit ausge— bogen und ſtark, um deſto eher den ſtarken Bewegungen zu widerſtehen, welche die Oberarmknochen beim ſchnellen Fluge machen. Die Weibchen find meiſt größer und ſtaͤrker als die Männchen. Die Haut iſt zaͤhe und unrein. Mit ihrer Beute verſchlingen fie oft Haare, Federn und Knochen, und ſpeien das Unverdauliche in einem Ball wieder aus. Sie trinken wenig, koͤnnen lange hungern, freſſen aber auch viel auf einmal. Sie leben in Monogamie, niſten meiſtens auf Felſen und hohen Baͤumen, bruͤten wenige, hoͤchſtens ſechs Eier aus. Die Zungen kommen ſehr unentwickelt aus dem Neſte, und werden fo lange von den Alten gefüttert, bis fie ſelbſt auf Raub ausiliegen koͤnnen. Ihre Stimme beſteht in einem einfachen Geſchrei. Sie ſchwingen ſich meiſt hoch in die Luft, ſind ſchwer zu ſchießen und zu fangen, da ſie liſtig und mit ſcharfen Sinnen begabt ſind. Sie ſind ſchwer zu zaͤhmen, doch koͤnnen einige zur Jagd abgerichtet werden. 1" Gatt. Geier. Vultur Fautour. Schnabel, dick, ſtark, viel höher als breit, an der Baſis eine Wachshaut; die obere Kinnlade gerade, nur gegen die Spitze zu gebogen und abgerundet. Der Kopf nackt oder mit ſehr kurzem, zartem Flaum bedeckt, ebenſo der Hals; unten am Halſe ein Federwulſt wie ein Kragen. Die Naſenloͤcher nackt, ſeitlich, ſchief durchbohrt, am Rande der Wachshaut. Die Beine mittelmaͤßig lang; die Laͤufe nackt, nur oben gegen den Unterſchenkel mit Flaum bedeckt. Die Zehen lang, die Naͤgel ziemlich ſchwach, wenig gebogen und ſtumpf. die Mittelzehen ſehr lang und mit den aͤußern durch eine ſtarke Haut verbunden. Die Flügel lang, die vierte Schwungfeder die laͤngſte. Der Koͤrper ſchwer und ſtark. Die Geier find Vögel, welche die warmen Zonen der alten Welt bewohnen. Sie find von der Natur beſtimmt, die Erde von Aas zu reinigen. Sie ſind feig; ihre Geſtalt nicht angenehm, da der Körper ſchwer und dick iſt, und der Kropf, wenn er voll iſt, vorſteht. Sie leben vaarweiſe, vereinigen ſich aber in große Geſellſchaften um die Leichname, welche ihr Auge aus großer Ferne entdeckt. Das Geſicht ſcheint ihr vornehmſter Sinn zu ſeyn. Man hat auch ihren Geruch für ſehr ſcharf gehalten, allein einige Beobachtungen ſcheinen zu zeigen, daß, wenigſtens bei den amerikaniſchen Arten, dieß nicht der Fall iſt. Sie ſind träge, und wenn ſie voll gefreſſen ſind, können ſie ſich nur mit Mühe erheben, dann aber fliegen ſie ſchön und ſehr hoch, aber langſam; ſie ſteigen ſo hoch in die Luft, daß ſie dem Auge entgehen, und wenn ſie der Erde ſich nähern, fo geſchieht es in großen Kreiſen, Auf der Erde find ihre Bewegungen ungeſchickt, und man ſieht oft in ihnen eine regungsloſe Federmaſſe, da der kleine Kopf und der nackte Hals in der Bruſt zwiſchen dem Federkragen verſteckt find, und ebenſo find die Füße ganz umhüllt von den langen Seitenfedern der Seitenſchenkeln. Sie mauſern nur einmal des Jahres. Die Weibchen ſind größer und ſtärker als die Männchen. Das Alter verändert ihr Federkleid; in der Jugend ſind ſie gefleckt, und alle nackten Theile des Halſes und Kopfs mit Flaum bedeckt, allein beides verliert ſich mit dem Alter. Sie 4 greifen niemals lebende Thiere an, und fogar ein Haſe kann fie in die Flucht jagen, wenn ſie einzeln ſind. Sie niſten in unerſteiglichen Felſen, an ſehr einſamen Orten, und würgen den Jungen die Speiſe vor, welche ſie in ihrem Kropfe tragen. Es ſind 10 Arten bekannt. Taf. 1. Der graue Geier. Vultur cinereus, Vautour arrian. Naum. I. Taf. 1. Wolf und Meyer Heft 18. Pl. col. 425. Synonime. Vultur bengalensis, vulgaris, cristatus et niger Gmel. Linn. Vautour ou grand Vautour. Vautour noir d’Egypte. Cinereous Vulture. Lath. Avoltoio Leprajolo. Vultur arrianus. Der Hals über die Hälfte nackt, bläulich; die zwiſchen den Halsfedern hervorſtehenden Dunen bilden bei eingezogenem und dadurch verſtecktem kahlem Theile des Halſes vorn einen herzförmigen Kragen, den ein dunkler beſiederter dreieckiger Fleck einſchließt. An jeder Schulter ſteht ein beweglicher Federbuſch; die Fußwurzeln find bis über die Hälfte herab beftedert, der kahle Theil ſchmutzig fleiſchfarben. g Dieſer Vogel iſt einer der größten Vögel, welche in Europa vorkommen. Die Flügelbreite iſt über S Fuß, die Länge von der Schnabelſpitze bis zum Schwanzende 31, Fuß. Das Gewicht 14 bis 20 Pfund. Die Wachshaut iſt beim lebenden Vogel weißlich blau, auf dem Rücken des Schnabels fleiſchfarb überlaufen. Die Naſenlöcher ſind eyrund und groß; der Schnabel ſtark, über den Rücken desſelben bis an die Spitze des Hackens gemeſſen 4 Zoll lang, ſchwarz. Die Zunge iſt rinnenförmig, an der Spitze abgerundet, hornartig und ſcharf, die hintere Hälfte fleiſchig / auf den Seiten mit vielen kleinen Oeffnungen, woraus beim Druck ein gallertartiger zäher Schleim quillt. Den Füße ſtark und geſchuppt, die Zehen, die mittelſte ausgenommen, kurz, dieſe aber auffallend lang, mit der äußern durch eine Haut verbunden. Die Krallen ſind ſchwarz, wenig gebogen und ziemlich ſtumpf. Die Wangen und Ohrgegend und das Kinn ſind mit kurzen bränlichen Dunen und dunkelbraunen Haaren beſetzt, Scheitel und Nacken mit dunkelbraunen wolligen, haagrähnlichen Federchen, welche am Nacken am größten find. Der Vorderhals bis zur Mitte herab iſt mit rothweißer Wolle und dunkelbraunen Haaren dünne beſetzt; der Hinterhals vom Nacken bis über die Hälfte hinab ganz kaht, und hell aſchbläulich. Vorn auf der Mitte des Vorderhalſes, wo die ordentliche Befiederung anfängt, find die Federn lang und buſchigt, und neben den übrigen kurzen und glatt anliegenden bis zum Kropf ſehr dunkelbraun. Unter der Mitte des Hinterhalſes fängt ein Kragen an, der in ſchiefer Richtung nach dem Kropfe herab lauft und fo die Halswurzel umgiebt, aus etwas langen, buſchig abſtehenden, braunen Federn beſteht, und unter dieſem, zwiſchen Kropf und Schultern, ſteht auf jeder Seite ein Bliſchel noch größerer und hellerer, ſchmaler und zerſchliſſener Federn, welche der Vogel fächerförmig ausbreiten oder aber unter den Flügelecken verbergen kann. Alle übrigen Theile des Körpers find ſehr dunkelbraun, Bauch und After heller; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, mit dunkelbraunen Kanten. Die Schulter- und großen Flügeldeckfedern und die zweite Ordnung der Schwungfedern ſind ſehr lang, daher ſehen die Flügel groß und plump aus. Das Weibchen iſt gewöhnlich etwas größer und dünkler von Farbe als das Männchen. Die Länge beträgt 4 Fuß, die Breite zu 9 Fuß. Aufenthalt. Er ſcheint in den wärmern Gegenden der alten Welt weit verbreitet. Ob er irgendwo in Europa brütet, iſt unbekannt, vielleicht im ſüdlichen Spanien und Portugall, wo er noch am häufigſten iſt. In Italien iſt er viel ſeltener als der lohbraune Geier. Man hat ihn in den Appeninen, in den Pyrenäen, in Ungarn, in der europäiſchen Türkey , und in Deutſchland in Schleſien, Sachſen und Franken angetroſſen. In der Schweiz ift er noch niemals bemerkt worden. Felſige Gegenden ſind ſein liebſter Aufenthalt, und nur ſelten ſetzt er ſich auf Bäume. Eigenſchaften. Dieſer Geier hat einen traurig gutmüthigen Blick, der mehr Dummheit und Trägheit als große Lift und Thätigkeit anzeigt. Ein eingefangener war anfangs ſehr gutmüthig, und jeder konnte ſich ihm nahen und ihn ſtreicheln, nach und nach aber wurde er immer wilder und ward zuletzt ſo böſe, daß nur ſein Wärker es wagen durfte, ohne Stock in ſeinen Behälter zu gehen; näherte ſich ihm jemand, ſo ſuchte er mit Schnabel und Füßen nach ihm zu hauen. Er ſaß beſtändig in der Höhe, und ging nur auf den Boden, wenn er freſſen oder ſaufen wollte. Wenn er ſich ſatt gefreſſen hatte, ſo ſaß er Stunden lang auf einem Bein, mit eingezogenem Halſe, ohne ſich zu rühren. Auf dem Boden ſitzt er mit horizon— talem Körper und faſt ſenkrechtem Hals, den Schwanz ſtreckt er wie eine Elſter in die Höhe, und ſträubt faſt alle Rücken— federn. In ſeinen Bewegungen iſt Trägheit vorherrſchend. Er iſt plump und ungeſchickt. In der Freiheit iſt er manchmal ſehr ſcheu, andere Mal aber, beſonders wenn er gefreſſen hat, fo dumm und unbeweglich, daß er erſchlagen oder gar ergriffen werden kann. Sein Flug iſt ſchwerfällig und träge, mit vielen langſamen Flügelſchlägen. Er ſteigt in einer Schneckenlinie in die Höhe und ſchwimmt dann in der Luft ſo hoch, als nur ein menſchliches Auge ihn erreichen kann. Obſchon im warmen Clima geboren, iſt er gegen die Kälte ſehr unempfindlich, und man ſah ihn in einem offenen Behälter bei 12 und 15 Grad Kälte ohne eine Aeußerung von Froſt, und eben ſo wenig ſchien ihm die Hitze zuzuſetzen. Nahrung. Todte Thiere, beſonders behaarte, friſche oder faulende. Er verzehrt, wie der Lämmergeier, das Fell mit den Haaren, und die kleinern Knochen, welche er ſehr gut verdaut. Die Haare giebt er durch das Gerölle wieder von ſich. Ein gefangener Vogel dieſer Art fraß beſonders gern weiche Kalbsknochen, verſchluckte die ganzen Schwänze junger Füchſe und fraß eine ſteinhart gefrorne Katze. Große Knochen kann er ſehr rein abnagen und ſeeletiren, auch wenn ſie ganz trocken ſind. Ganz faule Thiere verzehrt er eben ſo begierig wie friſche. Knochen verdaut er leicht, und ſein Abgang iſt dann wie weiße Farbe. Fiſche ſah man ihn nie freſſen, dagegen trank er oft und badete ſich gerne. Nie ſah man in der Gefangenſchaft, daß er ein lebendes Thier angriff. Man ließ Raben und Krähen, welche er todt ſehr gerne frißt, Monate lang bei ihm, er that ihnen nichts zuleide. Vor einem lebenden Hafen fürchtete er ſich ſo viel, wie dieſer vor ihm. Der Haſe blieb vierzehn Tage bei ihm und ungeachtet man dem Geier wenig zu freſſen gab, griff er ihn nie an. Todte Katzen fraß er ſehr gerne, ergriff aber ſchnell die Flucht, ſo bald ſich eine noch bewegte. Man durfte einer ſolchen nur einen Bindfaden an das Bein binden, und ſie bewegen, ſo ſprang er furchtſam davon; nach einiger Zeit trieb ihn der Hunger wieder herbei, er betrachtete ſie von allen Seiten, that einen Hieb mit dem Fuß darnach, ſprang aber ſchnell wieder zurück, und erſt wenn er ſich von ihrem Tode völlig überzeugt hatte, griff er an. Sein ganzes Betragen, beſonders ſeine Plumpheit, weiſen darauf hin, daß er von der Natur auf todte Thiere angewieſen iſt. Man will indeſſen Beiſpiele haben, wo ein Paar ſolcher Geier auf einem Schaſe gefangen wurden, das von ihnen niedergeſtoßen worden, und ein 5 anderer wurde auf einer Gans angetroffen, welche er fo eben getödtet hatte. Da dieſe Beiſpiele kaum bezweifelt werden können, ſo muß man annehmen, daß nur ein wüthender Hunger ſie zu ſolchen Handlungen antrieb, welche ihnen ſonſt gar nicht eigen find. An Kraft gebricht es ihm zwar nicht, aber an Muth. In den Gegenden Deutſchlands, wo man ſolche Geier ange— troffen und auf friſchen Thieren ergriffen haben will, fehlt es aber meiſt an Aas, und da moͤchte der Hunger ſeine Uebermacht ausgeübt haben. Wo ſie aber antreffen, tödten ſie keine Thiere. Ihre Gefräßigkeit iſt ſehr groß, und ſie ſcheinen nicht ſo lange hungern zu können, wie manche andere Raubvögel. Iſt ein ſolcher Vogel voll geladen, ſo tritt ſein Kropf ſackfoͤrmig aus der Bruſt hervor, und derſelbe bleibt ruhig und träge ſitzen, bis er verdaut hat. Da dieſe Geier meiſt in Gefellfchaft angetroffen werden, fo mag dieß ihnen vielleicht mehr Muth geben, etwa ein krankes Thier gemeinfchaftlich anzufallen. Da der Schnabel ihre vorzüglichſte Waffe ift, fo hat man ſich vor ihren Biſſen in Acht zu nehmen; ſie zerbrechen damit ziemlich ſtarke Knochen mit Leichtigkeit. Doch bedienen ſie ſich auch ihrer Füße. Wenn der Hunger groß iſt, und ſie nichts anderes erhalten können, ſo freſſen ſie vielleicht auch Schnecken und Würmer. Ob der Geruchsſinn, von dem man früher annahm, er ſey bei den Geiern äußerſt fein, ihnen das Aufſuchen ihrer Beute fo ſehr erleichtere, als man glaubte, oder ob nicht vielmehr ein ſehr gutes Geſicht mehr als der Geruch thue, darüber können wir aus Mangel an Erfahrung und eigener Beobachtung nichts ſagen. So viel iſt ſicher, daß ſie ein todtes Thier ſehr bald auffinden, wenn es nicht im Gebüſche verſteckt iſt, aber ob es im letzten Fall auch ſo leicht geſchieht wie im erſten, das iſt unbekannt. Von ihrer Fortpflanzung iſt nichts mit Gewißheit bekannt, allein es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß fie auf hohen Felſen niſten, und nur wenige, höchſtens drei, Eier legen. Feinde kennt man keine, wenn man nicht einige Schmarotzer-Inſekten und vielleicht auch Eingeweidewürmer dazu rechnen will. Kein Thier genießt ihr Fleiſch. Die Jagd iſt nur dann leicht, wenn der Vogel ſich vollgefreſſen hat, dann iſt er ſo unbehülflich, daß man ihn mit der Hand ergreifen kann; dagegen iſt er meiſt ſcheu, wenn er Hunger hat. In Fuchseiſen, worauf als Köder Fleiſch oder Aas befeſtigt iſt, iſt er leicht zu fangen. Sein Nutzen beſteht für den Menſchen im Aufzehren der die Luft verpeſtenden Aeſer, und da er gar keinen Schaden thut, ſo wird er in den Ländern, wo er zu Hauſe iſt, nicht verfolgt. Taf. 1. Der weißkoͤpfige Geier. Vultur fulvus. Vautour Griffon. Naum. I. Taf. 2. Deutſche Ornith. Heft 10. Wolf und Meyer Heft 20. Pl. col. 426. Synonimen. Vultur leucocephalus. Wolf und Meyer. Vultur perenopterus. Deutſche Ornithologie. Vultur Trencalos. Bechſt. Le Percnoptere, le Griffon. Buff. Fulvous Vulture Lath. Kopf und Hals ſind mit ſehr kurzer weißgraulicher Wolle bedeckt. Die Halsfedern am Kragen des Unterhalſes, Rücken, Deckfedern der Flügel und Unterleib find ſchmutzig zimmetfarb, in der Mitte jeder Feder iſt ein heller Streif. Die großen Schwingen und der Schwanz ſchwarz. Die innern Seiten der Schenkel fo wie die Fußwurzeln find bis 2 Zoll unter das Kniee mit dichten, weißen, wollartigen Dunen beſetzt. Am Hinterhalſe ſteht bei den Alten ein Büſchel ſehr ſchmaler über 4 Zoll langer Federn von hellbrauner Farbe; in der Jugend aber ſtatt dieſer eine dichte Palatine von weißen wollenartigen Federn. Dieſer Geier varirt ſowohl in der Größe, als in der Grundfarbe ſehr, fo daß man hellfuchsrothe ,, lichtbraune , dunkelbraune und braungraue antreffen ſoll. Die Weibchen ſollen immer dunkler, die Männchen lebhafter gefärbt ſeyn. Die Jungen ſind ſehr leicht ſchmutzig röthlichgelb, Schwung- und Schwanzfedern braunſchwarz. Die Größe dieſes Vogels iſt wenig verſchieden von der des grauen Geiers. Die Länge wechſelt von 46 bis zu 48 Zoll; die Flügelweite iſt gewöhnlich 8 Fuß. Der Schnabel iſt blaulich hornfarbig, die Wachshaut blaulich, die Naſenlöcher ſchief ſtehend, die Regenbogenhaut dunkelbraun. Die Geſtalt iſt übrigens ganz die des grauen Geiers. Aufenthalt. Das Vaterland dieſes Geiers iſt Afrika; von da aus ſtreift er zuweilen nach Spanien, Italien, auch bis in die Schweiz und nach Deutſchland, in welch letztern Ländern er aber immer eine große Seltenheit iſt. Er findet ſich nicht in Wäldern, ſondern in Gebirgen oder auf Flächen, wo er die Gegend überſehen kann, und kommt nur im Sommer etwa zu uns. In ſeinen Eigenſchaften iſt er dem grauen Geier ſehr ähnlich, er iſt eben ſo träge, eben ſo feig und eben ſo gefräßig. Sein Flug iſt ſchön, die Flügelſchläge langſam, und in Schneckenlinien hebt er ſich in unermeßliche Höhen und durchzieht ſo weite Länderſtrecken, um Nahrung zu erſpähen, welche er mit ſeinem ſcharfen Auge aus unglaublicher Ferne erblickt, und ſich dann geſchickt auf ſie herabläßt. Hat er ſich ſattgefreſſen, ſo tritt der Kropf ſackförmig vor, und der Vogel iſt ſo träge und unbehülflich, daß er leicht gefangen werden kann. So wurde in der Schweiz ein ſolcher durch einen Steinwurf verletzt und gefangen. Viele Stunden ſitzt ein vollgefreſſener Vogel unbeweglich an einem Ort, meiſt auf der Erde oder auf einem Felſen, ſehr felten auf einem Baume. Die Flügel läßt er dabei hängen, und das Gefieder iſt ſtruppig; der Hals tief in die Schultern zwiſchen den Kragen eingezogen. Dieſe Stellung hat der Hals meift im Sitzen, oft ſchnellt er ihn ſchnell vor, wenn er einen Schnabelhieb thun will. Dieſer Schnabel iſt ſeine Hauptwaffe, mit welcher er bedeutend verwunden kann; die Klauen dagegen find ſchwach und ſtumpf. Den Nafenlöchern entfließt beſtändig ein Schleim, und die Ausdünſtung des Vogels riecht wie verdorbener Biſam, ein Geruch, der ſich auch Jahre lang nach dem Tode nicht verliert. Wir beſitzen ſeit 18 Jahren ein Paar Beine dieſes Vogels, welche den Biſamgeruch noch ſehr lebhaft an ſich tragen. Der Geier iſt nicht unreinlich, putzt oft ſein Gefieder, dehnt ſeine großen Flügel aus, und ſchwingt ſie mit Kraft. Er wird nie ganz zahm, und man hat ſich vor ſeinen Biſſen ſehr in Acht zu nehmen. Furcht iſt ein Hauptzug ſeines Charakters, dem gefangenen wenigſtens konnte ein lebender Sperber, eine Eule, ſogar ein Kaninchen und eine Ringelnater Furcht einflößen, und nie griff er ſolche Thiere an. Sein Blick war gutmüthig und durchaus nicht wild. Nie hörte man im ruhigen Zuſtand einen Ruf von ihm, nur im Schrecken ſtieß er einige Töne aus, welche der Eſelsſtimme nicht unähnlich ſind. Auf der Erde ſaß er nicht gerne, ſondern auf einem erhabenen Orte. Ging er, ſo geſchah es ſchrittweiſe, mit fo ſtark vorwärtsgebeugtem Körper, daß er mit dem Schnabel faſt die Erde berührte. Der Fänge bedient er ſich bloß, um die Beute am Boden feſtzuhalten. Er ſcheint empfindlicher für Wärme und Kälte, als der graue Geier, und in großer Hitze keuchte er, oder fror bei ſtarkem Froſte. Er lebt übrigens geſellig, und wandert oft in Schaaren. 2 Seine Nahrung ſucht er am liebſten in blutigem Fleiſch, benagt gerne die Knochen, beſonders liebt er Leber und Herz der Thiere, ungerne aber frißt er die Eingeweide, und zum Genuße von Aas konnte den zahmen nur der Hunger treiben. Lebendige Thiere griff er, ſichtlich wenigſtens, nie an, und ſcheute ſich vor ihnen. Nie verzehrte er einen beftederten oder behaarten Balg, ſondern er ſchellte das Fleiſch heraus, daher gab er auch kein Gewölle von ſich. Er reißt mit ſeinem ſchneidend ſcharfen Schnabel Stücke von feinem Raube ab, den er mit den Füßen an den Boden drückt. Ein einziges Mal ſah man, daß ein mehrere Tage bei ihm eingeſpertes Kaninchen den folgenden Tag ganz aufgefreſſen war, ohne daß man wußte, ob er es getödtet habe, oder ob es durch Zufall umgekommen ſey. Aber dieſer Vorfall macht es wahrſcheinlich, daß er, im Hunger wenigſtens, kranke Thiere anfalle. Vielleicht genießt dieſer Geier auch Inſekten. Daß er Schnecken verſchluckt, haben wir ſelbſt geſehen, da ſich im Magen eines getödteten einige vorfanden, wahrſcheinlich frißt er auch Muſcheln, Regenwürmer, und nach mehrern Nachrichten auch Reptilien. Der gefangene trank gerne und oft friſches Waſſer. Er niſtet, nach Vaillants Nachrichten, in Afrika auf hohen Felſen in Höhlen und Klüften, und legt zwei bis drei blaulichweiße Eier. Oft ſollen mehrere Paare neben einander in derſelben Höhle brüten. Feinde hat er außer einigen Schmarotzer-Inſekten und Eingeweidewürmern keine, und Schaden ſtiftet er ebenfalls nicht, als daß er etwa ein geſchoſſenes Stück Wild allzuvoreilig anpadt. Taf. 1. Indiſcher Geier. Vultur indicus. Lath. Temm. pl. col. 26, Vautour indou ou Chaugoun. Kopf und Hals nackt, doch bis ins Alter mit dünnem lockenförmig ſtehendem Flaum bedeckt, bei Jungen iſt er viel dichter. Alle obern Theile find grau ins Iſabellfarbne ziehend, braun und weißlich ſchattirt; die untern Theile find ſehr hellfalb, ohne Flecken; die Bruſt iſt mit kurzem, dicht ſtehendem glattem Flaum von dunkelbrauner Farbe bedeckt. Der Schnabel iſt ſchwarz, die Spitze heller; die nackte Haut am Kopf und Hals iſt rothgrau. Die Regenbogenhaut weißlich; die Beine ſchwarzgrau oder blaulich; der a ragt etwas über die Slügel vor, und ſeine Federn ſind gleich lang. Der Vogel iſt von der Größe eines welſchen Hahnes, die ganze Länge mißt 3 Fuß 3 Zoll. Bei Jungen iſt Kopf und Hals mit hellbraunem Flaum bedeckt; die obern Theile des Körpers ſind ſchwärzlich, die untern ebenſo, aber jede Feder hat einen weißen Schaftfleck, der gegen das Ende der Feder breiter wird. Dieſe Art lebt in Indien, iſt nach Sonnerat ſehr gefräßig, und hält ſich am Geftade des Meeres auf, um die ausge— worfenen todten Fiſche zu verzehren. Außerdem lebt er von Aas und ſcharrt vergrabene Leichen aus. Der Flug iſt ſchwer, obſchon die Flügel ſtark find. > 2 af. 2. Ohrengeier. Vultur auricularis. Vautour Oricou Vaillant. Oiseaux d’Afrique. Eine vier Linien hohe Haut umgiebt die Opröffnung nach vorn, und verlängert fich in gerader Linie bis auf den Hals. Es bildet ſich ſo eine Art Ohrmuſchel von 4 bis 5 Zoll Länge, welche wahrſcheinlich zur Verſtärkung des Gehörs dient. Der Kopf und die Hälfte des Halſes ſind nackt, und ne um den Schnabel herum blaulich violet, und um die Ohren weißlich. Nur wenige kurze Haare ſtehen einzeln. Die Gurgel iſt ſchwarz und mit ſteifen ſchwarzen Haaren beſetzt. Alle obern Theile des Körpers find düſter braun, die einzelnen Federn heller geſaumt. Der Federkragen beſteht aus verkehrt frehenden Federn, in welche der Vogel alle nackten Theile beg kann, was er beſonders während der Verdauung thut. Der Kropf iſt groß, vorſtehend, und mit feinem Flaum bedeckt, glänzend wie die Haare eines Säugethierpelzes. Die Federn des Körpers ſind lang, ſchmal und abſtehend; die Farbe hellbraun, weißgrau geſäumt. Der Schwanz iſt abgeſtuft, und am Ende immer abgenutzt. Die Schenkel mit weißlichem Flaum bedeckt. Wachshaut und Schnabel horngelb. Die Füße ſtark, mit großen braunen Schuppen; die Klauen breit und wenig gebogen, hornfarbig. Die Regenbogenhaut kaſtanienbraun. Aufenthalt. Dieſer Geier bewohnt die Gebirge des ſüdlichen Afrika's. Jede Nacht ſuchen ſie ſolche felfige Gegenden auf, und bei Sonnenaufgang ſieht man ſie in großer Anzahl auf den Gipfeln der Berge. Da ſie faſt immer auf der Erde ſitzen, ſo muß der Schwanz ſich abſtoßen. Eigenſchaften. Wenn dieſer Geier auf dem Boden ſitzt und ſich voll gefreſſen hat, ſo kann er nicht vom Boden aufkommen, wenn er nicht erſt einen Anlauf nimmt und einige Sprünge macht, und mit ſeinen Flügeln, welche 10 Fuß klaftern, Luft faßt, dann aber erhebt er ſich in ungeheure Höhen, ſo daß er unſichtbar wird, und man kann nicht begreifen, wie er deſſen ungeachtet noch bemerken kann, was auf der Erde vorgeht. Allein fo bald er ein todtes Thier bemerkt, ſo iſt er auch ſogleich bei der Hand, und wenn es der Jäger nur einen Augenblick verläßt, ſo wird es die Beute der Geier. Vaillant erzählt, er habe einmal drei Zebra's geſchoſſen, und da er ungefähr eine Stunde von ſeinem Lager entfernt war, ſey er ſogleich umgekehrt, um die Zebra's abholen zu laſſen. Allein bei der Rückkehr bemerkte man ſchon die Geier, welche von allen Seiten hergekommen waren, und immer noch kamen, und ſchon waren die Zebra's bis auf die Knochen aufgezehrt, und hunderte von Geiern flogen ab und zu. Als er einſt eine Gazelle getödtet hatte, verbarg ſich Vaillant in ein Gebüſch, um zu beobachten, bald kamen Raben und kleinere Raubvögel, und mit ihnen aus unermeßlicher Höhe die Geier, von welchen man vorher keinen geſehen hatte. Die kleinern Raubbögel hatten durch ihr Geſchrei und ihre Bewegungen die Geier aufmerk— ſam gemacht, und dieſe kamen nun, um ihnen die Beute zu entreißen. Iſt ein Thier von einem Löwen oder andern Raubthier getödtet worden, ſo kommen die Geier ebenfalls bald, halten ſich aber in ehrfurchtsvoller Ferne, bis das Raubthier ſich geſättigt hat, dann erſt greifen fie zu. Wenn daher die Bewohner Afrika's ein Thier getödtet haben, fo wachen fie dabei, bis ſie es abholen können, oder ſie decken es mit Zweigen oder Erde zu Die Nahrung dieſes Vogels beſteht nur aus Aas, lebende Thiere greift er nicht an. Die Fortoflanzu ng hat im October ſtatt. Das Neſt wird in Felſen gebaut, und da die Geier in ſehr großen Geſell— ſchaften leben, ſo findet man oft alle dazu geeigneten Stellen eines Gebirges mit Reſtern beſetzt; die zwei, ſelten drei Eier ſind ganz weiß. Man findet oft mehrere Nefter neben einander in derſelben Höhle. Da das Männchen während dem Brüten immer um das Neft kreist, ſo iſt dasſelbe leicht zu entdecken, allein es iſt gewöhnlich an unerſteiglichen Orten angebracht, und es iſt um ſo eee . ihm zu nähern, weil die umliegenden Felſen von dem vielen Kothe der Alten ganz ſchlüpferig find, da um dieſe Zeit durch den Regen immer Waſſer über dieſelben herabrinnt. Ein ſolches Reſt ift eine wahre Kloacke, der — 1 man ſich vor Geſtank nicht nähern kann. Dennoch will Herr Vaillant die Eier dieſer und anderer Geier gekoſtet und dieſelben eßbar befunden haben. Der ganz junge Vogel iſt mit weißem Flaum bedeckt, und ſpäter iſt das Gefieder hellbraun. Der Nutzen beſteht darin, daß er viel Aas verzehrt; dagegen iſt ſein Schaden für den Bewohner Afrika's nicht geringe, da er die getödteten Thiere ſogleich auffrißt. Außer den abgebildeten kennt man noch folgende Geierarten: Der Königsgeier, Vultur pondicerianus; Vaterland Oſtindien, Java, Sumatra. Temm. pl. col. 2. Der Kaiſergeier, Vultur Monachus. Temm. pl. col. 426. Vaill. pl. 12. Le Chincou Vaill. Crested black. Vulture Edw. Vaterland Indien und vielleicht Nord-Afrika und ein Theil Mittelaſiens. Der egyptiſche Geier, Vultur aegyptius, Vautour noir. Temm. pl. col. 407. Vaterland Nordafrika. Der Kolbiſche Geier, Vultur Kolbii. Vaill, pl. 10. Vautour chasse fiente Vaillant. Vaterland Afrika, Indien und Java. Der Kappengeier, Vultur galericulatus. Temm, pl. col. 13. Vaterland Nord» und Weſtafrika. Der Geier von Angola, Vultur angolensis. Vautour cathartoide. Vaterland Weſtafrika. Der weißhalſige Geier, Vultur occipitalis; Afrika. Rüppell Atlas. 2e Gatt. Aas vogel. Cat hartes IIlig. Catharte. Synonimen: Catharista Vieill. Neophron. Saviguy et Dumeril. Gypagus Vieill. Sarcoramphus. Vultur. Der Schnabel lang, bei einigen Arten ſtark, bei andern duͤnne; immer flach, gerade nach der Spitze gekruͤmmt, dieſe ſtark umgebogen und etwas aufgeſchwollen. Die Wachshaut bedeckt die Haͤlfte des Schnabels. Die untere Kinnlade kuͤrzer, mit ſtumpfer Spitze. Kopf ablang, platt, und ſowie der obere Theil des Halſes nackt. Die Naſenloͤcher an der Baſis von einander abſtehend, gegen die Mitte des Schnabels und nahe am Ruͤcken desſelben liegend, ohne Naſenſcheidewand, lang und weit; uͤber denſelben bei einigen Arten fleiſchige Karunkeln von verſchiedener Form. Die Läufe an den Füßen nackt, mittelmäßig lang und duͤnne; Mittelzehe lang und mit der aͤußern an der Wurzel verbunden. Naͤgel kurz und ſchwach. Fluͤgel lang, die erſte Schwungfeder mittelmaͤßig lang, die zweite kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Man kann dieſe Gattung in zwei geographiſche Unterabtheilungen bringen; die erſte umfaßt die Gattungen der neuen Welt, und die zweite die der alten Welt. Den Uebergang von einer zur andern macht der braſilianiſche Aasvogel oder Urubu. Die beiden wohlbekannten Arten der alten Welt haben dünne Schnäbel; die dritte Art hat dieſen Theil viel ſtärker, und über demſelben eine Karunkel, faſt wie der Puter. Dieſer Vogel wurde in Congo geſehen, und bewohnt wahrſcheinlich einen großen Theil der Weſtküſte von Afrika. Die Aasvögel beider Welttheile haben eine große Aehnlichkeit im Bau ihrer Naslöcher und in der Art, mie fie durch— brochen find. Sie haben dieſelben Gewohnheiten, dieſelbe Gefräßigkeit. Ihre zahlreichen Geſellſchaften finden ſich allenthalben ein, wo Aas herumliegt; und fie beſuchen mit derſelben Begierde die Miſthaufen und unreinen Orte. Sie nähren ſich nebenbei auch von Eidechſen, Inſekten und Vogeleiern. Obſchon ungeſchickt und feig; greifen fie doch verwundete Thiere an, und bemächtigen ſich durch Vereinigung der Kräfte mehrerer eines lebenden Thieres, welches ſich nicht mehr vertheidigen kann. Sie beſuchen zugleich mit den eigentlichen Geiern, denen ſie nahe verwandt ſind, alle unreinen Orte; einige aber haben einen entſchiedenen Appetit für alle Arten von Abgängen und thieriſchen Auswurfsſtofſen; daher folgen fie den afrikanischen Kara⸗ vannen, und beſuchen die Städte Amerika's und die Lager der afrikaniſchen Romadenbölker. 5 0 Taf. 2. Der Greif. Cathartes Condor Dumeril. Le Condor. Humboldt observat. Zool. Temm. pl. col. 133. Sarcoramphus Gryphus Dumeril. Gypagus Gryphus Fieill. Der Condor übertrifft an Größe alle Arten dieſer Gattung, doch iſt er etwas kleiner als die großen Geier der alten Welt, und er gleicht an Größe dem Lämmergeier der Alpen. Das Männchen hat auf dem Kopf einen knorpelartigen Auswuchs, welcher über einen großen Theil des Schnabels hinreicht. Obſchon knorpelig; if er mit kleinen Warzen und Erhabenheiten bedeckt, welche ſelbſt am trockenen Vogel noch deutlich ſind. Dieſer Kamm iſt an beiden Enden etwas frei, ruht aber mit ſeiner Baſis auf der Stirn und auf dem hintern Theil des Schnabels, läßt aber in der Mitte einen Theil frei / in welchem die Naſenlöcher liegen. Dieſe freie Stelle iſt mit einem andern Knorpel bedeckt, der den Kamm trägt, und zugleich die Raſenlöcher ſchützt. Eine ähnliche Einrichtung ſieht man bei allen Arten dieſer Gattung, deren Naſenlöcher ohne Naſenſcheidwand iſt. An der untern Kinnlade liegt eine ſchlaffe gefaltete Haut, wie beim Puter. Der ganze Hals und die Gegend um den Kopf find nackt; die Haut iſt runzelig und mit kleinen ſehr kurzen Haaren dünne beſetzt, fo daß man die Haut ſehen kann. Am lebenden Thier iſt die Farbe dieſer Theile ein blauliches Roth, auch an dem Kamm bemerkt man dieſe Farbe. Am Unterhalſe nahe am Kropf findet ſich eine kleine Wamme oder häutiger Anhang, und zwar bei beiden Geſchlech— tern. Das Ohr iſt nackt und offen; hinter demſelben aber ſtehen kleine Warzen oder Hautanhänge, welche nach verſchiedenen Richtungen laufen und ſich vom Hinterhaupt bis zu der Dunenpalatinen am Halſe hinziehen. Ein Halsband oder eine Palatine von weichen Dunen umgiebt den Nacken und die Seiten des Halſes, die Kropfgegend aber iſt nackt und nur mit einigen Haaren beſetzt. Das ganze Gefieder, welches der Körver bedeckt, der Schwanz und ein Theil der Degfebern 5 Flügel ſind ſchwarz, grau überlaufen, die Schwungfedern tief ſchwarz, die großen Deckfedern der Flügel ſind am äußern Theil rein weiß, einige ſind an der Spitze und alle an ihrer Wurzel ſchwarz. Alle Theile, welche am Männchen ſchwarz find, find am Weibchen braun und der weiße Fleck graulich, der Kamm fehlt ganz. Die Beine ſind ſtark, geſchuppt, aber nur mit ſchwachen Nägeln verſehen; die Farbe blaugrau, mit weißen Runzeln. Die Länge des Männchens im Muſeum zu Wien ift 4 Fuß 4 Zoll 6 Linien; die Breite der Flügel 9 Fuß 5 Zoll. Humboldt ſah keinen der mehr als 9 Fuß Flügelweite hatte. Der Aufenthalt des Condors ift in den hohen Gebirgen der großen Andeskette von Südamerika, in Höhen von 12000 Fuß und höher. Nur der Hunger treibt zuweilen einzelne auf die Ebenen und an die Küſten der Südſee, aber ſie verweilen nur wenige Stunden in ſo tiefen Gegenden; Humboldt ſah ſie nur in Höhen, welche an der Grenze des ewigen Schnee's liegen, in großer Anzahl. Man findet ihn vom Aequator nordwärts bis zum ſiebenten Grad, weſtlich bis Panama und ſüdlich bis zur Magellansſtraße. Der Condor zieht, wie alle Aasvögel, das Fleiſch todter Thiere dem der lebenden vor; allein vereint greifen ſie auch wohl größere lebende Thiere an, und können am Ende wohl gar einen Ochſen tödten. Ihre gewöhnliche Nahrung aber iſt Aas. Wenn er auch nicht größer als unſer Lämmergeier iſt, ſo ſoll er dieſen doch an Stärke und Kühnheit übertreffen. Zwei Condors greifen zuſammen den Hirſch der Anden, den Kuguar, die Vicogne, den Guanako, und ſelbſt Rinder an. Sie verfolgen das Rind ſo lange, und verwunden es mit ihren Klauen, bis es ermüdet und ſchwer athmend brüllt und die Zunge ausſtreckt. Dieſe ergreift der Condor, der darnach ſehr lüſtern iſt, und reißt ſie, ſo wie die Augen, dem armen Schlachtopfer aus, welches nun niedergeworfen langſam an ſeinen Wunden verblutet. In Quito iſt der Schade, den der Condor an Schafen und Kühen anrichtet nicht gering. Auf den Ebenen von Antiſang, 12600 Fuß über das Meer, ſieht man häufig Ochſen, deren Rücken Wunden von dieſem Vogel zeigen. Obſchon der Condor den Menſchen nicht ſcheut, ſo greift er denſelben doch nicht an; Humboldt näherte ſich oft einer Truppe von drei bis vier Condors auf wenige Schritte. Wie die Geier iſt auch der Condor ein träger Vogel, welcher Tage lang auf der Spitze eines Felſens ſitzt, wobei ſein Anſehen traurig und linkiſch iſt. Geht man auf ihn zu, ſo fliegt er etwas weiter, ſetzt ſich aber bald wieder ohne wegzufliegen. Iſt er aber hungerig, ſo erhebt er ſich in unglaubliche Höhen und ſchwimmt in den Lüften, um weite Gegenden mit ſeinem trefflichen Auge auszuſpähen. Bei hellen Tagen ſteigt er beſonders hoch, und durchfliegt weite Räume. Er ſitzt immer auf den Boden und nie auf Bäume. / Wird der Condor lebend gefangen, fo ift er in den erften Stunden traurig und furchtſam; aber bald wird er böfe, fo daß es gefährlich iſt ſich ihm zu nähern. Sein Leben iſt ungemein zähe; Humboldt ſah einen Condor den man erſt mehrere Minuten erhängt hatte, gleich nachher wieder herumſpazieren, als ob nichts vorgegangen wäre. Man ſchoß ihm nachher drei Piſtolenkugeln in den Leib; er war am Halſe, an der Bruſt, am Bauche verwundet, und blieb doch auf den Füßen. Eine vierte Kugel prallte am Huftknochen ab und fiel auf die Erde, und das fo verwundete Thier ſtarb doch erſt nach einer halben Stunde. Ulloa erzählt, daß in den kalten Gebirgen von Peru der Condor oft fo dicht mit Federn bedeckt ſey daß eine Kugel nicht eindringe. Die Nahrung des Condor beſteht in friſchem Fleiſch und Aas, das letztere zieht er dem friſchen vor. Er ſcheint mehr von Säugethieren als von Vögeln ſich zu nähren, und letztere kaum zu verfolgen. Wird eine Kuh oder ein Pferd getödtet und ausgeſetzt, fo ſieht man bald von allen Seiten Condors ankommen, wo man vorher keinen ſah. Der Condor frißt mit unglaub- licher Begierde. Immer fängt er mit der Zunge und den Augen des Thiers ſeine Mahlzeit an, welche Theile er vorzüglich liebt; dann geht er an den After, um deſto eher die Eingeweide zu bekommen. Hat er ſich voll gefreſſen, ſo kann er nicht fliegen, und ſo leicht gefangen werden. Zuweilen ſoll er, wenn man ihn ſehr verfolgt, ſeine Mahlzeit ausbrechen und dann davon fliegen. Es iſt wahrſcheinlich, daß er auch die Knochen frißt und verdaut, wie der Lämmergeier. Seine Eier ſoll der Condor auf den nackten Fels legen, ohne alle Unterlage. Die Eier, deren Zahl nicht angegeben wird, wahrſcheinlich zwei, ſeyen ganz weiß, und drei bis vier Zoll lang. Man fängt den Condor in Peru, Quito und Popayan, mit Schlingen, welche man ihm, wenn er ſich voll gefreſſen hat, über den Hals wirft. Zu dieſem Zwecke legt man mit Abſicht getödtete Thiere an den Ort ſeines Aufenthalts, und läßt ihn ſich voll freſſen, wobei er dann ſehr leicht zu fangen iſt. Dieſe Jagd iſt nach dem Stiergefecht eines der größten Vergnügen der Bewohner. In der Provinz Riobanba werden giftige Kräuter in die Eingeweide des Thiers gethan, welches man ihm zur Lockſpeiſe hinlegt. Durch dieſe ſoll der Condor wie betrunken werden, und dann um ſo leichter gefangen werden können. Außer dem Menſchen ſcheint der Condor keinen Feind zu haben; wohl fand Humboldt ſeinen Körper mit einer eigenen Art von Läuſen bedeckt. f Taf. 2. Schmutziger Aasvogel. Cathartes percnopterus. Naum 1. Taf. 3. f Catharte alimoche. Temm. pl. enl. 427, 429. Synonimen. Vultur perenopterus Gmel. Linn. Vultur leucocephalus Lath. Vultur stercorarius et albicans. Neophron percnopterus Savigny. Vautour de Norwegue ou Vautour blanc. Vautour Ourigourap Vaill. Rachamach Bruce. Vautour d’Egypte Sonnerat. Le sacre egyptien Belou. Avoltoio aquilino. Vultur fuscus, Vautour de Malte. Alpine Vulture or egyptian Vulture Lath. Der Schnabel lang, dünne, gerade, ſchwach, nur an der Spitze umgebogen. Der Nagel der Mittelzehe lang und wenig gekrümmt, der der Hinterzehe groß und ſehr krumm. Geſicht und Kehle nackt. Die Beine nur bis an die Knie beftedert. Die Länge von der Schnabelſpitze bis zum Ende des Schwanzes iſt 2 Fuß; Breite 5%, Fuß. Der Schwanz iſt keilförmig zugerundet, da die äußerſte Feder zu beiden Seiten viel kürzer, die mittelſten dagegen die längſten ſind. Die Flügel reichen in der Ruhe etwas über das Schwanzende hinaus. Der Schnabel ift 2%, Zoll lang, oben etwas platt, beſonders an der Wurzel, dann aber ſeitlich zuſammengedrückt und ſchmal, die Wachshaut bedeckt ihn 1½ Zoll weit; an der Wurzel iſt der Schnabel viel höher als in der Mitte, und lauft dann ſehr dünne aus. Die Wachshaut iſt bei den Alten ſafrangelb, bei Jungen grau— gelb. Die Regenbogenhaut iſt beim jungen Vogel braun, beim alten gelb. Der Hinterkopf iſt beſiedert, und, ſo wie der Hinterhals und die Seiten der Kehle, mit ſchmalen ſpitzigen Federn bedeckt. Der nackte Theil des Kopfes, die Kehle und der nackte Theil des Vorderhalſes iſt ſafrangelb bei den Alten und ganz nackt, bei Jungen mit einzelnen dünnen braunen Dunen beſetzt. Dieſer nackte Theil bildet am Vorderhalſe ein Dreieck mit verlängerten Schenkeln, unten in eine Spitze auslaufend und zu beiden Seiten ſcharf mit jenen ſpitzigen Federn begränzt. Das Geſieder am alten Vogel iſt durchaus weißgelblich, die Schwungfedern ſchwarzbraun, die zwei äußerſten ganz, die übrigen an der ſchmalen Fahne am hintern Theile weißgrau; über die Deckfedern der Flügel lauft bei etwas jüngern Vögeln ein ſchwarzbrauner nicht ſcharf begränzter Streif. Die ſchmale Fahne iſt weißgrau, die breitere ſchwarzbraun, oberhalb des Streifes ſind die obern Deckfedern braun überlaufen. Beim ganz jungen Vogel iſt der ganze Körper ſchwarzbraun, die Deckfedern der Flügel mit rothgelblichen Schaftflecken an der Spitze, die Schwungfedern an der ſchmalen Fahne ebenfalls grau, und die Schwanzfedern ſchmutzig grauröthlich. Ueberhaupt, je jünger der Vogel iſt, deſto dünkler und einfärbiger braun iſt er, je älter, deſto mehr nähert ſich die Farbe dem rein Weißen. 9 Der Aufenthalt dieſes Vogels und das Vaterland iſt Afrika und die wärmſten Gegenden von Europa. In Afrika findet man ihn von Egypten bis zum Cap der guten Hoffnung. In Egyyten iſt er häufig bei den Pyramiden, und beſucht ſelbſt Cairo und Alexandrien. Auch bewohnt er Syrien, Paläſtina und Arabien. In Europa findet er ſich in Griechenland, in Spanien, in Unteritalien, auf Malta, in Sardinien und Corſika, und im ſüdlichen Frankreich. In Toskana niſtet er alle Jahre, und einige Male fand man auch ein Paar auf dem Saleveberg bei Genf niſtend. In Europa iſt er vorzüglich in gebirgiaten Gegenden, doch nicht auf den Hochalven. Eigenſchaften. Wie die eigentlichen Geier iſt auch dieſer Vogel träge, gefräßig, unreinlich und ſchwerfällig in feinen Bewegungen. Wenn er ſich ſatt gefreſſen hat, ſitzt er ſtundenlang an einer Stelle, um der Verdauung abzuwarten. Auf dem Boden ſchreitet er langſam und mit wagerechtem Körper, wie ein Rabe, einher. In ſeinem Fluge gleicht er ebenfalls den Raben mehr als den Raubvögeln. Geſicht und Geruch ſollen ſehr fein ſeyn, von erſterem iſt es gewiß, weniger ſicher kann man es vom Geruch ſagen. Zwar erzählen mehrere Schriftſteller und namentlich auch Vaillant, daß die Geier aus unglaubli— chen Fernen das Aas wittern; wenn, ſagt Vaillant, ein Thier in den Ebenen Afrika's getödtet wird, und liegen bleibt, und und man vorher ſo weit der Horizont reichte, keinen Geier geſehen hat, ſo kommen ſie jetzt von allen Seiten angeflogen, um das todte Thier zu verzehren. Allein man darf nicht alles, was Vaillant erzählt, unbedingt glauben, da er ſich mancher Uebertreibung ſchuldig macht. Amerika hat im Urubu und im ſchwarzen Aasvogel, jener im ſüdlichen, und dieſer im nörd— lichen Theil dieſes Erdſtrichs lebend, zwei ſtellbertretende Arten unſers Aasvogels, denen man auch einen außerordentlich ſcharfen Geruch zuſchrieb, und ähnliches von ihnen, wie Vaillant erzählte. Allein ein geübter Naturforſcher, Herr Audübon, hat durch Verſuche es ſehr wahrſcheinlich gemacht, daß es mehr das Geſicht als der Geruch fin, der die Geier anziehe. Da die Aasvögel in den ſüdlichen Gegenden der vereinigten Staaten ſehr häufig ſind, und geduldet werden, ſo konnte er leicht Verſuche machen. Er ließ ein todtes und ſchon ſtinkendes Ferkel, um den Geruch noch weiter zu verbreiten, über die Erde ins Gebüſche hinſchleppen, und verbarg es dann unter Geſträuche, fo daß man es gar nicht ſehen konnte. Geier flogen hin und her und waren in der Nähe, aber keiner nahte dem Orte, wo das Ferkel verborgen war, obſchon der Geſtank ſich weit verbreitete, ſo bald man es aber aufdeckte, kamen die Geier augenblicklich um ihre Mahlzeit zu halten. Hieraus ſchließt er, nicht der Geruch, ſondern das Geſicht leite dieſe Vögel, ſonſt hätte fie wohl der Geruch an die Stelle geführt, wo das Ferkel verborgen war. Aus Mangel an eigener Erfahrung können wir hierüber nicht entſcheiden, aber ſo viel ſcheint gewiß, daß das ausnehmend ſcharfe Geſicht den Geiern wenigſtens eben fo viel, oder noch mehr leiſtet als der Geruch, der auf keinen Fall ſich über mehrere Stunden im Umfang verbreiten kann. Unſer Aasvogel iſt in feinem Vaterlande gar nicht ſcheu, da man ihn durchaus nicht verfolgt, und man ſoll nicht ſelten in den Umgegenden von Alexandrien und Cairo, oder in dieſen Städten ſelbſt, dieſe Vögel in Schaaren ſehen, wie ſie mit den Hunden ſich um das Aas zanken, welches der in dieſer Hinſicht höchſt unreinliche Bewohner nur auf die Straße wirft. Sie leben in Geſellſchaft mit andern ihrer Art, doch halten fie ſich paarweiſe zuſammen. In Europa ift dieſer Vogel ſchon ſchüchterner, da er weniger Duldung findet. Gegen Kälte und Näſſe iſt er ſehr empfindlich, obſchon er übrigens ein zähes Leben hat. Selten ſitzt er auf einem Baum, ſondern meiſt auf Felſen, Steine und auf die Erde, daher ſein Gefieder oft abgerieben, und die Klauen ſtumpf ſind. Die Stimme ſoll der des Buſſards ähnlich ſeyn. Er läßt ſich leicht zähmen, macht aber durch ſeine Trägheit, Unreinlichkeit und widerliche Ausdünſtung kein großes Vergnügen. Nahrung. Aas, in jedem Zuſtande, friſch oder in gänzlicher Verweſung. Alles, was von getödteten Thieren als ungenießbar von den Menſchen weggeworfen wird, wird von ihm mit Heißhunger verſchlungen. Selbſt den Koth von Menſchen und Thieren verzehrt er mit demſelben Appetit. Er ſucht daher auch im Miſte nach Nahrung und folgt den reiſenden Caravannen. Auch allerley Gewürme, Inſekten, nackte Schnecken, Fröſche, Eidechſen und Schlangen ſoll er verzehren. Seine Verdauung iſt ſchnell, daher hat er immer Hunger. Fortpflanzung. Man findet fein Neft, welches aber noch nirgends genau beſchrieben iſt, wahrſcheinlich aber nur aus rohen Materialien, ohne Kunſt über einander gelegt, beſteht, in Felſenhöhlen. Man hat ſein Neſt in Spanien und Italien, und ſelbſt in der Gegend von Genf gefunden. Die Eier, drei bis vier an der Zahl, ſind nirgends beſchrieben. Die Jungen werden aus dem Kropfe gefüttert. Sie ſollen anfänglich weißgraue Dunen ſelbſt am Kopf und Vorderhalſe haben. Man kennt keine Feinde von ihm, und fein Nutzen iſt in den warmen Ländern durch Aufzehrung von Aas nicht gering, dagegen iſt durchaus kein durch ihn entſtehender Schaden für unſere Oekonomie bekannt. Er iſt leicht zu ſchießen und wohl auch nicht ſchwer beim Aaſe zu fangen. Die andern bekannten Vögel dieſer Gattung find: Der geierartige Aasvogel, Cathartes vulturinus, Temm, pl. col. 31. Catharte vautourin. Faſt von der Größe des Condors; in Californien (Vultur californianus Lath.). Der Geier— könig, Cathartes papa. Roi des Vautours pl. col. 428.; Südamerika. Der ſchwarze Aasvogel, Cath. aura Vieill, Ois. d’amerique septentr. pl. 1. Wilson am, Ornith, pl. 75. f. 1.; Nordamerika. Der Urubu, Cath. Urubu buff. pl. col. 487. Wils. am. Ornith, pl. 75 f. 2. vieillot oiseaux d'amerique septentr. pl. 2; Süd- und Nordamerika. Der belappte Aasvogel, Cathartes meleagridis. In Congo und an der Weſtküſte von Afrika. Der Münchaas vogel, Cath. monachus pl. col. 222. Catharte moine Temm. Senegal und die Weſtküſte von Afrika. 36 Gatt. Geieradler. Gypaetos. bechst. Gypäete. Phene Savigni. Schnabel ſehr ſtark, lang; obere Kinnlade conver, abgerundet, gegen die Spitze erhaben, die Spitze hackenfoͤrmig; untere Kinnlade gerade; Kopf und Hals mit Federn bedeckt. Naſenloͤcher eifoͤrmig, mit ſteifen nach vorn ſtehenden Haaren bedeckt. Die Beine kurz, ſtark; die drei vordern Zehen an ihrer Wurzel durch eine kurze Haut verbunden; die mittlere Zehe ſehr lang; die Naͤgel ſchwach gebogen, an der aͤußern und mittlern Zehe ſtaͤrker. Die Fluͤgel lang; die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite und dritte, welche die laͤngſten ſind. Dieſe Vögel verbinden mit der Stärke auch das Anſehen der Adler; ſie nähren ſich von lebender Beute und von todten Thieren. Ihre Eigenſchaften und ihre Geſtalt ſtellt fie völlig zwiſchen die Geier und Falken. 2 10 Taf. 2. Der baͤrtige Geieradler. Gypaetos barbatus. Gypäete barbu. Aquila barbata Schrank. Gypaetos leucocephalus et mela- Synonimen: Vultur barbatus Linn. Falco barbatus Gmel. Avoltoio barbato. Cett. nocephalus Meyer und Wolf. Vautour barbu, Vautour d’ore Buff. Bearded Vulture Lath. Wachshaut, Naſenlöcher und Schnabelwurzel mit ſtarren borftigen Federn bedeckt; am Kinn ein vorwärts gerichteter Borſtenbart. Die Schäfte der Flügel und Schwanzfedern weiß. Die Füße graublau. Dieſer Vogel iſt der größte Vogel der Alpenwelt in Hinſicht auf feine Flugweite; an Umfang des Körpers fteht er dagegen den großen Adlern und Geiern nach, da er viel ſchlanker iſt. Nie haben wir einen Bartgeier erhalten, der mehr als 4% Pfund wog. Die Flügelbreite klaftert gewöhnlich 9%, Fuß, doch ſoll man Weibchen von beinahe 10 Fuß angetroffen haben. Unter mehr als einem Duzend alten und jungen von beiden Geſchlechtern iſt uns aber nie ein ſolcher Vogel zu Handen gekommen, der völlig 10 Fuß gemeſſen hätte. Die Länge iſt 4 Fuß; der Schwanz mißt 21 Zoll, und iſt über 3 Fuß breit, wenn er ausgebreitet wird. Er iſt keilförmig, da die äußern Federn kleiner ſind, und beſteht aus 12 Federn. Die angelegten Flügel reichen mit ihren Spitzen 2 oder 3 Zoll vor das Ende des Schwanzes. Die alten Weibchen ſind größer als die Männchen. Der Schnabel iſt ſehr geſtreckt, oben von der Stirn aus anfangs gerade, dann von der Mitte an etwas aufſteigend und in einem großen bogenförmigen Hacken ſich endigend. Die Schnabelſchneide hat keinen Zahn. Die Länge in gerader Linie 5 Zoll 5 Linien. Die Farbe iſt hornfarbig; die undeutliche Wachshaut graublau. Die Borſtenhaare an den Naſenlöchern und die Haare des Bartes find ſchwarz; die längſten Barthaare meſſen über einen Zoll. Der Rachen iſt ſehr weit, und da der Oberſchnabel beweglich eingelenkt iſt, ſo kann er ſich ſehr weit öffnen, daher er ſehr große Knochen hinunterwürgen kann. Die Beine ſind kurz, die Füße ebenfalls verhältnißmäßig klein, und die Läufe ſind bis auf die Zehen befiedert. Die äußere und mittlere Zehe iſt mit einer kurzen Haut an ihrer Wurzel verbunden. Die Farbe der Zehen iſt bleifarb oder graublau, die Nägel dunkel hornfarbig. Der ganze Kopf iſt oben flach, hinten breit und etwas erhaben. Die Bedeckung des Kopfs bis hinter die Augen beſteht aus wolligten kurzen Federchen, welche in eine kurze Borſte ſich endigen, auch an der Kehle ſind ſolche Federchen vorhanden, zwiſchen welchen wenige wolligte Federn ſitzen. Die Federn am Hinterkopf und Halſe ſind lang und ſchmal und ſtehen dicht. Der ganze Körper iſt dicht mit weichem Flaum bedeckt, beſonders iſt derſelbe auch an der Bruſt ſichtbar und ſehr weich. Alte und junge Vögel ſind in ihrem Federkleid ſehr verſchieden. Je jünger der Geieradler, deſto dünkler und einfärbiger iſt das Gefieder. Der ganz junge Vogel iſt über den ganzen Rücken ſchwarzbraun, nur zwiſchen den Schultern ſtehen weiß gefleckte Federn; der Kopf und Hals iſt dünkler und ſchwarz, Seiten, Unterleib und Federhoſen dagegen hell roſtbraun, die obern Theile dunkelbraun. Bei der zweiten und dritten Mauſer wird das Gefieder heller, der Unterleib roth grauweiß, die Flecken auf den Schultern größer; am Kopf und Nacken erſcheinen ganz weiße Federn mit ſchwarzen gemiſcht, und zwiſchen den ſchwarzen wolligen Federn am Halſe zeigen ſich ſchmutzige pomeranzenfarbige. Erſt in der dritten Mauſer, wahrſcheinlich, bekommt der Vogel fein bleibendes vom Jugendkleide ganz verſchiedenes Kleid; der Kopf wird weiß von der Schnabelwurzel an durch die Augen lauft ein ſchwarzer Streif, der am Hinterhaupt ſich umbiegt, ſich aber nicht ganz mit dem der andern Seite vereinigt, alſo einen unvollſtändigen Kranz bildet, Ohrengegend und Seiten weiß, erſtere mit einem ſchwarzen Fleck; Bart ſchwarz; Hinterhals und Seiten mit ſchmalen langen weißgelben Federn, Vorderhals ſchmutzig pomeranzenfarbig; über die Bruſt lauft von den Achſeln weg einen Kranz von weißgelben, ſchwarzgefleckten Federn. Unterleib, Federhoſen und Beine weiß, pomeranzenfarb überlaufen. Schultern, Rücken und Deckfedern der Flügel ſchwarz mit weißen Schäften, und an der Spitze jeder Feder ſteht ein weißgelber Schaftflecken, der auf den Deckfedern der Flügel etwas größer iſt; Schwung- und Schwanzfedern mit weißen Schäften, und ſilbergrauen Fahnen. Die Augen ſind ſonderbar gebildet, wie ſie ſonſt bei keinem andern Vogel vorkommen. Man ſieht bei den Vögeln außer der Nickhaut nichts als die Regenbogenhaut, beim Geieradler aber iſt die Selerotika auch ſichtbar und bildet einen zwei Linien breiten Ring oder Wulſt, welcher ſich rings über den Rand der Regenbogenhaut anlegt, und prachtvoll orangenroth oder feuerfarbig iſt; ſo daß man beim erſten Blick glaubt, die Regenbogenhaut ſelbſt habe einen ſolchen Ring, allein dieſe iſt hellgelb, welche Farbe ſehr von der vorigen abſticht, und dem Auge ein ganz beſonderes Anſehen giebt. Sieht der Vogel in die Dunkelheit, ſo daß das Sehloch ſehr weit iſt, ſo iſt die Regenbogenhaut faſt gar nicht zu ſehen. Dieſer Ring beſteht aus dichtem feſtem Zellengewebe, und dient anſtatt der Verbindungshaut zur Befeſtigung des Auges. Gegen den innern Augen— winkel zeigt ſich eine eckigte, knöcherne Hervorragung und gegen die knöcherne obere Augenhöhle findet ſich eine dicke faſt knorpelige Haut, die, ſo wie der knöcherne Augenring, bei dieſem Vogel ſehr ſtark iſt. Der ſtreifige Ring iſt groß, und ſeine Strahlen bilden an der Kriſtallinſe eine zierliche Strahlenkrone. Das ſchwarze Pigment des Auges iſt ſehr ſtark und dunkel, was bei dem hellen Licht, welches auf das Auge dieſes Vogels fällt, ſehr nöthig war. Die Netzhaut aber iſt von den vielen Gefäſſen ſehr röthlich und giebt der Regenbogenhaut ſelbſt und der Pupille einen röthlichen Schein. Die Augenmuskeln ſind ſehr ſtark. Es iſt uns gar kein Vogel bekannt, deſſen Augenbau dieſem ähnlich wäre. Wenn wir dem Nutzen dieſer Einrichtung nachdenken, fo ſcheint er darin zu beſtehen, daß durch den wulſtigen Ring die Einwirkung der Lichtſtrahlen gemindert wird, welche, da der Geieradler ſo oft hoch über die blendenden Schneegegenden ſchwebt, ihn doch wohl blenden müßten; daher iſt der e im Stande von unglaublicher Höhe herab ſelbſt kleine Thiere, die feine Beute ausmachen, auf der Erde zu eobachten. Die Zunge iſt klein, breit, rinnenförmig, an der Spitze hornartig und hinten faſt wie bei den Spechten mit elaſtiſchen Knorpelbändern befeſtigt. Die Naſenhöhle iſt weit, daher ſich vermuthen läßt, der Geruch ſey ſcharf. Die Mundöffnung iſt ungemein weit, ſo daß der Schnabel ſich faſt 4 Zoll weit öffnen läßt, wozu noch beiträgt, daß die obere Kinnlade beweglich eingelenkt iſt, daher man mit der Hand eingreifen kann. Schlund und Magen bilden einen einzigen Sack, an welchem man jedoch Schlund, Kropf und den eigentlichen Magen unterſcheiden kann, indem beide ein kleiner Wulſt ſcheidet. Der Magen iſt ſchlauchförmig, ſehr dehnbar, faltig, und die innere Haut flodig, mit einer großen Menge in querlaufenden Reihen liegender Drüschen beſetzt, welche einen ſcharfen, übelriechenden Magenſaft abſondern. Die Muskelhaut des Magens iſt ſtark. Der Magenfaft iſt fo ſtark und hat fo auflöſende Eigenſchaften, daß er, wie bei den Geiern, die härteſten Knochen in kurzer Zeit ganz auflöst, und nichts als die zerreibliche Kalkerde übrig läßt. Selbſt nach dem Tode verdaut er noch. Man tödtete einen Geieradler in dem Augenblick, als er eine Fuchskeule mit Haut und Haaren verſchluckt hatte. Drei Tage nachher fand man dieſe Keule faſt ganz verdaur und ſelbſt die Knochen bereits angegriffen. Von den Knochen wird zuerſt die äußere 1 Her a dann verdaut das Innere ſich deſto ſchneller. Bei den langen Knochen wird gewöhnlich der Kopf zuerſt aufgelöst, 11 Die große Dehnbarkeit des Magens geſtattet dem Vogel unglaublich große Mahlzeiten zu ſich zu nehmen. Man findet oft den Magen ſo ausgedehnt, daß er die ganze Bauchhöhle einnimmt, und wenn man am After drückt, man die Knochenſtücke fühlt und bis oberhalb der Bruſt bemerken kann. Die Knochen werden, ehe ſie in die Gedärme übergehen, ganz zerreiblich, und der Koth iſt weiß und flüßig, wie bei andern Raubvögeln; trocken aber iſt er wie Kreide. Man findet neben den Knochen auch noch meiſt Haare im Magen, welche in die Knochen wie eingeknettet erſcheinen. Der Geieradler bewohnt in Europa nur die höchſten Gebirge; man findet ihn in den Hochgebirgen der Schweiz, Tirols, Salzburgs und Savoyens. Er ſoll auch auf den Pyrenäen und auf den Gebirgen Griechenlands und Sardiniens vorkom— men. In Aſien bewohnt er die Altaiſchen und Tauriſchen Gebirge, die Hochgebirge Perſiens und Sibiriens. Auch in den Gebirgen des nördlichen Afrikas ſoll er ſich finden. Nirgends aber iſt er häufig, und in der Schweiz wird er immer ſeltener. die verläßt er das Hochgebirge ganz, und nur in ſehr kalten Wintern kommt er in die Nähe der hohen Bergdörfer und in die höhern Thäler herunter. Der Geieradler iſt ein furchtbarer Räuber, kühn und verwegen, wie kein Adler, ungeachtet er weder an Kraft in den mit ſtumpfen ſchwachen Klauen bewaffneten kurzen Füßen, noch auch an Stärke des Schnabels dem Adler gleich kommt. Sein ganzer leicht gebauter Körper, ſeine ungemein großen Flügel, ſeine kurzen Füße und ſein langer und breiter Schwanz bezeichnen ihn als einen vorzüglichen Flieger. Wenn der Adler ſeinen viel plumpern Körper nur durch wiederholte Schläge ſeiner kleinern Schwingen in der Luft erhalten kann, ſo durchſchwimmt in mächtigen Kreiſen und in außerordentlicher Höhe, ohne einen Flügelſchlag, der Geieradler die Lüfte. Gleich ſeinem amerikaniſchen Verwandten, dem Greifgeier, ſchwebt er hoch über die Schneeregion, ja über die Gipfel der Alven, und durchſpäth mit ſeinen funkelnden Augen die Felſen, Klüfte und Thäler, ob er etwa eine Murmelthier-Familie, eine Gemſe, eine Ziege, ein Schaf oder ein anderes Thier erblicke, und ſtürzt dann in pfeilſchnellem Fall und mit den Flügeln durch die Luft ſauſend, auf ſeine Beute, welche ſelbſt ein ſchneller Lauf nicht zu retten vermag. Die am Rande des Abgrundes ſtehende Gemſe ſtößt er, ſie plötzlich ergreifend und mit Flügelſchlägen betäubend, in den Abgrund, wo er ſie ohne Gefahr verzehren kann. Zwar hätten ſeine kurzen, aber doch muskuloſen Füße Kraft genug, eine nicht unbedeutende Laſt in die Höhe zu heben, allein die ſtumpfen Klauen können um ſo weniger eingreifen, als ſie wenig gekrümmt ſind. Doch kann er Murmelthiere, Füchſe, Lämmer, ganz junge Gemſen, Hunde wohl ergreifen und davon tragen, wie man der Beiſpiele mehrere hat. Aber, obſchon er den Angriff oft tollkühn wagt, kann er größern Thieren nichts anhaben, wenn er ſie nicht in den Abgrund ſtürzen kann. Zu dieſem Zweck ſtößt er ſeitwärts auf das Thier, und in wenigen Sekunden ſtürzt es. Man hat ihn ſogar, wiewohl ohne Wirkung, Ochſen angreifen ſehen, und ſelbſt der Menſch hat, wenn er an einem Abgrunde ſteht, von ihm zu fürchten; doch kann er den Erwachſenen nichts anhaben. Die rothe Farbe reizt ihn, wie es ſcheint, zum Angriff, daher lockt man ihn mit auf den Schnee geſchüttetem Blute. Man ſah / wie ein ſolcher Geieradler auf ein, mit einem rothen Röckchen bekleidetes, Kind ſtoßen wollte, als derſelbe von dem gewarnten Vater erſchoſſen wurde. Er lebt höchſtens in der Geſellſchaft ſeines Weibchens, und jedes Paar hat ſein eigenes Jagdgebieth, welches das Männ— chen täglich durchſtreift, und darin andere ſeines gleichen nicht leidet. Nur im Herbſt ſollen ſich zuweilen, wie Steinmüller erzählt, mehrere in Geſellſchaft der Adler zuſammenfinden, zehn bis fünfzehn von beiden Arten und ſtark ſchreien, allein dieß ſcheint eine bloße Jägerſage zu ſeyn, da kein Grund vorhanden iſt, um ſolche Raubvögel zuſammenzubringen. Nur die Zugzeit bei wandernden Raubvögeln kann zuweilen viele einer Art zuſammen bringen, aber weder der Adler noch der Läm— mergeier wandern. Die lange behauptete, oft beſtrittene, und von vielen geläugnete Sage, daß der Geieradler zuweilen Kinder raube, ließe ſich durch viele wahrhafte Fälle, als unbezweifelt wahr beweiſen, wenn mit Gewißheit ausgemittelt wäre, ob dieſe Vorfälle von Adlern oder vom Geieradler ausgeübt wurden. In unſern Alpen werden beide Vögel nicht ſelten verwechſelt, und wohl beide Goldgeier oder Goldadler genannt. Der Fälle ſind ſchon darum wenige, weil erſtens der Vogel ſehr ſelten iſt, zweitens derſelbe ſich nicht oft bewohnten Gegend nähert. Die Fälle, wo Kinder fortgetragen wurden, ſcheinen eher von Adlern geſchehen zu ſeyn. Herr Doctor Zellweger erzählt, es habe ein Geieradler in Hundweil im Canton Appenzell ein Kind in Gegenwart ſeiner Eltern von der Erde aufgehoben und weggetragen. Anna Zurbuchen von Habchern im Berner Oberland, geboren 1700 wurde von ihren Eltern als bald dreijähriges Kind beim Einſammeln von Grummet mitgenommen, und legte ſich nahe bei einer Scheune nieder. Bald ſchlummerte das Kind ein, der Vater bedeckte ihm das Geſicht mit einem Strohhut, und ging ſeiner Arbeit nach. Als er kurz nachher mit einer Heubürde beladen zurückkehrte, war das Kind fort, und Eltern und Thalbewohner ſuchten es überall vergebens. Während dem ging Heinrich Michel von Unterſeen auf einem wilden Pfade dem Wäggisbach nach, wo er zu feinem Erſtaunen ein Kind ſchreien hörte. Mit ſchnellen Schritten eilt er dem Schalle nach; da erhob ſich, von ihm aufgeſchreckt, von einer kleinen Anhöhe ein Geieradler, und ſchwebte über den tiefen Abgrund hin. Am Rande dieſes Abgrundes, in deſſen Tiefe ein reißender Bach brauste, in den jede Bewegung das Kind hätte herabſtürzen können, fand Michel das Kind, welches keine andere Verwundung hatte, als am linken Arm und Hand, woran es wahr— ſcheinlich gepackt worden war. Schuhe, Strümpfe und Käppchen waren verloren. Dieſes geſchah den 12. Juli 1768. Die Anhöhe, wo man das Kind fand, iſt von jener Scheune, wo es ſchlummerte, etwa 1400 Schritte entfernt. Dasſelbe hieß fortan das Lämmergeier-Anni, und heirathete nachher einen Schneider Peter Frutiger in Gewaltswyl, wo fie im Jahr 1814 noch lebte. Dieſe im Kirchenbuch der Gemeinde Habchern eingetragene Geſchichte ſcheint über allen Zweifel erhaben zu ſeyn. Aber möglich wäre es doch, daß es ein Adler und kein Geieradler geweſen wäre. Ganz dem Charakter der Geieradler gemäß iſt dagegen die Geſchichte eines Hirtenknaben, der im Jahr 1778 auf der Silbernalp, Canton Schwyz, von einer Felſenwand von einem ſolchen Vogel herabgeſtürzt und angefreſſen wurde. Schon Thomas Platter erzählt, daß er als Hirtenknabe in den Felſen von Wallis oft in Gefahr geweſen ſey, von einem Geieradler angefallen zu werden. Selbſt Erwachfene kommen in Gefahr, von ſolchen Geieradlern in den Abgrund geſtürzt zu werden, wie Meisner zwei Fälle erzählt, die jedoch ohne Erfolg waren, da die Jäger, die es betraf, ausweichen konnten. Wenn der Geieradler, wie Steinmüller einen Fall erzählt, mit einer mehr als 20 Pfund ſchweren Fuchsfalle, in welcher er ſich gefangen hatte, davon flog und fie mehr als eine Stunde weit auf einen andern Berg trug, fo kann er auch ein Kind wegtragen, und die Schwierigkeit der Erklärung liegt einzig in der Schwäche und Stumpfheit der Klauen. Aber Thatſache iſt es, daß er junge Ziegen, Lämmer, Hunde, Füchſe vom Boden aufnimmt und davon trägt, daher kann es auch mit Kindern geſchehen. Die kurzen Füße und langen Flügel machen es dem Geier etwas ſchwer vom platten Boden aufzukommen, er wird daher zuweilen im Sitzen überraſcht, beſonders wenn er ſich recht voll gefreſſen hat. Beim Riederſitzen und Auffliegen macht er mit feinen Flügeln ein ſtarkes Geräuſch. Er ſitzt beſtändig auf den Abhängen der Felſen, daher die Stumpfheit feiner Krallen, und das Verſtoßen der Spitzen ſeiner Schwanzfedern. Auf Bäume ſetzt er ſich nur, wenn er zu ſeinem Neſte Baumreiſer 12 nöthig hat. Gefangen fett er ſich indeß recht gerne auf Stangen, wenn man ihm ſolche giebt, und ſucht immer den höchſten Punkt auf. In der Gefangenſchaft hat der Geieradler das Eigene, daß er, jung eingefangen, nicht bloß ſehr zahm wird, ſondern wirkliche Zuneigung zu ſeinem Herrn bekommt, und denſelben erkennt. Alt eingefangen verliert er anfangs allen Muth, iſt ungemein ſchüchtern und verzagt, und läßt ſich von jedermann angreifen, allein nach und nach verliert er ſeine Schüchternheit und wird lebhafter und unruhig. Zwar ſcheint er eine gute Doſis Phlegma zu haben, und ſitzt oft Stunden lang an einem Ort, allein hierin iſt er doch mit den eigentlichen Geiern und Aasbvögeln nicht zu vergleichen, und ähnelt mehr den Adlern. Im Zorn ſträubt er beſonders die Halsfedern, und es ſieht herrlich aus, wenn er mit ſeinen leuchtenden Augen ſich umſieht. Kommt ein Hund zu ihm, ſo iſt er aufmerkſam auf alle ſeine Bewegungen, und dreht den Kopf immer nach ihm. Sein Gang iſt ſchreitend, oft ſehr ſchnell, dabei trägt er den Körper wagerecht. Will er fliegen, ſo ſtreckt er erſt den Hals aus, und macht dann einige Sprünge, um ſich in die Höhe zu erheben. Seine Ausdünſtung iſt von keinem merklichen Geruch, aber fein Athem riecht aasartig. Stillſitzend und in der Ruhe läßt er die Flügel hängen und zieht den Hals ein. Der Kropf ſteht nicht vor, wie bei den Geiern. Nach Gefangenen zu urtheilen, ſcheint er ſelbſt des Nachts nicht immer unthätig zu ſeyn, und man ſoll mehrere Male Geieradler des Nachts in Fallen gefangen haben. Angeſchoſſen mag er ſich nur dann gegen den Jäger wehren, wenn er Junge hat; doch hat man ſich immer vor ſeinem Schnabel in Acht zu nehmen, welcher ſeine Hauptwaffe iſt. Er läßt im Fliegen zuweilen ein durchdringendes Geſchrei hören, was man mit den Sylben Phiyyy, Phiyyy ausdrücken kann, zuweilen ſoll er auch Wuuu ſchreien, in der Gefangenſchaft hört man auch ein leiſes Piepen, wie von jungen Vögeln. Die Nahrung beſteht immer aus Fleiſch, am liebſten von friſchen Thieren. Gemſe, Ziegen, Schafe, Haſen, Füchſe, Murmelthiere, junge Kälber, Schweine, Hunde, und die Berghühnerarten ſind ſeine gewöhnliche Beute. Nur im Nothfall geht er das Aas an, doch nicht ſtinkendes. Kleinere Thiere verſchluckt er mit Haut und Haar, und mit Knochen, Hufen und Klauen. Die Vögel frißt er aber nicht mit den Federn. Ein gefangener riß den Vögeln Kopf, Flügel und Füße ab, ſchellte den Körper rein aus der Haut, und verſchluckte ihn. Kleine Vögel und Fiſche fraß er nie. Er fraß täglich 1 bis 1% Pfund Knochen oder Fleiſch; die erſtern zieht er dem Fleiſche vor, die Knochen von Kälbern genoß er lieber als die von Rindern. Fauſtgroße Knochenſtücke verſchlingt er, auch wenn ſie eckig ſind, ohne alle Beſchwerde. Man fand in ſeinem Magen ganze Fuchskeulen, Fuchsſchwänze, Rivpen, Hüftknochen von Kühen, Schedelknochen von Gemſen und Ziegen, Hufen von ſolchen, Füße von Auerhühnern. Da er ſo große Knochen verſchluckt, die er unmöglich mit Gewalt zerbeißen kann, ſo ſcheint die Sage ſehr wahrſcheinlich, daß er ſolche Knochen in die Höhe nimmt, und dann auf Felſen fallen läßt, damit ſie zerſplittern. Von Säugethieren genießt er zuerſt die edlern Eingeweide, auch das Hirn, den Magen ſoll er nie freſſen. Man glaubte früher, daß er kein Gewölle von ſich gebe, allein ſpätere Erfahrungen an Gefangenen zeigten, daß doch die Haare zuweilen wieder ausgeworfen werden, und daß er, beſonders härtere, wie Schweinsborſten, nicht verdauen kann. Nur ein- oder zweimal kehrt er zum Reſte ſeines Raubes zurück, wenn er keinen neuen Raub erhalten kann. Gefangene ſoffen ſelten Waſſer, wohl aber Milch, badeten ſich aber gerne. So viel er auf einmal freſſen kann, ſo kann er auch wieder lange ohne Nach— theil hungern. Fortpflanzung. Die Zeit derſelben tritt bei dieſem Vogel ungeachtet ſeines hohen Aufenthaltes ſehr frühe ein. Schon Mitte Hornungs fand Meisner ein zum Legen vollkommen reifes und gefchaltes Ei. Hornung und März find die Monate der Fortpflanzung, in welchen ſich der Geieradler am weiteſten vom Gebirge herabwagt, und am kühnſten raubt. Kein Raturforſcher hat das Reſt des Geieradlers geſehen; und alles, was wir davon wiſſen, beruht auf Ausſagen von Jägern. So viel wiſſen wir, daß der Geieradler nur an unerſteiglichen Felſenwänden niftet, und in den Klüften fein Neſt baut. Es beſteht aus einer Unterlage von dicken Baumäſten, auf welche feinere Reiſer gelegt werden. Man will auch dürres Heu als Unterlage der Eier geſehen haben. Die zwei bis vier Eier find von der Größe eines Gänſeneies, eiförmig, von rauher Schale, entweder ganz ſchmutzig weiß, oder nach andern Nachrichten mit braunen Flecken bedeckt. Wenn wir analogiſch von andern Raubvögeln ſchließen dürfen, fo kann es ſehr wohl möglich ſeyn, daß der Geieradler bald ganz weiße, bald braun gefleckte Eier legt, wir ſehen dieß bei Adlern, Buſſarden u. ſ. w. Das Ei, welches Meisner beſaß, und aus dem Leibe des Vogels genommen war, war noch ganz weiß, allein es wäre vielleicht braun gefleckt worden, da die Farben der Schale ſich unmittel— bar vor dem Legen erſt bilden. Eier und Junge erhalten durch das ausnehmend warme Flaumkleid der Mutter auch bei kalter Witterung Wärme genug. Die Fütterung der Jungen beſorgen beide Gatten. Anfangs wird ihnen wahrſcheinlich die Speiſe vorgewürgt, fo bald fie aber freſſen können, bringen ihnen die Eltern friſche Speiſe. Mit Wuth vertheidigen die Eltern ihre Brut und greifen wüthend den an, der ſie ihnen wegnimmt; daneben aber ſind ſie ſehr vorſichtig und nähern ſich dem Neſte nicht, wenn fie Menſchen in der Nähe bemerken. Den Räuber ihrer Jungen ſah man fie Stunden weit verfolgen. Feinde hat der Geieradler außer dem Menſchen wohl keinen gefährlichen, er iſt allen Thieren zu ſtark. Von Läuſen und Milben wird er wohl auch geplagt, und wahrſcheinlich hat er auch Eingeweidewürmer, die man aber noch nicht kennt. Die Jagd geſchieht meiſt mit der Flinte. Allein bei der Liſt und den feinen Sinnen des Geieradlers iſt es ſehr ſchwer , ihm nachzukommen, am beſten geſchieht es, indem man ihn durch Fuchsfleiſch oder auf den Schnee geſchüttetes Blut anlockt. Allein man muß ſich gut verbergen und die Geduld nicht verlieren, denn man kann oft lange umſonſt warten, um fo mehr, da er nur bei Tagesanbruch und ſelten am Tage auf Raub ausfliegt. Nur in den Monaten Januar bis März nähert er fich mehr bewohnten Gegenden, und wird dann am öfterſten geſchoſſen. In andern Monaten bringt ihn nur der Zufall zum Schuſſe. Zuweilen wird er auch in Fuchsfallen gefangen, wohin er durch friſches Ziegen- und Hammelfleifch gelockt wird. Für unſere Oekonomie gewährt er keinen Nutzen, wohl aber bedeutenden Schaden an Lämmern, jungen Ziegen und andern Thieren. Daher verfolgt man ihn ſo ſehr, daß er immer ſeltener wird, und die hohen Preiſe, welche Liebhaber für Sammlungen für ihn bezahlen, hat denſelben noch mehr den Verfolgungen ausgeſetzt. Außer dem bärtigen Geieradler iſt nur noch ein Raubvogel bekannt, der vielleicht zu dieſer Gattung gerechnet werden kann. Dieß iſt der Caffre des Vaillant (Oiseaux d'Afrique T. I. pl. 6), ein Vogel, den aber ſeit Vaillant niemand wieder geſehen hat. 4e Saft. Falke. Falco. Kopf mit Federn dicht bedeckt. Schnabel kurz, hackenfoͤrmig, von ſeiner Wurzel an gekruͤmmt, an der Wurzel mit einer gefaͤrbten Wachshaut; die untere Kinnlade vorn ſchief abgerundet; die Raͤnder beider Kiefern 13 zuweilen nach der Spitze zu ausgeſchweift oder gezahnt. Naſenloͤcher zur Seite des Schnabels in der Wachs— haut liegend, gerundet, unbedeckt. Zuͤgel faſt immer mit kurzem Flaumen und langen Borſten bedeckt, der von Federn entbloͤßte obere Augenknochen uͤber dem lebhaften Auge vorragend. Füße: mit Federn bedeckt, oder der Lauf nackt und dann geſchildert; die Fußſohlen rauch und warzig; die Klauen ſpitzig und ſehr gekruͤmmt. Die hintere und innere Vorderzehe am größten, die der aͤußern Vorderzehe am kleinſten; die langen Schenkelfedern herabhaͤngend und ſogenannte Hoſen bildend. Fluͤgel und Schwanz lang, die erſten mit ſtarken Schaͤften. Der Flug iſt leicht, und viele ſchwingen ſich zu einer erſtaunlichen Hoͤhe in die Luͤfte. Sie leben einzeln, und nur einige, welche wandern, ziehen geſellſchaftlich. Sie naͤhren ſich vom Raube friſcher Thiere, welche ſie mit den Klauen ergreifen, und im Satz oder Lauf oder Flug fangen. Nur im Hunger freſſen ſie Aas. Sie koͤnnen lange hungern, und ſollen im Freien nicht ſaufen. Die Weibchen ſind immer groͤßer als die Maͤnnchen. Sie bauen große, unkuͤnſtliche, flache Neſter, legen wenige, rundliche, meiſt gefleckte Eier, und tragen ihren Jungen den Raub in den Klauen zu. Sie leben in der Monogamie, und ſorgen gemeinſchaftlich fuͤr die Jungen, welche Anfangs mit weißem Flaum bedeckt ſind. Sie mauſern nur einmal im Jahr, und die Jungen tragen ihr oft ſehr vom folgenden verſchiedenes Jugendkleid ein volles Jahr lang. Die meiſten Knochen ſind ohne Mark und nehmen Luft auf. Schlund, Magen und Vormagen ſind haͤutig, und ſehr dehnbar; der Magenſaft ſcharf und ſehr aufloͤſend. Der Darmkanal iſt kurz, die Blinddaͤrme klein; die Leber zweilappig, die Gallenblaſe groß, die Milz klein. Sie theilen ſich in mehrere natürliche Familien, welche man in neuern Zeiten auch wohl zu einzelnen Gattungen gemacht hat. Nach den neuern franzöſiſchen Naturforſchern beſteht die Linne'ſche Gattung Falco aus folgenden Gattungen. Falco Hierofalco. Daptrius, Physeta. Gampsonyx, Aquila. Haliaetus. Pandion. Circaetus, Polyborus, Harpyia, Morphnus. Cymindis, Astur. Daedalion. Sparvius. Nisus, Milvus. Ictinia, Elanus. Nauclerus, Buteo. Pernis. Circus. Dieſe Familien find: 1) Adler. 2) Edelfalken. 3) Balbuſſarde. 4) Adlerhabichte. 5) Habichte. 6) Milane. 7) Buſſharde. 8) Weihen. * Erſte Familie. Adler. Aquila e. Aigles. Der Scheitel glatt, die Federn am Kopf und Hals ſpitzig und laͤnglich. Schnabel ſehr gekruͤmmt, mit langer ſehr ſcharfer Spitze. Naſenloͤcher zur Seite ſtehend, ausgeſchweift. Die Fuͤße nicht ſehr lang, ſehr muskuloͤs, ſtark, meiſt befiedert; die Zehen ſtark, mit großen, ſehr gekruͤmmten Krallen bewaffnet. Flügel lang und groß, die erſte Feder kurz, die zweite und dritte länger, die vierte und fuͤufte die laͤngſte. Die Federn am Koͤrper derb; der Koͤrper etwas plump und ſchwer. Sie ergreifen ihren Raub im Laufen und Sitzen mit den Klauen, und tragen ihn ſo ihren Jungen zu. Sie ſind muthig, verwegen und ſtark, fallen oft größere Thiere an. Sie gehen auch aufs Aas, wenn ſie keinen friſchen Raub haben können. Taf. 6. Der Kaiſeradler. Falco imperialis. Aigle imperiale. 8 Synoni me. Sonnenadler, Goldadler, ſchwarzer Adler, kurzſchwänziger Steinadler. Aquila chrysaetos Leisler. Aquila heliaca. avygny. Die Füße bis an die Zehen dunkelfarbig befiedert, die Mittelzehe mit fünf großen Schildern; der Rachen bis hinter die graugelben Augen geſpalten; Nafenlöcher quer liegend, ½ Zoll hoch; der obere Rand mit einem Einſchnitt; Flügelſpitzen bis zum Ende des Schwanzes reichend; die ſchmalen Federn am Nacken und Hinterhals, weißlich roſtfarben, die Schultern weiß gefleckt; der Schwanz aſchgrau gewäſſert, mit ſchwarzer Endbinde; am jungen Vogel einfärbig braun. Vom Steinadler unterſcheidet er ſich durch den kürzern und breitern Rumpf; durch den kürzern, am Ende geraden Schwanz, durch größern Kopf und längern Schnabel, durch die wenigen zugeſpitzten Nackenfedern; durch die viel kleinern Augen und eine ganz andere Haltung des Körpers, und beſonders in der Jugend durch ein ganz anderes Federkleid. Bei ſehr alten Männchen iſt die Stirne ſchwarz, dieſe Farbe bildet einen dreieckigen, länglichen Fleck, die übrigen Federn des Kopfes, Genickes und Hinterhalſes ſind ſchmal, weißlich roſtfarben, oder hell iſabellfarben, mit ſchwarzen Schäften. Rücken, Flügeldeckfedern, Kehle, Vorderhals, Bruſt, Bauch, Hoſen und Federn der Fußwurzeln ſchwarzbraun, an den untern Theilen dünkler, an den obern hin und wieder mit etwas hellern Federſäumen. Schulterfedern weiß hie und da ſchwarzbraun gefleckt, die Afterfedern gelblich weiß. Schwungfedern ſchwarz, auf den innern Fahnen nach der Wurzel zu grau gewäſſert, und an der Wurzel weiß. Der Schwanz hat zwölf gleich lange, abgerundete Federn, welche am Ende einen ſchmalen, bräunlich weißen Saum, dann eine breite ſchwarze Binde, übrigens auf den äußern Fahnen ſchwarze und aſchgraue, auf den innnern etwas dünklere gewäſſerte Querbinden haben, die auf den Mittelfedern ſehr unterbrochen ſind, und mehr Flecken gleichen. Die Schwanzwurzel weiß, doch in den Federn verſteckt. Beim ganz alten Weibchen ſind Kopf und Hals dunkler, die Hoſen und Beine heller, roſtfarb überlaufen, die Schulter— federn haben weniger Weißes. a Im mittlern Alter find Nacken und Hinterhals dunkler, die braunen Theile bläſſer, die hellen Einfaſſungen an Flügel⸗ und Rückenfedern hervorſtehender, ſogar braune Flecken bildend; die Federn an den Beinen ins Roſtfarbene übergehend; die Schultern mit wenig weißen Flecken; der Schwanz viel lichter grau. 4 14 Der junge Vogel ift an Kopf und Hals einfärbig, ſemmelfarbig, oben nur dunkler; Hinterhals und Rücken braun, die Federn in der Mitte längſt dem Schaft gelbgrau, an den Enden mit einem braungelben Fleck, ſo auch die Deckfedern der Flügel; die Schwingen braunſchwarz. Die untere Seite des Körpers iſt ſemmelfarbig, mit röthlichbraunen Längsſtreifen; die Hoſen und Beine hellſemmelfarbig, der Schwanz braun mit heller Spitze, auf der untern braungelblich, ohne Binde. Länge des Weibchens, 2 Fuß 8 Zoll, Breite, 6 Fuß 4 Zoll. Aufenthalt und Verbreitung. Dieſer Adler iſt ein Bewohner der hohen Gebirge ſüdlicher Länder. Man hat ihn in Egypten und Abyſſinien angetroffen. Aber auch in den Gebirgen des wärmern Europa kommt er vor, als in den Tyrolergebirgen, in der Wienergegend, in den böhmiſchen und ſchleſiſchen Gebirgen und auf dem Harze. In der Schweiz iſt er bis jetzt nicht beobachtet worden. Gebirgige Wälder ſcheint er ebenen vorzuziehen. Er iſt ein Stand- und Strichvogel, den man Winter und Sommer antrifft. Eigenſchaften. Er iſt ein muthiger, ſtarker, grauſamer und kühner Räuber, der übrigens mit dem Steinadler ähnliche Eigenſchaften hat. Sitzend trägt er den Körper mehr horizontal als aufrecht, den Schwanz gerade und nicht hängend. Der Schlaf iſt ſehr leife, und nur in dieſem, und wenn er ſich aufſchwingen will, trägt er feinen Körper aufrechter. Er geht ſchrittweiſe, aber ſelten, ungern und ſchwerfällig. Er kann ſich fliegend zu einer unermeßlichen Höhe bis über die Wolken erheben, und gleicht zwar im Fluge dem Steinadler ſehr, kann aber doch in weiter Ferne ſchon, an dem kürzern und geradern Schwanz, von ihm und dem Seeadler unterſchieden werden. Er iſt gegen Hitze und Kälte ſehr unempfindlich. Erſt im vierten Jahre erhält er fein vollkommenes Gefieder. Die Zeit der Mauſer fällt in den Juni und Juli, und der Federwechſel geht langſam von Statten. ; Seine Stimme ift dem Geſchrei der Raben ähnlich, doch viel ſtärker und durchdringender. Sie klingt tief und rauh, kra-kra-kra, oder frau, Frau, und ähnelt in der Ferne faſt dem Bellen eines ziemlich großen Hundes. In der Gefangenſchaft läßt er ſeine Stimme oft, und bei jedem ſich ihm nähernden fremden Gegenſtand hören. Hier hört man auch noch eine leiſe tiefe Baßſtimme, die wie ga-ga-gak klingt, von ihm. Seine Stimme iſt gar ſehr von der des Steinadlers verſchieden, fo wie auch der Bau ſeiner Luftröhre, nach Leislers Beobachtung ſehr von dem des Steinadlers verſchieden iſt. Die Nahrung beſteht in Säugethieren von mittlerer Größe, als Hafen, Reh- und Hirſchkälbern, jungen Schweinen, Kaninchen, Katzen, Füchſen. Er fängt fie im ſchnellſten Laufe, und nur ſchnelles Verkriechen ins dickſte Gebüſche kann fie zuweilen retten. Auch raubt er große Vögel, Trappen, Gänſe, Auerhühner. Er ſtürzt ſich aus ziemlicher Höhe mit ange— zogenen Flügeln und ausgeſperten Klauen in ſchiefer Richtung und mit großer Gewalt auf die Beute. Auch raubt er Lämmer und junge Ziegen, und wagt ſich zuweilen an alte. Im Winter treibt ihn der Hunger aufs Aas, doch geht er lieber auf friſches Fleiſch, und nur im höchſten Hunger auf ſtinkendes. Wenn er ein Thier gefangen hat, ſo bemüht er ſich oft nicht erſt, es zu tödten, ſondern fängt ſchon an es aufzufreſſen, während das Schlachtopfer kläglich ſchreit. Dies thun aber mehrere Raubvögel. Den Vögeln rupft er die Federn aus, ehe er fie verſchlingt. Im Nothfall frißt er auch Reptilien, aber Fiſche berührt er nie. Fortpflanzung. Er niſtet in unzugänglichen Felsklüften und auf ſehr alten, hohen Bäumen, das Reſt beſteht, wie bei allen Adlern, aus einer Unterlage von dicken Baumäſten, auf welche oben feinere Reiſer gelegt werden. Die drei bis vier Eier ſind rundlich, von der Größe der Gänſeeier, und ganz weiß. Vielleicht giebt es auch gefleckte. Feinde hat er außer Schmarotzerinſekten und Eingeweidewürmern keine, welche ihm, außer dem Menſchen, etwas anhaben könnten. Die Jagd iſt ſehr ſchwierig, da er ein ſcheuer und ſehr vorſichtiger Vogel iſt. Nur ſelten kommt er zum Schuſſe, dagegen wird er zuweilen im Winter in Fuchseiſen gefangen, wenn er hungrig aufs Aas geht. Für unſere Oekonomie leiſtet er keinen Nutzen, und ſein Schaden beſchränkt ſich auf die Hausthiere, welche er indeß wohl nur ſelten ergreift; wie Lämmer und junge Ziegen, und auf die Wildbahn, wo er an Hafen, jungen Reben u. ſ. w. übel hauſet. Taf. 6. Der Steinadler. Falco fulvus. Lauiglèe commun. Synonime. Gemeiner Adler, brauner oder ſchwarzer Adler, Goldadler, Bergadͤler. Falco chrysaetos Gmel. Linn. Falco niger Gmel. Linn. Falco melanaetos Retz Fauna suec. Falco regalis Temink Grand aigle. Aigle royal. Aigle commun. Golden, Ringtailed , Black and Black backed aigle. Aquila reale. Aquila fulva. Die Füße find bis an die Zehen befiedert, die Zehen mit drei großen Schildern; die Nafenlöcher ſchiefliegend, kaum 4 Linien hoch; der Rachen bis unter die Augen geſpalten. Die Flügelſpitzen erreichen das Schwanzende nicht ganz; die ſchmal zuge— ſpitzten Federn am Nacken und Hinterhalſe roſtgelb; Schultern ungefleckt; Schwanz meiſt mit ſchwarzer Endbinde, bei ſehr alten in der Mitte aſchgrau kantirt; die Regenbogenhaut nußbraun, bis ins goldgelbe übergehend, je nach dem Alter. Der ganz junge Vogel iſt am gauzen Körper ſehr dunkel ſchwarzbraun; die Nackenfedern und Halsfedern roſtbraun, der Augenſtern hellkaſtanienbrau; die Wachshaut ſchmutzig olivengrau, die Zehen ſtrohgelb. Die Schwanzwurzel weiß, ſchwarz gefleckt, mit einer breiten, ſchwarzen Endbinde. - Der ältere Vogel iſt an Stirn, Vorderhals, Seiten der Bruſt und Rücken dunkelbraun, die Federn am Hals ſind an der Wurzel und bis zur Hälfte weiß, diejenigen am Rücken an der Wurzel weiß, dann bis zur Hälfte grau, weiß und ſchwarz gefleckt, die Spitze braun, heller kantirt, fo daß der ganze Vogel ein braunes Anſehen bekommt, da man das Weiße und Graue der Federn nicht ſieht; die Rackenfedern find hellbraun, die Hinterhalsfedern weißlich roſtfarben. Die Federn an der Mitte der Bruſt heller braun, ſo wie die an den Füßen; die Hoſen dunkelroſtbraun. Die Schwungfedern ſchwarz; der Schwanz an der Wurzel weiß, dann bis zur Hälfte weiß und ſchwarz gefleckt, die übrige Hälfte ſchwarzbraun. Der ganz alte Vogel iſt wieder etwas dunkler, beſonders das Männchen, die Halsfedern roſtfarb, ins goldglänzende ſchimmernd, der Schwanz mit grauen und braunen wellenförmigen Binden, und einer breiten braunen Endbinde. Die Augen werden mit dem Alter heller, bis ins ſchönſte Goldgelb übergehend. Wachshaut und Füße hochgelb. Die Klauen ſchwarz, die große Klaue der innern Zehe 2 Zoll 2 Linien lang, ohne die Krümmung gemeſſen. Die Länge des Körpers 2 Fuß 10 Zoll, Flügelbreite am Männchen 6 ½ Fuß, am Weibchen 7 bis 7 % Fuß. Die Größe dieſer Adler varirt ziemlich, doch find uns keine vorgekommen, welche über 7 ½ Fuß Breite hatten. Der Aufenthalt dieſer Adler iſt immer in großen Waldungen, vorzüglich in Gebirgen, und man findet ihn in ganz Europa, doch nicht bis zum Polarkreis hin, auch im nördlichen Aſien und in den vereinigten Staaten von Nordamerika iſt er anzutreffen. In der Schweiz iſt er auf allen Alpen häufig, und verläßt die Alpen nie weit. 15 Eigenſchaften. Der Adler iſt ein kecker, muthiger, ſtarker und gewandter Vogel, der mit allen Thieren im Kriege lebt, welche er bezwingen kann. Wenn er mit ſeinen furchtbaren Klauen eine Beute ergreift, ſo dringen dieſelben ſogleich bis auf die Knochen ein. Die gewaltigen Muskeln ſeiner Schenkel zeugen von der großen Kraft, welche er in dieſen Theilen hat. Er braucht dieſe auch mehr als den Schnabel, und vertheidigt ſich vorzüglich mit ihnen. Er läßt ſich nur auf einen gewiſſen Grad zähmen, und nur, wenn er ganz jung eingefangen wird. Sein Benehmen iſt in der Gefangenſchaft lebhaft, unruhig, wild und frech, er hackt mit Schnabel und Füßen nach denen, welche ſich ihm nähern, und ſucht ſeine Freiheit auf alle Art zu erhalten. Er kömmt dem Lämmergeier an Stärke ſehr nahe, und iſt weit eher im Stande ſeinen Raub mit den Krallen zu faſſen und fortzutragen. Da wo feine Kräfte zur Erlegung eines Raubes nicht hinreichen, vereinigt er ſich mit feinem Wetbchen, oder einem andern Adler, und greift gemeinſchaftlich an. So tödteten im Glarnerlande drei Adler zuſammen eine Ziege, und fraßen fie über die Hälfte auf, und im Iſithal am Vierwaldſtädterſee zwei andere eine andere Ziege, bei deren Verzehren ſie beide mit einem Schuſſe getödtet wurden. Seine Stimme tönt hell, hia-hia oder giihah , ſtark und durchdringend. Im Zuſtande der Gefangenfchaft, oder bei der Selbſtvertheidigung ſchreit er, kirikiriki; bei Tagesanbruch pfirliff; auch hört man beim Angriff zuweilen von ihm, kek, kek, kek. Sein Flug iſt ſchöͤn, aber mit weit mehr Flügel⸗ ſchlägen begleitet, als der des Lämmergeiers, da ſein Körper plumper, Flügel und Schwanz kürzer ſind; doch kann er auch wie jener durch die Lüfte kreiſend ſchwimmen. Sein Gang iſt hüpfend. Auf die Beute ſtößt er mit Ungeſtüm. Er liebt die Einſamkeit, doch findet man ſehr oft, auch außer der Brutzeit, Männchen und Weibchen beiſammen, welche dann ihr Revier behaupten. i Nahrung iſt für ihn jedes Säugethier, oder Vogel, den er erhaſchen und bezwingen kann, nur andere Raubvögel greift er nicht an. Hirſch- und Rehkälber, junge Schweine, Lämmer, Ziegen, Haſen, Kaninchen, Füchſe, Hunde, Dachſe, Katzen, ſelbſt kleinere Thiere, wie Murmelthiere, Eichhörnchen, und von Vögeln, Auerhühner, Birkhühner, Rebhühner, Schneehühner, Trappen, Gänſe, Störche, Kraniche, Enten und zahmes Geflügel, alles iſt ihm willkommen. Er kann zwar ſehr lange hungern, ja vierzehn Tage ohne alle Nahrung aushalten, und dabei munter und friſch bleiben, dann aber frißt er auf einmal wieder ſehr viel. Kleine Säugethiere verſchluckt er mit den Haaren. Knochen aber frißt er nur, wenn ſie ſehr klein ſind, und nicht in großen Stücken, wie der Lämmergeier. Das unverdaute giebt er im Gewölle wieder von ſich. Er fängt die Thiere im ſchnellſten Lauf, und die großen Vögel im Fluge. Alle Thiere erſchrecken vor ihm, und ſuchen eiligſt zu entfliehen, wenn er ſich zeigt. Er ſoll auch Reptilien freſſen, aber keine Fiſche. Im Winter geht er ſehr gerne aufs Aas, und wird damit angelockt. Auch er frißt die Thiere lebendig an, und läßt ſich durch ihr Geſchrei nicht ſtören. Ob er auch Kinder angreife, darüber hat man nur ungewiſſe und zweifelhafte Sagen, an Kraft und Muth ſollte es ihm nicht fehlen. Fortpflanzung. Schon im März fängt dieſes Adler an fein Neft zu bauen, und zwar auf den höchſten Waldbäumen, oder in den Klüften unerſteiglicher Felſen. Zu dieſer Zeit ſieht man immer beide Gatten beiſammen in unermeßlicher Höhe ſich in Kreiſen drehen, und ſich beluſtigen. Das Neſt beſteht als Unterlage aus dicken Baumäſten, über welche zartere Reiſer gelegt ſind, nebſt Pflanzenſtengeln, Wolle, Haaren. Es iſt flach aber ſehr geräumig, ſo daß es die beiden Eltern und die Jungen tragen kann. Die Eier liegen in einer kaum merklichen Vertiefung. Die Zahl dieſer Eier iſt höchſtens drei oder vier, aber ſehr felten kommen mehr als zwei Junge aus, ja öfters nur eins. Dieſe Eier find wie Ganseier, aber viel bauchiger und rundlich, die Schale glatt, wenig glänzend, grünlich oder bläulich weiß, mit kaſtanienbraunen Flecken und Punkten überall beſtreut. Herr Brehm giebt fie weiß an, allein zwei Eier aus verſchiedenen Neſtern, welche vor uns liegen, haben die ange— gebene Farbe, neben dem einen dieſer Eier war ein junger Adler, den wir ſelbſt ſahen, und folglich kann kein Zweifel obwalten daß das Ei nicht ächt ſey. Man findet aber bei vielen Raubvögeln zuweilen weiße, zuweilen gefleckte Eier. Die Anfangs weißwolligen Jungen, werden mit allerlei Wildpret geäzt, was ihnen von den Alten zugetragen wird, welche daſſelbe auf dem Rande des Reſtes zerfleiſchen, und wahrſcheinlich Anfangs aus dem Kropfe vorwürgen, bald aber lernen die Jungen ſelbſt freſſen. Um dieſe Zeit ſind die Alten ſehr kühn und räuberiſch, und fliegen Meilenweit nach Beute. Sie gerathen dann am häufigſten in die Fallen. Es iſt gefährlich ſich dem Neſte zu nähern, wenn die Alten zugegen ſind, denn ſie greifen den Feind ſelbſt an, und vertheidigen die Brut mit Gefahr ihres Lebens, ſchlagen mit den Flügeln, und bedienen ſich der Krallen und des Schnabels. Die Jungen werden lange gefüttert, und wenn ſie ausgeflogen ſind, zum Raube ordentlich abgerichtet, dann aber bald von den Alten aus dem Reviere gejagt. So lange die Adler nicht geſtört werden, beziehen ſie ihr altes Neſt jährlich wieder. Die Adler erreichen ein ungemein hohes Alter, und man hat Beiſpiele, daß fie in der Gefangenſchaft 60 und mehr Jahre lebten. Feinde hat auch dieſer Adler keine, welche ihm wirklich ſchaden können. Zwar verfolgen ihn die Krähen oft mit großem Geſchrei, allein ſchaden können fie ihm nicht, und oft ergreift er einen von dieſen Schreiern, und läßt ihn mit ſchmerzhaftem Tode feine Verwegenheit büßen. In feinen Federn haufen Zangenläufe, und in feinen Eingeweiden von Würmern Amphistoma macrocephala, Ascaris depressa, Taenia Falconis chrysati und Distoma Falconis chrysa£ti. Die Jagd iſt ſehr ſchwierig, der Vogel iſt ſcheu und ſehr vorſichtig, allein feine Raubbegierde bringt ihn oft ins Verderben, oft wird er vom Jäger bei der Beute überraſcht, oder aus dem Verſtecke geſchoſſen. Im Winter ködert man ihn mit Aas, und ſchießt ihn dabei, oder er geht in die aufgeſtellte Fuchsfalle. Für unſere Oekonomie leiſtet er keinen Nutzen, doch ſoll er in der Tatarei zur Jagd, wie andere Falken abgerichtet werden. Der Schaden an Hausthieren, den er in den Alpen anrichtet, iſt aber nicht gering, daher wird ihm ſehr nachgeſtellt. Der Seeadler. Falco albicilla. Le grand Pygargue. Synonime. Beinbrecher, großer Seeadler, Meeradler, großer Fiſchadler, Weißſchwanz. Falco albicaudus Gmel. Linn. Aquila leucocephala Meyer und Wolf. Falco ossifragus. Gmel. Cinereus eagle, Sea eagle. Golden eagle. L’orfraye. Aquila reale commune. Halcaetus albicilla Savigny. Schnabel in der Jugend ſchwärzlich, im Alter gelb; die Fußwurzel nur halb befiedert, der nackte Theil derſelben und die Zehen gelb; die Hoſen dunkelbraun einfarbig, nur am jungen Vogel gefleckt; der Schwanz beim jungen Vogel braun gefleckt, beim Alten rein weiß; faſt keilförmig, da die mittlern Federn länger ſind als die äußern. Dieſer Raubvogel varirt nach dem Alter noch mehr als der Steinadler, von welchem er aber in jedem Alter durch Füße und Schenkel leicht zu unterſcheiden iſt. Je jünger der Vogel iſt, deſto dünkler und einförmiger find feine Farben. 16 Der ganz junge Vogel ift dunkelbraun, am Hals und der Bruſt mit weißgelben Flecken, indem eigentlich nur die Svitze und ein Schaftfleck braun, die übrige Feder aber weißgelb iſt; auf den Deckfedern der Flügel find die Federn roſtgelb bräunlich kantirt. Der Schwanz oben braun, in der Mitte der Feder beller, unten iſt jede Feder in der Mitte falb, die Ränder ganz braun. Im mittlern Alter find alle Federn des Vorderhalſes, der Bruſt und des Unterleibes weiß oder hellfalb, in der Mitte mit einem hellbraunen Fleck; Schultern ſchmutzig weiß, mit braunen Flecken; Deckfedern der Flügel braun, hell kantirt. Kopf, Nacken, Hinterhals und Kehle ſchmutzig weißbräunlich. Schwanz wie beim jungen Vogel; Hoſen braun; Schwungfedern braunſchwärzlich. 1 Im höhern Alter wird Kopf und Hals ſchmutzig weiß, oder graugelblich weiß, indem die Federn an der Wurzel weiß, am übrigen Theil gelbweiß graulich beſprengt ſind; niemals aber wird der Kopf milchweiß, wie beim weißköpfigen Adler; der Schwanz wird milchweiß an der Wurzel der Federn, die aber bedeckt ſind braun beſprengt. a Es dauert mehrere Jahre ehe der Seeadler einen weißen Schwanz bekommt; doch wohl nicht zwanzig Jahre, wie Brehm meint. Der Schnabel dieſes Adlers iſt ſehr von dem anderer Adler verſchieden, und weit mehr geierartig; er iſt größer, aufge— blaſener und länger als bei dem gemeinen Adler, und ſeine Firſte lauft oben bis in die Gegend der Naſenlöcher gerade fort, ehe ſie ſich bogenförmig zur hakenförmigen Spike biegt. Die Schneide des Oberkiefers ift nach dem Haken hin ausgeſchweift oder flach gezahnet. Die Wachshaut iſt in der Jugend ſchmutzig gelb, im Alter hochgelb. Der Schnabel ſelbſt iſt in der Jugend ſchwarz, im hohen Alter hochgelb mit weißer Spitze. Die Regenbogenhaut geht nach dem Alter vom Braunen bis zum Goldgelben über. Länge 2 Fuß 9 Zoll bis 2 Fuß 10 Zoll. Die Flügelbreite bis 8 Fuß. Der Aufenthalt dieſes Adlers iſt an den nördlichen Küſten von Europa und auf den nordiſchen Inſeln auch in Island, ferner in Rordaſien; dagegen findet er ſich nicht in Nordamerika, wo er vom weißköpfigen Adler repräſentirt iſt. Er liebt immer die Seeküſten, und nur im Winter ſieht man ihn landeinwärts an Seen und Flüſſen, oder auch weit vom Waſſer entfernt auf Ebenen und in Waldungen, aber nicht auf Gebirgen; am Tage hält er ſich auf den erhabenſten Orten der Küſte auf, um von ihnen alles um ſch her beobachten zu können. Er wird oft Tage lang auf kleinen Inſeln geſehen, die weder Wald noch große Bäume haben. Im Winter ſtreicht er dagegen herum, und durchfliegt faſt ganz Europa, beſonders in kalten, ſchneereichen Wintern. Eigenſchaften. Der Seeadler iſt weit träger, langſamer und ſchwerfälliger, als der Steinadler und der Kaiſeradler; allein es fehlt ihm weder an Kraft noch an Muth, wenn er angegriffen wird, und er ſelbſt greift auch größere Thiere muthig an. Sein Blick iſt weniger edel, kühn und lebhaft, als der des Steinadlers, und wenn er ſchon größere Flügel und einen längern Schwanz hat, ſo fliegt er doch ſchwerer als jener; iſt er aber einmal im rechten Fluge begriffen, ſo ſteigt er kreiſend hoch in die Lüfte. Stunden und halbe Tage lang ſitzt er jedoch auch wieder auf Felſen, Bäumen, Steinen und andern erhabenen Gegenſtänden, in kauernder Stellung, mit hängenden Flügeln und Schwanze, doch fo, daß der vorgereckte Kopf allenthalben umherſpähen kann. Nur an heitern Tagen fliegt er hoch, an regneriſchen nie. Seine Nachtruhe ſucht er in Wäldern, nicht weit vom Strande; wo dieſe fehlen, auf Felſen. Er iſt zwar ſcheu und vorſichtig, doch bei weitem nicht in dem Grade wie der Steinadler, und kann weit leichter geſchoſſen werden, da er ſich, beſonders wenn er gefreſſen hat, eher nahe kommen läßt. Angeſchoſſen vertheidigt er ſich nicht nur verzweifelt, ſondern geht ſogar offenſib zu Werke, und greift feine Gegner an, auch wenn es mehrere find, wo es dann nicht ſelten große Wunden ſetzt, und man viele Mühe hat, ſich ſeiner zu erwehren. Ueber dem Waſſer ſchwebt er oft ſehr niedrig weg, und ebenſo ſtreift er auch über die Felder mit ſehr ausgeſtrecktem geſenktem Halſe und ausgebreitetem Schwanze. Beſonders im Herbſt hat er eine ſolche Anhänglichkeit an gewiſſe Ruheplätze, daß ſelbſt Schüſſe ihn nicht immer von da vertreiben; im Sommer dagegen iſt er weniger für einen Ort eingenommen. Richt ſelten verfolgen ihn Raben und Krähen, wenn er ſich zur Ruhe ſetzen will. In der Gefangenfchaft beträgt er ſich plump, wird aber alt eingefangen nie zahm, und ganz jung nur halb, doch ſo, daß einzelne ihren Herrn erkannten. Sein Geſchrei; das man im Sommer ſelten, im Herbſt öfters hört, klingt wie das Bellen junger Jagdhunde, und ſchallt weit, es iſt ein rauhes tiefes krauh, krauh; zuweilen hört man auch ein kickerndes Geſchrei von ihm. Er iſt geſellſchaftlicher als andere Raubvögei, und man ſieht nicht ſelten zwei, drei und mehrere beiſammen, welche gemeinfchaftlich jagen, ſich aber auch oft um die Beute zanken. Den Häringszügen folgen oft mehrere Seeadler. Die Nahrung beſteht im Sommer größtentheils aus Fiſchen, doch verſchmäht er auch in dieſer Jahrszeit das Aas nicht, und in der Fortpflanzungszeit nimmt er auch oft brütende Waſſervögel vom Neſte weg, oder ſtößt nach Gänſen, Enten, Tauchern. Häringe und andere kleinere Fiſche verſchlingt er in Menge, ſelbſt Aale weißt er zu fangen. Er greift die Fiſche mit den Klauen an, wenn ſie an die Oberfläche des Waſſers kommen. Zuweilen ſoll er ſich an zu große Fiſche wagen, und von ihnen unter Waſſer gezogen werden und ertrinken. Die rauhen Fußſohlen ſind zum Ergreifen der Fiſche ſehr geſchickt. Auch Fiſche, welche an den Strand getrieben werden, oder todte, welche Fiſcher wegwerfen, genießt er. Dann ſoll er ſich auch an Seehunde, beſonders junge, wagen. Im Winter verfolgt er alles Wild, deſſen er ſich bemeiſtern zu können glaubt. Hirſche und Rehkälber, kleine Schweine, Hafen, Kaninchen, junge Ziegen, Lämmer, Gänſe, Enten, Trappen, ſelbſt die Haushühner raubt er von den Häuſern weg. Das Aas verachtet er nicht, und kann daher mit Roßfleiſch, Fuchsfleiſch u. ſ. w. geködert werden; an den Küſten ſieht man oft vier und mehrere ſich um ein Aas ſtreiten. Fortpflanzung. Er niſtet ſowohl auf hohen Waldbäumen als in Felsklüften, aber faſt immer nur an den Seeküſten des Nordens, ſehr ſelten weiter im Lande. Das Reſt beſucht das Paar jährlich wieder. Es beſteht als Unterlage in armsdicken Baumäſten, auf dieſe folgen dünnere Aeſte, oben liegen zarte dünne Zweige, und in einer Vertiefung, worin die Eier liegen, Flaumfedern des Weibchens; es iſt fo feſt, daß es einen Menſchen tragen kann, und oft 6 Fuß breit. Die Eier find verhält nißmäßig klein, 3 Zoll und einige Linien lang, oben ſtark abgerundet, ſehr brüchig, und auch am ſpitzen Ende rundlich. Sie haben eine rauhe, dicke, mit großen Poren verſehene Schale, und ſind auswendig graulich weiß, inwendig grün. Es ſoll aber auch gefleckte geben, doch immer mit weniger Flecken als beim Steinadler. Die Zahl iſt zwei, ſelten drei, von denen aber meiſtens nur ein oder zwei ausgebrütet werden. Die Jungen ſind anfangs weiß wollig, und brauchen zehn bis zwölf Wochen ehe ſie auffliegen können. Sie werden mit Vögeln und Fiſchen genährt, welche ihnen anfangs vorgewürgt, ſpäter in Stücken zugeworfen werden, bis ſie ſelbſt zerreißen können. e haben ſie außer dem Menſchen keine gefährlichen. Die Jagd iſt weniger ſchwierig als beim Steinadler, und der Seeadler kann mit nicht ſehr großen Schwierigkeiten auf ſeinem d Nüheplatz geſchoſſen werden. Im Winter kann man ihn mit Aas ködern, aus dem Hinterhalt ſchießen, oder in Fuchsfallen fangen. 17 Der Nutzen iſt für unſere Oeconomie ſehr klein, doch ſoll man im Norden feine Haut zu Kleidungsſtücken verarbeiten, und das Fleiſch der Jungen eſſen. Der Schaden iſt für die Wildbahn, für die Fiſcherei und auch für das Hausgeflügel nicht unbedeutend. Taf. 6. Der Adler mit abgeſtuftem Schwanz. Falco fucosus. Laigle a queue etlagee. Temm. pl. col. 32. Schwanz ziemlich lang, ſehr abgeſtuft, keilförmig; die Flügel bedecken zwei Drittheile desſelben. Schnabel und Füße, wie bei den großen europäiſchen Adlern, bis auf die Zehen beſiedert. Das ganze Gefieder iſt braunſchwarz, bei einigen Indivi— duen ins hell goldbraune übergehend; Gurgel und Vorderhals ſind braunſchwarz; Kopf und Nacken ſchön braun goldglänzend, die Flügel mit ſolchen glänzenden Stellen auf dunkelm Grunde; alle andern Theile des Körpers, die Flügel und der obere Theil des Schwanzes ſind braunſchwärzlich; der Schwanz iſt unten falb, mit undeutlichen Bändern, und alle Federn ſind mit einem ſehr ſchmalen roſtrothen Rand verſehen; die Füße gelb. Ganze Länge 2 Fuß 6 Zoll. Die Veränderungen, welche das Alter hervorbringt, ſind noch nicht bekannt. Männchen und Weibchen ſcheinen in der Farbe wenig verſchieden. Zu den Adlern gehören von europäiſchen: Der Schreiadler, Falco naevius; Raum. 1. Taf. 10. und 11. Der braune Adler, Falco fuscus; Brehm. Der Bonelliſche Adler, Falco Bonelli; Temm. pl. col. 288. Der rauh— füßige Adler, Falco pennatus; Temm. pl. col. 33. Von Ausländiſchen: Falco Macei, pl. col. 8 et 223.; Aſien. F. coronatus, pl. col. 234.; Südamerika. (Harpyia Vieillot,) F. rapax, Temm, pl. col. 454.; Afrika. F. malayensis, Temm, pl. col. 147.; Java, Sumatra. F. Agu ya, pl. col. 302. Paraguay. F. Tyrannus; Wied, Braſilien. An den Seeadler ſchließen ſich an: Falco leucocephalus, Nordeuropa, Nordamer:a. F. ponticerianus, aus Oſtindien. F. vocifer, aus Afrika. F. leucogaster, Temm. pl. col. 49.; Neuholland. F. Calei, Horsfield; Java. F. canorus, aus Reuholland. Dieſe 6 Arten bilden die Gattung Haliaetus, Savigny. Adler mit nackten Füßen Pan dion. Savigny. ZOLL, Der Flußadler. Falco haliaetos. Aigle Balbuzard. Synonime. Fiſchadler, Fiſchweihe, Weißkopf, Blaufuß, Fiſchhabicht. Falco arundinaceus, Gmel. Osprey. Lath. Aquila pescatrice. 5 Wachshaut und Füße lichtblau; Regenbogenhaut gelb; die Läufe nur oben wenig befiedert; keine Federhoſen; die Füße rauh geſchuppt; die Zehen ſtark und lang; die Klauen ſcharf; die Sohlen rauh, warzig. Der Scheitel weiß, dunkelbraun gefleckt; um die Augen ein ſchmaler dunkelbrauner Ring um einen innern weißen; vom Augenwinkel herab geht ein ſchwarzbrauner Streif bis zu den Schultern, und bildet fo, den weißen Kopf einfaffend , ein halbes Halsband. Alle obern Theile, außer Kopf und Nacken, ſchwarzgrau braun, die Federn mit hellen weißlichen Kanten; die vordern und untern Theile alle weiß, an der Bruſt braun gefleckt. Die Schwungfedern dunkelbraun; der Schwanz dunkelbraun, mit ſechs dunklern ſchwarzbraunen Querbändern. Die Kopf- und Nackenfedern find ſchmal und ſpitzig. Das Weibchen etwas größer als das Männchen, ſonſt faſt gleich gefärbt. Die Länge 2 Fuß 2 Zoll; die Breite faſt 5 Fuß. Die Flügel reichen in der Ruhe an das Ende des Schwanzes. Aufenthalt. Dieſer Falke iſt über das nördliche und mittlere Europa, Aſien und Amerika verbreitet. Man findet ihn aber immer in der Nähe von Flüſſen, Landſee'n und fiſchreichen Gewäſſern. In der Schweiz iſt er häufig. Im Winter wandert er aus, kommt aber im Frühjahr ſehr frühe wieder. Eigenſchaften. Er hält ſich gewöhnlich auf hohen Bäumen waldiger Stellen am Ufer der Flüſſe auf, und beginnt von da ſeine Züge meiſt zu gewiſſen Stunden, wo er faſt immer wieder dieſelbe Gegend bekreist, gewöhnlich am Morgen früh, dann wieder etwa um 10 Uhr und Nachmittag zwiſchen 12 bis 2 Uhr, auch wohl Abends noch einmal. Zu dieſen Stunden bekreist er eine Strecke von ein bis anderthalb Stunden, kehrt aber in der Zwiſchenzeit wieder auf ſeine Standörter zurück, um auszuruhen. Faſt immer ſetzt ſich das Paar auf denſelben Baum, der oft mit dem Kothe des Vogels ſo beſchmutzt wird, daß einzelne Aeſte verdorren. Wenn Naumann angiebt, er fee ſich ſelten auf Bäume, ſondern mehr auf Steine und Hügel, ſo iſt dieß wenigſtens bei uns nicht der Fall; nie habe ich ihn auf der Erde ſitzen ſehen. Sein gewöhnlicher Flug iſt nicht ſehr hoch, kreiſend, und ohne viel Schläge; er ſchwebt oft über eine Stelle hin, faſt ſtillhaltend, und ſein ſcharfes Auge ſpähet nach Fiſchen, feiner Hauptnahrung, beſonders an ſeichten Orten. Blitzſchnell ſtürzt er ſich dann herunter, faßt den Fiſch mit feinen ſcharfen Klauen und rauhen Füßen, und trägt ihn auf feinen Ruheplatz, wo er ihn verzehrt. Nicht ſelten ſieht man ihn aber auch fehl ſchießen. Die langen Fänge vorgeſtreckt, ſchießt er ſelbſt oft unter Waſſer, kommt aber ſogleich wieder hervor. Es ift ein ſchönes Schauſpiel, den weißen Vogel mit dem im Sonnenſchein ſilberglänzenden Fiſch über ſich fliegen zu ſehen. Er iſt übrigens ſehr ſcheu, vorſichtig, und außer der Begattungszeit einſam. Nahrung. Sie ſcheint faſt nur aus Fiſchen zu beſtehen, und zwar raubt er alle Arten, größere, als 2 bis 3 Pfund— ſchwere, machen ihm aber Mühe, daher nimmt er faſt immer mit ſolchen vorlieb. Die größern verzehrt er meiſt in der Nähe, nur die kleinern trägt er weg, und ſchreit dabei freudig kai, kai, kai. Fortpflanzung. Sein Reſt oder Horſt baut er auf ſehr hohe Waldbäume in der Nähe des Waſſers. Es iſt groß, und die Unterlage beſteht aus ſtarken Zweigen, welche oben mit Moos und feinen Reiſern belegt ſind. Die drei, höchſtens vier, Eier ſind eiförmig, nicht ſehr bauchig, größer als Hühnereier, weiß, meiſt mit ſehr vielen braunen Flecken und Punkten beſtreut. Ganz weiße, wie Brehm fie angiebt, habe ich nie geſehen. Die Länge iſt 2 Zoll und einige Linien, die größte Breite 1 Zoll 8 Linien. Sie werden drei Wochen bebrütet. Die Jungen werden mit Fiſchen ernährt, welche auch das Männchen dem brütenden Weibchen zuträgt. Die Neſtgegend, ſo wie auch die Vögel ſelbſt, welche meiſt ſehr thraniges Fett an ſich haben, riechen ſtark nach Fiſchen. Feinde hat er, neben den Schmarotzer-Inſekten, beſonders in Amerika, am weißköpfigen Adler, der ihm die Beute abjagt; auch die Rohrweihe ſoll dieß thun. 5 18 Jagd. Sie iſt ſehr ſchwer, da der Vogel fo ſcheu iſt, im Hinterhalt kann man ihn von feinem Lieblingsbaume zuweilen ſchießen. Rutzen bringt er dem Menſchen unmittelbar nicht, doch iſt auch ſein Schaden nicht zu hoch anzurechnen; da es genug Fiſche für ihn giebt. 1 5 Zu dieſer Gattung rechne ich auch den kurzzehigen Adler. Falco brachy dactylus, aus welchem Vieillot feine Gattung Circaetus bildet, aus dem mittlern und wärmern Europa. Von Ausländern Falco ichthyaetus Horsfield, aus Java. Zweite Familie. Edelfalken. Falcones nobiles. Faucons phoprement dits. Schnabel ſtark, ſehr kurz, Oberkiefer mit einem großen, ſcharfeckig ausgeſchnittenen Zahn, und einem aͤhnlichen Ausſchnitte in der Unterkinnlade, in welche jener Zahn paßt. Naſenloͤcher rund, mit einem emporſtehenden Huͤgelchen in der Mitte. Fuͤße kurz, ſtark, mit ſehr langen Zehen verſehen, welche unten an den Sohlen hohe warzenaͤhnliche Ballen haben, die an den Gelenken ſtehen, und ſo vertheilt ſind, daß die Mittelzehe zwei, die aͤußere und innere aber nur einen, die hintere gar keinen hat. Die Krallen ſind ſehr ſtark, krumm, ſcharfſchneidig und ſehr ſpitz. Die Fluͤgel lang und ſchmal, die erſte Schwungfeder von gleicher Laͤnge mit der dritten, die zweite iſt die laͤngſte. Das Gefieder iſt dicht und derb, die Kiele ſtark und ſtraff. Die Umgebung des Auges iſt unbefiedert, die nackte Stelle von gleicher Farbe mit der Wachshaut, die Iris meiſt dunkel. Bei allen europaͤiſchen Arten laͤuft von dem Auge ein dunkel gezeichneter Streif zwiſchen Wange und Kehle herab. Sie nähren ſich bloß von lebendigem Raube, ohne jemals aufs Aas zu fallen; fangen meiſt alle Vögel im Fluge, und laſſen die ſitzenden unangetaſtet. Sie zeigen außerordentliche Kühnheit und große Gewandtheit beim Angriff und Erhaſchen der Beute, jagen den Vögeln im Fluge nach, und ſtoßen von oben herab auf fie. Sie lieben mehr das freie Feld und felſige Gegenden, als große Waldungen. Taf. 3. Der Geierfalke. Falco islandicus. Faucon gerfault. Synonime. Jagdfalke, Edelfalke, Blaufuß, Halsbandfalke, falber Blaufuß. Falco candicans Gm. Linn. F. rusticolus Linn. F. gyrfalco Linn. F. fuscus Fabric. White Jerfalcon. Iceland Falcon. Sparviere bianco di Moscovia. „Wachshaut, Augenkreiſe und die großen Füße blaugrau in der Jugend, dann gräulich, und im Alter blaßgelb. Der Backenſtreif undeutlich; der Schwanz bis 10 Zoll lang, länger als die in Ruhe liegenden Flügel, mit ſchwarzen Schäften und zwölf bis vierzehn dunkeln Querbändern auf hellerm Grunde. Alter Vogel weiß, oben braun gefleckt. Je jünger dieſer Falke, deſto dünkler iſt ſeine Farbe. Der ganze Oberleib iſt graubraun, mit hellern Federkanten, die Schwingen ſind ſehr dunkelbraun, mit bräunlich weißen Kanten und vielen roſtgelben Flecken auf der innern Fahne; die Schwanzfedern graubraun, mit hellern Kanten und zwölf gelblich weißen, ſchmalen Querſtreifen, welche aber mehr Flecken gleichen. Der Backenſtreif iſt auffallender als am alten Vogel; die Wangen graubraun, ſchwarz geſtrichelt; Scheitel und Hinterhals braun, mit ſchwarzen Strichen, letzterer etwas weiß, gemiſcht, ſo wie die Gegend ob und hinter den Augen; Kehle und Stirne ſchmutzig weiß; der ganze Unterleib gelblich weiß, jede Feder mit einem unregelmäßig braunen lanzetförmigen Flecken. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich nur durch die Größe, welche bei letzterm um einige Zoll bedeutender iſt. Im mittlern Alter ſind beim Männchen der Rücken und die Schultern dunkel graubraun, am Steiße ins Aſchgraue übergehend, alle Federn mit gelblich weißen Querflecken an den Rändern; der Unterleib gelblich weiß, mit lanzetförmigen, ſchwarzbraunen Flecken; die Schwanzfedern haben ſchwarzbraune Schäfte und zwölf dunkelgraue Querbinden. Die Weibchen ſind etwas dünkler, die gelbweißen Einfaſſungen deutlicher und ſchmäler. Bei ganz alten Vögeln iſt die Grundfarbe weiß; der ſchwarze Backenſtreif undeutlich; der Kopf weiß, Scheitel und Ohrengegend fein ſchwarz geſtrichelt; Rücken, Steiß, Schulter = und Flügelfedern weiß, jede mit einem halbmondförmigen ſchwarzen Fleck, alſo find dieſe Theile alle ſchwarz gefleckt; die großen Schwungfedern weiß, mit ſchwarzbraunen Enden und Querbinden, gelblich weißen, feinen Säumen und Endkanten, mit dunkelbraunen Schäften; eben ſolche Schäfte haben die weißen Schwanzfedern, und zwölf ſchmale, ſchwarzbraune Querbinden. Der Kopf und alle vordern und untern Theile rein weiß, an den Hoſen ſchwarze Federfchäfte, und einzelne ſchwarze, ſchmale Schaftfleden. Bei etwas jüngern Vögeln iſt der Oberleib hellgrau, mit dunklern Flecken, der Unterleib weiß, mit ſchwarzen Querflecken, durch welche die ſchwarzen Schäfte gehen, und eine Art kreuzförmiger Zeichnung vorſtellen. Die Iris in allen Altern braun. Die Länge 2 Fuß 1 Zoll bis 2 Fuß 3 Zoll; die Breite 4 Fuß 6 Zoll bis 4 Fuß 10 Zoll; der Schwanz 9 bis 10 Zoll, und die Flügel reichen bis auf 1½ oder 2 Zoll an ſein Ende. Der Aufenthalt dieſes Falken iſt der hohe Rorden von Europa, Aſien und Amerika, Island, Lappland, Norwegen, Schweden, Grönland und Sibirien. Hier findet man ihn in gebirgigen Gegenden, welche er nur verläßt, wenn es ihm dort an Nahrung fehlt: dann beſucht er beſonders auch die Küſten. Im Herbſt und Winter verläßt er die hochnordiſchen Länder und ſtreift in weniger kalten Ländern umher, doch kommt er ſehr ſelten ins nördliche Deutſchland, und noch viel ſeltener und als einzelne Ausnahme ins ſüdliche, oder gar bis in die Schweiz. Eigenſchaften. Der Flug dieſes Falken iſt ſchön, äußerſt ſchnell und leicht, Gewandtheit uud Kraft zeichnen dieſen ſchönen Vogel ſehr aus. Seine Sinnen ſind fein, beſonders das Auge. Ungeachtet ſeiner Kühnheit iſt er doch vorſichtig, 19 und weißt den geſtellten Fallen leicht auszuweichen, In frühern Zeiten wurden jährlich Schiffe nach Norden geſchickt, um dieſe Vögel zu fangen, oder fie aufzukaufen, und dafür große Summen bezahlt. An allen größern und kleinern Höfen hielt man Falken, und die Kunſt, dieſe abzurichten, war ein eigenes Gewerbe der Jäger, und koſtete viele Mühe. Seit der Erfindung des Schießpulvers iſt die Liebhaberei der Falkenjagd nach und nach abgegangen, und nur noch in einigen Staaten der Barbarei, in Perſien und der Tatarei üblich, daher auch der Falkenfang wenig mehr betrieben wird. Ehemals koſteten die Falken und Falkoniere großes Geld, und oft ſah man ſelbſt den Fürſten mit dem Falken auf der Fauſt auf die Jagd reiten. Die Abrichtung erforderte viele Zeit, Mühe und Geduld. Es iſt merkwürdig, daß dieſer muthige und kecke Vogel ſich doch leicht zähmen und zur Jagd abrichten läßt. Er iſt ſehr gelehrig, folgſam, ſtark und verwegen, und lernt ſeinen Herrn kennen, fo daß er wieder auf die Hand zurück fliegt, wenn er vergebene Jagd machte. Die Kunſt, den Falken zu zähmen, iſt indeß mühſam, ſie gehört aber nicht in die Naturgeſchichte, und würde uns zu weit von unſerm Zwecke abführen, wenn wir ſie ausführlich beſchreiben wollten. Im eigentlichen Verſtande zahm, wird ein alt eingefangener Vogel niemals, aber ſeine Wildheit benimmt man ihm dadurch, daß man ihn einige Tage und Nächte nicht ſchlafen läßt, indem man ihn auf einen freihängenden Reif tet ı und denfelben immer bewegt, fo daß er genöthigt iſt, ſich feſtzuhalten und nicht ſchlafen kann. Dadurch wird er in eine Art von Verrwirrung geſetzt, in welcher er ſeine Freiheit vergißt; und nun wird er durch verſchiedene Uebungen gewöhnt, auf der Hand des Falkoniers zu ſitzen, von da in die Höhe zu ſteigen, und wieder zurück zu kommen. . Nahrung. Dieſe beſteht bloß in lebendigem Raube, nie fällt er aufs Aas. In Island und Norwegen machen de Schnee- und Moraſthühner feine vorzüglichfte Nahrung aus. Verfliegt er ſich in andere Gegenden, fo ſtöͤßt er auf Haſen, Rebhühner, Tauben und andere Vögel. Abgerichtet greift er Reiher, ja ſelbſt Kraniche, Haſen, Hühner aller Art an. Beim Angriff in der Luft ſucht er immer höher zu kommen, als das angegriffene Thier, und ſtößt von oben herunter. Reiher und Kraniche halten ihm dann ihre ſpitzigen Schnäbel ſenkrecht entgegen, und nicht ſelten verwundet er ſich an ihnen; stößt er fehl, ſo ſchwingt er ſich ſchnell aufs Reue in die Luft, und verſucht einen neuen, kräftigen Stoß bis er ſeinen Zweck erreicht hat, oder ermüdet abziehen muß. Immer aber ſtößt er etwas ſeitwärts, damit er ſich weniger verwunde. In der Gefangenſchaft muß er immer mit friſchem Fleiſche, beſonders von Geflügel, gefüttert werden, daher iſt feine Unterhaltung etwas koſtbar. 15 Er niſtet in unzugänglichen Felſen, und das Weibchen legt drei bis vier Eier, deren Farbe unbekannt, höchſt wahrscheinlich aber weiß iſt, wenn man nach den Eiern des ähnlichen Wanderfalken ſchließen darf. Faber fand ſein Reſt in Island auf einem faſt unerſteiglichen Felſen. Es war groß und flach. Die Materialien waren nicht angegeben. Im Reſte ſaßen drei ganz flugge Junge. Die fchreienden Alten umkreisten ihn fo nahe, daß er ſie ſchießen konnte, aber fie griffen nicht an, wie die Raubmeven und Seeſchwalben. Die Alten hatten die Jungen reichlich mit Taucherhühnern, Alken, Papageitauchern und Meben verſehen. Island war in frühern Zeiten das Land, welches am meiſten Jagdfalken lieferte. Feinde dieſes Vogels ſind keine bekannt. 3 Pe Man fängt ihn in mancherlei Raubvögelfallen, wo eine lebendige Taube zum Köder dient, beſonders fängt man ihn in einer Art von Schlagnetz. Sein unmittelbarer Nutzen für uns iſt oder war auf die ehemalige Falkenjagd beſchränkt. Sein Schaden betrifft viel nützliches Geflügel, unter denen er eine große Niederlage anrichtet. Taf. 3. Der Wanderfalke. Falco peregrinus. Le Faucon pelerin. Synonime. Taubenfalke, Blaufalke, Tannenſalke, großer Baumfalke. Falco peregriuus Gmel, Falc barbarus ibid. Falco com- munis ibid. Falco gibbosus Falco ater. F. naevius. Falco abietinus Bechſtein und Borkhauſen. Faucon noir passager, Faucon soris. Commune Faucon, peregrine Falcon, commun Falcon, Spotted Winged Falcon. Schon die Menge der Synonimen zeigen, daß dieſer Falke in mehrern Kleidern erſcheint, und ſehr abweichende Varietä— ten hat. 5 Wachshaut, Augenkreiſe und Füße gelb, in der Jugend grünlich; die Zehen ſehr lang; die Flügel lang, ſo lang als der Schwanz; der Backenſtreif breit, ſchwarz, und in allen Altern deutlich; das Genick weiß gefleckt. Der junge Vogel iſt oben braun, mit hellern Federſäumen, unten brandgelb, mit braunen Längeflecken; der Schwanz, mit ſieben bis neun hellen Querbändern. A: Der alte Vogel oben aſchblau, mit ſchwarzen Querflecken, unten röthlich oder blaulich weiß, mit ſchwarzen Wellenlinien; Schwanz mit neun bis zwölf ſchwarzen Querbinden. Die Größe des Vogels varirt ſo ſehr, daß man Männchen findet, welche nicht ſo groß wie eine Krähe, und Weibchen, welche ſo groß wie Raben ſind. m ; Es wäre zu weitläufig, alle Farbenveränderungen dieſes Vogels zu beſchreiben. Je jünger der Vogel iſt, deſto dünkler iſt fein Unterleib, und jede Feder hat in der Mitte einen ſchwarzbraunen Schaftfleck, und iſt braungelb geſäumt, Kehle und Backen ſind weiß; am jungen Männchen ſind die Flecken kleiner als am Weibchen, und das Brandgelbe iſt mehr herrſchend. Die Flecken erſtrecken ſich auch auf die langen Hoſenfedern und auf die untern Deckfedern des Schwanzes. Je älter der Vogel dagegen wird, deſto weißer wird der Unterleib. Beim Männchen iſt der Vorderhals bis zur Bruſt weiß und ungefleckt / die Bruſt gelblich, mit ſchwarzen Querflecken, alle übrigen Federn des Unterleibes und die Federhoſen weiß, blaulich überlaufen; mit ſchmalen, ſchwarzen Querſtreifen oder Querlinien; beim alten Weibchen iſt die Farbe des Unterleibes reiner weiß mit noch ſchmälern Querſtreifen. Man bemerkt eine ganz ähnliche Farbenveränderung bei vielen Edelfalken und bei den Habichten, die Längsflecken und das Gelbe gehören immer dem jungen Vogel, das Weiße und die Querſtreifen dem alten an. . Die Länge eines ausgewachſenen Männchen iſt 16 bis 18 Zoll, die Breite 36 bis 43 Zoll; die des Weibchens 19 bis 21 Zoll, die Breite 43 bis 48 Zoll. 1 Verbreitung und Aufenthalt. Man findet dieſen Edelfalken vom Polarkreiſe an durch ganz Europa, in den nörd— lichen Theilen von Aſien; in Nordafrika und Nordamerika. Aber immer findet man ihn nur in Gegenden, wo Felſen oder Gebirge in der Nähe find, am liebſten aber im Mittelgebirge. Im Winter iſt er ein Strichvogel, der nicht eigentlich aus— wandert, ſondern umherzieht. Während der Begattungs- und Brutzeit hat er feinen Standort, den er jährlich wieder bezieht. Nirgends iſt er eigentlich häufig, aber auch nirgends ſehr ſelten, als wo es gar keine Gebirge und Felſen giebt, dort ſieht man ihn nur im Winter in großen Waldungen und ihrer Nähe. Im Sommer bleibt er auf feinen Felſen, und beſucht die Felder wenig. Im Herbſt und Winter aber fit er auf Steinen, kleinen Hügeln und Erdſchollen. Eigenſchaften. Der Wanderfalke iſt ſtark, muthig, kühn, gewandt, und hat einen leichten, rauſchenden, und außer⸗ ordentlich ſchnellen Flug. Dieſer wird durch ſeine ſtarken nnd ſpitzigen Schwingen, durch feinen harten Schwanz, durch feine knapp anliegenden Federn und durch feine ſtarken Muskeln und Sehnen möglich. Im Fluge macht er viele und ſchnelle Flügelſchläge, ſchwimmt ſelten und ſtreicht niedrig über die Erde weg. Rur im Frühjahr ſchwingt er ſich zuweilen zu einer unermeßlichen Höhe in die Luft. Wenn er ſich vom Boden aufſchwingt, breitet er den Schwanz aus, und fliegt, ehe er ſich in die Höhe hebt, erſt eine kleine Strecke dicht über die Erde hin. Aus großer Höhe ſtößt er pfeilſchnell auf ſeinen Raub herab. Einen großen Haß hat er gegen den Uhu, fliegt weit nach ihm, und ſtößt mit Muth auf ihn, und bei dieſer Gelegenheit ſcheint ihn feine Vorſicht zu verlaſſen. Scheue und Vorſicht find ſonſt vorzügliche Eigenſchaften dieſes Vogels. Des Nachts wählt er hohe Nadelbäume in Wäldern zu feinem Ruheplatze, und geht erſt Abends ſpät dahin. Am Tage ſitzt er ungern auf Bäumen. Sitzend zieht er den Hals ſehr ein, ſo daß man denſelben gar nicht ſieht. Seine Stimme iſt ſtark und volltönend, kgiak, kgiak, oder kajak, kajak. Man hört fie aber, außer der Begattungszeit, nicht oft. Er liebt die Ein— ſamkeit, und ſtreift immer einzeln umher, nur zur Begattungszeit ſieht man ihn mit ſeinem Weibchen. Im gezähmten Zuſtande iſt er gelehrig und folgſam, und er wurde daher wie der Jagdfalke ehemals zur Falkenjagd gebraucht. Nahrung. Dieſe beſteht einzig in Vögeln, welche er nur im Fluge erhaſcht; ſitzenden kann er nichts anhaben, es wäre denn, daß dieſelben auf einem Baume ſäßen. Er raubt Vögel von der Größe einer Lerche bis zur Größe einer Gans. Reb— hühner und Tauben haben an ihm ihren größten Feind. Auch auf Krähen ſtößt er. Den auf den Waſſer ſchwimmenden Enten kann er nichts anhaben, aber wenn ſie auffliegen, ſo hat er eine mit Blitzesſchnelle weg. Nicht ſelten ſah man, daß wenn der Jäger auf Enten ſchoß, und dieſe aufflogen, ein Wanderfalke dann erſt eine Ente ergriff. Würde er auf Vögel ſtoßen, welche auf der Erde ſitzen, ſo wäre er in Gefahr, bei der Gewalt und Schnelligkeit ſeines Stoßes ſich die Bruſt zu verletzen. Die Tauben ſuchen ſich im ſchnellſten Fluge vor ihm zu retten, und ihn zu überſteigen. ſtößt der Falke ein paar mal fehl, ſo zieht er ermüdet ab. Zuweilen entgehen ihm die Tauben, indem ſie ſich ins dichteſte Gebüſch flüchten, und Naumann ſah ſogar eine Taube ſich ins Waſſer ſtürzen, und dadurch ihrem Feinde entgehen. Zuweilen verfolgt er die Tauben in die Schläge, wie der Taubenhabicht. Auch Brachvögel, Schnepfen und andere Sumpfoögel greift er an. Seine Beute verzehrt er immer auf freiem Felde. Große Vögel frißt er auf der Stelle, kleinere trägt er an einen bequemen Ort. Vierfüßige Thiere fängt er in der Freiheit nie, und Aas rührt er nie an. Sein Appetit iſt immer groß, Naumann ſah einen gefangenen in zwei Tagen einen ganzen Fuchs aufzehren, und drei Krähen in einem Tage freſſen. Er packte oft ſechs Sperlinge, in jede Klaue drei, wobei er ſich auf die Ferſe ſetzte, dann einem nach dem andern den Kopf einkneipte, und bei Seite legte. Er rupft die Vögel, und verzehrt fie dann ſtückweiſe. Die kleinen Vögel verſchluckt er mit den Einge— weiden, bei größern läßt er dieſe liegen. Merkwürdig iſt es, daß dieſer kühne Vogel ſich von andern ſeine Beute rauben läßt, ohne ſich zu vertheidigen, Buſſarde und Gabelweihen bemächtigen ſich feines Raubes oft, er fliegt, ſobald er fie ankommen ſieht / davon. Das Neſt des Wanderfalken ſteht entweder auf den höchſten Nadelbäumen eines Waldes, noch häufiger aber in den Ritzen faſt unerſteiglicher Felſen, oft in ſolchen, wo unten gangbare Straßen vorbeiführen, wo er von oben herab auf das Treiben der Menſchen mit aller Sicherheit ſehen kann. In ſolchen Felſen iſt das Reſt nichts, als eine ſchlechte, unordentliche Niederlage von Reiſern und etwas locker darauf liegendem Geniſte. Die zwei, höchſtens vier Eier, ſind länglichrund, etwas bauchig, oben zugerundet, unten ſtumpfſpitzig, glattſchalig, grauweiß mit feinen blaulichen, nur in den Poren ſichtbaren Pünktchen, zuweilen ſollen fie auch braun gefleckt ſeyn, welches oft bei Raubvögeleiern vorkommt. Die Brütezeit dauert drei Wochen. Das Männ— chen bringt dann dem brütenden Weibchen oft Beute, oder ſtreicht lautſchreiend hoch über das Neſt. In dieſem Zeitpunkt iſt er auch am meiſten raubgierig und kühn. Die Jungen verlaſſen das Neft oft ſchon ehe fie recht fliegen köͤnnen, und werden dann zuweilen gefangen. Außer dem Menſchen und Eingeweidewürmern hat dieſer Vogel keine Feinde. Die Jagd iſt bei ſeiner Scheuheit und Schlauheit ſehr ſchwer, und nur, wenn er recht voll gefreſſen iſt, läßt er ſich zu Schuſſe kommen. In Raubbögelfängen wird er nur dann gefangen, wenn die Taube, welche als Anziehungsmittel gebraucht wird, flattern kann. Nur als Jagdfalke hat er für den Menſchen einen unmittelbaren Nutzen, dagegen iſt, wo er ſich lange aufhält, ſein Schaden an nützlichen Vögeln, beſonders auch an Haustauben, bedeutend. Taf. 3. Gehaubter Falke. Falco lophotes. Faucon huppart Tem. pl. col. 10. Dieſer ſchöne Falke zeigt einige Abweichung im Bau ſeiner Füße, und könnte vielleich zu einer eigenen Gruppeer hoben werden, Dieſe Füße find kurz und glatt; die Zehen faſt gleich lang, mit kleinen, an Größe, unter einander wenig abweichenden Nägeln; der Schnabel iſt ſehr gebogen, hat an den Seiten eine Furche, und die Zügel ſind mehr mit Federn bedeckt, als bei andern Arten. Allein die Form der Flügel und der Zahn am Schnabel reihen dieſen Falken doch unter die Edelfalken. Ein Buſch von ſehr langen und ſchmalen Federn ziert das Hinterhaupt. Dieſer Buſch, fo wie der Kopf, die Gurgel, alle obern Theile des Körpers, der Schwanz, die Schenkel und der Unterleib ſind ſchwarz, ins Blau ſchimmernd; auch die kleinen Deckfedern der Flügel und die Schwungfedern haben dieſe Farbe; aber ein Theil der großen Deckfedern, ſo wie die Schwungfedern der zweiten Reihe, haben an den äußern Bärten große weiße Flecken mit lebhaft kaſtanienbrauner Einfaſſung; über die Bruſt läuft ein breiter weißer Gurt, und unter ihm ein kaſtanienbrauner; Bauch und Seiten ſind mit roſtrothen und kaſtanienbraunen Bändern geziert; ein Theil der Ferſe iſt befiedert, der nackte Theil hat ſechseckige Schuppen. Der Schwanz hat gleich lange Federn, und keine Bänder. Die ganze Länge iſt 13 ½ Zoll. Man kennt ein einziges Exemplar dieſes ſchönen Falken, welches im Pariſer Muſeum ſich befindet, und durch Herrn Leſchenault aus Pondichery gefandt worden iſt.— Taf. 3. Der Chiquera. Falco chiquera. Le Chiquera. Vaillant oisseauv dAfrique. T. 1. 30. Am Oberſchnabel zwei ſehr deutliche Zähne; die Flügel bedecken nur zwei Deittheile des Schwanzes, dieſer iſt etwas abge- ſtuft und abgerundet. Der Scheitel und Hinterhals iſt dunkel roſtroth; auch an der Schnabelgegend, am Vorderhalſe und an 21 den Achſeln find die Theile ſchwach roſtfarb überlaufen. Alle vordere Theile find weiß mit ſchwachen grauſchwarzen Querſtreifen; der Rücken iſt ſchön blaugrau, auf den Deckfedern der Flügel mit ſchwärzlichen Querflecken, der Schwanz grau, mit eben ſolchen Querflecken und einer breiten, ſchwarzen Binde, hinter welcher noch eine ſchmale weißröthliche den Schwanz endigt. Der Schnabel iſt blaßgelb, Füße und Augen ſchön gelb. Dieſer Vogel findet ſich nach Vaillant in Bengalen. Von ſeiner Lebensart iſt nichts bekannt. Taf. 4. Der weißkehlige Falke. Falco albogularis. Faucon & gorge blanche. Falco deiroleucos. Temmink pl. col. 348, Von der Größe des Wanderfalkens. Die obern Theile find ſchwarz, eben fo die Flügel, der Schwanz; die Backen, der Bauch und die Seiten des Unterleibes; alle dieſe Theile ſind grau, blaulich überlaufen, daher ſcheinen ſie dunkel bleigrau. Auf dem Schwanze bemerkt man fünf bis ſechs Reihen von unterbrochenen Flecken. Die innern Fahnen der Schwungfedern ſind beim Weibchen roſtfarb, beim Männchen weißlich gefleckt; am Bauche ſind dagegen unterbrochene roſtrothe Fleckenbänder, die Kehle rein weiß; die Bruſt roſtfarben mit ſchwarzen Schaftflecken; die Hoſen, die Aftergegend, und die untern Deckfedern des Schwanzes find lebhaft kaſtanienbraunroth. Die Farben des jungen Vogels ſind nicht bekannt. * Das Vaterland iſt das ſüdliche Braſilien. Taf. 4. Der Lerchenfalke. Falco subbuteo. Faucon hobereau. Synonime. Baumfalke, Weißbäckchen. Hobby Falcon. Wachshaut, Augenkreiſe und Füße gelb; die Zehen ſehr lang und dünn; die Flügel reichen in der Ruhe bis über den Schwanz hinaus. Der Backenſtreif breit, und von den weißen Wangen ſehr abſtechend; Das Genick weiß gefleckt; die obern Theile des Körpers nebſt der obern Seite des Schwanzes ungefleckt einfärbig braunſchwarz, aſchblau überlaufen, unten weiß mit ſchwärzlichen Flecken an Bruſt und Bauch; Hoſen und Aftergegend hell roſtfarb. Das Weibchen iſt auf dem Rücken mehr ſchwarzbraun als ſchwarzblau, an der Bruſt viel gröber und dichter gefleckt. Es iſt bedeutend größer als das Männchen. Am jungen Vogel ſind Hals und Bruſt roſtgelb, mit ſchwarzbraunen Längsflecken; die Gegend um den After und die Hoſen mehr gelblich roſtroth, mit ſchwarzbraunen Schaftſtrichen. Länge des Männchens 12 Zoll, die Breite 31 Zoll; das Weibchen iſt etwa 1 ½ Zoll länger und 2 Zoll breiter. Aufenthalt. In Europa bewohnt der Lerchenfalke nur die wärmern und gemäßigten Theile, und geht nur bis ins ſüdliche Schweden. Er ſoll auch im ſüdlichen Sibirien vorkommen. In Deutſchland und der Schweiz iſt er nicht ſelten, aber auch nicht gemein. Im Oktober zieht er fort und kommt im April wieder. Den Tag über iſt er faſt immer auf freiem Felde, des Abends aber zieht er zu Walde. In der Begattungszeit iſt er häufiger im Wald, aber immer nur am Rande deſſelben, oder in kleinen Feldhölzern. Eigenſchaften. Ungeachtet er klein iſt, ſo iſt doch dieſer Vogel muthig, gewandt, ſchnell und kühn, Er fliegt leicht und ſehr geſchickt, ſitzt den Tag über mehr auf Erdſchollen als auf Bäumen. Er ſchreit hoch und angenehm, gäth, gäth , gäth, oft und ſchnell wiederholt, am meiſten in der Brutzeit, oft aber auch ſchreit er kick, kick. Er iſt ſehr ſcheu und vorſichtig, und ſieht ſich wohl um, ehe er auf einem Baume ſich zur Nachtruhe niederläßt. Den Waldvögeln thut er wenig zu leide, dagegen den Feldvögeln, beſonders iſt er ein geſchworner Feind der Lerchen. Er läßt ſich ſehr zahm machen und zum Ler⸗ chenfang abrichten, muß aber im Winter vor ſtarkem Froſt geſchützt werden. Nahrung geben ihm vorzüglich alle kleinern Feldvögel, Lerchen, Schwalben, Wachteln und junge Rebhühner. Er fängt alle nur im Fluge, und foll keinen auf der Erde ſitzenden Vogel angreifen. Alle Vögel fällt er von oben herab an, daher ſuchen ſie über den Raubvogel ſich hinaufzuſchwingen, und ſind dann ohne Furcht vor ihm, und dieſelbe Lerche, welche nahe an der Erde oft vor ihm ſo erſchrickt, daß ſie zwiſchen die Füße der Menſchen und Pferde flüchtet, und oft mit den Händen gefangen werden kann, ſingt ruhig ihr ſchönes Lied, wenn ſie über dem Falken in der Höhe ſchwebt. Er verfolgt oft den ſtöbernden Hühnerhund, und fängt mit Blitzesſchnelle den auffliegenden Vogel. Nicht bloß Vögel, ſondern auch Inſekten, Heuſchrecken, Maikäfer, fängt er im Fluge, und frißt fie, dagegen berührt er nie Aas, auch im größten Hunger nicht. Er niſtet in großen und kleinen Feldhölzern, aber nur auf den höchſten Bäumen, nahe am Gipfel. Das Neft beftcht auswendig aus dürren Reiſern, inwendig aus Borſten, Haaren, Moos u. dgl., zuweilen ſoll er auch in Felſenſpalten, und ſogar in weiten Baumhöhlen niſten. Oft erweitert er nur ein altes Krähenneſt, und bezieht bisweilen zwei Jahre daſſelbe. Die drei bis vier Eier find rundlich, und variren ſehr in der Farbe, der Grund iſt meiſt ſchmutzig weiß oft röthlich, oft blaulich weiß; die Flecken auf denſelben aber rothbraun oder roſtroth, meiſt klein, oft auch bilden einige zuſammengedrängte einen größern Flecken. Zwiſchen den rothbraunen findet man kleinere verwaſchene. Die Brutzeit dauert drei Wochen, und die Jungen werden mit Vögeln und Inſekten gefüttert. Feinde hat er außer dem Menſchen und einigen Schmarotzerinſekten und Eingeweidewürmern wohl keine. Die Jagd iſt bei ſeiner Scheuhe und Schnelligkeit ſehr ſchwierig, und er geräth nur zufällig in Schußnähe. Auf der Krähenhütte geſchieht es noch am öfterſten. Auch auf den Lerchenheerden wird er zuweilen gefangen. Nutzen und Schaden find für unſere Oekonomie unbedeutend. Taf. 4. Der Merlin» Falke, Falco aesalon. Le Rochier. Synonime. Steinfalke, Blaufalke, Zwergfalke. Falco lithofalco. Linnei. F. caesius. Meyer, L’Emerillon. Beſchreibung. Der Schwanz gebändert, etwas länger als die zuſammengelegten Flügel. Wachshaut und Beine gelb. Das alte Männchen iſt oben aſchblau, mit ſchwarzen Schaftſtrichen und einer ſchwarzen Binde am Ende des Schwanzes; 0 22 unten roſtgelb mit braunen lanzetflecken. Weibchen und junger Vogel oben graubraun, mit roſtfarben Flecken und Feder⸗ kannten; unten gelbweiß, mit braunen Längsflecken; Schwanz graubraun, mit fünf bis ſechs gelblich weißen Querbinden. 5 Am Nacken des Männchens iſt ein roſtbrauner, weißgefleckter Kragen, am Weibchen iſt derſelbe heller und mehr weiß. Der Backenſtreif iſt bei beiden Geſchlechtern ſehr undeutlich. Länge des Männchens 9 Zoll, des Weibchens 10 Zoll. b Aufenthalt. Man bemerkt dieſen Vogel allenthalben in Deutſchland, aber nirgends häufig, auch in der Schweiz findet er ſich ſelten. Dagegen geht er weit gegen Norden, und verſieht daſelbſt den Baumfalken und Thurmfalken, er ſcheint bis nahe an den arctifchen Kreis zu gehen, wandert aber in den nördlichen Gegenden im Herbſt aus. Er iſt ein Feldvogel, der nur den Saum der Waldungen bewohnt. ö 8 Eigenſchaften. Er iſt faſt der kleinſte unſerer europäiſchen Falken, nur der rothfüßige Falke mag ihm gleich ſeyn. Er iſt beherzt, ſchnell, vorſichtig und gewandt. Sein Auge iſt ſcharf; fein Flug reißend ſchnell, dem Flug der Mauerſchwalbe ähnlich. Er fängt die Vögel wie der Baumfalke, im Fluge. Er iſt ſehr ſcheu, bei Verfolgung ſeines Raubes aber auch ſehr unvorſichtig. Er fliegt meiſt niedrig, nahe über der Erde, wenn er auf Raub ausgeht. Er übernachtet nie auf dem Felde, ſondern immer in nahen oder vom Felde entfernten Holzungen, und iſt bei Aufſuchung ſeiner Schlafſtätte eben ſo vorſichtig, wie der Baumfalke, doch übernachtet er oft auf jungen Bäumen, beſonders von Nadelholz. Seine Stimme iſt ki-ki-ki- ki, und in der Begattungszeit Keiha. 1 Nahrung. Kleine Vögel, Lerchen, Ammern, Finken, Schwalben, auch Droſſeln und Regenpfeifer. Die ſtillſitzenden läßt er in Ruhe, aber auf laufende ſtößt er ebenfalls mit Blitzesſchnelle. Raumann ſah ihn ſogar auf eine Gans ſtoßen, wo er aber freilich unverrichteter Sache abziehen mußte. Auch größere Inſekten, Miſt- und Maikäfer, Heuſchrecken fängt er im Fluge, Aas verachtet er, auch im Hunger. a a 5 Die Fortpflanzung geſchieht nicht ſehr tief in Wäldern, mehr an deren Rande, da er immer Felder in der Nähe haben muß, um Beute zu holen. Er bezieht alte Krähenneſter, welche er ausbeſſert, oder baut ſich ein eigenes unkünſtliches Reſt, mit Unterlage gröberer Reiſer, inwendig mit feinern Reiſern ausgefüttert. Die vier bis ſechs Eier ſind rundlich, kurz, bauchig, wenig glänzend, und ähneln denen der Thurmfalken, da ſie auf weißbläulichem Grunde kaſtanienbraun marmorirt find. Sie variren aber wie die Eier anderer Raubvögel in Zahl, Größe und Form der Flecken. Die Brutzeit ſoll nur 10 Tage dauern. Feinde hat er außer dem Menſchen und einigen Schmarotzthieren keine. Die Jagd iſt ſchwer, und nur in ſeinem Ruheſtande iſt er ziemlich leicht zu ſchießen. Nutzen und Schaden ſind für unſere Oekonomie unbedeutend. Taf. 5. Rothfüßiger Falke. Falco rufipes. Faucon d pieds rouges-Temminck. Synonime. Falco vespertinus Gmel. Linn. Variete singuliere de hobereau. Buff. pl. enlum. 431. Ingrian Falcon. Lath. Falco barletta piombina. Augenlieder, Wachshaut und Füße wenig roth, beim Jungen röthlich gelb; die Krallen gelb weiß; Flügel und Schwanz gleich lang. Dieſer kleine Falke varirt ſehr nach Alter und Geſchlecht. Das alte Männchen iſt einfärbig fehieferblau ; Schwanz ſchwärzlich. Das junge Männchen und Weibchen iſt unten gelblich weiß, mit braunen Längsflecken; die Kehle rein weiß; der Rücken tiefbraun, mit roſtfarben Federkanten; der Schwanz weißlich roſtbraun, ſchwarzbraun gebändert. Das alte Weibchen iſt oben dunkelaſchgrau, mit ſchwarzen Querflecken; unten hell roſtfarben, mit weißer Kehle und After, Schwanz aſchblau, ſchmal ſchwarz gebändert. Das Weibchen iſt 12 Zoll lang und 30 Zoll breit, das Männchen iſt etwas kleiner. Dieſer Falke ſoll beſonders im öſtlichen Europa zu Hauſe ſeyn. In Rußland iſt er ziemlich gemein, auch findet man ihn in Schleſien und Oeſtreich. In Italien und dem ſüdlichen Frankreich iſt er nicht ſelten, wohl aber in der Schweiz und im größten Theil Deutſchlands. Er liebt mehr Feldhölzer und freie Gegenden als große Waldungen. In der Schweiz iſt er in einigen Gebirgsgegenden öfters angetroffen worden, und ſoll auch daſelbſt niſten. Er iſt ein Zugvogel, der bei uns erſt mit Ende April oder May ankommt, und im Auguſt und September wieder wegzieht. Eigenſchaften. Er iſt nicht ſehr ſcheu, und träger als die andern Edelfalken. Sein Flug iſt leicht, oft ſchwimmend und ſchön. Die Stimme ähnelt dem des Baumfalken und Thurmfalken, ein helltönendes ki-ki-ki. Er liebt bei feinen Wande— rungen die Gefellfchaft feines Gleichen. Wir erhielten vor einigen Jahren ein Männchen, welches mit einem großen Trupp anderer fi auf einem Acker niedergelaſſen hatte. Man ſieht dieſen Falken oft ſehr foät am Abend, wenn es ſchon dunkel iſt, nach Inſekten herumfliegen, da er am Tage dagegen öfters auf Aecker ſich ſetzt. Bäume, welche dürre Wipfel haben, wählt er am liebſten zum Ruheplatz. Nahrung. Dieſe beſteht mehr aus Inſekten und kleinen Reptilien als aus Vögeln. Man findet in ſeinem Magen faft immer nur Inſekten, beſonders Heuſchrecken und Käfer aller Art. Daher ſieht man ihn oft auf friſchgepflügten Aeckern, wo er beſonders Engerlinge aufſucht. Er verzehrt auch Eidechſen, und wahrſcheinlich auch Mäuſe. Da wo er niſtet, mag er wohl auch Vögel fangen, beſonders ſolche, welche im Reſte ſitzen. Fortpflanzung. Von dieſer iſt noch nichts bekannt. Nach einem in der Schweiz in einem Felſen entdeckten Neſte, zu welchem man aber nicht gelangen konnte, ſcheint er, wie der Thurmfalke, in Felſen zu bauen, ob auch auf Bäumen, wiſſen wir nicht? Feinde hat er an Raben und Krähen und an Schmarotzinſekten. Jagd. Da er nicht ſcheu iſt, ſo iſt er leicht mit der Flinte zu erlegen, wenn man ihn beſchleicht. Durch feine Nahrung iſt er für unſere Oekonomie ſehr nützlich und von Schaden iſt nichts bekannt. Taf. 5 Der Thurmfalke. Falco tinnunculus. Faucon cresserelle. Synonime. Kirchenfalke, Rothfalke, Röthelweihe, Rüttelgeier, Wannenweher, Wännerli. Falco alaudarius Gmel. Falco brunneus. Bechſt. Falco fasciatus Retz. Kestril Falcon. Falco acertello. Mit gelber Wachshaut und Füßen, ſchwarzen Klauen; Schwanz lang und zugerundet; Oberleib roſtfarb, ſchwarz gefleckt; Unterleib gelblichweiß, mit braunen Schaftflecken. Das Männchen kleiner als das Weibchen, mit aſchgrauem Kopf und feinen ſchwarzen Federſchäften. Ein kurzer ſchwarzer Streif geht vom Mundwinkel herab. Die Kehle iſt weiß; die Bruſt gelbröthlich weiß, mit kleinen länglichen und lanzetförmigen braunſchwarzen Flecken; Hoſen röthlichweiß ungefleckt; Rücken ziegelroth, mit ſchwarzen Flecken, welche im Alter an Zahl abnehmen. Schwingen braunſchwarz; Schwanz aſchgraublau, mit einer breiten, ſchwarzen und ſehr ſchmalen weißen Endbinde. Beim Weibchen iſt auch der Kopf und der Schwanz roſtfarben, letzterer mit ſchmalen Querlinien von ſchwarzen Flecken, die Endbinde ſchwarz, unten roth und endlich weiß geſaumt; der Unterleib mehr gelb, die Flecken größer. Das Männchen iſt 13 Zoll lang und 29 Zoll breit; das Weibchen etwas größer. Die Flügel reichen bis ans Ende des Schwanzes. Der Thurmfalke iſt über ganz Europa verbreitet, und ſoll auch in Aſien vorkommen; in Nordamerika ſcheint Falco sparverius, eine kleinere Art, ſeine Stelle zu vertreten. Im wärmern Europa iſt er häufiger als im kältern, welches letztere er im Winter verläßt. Gebirgigte und felſenreiche Gegenden zieht er den Ebenen vor. Vorzüglich bewohnt er gerne alte Ruinen und verlaſſene Schlöſſer, oft aber auch iſt er mitten in Städten in alten Thürmen anzutreffen. Den Tag über ſieht man ihn nur auf Feldern, und des Nachts, wenn er nicht in Thürmen oder Schlöſſern wohnt, weilt er in den Waldungen in der Nähe ſeiner Wohnungen. In den felſigten Voralpen der Schweiz iſt er häufig, und bewohnt den Sommer über die Felſenſpalten. Eigenſchaften. Er iſt zwar ſchnell und gewandt, allein in dieſer Hinſicht, ſo wie an Muth, ſteht er den übrigen Edelfalken nach. Er fliegt ſchnell und leicht, und zankt häufig mit den Krähen. Seine Stimme läßt er öſters hören, und ſtößt ſein kli, kli, kli, ſehr oft mit Schnelligkeit hinter einander aus, es klingt nicht unangenehm. Er fliegt gewöhnlich nicht hoch, und hat das Eigene, daß er oft mitten im Fluge gleichſam ſtille ſteht, und die Flügel rüttelnd lange ob der gleichen Stelle ſich ſchwebend erhält; daher der Name Rüttelweihe, den man aber auch oft mit Röthelweihe, von feiner röthlichen Farbe her, ver— wechſelt. Er wird, aus dem Neſte genommen, ſehr zahm, und lernt ſeinen Fütterer kennen, lauft ihm ſchreiend entgegen wenn er ihn ſieht, und verwundet ihn mit feinen Klauen nicht. Man ſoll ihn ſogar zum Aus- und Einfliegen gewöhnen konnen. Ueberhaupt iſt er der zahmſte Raubvogel, der, da er oft mitten unter den Menſchen wohnt, ſie auch wenig ſcheut, wenn er von ihnen nicht verfolgt wird. Auf freiem Felde iſt er aber doch ſehr aufmerkſam, und läßt ſich nicht ankommen. Selten ſetzt er ſich, und wenn es geſchieht, mehr auf Steine und Zäune, oder auf die Spitze einzelner Bäume. Man ſoll ihn zum Fang von Lerchen und anderer kleiner Vögel abrichten können. Männchen und Weibchen leben den ganzen Sommer durch beiſammen. Nahrung. Seine Hauptnahrung ſind die Feldmäuſe, auch Eidechſen, Fröſche und kleine Vögel, welche er aber nur im Sitzen, nie im Fluge angreift. Die Sperlinge haben, beſonders wo er in Städten oder Schlöſſern wohnt, an ihm einen argen Feind. Er verfolgt ſie unter die Dächer und holt ſie aus ihren Schlupfwinkeln hervor. Oft rüttelt er ſich lange an einer Stelle auf dem Felde, und ſtößt dann mit großer Schnelle auf eine Maus oder Lerche, welche er aber oft verfehlt. Auch Inſekten, Heuſchrecken, Käfer, Engerlinge, frißt er. An größere Vögel als an Wachteln wagt er ſich nicht. Zuweilen foll er zwar auch nach Tauben ſtoßen, allein wenn es geſchieht, fo kann er ihnen doch nichts anhaben, weil fie ihm zu groß und zu ſchnell ſind. Fortpflanzung. Sein Neſt macht er in den Ritzen und Mauerlöchern alter Schlöſſer, Kirchthürmen oder in Felſen, ſelten in einem hohlen Baume. Zuweilen ſoll er verlaſſene Krähenneſter beziehen, oft aber auch ein eigenes Neſt auf hohe Fichten, Tannen oder Eichen bauen. Es ſteht gewöhnlich hoch und nahe am Wivpfel, iſt auswendig aus dürren Reiſern feſt und gut gebaut, inwendig mit Haaren, Borſten, Federn und Wolle, auch wohl mit Mäuſefellen ausgefüttert, und bildet eine Halbkugel. In Mauerlöchern und Felſenritzen iſt es weit ſchlechter. Die drei bis ſieben Eier ſind meiſtentheils rundlich und bauchig, oft aber auch länglich eiförmig, doch nie ſtark zugeſpitzt. Sie find etwa 1% Zoll lang und 4% Zoll breit. Die Farbe iſt ſehr abweichend. Die Grundfarbe iſt immer weißlich, graulichweiß oder gelblichweiß, mit hell roſtfarben oder roth— braunen Flecken und Punkten auf die verſchiedenſte Art bezeichnet. Manchmal ſo, daß das halbe Ei rothbraun iſt, und die Grundfarbe gar nicht durchſcheint, die andere Hälfte mit kleinen Flecken beſprengt iſt; andere find dagegen lehmgelb, mit ſehr wenigen Flecken und braunen Punkten; überhaupt ſelten eins dem andern gleich, ſelbſt in demſelben Heft. Die Brütezeit iſt Ende Mai oder Anfangs Juni. Beide Gatten brüten abwechſelnd, doch ſcheint das Männchen nie lange auf den Eiern zu ſitzen. Sie füttern auch die Jungen gemeinfchaftlich. Feinde haben ſie an den Krähen, welche immer mit ihnen zanken. Der Edelmarder und Iltis geht den Eiern nach, wenn ſie auf Bäumen niſten. Jagd. Auf dem freien Felde iſt er ſchwer zu ſchießen, leichter beim Reſte und auf der Krähenhütte. Der Nutzen durch Vertilgung ſo vieler Mäuſe übertrifft weit den Schaden, den er durch das Tödten einiger Lerchen und anderer kleiner Vögel anrichten foll, und der gar nicht in Anſchlag kommen darf, wenn der Menſch die Lerchen bei vielen hundert Dutzenden einfängt und genießt. Taf. 5. Der aldrovandiſche Falke. Falco Aldrovandii. Faucon Aldrovandin. Temm. pl. col. 128, Scheitel, Nacken und Backen find ſchwarz, bleifarbig überlaufen; Rücken, Flügeldeckfedern, Steiß und die beiden mittlern Schwanzfedern blauſchwärzlich; Schwungfedern tiefſchwarz, an der innern Fahne mit großen roſtfarben Flecken. Der Schwanz viereckig, ſchwarz; die äußere Fahne ſchieferfarb überlaufen, die innere mit lebhaften roſtfarben Flecken; Gurgel hell roſtfarben; alle andern Theile des Vorderleibes ſehr lebhaft rothbraun. Wachshaut, Augenkreiſe und Füße gelb. Länge 10 Zoll 6 Linien. Vaterland Java. 24 Taf. 5. Zweizahniger Falke. Falco diodon. TZemm. Faucon diodon. Temm. pl. col. 198. Dieſer Falke iſt von einem andern zweizahnigen Falken, welchen Temmink auf Taf. 38 und 228 ſeiner planches colo- rices abbildet, und den er bidentatus, faucon bidente nennt, wohl zu unterſcheiden. Das alte Männchen iſt an Kopf, Rücken und den Deckfedern der Flügel ſchieferblau; Nacken, Backen und Halsſeiten dunkel aſchgrau; alle untern Theile hellgrau; Gurgel und die untern Deckfedern des Schwanzes weiß. Die kleinen Deckfedern des innern Theiles der Flügel, fo wie die Hoſen lebhaft roſtroth; Schwanz und Schwungfedern oben mit abwechſelnden ſchwarz und grauen Bändern. Die Regenbogenhaut gelb; die Füße pomeranzengelb; der Schnabel hornfarbig. Bei jungen Männchen ſind alle obern Theile dunkelbraun, mit braunen Querſtreifen; die Backen mit roſtbraunen Längs— flecken; die untern Theile weißlich mit ſchwarzbraunen Flecken; die Hoſen roſtroth. Das alte Weibchen iſt wenig vom Männchen verſchieden, nur iſt es weniger ſchwarzblau, mehr braun; die Gurgel weißgelb, ohne Flecken. Die ganze Länge des Männchens iſt 10 ½ bis 14 Zoll, des Weibchens 111% Zoll. Das Vaterland iſt Braſilien, woher der Prinz von Wied und andere Reiſende ihn brachten. Zur Abtheilung der Edelfalken gehören von europäiſchen Arten weiter: Der Schlechtfalke oder Würgerfalke, Falco lanarius; im hohen Norden. Der kleine Thurmfalke, Falco tinnunculoides oder cenchris; aus dem wärmern Europa. Von Ausländern gehören zu dieſer Abtheilung: Fal. bidentatus, Temm, col. 38.; Braſilien. F. punctatus, Temm. pl. col. 45.; Inſel Frankreich. F. concolor, Temm. pl. col. 330.; aus Afrika. F. biarmicus, Temm. pl. col. 343 et 121.5 Paraguay. F. caerulescens, Temm. pl. col. 97.; Bengalen. F. severus, Horsf,, Java. F. anrantius; Braſilien. F. frontalis, F. tibialis, F. rupicolus; aus Afrika. F. sparverius, F. columbarius, F. atrica- pillus; aus Nordamerika. F. pacificus, F. clarus; aus Neuholland. Dritte Familie. Habicht e. Asture s. Autours. Schnabel ſtark, von der Wurzel an gekruͤmmt; der Oberkiefer mit einem großen ſehr auffallenden Zahn. Naſenloͤcher faſt eifoͤrmig. Fluͤgel kurz, auf zwei Drittheile der Schwanzlaͤnge ſich endigend. Die erſte Feder ſtark viel kuͤrzer als die zweite, die dritte beinahe gleich mit der vierten, welche die laͤngſte iſt. Die Federn kurz, platt anliegend und derb. Die Beine mit langem Lauf und langen Zehen, ſehr hohen warzenaͤhnlichen Ballen der Fußſohlen, großen fehr gekruͤmmten und ſehr ſcharfen Krallen. Der Flug ſchnell, ohne viel Fluͤgelbewegungen, meiſtens gerade; ſelten beſchreiben ſie in der Luft Kreiſe, wobei fie den Schwanz ausbreiten. Es find liſtige, kuͤhne Raͤuber; fie ergreifen ihre Beute im Fluge und im Sitzen, wie die Umſtaͤnde es mit ſich bringen. Sie bewohnen die großen, beſonders gebirgigten Waͤlder, doch beſuchen ſie die Ebenen und Felder auch haͤufig, und naͤhern ſich Staͤdten und Doͤrfern. In der Jugend iſt der Unterleib mit herzfoͤrmigen Laͤngsflecken, im Alter mit Querlinien bezeichnet. Taf. 7. Der Taubenhabicht. Falco palumbarius. L Autour. Synonime. Hühnerhabicht, Hühnerdieb, Taubendieb, Hühnergeier, Hühnerweihe, Falco gallinarius, Gmel. Linn. Falco gentilis, ib. Falco marginatus, Lath. Astur palumbarius. Vieill. Falco buteo var. V. Lath. L’Autour sors pl. col. 461 et 423. Greater Buzzard, Gentil Falcon. Alle dieſe bezeichnen den jungen Vogel. Goshafk, Lath. Sparviere da colombi. Sparvière terzuolo. Beſchreibung. Wachshaut, Augenſtern und die großen ſtarken Füße gelb; über den Augen ein weißer Streifen; Oberleib am alten Vogel dunkel aſchgrau, am jungen und Weibchen braun; Unterleib am alten Vogel weiß, mit wellenförmigen, ſchwarzbraunen, zahlreichen Querlinien; bei jungen Vögeln röthlichweiß, mit dunkelbraunen Längsflecken; Schwanz lang, abgerundet, mit vier bis ſechs ſchwarzbraunen Querbinden, indem die mittlern Schwanzfedern vier, die äußern ſechs ſolcher Binden haben. Das alte Weibchen iſt auf den Obertheilen mehr braun als blau, das Weiße an den untern Theilen des Körpers ſtark mit Roſtgelb überlaufen; im hohen Alter aber gleichen fie den Männchen. Länge 18 Zoll. ö Aufenthalt. Ganz Europa, die nördlichſten Theile ausgenommen, das gemäßigte Aſien, Nordafrika und Nordamerika. Man findet ihn in Ebenen und Gebirgen, wo Waldungen mit Wieſen und Feldern abwechſeln; lieber hält er ſich in der Nähe der Dörfer als in großen Waldungen auf. Er iſt das ganze Jahr anzutreffen, doch verläßt er die nördlichen Gegenden über die gar zu kalte Zeit meiſtens, und ſtreicht, immer weiter nach Süden, umher. Eigenſchaften. Er fliegt ungeachtet feiner kurzen Flügel ſchnell, meiſt niedrig, und nur bei ſchönem hellem Wetter ſteigt er höher in die Luft, und kreiſet mit ausgebreitetem Schwanze. Er iſt zwar dreiſt, aber doch ſehr ſcheu und vorſichtig. Das Männchen, obſchon kleiner, iſt dreiſter, ſchneller und muthiger. Man brauchte ihn ehmals als Jagdfalke, allein ſeine Abrichtung und Zähmung ſoll viel mühſamer ſeyn, als die der Edelfalken. Seine Stimme, im Schreck und in der Angſt, iſt ein hohes kirk, kirk, kirk; außerdem, aber ſeltener, ſchreit er giak, giak, giak. Er ſitzt nie auf die Gipfel der Bäume, ſondern immer in die mittlern Aeſte, ſehr ſelten auf einen Stein oder auf den Boden. Des Nachts geht er in kleine Feldhölzer, und übernachtet auf mittelhohen Bäumen. Nahrung. Der Habicht iſt ein ſtarker und kühner Räuber, welcher ohne Unterſchied fliegende und ſitzende Thiere fängt. Er verſchont die kleinen ſo wenig als die großen, Finken, Sperlinge und andere kleine Vögel greift er ſo oft an, als Haushühner, 25 Rebhühner, Krähen, Faſanen, Auer- und Birkhühner und alles was er bezwingen kann. Die Haustauben haben an ihm ihren grimmigſten und furchtbarſten Feind, welcher ſie bis in die Taubenhäuſer verfolgt. Er fällt auch den Haſen an, doch meiſt nur junge, und Mäuſe und Hamſter verſchmähet er nicht. Er greift den Vogel häufiger von unten herauf oder von der Seite, und nicht von oben herab an, oft aber ſtößt er auch von oben herab, doch mehr ſchief als ſenkrecht, wählt aber beſonders die aus, welche einen niedrigen Flug haben. Seine Beute trägt er nicht weit, und verzehrt ſie im Gebüſche auf einem alten Baumſtrunk oder einem andern Baume, auch wohl blos hinter einer Hecke auf dem Boden. Alle Vögel fürchten ihn, und werden bei ſeiner Erſcheinung oft ganz ſtarr vor Schrecken. Man hat Beiſpiele, daß er die Tauben, welche vor Schreck durch Fenſterſcheiben flogen, in die Zimmer verfolgte, und nicht ſelten wird ein Habicht in einem Taubenhauſe gefangen. Die Krähen verfolgen ihn mit großem Geſchrei, allein er haſcht oft eine von ihnen, und beſtraft ſie augenblicklich mit dem Tode. Die Vögel rupft er, Mäuſe verſchluckt er ganz. Aas ſoll er nie berühren, Fortpflanzung. Das Reſt dieſes Habichts wird auf den höchſten Waldbäumen angelegt, am liebſten auf Tannen. Das Reſt iſt ſehr groß, oft mehr als 3 Fuß breit; die Unterlage beſteht aus dürren Aeſten, auf welche grüne Tannen =, Fichten- und Kiefern- Zweige gelegt werden, welche über das Brüten grün bleiben. Ein ſolches Neſt wird mehrere Jahre bezogen, und immer wieder ausgebeſſert. Die Eier, deren zwei bis vier ſind, haben die Größe von Hühnereiern, ſind ſchön eiförmig, und grünlichweiß ungefleckt, oder auch mit verwaſchenen graugrünlichen, unordentlichen Flecken, beſonders um das ſtumpfe Ende. Feinde hat dieſer Vogel an den Krähen, welche aber zu ſchwach ſind, um ihm etwas anzuhaben, aber ſie verfolgen ihn, wo fie nur immer können, und zwingen ihn nicht ſelten, feine Beute fahren zu laſſen, oder warnen andere Vögel durch ihr Geſchrei. Rur in Geſellſchaft greifen ſie ihn an, und retten manche Taube und manchen Haſen. Schmarotzinſekten hauſen auch in ſeinen Federn. Jagd. Man fängt ihn in verſchiedenen Fallen, in welche er durch eine lebende feſtgebundene Taube gelockt wird. Wenn er ſich recht fatt gefreſſen hat, fo läßt er den Jäger oft auch an ſich kommen. Selbſt auf den gewöhnlichen Vogelheerden, wo er nach den Lockvögeln ſtößt, wird er, wie fein Kamerad, der Sperber, oft gefangen. Nutzen und Schaden. Wenn irgend ein Raubvogel unſerer Oekonomie ſchädlich iſt, ſo iſt es dieſer. Haustauben und Haushühner ſind ihm vorzüglich angenehm, und er thut daran am meiſten Schaden. Auch der Jagd thut er großen Eintrag, was ihm aber an wildreichen Orten nicht zum Schaden angerechnet werden kann, obgleich er ſehr gefräßig iſt. Dagegen iſt ein eigentlicher Nutzen für unſere Oekonomie von ihm nicht bekannt. In dieſe Abtheilung gehören von inländiſchen Vögeln nur der gemeine Sperber, Falco nisus. Dagegen ſind die auslän— diſchen Arten ſehr zahlreich, und über alle Welttheile verbreitet. Nordamerika beſonders hat einige ſehr nahe verwandte Arten, nämlich: Falco velox, Falco pensylvanicus Temm, pl. col. 67. Ferner: Fal. tyrannus pl. col. 731 F. nitidus pl. 87 et 294. F. atricapillus pl. 79. F. polia gas ter pl. 264 et 295. F. melanops pl. 105. F. leucauchen pl. 306. F. magnirostris pl. 86. F. xanthothorax pl. 92. F. gracilis pl. 91. F. hemidactylus pl. 3. F. brachypterus pl. 441 et 116. F. pileatus pl. 205. Alle aus Südamerika. F. monogrammicus pl. 314. F. mu- sicus Vaill, pl. 27. F. Gabar pl. 122 et 140. F. ta chir o pl. 377 et 240. Alle aus Afrika. F. niveus pl. 127. F. crista- tellus pl. 282. F. limnaetus pl. 131. F. soloensis Horsf. F. Dussumieri pl. 308 et 336. F. virgatus pl. 109. F. cuculoides pl. 140 et 124. F. trivirgatus pl. 303. Aus Indien und endlich aus Neuholland. F. novae Hollandiae Gmel. F. albus Lathum, F. Ray i Horsfield. F. fascilatus Horsf, F. approximans Horsf. F. tor- quatus pl. col. 43 et 93. F. radiatus pl, 123.“ Taf. 8. Der grauſame Habicht. Falco destructor. Aut our destructeur. Harpyia destructor. Vieill. Temm. pl. col. 14. Dieſer Habicht hat ſehr muskuloſe Füße, und furchtbare Klauen. Am Hinterhaupt ſteht ein nach hinten liegender Federbuſch, den der Vogel nicht erheben kann; ſeine Farbe iſt ſchwarz, die Federn mit grauer Spitze; die beiden mittlern Federn ſind länger und breiter als die andern, welche auch mehr grau haben; Kopf und Hals ſind dunkelgrau; ein breites, ſchwarzes Halsband umgiebt den Nacken, ſein oberer Theil vereinigt ſich vorn am Halſe; der Theil des Vorderhalſes unter dieſem Halsband iſt ſo wie die übrigen vordern Theile rein weiß, ungefleckt; an den Hoſen ſtehen auf weißem Grunde ſchwarze Querbinden; der ganze obere Theil des Körpers iſt ſchwarz, mit graulichen Streifen; die Flügelfedern find ſchwarz; am Schwanze vier breite, ſchwarze, und vier dunkelgraue Bänder, die Spitze hellgrau; die Wachshaut ſcheint dunkelgelb, und ſo auch die Füße; der obere vordere Theil der Ferſe iſt mit weißen Federchen bedeckt. Dieſer Raubvogel ſcheint mit dem Alter, wie die meiſten, ſehr mit den Farben zu ändern; der Unterleib bei Jungen hat falbe Flecken, der Schwanz iſt grau, mit kleinen ſchwarzen Flecken marmorirt. Die Länge dieſes Vogels iſt 3 Fuß 2 Zoll bis zu 5 Zoll. Sein Vaterland iſt das ſüdliche Amerika. Er ſoll ſich von größern Säugethieren, beſonders von Faulthieren nähren. Taf. 7. Nacktbackiger Habicht. Falco gymnogenys. Autour a joues nues. Temm. pl. col. 307. Augengegend und Backen nackt, ohne Federn, und wie die Wachshaut gelb. Bei alten Männchen find Scheitel, Hals, Bruſt, und Deckfedern der Flügel ſchön aſchgrau; Schultern und große Deck. federn mit einigen ſchwarzen Flecken; Rücken, Steiß, Bauch, Schenkelfedern, Unterleib in die Quere mit breiten, weißen und *) Die Worte Temm. pl. col. oder die Buchſtaben pl. bedeuten immer die Abbildungen in dem Werke. Temmink et Laugier planches coloriees welches immer noch fortgeſetzt wird. 7 26 ſchmalen ſchwarzen Bändern geſtreift; die Schwungfedern an der Baſis grau, ſchwarz marmorirt, mit weißer Spitze; der Schwanz an der Wurzel eben ſo, der übrige Theil ſchwarz, in der Mitte und am Ende mit einer breiten weißen Binde. Die Beine gelb. f sh Die jungen Vögel find ganz verfchieden gefärbt, alle obere Theile find fehr hellbraun, roſtroth gemiſcht; die Bruſt weißlich, mit braunen breiten Flecken, und die Theile, welche am alten Vogel gebändert ſind, ſind weiß, braun gefleckt, die Schwungfedern hellbraun, mit dunkelbraunen Bändern, der Schwanz an der Wurzel braun marmorirt, der übrige Theil braun, mit vielen weißlichten Querbändern und weißer Spitze. Länge 24 bis 23 Zoll. Man findet dieſen Falken auf Madagaskar und im innern von Südafrika. 5 Dieſe Art iſt eine Mittelart, welche die Habichte mit den Buſſarden und in gewiſſer Hinſicht mit den Adlern verbindet. Sie wird von Cuvier zur Untergattung, Morphnus, gezählt. Taf. 7. Der neuſeelaͤndiſche Adlerhabicht. F. novae Leelandiae. Caracara funebre. Polyborus caracara. Viell. Temm. pl. col. 192. 224 et 342, Die Größe gleicht der des Schreiadlers aus Europa; der Schwanz ift ſchwach abgerundet, und die Flügel bedecken drei Viertheile deſſelben; der obere Theil des Laufes iſt mit Federn bedeckt; die Wachshaut iſt zum Theil mit Haaren bewachfen. Das ganze Gefieder des alten Vogels iſt tief ſchwarz, nur an den Halsfedern, dem Rücken und der Bruſt mit weißen Längsstreifen, die Hoſen ſind lebhaft roſtroth; die Wurzel der Schwungfedern weiß; die Spitzen der Schwanzfedern rein weiß; der Schnabel weiß, Wachshaut und Füße pommeranzengelb. £ Die Jungen vom erſten Jahr find ſchwarzbraun, ohne Streifen an Hals und Bruſt, dagegen roſtrothe oder röthlich weiße unregelmäßige Flecken; die Wurzel der Schwungfedern roſtfarben, der Schwanz ſchwärzlich roſtfarben, ohne weiße Spitzen, die Hoſen kaum merklich roſtfarben; der Schnabel ſchwarz oder weiß, und ſchwarz marmorirt, die Füße braungelb. Man findet dieſen Falken in Neu-Seeland von Diemensland und den Malouinen und Falklandsinſeln. Zu der Gattung Polyborus wie Vieillot die Karacaras nennt, gehören: Falco brasiliensis, Falco aquilinus, und Falco degener; alle aus Südamerika. Cuvier glaubt, man könne den Karacara mit feiner Gattung Adlerhabicht Morphnus Cuv. Spizaetos Viell. vereinigen. Dann gehören noch dazu: Falco gujanensis Dand. Fal. occipitatus Viell. aus Afrika. F. ornatus aus Paraguey. F. maculosus Viell, aus Nordamerika. F. Urubitinga Temm. pl. col. 5. F. unicinctus Temm. pl. col. 313. beide aus Braſilien. Vierte Familie. Buſſarde. Buteones. Buses. Schnabel ſchwach, mit einem abgerundeten, oft unmerklichen Zahn; der Kopf dick, der Körper ſtark und plump. Fuͤße mit mittelmaͤßig ſtarkem und kurzem Lauf, kurzen, plumpen Zehen und nicht ſehr großen, wenig gekruͤmmten Krallen. Die Fluͤgel von mittlerer Laͤnge und mehr breit, die vierte Feder iſt die laͤngſte. Die Federn am Koͤrper weich, locker, mit ſchwachen Kielen. Sie haben einen langſamen Flug, ſind feig, traͤge und ungeſchickt, ſie leben von allerlei kleinen Thieren, beſonders Maͤuſen, koͤnnen nichts im Fluge erhaſchen. Sie freſſen auch Aas, und trinken in der Gefangenſchaft Waſſer. Taf. 8. Der rauchfüßige Buſſard. Falco lagopus. Buse pattue. Synonime. Rauchbeiniger Falke, rauchbeinige Moosweihe, Schneegeier. Falco communis leucocephalus Gmel. Linn. Falco sclavonicus Lath. Faucon pattu. Briss. Buse gantée Vail. Rough legged Falcon Loth. Die Fußwurzeln find bis auf die Zehen beſiedert; dieſe nebſt der Wachshaut gelb. Die jungen Vögel find an Kopf und Hals weißbraun geſtrichelt, Rücken und Flügelfedern dunkelbraun, mit theils weißen, theils zimmetfarben Seitenkanten, der Unterrücken dunkelbraun, die Deckfedern des Schwanzes weiß, am Ende mit ſchwarzen Querflecken. Die Schwungfedern find ſchwarzbraun, mit grauen Querflecken, an der Wurzel auf der breiten Fahne weiß, die äußern an der Spitze ſchwarz. Kehle und Vorderhals gelbbräunlich weiß, mit großen und kleinen dunkelbraunen Flecken, die Oberbruſt weiß, ſparſam dunkelbraun gefleckt, über die Unterbruſt dagegen geht eine breite dunkelbraune Binde. Die Hoſen gelbweiß, mit lanzetförmigen, oder rundlich ſchwarzbraunen Flecken; der Lauf mit gelbweißlichen, gefleckten Federn, dicht bekleidet. Der Schwanz an der Wurzel weiß, und einer breiten, ſchwarzbraunen und einer ſchmalen, weißen Querbinde. Bei ältern Vögeln iſt der weiße Grund ſchmutziger, die braunen Zeichnungen zahlreicher, oben matter, unten ſchwärzer, die breite Binde an der Unterbruſt fehlt; der Schwanz hat oft drei deutliche, auch wohl noch eine vierte undeutlich ſchwarzbraune Querbinde. Ueberhaupt iſt alles viel dunkler. Die Abweichungen ſind auch bei dieſem Vogel ſo häufig, daß nicht zwei einander ganz gleich ſehen. Die Größe iſt derjenigen des Mäuſebuſſards vollkommen gleich. Aufenthalt. Im Sommer die nördlichen Gegenden der alten und neuen Welt; im Winter aber zieht er im mittlern, und einzeln auch im ſüdlichen Deutſchland umher. In der Schweiz iſt dieſer Vogel zuweilen in ebenern Gegenden, im Winter häufig, oft aber ſelten. Um ſo merkwürdiger iſt es, daß dieſer Vogel auch in Afrika vorkommt, wo ihn Vaillant ſelbſt am Cap fand. Man findet ihn in gebirgigten Gegenden bei uns nicht, ſondern immer nur auf Feldern und in kleinen daran ſtoßenden Gehölzen, auf Grenzſteinen, Feldhügeln und einzeln ſtehenden Bäumen. 27 Eigenſchaften. Er ift ein träger und feiger Raubvogel, der Stundenlang auf einem Baume mit eingezogenem Kopf ſtille ſitzt, oft auch auf einem Steine oder im Felde auf irgend einer Erhabenheit. Er übernachtet gern in Feldhölzern in der Mitte großer Bäume. Er iſt ſehr gefräßig, und verdaut ſchnell. Sein Flug iſt langſam, meiſt niedrig, aber doch nicht unge— ſchickt, und wegen ſeiner weichen Federn leiſe und geräuſchlos. Beſonders nimmt er ſich gut aus, wenn er hoch in der Luft iſt, und langſam weite Kreiſe beſchreibt. Er iſt zwar ſcheu und vorſichtig, aber nicht in dem Grade wie die meiſten andern Raub— vögel, und läßt ſich, beſonders wenn er viel gefreſſen hat, öfters beſchleichen. Mit den Krähen lebt er im beſtändigen Kriege. Obſchon beide einander nichts anhaben können, ſo nimmt er doch vor ihnen meiſt die Flucht. Dagegen greift er die Eulen an, und wird auf den ſogenannten Krähenhütten oft geſchoſſen. Nahrung. Dieſe beſteht meiſtentheils aus Mäuſen, welche man faſt immer in feinem Magen findet. Er iſt ein großer Feind der Feldmäuſe, und fit deßwegen oft auf Feldſteinen, um die Mäuſe zu beobachten. Auch Maulwürfe, Hamſter, Ratten, Gras- und Waſſerfroſche, Eidechſen, Regenwürmer und Inſekten frißt er gerne; die Tauben ſind ihm zu ſchnell. Er iſt faft immer hungrig, kann aber doch lange hungern, ohne zu ſterben. Im Winter geht er oft aufs Aas. Fortpflanzung. Er niftet in Europa nur im Norden, ſelten im nördlichen Deutſchland. Sein Reſt ſteht auf Bäumen. Die Eier ſind etwas größer als die des Mäuſebuſſards, ihnen aber ſonſt ſehr ähnlich. Sie ſind rundlich, plattſchalig, mit kleinen Poren. Die Grundfarbe iſt weiß, mit mehr oder minder braunen verwaſchenen Flecken, von unbeſtimmter Geſtalt bedeckt; wahrſcheinlich giebt es auch ganz weiße. Doch ſcheinen ſie im Allgemeinen mehr gefleckt, als die des Mäuſebuſſards. Jagd und Fang, Feinde, Nutzen und Schaden, hat dieſer Vogel mit dem Mäuſebuſſard gemein. Von europäiſchen Vögeln gehört zu dieſer Abtheilung der Mäuſebuſſard, Falco buteo, und der Weſpenfalke, Falco apivorus, welcher zwar vorzüglich von Inſekten, Weſpen, Horniſſen und ihrer Brut ſich nährt, aber das Eigene hat, daß er ſich leicht zähmen läßt, und auch Vegetabilien, beſonders ſaftige Obſtarten, ſehr gerne genießt, was ſonſt kein anderer Raubvogel thut. Von ausländiſchen Raubbögeln gehört unter dieſe Abtheilung Taf. 8. Der Hakenbuſſard. Falco uncinatus. Cymindis bec en croc. Der Schnabel ift zuſammengedrückt und von oben nach unten breit; die Seiten der Kinnladen gerade, aber die Spitze endigt in einem langen gekrümmten Haken; die Läufe find kurz und zum Theil befiedert. Das alte Männchen iſt einfärbig bleigrau, die untern Theile etwas heller. Schwung- und Schwanzfedern zeigen dunkel bleigraue Bänder auf hellerm Grunde; nahe an der Wurzel des Schwanzes iſt eine breite weiße Binde; die Füße pomeranzenförmig; die Augen weiß; vor den Augen iſt ein nackter Fleck, von ſchöner Pomeranzenfarbe. Das alte Weibchen iſt heller bleigrau, die Schwungfedern grau und ſchwarz gewellt; Bruſt und untere Theile bleigrau, mit weißen, weit auseinander ſtehenden Querbändern. Unter der breiten, weißen Schwanzbinde iſt eine ſchwarze, dann eine bleifarbige, und abermals eine ſchwarze. Jüngere Vögel find an Kopf und Backen graubraun oder ſchwärzlich; am Nacken ein breites roſtfarbenes Halsband, Rücken und Flügel dunkelbraun, mit roſtfarben Kanten; die Schwungfedern braun und ſchwarz geſtreift; die Seitenfedern des Schwanzes mit drei roſtgrauen, und drei ſchwarzen Binden; die mittlern mit zwei grauen und zwei ſchwarzen Binden, und die weiße Binde iſt roſtfarb überlaufen; alle untern Theile ſind mit roſtfarben und weißlichen Querſtreifen geziert. Länge 14 bis 10 Zoll. ö Man findet dieſen Falken von Rio-Janeiro an bis zum Norden von Braſilien und in ganz Gujana. Zu den Buſſarden gehören noch von Ausländern: F,cayennensis Lath. Temm, pl. col. 270. F. palliatus Temm. pl. 204. F. pterrboles pl. 56 et 139. F. poecilonotus pl. 9.; alle aus Südamerika. F. albidus aus Pondichery. F. St. Johannis, borealis und lineatus aus Nordamerika. Die Untergattung, Weſpenfalke, Pernis, welche fo nahe verwandt mit den Buſſarden iſt, daß man ſie nicht trennen kann, enthält als europäiſche Art den Weſpenbuſſard. Falco apivorus, an ausländiſchen den Falco ptilorhynchus Temm. pl. col. 44. aus Sumatra.“ Endlich iſt dem Hakenbuſſard, welcher die Gattung Cymindis, Cuvier Asturina Vieill, bildet, zuzuzählen. k. hama— tus aus Südamerika. Fünfte Familie. Weihen. Cir ci. Busards. Der Schnabel klein, etwas zuſammengedruͤckt; der Oberkiefer von der Wurzel aus gekruͤmmt, vorn mit einem ſtumpfen, wenig bemerkbaren Zahn, an der Wurzel mit in die Hoͤhe gebogenen Bartborſten beſetzt, welche einen Theil der Wachshaut bedecken. Die Naſenloͤcher eifoͤrmig. Die Läufe lang und dünne; die Zehen mittel: mäßig; die Klauen wenig gekrummt und fpißig. Der Körper ſchlank; der Schwanz lang und abgerundet. Die Fluͤgel lang und ſpitzig. Das Geſicht iſt, wie bei den Eulen, mit Federn beſetzt, welche einen Schleier bilden. Das uͤbrige Gefieder iſt weich. Der Flug iſt ungewiß und ſchwankend. Ihren Raub ergreifen ſie an der Erde oder auf dem Waſſer; fliegenden Vögeln koͤnnen fie nichts anhaben. Sie jagen bis ſpaͤt in die Abenddaͤmmerung hinein, wie die Eulen. Man findet ſie in ebenen Feldern, bei Seen und Moraͤſten. Sie bruͤten auf der Erde, und niſten nur auf Baͤume. Die Eier ſind faſt einfaͤrbig weiß. 28 Taf. 9. Die Wieſenweihe. Falco cineraceus, Busard montagu. Der Schleier undeutlich; die Flügel fehr lang, mit den Spitzen bis gegen und über das Schwanzende hinreichend. Der Schwanz mit vier bis fünf dunkeln Binden. Das alte Männchen iſt aſchblau; Bauch und Schnabel weiß, mit roſtrothen Schaftſtrichen; die Schwungfedern erſter Ordnung ganz ſchwarz, die der zweiten hell aſchgrau, mit einem ſchwarzen Querbande über die Mitte. Die Regenbogenhaut hochgelb. Die beiden Mittelfedern des Schwanzes find einfarbig aſchgrau, die folgenden an der äußern Fahne grau, an der innern weiß, mit drei bis vier roſtfarben Querbinden. Das alte Weibchen und junge Männchen iſt oben braungrau; Scheitel roſtroth und ſchwarz geſtreift; Unterleib weiß / mit kleinen undeutlichen roſtfarben Flecken; Regenbogenhaut blaßgelb. Junger Vogel, vom erſten Jahr, an allen obern Theilen dunkelbraun, hellbraun kantirt, unter dem Auge ein weißer Fleck, und unter dieſem auf den Wangen ein großer dunkelbrauner, mit einem roſtfarben Halsband; der ganze Unterleib roſtfarben, ungefleckt; die Iris braun. Die mittlern Schwanzfedern braun, die äußern mit braunen und aſchblauen Querbinden. Bei dieſer Art, ſo wie bei allen europäiſchen Weihen, variren die Farben gar ſehr nach Alter und Geſchlecht. Das Weibchen iſt bedeutend größer als das Männchen. Die Länge beträgt 17 bis 18 Zoll, die Flügelbreite 46 bis 47 Zoll. Die Wieſenweihe iſt unter den deutſchen Weihen die ſeltenſte, doch kommt ſie allenthalben da vor, wo die andern Arten ſich auch finden. Vorzüglich ſcheint ſie die öſtlichen und ſüdlichen Länder zu bewohnen. Man findet ſie in Ungarn, Polen, Schleſien und Oeſtreich; eben ſo iſt ſie häufig in Dalmatien und den illiriſchen Provinzen, ſeltener in Italien, und in der Schweiz kommen meiſt nur junge vor. 5 Nach Naumann geht ſie bis Schweden und Rußland, findet ſich im mittlern Aſien, in Afrika und Amerika, von der Hudſonsbay bis Cayenne. Sie bewohnt die ebenen offenen Gegenden, große Wieſen längs Flüſſen und Bächen, Moräſte und Felder. Im Norden iſt fie Zugvogel, und kommt Anfangs März an. Eigenſchaften. Sie iſt ſchlanker und leichter gebaut als die Kornweihe, hat einen ſchwankenden und unſichern Flug. Sie ſetzt ſich ungemein ſelten auf Bäume. Ihr Nachtlager wählt ſie in Getreidefeldern, in langem Graſe, oder im Schilf und zwiſchen Weidengebüſchen, immer auf der Erde. Sie geht ſpät zur Ruhe; iſt ſcheu und vorſichtig, wird aber gefangen bald zahm und zutraulich. Die Nahrung beſteht hauptſächlich aus Mäuſen, Maulwürfen, Fröſchen, Vögeln und Vogeleiern. Die Weihen ſind überhaupt, wie die Eulen, große Feinde der Mäufe, daher jagen fie auch fo ſpät am Abend. Da wo fie im Winter bleiben beſteht ihre Hauptnahrung aus Mäuſen. Wir fanden einmal im Magen einer Kornweihe die Reſte von 16 Mäuſen. Auch Inſekten verſchmähen ſie nicht. Nur auf der Erde ſitzende Thiere kann ſie fangen, und ſucht, nahe an der Erde fliegend, die Gegend ordentlich ab. Lerchen, Wachteln, Schnepfen und Strandläufer werden ihr auch oft zur Beute. In der Brütezeit nährt ſie ſich auch von den Jungen und Eiern, der an der Erde brütenden Vögel. Fortpflanzung. Sie niſtet auf der Erde, nie auf Bäumen, in feuchten Wieſen, auf Binſenkufen, oder auch mitten in Aeckern, und legt bis ſechs rundliche weiße Eier, ohne Flecken. Feinde hat fie an Eingeweidewürmern und Schmarotzer-Inſekten. Die Kiebitzen ſtoßen heftig nach ihr, und vertreiben ſie oft aus einer Gegend, ohne ihr indeß etwas anhaben zu können. Jagd. Sie iſt ſcheu, und ſchwer zu ſchießen, fängt ſich auch nur ſelten in Raubvögelfallen, und nur wenn der Köder aus Mäuſen oder kleinen Vögeln beſteht. Nutzen und Schaden halten ſich für unſere Oeconomie das Gleichgewicht. Die übrigen europäiſchen Arten dieſer Abtheilung find: Die Kornweihe, Falco pygargus, und die Rohrweihe, Falco rufus. Taf, 9. Die Sumpfweihe. Falco palustris. Busard & sourcils blancs. Temm. pl, col. 22. Das alte Männchen ift an der Gurgel, am Geſicht, den Augenbraunen, der Bruſt und allen untern Theilen rein weiß, nur bei jüngern ſind die untern Theile durch ſchwarze mehr oder minder große und deutliche Striche und Flecken bezeichnet. Der Unterhals vorn, Scheitel und alle obern Theile des Körpers und die Deckfedern der Flügel find ſchön ſchwarz; die größten Deckfedern, die Schwungfedern und Schwanzfedern, find mit breiten, blaugrauen und ſchmälern ſchwarzen Bändern bezeichnet. Wachshaut und Füße gelb. Das Weibchen hat an den untern Theilen immer mehr Schwarzes, ſo daß oft dieſe Theile ganz ſchwarz und weiß gefleckt erſcheinen; die Federhoſen find roſtfarb; die Deckfedern des Schwanzes roſtfarb gefleckt, und die ſchwarzen Binden am Schwanze gehen auch mehr ins Roſtfarbe über. Die Jungen ſind am ganzen Unterleib hell roſtfarben, mit braunen und ſchwarzen Flecken. Kopf und Hals ſind roſtfarben, gelblich und ſchwarz gemiſcht; der Mantel ſchwarz, die Federn roſtfarben kantirt; die Schwanzbinden roſtfarben. Länge des Männchens 18 Zoll, des Weibchens 20 Zoll. Man findet dieſe Weihe nicht ſelten in Braſilien. Taf. 9. Die roſtfarbe Weihe. Falco rutilans. Buse russätre. Temm. pl. col. 25. Dieſe Weihe zeichnet ſich durch den Mangel des Schleiers aus. Der Körper iſt weniger ſchlank, der Schwanz kürzer; dagegen die Flügel etwas länger als bei den übrigen Weihen. Sie macht den Uebergang von den Buſſarden zu den Weihen. Die Alten beiderlei Geſchlechtes find an dem obern Theil lebhaft roſtroth, mit Goldglanz, auf dem Kopfe mit kleinen dunklern Schaftfleden; auf Rücken und Flügeln ſtehen große, braungraue Flecken; Hals, Bruſt und Bauch mit einer großen, 29 Menge ſchmaler, ſchwarzer Querbinden; Hoſen und Inneres der Flügel roſtfarben; die Schwungſedern und Deckfedern der zweiten Ordnung find roſtroth, ſchwarz gewellt, an der Spitze ſchwarz; der Schwanz ſchwärzlich, in der Mitte mit einer einzigen weißen oder graulichen Binde. Wachshaut und Füße gelb. Länge 18 bis 20 Zoll. Dieſe roſtfarbe Weihe lebt in den feuchten Gegenden von Südamerika, in den ſogenannten naſſen Savannen. Sie nährt ſich von Aalen, Reptilien, Schnecken und großen Inſekten, welche ſie im Fluge fängt. Nach Azara iſt fie in Paraguay ſehr häufig, obſchon ſie nur zwei Eier legt. Dieſe ſind lederfarb, mit blutrothen Flecken. Dieſe Vögel verſammeln ſich zuweilen in großen Schaaren, mit einigen andern Raubvögeln, auf den ausgetrockneten und verbrannten Feldern, um nach Schlangen zu jagen. Zu den Weihen gehören: Der Acoli, Vaill. 31. F. Acoli. Der Tſchug. Vaill. 32. F. melanoleucos und F. ranivorus, Vaill, 33.; alle aus Afrika. Sechste Familie. Milan e. Milvi Milans. Der Schnabel ſchwach, und im Verhaͤltniß klein, an feiner Baſis wenig gekrümmt; die Kopffedern lang und ſpitzig; der Mund bis unter die Augen geſpalten. Die Naſelloͤcher ſchief, ihr aͤußerer Rand mit einer Falte bezeichnet. Die Fuͤße mit kurzem Lauf, und mit kurzen, wenig gekruͤmmten, kleinen Naͤgeln. Der Schwanz mehr oder minder gabelfoͤrmig. Die Fluͤgel groß und lang; die erſte Schwungfeder viel kuͤrzer als die zweite, die vierte die laͤngſte. Das Gefieder iſt locker und abſtehend. Sie gleichen in ihrem Betragen den Geiern, ſind traͤge und feig, von traurigem Anſehen, wenn ſie ſitzen. Der Flug iſt aber ſchoͤn; mit wenigen Schlägen ſchwimmen fie ſanft durch die Lüfte, ſteigen hoch, und beſchreiben große Kreiſe. Sie ergreifen ihren Raub nicht fliegend, ſondern uͤberfallen denſelben an der Erde, aus geringer Hoͤhe herab. Sie freſſen auch Aas. Taf. 10. Der rothbraune Milan. Falco Milvus. Linn. Le mılan royal, Synonime. Gabelweihe, Königsweihe, Steingeier, Gabelſchwanz, Scheerſchwänzel, Gabelgeier. Kite, Lath. Falco con la coda biforcata. Falco austriacus. Austrian Kite. Hauptfarbe am ganzen Körper roſtgelb roth; der Schwanz groß, lang und gabelförmig, die äußern Federn über 2 ½ Zoll länger als die mittelften , die Läufe halb befiedert. Wachshaut und Füße gelb. Das alte Männchen hat eine weiße Kehle, mit ſchwarzbraunen Schaftſtrichen; die ſpitzigen Kopffedern find weiß, hellroſt— farben gemiſcht, mit einem ſchwarzbraunen Schaftſtrich; die Halsfedern mehr roſtroth; Rücken- und Schulterfedern in der Mitte braunſchwarz, breit mit roſtroth eingefaßt, und weißlich gekantet. Die Schwungfedern ſchwarz, roſtroth überlaufen; die Deckfedern der Flügel in der Mitte braun, dann roſtbraun und weißlich kantirt; der Schwanz iſt roſtfarben, mit ſchwarzen Federſchäften, die äußern Federn ſchwärzlich überlaufen, mit einigen undeutlichen ſchwärzlichen Querbändern, und mit helleren Spitzen. Der ganze Unterleib iſt roſtfarben, mit dunkeln Länggsflecken. Das alte Weibchen iſt etwas größer, die Farbe aber iſt dieſelbe, nur die Roſtfarbe heller. Länge 25 bis 27 Zoll, Breite 5 Fuß. Aufenthalt. Dieſer Vogel iſt in ganz Europa gemein, und geht bis nahe an den arctiſchen Kreis; auch in Aſien und dem nördlichen Afrika findet er ſich. In Holland iſt er ſelten. In den kältern Gegenden iſt er Zugvogel, in den wärmern Standvogel. Man findet ihn in Ebenen und Gebirgen; weniger in großen Waldungen, als in ſolchen, welche mit Feldern abwechſeln. Zuweilen zieht er einzeln, meiſt aber in Geſellſchaften von fünfzig bis hundert Stücken. Eigenſchaften. Dieſer Milan iſt feige, träg, ſchwerfällig; ſitzt mehr auf Zäune und Feldſteine als auf Bäume, und hat im Sitzen eine zuſammengekauerte Stellung und ein trauriges Ausſehen. Er fliegt langſam, aber ſchön und ſchwimmend. Beſonders zur Begattungszeit ſieht man ihn oft ſtundenlang in großer Höhe ſich in Kreiſen herumdrehen, ohne nur einen Flügelſchlag zu thun, wobei er den Schwanz ausbreitet und beſtändig wendet, um dadurch den Flug zu leiten. Er ſteigt oft ſo hoch, daß er dem Auge ganz enſchwindet. Er geht ſelten und ſchwerfällig, iſt zwar ſcheuh, doch läßt er ſich eher als die meiſten andern Raubbögel beſchleichen. Im Frühjahr läßt er ſeine Stimme oft hören, ſie klingt hoch, hi, hi, hiah, oft ſchreit er öfter hinter einander, hiäh, hiäh, hiäh, hiäh. Gezähmt wird er durch ſein immer wiederholtes Geſchrei läſtig. Zuweilen giebt er auch pfeifende, nicht unangenehme Töne von ſich, die wie eine Art von Geſang klingen. Nahrung. Junge Haſen, Maulwürfe, Mäuſe, Schlangen, Eidechſen, Fröſche, Heuſchrecken und andere Inſekten, auch Würmer machen ſeine Hauptnahrung aus. Auch dieſer Raubvogel kann nur ſitzende und kriechende Thiere fangen, fliegenden kann er nichts anhaben. Er iſt ein gefährlicher Feind junger Vögel, beſonders auch junger Hühner, Enten und Gänſe, welche er oft von den Höfen und von der Nähe der Dörfer weg holt. Daher auch der Name Hühnerdieb auf ihn paßt. Die alten Hühner und Gänſe, denen er nichts thut, erheben bei feinem Anblick einen gewaltigen Lärm, wodurch andere bor der Gefahr gewarnt werden. Auch ſoll er oft kranke und todte Fiſche vom Waſſer wegnehmen, was jedoch viel häufiger vom ſchwarzbraunen Milan geſchieht, der beſonders auf Fiſchnahrung angewieſen zu ſeyn ſcheint. Aas verachtet er gar nicht / und findet ſich daher oft auf Schindangern ein. So feig er iſt, ſoll er doch den Muth haben, dem Wanderfalken feine Beute abzujagen, und dieſer ſie ihm auch gutwillig überlaſſen. Fortpflanzung. Der rothbraune Milan niſtet in Waldungen, in Gebirgen und Ebenen auf den höchſten Eichen, Buchen und Fichten. Das Reſt hat als Unterlage Reiſer, iſt groß und flach, und die drei höchſtens vier Eier, liegen auf Moos oder zarten Wurzelfaſern und Halmen. Die Eier ſind ſchmutzig weiß, mit braunen oder rothbraunen Flecken, ſehr 30 unordentlich beſtreut. Die Brutzeit dauert drei Wochen. Während der Brütezeit verſorgt das Männchen das Weibchen mit Nahrung, und beide Gatten ſind während der Aezungszeit der Jungen ſehr räuberiſch, da dieſe immer hungrig find und nach Speiſe ſchreien. / 1 N N 5 Feinde hat dieſer Vogel außer den Schmarotzinſekten und Eingeweidewürmern beſonders an den Krähen, welche ihm zwar nichts anhaben können, ihn aber beſtändig necken und verfolgen , ſo daß er ihnen oft ſeine Mahlzeiten überlaſſen und fliehen muß. Jagd. Er iſt ſcheu, und ſchwer zu ſchießen, geht aber nach dem Uhu, und kann aus der Krähenhütte oder beim Aas geſchoſſen werden. Auch fängt er ſich oft in Fallen. f i ä Nutzen und Schaden heben ſich in Hinſicht unſerer Oekonomie auf. Den Schaden an jungem Hausgeflügel kann man leicht durch Aufmerkſamkeit auf daſſelbe verhüten. i N Die zweite europäiſche Art, welche zu den Milanen gehört, iſt der ſchwarzbraune Milan. Falco fusco ater, Er iſt mehr im wärmern Europa, auch in ganz Afrika anzutreffen, beſonders in der Nähe der Flüſſe und Seen, da er Fiſche und Fröſche beſonders liebt. Taf. 10. Der Milan mit unregelmaͤßigem Schwanze. Falco dispar. Milan d queue irreguliere. Er hat die Sitten der Falken, aber der Kopf ift oben platt, die Mundöffnung weit, das Auge liegt tief und iſt groß, die Augenhöhlewand iſt oben ſtark vorragend; der Schwanz ſchwach gegabelt, da die äußerſte Feder kürzer iſt, als die zweite, wodurch eine Unregelmäßigkeit entſteht. Der alte Vogel hat einen ſchwarzen Augenring; die Seiten des Kopfes und die untern Theile find rein weiß; die obern Theile, die Schwungfedern und mittlern Schwanzfedern find blaulich ſchwarz; die Deckfedern der Flügel der zweiten Ordnung ganz ſchwarz; die Seitenfedern des Schwanzes ganz weiß, die Schäfte und Spitzen ſchwarzgrau; die Regenbogenhaut pome— ranzenfarben. Der junge Vogel iſt an der Stirn, am Vorderhals, den Seiten, an den Hoſen und an den Deckfedern des Schwanzes ungefleckt; Bruſt und Bauch aber auf weißem Grunde mit roſtfarben Flecken und Schaftſtrichen; die Deckfedern unter den Flügeln ſind meiſt weiß und ſchwarz marmorirt; die obern Deckfedern ſchwarz, roſtfarben geſäumt; Hinterhaupt, Nacken und Schultern braun, mit weißlich gemiſcht, und grau überlaufen, die Federn alle mit breiten, weißlichen und roſtfarben Säumen; die Schwungfedern blaulich, mit weißer Spitze; der Schwanz blaugrau, die Schäfte ſchwarz, die Spitze weiß. Länge 13 bis 14 Zoll. g Man findet dieſen Vogel in Paraguay und Braſilen. Taf. 10. Der kleine Milan. Falco Riocour. Milan Biocour. Vaill. Dieſer kleine Raubvogel bildet mit zwei andern afrikaniſchen Raubvögeln eine eigene Familie der Gattung Falke. Die Beine ſind kurz, und die Federhoſen ſehr ſtark. Die Form iſt diejenige der Milanen, und der Schwanz iſt ſtark gegabelt; die Flügel reichen bis zur Spaltung des Swanzes. Alle obern Theile find graublau; die Farbe iſt etwas dunkler auf dem Rücken und auf den Schultern, als an Flügeln und Schwanz; die Spitze aller Schwungfedern der zweiten Ordnung iſt weiß; die untern Deckfedern der Flügel ſind rein ſchwarz; Stirn, Zügel, Backen, und alle untern Theile ſind rein weiß; der Schnabel ſchwarz, die Füße hellgelb. Bei Jungen iſt der Schwanz weniger geſpalten, und am Unterleib und den Schwungfedern bemerkt man eine leichte Roſtfarbe. Man findet dieſen Falken am Senegal. Zu dieſer Abtheilung gehören: Falco plumbeus aus Nordamerika; Falco furcatus ebendaher; Falco Forskaehlii und melanopterus aus Afrika. Aus Falco plumbeus bildet Vieillot die Gattung Ictinia; aus melanopterus die Gat— tung Elanus und aus Riocour die Gattung Nauclerus Vigors, ; 5" Gatt. Kranichgeier. Gypogeranos. Messager. Der Schnabel Fürzer als der Kopf, dick, ſtark, hakenfoͤrmig, faſt von der Wurzel an gebogen; an der Schnabelwurzel eine Wachshaut, etwas gewoͤlbt, und an der Spitze zuſammengedruͤckt. Die Naſenloͤcher etwas von der Schabelwurzel entfernt, ſeitlich, in der Wachshaut liegend, ablang, offen. Beine ſehr lang, duͤnne, die Schenkel befiedert, der Lauf lang, unten etwas duͤnner als oben; Zehen kurz, unten mit Warzen verſehen, die vordern an der Baſis mit einer Haut verbunden; die Zehe iſt mit dem Laufe vergliedert. Die Fluͤgel lang, die fuͤnf erſten Schwungfedern ſind die laͤngſten und faſt gleich lang; an den Fluͤgeln ſtumpfe Spornen. So ſehr ſich dieſer Vogel auch in ſeiner aͤußern Geſtalt den Laufvoͤgeln zu naͤhern ſcheint, ſo zeigt doch fein Scelet, feine Nahrung und feine Sitten, daß er zu den Raubvoͤgeln gezählt werden muß, von denen er aber eine beſtimmte Gattung bildet. Nur eine Art. 31 Taf. 10. Der afrikaniſche Kranichgeier. Gypogeranos africanus. Le Messager ou Secretaire. Spnonfme. Vultur serpentarius. Falco serpentarius. Mangeur de serpents. Hauptfarbe blaugrau, Augenkreis, Wachshaut und Füße gelb. Die Gegend um die Augen nackt; am Halſe eine Mähne von langen Federn, und die beiden mittlern Schwanzfedern viel länger und ſchmäler. Das Gefieder des alten Männchens iſt an Kopf, Hals, Bruſt und dem Obertheil blaugrau, auf den Deckfedern der Flügel mit einem leichten Anflug von roſtfarben; die großen Schwungfedern find ſchwarz; die Gurgel und Mittelbruſt weiß, die untern Deckfedern des Schwanzes ſchmutzig weiß, oder hell roſtfarben; der Unterbauch ſchwarz, undeutlich roſtfarb, oder weißlich gebändert; die Schenkel haben keine Hoſen, und find fchön ſchwarz, undeutlich braun gebändert. Der Schwanz iſt ſtark abgeſtuft; die Federn, welche ihn bilden, find zum Theil ſchwarz, je mehr ſie ſie aber verlängern, deſto mehr ziehen ſie ins Graue, alle mit weißer Spitze. Die beiden mittlern reichen weit über die andern aus, und ſind ganz graublau, gegen die Spitze braun gewölkt, mit einem ſchwarzen Fleck und weißer Spike, wenn dieſe nicht abgenutzt wird; ſie ſind am Ende etwas breiter als am Anfang, übrigens ſchmal, welche Paarweiſe neben und unter einander ſtehen, die obern ſind kürzer als die untern, und ſie nehmen einen Raum von mehr als 4 Zoll ein, die größten ſind an der Spitze ſchwarz, die andern ſchwarz und grau; ſie laufen breiter und ſtumpf aus, und ſind alſo keulenförmig. Der Vogel kann ſie nach Belieben aufſtellen, und mit ihnen ſpielen. Das Weibchen iſt reiner grau, der Federbuſch iſt kürzer, der Unterbauch weiß, und die Schenkel braun und weiß gebändert; die Mittelfedern des Schwanzes find kürzer. Rur alte Vögel haben am Flügel einen ſtumpfen Sporn. Er hat faſt die Größe des grauen Kranichs, und mißt 3 Fuß, 2 bis 3 Zoll, wenn er aufrecht ſteht. Aufenthalt. Dieſer ſonderbare Vogel bewohnt die großen dürren Ebenen vom Cap landeinwärts bis zum Lande der Kaffern, und im Namaqua-Lande. Eigenſchaften. Der Kranichgeier iſt ſehr mißtrauiſch und liſtig. Man kann ihm ſehr ſchwer auf Schußnähe ankommen, um ſo mehr, als man ihn ſehr ſelten an andern Orten als in den dürrſten und offenſten Flächen antrifft, wo man ſich ihm nirgends unbemerkt nähern kann. Allein er beſucht faſt alle Tage dieſelben Orte wieder, wenn man ſich daher vor Tagesanbruch in ein nahes Gebüſch verſtecken kann, ſo gelingt es zuweilen. Männchen und Weibchen ſind faſt immer beiſammen, und trennen ſich nur ſehr ſelten. Jung gefangen läßt er ſich leicht zähmen und erhalten. Er gewöhnt ſich ſogar, friedlich mit anderm Hausgeflügel zu leben, wenn man ihm genug Nahrung giebt; läßt man ihn aber hungern, ſo verſpeist er die jungen Hühner und Enten. Außerdem iſt er nicht böſe, und lebt friedlich, ſogar ſtiftet er auf dem Hofe Friede, wenn etwa das Hausgelügel ſich zankt, fo läuft er hinzu und theilt die Streitenden. Häufig wird er am Cap zahm gehalten, nicht bloß um des Bergnügens willen, ſondern damit er Ratten, Mäuſe, Schlangen, welche oft in die Hühnerhöfe eindringen, vertreibe, denn da dieſe Thiere ihm zur Nahrung dienen, ſo verfolgt er fie, wo er fie findet. Sein Lauf iſt ſehr ſchnell, und da er beſtändig auf der Erde ſich aufhält, ſo ſind ſeine Rägel ſtumpf, und der Schwanz oft abgerieben. Nur ſelten fliegt er. Sein Gang iſt leicht, und er trägt ſeinen Körper mit Anſtand. Wird er verfolgt, ſo verläßt er ſich mehr auf die Schnelligkeit feiner Füße, als auf feine Flügel; dann macht er große Schritte, und iſt ſchnell aus dem Geſicht entſchwunden. Nur wenn er überraſcht wird, oder wenn man ihn zu Pferd verfolgt, ſo fliegt er, aber immer nur ſo weit, bis er ſich außer Gefahr glaubt. Nie erhebt er ſich hoch in die Luft, und fällt bald wieder zu Boden, um zu laufen, wozu ihm ſeine langen und ſtarken Beine trefflich dienen. Nahrung. Dieſe beſteht vorzüglich in Reptilien, welche ihm von der Natur vorzüglich angewieſen ſind. Die giftigſten Schlangen ſoll er eben ſo wohl angreifen als die unſchädlichen. Durch ſeine langen Beine wird der Körper vor dem Biß dieſer Thiere geſchützt, und er bedient ſich feiner Füße mehr zum Feſthalten als zum Greifen, da die Klauen ſtumpf find. Bemerkt er eine Schlange, ſo eilt er ihr nach, flieht ſie, ſo verfolgt er ſie, richtet ſie ſich gegen ihn, ſo macht er ſtarke Sprünge nach allen Seiten, und ein ſolcher Kampf iſt ſehr unterhaltend für den Zuſeher. Dem Angriff und den Zähnen der Schlange ſetzt er beſonders ſeine Flügel entgegen; beißt die Schlange, ſo trifft ihr Biß die Federn, und ſo entleert ſich ihr Gift, indem ſie zugleich von den wiederholten Flügelſchlägen, welche der Vogel mit großer Schnelligkeit austheilt, betäubt wird. Der ſtumpfe Sporn am Flügel ſcheint beſonders auch als tüchtige Waffe hier zu wirken. So ermüdet er die Schlange bald, und nun zer— bricht er mit einem Schnabelhieb den Schädel derſelben, und verſchlingt ſie ganz, wenn ſie nicht groß iſt. Größere zerſtückt er mit Schnabel und Klauen. Neben den Schlangen nährt er ſich von Eidechſen, kleinen Schildkröten und Inſekten, beſondees Heuſchrecken. Er iſt ein ſtarker Freſſer, und wenn wir Vaillant, dem dieſe Naturgeſchichte enthoben iſt, glauben dürfen, ſo iſt ſein Appetit außerordentlich. Er berichtet, im Kropfe eines ſolchen Vogels, den er getödtet hatte, ein und zwanzig kleine Schildkröten von mehr als 2 Zoll Breite, eilf Eidechſen von 7 bis 8 Zoll, und drei Schlangen von Daumensdicke, nebſt einer Menge von Heuſchrecken, gefunden zu haben. Wahrlich eine tüchtige Mahlzeit, welche gute Verdauungskräfte erfordert. Gezähmt genießt dieſes Thier alle Arten von Fleiſch, rohes und gekochtes, auch Fiſche. Junge Hühner und kleine Vögel verſchluckt er ganz mit den Federn. In der Freiheit aber greift er wahrſcheinlich keine Vögel an, doch möchte er junge, auf der Erde ausgebrütete Vögel, auch nicht verachten. Fortpflanzung. Zur Begattungszeit, welche im Juli eintritt, giebt es zwiſchen den Männchen heftige Kämpfe, und das Weibchen folgt immer dem ſtärkern. Das Neft wird in den dickſten und höchſten Gebüſchen der Gegend angebracht. Es iſt platt, und hat wohl drei Fuß Durchmeſſer. Zur Grundlage dienen die Zweige des Gebüſches ſelbſt, welche das Weibchen ſo künſtlich in einander flechten ſoll, daß ſie eine feſte Baſis bilden, während dem die aufrechtſtehenden den Rand wie einen Zaun umgeben, ſo daß man es nicht leicht entdecken kann. Inwendig iſt es mit Wolle und Federn ausgefüttert. Iſt die Gegend leer an Gebüſchen, ſo ſucht er Bäume auf, und macht das Neſt auf den höchſten Gipfeln derſelben, auf welchen dann auch das Männchen feine Nachtruhe hält. Das nämliche Neft wird mehrmal bezogen. Die Zahl der Eier iſt drei bis vier; ſie find ganz weiß, mit roſtfarben Punkten, von der Größe der Gänſeeier, und mehr rundlich. Die Jungen find lange unbehülflich, und ihre Füße ſehr ſchwach, ihre vollkommene Schnelligkeit zu laufen, erhalten fie erſt nach vier bis fünf Monaten, bis dahin gehen ſie auf den Läufen, oder ſtützen ſich darauf. N Jagd. Dieſe iſt ſehr ſchwer, da man den Vogel nur aus dem Hinterhalt, der ſich ſelten vorfindet, tödten kann. Die Flinte muß nicht glänzen, die Coloniſten beſtreichen den Lauf mit friſchem Blut. Das Geſicht des Vogels iſt ſehr ſcharf, daher entdeckt er den Jäger leicht. - Feinde ſcheint er außer dem Menſchen wenige zu haben. Sein Nutzen beſteht in der Vertilgung ſehr vieler Schlangen und ſchädlicher Inſekten, und Schaden füftet er keinen. Naͤchtliche Raubvögel, Eulen. Die Eulen oder nächtlichen Raubvögel, machen eine eigene, deutlich geſchiedene, große Abtheilung der Raubvögel aus; welche über alle Länder der Erde verbreitet ſind. Man hat auch dieſe, doch wohl eine der natürlichſten Gattungen in mehrere Gattungen bringen wollen, allein wir können dieſem Beiſpiel, welches beſonders franzöſiſche Naturforſcher aufgeſtellt haben, nicht folgen, da dadurch die ohnehin zu zahlreiche Menge der Gattungen auf eine dem Gedächtniſſe beſchwerliche, und doch unnütze Art vermehrt wird. Höchſtens läßt ſich dieſe Gattung in drei Familien; in Tageulen, Ohreneulen und Kauze abtheilen, welche aber ſtrenge ſich nicht ſondern laſſen. Noch weniger beſtimmt find die Gattungen, welche die fran⸗ zöſiſchen Schriftſteller angenommen haben, nämlich Ohrkauz e, Afio et Otus. Kauzeulen, Ulula. Schleiereulen, Strix. Tageulen, Sarnia. Rachteulen, Noctar. Uhus, Bebo, und Scope, Scori. Ehe wir die Gattungskennzeichen aufſtellen, mag es nicht unwichtig ſeyn im Allgemeinen, etwas über dieſe merkwürdige Gatttung zu ſagen. 5 Die Eulen zeichnen ſich vor allen Vögeln durch ihren großen Kopf, große Augen, mit einem zierlichen Federkreis oder Schleier umgebenen Kopf, durch ihr ſehr reiches, aber locker anliegendes, weiches und ſeidenartiges Gefieder aus. Selbſt die Eulen der wärmſten Zonen find faſt eben fo warm und weich befiedert, wie diejenigen, welche den Polarkreiſen näher wohnen. Der große Kopf und dieſe Federmenge giebt ihrem Körper ein größeres und plumperes Anſehen als er eigentlich nicht hat. Doch hat der Kopf immer ein auffallend großes Verhältniß. Er iſt rund, das Geſicht platt, und durch eigene, die ungeheuer großen Augen ſtrahlenförmig umgebende, borſtige Federn bedeckt, in welchen der Schnabel faſt ganz verſteckt iſt. Ein Kranz von Federn, welche kurz und abgerundet ſind, umgiebt das ganze Geſicht; beſonders ſind die Ohröffnungen, welche eine deutliche Muſchel haben, mit einem doppelten Kreiſe ſehr zierlich an einander gereiheten Federn umgeben, die auf einer faltigen Haut ſtehen, durch welche wahrſcheinlich die Ohröffnung mehr oder minder beſchloſſen werden kann. Dieſen Federkreis um das Geſicht nennt man den Schleier. Schon bei der Abtheilung der Weihen, aus der Gattung der Falken, bemerkt man einen ſolchen Schleier, daher dieſe Falken ſich den Eulen wenigſtens in dieſer Hinſicht nähern. Die Augen ſind groß, und bei den meiſten ſehr lebhaft gelb, vom Hellgelb bis ins ſchönſte Pomeranzengelb gefärbt. Die Augenſterne ſind nicht bloß ſehr empfindlich gegen das Licht, ſondern die Regenbogenhaut macht bei jedem Athmen zuſammen— ziehende oder erweiternde Bewegungen, und das Schloch iſt daher unabhängig vom Lichte bald groß bald klein. Das Licht ſelbſt hat aber dennoch großen Einfluß darauf, und bei der Nacht und Dämmerung, oder wenn die Eule in die Dunkelheit ſieht, iſt die Pupille groß; gegen das Licht gerichtet ſehr klein. Das Auge wird überdem mit einer blaulichen, durchſichtigen Nickhaut, oder einem dritten Augenlied, welches vom innern Augenwinkel nach Außen das Auge bedeckt und beſchützt; dieſe Haut wird öfters vorgezogen und iſt ſehr beweglich. Geſicht und Gehör ſind überhaupt die Sinne, welche bei den Eulen äußerſt fein find. So ſehr aber auch die Augen der Eulen empfindlich find, fo iſt es doch ein grobes Vorurtheil; wenn man glaubt, die Eulen ſehen am Tage gar nichts. Sie ſehen im Gegentheil recht gut, doch mag unter den Arten ein bedeutender Unterſchied hierin herrſchen. Die Augen ſtehen nicht ſeitwärts ſondern nach vorn; die Hornhaut iſt ſtark gewölbt, der knöcherne Ring, welcher das Auge einſchließt, iſt ſehr breit und ſtark. Der Schnabel der Eulen iſt hakenförmig und ſehr ſpitzig; die Wachshaut klein, und vor den Borſten, welche ſie bedecken, nicht leicht zu ſehen. Die Beweglichkeit des Oberkiefers iſt ſtärker, als bei den meiſten andern Vögeln. Die Mundöffnung ungemein weit, und da auch der Schlund ſehr dehnbar iſt, ſo können die Eulen ſehr große Stücke auf einmal verſchlucken, wobei ſie indeß dennoch viele Mühe haben. Mäuſe und kleine Vögel verſchlucken ſie ganz, mit Fell und Federn, doch rupfen ſie die Vögel öfters zuerſt. Kropf und Magen bilden eine Höhle, welche häutig iſt, und ſich ſehr erweitern kann. Man bemerkt aber, wenn ſchon der Kropf fehlt, doch einen drüſigen Vormagen. Sie werfen, wie die Tagraubvögel, die unverdau— lichen Reſte ihrer Nahrungsmittel, Knochen, Haare, Federn, durch das ſogenannte Getrille aus. Sie können ganz ohne Waſſer leben, doch trinken einige Arten zuweilen ſolches. Der Flug der Eulen iſt zwar ſchwankend, aber doch leicht, und fo leiſe, daß man durchaus kein Geräuſch hört. Dies iſt der ſeidenartigen Weichheit der Federn zuzuſchreiben. Die Füße aller Eulen find bis auf die Zehen befterdert, und zwar in den warmen und kalten Ländern, doch iſt in den kalten Ländern die Befiederung ſtärker. Die äußere Zehe iſt fo beweglich, daß ſie nach Belieben nach vorn oder hinten geſchlagen werden kann. Sie machen unter allen Vögeln die ſonderbarſten Poſituren, wozu ſchon ihre äußere Geſtalt und ihre funkelnden Augen vieles beitragen. Gewöhnlich ſitzen ſie bei Tage in ganz gerade aufgerichteter Stellung, das Gefieder an den Körper angelegt, mit hellverſchloſſenen Augen ſchlafend. Allein beim geringſten Geräuſch erwachen ſie, öffnen ihre meiſt lebhaft gefärbten Augen weit, bücken ſich vorwärts, nicken mit dem Kopf, knacken mit dem Schnabel, ſträuben die Federn, und laſſen ein pfauchendes Ziſchen hören. Sie fliegen meiſt nur bei der Dämmerung und in mondhellen Nächten auf Raub aus; indeß hört man fie auch in den dunkelſten Nächten oft ſchreien, ſo daß ſie auch dann munter ſind, und wahrſcheinlich doch ihren Raub finden können. Dagegen iſt den meiſten das Sonnenlicht empfindlich, und ſie blinzeln öfters, und ziehen die Nickhaut oder das dritte Augenlied vor. Die ſogenannten Tageulen kommen ſchon vor der Abenddämmerung zum Vorſchein, beſonders an trüben, düſtern Tagen, und fliegen wohl auch am hellen lichten Tage auf Raub aus. Am Tage ſind ſie gewöhnlich in ihren Schlupfwinkeln verbor— gen, und ſitzen ſelten auf den freien Aeſten der Bäume, ſondern faft immer hart am Stamme, oder in einem Mauerloch, in alten hohlen Bäumen, Ruinen u. ſ. w. Nur diejenigen, welche in ſehr kalten Gegenden leben, find zum Theil Zug- oder Strichvögel, die meiſten ſind Standvögel. Sie rauben nur auf der Erde ſich befindende Thiere, Vögel im Fluge können ſie nicht erhaſchen. Säugethiere ſind ihren Verfolgungen weit mehr ausgeſetzt als Vögel, welche ſie indeß auch nicht verachten. Die kleinſten Arten freſſen nur Inſekten. Naumann ſagt, ſie haben die Gewohnheit, Vorräthe anzulegen, um bei ſchlimmer Witterung davon zehren zu können. Die He der meiſten beſteht in Mäuſen, Maulwürfen und ähnlichen Thieren, die größten Arten greifen aber auch aſen an. R Ihr Geſchrei iſt meiſt ſtark, und tönt durch die ſtille Nacht ſchauerlich, daher geben fie zu vielem Aberglauben und zu Geſpenſtergeſchichten Anlaß. Sie niſten meiſt in Höhlen, hohlen Bäumen, Mauerlöchern, Scheunen, Kirchen, einige auch auf der Erde, oder in Erdhöhlen; bauen ſchlechte Reſter, und legen weiße Eier. Läßt ſich eine Eule bei Tage ſehen, ſo verſammeln ſich eine Menge Vögel um fie, ſchreien und necken die Eule, daher bedient man ſich ihrer zum Vogelfange, weil die Vögel durch fie leicht angelockt werden. 33 6* Gatt. Eule. Strix. Chouette. Der Schnabel von der Wurzel an ſtark abwärts gebogen, mit hakenfoͤrmiger Spitze und einer Wachshaut , ohne zahnartigen Ausſchnitt. Beide Kinnladen beweglich; der Schnabel mit ſteifen Federn bedeckt, die an der Wurzel deſſelben ſtehen. Die Naſenloͤcher rund, und ſtehen am vordern Rande der Wachshaut, welche uͤber derſelben einen Wulſt bildet. Der Kopf groß, ſehr ſtark befiedert, das Geſicht mit einem Schleier umgeben. Augen groß und vorwaͤrts gerichtet. Ohren ſehr groß, mit Federkreiſen eingefaßt. Fuͤße dicht befiedert, mit kurzen Zehen, die aͤußern nach hinten beweglich a Ta gehen. Das Geſicht weniger platt, mit undeutlichem Schleier; der Schwanz lang, viel laͤnger als die Fluͤgel, welche ſchmaͤlere und haͤrtere Schwungfedern haben. Sie rauben am Tage, bis in die Abenddaͤmmerung, und ſchlafen des Nachts. Dafs 14. Habichtseule. Strix uralensis. Chouette de l’Oural. Synonime. Uraliſche Eule, langſchwänzige Eule. Strix macroura. Der Schnabel gelb, die Regenbogenhaut dunkelbraun; der Unterleib gelblich weiß, mit ſchmalen, braunen Längsflecken; der Schwanz ſehr lang, keilförmig, mit ſieben bis neun hellen Querbändern; der Kopf iſt groß, das Geſicht ſehr befiedert, weiß— grau, mit einzelnen ſchwarzen Haaren, bei Jungen bräunlich gelb; ein breiter Kreis von weißen, ſchwarzgefleckten Federn fängt an der Stirne an, und umgiebt das ganze Geſicht; Scheitel, Nacken, Rücken und Deckfedern der Flügel ſind auf weiß— grauem Grunde mit großen braunen Längsflecken bezeichnet; alle vordern Theile find weißlich, jede Feder in der Mitte mit einem breiten braunen Längsfleck; Flügel und Schwanzfedern mit braunen und ſchmutzigweißen Bändern. Der Schnabel iſt gelb, und ganz in den langen Geſichtsborſten verborgen; die Läufe mit weißen, braungefleckten Federn wohl bedeckt; die Nägel ſind lang und gelblich. Bei jungen Vögeln iſt die Grundfarbe mehr brandgelb als weiß. Dieſe Eule iſt eine der größten, man hat ſolche von faſt 2 ½ Fuß Länge geſehen, die gewöhnliche Größe des Männchens iſt 2 Fuß. Aufenthalt. Das öſtliche Europa und nördliche Aſien. In faſt ganz Rußland, in Liv- und Eſthland. Einzeln in Polen, Ungarn, Oeſterreich, Schleſien, Böhmen, doch ſehr ſelten. Eigenſchaften. Die Habichtseule iſt ein kühner Raubvogel, und in ihren Sitten den Buſſarden ähnlich. Sie hat einen rauſchenden, ziemlich raſchen Flug, und ſchwebt zuweilen wie ein Buſſard. In den Wäldern fliegt ſie den ganzen Tag herum, Im Freien mehr nur in der Dämmerung. Ihre Größe und ihr langer Schwanz geben ihr im Fluge ein ganz eigenes Anſehen, ſo daß man ſie ſchon von weitem erkennen kann. Ihre Stimme iſt unbekannt. Herr Naumann erzählt, daß eine Habichtseule einen Mäuſebuſſard verfolgt, und unabläſſig nach ihm geſtoßen habe, und ein andermal verfolgte ſie einen Reiher, welcher unter gräßlichem Geſchrei die Flucht ergriff. Sie ſtieß aus einer Höhe von 10 bis 12 Fuß in ſchiefer Richtung nach dem Reiher, und trieb ihn weit weg. Dieß geſchah in der Abenddämmerung, wobei ſich die Eule gewandter als ein Buſſard benahm. Nahrung. Mäuſe, junge Haſen, Kaninchen, Birk- und Schneehühner und auch kleine Vögel. & Fortpflanzung. Sie ſoll in Felſenſpalten oder in großen weiten Baumhöhlen niften, und drei bis vier weiße ier legen. Ihre Feinde kennt man nicht; ihre Jagd iſt, da ſie ſcheu und ſchlau iſt, ſchwierig. Nutzen und Schaden ſind für unſere Oekonomie unbedeutend. Taf. 11. Die Sperbereule. Strix nisoria. Chouette caparacoch. Temmink. Synonime. Habicht-, Geier- und Falkeneule, Hudfonifdye Eule. Strix funerea. Linn. Strix Ulula. Nilson. Strix canadensis et freti hudsonii Brisson. Strix hudsonia. Gmel. Linn. Chouette de Canada. Chouette épervière. Chouette à longue queue de Siberie. Mit gelbem Schnabel und gelbem Augenſtern; braunen, weißgeflecktem Oberleibe, weißem, braungrau in die Quere geſtreiftem Unterleibe; der keilfbrmige Schwanz ſehr lang, mit neun ſchmalen, weißen Querbändern. Die weiße, braune und ſchwarze Farbe, iſt an dieſer Eule ſehr angenehm vertheilt. Die Stirne iſt weiß, braun punktirt; hinter den Augen fängt ein ſchwarzer Streif an, umgiebt die Ohröffnung und endigt ſich an den Seiten des Halſes; die obern Theile ſind weiß und braun gefleckt; an den Rändern der Flügel ſind auf braunem Grunde weiße Flecken; die Gurgel iſt weiß, die untern Theile weiß, in die Quere mit braungrauen Bändern; an der Einlenkung der Flügel ſteht ein großer braunſchwarzer Fleck; die Schwanzfedern find braungrau, mit weißen Zickzackbändern. Die Regenbogenhaut hellgelb, die Füße bis auf die Klauen befiedert, weiß, mit braunen Bändern. Der Schwanz 6 Zoll 6 Linien lang. Das Weibchen unterſcheidet ſich nur durch weniger reine Farben, und iſt etwas größer. Ganze Länge etwas zu 14 Zoll. Aufenthalt. Die arktiſchen Länder beider Welten. In Eurova, in Schweden und in Lappland, in Livland, Preußen, Polen und im nördlichen Deutſchland, doch hier ſelten. Naumann ſagt, man ſehe ſie zuweilen viele Jahre nicht, dann wieder mehrere Jahre hinter einander, oft fogar häufig. Sie ſcheint alſo für Deutſchland bloß Zugvogel, den man im März 9 34 Sie iſt ein Waldvogel, zieht aber kleine Feldhölzer und ſumpfige Holzungen den eigentlichen großen Waldungen vor. In Nordamerika, beſonders in der Hudſonsbay und in Canada iſt ſie häufig. Eigenſchaften. In ihrem Betragen ähnelt ſie ſehr den Tagraubvögeln. Ihre Bewegungen ſind raſch und gewandt, wie bei einem Habicht oder Falken. Sie fliegt abwechſelnd, bald mit ſchnellen Flügelſchlägen, bald in kurzen Pauſen ſchwimmend, wie ein Sperber. Sie hat die Augen den ganzen Tag offen. Eine, welche Herr Brehm lebend hatte, wurde von einem Knaben mit einem Steine getroffen, und war in den erſten Stunden ſo zahm, daß ſie eine ihr vorgehaltene Maus aus der Hand nahm, und ſich ruhig angreifen ließ. Auf der Erde trug ſie den Leib faſt wagerecht, die Füße weit hervorgeſtreckt, den Schwanz zuſammengelegt und aufgerichtet. In der Höhe ſitzt fie mit ſenkrecht gehaltenen Körper, und ganz eingezogenen Füßen, oft ausgebreitetem, und ſtets gerade herabhängendem Schwanze, und über die Flügel gelegten Schulterfedern. Ihr Geſchrei klingt dem Geſchrei des Thurmfalken nicht unähnlich. Bei großer Wuth knakt fie mit dem Schnabel, wie andere Eulen. In den Nachmittagsſtunden war ſie beſonders munter bis zur Abenddämmerung. Die Brehmiſche Eule konnte entfliehen, und begab ſich ſogleich wieder auf den alten Platz, wo ſie zuerſt gefangen worden war. In den Vormit— tagsſtunden war ſie niemals ſichtbar, ſondern in den dichten Fichten und Tannen verborgen, gegen ein Uhr kam ſie dann zum Vorſchein, und ſetzte ſich immer an denſelben Ort, auf die Spitze eines niedrigen Baumes, oder auf einen Seitenaſt, blickte dann unverwandt auf die Erde herab, und richtete ſich immer nach dem Gegenſtand hin, welcher ſich ihr näherte. Sie ließ bis auf ſechs Schritte ſich nahe kommen, drehete ſich aber immer um, wenn man von hinlen kam. Steine, welche man gegen ſie warf, achtete ſie ſo wenig, daß ſie ihnen verwundert nachſah. Gelingt es ihr, einige Mäuſe zu fangen, ſo verbirgt ſie ſich wieder, iſt aber die Jagd unglücklich, ſo lauert ſie bis zum Einbruch der Nacht. Sie fliegt ungern weit, wenn ſie verfolgt wird, oft nur 50 bis 60 Schritte. Die Krähen allein, welche ſie ſehr verfolgen, treiben ſie weiter, wobei ſie langgezogen und heftig mauend äh ſchreit. Nahrung. Dieſe ſcheint hauptſächlich aus Mäuſen zu beſtehen, welche ſie auf der Stelle verzehrt. Sie lauert ihnen auf einem Baume, einem Zaun oder Stein ſitzend, auf, und ſtürzt dann ſchnell auf ſie ein. Auch Vögel mag ſie etwa fangen, und eben ſo ſoll ſie große Inſekten genießen. Fortpflanzung. Sie brütet wahrſcheinlich nur in den arktiſchen Ländern; ihr Neft ſoll ſie auf einen Baum bauen und zwei weiße Eier legen. Feinde hat fie wahrſcheinlich an Schmarotzinſekten und Eingeweidewürmern, und die Krähen und andere Vögel ver folgen ſie ſehr. Jagd. Sie iſt, da ſie gar nicht ſcheu iſt, leicht zu ſchießen. Der Nutzen durch Vertilgung vieler Mäuſe überwiegt für unſere Oekonomie jeden etwaigen Schaden, den ſie durch Tödtung eines Rebhuhns oder Schneehuhns anrichtet. Zu dieſer Abtheilung der Tageulen gehören in Europa noch die lappländiſche Eule, Strix lapponica, die aretiſche Schnee-Eule, Strix nyctea, welche auch in Amerika vorkommt, und die Sperlingseule, Strix acadica. Sie iſt die kleinſte inländiſche Eule, nicht größer als eine Lerche. Von ausländiſchen Arten gehören zu dieſer Abtheilung, Strix hirsuta aus Cochinchina. Strix Kuhul aus Südamerika. Strix nisuella aus Afrika, Strix chou- cou aus Afrika. Strix meridionalis aus dem ſüdlicken Frankreich. Strix cayennensis. Strix grallaria Temm. pl. col. 140. Braſilien. St. Sonnerati. Temm. pl. 21. aus Indien. St. ferruginea, Wied, Temm, pl. 199. St. passerinoides. Braſilien. oder April und vom September bis November ſieht. b) Nachteulen. Kauze. Striges nocturnae. Der Kopf groß, ohne Federohren. Der Schwanz kurz, am Ende faſt gerade abgeſchnitten. Das Gefieder iſt weich und locker. Es ſind wahre Nachtvögel, welche am Tage ſich nie ſehen laſſen, wenn ſie nicht aufgeſchreckt und überraſcht werden. Taf. 11. Die gemeine Nachteule. Strix Aluco. Chouette hulotte. Synonime. Waldeule, Nachteule, Nachtkauz, Brandeule, Brandkauz. Strix stridula. Strix soloniensis? Strix sylvestris? Strix rufa? Str. alba. La hulotte, le chat huant; Aluco Owol, Tacony Owol; Str. noctua. Strigge magiore. Der Kopf groß, gegen dem Hinterhaupt abgeplattet; die obern Theile mit großen braunen, und kleinen roſtfarben und weißen Flecken; auf den Schulterfedern eine Reihe weißer runder Flecken; die untern Theile roſtfarben, mit braunen Querſtreifen, welche wieder mit braunen Längsflecken ſich kreuzen; die Schwung- und Schwanzfedern abwechſelnd ſchwärzlich und roſtgrau gebändert; Augen blauſchwarz; die Läufe bis an die Zehen befiedert. An den Männchen fällt die Hauptfarbe mehr ins Graue, an den Weibchen ins Fuchsrothe. Zuweilen ſoll man ganz weiße, mit zahlreichen dreieckigen ſchwarzen Flecken finden, die Augen ſind dann weiß, mit einem ſchwarzen Ringe. Die fuchsrothen Eulen ſind junge Weibchen, die röthlichbraunen junge Männchen, die röthlichgrauen alte Weibchen, und die heller grauen alte Männchen. Die Länge 16 bis 17 Zoll, die Flügelbreite 39 bis 40 Zoll. Aufenthalt. Die Waldeule iſt in ganz Europa verbreitet, wo es nur Bäume und Wälder giebt. Auch im nördlichen Aſien iſt ſie anzutreffen, ob auch in Nordamerika, iſt unſicher. In den Sommermonaten hält ſie ſich in Wäldern auf, vom Herbſt bis zum Frühjahr zieht fie in die Nähe der Dörfer, und bewohnt kleine Wäldchen und Baumgärten. So lange das Laub an den Bäumen iſt, fest fie ſich am Tage am liebſten auf die Aeſte eines dichtbelaubten Baumes, oder auch in eine Baumhöhle, und ſchläft. Im Winter bewohnt fie alte Gebäude, Ruinen und unbewohnte Scheunen. Eigenſchaften. Es iſt ein langſamer, träger, lichtſcheuer und ziemlich dummer Vogel, der den ganzen Tag durch ſich nicht regt und immer fchläft, obſchon er, wenn er aufgejagt wird, recht gut auch am hellſten Tage fliegt, und ſehr ſcheu iſt. Jung gefangen, läßt ſie ſich leicht zähmen und zum Aus- und Einfliegen gewöhnen, doch ſo, daß ſie nach einigen Wochen oder Monathen auch wohl wegbleibt, und ſich nicht mehr ſehen läßt. Nähert man ſich ihr, ſo ſträubt ſie die Federn und knakt und ziſcht, wie alle Eulen. 35 Im Sitzen iſt fie ſehr dick und aufgedunſen, und hat ihres kurzen Halſes und großen Kopfes wegen ein wunderliches, nicht eben angenehmes Aeußere. Will fie ſich verbergen, fo zieht fie die Federn an den Körper, und drückt ſich an den Baum, auf welchem fie ſitzt, oder an den Mauerwinkel an, fo daß man fie nicht Leicht ſieht. Der Flug iſt langſam, ſchwankend, aber ſehr leiſe. Den Kopf kann die Eule ſitzend fo drehen, daß der Schnabel ganz auf den Rücken zu ſtehen kommt. So ruhig fie am Tages iſt, ſo unruhig wird ſie gegen die Nacht. Die gewöhnliche Stimme iſt ein häßliches heiſeres Kreiſchen, wie Raiih, oder Kü, Kühitt oder Giwitt; welches man an einigen Orten wiglen heißt. Oſt aber ſchreien fie ſehr laut, huh, huh, hu hu hu ſehr oft wiederholt, oft mit jauchzenden Tönen begleitet, welches man weit hört, und was bei der Stille der Nacht ſchauerlich klingt. Während der Begattungszeit hört man dieſes Rufen weit öfters, doch habe ich es auch oft im Herbſt gehört. Männchen und Weibchen haben verſchiedene Stimmen. Im Winter ſitzen ſie des Nachts zuweilen auf die Häuſer, und rufen, daher die Sage, dieſes bedeute, daß bald jemand aus dem Hauſe ſterben werde, woran freilich das Schreien der Eule nicht ſchuld iſt, und auch es nicht anzeigen will. Da ſie ihre Nahrung auf der Erde ſuchen muß, ſo fliegt ſie auch ſelten hoch, ſondern meiſt nahe an der Erde, und ſetzt ſich auf Zäune, Feldſteine oder andere etwas erhabene Gegenſtände, wo ſie den Mäuſen auflaueru kann, daher ſtecken unſere Bauern oft Weidenruthen in die Wieſen, auf welche die Eulen ſich ſetzen, um die Mauſe belauſchen zu können. Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich aus Mäuſen, Maulwürfen, Spitzmäuſen, Käfern und andern nächtlichen Inſekten. Aber auch die auf der Erde ſitzenden, oder im Gebüſche ſchlafenden Vögel greift fie an. Sie lößt die gefangenen Droſſeln aus den Schlingen, und ſtößt im Hunger wohl gar auf die vor den Fenſtern ſtehenden Stubenvögel. Ob ſie auch die Tauben angreife, wie geſagt wird, iſt ſehr zu bezweifeln, dagegen geht fie im Hunger aufs Aas. In mondhellen Nächten jagen und ſchreien ſie die ganze Nacht, in ſehr dunkeln mehr nur in der Morgen- und Abenddämmerung. Fortpflanzung. Oft ſchon im May paart ſie ſich, und niſtet überhaupt frühe. Zum Neſte wählen fie einen hohlen Baum, und legen ihre Eier auf einige Gras- und Strohhalme, denen auch oft Haare oder Wolle beigefügt ſind, oft liegen die Eier auf dem bloßen Holzmehl. Die drei bis vier Eier ſind rundlich, bauchig und rein weiß. Ein Paar brütet oft mehrere Jahre in demſelben Loche, ja oft wenn ein Paar gefangen wird, ſoll ein anderes daſſelbe beziehen. Sie ſollen auch zuweilen in alten Krähenneſtern brüten, doch mag dies höchſt ſelten geſchehen. Die Jungen ſind anfangs mit graulich weißen Dunen ganz bedeckt, bleiben mehrere Tage blind, und wachſen langſam. Will man die Jungen rauben, ſo ſtoßen ſie beherzt auf den Räuber, und ſuchen ihn mit Flügelſchlägen und Klauen zu vertreiben. Feinde. Alle Tagvpögel, welche in der Luft ſich aufhalten, find ihr feind, necken fie bei Tage, greifen fie an, und ver— folgen ſie mit Geſchrei, allein nur die Raben und Krähen können ihr etwas anhaben, und ſie in die Flucht jagen. Man kann ſie, nach Naumann, bei Nacht durch gut nachgeahmtes Mäuſepfeifen leicht anlocken und ſchießen, da ſie nahe geflogen kommt. Sie iſt für unſere Oekonomie ſehr nützlich, da ſie ſo viele ſchädliche Mäuſe vertilgt, dagegen thut ſie keinen Schaden, und man ſollte ſie ſehr ſchonen. Sof. 12. Die Schleiereule. Strix flammea. Chouette effraie. Synonime. KPerleule, Goldeule, Thurmeule. La fresaie. White Owol. Allocco bianco. Mit weißlichem Schnabel; ſehr dunkelbraunen Augen, weißem, um das Auge herum roſtfarbigem Geficht ; roſtgelbem oder weißgelbem Unterleibe; und aſchgrau gewäſſertem, mit weißen Tropfen bezeichnetem Oberleibe. Das ganze Gefieder dieſes Vogels hat eigentlich einen roſtgrauen Grund. Die obern Theile ſind hell roſtgelb, mit grauen und braunen Zickzaklinien, mit einer großen Menge von weißen, rundlichen Flecken. Der Hals iſt weiß; der Schleierkreis ſtark roſtgelb; Vorderhals, Bruſt, Schenkel und Bauch ſind ſchön roſtgelb, mit kleinen dunkelbraunen Perlflecken, welche am Ende des Schaftes jeder Feder ſitzen. Der Unterleib varirt aber ſehr vom Brandgelben, bis ins Reinweiße, ohne alle Flecken; Füße und Zehen find mit weißem oder gelblichem, kurzem Flaum bedeckt. Zuweilen giebt! es faſt ganz weiße Varitäten. Ob es nur Zufall iſt, oder ob wirklich die rein weiße Farbe des Unterleibes im wärmern Europa allgemeiner ſey, weiß ich nicht, aber mehrere Exemplare, die ich aus dem füdlichen Frankreich erhielt, waren am Unterleibe viel weißer als die aus unſerer Gegend. Die Flügelwand iſt roſtgelb, mit kleinen braunen Perlflecken; die Schwungfedern auf der äußern Fahne dunkel roſtgelb, auf der innern heller, alle mit vielen ſchmalen, ſchwärzlichen, weißbeſpritzten Querflecken. Der Schwanz iſt roſtgelb, mit weißlicher, fein ſchwarzpunktirten Spitze, und vier ſchmalen ſchwärzlichen Querſtreifen. Die Länge iſt 15 Zoll, die Breite 39 bis 40 Zoll. Aufenthalt. Dieſe Eule iſt einer der weit verbreiteteſten Vögel, man hat ſie im gemäßigten und ſüdlichen Aſien, in ganz Europa, den höhern Norden ausgenommen, in den vereinigten Staaten, in Chili, Cuba und in Afrika angetroffen. Alte Schlöſſer, Kirchthürme, Kirchboden, Ruinen und Mauerriſſe, ſeltner Baumlöcher, und dieſe dann nur auf kurze Zeit, wählt die Schleiereule zum Aufenthalt. Sie wohnt mitten in den großen Städten, und immer in der Nähe der Menſchen, und bleibt da an demſelben Orte, gemeiniglich Paarweiſe, oft auch einzeln. Eigen ſchaften. Ihre Geftalt, vorzüglich auch die Form ihres Geſichtes, macht ihr Anſehen ſonderbar, und ihr Geſicht gleicht in etwas demjenigen gewiſſer alter Weiber. Die Augen öffnen ſich bei Tage immer nur foaltförmig, und die Eule ſcheint immer zu ſchlafen, dabei iſt das Geſicht ganz herzförmig, im Tode wird es dagegen rund. Gefangene und zahme ſieht man öfters und lange anhaltend eine beſtändig ſchaukelnde Bewegung machen, was ganz ſonderbar ausſieht. Naht man ſich ihnen, fo knacken fie mit dem Schnabel, und blafen und ſchnauben, fo lange fie es nur aushalten können. Dieſes Schnauben und Blaſen bei ſtiller Nacht auf einem Kirchhof gehört, wo dieſe Eulen noch dazu wie Schatten umherfliegen, da ihr Flug ſehr geräuſchlos iſt, kann auf ſchwache, furchtſame und abergläubiſche Menſchen großen Eindruck machen, und neben der Ohreule mag die Schleiereule wohl am meiſten zu Geſpenſtergeſchichten Anlaß gegeben haben. Nach Raum ann laſſen ſie ihre höchſt widerlichen Töne ſehr oft hören, ſie ſind heiſer, kreiſchend und ſchnarchend; ein Ton ſoll dem Wort grüah ſich nähern. Im Frühjahr hört man dieſe Töne viel häufiger. Ich beſaß eine Schleiereule mehrere Jahre lebendig, und ſpäter einige andere kürzere oder längere Zeit, ohne ein ſolches Geſchrei von ihnen zu hören, nur das Schnauben, Pfauchen und Knacken war ſehr gewöhnlich. So wie das Schnarchen eines Menſchen nach dem Athem ertönt, ſo ſoll auch dieſe Eule gerade in ſolchen Pauſen das Schnarchen hören laſſen, daher man einen Menſchen zu hören glaubt. Denke man ſich einſam in einem düſtern Grabgewölbe oder in einer Gruft, und man hört plötzlich ſcheinbar einen Menſchen ſchnarchen, wo man 36 ſich nur unter Todten wähnt, oder es ertönt ein Blaſen und Pfauchen, ohne daß man etwas ſieht, ſo möchte wohl auch einem minder Furchtſamen ein Grauen ankommen. Sie werden leicht zahm, und da ſie immer in der Nähe der Menſchen leben, ſo gewöhnen ſie ſich ſo an ihre Gegenwart, daß man ſolche geſehen hat, welche während dem Läuten auf den Glockenſtuhl ſitzen blieben. Sonſt iſt dieſe Eule ſchnell und gewandt, und hält ſich den Tag über zwar immer verborgen, doch erwacht ſie leicht und fliegt auch am hellen Tage, indem ihr Geſicht ſehr gut ſcheint, Ihr Flug iſt ſchnell, doch ſchwankend und nicht ſchwebend. In der Abenddämmerung wird ſie munter und verläßt ihre Schlupfwinkel um auf die Jagd zu gehen. Rahrung. Dieſe ſcheint faſt einzig aus Mäuſen zu beſtehen, Feld- und Hausmäuſe, Ratten und Spitzmäuſe, machen ihre Hauptnahrung aus. Doch ſoll fie auch Tauben angreifen, Sperlinge wegfangen und im Hunger aufs Aas gehen. Raumann glaubt zwar nicht, daß fie Tauben angreife, und bemerkt, daß er fogar eine Schleiereule mitten unter den Tauben ruhig fchlafen geſehen, und im Gegentheil die Tauben bei Nacht neben der wachenden Eule ruhig geſchlafen haben. Brehm dagegen führt ein Beiſpiel an, wo Schleiereulen Tauben angegriffen haben ſollen. Sie find ſehr gefräßig, und man ſah eine in einer Nacht fünfzehn Feldmäuſe aufzehren. Auch tragen ſie Vorräthe in ihre Schlupfwinkel, wenn ſie gute Jagd machen, um bei regneriſchen Tagen Nahrung zu haben. Die kleinen Vögel greifen ſie im Schlafe an und ſuchen ſie vor den Fenſtern aus den Vogelbauern herauszuholen. Fortpflanzung. Sie brüten in den Schlupfwinkeln, in welchen ſie gewöhnlich wohnen, und machen oft nicht einmal ein Neſt, oder legen die Eier auf eine dünne Unterlage von Strohhalmen, Wolle u. dgl., ja man will ſogar Eier in einer alten Perücke gefunden haben, welche die Mutter dem Küſter vom Kopf raubte. Die vier bis fünf weißen Eier werden in etwa drei Wochen ausgebrütet, und die Jungen werden reichlich mit Mäuſen gefüttert. Feinde haben ſie nur an andern Vögeln, welche ſie verfolgen, wenn ſie ſich bei Tage ſehen laſſen. Jagd. Sie iſt des Abends leicht zu ſchießen. Der Nutzen iſt für unſere Oekonomie ſehr bedeutend, da fie fo viele Mäuſe vertilgt; der Schaden iſt dagegen in gar keine Berührung zu bringen. Unter dieſe Abtheilung der Eulen gehören von europäiſchen Arten, die graue Eule, Strix nebulosa im hohen Norden beider Welten. Das Käuzchen, Strix passerina, Der rauchfüßige Kauz, Strix Teng malmi oder dasypus, Von Ausländern bilden wir ab. Taf. 11. Die braune Eule. Strix castanoptera. Chouette spadicee. Die Geſtalt diefer Eule ift ganz die unſers europäiſchen Käuzchens. Die Flügel decken einen großen Theil des Schwanzes, deſſen Federn gleich lang ſind; die Läufe ſind mit Flaum, die Zehen aber bloß mit Haaren bedeckt. Sie iſt leicht durch das ſchöne Kaſtanienbraune in Purpur ſchillernde zu erkennen, welches Rücken, Flügel und Schwanz bedeckt; Kopf, Nacken, Seiten und Vorderhals, auch die Bruſt, ſind abwechſelnd mit braunen und gelblich roſtfarben Bändern geziert; die Seiten haben die Farbe des Rückens; an den Schenkeln finden ſich einige purpurbraune Flecken, alle übrige untern Theile ſind rein weiß. Auf den Schulterdeckfedern der Flügel ſind einige weiße Flecken, Schwung- und Schwanzfedern aber ſind roſtfarb gebändert, und der Schwanz hat eine roſtgelbe Endbinde. Die Länge iſt 7 ½ Zoll. Man findet dieſe ſchöne Eule auf Java, Banda und Sumatra. Nahe verwandt mit dieſer Eule find von Ausländern: Strix occipitalis Temm. pl. col. 34 aus Afrika. Strix Maug li. Temm. pl. 46. aus den Antillen. Strix pumila. Temm, pl. 39. Strix bra ma. pl. 68. aus Oſtindien. Der gemeinen Nachteule nähern ſich von Ausländern, die Waldeule, Strix hylophila aus Braſilien. Strix torquata aus Südamerika. Strix pagodarum aus Indien. Der Schleiereule ähnlich iſt die Eule mit dem Gabelſchwanze. Strix furcata aus Mexico, und die Eule Caling, Strix badia aus Java. Strix perspicillata aus Südamerika. c) Ohreulen. Striges auriculatae. Hibous. Der Kopf groß, uͤber jedem Ohr ein Buͤſchel aufrechtſtehender Federn, welche Ohren oder Hoͤrnern aͤhnlich ſehen. Der Schwanz mittelmaͤßig lang oder kurz, am Ende faſt gerade. Das Gefieder ſehr weich und aufgedunſen. Sie gehen ihrer Nahrung bei der Dämmerung und in hellen Nächten nach; am Tage ſchlafen ſie. Taf. 12. Der Uhu. Strix Bubo. Le grand Duc. 8 1 Buhu, Schuhu, Schubut, Schuffut, große Ohreule, Goldeule. Great eared Owol Lath. Eagle Owol. Pennant. ufo reale. 3 Alle obern Theile dunkel roſtgelb und ſchwarz geflammt, die Kehle weißlich; die Federbüſche faſt ganz ſchwarz. Die untern Theile ſind ebenfalls roſtgelb, mit ſchwarzen Längsflecken. Die dicken Borſtenfedern des Geſichts ſind weißgrau; der Schleier oder die Geſichtseinfaſſung iſt gelbbraun, ſchwarz gefleckt und punktirt. Auf dem Vorderkopf erhebt ſich über jedem Auge ein Büchel 3 77 Zoll langer ſchwarzer, roſtgelb gerändeter Federn, welche gerade aufftehen. Der Kopf iſt ſchwarz / die Federn mit 37 gelbbraun gefleckten und geftrichelten Kanten. Die Flügeldeckfedern faft ſchwarz. Die Steißfedern und Schenkel find dunkel roſtgelb, mit ſehr ſchmalen dunkeln Wellenlinien, die Läufe und die Zehen etwas heller. Die Kehle iſt weiß. Das Männchen iſt kleiner als das Weibchen, hat längere Federbüſche, ſchlankere Geſtalt, die Grundfarbe mehr mit weiß gemiſcht, die ſchwarzen Flecken größer. Jüngere Vögel haben dunklere Farben und mehrere Flecken. Die Regenbogenhaut ift bei allen ſehr ſchön und lebhaft vomeranzengelb, und die Augen ſind ungemein groß nnd lebhaft. Länge 24 bis 25 Zoll, Flügelbreite 5 Fuß 8 bis 10 Zoll. Aufenthalt. Der Uhu iſt über ganz Europa, im mittlern und nördlichen Aſien und in Afrika verbreitet. In Holland ſoll er nie vorkommen, und eben ſo geht er nicht bis zum arktiſchen Kreiſe. In gebirgigten Gegenden und Waldungen iſt er viel häufiger als in Ebenen. Er iſt ein Standvogel, welcher nicht auswandert, wohl aber im Winter ſich mehr den Städten und Dörfern nähert. Immer aber bewohnt er die Wälder, und wird außer denſelben ſelten geſehen. Je größer und dichter die Waldungen, deſto lieber wohnt er darin, beſonders wenn Felſen und Ruinen in denſelben ſind, daher iſt er auch in der Schweiz auf den Vorgebirgen ſehr gemein. N Eigenſchaften. Den Tag über fit der Uhu ganz ſtille zwiſchen Felſen, Mauern, oder zwiſchen den Aeſten hoher Bäume, ganz am Stamme angelehnt, die Federn ſind ganz an den Leib angelegt, und er erſcheint ſchlank, die Federbüſche ſtehen gerade in die Höhe und ſind ſehr genähert. Kaum aber nähert ſich ihm jemand, ſo öffnet er die Augen und läßt ſie nach allen Seiten rollen, wobei er die Flügel ganz wölbt und halb ausbreitet, alle Federn ſträubt, ſich mit dem Kopf nach vorne biegt und eine wagerechte Stellung mit dem Körper annimmt, und bald den einen bald den andern Fuß, wie wenn er tanzen wollte, in die Höhe hebt. Zugleich ziſcht und knappt er beſtändig mit dem Schnabel, und macht überhaupt die lächerlichſten und poſſirlichſten Stellungen und Grimaſſen, welche aber zugleich Furcht einjagen können, da ſeine Klauen ſehr groß, ſtark und ſpitzig ſind, und er gewaltig mit dem Schnabel und den Klauen auf ſeinen vermeintlichen Feind loßſchnellt. Seine herrlichen Augen ſcheinen dabei zu funkeln, und ſind in beſtändiger Bewegung, wobei auch die Pupille ſich mit jedem Augenblick und mit jedem Athemzug verändert. Sein Schlaf iſt ſehr leiſe, und er iſt auch am Tage munter, und kann, ungeachtet ſeiner großen Flügel, durch die dichteſten Aeſte durchfliegen ohne anzuſtoßen, obſchon ſein Flug auch wankend iſt, wie bei andern Eulen. Oft fliegt er am hellen Tage ſchon auf hundert Schritte weit auf, doch läßt er ſich zuweilen überraſchen. Kein Thier hat wohl ſo viel Stoff zu abergläubiſchen Sagen, und beſonders zu der bekannten Sage vom wilden Jäger gegeben, als dieſe Eule. Dieſe Sage, welche Bürger fo ſchön beſungen hat, iſt noch nicht erloſchen, und in Dörfern, welche in der Nähe großer Waldungen liegen, hört man die wilde Jagd zuweilen, und wer die Urſache dieſer Erſcheinung nicht kennt, kann wohl davon in Furcht geſetzt werden. Dieſe wilde Jagd beſteht darin, daß man in der Stille der Nacht plötzlich aus den Wäldern her ein hohles, gedämpftes, doch weit hörbares Rufen, Puhu, Puhu, oft von mehrern Seiten her ſchnell wiederholt hört, welches das Scho nicht ſelten eben fo furchtbar wiedergiebt. Brauſend und ſchnaubend zieht es durch die Gebüfche, und wenn man in der Nähe iſt, bemerkt man feurige, ſich ſchnell bewegende Punkte. Bald ertönt ein höheres hu, bald glaubt man ein ſchallendes Hohngelächter zu hören, bald das Heulen und Klaffen der Hunde, oder das jauchzende Rufen der Jäger, und das Wiehern der Pferde zu vernehmen. Alles zuſammen, die dunkeln unheimlichen Wälder, Nacht, Felſen oder nahe Ruinen, ergreifen die Phantaſie, und man glaubt manches zu hören, was nicht iſt. Dieſes alles kommt von den Kämpfen und Zügen des Uhus her, welche zur Begattungszeit ſtatt haben, wobei ſich zehn bis zwanzig verſammeln ſollen. Die feurigen Funken kommen von den phosphoreszirenden Augen des Uhu, und das Bellen iſt das wirkliche Bellen der Hunde, welche von dem Spuke geweckt werden; das hu gleicht dem Jauchzen eines Menſchen. Das Weibchen giebt zu dieſer Zeit ein häßliches, weit tönendes Kreiſchen von ſich, welches im Zorn noch von einem hauchenden Pu begleitet wird. Jung gefangen, kann der Uhu gezähmt werden, allein, wie Naumann richtig bemerkt, es giebt ſolche, welche immer böfe bleiben, und andere, welche recht gutmüthig find. Ein zahmer Uhu macht durch feine Sonderbarkeiten viele Freude , und wird häufig zum Vogelfange benutzt. Da alles, was Vogel heißt, den Uhu haßt, wenn er bei Tage erſcheint, und beſonders Krähen und Tagraubvögel auf ihn ſtoßen, fo benutzt man dieſes, um dieſe Vögel zu fangen oder zu ſchießen, wobei man ſich der ſogenannten Krähenhütten bedient, wo man aus einem wohlgedeckten Hinterhalt die auf den Uhu ſtoßenden Vögel ſchießt. Nahrung. Als ein ſtarker und gewandter Raubvogel greift der Uhu wohl auch größere Thiere als junge Hirſch- und Rehkälber, Haſen, Kaninchen, Auer-, Birk- und Haſelhühner, Faſanen, Krähen u. ſ. w. an, allein ſeine Hauptnahrung machen Hamſter, Waſſerratten, Wald- und Feldmäuſe, Maulwürfe und Fröſche aus. Des Abends fliegt er frühe auf die Jagd, oft noch vor der Abenddämmerung. Säugethiere frißt er mit Haut und Haar, den Vögeln reißt er die größern Federn aus. Das Unverdauliche würgt er in Ballen wieder aus. Er frißt viel, kann aber auch ſehr lange, ja Wochen lang, hungern. Im Winter geht er auch auf Aas. Fortpflanzung. Der Uhu brütet frühe im Jahr, und legt fein Neft am liebſten in den Klüften ſteiler Felſenwände an. Zuweilen, doch ſelten, niſtet er in alten Ruinen, und noch ſeltener auf Bäumen. Das Reſt iſt ſehr groß, und beſteht aus einer Unterlage von ſtarken Zweigen, und iſt oben mit zartern Reiſern, Moos oder Grashalmen belegt. Die zwei, ſeltener drei Eier find rundlich, bauchig, nicht glänzend, mit deutlichen Poren verſehen, und ganz weiß. Sie werden drei Wochen gebrütet. Die Jungen ſind, wie bei allen Eulen, ſehr häßlich und ſonderbar, ſie ſehen aus wie ein Wollklumpen, die Flaumfedern find ſchmutzig weiß und röthlich grau, mit dunkelbraunen Flecken und Wellenlinien. Die Augen find Anfangs hellgelb, dann aber werden ſie bald dunkler. Sie ziſchen und pfeifen beſtändig, und werden von den Eltern mit überflüſſigem Futter verſorgt. Die Federohren kommen erſt nach ſechs Wochen zum Vorſchein. Das Neſt wird mehrere Jahre beſucht und nur jährlich wieder ausgebeſſert. Feinde hat er faſt an allen Vögeln, nur die Sumpf- und Waſſervögel achten nicht auf ihn. Die Krähen verrathen bei Tage oft ſeinen Aufenthalt durch ihr Schreien. Rach Raumanns Beobachtungen ſollen ſie den Uhu ſogar durch den Geruch auswittern. Schmarotzerinſekten niſten in feinem Gefieder, und Eingeweidewürmer in feinen Eingeweiden. Jagd. Der Uhu iſt meiſt ſchwer zu ſchießen, und alt ſchwer zu fangen. Der Nutzen des Uhu iſt groß, da er viele Mäuſe und Hamſter vertilgt, allein die Jäger ſetzen auch feinen Schaden hoch an, da er ihnen ins Amt greift, und etwa einen Hafen wegholt, was ein Verbrechen beleidigter Majeftät iſt, da das Tödtungsrecht der Haſen und anderer Jagdthiere nur dem Jäger zuſtehen ſoll. 10 38 Taf. 12. Die Elaffende Ohreule. Strix strepitans. Hibou bruiant. Temmink planch. color. 174 und 229. Etwa ein Viertheil kleiner als der Uhu, hat aber faft eben fo ſtarken Schnabel und Klauen als der Uhu. Die innere und mittlere Zehe ſind gleich lang, die äußere viel kürzer. Dieſer Bau der Füße und die kürzern Flügel im Verhältniß zum Schwanze, ſind mehrern indiſchen Eulen eigen. Die Federbüſche fangen am hintern Augenwinkel an, und dehnen ſich ſeitwärts aus. Sie beſtehen aus langen ſchwarzen Federn, hinter denen kürzere, braun und weiß geſtreifte liegen; alle obern Theile und die Flügel find ſchwärzlich, und mit roſtfarben Zickzak gezeichnet; die der Flügel find breiter, und weißlicher. Die Schwung⸗ federn haben breite Binden; der Schwanz iſt eben ſo hell, mit breiten zahlreichen Bändern an der innern Fahne, an der äußern mit zickzakförmigen geziert; Backen, Bauch und Unterleib haben auseinanderſtehende Querſtreifen, welche an der Bruſt. näher gerückt ſind, die Bruſt iſt braun und weißlich roſtfarben; die Läufe ſind bis auf die Zehen befiedert, weiß und braun geſtreift; die Zehen gelblich; der Schnabel weißgelb, und die Nägel weißlich, mit braunen Spitzen. Man findet dieſe Ohreule in Java, ſie ſoll eine angenehme Stimme haben und in dichten Gebüſchen wohnen. Die Länge iſt 19 Zoll. Der junge Neftvogel iſt faſt ganz weiß, mit feinen braunen Querbändern. KEN Der afrikaniſche Uhu, Strix africana, ift ein Drittheil kleiner als der Europäiſche. Eben fo ift die virginiſche Ohreule, Strix virginiana, zwar dem Uhu änhlich, aber deutlich verſchieden und kleiner. Eben daſelbſt lebt der groß⸗ ſchnäblige Uhu, Strix macrorhinchos. Zu den langöhrigen Ohreulen gehören aus Europa, die mittlere Ohreule, Strix otus; die kleine Ohreule, Strix scops, und von Ausländern, Strix leucotis. Temm, col. 16. vom Senegal. Strix noctula, Temm, col. 99. aus Java. St, atricapilla. T. c. pl. 145. aus Braſilien. St. ceylo- nensis aus Oſtindien. St. Asio, Temm, pl, col. 80. aus Nordamerika. St. Leschenaulti- Temm. pl. col. 20. mit ganz nackten Läufen, aus Oftindien. Taf. 12. Die Sumpfohreule. Strix brachyotos. Ilibotis brachiote. Synonime. Kurzöhrige Eule, Schnepfeneule, Brandeule, Kohleule. St. accipitrina. Gmel. St. Ulula. Gmel. St. stridula. St. arctica. Sparm. 8. tripennis. Schrank. 8. palustris. S. brachyura. Nilson. Chouette ou grand chevèche. Buff. Due à oreilles courtes. Short eared Owol, brown and caspian Owol, Der Kopf klein; die Ohrbüſchel ſehr kurz, nur aus zwei bis vier beweglichen Federn beſtehend; Schnabel und Augenkreiſe ſchwarz. Die Regenbogenhaut ſchwefelgelb. Der Oberleib weißlich roſtgelb, mit dunkelbraunen Flecken, der Unterleib hell roſtgelb, mit einfachen dunkelbraunen Längs⸗ flecken und ſchmalen Schaftſtrichen; das Geſicht hat einen ſehr deutlichen Schleier, und der Kreis hat vor der Stirn einen ſtarken Einſchnitt. Die Federbüſche find ſehr klein, und ihre Farbe von den andern übrigen Kopffedern fo wenig ausgezeichnet, daß man ſie nicht immer bemerkt, da die Eule ſie nur im Affekt aufſtellt. Die Schwungfedern roſtröthlich gelb, mit ſchwarz— braunen Binden; die Schwanzfedern roſtgelb, mit fünf dunkelbraunen Bändern und weißer Spitze, die äußere Fahne der äußerſten weiß. Die untere Seite der Flügel ſchwarz, die Füße bis auf die Zehen befiedert, und, wie der Steiß, graulich roſtgelb. Länge 14 bis 15 Zoll, Breite 44 bis 46 Zoll. g Aufenthalt. In ganz Europa vom arktiſchen Kreiſe an, in Sibirien und in Nordamerika. Im Sommer nur in den nördlichen Ländern. Sie iſt ein Zugvogel, der im Herbſt in die wärmern Länder zieht, und den Winter über darin bleibt. Einige brüten ſchon im nördlichen Deutſchland. Sie findet ſich nur in ebenen und ſumpfigen Gegenden, und nicht auf Bergen oder in Wäldern. Sie ſitzt ſelten oder nie auf Bäume, am Tage hält ſie ſich im Schilfgraſe und andern hohen Pflanzen, hinter Erdſchollen, in Ackerfurchen u. ſ. w. auf. Im Herbſt ſitzt ſie oft in Kartoffel- und Kohläckern. In tiefen Wäldern findet man ſie nie. Eigenſchaften. Sie iſt munter, und weniger träge als die andern Eulen, fliegt auch am Tage auf, läßt ſich aber oft nahe kommen. Gewöhnlich fliegt ſie dann weit, und ſchwingt ſich ſelbſt hoch in die Luft, wo ſie wie eine Weihe fliegt, dann läßt ſie ſich zuweilen auf Bäume herab, und bleibt dann bis zur Dämmerung ruhig ſitzen. Sie fliegt leiſe und geräuſchlos, aber doch geſchickter als andere Eulen. Sie läßt ſich leicht zahm machen, und ſitzt dann immer am Boden. Die Stimme klingt fanft und angenehm, käv, käv, auch knackt ſie mit dem Schnabel. Sie fliegt ſchon gleich nach Sonnenuntergang. Nahrung. Alle Arten Mäuſe, Hamſter, Fröſche und Inſekten, auch kleine, auf der Erde ſchlafende Vögel. Fortpflanzung. Sie niſtet auf der Erde in ſumpfigen Gegenden, in langem Graſe oder auf einer Binſenkufe, in Haidekraut, wohl auch in Getreidefeldern. Das Neft beſteht aus dürren Halmen oder Stoppeln, oft liegen die Eier auf den bloßen Pflanzen. Die drei bis vier Eier ſind rein weiß, und wie alle Euleneier, mehr rundlich und bauchig. Die Brütezeit dauert drei Wochen. Feinde ſind die aller übrigen Eulen. Jagd. Sie iſt leicht zu ſchießen, und wird oft vor dem Hühnerhund geſchoſſen, der Jäger glaubt wohl es gehe eine Schnepſe auf. Der Nutzen für unſere Oekonomie iſt nicht gering, der Schaden iſt gar nichts. Dieſer Eule nähern ſich durch die kurzen Federbüſche die Eule mit milchweißem Bauche, Strix lactea. Temm. pl. 9 0 vom Senegal, fo groß wie ein Uhu, und die kur zöhrige amerikaniſche Eule, Strix ascalaphus. Temm, pl. col. 37. Zweite Ordnung der Voͤgel. Alles freſſende. Omnivorae. Omnivores. Der Schnabel mittelmaͤßig lang, ſtark, an den Raͤndern ſchneidend; die obere Kinnlade mehr oder minder an der Spitze ausgeſchweift. Die Fuͤße vierzehig, die Fluͤgel mittelmaͤßig lang, die Schwungfedern endigen meiſt ſpitzig. 39 Die Vögel, welche dieſe Ordnung bilden, leben meiſt gefellig in größern oder kleinern Truppen; doch in der Monogamie. Sie niften auf Bäumen oder in Mauerlöchern alter Thürme, einige Arten auch in Baumlöchern. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd. Sie nähren ſich von Inſekten, Würmern, Aas; genießen aber auch Beeren, Baumfrüchte und Getreide. Das Fleiſch iſt meiſt hart, lederartig und von ſchlechtem Geſchmack. Linne hat ſie meiſt in die Ordnung der rabenartigen Vögel gebracht, welche auch noch von mehrern Neuern iſt angenommen worden. Herr Cüp'er ſetzt fie dagegen unter die ſperlingsartigen Vögel, obſchon ſie ſich in ſehr vieler Hinſicht von denſelben unterſcheiden. * 1* Gatt. Horn vogel. Buceros. Calao. Schnabel lang, ſehr dick, zuſammengedruͤckt, mehr oder weniger ſichelſoͤrmig gebogen; die Schnabelgraͤthe glatt oder mit einer muͤtzen- oder hornartigen Erhabenheit. Hornſchneiden glatt oder ausgeſchnitten oder gezahnt; Spitze glatt; die obere Kinnlade und der Anſatz von zelligem Bau. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, oben auf dem Ruͤcken des Schnabels in einer Rinne; ſie ſind klein, rund, offenſtehend, durch die Hornſubſtanz des Schnabels dringend, an der Wurzel mit einer Menbran bedeckt. Die Beine kurz, ſehr muskulos, die Sohle breit, die Seitenzehen gleich, der aͤußere bis zum zweiten Gelenk verbunden, der innere nur an der Baſis verwachſen. Die Fluͤgel mittelmaͤßig, breit, die vierte und fuͤnfte Feder ſind die laͤngſten. Es iſt ſchwer den Hornvögeln einen gewiſſen Platz im Syſtem anzuweiſen, da ihre Schnäbel in verſchiedenen Lebensaltern fo ſehr von einander abweichen. Temmink hat fie gleich nach dem Saſa an die Spitze der alles freſſenden geftellt, allein, ungeachtet der Gründe, welche Temmink dafür haben mochte, den Saſa zu dieſer Abtheilung zu bringen, ſcheint er viel natürlicher bei den Hühnern bleiben zu ſollen, denen er ſich in ſo vielen Hinſichten nähert. Aber eben ſo ſehr nähern ſich die Hornvögel den Raben durch ihren ganzen Körperbau, und in der Jugend auch durch ihren Schnabel, daher ſtellen wir ſie an die Spitze der Alles freſſenden. Keine Vögelgattung zeigt eine ſolche Verſchiedenheit im Schnabelbau zwiſchen Jugend und Alter, wie die Hornvögel, und ſelbſt bei den Jungen des erſten Jahres iſt der Schnabel wieder verſchieden von dem Bau, den er im folgenden erhält, fo daß man verſucht ſeyn könnte, jede Art und einzelne Individuen gewiſſer Arten in verſchiedenen Lebensperioden zu verſchiedenen Gattungen zu machen, wenn man nicht den Gang der Schnabelentwicklung einer jeden Art kennen würde. Bei einigen Arten iſt der Schnabel nicht blos von monſtruöſer Größe, ſondern auch durch die Form der Vor⸗ ragungen und Auswüchſe ſehr entſtellt, und die Geftalt dieſer Auswüchſe ſelbſt iſt ſehr verſchieden. Alle dieſe Formen ſcheinen eine mächtige Kraft in dieſem Schnabel anzudeuten, allein dieſe iſt nicht wirklich vorhanden, und ein Sperling hat verhält— nißmäßig mehr Kraft, und kann mit ſeinem Schnabel mehr Schmerz verurſachen. Schon Buffon bemerkte, daß die Schnäbel der Hornvögel, der Jabirus, der Pfeffervögel, welche alle eine außerordentliche Entwicklung haben, ſchon darum keine Kraft haben können, weil ſie keinen Anfaſſungspunkt haben, wie ein Hebel, der zu weit von ſeinem Hebepunkt entfernt iſt. Auch in Hinſicht der Geſchlechter iſt der Schnabel in etwas verſchieden. Alle Nashornvögel mit Auswüchſen haben beim Auskommen aus dem Ei einen einfachen, kurzen, glatten, faſt geraden Schnabel, der aber an der Wurzel ſehr dick iſt; auf der Schnabel-Firſte lauft eine Längsgräthe, welche durch ihre Länge die Länge des Raums anzeigt, welchen der künftige Auswuchs einnehmen ſoll. Dieſe Gräthe oder erſte Erhöhung iſt im erſten Entſtehen compakt und hornartig; dann mit dicken Wänden, aber inwendig hohl, bei vorgerückteren Wachsthum endlich ſehr dünne, oft faſt durchſcheinend, und mit einer Menge von Gängen und Zellen verſehen bei vollkommen ausgebildetem Schnabel. Die Zellen ſind mit Luft gefüllt, welche durch eine Menge von Canälen eintreten kann, die ſich in die Naſenhöhlung öffnen und mit ihr in Verbindung ſtehen, wodurch das Gleichgewicht beim Fliegen erhalten wird. Der Flug iſt ſchnell, aber geräuſchvoll, oft hoch und lange anhaltend. Die Füße der Hornbögel find in allen Altern gleich; bei allen Arten mit breiten Schuppen bedeckt, die Läufe kurz, die Zehen breit und verbunden. Dieſe Struktur giebt ihnen eine bedeutende Kraft beim Sitzen auf Zweigen, und erhält den Körper dabei im Gleichgewicht, allein der Gang wird dadurch gehindert; wenn ſie auf der Erde ſitzen, ſo müſſen ſie nach Art der Raben hüpfen. Sie ſitzen aber ſelten auf den Boden, ſondern lieben vielmehr die Bäume, auf deren höchſte Spitzen ſie ſich in den Wäldern ſetzen. Sie niſten und ſchlafen in Baumlöchern. Alle Hornvögel haben an den obern Augenliedern Haare; eine ſehr kleine knorpelige Zunge, welche mit dem Grund des Mundes verwachſen iſt. Sie leben gefellſchaftlich und vereinigen ſich in große Schaaren. Sie ſind alles freſſend, und zeigen denſelben Appetit für thieriſche und pflanzliche Subſtanzen. Einige Arten ſtreiten ſich mit den Geiern um das Aas, andere nähren ſich von Inſekten, Eidechſen, Fröſchen, Mäuſen. Einige Arten dagegen find vorzüglich Pflanzenfreſſer, und die oftin- diſchen Arten lieben, nach Rein wardt, befonders Früchte, namentlich die Feigen, deren Arten auf den Inſeln des Archipels , der Molukken fo vielfach find, die Früchte der Palmen, der Muskatenbäume, und alle Arten weicher und zarter Früchte, in der Gefangenſchaft aber zeigen fie ihre alles freſſende Neigung, und genießen was man ihnen giebt, ſelbſt Gemüſe. Die Wälder der Inſeln Ravak und Waidgiu, in welchen man nur wenig kleine Vögel mit glänzenden Farben antrifft, find dagegen der Wohnſitz der Hornvögel, der großen Muskatnußtauben und der noch größern Kronentauben, der grünen Papageien, der großen Rüſſelpapageien und glänzenden Loris. Die mißtrauiſchen Hornvögel ſetzen ſich gewöhnlich auf die Spitzen der höchſten Bäume, beſonders der Muskatenbäume, deren Früchte ſie ſehr lieben und ganz verſchlingen; dieſe geben ihrem Fleiſch einen vortrefflichen Geſchmack. Ohngeachtet ihre Flügel ziemlich ſchmal und wenig entwickelt ſind, hört man ihren Flug doch von Weitem, wie Dampier bemerkt. Das kommt von den langen Schwungfedern her, welche an der Spitze auseinander ſtehen, und die Luft in Erzitterung bringen, da die Flügel mit Kraft bewegt werden. Die Hornvögel zeigen auffallend wie die Lokalitäten Einſiuß haben, in Afrika, wo die Natur wenig ſaftige Früchte bietet, leben ſie von Aas und thieriſcher Nahrung, auf den früchtereichen Molukken beſonders von Früchten. Die Zähnchen, welche man an den Schnabelſchneiden mancher Hornvögel bemerkt, ſcheinen von der Schwäche der Subſtanz zu entſtehen, obſchon Levaillant glaubt, fie ſeyen im integrirenden Zuſtande vorhanden, er läugnet zwar nicht, daß nicht einige durch Zerbrechen der Theile der Schneide auch entſtehen können. Allein das Wellenförmige dieſer Zähnchen zeigt vielmehr, daß nach und nach das ausgebrochene ſich wieder erſetzt, und dadurch die gänzliche Zerſtörung des Schnabels gehindert wird; die Ungleichheit dieſer Zähne ſcheint beſonders für die letzte Meinung zu ſprechen. Die Schnabelladen des Rashornvogels werden durch den Gebrauch des Schnabels abſtehend und nicht ſchließend, und oſt ſieht man die Spitzen des Schnabels ſich nicht 40 berühren, man will aber bei Zahmen bemerkt haben, daß immer ein Nachwuchs ftatt hat. Bei einigen Arten bemerkt man aber gar keine Zähne. Die Hornvögel leben in Afrika, in Indien und Neuholland. Man hat ſie in zwei Familen bringen wollen, nämlich in folche , mit Schnabelauswüchſen und in ſolche ohne Schnabelauswüchſe, allein da, wie oben ift geſagt worden, alle jungen Hornvögel glatte Schnäbel haben, fo kann dieſe Abtheilung nicht ſtatt haben, und fie bilden nur eine Familie. Taf. 14. Der abyſſiniſche Hornvogel. Buceros abyssinicus. Calao Abbagumba ou caroncule. Vaill. oiseaur ®Afrique. Vol. 5. pl. 232. pl. enlum. 779. Der Schnabel ift 9 Zoll lang und ohne das Horn 2% Zoll hoch; er iſt ſchwarz, leicht gebogen, an den Seiten abgeplattet, an der Spitze ſtumpf; das Horn iſt 2 Zoll hoch und 3 Zoll lang, an demſelben findet ſich eine längliche lanzettförmige Oeffnung, durch welche man eine ſchwarze Haut bemerkt , welche das Eindringen eines fremden Körpers in das Horn hindert. Die Höhlung des Horns ſteht mit dem Kopf in Verbindung, und iſt in den erſten zwei Jahren halbeirkelförmig dann aber ſpaltet es ſich an der Spitze. An der Wurzel der Oberkinnlade findet ſich eine gelbliche Schuppe von unregelmäßiger Geſtalt, mit ſchwarzen Längsſtreifen. Die Augenlieder ſind mit langen Wimpern beſetzt; die Regenbogenhaut iſt blaßgelb, die Augen groß und vorſpringend, und mit einer nackten violeten Haut umgeben, welche bis zum Oberhals ſich erſtreckt; am Männchen iſt überdies die Gurgel nackt und ſchön roth. Die Baſis des Schnabels, der Kopf, der Hals und der Bauch, ſind mit zerſchliſſenen Federn beſetzt, wie beim Caſuar; die Farbe des ganzen Vogels iſt glänzend ſchwarz, nur die zehn großen Schwung— 1 ſind weiß. Füße und Klauen ſchwarz. Der Schwanz iſt lang und am Ende abgeſchnitten. Länge von der Schnabelſpitze bis zum Schwanzende 2 Fuß 6 Zoll; Breite eben fo groß; der Schwanz allein mißt 1 Fuß. Vaterland. Abyſſinien und Nordafrika. Eigenſchaften. Bruce behauptet, dieſe Art ſitze mehr auf der Erde, als daß fie fliege, wenn fie ſich aber einmal erhebe, fliege ſie ſchön und weit. Geoffroi behauptet dagegen, der Gang ſey ſchwerfällig, der Flug wenig ſchnell und meiſt niedrig und kurz. Im Magen fand Bruce meiſt nur grüne Käfer, welche ſich auf der Poa abyssinica aufhalten; Geoffroi fand überdies noch Eidechſen im Magen. Obgleich der Vogel einen übeln Geruch verbreitet, ſah ihn doch Bruce niemals Aas freſſen. Männchen und Weibchen find meiſt beiſammen. Sie machen auf großen und dichten Bäumen ein großes, aber meiſt nicht hoch ſtehendes Neft, welches wie das Neſt der Elſtern, mit einer Dornenkrone bedeckt ſeyn ſoll. Der Eingang ſehe immer gegen Morgen. Bruce will bis auf 18 Junge von einem Paar geſehen haben. Nach Geoffro i tödten die Neger dieſen Vogel niemals, und hintern auch die Europäer, ihn zu tödten, weil ſie glauben, es entſtehe dadurch großes Unglück, ſie nenen dieſen Vogel Teir el Naciba oder Schickſalsvogel. Taf. 14. Hornvogel mit gefurchtem Schnabel. Buceros sulcatus. Calao d casque sillone. Temm. pl. color. 69. Der Schnabel dieſes Hornvogels trägt einen Helm, deſſen oberer Theil den vierten Theil eines Cirkels bildet, der 2 Zoll hoch und 4 Zoll lang iſt; dieſer Abſchnitt iſt vorn vertikal abgeſchnitten, und an den Seiten mit vier bis fünf ſehr tiefen Furchen und Falten. Das Alter beſtimmt vielleicht die Zahl der Falten, denn die Jungen haben einen ganz glatten Helm; ältere zeigen die Spuren der erſten und zweiten Furche, und bei alten Männchen ſteigt ihre Zahl wohl auf ſechs, was bei den Weibchen nie der Fall iſt, welche höchſtens vier Falten zeigen. Wahrſcheinlich zeigen ſich die drei Falten, welche in einer Diagonallinie an der untern Kinnlade liegen, nach der erſten Mauſer, doch ſieht man ihre Spur ſchon im erſten Alter. Das alte Männchen hat ein weißliches Geſicht, aber dieſe Farbe wird an den Seiten des Halſes roſtröthlich, und endlich roſtbraun an den langen Federn, welche Hinterhaupt und Nacken bedecken, der untere Theil des Halſes iſt roſtröthlich; Rücken und Flügel find ſchwarz glänzend, ins Graue ſchillernd; Bauch und alle untern Theile find matt ſchwarz; der Schwanz ift weißlich, hat aber an ſeiner Spitze eine breite ſchwarze Binde; Schnabel und Helm ſind beim lebenden Vogel purpurroth, die nackten Theile um das Auge find pomeranzengelb; die Furchen an der Baſis der untern Kinnlade find ſchön gelb, die an der obern bagegen ſchwärzlich; die Füße find dunkel graublau, die Regenbogenhaut gelb. Die Jungen im erſten Jahre haben einen röthlichen, glatten, oder mit einem kleinen glatten Helm, der nur wenig d bedeckten Schnabel; das Gefieder iſt mattbraun, nur der Schwanz iſt weiß, mit ſchwarzer Endbinde. Die ganze Länge des alten Vogels iſt 2 Fuß 4 Zoll. Dieſe Art bewohnt Mindanao und einige andere Inſeln des Archipels, der Philippinen und Mariannen. Taf. 14. Hornvogel mit glattem Horn. Buceros Hydrocorax. Zinn. Calao & casque plat. Temm. pl. col. 283. Schon Bontius und Willugby erwähnen dieſes Vogels; Büffon und Briſſon haben ihn beſchrieben. Der alte Vogel, ſo wie er hier abgebildet iſt, hat auf dem Schnabel einen Helm mit ebener Fläche, von dünner, durch— ſichtiger Hornſubſtanz, und ſehr lebhaft pomeranzenfarben. Eine breite ſchwarze Binde umgiebt die Schnabelwurzel und erſtreckt ſich bis in die Augengend, über Nafenlöcher und Kinn; die Gurgel iſt gelblich; Hinterhaupt, Hals und ein Theil der Bruſt ſind röthlich kaſtanienbraun; der untere Theil der Bruſt und des Bauches ſind ganz ſchwarz; die Schenkel und Unterleib etwas roſtfarb; Rücken, Schultern und Deckfedern der Flügel find graubraun; alle größern Deckfedern weißlich roſtfarben geſäumt; der Schwanz, deſſen Federn gleich lang ſind, iſt weißlich iſabellfarben; die Füße ſchön roth. Bei jüngern Vögeln iſt der Schnabel mehr pupurfarben, braun oder graulich; der Helm iſt im erſten Jahr kaum durch eine platte Erhabenheit bezeichnet und braun. Ganze Länge 2 Fuß 7 Zoll. Vaterland. Die philippiniſchen Inſeln, wo er von Früchten, beſonders Feigen, lebt. 41 Taf. 14. Rothhorniger Nashornvogel. Buceros Cassidix. Calao d cimier. Temm. pl. col. 210, Dieſe Art zeichnet ſich durch ihren fehr geen lebhaft gelben Schnabel aus, der an der Baſis beider Kinnladen eine zweite hornartige Erhöhung hat, welche durch Querfurchen bezeichnet iſt. Der Helm iſt faſt halbkreisförmig, an der Baſis breit, vorn mit einer ſchneidenden Platte; die Farbe des Helmes iſt purpurroth, und der ganze Helm gleicht dem Unterſatz, womit die Helme der römiſchen Soldaten geziert waren; Männchen und Weibchen ſind damit verſehen. Das alte Männchen hat auf Scheitel und Hinterhaupt eine kaſtanienbraune Farbe; der Hals iſt ſehr hell goldgelb; Körper, Flügel und Schenkel ſind ſchwarz, grünglänzend; der Schwanz iſt rein weiß, der Helm dünn, durchſcheinend, ſchön purpurroth; der Schnabel dagegen glänzend goldgelb, ſeine Wurzel mit einer dicken Hornlage bedeckt, durchſcheinend, ſchief gefurcht durch drei tiefe ſchwarze Furchen; die Erhöhungen zwiſchen dieſen Furchen find röthlich pomeranzenfarben. Der Augenkreis und die aus— dehnbare Kehlhaut ſind gelb blaulich; eine ſchwärzliche Binde geht über dieſe Haut nach den Schnabelwinkeln hin; die Regenbogenhaut iſt pomeranzenroth. Die ganze Länge 3 Fuß 6 Zoll; des Schnabels 9 Zoll. Wahrſcheinlich, auch nach andern Arten zu urtheilen, iſt Kopf und Hals beim Weibchen ſchwarz, da bei vier andern Arten des indiſchen Archipels, bei welchen die Männchen Kopf und Hals goldgelb oder weiß haben, die Weibchen an dieſen Theilen ſchwarz ſind. Dieſer Hornvogel bewohnt die hohen mit Holzungen bewachſenen Gegenden von Celebes, wo er unter dem Namen „Alo “ bekannt iſt. Er nährt ſich von den Früchten der zahlreichen Feigenarten; niſtet in hohlen Bäumen, und ſitzt immer auf dem Gipfel derſelben. Sein Flug iſt hoch und ſehr geräuſchvoll. Die übrigen Arten dieſer ausgezeichneten Gattung find: der Nashorn vogel, Buceros rhinoceros. Pl. enlum, 934. Sündinſeln. Der ee Buc. unicornis. pl, enl. 873. Indien und Ceylon. Der Zweihorn vogel, Buc. bicornis. Vaill, ois. rares, pl. 7. Sumatra. Der Helmvogel, Buc. galeatus Pl. enl. 933. Neuguinea. Der Falten— hornvogel, Buc. plicatus, Yaill, ois. rares, pl, 22. Java, Banda, Timor, Waidgiu. Der violette Hornvogel, Buc. violaceus. Vaill, ois. rar. pl. 49. Ceylon. Der malabariſche Hornvogel, Buc. malabaricus. Paill. ois. rar. pl 44. Indien, Java, Sumatra. Der manilliſche, Buc. panayensis, Vaill. ois. rares pl. 10. 17. Philippinien. Der gingiſche, B. ginginianus. Vaill, ois. rar. pl. 15. Indien. Der geſtreifte, B. fasciatus, Vaill. ois. d'Afri— que, pl. 233. Afrika, Angola. Der gekrönte, B. coronatus, Ibid. 234 et 235. Der Gingala, B. gingalensis. Vaill. ois. rares, pl. 23. Indien und Ceylon. Der lang naſige, B. nasutus. Vaill, ois. d' Afrique, pl. 236 und 237. Afrika, Senegal und Guinea. Der Tokl, B. erythrorhynchus. Pl. enl. 260. und Vaill. ois. d' Afrique, pl, 238. Afrika, Senegal und Guinea. Der geflügelte Hornvogel, B. exarhatus, pl. col. 244, Celebes. 2 Ga bt. Rabe. Corvus. Zinn. Corbeau. Schnabel an der Wurzel gerade, dick, ſeitlich zuſammengedruͤckt, an der Spitze gebogen, an den Rändern ſchneidend. Die Naſenloͤcher befinden ſich an der Wurzel, und ſind durch vorwaͤrts ſtehende Haare bedeckt. Fuͤße vierzehig, drei nach vorn, eine nach hinten, ſie ſind faſt ganz getheilt; die Laͤufe laͤnger als die Mittelzehe. Die Fluͤgel ſpitzig. Die erſte Schwungfeder mittelmaͤßig lang, die zweite und dritte kuͤrzer, die vierte die laͤngſte. Die Vögel dieſer Gattung ſind ſcheu, vorſichtig, und können ſich geſchickt allen ihnen gelegten Schlingen entziehen. Sie haben einen vortrefflichen Geruch, ein fiharfes Geſicht, fliegen gut, leben geſellig, obſchon fie ſich oft unter einander zanken. Sie laſſen ſich leicht zähmen, wenn ſie jung eingefangen werden, lernen ihre Verpfleger, und ſelbſt die Perſonen des Hauſes kennen, und laſſen ſich zum Aus- und Einfliegen gewöhnen, ſie ſind immer munter, lebhaft, lernen leicht Worte nach⸗ ſprechen und haben die ſonderbare Gewohnheit, glänzende Dinge, welche ihnen zu nichts dienen, zu verbergen. Sie ſind keine Koſtberächter, und genießen alles eßbare aus dem Thier- und Pflanzenreich, fie greifen ſelbſt kleine Vögel, Reptilien und Fiſche an, freſſen auch die Eier, gehen aufs Aas und verzehren mehrere Arten Baumfrüchte und andere Pflanzenſubſtanzen. Sie mauſern nur einmal im Jahr. Der Geſchlechtsunterſchied iſt äußerlich nicht zu bemerken, und die Jungen erhalten gleich nach der erſten Mauſer das Kleid der Alten. Es find Stand-, Strich- und Zugvögel, je nach ihrem Aufenthaltsort. Die Arten ſind über die ganze Erde verbreitet. b N Man hat dieſe Gattung in neuern Zeiten in mehrere Untergattungen gebracht, von welchen wir einige abbilden wollen, Eigentliche Raben. Cor vi. Corbeaur. Der Schwanz iſt meiſtentheils von mittelmäßiger Länge, an der Spitze abgerundet oder viereckig, der Schnabel groß und ſtark. Taf. 13. Der Rabe. Corvus corax. Le corbeau noir. Synonime. Waldrabe, Galgenvogel, Kohlkrabe. Der ganze Vogel iſt ſchön ſchwarz, mit Purvurſchiller, der Schwanz an der Spitze ſtark abgerundet; der Schnabel ſtark, und wie die Füße ſchwarz; die Regenbogenhaut hat zwei Kreiſe, weißgrau und graubraun. Die Länge 2 Fuß, das Weibchen etwas kleiner. Aufenthalt. Gebirgigte Waldungen von ganz Europa; ſelten in ebenern Gegenden; er findet ſich auch in Aſien, von Kamtſchatka bis zur Südſpitze, in Afrika, von Egypten bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung, in Grönland, Neuguinea, 11 42 Neuſeeland, von Diemensland und St. Domingo, alſo faft über die ganze Erde verbreitet. Wenn er auch in ebenen Gegenden vorkommt, ſo iſt es immer in ſolchen, welche mit großen Waldungen bedeckt ſind. | Eigenſchaften. Unter allen Rabenarten iſt dieſe die klügſte, liſtigſte und vorſichtigſte; Geſicht und Geruch, find vor⸗ trefflich; dennoch möchte auch dieſen Vogel, wie beim Geier, mehr das Geſicht als der Geruch leiten. Er fliegt außer⸗ ordentlich ſchön und leicht, und macht oft, wie es ſcheint, bloß zum Vergnügen weite Reifen in großer Höhe. Man ſieht ihn gewöhnlich paarweiſe und nur ſehr ſelten in größerer Geſellſchaft, als etwa beim Aas. Die Paare ſcheinen ſich das ganze Leben durch nicht von einander zu trennen. Auf der Erde ſchreitet er ſtolz und gravitätiſch einher und wackelt dabei ſtark mit dem Körper. Bei Affekten ſträubt er die Kopffedern, welche ſonſt immer wie die andern ſtraff anliegen. Von andern Krähen wird der Rabe gehaßt, fie ſtoßen auf ihn, und necken ihn, wie die Eule. Seine gewöhnliche Stimme iſt ſehr rauh kraw, kraw, oder rab, rab, daher der Rame Kolkrabe. Zuweilen laſſen Männchen und Weibchen eine Art von Geſchwätz unter ſich hören, dieſes thun aber mehrere Arten dieſer Gattung. Jung gefangen, wird der Rabe ſehr zahm, und lernt leicht Worte nachſprechen, auf die er achtet, ohne daß man ſie ihm beſonders vorſagen muß. Alles Glänzende, aber auch Stückchen Holz und andere ſolche Dinge verbirgt er gerne, und ſucht ſie wieder hervor, ohne daß man für ihn irgend einen Nutzen davon einſehen könnte. Dieſe Thiere ſpielen aber auch ſehr gerne mit allem was ihnen vorkommt, lernen ihren Namen kennen, und folgen auf den Ruf. Nicht nur Worte, ſondern auch andere Töne können ſie nachahmen, z. B. das Bellen der Hunde, das Knurren der Tauben, und gezähmte lärmen oft den ganzen Tag. Sie übernachten auf den höchſten Waldbäumen, und ſetzen ſich nicht eher bis fie die ganze Gegend vorher unterſucht haben, ob alles ſicher ſey. Der Rabe iſt ein zäher Vogel , der ein ſehr hohes Alter erreichen kann. ; Nahrung. Man kann den Raben einen wahren Raubvogel nennen, er greift junge oder kranke Haſen, Kaninchen, Hamſter, junge Enten, Gänſe, Faſanen u. ſ. w. an, ſucht ſich beſonders der Vogeleier anderer Vögel zu bemächtigen; dann aber frißt er auch Schalthiere, todte Fiſche, Eidechſen, Würmer, Inſekten, Feld- und Baumfrüchte, auch Aas. Bekanntlich ſoll er auch Leichen freſſen, und daher auf Hochgerichten und Schlachtfeldern ſich einfinden. Erfahrung haben wir darüber nicht, und möchten ungeachtet der Allgemeinheit diefer Sage dieſelbe noch einigermaßen bezweifeln, da ein fo ſcheuer Vogel ſich ſchwerlich einem menſchlichen Leichnam, wenigſtens einem hängenden nahen wird. ' x Fortpflanzung. Der Rabe brütet ſehr früh im Jahr, er baut fein Neſt ſchon im Februar, und brütet im März. Das Reſt ſteht immer auf dem Gipfel der höchſten Waldbäume, am häufigſten auf Kiefern, 50 bis 60 Ellen hoch, doch auch zuweilen niedriger, wenn der Standort ſelbſt unzugänglich iſt. Die äußere Unterlage des Neſtes beſteht aus dürren Baumreiſern, welche oft fingerdick find, nach oben aber immer feiner werden, inwendig finden ſich Baſtfaſern, Wolle, Haare und Moos, fo daß alles zuſammen eine zwar lockere aber doch ſehr dichte Maſſe bildet. Die drei bis vier Eier ſind länglich eiförmig, und haben auf blaugrünlichem, bald hellerm bald dunklerm Grunde olivengrüne und mattſchwärzliche oder braune Flecken und Streifen. Die Schale iſt mattglänzend, mit deutlichen Poren; die Eier ſind verhältnißmäßig klein, und übertreffen die Kräheneier wenig. Das Weibchen brütet ſie allein aus, wird aber während der Dauer des Brütens mit Speiſe unterhalten. Die Jungen ſind immer hungrig, ſchreien fortwährend, und werden von den Alten lange gefüttert. Das Reſt wird alle Jahre wieder bezogen und ausgebeſſert, daher die Unterlage alle Jahre dichter wird. Feinde haben die Raben nur an wenig Thieren, doch ſoll der Edelmarder zuweilen die Eier auffreſſen. Wohl aber werden ſie von Schmarotzerinſekten und Eingeweidewürmern geplagt. Jagd. Sie ſind ungemein ſchwer zu ſchießen und zu fangen, doch ſoll man ſie zuweilen in Fuchseiſen erwiſchen. Rutzen und Schaden werden ſich für unſere Oekonomie das Gleichgewicht halten, denn wenn ſie auch einige nützliche Thiere tödten, ſo tödten ſie auch viele ſchädliche, den größten Schaden thun ſie durch Auffreſſen von Eiern anderer Vögel. Dem Raben in Farbe und Sitten ſehr nahe verwandt ſind an inländiſchen Arten, die Nabenkrähe, Corvus corone, die Rebelkrähe, Corvus cornix und die Saatkrähe, Corvus frugilegus; alle, beſonders die beiden erſten find weit verbreitet und leben geſellig, die Saatkrähe niſtet in großen Geſellſchaften auf einem Baume, beſonders im nördlichen Deutfch- land. Im Winter ziehen alle Arten ſüdlicher. 2 Taf. 13. Die glänzende Kraͤhe. Corvus splendens. Corbeau eclatant. Stirn, Geſicht, Gurgel glänzend ſchwarz, Kopf, Nacken und Bruſt aſchgrau, ins Röthliche ſchillernd; Bauch, Schnabel und Unterleib ſchiefergrau, Flügel, Rücken und Schwanz glänzend ſchwarz, mit Violet und Purpurglanz; Schnabel und Füße ſchwarz. Ganze Länge 14 bis 15 Zoll, das Männchen iſt etwas größer als das Weibchen. Dieſer Vogel lebt in großen Truppen an den Ufern des Ganges, wo der indiſche Geier (Vultur indicus) ſich bei den zahlreichen Cadavern einfindet, welche der Ganges an das Ufer wirft; da dieſer Fluß den untern Kaſten der Hindu zur Grab— ſtätte dient. Aber auch in Java und Sumatra iſt dieſe Krähe zu finden. Eigenſchaften. Man ſieht dieſen Raben nicht ſelten auf den Rücken der Geier, denen ſie die Schmarotzerinſekten abnehmen. Die Geier ihrerſeits ertragen dieſe Operation geduldig, und gehen während derſelben ihrem Fraß nach. Die Geier ſind mit einer Art von Läuſen geplagt, welche ſehr groß ſind. Wir ſehen mehrere Vögel mit ähnlichen Gewohnheiten, ſo ſitzt die weißhalſige Krähe auf dem Rücken der Büffel, der Nashörner und Elephanten, um ſie von den Läuſen und Bremſen zu befreien, der Ochſenhacker und einige Arten der Atzeln folgen den Viehheerden. Die Lebensart dieſes Raben iſt übrigens von der unſerer Krähen nicht verſchieden. Die ausländiſchen Arten, welche der Gattung Rabe angehören, find: die weißhalſige Krähe, Corvus albicol. lis; der Bergrabe, Corv. montanus; die weißſchultrige Krähe, Corv. scapulatus; die capiſche Krähe, Corv. segetum, ſämmtlich aus Afrika; die ſchwarze und weiße Krähe, Corv. leucophaeus, im arktiſchen Kreiſe; die langſchnäbelige Krähe, Cor v. australis und die Enkakrähe, Corv. enca, aus Java; die Naſenkrähe, Corv. nasicus; die weißdaunige Krähe, Corv. leucognaphalus, aus Südamerika, und die columbifche und Knochenkrähe, Cor. columbianus et ossifragus, aus Nordamerika, und endlich die dauriſche Krähe, Corv. dauricus, aus dem aſiatiſchen Rußland. 43 Taf. 13. Die Dohle. Corvus monedula. Le choucas. Stirn und Scheitel ſchwarz, mit ſtahlblauem Glanze; Schläfe , Hinterhaupt und Hinterhals grau, der Unterleib ſchwarz— grau, Schnabel und Füße ſchwarz; Regenbogenhaut weißgrau. Der Schwanz wenig gerundet, ſchwarz. Weibchen und Männchen ſehen einander ganz ähnlich; Größe der Haustaube. ie alt. In ganz Europa, in Aſien, in Sieilien und Perſien. Häufiger im nördlichen als ſüdlichen Theil dieſer ändee. Sie bewohnen alte Gebäude in Städten und Dörfern, auf Kirchthürmen, in alten Schlöſſern, ſelten in Feldhölzern, wo es viele hohle Bäume giebt. Am Tage lagern fie auf Wieſen und Feldern in großen Schaaren. Des Nachts ſchlafen fir aüf Dächern oder hohen Bäumen. In nordiſchen Gegenden ſind es Zugvögel, in ſüdlichern nur Strichvögel, welche im Winter in großen Schaaren und unter immerwährendem Geſchrei umberziehen. Eigenſchaften. Sie ſind ſehr geſellige, lebhafte und unruhige Vögel, zanken ſich immer unter einander. Ihr Flug iſt leicht und ſchnell; auf ihren Zügen fliegen ſie ſehr hoch, ſonſt aber gewöhnlich niedrig. Sie ſind ſcheu und liſtig, ungeachtet fie mitten unter den Menſchen wohnen. Sie ſind in beſtändiger Thätigkeit, und laſſen dabei ihr Geſchrei, Dula, Dula, Kia, immer hören, beſonders ſchreien ſie viel, und ſind ſehr unruhig, wenn das Wetter ſich ändern will. Sie laſſen ſich jung ſehr leicht zähmen, zum Aus- und Einfliegen gewöhnen, lernen die Leute im Hauſe kennen, und wenn man ſich gehörig mit ihnen abgiebt, auch leicht ſprechen. Im Herbſt aber ziehen die Zahmen doch oft mit den andern ab, wenn ſie recht fliegen können, kommen aber nur ſelten wieder zu ihrem vorigen Herrn zurück. Sie find gezähmt ſehr unterhaltend und poſſirlich. Nahrung. Alle Arten von Inſekten, Regenwürmer, Schnecken, Mäuſe, auch junge Vögel und Eier, aber auch Getreide, vorzüglich Weizen und Gerſte, ſind alſo wahre Allesfreſſer; gezähmt kann man ſie mit Brod und Kartoffeln und dem Abgang aus der Küche leicht ernähren. Fortpflanzung. Sie legen ihr Neſt in Städten, oder in alten hohen Mauern, ſelten in hohlen Bäumen an, immer mehrere nahe beiſammen. Es beſteht aus einer geringen Unterlage von Stroh, Reiſern, Heu, Haaren und Federn. Die vier bis ſechs Eier find blaßgraugrünlich oder weißlich, eiförmig, wenig glänzend, ſchwarzbraun und aſchgrau getüpfelt. Sie brüten 18 bis 20 Tage und nähren die Jungen mit Inſekten. Auch beim Niften ſtreiten fie ſich immer um die Neſtplätze und ſtehlen einander die Baumaterialien, daher ein immerwährendes Gezänke und Gelerme dabei ſtatt hat, bis jedes Paar ſein Neſt ſich erſtritten Ha N welche ſich etwa nähern, fallen ſie gemeinſchaftlich an, wobei ſie ein großes Geſchrei erheben, und ſich tapfer vertheidigen. Feinde. Wanderfalke und Habicht find ihre Hauptfeinde, und Marder und Katzen zerftören ihre Brut. In ihrem Gefieder hauſen Inſekten, und in ihren Eingeweiden Würmer. Fang und Jagd. Sie ſind weniger ſchwer zu ſchießen als die übrigen Krähenarten, und laſſen ſich leichter erſchleichen. Nutzen. Das Fleiſch der Jungen ſchmeckt gar nicht übel, es gleicht dem Taubenfleiſch. Sie lernen leicht ſprechen, und ſind gezähmt ſehr unterhaltend. Da ſie auch viele Inſekten vertilgen und Mäuſe freſſen, ſo ſind ſie ſehr nützlich. Ihr Schaden iſt dagegen von keinem Belange und betrifft hauptſächlich Vogeleier. 3" Gatdi⸗ Elſter. Pica Pie. Der Schnabel wie bei den Raben, Fürzer als der Kopf, oder doch nicht länger, wenig zugeſpitzt, an der Spitze mehr oder weniger mit einer abhaͤngigen Spitze, ſeitlich ausgeſchweift; die untere Kinnlade faſt ſo hoch als die obere. Die Naſenloͤcher wie bei den Raben. Die Zunge mittelmaͤßig, platt, etwas ausgehoͤhlt, zugeſpitzt, an der Spitze geſpalten. Die Fuͤße wie bei den Raben, nur die aͤußere Zehe mit der zweiten verbunden. Der Schwanz mit zwoͤlf Federn, ſehr lang, keilfoͤrmig, oder mittelmaͤßig lang und abgerundet. Die Fluͤgel kurz oder mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder kurz, die Fahne faſt gleich breit, die vierte und fuͤnfte Schwungfeder iſt die laͤngſte, die zweite viel kuͤrzer. Das Gefieder ſchlaff, die Federn des Körpers lang und zerfchliffen, bei vielen auf den Kopf ein Federbuſch aufrichtbarer Federn, bei andern iſt der Kopf dagegen mit kurzen ſammetartigen Federn bedeckt. Dieſe Gattung wurde bis auf jetzt mit den Raben vereinigt, und der Unterſchied iſt in der That geringe, doch iſt der Schnabel kürzer als bei den Raben, koniſch. Man könnte auch die Heher mit eben dem Rechte zu einer eigenen Gattung machen. Taf. 13. Die europaͤiſche Elſter. Pica melanoleuca. a La Pie. Synonime. Elfier, Aegerſt, Egerfien. The magpye. Lath. Gazzera commune. Corvus Pica. Schwarz mit verſchiedenem Schiller, Unterbruſt und Schultern weiß; der Schwanz ſehr lang und keilförmig. Das Schwarze an Hals und Rücken glänzt ins Blaue; der Schwanz und die Flügel ins Grüne, Violete und Blaue. Weibchen und Männchen ſind ſich ſehr ähnlich. Es giebt auch ganz weiße Elſtern. . Die Flügel find ſehr kurz, und reichen nur bis zum Anfang des Schwanzes; der Schwanz ſehr lang, ſchmal und keilförmig, ſo daß die Federn von Außen nach Innen an Länge zunehmen. Die Beine ſind kurz und wie der Schnabel ſchwarz. Länge 17 Zoll, wovon der Schwanz allein 10 Zoll, der Breite nach nicht 2 Fuß. Aufenthalt. Dörfer, Städte, Gärten, Baumgärten, Zäune und kleine Feldhölzer, von ganz Europa bis gegen den arktiſchen Kreis. Auch im nördlichen Aſien und Amerika ſoll ſie vorkommen, in letzterm Land jedoch nicht allenthalben. Im wärmern Europa iſt fie viel häufiger als im kältern. Sie iſt ein Standvogel, der das ganze Jahr immer in derſelben Gegend bleibt. 44 Eigenſchaften. Die Elſter iſt ein ſcheuer und ſehr ſchlauer und liſtiger Vogel. Sie lebt mitten unter den Menſchen in Städten und Dörfern, und entgeht doch den meiſten Nachſtellungen der Menſchen ſehr häufig. Sie fliegt, ihres langen Schwanzes und ihrer kurzen Flügel wegen, ſehr ſchwerfällig nnd unſicher, beſonders bei ſtärkerm Winde, daher ſelten weit und ſelten hoch in der Luft. Sie geht ſchrittweiſe, oft mit einem Sprung, kippt immer mit dem langen Schwanze, den ſie erhaben trägt; der Gang iſt wackelnd. Obſchon immer in der Nähe der Wohnungen, fürchtet fie den Menſchen ſehr, und läßt ihn, auch unbewaffnet, ſelten nahe kommen. Nur im Herbſt und Winter lebt fie geſellig, doch trifft man faſt nie über ſieben bis acht Stücke beiſammen an, und dieß beſonders auf mit Dünger belegten Wieſen und Aeckern im Winter. Hohe Bäume, beſonders die italieniſche Pappel, Rußbäume, Linden u. ſ. w. liebt ſie vorzüglich, ſitzt aber auch häufig auf die Dächer der Käufer, und läuft in den Straßen herum dem Kehrigt nach. Sie ſchreien oft und unangenehm, gerä , gerä, gerä, oder kräk, kräk, beſonders zur Begattungszeit, oder wenn ſie ſich zanken, gar oft ſelbſt in der Nacht. Zuweilen laſſen ſie, wie die Raben, Dohlen und Staaren eine Art von Geſchwätz von ſich hören, oft mit pfeifenden, kreiſchenden Tönen vermiſcht. Dieſe Geſchwätzigkeit macht ſie für die Nachbarſchaft läſtig. 6 Nahrung. Die Elſter genießt alles Eßbare, Inſekten aller Art, Mäuſe, junge Vögel, ſelbſt junge Haushühner, Feld⸗ hühner u. dgl., und ihre Eier, aber auch alle Arten von Aas; ſie ſucht aus dem Kehrigt und dem Auswurf der Küchen und dem Miſte alles Genießbare; und eben ſo Obſt, Beeren und Getreidearten, wenn ſie nichts anders hat. Sie packt die Vögel wie ein Raubvogel mit den Klauen, und hackt ihnen zuerſt das Gehirn aus. Am liebſten ſind ihr Vogeleier und junge Vögel, daher iſt ſie der Vermehrung dieſer ſehr hinderlich, und in der Nähe ihres Aufenthalts kommen faſt keine kleinen Vögel auf. Fortpflanzung. Die Elſter niſtet ſehr frühe im Jahr, meiſt ſchon im Anfang des Märzes, wenn das Wetter nicht gar zu kalt iſt. Das Neſt ſteht in den höchſten Bäumen, meiſt in Gärten oder Baumgärten. Nußbäume und andere hohe Bäume in der Nähe der Wohnungen wählt ſie am liebſten. Vorzüglich aber liebt ſie die italieniſche Pappel, in deren höchſten, ſchlanken Wipfeln ſie ihr Reſt anbringt. Nicht immer aber ſteht es ſo hoch, zuweilen findet man es kaum mannshoch im Gebüſche eines kleinen Hölzchens. Es gehört zu den künſtlichſten Neſtern. Die erſte Unterlage beſteht aus Reiſern, welche über einander gelegt werden, zwiſchen dieſe bringt ſie Koth und Erde, ſo daß es einen dichten, feſten Grund bekommt, dann erſt wird es mit Moos, feinen Wurzeln und Thierhaaren belegt, und endlich mit einer Dornenkrone über— flochten, welche eine völlige gewölbte Haube darüber bildet, die nur von einer Seite eine Oeffnung zum Einſchlupfen der Mutter hat. Die ſieben bis acht Eier find graulich, braun geſprenkelt, und werden 18 Tage bebrütet. Das Neft hat einen fo dichten Boden, daß ein Schrootſchuß nicht durchdringt. Beim Neftbau giebt es oft großen Lärm, indem Krähen oder andere Elſter die Materialien zum Neſte ſich ſtehlen, fo daß oft das angefangene Neft wieder zerriſſen wird. Die Jungen, welche von den Alten mit Inſekten, Regenwürmern und Aas aufgefüttert werden, laſſen ſich ſehr leicht zähmen. Kaum giebt es unterhaltendere Vögel als dieſe, ſie folgen ihrem Herrn wie Hunde allenthalben nach, fliegen aus und ein, ſtellen ſich zur Eſſenszeit ordentlich wieder ein, ſind immer thätig, munter und ſchreien viel. 2 Feinde haben die Elſtern am Hühnerhabicht und Wanderfalken, welche fie ſehr verfolgen. Mit Würgern, Raben und Krähen zanken fie ſich zwar immer, doch ohne weitern Erfolg. Jagd. Obſchon die Elſter immer in unſerer Nähe ſich aufhält, fo iſt es doch ungemein ſchwer, fie zu ſchießen, ihre große Schlauheit und Vorſicht bringt ſie ſelbſt den im Hinterhalt lauernden Jäger ſelten zum Schuſſe. Nur des Nachts beim Mondenſchein kann man ſie bei ihren Schlaförtern beſchleichen und ſchießen. Nutzen ſtiften ſie durch die Vertilgung einer Menge von Inſekten, Mäuſen und andern uns ſchädlichen Thieren, allein in manchen Gegenden überwiegt ihr Schaden doch ihren Nutzen, indem fie fo viele Vogelneſter der kleinern Vögel zerſtören, Eier und Junge, oft auch die Alten auffreſſen, und ſo die Zahl der angenehmen Sänger und eifrigen Zerſtörer der ſchädlichen Baumraupen vermindern. Das Fleiſch der Jungen ſoll gut ſchmecken, man ſollte daher die Menge dieſer Vögel durch Aus— nehmen der Jungen vermindern. Taf. 15. Halsbandelſter. Pica torquata. Pie torqueole. Pie de la nowvelle Caledonie. Temmink pl. color, 444, Der Schnabel etwas ſchwächer, die Füße aber ſtärker als bei der europäiſchen Elfter , die Borſten an der Schnabelwurzel fehlen, dagegen bedecken glatte, kurze, abgerundete Federn dieſelbe, und find gegen die Stirn gerichtet. Die Augengegend iſt völlig nackt. Bruſt und Bauch und ein breites Halsband find rein weiß; alle andern Theile find ſchwarz, ſtahlglänzend, die Kopffedern find lang und ſehr glänzend, ſtahlgrau. Länge 17 Zoll. Vaterland. Oecanien, neu Caledonien, Celebes und Borneo. Taf. 15. Himmelblaue Elſter. Pica azurea. Pie bleu du ciel. Temm. pl. col. 168. Von der Größe unſerer Elſter. Der Schwanz iſt kürzer und koniſch, die Flügel etwas länger, und reichen bis zur Mitte des Schwanzes. Kopf und Vorderhals ſind ſchön ſchwarz; die andern Theile des Körpers, Flügel und Schwanz himmelblau. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich nicht. Vaterland. Braſilien und Paraguay, wird leicht zahm und hält gut aus. Taf. 15. Eichelhaͤher. Pica glandaria. Le Geay. Synonime. Häher, Hezler, Heerervogel, Häze. Corvus glandarius, Glandarius pictus. Koch. Jay. Lath. Das ganze Gefieder iſt weich und zerſchliſſen, die Hauptfarbe iſt graulichroth; die weißen, ſchwarzgeſtreiften Stirn- und Scheitelfedern ſind lang, und können ſich als ein Buſch in die Höhe richten. Die Regeubogenhaut des Auges iſt perlfarbig. Hinterkopf, Rücken und Schultern find bleich braun, röthlichaſchgrau überlaufen, Kehle, Deckfedern des Schwanzes, Bauch 45 und After weiß, Hals, Bruſt und Oberbauch röthlich. Schwanz ſchwarz, an der Wurzel weißgrau; die Schwungfedern braunſchwarz, an der äußern Fahne weiß gekantet; die mittlern an der Endhälfte ſammetſchwarz, an der Wurzelhälſte ſchnee— weiß, nahe an der Wurzel blau geſchuppt; die hintern ſammetſchwarz, die letzte mit einem braunrothen Flecke. Die Deckfedern der großen Schwingen ſind auf der breiten Fahne ſchwarz, auf der äußern ſehr ſchön himmelblau, weiß und ſchwarz in die Quere geſtreift; von der Schnabelecke läuft ein ſchwarzer Streif gegen den Hals. Länge 13 Zoll, Breite 22 Zoll. Aufenthalt. Man findet dieſen Vogel im ganzen nördlichen und mittlern Europa und Aſien, doch nur in waldigen Gegenden, aber nicht in großen Wäldern, ſondern mehr in kleinern Laub- und Nadelhölzern , am liebſten in untermiſchten, beſonders wo Eichen und Buchen mit andern Bäumen gemiſcht ſind. In den nördlichen Gegenden iſt er ein Zugvogel, in den mittlern ein Strichvogel, und in den wärmern ein Standvogel. Bei uns iſt er das ganze Jahr, nähert ſich aber im Herbſt und Winter mehr den Häuſern, und iſt dann in Baumgärten häufig. Eigenſchaften. Der Heher iſt zwar ſcheu und vorſichtig wie alle feine Gattungsverwandten , doch läßt er ſich viel eher ankommen als jene. Einzeln ſieht man ihn ſeltener, wohl aber entweder Paarweiſe oder in kleinen Geſellſchaften. Er fliegt ſchwerfällig und nie ſehr hoch oder weit, gemeiniglich ſtreicht er den Gebüſchen nach von einem Zaun zum andern, oder von einem Gehölze zum andern. Auf freiem Felde verweilt er nicht lange, und ſucht jeden Baum auf, in welchem er ſich ver— bergen kann, oder ſitzt unter demſelben am Boden. Er iſt ſehr furchtſam und ſcheut beſonders die Raubbögel. Er ſitzt nie lange an einem Orte ſtill, ſondern hüpft und fliegt immer umher, wobei er ſeine Stimme, gääg, gääg, ſehr oft hören läßt, beſonders auch wenn er erſchreckt wird, oder ihm etwas unvermuthet aufſtößt. Wird er verwundet, ſo ſchreit er laut und ängſtlich ſein gääg, gääg, wodurch ſeine Kameraden herbeigelockt werden, und ihm zu helfen ſuchen, ſo daß man an einem Standort mehrere ſchießen kann, welche, ihre eigene Gefahr vergeſſend, ihrem verwundeten Kameraden helfen wollen. Der Heher kann ſehr leicht die Stimmen anderer Vögel und ſelbſt mehrerer Säugethiere nachahmen und einzelne Wörter gut ausſprechen lehren, ſo macht er das Mauen einer Katze, das Geſchrei des Hahns, das Gackern einer Henne, geſchickt nach. Jung eingefangen und aufgezogen iſt er daher ein ſehr unterhaltender Stubenvogel; aber alt läßt er ſich nie ganz zähmen: auch lernen nur die Männchen leicht, die Weibchen nicht. Neben feinem gewöhnlichen Geſchrei läßt er oft eine Art Singen oder Schwatzen von ſich hören, wie die Staaren und Dohlen. Oft ſträubt er die Kopffedern, und iſt überhaupt lebhaft. Nahrung. Regenwürmer, Engerlinge und Inſekten aller Art, in allen Zuſtänden, machen ſeine Hauptnahrung in einem Theil des Jahres aus. Den Fröſchen, Eidechſen, Mäuſen, jungen Vögeln ſtellt er ebenfalls nach. Im Herbſt aber frißt er Beeren, Haſelnüſſe, Bucheckern und vorzüglich Eicheln, welche er ganz frißt und in ſeinem Kropfe erweicht. Er legt auch Magazine von dieſen Früchten in Baumſpalten an, vergißt aber zuweilen den Ort. Im Hunger geht er nach Aas, und greift ſelbſt Droſſeln und junge Rebhühner an, denen er das Gehirn beſonders auspickt. Im Zimmer frißt er alles was auf den Tiſch kommt, und iſt gar kein Koſtverächter. g Fortpflanzung. Das Reſt bereitet dieſer Vogel in Waldungen von gemiſchten Holzarken, bald hoch, bald niedrig auf Bäumen, bald im Gipfel, bald in der Mitte, bald nahe am Stamme, bald auf den Aeſten, auf allen Arten von Bäumen und Gebüſchen. Das Neft beſteht aus einer Grundlage von dürren Reiſern, dann folgen trockene Pflanzen und inwendig zarte Wurzelfaſern. Das Gewebe iſt meiſt fo dünne, daß das Reſt durchſichtig iſt. Die fünf bis ſieben Eier find ſchön eiförmig, hellgrünlich oder gelbweiß, mit graubraunen Punkten und Fleckchen überall beſtreut, meiſtens bilden dichtere Flecken am ſtumpfen Ende einen Kranz. Die Brütezeit dauert 16 bis 17 Tage. Sie ſind ſehr treu im Brüten, auch für die Jungen beſorgt, welche mit Inſekten groß gefüttert werden. Feinde haben fie an Katzen, Iltiſen, Mardern, den Hühnerhabichten und dem Uhu. Jagd. Man kann ſie auf dem Anſtande, hinter Gebüſche verſteckt, ſchießen, auf dem Vogelheerd in den Dohnen oder mit Leimruthen fangen, wenn man eine Eule hinftellt, welche fie ſehr verfolgen. Rutzen und Schaden. Ihr Fleiſch, beſonders das der Jungen, ſchmeckt gut; fie vertilgen viele Inſekten, ſchaden aber durch Auffreſſen junger Vögel und ihrer Eier, und mehrerer Baumfrüchte, wie Kirſchen, Pflaumen, Birnen. Die Stelle unſers Hehers vertritt im Norden der Unglücksvogel, Pica infausta. (Corvus sibiricus) und in Nordamerika der Straußheher, Corvus cristatus. Taf. 16. Gehaubte Elſter. Pica gubernatrix. Pie commandeur. Garrule commandeur. Temmink pl. 436. Etwas größer als die europäifche Elſter. Auf dem Vorderkopf ſteht ein Federbuſch von zehn bis zwölf ſchmalen, gerade aufſtehenden Federn, am Ende ſind ſie breiter, ſchwarz, mit blauem Schimmer; über die Augen weg läuft längs dem Rande des Schedels eine ſchwarze Linie, welche ſich dann gegen den Hals hinunterzieht, und auf der Bruſt einen Gürtel bildet, indem ſie mit der andern Seite ſich vereinigt; eine zweite ſchwarze Linie läuft von der Schnabelecke gegen den Nacken und ſchließt die Schläfegegend ein, welche rein weiß iſt. Zügel, Vorderhals, Bruſt und die untern Theile des Körpers ſind ebenfalls weiß, das Hinterhaupt grünlich, die übrigen Theile des Oberkörpers ſind grau blaulich, nur die innern Fahnen der Flügelfedern find ſchwarz; die-vier mittlern Schwanzfedern, und der größte Theil der Seitenfedern des Schwanzes find hellblau, die Seiten— federn mit rein weißer Spitze. Die ganze Länge 19 bis 20 Zoll. Dieſe Elſter lebt in Mexiko. Taf. 16. Kahlkoͤpfige Elſter. Pica gymnocephala. Pie chawe. Temm. pl. col. 327. Der nackte Kopf unterſcheidet dieſe Elſter von allen andern. Die Ohrgegend iſt völlig von Federn entblößt; eine kleine erhabene Hautfalte bildet unter dem Ohr eine Art von Ohrmuſchel. Dieſe nackte Ohrgegend und ein Theil des Hinterhaupts zu jeder Seite ſind ſchwarz; an der Schnabelwurzel iſt eine ſchwarze Wachshaut, der ganze übrige nackte Theil des Kopfes iſt im Leben wahrſcheinlich roſenroth. Der Nacken iſt mit weißlichen, ſehr kurzen Haaren bedeckt; Vorderhals und untere Theile 12 46 des Körpers find weiß; der Rücken iſt ſtark befiedert, die Federn anliegend und ſchwarzgrau, alle übrigen Theile find braun, die Füße gelblich und der Schnabel ſchwarz. i Länge 15 Zoll. Mi Das Vaterland dieſes fonderbaren Vogels ift nicht ficher bekannt, allein er hat fo große Aehnlichkeit mit dem Piapiare von Vaillant (Corvus senegalensis), daß er entweder in Afrika oder den Philippinen zu Hauſe ſeyn muß. Wagler macht aus ihm die Gattung Seidenelſter, Galgulus. | Die übrigen zur Gattung Pica gehörigen Vögel find: Pica cyanea aus Spanien. P. Bullockii, P. chloronotos. pl. enl. 625. P. Sieberi, p. cyanomelana. P. cristatella, Temm. pl. col. 193. P. cyanopogon. Temm. Pl. col. 109. P. pileata, Temm, pl. col. 58. P. larvata, P. enlum 333. b. ultramarina, Temm. pl. col. 439. alle aus Südamerika. b. Stelle ri. P. caerulescens. P. nuchalis, Wils, et pl. enl, 530. P. ferruginea aus Nordamerika. P. erythrohynchos, Pl. enl. 622. et Vaill, ois. d’Afrique, 57. P. vagabunda, P. melanocephala. Vaill. I. o. 58. P. Pand eri. P. leucolophos, P. galericulat a- P. speci os a. Pl, enl. 620. aus Aſien. P. crasirostris. P. alb i- collis, P. cyanochlora. Paillois. d'Afriq. T. 44. P. gularis. P. cinerea, aus Oceanjen und Neu-Holland. 4" Gatt. Nußheher. Nucifraga. Casse noir. Schnabel gerade, koniſch, an der Spitze dünne; die obere Kinnlade abgerundet, ohne vorſpringede Gräthe, länger als die untere, beide mit ſtumpfer Spitze. Die Nafenlöcher an der Schnabelwurzel, rund, offen, durch vorwärtsſtehende Haare bedeckt. Füße mit drei Zehen nach vorn, einer nach hinten; der äußere mit dem zweiten an der Wurzel verbunden; der Lauf länger als die Mittelzehe. Die Flügel ſpitzig, die erſte Schwungfeder von mittlerer Länge, die zweite und dritte kürzer, die vierte die längſte. Dieſe Gattung gehörte ehemahls auch zur Gattung Rabe, und hat nur eine Art, welche den Uebergang von den Raben zu den Spechten macht, ſowohl durch die Seiten als durch den Schnabel. Der Nußheher klettert auf den Bäumen herum und zerhackt die Rinde, um die darunter befindlichen Inſekten aufzufinden, nährt ſich aber auch von Nüffen und Kernen, ſo wie von Würmern; lebt wenig geſellig, niſtet in Baumlöchern; mauſert nur einmal, und die Geſchlechter find in der Kleidung nicht verſchieden. Taf. 15. Der europaͤiſche Nußheher. Nucifraga caryocatactes. Le casse noir. Synonime. Tannenheher, Nußkrähe, Nußrabe, Bergheher. Corvus caryocatactes. Caryocatactes maculatus. Caryocatactes nucifraga. Nutcracker. Lath. Die Hauptfarbe des ganzen Vogels iſt die dunkelbraune. Der Scheitel iſt ſchwarzbraun, Rücken und ganzer Unterleib ſchokoladebraun, allenthalben mit weißen großen Längsflecken; Flügel und Schwanz ſchwarz, der letzte mit weißer breiter End— binde. Füße und Schnabel ſchwarz, Augenſtern braun. Länge 12 Zoll, Breite 23 bis 24 Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa, das nördliche Aſien und einige Theile von Nordamerika. Er liebt vorzüglich Gebirgs— waldungen und iſt daher in denjenigen der Schweiz gemein. In nördlichen Gegenden iſt er ein Zugvogel, in unſern Gegenden wohl nur ein Strichvogel, der im Herbſte in die ebenern Gegenden zieht, um den Haſelnüſſen und Eicheln nachzugehen. Eigenſchaften. Der Nufknacker iſt ein einfältiger Vogel, der gar nichts von jener Liſt und Verſchlagenheit der übrigen Rabenarten beſitzt. Er iſt ſo wenig ſcheu, daß er meiſt ſchußrecht aushält. Der Flug iſt leicht, aber langſam, und mit vielen Flügelſchlägen allein möglich. Er hat in ſeinem Betragen viel Aehnlichkeit mit dem Eichelheher, allein ſein großer Kopf und kurzer Hals geben ihm ein plumpes Anſehen. Er geht auf den Boden gut, klettert geſchickt, nach Art der Meiſen an den Aeſten umher, nicht aber an geraden Stämmen wie die Spechte. Er fliegt ungern weit und ſetzt ſich bald wieder, lebt meiſt einſam, nur zur Begattungszeit paarweiſe oder in kleinen Familien. Nahrung. Er frißt vieles aus dem Thier- und Pflanzenreich, aus dem erſten genießt er Inſekten, beſonders Käfer und ihre Larven, Raupen, dann Regenwürmer. Aus dem Pflanzenreich Eicheln, Buchnüſſe, Haſelnüſſe und Beeren. Fortpflanzung. Er niſtet in hohlen Bäumen, macht ſein Neſt von Wurzeln und Geniſt, und legt ſechs Eier von der Größe derjenigen des Eichelhehers. Die Farbe iſt graugrün, entweder ganz ohne Flecken oder mit dunkelgrauen Fleckchen dicht beſtreut. ae Baummarder, Iltiſe, Wieſel zerſtören oft die Brut und freſſen die Eier auf; Habichte und Falken fangen die Alten. Jagd. Man kann ſie leicht ſchießen, und oft fangen ſie ſich in den Dohnen. Sie verrathen ihr Daſeyn durch Auf knacken der Rüſſe und Pochen an der Rinde. Nutzen. Sie vertilgen viele Inſekten, ihr Fleiſch iſt ſchmackhaft, Schaden thun ſie gar keinen. 5* Gatt. Droſſeldohle. Pyrrhocorax. f Le Pyrrhocorar. ‚ Der Schnabel mittelmäßig, etwas duͤnne, mehr oder weniger gebogen; ſeitlich zufammengedrückt, rundlich, etwas walzenfoͤrmig und an der Spitze etwas ausgeſchweift oder glatt. Die Nafenlöcher feitlich an der Schnabel: wurzel, eifoͤrmig, offen, aber ganz unter vorwaͤrtsgerichteten Borſten verborgen. Beine ſtark, Läufe lang, 47 länger als die Mittelzehe; vier faſt ganz getrennte Zehen; Nägel ſtark und gebogen. Die vierte und fünfte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Einzig der ſchmächtigere und gebogene Schnabel trennt dieſe Vögel von den wahren Raben, denen fie in Lebensart und Sitten vollkommen ähnlich ſind. Cüvier hat unrecht, ſie nochmals zu trennen, indem er die Steindohle zu ſeiner Gattung Fregilus, die gelbſchnäblige aber zu Pyrrhocorax macht, unbedenklich hätte man dieſe Gattung bei Corvus laſſen können. Vorzüglich ſind ihre Sitten ganz die der Dohlen, welche ſie auf den Hochgebirgen vertreten. Taf. 16. Rothſchnaͤbelige Droſſeldohle. Pyrrhocorax graculus. Le coracias. Temm. Synonime. Alpendohle, Berg- und Steindohle, Steinrabe, Alpenrabe. Corvus graculus, eremita, docilis et coracias. Red. legged Crow. Lath. Coracia di montagna. Ganz ſchwarz mit violetem Schimmer; Schnabel und Füße corallenroth; der Schnabel länger als der Kopf; ſtark gebogen und vorn zugeſpitzt, der Schwanz lang und abgerundet. Länge 15 bis 16 Zoll, Breite 32 bis 34 Zoll. f Aufenthalt. In der Schweiz die hohen Alpen von Bündten, Teſſin, Wallis, St. Bernhardt und den Gebirgen des Chamouni-Thales. Im Sommer wohnt ſie immer über der Holzregion in unzugänglichen Felſen, bei alten, ſehr hochliegenden Ruinen, oder auf den Thürmen der höchſten Bergdörfer. Sie ſoll aber auch im ſüdlichen Europa vorkommen, wenigſtens erhielt ich ein Exemplar von Marſeille, und man findet ſie in England und Schottland. Im Winter zieht ſie, wie die Dohlen, mit der folgenden Art in den Alpenthälern umher, und bei größerer Kälte geht ſie über die Gebirge nach Italien, aber nicht in die Ebenen ſondern nur auf die Südſeite der Alpen. Da wo dieſe Vögel brüten, gehen ſie bisweilen bis in Gegenden herunter, wo man pflügt und gräbt, um Inſekten zu fangen, doch geſchieht dies ſelten. ö N Eigenſchaften. Es ſind äußerſt unruhige, lebhafte, ſchlaue und ſcheue Vögel, und weniger geſellig als die Dohlen, doch im Herbſt trifft man ſie auch in Flügen an. Mit Tagesanbruch verlaſſen ſie ihre Wohnungen und fliegen in den Bergen umher, kehren aber gegen Abend wieder an ihren Standort, Felſen oder Thürme, zurück. Sie ſetzen ſich nicht, oder ſehr ſelten auf Bäume, dagegen ſetzen ſie ſich auf den vorragenden Felsabſätzen gerne hin, um ſich zu ſonnen. Sie fliegen ſchnell und hoch, erheben ſich kreiſend, ohne Flügelſchlag. Auf der Erde gehen ſie ſehr behende. Sie ſchreien viel und laut, wie die Dohlen, ihr Geſchrei iſt kria, Erin oder krühä, oder dla, dlaa. Sind fie ruhig, und iſt es ihnen behaglich ſo ſchwatzen ſie wie die Staaren, es iſt eine Art von Gezwitſcher oder Geſang. Sie laſſen ſich leicht zähmen und ſind dann ſehr poſſirlich und unterhaltend, nie ſtehen oder ſitzen ſie ſtille, immer haben ſie etwas zu thun, bald klopfen ſie mit dem Schnabel an den Wänden des Zimmers, oder fahren mit denſelben in die Ritzen und ſuchen Fliegen, Spinnen und andere Inſekten. Sie ſaufen viel, und wenn man ihnen etwas hartes oder trockenes giebt, ſo weichen ſie es, wenn ſie Waſſer genug haben, ein. Eine Zahme, welche ich beſaß, lief mir wie ein Hund nach, kannte nicht nur meine Stimme, ſondern auch meinen Gang, wenn ſie mich nicht ſah, und rief mir ſobald ſie mich hörte; ſie flog gut, kam aber wieder, wenn ich ſie rief, allein ich durfte fie, ohne daß ich dabei war, nicht ins Freie laſſen, fie wäre wahrſcheinlich weggeflogen. Gegen andere Vögel war ſie ſehr friedfertig. Sie fraß Brod, Fleiſch, Beeren, Regenwürmer, Heuſchrecken, und war ſehr gefräßig. War ſie recht zufrieden, fo fteng fie ihr Gegacker und Geſchwatz an. Sie wurde mit vier andern aus dem Neſt genommen und mit Brod gefüttert, die übrigen ſtarben alle. Füße und Schnabel waren von Anfang roth. 9 Nahrung. Alle Arten von Inſekten, Regenwürmer, Beeren und andere Früchte, wahrſcheinlich auch Aas. Im Winter ſuchen fie wohl unter dem Dünger allerlei hervor, und auf den Aeckern Engerlinge, wenn gepflügt worden iſt. Fortpflanzung. Reſt in Felſenritzen und Spalten, in alten Thürmen oder in den Mauerlöchern der Kirchthürme der höchſten Bergdörfer. Gewöhnlich niſtet nur ein Paar an einem Orte. Das Reſt iſt einfach und ſchlecht aus Moos und dürren Grasſtengeln gebaut. Die Eier ſind wie die Eier der Dohle, weißgraulich, mit vielen hellbraunen Flecken und Punkten, die Zahl derſelben iſt fünf bis ſechs. Ob ſie zweimal im Jahre brüten iſt nicht bekannt. Sie beziehen, wo ſie ſicher ſind, alle Jahre daſſelbe Neft wieder. Feinde. Raubvögel, beſonders die Wanderfalken, greifen fie an, auch die Marder zerſtören zuweilen ihren Brut. Jagd. Sie ſind äußerſt ſchwer zu ſchießen, nur im Winter, wenn ſie in die Thäler kommen, iſt es etwas leichter ſie zu beſchleichen. Der Nutzen durch Vertilgung vieler Inſekten iſt immer viel bedeutender als der Schaden, den ſie etwa an Bergkirſchen anrichten könnten. Taf. 16. Die gelbſchnaͤbelige Droſſeldohle. Pyrrhocorax Pyrrhocorax. Le choquard des alpes. Synonime Schneekrähe, Krähendohle, Alpendohle, Bergdohle, Dähi, Däft, Täft, Tahen, Rieſtern, Alpbachel. Corvus pyrrho- corax, Pyrrhocorax alpinus. Alpine Crow. Kleiner als die Stein-Droſſeldohle, ſchwarz, ohne oder mit geringem Glanz, der Schnabel ſchön gelb, die Füße bei ältern zinoberroth, bei jüngern ſchwarz. Der Schnabel iſt kürzer und mehr gewölbt als bei der vorigen Art, weniger ſchlank. Der Schwanz lang und hinten abgeſchnitten, oder wenig abgerundet. Länge 15 Zoll, Breite 32 Zoll. Aufenthalt. Die Alpen der Schweiz, Savoyens, Tyrols, wahrſcheinlich auch der Pyrenäen. Den ganzen Sommer durch bei ſchönem Wetter immer über der Holzregion, auf Felſen und den Alpengründen. Bei Schnee und Regen ſteigt ſie tiefer in die Thäler herab. Im Winter in den Bergthälern. Eigenſchaften. Sie leben faſt immer geſellig, in größern und kleinern Schaaren, obgleich ſie ſich immer zanken und dabei unaufhörlich ſchreien. Oft ſieht man Schaaren von mehrern hunderten. Sie jagen einander im Fluge, wie auf dem Boden nach, und ſtreiten ſich um die aufgefundene Nahrung. Im Winter find fie ſehr zahm und laſſen ſich nahe kommen, im Sommer find fie meift ſcheu, beſonders bei ſchöner Witterung, doch laſſen fie ſich weit leichter überraſchen als ihre Gattungs⸗ verwandten. Ihr langer Schwanz und die fehmalen Flügel geben ihnen im Flug ein leicht kenntliches Anſehen, faft wie die Trefflefigur im franzöſiſchen Kartenſpiel, Ihr Flug iſt raſch, meiſt ſchwebend oder ſchwimmend in Kreiſen, wenn ſie aufſteigen oder ſich ſenken. Nur in gerader Linie fliegend ſchlagen ſie oft und heftig mit den Flügeln. Bei heiterm Himmel und ſtarker Kälte fliegen ſie meiſt hoch; je kälter es iſt, je höher fliegen ſie, wenn es aber ſchneit oder wärmer wird, fo fliegen ſie niedrig. Sie ſind ſichere Wetterpropheten, denn wenn ſie im Sommer tiefer in die Thäler kommen, ſo giebt es gewiß bald Regen oder Schnee, und wenn ſie im Frühjahr die Hochgebirge bezogen haben, und wieder in die Thäler kommen, fo giebt es ſicher Schnee oder Regen. Ihre laute Stimme hört man in den Alpen unaufhörlich, fie ſchreien Erü, krü , kürü oder laik⸗ jaik. Sitzend und fliegend müſſen fie immer ſchreien, bemerken fie eine Gefahr fo ſchreien fie lauter und fliegen eilig davon. Die Raub- vögel verfolgen ſie, und ſelbſt einen Hund oder Fuchs umkreiſen ſie mit Gelärm. Sie ſind, jung gefangen, leicht zu zähmen, und ſind dann ſehr unterhaltend, munter und thätig. Sie ſollen ſogar zum Sprechen abgerichtet werden können. Wie die Rabenarten verbergen und vertragen ſie glänzende Dinge. f 5 Nahrung. Im Sommer beſteht dieſe hauptſächlich aus Inſekten und Würmern. Sie gehen auf die abgemäheten Wieſen nach Heuſchrecken, ſuchen Käfer und ihre Larven, Raupen u. ſ. w. auf. Auch freſſen ſie kleine beſchalte und unbeſchalte Schnecken. Zur Zeit, wenn die Bergkirſchen reifen, gehen ſie vorzüglich auf dieſe, und ſind dann faſt nicht von den Bäumen abzuhalten. Auch ſollen ſie Getreide und Hanfſaamen freſſen, und letztern, wenn er angeſäet wird, aus den Boden aufhacken. Im Herbſt freſſen ſie Beeren aller Art, und ziehen in dieſer Abſicht von einem Geſträuche zum andern, ſo daß oft in einer Gegend kaum eine übrig bleibt. Erdbeeren, Brombeeren, Heidel- nnd Preußelbeeren, die Früchte des Mehlbaums, Weißdorns, Sanddorns, Schwarzdorns, alle werden von ihnen gefreſſen. Im Winter durchſuchen ſie den Miſt auf den Straßen, und müſſen oft ſogar mit Baumknoſpen den Magen ſich anfüllen. Ob ſie auch aufs Aas gehen, iſt nicht ausgemacht. Fortpflanzung. Sie niſten nur in Felſenlöchern, Ritzen und Spalten, immer an den ſteilſten Felſenwänden von vielen hundert Fuß Höhe, an den unzugänglichſten und unerſteiglichſten Orten. Hier ſieht man oft viele Paare nicht weit von einander niſten. Aber noch kein Naturforſcher hat das Neft, fo viel bekannt, in der Nähe geſehen. Die vier bis fünf Eier ſollen weißgrünlich, mit braunen Flecken, wie Dohleneier ausſehen. Ein ſolches in meiner Sammlung ſoll von dieſem Vogel ſeyn, und iſt in der letzten Tafel meines Werks über Neſter und Eier abgebildet, ich kann aber für die Aechtheit nicht bürgen, obgleich ſie ſehr wahrſcheinlich iſt. Nach Ausſagen der Jäger iſt das Neſt groß, unkünſtlich, aus Reiſern, Pflanzenſtengeln und Moss beſtehend. Feinde haben ſie am Wanderfalken und Habicht, welche ſie oft verfolgen und auffreſſen. Auch ſind ſie von Inſekten äußerlich, und innerlich von Würmern geplagt. Jagd. Auf den Kirſchbäumen kann man ihnen leicht zum Schuſſe ankommen. Sie ſind überhaupt nicht ſchwer zu ſchießen, doch ſind ſie das einemal viel ſcheuer als das andere. Schießt man einen herunter, ſo kommen die andern wieder zurück und man kann nochmals unter ſie ſchießen. Nutzen. Sie vertilgen viele Inſekten und das Fleiſch der Jungen iſt gut zu eſſen. Schaden thun ſie beſonders an den Kirſchen und am Hanfſaamen. Zu dieſer Gattung gehört einzig Corvus leucopterus, (ſchwarz, die innere Fahne der Schwungfedern allein weiß,) aus Neuholland. Cüvier rechnet auch Vaillants Sicrin. (Corvus setifer) dazu, allein er gehört eher zur Gattung Pastor, 6" Gatt. Saͤgeſchnabel. Prionites. Momot. Bariphonus. Vieillot. Momotus. Briss. Rhamphastos. Linn. Schnabel ſtark, oben conver, gegen die Spitze gebogen, ohne Ausſchweifung, die Schnabelſchneiden mit fehr deutlichen, fägeförmigen Einſchnitten; die Zunge ferderförmig gebartet; die Naſen loͤcher abgerundet ſchief, offen: ſtehend, zum Theil unter den Stirnfedern verborgen; Fluͤgel kurz; vierte und fuͤnfte Schwungfeder am laͤngſten; Fuͤße mittelmaͤßig, die Zehen ungleich, die innere ſehr kurz, an der Wurzel mit der mittlern verbunden; die äußere bis zum zweiten Gelenk. 8 Die Mexikaner nannten dieſe Vögel Momots, ſie finden ſich nur in Amerika, leben meiſt von Inſekten, tödten aber auch bisweilen kleine Vögel; niſten in hohlen Bäumen und bewohnen die Wälder der wärmern Zonen. Man kennt vier Arten. Taf. 17. Martiusſcher Saͤgeſchnabel. Prionites Martii. Momot de Martius Shir. Der ganze Kopf, Gurgel und Hals kaſtanienbraun; von den mit ſchwarzen Federchen bedeckten Raſenlöchern bis zum Ohr gebt durch die Augen eine ſchwarze Binde. An der Gurgel befinden ſich zwei ſchwarze Federn. Die Deckfedern der Flügel und des Rückens ſind blaugrau. Die Flügel ſehr kurz, grünblau, nach außen violet gekanntet, der innere Bart an der Spitze blau, unten graubraun. Steiß grün; der Schwanz ſehr lang, die mittlern Schwanzfedern länger und ſchmäler, oben blaugrün; an der Spitze blau, unten ſchwärzlich. Schnabel ſchwarz, an der Spitze etwas ausgeſchweift. Von der Größe einer Elſter. Herr Spir hat dieſen Vogel aus Braſilien gebracht, ohne weiter einige Nachrichten über ſeine Sitten zu geben, als daß er ſchlecht und nicht lange fliege und in der Erde niſte. Zum Reſte ſoll dieſe Gattung die Höhlen der Gürtelthiere oder Agutis aufſuchen, und ſeine zwei Eier nur auf einige Strohhalmen legen. Man kann ſie nicht leicht zähmen. Es ſoll ein einſamer Vogel ſeyn, welcher in tiefen Waldungen lebt, mehr auf dem Boden und in niedrigem Geſträuche als auf Bäumen ſich auf— hält. Sein Gang ſoll ein Hüpfen ſeyn. Außer dieſer Art kennt man noch drei andere, nämlich: den blauköpſtgen Momot, Prionites momota oder Hutu, den Momot des Dombey, Prionites Dombeyi oder Tutu von Azara aus Paraguay, und den Momot von Levaillant, Prion, Levaillanti aus Braſilien. 49 Gatt. Abel, Wuͤrgerrabe. Barita. Cassican. Cracticus. Vieillot. Schnabel lang, gerade, ſtark, ſehr hart, conver und gewoͤlbt, aber an der Wurzel etwas eben, dieſe Wurzel zieht ſich zwiſchen die Federn der Stirn hinein; die Spitze des Schnabels iſt ſtark ausgeſchweift, ploͤtzlich gekruͤmmt, oder bildet einen ſpitzigen Haken. Schnabelwurzel mit ſtarken und ſehr ſteifen Borſten beſetzt. Die Naſenloͤcher ſeitlich, von der Wurzel des Schnabels entfernt, bilden in der harten Schnabelmaſſe eine laͤnglichte Spalte, ſind bedeckt und durch die Hornſubſtanz halb geſchloſſen. Die Deine ſtark, der Lauf laͤnger als die Mittelzehe; die Seitenzehen ungleich; die aͤußern bis zum erſten Gelenk mit der mittlern verbunden, der innere frei; der hintere lang und ſtark. Die Fluͤgel mittelmaͤßig oder lang; die Schwungfedern abgeſtuft, die ſechste iſt die laͤngſte, bei einigen die fuͤnfte. Man kennt die Sitten dieſer Gattung noch nicht gehörig. Sie haben eine laute und ſchreiende Stimme, ſollen überhaupt ſehr lärmend und gefräßig ſeyn. Höchſt wahrfcheinlich weicht ihre Lebensart wenig von der Lebensart unſerer Raben ab. Die Bewegungen ſind ſchnell, ſie machen im Gehen Sprünge. Sie ſind Allesfreſſer; rohes Fleiſch, Körner, Inſekten, ſind ihnen gleich angenehm. Selbſt ihr Aeußeres gleicht ſehr unſern Raben, nur der Schnabel unterſcheidet ße, und nähert fie den Würgern, am meiſten aber den Vangas und Bataras (Vanga et Tamnophilus.) Alle Arten kommen in Neuholland, im Lande der Papus oder auf den Philippinen vor. Einige Arten aus Neuguinea nähern ſich an Farbenpracht den Paradiesvögeln, die neuholländiſchen Arten aber ſind von matten Farben. Taf. 17. Die floͤtende Atzel. Barita tibicen. Cassican fluteur. Kopf, Hals, Bruſt, Rücken, Schultergegend und ganzer Unterleib ſchwarz; Schwungfedern ſchwarz; Nacken, Hinterhals, Deckfedern der Flügel, Hinterrücken, Steiß, Deckfedern des Schwanzes oben und unten rein weiß; bei einigen geht das Weiße ins weißgrauliche über. Die Schwanzfedern ſind über zwei Drittheile weiß, mit ſchwarzen Schäften, nur die äußerſte iſt an der ſchmalen Fahne ſchwarz; der Schwanz endigt mit einer ſchwarzen halbmondförmigen Endbinde, indem die äußerſte Schwanzfeder beinahe 2 Zoll lang am Ende ſchwarz iſt, die beiden mittelſten dagegen nur 1 Zoll. Dieſe ſchwarze Binde iſt am untern Theil des Schwanzes breiter als oben. Der Schnabel iſt an der Wurzel weiß, an der Spitze ſchwarz, die Füße ſchwarz. Die Regenbogenhaut röthlich; die Raſenlöcher ritzenförmig. Größe einer Krähe. Sie lebt auf den Papusinſeln und in Neuholland, wird leicht zahm und lernt faſt alle Thiere verfpotten und Worte nachſprechen. Die übrigen Arten der Gattung find: die grüne Atzel, Barita viridis (Paradisea viridis.) Pl, enl, 654. Neuguinea und die Papusinſeln. Barita anaphonensis, aus ee Barita strepera, Oceanien. B. varia. Pl, enl. 628. Philip— pinen und Papusinſeln. B. destructor, Temm. pl. col. 273. Oceanien und Neuholland. B. Quoyi. Neuguinea. Gatt. Lappenvogel. Glaucopis. Glaucope. Crypsirhina. Vieill. Phrenotriv. Horsf. Callaeas. Forster. Criptorhina. Wagl. Temia. Cuv. Schnabel mittelmäßig, ſtark, dick, hart, glatt, an der Wurzel breitlich, dann nach und nach zuſammen— gedruͤckt; die obere Kinnlade convex, gewoͤlbt, gegen die Spitze gebogen, ohne Ausſchweifung; die untere Kinnlade folgt der Biegung der obern, iſt unten gerade, zum Theil von den Raͤndern der obern bedeckt. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel ſeitlich, rund, durch eine ſtarke Haut halb geſchloſſen und ganz unter den kurzen, ſammet— artigen Federn verborgen, welche von der Stirn herkommen. Beine ſtark, der Lauf laͤnger als die Mittelzehe, die Zehen faſt gleich lang, die aͤußere mit der innern an der Baſis verbunden. Fluͤgel kurz, die erſte Schwungfeder kurz, die drei folgenden abgeſtuft, die fuͤnfte die laͤngſte. Schwanz lang und abgeſtuft. Die Zunge halbknorpelig, an der Spitze abgeſchnitten, am Rande ewimpert. g Von der Lebensart dieſer Vögel iſt wenig bekannt; alle Arten leben in der alten Welt, in Afrika und Indien. Taf. 17. Lappenvogel mit ſaͤgefoͤrmigen Schwanz. Glaucopis temnura, Glaucope temnure. Temm. pl. col. 337. Einfärbig ſchwarz; Schwanz lang, abgeftuft, jede Feder am Ende wie abgeſchnitten, der äußere Fahnenbart auswärts gebogen. Länge 14 Zoll. Lebt in Indien. Die übrigen Arten dieſer Gattung find: der graue Lappenvogel, Glaucopis cinerea (Callaeas cinerea, Forst.) aus Neuſeeland. Der weißflügelige Lappenvogel. Glaucopis leucoptera. Temm. pl. color. 265. aus Sumatra. Der ſchillernde Lappenvogel. Gl. varians. Levaill. ois. d' Afrique. pl. 56. (Temia Levaillanti, Phrenotris temia. Horsf.) aus Java, Banda, bildet bei Leſſon die Gattung Temia. Der Piaviac. Gl. Piapiac. Levaill, ois. d’Afrique, T. 54. am Senegal. Der gelbſchnäbelige, Gl. poicilorhynchos. Senegambien. 13 50 gte Gatt. Min o. Gracula Martin. Eulabes. Cuv, Mainatus. Briss. Schnabel mittelmäßig ſtark, von der Länge des Kopfs, hart, dick, höher als breit, gerade, zuſammengedruͤckt, gegen die Wurzel zu etwas verdickt; die Oberkinnlade an der Spitze etwas gebogen und ausgeſchweift, zufammen: gedrückt und glatt, die Firſte abgerundet und einen ſchwachen Bogen bildend; die Schnabelſchneiden etwas aus: einanderſtehend, unter den Naſenloͤchern etwas vorſpringend, zu beiden Seiten der Wurzel eine Grube mit undeutlichen Raͤndern, und mit einer faſt hornartigen Haut bedeckt, und mit Federchen beſetzt. Die Unterkinnlade ſo hoch als die obere, mit ſehr ſtarken Aeſten, und der ganzen Laͤnge nach zuſammengedruͤckt; der Kinnwinkel lang, ſpitzig, befiedert, und wie die Oberkinnlade gebogen, in eine dünne, gerade, nicht ausgeſchweifte Spitze auslaufend, Schnabelſchneiden glatt, keine Haare oder Borſten an der Wurzel. Naſenloͤcher im vordern Theil der Grube, nach vorn ſehend, offen, eifoͤrmig; Füße ſtark, Lauf von der Länge der Mittelzehe, die aͤußere Zehe an der Wurzel verwachſen, die innere frei; Daum ſtark; Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder 12 8 die zweite etwas kuͤrzer als die dritte, die vierte iſt die laͤngſte; der Schwanz kurz, abgerundet, mit 2 Federn. Taf. 17. Der heilige Mino. Gracula religiosa. Le Mainate, Eulabes religiosa. Cuv. Schwarz mit Seidenglanz; auf der Mitte des Flügels ein weißer Spiegelfleck; Schnabel und Beine gelb; hinter dem Ohr ſtehen zwei fleiſchige, breite Lappen von eitrongelber Farbe, und erſtrecken ſich bis zum Hinterhaupt. Die Länge 10%, Zoll. Man findet den Mino in Java und Sumatra und auf den oſtaſiatiſchen Inſeln. Es ſoll eine kleinere Varietät davon geben, und Raffles ſagt, man finde in Sumatra eine weißgefleckte Art. Er iſt ſehr leicht zu zähmen, lernt unter allen Vögeln faſt am leichteſten ſprechen, und wird daher häufig in feinem Vaterlande zahm gehalten. Da er leicht ganze Phraſen nachſprechen lernt, ſo halten ihn die Einwohner ſeiner Geſchwätzigkeit wegen in großen Ehren. Er ſoll auch vortrefflich ſingen und pfeifen lernen. Er nährt ſich von Früchten und Inſekten. Die Gattung Gracula des Herrn Linne iſt außerordentlich zerrriſſen worden, die dazu gezählten Vögel wurden unter eine Menge anderer Gattungen gebracht, und von Cüvier einzig nur der Mino dabei gelaſſen. Allein eine zweite ſehr nahe verwandte Art wurde in Neuguinea gefunden, Leſſon trennt fie zwar unter dem Namen Mino, und nennt fie Mino Dumontii, fie iſt abgebildet in Dupereys Reife, pl. 26. Auch könnte man vielleicht die Linneiſche Gracula calva aus den Philip⸗ pinen dazu rechnen. t * 10 Saft. Federſchnabel. Kitt a. Temm. Ptilonorhynchus. Kuhl. Piroll. Temm. Der Schnabel dick, ſtark, rabenartig, hart, glatt, kurz, faft von der Länge des Kopfes, von der Wurzel an gekruͤmmt, an der Firſte etwas gekielt, an der Spitze umgebogen und wenig ausgeſchweift. Die untere Kinnlade wenig aufſteigend, kuͤrzer, zu beiden Seiten ausgeſchweift. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, in einer Grube, rundlich, mit Federn, welche nach vorwaͤrts und hinterwaͤrts ſtehen, ganz bedeckt. Beine lang, ſtark, Läufe laͤnger als die Mittelzehe, dieſe lang, mit der aͤußern bis zum zweiten Gelenk verwachſen; Hinterzehe lang, ſtark, alle mit ſtarken Naͤgeln. Schwanz mittelmaͤßig, mit gleich langen Federn. Die Fluͤgel mittelmaͤßig, abgerundet; das Gefieder reich, und ſehr weich. Die bekannten Arten leben alle in Java und Neuholland. Von ihrer Lebensart und Eigenſchaften iſt noch gar nichts bekannt. Sie leben wahrſcheinlich von Früchten und Inſekten, und gleichen darin den Rackern. Taf. 18. Meergruͤner Federſchnabel. Kitta thalassina. Piroll thalassin. Temm. pl. col. 401. Der größte Theil des Körpers iſt Seladongrün; am Mundwinkel entſteht eine ſammetſchwarze Binde, geht durch die Augen und umgiebt das Hinterhaupt; der Schwanz iſt dunkelgrün; die Flügel lebhaft Eaftanienbraun , nur die drei oder vier a am Körper liegenden Schwungfedern find blaugrau opaliſirend; Regenbogenhaut, Schnabel und Beine ſind lebhaft Männchen und Weibchen haben dieſelben Farben. Die ganze Länge beträgt etwas mehr als 11 Zoll. Man findet dieſen Vogel in Jaba und Sumatra. 51 Taf. 18. Grüner Federſchnabel. Kitta virescens. Piroll verdin. Temm. pl. col. 396. Oben ſchön grün, Hinterhals mehr olivengrün, weiß gefleckt, Vorderhals graugrün mit weißen Flecken, Bruſt und Oberbauch olivengrün, mit weißen Flecken, Unterbauch und Steiß weißgrau, mit weißlichen Schaftfteichen; die Schwungfedern an der innern Fahne mattſchwarz, die äußere grün, die Schwungfedern der zweiten Ordnung und die mittlern Schwanzfedern ſo wie die äußere Fahne der übrigen, ſchön grün, die innere Fahne der äußern Schwanzfedern grünſchwarz, alle, ſo wie die Schwungfedern der zweiten Ordnung, mit weißen Endflecken, fo daß auf den Flügeln eine weiße Fleckenreihe gebildet wird. Schwanz unten olivengrün. Männchen und Weibchen ſollen faſt gleich ſeyn. Länge 13 Zoll. Vaterland Neuholland. Ein dritte Art, Kitta holosericea, iſt beim Männchen ſehr ſchön blau, das Weibchen dagegen iſt grün, und gleicht ſehr der vorigen Art. In Reuholland heißt dieſer Vogel Sammetvogel. Temmink bildet das Männchen auf feiner Tafel 395 ab. Nach Sieber iſt dieſes Weibchen ſicher eine eigene Art, welche er Ptilonorchynchus squamulosus nennt, Eine vierte Art endlich iſt unter dem Namen, Coracias sinensis, von Latham beſchrieben, und lebt auf den Philippinen. 11* Gatt. Nacker. Cora cias. Roller. Schnabel mittelmäßig, zuſammengedruͤckt, höher als breit, ſchneidend; die obere Kinnlade gegen die Spitze gebogen. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, linienfoͤrmig, ſchief eingegraben, durch eine mit Federn verſehene Haut, halb bedeckt. Fuͤße kurz, Laͤufe kuͤrzer als die Mittelzehe; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, alle ganz getrennt; Fluͤgel lang, die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite, welche die laͤngſte iſt. Die Vögel dieſer Gattung find wild, wenig geſellſchaftlich, leben verborgen im Dickicht der Wälder. Das Gefieder aller Arten hat immer Blau und Grün in ſeiner Miſchung; die Männchen ſind lebhafter gefärbt als die Weibchen, und die mittlern Schwanzfedern ſind bei denjenigen, bei welchen ſie länger als die übrigen ſind, am Weibchen kürzer. Sie mauſern nur einmal. Sie nähren ſich einzig von Inſekten. Europa hat nur eine Art, und alle Arten leben in der alten Welt. Taf. 18. Die Blauracke. Coracias garrula. Roller d Europe. Synonime. Meerheher, Birkheher, Mandelkrähe, Racker. Rollier vulgaire; Garrolous Roller. Lath. Stirn und Kinn weißlich; Kopf, Hals, Bauch, Schenkel, die mittlern, obern, und alle untern Deckfedern der Flügel ſchön hellgrünlichblau, welche Farbe bald mehr ins Blaue, bald mehr ins Grüne ſpielt. Der Rücken und die hintern Deckfedern der Flügel ſchön zimmetfarben oder leberbraun. Die erſten kurzen Deckfedern der Flügel und der Steiß ſchön violet oder königsblau, mit röthlichem Schimmer, die übrigen Deckfedern hellblau. Die ſchmale Fahne der vier erſten Schwung— federn ſchwarz, grün angelaufen, die vier folgenden hellblau, dann violet, mit ſchwarzen Enden, auf der breiten Fahne weißlich, und die Spitzen ſchwarz; die übrigen etwas dunkler, alle an der untern Seite ſchön laſurblau. Die Schwanzfedern auf der ſchmalen Fahne an der Wurzel ſchön violet, nach der Spitze hellblaugrün, auf der ganzen breiten Fahne blaugrün; die beiden Mittelfedern des Schwanzes nicht länger als die übrigen, ſchmutzig, graugrün, die folgenden haben auf der breiten Fahne einen blauen Fleck, die äußerſte Seitenfeder hat eine dunkelblauſchwarze Spitze, und iſt etwas länger als die andern. Schnabel und Zügel ſchwarz, Füße gelb; Augenſtern braun. Bei jungen Vögeln ſind alle Farben matter. Länge 13 Zoll, oder die Größe einer Dohle. Aufenhalt. Man findet dieſen Vogel von Norwegen bis zum Senegal, aber nur in ebenen und ſandigen Waldſtrichen. In der Schweiz iſt er nur als Zugvogel anzutreffen, er fehlt vielen Gegenden Deutſchlands, und findet ſich nur da, wo es Kiefern- und Birkenwälder giebt. Nie trifft man ihn in düſtern Waldungen an, ſondern nur an den Rändern derſelben. Er iſt ein Zugvogel, welcher in den nördlichen Gegenden ſchon im Auguſt wieder abzieht, und im April und Mai wieder kommt. Er ſcheint in Afrika zu überwintern und mauſert ſich auch dort. Eigenſchaften. Es iſt ein ſcheuer, wilder, flüchtiger, lebhafter Vogel, der ſelten ſtille ſitzt. Er hüpft nicht in den Aeſten der Bäume umher, ſondern fliegt von Aſt zu Aſt und dann wieder auf den Boden; gehen kann er nicht, ſondern nur hüpfen, da die Beine zu kurz dazu find. Sein Flug iſt ſchnell, leicht und taubenartig. Er iſt immer zänkiſch und kiffig mit feines Gleichen, mit andern Vögeln lebt er im Frieden. Sie necken ſich unter ſich unaufhörlich mit lärmenden Geſchrei, und verbeißen ſich oft an einander ſo, daß ſie zur Erde fallen. Doch niſten mehrere Paare immer in einer beſchränkten Gegend nahe beiſammen. Sie ſchreien immer ſchnarrend, racker, racker, racker, daher ihr deutſcher Name, auch ſchreien fie rräh, rräh, und rack, rack, oder kräh, räh, räh. Dieſes Geſchrei laſſen fie faft immer hören, daher der Name Schwätzer (Garrula). Alt eingefangen, läßt ſich dieſer Vogel durchaus nicht zahm machen, aber jung kann man ihn aufziehen, die Alten ſterben bald wenn ſie gefangen ſind. Auch die Jungen ſind ungelehrig, und werden höchſtens gegen ihren Wärter zutraulich. Man füttert ſolche Junge am beſten mit gehacktem rohem Ochſenherz. Die Gefangenſchaft benimmt ihnen größtentheils ihre Lebhaftigkeit, und nur ihre Schönheit kann Vergnügen machen. Nahrung. Dieſe beſteht aus Inſekten aller Art, Würmern und kleinen Fröſchen. Um dieſe zu fangen, ſitzen fie an einem erhabenen Ort, fliegen raſch dahin, wo ſie ein Inſekt bemerken, und erhaſchen es. Die Fröſche packen ſie an den Hinter— ſchenkeln, ſchlagen ſie auf den Boden, und verſchlucken ſie ganz. Von Vegetabilien fand man nichts in ihrem Magen, ſie gehören alſo eigentlich nicht in die Abtheilung der Allesfreſſenden, ſondern der Inſektenfreſſenden Vögel. Fortpflanzung. Sie niſten in Baumlöchern, immer über Mannshöhe in alten Eichen, Eichen u. ſ. w. Sie wählen N ERSTTV OF HLINOIS LIBRARY 52 dazu eine nicht ſehr tiefe Höhle, welche fie mit trockenen Wurzeln, Halmen, Federn und Haaren ausfüttern. Die vier bis ſechs Eier find glänzend weiß, ohne alle Flecken, glattſchalig, und mehr rundlich und bauchig als eiförmig. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd drei Wochen lang fo eifrig, daß fie ſich oft auf den Eiern ergreifen laſſen. Die Exkremente werden nicht aus dem Reſte geſchafft, daher verbreitet das Reſt einen abſchäulichen Geruch, und die Jungen ſitzen ganz im Kothe. Sie werden mit Inſekten gefüttert, fliegen aber bald aus, und ziehen mit den Alten herum. Die Männchen beißen ſich Anfangs um die Weibchen, bis fie ſich ordentlich gepaart haben. Das Neft findet ſich nie im dichten Holze, immer nahe am Felde. Feinde. Marder und Wieſeln zerſtören ihre Brut, und der Taubenhabicht und Wanderfalke ſtößt auf fie. Mit Einge— weidewürmern ſind ſie oft geplagt. Jagd. Sie iſt ſehr ſchwer, und nur wenn man ſich unter ihren Lieblingsbäumen verſtecken kann, kann man ſie zuweilen überraſchen. Sie haben ein zähes Leben und verlangen einen guten Schuß. Sie nützen durch Vertilgung ſo vieler Inſekten und thun nicht den geringſten Schaden. Die Arten der Ausländer ſind nicht zahlreich und gleichen ſich in den Farben ſehr. Es ſind folgende bekannt: der abiffinifche, Coracias abyssinica et caudata, Afrika. Der blaubauchige, Cor. cyanogaster, Java. Der grüne, Cor. viridis, Indien. Cor. Temminkii, Indien. Cor, naevia, Afrika. 12" Gatt. Rolle. Colaris. Cub. Eurystomus. Vieill. Coracias. Linn. Holle. Der Schnabel kurz, fehr niedrig, an den Seiten breit, breiter als hoch; Firſte abgerundet, gebogen, die Spitze etwas gekruͤmmt; die untere Kinnlade durch die vorſpringenden Schneiden der obern bedeckt; Rachen ſehr weit; Naſenloͤcher an der Wurzel, ſchief, durch eine Haut halb bedeckt; Laͤufe kurz, kuͤrzer als die Mittelzehe, Fluͤgel lang; die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite, welche die laͤngſte iſt; Schwanz gerade abgeſchnitten. Dieſe Vögel leben in der alten Welt, vorzüglich in Indien, Linne hat ſie den Rackern beigezählt, denen ſie in der Lebensart völlig gleichen. Selbſt die Farben ihres Gefieders ſind denen der Racker ſehr ähnlich. Taf. 18. Violete Rolle. Colaris violacea. Le Rolle de Madagascar. Buff. pl. enl. 501. Euristomus violaceus. Viellot. Kopf, Oberhals, Rücken, Schultern, obere Deckfedern der Flügel lebhaft zimmetfarben, Kopf und Hals mit ſchönem Violetglanz; Seiten des Kopfes und des ganzen Körpers zimmetfarben, mit lebhaftem Violetglanz; die Schwanzfedern türkis— grün, nur die beiden mittlern olivengrün mit blauer Endbinde; die größern Deckfedern der Flügel und die Schwungfedern Indigoblau; die Deckfedern des Schwanzes oben und unten, fo wie der Unterbauch und die Schenkel türkisgrün, Schnabel citrongelb; Füße rothbraun. Lebt in Madagaskar. Die übrigen Arten find: die Purpurrolle, Col, purpurascens, Häufig in Senegambien. Die grüne Rolle, Coll. viridis, in Afrika. Col. gularis, in Afrika. Col, cyanicollis, in Indien, Sumatra, Java, Reuholland. 13e Gatt. Ochſenhacker. Buphaga. Pique - boeuf. Schnabel ſtark, dick, ſtumpf; die untere Kinnlade ſtaͤrker als die obere, beide an der Spitze aufgetrieben. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, durch eine gewoͤlbte Haut halb gedeckt. Füße mittelmäßig, Käufe länger als die Mittelzehe; Seitenzehen gleichlang, die aͤußere an der Wurzel verwachſen, die innnern frei; die Naͤgel ſtark, Fluͤgel mittelmaͤßig, erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite faſt ſo lang als die dritte, welche die laͤngſte iſt. Die beiden bekannten Arten leben in Afrika, der Name der Gattung bezeichnet die Gewohnheit dieſer Vögel, ſich auf den Rücken des Rindviehs zu ſetzen und die Haut deſſelben da zu zerhacken, wo etwa eine Fliegenlarve ſich eingebohrt hat. Die Stelle wird durch eine Erhöhung bezeichnet, unter welcher Geſchwulſt das Infekt ſitzt. Die Ochſenhacker ſind übrigens wilde Vögel welche in Truppen von fünf bis acht Stücken umherziehen. Taf. 19. Der rothſchnaͤbelige Ochſenhacker. Buphaga erythrorhyncha. Pique - boeuf bec en corail. Temm. pl, col. 465. Schnabel und Augenring ſchön roth, Oberkopf, Hals und Rücken grauröthlich, Backen und Kehle aſchgrau; Vorderhals, Bruſt und Unterleib gelbröthlich, faſt iſabellfarben ;. Deckfedern der Flügel, Schwingen und Schwanz aſchgrau, röthlich, die Schwungfedern mit iſabellfarbigen Säumen, der Schwanz abgerundet und mit abgeſtuften Federn, die beiden äußerſten Schwanzfedern an der ſchmalen Fahne mit einem iſabellfarbigen Endfleck. Füße braun. Größe der Singdroſſel. Vaterland. Afrika vom Cap landeinwärts. 53 146 Gatt. Seidenvogel. Bombycilla. Jaseur. Ampelis. Linn. Bombyciphora. Meyer. Schnabel gerade, kurz, hoch; obere Kinnlade ſchwach gegen die Spitze gebogen, mit einem deutlichen Zahn. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, eifoͤrmig, offen, durch vorwaͤrtsſtehende Borſtenhaare bedeckt. Fuͤße: drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die aͤußere mit der mittlern zum Theil verbunden. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte und zweite Schwungfeder ſind die laͤngſten. Linne hat dieſe Vögel zu den Schmuckvögeln (Ampelis) geſtellt, allein der Schnabelbau iſt dieſer Stellung entgegen. In ihrem Bau ähneln ſie den Hehern ſehr. Taf. 19. Der europaͤiſche Seidenſchwanz. Bombycilla garrula, Le grand Jaseur. Synonime. Peſtvogel, Kriegsvogel, Böhmervogel, Böhmer. Bombycilla bohemica, Briss. Bombyciphora poliocoelia. Meyer. Le Jaseur de Boh&me. Buff. The Waxen Chatterer. Lath. Garrulo di Bohemia. Röthlichgrau, mit einem Federbuſche auf dem Scheitel; der Bauch ſilbergrau, der After braunroth; die hintern Schwung— federn mit ſcharlachrothen Anhängſeln von ganz eigener Struktur; Schwanz mit ſchöngelber Endbinde. Mundwinkel rein weiß. Die Federn find am ganzen Körper zerſchliſſen, weich, und in Menge vorhanden. Die borſtigen Nafenfedern , die Zügel, ein Strich durch die Augen und die Kehle ſammetſchwarz und ſcharf begränzt. Federbuſch, Kopf, Nacken, Hinterhals, Rücken, Deckfedern der Flügel, Bruſt und Seiten des Unterleibes röthlich grau, am Bauche geht es ins Silbergraue über; Unterrücken und obere Deckfedern des Schwanzes ſchön rein aſchgrau, Steiß ſchön kaſtanienbraun. Die hintern Schwungfedern find braungrau, die vordern aſchgrau, fie werden aber nach vorn immer dunkler, fo daß die vorderſten mattſchwarz erſcheinen, an der ſchmalen Fahne mit einem weißen Fleck bezeichnet, der Schaft aber geht in eine anfangs ſchmälere, dann breiter werdende, und am Ende abgeſtutzte Maſſe von hornartiger Subſtanz über, welche hoch ſcharlachroth gefärbt ift, ſolcher Spitzen find am Mänchen gewöbnlich ſieben, ſelten neun, von denen die vorderſte die kleinſte iſt, bei recht alten Männchen bekommen auch die Schwanzfedern ſolche aber viel kürzere Anhänge. Die Deckfedern der großen Schwingen ſind ſchwarz, mit weißem Ende, daher bildet ſich ein weißer Fleck auf dem Flügel. Die Schwungfedern ſchwarz, an der ſchmalen Fahne mit einem hochgelben Endfleck, der ungefähr ein Viertelzoll lang iſt, die breite Fahne aber hat am Ende eine weiße halbmondförmige Binde, welche mit dem gelben Fleck ein ſtumpfes Dreieck bildet. Beim Weibchen ſind alle Farben blaſſer, das Gelbe iſt ſchmutzig oder fehlt ganz, und die rothen Anhängſel, deren bloß fünf find , ſehr klein. Länge 8 Zoll. Aufenthalt. Es iſt merkwürdig, daß man das Geburtsland dieſes Vogels gar nicht kennt, alle Naturforfcher geben zwar den arktiſchen Kreis dafür an, allein kein Reiſender hat ihn dort angetroffen, und während der Brütezeit geſehen; daher iſt man noch immer darüber im Dunkeln, wo eigentlich ſein Vaterland ſey. In Rußland, Schweden, Livland und Polen fol er alle Winter vorkommen, auch die ſchleſiſchen und böhmiſchen Wälder beſucht er faft alle Jahre, die übrigen Gegenden Deutſchlands, der Schweiz, des nördlichen Frankreichs und Italiens nur zu ungewiſſen Zeiten, oft in fünf, ſechs bis neun Jahren kaum einmal, oft mehrere Jahre hinter einander. Die Erſcheinung dieſer Vögel iſt oft faſt plötzlich, und ihre Verbreitung geht dann über ein ganzes Land, oft erſcheinen fie aber nur in einzelnen Gegenden ſtrichweiſe, und nicht in fo großer Zahl, während fie andere male zu hunderttauſenden ſich einfinden. Die plötzliche Erſcheinung ſo ſchöner Vögel in großer Menge, hat beſonders in frühern Zeiten zu abergläubiſchen Meinungen Anlaß gegeben. Sie ſollten bald Krieg, bald Hunger, bald Peſtilenz verkündigen. Jetzt iſt man über ſolche Albernheiten weg. Sie kommen bei uns immer im Januar an und verſchwinden im Februar. Ob die ſtrenge Kälte des Nordens, oder Mangel an Nahrung fie zu uns treibe, oder welche andere Urſachen, iſt unbekannt. Auch in Nordamerika ſoll unſer Seiden— ſchwanz vorkommen. Eigenſchaften. Dummheit, Trägheit und Gefräßigkeit zeichnen dieſe ſchönen Vögel eben nicht vortheilhaft aus. Sie find ſehr geſellig und unter einander verträglich, ſitzen ſchaarenweiſe auf einem Baum, nahe zuſammen, gehen ſelten und nie lange auf die Erde, meiſt bloß um zu trinken, und hüpfen ſehr unbehülflich herum. Ihr Flug iſt ſchnell und leicht, ähnelt dem der Staare, fie beſchreiben fliegend große Bogen. Ihre Nachtruhe halten fir in den dichten Zweigen der Bäume, oder in felſigen Gegenden in Felſenſpalten. Die Stimme iſt ein feiner Triller, in welchem man aber den Buchſtaben S hört, mit Buchſtaben kann der Ton nicht leicht nachgemacht werden. Außerdem giebt der Seidenſchwanz auch einen flötenden Ton von ſich, faſt wie die Gimpel. Ueberhaupt iſt ihr Geſang unbedeutend und leiſe, obſchon ſie, wie die Staare, ihn faſt immer hören laſſen. Zähmen läßt er ſich ſehr leicht; und kaum iſt er in den Käfig geſperrt, ſo fängt er ſchon an zu freſſen, und da er immer ſtille ſitzt beſchmutzt er ſich nicht leicht, und iſt immer ſchön. Allein fein Koth riecht ſtark, und man muß ſeinen Behälter oft reinigen. Wärme verträgt er nicht, und fängt bald an zu keuchen, auch viel zu trinken, wenn man ihn nahe zum Ofen bringt. Nahrung. Alle Arten von Beeren, vielleicht auch Knoſpen; ob fie auch Inſekten freſſen, iſt unbekannt, da zu der Zeit, wenn ſie bei uns ſind, keine Inſekten zu haben ſind. Gefangene freſſen, nach Raumanns Beobachtung, weder Inſekten noch Regenwürmer, dagegen gewöhnen ſie ſich leicht an eingeweichtes Brod oder Gerſtengrütze, auch Stlickchen von Obſt genießen ſie. Sie verdauen ſchnell, aber ſehr ſchlecht und freſſen daher, wenn ſie Hunger haben, ihren eigenen halbverdauten Koth wieder. Sie trinken auch viel und oft. Von der Fortpflanzung, welche im Norden gefchehen ſoll, iſt nichts bekannt. Sie ſollen in waldigen Gebirgsgegenden in Felſenſpalten brüten. Feinde hat er bei uns an den Raubbögeln. Jagd. Er iſt ſehr leicht zu ſchießen, da er ſich ganz nahe ankommen läßt, ja man kann diejenigen wählen, welche man beſonders gerne haben möchte. Oft fallen viele auf einen Schuß, wenn fie dicht beiſammen ſitzen. Mir ſind Beiſpiele bekannt, wo Fuhrleute auf der Landſtraße Seidenſchwänze mit der Geiſel heruntergeholt haben. In Dohnen werden ſie ſehr leicht 14 gefangen, ja oft fängt man zwei in einer Schlinge. Auf dem Vogelheerde werden fie eben fo leicht gefangen. Ebereſchen oder Vogelbeeren ſind die beſte Lockſpeiſe. Rutzen. Ihr Fleiſch iſt vortrefflich, um fo mehr als fie immer wohlbeleibt und fett find. Schaden thun ſie keinen. Außer dieſer europäiſchen Art find noch zwei Arten bekannt, der kleine amerikaniſche Seidenſchwanz, Bomby- cylla carolinensis s. cedrorum, in Nordamerika, und der rothflüglige, B. phoenicoptera. Temm. pl. col. 450, ohne hornartige Anhängſel an den Flügeln, mit einem rothen Streife auf den Flügeln und rother Schwanzbinde. In Japan. 15* Gatt. Pirol. Oriolus. Zoriot. Schnabel koniſch verlängert, ſchwach gebogen, an der Baſis etwas glatt, Schnabelſchneiden ſcharf; obere Kinnlade mit einer Graͤthe, an der Spitze ausgeſchweift. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, nackt, durch eine Haut durchgebrochen. Fuͤße, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; Lauf kuͤrzer als die Mittelzehe; die aͤußere Zehe mit dieſer verbunden. Die Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die dritte die längfte, Alle Vögel dieſer Gattung leben in Wäldern und Gebüſchen, immer paarweiſe, fie vereinigen ſich in Familien zu ihren periodiſchen Reifen. Ihre Neſter find ſehr künſtlich und hängen an den Enden der Zweige der höchſten Waldbäume. Sie nähren ſich von Inſekten und Beeren, oder auch von andern Früchten. Die Hauptfarbe iſt bei den meiſten ein lebhaftes Gelb, immer mit ſchwarz. Die Weibchen und Jungen ſind blaßgelb oder grünlich. Sie maufern nur einmal. Linn eus hat ſie mit den Staardohlen vereinigt, welche ſämmtlich Amerika bewohnen, allein ſie müſſen von ihnen getrennt werden, da ſowohl ihre Geſtalt als ihre Sitten beide Gattungen trennen, und fo bleibt die Gattung nur auf die alte Welt beſchränkt und iſt nicht zahlreich. Taf. 19. Der europaͤiſche Pirol. Oriolus galbula. Le Loriot. Synonime. Golddroffel, Goldamſel, Kirſchvogel, Pfingfivogel. Coracias oriolus. Linn. Faun. suec. Coracias galbula. Bechſtein. Golden Oriole, Rigogolo commune. Männchen ſehr ſchön hochgelb, einen Streifen durch die Augen; Flügel und hinterer Theil des Schwanzes ſchwarz; Schnabel und Augenſtern roth; Beine grau. Weibchen. Der ganze Oberleib zeiſiggrün, der Schnabel ſchwärzlich rothbraun; der Augenſtern nußbraun; Kehle Vor— derhals und Bruſt weiß, die erſtern ungefleckt, die übrigen Theile mit kleinen ſchwarzgrauen Schaftflecken, die Seiten blaßgelb überflo, a; die Mitte der Unterbruſt und des Bauches meiſt rein weiß. Die jungen Männchen ſehen den Weibchen ähnlich. Der Schwanz grün, mit gelber Endbinde, die Schwungfedern grau. Länge 9 Zoll, Breite 18 Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa von Schweden an, in Laubholzwaldungen, beſonders in der Nähe von Flüſſen und Bächen; immer mehr in Ebenen als Gebirgen. Nirgends iſt er häufig, aber dagegen allenthalben paarweiſe. In der Schweiz iſt er weniger häufig, als in einigen Gegenden Deutſchlands und Italiens. . Es find Zugvögel, die erſt im May ankommen und ſchon Ende Auguſt uns wieder verlaſſen. Sie kommen meiſt paarweiſe an und ziehen familienweiſe weg, wobei fie des Nachts ziehen ſollen. Man ſieht auch im September noch einzelne Paare durchziehen, wahrſcheinlich ſolche, welche weit aus Norden kommen. Eigenſchaften. Er iſt ein liſtiger, ſcheuer, wilder und einſam lebender Vogel, der ſich immer zu verbergen weist, daher iſt er gewiß auch bei uns weniger ſelten als es ſcheint. Da die Jagd immer ſchon lange geſchloſſen iſt; wenn er ankommt, ſo wird er nur von denen bemerkt, welche ſeinen Ruf kennen. Er lebt beſtändig in den dichteſten Bäumen, kommt nur ſelten und auf Augenblicke auf die Erde. Er iſt muthig und zänkiſch und ſtreitet immer mit ſeines Gleichen, oder mit andern Vögeln, beſonders auf Kirſchbäumen, ſelbſt mit Krähen und Elſtern, die er nicht fürchtet. Sein Flug iſt ſchwer, rauſchend und doch ſchnell; im Freien macht er große Bogen, im Geſträuche fliegt er gerade. Er iſt übrigens ſehr unruhig, fliegt gern und weit umher. Seine gewöhnliche Stimme iſt ein helles, nicht n ne Giäk, jäk, jäk! und ein rauhes kräek, fein Angſtgeſchrei ein ſchnarrendes Cher oder Querr, beſonders ſchreit das Weibchen fo, wenn man ſich dem Reſte nähert. Das Männchen dagegen ſingt ſehr angenehm, gidleo, hitadidio, gidilio, gipliagiblio, gidleah, mit ſtarkem, vollem und flötenden Tone. Wer dieſen Geſang kennt, findet auch den Vogel leicht, da er ihn ſehr oft hören läßt, aber freilich immer nur in dichtem Laube verborgen. Schon vor der Morgendämmerung fängt er an und iſt einer der fleißigſten Sänger. Oft hört man auch ein ſanftes Büloh, wodurch die Gatten ſich rufen. Alt ‚gefangen: ſtirbt der Pirol meiſt bald, und dauert felten über einige Jahre. Er iſt ſehr wild und verſtößt ſich allenthalben. Jung eingefangen und aus dem Reſte genommen, laſſen fie ſich anfangs mit Inſekten und dann mit Semmeln in Milch geweicht, groß ziehen, werden ſehr zahm, dauern viele Jahre, lernen aber ſelten gut ſingen, auch werden die Männchen nie ſo ſchön gelb, wie die im Freien. Sie baden ſich ſelten, machen ſich nicht ſehr naß, und beſpritzen ſich nur mit dem Schnabel. Nahrung. Inſckten aller Art und Regenwürmer, dann aber auch Beeren verſchiedener Gattungen, und vorzüglich Kirſchen, welche zur Zeit ihrer Reiſe ſeine Hauptnahrung ausmachen. In den Bäumen verborgen, haſcht er nach allen Inſekten, welche ſich ihm nähern, und dieſe machen bei ſeiner Ankunft ſeine einzige Nahrung aus. Beſonders glatte Raupen ſcheinen ihm vor— züglich zu dienen, an welchen er nicht fehlen kann, da ſie um dieſe Zeit häufig ſind. Er bedarf vieler Nahrung und verdaut ſchnell. Die Jungen füttert er mit Inſekten auf, und geht dann nach denſelben auch ins freie Feld, oder in die Wieſen, um Heuſchrecken zu fangen, was er immer flatternd thut, aber ſchnell eilt er wieder in feinen verborgenen Ruheplatz in den Wald zurück. Von den Kirſchen beißt er das Fleiſch ſo herunter, daß die Steine an den Stielen hängen bleiben. Er kann einen Baum ganz leeren, da er immer denſelben wieder beſucht, der für ſeinen Geſchmack die beſten Kirſchen trägt, und oft läßt er ſich dabei überraſchen. Alle andern Vögel beißt er dann von dieſem Baume weg. Außer den Kirſchen frißt er Vogelkirſchen 55 Maulbeeren, Holunderbeeren, Faulbeeren, Vogelbeeren und Trauben, auch Feigen. In der Gefangenſchaft gewöhnen ſie fich an das gewöhnliche Droſſelfutter. Fortpflanzung. Der Pirol gehört unter die größten Reſtkünſtler, welche in unſern Gegenden leben. Er baut fein Neſt im Mai, kurze Zeit nach ſeiner Ankunft, in dichtem Laubholze, in Erlen-, Aſpen- oder Ulmengebüſchen, auch wohl auf Eichen oder Buchen, doch ſelten auf hohe Bäume; meiſt wählt er ſchlankere Bäume lieber als dicke, am liebſten in der Nähe von Flüſſen oder Bächen. Das Neſt ſteht immer in der Gabel eines vom Hauptſtamme horizontal, oder in geringer Abweichung von dieſer Linie abſtehenden, ſchlanken Zweiges, weit vom Stamme, da wo die Aeſte etwa Fingersdicke haben. Zuerſt umwickelt das Weibchen die Zweige nahe an der Gabel mit dürren, langen, ſchmalen Grasblättern, oder Baumbaſt, indem es um den Zweig herum fliegt, dann flattert es zum entgegengeſetzten Aeſtchen, und thut daſſelbe. Das Männchen trägt meiſt nur die Materialien zu. Naumann behauptet, das Weibchen bediene ſich zur Befeſtigung des Speichels, was aber nicht wohl glaublich iſt. So entſteht zuerſt die Unterlage, in welche nun wieder andere Blätter, Baſt von Neſſeln, Werg, Wolle, auch wohl zarte Birken— rinde mit eingeflochten werden, ſo daß das Ganze einen Korb mit zwei Handhaben darſtellt, wo die Handhaben hinten zuſam— men laufen. So befeſtigt, trotzt das Neſt den heftigſten Stürmen, wenn auch das brütende Weibchen noch ſo ſehr geſchaukelt wird. Sehr häufig wird auch Spinnenweben und Raupengeſpinnſt mit eingewoben. Selten wird das Neſt auf Kiefern gebaut, wo dann auch Bartflechten mit zum Bau verwendet werden. So wird das Neſt ſehr dicht und feſt, und erhält einen über— ragenden Rand. Inwendig liegen dürre, dünne Grashalmen, oder auch Federn. Die drei bis fünf Eier find länglich, oben ſtark zugerundet, oft aber auch mehr eiförmig, von 115 Zoll Länge. Die Schale glatt, wenig glänzend weiß, mit einzelnen ſchwarzbraunen oder ſchieferblauen Flecken ſparſam bedeckt. Die Jungen werden mit Inſekten von beiden Eltern gefüttert. Feinde. Sie werden zuweilen im Freien den Raubvögeln zur Beute. Krähen und Elſter rauben ihnen die Eier, wenn ſie das Reſt verlaſſen antreffen, ſind aber die Eltern da, ſo beißen ſie tapfer auf die Feinde los und verjagen ſie. Jagd. Man kann ſie im Walde oder auf den Kirſchbäumen erſchleichen, und mit Schießgewehr erlegen, oder auch auf den Kirſchbäumen in Dohnen oder mit Leimruthen fangen. Sie nützen durch ihre Nahrung und ihr Schaden beſteht bloß in dem Verzerren der vielen Kirſchen. Das Fleiſch iſt gut zu eſſen. Taf. 19. Der Prinzen-Pirol. Oriolus regens. Loriot prince-resent. Temm. col. 320. Die Federn auf dem Kopfe kurz, dicht ſammetartig, ſchön lebhaft pomeranzenfarbig; Hals, Schultern und die Schwung— federn der zweiten Ordnung ſchön gelb, alle übrigen Theile ſammetſchwarz. In Neuholland, wo er aber, wenigſtens um Port Jakſon ſehr ſelten iſt; er bewohnt die Ufer des Paterſonſtromes in dichten Gebüſchen, die Urwälder und Rew-Caſtle um Port Maquaria. Die übrigen zu dieſer Gattung gehörigen Vögel find: der Paradies-Pirol, Oreolus aureus. (Paradisea aurea.) Molucken. Der Gold -Pirol, Oriolus auratus. Vaill. ois, d' Afrique, pl, 260. Süd- und Oſtafrika. Der ſchwarz— köpfige, Oriol. melanocephalus, Vaill. 263. Der Kudugan, Oriol. coudougan. Vaill. pl. 261 et 262, beide in Südafrika. Der Kulavin, Oriol. chinensis. Buff. pl. enl. 50. China und die Südinſeln. Der grüne, Oriol. viridis, Oceanien. Der weißbauchige. Oriol. Xanthonotus, Temm. pl. col. 244. Sundinſeln. Den Prinzen-Pirol hat Swainſon, Vigors und Horsfield von den Pirols getrennt, und der Gattung den Namen Seniculus gegeben, weil die Zunge ſich in einem Pinſel endiget, wir laſſen aber den Vogel bei den Pirols, da er ihnen in allem übrigen gleicht. 16* Gatt. Paradiesvogel. Paradisea. Oiseau de Paradis. Parotie. Lophorina. Cicinnurus. Vieill. Schnabel mittelmäßig, gerade, zuſammengedruͤckt, ſtark, ohne Ausſchnitte, oben etwas convex, mit einer Graͤthe gegen die Stirnfedern hin; die Spitze mit einer kaum ſichtbaren Ausſchweifung; untere Kinnlade gerade, ſpitzig. Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, offenſtehend, aber ganz mit den ſammetartigen Federn der Stirne bedeckt; Füße ſtark, Lauf laͤnger als die Mittelzehe; Hinterzehe länger als die andern, ſtark; Flügel mittelmäßig, die fünf erſten Schwungfedern abgeſtuft, die ſechste und fiebende die laͤngſten; Schwanz kurz, dagegen die Federn der Weichen ſehr lang und den Schwanz oft verbergend. Das Gefieder uͤberhaupt reich, Federbuͤſche und andere Zierarten bildend. Die Paradiesvögel nähern ſich im Bau den Raben, und find wahrſcheinlich allesfreſſend, doch ſcheinen fie fleiſchige Früchte beſonders zu lieben. Sie niſten auf Bäumen, und finden ſich alle nur in Neuguinea. Man hat nur über den gemeinen Paradiesvogel genauere Kenntniß, Dieſe Art lebt in Schaaren in den großen Wäldern des Papulandes, welches unter dem Aequator liegt und die Inſeln Arru, Waigiu, nebſt Neuguinea bildet. Die Paradiesvögel ſind dort Strichvögel, welche ihren Aufenthaltsort je nach dem Reifen dieſer oder jener Frucht ändern. Die Weibchen ſam— meln ſich dann in Truppen, und ſetzen ſich auf die höchſten Gipfel der Waldbäume, wobei fie alle zuſammen mit lautem Geſchrei die Männchen rufen. Die Männchen dagegen findet man immer einſam mitten unter einer Schaar von vielleicht fünfzig Weibchen, daher iſt es höchſt wahrſcheinlich, daß dieſe Vögel, nach Art der Hühner in der Vielweiberei leben. Die Menge dieſer Vögel, welche von den Eingebornen aufbewahrt und bereitet werden, iſt ſehr bedeutend, und zeigt, daß fie ſich ſtark vermehren müſſen. Leſſon erzählt in ſeiner Reiſe nach Neuguinea von den Paradiesvögeln folgendes: Den erſten Tag nach unſerer Ankunft in Neuguinea gieng ich auf die Jagd. Kaum hatte ich einige hundert Schritte in dem großen Urwald zurückgelegt, ſo ſtieg ein Paradiesvogel auf, und flog ſchnell in wellenförmigem Fluge davon, wobei ſeine Weichenfedern durch ihr Flattern im 56 Winde einen fehr ſonderbaren Anblick gewährten. Ohne Uebertreibung glich der Vogel einem glänzenden Meteor, fo daß ich vor Erſtaunen vergaß, daß ich eine Flinte bei mir habe, und erſt dann ſchießen wollte, als er ſchon außer Schuß war. Die Papus trieben die Jagd der Paradiesvögel zuerſt, um damit die Turbans ihrer Fürſten zu ſchmücken. Der Vogel heißt in der Papusſprache Membefor. Man tödtet ſie des Nachts, indem man auf die Bäume klettert, wo die Vögel Nachtruhe halten, und fie dann mit beſondern, blos zu dieſem Gebrauch bereiteten, kurzen Pfeilen, welche aus den Blätterſtielen des Latanenbaumes gemacht werden, herunterſchießt. Die Bewohner der Dörfer Mappia um Emberbavene geben ſich am meiſten mit der Bereitung der Paradiesvögel ab, die ganze Kunſt beſteht aber darin, daß ſie ihnen die Füße ausreißen, die Haut abziehen, einen Stock durch den Rumpf ſtecken und dann im Rauche trocknen. Einige ſind geſchickter, und dörren ſie mit den Füßen, um ſie an die Chineſen zu verkaufen. Der Preis eines Paradiesvogels an Ort und Stelle iſt wenigſtens ein Piaſter, und dieſe Völker ziehen das Geld allem andern vor, ſelbſt eiſernen Werkzeugen. Die Schiffsmannſchaft der Coquille, auf welchem Schiffe Leſſon die Reiſe machte, tödtete etwa zwanzig Stücke. Man muß zu dieſer Jagd am Morgen vor Tage ſchon im Walde ſich einfinden, und am Fuße der Theka oder Feigenbäume ganz ſtille warten, bis einige hungrige Männchen nach den Früchten gehen. Eine weitſchießende Flinte iſt nothwendig und grobe Schrote, da man ſonſt den Paradiesvogel ſelten ſogleich tödten kann, und ein blos Verwundeter ſich ſchnell im Dickicht verliert. Taf. 22. Der große Paradiesvogel. Paradisea apoda. Le grand emerande. Körper oben, Bruſt, Flügel, Bauch und Schwanz kaſtanienbraun; Stirne ſammetſchwarz, mit ſchmaragdgrünem Glanz; Scheitel und Hinterhals eitrongelb; Kehle grün golden, Vorderhals violetbraun; von den Weichen verbreitet ſich ein Buſch langer, ſeidenartiger, zerſchliſſener weißgelber Federn, welche gegen ihr Ende etwas ins Purpurrothe ſpielen, und weit über den Schwanz hinausreichen; von jeder Seite des Hinterrückens geht ein langer, bartloſer, etwas haariger, hornartiger Faden oder Federkiel aus, welcher ſich gegen die Füße vorwärts umbiegt, und einen Halbkreis von nahe an 2 Fuß Umfang bildet. Schnabel hornfarbig, Füße bleigrau. Die Regenbogenhaut lebhaft gelb. Länge vom Schnabel bis zur Schwanzſpitze 13 Zoll. 8 Weibchen. Stirne und Vorderhals dunkelkaſtanienbraun; Kopf, Hals und Rücken gelbröthlich; Flügel und Schwanz lebhaft kaſtanienbraun dunkel, Bauch und Bruſt weiß; keine verlängerten Weichenfedern. Aufenthalt. Neuguinea und die Inſeln Aru, Tidor und Waigiu, in den Urwäldern. Eigenſchaften. Er hat ungefähr die Größe eines Hehers. Er iſt in ſeinen Bewegungen lebhaft und ſchnell; meiſt fit er nur auf die Gipfel der höchſten Bäume, und wenn er dieſe verläßt und minderhohe befucht ſo geſchieht es nur um Früchte aufzuſuchen, oder ſich vor den zu ſtarken Sonnen ſtrahlen im Schatten zu ſchützen. Gewiſſe Bäume wählt er zu ſeinem Lieblingsort, und läßt von dieſen herab ſeine durchdringende Stimme hören. Dieſes Geſchrei iſt ſein Verräther, und zeigt ſeinen Aufenthaltsort an. Man muß aber ſich ganz ruhig verhalten, denn ſobald der Vogel Geräuſch hört, ſchweigt er, und man kann ihn nicht entdecken. Sein Geſchrei iſt voike, voike, voike, voike, ſtark artikulirt; das Weibchen ſchreit eben ſo aber viel ſchwächer. Auf einem Baume ſitzen oft zwanzig Weibchen oder noch viel mehr, die Männchen aber ſind immer nur einzeln. Beim Aufgang und Untergang der Sonne ſucht der Paradiesvogel ſeine Nahrung, während der Mittagshitze verbirgt er ſich im Schatten der großen Blätter des Thekabaumes, und hält ſich ganz ruhig, ſo daß man ihn nicht leicht entdecken kann. Man kann ihn auch zahm machen. Leſſon ſah zwei ſolche lebend bei einem chineſiſchen Kaufmann, welche ſeit mehr als ſechs Monaten gefangen, ſehr lebhaft in beſtändiger Bewegung waren, und mit gekochtem Reis gefüttert wurden, beſonders liebten ſie die orientaliſchen Schaben. Der Kaufmann forderte für das Stück 500 Franken. Ob es wahr ſey, daß die Paradiesvögel bei ſtarkem Winde nicht fliegen können, da der Wind ihre Federn ergreift und ſie zu Boden werfe, iſt noch ungewiß, allein es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß ein ſtarker Wind ihrem Fluge hinderlich ſey, da die Flügel ſelbſt nicht groß und ſtark ſind. Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich aus Früchten, beſonders den Früchten des Thekabaumes, und der Frucht eines Feigenbaumes, den die Einwohner Amifu nennen; ſie ſind weißlich roſenroth, von der Größe einer kleinen europäiſchen Feige, ſchleimig und von fadem Geſchmack. Die Früchte müſſen aber die Paradiesvögel noch mit den Hornvögeln und mehreren andern Arten theilen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die Paradiesvögel auch Inſekten freſſen, da die gefangenen fo gerne Schaben verſpeiſen. Fortpflanzung. Ueber dieſe iſt nichts bekannt, als daß ſie auf Bäumen niſten ſollen. Die albernen Mährchen, daß ſie keine Füße haben, und in deren Ermangelung das Weibchen die Eier auf dem Rücken ausbrüte, bedürfen keiner Wiederlegung; ſchon Pigafetta führt an, daß fie Füße haben. Taf. 22. Der ſechsfadige Paradiesvogel. Paradisea sexsetacea. Le sifilet. Parotia sexsetacea, Vieill. Sammetſchwarz; Stirne und ein Theil des Scheitels mit kleinen weißen Federn, mit fteifen vermiſcht, welche weiß und ſchwarz ſind, und einen grauen Federbuſch bilden; an den Seiten des Kopfes ſtehen drei lange, ſchwarze, nackte Federn, an deren Ende eine eiförmige Federplatte, aus ſchwarzen feinen Bartfaſern beſtehend; die Nackenfedern haben einen grünen Gold» glanz. Die Seitenfedern ſind ſchwarz, mit zerſchliſſenen Bärten, und bedecken die Flügel im Zuſtand der Ruhe ganz, bei der geringſten Bewegung erheben ſie ſich ſchief, die Halsfedern ſind breit, ſchuppenartig über einander gelegt, in der Mitte ſchwarz, mit goldgrün ſchillerndem Rande; die Schwanzfedern ſammetartig, mit einigen langen, flatternden Bärten; Schnabel und Füße ſchwarz. Länge 10 bis 12 Zoll. Vaterland, Neuguinea Sitten unbekannt. 57 Taf. 22. Der praͤchtige Paradies vogel. Paradis ea superba. Paradisier superbe. Lophorina superba. Vieill. Sammetſchwarz, ins Grüne und Violette ſchillernd; Stirne mit zwei kleinen ſchwarzen, glänzenden Federbüſchen; Schultern mit langen Federn bedeckt, welche aufſtehend nach hinten gerichtet ſind, und den Vogel wie ein Mantel bedecken, der auch einen Theil der Federn einhüllt; Nacken und Unterbruſt glänzend goldgrün; Kehle ſchwarz, mit kupferrothem Glanze; die Federn des Unterhalſes, welche länger als die übrigen ſind, dehnen ſich auf beiden Seiten über die Bruſt, wie eine Art Flügel aus, und bilden einen ſchuppigen, glänzenden Kragen mit Metallglanze, Unterleib, Schnabel und Füße ſchwarz. Länge 8 bis 9 Zoll. Lebt in Neuguinea, und iſt die ſeltenſte Art, von deren Lebensart man nichts kennt. Taf. 22. Der Königs» Paradiesvogel. Pardisea - regia. Paradisier manucode. Cicinnurus regius. Vieill. Männchen. Obere Theile rubinroth; Stirne und ein Theil des Kopfes ſchön pomeranzenfarb, ſammetartig; am innern Augenwinkel ein kleiner ſchwarzer Fleck; Kinn und Gurgel purpurfarb; an der Bruſt mit einem helleren Querſtreif umgeben, und unter dieſem ein breiter metalliſch glänzender goldgrüner Gürtel; untere Theile grüngrau; Seitenfedern breit, grau, mit einem weißen und einem röthlichen Querſtreif und am Ende glänzend goldgrün; die untern Deckfedern der Flügel gelb; Schwanz rothbraun, die beiden mittlern Federn beſtehen in langen rothen Faden, welche am Ende Bärte tragen, und ſpiralförmig gewunden ſind, ſo daß ſie eine Palette bilden, welche in der Mitte befeſtigt iſt, von herrlich glänzender grünbrauner Farbe; der Schnabel hornfarbig, Füße bleigrau. Länge von der Spitze des Schnabels bis zum Ende des Schwanzes 5 ½ Zoll. Das Weibchen iſt oben braunroth; unten gelbroth, braun geſtreift; Schwanz viereckig, ohne lange Federn. Vaterland Neuguinea. Von ſeinen Sitten kennt man wenig. Er ſcheint, da man ihn meiſt paarweiſe findet, in der Monogamie zu leben. In den Wäldern nimmt ſich fein Geſteder nicht fo glänzend aus, wie beim großen Paradiesvogel, fein rothes Gefieder iſt nicht auffallend, und die Weibchen haben nur matte Farben. Man findet ihn meiſt auf den Thekabäumen, deren breite Blätter ihnem zum Schutze und die Früchte zur Nahrung dienen. Die Papus nennen ihn Saja. Die übrigen bekannten Arten der merkwürdigen Gattung find der kleine Paradiesvogel, Paradisea papuana. Vieill. ois: de Paradis. pl. 2. Der rothe Paradiesvogel. Paradiesea magnifica. Vieill. pl. 5., Alle in Neuguinea. Die übrigen zu den Paradiesvögeln gezählten Vögel gehören andern Gattungen an. So iſt Paradisea nigra, Linn. ein Lampratornis bildet aber bei Vieillot die Gattung Astrapia. Paradisea chaly bea eine Baryta, Paradisea aurea ein Oriolus und Paradisea tristis ein Pastor. 17* Gatt. Staardohle. Psarocolius. Magler. Troupiale. Enthält die Vögel, welche Linne und die Neuern unter die Gattungen Oriolus, [cterus, Xanthornus, Cassicus, Agelaius, Pendulinus, Iphantes, Passerina, Leistes, Tanagra. Emperiza Fringilla, Turdus und Sturnus vertheilt hatten. Der Schnabel gerade, verlängert kegelfoͤrmig, an der Wurzel dick, an der Spitze ohne allen Ausſchnitt, rundlich, zuſammengedruͤckt. Die Kinnladenleiſte ſehr ſtark, hoch, und der zwiſchen den Naſenloͤchern liegende Theil bedeckt wie ein Schild die Stirne und iſt ganz glatt; die Firſte iſt abgerundet, bei einigen iſt der Schnabel doppelt ſo lang als der Kopf, bei andern nur wenig laͤnger, und bei noch andern kuͤrzer, mehr oder minder ſtark, und der Stirnſchild bald ſchmaͤler bald breiter; die Schnabelſchneiden immer gerade. Keine Borſten an der Wurzel, Naſenloͤcher ſeitlich, bei den einen dem Rande, bei den andern dem Mücken des Schnabels näher, in einer kleinen Grube liegend, offen, oder mit einer gewoͤlbten Menbran halb geſchloſſen. Die Zunge an der Spitze dreiſpaltig. Die Fuͤße, Gangfuͤße, ſtark, geſchildert, die mittlere Zehe kuͤrzer als der Lauf, mit der aͤußern an der Wurzel verwachſen, der aͤußere ganz frei, die Seitenzehe faſt an Laͤnge gleich; die Hinterzehe ſtark, die kleinen Naͤgel ſcharf und ſpitzig, der Daumnagel viel größer. Die Flügel reichen weit über die Schwanzwurzel hin, die vierte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Schwanz mittelmaͤßig, an der Spitze abgerundet, bei einigen abgeſtuft. Die Backen bei einigen nackt, bei andern befiedert. ö Man hat ganz neuerlich eine Art von rothbrauner Farbe in Reuſeeland entdeckt, welche eine eigene Unterabtheilung bilden könnte, ſonſt aber im Bau den andern Arten ganz ähnlich iſt. Alle andern Arten leben in Amerika, meiſt in großen Haufen, daher auch der Name Haufenvogel, Hordenvogel; ſie niſten in großen Geſellſchaften auf Bäumen, bauen ſehr künſtliche Neſter, und nähren fi) nach Art der Staaren von Inſekten und Früchten, wesnahen ihre zahlreichen Schaaren große Verwüſtungen in bebaueten Gegenden anrichten. Männchen und Weibchen ſind oft ziemlich verſchieden. Ihre Hauptfarben ſind ſchwarz, gelb oder roth, in verſchiedenen Miſchungen. Einige ſingen ſchön, die Stimme der Baltimore Staardohle iſt ein helles, ſchmelzendes Pfeifen in kurzen Zwiſchenräumen wiederholt und ſehr angenehm. Die Gartenſtaardohle ſingt ebenfalls ſehr angenehm. Taf. 20. Rothfluͤgelige Staardohle. Psarocolius phoeniceus. Trupiale commandeur. Icterus phoeniceus. Daud. Oriolus phoeniceus. Zinn. Agelaius phoeniceus. Vieill. Schnabel ſchwarz, Regenbogenhaut weiß, ganzer Körper ſchön ſchwar; glänzend, die kleinen Deckfedern der Flügel lebhaft roth, die Kanten der Federn ins Carmoiſinrothe ſpielend, ſo daß dadurch auf den Flügeln ein zwei Zoll langer Querfleck entſteht. Das Weibchen iſt kleiner, das Gefieder mattſchwarz, der Flügelfleck ins Braune ziehend. Größe des Staars. 15 58 Vaterland. Dieſer Vogel lebt in großen Schaaren in Nordamerika. Im Winter begiebt er ſich nach Louifiana und brütet in Virginien und Carolina. Er iſt bis Mexico und Neuſchottland verbreitet. a Eigenſchaften. Der Name Commandant kommt von den Spaniern her, weil fie die rothen Flügel mit dem Zeichen der Ritter von Calatrava verglichen. Es gab eine Zeit, wo das Tragen von Zierarten von den rothen Federn dieſes Vogels große Mode war, daher trieb man zur Zeit, als die Franzoſen Herren von Louiſiana waren, mit den Flügeln einen bedeutenden Handel. Schon früher benutzten die Ureinwohner dieſe Federn zum Putz, und von ihnen ahmten es die Franzoſen nach. Im Winter 4770 brachte der Arzt Lebeau gegen 40,600 Flügel zuſammen, welche er nach Rochelle fandte. Der Preis von tauſend Flügeln war 1775 achtzehn Franken. Da nun aber dieſe Mode längſt wieder andern Platz gemacht hat, ſo hat auch der Handel mit dieſen Flügeln aufgehört. Der Flug dieſer Vögel iſt ſchnell, und die ganze Schaar fliegt dicht gedrängt. Sie haben einen angenehmen Geſang / und ſitzen viele auf einem Baum. Ihr Aufenthalt it am liebſten nahe an Bächen und im Schilfe, wo ſie ihr Neſt bereiten. Wenn ſie unruhig ſind, oder die zerſtreute Schaar ſich ruft, ſo ſchreien ſie kuik. Nahrung. Sie freſſen neben Inſekten beſonders gerne auch den Mais, daher heißen ſie auch Maisdieben. Der Schade, den fie an Maisfeldern anrichten, iſt ſehr bedeutend. Beſonders lieben fie den Mais zur Zeit der Ausſaat dieſes Getreides, wenn er zu keimen anfängt, oder dann, wenn die Körner noch nicht völlig reif, weich und ſüße ſind. Ihr Verwüſten veranlaßte ernſtliche Verfogungen, und man ſetzte Prämien auf ihre Köpfe, ſpäter aber vergiftete man die Mais— körner mit einem Aufguß von Nießwurz, wovon ſie ſtarben. f Fortpflanzung. Sie niſten im Rohr, und befeſtigen ihre Neſter durch Schilfbüſchel an daſſelbe, bauen eine Art von Dach über das Neſt, und legen es innwendig mit weichen Kräutern aus. Die fünf bis ſechs Eier find weißgrau, mit ſchwarzen unregelmäßigen Flecken. Jedes Jahr macht ein Paar zwei Bruten. Das Fleiſch wird wenig geſchätzt, aber des Schadens wegen verfolgt man ſie ſehr. Taf. 20. Zweibindige Staardohle. Psarocolius bifasciatus. Cassique & deux bandes. Cassicus bifasciatus. Spür. Schnabel und Stirnſchild ſchwarz, an der Wurzel und an der Spike mit einer rothen Binde; am Scheitel ein Feder buſch, aus einigen ſehr langen ſchmalen Federn beſtehend, Kopf und ganzer Hals ſchwarz, nicht glänzend; Rücken, Steiß, Deckfedern des Schwanzes und die obern der Flügel, auch alle untern Theile des Körpers lebhaft kaſtanienbraun, einfarbig, Bruſt und Oberbauch etwas mehr ins Schwarze fallend; Schwungfedern an der innern Fahne ſchwarz , an der äußern hell kaſtanienbraun, die übrigen einfarbig eitrongelb. Vaterland Braſilien. Taf. 20. Gelbruͤckige Staardohle. Psarocolius icteronotus. Cassique jaune du Bresil. Oriolus persicus. Linn. Gmel. Glänzend ſchwarz, Steiß, obere Deckfedern des Schwanzes, Schulterfedern und obere Deckfedern der Flügel ſchön hellgelb, der Schnabel weißgelb, Federbuſch ſehr klein. Von der Größe eines Staares. In Cayenne, Gujana, Braſilien ſehr häufig; lernt leicht die Stimmen anderer Thiere nachahmen; nährt ſich von Früchten und Inſekten. Sein Neſt iſt hängend, beſteht aus Pflanzen, und bildet einen Sack, man findet es, beſonders nahe am Waſſer, an den dünnſten Zweigen herabhängend, nicht ſelten bis auf 400 an einem einzigen Baume. Taf. 20. Zitrongelbe Staardohle. Psarocolius-gymnops. x Trupiale jaune d calotte noire. Buff. pl. enl. 533. Icterus citrinus, Sir aves Bras. T. 66, ‚Icterus fuscus, Brisson. Oriolus mexicanus. Agelaius melanicterus. Vieill. Geſicht und ein Streif zu beiden Seiten am Kinn nackt und ſchwarz; Schultern, Scheitel, Schenkel, Steiß, und übriger Theil des Kopfes, untere Deckfedern der Flügel, ganzer Hals und Unterkörper ſchön gelb; einige kleine untere Deckfedern der Flügel, Bürzel, Rücken und Unterrücken, Schwungfedern und Schwanz ganz ſchwarz, ohne Glanz; Füße braun. Der Schnabel ſehr ſpitzig, und die Gegend zwiſchen den Naſenlöchern ſchmal und etwas erhaben. Ganze Länge 10 Zoll. In Caienne, Braſilien und Neuſpanien nicht ſelten. Die übrigen Arten dieſer Gattung ſind ſehr zahlreich, und wenn man aus den getrennten Gattungen der neuern nur eine macht, wie dies Temmink und Wagler gethan haben, ſo müſſen doch mehrere Unterabtheilungen angenommen werden. Man kann folgende annehmen: 4) Nacknaſige mit geradem Schnabel. Cassicus. Vieillot. Dahin gehören der abgebildete Psarocolius bifasciatus; ferner: Ps. viridis, (angustifrons, Spix). Südamerika. P. cristatus, Südamerika. 2) Nacktnaſige, der Snchabel gegen die Spitze zu etwas gebogen. Agela jus. Vieill. Dahin gehören der abgebildete Ps, icteronotus aus Südamerikas ferner: Ps. palliatus, (agelajus oryzivorus, pl. enl. 534. Paraguay. Ps. haemorrhous pl. enl. 482. Braſilien. Ps, nigerrimus. Spix, T. 63. f. 4. 3) Die Naſenlöcher mit einer nackten Haut zu Theil bekleidet, der Schnabel dicker oder ſchlank, aber ſtark; der Stirnſchild zwiſchen den Naſenlöchern ſehr ſchmal, faſt linienförmig. Leis tes. Vieill. Dahin gehören der abgebildete Ps, phoeniceus; ferner: PS. Guirahuro. pl. enl. 236. f. 1. Ps. anticus, Azar. Ps, militaris, pl. enl. 236. und 536. Ps. bicolor. Ps. frontalis, alle in Südamerika. 4) Die Naſenhaut eben fo, der Schnabel weniger ſtark und ſchlank, gerade oder etwas gebogen, ſehr ſpitzig, der Stirnſchild ſchmal. Xanthornus. Brisson, Icterus. Spix. Dahin gehört der abgebildete Ps. Gymno ps; ferner: Ps, Xanthornus pl. enl. 5. Ps. leucopterus. Ps, Olivaceus. 59 Ps. castaneus, pl. enl, 607. f. 1. (Yphantes. Vieill. et Pendulinus). Ps. Bananae. pl. enl. 536. Ps. icterocephalus. pl. enl, 343. Ps, Chrysopterus, pl. enl. 535. f. 9. Ps. Chrysocephalus, Spix. T. 63. f. 1. Ps, flavigaster, pl. enl, 5. f. 1. Ps. rufigaster. 5) Mit bedeckter Naſe, der Schnabel gerade, walzenförmig koniſch, etwas eckig, der Nafenfchild etwas breit. Pendulinus. Vieill. Dahin gehören, Ps. Jamacaii. Ps, tanagrinus. Spix. T. 64. f. 1. 6) Mit bedeckter Naſe, der Schnabel kurz, koniſch, Stirnſchild kurz Dahin gehören, bs. sulcirostris. Spix. T. 64. Ps. pecoris, pl. enl. 606. Ps. sericeus. pl. enl. 710. Spix. T. 63. 7) Der Schnabel faſt ammerartig, der Nafenfchild auf der Stirne lanzetförmig ſich endigend. Ps. caudacutus. (Emberiza oryzivora), Ps. rufescens. Die Arten Ps, nidipendulus, melancholicus, virescens, cartagens s, solitarius, pyrrhopterus, flaviceps, find noch nicht gehörig beſtimmt Auch die Gattung Quiscalus kann nach meinen Begriffen nicht von Psarocolius geſondert werden, fie enthält zwei Arten: Ps. quiscalus (gracula quisca la). Linn. und Ps. niger, und endlich die braunſchwarze, Ps. rufoater, in Reuſeeland. Voyage de la Goquille No. 23, 184k Gatt. Staar. stur nus. Ztourneau. Schnabel mittelmaͤßig, gerade, etwas zuſammengedruͤckt, nicht ſehr ſpitzig; die Baſis des Schnabels geht in die Stirn hinein. Naſenloͤcher an der Wurzel ſeitlich, zur Haͤlfte durch eine gewoͤlbte Haut geſchloſſen. Die Fuͤße dreizehig, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, die aͤußere Zehe an der Baſis mit der mittlern ver— wachſen. Fluͤgel lang, die erſte Schwungfeder aͤußerſt kurz, die zweite und dritte die laͤngſten. Sie leben ſehr geſellig, find in kältern Ländern Zugvögel, nähren ſich hauptſächlich von Inſekten; niſten in Baumlöchern, oder auch unter den Dächern der Häuſer und in Mauerlöchern. Sie ſchreien viel, ſind leicht zu zähmen und ſehr gelehrig. Taf. 21. Der gemeine Staar. Sturnus varius— I Etourneau. Synonime. Staarmatz, Rinderſtaar, Storre. Sturnus vulgaris. Common Stare. Storno commune. Schwarz, mit violetem und goldgrünem Glanz, und weißlich getüpfelt. Das Gefieder ſehr ſchmal und ſpitzig, die Spitzen der Federn weißbräunlich, im Herbſt auffallender als im Frühjahr, wo dieſe Flecken an vielen Theilen faſt ganz verſchwinden. Die Flecken an der Kehle und am Halſe und Bauch ſind faſt rein weiß, die auf dem Rücken und den Deckfedern der Flügel und am Unterbauche bräunlich. Bis gegen den Frühling verlieren ſich dieſe Spitzen durch Abreiben immer mehr, und Hals und Unterleib werden bei alten Männchen ganz ungefleckt, ins Violette und Goldgrüne ſpielend, ſo daß der Hals mehr violett, die Bruſt und Bauch mehr grün oder ſtahlfarben erſcheinen; nur an den Rücken- und Schulterfedern und an den Deckfedern der Flügel bleiben noch feine Spitzenflecken, auch die am Unterbauche und am After ſind am meiſten weiß gefleckt; Swung— und Schwanzfedern haben gelbbräunlich weiße Säume, und ſehen daher braunſchwarz aus. Je jünger die Vögel, deſto mehr bleiben die Flecken, und deſto mehr ſind ſie gefleckt. Ganz junge Vögel vor der erſten Mauſer aber ſind faſt einfarbig braungrau, ohne alle Flecken. Im Herbſt iſt der Schnabel ſchwärzlich, im Frühjahr eitrongelb. Der Augenſtern immer nußbraun. Varietäten giebt es übrigens ſehr oft, ganz weiße, weißgefleckte, weißköpfige oder rothgraue. Länge 7 bis 8 Zoll, Breite 15 bis 16 Zoll. Aufenthalt. Man findet dieſe Vögel in ganz Europa, bis nahe an den arktiſchen Kreis, im nördlichen Aſien und in Afrika. In der Schweiz gehen fie ziemlich hoch hinauf, doch nicht an die Gränze der Holzregion. Nicht eigentlich im Walde, ſondern am liebſten in Baumgärten, oder in an Viehweiden ſtoßenden Gehölzen, oder auch ganz in der Nähe der Häuſer und in Häuſern ſelbſt, da wo keine großen Bäume mehr find, iſt ihr Aufenthalt. Die Nähe der Gewäſſer lieben fie ſehr, und man ſieht ſie in großen Schaaren des Abends in die Weiden oder noch lieber ins Rohr fallen, und dort übernachten, nachdem ſie den Tag über auf Wieſen, Weiden und Aeckern ſich aufgehalten hatten. In kältern Gegenden ſind ſie Zugvögel, aber ſchon im wärmern Europa bleiben fie das ganze Jahr, ſelbſt ſchon in der wärmern Schweiz. Gewöhnlich aber verlafjen fie unſere Gegenden im Oktober und kommen oft ſchon Ende Februar oder Anfangs März wieder an. Eig enſchaften. Man findet kaum einen geſelligern Vogel als der Staar, ſobald die Brutzeit vorbei iſt, vereinigen ſie ſich mit den Jungen ſchon wieder in große Schaaren, welche ſich bald wieder in kleinere theilen, bald wieder zuſammen kommen. Beſonders des Abends ſieht man ſie in Gegenden, wo es viel Rohr hat, bei nahender Dämmerung in ungeheuern Schaaren einfallen, um darin zu übernachten. Oft ſitzt die ganze Menge fo enge auf einen Baum, daß die Aeſte unter der Laſt der aufſitzenden Vögel ſich ganz biegen, oder der ganze Gipfel einer Pappel ſich neigt. Selbſt zur Brütezeit findet man immer mehrere Paare nahe beiſammen. Sie ſind ſehr unruhig und in beſtändiger Bewegung, nie ſitzen ſie lange auf einem Baum, ſondern ſie begeben ſich auf die Erde, wo ſie ſchnell und etwas wackelnd umher laufen, aber bald wieder auffliegen. Ihr Flug iſt ſehr ſchnell, rauſchend, niedrig, und ſelten lang anhaltend, meiſt in gerader Linie. Sie fliegen ſehr dicht zuſammen, und ſtürzen blitzſchnell herunter, wobei ein ſtarkes Geräuſch entſteht, wie bei einem losbrechenden Sturme. Sie baden ſich oft, und trinken viel. Sobald ſie ſitzen erheben ſie ihre Stimme, und fangen ſo ein lautes verwirrtes Ge— kreiſche oder Geſchwätz an in allerlei pfeifenden, ſingenden und ſchwirrenden Tönnen, welches man weit hört. Oft nimmt ein Rohrteich die Schaaren einer ganzen Gegend auf, welche dann eine nach der andern ankommen, und von der bereits eingefaͤlle— nen mit lautem Geſchrei bewillkommt werden. Nur wenn es finſter iſt, werden ſie ruhig, doch hört man noch hier und da einen Ton. Oft ſetzen ſich vier bis fünf Staare auf einen Rohrſtengel, ſo daß das Rohr eine horizontale Lage annimmt, und fie bequem ſitzen. Sobald die Morgendämmerung beginnt, fängt auch das Gekreiſche von neuem an; daher das Sprüch- wort von geſchwätzigen Menſchen: „fie ſchwatzen wie die Staaren.“ Bei Sonnenaufgang fliegt mit rauſchendem Fluge eine Schaar um die andere davon, ſich ſo in alle Gegenden verbreitend, und die noch etwa zurückbleibenden folgen bald dem Schwarme nach. Oft aber kehren die Schaaren ſchnell wieder zurück, wenn die noch ruhenden fie rufen. Jeder Schwarm bleibt übrigens beiſammen, und wenn etwa einzelne zu einem andern ſich verirren, ſo fliegen ſie bald wieder weg, um ihre Geſellſchaft wieder 60 aufzufuchen. Die Lockſtimme klingt, zwar, ſwräk, oder ſquär, ſquäre, oder fpett, fett. Ihr Geſang iſt pfeifend/ und beſteht aus einer Menge Strophen, worunter Harid öfters ertönt, man weiß manchmal gar nicht was man von einem ſolchen Conzert halten ſoll, alles geht durch einander, ſingend, quikend, pfeifend, ſchnarrend, und dies geht in einem fort. 5 Der Staar iſt leicht zu zähmen, ſowohl alt als jung, und iſt einer der angenehmſten und munterſten Stubenvögel, der ſich leicht an ſeinen Wärter und Herrn gewöhnt, und Worte und Gebärden verſtehen lernt. Er iſt immer munter, neugierig, aufmerkſam auf alles was um ihn vorgeht, und beguckt und beſchnäbelt alles. Mit andern Vögeln leben fie verträg⸗ lich, und find ihnen nur durch ihre Unruhe beſchwerlich, bald erſchrecken fie dieſelben, bald jagen fie fie herum. Sie lernen ſehr leicht und deutlich ſprechen; ſo ſoll einer das ganze Vater unſer von Wort zu Wort nachgeſprochen haben, da ſeine Meiſterin, eine alte Frau, es immer laut betete. Weibchen und Männchen ſind gleich gelehrig. Sie baden ſich oft, verlangen daher immer friſches Waſſer, und können alt werden. N a Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich in Inſekten aller Art. Im Frühjahr, wenn ſie ankommen, ſuchen ſie auf Wieſen und Feldern nach Regenwürmern und kleinen Schnecken, oder Laufkäfer, im Sommer gehen ſie beſonders nach den Heuſchrecken und Käfern, dann aber auch nach Bremſen und Stechfliegen, daher beſuchen ſie vorzüglich gerne die Viehweiden; den Schafen leſen fie die ſogenannten Schafzecken von der Haut, und ſelbſt Flöhe verachten fie nicht. Zuweilen freſſen ſie auch Kirſchen und Weinbeeren, doch ziehen fie Inſekten allem vor. In der Gefangenſchaft freſſen fie gerne gekochtes Fleiſch, Brod und alles was auf den Tiſch kommt, und ſind keine Koſtverächter. ; > Fortpflanzung. Sie niften in Laubwaldungen, befonders wo diefe mit Wieſen abwechſeln, und Waſſer in der Nähe iſt. In den auf Viehweiden einzeln ſtehenden Bäumen trifft man ſie oft an, ferner in Baumgärten oft ganz nahe an den Häuſern, ja in baumleeren Gegenden wohl unter den Dächern der Häuſer, in Mauerlöchern, in Taubenhäuſern, und ſelbſt in eigenen Käſtchen, welche man in ſolchen Gegenden an die Häuſer hängt, ſeyen ſie aus Thon oder aus Holz verfertigt. In den Cantonen St. Gallen und Appenzell ſieht man in einigen Dörfern faſt an allen Häuſern ſolche Käſtchen, welche man Staardrucken nennt. Sie ſind immer ſo angebracht, daß man leicht dazu kommen kann, um die Jungen auszunehmen, welche gegeſſen werden, doch nur die erſte Brut, worauf dann eine zweite folgt, welche man ſchont. Immer aber und in allen Orten wird das Reſt in Löchern angelegt, und immer niſten mehrere Paare nahe bei einander in derſelben Gegend. Sie beziehen die nämliche Höhle immer wieder, auch wenn man ihnen die Jungen wegnimmt; Linne ſah daſſelbe Paar ſieben Jahre nach einander das gleiche Neſt beziehen. Das Neſt iſt ſehr unordentlich, und beſteht aus Haaren, Wolle, Strohhalmen, Blättern und Federn, durch und über einander gelegt. Die vier bis ſieben Eier ſind hell meergrün und ungefleckt; dieſe Farbe verſchwindet bei ausgeblaſenen Eiern, und wird faſt weiß oder weißgraulich. Das Weibchen brütet allein 14 Tage, wird aber während dieſer Zeit vom Männchen mit Inſekten genährt. Alte Staaren brüten zweimal im Jahr, am Ende April und im Juny. Feinde. Sie beherbergen Schmarotzerinſekten und Eingeweidewürmer. Die kleinern Falkenarten verfolgen ſie oft, und die Elſtern, Krähen und Dohlen nehmen ihnen Eier und Junge. Auch Marder, Wieſel und Füchſe fangen und befchleichen, Alte und Junge, die Füchſe belauern ſie beſonders des Nachts im Rohr. Jagd und Fang. Da ſie nicht ſcheu ſind, ſo kann man ſie leicht ſchießen, und da ſie ſehr dicht beiſammen fliegen, oft in einem Schuſſe viele tödten, beſonders des Abends, wenn fie ins Rohr einfliegen. Aber auch lebend hat man eine Menge Mittel, ſie zu fangen. Nutzen. Man ißt das Fleiſch, aber nur das der Jungen iſt angenehm, das der Alten iſt bitter und zähe. Die Jungen werden daher oft ausgenommen, und ſo die Staare wohl zu einer dritten Brut gezwungen, wenn man auch die zweite weg— nimmt. Weit größer aber iſt ihr Nutzen, den ſie durch Vertilgung ſo vieler Inſekten leiſten, daher dürfen ſie auch in einigen Gegenden weder geſchoſſen noch gefangen werden. Schaden können ſie an den Kirſchbäumen und in den Weinbergen thun, doch iſt derſelbe ſelten bedeutend, und ſie laſſen ſich ziemlich leicht verſcheuchen. Taf. 21. Einfaͤrbiger Staar. Sturnus-unicolor. Zemm. Letourneau unicolore, Ganz ſchwarz, Flügel und Schwanz glänzend ſchwarz, mit etwas Purpurglanz; Schnabelwurzel ſchwärzlich, Spitze gelb. Die Jungen vor der erſten Mauſer, ſind graubraun, aber immer dunkler als beim bunten Staar, und im Herbſt nach der erſten Mauſer haben die Federn ſehr kleine weißliche Spitzchen, welche ſich aber im Frühjahr verlieren. Sie mauſern nur einmal. Die Federn dieſer Staare find viel länger und ſchmäler als beim gemeinen Staar, und liegen nur locker am Körper an, man könnte diejenigen an Hals und Bruſt faſt linienförmig nennen. Er iſt etwas größer und ſtärker als der bunte Staar. Vaterland. Sardinien, und wahrſcheinlich auch Corſika, das ſüdliche Frankreich und Italien, wo er in Felſenſpal— ten niſtet. Er nähert ſich den Bauerhäuſern, und ſitzt auf die Dächer derſelben. Er wandert nicht, entfernt ſich wenig von ſeinem Geburtsort, und miſcht ſich nie mit den bunten Staaren, welche dort auch zu Haufe find, aber auswandern. Na hrung, Eigenſchaften und Fortpflanzung ſind wie beim gemeinen Staar. Die übrigen Arten dieſer nicht ſehr zahlreichen Gattung ſind: Der Luiſianiſche Staar, Sturnus ludovicianus, pl. enl, 256. In Nordamerika, in Gujana und Cayenne. Der rothbrüſtige Staar, Sturn. militaris, pl. enl. 143. In Paraguay und auf den Malouinen und Falklandsinſeln. Der grünliche Staar. Sturn. virescens. In Reuhol— land und von Diemensland. Der Lappenſtaar, Sturn. carunculatus (Creadion pharoides. Vieill.) In Reuferland. Der rothköpfige Staar, Sturn. Pyrrhocephalus, Paraguay und Braſilien. te x 19° Gatt. Staaramſel. Viehvogel. Pastor. Martin. Temm. Psarodes. Vieill. Schnabel koniſch verlaͤngert, ſchneidend, ſehr zuſammengedruͤckt, leicht gebogen, die Spitze ſchwach ausge— ſchweift; die Mundwinkel herabgebogen, mit einzelnen Borſtenhaaren beſetzt; der Rachen weit geſpalten. Naſenloͤcher 61 an der Schnabelwurzel, ſeitlich, oval, oben durch eine aufgeblafene Haut halb bedeckt, dieſe nur am Rande unbefiedert, Übrigens nur mit kurzen Federchen beſetzt. Füße ziemlich groß, ſtark und vierzehig, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die aͤußere und mittlere an der Wurzel verbunden. Fluͤgel mittelmaͤßig, ſchmal; die erſte Schwungfeder ſehr klein, die zweite und dritte die laͤngſte. Dieſe Gattung enthält Vögel aus den Gattungen: Coracias, Gracula, Paradisea, Stur nus, Oriolus, Upupa und Turdus und die Gattungen Acridotheres, Dilophus, Coracia und Pyrrhocorax. Vieill, Corvus, Sturnus, Quiscala und Cracula. Daudin. Dieſe Vögel ähneln in ihrer Lebensart mehr den Staaren als den Droſſeln. Sie reifen wie die Staare, in großen Schaaren, und ziehen noch mehr als dieſe den Viehheerden nach, ſetzen ſich dem Vieh gerne auf den Rücken, fangen die daſſelbe plagenden Inſekten, freſſen aber auch große Inſekten, beſonders Heuſchrecken, und gehen auf Felder und Wieſen und den Miſt. Die Mauſer iſt einfach, und die Geſchlechter unterſcheiden ſich bei unſerer europäiſchen Art weniger als bei den ausländiſchen Arten, von welchen mehrere verſchiedene Zierarten am Kopfe und an der Gurgel haben, wie Federbüſche und fleifchige Anhänge oder Karunkeln. Die Jungen unterſcheiden ſich durch verſchiedene Farben von den Alten auffallend. In Amerika und Neuholland hat man noch keine Art entdeckt. Taf. 21. Die roſenfarbene Staaramſel. Pastor roseus. Martin roselin. Roſendroſſel. Turdus roseus. Nose couloured Trush. Der Kopf mit einem Federbuſch; dieſer, der Hals und die Oberbruſt ſchwarz, mit Violetglanz; Bauch, Unterleib und Rücken ſchön roſenroth; Flügel und Schwanz ſchwarz, violet glänzend. Dem Weibchen fehlt der Federbuſch größtentheils, und alle Farben find mehr ſchmutzig nnd matt. Der junge Vogel ſieht dagegen dem jungen Staar ſehr ähnlich, und hat keine Spur der rothen Farbe, nur iſt die Gurgel und die Mitte des Unterleibes ſchmutzig weiß. Größe des gemeinen Staares. ö Aufenthalt. Dieſer ſchöne Vogel iſt eigentlich in Aſien und Afrika zu Hauſe. Von Indien an ſoll er über Arabien, Sirien und das ſüdliche Sibirien bis nach Rußland verbreitet ſeyn. In den ſüdlichen Steppen am Don und der Wolga, am caſpiſchen- und ſchwarzen Meere iſt er gemein. Von da aus beſucht er ziemlich regelmäßig das ſüdliche Italien und Spanien. In allen übrigen europäiſchen Ländern iſt er ſelten, am häufigften noch im ſüdlichen Frankreich, doch iſt er einzeln faſt in allen Ländern angetroffen worden. In der Schweiz iſt er öfters vorgekommen, doch nur als große Seltenheit. Faſt immer traf man ihn unter den Flügen der Staaren an, und immer nur in den Sommermonaten vom May bis Auguſt. Eigenſchaften. Von dieſen iſt ſehr wenig bekannt, als daß er nach Art der Staare leben ſoll. Er hüpft niemals, ſondern geht ſchrittweiſe. Seinen Federbuſch hebt er alle Augenblicke in die Höhe. Nahrung. Dieſe beſteht faſt durchaus nur in Inſekten, und zwar vorzüglich in Heuſchrecken, daher folgt die Roſendroſſel auch den Zügen der Heuſchrecken in großer Menge nach, und verzehrt einen großen Theil dieſer Thiere. Auf die Viehtriften geht ſie, wie der Staar, den Bremſem nach, und ſoll ſich auf den Rücken der Schafe und Rinder ſetzen. Im Miſte ſucht ſie die Larven von Käfern und andern Inſekten auf, und ſoll allerlei Sämereien und Beeren freſſen. Fortpflanzung. Sie ſollen wie die Staaren in hohlen Bäumen, Felſenſpalten und Mauerlöchern niſten, beſonders in alten Ruinen. In Deutſchland hat man noch nie ein Reſt entdeckt, eben ſo wenig in der Schweiz, dagegen wurde in der Schweiz bei Winterthur im Mai 1807 ein Weibchen geſchoſſen, welches ein reifes, grüngeſchaltes Ei im Leibe hatte, alſo wahrſcheinlich in der Gegend niſtete. a ö Feinde haben ſie mit den Staaren gemein. Jagd. Sie ſind nicht ſehr ſcheu, daher leicht zu ſchießen. Der Nutzen durch Vertilgung an Heuſchrecken iſt ſo einleuchtend, daß ſelbſt mehrere Völker ſie verehren, und ſie zu tödten verboten haben. Das Fleiſch ſchmeckt ſehr gut. Schaden kennt man von ihnen nicht. Zu dieſer Gattung gehören die Arten: Pastor cal vus (gracula calva). Philippiniſche Inſeln. Past. musicus In Java und Sumatra. Past. setif er. Le sicrin. Indien. Past. corythaix. Java. Past. tristis, pl. enlum. 249, (Paradisea). Indien. Past. fuscus. Indien. Past. temporalis. Indien. Past. pagodarum. Vaill, ois. d' Afrique. T. 95. China. Past. griseus, il. T. 95. k. 2. Coramandel. Past. docilis. Oſtindien. Past. melanopterus. Java. Past. Upupa. pl. enl. 697. (Upupa capensis). Bourbon und Madagasgar. Past. cristatellus. China. Past. turdiformis. pl. enl, 617. China, Past. carunculatus. Vaill, ois. d'Afrig. T. 93. f. 1. Afrika. Past. Jalla. Java. Pas t. contra. pl. enl. 282. Afrika. Past. ruficolis. Manilla. Past. stur ninus. pl. enl. 627. Philippinen, China. 20e Gatt. Glanzamſel. Lamprotornis. Stourne. Temm. Schnabel mittelmäßig, oben erhaben, an der ausgeſchweiften Spitze zuſammengedruͤckt, an der Baſis niedrig, die Graͤthe geht zwiſchen die Stirnfedern hinein. Die Naſenloͤcher an der Baſis ſeitlich, eifoͤrmig, durch eine gewoͤlbte Haut zur Haͤlfte geſchloſſen, oft mit Federn bedeckt oder durch die Stirnfedern verborgen; keine Borſten an der Schnabelwurzel. Fuͤße lang, Lauf laͤnger als die Mittelzehe; die innere mit der aͤußeren an der Wurzel verbunden, die aͤußere frei, Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite oder dritte weniger lang als die vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Alle Arten dieſer Gattung, welche größtentheils zu den Droſſeln gezählt wurden, leben in der alten Welt, beſonders in Afrika. Sie ſind mit ſchönen Farben und metallglänzenden Federn bedeckt, daher der Name. Sie leben geſellig wie die Staare und Staaramſeln, und verbinden dieſe mit den Droſſeln auf eine ſehr natürliche Art. Europa hat keine Art. 16 Jof, 21. Singende Glanzamſel. Lamprotornis cantor. Stourne chanteur. Turdus cantor. Turdus chalybeus. Beide Geſchlechter haben an Kopf und Hals lange, ſchmale und ſpitzige Federn. Das Männchen ft glänzend grün, mit verſchiedenem Reflex je nach dem Lichte des Tages goldgrün oder purpur ſchillernd; Schwung- und Schwanzfedern ſind ſchwarz, mit metalliſch glänzenden grünen Rändern; Schnabel und Füße ſchwarz. Das Weibchen iſt an den obern Theilen graugrünlich, mit ſchwarzem Metallglanze an den Rändern und Spitzen der Federn. Die Flügel ſind ſchwarzgräulich; alle Federn der untern Theile haben in der Mitte einen metalliſch grünglänzenden Schaftflecken auf weißem Grunde. Die Jungen find vor der erſten Mauſer ganz grau ohne Glanz, auf den untern Theilen dunkler gefleckt. Länge etwas mehr als 7 Zoll. Man findet dieſe Glanzamſel, die man nicht mit Turdus columbinus und Turdus mauritianus, denen ſie zwar verwandt ift, verwechſeln darf, in Java, wo fie Giling heißt. Sie ift weit verbreitet, lebt in großen Truppen in der Nähe des Viehes, niſtet geſellſchaftlich in Taubenhäuſern und in Gebäuden. A a der Schönheit ihres Gefieders verbindet fie eine ſehr melodiſche Stimme, die Javaner lieben ihren Geſang ſehr und zahmen fie oft. Sie nähren ſich hauptſächlich von Inſekten und wahrſcheinlich auch von Beeren. Zu dieſer Gattung rechnet Temmink den ſogenannten ſchwarzen Paradiesvogel, Paradise a gularis aus Neuguinea, der einer der ſchönſten Vögel iſt die man kennt. Der Schwanz iſt dreimal fo lang als der Körper, abgeftuft, aus breiten ſteifen Federn beſtehend. Am Kopfe ſtehen zwei Federbüſche, welche zu beiden Seiten zwei dichte fächerförmige / abgerundete Büſchel bilden; die Federn der Gurgel find anliegend und einfach, unter dem Schnabel aber bilden fie einen dichten aufſtehenden Bart; der Rücken, die Gurgel und der Schwanz find ſchwarz, metalliſch ins Violete iriſirend, eben fo Rücken und Bruſt, je nach dem Licht glänzend; ein rubinrothes, ins pomeranzenfarbene ſpielendes Halsband ziert die Oberbruſt, und lauft hinten gegen den Kopf hinauf, oft ins Ponceaurothe ſchillernd; der Bauch und die untern Theile des Körpers find grün bronziert; an den Seiten ſtehen ſchuppige Federn, wie pfauenſchweifiges Eiſen glänzend, Hinterhals und Rücken zieren ebenfalls ſchmaragdgrün— glänzende Schuppenfedern, die Mitte des Rückens hat meiſt einen lebhaft kaſtanienbraunen Schein. Vieillot hat aus dieſem Vogel den er in feinem Oiseaux d’ores pl. 8 abgebildet hat, feine Gattung Astra pia gemacht. Ferner gehören zu dieſer Gattung die bronzierte Glanzamſel , Lamprotornis metallicus, Temm. pl. col. 266. Aus Timor und Celebes. Die Glanzamſel mit rothen Augenbraunen, Lamprot. erytrophris. pl. col. 267. Von Celebes. Dahin gehören die Arten, welche unter dem Namen Turdus ae neus, auratus, nitens, columbinus, leucogaster im Syſteme vorkommen. Die drei erſten ſind in Afrika, die vierte auf den Philippinen und die fünfte in Afrika zu Hauſe, ferner ein Vogel, der unter dem Namen Tanagra atrata beſchrieben wurde, aus Indien, Lamprotornis morio aus Java. Dritte Ordnung: Inſektenfreſſer. Insecrivorae, Insectivores. - Der Schnabel mittelmäßig oder kurz, gerade, abgerundet, ſchneidend. Die obere Kinnlade gebogen und gegen die Spitze ausgeſchweift, an der Wurzel meiſt mit Borſtenhaaren, welche nach vorn ſtehen, verſehen. Fuͤße vierzehig, drei nach vorn, eine nach hinten, alle in derſelben Hoͤhe eingelenkt, die äußere oft an der Baſis oder mit dem erſten Gelenk mit der mittlern verwachſen. Die Stimme iſt melodiſch und angenehm, und unter ihnen finden ſich die ausgezeichneteſten und beſten Saͤnger unter allen Voͤgeln. Alle naͤhren ſich vorzuͤglich von Inſekten, beſonders waͤhrend der Begat— tungszeit; mehrere Arten genießen auch Beeren, doch mehr zur Leckerei als eigentlichen Nahrung. Die meiſten bruͤten mehrere male im Jahr, in Gehoͤlzen oder in Rohr und Gras, und niſten einzeln, nie in Geſellſchaft. In kaͤltern Laͤndern ſind ſie alle Zugvoͤgel. Sie unterſcheiden ſich wenig von den letzten Gattungen der vorigen Ordnung und die Staaren, Staaramſeln, Glanzamſeln machen den Uebergang. Der Vorſchlag, dieſelben mit den Droſſeln in eine Familie zu vereinigen, iſt allerdings nicht zu verwerfen. Dieſe Familie würde nach Leſſon aus den Gattungen Droſſel, Turdus. Waſſerſchwätzer, Cinclus. Punktdroſſel, Cinclosoma, Sklabe, Dulus. Glanzvogel, Lamprotornis. Timalie, Timalia. Haarvogel, Dasyornis. Jora, Jora. Kurz— ſchwanz, Pitta. Ameiſenfreſſer, Myothera. Kurzflügel, Brachypteryx. Stelzer, Grallin.. Heuſchreckenfreſſer, Acridotheres. Viehvogel, Pastor. Mimete, Mimetes. Pirol, Oriolus und Sericulus beſtehen. Die Gattung Heuſchreckenfreſſer haben wir mit Temmink zu der Gattung Viehvogel, Pastor gezählt, eben fo die Gattung Psaroides. Die Gattung Sericulus aber bleibt mit den Pirols Oriolus vereinigt. Die Gattung Mimete, Mimetes if bloß angekündigt, ohne die Gattungscharaktere anzugeben, ſie beruhet auf Angaben von Vigors und Horsfield, und beſteht aus drei neuholländiſchen Arten: Mimetes vrridis, (gracula viridis. Lath.) Mi m. flavocinctus, und Mim. meruloides. Die Gattung Kurzflügel Brachypte— ry x, von Horsf ield aufgeſtellt, kann bei den Kurzſchwänzen bleiben und enthält zwei javanifche Vögel. Brachypt. montana und sepiaria. Wir wollen ſie nun näher kennen lernen. 1* Saft, Stelzer. Grallin a. Wird ſo charakteriſirt. Schnabel dünne, gerade, etwas abgerundet, verlängert, oben conver ; die obere Kinnlade iſt an der Spitze ausgeſchweift und gebogen; die Beine lang; der Schwanz mittelmäßig; Flügel lang, abgerundet, die Naͤgel der Vorderzehen ſind ſehr klein, der hintere Nagel dagegen ſehr groß und gebogen. 63 Von den zwei Arten dieſer Gattung, welche Grallina melanoleuca und Grallina bicolor benannt find, und in Neuholland zu Hauſe ſind, haben wir keine Abbildung erhalten können. 2* Gatt. Haarvogel. Das yornis. FVigors. Wird ſo charakteriſirt. Schnabel ſtark, etwas gebogen; Graͤthe gekeilt, obere Kinnlade kaum ausgeſchweift; die Naſenloͤcher an der Wurzel des Schnabels, eifoͤrmig, laͤnglich, zum Theil durch eine Haut bedeckt; die Flügel kurz und abge: rundet, die erſte Schwungfeder iſt ſehr kurz, die zweite, dritte und vierte abgeſtuft laͤnger und faſt gleich; die andern wieder kuͤrzer; der Schwanz lang, abgeſtuft; die Fuͤße ſehr ſtark, mittelmaͤßig lang; die Hinterzehe ſtark, mit langem gebogenem Nagel; die Laͤufe vorn geſchildert, hinten glatt. Die Mundwinkel mit ſtarken, nach hinten ſtehenden Haaren bewachſen. Dieſe Gattung hat mit Timalia viele Aehnlichkeit, und kann dazu gerechnet werden. Die dazu gehörige Art, Das yornis australis. Horsfield, iſt in den Transactionen der Linneiſchen Geſellſchaft zu London beſchrieben, und lebt in Neubolland, dazu könnte man den Fluteur von Levaillant (Motacılla africana, Gmel.) zählen. 85 Gatt. Punktdroſſel. Cinclosoma. Vigors et Horsfield. Wird fo charakteriſirt. Schnabel duͤnne, faſt gerade; an der Baſis abgerundet, auf der Firſte leicht gebogen, die obere Kinnlade an der Spitze ausgeſchweift; die Naſenloͤcher an der Wurzel, linienfoͤrmig, zum Theil durch eine Haut, zum Theil mit Haaten bedeckt; der Mund mit wenig Borſten; Fluͤgel kurz, abgerundet; erſte Schwungfeder kurz; die dritte, vierte und fünfte faft gleich, ſehr lang, die zweite und ſechste die kuͤrzeſten; die Füße lang und ſtark; die Laͤufe nur vorn geſchildert; Zehen mittelmaͤßig lang; die Hinterzehe kurz, mit langem ſtarkem Nagel; Schwanz lang und abgeſtuft. Die einzige Art dieſer Gattung, welche den Timalien nahe ſteht, iſt der Vogel, den Latham Tur dus punctatus nennt, er iſt nicht abgebildet, lebt in Reuholland, wo er faſt immer an der Erde unter umgefallenen Bäumen herum lauft, ſein Flug iſt niedrig. 4 Gatt. Sklave. Dulus. Zsclave. Vieill. Tanagra. Zath. Turdus. Zinn. Der Schnabel iſt etwas ſtark, oben conver. , ſeitlich zuſammengedruͤckt; die obere Kinnlade iſt faſt bogenſoͤr— mig, an der Spitze ausgeſchweift; die untere gerade, nackt, die Zunge knorpelig, an der Spitze geſpalten. Die zweite und dritte Schwungfeder ſind die laͤngſten. Die einzige Art lebt auf St. Domingo, iſt oben bräunlich, mit einem olivengrünen Glanz, der untere Theil dagegen ſchmutzig weiß. Sie iſt unter dem Namen Le palmiste, Turdus palmarum pl. enl. 156. f. 2. abgebildet, und kann füglich bei den Droſſeln gelaſſen werden. Sie bewohnt vorzüglich die Kohl- oder Areka-Palme, baut da ihr Neſt äußerlich aus kleinen Reiſern, inwendig aus zartem Gras; ihr Geſchrei gleicht etwas dem des Sperlings, und ihr Betragen iſt zankſüchtig. Auch die Gattung Leierſchwanz, Maenura, kann man noch unter die Droſſelartigen Vögel rechnen, wenn man nicht lieber eine eigene Familie daraus macht. Sie ähnelt den Kurzſchwänzen und Ameiſenfreſſern ſehr. Ste Gatt. Droſſel. Turdus. Merle. Schnabel mittelmäßig, ſchneidend; Spitze zuſammengedruͤckt und etwas gebogen; die obere Kinnlade gegen die Spitze ausgeſchweift; an der Schnabeloͤffnung ſtehen einzelne Borſten. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, durch eine nackte Haut halb geſchloſſen. Die Läufe Länger als die Mittelzehe, die äußere Zehe an der Baſis mit der mittlern verwachſen. Fluͤgel, die erſte Schwungfeder ſehr klein, oder von mittlerer Laͤnge, bei einigen Arten iſt die dritte, bei andern die vierte Schwungfeder die laͤngſte. Das Fleiſch dieſer Vögel iſt vortrefflich zum eſſen; ſie leben während der Brütezeit einſam, ziehen aber, wenn ſie in kalten Ländern hauſen, in großen Schaaren weg; allein im wärmern Europa bleiben einige Arten das ganze Jahr. Sie lieben alle Arten von Beeren, doch machen Inſekten ihre Hauptnahrung aus, vorzüglich während der Brütezeit. Man hat die ungefleckten Amſeln, die gefleckten Droſſeln genannt, bei den letzten iſt der Geſchlechtunterſchied in Hinſicht auf die Farben nicht bedeutend, dagegen bei den Amſeln. Die jungen Männchen gleichen bis zur erſten Mauſer den Weibchen; die Mauſer iſt wahrſcheinlich bei allen Arten, einfach. Die Flecken erleiden durch das Abnutzen der Federn einige Veränderungen, ſo daß man die gleich nach der Mauſer gefangenen leicht von den im Frühfahr getödteten unterſcheiden kann. Die Linneiſche Gattung Turdus iſt ebenfalls von den Neuern vielfach zerriſſen und in mehrere Gattungen gebracht worden, fo beſtehen die Gattungen Pastor und Lamprotornis großentheils aus Vögeln, welche Linne zu den Droſſeln rechnete. Andere find unter die Gattungen Sylvia, Meliphaga, Pitta und Myothera gebracht worden, auch iſt in den neueſten Zeiten die Gattung Droßling Turdoides oder Inoh davon getrennt worden. Der deutſche Name Droſſel, kommt vom Erdroſſeln her, weil man ſie gewöhnlich zur Zugzeit in Dohnen fängt, wo ſie ſich erdroſſeln; der ältere Name Krametsbogel, kommt von den Vogel- oder Krametsbeeren her, womit ſie ſich zur Herbſtzeit vorzüglich nähren. Die europäiſchen Arten ſind, die Amſel und Miſteldroſſel ausgenommen, alle mehr oder weniger Zugvögel, die im Norden brütenden überwintern faſt alle in Italien, Sardinien und Corſika, wo ſie dann beſonders von den Beeren des Maſtirbaumes und andern leben. Dieſe Gattung iſt über alle Climate der Erde verbreitet und in allen Erdgegenden anzutreffen. 64 Die einen, welche man Waldbewohner genannt hat, bewohnen die Dickichte der Wälder, die Gebüſche und dichten Geſträuche der Luſtgärten, ſie wandern in großen Truppen, und ihre Nahrung beſteht vorzüglich während ihrer Wanderung in Beeren, im Frühjahr und während der Brütezeit in Inſekten. Die andern bewohnen felſige Gegenden, oder alte Schlöffer und Mauern. Sie niſten in Felſenſpalten und leben einſam; ihre Nahrung beſteht aus Inſekten; doch verſchmähen ſie Beeren auch nicht. Sie bewohnen die wärmern Gegenden, und machen den Uebergang von den Droſſeln zu den Stein— ſchmätzern; und nähern ſich ebenfalls den Sängern. . n Die Droſſeln beleben durch ihren herrlichen Geſang die Wälder, und man findet unter ihnen die angenehmſten und vorzüglichſten Sänger, denen nur die eigentlich ſogenannten Sänger an die Seite geſetzt werden können. Wer kennt nicht den lieblichen, lauten, mannichfaltigen Geſang unſerer Amſel, unſerer Singdroſſel. Als Sänger find ebenfalls beliebt, die Blauamſel und die Felſenamſel des wärmern Europa, aber auch die Wälder Amerikas ertönen von dem harmoniſchen und vielfach abwechſelnden Geſang der Vögel aus dieſer Gattung. Sie behauptet den oberſten Rang unter den Singvögeln, und wenigſtens vier Arten find ausgezeichnet. Die braune Droſſel, (Turdus rufus), welche zuweilen auch Dreſcher, oder der franzöſiſche Spottvogel genannt wird, iſt der größte Vogel dieſer Gattung. Er ſingt laut, emphatiſch und höchſt mannichfaltig. An heiteren, windſtillen Morgen, ehe das geſchäftige Summen der Menſchen beginnt, hört man ihn eine halbe Stunde weit. Seine Strophen ſind nicht von andern Vögeln geborgt, ſondern durchaus ſein Eigenthum, und haben mit denen der europäiſchen Singdroſſel viel Aehnlichkeit. Die Wander- oder rothbrüſtige Droſſel, (Turdus migratorius), fängt frühzeitig, oft ſchon im März, ehe noch der Schnee geſchmolzen iſt, zu fingen an. Gewöhnlich machen einige Männchen, welche den übrigen Schwarm verlaſſen, und ſich auf einen erhabenen Punkt, z. B. einem Pfahl, ſetzen, den Anfang, und in ihr Vorſpiel fällt das geſammte Chor ein. Ihr Geſang iſt eine mißlungene Nachahmung der Strophen der vorigen Art; er iſt einfacher, aber was dem Vogel an Talent abgeht, das bringt er durch wahrhaft begeiſternden Eifer wieder ein, ſo daß fein Geſang allgemein beliebt iſt, und man die Wanderdroſſel häufig als Stubenvogel hält. Die Walddroſſel, (Turdus melo- dus), läßt ihren Geſang in der Einſamkeit ertönen. Sie ſetzt ſich in der Morgendämmerung auf die Spitze eines hohen Baumes, der aus einem Niederholzdickicht hervorragt, und pfeift ihre helltönenden Strophen mit einer Art von Enthuſiasmus. Das Vorſpiel gleicht außerordentlich dem Doppeltone einer Flöte, und zuweilen dem Schalle einer kleinen Glocke. Der ganze Geſang beſteht aus fünf bis ſechs Theilen, und der letzte Ton eines jeden iſt eine Art von Nachſchlag, welcher keinen harmo— niſchen Schluß bildet, aber das Ende wird höchſt angenehm vorgetragen, und klingt bei jeder Wiederholung lieblicher und ſchmelzender. Mehrere Sänger dieſer Art ſcheinen von verſchiedenen Stellen des Gehölzes her mit einander um den Preis des lieblichen Geſanges zu wetteifern. Während der Hitze des Tages ſchweigen ſie, aber mit der Abenddämmerung werden ſie wieder laut, und ſetzen ihren Geſang bis lange nach Sonnenuntergang fort. An bewölkten Mai- und Junitagen, wo andere Vögel kaum einen Laut hören laſſen, ſingt die Walddroſſel vom Morgen bis in die Nacht, und man kann ſagen, daß fie an den trüben Tagen am ſchönſten ſinge. Wer den Geſang der Vögel auſmerkſam beobachtet hat, dem iſt bekannt, daß deren Stimme in Anſehung der Kraft und des Ausdrucks fo ſehr wechſelt, als beim Menſchen, und fo bemerkt Wilſon auch, er habe eine beſtimmte Walddroſſel ſo genau an ihrem Geſange erkannt, daß er ſie, ſo wie er in den Wald getreten ſey, von allen andern habe unterſcheiden können. Der amerikaniſche Spottvogel, (Turdus polyglottus), kann wohl der König aller Singvögel genannt werden, indem ihm kein anderer in Anſehung der Ausdehnung und Mannichfaltigkeit der Stimme gleich kommt. Die ihm eigenthümlichen Strophen ſind ausnehmend reich und melodiſch, und außerdem beſitzt er die Fähigkeit, die Stimme aller übrigen Vögel, vom Colibris bis zum Adler nachzuahmen. Pennant erzählt von einem, der in England in einem Käfig gehalten worden, er habe das Miauen einer Katze und das Quicken einer Wetterfahne täuſchend nachgeahmt. Sein Geſang kommt dem der Nachtigall unter allen Vögeln am nächſten. Wilſon ſagt, daß die Leichtigkeit, Grazie und Geſchwindigkeit der Bewegungen, der lebhafte Blick und die große Aufmerkſamkeit, welche er beim Behorchen anderer Vögel an den Tag legt, das eigenthümliche Talent dieſes merkwürdigen Vogels auffallend abſpiegeln. Seine Stimme iſt voll und ſtark, und faſt jeder Modulation von den hellen und weichen Tönen der Walddroſſel bis zum wilden Kreiſchen des Geiers fähig. Er folgt im Zeitmaße und in der Betonung treu dem von ihm copirten Originale, während er daſſelbe, in Anſehung der Lieblichkeit und Kraft des Ausdrucks um vieles über— trifft. In den Wäldern ſeiner Heimath kann an thaureichen Morgen kein anderer Vogel mit ihm wetteifern. Seine eigenthüm— lichen Strophen ſind reich und faſt gränzenlos mannichfaltig. Sie beſtehen aus kurzen Takten von zwei bis ſechs Tönen, welche meiſt mit großer Kraft und Geſchwindigkeit hervorquellen, und mit unvermindertem Eifer manchmal eine Stunde hinter einander ertönen. Während des Geſanges breitet er ſeinen ſchönen weißen, glänzenden Schwanz aus, und ſchlägt mit demſelben den Takt zu ſeiner eigenen Muſik, und die Lebhaftigkeit ſeiner Aktion iſt nicht weniger anziehend als ſeine Stimme. Er dreht ſich wie verzückt im Kreiſe, und ſteigt am Zweige auf und nieder, je nachdem ſein Geſang ſich hebt oder erſtirbt. Oft glaubt der Zuhörer eine Menge Vögel zu hören, welche ſich zum Geſange vereinigt hätten. Oft täuſcht er den Jäger, und ſelbſt Vögel werden zuweilen irre geleitet. In der Gefangenſchaft büßt ſein Geſang wenig von ſeiner natürlichen Kraft ein. Er pfeift dem Hunde, dieſer glaubt ſeinen Herrn zu hören, ſteht auf und wedelt mit dem Schwanze. Er ſchreit wie ein verletztes Küchelchen, und die Henne ſchießt mit geſträubten Federn herbei, um ihre Brut zu beſchützen. Er pfeift ein ihm gelehrtes Lied, wenn es noch fo lang iſt, mit der größten Preeiſion; er ſchlägt wie ein Canarienvogel, und mit ſolcher Vortrefflichkeit, daß fein Lehrer verſtummt. Beim Mondenſchein ſingt er, ſowohl wild als gezähmt, die ganze Nacht. Die Farbe des Vogels iſt ein einfarbiges Grau, mit weiß und ſchwarz an einigen Theilen gemiſcht. Auch die Orpheusdroſſel ſingt ausnehmend lieblich, und mit ungemeiner Abwechſelung. Kurz die ganze Gattung zählt unter ſich die beſten Sänger, die man in allen Zonen hört, aber ihr Gefieder iſt wenig ausgezeichnet. Taf. 23. Die ſchwarze Amſel. Turdus merula. Merle noir. Block - bind. Lath. Männchen ganz ſchwarz, ohne Glanz, mit gelbem Schnabel und gelben Augenrändern. Weibchen und junger Vogel ſchwarzbraun, mit weißgrauer Kehle und undeutlichen dunkeln Flecken am Vorderhalſe. Die Länge der Schwarzdroſſel beträgt 10 bis 10%, Zoll, die Flügelbreite 16 Zoll. Es giebt zuweilen ganz weiße, auch weißgefleckte, oder auch perlgraue Amſeln. Die Amſel it ein fo bekannter Vogel, daß eine weitere Beſchreibung überflüſſig ſcheint, man kann fie bei Naumann, Bechſtein oder Brehm nachleſen, wenn man etwa den Vogel nicht erkennen ſollte, was aber wohl nur bei Jungen geſchehen kann, wo das Geſchlecht ſchwerer zu unterſcheiden iſt. 65 Aufenthalt. Dieſe Vögel find über ganz Europa bis zum arktiſchen Kreiſe verbreitet, und ſollen auch im nördlichen Aſien bis nach Sirien vorkommen, dagegen gar nicht in Nordamerika. Man findet ſie in allen Waldungen, welche Unterholz haben, ſie mögen aus Laub- oder Nadelholz beſtehen, beſonders gerne ſind ſie in jungen Schlägen, in dichten Dornhecken, auf Bergen und in Thälern, in der Rähe des Waſſers, oder am Rande der Waldungen; aber nur ſehr ſelten ſieht man ſie im Freien; ſelbſt dünne Gebüſche und kleine Gehölze wählen ſie nie lange zum Aufenthalt. Sie find Stand-, Strich- und Zugvögel. Standvögel da, wo es in den Waldungen viele Wachhol— derbeeren giebt, welche ihnen auch im Winter Nahrung geben; die meiſten aber ziehen im Winter den Zäunen, Hecken und Gärten nach, und kommen dann in Städte und Dörfer. Die in nördlichern Gegenden wohnenden aber ſcheinen meiſt auszuwandern, beſonders wandern die Weibchen, und nie habe ich in kalten Wintern auch in der Schweiz Weibchen angetroffen, wo doch Männchen genug find. Der Zug dauert vom Ende September bis November. Sie reiſen des Nachts, nie in großen Geſellſchaften, höchſtens zu drei bis vier mit einander. Sie ſchlafen immer im dickſten Gebüfche, nahe an der Erde. Eigenſchaften. Die Amſel iſt ein kluger, vorſichtiger, ſehr mißtrauiſcher Vogel; den Tag über iſt er in beſtändiger Bewegung und ſchwärmt in den Gebüſchen umher, meiſt nahe an der Erde, auf welcher er auch öfters umher läuft. Des Morgens ſehr frühe ſieht man ſie bisweilen auf friſch gepflügten Aeckern, doch nie weit vom Holz, oder am Rande der Holzungen, an Hecken und Gebüſchen hin, oder auf Wieſen umher laufen, ſelten um Mittag, aber wohl auch des Abends. Oft wippt ſie mit dem Schwanze und bückt ſich dabei mit dem Kopfe, und rückt mit den Flügeln; ſelten ſetzt ſie ſich auf eine erhabene Stelle, auf einen freiſtehenden Baum, oder auf eine Hecke, immer bleibt ſie nahe an der Erde, und kommt ſie auf eine erhabene Stelle, ſo eilt ſie ſchnell und ängſtlich darüber weg, dem dunkeln Gebüſche zu. Im Herbſt hört man ſie oft, wenn man im Holze ſtille ſteht, lange im Laube umher raſcheln, ohne fie ſehen zu können, bis fie den Menſchen erblickt und mit lautem Geſchrei davon fliegt. Sie ſind nie oder äußerſt ſelten in Geſellſchaft, nicht einmal ihres Weibchens, außer zur Paarungszeit, wo dagegen die Männchen, wenn ſie einander begegnen, ſich herumbeißen, wobei ſie von Zeit zu Zeit Strophen ihres Geſanges hören laffen. Iſt der Rebenbuhler geflohen, fo ſingt der Sieger aus voller Kehle fein fröhliches Lied. Ihre Lockſtimme iſt ein trillerndes ſrii, ſrißrii, tiefer als bei der Rothdroſſel. Gewöhnlich aber hört man von ihnen den Ton tack, tack, oft ſchnell hinter einander, tack, tack, tack, tack; es iſt dieſer Ton ein Beweis, daß fie auf ihrer Hut ſeyen, oder Nach— ſtellungen zu befürchten glauben. Werden fie überraſcht oder erſchreckt, fo ergreifen fie ſchnell unter ſehr lautem Gi, gi, ai, gi; gih die Flucht, und können wohl ſelbſt damit jemanden erſchrecken, der in Gedanken durchs Gebüſch geht. Auch andere Thiere des Waldes werden dadurch aufmerkſam und fliehen. Es iſt dem Jäger ſehr unangenehm, der einen Vogel beſchleichen will, und durchs Gebüſch kriecht, wenn eine ihn erblickende Amſel ihr Geſchrei ausſtößt, denn es flieht auch der andere Vogel. In der Angſt, oder wenn ſie ſich gefangen haben, ſchreien ſie ängſtlich. Jedermann kennt den angenehmen, lauten, flötenden und pfeifenden Geſang der männlichen Amſel, womit fie ſchon im März beginnt, den kommenden Tag begrüßt und dem ſcheidenden ihr Lebewohl ſagt, denn des Abends beſonders hört man denſelben bis zur Nacht, Es iſt ein lautes flötenartiges tratü, tratätö, was man ſehr weit hört. Dabei ſitzt das Männchen hoch auf einem Baume, doch ſelten frei. Alt eingefangen ſind ſie anfangs wild und ungeſtüm, werden auch nie ganz zahm, und wollen oft lange nicht ſingen. Jung aber werden ſie ſehr zahm, lernen ſehr leicht verſchiedene Arien pfeifen, werden aber oft langweilig, wenn ſie nur das Stückchen wiederholen und dabei ihren Waldgeſang ganz vergeſſen, einige ſollen ſogar Worte nachſprechen lernen. Sie lieben einen dunklen Ort, aber einen weiten Bauer, baden ſich gerne und müſſen reinlich gehalten werden; ſo halten ſie lange in der Gefangenſchaft aus, und ſingen außer der Mauſerzeit faſt das ganze Jahr. Im Freien nur bis im Juli. Ihr Flug iſt kurz und nur flatternd, doch ſchnell genug, um bald wieder ein bergendes Gebüfch zu erreichen. Sie laufen auf dem Boden ſchnell, hüpfen aber mehr als fie gehen. Nahrung. Regenwürmer, nackte Schnecken und Inſekten aller Art machen im Sommer ihre Hauptnahrung aus. Im Herbſt und Winter gehen fie auf alle Arten von Beeren, Hollunderbeeren, Schwarz- und Weißdorn-, Faulbaum-, Wach— holderbeeren, und beſonders gerne Vogel- oder ſogenannte Krametsbeeren. Sie gehen auch auf Kirſchen und auf die Wein— beeren. In der Gefangenſchaft füttert man ſie mit Brod, Fleiſch, Beeren, gekochtem Gemüße, Ameiſenpuppen. Fortpflanzung. Die Schwarzdroſſel brütet zwei bis drei mal des Jahres, und fängt das erſte mal ſchon im März an; ſobald das Männchen ſingt, iſt auch die Fortpflanzungszeit vorhanden, und das Paar macht zum Brüten Anſtalt, doch findet man ſelten vor Ende des Monats Eier. Sie niſten in allen dichten Gebüſchen, gleichviel ob ſie in Bergen oder Ebenen ſich finden, ob fie aus Laub- oder Nadelwaldung beſtehen, beſonders wählen fie die Nähe des Waſſers gerne dazu. Am häufigſten findet man die Neſter auf einem jungen Tännchen oder einem andern Nadelbaume, gewöhnlich etwa 5 bis 6 Fuß hoch von der Erde, oder auch beſonders dann, wenn die Gebüſche ſchon belaubt ſind, in dicken Dornhecken und jungen Schlägen, oder auf einem alten hohlen Baumſtrunk, überhaupt ſelten hoch, häufiger nahe an der Erde. Das Reſt beſteht aus dünnem Reiſig, mit Erdmoos und dürren Halmen durchflochten, oder aus Würzelchen und Stengeln, bei freiſtehenden Reſtern iſt immer Erde mit beigemiſcht, und das Ganze recht feſt und ſchwer. Glatt ausgeſchmiert fand ich es ſehr ſelten. Es bildet eine weite Halbkugel mit dichten Wänden und ſtarkem Boden; in Baumhöhlen hat es meiſt wenig Erde. Die vier bis höchſtens ſechs Eier ſind länglicht, eiförmig, mattſchalig, blaß blaugrün, über und über mit zimmetfarben oder roſtfarben Flecken und Punkten beſtreut. In ſechszehn Tagen werden ſie von beiden Gatten ausgebrütet, und die Jungen mit Inſektenlarven und Würmern aufgezogen. Sobald die Jungen der erſten Brut ausgeflogen ſind, wird Anſtalt zu einer zweiten gemacht, welche aber nur drei bis vier Junge giebt; zuweilen, beſonders wenn die erſten Bruten mißglücken, hat wohl noch eine dritte ſtatt. Feinde haben die Schwarzdroſſeln weniger an den Raubbögeln, da fie im dickſten Gebüſche ſich vor ihnen verbergen können, als an den kleinen vierfüßigen Raubthieren, Mardern, Iltiſſen, Wieſeln, Katzen, welche manche Brut zerſtören, daher iſt die Vermehrung nicht ſehr ſtark. Auch Eingeweidewürmer und Schmarotzerinſekten plagen ſie. j Jagd und Fang. Schießen laffen fie fich ſchwer, und immer nur einzeln. Dagegen werden fie, wie andere Droſſeln, in Dohnen und auf den Vogelheerden gefangen, doch zeigen ſie auch hier ihre Schlauheit, und gehen viel ſeltener in die Falle als andere Droſſeln. Nutzen. Ihr Fleiſch iſt vortrefflich; ſie vertilgen viele Inſekten und nackte Schnecken und erfreuen durch ihren angeneh— men Geſang. Schaden thun ſie eigentlich nur etwa an den Kirſchbäumen und dadurch, daß ſie die Miſtelbeeren verpflanzen. Daß ſie dem Jäger ärgerlich ſind, und durch ihr Schreien andere Vögel warnen, möchte man wohl eher zu ihren nützlichen als ſchädlichen Eigenſchaften zählen. 17 Taf. 23. Die Singdroſſel. Turdus musicus. Merle grive. Synonime. Droſſel, Troſtel, Singtroſlel, Tröſtler, Weißtroſtel. Trostle. Lath. Oben olivengrün, oder grünlich braungrau, auf dem Stetße am hellſten. Flügel und Schwanz etwas dunkler, mehr ins Braune ziehend, und alle großen Federn in beiden auf der innern Fahne dunkelbraun, die vorderſten Schwungfedern nebſt der äußerſten Schwanzſeder fein weißgrau geſäumt, und die mittlern Flügelfedern an ihren Spitzen ein ſchmutzig roſtgelbes Fleckchen, wodurch über dem Flügel zwei Reihen ſolcher Flecke gebildet werden. Flügel unten braungrau, hellgelb angeflogen. Ein Streif vom Schnabel bis über das Auge weißlich; Wangen dunkelbraun, olivengeün gefleckt; Kinn und Kehle gelblich weiß, zu beiden Selten von einem aus ſchwarzbraunen Flecken beſtehenden Streif eingefaßt; Kropfgegend hell roſtgelb, mit verkehrt herzförmigen ſchwarzbraunen Flecken, welche an den Seiten etwas größer ſind; Mitte der Bruſt und Bauch rein weiß, die Schenkel olivengrau und gelblich weiß gemiſcht; die untern Schwanzdeckfedern weiß, die meiſten mit großen olivengrauen Rand⸗ flecken. Schnabel ſchwärzlich hornfarben, Füße fleiſchfarben. Männchen und Weibchen ſind ſich ſehr ähnlich. Länge 6 bis 8 Zoll Breite 44 bis 15 Zoll. Sie mauſern im Juli. 5 Aufenthalt. Auch dieſe Droſſel findet ſich in ganz Europa, den hohen Norden ausgenommen, und iſt faſt allenthalben häufiger als die Amſel. Sie findet ſich in denſelben Gegenden in Wäldern aller Art, wenn fir nur junges Holz haben ö in Thälern und auf Bergen, doch am liebſten in gemiſchten Waldungen in der Nähe von Gewäſſern. Sie iſt allenthalben dieſſeits der Alpen, Zugvogel, und zieht von Ende September bis Mitte Oktober von uns weg, meiſt einzeln oder in kleinen Geſell⸗ ſchaften. Im März oder Anfangs April kehrt fie wieder zurück, und zwar in größern Geſellſchaften, nachdem fie den Winter im ſüdlichen Europa, in Sardinien und auf andern Inſeln des Mittelmeeres zugebracht hat. Sie ziehen in der Regel des Nachts, und man hört zur Zugzeit, bei ſtillen mondhellen Nächten, ihre Stimme hoch in den Lüften erſchallen. Nur ſelten ziehen fie im Herbſte auch am Tage in kleinen Geſellſchaften, gewöhnlich begeben fie ſich mit einbrechender Nacht auf die Reiſe, und eine ſucht die andere durch ein ganz eigenes Geſchrei dazu aufzumuntern. Im Winter iſt mir in unſern Gegenden nie eine Singdroſſel zu Geſichte gekommen. Im Herbſt ſind ſie am liebſten in ſolchen Waldungen, welche viel beerentragendes Unterholz haben, halten ſich in dieſem auf, gehen aber auch oft auf den Boden oder auf nahe kleine Wieſenplätze. Im Frühjahr ſieht man ſie oft auf Wieſen, wenn dieſe nahe an Waldungen liegen und Bäume haben. Sie übernachten im dichteſten Gebüſche, in hohen Dornhecken und auf niedrigen Bäumen. Eigenſchaften. Sie hat in ihrer Lebensart vieles mit der Amfel gemein, lebt aber doch weniger in den dunkelſten Gebüſchen, wie dieſe, ſondern ſitzt oft hoch auf Bäume. Sie iſt eben fo gewandt, ſcheu und vorſichtig, wenig geſellig, doch miſcht ſie ſich öfters unter andere Droſſeln als die Amſel, aber nie für lange. Unter den Männchen giebt es zur Brütezeit ebenfalls oft Streit und hartnäckige Kämpfe, wobei ſie einander ſchreiend verfolgen, Ihr Flug iſt flatternd, etwas unſicher, wenn ſie weit fliegt beſchreibt fie fache Bogen. Sie fliegt immer dem Gebüſche nach, ſelten über weite Strecken freien Feldes. So ſcheu wie die Amſeln find die Singdroſſeln nicht, fie fliegen, wenn man fie aufjagt auf Bäume, ſitzen eine Weile ſtill, thun dann einige Sprünge durch die Aeſte und nun erſt fliegen ſie weiter. Stößt ihnen etwas Unerwartetes auf, ſo rücken ſie mit den Flügeln, ſchnellen etwas mit dem Schwanze und rufen dack, dack; dieſes thun auch die Zahmen häufig im Bauer, wobei fie hoch auf die Beine ſtehen und ſich keck umſehen. Die Lockſtimme iſt ein ziſchendes oder heiſer pfeifendes zivp, zipp. Auch wenn man fie im Gebüſche plötzlich überraſcht, rufen fie im Fliegen blos zipp, oder dad, dad, und auf der Reife laſſen ſie nur das zipp hören. Der ſchöne Geſang dieſer Droſſel hat ihr den Namen der Singdroſſel verſchafft, man hört ihn vom März an bis tief in den Sommer. Beim Singen ſitzt das Männchen faſt immer auf der Sitze der höchſten Bäume, vorzüglich in der Morgen- und Abenddämmerung. Ehe ſie Junge haben, ſingen ſie viel am Tage, immer aber am ſchönſten gegen Abend. In der Gefangenſchaft fingen fie bis gegen Mittag und bis zur Mauſerzeit, nach dieſer ſchweigen fie till, fangen aber im Spät— herbſt oft wieder an leiſe zu ſingen, beſonders aber vom Neujahr an, wo dann der Geſang immer lauter wird, bis er im März ſeine volle Höhe erreicht. Der Geſang hat mit dem der Schwarzdroſſel einige Aehnlichkeit, allein der Ton iſt höher, die Pauſen zwiſchen den Strophen kürzer, und der Geſang melodienreicher und abwechſelnder, und kann einigermaßen durch die Worte, tratü, trati, migam, migam, kudi bezeichnet werden. Alte werden nie ganz zahm, jung aufgezogene taugen am beſten, und lernen auch wohl künſtliche Geſänge, welches aber nie ſo ſchön klingt, wie der natürliche Waldgeſang. Oft lernen ſie auch von neben ihnen hängenden Vögeln. Ich beſaß eine ſolche, welche neben ihrem Waldgeſange das Si ſi ſi, fi fi fi der Kohl— meiſe täuſchend nachmachte. Wie bei allen Singvögeln, giebt es auch bei den Droſſeln beſſere und ſchlechtere Sänger, und einige aufgezogene wollen gar nie laut pfeifen. Sie halten bei eingeweichten Semmeln und gekochtem Fleiſche lange Jahre aus, müſſen aber reinlich gehalten werden. Nahrung. Regenwürmer, Inſekten aller Art, und nackte kleine Schnecken. Im Herbſt aber Beeren aller Art, Heidelbeeren, Preuſſelbeeren, Johannisbeeren, Hollunder- und Vogelbeeren u. ſ. w. Sie trinken oft, baden ſich gerne , und machen ſich dabei ſehr naß. Fortpflanzung. Am liebſten niſtet die Singdroſſel in Laubholzwaldungen, oder in gemiſchten Waldungen, beſonders in der Nähe des Waſſers. Das Neſt ſteht bald höher bald niedriger, doch ſelten über Mannshöhe auf jungen Bäumen, beſonders auch auf jungen Nadelholzbäumen; am öfterſten iſt es auf ein fo ſchwaches Bäumchen oder Gebüfch gebaut, daß man nicht anders dazu gelangen kann, als wenn man das Bäumchen biegt. Das Neſt iſt halbkugelfoͤrmig, ſehr regelmäßig rund, tief und ſchön gebaut, und ſehr ausgezeichnet, es beſteht nämlich aus einigen Reiſerchen, Moos oder dürrem Laub als Grund— lage, und iſt innwendig ganz glatt mit einem Anſtrich überzogen, der beim erſten Anblick Lehm oder Erde zu ſeyn ſcheint, bei genauer Unterſuchung aber faules Holz iſt, welches durch eine ſchleimige Materie, (Naumann meint den Speichel des Vogels), mit einander verbunden, und zu einem Mörtel vereinigt iſt. Nur ſelten iſt etwas Erde beigemiſcht, und immer alles glatt geſtrichen. Der Meinung, daß das Bindemittel der Speichel des Vogels ſey, kann ich nicht wohl beiſtimmen, da die Speichelabſonderung bei den Vögeln nicht ſo groß iſt. Aehnliche Neſter bauen mehrere Schwalbenarten, und man hat auch hier den Speichel als Bindemittel annehmen wollen, aber mit welchem Grunde weiß ich nicht. Könnte es nicht eher Schnecken— oder Würmerſchleim ſeyn? Es iſt auf jeden Fall noch zu unterſuchen. Die Wände des Neftes find meift nur dünne, der ſich bildende Napf tief, mehr als eine Halbkugel, mit etwas überhängendem Rande. Auf dieſe harte und keine Wärme gebende Unterlage werden die vier bis ſechs Eier gelegt. Dieſe find meiſt ſchön eiförmig, etwas bauchig, von glänzender Schale, ſchön 1 | 67 meergrün oder blaugrün mit runden ſchwarzen Punkten einzeln und nicht dicht beſtreut, doch find immer mehr am ſtumpfen Ende als am ſpitzigen. Zuweilen ſind die Flecken rothbraun, manchmal, doch ſehr ſelten ſind die Eier ganz ungefleckt. Die Brütezeit dauert ſechszehn Tage. Die Singdroſſel brütet zweimal. Die erſten Eier findet man im April, und die zweite Brut, die ſelten mehr als vier Eier betrift, hat nach Mitte Mat ftatt. Feinde hat dieſe Droſſel an den kleinen Raubvögeln, beſonders dem Habicht und dem Sperber. Die Brut wird oft von Katzen, Mardern und Wieſeln zerſtört, und der Eichelheher und Elſtern freſſen oft die Eier. Jagd. Sie werden mit der Flinte geſchoſſen, und im Herbſt und Frühling in Dohnen und Sprenkeln wie andere Droſ— ſeln gefangen. Nutzen. Ihr Fleiſch iſt ſehr wohlſchmeckend; fie vertilgen viele Inſekten und thun gar keinen Schaden, vielleicht freſſen ſie im Herbſte etwa einige Weinbeeren, was aber auf keinen Fall Schaden genannt werden kann. SE 23. Blaudroſſel. Turdus cyanus. Merle bleu. Synonime. Turdus solitarius. Bleu and solitary Thrush. Lath. Passere solitario. Turdus manillensis. Solitaire de Manille. Pensive Trush. Blauamſel. Schnabel und Füße ſchwarz. Alte Männchen am ganzen Körver dunkel ſchieferfarben, mit ſchönem Himmelblau übergoſſen, Flügel und Schwanz ſchwärzlich, bei den Schwungfedern aber die äußere Fahne blau. Das Weibchen iſt düſter braungrau, bei alten blaulich überlaufen, Kehle roſtgelb, Vorderhals und Bruſt eben ſo, jede Feder braungrau geſäumt, daher eigentlich roſtgelb gefleckt, der Bauch grauſchwarz, undeutlich gewellt, indem jede Feder eine ſchwärzliche Binde hat. Junge Männchen ſehen den Weibchen gleich, und erhalten erſt nach einigen Jahren ihr ſchönes reines Blau. Länge 8 Zoll, Breite 44 bis 16 Zoll; überhaupt die Größe einer Amſel. Dieſer Vogel macht mit der Steindroſſel offenbar den Uebergang zu den Steinſchmätzern oder auch zu den Würgern und Ameiſenfreſſern, da der ſonſt gerade Schnabel vorne ſtark übergebogen und hakig iſt. Auch der Aufenthalt an ſteinigen und felſigen Orten nähert ſie den Steinſchmätzern gar ſehr. Aufenthalt. In Europa blos die wärmern Theile jenſeits der Alpen, in der italieniſchen Schweiz, im italieniſchen Tyrol, in ganz Italien, Südfrankreich, Spanien, Sardinien, Dalmatien, in Griechenland und den griechiſchen Inſeln, Sizilien, Malta, in Afrika, in der Levante und vielen Theilen des wärmern Aſiens. Man findet fie nur in felſigen Gegenden; auf kahlen Klippen, oder auf alten Schlöſſern, Kirchthürmen, hohen Mauern, niemals im Walde, oft mitten in den größten Städten, z. B. in Mailand, Turin u. ſ. w. In Europa ſcheint er allenthalben Zugvogel zu ſeyn und nirgends zu überwintern. Eigenſchaften. Jedes Paar lebt einſam in dem einmal gewählten Bezirk, aus welchem jedes andere Paar veriagt wird. In den Städten ſieht man ſie nur auf den Abſätzen der Thürme, auf den hohen Feuermauern und Kaminen der Häuſer und auf den Dachfirſten, außer den Städten auf Felſenabſätzen und Klippen, faſt wie die Rothſchwänzchen. Sie haben einen ſchnellen Flug, hüpfen in großen Sprüngen, ſowohl auf Felſen, Mauern als Dächern. Männchen und Weibchen ſind nie weit von einander. Zuweilen kommen ſie auch an den grünen Abhängen der Felſen oder in den Weinbergen auf den Boden. In letztern beſuchen ſie beſonders auch die Mauern, womit dieſe in Italien häufig unterſtützt ſind. Sie ſitzen oft auf die Wein— pfähle, ſelten auf einen Baum. Sie ſind unruhig, wippen oft mit dem Schwanze, und ſingen nur auf den höchſten Gipfeln ihres Aufenthalts. Ihr Geſang iſt ſehr mannichfaltig, ſanft, flötend, und beſteht aus ſehr abwechſelnden Strophen. Sie ſingen ſchon vor Sonnenaufgang, auch des Nachts, und ſehr anhaltend. Man ſchätzt ihren Geſang in Italien ſehr, und hält fie gerne als Stubenvögel, bezahlt ſie auch theuer. Sie werden ſo zahm, daß ſie auf der Hand ſitzend ſingen. Sie ſollen ſehr gelehrig ſeyn, und ſogar Worte nachſprechen lernen. Sie halten bei guter Wartung lange aus. Rahrung. Sie beſteht hauptſächlich in Inſekten, Fliegen, Mücken, Heuſchrecken, Spinnen, kleinen Käfern, welche in Felſenſpalten ſich aufhalten, oder an Mauern und dürren Grasplätzen ſich finden. Gegen den Herbſt und auf ihren Wanderungen freſſen fie auch Beeren. In der Gefangenſchaft bekommt ihnen das gewöhnliche Nachtigallenfutter ſehr gut. Fortpflanzung. Sie niſten in Felſenſpalten, Thurmlöchern, in den Giebeln alter hoher Gebäude, in den Hüten ungebrauchter Kamine. Das Neſt iſt napfförmig, tief, ſehr dünne und durchſichtig, blos aus dürren Grashalmen geflochten, zuweilen ſoll die Unterlage der Eler aus Federn beſtehen, bei dem vor mir ſtehenden liegen die Eier ganz blos auf dem dünnen Boden. Die vier bis ſechs Eier find eiförmig, mattglänzend , einfarbig, ſpangrün, ohne Flecken. Sie niſten mehrere Jahre an demſelben Orte. Feinde haben fie wahrfcheinlich beſonders an Sperbern, auch Elſtern und Raben gehen den Eiern nach. Jagd. Sie ſind ſchwer zu ſchießen, und werden ſelten in Schlingen gefangen. Sie nützen durch Vertilgung von Inſekten, und ſchaden gar nichts. Ihr Fleiſch iſt wohlſchmeckend. Taf. 23. Citrongelbe Droſſel. Turdus citrinus. Merle citrin. Temm. pl. col. 445. Von der Größe der Weindroſſel. Kopf, Hals und untere Theile von der Kehle bis zu den Schenkeln find ſchön röͤthlich pomeranzenfarb; Schenkel, Rücken, Flügel und Schwanz graublau; der Schwanz etwas dunkler, und die Schwungfedern ſind an den innern Theilen ſchwärzlich; ein großer weißer Fleck bedeckt den obern Theil der Flügel; der Bauch und die Deckfedern des Schwanzes find rein weiß; der Schnabel ſchwarz. Beide Geſchlechter find gleich gezeichnet. Länge 8 Zoll 4 Linien. N Man findet dieſe Art, welche Latham mit Turdus montanus bezeichnet, in Java und Sumatra, wo ſie gemein ſcheint. In Europa kommen neben den angeführten vor: die Ringdroſſel, Turdus torquatus, Die Mifteldroffel, Turd, viscivorus. Die Wachholderdroſſel, T. pilaris. Die Weindroſſel oder Rothdroſſel, T. ilia cus; die beiden letzten niſten in Norden. Die ſchwarzkehlige Droſſel, T. atrogularis, Die Naumanniſche Droſſel, T. Naumanni. Die rothhalſige Droſſel. T. ruficollis. Die goldgelbe Droſſel, T. auroreus. Die blaffe Droſſel, T. pallidus. Die fünf letzten finden ſich in Sachſen, Schleſien, Oeſterreich. Die Steindroſſel, J. sa xa. tilis; und endlich hat man auch, doch nur ein einziges Exemplar, die kleine nordamerikaniſche Droſſel, T. minor, in Deutſchland gefunden. 68 Nordamerika hat an Droffeln die roſtfarbene, Turdus rufkus. Die Wanderdroffel, T. migratorius. Die Walddroſſel, T. mustelinus, Die kleine, T. minor, Die Wilſoniſche, T. Wilsonii. Die Spottdroffel, T. poliglottus. Die Katzendroſſel, T. felivox. Die Stelzendroſſel, T. motacilla; ferner die Arten: Turd, plumbeus, hudsonius, atricapillus, pratensis, leucopterus und flavipes. In Aſien, Turd. philippen- sis, ochrocephalus, chinensis, Dauma, canorus, perspicillatus, leucocephalus, dominicanus, manillensis, indicus, griseus, Leschenaulti, Macei. macrourus, amboinensis, arcuatus, violaceus, nigricollis, flavus, persicus und andere, In Afrika kommen vor: Turdus barbaricus, olivaceus, capen- sis, cafer, aurigaster, nigricapillus, albicapillus, rupestris, explorator, reclamator, chrysogaster, In Auſtralien, Turdus fuliginosus, lunulatus, cyanocephalus, nigerrimus, mauritianus und andere. tricolor, cyaneus, Suerii, Peronii, maculipennis und sandwichensis, melanicterus, atricollis, andere. In Südamerika, Turdus cochi, leucomelas, albicollis, gujanensis, cayenensis, Viele andere können nicht angeführt werden, da ihre Stellung noch nicht mit Beſtimmtheit angegeben werden kann. Von der Gattung Droſſel, hat man geſchieden, die Gattung Droſſling, Turdoides oder Ixos. Turdoide. Form der Droſſeln, der Schnabel kürzer als der Kopf, die Läufe kürzer und ſchwächer als bei den Droffeln. Dieſe Kennzeichen aber reichen nicht hin, aus dieſen Vögeln eine eigene Gattung zu machen. Alle dazu gezählten Arten gehören der alten Welt an, einige zeichnen ſich durch ſehr lebhafte und ſchöne Farben aus, wir bilden davon ab. Taf. 24. Der ſchuppige Droſſling. Ixos squamatus. Turdoide ecaille. Temm. pl. 453. F. 2. Scheitel, Backen, Nacken und Seiten des Halſes tief ſchwarz; Kehle und ein Theil des Vorderhalſes blendend weiß; Bruſt und ein Theil des Bauches mit ſchwarzen weißgeränderten Federn bedeckt, fo daß fie Fiſchſchuppen ähnlich ſehen; Seiten dunkelgrau; Unterleib und untere Deckfedern des Schwanzes lebhaft gelb; Mantel, Rücken und Flügel ſchön grüngelb; innere Fahne der Schwungfedern und des Schwanzes ſchön ſchwarz, die Spitzen der vier Seitenſedern des Schwanzes rein weiß; Schnabel und Füße ſchwarz. Länge 6 Zoll. Die Farben des Weibchens ſind etwas weniger lebhaft als am Männchen. Vaterland. Java. Taf. 24. Bronzekoͤpfiger Droſſling. Ixos chalcocephalus. Turdoide cap - bronze. Temm. pl. col. 453. F. 1. Kopf mit einer ſchwarzen Platte, mit violet metalliſchem Glanz; das übrige Gefieder iſt düſter grau, ins bleifarbe ziehend; Hals, Mantel und Rücken tragen dieſe Farbe; die Bruſt iſt dunkelgrau, die übrigen Theile des Unterleibes ſind heller; die Flügel ſind ſchwärzlich, aber alle Schwungfedern der zweiten Ordnung ſind grau, an der äußern Fahne weiß gerändert; der Schwanz grau, am Ende mit einer breiten ſchwarzen Binde, die Spitze weiß. Länge 6 Zoll. Die Farben ſind am Weibchen weniger lebhaft. Vaterland. Java. Zu dieſer Gattung rechnet Temmink, Turdus atriceps. pl. col. 147. Jaba; Sumatra. Turd. dispar. pl. aol. 137. Java. Turd. phoenicopterus. pl. col. 71. Senegal. Turd, virescens. Afrika, Indien und Auſtralien. Turd. azureus, pl. col. 274. Java, Banda. Turd. haemorrhous, Jaba. Turd, amoenus, analis, himaculatus, strigatus, viridis, javanicus, varius, flavirostris, gularis, alle aus Java. Tur d. Falcklandiae, Falk⸗ landsinſeln. Tur d. rubripes, aus Cuba. Turd. ochrocephalus. pl. col. 136. Jaba, Sumatra. Wahrſcheinlich finden ſich noch mehrere auf den Molukken, Philippinen und in Neuholland. Turd. leucocephalus, Nubien. 2 6. Gatt. Schwaͤtzer. Cinclus. Cinck. Schnabel faſt gerade, nur wenig aufwaͤrts gebogen, die Spitze des Oberſchnabels kaum etwas laͤnger als die untere, merklich abwaͤrts gebogen, mit einem ſeichten Ausſchnitt auf der Schneide; der kantige Ruͤcken des Oberkiefers vor den Naſenloͤchern etwas eingedruͤckt; der ganze Schnabel ſchmal, beſonders nach vorn zu ſehr zuſammengedruͤckt, und hier die Schneiden merklich eingezogen. Zunge lanzettfoͤrmig, ſchmal, mit hornartiger, getheilter, ſeitwaͤrts borſtig zerriſſener Spitze. Naſelloͤcher ſeitlich, am Schnabelgrunde, ritzenfoͤrmig, hinten etwas weiter als vorn, und hier ein wenig auſwaͤrts gezogen; uͤber denſelben befindet ſich eine flache weiche Haut, welche hinterwaͤrts mit kurzen Federchen bedeckt iſt, die ſich mit den Stirnfedern vereinigen, ſie ſind verſchließbar. Süße ſtark, nicht ſehr kurz, das Ferſengelenk faſt kahl; der Lauf laͤnger als die Mittelzehe. Von den drei vor⸗ dern Zehen die aͤußerſte und die mittelſte im Grunde ein wenig verwachſen; alle mit ſtarken, ſehr krummen, ſchmalen, unten zweiſchneidigen Naͤgeln bewaffnet, von welchen der der Hinterzehe der ſtaͤrkſte, und der der Vor— derzehe, nach innen zu, mit einem aufgeworfenen Rande verfehen iſt. Flügel kurz, etwas gewoͤlbt; die vordern Schwungfedern etwas gebogen, ſchmal; die erſte ſehr klein, ſchmal und kurz, die zweite faſt ſo lang als die dritte, dieſe und die vierte gleichlang und die laͤngſten; alle vordern Schwingen ſchmal, die mittlern und hintern 69 aber breit. Schwanz ſehr kurz, mit fehr breiten, weichen Federn und geradem Ende. Der Körper iſt dick, rund, dicht und lang befiedert; der Kopf flachſtirnig, ſchmal und ſpitz. Die Aehnlichkeit mit den Staaren und Droſſeln, zu welchen man ſie ehemals zählte, iſt ſehr gering, und ſie haben ſo viel Eigenthümliches, daß fie eine ausgezeichnete, leicht kenntliche Gattung ausmachen, welche aber an Arten gar nicht zahlreich iſt. Sie leben immer in der unmittelbaren Nähe der Waſſer, nähren ſich von Waſſerinſekten und Würmern, laufen im Waſſer umher, und tauchen ſogar, ohne Schwimmfüße zu haben. Sie niſten in Höhlen an den Ufern, ganz in der Nähe des Waſſers, und bauen ziemlich künſtliche und große Reſter. Taf. 24. Gemeiner Waſſerſchwaͤtzer. Cinclus aquaticus. Le Cincle plongeur. Synonime. Waſſerſtaar, Waſſerdroſſel, Waſſeramſel, Bachamſel, Waſſerhühnchen. Sturnus cinclus. Turdus cinclus. Merle d’eau. Water-Ouzel. Lath. Waterspreuw. Der ganze Oberkopf, Zügel und Wangen, Genick, Hinter- und Seitenhals, find umbrabraun, nach dem Rücken herab dunkler, oder ſchwärzlich angeflogen; alle übrigen obern Theile ſchiefergrau, braunſchwarz geſchuppt, weil die Federn am Ende einen braunſchwarzen Rand haben. Kehle, Vorderhals und Oberbruſt rein weiß; Bruſt kaſtanienbraun, nach dem Bauche zu verliert ſich das Braune ins Schwarzbraune; Weichen und Seiten dunkel ſchiefergrau. Die Flügeldeckfedern und Schwung— federn fahlſchwarz, mit ſchiefergrauen Kanten. Die Schwanzfedern eben fo, mit ganz ſchwarzen Schäften. Das Weibchen iſt wenig verſchieden. Bei ganz jungen Vögeln, vor der erſten Mauſer, ſind alle obern Theile ſchiefergrau, die Kehle und übrigen weißen Theile ſind gelblich, und die Federn haben ſchwarzbraune Endſäume, welche am Kropfe und an der Bruſt am breiteſten find. Der Schnabel iſt bei Alten ſchmutzig braunſchwaͤrz, die Füße ſchmutzig gelbbraun. Die Flügel ſind klein, kurz, und reichen kaum etwas über die Schwanzwurzel. Der Schwanz hat 12 Federn, iſt kurz und abgerundet. Das ganze Gefieder iſt dicht, weich, und die Haut dicht mit Daunen beſetzt, wie bei einem Waſſervogel. Länge 7 ½ Zoll, Breite 12 bis 13 Zoll. Aufenthalt. Man findet dieſen Vogel in ganz Eurova an Flüſſen und Bächen, beſonders in gebirgigen Gegenden, er geht weit nach Norden, und fol auch im nördlichen Aſien bis nach Kamtſchatka angetroffen werden. Ganz ebene Gegenden beſucht er nicht, und iſt daher in vielen Gegenden ſelten oder gar nicht. In der Schweiz iſt er an allen Flüſſen und größern Bächen gemein, aber niemals häufig an Zahl. Er iſt ein Standvogel, der auch im härteſten Winter niemals ſeinen Geburtsort ganz verläßt, im Gegentheil, er ſingt mitten im Winter auf Pfählen und am Rande des Eiſes ſitzend. Immer ſieht man ihn nur einzeln, höchſtens ein Paar in einer Gegend, und mehrere Stunden weit trifft man oft nur wenige Paare an. Man trifft dieſe Vögel nie anders als am Waſſer, auf Feldern oder im Gehölze verweilen ſie nie, und wenn ſie auch von einem Bache zum andern reiſen, ſo geht es immer ſchnell über das Land weg, ohne ſich aufzuhalten. Beſonders lieben ſie klares Waſſer. Nie ſitzen ſie auf Bäume, zuweilen ſollen ſie auf Zweige, welche über das Waſſer hinragen, ſitzen, was ich aber nie ſah. Nie fand ich ihn anders als am Ufer umher laufend, oder auf Steinen, Pfählen und Mühlwuhrungen ſitzend. An denſelben Orten übernachtet er auch. Eigenſchaften. Er iſt ein ſcheuer, munterer, ſchlauer und wachſamer Vogel, der ſich nicht leicht ankommen läßt. Wird er verfolgt, ſo fliegt er ſelten weit, ſondern ſucht nur immer die überhängenden Ufer auf, um ſich da zu verbergen, und läßt ſich ſo weit treiben, ohne daß man ihn nie anders als im Fluge gewahr wird, wenn man ihm auch nahe gekommen iſt. Er läuft ſehr behende und mit häufiger Bewegung des Hinterleibes und Schwanzes, ſitzt aber auch oft lange auf einem Stein oder Pfahl mitten im Fluſſe, oder am Ufer, auf Sandbänken und andern ſolchen Orten ſtill. Je geräuſchvoller und reißender der Strom iſt, deſto lieber ſucht er den Ort auf. Er wadet nicht nur im Waſſer umher, ſondern taucht ſogar, ſich mitten in den Strudel ſtürzend, häufig unter. Man ſieht ihn mit großer Behendigkeit auf dem Boden des Waſſers fortlaufen, und ein angeſchoſſener kann faſt nicht erhaſcht werden, da er immer untertaucht und ſelbſt dem Wachtelhund zu entſchlüpfen weiß. Oft ſah ich ihn ſo in den ſtärkſten Strom ſtürzen und faſt an der gleichen Stelle, ja ſogar oft aufwärts, wieder zum Vorſchein kommen, ſo daß man nicht begreifen kann, wie dieſer Vogel ohne Schwimmfüße der Gewalt des Waſſers Widerſtand leiſten kann. Lange kann er nicht unter dem Waſſer aushalten, doch einige Minuten, oft ſieht man ihn blos den Schnabel aus dem Waſſer ſtrecken und athmen. Unter dem Waſſer bedient er ſich auch der Flügel als Ruder. Nie wird er naß; er hat große Fettdrüſen, durch welche fein Gefieder eingeölt wird, und das Waſſer nicht annimmt. Sein Flug iſt ganz gerade und ſehr ſchnell, wie der des Eisvogels, aber nie fliegt er weit. Seine Stimme, welche man nur im Fluge oder im Schreck hört, iſt zerb, zerb. Dagegen iſt er zur Begattungszeit ein unermüdlicher Sänger, der in der Art ſeines Geſchwätzes in etwas dem Rohrſänger gleicht, doch hat er einige höhere flötende Töne. Es iſt eine ganz eigene Erſcheinung, im Januar, bei der ſtrengſten Kälte, oft mitten auf dem Eiſe auf einem Pfahl oder Stein ſitzend, den lauten Geſang eines Vogels zu hören, während die ganze Natur erſtarrt ſcheint; oft ſingt er eine halbe Stunde und länger in einem fort an derſelben Stelle ſitzend, aber immer nahe an offenen Stellen, dann ſtürzt er plötzlich ins Waſſer. Bei Sonnenſchein ſingt er am meiſten, ſelten bei ſtürmiſchem Wetter. Nahrung. Dieſe beſteht vorzüglich in Waſſerinſekten und ihren Larven und Puppen, Phryganeen, Ephemeren, Mücken, Schnaken, kleinen Käferchen und Würmchen. Auch findet man im Magen immer etwas Kies oder groben Sand. Auch im Winter findet er die Larven der Hafte unter kleinen Steinen, welche er aufhebt. Wahrſcheinlich verſchluckt er auch Fiſchrogen, doch kann dies nicht mit Gewißheit behauptet werden. Im Winter bedarf er zu ſeiner Nahrung eines größern Bezirks. Beeren ſieht man ihn nie genießen, ob er auch ganz kleine, kaum ausgekommene Fiſche genießt, iſt unbekannt. Gezähmt kann er nur mit vieler Mühe werden, und muß durch Fliegen, Ameiſenpuppen und Mehlwürmer ans Stubenfutter gewöhnt werden. Fortpflanzung. Dieſe geſchieht zweimal im Jahr, das erſte mal im März oder anfangs Avril, das zweite mal im Juni oder Juli. Bei ſehr warmen Wintern niſten ſie zuweilen ſchon im Januar oder Februar. Das Neſt wird unter Brücken— gebälk, oder an Mühlwuhren und überhängenden Ufern angebracht, und iſt ſehr groß. Alle Neſter, welche ich geſehen habe, beſtanden faſt einzig aus Moos, waren ungemein groß und dicht wie gefilzt, die Eier aber dagegen immer auf dürren Blättern. Keines dieſer Nefter war bedeckt, weil fie an einem bedeckten Orte unter einer Brücke ſtunden. Wenn aber das Reſt oben nicht durch etwas gedeckt iſt, ſo ſoll der Vogel ſelbſt es decken. In dieſem Fall iſt es ganz dem Reſte des Zaunkönigs ähnlich, nur etwa drei bis viermal größer, und hat eine Röhre zum Eingang. Die Form iſt bald kugelförmig, bald backofenförmig, und bald ſo 18 70 platt, daß es zwei bis dreimal breiter als hoch iſt. Die vier bis ſechs Eier find eiförmig, meiſt etwas bauchig und kurz; zart, glattſchalig, glänzend, doch mit ſehr bemerkbaren Poren und rein weiß. Sie werden etwa ſechszehn Tage bebrütet. Die Jungen ſitzen lange im Reſte, und werden von den Alten mit Inſekten gefüttert. Das Weibchen ſitzt fo feſt auf den Eiern, daß es ſich faſt ergreifen läßt. f Feinde hat dieſer Vogel am Sperber, beſonders aber die Brut an Iltiſſen, Mardern, Katzen, Wieſeln und Waſſerratten. Jagd. Sie ſind ſchwer zu ſchießen, und können nur hinterſchlichen werden, auch ſind ſie überhaupt ſchwer zu fangen. Nutzen und Schaden ſind für uns unerheblich. Die von Brehm angeführten Arten dieſes Vogels, den nordiſchen und ſchwarzbauchigen Waſſerſchwätzer, Cinclus septen- trionalis und melanogaster, können wir einſtweilen als ſolche nicht annehmen, es ſcheinen höchſtens Varietäten zu ſeyn, dagegen iſt der pallafifche Waſſerſchwätzer, Cinclus Pallasii, der Taurien bewohnt, wirklich eine eigene Art. 7" Gatt. Kurzſchwanz. Pitta. Breue. Myothera; Turdus; Corvus. Schnabel mittelmaͤßig, ſtark, hart, der ganzen Laͤnge nach zuſammengedruͤckt, an der Spitze gebogen; auf dem Schnabel eine Graͤthe, welche an der Schnabelwurzel ziemlich erhaben iſt, die Spitze ſchwach ausgeſchweift; die Raͤnder der Kinnladen innwendig ein wenig zuſammengedruͤckt; Kinnladen gleich lang; Naſengrube groß. Die Naſenloͤcher an der Wurzel und ſeitlich, durch eine nackte Haut halb geſchloſſen. Füße lang, ſchlank, der Lauf oft doppelt ſo lang als die Mittelzehe; die aͤußere mit der innern bis zum erſten Gelenk verbunden. Fluͤgel kurz, abgerundet, die erſten drei Schwungfedern gleich abgeſtuft, die vierte und fuͤnfte am laͤngſten. Schwanz kurz, die Federn gleich lang und abgerundet. Die Kurzſchwänze ſind Vögel, welche man bald zur Gattung Turdus, und ſogar zur Gattung Corvus gezählt hat, ſchick— licher ließen ſie ſich mit den Ameiſenfreſſern, (Myothera) vergleichen, ſie ſind eben das für den indiſchen Archipel, was die Ameiſenfreſſer für Amerika, und bilden eine geographiſche Abtheilung. Taf. 24. Der rothbauchige Kurzſchwanz. Pitta erythrogaster. Breve d ventre rouge. Temm. pl. col. 212, Dieſer ſchöne Kurzſchwanz iſt an Scheitel, Hinterhaupt und Backen, kaſtanienbraun; ein halbes blaues Halsband, durch eine ſchmale Binde bezeichnet, kommt vom Nacken her; Vorderhals und Kehle find ſchwarz; mitten in dieſem ſchwarzen Raum findet ſich ein roſenfarber Fleck; über die Bruſt läuft ein breiter grüner Gürtel, Rücken und Schultern ſind ſchön grün, ins Blauliche übergehend; Flügeldeckfedern, Bürzel und Schwanz ſind herrlich azurblau; Schwung— federn und die Flügelfedern zweiter Ordnung ſind ſchwarz, mit grauer Spitze, und erſcheinen azurblau; die zweite, dritte und vierte Schwungfeder haben an ihrer Baſis einen weißen Fleck; die Seiten des Körpers ſind graulich, dieſes erhebt um ſo mehr das lebhafte und reine Roth, welches den Bauch, den Unterleib und die untern Deckfedern des Schwanzes bekleidet; der Schnabel iſt ſchwarz, die Schnabelfirſte aber braun, und eben ſo die Füße. Länge 6 Zoll 2 Linien. Man findet dieſe Art auf Manilla und auf mehreren Inſeln des Archipels. Taf. 25. Großer Kurzſchwanz. Pitta gigas. breve geant. Temm. pl. 217. Faſt fo groß wie unfere Elſter, aber der Schwanz iſt kurz und viereckig, und die Flügel decken ihn ganz. Ein herrliches Azurblau deckt den Rücken, die Schultern und den Schwanz; über die Flügel iſt die Farbe weniger lebhaft; die Schwung— federn find ſchwarz, an der Spitze azurblau; Scheitel, Nacken und halbes Halsband am Unterhals ſchwarz; Stirnfedern und Augenbraunen graubraun; Kehle weißlich; alle untern Theile des Körpers ſind braungrau; die Füße ſehr lang, graulich hornfarben. Ganze Länge 9 Zoll. Vaterland. Sumatra. ˖ % Ss“ Gatt. Timalia. Timalia Timalie. Schnabel kuͤrzer als der Kopf, ſtark, zuſammengedruͤckt, hoͤher als breit, leicht gebogen; die abgerundete Graͤthe geht bis unter die Stirnfedern; obere Kinnlade zuſammengedruͤckt, gerade. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, rund und durch eine mit einem Federguͤrtel bekleidete Haut bedeckt. Füße ſtark; die äußere Zehe bis an das erſte Gelenk verbunden; die innere frei, die Hinterzehe ſtark. Fluͤgel kurz, abgerundet, die erſte Schwungfeder kurz, die drei folgenden abgeſtuft, die ſechste und ſiebente ſind die laͤngſten. . Die Arten dieſer Gattung, welche Horsfield aufgeſtellt hat, haben eine ſehr große Aehnlichkeit mit der von Vieillot aufgeſtellten Gattung Ioteria, welche aus einem nordamerikaniſchen Vogel gebildet wird, den Vieillot Icteria dumicola nennt. Gleiche Schnabel und Flügelform vereinigt beide Vögel; doch hat Icteria einige Aehnlichkeit mit den Staardohlen, und die Timalien nähern ſich den Kurzſchwänzen und den Droſſeln; die Gattung Timalie muß zwiſchen Kurzſchwanz und Ameiſenfreſſer ſtehen, da der Schnabel den Kurzſchwänzen, das Gefieder den Ameiſenfreſſern ſich nähert. Bis jetzt beſteht dieſe Gattung nur aus zwei Arten, nämlich die Timalie mit weißer Bruſt, Timalia thoracica, und die Timalie mit rother Kappe, T. pileata, beide in Java und Sumatra zu Hauſe. 71 Taf., 25. Halsband-Timalie. Timalia thoracica, Timalia thorachique. Temm. pl. col. 76. Kaſtanienbraun, an der Kehle ein ſchwarzer Fleck, die Bruſt mit einem großen weißen Fleck, der Schwanz abgerundet und ungleich. 7 In Java und Sumatra ſehr häufig, nährt ſich von Inſekten. gte Gatt. Glanzvogel. Myophonus. Myophone. Schnabel fehr dick, hart und ſtark, am Mundwinkel mit einigen Borſten und kleinen vorwärts ſtehenden Federchen verſehen; die Naſengruben eifoͤrmig, mit einer breiten Haut bedeckt; die Flügel abgerundet, mittelmäßig, die Schwungfedern faſt gleichlang, die dritte die laͤngſte; Laͤufe ſehr lang, mit halben Schildern; Schwanz abgerundet. \ Taf. 25, Metallglaͤnzender Glanzvogel. Myophonus metallicus. Myophone lusant. Temm. pl. col. 170, Ganz dunkelblau, nach dem Lichte etwas veränderlich; am Bauche und am Kopf dunkler, als an andern Theilen; die Spitzen der Schwungfedern fallen ins Bräunlichte. Hals, Bruſt, Backen, Rücken und Deckfedern der Flügel mit halbmond— förmigen ſtahlblauglänzenden Flecken. Schnabel ſchön gelb, die Gräthe ſchwarz. Die Füße ſchwarz. Länge 12 Zoll. Vaterland, Java. Wir übergehen hier die Gattung Podoces, Fiſcher, da die dazu gehörige Art, Po docs Panderi, aus der Gegend von Oremburg der Gattung Corvus zugezählt werden kann. 10" Safe. Ameiſenfreſſer. Myothera. Fowrmilier. Der Schnabel bildet einen langen Kegel, iſt gerade, etwas ſtark, oben conver; die Firſte etwas gewoͤlbt; die Spitze ſchnell gebogen, ausgeſchweift, laͤnger als die untere Kinnlade, welche gerade, koniſch und an der Spitze erhoben iſt; die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, durch eine kleine Haut halb geſchloſſen; Fuͤße lang oder mittelmaͤßig, duͤnne, die Seitenzehen faſt gleich lang, die innere mit den aͤußern bis zum erſten Gelenk verbunden. Die Flügel kurz, ſehr abgerundet, die drei erſten Schwungfedern find gleich abgeſtuft, die vierte und fünfte find die laͤngſten. Der Schwanz kurz, und alle Federn gleich lang, oder laͤnger und abgeſtuft. Die Hauptnahrung dieſer Vögel ſind die Termiten oder weißen Ameiſen: wo daher dieſe verderblichen Inſekten ſich finden, finden ſich auch ihre Feinde, die Ameiſenfreſſer. Dieſe Inſekten ſind die größte Plage der warmen Climate. Die Hügel, welche ihre Wohnungen bilden, würden in kurzer Zeit ganze Provinzen bedecken, wenn die Natur nicht dafür geſorgt hätte, daß das Gleichgewicht nicht ſo leicht geſtört werden könne. Sie bilden Republiken von zahlloſen Individuen, marſchiren in geſchloſſenen Kolonnen, verheeren Wälder und Felder, überraſchen die Thiere im Schlafe, ſelbſt die Vögel auf den Bäumen, und dringen in die Wohnungen der Menſchen als ſchreckliche Verwüſter. Viele Thiere aber ſind faſt ganz in ihrer Nahrung auf die Termiten und Ameiſen angewieſen. In Amerika unter den Säugethieren die Gattung Ameiſenfreſſer (Myrmecophaga), und die ebenfalls Ameiſenfreſſer genannten Vögel dieſer Gattung. In Afrika und Indien leben die Schuppenthiere und Ameiſenſcharrer, (Manis und Orycteropus) und ebenfalls dieſe Ameiſenfreſſer davon, ſo daß dieſe Gattung über alle warmen Climate verbreitet iſt. Lange kannte man nur die amerikaniſchen Arten, aber auch die Inſeln des großen indiſchen Archipels liefern eine Menge, großentheils noch unbeſchriebene Arten, auch wenn man die Kurzſchwänze davon trennt, und zu einer eigenen Gattung erhebt. Sie haben alle hohe Füße, und laufen ſchnell auf der Erde fort. Vieillot hat daraus ſogar fünf Gattungen gemacht. Grallaria, Myrmothera, Conopophaga, Brachypteryx und Myothera, allein die Unterſchiede find zu gering. Wohl hat jedes Land, wo die Gattung vorkommt, eigene Arten, welche eine geographiſche Unterabtheilung bilden können, aber viele Gattungen zu machen, iſt unnöthig, und erſchwert das Gedächtniß. Die kurzen Flügel der Ameiſenfreſſer machen ihren Flug ungeſchickt, ſie fliegen daher niemals weit; ſind aber dennoch ſehr lebhaft. Sie hüpfen behende auf den niedrigen Aeſten herum, leben geſellſchaftlich an einſamen Orten, in dichten Gehölzen, und man ſieht fie immer auf den großen Ameiſenhaufen ſitzen, welche oft 20 Fuß im Durchmeſſer haben. Man findet unter den Arten häufig Varietäten. Die Stimme iſt zwar ſehr verſchieden, aber im allgemeinen laut und ſonderbar. Sie bauen ihre Neſter ins Geſträuche, drei oder vier Fuß vom Boden; fie find an zwei Seiten aufgehängt, beſtehen aus dürrem Gras, find dünne gewoben, halbkugelkörmig und 2 bis 1 Zoll im Durchmeſſer. Die Weibchen legen drei bis vier faſt ganz runde Eier. Das Fleiſch der meiſten hat einen unangenehmen Geſchmack, doch ſind einige eßbar. Die größte Art iſt der ſogenannte König der Ameiſenfreſſer Myothera rex, aus welchem Vieillot ſeine Gattung Stelzer Grallaria gemacht hat. Taf. 26. Großer Ameiſenfreſſer. Myothera Andromedae. Fourmilier Andromede. Temm. pl. 392. Dieſer Vogel hat etwa die Größe einer Singdroſſel, die obern Theile find einfarbig braunbläulich, nur auf dem Rücken ſtehen einige halbmondförmige ſchwarze Flecken an der Spitze der Federn; die Flügel ſind bräunlich olibenfarb, der Schwanz 72 hat gleich lange Federn, und die Farbe des Rückens; an den Zügeln ſteht ein länglicher weißer Fleck; die Augengegend iſt nackt; an den Ohren ſind die Federn weiß und ſchwarz gefleckt, und bilden ſo auf beiden Seiten des Schnabels einen langen Backenbart; Bruſt grau; Kehle und Mitte des Bauches rein weiß, an den Seiten ſind die blendendweißen Federn ſchwarz gerändert; Schnabel ſchwarz, Füße braun. Länge 8 Zoll, 4 bis 5 Linien. Dieſe Art lebt in Java und Sumatra. Taf. 26. Der gezaͤumte Ameiſenfreſſer. Myothera capistrata. Fourmilier capistrate. Temm. pl. col. 185. F. 1» Eine breite, ſchwarze Binde verbreitet ſich von der Baſis des Schnabels bis in den Nacken; und iſt auf beiden Seiten mit einer roſtbraunen Linie eingefaßt, die Kehle iſt rein weiß, und bildet einen kurzen Schnurrbart am Schnabelwinkel; die Backen ſind grau; alle obern Theile des Körpers und des Schwanzes ſind olivenbraun; die Schwungfedern roſtfarb geſäumt; die untern Theile ſind braunroth, Seiten und Unterleib mehr braun; die obere Schnabellade iſt braun, die untere weiß; die Füße braun. Vaterland. Java. Taf. 26. Schwarzbrüͤſtiger Ameiſenfreſſer. Myothera melanothorax. Fourmilier ſiuuse- co noir. Temm. pl. col. 185. F. 2. Die Stirne braunſchwärzlich, und dieſe Farbe wird vom Auge durch einen doppelten Kreis getrennt, der obere iſt weiß, der zweite ſchmälere ſchwarz; Vorderhals und Bruſt find weiß, die Seiten dieſer Theile graulich; auf der Bruſt iſt ein umgekehrt halbmondförmiger Fleck, und an den Seiten des Halſes ſtehen fünf oder ſechs andere kleine, ſchwarze Flecken; Seiten, Unter— leib, untere Deckfedern des Schwanzes, ſind bräunlich olivenfarben, eben ſo, nur dünkler, Nacken und Rücken: die Deckfedern der Flügel ſind lebhaft roſtroth, die Schwung- und Schwanzfedern bräunlich roſtfarben; Schnabel ſchwarz, Füße graulich. Ganze Länge des Vogels 5 Zoll. Vaterland. Java. Sitten und Geſchlechtsunterſchied ſind unbekannt. Taf. 26. Der Coraja. Myothera coraya. Le coraya. Gelbrothbraun; Scheitel und Seiten des Halfes ſchwarz, über den Augen ein zarter weißer Streif; Kehle weiß, der keilförmige Schwanz grau, mit feinen ſchwarzen Querſtreifen. In Cayenne und andern Gegenden Südamerikas. Dahin gehören: Myothera malura. Temm, pl. 353. Myot h. strict horax. ib, 79. Myoth, mentalis. ib. 179. Myoth, rufimargin ata. ib, 132. Myoth, ferruginea, pl. 132. f. 3. aus Braſilien, und eine große Menge andere. 11" Gatt. Leierſchwanz. Maenura. Parkinsonia. Zyre. Der Schnabel an der Wurzel breiter als hoch, gerade, an der Spitze gebogen, die Spitze etwas ausge— ſchweift; eine beſtimmte deutliche Graͤthe; die Naſengrube verlaͤngert und groß, mit einer Haut bedeckt; die Fuͤße ſchlank; der Lauf doppelt ſo lang als die mittlere Zehe; dieſe und die Seitenzehen ſind faſt gleich, die aͤußere iſt mit der mittlern bis zum erſtern Gelenk verwachſen; die innere getrennt, die Naͤgel ſo lang als die Zehen, breit, und oben conver, ſtumpf. Flügel kurz, etwas gebogen, die erſten fünf Schwungfedern abgeſtuft; die ſechste bis neunte gleichlang und am laͤngſten; der Schwanz ſehr lang, die Federn von verſchiedener Form. Dieſe Gattung iſt eine von den Mittelgattungen, welche nicht leicht in irgend ein Syſtem paſſen, und daher fehr oft in ihrer Stellung verändert worden ſind. Sie hat viel Aehnlichkeit mit den Hühnern, beſonders mit der neu entdeckten merkwür— gen Gattung der Großfußhühner, Megapodius; man hat ſie anfangs zu den Faſanen gezählt, bald mit den Saſa- und Horn— vögeln verglichen, allein dies ſcheint nicht ihre natürliche Stellung. Ehe man weiß wovon der Vogel, der einzig die Gattung bildet, ſich eigentlich nährt, und ehe man ſeine Fortpflanzung kennt, iſt es ſchwer, ihm die gehörige Stellung anzuweiſen, wir folgen daher einſtweilen den Anſichten Cuviers, Temminks und Leſſons, es jedem überlaſſend, wenn er ihn den Hühnern beizählen will. Selbſt der große Unterſchied zwiſchen Männchen und Weibchen, den wir oft bei den Hühnern antreffen, ſpricht für die Zuzählung zu den Hühnern, allein der Schnabel nähert ihn den Droſſeln, und beſonders der Gattung des Waſſer— ſchwätzers, und der Kurzſchwänze und Ameiſenfreſſer. Taf. 27. Praͤchtiger Leierſchwanz. Maenura superba. Maenura lyrata, Maenura novae Hollandiae. Parkinsonia mirabilis. Maenure Iyre, le Parkinson. Vieill. ois. dores pl. 14 et 15. Von der Größe eines Faſans, im allgemeinen von braungrauer, etwas ſchwärzlicher Farbe. Ungeachtet der matten Farben iſt der Leierſchwanz einer der ausgezeichneteſten Vögel durch die Größe und Schönheit ſeines Schwanzes, der aus ſechszehn Federn beſteht, deſſen zwei längſte vollkommen die Form einer griechiſchen Leier bilden. Der Schwanz beſteht aus dreierlei Arten von Federn; die zwölf eigentlichen Schwanzfedern ſind ſehr lang, mit zerſchliſſenen, weit aus einander ſtehenden Bärten; — * 900 die zwei mittelſten allein haben feſt anhängende Bärte, die beiden äußerſten aber find noch länger und 8 förmig gekrümmt, und die innere Fahne von breiten und anſchließenden Bärten gebildet, ſtellen ein Band vor, welches abwechſelnd mit ſchwarz— braunen und roſtrothen Querbändern geziert iſt, von denen ein Theil ganz durchſichtig ſcheint, die Spitze iſt ſammetſchwarz, weiß gefranzt, die äußere Fahne dieſer Feder iſt kurz und ſchmal; die übrigen Schwanzfedern ſind ſchwarz. Die Kehle und die Deckſedern der Flügel find roſtfarben; die Kopffedern find lang und bilden einen kleinen Federbuſch. Das Weibchen iſt etwas kleiner als das Männchen und hat nur zwölf abgeſtufte Schwanzfedern von gewöhnlicher Form, die längſten Federn meſſen 17 Zoll, die beiden äußerſten nur 10 Zoll. Die Kopffedern ſind kurz, und die Farbe iſt am ganzen Körper ein ſchmutziges Braun, der Bauch grau. Die jungen Männchen bekommen erſt nach der erſten Mauſer ihren ſchönen Schwanz. Die ganze Länge des Männchens iſt 38 Zoll, und 15 vom Schnabel bis zur Schwanzwurzel. Vaterland. Man hat dieſen ſchönen Vogel, der nun fchon ſelten geworden iſt, einzig auf den blauen Bergen von Neuholland gefunden, wo er in den Wäldern von Eucalyptus und Caſuarina hauſet. Die Engländer vom Port Jakſon nennen ihn Holzfaſan. Er liebt dürre und einſame Klippen. Nur des Morgens und Abends läßt er ſich ſehen, den übrigen Theil des Tages ſitzt er auf Bäumen. Der Bau ſeines Schnabels ſcheint anzuzeigen, daß er ſich hauptſächlich von Inſekten nähre. Von ſeinen Eigenſchaften und feiner Fortpflanzungsart iſt noch nichts bekannt. Wuͤrgerartige Vögel. Lanii. Nies - grieches. Es ſind Vögel aus der Abtheilung der Sperlingsartigen, welche zwar hauptſächlich von Inſekten leben, allein manche von ihnen, beſonders die größern eigentlichen Würger, verſchmähen auch andere thieriſche Nahrung nicht. Es find kecke, zankſüchtige Vögel, welche oft mit viel größern in Streit gerathen, Mäuſe und kleinere Vögel angreifen und freſſen, und ſomit ſich den Raubvögeln und Raben nähern. Linneus hat fie deswegen wirklich unter die Raubvögel gezählt, und hinten an dieſe geſtellt, beſonders da auch der Schnabel bei einigen raubvogelartig gekrümmt iſt, allein durch ihre ſchwachen Füße und durch ihre übrige Lebensart unterſcheiden ſie ſich hinlänglich, und ſchließen ſich an die ſperlingsartigen Vögel an. Die Linneiſche Gattung Würger, (Lanius), enthält aber ſo verſchiedene Vögel, daß eine weitere Abtheilung um ſo nöthiger war, als in den neuern Zeiten eine ſehr große Menge von Arten entdeckt wurde, deren Bau ſie auffallend von einander entfernt und zu eigenen Gattungen ſtempelt, andere Linneiſche Würger gehören zu den Droſſeln und verwandten Gattungen. Die Gattungen dieſer Familie find außer den Würgern die Bangag, Vanga; die Bataras, Thamnophilus; die Ameiſenfreſſer Myothera; die Würgerſchwalben, Ocypterus; die Bekarden, Psaris; der Hartſchnabel, Sparactes. An dieſe reihen ſich die Drongos, Edolius; die Raupenfreſſer, Ceblephyris; die Rablinge, Coracina, Gatt. Wuͤrger. Lanius. Pe- griècſie. Schnabel mittelmaͤßig, ſtark, am Anfang ſehr zuſammengedruͤckt; obere Kinnlade an der Spitze ſehr gebogen, bildet an der Spitze einen Hacken; an der Wurzel keine Wachshaut, dagegen ſteife, nach vorne ſtehende Haare, Die Naſenloͤcher ſeitlich, an der Wurzel des Schnabels, faſt rund, halb durch eine gewoͤlbte Haut geſchloſſen, oft zum Theil in den Haaren verborgen. Fuͤße mit laͤngern Laͤufen als die Mittelzehe; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, alle ganz getrennt. Fluͤgel, erſte Schwungfeder von mittlerer Laͤnge, zweite etwas kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Die Arten dieſer Gattung zeichnen ſich beſonders durch Muth und Grauſamkeit aus. So klein ſie auch ſind, ſo weichen fie doch den größten Raubvögeln nicht. Ihre Beute beſteht meiſtens in großen Inſekten, welche fie mit dem Schnabel ergreifen und wegtragen. Sie ergreifen aber auch die kleinen Vögel, und zerreißen fie, indem fie dieſelben mit ihren Füßen packen und in eine Klemme werfen, oder auf Dornen und ſpitzige Aeſte ſpießen. Auf ſolche Art legen ſie ſich Magazine an. Die harten Schalen, Haare, ſpeien ſie wie die Raubvögel aus. Ihre Klauen ſind aber weder ſtark noch zurückziehbar, wie bei den Raub— vögeln. Sie haben einige Verwandtſchaft mit den Singvögeln, nicht blos durch ihre oft modulirte Stimme, ſondern auch durch ihre Inſektennahrung und durch ihren Aufenthaltsort. Sie fliegen ſchnell, aber unregelmäßig, oft bogenförmig; ihr langer Schwanz iſt in beſtändiger Bewegung. Einige Arten ſcheinen doppelte Mauſer zu haben, aber nur ein kleiner Theil ihres Gefieders verändert die Farbe; die Jungen gleichen ſehr den alten Weibchen. Am meiſten nähern ſie ſich den Hehern. Sie haben einen ſchlechten unregelmäßigen Flug, und einen hüpfenden Gang. Sie hüpfen aber wenig, weder am Boden noch auf den Zweigen, ſondern ſitzen meiſt an einer Stelle an erhabenen Orten, welche Hecken und einzelne Bäume haben. Sie niſten gewöhnlich in Dorngebüſche, nicht auf hohen Bäumen, bauen ordentliche Nefter, und legen ſchön gefleckte Eier. Sie ahmen die Stimme anderer Vögel geſchickt nach. Es ſind ungeſellige, zänkiſche Vögel. Sie ſind über die ganze Erde ver— breitet, gehen aber nicht über die Polarkreiſe hinaus. Südamerika allein hat keine Art, dagegen vertreten hier die Bataras und Bekarden ihre Stelle. Taf. 29. Großer grauer Wuͤrger. Lanius excubitor, Die- grieche grise, Synonime. Dornälſter, Hagälſter, Dornägerſt, Bergägerſt, Buſchägerſt, gemeine Neuntöder, Wächter, Great einereus Shrike. Oben auf dem Scheitel, Hals, Rücken und Bürzel hell aſchgrau; über die Stirne geht eine weiße Binde, und von der Schnabelwurzel durch die Augen bis zur Ohrgegend ein ſchwarzer Streif, alle untern Theile bei alten Vögeln rein weiß, bei füngern iſt die Bruſt etwas grau. Schwungfedern ſchwarz, die hintern weiß geſäumt, und die vordern in der Mitte mit einem 19 74 weißen Spiegelfleck. Schwanz ſchwarz, die mittelften Federn am Ende mit weißer Spitze, die äußerſte und kürzeſte Feder ganz weiß, mit einem ſchwarzen, eckigen Fleck an der innern Fahne, der bei der zweiten größer iſt, bei der dritten die Hälfte, bei der vierten drei Viertheile einnimmt, und bei den vier mittelſten nur einen kleinen weißen Fleck bildet. Der Schwanz iſt lang und keilförmig abgerundet, die Deckfedern deſſelben oben ebenfalls weiß; Schenkel weiß; Füße und Schnabel ſchwaͤrz. Beim Weibchen iſt die Bruſt blaßgrau, fein gewellt. Größe der Rothdroſſel, Länge 97, Zoll, Breite 14% Zoll. N Aufenthalt. Ganz Europa bis zum Polarkreiſe. Er iſt ein Strichvogel, der im Winter von einem Orte zum andern zieht ohne das Land zu verlaſſen. Die nördlichern Gegenden verläßt er meiſt ganz, in weniger kalten überwintert er, und hält ſich den ganzen Winter auf Feldſteinen Zäunen; Feldſträuchen oder einzelnen hohen Bäumen auf, immer auf dem höchſten Gipfel ſitzend, um die Gegend zu erſpähen. Jeder hat ſein eigenes Revier, in welchem er keinen andern leidet. Im Sommer bewohnt er die Ränder der Wälder, die großen Feldhölzer, und Gegenden wo Felder, wilde Birnbäume und Dorngebüſche in der Nähe ſind, ebene und bergige, nur nicht ſumpfige. Eigenſchaften. Dieſer Vogel iſt beſonders muthig, und als der größte ſeiner Gattung, verfolgt er ſelbſt die größern Raubvögel und läßt fie nicht ungeneckt. Durch feinen Warnungsruf zeigt er andern Vögeln ihre Annäherung, und da er immer auf die Spitzen der Bäume ſich ſetzt; fo hat er davon den Namen Wächter erhalten. Zur Fortpflanzungszeit iſt er beſonders wachſam, und weder Krähen noch Elſtern noch Raben dürfen ſich ſeinem Reſte nähern. Auf die Erde gehen ſie nur, um die Beute zu erhaſchen, und fliegen damit gleich dem nächſten Baume oder Dornbuſch zu. Sie laſſen den Ackermann und Wanderer näher als den Jäger kommen. Sie fliegen nie weit, doch fo, daß fie immer außer Schußweite zu bleiben ſuchen. Das Geſchrei dieſes Vogels klingt ſchäck, ſchack, und feine Lockſtimme Trüü. Bei ſchönem Wetter läßt er oft eine Art von Geſang hören, der aus vielen leiſen, ſchirkenden Tönen beſteht; und mit Trüü, te untermengt iſt. In dieſen Geſang miſcht er die Stimmen der um ihn wohnenden kleinen Vögel, ſelbſt Strophen aus ihrem Geſange. Männchen und Weibchen ſingen. Zu⸗ weilen ſchreien fie gihr, gihr, und zuweilen quäken fie hell, als ob fie in der Roth wären, ſitzen aber dabei ganz ruhig und Kill. Sie ſollen ſich, ſelbſt alt gefangen, leicht zähmen, und ſogar zur Jagd auf kleine Vögel abrichten laſſen. Als Stuben⸗ vögel giebt man ihnen das ſogenannte Univerſalfutter, und zuweilen rohes Fleiſch und Mäuſe. Rahrung. Kleine Vögel, Feldmäuſe, Fröſche und alle Arten von Inſekten machen in den verſchiedenen Jahreszeiten feine Nahrung aus, Vögel und Mäuſe, beſonders im Winter. Da er unter den europäiſchen Würgern der ſtärkſte iſt, ſo wird es ihm dadurch möglich, ſich auch im Winter Nahrung zu verſchaffen, und ſo wandert er nicht aus, während die faſt nur auf Inſekten beſchränkten Arten im Winter keine Nahrung ſich verſchaffen könnten, alſo auswandern müſſen. Merkwürdig iſt es, daß die kleinen Vögel, von welchen er ſich im Winter beſonders nährt, ihn nicht beſonders fürchten, obſchon er ſie oft in ihrer Sicherheit überfällt. Dadurch wird es ihm leicht, immer genug Nahrung zu haben. Er überfällt die kleinen Vögel meiſt im Sitzen fängt fie aber auch im Fluge, wenn fie die Gebüſche verlaſſen. Er ergreift ſie gewöhnlich mit Schnabel und Beinen zugleich. Immer packt er von der Seite an. Es fehlt ihm nicht an Muth, ſogar die Droſſeln anzugreifen, obſchon er dann faſt immer abziehen muß; ſelbſt gefangene Rebhühner ſah man ihn angreifen. Seinen Raub ſucht er irgendwo einzuklemmen, oder zu ſpießen. Die Vögel tödtet er faſt immer auf dem Boden, trägt ſie dann weg und ſpießt ſie. Mit den Mäuſen hat er oft viele Mühe, ehe er fie erwürgen kann. Nicht ſelten ſtößt er, wie der Sperber, auf gefangene Vögel im Bauer, und ſucht ſich ihrer zu bemächtigen. Im Sommer ſind Inſekten ſeine Hauptnahrung, zur Brütezeit aber thut er großen Schaden an jungen Vögeln, welche man auch immer an den Dornen geſpießt findet, doch macht er ſelten ſo große Magazine wie die kleinern Arten. Fortpflanzung. Im Arril niſtet der große Würger in den Vor- und Feldhölzern, beſonders gemiſchten Holzarten. Das Neſt wird meiſt hoch auf Bäumen angelegt, gewöhnlich ziemlich hoch auf Erlen, Tannen und Fichten, beſonders gerne auf wilden Obſtbäumen, auch wohl in hohen Dornbüſchen. In großen Hochwaldungen niſtet er nicht. Das Neſt ſteht gewöhnlich auf ſtarken Aeſten, ift verhältnißmäßig groß, äußerlich ziemlich unordentlich, innwendig aber beſſer gebaut. Es bildet eine Halbkugel, hat eine Unterlage von dürren Fichten- und andern Reiſern, und iſt von Stroh- und Grashalmen gebaut, und innwendig mit Haaren, Wolle und einzelnen Federn ausgefüttert. Oft iſt auch Moos mit im Neſte verwebt. Die vier bis ſechs Eier ſind länglich eiförmig, oft länglich birnförmig. Die Farbe iſt grünlichgrau, nicht glänzend, mit ölgrünen oder olibengrünen Flecken und Punkten, welche immer am ſpitzigen Ende wenig zahlreich find, dagegen am ſtumpfen einen ordent— lichen Kranz bilden; eine Zeichnung, welche bei allen inländiſchen Würgern angetroffen wird. Aſchgraue Flecken fehlen ſelten zwiſchen dünklern. Die Jungen werden mit Inſekten groß gefüttert, ſpäterhin auch mit jungen Vögeln ernährt und ſehr zärtlich von den Eltern geliebt und gepflegt. Sie ſollen manchmal zwei Bruten in einem Jahr machen, in der Regel aber nur eine. Feinde haben ſie an Habichten und Sperbern. Mit Raben, Krähen und Elſtern leben ſie zwar immer in Streit, allein ſie können ſich gegenſeitig wenig anhaben. Jagd. Da ſie ſehr ſcheu und vorſichtig ſind, und immer an hohen und freien Orten ihren Sitz haben, ſo iſt es ſehr ſchwer, ihnen ſchußmäßig anzukommen, dagegen kann man an ſolchen Orten, wo ſie oft ſitzen, ſie leicht mit Schlingen fangen. Am leichteſten fängt man ſie auf dem Vogelheerde, wo ſie auf die Lockvögel ſtoßen. Rutzen leiſten ſie durch das Tödten vieler Mäuſe und Inſekten; Schaden thun ſie durch die Vertilgung ſo vieler kleiner Vögel, da ſie indeß hauptſächlich im Winter mehr die Sperlinge und Finken anfallen, ſo iſt der Schade unbedeutend. Taf. 29. Der rothruͤckige Wuͤrger. Lanius spinitorquus. Pie - grieche ecorcheur. Synonime. Kleiner Dorndreher, Dornägerſt, Dorntreter, Neuntödter, Spießer. Lanius collurio. Red bäcked Shrike. Velia roſsa minore. = Männchen. Kopf, Hinterhals und Bürzel aſchgrau; vom Schnabel geht ein ſchwarzer Streif durch die Augen bis in den Nacken, über denſelben ein feiner weißer; Kehle, Vorderhals und Bruſt weiß, letztere an den Seiten roſenroth überlaufen; Rücken, Schultern und Deckfedern der Flügel roſtroth braun; Schwungfedern und ihre großen Deckfedern bräunlich grauſchwarz, die letzten Schwungfedern roſtroth braun, die vordern roſtbraun gekanntet, die größten haben an der Wurzel weiße Flecken. Mittelfedern des Schwanzes braunſchwarz, die folgenden weiß, die untere Hälfte nebſt den Schäften ſchwarz, die äußerſte ganz weiß und nur die Spitze ſchwarz; die übrigen, die beiden mittlern ausgenommen, mit weißen Endkannten an der ſchmalen 40 Fahne; Bauch und After rein weiß, die Schenkelfedern grau gewölkt, die untern Flügeldeckfedern weiß, die Schwingen auf der untern Seite grau. Weibchen. An allen obern Theilen matt roſtbraun, Schwingen dunkelbraun; Kehle weiß, ein brauner Strich durch die Augen; Unterhals, Bruſt, Seiten und Schenkel weiß, gelblich angeflogen, ſchmal dunkelbraun in die Quere gewellt oder geſchuppt; Bauch und After weiß, die Schwanzfedern roſtbraun, zuweilen mit dunklern Querlinien durchgezogen, die Seiten— federn des Schwanzes haben weiße Endſpitzen. Die Jungen beiderlei Geſchlechts ſehen den Weibchen gleich, im Alter verliert ſich das gewellte immer mehr. Länge 7½ Zoll, Breite 12 Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa vom weſtlichen Ende bis Norwegen, Nordamerika und Afrika. In nördlichen Ländern ift . er Zugvogel, kommt erft ſpät gegen den Mai bei uns an, und zieht ſchon Anfangs Auguſt wieder weg. Er zieht immer des Rachts. Man findet ihn an Orten, wo große Dornbüſche, große Zäune und junge Holzſchläge ſich befinden. Er iſt nirgends ſelten. Eigenſchaften. Er fett ſich immer auf die höchſten Spitzen der Gebüſche, ſelten auf Bäume, hüpft oft in den Zweigen umher, und zankt ſich mit allen in ſeiner Nähe wohnenden Vögeln. Er wippt oft mit dem Schwanze, und ſchlägt ihn rechts und links. Er fliegt ſchnell, bogenweiſe, niedrig, und nie weit. Beim Fortfliegen fällt er tiefer herab, beim Auſſitzen ſteigt er wieder auf. Seine Stimme klingt wie gäck, gäck, oder kräw, oder täng; er ſingt aber zugleich fleißig und angenehm, und kann die Stimmen der um ihn wohnenden Vögel oft täuſchend nachahmen, doch ſingt er immer etwas leiſer als ſeine Lehrmeiſter und miſcht ſeine eigenen kreiſchenden Töne mit ein. Auch gefangen treibt er dieſe Kunſt, doch muß er dazu jung eingefangen werden, da er alt eingefangen ſelten frißt. Er lernt ſchnell, vergißt aber bald wieder. Er fängt in der Stube die Fliegen weg, und ſteckt man ihm Nadeln irgendwo ſo feſt, daß die Spitze herausſieht, ſo ſpießt er die Fliegen daran. Er iſt muthig, munter, gewandt und dreiſt. Man trifft ihn faſt den ganzen Tag an demſelben Orte an, und verjagt man ihn, ſo kehrt er oft wieder dahin zurück, wo er vorher war. Er iſt wenig ſcheu, merkt aber bald die Nachſtellungen und flieht dann. Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich aus Inſekten, beſonders und vorzüglich frißt er Roßkäfer, dann aber auch Maikäfer und andere, Schmetterlinge, Heuſchrecken, ſelbſt auch junge Vögel. Er hat vorzüglich die Gewohnheit, alles Gefangene anzuſpießen, und man findet in der Gegend ſeines Aufenthaltes oft einen Dornbuſch voll von dieſen angeſpießten Thieren, worunter Heuſchrecken, Raupen, kleine Vögel, Mäuſe ic. Den Vögeln frißt er beſonders das Hirn weg, welches ſein größter Lecker— biſſen zu ſeyn ſcheint; auch kleine Fröſche find oft dabei, welche, nach Raum anns Beobachtung, immer durch das Maul geſpießt ſind, und eben ſo Eidechſen. Fortpflanzung. Das Reſt wird in Dornbüſche und Hecken, oder auch in junge Schläge, wo Hopfen- und Brom— beerranken ſich finden, angebracht, niemals in dichten Waldungen, am häufigſten in Weiß- und Schwarzdornbüſchen in einer Höhe von zwei bis ſieben Fuß; es iſt groß, dicht und gut gebaut, und bildet eine Halbkugel, iſt aber etwas tiefer. Die Außenwand beſteht aus Grasſtöckchen, Grashalmen oder aus Queckenſtengeln, bei manchen iſt auch Moos mit eingeflochten, das Innere dagegen beſteht immer in ſehr zarten Grashälmchen, an welchen oft noch die Saamenwolle befindlich iſt, oder aus den feinſten Wurzelfaſern von Gräſern. Die fünf bis ſechs Eier ſind in Hinſicht auf Größe, Farbe und Geſtalt ſehr verſchieden, jedoch allemal mit einem mehr oder minder deutlichen Fleckenkranz am ſtumpfen Ende bezeichnet. Die Geſtalt iſt meiſt kurz eiförmig, etwas bauchig; die Schale matt oder ſehr wenig glänzend, manche nähern ſich mehr dem eiförmigen, manche mehr dem rundlichen. Die Grundfarbe iſt entweder gelblich weiß, oder blaulich weiß, oder röthlich weiß, mit aſchgrauen, olivenfarben, oder roſtfarben, oft faſt blutrothen Flecken und Punkten beſtreut, welche am ſpitzigen Ende immer ſparſamer find, ja oft an der ſpitzern Hälfte faft ganz fehlen, dann aber einen mehr oder minder deutlichen Kranz um das ſtumpfe Ende bilden, welches ſelbſt auch noch dünne gefleckt erſcheint. Die Eier von recht alten Weibchen ſind immer rothgelb, mit lebhaften aſchgrauen und roſtfarben oder rothen Flecken, die von jüngern viel heller und weißlicher in der Grundfarbe, und die Flecken mehr ins Graue oder olivenfarbe ziehend. Im allgemeinen aber ſind die Eier aller inländiſchen Würgerarten und ſo auch dieſe leicht durch die Fleckenkränze zu erkennen, welche ſelten fehlen. Dieſe Eier brütet das Weibchen allein in vierzehn Tagen aus, und wird während dieſer Zeit vom Männchen mit Futter verſorgt, indem dieſes die Nahrungsmittel an die um das Neft befindlichen Dornen ſpießt, und fo dem Weibchen immer vollen Tiſch bereitet. Die Alten find ſehr um ihre Jungen beſorgt, und ſchreien ängſtlich, wenn ſich ein Feind dem Neſte nähert, breiten den Schwanz aus und ſchlagen damit nach den Seiten. Feinde haben fie diejenigen aller kleinern Vögel, doch ſchützen die Dornen ihre Brut oft vor den Nachſtellungen der Raubthiere. Jagd. Sie können leicht geſchoſſen, und an ihren Brut- und Standörtern auf mehrerlei Art gefangen werden. Nutzen. Die Jungen ſind vor ihrem Abzuge ſehr fett und geben ein gutes Gericht. Sie laſſen ſich, jung eingefangen, leicht zähmen, und wenn man den Bauer oder ihren Aufenthaltsort mit Dornen beſteckt, ſo kann man ihr Aufſpießen wohl beobachten. Sie vertilgen viele Inſekten, und der Schaden erſtreckt ſich auf das Wegfangen einiger kleiner Vögel. Die übrigen europäiſchen Würgerarten find: der ſüdliche Würger, Lanius meridionalis; im ſüdlichen Frankreich, Spanien, Italien, Egyvten. Dem großen Würger ſehr ähnlich. Der kleine graue Würger, Lanius minor. In mehrern Gegenden Deutſchlands und Italiens. Der kaſtanienbraune Würger, Lan. castaneus. Gegend um Nizza und die Wälder der Seealpen. Der rothköpfige Würger, Lan. ruficeps. Faſt in ganz Europa. Nordamerika hat einen grauen Würger, der dem europäiſchen ſehr ähnlich ſieht, Lan. septentrionalis. Afrika den Maskenwürger, Lan. personatus. Temm. pl. col. 256. Den roſtrothen Würger, Lan. ferrugineus. Inſel Frankreich. Den rothbauchigen Würger, Lan, barbarus. Am Cap. Dieſer bildet die Gattung Laniarius Vieill. Der ſchwärzliche Würger, Lan. collaris. Cap. Lan, atrococcineus. Cap. Burſchel macht daraus eine eigene Gattung: Malaconotus, Lan. capens is: Brubru. Vaill. ois. d Afrique 71. Lan. senegalensis. Le Tchagra, Vaill. ib. 71. Lan. melanoleucos. L. dub ius. Lan. olivaceus. Vaill, 75. 1. Lan, boulbut. Vaill. 68. Lan. Bacbakiri. ib. 67. In Polyneſien finden ſich unter andern: Lan. Kar u. Zool. de la coquille. pl. 12. Neu-Irland. Lan. melas. Neu-Guinea. Lan, pacificus. Inſeln des ſtillen Meeres. Lan. bentet, Java. Lan, virgatus. Temm. pl. col. 256. f. 1. Java. Lan. lucionens is. Inſel Lüzon. Lan, melanotis. Indien. Taf. 28. Gehelmter Wuͤrger. Lanius frontatus. Pie-grieche à casque. Temm. pl. col. 77. Beide Geſchlechter zeichnen fich durch einen ſtarken aber kurzen Federbuſch aus. Der Kopf, Stirn, Scheitel, Hinterhaurt, Gurgel und ein kleiner Theil des Vorderhalſes find am Männchen ſchön ſchwarz; ein Streif von derſelben Farbe läuft vom 76 hintern Augenrand bis zum Hinterhaupt zwiſchen zwei weißen ſehr breiten Bändern; das Kinn grau; Kehle und Oberhals dunkelgrünlich; die Flügel weiß; Nacken, Rücken, Bürzel graugrün; der Schwanz und die Flügel grau; die äußern Schwanz federn an der äußern Fahne und an der Spitze weiß; Bruſt und Bauch ſchön gelb, Seiten gräulich. Schnabel und Füße grauſchwärzlich. Beim Weibchen iſt der Federbuſch kleiner und das Schwarze weniger rein. Man findet dieſen Vogel in den öſtlichen Theilen von Neuholland. f Mh Vieillot hat aus dieſem und einem andern Würger aus Neubolland, Lanius gutturalis, eine eigene Gattung machen wollen, welche er Fal cunculus nennt, allein außer einer größern Wölbung des Oberſchnabels und einer etwas dickern Geſtalt findet ſich kein Unterſchied vor andern Würgern. 2e Gatt. Wuͤr gſchwaͤtzer. Colluricincla. Collurioinole. Vigors et Hor Sf. Wird ſo charakteriſirt. Schnabel ſtark, verlaͤngert, zuſammengedruͤckt, gerade, mit etwas gebogener Graͤthe; die untere Kinnlade iſt gegen die Spitze ſtark ausgeſchweift; die Naſenloͤcher eifoͤrmig, etwas ſchief, zum Theil durch eine Haut mit Federn und Borſten bedeckt. Flügel mittelmäßig abgerundet; erſte Schwungfeder kurz, vierte, fuͤnfte und ſechste faſt gleich und ſehr lang; die ſiebende kuͤrzer, die zweite und achte etwas kuͤrzer und gleich. Fuͤße mittelmaͤßig, vorn mit Schildern; die Zehen mittelmaͤßig, Hinterzehe ſtark, der Nagel lang und ſtark; der Schwanz lang und abgeſchnitten. Die einzig bekannte Art, Coll. cinerea, lebt in Neuholland, und iſt noch nicht abgebildet. Sie ſcheint die Stelle der Batgras in Neuholland einzunehmen 3te Saft. Batara. Thamnophilus Datara. Schnabel kurz, ſtark, dick, etwas gewoͤlbt, an der Baſis breit, an den Seiten erweitert, gegen die ſtumpfe Spitze zuſammengedruͤckt, ſtark gebogen und ausgeſchweift; die obere Kinnlade iſt laͤnger als die untere, welche nach unten gewoͤlbt und ſpitzig iſt. Die Naſenloͤcher ſeitlich, etwas von der Schnabelwurzel abſtehend, durch die Hornmaſſe des Schnabels durchbrochen, abgerundet eifoͤrmig, und ganz offen. Fuͤße lang, duͤnne; der Lauf viel laͤnger als die Mittelzehe; die aͤußere mit der mittlern bis zum erſten Gelenk verwachſen, die innere frei. Fluͤgel ſehr kurz, abgerundet, die erſten drei Schwungfedern gleich abgeſtuft, die vierte, fuͤnfte und ſechste gleichlang und die laͤngſten. Die Bataras ſind den Würgern nahe verwandt, und finden ſich in Amerika von Canada bis Paraguay verbreitet. Die meiſten haben einen langen abgeſtuften Schwanz. Die Farben der Weibchen ſind weniger lebhaft als die der Männchen. Sie leben in den dickſten Gebüſchen, wo die Sonnenſtrahlen kaum eindringen können, und verlaſſen nur am Morgen und Abend ihre Schlupfwinkel. Dann ſieht man ſie auf den niedrigſten Aeſten ſitzen, oder auf dem Boden nach Würmern und Inſekten nher laufen, von denen fie ſich nähren. Sie leben paarweiſe, vermeiden offene Gegenden eben fo fehr als große weite Waldungen, ſind wenig ſcheu, und beſuchen nicht ſelten die Gebüſche der Gärten in den kultivirten Gegenden. Außer der Begattungszeit geben fie keinen Ton von ſich, dann aber ſchreien fie immer tü, fü, fo ſtark, daß man ſie auf eine halbe Meile weit hören ſoll, wobei ſie mit den Flügeln ſchlagen. Sie nähern ſich den Ameiſenfreſſern (Myothera), ſollen aber keine Ameiſen genießen. Wenn ſie auf dem Boden ſich aufhalten, ſo hüpfen ſie ungeſchickt, nie ſieht man ſie in Truppen. Die Gattung iſt zahlreich und man kennt nahe an vierzig Arten. Taf. 28. Der geſtreifte Batara. Thamnophilus radiatus, Thamnophile raye. Shia. aves Brasiliae. T. 11. Tab. XXV. . 2. Männchen ſchwarz, weiß gewellt, der Kopf ſchwarz und ungefleckt, mit einem Federbuſch; Rücken und Flügel ſchwarz, mit weißen Querſtreifen; der ganze untere Theil des Körvers weißlich, mit ſchwarzen Querflecken. Der Schwanz ſchwarz, am Ende mit einer Binde von weißen Flecken, und am äußern Rande jeder Feder mit ſieben rundlichen, weißen Flecken; der Schnabel ſtark, ſchwärzlich bleigrau; Füße lang und ſchwärzlich. Weibchen. Scheitel ohne Federbuſch, zimmetbraun, eben ſo Schultern, Rücken, Deckfedern der Flügel und Schwanz, auf den Deckfedern der Flügel ſchwarze Querflecken; Nacken graulich, Kehle weißlich, Unterleib weißgelb, mit ſchwarzen Längs— flecken an Backen und Kehle, ſchwarzen Querſtreifen an Bruſt und Bauch; die äußere Schwanzfeder mit drei, die zweite und dritte mit einem ſchwarzen Querſtreifen am Ende, die übrigen ungefleckt zimmetbraun. In Brafilien. Ta, 28. Der getropfte Batara. Thamnophilus guttatus. Tamnophie gutt. Spier. aves Brasilie. T. 11. Tab. XXV. F. 1. Oben ſchwarz, mit roſtgelben tropfenförmigen Flecken; Schwungfedern ſchwarz roſtgelb, in die Quere gebändert. Kehle und Bruſt ſchmutzig weiß, auf der Bruſt runde ſchwarze Flecken, Oberbauch weißlich, Unterbauch und Steiß roſtgelb. Schwanz abgeſtuft ſchwarz, mit vielen ſchmalen roſtgelben Fleckenbändern und hellweißgelber Spitze. Schnabel und Füße ſchwarz. Länge, 10%, Zoll mit dem Schwanze, welcher 3 42 Loll mißt. Vaterland, die Provinz St. Paul in Braſilien. Von dieſer Gattung hat Spir noch folgende Arten abgebildet und beſchrieben: Thamnophilus albiventer. Spix aves Brasiliae, T. 11. Tab. XXXII. f. 1. 2. Thamn. lineatus, doliatus ib. Tab. XXXIII. Thamn. agilis, ib. 77 Tab. XXXIV. 1. Thamn, affinis. Tab. XXXIV 2. Thamn. strigilatus. ib. Tab, XXXVI. 1. Thamn. stella. ris. ib. T. XXXVI. 2, Thamn. ruficollis. ib. T. XXXVII. 4. Thamn. albonotatus. ib. T. XXXVII. 3. Thamn. melanoceps. ib. T. XXXIX. 4. Thamn, leuconotus. ib, T. XXXIX. 2, Thamn. griseus, ib. T. XL, 1. Tha mn. striatus. ib. T. XL. 2. Thamn. gularis, ib. XLI. 2. Thamn. myotheri mus. ib. T. XLII. 2. Thamn. melanogaster. ib. T. XLIII. 1. Ferner gehören dahin: Thamn. Swainsonii, Thamn. Leachii, Thamn. rufi— ceps. Thamn. niger. Tanagra gujanens is. Lanius atricapillus. Lanius naevius und viele neue, alle aus Südamerika. 3e Gatt. Vanga. Van ga. Vangd. Der Schnabel lang, ſehr zuſammengedruͤckt, nur an der Spitze gebogen, dieſe iſt hackenfoͤrmig und ſcharf, die Schnabelſchneiden ſind gerade, ſchneidend; die Naſenloͤcher ſeitlich, laͤnglich, knorpelig; an der Schnabel— wurzel Borſten; Fuͤße mittelmaͤßig; die Laͤufe eben ſo lang oder laͤnger als die Mittelzehe, die aͤußere bis zum erſten Gelenk verbunden; die innere nur an der Wurzel; Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder von mittlerer Laͤnge, die zweite weniger lang als die dritte, welche am laͤngſten iſt. Taf. 25. Geſtreifter Vanga. Vanga striata. Kopf oben ſchwarz, Rücken Flügel und Schwanz mit abwechſelnd ſchwarzen und weißen Querſtreifen; Bruſt und Bauch graublau. Die ſchwarzen Streifen find viel breiter als die weißen. Auf dem Kopfe bilden lange ſchwarze Federn einen ſchönen Federbuſch. Die kurzen und abgerundeten Flügel bedecken kaum die Schwanzwurzel des 3 ½ Zoll langen Schwanzes. Der Schnabel iſt groß, ſtark, zuſammengedrückt, und wie die Füße braun. Beim Weibchen find die weißen Streifen roſtfarb, der ganze übrige Körper graulich roſtfarben, Kehle weißlich; Federbuſch roſtfarb. Länge 13 Zoll; Breite 11 Zoll. Das Vaterland dieſes Vogels iſt Braſilien. Er iſt ſehr lebhaft und in beſtändiger Bewegung. Lebt wahrſcheinlich von Würmern und Inſekten, und bewohnt die Waldungen nahe an Wieſen. Dieſer Vogel iſt mit den Bataras ſehr nahe verwandt, und wird von Duper rey zuerſt beſchrieben, der Braſilien für ſein Vaterland angiebt. Temmink dagegen ſagt, das Vaterland der Vangas, welche in der alten Welt die Stelle der Bataras vertreten, ſey Reuholland und die entfernteſten Inſeln von Indien und Oceanien. Zu dieſer Gattung rechnet Temmeink den weißköpfigen Banga, Vanga leucocephala, Lanius crucirostris pl. enl. 228. aus Madagaskar, und den zerſtörenden Vanga, Vanga destructor; den er ſpäterhin mit den Caſſikans, Barita, verbindet. Dieſe Gattung iſt alſo überhaupt noch zweifelhaft und nicht allgemein aufgenommen, wenn ſchon Büffon dieſelbe für amerikaniſche Vögel vorgeſchlagen hat. 4" Gatt. Bekarde. Psaris. Becarde. Schnabel dick, hart, ſtark, koniſch, rund, an der Baſis etwas platt, an der Spitze, welche hackenfoͤrmig und ausgeſchweift iſt, zuſammengedruͤckt, die Graͤthe gewoͤlbt; keine Naſengrube. Naſenloͤcher abſtehend von der Baſis des Schnabels, ſeitlich rund, die Hornmaſſe des Schnabels durchdringend, offen. Beine ſtark, Laͤufe kurz; von der Laͤnge der Mittelzehe; die aͤußere bis zum erſten Gelenk verwachſen, die innere nur an der Wurzel. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Die Vögel dieſer Gattung leben in Südamerika, und die Arten ſind nicht zahlreich. Taf. 29. Die graue Bekarde. Psaris cayana, Becarde grise. Der obere Theil des Kopfes und die Seiten deffelben find ſchwarz; Kehle, Hals, Rücken, Bürzel, Bruſt, Bauch, Seiten, Schenkel, obere und untere Deckfedern des Schwanzes und die Flügel unten, find hell aſchgrau; die Schwanzfedern ſchwarz, die Seitenfedern etwas länger als die mittlern, daher der Schwanz etwas gabelförmig erſcheint. An der Wurzel des Oberſchnabels ſtehen einige ſchwarze Borſten. Der Schnabel iſt an der erſten Hälfte roth, an der Spitze ſchwarz; Füße graulich, Nägel ſchwärzlich. j Größe einer Amſel, Länge von der Schnabelſpitze bis zum Schwanze 8 Zoll, Breite 12 Zoll 10 Linien. Vaterland Cajenne und andere Gegenden Südamerikas. Von ſeinen Sitten iſt nichts bekannt, ſie ſcheinen denen der Würger ſehr ähnlich. Eine neue Art von Psaris in Spir braſilianiſchen Vögeln abgebildet, ſcheint nur ein junger Vogel zu ſeyn. Swainſon führt als neue Arten an: Psaris cristatus und Psaris erythrogenys, beide aus Braſilien. Ste Gatt. Hartſchnabel. Sparactes. Bec de fer. Schnabel ſtark, hart, dick, an der Wurzel etwas niedrig, an den Seiten ſehr breit, ohne vorſpringende Firſte oder Graͤthe, gegen die Spitze etwas gekruͤmmt und zuſammengedruͤckt, wenig ausgeſchweift, ohne deutliche Naſengrube; die untere Kinnlade ſtark, breit, mit ſtumpfer Spitze. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich in 20 78 der Hornmaſſe des Schnabels durch eine Furche eingegraben, welche ſich noch etwas über die Oeffnung weg zieht. - Fuͤße ſtark, Laͤufe laͤnger als die Mittelzehe; Zehen ungleich, getheilt. Fluͤgel lang, erſte Schwungfeder kurz, die zweite weniger lang als die dritte und vierte. Taf. 29. Schöner Hartſchnabel. Sparactes superbus. Barbilanier bec de fer. Vaill. ois. ®Afrique, pl. 79. Lanius superbus. Shaw. Von der Größe einer Droſſel; der ganze obere Theil des Körpers ſchwarz, mit Ausnahme des Bürzels und der obern Deckfedern des Schwanzes, welche gelbgrünlich find. Auf dem Kopfe ſteht ein vier Zoll langer Federbuſch aus zerſchliſſenen Federn beſtehend, welche gegen den Schnabel gekehrt ſind; die Kehle iſt mit ſteifen Broſten beſetzt und lebhaft roth, mit einigen gelblichen Flecken nach unten; Bruſt und Bauch ſchwarz; über die Bruſt läuft ein Gürtel von lebhaftem Gelb, mit rothen Streifen, und an den Seiten mit ſchwarzen Punkten; der Schnabel iſt eiſengrau, die Füße blaulich und die Nägel ſchwarz. Das Vaterland dieſes Vogels iſt unbekannt, das einzig vorhandene Exemplar wurde von Vaillant beſchrieben und bekannt gemacht. Man will aber entdeckt haben, daß es ein künſtlich zuſammengeſetzter Vogel ſey, womit dann freilich dieſe Gattung ganz wegfallen würde. 6“ Gatt. Gubernete. Gubernetes. Gubernete. Such. Schnabel dick, etwas platt, an der Baſis ziemlich breit, mit einer abgerundeten Firſte; die obere Kinnlade an der Spitze ausgeſchweift; Naſenloͤcher eifoͤrmig; an der Schnabelwurzel ſteife dicke Borſten; Fluͤgel mittel— maͤßig; die Schwungfedern von der erſten bis zur fuͤnften faſt gleich lang, die erſte etwas kuͤrzer, die zweite die laͤngſte; Laͤufe mittelmaͤßig, geſchildet, die Zehen unten mit netzfoͤrmiger Haut; Schwanz ſehr lang und gegabelt. Die einzig bekannte Art dieſer Gattung, Gubernetes Cunninghami, iſt von Such im Zoological-Journal T. 11. beſchrieben und pl. 4. abgebildet worden. Der Körper iſt graulich, mit roſtgelben Länglinien; auf der Bruſt ſteht ein halbmondförmiger purpurbrauner Fleck; Flügel und Schwanz braunfchwarz; auf den Flügeln find roſtbraune Längsſtreifen. Ganze Länge 14 Zoll. Lebt in Braſilien. 7" Gatt. Wuͤrgerſchwalbe. Ocypterus Cw. Artamus. Hieillot. Leptoterix. Wagler et Horsfieild. Schnabel kegelfoͤrmig, auf alle Seiten abgerundet, ohne Firfte, kaum gegen die Spitze gebogen, die Spitze ſehr fein, auf jeder Seite etwas ausgeſchweift. Naſenloͤcher ſeitlich, klein, durch Haare halb bedeckt; Fuͤße und Zehen kurz; die Fluͤgel ſo lang als der Schwanz oder laͤnger; die zweite und dritte Schwungfeder die laͤngſten. Der Flug dieſer Vögel, welche Afrika, Indien und Auſtralien bewohnen, iſt äußerſt ſchnell, wie der Flug der Schwalben. Wie dieſe durchſtreifen fie immerfort die Luft, um Inſekten zu haſchen. Sie ſollen eben fo muthig ſeyn wie die Würger. Sonſt kennt man ihre Sitten nicht. Taf. 30. Weißſchnabelige Wuͤrgerſchwalbe. Ocypterus leucorhynchus. pl. enl, 9. f, 1. Le Langraien. Buff. Synonime. Leptoteryx melaleuca. Wagler. Lanius dominicanus Gmel. Lanius manillensis. Briss. Lanius leucorhyn- chus. Lath. Artamus leucorhynchus. Vieill. Der ganze obere Theil des Körpers ſchwärzlich einfarbig, die untern Deckfedern der Flügel und die obern des Schwanzes ſo wie der ganze untere Theil des Körpers rein weiß. Ganze Länge 7 Zoll. Vaterland. Die Inſel Luzon und in Neu-Caledonien. Die übrigen bekannten Arten find: die weißbauchige / Ocypterus leucogaster. Anal. du Mus. d’hist, naturell. 4. Tab. 7. Neu-Caledonien. Die rothbauchige, Ocypt. rufiventer. Bengalen. Die graue, Ocypt. cinereus, Timor. Die weißbindige, Ocypt. albovittatus. Neuholland und Timor. Die kleine, Ocypt. minor, Neuholland. Die grüne, Ocypt. viridis. pl. enl. 32. f. 2. Madagaskar. Die weißköpfige, Ocypt, leucocephalus, enl. 374. Madagaskar. te (dd 8 8e Gatt. Haartrager. Trichophorus. Zemm. Criniger. Temm. Schnabel kurz, ſtark, bildet einen verlängerten Kegel, an der Spitze zuſammengedruͤckt, an der Wurzel etwas breit; die obere Kinnlade an der etwas ausgeſchweiften Spitze gebogen. Die Schnabelwurzel mit ſehr langen und ſtarken Borſten beſetzt. Die Naſenloͤcher ſind von der Schnabelwurzel etwas entfernt, eifoͤrmig, offen; durch die Borſten nicht bedeckt. Fuͤße kurz, Lauf kuͤrzer als die Mittelzehe, die Seitenzehen ungleich, die 79 aͤußere bis zum zweiten Gelenk verbunden, die innere nur an der Wurzel. Fluͤgel mittelmäßig; die drei erſten Schwungfedern abgeſtuft, die vierte, fuͤnfte und ſechste die laͤngſten. Dieſe Gattung, welche bis jetzt aus fünf Arten beſteht, findet ſich an der Weſtküſte von Afrika. Die Sitten dieſer Vögel find fo unbekannt als das Land, welches fie bewohnen. Mehrere haben auch am Racken einen Haarbüſchel. Taf. 28. Baͤrtiger Haartrager. Trichophorus barbatus. Crinon barbu. Temm. pl. col. 88. Breite, lange, etwas vorwärts ſtehende Federn, bilden am Kinn und einem Theil der Gurgel einen Buſch oder breiten Bart. Lange ſtarke Haare bekleiden den Rand der obern Kinnlade; acht bis zehn ähnliche Haare ſtehen am Hinterhaupt in der Gegend der erſten Halswirbel, und ſtehen 1 Zoll über die Federn vor, bilden ſo eine Art von Haarbuſch, den der Vogel erheben kann; beide Geſchlechter ſind damit verſehen. Alle obern Theile ſind am Männchen grün, ins Grauliche auf dem Rücken, ins Roſtfarbe auf dem Schwanze ſchillernd, das Schwanzende iſt mit einem ſchmalen gelblichen Halbmond bezeichnet. Die Federn am Halſe, welche den Bart bilden, find ſchön hellgelb, auf den Schläfen haben die Federn gelbliche Schaftftreifen; alle übrigen untern Theile find grün graulich; das Graue herrſcht auf der Bruſt, da jede Feder in der Mitte grau, am Ende grün iſt. Am Weibchen fällt die Farbe ins Graue; der Bart iſt weniger lebhaft gelb, ſonſt hat kein Unterſchied ſtatt. Ganze Länge 8 Zoll. Vaterland. Sierra Leona. Die übrigen Arten ſind von Temmink weder benannt noch abgebildet worden. Nach dem Wörterbuch der Naturwiſ— ſenſchaften gehört zu dieſer Gattung, der olivengrüne Würger, Lanius chloris, aus dem Lande Galam, von der Größe einer Droſſel. 9" Gatt. Drongo. Edolius. Cw. Dicrurus. Fieill. Lanius. Zinn. Schnabel ſtark, hart, mittelmäßig lang, an der Wurzel niedrig, an den Seiten etwas breit, an der Spitze, welche etwas ausgeſchweift iſt, zuſammengedruͤckt; obere Kinnlade conver, gebogen und an der Spitze etwas hacken— foͤrmig; die untere gerade, an der Spitze umgebogen; die Schnabelwurzel mit langen und ſtarken Haaren. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, halb durch eine Haut verſchloſſen, unter den Stirnhaaren verborgen. Fuͤße ſchwach und kurz, die aͤußere Zehe bis zum erſten Gelenk vereinigt, die innere getrennt. Fluͤgel mittelmaͤßig, die drei erſten Federn abgeſtuft, die vierte, fünfte und fechste find die laͤngſten. Der Schwanz faſt immer gabelfoͤrmig. Sie nähern ſich den Fliegenfängern, nähren ſich von Inſekten, beſonders Bienen, ſind zahlreich in den Ländern an den indiſchen Meeren. Die afrikaniſchen Arten leben nach Vaillant geſellſchaftlich, find ſehr lebhaft, ſtürmiſch, ſchreien durchdrin— gend und verſammeln ſich am Abend. Die Bewohner vom Cap nennen fie Bienenfreſſer. Das Gefieder iſt meiſt ſchwarz, ins Stahlblaue oder Blaue übergehend. Taf. 30. Rudertrager. Edolius remifer. Drongo d rames. Temm. pl. col. 178. Der Schwanz beſteht aus vollkommen gleichlangen Federn, die äußere Feder jeder Seite aber verlängert ſich in eine ſehr lange Schaftfaſer, welche nur gegen die Spitze Bartfaſern trägt, dieſe Bartfaſern entſtehen ſchon 3 Zoll vor dem Ende, fo daß dieſe Verlängerung die Geſtalt eines Ruders einer indiſchen Pirogun hat. Dem Weibchen fehlen ſie. Das ganze Gefieder des Vogels iſt ſchwarz, ins Stahlblaue glänzend. Die Federn an der Schnabelwurzel find aufſtehend, vorwärts gerichtet ſammetartig. Länge von der Schnabelſpitze bis zum Schwanzende, wo die langen Federn anfangen, 9 Zoll, der der Schwanzfaſern 6 Zoll. Vaterland. Java und Sumatra. Dieſem ſehr nahe, doch deutlich verſchieden iſt der Drongo mit langen Schwanzborſten Edolius setifer. Drongo A raquettes, Der in denſelben Gegenden lebt. (Lanius malabaricus. Linn.) Taf. 30. Der azurblaue Drongo. Edolius puellus. Zeinwardt, Drongo azure. Temm. pl. col. 70. Weibchen 225. Coracias puella. Zath. Irena puella. Horsjield. Der ganze obere Theil des Körpers, fo wie die langen Deckfedern des Schwanzes, find herrlich azurblau, Stirn, Backen, alle untern Theile; Flügel und Schwanz ſammetſchwarz, einige Deckfedern der Flügel endigen mit einem azurblauen Fleck, auch die untern Deckfedern des Schwanzes find azurblau. Das Weibchen iſt hellblau grau, Flügel und Schwanz mattſchwarz, die äußern Fahnen hellblau. Die Größe gleicht einer Droſſel. Dieſer herrliche Vogel, welchen Horsfield unter dem Namen Irena zu einer eigenen Gattung gemacht hat, kann nicht von den Drongos getrennt werden. Er bewohnt die einſamen Wälder der Gebirge, weit von den Wohnungen entfernt, wo er zum Theil von Früchten und Saamen ſich nährt. Er iſt in einigen Gegenden ſelten und wenig verbreitet; man findet ihn in Java, in der Provinz Banyumas und auf der Gebirgskette von Buitenzorg. Die von Sumatra kommenden Exemplare ſind immer größer, und die Farben glänzender. 80 Die übrigen Arten der Drongos find: der malabariſche, Edolius forficatus. pl. enl, 189. Der Drongeor, Edol, musicus. Vaill. ois. d'Afr. 167. Cap. Der Drongo mit Backenbart. Edol, mystaceus. ib. 169. Cap. Der Drongri, Edol. leucophaeus. ib. 170. Ceylon. Der Weißbauch, Edo! leucogaster. ib. 171. Cap. Der Fingah, Edol. caerulescens. ib. 172. Ceylon, Bengalen. Der Drongup, Edol. lophorinus, ib. 173. Indien. Der Drongolon, Edol. macrocercus. ib. 474. Afrika. Der bronzirte, Edol. aeneus. ib, 176. Bengalen. Der Philippiniſche, Edol, balicassius. Philippinen. Der graue, Edol. cineraceus, Java. 10e Gatt. Wuͤrgelſter. Bethylus Cub. Pillurion, Cissopis. Vieill. Tangara. Ilie. Bethyle. Schnabel kurz, ſtark, gewoͤlbt, gegen das Ende etwas zuſammengedruͤckt, obere Kinnlade ausgeſchweift und gegen die Spitze gebogen; der Mund mit kurzen Haaren verſehen; die dritte und vierte Feder ſind die laͤngſten; die aͤußern Zehen an der Wurzel verwachſen. Dieſe Gattung, welche Vieillot und Cüvier aufgeſtellt haben, verwirft Temmink, und zählt den einzig dazu gerechne— ten Vogel mit Illiger zu den Tanagras oder Merlen, die frühern Syſtematiker ſtellten den Vogel unter die Würger. Taf. 30. Die zweifaͤrbige Wuͤrgelſter. Bethylus plicatus. bethyle bicolore. Das Gefieder hat nur zwei Farben, weiß und ſchwarz, welche ſcharf getrennt erfcheinen. Kopf, Hals, Bruſt, Flügel und Schwanz ſchwarz, ſtahlblau überlaufen, Deckfedern der Flügel, Hinterrücken und Bauch weiß, der Schwanz keilförmig, alle Federn mit weißer Spitze. Das Vaterland dieſes Vogels iſt nicht Afrika, wie in der Ueberſetzung von Cüviers Raturſyſtem angegeben iſt, ſondern Gujana und andere Gegenden Südamerikas, auch Braſilien. 1 Gatt. Raupenfreſſer. Ceblepyris. Temm. Graucalus Cu. Campephaga. Vieill. Echenilieur. Der Schnabel dick, kurz, ſtark, an der Baſis breit, etwas gewoͤlbt, an der Spitze zuſammengedruͤckt, gegen dieſelbe gebogen und ausgeſchweift; Firſte undeutlich; untere Kinnlade gerade, mit der obern faſt gleich lang. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, offen, unter den kleinen Stirnhaaren verborgen. Fuͤße ſchwach, kurz, Seitenzehen ungleich, an der Baſis vereinigt. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder kurz, die beiden folgenden abgeſtuft, die vierte und fuͤnfte die laͤngſten. Der Schwanz ſehr lang; die Federn des Buͤrzels mit ſteifen Schaͤften, oft mit ſcharfen Spitzen verſehen. Cüvier und Vieillot haben dieſe Gattung in zwei getheilt, nämlich die Grauvögel und Raupenfreſſer, Temmink hat ſie vereinigt, und das aufgeſtellte Kennzeichen der ſteifen Schäfte der Bürzelfedern der Raupenfreſſer nicht wichtig genug gefunden, es müßten ſonſt einige neue Droſſeln auch dahin gerechnet werden, alles übrige iſt bei den Raupenfreſſern und Grauvögeln gleich. Die Raupenfreſſer nähren ſich hauptſächlich von Raupen, welche an Baumblättern leben, von Inſektenlarven und geflügelten Inſekten, Fliegen u. ſ. w. Gie find gefellfchaftlich und leben in Truppen auf den höchſten und dichteſten Bäumen, fliegen wenig und gehen nicht auf die Erde. Alle Arten ſind friedliche Vögel, welche während dem Tage ganz ſtill im Dunkel der Bäume zubringen, und keinen Geſang haben, ſich auch nicht durch Locktöne verrathen. Die Arten ſind im ſüdlichen Afrika, auf dem indiſchen Continent und auf den Inſeln des großen aſiatiſchen Archipels und Oceanien verbreitet. Die Raupenfreſſer der verſchiedenen Continente zeigen keine Verſchiedenheit im Schnabelbau, den Füßen, Flügeln und im Gefieder. Einzig zeichnen ſich die afrikaniſchen Arten dadurch aus, daß die Schäfte der Federn des Bürzels ſehr ſteif und ſehr dicht bebartet ſind, und am Ende wahre Stacheln haben, was bei den oceaniſchen Arten nicht iſt, die Schäfte find zwar ſteif aber ohne Stacheln. Taf. 31. Zweifarbiger Raupenfreſſer. Ceblepyris bicolor. Echenilleur bicolore. Temm, pl. col. 278. Zwei Farben, ſchwarz und weiß, find an dem Gefieder dieſes Vogels herrſchend, Kopf, Backen, Seiten des Halſes und alle obern Theile, mit Ausnahme des Bürzels und der Wurzel der Schwanzfedern, find ſchwarz, alles übrige, auch der innere Rand der Schwungfedern, find rein weiß; der Schnabel iſt lebhaft blau und die Füße ſchwarz. Die Bürzelfedern ohne Stacheln, mit wenig ſteifen Schäften. Ganze Länge 11 Zoll 4 Linien. Vaterland. Sumatra. Taf. 31. Gelappter Raupenfreſſer. Ceblepyris lobatus. Echenilleur & barbillons. Temm. pl. col. 279. 280. Keine Art hat ſo ſtarke Stacheln auf dem Bürzel wie dieſe; an den Schnabelecken iſt eine breite nackte Haut, welche dieſen Theil bedeckt, ſie iſt im Leben wahrſcheinlich roth. Das Männchen iſt an Kopf, Nacken, Seiten und Vorderhals ſchön 81 dunkelgrün, mit Metallglanz; Bruſt, Bauch und Bürzel ſind lebhaft roſtroth; Bauch und untere Deckfedern des Schwanzes gelb; Rücken, Deckfedern der Flügel und die beiden mittlern Schwanzfedern ſind ſchön gelbgrün, die Schwungfedern ſchwarz, weiß gerändert, die Seitenfedern des Schwanzes ſchwarz, am Ende lebhaft gelb, Schnabel und Füße ſchwarz. i Dem Weibchen fehlen die Schnabellappen, der Rand der Schnabelberbindung iſt wahrſcheinlich ebenfalls roth; Kopf und Vorderhals mattſchwarz; alle untern Theile gelb; Nacken, Rücken, Bürzel, Seiten und die kleinen Deckfedern der Flügel matt grün, allein die Spitzen der Schwanzfedern ſind weniger lebhaft gelb. Man findet dieſe Art an der Weſtküſte von Afrika in Congo, Guinea und Sierra Leona. Die übrigen bekannten Arten dieſer Gattung find: der graue Raupenfreſſer, Ceblepyris cana. (Muscicapa cana. pl. enl. 541.) Madagaskar. Der Vaillantiſche, Cebl. Levaillantii. Südafrika. Vaill. ois. d’Afrigue 462, et 163. Der ſchwarze, Cebl. niger. ib. 165. Südafrika. Der gelbe, Cebl. fulvus. ib. 161. Südafrika. Der ſchwarzbackige, Cebl. melanops. Oceanien, Celebes. Der vapuiſche, Cebl. papuensis. pl. enl. 630. Indien, Suma— tra, Banda, Celebes, Neuguinea. Der bleigraue, Cebl. novae Guineae, pl. enl. 699. Neuguinea. Der gefranzte, Cebl. fimbriatus. Temm. pl. col. 249. 250. Java und die Molucken. Der goldgelbe, Cebl. aureus. Temm. pl. col. 382. f. 2. Timor. Der grüne Cebl. viridis. Timor. Vieillot macht aus dieſem letzten Vogel, den Quoy und Gaimard unter dem Namen Graucalus viridis beſchreiben, eine eigene Gattung, welche er Mückenjäger, Sphecoteres nennt, allein die Kennzeichen, welche er angiebt, ſind nicht hinreichend, ſie von den Raupenfreſſern zu trennen. Leſſon ſetzt auch die ſchon angeführten Gattungen, Barita und Glaucopis, unter die Familie der Würger, man kann ſie allerdings dazu eben ſo gut als zu den Allesfreſſenden zählen, allein ihre Form und Größe reihet ſie eher den letzten an. Leſſon führt noch als Arten an: Cebl. leucomela aus Neuholland. Cebl. Javanens is aus Java. Cebl. striga aus Java. Cebl. phoenicopterus. (Turdeides phoenicopterus. Temm, pl. 71. Senegal. Cebl, flavus ſoll das Weib— chen ſeyn? Cebl. lineatus, Swainson, Neuholland. Cebl. tricolor. Swainson. Reuholland. Schmuckvogelartige Vogel Ampelides. Zmpelidees. Die Vögel, welche man zu dieſer Familie gezählt hat, nähern ſich ſehr den Fliegenfängern, und leben dieſen gleich, faſt allein von Inſekten. Der Schnabel iſt bei allen ſehr ſtark geſpalten, an der Wurzel aber breit, oben mit einer Firſte verſehen, immer ſtark und etwas gebogen, meiſt an der Spitze der obern Kinnlade etwas ausgeſchweift. Die Weibchen ſind meiſt kleiner als die Männchen. 1* Gatt. Rabling. Coracina. Gymnocephalus. Cephalopterus. Gymnoderus, Querula. Piauhau. Schnabel groß, ſtark, hart, eckig, oben conver, an der Wurzel etwas niedrig, gewoͤlbt, gerade, an der zuſammengedruͤckten Spitze gebogen, und ſehr wenig ausgeſchweift oder glatt; die untere Kinnlade gerade, unten platt; Schnabelwurzel mit kurzen ſteifen Haaren. Die Naſenloͤcher an der Seite, abgerundet, vorn offen, hinten mit einer nackten oder mit Federn bedeckten Membran geſchloſſen. Fuͤße ſtark, Laͤufe kuͤrzer als die Mittelzehe; die drei vordern Zehen faſt gleich; die aͤußere bis zum erſten Gelenk, die innere nur an der Baſis mit der mittlern verbunden. Die Fluͤgel lang, die beiden erſten Schwungfedern kuͤrzer als die dritte, vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Dieſe Gattung iſt noch unbeſtimmt, und beſteht aus Vögeln, von welchen jeder zu einer beſondern Gattung gemacht worden iſt, was bei der Leichtigkeit, mit welcher man gegenwärtig Gattungen macht, leicht begreiflich iſt. Man kennt die Lebensart dieſer Vögel noch wenig; allein da die mehrern von ihnen ziemlich groß, von der Größe der Dohlen, und noch größer ſind, und ihr Schnabel ſehr ſtark iſt, ſo iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß ſie ſich den Allesfreſſenden annähern, und nicht bloß Inſekten, ſondern auch kleine Thiere, Mäuſe, Vögel und Eidechſen anfallen, vielleicht auch Eier genießen. Taf. 32. Der Schopfvogel. Coracina cephaloptera. Coracine cephaloptere. Temm. pl. col. 255. Cephalopterus ornatus. Cuv. Dieſer Vogel zeichnet ſich auf den erſten Blick durch feinen ſonderbaren Kopf- und Halsvutz vor allen bekannten Vögeln aus. Der Kovf und die Schnabelwurzel find mit einem großen Federbuſch geziert, deſſen Federn gerade aufwärts in die Höhe ſteigen; die Schäfte ſind weiß und ſteif, und endigen mit einem Büſchel langer ſchwarzer Bärte, welche fächerförmig ſich aus— breiten, und wie ein Schirm den Kopf beſchatten; die Federn an der Schnabelwurzel ſind kürzer und ihre Schäfte feiner und ſchwarz. Der Buſch iſt um ſo ausgedehnter, als die Federn oben ſich ſelbſt drängen. Die Seiten des Halſes ſind nackt, aber am Halſe ſitzt ein anderer langer Federbuſch. Der Schwanz iſt lang, leicht abgerundet; das ganze Gefieder iſt tief ſchwarz, nur die Federbüſche am Kopf und am Halſe ſind violet metalliſch glänzend. Beim Weibchen iſt der Federbuſch an der Kehle kürzer und der auf dem Kopf kaum ausgebreitet. Er lebt geſellſchaftlich in den Flußwäldern am Solimonus in Braſilien bei Fouteboa. Taf. 31. Der kahlſtirnige Rabling. Coracina calva. Choucas chauve de Cayenne. Gymnocephalus calvus. Die kahle Stirn, um welche die Federn des Kopfes in einer Reihe herumſtehen, zeichnen dieſen Vogel ebenfalls aus. Schnabel Stirn und Füße find ſchwarz. Das ganze Gefieder dagegen iſt kapuzinerbraun, daher nennen ihn auch die Creolen 21 82 oiseau mon-pere. Flügel und Schwanz find ſchwarz. Die Stirn iſt ſehr breit und ganz nackt, der Schnabel ebenfalls breit und an der Wurzel niedrig. Er iſt von der Größe einer Krähe. Man findet ihn häufig in Gujana. Taf. 32. Rothkehliger Rabling. Coracina scutata. Coracine ignite. Temm. pl. col. 40. Coracias scutata. Zath. Ganz ſchwarz, allein am Vorderhals ſteht ein breiter Fleck langer Federn, die an der Baſis ſchwarz ſind, an der Spitze hochroth, und wie gefienift glänzen. Auch auf der Mittellinie des Bauches bemerkt man noch eine röthliche Farbe mit ſchwarz gemiſcht. Die Federn des hintern Theils des Halſes ſind ſammetſchwarz gerandet. Der Schnabel iſt blaulich, die Füße ſchwarz. Beim ganz jungen Vogel fehlt das Rothe ganz vor der erſten Mauſer. Man findet dieſen Vogel häufig in Braſilien, über ſeine Lebensart iſt aber nichts bekannt. Größe einer Krähe. Sehr nahe verwandt, aber verſchieden von ihm, iſt der große Pia uhau, Coracina rubricollis, aus Cayenne, die Bruſt iſt roſenroth; dahin gehört ferner: der große Cotinga, Coracina militaris, von der Größe eines Raben, aus Surinam; der graue Cotinga, Coracina cinerea, Südamerika; der Nackthals, Coracina nudicollis et foetida, Gracula foetida et nuda. Gymnoderus foetidus, Cuv. Geoffroy und Cüvier haben eine eigene Gattung daraus gemacht. 2e Gatt. Schmuckvogel. Ampelis. Colingad. Schnabel kurz, etwas niedergedruͤckt, hoͤher als breit, hart, an der Baſis dreieckig, an der Spitze zuſam— mengedruͤckt und ausgeſchweift, etwas conver, gegen die Spitze ſchnell gebogen. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, abgerundet, halb durch eine Haut verſchloſſen, und mit den Haaren an der Wurzel des Schnabels bedeckt. Füße mittelmäßig; der Lauf von der Länge der Mittelzehe oder etwas kuͤrzer, die Seitenzehen bis zum zweiten Gelenk verbunden. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder weniger lang als die zweite, welche am laͤngſten iſt. Zu dieſer Gattung rechnet Linne die Rablinge, die Schmuckvögel, die Seidenſchwänze, die Averanos und die Schnapper, allein man fand es für gut, alle dieſe Gattungen zu trennen, welche in der That auch wirklich verſchieden ſind. Es ſind Vögel, welche mit den bunteſten und lebhafteſten Farben prangen, aber eine doppelte Mauſer haben; ihre Schönheit dauert nur während der Fortpflanzungszeit, nachher fallen die ſchönen Federn aus, und ein einfaches Kleid, mit beſcheidenen und matten Farben, folgt dem glänzenden hochzeitlichen, dieſe oft ſchnell eintretende Veränderung hat Ungewißheit und Verwirrung in die Arten gebracht, da man aus einer Art mehrere machte. Alle Arten leben in Südamerika und nähren ſich von Inſekten und einigen weichen Früchten. Taf. 33. Schmuckvogel, Quereiva. Ampelis cayana. Cotinga Quereiva ou de Cayenne. Das alte Männchen ift am ganzen Körper ſchön blaugrün, auf dem Kopf und Rücken find einige ſchwarze Flecken, da die Federn am untern Theile ſchwarz ſind; die Deckfedern der Flügel find ſchwarz, graublau geſäumt, die Kehle purpurroth; Flügel und Schwanz ſchön ſchwarz. Das junge Männchen iſt am Vorderhalſe, an Bruſt und Seiten hellbraun, die Federn roſtfarb geſäumt; Bauch und Aftergegend ziehen ins Roſtbraune, die obern Theile find dunkelbraun, roſtfarben geſäumt, Flügel und Schwanz braunſchwarz. Im mittlern Alter iſt die Kehle purpurroth, Kopf, Bruſt und Bauch ſpielen vom Braunen ins Grüne. Dieſer Vogel iſt gemein in Gujana. Taf. 33. Pompadour-Schmuckvogel. Ampelis Pompadura, Cotinga pacapaca. pl. enlum. 279, Der ganze Vogel iſt ſehr lebhaft karminroth; die Schwungfedern weiß; die mittlern Deckfedern der Flügel hängend, aus ſtruppigen ſteifen Federn beſtehend. Beim Weibchen ſind die Schwungfedern zur Hälfte ſchwarz, die Schwanzfedern ganz; das übrige Gefieder iſt mattroth, unten roſenroth und weißlich. Die Eier ſollen ganz weiß ſeyn. Vaterland. Gujana. Taf. 33. Rother Schmuckvogel. Ampelis carnifex. Cotinga ouelte. pl. enlum 378. „„ die Scheitelfedern am lebhafteſten und glänzend roth, am Rücken rothbraun, am Bauche blutroth. Das Wiibchen iſt mehr roſtfarben; der Unterbauch aber gelb; die Stirn röthlich. Schwanz mit einer gelben Binde. In Braſilien und Gujana. 83 05 Die übrigen Arten dieſer herrlichen Gattung find: der bekappte Schmuckvogel, Ampelis cuculat a. Temm. pl. col. 363. Der blaue Schmuckvogel, Ampelis caerulea. Vaillant Cotingas. 34. , 35., 36. Der Blaugürtel, Am- pelis cotinga. pl. enl 486. 1588. Der Seidenſchmuckvogel, Ampelis maynana. pl. enl. 229. Der ſchwarzpur— purrothe, Ampelis atropurpurea. Unter dem generiſchen Ramen Cotinga hat Thunberg einige Vögel von Ampelis getrennt, welche entweder zu den Schmuckvögeln oder zu den beiden folgenden Gattungen gezählt werden können. Der Unterſchied ſoll darin beſtehen, daß bei den Cotingas der Schnabel an der Wurzel niedriger und breiter iſt. Die Mundöffnung iſt ſelbſt größer als bei den Nacht- ſchwalben. Thunberg führt vier Arten an, alle aus Südamerika, nämlich, Cotinga alba, speciosa, virescens und regulus, Abbildungen davon ſind nicht bekannt. 36 Gatt. Weichſchnabel. Casmarhynchos. Zemm. Arapunga. Wied. Averano. Temm. Schnabel breit, ſehr niedrig, weich und biegſam an der Wurzel, zuſammengedruͤckt und hornartig an der Spitze; Naſengrube ſehr weit; die Spitze der obern Kinnlade ausgeſchweift; die Raͤnder der untern Kinnlade duͤnne, biegſam, nur die Spitze hart; Naſenloͤcher groß, weit nach der Schnabelſpitze vorliegend, eifoͤrmig, offen, die Membran, welche die Naſengrube deckt, mit kleinen einzelnen Federchen bewachſen, Lauf laͤnger als die Mittelzehe, die Seitenzehen an der Wurzel vereinigt, ziemlich gleich lang; Fluͤgel mittelmäßig; die dritte und vierte Schwungfeder ſind die laͤngſten. Man kennt nur drei Arten dieſer Gattung, welche in den Wäldern Braſiliens leben, und ſich von den Schnappern durch den weichen Schnabel und die Stellung der Naſenlöcher unterſcheiden. Ihre Stimme iſt ſehr laut und ſonderbar klingend, ſo daß man ſie mit dem Ton eines Hammers, der auf den Ambos geſchlagen wird, oder mit dem Ton einer Glocke verglichen hat. Sie nähren ſich, den Nachrichten zufolge, von Inſekten und weichen Früchten, und machen zur Zeit der Reife gewiſſer Früchte kleine Reiſen in die Gehölze, wo dieſe wachſen, allein dieſe Reiſen erſtrecken ſich nie weit. Am liebſten halten ſie ſich in Gebüſchen nahe an Gewäſſern oder Sümpfen auf. Taf. 32. Weichſchnabel, Guira-Punga. Casmarhynchos variegatus. Averano Guira - Punga. Temm. pl. col. 51, Das Männchen dieſes ſchönen Vogels im hochzeitlichen Kleide, hat auf dem Kopf eine Haube, von der Farbe von ſpani— ſchem Tabak; der hintere Theil des Halſes und ſeine Seiten, Rücken, Schultern, Schwanz und alle untern Theile ſind weiß, leicht hellgrau überlaufen; Gurgel und Vorderhals find nackt, und an dieſen Theilen hängt ein Bündel fleiſchiger, wurmför— miger Anhänge, deren Farbe, wie ſie im Leben iſt, unbekannt, aber wahrſcheinlich dunkel iſt. Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Das Weibchen iſt grünlich und hat keine fleiſchigen Anhänge, die Kehle iſt beſiedert. Dieſe Art ſcheint in den bekannten Theilen von Braſilien ſelten zu ſeyn. Im December und Januar ſchreit das Mänchen mit ſtarker Stimme, kock, zick, auch kür, kür, kür. f Taf. 32. Weichſchnabel, Araponga. Casmarhynchos nudicollis, Averano araponga. Temm. pl. col. 368. und 383. Procnias nudicollis. Zlkg. Männchen rein weiß; Schnabelgegend, Kehle und Vorderhals und Augengegend nackt; die Haut an dieſen Stellen grün, mit einigen ſchwarzen Härchen beſetzt, der Schnabel iſt ſchwarz. Das Weibchen iſt an allen obern Theilen grün graulich, am Kopfe ſchwarz, alle untere Theile hellgrün, mit weißlichen Schaftflecken. Die Nacktheiten find wie beim Männchen. Junge Männchen ſind grün, weiß gemiſcht. Die Füße des Männchen ſcheinen im Leben Fleiſchfarb zu ſeyn. Dieſer Vogel iſt in ganz Braſilien gemein in Wäldern, und heißt Araponga. Sie halten ſich auf den hohen dürren Gipfeln der Bäume auf, und laſſen oft ihre weit ſchallende Stimme hören, welche völlig wie der Schlag eines Hammes auf einen Ambos oder an eine hellklingende geſprungene Glocke tönt. Er niſtet auf Bäumen und legt vier grauliche Eier. Eine dritte Gattung iſt der Weichſchnabel mit dem Fleiſchzapfen, Casmarhynchos carunculatus. Das Männchen hat am Schnabel einen hängenden Fleiſchzapfen, der im Zorn ſich aufrichtet und einem Horn gleicht, ſonſt iſt es ganz weiß. 4e G a t t. Schnapper. Procnias. Procne. Tersa. Vieillot. Schnabel breit, breiter als die Stirne, hart, ſtark, ganz hoͤrnern, an der Baſis niedrig, an der Spitze ſehr zuſammengedruͤckt, dieſe ſchwach ausgeſchweift, an der Schnabelwurzel eine niedrige Firſte. Naſenloͤcher an der Wurzel, an der Stirn und am obern Theil des Schnabels, etwas roͤhrenfoͤrmig, und mit einem haͤutigen Kreiſe umgeben. Fuͤße, der Lauf laͤnger als die Mittelzehe, die Zehen an der Wurzel verwachſen, die Seiten— zehen gleich lang. Die erſte Schwungfeder faſt ſo lang als die zweite und dritte, welche die laͤngſten ſind. Dieſe Gattung, von welcher man blos zwei Arten kennt, iſt den Weichſchnäbeln im Aeußern ſehr nahe verwandt, aber der wirklich ganz harte Schnabel unterſcheidet ſie, und deutet auf andere Nahrung; auch die Lage der Raſenlöcher iſt ſehr verſchieden in beiden Gattungen. Ilhliger, welcher zuerſt die Gattung Procnias aufſtellte, kannte dieſe Vögel nicht, ſondern nur die Weichſchnäbel. 34 R Ueber die Sitten dieſes Vogels iſt wenig bekannt; ihr harter Schnabel mit ſchneidenden Rändern deutet dahin, daß ihre Nahrung Käfer ſeyn mögen, Taf. 33. Blauer Schnapper. Procnias ventralis. lig. Procnias cyanotropus. Wied. Procne tersine. Temm. pl. col. 5. Scheitel, Hals, Rücken, Bruſt, Seiten und Flügel himmelblau; Schwanz und Schwungfedern ſchwarz, an der ſchmalen Fahne himmelblau; Unterleib rein weiß, mit feinen blauen Bändern. Schnabelwurzel, Augenring, Kehle, ſchwarz; Schnabel und Füße ſchwarz. Das alte Weibchen iſt grasgrün, eben ſo glänzend wie das Männchen blau; aber das Schwarze an der Schnabelwurzel, um die Augen und an der Kehle fehlt; die Kehle iſt grau, graugrünlich beſprengt. Herr Temmink glaubt, dieſer Vogel mauſere zweimal und das Winterkleid des Männchen ſey vom weiblichen nicht verſchieden. Länge 6 Zoll. Vaterland. Braſilien, wo er nicht ſelten ſcheint, da man ihn in vielen Sammlungen ſieht. Sein ſtarker Schnabel ſcheint ihn fähig zu machen, ſelbſt die größten und ſtärkſten Käfer bezwingen zu können. Die zweite Art, von welcher wir bisher weder eine Abbildung noch eine Beſchreibung haben, und welche Temmink nur andeutet aber nicht benennt, ſoll in Peru leben. Manakinartige Vögel, Pipradeae. Manakins, Antriades. Vieillot. Der Schnabel iſt kurz, zuſammengedrückt, etwas gewölbt, an der Spitze gebogen; die äußere Zehe bis über die Mitte mit der mittlern verwachſen, und in dieſer Hinſicht den Vögeln mit verwachfenen Zehen nahe ſtehend, ſonſt aber in den meiſten Hinſichten von ihnen verſchieden. Gatt. Felſenhahn. Rupicola. Co de roche. Schnabel mittelmaͤßig lang, ſtark, leicht gewoͤlbt, an der Spitze gebogen und ausgeſchweift; die Wurzel eben fo breit oder breiter als hoch; Spitze zuſammengedruͤckt; untere Kinnlade gerade, ausgeſchweift, ſpitzig. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, zum Theil offen, ganz durch die einen kreisfoͤrmigen Buſch bildenden Federn bedeckt. Fuͤße dick, ſtark, die Laͤufe zum Theil mit Federn bedeckt, von der Laͤnge der Mittel— zehe; die aͤußere bis zum zweiten Gelenk verbunden; die innere nur an der Wurzel verwachſen; Hinterzehe ſehr ſtark, mit einem ſtarken Nagel beſetzt. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder fadenfoͤrmig verlaͤngert und faſt ohne Bart, die drei folgenden kuͤrzer als die vierte und fünfte, Schwanz kurz und viereckig. Man kann dieſe Gattung in zwei geographiſche Familien theilen, wovon die eine der alten die andere der neuen Welt angehört. Die beiden Arten, welche in Amerika leben, find ſeit langer Zeit bekannt, und von Linneus der Gattung Manakin zugeſellt worden, die andere iſt neulich auf den Inſeln des indiſchen Archipels entdeckt worden. Horsfield hat daraus eine eigene Gattung Mützenvogel, Calyptomena gemacht, aber mit Unrecht, da ſie in den Hauptgattungszeichen mit den Felſenhahnen Amerikas ganz übereinſtimmt. Der Name Felſenhahn kommt von der Aehnlichkeit her, welche dieſe Vögel mit den Hühnern haben ſollen, und weil ſie in Felſen ſich aufhalten. Taf. 34. Orangenfarber Felſenhahn. Rupicola aur ant ia. Vieill. Pipra rupicola. Linn. Coq de roche orange, Die Grundfarbe des Gefieders iſt pomeranzenfarben, und diefe Farbe wird mit dem Alter immer lebhafter; auf dem Kopfe erhebt ſich von der Schnabelſtrſte an ein kreisförmiger Federbuſch, aus einer doppelten Federreihe beſtehend, vorn ſich vereinigend, hinten abſtehend, und eine Art von Helm vorſtellend; die Spitze dieſes Buſches iſt braun und hellgelb geſäumt; die Mitte der Flügel iſt weiß; die Schwungfedern kurz und rothſchwarz, gelb geſäumt, Schnabel und Füße weißlich roſenroth. Das Weibchen iſt kleiner, der Federbuſch kürzer, die Farbe ſchmutzig braun. Größe einer Feldtaube. Der Felſenhahn iſt einer der ſchönſten Vögel und bewohnt die Felſenhöhlen von Gujana, beſonders in der Nähe eines Poſtens der Oyapoc heißt, und im Gebirge Kurruaga, am Fluſſe Aprovack. Sie fliegen am Tage, aber nur niedrig, kurz und ſchnell. Sie ſind ſehr mißtrauiſch und man kann ſie nur durch Beſchleichen oder Ueberraſchung erhalten. Die Weibchen gehen ſeltener am Tage aus den Höhlen als die Männchen. Das Reſt beſteht nur aus einigen Baſtfaden und trockenem Holz. In dieſes Neſt legen ſie zwei weiße Eier von ſphäriſcher Geſtalt, wie die Eulen, und ſo groß wie die größten Taubeneier. Sie nähren ſich von kleinen wilden Früchten und haben die Gewohnheit, die Erde aufzuſcharren, mit den Flügeln zu ſchlagen, und ſich wie die Hühner mit Staub und Sand zu bedecken. Ihr Geſchrei läßt ſich durch die Sylbe ke, ſcharf und ziehend ausgeſprochen, ausdrücken. Sonnini ſah einen ſolchen Vogel am Fluſſe Maroni zahm unter den Hühnern herum laufen. Die zweite Art, der peruaniſche Felſenhahn, Rupicola peruviana. pl. enl. 745. iſt größer, und lebt in den Gebirgen von Peru. 85 Taf. 34. Der grüne Felſenhahn. Rupicola viridis. Coq de roche verte ou Rupicole verdin. Temm. pl. col. 216, Calyptomena viridis. Horsfield. Die Stirnfedern bilden beim Männchen einen kleinen Federbuſch, welcher fich über den Schnabel erhebt; der Schwanz iſt viereckig, aber er ſcheint etwas gabelförmig, weil die beiden mittlern Federn kürzer find als die Seitenfedern; die Flügel decken den Schwanz ganz. Die Regenbogenhaut iſt blaulich. Alle obern Theile dieſes ſchönen Vogels ſind glänzend malachit— grün; auf der Ohröffnung iſt ein ſammetſchwarzer glänzender Fleck, und auf den großen und mittlern Deckfedern der Flügel drei ſchwarze Querbänder; dieſe Deckfedern haben daneben alle malachitgrüne Spitzen; die Schwungfedern find ſchön ſchwarz, aber diejenigen der zweiten Ordnung ſind es nur auf der innern Fahne, die äußere ſo wie die Schwanzfedern ſind grün; Schnabel und Füße ſind ſchwärzlich hornfarben. Ganze Länge 6 Zoll. N Das Weibchen hat keinen Federbuſch; nur die Naſenlöcher ſind mit Federn bedeckt; die grüne Farbe iſt weniger rein, und der ſchwarze Ohrfleck fo wie die Flügelſtreifen fehlen. Alle obern Theile find grasgrün, ein Kreis um die Augen Seladongrün; die untern Theile find ſehr hellgrün, graulich gemiſcht; die Spitze und die innere Fahne der Schwungfedern find grau. Schnabel und Füße heller als am Männchen. Man findet dieſen ſchönen Vogel in Sumatra; Horsfield hat nichts als Pflanzenſubſtanzen in ſeinem Magen gefunden, vorzüglich Körner. Er lebt in den von allen Wohnungen entfernten Wäldern des innern Landes. Die grüne Farbe, welche den Vogel ziert, macht es ſchwer, ihn auf den Gipfeln der Bäume, wo er ſich gewöhnlich aufhält, von den Blättern zu unter— ſcheiden. Er ſcheint in ſeinem Vaterland ſelbſt nicht häufig zu ſeyn. 2e Saft. Manakinmerle. Phibalura. Zunmanak, Schnabel ſehr breit an der Baſis, kurz, etwas kegelfoͤrmig, oben conver, an den Seiten breiter, dick, ſtark; obere Kinnlade mit gebogenem Ruͤcken und deutlicher Firſte, an der Spitze ſtark ausgeſchweift; die untere gerade, etwas ſpitzig, Naſengrube ſehr klein. Naſenloͤcher an der Wurzel ſeitlich, wenig deutlich, mit einer Haut bedeckt. Fuͤße mittelmaͤßig, die beiden aͤußern Zehen an der Wurzel mit der mittlern verbunden. Fluͤgel mittelmaͤßig lang, die erſte Schwungfeder und die zweite ſind die laͤngſten, Schwanz lang, ſchmal und ſehr ſtark gegabelt. Das Wort Tanmanak, welches man mit Manakinmerle bezeichnen kann, deutet auf eine Gattung, welche zwiſchen den Merlen (Tanagra) und den Manakins (Pipra) gereihet werden kann. Vieillot hat die Gattung aufgeſtellt und Leſſon reihet fie den Merlen an. Von den Manakins unterſcheidet er ſich durch den Bau der Flügel und den langen Schwanz, der bei den Manakins immer kurz und nie gabelig iſt. Von der Lebensart dieſer Gattung iſt gar nichts bekannt und bis jetzt nur eine Art entdeckt worden. Taf. 36. Gelbſchnaͤbelige Manakinmerle. Phibalura flavirostris. Vieill. Temm. pl. col. 118. Tanmanak bec jaune. An der Stirne ſteht eine Binde aus langen umgekrümmten Federn, welche von der Mitte des Schädels gegen die Seiten hingeht und einen Kreis um das Hinterhaupt bildet. Dieſe Federn ſind an der Wurzel braunroth, dann ſchön roth und an der Spitze ſchwarz ſtahlglänzend; dieſes Schwarze umgürtet die Stirne, bedeckt die Backen und den Gehörgang; die Kehle iſt rein gelb; die Bruſt weiß, ſchwarz und ſchwachgelb in die Quere geſtreift, eben ſo Nacken, Seiten und Vorderhals; Rücken und Bürzel ſchwarz, die Federn mit gelben Spitzen; eben ſo die Schulterfedern; Flügel und Schwanz ſchwarz glänzend, aber alle Federn am Rande der innern Fahne weißgelb, und mit einem grauen Fleck an den dem Körper zunächſt ſtehenden Schwungfedern der zweiten Ordnung; alle untern Theile und die untern Deckfedern der Flügel weißgelb, jede Feder an der Spitze mit einem lebhaft gelbem Fleck; Schnabel und Füße bei Alten gelb, bei Jungen grünlich. Länge 8 Zoll. Bei Jungen iſt Scheitel und Nacken grau, mit ſchwachen Spuren von roth; die obern Theile gruͤnlich mit ſchwarzen Flecken, die Spitzen der Federn gelblich; Kehle gelb, mit ſchwarzen Flecken an der Spitze, Bruſt und Hals weiß, ſchwarz und grau; Bauch und Unterleib gelblich, mit ſchwarzen Querbändern; Flügel und Schwanz mattgrünlich ſchwarz. Dieſer Vogel findet ſich in Braſilien in der Provinz St. Paul. 3 Saft. Manakin. Pipra. Manakin. Schnabel dreieckig, kurz, an der Baſis etwas breit, an der Spitze zuſammengedruͤckt; die obere Kinnlade gebogen und ausgeſchweift an der Spitze; die untere ſpitzig. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, offen, halb durch eine befiederte Haut bedeckt. Fuͤße mittelmaͤßig, der Lauf laͤnger als die Mittelzehe; die Seitenzehen ungleich; die aͤußere bis zum zweiten Gelenk verbunden, die innere nur an der Wurzel. Fluͤgel und Schwanz kurz, die zwei erſten Schwungfedern kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Lin neus ſtellte dieſe Vögel zuerſt unter die Meifen, denen fie in einiger Hinſicht nahe ſtehen, allein Schnabel und Füße unterſcheiden ſie hinlänglich von ihnen. Desmarest hat eine Monographie dieſer Gattung herausgegeben und zuerſt die Bemerkung gemacht, daß die Federn am Körper dieſer Vögel lange Bärte haben, welche feinen Haaren gleichen. Die größten 22 86 Arten erreichen noch nicht die Größe eines Sperlings, und viele find nicht größer als ein Goldhähnchen. Sonini iſt der einzige Schriftſteller, welcher über ihre Naturgeſchichte einige Nachrichten giebt. Alle leben in Südamerika, und halten ſich vorzüglich in feuchten Wäldern auf, und wenn fie auch zuweilen in trockenern Wäldern ſich finden, fo ziehen fie ſich doch bald wieder gegen die Sümpfe oder an die Geftade der Flüſſe und Bäche. Sie fliegen ſchnell, aber ihr Flug iſt niedrig und kurz; ſie halten ſich nur in Gebüſchen mittlerer Höhe auf, und verlaſſen die Gehölze niemals, ſo daß man ſie nie an offenen Orten oder bei den Wohnungen findet. Am Morgen vereinigen ſie ſich in kleine Truppen von acht bis zehn Stücken, immer von derſelben Art, fliegen aber oft in Gefellfchaft anderer kleinerer Vögel, wobei fie ein angenehmes Geſchwätz hören laſſen. Gegen neun bis zehn Uhr aber ziehen ſie ſich in die dickſten Gebüſche zurück, und verbergen ſich da den übrigen Tag. Sie nähren ſich von Beeren und kleinen Früchten, auch von Inſekten. Von ihrer Fortpflanzung iſt nichts bekannt. Taf. 34. Geſtreifter Manakin. Pipra strigilata. Manakin rubis. Temm. pl. col. 54. F. 1. 2. Der Scheitel iſt mit einem rothglänzenden Federbuſch geziert; Rücken und Flügel ſchön grün; der Schwanz ſehr kurz, graugrünlich; Schwungfedern braun, die Ränder der innern Fahne weiß geſäumt; Kehle graugrünlich, alle andern untern Theile ſind mit langen weißgelblichen, braungefleckten Federn bedeckt, der Schnabel iſt braun, die Füße gelblich. Dem Weibchen fehlt der rothe Kopf, dieſer iſt grün wie der Rücken; und der untere Theil des Körpers iſt mehr bräunlich und gelblich, die Seiten grünlich. Größe des Zaunkönigs. Der Prinz von Wied entdeckte dieſe Art in den dichten Wäldern Braſiliens, wo fie in kleinen Truppen lebt. Taf. 35. Rothkoͤpfiger Manakin. Pipra rubrocapilla. Manaſtin & tete rouge. Temm. pl. col. 54. F. 3. Der Kopf, Backen und Hinterhaupt find glänzend orangenroth, alles übrige ſchön ſchwarz; die Schenkelſedern weiß, leicht roth angeflogen, Schnabel und Füße braungelb. Größe des Zaunkönigs. Vaterland. Braſilien. Taf. 34. Fadenſchwaͤnziger Manakin. Pipra filicauda. Moanakin & queue efilee. Spi aves Brasiliae. Männchen, Kopf, Hals und Schultern glänzend roth, alle übrigen obern Theile, Flügel und Schwanz ſchwarz; die innern Schwungfedern der Flügel haben an der innern Fahne einen weißen Fleck, und ſämmtliche Schwanzfedern enden mit einer faſt zwei Zoll langen Borſte. Alle untern Theile ſind ſchön gelb, Schnabel und Füße hornfarben. Größe des Zaunkönigs, Länge 3 ½ Zoll, ohne die Schwanzborſten. f 4. Gatt. Panthervogel. Pardalotus. Furdalote. Vieillot. Schnabel ſehr kurz, dick, an der Baſis breit; Graͤthe deutlich, beide Kinnladen faſt gleich ſtark und gleich lang; beide conver und etwas ſtumpf, die obere ſtark ausgeſchweift. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, klein, nackt, mit einer Haut bedeckt. Fuͤße duͤnn; Lauf laͤnger als die Mittelzehe; die aͤußere Zehe verbunden, die innere nur an der Wurzel verwachſen. Fluͤgel: die erſte Schwungfeder faſt ſo lang als die zweite, welche die laͤngſte von allen iſt. Die Sitten dieſer Vögel ſind unbekannt, ſie ſtehen zwiſchen den Manakins und Plattſchnäbeln, und haben äußerlich etwas von beiden. Die Arten leben in Neuholland und zwei andere hat man in Braſilien gefunden, Taf. 35. Der verwundete Panthervogel. Pardalotus percussus. Pardalote poignarde. Alle obern Theile find dunkel bleigrau; über den Scheitel läuft ein kleiner lebhaft rother Streif; die untern Theile find von lebhaften und reinen Farben; von den Schnabelwinkeln laufen zwei weiße Streifen; die übrigen Theile des Körpers ſind rein jonquillengelb; auf der Bruſt iſt ein großer blutrother Fleck, als ob der Vogel verwundet wäre; daher der Name. Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Vaterland. Java. Dahin gehören: Pardalotus striatus. Pipra striata, aus Neuholland. Pardalotus punctatus. Temm. pl. col. 78. Neuholland. Pardalotus gularis. Sylvia hirundinacea, Lath, aus Neuholland. 5 Taf. 35. Punktirter Panthervogel. Pardalotus punctatus. Pardalote pointille. Das Männchen dieſer ſchönen Art hat auf dem Kopf einen dichten, liegenden Federbuſch; die Federn ſind ſchwarz, an der Spitze mit einem weißen runden Fleck. Kehle und Bruſt Zitrongelb. Unterleib röthlich braungelb; alle Federn des Rückens ſind braunlich, mit einem ſchwarzen Saum; der Bürzel iſt röthlich kaſtanienbraun; die Deckfedern des Schwanzes lebhaft roth; Flügel und Schwanz ſchwarz, mit weißen Flecken. Das Weibchen hat einen kleinern Federbuſch, mit gelben Punkten, und iſt am Unterleib blaßgelb. 5 Gatt. Hypothymis. Hypothymis. Zypptime. Schnabel ſehr kurz, niedergedruͤckt, mit ſtarker Firſte; an der Baſis breit, an der Spitze etwas zuſammen— gedrückt, dieſe etwas ausgeſchweift; die Seitenraͤnder an der Oberkinnlade bedecken großentheils die untere, welche gerade iſt; Naſengrube ſehr groß; an der Schnabelwurzel ſteife Borſten. Die Naſenloͤcher gegen die Mitte des Schnabels, rund, offenſtehend; die Naſengrube großentheils durch die reichen Stirnfedern bedeckt. Fuͤße ſehr kurz; Lauf kuͤrzer als die Mittelzehe; die Seitenzehen gleich, die aͤußere bis zum erſten Gelenk verwachſen, die innere nur an der Wurzel. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder ſehr klein, die folgenden drei abgeſtuft, die fuͤnfte und ſechste am laͤngſten. Der Schwanz ſehr lang, am Ende gerade. Dieſe Gattung beruhet auf einem einzigen Vogel, welcher in Mexiko entdeckt wurde, ſie nähert ſich der Gattung Mana— kinmerle, (Phibalura), und der Gattung Manakin, (Pipra), letzterer in Hinſicht des Schnabels, dagegen find die Füße ſehr verſchieden, und eben fo das Gefieder und der Schwanz, der bei den Mangkins kurz, hier aber lang iſt. Auch den Fliegen— fängern nähert ſie ſich in etwas, und bildet alſo in jeder Beziehung eine eigene Mittelgattung. Taf. 36. Goldafterige Hypothymis. Hypothymis chrysorhoe a. Zichtenstein, Hypotime cul- dor. Temm. pl. col. 452, Ein dichter Federbuſch aus breiten Federn beſtehend, befchattet den ganzen Kopf; die Farbe deſſelben iſt bleigrau; aber die Seitenfedern des Scheitels, das Hinterhaupt und die Ohrgegend find graubraun; eine weiße Binde aus dicht anligenden Federn beſtehend, bedeckt die Baſis des Schnabels und die Zügel; ein Kreis dieſer kleinen weißen Federn umgiebt die Augen; alle übrigen obern Theile, die Bruſt und ein kleiner Theil des Bauches ſind bleigrau; die Deckfedern der Flügel ſpielen ins Blauliche; die Mitte des Bauches und die Schenkel ſind rein weiß; die Seiten olivengrün. Der After und die untern Deck— federn des Schwanzes find ſchön goldgelb. Die Flügel- und Schwanzfedern find großentheils ſchwarz, aber die erſten find an der äußern Fahne grau, an der innern weiß geſäumt; die beiden mittlern Schwanzfedern ſind ganz ſchwarz, die übrigen haben an der Mitte der innern Fahne einen weißen Fleck, der bei jeder folgenden nach außen größer wird. Schnabel und Füße ſchwarz. Länge 7 Zoll 8 Linien, davon der Schwanz 4 Zoll. Die preußiſchen Reiſenden entdeckten dieſen Vogel in Mexiko, und lieferten Exemplare ins berliner Muſeum. 6" Gatt. Dickkopf. Pachy ce phala. Pachycephale, Schnabel ſtark, an der Baſis wenig breit; Firſte abgerundet, gebogen; obere Kinnlade ausgeſchweift, Naſenloͤcher an der Wurzel, eifoͤrmig, zum Theil mit einer mit Federn und Borſten beſetzten Haut bedeckt; am Schnabelwinkel ſtehen einzelne ſchwache Borſten; Schwanz mittelmaͤßig lang, faſt gleich, kaum merklich gabelfoͤr— mig; Fuͤße mittelmaͤßig, ſtark, Laͤufe vorn mit Schildern, hinten glatt; Fluͤgel mittelmaͤßig, abgerundet; erſte Schwungfeder kurz, die zweite und dritte ſtufenweiſe länger, vierte und fünfte faſt gleich, ſehr lang, die fechste etwas kuͤrzer, die übrigen abnehmend kuͤrzer. Vigors und Horsfield haben dieſe Gattung aufgeſtellt, welche den Manakins ſich ſehr nähert, und ihre Stelle in Neuholland vertritt. Schnabel und Geſtalt, beſonders auch der dicke Kopf, nähert fie den Manakins, das übrige den Schnappern, und auf gewiſſe Art den Meiſen und Fliegenfängern. Die Arten leben alle in Auſtralien. Taf. 36. Südlicher Dickkopf. Pachycephala australis. Le robin jaune. White voy. pag. 239. Oben graulich; unterer Theil des Rückens gelblich, der untere Theil des Körpers ſchön gelb; Flügel und Schwanz falb. Man findet dieſen Vogel um Port Jackſon in Gebüſchen, er macht den Uebergang zu den Fliegenfängern. Die übrigen Arten find: Pachycephala gutturalis, Turdus gutturalis, Lath. Gegend von Paramata in Neuhol— land. Pac hyc. pectoralis. Muscicapa pectoralis. Lath. Lewin birds of new sout Wallis. pl. 6. Neuholland. Pachyc, striata. Pachyc, fusca, Pachyc. olivacea. Pachyc. fuliginosa, alle aus Neuholland. Fliegenfaͤngerartige Vögel. Muscicapideae. Cobes mouches. Der Schnabel ift immer platt, niedrig, an der Wurzel breit, an der Spitze etwas gebogen, am Schnabelwinkel mit Borſten, in der Länge gerade; Flügel und Füße mittelmäßig lang. Die Vögel, welche dieſe zahlreiche Abtheilung bilden, ſind über die ganze Erde verbreitet, die kälteſten Gegenden ausge— nommen; die meiſten haben wenig Ausgezeichnetes in den Farben ihres Gefieders; andere aber ſind auch mit lebhaften Farben geziert. Sie halten ſich im allgemeinen in dichten Gebüſchen auf, nähren ſich von Inſekten, welche fir aus der Luft wegfangen, einige fallen ſelbſt kleine Vögel anderer Art an. Sie ſind im allgemeinen ſtreitſüchtig und in Hinſicht ihrer geringen Größe kühn. 16 Gatt. Plattſchnabel. Todus. Todier. Schnabel lang, aus zwei dünnen ſtumpfen Platten beſtehend, breiter als hoch; deutliche Firſte; die Spitze des Oberſchnabels gerade, am Ende ſich etwas ſpaltend; die untere ſtumpf und abgeſtutzt. Naſenloͤcher an der Oberfläche des Schnabels, von der Wurzel entfernt, offen, abgerundet; Mundoͤffnung mit langen Borſten. 88 Füße mittelmäßig; Seitenzehen ungleich, die äußere bis zum dritten Gelenk verbunden, die innere bis zum zweiten. Fluͤgel kurz, die zwei erſten Schwungfedern kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſte iſt. Die Plattſchnäbel find mit der folgenden Gattung, welche man Breitſchnäbel nennen kann, in gewiſſer Hinſicht nahe ver— wandt, allein die Länge des Schnabels unterſcheidet fie ſchon hinlänglich. Es find kleine amerikaniſche Vögel, welche von Inſekten ſich nähren, die ſie aus dem Schlamme aufleſen. Ihr breiter Schnabel iſt mit kleinen Zähnchen verſehen, damit ſie die ſchlüpfrigen Inſekten deſto beſſer faſſen können, wenn ſie damit im Schlamme wühlen; ſie ſuchen auch unter dem Mooſe und an den Ufern der Bäche Inſekten. Es ſind wahre Waſſerfliegenfänger. Taf. 36. Der grüne Plattſchnabel. Todus viridis. Le Todier vert. pl. enl. 585, Dieſer kleine Vogel, welcher kaum 4 Zoll lang iſt, heißt auch kleiner Erdvapagei oder Heiner Löffelſchnabel. Der Körper iſt grün; Kehle und Vorderhals roth; Bruſt graulich weiß, und der Bauch blaßgelb. Das Weibchen baut fein Neſt in trockene Erde, wo es ſich ein Loch ausſcharrt und den Grund deſſelben mit Stroh anfüllt. Es legt vier graue, mit dunkelgelben Flecken beſtreute Eier. 2e Saft, Tyrann. Tyrannus. Zyran. Vieill. Cw. Schnabel ſehr ſtark, niedrig, gerade, verlaͤngert, mit gerader aber ſtumpfer Graͤthe oder Firſte, die Spitze der Oberkinnlade mit einem Hacken; Borſten am Mundwinkel. Dieſe Vögel, welche Temmink mit den Breitſchnäbeln verbindet, leben alle in Amerika. Sie nähern ſich in ihren Sitten und in ihrem Bau den Würgern, mit welchen ſie Linneus verband. Sie nähren ſich von kleinen Vögeln und Inſekten, find ſehr zänkiſch, vertheidigen ihre Jungen und greifen die Raubvögel an. Es find die Stellvertreter der Drongos in Amerika. Ihre Streitſucht und ihre Gewohnheiten machen ſie zu einſam lebenden Vögeln. Taf. 37. N Der Pitangua. Tyrannus pitangua. Le Pitangua. pl. enl. 212. Der ganze Oberleib ifi roſtgelb; das Hinterhaupt ſchwarz, mit orangenfarben Federn; um den Kopf läuft eine weiße Binde; der Unterleib rein gelb. Der Schnabel ſehr breit und platt. Man findet dieſen Vogel in Südamerika. Eine der größten und ſtärkſten Arten. Zu dieſer Gattung rechnet Swainſon, der eine Monographie über dieſelbe geſchrieben hat, den Bentavi, Tyrannus sulphuratus. Sein Geſchrei tönt Bentavi, ferner: Tyrannus cinereus. enl. 296 und 249. T. aud ax. enl. 453. T. crinitus. T. calcaratus. T. crassirostris, T. vociferans. T. intrepidus. (Lanius tyrannus.) T. g ri. seus. T. crudelis. T. leucotis. T. fero x. (Muscicapa ferox enl. 574. f. 1.) T. cinereus. I. ambulans. T. nengeta. (CLanius nengeta.) T. sa vanna. T. longipennis. 3te Gakt. Mo narche. Monarcha. Monarque. Vieill. Schnabel ſtark, ziemlich lang, an der Wurzel breit und platt; die Firſte gekielt; obere Kinnlade ausgeſchweift; Naſenloͤcher an der Wurzel, abgerundet, mit Federn und Borſten bedeckt; Mundwinkel mit ſtarken Borſten; Flügel mittelmäßig; erſte Schwungfeder kurz, die zweite doppelt fo lang; die dritte und fünfte gleich, die vierte am laͤngſten: die übrigen immer mehr abnehmend; Schwanz am Ende gleich, mittelmäßig lang; Füße mittelmäßig; Laͤufe vorn mit Schildern, hinten glatt. Dieſe Gattung, von welcher keine Abbildung gegeben werden kann, vertritt die Stelle der Tyrannen in Reuholland, und beruht auf einer Art, welche Swainſon Muscipeta carinata nennt, und die 1802 durch Brown aus der Inſelbai aus Neuholland gebracht wurde. t f i g 4% Gatt. Weitmund. Eurylaimus. Zurylaime. Temm. Schnabel kuͤrzer als der Kopf, ſtark, niedrig, an der Wurzel ſehr breit, die Schnabelraͤnder nach innen umgeſchlagen; uͤberhaupt viel breiter als hoch, und an der Wurzel breiter als die Stirn; Mundoͤffnung ſehr groß, bis unter die Augen ſich erſtreckend. Die obere Schnabellade gekielt, und an der Spitze gekruͤmmt, ausge— ſchweift; die untere Kinnlade an der Baſis gerade, an der Spitze umgebogen. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, faſt abgerundet, offen, ganz nackt; Fuͤße mittelmaͤßig, die Zehen zuſammengedruͤckt, der Lauf wenig laͤnger als die Mittelzehe; die äußere Zehe bis zum zweiten. Gelenk verwachſen, die innere bis zum erſten. Die Flügel kurz, die erſte Schwungfeder weniger lang als die zweite und dieſe etwas kuͤrzer als die dritte, welche die laͤngſte iſt. Dieſe merkwürdige Gattung iſt von Horsfield zuerſt aufgeſtellt worden, und iſt eine Mittelgattung, welche man ver— ſchiedenen Familien anreihen kann. Durch ihre große Mundöffnung und Schnabelbau nähern fie ſich den Nachtſchwalben und Podargen, allein das Gefieder und der übrige Bau entfernt fie wieder von dieſen. Temmink ſtellt fie zwiſchen die Schnapper 89 und Felſenhähne. Er ſagt aber felbft, fie vertreten die Stelle der Breitſchnäbel Amerikas im indiſchen Archivel. In der Ueberſetzung von Cüvier konnte ich die Gattung noch nicht einreihen, da fie noch unbekannt war. Leſſon ſtellt fie zu den Fliegenfängern, und in der That hat ſie mit den Breitſchnäbeln ſehr viel Aehnliches. Sie bewohnen die Sümpfe, und die Ufer der Flüſſe und Seen, doch immer nur die einſamſten Gegenden. Raffles und andere Reiſende geben an, daß ſie ihre Nefter an dle Zweige aufhängen, welche über das Waſſer hin ragen. Ihre Nahrung beſteht aus Inſekten und Würmern, welche ſie vom Boden aufleſen. Die bekannten Arten ſind alle mit ſchönen Farben geſchmückt. Taf. 37. Horsfieldiſcher Weitmund. Eurylaimus Horsfieldii. Eurylaime Horsfield. Temm. pl. col. 130 und 131, Beim Männchen find die Scheitelfedern etwas lang, ſchwarz, ins purpurfarbe ſchillernd; dieſe Farbe herrſcht auf den Backen und im Nacken. Die untern Theile des Körpers find ganz roth, mehr oder minder rein; an den Seiten geht dieſe Farbe ins Gelbliche über, die untern Deckfedern des Schwanzes ſind rein gelb; der Oberrücken iſt braun, Unterrücken, Flügel und Schwanz ſchwarz; eine Reihe eitrongelber Flecken läuft über die Schwungfedern, über den Rücken und über die obern Deckfedern des Schwanzes. Die mittlern Schwanzfedern find ganz ſchwarz, die übrigen haben am Ende einen großen weißen Fleck. Der Schnabel iſt rothbraun, gelb marmorirt. Bei einigen Männchen läuft ein halbes ſchwarzes Halsband über die Bruſt, aber nicht bei allen. Füße röthlich. Länge 7 ½ Zoll. Beim Weibchen iſt der Kopf braungrau, mit citrongelben Flecken, alle übrigen obern Theile ſchwarz, mit gelben Flecken die Kehle und Vorderhals gelb; Unterleib, Bruſt und Seiten purpurroth, graulich und gelblich gemiſcht. Horsfield fand dieſen Vogel an den einſamſten und unzugänglichſten Stellen der Inſel Java, in großen Wäldern, an den Ufern der Flüſſe und in Sümpfen, welche von Seen und Bächen gebildet werden. Man findet ihn auch in Sumatra an denſelben Orten. Er nährt ſich von Inſekten und Würmern. Taf. 37. Der Corydon. Eurylaimus Corydon. Eurylaime Coridon. Temm. pl. col. 297, Der Schnabel dieſes Vogels iſt außerordentlich breit und ſtark; die Ränder find ſeitlich ausgebreitet; die Augengegend iſt nackt und dieſe nackte Stelle, fo wie der Schnabel roth. Auf dem Scheitel ſteht ein Buſch langer ſchwarzer Federn, alle obern Theile, Flügel, Schwanz, Bauch und Unterleib ſind ſchwarz; Kehle und Vorderhals hell tabakbraun. Auf der Mitte des Rückens iſt ein feuerrother Fleck, den man aber nur dann ſieht, wenn man dem Vogel die Federn aus einander breitet; auf den Schwungfedern iſt eine weiße Binde, und eine andere läuft über den Schwanz, deſſen beide mittlere Federn jedoch ganz ſchwarz find. Länge 9%, Zoll. Vaterland. Sumatra. Taf. 37. Blainvilliſcher Weitmund. Eurylaimus Blainvillii. Eurylaime de Blainville. Zool. de la Coquille. pl. 19. F. 2. Der Schnabel verlängert, platt, oben conver, mit einfacher Gräthe, mit einer krummen hackenförmigen Spitze. Die untere Kinnlade iſt ſehr platt und an der Baſis breit; die Naſenlöcher ſeitlich, weit von einander abſtehend, abgerundet, offen, und mit Borſten umgeben; die Füße ſchlank; Läufe kurz; die Zehen kurz, mit kleinen Nägeln. Der ganze Körper iſt ſchwarz, auf Flügeln und Schwanz ins Braune übergehend; zwei breite weiße Flecken fangen am Auge an und ziehen ſich nach den Seiten des Halſes, ein dritter geht vom Nacken bis auf den Rücken; der Bürzel, die obern Deckfedern des Schwanzes und der Steiß find ſehr lebhaft blutroth. Länge mit dem Schwanz 6 Zoll. Vaterland. Neu-Guinea. Von ſeinen Sitten iſt gar nichts bekannt, er iſt eine Entdeckung der Herren Leſſon und Garnot, auf der Entdeckungsreiſe des Schiffes, die Muſchel. Eurylaimus cucullatus, aus Sumatra. Temm. pl. col. 261, und Euryl, nasutus, aus den Sundinſeln. Temm. pl. col. 154. gehören noch zu dieſer Gattung. Gatt. Breitſchnabel. Plat yrhynchus. Platirhinqite. Schnabel breiter als die Stirn, an den Seiten erweitert, doppelt ſo breit als dick; bis zur Spitze ſehr platt, dieſe iſt gekruͤmmt und ausgeſchweift; die Schnabelfirſte niedrig und undeutlich, die Mundwinkel mit langen Borſten beſetzt. Die Naſenloͤcher gegen die Mitte des Schnabels und der Oberflaͤche nahe, rund, offen, oben durch eine kleine befiederte Haut bedeckt; die hoͤrnerne Schnabelwurzel befiedert. Fuͤße; Lauf laͤnger als die Mittel— zehe; Seitenzehen ungleich, die aͤußere mit der mittlern bis zum erſten Gelenk verwachſen; Nagel der Hinterzehe ſtark und gekruͤmmt. Fluͤgel; die beiden erſten Schwungfedern kuͤrzer als die dritte und vierte und dieſe am laͤngſten. Dieſe Vögel haben eine etwas plumpe Geftalt; der Schwanz iſt meiſt kurz und die Federn gleich lang. Man findet dieſe wenig zahlreiche Gattung nur in den warmen Theilen Amerikas. Sie haben einen angenehmen Geſang, nähren ſich von geflü— gelten Inſekten, welcher ſie ſich fliegend bemächtigen, indem ſie von den Bäumen und Gebüſchen, auf denen ſie ſich verborgen halten, auf dieſelben ſtür zen. Linneus und Latham haben die Breitſchnäbel unter die Plattſchnäbel, (Todus) gebracht; mit den Tyrannen find fie am nächſten verwandt und von ihnen wenig verſchieden. 23 90 Taf. 38. Grüner Breitſchnabel. Platyrhynchus olivaceus. Platyrhingue olivätre. Temm. pl. 12. F. 1. Die obern Theile des Kopfes, Halfes und des Körpers find dunkelgrün, olivenfarben überlaufen; Kehle, Vorderhals und Bruſt ſind heller grün; Bauch und Unterleib graugelblich; die Deckfedern der Flügel haben breite Ränder von grünlichem Oker— gelb, die Schwungfedern ſind braunſchwärzlich, hellgrün geſäumt. Die obere Kinnlade des ſehr breiten Schnabels iſt ſchwarz , die untere weiß. Länge 5 Zoll. Vaterland. Braſilien. Taf. 38. Loͤffelſchnabeliger Breitſchnabel. Platyrhynchus cancromus. Platyrhinque cancrome. Temm. pl. col. 12. Pe 3% Auf dem Scheitel ein ſchön gelber dichter Federbuſch, aus langen zerfchliffenen Federn, Stirnfedern olivenbraun, eben fo die Augenbraunen und alle obern Theile; die Zügel weiß; Kehle weiß, Bruſt braungelb, Mitte des Bauches gelblich. Länge 3 ½ Zoll. Vaterland. Braſilien. 7 hat mehrere neue Vögel Braſiliens zu dieſer Gattung gezählt, deren Stellung jedoch noch etwas zweifelhaft ſeyn möchte. 6 Gatt. Fliegenjaͤger. Myagra. Myiagraire. Schnabel gerade, ziemlich kurz, platt; an der Wurzel breit, viel breiter als hoch; obere Kinnlade ausge: ſchweift; die Naſenloͤcher an der Wurzel, eifoͤrmig, durch Federn faſt bedeckt; Mundwinkel mit ſtarken Bart— borſten; Fluͤgel mittelmaͤßig, abgerundet; erſte Schwungfeder kurz, die zweite doppelt ſo lang, die dritte, vierte und fuͤnfte gleich, ſehr lang. Schwanz mittelmaͤßig, breit, faſt gabelig; Fuͤße duͤnne, mittelmaͤßig lang; Laͤufe geſchildert, aber mit undeutlichen Schildernaͤthen. Vigors und Horsfield haben in den Akten der Linneiſchen Londoner Geſellſchaft dieſe Gattung aufgeſtellt, welche auf drei neuholländiſchen Vögeln beruht, von denen noch keine Abbildung bekannt iſt, und zu welchen man vielleicht Muscicapa querula und rapax von Wilſon, aus Nordamerika zählen könnte. Die drei neuholländiſchen Arten nennt Vigors Myagra rubeculoides, plumbea und macroptera; die letzte Art wird in Neuholland im Winter von den Kindern der Coloniſten häufig gefangen, und Rothkehlchen genannt. te 7 Gatt. Fliegenſchnapper. Muscipeta. Temm. et Cwier. Moucherolle. Schnabel ſehr platt, breiter als hoch, oft an den Seiten erweitert, die obere Kinnlade mit ſehr deutlicher Firſte, mit einer hackenfoͤrmigen gegen die untere gebogene Spitze, faſt immer ausgeſchweift; die untere Kinnlade ebenfalls ſehr platt, und am Ende ſpitzig. An der Schnabelwurzel Borſten, welche oft laͤnger als der Schna— bel ſind. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, durch die Borſten leicht bedeckt. Fuͤße mitelmaͤßig oder kurz, ſchwach; Seitenzehen ungleich; die aͤußere bis zum zweiten Gelenk verbunden; die innere nur an der Baſis. Fluͤgel mittelmäßig, die drei erſten Schwungfedern abgeſtuft, die vierte und die fünfte find die laͤngſten. Temmink ſtellt die Tyrannen unter die Fliegenſchnapper, welche Leſſon und Vigors zu einer eigenen Gattung erheben, und dagegen die Fliegenſchnapper mit den Fliegenfängern Muscicapa vereinigen. Die drei Gattungen, Tyrannus, Muscipeta und Muscicapa, und auch die Gattung Platyrhynchus gehen in der That fo in einander über, daß die Trennung ſchwer hält, doch zeichnen ſich die eigentlichen Fliegenfänger durch einen kleinern und ſchmälern Schnabel aus. Die Sitten aller dieſer Gattungen gleichen ſich ebenfalls ſehr, alle leben von Inſekten, allein die größern Arten, wie die Tyrannen, freſſen auch größere Inſekten und Vögel, und dieſe letztern machen, da ſie alle Amerika eigen ſind, eine eigene geographiſche Abtheilung aus. Wir wählen als Repräſentanten der Gattung eine nicht amerikaniſche Art. Taf. 38. Der Tſchitrek. Muscipeta cristata. Le Teſiitrec. Vaill. ois. G Afrique. pl. 142. Kopf, Hals und Bruſt ſtahlblau, erſterer mit einem Federbuſch von derſelben Farbe, Unterleib weißlich; Rücken, Flügel und Schwanz lebhaft roſtroth, die beiden mittlern Schwanzfedern am Männchen ſehr lang, die übrigen keilförmig abgeſtuft, ſo daß die äußerſte Feder die kleinſte iſt. Schnabel blauſchwarz; Füße ſchwarz. Beim Weibchen ſind alle Farben bläſſer. Größe eines Sperlings. 5 Dieſe Art iſt ſehr häufig im ſüdlichen Afrika, vom Cap an bis ins Land der Kaffern, um die Capſtadt ſelbſt findet fie fich nicht. Männchen und Weibchen leben immer beiſammen, allein die Männchen ſind ſehr ſtreitſüchtig gegen andere Männchen, und ſobald eins das andere bemerkt, greifen ſie ſich an, und reißen ſich die langen Schwanzfedern aus, welche daher ſelten ganz find. Ihr Geſchrei iſt Tſchitrek, daher der Name, Das Reſt dieſes Vogels iſt ſehr künſtlich, und bildet einen Sack, welcher unten trichterförmig enger wird, und mit ſeiner Spitze ſich wie ein Horn umbiegt; es beſteht aus einem feſten Gewebe von Baſt, und hängt an der Gabel eines Baumes offen. 91 Zu dieſer Gattung rechnet man: Muscipeta plumbea, Surinam. Musc. mutata. Madagaskar. Musc. regia. pl. enl. 289. Cayenne. Musc. maculata. Sandwichsinſeln. Musc. Paradisi. Afrika. Musc. leucocephala. Südamerika. Musc. flavigaster. Neuholland. Von Gmelin wurden dieſe Vögel meiſt zur Gattung Todus gezählt. Ferner: Musc. philippensis, luzoniensis, flavicollis, cyanea, aus Aſien. Musc. afra und deserti, aus Afrika. Musc. petechia, spadicea, cayennensis, martinica, for- ficata, ruficapilla und viele andere aus Südamerika. Musc. lutea, pass erina, Novae-Hollandiae, ochrocephala, melanopsis, barbata, pectoralis aus Oceanien. Taf. 38, Fadenſchwaͤnziger Fliegenſchnapper. Muscipeta filicauda. Moucherolle & queue effüee. Die Stirne weißgrau, der übrige Körper ganz ſchwarzbraun; die beiden mittleren Schwanzfedern verlängert, und weit über die übrigen vorſtehend, ſehr ſchmal und gegen das Ende ruderförmig. Füße und Schnabel ſchwarz. Aufenthalt in den Gehölzen in Braſilien. Ste Gatt. Fliegenfaͤnger. Muscicapa. Gobe mouche. Schnabel mittelmäßig, ſtark, eckig, an der Baſis platt, mehr oder weniger breit; an der Spitze zuſammen— gedruͤckt; dieſe hart, gekruͤmmt und ſehr ausgeſchweift; die Schnabelwurzel mit langen ſteifen Borſtenhaaren. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, zum Theil mit den vorwaͤrtsſtehenden Borſten bedeckt. Fuͤße; die Laͤufe ſo lang, oder etwas laͤnger als die Mittelzehe; die Seitenzehen faſt immer gleich, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die aͤußere an der Baſis mit der innern verwachſen. Der Nagel der Hinterzehe ſehr gebogen. Die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Da dieſe Vögel blos von Inſekten leben, fo find alle europäiſchen Arten Wandervögel, welche ſpät im Frühjahr ankommen und frühe wieder weggehen. Sie ernähren ſich einzig von fliegenden Inſekten, welche ſie im Fluge erhaſchen; ſie ſuchen daher ſelten ihre Beute auf der Erde, und faſt nie erheben ſie ſich über die Bäume. In Europa machen ſie nur eine Brut jährlich, ſie ſitzen oft auf die Gipfel der Bäume, und leben einſam in Wäldern. Die inländiſchen Arten ſind gar nicht ſcheu, und ſcheinen wenig intellektuelle Fähigkeiten zu beſitzen, ſind auch nicht lebhaft, haben keinen Geſang und geben meiſt nur leiſe ziſchende Töne von ſich. Bei den einten iſt die Mauſer nur einfach, bei andern doppelt, aber nur bei den Männchen, deren Farben veriodiſch wechſeln; dieſe haben im Herbſt das Kleid der Weibchen und Jungen, im Frühjahr aber bekommen ſie lebhaftere Farben. Wenn auch die Weibchen, was man noch nicht ſicher weiß, eine doppelte Mauſer haben, ſo wechſeln die Farben nicht. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich meiſt durch ſehr anſprechende Farben, und die Männchen ſind noch über— dies mit Federbüſchen oder ſehr langen Schwingen bei einigen Arten geziert. Die Jungen unterſcheiden ſich von den Alten nur im erſten Jahr. Die Arten ſind ſehr zahlreich und über alle Länder zerſtreut. Sie nähern ſich übrigens bald den Platt— ſchnäbeln, bald den Breitſchnäbeln, bald den Tyrannen und Fliegenſchnäppern, bald auch den Würgern und Baſtardwürgern und den Vangas. Wenn man jede geringe Schnabelveränderung als Kennzeichen von Gattungen anſehen will, fo kann man allerdings viele Gattungen aufſtellen, wie einige neuere gethan haben. Taf. 39. Gefleckter Flliegenfaͤnger. Muscicapa grisola. Gobe mouche is. Synonyme. Grauer Fliegenfänger, Fliegenſchnäpper. Motacilla ficedula. Linn. fauc. suec. Spotted Flycatcher. Alle obern Theile find braungrau, die Stirne weißlich, und an den Kopffedern iſt ein dunkelbrauner Längsfleck; Kehle und Mitte des Bauches weiß; Seiten des Halſes, Bruſt- und Bauchſeiten mit braungraulichen Längsflecken. Die Schwungfedern ſind ſehr dunkel graubraun, mit feinen gelbbräunlich weißen Säumen. Die Schwanzfedern ſind matt dunkelbraun, mäuſegrau eingefaßt. Zwiſchen Männchen und Weibchen iſt kein Unterſchied. Vaterland. Man findet dieſen Vogel faſt in ganz Europa, die ſehr nordiſchen Länder ausgenommen. Sein Aufenthalt iſt in Baumgärten, in den Gärten der Dörfer und Städte und auf Spaziergängen, meiſt in der Nähe der Menſchen, welche er wenig fürchtet. Er iſt ein Zugvogel welcher des Nachts zieht, und erſt in den erſten Tagen des Mai ankommt, im Auguſt und September aber ſchon wieder wegzieht, wo dann die Alten und Jungen eine Familie bilden, welche mit einander wandert. Er hält ſich immer auf den mittlern und untern Zweigen der Bäume auf, ſelten ſieht man ihn auf deren Gipfel, wohl aber häufig auf der Spitze von Bohnenſtangen in Gärten, ſehr ſelten und nie lange weilt er auf der Erde. 8 Eigenſchaften. Er iſt ein ſtiller, harmloſer, gar nicht ſcheuer Vogel der ſich auf wenige Schritte nahe kommen läßt. Seine Bewegungen ſind wenig lebhaft, er hüpft nicht auf den Zweigen umher und ſitzt am liebſten auf einem freien Aſt oder dürren Zweig, auf einem Dache und an andern freien Orten, wo er ſich nach Nahrung umſehen kann. Beim Sitzen rückt er beſtändig mit den etwas hängenden Flügeln. Sein Flug iſt flatternd und ſchwebend und geht ſelten weit, ſondern nur von einem Baume zum andern. Gegen feines Gleichen iſt er neidiſch, und zankt ſich immer mit ihnen, mit andern kleinen Vögeln lebt er in Eintracht, wenn fie ſich nicht feinem Neſte nahen. Seine Lockſtimme iſt ein leiſes tſchie, tſchie oder auch tſchiereck, teck, teck. Die Männchen haben keinen eigentlichen Geſang, ſondern laſſen nur zirpende und leiſe Töne in einem elenden Gewäſche hören. Er iſt ſehr leicht zu zähmen, und frißt, frei in der Stube herumfliegend, alle Fliegen weg, ſo daß man ihn deßwegen ſehr gerne hat. Da er dabei nur auf gewiſſen Stellen ſeinen Sitz nimmt, ſo verunreinigt er die Zimmer weniger als andere Vögel. Naumann erzählt, ein Knabe habe ein Neft mit Jungen weggenommen und zugleich das Weichen gefangen, und in die Stube geſetzt. Dieſes habe ſogleich alle Fliegen weggefangen und die Jungen damit gefüttert, nun trug man die Familie in ein zweites und drittes Haus, wo immer die Zimmer von Fliegen ganz gereinigt wurden, endlich kam die Reihe auch an Herrn Naumann, der dann den Vögeln die Freiheit ſchenkte. 92 Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich aus Fliegen aller Art, auch Bremſen, Mücken, Schnaken, Schmetterlingen, kleinen Heuſchrecken und andern fliegenden Inſekten, welche er aus der Luft und fliegend fängt. Man ſieht ihn in den Gärten alle Augenblicke von ſeinem Sitze aufflattern. Auch auf dem Boden haſcht er nach Inſekten, welche er herum laufen ſieht / fliegt aber ſogleich wieder ſeinem Sitze zu, von woher er ſie beobachtet hatte. Bei Regenwetter nimmt er die Fliegen von Mauern und die auf den Blättern ſitzenden Inſekten weg; auch Regenwürmer und Beeren genießt er, beſonders Hollunderbeeren. Man kann die gefangenen im Winter mit ſolchen Beeren und mit klein geſchnittenem Fleiſche erhalten. Sie trinken viel und baden gerne, wobei ſie ſich ganz naß machen. Fortpflanzung. Kaum wird man einen Vogel finden, der fein Neft weniger zu verbergen weiß als dieſer. Man findet dasſelbe oft ganz nahe am Boden in einem Baumloche, auf alten Weiden, in abgeſtorbenen Zäunen, auf Baumäſten, in Gärten, er baut am liebſten auf die Querſtangen der Spaliere, oder auf die Aeſte der Spalierbäume, auch wenn die Menſchen immer dabei vorbei gehen. Ich fand einſt ein Neſt auf dem beſuchteſten Spaziergange unſerer Stadt, ganz am Wege, wo alle Men— ſchen vorbei giengen, kaum einige Fuß vom Boden in einem ausgefaulten Baumloche, fo daß jeder Vorbeigehende die Eier ſehen konnte, und mehrere Male wurden Neſter an Spalieren gerade unter meinem Fenſter angebracht, fo daß ich Junge und Eier mit der Hand faſſen konnte. Die Brütezeit iſt erſt Ende des Mai oder Juni, und es wird nur eine Brut gemacht, aus— genommen, wenn die erſte verloren geht. Das Neſt beſteht aus Moos und feinen Wurzeln, denen oft auch Zwirnfaden, Wolle und Federn beigemiſcht wird, und inwendig iſt es mit eben dieſen weichen Materialien ausgefüttert. Die vier bis fünf Eier, ſelten ſechs, find eiförmig auf blaugrünem Grunde, mit roſtfarben Flecken ſtark beſtreut, zuweilen bilden dieſe Flecken um das ſtumpfe Ende einen Kranz, und ſtehen überhaupt bald mehr bald weniger dicht. Beide Gatten brüten die Eier in vierzehn Tagen aus. Feinde haben ſie hauptſächlich an Katzen, Wieſeln, Mardern, aber auch Ratten und Mäuſe zerſtören ihre meiſt ſo ſehr bloßgeſtellte Brut. Jagd. Sie find ſehr leicht zu ſchießen und an den Sitzörtern mit Vogelleim zu fangen. Der Nutzen iſt für unſere Oekonomie ſehr groß, und Schaden thun ſie gar keinen, doch ſollen ſie zuweilen Bienen fangen und freſſen, was aber unwahrſcheinlich iſt. Taf. 39. Der Halsbandfliegenfaͤnger. Mus cicapa albicollis. Gobe mouche d collier. Synonime. Schwarzköpfiger Fliegenfänger. Muscicapa atricapilla. Gobe mouche de Lorraine. The pied Fiycatcher Stirne, Hinterhals und ganzer Unterleib rein weiß; die kleinen Borſtenfedern über den Naſenlöchern, Zügel, Augenkreiſe, Wangen, Scheitel, Rücken, Flügel und Schwanz, ſind tief ſchwarz, auf den Flügeln ein großer weißer Fleck, und über den Unterrücken läuft ein weißes Querband. Im Herbſt werden alle obern Theile ſchwärzlich grau, nur Schwanz und Flügel bleiben ſchwarz, da fie bei der Mauſer im Herbſt nicht ausfallen. Beim Weibchen ſind alle obern Theile braungrau, auf Scheitel und am Oberrücken am dunkelſten, alle untern Theile ſchmutzig weiß; Flügel und Schwanz ſchwarzbraun, das Weiße auf denſelben wie am Männchen. Vaterland. Das wärmere und mittlere Europa, doch an manchen Orten ſelten. Man findet ihn in kleinen Gehölzen, Obſtgärten und auf Spaziergängen, welche mit großen Bäumen bepflanzt ſind. Im Herbſt zieht er früh weg und geht wahrſcheinlich nach Afrika. Eigenſchaften. Er it ein dummer Vogel, der ſich oft ſehr nahe ankommen läßt, oft iſt er aber mehr ſcheu oder viel⸗ mehr unruhig, und ſitzt felten ſtille. Man ſieht ihn immer auf den Baumzweigen, nicht ſowohl herum hüpfen als herum flattern, oder auch auf Pfählen ſitzend, aber nie lange an einem Ort. Er bewegt Flügel und Schwanz immer, fliegt gewandt, aber meiſt nur kurze Steecken. Er läßt nur ein leiſes Ziſchen hören, einen Geſang hörte ich von ihm nicht. Nahrung. Fliegen, Bremſen und andere Inſekten, welche er im Fluge fängt oder von der Erde aufliest, und im Frühherbſt Beeren vom Hollunder- und Faulbaum. Fortpflanzung. Das Reſt legt er in tiefern Waldungen meiſt in hohlen Bäumen an; doch ſoll er auch in die dichten Zweige niederer Laubholzbäume fein Neſt bereiten. Es beſteht aus Moos und Thierhaaren und iſt nicht ſehr künſtlich. Die vier bis fünf Eier ſind ſpangrün, kurz, bauchig, wenig glänzend, meiſt ohne alle Flecken, oft mit einigen roſtfarben Punkten, aber nur einzeln. Feinde hat er die gewöhnlichen der kleinen Vögel. Er iſt leicht zu ſchießen und beim Nefte zu fangen. Er nützt durch feine Nahrung und ſchadet gar nicht. Die übrigen europäiſchen Arten find der ſchwarzgraue Fliegenfänger, Muscicapa luctuosa oder atricapilla, und der kleine Fliegenfänger, Mu sc. par va. Der letzte iſt ſelten. Taf., 39. Vielfarbiger Fliegenfaͤnger. Muscicapa multicolor. Cobe mouche multicolor. Iſt ſchwarz ; die Stirne, und ein Fleck auf den Deckfedern der Flügel weiß; Bruſt und Bauch roth. Größe eines Rothkehlchens. In Neu-Südwallis, wo er ſeinen Aufenthalt nach der Jahreszeit ändert. Taf. 39. Feuerrother Fliegenfaͤnger. Muscicapa flammea. Gobe mouche flammea. Lemm. pl. col. 203. Parus peregrinus, parus malabaricus, Zath. j Männchen; Kopf, Kehle, Nacken, Rücken und ein Theil der Flügel ſchwarz; Bruſt und alle untern Theile, die obere Hälfte der Flügelſedern und Schwanzfedern, fo wie der Bürzel, find ſehr lebhaft orange= oder feuerroth; Schnabel und Füße ſchwarz. Beim Weibchen find alle die Theile gelb, welche am Männchen orangefarb find. In Sumatra und Java. 990 Taf. 40. i Das Fliegenfaͤngerhaͤhnchen. Muscicapa alector. Gobe mouche petit cog. Alectrurus. Fieill. Männchen, Stirne und Backen find weiß und ſchwarz gemiſcht; Scheitel, Nacken, Schultern und ein halber Gürtel an den Seiten der Bruſt find ſchwarz, gleich nach der Mauſer mit Braun gemiſcht. Kehle und alle andere untern Theile find weiß; die Flügelwinkel ſowohl als die Wurzel der Schwungfedern, und ein Theil der äußern Bärte ſind ebenfalls weiß; die Schwanzfedern aber ſind ſchwarz. Dieſe Schwanzfedern ſtehen in die Höhe, wie beim Haushahn; die innern Bärte aller dieſer Federn ſind wenigſtens um das doppelte breiter als die äußere Fahne, man bemerkt dieſe Bildung beſonders bei den zwei Reihen von Bartfaſern der beiden mittlern Schwanzfedern, welche die andern um einen halben Zoll an Länge übertreffen; die breiten äußern Bartfaſern ſind ſehr lang und zerſetzt; und jede getrennte Faſer iſt überdem mit feinen Franſen verſehen, welche zwar mit bloßem Auge geſehen aber nur durch ein Vergrößerungsglas recht deutlich beobachtet werden können. Die innere Fahne iſt viel kürzer, und die Bärte ſtehen gedrängt, wie bei andern Federn, aber die Spitze läuft in einen verlängerten Faden aus, der etwa einen halben Zoll vorſteht. An der Schnabelwurzel ſtehen Bartborſten. Der Oberſchnabel iſt braun, der Unter— ſchnabel weiß; die Füße ſchwarz. Das Weibchen iſt vom Männchen ſehr verſchieden, etwas kleiner, und hat einen hängenden gewöhnlichen Schwanz; die beiden breiten mittlern Federn mangeln. Alle obern Theile ſind düſter braun, und jede Feder roſtbraun geſäumt; die Kehle iſt weiß, der halbe Gürtel iſt roftfarben, und alles übrige iſt weißlich roſtfarben oder ſchmutzig iſabellfarbig. Größe eines Sperlings. Dieſe Art findet man in Braſilien und Paraguay; ſie fliegt leicht und nicht ſtoßweiſe; erhebt ſich aber nicht hoch und fliegt nicht weit. Man findet fie immer in der Nachbarfchaft des Waſſers auf freien Plätzen, oder im Schilfe und auf Waſſerpflanzen, nie in Gehölzen oder Gebüſchen. Sie fangen die vorbeifliegenden Inſekten, oder ſuchen ſie auf der Erde. Die Männchen leben einſam, dagegen ſieht man oft mehrere Weibchen beifammen. In Paraguay find es Zugvögel, welche nicht über den 27. Grad ſüdlich hinausgehen, im September ankommen und im März verreiſen. Das Männchen ſteigt oft gerade in die Höhe, indem es ſchnell mit den Flügeln ſchlägt und den Schwanz hoch aufhebt, ſo ſieht es eher einem Schmetterling als einem Vogel ähnlich; es ſteigt 30 bis 35 Fuß hoch, und fällt dann wieder ſchief auf eine Waſſerpflanze nieder. Vieillot hat aus dieſem Vogel mit noch einigen andern eine eigene Gattung Alectrurus, Gallita, gemacht, allein dieſe Gattung iſt noch nicht anerkannt. Nahe verwandt mit ihm find die Hetapa. Mus cicapa psalura, Temm. pl, col. 288 und 296. Eine dritte Art nennt Azara Guirayetaſſa. Alle drei Arten leben auch in Paraguay, Taf. 40. Der Faͤcherſchwanz. Muscicapa flabellife ra. Moucherolle & queue en eventail. Rhipidura. Vigors et Horsfield. Lath. pl. col. 49. Diggo wagh - wagh. Olivenfarb an den obern Theilen; Hals weiß, mit einem ſchwarzen Halsband; die untern Theile roſtfarben, Bauch weiß; die Seitenfedern des Schwanzes weiß, die übrigen mit weißen Spitzen und weißen Schäften. Die Figur des Schwanzes iſt keilförmig, der Vogel breitet ihn im Fluge fächerförmig aus. Man findet dieſen Vogel in Neuſeeland und in Neuholland, er iſt fo wenig ſcheu, daß er die Inſekten ſogar vom Kopf der Menſchen wegfängt. Auch dieſer Vogel bildet mit einigen andern nach Vigors eine eigene Gattung, Rhipidura, Fächerſchwanz, dazu zählt Vigors noch die Arten: Muscicapa motacilloides und rufifrons, beide aus Reuholland. Von der Gattung Fliegenfänger wurden ferner noch getrennt. 9 Gatt. Schleifvogel. Seisur a. Vigors et Horsfield. Der Schnabel verlaͤngert, ziemlich ſtark, platt, an der Wurzel und in der Mitte breit; die obere Kinnlade an der Spitze ausgeſchweift und etwas gekruͤmmt; die Naſenloͤcher an der Wurzel, eifoͤrmig, von Federn und Borſten bedeckt; an der Mundoͤffnung nur kurze und wenige Borſten; die Zunge oben und an den Seiten zer— ſchliſſen; die Fluͤgel lang, reichen bis zur Mitte des Schwanzes; erſte Schwungfeder ſehr kurz, zweite und dritte laͤnger, vierte bis ſechste ſehr lang, die ſiebente etwas kuͤrzer; der Schwanz lang, die Federn am Ende faſt gleich lang; Fuͤße mittelmaͤßig; die Fuͤße vorn geſchildert, hinten glatt. Es gehört dazu ein neuholländiſcher Vogel, welchen Latham zu den Droſſeln reihet und Turdus volitans nennt. Die Bewohner von Neuſüdwallis nennen ihn Tellerwetzer, weil er die ſonderbare Gewohnheit hat, feinen Schwanz auszubreiten, wobei er einen Ton hören läßt, wie wenn man ein Meſſer auf einem Stein ſchleift. Er ſitzt gewöhnlich auf abgehauenen Baumſtrünken oder auf den Dächern der Häuſer. Er iſt nirgends abgebildet. 10 Gatt. Klatſchvogel. Psophodes. Psophode. Vigors et Horsfield. Schnabel ſtark, kurz, faſt gerade, zuſammengedruͤckt, die Firfte etwas gekielt und gebogen; die Kinnladen nicht ausgeſchweift; die Naſenloͤcher an der Wurzel, eifoͤrmig, mit Borſten und Federn bedeckt; die Mundoͤff— nung mit ſehr ſtarken liegenden Borſten; Fluͤgel ſehr kurz, abgerundet; die erſte Schwungfeder kurz, die zweite, dritte und vierte abgeſtuft laͤnger; die fuͤnfte bis neunte faſt gleich, ſehr lang; der Schwanz lang, abgeſtuft; Fuͤße ſehr ſtark und lang. Dieſe Gattung beſteht nur aus einer Art, welche in Reuſüdwallis lebt, und dort N genannt wird. 2 Der knallende Klatſchvogel. Psophodes crepitans, Muscicapa crepitans. Latham. Iſt bräunlich olivenfarben, mit grünlichem Schimmer. Auf dem Kopf trägt er einen Federbuſch; Hals und Bruſt ſind ſchwarz; die beiden Seiten des Auges und Zügel ſind nackt; die Spitze der Schwungfedern iſt weiß; der Bauch weiß gemiſcht; die Schenkelgegend roſtfarben. 8 Er kann ein Geflatfche hervorbringen wie der Knall einer Fuhrmannspeitſche. Leſſon hörte dieſes Getöne oft an den Ufern des Nepeanſtromes am Fuße der blauen Berge in Reuholland, ohne den Vogel zu ſehen, Vigors und Horsfield haben ihn unter die Zuckerfreſſer geſetzt; weil ſein Schnabel an der Spitze nicht ausgeſchweift iſt. Allein in ſeinem Betragen und in ſeiner Geſtalt gleicht er ſehr den Würgern und noch mehr den Fliegenfängern. Abbildung iſt keine bekannt. 11* Gatt. Drymophile. Drymophila. Drymophile. Schnabel mittelmäßig, walzig, mit gerader Spitze; Fluͤgel mittelmäßig, abgerundet, die fünfte Schwungfeder die laͤngſte; Schwanz abgerundet; Fuͤße duͤnne. Taf. 40. Schleier-Drymophile. Drymophila velata. Drymophüe voile. Temm. pl. col. 334. Eine ſchwarze Binde bedeckt die Stirne, die Kehle und die Backen und bildet eine Art von Schleier. Vorn am Hals und der Bruſt ſteht ein Fleck von kaſtanienbraunrother Farbe; alle andern Theile, Flügel und Schwanz ſind hellblau aſchgraulich; die innern Fahnen der Schwung- und Schwanzfedern ſind ſchwärzlich; die Federwurzeln und der Flaum am Bauche find weiß, daher ſcheinen dieſe Theile etwas weißlich, beſonders wenn die Federn etwas auseinander ſtehen; Schnabel und Füße find ſchwarz. Ganze Länge 7 Zoll. . Das Weibchen gleicht dem Männchen; aber der ſchwarze Schleier und der kaſtanienbraune Fleck fehlen, und dieſe Theile find ſchmutzig grau, etwas blaulich. Man findet dieſen Vogel auf Timor, und einzeln oder paarweiſe auf Java, überhaupt ſcheint er den Molucken anzugehören. Folgende Arten werden zu dieſer neuen Gattung gezählt. Drymophila leucopus. Drym, longipes. Drym, trifasciata. Drym. atra. Drym. variegata. Alle aus Braſilien. Drym. alecto, Temm. pl. color 430. f. 1. Drym. cine rea. Temm. col. pl. 430. f. 2. Drm. militaris. Temm. col. pl. 418. f. 1. Drym, tristriata. Temm. col. 418. f. 2. Alle aus Java, Sumatra, Timor u. ſ. w. Ob die amerikaniſchen Arten wirklich dahin gehören, können wir, da wir ſie nicht kennen und keine Abbildungen bekannt ſind, nicht entſcheiden. ) Von den Ameiſenfreſſern, Myothera, hat Swainſon die Ameiſenfänger, Formicivora, getrennt und fie unter die Familie der Fliegenfänger gebracht, er beſchreibt die Gattung wie folgt: 12° Gatt. Ameiſenfaͤnger. Formicivora. Formicivore. Schnabel mittelmäßig, walzenfoͤrmig, mit gerader Spitze, Flügel kurz, abgerundet; vierte und fünfte Schwungfeder ſehr lang; der Schwanz abgeſtuft; die Laͤufe mittelmaͤßig lang, duͤnne, an den Seiten ſchuppig. Die bekannten Arten leben in Braſilien, und ſcheinen ſich doch mehr den Droſſeln als den Fliegenfängern zu nähern. Es werden drei Arten angeführt, aber keine iſt abgebildet. Formicivora maculata, nigricollis und brevicauda. Die Arten der Fliegenfänger, deren Gattungen wir nun angeführt haben, find ungemein zahlreich und es herrſcht darin noch viele Verwirrung, weil die Gattungscharaftere oft fo ſehr in einander übergehen, daß es ſchwer iſt, ſie zu beſtimmen und aufzufinden. Tem mink hat folgende abgebildet und zu den Fliegenfängern gezählt. Mus cicapa diops, pl. col. 144. f. 1. Musc, eximia. ib. f. 2. Musc. flammiceps. ib. f. 3. Alle aus Braſilien. Musc. hyaciathina, pl. col. 30. Mus c. min iata. pl. col. 156. Mus c. cantatrix, pl. col. 226. f. 1. 2. M. hirundinacea, pl. col. 119. f. 1. 2. Alle aus den Südinſeln und Java. Wied beſchreibt noch weiter als Braſilianer, M. vociferans, rivularis, mastacalis, caesia, rupestris. In Oeeanien finden ſich ferner: M. Goode no vii, obscura, indigo, Banya mas, javanica. Die Reifen um die Erde von Freyeinet und Duperey haben uns auch mit neuen Arten bekannt gemacht, nämlich mit M. chalybeocephala. Zool de la coquille, pl. col. 16. Neu-Irland. M. Toitoi. ib. f. 3. Neu-Seeland. M. chrysomela. ib, pl. col. 18. f. 2. M. telescophthalmus. ib. f. 1. Neu-Guinea. M. inornata. ib. pl. col. 15. f. 1. NM. guttula, beide aus Neuguinea. M, pomarea. Tahiti. Sehr nahe mit den Sängern verwandt und in dieſe übergehend find, M. gularis, pl. col. 167. M. stramin ea. ib. M. stenu ra. ib. M. obsoleta, pl. col. 275. M. ven- tralis. ib. M. virescens. ib. Alle aus Braſilien. Nordamerika beſitzt auch noch mehrere Arten, wie M. tyrannus, crinita, savanna, fusca, virens, acadica, ruticilla, viridis, flavifrons, solitaria, novae boracensis, gilva, olivacea und andere. Die fünf letzten bilden abermals eine eigene Gruppe, welche Buonaparte Virco genannt hat. Sänger, Sylviadae. Bec-fins. Der Schnabel gerade, dünne und fein, an der Wurzel etwas platt, wodurch er ſich dem der Fliegenfänger nähert; im weitern Fortgange aber iſt er zuſammengedrückt, daher nähern ſich dieſe Vögel wieder den Droſſeln und Würgern mit geradem Schnabel. Sie nähren ſich von Inſekten und Beeren und viele ſingen ſehr ſchön und angenehm, daher der Name der Sänger. In den kalten und gemäßigten Climaten ſind die meiſten Zugvögel. Sie ſcheinen meiſt nur einmal zu mauſern, mehrere aber mauſern zweimal. 95 1" Gatt. Schwalbenſtelze. Enicurus. Enicure. Schnabel lang, ſehr hart, faft gerade; obere Kinnlade dreieckig, an der Baſis breit; deutliche Schnabelfirſte; die Spitze ſtark geneigt, mit einer kleinen Ausfchweifung ; an den Schnabelwinkeln ſteife und kurze Borſten; die untere Kinnlade gerade, aufgeblaſen und gegen die Mitte breit, an der Spitze ſtumpf; die Naſenloͤcher eiförmig, ſeitlich, von der Schnabelwurzel entfernt, offenſtehend, an ihrem obern Theil mit vorſtehendem Rande; Naſen⸗ grube groß, mit einer Haut und zur Hälfte mit Federn bedeckt, an der Oeffnung aber nackt. Füße mittelmäßig, Laͤufe laͤnger als die Mittelzehe; dieſe mit der innern bis zum erſten Gelenk verwachſen, die aͤußere aber ganz frei; der Nagel der Hinterzehe ſtark und gebogen; Fluͤgel kurz, ſehr abgeſtuft; die erſte Schwungfeder kurz; die zweite, dritte und vierte gleich lang, die fuͤnfte und ſechste laͤnger; Schwanz lang und gabelfoͤrmig, die beiden mitt— lern Federn ſehr kurz. Man kennt nur zwei Arten dieſer Gattung, welche Horsfield beſchrieben hat. Tem mink reihet fie neben die Bach— ſtelzen und Flüevögel, Reinwardt unter die Würger; ſie gleichen aber auch ſehr den Fliegenfängern, und können ihnen angereihet werden. Sie machen den Uebergang zu den Bachſtelzen und Sängern. Sie bewohnen die indiſchen Inſeln, leben einſam am Rande der Bäche und Flüſſe, wie unſere Bachſtelzen, beſonders beſuchen ſie die mit Geröllen belegten Ufer, wo ſie mit Schnelligkeit Würmer und Inſekten verfolgen. Taf. 40. Verſchleierte Schwalbenſtelze. Enicurus velatus. Enicure voile. Temm. pl. col. 160. Stirn und ein Streif durch die Augen weiß; das Hinterhaupt falb; Backen, Kehle, Rücken und Flügel ſchieferblau; der Bauch weiß; die Schwanzfedern an der Spitze und am äußern Rand weiß. Am Weibchen iſt der ganze Kopf roth, die Kehle weiß und die Bruſt falb. Vaterland. Java. Die zweite Art, Enicurus coronatus. Temm. pl. col, 413, iſt bedeutend größer und lebt in Java und Sumatra. a Gatt. Bachſtelze. Motacilla. Zavandiere. Schnabel gerade, duͤnne, walzig, ſtumpfſpitzig auslaufend; die Naſenloͤcher an der Wurzel, eifoͤrmig, halb mit einer nackten Haut geſchloſſen; Laͤufe duͤnne, lang; Schwanz ſehr lang; die zweite Schwungfeder iſt die laͤngſte; der Nagel der Hinterzehe iſt gekruͤmmt. Sie leben an den Geſtaden der Seen, Flüſſe und Bäche, oder auf Aeckern und naſſen Wieſen, ſitzen ſelten auf Bäume, ſondern laufen meiſt am Boden umher. Sie wipven beſtändig mit dem Schwanze } laufen ſchnell und ſchreitend, fliegen in bogenförmigen Linien; niſten in Löchern und Steinhaufen, oder unter den Uferbekleidungen, und mauſern zweimal des Jahrs. Die Schulterfedern ſind ſehr lang und decken die zuſammengelegten Flügel. Amerika hat keine Art, und die ganze Gattung iſt nicht zahlreich. Taf. 41. Die weiße Bachſtelze. Motacilla alba. Lavandiere grise. Synonime. Bachſtelze, graues Ackermännchen. Waſſerſtelze. Bergeronette grise. White Wagtail. Cutrettola cinerea. Kwikstaart. Stirn, Vorderkopf, Kehle und Bauch rein weiß, an der Bruſt im Winter ein halbmondförmiges ſchwarzes Halsband, im Frühjahr wird die ganze Kehle und Vorderbruſt ſchwarz; Nacken ſchwarz, im Sommer zieht ſich das Schwarze tief an den Hals herab, und das Weiße bildet zwiſchen Hinterhals und Bruſt eine Längsbinde, welche mit der Stirne anfängt und unten das Schwarze einfaßt; Rücken, Schultern und die kleinen Flügelfedern rein aſchgrau, am Unterrücken dünkler, auf dem Bürzel in Schwarzgrau und an den obern Schwanzdeckfedern in Schwarz übergehend. Seiten des Unterleibes aſchgrau. Die mittlern Flügeldeckfedern ſchwarz, mit großen weißen Spitzen; die großen ebenfalls ſchwarz, an der äußern Fahne weiß gerandet. Die acht mittlern Schwanzfedern ſchwarz, faſt unmerklich weiß geſäumt, die beiden äußerſten rein weiß, an der innern Fahne mit einem ſchwarzen Streif; Schnabel und Füße ſchwarz. Die Jungen im Neſtkleide haben nichts rein Weißes, ſondern find an allen Theilen, welche beim alten Vogel weiß find, dunkelgrau, der ſchwarze Nacken fehlt und der Halbmond auf der Bruſt iſt nur ſchwärzlich, über den Augen und vom Schna— belwinkel nach hinten läuft ein weißlicher Streif. Länge 7 ½ Zoll, Flügelbreite 14 ½ bis 12 Zoll. Verbreitung und Aufenthalt. Die weiße Bachſtelze iſt bis zum arktiſchen Kreiſe, und im nördlichen Aſien allent— halben anzutreffen. In allen nördlichen Gegenden iſt ſie Zugvogel, aber ſchon im mittlern Deutſchland und in der Schweiz überwintern viele. Im September aber ziehen die meiſten weg, nachdem ſie ſich auf den Feldern in kleinern oder größern Haufen vereinigt haben. Der Hauptzug geſchieht des Nachts. Schon in den erſten Tagen des Märzes kommen ſie wieder an. Man findet fie gewöhnlich in der Nähe der Flüffe, Seen und Bäche, mitten in Städten und Dörfern, auch auf Wegen, Brücken, Dächern, auf naſſen Wieſen mit kurzem Graſe und auf friſchgepflügten Aeckern, wo ſie zwiſchen den Furchen und Erdſchollen oder hinter dem Pfluge herlauft. Auch in lichten Waldungen an Waldbächen findet ſie ſich oft ſehr weit vom Waſſer, auf Viehweiden, kurz faſt allenthalben, auf Bergen und in Thälern, nur nicht in dichten Wäldern. Den Tag über ſieht man ſie ſelten auf Bäume ſitzen, aber die Nacht bringt ſie auf denſelben zu, beſonders ſitzt ſie dann auf Weiden oder Erlen, und im Herbſt auf Rohrſtengel. Sonſt läuft ſie immer auf der Erde oder an den Ufern, auch im Waſſer umher. Eigenſchaften. Dieſe Bachſtelze iſt, wie alle ihre Gattungsverwandte, ein unruhiger, munterer und ſchneller Vogel, der nie lange ſtille ſitzt, ſondern faſt immer umher läuft, mit dem Schwanze wippt, ſich mit ihres Gleichen und andern Vögeln neckt. Sie läuft ſehr ſchnell und mit wagerechtem Körper und nickt dabei, wie die Tauben mit dem Kopfe. Sie fliegt ſchnell und leicht in langen ſteigenden und ſinkenden Bogen, wobei ſie gewöhnlich ihr zivit, züjit von ſich hören läßt. Ueberhaupt ſingen ſie ſitzend, laufend und fliegend, allein ihr Geſang will gar nichts ſagen, und iſt nicht angenehm. Laſſen ſich Raubbögel blicken, fo find fie die erſten Vögel, welche ſich ſammeln und fie gemeinſchaftlich unter Geſchrei verfolgen. Beim Schlafengehen in den Rohrteichen, machen ſie gleich nach Sonnenuntergang einen gewaltigen Lärm, indem ſie ſich unter einander und mit Staaren und andern Vögeln zanken, bis die Nacht eingetreten iſt. Sie find durchaus nicht ſcheu, und laſſen einen unbewaffneten Menſchen oft auf wenige Schritte nahe kommen, und dann fliegen fie nur auf, um ſich in geringer Entfernung wieder zu ſetzen. Gefangen wird fie auch bald zahm und zutraulich und gewöhnt ſich bald an das Stubenfutter, ſie iſt aber wegen ihres häufigen, dünnffüſſigen Kothes nicht ſehr angenehm, fo artig auch ihr Betragen iſt, und fie die Zimmer von Fliegen reinigt. Diejenigen, welche im Winter zurückbleiben, ſuchen meiſt warme nicht gefrierende Quellen auf, oder laufen an den Ufern der Flüſſe und Seen umher, wo ſie immer im Schlamme Nahrung finden. Nahrung. Sie beſteht aus allen Arten kleiner Inſekten und ihren Larven, welche ſie im Schlamme, an der Erde, an Teichen, Flüſſen, Seen und Gräben, auf Dächern und auf Miſtſtätten aufſuchen; ſie beſuchen auch ſehr gerne die gepflügten Aecker, Viehweiden und Schafpferche. Im Zimmer freſſen fie anfangs Mehlwürmer, Fliegen und Ameifenpupven, am Ende auch Semmeln und Milch, oder auch klein gehacktes Fleiſch. Sie trinken gerne und oſt und baden ſich dabei häufig und ſtark. Fortpflanzung. Ihr Reſt bauen fie unter die Wuhrungen, in Mauerlöcher, Steinhaufen, unter ausgehöhlten Baum— wurzeln, auf Weidenköpfe, in Felſenritzen, oder unter die Dachbalken am Waſſer ſtehender Scheunen; unter Bauholz, in Strohdächern, hohlen Bäumen mit weiter Oeffnung, an Mühlwerken u. ſ. w., kurz an den verſchiedenſten Orten, doch iſt es immer aufliegend, nie ſchwebend. Sie paaren ſich frühe nach ihrer Ankunft. Das Reſt wird von beiden Gatten gebaut und iſt unkünſtlich, meiſt ſehr flach, aus Haaren, Wolle, Spinnweben, Raupengeſpinnſten, Schweineborſten, Grashalmen, Moos u. dgl. beſtehend. Dieſe Materialien find unordentlich geflochten, fait nur auf einander gelegt. Uebrigens iſt auch unter den Reſtern ein ſo großer Unterſchied, wie unter den Brutörtern, die einen ſind künſtlicher als die andern, je nach dem Raume und der Wahl des Ortes. Die fünf bis ſieben Eier ſind weißgrünlich, oder blaulich weiß, mit einer großen Menge grauer oder bräunlicher Punkte meiſt über und über beſpritzt, zuweilen bilden häufigere Punkte einen Kranz um das ſtumpfe Ende, zuweilen bilden ſich auch braune Strichelchen zwiſchen den Punkten. Immer iſt ihr Anſehen im ganzen hellgraulich, und überhaupt ſind fie leicht kenntlich, wenn fie auch viele Verſchiedenheiten zeigen. Die Form iſt an dem einen Ende ziemlich ſpitzig, an dem andern ſtark abgerundet und in der Mitte ziemlich bauchig, die Schale matt ohne Glanz, aber glatt. Das Weibchen brütet allein 14 Tage lang. Die Jungen werden mit Inſekten aufgefüttert, und verlaſſen das Neſt, ſobald fie fliegen können, wo fie dann den Eltern nachfolgen und von ihnen gefüttert werden. Sie brüten zweimal im Jahr, im April und Juni. Sehr häufig legt der Kukuk fein Ei in die Neſter dieſer Bachſtelze, und das junge Stiefkind wird mit Liebe aufgezogen, obſchon die eigenen Jungen dabei meiſt alle umkommen. Sie ſitzen auch treu auf den Eiern, ſowohl ihren eigenen als des Kukuks, und verlaſſen das Neſt nicht, wenn man auch ſchon die Eier berührt. Raumann bemerkt, daß im Frühjahr viel weniger zurückkommen als weggezogen waren, fie müſſen daher häufig auf ihrem Zuge umkommen oder gefangen werden. Da ſie ſo zutrauliche und nützliche Vögel ſind, ſo werden ſie vom Landmann in Deutſchland ſehr geſchont. Feinde haben fie weniger an den Raubvögeln als an Katzen, Mardern, Iltiſen und Wieſeln, welche ihre Brut oft zerſtören. Sie find leicht zu ſchießen und zu fangen. Durch ihre Nahrung nützen ſie unſerer Oekonomie ohne den geringſten Schaden zu thun. Ihr Fleiſch iſt beſonders im Herbſte angenehm. Durch ihr Geſchrei verrathen fie andern Vögeln das Daſeyn von Raubbögeln und warnen ſie alſo. Taf. 41. Die ſchwarze Bachſtelze. Motacilla lugubris. Lavandiere lugubre. Sie gleicht in Größe und Geſtalt vollkommen der weißen Bachſtelze, nur ift alles, was an dieſer grau iſt, hier ſchwarz, auch fehlt der weiße Streif, der bei der weißen Bachſtelze im Sommerkleide von den Backen längs dem Halſe herunter gegen die Bruſt geht, und das Schwarze des Nackens von dem des Halſes trennt, nur Stirn und Backen ſind weiß, und dann von der Bruſt an der ganze Unterleib, die Seiten des Bauches ſind grauſchwärzlich. Im Winterkleid ſoll der Hals ebenfalls rein weiß ſeyn, an der Bruſt aber ein breites ſchwarzes Halsband ſich finden. Dieſe Bachſtelze, welche in ihren Sitten vollkommen mit der weißen übereinſtimmt, findet ſich im wärmern Europa und wahrſcheinlich auch in Afrika? Taf. 41. Die graue Bachſtelze. Motacilla sulphurea. Bergeronnette jaune. Synonime. Winterbachſtelze, Kuhſtelze, gelbe Bachſtelze. Motacilla boarula. Gmel. Linn. Motacilla melanope ib. Grey Wagtail. Lath. Cutrettola da Codizinzola. Kopf, Backen, Rücken und Schultern dunkel aſchgrau, über die Augen läuft ein weißer Streif, und ein anderer von der Schnabelecke nach hinten gegen den Hals. Flügel ſchwarz, mit einem ſchief nach hinten laufenden Querſtreif, Kehle und Vorderhals ſchwarz, der ganze Unterleib ſchön eitrongelb, Bürzel und Deckfedern des Schwanzes grüngelb; der Schwanz lang, die vier mittlern Schwanzfedern ſchwarz, an der äußern Fahne gelb, grün geſäumt, die drei äußern rein weiß, die äußerſte ganz weiß, die beiden folgenden an der äußern ſchmalen Fahne ſchwarz. Beim Weibchen iſt die Kehle nur ſchwarz gefleckt / nur bei ſehr Alten ſchwarz. Im Winterkleide fehlt die ſchwarze Kehle, dieſe iſt gelblich weiß, die Bruſt okergelb, Bauch und untere Deckfedern des Schwanzes weniger ſchön gelb; die weiße Linie über dem Auge iſt ſehr undeutlich, diejenige am Schnabel— winkel fehlt, und das Graue des Rückens iſt mehr grünlichgrau und heller. Füße hornfarben, Schnabel ſchwärzlich. Größe der weißen Bachſtelze, aber der Schwanz länger. Vaterland. Sie geht bei weitem nicht fo tief nach Norden als die weiße Bachſtelze, und iſt ſchon im nördlichen Deutſchland ſelten; in der Schweiz und dem wärmern Europa aber häufig, beſonders auch in Gebirgsgegenden, und ſelbſt in hohen Alpenthälern an Bächen und Flüſſen. Sie ſcheint in wärmern Gegenden nicht regelmäßig zu wandern, wenigſtens ſieht man fie viel häufiger als die weiße Bachſtelze an offenen Gewäſſern, deren es in der Schweiz viele giebt, nur verlaſſen fie die Alpenthäler und ziehen in die ebnern Gegenden. Die Jungen ſcheinen häufiger auszuwandern als die Alten. Sie leben nicht geſellig wie die weißen, ſondern man trifft fie meiſt einzeln oder paarweiſe an. Man findet fie nicht auf Aeckern, ſie müßten denn nahe am Waſſer liegen, und dann nur für kurze Zeit, ſondern immer in der Nähe und an den Ufern der Bäche, Flüſſe und Seen, am liebſten bei Mühlen und Waſſerwerken oder auf Wäſſerwieſen. Eigenſchaften. Obſchon auch dieſer Vogel gerne in der Nähe der Menſchen wohnt, iſt er doch viel ſcheuer und vor— ſichtiger als die weiße Bachfteze, dennoch, wo ihr keine Gefahr zu drohen ſcheint, läßt fie fich auch oft nahe kommen. Sie läuft ungemein ſchnell, mit ganz wagerechtem Körper und etwas aufgerichtetem Schwanze. Sie läuft öfters im Waſſer herum, ſitzt aber zuweilen auf niedrige über das Waſſer hängende Baumzweige, auf Pfähle, Wuhrungen und Dachfirſten, um auszuruhen, und bringt da auch die Nacht zu. Sonſt iſt ſie immer munter und thätig. Ihr Flug gleicht dem der weißen Bachſtelze, auch ihr Geſchrei ähnelt ihr, doch it der Ton feiner und niedriger, fie ſchreit ſcharf und kurz, zizi, zi, zis, ziſſis, und meiſt nur im Fluge. Im Frühling ſchreit das Männchen zärtlich zürli, beſonders am Morgen früh, und ſingt auch noch andere Töne angenehmer als die weiße Bachſtelze. Sie laſſen ſich ſchwerer zähmen und erhalten als die weißen. Nahrung. Dieſe beſteht beſonders in Waſſerinſekten und ihren Larven und Nymphen, daher wadet fie häufig im Waſſer umher und beſonders wo ſchlammige Ufer ſind, manchmal ſcheint ſie auch die kleinen Steinchen am Ufer umzukehren, da die Larven der Hafte und Libellen darunter wohnen. Auch Fliegen, Schnaken und Mücken fängt fie im Fluge und im Sitzen. Käfer ſcheint ſie weniger zu lieben, daher man ſie nicht auf Aeckern und Viehweiden antrifft Fortpflanzung. Sie niſtet am liebſten in gebirgigten Gegenden und ſelbſt in unſern hohen Alpenthälern, aber auch an unſern Seen, immer nahe am Waſſer, in Mauerlöchern, unter Brücken, Wuhrungen, Baumwurzeln, hinter Bretterver— ſchlägen von Mühlen u. ſ. w., ſehr ſelten auf Weidenſtrünken, beſonders auf hohen. Das Reſt iſt eben ſo unkünſtlich und aus denſelben Materialien gebaut wie das der weißen Bachſtelze, es beſteht aus Wurzelfaſern, Erdmoos, Grasſtengel als Unterlage, und inwendig iſt es mit Wolle und Haaren weich ausgefüttert; mehrentheils ziemlich platt, doch öfters auch napf— förmig und tiefer. Die fünf bis ſechs Eier ſind kleiner als die der weißen Bachſtelze, dünnſchalig, ohne Glanz, lehmgelb oder gelbweiß, mit dunkel lehmgelben, oft faſt okergelben Punkten oder mehr verwiſchten Flecken, oder marmorirt. Sie ſind von den Eiern der gelben Bachſtelze oft nur durch die Größe zu unterſcheiden, aber immer etwas größer. Das Weibchen ſoll fie meiſt allein ausbrüten; es brütet ſo treu, daß man es oft auf den Eiern ergreifen kann. Sie machen zwei Bruten, die erſte im April oder Anfangs Mai, die zweite Ende Juni oder Anfangs Juli. Der Kukuk legt feine Eier öfters auch in dieſe Reſter. Feinde, Fang, Nutzen und Schaden verhalten ſich wie bei der weißen Bachſtelze, ſie iſt durchaus nur nützlich. Taf. 41. Die gelbe Bachſtelze. Motacilla fla va. Bergeronnettèe printaniere. Spnonime. Gelbe Viehſtelze, gelbes Ackermännchen, Rinderſtelze, Kuhſtelze. Motacilla chrysogastra. Bergeronnette de printemps, Vellow Wagtail. Cutrettola di primavera. Geele Kwickstaart. Dieſe und die vorige Art iſt von Cüvier und andern franzöſiſchen Ornithologen von der Gattung Bachſtelze getrennt und zu einer eigenen Gattung Budites gemacht worden, weil der Nagel der Hinterzehe länger und weniger gekrümmt ſeyn ſoll als bei den eigentlichen Bachſtelzen, aber ein ſo unbedeutender Unterſchied, der noch dazu kaum merklich iſt, kann nicht wohl Vögel trennen, welche durch Geſtalt, Größe und Gewohnheiten eine der bezeichneteſten und natürlichſten Gattungen bilden, daher dieſe Trennung gar nicht gebilligt werden kann. Beim alten Männchen im Frühlingskleide iſt Stirne, Scheitel und Hinterhaupt bis an den Nacken ſchön blaulich aſchgrau; ein weißer Streif läuft durch die Augen weg, die Zügel find grauſchwarz, der Augenliederrand weiß, die Kehle rein weiß; Hinterhals, Schultern und Rücken bis an den Schwanz olivengrün, alle untern Theile ſehr ſchön lebhaft gelb; Flügel ſchwärzlich, mit zwei grünlichen Querſtreifen, die kleinen Deckfedern der Flügel grünlich eingefaßt. Die acht mittlern Schwanzfedern braun— ſchwarz, grünlichweiß geſäumt, die beiden äußern weiß, mit einem mattſchwarzen ſchmalen Streif an der innern Fahne. Die Backen ſind aſchgrau weißlich geſtreift. Jüngere Männchen ſind oben mehr grau und das Gelbe nicht ſo ſchön. Im Winter ſind die obern Theile mehr olibenbraun, der Streif über die Augen mehr roſtgelb, der Unterleib okergelb. Der Schwanz iſt in allen Kleidern viel kürzer als bei der weißen und grauen Bachſtelze. Länge 7 Zoll. Vaterland. Man findet ſie in ganz Europa, bis faſt zum arktiſchen Kreiſe, das nördliche Aſien und Nordafrika. Nach Horsfield iſt ſie auch in Java und heißt dort Beſſit. Sie iſt ein Zugvogel und überwintert bei uns ſelten einzeln, in nördlichern Gegenden gar nie. Sie zieht im Oktober weg und kommt im April wieder. Sie ziehen des Nachts und am Tage, und fliegen dabei ſehr hoch. Im Herbſt ziehen fie in größern Schaaren als im Frühjahr. Im Herbft ziehen ſie meiſt am Tage und ſchlafen des Nachts im Rohr, wobei ſie ſehr viel ſchreien. Die gelbe Bachſtelze findet ſich in Sümpfen, auf Aeckern und Viehweiden, und geht niemals in die Wälder. Sie iſt nicht ſo zutraulich gegen die Menſchen wie die übrigen Arten. Oft findet ſie ſich weit vom Waſſer in Aeckern und Wieſen. Beſonders lieben ſie auch Sümpfe und Brüche, wo Rohr, Sumpf und Wieſen ſich beiſammen finden. Sie lieben mehr ſtehende als fließende Gewäſſer. Gegen die Erndte bilden ſie ganze Schaaren, und treiben ſich in Kohl-, Rüben- und Kartoffeläckern umher. Sie laufen wie die übrigen Arten ſchnell, ſetzen ſich gerne auf größere Erdſchollen, Steine, auf Stengel und Blätter größerer Pflanzen, auf die Spitzen der Geſträuche oder der Weiden, aber nie auf dichtbelaubte Bäume. Eigenſchaften. Außer der Begattungs- und Fortpflanzungszeit, wo fie ſehr zahm iſt, ift dieſes ein unruhiger und ſcheuer Vogel, beſonders im Herbſt, und man kann ihm oft nur mit Mühe zum Schuſſe nahe kommen. Während der Begat— tungszeit aber ſind Männchen und Weibchen meiſt beiſammen, und man kann ſich ihnen auf wenige Schritte nähern. Sie find eigentliche Erdvögel, und der lange Nagel an der Hinterzehe hindert fie am Feſtſitzen auf zu dünnen Zweigen. Sie fliegen leicht und ſchnell, auf dem Zuge ſehr hoch, außer demſelben niedrig. Sie zanken ſich oft unter einander und mit andern Vögeln, beſonders mit den weißen Bachſtelzen, denen ſie aber meiſt weichen müſſen. Sie ſchreien ſehr viel und rufen einander beſtändig pſüip, pſüiip, blie, ſip, fin oder ſrie, ſrie. Im Frühjahr rufen fie zier, zier. Der Geſang iſt ſchlecht, wenig abwechſelnd und 25 hat Aehnlichkeit mit dem der weißen Bachſtelze. Gefangen, wird fie bald zahm, fo daß fie das Futter aus der Hand nimmt, ſie halten ziemlich gut aus, müſſen aber reinlich gehalten ſeyn. Nahrung. Alle Arten kleinere Inſekten, beſonders auch kleine Heuſchrecken, Raupen, Fliegen, Bremſen, Stechfliegen und kleine Käfer. Spinnen freſſen ſie weniger gerne. Zu dieſem Zwecke laufen ſie zwiſchen dem hohen Graſe herum, wo ſie ſolche Inſekten immer genug finden. Auf Viehweiden und Schaftriften fangen fie ſehr gerne die, das Vieh plagenden, Inſekten weg. In der Stube fangen ſie fleißig Fliegen, und man kann ſie durch Mehlwürmer und andere Inſekten anfangs erhalten, und dann allmählig an das Univerfalfutter für Grasmücken gewöhnen, auch mit Semmeln in Milch eingeweicht erhalten fie ſich. Sie baden gerne und ſaufen viel. ö Fortpflanzung. Sie niſten nur in tiefen und ſumpfigen Gegenden, auf fetten und feuchten Wieſen, in Getreide— feldern und in Brüchen. Das Reſt iſt ſchwer zu finden und ſteht an den Ufern der Gräben, oder im Graſe der Wieſen, oder auf Aeckern unter den Feldfrüchten, im Klee und der Rübſaat, immer auf dem Boden in einer geringen Vertiefung. Das Neſt iſt ſehr ſchlecht aus Moos, feinen Hälmchen, Diſtelwolle, Wolle, Haaren, Wurzelfaſern, Blättern gemacht, auch wohl oft mit Federn ausgefüttert, je nach dem Orte oder den in der Nähe ſich findenden Materialien. Pferdehaare find faſt immer dabei, oft auch Menſchenhaare. Die vier bis fünf Eier find kleiner als die der andern Bachſtelzen, kürzer und rundlicher, ſelten recht eiförmig. Die Schale ſehr zart, aber matt und ohne Glanz; meiſt lehmgelb oder ſchmutzig weiß, mit dunklern braungrauen oder röthlichgrauen oder blaulichgrauen verwiſchten Zeichnungen, daher wolkig oder marmorirt, nie mit ausgezeich— neten oder ſtark abſtehenden Flecken. Sie niſten nur einmal im Jahr und zwar im Mai oder Juni; zuweilen niſten fie wohl auch zweimal. Sie verrathen ihr Reſt durch ihre Furchtſamkeit und Zahmheit in der Nähe deſſelben; und die Jungen bleiben lange in Gefellfchaft der Alten. 1 8 Feinde, Nutzen und Schaden find wie bei den andern Bachſtelzen. Ihre Brut wird häufig durch Raubthiere zerſtört. Die ausländiſchen Arten find nicht zahlreich, der weißen Bachſtelze nähert ſich der Aguimp Motacilla aguimp. Vail. aus Afrika; ferner die javaniſche Bachſtelze. Mot. speciosa, aus Java. Mit der gelben Bachſtelze find die Citron— ſtelze, Mot. citreola aus der Crimm und die ſchwarzköpfige, Mot. melanocephala, aus der Bucharei, verwandt. 3e Saft. Pieper. Anthus. Pıipi. Schnabel gerade, duͤnne, walzenfoͤrmig, an der Spitze pfriemfoͤrmig, an den Seiten kaum eingedruͤckt, uͤber den Naſenloͤchern etwas aufgetrieben; der Ruͤcken rund; die Spitze des Oberkiefers abwärts geſenkt, mit ſeichtem Einſchnitt auf der Schneide, die Spitze der untern ganz gerade; die Mundkanten etwas eingezogen. Naſenloͤcher nicht ganz an der Schnabelwurzel, ziemlich groß, frei, durchſichtig, eifoͤrmig, mit haͤutigem Rande, uͤber denſelben eine ſtarke weichhaͤutige Schwiele. Zunge lang, ſchmal, mit getheilter, borſtig zerriſſener Spitze und ſtark ausgeſchnittenem, kammartig gezaͤhneltem Hinterrande. Füße ſchlank, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, die aͤußere mit der Mittlern faſt bis zum erſten Gelenk verwachſen; die Läufe geſchildert, die Nägel ſchwach, wenig gekruͤmmt, die Hinterzehe mit einem langen, mehr oder weniger bogenfoͤrmigen, duͤnnſpitzigen Sporn. Flügel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder ſcheint zu mangeln, die zweite etwas kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind, die zwei groͤßern Deckfedern der Fluͤgel reichen bis zur Spitze der Schwungfedern. Der Hopf iſt flachſtirnig, ſpitzig und lang, der Schwanz lang und breit, in der Geſtalt ſtehen fie zwiſchen den Bachſtelzen und Lerchen, zu welchen Linneus ſie rechnete, allein in ihren Sitten gleichen fie mehr den Bachſtelzen; fie freſſen keine Sämereien wie die Lerchen. Es ſind muntere, ſchnelllaufende Vögel, welche meiſt auf der Erde ſich aufhalten, mit dem Schwanze oft wippen, und einen piependen, lauten Lockton von ſich geben, daher ihr Name Pieper. Sie fingen meiſt angenehm, und zwar im Fliegen und Flattern; niſten auf dem Boden im Graſe, machen ſchlechte Neſter. In ihren Farben gleichen fie ſehr den Lerchen, und ſind nicht leicht in den Arten zu unterſcheiden; ſie mauſern meiſtentheils zweimal und tragen verſchiedene Kleider. Ihr Singapparat gleicht dem der Sänger und Bachſtelzen. Die Gattung iſt nicht zahlreich an Arten, aber über alle Zonen verbreitet. Taf. 42. Der Waſſerpieper. Anthus aquaticus. Pipit spioncelle. Sononime. Waſſerlerche, Sumpflerche, Moorlerche. Anthus rupestris? Nilfs. Alauda spinoletta. lark. Pispolada spioncella. Alauda obscura. Alauda petrosa. Dusky lark. Der ganze Oberleib im Winter bräunlich olivengrau, über die Augen ein weißer Streif, Kehle weiß, Bruſt weiß, mit rundlichen Flecken von derſelben Farbe wie der obere Theil des Körpers, Unterleib ſchmutzig weiß. Seiten bräunlich olivengrau; die Deckfedern der Flügel ſchwärzlich, weißgelb geſäumt, wodurch zwei gelbweiße Streifen entſtehen, Schwungfedern braunſchwarz, am äußern Rande der Fahne fein weißgeſäumt. Schwanz braungraulich, die äußerſte Schwanzfeder zur Hälfte weiß, die zweite mit einem weißen Endfleck. Im Sommer werden alle obern Theile aſchgrau bräunlich, der Streif über die Augen wird breiter; alle untern Theile ſind gelblich weiß, an der Bruſt roſtgelb überlaufen, ohne Flecken. Schnabel und Füße ſchwärzlich hornfarben in jeder Jahrszeit. Größe der Feldlerche. A ufenthalt und Verbreitung. Dieſer Vogel iſt in allen gebirgigten Gegenden von Europa und in Nordamerika anzutreffen. In der Schweiz iſt er im Sommer häufig auf allen Alpen, wo er bis über die Holzregion hinaufgeht, und auf den fumpfigen Hochwieſen fich aufhält. Im Winter verläßt er die Alpen und die Hochgebirge und zieht den offenen Gewäſſern Sümpfen, Seen und Flüſſen nach, wo er an den Ufern umher wadet, und im Schlamme und zwiſchen den Steinen umher lauft. Ohne eigentlich geſellig in Schaaren ſich herum zu treiben, ſieht man doch oft viele nahe bei einander umher waden. Mehrentheils ſitzt er am Boden, doch auch gar nicht ſelten ſetzt er ſich auf Bäume, wo er auch Nachtruhe hält. In vielen Meadow lark. Brown 99 Gegenden Deutſchlands iſt dieſer Pieper gar nicht zu finden, dagegen in Schweden und Norwegen, wo er am Meeresſtrande häuftg vorkommt, im Winter aber auswandert. Sobald Eis und Schnee wieder geſchmolzen ſind, zieht er ſich in der Schweiz wieder in die Gebirge zurück. Steine und Waſſer muß er allenthalben haben, aber auf Aeckern findet er ſich nie. Eigenſchaften. Der Waſſerpieper iſt ein unruhiger, munterer, lebhafter, ziemlich ſcheuer Vogel, da wo er aber niſtet, iſt er zutraulicher und weniger ſcheu. Er fliegt, wenn er aufgejagt wird, oft weit weg, oft aber ſitzt er nur auf einen nahen Baum. Sein Flug iſt mehr hoch als niedrig, und letzteres nur, wenn er nicht weit fliegen will. Sein Lockton und häufigſtes Geſchrei tönt wie giit, giit; dieſen Ton ſtößt er ſowohl fliegend als ſitzend aus, wenn er auf dem Boden läuft. Der Geſang iſt dem der Wieſenpieper ähnlich, ziemlich laut und angenehm, doch mit vielen heiſern Tönen verbunden. Er ſingt auffliegend und ſchnell in die Luft ſteigend, Thie, Thie, Thie, fällt aber gleich darauf wieder ſchwebend nieder und ruft Thil, hit, Thil. Man hört dieſen Geſang, nebſt dem der Wieſen- und Baumpieper häufig auf den hohen Alpen. Gefangen habe ich ihn nie geſehen, er ſoll aber die Gefangenſchaft gut aushalten. Nahrung. Im Sommer allerlei kleine Inſekten, Schmetterlinge, Käfer, Ohrwürmer und andere Alpeninſekten, im Winter die Larven der Hafte und Libellen oder Schnaken, welche ſich im Schlamme und an ſeichten Stellen aufhalten, auch die kleinen Schnecken aus den Gattungen planorbis und Limneus, und am Meeresſtrand viele andere kleine Conchylien. Die Schalen dieſer kleinen Schnecken ſcheinen ihnen zur Verdauung zu dienen, wie die Steinchen den körnerfreſſenden Vögeln. In der Stube ſollen ſie ſich leicht an ein für inſektenfreſſende Vögel geeignetes Univerſalfutter gewöhnen laſſen und ſo zahm werden, daß ſie aus der Hand freſſen. Friſches Waſſer iſt aber immer ſehr nothwendig. Fortpflanzung. Sie niſten in der Schweiz nur auf den Gebirgen; in Schweden und im Norden ſollen fie dagegen an den felſigen hohen Geſtaden des Meeres, zwiſchen den Klippen brüten. Das Reſt iſt immer höchſt unkünſtlich und zwiſchen Steinen oder im Graſe verſteckt, es beſteht aus dürren, zarten Grashalmen und iſt mit Thierhaaren ausgelegt, wie die Nefter aller andern Pieper. Es ſteht in der Schweiz höher als die Holzregion, oft zwiſchen Alproſengebüſchen. Die Wände ſind dick, und oft iſt es auswendig mit Moos umgeben, damit die Wärme in dieſen hohen Gegenden ſich eher erhalte. Die Eier ſind etwas größer als die der Wieſenpieper, rundlich, kurzoval, und haben auf weißlichem, kaum erkennbarem Grunde, dunkelrothe in einanderfließende Fleckchen und noch dunklere Punkte, ſo daß ſie ganz braun erſcheinen. Oft iſt die Farbe mehr graubraun, und die Schattirung iſt aus verſchiedenen Neſtern ſehr verſchieden. Die Zahl der Eier iſt fünf bis ſechs und die Brütezeit ſoll vierzehn Tage dauern. Sie brüten zweimal des Jahres. Die Feinde dieſer Vögel ſind die gewöhnlichen aller kleinen Vögel. Die Jagd iſt oft leicht, oft ſchwer, je nach der Jahreszeit, auf den Alpen leichter als im Winter auf den Ebenen, wo der Vogel oft ſehr ſcheu iſt, andere Male aber läßt er ſich leicht ankommen. Man kennt nur Nutzen und keinen Schaden von ihm. Taf. 42. Richards Pieper. Anthus Richardi. Pipit Richard. Alle Federn des Kopfes, Rücken und der Schultern in der Mitte fehr dunkelbraun, alle aber hellbraun geſäumt; über die Augen läuft ein breiter, weißer Streif; Schläfe, Kehle, Bauch und Unterleib rein weiß; die Bruſt leicht roſtgelb, mit einem Gürtel von dunklern, lanzetförmigen Flecken; Seiten roſtröthlich; Flügel und Schwanz ſchwärzlich; alle Federn mit breiten, weißgelblichen Säumen; die äußerſte Schwanzfeder iſt ganz weiß, und auf der zweiten ſteht ein weißer kegelförmiger Fleck. Die obere Kinnlade iſt braun, die untere ſo wie die Füße gelblich, die Regenbogenhaut braun. Die Länge 6 Zoll 7 Linien. Die Beine ſind ſehr hoch, der Schnabel ſtark; der Nagel der Hinterzehe länger als die Zehe und wenig gebogen. Aufenthalt. Die Pikardie und die ſüdlichern Gegenden Europas, doch ſcheint er an manchen Orten ſelten oder gar nicht. Savi fand ihn in Toskana nicht, Calvi nicht in der Gegend von Genua, dagegen erhielt ich ihn durch Bonelli, und Ro up bildet ihn in ſeiner Ornithologie der Provenze ab. N Sein Betragen iſt dem der andern Piever vollkommen ähnlich. Herr Lamotte in Abbeville hat ihn zuerſt in der Pikardie entdeckt. Von ſeiner Fortpflanzungsart und andern Eigenfchaften iſt noch nichts bekanut. Die übrigen europäiſchen Arten dieſer Gattung find der Brachpieper, Anthus rufescens, Anth. campestris. Der Wieſenvieper, Anth. pratensis. Der Baumpieper, Anth. arboreus. Naumann bat fie alle fehr gut abgebildet. Brehm hat viele neue Arten erſchaffen, welche aber als ſolche von der Mehrzahl der Ornithologen nicht anerkannt werden, und daher für einmal auf ſich beruhen mögen, nur Anthus rupestris und Anth. palustris könnten vielleicht noch als Arten angenommen werden. Die ausländiſchen Arten find nicht zahlreich; es find noch bekannt, Anth. capensis, leu- cophrys, rufus und africanus, alle in Afrika, und Anthus spinoletta aus Nordamerika. Anth. rufulus aus Bengalen und Anth, australis aus Neuholland. 4 Gatt. Steinſchmaͤtzer. Saxicola. Traquet. Schnabel gerade, ſchwach, an der Wurzel breiter als hoch, vorn ein wenig zuſammengedruͤckt und pfriem— foͤrmig; der Oberkiefer an der Spitze etwas abwaͤrts gebogen, mit kaum merklichem Einſchnitt auf der Schneide, der Ruͤcken etwas kantig, gegen die Stirne unmerklich auffteigend; die Unterkinnlade gerade. Unter den Mund: winkeln ſtarke Borſten, Naſenloͤcher nahe an der Schnabelwurzel, ſeitlich, frei, oval, mit etwas vorſtehendem Rande, und über denfelben mit einer weichhaͤutigen Schwiele. Füße, Läufe hoch und duͤnn; eine Zehe nach hinten und drei vorwaͤrts gerichtet, von welchen die aͤußere mit der Wurzel etwas verwachſen iſt; mit bogenfoͤrmig gekruͤmm— ten Nägeln, von welchen der der Hinterzehe kuͤrzer als dieſe iſt. Flügel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder klein, ſchmal und kurz; zweite viel laͤnger, doch etwas kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Die hinterſten Schwungfedern viel kuͤrzer. Schwanz kurz, breitfedrig, faſt gerade abgeſchnitten Dieſe Gattung gränzt auf der einen Seite an die Droſſeln, aus der Abtheilung der Steindroſſeln, die Blauamſel und Felſen— amſel werden von einigen zu den Steinſchmätzern gezählt, und ihre Lebensart gleicht ihnen wirklich. In ihrer Geſtalt haben ſie einige Aehnlichkeit mit den Bachſtelzen, und eben fo mit einigen Sängern und Fliegenfängern. 100 Die meiſten leben an trockenen unfruchtbaren Orten auf Felſen, in Heiden oder auf Wieſen und Waldrändern, wo nur einzelne Gebüſche wachſen, niemals in Wäldern. Sie ſind lebhaft, mißtrauiſch, ſchwer zu erſchleichen, da fie mehrentheils in den Felſenritzen, hinter Steinen oder Erdſchollen ſich verbergen. Sie nähren ſich nur allein von Inſekten, welche auf der Erde herumlaufen, laufen ſchnell und mit dem Schwanze wippend, wobei mehrere von ihnen einen ſchmatzenden Ton von ſich höhren laſſen, daher der Name Steinſchmätzer; ihre langen Läufe machen ſie zu ſchnellen Läufern. Sie niſten alle auf der Erde oder zwiſchen Baumwurzeln. Die größte Zahl der europäiſchen Arten und einige ausländiſche zeichnen ſich durch die ſchroffen Abſtufungen von Weiß und Schwarz auf den Schwanzfedern aus. Sie mauſern nur einmal im Jahr, aber ihr Gefieder ändert feine Farbe auf eine eigene Art durch die Wirkung des Lichts und das Abreiben der Federränder, fo daß das Herbſtkleid vom Frühlingskleid ſehr verſchieden iſt. Männchen und Weibchen ſind oft ſehr verſchieden, und die Männchen gleichen im erſten Jahre den Weibchen. Aus nördlichen Gegenden ziehen ſie im Winter weg. Man findet ſie nur in der alten Welt, Amerika hat nur eine Art, Afrika die meiſten. Die Eier aller bekannten Arten ſind grünblau, meiſt ohne oder mit ſehr wenigen roſtfarben Flecken. Die meiſten ſind ſchlechte Sänger. . Sie bilden zwei Familien. Aechte Stein ſchmätzer, mit längerm Schnabel und breitfedrigem Schwanze. Sie leben in hohen trockenen und ſteinigen Gegenden, und ſetzen ſich felten auf Bäume. Wieſenſtein ſchmätzer mit kürzerm, ſchmal— fedrigem Schwanze. Sie leben auf Wieſen und in einzelnen Gebüſchen, und ſetzen ſich oft auf die Spitzen der Bäume. Taf. 43. Lachender Steinſchmaͤtzer. Saxicola cachinnans. Traquet rieur. Turdus leucurus. Emel. Merle d queue blanche. White tailed Trush. Alle Theile des Körpers ſchwarz, die Schwungfedern dunkel chocoladebraun , Bürzel und Schwanz rein weiß, die untere Hälfte der beiden mittlern Schwanzfedern ſchwarz, alle übrigen mit zwei ſchwarzen Flecken am Ende, und weißer Spitze. Das Weibchen iſt mehr chocoladebraun als ſchwarz. Länge 7 Zoll. a Vaterland. Die felfigen, dürren Gegenden des ſüdlichen Spaniens, Sardiniens, Sieiliens, der Inſeln des griechiſchen Archipels, gemein in der Gegend von Gibraltar; zufällig auf der Wanderung auf den Appenninen; ſelten in der Gegend von Riſſa und Genua im füdlichen Frankreich. Eigenſchaften. Dieſer Vogel hat in ſeinen Sitten ſehr viel mit der Blauamſel gemein. Sein Flug und die Art wie er ſich auf den Felſen benimmt, find ganz ähnlich, fo wie die Nahrung. Er iſt fehr mißtrauiſch und ſcheu. Männchen und Weibchen ſind immer unzertrennlich von einander, verlaſſen ſich nie, und ſetzen ſich immer auf benachbarte Steine. Jedes Paar ſcheint I 9 Gebiet zu beziehen, und andere davon auszuſchließen. Er iſt, wie alle Steinſchmätzer, ein zänkiſcher und ungeſel— iger Vogel. Fortpflanzung. Das Reſt ſah ich nie, dagegen beſitze ich ein Ei, es iſt eiförmig, etwas bauchig grün, mit ganz kleinen roſefarben Punkten beſetzt. Taf. 42. Der graue Steinſchmaͤtzer. Saxicola Oenanthe. Traquet motteur. Synonime. Weißſchwanz. Le cul blanc; le Vitrec; Vitiflora oenanthe. White rump. culbianco. Kopf, Nacken, Hinterhals und Rücken ſchön aſchgrau, die Stirne, Kehle und ein breiter Streif über die Augen rein weiß, durch die Augen läuft vom Schnabel an ein breiter ſchwarzer Streif, der in der Ohrgegend am breiteſten iſt und ſich dort endet; Vorderhals und Bruſt roſtgelb überlaufen; Unterbauch, Bürzel und Steiß weiß; Schwanz an der Wurzel weiß, die beiden mittlern Schwanzfedern mehr als die Hälfte braunſchwarz, die andern mit einem großen braunſchwarzen Endfleck, Flügel braunſchwarz. Die Weibchen haben alle dieſe Farben weniger rein. Im Herbſt ſind Scheitel, Genick, Hinterhals, Schultern und der ganze Rücken ſehr angenehm weinröthlich grau, Bürzel und obere Schwanzdeckfedern weiß; Zügel und Ohrengegend braun, Kinn gelbweiß, Kehle, Gurgel und Kropfgegend bis auf die Bruſt herab ſehr ſchön lebhaft röthlich roſtgelb; die Flügelfedern tief ſchwarz, mit roſtgelber Einfaſſung. Die Mauſer iſt im Auguſt. Vaterland und Aufenthalt. Dieſer Vogel bewohnt ganz Europa bis über den arktiſchen Kreis hinauf und findet ſich in Norwegen, Island, fogar in Grönland, und ſoll auch im nördlichen und mittlern Aſien bis Perſien vorkommen. In unſern Gegenden findet man ihn im Frühjahr und Herbſt auf ſeinem Zuge am liebſten auf friſchgepflügten Aeckern, wo er mit großer Behendigkeit zwiſchen den Schollen und Furchen umher läuft, oder auch auf Torfmooren, zwiſchen den ausgegra— benen Torfſtücken, dann aber geht er im Frühjahr in die Mittelgebirge, wo er ſich an offenen Orten in Steinhaufen, oder auch in ſumpfigen Stellen aufhält. Nie traf ich ihn im Sommer auf der Ebene oder im Thal an. Im Herbſt beſucht er beſonders auch die Kohl- und Rübenäcker, wo er ſich von Raupen und Käfern nährt, und ſich bei Gefahr hinter die Pflanzen verſteckt, wo er auch des Nachts ſchläft. Nur ſelten ſieht man ihn auf einem Baum eine kurze Zeit ſitzen, wohl aber auf Kohl ſtauden und Bohnenſtangen oder Zaunpfählen. Eigenſchaften. Es iſt dies ein ſcheuer und ſehr gewandter Vogel, der die Menſchen flieht, und ſchwer zu hintergehen iſt. Gegen andere Vögel iſt er zänkiſch, und jagt und neckt ſich immer mit ihnen. Selbſt mit ſeines gleichen zankt er immer. Beim Laufen oder Hüpfen bückt er ſich immer und ſchlägt den Schwanz auf- und abwärts. Er geht nicht ſchrittweiſe, ſondern hüoft in ſchnellen und kurzen Sprüngen, auf Steinen oder Erdſchollen macht er alle Augenblicke halt, ſieht ſich um und wippt mit dem Schwanze, und fo iſt er den ganzen Tag in Bewegung. Sein Flug iſt ausgezeichnet ſchnell in einer faſt geraden Linie, aber immer ganz niedrig an der Erde hin. Vor Raubbögeln flüchtet er ſich, wo er immer kann, unter Steine oder in Löcher. Selten fliegt er auf einmal weit, ſondern ruhet immer wieder eine kurze Zeit aus, entfernt ſich aber immer weiter, wenn man ihm nachſtellt. Seine Stimme hört man außer der Begattungszeit ſelten. Sein Lockton iſt ein angenehmes Giw oder Giuv, den er beim Neſte ein täck, täck anhängt. Der Geſang des Männchens ähnelt dem der Bachſtelzen oder Schwalben, und iſt nicht ſehr angenehm. Er ſingt ſitzend und fliegend, bei Tag und bei Nacht, fo lange die Fortpflanzungszeit dauert. Er iſt ſehr ſchwer zu zähmen und hält nicht lange aus. 101 Nahrung. Dieſe beſteht beſonders in kleinen Käfern und in ihren Larven und andern kleinen Inſekten. Da er die Inſekten im Laufen und im Fluge fängt, fo mangelt es ihm ſelten an Nahrung denn ſelbſt auf den hohen Alpen ſind die Erd— inſekten häufig. Auf friſch gepflügten Aeckern im Frühling und Herbſt laufen auch immer viele herum, die feinem fcharfen Auge nicht entgehen. Fortpflanzung. In der Schweiz niſtet er nur in gebirgigen Gegenden, auf großen freien Plätzen, unter Steinblöcken, in Schluchten, hohen Ufern, Hohlwegen. Nie habe ich im Sommer auf Ebnen den Vogel angetroffen, allein er ſoll doch auch da niſten, und zwar dann in einzelnen Steinhaufen, in tiefen Sand- oder Lehmgruben, unter Erdſchollen, in alten Fahrgeleiſen, auch wohl unter ausgegrabenen und zum Trocknen aufgeſtellten Torfſtücken, oder in den Mauern alter Ruinen. Das Neſt ſteht immer in einer Vertiefung, und ſo, daß es von den nahe befindlichen Gegenſtänden etwas geſchützt oder bedeckt wird. Das Reſt iſt ſchlecht aus Grashälmchen, Blättern, Würzelchen gebaut, und inwendig mit Haaren, Pflanzenwolle und Federn ausgefüttert. Die fünf bis ſechs Eier find grünſpanfarbig, meiſt einfärbig und nur zuweilen mit einigen roſtgelben Pünktchen beſpritzt. Sie ſind ziemlich kurz, bauchig, wenig glänzend und ziemlich groß. Die Brütezeit dauert vierzehn Tage/ und das Weibchen brütet faſt allein. Sie brüten meiſt alle Jahre in derſelben Gegend, doch ſelten in demſelben Loche. Sie niſten in der Regel nur einmal im Jahr im Mai, wenn das erſte Reſt nicht zerſtört wird. Feinde hat dieſer Vogel mehr für ſeine Brut als für ſich ſelbſt zu fürchten, da er bei ſeinem guten Geſicht und ſeiner Schnel— ligkeit den Raubvögeln meiſt leicht entgeht, allein Mäuſe und kleine Raubthiere ſind der Brut ſehr gefährlich. Jagd. Sie ſind ſchwer zu ſchießen, dagegen leicht mit Sprenkeln zu fangen, welche man im Herbſt zwiſchen die Kohl— ſtöcke ſetzt. Nutzen und Schaden iſt für unſere Oekonomie nicht ſehr bedeutend, ſie verzehren viele Inſekten, beſonders auch Raupen, und ihr Fleiſch iſt angenehm. Taf. 43. Der weißliche Steinſchmaͤtzer. Saxicola stapazina. Traquet stapazin. Synonime. Motacilla stapäzina. Vitiflora rufa. Le cul blanc roux. Bec fin montagnard. Rousset wheat ear. Lath. Scheitel, Hinterhals, Rücken, Bürzel und alle untern Theile ſchön weiß, an Rücken und Bruſt roſtfarben überlaufen. Kehle, Backen, Augengegend und Ohrgegend, Deckfedern der Flügel und Schwungfedern ſammetſchwarz; die beiden mittlern Schwanzfedern zur Hälfte von unten herauf ſchwarz, das übrige weiß, die andern Schwanzfedern weiß, alle am Ende mit einem ſchwarzen Fleck, der an der äußerſten am größten iſt. Schnabel und Füße ſchwarz. Beim alten Weibchen ſind die weißen Theile roſtfarb, und Kehle und Augengegend braunſchwarz. Nach der Mauſer ſind die Theile des Männchens, welche ſpäter weiß werden, beſonders auf dem Nacken und Rücken ziemlich dunkel roſtgelb graulich. Länge 7 Zoll 19 Linien. Aufenthalt. Das ſüdliche Europa, auf felſigen Gebirgen, beſonders häufig auf den Felſen, welche die Ufer des Mittel— meeres umgeben, in Italien, Dalmatien und auf den Inſeln des Archipels, ſelten auf den Pyrenäen. Eigenſchaften. In ſeinen Sitten und ſeiner Lebensart gleicht er gar ſehr dem grauen Steinſchmätzer. Er ſoll, ohngeachtet er in wärmern Gegenden wohnt, doch im Herbſt auswandern, wahrfcheinlich nach Afrika. Nahrung. Inſekten. Fortpflanzung. Das Neſt iſt einfach, ziemlich ſchlecht aus dürren Grashalmen gebaut, auch inwendig beſteht es aus denſelben Materialen, welche nur etwas feiner gewählt find. Man findet das Neſt auf trockenen ſteinigen Wieſen, oder zwiſchen Felſenritzen, auch auf friſch gepflügten Aeckern hinter Erdſchollen. Die vier bis fünf Eier ſind ſchön eiförmig, etwas länglich und auf blaugrünem Grunde mit ganz kleinen rothbraunen Pünktchen beſpritzt, welche am ſtumpfen Ende einen Kranz bilden, daneben aber ſehr einzeln zerſtreut ſind. Jagd, Feinde, Nutzen und Schaden wie beim grauen Steinſchmätzer. Zu dieſer Abtheilung gehören von europäiſchen Arten, der ſchwarzöhrige Steinſchmätzer, Saxicela aurita. Temm. pl. col. 257. f. 1. Vielleicht nur Geſchlechtsverſchiedenheit des vorigen? im ſüdlichen Europa. Der weiß und ſchwarze Steinſchmätzer, Saxic. leucomela. pl. col. 257. f. 3. Im Norden von Europa und Aſien, im nördlichen Rußland und an der Wolga. Egypten und Nubien haben ſehr viele Arten, wie Saxicola leucura, deserti. Temm. pl. col. 359. f. 2. Sax, monacha. ib. f. 1. Sax, melanura, pl. col. 257. f. 2. Arabien. Das Frankfurter Muſeum beſitzt noch viele neue Arten, welche Rüppell mitgebracht. In Java lebt Sax, kruticola, und in Neuholland Sax. solitaria und Jardini. Taf. 43. Der braunkehlige Steinſchmaͤtzer. Saxicola rubetra, Traquet tarier. Synonime. Krautvögelchen, Kohlvögelchen, Wieſenſchmätzer, Braunkehlchen, Todtenvogel, Krautlerche. Pratincola rubetra. Koch. Whin chat. Lath. Kopf, Seiten des Halſes und alle obern Theile des Körpers braunſchwarz; jede Feder mit einem breiten roſtgelben Saum; über die Augen läuft ein breiter weißer Streif, welcher am Nacken endet; Kehle und ein Längsſtreif auf jeder Seite weiß; Vorderhals und Bruſt ſchön hell roſtbraun; ein großer Fleck auf dem Flügel und der Schwanz weiß; Schwanzſpitze und die beiden mittlern Schwanzfedern, ſo wie die Schäfte braunſchwärzlich. Das Weibchen iſt da, wo das Männchen weiß iſt, gelblich; der Flügelfleck iſt kleiner, alle Federn haben einen kleinen braunen Fleck; das Roſtbraune der Bruſt iſt weniger lebhaft, und nur roſtgelb, die Kehle weiß. Die Jungen ſind am Vorder— leib weißlich auf der Bruſt braun gefleckt. Länge 4 Zoll 8 bis 10 Linien. Aufenthalt. Dieſer Vogel iſt über ganz Centraleuropa verbreitet, geht aber nicht ſehr weit nach Norden, und iſt im wärmern Europa häufiger. In der Schweiz iſt derſelbe an manchen Orten ungemein häufig, doch mehr in bergigen Gegenden als in den Ebenen. Er vermeidet die dürren und ſteinigen Gegenden und liebt mehr üppige, etwas naſſe Wieſen mit hohem Graſe, wo Bäume und Gebüſche in der Nähe find. Sehr häufig iſt er auf den Bergwieſen zwiſchen den Dörfern, und meiſtens ſieht man ihn auf Doldenpflanzen und der Saudiftel ſitzen, und nach Inſekten haſchen. Auf die Zäune und auf die 26 102 einzelnen Staudengewächſe ſetzt er ſich ſehr gerne, doch nicht für lange. Er iſt ein Zugvogel, der ſpät ankommt und ziemlich früh wegzieht. Der Hauptzug iſt Anfangs Mai, der Wegzug im September. g g f R Eigenſchaften. Er ift viel weniger ſcheu als feine Gattungsverwandten, und läßt ſich, wenn man ihn nicht eigentlich verfolgt, ſehr nahe kommen, indem er ganz harmlos feiner Jagd nachgeht. Übrigens iſt er ebenfalls ein munterer und unruhiger Vogel, der keinen Augenblick ſtille ſitzt. Man ſieht ihn beſtändig auf die vorragenden Wieſenpflanzen ſich ſetzen, und mit dem Schwanz nach unten ſchlagen, ſich ins tiefere Gras ſtürzen und wieder hervor kommen, und nähert man ſich ihm mehr, ſo fliegt er auf einen höhern Standpunkt, wie auf die Spitze eines Baumes. Er hat einen ſchnellen, gewandten aber niedrigen Flug. Sein Lockton iſt Tza oder Tzadeck, deck, deck. Der Geſang iſt nicht unangenehm und hat abwechſelnd flötende Töne, wobei er die Geſänge anderer ihm nahe wohnender Vögel oft auch täuſchend nachahmt, wie z. B. den Finken-und Stieglitzen⸗ geſang. Er ſingt viel, oft ſchon vor Tag und in der Nacht. Zu zähmen iſt er ſchwer, verliert bei ſolchen Verſuchen ſeine Munterkeit, verweigert oft alle Rahrung, und wenn er auch ſolche annimmt, ſo hält er nicht lange aus. Nahrung. Sie beſteht nur aus Inſekten, Zangenkäfern, Ameiſen, kleinen Laufkäfern, kleinen Heuſchrecken. Im Herbſt gehen fie vorzüglich auf die Kohläcker, um die Raupen der Weißlinge wegzufangen. Die fliegenden Inſekten ſchnappen fie von ihrem Sitze auffliegend ſehr geſchickt hinweg. Fortpflanzung. Dieſer Vogel niſtet nirgends anders als auf Wieſen. Das Neſt findet ſich nur im Graſe, oder unter kleinen Geſträuchen die mit Gras umgeben find. Es iſt ſehr ſchwer zu finden, aber der Zufall entdeckt es nur zu oft, da in unſern Gebirgsgegenden die Brütezeit gerade in die Zeit des Abmähens der Wieſen fällt, fo werden dadurch unwill— kührlich viele Neſter zerſtört. Doch find die Reſter fo gut verborgen, daß manches Paar dennoch ſeine Brut rettet, beſonders diejenigen, welche in ſpätern Wieſen brüten. Das Reſt ſteht gewöhnlich in einem Erdloche und ragt nicht über den Boden vor. Es beſteht aus einem lockern, unordentlichen Geflechte von dürren Stengeln, Grashalmen und Grasblättern, mit Erd— moos mehr oder minder vermiſcht, innerlich mit Pferdehaaren oder auch zuweilen mit etwas Wolle ausgefüttert. Die vier bis ſechs Eier ſind kurz, rundlich, mit glatter glänzender Schale und von ſchöner ſtarker blaugrüner Farbe, meiſt ganz einfarbig, ſelten mit kleinen hellroſtfarben Pünktchen, aber nur einzeln ſtehend beſtreut, bisweilen bilden ſolche auch einen Kranz um das ſtumpfe Ende. Das Weibchen brütet ſie allein innert vierzehn Tagen aus, und die Jungen werden mit Inſekten gefüttert. Jagd. Man kann dieſe Vögel ziemlich leicht ſchießen; doch wenn ſie Verfolgung bemerken, werden ſie bald ſcheuer und vorſichtiger; im Herbſt kann man ſie auf den Kohläckern leicht fangen, ſowohl mit Leimruthen als mit Sprenkeln. Feinde haben ſie beſonders an den kleinen Raubthieren, welche ihre Brut verderben, Ratten, Mäuſe, Wieſel, Igel und Spitzmäuſe. Nutzen ſtiften fie für unſere Oekonomie durch Wegfangen ſehr vieler Inſekten, und Schaden thun fie dagegen gar keinen, obſchon man ihnen das Wegſchnappen von Honigbienen zuſchreibt, was aber nicht begründet ſcheint. Zu dieſer Abtheilung gehört in Europa der ſchwarzkehlige Steinſchmätzer, Saxicola rubicola Ferner Saxicola sperata und Saxicola imitator aus Afrika. 5* Saft. Staffelſchwanz. Malurus. Merion. Vieill. Schnabel etwas ſtark, hoͤher als breit, an der Spitze etwas gebogen und gekruͤmmt, ſeiner ganzen Laͤnge nach zuſammengedruͤckt; die Schnabelfirſte deutlich, fie tritt etwas zwiſchen die Stirnfedern hinein; die Schnabelwurzel mit kleinen ſteifen Borſten beſetzt, die Spitze ſchwach und ausgeſchweift. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, zur Hälfte mit einer Haut verſchloſſen. Füße lang, dünne, die äußere Zehe bis zum erſten Gelenk verwachſen, die innere getheilt, Fluͤgel ſehr kurz, abgerundet; die drei erſten Schwungfedern gleichfoͤrmig abgeſtuft, oft noch die vierte bis ſiebente. Der Schwanz ſehr lang, koniſch, ſchmalfederig, oft mit zerſchliſſenen Baͤrten, immer abgeſtuft. Es ſind Vögel aus Neuholland, Indien und Afrika, welche dieſe Gattung bilden. Man kennt noch nicht mit Beſtimmtheit ihre Lebensart, man weiß nur, daß ſie ſumpfige Gegenden, hohes Gras und Binſen bewohnen, welche ſie in allen Richtungen durchſtreichen. Sie ſind ſehr unruhig und laufen mehr als ſie fliegen. Taf. 43. Iſabellfarbiger Staffelſchwanz. Malurus acaciae. Merion isabelle. Sphenura acaciae. Lichtenst. Die Farbe dieſes Staffelſchwanzes iſt ſchwer zu bezeichnen, man kann ſie bräunlich ifabellfarben nennen, oder auch hell okergelb. Der Kopf, Nacken und Oberrücken haben einen aſchgrau violeten Anflug; die ſteifen Federn des Scheitels längs des Schaftes einen dunkeln Fleck, der ſich auch an den Federn des Nackens und Oberrückens wahrnehmen läßt. Die Kehle weiß; ein Fleck auf der Mitte des Unterleibes weißlich. Die Schwungfedern äußerlich wie der Körper, an der innern Fahne graubraun. Auf der obern Fläche der Schwanzfedern ſind einige lichtere und dunklere quere Wellenlinien bemerkbar. Füße und Schnabel gelb, letzterer an der Spitze hornfarbig. Beide Geſchlechter gleich. Ganze Länge 9 Zoll. Vaterland. Nubien, Kardofan im Buſchwerk in der Nähe des Nils, vorzugsweiſe in den Akazien. Taf, 44. Lambertiniſcher Staffelſchwanz. Malurus Lamberti. Merion Lambert. Superb Warbler. Sylvia superba. Zath. Die Ohrgegend mit einem glänzend blauen Streif; der ſich bis in den Nacken erſtreckt, Mitte des Rückens ebenfalls blau; Kehle, Bruſt, Nacken, Unterrücken und Bürzel ſammetſchwarz, Schulterfedern lebhaft rothbraun; Bauch weiß; Schwung» und Schwanzfedern braungelblich, unten weißlich, Schwanz wenig abgeſtuſt. Aus Reu-Südwallis. 103 Zu diefer Gattung gehören: Malurus tibicen. (Merle fluteur. Vaill. ois, d’Afrig. pl. 112.) Mal. macrourus. (Le capocier. ib. 129. et 130.) Beide aus Afrika. La queue gazee, Vaill. 130. Sylvia malachura, nicht zu verwechfeln mit Malurus malachurus oder Muscicapa malachura, Lach, Aus Neuholland. Mal. frenatus, Temm, pl. col. 385. Mal. gracilis. ib. pl. 466. f. 1. Mal, clamans. ib. f. 2. Afrika. Mal. polychrous. ib. f. 3, Java. Mal, textilis. Quoy et Gerym. Zool. Uranie, pl. 23. f. 1. Seehundsbay in Neuholland. Mal, leucopterus. ib. f. 2. Inſel Dirk-Hatichs. Mal. cyaneus, Port Jakſon. Mal. melanocephalus. Neuholland. Mal. Brownii, Mal, exilis. Neuhollaͤnd. 6. Gatt. Spitzſchwanz. Synallaxis. Synallare. Vieill. Temm. Schnabel duͤnne, ſpitzig, ſehr zuſammengedruͤckt, an der Wurzel ohne Borſten; die Raͤnder der Oberkinnlade gerade. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, ablang, mit einer kleinen wulſtigen Haut bedeckt und am Anfang befiedert. Fuͤße mittelmaͤßig, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die beiden aͤußern gleich lang und an ihrer Wurzel mit der Mittelzehe verbunden. Fluͤgel ſehr kurz, abgerundet, die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die uͤbrigen abgeſtuft und die vierte die laͤngſte; Schwanz ſehr lang, abgeſtuft, mit breiten aber ſpitzig endenden Federn. Die Vögel dieſer Gattung bewohnen die dunkeln und feuchten Wälder der warmen Zone der neuen Welt; ihre Lebensart und ihre Nahrungsmittel ſind noch nicht bekannt, nur weiß man, daß ſie immer im Dickicht bleiben und nie an offenen Orten ſich ſehen laſſen. Sie vertreten die Stelle der Staffelſchwänze in Amerika, und gleichen ihnen ſehr in vielen Hinſichten. Lich— tenſtein hat die Staffelſchwänze und Spitzſchwänze in eine Gattung gebracht, welche er Sphenura nennt. Taf. 44. Rother Spitzſchwanz. Synallaxis rutilans. Synallax ardent. Temm. pl. col. 227. F. 1. Stirn, Augenbraunen, Backen, Seiten des Halſes, Bruſt und Deckfedern der Flügel lebhaft braunroth; an der Kehle ein ſchwarzer Fleck; Schwungfedern ſchwärzlich, roſtbraun geſäumt; Schwanz ſchwärzlich; alle obern Theile des Körpers und der Unterleib ſind olivenfarb überlaufen. Der Schnabel iſt ziemlich dick, an der Baſis ſilbergrau, an der Spitze ſchwarz. Länge 5 Zoll 4 Linien. Vaterland. Braſilien. Taf. 44. Weißlicher Spitzſchwanz. Synallaxis albescens. Synallax albane. Temm. pl. col. 227. F. 2. Der Schwanz ſehr breit und lang; die obere Kinnlade ſchwarz, die untere weißlich; das Kinn weiß, ſo wie die Mitte des Bauches und Unterleibes, die Seiten graulich roſtfarben; die Kopfplatte und der Nacken find lebhaft roſtroth, eben fo die kleinen Deckfedern der Flügel; Stirn, Augenbraune und Backen dunkelgrau, von der Naſe bis zum Auge lauft ein weißer Streif; Hinterhals, Rücken, Flügel und alle Schwanzfedern find graulich olivenfarben. Länge 51, Zoll. Waterland. Braſilien. Zu dieſer Gattung gehören: Synallaxis cinerascens. Temm. pl. col. 227. f. 3. Syn, tecellata. pl. col. 314. f. 1. Syn. setaria, ib. f. 2. Syn. sulphurascens, poliocephala, superciliaris, frontalis, mentalis, cinamo- mea, ruficeps, striolata. Tupinieri. Zool. coq. pl. 29. f. 1. Alle aus Nordamerika. Leſſon zählt auch den Thorn tailed Warbler. Synallaxis acuticauda. Lath. pl. 52., aus dem Feuerlande, dahin. 7 Gatt. Rundſchwanz. Acanthiza. Acanthiza. Vigors. Schnabel dünne, kurz, an der Wurzel platt, an der Spitze zufammengedrückt, auf der Firſte leicht gebogen; die obere Kinnlade ausgeſchweift; die Naſenloͤcher laͤnglich linienfoͤrmig, mit einer Haut bedeckt, und durch Federn und Borſten verborgen; Fluͤgel ziemlich kurz, abgerundet; die erſte Schwungfeder kurz, die zweite und dritte laͤnger, die vierte ſehr lang, die zweite und zehnte gleich lang; Fuͤße duͤnne, mit platten Laͤufen; Schwanz mittel— maͤßig,, an der Spitze abgerundet. Dieſe Gattung nähert ſich ſehr den Staffelſchwänzen, auf der andern Seite aber der Gattung Goldhähnchen. Alle Arten leben in Reuholland. Es iſt uns keine Abbildung bekannt. Kleiner Rundſchwanz. Acanthiza pusilla. Acantluad nain. Braunfalb; Stirne falb; Untertheil des Körpers weißlich; Kehle und Bruſt falb geſtreiſt, gegen ſein Ende blaſſer. Leſſon rechnet zu dieſer Gattung noch fünf andere kleine Vögel, welche Vigors und Horsfield in den Schriften der Londoner Linneiſchen Geſellſchaft im 25. Band beſchreiben, nämlich Acanthiza nana, reguloides, frontalis, pyr. rhopygia und Buchanani. 104 Ste Gatt. Langſchwanz. Megalurus. Megalure. Schnabel mittelmaͤßig, gerade, ſtark, etwas zuſammengedruͤckt, nach und nach ſich zuſpitzend; Firſte abge⸗ rundet, zwiſchen den Naſenloͤchern hoͤher; die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, oben mit einer Haut geſchloſſen, und in einer feuchten Vertiefung liegend, Flügel fehr kurz; erſte Schwungfeder falſch, zweite, dritte und vierte gleich, etwas kurz; Schwanz ſehr lang, keilfoͤrmig; Füße ſtark, Läufe lang, Seitenzehen gleich lang, Nägel zuſammengedruͤckt, ſpitzig. Dieſe Gattung nähert ſich den Bachſtelzen und Lerchen, iſt aber von beiden zu trennen. Temmink hat ſie mit den Staffelſchwänzen vereinigt. Die Arten leben in Java und Neuholland. Taf. 44. Geſtreifter Langſchwanz. Megalurus marginalis. Merion Iongibande. Temm. pl. col. 65. F. 2. Dieſe Art hat einen ſehr langen, ſehr abgeſtuften Schwanz; die kürzeſte Seitenſchwanzfeder iſt nur 1 Zoll 9 Linien lang, die mittlern dagegen 41, Zoll. Die Federn auf Rücken und Flügeln haben in der Mitte einen braunſchwarzen Fleck, und find mit breiten, hell roſtfarben Rändern eingefaßt; die Schwungfedern ſind an der äußern Fahne roſtgelb gerändert; Scheitel, Nacken und Hinterhals roſtbräunlich, mit einigen ſchwärzlichen Schaftflecken. Ein Streif von der Schnabelwurzel bis über die Augen, Backen, Kehle und Bruſt rein weiß, an der Bruſt ein Gürtel von einigen unregelmäßigen Fleckchen, Bauch, Seiten und Unterleib roſtgelblich; Schwanz braungrau; Füße und Oberkinnlade braun, untere weiß. Länge 8 Zoll. Vaterland. Java. Die übrigen bekannten Arten find: Megalurus cruralis, aus Reuholland und Meg. galactotes. pl. col. 65. f. 1. ebendaher. Unter dem Namen Gürtelauge, Zosterops, ſtellen Vigors und Horsfield eine eigene Gattung auf, deren Arten in Afrika und Reuholland leben. Allein der Schnabelbau iſt wie bei den Sängern, zu welchen Latham auch die ihm bekannte Art gezählt hat, und der Hauptcharakter, ein weißer Federgürtel um das Auge kann als Gattungscharakter nicht wohl gelten, daher laffen wir dieſe Gattung bei den Sängern, welche noch in viele Gattungen getheilt werden könnte, wenn ſolche unbedeu— tende Kennzeichen hinlänglich wären, Gattungen zu bilden, es wurden dazu gezählt, Sylvia madagascanensis und Sylvia annu— losa. Luth. 9e Gatt. Eigentliche Saͤnger. Sylvia. Bec fin. Schnabel gerade, ziemlich duͤnn, pfriemfoͤrmig zugeſpitzt, faſt rund, oder nur an der Spitze etwas zuſam— mengedruͤckt, an der Wurzel meiſt hoͤher als breit, der Oberkiefer an der ſich etwas abwaͤrts neigenden Spitze öfters mit einem kleinen Ausſchnitt verſehen, die Unterkinnlade gerade. Naſenloͤcher ſeitlich, an der Schnabel: wurzel, eifoͤrmig, der obere Rand ſchwielig, etwas vorragend. Zunge, vorn meiſt ſchmal, mit faſerig zerriſſener Spitze, hinten erweitert, viel breiter, und am Hinterrande fein gezaͤhnelt. Füße, Lauf länger als die Mittelzehe; die aͤußere und mittlere Zehe an der Baſis mit einander verwachſen; der Nagel der Hinterzehe ſtark gebogen und Fürzer als die Zehe. Flügel mittelmäßig; die erſte Schwungfeder ſehr kurz, oder fo klein, daß fie oft zu fehlen ſcheint oder wirklich fehlt, die zweite wenig kuͤrzer als die dritte, oft auch von gleicher Länge, Das Gefieder iſt ſchlaff, weich, oft ſeidenartig. Sie ähneln im Ganzen ſehr den Droſſeln und ſind hauptſächlich durch die geringe Größe von ihnen verſchieden; und es iſt ſchwer eine ſcharfe Gränzlinie zwiſchen ihnen zu ziehen, daher ſind auch mehrere Arten bald zu den Droſſeln, bald zu den Sängern gezählt worden. Savi bringt alle Droſſeln unter die Sänger, von denen fie nur eine Familie ausmachen. Es ſind die meiſten ſehr kleine Vögel, welche ſich größtentheils in Gebüſchen oder in Wäldern, oder Gärten, im Schilf, Rohr, in Sümpfen und am Waſſer aufhalten. Da fie von Inſekten und Beeren ſich nähren, ſo ſind alle Sänger der kältern Klimate Zugvögel welche uns im Herbſte früh verlaſſen und ſpät im Frühjahr wieder kommen. Es ſind muntere, gewandte, ſehr lebhafte aber ungeſellige Vögel, welche nur paarweiſe leben. Sie ſind über alle Zonen verbreitet, aber die gemäßigten Zonen haben viel mehr Arten als die warmen. Beſonders zahlreich ſind ſie in Europa und Nordamerika. Europa hat aber mit Nordamerika auch nicht eine Art gemein, Wilſon und Buonaprte haben uns mit etwa 43 Arten aus Nordamerika bekannt gemacht da Europa nur 36 bekannte Sänger zählt. Weit die meiſten europäiſchen Arten find in ihrer Färbung ſehr einfach. Bei den ſchönſten Sängern, z. B. der Nachtigall, dem Sproſſer und den Grasmücken und Rohrſängern ſind die Farben meiſt ein düſteres Braun oder Grau, mit Weiß gemiſcht; Schwarz haben nur einige an der Kehle und auf dem Kopfe, und ein reines ſchönes Gelb kommt bei keiner einzigen vor. Die amerikaniſchen Arten find dagegen meiſtentheils ſehr bunt und lebhaft gefärbt, gelb, weiß und ſchwarz ſind die herrſchenden Farben, welche meiſt ſehr abſtechen und die meiſten nähern ſich der Familie der Laubſänger, oder bilden wieder andere noch unbezeichnete Gruppen. Einige Arten ſind kleiner als die meiſten europäiſchen Arten. Auch Südamerika hat mehrere kleine und ſchön gezeichnete Arten, doch iſt die Gattung dort nicht zahlreich. Die Tropenländer ſcheinen überhaupt weit wenigere Arten zu haben, aber in Nordamerika und in Nordaſien ſind wahrſcheinlich noch viele unbekannte und unentdeckte Arten. Der Geſang der nordamerikaniſchen Arten iſt, nach Wilſon, meiſt ſehr unbedeutend, und wenn die Droſſeln und Fliegenfänger in dieſer Hinſicht den europäiſchen nicht nur gleich kommen, ſon— dern ſie eher noch übertreffen, ſo iſt hingegen bei den Sängern Europa und überhaupt die gemäßigte Zone der alten Welt auffallend im Vortheil. Der Geſang der Männchen iſt bei vielen ſehr mannigfaltig, melodiſch, abwechſelnd, flötend, laut und angenehm, daher der Rame Sänger ihnen vorzüglich zukommt. Sie beleben im Frühjahr unſere Gebüſche und Wälder auf die angenehmſte Weiſe. Ihre Lockſtimme iſt faſt durchgängig ein ſchmatzender oder ſchnalzender Ton. Sie nähren ſich den Sommer durch ausſchließlich von Inſekten und ihren Larven, oder auch von Würmchen, und im Herbſt von kleinen Beeren, einige fangen fliegende, die meiſten aber mehr kriechende und ſitzende Inſekten. Sie niſten in Wäldern, Gebüſchen und im Rohr, nahe an 105 oder auf der Erde, einige auch in Baumhöhlen, Felſen und Mauerlöchern, bauen meift Fünftliche Rester, legen einmal, manche auch zweimal im Jahre fünf bis ſieben Eier, welche ſie in vierzehn Tagen ausbrüten, und wobei beide Gatten, die einander ſehr treu ſind, ſich ablöſen. Die Jungen verlaſſen ihr Reſt früh. Die beiden Geſchlechter ſind äußerlich bei den mehreſten nicht verſchieden, bei einigen aber bedeutend. Sie mauſern nur einmal im Jahr. Anatomiſch ſtimmen die Sänger beſonders auch im Bau der Stimmwerkzeuge ſo ſehr mit den Droſſeln überein, daß man keinen Unterſchied finden kann. Die Arten find bei einigen Familien ſehr ſchwer durch das Gefieder zu unterſcheiden, fo ſehr auch Sitten und Geſang ſie oft trennen, daher in denſelben noch nicht alle Verwirrung gehoben iſt. Sie bilden mehrere natürliche Familien durch äußere Bildung, Aufenthalt und Lebensart. Vieillot hat die Sänger in die Gattungen Sylvia, Prunella, Aegithina, Mniotilta und Thriothorus getrennt / wir bleiben aber beim Namen Sänger. Erſte Familie. Sumpffänger oder Rohrſaͤnger. Calamoditae. Aiverains. Mit ſehr ſchmaler, flacher, geſtreckter Stirn, daher der Kopf gegen den Schnabel zu von allen Seiten ſpitz zulaͤuft; die Läufe mittelmäßig ſtark; die Nägel groß und ſchlank; die Flügel kurz, mit ſehr aufwaͤrts gebogenen Schwungfedern und abgerundetem, faſt keilfoͤrmigen Schwanze. Ueber das Auge zieht ſich ein lichter Streif hin. Die Haut an den Mundwinkeln iſt etwas aufgeſchwollen und meiſtens hellfarbig. Sie tragen ſitzend die Bruſt meiſt tief; die Fluͤgel der Schwanzwurzel gleich, ſchnellen den ausgebreiteten Schwanz nur ſelten aufwaͤrts, breiten ihn aber beim Wegfliegen ſehr auffallend aus, fliegen ſelten weit, klettern mit großer Gewandtheit an ſenkrechten Pflanzenſtengeln auf und ab; huͤpfen und kriechen ſchnell und geſchickt durch Rohr und dichte Gebuͤſche, und führen eine verſteckte Lebensart; laufen ſchrittweiſe. Sie halten ſich meiſt über oder nahe am Waſſer, im Rohr, Schilf und dichtem niedrigen Gebüſche auf, gehen faſt nie auf hohe Bäume und ſuchen ſich immer im Geſtrüppe zu verbergen. Sie nähren ſich von kleinen Inſekten, welche über dem Waſſer oder an feuchten Orten ſich aufhalten. Beeren freſſen fie nur im Rothfall, Regenwürmer gar nicht. Sie niſten in waſſerreichen und feuchten Gegenden, über oder in der Nähe des Waſſers, bauen künſtliche Reſter, gewöhnlich zwiſchen Rohrſtengel, an dieſelben befeſtigt, und legen meiſtens gefleckte Eier. Die Jungen ſind von den Alten wenig verſchieden. Dieſe Abtheilung iſt beſonders der alten Welt eigen, in Amerika einzig die Sylvia vermivora der vereinigten Staaten ſcheint zu dieſer Abtheilung gezählt werden zu können. Taf. 45. Sumpfrohrſaͤnger. Sylvia palustris. Bec - fin verderolle. Oberleib grünlich roſtgrau, oder matt olivengrau; ein Strich über die Augen und der Unterleib weiß, mit okergelbem Anfluge; Mundwinkel orangengelb. Füße fleiſchfarben. Länge faſt 6 Zoll. Dieſer Sänger iſt ungemein ſchwer vom Rohrſänger (Sylvia arundinacea) zu unterſcheiden. Allein Lebensart, Aufent— halt und Geſang beider ſind ſo verſchieden, daß niemand an ihrer Verſchiedenheit zweifeln wird, der die beiden Vögel im Leben geſehen hat. Die jungen Vögel find weit verſchiedener, bei denen des Teichſängers iſt an den obern Theilen ein ſattes Roſtgelb, bei denen des Sumpfrohrſängers ein ziemlich dunkles Olivengrün vorherrſchend. Aufenthalt. Dieſer Vogel ſcheint über das ganze mittlere Europa verbreitet, fo zwar, daß er an vielen Orten gar nicht, an andern aber häufig vorkommt. Im wärmern Europa iſt er häufiger als im kältern, ſo ſoll er in Italien am Po, im öſtlichen Europa an der Donau, dann in vielen Gegenden Deutſchlands, z. B. bei Göttingen, im Anhaltiſchen, in Brandenburg und im Holſteiniſchen vorkommen. In der Schweiz habe ich ihn nur an einem Orte, am Vierwaldſtätterſee, angetroffen. Er kommt ſpät an, erſt Anfangs Mai, und zieht im September wieder weg. Er lebt nicht im Rohr wie der Teichrohrſänger, ſondern in buſchreichen, mit Waſſergräben durchzogenen Gegenden, beſonders auch wo Gemüßgärten und kleine Ackerſtücke, Hanfvflanzunaen, Bohnen u. ſ. w. in der Nähe find, vorzüglich aber fordert er auch Weidenbüſche. Im dichten Rohr, wo der Teichrohrſänger immer wohnt, iſt er nie, und weilt überhaupt nicht gerne über dem Waſſer, wohl aber nahe an demſelben. Man ſieht ihn auch viel öfter als den Teichrohrſänger, den man Stunden lang hören und doch nicht ſehen kann. Eigenſchaften. Er iſt ein äußerſt munterer, unruhiger und unſtäter Vogel, der ſelten auch nur kurze Zeit ſtille ſitzt. Immer durchſchlüpft er die dickſten Gebüſche, kommt plötzlich einen Augenblick zum Vorſchein und ſingt auf einem erhabenen Gegenſtande ſitzend, und im andern Augenbilck hört man ihn ſchon wieder vielleicht hundert Schritte weiter. Oft fliegt er ganz frei über einen Acker oder ein Stück Wieſen weg in ein anderes Stück oder Gebüſche. Ja er ſitzt oft auf ziemlich hohe Bäume, was der Teichrohrſänger nie thut. Sein Flug iſt ſchnell, auf kurzen Stellen flatternd. Die Lockſtimme tönt wie tſchätſch, faſt wie beim Teichrohrſänger, allein wenn dieſer oft Stunden lang fein einförmiges tiri, tiri, tiri, tier, tier, tier, zäck, zäck, zäck ableiert, ſo hört man vom Sumpfrohrſänger ſeinen abwechſelnden, flötenartigen, lauten und höchſt angenehmen Geſang, der ſich mit den Sylben dſchi ſchi, ſü ſü, dſchrü, dſchrü, dri dri dri, di di di einigermaßen ausdrücken läßt, aber ſehr flötend iſt. Manchmal ſcheint er Töne aus dem Geſang des Gartenſängers und der Münchgrasmücke zu borgen, dann wieder ähnelt er der Kohlmeiſe und wechſelt fo immer ab, fo daß man oft glaubt, wieder ganz andere Vögel zu hören. Er ſingt aber nicht nur am Tage, ſondern auch in der Stille der Nacht. Er iſt gar nicht ſcheu, und ſetzt ſich oft ganz in der Nähe der Menſchen auf einen Getreidehalm, einen Hanfſtengel oder auf einen Zaunpfahl und ſingt, dabei läßt er die Flügel hängen, und bläßt die Kehle auf. Selbſt fortflatternd ſingt er noch, und fingend neckt er feine Kameraden. Kurz er iſt einer der lieblichſten Sänger, was man von dem ihm ſo ähnlichen Teichrohrſänger wohl nicht ſagen kann. Als Stubenvogel ſoll er ſehr ſchwer zu erhalten ſeyn, und faſt alle Verſuche darüber ſind mißglückt. Nahrung. An allerlei kleinen Inſekten kann es ihm an ſeinem Aufenthaltsorte nie fehlen, da gerade in ſolchen Gegenden fie immer in Menge find. Mücken, Fliegen, Schnaken, kleine Käfer, Raupen, Spinnen u. ſ. w. dienen ihm alle zur Speiſe, und im Herbſt freſſen ſie auch Hollunderbeeren. 27 106 Fortpflanzung. Das Neft ift ſehr verſchieden von dem des Teichrohrſängers und niemals im Rohr angebracht oder an demſelben befeſtigt, ſondern im niedrigen Gebüſche am Ufer der Gräben, meiſt ein bis drei Fuß vom Boden, und nie unmit— telbar auf demſelben. Es iſt ſchwer zu finden, wenn man ſich nicht die Stelle merkt, wo das Männchen des Nachts oder am frühen Morgen ſingt, denn dieß geſchieht immer nahe am Reſte. Das Reſt ſelbſt iſt aus Grashalmen recht gut geflochten und inwendig mit zärtern Halmen und einigen Haaren ausgelegt; es iſt ſchön halbkugelig, etwas tief, niedlich gerundet. Oft werden auch Blätter, Baſtfaſern von Neſſeln und andern Pflanzen, oder Inſektengeſpinnſte mit eingeflochten. Die Eier find kurz, ziemlich bauchig, glattſchalig, grünlich weiß, am ſtumpfen Ende mit ziemlich großen verwaſchenen aſchgrauen Flecken, welche oft einen Kranz bilden, auf der übrigen Schale find nur ganz kleine Spritze dünne zerſtreut; zuweilen mit einem größern einzeln ſtehenden Fleckchen. Die Schale iſt nicht glänzend und die Zahl der Eier fünf bis ſechs. Die Farbe der Flecken iſt bald dunkler bald heller, bald mehr ins Braune oder Olivengrüne übergehend. Beide Gatten brüten abwechſelnd und nur einmal im Jahr. Feinde haben ſie keine beſondern, die kleinen Raubthiere ſind am meiſten ihrer Brut ſchädlich. Jagd. Sie find ihrer Lebhaftigkeit wegen ſchwer zu ſchießen, merken bald die Nachftellungen und werden dann ſcheu. Sie nützen uns nur, ohne irgend einen Schaden anzurichten. Taf. 46. Ciſtenſaͤn ger. Sylyia cisticola. Bec - in cisticole. Der obere Theil des Vögelchens iſt bräunlich, mit ſchwarzen Längsflecken, jede Feder hat nämlich in der Mitte einen langen, ſchwarzbraunen Schaftflecken, und iſt roſtgelbbraun oder hellroſtgelb breit geſäumt, wodurch fi) auf dem Kopf drei ſchwärzliche und zwei weißgelbe Längsſtreifen bilden; die Gegend um den Nacken und Hinterhals iſt bloß bräunlich, mit undeutlichen Flecken, Rücken und Flügeldeckfedern haben eben die ſchwarzen und gelblichbraunen Längsſtreifen wie der Kopf. Bürzel roſtbraun; Flügel grauſchwarz, die äußere Fahne fein roſtgelb geſäumt. Der Schwanz abgeſtuft, die beiden mittlern Federn roſtbraun, die übrigen graubräunlich, gegen das Ende mit einem ſchwärzlichen herzförmigen Fleck und weißlichem Endrande, die mittlern Schwanzfedern ſind 1 Zoll 9 Linien lang, die äußerſten nur 1 Zoll. Kehle und Unterleib rein weiß, Bruſt, Seiten und untere Deckfedern des Schwanzes roſtgelb. Beine gelblich hornfarben, Oberſchnabel ſchwarz, Unterſchnabel weißgelb. Ganze Länge 4 Zoll. Der ganze Bau des Körpers nähert das Vögelchen ſehr den gefleckten Rohrſängern, zu welchen es ſeiner Lebensart wegen gehört, wenn ſchon Temmink es unter die Laubſänger geſetzt hat. ö Aufenthalt. Die wärmern Gegenden unſers Erdtheils, Spanien, Neapel, Toskana, Portugal und Sieilien. Man findet ihn dort in allen Sümpfen und ſumpfigen Wieſen, beſonders ſolchen, wo Tamarisken, Schwarzdorn und andere ſolche Geſträuche in der Nähe oder dazwiſchen find, Im Frühjahr bei feiner Ankunft, wenn die Sümpfe noch nicht grün find, findet man ihn im tiefſten Wieſengras, allein im Sommer und Herbſt immer nur in Sümpfen, nicht im Rohr, aber in Binſen und Sumpfſeggen. Er iſt ein Zugvogel, der wenigſtens in Toskana in den erſten Tagen des Aprils ankommt, und wahrſcheinlich erſt im October wieder wegzieht. Eigenſchaften. Es iſt ein munteres, nettes und ſehr gewandtes Vögelchen, welches ſich immer bewegt; während der Fortpflanzungszeit fliegt es immer ſingend. Sitzt es irgendwo auf einem Buſchzweige, ſo ſieht man es alle zwei bis drei Minuten aufflattern, oder es lauft gleichſam flatternd über die Binſen und ſchnappt die Inſekten, welche darauf ſitzen, weg, eilt aber bald wieder einem Buſche zu. Der Flug iſt nicht hoch, und geſchieht nie in gerader Linie, ſondern beſchreibt viele Bogen. Bei jedem Aufflug läßt es gewöhnlich ſeine Stimme hören, deren Ton die Sylbe Czie einigermaßen ausdrückt, den es oft wiederholt. Nahrung. Dieſe beſteht einzig in kleinen Inſekten, Spinnen, Raupen, Schnaken, Fliegen und kleinen Käfern. Fortpflanzung. Dieſer Vogel iſt in dieſer Hinſicht ſehr ausgezeichnet, nicht nur darin, daß er einer der größten Reſtkünſtler iſt, ſondern auch daß er jährlich dreimal brütet, und in feinem Neſtbau nach der Jahrszeit abwechſelt. Herr Profeffor Savi in Piſa, dem wir alle dieſe Nachrichten verdanken, hat darüber die ſorgfältigſte Unterſuchung angeſtellt. Sobald ſie im Frühjahr angekommen find, paaren fie ſich, und die Männchen verfolgen fingend die Weibchen. Die erſte Brut hat in Mitte April, die letzte Mitte Auguſt ſtatt, die ſchönſten Nefter aber bauen fie im Juli, weil dann die beſten Materialien zu finden find. Das erſte Reſt wird in einem Grasbuſch angelegt, aber nicht in Sumpfgräſern, welche dann noch zu klein find, Die Pflanzen, welche das Neft bilden helfen, find dann die gewöhnlichen ſchmalen Wieſengräſer; (Alopecurus agrestis, Avena fragilis, und einige Arten von Bromus) und das Neft wird gewöhnlich am Rande eines Grabens gebaut. Die Bauart iſt im Ganzen dieſelbe, allein da die Blätter ſchwach find, fo muß der Vogel noch Strohhalmen mit einnähen, und das Neft ift nicht weniger künſtlich. Ueberhaupt iſt wohl kein künſtlicheres Reſt eines Vogels als dieſes bekannt. Es ſteht in der Mitte der zu Tragern dienenden Pflanzen und der Boden kaum einen halben Fuß hoch von der Erde, und hat die Form eines Beutels oder vielmehr eines umgekehrten Trichters, deſſen enger Theil oben iſt. Zuerſt werden die mittlern Blätter der an einander ſtehenden Pflanzen gegen und über einander gelegt und mit Faden zuſammengeheftet, ſo daß ihre Mitte einen grünen elaſtiſchen Boden bildet, die Spitzen aber in die Höhe ſehen und ſo die Seitenwände verſtärken helfen, dann werden die umſtehenden Gräſer mit ihren Stengeln und Blättern zuſammen genähet, ſo daß ſie einen zirkelförmigen Kreis um den Boden bilden, oberhalb dem Neſte aber werden die dünnern und biegſamern Spitzen fo zuſammen genähet, daß fie ein oben zugeſpitztes Dach bilden. Ungefähr in der Mitte der Wand an der Seite iſt eine enge Oeffnung, durch welche das Vögelchen einſchlüpft. Der Boden des Neſtes, auf welchem die Eier liegen, iſt mit feinen Hälmchen und bei den ſpätern Neftern mit Pflanzenwolle belegt. Wir ſagen es ſeye genähet, dieß bezeichnet die künſtliche Arbeit am beſten. Jedes Blatt oder Stengel iſt nämlich durchſtochen und ein Faden durchgezogen, der zum nebenſtehenden hin und wieder zurückgeht, ungefähr wie die geſtrickten und geknüpften Maſchen eines Geldbeutels. Das Vögelchen bedient ſich dazu der Seidenfaden der Spinnen, vorzüglich der Seide, womit dieſe ihre Eier— gehäuſe verfertigen, ferner der Wolle der Periploca graeca, der Aseclepiasſeide und des Epilobiums oder auch der Diſtelwolle. Die bindenden Faden find nicht lang, ſondern nur etwa dreifach durchgehend. So erhält das Neft eine Feſtigkeit, welche es vor den ſtärkſten Stürmen ſchützt, und das Vögelchen ſitzt verborgen und von dem wölbenden Dache oberhalb vor Regen geſchützt über den Eierchen. Dieſe an der Zahl vier bis ſieben, ſind weiß, ungefleckt, bald nahe ins Fleiſchfarbe bald ins Grünliche und Himmelblaue übergehend, höchſtens ſieben Linien lang, eiförmig und ſehr zartſchalig. Ueber Feinde, Jagd, Rutzen oder Schaden dieſes kleinen Vögelchens iſt nichts bekannt. 107 Zu dieſer Abtheilung gehören die europäiſchen Arten: Droſſelſänger, Sylvia turdoides. Röthlicher Sänger, Sylv. galatotes. Temm. pl. col. 254. f 1.; in Spanien und Afrika. Flußſänger, Sylv. fluriatilis; Oeſterreich und Ungarn. Heuſchreckenſänger, Sylv. locustella; Deutſchland. Seggenſänger, Sylv. cariceti; Naumann Th. 3. Taf. 82. Schilfſänger, Sylv. phragmitis ib. Binſenſänger, Sylv. aquatica sive salicaria ib, Cettis-Sänger, Sylv. Cetti; Italien, Sardien. Pallaſiſcher Sänger, Sylv. certhiola; ſüdliches Rußland. Rohrſänger, Sylv. arundinacea; Naum. Th. 3. Taf. 81. Nachtigallartiger Sänger, Sylv. luscinioides, Savi; Italien. Schwarzbärtiger Sänger, Sylv. melanopogon; Italien. Temm. pl. col. 245. Zweite Familie. Raubfänger. Phyllopseustae. Muscivorae. Die Füße ſchwaͤrzlich, die Läufe mittelmäßig lang, der Schnabel dünne und pfriemförmig, der Schwanz gerade, wenig ausgeferbt, die Hauptfarbe gruͤnlich oder gelb, über das Auge zieht ſich ein lichter Streif. Sie tragen ſitzend die Bruſt meiſt erhaben, die etwas langen Fluͤgel uͤber der Schwanzwurzel. Huͤpfen flatternd durch die Zweige, an ebener Erde ſind ſie ſehr unbehuͤlflich. Sie halten ſich ſowohl in belaubten Bäumen als im Gebüſch auf, und kommen ſelten auf die Erde. Sie nähren ſich beſonders von Mücken und Blätterinſekten und deren Larven. Beeren freſſen ſie ſelten, Regenwürmer gar nicht. Sie niſten im Gebüſch oder auf der Erde, bauen ſehr künſtliche, oft überwölbte Reſter. Männchen und Weibchen und Junge unterſcheiden ſich wenig oder gar nicht in den Farben. Taf. 45. Gartenlaubvogel. Sylvia hypolais. Bec - fin & poitrine jaune. Synonime. Großer Laubvogel, gelbbrüſtiger Sänger, Spottvogel, Baſtardnachtigall, großer Weidenzeiſig. Motacilla hypolais et salicaria: Fauvette de roseaux. Le grand Pouillot. The lesser pettychaps. Lath. Es iſt der größte unter den einheimiſchen Arten. Alle obern Theile ſind grüngrau oder bleich olivengrün grau überlaufen. Vom Nafenloch zieht ſich ein ſchwefelgelber Streif über das Auge hin; Zügel und Ohrengegend grau; Kehle, Vordertheil der Wangen, Gurgel, Bruſt und Bauch und die langen untern Schwanzzdeckfedern blaß ſchwefelgelb. Schwung- und Schwanz— federn matt ſchwarzbraun, an der äußern Fahne weißgrau geſäumt. Männchen und Weibchen äußerlich nicht zu unterfcheiden. Länge 5% Zoll. ö Aufenthalt. Ganz Europa bis Schweden, doch in wärmern Gegenden häufiger als in kältern. Er kommt bei uns im April an und verläßt uns im September, und zieht des Nachts. Seinen Aufenthalt nimmt er am liebſten in Gebüſchen und Laubwaldungen nicht gar weit vom Waſſer, und am häufigſten in der Nähe von Flüſſen und Bächen. In ſogenannten engli— ſchen Gärten und ähnlichen Anlagen iſt er ſehr gerne. Immer hält er ſich in den Kronen der Bäume und im dickſten Gebüſche der Zweige auf und entfernt ſich nie anders aus dem Gebüſche, als um in ein anderes nahe ſtehendes zu fliegen. Man hört ihn oft lange ſingen, ehe man ihn entdecken kann, immer weiß er ſich dem Auge zu entziehen, wozu auch ſeine wenig auffallende Farbe beiträgt. Eigenſchaften. Unter allen Laubvögeln iſt er der ſchönſte und angenehmſte Sänger. Seine Lockſtimme iſt ſchnalzend und klingt däck, däck, derühd. Das Männchen fängt feinen herrlichen Geſang mit der Morgendämmerung an, und ſingt den ganzen Morgen, und oft bis zu Sonnenuntergang. Die lieblichſten Strophen werden oft wiederholt und ſind angenehm flötend. Eben ſo ahmt er die Geſänge anderer ihm nahe wohnenden Vögel oft nach und vermiſcht ſie mit dem eigenen Geſang, ſo daß man glaubt ganz verſchiedene Vögel zu hören. Bei ſeinem Singen ſitzt er hoch im Gebüſche, flattert oft ſingend weiter. Schießt man nach ihm, und fehlt, während er ſingt, ſo ſingt er noch ſtärker. In waſſerreichen Gegenden ſoll er ſogar die Stimmen einiger Waſſer- und Sumpfvögel nachahmen können. Er iſt daneben ein ſehr lebhafter, gewandter und ſcheuer Vogel, dabei ſehr zärtlich. Mit feines Gleichen iſt er zänkiſch, und leidet keinen in der Nähe. Nie ſitzt er ſtille, ſondern flattert immer von Gebüſch zu Gebüſch, und wenn man ihn eben an einem Orte ſingen hört, iſt er im andern Augenblick ſchon wieder entfernt. Nur weil er meiſt hoch im Gebüſche ſich herum treibt, kann man ihn zuweilen zu ſehen bekommen. Sein Flug iſt unregelmäßig und flatternd. Auf die Erde geht er nur ſelten und hüpft dort ſchwerfällig. Bei naßkalter Witterung iſt er ſtille und traurig. Man hat ſich viele Mühe gegeben dieſen herrlichen Sänger zu zähmen, aber ſeine Zartheit macht es ſehr ſchwer, beſonders auch der Umſtand, daß er im Winter mauſert, da die Mauſer im Freien in ſeinem Winteraufenthalt vor ſich geht. Sehr ſelten kann man ein ſolches Vögelchen mehrere Winter durchbringen, allein wenn es gelingt, ſo macht dasſelbe auch viele Freude. Nahrung. Alle Arten kleiner fliegender Inſekten aus der Abtheilung der Zweiflügler, kleine Nachtfalter und kleine Käferchen, welche er bald von den Blättern und Stämmen wegnimmt, bald flatternd fängt. Auch kleine glatte Räupchen frißt, er gerne, und ſogar Blattläuſe. Kirſchen ſoll er ſehr lieben, dann frißt er auch Johannisbeeren, Hollunder- und Faulbeeren und im Herbſt auf ſeinem Zuge geht er auch nach den Feigen. Fortpflanzung. Das Reſt dieſes Vögelchens iſt eines der künſtlichſten aus der Gattung der Sänger. Das Reſtchen wird im dickſten Gebüſche auf junge Tännchen oder in hohe Laubbüſche angebracht. Es iſt napfförmig, etwas tief, und aus zarten dünnen Grashalmen, Pappelwolle, der äußern Haut der Birkenrinde, Federchen, Blättern, Raupengeſpinnſten, feſt gewebt, inwendig finden ſich die zärteſten Grashälmchen, auch Federchen und Haare, beſonders Pferdehaare. Es iſt ſo an die Gabelzweige oder kleinen Aeſte des Bäumchens, worauf es ſteht, befeſtigt, daß man es ohne bedeutende Beſchädigung nicht losmachen kann, weil die Materialien ſehr ſorgfältig um die Zweige herumgewickelt und mit den Wänden des Reſtes verwoben ſind. Das Neſt wird erſt gegen Ende Mai gebaut. Die vier bis fünf ſehr zartſchaligen Eier ſind ſchön eiförmig, und zeichnen ſich vor allen bekannten aus, indem die Grundfarbe roſenroth iſt, auf dieſem Grund ſind feine und gröbere röthlich ſchwarz— braune Punkte zerſtreut, aber meiſt ziemlich ſparſam. Beide Gatten brüten abwechſelnd, und nur einmal im Jahr. Die Feinde ſind die gewöhnlichen, die Eier werden oft von Elſtern und Hehern gefreſſen und Würger nehmen die Jungen weg. 108 Die Jagd mit der Flinte iſt nicht ſchwer, dagegen find fie mühſamer lebend zu fangen. Sie nützen durch Vertilgung vieler Inſekten, und der Schaden an Kirſchen oder Feigen iſt ſehr unbedeutend. Die übrigen europäiſchen Laubſänger find: der Waldlaubſänger, Sylyia sibilatrix. Naumann B. 2. Taf. 80. f. 2. Der Fitis Laubvogel / Sylv. Trochilus. Naum. Taf. 80. k. 2. Der Weidenlaubvogel, ib. F. 4. Natte⸗ vers Laubvogel, Sylv. Natterer i. Temm. pl. col. 24. Im wärmern Europa; Nordamerika hat viele ähnliche Sänger, z. B. Sylvia minuta, aestiva, trichas, Protonotarius. Taf. 45. Sommerſaͤnger. Sylvia aestiva. Bec - fin citrin. Synonime. Sylvia citrinella. Wilson. Vellow- poll Warbler. Lath. Blue eyed Yllow Warbler. Summer Yellow bird. Die herrſchende Farbe dieſes niedlichen Vögelchens iſt ein ſchönes Gelb; der ganze Kopf, Vorderhals und Unterleib rein gelb, die Seiten des Unterleibes mit roſtfarben Flecken; Hinterhals und Rücken grünlichgelb, die Schwungfedern ſchwarzbraun, die innere Fahne gelb, Schwanz gelb, die beiden mittlern Federn ſchwärzlich; der Schwanz etwas gegabelt. Beim Weibchen iſt das Gelbe weniger rein, und die Flecken an den Seiten und an der Bruſt dunkler. Schnabel und Augenſtern bläulich, Füße hellblaugrau. Länge 5 Zoll, Breite 7 Zoll. Aufenthalt. Die vereinigten Staaten von Nordamerika bis Canada. Er iſt dort ein Zugvogel, der im Mai in Penſyl— vanien ankommt, und wahrſcheinlich in Gujana und andern warmen Gegenden von Südamerika überwintert. Man findet dieſes Vögelchen in Gebüſchen von Schneeballenbaum, oder in Pappelgebüſchen und andern Geſträuchen. Eigenſchaften. Es iſt ein liebliches, munteres, harmloſes Vögelchen, welches den Menſchen gar nicht fürchtet. Es beſucht häufig die blühenden Obſtbäume und Sträuche in den Gärten, und ſeine lebhaft abſtechende Farbe macht es ſehr bemerkbar. Sein Geſang beſteht aus wenigen ſcharfen Tönen, welche, obſchon es mit großem Eifer ſie vorträgt, doch dieſen Namen nicht verdienen. Fortpflanzung. Das Reſt dieſes Vogels iſt ſehr nett, und hängt an der Gabel eines kleinen Strauches. Aeußerlich beſteht es aus Baſtfaden, welche in dichten Kreiſen um die Zweige gewunden ſind, an welchen es hängt; inwendig iſt es mit Haaren und andern weichen Subſtanzen ausgefüttert, beſonders auch mit Farnkrautſtengelchen. Die Eier, deren vier bis fünf ſind, ſind ſchmutzigweiß, am ſtumpfen Ende dicht mit blaßbraunen Punkten beſtreut. Dieſer kleine Vogel iſt einer von denen, welche alle Liſt anwenden, die Feinde von ihrem Neſte abzulenken. Nähert man ſich demſelben, ſo ſtreckt er den Hals lang aus, dehnt und wippt mit dem Schwanze, ſpringt von einem Aeſtchen aufs andere, und flattert wie verwundet, oder als ob er ſich fangen laſſen wollte, auf dem Boden fort, und ſucht den Feind vom Reſt zu entfernen, ſchreit ängſtlich und kehrt abermal um, um dasſelbe Manövre zu wiederholen. Das Männchen beſonders iſt in dieſer Hinſicht eifrig, und verſucht jede Lift, um die geliebte Brut zu retten. Es iſt dieß jedoch nicht der einzige Vogel, der es ſo macht, man hat ähnliche Beobachtungen bei Rebhühnern und andern Vögeln gemacht, aber leider erreichen ſie bei Menſchen ſelten ihren Zweck, eher bei andern Thieren. Dritte Familie. Erdfänger. Humicolae. Terrestres. Mit hohen Läufen, ziemlich großen Füßen; großen Augen. Sie tragen ſitzend die Bruſt aufrecht, den Schwanz meiſt horizontal, die Fluͤgel haͤngend, ſchnellen oft den breiten, am Ende faſt geraden Schwanz aufwaͤrts, huͤpfen in großen ſchnellen Spruͤngen mit einem gewiſſen Stolz. Sie halten ſich ſtets nahe an der Erde, in niedrigem, dichtem Gebuͤſch, vorzuͤglich der feuchten Laubwaͤlder, gerne in der Naͤhe der Waſſer, nie auf hohen Baͤumen. Sie ſuchen ihre Nahrung meiſt auf der Erde, freſſen gegen den Herbſt Beeren. Sie niſten auf der Erde oder wenig von derſelben entfernt, auf alten Staͤmmen oder in weiten Hoͤhlen, ſelten in dichte Hecken, bauen ſehr dichte Neſter und legen faſt einfarbige Eier, Das Gefieder der Jungen weicht ſehr von dem der Alten ab. Taf. 46, Die Nachtigall. Sylvia Luscinia, Le Rossignol. Synonime. Motacilla luscinia. Linn. Nigthingale. Oben dunkel roſtgrau oder graulich roſtbraun, auf dem Bürzel ins dunkle Roftfarbe übergehend; Zügel und Augengegend ſo wie die Seiten des Halſes lichter, ins weißliche Grau ſich ziehend; ganzer Unterleib weißlich gelbgrau röthlich; Schwanz roſtfarbig. Männchen und Weibchen ſind nicht zu unterſcheiden. Die Jungen vor der erſten Mauſer haben roſtgelbe Schaftflecke, und die Ränder derſelben find dünkler; die untern Theile ſind ſtark mit Bräunlichgelb überlaufen, alle Federn mit graubraun beſpritzten Endſäumchen, wodurch abgebrochene Wellenlinien gebildet werden. Sie mauſern ſich ehe fie wegziehen. Länge 6% Zoll, Breite 10 ½ Zoll. Aufenthalt. Die Nachtigall iſt über den größten Theil der Erde verbreitet, doch geht ſie nicht ſehr weit nach Rorden; auch in Aſien bis in die Mitte von Sibirien und im nördlichen Afrika findet ſie ſich, und ſoll in Egypten überwintern. In Deutſchland iſt ſie allgemein bekannt, in der Schweiz fehlt ſie vielen Gegenden ganz, eben ſo in Amerika. Niederes Laubholz in der Nähe der Waſſer iſt ihr liebſter Aufenthalt, Nadelholz und große Waldungen vermeiden fie. Wo Kunſtanlagen mit Laubholzparthien find, da findet ſie ſich häufig. Am häufigſten ſcheint ſie in Sachſen und in den Gegenden an der Elbe zu ſeyn. Es iſt ein Zugvogel, welcher ſchon in der Mitte Auguſt anfängt wegzuziehen, und im April wieder ankommt, und zwar ziehen beide Geſchlechter allein. Die Männchen kommen immer etwa zehn Tage früher, als die Weibchen an. Sie haufen lieber in der Nähe bewohnter 109 Gegenden und der Dörfer, wenn viel Buſchwerk in der Nähe iſt. Aber es iſt ſehr ſonderbar, daß fie gewiſſe, für ſie ganz geeignet ſcheinende Gegenden gar nicht bewohnen. So z. B. in unſerer Gegend ſcheint das Limmat- und Glatt- Thal ganz für ſie gemacht, und doch finden ſie ſich da gar nicht, dagegen am Zuſammenfluß der Aar und Reuß mit dem Rheine. Jedes Paar hat ſein eigenes Gebiet und bezieht es alle Jahre wieder, wenn es ſich nicht verändert. Eigenſchaften. Die Nachtigall iſt ein kecker, man möchte ſagen ſtolzer Vogel, alle ihre Bewegungen haben etwas Würdiges und gleichſam Abgemeſſenes. Sie iſt zutraulich gegen die Menſchen und wohnt gerne in ihrer Nähe, und ihr Betragen iſt ſtille und ruhig. In den niedrigen Zweigen der Gebüſche ſitzt ſie meiſtens ſtill, oder wenn ſie ſich bewegt, ſo geſchieht es in ſtarken Sprüngen. Immer hält ſie ſich nahe an der Erde, um Inſekten, welche da ſich zeigen, ſehen zu können. Auf der Erde hüpft ſie ſehr hochbeinig in großen Sprüngen. Ihr Flug iſt ſchnell, leicht und in bogenförmigen Linien; ſie fliegt aber nur kurze Strecken von Buſch zu Buſch. Der vortreffliche, mannigfaltige Geſang der Nachtigall iſt bekannt, und hat ihr den Vorrang unter allen Singvögeln von Europa erworben. Der Lockton iſt wid oder wiid, mit einem ſchnarrenden Anhang karr'r. Nicht alle Nachtigallen fingen gleich gut, es giebt auch mittelmäßige und ſchlechte, und dieß ſoll nach Naumann oft ganze Gegenden betreffen; fo ſollen die an den pommerifchen Seecküſten wohnenden Nachtigallen die ſchlechteſten, die Gegenden um Wörlitz und Deſſau die beſten Sänger haben, weil die Kunſt ſich forterbt, und die Kinder ſo ſingen, wie ſie es von den Eltern gehört haben; da nun dieſelben Nachtigallen jedesmal die gleiche Gegend wieder beziehen, ſo erſtreckt ſich der gute oder ſchlechte Geſang auf eine ganze Gegend. Raumann und Bechſtein haben den verſchiedenen Schlag der Nachtigall mit Worten angegeben, was wir nicht nachſchreiben wollen. Kein Vogel hat im Verhältniß ſeiner Größe eine ſo ſtarke, reine und anhaltende Stimme, und oft ſucht ein Männchen das andere an Laute und Reinheit der Töne zu übertreffen. Die älteſten Vögel ſchlagen am regelmäßigſten und ſtärkſten, und fingen am längſten. Manche ſchlagen die ganze Nacht durch, doch nicht alle. Die ganze Singzeit dauert nicht über zwei Monate, die eingefangenen Zahmen aber ſingen viel länger, meiſt ſchon vom Neujahr an oder noch früher bis zum Mai. Wenn ſie gut abgewartet werden, ſo halten ſie oft mehrere Jahre aus, und ſind daher beliebte Stubenvögel, da es nicht an jedem Orte leicht iſt, fie in der Freiheit zu hören; wo fie häufig find, werden fie auch weniger im Bauer gehalten. Nahrung. Kleine Regenwürmer und beſonders Inſektenlarven, die auf der Erde herum laufen, fliegende Inſekten haſchen ſie ſelten. Am liebſten ſind ihnen die Puppen und Larven der Ameiſen und die Ameiſen ſelbſt. Von Beeren ſind ſie ebenfalls große Liebhaber, und genießen Johannisbeeren, Hollunder- und Faulbaumbeeren. Sie trinken viel und baden ſich häufig. Fortpflanzung. Dasſelbe Pärchen bezieht jährlich den alten Brüteplatz wieder, macht ſich jedoch jedes Jahr ein neues Reſt. Jedes Paar behauptet dabei fein beſtimmtes Revier, und wenn ein neues ſich in dasſelbe einniſten will, fo giebt es heftigen Zank, bis das eine oder andere weicht. Das Neſt wird im dickſten Gebüſche angelegt, und ſteht meiſt nahe an oder auf der Erde in einem Grasbuſche oder in einem alten Baumſtrunk, oder auf einem Büſchel von Aeſten, ſelten mehr als zwei Fuß vom Boden, gewöhnlich ſehr gut verborgen. Es iſt leicht kenntlich dadurch, daß die äußere Grundlage immer aus dürrem Laub befteht , inwendig iſt es mit trocknen Halmen und Stengeln und zuweilen mit etwas Haaren, ſeltener Pflanzenwolle, ausgelegt, und überhaupt nicht ſehr künſtlich. Die vier bis ſechs Eier ſind bald mehr rundlich, bald mehr eiförmig. Die Schale zart, glatt, wenig glänzend, von braungrauer Farbe, zuweilen auch gewölkt. Männchen und Weibchen brüten gemein— ſchaftlich, erſteres beſonders in den Mittagsſtunden. Sie brüten nur einmal des Jahres, wenn nicht die erſte Brut zerſtört wird, wo ſie dann eine zweite machen. Feinde haben ſie die gewöhnlichen, nämlich die kleinen Raubthiere. Jagd. Man ſchießt die Nachtigall nirgends und fängt ſie nur lebend, um ſich ihres Geſangs im Zimmer zu erfreuen. An manchen Orten iſt das Einfangen ſtrenge verboten. Sie ſind ſo leicht zu fangen, daß man alle Nachtigallen einer Gegend wegfangen kann, wenn man es verſteht, am beſten geſchieht der Fang mit kleinen Neben, in welche fie durch Mehlwürmer gelockt werden. Im Herbſt fängt man ſie auch leicht mit Sprenkeln durch Beeren. Sie nützen uns, nur ohne zu ſchaden. Taf. 46. Das Rothkehlchen. Sylvia Rubecula, La rouge - gorge,. Buff: Synonime. Rothbrüſtchen. The Red breast. Pen. Stirn, Wangen und Unterleib bis zum Bauch ſind tief orangenroth; der Oberleib und die Deckfedern der Flügel tief oliven— grün, die Steißfedern und die Seiten heller; die Seiten des Halſes und der Bruſt vom hintern Augenwinkel an ſchön aſchgrau; auch die rothe Stirn iſt grau eingefaßt; der Bauch weiß; die Afterfedern ſchmutzigweiß, olivengrün überlaufen; die Schwung— und Schwanzfedern dunkelbraun, hell olivengrün gerändert; die fünf bis acht großen Deckfedern der mittlern Schwungfedern grau, mit orangerothen dreieckigen Flecken an der Spitze, welche dem Weibchen fehlen. Die Jungen find grau, mit ſchmutziggelber Einfaſſung aller kleinen Federn. Länge 6% Zoll, Breite 9 Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa bis Drontheim hinauf und Madera. Im Sommer in Waldungen, ſie mögen Laubholz oder Nadelholz ſeyn, am liebſten in den Thälern. Im Herbſt in Hecken, Zäunen und Gebüſchen, beſonders in der Nähe der Gärten. Es find Zugbögel, welche ſchon in der Mitte März wieder ankommen, und im Oktober oder gar erſt im November wegziehen, bei gelinden Wintern bleiben zuweilen einige zurück. Sie ziehen des Nachts, Eigenſchaften. Es iſt ein munterer, immerfort ſich bewegender Vogel, welcher ſowohl durch feine Zutraulichkeit zu den Menſchen, als durch feinen, zwar etwas melancholiſchen, aber doch angenehmen und lieblichen Geſang erfreut, den er in den erſten Frühlingstagen vom früheſten Morgen an ertönen läßt. Man ſieht ihn bald auf Bäumen, bald auf der Erde, oder in dichten Geſträuchen umher hüpfen, und dabei ſehr oft mit dem Schwanze wippen und Verbeugungen machen, wobei er den Lockton Siſri oft hören läßt. Gefangen läßt er ſich ſehr bald und leicht zahm machen, ſo daß er auf den Tiſch kommt und aus der Schüſſel frißt. Im Käfig ſingt er ſehr angenehm und anhaltend, dauert aber nicht ſo lange aus, als wenn man ihn in der Stube laufen läßt. Jung aufgezogen, und neben Nachtigallen gehängt, lernt er ziemlich leicht den Geſang derſelben. So zahm der Vogel gegen den Menſchen wird, ſo zänkiſch iſt er mit ſeines Gleichen und mit andern Vögeln, und beißt ſie immer vom Freſſen ab. Er läßt ſich ſogar leicht zum Ein- und Ausfliegen gewöhnen, und man hat Beiſpiele, daß ſolche, welche man überwintert hatte und im Frühling fliegen ließ, im Herbſt wieder kamen. Man hält ihn, beſonders in Bauernſtuben in einigen Gegenden oft, um durch ihn die Fliegen wegfangen zu laſſen. 28 110 Nahrung. Inſekten, Fliegen, Mücken, Regenwürmer, im Herbſt allerhand Beeren, beſonders Hollunderbeeren, auch [a7 tchsere oi delhpe ve Johannisbeeren und Heidelbeeren. N . 5 1 Fortpflanzung. Das Rothkehlchen niſtet zweimal im Jahr, und macht ſein Neſt in dichten Gebüſchen auf die 1 ins Moos oder zwiſchen Steinritzen und Baumwurzeln, in hohle Baumſtrünke, in Erdlöcher u. ſ. w. Das Reſt il e gebaut, und beſteht äußerlich aus Erdmoos, innerlich aus einigen Grashalmen, Thierhaaren und Federn, es iſt nicht f ken oben zugebaut. Die Mutter legt vier bis ſieben Eier, deren Grundfarbe gelblichweiß if, mit einzelnen rothgelben, zerfloſſenen Punkten und Strichen, die am ſtumpfen Ende oft einen Kranz bilden. Die Brütezeit iſt dreizehn Tage. Feinde ſind die gewöhnlichen aller kleinen Vögel. g ER Jagd. Sie laſſen fich ſehr leicht ſchießen und mit Leimruthen fangen, auch im Herbſt kann man fie leicht in der ſogenannten Schneuß fangen. N ö Sie nützen durch ihr gutes Fleiſch, ihren Geſang und die Vertilgung ſehr vieler Inſekten, und ſchaden durchaus nicht. Taf. 46. Das Blaukehlchen. Sylvia Suecica, Bec fin gorge - bleue. Synonime. Schildnachtigall, Nachtigallkönig. Sylvia cyanecula. Blue throated Warbler. Lath. Beca-fico chiamata. Obertheil des Körpers graulich olivenbraun; der Schwanz, die beiden Mittelfedern ausgenommen, an der Wurzelhälfte roſtroth, übrigens braunſchwarz; über die Augen geht ein roſtgelb weißlicher Streifen; Kehle laſurblau, an der Gurgel ein weißer Fleck, der aber bei ganz Alten fehlt, die blaue Kehle iſt weiß eingefaßt, und unter dieſer Einfaſſung eine breite roſt— braune Einfaſſung, Unterleib weiß. i 5 Das Weibchen ſieht an den obern Theilen dem Männchen gleich, Kehle, Seiten des Halſes, Gurgel und die Mitte der Bruſt ſind gelblich weiß; vom untern Schnabelwinkel läuft zu beiden Seiten der Kehle herab ein auf dem Kropſe ſich vereinigender Streif aus dichtſtehenden braunſchwarzen Flecken; vom roſtrothen Bruſtbande iſt ſelten eine Spur, und die Seiten des Unter— leibes ſind bräunlich 5 f Die Vögel im Neſtkleide ſind durchaus verſchieden, alle obern Theile ſind ſchwarz, mit roſtfarben Schaftſtreifen, und eben ſo iſt der ganze Unterleib ſchwärzlich, mit roſtgelben Flecken, die nach unten immer größer werden, an der Kehle ſind die Flecken ſehr undeutlich. Der Schwanz wie bei den Alten. Länge 6 Zoll, Breite 934 Zoll. f g a Aufenthalt. Dieſer Vogel ift über ganz Europa verbreitet, bis nahe an den arktiſchen Kreis, doch iſt er nirgends häufig. Er iſt ein Zugvogel, der ſchon im Anfang Avril ankommt und im September wieder wegzieht. Die Männchen kommen vor den Weibchen an. Die Wanderungen geſchehen bei der Nacht. Der Aufenthalt iſt immer in der Rähe des Waſſers, in feuchten Waldungen, an Seen, Teichen, Bächen, Waſſergräben, in Sümpfen und Brüchen, wo viel niedriges Geſträuch und wenig hohe Bäume wachſen. Er bleibt immer im Gebüſche verborgen und kommt nur auf die bepflanzten Brachäcker, wenn ſie nahe an Büſchen ſich befinden. Immer iſt er nahe an der Erde oder auf der Erde ſelbſt. Auf Bergen findet man ihn nicht, aber wohl in Bergthälern, wenn ſie feuchte, mit Bächen durchſchlängelte Wieſen haben. Eigenſchaften. Es iſt ein munterer, hurtiger, gewandter, zutraulicher und gar nicht ſcheuer Vogel. Er ſteht ſehr aufrecht, die Bruſt erhoben, und hüpft in ſchnellen Sprüngen abſatzweiſe auf dem Erdboden hin, lauft aber auch ſchrittweiſe. Mit der Nachtigall hat er in feinem Betragen viel Aehnlichkeit; iſt aber mit feines Gleichen ſehr zänkiſch, und der Streit geht fo lange fort, bis der eine weicht. Gefangen im Zimmer beißen fie ſich oft einander todt. Sein Geſang iſt anmuthig, und beſteht aus hellpfeifenden, ſanften, ſehr angenehmen Tönen, die aber oft wiederholt werden, zwiſchen dieſen läßt er ein leiſes, nur in der Nähe vernehmbares Schnurren hören. Die gewöhnliche Lockſtimme iſt ein ſchnalzendes tack, tack und find, find. Gefangene werden bald zahm, ſind aber zärtlicher als die Nachtigall, und halten ſelten über zwei Jahre aus. Nahrung. Sitzende und kriechende Inſekten und ihre Larven, Ameiſenpuppen, Hafte und deren Larven, kleine Räupchen, Regenwürmer, und gegen den Herbſt Beeren. Fliegende Inſekten fangen ſie zwar auch, ſind aber dabei nicht ſehr geſchickt. Sie trinken viel und baden gerne. Fortpflanzung. Das Neſt iſt ſchwer zu finden, und ſteht ſehr verſteckt im dickſten Geſtrüppe an den Ufern der Flüſſe zwiſchen alten Wurzeln, oder in kleinen Erdhöhlen, welche dasſelbe halb verſtecken. Es iſt ziemlich gut gebaut und beſteht von außen aus Weidenlaub, groben Stengeln, Erdmoos, inwendig iſt es mit feinern Hälmchen und Pferdehaaren ausgefüttert. Die Eier ſind mehr rund als lang, ſehr zartſchalig, lichtblaugrün oder blaß grünſpanfarbig, und an der Zahl fünf bis ſechs. Die Brütezeit dauert vierzehn Tage, und beide Gatten wechſeln damit ab. Ob ſie zweimal brüten, iſt nicht bekannt. Feinde, Jagd, Rutzen und Schaden haben ſie mit der Nachtigall gemein. Zu dieſer Abtheilung gehören an inländiſchen Vögeln, die Sproſſernachtigall, Sylvia Philomela, in den wärmern Gegenden Europas; und von Ausländern das ſibiriſche Blaukehlchen, Sylvia cyanecula, und das ſibiriſche Roth: kehlchen, Sylvia callope, Vierte Familie. Gras muͤcken. Currucae. Fawettes. Mit niedrigen Laͤufen, ſtarken Füßen und ziemlich ſtarkem droſſelartigem Schnabel. Sie tragen die Bruſt tief, die etwas kurzen Fluͤgel uͤber der Schwanzwurzel, und ruͤcken nur bei beſondern Veranlaſſungen den Schwanz unbedeutend aufwaͤrts. Sie huͤpfen ſchnell im Gebuͤſch, am Boden unbehuͤflich, und kommen daher ſelten auf die Erde. Sie leben im niedrigen Gebuͤſche, beſonders in Dornen und im Laubholz, ſingen viel, und die Stimme der Arten hat viel Aehnlichkeit mit einander. Sie naͤhren ſich meiſt von ſtillſitzenden Inſekten, und fangen ſie ſelten fliegend. Im Herbſt freſſen fie Beeren. Sie niſten im niedrigen Gebuͤſche und dichten Hecken, nie hoch vom Boden, bauen leichte, meiſt durchſichtige Neſter, und legen weißliche, gefleckte Eier. 111 Taf. 46. Die Dorngrasmuͤcke. Sylvia cinerea. Dec - fin grisette. Synonime. Die gemeine Grasmücke, Dornägerſtli, Heckenſchmätzer, Hagſchlüpfer. Motacilla sylvia. Linn. Fauvette grise. White Throat Warbler. Der ganze Oberkopf, Wangen, Hinterhals, die kleinen Flügelfedern, der Rücken bis an den Schwanz braungrau , ins Röthliche ziehend, am Kopfe aber, beſonders an den Wangen, mit hervorſchimmerndem Aſchgrau. Die Kehle, die Mitte der Bruſt der Länge nach, und die Enden der untern Schwanzdedfedern find rein weiß, mit gelbröthlichem Anfluge. Die großen Schwungfedern ſind dunkelbraun mit gelblich roſtfarben Säumen. Die Schwanzfedern matt dunkelbraun, heller geſäumt. Männchen und Weibchen wenig verſchieden, und fo auch die Jungen. Länge 6 ½ Zoll. Breite 9 ½ Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa, den hohen Norden ausgenommen, und überall gemein. Sie kommen bei uns im April an, und ziehen im September weg. Sie finden ſich in allen Dornbüſchen, im Schwarzdorn, in Zäunen von Stachelbeeren und in Gehölzen von niederm Buſchwerk und dichtem Unterholz, mit einzeln ſtehenden höhern Bäumen, beſonders wo viel Brombeeren, Himbeeren, Schwarz- und Weißdornbüſche find, nie in hohem Stangenholz oder Schwarzwaldungen. Sie treiben ihr Weſen in niedrigen Gebüſchen, und gehen nur für Augenblicke auf höhere Bäume. Eigenſchaften. Ein höchſt unruhiger und lebhafter Vogel, der keinen Augenblick ſtille ſitzt, iſt dieſe Grasmücke; wie eine Maus durchkriecht ſie mit Schnelligkeit das dickſte Geſtrüppe von Dornen, ſo daß ſie aber auf Augenblicke wieder zum Vorſchein kommt, aber ſogleich wieder verſchwindet, wegfliegt und bald hier, bald da ſichtbar wird und ſich hören läßt, ohne ſich weit zu entfernen. Sie iſt immer fröhlich, ſingt und lockt immer, andere Vögel neckend und mit ihnen ſpielend. Sie fliegt ſchnell, doch unſicher und nicht weit über freie Stellen hin. Ihre Lockſtimme, tack, tack, läßt ſie oft hören, und das Männchen ſingt ſehr angenehm flötend, didüdi, düdi, dridida, miſſing, miſſing, und dann wieder hräd, hräd, wäd, wäd, wäd. Beim Singen ſitzt ſie ſelten ſtill, ſondern fliegt dabei immer herum, oft auf einen niedrigen Baumaſt. Dabei iſt der Vogel gar nicht ſcheu, man kann ſich ihm oft auf einige Schritte nähern, allein er verſchwindet ſogleich im dichten Buſch, und wenn man nachſehen will, ſingt er ſchon wieder an einer andern Stelle. Sie ſind ſchwer zu erhalten, obgleich ſie bald zahm werden. Kein Vogel belebt ſo angenehm die Gebüſche, wie dieſe lieblichen Vögel und ihre nächſten Verwandten. Nahrung. Kleine Inſekten, Käferchen, Räupchen, Spinnen, Fliegen, welche ſie von den Blättern und Aeſtchen der Gebüſche ableſen, ohne die fliegenden zu verfolgen. Gegen den Herbſt gehen ſie auf die Beeren, und beſonders auch in Feigen— ländern mit ihren Verwandten auf die Feigen. j Fortpflanzung. Sie niſten in denſelben Hecken, in welchen fie fich immer aufhalten; Dornbüſche, Stachelbeerengebüſche, Liguſter-und Geisblattgeſträuche, ſelbſt Reſſelbüſche und langes Gras, dienen ihnen zur Anlage des Neſtes. Es ſteht ſelten mehr als zwei Fuß hoch vom Erdboden, ſehr gut verborgen. Das Reſt beſteht aus dürren Grashalmen und trockenen Pflanzenſtengeln, und iſt napfförmig ; zwar dünne, aber doch dichter gebaut als bei ähnlichen Arten, die innere Hohlung iſt mit feinen trockenen Grasrifpen und Pferdehaaren ausgefüttert. Die vier bis ſechs Eier find rundlich, bauchig, kurz, und auf grünlichem Grunde mit olivenbraunen Punkten meiſt über und über beſpritzt, zwiſchen dieſen ſind immer einige aſchgraue verwaſchene. Männchen und Weibchen brüten gemeinfchaftlih. Sie verlaſſen die Neſter, ehe fie Eier haben, wenn ſie geſtört werden, oft, und bauen andere. Bald nach der erſten Brut machen ſie eine zweite. Häufig brüten ſie auch Kukukseier aus. Feinde haben ſie die gewöhnlichen. Jagd. Sie ſind etwas ſchwer zu ſchießen, aber leichter mit Retzfallen zu fangen. Sie nützen durch Vertilgung vieler Inſekten, und der etwaige Schaden bezieht ſich auf einige Feigen oder Kirſchen und iſt gar nicht zu rechnen. Taf. 45. Die ſchwarzkoͤpfige Grasmücke. Sylvia melanocephala. Dec - fin melanocephale. Synonime. Sylvia ruscicola. Vieillot. Fauvette des Fragons. Der ganze Kopf bis unter die Augen herab, Nacken und Hinterhals, ſchwarz; Kehle rein weiß, eben fo Vorderhals und Mitte des Bauches; der ganze Oberleib ſchwärzlich aſchfarben, Seiten des Körpers aſchgrau; Schwanz ſchwarz, die äußerſte Feder an der ſchmalen äußern Fahne weiß, an der innern nur unten gegen die Spitze, und bedeutend kürzer die zweite und dritte, mit einem weißen Fleck an der Spitze; Oberſchnabel ſchwarz, Unterſchnabel an der Wurzel weiß, an der Spitze ſchwarz. Die ſchwarzen Theile find beim Weibchen ſchwarzgrau, die weißen weniger rein. Länge 5 Zoll. Vaterland. Das wärmere Europa, Spanien, Sardinien, Italien und das ſüdliche Frankreich, auch ſoll ſie in den canariſchen Inſeln angetroffen werden, in Gebüſchen, beſonders in waſſerreichen Gegenden, in den Thälern nicht weit von der Seeküſte, weniger im Innern der Länder. Eigenſchaften. Sie gleicht den übrigen Grasmücken, iſt lebhaft, unruhig, und verſteckt ſich in den niedrigen Gebüſchen; auf den höchſten Spitzen dieſer Gebüſche ſingt ſie im Frühjahr angenehm. Sie ſcheint nicht zu wandern, und im Winter ſich in den Gebüſchen und im Rohr aufzuhalten, dann ſchreit fie mit rauhem Ton, cee, eee, cee, ce cere, wobei fie herum hüpft. Nahrung. Inſekten und Beeren. Fortpflanzung. Das Neft nahe an der Erde, in Gebüſchen und wohl verborgen. Es iſt nicht ſehr breit aber ziemlich tief und halbkugelförmig. Das Aeußere iſt etwas nachläſſig aus Grashalmen gebaut, das Innere beſteht aus Haaren, Baum— wolle und Grashälmchen und iſt ſehr ordentlich. Die vier bis fünf Eier haben auf röthlich gelbem Grunde eine Menge graugrünliche, unordentlich zerſtreute Punkte und Fleckchen. Taf. 46. Der Meiſterſaͤnger. Saͤnger-Grasmücke. Sylvia orphea. La Fauvetie propement dite. Cuv. Sylvia grisea. Vieill. Kopf und Wangen ſchwarz, beim Weibchen dunkelgrau; Nacken und Oberleib dunkelgrau; Flügel dunkelbraun, mit hellerm Rande; Kehle, Oberhals und Unterleib weiß; Bruſt und Seitenfedern graulich roſenroth; Unterbauch und untere Schwanz— 112 deckfedern rothgelb; der Schwanz dunkelgrau, ins Schwärzliche übergehend, die äußere Feder beinahe ganz weiß, mit ſchwarzem Schaft, die zweite und dritte nur an der Spitze weiß, Schnabel und Füße ſchwarz. j ; Beim Weibchen ift nur die Gegend zwiſchen Schnabel und Auge ſchwarz, und ein weißes Streifchen zieht ſich bis zu dem— ſelben; der Oberleib aſchgrau, mit gelblichem Schimmer, und die Bruſt nur ſchwach gelbröthlich überlaufen. Länge 6 % Zoll. Aufenthalt. Häufig in Italien und im ſüdlichen Frankreich, in Savoyen, Illyrien und in den Vogeſen und Ardennen. Er iſt ein Zugvogel auch in den wärmern Ländern Europas, hält ſich gerne in gebirgigen Waldungen auf, und bewohnt darin die Gebüſche und das Unterholz der Laubholzwälder und Gärten, beſonders gerne in der Rachbarſchaft von Schwarzwaldungen. Eigenſchaften. Dieſer Vogel hat ganz die Gewohnheiten anderer Grasmücken, iſt ſehr lebhaft, und ſoll einen ſehr ſchönen und angenehmen Geſang haben. Nahrung. Kleine Raupen und andere Inſekten und Beeren. Fortpflanzung. Das Neſt wird in Gebüſchen angelegt, noch häufiger aber ſoll man es in altem Gemäuer, Stein⸗ haufen und ſelbſt unter den Dächern der Landhäuſer finden. Das Neft iſt napfförmig, und aus Grashalmen, Haaren, Wurzelfaſern, dicht gewoben, auswendig find einige Strohhalmen und Reiſerſtückchen mit eingeflochten. Die vier bis fünf Eier haben auf ſchmutzig weißem Grund hellroſtfarbe Flecken und Punkte, beſonders am ſtumpfen Ende, ſie ſollen aber ſehr variren und zuweilen auf grünlich weißem Grunde mit ſchwärzlichen Flecken beſtreut ſeyn. Taf. 45. Sch warzſcheiteliger Saͤnger. Moͤnchgrasmuͤcke. Sylvia atricapilla. Bec - fin & tete noire. Lemm. Synonime. Schwarzkopf, Schwarzplatte, Plattmönch, Schwarzkappe. Black cap. Lath. Capinera commune. Fauvette A t&te noire. Scheitel an der Stirne bis zum Genick ſchwarz, am Weibchen roſtbraun; Wangen, Seiten und der ganze Hintertheil des Halſes aſchgrau, bald lichter, bald dunkler, gegen die Kehle heller, die kleinen Flügeldeckfedern dunkel olivengrau; die Bruſt ſchmutzig weiß, Seiten grau; Schwung- und Schwanzfedern dunkelgrau. Länge 6 Zoll, Breite 9 Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa bis Schweden. Sie iſt ein Zugvogel, der bei uns in der Mitte April ankommt und im September wieder wegzieht und des Nachts wandert. Sie bewohnt die niedern Schläge, in welchen einzelne höhere Bäumchen ſtehen, vorzüglich gerne, wo Vogelkirſchen oder Eſpen wachſen. Eigenſchaften. Sie iſt ſo munter und lebhaft wie die andern Grasmücken, und ſchlüpft und hüpft mit Behendigkeit durch Hecken und Gebüſche. Sie ſteigt gerne auf die höhern Gebüſche und ſingt da, beſonders am frühen Morgen fleißig. Ihre Lockſtimme iſt tack, tack oder täck, und oft rufen fie pibü, pibübübü, oder ſcheed. Ihr Geſang iſt ſehr angenehm flötend und melodiſch, und fie verrathen damit ſogleich ihre Ankunft im Frühjahr. Sie läßt ſich leicht zähmen, hält gut in der Stube aus und ſingt ſehr fleißig, ſchon von Weihnacht an bis tief in den Sommer hinein. Nahrung. Glatte Räupchen, beſonders von Wicklern und Spannern. Dieſe Vögelchen, nebſt den andern Grasmücken, ſind es hauptſächlich, welche die ſchädlichen grünen Spanner des Froſtſchmetterlings und andere vermindern, wozu freilich auch die Meiſen viel beitragen. Beeren freſſen ſie ſehr gerne, beſonders auch Hollunderbeeren, Johannisbeeren und andere, gehen aber auch an die Feigen, daher heißen die Italiener die Grasmücken alle Feigenfreſſer, und ſie thun wirklich im Herbſt an den Feigenbäumen oft nicht unbedeutenden Schaden, doch weniger als die Sperlinge. Fortpflanzung. Sie niſten im Mai überall in Laubhölzern, in Hecken, engliſchen Gärten und Schlägen, mit etwas höherm Holz und niedrigem Gebüſche zugleich. Das Neſt ſteht meiſt mannshoch in Haſeln-, Liguſter- oder andern Laubgebüſchen, bald verborgen, bald freier. Die Bauart iſt ſchlecht, und meiſt durchſichtig aus feinen Stengeln und Hälmchen gebaut, und im Innern mit noch feinern und mit Pferdehaaren ausgelegt; oft verweben ſie auch vieles Moos mit dem Reſte, dann iſt es dichter. Die fünf bis ſechs Eier variren ſehr. Der Grund iſt meiſt röthlich weiß, auf dieſem finden ſich olivenbraune und aſchgraue Punkte, Fleckchen und Gekritzel, oder das Ganze iſt marmorirt, meiſt mit einzelnen ſchwarzbraunen Punkten, welche wie mit einem undeutlichen hellern Hofe umgeben ſind. Männchen und Weibchen brüten gemeinſchaftlich, das Männchen in den Mittags— ſtunden. Sie machen zwei Bruten im Jahr. Man findet nicht ſelten Kukukseier im Neſte. Feinde ſind die gewöhnlichen. Die Jagd mit der Flinte iſt leicht, und auch ſonſt ſind ſie durch die gewohnten Mittel nicht ſchwer zu fangen. Sie nützen durch ihre Nahrung und der unbedeutende Schade erſtreckt ſich auf die Feigen. Zu dieſer Abtheilung werden noch folgende europäiſche Vögel gezählt. Der Brillenſänger, Sylvia conspicillata, in Sardinien. Der Sperlingsſänger, Sylvia passerina, in Italien und dem ſüdlichen Frankreich, (iſt meiner Mei— nung nach keine eigene Art.) Sardiniſcher Sänger, Sylvia sarda, in Sardinien. Weißbärtiger Sänger, Sy Iv. leucopogon, (mit Sylv. subalpina eins?) in Italien, Sizilien. Provencer-Sänger, Sylv. pre vin— cialis, in Italien und dem ſüdlichen Frankreich. Rüppelſcher Sänger. Sy lv. Ruppelii, auf den griechiſchen Inſeln und in Griechenland. Fuͤnfte Familie. Roͤthlinge. Ruticillae. Aouges queues. Mit langen ſchwarzen Laufen, aber ſchwaͤchlichen Beinen, pfriemenfoͤrmigem ſchwarzen Schnabel und mit hellfuchsrothem Schwanze. Männchen und Weibchen und Junge find im Gefieder ſehr verſchieden. Sie mauſern nur einmal. Sie leben nicht in dichten Gebuͤſchen, ſondern in felſigen Gegenden oder in Mauern und Gebaͤuden, und ſitzen auf Baͤume. Sie naͤhern ſich ſehr den Fliegenfaͤngern und Steinſchmaͤtzern, fangen die Inſekten im Fluge, nehmen aber auch kriechende vom Boden auf. Beeren freſſen ſie ſelten. Sie niſten in Hoͤhlen und tauerlöchern und legen einfarbige ungefleckte Eier in warme Neſter. 413 Taf. 45. Der Garten-Roͤthling. Sylvia phoenicurus. bec - fin de murailles. Synonime. Rötheli, Hausrötheli, Rothhauſeli, Rothſchwänzchen. Le Rossignol de muraille. The Redstaart. Männchen, Schwanz lebhaft roſtroth, mit zwei dunkelbraunen Mittelfedern. Anfang der Stirne, Zügel, Augen, Ohr- gegend, Wangen, Kehle und Gurgel ſchön ſchwarz; die Stirne hinter dem Schwarzen und ein Streif durch die Augen rein weiß; Scheitel, Oberhals, Rücken, Schultern und die kleinen Flügeldeckfedern dunkelbläulich aſchgrau; Unterhals, Bruſt und Bürzel ſchön gelblich roſtroth, Mitte des Bauches weiß, Seiten roſtgelblich; Schwungfedern ſchwarzbraun, mit braungrauem Saume. Das Weibchen iſt am ganzen Oberleib röthlich aſchgrau, Kehle und Gurgel ſchmutzig gelbweiß, Seiten graulich, Oberbruſt roſtbräunlich, mit graulicher Miſchung, die Mitte der Bruſt weißlich, Unterleib graulich, mit roſtfarben Seiten, Bürzel und Schwanz wie am Männchen. Die Jungen haben nur in der Schwanzfarbe mit den Alten Aehnlichkeit, ſonſt find alle obern Theile braungrau, Kehle und Gurgel ſind ſchmutzig gelbweiß, ſchwarzgrau punktirt und beſpritzt, die Bruſt gewölkt dunkelroſtgelblich, Unterbruſt ſchmutzig weiß / After und untere Schwanzgegend dunkel roſtgelb. Länge 5%, Zoll, Breite 9%, Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa bis zum arktiſchen Kreiſe und im nördlichen Aſien. Man findet ihn in der Nähe der Städte und Dörfer, und in den Dörfern und Städten ſelbſt, in Gärten. Aber auch weit von den Dörfern entfernt in Weidengebüſchen bei Flüſſen und Teichen; in der Ebene und hoch im Gebirge, kurz allenthalben, nur nicht. in großen Waldungen und am wenigſten in Schwarzwäldern. Er kommt ſchon im März bei uns an, und verläßt uns mit Ende Septembers. Bei ihrer Ankunſt ſieht man ſie meiſt nur auf Bäumen, dann ziehen ſie ſich gegen ihre Brütörter, welche bald in hohlen Weiden, bald in Mauerlöchern, Steinhaufen und Felſen angelegt werden, bis in die hohen Alpen hinauf. Eigenſchaften. Es ſind ſehr ſchnelle, muntere, gewandte, aber gar nicht ſcheue Vögel, wenn ſie nicht verfolgt werden. Sie ſitzen nie lange ſtille, und machen faſt immer mit dem Schwanz eine zitternde Bewegung von oben nach unten. Sein Flug iſt ſchnell und leicht in kurzen Bogen. Die Lockſtimme klingt angenehm ſüid oder hüid, mit einem ſchmatzenden tick, tick. Das Männchen ſingt ſehr fleißig ſchon vor dem grauenden Morgen, gewöhnlich auf einer Dachfirſte odrr einem Kamine oder auf andern erhabenen Orten. Der Ton iſt ſehr angenehm und flötenartig, aber der Geſang iſt kurz und beſteht höchſtens aus drei Strophen. Man kann ihn zähmen, er hält aber ſelten länger als ein halbes Jahr aus. Nahrung. Allerlei kleine fliegende und laufende Inſekten, Fliegen, kleine Käfer, Räupchen, kleine Regenwürmer. Gegen den Herbſt freſſen ſie wohl auch Beeren. Fortpflanzung. Das Reſt wird in die Strünke alter Weidenbäume, in hohlen Bäumen, in Löchern und Ritzen der Gartenmauern, in den Wänden und Giebeln an die Gärten ſtoßender Gebäude, in Scheunen auf den Balkenköpfen, und in felſigen Gegenden in den Felſenritzen und Steinhaufen. Das Reſt iſt unkünſtlich, platt, und beſteht aus einem locker auf einander gelegten Haufen von Haaren, Wolle, Federn, feinen Würzelchen und trockenen Hälmchen, auch wohl Raupengeſpinnſten; je nach der Gegend oder den Umſtänden. Ich fand einmal ein ſolches Neft aus lauter Menſchenhaaren gebaut und zwar in einer Kapelle auf einem Balken, der das Muttergottesbild trug, unter dem Kleide des Bildes verborgen. Die Eier, fünf bis ſieben an der Zahl, ſind ſchön eiförmig, zart, platt, wenig glänzend, und meergrün ohne alle Flecken. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd. Sie brüten zweimal im Jahre. Jagd. Sie ſind leicht zu ſchießen und zu fangen. Ihre Feinde ſind die aller andern kleinen Vögel. Ihr Nurtzru iſt für uns bedeutend und Schaden thun ſie keinen. Man hat ſie beſchuldigt Bienen zu freſſen, aber dieß iſt ungegründet. Zu dieſer Abtheilung gehört der Hausröthling, Sylvia Tichys, der an eben denſelben Orten wohnt, das Männchen zeichnet ſich durch ganz ſchwarzen Vorderleib aus, die Eier ſind weiß. Die Arten der ausländiſchen Sänger ſind noch nicht alle in Familien geordnet, ihre Zahl iſt ſehr groß, beſonders hat Nordamerika ihrer eine große Menge, in den wärmern Gegenden ſind ſie weniger zahlreich und werden durch andere Gattungen erſetzt. Die einzelnen Arten anzuführen würde zu weit führen, man findet ſolche in allen Welttheilen. 10" Gatt. Waldſaͤnger. Hylophilus Hylophile. Der Schnabel iſt kuͤrzer und kegelfoͤrmiger als bei den Saͤngern, und geht ſchneller ſpitzig zu. Es find Vögel der heißen Zonen Amerikas, welche von Inſekten leben und mit den Sängern nahe verwandt find, ao Gelbbruͤſtiger Waldſaͤnger. Hylophilus thoracicus. Hylophile thorachique. Temm. pl. col. 173. F. 1. Die ganze Bruſtgegend und die Seiten des Unterleibes ſind gelbgrünlich; die Kehle iſt hellgrau; Bauch und Steißgegend ſind weiß, ins Iſabellfarbe ziehend; am Nacken ein ſchön aſchfarbiges halbes Halsband; Scheitel, Rücken, Flügel und Schwanz ſind grün. Die innere Seite der Flügel ſchön gelb. Schnabel und Füße graulich. Länge 4 Zoll 6 Linien. Männchen und Weibchen find ſich ſehr ähnlich. Vaterland. Braſilien. 11* Gatt. Fluͤevogel. Accentor, Pegot. Schnabel ziemlich gerade oder ein wenig aufwaͤrts gebogen, ſtark, hart; an der Wurzel, beſonders uͤber den Naſenloͤchern ſehr dick, vor dieſem am Ruͤcken etwas eingedruͤckt, überall rund, aber feine ſcharfen Schneiden ſtark eingezogen, die Spitze pfriemenfoͤrmig und hart, mit einem ſeichten Einſchnitt im Oberktefer. Naſenloͤcher an der 29 114 Schnabelwurzel, ſeitlich, frei, undurchſichtig, laͤnglich, ritzenfoͤrmig, oben mit einer dicken fleiſchigen Schwiele. Die Zunge mit getheilter Spitze und ſcharfen Seitenraͤndern. Fuͤße mittelmaͤßig; die aͤußere Zehe mit der mittlern etwas verwachſen; die Hinterzehe hat einen etwas großen, ſtark gekruͤmmten Nagel. Die Laͤufe mit großen Schild— tafeln. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder ſehr klein, ſchmal und ſpitzig; die zweite nur etwas kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Die Flüevögel unterſcheiden ſich von den Sängern durch ihren härtern, dickern Schnabel, durch welchen ſie ziemlich harte Sämereien aushülſen können. Sie nähren ſich daher nicht allein von Inſekten, ſondern auch von Sämereien, und da die trockenen Samen im Winter ihre Nahrung ausmachen, wandern ſie nicht alle aus. Sie lieben gebirgige Gegenden, bauen ihre Neſter auf der Erde, mauſern nur einmal, zwiſchen Männchen und Weibchen iſt kein bedeutender Kleidungsunterſchied. Die bekannten Arten leben alle in der alten Welt. Taf. 47. Die Fluͤelerche. Accentor albpinus. Fegot des alpes. Synonime, Alpenbraunelle, Alpenfliievogel, Blütling, Gadenvogel, Bergſpatz, Blumtuteli. Motacilla alpina. Linn. Sturnus collaris. Gmel. Linn. Fauvette des alpes. Alpine Warbler and collared Stare. Lath. Kopf, Oberhals und Seiten hell aſchgrau; der Rücken aſchgrau, dunkelbraun gefleckt; Scyulterfedern in der Mitte dunkel— braun, mit breiten aſchgrauen Seitenkanten; kleine Deckfedern der Flügel ſchwarz, mit weißer Spitze. Kehle weiß, ſchwarz gefleckt; Bruſt und Bauch grauröthlich, Seiten des Bauches roſtroth, fein weiß geſäumt, untere Deckfedern des Schwanzes weiß, jede mit einem herzförmigen ſchwarzbraunen Fleck; Bürzel röthlichgrau; Schwanz gleichlang, ſchwarzbraun, jede Feder an der innern Fahne mit einem roſtgelbweißen Fleck; Schwungfedern ſchwarzbraun, die äußere Fahne gelbröthlich gerändelt, die Nai mit ſtarkem roſtgelbem Rande. Oberſchnabel hornfarben ſchwärzlich; Unterſchnabel gelblich. Füße bräunlich. änge 6 ½ Zoll. 3 Die jungen Vögel find bis zur Mauſer am Ober- und Unterleib afchfarben, überall dunkelbraun gefleckt, die weiße ehle fehlt. Aufenthalt. Das Hochgebirge der Centralkette Europas, und die Höhen von 5000 bis 6000 Fuß übers Meer. In der Schweiz auf allen hohen Alpen. Er iſt ein Stand- und Strichvogel, der im Winter in die hohen Alpenthäler, oder bei vielem Schnee ganz in die bewohnten Thäler herabkommt, und dann vor Ställen und Scheunen ſich Futter ſucht. Man ſieht dieſe Vögel im Sommer immer nur auf den einzelnen zu Tage ausgehenden Felſen der Alpen, auf Steinhaufen, oder auf dem Raſen, ſehr ſelten ſitzen ſie einmal auf niedriges Geſträuche. Eigenſchaften. Er gehört nicht unter die ſehr lebhaften Vögel, und ſitzt oft lange unbeweglich auf einem Stein oder auf Felſenabſätzen mit geſträubten Federn. Er zittert häufig mit dem Schwanze auf und nieder, wie die Röthlinge, wobei er wie dieſe auch mit dem Kopfe nickt, bald darauf hüpft er fort. Nähert man ſich ihm, fo fliegt er meiſt nur auf kurze Strecken weit fort. Man trifft ihn oft allein, häufiger aber in kleinen Truppen von fünf bis zehn Stücken an, auch im Winter find die Truppen ſelten größer. Sehr oft läuft er nur zwiſchen den Steinen herum, ſtatt fortzufliegen, und verbirgt ſich hinter den— ſelben, nicht aber in Steinhöhlen. Er iſt bald mehr, bald weniger ſcheu. Sein Lockton iſt gri, gri, gri, gri, gri, gri, dirit. Das Männchen fingt aber ſehr angenehm und hat vieles in feinem Geſange mit der Feldlerche Aehnliches. Eingefangen läßt ſich die Flüelerche zähmen, muß aber im Winter in keiner warmen Stube gehalten werden, auch halten ſie ſelten lange aus. Nahrung. Im Sommer allerlei Inſekten, Käfer, Mücken, kleine Schneckchen, aber auch allerlei Geſäme von Gras— arten, wobei auch Steinchen verſchluckt werden. Der Magen iſt viel muskulöſer als bei den Sängern. Im Winter nähren ſie ſich von allerlei Samen, welche ſie um die Heuhütten oder vor den Häuſern aufſuchen. Sie gehen auch den Straßen nach und Korg wohl die Ueberbleibſel von Hafer aus dem Pferdekoth, wie die Schneefinken. Gefangene freſſen gerne Hanffamen und Hirſe. Fortpflanzung. Sie niſten zweimal des Jahres, im Mai und Juli. Das Neft ſteht immer auf dem Boden, am liebſten zwiſchen Steinen im Alproſengeſträuche verborgen, oder fo, daß es von dieſen oder von überhängenden Steinen bedeckt und geſchützt wird. Das Neft bildet eine ſchöne Halbkugel, welche inwendig an 3 Zoll weit und 2 Zoll tief iſt. Aeußerlich beſteht es aus Erdmoos und Grashalmen, inwendig iſt es mit dem feinſten Mooſe und mit Wolle ſehr weich ausgfüttert, oder auch mit Pferd- und Kuhhaaren. Die vier bis fünf Eier ſind länglich, glattſchalig, wenig glänzend und einfarbig blaugrün, faſt wie die Eier des grauen Steinſchmätzers. Die Länge der Brütezeit iſt unbekannt, eben fo, ob Männchen und Weibchen brüten. Feinde haben ſie am Thurmfalken, Wanderfalken und Sperber, und die Eier und Jungen werden von Wieſeln und wohl auch zuweilen von Füchſen gefreſſen, auch die Steindohlen mögen ihnen gefährlich ſeyn. Jagd. Der Vogel kann leicht mit der Flinte erlegt werden, da er wenig ſcheu ift. Im Winter kann man fie mit Pferde— haarſchlingen fangen. Von ihrem Nutzen und Schaden iſt nichts erhebliches bekannt. Die übrigen Vögel dieſer Gattung find die Bergbraunelle, Accentor montanellus Naum. T. 3. Taf. 92. Fig. 2. Im ſüdlichen Europa und Aſien, in Ungarn, Dalmatien und Unteritalien. Die Heckenbraunelle, Accentor modularis. Naum. a. O. F. 3., 4. In ganz Centraleuropa. 12 Gatt. Schlüpfer. Troglodytes, Troglodyte. Schnabel laͤnglich, kuͤrzer als der Kopf, etwas gebogen, duͤnne, pfriemfoͤrmig, an den Seiten ſtark zuſam— mengedruͤckt, der Ruͤcken kantig. Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, klein, frei, durchſichtig, ſehr ſchmal, faſt ritzenfoͤrmig, hinterwaͤrts etwas erweitert, uͤber denſelben eine ſchwach gewoͤlbte Haut. Zunge lang, ſchmal, faſt pfeilfoͤrmig, in der Mitte mit einem laͤngern, borſtig zerriſſenem Fortſatz. Fuͤße mittelmaͤßig, die Mittelzehe etwas 115 kuͤrzer als der Lauf, die Naͤgel groß. Fluͤgel kurz, abgerundet, ſehr gewoͤlbt, mit ſaͤbelfoͤrmig gebogenen vordern Schwungfedern. Die erſte Schwungfeder iſt halb ſo lang als die vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Schwanz keilfoͤrmig, ſehr zugerundet und kurz. Alle Vögel dieſer Gattung ſind klein, oder ſehr klein, alle ſind an Geſtalt und Farbe ſich ähnlich. Bei allen iſt roſtbraun die Hauptfarbe, alle haben einen röthlichbraunen, dunkel gewäſſerten Rücken; alle einen zugerundeten, röthlich roſt— braunen, mit ſchwärzlichen Wellenlinien durchzogenen Schwanz und ähnlich gezeichneten Schwungfedern. Die Schäfte der Mittelrückenfedern ſind alle an ihrer erſten Hälfte weiß, und die Bürzelfedern haben in der Mitte, ihrer Länge nach, einen weißen Schaftfleck, was man aber beim liegenden Gefieder nicht ſieht. Auch Schnabel und Füße haben gleiche Farben, denn letztere ſind bei allen Arten ſchmutzig gelblichweiß. Dieſe Gattung iſt alſo ſehr charakteriſtiſch. Sie tragen den zugerundeten Schwanz immer aufrecht, oder beinahe ſenkrecht in die Höhe geſtellt, ſind ſehr muntere und gewandte Geſchöpfe, welche im hüpfenden Gange alle Schlupfwinkel, das dichteſte Geſtrüppe, Hecken, Zäune, Höhlen durch— kriechen, ſich immer nahe an der Erde halten, nur ſelten auf Bäume kommen, ſich wenig im Freien ſehen laſſen, und ihrer kurzen Flügel wegen ſchlecht fliegen. Sie leben von Inſekten, ähneln in ihrer Lebensart ſehr den Rohrſängern, ſtehen auch den Baum- und Mauerläufern nahe. Die Männchen ſingen ſchön. Die Arten ſind nur über Europa und Amerika verbreitet / in den übrigen Erdgegenden hat man noch keine entdeckt, nur im nördlichen Aſien iſt unſer Zaunfchlüpfer noch anzutreffen. Taf. 47. Der Zaunſchlüpfer. Troglodytes parvulus. Le Troglodyte. Synonime. Zaunkönig, Zaunſchlüpferlein, Hagſchlüpfer, Neſſelkönig. Sylvia Troglodytes. Motacilla Troglodytes. Troglodyte ordinaire. The Wren. Lath. Außer dem Goldhähnchen iſt dieſes wohl der kleinſte europäiſche Vogel. Das ganze Gefieder iſt im Ganzen rothbraun, mit etwas dunklern Querſtreifen. Ueber das Auge weg geht ein gelber Streif; Kehle weißlich, Bruſt grauröthlich. Der Unterleib iſt blaſſer, mit dunkelbraunen Wellen und weißlichen Spitzenſäumchen. Die Schwungfedern find an der innern Fahne dunkel braungrau, auf der äußern roſtbräunlich und ſchwarz gefleckt oder gebändert. Männchen und Weibchen ſind gleich. Länge 3 Zoll 3 Linien. Breite 6 Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa, doch mehr im nördlichen als im wärmern, in Aſien ſoll er ſich ſüdlich bis nach Syrien finden, und in Amerika findet er ſich ebenfalls, ich kann wenigſtens durchaus keinen Unterſchied finden, wohl aber giebt es dort neben ihm mehrere Arten. Er iſt Stand- und Strichvogel und im Winter, wie im Sommer vorhanden. Im Sommer in Wäldern aller Art, im Herbſt und Winter in Hecken, Zäunen, Gebüſchen, Gärten, in Dörfern und Städten, wo er alle Holzſchoppen, Holzbeigen und Reisholzhaufen durchkriecht. Eigenſchaften. Es iſt ein überaus unruhiges, munteres, ſchnelles, aber gar nicht ſcheues und zutrauliches Vögelchen. Mit der größten Schnelligkeit ſchlüpft es wie eine Maus durch Hecken und Gebüſche, durch Holzſtöße und Reiſighaufen, und durchſucht und beguckt alles, wobei es ſich oft wenige Schritte nahe kommen läßt. Dagegen iſt ſein Flug ſchwerfällig, gerade und nur kurz von einer Hecke oder einem Holzhaufen zum andern. In Gefahren ſchlüpft er ſchnell ins erſte beſte Loch, ſey es in der Erde, in hohlen Bäumen oder Mauern, und hat es einen Ausgang, ſo kommt er auf der andern Seite wieder hervor. Seine Stimme läßt er bei feinem Umherſchweifen oft hören, fie tönt wie zer zer, oder zeck zeck zeck zeck zeck zeck, oder zerrrr. Das Männchen ſingt aber ſehr laut und angenehm, und ſein Geſang beſteht aus vielen anmuthig abwechſelnden, hellpfeifenden Tönen, die ſich in der Mitte zu einem Triller geſtalten. Dieſer Geſang iſt um ſo angenehmer, da man ihn mitten im Winter, im Januar ſchon, bei Eis und Schnee und oft grimmiger Kälte hört. Der Zaunſchlüpfer und der Waſſerſchwätzer, find die einzigen Vögel, welche um dieſe Zeit im Freien ſingen. Er ſingt bald hier, bald da, und ſchwärmt immer herum. Sie ſind ſehr zärtlich und ſterben in der Gefangenſchaft gewöhnlich bald, oder kommen durch irgend einen Zufall ums Leben. Nahrung. Alle Arten kleine Inſekten, Inſekteneier, Puppen, und beſonders Spinnen, im Herbſt auch Hollunderbeeren. Im Winter nähert er ſich deshalb den Häuſern, und ſucht in den Strohdächern, Holzſchoppen, Reiſighaufen, in Scheunen, Ställen, Kellern jeden Winkel durch, kriecht in jedes Loch hinein und reinigt ſo alles von den im Winterſchlafe befindlichen oder todten Inſekten und Spinnen. Fortpflanzung. Das Neſt baut der Zaunſchlüpfer in Waldungen, am liebſten in der Nähe der Dörfer oder Häuſer. Es ſteht bald hoch, bald tief, bald ganz auf der Erde, unter Strohdächern, Dachſparren, in Mauerſpalten oft 10 bis 20 Fuß hoch, aber auch ganz niedrig in Reiſighaufen, Holzſtößen, zwiſchen den Wurzeln alter Bäume, in weiten ausgefaulten Baum— höhlen oder in alten Stöcken. Das Reſt iſt backofenförmig, ſehr künſtlich, und größtentheils aus Erdmoos gebaut, die meiſten, die ich geſehen, beſtanden aus dünnen, nadelleeren Tannenreiſern, welche in einander geflochten, das Gerippe bildeten, und mit Moos durchzogen waren. Oft aber auch beſteht die äußere Lage aus dürrem Laub, mit untermengten groben, trockenen Pflanzenſtengeln, welche das Gerippe bilden, in welches Moos eingefilzt iſt. Inwendig iſt es oft mit Federn ausgefüttert, oft aber nur mit Moos. Ein ſolches Neſt iſt ſchon ſeiner Farbe wegen, da man es für einen Moosklumpen hält, ſchwer zu entdecken. Naumann glaubt, das Reſt, welches ich in meinem Neſterwerk habe abbilden laſſen, ſey ſehr verkleinert, dieß iſt aber nicht der Fall, es iſt in ſeiner natürlichen Größe, es mag aber ſeyn, daß ſeine Umgebung ſo war, daß es nicht größer gemacht werden konnte, aber ich beſitze mehrere ganz ähnliche. Immer werden die Materialien ganz in der Nähe gewählt und find daher verſchieden. Das Reſt iſt oft fo groß, daß es im Durchſchnitt über 7 Zoll hoch und faſt 6 Zoll breit iſt. Es iſt immer ganz geſchloſſen, bis auf den Eingang oder das Schlupfloch, welches bald oben bald an der Seite ſteht. Die ſechs bis acht Eier ſind für den kleinen Vogel von bedeutender Größe, kurz, oval, in der Mitte ſehr bauchig, wenig glänzend, rein weiß und haben meiſt nur am ſtumpfen Ende rothbraune oder blutrothe Pünktchen, welche oft eine Art von Kranz bilden, nie aber häufig ſind, ja oft ganz fehlen. Männchen und Weibchen brüten ſie in dreizehn Tagen aus. Ob ſie zweimal brüten, iſt nicht ganz ſicher, oft mag es geſchehen, oft nicht. 85 Feinde hat beſonders ihre Brut an kleinen Raubthieren, ſie ſelbſt entgehen am Tage durch ihre Schnelligkeit den meiſten efahren. Jagd. Man kann ſie leicht ſchießen und fangen, was aber unnützer Muthwille iſt, da ſie ſich kaum lebend erhalten laſſen, nur nützen und gar nicht den geringſten Schaden thun. 116 Taf. 47. Louiſianiſcher Schluͤpfer. Troglodytes lu dovicianus. Troglodyte de la Lowsiane. Der Schnabel ſtark und ziemlich gebogen. Der ganze Oberleib einfarbig rothbraun, nur auf dem Kopfe etwas gefleckt, und an Flügeln und Schwanz deutlich dunkler gewellt. Von der Naſe geht ein weißgelber Streif durch die Augen bis hinter den Nacken; Kehle weiß, Unterleib roſtgelblich oder brandgelb, ohne Wellen. Länge 4 Zoll 9 Linien. Vaterland. Carolina, Louiſiang, Georgien, Virginien, ſeltener in Penſylbanien. Er bewohnt die Ufer des Delaware und anderer Ströme, welche in denſelben fallen. Im Winter verläßt er die nördlichern Gegenden und findet ſich dann häufig in Virginien an den Ufern des Jamesſtromes und ſeiner Seitenflüſſe beſonders auch an den Rändern der mit Cypreſſen bewach— ſenen Sümpfe, in dichten Gebüſchen, vorzüglich wenn Bäche durchſtrömen. Eigenſchaften. Dieſer Vogel hat in ſeinen Sitten ſehr viel mit dem europäiſchen Zaunkönig gemein. Mit der größten Behendigkeit ſchlüpft er durch die dickſten Gebüſche und verſchwindet oft Minuten lang in Felſenritzen, Höhlen, hohlen Bäumen, oder läuft wie eine Ratte unter den Gebüſchen weg, und erſcheint an einem andern Orte, wobei er ein lautes und eigenes Gezwitſcher hören läßt, welches mit Worten ſich ausdrücken läßt, chirr-rup, fo daß die erſte Sylbe lang und ſtark ausgeſprochen wird, und ſo laut, daß man zuerſt faſt glauben ſollte, es ſey der Cardinalfink, der fo ſchreie. Aber viel angenehmer tönen die andern Laute ſeines Geſanges, welche mit den Worten Sweet William, Sweet William ausgedrückt werden. . Nahrung. Dieſe beſteht vorzüglich in Inſekten und ihren Larven, und zwar ſolchen, welche in feuchten, niedrigen Höhlen, auf Zimmerplätzen, an alten Wurzeln, Wuhrungen u. ſ. w. ſich aufhalten. Dieſer Vogel ſcheint beſſer in der Dämmerung oder bei düſterm Lichte zu ſehen, als die meiſten Tagbögel. Wil ſon beobachtete, daß er die Inſekten aus fo dunkeln Winkeln herausholte, daß es ein ſehr gutes Auge brauchte, um ſie zu entdecken. Fortpflanzung Von dieſer iſt wenig bekannt, allein es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß das Neft eben fo gebaut ſey, wie dasjenige aller feiner Gattungsverwandten. Daß es aus Moss beſtehe, gewölbt ſey, und daß die Eier weiß mehr oder weniger röthlich punktirt ſeyen. Jagd. Man kann ihn, wie andere feiner Gattung ziemlich leicht ſchießen, da er nicht ſcheu iſt) nur muß man feiner Schnelligkeit wegen, den Augenblick, wo er ſich zeigt, benutzen. / Feinde hat er an allen kleinern Raubthieren, welche beſonders auch feiner Brut ſchaden. Der Nutzen beſteht in Vertil— gung vieler Inſekten, und Schaden iſt von ihm durchaus unbekannt. Die übrigen bekannten Arten find: der braune Schlüpfer, Troglodytes furvus; Surinam, Carolina, Neuyork. Der maus farbe, Trogl. musculus; Braſilien. Der gefleckte, Trogl. stellaris; Carolina. Der Sumpfſchlüpfer, Trogl, palustris; Georgien. Der ſüdliche. Trogl. platensis; Georgien und Südamerika. Der vielſtimmige / Trog l. omnisonus; Paraguay. 13te Gatt. Goldhaͤhnchen. Regulus. Zoitelet. Schnabel gerade, pfriemenfoͤrmig, ſpitzig, nach vorn an den Seiten etwas zuſammengezogen, mit kantigem Ruͤcken. Naſenloͤcher klein, eifoͤrmig, vom Schnabelgrunde etwas entfernt, mit einer roͤhrenaͤhnlichen, aufgebla— ſenen Haut, ruͤckwaͤrts umgebogen; jedes mit einer einzigen, faſt aufliegenden ſteifen Feder bedeckt. Zunge hart, flach, dünne, faſt gleichbreit, mit abgeſtutzter, in kurze Borſten zerkerbter Spitze, hinten erweitert, mit ſtarkem, ſchwach gezaͤhnelten Eckzahn. Füße dünne, ſchwach, die Hinterzehe groß, mit ſtarkem Nagel; die Sohlen warzig. Flügel mittelmäßig, weichfederig, die erſte Feder kurz, ſchmal und ſpitz; die zweite viel laͤnger und groͤßer, aber kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten find, Schwanz kurz, weichfederig, ſtumpfwinkelig abgeſtutzt. Es find ſehr kleine Vögel, deren Körper mit weichen zerſchliſſenen Federn bedeckt iſt. Die Scheitelfedern find länger, haben zerſchliſſene Bärte und bilden aufgeſträubt eine Holle, welche in der Mitte prächtig gelb oder rothgelb erſcheint. Die Farben des Körpers ſind bei allen bekannten Arten grüngelb oder olivengrünlich. Die Weibchen haben eine weniger gefärbte Holle und den Jungen fehlt ſie. Die Verbreitung iſt ganz dieſelbe, wie bei den Schlüpfern, Europa, das nördliche Aſien und Amerika, ob auch in andern Erdtheilen, iſt unbekannt. Taf. 47. Feuerkoͤpfiges Goldhaͤhnchen. Regulus ignicapillus. Roitelet triple bandeau. Lemm. Dieſes iſt das kleinſte deutſche Vögelchen. Die langen, zu einer Art von Federbuſch ſich erhebenden Scheitel- und Stirn— federn bilden einen brennend orangefarbenen oder hoch feuergelben Streif, welcher zu beiden Seiten ſchmal hochgelb und von außen durch einen ſammetſchwarzen Streif eingefaßt iſt; über und unter den Augen läuft ein weißer, durch das Auge und unter dem untern weißlichen geht ein ſchwarzer Streifen, fo daß drei ſchwarze Streifen parallel laufen. Der ganze Körper iſt ſchmutzig zeiſiggrün, alle untern Theile gelbbräunlich weiß. Die Schwungfedern bräunlich ſchwarzgrau, gelbgrün geſäumt, auf den Flügeln zwei weißliche Querbinden; die Schwanzfedern ſind wie die Schwungfedern und gelbgrün geſäumt. Am Weibchen iſt die Feuer— farbe des Scheitels viel matter. Länge 3 ½ Zoll, Breite 6 Zoll. Aufenthalt. Es ſcheint nicht ſo weit nördlich zu gehen als das gelbköpfige Goldhähnchen, und findet ſich im mittlern Deutſchland, Belgien, Frankreich, der Schweiz und Italien, in letzterm Lande überwintert es wahrſcheinlich. In kältern zieht es im September und Oktober weg, und kommt Mitte März wieder an. Man ſieht es oft in Geſellſchaft des gelbköpfigen Goldhähnchens und der Meiſen und Baumläufer, es iſt aber im Ganzen viel weniger geſellig als jenes. Sie wandern des Nachts. Auf dem Zuge ſieht man fie auch in Laubhölzern, in Gärten und Gebüſchen, in der Brütezeit aber nur in Radel— waldungen und zwar in den hohen Gipfeln der Bäume. Eigenſchaften. Man findet nicht leicht ein unruhigeres, gewandteres und muntereres Thierchen als dieſes Vögelchen. Immer in Bewegung hüpft, klettert und flattert es an den Enden der Zweige herum, und iſt dabei etwas ſcheuer als das gelb— 117 köpfige, doch laſſen fie fich auch ganz nahe kommen, fo daß man fie auf wenige Schritte beobachten kann. Die Locktöne beſtehen in einem leiſen fi fi fi oder ſri ſri ſri, welches auch feinen Hauptgeſang bildet. Es fliegt ſchlecht und wird leicht ein Spiel der ſtarken Winde, daher es dann in der Tiefe ſich aufhält und die Gebüſche nur wenig verläßt. Alle Augenblicke ſträubt es ſeine ſchöne Federkrone. In der Gefangenſchaft iſt es ſehr zärtlich und ſchwer durchzubringen. Nahrung. Ganz kleine Inſekten aller Art, beſonders ſolche, welche an den Enden der Zweige leben, Käferchen, Fliegen, Blattläuſe, deren Larven und Eier. Auf den Boden geht es ſehr ſelten, und fängt viele Inſekten im Fluge flatternd weg. Ob es auch Sämereien im Freien genießt, iſt unbekannt, gezähmt frißt es gerne gequetſchten Hanfſaamen. Fortpflanzung. Das Reſtchen dieſes Vögelchens iſt, wie das des gelbköpfigen Goldhähnchens, ſehr künſtlich. Es hängt an den dichtſtehenden, dünnen, herabhängenden Zweigen der Nadelbäume, und beſteht aus einer Kugel, welche ſo hängt, daß ihre Seiten an den Zweigen wie an Handhaben befeſtigt ſind, der Sack dagegen hängt frei und die Oeffnung iſt oben. Das Neſt ſelbſt iſt aus weichem Mooſe, grünen Laubmooſen, Baumflechten und trockenen Hälmchen geflochten, und mit Raupen— geſpinnſten untermengt. Inwendig iſt es mit vielen Thierhaaren und einzelnen Federchen ſehr warm und weich ausgefüttert. Das Weibchen baut allein. Die ſechs bis acht Eierchen ſind ſehr klein, ſchön eiförmig, ungemein zartſchalig, glatt, wenig glänzend, röthlichweiß oder fleiſchfarb, ſehr fein graugelb beſpritzt oder auch gewölkt. Sie brüten jährlich zweimal, im Mai und Juli. Feinde haben die Eier und Jungen beſonders an Hehern, Elſtern, Würgern. Jagd. Sie ſind leicht zu ſchießen und nicht ſchwer zu fangen. Nutzen und Schaden iſt für uns unerheblich. Die übrigen bekannten Arten find: Das gelbköpfige Goldhähnchen, Regulus flavicapillus; in ganz Europa. Ferner, Regulus Satrapa; in Nordamerika. Regul. calendula; in Georgien. Regul. elatus; in Cayenne. Regul. Azarae; in Paraguay, und Regul, Tyrannus; in Braſilien. Sperlingsartige Voͤgel mit koniſchen Schnaͤbeln. Conirostres, Granivorae, Granivores. Schnabel mehr oder minder dick, kurz, ſtark, koniſch; die Schnabelgräthe abgerundet; die Schnabelwurzel zieht ſich in die Stirn hinein; die Kinnladen ſind meiſt ganz, ohne Ausſchweifung. Füße, drei Zehen nach vorn eine nach hinten; die vordern getheilt und nicht verwachfen. Flügel mittelmäßig lang. Sie leben in der Monogamie und Paarweiſe, und vereinigen ſich bei ihren allfälligen Wanderungen in große Geſellſchaften. Je nach dem Klima, in welchem fie leben, find es bald Standvögel bald Strichvögel bald Zugvögel. Sie nähren ſich vorzüglich von mehligen und öhligen Saamen, welche ſie meiſtentheils vorher aushülſen; Inſekten genießen ſie zwar auch, aber die meiſten nur zur Fortpflanzungszeit, da fie ihre Jungen mit ſolchen groß füttern. Alle aber können in der Gefangenſchaft mit bloßen Sämereien ernährt werden. Diejenigen, welche ſehr trockene und harte Saamen genießen, haben einen Vormagen oder Kropf, in welchem dieſe Körner eine zeitlang erweicht werden. Dieſe genießen, wie die Hühner, Steinchen um die Verdauung zu befördern. Der Magen iſt ſtark und bei den meiſten ſehr muskulös, und es ſcheint in ihm eine wahre Reibung ſtatt zu haben. Sie laſſen ſich faſt alle leicht zähmen, ſind überhaupt wenig ſcheu, leben oft nahe um die Menſchen, und niſten ſogar oft unter den Dächern der Häuſer. Sie pflanzen ſich meiſt mehrere Male im Jahr fort, legen bei jeder Brut drei bis ſechs Eier. Viele von ihnen ſingen ſehr ſchön und haben ein gutes Gedächtniß, ſo daß ſie Melodien nachpfeifen lernen. Unter einander und gegen andere Vögel, ſind die meiſten von ihnen, die Meiſen ausgenommen, friedlich und geſellig. In ihren Schnäbeln haben viele eine große Stärke, und können damit tüchtig beißen. Die inländiſchen Arten mauſern ſich faſt alle nur einmal, die ausländiſchen dagegen doppelt, und die Männchen ſind bei dieſer, beſonders zur Zeit der Fortpflanzung, ſchön geſchmückt, und oft mit Federbüſchen und langen Schwanzfedern verſehen, welche ſie nachher wieder verlieren; Männchen und Weibchen find bei den Meiſten in ihren Kleidern ſehr verſchieden, dagegen an Größe wenig. Viele find große Reſtkünſtler, und ver— fertigen ſich gewobene, gefilzte, aufliegende oder hängende Neſter. Die meiſten niſten in Gebüſchen oder auf Bäumen, andere in Rohr, noch andere in hohlen Bäumen, wenige auf der bloßen Erde, und dieſe letztern bauen wenig künſtliche Nefter. Sie ſind über alle Klimate und über alle Erdtheile verbreitet, viele haben ein eingeſchränktes Vaterland, da ihre Rahrung nur aus wenig verbreiteten Pflanzen beſteht. Die warmen Zonen ernähren ſchon deßwegen viel mehr Arten, weil auch die Pflanzen, die ihnen Nahrung geben, viel zahlreicher find. Viele thun unſerer Oekonomie bedeutenden Schaden, und find in ihrer Ver— breitung dem Anbau gewiſſer Pflanzen gefolgt, mit denen ſie ſich über weite Erdtheile verbreitet haben. Einige Arten gehen über den Polarkreis hinaus in den äußerſten Rorden. Einige Gattungen ſind überall anzutreffen, andere nur in der alten oder neuen Welt, nicht in beiden. Ihr Fleiſch iſt gut, angenehm und nahrhaft. Meiſen. Parusinae. Mesanges. Schnabel dünne, kurz, koniſch, nackt oder mit einigen kurzen Haaren an der Wurzel; Naſenlöcher mit Federn bedeckt. Die Meiſen haben meiſt angenehme Farben, ſie nähren ſich von Inſekten, Raupen, Sämereien und weichen Früchten. Sie ſind ſehr zänkiſch, keck, lebhaft, immer in Bewegung, fallen kleine Vögel an und picken ihnen das Hirn aus. 1e Gatt. Meiſe. Parus. Mesange. Schnabel gerade, kurz, ſtark, hart, kegelfoͤrmig, ein wenig zuſammengedruͤckt; beide Kiefer faſt gleichlang und ziemlich gleichſtark; die Schneiden ſcharf, Naſenloͤcher nahe an der Schnabelwurzel, klein, rund, mit einer in einen erhoͤheten Rand aufgeworfenen Haut umgeben, und mit vorwaͤrts liegenden borſtigen Federchen bedeckt. Zunge faſt gleichbreit, nicht lang, hart, an der Spitze abgeſtumpft, mit mehreren Buͤndeln, im Grunde zum Theil verwachſener Borſten beſetzt. Fuͤße kurz, ſtark; die drei Vorderzehen ganz getheilt; die hintere beſonders ſtark. Fußwurzeln und Zehenruͤcken grob geſchildert, die Naͤgel ſtark, ſehr gekruͤmmt, mit ſcharfer Spitze, die 30 118 hintere beſonders groß. Flügel etwas klein und kurz; die erfte Schwungfeder von mittlerer Länge oder mangelt, die zweite laͤnger, die dritte noch laͤnger und die vierte und fuͤnfte die laͤngſten. Die Meiſen haben einen ſtarken und gedrungenen Körper, mit langen, haarartigen, zerſchliſſenen Federn bedeckt, welche bei aufgeſtraubtem Gefieder, beſonders an den obern Theilen, wie aufgedunſen über die Flügel vortreten, worin ſie ſchlafend den Kopf zu verbergen pflegen. Es find ſämmtlich kleine, unruhige, gewandte, liſtige, kecke, muthige und tapfere Vögel; find ſehr neugierig, geſellig und doch zänkiſch und räuberiſch. Sie hüpfen auf der Erde etwas ſchief; klettern auf Bäumen ehr geſchickt und behende in allen Stellungen. Ihr Flug iſt ſchnurrend, in kurzen Bogen, faſt hüpfend, nicht anhaltend. Die Stimme zwitſchernd, der Geſang unbedeutend. Sie nähren ſich von Inſekten, beſonders von ihren Eiern, und ſind daher für unſere Oekonomie ſehr wichtige und nützliche Vögel. Sie freſſen aber auch Fleiſch, Talg, Gehirn und eben ſo Sämereien. Sie vermehren ſich ſtark, und bauen entweder ſehr künſtliche Neſter oder niſten nur in hohlen Bäumen, meiſt zweimal im Jahr, und legen jedesmal 8 bis 12 Eier, welche bei allen bekannten Arten weiß find, mit oder ohne dunklere Punkte. Es ſind Zug-, Strich- und Standvögel. Sie mauſern nur einmal des Jahres. Taf. 48. Die Kohlmeiſe. Parus major. Mesange charbonniere. Synonime Große Kohlmeiſe, Waldmeife, Spiegelmeiſe. Great Titmouse. Lath. Cincialegra maggiore. Scheitel, Kehle und ein Längsſtreif über die Mitte des Unterleibes ſchwarz; Wangen und Schläfe weiß; Rücken olivengrün; Bürzel und kleine Deckfedern der Flügel gräulich; ganzer Unterleib gelb; untere Deckfedern des Schwanzes weiß; die Flügel— federn grau geſäumt; über die Flügel lauft ein weißer Streif; Schwanz graulichſchwarz; Schnabel ſchwarz, Füße bleifarben. Die Farben am Weibchen ſind weniger rein, und der Streif auf dem Unterleib iſt nicht ſo ſtark und erſtreckt ſich nicht ſo tief. Länge 5 1, Zoll. Aufenthalt. Dieſer Vogel iſt in ganz Europa bekannt und gemein und auch über die nördlichen Gegenden von Aſien verbreitet. Er iſt in den nördlichen Gegenden häufiger als in den ſüdlichen, und geht fo weit nach Norden als die Wälder gehen. In nördlichen Gegenden iſt er ein Zugvogel, in wärmern ein Strich- oder Standvogel. Die aus kältern Ländern kommenden ziehen geſellſchaftlich, theils familienweiſe, theils in großen Schaaren in weſtlicher und ſüdweſtlicher Richtung im September und Oktober durch das nördliche Deutſchland. In der Schweiz bleiben wohl die meiſten den ganzen Winter durch in der Rähe der Dörfer und in den Gärten der Städte. Im Sommer findet man dieſe Meiſe in allen Waldungen in Gebirgen und Ebenen, in Laubholzwaldungen häufiger als in reinen Nadelwaldungen, in Baumgärten, Gärten und in Weidengebüſchen. Im Sommer ſieht man ſie immer auf Bäumen, ſeltener am Boden, im Herbſt häufig in den Kohlpflanzungen der Gärten und auf dem Boden, wo ſie jedoch nicht lange ſich aufhalten. Meiſt ziehen ſie von einem Baume oder einem Garten und Gebüſche zum andern, nirgends ſich lange aufhaltend. Im Herbſt und Winter nähern ſie ſich am liebſten den Häuſern, kommen auch wohl vor die Fenſter oder auf die Dächer, und ſchlafen in Baumlöchern oder in dichten Aeſten oder in Mauerlöchern und unter Dächern. Eigenſchaften. Man findet kaum einen keckern, unruhigern und zänkiſchern Vogel als dieſe Meiſe. Im Freien und in der Gefangenſchaft iſt fie immer munter, thätig, ſitzt keinen Augenblick fill, iſt neugierig und durchaus nicht furchtſam, fo daß ſie den Menſchen auf wenige Schritte nahe kommen läßt. Bald hüpft, bald klettert ſie an den Zweigen und Stämmen, oder pickt hängend an der Rinde. Sie wagt ſich oft an die Fenſter und pickt davor hängende Talglichter an, oder geht an Fleiſch, welches davor liegt, ohne alle Scheu. Dieſer Lebhaftigkeit wegen hat man ſie auch gerne in der Stube oder vor dem Fenſter. Mit ihren Cameraden ſowohl, als mit andern Vögeln, zanken ſie immer, und wo mehrere beiſammen ſind, iſt beſtän— diger Krieg, der gar oft mit dem Tode eines der Streitenden endigt, wo dann der Sieger ſogleich dem Beſiegten den Kopf aufbeißt und das Hirn begierig frißt. Selbſt ihres Gleichen ſchonen fie nicht, und Männchen und Weibchen leben außer der Paarungszeit ſehr ſtreitſüchtig. Dabei ſchreien fie immer, wenn ſie ſich einander beißen. Ihre Stimme modulirt ſich ſehr ver— ſchieden; der gewöhnliche Geſang gleicht dem Ton, der von einer Feile hervorgebracht wird, und tönt ſißſiſi , ſißſiſi; oder fü fü fü, oder ſißſida, ſißſida. Beim Schrecken, oder wenn fie etwas auffallendes ſehen, oder etwas erhalten haben, ſchreien fie Zi trärrärrärrär, und im Frühjahr tibüdi, tivüdi. Sie laſſen ſich leicht zahm machen, doch nur auf einen gewiſſen Grad, will man ſie in die Hand nehmen, ſo beißen ſie wüthend und wehren ſich gewaltig. Durch die kleinſten Löcher ſchlüpfen ſie durch und entkommen leicht. Bekommen ſie etwas zu freſſen, ſo ſtehen ſie mit beiden Füßen darauf, und hammern mit aller Gewalt ihres ſtarken Schnabels darauf, um kleine Stücke abzubringen, ſo zerhacken ſie auch Holz und andere Dinge, und ſind immer beſchäftigt, zum Nutzen oder Schaden, da ſie vieles umwerfen und herunterſchmeiſen. Nahrung. Man kann die Meiſen Allesfreſſer nennen. Sie freſſen friſches und gefottenes oder gebratenes Fleiſch, Aas, Talg, Fett, Hirn, Inſekten aller Art, Sämereien, beſonders fettige, Baumnüſſe, Haſelnüſſe, Hanffamen, Samen von Sonnen— blumen, Mohn u. ſ. w.; in der Gefangenſchaft Brod, Käſe, Gemüſe. Sie verſtecken oft den Ueberfluß der Nahrungsmittel, Fliegen freſſen ſie ſehr gerne, fangen ſolche aber nicht im Fluge, auch Bienen tödten ſie, und beißen den Stachel weg, ehe ſie ſich an den Körper wagen, und eben ſo Spinnen. Fortpflanzung. Net in Baumlöchern, Ritzen der Gartenmauern, Felſenſpalten und in alten verlaſſenen Krähen⸗, Eichhörnchen- oder Elſternneſtern, bald hoch bald niedrig, immer in einer Vertiefung. Je nachdem dieſe iſt, iſt auch das Neſt, aber immer unkünſtlich. Es beſteht aus einer Unterlage von Halmen, feinen Wurzelfaſern und Moos, und inwendig mit Kuh— und Pferdehaaren, Wolle oder Federn ausgepolſtert. Die Zahl der Eier ſteigt von 8 bis 12. Sie ſind ſchön eiförmig, zart— ſchalig, glänzend, rein weiß, mit feinen roſtfarben oder groben Punkten, welche überall zerſtreut, doch am ſtumpfen Ende etwas dichter ſtehen. Beide Gatten brüten ſie in vierzehn Tagen aus, und die Jungen werden mit Inſekten groß gefüttert. Sie brüten zweimal, legen aber im zweiten Mal kaum über acht Eier. ie Dahin gehören beſonders die kleinen Raubvögel, Katzen, Wieſel u. f. w. Auch find fie mehrern Krankheiten unterworfen. Jagd. Mit der Flinte find fie ſehr leicht zu ſchießen, aber in manchen Gegenden werden fie zu Hunderten auf mehrere Art, vorzüglich mit dem ſogenannten Meiſentanz gefangen und verſpieſen. Jeder Knabe weiß die Meiſen in Schlägen zu fangen, in welche ihre Neugierde fie lockt. In der Schweiz wird der Fang nirgends im Großen getrieben, ſondern nur einzeln um die Meiſen lebend zu haben, verſpieſen werden ſie nicht. 119 Der Rutzen diefer und anderer Meiſen iſt ſehr bedeutend, da fie unzählige Inſekten ſchon in den Eiern zerſtören, befon- ders auch alle Arten ſchädlicher Obſtbaumraupen. Daher ſollte man den Meiſenfang im Großen allenthalben verbieten und dieſe Vögel ſehr ſchonen. Der Schaden iſt ſehr unbedeutend, und bezieht ſich darauf, daß ſie etwa den in Dohnen gefangenen Vögeln das Hirn ausfreſſen. Daß fie in der Stube frei herum fliegend, den Augen kleiner Kinder gefährlich ſeyn können kann man ja verhindern, wenn man ſolche Vögel nicht frei in Stuben hält, welches bei uns ohnehin nicht geſchieht. Taf. 48. Blaumeiſe. Parus coeruleus. Mesange bleue. Synonime. Blue titmouse. Cincialegra picola. Auf dem Kopf ein eirunder, himmelblauer, hinterwärts dunkler Fleck, der von einem weißen Kreiſe umſchloſſen iſt. Vom Schnabel geht durch die Augen ein ſchwarzblauer Strich bis ins Genick, wo er ſich mit einem andern vereinigt, welcher von der ſchwarzen Kehle anhebt, die ſchneeweißen Wangen umgiebt, hinterwärts aber neben dem weißblauen Nacken breiter und heller wird; Rücken und Schultern blaßgrün, auf dem Steiß gelblich, der ganze Unterkörper ſchwefelgelb, die Mitte der Unter— bruſt weiß, an der Oberbruſt ein ſchwarzbrauner Längsfleck. Die kleinen Deckfedern der Flügel laſurblau, die größern mit großen weißen Spitzen, wodurch ein weißes Querband gebildet wird; die Schwungfedern ſchieferblau, an der äußern Fahne himmelblau, die innern weißlich geſäumt; Schwanz ſchieferblau. Schnabel ſchwärzlich, Füße aſchgrau. Beim Weibchen find alle Farben bläſſer, und an den Jungen unreiner. Lange 5 Zoll, Breite 8 ½ Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa den hohen Norden ausgenommen, bewohnt dieſe niedliche Meiſe, und ſcheint in Nordoften durch die Laſurmeiſe erſetzt zu werden. Sie findet ſich faft immer in Laubholzwaldungen, ſeltener und nur kurze Zeit in Radel— hölzern, ſehr häufig kommt ſie auch im Frühjahr und Winter in die Gärten und Baumgärten, und iſt, je nach Umſtänden, Strich-, Zug- und Standvogel. Im Herbſt leben ſie in kleinern Schaaren, im Frühling Paarweiſe, und im Sommer Familienweiſe beiſammen. Im September und Oktober ſtreifen fie umher; dann findet man fie in niedrigen Laubwaldungen, jungen Schlägen, Baumgärten, Gärten und in hohen Zäunen. Ueber unbewachſene Ebenen ſtreifen ſie ſehr ungerne, da ſie große Furcht vor den Raubvögeln haben, ſie ſuchen daher immer mehr den Gebüſchen nachzuziehen, und ſind auf freien Plätzen ſehr eilig. Am liebſten bewohnt ſie waſſerreiche Gegenden, auch wenn ſie nahe an Städten und Dörfern liegen, da ſie die Menſchen wenig ſcheut. Sie geht ſelten auf den Boden und treibt ſich immer in der Höhe umher. Auch die Weiden- und Rohrgebüſche beſucht ſie oft und gerne. Eigenſchaften. Es iſt die Blaumeiſe, wie ihre Gattungsverwandten, ein ſehr unruhiger, immer thätiger Vogel, der keinen Augenblick ſtille ſitzt, auf den Bäumen und in Gebüſchen jedes Aeſtchen, jede Rindenvertiefung, in der Stube jeden Winkel durchſucht, und immer ein fröhliches, munteres und keckes Weſen zeigt. Sie klettert vortrefflich, hängt ſich flatternd in allen Stellungen an die feinſten Aeſtchen und Zweige an, Sie iſt dabei eben fo zänkiſch und boshaft als die große Kohlmeiſe, und beißt ſich in der Gefangenſchaft mit andern und ihres Gleichen herum. Nimmt man ſie in die Hand, ſo beißt ſie heftig und ſchmerzhaft in die Finger und vertheidigt ſich mit geſträubtem Gefieder. Sie fliegt zuckend, ſchwer und etwas unſicher, und auf dem Boden hüpft ſie unbehülflich. Den Menſchen läßt ſie ſich ſehr nahe kommen, und ſpringt und klettert ohne Furcht vor ihm auf den Bäumen herum. Sie iſt ihrer Furcht vor den Raubvögeln wegen ſehr wachſam. Sie ſchreit immer fortziehend, fit, und ruft ſehr oft ditterritetäh, oder auch tiätetä; auf dem Zuge ſchreit fie zi zi zirrr, oder zi zi ſi ſi ſi ſi fi; und dieß macht auch ihren ganzen Geſang aus. Gefangen wird ſie bald zahm und ſehr unterhaltend, ſo daß ſie ihren Fütterer kennen lernt. Auch da zeigt ſie ihr unruhiges munteres Weſen, iſt aber doch zärtlicher als die Kohlmeiſe. Viele ſterben gleich Anfangs, haben ſie ſich aber einmal gewöhnt, ſo ſind ſie dann ausdauernd und halten ſich mehrere Jahre, beſonders wenn ſie jung eingefangen werden. Man kann ſie ſogar zum Aus- und Einfliegen gewöhnen. Sie zanken ſich zwar auch mit andern Stubenvögeln, können ihnen aber ſelten Schaden zufügen, da ſie zu ſchwach dazu ſind. Nahrung. Sie beſteht aus allerlei kleinen Inſekten, ihren Eiern, Larven und Puppen. Daher ſieht man fie immer emſig nach dieſen ſuchen, auch wohl die Knoſpen der Bäume zerhacken, nicht um der Knoſpen willen, welche fie nicht genießen, ſondern um die darin hauſenden Inſekten zu finden. Man ſieht ſie daher oft in Geſellſchaften an den äußerſten Aeſtchen der Pflanzen umher klettern. Auch die Samen verſchiedener Beeren und anderer Sämereien genießt ſie, doch im Freien zieht ſie die Inſekten allem vor, am ltebſten frißt fie noch Mohnſamen. Im Zimmer aber läßt fie ſich wie andere Meiſen auch mit Nüſſen, Hanfſamen u. ſ. w. erhalten. Fliegen und Spinnen frißt ſie aber doch noch lieber, überhaupt ſind ſie im Zimmer keine Koſtverächter, und kommen wohl auf den Tiſch, um Brod, Gemüſe und Fleiſch wegzupicken. Die Jungen laſſen ſich leicht mit Ameiſenpuppen auffüttern. Fortpflanzung. Sie niſten immer in hohlen Bäumen in Laubwaldungen, Obſtgärten, Weidenpflanzungen, nahe und fern von den Häuſern. Selten trifft man ein Reſt in einem Mauerloch an. Das Reſt ſteht bald hoch bald tiefer, fie wählen aber am liebſten ſolche Höhlen aus, welche ein enges Eingangsloch haben, und meiſeln ſich ein ſolches auch wohl im morſchen Holze mit ihrem Schnabel aus, wo es dann kreisrund iſt. Die Höhle reinigen ſie dann von gröbern Materialien. Das Neſt ſelbſt iſt ganz einfach und beſteht aus zartem faulem Holze, einigen Federn, Haaren, auch wohl Flechten und Moos oder feinen Gras— halmen, ſo daß die Eier doch weich und warm liegen. Dieſe ſind ſehr klein, zart, meiſtens etwas bauchig, rein weiß mit vielen roſtrothen Pünktchen. Sie hecken zweimal, das erſte Mal legt das Weibchen acht bis zehn, das zweite Mal blos ſechs bis ſieben Eier. Männchen und Weibchen brüten gemeinfchaftlich dreizehn Tage und die Jungen werden mit Inſekten aufgefüttert. Die Alten ſitzen treu auf den Eiern, und vertheidigen ſich ſogar, wenn man nach ihnen greifen will. Sie brüten oft mehrere Jahre in demſelben Loche. Feinde haben ſie beſonders an den kleinen Raubthieren und an den Würgern. Die engen Löcher der Bruthöhlen ſchützen die Jungen oft vor Katzen und andern Raubthieren. Jagd. Dieſe iſt ſehr leicht, da ſie gar nicht ſcheu ſind. Man kann ſie ſchießen und mit dem Blaſerohr betäuben. Auch in Meiſenkaſten oder Schlägen, und auf dem ſogenannten Meiſentanz fangen ſie ſich leicht. Nutzen. Die Mord- und Freßbegierde ſchont nicht einmal dieſes nützliche und niedliche Vögelchen. Sein Fleiſch ſchmeckt gut, daher wird es wie die Kohlmeiſen, häufig gefangen und verſpieſen. In der deutſchen Schweiz kennt man glücklicher Weiſe dieſe Art Fang nicht. In allen gut volizirten Staaten ſollte aber auch der Meifenfang im Großen verboten werden, da bei der 120 immer größer werdenden Abnahme der kleinen Vögel, die an manchen Orten bemerkt wird, man alles anwenden ſollte, um dieſe kleinen und doch fo thätigen Vertilger der Inſekten zu vermehren. Sie nützen damit weit mehr als durch ihr Fleiſch , und ein wirklicher Schaden iſt von ihnen gar nicht bekannt, es wäre ihnen dann das anzurechnen, daß ſie in den Dohnenſtrichen, welchen man Droſſeln fängt, oft die Vogelbeeren wegfreſſen. Taf. 48. Die Haubenmeiſe. Parus cristatus. Mesange huppee. Synonime. Schopfmeiſe, Kohlmeiſe, Straußmeiſe. Crested Titmouse. Der hohe zugeſpitzte weiß und ſchwarze Federbuſch auf dem Kopfe macht dieſe Meiſe leicht kenntlich. Der Kopf und Hals iſt ſchmutzigweiß, ſchwarz eingefaßt, durch die Augen geht ein ſchwarzer Streif, der ſich in der Ohrgegend mit einem andern vereinigt, der einen nach unten gehenden halbmondförmigen Streif bildet; die Stirn- und Scheitelfedern ſind ſchwarz, jede weiß gerandet, die Scheitelfedern lang, ſpitzig ſchwarz, vorwärts gebogen und aufſtehend. Der Augenliederrand röthlich; Kehle und Vorderhals tief ſchwarz; Bruſt weiß, Bauch und Seiten brandgelblich; der Nacken und Hinterhals und alle obern Theile des Körpers ſind röthlich braungrau; Schwanz und Flügel grau. Länge 4 Zoll. Aufenthalt. In ganz Europa, wo Nadelwaldungen find, denn nur in dieſen findet fie ſich, und verläßt dieſe höchſt ſelten. Sie find mehr Stand- als Strichvögel und bleiben meiſt das ganze Jahr in denſelben Waldungen, wenn fie aber ſtreichen, ſo geht der Zug nur in andere Nadelwaldungen. Sie bewohnen alte und junge Wälder gleich gerne. Im Frühjahr gehen ſie oft auf die Erde. Im niedrigen Geſträuche der Laubhölzer ſieht man ſie nie. Ihre Eigenſchaften hat ſie mit andern Meiſen gemein; dieſelbe Beweglichkeit, Munterkeit, Geſchäftigkeit und Fröh— lichkeit, dieſelbe leiſe Lockſtimme, fi fi oder fit, fo daß fie ſich von der Tannenmeiſe, die an demſelben Orte lebt, dadurch nicht unterſcheiden läßt. Dagegen iſt ſie durch ein lautes zick gürrr leicht zu unterſcheiden, welches man weit hören kann. Ihr eigentlicher Geſang iſt aus dieſen Tönnen zuſammengeſetzt und höchſt unbedeutend. Ihr Aeußeres wird durch ihr keckes Betragen und durch öfteres Stellen ihrer Haube ſehr angenehm. Sie iſt nicht ſchüchtern und läßt den Menſchen oft nahe kommen. Immer iſt ſie in kleinen Geſellſchaften und ihr Flug iſt unſicher und hüpfend. Sie iſt zärtlicher und ihre Zähmung iſt ſchwerer als diejenige aller Waldmeiſen, und gelingt ſelten. Nahrung Sie genießt nichts als Inſekten, ſo lange ſie dieſe nur immer haben kann, und ihre Eier, beſonders ſolche, welche am Nadelholz leben. Im Herbſt, Winter und Frühjahr genießt fie auch Tannen- und Fichtenſaamen, welchen fie auf dem Boden aufliest. In der Gefangenſchaft geht fie an den Hanffaamen, und ſoll auch Vogelberen genießen. Gefangen muß man ihr im Anfange Ameiſenpuppen und Mehlwürmer geben, dann aber Mohn, gequetſchten Hanfſamen und Nußkerne. Fortpflanzung. Sie niſten in Baumlöchern der Nadelbäume, und ſuchen beſonders ſolche auf, welche ein kleines Eingangsloch haben, hoch oder niedrig ſcheint ihnen gleich zu ſeyn. Auch in verlaſſenen Eichhorn- und Elſterneſtern ſollen fie zuweilen brüten. Das Reſt beſteht aus Moos, Flechten, Thierhaaren, oder Wolle von Thieren und Pflanzen, und iſt ſehr weich. Die acht bis zehn Eier ſind ſehr klein und zart, etwas bauchig, rein weiß, mit größern und kleinern röthlichen Pünktchen, und von denen der Tannen- und Blaumeiſe ſchwer zu unterſcheiden. Beide Gatten brüten gemeinſam 13 Tage lang, und machen jedes Jahr zwei Bruten, ſind aber dennoch nicht ſehr häufig. - Feinde haben fie an den kleinen Raubvögeln und Raubthieren, welche wahrſcheinlich auch öfters ihre Brut zerſtören, ſonſt müßten ſie häufiger ſeyn. Die Jagd mit der Flinte iſt leicht, auf andere Art fangen ſie ſich ſchwerer. Der Nutzen beſteht in Vertilgung aller den Naͤdelhölzern ſchädlichen Inſekten; daher iſt ihre Vermehrung ſehr zu beför— dern, um ſo mehr, als ſie nicht den geringſten Schaden thun. Eine ganz ähnliche Lebensart haben unter den inländiſchen Meiſen: Die Tannenmeiſe, Parus ater Die Sumpf— meiſe; Parus palustris, welche faſt allenthalben in Europa angetroffen werden, und die mehr nordiſchen, die La ſur— meife, Parus cyanus. Die zweifarbige Meiſe, Parus bicolor, und die ſibiriſche Meiſe, Par. sibiricus, die vorletzte auch in Nordamerika, und die letztere in Rußland und Sibirien einheimiſch. Die dunkle Meiſe, Parus lugubris, Ungarn und Dalmatien. Eine Unterabtheilung machen die langgeſchwänzten Meiſen aus. Sie haben einen ſehr kurzen, hohen, und von den Seiten ſehr ſtark zuſammengedrückten Schnabel; die Oberkinnlade iſt etwas gebogen und vorragend. Das punktförmige Naſenloch liegt nahe an der Schnabelwurzel in einem aufgeblaſenen Häutchen. Die Zunge hat von unten einen verlängerten, pergament— artigen, dünnen, breiten, in mehrere zarte Borſtenbändel zerriſſenen Fortſatz; die Füße ſind nicht hoch und ſchwächlich. Das Gefieder iſt ſehr wollenartig und groß. Der keilförmige aus ſehr ſchmalen Federn beſtehende Schwanz ſehr lang, viel länger als der Körper. Sie nähren ſich blos von Inſekten, und bauen ſehr künſtliche beutelförmige Reſter. Taf. 48. Die Schwanzmeiſe. Parus caudatus. Mesange d longue queue. Synonimen. Mehlmeiſe, Schneemeiſe, Pfannenſtiel, Teufelbolzen. Acredula caudata. Koch. Lanius caudatus. Linn. fauna suecica. Longtailled Titmouse. l Altes Männchen: Kopf, Hals und Bruſt weiß, Augenlieder hoch zitronengelb, Unterleib weiß, an den Seiten ſchmutzig ziegelroth; Oberrücken in der Mitte, Bürzel und die ſechs mittlern Schwanzfedern ſchwarz; Schulterfedern röthlich; Schwung— federn ſchwarz, Deckfedern graulich, weiß geſaumt; Seitenfedern des Schwanzes an den äußern Bärten und an der Spitze weiß; Schwanz kielförmig. Beim Weibchen lauft über die Augen ein ſtaͤrker ſchwarzer Streif über den Nacken bis zum Schwarz des Rückens. Die Jungen ſind an den Backen ſchwarz und auf der Bruſt braun gefleckt; und das Schwarze des Rückens iſt weniger rein. Länge mit dem Schwanz 5½ Zoll. Aufenthalt. In ganz Europa bis tief nach Norden, und im nördlichen und mittlern Aſien, in allen Arten von Waldungen, nur nicht in reinen Nadelwäldern. Außer der Begattungszeit ziehen fie meiſtens in kleinen Truppen umher, und 121 durchſtreifen Gebüſche, Baumgärten und Gärten, ſelbſt mitten in Dörfern und Städten. Bald find fie auf den höchſten Baumkronen, bald tief im Gebüſche, und durchſuchen jeden einzelnen Baum, aber immer nur auf Augenblicke. Ihre Nacht— ruhe halten ſie auf einem horizontalen Baumzweige, in dichtem Gebüſch, dicht aneinander gedrängt, in einer Reihe ſitzend. Bei ſtrenger Winterkälte ſollen fie auch in Baumlöchern Schutz ſuchen. Eigenſchaften. Wie alle Meiſen iſt dieſe ungemein lebhaft, ſitzt keinen Augenblick ſtill, klettert in allen Richtungen an den Bäumen umher, hängt ſich an die dünnſten Zweige, und durcheilt auf dieſe Art in kurzer Zeit große Strecken in gerader Linie. Schon von weitem hört man den Zug durch das immer wiederholte pfeifende Tititih, und Zirrr. Ihr Flug iſt flatternd und dabei hüpfend und gar nicht ſchnell. Sie find ſehr zutraulich, und treiben ihr Spiel ungefcheut nahe bei den Menſchen. Sie ſind nicht ſo zänkiſch wie andere Meiſen, hüpfen auf der Erde ungeſchickt und langſam, und ſcheuen freie Gegenden. Bei Stürmen werden ſie leicht ein Spiel des Windes, und flüchten ſich dann, fo wie vor Raubvögeln, ins niedere dichte Gebüſch. Sie find gefangen ſehr zärtlich, gewöhnen ſich bald und halten dann zuweilen einige Jahre aus, doch lieber in einer großen Kammer, als in einem Bauer. Nahrung. Sie genießen blos Inſekten und zwar vorzüglich Inſekteneier, dann aber kleine Rindenkäferchen, kleine Räupchen, Spinnen u. ſ. w. Im Freien ſcheinen ſie ſelten oder nie Sämereien zu genießen. Fliegende Inſekten fangen ſie nicht. Fortpflanzung. Dieſe Meiſe iſt einer der größten Reſtkünſtler, welche ſich ein ſehr ſchön gewölbtes und warmes Neſt baut. Schon im März beginnen fie mit bauen und legen das Neſt fo an, daß es ſich an einen Baumfchaft lehnt und mit dem Grunde auf einem Aſt aufſteht. Es iſt in ſeiner Geſtalt bald länglich und ſchuhförmig, bald rundlich und oft faſt kugelrund. Es iſt rundum ohne Oeffnung, nur oben iſt ein rundes Loch. Die Wände beſtehen aus feinem Laubmoos, welches mit Spinnengeweben und Inſektengeſpinnſten feſt zuſammengefilzt iſt. Auf der Oberfläche iſt es über und über mit grünen, grauen oder gelben Baumflechten belegt, welche wie angekleibt find, fo daß es einem Stück alter Rinde vollkommen ähnlich ſieht, und oft gar nicht vom Stamme, der mit denſelben Flechten bedeckt iſt, unterſchieden werden kann, wenn man es nicht berührt. Bei grünen Umgebungen follen dieſe Flechten mangeln. Das Inwendige iſt fo dicht mit Federn ausgefüttert, daß man gar nichts von der Höhlung ſieht. Dieſe Federn ſind von allerlei Vögeln und werden oft weit her zuſammengetragen, auch iſt oft Wolle damit vermiſcht, die, wenn man fie herausnimmt, faſt einen Hut füllen. Das Neſt ſteht gewöhnlich in einer Höhe von 6 bis 15 Fuß. Die Zahl der Eier ſteigt von neun bis zu zwölf. Sie ſind ſehr klein, zartſchalig, kurz oval, bald rein weiß, bald aber und häufiger mit blaßrothen Pünktchen überſäet. Sie brüten dreizehn Tage. Die Jungen ſitzen im Hefte neben und über einander, und erweitern das Reſt, fo daß es oft zerreißt. Sie brüten zweimal im Jahre. Feinde haben fie die gewöhnlichen aller kleinen Vögel, beſonders werden fie von den kleinen Raubvögeln verfolgt; Krähen, Elſtern, Heher und Katzen zerſtören ihre Eier und Jungen. Jagd. Schießen kann man ſie leicht, und lebend mit allen den Mitteln fangen, mit denen man die übrigen Meiſen fängt, doch gehen ſie nicht in die Schläge. Sie nützen nur, ohne irgend einen Schaden anzurichten. Ein zweite Unterabtheilung machen Die Rohrmeiſen. Der Schnabel iſt ſchwächer als bei den Waldmeiſen; die Füße ſchwach aber mit ſtarken Klauen bewaffnet. Sie leben von Inſekten und Sämereien, beſonders von Rohrſamen, wohnen ſtets am Waſſer im Rohr und in Weidengeſträuchen. Sie bauen ſich ſehr künſtliche hängende Neſter mit engem Eingang. Taf. 48. Die Bartmeiſe. Parus biarmicus. Mesange d moustache. Bearded Titmouse. Lath. Das ausgezeichnete dieſer Art iſt der Bart am männlichen Vogel, indem die Federn zwiſchen Schnabel und Auge ſich in einen ſchwarzen Schnurrbart verlängern und gegen den Hals herab hängen. Kopf und Nacken ſind blaugrau; Kehle und Vorderhals rein weiß, welche Farbe auf der Bruſt und in der Mitte des Bauches ins Roſenrothe übergeht. Rücken, Bürzel und mittlere Schwanzfedern ſind ſchön zimmetfarb. Die großen Deckfedern der Flügel ſchwarz, an der äußern Fahne roſtfarb, an der innern weißlich geſäumt, die Schwungfedern röthlich grau, die äußere Fahne weiß geſäumt. Die Schwanzdeckfedern ſchwarz. Der Schwanz keilförmig, ſehr abgeſtuft, die äußern Federn mit grauem Saum und grauer Spitze, übrigens alle zimmetfarb. ö Den Weibchen fehlt der Bart; der Kopf und Nacken iſt wie der Rücken hell zimmetfarb, die Seiten des Unterleibes ebenfalls und das Weiße am Unterleib matt. Junge ſehen dem Weibchen ſehr ähnlich und ſind am ganzen Körper hell roſtroth, auf der Mitte des Rückens ſchwarz. Länge 6 ½ Zoll. Aufenthalt. Der Norden von Europa und Aſien, in England, Rußland, am caſpiſchen Meere, beſonders häufig in Holland, ſelten und nur auf dem Zuge zufällig in Frankreich und der Schweiz, auch in Italien an den Ufern des Meeres. In Holland ſind ſie im Ganzen Standvögel, einzelne Truppen ziehen aber im Winter umher, und dieſe ſind es, von welchen wir in der Schweiz zuweilen einige ſehen. Ihr Aufenthalt iſt immer nahe am Waſſer, am liebſten im dickſten Rohr und Schilf, oder in den nahen Weidengebüſchen, nie auf hohen Bäumen oder in waldigen Gebüſchen. Sie ſchlafen auch im Rohr. Eigenſchaften. Sie find wie andere Meiſen ſehr muntere, unruhige und kecke Vögel) klettern mit großer Geſchicklichkeit an den Rohrſtengeln auf und ab, und hängen ſich an die Spitzen der Riſpen. Sie ſind nicht ſcheu, kommen aber ſelten aus dem Rohr hervor, und gehen nicht aus den Rohrwäldern heraus. Sie ſind nicht ſehr geſellig und meiſt nur paarweiſe oder familienweiſe beiſammen. Ihr Flug iſt leicht. Ihr Geſang iſt höchſt unbedeutend und ihre gewöhnlichen Locktöne ſind zit zit, oder zivs zivs, auch zuweilen zit zrrr. Männchen und Weibchen find ſich ſehr zugethan und anhänglich. Sie laſſen ſich leicht zähmen. Nahrung. Inſekten, welche im Rohr wohnen, und Rohrſamen, wahrſcheinlich auch andere Sämereien. Im Zimmer Mohn- und Hanfſamen, Ameiſenvupen und Mehlwürmer. Sie trinken viel und baden ſich gerne. Fortpflanzung. Das Neſt wird in den dickſten Rohrwäldern angelegt und iſt ſehr ſchwer zu finden, da man faſt nicht in dieſe Wälder eindringen kann. Es iſt ſehr künſtlich gebaut und ähnelt dem der Beutelmeiſe, iſt aber bedeutend größer. Es iſt länglich eiförmig, und iſt nur oben an einige ſich kreuzende Rohrſtengel oder auch zuweilen an einen Zweig 31 122 eines Weidenbäumchens, der ins Rohr hinein hängt, befeſtigt, fonft hängt es frei. Der Eingang iſt oben zur Seite, aber nicht röhrenförmig, ſondern ein bloßes Loch. Die Stoffe find Baſtfaſern verſchiedener Waſſerpflanzen, Grasriſpen, Rohr, Wliden- und Pappelwolle, der Boden iſt damit dicht überlegt und alles ſehr gut gefilzt. Das Neſt iſt immer über dem höchſten Waſſerſtand angebracht, und da es an den Spitzen der Rohrſtengel hängt, ſo muß es erſt ſpät gebaut werden; ſie ſcheinen daher nur einmal zu niſten. Die fünf bis ſechs Eier ſind ziemlich groß, hartſchalig, rundlich eiförmig, weiß mit ſchwarzröthlichen Kritzeln und krummen Strichelchen überall dünne beſäet, Flecken habe ich nie darauf geſehen. Feinde, Jagd, Rutzen und Schaden haben ſie mit andern Meiſen gemein. Von Schaden iſt gar nichts bekannt. Taf, 48. Die Beutelmeiſe. Parus Pendulinus. Mesange remis. Synonimen. Polniſche Meiſe, Remis, Cottonmeiſe. Mésange de Pologne. Pendulin Titmouse. Parus narbonensis. Kopf, Nacken, Hinterhals und Kehle weiß, graulich überlaufen. Von der Stirn weg geht durch die Augen bis zu den Schläfen ein breiter ſchwarzer Streif, der an der Stirne kaſtanienbraun geſaumt iſt. Bruſt hell aſchgraulich, braunröthlich marmorirt, da die Federn an ihrer hintern Hälfte braunroth, an der Spitze graulich ſind. Unterleib roſtgelblich weiß. Rücken und Schultern kaſtanienbraun, Unterrücken, Bürzel und Deckfedern der Flügel röthlich grau, letztere ins Kaſtanienbraune übergehend; Flügel und Schwanz ſchwärzlich, alle Federn weißlich geſaumt. Schwanz kurz, die mittlern Federn etwas kürzer, alſo etwas gegabelt. Schnabel hornfarbig, Füße ſchwärzlich. Beim Weibchen find die Farben weniger rein, und der Augen— ſtreif kleiner. Bei den Jungen fehlt der Augenſtreif, und alle Theile ſind mehr rothgrau, faſt zimmetfarbig. Länge 4 Zoll. Aufenthalt. Pohlen, Rußland, Ungarn, Dalmatien, Schleſien, Oeſtreich, Italien und Südfrankreich. Sie iſt ein Standvogel, ſcheint aber, wie die Bartmeiſe, im Herbſt und Winter in einzelnen Truppen oft weit herumzuziehen. Der Aufenthalt dieſer Meiſe iſt ganz wie bei der Bartmeiſe, immer im Rohr an großen Teichen, Landſeen und langſam fließenden Flüſſen, oft auch in Weidengebüſchen. Eigenſchaften. Sie iſt den übrigen Meiſen in ihrer Lebensart ganz ähnlich. In beſtändiger Bewegung hüpfen und klettern ſie an den Rohrſtengeln herum und laſſen ihr Sit ſi, daneben auch ein pfeifendes Dü häufig hören. Einen eigenen Geſang haben ſie nicht. Nahrung. Kleine Rohrinſekten, Spinnen, Mücken und Rohrſamen. Fortpfanzung. Das beutelförmige Neſt dieſer Meiſe hat ihr den Namen verſchafft; es iſt eines der künſtlichſten Reſter. Es hängt völlig frei und iſt nirgends als an feinem obern Ende befeſtigt. Naumann giebt an, es ſey beſtändig von dichtem Rohr umgeben und hänge am Rohr. Von dieſer Regel ſcheinen aber häufig Abänderungen vorzukommen; die meiſten Neſter, welche ich ſah, waren nicht an Rohr, ſondern an Bäumen befeſtigt. Ein vor mir hängendes Reſt hieng fo an einem Aſt der Silberpappel, daß ein Seitenäſtchen des Hauptaftes oben die Handhabe ausmacht und die Blätter desſelben über das Neft vorragen und dasſelbe befchatten. Feine aber lange Baſtfaden find fo um den Aſt herumgewunden, daß kein Menſch es feſter machen könnte. Das Reſt ſelbſt bildet einen ſtumpfen Beutel, der unten ganz abgerundet iſt, oben ſeitwärts aber ſteht eine kurze Röhre vor, welche der Eingang iſt. Das Reſt beſteht aus Pappelwolle, welche in einander gefilzt iſt, dieſer Filz nun wird erſt dann dicht mit feinen Baſtfaden um- und durchzogen, daß von dem Grundfilz nur hier und da etwas durch— ſcheint; der Grund des Sacks iſt über einen Zoll mit Pappelwolle belegt, und das Ganze ſehr warm. Mehrere angefangene Reſter, welche ich ſah, waren bloß von Pappelwolle verfertigt und weiß, erſt nachher wären ſie mit Baſt überzogen worden. Der Hals ſoll oft gegen 3 Zoll lang ſeyn. Die ſechs bis ſieben Eier ſind ſehr klein, unter den nun bekannten europäiſchen Vögeln faſt die kleinſten, und rein weiß. Jagd, Feinde, Rutzen und Schaden wie bei den andern Meiſen. Zu den ausländiſchen Meiſen gehören: Parus atricapillus, in Nordamerika. Parus atriceps pl. col. 287, Java. Parus furcatus ib. f. 1.) Philippinen. barus fuliginosus, Afrika. Parus indicus, in Indien. Parus peregrinus, Sparmann, iſt eine Art mit Temminks Muscicapa flammea aus Java. Aus Parus ignotus, welche nach Pennant in Norwegen vorkommen ſoll, wo fie aber von keinem neuern Natur— ſorſcher gefunden worden iſt, macht Vieillot eine neue Gattung, Megistina, deſſen Charakter ſeyn ſoll: Schnabel etwas ſtark, an der Wurzel glatt, ſeitlich etwas zuſammengedruͤckt, oben convex, nicht ausgeſchnit— ten, an der Spitze etwas gekruͤmmt, Mafenlöcher offen. Da aber außer Pennant dieſen Vogel niemand mehr geſehen hat, ſo kann auch dieſe Gattung nicht angenommen werden. 2e Gatt. Tyrannchen. Tyrannulus. Zyranneau. Vieill. Schnabel ſehr kurz, etwas dünne, oben convex, nicht ausgeſchnitten, an der Spitze geneigt; Naſenloͤcher klein, rundlich, mit einer Haut bedeckt; Zunge knorpelig, geſpalten; erſte und vierte Schwungfeder die laͤngſte. Nur eine Art. Taf. 49. Gehaubtes Tyrannchen. Tyrannulus elatus. Tyranneau huppe. Buff. pl. col. 708. Auf dem Kopf ein kleiner gelber Federbuſch; Körper düſter olivengrün; Schwung- und Schwanzfedern braun; Gurgel grau, Bruſt graugrünlich; Bauch und Aftergegend gelb. Länge 3 Zoll 2 Linien. In Guyana, wo das Vögelchen ſelten iſt. ; Dieſer Vogel vereinigt die Meiſen mit den Goldhähnchen. Er lebt in Gebüſchen und hat die Sitten beider Gattungen. Lichtenſtein zählt ihn zu den Goldhähnchen und nennt ihn Trochilus elatus. 123 Lerchenartige Vögel. Alaudeae. Aloueltes. Der Schnabel iſt kurz, koniſch; der Nagel der Hinterzehe länger als der der übrigen. Sie bewohnen offene Gegenden, ſcheuen die Wälder und leben von Sämereien und Inſekten. Niſten auf der Erde. 1" Gatt. Lerche. Alauda. Alouette Schnabel gerade, kurz, lang koniſch, obere Kinnlade gewoͤlbt, leicht gebogen, von gleicher Laͤnge wie die untere, ohne Ausſchnitt. Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, eifoͤrmig, durch kleine vorwärts gerichtete Federn bedeckt. Die Zehen vollkommen getheilt, der Nagel der Hinterzehe lang, duͤnne, wenig gebogen, laͤnger als die Zehe. Fluͤgel, die erſte Schwungfeder fehlt ganz oder iſt ſehr kurz, die zweite kuͤrzer als die dritte, welche die laͤngſte iſt; die Schwungfedern ſind nur um wenige Linien laͤnger als die Deckfedern, bei einer Art gleichlang. Die Kopffedern mehr oder weniger lang und aufrichtbar. Die Vögel dieſer Gattung ähneln nur in Hinſicht der Farben den Piepern, Lebensart und Kopfbau iſt ſehr verſchieden. Der Körperbau der Lerchen iſt ſtärker und plumper und nur wenige Arten können auf Geſträuche ſich ſetzen, da ihre Zehen ſich nicht biegen. Die Lerchen, beſonders die europäiſchen, ſind ſich in ihren Farben ungemein ähnlich, da ſie alle graubraun ſind, beſonders an ihren obern Theilen, man nennt daher dieſe Farbe lerchengrau; die düſter graubraunen Federn haben lichtere und breite hellbraune oder lehmgelbfarbige Kanten, wodurch eine Art Erdfarbe entſteht, ſo daß die ſitzende Lerche ſich wenig vom Erdboden auszeichnet. Männchen und Weibchen ſind ſich einander ſo ähnlich, daß es faſt unmöglich iſt, ſie zu unterſcheiden. Sie mauſern nur einmal im Jahr. Die Lerchen aller kältern Länder ſind Zugvögel. Sie bewohnen Felder, Wieſen, Heiden und freie Gegenden, niemals Wälder, eine Art ausgenommen, welche buſchreiche Gegenden liebt. Ihre Nahrung beſteht in Sämereien und Inſekten. Sie freſſen Getreide, harte Saamen und grüne Kräuter; verſchlucken zur Beförderung der Verdauung Steinchen; baden fich gerne im Sande oder Staube, laufen ſchrittweiſe. Die Männchen ſind liebliche und fleißige Sänger, welche ihren Geſang faſt immer nur im Fluge hören laffen. Sie niſten alle auf der Erde und bauen ganz unkünſtliche Neſter, brüten mehr als einmal und legen drei bis ſechs grauliche, immer marmorirte oder gefleckte Eier, und erziehen ihre Jungen mit Inſekten. Sie laſſen ſich leicht zahm machen, und ſind überhaupt nicht ſehr ſcheu. Taf. 49. Die Feldlerche. Alauda arvensis. Alouette ordinaire. Feeld-Lark. Synonymen. Ackerlerche, Himmelslerche oder ſchlechtweg Lerche. Zügel, Augengegend, ein Streif über den Augen und ein anderer, welcher die braunen Wangen umgiebt, roſtgelblich weiß; die Federn aller übrigen obern Theile hellbraun, mit roſtgelben Kanten; Kehle, Gurgel, Mitte der Unterbruſt, Bauch und Unterſchwanzfedern gelblich weiß; Kropfgegend und Oberbruſt blaß rothgelb, mit braunfchwarzen Flecken, Schwungfedern ſchwärzlich braun, roſtgelb geſaumt, Schwanzfedern hellbraun, in der Mitte ſchwarzbraun, hell geſaumt, die äußerſte ganz weiß die vorletzte mit weißer Außenfahne. a Spielarten ſind nicht ſelten, ganz weiße, iſabellfarbe, weiß gefleckte und röthliche. Länge 7 Zoll, Breite 14½ Zoll. Aufenthalt. Ganz Eurova bis zum arktiſchen Kreiſe, Nordafien , Nordafrika, aber nirgends in Amerika. Allenthalben auf Feldern, auf ebenen und gebirgigen Gegenden, auf Heiden, magern Wieſen, auf dem feſten Lande wie auf Inſeln, aber nie in Wäldern. Sie iſt ein Zugvogel, der unſere Gegenden ſpät verläßt, urd ſchon im März wiederkehrt. In Italien überwintern ſchon viele, viele ziehen auch nach Afrika hinüber. Sie ziehen mehrentheils am Tage und in ſehr großen Haufen, bald hoch, bald niedrig, je nach dem der Wind geht. Sie reiſen meiſt des Morgens, des Nachmittags ruhen ſie aus und ſuchen Nahrung. In mondhellen Nächten ziehen fie wohl auch. Eigenſchaften. Dieſe Lerche iſt ein munterer, lebhafter Vogel, der bald ſchnell herumlauft, bald fliegt, nie lange an einem Ort ſitzt, ſie iſt faſt immer auf der Erde, ſelten ſetzt ſie ſich auf Pfähle und noch ſeltener auf Sträucher. Beim Herumlaufen ſträubt fie oft die Kopffedern zu einem Buſche. Sie zanken ſich oft unter einander, und find, fo nahe fir auch bei Menſchen wohnen, doch ziemlich ſcheu. Nur fo lange die Begattungszeit dauert zanken ſich die Männchen, die Weibchen nicht. Die Männchen ſind bekanntlich ſehr fleißige Sänger, welche ſchon in den erſten Frühlingstagen ihren frohen Geſang hören laſſen. Auf dem Boden, oder beim gewöhnlichen Auffliegen lockt die Lerche tried, trih oder pieb. Im Frühjahr iſt die Stimme viel flötender, und man hört dann oft ein helles Tindri, tidridrieh. Sich aufſchwingend aber fängt ſie dann ihr bekanntes Tirili, Tirili, Tirili an, und ſteigt in Schneckenlinien immer höher und höher, fo daß man ſie oft nur noch hört aber nicht mehr ſieht. So ſingen ſie vom Anbruch des Tages an bis zum Untergang der Sonne, anfangs ſitzend, wenn der Tag zu grauen anfangt, und dann fliegend; den Tag durch ſingen ſie ſehr ſelten ſitzend. Der Geſang iſt fo hell rein und ſtark, daß man ihn ſehr weit hört; aber bei weitem nicht alle ſingen gleich ſchön und manigfaltig. Manche Weibchen ſingen etwas, aber nie wie das Männchen. Singend beſchreiben fie oft einen großen Bogen immer flatternd, und fallen dann vlötzlich mit angezogenen Flügeln wieder in der Nähe des Ortes herab, von dem ſie aufgeſtiegen find, meiſt in der Nähe des Neſtes. Die Lerche läßt ſich ſehr leicht zähmen, und hält mehrere Jahre gut aus, nur muß man ihr oft reinen trockenen Sand geben, und ſie überhaupt reinlich halten. Junge lernen auch nach der Vogelorgel pfeifen. Die gefangenen fangen oft ſchon im Januar zu ſingen an, und ſingen bis zur Mauſerzeit, im Freien fängt der Geſang im März an und dauert bis zum Juli. Nahrung. Allerlei Inſekten, kleine Käfer, Heuſchrecken, Spinnen, immer nur ſolche Inſekten, welche auf der Erde umherlaufen, keine fliegenden. Neben dieſen freſſen ſie allerlei Sämereien, beſonders die verſchiedenen Getreidearten, und überhaupt die Samen, auch wohl die zarten grünen Svitzen der Gräſer. Hirſe lieben ſie beſonders. Sie verſchlucken viele kleine Quarzkörnchen, beſonders im Herbſt, und baden ſich oft im Sande, nie im Waſſer. Die Hülſen des Hafers und anderer Samen ſchlagen ſie mit dem Schnabel an der Erde ab. In der Gefangenſchaft freſſen ſie Semmel in Milch getaucht, gehacktes Fleiſch, Ameiſenpuppen, gequetſchten Hanf, zerhackten Kohl, Hirſe, Mohn, Canarienſamen und Getreide. 124 Fortpflanzung. Die Nefter legen dieſe Lerchen immer auf dem Boden an, in Feldern und Wieſen, und ſelbſt in Brüchen, am liebſten in Getreide. Jedes Paar hat ſein eigenes Standrevier, um deſſen Beſitznahme es anfangs oft Streit mit andern Männchen giebt, es hat aber meiſt nur wenig hundert Schritte im Umfange. In der Luft gelten dieſe Grenzen nicht. Das Reſt ſteht meiſt in einer Vertiefung zwiſchen oder hinter Erdſchollen, in einem Fußtritt von Vieh, oder in einem Grasbuſch, oder ſonſt zwiſchen niedrigen Pflanzen. Es iſt um ſo ſchwerer zu finden, als es nicht vorſteht und ſeine Farbe dem Boden ziemlich ähnlich iſt. Die Vertiefung, worin das Reſt ſteht, ſcharren ſie oft auch ſelbſt. Das Reſt beſteht aus alten Stoppeln, Quekken, zarten Wurzeln und Hälmchen, inwendig mit etwas Pferdehaaren ausgelegt. Gemeiniglich wird das erſte Neſt im April, zuweilen ſchon im März gebaut; ſie niſten zweimal, und zuweilen gar dreimal, daher findet man oft noch Ende Juli Eier. Die Eier ſind meiſt eiförmig, aber etwas bauchig, mit zarter nicht glänzender Schale. Der Grund iſt ſchmutzig röthlich oder gelblich weiß, aber meiſt mit röthlich grau ganz marmorirt, oder auch gefleckt, doch find die Flecken faſt immer verwaſchen und undeutlich begrenzt. Die vier bis fünf Stücke werden in vierzehn Tagen meiſt allein vom Weibchen ausgebrütet. Die Jungen kommen zwar nackt aus dem Ei, werden aber bald befiedert, und lernen ſchnell laufen. Sie werden von den Eltern zärtlich beſorgt und geſchützt und mit Inſekten gefüttert. Feinde hat die Lerche ſehr viele; ſchon die Brut leidet ungemein oft von Katzen, Wieſeln, Iltiſen, Füchſen und ſelbſt von Mäuſen. Der Lerchenfalk und andere Raubbögel verfolgen die Alten, und der Menſch zerſtört unabſichtlich eine Menge Neſter beim Anbau des Bodens. Aber der grimmigſte Feind iſt doch immer der Menſch, der um feines Gaumens willen im Herbſt viele taufende fängt. Jagd. Sie werden oft geſchoſſen, noch viel häufiger aber mit allerlei Garnen gefangen, und machen in einigen Gegenden einen bedeutenden Jagdertrag aus. Es würde außer unſerm Zwecke ſeyn, alle die Arten des Fanges anzugeben, er geſchieht bei Tag und bei Nacht, immer im Herbſt, wenn ſie in großen Schaaren ſtreifen. Der Nutzen iſt daher ſchon in dieſer Hinſicht nicht unbedeutend für viele Gegenden; die Leipziger-Lerchen find die bekannteſten, obſchon ſie gar nicht von andern verſchieden ſind. Viele hundertauſende werden jährlich in dieſen Gegenden gefangen. Außer dem aber vertilgen fie viele Inſekten; ergötzen durch ihren herrlichen und muntern Geſang und thun gar keinen bedeutenden Schaden. i Taf, 49, Die Baumlerche. Alauda arborea. Alouette lulı. Synonimen. Heidenlerche, Waldlerche, Gereuthlerche, Alauda nemorosa, Alauda cristatella. Le cujelier, Alouette de bois Wood lark. Sie hat ſehr viel Aehnlichkeit mit der Feldlerche, iſt aber kleiner, viel kürzer, und der Schwanz ebenfalls kürzer. Die Federn des Kopfs bilden eine runde Holle, welche mit gelblichweißem Rande umkränzt iſt. Die Farbenvertheilung iſt der der Feldlerche ganz ähnlich. Der Schwanz iſt dünkler, die außern Federn haben nur einen weißen Spitzenfleck. Die Bruſt iſt ebenſo gefleckt wie bei der Feldlerche, der ganze Unterleib aber ſchmutzig weiß, ohne Flecken an den Seiten, oder wenigſtens nur mit einigen undeutlichen. Männchen und Weibchen ſind kaum zu unterſcheiden. Der Schnabel iſt bei der Baumlerche ſchlanker und zärter als bei der Feldlerche. Aufenthalt. Das ſüdliche, mittlere und einen Theil des nördlichen Europa; ſie geht bei weitem nicht ſo weit nördlich wie die Feldlerche; doch ſoll ſie auch in Sibirien vorkommen. In Deutſchland und der Schweiz iſt ſie überall, aber nur in öden, fandiaen oder unfruchtbaren Erdſtrichen und nahe an Hölzern, in bergigen und ebenen Gegenden. In der nördlichen Schweiz iſt fie noch Zugvogel, in der füdlichen überwintern ſchon viele, und noch mehr in Italien. Sie verläßt uns im Oktober und kommt im März wieder; fie ziehen in kleinen Geſellſchaften von ſechs bis dreißig am Tage, und ruhen des Nachmittags in Heiden oder Stoppeln aus, fehlafen aber auf der Erde unter Stoppeln und Heidekraut, nur im Frühjahr fest fie ſich auf Bäume, und dann faſt immer nahe an den Gipfel, um ſich recht umſehen zu können. Von dieſem Standpunkt fliegt ſie auch ſingend in die Höhe und kommt darauf zurück. Eigenſchaften. Dieſe Lerche iſt munter, geſellig, aber nicht zänkiſch, gewandt und flüchtig. Sie iſt nicht ſcheu, und läßt ſich oft ſehr nahe kommen, lauft aber mit großer Schnelligkeit auf dem Boden zwiſchen Geſträuchen weg, und ſtellt alle Augenblicke ihre Federholle auf, drückt ſich in Gefahren an den Boden nieder, ſo daß ſie ſehr ſchwer zu ſehen iſt. Auf Bäumen ſitzt ſie nie lange, ausgenommen die Männchen, wenn ſie ſingen. Ihr Flug iſt wie der der Feldlerche flatternd, zur Zugzeit am ſchnellſten. Die Stimme iſt lieblich und ſehr ſanft flötend tuttut, tuttututtt, die Lockſtimme dligri dli DIE und der eigentliche Geſang beſteht aus vielen nach einander geflöteten lulululu oder dadihl dadihl dadihl, daher auch der franzöſiſche Name Lulu. Er iſt einer der angenehmſten Vogelgeſänge, ſo einfach er auch iſt, beſonders auch ſchon deßwegen, weil man ihn in öden ſonſt unbelebten Heiden und ausgerotteten Holzplätzen hört. Das Männchen ſitzt dabei auf der Spitze eines Baumes, manchmal eines ſehr hohen, noch häufiger aber ſchwingt es ſich von dieſer Spitze gerade und flatternd in die Höhe und ſingt ſteigend immer lauter; wie die Feldlerche fällt es dann nach beendigtem Geſange aber plötzlich wie ein Stein nieder. Es ſingt bei Tag und bei Nacht, ja oft um Mitternacht, wo dann dieſer Geſang weit herum ertönt. Die jungen Männchen fingen ſchon im Herbſt, vor dem Wegzuge, ſehr vollkommen. In der Stube iſt dieſe Lerche viel zärtlicher als die Feldlerche, fie wird zwar ſehr zahm, hält aber ſelten mehrere Winter aus. Nahrung. Dieſe beſteht mehr aus Inſekten als Sämereien, und von letztern frißt ſie weniger die groben Getreidearten als die Samen niedriger Gräſer, Hirſe, aber auch die Samen vieler andern Pflanzen, und im Frühjahr genießen fie die grünen zarten Spitzen verſchiedener Pflanzen. In der Stube gewöhnen ſie ſich leicht an ein Futter aus Mohnſamen mit etwas gequetſchtem Hanf, Hirſe, klein gehacktem Kohl, mit etwas Ameiſenvuppen und Mehlwürmern, oder klein gehacktem Fleiſch und in Milch geweichte Semmel. f Fortpflanzung. Das Neſt wird ſtets auf der Erde angelegt, in Heide, Moos, Farrenkräutern und Heidelbeerenge— ſtrüppe, oder auf Wachholderplätzen mit Grasbüſchen. Es liegt in einer Vertiefung, iſt ausnehmend ſchwer zu finden, und ein bloßes Geflecht von dürren Halmen, Grasblättern und Moos, inwendig mit Pferdehaaren oder etwas Wolle. Die vier bis ſechs Eier find kleiner als die der Feldlerche, meiſt bauchig und kurz, die Grundfarbe iſt graulich roth, oder ſchmutzig blaßroth, oder grauweiß, hellbraun oder rothbraun, oder aſchgrau violet punktirt und marmorirt, mit einzelnen Brandflecken oder ſchwärzern Schmitzchen, überhaupt außerordentlich verſchieden, und daher leicht mit den Eiern einiger Ammern zu verwechſeln. Die Brütezeit iſt vierzehn Tage, das Männchen brütet meiſt über Mittag einige Stunden. Die Jungen werden mit Inſekten 125 aufgefüttert. Männchen und Weibchen find einander ſehr treu, und den ganzen Sommer beiſammen. Sie brüten zwei bis dreimal in einem Jahr. Die Jungen eines Jahres bilden im Herbſt mit ihren Eltern eine Familie. Feinde dieſes Vogels ſind dieſelben, wie die der Feldlerche; doch ſtört der Menſch ſie weit weniger. Die Jagd geſchieht mit der Flinte und verſchiedenartigen Garnen, auch mit Vogelleim. Nutzen ſtiften fie durch ihre Nahrung, da fie viele Inſekten verzehren, und durch ihren Geſang Vergnügen; ihr Fleiſch iſt ſehr angenehm. Schaden thun ſie gar keinen. Taf. 49. Die Kalanderlerche. Alauda calandra, Zinn. La Calandre. Synonimen. Große Lerche, ſibiriſche Lerche. Alauda sibirica; Calandre de Sibérie, Alouette calandre. Calandra Lark. Lath. Der Schnabel ſehr groß, dick und ſtark, Flügel groß, der Schwanz etwas kurz. An den beiden Seiten des Halſes ſteht ein ſchwarzer Fleck; Kehle und ein halbes Halsband ob den ſchwarzen Flecken, die Gegend zwiſchen den Flecken und Kopf— gegend weiß, letztere mit kleinen ſchwärzlichen Längsflecken. Unterleib weiß, Seiten röthlich grau. Der ganze Oberleib lerchen— farb, wie bei der Feldlerche. Schwungfedern ſchwarz, die außere Fahne weiß; Schwanz,, die beiden mittlern Federn rothgrau, die äußerſten auf jeder Seite weiß, mit einem ſchwärzlichen Streif am obern Theil der innern Fahne, die übrigen ſchwarz mit weißer Spitze. Länge 7 Zoll, Breite 16 Zoll. Aufenthalt. Die wärmern Gegenden von Europa und Aſien, auch das nördliche Afrika, in der Türkei, Griechenland, Italien, Spanien und im ſüdlichen Frankreich. In den etwas kältern Gegenden iſt ſie Strich- oder gar Zugvogel. Sie bewohnt ganz dieſelben Gegenden, wie die Feldlerche. g Eigenſchaften. Sie gleicht in ihrem Betragen ſehr der Feldlerche, und iſt auch wie dieſe im Herbſt geſellig. Ihr Geſang ſoll den der Feldlerche an Stärke und Annehmlichkeit übertreffen, daher wird ſie auch zahm häufig als Stubenvogel gehalten und ſingt dann, unermüdlich. Jung ſoll fie auch leicht andere Vogelgeſänge nachpfeifen lernen. Nahrung. Allerlei Sämereien, Getreide, Hanf, Hirſe, aber auch Heuſchrecken und andere Inſekten. Fortpflanzung. Das kunſtloſe Neft wird auf die Erde hinter einen Erdſchollen oder hinter Raſenſtücke, aus trockenen Stengeln und feinen Wurzeln gebaut. Die vier bis fünf Eier ſind ſchön eiförmig, mit glänzender glatter Schale und auf gelblichweißem Grunde überall mit roſtfarbnen Flecken dicht überſäet. Oft iſt die Grundfarbe rein weiß, oft grünlich. Feinde, Jagd, Rutzen und Schaden wie bei der Feldlerche. Taf. 49. Zweibindige Lerche. Alauda bifas ciata. Alouette bifasciee. Die Schnabelwurzel dreieckig und breit; die Zehen kurz, der Nagel der Hinterzehe etwas länger. Kopf und Nacken graulich iſabellfarbig; Rücken, große Deckfedern der Flügel und die beiden mittlern Schwanzfedern rein iſabellfarb; Ohrgegend weiß und ſchwarz, alle untern Theile rein weiß, nur auf der Bruſt einige kleine ſchwarze Flecken; die Deckfedern der Flügel der zweiten Ordnung find rein weiß, mit zwei ſchwarzen Querbändern; Schwung- und Schwanzfedern ſchwarz, die äußerſte Schwanzfeder weiß geſaumt. ö a Länge 8 Zoll. Dieſe Art wird in Nubien gefunden und am Cap, einzelne Exemplare wurden auch in der Provence und in Unter— Italien gefangen. Die übrigen europäiſchen Arten der Lerche find: Die tartariſche Lerche, Alauda tartarica; in Aſien und Rußland. Die Haubenlerche, Alauda cristata; in vielen Gegenden Europa's. Die Berglerche, Alauda alpestris; in Nordeuropa, Nordaſien und Nordamerika. Die kurzzehige Lerche, Alauda brachydactyla; im ſüdlichen Europa. Die Kollyſche Lerche, Alauda Kollyi Temm. pl. col. 305; im füdlichen Europa. Ausländiſche Lerchen find: Alauda bilopha Temm. pl. col. 244. f. 1.; in Arabien. Al. isabellina, ib. 244. f. 2.; in Arabien und Egypten. Al. mirafe fra. Temm. pl. col. 305. f. 2.; in Java. 2. Gatt. Sporner. Plectrophanes. Meyer. Plectrophane. Emberiza. Fringilla. Alauda. Auctor. Schnabel gerade, ſpitzig, kegelfoͤrmig, am Grunde hoch und dick; die Kinnladenraͤnder ſtark eingezogen; der Oberſchenkel ſchmaͤler; inwendig am Gaumen eine kleine Erhoͤhung; der Schnabelwinkel ſchraͤg nach unten gerichtet. Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, rundlich, ruͤckwaͤrts mit einer haͤutigen Schwiele umgeben, und vorwaͤrts liegenden Federchen bedeckt. Fluͤgel lang und ſpitzig; die erſte und zweite Schwungfeder ſind die laͤngſten. Fuͤße kurz und ſtark; Naͤgel lang, an der hintern Zehe faſt gerade und ein wahrer Sporn, wie bei den Lerchen. Sie bewohnen den äußerſten Norden beider Welten, halten ſich ausſchließlich auf platter Erde auf, ſitzen gern auf Felſen, aber ungezwungen, faſt nie auf Baumzweige und ſcheuen das Gebüſch. Sie laufen ſchrittweiſe, und betragen ſich ganz wie die Lerchen, ähneln dieſen auch im Fluge, in der Art zu niſten, ſelbſt im Geſange, nähren ſich großentheils von Sämereien, füttern jedoch ihre Jungen mit Inſekten, niſten auf dem Erdboden und zwiſchen Steinen. Sie mauſern wahrſcheinlich jährlich nur einmal, und das ganz verſchiedene Ausſehen im Sommer und Winter entſteht durch Abreiben und Abnutzen anders gefärbter Federſpitzen und Federränder. 32 126 Taf. 49. Der Schneeſporner. Plectrophanes nivalis. Bruant de neige. Synonimen. Schneeammer, Schneelerche, Bergammer. Emberiza montana, nivalis, glacialis et mustelina, Ortolan de neige, Ortolan de passage; Snou Bunting, Mountain Bunting, Tawny Bunting. Lath. Männchen im Sommerkleide: Kopf Hals, alle untern Theile, große und kleine Deckfedern der Flügel, und obere Hälfte der Schwungfedern rein weiß; Oberrücken, die drei dem Körper am nächſten liegenden Schwungfedern, Aſterflügel und untere Hälfte der Schwungfedern ſchwarz; die drei Seitenfedern des Schwanzes weiß, am Ende mit einem ſchwarzen Fleck, die vierte am obern Theile der äußern Fahne weiß, die übrigen ſchwarz. Schnabel gelb, an der Spitze ſchwarz; Füße und Klauen ſchwarz. Beim Weibchen iſt das Weiße des Kopfs, des Halſes und der Ohrgegend roſtroth angelaufen, und am Halſe ein roſtrothes Halsband; alle ſchwarzen Federn des Rückens mit weißlich roſtfarbnen Enden; die Schwungfedern und die mittlern Schwanzfedern weißlich geſaumt. Das Männchen im Winter gleicht ſehr dem Weibchen, alle ſchwarzen Rückenfedern, Flügel und Schwanzfedern ſind graulich roſtfarb geſaumt; Kopf Hals, Schläfen und Bruſt roſtfarb überlaufen; Bürzel und Deckfedern des Schwanzes braun und roſtfarb gefleckt. Je älter der Vogel deſto mehr Weißes iſt an ſeinem Gefieder. Bei den Jungen vor der erſten Mauſer iſt der Scheitel zimmetfarb, Ohrgegend, Gurgel und ein breiter Gürtel auf der Bruſt dunkel roſtbraun; Augenbraunen, Kehle und Vorderhals weißgraulich, Seiten hell roſtfarbig; Nacken roftgrau, und nur die Mitte der Flügel und die untern Theile rein weiß; Schwungfedern und mittlere Schwanzfedern ſchwarz, hell roſtfarb geſaumt, die Settenſchwanzfedern mit einem großen ſchwarzen Fleck. Länge 6½ Zoll. Aufenthalt. Im Sommer der hohe Norden innerhalb des aretiſchen Kreiſes oder in feiner Nähe, Norwegen, Lappland, Island, Spitzbergen, Rovazembla, die Küſten des Eismeeres, in Aſien und in Amerika. Die Hochlande Schottlands find feine ſüdlichſte Sommerwohnung. Alle, welche innerhalb dem arktiſchen Kreiſe gebrütet haben, wandern im Herbſt aus, allein in Island bleiben ſchon viele. Im Auguſt und September kommen ſie in Europa in die Gegend von Petersburg und auf die orkadiſchen Inſeln in ungeheurer Menge an. Sie ziehen am Tage in gedrängten Haufen. Ins nördliche Deutſchland kommen fie nur bei ſtrengen Wintern bis nach Sachſen im December, und ſelten kommen ſie ſüdlicher, äußerſt ſelten bis nach der Schweiz hin. Schon im März aber verlaſſen ſie dieſe wärmern Länder und ziehen wieder nördlich. Sie halten ſich dann auf freiem Felde auf, ſind ſehr unruhig und bleiben nicht lange in einer Gegend. In ihrem Vaterlande bewohnen fie hohe felfige Gegenden, rauhe Berge und Klippen oder öde Steppen, wo keine Bäume mehr wachſen, als etwa Zwergbirken und Zwergweiden, oder Heidekraut; immer halten ſie ſich auf der Erde auf, ſitzen nie auf Bäume und vermeiden auch im Winter waldreiche Gegenden. Eigenſchaften. Es find unruhige kräftige Vögel, in Geſellſchaft wild und ſcheu, einzeln weniger. Sie fliegen und flattern mehr als ſie laufen, dieß thun ſie mit wagrechtem Körper wie die Lerchen. Nahet ein Menſch einer Schaar, ſo erheben ſich bald einzelne und nun folgen die übrigen nach einander alle nach einer Richtung. Sie ſind unter einander ſehr friedlich und vertragen ſich auch mit andern Vögeln gut. Sie fliegen ſchön, leicht und wenig flatternd, in einer großen Bogenlinie und wenn es weit geht ſehr hoch. Die Nahrung ſuchenden Schaaren wälzen ſich gleichſam über die Felder hin, immer nur zum Theil ſich niederlaſſend, und fo immer weiter ziehend, fo daß fie eine Gegend meiſt ſehr bald verlaſſen, nur einzelne bleiben oft einige Tage. Die Stimme iſt ein angenehmes helles Fid oder Füd und ein klirrendes Zirr. Die einzelnen Vögel ſchreien ſelten, deſto mehr die ziehenden Schaaren und meiſt nur im Fliegen. Das Männchen hat einen zwitſchernden Geſang, etwas dem Feldlerchen-Geſange ähnlich, mit einigen lauten ſcharfklingenden Strophen. In Island hört man fie ſchon im Anfange des März auf dem Schnee zwitſchern und im Sommer laut und angenehm ſingen. Als Stubenvogel hält man ſie wie die Lerchen. Sie ſind anfangs ſehr unruhig, werden aber doch zahm. Rahrung. Allerlei Sämereien von ſehr verſchiedenen Pflanzen, beſonders ſolche, welche den Winter durch in den Capſeln bleiben, im Sommer auch allerlei Inſekten. Fortpflanzung. Dieſe geſchieht nur im hohen Norden, in Island, den Laffodiſchen Inſeln, zu Norwegen gehörig, auf den Gebirgen Lapplands und noch viel weiter nach Norden, ſo weit nur immer der Schnee noch ſchmelzen mag. Das Neſt bauen ſie zwiſchen Steine und Felſenſpalten. Es beſteht aus Moos und Flechten, mit trockenen Grashalmen, und im Innern aus Federn und Haaren vorzüglich vom Blaufuchs. Die fünf bis ſechs Eier haben auf blaulich weißem Grunde blaſſe, röthlich graue, und ſehr dunkel blutbraune Flecken, Striche und Punkte beſonders am ſtumpfen Ende. Sie ſind eiförmig, zartſchalig, glänzend, von der Größe der Feldlercheneier. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd. Feinde. Die Brut leidet viel von Füchſen und Wieſeln, und die Alten von Zwergfalken und im Winter vom Sperber. Jagd. Sie ſind nicht ſchwer zu ſchießen, beſonders die einzelnen, oft aber ſind ſie ſehr ſcheu und vorſichtig. Auch fängt man ſie mit Schlagwänden und Netzfallen, und die Lappen in Haarſchlingen. Nutzen leiſten ſie beſonders durch ihr treffliches und angenehmes Fleiſch; daher fängt man ſie auf ihren Reiſen zu vielen Tauſenden, wie in Rußland. Schaden thun ſie bei uns gar keinen, aber auf den Orkneyinſeln ſollen ſie bei ihrem Durchzüge das ausgeſäete Getreide wegfreſſen. Die zweite Art dieſer Gattung iſt der Lerchen-Spornammer, Plectrophanes calcaratus, Er hat dasſelbe Vaterland wie der vorige, doch ſcheint er in Rordoſten häufiger zu ſeyn. Die Familie der finkenartigen Voͤgel. Fringillae. Les Fringillees. Sie bilden eine zahlreiche Familie, welche durch ihren koniſchen, kurzen, dicken Schnabel ſich auszeichnet. Bei einigen ſind die Schnabelſpitzen gekreuzt, bei andern iſt die eine Kinnlade kürzer als die andere, bei den meiſten aber gleich lang. Sie leben faſt ganz von Körnern und Sämereien, doch genießen einige auch Inſekten. Sie ſind über die ganze Erde verbreitet. 427 ir Saft. Ammer. Emberiz a. Bruunt. Schnabel kurz, oft klein, kurz kegelfoͤrmig, ſpitzig, an der Wurzel dick, nach vorn ſehr zuſammengedruͤckt; der Oberſchnabel ſchmaͤler als der untere, ſeinem Ruͤcken nach faſt gerade, an den Kanten ſtark eingezogen, zuweilen mit einem ſeichten, kaum bemerkbaren Einſchnitt an der Spitze; der ſtaͤrkere Unterſchnabel von der Mitte an etwas aufwärts gezogen und ſchneller zugeſpitzt als der obere, die Schneiden um die Mitte etwas eingedruͤckt, geſchweift und der Mundwinkel ſtark abwaͤrts gebogen. Im Oberſchnabel am Gaumen befindet ſich ein mehr oder weniger vorſtehender Hoͤcker. Die Zunge iſt lang, ſchmal, unten halb walzenfoͤrmig, an der Spitze in einen Buͤndel Borſten zerriſſen. Die Naſenloͤcher dicht am Schnabelgrunde, ſehr hoch oben liegend, rundlich oder oval, klein, ruͤckwaͤrts von einer haͤutigen Schwiele umgeben, und theilsweiſe von vorwaͤrts liegenden Borſtfeder— chen bedeckt. Füße kurz, Zehen ganz getrennt, die hintern mit krummem Nagel. Fluͤgel mittelmäßig, die erſte Schwungfeder kaum etwas kuͤrzer als die zweite und dritte, welche die laͤngſten ſind, oder die erſte und zweite ſind gleich lang und die laͤngſten. Schwanz mit breiten Federn, ziemlich groß, am Ende ausgeſchnitten oder gerade. Die Ammern ſind ſtarke, kräftige, wohlgeſtaltete Vögel; ſie haben theils einen hüpfenden, theils einen ſchreitenden Gang, einen zuckenden und wogenförmigen Flug; fie leben bald paarweiſe, bald in größern Geſellſchaften, an verſchiedenen Orten in waldigen, buſchreichen Gegenden, oder im Rohr und auf Wieſen. Die meiſten deutſchen Arten find Standvögel, und dieſe ziehen ſich im Winter in Dörfer und Städte. In Stimme und Geſang haben die Arten mit einander viele Uebereinſtimmung. Im Allgemeinen ſingen ſie nicht ſchön und ihr Geſang will wenig ſagen. Sie nähren ſich von allerlei Sämereien, beſonders mehlhaltenden, daneben auch von Inſekten und Inſektenlarven. Sie baden ſich im Waſſer. Sie niſten auf Bäume und in Geſträuche, legen fünf bis ſechs Eier, welche auf grünlichem Grunde meiſt Flecken und Striche haben. Die Jungen werden mit Inſekten gefüttert, und haben alle ein ſehr wohlſchmeckendes Fleiſch. Die Mauſer der inländiſchen Arten iſt einfach, unter den ausländiſchen Arten ſind einige mit zweifacher Mauſer. Männchen und Weibchen ſind ſehr verſchieden gefärbt. Die Männchen tragen ſehr lebhafte Farben; die Jungen unterſcheiden ſich von den Weibchen, welchen ſie ſonſt gleichen durch dunklere Farben und durch eine größere Zahl von Flecken. Sie ſind über die meiſten Länder verbreitet. Die zweimal mauſernden ſind im Sommerkleide ſehr verſchieden, und gleichen im Winterkleide den Weibchen. Taf. 50, Schwarzkoͤpfiger Ammer. Emberiza melanocephala. Brudnt crocote. Scheitel, Augen und Ohrgegend tief ſchwarz; Seiten des Halſes und alle untern Theile eitrongelb; Nacken, Rücken, Schultern und Bürzel hell roſtrotch; Flügel und Schwanz ſehr hellbraun, die Schwungfedern weißlich geſaumt; die äußern Schwanzfedern weiß kantirt; Schnabel blaugrau; Füße braungelb. Beim Weibchen find alle obern Theile graulich roſtfarbig; Gurgel weiß, alle untern Theile weiß, roſtfarb überlaufen mit einigen gelben Tinten, die ſchwarze Kopfhaube fehlt; die großen Deckfedern der Flügel und die Schwanzfedern in der Mitte ſchwarz, an den Seiten roſtfarb geſaumt. Länge 6½ Zoll. Aufenthalt. Die ſüdlichen Theile des öſtlichen Europa's, ſehr häufig in Dalmatien und in der ganzen Levante, in Iſtrien um Trieſt, und in den Gebüſchen der Küſtenhügel am adriatifchen Meer, in Griechenland, auch am Caucaſus; einzeln in Oberitalien und im ſüdlichen Deutſchland. In den nördlichern Ländern ſeines Aufenthalts wandert er in die ſüdlichern. In der Fortpflanzungszeit zeigt ſich das Männchen beſtändig auf den Spitzen der Geſträuche, auf Pfählen, Hecken und Gipfeln der Bäume, die Weibchen ſind mehr im Gebüſche verborgen. Eigenſchaften. Es iſt ein unruhiger und ſcheuer Vogel, von munterm und keckem Weſen, wild und ſtürmiſch. Sein Flug iſt kräftig und ſchnell. Sein Lockton ein ſcharfes Zit oder Zih; ſein Geſang ähnelt dem des Goldammers und kann durch die Sylben dzi der üh, zizizih verſinnlichet werden. Er iſt ein fleißiger Sänger, ſingt im Freien meiſt auf den Spitzen der Bäume und Sträuche. Im Zimmer wird er ſehr zahm, ſingt auch bei Nacht im Mondenſchein oder bei Licht. . Nahrung. Sämereien von kultivirten und wildwachſenden Pflanzen, beſonders ſoll er die Samen des Chriſtdorns lieben. Die Samen ſpelzt er aus, und frißt fie nicht mit den Hülſen. Auch genießt er Inſekten. Fortpflanzung. Er niſtet in Gebüſchen und Hecken, nicht weit von der Erde und baut ſich fein Neft aus Grashal— men, nicht ſehr künſtlich; die vier bis fünf Eier ſind weiß mit kleinen hellgrauen Flecken. Jagd. Die Männchen ſind leicht zu ſchießen, da ſie ſo oft auf die Spitzen der Bäume ſich ſetzen; die Weibchen ſind ſeltener zu bekommen, da ſie verſteckter leben. Nutzen leiſtet er durch ſein treffliches Fleiſch, und Schaden iſt von ihm nicht bekannt. Taf. 50. Gartenammer. Emberiza hortulana. Bruant ortolan. Svnonimen. Ortolan, Fettammer. Ortolan des Gourmangs, Ortolan bunting. Die Kehle, ein Kreis um die Augen und eine ſchmale Linie, welche vom Schnabelwinkel ausgeht, find gelb; dieſe beiden gelben Stellen werden durch einen grau ſchwärzlichen Streif getrennt; Kopf und Hals olivengrau mit kleinen braunen Flecken; Federn der obern Theile grauröthlich am Rande, in der Mitte ſchwarz; Bruſt, Bauch und Unterleib röthlich falb, faſt zimmetfarb, die Spitzen der Federn graulich; Schwanz ſchwärzlich, die beiden äußern Federn am innern Theil großentheils weiß; Schnabel und Füße fleiſchfarb; Augen braun. Beim Weibchen iſt das Gelbe unreiner, die Bruſt mit großen braunen Flecken, und der Unterleib weißlich. Länge 6%, Zoll. 128 Aufenthalt. Das füdliche und wärmere Europa, und einen Theil vom mittlern und weſtlichen Aſien. In der Schweiz und in Deutſchland iſt er ſehr ſelten und nur im Sommer. Sie finden ſich an Waldrändern, in Hecken und niedrigem Gebüfche, immer in der Nähe von Waſſern, in Weiden und Weidengeſtrüppe an den Rändern der Sümpfe. Er iſt mehr in niedrigem Gebüſche und an der Erde, als im Freien. a f Eigenſchaften. Dieſe Ammer iſt ein ſtiller harmloſer Vogel, der mit allen Vögeln im Frieden lebt. Von Natur ſcheint er träge zu ſeyn, und ſitzt oft lange an einem Ort; hat jedoch einen ſchnellen Flug, fliegt aber niedrig und nur den Gebüſchen nach. Seine Stimme ähnelt zwar der der andern Ammer, iſt aber flötender, ſanfter und angenehmer. Der Lockton klingt wie güh, güh. Er läßt ſich ungemein leicht und ſchnell zähmen, und ſingt fleißig, ſowohl bei Tage als in mondhellen Nächten und beim Lichte. Sie werden aber bald zu fett und ſterben daran. . i Nahrung. Im Sommer Inſekten und Sämereien, und im Herbſt und Winter Sämereien, beſonders mehlige, Hafer, Hirſe, auch Hanf, aber nicht ſehr gerne. Seine Nahrung ſucht er mehr auf der Erde als im Gebüſche. Sie baden ſich gerne und trinken viel. Schon die Römer mäſteten ſie ordentlich, welches ſo geſchieht, daß man ihrer viele zuſammen in ein ſo dunkles Zimmer ſperrt, daß ſie Tag und Nacht nicht unterſcheiden können, und nun giebt man ihnen vollauf Futter, wodurch ſie in kurzer Zeit fo fett werden, daß fir ganz in Fett eingehüllt find. Fortpflanzung. Das Reſt wird ins Gebüſch oder Gras auf die Erde angelegt, oder auf ganz niedrige Zweige. Es beſteht aus trockenen Grashalmen und Pflanzenſtengeln, und iſt inwendig mit Pferdehaaren ausgefüttert. Die vier bis fünf Eier ſind kurz, rundlich, grünlich oder röthlich weiß, mit ſchwarzen Flecken und einzelnen Pünktchen allenthalben gleich beſtreut. Die Schale iſt wenig glänzend, und die Punkte ſind oft um das ſtumpfe Ende mehr angehäuft. Sie ſollen zweimal brüten. Jagd. Sie ſind leicht zu ſchießen, da ſie nicht ſcheu ſind. In Italien und an andern Orten, wo ſie häufig ſind, werden ſie auf eigenen Heerden gefangen. g Der Nutzen für uns beſteht in dem ſehr delikaten Fleiſche, daher werden ſie ſehr theuer bezahlt und weit verſchickt. Der Hauptfang geſchieht auf den griechiſchen Inſeln. Schaden iſt keiner bekannt. Taf. 50. Die Waſſerammer. Emberiza aquatica. Savi. Bruant des marais. Männchen. Scheitel, Wangen und Ohrgegend ſchwarz, jede Feder roſtbraun gerandet; vom Nacken gegen den Hals herunter geht ein ſchmaler ſchmutzig weißer, roſtgrau eingefaßter Streif, der mit einem vom Schnabelwinkel kommenden zuſammentrifft und ein Dreieck bildet, am Nacken iſt er beſonders ſchmal. Das Kinn ſchmutzig weiß, Kehle und Vorderhals ſchwarz grauröthlich gefleckt, indem jede Feder an der Wurzel ſchwarz, an der Spitze grauröthlich oder roſtgrau iſt, Seiten des Halſes, Bruſt und Unterleib ſchmutzig weißgelblich überlaufen. Hinterhals roſtgrau; Schultern, Rücken, Deckfedern der Flügel roſtgrau ſchwarz gefleckt, indem jede Feder in der Mitte ſchwarz iſt. Schwungfedern ſchwarzgrau, an der äußern Seite roſtfarb geſaumt, mittlere Schwanzfedern in der Mitte ſchwarz mit breiten roſtfarben Rändern. Die außerſte Schwanzfeder an der obern Hälfte ſchwarz, an der untern weiß, ſo ſchief getheilt, daß das Weiße an der äußern Fahne hoch hinauf reicht, an der innern das Schwarze nach innen weit hinab geht, und ſo ein dreieckiger weißer Fleck gebildet wird, der Schaft iſt ſchwarz, und der untere Theil der äußern Fahne ſammt einem Schaftfleck der innern braun, bei der zweiten Feder iſt nur der äußere ſchmale Saum und ein foiter dreieckiger Fleck weiß. x Beim Weibchen iſt der Scheitel und die Ohrgegend dunkelbraun, ein Streif über die Augen und ein ähnlicher vom Schnabelwinkel nach den Schultern laufender roſtgelb. Zu beiden Seiten des Halſes läuft ein ſchwarzbrauner Streif gegen Schultern; Kehle, Hals und Bruſt ſind roſtgelb, letztere mit braunen Schaftflecken, Bauch und untere Theile ſchmutzig weiß , Seiten roſtgelb mit ſchmalen roſtbraunen Schaftflecken, Nacken und Hinterhals roſtbräunlich, das Uebrige wie am Männchen, nur mehr ins Roſtfarbe gehend. Der Schnabel iſt ungemein ſtark, koniſch, der Oberſchnabel ſtark gewölbt, und gegen die Spitze abſchüßig, der Unter— ſchnabel auch ſehr ſtark, wie geſchwollen, und überhaupt der Schnabel mehr wie bei den Gimpeln, als bei den Ammern, doch hat er einen ſchwachen Zahn. Länge 6 Zoll 4 Linien. Aufenthalt. Die neue Art wurde zuerſt von Herrn Profeſſor Sa vi in Piſa entdeckt, nachher auch in andern Gegen— den Italiens und auch im wärmern Frankreich gefunden. In der Lebensart hat ſie wahrſcheinlich mit dem Rohrammer ſehr viel Uebereinſtimmendes, hält ſich wie dieſe im Rohr und in Weidengebüſchen auf. Von ihrer Fortpflanzung iſt noch nichts bekannt. Die vor uns ſtehenden Vögel ſind, beſonders das Männchen, vermuthlich Herbſtvögel, und Scheitel und Kehle werden wahrſcheinlich bis zur Bruſt herab im Frühjahr rein ſchwarz, wenn die hellern Federn abgerieben ſind, und ſo mag auch der Nacken reiner weiß werden, ſo daß der Vogel dem Rohrammer im Frühjahr noch ähnlicher ſeyn mag, aber wer beide Vögel neben einander ſieht, wird fie, ihrer Aehnlichkeit ungeachtet, in jedem Federkleide leicht unterſcheiden. Die Rohrammer iſt nur 5 Zoll 8 Linien lang, und der Schnabel iſt viel dünner, ſchwächer und ſo verſchieden gebildet, daß man wirklich den Waſſer— ammer eher für einen Gimpel halten könnte, denen er auch durch den dicken Kopf ähnlich iſt, in der Farbenvertheilung iſt er vollkommen Ammer. Die ganze Geſtalt des Vogels iſt kräftiger und ſtärker als bei der Rohrammer. Taf. 50. Die Rohrammer. Emberiza schoeniclus. Bruunt de roseaux. Synonimen. Rohrſperling, Rohrſpatz. Emberiza arundinacea Gmel. Linn. Einberiza passerina. Gmel. La Coqueluche. Buff. Ortolan de roseaux. Buff. Red Bunting, passerine Bunting. Lath. Altes Männchen im Frühjahr: Kopf, Hinterhaupt, Backen und Vorderhals tief ſchwarz; eine weiße Linie fängt etwas unter dem Schnabelwinkel an, zieht ſich dem Hals nach, und bildet mit dem breiten weißen Nacken ein helles rein weißes Halsband; ganzer Unterleib rein weiß, an den Seiten mit einigen ſchmalen ſchwarzen Längsflecken, welche an den Schenkeln etwas mit Roſtfarb gemiſcht find; Schultern und Rücken tief ſchwarz, jede Feder roſtgelblich weiß geſaumt, Deckfedern der Flügel roſtfarb, ſchwarz gefleckt, Flügel ſchwarzgrau, an der äußern Fahne roſtgelb geſaumt; Bürzel ſchwärzlich aſchgrau/ 129 Schwanz, mittlere Federn ſchwärzlich mit roſtgelbem ſchmalem Saum, die übrigen ſchwarz, die äußerſte und anderäußerſte mit einem ſehr großen ſchiefen weißen Fleck und weißem Saum. Beim Weibchen find Kopf und Backen rothbraun, über die Augen läuft ein roſtgelber Streif, und ein anderer weißlicher geht vom Schnabelwinkel gegen den Hals; die Kehle iſt weißlich und zu jeder Seite mit einem ſchwärzlichen Streifen eingefaßt; Bruſt und Seiten find roſtgelb, mit dunkelbraunen Flecken; die obern Theile find roſtgrau mit ſchwarzen Längsflecken. Das Herbſtkleid beider Geſchlechter gleicht in etwas dem weiblichen Frühlingskleide. Länge 5 Zoll 8 Linien. Aufenthalt. Ganz Europa von Italien bis Schweden, Sibirien und das ſüdliche Rußland. In Norden iſt er Zugvogel / in wärmern Ländern Strichvogel. Der Aufenthalt iſt in ſumpfigen Gegenden, überall wo Rohr wächst, in Brüchen, Sümpfen, an Teichen und Seen, aber nicht in den dichten Rohrwäldern, wo er nicht lange weilt, ſondern am Rande derſelben, in den dichten Weidengebüſchen, wie die mehrern Arten von Rohrſängern. Niemals in Wäldern oder auf hohen Gebirgen, ſelten auf hohen Bäumen, ſondern meiſt im niedrigen Geſträuche, die Nacht bringt er ebendaſelbſt oder im Rohr zu. Eigenſchaften. Er iſt ein munterer und lebhafter Vogel, der immer in Geſellſchaft lebt, außer der Begattungs- und Neſtzeit aber keinen beſtimmten Wohnplatz hat. Häufig ſitzt er ganz oben auf die Rohrhalme und auf die Weidenäſte. Er zuckt häufig mit dem Schwanze, hüpft leicht auf dem Boden, und fliegt ſchnell und leicht, aber hüpfend. Seine Lockſtimme klingt zieh oder tſchiih, oder auch tſchüä. Das Männchen ſingt fleißig und ammerartig, daher nicht ſchön, es tönt ungefähr wie zia, tit, tai, ziſſiß, tai, zier ziſſtiß. Seinen Geſang hört man vom Morgen bis zum Abend an den Brutörtern. In der Gefangenſchaft wird er ſehr zahm, dauert aber nicht lange. In der Freiheit iſt er ſcheu. Nahrung. Im Spätſommer und Herbſt liebt er beſonders die Samen von Sumpfpflanzen, Rohr, Schilf, Binſen, Seggen, dann Hirſe, Mohn, Hanf. Im Frühjahr und Sommer aber nährt er ſich mehr von Inſekten, Haften, Käfern, Spinnen. Eingeſperrt giebt man ihnen Hirſe, Canarienſamen und Mohn. Fortpflanzung. Das Reſt dieſes Ammers iſt nicht im hohen Rohr zu ſuchen; man hat wohl oft das Neſt des Schilf— rohrſängers damit verwechſelt, allein es ſteht immer auf oder ganz nahe am Boden, in niedrigem Geſträuche am Ufer, zwiſchen den Wurzeln der Weiden, wo altes und junges Gras, Rohrſtengel und Seggen durch einander ſtehen, oder im langen Graſe, oder auch in Seggenkufen. Das Neſt iſt ſchlecht gebaut, äußerlich aus allerlei Grashalmen und Ranken, Grasſtoppeln, dürren Grasblättern. Das Innere iſt gewöhnlich mit etwas Pferdehaaren oder Rohrwolle ausgelegt, oder beſteht auch nur aus feinen Hälmchen. Die vier bis fünf Eier ſind meiſt kurz oval, bauchig, matt glänzend, grauweiß oder bräunlich weiß, mit aſchgrauen und violeten Haarzügen, Punkten und Flecken, oft wie Brandflecken. Oft bilden dieſe Zeichnungen allerlei Figuren wie Zahlen. Ueberhaupt find fie ganz außerordentlich verſchieden. Männchen und Weibchen brüten gemeinſchaftlich, und zwar zweimal des Jahres. Feinde ſind die kleinen Raubvögel, die Rohr- und Wieſenweihe, Katzen, Füchſe, Iltiſe, Wieſeln und Waſſerratten. Die Jagd iſt nicht ſchwer, da ſie meiſt leicht zu ſchießen und nicht ſcheu ſind. Sie nützen durch ihr angenehmes Fleiſch und auch durch Vertilgung vieler Inſekten; der Schaden bezieht ſich etwa auf Hirſeäcker, da ſie den Hirſe ſo gerne freſſen. Die übrigen europäiſchen Arten dieſer Gattung find: Der Goldammer, Emberiza citrinella; in ganz Europa bis tief nach Norden. Der Grauammer, Emb. miliaria; weit in Europa verbreitet. Der Fichtenammer, Emb. pithy- ornus; in Sibirien bis zum caſpiſchen Meere, in europäiſch Rußland, Ungarn und der Türkei. Der Zip-Ammer, Emb, cia; im mittäglichen Europa. Der Zaun ammer, Emb. cirlus oder eleathorax; im wärmern Europa. Der lesbiſche Ammer, Emb. lesbia; im ſüdlichen Frankreich. Zu den ausländiſchen gehören: Emberiza capensis, aureola, hyemalis, spadocephala, am Cap. Emb. striolata, caesia, in Rubien. Em b. brasiliensis, in Braſilien. E mb. gubernatrix, Temm, pl. col. 63 und 64, in Südamerika. Ate Gatt. Ammerlin g. Emberizoides. Temm. Tardivola. Swainson. Emberizoide. Schnabel koniſch, ſpitzig, obere Kinnlade gewoͤlbt; der Schnabel in der Mitte zuſammengedruͤckt; Naſen— loͤcher ſeitlich, dreieckig, und zum Theil mit Federn bedeckt; der Schwanz abgeſtutzt und keilfoͤrmig. Dieſe neue Gattung hat Temmink aufgeſtellt, aber noch nicht gehörig charakteriſirt. Alle dahin gehörigen Arten, welche bis jetzt bekannt find, finden ſich in Amerika, Braſilien, Paraguay und Mexiko. Taf. 30. Gerandeter Ammerling. Emberizoides marginalis. Emberizoide longibande. Temm. pl. col. 114 f. 2. Fringilla macroura. Lath. Das ganze Gefieder iſt oben braungraulich olivenfarb, auf dem Scheitel, dem Nacken und Rücken mit langen ſchwarzen Flecken, welche die Mitte der Federn einnehmen; Schwanz braungrau, dünkler an der innern Fahne als an der äußern; Flügel braun, alle Federn grüngelblich geſaumt; Rand der Flügel hell gelb; alle untern Theile ſehr hell braungrau; Kehle und Mitte des Bauches weiß; Füße hellbraun. Beide Geſchlechter nicht verſchieden. Ganze Länge 7 Zoll. Vaterland Braſilien. Ein zweite Art iſt der ſchwarzöhrige; Emberizoides melanotis Temm, pl. col. 144 f. 1; aus Braſilien und Paraguay. 36 Gatt. Merle. Tangara. Tanag ra. Tangara, Sie bilden unter den finkenartigen Vögeln eine eigene Familie, und einzelne dazu gezählte Arten ſind bald zu den Wür— gern, bald ſogar zu den Manakins und den Sängern gezählt worden. Vieillot, dieſer große Liebhaber von Gattungen, hat folgende aufgeſtellt, unter welche er dieſe Familie vertheilt. Grünvogel, Vireo. Waldvogel, Nemosia Tangara, Tanagra. Lanion, Lanion. Arremon, Arremon, Jacapa, Ramphophis. Pyranga, Pyranga. Schnell— 33 130 fänger, Tachyphonus. Sklave, Dulus. Habia, Habia. Pyrrote, Pyrrota. Allein wir können dieſe Einthei— lung nicht anerkennen, obſchon ſie in mehrere Unterabtheilungen gebracht werden müſſen, welche wir nach Desmarest's trefflichem Werke, Naturgeſchichte der Tangaras, Manakins und Plattſchnäbel, Paris 1825, auf folgende beſtimmen: 1. Eigentliche Tangaras. Tanagrae verae. Zungaras proprement dits. 2. Gimpel-Tangaras. Tanagrae canonae. Zungaras Euphones. 3. Dickſchnaͤbel. Tanagrae crassirostres. Zungaras gros becs. 4. Cardinal-Tangaras. Tanagrae cardinales. Tangaras cardinals. 5. Tangaras mit wulſtigen Schnaͤbeln. Tanag. inflatae. Zungaras rhamphoceles. 6. Pirol⸗Tangaras. Tanagrae tachyphonae. Tangurds Poriots, Die ganze Gattung ift in Amerika zu Haufe. Die Charaktere derſelben find: Der Schnabel iſt kurz, ſtark, hart, an der Wurzel dreieckig, etwas niedrig, mehr oder weniger kegelfoͤrmig, an der etwas gebogenen Spitze ſehr zuſammengedruͤckt, die obere laͤnger als die untere, ausgeſchweift, und die Raͤnder nach einwaͤrts gekehrt; die untere Kinnlade gerade, gegen die Mitte zu etwas aufgedunſen. Die Mafen: loͤcher feitlih, an der Wurzel ſtehend, rundlich, offen, zum Theil durch die vorragenden Stirnfedern verdeckt. Fuͤße mittelmaͤßig, Lauf von der Laͤnge der Mittelzehe, die aͤußere Zehe an der Baſis verwachſen, die innere frei. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite und dritte. f Die Tangaras ſind meiſt ſchön gefärbte Vögel von der Größe eines Zeiſigs bis zu der eines Staars. Sie leben einzig im wärmern Amerika, wo ſie zahlreich an Arten und an Individuen gefunden werden. Ihr Aufenthalt iſt ſehr verſchieden. Sehr viele von ihnen lieben die dichten Wälder, andere mehr gemiſchte und offene Gegenden, Flußufer, Seeküſten, Gebüſche, Rohrbrüche und Rohrwälder. Sie gehen ſelten auf den Boden, ſondern treiben ſich mehr in den Gebüſchen umher; auf dem Boden hüpfen fie ſehr ungeſchickt. Einige find lebhaft und bewegen ſich viel, andere find ſtill und phlegmatiſch; einige nähern ſich den Wohnungen und beſuchen ſelbſt die Gärten, wo ſie zum Theil der Oekonomie ſchädlich werden. Sie nähren ſich von Früchten und Sämereien, häufig auch von Inſekten; ſie ſollen auch Kohl, Salat und die Knoſpen von Weinreben freſſen. Der Geſang geht ihnen ganz ab, und ihr Geſchrei beſteht meiſt in rauhen und ſcharfen Tönen; dagegen iſt ihr Gefieder oft ausgezeichnet ſchön gefärbt, und mit angenehmen und ſtarken Farben geſchmückt, doch ohne Metallglanz. Sie laſſen ſich auch leicht zähmen, und als Stubenvögel halten. Sie leben in der Einweiberei, oft nur paarweiſe beiſammen, und ſind nicht ſehr geſellig; zur Fortpflanzungszeit leben fie in Familien. Sie bauen meiſtens ziemlich kunſtloſe Reſter von gewöhnlicher Geſtalt aus dürrem Gras und Blättern, und legen in der Regel nur zwei Eier, welche gefleckt ſind und einen weißen oder blauen Grund haben. 1. Eigentliche Tangaras. Tanagrae verae. Tungards proprement dits. Taf. 51. Siebenfarbiger Tangara. Tanagra tatao. Le septincolor. Temm. pl. col. 127 F. 2. Männchen: Schnabel ſchwarz; Iris graubraun; Beine bleifarbig; die Naſenfedern, diejenigen, welche die Wurzel beider Kiefern bedecken, Kehle bis zum Unterhals, Mittelrücken und Schulterfedern ſammetſchwarz; Kopf und Kinn und ein Theil der Zügel herrlich ſeladongrün, ins Blaue ſchillernd; Unterhals, Bruſt bis gegen die Mitte des Bauchs eben fo grün, ins Ultra— marinblaue ziehend; unterer Theil und Seiten des Oberhalſes und Oberrücken glänzend gelbgrün, Schultern und Flügeldeck— federn ultramarinblau; Unterrücken lebhaft feuerfarb; obere Schwanzdeckfedern, Bauch, Seiten, After und Steiß lebhaft glänzend grün; Schwung- und Schwanzfedern bräunlich ſchwarz, an der äußern Fahne mit grünen Rändern. Das Weibchen hat dieſelben Farben, nur alle weniger rein und weniger lebhaft. Länge 4 Zoll 11 Linien. Vaterland: Guyana, Braſilien und überhaupt ein großer Theil Südamerikas, in Braſilien beſonders ſüdlich häufig, in der Nähe der Wohnungen und in der Nähe der Flüſſe. Eigenſchaften. Es iſt einer der ſchönſten Vögel, ſehr munter, hat aber keinen Geſang, ſondern nur eine kurze unbedeutende Lockſtimme. Sie ſind gar nicht ſchüchtern, und ziehen außer der Paarzeit in kleinen Geſellſchaften in den Obſt— gärten und Gebüſchen umher. In Braſilien ſind ſie das ganze Jahr zu finden, in Guyana aber erſcheinen ſie im September, wo die meiſten Früchte reifen, und bleiben dort etwa ſechs Wochen. Sie werden leicht zahm und in Käfigen gehalten. Nahrung. Allerlei Früchte, beſonders lieben ſie Orangen. Fortpflanzung. Das Neft iſt den Naturforſchern noch unbekannt geblieben. Taf. 51. Die gelbkoͤpfige Tangara. Tanagra citrinella. Tangara eitrin. Temmink pl. col. 42 f. 2. Tanag. elegans. Mied. Sie gleicht der vorigen ſehr im Bau. Die Iris iſt dunkelbraun; die Beine bleifarb, der Schnabel ſchwarz eingefaßt; Backen, Kopf und der untere Theil des Körpers orangengelb, ſchwarz gefleckt, indem die ſchwarzen Federwurzeln zwiſchen den gelben Spitzen durchſcheinen; Rücken und Schulterfedern ſchwarz, die Seitenränder der Federn gelb; Schwungfedern ſchwarz— braun, am äußern Rande grün; Unterhals und Bruſt himmelblau, Bauch und Schenkel meergrün, Mitte des Bauchs und Steiß weißgelb. Länge 5 Zoll. Breite 7 Zoll 7 Linien. In Braſilien, wo fie Wied in den ſchattenreichen Waldungen am Flüßchen Jucu zuerſt fand. 131 Zu dieſer Abtheilung gehören: Die iſabellfarbe Tangara, Tanag, flava. Die rothlköpfige, T. gyrola. pl. enl. 432. Die mepikaniſche, T. mexicana. pl. enl. 250 f. 1. T. rubricollis, ib. 33 f. 2. T. punctata, ib, 33. T. caya na. pl. enl. 201 f. 2 et 290 f. 1. T. pile ata. pl. enl. 720 f. 2. T. peruvian a. Desmar. T. gularis. pl. enl. 155 f. 2. T. episcopus. pl. col. 178. T. archiepiscopus, Spix. T. s peculifera. Temm. pl. col. 36 f. 1, 2. T. viridis. ib. pl. 36 f. 3. T. thoracica ib, pl. 42 f. 1. T. vittata ib. 48 f. 2. T. palmar um. Wied. T. olivacea, T. gujanensis, T. Schrankii, Spix. T. 2. T. 51. T. cyanomelas. Wied. 2. Gimpel⸗Tangaras. Tanagrae canonae. Tangaras euphones. Einige haben fie unter dem Namen Euphone von den Tangaras getrennt, da fie fich durch zwei Zähne hinter der Kuppe des Oberſchnabels auszeichnen, da alle übrigen Tangaras nur einen haben. Der Schnabel iſt kurz und von oben angeſehen an der Baſis zu beiden Seiten breiter; der Schwanz etwas kurz; die Geſtalt kurz und gedrungen. Sie ſchließen ſich den Manakins an, mit welchen fie auch in der Lebensart Aehnlichkeit haben. Die Männchen find von ſchönem Gefieder, die Weibchen meiſt grünlich. Geſang oder eine bedeutende Lockſtimme fehlt ihnen und ſie laſſen meiſt nur eine kurze Lockſtimme hören. Nahrung und Neſtbau nähern fie ſowohl den Tangaras als den Manakins. Taf⸗ 51. Violette Euphone. Tanagra violacea. Euphone Teile. Temm. pl. col. 114 F. 2. Lindo bleu dore. Azara. Männchen: An allen obern Theilen dunkel violettblau, metalliſch glänzend; Vorderkopf- und Naſenfedern bis auf die Mitte des Auges, Kinn, Kehle und alle untern Theile lebhaft orangengelb; Schwungfedern ſchwarzbraun, äußere Feder violet gerandet, in der Mitte der innern Fahne jeder Feder ein weißer Fleck, Schwanzfedern ebenſo, nur die beiden äußern an jeder Seite mit einem weißen Fleck. Iris graubraun, Beine bleifarb. Weibchen ſchmutzig olivengrün, an der Stirn und den untern Theilen gelbgrün. Länge 4 Zoll, Breite 7 Zoll. In den ſüdlichen Gegenden Braſiliens, in Gujana und Paraguay gemein. Er iſt lebhaft, beweglich, und fliegt ſchnell. Er wird häufig im Käfig gehalten. Seine Nahrung befteht in mancherlei Früchten, beſonders Orangen, Bananen und Goyaven, woran er großen Schaden thut. In Gujana ſchadet er ſehr dem Reis. Er bewohnt daher hauptſächlich angebaute Gegenden. Seine Stimme ſoll etwas derjenigen unſers Gimpels gleichen. Das Neſt iſt halbkugelförmig, dünne gewoben und beſteht aus dürren Gräſern. Zu dieſer Abtheilung gehören: Tanagra chlorotica. pl. enl, 144 f. 1. T. cayennensis. ib. f. 3. T. multicolor Vieill. T. Des marestii. T. diademata, Temm, pl. col. 243. T. musica, pl. col. 809. T. rufiventris, Lichtenst. 3. Dickſchnabel-Tangaras. Tanagrae crassirostres, Tangaras gros becs. Schnabel kegelförmig, dick, gewölbt, der Rücken der Oberkinnlade abgerundet. Taf. 51. Der Tangara mit bunter Kehle. Tanagra magna. Le grand Tangara. pl. enl. 205. Kopf, Hals, obere Theile des Körpers, Flügel und Schwanz olivengrün; Stirn und Backen blaugrau; vor dem Naſenloch ein weißer Streif, der bis zum Auge oder darüber hin fortlauftz Kinn und Kehle weiß, darunter ein gelbröthlicher Fleck, beide von einem ſchwarzen Längsſtreifen eingefaßt; Bruſt und alle untern Theile gelblich grau; Seiten grau; Iris leberbraun; Schnabel ſchwarz; Beine bleifarb. Das Weibchen iſt nicht verſchieden, nur die Farben etwas matter. Länge 9 Zoll 9 Linien. Breite 9 Zoll 9 Linien. Aufenthalt. In Braſilien in Wäldern und Gebüſchen, überall wo Wald und Gebüſche mit offenen Gegenden abwech— ſeln, auch oft ganz nahe bei den Wohnungen, und ebenſo in großen geſchloſſenen Waldungen. Auch in Cajenne. Eigenſchaften. Sie ſind ſchnell, beweglich und hüpfen in den Kronen der Bäume nach ihren Früchten umher. Ihr Flug iſt ſchnell und leicht. Man findet ſie meiſt paarweiſe. Ihr Lockton iſt ein feiner ziſchender Laut, der ſehr viel Aehnlichkeit mit der Stimme des Kirſchkernbeißers hat. Nahrung. Früchte aller Art, Orangen, Mamonen, Goyaven. Fortpflanzung. Reſt in belaubten Buſchbäumen, es beſteht aus grünem Moos. Eier unbeſchrieben. Dahin gehören: T. superciliaris, Spix T. 2. T. 47. T. at ra pl. enl. 714. 4. Cardinal⸗Tangaras. Tanagrae cardinales. Zungaras cardinals et collurions. Schnabel koniſch, etwas gewölbt; ein vorſpringender ſtumpfer Zahn an der Seite. Taf. 51. Die rothſcheitlige Tangara. Tanagra flammiceps. Tangara oriflamme. Temm. pl. col. 177. Männchen: Auf dem Kopf ein liegender Federbuſch von zerſchliſſenen hochrothen Federn, welche aus der Mitte des Kopfs entſpringen, einige Seitenfedern des Buſches haben ſchwarze Spitzen; Stirne, Seiten des Federbuſches, Backen und Hinterhaupt rothbraun; alle andern Theile des Körpers, Flügel und Schwanz ſind dunkel zimmetroth. Schnabel und Füße ſind braun. 132 Das Weibchen hat keinen Buſch; die Federn auf der Mitte des Kopfs find tabakbraun, und dieſe Farbe ift am ganzen obern Theil des Körpers die herrſchende, auf Flügel und Schwanz etwas ins olivenfarbe ſpielend. Länge 6 Zoll 8 Linien. Dieſe ſchöne Tangara wurde zuerſt von Azara unter dem Namen Habia rougeatre beſchrieben, und findet ſich alſo auch in Paraguay, der Prinz von Wied entdeckte fie in Braſilien in großen geſchloſſenen Waldungen. Sie lebt in der Brütezeit paarweiſe, übrigens in kleinen Geſellſchaften; ſie kriecht zuweilen an der Erde umher, bald aber findet ſie ſich hoch auf Bäumen. Eine bedeutende Stimme hat ſie nicht. Dahin gehören: T. capistrata. Spix. T. II. Tab. 54 f. 1. T. melanopis. Lath pl. enl, 714. T. silens, pl. enl. 742. T. axillaris (fasciata Licht,) Spix. T. II. Taf. 54 f. 3. T. palmarum. Wied. enl. 478 f. 2. T. bras iliensis. enl. 179 f. 1. T. coelestis. Spix. T. atricollis. Spix, T. rubrigularis, Spix. T. aurifrons, Spix. T. brunn ea. Spix. 5. Tangaras mit aufgetriebenem Schnabel. Tanagrae inflatae. Tangaras rhamphoceles. Schnabel koniſch; die untere Kinnlade in ihren Aeſten aufgetrieben. Taf. 52. Die blutfarbige Tangara. Tanagra brasilia. Tangara ecarlate. Tije-pirange. Männchen: Am ganzen Körper brennend ſcharlachroth, ſammetartig glänzend; Flügel und Schwanz ſchwarz; Unterkinnlade an der Wurzel weiß. Weibchen: dunkel graubraun am Unterrücken, und an den Untertheilen röthlich braun. Iris lebhaft und ſchön blutroth; Beine dunkelbräunlich roſtfarb; Schnabel bräunlich ſchwarz. Länge 7 Zoll. Breite 9 Zoll 8 Linien. Dieß iſt ein in Braſilien ſehr häufiger Vogel, deſſen herrliches Gefieder in den maleriſchen, mit ſchönen Blumen gezierten, Gebüſchen der waldigen Flußufer, oder in dem hellgrünen zarten Mimoſenlaube, den Naturforfcher entzückt. Man trifft dieſen Vogel mehr in den Gebüſchen längs den Waſſern, und in abwechſelnd offenen Gegenden als in den finſtern Urwäldern an. Er hüpft und fliegt in den dichten Gebüſchen umher, und läßt feine Lockſtimme zäpp, zäpp, zäpp hören. Auch in Rohrbrüchen nicht weit vom Meere iſt er häufig. Man findet ihn in kleinen Flügen, junge und alte durch einander gemiſcht. 0 Eigenſchaften. Es ſind muntere Vögel, welche ſtets in Bewegung ſind, den Menſchen wenig ſcheuen und leicht zu hießen ſind. Nahrung. Allerlei Beeren und andere Früchte, beſonders auch Orangen, welche alle Tangaras ſehr lieben. Inſekten ſcheinen ſie wenig zu freſſen. N Fortpflanzung. Reſt in der Gabel eines Baumaſtes; es beſteht aus Moos, iſt ziemlich tief, inwendig glatt mit Wurzeln und dürren Halmen ausgelegt, und enthält zwei ſchöne himmelblaue oder apfelgrüne, bräunlich beſprengte, und am ſtumpfen Ende mit ſchwarzen Zügen bezeichnete Eier. Dahin gehören: Der Purpur-Tangara, T. jacapa, und T. nigrogularis. Spix, T. 2. Taf. 47. 6. Pirol⸗Tangaras. Tanagrae tachyphonae. Tungaras Poriots, Schnabel kegelförmig, leicht gebogen, an der Spitze ausgeſchweift. Taf. 52. Die rothhaubige Tangara. Tanagra cristata. La houpette. pl. enl. 7. F. 2. Schwarz, an Schwungfedern und Schwanz etwas ins Braune ziehend; Unterrücken und ein Streif an der Kehle falb röthlich geib; der Bauch bräunlich überlaufen; der obere Flügelrand weiß; auf dem Scheitel ein Federbuſch von glänzend feuerfarben, oder aus dem Orangen- ins Zinnoberrothe ziehenden Federn. Iris braun; Beine fleiſchfarb. Länge 6 Zoll 3 Linien. Das Weibchen iſt ganz röthlich braun, auf Stirne und Unterrücken mehr röthlich, an der Kehle blaßgelb, Schwung— federn graubraun. Aufenthalt. Die großen Wälder des ſüdlichen Braſiliens; in kleinen Geſellſchaften in hohen belaubten Baumkronen. Eigenſchaften. Sie iſt in ſteter Bewegung, und hält ſich zu den Geſellſchaften der Manakins und anderer kleiner Vögel. Ihre Stimme iſt ein kurzer Lockton Nahrung. Früchte und Inſekten. Fortpflanzung unbekannt. Zu dieſer Abtheilung rechnet Vieillot: T. nigerri ma. pl. enl. 179 f. 2 et 711. T. bonariensis. pl. enl. 710. T. auri- capilla. Spix. T. 2 Tab. 52. T. rufiventer. ib. Tab. 50. T. cristatel la. ib. Tab. 52. T. ruficollis, ib. Tab. 53. f. 1. 2. 3. T. Vigorsii, rubescens, fringilloides, Suchii, Desmarestii, tenuirostris. N Wied macht aus den Tangaras mit faſt geradem, zugeſpitztem, faſt kegelförmigem Schnabel eine eigene Abtheilung, und zählt dazu die blaue Tangara, Tanagra coerulescens, aus Braſilien. Die rothe nord- und ſüdamerikaniſche Tangara, Tanag. mississippensis, zählt Wied zu den würgerartigen Tangaras, und Vieillot macht aus den Tangara mit geſtreiftem Kopfe, Tan. silens, eine eigene Gattung, Arremon, die aber von den Tangaras nicht unterſchieden werden darf. 133 4te Gatt. Dickſchnabel. Pachyrhynchus. Pachyrhinche. Spiæ. Dieſe Gattung ſteht zwiſchen den Wuͤrgern, Tangaras und Finken. Der Schnabel mittelmaͤßig lang, dick, hoch, rundlich conver, an der Stirne breit, an der Spitze gezaͤhnt, an der Schnabelwurzel einzelne Borſten; die Zunge an der Spitze geſpalten; die äußere Zehe an der Wurzel verbunden. Die Arten dieſer von Spir aufgeſtellten Gattung gleichen in ihrer Lebensart ſehr den Tangaras; ſie leben einſam in Gebüſchen. Es ſind ſtille Vögel, welche nur auf niedrige Bäume ſich ſetzen und von Inſekten leben. Man findet ſie nur in Südamerika. Taf. 52. Schwarzer Dickſchnabel. Pachyrhynchus niger. Pachyrhynche noir. Ganz ſchwarz; Deckfedern der Flügel weiß geſaumt. Länge 5 Zoll. Zu dieſer Gattung zählt Spi Pachyrh. variegatus, Cuvieri, cinerascens, rufescens, alle im zweiten Band ſeiner braſiliſchen Vögel abgebildet. Auch Psaris cajana wird dazu gezählt. Die Gattung bedarf überhaupt einer näheren Unterſuchung. Ste Gatt. Weber. Ploceus. Tisserin. Schnabel dick, hart, ſtark, verlaͤngert, kegelfoͤrmig conver, etwas gerade, ſpitzig, die Wurzel in die Stirne tretend, die Spitze etwas gebogen und zuſammengedruͤckt; Rand der Kinnladen nach innen umgebogen. Naſenloͤcher an der Wurzel, faſt am Ruͤcken des Schnabels, eifoͤrmig, offen. Fuͤße mittelmaͤßig, Lauf von der Laͤnge der Mittelzehe, die vordern Zehen an der Wurzel verwachſen. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder mittelmaͤßig oder kurz, die zweite und dritte etwas weniger lang als die vierte, welche die laͤngſte iſt. Die Vögel dieſer Gattung ſind alle in der alten Welt zu Hauſe, die größte Zahl gehört Afrika an; ſie wurden früher der Gattung Pirol und Kernbeißer (Oriolus et Loxia) zugezählt. Den Namen Weber haben ſie von der Kunſt erhalten, mit welcher ſie ihre Reſter bauen. Dieſe ſind nämlich mehr oder minder feſt und dicht gewoben und meiſt hängend, groß und von ſehr verſchiedener Form. Sie nähern ſich in dieſer Hinſicht ſehr den Pirols und Staardohlen, welche faſt ſämmtlich Neft- künſtler ſind. Auf der andern Seite gehen ſie in die Finken und Kernbeißer über, von welchen ebenfalls ſehr viele große Reſtkünſtler find. Wenn man daher alle Vögel, welche einen ähnlichen Kunſttrieb beſitzen, dazu zählen will, fo wird dieſe Gattung etwas verwirrt. Man hat mehrere Arten lebend in Europa gehabt und ihre Sitten in der Gefangenſchaft beobachtet. Herr Ploß in Leipzig beſaß davon vier Arten, den capiſchen Weber, Ploceus capensis, den gelben Weber, Ploceus textor, den Grenadierfink, Fringilla oryx, und den Blutſchnabel, Fringilla sanguinirostris, alle aus Afrika. Dieſe Arten haben ſämmt— lich als vorherrſchende Farbe ihres Gefieders gelb, grünlich, braun, auch zum Theil roth und ſchwarz, letztere beide Farben vorzüglich im Gefieder der ſchönen Jahrszeit und der Männchen. Alle Arten haben eine doppelte Mauſer, behalten aber die Schwung- und Schwanzfedern ein ganzes Jahr, und wechſeln dieſelben nur im Januar und Februar. Die Weibchen aber ſollen meiſtentheils nur einmal mauſern, und zwar wenn die Hauptmaufer der Männchen eintritt. Bei den letztern aber geſchieht die Mauſer ſehr regelmäßig jährlich zweimal. Die Männchen nehmen im Winter gewöhnlich die Farbe der Weibchen an, nur die Fringilla sanguinirostris macht dabei eine Ausnahme. Der Trieb zu flechten iſt dieſen Vögeln gewiſſermaßen dringendes Bedürfniß; finden ſie im Käfig keine Faden, ſo benutzen fie die vermauſerden Schwung- und Schwanzfedern, um dieſelben am Gitter ihres Behältniſſes zu ordnen. Giebt man ihnen ſtarke Faden, wollenes Garn von verſchiedenen Farben oder andere Stoffe, ſo umſpinnen ſie in zwei bis drei Tagen ein Stück Drathgitter vom Umfang eines Schuhes im Quadrat, wie eine undurchſichtige Wand, ſo daß man Mühe hat, die einzelnen Faden loszuflechten. Dunkelgrüne, gelbe und braune Faden ergreifen ſie zuerſt und lieber als rothe, weiße und hellblaue. Ein Fringilla oryx umfchlang einen 8 Zoll langen Faden 48 Mal um ſechs Drathſtäbe. Giebt man ihnen Platz und Materialien genug, fo bauen ſie ſelbſt ein unvollkommenes beutelförmiges Reſt. In der Sefangenfchaft bemerkte man dieſen Flechttrieb nur an den Männchen, ſo daß es faſt ſcheint, daß ſie auch im Freien die einzigen Baumeiſter ihrer Reſter ſeyen. Der Baglafecht, Ploceus abyssinicus, baut ein faſt pyramidenförmiges Neft, welches er an die Spitze eines über einen Fluß hängenden Baumzweiges hängt. Der Eingang des Reſts bildet ſich an der einen Seite gewöhnlich gegen Oſten. Die Höhle des Neftes iſt in zwei Abtheilungen oder Kammern getheilt, die erſte, in welche der Eingang führt, ſtellt eine Art von Vorkammer vor. Der Vogel ſteigt aus der erſten Kammer an der Scheidewand herauf und begiebt ſich auf den Grund der zweiten Kammer, wo die Eier liegen, welche dadurch gegen den Regen geſchützt find. Der Relikurbi, Ploceus pensilis, aus Madagascar, baut fein Net am Ufer der Bäche und hängt es gewöhnlich an die Blätter und Zweige eines Baumes. Es beſteht aus künſtlich in einander gewebten Rohrhalmen und Binſen, und bildet oben einen Beutel, worin der Vogel ſich aufhält. Auf der einen Seite dieſes Beutels iſt eine lange Röhre von eben dieſen Stoffen ſchicklich angepaßt, welche ſich nach unten herabzieht und den Eingang bildet. Im zweiten Jahre bauen dieſe Vögel ihr neues Neſt an das alte an, und ſo findet man oft fünf ſolcher Neſter an einander hängen, und auf einem Baume ſollen nicht ſelten mehrere hundert niſten. Der Tuknamcurvi, Ploceus philippinus, baut ein Neft in Form eines Deſtillirkolbens mit langer Röhre, und hängt es oben an einen Baumzweig. Der bengaliſche Weber hängt fein Heft meiſt an einen Palmbaum oder indiſchen Feigenbaum, der etwas über einen Bach hängt. Er verfertigt es aus langen Pflan— zenfaſern oder dürren Grashalmen, welche er genau in einander webt; dieſes Neft hängt er dann vermittelſt einer Schnur, welche oft eine Elle lang iſt, an die äußerſte Spitze eines ganz dünnen Zweiges, ſo daß es vom Winde hin und her bewegt wird. Es hat die Geſtalt einer Flaſche. Der enge eylindriſche Eingang führt zu dem weiten Theil des Neſtes, das aus zwei bis drei Abtheilungen beſteht, in der erſten Abtheilung ſitzt das Männchen und in der zweiten brütet das Weibchen die Eier aus. Die Weber find übrigens gefellfchaftliche Vögel; fie ſchreien viel, fingen ſchlecht und thun in den Pflanzungen oft großen Schaden. 34 Taf. 52, Der braunkoͤpfige Weber. Ploceus textor. Tisserin cup - more. Männchen: Kopf und Vorderhals ſchwarz, am Hinterhals ein kaſtanienbraunes halbes Halsband; Rücken ſchwarz und gelb gefleckt; Deckfedern der Flügel ſchwarz, mit ſehr breiten gelben Säumen; Bruſt und Unterleib dottergelb; untere Deckfedern des Schwanzes und Unterbauch hell gelb; Schwungfedern ſchwarz, gelb geſaumt, Schwanz ſchwarzgrau, olivengrün überlaufen, die äußern Federn mit gelbem Rand an der innern Fahne; Füße fleiſchfarb; Schnabel ſchwarz. 8 Weibchen: Kopf, Vorderhals und Gurgel hell eitronengelb; Rücken braun, Flügel braun, gelb geſaumt; Bauch weiß; Schwanz gelbgrün. Die Farbe verändert ſich nach der Jahrszeit; das Braune des Halſes wird im Herbſt rein gelb. Länge 6 Zoll. g Dieſer Vogel findet ſich am Senegal und im ganzen warmen Afrika, wo er ſehr gemein iſt. Er nährt ſich vorzüglich von Sämereien, und läßt ſich leicht zähmen; hält ſich auch in Europa gut. Man kann die zahmen mit Hanfſamen, Cana— rienſamen und Mehlwürmern füttern. Als Lockton hört man von ihnen einen kurzen kräftigen Pfiff, auch ſoll er angenehm ſingen. Sein Reſt bereitet er aus Grashalmen und Binſen, welche ſehr gut gewoben werden. Taf. 52. Der Tuknameurvi. Ploceus philippinus. Toucnam - courvi. Von der Größe eines Sperlings; das Geſicht und die Stirne ſchwarz, Kopf, Hals und Bruſt ſchön gelb; Hinterhals und Rücken gelb, ſchwarz gefleckt; Bauch weiß; Schwungfedern ſchwarz, weißlich geſaumt; Schnabel ſchwarz; Füße fleiſchfarb; Schwanz ſchwarz, gelblich geſaumt. Sehr gemein auf den Philippinen. 8 Es iſt ſchon ſeines Neſtes gedacht worden, welches die Geſtalt eines Deſtillirkolbens mit langer Röhre hat, und an feinem obern Theil aufgehängt if. Die zu dieſer Gattung gerechneten Vögel find noch ferner: Ploceus erythrocephalus pl. enl. 565 f. 4, 2; Inſel Frankreich. Ploceus cristatus; Afrika. Pl. jonquillaceus; Congo. P. atricapillus; Congo. P. bicolor; Afrika. P. collaris; Afrika. P. nigricollis; Congo. P. velatus; Südafrika. P. aurantius; Afrika. P. fringilla? Nord- amerika. P. flammiceps; Pondichery. P. aureus? P. socius? P. abyssinicus; Afrika. P. pensilis; Madagascar. 6te Saft. Fink. Fringilla. Moineau. Schnabel kurz, ſtark, koniſch, weniger breit als der Kopf, dick, zuweilen auch etwas ſchlanker. Schnabel— raͤnder gerade; die obere Kinnlade an der Spitze etwas gebogen, Firſte abgerundet, oder etwas eingedruͤckt, zuweilen tief in die befiederte Stirne eindringend. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, rund, nahe an der Stirne, zum Theil mit den Stirnfedern bedeckt. Laͤufe kuͤrzer als die Mittelzehe; die Zehen ganz getheilt. Fluͤgel kurz, die zwei oder drei erſten Schwungfedern abgeſtutzt, die dritte und vierte am laͤngſten. Schwanz verſchieden geſtaltet. Die Finken nähren ſich von allen Arten Sämereien, ſie hülſen die Samen aus, und laſſen die Hülſe fallen; nur ſelten genießen ſie auch Inſekten, und nicht alle Arten. Die Arten ſind über alle Gegenden des Erdballs zerſtreut, vorzüglich zahlreich find die Arten in den warmen Zonen. Sie brüten mehrere Mal im Jahr, leben meiſt geſellig in großen Schaaren, und viele, welche in kältern Ländern wohnen, find Zugvögel. Nach den Hühnern find es diejenigen Vögel, welche ſich am leichteſten zähmen laſſen, und in der Gefangenſchaft gut aushalten, ja ſelbſt brüten. Die größte Zahl der ausländiſchen Arten, und einige europäiſche mauſern zweimal im Jahr, in dieſem Fall tragen die Männchen im Winter ein dem Weibchen ähnliches Kleid. Die Jungen vor der erſten Mauſer ſind von den Alten etwas verſchieden. Männchen und Weibchen ſind bei den meiſten Arten ſehr verſchieden gefärbt. Viele haben einen ſehr angenehmen Geſang, und werden deßwegen häufig gezähmt gehalten, und ſelbſt in andere Länder gebracht, wo fie ſich in der Gefangenſchaft von Geſchlecht zu Geſchlecht fort— pflanzen, wie der Canarienfink. Viele find große Neſtkünſtler und verfertigen, wie die Weber, gewobene und gefilzte Reſter. Die meiſten niſten frei auf Bäume, wenige in Baum- oder Mauerlöchern. Sie ſind im allgemeinen nicht ſcheue, fliehen den Menſchen wenig und viele Arten leben mitten unter denſelben in Städten und Dörfern. Die Cultur gewiſſer Pflanzen hat einzelne Arten gar ſehr vermehrt, und viele ſind dadurch weit über einen großen Tbeil des Erdballs verbreitet worden, und haben ſich überall verbreitet, wo ihre Lieblingspflanzen angebaut werden. Sie haben alle ein geſundes und angenehmes Fleiſch. . Linne hat ſie in zwei Gattungen getheilt, in die Kernbeißer und die Finken, allein die Linne'ſchen Kernbeißer haben nichts ausgezeichnetes. Dagegen bilden ſie einige Familien, die man wohl auch nach der jetzigen Mode zu eben ſo viel Gattungen erhoben hat. Erſte Familie. Kernbeißer. Coccothraustes. Gros becs. Mit großem, hohem, an der Stirne plattem Kopf, ungewöhnlich ſtarkem, ganz kegelfoͤrmigem dickem Schna— bel; kurzen ſtaͤmmigen Fuͤßen; Fluͤgeln, an welchen die dritte Schwungfeder die laͤngſte, doch nur wenig laͤnger als die erſte und zweite iſt; kurzem, ſtumpf ausgeſchnittenem Schwanze, und kurzem ſtarkem Koͤrperbau. Kopf und Schnabel zeichnen ſich durch ihre Größe aus, und mit dem Schnabel können ſie ſehr harte Schalen zerſpalten, um zu den eingeſchloſſenen Kernen zu gelangen, von welchen fie ſich nähren. Ihre Nahrung finden fie mehr auf Bäumen 135 und Stauden, aber nicht auf der Erde. Sie leben einſam, oder in kleinen Geſellſchaften, in Wäldern und Gärten, bauen ihre Neſter auf Bäume, legen drei bis fünf grünliche, mit wenigen braunen oder grünen Flecken beſtreute Eier, und füttern ihre Jungen mit Inſekten auf. Taf. 53. Der Kirſchkernbeißer. Fringilla coccothraustes. Le gros bec. Synonimen. Kirſchbeißer, Kirſchfink, Kirſchklöpfer, Bollenbeißer, Kernbeißer. Loxia coccothraustes, Hanfinck or Grosbeae. Frossone commune. Kopf, Backen und Bürzel braunroth, an der Stirne heller; ein Kreis um den Schnabel, der Raum zwiſchen den Augen und die Kehle ſchwarz; am Nacken ein breites aſchgraues Halsband; Rücken und Deckfedern der Flügel dunkelbraun; auf den Flügeln ein weißer Fleck; die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſind an der Spitze breiter und wie abgeſchnitten, glänzend ſchwarz; Schwanzfedern an der innern Fahne weiß, an der äußern braunſchwarz, die untern Theile weinroth; Augenring blaßroth; Füße und Schnabel braungrau. Am Weibchen find alle Farben heller und weniger rein. Die Jungen ſind an der Kehle gelb; Geſicht, Backen und Scheitel ſchmutzig gelb, alle untern Theile weißlich mit braunen Flecken, da alle Federn braune Spitzen haben. Länge 7 Zoll. Aufenthalt. Der Kirſchkernbeißer bewohnt Europa von Schweden an, und ſoll auch im nördlichen und mittlern Aſien vorkommen. In den nördlichen Gegenden iſt er ein Zugvogel, in den wärmern ein Standvogel. Er bewohnt im Sommer nur waldige Gegenden, und zwar Laubwaldungen, reine Hadelhölzer vermeidet er. Man findet ihn während der Brutzeit nur paarweiſe, im Herbſt aber in kleinen Geſellſchaften, oder auch einzeln. Im Winter zieht er in die Baum- und Ziergärten. Eigenſchaften. Er iſt ein plumper und träger, aber doch ſcheuer und ſchlauer Vogel, der den Menſchen flieht. Er ſitzt oft viele Stunden auf einem Baume ohne bedeutende Bewegung, doch hüpft er auch ſchnell in den Zweigen herum. Am liebſten ſind ihm hohe und dichte Bäume, und er verbirgt ſich fo, daß man ihn oft lange knacken hört, ehe man ihn ſehen kann, weil er dabei ſo wenig Bewegungen macht. Auf der Erde hüpft er ſeiner kurzen Füße wegen ungeſchickt. Er fliegt ungern auf, und der Flug iſt zwar ſchnell, aber mit vieler Anſtrengung verbunden und ſchnurrend mit ſchnellen Flügelſchlägen. Seine Lockſtimme iſt ſtark und ſcharf zieh, auch zieh zieh ſchnell hintereinander gerufen, Der eigentliche Geſang des Männchens iſt nicht angenehm, und beſteht nur aus einigen ſchwirrenden und ſcharfen Tönen aus den Locktönen knips und zih in vielfältiger Wiederholung beſtehend, die er lange anhaltend hören läßt. Gefangen wird er ſehr bald zahm, allein er iſt immer bißig, und da er eine ſo große Gewalt in ſeinem Schnabel hat, ſo verwundet er andere Vögel, welche neben ihm gehalten werden, gefährlich. Auch gegen den Menſchen wehrt er ſich mit beißen und ſein Biß thut ſchmerzlich weh, ja wenn er einen weichen Theil ergreift, beißt er blutrünſtig. Er beißt in alles, was man ihm vorhält. Alle dieſe Eigenfchaften aber machen ihn zu keinem angenehmen Stubenvogel. Nahrung. Viele Arten harte Sämereien machen ſeine Hauptnahrung aus. Zur Kirſchenzeit ſind ihm die Kirſchkernen am liebſten, einen Kirſchenſtein zerdrückt er leicht mit ſeinem Schnabel; um das Fleiſch der Kirſchen bekümmert er ſich nicht, daher ſieht es unter einem ſolchen Kirſchbaume häßlich aus, da allenthalben das zerriſſene Kirſchenfleiſch umher liegt, oder auch noch an den Stielen hängt. Die Steine werden immer in zwei Hälften geſpalten und die Kernen ll Das Knacken hört man e und dieß verräth beſonders den Vogel, den man ſonſt nicht leicht gewahr würde. Im Herbſt geht er auf die Samen der Hain— und Rothbuchen. Daneben frißt er aber auch andere öhlhaltende Samen von vielerlei Pflanzen, und im Winter und Frühjahr Knoſpen von allerlei Bäumen, auch Inſekten, mit letztern füttert er beſonders ſeine Jungen. In der Gefangenſchaft frißt er Hanf, Lein⸗7X7 Rüb- und Sonnenblumenſamen, und die Kerne von Pflaumen und Rüſſen, auch Salat. Fortpflanzung. Das Neſt dieſes Vogels beſteht hauptſächlich aus Wurzelfaſern. Die erſte Unterlage beſteht aus dürren Reiſern, ſtarken Grashalmen und Wurzelfaſern; die zweite Lage hat meiſt gröberes und feineres Baummoos, was aber auch oft fehlt, und durch Wurzelfafern erſetzt wird, und das Innere beſteht abermal aus feinen Wurzelfaſern, und oft find Schweinsborſten, Wolle oder Pferdehaare mit untermengt. Das Neſt iſt unten ganz platt anzuſehen, bildet jedoch einen ſchönen Napf, iſt aber nur locker gebaut. Es ſteht bald hoch, bald tief, auf hohen oder niedrigen Laubbäumen. Die vier bis fünf Eier ſehen den Eiern des kleinen Würgers in Form und Farbe etwas ähnlich; fie find 12 bis 13 Linien lang und meift ziemlich bauchig; die Grundfarbe iſt aſchgrau mit verſchiedenen Abänderungen ins Gelbliche oder Grünliche mit ſchwarzbraunen und dunkel aſchgrauen Schmitzen, Strichen, Flecken und Adern, beſonders gegen das ſtumpfe Ende gezeichnet; oft bilden fie einen Kranz um dieſes ſtumpfe Ende, der übrige Theil iſt nur fparfam damit bedeckt. Männchen und Weibchen brüten gemein— ſchaftlich vierzehn Tage. Sie brüten meiſt nur einmal im Jahr. Feinde dieſes Vogels ſind die gewöhnlichen aller kleinen Vögel. Jagd. Da ſie ſcheu ſind, ſo ſind ſie meiſt ſchwer zu ſchießen, doch auf den Kirſchbäumen, und im Winter kommt man ihnen eher nahe. Man fängt ſie auch auf dem Vogelheerde oder in den Dohnen. Nutzen. Das Fleiſch iſt etwas hart und nicht fett, doch iſt es wohl eßbar. Schaden thun dieſe Vögel beſonders an den Kirſchbäumen, da ſie ſo viele Kirſchen verderben. Auch in den Gemüſegär— ten freſſen fie oft viele Sämereien, beſonders auch die Zuckererbſen. Wahrſcheinlich ſchaden fir, wie die Gimpel; auch durch das Abfreſſen der Fruchtknoſpen der Obſtbäume. Taf. 53. Der Cardinal-Fink. Fringilla cardinalis. Le cardinal gros bec. Loxia cardinalis. Cardinal gros beak, Männchen: Am ganzen Körper und an allen Theilen aufs lebhafteſte ſcharlachroth; der Schwanz lang, an der Spitze abgerundet, etwas weniger lebhaft roth. Die Stirne, die Gegend zwiſchen Augen und Schnabel und die Kehle ſammetſchwarz, 85 der N ſchwarz eingefaßt. Auf dem Kopf ein ſehr hoher aber zugeſpitzter Federbuſch; Schnabel dunkel fleiſchfarb; eine gelblich. 130 Weibchen. Gegend um den Schnabel nur ſchwärzlich; Scheitel, Hals, Seiten des Unterleibs nnd Aftergegend ſchmutzig weißröthlich; Bruſt und Bauch roth; Federbuſch kleiner, und nur an der Spitze roth; Hinterhals, Schultern und Oberrücken grau; Flügel und Schwanz braunroth. Länge 7 Zoll. Aufenthalt. Dieſer ſchöne Vogel lebt in den vereinigten Staaten. Er iſt ſehr gemein auf den Alleghany-Gebirgen, und bewohnt Neu-England bis Carthagena; auch auf den Bermudiſchen Inſeln iſt er ſehr zahlreich. In den nördlichen Gegenden wandert er, in den ſüdlichern Staaten aber iſt er Standvogel. Wilſon fand ihn im Winter an Straßen und in Zäunen, mit den Schneeammern und andern Finkenarten, in Flügen von vier bis ſechs Stücken. In Penſplvanien findet er ſich das ganze Jahr an den Rändern der Gehölze und an den Ufern der Bäche, in ſchützenden Höhlen mit Stechpalmen, Lorbeeren und andern immer grünenden Pflanzen bedeckt. Auch ſind ſie gerne in der Nähe von Maisfeldern, da die Maiskörner ihr liebſtes Futter ausmachen; auch in Obſtgärten finden ſie ſich oft ein. Eigenſchaften. Der ſchöne Geſang dieſes Vogels hat ihn zu einem der beliebteſten Stubenvögel gemacht, welcher auch nicht ſelten nach England und Frankreich gebracht wird. Wenig Vögel übertreffen den Cardinal an Reinheit, Lieblichkeit und Verſchiedenartigkeit der Töne, daher er auch den Namen der amerikaniſchen Nachtigall erhalten hat. In der Freiheit und in der Gefangenſchaft iſt er ein gleich fleißiger Sänger; viele Töne gleichen denen einer Flöte, und find eben fo angenehm als rein. Vom März bis zum September beginnt er mit den erſten Stunden des Tages ſeinen Geſang, und wiederholt ſeine Lieblings— ſtückchen wohl zwanzig bis dreißig Mal nach einander; und dieß mit wenig Unterbrechung den ganzen Morgen. Wenn auch ſolche Wiederholungen bei andern Vögeln langweilen würden, ſo iſt dieß bei der Reinheit und Höhe der Stimme und der öftern Abwechslung hier weniger der Fall; dieß verbunden mit der Schönheit ſeines Gefieders und der Lebhaftigkeit ſeiner Bewegungen, macht ihn zum Lieblingsſtubenvogel. Die Meinung iſt in Europa allgemein verbreitet: die amerikaniſchen Vögel überträfen zwar die europäiſchen an Schönheit der Farben, ſtehen ihnen aber in Hinſicht des Geſanges ſehr nach. Allein dieſe Meinung iſt durchaus falſch. Es giebt eben ſo viel herrliche Singvögel in Amerika, wie in Europa; ja im Gegentheil, die erſten möchten wohl den Preis davon tragen. Schon das iſt eine Thatſache, welche den europäiſchen Singvögeln zum Nachtheil dient, daß die ſchönſten Sänger nur kurze Zeit ſingen. Der Geſang des Cardinals iſt nach vielen Zeugniſſen dem der Nachtigall zu vergleichen; die Walddroſſel kommt der Nachtigall ſehr nahe, und ebenſo die braune Droſſel. Alle aber übertrifft die unermüdliche Spottdroſſel, und der amerikaniſche Mai wird durch den herrlichſten Geſang gewiß eben fo angenehm als der europäiſche. Dagegen iſt es wahr, daß die eigentlichen Sänger (Sylviae) in Europa weit mehr gute Sänger unter ſich zählen als die amerikaniſchen, und den lieblichen Grasmücken entſprechen keine amerikaniſchen Arten. Auch hat Südamerika wenig Sänger. Merkwürdig iſt es auch, daß das Weibchen des Cardinalfinken ſo ſchön und fleißig wie das Männchen ſingt. Die Männchen dieſer Art find ſehr eiferſüchtig, und ſtreiten gar heftig um die Weibchen; wenn man einen Spiegel vor den Käfig ſtellt, in welchem ein ſolches Männchen verwahrt iſt, ſo iſt es ſehr unterhaltend, wie es die Federn ſträubt und den Kampf mit dem vermeintlichen Nebenbuhler beginnen will; allein es dauert nicht lange, fo erkennt es feinen Irrthum und wird ruhig. Sein ſtarker Schnabel giebt ihm eine für die andern gefährliche Waffe, und ihre Streitſucht iſt zuweilen ſo groß, daß wenn Männchen und Weibchen in einem Käfig beiſammen ſind, nicht ſelten letzteres durch die Schnabelhiebe des Männchens ſchwer verwundet wird. Jung eingefangen werden ſie ſehr zahm, ſingen ſechs bis acht Monate des Jahres, und halten die Geſangenſchaft fehe gut aus. Sie find unter dem Namen der Virginiſchen Nachtigall allgemein bekannt. Nahrung. Dieſe beſteht in den Samen vieler Arten von Früchten, beſonders lieben ſie den Mais, und halten ſich zur Zeit der baldigen Reife meiſt nahe an dieſen Feldern auf. Aber auch Inſekten genießen fie, und man hat fie ſogar beſchuldigt, ſie fräſſen auch Bienen. Fortpflanzung. In den Monaten März und April beginnen die Männchen ihre Kämpfe um die Weibchen, und im Mai fangen ſie an, die Neſter zu bauen. Dieſes ſitzt in einem Stechpalmen-, Ceder- oder Lorbeerbuſch, und beſteht auswendig aus kleinen Zweigen, dürren Halmen und feinen Weinranken, inwendig iſt es mit feinen Grashalmen oder Wurzelfäſerchen ausgefüttert. Die vier Eier ſind auf ſchmutzig weißem Grunde dicht mit olivenbraunen Flecken beſprengt. Es iſt dieß einer von den Vögeln, welche das Ei des Kuhvogels ausbrüten müſſen. Dieſer Vogel hat nämlich die Gewohnheit unſers europäiſchen Kuckucks, feine Eier durch andere Vögel ausbrüten und ſeine Jungen durch andere aufziehen zu laſſen. Er gehört unter die Gattung der Staardohlen, und iſt der einzige amerikaniſche Vogel, der dieſe ſonderbare Gewohnheit hat, da die amerikaniſchen Kukuke doch ſelbſt brüten. Wir werden das Nähere über dieſe fonderbare Gewohnheit bei Anlaß der Naturgefchichte des Kukuks näher beleuchten, hier nur das anführen, was auf den Cardinalfinken Bezug hat. Der Kuhvogel (Psarocolius pecoris) legt ein Ei in das Reſt eines andern Vogels, wartet aber damit, bis der Beſitzer des Reſtes angefangen hat, feine eigenen Eier zu legen. Das Kuhvogelei ſoll immer in der Mitte der andern liegen, und daher einen oder zwei Tage früher auskommen als die eigenen Eier des Brütevogels, welche mit bebrütet werden, ohne jedoch auszukommen; denn mit dem Auskommen des Fremdlings kommen die eigenen Eier immer weg, man weißt noch nicht eigentlich wie oder wohin, und das Stiefkind wird mit derſelben Zärtlichkeit und Sorgfalt erzogen, als nur immer der Vogel für feine eigenen Jungen haben könnte. Was das merkwürdigſte iſt, ſelbſt das Männchen iſt eben ſo beſorgt als das Weibchen, und freut ſich über den Fremdling, wenn er auch nicht in ſeinem eigenen Reſte iſt aufgezogen worden. Wilſon erzählt darüber eine ſehr merkwürdige Thatſache: Er fette einen jungen Kuh— vogel mit einem männlichen Cardinalfinken in ein Käfig. Der Cardinal ftaunte einige Minuten den Fremdling an, da dieſer aber zu ſchreien anfing, brachte er ihm ſogleich Nahrung, und ſorgte von dieſem Augenblick an ſo lange für ihn, bis er ſelbſt feine Nahrung nehmen konnte. Man gab ihm Heuſchrecken, und wenn dieſe für den Pflegling zu groß waren, wurden fie zerſtückelt und auf dieſe Art ihm gereicht. Sechs Monate lang blieben dieſe Vögel beiſammen, und der Kuhvogel wollte ſeiner— ſeits feine Dankbarkeit dadurch zeigen, daß er das Geſang feines Pflegvaters nachzuahmen ſuchte, allein es gelang ihm nicht, und er mußte bei ſeinem elenden Gequakſel bleiben. Da der Cardinal daneben ein ſo ſtreitſüchtiger Vogel iſt, ſo iſt dieſe Geſchichte um ſo merkwürdiger, und ſie wird kaum in der ganzen Naturgeſchichte der Vögel noch einmal vorkommen. Die Verſuche, den ſchönen Cardinal auch in der Gefangenſchaft zur Paarung zu bringen, ſind mißlungen. Jung aufgezogene erlangen in der Gefangenſchaft ſelten ihr herrlich rothes Kleid, ſondern bleiben immer blaſſer, und auch lang gefangen gehaltene verlieren die Farbe in etwas durch die künſtliche Nahrung, welche fie in der Gefangenſchaft erhalten. Fang. Der Fang dieſes Vogels ſcheint nicht ſchwer zu ſeyn, da er nicht ſcheu iſt. Nutzen leiſtet er durch ſein Fleiſch; welches ſehr ſchmackhaft iſt, noch mehr aber durch ſeinen herrlichen Geſang Vergnügen. Der Schaden erſtreckt ſich beſonders auf die Maisfelder, und iſt wahrſcheinlich, da ohnehin dieſe nützliche Frucht viele Feinde hat, nicht ganz unbedeutend. 137 Wenn man Verſuche machen würde, dieſen herrlichen Singvogel in die Wälder des gemäßigten und wärmern Europas zu verpſlanzen, ſo würden ſie ohne Zweifel wohl gelingen, und er wäre viel angenehmer als ſein europäiſcher Vetter, der Kirſchkernbeißer, der gar nicht fingen kann. Zu dieſem Vogel ſtehen nahe Fringilla grossa pl. enlum. 154. aus Nordamerika; auch kann man Fringilla cana- Reden den: 152. aus Nordamerika dahin rechnen. Fringilla ludovicana, Buonap. Fring, coerulea; alle drei aus ordamerika. ; Zweite Familie. Sperlinge. Pyrgit ae. Moineaur. Mit mittelmaͤßigem, ſtarkem, dickem, kreiſelfoͤrmigem, gewoͤlbt ſpitzem Schnabel; ſtarken, ſtaͤmmigen Fuͤßen und ſchwachen Naͤgeln; kurzen, ſtumpfen Fluͤgeln, an welchen die vorderſte Schwungfeder kaum etwas kuͤrzer als die drei folgenden iſt, welche an Laͤnge alle andern uͤbertreffen. Der Schwanz iſt etwas kurz, am Ende ſehr wenig ausgeſchnitten oder abgeſtumpft; der Kopf dick, doch nicht groß, mit flacher Stirn; der Koͤrper kurz und ſtark. Sie wohnen theils in Städten und Dörfern oder ganz in der Nähe der Wohnungen, theils in Wäldern und felſigen Gegenden, wandern nicht, leben von allerlei Sämereien, ſowohl öhligen als mehligen, beſonders von Getreidekörnern, welche letztern ſie den öhligen Samen vorziehen; ſie genießen aber auch gerne Früchte verſchiedener Art, Kirſchen, Feigen, Pflaumen und Beeren, und im Sommer fangen ſie auch Inſekten. Sie ſuchen ihre Nahrung theils auf der Erde, theils auf Stauden und Bäumen. Sie niſten in Löchern und engen Höhlen, meiſtentheils hoch, legen drei bis ſechs weißliche, grau geſprenkelte Eier, manche brüten mehrmal des Jahres, und erziehen ihre Jungen mit Inſekten, welche ſie ihnen im Schnabel bringen, da der kleine Kropf wenig faßt. Sie baden fich bald im Waſſer, bald im Sande und Staube. Für unſere Oekonomie find manche ſehr nachtheilig; doch iſt der Nachtheil vielleicht allzu hoch angerechnet worden, und kann ſehr gemindert werden. Taf. 53. Der ſpaniſche Sperling. Fringilla hispaniolensis. Moineau espagnol. Scheitel und Nacken lebhaft kaſtanienbraunroth; Rücken und Mantel ſchwarz, alle Federn weißgelb geſaumt; Kehle, Vorderhals und ein ſchmaler Gürtel auf der Bruſt tiefſchwarz, kaſtanienbraun überlaufen; an der Bruſt ein ſchwarzes, kaſtanien— braun und weiß gemiſchtes Halsband, der ganze Unterleib an den Seiten mit langen ſchwarzen Flecken, fo daß nur die Mitte des Bauchs und des Unterleibs rein weiß ſind. Die Seiten des Halſes vom Schnabelwinkel an bis auf die Schultern rein weiß, ſo wie die Backen und auf der hintern Seite von dem Kaſtanienbraun des Nackens auf der vordern und untern vom ne Kehle und der Schultern fcharf begränzt; Unterrücken ſchwarz; der Schnabel ſtärker und länger als am gemeinen Dausſperling. Das Weibchen iſt unbekannt. Größe des Hausſperlings. Aufenthalt und Vaterland. Spanien, die Gegend um Gibraltar und Algeſiras, Sieilien, Egypten und Java. Er ſcheint in allen heißen Gegenden, wo er ſich findet, die Stelle des Hausſperlings zu vertreten. Wahrſcheinlich iſt er nur die ſüdliche Ausartung unſers Hausſperlings; doch unterſcheidet er ſich viel mehr von demſelben als der eiſalpiniſche Sperling, der in 0 Italien vorkommt. Auch in der Gegend von Niffa ſoll der fpanifche Sperling vorkommen, und vielleicht auch in Sardinien. Eigenſchaften. Ueber ſeine Lebensart iſt durchaus nichts bekannt, allein es kann wohl kaum einem Zweifel unterworfen ſeyn, daß ſie ſehr wenig von derjenigen unſers gemeinen Sperlings verſchieden ſeyn wird. Taf. 53. Der Hausſperling. Fringilla domestica. Le Moineau, Scheitel und ein Theil des Hinterhalſes braun, blaugraulich überlaufen; über die Augen gegen den Hals hin lauft eine kaſtanienbraune Binde; Hinterhals kaſtanienbraun; Raum zwiſchen Schnabel und Auge und Kehle tiefſchwarz; Seiten des Halſes weiß, graulich überlaufen, beſonders an den Backen, die untern Theile dieſer Gegend mehr rein weiß; die ſchwarzen Federn an der Kehle weiß geſaumt; Rücken und Dedfedern der Flügel kaſtanienbraun, jede Feder in der Mitte mit einem ſchwarzen Fleck; über die Flügel lauft ein weißer Streif. Das Weibchen iſt am Kopf und Hinterhals graubraun, und ebenſo alle obern Theile, die Federn auf den Schultern ſind ſchwärzlich gefleckt; der ſchwarze Halsfleck fehlt, und alle untern Theile ſind ſchmutzig grau, der Bauch weißlich. Länge des alten Männchens 5 Zoll. Weiße Sperlinge, oder gelbliche find nicht felten. Verbreitung und Aufenthalt. Der Haussperling iſt über das ganze eentrale Europa von den Provinzen des ſüdlichen Frankreichs an bis zum arktiſchen Kreiſe verbreitet, und ſoll auch in Sibirien vorkommen. In Italien ſoll er ſehr ſelten ſeyn, indem er dort von dem eisalpiniſchen Sperling vertreten wird, und jenſeits der Pyrenäen wird er vom ſpaniſchen erſetzt. Er lebt in Dörfern und Städten, ſo wie auch auf einzelnen Meierhöfen. In der Schweiz ſind ſie in den meiſten Gegenden in der größten Menge vorhanden, überall wo ſich nur Menſchenwohnungen vorfinden. Er iſt um ſo häufiger, wo Getreidefelder, oder große Gärten in der Nähe ſind. Im Sommer und zur Zeit der Getreidereife gehen ſie wohl aus Städten und Dörfern nach den benachbarten Feldern und fallen in großen Schaaren auf dieſelben, und im Herbſt ziehen ſie ſich oft nach den Weinbergen; allein im Winter verlaſſen ſie die Dörfer und Städte nur ſelten, und manche bleiben auch wohl faſt das ganze Jahr immer in derſelben Gegend, wo ſie genug Nahrung haben, und der ganze Kreis, in welchem ſie ſich herum— treiben, beſteht in einigen Gärten und Hühnerhöfen. So lange die Fortpflanzungszeit u find fle paarweiſe vertheilt, ohne E 138 jedoch ihre Nachbaren zu fliehen und ſich mit ihnen zu vereinigen. Des Nachts ſchlafen fie unter den Dachſparren und Dächern der Häuſer, oder hinter Fenſterladen, in Mauerlöchern oder andern Schlupfwinkeln, immer wo möglich hoch. Oft verſammeln ſie ſich gegen den Herbſt in großen Geſellſchaften zur Nachtruhe in dichte und hohe Bäume, beſonders auf Prome— naden, wo fie vor dem Schlafengehen oft ſich aufs heftigſte zanken. Eigenſchaften. Der Hausſperling ſcheint ein vlumper und ungeſchickter Vogel zu ſeyn, allein er iſt einer der klügſten Vögel, die wir kennen. So dreiſt er da iſt, wo er keine Nachſtellung zu fürchten hat, und oft auf wenig Schritte an ſich kommen läßt, ſo aufmerkſam und ſchlau iſt er, wenn es darauf ankommt, Gefahren zu vermeiden. Er kennt ſeine Umgebungen genau, und ſtudirt fie aleichfam aus. Ohne Scheue fällt er vor den Augen in der Nähe der Menſchen auf eine Weinlaube, oder auf ein Bett mit Zuckererbſen, oder andern ihm angenehmen Pflanzen, und läßt ſich weder durch Lärm, noch durch Steinwürfe leicht verjagen, und kaum hat man ihn von einer Stelle verjagt, fo iſt er ſchon wieder an einer andern, oder wartet ruhig im nächſten Baume oder Zaun, oder unter dem Dache verborgen ab, bis man weggegangen iſt, um dann ſogleich wieder zu kommen. Weder Vogelſcheuhen noch andere aufgeſtellte Schreckmittel vertreiben ihn auf die Länge, anfangs bleibt er freilich einige Zeit entfernt, allein bald wird er des Dings gewohnt, und läßt ſichs in der nächſten Umgebung wohl ſchmecken. Selbſt wenn man die Weintrauben mit Garnen bedeckt, ſo ſchrecken dieſe ihn nicht lange, und er kriecht wohl hinter dieſelben und frißt die reifen Trauben. Dagegen entgeht er den aufgeſtellten Fallen aller Art leicht; und wenn einer einmal darein gefallen iſt, ſo dient dieß andern zur Warnung, und ſie kommen dem gefährlich ſcheinenden Dinge nicht mehr zu nahe. Sehr ſchwer iſt er zu täuſchen, und immer auf ſeiner Hut. Wird einmal nach ihnen geſchoſſen, gleichviel ob einige getroffen werden oder nicht, ſo fliehen ſie, wo nicht die Gegend, doch den Schützen, ſo bald er ſich nur immer blicken läßt. Die Oeffnung einer Thüre oder eines Fenſters entgeht ihrer Aufmerkſamkeit nicht, und fo wie ſich etwas ungewohntes blicken läßt, find fie gleich auf der Flucht. Den Unbewaffneten aber laſſen ſie ſich immer nahe kommen. So entgehen dieſe Vögel mitten unter den Menſchen doch den meiſten Gefahren, und Verfolgungen können ſie nur ſchüchtern und aufmerkſam machen, aber ihnen wenig fchaden. So geſellig ſie ſind, ſo zanken ſie ſich zur Begattungszeit doch öfters, da die Männchen eiferſüchtig auf einander ſind; es entſteht oft zwiſchen vier bis fünf Männchen der lebhaftigſte Streit, fo daß fie unter dem heftigſten Geſchrei einander verfolgen, ſich oft auf einem Klumpen verbeißen, von den Dächern herunter wälzen, und blindlings ſich Gefahren ausſetzen, wie man es beſonders im Frühjahr öfters ſieht. Sie fliegen mit Anſtrengung doch ſchnell , aber ſelten hoch , und ſtarke Winde machen ihren Flug unſicher. Sie ſetzen ſich auf Bäume und Geſträuche, auf Zäune und Dächer, ſo wie auf den Boden, auf welchem ſie ſchwerfällig hinhüpfen; dagegen vermeiden ſie dichte Gehölze und Wälder, wo man ſie nie antrifft. Ihre bekannte Stimme ſchilp, oder tſchieb, laſſen fie ſehr oft hören, aber einen Geſang haben fie nicht. So einfach ihre Stimme auch ſcheint, können ſie durch die verſchiedene Modulation derſelben alle ihre Bedürfniſſe und Leidenſchaften aus— drücken, und ſich einander in Gefahr warnen. Nahrung. Dieſe iſt ſehr manigfaltig und beſteht aus allerlei mehligen und öhligen Samen, fo wie aus weichen Früchten. Unter erſtern frißt er am liebſten Waizen und Hafer, auch Reis und Hirſe, dann Mohn- und Salaͤtſamen, Kohl-, Rüb- und Hanfſamen, Sonnenblumen- und Svinatſamen, Zuckererbſen, von letztern beſonders auch die Keime der eben aufgehenden Pflanzen. Von Obſt ſind Kirſchen, Zuckerpflaumen, Feigen und Weintrauben ihnen am liebſten; aber auch viele Arten von Inſekten, Blüthenrauven, Kohlraupen, Mai- und Roſenkäfer und ihre Larven, auch Heuſchrecken. Im Winter gehen ſie auf die Exkremente der Pferde, und laſſen ſich durch geſtreute Brodkrummen leicht vor die Fenſter gewöhnen. Sie hülſen alle Samen aus, kleine Raupen freſſen ſie ganz, und den Käfern und Heuſchrecken reißen ſie Flügel und Füße ab. Sie trinken oft und baden ſich dabei ſehr häufig. Fortpflanzung. Die Sperlinge brüten zwei bis drei Mal im Jahr, und alle fangen ſchon im März an, ihr Neft zu bauen. Dieſes Neſt iſt gar ſehr verſchieden angebracht und beſteht aus einem Klumpen weicher Materialien, Strohhalmen, Werg, Heu, Borſten, Wolle, Garn, Haaren, Federn, Zeuglappen und Papierſchnitzeln. Es iſt in einem Mauerloch, oder unter den Dachrafen, oder unter hohlen Dachziegeln, auf Balken oder hinter Wetterbrettern angebracht, ſelten niſten fie in hohlen Bäumen und noch ſeltener frei auf großen Bäumen, im letztern Falle iſt das Reſt ballartig und bis auf ein Loch ganz zugemacht, aber das Gewebe doch ſehr locker. Sehr oft vertreiben die Sperlinge die Hausſchwalben aus ihrem Nefte, und quartiren ſich da ein, zuweilen werfen fie die jungen Schwalben heraus. Sie beziehen oft das alte Neft mehrere Male, oder bauen ſich auch ein neues. An den Seiten alter Storchenneſter bauen fie auch ſehr oft ihre eigenen Reſter an. Immer; machen fie ihr Neft fo hoch fie können, und nie nahe an der Erde. Die Sperlinge find ſehr verliebte Vögel und begatten ſich ſehr oft, wobei immer die Paare ſich zuſammenhalten und ſich treu ſind. Die Eier, deren fünf bis ſechs, in der erſten Brut ſogar ſieben und zuweilen acht in einem Reſte ſich finden, find ſchön eiförmig und haben auf blaulich oder grünlichweißem Grunde eine größere oder kleinere Menge brauner und aſchgrauer Punkte, meiſt nur feine, oft aber auch größere Fleckchen, oft find ihrer fo viele, daß alles damit überdeckt iſt, bald nur wenigere. In einem Nefte mit gewöhnlichen Eiern fand ich auch einſt ein ganz rein weißes. Die Schale iſt zart, glatt, aber wenig glänzend. Die Brütezeit dauert vierzehn Tage und das Brüten wird von beiden Gatten abwechſelnd ausgeübt. Vierzehn Tage nach dem Ausfliegen der Jungen hat das Weibchen meiſt ſchon wieder Eier gelegt. Feinde haben fie an Katzen, Wieſeln, Mardern, Ratten, und beſonders an den kleinen Raubvögeln, vorzüglich dem Sperber, dem Thurmfalken und dem großen Würger. Der Sperber holt fie oft unter den Dächern hervor, und verfolgt den geängſtigten Sperling in Zimmer und Küchen, ſo daß er ſelbſt dabei oft gefangen wird. Fang. Sie ſind leicht zu ſchießen, wenn es nur ſelten gefchieht, aber bald lernen fie den Schützen kennen und fliehen ihn. Auf andere Art lebend zu fangen gelingt ſelten, beſonders mehrmal hinter einander, und ein der Gefahr entgangener Sperling ſcheint die andern warnen zu können. Da wo ſie ſchlafen kann man fie am beſten überraſchen. Nie aber gehen fie mit den Finken oder andern Vögeln auf den Heerd. Nutzen. Das Fleiſch iſt gut, doch von alten etwas bitter und zähe. Durch Vertilgung einer ſehr großen Menge von Inſekten erſetzen ſie einigermaßen den Schaden, den ſie in Gärten und Feldern durch ihre Gefräßigkeit anrichten. Es iſt immer gut, auf ihre Verminderung zu denken, was beſonders dadurch geſchieht, wenn man die Jungen aus den Neftern nimmt. Durch das Schießen können fie am leichteſten abgeſchreckt werden, aber dann gehen fie nur in die Nachbarfchaft. Mit Waizen, der durch eine Abkochung von Brechnuß vergiftet iſt, und auf die Dächer geſtreut wird, kann man ſie auch vergiften. Zu dieſer Abtheilung gehören von inländiſchen Vögeln: Der italieniſche Sperling Fring. cisalpina, in Italien und Sizilien lebend. Der Bergſperling, oder Ringelſperling, Feldſperling, Fring. montana; auf Feldern 139 und in Zäunen in der Nähe der Dörfer. Der Steinſperling, Fring. petronia; aus dem wärmern Europa. Von ausländiſchen: Der capiſche Sperling, Fring. arcuata, am Cap. Der Flammenfink, Fring. oryx, vom Cap. Der Feuerfink, Fring. ignicolor, in Rubien und Abyſſinien. Eine geographiſche Unterabtheilung könnte man aus den nordamerikaniſchen Arten machen, welche Wilſon unter den Namen Fringilla caudacuta, palustris, arborea, hudsonia, melodia, savanna, passerina, socialis, pusilla, ferruginea, leucophrys und maritima beſchrieben und abgebildet hat. Dritte Familie. Edelfinken. Fringillae nobiles. Pincons. Mit geſtreckterem, laͤnglich kreiſelfoͤrmigem, nicht dünn zugeſpitztem Schnabel; weder hohen noch ſtarken Fuͤßen, und mittelmaͤßigen, ſpitzigen Naͤgeln; ſchmalen, ziemlich ſpitzigen Fluͤgeln, an welchen die zweite Schwung— feder nur etwas laͤnger als die erſte und dritte iſt, uͤberhaupt die vier erſten faſt gleich lang und viel laͤnger als alle uͤbrigen ſind, und gegen das Ende ſehr ſchmal werden. Der Schwanz iſt etwas lang und am Ende etwas gabelfoͤrmig. Der Kopf ſchmal und etwas klein, mit flacher Stirn; der Koͤrper ſchlank und geſtreckt. Sie bewohnen Gärten und Wälder, auch felſige Gegenden, halten ſich in kleinern oder größern Geſellſchaften zuſammen, in kältern Gegenden wandern ſie. Sie leben von allerlei Sämereien, vorzüglich von öhlhaltigen, welche ſie meiſt vom Boden aufleſen, und freſſen im Sommer auch Inſekten, welche ſie ſogar im Fluge fangen können. Sie niſten auf Aeſten, zwiſchen Baumzweigen und auf der Erde, (doch letzteres thut nur eine Art,) bauen künſtliche und gefilzte Nefter, und die Eier der mehrern ſind blaß grünlich, braun oder röthlich gefleckt. Sie füttern ihre Jungen mit Inſekten, welche ſie ihnen im Schnabel zutragen. Ihr Fleiſch wird ſehr geſchätzt. Taf. 33. Der Schneefink. Fringilla nivalis. Gros bec niverolle, Pincon de neige. Snow - Finch. Kopf und Hinterhals ſchön aſchgrau; der Mantel und ganze Rücken kaffebraun, etwas dünkler gewölkt; die Deckfedern der Flügel und die hintern Schwungfedern rein weiß, die ſechs längern Schwungfedern aber ganz ſchwarz, auch an der Achſel eine ſchwarze Feder; die obern Deckfedern des Schwanzes und die mittleren Schwanzfedern ſchwarz, letztere mit einem ſehr ſchmalen weißen Saum, die übrigen Schwanzfedern rein weiß, die vierte und fünfte innere an der Spitze mit einem ſchwarzen Fleck; die Kehle grau, ſchwärzlich gefleckt; da die Federn ſchwarz mit weißer Spitze ſind, aber nie ganz ſchwarz, alles übrige weiß. Der Schnabel im Winter gelb, im Sommer ſchwarz; die Füße ſchwarz. Der Augenring braun. Der Nagel der Hinterzehe lang und gekrümmt. Männchen, Weibchen und Junge ſind wenig verſchieden. Das ganze Gefieder iſt weich, zerſchliſſen und ſehr dicht. Die Länge 6 Zoll. Aufenthalt. Die höchſten Bergrücken des mittlern Europa, in der Schweiz, Tyrol, dem ſüdlichen Frankreich und den Pyrenäen. Nur einzelne verflogene Exemplare kommen im Norden vor. Nilſon erwähnt nur eines Exemplares, welches er in Schweden geſehen. Dagegen ſoll er auf den Gebirgen Sibiriens, des Caucaſus und Perſiens vorkommen. In den europäiſchen Alpen iſt ſein Aufenthalt im Sommer nur auf den höchſten, nahe an den ewigen Schnee angrenzenden, felſigen, wilden Alpen, immer über der Region des Holzwuchſes. Im Frühjahr, Spätherbſt und Winter aber kommen ſie tiefer herunter und bei grimmiger Kälte und tiefem Schnee ſogar in die Thäler, aber ſo wie der Schnee wieder ſchmelzt, ſteigen ſie wieder aufwärts. Zur Paarungszeit ſieht man fie paarweiſe, außer derſelben aber meiſt in kleinern oder größern Geſellſchaften. Im Winter ziehen fie beſonders an die Gebirgsſtraßen und gegen die oberſten bewohnten Dörfer, wo die Saumroſſe durch— gehen, aus deren Koth fie die unverdauten Körner aufſuchen. Auch im Sommer find fie in der Nähe der oberſten Alphütten, wo fie ſogar niſten. Nie aber wandern fie aus, ſondern find bloß Strichvögel. Diejenigen, welche Bechſtein und Naus mann in Deutſchland geſehen haben, ſcheinen daher eher aus Norden gekommen zu ſeyn. Eigenſchaften. Der Schneefink ift in feinem Benehmen ſehr ungleich, bald ſcheu und vorſichtig, bald dagegen ſich leicht bloßgebend; er ſoll das Vermögen nicht beſitzen, ſtillſtehende Gegenſtände von einander zu unterſcheiden. Er iſt ein anſehnlicher, munterer, unruhiger und kräftiger Zogel, lauft und hüpft auf der Erde wie der Buchfink, auch hat er einen ähnlichen Flug. Wenn er aufgeſcheucht wird, ſchwingt er ſich oft hoch auf und ſcheint weit fliegen zu wollen, kehrt aber oft in einem großen Umkreiſe wieder zurück, und läßt ſich faſt auf derſelben Stelle wieder nieder. Sein gewöhnlicher Lockton auf den Alpen iſt tri, tritri, auch ſchreit er kip, kip, und oft laſſen ſie ein helles ſie, ſie, faſt wie die Rohrammer, hören; ihre Jungen warnen fie bei Gefahren durch ein ſchmetterndes grröb. Sonſt haben die Männchen einen nicht unangenehmen zwitſchernden Geſang. Man ſieht den Schneefink immer am Boden oder auf Steinen und Felſen ſitzen, auf Bäume und Geſträuche gehen fie nie. Ihr warmes Kleid macht fie fähig, die ſtrengſte Kälte und Stürme und Schneegeſtöber aushalten zu können. Nahrung. Dieſe beſteht in allerlei Sämereien, von mehligen und öhlichten Pflanzen. Im Winter beſuchen ſie beſonders die Straßen, wo Saumroſſe hingehen, oder die Häuſer auf den Bergpäſſen, wo auf- und abgeladen wird. Im Magen ſolcher findet man dann Hafer oder Reis. Sie ſollen auch Tannen- und Fichtenſamen gerne genießen, ebenſo den Lerchen— ſamen. Im Sommer freſſen fie meiſt Inſekten;, doch ohne die Sämereien, welche nach und nach reifen, zu verachten, und ihre Jungen nähren fie faft ganz mit Inſekten. Knoſpen und Blätter ſollen fie nicht freſſen. Es iſt ſchwer zu begreifen, wie fie ſich den Winter durch und im Frühjahr ernähren können, und doch find fir im Winter immer fett und gut genährt. Fortpflanzung. Der Schneefink niſtet in den Spalten ſchroffer und meiſt faſt unerſteiglicher Felſenwände; aber auch unter den Dächern der Alpenhütten, wie z. B. auf dem Berghauſe auf dem Splügen, im Hoſpitz auf dem großen St. Bern— hard. Das Neft iſt groß, aus feinen dürren Heuhalmen dicht zuſammengelegt; die inwendige Rundung mit Pferdehaaren, Wolle und Federn von Schneehühnern und andern Vögeln ſparſam ausgefüttert. Im Ganzen iſt es gut gebaut, mit ſehr dicken Wänden, und es wird wohl meiſtens ſo geſtellt, daß es von obenher Schutz erhält, ſey es durch überragende Felſen oder durch die Dachbedeckung. Dieß iſt ſehr nöthig, da wohl kaum eine Brutzeit vergeht, ohne daß Schnee fällt, obwohl dieſe erſt auf 140 Ende Mai oder im Juni ftatt hat. Die Eier machen eine Ausnahme von allen europäifchen Finkeneiern; fie find rein weiß, ohne den mindeſten Flecken, größer als die Eier des Buchfinken, ſchön eiförmig bis an die Spitze, welche ſich ſchnell zuſpitzt. Jagd und Fang. Man kann den Schneefinken ziemlich leicht ſchießen, beſonders im Winter, und da ihrer viele beiſammen ſind, ſo fallen oft mehrere in einem Schuſſe. Ob man noch andere beſondere Arten kennt, ſie zu fangen, iſt unbekannt. Feinde haben ſie an den Sperbern, dem Thurmfalken und an den kleinen Raubthieren, welche im Sommer zuweilen die hohen Alpen beſuchen, wie die Wieſel. Nutzen und Schaden ſind für uns ganz unbedeutend. Das Fleiſch iſt vortrefflich, ſaftig und ſett. Taf. 54. Der Bergfink oder Gaͤgler. Fringilla montifringilla. Gros bec d’Ardennes. Synonimen. Waldfink, Tannenfink, Miſtfink, Kothfink, Winterfink, Goldfink. Fringilla lulensis, Linn., Faun, suec. Fringilla flammea. Beseke. Pincon d' Ardennes; Bramble Finch; Brambling, Lath. Fringilla montanino. Kopf, Backen, Nacken, Seiten des Halſes und Oberrücken am alten Männchen ſchön ſchwarz; Kehle, Vorderhals, Bruſt, Schultern und kleine Deckfedern der Flügel ſchön roſtroth orangefarb; über die Flügel laufen zwei weißgelbe Querſtreifen, welche einen ſchwarzen einfaſſen; Schwungfedern ſchwarz, roſtfarb geſaumt; Schwanz ſchwarz; Bürzel und Bauch weiß; Seiten roſtgrau, ſchwarz gefleckt. Bei jüngeren Männchen und bei den Weibchen ſind die ſchwarzen Theile des Kopfes und Rückens ſchwarz und roſtbraun bunt. Der Schnabel hornfarb, mit ſchwarzer Spitze. Beim Weibchen find alle Farben ſchwächer und unreiner. Länge 615 Zoll. ü Vaterland und Aufenthalt. Die Länder des nördlichen Europa nahe und innerhalb des arktiſchen Kreiſes, in Schweden, Norwegen, Finnland und Lappland; wahrſcheinlich auch im nördlichen Aſien, in Waldungen. Im Herbſt wandern ſie regelmäßig in großen Schaaren nach Deutſchland, Holland, Frankreich, der Schweiz und Italien. Bei uns kommen ſie in der erſten Hälfte des Oetobers an, und werden dann häufig gefangen. Den Winter durch bleiben fie hier, und ziehen im Frühjahr wieder nach Norden, um zu brüten. Sie folgen auf ihren Wanderungen beſonders den waldigen Gebirgszügen. Im Winter nähern fie ſich den Dörfern und ſuchen auf Aeckern und an Straßen, oft auch in den Dörfern ſelbſt, Nahrung. Ihre Wanderungen beginnen mit Tagesanbruch, und ſie fliegen hoch durch die Lüfte; im Frühjahr ziehen ſie auch des Nachts. In ihrem Heimathsorte bewohnen fie beſonders die Nadelwälder, weniger die Laubwälder, die fie jedoch auch nicht fliehen. Eigenſchaften. Rur auf den Wanderungen leben ſie geſellig und friedſam mit einander; die einzelnen ſind dagegen ſehr zänkiſch und bißig, und wenn man mehrere zuſammen bringt, ſo beißen ſie ſich oft ſogar todt. Sie beißen ſcharf und öfters blutrünſtig, und haben viel mehr Kraft in ihren Schnäbeln als die Buchfinken. Sie ſind noch weniger ſcheu als dieſe, und ſcheinen überhaupt wenig intellectuelle Fähigkeiten zu haben. Daneben ſind ſie kräftige und dauerhafte Vögel, im Fluge und Gang dem Buchfinken ähnlich; auf dem Boden ſchreiten und hüpfen ſie, und fliegend machen ſie Bogen. Die Kälte können ſie leicht aushalten. Ihre gewöhnliche Stimme klingt jak, jak oder jak, oder quäk und zuweilen ſchruik, was eigentltch der Grund ihres ſchlechten Geſanges iſt, welcher aus ziſchenden und kreiſchenden Tönen beſteht. Sie werden ſehr leicht zahm, haben aber nichts empfehlendes und beißen ſich auch mit andern Vögeln immer herum. Nahrung. Die öhlhaltigen Samen mehrerer Pflanzen, Fichten- und Tannenſamen, Bucheckern-, Mohn-, Hanf-, Raps⸗ und Leinſamen, Salat,-Diſtel- und Hanfneſſelſamen, Erlen- und Birkenſamen, Beeren; im Hunger auch Hafer und Waizen, und im Sommer Inſekten. Sie hülſen alle Sämereien aus und freſſen nur die Kerne. Fortpflanzung. Dieſe geſchieht nur im Norden und zwar tief in Norden, bis zum 69 Grad, fo weit überhaupt noch Fichten- und Birkenwaldungen angetroffen werden. Nicht einmal im ſüdlichen Norwegen und Schweden niſten fie, und wenn man einzelne niſtende Pärchen im nördlichen Deutſchland zuweilen antreffen ſoll, ſo gehört dieß zu den größten Seltenheiten. Sie bauen in Fichten- und Birkenwälder, gewöhnlich fo, daß in einem Walde viele zerſtreute Neſter angetroffen werden. Das Neſt ſteht auf dichten Zweigen, nahe am Schaft des Baumes, meiſt an denſelben anlehnend. Es iſt ein ſehr künſtliches Neſt, und ſoll in allem dem des Buchfinken ſehr ähnlich ſeyn. Es beſteht aus Moos und zarten Halmen, und iſt ſehr feſt gewoben oder gefilzt, auswendig oft mit Baumflechten ſchön belegt, daher nicht leicht zu entdecken; inwendig iſt es mit Haaren und Federn dicht und warm belegt. Die fünf bis ſieben Eier ſind ebenfalls denen der Buchfinken ſehr ähnlich. Der Grund iſt grünlich weiß oder gelblich, und auf dieſem Grunde ſtehen einzelne dunke,Lraune Punkte und leberbraune Brandflecken. Die Jungen werden mit Inſekten aufgefüttert. Ob ſie mehr als eine Brut im Jahr machen, iſt unbekannt. Feinde haben ſie im Norden am Zwergfalken, dem ſie die Hauptnahrung im Sommer ausmachen. In unſern Gegenden ſind hingegen Sperber und Habichte ihre Hauptfeinde. ü Jagd. Sie ſind leicht zu ſchießen, vorzüglich aber werden ſie zu tauſenden auf dem von ihnen vorzüglich ſo genannten Finkenheerd gefangen, auf welchen man auch den Buchfink in Menge fängt. In einigen Gegenden werden mit dem Blaſerohr des Nachts viele hunderte herunter geſchoſſen, indem man die Bäume, worauf die Schwärme dicht ſitzen, mit Fackeln erleuchtet und dadurch die Vögel ſo blendet, daß ſie nicht wegfliegen. Der Nutzen für unſere Gegenden beſteht nur in ihrem Fleiſche, und Schaden thun ſie keinen. Zu dieſer Abtheilung gehört von inländiſchen Arten nur noch der gemeine Fink oder Buchfink, Fringilla coelebs; ein allgemein bekannter und über ganz Europa verbreiteter Vogel, deſſen Geſang den kommenden Frühling ſchon ſehr frühe verkündigt. In nördlichen Gegenden iſt er Zugvogel, in wärmern Stand- oder bloß Strichvogel, wenigſtens das Männchen; die Weibchen ziehen öfters allein weg. Von ausländifchen Finken gehören zu dieſer Abtheilung: Loxia dominicana, Lath,, und Loxia cucullata; beide aus dem ſüdlichen Amerika. Ferner: Der Fink von Teneriffa, Fring. canariensis, Vieill. (nicht zu verwechſeln mit dem Canarien-Zeiſig); der venfylvanifche Fink, Fr. pensylvanica, Lath,; Nordamerika. Der rothköpfige Fink, Fr. erythrocephala, Lath.; aus der Inſel Frankreich. Der abyſſiniſche Fink, Fr. abyssinica; Abyßinien und Senegal. Der geſträubte Fink, Fr. orispa; Vaterland? Der hinefifche Fink, Fr. sinica; aus China. Der indiſche Fink, Fr. indica, Gmel.; aus Indien. 141 Vierte Familie. Haͤnflinge. Lig urin i. Zinottes. Mit an der Wurzel faſt rundem, kurzem, dickem, aͤcht kreiſelſoͤrmigem, ſcharfſpitzigem Schnabel; niedrigen, ſchwaͤchlichen Fuͤßen; kleinen, ſchlanken Naͤgeln; ſchmalen, ſpitzigen Fluͤgeln; an welchen die erſte und zweite Schwungfeder faſt gleich lang, und die laͤngſten unter den uͤbrigen ſind. Der Schwanz iſt mittelmaͤßig, am Ende gabelig, die Spitzen ſcharf. Sie haben einen ziemlich kleinen, etwas flachen, hinterwaͤrts abgerundeten Kopf und einen meiſt ſchlanken Koͤrper. Sie wohnen in Wäldern und Gärten, einige auch in rauhern Gebirgsgegenden, ſind geſellſchaftlich wandern aus Rorden ſüdlicher oder überwintern in gemäßigten Gegenden. Sie nähren ſich von allerlei Sämereien, doch meiſtens von öhligen, welche ſie auf dem Boden aufleſen, aber auch von den Pflanzen und Bäumen herabholen. Sie niſten mehrentheils im Gebüſch, in Hecken, oft nahe an der Erde, oder auch auf Bäumen, doch nicht ſehr hoch, und bauen ſich künſtliche Neſter, legen fünf bis ſechs Eier, meiſt von grünlich weißer Farbe mit rothen Punkten. Sie brüten zweimal im Jahre, und füttern ihre Jungen mit geſchälten und im Kropfe erweichten Sämereien auf. Sie baden ſich im Waſſer, nur ſelten im Staube, und haben einen angenehmen Geſang. Taf. 54. | Der Bluthaͤnfling. Fringilla canabina, La grande Linotte. Synonimen. Rothhänfling, Hanffink, Flachsfink, Rothbrüſtiger Hänfling. Ligurinus canabinus, Koch. Gros bee Linotte, Temm. Greater redheaded Linnet or Redpole. Montanello maggiore. Fringilla linota, Gmel. Scheitel, Bruſt und Seiten derſelben, beim alten Männchen im Frühlingskleid karmoiſinroth, an den Rändern der einzelnen Federn roſenroth; Kehle und Vorderhals weißlich, mit braunen Längsflecken; Stirne und ein Streif über und unter den Augen weißlich; Nacken, Hinterhals und Seiten aſchgrau; Rücken, Schultern und Deckfedern der Flügel kaſtanienbraun; Seiten braunröthlich; Mitte des Bauchs und Aftergegend weiß; die vordern Schwungfedern ſchwarz, an der äußern Fahne weiß geſaumt und inwendig mit einem breiten weißen Fleck; Regenbogenhaut braun; Schnabel dunkelbläulich; Füße rothbraun. Im Herbſt und Winter mangeln der rothe Scheitel und die rothe Bruſt, da die rothe Farbe von den grauen Spitzen der Federn bedeckt wird, und erſt durch das Abreiben zum Vorſchein kommt. Dem Weibchen mangelt überall die rothe Farbe; Bruſt und Seite des Bauchs ſind braun gefleckt, und bei Jungen iſt der Rücken auch dunkelbraun gefleckt. Länge 51, Zoll. Aufenthalt und Vaterland. Die Verbreitung dieſes Vogels erſtreckt ſich über faſt ganz Europa, den hohen Norden ausgenommen. Sie ſind keine Zugvögel, ſondern bloß Streichvögel, welche im Winter von einem Ort zum andern ziehen, beſonders im Oktober, wo ſie in Schaaren ſich auf den Feldern lagern. Im März kehren ſie an die Brutörter zurück. Man findet fie nie in dichten Wäldern, fondern nur in jungen Schlägen oder neuen Holzpflanzungen am Rande der Wälder, in kleinern Vorhölzern, in Gegenden, wo Aecker und Wieſen mit einander abwechſeln, auf Brachfeldern, an ſonnigen Rainen und in Weinbergen; im Spätſommer auf Stoppeläckern und in Kohlfeldern. Des Nachts begeben fie ſich in einzelne Nadel- bäume, in dichte lebendige Hecken; im Winter in die ſtrauchartigen Eichen und Buchen, welche noch Laub haben und ihnen Schutz gewähren. Eigenſchaften. Der Hänfling iſt ein munterer, ſcheuer, vorſichtiger und flüchtiger Vogel; er iſt gelehrig, geſellig und zärtlich gegen ſein Weibchen. Das Männchen ſingt außer der Begattungszeit ſelbſt im Winter fleißig. Die Pärchen trennen ſich das ganze Jahr durch nicht, und wo einer der Gatten ſitzt, da iſt gewiß auch der andere nicht weit; wo einer hinfliegt, fliegt auch der andere. Sie ſind überhaupt geſellig, und oft fliegen ſelbſt in der Begattungszeit mehrere Pärchen mit einander; niſten auch nicht ſelten in geringer Entfernung von einander. Auf den Gebüſchen und auf Bäumen ſitzen ſie immer frei, find aber vor Nachſtellungen immer auf ihrer Huth, und nur beim Nefte zutraulicher. In Geſellſchaften find fie ſcheuer als wenn ſie einzeln ſind, was aber nie lange dauert, da ſie ſogleich die Geſellſchaft wieder aufſuchen. Auf der Erde hüpfen ſie in ſtarken Sprüngen und mit geſtrecktem Halſe. Sie fliegen ſehr getrennt und geſchickt, ſchwenken ſehr gut in der Luft, und durchfliegen oft weite Räume. In ſehr kalten Wintern ziehen fie oft weit umher, ohne jedoch ganz wegzuwandern, nur gar zu große Kälte kann ſie tödten. Der Hänfling iſt ſeines Geſanges wegen ein ſehr beliebter Stubenvogel, wenn er ſchon nicht ſo zahm wird, wie viele andere, wenn er alt eingefangen wird. In der Stube erzogen wird er ſehr zahm, iſt dann ſehr gelehrig, und lernt allerlei Kunſt— ſtückchen, vorzüglich auch ahmt er fremde Vogelgeſänge nach, und lernt künſtliche Melodien; ja er ſoll ſogar menſchliche Worte nachſprechen können. Flötende Töne lernt er eben ſo gut wie der Gimpel; wenn er jung aufgezogen wird, ſo lernt er auch leicht die Geſänge der Canarienvögel, Zeiſige, Stieglitze, Lerchen, Finken, und ſelbſt der Nachtigall. Selbſt die Weibchen ſingen, aber in weit geringerm Grade. Die Lockſtimme iſt ein kurzes hartes Gäck, oder Gäcker. Sie locken mehr im Fluge als im Sitzen, und beide Geſchlechter laſſen auch noch andere angenehmere Töne hören, wie Lü oder Ly. Der eigentliche Geſang iſt aber abwechſelnd und ſehr angenehm, und ertönt meiſtens vom Gipfel eines Baumes herab, oder auch im Fluge. Im Käfig ſingt er einzig in der Mauſerzeit nicht. Nahrung. Dieſe beſteht faft einzig in Sämereien, und namentlich in öhlhaltigen; doch ſoll er auch die jungen Blättchen aufgehender Samen und Baumknoſpen benagen. Die Arten der Samen, welche er genießt, find ſehr zahlreich, daher find fie auch im Stande, im Winter leicht ihre Nahrung zu finden. Am liebſten ſind ihnen die Samen der Kreuzblumen, wie Kohl, Rübſaat, Rettig, Senf, aber auch Mohn, Hanf, Lein, Salat, Spinat, Wegerich und eine ganze Menge ähnlicher Samen. Alle werden ausgehülſet und zerbißen. Sie trinken viel und picken auch gerne Salz. In der Gefangenſchaft giebt man ihnen Mohn -, Hanf- und Rübſamen, auch Canarienſamen. Vom Hanffamen allein werden fie zu fett. Auch die Jungen find leicht aufzuziehen, anfänglich mit in Milch geweichter Semmel und Mohnſamen, nachher mit eingeweichtem Rübſamen. Fortpflanzung. Der Bluthänfling niſtet in Vorbergen, in niedrigem Nadelholz, jungen Tannen-, Fichten-, Kiefern— Wachholder- und Dornbüſchen, in Gärten in Johannis- und Stachelbeerenbüſchen, oder auch in Weißdornhecken und an 36 142 ähnlichen Orten, beſonders auch in geſchnittenen Bäumen. Der Standort des Neſtes iſt ſehr verſchieden, von 2 bis 6 Fuß hoch vom Boden und auch wohl noch höher. Naumann fand ſogar Neſter unter den Giebeln von an Gärten ſtoßenden Strohdächern. Kurz an den verſchiedenſten Orten. In Weinländern findet man das Reſt auch in Weinbergen. Das Neſt iſt mit mittelmäßiger Kunſt gebaut, aber immer von dichtem Gewebe, und beſteht, je nach dem Orte, aus gröbern Stengeln von Gräſern, Wurzelfaſern, mit Wolle, Faden und ähnlichen Materien durchwoben, inwendig aber mit noch weichern Materien, Pferdehaaren, Schweinsborſten, ſehr feinen Wurzelfaſern, oder auch mit Pappel- oder Weidenwolle und Diſtelflocken ausgefüttert. Sie brüten ſchon in den letzten Tagen des März, und wählen zu erſten Brut wo möglich immer grünende oder ſehr früh ausſchlagende Pflanzen. Männchen und Weibchen bauen gemeinſchaftlich am Reſt, doch arbeitet das Männchen mehr. Das erſte Mal legt das Weibchen meiſt 5, bei ſpätern Bruten gewöhnlich nur 4 Eier. Sie find ſelten ſchön eiförmig, meiſt kurz oval, oder bauchig; die Schale zart, glatt, wenig glänzend, blaulich weiß, mit feinen violetten und roſtrothen Punkten, mit ſchwärzlichen gemiſcht. Ihre Menge iſt ſehr ungleich und oft fehlen ſie ganz. Das Weibchen brütet allein dreizehn bis vierzehn Tage. Die Jungen aber werden von beiden Gatten ſehr eifrig gefüttert; ſie fliegen oft weit um Futter zu holen, und die Jungen ſchreien nicht oft und nicht laut. Nach Na umanns Beobachtungen ſollen die Alten den Unrath der Jungen verſchlucken und vom Neft entfernt wieder ausſpeien. Nach 10 bis 42 Tagen können die Jungen ſchon fliegen. Sie niſten gerne wieder an demſelben Orte, den ſie einmal gewählt haben, und beſuchen ihn mehrere Jahre hinter einander; fie verlaſſen auch das Neft nicht leicht, und Naumannn hat Verſuche gemacht, ihnen die Eier wegzunehmen und ſolche von Canarienvögeln zu unterſchieben, welche auch glücklich ausgebrütet und von den Hänflingen aufge— füttert wurden, wodurch man ſehr ſtarke Canarienvögel erhält. Auch wenn man die eigene Brut ausnimmt, und in der Nähe des Reſtes in einen Bauer thut, fo werden fie von den Alten aufgefüttert. Der Hänfling brütet jährlich zweimal, ja zuweilen dreimal. Feinde hat dieſer Vogel beſonders an den kleinen Sperbern, dann an Katzen und andern kleinen Raubthieren, an den Elſtern und Würgern. Jagd. Sie ſind nur an den Brutörtern leicht zu ſchießen, ſonſt ſind ſie ſcheu und vorſichtig, auch auf andere Art ſind fie nicht leicht zu fangen, und nur beim Reſte gelingt dieß leicht. Sie nützen durch ihr angenehmes fettes Fleiſch, und durch ihren Geſang, vertilgen auch eine Menge Unkraut, deſſen Samen ſie freſſen. Der Schaden an einigen Küchengewächſen iſt unbedeutend. Zu dieſer Abtheilung gehören: Der Berghänfling, Fringilla flavirostris oder montium; im nördlichen Europa. Der Grünhänfling oder Grünfink, Fringilla chloris; in Deutſchland und Centraleuropa. Der Girlitz, Fring. serinus; in vielen Gegenden Deutſchlands und der Schweiz. Fuͤnfte Familie. Zeiſige. Spin i. Serins. Mit duͤnnem, ſchwach kegelfoͤrmigem, duͤnn ſpitzigem; von der Spitze etwas zuſammengedruͤcktem Schnabel; niedrigen, ziemlich ſtarken Fuͤßen, und ſtarken ſcharfen Naͤgeln; langen ſpitzigen Fluͤgeln, an welchen die drei erſten Schwungfedern von gleicher Laͤnge; der Schwanz von mittlerer Laͤnge und am Ende gabelicht ausgeſchnit— ten; der Koͤrper ſchlank. Sie wohnen in Wäldern und in freien Gegenden, in Baumgärten und Gärten, einige nur in Gebirgen; ſind ſehr geſellig, und wandern oder ſtreichen zum Theil in großen Schaaren. Sie kommen ſeltener auf den Boden als andere Finken. Sie nähren ſich von allerlei öhligen Sämereien, beſonders auch Baumſamen, und hängen ſich an die Spitzen der Zweige oder Stauden, an denen ſie geſchickt herumklettern; dagegen freſſen einige auch zuweilen Inſekten und ihre Larven. Sie niſten auf Bäume, nur einige in niedrige Gebüſche, und legen 4 bis 6 Eier, welche grünlichweiß ausſehen und mit rothen Punkten bezeichnet ſind. Sie füttern die zarten Jungen anfangs mit kleinen Inſektenlarven, ſpäter mit im Kropf erweichten Sämereien. Sie bauen ſich ſehr nette und künſtliche Neſter; find lebhafte und muntere Vögel, welche ſich meiſt leicht zähmen laſſen und ſich als Stubenvögel gewöhnen. Sie ſind ſehr gelehrig und laſſen ſich zu Kunſtſtücken abrichten, lernen Buchſtaben zuſammen ſetzen u. dgl., einige lernen andern Melodien nachpfeifen. ; Taf. 54. Der Citronzeiſig. Fringilla citrinella. Le venturon de Provence. Stirn, Gegend über den Augen, Kehle, Gurgel und Bruſt ſchön gelbgrün, am Bauche ins Grüngelbe, am After ins Hochgelbe übergehend. Scheitel, Rücken und Deckfedern der Flügel zeiſiggrün; Nacken, Hinterhals und Seiten des Halſes ſchön aſchgrau, ebenſo die Seiten des Unterleibs; über die Flügel läuft zwiſchen zwei gelbgrünen Querſtreifen ein ſchwärzlicher. Flügel und Schwanzfedern ſchwarzgraulich, an der äußern Fahne mit grüner Kante. Der Schwanz etwas gegabelt. Am Weibchen ſind alle Farben unreiner, und der Unterleib mehr grau. Länge 4 Zoll 8 Linien. Aufenthalt. Im Sommer die höheren Alpenwälder der Schweiz, Tyrols, Savoyens, und wahrſcheinlich auch auf den Pyrenäen. Im Winter verläßt er die Alpen, und zieht wahrſcheinlich nach Italien und dem wärmern Frankreich, und ſoll - überhaupt ein Bewohner des wärmern Europa's ſeyn; wenigſtens wird er von Savi als ein Bewohner Toscana's, von Bonelli als ein Bewohner Piemonts, und von Ro ur als ein Bewohner der Provence angegeben, wo er auch niſten ſoll, was mit der beſtimmten Erfahrung, daß er in der Schweiz nur die hohen Alpenwälder bewohnt und nur auf ſeinem Zuge, Frühjahr und Herbſt, über die ebenern Gegenden ſtreicht, ſehr im Widerſpruche ſteht. Eigenſchaften. Es iſt ein munterer und ſehr lebhafter Vogel der in beſtändiger Bewegung iſt, und dabei immer Töne von ſich gibt. Man hört ihn auch bei ſchlechtem Wetter, wenn es-ſchneit und ſtürmt. Immer hüpft er in den hohen Tannen umher, und bleibt außer der Brütezeit nicht lange an einem Ort. Auf der Erde hüpft er in ſchnellen Sprüngen herum. Nach Nahrung fliegt er oft ziemlich weit, und iſt nicht ſehr ſcheu. Junge und Alte halten in großen Geſellſchaften zufammen, und 143 man ficht fie in den Bergthälern oft auf den Wegen herumfliegen, ſich auf die Zäunungen ſetzen und auf den Stall- und Hüttendächern der Alpgegenden umher hüpfen. Friſch eingefangen ſind ſie etwas wild, und es dauert lange, ehe ſie ganz zutraulich werden; auch werden ſie es nie in dem Grade wie der Zeiſig oder Diſtelfink. Sie gewöhnen ſich anfangs nicht leicht an das Stubenfutter, und viele ſterben bald; wenn ſie ſich aber einmal eingewöhnt haben, ſo dauern ſie oft viele Jahre. Es ſind fleißige und angenehme Sänger, und das Männchen ſingt in der Freiheit oft fliegend. Der Geſang kommt dem des Zeiſigs in etwas nahe, aber weit mehr gleicht er dem Geſang des Girlitz, mit dem er ſehr viel Aehnlichkeit hat; mit dem Geſang des Canarienzeiſigs hat er keine Aehnlichkeit. Hat man mehrere beiſammen, ſo locken ſie den ganzen Tag didel, didl, didl. Sie freſſen viel, und beim Freßnapf beißen fie ſich unter einander auch wohl, fenft aber leben fie ſehr friedlich. Gegen die Natur des Zeiſigs, der, einmal an feinen Bauer gewöhnt, nicht leicht entflieht, iſt der Citronfink ſehr begierig nach Freiheit und entwiſcht leicht durch jede Oeffnung, wie die Meiſen; oft durch den Freßtrog. Nahrung. In der Freiheit Tannen- und Fichtenſamen, und allerlei andere Sämereien; beſonders liebt er den Samen des Löwenzahns, und dieſer dient ihm im Sommer zur vorzüglichſten Nahrung. Auch iſt ihm der noch weiche Samen angenehm, wenn die Blume noch nicht lange abgeblüht hat; er ſetzt ſich auf den Stengel, ſinkt mit demſelben, und weiß recht gut unten zur Seite eine Oeffnung zu machen und den Samen herauszupicken. Wahrſcheinlich liebt er auch die Samen anderer ähnlicher Pflanzen, Diſteln, Hieraceen u. ſ. w. Im Käfig wird er mit Hanfſamen, Wägerich, Hühnerdarm, Mohn und Reps erhalten. i Fortpflanzung. Die liebſten Brutörter find die lichten Stellen an den Grenzen der Nadelholzwaldungen auf den Alpen und in höher liegenden Alpenthälern, nicht in Dickichten, auch nicht in niedern Thälern, wenigſtens in der Schweiz. Schon im April, wenn die Witterung nicht zu rauh iſt, bauen fie ihre Nefter. Das Männchen iſt vom Weibchen unzertrennlich, und begleitet dasſelbe bei allen feinen Verrichtungen. Das Weibchen baut aber ſein Neft allein, bald niedriger, bald höher, auf oder zwiſchen die Zweige einzeln ſtehender Tannenbäume. Die Kleinheit und die Unruhe des Vogels erſchweren ſehr das Aufſuchen des Neſtes. Dieſes iſt von Außen meiſt etwas ſtruppig, platt, ausgedehnt und von grünlich grauer Farbe. Es beſteht aus grobem Erdmoos und wenigem Baummoos, gröbern Reiſerchen von Heidelbeerſträuchern, allerlei Pflanzenſtängelchen und Grashalmen, iſt inwendig auf dem Grunde mit der grauen Samenwolle verſchiedener Pflanzen, mit Ziegen- und Pferde— haaren oder auch Schafwolle ausgelegt, manchmal auch mit Federchen. Die vier bis fünf Eier gleichen ſehr denen des Diſtel— zeiſigs, fie find länglich oval, ſchmutzigweiß oder hell grünlichblau, mit matten, kleinen, blutfarbigen Flecken und dunkelbraunen Punkten und Kritzelchen, beſonders am ſtumpfen Ende bedeckt, welche aber leicht abgewaſchen werden ſollen, daher auch zur Zeit des Auskommens der Jungen oft zum Theil verſchwunden ſind. Nach den Beobachtungen des Herrn Conradi, dem man die nähere Kenntniß der Fortpflanzung dieſes Vogels verdankt, brütet das Männchen nicht, bringt aber dem Weibchen während dem Brüten Nahrung. Dieſe Beſchäftigung iſt auch Schuld, daß das Männchen während dieſer Zeit wenig ſingt. Die Jungen ſchreien, wenn fie das Neft verlaſſen haben, wie die jungen Stieglitze, zin, zin. Sind fie einmal flügge, fo führt der Vater die Familie an, welche den ganzen Sommer beiſammen bleibt, im Herbſt aber ſich mit andern vereinigt. Feinde hat dieſes Vögelchen mit allen andern kleinen Vögeln gemein. Nutzen und Schaden aber iſt für unſere Oeconomie durchaus unwichtig. Taf. 54. Der Canarienvogel. Fringilla canaria. Le Serin de canarie. Scheitel, Hals und Rücken find bräunlich, indem jede Feder in der Mitte braun, an den Rändern grau iſt; Stirn, Seiten des Kopfes, Bürzel, Gurgel, Bruſt grüngelb, an den Seiten mit braunen Längsſtreifen; die untern Theile des Bauches, die kleinen Deckfedern der Flügel, und die Aftergegend ſind weißlich; die größern Deckfedern, Flügel und Schwanz braun, die äußere Fahne mit gelbgrünem Rande; der Schnabel iſt hornfarbig; die Beine braun. Am Weibchen ſind die Farben weniger lebhaft. Aufenthalt. Die Ufer kleiner Flüſſe und Bäche, in feuchten Gebüſchen auf den Canariſchen Inſeln, vielleicht auch auf mehrern Theilen des feſten Landes von Afrika, wo wenigſtens ganz ähnliche Arten angetroffen werden. Wann die erſten Canarienvögel nach Europa kamen, iſt unbeſtimmt, aber nach einer Sage ſollte um die Mitte des ſiebenzehnten Jahrhunderts ein Schiff nebſt andern Waaren auch eine Menge Canarienvögel nach Livorno bringen, verunglückte aber an den Küſten der Inſel Elba, die Vögel kamen bei dem Schiffbruch in Freiheit, flogen ans Land und vermehrten ſich daſelbſt. Nachher wurden ſie aber alle eingefangen und ſind daſelbſt auch nicht mehr wild zu finden. Der Geſang der wilden ſoll aber bei weitem nicht fo angenehm ſeyn, als derjenige der zahmen, und es iſt merkwürdig, daß man, in Frankreich wenigſtens, in neuern Zeiten nicht dahin gelangen konnte, ſolche Wildlinge weder mit ſich ſelbſt noch mit zahmen Canarienvögeln zu paaren. Dieß ſoll zuerſt iſt Italien gelungen ſeyn, woher die erſten Canarienvögel ſich verbreiteten. Die urſprüngliche Raſſe dieſes allbekannten Stubenvogels weicht in der Farbe ſehr von derjenigen unſers Canarienvogels in der Gefangenfchaft ab. Die Beſchreibung des Canarienvogels, wie er bei uns in der Gefangenſchaft ſich vorfindet und abgebildet iſt, kann gar wohl übergangen werden, da dieſer Vogel allgemein bekannt iſt. Auch bei ihm hat ſich die Hausge— noſſenſchaft darin wirkſam bewieſen, daß feine Farben ſich fo ſehr geändert haben. Die gewöhnliche Farbe iſt gelb, oder weißlich, wenn ſie nicht Baſtarde ſind, wo ſie dann auch von ihren beidſeitigen Eltern oft etwas von der Farbe annehmen. Eigenſchaften. Mit einer weniger ſtarken Stimme, und mit weniger Abänderung und Modulation der Töne als die Nachtigal hat der Canarienvogel ein beſſeres Gehör, und beſitzt mehr Rachahmungskunſt, daher und durch feine Zahmheit, Niedlichkeit und Anhänglichkeit an die Perſonen, welche ſich mit ihm abgeben, iſt er ein ſehr beliebter Stubenvogel, und wenn nicht ſein allzuſchmetternder Geſang manchen Menſchen zu laut in die Ohren gellte, ſo wäre er gewiß allen andern vorzuziehen; um ſo mehr als er in Hinſicht ſeiner Nahrung ſo leicht zu erhalten und dabei ſehr dauerhaft iſt. Zwar iſt er, wie alle Stubenvögel, mehreren Krankheiten unterworfen, allein er kann doch ein bedeutendes Alter erreichen; man hat ſolche Vögel, die ſich aber nie paarten, ſondern allein erzogen wurden, 19 bis 20 Jahre erhalten, beſonders auch Baſtarde vom Canarienvogel und Diſtelfink, wenn man aber ein Männchen ſich mit einem oder mehrern Weibchen begatten läßt, fo lebt er ſelten über 12 Jahre. Es iſt hier nicht der Ort, über die Behandlung der Canarienvögel in der Stube zu ſprechen, man kann dieß in eigenen Büchern nachleſen, ſondern wir führen hier bloß im Allgemeinen das an, was auf die Naturgefchichte des Vogels Bezug hat. Dahin gehört auch die Leichtigkeit, mit welcher dieſer ſich mit andern verwandten Vögeln paart; eine Eigenſchaft, welche ebenfalls ganz und allein bloß von der Hausgenoſſenſchaft herkommt und bei wilden Vögeln nicht bemerkt 144 wird. Man hat fruchtbare Begattungen mit dem Citronfink, mit dem Girlitz, mit dem Erlenzeiſig, mit dem Diſtelfink, dem Hänfling, ſogar mit dem Sperling, dem gemeinen Finken und dem Goldammer beobachtet. Am häufigſten wählt man jedoch den Diſtelfink, weil die daher entſtehenden Baſtarde ſchön gezeichnete, ſtarke und geſunde Vögel ſind, und auch ſchön ſingen. In Amerika könnte man ihn mit dem Trauerfink (Fringilla tristis) wohl am beſten paaren, da dieſer ihm ſehr nahe ſteht / aber auch noch mit einer Menge anderer kleiner ausländiſcher Finken, woraus noch ſehr merkwürdige Baſtarde gezogen werden könnten. Nahrung. In der Freiheit genießt er wahrſcheinlich allerlei Sämereien, beſonders auch den Samen des Canariengraſes, (Phalaris canariensis), da er denſelben auch in der Gefangenfchaft ſehr liebt. Im Zimmer iſt fein zuträglichſtes Futter der Sommer-Rübſamen (Brassica rapa), er kann aber auch leicht mit gequetſchtem Hanfſamen Mohn-, Hirſe- und Canarien— ſamen erhalten werden. Daneben freffen fie auch Salat, Kohl, Brunnenkreſſe u. ſ. w., müſſen aber täglich friſches Waſſer haben. Fortpflanzung. Das Reſt, welches der Canarienvogel in der Freiheit macht, iſt wahrſcheinlich ſehr künſtlich, da der Kunſttrieb den Finken überhaupt eigen iſt. Canarienvögel in größern Vogelhäuſern bauen, wenn man ihnen Moos, Haare, Federn und andere weiche Materialien hineinwirft, ſehr niedliche und nette Neſtchen, ungefähr wie der Stieglitz. Das Weibchen macht zwei bis drei Bruten im Jahr; die Eier, deren vier bis ſechs ſind, ſind ſehr zartſchalig, meergrün mit mehr oder weniger rothbraunen Flecken und Strichelchen am Ende und über die ganze Schale verbreitet. Die Brütezeit dauert vierzehn Tage; ſelten löst das Männchen das Weibchen einige Stunden im Brüten ab. In der Gefangenſchaft giebt man ihnen künſtliche hölzerne Näpfchen, worein fie die weichen Materialien, welche man ihnen giebt, wie feine Lingen, Charpie, Kuhhaare u. f. w. als Unterlagen hinlegen, und ſo die Eier warm halten. Taf. 54. Diſtelzeiſig. Fringilla carduelis. Le chardonneret. Synonimen. Diſtelfink, Stieglitz. The Goldfinch. Der Vorderkopf iſt hoch ſchlarlachroth, und eine gleichfarbige breite Einfaſſung umgiebt die Wurzel des Schnabels; Halfter und Zügel ſind ſchwarz; der Scheitel ſchwarz in einen Streifen ſich verlierend, der ſich hinter dem Kopf zu beiden Seiten nach dem Hals hinzieht; Wangen und Vorderhals weiß; Hinterhals und Rücken ſchön kaſtanienbraun; die Deckfedern des Schwanzes weißlich mit bräunlichem Anſtriche; alle untern Theile weiß; Seiten der Bruſt hell kaſtanienbraun; Flügel und Schwanz ſchwarz, die erſten Federn in der Mitte mit einem hellgelben Streif, das Gelbe iſt an den äußern Schwungfedern länger als an den hintern; jede Schwungfeder am Ende mit einem rundlichen weißen Fleck; die Schwanzfedern ebenfalls mit weißer Spike, und die drei äußern an der innern Fahne mit einem weißen Fleck. Schnabel weißlich hornfarb, Füße fleiſchfarb. Das Weibchen iſt ſchwer vom Männchen zu unterſcheiden. Länge 514 Zoll, Breite 9 Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa, die kälteſten Gegenden ausgenommen; auch in Sibirien und andern Theilen des mittlern Aſiens ſoll er ſich finden. Im Sommer in Gärten, Vorhölzern und in Gegenden, wo Aecker mit Waldungen abwechſeln und Schwarzholz wächst. Sie bleiben den ganzen Winter, und ziehen familienweiſe umher nach den Gegenden, wo viele Diſteln wachſen. Eigenſchaften. Es find muntere, immer thätige Vögel, die in ſteter Bewegung find; ſie locken züflit oder ſtiglick. Dieſer Vogel läßt ſich leicht zähmen, und man kann ihn zu allerlei kleinen Künſten abrichten. Sein Geſang iſt angenehm und ertönt zu allen Zeiten, die Mauſer ausgenommen. Sie lernen auch andere Melodien nachpfeifen, doch ſtehen ſie hierin dem Canarienvogel und dem Gimpel nach. Ihr Flug iſt ſchnell und ruckweiſe, aber ihr Gang iſt lahm und hüpfend, auf den Aeſten ſpringen ſie aber geſchickt umher und klettern an denſelben herum. Sie ſitzen gerne hoch, und ſingen im Freien oft cuf den Gipfeln der Bäume. Nahrung. Allerlei Sämereien, von Diſteln, Wegbreit, Löwenzahn, Salat, Kohl, Rüben, Hanf, Lein, Erlen, auch Klettenſamen und Mohn. Fortpflanzung. Das niedliche, kleine und gut gearbeitete Neftchen des Stieglitzes wird am liebſten in Gärten ange— bracht, und beſonders gern in die Kronen der Bäume gebaut. Es beſteht auswendig aus zartem Moos und Flechten, nebſt zarten Wurzelfaſern, und iſt gut zuſammengefilzt; inwendig mit Diſtelwolle, Haaren und Weiden- oder Papelwolle dicht belegt. Die vier bis ſechs Eier find zartſchalig, eiförmig, und haben auf blaulichweißem oder perlfarbigem Grunde einzelne blaßrothe oder leberfarbige Fleckchen und Punkte, zwiſchen welchen am ſtumpfen Ende länglich ſchwarze Streifen ſich befinden; meiſt bilden dieſe Flecken und Punkte um das ſtumpfen Ende einen Kranz, und ſind überhaupt am ſtumpfen Ende häufiger als am übrigen Theile des Eies. Sie machen meiſt nur eine Brut, wenn die erſte nicht zerſtört wird. Männchen und Weibchen ſind ſehr treu gegen einander, doch ſoll das Männchen nicht brülen, wohl aber das Weibchen während dem Brüten füttern. Mit dem Canarienvogel zeugt der Stieglitz ſchoͤne und fruchtbare Baſtarde. Die Alten ziehen mit den Jungen in Familien den ganzen Sommer umher. Feinde hat der Stieglitz keine beſondern, als blos die aller kleinen Vögel. Jagd. Er iſt leicht zu ſchießen und auch ſonſt zu fangen; man fängt ſie blos, um ſie als Stubenvögel zu benutzen. Von einem andern unmittelbaren Nutzen für uns iſt nichts bekannt, aber auch von keinem Schaden. Man hat zu dieſer Abtheilung, welche aber bald ſo, bald anders begränzt worden iſt, da der Schnabelbau bei allen Arten, welche Linne zu ſeinen Finken und Kernbeißern gezählt hat, nur wenig abweicht, von europäiſchen Arten gezählt: Der Erlenzeiſig oder gemeine Zeiſig, Fr. Spinus; ebenfalls in ganz Europa als Stubenvogel ſehr bekannt, und durch feine ungemein leichte Zähmbarkeit, Munterkeit und artiges Betragen beliebt. Er niſtet weit häufiger in nördlichen Ländern, als im mittlern Europa, und zieht in großen Schaaren. Die ziehende Endigung ſeines Geſanges hat ihm auch den Namen des Strumpfwebers zugezogen. Der Birkenzeiſig, Fr, linaria; ein nordiſches Vögelchen, mehr durch die ſchöne rothe Kopfplatte und rothe Bruſt, als durch ſeinen Geſang ſich auszeichnend. In Nordamerika finden ſich als zu dieſer Abtheilung gehörig der Trauerzeiſig Fr. tristis, dort häufig Stubenvogel; der Fichtenzeiſig , Fr. Pinus, dem Erlenzeiſig nahe verwandt. In Südamerika der Melba, Fr. melba; der Scharlachfink, Fr. coccinea, aus Braſilien; der magella— 145 niſche Fink, Fr. magellanica, letzterer bei Buenos-ayres und in Paraguay. Der Papageifink, Fr, psitacea, aus Neu-Caledonien. Fr. lepida aus Kuba, nur halb fo groß als der Canarienvogel. Der glänzende Fink, Fr, nitens, aus Afrika. Sechste Familie. Senegalis und Bengalis. Fringillae pusillae. 5 Bengalis et Senegalıs. Man hat unter dem Namen der Bengalis und Senegalis mehrere Arten von kleinen Finken zuſammengeſtellt, welche von einigen Ornithologen zu den Sperlingen gerechnet werden. Sie find Bewohner der wärmern Gegenden Indiens und Afrika's, und zeichnen ſich durch einen zarten Bau, Kleinheit und ſchöne Farben, einige auch durch ihren Geſang aus; Eigenſchaſten, um welcher willen man auch oft verſucht hat, fie nach Europa zu bringen. In ihrem Vaterlande thun fie an den Holkus und andern Getreidearten großen Schaden. Sie mauſern wahrſcheinlich mehrere Male des Jahres und erſcheinen nach jeder Mauſer in veränderter Kleidung, ſo daß jede Art in drei verſchiedenen Kleidungen, derjenigen der Jugend, und der Sommer— und Wintermauſer erſcheint, daher die Verwirrung der Arten; andere mauſern aber auch nur einmal, und ihre Farbenver— änderungen entſtehen, wie bei vielen europäiſchen Vögeln, nur durch Abſtoßen der Federränder. In den wärmern Gegenden Europa's pflanzen ſie ſich in Vogelhäuſern, in welchen grüne Bäume gepflanzt ſind, fort, allein man muß ihnen anfangs die Hirs- und Holkus-Arten der warmen Länder zur Nahrung geben, und ſie nach und nach an den europäiſchen Hirs gewöhnen, und zur Zeit, wenn die Jungen ausgekommen ſind, ihnen nackte Räupchen und andere weiche Inſekten verſchaffen, womit die Jungen anfangs gefüttert werden, und die brütenden Paare müſſen von den übrigen getrennt werden, da dieſe Vögel ſich oft mit einander zanken und die Bruten ſtören würden. Der Geſang dieſer Vögelchen iſt ſchwach , aber nicht unangenehm, und ihre Lebensdauer iſt ſieben bis acht Jahre. Taf. 55, Der gefleckte Bengali. Fringilla amandava. Le Bengali piquete. Pyrgita amadava Daudin. In der Jugend ift er auf dem Kopf und an den obern Theilen des Körpers braun; die Kehle weißlich, die untern Theile des Körpers ſind bald weißlich, bald ſchmutzig gelb. Die Deckfedern der Flügel mit weißen Flecken beſtreut; der Schnabel braun, die Füße gelblich. Zur Zeit der Fortpflanzung oder im hochzeitlichen Kleide find Schnabel, Füße, Kopf und obere Theile des Körpers dunkelroth, auf den Schwungfedern braun, Schwanzfedern ſchwarz mit weißem Saum. Im Winter iſt das Obere des Kopfs, die Seiten des Halſes, Rücken und Bürzel braun, die obern Deckfedern des Schwanzes braun; die Stirn, Backen und das Kinn ſind rothgelb; der vordere Theil des Halſes graulich weiß; Bruſt, Bauch und Flügel dunkelbraun; an den Deckfedern der Flügel, des Schwanzes, und zuweilen auch an den Seiten des Halſes und des Körpers runde weiße Flecken. Ueberhaupt variren dieſe Vögel gar ſehr, ſowohl Männchen als Weibchen, welche letztern jedoch weniger ſchön ſind als die Männchen. Länge 3 Zoll 4 Linien. Aufenthalt. Man findet dieſen Vogel auf der Inſel Frankreich, auch in Bengalen und andern Gegenden von Oſtindien. Die Weibchen haben die ſonderbare Eigenfchaft, ihre Begierden durch einen zwar minder lauten aber doch angenehmen Geſang auszudrücken. Taf. 55. Der geſtreifte Senegali. Fringilla astrild. Le Senesali ru ou astrild. Das ganze Gefieder dieſes Vogels ift braun und graulich, in die Quere geſtreift; durch die Augen lauft vom Schnabel, winkel weg ein karminrother Streif; Bruſt karminroth überlaufen; Mitte des Bauchs karminroth; Schwung- und Schwanz— federn braungraulich. Länge 4 Zoll. Aufenthalt. Afrika in ſeinen heißeſten Theilen, und am Senegal. Zu den Bengalis gehören: Der Maripoſa, F. bengalensis, pl. enl. 445 f. 1. Der grüne Bengali, F. viridis. Vieill. Ois, chant. pl. 14. Der graue. F. cinerea, ib, pl. 6. Der feuerfarbe, F. ignita. Lath. Der Kaiſer— fink F. imperialis. Lath. Der braunhalſige, F. fuscicollis. Lath. Der azurköpfige, k. picta, Lath.; alle drei aus China. Der weißöhrige, F. leucotis. Lath. Der orangenbackige, F. melpoda, Vieill, pl, 7. Der graublaue, F. coerulescens, Vieill. pl, 8. Der Perreiniſche, F. Perreini. Vieill, Zu den Senegalis gehören: Der rothe Senegali, F. sene gala. pl. enl, 157 f. 1. Der kleine rothe, E. mini— ma. Vieill. pl. 10. Der blauköpfige, F. cyanocephala, Lath. Der rothbärtige, F. mystacea. Daud. Der ſchwarzbärtige, F. erythronotos. Vieill. pl. 14. Der gedupftſtirnige, E. frontalis, Lath, Vieill. pl. 16. Der ſchwarzhalſige, F. atricollis. Vieill. Der Düfresniſche E. Dufresnii, Vieill. Der morgenrothe, F. sub— flava, Vieill. Der fünffarbige, F. quinticolor. Vieill. pl. 15. Der ſchönſingende, F. cantor. Vieill., dieſer der ſchönſte Sänger Afrikas, der die Gebüſche am Niger bewohnt; und noch andere mehr. Siebente Familie. Wittwen. Viduae. Feuves. Der Schnabel wie bei den Zeiſigen, allein ſie zeichnen ſich dadurch aus, daß die Deckfedern des Schwanzes der Männchen im hochzeitlichen Kleide ungemein lang werden; die Weibchen haben dagegen gewoͤhnliche Schwanz: 37 146 federn, und die Männchen verlieren fie in der einen Jahrszeit ebenfalls. Man hat fie auch wohl zu den Ammern gezaͤhlt, allein der Schnabel iſt ein Finkenſchnabel und kein Ammerſchnabel, und man darf ſie von den Finken nicht trennen; immer aber bilden ſie eine natuͤrliche Familie. Die Sitten der Wittwen ſind ganz denen der Finken aͤhnlich. Sie leben in der alten Welt, und bei allen iſt die Hauptfarbe des Gefieders ſchwarz. Der Name Vidua, aus dem man alſo auch im Deutſchen Wittwe gemacht hat, ſoll eigentlich das Land bedeuten, aus welchem befonders eine Art ſtammt, nämlich das Königreich Juida oder Wida in Afrika, und daraus iſt nun der Name Wittwe durch Mißverſtand zuerſt entſtanden, iſt aber allgemein eingeführt, Beide Geſchlechter mauſern zweimal des Jahres, im Fruͤhjahr und Herbſt, und nach der Herbſtmauſer bemerkt man faſt keinen Geſchlechtsunterſchied; je aͤlter die Weibchen werden, deſto mehr gleicht ihr Gefieder dem maͤnnlichen. Die Natur der langen Schwanzfedern hat zu mehreren Meinungen Anlaß gegeben. Einige haben fie bloß als Deckfedern des Schwanzes betrachtet, indem die Zahl der eigentlichen Schwanzfedern bei allen achte iſt, eine einzige ausgenommen, welche neben dieſen noch ſechs lange aber nicht bleibende hat. Die ausfallenden Federn ſtehen nicht in derſelben Reihe, wie die andern Schwanzfedern, ſondern ob derſelben, aber dennoch ſtehen ſie mit den Wurzeln in der Mitte des Schwanzes, und ohne ſie waͤre der Schwanz unvollſtaͤndig. Es find dieſer langen Federn immer vier, bei einer Art ſechs. Anſtatt der langen Schwanzfedern kommen dann zur Zeit der Mauſer vier andere hervor, alſo ſteigt die Zahl der eigentlichen Schwanzfedern im Winter auf zwoͤlf, im Sommer auf acht, wenn man die langen Federn zu Deckfedern rechnet. Man findet dieſe Vögel in Afrika, nach einigen Nachrichten aber auch in Indien und auf den Philippinen. Einige Reiſende geben an, das Reſt der Wittwen beſtehe aus Baumwolle und ſey ſehr künſtlich aus zwei Etagen gebaut, das obere bewohne das Männchen, während das Weibchen im untern brütet. Taf. 55. Die Paradies-Wittwe. Fringilla paradisea. Vewe d collier dor. Emberiza paradisea. Zinn. Männchen: Im Sommer ſchwarz, am Halſe mit einem breiten goldgelben Halsband; die Bruſt orangengeld ; Bauch und Schenkel weiß. Der Schwanz beſteht aus 12 Federn, die vier mittlern ſtehen mit der Fahne perpendicular, zwei davon ſind ſehr breit und kurz, mit einer nackten Spitze oder Borſte, zwei andere ſehr lang bis auf 13 Zoll. x Nach der erſten Mauſer verändert ſich das ganze Gefieder, und der Vogel wird dem Bergfink ähnlich; der Kopf weiß und ſchwarz gemiſcht; Bruſt, Rücken und obere Deckfedern ſchmutzig orangenfarbig, ſchwarz gefleckt; Schwanz und Flügel ſehr dunkelbraun; Bauch und übriger Körper weiß. Aufenthalt. Dieſe Art iſt ſehr gemein im Königreich Angola, auch in Mozambique. Eigenſchaften. Der Geſang des Männchens iſt nicht beſonders angenehm, es fängt damit an, wenn die langen Schwanzfedern keimen, und hört auf zu ſingen, wenn, ſie ausfallen. Sie ſind ſehr munter und leicht zähmbar. Man hat ſie oft lebend nach Europa gebracht. Die Nahrung beſteht aus Hirſe und andern ähnlichen Sämereien. Die Königswittwe, F. regia. pl enl. 8. f. 1.) zeichnet ſich neben den vier langen Schwanzfedern durch zwei ſehr lange nackte Borften aus, welche nur am Ende Bärte bekommen. Sie hat ſich in Frankreich fortgepflanzt und ſtammt aus Afrika. Die Dominikaner-Wittwe, FP. serena. pl, enl. 8 f. 2., Afrika. Die Wittwe mit Epauletten, F. longicauda. pl. enl. 635. Dieſer Vogel ſoll nach Vaillant, fo bald die Begattungszeit vorbei iſt, ſowohl ſeine rothen Schulterfedern, als die langen Schwanzfedern verlieren, und die einfache Lerchenfarbe des Weibchens annehmen, wogegen das Weibchen auch endlich die langen Schwanzfedern bekommen ſoll. Die Weibchen ſollen in Geſellſchaft niſten, fo daß eine ſolche Geſellſchaft aus ungefähr 80 Weibchen beſteht, welche nur etwa 12 bis 15 Männchen in Gemeinſchaft hätten, dieſer Vogel alſo in Polygamie leben würde, was ſonſt bei keinem andern ſperlingsartigen Vogel der Fall iſt. Barrow beſtätigt dieſe Beobachtung, und ſah dreißig bis vierzig Neſter in einem Rohrbuſche beiſammen, und behauptet, zwei Männchen ſeyen für dreißig Weibchen hinlänglich. Dieſe Ausnahme einer ſonſt von der Natur allenthalben beobachteten Regel iſt höchſt merkwürdig, um ſo mehr als fie bei den fenft fo ganz ähnlich gebauten Vögeln, welche zu dieſer Familie gezählt werden, gar nicht beobachtet wird. Man kennt ferner noch die rothbrüſtige Wittwe, F. panayensis, Lath, enl, 647, vom Vorgebirge der guten Hoffnung, er ſoll aber auch nach Sommerat auf der Inſel Panay, einer der Philippinen, vorkommen; dieſes wäre die einzige Art, welche außer Afrika gefunden wird. Die dreibindige Wittwe, E. superciliosa, aus Afrika. Zwei andere Arten, F. flavoptera, aus Angola, und Emberiza psitacea. Linn,, gehören wahrſcheinlich nicht zu dieſer Familie und müſſen noch näher bekannt werden. Achte Familie. Gimpelfinken. Pyrrhula e. Bowreuils. Der Schnabel ſtark, kurz, koniſch, auf allen Seiten gewoͤlbt, an der Spitze zuſammengedruͤckt, die Graͤthe geht etwas in die Stirne hinein; die obere Kinnlade iſt etwas gebogen, die untere etwas aufwaͤrts gerichtet; der Gaumen glatt, ohne Erhabenheiten; die Naſenloͤcher abgerundet, ſeitlich; Fluͤgel kurz; die vierte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Der Schwanz nicht gegabelt. Man hat die Gimpel in den neuern Zeiten ganz von den Finken getrennt, allein ſie bilden höchſtens eine Unterabtheilung, und gleichen den Finken und Kernbeißern ſo ſehr, daß es ſchwer hält, den Unterſchied aufzufinden, und beſonders den Ueber— gang der Kernbeißer zu den Gimpeln zu bezeichnen. Die Arten find über die ganze Erde zerſtreut, Neuholland ausgenommen. 147 Sie haben wenig intelleetuelle Fähigkeiten, aber wohl ein gutes Gedächtniß, und einige lernen ſehr leicht Melodien nachpfeifen, und werden außerordentlich zahm. Taf. 56. Der gemeine Gimpel. Fringilla pyrrhula. Le bouvreuil commun. Synonimen. Gimpel, Dompfaffe, Güker, Rothgüker. Bouvreuil cendrée. Pyrrhula vulgaris, Loxia pyrrhula. Linn. Männchen: Kopf, Nacken und Kinn glänzend ſchwarz; Backen, Seiten des Halſes, Bruſt und ganzer Unterleib ſchön roth; Rücken und Deckfedern der Flügel, Schultern und Hinterhals aſchgrau, über die Flügel läuft eine graue Binde; Bürzel und Aftergegend weiß, Schwung- und Schwanzfedern ſchön ſchwarz, ins Stahlfarbe glänzend. Schnabel ſchwarz, Füße fleiſchfarb. Weibchen: Alle Theile, welche am Männchen roth ſind, ſind am Weibchen ſchmutzig agg Länge 5%, Zoll. Es giebt auch ganz ſchwarze Gimpel, aber nur ſolche, welche in der Gefangenſchaft ſich mauſern. Aufenthalt. In Buchen- und Schwarzwäldern von Europa und dem nördlichen Afien, in ganz reinen Nadelhölzern findet man ſie ſelten, mehr in gemiſchten, am liebſten in ſolchen, wo Buchen mit gemiſcht ſind. Im Herbſt ſtreichen ſie in Gärten und Gebüſchen nach Beeren umher, und im Winter ziehen ſie ſich nach den Gärten und Dörfern. Aus nördlichen Gegenden ziehen fie im Winter ganz weg, und in ganz kalten Wintern verlaſſen fie auch die weniger nördlichen Gegenden. Eigenſchaften. Es iſt ein argloſer, gar nicht ſcheuer und wahrhaft dummer Vogel, deſſen Dummheit zum Sprichwort geworden iſt. Wenn man auf einen ſchießt, ſo fliegen die übrigen oft nicht einmal weg. Sein Gedächtniß iſt dagegen ſehr treu, und ſelten iſt ein Vogel fo gelehrig im Nachpfeifen von Melodien wie der Gimpel, dabei aber auch kaum einer ſo leicht zu zähmen, und lernt ſeinen Fütterer ſo leicht kennen; man kann ſie abrichten, auf der Hand ſitzend, oder auf Befehl ihres Herrn zu ſingen, allein dazu müſſen ſie aus dem Neſt genommen werden. Solche kann man auch zum Ein- und Ausfliegen gewöhnen, und dann niſten fie oft in der Gefangenſchaft. Der Gang iſt hüpfend, und auf der Erde etwas ungeſchickt; aber auf den Bäumen hüpft er deſto leichter. Sie legen die Federn nicht knapp an, und ſehen daher größer aus als ſie ſind; ſie haben viele Federn und können leicht die härteſte Kälte aushalten. Im Sitzen ſchreien ſie immer güg oder züg daher der Name Güger, oder auch fanft lui. Der natürliche Geſang des Männchens iſt ſehr einfach und nicht beſonders angenehm, daher man die gelehrten weit vorzieht, und wenn ſie recht gelehrig ſind, theuer bezahlt. Sie ſind ſehr geſellig und anhänglich an einander, und wenn man einen ſchießt, ſo können ſich die andern kaum entſchließen, ihren verwun— deten oder todten Cameraden zu verlaſſen. Männchen und Weibchen ſind beſonders gegen einander ſehr zärtlich. Nahrung. In der Freiheit genießen fie allerlei Sämereien, Fichten-, Tannen- und Kiefernſamen, die Kernen der Vogel- und Weißdornbeeren, Erlen- und Birkenſamen; im Winter die Knoſpen verſchiedener Bäume, beſonders auch die Blüthenknoſpen von Obſtbäumen und Pfirſichen. Sie freſſen viel. Im Käfig werden ſie mit Hanf- und Sommerrübſamen erhalten. Fortpflanzung. Sie niſten am liebſten in jungen Schlägen, welche mit höhern Bäumen untermiſcht ſind. Das Neſt ſteht gewöhnlich auf Buchen, Tannen oder Fichten in einer Höhe von 8s bis 20 Fuß, oft nahe am Stamme. Es beſteht aus dürren Fichten- und Tannenreiſern, und inwendig aus zarten Wurzelfaſern, Bartflechten und Thierhaaren, oder re Blättern von Gras. Das Neft ift locker aber doch nicht ſchlecht gebaut, und enthält bei der erſten Brut fünf bis ſechs, bei d zweiten vier Eier. Sie find mehr oder weniger ſtaͤrk blaulich grün, mit veilchenfarben und einzeln rothen und dan ehlnen Flecken und Punkten, welche oft am ſtumpfen Ende einen Kranz bilden. Sie werden vom Weibchen allein ausgebrütet. Die Jungen werden dagegen von beiden Eltern mit Sämereien aus dem Kropfe ernährt. Feinde ſind die gewöhnlichen der kleinen Vögel, beſonders iſt ihnen der Sperber im Winter ſehr gefährlich. Jagd. Sie ſind leicht zu ſchießen und im Herbſt in der Schanuß zu fangen. Einen beſondern ökonomiſchen Nutzen gewähren ſie eigentlich nicht; ihr Fleiſch iſt mittelmäßig. In den Gärten können ſie dagegen im Winter an den Bäumen ziemlich bedeutenden Schaden anrichten, da ſie die Blüthenknoſpen der Obſtbäume, beſonders der Pfirſiche und Avrikoſen ſehr gerne freſſen, und wenn man fie nicht bald bemerkt und vertreibt, fo iſt ein Baum oft ſehr bald aller Blüthenknoſpen beraubt, und da ſie dabei ganz ſtille ſind, ſo bemerkt man ſie oft nur an den auf dem Schnee liegenden Knoſpenſchuppen; meiſt ſitzen fie hinter den Spalieren, wo fie ſich verbergen. Außer dem iſt kein Schaden bekannt. Taf. 56. Der Roſen-Gimpel. Fringilla rosea. Bouureiil Pallas. Synonimen. Roſenfarbiger Fink, Roſenfink. Kopf und Hals ſchön karminroth mit durchſchimmerndem Braungrau, weil alle Federn hier wie am ganzen Vogel einen ſolchen, mehr oder weniger dunkeln, oder in Grau und Weiß übergehenden Grund haben, und die rothe van nur die Spitzen oder Kanten der Federn einnimmt. An den Schläfen, am Hinterkopfe, an der Gurgel, auf der Mitte der Oberbruſt und auf dem Bürzel iſt dieſe Farbe am reinſten, ein glänzendes hohes Roſenroth, an den Seiten der Bruſt ſchimmern aber ſchon die weißlichen Wurzeln der Federn und dunkelbraune Schaftſtriche durch, welche letztere in den Weichen zu undeutlichen Längsflecken werden; auch zeigt ſich hier ein gelbbrauner Ueberflug. Der Bauch und die untern Schwanzdeckfedern find weiß , mit roſenrothen Säumen. Schultern und Oberrücken find dunkelbraun und roth ſtreifenartig gefleckt, weil die dunkelbraunen Federn dieſer Theile karminrothe Seitenkanten, die größten Schulterfedern aber auch noch weißliche Ränder haben. Alle Flügelfedern haben eine matt dunkelbraue Grundfarbe, die kleinen Deckfedern karminrothe Käntchen, alle übrigen aber gelb— braunliche Säume. Die obern Schwanzdeckfedern find dunkel roſenfarb, mit dunkelbraunen Schaftfleden, und die dunkel— braunen Schwanzfedern haben roſenfarbe Säume. Das Weibchen kennt man nicht. 148 Das herrliche Karminroth, womit der ganze Vogel übergoſſen ſcheint, macht ihn zu einem der ſchönſten unter den nordifchen Vögeln. Er ift 61, Zoll lang, 11½ Zoll breit, der Schwanz etwas gabelicht. Vaterland. Das nördliche Afien, die mit Weiden und anderm Gebüfche beſetzten Flußufer in Sibirien, namentlich die der Uda und Selanga, auch vieler anderer. Im Winter kommt er auch in das europätſche Rußland und in die öſtlichen Länder Europa's bis nach Ungarn. Er hält ſich gerne in ſolchem Gebüſche auf, das am Waſſer ſteht, und kömmt auch in die Gärten, er ſoll ſich zuweilen zu den Schneeammern geſellen und dann vom Gebüſche entfernen. tabrung. Er lebt von öhligen Sämereien und von den Kernen verſchiedener Beerenarten. Von ſeiner Lebensart und Fortpflanzung iſt weiters nichts bekannt. De Der Karmingimpel, Fringilla erythrina, und der Purpurgimpel, Fring. purpurea, erſterer im Norden von Europa und Aſten, letzterer in Nordamerika, ſind oft mit dieſem verwechſelt worden; ſie unterſcheiden ſich aber ſchon weſentlich an den verſchieden geformten Schnäbeln, uuter welchen der des Fring. erythrina der kolbigſte und dem des gemeinen Gimpels am ähnlichſten iſt. Der Schnabel des Purpurgimpels nähert ihn mehr den eigentlichen Finken. Die Farbe des Karmingimpels iſt ein helles Roſenroth, das bald ins Graubraune übergeht; bei dem Purpurgimpel iſt der Uebergang des Roſenroth mehr ins Purperfarbe. Im ſüdlichen Europa iſt ganz neulich noch ein Gimpel entdeckt worden. Taf. 56. Der fleiſchfarbe Gimpel. Fringilla githaginea. Bouureuil githagine. Der Schnabel dick, kurz und aufgedunſen, roth. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich wenig von einander. Alle untern Theile ſind grau, hell roſenfarb überlaufen, an der Kehle iſt die Farbe bläſſer; der Scheitel iſt rein aſchgrau; Rücken, Nacken und Deckfedern der Flügel ſind braungrau; Bürzel blaß roſenfarb überlaufen; Schwanz und Flügelfedern ſchwärzlich, roſenfarb geſäumt; der Schwanz ſchwach gegabelt. Länge 4 Zoll 6 Linien. Das Weibchen hat wenig Roſenfarbes, und der Rücken zieht ſich mehr ins Iſabellgelbe. Aufenthalt. Rubien und Egypten, und, wiewohl ſelten, im ſüdlichen Frankreich, vielleicht auch in Spanien. Der lateiniſche Name iſt davon hergenommen, daß er die Samen der Kornroſe, Agrostema githago, beſonders gerne freſſen foll. Es gehören zu dieſer Abtheilung der ſichelſchnäbelige Gimpel, Fring. falcirostris, und der grauliche Gimpel, Fr. cinereola; beide auf Taf. 41. der planch. col. abgebildet, und aus Braſilien. Der geſellige Gimpel, Pyrrhula hynoica, Temm, pl. color. 375. bilden noch eine dem Purpur- und Karmingimpel ähnliche Art, aus Arabien und vom Gebirge Sinai, welche vielleicht auch in Griechenland vorkommen möchte. Der Telasko, Pyrrhula Telasco, Less. et Garn. Zool. de la eogꝗ. pl. 45. f. 3.) iſt eine neue Art aus Lima; und endlich gehört auch zu dieſer Abtheilung: Der langſchwänzige Gimpel, Pyrrhula longi- cauda; aus dem Norden von Europa und Sibirien. ’ Der Fichtenkernbeißer, Loxia enucleator, Linnei, wird bald zu den Gimpeln, bald zu den Kernbeißern gezählt, da er nach den franzöfifchen Ornithologen eine eigene Gattung bildet, fo bilden wir ihn ab, da er den Uebergang von den Gimpeln zu den Kreuzſchnäbeln macht. Cüvier nennt die Gattung: Corythus; Vieillot: Strobilophaga, allein nach unſerer Meinung kann ſie nicht wohl von den Finken getrennt werden. Taf. 56. Der Fichtenkernbeißer. Fringilla enucleator. Le Dur-bec, Sinonimen. Hakengimpel, Finniſcher Dompfaffe, Hakenkernbeißer, Hakenfink, Canadiſcher Kernbeißer, Fichtendickſchnabel. Bouvreuil dur-bec. Temm. Greatest Bulfinch. Pine grosbeak. Temm. Der Schnabel ausgezeichnet hakenförmig und ſtark; der Oberſchnabel reicht ſtark über den untern vor. Männchen: Kopf, Hals, Bruſt und ganzer Unterleib roth, bei jüngern aus dem Purpurroth ins Orangenrothe über— gehend, bei ältern ſchön purpurroth, auch der ganze Rücken hat dieſe Farbe; nur ſind hier, ſo wie auch auf den Deckfedern der Flügel, die Federn in der Mitte mit einem ſchwärzlichen dreieckigen Flecke, die größern Deckfedern der Flügel ſchwarz, an der breitern Fahne weiß eingefaßt, wodurch ein weißer Querſtreif über den Flügel entſteht; Schwungfedern ſchwarz, ſehr fein weiß gerändelt; Schwanz ſchwarz, etwas gegabelt, die untern Deckfedern desſelben grau. Weibchen: Alles was am Männchen voth iſt, iſt hier okergelb, grau überlaufen; die Seiten, Weichen und Steiß— gegend grau. Länge 7 Zoll 3 Linien. Aufenthalt. Die nördlichen Länder von Europa, Aſien und Amerika; in Europa das obere Schottland, Norwegen, das nördliche Schweden und Lappland, das europäiſche und aſiatiſche Rußland, und ganz Nordamerika. Selten, und nicht alle Jahre, kommen ſie nach Polen und Preußen, oder auch bis Schleſien, und noch ſeltener ins mittlere Deutſchland. Aus den nördlichſten Gegenden wandern fie alle Jahre aus. In manchen Jahren kommen fie in großer Menge in füdlichere Gegenden, in andere gar nicht. Weiter als Sachſen und Schleſien hat man ſie in Europa nicht bemerkt. Sie leben auf ihren Zügen ſehr geſellig, und ſuchen vorzüglich Fichten und Tannenwaldungen auf, und nur kurze Zeit bringen ſie in Laubwal— dungen zu, wenn etwa Beeren in denſelben zu finden ſind. Sie hüpfen meiſt auf Bäumen und Gebüſchen umher, und gehen ſelten auf den Boden. Eigenſchaften. Sie beſitzen ſehr wenig intellectuelle Fähigkeiten, und find faft noch dummer, als der Kreuzſchnabel; man ſoll oft ſechs bis acht Stück einzeln, einen nach dem andern, von einem Baume herunterſchießen können, ohne daß es den andern einfällt fortzufliegen; ja man ſoll einmal drei auf einen Zug mit einem Netze gefangen haben, und ehe man das Retz wieder aufſtellte, kroch ein vierter darunter. Einzelne find aber immer vorſichtiger, als wenn mehrere beiſammen find. Sie klettern ſehr geſchickt. Ihr Flug iſt ſchnell in einer Wogenlinie, und fie laſſen ſich gerne auf dem oberſten Gipfel der Bäume nieder, ſitzen aber nie gedrängt beiſammen.“ Ihre Lockſtimme iſt der des Gimpels ähnlich, ein flötendes Gück, güg, Das Männchen ſingt vortrefflich, und ſelbſt im Winter, wobei es auf den oberſten Spitzen der Bäume ſitzt; die Töne find fanfte reine Flötentöne und der Geſang iſt einer der anmuthigſten. In der Gefangenſchaft fingen fie nicht laut, während der Begat— 149 tungszeit am lauteſten, und ihr Geſang hat dann Aehnlichkeit mit dem der Singdroſſel; man kayn ihn auf 400 Schritte weit hören. Gegen die ſtrengſte Kälte find fie ganz unempfindlich. Er iſt ein ſehr angenehmer Stubenvogel, da er ſehr ſanft und bald ganz zahm wird, ſo daß er das Futter aus der Hand nimmt und ſich ſtreicheln läßt. Männchen nnd Weibchen ſind ſehr zärtlich gegen einander; allein ſie leben ſelten über ein Jahr in der Gefangenſchaft, beſonders wenn man ſie in einem geheizten Zimmer hält. a Nahrung. Vorzüglich der Samen der Nadelbäume, beſonders Fichten, Tannen und Lerchen, allein ſie können nicht, wie die Kreuzſchnäbel, die Schuppen abbrechen, ſondern den Samen nur zwiſchen den geöffneten Schuppen hervorholen, oder ihn auf dem Boden auffuchen. Auch die Samen der Buchen, Ahornen, Eſchen, Ulmen, Birken, Eſpen, Pappeln und Weiden genießen ſie, und im Herbſt allerlei Beeren, doch von dieſen meiſt nur die Kerne; auch Baumknoſpen und andere Samen. Im Zimmer giebt man ihnen anfangs Vogelbeeren, dann aber Leinſamen, Hafer und Hanf, und Wachholderbeeren. Sie freſſen fehr viel. Fortpflanzung. Nur äußerſt felten brütet dieſer Vogel im nördlichen Deutſchland, wovon Naumann ein Beiſpiel anführt, und ein anderer Fall hatte in Schleſien ſtatt. Das Reſt ſteht auf Bäumen, wahrſcheinlich meift nicht hoch vom Boden; das Naumannifche war etwa 4 Fuß vom Boden, und ſtand auf einem Hartriegelſtrauch in einem Gabeläſtchen, ſo frei, daß man es ſchon von weitem bemerkte. Es war ziemlich leicht und wenig beſſer als ein Grasmückenneſt gebaut. Das äußere Geflecht beſtand aus dürren Pflanzenſtengeln und Grashalmen, und das Innere war mit Pferdehaaren ausgelegt. Vielleicht bauen fie im Norden dichtere und beſſere Neſter. Die vier bis fünf Eier find kurz eiförmig bauchig, an beiden Enden faſt gleich dick, beinahe wie die Eier des großen Würgers. Die Grundfarbe iſt blaulichgrün, und auf dieſer ſtehen braune Flecken und Punkte, welche am ſtumpfen Ende dichter und größer, und auch mit einigen ſchwarzen Punkten und Schmitzchen gemengt ſind. Die Brütezeit iſt unbekannt. Jagd und Fang iſt wegen der Dummheit des Vogels auf alle Arten ſehr leicht. Feinde ſind die der gewöhnlichen kleinen Vögel. Der Nutzen für uns beſteht in ſeinem Fleiſche, welches ſehr angenehm iſt, und in ſeinem Geſang. Schaden iſt keiner bekannt. 7. Saft. Kreuzſchnabel. Loxia DBec-croise. Schnabel ſtark, dick, von den Seiten zuſammengedruͤckt, mit eingezogenen Mundkanten verſehen; oben von der Stirn an hakenfoͤrmig herabgebogen, der untere dagegen ſo aufwaͤrts gebogen, daß ſie ſich kreuzen; der Unterſchnabel iſt an der Wurzel ſtaͤrker und breiter als der obere. Die Naſenloͤcher ſind dicht an der Schnabel— wurzel ſehr klein, kreisrund, mit einem weichhaͤutigen Raͤndchen, uͤbrigens von borſtigen Federchen bedeckt. Die Zunge lang, vorſtreckbar, vorn ſchmal, loͤffelfoͤrmig und hart, hinten dicker und weich. Die Füße kurz und ſtark; die Zehen lang und ſtark, drei nach vorn, einer nach hinten gerichtet, ganz getheilt, mit langen, ſtarken, ſpitzigen, unten doppelſchneidigen Naͤgeln bewaffnet; die Fußwurzeln mit ſtarken Schildtafeln, die Zehenruͤcken grob geſchil— dert, die Sohlen mit ſtarken Gelenkbaͤllen und grobwarzig. Die Fluͤgel etwas lang und ſchmal; die erſte Schwung— feder die laͤngſte, oder nur wenig kuͤrzer als die zweite; die vordern ſchmal und lang zugerundet, die mittlern gerade ab- oder etwas ausgeſchnitten, die hinterſten abgerundet. Der Kopf groß, platt und ſtark; der Koͤrper gedrungen. Schwanz kurz, mit etwas gegabeltem Ende, die obern und untern Deckfedern desſelben ſehr lang. Die Kreuzſchnaͤbel find ſchwerfaͤllige, ſtarke, aber dumme Vögel, welche ungeſchickt huͤpfen, ſehr geſchickt aber klettern und dabei ſich ihres Schnabels auch mit bedienen, wie die Papageien. Sie bewohnen beſonders die Nadelwaldungen, da fie hauptſächlich vom Samen der Nadelbäume fi ernähren. Ihr gekreuzter Schnabel dient ihnen dazu, die Schuppen der Zapfen aufzuheben und den geflügelten Samen herausnehmen zu können. Nur wenn fie Mangel an Nadelbaumſamen haben, gehen fie auch an Beerkerne, Diſtelſamen und andere Sämereien. Man ſieht ſie, den Kopf nach unten gerichtet, an den Zapfen hängen, oder, wenn die Schuppen noch ganz geſchloſſen ſind, beißen ſie den Stiel des Zapfens durch und tragen den Zapfen an eine andere Stelle auf einen bequemen Aſt, halten denſelben mit einem Fuß feſt und beißen die Spitzen der Schuppen ab; oder ſchlitzen die Schuppe durch, zwingen den Schnabelhaken darunter und ſtoßen mit der Zunge den Samen heraus. Sie ſind geſellig, und finden ſich oft in großen Schaaren, wobei fie ſich immer locken. Sie freſſen ſehr viel, und werden daher oft fett. Sie fliegen ſchnell, find munter, aber unvorſichtig, und laffen den Menſchen oft nahe kommen, ohne ihn zu fliehen. Sie tragen in beiden Geſchlechtern, und als alt und jung, ſehr verſchiedene Kleider, und gehen vom Hellgrau und Grün— grau in alle Nüencen von Grüngelb bis ins Hochgelbe, Orangenrothe und Menigrothe bis zum Zinoberroth über. Die Weib— chen werden aber nie roth. Es ſind bloße Strichvögel, welche immer nur ihrer Nahrung nachziehen, daher ſind ſie in einer Gegend oft in einem oder ein paar Jahren ſehr häufig, und dann laſſen ſie ſich oft wieder mehrere Jahre gar nicht mehr ſehen. Sie mauſern nur einmal im Jahre; die Alten vom Auguſt bis November, die Jungen bald nach dem Ausfliegen. Die Fortpflanzungszeit richtet ſich nicht nach der Jahrszeit, ſondern nach dem Reifen des Nadelholzſamens, und fällt in die Zeit, wenn dieſer am häufigſten vorhanden iſt. Sie bauen nette Neſter. Der Geſang iſt unbedeutend. Die Arten leben nur in den nördlichen Gegenden beider Welten. Taf. 56. Der Fichten⸗Kreuzſchnabel. Loxia crucirostra. Bec croise commun. Synonimen. Kreuzvogel. Crucirostra abietina. Common grosbill. Krüniz. Tannenpapagei. Junges Männchen: Nach der erſten Mauſer wechſelt die Hauptfarbe von einem düſtern Olivengelb, vom Hellgelb bis zum Hochgelb, auf dem Bürzel iſt die Farbe immer am reinſten und ſchönſten, dagegen am Kopf, Oberrücken und Unterkörper durch das durchblickende Grau der Federwurzeln getrübt und auf dem Rücken wolkig oder gefleckt. 38 150 Aeltere Männchen: Rach der zweiten Mauſer wird die Hauptfarbe von Gelbroth durch alle Abſtufungen von pomeran— zengelb bis zum dunkelſten Zinoberroth; Schwanz und Flügel find in allen Altern ſchwärzlich, bei recht alten aber find die Deckfedern der Flügel, ſo wie die äußern Säume der Schwungfedern röthlich. Weibchen: Oberrücken dunkelbläulich grau, mehr oder weniger fleckenartig oder wolkig, da die hellern Federwurzeln durchſchimmern, die Spitzen aber einen grünlichen Anflug haben; die Wangen ſind vorn weißgrau, hinten dunkelgrau; die Kehle grauweiß, abwärts undeutlich hellgrau geſtrichelt oder gefleckt; die Bruſt hellgrau mit grüngelben Federkanten; Bauch, After und Schwanzdeckfedern grauweiß, letztere mit dunkelgrauen Schaftflecken; Schulterfedern dunkelgrau, grünlich überlaufen; Steiß grüngelb; Flügel und Schwanz ſchwarzgrau, grünlich geſaumt an der äußern Fahne. Tem mink giebt den Farbenwechſel dieſer Vögel ganz verkehrt an, indem nach ihm die jungen Männchen roth, die alten gelb ſeyn ſollen, was gewiß ganz unrichtig iſt. Ihm hat es auch Roup nachgeſchrieben. Länge 6½ Zoll, Breite 111, bis 12 Zoll. Bei dieſer Art ſteht die Spitze des Unterſchnabels immer etwas über den Rücken des Oberſchnabels vor. Aufenthalt. Im Norden der alten Welt, ſo hoch hinauf, als Nadelbäume wachſen. Seine Art iſt aber über ganz Deutſchland und die Schweiz verbreitet, und kommt auch, wiewohl feltener, noch jenſeits den Alpen vor. Die nord— amerikaniſche Art ſcheint wenig verſchieden, nur etwas kleiner. Oft find fie in einer Gegend mehrere Jahre hinter einander häufig, dann aber wieder mehrere andere Jahre gar nicht zu ſehen. Sie bewohnen eine Gegend, ſo lange ſie ihnen hinlängliche Nahrung darbietet, und in reichen Fichtenſamenjahren erſcheinen fie dann meiſt in ſehr großer Menge. Keine Zeit iſt für ihre Ankunft oder ihre Abreiſe aus einer Gegend beſtimmt, man ſah ſie in allen Monaten ankommen. Sie nehmen ihre Richtung gewöhnlich von einem Nadelwalde zum andern, da nur dieſe Wälder ihr eigentlicher Aufenthalt find. Von da aus ſtreifen fie oft ſtundenweiſe umher, und kommen dann oft auch in die Dörfer und Gärten. Eigenſchaften. Die Hauptleidenſchaft dieſer Vögel iſt ihre Freßbegierde, meiſt ſitzen ſie in der Gefangenſchaft beim Freßnapfe, doch ſind ſie daneben immer munter und geſchäftig und klettern immer umher, und in der Freiheit ſieht man ſie meiſt an den Fichtenzweigen hängen, und den Samen der Zapfen ſuchen. Auf andern Bäumen ſind ſie ruhiger. Bei ihren Bewegungen ſchreien fie immer kip, Ein, oder küv, küv, ſowohl ſitzend als fliegend. Der Geſang will wenig bedeuten und beſteht aus allerlei zwitſchernden und mehrern lauteren Tönen und Strophen, doch ſingen einige beſſer, lauter und nicht ganz unangenehm. Im Freien ſitzen ſie beim Singen meiſt auf der Spitze eines Baumes. Sie laſſen ihren Geſang oft mitten im Winter bei der ſtrengſten Kälte ertönen, indem ſie gegen dieſelbe ſehr gleichgültig ſind. Sie ſind übrigens dumm und zutraulich, und zeigen wenig intelleetuelle Fähigkeiten; fie gewöhnen ſich ſehr bald an die Gefangenſchaft und die meiſten werden ſehr zahm, man darf ſie aber nicht in hölzerne Käfige thun, da ſie ſonſt die Stäbchen bald zerſchroten, und läßt man ſie frei im Zimmer, ſo zerſchroten ſie auch Möbeln, Bücher u. ſ. w., da ſie beſtändig beſchäftigt ſind. Sie vergnügen durch ihre Geſchicklichkeit im Klettern und durch ihre flinken Bewegungen; ſperrt man mehrere zuſammen, ſo ſind ſie ſehr friedlich und zanken ſich ſelten. Hin und wieder hält man ſie aus Aberglauben im Zimmer, indem man glaubt, daß wenn Perſonen, welche mit der Gicht oder fallenden Sucht befallen ſind, das Waſſer trinken, aus welchem die Vögel getrunken haben, dieß ein Heilmittel ſey. Man will bemerkt haben, daß ſie in Zimmern, wo Kranke ſind, auch erkranken, und dieß hat wahr— ſcheinlich zu jenem Aberglauben Anlaß gegeben, den man auch von den Lachtauben hegt. Herr Brehm bemerkt auch, ſie ſeyen für Elektrizität ſehr empfänglich, und bei Gewittern ſehr unruhig; er führt ſogar ein Beiſpiel an, wo ein vor dem Fenſter hängender Kreuzſchnabel bei einem Donnerſchlag todt von ſeinem Sitze fiel. Im Winter, bei heftiger Kälte bleiben ſie lange an dem Orte, wo ſie ihre Nachtruhe gehalten haben; ſie ſchlafen überhaupt lange und bis in den hellen Tag hinein. Bei ſtürmiſchem Wetter ſind ſie viel ſcheuer als bei ſchönem. Rahrung. Der Samen der Nadelbäume, von Fichten, Kiefern, Tannen und Lerchen. Sie tragen oft ganze Tann— zapfen im Schnabel von einem Baume zum andern, um da den Samen herauszuklauben. Das Aufbrechen der Zapfen macht ein kniſterndes Geräuſch, welches man von unten hört. Die Zapfen werden aber ſelten rein ausgefreſſen, daher iſt der Boden unter den Bäumen, auf welchen die Kreuzſchnäbel gehauſet haben, oft mit Zapfen ganz bedeckt und beſtreut. Können ſie keinen Radelſamen mehr auffinden, ſo gehen ſie an öhlige Sämereien, als Hanf- und Diſtelſamen. Nach Brehms Beobach— tung freſſen fie wohl auch Inſekten; er fand zuweilen in ihrem Magen nichts als Pflaumenblattläuſe. Wenn der Kreuzſchnabel eine Zeit lang nichts als Fichten- und Kiefernſamen gefreſſen hat, ſo wiederſteht ſein Fleiſch der Fäulniß lange, oder der Vogel vertrocknet ganz und gar. Fortpflanzung. Dieſer Vogel beſitzt die merkwürdige. Eigenſchaft, daß er gar keine beſtimmte Brütezeit hat, und man kann ſagen, er brüte in allen Monaten des Jahres vom Januar bis zum December. Gewöhnlich paaren ſie ſich im Januar und brüten im Februar, allein dieſe Regel leidet ſehr häufige Ausnahmen, und nicht einmal die Mauſer ſoll mit der Brut im Widerſpruche ſtehen. Die Fortpflanzung richtet ſich nach dem reichlichen Futter, und Brehm fand im Jahr 1819 vom März bis zum December brütende Kreuzſchnäbel. Das Neft findet man faſt immer auf hohen Fichten. Es hat einen verſchiedenen Standort, bald hoch, bald niedrig, bald nahe am Stamme, bald auf den Aeſten, aber immer ſo, daß Zweige oder Aeſte über demſelben ſtehen, und den Schnee abhalten können. Es iſt ſchwer zu finden, und wird faſt immer nur zufällig entdeckt. Es beſteht aus Fichtenflechten; zarten dürren Reiſern, Heidekraut und dürren Grasſtengeln, mit einigen Federn durchzogen, und inwendig mit einigen Grashälmchen ausgelegt, meiſt iſt es ſehr dicht und warm, doch nicht immer. Auch die Größe iſt verſchieden. Inwendig bilden ſie immer eine Halbkugel, zuweilen aber ſind ſie etwas tiefer. Die Zahl der Eier war bei ſieben Neſtern immer drei; es mögen ihrer aber auch wohl vier ſeyn. Die Grundfarbe iſt graulich weiß, oder weißgrau kaum merklich ins Grüngraue oder Blaßbläuliche ziehend, mit deutlichen und verwaſchenen braunen oder bluthrothen und hellbraunen oder auch blaßrothen Punkten, Flecken und Schmitzchen oder Aederchen. Sie find wenig bauchig, 10%, bis 11 Linien lang, und 8 bis 8½ Linie breit, bald länglich, bald bauchig, oben und unten faſt gleich zugerundet, zuweilen auch mehr birnen— förmig; die Schale dünne, glatt, nicht glänzend. Das Weibchen bleibt ſchon auf dem Neſte, fo bald das erſte Ei gelegt iſt, damit ſie unausgeſetzt erwärmt werden. Die Jungen ſchreien unaufhörlich. Feinde haben ſie die gewöhnlichen der kleinen Vögel. Die Jagd iſt ſehr leicht, und man kann oft mehrere nach einander von einem Baume herunterſchießen, denn wenn ſie auch auf einen Schuß fliehen, ſo kommen ſie doch meiſt bald wieder auf denſelben Baum zurück; auch lebend ſind ſie leicht mit Leimruthen und auf andere Art zu fangen. Nutzen und Schaden iſt unbedeutend, doch können ſie dadurch ſchädlich werden, daß ſie den Anflug der Nadelbäume zu ſehr hindern. Das Fleiſch iſt nicht ſehr ſchmackhaft. Eine zweite europäiſche Art iſt der Kiefernkreuzſchnabel, Loxia pytiopsittacus. Er hat dasſelbe Vaterland, iſt aber größer, und der Unterſchnabel ragt nicht über den obern vor. Die Farbenveränderung iſt derjenigen des Fichtenkreuz— 151 ſchnabels ganz ähnlich. Eine dritte Art, der zweibindige Kreuzſchnabel, Loxia taeniata, iſt auch in einigen Theilen von Europa und namentlich in Schleſien entdeckt worden; ob fie mit der amerikaniſchen, Loxia leucoptera Daudin oder Falcirostris Lath., eine und dieſelbe, oder eine verſchiedene Art iſt, kann ich aus Mangel an zu vergleichenden Exemplaren nicht ſagen. Der amerikaniſche gemeine Kreuzſchnabel, Loxia americana, iſt vom Fichtenkreuzſchnabel nur durch die geringere Größe zu unterſcheiden. . gte Gatt. Papageiſchnabel. Psittacirostra. Psittusin. Temm. Schnabel kurz, ſehr gebogen, etwas gewoͤlbt an ſeiner Wurzel; die obere Kinnlade an der Wurzel gerade, an der Spitze ſtark gebogen, die untere geſtreckt, an der Spitze abgerundet und ſtumpf. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, zur Hälfte mit einer Haut verſchloſſen, die mit Federn bedeckt if, Fuͤße, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; Lauf laͤnger als die Mittelzehe; alle Zehen getrennt, Seitenzehen gleich lang. Fluͤgel kurz, die erſte Schwungfeder ſehr klein, die zweite etwas kuͤrzer als die dritte. Die Gattung, welche bis jetzt nur aus einer Art beſteht, hat viele Aehnlichkeit mit den Papageien in der Schnabel bildung, entfernt ſich aber fehr von ihnen durch die Geftalt der Füße, welche fie den Finken nähert; das Gefieder hat dagegen wenig Aehnliches weder mit den Papageien, noch mit den Finken; kurz, ſie bildet eine ganz einzeln ſtehende Gattung, welche in keine Familie recht paßt. Taf. 56. Gelbkoͤpfiger Papageiſchnabel. Psittacirostra icterocephala. Psittasin icterocephale. Männchen: Der ganze Kopf und der obere Theil des Halſes vom reinſten Citronengelb, der ganze übrige Körper iſt ſchön grün, an der Bruſt leicht graulich überlaufen; Flügel und Schwanz braun, grün geſaumt. Weibchen: Hat keinen gelben Kopf, dieſer iſt graugrünlich, etwas heller als das übrige Gefieder, welches dem Männchen ſehr gleicht. Vaterland dieſes Vogels, von deſſen Lebensart man gar nichts kennt, ſind die Sandwichsinſeln, wo er Rauhi heißt; er ſoll aber auch in Neuholland und Neuſeeland vorkommen. Lathan nennt ihn Loxia psittacea. gte Gatt. Kegelſchnabel. Colius Coliou. Schnabel kurz, dick, von der Wurzel an gebogen, an der Spitze etwas zuſammengedruͤckt, gewoͤlbt, die Raͤnder der Oberkinnlade bedecken die untere, dieſe iſt gerade und kuͤrzer; die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, die hoͤrnerne Schnabelmaſſe durchdringend, rund, zum Theil von den Stirnfedern bedeckt. Fuͤße mittel— maͤßig, Laͤufe kurz, Hinterzehe nach Innen eingelenkt, und verkehrbar; die vordern Zehen getheilt; Naͤgel ſehr gekruͤmmt, der der Hinterzehe am kuͤrzeſten. Fluͤgel kurz, erſte Schwungfeder von mittlerer Laͤnge, die zweite etwas kuͤrzer als die dritte, welche am laͤngſten iſt. Schwanz ſehr lang und koniſch. Die Kegelſchnäbel ſind vorzüglich durch ihren abgeſtuften und langen Schwanz kenntlich; die Federn am Körper ſind ſo ſein und zerſchliſſen, daß ſie ſich den Haaren annähern. Der Schnabel nähert ſie den Gimveln, allein ihre knorpelige, zerſchlitzte Zunge und vorzüglich die Eigenſchaft, daß ſie die Hinterzehe nach vorn biegen können, zeichnet ſie ſehr aus. Den Wittwen nähert fie ihr langer Schwanz, allein er iſt gar nicht von derſelben Beſchaffenheit, indem bei den Kegelſchnäblern alle Federn ſich zuſpitzen, und alle wahre Schwanzfedern find, und nicht, wie bei jenen, als Deckfedern angeſehen werden können. Sie finden ſich in den heißeſten Gegenden des troviſchen Aſiens und in Afrika, eine Art auch in Reuholland, leben familienweiſe und nähren ſich von Früchten, Baumknoſpen, den keimenden Samen der krautartigen Pflanzen, die trocknen Samen aber berühren ſie nicht. Sie ſind daher in den Gärten ſehr verderblich. Ihr Gang iſt ſehr langſam, und ſie ſcheinen ſich gewiſſermaſſen auf dem Boden fortzuſchleppen; man kann fie aber faſt nicht von angefäcten Ländereien abhalten, fie ſchlüpfen durch die Zäune, mit denen man fie umgiebt. Auf die Bäume ſteigen fie nur ungeſchickt, da fie nicht anderſt hinauf⸗ ſteigen können, als daß ſie von Zweig zu Zweige kettern, wozu ſie ſich beider Füße eines nach dem andern und des Schnabels bedienen, wie die Papageien. Wollen ſie die Spitze eines Zweiges verlaſſen, auf welchem mehrere ſich verſammelt haben, ſo ſcheinen fie ſich vor dem Fallen zu fürchten, da ihre Flügel fo ſchwach find, daß der Flug unficher iſt. Daher wenn ſie von einem Standpunkt auf einen niedern, wenn er auch noch fo nahe iſt; herabſteigen wollen, laſſen ſie ſich gleichſam fallen. Der Geſelligkeitstrieb iſt für dieſe Vögel fo ſtark, daß fir, in kleinern Geſellſchaften getrennt, nahe beiſammen in einem Gebüſche niſten, und ganz nahe an einander gedrängt ſchlafen. Levaillant ſagt, fie ſchlafen an den Füßen hängend, und ſeyen ſo empfindlich gegen die Kälte, daß nach einer kältern Nacht fie am Morgen ſo erſtarrt ſeyen, daß man ſie leicht alle mit einander wegnehmen könne; vielleicht, glaubt er, weil in der hängenden Lage ihnen das Blut zu ſehr in den Kopf ſteige, und ſie ſchlaf— trunken mache. Um ſich vor den Raubvögeln zu ſichern, wählen fie die dichteſten und von Dornen undurchdringlichen Gebüſche zur Anlage ihrer Neſter, welche äußerlich aus biegſamen Wurzelfaſern verfertigt, inwendig aber mit Federn belegt ſind. Die Reſter find groß, weit offen und halbkugelförmig. Das Weibchen legt fünf bis ſechs Eier. Taf. 57. Der Kegelſchnabel-Quiriva. Colius quiriwa, Coliou quiriwa. Colius senegalensis et Colius indicus, colius erythromelon. Mit einem Federbuſch; die Stirn iſt mit einem falben Bande geziert, der Federbuſch beſteht aus zerſchliſſenen graubraunen Federn, der Hinterkopf und die Seiten des Halſes ſind röthlich gelb oder falb, der übrige Theil des Körpers blaugrau, in 152 gewiſſem Lichte ins Grünliche ſchillernd; die Kehle iſt hell falb; Vorderhals und Bruſt hell graublau falb gewölkt; der Bauch roſtfarb, die Aftergegend und Schenkel graufalb überlaufen; der Schnabel an der Baſis röthlich, an der Spitze ſchwarz; die Füße röthlich; die Augen rothbraun; der Schwanz iſt dreimal ſo lang als die Länge des Vogels vom Schnabel bis zum After; um die Augen liegt eine nackte röthliche Haut. Bei dem Weibchen iſt die blauliche Farbe weniger rein, und ein Röthlichgrau iſt die herrſchende Farbe bei den Jungen. Vaterland. Afrika vom Cap bis zum Senegal. Die Eier, fünf bis ſechs, ſind weiß mit braunen Flecken. Der Name rührt von ihrem Geſchrei her, welches quiriwa tönt. Die übrigen bekannten Arten find: Der weißrückige Kegelſchnabel, Colius leuconotus. Lath, pl. enl. 282 f. 1.; am Cap und im Kafferlande. Der geftreifte, Col. striatus. Vaill. ois. d' Afrique pl. 256; Inſel Panay. Der ſchwarzhaͤlſige , Col. nigricollis. ib, pl. 259; Angola und Malimba. Der grüne, Col viridis; in Reuholland, und der rothaftrige, Col, erythropygeus, in Aethiopien. Iſt Loxia cristata. Gmel, et Lath. 10" Gatt. Pflanzen maͤher. Phytotom a. Phytotome. Schnabel kurz, ſtark, koniſch, ſchneidend, Kinnladenſchneiden fein gezaͤhnelt, gleich. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, klein, nackt, eifoͤrmig. Fuͤße mittelmaͤßig; drei oder vier Zehen. Die Gattung iſt noch wenig bekannt, und man hat noch keine Abbildungen davon. Molina war der erſte, der davon Nachricht gab. Er gab ihr den Namen Pflanzenmäher, weil dieſe Vögel ſich beſonders von keimenden Pflanzen nähren, welche ſie gerade ob der Wurzel abbeißen. Zuweilen reißen ſie die Pflanzen bloß aus, ohne ſie zu freſſen. Die Chilier leben Fa mit ihnen in beſtändigem Kriege und ſetzen Preife auf ihre Köpfe. Sie niften auf den höchſten Bäumen an einfamen Orten. Auch in Abyſſinien ſoll ſich eine andere Art finden, welche Bruce Guifso balito dimmo-won jereck nennt, dieſer ſoll nur drei Zehen haben, die hintere aber kann ebenfalls nach vorn gedreht werden; er bewohnt, wie der Rava, einſame Gegen— den, und macht ſich bemerkbar durch die Schnabelhiebe, durch welche ee harte Fruchtſchalen öffnet, um zu den Kernen zu gelangen. Nach dieſem zu urtheilen, muß der Schnabel ſtärker ſeyn, als beim chiliſchen Pflanzenmäher, und nur der Umſtand, daß die Schnabelſchneiden gezähnelt ſind, hat vermögen, dieſe beiden Vögel zuſammenzuſtellen, welche übrigens gar nicht zuſammenzupaſſen ſcheinen. Da auch von dieſer Art noch keine Abbildung vorhanden iſt, ſo muß die Sache auf ſich beruhen, bis wir ſie näher kennen. Die nähere Beſchreibung beider iſt folgende: Der Chiliſche Pflanzenmaͤher. Phytotoma rara. Phytotome du Chili. Von der Größe einer Wachtel; der Schnabel iſt % Zoll lang; die Farbe des Gefieders auf den obern Theilen iſt dunkel braun, an den untern etwas heller; Flügel und Schwanzfedern ſind ſchwarz punktirt; der Schwanz iſt von mittlerer Länge und abgerundet. Dieſer Vogel niſtet im Gipfel der dichteſt belaubten Bäume, und legt weiße, roth gefleckte Eier. Der Rame rara kommt von feiner Stimme her, welche ra ra tönt. In Chili. Eine zweite Art macht vielleicht Der roͤthliche Pflanzenmaͤher. Phytotoma rutila. Le dente d' Azara. No. 91. Stirn, Kehle, Oberhals vorn, und Unterbauch lebhaft roſtroth; ein langer Fleck von derſelben Farbe bezeichnet die Seiten der Bruſt. Der übrige Theil des Halfes, der Bruſt und des Bauches haben faſt weiße Bärte, mit etwas dunklern Schäften. Die Flügelfedern ſind braun, aber die Deckfedern ſind weiß geſaumt und die Schwungfedern grün. Kopf, Hinterhals und Oberkörper braun, grün überlaufen; die Schulterfedern ſind in der Mitte ſchwärzlich, und auf den Flügeldeckfedern weiß gefleckt. Die beiden mittlern Schwanzfedern waren ſchwärzlich, die übrigen mangelten an dem einzigen Exemplare, welches Azara ſah. Der Schnabel war ſpitzig, etwas gebogen, ſtark; der Unterſchnabel viel breiter und etwas weniger lang, als der obere, deſſen Rand inwendig ſo feine Zähne hatte, wie das Rad in einer Uhr; auch der Rand der untern Kinnlade war gezähnelt, aber die Zähne ſind feiner und weniger deutlich. Der abyſſiniſche Pflanzeunmaͤher. Phytotama tridactyla, Phytotome dq Abyssinie. Er hat die Größe eines Finken, und ift etwa 6 Zoll lang. Kopf und Hals find ſchön roth und ein rother Streif lauft vom Hals über den ganzen untern Theil des Körpers bis zu den Deckfedern des Schwanzes. Die obern Theile find ſchwarz, grünlich überlaufen; der Schwanz iſt etwas gegabelt, und die Flügel reichen in der Ruhe auf die Hälfte desſelben; Schnabel und Füße ſind braun. 153 Fünfte Oer dnun g. Voͤgel mit gepaarten Zehen. Lygodactyli. Zygodactyles. Schnabel von verſchiedener Form, mehr oder weniger gebogen, und oft ſehr hackenfoͤrmig, oft aber gerade und eckig, immer zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten, die eine hintere Zehe bei einigen verkehrbar; bei wenigen Arten nur drei Zehen. Dieſer Fußbau macht ſie zum Klettern geſchickt; daher hat man dieſe Ordnung auch wohl Klettervoͤgel (Scansores) genannt. Einige koͤnnen ſich auch ihrer Fuͤße als einer Art von Hand bedienen, etwas damit zu erfaſſen und zum Munde zu bringen, und andere klettern geſchickt an perpendicularen Stämmen hinauf und hinunter. Die europäiſchen Gattungen dieſer Ordnung nähren ſich meiſt von Raupen, Inſektenlarven und Würmern, und dieſe Rahrung genießen auch die verwandten ausländiſchen Gattungen. Mehrere ausländiſche Gattungen aber mit dicken und gebogenen Schnäbeln geben den weichen Früchten den Vorzug; noch andere mit noch ſtärkerm Schnabel genießen Nüſſe und harte Kernfrüchte. Die meiſte Zahl derjenigen, welche paarweiſe ſtehende Zehen haben, niſten in natürlichen Baumhöhlen, andere hacken ſich dieſe Höhlen mit ihrem Schnabel aus. Dieſe Ordnung theilt ſich nach dem Bau des Schnabels ziemlich natürlich in zwei Familien. Erſte Familie. Schnabel mehr oder weniger gebogen; bei einer Gattung ſehr ſtark gekruͤmmt; bei den meiſten zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten, bei einigen eine verkehrbare Zehe. Muſenfreſſer. Musophag ae. Musophagees. Die Syſtematiker ſind noch immer unſchlüſſig, welche Stellung im Syſteme die zu dieſer kleinen Familie gehörigen Vögel einnehmen ſollen. Linne ſetzte fie unter die Kukuke, Cüvier ans Ende der Klettervögel,; und als nahe Verwandte der Hühner gerade vor dieſelben; Leſſon giebt ihnen dieſelbe Stellung. Allein alles zuſammengenommen reihen die Hauptorgane des Körpers, die Einrichtung des Bruſtbeins und der Zehen, der Schwungfedern und des Darmkanals dieſe Vögel den Kletterbögeln an. Sie haben einige Aehnlichkeit mit den Papageien, find aber durch die Einrichtung der Zehen und des Bruſtbeins von ihnen unterſchieden; auch mit den Tauben haben ſie eine entfernte Aehnlichkeit. Temmink ſetzt ſie vor die Anzeiger und Kukuke. Sie haben folgenden Charakter. ar Gatt. Turako. Traͤgvogel. Corythaix. Illic. Opoethus. Mieill. Musophaga. Temm. Chizaerhis. Phimus Spelectos. WMagl. Touraco. Bu. Der Schnabel iſt kurz, ſtark, breit, der Schnabelruͤcken mit einer Graͤthe, die bei einigen ſehr hoch iſt, er iſt immer gebogen, an der Spitze ausgeſchweift; die Spitze der untern Kinnlade bildet einen ſtumpfen Winkel. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, nahe an der Schnabelgraͤthe, zum Theil mit hornartiger Subſtanz bedeckt, oft unter den Stirnfedern verborgen. Fuͤße ſtark, die Laͤufe ſo lang als die vordere Zehe; die Seitenzehen gleich lang; die aͤußere verkehrbar, die drei vordern Zehen durch ein Hautrudiment verbunden. Fluͤgel nicht ſehr lang, abgerundet, die drei erſten Schwungfedern abgeſtuft, die vierte und fünfte die laͤngſten. Die Zunge iſt ſehr klein, dreieckig, breit im Verhaͤltniß zu ihrer Laͤnge, zugeſpitzt, an der Spitze nicht geſpalten, und mit zwei gezaͤhnelten und ziemlich deutlichen Hoͤrnern an der Wurzel verſehen. Die Arten der Gattung ſind alle in Afrika zu Hauſe; ſie haben eine ſchöne Haltung ihres Körpers; der Schwanz iſt lang und ſchmal, das Gefieder weich und zerſchliſſen. Sie tragen einen ſchönen Federbuſch auf dem Kopfe, der aus mehrern Reihen gefranzter, ſchräge gegen einander ſtehender Federn beſteht, und nicht niedergelegt werden kann. Die Augen ſind groß, lebhaft, glänzend, mit einem nackten Raum umgeben, oder mit Fleiſchwärzchen bedeckt, wie bei den Hühnern. Wagler hat dieſe Gattung, die gar nicht zahlreich an Arten iſt, in drei getrennt, die er Chizaerhis, Phimus und Spelectos nennt. Chizaerhis hat einen dicken, ſtarken, harten, aufgeſchwollenen, breiten Schnabel; die dritte Zehe iſt kaum halbwendbar. Der Schnabel iſt kaum höher als breit. Bei Phimus iſt der Schnabel hoch, ſtark, dreieckig, vorn zuſammengedrückt, an der Wurzel dick. Die äußere Zehe nur halbwendbar. Bei Spelectos iſt der Schnabel klein, hoch, ſchmal, an der Wurzel nur wenig dicker. Die äußere Zehe völlig wendbar. Allerdings ſind dieſe Verſchiedenheiten ſehr bemerkbar, und würden mit veränderter Lebensart und mit etwas mehr abweichender Geſtaltung des Körpers gute Gattungszeichen abgeben, bei den wenigen leicht zu unterſcheidenden Arten der Gattung ſcheint es aber nicht nöthig, dieſe ausgezeichnete Gattung in mehrere zu trennen, und es mag nach unſerm Plan genügen, die Aufftellung der Gattungen angeführt zu haben, da es weniger darum zu thun iſt, über die Zuläſſigkeit ſolcher Trennungen uns weitläufig einzulaſſen, als die Naturforſcher darauf aufmerkſam zu machen. 39 194 Taf. 57. Der guineiſche Turako. Corythaix musophaga. Le Touraco Loury. Musophaga Persa. Temm. Opaethus Persa. Vieill. Spelectos corythaix. Wagl. Der Schnabel klein, kurz, dreieckig, oben faft gekielt, und dieſer Kiel fteigt bis zur Stirnwurzel hinauf, wo er mit zerſchliſſenen Federn bedeckt iſt, die einander entgegen ſtehen und einen grünen Federbuſch bilden, derſelbe iſt immer aufgerichtet und nimmt den ganzen Kopf ein, verlängert ſich ſogar bis zum Anfang des Halſes; der Schwanz iſt lang, und hinten viereckig abgeſtutzt. Der Rücken an feinem obern Theil, der Hals, die Bruſt und der größte Theil des Kopfes find glänzend grün mit violetem Schein; der Bürzel iſt dunkelgrün, fo wie die obern Deckfedern des Schwanzes; der Unterbauch iſt ſchwärzlich. Der grüne Federbuſch bei alten weiß geſaumt, bei jungen roſtfarb; an den Backen laufen zwei weiße Linien von einzeln ſtehenden Federchen, die eine kommt vom innern Augenwinkel, und die andere entſteht vor dem Auge und lauft hinter den äußern Winkel, zwiſchen beiden iſt ein violetter Streif; die Augen ſind ſchön roth und mit einem nackten, warzigen, rothen Kreiſe umgeben. Die großen Schwungfedern ſind an ihrer innern Fahne ſchön roth, an der äußern braunſchwarz, die mittlern ſind an beiden Fahnen roth, braun geſaumt. Die Schwanzfedern ſind oben dunkelgrün, unten hellgrün Größe einer Taube. Aufenthalt. Dieſer Turako bewohnt die Wälder am Vorgebirge der guten Hoffnung, an der Oſtküſte bis zum Lande der Anteniquas. Eigenſchaften. Dieſer Vogel ſoll auch in der Freiheit wenig mißtrauiſch ſeyn, und ſo neugierig, daß er ſich den Menſchen nähert, wenn er ſolche in den Wäldern erblickt. Seine gewöhnliche Stimme tönt wie cor, langſam ausgeſprochen; ſein Warnungsruf iſt ſtark und gleicht dem Ton einer Trompete; endlich läßt er noch das Wort eurote, durch die Gurgel getrieben, acht bis zehen Mal hintereinander hören. Er zeichnet ſich durch ſeine ſanften und eleganten Bewegungen aus, welche mit der Feinheit und Weichheit des Gefieders im ſchönſten Verhältniß ſtehen. Er ſitzt eben fo gut auch auf Bäume, als er auf dem Boden lauft. Die äußere Zehe iſt häufiger nach hinten als nach vorn gerichtet, doch nie ganz vollſtändig. In der Gefangenſchaft nimmt er ſehr gerne Liebkoſungen an, läßt ſich mit beſondern Zeichen des Wohlbehagens berühren und ſtreicheln, und beantwortet dieſe Liebkoſungen mit einem ſchwachen dumpf wiederhallenden Ton, als Zeichen des Wohlbehagens. Er wird überhaupt äußerſt zahm. Hofft er einen Leckerbiſſen zu bekommen, ſo erhebt er ſehr zierlich ſeinen ſchönen Kopf, und -feine lebhaften herrlich rothen Augen drücken feine Begierden aus. Er ſpringt mit großer Leichtigkeit auf den Querſtäben feines Behälters, und alſo auch auf den Aeſten der Bäume umher. Dagegen fliegen fie ſchwer. Nahrung. Sie beſteht in der Freiheit hauptſächlich aus weichen Früchten; in der Gefangenſchaft nährt man ihn mit Früchten, Zuckerbackwerk und in Zuckerwaſſer getauchtem Brod. Er verſchluckt die Früchte ganz. Fortpflanzung. Sie leben in der Einweiberei, niſten in hohlen Bäumen, und beide Geſchlechter brüten und tragen gemeinſam Sorge für die Erziehung der Jungen. Die Eier find weißgraulich und meiſt vier an der Zahl. Nutzen. Das Fleiſch ſoll vortrefflich ſeyn. Taf. 57. Der rothhaubige Turako. Corythaix erythrolophos, Touraco pauline. Opoethus erythrolophus. Fieill. Musophaga pauline. Zemm. pl. col. Tab. 23. Spelectos erythrolophos. Wagl. In der Form hat dieſer Vogel ſehr viel ähnliches mit dem vorigen, allein die Farben find verfchieden. Der Federbuſch iſt roth, und einige Federn endigen weiß. Die Form desſelben iſt ganz wie beim vorigen. Der Federbuſch erſtreckt ſich bis zum Hinterhalſe, deſſen Federn dieſelbe Richtung haben, und eine Art von Holle bilden. Die Federn, welche die Naſenlöcher decken, der ganze Hals, der Rücken, die Flügel, die untern Deckfedern des Schwanzes find ſchön grün glänzend, der Bauch und Unterleib etwas dünkler mit grünblaulihem Schimmer; die Schwungfedern find äußerlich ſchön roth, an der innern Fahne hellroth; die Augen umgiebt ein breiter weißer Fleck, und verbreitet ſich auf der einen Seite bis zum Schnabel, auf der andern bis zur Ohrgegend; das Auge iſt groß, röthlich, und mit einem ſchmalen, rothen Kreiſe umgeben; die Beine ſind grauſchwärzlich; der Schnabel gelb. Größe einer Taube. Vaterland. Das ſüdliche Afrika. Die Eigenſchaften, Rahrung und Fortpflanzung find der vorigen Art ſehr ähnlich. Die dritte Art iſt die Büffoniſche, Corythaix Buffonii. Opoethus Buffonii. Vieill. Spelectos persa. Wagl. Opoethus africanus, Schaw. Levaillant Promerops et Guepies, Tab. 16. In Guinea. Zu Chizaerhis rechnet Wagler Musophaga gigantea. Den großen Turako, Levaillant. Tab. 19. Südafrika. Den gefleckten, Musophaga variegata. ib. Tab. 20. In Senegambien. Zu Phimus den violetten Turako, Musophaga violacea, ib. Tab. 18. In Senegambien und Guinea. Kukuksartige Voͤg el. Cuculina e. Cuculees. Der Schnabel mittelmaͤßig geſpalten, und leicht zuſammengedruͤckt, gebogen; Schwanz lang und abgeſtuft. Fuͤße; zwei Zeben nach vorn, zwei nach hinten. 0 2e Gatt. Anzeiger. Indicator Indicateun. Schnabel kurz, zuſammengedruͤckt, ſeitlich erweitert, faſt gerade, an der Spitze etwas gekruͤmmt nnd ausge— ſchweift; oben mit einer deutlichen Graͤthe; Naſengrube tief. Die Naſenloͤcher an der Wurzel des Schnabels, 155 etwas roͤhrig, nahe an der Schnabelgraͤthe ſich oͤffnend, mit einer Haut umgeben. Beine kurz, Lauf kuͤrzer als die äußere Zehe; die vordere bis zum erſten Gelenk verwachſen. Flügel mittelmäßig, die erſte Schwungfeder ſehr kurz, oder fehlend, die zweite etwas kuͤrzer als die dritte, welche die laͤngſte iſt. Sparmann kannte dieſe afrikaniſche Vögelgattung ſchon, aber Vaillant enthüllte ihre Sitten. Der Name ſtammt daher, daß der Anzeiger Honig frißt. Die afrikaniſchen Coloniſten beobachten daher ſeinen Flug, und folgen ihm nach, um zu ſehen, wo er Honig findet; ſo verräth er dieſen aufmerkſamen Beobachtern den Aufenthalt der wilden Bienen. Da dieſe Vögel zugleich große Schreier ſind, ſo macht dieß die Entdeckung um ſo viel leichter, und man kann ihrer Richtung auch um ſo eher folgen, und ſo zeigen ſie wieder ihren Willen dem Menſchen die Bienenſtöcke, und berauben ſich dadurch ihrer Nahrungs: quellen. Sie finden ſich nur in waldigen Gegenden, meift von der Küſte entfernt; niften in hohlen Bäumen, und legen ihre Eier auf das bloße Holzmehl. Sie ſind nicht ſehr ſcheu, aber immer in Thätigkeit; man hört fie immer ſchreien, und dieß verräth ſie dem Jäger. Der Flug iſt ſchwerfällig und geht immer nur auf kleine Entfernungen; daher iſt es leicht demſelben zu folgen, und die Bienenneſter zu entdecken; ſie ſollen nur Honig und Wachs, nicht aber die Bienen ſelbſt freſſen, obſchon ſie ſehr viele Bienen tödten, indem ſie ſich gegen ihre Stiche vertheidigen, welche beſonders gegen die Augen des Vogels gerichtet ſind; zuweilen jedoch ſollen ſie ihren Stichen unterliegen. Die Haut der Anzeiger iſt dick, und die Faſern ſo feft verbunden, daß man nicht leicht eine Nadel einſtecken kann, fie bildet alfo eine Art von Panzer gegen die Bienenſtiche. Die Gattung iſt nicht zahlreich und beſteht bis jetzt einzig aus drei Arten. Taf. 57. Weißſchnabeliger Anzeiger. Indicator albirostris. Indicateur a bec blanc. Temm. pl. color. 367. Alle obern Theile find graubraun oder erdfarb; die Gurgel iſt ſchwarz, mehr oder minder ſtark weiß eingefaßt, beſonders deutlich iſt das Weiße in der Ohrgegend, alle übrigen untern Theile find weißgraulich, nur die Federn des Unterbauches find mit braunen Längsflecken bezeichnet; die Flügel ſind erdfarb, aber die Deckfedern alle weiß geſaumt, auf den Schultern ſteht ein gelber Fleck; die beiden mittlern Schwanzfedern ſind braun, die beiden folgenden auf jeder Seite ſind an der äußern Fahne braun, an der innern weiß, die drei äußern dagegen ſind weiß mit brauner Spitze; der Schnabel iſt weiß, die Beine braun. Länge 7 Zoll 6 Linien. Am Senegal und in Egypten. Die beiden andern Arten ſind: Der größere Anzeiger, Indicator major, Vieill. Levaillant. ois, d’Afrig, pl. 242, und der kleine, Ind. minor. ib. 244, beide in Afrika. 3te Saft. Kukuk. Cuculus Coucon. Schnabel fo lang als der Kopf, zuſammengedruͤckt, ſchwach gebogen; Kinnladen nicht ausgeſchweift. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, und am Rande der Kinnlade eingeſenkt, mit einer nackten und vorſtehenden Haut; Füße befiedert bis auf die Kniee; zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten gerichtet, die beiden vordern an der Wurzel verwachſen, die hintern frei, die aͤußere hintere verkehrbar. Der Schwanz lang, mehr oder weniger abgeſtuft. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder von mittlerer Laͤnge, die zweite etwas kuͤrzer als die dritte, welche die laͤngſte iſt. Die Kukuke ſind wilde ſtürmiſche Vögel, welche einſam leben, keine Nefter bauen, ſondern ihre Eier in die Neſter anderer Vögel legen, oder auch im Schnabel in die Reſter tragen. Die Pflegeltern find immer inſektenfreſſende Vögel, meiſt aus den Gattungen der Sänger, Bachſtelzen oder Schlüpfer. Sie nähren ſich von Inſekten, vorzüglich von haarigen Raupen, deren Haut fie wieder auswerfen. Ob fie auch die Eier anderer Vögel freſſen, iſt noch ſehr zweifelhaft. Sie mauſern nur einmal im Jahr, und bei den ausländiſchen Arten iſt der Unterſchied zwiſchen Männchen und Weibchen ſehr geringe. Linneus hat eine Menge Vögel zu dieſer Gattung gezählt, welche alle ausländiſch ſind, und in den warmen Klimaten leben. Man zählt gegenwärtig nur ſolche Vögel zu der Gattung der Kukuke, welche nicht ſelbſt brüten. Die wahre Urſache des Richtbrütens ſcheint in dem Umſtande zu liegen, daß die Eier bei den Weibchen ſich ſo langſam ausbilden, daß es wohl ſechs Wochen dauert, ehe die ganze Zahl gelegt worden iſt; dieß macht das Brüten unmöglich, weil die erſten Eier verderben würden, bis die ganze Zahl derſelben gelegt wäre, und kein Vogel brütet eher, als bis die Zahl der für jede Art von der Natur beſtimmten Eier voll iſt. Man kennt, außer den Kukuken, nur noch eine einzige Art Vögel, welche ihre Eier nicht ſelbſt brüten. Es mag hier an ſeinem Orte ſeyn, über dieſen Theil der Naturgeſchichte jenes Vogels zu ſprechen, da er über die Naturgeſchichte der Kukuke auch einigen Aufſchluß geben kann. Der amerikaniſche Kuhvogel (Psarocolius pecoris) lebt gewöhnlich truppweiſe. Zur Legezeit trennen ſich die Weibchen von der Truppe, und beobachten andere Vögel, um ihre Reſter zu entdecken. Sie fliegen dann von Baum zu Baum, von Buſch zu Buſch. Wilſon beobachtete ein Weibchen über dem Nefte des rothäugigen Fliegenfängers (Muscicapa olivacea) ſitzend; er ſtörte es nicht, und fand nachher ein Ei, welches den andern des Reſtes in der Farbe ganz unählich war, und alſo dem Kuhvogel angehören mußte. Man hat die Eier des Kuhvogels in den Neſtern des gelbbrüſtigen Sängers (Sylvia trichas), des amerikaniſchen Sperlings, des Goldfinken (Fringilla tristis), des Indigofinken (Fring. cyanea), des Kardinalfinken (Fring. cardinalis), des blauen Steinſchwätzers (Saxicola sialis) und anderer gefunden. Der Kuhvogel ſcheint nicht eher feine Eier zu legen, als bis der Erbauer des Neſtes die ſeinigen gelegt hat; würde das fremde Ei zuerſt gelegt, ſo würde vielleicht das Neſt verlaſſen, ſo aber ziehen die Eier des eigenen Vogels die Mutter an, und ſie brütet auch das Fremdlingsei mit aus. Da die Brütezeit der kleinen Vögel zwölf bis vierzehn Tage dauert, ſo muß auch das Fremd— lingsei in dieſer Zeit ausgebrütet werden. Es iſt ſogar wahrſcheinlich, daß es noch früher auskommt als die andern; dadurch werden dann die Pflegeltern genöthigt, dem Fremdling Speiſe zu geben, die übrigen Eier des Neſterbauers aber werden vernachläſſigt und gehen zu Grunde. Man findet fie auch oft neben dem Neſte auf dem Boden, öfter aber weißt man gar nicht wohin ſie kommen. Die Zeit des Eierlegens beim Kuhvogel dauert aber von der Mitte des Aprils bis Ende Mai oder Anfangs Juni, und dieß iſt auch gerade die Zeit, wenn die kleinen Vögel in Amerika brüten, wie bei uns. Die Urſache, 190 warum der Kuhvogel nicht ſelbſt feine Eier ausbrütet, ſcheint alſo die langſame Ausbildung feiner Eier im Leibe der Mutter zu ſeyn, wodurch bewirkt wird, daß ſie nicht zuſammen gelegt und von derſelben ausgebrütet werden können. Im Neſte des blauen Steinſchwätzers fand Wilſon neben dem Ei eines Kuhvogels noch fünf Eier des Neſterbauers; zwei waren dem Aus— kommen nahe, das dritte war leer, nach drei Tagen lag ein viertes am Fuße des Baumes, auf welchem das Neſt ſaß, und das fünfte war nicht mehr da. Auch die übrigen Eier waren mit dem Auskommen des Kuhpogels verloren gegangen und dieſer allein im Nefte, und die Pflegemutter mit ihm ſo beſchäftigt, als ob er ihr eigenes Kind wäre. Ganz fo ging es mit andern Neſtern, in welchen man Kuhvogeleier oder Junge vorgefunden hatte, die übrigen Eier verſchwanden immer, wohin fie gekommen, wußte man nicht, wenigſtens hatte fie der junge Kuhvogel gewiß nicht gefreſſen; fie ſcheinen auch ſelten oder nie mit auszukommen, was doch beim Kukuk zuweilen geſchieht. Geſchähe dieß aber wirklich, ſo würde wahrſcheinlich die mütter— liche Liebe durch das Geſchrei der eigenen Kinder um Nahrung geweckt, und das Stiefkind müßte verhungern. Noch merk— würdiger iſt, und wirft ebenfalls auf die noch nicht gehörig aufgehellte Geſchichte unſers Kukuk's einiges Licht, daß ſelbſt andere Vögel als die Pflegeltern des Kuhvogels ihm Nahrung geben, wenn er ruft. Wilſon that einen jungen Kuhvogel zu einem männlichen Cardinalfinken; dieſer beſchaute zuerſt den Fremdling mit Verwunderung, als er aber zu ſchreien anfing, fütterte er ihn mit einem Eifer und einer Liebe, wie ſie eine Mutter nicht mehr hätte äußern können; er zerſtückelte Heuſchrecken, welche man ihm gab, die für den Kuhvogel zu groß waren, und gab ſie ihm in kleinern Theilen. So dauerte dieſe Bemühung ſechs Monate lang. Mürkwürdig iſt auch der Umſtand, daß das Ei des Kuhvogels, welches auf weißem Grunde blaßbraune Punkte hat, weil es die andern meiſt etwas an Größe übertrifft, immer in der Mitte der andern Eier liegt, darum auch größere Wärme empfängt, und alſo früher auskommen kann, was, wie wir gezeigt haben, ſehr wichtig iſt. So verhält ſich alſo die Fort— pflanzung des Kuhvogels, deſſen Sitten übrigens ſich ſehr von denen des Kukuks auszeichnen, faſt ganz wie bei unſerm Kukuk, während die amerikaniſchen Kukuke ordentliche Reſter machen und ſelbſt brüten. * Taf. 58. Der europaͤiſche Kukuk. Cuculus canorus et rufus. Le Coucou ordinaire. The Kuckow. Der Schnabel ift kurz, ſchwach, die obere Kinnlade etwas gebogen, die Mundöffnung groß. Die Beine kurz, bis zum Lauf ſtark befiedert, die Nägel kurz, etwas ſpitzig; an den Schenkeln lange Federhoſen; der Schwanz lang, keilförmig zuge— rundet, indem die mittlern Federn am längſten, die äußerſten am kürzeſten find. Die Farbe des alten Männchens iſt am ganzen Oberleib, an Hals und Bruſt hell aſchgrau. Bruſt, Weichen, Schenkel und Bauch weiß, mit ſchmalen ſchwärzlichen Wellenlinien. Die Schwungfedern ſchwarzgrau mit grünlichem Glanze, und auf der innern Fahne mit ſieben bis eilf weißen Querflecken. Die Schwanzfedern matt ſchwarz; mit weißen Spitzen und ſieben bis zehn weißen Flecken. Das ganz alte Weibchen iſt dem Männchen vollkommen ähnlich. Das jährige Weibchen iſt dagegen ſo ſehr verſchieden, daß man bis jetzt immer zwei Arten aus dem Kukuk gemacht hat. Er iſt nämlich über den ganzen Oberleib rothbraun, mit ſchwarzen Quer— binden; an den Schwungfedern der Flügel ſind ſtatt den weißen, rothbraune Flecken, und die Schwanzfedern ſind rothbraun, mit ſchwarzen Querbändern. Kehle, Wangen und Vorderhals ſind weiß, roſtgelb oder roſtröthlich angeflogen, mit ſchwarz— braunen Wellenſtreifen; Bauch und Aftergegend, ſo wie die Federhoſen, weiß mit ſchwarzen Binden, wie am Männchen. Der Augenſtern iſt beim Männchen brennend rothgelb, beim Weibchen mehr ſchwefelgelb. Erſt nach der zweiten oder dritten Mauſer erhält das Weibchen die graue Farbe des Männchens. Manche Weibchen ſcheinen ſie gar niemals zu erhalten, ſondern immer roſtfarb zu bleiben, beſonders in den wärmern Gegenden unſers Erdtheils, wo man die rothe Abänderung viel häufiger findet als in den nördlichen Theilen. Auch bei uns iſt ſie gar nicht ſelten. Zuweilen hat auch das Männchen im erſten Jahre dieſe Farbe. Der Kukuk iſt etwas größer als eine Amſel; man trifft aber ſolche an, welche etwas kleiner ſind als andere. Aufenthalt. Der europäiſche Kukuk iſt über einen großen Theil der Erde verbreitet; man findet ihn in ganz Europa, faſt bis zum Polarkreiſe, ebenſo in Aſien und in Nordafrika. In der Schweiz iſt er allenthalben, aber nirgends häufig, da dieſe Art zwar weit verbreitet, aber nicht zahlreich an Individuen iſt. Er iſt ein Zugvogel, der im April ankommt und uns meiſt mit Anfang Septembers wieder verläßt. Selten hört man ihn vor Ende der erſten Hälfte des Aprils, dann aber läßt er in allen Gehölzen ſein Kukuk erſchallen. Er fliegt bei ſeinem Abzug über das mittelländiſche Meer und überwintert in Afrika, namentlich in Egypten. Auf ſeinem Zuge wird er häufig in Italien bemerkt, und die Inſel Malta und andere im mittellän— diſchen Meere berührt er zweimal im Jahr. Er zieht des Nachts einzeln oder höchſtens zu zwei bis drei Stücken zuſammen. Eigenſchaften. Jedes Paar Kukuke nimmt eine beſtimmte Gegend in Beſitz, deren Grenze kein anderes Paar über— ſchreiten darf, ohne daß es Zank giebt. Solche Streitigkeiten erheben ſich alle Jahre, und das ſchwächere Paar muß dem ſtärkern weichen. Das Paar, welches den Standpunkt zuerſt beſetzt hatte, kommt auch gewöhnlich im folgenden Jahr wieder dahin zurück, und kommt ihm ein anderes zuvor, ſo läßt es ſich nicht ganz aus demſelben vertreiben, und bleibt Nachbar des erſten Paars. Da das Männchen ſeine Ankunft ſogleich durch ſein Kukuk verräth, ſo wird der allfällige Gegner ſogleich benachrichtigt, fliegt herzu, und der Streit beginnt. Dieſe Eiferſucht führt auch das ſonſt ſo vorſichtige und ſcheue Kukuks— männchen oft in die größte Gefahr, da der Jäger nur den Ruf nachzuahmen und ſich zu verſtecken braucht, um den Kukuk in die Rähe zu locken, wo er feinen Gegner vermuthet. Nur das Männchen ſchreit kukuk, das Weibchen niemals. Ein ſolches Revier hat in einem Walde, wo viele Kukuke wohnen, kaum eine Viertelſtunde in's Gevierte, in baumleeren Gegenden aber iſt es weit größer. Wird ein Kukukspaar eines Reviers weggeſchoſſen, ſo kann es oft mehrere Jahre dauern, ehe wieder ein anderes ſich daſelbſt anſiedelt. Den Hauptſtandort hat dann das Männchen immer im dickſten Gebüſche und auf den höchſten Bäumen des Waldes, und beſucht von da aus alle Tage die Umgegend. Der Kukuk iſt ein unbändiger, ſtürmiſcher, wilder und ſcheuer Vogel, der ſich durchaus nicht zähmen läßt. Er iſt flüchtig und gewandt im Fluge, und ſitzt ſehr ſelten auf der Erde ab, weil er dort wegen ſeinen kurzen Füßen gar nicht gut ſort— kommen und gehen kann, wobei er den Körper immer wagrecht trägt. Klettern kann er eigentlich auch nicht, ſetzt ſich aber häufig quer an die Baumſtämme, um Inſecten aufzuſuchen. Sehr gerne ſetzt er ſich ganz oben auf die Wipfel der Bäume, oder auf Stöcke, Pfähle, Stangen, Zäune und andere erhabene Orte, von welchen aus er die ganze Gegend überſehen kann, theils um ſich vor Gefahren zu verwahren, theils um die Gegend auszuſpähen und die kleinen in der Gegend niſtenden Vögel zu beobachten, oder Nahrung aufzuſuchen. Er ſucht ſich aber immer zu verbergen, und traut den Menſchen niemals. Nie iſt er geſellig, und ſelbſt wenn auf den Wanderungen mehrere zuſammentreffen, ſo fliegt, wenn ſie aufgejagt werden, jeder 157 feinen eigenen Weg, und kein anderer Vogel hat Gemeinſchaft mit ihm; im Gegentheil, ſie verfolgen ihn neckend, da er ſich auch nicht mit Kraft vertheidigen kann. a Er fliegt ſchnell, geſchickt und leicht, ſchwingt die Flügel in ſchnellenh Schlägen, in gerader Linie, häufig ganz niedrig, ohne den Schwanz oft auszubreiten, und weißt in der größten Schnelligkeit durch die dichteſten Baumzweige durchzukommen, ohne anzuſtoßen. Da feine Geſtalt, fein Flug, Größe und Farbe mit dem Sperber und Thurmfalken Aehnlichkeit hat, fo iſt er mit dieſen Vögeln verwechſelt worden, und ſelbſt kundige Jäger können getäuſcht werden, wenn fie ihn nur im ſchnellen Fluge beobachten, in der Nähe aber iſt er leicht zu unterſcheiden. Er fliegt faſt immer in Geſellſchaft ſeines Weibchens, dem einzigen Geſchöpfe dem er traut. n n Man hat durch ſorgfältige Beobachtungen gefunden, daß er ein ziemlich hohes Alter erreicht. Ein Männchen, welches durch einen von der gewöhnlichen Stimme ſehr abweichenden Ruf ſich kenntlich machte, wurde 25 Jahre nach einander in derſelben Gegend beobachtet, und fand ſich immer wieder ein. Eine andere Stimme als ſein Kukuk hört man von ihm ſelten, zuweilen ruft er auch Kukukuk. Das Kukuk wiederholt er des Tages zwanzig bis dreißig Mal, noch häufiger aber in der Racht- und Morgendämmerung, wo er auf demſelben Sitz oft mehr als hundertmal ruft. Zuweilen hört man auch ein heiſeres Hach oder Hachacha von ihm. Er ruft ſitzend und fliegend; ſitzend nie anders als mit geſenkten Flügeln und gehobenem, halbverbreitetem Schwanze, die Kehle bläst er dabei auf, und macht jedesmal am Ende des Rufs eine Verbeugung. Dieſe Töne giebt er von ſeiner Ankunft an bis zum Anfang Juli von ſich, dann ſchweigt er und man hört nichts von ihm. Das Weibchen ruft im Frühjahr kwick wick wick wick, welches einem heiſern Gelächter gleicht, die Sylben folgen äußerſt ſchnell auf einander, fo daß fie oft bis zwanzigmal ſich wiederholen. Wenn das Männchen Kukukuk Kukukuk ruft, fo ruft auch das Weibchen Kwick wick. Nach der Fortpflanzungszeit hört man auch vom Weibchen keine Stimme mehr. Wenn man den Kukuk jung erhält, fo gelingt es oft ihn zu erziehen, allein er bleibt ein wilder und unbändiger Vogel, wird nie zutraulich, und zankt ſich mit allen andern Vögeln. Dabei iſt er unreinlich und beſchmutzt und verſtößt fein Gefieder unaufhörlich. Alt gefangen iſt er gar nicht zu zähmen und ſtirbt bald, da er keine Speiſe zu ſich nimmt. Als Stubenvogel kann er daher nie gehalten werden. Nahrung. Die Nahrung des Kukuks beſteht einzig aus Inſekten, doch freſſen die Jungen auch Beeren, namentlich die des Faulbaums. Seine Hauptnahrung aber ſind Raupen aller Art, ohne Unterſchied, glatte oder haarige, und es iſt merk— würdig, daß er die Raupen, welche die härteſten und ſteifſten Haare haben, den andern, wo nicht vorzieht, doch fie eben fo gerne und ohne Schaden frißt. Z. B. Bärenraupen, die ſchädlichen Raupen der Obſtbäume, Bürſtenraupen, kurz alle bekannten Arten. Von den Haaren dieſer Raupen iſt oft ſein Magen ſo voll gepfroft, daß derſelbe wie haarig und mit einem Pelz bedeckt erſcheint, indem die mit Widerhäckchen verſehenen Haare in die Wände des Magens eindringen und ſich fo anlegen, daß ſie wie zur Haut zu gehören ſcheinen. Daher man wirklich, durch dieſen Schein getäuſcht, behaupten wollte, der Unterſchied zwiſchen dem rothbraunen und grauen Kukuk beſtehe darin, daß erſterer einen mit Pelz verſehenen Magen habe, letzterer nicht. Alle andern Vögel würden durch dieſe Haare wahrſcheinlich getödtet werden, dem Kukuk ſchaden fie nichts. Da nun die Raupen in den erſten Sommermonaten häufig find, und der Kukuk ein ſehr gutes Geſicht hat, und fie von weitem entdeckt, fo fehlt es ihm nie an Speiſe. Ueberdieß frißt er Maikäfer, Laufkäfer, Schmetterlinge und andere Inſekten. Er hat aber einen ſehr großen Magen und frißt ungemein viel, da er ſchnell verdaut. Die harten Köpfe, Augen, Haare, Flügel und Beine der Käfer verdaut er nicht, und giebt ſie, wie die Raubvögel, in einem Ballen zuſammengedrückt, durch den Schnabel wieder von ſich. Gegen den Herbſt hin, wenn er zu rufen aufgehört hat, ſieht man ihn oft auf Wieſen nach Heuſchrecken jagen, oder in Feldgärten die Kohlraupen abfreſſen. Dieſe Arbeit hält ihn, wo es viele ſolcher Raupen giebt, oft Tage lang zurück, wobei er ſehr fett wird. ö Fortpflanzung. Das merkwürdigſte am Kukuk iſt feine Fortpflanzung. Alle andern Vögel, welche man bis jetzt kennen gelernt hat, brüten ihre Eier ſelbſt aus. Nur zwei Gattungen machen eine Ausnahme, die eine davon gehört zu den Hühnern, und lebt auf den großen Inſeln Borneo, Sumatra, und vielleicht auch in Neuholland. Sie legen ihre zahlreichen Eier einzeln in den Sand, wo ſie von der Sonne ausgebrütet werden. Die andere Gattung iſt der Kukuk, welcher ſeine Eier einzeln in die Nefter kleiner inſektenfreſſender Vögel legt, und ſie von ihnen ausbrüten läßt. Aus der Gattung der Staardohle macht, wie wir ſchon angeführt haben, auch der Kuhvogel kein eigenes Neft und brütet nicht ſelbſt. Unſer Kukuk wählt zu Pflegeältern für feine Rachkommenſchaft nur kleine Vögel aus den Gattungen Sänger, Zaunkönig, Bachſtelzen und Pieper, zuweilen auch der Lerchen; alles Vögel, deren Hauptnahrung aus Inſekten beſteht. Nie fand man die Eier in den Neftern der Amſeln oder Droſſeln, obſchon auch dieſe beſonders von Inſekten leben, und von denen man denken ſollte, ſie könnten viel leichter den jungen Kukuk ernähren, als der kleine Zaunkönig, dem der junge aus dem Ei kommende Kukuk faſt an Größe gleich kommt und ſehr bald weit übertrifft. Es iſt ſchon bemerkt worden, daß Männchen und Weibchen immer beiſammen find. Während der Fortpflanzungszeit find beide ſehr unruhig, und ziehen immer in ihren Revieren umher, wobei das Männchen ſehr eiferſüchtig iſt. Dieſe Zeit dauert ſechs bis ſieben Wochen, in welcher Zeit das Weibchen, nach ſichern Beobachtungen, nur vier bis ſechs Eier in eben ſo viel verſchiedene Neſter legt. Wir kennen keinen europäiſchen Vogel, welcher in fo langer Zeit und in fo langen Zwiſchenräumen nur fo wenig Eier legt. Die andern Vögel, welche eben ſo viele Eier legen wie der Kukuk, legen dieſe Zahl entweder ſo, daß ſie täglich oder ein Tag um den andern jedesmal ein Ei legen, bis die Zahl voll iſt. In dieſem fo ungemein langſamen Reifen der Eier liegt höchſt wahrſcheinlich der Grund, warum der Kukuk nicht ſelbſt brüten kann, wenigſtens iſt dieſes der wahrſcheinlichſte, da die Eier, wenn ſie auskommen ſollen, unaufhörlich erwärmt werden müſſen, und zum Fortkommen der jungen Vögel iſt es nöthig, daß alle mit einander aus den Eiern kommen, damit ihre Ernährung den Eltern leichter werde. Beim Kukuk müßte das erſte Ei ſchon lange faul ſeyn, wenn das letzte gelegt würde, wenn er die ganze Zahl feiner Eier zuſammen legen ſollte, und zum Ausbrüten eines jeden einzelnen hätte er keine Zeit, da das Brüten und Ernähren eines jungen Kukuks wohl 6 Wochen dauert. Das Kukuksweibchen erſpähet nun die Neſter aller in ſeinem Reviere brütenden inſektenfreſſender Vögel, um, wenn ein Ei in ſeinem Leibe reif geworden iſt, dasſelbe ſogleich in ein Reſt legen zu können, in welchem noch ungebrütete Eier ſich befinden. Das Ausſpähen der Reſter iſt auch eine merkwürdige Kunſt des Weibchens, da man weißt, wie gut die Zaunkönige, Rothkehlchen und andere kleine Vögel ihre Nefter zu verbergen wiſſen. Man hat nie bemerkt, daß das Kukuksweibchen fo eigentlich die Gebüſche durchkrieche, fein außerordentliches Geſicht muß ihm daher manches Neft ſchon im Vorbeifliegen entdecken. Nur an offenen Orten, bei Mühlen oder Häuſern, wo etwa Bachſtelzen in der Näſte niſten, bemerkt man den Kukuk zuweilen vorbeifliegend, und dann findet man etwa ein Ei von ihm in einem ſolchen Neſte. Die kleinen Vögel, denen der Kukuk verhaßt iſt, laſſen ihm auch ſo wenig Ruhe, daß es ſehr wahrſcheinlich iſt, er benutze nur ihre Abweſenheit, um ſein Ei einzulegen. 40 158 Daß ſich die kleinen Vögel freuen und den Kukuk zwitſchernd empfangen follen, wenn er ihnen die Ehre anthun will, feine edle Nachkommenſchaft anzuvertrauen, gehört unter die vielen unrichtigen Sagen, welche von dieſem Vogel erzählt werden. Im Gegentheil, das Weibchen kommt beim Nefte wie ein Dieb an und ſchleicht ſich als ſolcher wieder weg; um den Nedersien zu entgehen, welche ihm zwar nicht gefährlich aber doch unangenehm ſind. Erſt wenn es ein reifes Ei bei ſich hat, nähert es ſich dem Nefte, und iſt nicht immer im Fall, fein Ei fo anzubringen, daß es auch ausgebrütet wird. So fand man ein friſches Kukuksei in einem Bachſtelzenneſte mit zwei ganz faulen Eiern, und andere Male ein friſches Ei neben ſchon ganz gebrüteten, wo dann das Kukuksei hätte zu Grunde gehen müſſen. Auch fand man ein Ei in einem friſchen kaum ausgebauten Nefte eines Heuſchreckenfängers. Gemeiniglich aber findet es ſich neben eben gelegten friſchen Eiern des Vogels, der das Reſt gebaut hat, zuweilen nebſt der vollen Zahl der eignen Eier. Alles aber beweist, daß das Kukuksweibchen oft nicht ſorgfältig genug wählen kann, wenn es ein reifes Ei bei ſich trägt. Man ſoll in ſehr ſeltenen Fällen auch wohl zwei Kukukseier in einem Reſt gefunden haben, wahrſcheinlich, wenn zufällig zwei Kukusweibchen dasſelbe Neſt gewählt haben. Naumann fand in einem Neſt einen jungen Kukuk, und unter dem Neſte, neben den herausgeworfenen Eiern des Brutvogels, ein Kukuksei auf der Erde. Nie aber hat man zwei Kukuke in einem Reſte gefunden, es wäre auch den kleinen Pflegältern unmöglich, zwei fo gewaltige Freſſer zu erhalten. Da man meiſt noch mehrere Eier des eigenen Vogels im Reſte findet, ſo ſcheint es nicht, als ob der Kukuk die Eier der Vögel immer herauswerfe; doch geſchieht dieß wohl öfter, auch findet man ſolche Eier auf der Erde zerbrochen liegend, und wenn man mehrere Eier des Neſtvogels neben dem Kukuksei findet, ſo ſcheinen fie erſt hinzugelegt, nachdem das Kukuksei ſchon im Nefte war, und dann werden alle ausgebrütet. Zuweilen aber wirft auch der Brutvogel das Kukuksei aus dem Reſte. Gewöhnlich ſcheint das Kukuksweibchen ſich auf das Reſt zu ſetzen und fein Ei hineinzulegen. Allein zuweilen findet man Eier in Neſtern, wo es unmöglich iſt, daß das Kukuksweibchen ſich darauf ſetzen konnte. Zwar kriecht es oft mit vieler Anſtrengung in fo enge Löcher, daß es Mühe hat, ſich wieder herauszuarbeiten. Allein da, wo der Eingang gar zu enge iſt , legt es wahrſcheinlich ſein Ei auf die Erde und trägt es im Schnabel in das Neſt. Man hat wirklich einmal ein Weibchen geſchoſſen, welches ein Ei im Rachen hatte. Auch ſind Beiſpiele bekannt, wo der junge Kukuk ſo ſchnell anwuchs, daß er nicht aus dem Neſte herauskommen konnte, weil die Oeffnung zu klein war. Das Kukuksei iſt übrigens für die Größe des Vogels ſo klein, daß man wohl kein kleineres Ei im Verhältniß zur Größe des Vogels kennt. Es iſt kaum etwas größer als das Ei der weißen Bachſtelze oder eines Sperlings, da doch der Kukuk dieſe Vögel wohl vierfach an Größe übertrifft. Dieß iſt eine weiſe Einrichtung der Natur, und ſehr nothwendig, weil die kleinen Vögel ein größeres Ei weder ausbrüten würden noch könnten, da ſie es nicht gehörig zu erwärmen im Stande wären. Eben ſo merkwürdig iſt es, daß dieſe Eier in der Farbe ſehr abweichen. Die Schale iſt immer dünn und zart, glatt, ohne merklichen Glanz. Die Grundfarbe iſt bald blaugrünlich weiß, bald ſchmutzig oder grauweiß, oder gelblich weiß. Sie ſind gefleckt, gepunktet, geſtrichelt, mit brauner und grauer Farbe, bald mehr oder weniger in's Olivenbraune ziehend, bald nur hellbraun, bald aſchgrau, bald dünne, bald dicht mit Flecken beſäet, bald faſt ganz ungefleckt. Bei den meiſten bemerkt man noch zarte ſchwarze Strichelchen und Punkte. Sie ſollen ſogar nach den Jahrgängen variren, in manchen gelbliche, in manchen nur grünliche Grundfarbe haben. Dieß mag von den Nahrungsmitteln herkommen, ob z. B. dieſe oder jene Raupenart häufiger oder ſeltener fey, indem ſehr wahrſcheinlich die Farbe der Eier von der Art der Nahrungsmittel abhängt. Der junge Kukuk kommt ſehr klein aus dem Ei, wächst aber ſchnell. Die Jungen der Pflegältern, wenn ſolche mit ihm ausgebrütet worden ſind, werden ſelten mit ihm groß gefüttert, weil ihnen theils der große gefräßige Stiefbruder alles vor dem Maule wegnimmt, oder ſie frühzeitig aus dem Neſte geworfen werden. Wer ſie aus dem Reſte werfe, iſt nicht mit Beſtimmtheit zu fagen, die Aeltern thun es nicht und der junge Kukuk auch nicht, da er in den erſten Tagen, wo dieß Herauswerfen meiſt geſchieht, noch zu klein iſt. Es iſt daher nicht ganz unwahrſcheinlich, daß es der alte Kukuk ſelbſt thue. Daß er aber die jungen Vögel auffreſſe, iſt eine Fabel, und man findet die herausgeworfenen Jungen gar oft todt unter dem Neſte. Wunderbar iſt es, wie die kleinen Stiefältern ſich alle Mühe geben, den furchtbaren Freſſer zu erhalten. Man kann ſich denken, wie ſchwer dieß ihnen werden muß, da ſie bloß kleine Raupen, Käferchen und andere Inſekten ihm bringen können. Es ſieht ſehr poſſirlich aus, wenn der kleine Zaunkönig ſich dem weit aufgeſperrten Rachen des Kukuks nähert, der bereits viermal größer iſt als der Zaunkönig, und das ganze Vögelchen verſchlucken könnte. Dennoch erfüllen die Pflegältern die aufgenommene Verpflichtung faft mit Aufopferung ihres Lebens. Man ſah ein Bachſtelzenweibchen ſpät im Herbſt noch, als die andern Bachſtelzen ſchon weggereist waren, am Waſſer emſig Inſekten ſuchen und einem Kukuk zutragen, welcher in der Höhlung einer Eiche eingeſperrt war, da der Ausgang zu enge für den faſt erwachſenen Vogel geworden war. Man mußte mit einem Beil den Gefangenen befreien. Die Bachſtelze war alfo bloß des Kukuks wegen zurückgeblieben. Es iſt fonderbar, daß die Vögel es nicht merken, daß ſie nur ein Stiefkind ernähren. Zuweilen ſoll es jedoch geſchehen und dann muß der Kukuk verhungern; überhaupt bemerkt man zuweilen, daß die Pflegeältern dem jungen Kukuk nicht fo zugethan find, wie ihren eigenen Jungen, aber es liegt einmal in ihrem Naturtrieb, daß ſie das Pflegkind, wenn ſie es zu füttern angefangen haben, nicht mehr verlaſſen. Die Fütterung dauert noch überdieß lange, wohl gegen fünf Wochen. Seine Pflegeältern folgen ihm noch Tage lang durch das Gebüſch, und er leitet ſie wohin es ihm beliebt, da ſonſt die andern kleinen Vögel ihren Aeltern folgen. Im Neſte ſelbſt bleibt er über 14 Tage, und iſt anfangs ſehr unbehülflich. Will er das Reſt bald verlaſſen, fo ſchreit er mit einer zwitſchernden Stimme Ziß, Zißſiß. Wenn er ſich mehr im Freien ſehen läßt, ſo verſammeln ſich nicht ſelten mehrere kleine Vögel um ihn, welche ihn ſchreiend betrachten. Daraus mag die Sage entſtanden ſeyn, daß alle kleinen inſektenfreſſenden Vögel ſich beeilen, ihm Nahrung zuzubringen. Allein mehrere und genaue Beobachtungen haben dieß widerlegt. Man ſah etwa einen kleinen Vogel, der gerade Inſekten im Schnabel hatte, in feiner Nähe, und ſchloß gleich daraus, daß dieſer Vogel den Kukuk fütterte. Der Verfaſſer hat mehrere junge Kukuke ſelbſt erzogen, und fie im Freien beobachtet, wo viele kleine Vögel waren. Der Kukuk ſchrie, aber kein Vogel näherte ſich ihm; um ihm Nahrung zu bringen, außer feine Pflegeältern. Daß unter dieſen Umſtänden, wo fo viele Gefahren die Eier und Jungen bedrohen, die Kukuke ſich nicht ſehr vermehren, iſt zu begreifen. Manches Ei verunglückt, und mancher junge Kukuk wird den Raubthieren zur Beute, da er ſich durch ſein Geſchrei verräth. Daß die kleinen Vögel es nicht ſogleich bemerken, wenn ihnen ein Kukuksei in's Neſt gelegt wird, iſt aus dem Betragen der Vögel beim Brüten überhaupt ſehr begreiflich, da ein Vogel ein fremdes Ei ſo leicht ausbrütet als ſein eigenes, wie wir an unſern welſchen Hühnern oder Haushühnern ſehen, welche die Eier von Enten, Faſanen, Pfauen, Perl— hühnern ebenſo ausbrüten, wie ihre eigenen. Ja man hat oft den Verſuch gemacht, und die Eier von Haushühnern durch Krähen und Elſtern ausbrüten laſſen. Die Vögel brüten ſogar auf ſteinernen Eiern ſo eifrig, wie auf natürlichen. Der Vogel bemerkt aber beim Kukuksei den Betrug um ſo weniger, als das Ei nicht groß und nicht ſehr verſchieden gefärbt iſt. 459 Jagd. Der alte Kukuk ift feiner Schlauheit und Scheuheit wegen ſchwer zu ſchießen, nur ſeine Eiferſucht lockt das Männchen zuweilen in die Falle, und das Weibchen iſt, wenn es Eier legen will, weniger ſcheu. Die Schnelligkeit und Gewandtheit des Fluges ſchützt ihn vor den Raubvögeln. Von den kleinen Vögeln, wenn ſie ihn auch ſchon necken, kann ihm keiner ſchaden. Aber der junge Kukuk wird von Füchſen, Katzen, Mardern, Wieſeln, Raben und Hehern verfolgt und aufgefreſſen. ö ten und Schaden. Der Kukuk iſt ein durchaus nützlicher Vogel für unſere Oeconomie, der auch nicht den geringſten Schaden anrichtet. Die Menge der ſchädlichen Baumraupen, welche er bei ſeiner großen Gefräßigkeit vertilgt, iſt ſehr bedeu— tend, daher iſt er den Obſtgärten beſonders nützlich, und verſchlingt noch überdieß eine Menge Mai- und andere Käfer. Im Herbſt iſt fein Fleiſch vortrefflich, dann iſt es ſehr fett und zart, aber es iſt Schade, dieſen nützlichen Vogel bloß deßwegen zu tödten, um ihn zu eſſen. Nach dieſer Naturgeſchichte des Kukuks laſſen ſich nun wohl leicht alle die Albernheiten widerlegen, die man noch ſo allgemein von ihm glaubt. Beſonders glaubt man auch noch bei uns, er verwandle ſich gegen den Herbſt in einen Sperber; ferner, er freſſe die jungen Vögel und ſelbſt ſeine Mitgenoſſen, auch die Eier anderer Vögel. Einige hören auf das Rufen des Kukuks, und zählen aus der Zahl ſeines Rufs hinter einander, wie viele Jahre ſie noch zu leben haben; ſie wünſchen dann natürlich, daß er recht vielmal rufen möge, und ruft er wenig, ſo ſind ſie traurig. Dagegen zählen wohl auch Mädchen, die gerne bald heirathen möchten, ſeinen Ruf, und glauben, er könne die Zahl der Jahre oder Monate angeben, die ſie noch im ledigen Stande zubringen müſſen; je weniger er ruft, deſto bälder wird ihr Wunſch erfüllt. So erklärt jeder feinen Ruf, den er auf ſich bezieht, nach ſeiner Phantaſie. Allein der Kukuk ruft ſeinem Weibchen, und bekümmert ſich um die Schickſale der Menſchen eben fo wenig, als er fie errathen kann. Taf. 58. Glaͤnzender Kukuk. Cuculus lucidus. Zath. Coucou eclatant. Scheitel, Nacken, Rücken, Flügel und alle mittlern Schwanzfedern find ſchön grün, bronzenfarb glänzend; die Seiten— federn des Schwanzes find weiß und dunkelgrün gefleckt, und auf der untern Seite alles gefleckt. Seiten des Kopfs und Halſes und alle untern Theile ſind weiß, mit unregelmäßigen goldgrünen Querſtreifen; die Mitte des Bauches rein weiß. Länge ungefähr 6 Zoll. Vaterland. Neuſeeland und wahrſcheinlich einige Länder Oceaniens. Eine andere ſehr ähnliche Art, der goldglänzende Kukuk, Cucul, chalsites. pl. color. 102 f. 2 lebt in Oceanien. Der Schreikukuk, C. clamosus. Levaill, ois, d' Afrique pl. 204. Der einſame Kukuk, C. solitarius, ib. pl. 206. Der Edolio, C. edolius ib. 207 et 208. Der Kukuk Didric, C. auratus. ib, 240 et 214 et enl. 657. Der Klaskukuk, C. Klasii, Vaill. 212. Der graugrüne Kukuk, C. ae neus. ib. 215. Der Halsbandkukuk, C. collaris. ib, 213, find afrikaniſche Kukuks. Der Tachiro, C. tachiro, Vaill. ib, 216. oder mindanensis, iſt auf den Philippinen zu Hauſe. Taf. 58. Der Straußkukuk. Cuculus glandarius. Le grand Coucou tachete. Cuculus Andalusiae, Cuculus pisanus, Cuculus macrourus. Brehm, Heher-Kukuk, Andaluſiſcher Kukuk, langſchwänziger Kukuk. Auf dem Kopfe ein liegender Federbuſch, bei alten von blaugrauer, bei jungen von ſchwarzer Farbe. Bei alten Vögeln iſt auch Stirn, Zügel, Wangen, Scheitel und Genick aſchgrau, mit ſchwarzen Federſchäften und dunkelgrauen Federſpitzen; unter den Augen, an den Ohren und im Genick am dunkelſten, faſt ſchwärzlich; von letzterm geht über den Nacken, auf dem Hinterhalſe ein fingerbreiter mattſchwarzer Streif nach dem Rücken zu, wo er allmählig graubraun wird. Rücken, Flügel, Schultern und Schwanz find graubraun ſchwärzlich, die meiſten Federn mit weißem Svitzenſaum, die mittlern Schwanzfedern nur mit weißer Spitze, die übrigen Federn des abgeſtuften Schwanzes mit um fo größern weißen Endflecken, als fie mehr nach außen ſtehen; der ganze Hals, jener Nackenſtreif ausgenommen, und alle untern Theile weiß; Hals und Bruſt etwas brand— gelblich überlaufen. Am jungen Vogel ſind alle obern Theile matt ſchwarz; der Hals, die Aftergegend und Seiten des Unterleibs ſtark roſtfarb überlaufen, und die obern Theile wie beim alten weiß gefleckt, fo daß zwei weiße Bänder über die Flügel laufen. Die Füße find ziemlich ſtark und vlump , haben ungemein ſtarke Fußzehen, mit großen mittelmäßig gekrümmten, ſchmalen unten zweiſchneidigen Nägeln, ſchwärzlich. Der Schnabel ziemlich groß uud ſtark, und die Mundöffnung weit geſpalten. Ganze Länge 13 Zoll, das Weibchen etwas kleiner, und die Farben weniger rein. Vaterland. Die ganze Barbarei, Syrien, Egypten, die Levante und die Gegend am Senegal und der Gambia. Zuweilen erſcheint er in Italien, im ſüdlichen Frankreich, auf den Inſeln des Archipels, in Spanien, und ſogar zuweilen in Deutſchland. Eigenſchaften. Er iſt ein ſcheuer, ſtürmiſcher, wilder und flüchtiger Vogel, der in feinem Betragen ſehr dem Kukuk gleicht, aber ſein Geſchrei iſt mehr ſpechtartig und noch lauter. Nahrung. Raupen und andere Inſekten. Nan ns Dieſe iſt unbekannt, aber er ſcheint wirklich zu den wahren Kukuken zu gehören, und nicht ſelbſt zu brüten. Jagd. Seine Scheuheit und Menſchenfurcht macht es ſchwer ihn zu ſchießen. Nutzen leiſtet er durch Vertilgung ſehr vieler Inſekten, und Schaden iſt keiner bekannt. Die noch übrigen bekannten Kukuksarten find: Der Kukuk Kuil, Cuculus Cuil; Afrika. Der abyſſiniſche Kukuk, Cuc, abyssinicus. Lath. le Moroc; Abyſſinien. Der orientalifhe Kukuk, C. orientalis. enl. 274. Ferner: C. niger, aus Bengalen. C. radiatus, aus Reu-Guinea. C. flavus, enl. 814. Neu-Guinea. C. scolopa- ceus. enl, 586,, Bengalen. C. panayanus, Inſel Panay. C. maculatus, enl. 764.) China. 100 4* Saft, Cu a. Coccyz us. Fieill. Co u a. Coulicou. Schnabel ſtark, der ganzen Länge nach zuſammengedruͤckt, mit deutlicher Graͤthe, von der Wurzel an leicht gebogen, an der Spitze gekruͤmmt; Unterkinnlade gerade, nur an der Spitze etwas aufwaͤrts gebogen. Die Naſenlocher an der Wurzel, ſeitlich, halb durch eine nackte Haut geſchloſſen. Beine dünne, aber länger als bei den Kukuks, der Lauf viel laͤnger als die Mittelzehe; Naͤgel kurz, wenig gebogen. Fluͤgel ſehr kurz, abge— rundet; die fuͤnf erſten Schwungfedern abgeſtuft, die folgenden ſo lange, oder etwas laͤnger, als die Federn der zweiten Ordnung, der Fluͤgel bildet ausgebreitet einen Cirkelabſchnitt. a Levaillant hat dieſe Vögel zuerſt unter dem Namen der Cuas von den Kukuks getrennt; fie unterſcheiden ſich durch ihre langen Beine, und durch nackte Läufe ohne Federhoſen. Die Flügel gleichen mehr denen der Elſtern. Die Zehen ſind ſtärker als bei den wahren Kukuks; der Schnabel an der Wurzel dicker, die Naſenlöcher ſchief abgeſchnitten, ohne aufgeworfenen Rand; die Zahl der Federn des langen abgeſtuften Schwanzes iſt zehn Der Körver iſt ſtark, der Hals kurz, die Stimme ſtark und angenehm, nicht traurig und klagend, wie bei den eigentlichen Kukuks. Sie nähren ſich von Inſekten, ſind in den kältern Ländern Zugvögel, legen ihre Eier in hohle Bäume, oder bauen ſich Neſter, brüten ſelbſt und beſorgen ihre Jungen. Alle amerikaniſchen Kukuke gehören zu dieſer Abtheilung, von welcher man aber auch in Afrika Arten findet. Taf. 58. Der rothaͤugige Cua. Coccyzus erythrophtalmos. Coua & yeux rouges. Alle obern Theile rothbräunlich, etwas ins bronzefarb ſchillernd; Geſicht, Kehle, Vorderhals ſchmutzig weißgrau roſtfarb überlaufen, Aftergegend hell brandgelb, die übrigen untern Theile weiß. Der Schwanz lang und abgeſtuft, von derſelben Farbe wie der Rücken, die beiden mittlern Federn ungefleckt, die übrigen mit weißer Spitze und vor derſelben ein ſchwärzlicher Fleck. Länge 10 Zoll. Aufenthalt. Man findet dieſe Art häufig am See Ontario und bei den Chikaſaw und Chactaws, auch in den obern Theilen von Georgien. Er liebt beſonders die Wälder an der Seite der Sümpfe. Im September verläßt er den Norden und kommt in Penſylvanien im April wieder an. Er bewohnt die dickſten Wälder, und die belaubteſten Bäume, auf welchen er von Aſt zu Aſt fliegt, um Raupen zu ſuchen. Auf die Erde kommt er ſehr ſelten. Eigenſchaften. Dieſe Vögel find eben fo ungeſellig wie die eigentlichen Kukuke, und leben immer paarweiſe. Sie find weniger ſcheu als die europäiſchen Kukuke. Das Geſchrei dieſer Art tönt wie Kobe, Kove, Kobe, Kove, ſchnell nach einander und öfters ausgeſprochen, daher heißt er Kovvogel. Eben fo wild und ſtürmiſch läßt er ſich ſehr ſchwer zähmen und erhalten, und ſein ganzes Betragen hat in ſehr vielen Hinſichten viel ähnliches mit demjenigen des europäiſchen und anderer Kukuke, das abgerechnet, was auf die ganz verſchiedene Fortpflanzung Bezug hat, wodurch natürlich ſehr vieles verändert wird. Nahrung. Sie beſteht ganz vorzüglich aus Raupen, hauptſächlich haarigen, und beſonders ſolchen, welche auf Apfel bäumen leben. Sie bedürfen ſehr viel Nahrung und ihr Magen iſt groß und ausdehnbar. Sie ſollen auch wie die Krähen und Heher die Eier anderer Vögel freſſen. Die ganze innere Fläche des Magens iſt gewöhnlich behaart, da die Haare der Raupen, welche ſie verzehren, ſich in die Haut anſetzen oder gleichſam einpflanzen. Im Herbſt genießen ſie auch mehrere Arten von Beeren. Fortpflanzung. Der rothäugige Cua paart ſich im Mai, wobei die Männchen oft häufig um die Weibchen kämpfen. Er lebt jedoch in der Einweiberei, und beide Gatten ſind ſich ſehr treu. Das Reſt ſitzt gewöhnlich auf dem horizontalen Aſte eines Apfelbaumes, oder einer Zeder, oder auch wohl in einem Dornbuſch. Es iſt wenig künſtlich und beſteht aus kleinen Zweigen, mit grünen Grashalmen und Blättern untermiſcht, auch oft mit Blüthen des Ahorns. Die Eier, gewöhnlich drei bis vier, liegen auf dem flachen Boden des Neſtes, und ſind einfärbig grünblau. Wenn das Weibchen brütet, ſo iſt das Männchen gewöhnlich nicht weit entfernt. Das Weibchen ſitzt treu auf den Eiern, ſo daß man es beinahe mit der Hand fangen kann. Die drohende Gefahr für ſeine Brut ſucht es auf die rührendſte Art abzuwenden, es fliegt plötzlich auf den Boden, ſtellt ſich wie lahm, und flattert ängſtlich umher, um dadurch den Feind vom Neſt abzulocken. Beide Eltern ſpeiſen und beſorgen ihre Jungen gemeinſchaftlich vorzüglich mit Raupen, welche auf Apfelbäumen leben. Jagd. Sie ſind ſehr ſchwer zu ſchießen und ſonſt ſchwer zu fangen. Nutzen. Sie vertilgen eine große Menge ſchädlicher Raupen; dieß erkennt der amerikaniſche Landmann, bei welchem dieſer Vogel ſehr beliebt iſt, und den er daher auch ſchützt, da er gar keinen Schaden thut. Taf. 59. Geoffroy's Cua. Coccyzus Geoffroyi. Coua Geofroy. pl, col. 7. Auf dem Kopf ein Buſch von breiten fteifen Federn; die längſten find am Ende abgerundet, und von ſchön bläulicher Farbe mit Stahlglanz; Stirne, Backen, Vorderhals und Bruſt ſind mit kurzen ſchuppenartigen über einander liegenden Federn bedeckt; dieſe ſind in der Mitte braun, mit röthlicht iſabellfarbigen Rändern; über die Bruſt läuft ein ſchwarzer bronzefarb überlaufener Gürtel; dieſer findet ſich aber nur am alten Vogel deutlich, dem jungen mangelt er ganz oder iſt kaum bemerkbar; der ganze Unterleib iſt falb, und der Unterbauch mehr oder weniger roſtfarb, je nach dem Alter. Rücken, Hinterhals und Flügel ſind ſchön grün bronzirt, und mit Goldglanz; der breite aus zwölf Federn beſtehende Schwanz iſt lang und ſehr abgeſtuft. Der Kreis um die Augen nackt; der Schnabel ſtark, dick und gabelicht; die Füße graugrünlich, die Nägel gelb. Ganze Länge 18 Zoll. Vaterland Braſilien. Zu dieſer Gattung gehören: Der cayenniſche Coua, C. cayanus. pl. enl, 2141. Coua Piage. Mit dieſer Art ſind zwei andere ähnliche verwechſelt worden, welche ebenfalls in Cayenne und andern Theilen Südamerikas leben. Der Regen— eua, C. pluvialis. pl. enl. 813, Amerika. C. mela coryphus, Paraguay. Auch Afrika beſitzt mehrere Arten aus dieſer 161 Gattung z. B. C. Madagascariensis (virescens Vieill,) pl. enl. 518. C. cristatus, pl, enl, 589. C. caeruleus. pl. enl. 295. C. Delalandii pl. col. 440.; die meiſten aus Madagaskar. Azara erwähnt mehrerer Arten, die in Paraguay vorkommen: Des Chochi, C. naevius, pl. enl. 812, des Chiriri, C. punctulatus; wahrſcheinlich leben noch mehr unbekannte Arten in beiden Welttheilen. Ste Gatt. Eidechſenfreſſer. Saurot her a. Tucco. Schnabel lang, länger als der Kopf, glatt, ſeitlich zuſammengedruͤckt, oben conver; die obere Schnabellade gezaͤhnelt, und gegen ihr Ende gebogen; Augenkreiſe nackt. Wenn dieſe Vögel wirklich Reptilien freffen, wie angegeben wird, fo ſcheint es allerdings, fie müſſen eine eigene Gattung ausmachen, und ſeyen von den Kukuks und Cuas zu trennen. Linneus hat ſie zu den Kukuken und Temmink zu den Cuas gezählt. Cüvier und Vieillot haben ſie zuerſt getrennt, und bei einigen Beifall gefunden. Bis jetzt iſt nur eine einzige Art bekannt. Taf. 59. Der Tacco-Eidechſenfreſſer. Saurothera vetula. Le Tacco. Der Scheitel mit weichen feidenartigen Federn beſetzt; Schwanz lang und keilförmig; Unterleib ziegelfarb. Die obern Theile olivenfarb, etwas ins grünliche ſchillernd, beſonders die großen Deckfedern der Flügel, von welchen die zehn erſten Federn lebhaft roſtroth ſind; die beiden mittlern Schwanzfedern ſind ganz grau, mit grünlichem Schimmer; aber die acht andern ſind zum Theil ſchwärzlich und mit weißer Spitze; Vorderhals und Bruſt ſind aſchgrau; Gurgel, die Gegend um den After und die Schenkel ſind hellfalb; die Iris gelbbraun; die Augenbraunen roth; der Schnabel ſchwärzlich; die Füße blaulich. Die Weibchen und Jungen unterſcheiden ſich durch eine ſchmutzigere Rückenfarbe, die Gurgel iſt dagegen rein weiß. Die Länge dieſes Vogels iſt 15 Zoll 9 Linien, der Schnabel allein iſt 2 Zoll lang. ni 1 St. Domingo, Jamaika und die Antillen, wo er gewöhnlich ſowohl in angebauten Gegenden, als auch in äldern lebt. Eigenſchaften. Er iſt ſo wenig ſcheu, daß er nicht einmal durch Schießen erſchreckt wird, und ſo dumm, daß die Regerkinder ihn mit der Hand fangen. Er fliegt nie hoch, und ſchlägt die Luft beſtändig mit den Flügeln, breitet im Fluge den Schwanz aus, und ſchwimmt ſo durch die Luft. Man ſieht ihn oft von Aſt zu Aſt ſpringen, und ſich wie die Spechte am Baum anklammern; auf dem Boden hüpft er wie eine Elſter. Auf St. Domingo heißt er Coliviku, die Neger nennen ihn Cracra und Tocrabaje. Der Name Tacko deutet ſeine Stimme an, er ſchreit aber auch qua, qua, qua, wenn man ſich ihm nähert, oder er erſchrickt. Nahrung. Seine Hauptnahrung machen Inſekten aus, Raupen, Käferlarven und andere Inſekten. Man ſagt aber, er ſoll auch kleine Schlangen angreifen und den Kopf verſchlingen, den Leib aber fo lange hervorhängen laſſen, bis die erſten Stücke verdaut ſind, der übrige Körper dann aber nachrückt. Eben ſo ſoll er es mit den Eidechſen machen, und ſogar junge Ratten und kleine Vögel angreifen, was aber ſehr unwahrſcheinlich iſt. Fortpflanzung. Da fie zur Begattungszeit in die Wälder gehen, und man ihr Reſt noch nicht entdeckte, fo hat man vermuthet, ſie brüten nicht ſelbſt. 6“ Saft. Spornkukuk. Centropus. Corydonyx. Vieill. Polophilus. Leuch. Coucal, Toulou. Schnabel dick, hart, zuſammengedruͤckt, ſtark, höher als breit, von der Wurzel an gekruͤmmt, an der Spitze aber ſehr gebogen und zuſammengedruͤckt; Graͤthe erhaben; Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, ſchief geſpalten, halb mit einer nackten Haut geſchloſſen, und gewoͤlbt. Fuͤße lang, ſtark; Lauf laͤnger als die aͤußere Zehe, die vordern Zehen an der Wurzel verbunden. Naͤgel dick, kurz; der Nagel der hintern innern Zehe ſehr lang, ahlenfoͤrmig, faſt gerade. Fluͤgel kurz, die drei erſten Schwungfedern gleich abgeſtuft, die vierte faſt ſo lang als die fuͤnfte, welche die laͤngſte iſt. Alle Arten dieſer ausgezeichneten Gattung ſind aus der alten Welt; man findet ſie in Afrika, dem indiſchen Archipel und Neu⸗ Holland. Sie nähern ſich den eigentlichen Kukuks in den allgemeinen Formen, und den Cuas durch die ſtarken Läufe, durch die Länge und Stärke ihres Schnabels, und durch ihre ſchmalen und langen Naſenlöcher; aber der lange Sporn an der innern Zehe und die mit Federn bedeckten Naſenlöcher unterſcheiden ſie ſehr; vorzüglich aber zeichnet ſie auch die Beſchaffenheit ihres Geſieders aus; die Federn an Kopf, Hals, Bruſt und Rücken haben ungemein ſtarke und ſteife Schäfte, wodurch das ganze Gefieder rauh und ſteif anzufühlen wird, da es bei den Kukuks und Cuas weich iſt. Die Flügel ſind abgerundet, und der Schwanz beſteht aus zehn Federn. 5 Die mehrern von ihnen find Vögel von anſehnlicher Größe und Stärke; fie leben in Wäldern, niften in Baumlöchern, brüten und erziehen ihre Jungen ſelbſt. Sie leben von Inſekten, und ſind vorzügliche Feinde der Heuſchrecken. Taf. 60. Der Huhu. Centropus houhou. Coucal houhou. Cuculus senegalensis, Cuculus aegyptius. Kopf und Oberhals find dunkelgrün, mit Stahlglanz; der Rücken, Bürzel und die obern Deckfedern des Schwanzes find braun, grün überlaufen, je nach dem einfallenden Licht. Flügel und Schwanz zeigen eine Miſchung von Braun und Grün— 4 162 glänzend; die Kehle, der Vorderhals und die Bruſt find weißlich roſtfarb, mit glänzenden Schäften, der Unterbauch, die untere Seite des Schwanzes und Schenkel, find ſchwarzgrün, mit feinen dünklern Wellenlinien; der Schnabel iſt - ſchwarz; die Beine ſchwarzbraun; die Augen lebhaft roth. Das Weibchen hat weniger Metallglanz als das Männchen, und iſt kleiner. Länge des Männchens 14 bis 16 Zoll, und er übertrifft an Größe etwas den europäiſchen Kukuk. Vaterland. Faſt ganz Afrika, von Egypten bis zum Cav, in Wäldern. Eigenſchaften. Die Araber gaben dieſem Vogel den Namen Huhu, nach ſeinem Geſchrei, welches er hören läßt, wenn er von den Menſchen entfernt iſt; in der Nähe ſchreit er eouru, couru, couru, cou, cou, cou, cou, welches er fo lange wiederholt, als es ſein Athem geftattet, bis auf vierzig Sylben. Dieſes Geſchrei beginnt er mit Anfang des Tages, und er fährt damit faſt den ganzen Morgen durch fort, wiederholt es dann ein bis zwei Stunden vor Sonnenuntergang, bis in die Nacht. Die Huhus find ſehr ſcheu und mißtrauiſch, aber wenn fie rufen, fo laſſen fie ſich nahe kommen, wodurch man fie leicht ſchießen kann. Um aber ein Weibchen zu bekommen, muß man dieſes zuerſt zu erhalten ſuchen, da es flieht, ſo bald es das Männchen nicht mehr hört; das Männchen zeigt ſich im Gegentheil nach dem Tode des Weibchens allenthalben, und ruft durchdringend coura, coura hov, coura hov. Die Huhus ſitzen, wie die Nachtſchwalben, der Länge nach auf den Aeſten, fie fliegen ſchlecht, und nur eine kurze Strecke weit, ohne wieder auszuruhen. Sie fliehen die bewohnten Gegenden keineswegs, und leben beſtändig gepaart. In den ausgehöhlten Baumſtrünken alter Bäume, oder in einem Loche eines dicken wurmſtichigen Aſtes, machen fie eine Art von Reſt aus Holzreiſerchen, auf welche das Weibchen vier roſtgelbe Eier legt, welche wechſelsweiſe bebrütet werden. Taf. 59. Faſan⸗Spornkukuk. Centropus phasianus. Coucal faisan. Ganzer Körper matt ſchwarz; Mantel und Deckfedern der Flügel kaſtanienbraun und ſchwarzbunt, indem jede Feder rothbraune breite und ſchmale ſchwarze Zikzagbänder hat; der Schaft jeder Feder iſt dagegen weiß und jede weißgelb eingefaßt. Die vordern Deckfedern gegen die Achſeln haben abwechſelnde roſtfarbe und weißgelbe Querbinden, welche immer zu beiden Seiten ſchmal ſchwar; eingefaßt find. Die Schwungfedern find an der innern Fahne lebhaft roſtroth, mit ſchwarzen Querbinden, welche am Schaft ſchmal anfangen, gegen den Rand der Feder breiter werden, und an der vordern Hälfte der Feder voll— ſtändiger find als an der hintern. Die äußere ſchmale Fahne iſt roſtgelb, mit ſchön rothbraunen ſchwarz eingefaßten Flecken, die Schäfte lebhaft rothgelb. Der Schwanz ſehr lang, mit abwechſelnden ſchwarzen, bräunlichen und weißgelben, ſchwarz beſprengten Zikzaklinien; die äußern Schwanzfedern find neiſt ſchwarz, mit undeutlichen, weißlichgelben Zikzaklinien, am Ende gelbweiß. Der Sporn mittelmäßig. Länge 21%, Zoll. Vaterland. Dieſer ſeltene Sporn-Kukuk iſt in Reu-Holland zu Hauſe. Es gehören zu den Sporn-Kukuks: Der Tolu, Cent. Tolu. pl. enl. 295; Madagascar. Der Roſtrothe, C. Benga- lensis; Bengalen. Der Braunrothe, C. rufinus. Vaill, pl. 224.; Afrika. Der Schwarze, C. niger. Vaill. pl. 222.; Afrika. Der Große, C. gigas, Vaill. 223.; Reu-Holland. Der Philippiniſche, C. philippinus, pl, enl. 824.; philippiniſche Inſeln. Der Weißſchwarze, C. ate ralbus. Less. Zool., de la coquill. pl. 33.; Reu-Irland. Der Menbiki, C. men— biki. ib. pl. 34.; Reu-Guinea. Der Scharzbraune, C. nigro rufus, Lavaill, pl. 220. 7" Gatt. Courol. Leptoso mus. Fieill Fourougdriou. Schnabel dick, ſpitzig, gerade, zuſammengedruͤckt, faſt dreieckig, laͤnger als der Kopf, etwas platt; die Nofenlöcher durchbohren den Schnabel ſchief gegen die Mitte der Oberkinnlade; die Oberfinnlade etwas gebogen, am Ende ausgeſchweift. Der Name, den Vaillant dieſen Vögeln gab, rührt von der Aehnlichkeit derſelben mit den Rackern und Kukuken. Sie gleichen wirklich in ihrer Geſtalt und Gewohnheiten den Rackern, und ſollen auch Früchte genießen; allein die paarweiſe geſtellten Zehen nähern fie den Kukuks, und beſonders den Cuas, da fie ſtarke, lange und nackte Läufe haben, und ſtarke, mehr als bei den Kukuks getrennte Zehen. Sie haben zwölf Schwanzfedern, wie die Anzeiger. Taf. 60. Der afrikaniſche Courol. Leptosomus afer. Le V ourougdriou. Cuculus afer. Gmel. enl. 587. et 588. Die erſte dieſer Abbildungen iſt ganz entſtellt. Levaillant ois. d’Afriq. 226 227. Grand coucou de Madagaccar. Männchen: Stirn, Backen, Kehle und Vorderhals ſchön graublau, an den untern Theilen ins Weiße übergehend; Scheitel ſchwarzgrün, mit kupferfarbem Glanz; Hinterhaupt und Hinterhals find dunkler blau, und je tiefer gegen den Rücken, deſto mehr in Bronze ſchimmernd; Mantel, Bürzel, und die letzten Flügelfedern ſind grünblaulich golden, bald mehr grünlich, bald mehr röthlich glänzend, je nach dem Lichte, am meiſten ſchillern die Deckfedern der Flügel; die größern Schwungſedern find grünblau; der Schwanz iſt oben braungrün, mit-Kupferglanz; die Augen find pomeranzenfarbig; an der Schnabelwurzel ſtehen ſchwarze Borſtenhaare; die Füße find gelblich. Weibchen: Die obern Theile find braun orangefarb, roſtroth gefaumt, mit Ausnahme des Bürzels, der Kehle und der Bruſt, deren Federſäume braun, auf hellerm roſtfarbigem Grunde ſind; die untern Theile ſind weißlich roſtfarb, mit breitern Säumen; die großen Deckfedern der Flügel ſind braunſchwarz grünlich. Schnabel braun; Füße braungelblich. Es iſt merkwürdig, daß bei dieſer Art zwiſchen Männchen und Weibchen nicht bloß eine ſehr bedeutende Farbenberſchieden— heit ſtatt hat, ſondern auch das Weibchen ziemlich größer iſt, wie bei den Raubvögeln; der Schwanz desſelben iſt um einen guten Zoll länger. Das Männchen hat nur eine Länge von 15 Zoll; das Weibchen 17%, Zoll. Die mittlern Schwanzfedern 163 find zwei oder drei Linien kürzer als die äußern, daher der Schwanz etwas gegabelt. Der Kopf iſt groß und dick; die Mund— öffnung weit; der Hals dick; der Körper ſehr muskulos und fleiſchig. Vaterland. Vaillant fand dieſen Vogel im Cafferlande; er ſoll auch in Madagascar vorkommen. Er bewohnt die Wälder. Eigenſchaften. Sein Geſchrei gleicht dem der Heher, alſo zeigt auch dieſes wieder einen Unterſchied gegen den Kukuk, und nähert ihn den Hehern und Rakern. Nahrung. Die vorzüglichſte Nahrung ſollen weiche Früchte ſeyn, er genießt aber auch Heuſchrecken und andere Inſekten. Fortpflanzung. Sie niſten wahrſcheinlich in hohlen Bäumen, und brüten ſelbſt. Vaillant ſah immer nur zwei Junge mit der Mutter, und ſchließt daraus, daß ſie nur zwei Eiern lege. Ste Gatt. Starkſchnabelkukuk. Eudynamis. Vigors et Horsf. Eudyname. Cuculus, auctor. Schnabel dick, ziemlich lang, oben abgerundet, an der Wurzel gebogen, an den Seiten zuſammengedruͤckt; die obere Kinnlade an der Spitze ausgeſchweift; die Naſenloͤcher ziemlich groß, offen, eifoͤrmig, ſchief, zum Theil mit einer Haut bedeckt; Fluͤgel ziemlich kurz, abgerundet; dritte, vierte und fuͤnfte Schwungfeder ſehr lang und faft gleich lang; die erſte kurz und mit der eilften gleich. Beine ſtark, nackt; der Mittelfuß ſeitlich zuſammenge— druͤckt, mit vier ſtarken Schildern. Dieſe Gattung, welche Vigors und Horsfield zuerſt aufgeſtellt haben, beſteht bis jetzt nur aus drei Arten; aus Indien und Neu- Holland. Taf, 61. Der indiſche Starkſchnabelkukuk. Eudynamis orientalis. Le coucou des Indes orientalis. pl. enl. 274, Ganz ſchwarzgrün, an der Bruſt mit grünblauem Schimmer; Schnabel und Füße gelblich. In Oſtindien. Die beiden andern Arten ſind: Der gefleckte indiſche Starkſchnabelkukuk, Eudyn, punctatus; und eine neue neu-holländiſche Art, Eudynamis Flindersii, 9e Gatt. Malcoh a. Phoenicop haus. Vieill. Malcoha. Schnabel laͤnger als der Kopf, ſtark, dick, abgerundet, ſehr platt, von der Wurzel an gebogen, gegen die Spitze gewoͤlbt, ohne Ausſchweifung; faſt keine Naſengrube. Die Naſenloͤcher ſeitlich, gerandet, linienfoͤrmig, von der Schnabelwurzel abſtehend; Augengegend warzig und nackt. Fuͤße; Lauf laͤnger als die Seitenzehe; Naͤgel kurz, wenig gekruͤmmt; Fluͤgel ſehr kurz; die drei erſten Schwungfedern abgeſtuft; die vierte und fuͤnfte iſt die laͤngſte. Schwanz lang. Der Name Malkoha oder Malcoha iſt der Name eines Vogels dieſer Gattung in Ceylon. Die ganze Gattung lebt auf den Inſeln des indiſchen Archipels. Sie ſollen gänzlich von Früchten ſich nähren. Taf. 60. Grüner Malcoha. Phoenicophaus viridis. Malcoha rouverdin. Kopf, Ohrgegend, Hinterhals und ein Streif vom Unterſchnabel nach dem Nacken ſchwarzgrau; die ganze Gegend von den Naſenlöchern an, rings um die Augen und Backen nackt, warzig und roth; Kinn graulich; alle untern Theile, Vorderhals und Seiten des Halſes lebhaft kaſtanienbraunroth; Unterbauch dunkelbraun; Hinterhals grauſchwärzlich; Mantel, Schultern und Dedfedern grün, ins Stahlblaue ſchillernd. Schwanz lang, keilförmig, am obern und hintern Theil grün ſchillernd, an der vordern Hälfte kaſtanienbraun. Füße ſchwarz. Oberſchenkel ſtark gewölbt, und ſchön grünlichgelb; Unterſchenkel ſchwarz. Schenkelfedern ſchwarzbraun. Länge 17 Zoll. Vaterland Java. Dieſer Vogel weicht in etwas von der Beſchreibung des grünen Malcoha ab, dadurch daß das ganze Geſicht nackt und warzig iſt, was nach der Beſchreibung beim grünen Malcoha nicht ſeyn ſoll. Es kann aber Geſchlechts- oder Altersverſchiedenheit ſeyn. Er gleicht auch fiber dem Maleoha mit gemaltem Schnabel, Ph, calyorhynchus, Temm, col. 349.; aus Celebes. Die übrigen bekannten Arten find: Ph. pyrrhocephalus, Vaill. 224. (leucogaster); aus Ceylon, und Ph, superciliosus ; aus den Philippinen. 10° Saft, Rin nenſchnabel. Scythrops. Scythrops. | Schnabel lang, ſtark, hart, kegelfoͤrmig gewoͤlbt, an der Spitze ſtark gebogen, höher als breit, an der Stirn niedrig, an den Seiten erweitert; bei Alten auf den Seiten gefurcht, bei Jungen platt; Raͤnder des 164 Oberſchnabels ungezaͤhnt. Naſenloͤcher an der Wurzel ſeitlich, hinter der Hornmaſſe des Schnabels durchdringend, auf Seite der Backen offen, oben falb, durch eine nackte Haut geſchloſſen. Zehen gepaart, kurz, ſtark; Lauf kuͤrzer als die Mittelzehe; die beiden vordern Zehen an der Wurzel verbunden. Fluͤgel lang; die beiden erſten Schwungfedern abgeſtuft; die dritte die laͤngſte. Schwanz ſehr lang, abgerundet. f Nur eine bekannte Art. Taf. 66. Neu⸗Hollaͤndiſcher Rinnenſchnabel. Scythrops novae Hollandiae. Scythrops presageur. Temm. pl. col. 290. Der Schnabel iſt am alten Vogel ſehr ſtark, ſehr zuſammengedrückt, und mit mehr oder weniger tiefen Furchen durch— zogen, je nach dem Alter. Kopf, Hals und alle obern Theile ſind hell aſchgrau; Rücken, Flügel und Schwanz bleigrau oder blaugraulich, alle Federn mit ſchwarzer Spitze. Der Schwanz iſt ſehr abgeſtuft, und am Ende mit einem über alle Federn gehenden ſchwarzen Bande und weißer Spitze; mit Ausnahme der beiden mittlern find alle an der innern Fahne weiß geſtreift; Füße blauſchwärzlich; Schnabel horngrau. Länge nach dem Alter 22 bis 25 Zoll. Vaterland. Dieſer Rinnenſchnabel lebt in Reu-Holland und auf Celebes. Er heißt Amaaro oder Regenprophet, weil man aus ſeinem Geſchrei, ſo wie aus ſeinen ſtürmiſchen Bewegungen, ſicher Regen ſchließen kann. Reinwardt beſtätigt dieſe Sonderbarkeit, und White bemerkte dieſelbe auf feiner Reife nach Botany Bay. Sie fagen: die Reu-Holländer ſchließen aus der Erſcheinung und dem Geſchrei des Vogels auf Wind und Regen. Sie erſcheinen im October bei Port Jakſon, in Geſell— ſchaften von ſieben bis acht, oder auch öfter nur paarweiſe. Man ſieht fie beſonders am Abend und am Morgen. Wahrſchein— lich find fie hier bloße Zugvögel, und fie niſten in den nördlichen Gegenden Neu-Hollands; es iſt dieß um fo wahrſcheinlicher, als ſie auch in Celebes, als in einem ſo heißen Lande niſten. Eigenſchaften. Es ſind wilde und flüchtige Vögel; bei ſchönem Wetter leben ſie verborgen; wenn aber Regen und Stürme kommen wollen, erheben ſie ein durchdringendes, doch nicht unangenehmes Geſchrei. Im Flug und in der Ruhe breiten ſie oft den Schwanz fächerförmig aus. Nahrung. Sie ſollen ſich beſonders von Pfeffer nähren, doch aber auch Inſekten, und vorzüglich große Käfer freſſen. Dieß iſt alles, was man von dieſen Vögeln weiß. Leicht ſchnaͤbel. Rhamphastides Aracaris. Mit theils ungeheuer großen, aber hohlen und ſehr leichten Schnaͤbeln, und gepaarten Zehen. 11 Saft. Feder züͤngler. Pteroglossus. Aracari. Schnabel zellig, mit duͤnnen Waͤnden, laͤnger als der Kopf, ſo breit und hoch als die Stirn, an der Wurzel niedrig, gewoͤlbt, ohne Graͤthe, ſichelfoͤrmig gekruͤmmt, an der Spitze ſich ſchnell biegend; die Raͤnder der Kinn— laden regelmaͤßig gezaͤhnelt. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, am obern Theile der Stirne, in zwei Ver— tiefungen des Schnabeis eindringend, rundlich, offen. Beine mittelmäßig; der Lauf fo lang als die aͤußere Zehe, die beiden vordern Zehen bis zum zweiten Gelenk verbunden. Fluͤgel kurz, ausgebogen; die vier erſten Schwung— federn ungleich abgeſtuft; die fuͤnfte oder ſechste iſt die laͤngſte. Der Schwanz lang, ſehr abgeſtuft. Die Zunge beſteht aus einer harten Feder. Dieſe Vögel leben alle in Südamerika, und nähren ſich von Früchten, Inſekten, kleinen Vögeln, die fie aus den Neftern holen. Die Ameiſenneſter zerſtören ſie auch, und benutzen, da ſie von Erde und ſehr hart ſind, dazu die Zeit, wenn der Regen ſie erweicht hat. Um ihre Nahrungsmittel zu verſchlucken, werfen ſie dieſelben in die Luft; und fangen ſie auf. Sie niſten in hohlen Bäumen; und legen nicht mehr als zwei Eier. Die Stimme dieſer Vögel iſt rauh und unangenehm. Die herrſchenden Farben find ſchwarz, gelb, grün und roth, welche fich faſt bei allen Arten auf verſchiedene Weiſe wiederholen. Merkwürdig iſt die Zunge, fie iſt ganz hornartig hart, ſehr platt und dünne, und auf beiden Seiten vollkommen wie eine Feder zerſchliſſen. Dieſer Bau macht es dem Anſcheine nach unmöglich, daß fie Geſchmacksorgan ſeyn kann, wie dies überhaupt wohl nur bei wenigen Vögeln, etwa bei den Papageien, der Fall ſeyn möchte; dagegen ſcheint ſie ihnen beim Schlucken in etwas behülflich zu ſeyn. Taf. 61. Der gruͤne Federzuͤngler. Pteroglossus aracari. IL'Arucdri vert. Kopf, Kehle und der untere Theil des Halſes tief ſchwarz; der obere Theil des Halſes, der Rücken, die Schultern- und die Deckfedern der Flügel dunkelgrün, der Bürzel lebhaft roth; der untere Theil des Halſes, die Bruſt, der Bauch, die untern Deckfedern des Schwanzes ſind ſchön ſchwefelgelb; die untern Deckfedern der Flügel ſind weißgelb; der Schwanz oben dunkel— grün, unten grüngrau; die Augen ſind mit einer nackten Haut umgeben, welche eine gelbliche Farbe hat; die Regenbogenhaut iſt gelb. Die obere Schnabellade iſt gelb, in der Mitte mit einer ſchwarzen Längslinie, die untere ſchwarz, die Wurzel roth. Der Schnabel iſt ſtark gezähnelt, und dieſe Zähnchen weiß geſaumt. Die Beine bleifarb, die Nägel ſchwarz. Beim Weibchen iſt alles, was am Männchen ſchwarz iſt, kaſtanienbraun. Länge 16 Zoll 8 Linien. Vaterland. Häufig in Gujana, Braſilien, Peru, Surinam und Cayenne in Wäldern, nähert ſich aber auch oft den angebauten Ländern. 165 Eigenſchaften. Da die Tukane und Federzüngler mit einander ſehr nahe verwandt find, fo bietet auch ihre Natur— geſchichte ganz ähnliche Erſcheinungen, und man kann fie ſehr gut zuſammennehmen. Es iſt eine ausgezeichnete Gattung, welche eigentlich ſich den allesfreſſenden anſchließt und vorzüglich mit den Hornvögeln und Raben verwandt iſt, allein der Bau der Füße trennt ſie von dieſen und reihet ſie unter die Klettervögel. Die Gattungunterſchiede der Federzüngler und Tukane ſind im Ganzen wenig verſchieden, obgleich ſelbſt die Brafilianer fie auszeichnen. Die Größe der Leichtſchnäbler iſt im Allgemeinen ſich ſo ziemlich gleich und vergleicht ſich mit derjenigen der Raben und Heher. Der Schnabel, zwei und ein halbmal, oder gar dreimal länger als der Kopf, iſt eben fo breit als der Kopf; und giebt durch feine enorme Größe dieſen Vögeln ein ernſthaftes und plumpes Anſehen, iſt aber dennoch eine ſchwache Waffe, da er ſo leicht und ſeine Wände ſo dünne ſind, daß beſonders die Zähne an der Schnabelſcheide der Arakaris leicht brechen und unregelmäßig werden. Die wenig ausgebreiteten und gebogenen Flügel machen den Flug ſehr ſchwerfällig und man kann ihn mit dem der Elſtern vergleichen, wozu allerdings ihr großer Schnabel, ſo leicht er auch iſt, viel beitragen mag. Sie leben in kleinen Schaaren, und ſetzen ſich ſelten auf die Gipfel der Bäume ſelbſt, wohl aber nicht weit vom Gipfel der höchſten Waldbäume in die dichten Aeſte, wo ſie in beſtändiger Bewegung ſind. Obſchon ſie Kletterfüße haben, ſo klettern ſie doch nicht wie die Spechte. Sie gehen ſelten auf die Erde, wo ſie nur ungeſchickt forthüpfen. Obgleich ihr Flug ſchwer— fällig iſt, ſo iſt er doch ziemlich ſchnell, pfeifend, und geht immer in gerader Linie. Ihre Töne ſind rau und beſtehen in wiederholtem Ziſchen. Sie laſſen ſich ziemlich leicht zähmen, find dann ſanft und laſſen ſich leicht behandeln; fie find immer thätig und zeigen in ihren Geberden eine Leichtigkeit, welche man bei ihrem ſchwerfälligen Aeußern nicht erwartet. Sie baden gerne. Wenn ſie ſchlafen, ſo decken ſie ihre Beine mit dem Körper, ziehen den Hals ein, und ſtrecken den Schnabel gerade vor ſich, oder legen ihn auf den Rücken und begraben ihn ganz in den Federn. Den Schwanz bewegen ſie oft nach oben und unten, als ob er durch eine Charniere mit dem Körper verbunden ſey. Es find kluge, mißtrauiſche Vögel, welche ſich ſchwer ankommen laſſen. tahrung. Es ſind wahre Allesfreſſer, welche aus dem Thier- und Pflanzenreich ihre Nahrung ziehen. Vorzüglich richten ſie unter den Jungen der kleinen Vögel große Niederlagen an, indem ſie die Alten derſelben mit ihren großen Schnäbeln von den Neſtern jagen, und dann die Jungen verſchlingen. Eben ſo begierig ſind ſie auf die Eier, welche ſie aus tiefen Baumlöchern herausholen können; ſie ſollen ſelbſt die größern Arten angreifen, wie die Eier und Jungen der Aras, und ſo zerſtörungsſüchtig ſeyn, daß ſelbſt die Jungen, welche ſie nicht freſſen können, von ihnen herausgeworfen und getödtet werden. Die kleinern aber verſchlingen ſie ganz und werfen ſie zuerſt an den Boden, bis ſie todt ſind, dann aber in die Luft, um ſie mit dem Schnabel ſo aufzufangen, daß der Kopf zuerſt hineinkommt, wo ſie dann ganz verſchlungen werden. Auch das aus Lehm beſtehende Neft des Backofenvogels (Furnarius) ſchützt die Eier nicht vor ihren Angriffen, indem ſie es bei naſſem Wetter, wenn es weich iſt, angreifen und zerbrechen. So lange die Brütezeit der Vögel dauert, geben junge Vögel und Eier ihnen faſt allein und genugſame Nahrung; die übrige Zeit des Jahres aber ſind es meiſt Früchte und Inſekten, welche ſie freſſen. In den Pflanzungen richten ſie an den Piſang- und Kaffeepflanzen großen Schaden an; ob ſie auch Pfeffer freſſen, iſt nicht gewiß, obſchon fie den Namen Pfefferfreſſer erhalten haben. Sie können nichts von der Erde aufnehmen und ſogleich verſchlingen, alles müſſen ſie zuerſt in die Luft werfen und wieder auffangen. Fortpflanzung. Ihr Reſt legen ſie in hohlen Bäumen an, in Löcher, welche ſie vorfinden, oder welche die Spechte gemacht haben, deren Eier oder Junge fie vorher freſſen. Daß fie ſelbſt ſolche Löcher machen, iſt durchaus unrichtig / da ihr Schnabel dazu gar nicht eingerichtet und geſchickt iſt. Sie legen nie mehr als zwei weiße Eier. Taf. 61. Der Arakari mit gefurchtem Schnabel. Pteroglossus sulcatus. Aracari silonne. pl. col. 356. Der Schnabel ift nicht gewölbt wie bei den andern, ſondern zu beiden Seiten mit einer tiefen Furche verſehen, und zwar an beiden Kinnladen, an der obern iſt noch eine zweite ſehr kurze, und zwiſchen beiden eine Gräthe. Die Farbe des Schnabels iſt braun, ſchwarz marmorirt; die nackte Augenhaut iſt bläulich, mit einem Saum von lebhaftem Azurblau; alle obern Theile find lebhaft grasgrün; die Kehle ſehr hell aſchgrau, und das übrige Gefieder ſchön hellgrün. Ganze Länge 12 Zoll 6 Linien. Vatceland Peru. Zau den Federzünglern gehören: Der Aldrovandiſche, Pter, Aldrovandi. Shau gen. Zool. 8 p. 366. Rhamphastos picatus. Auctur; Guyana, Braſilien. Der Azariſche, Pter. Azarae; Braſilien. Der Humboldtiſche, Pter. Hum- boldti; Braſilien. Pter. inscriptus; Braſilien. Der kleinſte der Gattung. Pter. viridis, pl. enl. 727, 728. Pter. Bailloni. Levaill, Pter, maculirostris. Vaill. Pter. Culik. pl enl, 577. Pter. Reinwardtii, Wagl. Pter. Langs- derffii. Wagl, Alle in Braſilien und Guyana. Anmerk. Auf Taf. 61. find von dem Lithograpben die Unterſchriften bei den Arakaris verwechſelt worden. Grüner Federzüngler ſoll ſtehen unter dem Araki mit gefurchtem Schnadel. 2* Gatt. Tukan. Rhamp hast os. Toucan. Schnabel zellig, duͤnne, durchſcheinend, ſehr groß, breiter und hoͤher als die Stirn, mit einer ſtarken und deutlichen Firſte, etwas gerade, an der Spitze ſchwach gebogen; die Kinnladenſchneiden regelmaͤßig gezaͤhnt. Die Naſenlöcher auf der Stirn, nicht leicht ſichtbar, hinter der Hornmaſſe verborgen, welche die Stirn wie ein Wulst umgiebt, offen, eifoͤrmig, ganz mit einer Haut umgeben. Beine ſtark; Lauf ſo lang als die aͤußere Zehe, die beiden vordern Zehen bis zum zweiten Gelenk verbunden. Fluͤgel mittelmaͤßig, gewoͤlbt. Die Tukane ſind im Allgemeinen größer als die Arakaris, haben aber einen ganz ähnlichen Zungenbau. Die Zunge iſt ſo lang als der Schnabel, ſchmal, glatt, hornartig, elaſtiſch, allenthalben gleich breit, an den Rändern federartig zerſchliſſen. 42 166 Das Geſicht nackt, der Schwanz gleich, mittelmäßig, am Ende mehr oder minder abgerundet, mit 10 breiten Federn. Bei den Arakaris iſt er dagegen abgeſtuft und an der Spitze ſchmäler. Alle Arten leben in Südamerika und haben die Lebensart mit den Arakaris gemein. Die einen haben einen weißen, die andern einen gelben Vorderhals. Taf. 61. Der Toko. Rhamphastos Toco. Toucan de Cayenne. enl. 82. Der Schnabel fehr lang, ſehr hoch, durchſcheinend, lebhaft goldgelb, an der Wurzel mit einer ſchwarzen Binde, an der untern Kinnlade mit einem ſchwarzen Flecken; Schnabelfirſte ſchmal; Backen, ein kleiner dreieckiger Fleck auf beiden Seiten der Stirn, und der ganze Vorderhals weiß, am Mittelhals hellgelb gewäſſert und am untern Rande roth; die Deckfedern des Schwanzes oben weiß, unten hochroth; Flügel, Schwanz und alle übrigen Theile ſchwarz. Das Weibchen gleicht dem Männchen. Die Läufe dunkelgrün; die Fußwurzel blau; die Augen röthlich, die nackte Stelle um die Augen lebhaft pomeran— zengelb, die Augenlieder blau. Länge 19 Zoll. Vaterland. Cayenne, Braſilien. ; Zu dieſen gehören: Der rothſchnabelige Tukan, Rh. erythrorhynchus. pl. enl, 262, Der Vaillantiſche, Rh. Levaillantii, Der Tocard, Rh, Tocard, Vieill. Der Cüvierſche, Rh. Cuvierii. Der Schönſchnäbelige, Rh. callorhinchus; alle in Brafilien. Taf. 62. Der mehrfaͤrbige Tukan. Rhamphastos discolorus. Le ‘petit Toucan ù ventre rouge. Die obern Theile des Kopfes, ein Streif um die Schnabelwurzel, Hinterhals, Rücken, Flügel, Schwanz, und ein breiter Streif unter dem Bauche find ſchwarz, mit grünem Schimmer; Backen und Gurgel ſind ſchön ſchwefelgelb; der untere Theil des Halſes aber ſchön orangenfarb, und dieſe Farbe ſcheidet von dem ſchönen lebhaften roth der Bruſt und des Oberbauches; auch die Deckfedern des Schwanzes oben und unten find ſchön roth; die Schenkel ſchwarz, ins Grüne ſchimmernd. Der Schnabel an der Wurzel ſchwarz, und ein ſchwarzer Streif lauft über denſelben weg, das übrige desſelben iſt olivengrün, der Rand röthlich geſaumt. Länge 17 Zoll. Vaterland. Häufig in Braſilien und Cayenne. Dahin gehören: Rh. carinatus, Swains, Zool. ill, 8. T. 45. Rh. Forsterorum. Levaill, t. 5., Peru. Rh. ery- throsoma Vaill. T. 6. Rh. Temminckii. Rh. Tucanus pl. enl. 307. Rh, vitellinus, Swains. Zool. ill. 10. T. 50. Rh. Tucai. pl. enl, 269.; alle aus Braſilien und den angränzenden Ländern. R Paarzeher mit abweichendem Schnabel. Heteroramphi. Zeteroramphes. ir Gatt. Ma denfreſfe r. C rot o p h a gar Am: Schnabel kurz, dick, viel hoͤher als breit, ſehr zuſammengedruͤckt, am obern Theile ſchneidend, indem ſich die Schnabelgraͤthe in eine gebogene Schneide endigt, ohne Ausſchweifung. Die Naſenloͤcher an der Schnabel: wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, offen. Beine lang, ſtark, Lauf etwas laͤnger als die aͤnßere Zehe. Fluͤgel kurz, die drei erſten Schwungfedern abgeſtuft; die vierte und fünfte die laͤngſten. Schwanz lang abgerundet, aus acht breiten Federn beſtehend. Man kennt drei Arten dieſer Gattung, welche in allen Theilen von Südamerika angetroffen werden. Sie leben ſehr geſellig. Nähren ſich von kleinen Eidechſen, Inſektenlarven, Raupen, Früchten und mehligen Samen. Sie ſind gar nicht ſcheu, und fürchten den Menſchen wenig; ſelbſt wenn man mehrere erſchießt, fliehen die andern doch nicht, ſondern laſſen ſich ganz in der Nähe wieder nieder. Sie halten ſich an den Rändern der Wälder, am liebſten an den Säume der grasreichen, ſelbſt überſchwemmten Ebenen auf. Sie ſollen gemeinſame Neſter bauen, in denen mehrere Weibchen, aber doch in abgetheilten Kammern brüten. Die Farben aller drei Arten ſind ſich ſehr ähnlich, nämlich ſchwarz, die Federränder bronzirt glänzend. Taf 62. Der große Madenfreſſer. Crotophaga major. L4ni des paletuviers. Von der Größe eines Hehers, aber viel ſchlanker, und der Schwanz ſehr lang. Ganz ſchwarz, am Körper jedoch mehr blauſchwarz, jede Feder mit einem breiten, grün bronzirten glänzenden Rande, oder grün golden. Der Schwanz iſt abgeſtuft. Ganze Länge 18 Zoll, des Schwanzes 9½ Zoll; Breite 14 Zoll Aufenthalt. Braſilien, Paraguay, Cayenne, St. Domingo. Er iſt viel ſeltener und weit ſcheuer als der kleine Madenfreſſer, und findet ſich, nach Azara, nur in den ſehr dichten Gebüſchen, ſeyen fie in der Nähe des Waſſers oder in den trockneſten Gegenden. In dieſen dichten Gebüſchen verbirgt er ſich, und iſt nicht leicht zu ſehen, da auch ſeine düſtere Farbe ihn nicht leicht kenntlich macht. Er wandert nicht, und bleibt immer an demſelben Orte. 107 Eigenſchaften. Sie leben in Geſellſchaften von 8 bis 20; in eigentlichen Wäldern findet man ſie niemals. Auf der Erde oder auf Bäumen ſitzend, halten ſie den Kopf an die Bruſt gelehnt und laſſen die Flügel hängen. Oft ſitzen ſie ganz gedrängt neben einander auf Zweigen, und laſſen ihre Stimme als eine Art von Geſchwätze hören, das wie ein Ge— murmel tönt, und nicht von dem gleichen Vogel herzukommen ſcheint. In Cayenne ſind ſie unter dem Namen der Kocher (Bou:lleurs) bekannt, weil man ihre Stimme mit dem Ton vergleicht, wenn Flüſſigkeiten in einem Topfe kochen. Da ihre Flügel ſehr kurz und ihr Schwanz dagegen ſehr lang iſt, ſo ſind ſie ſehr ſchlechte Flieger, und werden gar oft ein Spiel der Stürme, fo daß davon zuweilen viele zu Grunde gehen. Sie laſſen ſich ſehr leicht äußerſt zahm machen, und lernen ſelbſt, wie die Japageien, ſprechen, allein da fie einen übeln Geruch von ſich geben, werden fie nicht fo häufig gezähmt. Auch ihr Fleiſch hat einen übeln Geruch, daher werden ſie nicht gegeſſen und nicht verfolgt. Nahrung. Sie beſteht aus kleinen Eidechſen, Würmern, Inſekten und ihren Larven. Wie die Ochſenhacker Afrikas, ſetzen ſich die Madenfreſſer zuweilen auf den Rücken des weidenden Viehes, um die Larven der Bremſen und andern Inſekten abzuleſen; doch geſchieht dies nicht immer. Die großen Ameiſen lieben ſie auch ſehr. Fortpflanzung. Ihr Reſt bauen ſie in die dichteſten Zweige der Bäume, ſo daß ſie die Baumreiſer ſo ordnen können, um aus ihnen mehrere Abtheilungen eines gemeinſamen Neſtes zu bilden. Die Scheidewände werden gut mit dürrem Graſe durchflochten, und die Unterlage der Eier beſteht aus Blättern von verſchiedenen Bäumen. Zuweilen ſollen auch mehrere Weibchen in einer Abtheilung brüten, meiſt aber doch jedes feine eigene Kammer haben; das Net aber immer gemeinſchaftlich für alle Weibchen eines Truppes gebaut werden. Ob deſſen ungeachtet hier Monogamie ſtatt hat, oder das Männchen in der Vielweiberei lebt, iſt noch unbekannt. Dagegen ſollen, wenn die Jungen ausgekommen ſind, die Mütter ohne Unterſchied alle gleichmäßig mit Futter bedenken, und keinen Unterſchied unter ihnen machen. Die Neſter ſind immer ſehr weit und breit, und bieten vielen Platz dar. Die Eier find grün, aber mit einer weißen Kalkkruſte netzförmig überzogen, faſt wie eine Melone von ihren Runzeln; man kann indeß dieſe Kalkkruſte leicht mit einem Meſſer wegnehmen. i Die beiden andern Arten find: Der kleine Madenfreffer, Crotophaga Ani, pl. enl. 102. f. 2. In Braſilien; und der Las Caſiſche, Crot. Casasii, Zool. de la Cog. Faſt ganz ſchwarz, ohne die ſchneidende Schnabelerhöhung. In der Gegend von Lima in Peru. 2e Gatt. Kuruku. Trog on. Couroucou. Schnabel kuͤrzer als der Kopf, dick, gewoͤlbt, conver, breiter als hoch, an der Spitze gebogen, an den Rändern gezaͤhnelt; Schnabelwurzel mit Borſtenhaaren beſetzt. Naſenlöcher an der Wurzel des Schnabels, offen, in den Borſten, die vom Geſicht kommen, verborgen. Füße kurz, ſchwach, Lauf kuͤrzer als die äußere Zehe, die äußere hintere Zehe verkehrbar. Flügel mittelmäßig, die drei erſten Schwungfedern abgeſtuft, die vierte und fünfte die laͤngſte. Der Kopf iſt groß; die Mundöffnung weit; die Zunge kurz; die Beine ſchwach, und faſt ganz befiedert; die Nägel wenig gekrümmt, aber ſcharf; das Gefieder ſeidenartig, glänzend, ſehr locker, und die Bärte zerſchliſſen, die Haut dünne und zart, zerreißt leicht, und die Federn fallen aus. So ſchön auch die oft metalliſch glänzenden Federn der Kurukus ſind, ſo angenehm und lebhaft die Farben, fo iſt doch das Anſehn der Vögel plump und unangenehm, wozu der große Kopf, der kurze Hals und die kurzen Beine viel beitragen. Hinter dem Nacken iſt ein nackter Fleck, den man bemerkt, wenn man die Federn wegſchiebt, oder den Hals verlängert. ö Die Kurukus lieben die Einſamkeit, und ziehen ſich in die dunkelſten und ſtillſten Gegenden großer Wälder zurück, wo ſie in Mitte der Bäume, oder auf den unterſten Zweigen, ſchweigend, ſitzen, und den größten Theil des Tages zubringen, um auf Inſekten zu lauern, die ſie im Vorbeifliegen geſchickt wegſchnapven. Obſchon ſie nicht ſcheu find, und ſich leicht nahe kommen laſſen, ſo ſind ſie doch nicht leicht zu entdecken, da ſie nur früh Morgens und Abends ſich bewegen, ſonſt aber immer ganz unbeweglich ſitzen, und daher leicht für Blätter oder abgeſtorbene Reiſer gehalten werden können. Vaillant hält die Kurukus für bloße Inſektenfreſſer; andere geben an, ſie freſſen auch Beeren. Die Kurukus find keine Zugvögel, und leben allein oder paarweiſe; nie ſieht man fie in Familien oder größern Geſell— ſchaften. Außer der Begattungszeit ſind ſie immer ſtille, in dieſer Zeit aber geben Männchen und Weibchen wohlklingende, aber melancholiſche Töne von ſich, welche laut klagend tönen, wie das Klagen eines traurigen Menſchen. Der Flug iſt kurz und niedrig, und geſchieht bogen- und ſtoßweiſe, aber ſchnelk. Auf die Erde gehen fie faſt gar nicht. Rach Azara ruft der eigentliche Kuruku (Trogon curucui) häufig hinter einander viv, piv. Sie niſten auf Bäumen, und zwar zweimal des Jahres, in wurmſtichigen Baumlöchern. Azara behauptet, ſie niſten am liebſten in Termitengebäuden, welche an den Bäumen gebaut find, und große Vorragungen bilden. Dieſe ſollen fir aufhaken, und ſo weit ausleeren, als ſie nöthig haben, um eine geräumige Höhle zu bilden, in welcher das Weibchen gegen Ende Sep⸗ tembers zwei bis vier Eier legt. Das Männchen ſoll dieſe Arbeit verrichten, während das Weibchen auf einem nahen Baume fülte zuſieht. Allein dieſe Behauptung Azaras ſcheint darum völlig unrichtig, weil die Termiten nicht anſtehen würden, das brütende Weibchen, Eier und Junge zu beunruhigen und anzugreifen. Wohl mag ſich die Sache ſo verhalten, daß der Kuruku die Termitengebäude angreift, um Termiten zu freſſen, aber nicht, um Eier hineinzulegen. Die Jungen kommen ganz nackt aus den Eiern, befiedern ſich aber ſchnell; fo bald fir aber allein ſortkommen können, zerſtreuen fie ſich, und leben einſam. Vaillant hat eine Monographie dieſer Gattung herausgegeben, durch welche dieſelbe etwas auseinander geſetzt und die Synonime berichtigt werden; aber es fehlt noch vieles, um allenthalben klar zu ſeyn. Beſſer hat ſie Temmink aus einander geſetzt und ihre Zahl auf 19 mit Sicherheit beſtimmte Arten gebracht. Die wärmſten Climate beider Welten erzeugen dieſe ſchönen Vögel, und es wäre unmöglich, die amerikaniſchen Arten von den andern zu unterſcheiden, wenn nicht ihr Schnabel durch feine Zähnchen ſich auszeichnen würde, mit welchen die Schnabel— ränder verſehen find. Dieſe Vögel geben ein Beiſpiel, daß diejenigen Gattungen, welche beiden Welten eigen find, nur unter tropiſchem Himmel wohnen, und ihre Arten ſich nur ungefähr unter denſelben Breiten finden. Die herrlichen Farben, womit die Kuruku's geſchmückt ſind, ſind ſo flüchtig aufgetragen, daß ſie in Sammlungen ſehr bald erblaſſen wenn ſie bloß dem Licht ausgeſetzt ſind. Die Sonnenſtrahlen aber zerſtören ſie ſchnell gänzlich. Das Rothe, das Gelbe und das Orangefarbe verändert ſich in ein mattes Weiß, und das Grüne wird kupferfarbig. Durch ſolche abgeſchoſſene Exemplare find falſche Veſchreibungen und neue Arten gemacht worden. 168 | Taf. 63. Der Duͤvauceliſche Kuruku. Trogon Duvaucelii. Couroucou Duvaucel. Temm. pl. color. 291. Der Kopf und der obere Theil des Halſes ſammetſchwarz, die untern Theile des Halſes, die Bruſt, alle untern Theile des Körpers, Bürzel und Deckfedern des Schwanzes ſehr ſchön glänzend roth; der obere Theil des Rückens und Schultern zimmet— farb; die beiden mittlern Schwanzfedern ſchön zimmetbraun, mit ſchwarzer Endbinde; die beiden folgenden auf jeder Seite ſchwarz, und die übrigen halb ſchwarz, halb weiß; Flügel ſchwarz mit zahlreichen weißen Zickzacklinien; die Läufe mit roſen— farben ſehr breiten Federgürteln, die mit einer braunen Linie umgeben ſind; der Schnabel ſchön hellblau, und oben eine nackte Stelle vom Schnabel gegen die Backen, und ein Streif über den Augen. Ganze Länge 8 Zoll 6 bis 7 Linien. Vaterland. Sumatra, wo ihn der zu früh verſtorbene verdienſtvolle franzöſiſche Raturforſcher Düvaucel entdeckte. Aſien hat neben dieſem Kuruku noch den Trogen Kondea, pl. col. 324. (Trog. Kassamba, Raffl. Tr. fas cia tus). Sumatra, Ceylon. Tr. ardens. pl. col. 404., Philippinen. Tr. Reinwardtii, pl. col. 124, Java. Tr. inna mo- meus. Vaill. pl, 14, Ceylon. Tr. Oreskios. pl. col. 181, Sumatra, Java. Tr. rufus, Molucken. Pr. gigas, wahrſcheinlich Molucken. Taf. 62. Kuruku Narina. Trogon Narina. Couroucou Narina. Vaill. ois. ®Afr. 228. 229. Männchen: Kopf, Hals, Mantel, Nücken, Bürzel, die kleinen Deckfedern der Flügel und diejenigen oben am Schwanze glänzend grün; die großen Deckfedern der Flügel, deren Grund grau iſt, ſind mit ſchwärzlichen Zickzackpunktlinien beſetzt; die großen Schwungfedern ſind ſchwarz mit weißen Schäften; Bruſt, Bauch und Aftergegend ſchwach roſenroth; die mittlern Schwanz— federn ſind gleich lang, die andern abgeſtuft, ſo daß die äußerſte noch nicht die Hälfte der mittlern lang iſt; die erſten ſind oben goldgrün, und die andern an der äußern Fahne weiß, an der innern ſchwärzlich. Weibchen: Alle Farben find weniger glänzend, das Roſenrothe iſt viel blaſſer und die Stirn braunroth, fo wie die Schwungfedern braunſchwarz. Vaterland. Südafrika, im Lande der Kaffern und Auteniauas. Das Weibchen legt vier faft runde, weiße, roſenroth überlaufene Eier und brütet 20 Tage. Taf. 63. Pfauenkuruku. Trogon pavoninus. Couroucou pavonin. Temm. pl. col. 377. Das Männchen hat ein Kleid, welches an Glanz dem des Pfaues ähnlich if. Der ganze Kopf, Hals, Bruſt, Rücken, Man— tel / Deckfedern der Flügel und des Schwanzes, ſo wie die beiden viel längern mittlern ſchmalen Schwanzfedern ſind glänzend goldgrün, beſonders glänzen die zerſchliſſenen Federſäume golden, und fallen auf den glänzend ſchwarzen Schwungfedern herrlich auf. Der ganze Bauch und die untern Deckfedern des Schwanzes find ſchön karminroth; der Schwanz ſchwarz, die beiden äußern Federn mit weißer Spitze. Der Schwanz am lebenden röthlich; die Beine braun. Das Weibchen iſt unbekannt. : Die ganze Länge iſt 1 Fuß 6 Zoll, die mittlern ſchmalen Schwanzfedern reichen 7 Zoll über die übrigen hinaus. Die langen Schwanzfedern dienen zum Schmucke der peruaniſchen Damen. Vaterland. Braſilien, Peru. Die übrigen amerikaniſchen Arten find: Trogon Curucui. pl. enl. 452 und 737. Tr. viridis. ib. 195 und 765. Tr. aurantius Spix. 36. Tr. variegatus. Spix. 38. Tr. rhodogaster. Vaill. p. 13. Tr. temnurus, pl. col. 326, Kuba. Tr. collaris, Spix, 37. Tr. atricollis, Vaill, 7, Vieill, Gal. des ois. pl, 31, Tr. sulphureus. Spix. 38. Bart voͤg el. Bucconides. Buconees. Die Bartvoͤgel, welchen Linneus den Namen Bucco gab, begreifen jetzt mehrere Gattungen. Sie haben einen mehr oder minder kegelfoͤrmigen Schnabel, der an den Seiten aufgeblaſen erſcheint, und an deſſen Wurzel mehrere Buͤſchel ſteifer Borſtenfaſern, die nach vorn gerichtet find, ſtehen; die Flügel find kurz, und der Körper ſtark und dick. f Sie leben von Inſekten, Früchten, Körnern, und greifen ſelbſt kleine Vögel an; man findet ſie in den tropiſchen Ländern beider Welten. 1 Saft. Bart vogel. Bucco. Barbu. Schnabel dick, breit, ſtark, glatt, wenig gebogen, niedergedruͤckt; die beiden Kinnladen an der Spitze gleich lang und hoch. Naſenloͤcher an der Wurzel ſeitlich, durch die Hornmaſſe des Schnabels gehend, durch Borſten— haare bedeckt, welche oft uͤber die Schnabelſpitze vorragen. Fuͤße kurz, Laͤufe kuͤrzer als die vordern Zehen, dieſe mit einander bis zum zweiten Gelenk verbunden. Flügel kurz; die erſte Schwungſeder ſehr kurz, die zweite und dritte abgeſtuft, die vierte, fünfte und ſechste am laͤngſten. 169 Die Bartvögel find ſtark vom Körper, der Kopf groß und dick, daher das Anſehen plump. Sie leben in den wärmſten Gegenden von Aſien, Afrika, im ſüdlichen Amerika und auf den Antillen. Ihre Sitten ſcheinen indeß nicht allenthalben die— ſelben zu ſeyÿn. Sonnerat ſagt von den Bartvögeln Indiens, welche meiſt Inſekten freſſen, ſie greifen nach Art der Würger ſelbſt kleine Vögel an, und gleichen überhaupt in ihren Sitten den Würgern, da hingegen die amerikaniſchen ruhige und dumme Vögel ſind, welche in den einſamſten und dunkelſten Wäldern in dicken Gebüſchen ſich aufhalten. Da ſie ſitzend den Kopf zwiſchen die breiten Schultern einſtecken, fo giebt dies ihnen ein plumpes und trauriges Anſehn. Man kann ſich ihnen in dieſer Stellung nähern, und ſelbſt auf ſie ſchießen, ohne daß ſie fliehen. Der Flug iſt kurz und ſchwer. Das Fleiſch ſchmeckt nicht übel. 0 Vaillant erzählt eine ſonderbare Begebenheit von dem ſchwarzkehligen Bartvogel Afrika's, welche er ſelbſt beobachtet haben will. Er fand eines Tages in einer Zelle des gemeinſamen Neſtes, welches die Vögel bauen, und die er Republikaner nennt, fünf Bartvögel, von denen einer fo alt war, daß er weder mehr gehen noch fliegen konnte. Neben ihm lag ein ganzer Haufen Kerne und Inſekten, woraus er ſchließt, die andern haben damit den alten ſchwachen Vogel ernährt, und dieß wurde ihm dadurch beſtätigt, daß, als er dieſe Vögel zuſammenſperrte und ihnen viele Inſekten gab, die vier jüngern ſich alle Mühe gaben, dem ſterbenden Kameraden, der in einer Ecke ſaß, davon zu geben. Wie weit die Wahrheit dieſer Erzählung reiche können wir nicht angeben, ſie iſt nicht ſehr wahrſcheinlich. Die Bartvögel klettern nicht, wie die Spechte, allein fie niſten, wie dieſe, in Baumlöchern, und ſchlüpfen ſelbſt ungeſcheut in dieſelben hinein, wenn Menſchen ganz in der Nähe find, daher find dieſe Reſter leicht zu entdecken, und die Jungen leicht zu erhalten. Büffon ſagt, man ſehe ſie weder in Geſellſchaften noch paarweiſe. Levaillant dagegen behauptet, Männ— chen und Weibchen ſeyen immer beiſammen, und nach dem Brüten flögen Alte und Junge eine Zeit lang in Familie herum. Auch behauptet er, die afrikaniſchen Arten lebten blos von Früchten und Inſekten, und greifen nie Vögel an. Die afrikaniſchen Arten haben mehr dunkle Farben, braun, gelb und roth; die Arten, welche in Oceanjen vorkommen, mehr lebhaft grün, blau und roth. Taf. 64. Langſchnauziger Bartvogel. Bucco mystacophanus. Temm. pl. col. 315. Barbu mystacophane. Auf der Stirn ein breiter, goldgelber Fleck von ſehr lebhafter Farbe, die Seitenränder dieſes Flecks gegen die Augen ſind zart grün; die Stirne, die Kehle, der Ober- und Hinterkopf ſchön carmoiſinroth, und ebenſo ſtehen an den Seiten der Bruſt zwei carmoiſinrothe Flecke, welche ein azurblaues, ſchmales, halbes Halsband zwiſchen ſich laſſen, unter dem Auge ein azur— blauer Fleck, und zwiſchen dieſem und dem Carmin der Kehle ein gelber, der nach hinten in die hellgrünen Backen verlauft; der Nacken und Hinterhals dunkelgrün, jede Feder mit hellgrünem Rande, daher wie geſchuppt; alle übrigen obern Theile ſchön dunkelgrün oder grasgrün; Schultern blaulich, alle untern Theile dagegen ſchön lebhaft hellgrün. Der ſtarke Schnabel ſchwarzblau, und über ihn heraus ragen zu beiden Seiten, wie ein Kamm, lange, ſtarke, ſchwarze Borſtenhaare. Beine ſchwarzblau. Die Jungen des Jahres ſind faſt einförmig grün, und die lebhaften Kopf- und Halsfarben entfalten ſich erſt nach der erſten Mauſer. Vaterland. Diard und Düvaucel fanden dieſen ſchönen Bartvogel auf Sumatra. An Schönheit und Aehnlichkeit der Farben gleichen ihm: Bucco vers icolor. pl. col. 309.; Sumatra. B. chryso- pogon, ibid. 285.; Sumatra. B. armillaris, pl. col. 89. f. 1. B. gularis. ib, f. 2.; Java, Banda. B. grandis. pl. enl, 871.; China. B. niger. pl. enl. 688.; Inſel Lüzon. B. philippensis. ib, 331.5 Philippinen. B. parvus; Afrika u. ſ. w. 2 Gatt. Schnurrvogel. Pogoni as. Barbican. Schnabel kurz, dick, ſtark, erhaben, mit einer vorſtehenden gebogenen Graͤthe; die Raͤnder der obern Kinn— lade ſchneidend, mit einem oder zwei ſtarken Zaͤhnen bewaffnet, gefurcht oder glatt. Die untern weniger hoch als die obern. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, in die Hornmaſſe des Schnabels eingeſenkt, mit Haaren bedeckt; lange, ſtarke Bartborſten am Schnabel. Die Laͤufe von der Laͤnge der aͤußern Zehe, die vordern Zehen bis zum zweiten Gelenk verbunden. Fluͤgel kurz; die erſte Schwungfeder ſehr kurz; die zweite, dritte und vierte abgeſtuft; die fuͤnfte die laͤngſte. Alle bekannten Arten find in Afrika zu Haufe. Sie haben zwar ſehr viel ähnliches mit den Bartvögeln, aber der Schnabel unterſcheidet ſie deutlich von dieſen. Ihre Lebensart iſt noch gar nicht bekannt, und wahrſcheinlich wenig verſchieden von der der Bartvögel. Der ungemein harte Schnabel einiger ſcheint demſelben eine große Stärke zu geben. Die Farben ſind düſterer als bei den Bartvögeln, meiſt ſchwarz, mit roth oder gelb, da die herrſchende der Bartvögel grün iſt. Taf. 64. Der maskirte Schnurrvogel. Pogonias personatus. Barbican masque. Temm. pl. col. 201, Scheitel, Kehle und Vorderhals ſchön roth; Nacken, Hinterhals und Seiten des Halſes nebſt der Bruſt tiefſchwarz; Mantel und Rücken düſter braungrünlich grau; Flügel und Schwanz ſchwärzlich, die meiſten Federn außen mit gelben Säumen; der Bauch weißgrüulichgelb, Seiten grau. Schnabel und Füße ſchwarz. Ganze Länge 7 Zoll. ” Afrika. Cap, Cafferland. Die andern Arten find: Der Gefurchtſchnabelige, Pogonias sulcirostris (Bucco dubius) pl. enl. 602. Der Glattſchnabelige, P. laevirostris. Leach. Zool. misc. T. 77. Der Röthliche, b. rubiginosus. Levaill. Der Schwarze, P. niger. Levaill. 29. 30. 31. P. rubrifrons Swains, Zool. illust. V. 2. T. 68.; Guinea, Sierra, Leona. P. hirsutus, ib. T. 72.; Sierra, Leona. P. bifrenatus, Ruppel Atlas.; Abyſſinien. 43 \ 170 3* Saft. Tamatia. Capito. Tamatia. Schnabel fo lange als der Kopf, oder länger, gerade, ſtark, hart, breiter als hoch, ohne vorſpringende Graͤthe. Schnabelſpitze zuſammengedruͤckt, Oberſchnabel uͤber den untern vorragend. Der ganze Schnabel der Laͤnge nach mehr oder minder aufgetrieben. Der Unterſchnabel mit einer Spitze endigend. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, ſeitlich, in der Hornmaſſe eingelaſſen, ganz von den Borſtenhaaren des Geſichts bedeckt. Beine; Laͤufe von der Laͤnge der aͤußern Zehe; die vordern Zehen bis zum zweiten Gelenke verwachſen. Fluͤgel kurz; die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite und dritte abgeſtuft, die vierte und fuͤnfte die laͤngſten. Der Schwanz lang. Die Vögel dieſer Gattung leben alle in Südamerika, ſind ſtille, ruhige, etwas einfältige und zutrauliche Thiere, ſie halten ſich in nicht ſehr hohen Gebüſchen auf, jedoch nicht in eigentlichen Wäldern, ſondern mehr in angebauten Gegenden. Ihr Raturel iſt träge, melancholiſch, und ihr Geſchrei unangenehm und rauh. Die Zunge iſt halb hörnern, platt, reicht bis zur Hälfte des Schnabels, iſt vorn ſpitzig und an den Seiten geſpalten. Taf. 64. Der ſchwarzohrige Tamatia. Capito melanotis. Tamatia d oreilles noires. Temm. pl. col. 94. Le Chaguru. Kehle, Vorderhals, alle untern Theile des Körpers, und die untern Deckfedern der Flügel rein weiß; an den Seiten des Körpers ſtehen, je nach dem Alter, einige ſchwarze Strichelchen oder Schmitzchen; ein weißes Halsband lauft über den Nacken, und dieſelbe Farbe geht über die Zügel und über die Augen weg an die Schnabelwurzel; ein großer ſchwarzer Fleck bedeckt die Ohrgegend und einen Theil des Nackens. Scheitel und Rücken find roſtbraun, mit ſchwarzen, quer laufenden Zikzakſtreifen; die Schwungfedern der zweiten Ordnung und die Schwanzfedern ſind dunkler als der Rücken, und die Seitenränder mit drei— eckigen und viereckigen weiß roſtfarben Flecken; die Schwungfedern ſchwärzlich, die Füße grünlich, und der Schnabel am erwachſenen Vogel ſchön roth. Länge 8 Zoll. Vaterland. Braſilien, Paraguay. Dahin gehören: Capito macrorhynchus. pl. enl, 689. C. melanoleucos. pl. enl. 688. C. collaris, ib. 395. C. y phos. Spix. 1. T. 39. C. Tama t ia. ib. 746. f. 1. C. maculatus. Alcedo maculata, Bucco somnolentus, Levaill, suppl, Fig. F. Alle in Cayenne, Braſilien u. f. w. 4te Gatt. Bartkukuk. Monas a. Vieil et Temm. Lipornix. Magl. Capito. Barbacou. Schnabel wenig kuͤrzer als der Kopf, mittelmaͤßig, zuſammengedruͤckt, duͤnner und ſchlanker als bei den vorigen Gattungen, ſpitzig, coniſch, feiner ganzen Länge nach etwas gekruͤmmt, ohne Ausſchweifung, ſehr ſtark und bis hinter die Augen geſpalten; die obere Kinnlade fanft gebogen, ſpitzig; die untere an der Spitze gekruͤmmt; die Wurzel beider Kinnladen dicht mit abſtehenden Bartborſten beſetzt. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, ſeitlich, rund, offen, unter den Schnabelborſten verborgen. Fuͤße; zwei Zehen nach hinten, zwei nach vorn, die vordern an der Wurzel verwachſen; Lauf eben ſo lang oder laͤnger als die aͤußere Zehe. Fluͤgel kurz; die erſte Feder ſehr kurz, die dritte und vierte die laͤngſten. Dieſe Gattung, welche bald zu den Kukuks, bald zu den Bartvögeln gezählt wurde, beſteht bis jetzt aus vier bekannten Arten, die ſich leicht unterfcheiden laſſen. Es find plumpe Vögel, mit reichem Gefieder, welches meiſt zerſchliſſen und borſtig iſt; dieſes Anſehn entſteht durch das Abnutzen der Federn. Sie leben, wie die Kurukus, einſam und ſtille, in großen Wal— dungen an den Ufern der Flüſſe, wo ſie in natürlichen Baumlöchern niſten; ſie ſollen auch zuweilen in Erdlöcher ihre Eier legen. Alle bekannten Arten bewohnen das warme Amerika Taf. 64. Dunkler Bartkukuk. Monasa tenebrosa, ö Barbacou tenebreur. Von der Größe eines Staars, aber dicker, und ſcheint etwas größer, da er fo viele Federn hat; der Schwanz ift ſehr kurz, viereckig; die Flügel reichen bis zum Ende desſelben; das Gefieder des größten Theils des Körpers, der Flügel und des Schwanzes ſchwarz; über die Mitte der Bruſt bis zu den Schenkeln lauft eine breite, roſtfarbe Binde; der Unterleib, der untere Rücken und Bürzel ſind rein weiß. Beine braun; Schnabel ſchwarz. Länge 5½ Zoll. . Sehr gemein in Guyana und Braſilien; man ſagt, er nifte in Erdlöchern. Zu dieſer Gattung gehören nach Temmink: Der rothſchnäbelige Bartkukuk, Monasa tranquilla, pl. enl, 508. Der Weißſichtige, M. personata. Vieill. Gal. des ois. Vol, 1. pl. 36. Der Rothweiße, M. phaioleucos, (rubecula Wagl.) pl. col. 323. f. 2.; alle in Braſilien. Wagler ſetzt noch dazu: M. unicolor. Spix aves t. 43. M. leucops, ib. t. 41. M. torquata, ib, t. 40. f. 2. M. rufa. ib. F. 171 Ste Gatt. Kleinbartvogel. Mycropogon. Temm. Barbion. Schnabel mittelmaͤßig, mit erhabener gewoͤlbter Graͤthe, hoͤher als breit, an der Spitze ſehr zuſammengedruͤckt, ohne Ausſchweifung; die Graͤthe lauft bis zwiſchen die Federn der Stirne, die untere gerade, und ſpitzig; an der Wurzel der Naſenloͤcher nur einige ſehr kurze Borſten. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, feitlich, laͤnglich, durch eine mit Federn bedeckte Haut gebildet. Füße kurz; Lauf kuͤrzer als die Äußere Zehe; zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten; die vordern verwachſen. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Feder ſehr kurz, die zweite und dritte kuͤrzer als die vierte, welche die laͤngſte iſt. Von den bis jetzt bekannten ſechs Arten dieſer Gattung leben drei in Amerika; die vierte in Nordafrika, eine auf der Inſel Borneo, und das Vaterland der ſechsten iſt unbekannt. Ihre Sitten gleichen vollkommen denen der Bartvögel, beſonders der Tamatias und Bartkukuks. Taf. 64. Geperlter Kleinbartvogel. Mycropogon margaritatus, Temm. pl. col. 490. Barbion perle, Stirn und Scheitel find mit etwas fteifen, ſchwarzen, ſtahlblauglänzenden Federn bedeckt; Backen, Kehle, Nacken und Bruſt ſchön ſchwefelgelb, am Nacken mit kleinen ſchwarzen Punkten; am Vorderhals ein kleiner ſchwarz ſtahlblauer Fleck; an der Bruſt ein Gürtel von kleinen ſchwarzen und einigen rothen Flecken; Rücken, Schultern und Deckfedern der Flügel umber— braun, an der Spitze jeder Feder ein weißer Perlfleck; Flügel und mittlere Schwanzfeder umberbraun, am Rande der äußern Bärte mit weißen Flecken; die Seitenfedern des Schwanzes braun und gelb geſtreift; Bürzel gelblich; obere und untere Deck— federn des Schwanzes lackroth; Untertheil des Körpers weißlich; Schnabel roth; Füße graulich. Länge 7 Zoll. Das Weibchen hat unreinere Flecken, und der ſchwarze Fleck am Vorderhals fehlt. Vaterland. Abyſſinien, Senaar und Nubien, in Wäldern und hohen Gebüſchen, wo er einen angenehmen aber kurzen Geſang hören läßt. Zu dieſer von Tem mink neu aufgeſtellten Gattung gehören: Bucco cayennensis, pl. enl, 206. Bucco naevius. ib. k. 2; St. Domingo. Mycropogon aureus. Vaill. Barbus, pl. 27; Peru. M. cinctus, ib, pl. 37; Vaterland unbekannt. NM. fuliginosus, Temm.; Borneo. Papageiartige Vögel, Psittac i. Psittacidees. Sie enthalten die Linneiſche Gattung Papagei, und es iſt dieß wohl die zahlreichſte unter allen Vögelgattungen, da an zwei— hundert und zwanzig Arten derſelben bekannt ſind, welche alle, mit Ausnahme einer oder zwei Arten, nur die Tropenländer bewohnen und mit den Affen ungefähr dasſelbe Vaterland haben, aber noch weiter verbreitet find, als dieſe, da fie auch Reu— holland und die nahen Länder bewohnen, wo keine Affen zu finden ſind. Man hat dieſe ganz natürliche Gattung nach der nun einmal eingeführten Sucht, viele Gattungen zu machen, in mehrere Gattungen getrennt, allein dadurch iſt nichts klarer geworden, indem dieſe Gattungen ſich ſo wenig weſentlich unterſcheiden, daß ſie unmerklich in einander übergehen. Da wir aber es einem jeden überlaſſen wollen, die von den Naturforſchern aufgeſtellten Gattungen zu beurtheilen, ſo werden wir von jeder Gattung abbilden laſſen, und die Gattungscharaftere angeben. Papagei. Psittacus. Perroquet. Schnabel kurz, dick, gewoͤlbt, ſehr ſtark und hart, zuſammengedruͤckt, oben und unten eonver, von der Wurzel an gekruͤmmt, an der Spitze aber hakenfoͤrmig umgebogen und die Spitze ahlenfoͤrmig; die untere Kinn— lade kurz, ſtumpf, an der Spitze eingebogen, und oft abgenutzt, ſo daß ſie ſich faſt gabelfoͤrmig zeigt. Die Schnabelwurzel iſt mit einer Wachshaut bekleidet. Naſenloͤcher an der Wurzel, rundlich, in die Wachshaut eingeſenkt, offen. Fuͤße kurz, dick, ſtark, Fußſohle breit; Lauf kuͤrzer als die aͤußere Zehe, die vordere an der Wurzel verbunden. Flügel etwas lang, ſtark, die drei erſten Schwungfedern faſt gleich lang oder ſchwach abgeſtuft. Schwanz ſehr veraͤnderlich, bald lang, bald abgeſtuft, bald abgeſchnitten, viereckig und kurz, ſo daß man die Eintheilung nach dieſer Bildung gemacht hat. Die Zunge der Papagei's iſt bei den meiſten dick, fleiſchig und vorn abgerundet, und ſcheint wirklich Organ des Geſchmacks zu ſeyn, was man ſonſt bei den übrigen Vögeln nicht vorausſetzen kann. Bei einigen Arten endigt ſie jedoch mit einem Bündel knorpeliger Fibern, oder einer hornartigen Schwiele, welche an der Svitze eines ziemlich dünnen Stielchens ſitzt. Die Papageien ſind wirklich vortreffliche Klettervögel ihre Zehen ſind dazu eingerichtet, ihre Klauen krumm und ſcharf, und fie können fich der Füße ſtatt einer Hand bedienen und damit ihre Speiſen zum Schnabel bringen. Sie halten fich damit und mit dem Schnabel abwechſelnd feſt, und bedienen ſich des letztern auch zum Klettern; ſie können ſich ſogar daran feſthän— gen. Der Kopf iſt bei den meiſten Arten groß, dick und rundlich. Der Schnabel iſt an Größe und Ausdehnung ſehr verſchieden. Die kleinen Papageien haben verhältnißmäßig einen kleinen Schnabel, das heißt, er iſt, der Länge ſeiner Biegung nach gemeſſen, nur ein Drittheil ſo groß als der Kopf, bei den Aras und Rüſſelpapageien dagegen iſt er ſo groß wie der ganze Kopf. Die obere Schnabellade iſt immer weit die größere, und die untere iſt oft ganz in derſelben verborgen. Die obere iſt an der Stirn ſehr beweglich eingeſenkt, daher wenn ſie ſich an den Schnabel hängen, derſelbe mit der Stirn einen ſtumpfen Winkel bildet. Der Schnabelrücken iſt immer abgerundet, bei einer Art aber doch mit einer Gräthe verſehen; die Spitze ſehr ſcharf, obſchon weniger als bei den Raubbögeln, ſteht fie doch ſtark über die untere vor. Die Ränder find ſchneidend, zuweilen 172 mit einem Zahn verſehen, wie bei den Edelfalken; der Gaumen gewölbt und leicht von hinten nach vorn gebogen, und an der Oberfläche mit zahlreichen kleinen Furchen durchzogen, welche unter ſich parallel laufen und die Figur eines V bilden. Dieſer Bau macht den Gaumen weniger ſchlüpfrig und zum Feſthalten deſſen, was damit gefaßt wird, geſchickter. Die untere iſt immer viel kürzer und paßt oft nicht recht mit der obern zuſammen, ſo daß der Schnabel ſich nicht ganz ſchließen kann; ſie iſt etwas abgerundet, leicht zuſammengedrückt; und am Ende etwas ſchneidend. Beide Schnabelladen beſtehen aus ſehr harter Hornmaſſe, und die bewegenden Muskeln find ſehr ſtark. Die Farbe des Schnabels iſt bald ſchwarz, bald grau, braun, gelb, roſenroth oder roth. Meiſt iſt die Wurzel oder die Spitze dünkler; die untere Lade dünkler als die obere. Die Wachshaut iſt weniger deutlich ſichtbar als bei den Raubvögeln.“ Die Zunge iſt ſehr beweglich, und die ſie bedeckende Haut bei den eigentlichen Papageien ſehr fein, aber trocken, und mit Wärzchen verſehen, welche in Längslinien um eine Art von Scheibe herum ſtehen, die von einem korpeligen Ringe unterſtützt wird, der die untere Seite der Zunge bildet. Sie ſind mit einem dunkel gefärbten Schleim bedeckt, welcher die ſehr zarte Oberhaut ſchützt. Bei den Rüſſelpapageien bildet die Zunge eine Art von Walze, welche ziemlich feſt, lang , unbiegſam und fleiſchfarb iſt; und ſich mit einer kleinen ſchwarzen, etwas knorpeligen, vorn ausgehöhlten Drüſe endigt. Dieſe Drüſe ſcheint die wahre Zunge zu ſeyn, der walzenförmige Theil iſt nur ein Anhang des Zungenbeins, vermittelſt deſſen ſie aus dem Schnabel vorgeſtreckt werden kann, durch einen ähnlichen Mechanismus wie die Zunge der Spechte. Sie ſcheint Organ des Geſchmacks, des Getaſtes und zugleich des Erfaſſens zu ſeyn. Bei einigen neuholländiſchen Papageien endigt die Zunge mit einer Art von Borſtenkranz aus knorpeligen Faſern beſtehend, welche Blainville als eine Art Nervenwärzchen betrachtet, da bedeutende Nerven ſich in ſie verlieren. Die Augen ſind mittelmäßig groß, und ſtehen auf der Seite. Die Augenlieder bilden eine ganz runde Oeffnung, und find mit kleinen Höckerchen beſetzt, auf welchen Wimperhaare ſtehen; das obere Augenlied iſt beweglicher als das untere; das dritte Augenlied oder die Nickhaut iſt ſehr klein, und wird nicht gebraucht. Die Pupille iſt rund; die Regenbogenhaut ſehr verſchieden gefärbt, goldgelb, orangenfarb, perlgrün, braun u. ſ. w., mit dem Alter wird die Farbe dünkler. Sie können die Regenbogenhaut unabhängig vom Einfluß des Lichts verändern, wenn ſie etwas genau betrachten; auch bei Furcht; Zorn und Schrecken. Das Ohr iſt klein und ganz mit Federn bedeckt. Bei einigen Arten ſind die Backen nackt und mit einem weißen mehligen Staube bedeckt, wie bei den Aras, oder ſie ſind wirklich gefärbt. Bei vieken Arten iſt die Haut um die Augen nackt und mehlartig bedeckt. Dieſer Staub ſcheint ein Produkt der Oberhaut zu ſeyn, welche ſich immer wieder abſchuppt, und auch noch an andern Theilen des Körpers ſich auf ähnliche Art verhält; fo iſt das Gefieder der Kakadus immer ſtaubicht. Bei einigen erheben ſich die Kopffedern zu einem ſchönen Buſche, den der Vogel nach Willkühr erheben kann, der aber gewöhnlich auf dem Halſe aufliegt. Der Hals dieſer Vögel iſt meiſt dick und kurz, doch können ſie ihn ziemlich ausdehnen. Die Haut iſt bei den meiſten Papageien dick, lederartig und zähe, bei andern dagegen, beſonders bei den Loris, ſo dünne und zart, wie bei den Kurukus, ſo daß man ſie, ohne ſie zu zerreißen, faſt gar nicht abziehen kann. Die Federn ſitzen aber bei den meiſten nicht ſehr feſt auf derſelben, und ſtecken nur leicht mit ihren Kielen in der Haut. Der Körper iſt meiſt robuſt, etwas plump; die Muskeln ſtark, beſonders iſt dies bei den Kurzſchwänzigen der Fall. Mehrere langſchwänzige Arten find dagegen ſchlank. Der Bruſtknochen iſt breit und abgerundet. Im Haut- und Muskelbau haben die Papageien mit den Dauben viel Aehnlichkeit. Die Flügel ſind kurz, und nur bei wenigen Arten geben ſie in der Ruhe über die Hälfte des Schwanzes weg. Der Schwanz iſt, wie ſchon angeführt worden, ſo verſchieden, daß man darnach eine Eintheilung des Papageien zu machen verſucht hat, indem zugleich noch andere Eigenſchaften mit dieſer Länge oder Kürze zuſammenſtimmen, indeß iſt dieſe Eintheilung doch immer etwas ſchwankendes. Obſchon die meiſten Papageien vorzügliche Kletterer ſind, ſo giebt es doch einige Arten, welche darin wenig Geſchick haben, und deren Füße mehr zum Gehen auf der Erde beſtimmt ſind. Bei dieſen ſind die Läufe länger, die Nägel wenig gebogen, auch halten fie ſich faft immer auf der Erde auf, wo fie ſchnell laufen, was die andern gar nicht können. Man nennt fie daher auch Erdpapageien. Die Bewegungen der andern haben dagegen immer etwas linkiſches langſames, und man möchte ſagen ſchiefes. Die Farben der Papageien ſind außerordentlich verſchieden, jedoch bei den meiſten ſehr grell abſtehend, und meiſt unge— mein lebhabt, rein und feurig; das ſchönſte Roth, Gelb, Grün und Blau iſt bei den meiſten vorherrſchend und bunt abſtechend vereinigt. Nur wenige Arten haben matte Farben; weiß oder ſchwarz, und auch bei den letztern giebt es noch bunte Miſchungen. Die grüne Farbe verwandelt ſich bei einigen leicht in Gelb, und dieſe Verwandlung ſcheint bei dieſen das zu ſeyn, was bei andern Thieren das Weiße. Reißt man den gefangenen Papageien Federn aus, ſo erſetzen ſie ſich leicht mit gelben, bei einigen auch mit rothen. Man hat daher künſtlich ſolche gefleckte Papageien gemacht, und es geſchieht dies oft bei einigen Völkern. Man hat behauptet, daß, wenn man die Stellen der ausgeriſſenen Federn mit dem Blut des Färbefroſches (Hyla tinctoria), der davon den Namen erhalten hat, beſtreiche, fo färbten ſich die neuen Federn roth, allein dies ſcheint ein bloßer Wahn zu ſeyn. Man hat verſucht, einige Geſetze aufzufinden, nach welchen die Farbenvertheilung bei den Papageien ſtatt hat, allein ſie ſind nicht leicht zu beſtimmen. Die Flügelfedern ſind an ihrer untern Seite, oder an den Theilen der Bärte, welche verborgen ſind, meiſt grau, braun oder ſchwarz, an den äußern ſichtbaren Theilen aber bunt. Die untere Seite der Schwanzfedern iſt immer matter; die beiden mittlern Schwanzfedern ſind meiſt einfärbig, und von den äußern oder Seitenfedern verſchieden, eine Erſcheinung, welche aber bei den meiſten Vögeln angetroffen wird. Die Schulterfedern ſind oft von den übrigen Theilen der Flügel verſchieden, und gar oft roth. Faſt immer ſind die untern und obern Deckfedern des Schwanzes verſchieden gefärbt. Iſt der Mantel und Rücken grün, fo find die fichtbaren Theile der Flügelfedern, und die Seitenfedern oder Mittelfedern des Schwanzes meiſt blau. Sehr oft iſt die Stirn blau, roth oder gelb, und von der Farbe des übrigen Kopfs abſtechend; auch iſt der Scheitel gar oft von den übrigen Kopftheilen verſchieden. Niemals aber iſt das Gefieder geſtrichelt oder geſtreift, nur die ſchwarzen Kakadus machen eine unvollkommene Ausnahme, und bei mehrern bemerkt man einzelne Flecke mit Querbändern. Einige Arten find auch purpurfarb, roſenroth, violet oder Lila. Bei jungen Vögeln iſt das Gefieder zuweilen wie gefchuppt , wenn nämlich die Federn mit andern Farben geſaumt ſind. Bei andern jungen Vögeln iſt das Gefieder oft gefleckt, indem ihr Jugendkleid vom ſpätern verſchieden iſt, und nun ſchon einzelne Federn des ſpätern Gefieders neben dem alten hervorſproſſen. Die Weibchen unterſcheiden ſich von den Männchen meiſt nur durch weniger reine Farben. Der innere Bau der Papageien zeigt einige Beſondernheiten. Der Kopf iſt ſtark, und der Schedel abgerundet; der Gabel— knochen iſt gegen die Bruſtknochen zugeſpitzt, und bildet die Figur des römiſchen V; die Bruſtbeingräthe iſt ſtark, und das Bruſtbein hat keine Seitenausſchweifungen, es iſt im Gegentheil ſehr breit, und nur mit einem eiförmigen Loch durchbohrt, welches von mittlerer Größe und mit einer Haut bedeckt iſt, wie bei den Raubvögeln und Schwimmbögeln. Der untere Luft— röhrenkopf iſt ſehr zuſammengeſetzt, und zu beiden Seiten mit drei eigenen Muskeln verſehen; dieſer Umſtand, verbunden mit der 173 Beweglichkeit der Zunge und der Wölbung des Gaumens, mag die Urſache ſeyn, daß die Papageien ſo leicht Worte nachſprechen lernen. Sie haben, wie die Körnerfreſſenden Vögel, einen Kropf; der Darmkanal iſt ſehr lang, und der Blinddarm mangelt. Die Leber iſt mittelmäßig, und in zwei faſt gleiche Lappen getheilt, die Milz klein und rund. Außer den Tropenländern wohnen nur einige wenige Arten von Papageien. Die meiſten leben in den Ländern nahe am Aequator, nur einige ziehen ſich in hohe Breitengrade herüber, wie auf der nördlichen Halbkugel der caroliniſche Papagei, der bis zum 42 Grade geht, und auf der ſüdlichen Halbkugel beſitzen Reuſeeland und die Gruppe der Maquarie-Inſeln noch mehrere Kakadus und andere Papageien, obſchon fie unterm 52 Grad füdlicher Breite liegen, ſo wie der grüne Papagei im Magelhanslande faſt unter derſelben Breite noch vorkommt, in einem Klima, das demjenigen von Stockholm faſt ähnlich iſt, obgleich die Breite ungefähr diejenige von London iſt, weil die Kälte auf der ſüdlichen Halbkugel und denſelben Breitegraden größer iſt. Braſilien und Guyana haben in Amerika die meiſten Papageien, welche alle den Unterabtheilungen der Aras, der eigent— lichen Papageien und den Sperlingspapageien angehören. Auf der Kette der Cordilleren ſcheinen keine Papageien vorzukommen. In Paraguay ſind ſie ſchon wenig zahlreich, und Patagonien und Magelhansland haben nur eine Art. Der Golf von Mexico nährt einige Arten, und Florida mag auch noch einige noch unbekannte beſitzen. Auch Chili beſitzt einige Arten an den Küſten des Südmeers. Afrika hat viele Arten, aber ſie ſind doch weniger zahlreich, als in Amerika und Indien. Sie verbreiten ſich dort vom Senegal bis zum Cap. Nordafrika, nämlich die Küſten der Berberei, Marocco, die Kette des Atlasgebirges bis nach Egypten, beſitzt keine. Madagascar hat einige Arten; die canariſchen Inſeln keine. In Aſien finden fie ſich nur im Süden und Oſten des Hochlandes von Thibet, in Indoſtan, in den dazu gehörigen Inſeln und in China, Cochinchina und dem indiſchen Archipel. Dort wohnen die ſchönſten und größten Arten in Menge. Polineſien hat viele ſchöne und merkwürdige Arten, beſonders Reu-Holland. Die Loris oder rothen Arten auf den Philippinen und in Neu-Guinea, die Kakadus auf den Molucken, die ſchwarzen Kakadus oder Rüſſelpapageien in Neu— Holland; die Papageien mit gefranzter Zunge in Neu-Holland und den Freundſchaftsinſeln. Die Sandwichsinſeln haben zwei Arten. Neu-Seeland, die Societäts- und Maquarie-Inſeln wieder eigene. Ganz Europa, der Norden und Centralaſien, die nördlichen Länder der vereinigten Staaten, Kerguelenland, Südſchettland haben endlich gar keine. Die Alten kannten mehrere Arten, unter welchen der Alexanderpavagei aus Indien der bekannteſte iſt. Erſt unter Nero kamen afrikaniſche Papageien nach Rom. Eigenſchaften. Die Papageien find das unter den Vögeln, was die Affen unter den Säugethieren; fie find ſehr intelligent, laſſen ſich leicht zähmen, ſind aber dabei heimtückiſch und boshaft. Ihr Bau iſt mehr zum Klettern als zum Gehen eingerichtet. Auf der Erde gehen ſie ſehr langſam, linkiſch und ungeſchickt, da ihre kurzen und aus einander ſtehenden Zehen den Gang ſchwerfällig machen, und ihr großer Kopf und kurzer Körper nicht leicht ins Gleichgewicht geſetzt werden kann. Sie bedienen ſich dabei oft der Spitze oder des Rückens ihres Schnabels, um denſelben auf den Boden zu ſetzen und ſich zu unter— ſtützen. Auch beim Klettern iſt ihnen der Schnabelhaken ſehr nützlich, und oft, wenn fie ſelbſt etwas im Schnabel halten, ſtützen ſie den Unterſchnabel auf einen Gegenſtand. Wenn ſie aber herunterſteigen, dann geſchieht es, daß ſie ſich auf den Oberſchnabel ſtützen. Aus den Arten mit längern Füßen, welche geſchickt gehen, hat man die Gattung Erdpapagei, Pezo. porus, gemacht. Die Rüſſelpapageien dagegen ſtützen ſich beim Gehen nicht bloß auf die Zehen, ſondern auch auf die kurzen und platten Läufe. Da die Flügel kurz, der Körper aber ſchwer ift, fo haben die meiſten Papageien Mühe aufzufliegen; find fie aber einmal im Fluge, ſo geſchieht es dann leicht, und einige fliegen ſchnell und über weite Strecken. Gewöhnlich aber fliegen ſie nur von einem Zweige zum andern, und nur wenn ſie wandern oder verfolgt werden, iſt ihr Flug anhaltend. Sie halten ſich meiſtens in dichten Gebüſchen auf, am liebſten in der Nähe cultivieter Gegenden, da fie die Früchte, welche daſelbſt gepflanzt werden, ſehr lieben, und oft große Verheerungen in den Pflanzungen anrichten. Sehr gerne bewohnen fie auch Gegenden nahe am Waſſer oder an Sümpfen, und ſuchen das Waſſer auf, da ſie gerne baden, welches ſie in der Freiheit mehrere Male des Tages thun. Wenn ſie naß ſind, ziehen ſie die Federn durch den Schnabel, um das Waſſer wieder daraus zu bringen, dann ſitzen ſie an die Sonne, um ſich wieder zu trocknen. Auch in der Gefangenſchaft baden ſie gerne, ſelbſt im Winter, oder tauchen wenigſtens den Kopf in das Waſſer. Sie leben außer der Begattungszeit in großen oder kleinen Geſellſchaften, und ſchreien viel und durchdringend. Sie ſchlaſen beim Untergange der Sonne ein, und erwachen beim Aufgang. Ihr Schlaf iſt leiſe, und oft ſchreien ſie während der Nacht. Man behauptet, daß es ſehr nützlich ſey bei Gefangenen, nachdem ſie ſich zum Schlafen geſetzt haben, ihnen die Worte zu wiederholen, welche ſie lernen ſollen, da ſie dann am wenigſten zerſtreut ſind. Sie leben ſehr lange, und man ſchätzt die mittlere Lebensdauer auf 40 Jahre. Ja einige ſollen in der Gefangenſchaft 80 bis 100 Jahre gelebt haben. Die meiſten Papageien, welche man nach Europa bringt, werden jung eingefangen und in ihrem Geburts— lande erzogen. Man fängt ſie aber auch alt, indem man ſie entweder mit dem Samen vom Baumwollenbaum betäubt, oder mit ſtumpfen Pfeilen augenblicklich lähmt, ohne ſie zu tödten. Beide laſſen ſich zähmen, aber die Jungen beſſer als die Alten. Man wendet dazu mehrere Mittel an, theils als Strafe, theils als Belohnung. Wenn ſie nicht folgen wollen, ſo taucht man ſie in kaltes Waſſer, was ſie ſehr fürchten, oder bläßt ihnen Tabakrauch an. Sind ſie folgſam, ſo giebt man ihnen Lecker— biſſen, z. B. Zucker und ſüßen Wein. Man muß ſtrenge gegen fie ſeyn, fie ohne Furcht ergreifen und laut mit ihnen ſprechen, wenn fie nicht recht thun wollen. Dadurch kann man fie lernen, gewiſſe Poſituren anzunehmen, oder auf Befehl gewiſſe Gebärden zu machen. Einige legen ſich auf den Rücken, und erheben ſich nicht eher, bis man es ihnen befiehlt; andere exerziren mit einem Stock, und machen ähnliche Kunſtſtückchen, welche beweiſen, daß fie einer gewiſſen Erziehung fähig, folg— lich auch mit einer bedeutenden Intelligenz verſehen ſeyen. Das bekannteſte Kunſtſtück iſt, daß man ſie Worte nachſprechen lehrt, welches dadurch gefchieht, daß man dieſe Worte recht oft vor ihnen wiederholt. Allein bei weitem nicht alle Arten find darin gleich geſchickt, und nicht einmal alle Individuen einer Art. Die grauen Papageien und die grünen Amazonen ſind die geſchickteſten, welche meiſt ſchon aus ſich ſelbſt das Geſchrei mehrerer Thiere, welches ſie oft hören, das Gegagker der Hühner, das Schreien der Hähne u. ſ. w. nachahmen. Andere pfeifen ganze Arien nach, allein ſelten in gehöriger Ordnung, indem ſie bald hinten, bald vorn, bald in der Mitte anfangen. Ihre natürliche Stimme iſt äußerſt kreiſchend und betäubend, und die einzige, welche fie in der Freiheit hören laſſen. Oft ſchreit die ganze Truppe zugleich. Man darf indeß nicht glauben, daß, wenn ſie auch, oſt ganz zu rechter Zeit, gewiſſe Worte oder Phraſen anbringen, daß ſie etwas davon verſtehen. Die Worte haben für ſie keinen Sinn; es iſt blos Zufall, wenn ſie einen ſolchen zu haben ſcheinen. Allein dennoch kann man nicht umhin immerhin ihnen einen großen Vorzug vor andern Vögeln einzuräumen. Sie bekommen Anhänglichkeit an ihre Wärter, lernen ſie kennen, vergeſſen aber auch empfangene Beleidigungen von andern nicht leicht, und wiſſen ſich zu rächen, nnd den Beleidiger wohl zu unterſcheiden. Furcht kann ſie allein zurückhalten, ſie ſind ſehr heimtückiſch. 4 174 Nahrung. Dieſe beſteht faſt ganz allein aus Früchten verfchiedener Art, vorzüglich lieben fie in der Freiheit weiche Früchte, Bananen, Goyaven, Caffee, Palmenfrüchte, Orangen, vorzüglich Mandeln und Kerne der Früchte. Oft zerfleiſchen fie die weichen Früchte nur, um den Kern zu erhalten. Haben fie eine Mandel ergriffen, fo wird fie lo lange im Schnabel herum gedreht, bis ſie in die rechte Lage kommt, um den ſchneidenden Rand der untern Kinnlade zwiſchen die Kernlappen bringen zu können, wo ſie dann mit leichter Mühe ſie trennen, und mit der Zunge die Hülle abſchälen. Einige neuholländiſche Kakadus ſollen von Wurzeln leben. In der Gefangenſchaft nährt man fie ebenfalls mit Kernfrüchten. Giebt man ihnen Knochen abzunagen, fo erhalten fie Geſchmack für thieriſche Koſt, doch mehr für Sehnen, Bänder und andere wenig faftige Theile. Man hat aber bemerkt, daß bei dieſer Koft fie ſich zuweilen gewöhnen, ſich ſelbſt die Federn auszureißen, um die Kiele zu zernagen, und geſehen, daß dieſe Gewohnheit ſo herrſchend wurde, daß ſie ſich ganz alle Federn ausriſſen und ſich nackt machten, fo daß kein Flaumfederchen übrig blieb, wo fie mit dem Schnabel hinreichen konnten; nur Flügel und Schwanz blieben verſchont, weil das Ausreißen ihnen Schmerz verurſachte. Vieillot behauptet, daß ſie oft ein Hautjucken bekämen, wodurch dieſe Gewohnheit auch hervorgerufen würde. Sie trinken wenig auf einmal, aber oft, indem ſie den Kopf aufheben. Die meiſten gewöhnen ſich in der Gefangenſchaft daran, Wein zu trinken, oder wenigſtens in Wein gedunktes Brod zu genießen. Sie bringen alles geſchickt mit dem einen Fuße zum Munde, indem ſie auf dem andern ſtehen. Sie freſſen Brod, Zuckerwagren, Reis, Mais, Mandeln und ähnliches. Bittere Mandeln ſollen ihnen ſchädlich ſeyn. Fortpflanzung. Sie leben in der Einweiberei, bauen ihre Neſter in hohle Bäume oder Felſenlöcher. Im erſten Fall beſteht die Unterlage aus Wurm - oder Holzmehl, im zweiten aus dürren Blättern. Die Eier, deren höchſtens vier bei einer Brut ſind, ſind bei allen bekannten Arten weiß. Sie machen aber mehrere Bruten. Die Jungen kommen ganz nackt aus den Eiern, und der Kopf iſt dann ſo unverhältnißmäßig groß, daß der Körper nur ein Anhang davon zu ſeyn ſcheint; erſt nach zwei bis drei Monaten ſollen fie ganz mit Federn bedeckt ſeyn. Die Jungen bleiben in Geſellſchaft ihrer Eltern bis zur erſten Mauſer. Die Eier ſind meiſt eiförmig und proportionirt groß. Man hat lange behauptet, die Papageien pflanzen ſich nur in ihrem Vaterland fort, allein man hat mehrere Beiſpiele, daß es auch in Europa geſchah. In Rom brüteten Amazonenpapageien, und Lamour our erzählt von einem Paar blauer Aras, welche in Caen gebrütet haben. Dieſe Aras legten in vier Jahren 62 Eier in 19 Bruten, und erzogen 25 Junge, von welchen nur zehn ſtarben. Sie legten ohne Unterſchied in allen Jahrszeiten, und in den letzten Bruten waren ſie glücklicher als in den erſten, und ſie erzogen auf einmal vier Junge. Die Brütezeit dauerte 20 bis 25 Tage. Die Zahl der Eier einer Brut war ungleich, vier bis ſechs, fie waren birnförmig und von der Größe der Taubeneier. Erſt am 25ſten Tag waren die Jungen mit dichtem Flaum bedeckt deſſen Farbe weißlich ſchiefergrau war; die Federn keimten erſt gegen den dreißigſten Tag und es dauerte zwei Monate, bis ſie ganz mit Federn bedeckt waren. In 12 bis 15 Monaten erreichten ſie ihr volles Wachs— thum, aber ſchon im ſechsten hatte ihr Gefieder ſeinen vollen Glanz erhalten. Erſt nach drei Monaten fraßen ſie allein und verließen das Reſt, bis dahin nährten beide Eltern fie gemeinſam, und würgten ihnen die Nahrung in den Rachen ein, wie die Tauben. Der glückliche Erfolg dieſes Brütens verdankte man dem Umſtand, daß man ihnen ein ihnen bequemes Neſt bereitete, nämlich eine kleine Tonne, in welche man ein etwa 6 Zoll im Durchmeſſer haltendes Loch ungefähr auf einen Drittheil ihrer Höhe gemacht hatte, während der Boden der Tonne mit Sägemehl bedeckt ward, auf dieſes wurden die Eier gelegt und gebrütet. Lamourour ſah auch mehrere Bruten von einem Halsbandſittich und andern Papageien. Da ſehr häufig einzelne zahme Weibchen ohne Begattung Eier legen und ſolche zuweilen ſogar brüten wollen, ſo mag die Urſache des ſeltenen Brütens wohl hauptſächlich darin liegen, daß man die Papageien ſehr ſelten paarweiſe hält, und die Paare vielleicht auch meiſt zu ungleich im Alter ſind. Rutzen. In ihrem Vaterlande werden manche Arten, beſonders wenn ſie jung ſind, oft gegeſſen, und auch die Alten geben geſotten eine nahrhafte Brühe, das Fleiſch iſt dann aber zähe und unſchmackhaft. Schaden thun die Papageien oft ſehr bedeutenden in den Pflanzungen, beſonders an Mais und Früchten. Ueber die Papageien haben vorzügliches in neuerer Zeit geleiſtet die beiden Werke von Levaillant und Kuhl. histoire naturelle des Perroquets Paris 1801, et Kuhl conspectus psittacorum in den Nov. act. acad. caesar. Leopold. Carol, T. 10 pars 1. In der Ueberſicht von Kuhl ſind alle Arten beſchrieben, welche in den Muſeen von Leiden, Paris und London vorhanden ſind. Vaillant und nach ihm Cüvier theilte fie ein: 1. in Aras oder Langſchwänze mit nackten Backen und ſehr langen abgeſtuften Schwänzen; 2. in Amazonen mit kurzen abgeſchnittenen gleichen Schwänzen, mit grünem Gefieder, rothen Achſeln und gelben Köpfen; 3. in Kricks, ohne Roth auf den Achſeln, weniger lebhaftem Grün, ohne Gelb am Kopf; 4. Papageis, kleiner als die vorigen, ohne Roth auf den Flügeln; 5. Spitzſchwänze mit langen Schwänzen, aber beſtedertem Kopfe; 6. Kakadus mit großen beweglichen Federbüſchen auf dem Kopfe; 7. Rüſſelpapageien, meiſt mit Federbüſchen, ungeheuer großem Schnabel, und die Zunge mit einer Knorpeldrüſe vorn; 8. Erdſittiche mit längern Läufen. Kuhl theilte ſie in folgende Abtheilungen ein, welchen wir folgen wollen. Levaillant Erſte Abtheilung. Papagei. Psittacus. Ara. Macrocercus, FVieill. Ara ra. Vigors. Der Schwanz laͤnger als der Koͤrper, ſehr abgeſtuft, zugeſpitzt; Schnabel ſehr nie Geſicht nackt, oder mit Federlinien bezeichnet. Sie theilen ſich in drei Unterabtheilungen nach den herrſchenden Farben. a) Rothe. g Taf. 65. Der große rothe Ara. Psittacus Macao. LAra rouge du Bresil. Kopf, Hals und alle untern Theile, Schenkel und die kleinen Deckfedern der Flügel oben und unten roth, ins Karmoſin— rothe übergehend, die mittlern Deckfedern der Flügel find grün gefleckt oder ganz grün; die größten und die Schulterfedern, 175 fo wie die letzten Schwungfedern, find blau grün ſchillernd, die erſten Schwungfedern azurblau, violetſchillernd, die obern Deckfedern des Schwanzes ſind ultramarinblau, die untern weniger lebhaft blau; die zwölf Schwanzfedern ſind blau, oder blau ins Rothe und Dunkelgrüne ſchillernd. Die obere Kinnlade iſt meiſt ſchmutzig weiß, an der Spitze bräunlich, an der Wurzel ſchwärzlich; die nackte Backenhaut weiß, allein es laufen einige ſchmale Säumchen rother Federchen darüber hin. Die Regen— bogenhaut iſt gelb; die Fußſchilder und die Klauen ſchwarz. Länge bis zu 3 Fuß. Vaterland. Die Antillen, wo ſie aber, ſeit dem die Cultur ſich vermehrt, ſeltener geworden ſind. Aber auch auf dem feſten Lande von Amerika in Braſilien find fie gar nicht ſelten, an einigen Orten häufig. Sie ſchwärmen entweder bloß paar— weiſe, oder nur in kleinen Truppen, an den Gränzen der Urwälder umher. Sie bewohnen überhaupt die Wälder nahe an Flüſſen, beſonders wenn ſie palmenreich ſind, indem Palmfrüchte ihre Hauptnahrung ausmachen. Eigenſchaften. Die jungen Aras laſſen ſich leicht zähmen, allein die Alten bleiben immer wild und böſe. Sie empfehlen ſich mehr durch ihre Schönheit, als durch ihre Gelehrigkeit, und lernen ſelten mehrere Worte nachſprechen, dabei ſchreien fie beſtändig auf eine fehr unangenehme Art; ihre Stimme iſt laut krächzend und rauh. Sie fliegen übrigens nicht weg, wenn fie einmal zahm find; in ihrem Vaterlande ſollen fie oft in die nahen Wälder gehen, und wieder kommen. Sie fliegen ſehr gut, und ſtreifen oft weit umher, kommen aber Abends gewöhnlich wieder auf denſelben Platz zurück. Sie ſetzen ſich meiſt zu oberſt auf die Bäume, ſind wachſam und nicht ſehr leicht zu erſchleichen. Sie werden in Braſilien oft gegeſſen, und das Fleiſch der nicht zu alten ſoll gut ſchmecken. Mit ihrem Schnabel, deſſen ſie ſich ſehr geſchickt zum Klettern bedienen, und ſich ſogar an demſelben oft ganz aufhängen, können ſie tüchtig beißen. Sie ſollen in der Freiheit ſo— wohl, als in der Gefangenſchaft ſehr oft der fallenden Sucht unterworfen ſeyn. Nahrung. Sie beſteht in der Freiheit aus allerlei Baumfrüchten, beſonders der Palmen, der Bananen und anderer. In der Gefangenſchaft giebt man ihnen Weißbrodt, Zuckerbackwerk und Früchte. Fortpflanzung. Sie niſten in hohlen Bäumen. Das Weibchen legt zwei bis drei weiße Eier, und beide Arten brüten gemeinſchaftlich. Sie machen mehrere Bruten. Dieſe Aras werden ſehr häufig nach Europa gebracht, und halten ſich lange. Zu dieſer Abtheilung gehören: Der Aracanga, Psittacus aracanga, pl. enl. 12. Er iſt mit dem großen Ara nahe verwandt, aber kleiner; er iſt ſehr gemein in Guyana, auch in Cayenne und Surinam. Der dreifarbige Ara, Ps. tri— solor. ib, 641; er iſt in Braſilien ziemlich ſelten. 5) Blaue Aras. Taf. 65. Der ganz blaue Ara. Psittacus hyacinthinus. LArd hyacinthine. Ps ittacus augustus, Shaw. Dunkel hyaeinthblau5; Schwung- und Schwanzfedern blau violet, an der äußern Fahne grün; am Schnabelwinkel ſteht ein runder, gelber Fleck; die Haut um die Augen und das Kinn ſind nackt und gelb. Länge 2 Fuß 4 Zoll. Vaterland. Braſilien, wo er ſelten iſt. Die zweite Art iſt der Ararauna, Psittacus ararauna, pl. enl. 36. Von der Größe des großen rothen Ara; er iſt oben ſtatt roth blau, unten gelb. In Braſilten; kommt häufig nach Europa, und brütet ſchon in Frankreich. c) Grüne Aras. Zu dieſer Abtheilung gehören: Der große grüne Ara, Psittacus ambiguus; faſt fo groß wie der große rothe Ara, und über zwei Fuß lang. In Braſilien. Oben braunlichgrün, Stirn hochroth, Schwungfedern und After blau. Der kriegeriſche Ara, Psitt. militaris; kleiner und lebhafter grün. Selten in Braſilien. Der Marakana, Ps. severus, Vaill. Perrog, pl. 8.; Braſilien. Der Makawuanna, Ps. Makavuanna, pl, enl. 864.; in Guyana. Der Slliges riſche Aras, Ps, IIligeri; in Braſilien. Zweite Abtheilung. Spitz ſchwaͤn ze. Conurus. Kull. Perruche Vaill. Aratinga et Anodorhynchus. Shir. Der Schwanz laͤnger als der Koͤrper, oder gleich lang, oder etwas kuͤrzer, ſpitzig und abgeſtuft. Der Schnabel mittelmäßig. Das Geſicht befiedert; in der erſten Abtheilung die Augengegend nackt. Sie leben in den warmen Zonen aller Welttheile. Man kann ſie wieder in vier Unterabtheilungen bringen: 1. Ara Spitzſchwänze. Psittacora, Vigors, Aratin ga. Spix. Perruche Ara. Mit nackten Augenkreiſen. Taf. 66. Schuppiger Spitzſchwanz. Psittacus squamosus, Perruche ara ecaillee. Grün, der Unterbauch, der Bürzel, die untere Seite des Schwanzes und die Ohrgegend roth; Bruſt, ein Band am Nacken; die äußere Seite der Flügelfedern bläulich; die obere Seite des Schwanzes gelbgrün. Nach Shaw in Surinam, nach Kuhl in Braſilien. 176 Taf. 65. Gelber Spitzſchwanz. Psittacus Carolinae. Perroquet Caroline. Spiv. Aratinga Carolinae augustae. T. XII. Ganz goldgelb, nur die Schwungfedern grün. Schnabel weißgelb und dick, an der Spitze ſtark gebogen; die Augen roth; die Füße weißlich. Ganze Länge 18 Zoll. Vaterland. Lebt geſellig in den Wäldern in der Nähe der Stadt Para. Er hat allerdings mit dem Guaruba Aehn— lichkeit, iſt aber etwas größer, die Farbe heller, und der gelbe Schwanz iſt ihm eigen. Dahin gehören aus Amerika: P. vittatus, auricapillus, Lichtenst. Gujanensis, Linn, Versicolor, Lath, Patagonicus, Less Zool. de la coq, pl. 35. Aus Afrika: Ps. solsticialis. Leucotis, Lichtenst. 2. Pfeilſchwänze. Sagittifer. Palae ornis. Vig. Perruches à queue en flèche. Die mittelſten Schwanzfedern ſehr lang, die Augengegend beſtedert. Der Alexander-Pfeilſchwanz. Psittacus Alexandri. Grande Perruche d collier. Grün, mit einem roſenrothen Halsband; Schultern braun; Gurgel und ein Halsband an den Seiten des Halſes ſchwarz; Schnabel roth. Länge 19 bis 20 Zoll. Dieſe Art lebt in Gingi und Ceylon. Man hält ſie für diejenige, welche Alexander zuerſt nach Europa brachte. Sie wird häufig nach Europa gebracht, und lernt leicht ſprechen. Dahin gehören bloß aſiatiſche Arten: Psittacus torquatus. Dieſer ſoll auch in Afrika vorkommen und wird oft mit vorigen verwechſelt. Ps. annulatus, erythrocephalus, barbatulatus, bengalensis, papuensis. 3. Eigentliche Sittiche. Trichoglos sus, Vigors. Perruches. Der Schwanz lang, abgeſtuft; die Augengegend befiedert. Taf. 66. Der rothbindige Sittich. Psittacus concinnus. Perruche & bandeau rouge. Stirn, Zügel und eine Binde, die hinter das Auge reicht, hochroth; der Kopf oben grünblau; die Schwanzfedern an der hintern Hälfte roth; zu beiden Seiten der Bruſt ein gelber Fleck; Hinterhals und Zwiſchenſchultergegend braungrün; alles übrige hellgrün. Länge 8½ Zoll. Schwanz kürzer als der Körper. Vaterland. Neuholland, vorzüglich häufig um Botanybay. Es würde zu weitläufig ſeyn, alle die Arten anzuführen, welche zu dieſer Abtheilung gehören, die in allen Erdtheilen zerſtreut ſind. Unter den amerikaniſchen zeichnet ſich der Guaruba, Ps. guaruba, durch fein herrliches Orangengelb aus. Der Caroliniſche Papagei, Ps. carolinensis, iſt eine von den wenigen Arten, welche über die Troppenländer hinausgehen, er kommt in Florida und Carolina vor, Afrika hat nur eine dahin gehörige Art, den mausfarbigen Sittich, Ps. murinus. Aſien beſitzt acht bis zehn Arten. Neuholland und Oceanien iſt reich an Arten, welche auch dahin gehören, aber ſich durch die herrſchende rothe Farbe auszeichnen. Dieſe find unter dem Namen der Loris, Lorius. Vigors, bekannt, und die herrſchenden Farben find roth, blau und grün. Die jungen Vögel ſind meiſt grün und das Grüne verwandelt ſich dann ins Rothe, nachdem ſie ſich ein oder einige Male gemauſert haben. Dieß hat zu mehreren Verirrungen in der Beſtimmung der Arten Anlaß gegeben. Was aber dieſe Loris noch beſonders auszeichnet, iſt die ungemeine Feinheit und Dünnheit der Haut, welche ohne zu zerreißen ſehr ſchwer zu behandeln iſt, da die andern Papageien ſehr dicke und ſtarke Häute haben. Die Schnäbel ſind auch nicht fo ſtark und groß, und die Füße ſchlanker. Taf. 66. Der ſchwarzkappige Lory. Psittacus domicella. Perroquet Lor d collier jaune. Pl. enl. 119, Hochroth, zwiſchen dem Hals und der Bruſt ein ſchwefelgelbes Halsband; Flügel grün, Schultern, untere Deckfedern der Flügel und Schenkel azurblau; Stirne und Kopfplatte ſchwarz, hinten azurblau. Die innere Fahne der Schwungfedern gelb; der Schwanz hochroth. Schnabel roth, Füße ſchwärzlich. Länge 11 Zoll. Varirt mit ſchwefelgelben Flügeln und roſtrothem Kopf. Auf den Molucken gemein. Zu dieſer Abtheilung gehören: Psittacus gran dis. Vaill. Perro. 126, 127, 128; Molucken. P. uni color. ib. 125; Molucken. p. guebiensis, pl. enl. 684; Vaterland? P. incarnatus, Vaill. 46; Indien. P. berneus, Vaill. 44; Borneo. P. ruber. pl. enl. 519; Molucken. P. Lori, pl, enl. 168; Molucken. P. garrulus. ib. 216; Molucken. b. cyanurus, Vaill, 97; Borneo. P. coccineus, pl. enl, 143; Molucken. P. riciniatus, Vaill, 54; Molucken. P. novae Guineae, Vaill. 49; Madagascar, Neu-Guinea, Indien. 4. Perruſchen mit breitem Schwanze. Platycercus. Vigors. Schwanz lang, am Ende breit. Taf. 66. Der graue Sittich. Psittacus mascarinus. Perroguet mascarin. Pl. enl. 35. Der Schwanz faft fo lang als der Körver, etwas abgeſtuft. Die ganze Schnabelgegend und Kehle ſchwarz; Kopf und Hals blaugrau; der ganze übrige Körper braunroth, unten etwas heller; der Schwanz an der Wurzel weiß, an der vordern Hälfte braunroth; Schnabel roth; Flügel ſchwärzlich. 177 Ungefähr von der Größe des Alexanderſittichs. Vaterland. Madagascar. Dieſem nähern ſich zwei andere afrikaniſche Sittiche. Ps itt ac. niger. pl. enl. 500. und Ps, Vasa. Vaill, 54, Taf. 68. Ausgezeichneter Sittich. Psittacus eximius. Perruche omnicolore. Psittacus omnicolor. Bechst. An der Schnabelmurzel ein weißer Fleck; Kopf, Geſicht, Seiten des Halſes; Bruſt und Bürzel hochroth; Rücken ſchwarz, mit einzelnen grüngelb eingefaßten Federn. Bauch gelb; Aftergegend grün; Schwanz abgeſtuft blau, an der Spitze etwas heller; die beiden mittlern Schwanzfedern grün. Vaterland. Häufig in Neu: Holland, wird nicht ſelten lebend nach Europa gebracht. Er lebt in kleinen Truppen um Sydney und Paramata. Reu-Holland hat viele hieher gehörige ſehr ſchöne Arten: Z. B. P. spurius, Kuhl; P. venustus, Brown. P. cya- nomelas, Kuhl. P. erythropterus. Lath. Melanotus, Shaw. 655. P. icterotis. Kuhl. P. multicolor. Brown, P. elegans. Lath. Vaill. 78. 79. P. Brownii. Kuhl. Vaill. 80. P. scapulatus. Vaill, 55. et 56. P. flavigaster, Temm. P. Baue ri. Temm. P. Bronnii. Temm. P. pulchellus. Temm. Die nicht mit Zahlen am Ende bemerkten find noch nicht abgebildet. Unter dem Namen Plattſchwanz Sittich, Psittac, platurus, beſchreibt Kuhl eine ausgezeichnete Art aus Neu— Caledonien, welche ſich dadurch auszeichnet, daß die beiden mittlern Schwanzfedern länger ſind als die andern, der vorragende Theil aber einen nackten Schaft hat. Erdſittich e. Pezoporus. Perruches ingambes. Mit längern Läufen, abgerundeten Klauen. Der Schnabel kurz, weniger conver, und nicht ſtark gekrümmt; der Körper grün, ſchlank; der Schwanz lang. Neu⸗Seelaͤndiſcher Erdſittich. Psittacus novae Zeelandiae, Perruche ingambe de lu nouvelle Zeelande. Grün; Stirn, Hinterhaupt, ein Fleck hinter dem Auge und die Seiten der Aftergegend roth; die äußern Fahnen der erſten Schwungfedern blau, an der obern Seite etwas dunkler, die untere grüngelb; die Deckfedern der Flügel blau; der Schwanz oben grün, unten ſchwarzgelb, abgeſtuft von der Länge des Körpers; der Schnabel ziemlich dick, hornfarben, an der Wurzel bleifarben. . Länge 101, Zoll. Vaterland. Reu-Seeland. Dahin gehören: Ps. formosus. Vaill. 32. Shaw. Ps. ulietanus, Lath, Ps, erythronotus, Kuhl. P. auriceps. Kuhl; alle aus Neu-Holland. bs. cornutus; aus Neu-Caledonien. Dritte Abtheilung. Sperlingspapageien. Psittacula Kuh. 5 Der Schwanz viel kuͤrzer als der Körper, rundlich zugeſpitzt; Schnabel mittelmäßig; Geſicht befiedert; der oͤrper klein. Der Fruͤhlingspapagei. Psittacus vernalis. Psittacule aux ailes emeraudes. Sehr ſchön glänzend grün, befonders am Kopf; Schnabel roth; der untere Theil des Körpers gelbgrün; Bürzel und die obern Deckfedern des Schwanzes, welche bis ans Ende desſelben laufen, ſind ſehr ſchön roth; der untere Theil des Schwanzes blaulich. Bei einigen Individuen iſt auch die Kehle roth. Länge nur 4½ Zoll. Vaterland. Java und Timor. An aſiatiſchen Arten gehören zu dieſer Abtheilung: Psittacus galgulus. pl. enl. 190.; Philippinen, Java. Nicht größer als der vorige. Ps. indicus, Linn.; Indien. Ps. streptophorus, Kuhl; Inſel Lüzon. Ps. simplex. Kuhl; Ebendaher. Ps. pullarius; Guinea. pl. enl. 60. Neu-Guinea und Oceanien beſitzen noch mehrere dahin gehörige Arten, wie: Ps. Desmarestii. Lesson. Ps. micropterus Kuhl. Ps. malacensis, Lath, Ps, incertus. Shaw. Ps. tai- tianus. Linn, Ps, Sparrmanni. Kuhl. Ps. fringillaceus, Linn, Ps. phighi, Ps, Kuhlii, Vigors. Ps, philip- pensis, pl. enl, 520. Amerika hat aus dieſer Abtheilung den Ps. passerinus, pl, enl. 455. PS. St. Thomae. Kuhl. Ps. Tui. pl. enl. 456. Ps. surdus, Wied. Ps, melanotus, Licht. Ps. purpuratus, Lath, Ps, melanopterus, pl, enl, 791. Ps. pilea- tus, Linn, Ps, barrabandi. Kuhl. Ps. vulturinus. Illig, Afrika hat nur drei bekannte Arten. Der Ps. canus, pl, enl. 791; in Madagascar. Ps. swinderianus, Kuhl, und Ps. roseicollis, vom Cap. Ps. Kuhlii, Vigors, Zool. journ, pl. 15.; Societäts-Inſeln. 45 176 Taf. 65. Gelber Spitzſchwanz. Psitt- Carolinae. pP Perroguet Caroline. Spi. Aratinga Carlinae augustae. T. XII. 0 v Ganz goldgelb, nur die Schwungfedern grün. Schnabel weißgelb u an der Spike ſtark gebogen; die Augen roth; die Füße weißlich. Ganze Länge 18 Zoll. f b g Vaterland. Lebt geſellig in den Wäldern in der Nähe der Stad Er hat allerdings mit dem Guaruba Aehn⸗ . lichkeit, iſt aber etwas größer, die Farbe heller, und der gelbe Schwanz il igen. N Ri Dahin gehören aus Amerika: P. vittatus, auricapillus. Lich Gujanensis, Linn. Leucotis. Lichtenst. | Versicolor, Lath, Patagonicus. Less Zool. de la coꝗ, pl, 35. Au ika: Ps. solsticialis. g 1 f 1 2. Pfeilſchwänze. Sagittifer, Palaeornis, Vig. Perruches s en fleche. Die mittelſten Schwanzfedern ſehr Er lang, die Augengegend beſtedert. ieh a Der Alexander-Pfeilſchwanz. Psttacus Alexandri. in Grande Perruche & cllier. i nel Ä 5 Belege Grün, mit einem roſenrothen Halsband; Schultern braun; Gurgel ud ein Halsband an den Seiten des Halſes ſchwarz; . hate Schnabel roth. Länge 19 bis 20 Zoll. it cr Dieſe Art lebt in Gingi und Ceylon. Man hält fie für diejenige, velche Alexander zuerſt nach Europa brachte. Sie * wird häufig nach Europa gebracht, und lernt leicht ſprechen. kühn Dahin gehören bloß afiatifche Arten: Psittacus torquatus. Diet foll auch in Afrika vorkommen und wird oft mit ef vorigen verwechſelt. Ps. annulatus, erythrocephalus, barbatulaus, bengalensis, papuensis, 2 3. Eigentliche Sittiche. Trichoglossus, Vigors, Perruches, Der Schwanz lang, abgeſtuft; die Augengegend befiedert. Taf. 66. Der rothbindige Sittich. Psitacus concinnus. Wi, pa, Ku Perruche & bandeau zuge. Stirn, Zügel und eine Binde, die hinter das Auge reicht, hochroth; 'n Kopf oben grünblau; die Schwanzfedern an der hintern Hälfte roth; zu beiden Seiten der Bruſt ein gelber Fleck; Hinthals und Zwiſchenſchultergegend braungrün; alles übrige hellgrün. Länge 8½ Zoll. Schwanz kürzer als der Körper. Vaterland. Neuholland, vorzüglich häufig um Botanybay. Es ürde zu weitläufig ſeyn, alle die Arten anzuführen, (ein; € welche zu dieſer Abtheilung gehören, die in allen Erdtheilen zerſtreut find. Inter den amerikaniſchen zeichnet ſich der Guaruba, . Ps. guaruba, durch fein herrliches Orangengelb aus. Der Caroliniche Papagei, Ps. carolinensis, iſt eine von den wenigen Arten, welche über die Troppenländer hinausgehen, er komm in Florida und Carolina vor, Afrika hat nur eine dahin gehörige Art, den mausfarbigen Sittich, Ps. murinus. An beſitzt acht bis zehn Arten. Reuholland und Oceanien iſt reich an Arten, welche auch dahin geren, aber ſich durch die herrſchende rothe Farbe auszeichnen. Dieſe find unter dem Namen der Loris, Lorius. Vigor, bekannt, und die herrſchenden Farben find roth, blau und grün. Die jungen Vögel find meiſt grün und das Grüne verwadelt ſich dann ins Rothe, nachdem fie ſich ein oder einige Male gemauſert haben. Dieß hat zu mehreren Verirrungen in der zeſtimmung der Arten Anlaß gegeben. Was aber dieſe Loris noch beſonders auszeichnet, iſt die ungemeine Feinheit und Dünnheit der Haut, welche ohne zu zerreißen ſehr ſchwer zu behandeln ift, da die andern Papageien ſehr die und ſtarke Häute haben. Die Schnäbel find auch nicht fo ſtark und groß, und die Füße ſchlanker. | Taf. 66. Der ſchwarzkappige Lory. Psitacus domicella. Perroquet Lor ò collier jaune. Pl. enl. 119, 0 N h A R 1 I Hochroth, zwiſchen dem Hals und der Bruſt ein ſchwefelgelbes Hahand; Flügel grün, Schultern, untere Deckfedern 1 der Flügel und Schenkel azurblau; Stirne und Kopfplatte ſchwarz, hinn azurblau. Die innere Fahne der Schwungfedern gelb; der Schwanz hochroth. Schnabel roth, Füße ſchwärzlich. Länge 11 Zoll. Varirt mit ſchwefelgelben Flügeln und roſtrothem Kopf. Auf den Molucken gemein. e Zu dieſer Abtheilung gehören: Psittacus gran dis. Vaill, Perroq. 26, 127, 428; Molucken. P. unicolor, ib. 125 I de Molucken. p. guebiensis, pl. enl. 684; Vaterland? P. incarnatus, aill. 46; Indien. P. berneus. Vaill. 44; Borneo. 11 P. ruber. pl. enl. 519; Molucken. P. Lori, pl, enl. 168; Molucken. . garrulus, ib. 216; Molucken. P, cyanurus, 51. Vaill, 97; Borneo. P. coccineus, pl. enl, 143; Molucken. P. ricinıtus, Vaill, 54; Molucken. P. novae Guineae, er Vaill. 49; Madagascar, Neu-Guinea, Indien. 1 4. Perruſchen mit breitem Schwanze. PlatycercusVigors, Schwanz lang, am Ende breit. 0 cab Taf. 66. Der graue Sittich. Psittacs mascarinus. a 155 Perroquet mascarin. Pl. end. 35. Ka Der Schwanz faft fo lang als der Körver, etwas abgeſtuft. Die anze Schnabelgegend und Kehle ſchwarz; Kopf und Hals blaugrau; der ganze übrige Körper braunroth, unten etwas heller; der Schwanz an der Wurzel weiß, an der vordern Hälfte braunroth; Schnabel roth; Flügel ſchwärzlich. a 3 Ungefähr von der Größe des Alexanderſittichs. Vaterland. Madagascar. Dieſem nähern ſich zwei andere afrikaniſche € Taf. 68. Ausgezeichneter Sittich Psitt: An der Schnabelmurzel ein weißer Fleck; Kon mit einzelnen grüngelb eingefaßten Federn. Bau— heller; die beiden mittlern Schwanzfedern grün. Vaterland. Häufig in Neu-Holland, wird Sydney und Paramata. Neu-Holland hat viele hieher gehörige ſehr fc: nomelas, Kuhl. P. erythropterus. Lath, NM: P. elegans. Lath. Vaill. 78. 79. P,Brownii. Ku P. Baueri. Temm. P. Bronnii, Temm. P. nicht abgebildet. Unter dem Namen Plattſchwanz Sittich Caledonien, welche fi dadurch auszeichnet, daß dir Theil aber einen nackten Schaft hat. Erdſittich e. P Mit längern Läufen, abgerundeten Klauen. — grün, ſchlank; der Schwanz lang. Neu⸗Seelaͤndiſcher Erd Perruche in Grün; Stirn, Hinterhaupt, ein Fleck hinter erſten Schwungfedern blau, an der obern Seite cn Schwanz oben grün, unten ſchwarzgelb, abgeſtuft vo: Wurzel bleifarben. . Länge 101, Zoll. Vaterland. Neu-Seeland. Dahin gehören: Ps. for mosus. Vaill. 32. Sha Kuhl; alle aus Neu-Holland. Ps. cornutus; aus Drit Sperlingspap Der Schwanz viel kuͤrzer als der Körper, Koͤrper klein. Der Fruͤhlingspapgei. 177 ttac, niger. pl. enl. 500. und Ps, Vasa. Vaill, 54, -acus eximius. FPerruche omnicolore. ınicolor. Bechst. Seiten des Halſes; Bruſt und Bürzel hochroth; Rücken ſchwarz, (frergegend grün; Schwanz abgeftuft blau, an der Spitze etwas en lebend nach Europa gebracht. Er lebt in kleinen Truppen um 1: Z. B. P. spurius, Kuhl; P. venustus, Brown. P. cya- ıs, Shaw. 655. P. icterotis. Kuhl. b. multicolor. Brown, 50. P. scapulatus. Vaill, 55. et 56. P. flavigaster, Temm. us. Temm. Die nicht mit Zahlen am Ende bemerkten ſind noch ıc, platurus, befchreibt Kuhl eine ausgezeichnete Art aus Neu— nittlern Schwanzfedern länger ſind als die andern, der vorragende porus. Perruches ingambes. bel kurz, weniger conver, und nicht ſtark gekrümmt; der Körper 9. Psittacus novae Zeelandiae, le la nouvelle Zeelande. ge und die Seiten der Aftergegend roth; die äußern Fahnen der nkler, die untere grüngelb; die Deckfedern der Flügel blau; der inge des Körpers; der Schnabel ziemlich dick, hornfarben, an der ulietanus, Lath, Ps, erythronotus. Kuhl. aledonien. P. auriceps. Abtheilung. ien. Psittacu la. Kull. ch zugeſpitzt; Schnabel mittelmäßig; Geſicht befiedert; der Psittacus vernalis. Psittacule ax ailes emeraudes. Sehr ſchön glänzend grün, beſonders am Kovf: Scabel roth; der untere Theil des Körpers gelbgrün; Bürzel und die obern Deckfedern des Schwanzes, welche bis ans Ende derben laufen, find ſehr ſchön roth; der untere! blaulich. Bei einigen Individuen ift auch die Kehle roth. ; : = Länge nur 4½ Zoll. Vaterland. Java und Timor. An aſtatiſchen Arten gehören zu dieſer Abtheilung: Dsütta größer als der vorige. Ps. indicus. Linn.; Indien. P. strep Ebendaher. Ps, pullarius; Guinea. pl. enl. 60. Neu uinea wie: Ps. Des marestii. Lesson. Ps. micropterus Si tianus. Linn. Ps, Sparrmanni. Kuhl. Ps. fring pensis. pl. enl, 520. Amerika hat aus dieſer Abtheilung den Ps. Ps. sur dus. Wied, Ps, melanotus, Lich! tus, Li heil des Schwanzes 178 Vierte Abtheilung. Wahre Papageien. Psittacus. Perroquet. Der Schwanz kurz und gerade abgeſchnitten, viereckig; Schnabel ſehr ſtark und gekruͤmmt; das Geſicht befiedert, der Kopf dick; kein Federbuſch; Koͤrper dick und ſtark. Sie ſind über alle warmen Zonen verbreitet, und leben in Schaaren. Jeder Erdtheil hat ſeine eigenen Arten, in Amerika ſind ſie am zahlreichſten, und bei dieſen iſt die Hauptfarbe immer die grüne, an Kopf, Hals, Flügeln und Schwanz mit roth, gelb oder blau gemiſcht, nur bei wenigen Arten iſt das Grüne Rebenfarbe oder gar nicht anzutreffen. Die ſogenannten Amazonen-Papageien kommen am häufigſten nach Europa, und lernen unter allen Arten am beßten reden; die Arten gleichen ſich einander ſehr. Kuhl hat die amerikaniſchen Arten wieder in fünf Gruppen abgetheilt, durch welche allerdings die Ueberſicht erleichtert werden kann; allein wenn wir von allen dieſen Abtheilungen Abbildungen liefern wollten, ſo würde uns dieß zu weit führen; es mag daher genügen, ſie bloß anzugeben, und einige als Muſter abzubilden. Die erſte Unterabtheilung enthält diejenigen mit großen Köpfen, mittelmäßiger Körpergröße, bei welchen das Grüne nicht die herrſchende Farbe if, Sie enthält nur zwei Arten, der ſchwarzköpfige, b. melanocephalus, mit ſchwarzem Kopfe; die Hauptfarbe am Körper iſt ſchwefelgelb und weiß, pl, enl. 527, aus Braſilien und Cayenne; und der weiß ba u— chige / P. leucogaster, aus Braſilien. Die zweite Unterabtheilung befaßt diejenigen mit kleinerm Kopf und mittelmäßiger Größe; die Hauptfarbe iſt grün; Kuhl führt davon vier Arten an: Den rothnackigen, b. mitratus. Princ. Max.; den bezeichneten, P. signatus. Shaw. Vaill. 105; den blaubauchigen, P. cyanogaster, Princ, Max., und den kurzſchwänzigen, P. brachyurus. Kuhl. Dieſe drei ſind nirgends abgebildet. Die dritte Unterabtheilung enthält die rothaftrigen, von mittlerer Größe und rothem Bürzel; auch von dieſen ſind vier Arten bekannt: P. menstruus. pl, enl. 384; P. Maximiliani; P. purpureus, enl, 408; P. sordidus. Vaill. 104. Die vierte enthält die ſogenannten Amazonen, größere Arten, mit dickem ſtarkem Körper; Hauptfarbe grün, wovon Kuhl ſechszehn Arten anführt. Wir bilden als Muſter ab: Taf. 67. Der Amazonen-Papagei. Psittacus amazonicus. Perroquet amazone. Synonime. Psittacus poikilorhynchus. Shaw. P. ochrocephalus. Linn. P. ochropterus. Gmel. P. barbadensis, Gmel. P. paradisi. Dieſer Papagei varirt ſehr; er hat einen dicken Körper, einen kurzen Schwanz, der hinten gerade abgefchnitten iſt; die Hauptfarbe grün, die Federn mit dunkelgrünem ſchmalem Saum; die Achſeln am Männchen roth, am Weibchen grün; die Stirne blau, die Backen gelb; Schwungfedern an der Wurzel und bis fat zur Hälfte grün, dann ſchwarz, an der äußern Fahne NN die mittlern in der Mitte roth; die beiden mittleren Schwanzfedern grün, die übrigen in der Mitte roth, ſonſt gel Der Amazonen-Papagei iſt derjenige, der am häufigſten nach Europa gebracht wird, er lernt am leichteſten reden. Seine Varietäten ſind ungemein zahlreich, und es iſt ſchwer, die urſprüngliche Farbe mit Beſtimmtheit anzugeben. Die meiſten Veränderungen gehen in Gelb, welches mehr oder weniger herrſcht, bis es endlich bei einigen ganz herrſchend wird, und das Grüne verſchwindet; bei dieſer iſt die Farbe eitrongelb am ganzen obern Körper, am untern gelbgrün, die großen Schwung— federn ſind graulich, ſo wie der Scheitel. Auch das Rothe der Achſeln iſt gelb ſtatt roth. Es giebt auch eine Varietät, wo die Federn ſchön gelb, roth geſaumt, alſo wie geſchuppt ſind. Vaterland. Dieſe Art iſt ſehr gemein in einem großen Theil von Südamerika, beſonders in Gujana und Surinam. Taf. 67. Weißkoͤpfiger Papagei. Psittacus leucocephalus. Perroquet de la Martinique. Grün, Vorderkopf, Augengegend und Schnabel weiß, Wangen und Vorderhals roth; Schwanzfedern an der innern Fahne ſchwarz, an der äußern blau; Achſeln roth; die Seitenſchwanzfedern an der Baſis hoch purpurroth, die äußere Fahne blau. Größe des Amazonen-Papagei's. In St. Domingo und den Antillen gemein. Eine fünfte Abtheilung bilden diejenigen, welche einen aufrichtbaren Federbuſch haben. Taf. 67. Gekroͤnter Papagei. Psittacus accipitrinus. Le perroquet araca. Vorderkopf blaßbräunlich okergelb, Scheitel und Geſicht blaß okergelb, braun geſtreift; am Nacken ein Buſch langer Federn, welche an der Wurzel graunbraun, in der Mitte hochroth, und violetblau geſäumt ſind; Rücken und Deckfedern der Flügel ſchön grün, Schwungfedern ſchwarzbraun; Bruſt und Bauch purpurfarb, jede Feder mit einem blaulichen Saum; Schwanz oben grün, unten braun. Länge des Körpers 11 Zoll, des Schwanzes 6 Zoll; Flügelbreite 1 Fuß 2 Zoll. In Braſilien. Afrika hat aus dieſer Abtheilung nur etwa drei Arten, unter dieſen den: 179 Taf. 67. Der rothſchwaͤnzige. Psittacus erythacus. Perroquet cendre. Blaugraulich, das Geſicht nackt, weiß; der Schwanz blutroth. Zuweilen ift die Farbe ſchwarzgrau, und der Schwanz ſchwärzlich roth; zuweilen ſoll auch der Körper roth ſeyn. Die Varietäten, deren man etwa fünfe kennt, ſcheinen mehr vom Alter als vom Geſchlecht abzuhängen. Vaterland. Die Weſtküſte von Afrika. Auch dieſer Papagei iſt einer der häufigſten, welche in Europa gehalten werden. Er iſt ſehr gelehrig, ſanft, lernt ſeinen Wärter bald kennen, und iſt ihm anhänglich; lernt auch ſehr leicht ſprechen und Lieder nachpfeifen, viele Töne nachmachen und anderes. Er iſt daher immer geſucht und theuer. Eine andere Art, der grauköpfige, P. senegalus pl. enl. 288, wird ebenfalls häufig vom Senegal nach Europa gebracht, er iſt weniger theuer als der vorige, eben fo geſchickt und lenkſam, und eine dritte grüne Art, P. Levaillanti, Vaill. 30, 31, iſt ebenfalls in Afrika zu Haufe. Auch Aſien hat aus dieſer Abtheilung nur drei Arten, nämlich den P. spadiocephalus, Kuhl; aus Java. P. grami— neus. pl. enl. 862, aus Amboina, und P. sinensis. pl. enl. 614, aus Neuguinea. Reuholland hat den Geoffroy' ſchen, b. Geoffroyi, Vaill. 112, 113. Neuholland den Neſtor, P. Nestor. Fünfte Abtheilung. Kakadus. Psittacicristati. Cacat ua. Briss. Plyctolophus. Dieill. Aaſtutoës. Schwanz kurz, abgeſchnitten, am Ende gleich; Schnabel ſehr groß, dick, ſehr gekruͤmmt. Augenkreis nackt; Kopf mit einem großen aufrichtbaren Federbuſch geziert. Sie finden ſich auf den Inſeln des indiſchen Archipels und in Neu-Holland, und leben in ſumpfigen Gegenden. Die Kakadus lernen nicht leicht ſprechen, einige Arten lernen es gar nicht, und die meiſten ſprechen nur einzelne Worte, z. B. ihren Namen Kakadu. Allein ſie ſind doch beliebt wegen der Leichtigkeit, mit der ſie ſich zähmen laſſen. In einigen Gegenden Indiens find fie faſt Hausvögel geworden. So ſchwer es ihnen wird, Worte nachſprechen zu lernen, fo leicht lernen ſie die Bedeutung der Worte, auf welche ſie ſehr achten. Sie bekommen Anhänglichkeit an ihren Herrn, erwiedern ſeine Schmeicheleien, und alle ihre Bewegungen find fanft und angenehm. Man kann ſie abrichten, auf Befehl den Feder— buſch aufzurichten, und durch Verneigungen Perſonen zu begrüßen, durch Zeichen auf die Fragen ihres Herrn zu antworten. Sie gehen weniger ungeſchickt auf dem Boden als andere Papageien, ſind ſehr munter und hüpfen geſchickt umher. Sie theilen ſich in weiße, roſenrothe und ſchwarze. Taf. 68. Der Kakadu mit ſchwefelgelbem Federbuſch. Psittacus sulphureus, Kakatoe d huppe jaune. Weiß, der Federbuſch ſehr lang, zugeſpitzt, die Federn desſelben ſchön lebhaft ſchwefelgelb, mit der Spitze nach vorn gebogen; Schwanz und Flügel ſind unten ebenfalls ſchwefelgelb, und ebenſo die Backen bei den meiſten; Schnabel ſchwärzlich. Länge 11 bis 12 Zoll. Vaterland. Die Molucken. Er kommt häufig nach Europa, und hält ſich gut, wird ſehr zahm und anhänglich an feinen Herrn; doch iſt er auch oft falſch, wie faft alle Papagei's, beſonders gegen fremde ihm unbekannte Perſonen. Seine Freude und Anhänglichkeit bezeugt er durch Knacken mit dem Schnabel und durch Aufrichtung ſeines ſchönen Buſches. Er ſchmeichelt demjenigen wieder, der ihm ſchmeichelt, berührt das Geſicht ſeines Herrn mit dem Schnabel, und ſcheint es mit ſeiner Zunge zu lecken. Legt man die eine Hand unter ſeinen Körper, die andere auf den Rücken, ſo drückt er ſich ſtark an die unterliegende Hand an, ſchlägt mit den Flügeln, öffnet den Schnabel und ſcheint die angenehmſten Gefühle zu haben. Ebenſo läßt er ſich ſehr gerne kratzen, zeigt mit dem Fuß auf ſeinen Kopf, oder hebt den Flügel auf. Holzwerk zerbeißt er öfters mit ſeinem Schnabel. Eingeſperrt iſt er ſehr ungerne, mißbraucht aber die Freiheit nicht leicht, und ſetzt ſich immer fo nahe an feinen Herrn, daß er ihn nicht aus dem Geſicht verliert. Er kommt, wenn man ihm ruft, und entfernt ſich;, wenn man es ihm befiehlt, ſieht ſich aber dann öfters um, ob es auch ernſtlich gemeint ſey, und ſcheint es ungerne zu thun. Er iſt ſehr reinlich und alle feine Bewegungen ſind anmuthig. Seine Nahrung beſteht aus Früchten und mehligen Körnern, beſonders liebt er Mais, aber auch Backwaaren, Eier, Milch und alles, was keinen zu ſtarken Geſchmack hat, oder zu ſüß iſt. Ihm ganz ähnlich iſt der weiße neuholländiſche Kakadu, Psittacus galeritus, Lath., in Neu-Südwallis. Er iſt bedeutend größer bis 114 Fuß. Die übrigen weißen Arten find: Der gekrönte Kakadu, P. cristatus. pl. enl. 263, mit ganz weißem anliegendem Buſche; Molucken. Der Philippiniſche, P. Philippinarum, mit rothem Bürzel; Phi— lippinen. Der Mo luckiſche, b. moluccensis. pl. enl. 498, weißlich roſenroth, Federbuſch groß und roth; Molucken und Sumatra. Der dünnſchnäbelige, P. tenuirostris. Kuhl. Weiß roſenroth, mit kleinem weißem, nur an der Wurzel roſenrothem Buſch; Reuholland. Der langnafige, b. nasicus. pl. col. 334, weiß, die untere Seite des Schwanzes gelb, Federbuſch und Kopf weiß, die Federn rothgelb geſäumt; Neuholland. Der roſenrothe Kakadu. Psittacus Eos. Null. Kakatoes rosalbın. pl. col. 81. Hals, Kopf und ganzer Vorderleib ſchön tief roſenroth; Augenkreis weiß; Federbuſch klein und kronförmig; alle obern Theile hellgrau. Länge 1 Fuß. Vaterland Oceanien, beſtimmt woher, iſt unbekannt. 180 Schwarze Kakadus. Calyptorhynchus. Horsfild, Sie leben alle in Neuholland; die Farbe iſt braun oder ſchwarz; die Federbüſche nicht ſehr groß; die Schwänze lang; die Schnäbel ſehr groß und an der Wurzel breit. Taf. 68. Der Temmink'ſche Kakadu. Psittacus Temminkii. i Kakatoes de Temmink. Rücken und Flügel find ſchwarz, etwas ins Grüne ſchillernd, Hals und die untern Theile braun; der Federbuſch iſt klein, aus wenig Federn beſtehend und kaum bemerkbar; der Schwanz lang, die beiden mittlern Federn ganz ſchwarz, die übrigen in der Mitte hochroth, mit fünf ſchwarzen ſchmalen Bändern, das unterſte beſteht nur in einigen Punkten, am Kinn ſtehen unter den braunen Federn einige ſchwefelgelbe , fo wie an der Kehle und den Seiten des Halſes. Länge 18 Zoll. Vaterland. Neuholland. Die andern bekannten find: Der Banksſiſche Kakadu, b. Banksii. Lath. Synops. Unterſcheidet ſich von dem folgen— den durch die bedeutende Größe, da er 24 Zoll lang iſt, und durch die gelben Punkte an den Flügeln, und daß der rothe Theil des Schwanzes allenthalben mit ſchwarzen Punkten und Bändern bedeckt iſt. Der Leachiſche, P. Leachii. Kuhl. Conspect, psittac. T. III. Ganz ſchwarz, der rothe Fleck am Schwanze iſt 4 Zoll lang. Der Trauerkakadu, F. fune- reus, Shaw. 186. Mit gelbſchwarz punktirtem Schwanze; 24 Zoll lang; ganz ſchwarz am Körper, nur die Ohrgegend gelb. Der gehelmte, b. galeatus. Mit rothem Kopf. Inſel King. Der Cookiſche, P. Cookii, Temm. Der Solandri— ſche , P. Solandri. Temm, Beide in Neuholland. Sechste Abtheilung. Ruͤſſelpapageien. Proboscig er. Kuh. Microglossus Gef: Ard d Trompe. Vill. Der Schwanz viereckig, Federn gleich lang; Schnabel ſehr ſtark, ſehr gebogen; der Kopf mit einem Feder— buſch aus ſchmalen Federn beſtehend; Zunge klein, wie eine hoͤrnene Eichel, unten ausgehoͤhlt, oben kuppelfoͤrmig gewoͤlbt, und von einem an der Wurzel walzenfoͤrmigen und verlaͤngerten Stiel getragen; Geſicht nackt. Taf. 68. Der Goliath. Psittacus Goliath, Ara gris d Trompe. Der Körper iſt ſehr dick und ſtark. Das Geficht iſt bis zu den Ohren nackt und lebhaft fleiſchfarb; auf dem Kopf ein ſchöner langer Federbuſch von zerſchliſſenen Federn; ſie ſind nur zwei Linien breit und endigen ſpitzig, die kleinſten ſtehen an der Stirn, die größten ſind dagegen die hinterſten und bis auf 4 Zoll lang. Im Leben iſt der Vogel dunkelgrau, nach dem Tode wird er ganz ſchwarz. Dieſe Sonderbarkeit kommt nach Temmmink daher, daß alle Federn mit einem grauen Staube bedeckt find, der nach dem Tode ſich verliert. Der Schnabel iſt ungeheuer groß und wenigſtens 5 Zoll lang, ſchwarz , die obere Lade iſt mit einem ſtarken Zahn zu beiden Seiten verſehen, ſeine Spitze iſt ſehr ſcharf; die untere iſt viel kürzer und erreicht nicht die Hälfte der obern, von welcher ſie ganz bedeckt iſt. Die Zunge iſt für dieſen großen Schnabel ſehr klein und bis zur Spitze roth; ſie gleicht der Zunge des Chamäleons und endigt, wie angegeben, mit einem hörnenen Knöpfchen, deſſen Stiel einen Anhang des Zungenbeins bildet. Dieſe Zunge, ſo klein fie iſt, ſcheint doch Geſchmacksorgan zu ſeyn. Er bricht mit dem Schnabel, wie andere Papageien, Rüſſe und andere hartſchalige Früchte, verſchlingt ſie aber nicht ganz, ſondern ſchält ſie, zerdrückt ſie dann, und bringt erſt jedes Stückgen auf die Zunge, welche dann die Form eines Löffels annimmt, da die Ränder des Zungenknopfes ſich zuſammenrollen und öffnen können. Die Länge dieſes Vogels iſt über 2 Fuß, und ſein Körper ſo ſtark, wie der der größern Ara. Er bildet einen ſehr deutlichen Uebergang von den Aras zu den Kakadus. 8 Vaterland. Er bewohnt Neuguinea, wo er aber ſelten ſeyn ſoll und einſam lebt. Eine zweite aber um die Hälfte kleinere ſchwarze Art bewohnt dasſelbe Vaterland, nämlich der tiefſchwarze Kakadu, Psittacus aterrimus. Außer den angeführten Arten führt Kuhl annoch 38 Arten an, die er nicht ſelbſt geſehen hat, welche aber beſchrieben find, davon find 14 Amerikaner, 2 Afrikaner, 12 Indier, 6 in Auſtralien, und von 4 Arten iſt das Vaterland ungewiß. Temmink hat als neue Art noch abgebildet: Psittacus setarius, pl. 15, aus den Molucken. P. mitratus. Princ, Max. col. 207, aus Braſilien. P. Hueti. ib. 491 und Perroquet prèétre 492. Der Text iſt noch nicht erſchienen. In Rüppels Atlas iſt P. Meyeri aus Rubien abgebildet, und Düperrey bildet P. Desmarestii aus Nenguinea ab. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß von dieſer ſchon ſo zahlreichen Gattung noch viele werden entdeckt werden. Zweite Familie. Spechtartige Vögel. Pic i. Picees. Der Schnabel lang, gerade, eckig oder koniſch, ſchneidend. Fuͤße; immer zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten, nur bei einigen fehlt die eine Hinterzehe. 181 Gatt. Spie ch Pi e uss. Dio. Schnabel lang, oder mittelmaͤßig, gerade, die Form pyramidaliſch, zuſammengedruͤckt, ſchneidend, und etwas ſcheerenfoͤrmig gegen die Spitze zu; meiſt mit einer geraden Firſte. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, eifoͤrmig, offen, aber unter den vorwaͤrts ſtehenden Borſten verborgen. Die Fuͤße kurz, ſtark, ganz zum Klettern einge— richtet; die beiden vordern Zehen an der Wurzel verbunden, die hintern dagegen ganz getrennt; zuweilen nur eine Zehe nach hinten. Der Schwanz beſteht aus 12 Federn, ſelten aus 10; die aͤußerſte zu beiden Setteu iſt ſehr kurz; uͤberhaupt iſt der Schwanz abgeſtuft; die Schaͤfte der Federn ſind ſehr ſtark, hart, laufen am Ende ſpitzig zu, und beſitzen viel Elaſtizitaͤt, ſo daß ſie den Koͤrper beim Klettern, indem ſie ſich mit der Spitze anlehnen, kraͤftig unterſtuͤtzen. Flügel mittelmäßig, die dritte oder vierte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Der Kopf iſt groß, breit, auf dem Scheitel wenig gewölbt, und hat ſeine Verbindung mit dem Halſe ganz unten, ſo daß ſein unterer Theil mit dem Halſe einen rechten Winkel bildet. Der Hals iſt lang, dünne; der Körper geſtreckt und ſchmal. Die Zunge iſt beſonders merkwürdig. Sie iſt lang; wurmförmig, und kann weit vorgeſtreckt werden; das Zungenbein läuft in die Zunge hinein, und beſteht aus ſehr langen, harten, dünnen Knorpeln, welche ſich hinten ſpalten und den Hals zwiſchen ſich nehmen, dann nach hinten und oben laufen, um den Schedel herum gehen, und ſich auf der rechten Seite des Scheitels in eine Rinne begeben, welche ganz nahe an der Schnabelwurzel ſich endigt. Am Ende dieſer Rinne vereinigen ſich die Zungen— beine wieder, und befeſtigen ſich hier mit hartem Zellgewebe. Zu beiden Seiten der untern Kinnlade liegen zwei große, ſtarke Drüſen, welche eine ſehr kleberige Flüſſigkeit in bedeutender Menge abſondern. Sie find mit einer Scheidenhaut an die Zunge verbunden, und ergießen ihren Schleim ſo auf dieſelbe, daß ſie beim Ausſtrecken damit befeuchtet wird. Die Zunge ſelbſt iſt wie ein dünner Regenwurm, rund, fleiſchig, und ſehr ſchmal, und endigt mit einer hornartigen, harten, zu beiden Seiten gezackten Spitze. Iſt die Zunge zurück gezogen, fo machen die Zungenknorpel am Hinterhaupt größere Bogen; beim Oeffnen des Schnabels aber ſchlüpft die Zunge aus ihrer Scheide ſchnell vor, und kann über 1 Zoll vorgeſtreckt werden. Mit der pfeilförmigen knöchernen Spitze kann der Svecht in enge Löcher und Ritzen hineinlangen, weiche Inſekten anſpießen und fo vorbringen. Andere bleiben an dem zähen Schleime kleben, und werden mit der Zunge in die Schnabelöffnung hineingezogen. Zieht man an der Zunge, und hält den Finger an die Stirne des Vogels, ſo ſpürt man deutlich das Spiel der Zungenbeine. Dieſe ſind als elaſtiſche Federn zu betrachten, durch welche die Zunge ſchnell vorgeſchoben werden kann. Die Beine ſind kurz, ſtark, und die Schenkelmuskeln ſehr anſehnlich. Die langen mit ſcharfen Klauen verbundenen Zehen machen die Spechte zum Klettern ſehr geſchickt / und fie laufen mit großer Behändigkeit an perpentikularen Baumſtämmen herauf und hinunter, quer und horizontal. Geht es aufwärts, ſo macht der Schwanz mit dem Körper einen ſtumpfen Winkel, wird unten einwärts gebogen, und die ſpitzigen elaſtiſchen Federn häckeln gleichſam in die Rinde ein, und ſtützen ſo den Körper. Da der Körper der Spechte ſchmal und der Hals lang iſt, ſo können ſie nicht leicht, wie andere Vögel, quer auf Aeſten ſitzen; auch ſchon des— wegen nicht, weil die Strecker der Zehen ſtärker als die Bieger ſind, und folglich der Fuß am rundlichen Aſt keinen feſten Anhalt hat. Sie ſitzen daher immer der Länge nach auf dem Aſt, und ſtützen ſich mit dem Schwanz, oder flüchten ſich bei Nacht und zur Ruhe in Baumlöcher. Die Spechte ſind über alle Erdtheile verbreitet, und bilden eine zahlreiche Gattung, welche in der Bildung gewiſſer Theile und Vertheilung der Farben einige Aehnlichkeit haben. Nur die kälteſten Gegenden und Neuholland haben keine, obgleich die von Reu- Holland nicht fehr entfernten Inſeln mehrere Arten beſitzen. Sie leben einſam in Wäldern, find ſtürmiſche, ſtarke; zänkiſche Vögel, welche ſich nicht zähmen laſſen. Die meiſten find Stand- oder höchſtens Strichvögel, und nur ſehr kalte Winter mögen die nordiſchen Spechte in weniger kalte Gegenden treiben. Die meiſten ſind ſcheu, und wenn ſie auch nicht gleich weg fliegen, ſo wiſſen ſie ſich doch ſo hinter den Bäumen zu verbergen, daß man ſie nicht leicht ſchießen kann. Ihr Schnabel iſt ſo hart und ſtark, daß ſie ſelbſt ins härteſte Holz leicht große Löcher machen, beſonders die großen Arten. Sie gehen indeß nie ganz geſunde Bäume an, ſondern ſolche, welche innerlich faul ſind: wie ſie dieß errathen können, iſt ſchwer zu ſagen. Der Geruch ſcheint bei den Vögeln nicht ſo ſtark zu ſeyn, ja vielleicht den meiſten zu mangeln, daher dieſer die Spechte kaum leiten möchte; wohl aber iſt es wahrſcheinlich, daß der verſchiedene Ton, den das Pochen auf einen geſunden oder kernfaulen Baum hervorbringt, ſie leitet. Man ſieht ſie oft Bäume behacken, wo eine Hand breit gutes Holz das faule einſchließt, und nie ſcheinen fie fehl zu gehen. Einige ausländiſche Arten, deren Schnabel etwas gekrümmt iſt, machen gegen die Erde oder gegen Felſen dieſelben Angriſſe, wie die unſrigen gegen Bäume. Auf der Erde hüpfen fie ungeſchickt, dagegen iſt ihr Flug ſchnell. Die Hauptnahrung der europäiſchen Arten beſteht in Larven von Käfern und andern Inſekten, vorzüglich ſolchen; welche zwiſchen der Baumrinde und dem Holz ſich einbohren, oder ſelbſt in faulem Holze leben. Doch freſſen viele Arten auch Sämereien, beſonders Nüſſe, andere ſogar mehlige Samen, wie den Mais, an welchem beſonders der amerikaniſche Goldſpecht bedeutenden Schaden anrichten ſoll. Die Mauſer iſt einfach; wenige Spechte haben einen, dem Körper ähnlich gefärbten, Kopf; bei ſehr vielen iſt er oben roth oder gelb, und mit einem Federbuſch verſehen. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich öfters nur durch Vertheilung dieſer Farben, die beim Männchen dann einen größern Raum einnehmen als beim Weibchen, oder bei letzterm ganz fehlen. Auch die Augen— kreiſe find bei den meiſten größern Arten lebhaft weiß oder gelb gefärbt, bei einer europ, aiſchen Art ſchön roſenroth. Die Jungen unterſcheiden ſich von den Alten nur bis zur erſten Mauſer, und nehmen dann ſogleich bas Kleid der Alten an. Einige ausländiſche und eine europäiſch-amerikaniſche Art haben nur drei Zehen, daher einige Syſtematiker aus ihnen eine eigene Gattung machen wollten; allein da ſie ſonſt ſich in nichts von den andern unterſcheiden, ſo kann dies nicht gebilligt werden. Die bekannten Spechte niſten in Baumlöchern, welche ſie ſelbſt gezimmert haben; dieß thun namentlich alle europäiſchen Arten. Andere kleinere ſuchen natürliche Baͤumlöcher auf. Sie bauen keine weitern Neſter, und die mehrern legen ihre Eier auf bloßes Holzmehl. Sie niſten bei uns nur einmal, und alle bekannten Arten legen vier bis fünf rein weiße, ganz unge— fleckte Eier. Die Jungen kommen nackt aus den Eiern, und werden anfangs mit Ameiſenpuppen und ganz weichen Inſekten gefüttert. Das Geſchrei der Spechte iſt laut und ſcharf tönend. Sie find nie fett und ihr Fleiſch iſt hart, ſchwärzlich und zähe, daher gar nicht geſchätzt. 182 Taf. 69. Der Schwarzſpecht. Picus martius. Pic noir. Synomime. Krehſpecht, Baumhacker, Holzkrehe, Holzhuhn, Holzgüggel. Great black Woodpecker. Ganz ſchwarz; das Männchen mit rothem Scheitel. Das Weibchen mit rothem Nacken; Augenſtern ſchwefelgelb; Schnabel grau; Füße ſchwarz. Länge 17 Zoll. Aufenthalt. Ganz Europa, doch mehr im Norden als im Süden, und nur da, wo Tannenwälder find; im ganzen europäiſchen und aſiatiſchen Rußland, doch nicht in Kamtſchatka, auch nicht in Rordamerika, wie Naumann ſagt. Nirgends iſt er indeß häufig. Sein Aufenthalt iſt in großen zuſammenhängenden Nadelholzwaldungen; gemiſchte Waldungen durchſtreift er nur, und in reinen Laubholzwaldungen ſieht man ihn nicht. Er iſt ein Standvogel, der ſeinen Geburtsort nie ganz ver— läßt, aber einen Bezirk von wenigſtens ein paar Stunden im Umfang durchſtreift er faſt täglich, und bleibt am liebſten im Innern des Waldes, wo es ſtille und einſam iſt. Den Menſchen und bewohnte Orte ſcheut er, und iſt überhaupt ſehr vor— ſichtig; man ſieht ihn nur an ſtarken Bäumen, und ſelten an freien Plätzen. Des Nachts aber kriecht er in einen hohlen Baum; das Loch macht er ſich ſelbſt, oder erweitert es. Eigenſchaften. Es iſt ein ſcheuer, ſtarker und munterer Vogel, der nie lange ſtille ſitzt, und immer umher zieht, bald da, bald dort ſich hören läßt, aber immer auf ſeiner Huth iſt. Er klettert an den glatteſten Bäumen mit derſelben Leichtigkeit wie an rauhen, ohne daß es ihm die geringſte Mühe zu machen ſcheint; auch um den Baum herum dreht er ſich ſehr ſchnell und leicht. Immer ſetzt er ſich zuerſt unten an, und lauft dann nach oben bis an die Spitze des Baumes, wo er dann fort— fliegt. Auf den Boden geht er ſeltener als die übrigen Arten, kann auch dort nicht gut fortkommen. Die Ameiſenhaufen beſucht er öfter. Quer ſetzt er ſich auch ſehr ſelten auf die Aeſte. Mit ſeinem ſtarken Schnabel kann er leicht Löcher in die Stämme hauen, und ſprengt oft zolllange Stücken Holz auf einmal ab, wobei man ſein Pochen weit hört, und man ihn leicht von den kleinern unterſcheiden kann. Er fliegt oft weit weg, und in einem fort nach einem ganz entfernten Wald. Er iſt ſehr ungeſellig, zänkiſch und neidiſch; und leidet in feinem Reſtbezirk keinen andern Schwarzſpecht. Seine Stimme gleicht der des Grünſpechtes wenig, und iſt ſehr kenntlich. Sie läßt ſich mit den Sylben krink krink krink krink, oder kirr kirr kirr ausdrücken, wovon er die einzelnen Sylben oft wiederholt, ohne abzuſetzen. Im Fluge ruft er glück, glück, glück, faſt wie der Grünſpecht. Im Sitzen ruft er auch zuweilen Kliöh oder Kliäh, lang gezogen. Durch ſchnelles Hämmern an einen alten dürren Aſt bringt er auch das Schnurren ärrrrrr hervor, welches man ebenfalls weit hört. Dieſes Schnurren machen alle Spechtarten, allein es iſt begreiflich, daß es bei den größern Arten lauter ertönt, als bei den kleinern. Bei dieſem Geſchäfte ſträubt er die Kopffedern, und macht mit dem Kopf eine ſchnelle zitternde Bewegung. Man hört dieſes Schnurren aber meiſt nur während der Begattungszeit, und des Morgens. Sie wiſſen gerade die Zacken auszuwählen, welche am lauteſten tönen. Zähmen kann man ihn ſo ſchwer, als andere Spechte. Nahrung. Inſekten und ihre Larven, beſonders die großen Holzameiſen (Formica herculeana), und auch kleinere Arten; die Larven der Holzkäferarten (Prionus, Lamia et Cerambyx), die der Borkenkäfer, der großen Holzweſpe (Sirex) und die Holzraupe (Cossus ligniperda), wovon fein ganzer Körper einen wiederlichen Geruch annimmt. Fortpflanzung. Sie niſten nur in großen Waldungen, und der Schwarzſpecht zieht zum Niſten die Buche allen andern Bäumen vor, beſonders ſolche, welche in einer Höhe von 15 bis 20 Fuß keine Aeſte haben. Das Loch wird ſo ange— legt, daß der geſchickteſte Steiger ihm nichts anhaben kann, indem es nicht möglich iſt, zugleich den dicken Baum zu umfaſſen, und in die oft einige Fuß tiefe Höhle einzugreifen. Meiſtens iſt das Loch groß genug, um mit dem ganzen Arm herein zu kommen. Die Nefter find leicht zu finden; wenn man auf dem Boden nachſieht, wo die friſchen Späne, welche um den Stamm herumliegen, es verrathen. Zu jeder Brut zimmert er ſich ein neues Loch, und immer wählt er dazu einen Baum, der inwendig faul iſt, welches er immer erräth, wenn auch der Baum äußerlich noch fo geſund ſcheint. Die Eier, deren gewöhnlich vier ſind, ſind blendend weiß, glatt und glänzend; die Schale hat feine Poren, und iſt durchſichtig. Das Eiweiß iſt flüſſiger als bei andern Vögeln. Das Weibchen legt jeden Tag ein Ei, und brütet ſo eifrig, daß man es auf den Eiern ergreifen und ſogar ein Ei wegnehmen kann, ohne daß es die übrigen verläßt. Die Brütezeit fällt in die Mitte Aprils, und das Männchen wechſelt mit dem Weibchen im Brüten ab. Zuweilen wählt er aber auch Kiefern und Eichen zum Nefte, und das Aushauen, welches beſonders das Weibchen beſorgt, verlangt eine Arbeit von 12 bis 15 Tagen. Das Eingangsloch iſt faſt zirkelrund, und die Höhlen 14 bis 16 Zoll tief in den Stamm hinabgehend, 8 bis 9 Zoll im Durchmeſſer, und die Wände ganz glatt. Der Boden bildet nur eine flache Aushöhlung, und die Eier liegen oft auf dem bloßen Holz oder einigen Spänchen. Die Eier ſind nicht viel größer als die des Grünſpechts. Das Weibchen brütet fie, wenn das Männchen zufällig getödtet wird, allein aus, und wenn das Weibchen von den Jungen wegkommt, fo füttert dieſe das Männchen allein. f Feinde. Seine Brut wir oft durch wilde Katzen, Wieſeln und Marder zerſtört, daher vermehrt er ſich nicht ſtark. Jagd. Dieſe iſt wegen feiner Scheue und Schlauheit ſehr ſchwer, und nur ſelten kann man ihn erſchleichen. Im Fluge kann man ihn zuweilen ſchießen. 5 ſtutzen leiſtet er durch Vertilgung der ſchädlichen Forſtinſekten; fein Fleiſch ſchmeckt zum Eſſen ſchlecht. Schaden thut er keinen, indem er nur faule und keine geſunden Bäume angeht. Taf. 69. Der Gruͤnſpecht. Picus viridis. Pic vert. Green Woodpecker. Picchio verde. Scheitel, und am Männchen auch ein kleiner Streif, der vom Schnabelwinkel anfängt, karmoiſinroth, mit durchſchimmern— dem, aſchgrauem Grunde der Federn; Zügel und Umgebung der Augen tief ſchwarz; Hinterhals, Rücken und Schultern ſchön olivengrün; die Kehle weißlich; alle übrigen untern Theile licht grüngrau gelblich; die untern Schwanzdeckfedern mit dunkel grüngrauen bindenartigen Flecken; Schwungfedern braunſchwarz, mit braunlichweißen Querflecken auf der äußern, und weißen auf der innern Fahne. Schwanz mit grüngrauen und ſchwarzen Querbinden. Augen weiß. Schnabel horngrau; Füße graublau. Dem alten Weibchen fehlt der rothe Bartfleck, und die Farben find weniger lebhaft. Beim ganz jungen Vogel iſt der Unterleib, 183 die Backeu und die Seiten des Halſes allenthalben bräunlich ſchwarz geſtrichelt und gefleckt; der Scheitel aſchblau, mit rothen Flecken. Länge 1 Fuß. Vaterland. Ganz Europa von Lappland an, auch in Sibirien und Egypten, in einigen Gegenden ſeltener als in andern. Seinen Aufenthalt wählt er am liebſten in gemiſchten Wäldern, beſonders in Ebenen; auch in Eichwäldern iſt er ſehr gerne dagegen nicht im reinen Nadelwalde. Im Herbſt und Winter iſt er Strichvogel, und zieht weit in Wäldern, Obſtgärten und Gärten umher. Häufig iſt er auch auf dem Boden auf Wieſen und Feldern, aber nie in niedrigen Gebüſchen. Des Nachts ſchläft er in einem Baumloche. Eigenſchaften. Ein kräftiger, munterer, ſcheuer, fröhlicher und kecker Vogel iſt der Grünſpecht. Er geht beſſer als andere Spechte, ohne ſchlechter als fie zu klettern. Außer der Begattungszeit iſt er ſehr ungeſellig und zänkiſch. Sein Flug iſt rauſchend oder ſchnurrend, und beſteht aus beſtändigen Bogen. Er fliegt faſt immer unten oder mitten an die Bäume und klettert bis oben, und durchfliegt meiſt nur kleine Strecken von einem Baume oder Wald zum andern; doch kann er auch weit fliegen. Er iſt ſehr unruhig, und nähert man ſich einem Baume auf welchem er ſitzt, ſo geht er immer anf die entgegen— geſetzte Seite, und dreht ſich mit dem Zuſchauer, fo daß ihn dieſer nicht ſieht, nur guckt er zuweilen einen Augenblick vor, und fliegt dann ebenfalls hinten weg; beim Klettern ſchreit er oft gick, gick oder giük; im Fliegen ſchreit er dagegen glüh, glüh, glü, glück, welches Geſchrei weit ertönt. Beſonders im Frühjahr ruft er ſehr oft. Auch ſchreit er, wenn er verjagt wird, oder ſich flüchtet, zuweilen auch wenn man auf ihn geſchoſſen und gefehlt hat, da lacht er den Schützen gleichſam aus. Gefangen macht er ein häßliches, krähendes Gekreiſch; dagegen ſchnurrt er nicht, wie andere Spechte. Zähmen läßt er ſich ſehr ſchwer, doch gelingt es zuweilen bei Jungen, und es iſt recht ſonderbar, wenn man fie da beobachtet. Ich ſah einen ſolchen Specht in einer Stube an einem Kettchen, das um einen an der Zimmerdecke hängenden großen Holzblock lief, und ein Loch hatte in welchen er ſich oft verſteckte, und des Nachts ſchlief. Den Hausherrn kannte er, und floh ihn nicht; trat aber ein Fremder ein, ſo lief er, wie in der Freiheit, immer auf die entgegengeſetzte Seite, oder verbarg ſich in ſein Loch, und guckte dann vorfichtig wieder hervor. Nahrung. Viele Arten von Inſekten, beſonders Ameiſen, welche er ſehr häufig auf dem Boden ſucht, oder die Neſter derſelben aufhackt. Seine Zunge, mit klebrichtem Safte überzogen, ſteckt er oft in die Haufen, und zieht die daran klebenden Ameiſen in den Mund ein. An den Bäumen ſucht er auch andere Inſekten und ihre Larven, beſonders auch die Holzrauve an den Weidenbäumen. Selbſt an die Lehm- und Holzwände einzelner Hütten geht er oft, um Inſekten zu ſuchen. Die Zunge iſt länger als bei vielen andern Spechten, daher kann er damit Inſekten anſpießen, ohne tiefe Löcher zu machen, und in tiefe Ritzen und Spalten eindringen. Die Gefangenen nährte man mit Nüſſen. Fortpfanzung. Sie geſchieht in ebenen Laubholzwaldungen am häufigſten. Er zimmert ſich fein Neſt auf Buchen und Eichen, wählt aber gerne ſolche Stellen, wo Aſtlöcher ſich vorfinden, welche er nach Bedürfniß erweitert. Auch auf Aſpen, Birnbäumen, Erlen und Fichten findet man das Neſt, aber nicht leicht unter 20 Fuß Höhe. Oft iſt das Neſt ſo tief im Baume, daß man es mit der Hand kaum erreichen kann; oft iſt es dagegen kaum 1 Fuß tief. Die vier bis ſieben Eier ſind immer rein weiß, bald eiförmig, bald mehr birnförmig. Die Schale feinkörnig und ſehr dünne, ſo daß der Dotter durchſcheint. Das Weibchen brütet ſehr eifrig, und mit dem Männchen abwechſelnd 16 bis 17 Tage. Sie brüten nur einmal im Jahre, wenn die erſte Brut nicht zerſtört wird, dann aber brüten ſie nochmals, und legen eben ſo viele Eier. Feinde hat er am Hühnerhabicht, am Sperber, und der Brut ſind Marder und Wieſel gefährlich. Jagd. Er iſt leichter zu ſchießen, als der Schwarzſpecht. Er nützt viel durch Vertilgung von Inſekten, und ſchadet nichts. . Taf. 69. Der graue Gruͤnſpecht. Picus viridi canus. Pıc vert d tete grise. Der Vorderkopf des Männchens iſt karmoiſinroth; Hinterkopf und Nacken grüngrau, ſchwärzlich geſtrichelt; der Oberkörper olivengrün; der Steiß hellgelb; an den Zügeln und Unterbacken ein ſchmaler, ſchwarzer Streif; Seiten des Kopfes und Halſes grünlich aſchgrau; die Kehle grau; der übrige Unterkörper grüngrau. Die Schwungfedern find ſchwarzgrau, die erſtern rein, die fünfte mit grünlichem Anfluge, der nun fo zunimmt, daß die hintern ganz grün ausſehen. Auf der innern Fahne find zehn bandartige Reihen weißer Flecken. Der Schwanz ſchwarzgarau; die beiden mittelſten Federn haben ſieben bis neun unregel— mäßige, unvollkommene, ſchwarzgrüne Binden; die Schäfte ſchwarz. Das Weibchen hat auf dem Kopfe gar nichts rothes, ſondern iſt auf demſelben ſchön aſchgrau, uud alle Farben find unreiner. Länge 13 Zoll. Vaterland und Verbreitung. Dieſer Specht lebt mehr im nördlichen als im ſüdlichen Europa, und findet ſich beſonders in Norwegen, aber auch faſt in ganz Deutſchland und der Schweiz, auch in Sibirien kommt er vor; doch iſt er, wenigſtens in unſern Gegenden, ſeltener als der ihm ähnliche Grünſpecht. Den Sommer über findet er ſich in Laub- und Nadelwäldern. Im Herbſt und Winter aber ſtreift er in den Baumgärten der Dörfer herum. Im harten Winter zieht er ſüdlicher; doch nicht alle. Eigenſchaften. Er iſt ein munterer, gewandter, ſchneller Vogel, und klettert ungemein geſchickt. Sein Flug iſt ruck— weiſe bogenförmig, ſchnell und rauſchend. Immer ſitzt er unten an einen Baum, und klettert dann an demſelben ganz oben auf; dann fliegt er ab, und macht es am nächſten Baume gerade wieder auf dieſelbe Art. Er geht weniger an die Bäume, als die meiſten andern Spechte, und macht weniger Löcher in dieſelben, da er mehr die unter der Rinde ſich aufhaltenden Inſekten ſucht; als die im Innern des Baumes. Er fliegt nicht immer gleich weg, wenn man ſich dem Baume nähert, an welchem er klettert, ſondern lauft immer um denſelben herum, und hält ſich auf der dem Beobachter entgegengeſetzten Seite auf; geht man um den Baum herum, ſo dreht auch er ſich wieder, und ſpielt ſo immer Verſteckens; nur zuweilen guckt er mit vorgehaltenem Kopfe ſchnell hervor, flieht aber eben ſo ſchnell wieder. Kommt man zu nahe, ſo ſteigt er behende oben auf den Baum, und fliegt auf der entgegengeſetzten Seite vom Beobachter weg; doch ſelten weit. Während dem Klettern ſchreit er meiſt gäck, gäck, oder gick; beim Wegfliegen läßt er auch nicht ſelten ein glüh, glüh, glüh, glüh, glüh hören, gleichſam als ob er einen auslachen wollte. Zur Begattungszeit hört man dieſe weit ſchallenden Töne öfter. Sehr häufig findet man ihn auch, wie den Grünſpecht, auf der Erde, wo er herumhüpft, und wahrfcheinlich Ameiſen und ihre Puppen auffucht, oder auch andern 184 Inſekten nachgeht. Auch dieſer Specht bringt oft durch ſchnelles Anhaken an einen Aſt das Schnurren hervor, von dem beim Schwarzſpecht iſt geſagt worden. Nach ſeinem Pochen nennt man ihn oft Zimmermann. Nahrung. Sie beſteht vorzüglich in der rothgelben Ameiſe (Formica rubra); dieſe ſucht er beſonders auf den Grasplätzen und an Rainen auf. Er findet dieſe Nahrung im Sommer und Winter, wenn der Boden nicht mit Schnee bedeckt iſt. Aber er frißt gewiß auch Raupen, Borkenkäfer und andere Inſekten, wenn ſchon Herr Brehm von dieſen nichts im Magen vorfand. Auch Hollunderbeeren fand man in ſeinem Magen. Ob er auch Nüſſe freſſe, iſt unbekannt, man weiß nur, daß gefangene Spechte dieſe freſſen. Daß Ameiſen ſeine Hauptnahrung ſeyen, zeigt der damit faſt immer ganz ausgeſtopfte Magen. Man hat den Grünſpecht im Verdacht, daß er Bienen freſſe; wahr iſt es, daß man ihn zuweilen bei Bienenſtöcken antrifft, aber ob er Bienen freſſe, iſt noch nicht erwieſen. Fortpflanzung. Zur Fortpflanzungszeit ſieht man Männchen und Weibchen faſt immer beiſammen, oft an einem Baume herumlaufen, wobei ſie ſich necken und gick, gick ſchreien. Das Neſt wird am liebſten in Buchen angelegt, wo der Vogel das Loch ſelbſt auszimmert. Nach Leislers Beobachtungen ſollen unſere Spechte nie in alten von ſelbſt entſtandenen Baumlöchern brüten, ſondern alle Jahre ihre Nefter ſelbſt auspicken. Nie niſtet ein ſolcher zum zweitenmal in demſelben Neſt, und wenn er auch auf demſelben Baume wieder brütet, ſo macht er ein neues Loch neben dem alten, und dieß geſchieht meiſt mit vieler Mühe, da fie oft ziemlich tief ins feſte Holz einhacken müßen, ehe fie auf das faule kommen, wo es dann leichter geht. Die Reſter der Spechte find ſehr leicht zu finden, wenn man unter den Bäumen, wo man ſolche Nefter vermuthet, auf dem Boden nachſieht, indem die friſchen Holzſpäne ſogleich verrathen, daß oben gezimmert worden ſey. Weißt man dieß einmal, fo darf man nur acht geben, wo der Vogel aus- und einfliegt, dann hat man das Neſt entdeckt, aber damit noch nicht ausgenommen, da es gewöhnlich 15, 20 oder noch mehr Fuß hoch ſitzt, und es nicht jedermanns Sache iſt, auf die glatte Buche hinauf zu klettern. Das Loch iſt bloß ſo groß, daß der Specht hineinſchlüpfen kann, dann aber inwendig geräumig. Die Eier, deren gewöhnlich vier bis ſechs ſind, ſind rein glänzend weiß, zartſchalig, faſt durchſichtig und meiſt ſchön eiförmig. Beide Gatten brüten gemeinſchaftlich und find beim Brüten ſehr eifrig. Man trifft das Neft auch zuweilen in Fichten und Linden an. Die Eier liegen ohne alle Unterlage auf dem bloßen Holzmehl. Jagd und Fang. Der Graugrünſpecht iſt faſt eben fo ſcheu und vorſichtig, wie fein Gattungsberwandter, der Grün— ſpecht / und ſchwer zu hintergehen und zu ſchießen. Nutzen. Er vertilgt ſehr viele Inſekten und thut dagegen keinen Schaden. Von ausländiſchen Spechten gleichen dem Grünſpecht: Picus aurulentus. pl. col. 59; aus Paraguay. P. percussus, pl. col. 399 et 424; aus Kuba. P. mentalis, pl. col. 384; aus Java. P. puniceus. ib. 423; aus Java. P. guttatus. Spix. ib. T. 53 f. 1. P. macrocephalus. ib. f. 2; Braſilien. P. icterocephalus, ib. T. 54. P. maculifrons et ruficeps. ib. 56. Wahrſcheinlich find dieſe beiden nur Alters- oder Geſchlechtsverſchiedenheiten; Braſilien. P. sene ga- lens is. pl. enl 345 f. 2. P. Goert an, pl. enl. 320; beide vom Senegal. P. striatus, pl. enl. 284 et 614; St. Do⸗ mingo. P. cayennensis, pl. enl, 613. P. carolinus, pl. enl, 597. P. superciliaris, pl. col. 433; Amerika. Dem Schwarzſpecht ähneln von ausländiſchen Spechten: b. rubricollis, pl, enl. 612; aus Cayenne. P. robustus. Spix. 44; Braſilien. P.albirostris, ib, 45. P. jum ana. ib, 47. P. lineatus, ib, 48. P. principalis; Nordamerika. P. pul- verulentus, pl. col. 389; Java. Die größte bekannte Art. Taf. 69. 1 Der Bojeiſche Specht. Picus Bojei. Pic Boie. Der Schwanz keilförmig, und ſehr abgeſtuft; die beiden mittlern Federn find viel länger als die andern, außerordentlich ſtark und elaſtiſch. Der Schnabel iſt ſehr ſpitzig und nicht ſehr ſtark, und ſcheint weniger geſchickt Baumrinden zu durchbohren. Auf dem Kopf ſteht ein ſchöner gelber Federbuſch, von zerſchliſſenen Federn; Kopf und Backen ſind glänzend goldgelb, ſo wie der Nacken, Stirn und Augenbraunen roth; die Kehle lebhaft weiß; vom Schnabelwinkel lauft ein rother Streif, und umfaßt auf der einen Seite die weiße Kehle, auf der andern den gelben Kopf, und bedeckt den Hals bis zur Bruſt und den Ober— rücken. Längs der Seite des Halſes lauft ein blendend weißer Längsſtreif bis zum Flügel herab; Hinterrücken und Deckfedern des Schwanzes blendend weiß. Deckfedern der Flügel, die hintern Schwungfedern, der Bauch, der Unterleib und die vier mittlern Schwanzfedern ſchön ſchwarz; Flügelrand, vordere Schwungfedern und übrige Schwanzfedern rein weiß; Füße ſchwarz; Schnabel braun. Länge 15 Zoll. Vaterland unbekannt; wahrſcheinlich Südamerika. Dieſem einigermaßen ähnlich find, wenigſtens in der Vertheilung der Farben und Federbuſch: P. validus, pl. col. 378. Sumatra. P. cinnamomeus. pl. enl, 509. et 524.; Amerika. P. fla vescens. Spix. T. 49. P. ochrac eus. id. 51.; Braſilien. In Hinſicht des Schnabels gleichen nach dem Schwarzſpecht: P. pileatus, pl. enl, 718.; Nordamerika. P. Macloti; Sumatra. P. Horsfieldii; Jaba. p. leucogaster; Jaba. P. galeatus, pl. col. 174.; Braſilien und viele andere, Buntſpechte heißen die mehrentheils kleinern Arten, mit ſchwächerm Schnabel; die Farben ſind meiſt weiß und ſchwarz bunt; bei einigen der Kopf mehr oder minder roth oder gelb. Taf. 69. Der große Buntſpecht. Picus major. 5 Depeiche. Ban dſpecht. Ohne Federbuſch; die Stirne rothgelb weiß; Kopfhaube, Rücken, Bürzel, Dedfedern der Flügel und des Schwanzes, eine Binde vom Schnabelwinkel gegen den Hals und die Bruſtſeiten, bis zum Ohrwinkel, auch die vier mittlern Schwanzfedern ſchwarz, aber zu beiden Seiten mit viereckigen weißen Flecken, und die äußern Schwanzfedern mit weißen Bändern. Bei Jungen iſt der Scheitel auch roth. Augen braunroth. f Länge 9½ Zoll. Vaterland. Europa und Sibirien. In Amerika ſind ähnliche Arten, aber dieſe Art nicht. Er liebt Vorhölzer und Waldungen, ſowohl Laubwaldungen als Schwarzwaldungen. Im Herbſt kommt er häufig in die Baumgärten der Dörfer, und ſelbſt in die Gärten der Städte. Im Winter ſtreicht er umher. 185 Eigenſchaften. Er iſt eben fo munter und keck, wie feine Gattungsverwandten, klettert ſehr geſchickt; fliegt ſchnell und rucksweiſe, aber nie weit. Auf die Erde geht er ſelten. Er hackt ſehr geſchickt an den Bäumen, fo daß man ihn oft weit hört. Er iſt ein neidiſcher und zänkiſcher Vogel, der keinen andern Specht in der Nähe duldet. Sobald er einen andern klopfen hört, fliegt er herbei; um mit ihm Zank anzufangen; daher kann man ihn durch nachgemachtes Pochen locken, und zum Schuſſe bringen. Beim Klettern ſchreit er immer pick, pick, oder gick, gick. Des Nachts ſchlaft er in hohlen Bäumen. Er ſchnurrt öfters auf den Bäumen errrr, eben ſo laut als der Grünſpecht. Hört dies ein anderes Männchen, ſo kommt es entweder herbei, und jagt ſich mit ihm herum, oder ſetzt ſich nahe auf einen andern dürren Aſt, und ſchnurrt ebenfalls, und dies thun ſie oft lange abwechſelnd. Nahrung. Allerlei Inſekten, beſonders Borkenkäfer, und andere unter der Rinde ſich aufhaltende Käfer, auch Raupen; Ameiſen ſoll er nach Brehm keine freſſen. Dann aber nährt er ſich auch von Sämereien, Haſelnüſſen, Fichten und Kiefern— ſamen. Um dieſe Samen zu erhalten, ſteckt er ſowohl Nüſſe als Zapfen in eine Baumſpalte, und hackt dann darauf los, bis die Ruß zerſpringt, oder die Schuppe abgeht. Er beißt alſo die ganzen Zapfen ab, und trägt fie zu der Baumſpalte. Fortpflanzung. Er hackt ſich ſein Neft, wie andere Spechte ſelbſt aus, und zwar vorzüglich in Fichten und Tannen. Ehe er ſich ein ſolches hackt, macht er oft mehrere Verſuche, und fängt an mehrern Bäumen an zu hacken, ohne wirklich das Loch vollkommen auszuarbeiten. Das Eingangsloch iſt klein, fo daß der Vogel kaum hinein und heraus kommen kann; die Höhlung iſt aber oft einen Fuß tief und einen halben breit, glatt und ſchön ausgearbeitet. Am liebſten wählt er ein Aſtloch zum Eingangsloche. Die Eier, meiſt vier, find vom ſchönſten Weiß, glänzend, ſehr glattſchalig, aber vom durchſchimmernden Dotter etwas röthlich ſcheinend; eiförmig, und etwa 12½ Linie lang. Die Jungen werden von den Alten ſehr geliebt, und lange mit Inſekten gefüttert, auch von beiden Eltern ausgebrütet. Feinde hat dieſer Specht an den Sperbern und andern Raubbögeln. Jagd. Er iſt viel leichter zu ſchießen als die größern Spechte, da er gar nicht ſo ſcheu iſt. Durch Vertilgung vieler Inſekten nützt er fehr, und thut keinen Schaden. Taf. 69, Der Weißſpecht. Picus leuconotus. Bechst. Pic leuconote Temm. Am alten Männchen find Zügel und Stirn weiß, ſtark dunkel roſtgelb angelaufen; der Scheitel von der Stirn bis aufs Genick herrlich karminroſenroth; Augenkreiſe, Schläfe und Wangen gelblich weiß, ein kleiner Streif über dem Auge dem Rothen entlang, ein breiter am Mundwinkel anfangend, unter der Wange hinlaufend und dieſe faſt umgebend, und bis auf die Mitte der Oberbruſt ſich herabziehend, ſchwarz; Hinterhals und Oberrücken tief ſchwarz; der ganze Mittel- und Unterrücken und Bürzel ſchneeweiß erfterer mit einigen ſchwarzen Querfleckchen; die obern Schwanzdeckfedern ſchwarz; Kehle, Gurgel und die Mitte der Oberbruſt weiß; die übrigen Theile des Unterkörpers gelbbräunlich weiß, die Seiten der Bruſt und die Weichen mit braunſchwarzen Schaftſtreifen, die als matte Schaftftriche ſich nach unten verlieren; ſchon auf der Oberbruſt fängt allmälig ein roſenfarbiger Anflug an, welcher am After ſtärker und auf den untern Schwanzfedern zum herrlichſten Roſenroth wird. Flügel ſchwarz, die kleinen Deckfedern ohne Flecken, die größern und alle Schwungfedern mit weißen Spitzen und alle mit beinahe gleichweit von einander entfernten, viereckigen, weißen Randflecken, die auf der Außenfahne faſt alle bis zum Schaft jeder Feder reichen, und auf dem Flügel ſechs bis ſieben aus verſchobenen Flecken beſtehende weiße Querbinden bilden. Die mittelſten Schwanzfedern, fo wie alle Schäfte ganz ſchwarz, die des nächſten oder zweiten Paares auch ſchwarz, aber mit einem länglichrunden dunkel roſtgelben Fleck, das dritte Paar ſchwarz mit einer weißen Querbinde und roſtgelber Spitze, und einem halbrunden, gelblich weißen Randfleck an der äußern Fahne; das vierte und fünfte ſind nur an der Wurzel ſchwarz, übrigens gelblich weiß. Dem Weibchen fehlt der rothe Kopf, ſtatt deſſen iſt der Scheitel ſchwarz, die Stirne weißlich. Länge 10 — 11 Zoll. Aufenthalt. Das nordöftlihe Europa, vielleicht auch das angränzende Sibirien, ganz Rußland, Pohlen und in Schleſien, in Preußen, Cur- und Eſtland, wo er der gewöhnlichſte Specht iſt. In Schweden iſt er ſehr ſelten und in Nor— wegen fand man ihn noch nicht. In Sachſen und Thüringen iſt er ſehr ſelten, im ſüdlichen und weſtlichen Deutſchland und der Schweiz findet man ihn auch nicht. Er iſt Strich- und Standvogel und bewohnt vorzüglich Laubholzwaldungen, und geht im Winter in die Rähe der Häuſer. Eigenſchaften. Dieſe hat er mit allen Buntſpechten gemein, und ſoll unter allen europäiſchen Spechten am wenigſten ſcheu ſeyn, ſo daß er nur durch fortgeſetzte Verfolgungen vorſichtiger wird. Er läßt ſich, da er viel pocht, durch das Nach— ahmen leicht anlocken. Er ſchnurrt, wie die Buntſpechte. Nahrung. Borkenkäfer, Maden, Raupen und Inſektenlarven, Puppen und Eier, welche er unter der Rinde hervorhackt. Wahrſcheinlich frißt er auch Sämereien, wie der Bandſpecht, beſonders Kiefernſamen. Man hat ihn beſchuldigt, wie den Grünſpecht, er freſſe Bienen, da man ihn neben Bienenſtöcken wahrnahm, allein es iſt wahrſcheinlich, daß er anderer Inſekten wegen, welche in den Bienenſtöcken ſich finden , an dieſe gehe. Fortpflanzung. Er niſtet in Laubholzwaldungen in ſelbſt verfertigten Löchern, meiſt in alten Eichen, und legt vier bis fünf weiße Eier von ſchön glänzender Schale, wie bei andern Spechten. Von ſeinen Feinden iſt nichts bekannt. Jag d. Er iſt ſehr leicht zu ſchießen, weil er fo wenig ſcheu iſt. Er iſt durch Vertilgung von vielen Inſekten für unſere Oekonomie nur von Nutzen, ohne irgend einen Schaden zu thun. Die ähnlichen europäiſchen Arten find: Der mittlere Buntſpecht, Picus medius. pl. enl. 614; in ganz Europa. Der kleine Buntſpecht;, p. minor. Naum. 727 f. 54, enl. 598; in ganz Europa. Der dreizehige Buntſpecht, P. tridactylus. Naum.; Auf den Alpen und im Norden von Aſien, Europa und Amerika. Amerika hat ähnliche Arten an: P. quaerulus. Wils, amer. ornith. 2. Tab, 15 f. 1. P. varius, ib, 1 Tab. 9 f. 2. P. pubescens. ib. fig. 4. P. leu co— melanus, enl. 345. P. Vieil lot. Vieill. ois. d’Ameriqg. T. 122. P. villosus. Wils, 4 T. 9 f. 1. Alle aus Nordamerika. P. Macei. pl. col. 59; aus Bengalen. Ueber das Syſtematiſche der Spechte muß Wagler (Systema avium pars prima) zu Rathe gezogen werden, es iſt das vollſtändigſte Verzeichniß. 47 186 * Gatt. Kleinſpecht. Picumnus. Picumne. Temm. Schnabel kurz, gerade, koniſch, höher als breit, mit fcharfer Spitze, ohne deutliche Graͤthe; die untere Kinnlade ſo groß wie die obere; die Kinnladen ohne Ausſchweifung; die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, linienfoͤrmig, unter den von der Stirn abgehenden Federn verborgen; Fuͤße mit kurzen Laͤufen, die Zehen lang und ſtark, die beiden vordern bis zum erſten Gelenk mit einander verbunden, die hintern getheilt, oder es iſt nur einer da; die aͤußern Zehen lang und gleich groß; die beiden innern kurz aber ebenfalls faſt gleichlang; Fluͤgel abgerundet; die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zwei folgenden abgeſtuft, die vierte und die fuͤnfte ſind die laͤngſten; der Schwanz ſehr kurz, ohne ſteife Schaͤfte. Die Kleinfpechte haben bald vier, bald nur drei Zehen, wie man dieſes bei den Spechten, Jakamars und Eisvögeln findet, die größere Zahl hat jedoch vier Zehen. Dieſe Gattung, von der eine Art längſt bekannt iſt, hat man bald zu den Spechten, bald zu den Drehhälſen gezählt. Man kennt davon jetzt vier Arten, von denen drei Amerika, eine Java angehört. Ihre äußere Form unterſcheidet ſie hinlänglich von den Spechten, mit welchen ſie ſogar wenig Aehnlichkeit haben, aber auch von den Drehhälſen unterfcheiden fie ſich durch den Flügel- und Schwanzbau. Wahrſcheinlich iſt dieſe Gattung zwar nicht ſehr zahlreich, aber doch möchten noch einige Arten zu entdecken ſeyn. Von ihren Sitten weiß man ſehr wenig. Az ara fagt, fie klettern an den dünnen Aeſten der Gebüſche herum, ſpringen von einem Aſt zum andern, indem ſie dieſelben feſt umfaſſen, und ſich quer ſetzen. Den Schwanz können ſie nicht als Stütze brauchen, da er nicht ſo eingerichtet iſt, wie bei den Spechten. Dieſes abgerechnet, ft ihre Lebensart faſt dieſelbe. Sie höhlen ſich auch Löcher in faule Bäume aus, um ihre Eier hineinzulegen, deren nur zwei ſeyn ſollen. Sie bewohnen die Wälder der wärmſten Länder. Taf. 70. Der gekraͤuſelte Kleinſpecht. Picumnus cirratus. Picumne a toupet. Temm. pl. col. 371. Das alte Männchen hat auf dem Kopf einen Federbuſch von etwas gekräuſelten Federn, an der Stirn find fie an der Wurzel ſchwarz, im übrigen lebhaft roth, die übrigen hintern Federn des Buſches ſind ſchwarz, an der Spitze mit einem weißen Pünktchen; die obern Theile ſind grau olivenbraun überlaufen, über die Flügel laufen zwei kleine weißliche Binden, da die Federn weißliche Spitzen haben. Die äußerſte Schmanzfeder iſt mit einer weißen, ſchwarz eingefaßten Binde bezeichnet; auf der zweiten Feder iſt eine ſchmälere; die mittlern Schwanzfedern ſind halb ſchwarz, halb weiß; der ganze untere Theil des Körpers iſt weiß, mit ſchwarzen ſchmalen Querbändern. Den Weibchen fehlt die rothe Stirn, und die Jungen find an den untern Theilen ſchwarz gedupft. Länge 4 Zoll. Vaterland. Braſilien und Paraguay. . Die übrigen bekannten Arten find: Der kleinſte Kleinſpecht, Picumnus minutissimus, pl. enl. 786; in Gujana, Cajenne und Surinam. Der Zwerg-Kleinſpecht, P. exilis. pl. col. 371; Braſilien. Der abweichende Klein— ſpecht , P. abnormis. pl. col. 374 f. 3, nur mit drei Zehen; Vaterland Java. Unter dem Namen Kukukſpecht, Cucupicus, Coucoupic, trennt Leſſon einige wahre Spechte von der Gattung. Der Schnabel iſt von der Länge des Kopfs, oben gewölbt, die obere Kinnlade iſt dicker als die untere; die Läufe dünne; der Schwanz mehr abgerundet als zugeſpitzt, nicht abgenutzt. Man könnte ſie auch Erdſpechte nennen, da ſie ihre Nahrung mehr auf der Erde als auf Bäumen ſuchen Sie nähren ſich aber wie die Spechte von Larven und Würmern, welche ſie in der Erde und unter der Rinde der Bäume ſuchen, und laufen auch an den Bäumen herum. Es ſind daher nicht hinlängliche Gründe vorhanden, daraus eine eigene Gattung zu machen. Es gehören dahin: Der Goldſpecht, Picus auratus. pl. enl, 695; Nordamerika. P. cafer, Le promepic. Vaill. pl. 32; im Cafferlande. Der Ackerſpecht, P. arator; Amerika. 3te Gatt. Drehhals. Vun x. Torcol. Der Schnabel bildet einen laͤnglichen Kegel, iſt kurz, ſpitzig, mit abgerundeter Graͤthe; die Kinnladen nicht ausgeſchweift. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, und an der hohlen Seite der Graͤthe liegend, nackt, zum Theil durch eine Haut geſchloſſen. Fuͤße; die beiden vordern Zehen an der Wurzel verbunden, die hintern getheilt. Die Fluͤgel mittelmaͤßig lang, die erſte Schwungfeder etwas weniger lang als die zweite, welche die laͤngſte iſt. Dieſe Vögel können nicht, wie die Spechte, gerade an den Bäumen herauf klettern, da der Schwanz ganz abgerundet und weich iſt, alſo nicht zur Unterſtützung dienen kann; ſie klettern daher blos an den Aeſten umher, um zwiſchen den Spalten der Rinde Ameiſen und andere Inſekten, von welchen ſie ſich nähren, zu erhaſchen. Die Zunge iſt übrigens ganz wie bei den Spechten beſchaffen, und kann vorgeſtreckt werden. Man ſieht ſie oft auf der Erde, beſonders auf den Ameiſenhaufen. Der Name unſers euroväiſchen Drehhalſes kommt von der ſonderbaren Gewohnheit oder vielmehr Gewandtheit des Vogels, ſich aus der ihn faſſenden Hand durch Bewegungen zu winden, wobei er den Schnabel faſt bis auf den Hals drehen kann. Die Mauſer iſt einfach. Junge und Alte, Männchen und Weibchen gleichen ſich ſehr. Taf. 70. Der europaͤiſche Drehhals. Vunx torquilla. Torcol ordinaire. Der Grund des Gefieders der obern Theile iſt grauröthlich, und auf dieſem Grunde ſtehen unregelmäßige, braune und ſchwarze Flecken; eine breite braune Binde erſtreckt ſich vom Hinterkopf bis auf die Höhe des Rückens; die äußere Fahne der Schwungfedern iſt mit roſtfarben eckigen Flecken geziert; die Schwanzfedern mit ſchwaͤrzen Zickzacklinien, Kehle und Vorderhals 187 find roſtfarben, mit feinen Querſtreifen; die übrigen Theile des Vorderkörpers weißlich, mit dünklern dreieckigen Flecken; Schnabel und Füße braun; Regenbogenhaut braungelb. Länge 615 Zoll. Aufenthalt. Im Sommer ganz Europa, die nördlichften Gegenden ausgenommen. In Aſien ſoll er in Perſien, Indien und Sibirien vorkommen. Er iſt ein Zugvogel, der in der erſten Hälfte des Septembers wegwandert, und in den erſten Tagen des Mai bei uns ankommt, und ſich dann hauptſächlich in Laubhölzern, Feldhölzern, häufig aber auch in Baum- und Obſtgärten aufhält. Eigenſchaften. Sein Betragen verräth viele Trägheit, er iſt in ſeinen Bewegungen langſam, wenn ſchon nicht unge— ſchickt. Er ſitzt gewöhnlich aufgerichtet, und macht häufige Verbeugungen, wobei er den Schwanz, wie einen Fächer, ausbreitet und die Kopffedern in die Höhe richtet. Er iſt wenig ſcheu, und läßt ſich, wenn er nicht oft geſcheucht worden iſt, ziemlich annähern Oft ſitzt er lange ſüll auf einem dürren Aſt, und läßt ſein Geſchrei gi gi gi gi gi, mit großer Anſtrengung ausge— ſtoßen, hören. Klettern kann er nicht an den Bäumen herauf und herunter, wie die Spechte, wohl aber an den Aeſten. Seine Zunge braucht er, wie die Spechte, um damit Ameiſen und andere Inſekten aus den Löchern herauszuholen. Man kann ihn mit Ameiſenpuppen und Mehlwürmern leicht im Zimmer erhalten, er beſchmutzt aber bald Bruſt und Schwanzfedern durch das häufige Geberdenſchneiden, ſo daß er wenig Freude gewährt. Nahrung. Er nährt ſich vorzüglich von Inſektenlaͤrven, von Ameiſen und ihren Larven und Puppen. Daher geht er auch häufig auf den Boden, und ſucht ſich ihrer durch ſeine lange Zunge zu bemächtigen. Im Herbſt frißt er auch Hollunder— beeren. Fortpflanzung. Er niſtet, wie die Spechte, in hohlen Bäumen, bald hoch, bald tief, hackt ſich aber die Löcher nicht ſelbſt, da fein Schnabel dazu überhaupt zu ſchwach iſt. Die Eier werden auf das bloße Holz gelegt. Sie find ſchön eiförmig, nicht bauchig, zartſchalig, und rein glänzend weiß, an Zahl 7 bis 9. Sie ſuchen dasſelbe Loch alle Jahre wieder auf. Feinde hat dieſer Vogel keine beſondern. Jagd. Er iſt nicht ſchwer zu ſchießen; im Herbſt wird er auch zuweilen in Sprenkeln mit Hollunderbeeren gefangen. Er nützt durch Vertilgung ſehr vieler Ameiſen, und thut gar keinen Schaden. Auch ſein Fleiſch ſchmeckt gut. Eine, bis jetzt einzig bekannte, amerikaniſche Art iſt von den Neuern zu den Kleinſpechten gezählt worden. 4e Saft. Jakamar. Galbula Jacamar. Schnabel lang, gerade, oder ſehr wenig gebogen, und nur gegen die Spitze; der ganzen Länge nach viereckig, am Ende ſehr ſpitzig, duͤnn, ohne Ausſchweifung. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, zum Theil mit einer nacktens Haut bedeckt. Füße ſehr kurz; die Zehen gepaart; zuweilen hinten nur eine Zehe; der Lauf kuͤrzer als die aͤußere Zehe; die vordern Zehen bis zum dritten Gelenke verwachſen. Fluͤgel mittelmaͤßig; die drei erſten Schwungfedern abgeſtuft, weniger lang als die vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Der Schwanz beſteht aus 12 Federn, die aͤußere auf jeder Seite iſt die kuͤrzeſte, und ſehr kurz. Die Jakamars leben alle in den warmen Theilen von Amerika. Die Männchen aller Arten haben im Alter eine weiße Kehle. Sie leben meiſt einſam in feuchten Wäldern, auf niedern Zweigen. Sie fliegen leicht, aber nicht weit, und ſind außer der Begattungszeit ſehr ſtill; zur Begattungszeit aber ſchreien ſie viel und laut. Sie ſind ausſchließend Inſekten freſſend, niſten in Baumlöchern, und legen ihre Eier auf faules Holz. Taf. 70. Der langſchwaͤnzige Jakamar. Gabula paradisea. Jacamar & longue queue. pl. enl. 271. Die beiden mittlern Schwanzfedern find viel länger als die andern, und der Schwanz überhaupt abgeftuft. Der obere Theil des Kopfs iſt erdbraun, ins Blaue ſpielend; die Backen und alle obern Theile des Körpers find dunkelgrün, mit blauem, rothem und glänzend grünem Wiederſcheine, je nach dem Lichte; Bruſt ſchön weiß, die untern Theile dunkelgrün, faſt ſchwarz unter gewiſſem Lichte; Schnabel und Füße ſchwarz. Das Weibchen iſt kleiner als das Männchen; der Schwanz weniger lang, und die Farben weniger glänzend. Ganze Länge 14 Zoll. Vaterland. Braſilien. Er ſoll beſſer fliegen, als der grüne Jacamar, geſelliger ſeyn, und oft ziemlich hoch auf Bäume ſitzen. Seine Stimme ſey ein fanftes Ziſchen. Die übrigen Arten find: Der grüne Jakamar, Galbula viridis, pl. enl. 238. Sehr gemein in Braſilien und Cayenne, wo er in dichten Gebüſchen ſich aufhält, die einen feuchten Boden haben. Er lebt einſam, und ſitzt faſt immer auf demſelben Aſt, von welchem er auf die vorbeifliegenden Inſekten ſtößt. Er ſoll vier bis fünf weißgrüne Eier legen. Der tombackbraune Jacamar, Galb. tombace a. Spix aves. Bras. T. 58. Der Weißhalſige, 6. albogularis, Spix 1. c. T. 57. Der Dreizehige, 6. tridactyla, Spix T. 57. Alle in Braſilien. Sechste Ordnung. Klettervoͤgel mit unpaarigen Zehen. Anisodactyli. Anisodactyles, Cüvier macht daraus die Abtheilungen der Dünnſchnäbler und derjenigen mit verwachſenen Zehen, und zählt fie noch zu den Sperlingsartigen. Der Schnabel iſt mehr oder weniger gebogen, oft gerade, immer ahlenfoͤrmig, ſchlank und duͤnne, weniger breit als die Stirne. Füße; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die aͤußere Zehe mit der mittlern an der Wurzel verwachſen, die Hinterzehe meiſt lang; alle mit langen, krummen Nägeln verſehen. 188 Alle Vögel, welche in dieſe Ordnung gereiht werden können, haben mehr oder minder die Sitten der Gleichzeher. Wie fie, klettert ein großer Theil derſelben geſchickt an den Bäumen oder gar an den verticalen Felſenwänden herum. Faſt alle find Inſektenfreſſer, obſchon fir zu ihrem Fange anderer Mittel ſich bedienen, als die Spechte; die Zunge endigt bei den meiſten in einen Pinſel mit zahlreichen Faſern, oder gar beſenförmig, fie iſt mehr oder minder ausſtreckbar, und dient dazu, die Inſekten zwiſchen den Spalten der Felſen und der Baumrinde hervorzuholen. Bei einigen ausländiſchen Gattungen iſt die Zunge ebenfalls lang, aber geſpalten und röhrenförmig, und dazu geſchickt, Blumenſaft aus den Honigbehältern der Blumen oder auch die ſehr kleinen Inſekten, welche in den Nectarien find, aufzunehmen; und die Hauptnahrung beſteht aus dieſen. Spechtmeiſenartige Vögel. Sittae. sSittees. Schnabel von verſchiedener Form, dick, kurz, koniſch, zugeſpitzt, immer gerade oder etwas aufgeblaſen. Drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die aͤußere Zehe an der Baſis mit der mittlern verbunden. Die meiſten zu dieſer Familie gehörigen Vögel ſind wahre Kletterer, und klettern, wie die Spechte, an den Bäumen herum, um unter der Rinde die Larven und Eier der Inſekten zu ſuchen. Sie machen den Uebergang zu den Dünnſchnäblern. 1te Gatt. Spitzſchnabel. Oxyrhynchus. O:ryrhynche. Schnabel kurz, gerade, dreieckig an ſeiner Wurzel, ſehr ſpitzig und ahlenfoͤrmig auslaufend; die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, wie bei den Wendehaͤlſen, denen ſie uͤberhaupt ſehr gleichen. Fuͤße; Laͤufe kurz, faſt ſo lang als die Mittelzehe; die vordern Seitenzehen gleich lang, die aͤußere an der Wurzel verbunden, die innere getrennt. Fluͤgel; die erſte Schwungfeder aͤußerſt klein, die zweite und dritte kuͤrzer als die vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Taf. 70. Der flammenkoͤpfige Spitzſchnabel. Oxyrhynchus flammiceps. Oxyrhynche en Feu. Temm. col. pl. 125. Eine ſehr nette Haube oder kleiner Federbuſch ziert den Scheitel; die Federn, welche ſich über den Kopf erheben, ſind ſehr fein, lang und zerſchliſſen; die längſten find an den Seiten, die kürzern auf der Mitte des Scheitels; dieſe letztern find ſchön ponceauroth, die Reihen der äußern dagegen ſchwarz; wenn der Buſch liegt, fo bemerkt man nur eine rothe Linie, ſteht er aber aufgerichtet, ſo iſt das Rothe ſehr breit. Das übrige Gefieder iſt ziemlich rein grün auf Rücken und Flügeln, die Ränder der Flügel und Schwanzfedern ſind hellgrün; Backen, Schnabelgegend, Stirn, Augenkreiſe und Gurgel ſind weißlich in die Quere geſtreift; auf dem weißgrünlichen Grunde dieſer Theile und dem hellgrünen des Unterleibes ſind eine Menge dreieckiger braunſchwärzlicher Flecken; Schnabel und Füße ſind ſchwarzblaulich. Länge 7 Zoll. Dieſe neue Art wurde von Natterer in Braſilien entdeckt; das Weibchen iſt unbekannt. Es gibt noch einige Arten. Von der Lebensart weißt man gar nichts. 2e Gatt. Langklauer. Ort hon y x. Onguicule. Schnabel ſehr kurz, faſt gerade; Spitze ausgeſchweift; die Naſenloͤcher ſeitlich, faſt in der Mitte des Schnabels offen ſtehend, durchgehend, mit Borſten umgeben. Fuͤße; Laͤufe laͤnger als die Mittelzehe, dieſe und die aͤußere Zehe gleich lang; Naͤgel laͤnger als die Zehen, ſtark, wenig gekruͤmmt, ſeitlich gefurcht; Fluͤgel ſehr kurz; die fuͤnf erſten Schwungfedern abgeſtuft, die ſechste laͤnger und die laͤngſte; Schwanz breit und lang; Schaͤfte ſtark, mit ſteifer Spitze, welche in Borſten auslaufen. Man kennt von dieſer Gattung nur eine Art, welche, wie die Spechte, klettert, und das ſüdliche Auſtralien bewohnt. Der Bau der Füße, die ſtarken und fcharfen Nägel daran, und die über den Schwanz weit ausragenden ſteifen Spitzen der nackten Schäfte zeigen die Beſtimmung zum Klettern ſehr deutlich. Die Gattung nähert ſich ſehr den amerikaniſchen Holz— hauern (Dendrocaleptes). Taf. 70. Der ſpitzſchwaͤnzige Langklauer. Orthonyx spinicaudus, Temm. pl. col. 428 et 429. Onguicule. Orthonix. Temm. Vig. et Horsf. Auf dem Kopfe des Männchens ſteht ein düſter brauner kurzer Federbuſch mit ſchwarzen Schaftſtrichen; Nacken und Mantel find etwas heller braun, auf jeder Feder ein großer ſchwarzer Fleck; die Backen graulich; das Gefieder iſt auf dem Rücken und dem Bürzel ſehr dick und kaſtanienbraun. Die Deckfedern der Flügel ſind ſchön aſchgrau, mit drei ſchwarzen Querbändern, wovon das oberſte ſehr ſchmal, das dritte am breiteſten iſt. Die Schwungfedern ſind kaſtanienbraun, mit einem weißen, einem ſchwarzen und einem roſtfarben Querbande; Kehle und Vorderhals find lebhaft roſtroth, unten ſchwarz einge— faßt; Unterhals, Bruſt und Mitte des Bauches rein weiß; Seiten des Unterleibs und Schenkel kaſtanienbraun. Der Schwanz düſterbraun; die Schäfte reichen mit ihrer ſteifen Spitze faſt einen halben Zoll über den Schwanz vor, find aber an dieſer Stelle mit kurzen, dünne ſtehenden Borſtenhaaren befeßt, Der kleine Schnabel und die Füße ſchwarzbraun, und die Klauen faſt gleich lang, wie die Zehen. 139 Der lebhaft roſtrothe Hals fehlt am Weibchen; dieſer iſt, wie der ganze Unterleib, rein weiß. Ganze Länge 7 Zoll 6 Linien. Das Vaterland ſoll Neu-Seeland ſeyn, die Exemplare im Pariſer-Muſeum ſtammen wenigſtens daher. Zzte Saft, Spechtmeiſe. Sitta Torche pot. Sitell. Schnabel gerade, mittelmaͤßig lang, niedrig, walzig, coniſch, an der Spitze ſchneidend. Die Zunge iſt kurz, ausgeſchnitten und getheilt. Naſenloͤcher an der Wurzel, abgerundet, durch vorwaͤrts gerichtete Borſten beſetzt. Fuͤße: drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, die aͤußere an der Wurzel mit der Mittelzehe verbun— den, die Hinterzehe lang, mit einem langen krummen Nagel. Der Schwanz beſteht aus 12 Federn, iſt viereckig oder leicht abgeſtuft, mit ſchwachen Schaͤften. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Sie klettern ſehr geſchickt an den Bäumen herum wie die Spechte, doch unterſcheiden ſie ſich darin von dieſen, daß ſie nur aufwärts klettern. Dieſe Vögel nähren ſich von Inſekten und ihren Larven, genießen aber auch Sämereien. Sie niſten in Baumlöchern, und ihre Lebensart hat Aehnlichkeit mit der der Meiſen. Es ſind lebhafte, unruhige, ſtürmiſche Vögel, nicht ſcheu, laſſen ſich aber nicht leicht zähmen. Sie maufern nur einmal und die Jungen ſehen den Alten ſehr ähnlich. Die Arten find nicht zahlreich, finden ſich aber in Europa, Aſien, Afrika und Amerika. Taf. 71. Die europaͤiſche Spechtmeiſe. Sitta europaea. Sittelle torchepot. Sitta caesia. Meyer et Wolf. Synonimen. Blaufpeht, Holzhacker, Baumpicker, Bollenpicker, Kleiber, Klener. The Nuthatch. Alle obern Theile ſind graublau; die Kehle weiß, eine ſchwarze Binde geht vom Schnabelwinkel weg über und durch das Aug bis zur Ohrgegend und hinter dieſelbe; Vorderhals und Backen weiß; alle übrigen untern Theile roſtgelb; Seiten und Schenkel kaſtanienbraun; Schwanz ſchwarz, die mittlern Federn ganz ſchwarz, die drei äußern mit weißen Flecken, die äußerſte hat den größten, der ſich über beide Fahnen erſtreckt. Länge 5 Zoll 6 Linien. Aufenthalt und Baterland. Ganz Europa und das nördliche Aſien, die kälteſten Gegenden ausgenommen. Sie wandert nicht, und bewohnt beſonders die Laubwaldungen, welche mit großen alten Buchen und Eichen beſetzt ſind. Im Herbſt und Winter kommt fie mit den Meiſen in die Gärten und Baumgärten der Dörfer. Sie ſuchen auch nicht ſelten an den Balken und Strohdächern der Häuſer ihre Nahrung. Eigenſchaften. Es iſt ein munterer, kecker, unruhiger Vogel, der ſich immer etwas zu thun macht, an den Bäumen herumklettert, oder auch auf den Boden geht, wo er indeß ungeſchickt hüpft. Sein Flug iſt ſchön und ſchnell. Er iſt durchaus nicht ſcheu und gewöhnt ſich leicht an die Gegenwart der Menſchen, in deren nächſten Nähe er herumklettert. Er ruft ſehr häufig, ſelbſt zuweilen des Nachts, gü, gü, gagaga. Gewöhnlich lebt er einſam oder doch nur mit ſeinem Weibchen. Im Herbſt ſind aber ihrer mehrere zuweilen nahe beiſammen. Nahrung. Sie beſteht in allerlei Inſekten, welche an den Bäumen zwiſchen der Rinde oder unter derſelben ſich aufhalten. Aber auch Rüſſe, Bucheckern, Hanfſamen und andere ähnliche Samen dienen ihnen zur Nahrung. Dieſe Dinge zwängen ſie, um ſie zu öffnen, in Baumritzen, und picken dann mit aller Macht darauf los, bis ſie zum Kerne gelangen können, den fie herausnehmen. Auch im Zimmer kann man fie leicht mit Hanffamen erhalten, ganz zahm aber werden ſie nicht. Fortpflanzung. Sie brüten in alten hohlen Bäumen, beſonders Eichen und Buchen. Wenn die Oeffnung zu groß ift, fo verkleiden fie dieſelbe ſo weit mit Lehm und Koth, bis fie nur noch mit dem Körper bequem durchkommen können. Die ſechs bis ſieben Eier find blaulich oder graulich weiß, mit rothen Punkten. Männchen und Weibchen brüten fie gemein— ſchaftlich in vierzehn Tagen aus. Feinde haben fie keine beſondern. Jagd. Sie können leicht geſchoſſen werden, und fangen ſich auch nicht ſelten in gewöhnlichen Meiſenkaſten, und auf dem Heerde. f Nutzen leiſten ſie durch Vertilgung vieler Inſekten. Schaden thun fie keinen, als etwa an den Haſelnüſſen, der aber unbedeutend iſt. Nordamerika hat von dieſer Gattung die carolinifche Spechtmeiſe, Sitta carolinensis. Die Bunte, Sitta varia, und die Kleine, Sitta pusilla; Südamerika. Die Braune, Sitta fusca; Afrika. Die Grüne, Sitta chloris. Mus. Carls. pl. 33. Die Cafferiſche, S. cafra, ib. pl. 4.; Aſien. Die Verſchleierte, S. velata. Temm. pl. 72. f. 3.; Sumatra und Java; und S. chrysoptera, aus Neu-Hollaͤnd. 4e Saft, Baumhaker. Dendrocaleptes. Picuecule. Dendrocopus, WVieill. Oriolus et Gracula. Zinn. Schnabel verfchieden in Länge und Form, feitlich zuſammengedruͤckt, etwas ſtark, conver, gerade oder gebogen, oder nur am Ende gebogen, ſpitzig; Naſenloͤcher ſeitlich, rund, offen; Zunge kurz und knorpelig; die Schwanzfedern mit ſteifen, ſpitzigen, vorſtehenden Schaͤften; die dritte, vierte und fuͤnfte Schwungfeder die laͤngſten. Die Füße mittelmäßig; Lauf von der Länge oder etwas kuͤrzer als die mittlere und aͤußere Zehe; die aͤußere bis zum zweiten Gelenk mit der innern verbunden, aber gleich lang; die innere ſehr kurz; die Naͤgel ſehr gebogen und gefurcht. 48 190 Der Kopf diefer Vögel ift groß, und aus dicken Knochen gebildet; der Schnabel ift fo geftellt , daß damit eine ziemliche Gewalt ausgeübt werden kann; ſie hacken damit an den Bäumen, wie die Spechte. Die obere Schnabellade iſt inwendig gewölbt, um der Zunge Platz zu laſſen. Dieſe iſt hornartig, platt, dreieckig, am Rande mehr oder weniger gefranzt. Der Schwanz dient, wie bei den Spechten, zur Stütze beim Klettern, da die ſteifen elaſtiſchen Spitzen ſich an der Baumrinde anſtämmen und einhäckeln. Die Halsmuskeln find ſehr ſtark; die Federn find grob und trocken; der Körper ſtark; das Fleiſch mager, hart, und von ſchlechtem Geſchmack; die Haut dick und lederartig. Sie bewohnen die großen Wälder, und ſuchen ſich zum Aufenthalt beſonders abgeſtorbene Bäume aus, auf welchen die Larven und vollkommenen Inſekten, welche ihnen zur Nahrung dienen, ſich aufhalten; da fie aber nicht die ausſtreckbare Zunge der Spechte haben, ſo können ſie nur diejenigen ergreifen, welche die Oberfläche der Stämme und Zweige bewohnen, oder ſich unter der Rinde und den Schmarotzerpflanzen aufhalten. Sie ſind lebhaft, keck, in beſtändiger Bewegung, aber ſehr mißtrauiſch. Sie verbergen ſich in Baumlöchern, niſten auch daſelbſt ohne Neſt, und legen ihre vier bis ſechs Eier auf das bloße Holzmehl. Wenn die Jungen ſtark genug ſind, ziehen ſie mit den Eltern umher, und beziehen des Abends mit ihnen die Neſthöhle; den Tag über leben ſie aber meiſt zerſtreut. Die Farben faſt aller Arten iſt ein düſteres Braun oder Braunroth. Alle Arten leben nur im warmen Amerika. Sie bilden zwei Familien. 1) Mit gebogenem Schnabel. Taf. 71. Der langſchnabelige Baumhaker. Dendrocaleptes procurvus. Grimpar promerops. Temm. pl. col. 28. Der Schnabel dieſer Baumhaker gleicht dem der Strupphopfe, und wenn man blos die Schnabelform berückſichtigt, ſo muß man ihn den Strupphopfen zuzählen, allein der ganze übrige Körperbau reihet ihn zu den Baumhakern. Der Schnabel iſt ſehr lang, dünne und ſtark gebogen. Flügel und Schwanz ſind lebhaft dunkel roſtroth; die Schwungfedern mit braunen Spitzen, die Schwanzfedern mit ſtarken und elaſtiſchen Kielſpitzen; Rücken und Schultern ſind olivenbraun, ebenſo Hals und Kopf; aber jede Feder an dieſen Theilen iſt mit einem weißlichen Schaftflecken bezeichnet, welche auf den Backen und an der Kehle breiter ſind. Bruſt und Bauch ſind von derſelben Farbe, mit dünnen weißlichen Strichen; der Schnabel iſt roſtröthlich; die Füße graulich. Ganze Länge 8½ Zoll. Vaterland. Braſilien. Dahin gehören: Dendrocal. scandens. pl. enl. 624. Dend. major. Vaill. pl. 25. D. fuliginosus. Vaill. pl. 28. D. fus cus. ib. pl. 29. N. 2. D. pardalotus. ib. pl. 30. und mehrere andere in Paraguay lebende, von Aza ra beſchriebene aber nirgends abgebildete Arten. Ebenſo die von Spir beſchriebenen Arten: D. decumanus. Tab, 87. D. falcirostris, T. 88. D. platyrostris. T. 89. D. hivittatus. T. 90, f. 1. D. Wagleri. T. 90. f. 2. 2) Mit geradem Schnabel. Taf. 71. Der Talapiot. Dendrocaleptes picus. Picucule Talapiot. Oriolus picus. Gmel. et Lath. Dendrocaleptes rectirostris. Vieill. enl. 605. Mit ganz geradem Schnabel; er ift an der Wurzel dreieckig; die Spitze ſtumpf. Der Kopf oben und der Hinterhals find rothbraun; die Federn an der Seite, Vorderhals und Bruſt weiß gefleckt und braunroth geſaumt; die untern Theile hell roſtroth und die obern lebhaft roſtroth; Schnabel gelb; Füße bleifarb. Das Weibchen iſt etwas kleiner als das Männchen. Länge 7 Zoll. In Cayenne. Dahin gehört: Dendrocaleptes rufus, Vieill. D. guttatus. D. tenuirostris, D. cuneatus, Spix, T. 91. Ste Gatt. Steigſchnabel. Xenops. Sittine. Neops. Lieill. Schnabel kurz, duͤnne, ſehr zuſammengedruͤckt, ſpitzig, nach oben gebogen; die obere Lade faſt gerade; die untere ſchmaler, oben etwas gewoͤlbt, an der Spitze ſehr nach oben ſtehend. Die Naſenloͤcher ſeitlich, eifoͤrmig, mit einer Haut bedeckt. Fuͤße mittelmaͤßig; Seitenzehen faſt gleich lang; die aͤußere bis zum zweiten Gelenk verwachſen, die innere bis zum erſten; Naͤgel ſtark zuſammengedruͤckt, gebogen. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, und dieſe nur wenig kuͤrzer als die dritte. Der Schwanz koniſch, mit ſchwachen Schaͤfteu ohne Nagel, und aus 12 Federn beſtehend. i Die Arten dieſer Gattung ſind nicht zahlreich, und finden ſich nur im warmen Amerika, wo ſie nach Art der Specht— meiſen leben; von ihren nähern Sitten iſt aber nichts bekannt. Taf. 71. Hoffmannseggiſcher Steigſchnabel. Xenops genibarbis. N Sittine Hoffmannsegg. Temm. pl. col. 15. F. 1. Der Schwanz iſt lang, abgeftuft, und die Flügel bedecken nur einen Drittheil feiner Länge; Scheitel und Backen find braun, mit röthlichen Schäften; über die Augen lauft eine weiße Binde bis zum Nacken, und in der Ohrgegend iſt ein rein— weißer Fleck. Der Rücken iſt braun; an Hals und Bruſt ſtehen weißlich roſtfarbe Flecken auf braungrauem Grunde, der die übrigen untern Theile bedeckt. Die Mitte der Schwungfedern roſtgelb; der Schwanz ſchwarz; die zwei mittelſten Federn 191 ganz ſchwarz, die andern mit lebhaft roſtrother Spitze oder Fleck, der an der äußerſten Feder am größten iſt; die Baſis des Schnabels iſt weißlich; die Spitze, ſo wie die Füße, graulich. Ganze Länge 4 Zoll 2 Linien. Vaterland. Braſilien. Die übrigen Arten find: Der röthliche Steigſchnabel, Xenops rutilans. pl. col. 72. f. 2. Der Specht— fängerartige, X. anabatoides, pl. col. 150. f. 2.; beide in Braſilien. 6" Saft, Syedtfänger. Anabates. Grimpar. Schnabel gerade, kuͤrzer oder doch nicht länger als der Kopf, zuſammengedruͤckt, an der Wurzel höher als breit, an der Spitze etwas gebogen, ohne Ausſchweifung. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, zum Theil mit einer kleinen mit Federn bekleideten Haut bedeckt. Füße; Lauf länger als die Mittelzehe; die äußere Zehe bis zum zweiten Gelenk verbunden; die innere nur an der Wurzel; die Seitenzehen immer von gleicher Laͤnge. Fluͤgel kurz; die beiden erſten Schwungfedern laͤnger als die dritte, vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Schwanz mit ſchwachen Kielen, ohne ſteife Spitzen. Dieſe Gattung verbindet die Sänger und Bachſtelzen mit den Klettervögeln, und einige wurden früher unter die Gattung Bachſtelze, Motacilla, geſetzt, deren Geſtalt fie auch haben, aber dabei mit Kletterfüßen verſehen find. Sie leben von Inſekten, gleichen ſich in den Arten ſehr, und alle Arten leben im ſüdlichen Amerika Die Hauptfarbe iſt immer roſtbraun. Taf. 72. Der braunoͤhrige Spechtſaͤnger. Anabates amaurotis. Anabate oreillon brune. pl. col. 238. F. 2. Eine braune Binde lauft vom hintern Augenwinkel bis zur Ohrgegend, über das Auge dagegen eine weißliche; Scheitel und Nacken ſind braunroth; der Rücken roſtbraun; Seiten des Halſes und Unterleibs roſtgelb; Kehle weißlich; der Schwanz ſchwach abgeſtuft, dunkelroſtrotch; Schnabel und Nägel gelblich; Füße braun. Länge 6 Zoll. Vaterland. Braſilien. Andere Arten find: Der Rothaugige, Anab, erythrophthalmus. Wied. Der Weißaugige, A. leu co ph— thalmus. Wied. Der Langſchwänzige, A. macrourus, Wied. Der Schwarzköpfige, A. atricapillus, Wied. Der Gefleckte, A. striolatus. pl. col. 238. f. 1.; alle in Braſilien. 7e Gatt. Toͤpfervogel. Opetiorhynchus, Zemm. Furnarius, Vieill. Fournier. Ophie. Schnabel länger als der Kopf, dünne, ſpitz auslaufend und ahlenfoͤrmig am Ende; gerade oder wenig gebo— gen; an der Baſis flach; an der Spitze zuſammengedruͤckt. Die Zunge kurz, knorpelig. Die Nafenlöcher feitlich, von der Schnabelwurzel etwas entfernt, eifoͤrmig, halb mit einer nackten Haut bedeckt. Fuͤße lang, der Lauf doppelt ſo lang als die Mittelzehe; die aͤußere an der Wurzel verbunden; Seitenzehen gleich lang; Fluͤgel kurz; 1 8 erſten Schwungfedern abgeſtuft, die dritte und vierte die laͤngſten. Der Schwanz kurz, leicht abgeſtuft, ohne Spitzen. Der Name des Vogels kommt von der Art, wie er ſein künſtliches Neſt baut. Dieſes iſt nämlich backofenförmig, und beſteht aus Erde, die Oeffnung iſt auf der Seite. Sie leben immer paarweiſe, und ſind zutraulich. Die Schwäche ihrer Flügel erlaubt ihnen nicht weite Reiſen zu machen; man findet ſie auch nicht in dichten Wäldern, ſondern nahe an den menſch— lichen Wohnungen. Taf. 72. Der rothbraune Toͤpfervogel. Furnarius rufus. Fiel. Le Fournier proprement dit. pl. enl. 139. Kopf, oberer Theil des Halſes, Rücken und Flügel rothbraun; die Flügel etwas dünkler, mit einem hellern Querband; Schwanz tabakbraun, die untern Theile alle weiß. Er hat die Größe des Droſſelſängers. Länge 7 Zoll. Aufenthalt. Die Ufer des Silberſtroms, Paraguay, Tukuman, in der Rähe menſchlicher Wohnungen. Sie lieben zwar die Gebüſche, aber nur ſolche in der Nähe offener Gegenden, und finden ſich nie in dichten Waldungen. Am Silberſtrom heißen fie Hornero, in Tukaman Casero, in Paraguay Alonzo garzia. Eigenſchaften. Es iſt dieß ein harmloſer, zutraulicher Vogel. Azara hielt ihn gezähmt, und nährte ihn mit zer— ſtoßenem Mais und rohem Fleiſch, welches letztere er gerne fraß. Wenn das Stück zu groß war, fo hielt er es mit dem Fuß auf die Erde und zerriß es mit dem Schnabel, wie ein Raubvogel. Wenn er gehen wollte, ſo ſtützte er ſich auf einen Fuß, hob den andern ſchnell in die Höhe, und erſt nachdem er einige Augenblicke ſo geſtanden, ſetzte er denſelben vorwärts, und zwar weit. Hatte er dieſes einigemal wiederholt, fo fing er an ſchnell zu laufen und hielt dann plötzlich ſtill, um wieder lang— ſam zu gehen; fo ging er bald langſam und ftolz, bald ſchnell, immer den Kopf ſehr hoch gerichtet. Wenn er fingen will, ſtreckt er den Hals vor, und läßt die Flügel hängen. Seinen Geſang, der beiden Geſchlechtern gemein iſt, hört man das ganze 192 Jahr, er geſchieht mit erhobenem Tone, und beſteht aus der ſchnellen Wiederholung der Sylbe Chi, anfangs langſam, dann immer ſchneller, und ſo laut, daß man ihn ſehr weit hört. Es iſt übrigens ein kecker Vogel. Derjenige, welcher Az ara beobachtete, jagte Tangaras und Droſſeln, welche ſich ſeinem Freßtrog nähern wollten, weg. Nahrung. Dieſe beſteht wahrſcheinlich in der Freiheit meiſt aus Inſekten, vielleicht auch aus Beeren. Fortpfanzung. Der fonderbare Bau des Neſtes hat dieſem Vogel feinen Namen gegeben Er baut das Neſt ganz offen, ſo daß es von jedermann geſehen werden kann, auf dicke, blattloſe Baumäſte, an die Fenſter der Häuſer, auf die Kreuze, oder auf die Palliſaden, welche Umzäumungen bilden, immer mehrere Fuß vom Boden. Er iſt halbkugelig , und hat die Form eines Backofens; es beſteht ganz aus Erde, doch reichen zwei bis drei Tage zu ſeinem Bau hin. Männchen und Weibchen arbeiten beide miteinander, und tragen im Schnabel Stückchen Letten von der Größe einer Baumnuß herbei. Aeußerlich hat das Neſt etwa 6½ Zoll im Durchmeſſer, und die Wand iſt etwa 1 Zoll dick. Die an der Seite ſtehende Oeffnung iſt doppelt ſo hoch als breit. Das Innere iſt durch eine Scheidewand, welche am Rande des Eingangs anfängt, in zwei Kammern getheilt, hinten aber an der Wand bleibt eine kreisförmige Oeffnung, die in die Hauptkammer führt, in welcher die Eier auf einer Unterlage von Gras liegen. Dieſe Eier, meiſt vier an der Zahl / find weiß roſtfarb punktirt und gefleckt, fie ſind ziemlich rundlich, etwa 10 Linien lang und 9 Linien breit. Eine Art braune Schwalbe, kleine Papageien und andere Vögel benutzen dieſe Neſter, wenn ſie vom Erbauer verlaffen find, und brüten darin; allein der Töpfervögel verjagt fie oft daraus, da er nicht alle Jahre ein neues baut, und die gebauten mehrere Jahre ausdauern. Die jungen Vögel gleichen den Alten. Die beiden andern in Paraguay lebenden Arten dieſer Gattung, der Anumbi, Furnarius Anumbi, und der Kar— minrothe, F. rüber, find noch nirgends abgebildet und auch wohl in wenig Sammlungen. Sie bauen ſich ganz ähnliche und ſehr große Neſter. Der erſte wählt dazu ebenfalls offene Orte, vorzüglich einen Opuntiaſtrauch, (Cactus opuntia), oder andere entlaubte einzeln ſtehende Bäume. Auf dieſen bauen mehrere Paare ihre Neſter ganz nahe an einander, fo daß oft vier bis ſechs Neſter nur eine Maſſe ausmachen. Die Reſter beſtehen aus ſtachlichten Reiſern, und zwei Neſter haben oft nur eine dichte gemeinſchaftliche Scheidewand, alle aber find mit einer gemeinſchaftlichen Decke, welche oft über 2 Fuß hoch und 11, Fuß breit iſt, überbaut; jedes Reſt bildet dann eine eigene Kammer, und hat einen eigenen Eingang. Die Eier liegen auf Blättern und Moos, und ſind weiß; vier an der Zahl. Auch dieſe Vögel leben paarweiſe, wenn ſchon mehrere Paare neben einander brüten. Der rothe Anumbi macht ebenfalls ein ähnliches, ſehr großes Neſt, auf entlaubten Zweigen, welches mehrere Eingänge hat. Man findet es neben den Landſtraßen gar nicht hoch von der Erde. Er ſteht auf biegſamen Zweigen, und wird immer vom Winde bewegt; die vier Eier find weiß. Da das Neft ſehr groß ift, fo daß mehrere Paare darin brüten könnten, fo glaubt man, dieß geſchehe darum, damit die noch nicht flüggen Jungen ſich unter dem Schutze des Erdendachs ſicher bewegen können. Auf den Maluinen findet ſich der ruſſige Töpfervogel, Furn. fuliginosus. Lesson. Zool. de la Coquille. Er iſt ſo wenig ſcheu, daß er ſich faſt auf die Finger der Menſchen ſetzt. Leſſon tödtete in einer halben Stunde zehn, mit einem kurzen Stocke, ohne faft nur den Platz zu ändern. Er nährt ſich von Meerinſekten, welche er im Schlamme aufſucht. Auch Chili hat einen Töpfervogel / Furn, chilensis. Zool. de la Coquille. Man findet ihn in der Gegend vom Hafen St. Vincent in Chili. Baumlauferartige Voͤgel. Certhiariae aut Certhiadeae. Grimpereaur. Sie würden von Linneus alle zu der Gattung Baumläufer, Certhia, gezählt; allein fie find fo ſehr von einander unter- ſcheiden, daß nothwendig mehrere Gattungen daraus gemacht werden müſſen. Der Schnabel iſt mittelmaͤßig lang, mehr oder weniger gebogen, dreieckig, zuſammengedruͤckt, am Ende ſehr duͤnne und ſpitzig; die Naſenloͤcher an der Wurzel; die Zunge einfach und knorpelig. Sie finden ſich in beiden Welttheilen. te Saft, Baum laufer. Cert hi a. Grimperean. Schnabel lang oder mittelmaͤßig, mehr oder minder gebogen, dreieckig, zuſammengedruͤckt, ausgeſpitzt. Naſenloͤcher an der Wurzel, nackt, horizontal durchbrochen, mit einer gewoͤlbten Haut, halb geſchloſſeu. Fuͤße; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; Nägel ſehr gekruͤmmt, derjenige an der Hinterzehe ſehr lang. Schwanz abgeſtuft, mit harten zugeſpitzten Schaͤften. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder kurz, die zweite und dritte abgeſtuft, kuͤrzer als die vierte, welche die laͤngſte iſt. Dieſe Gattung, zu welcher die ältern Syſtematiker nach Linnes Beiſpiel die Zuckerfreſſer, Mauerläufer und eine Menge anderer Vögel rechneten, iſt nach der Trennung ſehr klein an Arten geworden, und enthält neben dem gemeinen europäiſchen Baumlaufer nur noch zwei oder drei bekannte ausländiſche Arten. Sie klettern mit der größten Geſchicklichkeit, nach Art der Spechte, an den Bäumen auf und ab, und ſtützen ſich dabei auf ihren ſteifen Schwanz, der durch feine Elaſtizität den Körper hält. Sie niſten in natürlichen Baumlöchern und Spalten, legen viele Eier, nähren ſich von kleinen Inſekten, ihren Eiern und von Sämereien. Ihre Mauſer iſt einfach, Alt und Jung und beide Geſchlechter unterſcheiden ſich wenig von einander. Taf. 72. Der europaͤiſche Baumlaufer. Certhia familiaris, Le Grimpereau, Gemeiner Baumlaufer. Common Creeper. Picchio passerino. j Alle obern Theile ſind weiß roſtfarb und ſchwarzbunt; dieſe Farben bilden verlängerte Linien; der Bürzel iſt roſtfarben; über die Augen lauft ein weißer Streifen; Schwungfedern dunkelbraun, mit weißgelblicher Spitze; über die Flügel lauft eine 193 voftgelbe Binde, welche an der vierten Feder anfängt. Die Schwanzfedern find graulich roſtfarb, und endigen mit ſpitzigen Schäften; die obere Kinnlade iſt braun, die untere gelblich; die Füße grau; die Regenbogenhaut nußbraun. Alle vordern und untern Theile weiß. Das Weibchen iſt kleiner; es hat nichts roſtfarbes oder gelbliches an den obern Theilen; die Flügelbinde iſt weiß; die untern Theile ſind weniger reinweiß. Bei den Jungen iſt der Schnabel weniger bogenförmig, faſt gerade. Länge 5 Zoll 3 bis 5 Linien. Brehms kurzzehiger Baumlaufer iſt durchaus nicht verſchieden, macht alſo ſicher keine eigene Art aus. Aufenthalt. Ganz Europa, jedoch nicht im höchſten Norden, auch im nördlichen Aſien und in Nordamerika. Man findet dieſen Baumlaufer in Wäldern, beſonders Laubwäldern oder in gemiſchten, ſelten in reinen Radelhölzern, aber auch in Städten und Dörfern, in Gärten und Baumgärten, auf öffentlichen Spaziergängen, in Weidengebüſchen, kurz allenthalben in der Nähe und Ferne der Häuſer, wo es nur Bäume giebt. Faſt immer klettert er an den Bäumen umher, beſucht auch die Dachgiebel und Bretterwände der Häuſer und Scheunen, ſelten aber geht er auf den Boden, um das Laub oder Moos zu unterſuchen. In allen nicht gar zu kalten Gegenden iſt er höchſtens Strichvogel, und kein Zugvogel und auch im ſtrengſten Winter bemerkt man ihn. Eigenſchaften. Es iſt ein höchſt munteres, lebhaftes, ſchnelles und dabei ſehr zutrauliches Vögelchen, welches die Rähe der Menſchen gar nicht ſcheut, und höchſtens die Vorſicht braucht, immer an der entgegengeſetzten Seite herumzulaufen. Meiſt fliegt es ganz unten an den Baum und klettert nach und nach bis oben, dann fliegt es wieder an den nächſten Baum und ſetzt ſich meiſt wieder ganz unten. Nur ungerne fliegt es weit, und immer in Abſätzen, mit bald ausgebreiteten, bald zuſam— mengezogenen Flügeln. An den Bäumen ruht es oft auf den Schwanz geſtützt aus, durchſucht jedes Loch, jede Vertiefung in der Rinde, und beklettert auch die Aeſte eben ſo wie den Stamm. Man ſieht es einzeln oder paarweiſe, oft mehrere in einem geringen Umfange beiſammen, ohne eigentlich geſellig zu ſeyn, oder mit einander zu fliegen. Nur zufällig geräth es oft in die Geſellſchaft der Meiſen, ohne dieſelben zu ſuchen oder auszuweichen. Gewöhnlich läßt der Baumlaufer ein leiſes ſi ſi hören, ſowohl fliegend als ſitzend, dann aber, beſonders gegen das Frühjahr, ein lauteres tit, tit, tit, was man ziemlich weit hört. Er wählt ſich ein ziemlich großes Revier, in welchem er umher zieht und dieſelben Bäume oft und regelmäßig beſucht. Im Herbſt, beſonders aber im Frühjahr, iſt ſein Geſang gar nicht unangenehm. Nahrung. Dieſe ſcheint faſt einzig aus Inſekten, ihren Eiern und Larven zu beſtehen, und nur ſehr ſelten mag er einige Sämereien mit verſchlucken. Käfer aller Art, beſonders auch Borkenkäfer, Maienkäfer, Ohrwürmer und ihre Larven und Eier, Fliegen, Schmetterlingseier und kleine Raupen. Fortpflanzung. Der Baumlaufer niſtet in hohlen Bäumen, Baumſpalten, in Weiden, Eichen, Eſpen, Platanen, zuweilen ſogar unter die Dächer der Häuſer, in Holzſtöße, hinter Bretterverſchläge. Das Neſt iſt bald tief, bald hoch am Baume, je nachdem ſich die Gelegenheit giebt, und das Loch liegt, in welchem das Neſt angebracht wird. Es beſteht aus Grashalmen, Reiſerchen, Blättchen, Baſtfaſern, Werg, Raupengeſpinnſten, Spinnweben und Vogelfedern. Es iſt bald mehr, bald weniger künſtlich gebaut. Man findet es oft ſchon mit Ende März, oder im April, und im Juni oder Juli hat eine zweite Brut ſtatt. Die Zahl der Eier bei der erſten Brut ſteigt auf acht bis neun, bei der zweiten auf vier bis fünf. Sie ſind klein, eiförmig, weiß mit roſtrothen Punkten, welche am ſtumpfen Ende meiſt dichter ſtehen, und oft einen Kranz bilden. Die Schale iſt ſehr dünne, wenig glänzend. Sie variren ſehr und ſind manchen Meiſeneiern täuſchend ähnlich. Beide Gatten brüten ſie in dreizehn Tagen aus. Feinde dieſes Vögelchens ſind die aller kleinen Vögel. Jagd. Sie ſind leicht zu ſchießen, da ſie ſo wenig ſchüchtern ſind. Sie nützen nur ohne den geringſten Schaden zu thun. Zu dieſer Gattung gehören: Der zimmetfarbe Baumlaufer, C. cinnamomea und Sylvia spixicauda. 2te Gatt. Honigvog el. Coere ba. Briſs. Gut-gut. Certhia. Linn. f Nectarinia. Illig. Schnabel ſchwach gebogen, an der Wurzel etwas dick; die Raͤnder der Oberkinnlade einwaͤrts gebogen; Spitze ſcharf; obere Schnabellade gegen die Spitze etwas ausgeſchweift. Zunge lang, nicht ausſtreckbar, geſpal— ten, fadig. Füße: Lauf länger als die Mittelzehe; die Seitenzehen gleich lang. Flügel: die erſte Schwungfeder nur als Rudiment, die zweite, dritte und vierte faſt von gleicher Laͤnge und die laͤngſten. Der Schwanz mittel— maͤßig, ohne elaſtiſche Schaͤfte oder Spitzen. Die Vögel dieſer Gattung leben alle in Südamerika, und vertreten die Stelle der Zuckervögel, welche in Afrika und Indien leben. Sie haben meiſt ein glänzendes Gefieder, aber niemals Goldglanz, und verändert ſich ſehr nach dem Alter und Geſchlecht. Sie nähren ſich von kleinen Inſekten und dem Honigſaft der Blumen, und leben in den Wäldern. Taf. 72. Koͤnigsblauer Honigvogel. Coereba coerulea. Guit - git noir et bleu. Königsblau, ein Streif von der Schnabelwurzel durch die Augen; Kehle, Flügel und Schwanz ſammetſchwarz; Schnabel ziemlich lang, etwas gebogen und ſchwarz; Füße orangengelb. Länge 4 Zoll. Häufig in Braſilien. Dahin gehört der etwas größere himmelblaue Honigvogel, Coer, cyanea. pl. enl, 83. Der grüne, Coer, spiz a. pl. enl. 082 et 578. Der gelbe, Coer, flaveola, Edw, 49 194 3te Saft. Blumenſauger. Nectarinia. Sowi-Manga, Cinnyris. Cw. Mellisaga, Mieill. Schnabel lang oder von der Länge des Kopfs, ſchwach, ahlenfoͤrmig, mehr oder weniger gebogen, an der Wurzel breit und platt, dreieckig, an der Spitze ſehr duͤnne auslaufend; Schnabelladen gleich lang; die untere mit einwaͤrts gebogenen Raͤndern, zum Theil von der obern verdeckt; Naſengrube groß; Naſenloͤcher nahe an der Schnabelwurzel, ſeitlich, oben mit einer nackten Haut geſchloſſen; Zunge lang, ausſtreckbar, roͤhrenfoͤrmig, geſpalten. Füße mittelmäßig; Lauf fo lange oder laͤnger als die Mittelzehe, Seitenzehen an der Wurzel ver: wachſen. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite laͤnger, die dritte und vierte die laͤngſten. Dieſe Gattung vereinigt eine Menge kleiner Vögel, deren Gefieder mit den herrlichſten Farben prangt, und faſt immer metalliſch glänzend erſcheint, jedoch nicht nach dem Lichte varirend, wie bei den Colibris. Es ſind die Colibris Afrikas und Indiens. Im allgemeinen aber erreichen ſie eine bedeutendere Größe, obſchon ſie doch meiſt klein ſind. Das Gefieder iſt aber gar ſehr nach Alter und Geſchlecht verſchieden, und die ſchönſten Farben entwickeln ſich erſt im Alter und bei den Männchen. Es mag deßwegen noch viel Verwirrung unter den Arten herrſchen. Das Wort Souvi- Manga, womit die Franzoſen dieſe herrlichen Vögel benennen, bedeutet in der Sprache von Madagascar nach Commerſon Zuckerfreſſer. Auch dieſe Gattung, wie die vorige, wurde von Linne zu den Baumlaufern gezählt. Alle Arten finden ſich nur in der alten Welt und auf den Inſeln des aſiatiſchen Archipels. Es find lebhafte, ſchnell fliegende Vögel, welche mit ihrer Zunge den Honigfaft der Blumen ausſaugen. Sie halten ſich in dichten Wäldern oder an den Rändern derſelben auf und freſſen neben dem Honigfaft auch kleine Inſekten. Sie mauſern zweimal im Jahr, und die Männchen erhalten ihr herrliches Geſteder erſt zur Fortpflanzungszeit, und ziehen dann bald nachher ein düſteres Kleid an, das die Weibchen immer behalten. Nach Vaillant ſollen fie in Baumlöchern niſten, andere Arten aber bauen ſich hängende Nefter, welche ſehr künſtlich aus weichen Materialien gefllzt ſind und oben eine Oeffnung haben. Einige Arten leben geſellig und die Männchen haben einen angenehmen aber leiſen Geſang. Taf. 73. Grüner Honigſauger. Nectarinia metallica. Zichtenst. Souwvi - Manga metallique. Tem. pl. col. 347 F. 1, 2. Eigentlich find die Männchen faft aller Arten metalliſch glänzend, allein bei der Menge der Arten ift es ſchwer, paſſende Namen für alle aufzufinden. Die mittlern Schwanzfedern ſind beim Männchen viel länger als die andern. Das Männchen iſt an Kopf, Hals und Mantel ſchön goldgrün, auch an den Deckfedern der Flügel, ein Band über die Bruſt, der ganze Hinterrücken und Bürzel ſtahlblau glänzend; Schwungfedern dunkelbraun; Schwanz ſtahlblau; der ganze Unterleib eitrongelb. Er ſoll ſein glänzendes Kleid auch im Winter tragen. Das Weibchen iſt an allen obern Theilen hell graubräunlich, an allen untern eitrongelb; die langen Schwanzfedern mangeln. Die ganze Länge des Männchens 3 Zoll 10 Linien, die langen Schwanzfedern ſtehen 1 Zoll 9 Linien über die übrigen vor. Vaterland. Dongola, Abyſſinien und das ſüdliche Arabien, beſonders in Akazienwäldern. Eigenſchaften. Ein munteres und liebliches Vögelchen iſt dieſer Blumenſauger; man ſieht ihn ſelten allein, faſt immer in Geſellſchaft ſeines Weibchens, und oft ſieht man auf einzelnen Bäumen viele von allen Altern, ſo daß man ſie geſellig nennen kann. Sie lieben beſonders die blühenden Akazien, auf welchen viele Inſekten ſich aufhalten. Das Männchen ſingt ſehr angenehm aber leiſe. Erſchreckt fliegt es mit unangenehmem Geſchrei, faſt wie der Ton einer jungen Katze; auch der Ton tſchiä, tſchiä wiederholt es oft, wie das Weibchen, letzteres aber hat keinen Geſang. Sein Flug iſt ruckweiſe und wellenförmig. Nahrung. Dieſe ſcheint mehr aus Inſekten als aus dem Honigſaft der Blumen zu beſtehen, wenigſtens fand Ehren, berg ſolche immer im Magen. Fortpflanzung. Sie bauen im März ein ſehr künſtliches Neſtchen, welches an dünnen Zweigen der Akazien aufge— hängt iſt, es beſteht aus Asklepias-Seide, Kameelhaaren, Pferdehaaren und Spinnengewebe, denen oft auch Akazienblüthen mit eingewoben ſind; es bildet einen oben offenen Beutel. Die drei Eier ſind 7½ Linien lang und 5 Linien breit, zart und weiß Taf. 74. Scharlachbauchiger Zuckerfreſſer. Nectarinia coccinigaster, Temm. Sowvi- Manga d ventre ecarlate. Temm. pl. col. 388 F. 3. Ein metalliſches Grün, mehr oder minder gelblich, bedeckt Scheitel und Nacken; Oberrücken, unterer Theil des Halſes und mittlere Deckfedern der Flügel ſind mordoreroth, ſammetartig; Unterrücken, Bürzel und kleine Deckfedern der Flügel find glänzend ſtahlblau mit Purpur- und Violetglanz; Vorderhals und Bruſt find violetblau metalliſch glänzend; der ganze Bauch iſt ſchön ſcharlachroth; die Aftergegend und untere Deckfedern des Schwanzes olivenfarb; Flügel ſchwarz; Schwanzfedern blauſchwärzlich, violet geſaumt; Schnabel und Füße ſchwarz. Länge 3 Zoll 6 Linien. R Dieſer Schöne Zuckerfreſſer wurde von Düffümier auf einer der philippiniſchen Inſeln entdeckt. Er ift ziemlich häufig auf Manilla; man kann ihn einige Tage in der Gefangenſchaft lebend erhalten, wenn man ihm Zuckerwaſſer giebt. In der Freiheit nährt er ſich vom Honigſaft der Blumen, und wahrfcheinlich von ſehr kleinen Inſekten, welche im Grund der Honig- behälter ſich aufhalten. Das Weibchen iſt noch unbekannt. Taf. 73. Verſchiedenfaͤrbiger Blumenſauger. Nectarinia dis color. Souvi- Manga discolor. Scheitel und Kehle goldgrün, ein Streif durch die Augen, Backen, Genick, Seiten des Halſes, Hinterhals und Mantel ſchwarz, nicht glänzend; Flügel und Schwanz roſtbraun; Vorderhals und Bruſt herrlich roth, jede Feder ſtahlblau gerandet, wodurch ſchmale ftahlblaue Bänder entſtehen, und dieſe Theile je nach dem Lichte bald rubinroth, bald ſtahlblau oder beide Farben aufs ſchönſte durch einander ſchillernd erſcheinen. Der Unterleib iſt ſchwarz; der Schwanz faſt viereckig abgeſchnitten. Das Rothe erſtreckt ſich bis in die Oberbauchgegend. Das Weibchen iſt unbekannt. Vaterland. Senegal. Taf. 73. Blauſchnautziger Blumenſauger. Nectarinia mystacalis. Zemm. Souvi - Manga moustac. Der Schwanz lang und abaeftuft, die beiden mittlern Schwanzfedern viel länger. Scheitel und ein Streif, der vom Mundwinkel an der Seite des Halſes bis zur Mitte desſelben ſich hinzieht blau; Bürzel und Schwanz violetblau; der übrige Theil des Kopfs, Bruſt, Deckfedern der Flügel und Mantel rubinroth; Schwungfedern grün; Unterleib weiß. Ganze Länge etwas mehr als 4 Zoll. Vaterland. Java, wo er beſonders von kleinen Spinnen ſich nährt. Daf, 73: Rothbruͤſtiger Blumenſauger. Nectarinia pectoralis. Sowi - Manga pectoral. Lemm. pl. col. 138 f. 3. Scheitel goldgrün, Kehle und Vorderhals rubinroth; dieſe Farbe iſt an den Seiten des Halſes mit einem herrlich azur— blauen Bande begränzt, welches am Schnabelwinkel anfängt und an der Bruſt ſich endet, jedes Federchen an dieſem Bande hat einen ſchmalen ſchwarzen Rand; ob dieſem Band lauft vom Schnabel durch die Augen und über die Backen ein breiter ſammetſchwarzer Streif, der über den Oberrücken ſich ausbreitet; die Deckfedern der Flügel purpurroth mit metallgrünem Schimmer; Schwungfedern ſchwarz; Bauch ſchwarz, blauglänzend, Unterleib ſchwarz ohne Glanz; an den Seiten des Bauchs ein gelber Fleck; der Schwanz etwas abgeſtuft, ſchwarz violet und grün glänzend, Deckfedern desſelben goldgrün. Das Weibchen ſoll faſt ganz dunkel olivengrün ſeyn. Vater lan d. Java, wo er Pligi-kembang heißt; er nährt ſich von Inſekten. Es würde zu weit führen, die bekannten Arten alle anzuführen. Leſſon benennt 81, das Dictionnaire des sciences naturelles 75; ihre Zahl iſt aber wahrſcheinlich noch größer. 4e Gatt. Rothvog el. Dicae u m. Dice. (Certhia. Linn.) Schnabel ſpitzig, gebogen, dem der Saͤnger aͤhnlich, von der Laͤnge des Kopfs, an der Wurzel etwas niedrig, platt und breit. Sie klettern nicht; haben keine Röhrenzunge; einen kurzen, meiſt abgeſtuften Schwanz; die meiſten haben etwas Rothes in ihrem Gefieder. Sie leben auf den indiſchen Inſeln, ſind alle klein, ſchön von Geſteder, aber nicht goldglänzend. Sie vertreten die Stelle der Honigvögel Amerikas in Indien. Taf. 74. Blutbruͤſtiger Rothvogel. Dicaeum sanguinolentum. Dicee sanguinolent. Temm. pl. col. 478 F. 2. Der ganze obere Theil des Körpers iſt violet glänzend; Kehle und Vorderhals weiß, röthlich überlaufen; Bruſt blutroth; Unterleib nanquingelb. Das Weibchen iſt oben grauſchwarz, der Schwanz wie am Männchen, aber der Bürzel roth; Unterleib matt gelb, ins Grünliche ziehend, an der Bruſt mit grünen Schaftflecken. Länge 4 Zoll. Vaterland. Java, wo er gemein iſt. Taf. 73. Scharlach Rothvogel. Dicaeum scarlatinum. Dicee ecarlate. Scharlachroth, Flügel und Schwanz ſchwarz, ebenfo Schnabel und Füße. Lange 4 Zoll. In Sumatra, Java und Neuholland. Dazu gehören: Dicaeum erythronotos, Lieill.; aus den Philippinen. Dic. rufescens. Levaillant T. III. Dic. rubescens. Vieill. ois. dores. pl. 36; aus Java. Dic. chloronotos. Vieill. pl. 28; aus der Inſel Bourbon. Dio. chrysorrheum, pl. col. 478 £ 1; aus Java. Dic. cantillans, ib, f. 3; China, Java. 5e Gatt. Knorpelnaſe. Pomatorhinus. Pomathorin. Schnabel höher als breit, von der Wurzel an ſchwach gebogen, ſehr zuſammengedruͤckt, die beiden Kinn— laden faſt gleich hoch, ſo daß oben und unten eine Graͤthe oder Firſte entſteht; an den Raͤndern ſchneidend, ſpitzig 196 und gleich, die an der Wurzel ſtarke Schnabelfirſte geht zwiſchen die Federn an der Stirn; die Zunge kurz, knorpelig. Die Naſenloͤcher klein, an der Schnabelwurzel, ſehr nahe beiſammen ſtehend, wenig ausgedehnt, oben mit einer kleinen knorpeligen befiederten Haut bedeckt. Fuͤße mittelmaͤßig lang; die hintere Zehe ſtark; die Seiten— zehen gleich; die Naͤgel zuſammengedruͤckt, gefurcht. Flügel abgerundet, die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die drei folgenden abgeſtuft, die vierte, fuͤnfte und ſechste ſind die laͤngſten. Die zu dieſer Gattung gehörigen Vögel leben auf Java, Sumatra und in Neuholland. Die javanifche, deren Sitten allein etwas näher bekannt ſind, lebt auf Berghöhen von 7000 Fuß über das Meer in Wäldern; zwei andere bekannte Arten finden ſich in den Wäldern, welche die Gebirgskette der blauen Berge bedecken. Sie ſteigen nicht in tiefere Gegenden herab, und die javaniſche haltet ſich das ganze Jahr in den Gebirgswäldern auf, welche von Oſten nach Weſten die ganze Inſel Java durchziehen. Sie niſten auf Bäumen in hohen Gebüſchen, und nähren ſich von den Früchten mehrerer Arten von Brombeeren und andern Waldfrüchten, und durchziehen zu dieſem Ende mitten im Tage, in kleinen Truppen, die lichtern Stellen der Wälder. Sie ſcheinen mit den Droſſeln in der Lebensart, ſo wie in der Geſtalt vieles gemein zu haben, und freſſen vermuthlich auch Inſekten. Taf. 74. Droſſelartige Knorpelnaſe. Pomatorhinus turdinus. Pomatorin grivele. Temm. pl. col. 44. Von der Größe unſerer Miſteldroſſel; der Schnabel kaum länger als der Kopf, gegen die Spitze ſehr gebogen, die beiden Kinnladen ſind an der Schnabelſpitze platt und ſtumpf. Alle obern Theile graubraun, aſchgrau überlaufen, dunkler auf dem Schwanze und den Flügeln; die Schwungfedern ſind fein weiß geſaumt; die Schwanzfedern, die beiden mittlern ausgenommen, endigen mit einem breiten weißen Fleck; Backen, Bruſt und Seiten ſind hell aſchgrau braun; der Bauch und Unterleib matt weiß mit hell aſchgrauen Flecken; die Deckfedern des Schwanzes ſind ſchwach roſtfarb. Schnabel und Füße ſchwärzlich. Länge 10 Zoll 3 — 4 Linien. Vaterland. Neuholland, von Sieber dort entdeckt. Die übrigen bekannten Arten ſind: Die dreibandige, Pomatorh, trivirgatus, Temm, pl. col. 443. Ebenfalls von Sieber in Neuholland entdeckt; und die Bergknorpelnaſe, Pomat. montanus; aus Java. Ferner: P. tempo— ralis. Linn. transact. T. XV.; aus Neuholland. P. superciliosus; Reuholland. P. isidori, Zool. de la coꝗ.; Neu-Guinea. 6* Saft. Steigvogel. Climacteris. Zemm. Echelet. Schnabel kurz, ſchwach, ſehr zuſammengedruͤckt feiner ganzen Laͤnge nach, wenig gebogen, ahlenfoͤrmig; Kinnladen gleich lang, ſpitzig; die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, ſeitlich, mit einer nackten Haut bedeckt. Füße ſtark, Lauf von der Länge der Mittelzehe, dieſe und die Hinterzehe ſehr lang; Naͤgel ſehr lang und gebo— gen, an den Seiten gefurcht, ſehr ſcharf; die aͤußere Zehe mit der zweiten bis zum zweiten Gelenk verbunden, die innere bis zum erſten; Seitenzehen ſehr ungleich. Fluͤgel mittelmäßig, die erſte Schwungfeder kurz, die zweite weniger lang als die dritte, dieſe und die vierte ſind die laͤngſten. Sie nähern ſich ſehr der folgenden Gattung, und wenn nicht der Bau der Zunge, die man nicht kennt, ſie mehr den Honigvögeln anſchließt, fo wäre man faſt verſucht, fie mit den Mauerläufern zu vereinigen, allein der Schnabel nähert ſie den Blumenſaugern. Selbſt der Flügel- und Schwanzbau iſt dem der Mauerläufer ähnlich. Die Gewohnheiten und die Lebensart der Arten, deren man nur zwei kennt, iſt unbekannt, aber die Form der Zehen und Klauen läßt vermuthen, daß ſie klettern; und an den Bäumen nach Art der Spechtmeiſen und Mauerläufer umherſteigen. Da ſie in Oceanien leben, ſo iſt es wahrfcheinlich , daß ihre Zunge bürſtenförmig iſt, wie dieß bei vielen Vögeln jener Gegenden der Fall iſt. Taf. 74. Spechtartiger Steigvogel. Climacteris picumnus. Echelet picumne. Temm. pl. col. 281 F. 1. Scheitel dunkelgrau; Nacken und Hals hellgrau; Flügel, Rücken und die beiden mittlern Schwanzfedern graubraun, ins Erdfarbe ziehend; über die Flügel läuft eine breite nanquingelbe Binde; Schwanz an der Wurzel und am Ende braun, das übrige ſchwarz; Kehle und Backen ſchmutzig weiß; Bruſt grau, alle übrigen untern Theile in der Mitte weißlich, blau geſaumt; die Deckfedern des untern Theils des Schwanzes iſabellgelblich, mit braunen Querbändern. Ganze Länge 61, Zoll. Vaterland. Celebes, Timor und das nördliche Neuholland. Die zweite Art, Climact. scandens, pl. col. 281 f. 2, ift ebenfalls in Reuholland zu Haufe. te Gatt. Mauer laufer. Tic hodro m a. Tichodrome. Illig. Schnabel ſehr lang, ſchwach gebogen, duͤnne, walzig, an der Baſis eckig, an der Spitze platter. Naſen— loͤcher an der Wurzel, nackt, horizontal durchgehend, halb durch eine Haut geſchloſſen. Fuͤße: drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, die äußere an der Wurzel mit der mittlern verwachſen; der Nagel der hintern Zehe ſehr lang. Schwanz abgerundet, mit ſchwachen Schaͤften. Fluͤgel breit, die erſte Schwungfeder kurz, die zweite und dritte abgefiuft, die vierte, fünfte und fechste find die laͤngſten. Die Zunge iſt kurz und pfeilfoͤrmig. 197 Der Mauerlaufer klettert mit großer Geſchicklichkeit und Schnelligkeit an den Felſen und Mauern umher, wie der Baum— laufer an den Bäumen. Sehr ſelten ſieht man ihn an Bäumen; er nährt ſich von vollkommenen Inſekten und ihren Larven beſonders Fliegen. Er mauſert zweimal des Jahres. Man kennt nur eine Art. af. 75. Rothfluͤgeliger Mauerlaufer. Tichodroma phoenicoptera. Tichodrome echelette. Scheitel dunkelgrau; Nacken, Rücken und Schultern ſchön aſchgrau; Kehle und Vorderhals im Sommer ſchwarz; untere Theile ſchwarzgrau; im Winter iſt die Kehle bei beiden Geſchlechtern weißlich; Deckfedern der Flügel und der äußere Theil der Schwungfedern lebhaft roth, die untere Hälfte der Schwungfedern ſchwarz, die erſte, zweite und dritte haben an der innern Fahne zwei weiße runde Flecken, an der hintern dagegen einen dreieckigen gelben, auch ſind die hintern Schwungfedern weißlich geſaumt. Schwanz ſchwarz, die beiden äußern Federn mit einem großen weißen Endfleck, die andern mit weißgraulicher Spitze, die an den mittlern faſt unmerklich iſt; Deckfedern des Schwanzes dunkel braunſchwärzlich; Schnabel und Füße ſchwarz. Länge 6 Zoll 2 Linien, die Schnabellänge ſehr ungleich. Aufenthalt. Die Alpen von Centraleuropa, der Schweiz, Salzburgs, Tyrols, aber auch auf den Pyrenäen und in den Gebirgen Liguriens und andern hohen Gebirgen des ſüdlichen Europa's, im Sommer immer auf den Hochgebirgen, an Felſen; im Norden ſoll er ſich gar nicht finden. Im Winter ſtreifen ſie weit in den Thälern umher, und beſuchen Städte und Dörfer, ſelbſt bis in die Mitte Deutſchlands. Eigenſchaften. Der Mauerlaufer iſt nicht ſehr ſcheu, aber lebhaft, gewant und immer in Bewegung. Im Sommer findet man ihn immer nur an den höchſten, ſteilſten, perpendicularen Felſenwänden. Nie ſieht man ihn auf Aeſten ſitzen, auch ſah ich ihn nie auf Bäumen klettern. Wie die Spechte fliegt er immer unten an und klettert nun bis oben aus, dann fliegt er an eine andere Felſenwand und macht es ebenſo. Er klettert indeß gar nicht wie die Spechte mit geſchloſſenen Flügeln, und ſtützt ſich auch nie auf feinen Schwanz, deſſen Schäfte ganz ſchwach und die Federn abgerundet find, ſondern er breitet dabei die Flügel und den Schwanz immer aus, und hüpft halb fliegend. Nach einer gewiſſen Zeit beſucht er meiſt dieſelbe Felſen— wand wieder, und wechſelt in einem weiten Bezirk damit, ſo daß er nach einer halben oder ganzen Stunde meiſt wieder zu einer ſolchen Wand zurückkommt. Sein Gefieder iſt weich, lang, und die Federn zerſchliſſen; es ſieht ſehr ſchön aus, wenn er ſo fliegend an einer Mauer oder einem Felſen herumklettert, und er gleicht in etwas den Eulen unter den Schmetterlingen, die man rothe Ordensbänder nennt. Er iſt ſo wenig ſcheu, daß er oft wenige Schritte von den Menſchen an den Felſen anfliegt aber ſchnell iſt er weit oben und ſollte die Felswand auch mehrere hundert Fuß hoch ſeyn, ſo klettert er meiſt nach oben. Sein Schnabel dient ihm, da er ſo lang und dünne iſt, in die engſten Felſenſpalten einzudringen. Den Winter durch ziehen ſie einzeln in den Thälern umher und halten ſich beſonders an den Kirchen und Kirchenthürmern der Dörfer und Städte, in Steinbrüchen, an hohen Häuſern, Stadtmauern und alten Schlößern auf, wo ſie im Winterſchlaf begriffene Inſekten aufſuchen. Bei dieſer Gelegenheit kommen ſie auch ins Innere der Schlöſſer, Häuſer oder Kirchen durch gebrochene Fenſterſcheiben oder offene Fenſter. Zur Paarungszeit im Frühjahr laſſen ſie einen angenehmen Geſang hören. Außer derſelben ſieht man ſie nur einzeln, dann aber ſind Männchen und Weibchen oft an einem Felſen zu finden. Nahrung. Diefe ſcheint einzig in Inſekten zu beſtehen, und zwar hauptſächlich in Fliegen und deren Larven, dann findet man in ſeinem Magen auch die Reſte kleiner Käfer, beſonders Laufkäfer, welche an den Felſen nicht ſelten ſind. Fortpflanzung. Der Mauerlaufer niſtet in Felſenſpalten und Mauerlöchern hoher Burgmauern, doch immer nur in hohen Gegenden. Man ſah mehrere Male an der Felſenwand beim Pfefferſer-Bade niſtende Paare; ich ſelbſt ſah deutlich an der ungeheuern Felſenwand der ſogenannten Gallerie zwiſchen Leuk und Varn im Wallis Mauerläufer in Löcher aus- und einfliegen. Ein Neſt, welches ich beſitze, wurde in dem Kopfe eines blechernen Engels auf dem Dache des Kloſters Engelberg angelegt. Es iſt, wie alle Neſter, welche in Löcher erbaut werden, ſehr kunſtlos und beſteht aus Haaren, Moos und Federn, welche auf einander gelegt ſind; ein anderes beſtund faſt ganz aus Moos. Die vier bis fünf Eier ſind rein weiß, zart, nicht ſtark glänzend und mehr rundlich als eiförmig. Die Dauer des Brütens iſt unbekannt. Feinde hat der Mauerläufer keine beſondern. Jagd. Dieſe iſt leicht, da der Vogel gar nicht ſcheu iſt, nur muß man denſelben, da er immer in Bewegung iſt, gut aufs Korn faſſen. Nutzen und Schaden ſind für uns ganz unbedeutend. Ste Saft. Bogenſchnabel. Drepanis. Temm. Melithreptus. Mieill. Heorotaire. Schnabel ſehr lang, viel länger als der Kopf, bildet ungefähr den vierten Theil eines Zirkels; an der Wurzel iſt er dick und dreieckig, an der Spitze ſehr zugeſpitzt und ahlenfoͤrmig; die obere Schnabellade iſt laͤnger als die untere, ohne Ausſchweifung. Die Zunge kurz, knorpelig. Die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel, ſeitlich, halb geſchloſſen. Fuͤße: Lauf doppelt ſo lang als die Mittelzehe; Seitenzehen gleich lang, die aͤußere an der Wurzel verbunden. Fluͤgel: die erſte Schwungfeder mangelt, die zweite iſt faſt ſo lang als die dritte, vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Die Vögel dieſer Gattung gleichen ſehr den Blumenſaugern, unterſcheiden ſich aber durch ihren ſehr langen und ganz bogenförmigen Schnabel. Sie leben in Oceanien und nähren ſich von Honigſaft und von Inſekten. Taf. 75. Der Kleidervogel. Drepanis vestiaria. L’Heorotaire rouge. Certhia coccinea. Linn. Hinterhaupt und Oberhals find bei jungen braun, bei alten ſcharlachroth, ebenſo Rücken, Kehle, Bruſt und Bauch, Flügel und Schwanz ſchwarz. Schnabel und Füße weißlich. 50 200 die vierte, fünfte und fechste gleich lang und die laͤngſten; Schwanz lang, abgerundet, etwas abgeſtuft; Fuͤße ſtark, von mittlerer Laͤnge. Dieſe Vögel leben in Reuholland und wurden bald zu den Raben, bald zu den Staaren, bald zu den Philedons gezählt. Taf. 76. Schwarzer Blumen freund. Anthochaera phrygia. Phyllanthe phrygien. Melliphaga phrygia. Lewin. Merops phrygius. Lath. Le merle &caillie de Levaillant ois. d' Afrique pl. 116. Kopf und Hals ſind matt ſchwarz, ebenſo die Bruſt; aber hier hat jede Feder einen weißen Fleck, der ein V formirt. Seiten, Unterbauch und die untern Deckfedern des Schwanzes ſind ſchmutzig weiß, gelb gewölkt, und jede Feder iſt gelb geſaumt. Mantel, Schultern und Deckfedern der Flügel ſchwarz, gelb geſaumt. Die mittlern Schwanzfedern ſind ſchwarz; die übrigen ſchwarzgelb geſaumt; der Schwanz etwas abgeſtuft. Größe der Singdroſſel. Vaterland. Neu- Holland. i Dahin gehören: Merops carunculatus. Larh, Anthochaera carunculata; aus Diemensland. Anth, melli- vora, Horsf, Certhia mellivora. Lath,; aus Neu- Holland. Anth. Lewinii, Vigors; aus NReu- Holland. 14te Gatt. Kielſchnabel. Tropidorhynchus. Vigors et Horsfield. Tropidorhynque. Linn. transact. T. XV. Philedon. Schnabel ſtark, lang, mit fehr vorſtehender, gekielter Graͤthe, gebogen, ſchneidend an den Rändern, in der eitte der Oberkinnlade kaum ausgeſchweift. Die. Naſenloͤcher ſtehen faſt in der Mitte desſelben, find eifoͤrmig, offen. Fluͤgel mittelmaͤßig lang, ziemlich abgerundet; die erſte Schwungfeder kurz; die zweite ein Drittheil laͤnger; die dritte, vierte und fuͤnfte gleich lang; Fuͤße ſtark, von mittlerer Laͤnge; der Kopf mehr oder minder nackt. Taf, 76. Blauwangiger Kielſchnabel. Tropidorhynchus cyanotis. Philedon gracule. Philédon graculinus, Gracula cyanotis. Der ganze obere Theil des Körpers ift grüngelb; der Bürzel, der äußere Rand der Schwungfedern, und der ganze vordere Theil des Körpers find weiß; der obere Theil des Kopfs bis zum Hinterhaupt ſchwarz; der nackte Raum um das Auge iſt gelb, mit einem weißen Streif geſchieden; der übrige Theil der Kopffedern iſt bleigrau. Länge 12 bis 13 Zoll. Vaterland. Neuholland, wo er auf Bienen Jagd machen ſoll, auch andere Inſekten genießt er. Er geht hüpfend wie die Elſtern, und ſtößt ein durchdringendes Geſchrei aus. Dahin gehören: Merops corniculatus und Merops monachus, aus Reuholland. 15te Gatt. Zaum vogel. Manorhin a. Phiedon. Cw. Manorhine. Wagl. Schnabel etwas kuͤrzer als der Kopf, ziemlich duͤnne, gerade, zuſammengedruͤckt, etwas hoͤher als breit, ſpitzg, hart; die Naſenloͤcher nicht ganz an der Wurzel, ſondern faſt in der Mitte des Schnabels, faſt linien— foͤrmig; die Naſengrube nicht tief, mit einer beinahe hornartigen Haut bedeckt. Fuͤße ſtark, Lauf laͤnger als die Mittelzehe, geſchildet; die Mittelzehe mit der äußern etwas verwachſen, die innere ganz frei und ſehr kurz; die Naͤgel krumm und ſpitzig; die Hinterzehe ſtark, mit ſtarkem Nagel. Die Fluͤgel mittelmaͤßig, in der Ruhe über die Baſis hin reichend; die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die ſechste, und die dritte die laͤngſte. Taf. 77. Sch warzkoͤpfiger Zaumvogel. Manorhina melanocephala, Manorhine a tete noin. Scheitel ſchwarz; Stirn, Zügel, Kinn und Kehle weißlich, graulich überlaufen; hinter den Augen ein kahler, dreieckiger gelber Fleck; Ohrgegend ſilbergrau, mit einer dunklern, faſt ſchwarzen Linie eingefaßt; Hinterhals, Seiten des Halſes, Bruſt und Bauch grau, weiß gewölkt; Rücken blaß ſchiefergrau grünlich überlaufen, und weißlich geſaumt; Schwungfedern hell olivengrün; Unterleib und Aftergegend weiß. Schnabel citrongelb; Füße braun; Schwanz an der Spitze abgerundet. Länge 8½ Zoll. Vaterland. Neu-Holland. ie in Reu-Holland findet ſich noch eine zweite Art: Der Grüne, M. viridis. Wagl, Philédon eupo— gon. ig. 201 16" Gatt. Buͤrſtenzunge. Phile do n. Cw Melli pha ga. Temm. ö Mellisu gas, Philedon. Temm. Schnabel duͤnne, ziemlich lang, abgerundet, leicht gebogen; die obere Lade laͤnger als die untere; die Naſenloͤcher durch eine Laͤngshaut bedeckt, welche die Hälfte des Schnabels an Fänge übertrifft; fie liegen an der Schnabelwurzel. Die Mundoͤffnung weit; die Zunge endigt mit einem Pinſel oder einer Buͤrſte von Faſern; am Kopfe iſt meiſt nichts nacktes, oder irgend einen Anhang; Fluͤgel mittelmaͤßig, abgerundet; die vierte Schwung— feder iſt die laͤngſte; der Schwanz lang und abgerundet; die Hinterzehe ſtark. Die Vögel dieſer Gattung, welche ungeachtet der vielen Trennungen der neuern noch immer ziemlich zahlreich bleibt, bewohnen alle die Südländer, Neu-Holland, Diemensland und Reu-Seeland. Die größten Arten erreichen kaum die Größe einer Miſteldroſſel. Die Hauptnahrung beſteht in Inſekten; einige genießen auch Honigſaft oder Bienenhonig, und ſtreiten ſich darum mit großem Muth oft mit viel größern Vögeln, beſonders mit Papageien. Die Stimme der meiſten iſi nicht angenehm, einige aber ſollen ſchön fingen. Viele leben geſellig, und meiſt in der Nähe menſchlicher Wohnungen. Ueber ihre Sitten, ihre Fortpflanzung und ihren Neſtbau weißt man noch gar nichts. Taf. 77 Die goldfluͤgelige Buͤrſtenzuuge. Philedon chrysopterus. Le Goruck. Vieill. ois. dores. F. 2. pl. 88. Der ganze obere und untere Theil des Körpers iſt dunkelgrün, die meiſten Federn dieſer Theile find weiß geſaumt, und haben einen weißen Schaftftreifen in der Mitte; die Schwungfedern find braun, außen roftfarben eingefaßt; die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſind dagegen grau, violet überlaufen; die Schwanzfedern grün, mit weißer Spitze. Die Haut zwiſchen Schnabel und Auge iſt nackt und roth, und ebenſo der Augenkreis; der Schnabel ſchwarz. Länge 12 bis 13 Zoll. Vaterland. Neu-Südwallis, wo ihn die Eingebornen Goo-gwar-rück nennen; daraus hat Vieillot Gorück gemacht. Er lebt in zahlreichen Schaaren an den Ufern des Meeres, und in der Nähe der Wohnungen, iſt ſehr lebhaft und ungeſtüm, und jagt beſtändig nach Inſekten, welche feine Nahrung ausmachen; ebenſo genießt er Honig, weßwegen er ſich oft mit den Papageyen zanken ſoll. Taf., JI. Der Moho. Philedon fasciculatus. Philedon Moſio. Merops niger. Gmel. Merops fasciculatus. Lath. Gracula nobilis. Merren. Der Schwanz lang und abgeftuft, die mittlern Federn find viel länger als die andern, laufen ſpitzig aus und find zerſchliſſen, an der Spitze find fie gewunden und rinnenförmig; an jeder Seite der Bruſt ſteht ein ſtarker Büſchel ſehr langer, gelber, glänzender zerſchliſſener Federn, die ſehr von dem übrigen ſchwarzen und düſtern Gefieder des Vogels abſtechen. Der ganze Vogel iſt an allen feinen Theilen ſchwarz mit Violet- und Bronzeglanz, nur die untern Deckfedern des Schwanzes find auch noch ſchön gelb; und die Seitenfedern des Schwanzes haben die äußere Fahne und die Spitze weiß. Ganze Länge bis zum Ende der langen Schwanzfedern 1 Fuß. Größe eines Staars. Vaterland. Die Sandwichsinſeln, wo er aber, ſo wie der rothe Kleidervogel, ſehr ſelten geworden iſt, weil die Bewoh— ner mit den gelben Büſcheln die rothen Mäntel verbrämten. Der Engländer Diron ſagt zwar, man fange den Vogel leicht und laſſe ihn dann, wenn er feines Buſches beraubt worden, wieder fliegen. Wenn man bedenkt, daß man zu einem rothen Mantel vielleicht mehrere hundert Vögel bedarf, ſo ſollte man glauben, entweder müßten die Vögel ſehr häufig ſeyn, oder ſie müßten faſt ausgerottet werden. Die franzöſiſchen Naturforfcher fanden auf drei Inſeln, welche fie beſuchten, nicht einen einzigen Rothvogel oder Moho; fie müßen ſich alſo ſehr vermindert haben und in die Gebirge geflohen ſeyn, und Dixons Ausſage iſt unrichtig. In Sammlungen ſind daher dieſe beiden Vögel äußerſt ſelten anzutreffen. Taf. 77. Gefleckter Buͤrſtenvogel. Philedon maculatus. Temm. Philedon grivele. pl. col. 29. F. 2. Scheitel und die obern Theile des Körpers, der Flügel und des Schwanzes ſind grüngelblich; Zügel, Augengegend und Kinn dunkelgrau; am Schnabelwinkel entſteht ein weißer Streif, der unter den Augen durchgeht; die Ohrgegend bedecken kleine lebhaft goldgelbe Federchen; alle Federn am untern Theil des Körpers haben auf gelbem Grunde braungraue Flecken, und Säume; der Schnabel iſt ſchwarz, an der Wurzel röthlich; die Füße ſind grau. Länge 5½ Zoll. Vaterland. Oecanien. Zu den Philedons gehören: Philedon reticulatus. Temm, pl. col. 29 f. 2; Oceanien. Phile d. atricapillus. pl. col. 335 f. 1; Neuholland. Ph. mystacalis. ib. f. 2; Inſel Lüzon, Manilla, Ph. leucotis. ib. pl. 435; Neuholland. Ph. novae Hollandiae, White. Ph. australasianus. Shaw. Ph. melanops, Vieill. Ph. auricomis. Lath. Ph, chrysotis, Lath. Ph. chrysops. Lath. Ph.lunulatus. Shaw. Ph. indistinctus. Horsf. Ph. brevirostris. Horsf, Ph, tenuirostris. Horsf. Ph, fulvirostris, Horsf, Ph. Dumerili i. Leſs. Zool., de la cog. pl. 21; Neuholland. 17* Gatt. Wiedehopf. Upup aa. Huppe. Schnabel ſehr lang, ſchwach gebogen, duͤnne, dreieckig, zuſammengedruͤckt; Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, offen, von den Federn der Stirn beſchattet. Fuͤße: drei Zehen nach vorn, der aͤußere mit der 51 202 innern bis zum erſten Gelenk verwachſen; eine Zehe nach hinten. Naͤgel kurz, wenig gekrümmt, der Nagel der Hinterzehe faſt gerade. Schwanz geviert, aus zehen Federn beſtehend. Zunge kurz und herzfoͤrmig. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder von mittlerer Laͤnge, die zweite und dritte near lang, als die vierte und fünfte, welche die laͤngſten find. Der Wiedehopf vertritt die Stelle der Baumlaufer und Mauerlaufer auf der Erde. Indem er über dieſelbe wegläuft, ſucht er auf Wieſen und feuchten Stellen die Inſekten auf, welche ſich in der Erde verbergen; ſelten ſetzt er ſich auf Bäume, wo er ſich an die Aeſte hängt, um ſich der Inſekten zu bemächtigen, welche an der untern Seite der Blätter ſich aufhalten. Sie niſten in Mauern, Felſenſpalten, hohlen Bäumen, und leben einſam. Die Mauſer iſt einfach; die Geſchlechter ſind wenig verſchieden, und die Jungen unterſcheiden ſich nur durch den kürzern und geradern Schnabel von den Alten, auch durch den kürzern und weniger ausgedehnten Federbuſch. Taf. 78. Der europaͤiſche Wiedehopf. Upupa epops. La Huppe. Zwei Reihen lange Federn bilden auf dem Kopf einen ſchönen gebogenen Federbuſch, der durch eigene Hautmuskeln aufe gerichtet werden kann; die Federn desſelben find roſtgelb, mit ſchwarzer Spitze; Kopf, Hals und Bruſt und die Deckfedern der Flügel find roſtgelb, fleifchfarb überlaufen. Die Schwungfedern weiß, ſchwarz gebändert; Unterbauch und Deckfedern des Schwanzes weiß; Schwanz ſchwarz, über die Mitte desſelben läuft halbmondförmig eine breite weiße Binde, die an der äußerſten Feder am breiteſten iſt. Schnabel und Beine fleiſchſarb. Länge 1 Fuß. Das Weibchen iſt nur etwas blaſſer und die Farben unreiner, ſonſt dem Männchen ſehr ähnlich. Aufenthalt. Der Wiedehopf iſt ein Zugvogel, der im April ankommt, und mit Ende Auguſt oder Anfang Septembers wieder einzeln abzieht. Man findet ihn in gemiſchten Wäldern, welche viele freie Plätze haben, beſonders auch in dünne ſtehenden Eichwäldern und den daran gränzenden Wieſen, vorzüglich aber auf Viehweiden, und in Gegenden, welche viele Weidenbäume haben. Er läuft mehr auf der Erde herum, als daß er ſich auf Bäume ſetzt. Er iſt über ganz Centraleuropa verbreitet, aber ſparſam. N Eigenſchaften. Der Wiedehopf iſt ein ſcheuer, ziemlich vorſichtiger munterer Vogel. Er läuft ſehr ſchnell und geſchickt auf der Erde umher, wobei er die Flügel hängen, und den Federbuſch liegen läßt; bemerkt er etwas oder ſieht er umher, ſo bückt er ſich und ſtellt dann ſeinen Federbuſch ganz auf; eine Bewegung, die er ſehr oft macht, und wenigſtens allemal dann, wenn er etwas verſchluckt hat, und was ihm ein ſonderbares und ſehr artiges Anſehen giebt. Bei jeder Verbeugung berührt er mit dem Schnabel den Boden. Sein langer Schnabel iſt ihm ſehr nützlich, Würmer und Inſekten in den Erd— ſpalten aufzuſuchen, allein er kann, wegen der etwas engen Mundöffnung, auf dieſe Art nichts verſchlucken, ſondern iſt genöthigt, alles zuerſt in die Höhe zu werfen und in den Schlund fallen zu laſſen, was er mit großer Behendigkeit und Schnelligkeit thut, und zwar ſo, daß er ſelten etwas fallen läßt. Es ſieht recht drollig aus, wenn er viele Stücke nach einander verſchlingen ſoll, und er immer Complimente macht und den Buſch aufrichtet. Sein Flug iſt ſchnell und leicht, aber mit vielen Flügelſchlägen, und geht ſelten auf einmal weit. Sein Geſchrei tönt wie wut, wut, wut, oder hup, hup, jo, jo, to, to, was er ſo hervorbringt, daß man ihn oft in der Ferne glaubt, wenn er ziemlich nahe iſt. Sein Körper hat einen höchſt unangenehmen Geruch, daher heißt er auch Stinkhahn, Kothhahn. Außer der Paarungszeit ſieht man ihn gewöhnlich nur einzeln. Alt eingefangen läßt er ſich ſehr ſchwer auch nur einige Tage unterhalten, am beſten mit Regenwürmern und Ameiſenpuppen. Jung gelingt es eher, dann wird er äußerſt zahm und zutraulich, und einer der angenehmſten Stubenvögel, allein in einem engen Bauer hält er ſich nicht, man muß ihn laufen laſſen. Den Winter durch hält er ſehr ſchwer aus, und ſtirbt gewöhnlich. Seinen Wärter lernt er genau kennen, läuft ihm nach und folgt ſeinem Ruf, giebt auch durch öfteres Bücken und Aufrichten des Buſches ſeine Freude zu erkennen. Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich aus Inſekten und Regenwürmern. Sehr liebt er Ameiſenpuppen und Larven, Miſtkäfer und andere kleine Inſekten. Daß er beſonders den Maulwurfsgrillen nachſtelle, wie Bechſtein ſagt, iſt ſchwer zu glauben, da ihm die alten wohl zu groß und zu hart ſeyn möchten, um durch ſeinen engen Schlund zu gehen. Heuſchrecken aber liebt er vorzüglich, fängt fie geſchickt weg, und verſchluckt fie. Fortpflanzung. Er baut ſein Neft am liebſten in hohle Bäume, beſonders auf alte, faule, geköpfte Baumſtrunke, die eine weiche Unterlage von Erde haben, und dem Reſte einigen Schutz gewähren. Auch in alte Mauern und Felſenlöcher ſoll er bauen. Das Reſt, wenn ein ſolches da iſt, iſt ſehr ſchlecht gebaut, und oft iſt Holz mehr die ganze Unterlage, oft aber werden Heu- und Strohhalmen unkünſtlich hingelegt, oder auch Federn. Die Eier, deren Zahl gewöhnlich vier oder fünf iſt, ſind länglich eiförmig, wenig bauchig, die Schale iſt glatt, nicht glänzend, poros, weißlich oder ſchmutzig grün, bis zum Bräunlichen, meiſt ganz ungefleckt, ſelten mit kleinen weißlichen Pünktchen beſtreut. Da Weibchen und Junge ihren ſtinkenden Koth im Nefte laſſen, fo ſtinkt dieſes unerträglich und theilt auch den Vögeln dieſen Geruch mit, verliert ſich aber ziemlich, wenn ſie älter werden. Die Brütezeit dauert 14 Tage und das Weibchen brütet allein, die Jungen aber werden von beiden Eltern gemeinſam mit Regenwürmern und jungen Heuſchrecken gefüttert. Fang und Jagd. Sie ſind ſchwer, lebend zu fangen, doch kann man ſie an den Orten ihres Aufenthalts zuweilen mit Vogelleim durch Regenwürmer fangen. Will man ſie ſchießen, ſo müſſen ſie hinterſchlichen werden. Schaden thut er nicht den geringſten, wohl aber vertilgt er ſehr viele Inſekten. In Italien, wo man genießt, was Federn hat, wird er im Herbſt gegeſſen. Der capiſche Wiedehopf, Upupa capensis, (Promerops marcheur largup. Vaill.) iſt wenig von dem europäiſchen verſchieden und findet ſich am Cap und im ſüdlichen Afrika. 4 18te Gatt. Strupphopf. Epimachus. Falcinellus. Vieil. Promerops. Brifs. Schnabel viel länger als der Kopf, dünne, ſchlank, bis unter die Augen gefpalten, mehr oder weniger gebogen, der ganzen Laͤnge nach zuſammengedruͤckt, die Kinnladen zugeſpitzt, die obere etwas laͤnger als die 203 untere, an der Spitze etwas ausgeſchweift; die Schnabelfirſte geht unter die Federn der Stirn hin. Die Zunge kurz, knorpelig. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, vorn offen, zur Haͤlfte durch eine Haut geſchloſſen, mit Federn bedeckt. Fuͤße kurz, von der Laͤnge der Mittelzehe; die aͤußere mit der mittlern bis zum erſten Gelenk verbunden, die innere nur an der Wurzel, die Laͤnge ungleich. Die Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite, dritte und vierte abgeſtuft, die vierte und fuͤnfte die laͤngſten. Die Strupphopfe find Vögel, die oft mit einem wunderbar ſchönen Gefieder; mit Federbüſchen und andern Zierarten geſchmückt ſind, alle Arten kommen nur in der alten Welt, in Afrika und Indien, vor. Die Gattung iſt eine der weniger natürlichen, da einzelne Arten derſelben einen abweichenden Körperbau haben. Die dazu gerechneten Arten wurden bald unter die Wiedehopfe, bald unter die Paradiesvögel gebracht; Briſſon nannte fit Promerops, Vieillot Falcinellus. Ihre Lebensart iſt ſehr wenig bekannt, da ſie in wenig beſuchten Ländern wohnen, wie in Neu-Guinea, und ſelbſt dort ſelten zu ſeyn ſcheinen. Zwar find einige Arten ſchon lange bekannt, allein nicht in ihrem natürlichen Zuſtande, da ſie, wie die Para— diespögel, nur verſtümmelt und ohne Füße nach Europa kommen und in den Sammlungen geſehen wurden. Alle ſcheinen ſich nur von Inſekten zu nähren, und leben in Wäldern und hohen Gebüſchen, wo ſie die Inſekten an den Bäumen aufſuchen ohne zu klettern. Die Schnabelladen ſind ſtark; die Zunge kurz und dreieckig, und im Schlunde befeſtigt; die Läufe ſind kurz, ſtark und zum Theil befiedert. Es find lebhafte, unruhige Vögel; fie leben paarweiſe oder in Familien mit ihren Jungen, und trennen ſich nur zur Paarungszeit. Sie ſtreifen vom Morgen bis zum Abend in der Gegend ihres Aufenthaltes umher von Baum zu Baum, ohne ſich weit zu entfernen, und jede Familie kehrt regelmäßig an die Schlafſtelle zurück, welche meiſt in einem hohlen Baume aufgeſchlagen wird, wo ſie auch niſten. Wenn ſie wegfliegen wollen, machen ſie erſt einen Sprung, und bewegen die Flügel, als ob ſie dieſelben verſuchen wollten. Sie ſitzen oder laufen oft quer über horizontale Hefte, ohne aber an perpendicularen ſich halten zu können. Da fie oft mit dem Schnabel auf die Rinde klopfen, fo iſt ihr Hals lang, dünne, aber mit ſtarken Muskeln verſehen. Der Schwanz der afrifanifchen Arten beſteht meiſt nur aus zehn Federn, bei den indiſchen aus zwölf. Wenn er lang iſt, ſo iſt er abgeſtuft, wenn er aber kurz iſt, ſo iſt er gerade abgeſchnitten. Sie find mager, ihr Fleiſch iſt ſchwarz und von ſchlechtem Geſchmack. Wenn Cüvier von den indiſchen Arten ſagt, daß ihre Zungen ausdehnbar und zum Saugen eingerichtet ſey, ſo ſcheint dieß ein Irrthum. Taf. 79. Der ſtolze Strupphopf. Epimachus superbus. Le grand promerops ou promerops d larges parures. Synonimen. Upupa superba, Upupa magna, Falcinellus superbus. Vieill. Upupa fusca et papuensis. Promerops rayé iſt das Weibchen. Es iſt faſt unmöglich, dieſen herrlichen Vogel; den das Wort superbus mit Necht bezeichnet, zu beſchreiben; man muß die Pracht feines Gefieders ſehen, um ſich davon einen deutlichen Begriff zu machen. Die Hauptfarbe iſt ſchwarz, allein fie ſchillert nach dem Lichte ins Bronzenfarbige, Goldgrüne, Azurblaue und Violete. Kopf, Stirn und Backen ſind mit kleinen ſchuppenförmigen, abgerundeten Federchen bedeckt; am Hinterhalſe werden ſie länger und zerſchliſſen, und erſcheinen ſammet— ſchwarz wie der Rücken; auf dieſem ſtehen unregelmäßig zerſtreut lange löffelförmige Federn mit geſchloſſenen Bärten, welche das Anſehen von ſammetblauen Schildern haben, und in Gold ſchimmern. An der untern Kinnlade finden ſich haarartige vorwärtsſchauende Federn, welche eine Art von aufgerichtetem Bart bilden. Die Federn am untern Theil des Körpers ſind ſchwarz violet ſchillernd; jene auf dem Rücken ſtehen in mehrern Reihen, welche unten an den Seiten des Halſes anfangen, und in der Ruhe liegend um die Deckfedern der Flügel einen Kreis von den glänzendſten Purpurfarben bilden. Im Fluge legen ſie ſich an die Seiten über die Flügel, zuweilen breitet ſie der Vogel fächerförmig aus, und ſo bilden ſie einen Halskragen, wie ſie einſt Mode der Damen waren. Andere Federn, welche an den Weichen ſtehen, ſind lang, zerſchliſſen und ſäbelförmig nach dem Schwanze gerichtet, deſſen Wurzel ſie, ſo wie die Schenkel bekleiden. Die Seitenfedern, ſo wie die hintern am Rücken liegenden Federn der Flügel find vom tiefften Sammetſchwarz, die andern Schwungfedern haben an den äußern Bärten einen grünen Schiller, unten ſind ſie ſchwarz, ins Braune ſchillernd. Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Der Schwanz iſt ſehr lang und ſtark abgeftuft, und die Seitenfedern desſelben find S förmig gebogen und mit ſteifen Bärten verſehen, welche zuſammen eine Rinne bilden. Das Weibchen iſt gar ſehr verſchieden und trägt ein ungemein beſcheidenes Kleid. Alle die Federzierarten des Männchens fehlen ihm ganz; der Schwanz iſt viel kürzer, und fo wie die Schwungfedern, Kopf, der obere Theil des Halſes, Schultern, Rücken röthlich zimmetfarb; der Vorderhals ſchwarz; der übrige Theil des Vorderleibes auf braunem Grunde, ſchmutzig weiß gebändert; der Schnabel bräunlich; Füße braun. Die ganze Länge des alten Männchens mit dem Schwanz iſt 3 Fuß, die langen Schwanzfedern allein 2 Fuß. Länge des Weibchens 21½ Zoll, wovon der Schwanz 12 Zoll. Vaterland. Neu» Guinea und in mehrern andern Papus-Inſeln, wo er nicht ſelten ſeyn ſoll. In Sammlungen findet man ihn oft, aber meiſt wie die Paradiesvögel verſtümmelt, da er wahrſcheinlich wie dieſe als Zierart getragen wird. Die Beſchaffenheit ſeiner Füße macht es nicht unwahrſcheinlich, daß er klettern könne. Ob er bei dem fo langen Schwanze doch in Baumlöchern niſte, iſt unbekannt, da aber das Weibchen viel kleiner iſt, ſo könnten ſie doch wohl dort niſten. Taf. 78. Der herrliche Strupphopf. Epimachus magnificus. Epimache promefil ou & parures chevelue. Mit kurzem abgeſchnittenem Schwanze. Der ganze obere Theil des Kopfes iſt blaugrün, der hintere Theil des Halſes und die obern Theile des Körpers ſammetſchwarz; die Federn an der Kehle ſind breit und ſpatelförmig, und bilden einen metall— glänzenden Fleck, der in Blau; Grün und Purpur iriſirt, und an der Bruſt mit einem ſmaragdgrünen Halsbande endigt; der übrige Theil des Unterleibs iſt ſchwarz violet; die Flügel ſind ſammetſchwarz, die beiden dem Körper am nächſten liegenden Federn tragen einen bogenförmigen grünen iriſirenden Fleck, eben dieſe Farbe haben die beiden mittlern Schwanzfedern, die 204 andern find ſammetſchwarz; von den Seiten der Bruſt gehen lange zerſchliſſene Federn aus, welche ſich bogenförmig krümmen, und in einen dünnen Faden auslaufen. Das junge Männchen, welches abgebildet iſt iſt auf dem Kopfe ſmaragdgrün, ins Blaue ſchillernd, zuweilen ins Stahlblaue, oder auch ſammetſchwarz. Die Kehle beſteht aus rothgrauen, ſchwarzgewellten Federn, an den Seiten aber aus blauen und ſmaragdgrün iriſirenden, oder ſtahlblau glänzenden. Alle obern Theile ſind ſammetſchwarz,; die Deckfedern der Flügel aber mit glänzend kaſtanienbrauner Einfaſſung; der Schwanz iſt glänzend zimmetbraun; die langen zerſchliſſenen Federn der Bruſtſeiten ſind ſchon vorhanden, und reichen bis zum Ende des Schwanzes, ſo daß der Vogel damit wie mit einem zarten Schleier bedeckt wird, fie beſtehen aus langen haarartigen ſteifen Faden, an welchen wieder Seitenfaden befeſtigt ſind. Beim Weibchen find die Stirnfedern kurz und ſeidenartig, und alle Federn des Körpers ſind weich und fein. Hals, Rücken und Bürzel ſind hell rothbraun, eben ſo Schwanz und Flügel zimmetfarb. Ueber das Auge läuft ein weiß und grauer Streif; der ganze untere Theil des Körpers hat auf weißem Grunde braune Streifen; der Schnabel braunroth. Die Länge des Männchens iſt über 1 Fuß; das Weibchen 11%, Zoll. Vaterland. NReu- Guinea in den unermeßlichen und tiefen Wäldern, welche den Hafen von Dorehi umgeben. Taf. 78. Der koͤnigliche Strupphopf. Epimachus regius. LHpimuqus royal. Ptiloris paradiseus. Smwains. Zool. de la cog. pl. 28. Von der Größe eines Hehers. Der Schnabel iſt ſchwarz, gebogen, die Schneide der obern Schnabellade iſt gezähnelt, aber ſchwach. Der Scheitel iſt mit ſchuppigen Federn von grünblaulicher, metalliſch glänzender Farbe bedeckt; ein dreieckiges, ſmaragdgrünes, metalliſch glänzendes Halsband ziert Kehle und Vorderhals. Die Mitte dieſer Federn iſt metalliſch glänzend, die Ränder dagegen ſind gefranzt und matt olivengrün. Hinterhals, Rücken und Flügel ſind ſammetſchwarz, bei gewiſſem Licht aber ſchimmern fie herrlich ins Ponceaurothe; der Unterleib von der Bruſt an iſt ebenfalls ſchuppig befiedert, kupferroth glänzend; der Schwanz iſt kurz, viereckig, goldgrün; die Füße ſchwarz mit krummen Nägeln. Das Weibchen iſt auf dem Kopf bis zum Hinterhaupt graubraun, jede Feder mit einem weißen Schaftſtrich. Hinter den Augen läuft über die Ohrgegend ein weißer Streif. Die kleinen Federn des Augenkreiſes und der Seite der untern Schnabellade find weiß; die Kehle weißlich, roſtfarb ins Roſenrothe gehend überlaufen; der Rücken, die Deckfedern der Flügel, der Steiß olivengraubraun einfärbig; Schwung- und Schwanzfedern falbbraun oder lebhaft roſtfarb; Bruſt und Unterleib roſtgelb, auf jeder Feder ein V förmiger ſchwärzlicher Streif. Männchen 10 bis 11 Zoll lang, Weibchen 10½ Zoll. Vaterland. Neuholland um Sidney und Port Maaquerie. Swain ſon hat aus dieſem Vogel eine eigene Gattung gemacht, welche er Ptiloris nennt, allein man kann ihn wohl bei den Strupphopfen laſſen. Von der Gattung der Strupphopfe find noch folgende bekannt: Epimachus obscurus. Falcinellus ecaudatus. Vieill. Levaill. ois. de Paradis. T. 17. E. melanorhynchus, ib. T. 13; Senegambien. E erythrorhynchus, Promerops moqueur- Ois. d’ores pl. 6; Afrika. E. coeruleus. Levaill, T. 7; Afrika. E. lamprolophos. Le Promerops. Levaill. T. 11; Afrika. E. sibilatrix, Promerops siffleur. Vaill. T. 10; Afrika. E. albus. Paradisea alba. Vaill. T. 17; Reu— Guinea. Colibriartige Vögel Trochilide s. Trocſiilidees. Schnabel länger als der Kopf, an ſeiner Wurzel mit kleinen Federchen beſetzt, oben platt, vorn roͤhren— förmig; die obere Schnabellade bedeckt die Raͤnder der untern; die Zunge theilt ſich an der Spitze in zwei Faden; Fluͤgel lang und ſehr ſchmal; die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſehr kurz. In dieſe Gattung gehören die kleinſten aller bekannten Vögel, welche durch ihre Kleinheit und zugleich durch ihre Schönheit ſich auszeichnen, da die alten Männchen mit den ausgezeichneteſten metalliſchen Farben geſchmückt ſind, und dieſe Farben je nach dem einfallenden Lichte ſich immer verändern, und mit den koſtbarſten Edelſteinen Saphir, Smaragd, Rubin, Topas, Spinell und andern zu wetteifern ſcheinen. Alle Arten leben bloß in Amerika, vorzüglich in den wärmſten Theilen dieſes Welttheils, einige Arten aber gehen weit über die tropiſchen Gegenden dieß- und jenſeits des Aequators hinaus, halten aber in kältern Gegenden nur im Sommer aus. Sie leben vorzüglich vom Honigſafte der Blumen, den ſie mit ihrer röhrenförmigen Zunge einſchlürfen. Wie aber dieß eigentlich zugehe, iſt noch nicht erklärt worden, da an ein eigentliches Saugen bei dem Schnabelbau der Vögel nicht zu denken iſt; dennoch iſt es eine allgemeine Meinung, daß wirklich der Honigſaft der Blumen ihre Hauptnahrung ſey, und wenn ſich ſchon das Einſaugen oder die Art, wie das Verſchlucken des Honigſaftes geſchieht, nicht erklären läßt, ſo läßt es ſich doch nicht läugnen, wie einige es haben thun wollen, welche angeben, daß dieſe Vögel nichts als Inſekten genießen, und daß man in ihrem Magen nur ſolche finde. Allein dieſem widerſprechen die beſtimmten Angaben zweier Naturforſcher, welche lebende Colibris nicht bloß geſehen, ſondern auch mehr oder weniger lange Zeit lebend erhalten haben. Büllok beſaß mehr als 70 Stücke lebend, und hielt fie mehrere Wochen in einem Kefig, in dem er fie mit Zucker im Waſſer aufgelöst ernährte. Er gab ihnen auch Aloe-Blumen und andere mit Nectarinien verſehene, worein fie alle Augenblicke, aber immer fliegend, die Zunge ſtreckten und den Saft aufſogen. Am meiſten lieben ſie die Blumen mit langen Röhren. Am liebſten beſucht der nordamerikaniſche Colibri die Blumen des Trompetenbaumes (Bignonia radicans), und auch in Südamerika find die Arten der Bignonien häufig von ihnen beſucht. Wilſon erzog zwei junge Colibri, die er aus dem Neſte ausnahm, mit Blumenſaft. Nach dieſen von bewährten Beobach— tern und Naturforſchern erwähnten Thatſachen wird man wohl nicht länger zweifeln können, daß die Colibris Honigſaft genießen. Eben dieſes behauptet man auch von den Honigſaugern (Nectarinia) , den Philedons und andern, von denen wir ſchon geſprochen haben. Alle dieſe Vögel freſſen aber auch Inſekten, und alle neuern Beobachter ſtimmen darin überein, ſolche in ihrem Magen gefunden zu haben, und viele ſchloſſen daraus, dieſe machen ihre alleinige Nahrung, und ſie fliegen nur darum um die Blumen, damit fie die in den Nectarien enthaltenen Inſekten auffinden können, ihre Zunge wäre dann 205 eine Art von Pinſel, um dieſe damit faffen zu können. Azara fah im Winter am Plataſtrom Colibris, obgleich es dann dort keine Blumen giebt, und ſchloß ebenfalls daraus, ſie müßten neben dem Blumenſaft noch andere Nahrung genießen; er beobachtete wirklich, daß fie an den Dächern herum liefen, um Spinnen und Fliegen zu finden. Es ift merkwürdig, daß man die Zunge der Colibris im friſchen Zuſtande nicht genauer unterſucht hat; dieß könnte allerdings einiges Licht geben man hätte doch vielleicht den Canal finden können, durch welchen der Honigſaft dann in den Schlund gelangt; denn will man auch die Zunge der Colibris mit dem Saugorgan der Schmetterlinge vergleichen, welche ganz auf dieſelbe Art, wie die Colibris, ſchwebend den Blumenſaft aufſaugen, wahrſcheinlich ſo, daß er wie in eine Haarröhre eindringt, ſo iſt doch die Organi— ſation dieſer Inſekten ganz verſchieden. So lange man anatomiſch den Bau der Zunge der Colibris nicht genau kennt, kann man auch nichts weiter ſagen, und wir müſſen annehmen, fie nähren ſich theils von Honigſaft, theils von Inſekten. Azara ſagt von den Colibris, ſie leben einſam, und dieß ſcheint auch Büllok zu beſtätigen, der einen Colibri mehrere Tage zu beobachten Gelegenheit hatte; Stedmann ſagt dagegen in der Beſchreibung ſeiner Reiſe nach Surinam, er habe um die Tamarindenbäume oft fo viele Colibris zugleich ſchwärmen ſehen, daß ein Geſumme entftanden ſey, wie von einem Weſpen— ſchwarme. Es beweist aber dieſes weder für noch gegen die geſellige Lebensart der Colibris; ſie können ganz einſam leben, aber wohl angelockt durch einen blühenden Baum, deſſen Blüthen weit umher duften, ihn zugleich in Menge umſchwärmen, und wie Schmetterlinge bald zu, bald wegfliegen, und ſich wechſelſeitig ablöſen. Es ſind überhaupt höchſt unruhige Vögel, welche in pfeilſchnellem Fluge von Blume zu Blume eilen. Nur während der großen Tageshitze und während der Nacht bleiben ſie ruhig auf einem Zweige ſitzen. Sie fürchten ſich nicht vor den Menſchen, da die Schnelligkeit ihres Fluges ſie oft vor ſeinen Nachſtellungen ſichert; dabei laſſen ſie häufig in einem ſcharfen Ton die Sylben tere, tere hören. So klein die meiſten ſind, ſo ſind es doch ſehr kecke und ſtreitſüchtige Thierchen, und ihre Bewegungen ſind ſo heftig und ſchnell, daß man ihnen mit den Augen in ihrem pfeilſchnellen Fluge nicht folgen kann. Oft hört man das durch den Flügel— ſchlag hervorgebrachte Schwirren, ohne den Vogel, der es hervor bringt, ſehen zu können. Sie hacken nach den Augen anderer Vögel, und ihr, wie eine Nadel ſpitzer, Schnabel iſt eine nicht ganz zu verachtende Waffe. Eiferfucht macht fie wüthend, ihr Kropf ſchwillt an, Haube, Schwanz und Flügel ſträuben ſich, und ſie kämpfen oft in der Luft gegen einander auf Leben und Tod, wobei nicht felten einer der beiden Kämpfer ſchwer verwundet zu Boden fällt. Büllok ſah in Mexiko einen ſolchen Kampf, während deſſen Regentropfen fielen, von welchen einer allein hinreichend ſchien, die kleinen Kämpfer zu Boden zu ſtrecken. In Jamaika beobachtete er einen Colibri, welcher in dem Hofraume eines Hauſes auf einem der Haupt— zweige eines nahe demſelben ſtehenden Tamarindenbaumes ſeinen Sitz hatte. Dort blieb er einen großen Theil des Tages ruhig ſitzen, ohne ſich von der großen Menge vorübergehender Menſchen ſtören zu laſſen. Ungeachtet nicht Brütezeit war, und der Baum wenig Blüthe hatte, ſo behauptete er doch faſt immer dieſen Platz, griff jeden ſich nähernden, wenn auch größern Vogel / mit Wuth an, und kehrte, wenn er ihn verjagt hatte, an die gewöhnliche Stelle zurück, welche ganz von Blättern entblöst war. Man konnte ihm ſehr nahe kommen und ſehen, wie er fein goldenes Gefieder putzte, wobei er zarte, einfache Töne von ſich gab. Der kleine Colibri von der Größe einer Biene ſoll noch am ſchönſten ſingen, und oft auf den höchſten Zweigen einer Arekapalme ſitzend, ſeinen Geſang hören laſſen. Zuweilen ſitzen ſie auch auf die Blatter ab. In der Gefangen— ſchaft leben fie friedlich beiſammen, auch wenn man verſchiedene Arten zuſammen ſperrt. Büllok ſah den merikaniſchen beſternten Colibri auf den Schnabel eines andern größern ſich ſetzen, ohne daß derſelbe dadurch beleidigt wurde. An dem Haufe, in welchem Büllok wohnte, hatten unzählige Spinnen ihre Netze von den Dachziegeln gegen die Bäume hinüber geſpannt und ſehr dicht die Faden gezogen; der Colibri wagte ſich aber doch oft zwiſchen dieſe Netze und ſtahl den Spinnen die Fliegen weg, welche ſich gefangen hatten; große Spinnen vertheidigten indeß oft ihre Beute und der kleine Räuber mußte abziehen und dem größern weichen. Oft überfiel er blitzſchnell die Spinne und erſchreckte ſie; und hatte bisweilen kaum ſo viel Raum, ſich durch das Netz durchzuarbeiten, und die geringſte Unvorſichtigkeit hätte ihn ſelbſt ins Garn gebracht. Der Colibri brauchte gewöhnlich etwa zehn Minuten zu einer ſolchen Excurſion, dann ſetzte er ſich wieder auf die Zweige eines Lorbeer— baumes, und wandte ſeine rothe mit goldenen Sternen geſchmückte Bruſt gegen die Sonne, fo daß fie vom Golde zu ſtrahlen ſchien. Ein Anblick, der den von den Todten in den Muſceen aufbewahrten natürlich weit übertrifft. Alle Augenblicke ändert ſich die Farbe; je nachdem der Vogel ſich wendet, erſcheint ſie bald blau, bald grün, bald gelb und roth, ohne daß man dabei noch hat beſtimmte Geſetze aufſtellen können. So verändert ſich oft Orange in Grün, Topasfarben in Grün, Braun in Blau, Carmin in Blau. Die ſonderbare Struktur dieſer ſchuppenartigen Federn, welche beſonders Kehle und Kopf der Colibri ſchmückt, ſcheint vorzüglich dazu zu dienen, dieſe wunderbaren Farbenveränderung hervorzubringen, indem dadurch das Licht verſchiedentlich polariſirt wird. Der Einfallswinkel des Lichts allein kann uns die Veränderungen nicht deutlich erklaͤren, welche entſtehen. Wir ſehen dieſelben bei weitem nicht bei allen glänzenden Vögeln. Der metalliſche Schimmer findet ſich bei den Zuckervögeln, den Paradiesvögeln, vielen Hühnerarten und andern, aber jenes die Farbe verändernde Spiel wird hier bei weitem weniger bemerkt. Bei den Strupphopfen, von denen gleich vor den Colibris geſprochen wurde, iſt dieß noch am meiſten der Fall. Audebert hat in ſeinem ſchönen Werke über die Goldvögel viel darüber geſprochen und die Sache durch Abbildungen einzelner Federn zu verſinnlichen geſucht. Auch hier bemerken wir, daß nur die alten Männchen dieſen merkwürdigen Prachtſtaat tragen, die Jungen und Weibchen erſcheinen in einfachen düſtern Kleidern, und niemand würde glauben können, daß die Federn einen ſolchen Glanz annehmen könnten. Dieß hat auch in Beſtimmung der Arten viele Verwirrung gegeben , und noch jetzt iſt hierüber noch vieles zu thun übrig, was nur durch genaue Beobachtung an den Brütcörtern ſelbſt gehörig geſchehen kann; in Sammlungen ſind die Beſtimmungen ſchon viel ſchwerer, oft unmöglich. Die Colibris find meiſt ſehr große Reſtkünſtler und bauen fich ungemein niedliche Neſtchen, meiſtentheils aus Baumwolle von verſchiedenen Pflanzen. Sie find immer napfförmig oder halbkugelförmig, oben offen, und mit einer klebenden Subſtanz theils an den Aſt feſtgeklebt, theils damit ſelbſt oft überzogen und wie gefilzt. Es ſitzt meiſt oben auf einem horizontal ſtehenden Aſt unter Blättern verborgen, oft iſt es mit Baumflechten ganz umlegt oder bedeckt, wie es die Finken thun, und überdieß zuweilen mit Haar oder Bartflechten umgeben. Woher die klebende aber dann trocknende Materie kommt, iſt unausgemacht, Wilſon glaubt vom Speichel des Vögelchens, allein es möchten ſich dagegen doch noch Zweifel erheben. Da die Colibris über ganz Amerika in den verſchiedenſten Climaten verbreitet ſind, ſo muß die Brütezeit verſchieden ſeyn. Der goldkehlige Colibri in Penſylbanien baut im Mai, in Mexiko brüten die Colibris im Juni und Juli, und in den Ländern der ſüdlichen Halbkugel außer den Tropen muß die Brütezeit wieder verſchieden ſenn. Wahrſcheinlich brüten ſie mehrere Male im Jahr, da ſie ſo zahlreich ſind, und die Zahl der Eier ſelten zwei überſteigen ſoll. Bei allen bekannten Arten ſind ſie weiß, ſehr zart— ſchalig / aber verhältnißmäßig nicht ſehr klein. Die Brütezeit ſoll drei Wochen dauern, was wohl etwas lang ſcheint, da die Jungen ſehr unentwickelt und nackt auskommen. Die Angabe von dreizehn Tagen ſcheint daher die wahrſcheinlichſte und den Geſetzen des Brütens kleiner Vögel anderer Gattungen angemeſſen. Beide Eltern brüten abwechſelnd. Wie die Jungen in 52 206 den erſten Tagen ernährt werden, iſt unbekannt. Dütertre behauptet, das Weibchen laſſe die Jungen den Honigſaft aus der Zunge ſaugen, was wohl ſchwer zu begreifen iſt. Während des Brütens und Erziehens der Jungen greifen ſie ohne Unterſchied alle Vögel an, welche ſich ihrem Neſte nähern, und fliegen ſelbſt den Menſchen nach dem Geſicht, und vertheidigen ſo muthig ihre Jungen. Wenn man bloß und einzig auf den Schnabelbau ſieht, ſo iſt er allerdings ſo verſchieden, daß es ſich wohl rechtfertigen läßt, wenn die Syſtematiker mehrere Gattungen aus den Colibris gemacht haben, allein wenn man alles zuſammen nimmt, ſo ſcheint die Gattung eine ſehr natürliche zu ſeyn, und dagegen eine Trennung eben ſo unnatürlich, als bei den Papageien, bei welchen man einen ähnlichen Verſuch gemacht hat. Schon Büffon unterſcheidet die Colibris in Fliegenvögel (Oiseaux mouches), und Colibri (Colibri). Fliegenvögel find die Colibris mit geradem Schnabel. Leſſon nennt ſie Ornismya, Briſſon Mellisuga, Lacepede Orthorhynchus. Colibris ausſchließlich heißen dagegen diefenigen mit längerm und krummem Schnabel, Briſſon nennt ſie Polytmus. Wir überlaſſen es jedem, dieſe Abtheilungen anzunehmen oder nicht, und führen lediglich dieſe zwei Familien an, indem wir von jeder einige Abbildungen geben. Die Colibris ſind nicht ſchwer zu fangen, da man ſich ihnen leicht nähern kann, oder vielmehr, da ſie den Menſchen nicht fürchten und ſich in ſeiner nächſten Nähe nach den blühenden Pflanzen hinbegeben. Man darf daher nur in ein Gebüſch mit blühenden Pflanzen, hinter einen Pomeranzenbaum oder eine Bignonie u. ſ. w. ſtehen, und kann ſie dann mit einem gewöhn— lichen Schmetterlingsgarne wegfangen, wenn ſie um die Blumen herumſchwärmen. Man bedient ſich auch wohl einer mit Vogelleim beſtrichenen Ruthe, um fie zu bekommen, allein da dieß die Federn beſchmutzt, fo taugt dieſe Methode wenig; beſſer iſt es, mit Sand nach ihnen zu ſchießen, oder ſie durch einen ſtarken Waſſerſtrahl zu betäuben. Ob ſie noch andere Feinde als die Menſchen haben, iſt wenig bekannt; Katzen, Schlangen, Würger und rabenartige Vögel zerſtören wohl ſehr oft ihre Brut, und freſſen Eier und Junge, die alten Vögel ſelbſt entgehen ihnen aber durch ihren pfeilſchnellen Flug. Man behauptet, die Vogelſpinnen (Mygale), welche allerdings an Größe die Colibris weit übertreffen, und in Südamerika in hohlen Bäumen wohnen, aus dem Hinterhalt aber auf ihre Beute losſtürzen, bemächtigen ſich auch der Colibris. Es iſt dieß gar wohl möglich, aber ſehr oft mag es doch nicht geſchehen, da die Colibris ſich leicht flüchten können, ſie müßten denn in der Nacht überfallen werden. Da der Biß der Spinne gefährlich ſeyn ſoll, ſo kann dadurch ſchon das zarte Thierchen getödtet werden. Nutzen und Schaden ſind wohl für den Menſchen ganz unbedeutend. Den Sammlungen dienen dieſe herrlichen und wunderbaren Geſchöpfe zur größten Zierde, und es iſt nur zu hoffen, daß es nicht Mode werde, ſie als Putz zu tragen, damit nicht große Niederlagen unter dieſen lieblichen Thierchen angerichtet werden. Man kennt nahe an hundert Arten Colibris. 1te Saft. Colibri. Trochilus Colibri. Schnabel lang, gerade oder gebogen, roͤhrenfoͤrmig, ſehr duͤnne, an der Wurzel ſo breit als die Stirne, am Ende ſehr ſpitzig auslaufend; an der Wurzel eine deutliche Graͤthe; die untere Schnabellade faſt ganz in der obern verborgen. Die Zunge lang, ausdehnbar, zweiſpaltig, roͤhrenfoͤrmig, Naſenloͤcher an der Wurzel, am Rande der Schnabellade, mit einer breiten Haut bedeckt, vorn offen. Fuͤße ſehr kurz; die vordern drei Zehen faſt ganz getrennt; Lauf kuͤrzer als die Mittelzehe. Flügel lang; die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte; alle uͤbrigen nehmen gegen den Koͤrper immer an Laͤnge ab, daher die Fluͤgel ſehr ſchmal. Zwei Abtheilungen. a) Mit gekruͤmmtem Schnabel. Taf. 79. Grasgruͤner Colibri. Trochilus gramineus. Colibri hausse-col vert. Der Schnabel ſehr lang und ſchwarz, ſowie die Füße; alle obern Theile des Körpers ſind dunkelgrün, mit Goldſchimmer; . und Vorderhals ſmaragdgrün; Unterleib ſammetſchwarz; Flügel matt violet; Schwanz ſtahlblau, ins Violete ſchillernd. änge 4 Zoll. Vaterlan d. St. Domingo, wo er vorzüglich ſeinen Sitz auf abgeſtorbenen und einzeln ſtehenden Zweigen hat. Er 11 von feinem Reſte viel größere Vögel abhalten, als er iſt, indem er mit feinem Schnabel unaufhörlich ihnen gegen die ugen ſtößt. Taf. 80. Topas⸗Colibri. Trochilus pella. Colibri Topaze. Die Kopfplatte iſt ſammetſchwarz; und vom Kopf aus zieht von den Backen gegen den Hals ein ſchwarzer Saum, welcher die goldene bald ſmaragdgrün, bald topasgelb glänzende goldene Kehle ganz wie ein Saum umgiebt. Hinterhals, Rücken, Bruſt und Bauch kupferroth, ins Granatrothe übergehend, goldglänzend; Deckfedern der Flügel, Hinterrücken und Steiß goldgrün, ins Bronzefarbe übergehend; Deckfedern des Schwanzes grün. Die zwei mittlern Schwanzfedern ſehr lang, faſt 3 Zoll über die andern ausragend, ſchmal, kaſtanienbraun; Seitenfedern des Schwanzes roſtroth; Schwungfedern roth— braun, die innern roſtfarb; untere Deckfedern des Schwanzes und Steiß goldgrün. Dem Weibchen fehlen die langen Schwanzfedern, und ſtatt der goldglänzenden Kehle hat es nur einen röthlichen Schimmer an der Kehle, und ſein Gefteder iſt auf dem Rücken dunkelgrün, am Bauche etwas heller. 207 Länge des Männchens ohne die langen Schwanzfedern 6 Zoll. Es iſt eine der größten und ſchönſten Arten. Der Schnabel iſt weniger lang als beim vorigen. ö Vaterland. Das franzöſiſche Guyana, in der Nähe der Bäche und Ströme, wo fie auf den Bäumen am Ufer auf niedrig ſtehenden Zweigen ſitzen, ſelbſt auf umgefallenen. Sie fliegen oft ganz nahe über das Waſſer, wie die Schwalben. Braſiliſcher Colibri. Trochilus brasiliensis. Colibri & ventre roussdtne. Temm. pl. col. 120 F. 2. Wied Abbildungen. Durch die Augen geht ein ſchwarzer Streif; der ganze Oberleib iſt goldgrün; der Schwanz ſchwarz violet, die Federn mit weißer Spitze; der Unterleib zimmetfarb; die Steißgegend weiß. Der Schwanz abgeſtuft. Beim Weibchen geht über den ſchwarzen Augenſtreif ein roſtgelber; der Kopf iſt oben ſchwärzlich; Schultern goldgrün; Flügel und Schwanz violet, letzterer mit roſtgelben Spitzen; Bürzel zimmetfarb oder hell roſtfarb. Länge 3 Zoll. Vaterland. Braſilien, wo es eine der kleinſten Arten iſt. Das Neſtchen beſteht aus Baumwolle, mit einigen feinen Wurzelfaſern äußerlich eingewoben; es ſteht auf einem horizontalen Aeſtchen irgend eines Baumes. Taf. 79. Gefleckter Colibri. Trochilus naevius. Coblibri tachete, Temm. pl. 120. F. 3. T. serrirostris. Vieill. Der ganze Oberleib goldgrün; hinter den Augen ein ſchwärzlicher Streif, und ob demſelben ein roſtgelber; Seiten des Halſes roſtgelb; Bruſt und Oberbauch grau, fchwärzlich gefleckt, Schwungfedern braunlich violet; Schwanz, die mittlern Federn ganz, die andern zum Theil purpurfarben, das übrige roſtgelb. Der Schnabel ſehr lang, ſchwärzlich, und an den Schneiden vorn fein gezähnelt. ’ Vaterland. Braſilien. Zu dieſer Abtheilung gehören: T. Polytmus, Audeb. pl. 67. T. superciliosus. ib. pl. 47. et 18. et pl. enl. 600. T. ater. Wied. T. squalidus, pl. col. 420, f. 1. und mehrere andere. 5) Mit geradem Schnabel. Oiseaux mouches. Ornismya. Lesson. Ortorhynchus. Zacep. Taf. 80. Der gemeine Colibri. Trochilus colubris. Oiseau mouche d gorge ensenglante. Männchen oben goldgrün, mit rubinroth glühender Kehle; der übrige Unterleib ſchmutzig weiß. Dem Weibchen fehlt die rothe Kehle. Länge 2 Zoll 9 Linien. Vaterland. Die vereinigten Staaten bis Canada. Im Winter zieht er weg, und kommt in den ſüdlichen Provinzen in der dritten Woche des März an, erſt fünf Wochen ſpäter in Penſylvanien, und noch ſpäter in Canada, wo er ſehr häufig iſt. Es iſt in der That zu verwundern, wie ein ſo kleiner Vogel ſo weite Reiſen über Wälder und Seen machen kann. Allein die 8 Schnelligkeit ſeines Fluges, der ihn ſchnell den Augen entrückt, und ſeine Keckheit macht eine ſolche Reiſe möglich. Eigenſchaften. Der ſchnelle Flug zeichnet dieſen Vogel zwar aus; allein er hat ihn mit andern der Gattung gemein. Wenn er z. B. vor einem Bignoniengebüſche anlangt, fo ſchwebt und flattert er vor demſelben zwei bis drei Sekunden, wobei die Flügel ſo ſchnell bewegt werden, daß man ſie nicht mehr ſieht. Dabei kann man oft mit Vergnügen das Spiel ſeiner glänzenden Augen ſehen, und die grün goldenen Backen nebſt der wie glühendes Gold in der Sonne glänzenden Kehle, geben einen herrlichen Anblick. Während dieſem Schweben ſteckt der Vogel den Schnabel in die Blumenröhre. Wenn er ſitzt, ſo wählt er dazu die kleinen dürren Zweige aus, und putzt da fein goldenes Gefieder mit großer Schnelligkeit. Hier läßt er auch ſeinen einfachen Geſang hören, der nicht lauter tönt, als das Gezirpe der Heuſchrecken. Sie ſchreien auch oft, wenn ſie von Blume zu Blume flattern, oder wenn fie mit einem Nebenbuhler Streit anfangen. Wenn zwei Männchen zu demſelben Buſche gelangen, ſo geht der Streit ſogleich an, ſie ſteigen in die Luft, und umkreuzen ſich mit ſolcher Schnelligkeit, daß das Auge nicht folgen kann, und der Punkt wie ein wirbelndes Rebelchen erſcheint. Der Sieger kehrt dann wieder auf den Platz zurück, und genießt die Frucht feines Sieges. Wilſon ſah ihn den großen Eisvogel anfallen, und ihn einige Momente plagen, indem er ihn wie eine Biene umſchwärmte, und immer mit dem Schnäbelchen ſtieß, und ſo zur Flucht nöthigte. Seine Schönheit macht ihn ſehr beliebt, und es iſt ein großes Vergnügen, ihn an einem ſchönen Frühlings- oder Sommermorgen ſein Weſen treiben zu ſehen. Man kann ihn leicht mit Honigwaſſer erhalten. Herr Wilſon Peele nahm zwei Junge aus dem Reſte, und erzog ſie; ſie wurden ſo zahm, daß ſie im Zimmer herum flogen, und ihrem Herrn ſich auf die Schulter ſetzten. Wenn die Sonne ſtark ins Zimmer ſchien, ſo flogen ſie nach den Sonnenſtäubchen, wie die Fliegenfänger nach den Fliegen. Ein anderes Neft mit Jungen fiel aus dem Fenſter, und das eine der Jungen ſtarb, das andere wollte kein Futter mehr nehmen, und war faſt ſterbend, als eine junge Ladi ſich ſeiner erbarmte; ſie erwärmte es in ihrem Buſen, und das Leben kehrte wieder; dann ließ ſie etwas Zucker in ihrem Munde vergehn, und gab ihm dies in den Schnabel, worauf es dieſen Stoff gierig einſog. So lebte es drei Monate in einem Käſig, und wurde einzig mit Zuckerwaſſer erhalten, welches es dem Honigwaſſer vorzog. Auch aus friſchen Blumen ſog es Saft, und flog in dem mit Gaſe umflorten Käfig herum. Es war ſehr munter, und flog, wie in der Freiheit, von Blume zu Blume, und wenn man ihm friſche Blumen gab, ſchrie es vor Freuden. Viele Leute beſuchten dieſes liebliche Thierchen, und wahrſcheinlich hätte man es auch im Winter erhalten können, wenn es nicht durch einen unglücklichen Zufall, da es im Zimmer herumflog, umgekommen wäre. Uebrigens iſt dieſer Vogel ſehr empfindlich gegen die Kälte, und fällt bald in einen ſcheintodten Zuſtand, wenn es derſelben ausgeſetzt wird. Wilſon bekam einſt ein ſehr 208 ſchönes Männchen, und fette es in einen Bauer vor das Fenſter; das Wetter wurde kühl, und das Vögelchen ſiel in eine ſolche Erſtarrung, daß man keinen Athem mehr wahrnehmen konnte; das Auge war trübe, und man bemerkte auch daran kein Lebenszeichen mehr. In dieſem ſcheintodten Zuſtand wurde es der Sonne ausgeſetzt, und in wenigen Secunden kam der Athem wieder zurück; es öffnete die Augen, und war bald wieder ſo munter wie vorher. Er gab ihm die Freiheit; ſogleich flog es auf einen nahen Birnbaum, putzte ſich, ordnete fein in Unordnung gebrachtes Gefieder, und flog mit Blitzesſchnelle fort. Wie die Bienen fliegen dieſe Vögel ſelbſt nach den vor den Fenſtern oder in den Zimmern ſtehenden Blumen, und ſaugen ihren Saft aus. Oft ſieht man fie im Herbſt nach den Gewächshäuſern fliegen, und in kühlen Nächten darin übernachten, am Morgen wegfliegen und Abends wieder kommen. Sehr artig iſt es auch, zu ſehen, wie die Colibris nach den in der Luft tanzenden Mücken fliegen, und dieſe mitten im ſchnellſten Fluge erhaſchen. Im September zieht der nordamerikaniſche Colibri nach Süden und ſoll in Florida überwintern Nahrung. Dieſe beſteht, wie ſchon iſt angegeben worden, in Honigfaft der Blumen, aber auch in Fliegen, Mücken, kleinen Käferchen und andern fliegenden Inſektchen, deren Reſte man in ihrem Magen findet. Vielleicht liebt es darum die langröhrigen Blumen fo vorzüglich, weil in denſelben oft kleine Inſekten verborgen find, welche das ſcharfe Auge des Vogels entdeckt, und dieſe mit dem Schnäbelchen herausholt. Fortpflanzung. Gleich nach der Ankunft in der erſten Woche des Mai wird das Neſt gebaut. Dieſes ſitzt auf einem horizontalen Aſt, nicht zwiſchen den Zweigen, ſondern auf dem Körver des Aſtes ſelbſt, zuweilen ganz frei, zuweilen am Stamme anſtehend, oder auf einem ſtarken Seitenaſt. In den Wäldern findet man es auf jungen weißen Eichen, in Obſtgärten und Gärten vorzüglich auf Birnbäumen. Selten ſteht es höher als 10 Fuß von der Erde. Es iſt gewöhnlich 1 Zoll breit und eben fo tief. Die auswendige Seite des Neftes beſteht aus kleinen Stückchen einer blaugrünen Flechte, welche an alten Bäumen und in Spalten wächst; es iſt dicht gefilzt, und, wie Wilſon angibt, mit dem kleberigen Speichel des Vögelchens überzogen. Inwendig iſi es mit den feinen Flügeln gewiſſer fliegender Samen, oder mit der wolligen Subſtanz des größern Wollkrautes, oder den Stielchen des gemeinen Farrenkrautes dicht bedeckt. Die Baſis des Neftes iſt immer um den Stamm herum befeſtigt, und das Vögelchen wählt dazu die Stelle, wo eine natürliche Unebenheit ſich findet, damit es feſter ſitze. Die zwei Eierchen find verhältnißmäßig ziemlich groß und an beiden Enden gleich dick. Nähert ſich Jemand dem Neſt, fo ſchwärmt der Eigen- thümer ſummend ihm um den Kopf bis auf einige Zoll, und greift man nach den Jungen, ſo ſetzt ſich das Weibchen nur einige Fuß weit vom Neſte wieder nieder, und ſtößt nach dem Feinde. Ganz beſtimmt kann die Brütezeit nicht angegeben werden; ſie dauert aber kaum über 13 Tage. Die Jungen ſollen ihre Schnäbelchen in diejenigen ihrer Eltern ſtecken, und daraus den Honig ſaugen, den ihnen dieſe bringen. Ob ſie auch ſchon Inſekten bekommen, weiß man nicht. Taf. 80. Langsdorfiſcher Colibri. Trochilus Langs dorfii. Oiseau mouche Langsdorf. Pl. col. 66. F. 1. Der Schwanz ift fehr lang und gabelförmig, alle Federn endigen ſehr dünne und ſpitzig; die äußerſte auf jeder Seite ift 2½ Zoll lang, die zweite 2 Zoll, die dritte 1 Zoll, die vierte 4 Linien, und die beiden mittelſten nur 2 Linien. Die drei äußern ſind grauweißlich, die mittlern blau violet. Der Vorderhals iſt ſchön ſmaragdgrün, über die Bruſt läuft ein morgen— rothes Halsband, unter demſelben iſt der Oberbauch ſchwarz violet, der übrige Unterleib rein weiß; Flügel violet. Der Kopf und der obere Theil des Körpers iſt grünbraunlichgolden, auf dem Bürzel eine weiße Binde. Schnabel und Füße ſchwarz. Das Weibchen iſt unbekannt. Länge bis zum Schwanzende 5 Zoll. Vaterland. Braſilien, wo es ſelten iſt. Taf. 81. Stahlglaͤnzender Colibri. Trochilus chalybeus. Oiseau mouches chalybe. pl. col. 66 F. 2. An den Seiten des Halſes ſtehen zwei aufgerichtete Federbüſche von dunkelgrünem Goldglanz, mit einem weißen Punkt an der Spitze jeder Feder; Stirn und Backen glänzend grün; bei Alten ſtehen auf der Stirne einige kleine vorwärtsſtehende Federn und bilden einen kleinen Buſch; Kehle, Hinterhals, Rücken und Seiten des Unterleibs goldgrün, ins Bronzenfarbe ſpielend; Seiten des Halſes und Vordertheil desſelben je nach dem Alter blau und ſchwarz gefleckt, oder braun, weiß und ſchwarz gemiſcht. Vom Schnabelwinkel läuft eine ſchmale ſchwarze Linie nach der Ohrgegend; über die Schwanzwurzel läuft eine weißgelbe Binde. Flügel violet; Schwanz abgerundet und braunroth. Weibchen unbekannt. Länge 3 Zoll 4 Linien. Vaterland. Braſilien. Taf. 81. Praͤchtiger Colibri. Trochilus magnificus. Oiseau mouches magnifique. pl. col. 299 f. 2. Auf der Stirne einen Federbuſch von ſpitzigen langen orangerothen Federn; an jeder Seite des Halſes ein aufſtehender Kragen von weißen, grüngolden geſaumten Federn; Kopf, Mantel und Vorderhals ſmaragdgrün golden; auf der Bruſt ein kleiner weißer Fleck, dieſe und der Unterleib goldgrün, doch weniger glänzend als Hals und Rücken; die Deckfedern der Flügel grün mit orangenſchimmernden Säumen; Schwungfedern dunkelgrün, unten braun; die untern Deckfedern des Schwanzes grün, roſtfarb geſaumt, an der Schwanzwurzel oben ein weißes Band; Schwanz zimmetfarb; Schnabel ebenſo. Länge 2 Zoll 8 Linien. Vaterland. Braſilien. 209 Taf. 81. Kleinſter Colibri. Trochilus minimus. Le plus petit des oiseauw moucſies. pl. col. 376 F. 1. Unten graulich, oben goldgrünlich; die äußern Schwanzfedern mit weißem Saum. Länge 16 Linien; Gewicht 20 Gran. Der kleinſte bekannte Vogel, etwas größer als eine Schmeisfliege. Das Neſt hat die Größe einer halben Wallnußſchale; die Eierchen ſind kleiner als eine Zuckererbſe. In Braſilien häufig. Taf. 80. Geſchilderter Colibri. Trochilus scutatus. Oiseau mouche ecussonne. Geſicht und Kehle ſmaragdgrün, ins Blauliche ſchillernd; über den Kopf läuft eine ſammetſchwarze Binde von einem Auge zum andern; zu beiden Seiten des Halſes läuft eine Palatine von langen, bauſchigen Federn gegen Bruſt und Bauch, welche, ſo wie der letztere, glänzend Königsblau ſind; auf jeder Seite der Bruſt ſteht ein hell iſabellfarber Fleck; alle obern Theile ſind goldgrün; Flügel braun, ins Violete ſpielend; Schwanz metalliſch grün, ſehr glänzend; die Steißgegend rein weiß. Länge 3½ Zoll. Vaterland. Braſilien. Es würde zu weit führen, alle die Arten der Fliegenvögel anzugeben; unter ihnen iſt der Rubin-Colibri, Troch, moschitus. pl. enl. 227. f. 2. Braun, mit rubinrothem Federbuſch, und glühend goldener, bald mehr ins Gelbe, bald ins Grüne, je nach dem Reflex ſpielender Kehle und roſtgelbem Schwanze, in Braſilien, eine der gemeinſten aber ſchönſten Arten. Ferner der ametiſtblaue Colibri, T. ametystinus, mit rothem Schnabel, ſehr klein, aus Braſilien. Der geſchmückte Colibri, T. ornatus, mit roſtrothem Stirnbuſch und rothem goldgrün beendigtem Halskragen, aus Braſilien, und viele andere. Ganz neue Arten ſind von Temmink und Leſſon beſchrieben und abgebildet worden, nämlich: T. Delalandii. pl. col. 18 f. 1 2. T. bilophus. Wied. ib. f. 3. T. enicurus. pl. col. 66 f. 3. T. petasophorus. Wied. col. 203 f. 3. T. albicollis. ib. f. 2. T. squamosus. ib. f. 1. T. mesoleucos. col. 347 f. 4. 2. T. superbus. col. 299 f. 1. T. sephanoides, Zool. de la cod. pl. 31. T. amazilia, ib, f. 3. T. Cora. ib. f. 4. T. Sapho. Less. Die letzten aus Chili und Peru. Siebente Ordnung. Eis voͤg el. Alciones. Alcions. Sthnabel mittelmäßig oder lang, ſpitzig, faſt viereckig, ſchwach gebogen oder gerade. Fuͤße mit kurzen Laͤufen; die drei vordern Zehen verbunden; eine Zehe nach hinten. Die Vögel dieſer Ordnung haben mit denen der folgenden, nämlich der Schwalben, einiges gemein; ſie fliegen mit ungemeiner Schnelligkeit und ihre Bewegungen ſind ſtürmiſch. Ihrer kurzen Füße wegen können ſie weder klettern noch gehen; ſie bemächtigen ſich ihrer Beute nur im Fluge; fliegen meiſt über die Waſſerflächen; ſetzen ſich ſelten lange, und am ſeltenſten auf den Boden. Sie niſten in Erdlöchern an den Ufern der Gewäſſer. Sie mauſern nur einmal, und Größe und Farbe des Gefieders bei beiden Geſchlechtern zeigt wenig Verſchiedenheit; auch die Jungen ſind wenig von den Alten verſchieden. Die 105 gehen in einander über, und ſind wenig deutlich zu unterſcheiden. Sie nähren ſich entweder von Fiſchen oder von Inſekten. 1* Gatt. Bienenfreſſer. Mero ps. Guepier. Schnabel mittelmaͤßig lang, ſchneidend, ſpitzig, leicht gebogen, Firſte erhaben, keine Ausſchweifung. Naſen— loͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, offen, unter vorwaͤrts gerichteten Haaren verborgen. Fuͤße mit ſehr kurzen Laͤufen; von den drei vordern Zehen iſt die aͤußere bis zum zweiten Gelenk mit der mittlern, und die innere bis zum erſten Gelenk verbunden; die hintere Zehe iſt an der Wurzel breit. Fluͤgel ziemlich kurz, die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite die laͤngſte. Mehrere ausländiſche Arten haben ganz nackte Nafenlöcher, und die erſte Schwungfeder iſt von mittlerer Länge; die zweite weniger lang als die dritte, welche die längſte iſt. Dieſe Vögel leben von Bienen und Weſpen, welche ſie im Fluge fangen; ſie bauen ihr Reſt in Erdhaufen oder in Löcher an den ſteilen Ufern der Flüße; ſie graben ſich ſolche Löcher von bedeutender Tiefe, und bedienen ſich dazu des Schnabels und der Füße; den Grund des Neſtes, wo die Eier liegen, belegen fie mit etwas Moos oder ähnlichen Materien. Die Vögel dieſer Gattung finden ſich nur in den wärmern Gegenden der alten Welt; eine einzige Art iſt in Europa bekannt. Man weiß noch nicht mit Gewißheit, ob die Mauſer einfach oder doppelt iſt, es iſt aber wahrſcheinlicher, ſie ſey einfach, und die Farben 1 nicht. Die Farben ſind bei beiden Geſchlechtern dieſelben, nur beim Weibchen weniger rein, und eben ſo bei den Jungen. Taf. 82. Der europaͤiſche Bienenfreſſer. Merops apiaster. Guepier vulgaire. Synonimen. Merops chrysocephalus. Lath. Merops Schaeghaga. Forsk. fauna arab. Common bee eater et Yellow. throated Beer eater. Lath. Stirne weiß, grünlich überlaufen; Hinterhaupt, Nacken und Oberrücken kaſtanienbraun, der übrige Theil des Rückens roſtgelb; Deckfedern der Flügel kaſtanienbraun; Schwungfedern an der innern Fahne ſchwärzlich, an der äußern meergrün. 53 210 Schwanz: die mittleren Schwanzfedern ſchmal und dreiviertel Zolle vorragend, graugrün wie die andern. Kehle ſchön gelb; mit einer ſchwarzen Linie, welche am Schnabel anfängt und unter den Augen durchläuft, dann quer über den Hals geht, dreieckig eingefaßt und ſcharf vom übrigen Halſe getrennt; alle übrigen untern Theile meergrün; Aftergegend weißlich. Länge 11 Zoll. Vaterland und Aufenthalt. Die wärmern Gegenden von Europa, Italien, Spanien, im ſüdlichen Frankreich und der Türkei, auch auf den Inſeln des griechiſchen Archipels, ſelten in der Schweiz und im wärmern Deutſchland, niemals im Norden. Er wandert im Herbſt nach Egypten; auch am Cap kommt er vor. Eigenſchaften. Die Flügel find lang, ſpitzig und ſchwalbenartig; die Geſtalt iſt ſehr ſchlank. Der Flug iſt leicht, ſchön, ſchnell, anhaltend, und in kleinen Strecken ſchwebend. Sie halten ſich faſt immer in der Rähe der Flüſſe und Gewäſſer auf, und fangen da im Fluge die Waſſerinſekten weg, aber ſie ſetzen ſich auch in die Gebüſche, um dort die Bienen und Welpen, welche nach dem Honigſafte der Blüthen fliegen, zu erhaſchen. Sehr ſelten ſetzen fie ſich auf die Erde, und ihr Gang iſt ſehr ungeſchickt, auch das Auffliegen der langen Flügel wegen ſchwer. Sie ſind ſcheu und vorſichtig. Zur Brütezeit leben fie paarweiſe; bei ihren Wanderungen ſchlagen fie ſich in zahlreiche Schaaren. In der Provence kommen fie im April in großen Schaaren an, beim Wegziehen erſcheinen ſie in kleinern. Zuweilen verirren ſie ſich auch nach der Schweiz und nach Deutſchland, vorzüglich geſchieht dieß im Frühjahr, ſie halten ſich aber nicht lange auf und beſuchen die Bienenſtöcke. Das nördlichſte Land, wo ſie brüten, ſcheint Wallis zu ſeyn, wo man ſie an den Ufern der Rhone bemerkt haben ſoll, und Junge fand. Sie ſchreien im Fluge ſtark und nicht angenehm, ſollen auch dazwiſchen oft mit dem Schnabel knacken, und grülgrü, rürürül rufen. Ob man ſie aufziehen und zähmen könne, iſt unbekannt, auf jeden Fall muß dieß ſehr ſchwer geſchehen können. Ihre Sitten ſind überhaupt noch nicht näher bekannt. Nahrung. Dieſe beſteht in fliegenden Inſekten, und unter dieſen ſoll er Bienen, Weſpen, Horniſſen und Hummeln freſſen, wie er ſich dabei gegen die Stachel ſchütze, iſt unbekannt. Man hat ihn, namentlich auch in der Schweiz, mehrmal an Bienenſtöcken hängend gefunden, wo er Bienen fing. Man hat geglaubt, daß er die ſtechenden Inſekten nur ſitzend verzehre, und den Stachel nicht mit verfchlude, da es ihm leicht ſeyn müſſe mit den ſchneidenden Rändern des Schnabels den Stachel zu entfernen, allein man hat die Bienen und Weſpen ganz im Magen gefunden, und er haſcht ſie gleich andern Inſekten im Fluge weg; der Stich ſcheint ihm nichts zu ſchaden. Eben ſo gewiß iſt es aber auch, daß er noch viele andere Inſekten genießt, und beſonders Libellen und andere Waſſerinſekten; auch nach den Cicaden ſoll er ſehr lüſtern ſeyn. Fortpflanzung. An den ſandigen Ufern und in den Sandhaufen der Dänen legt er ſein Neſt an. Er kratzt ſich hierzu tiefe horizontale Höhlen in den Sand ein, Roup fagt bis auf 6 Fuß tief; die Höhlung iſt nicht ſehr weit und fo, daß der Vogel kaum bequem ein- und ausſchlüpfen kann. Der hintere Theil der Höhle iſt weiter und etwas gewölbt, und die fünf bis ſieben Eier liegen auf den Köpfen, Beinen und Flügeln von Waſſerinſekten, Köcherjungfern, Libellen und andern, welche dem Vogel zur Nahrung dienen, oft auch iſt etwas Moss mit beigelegt. Sie find faſt kugelrund, nicht groß und rein glänzend weiß. Wie lange die Brütezeit dauert, iſt unbekannt. Der Schaden, den der Bienenfreſſer an den Bienen anrichtet, kann nicht wohl in Betrachtung kommen, aber auch der unmittelbare Nutzen für den Menſchen iſt nicht groß. Die Jagd iſt nicht ſchwer, aber nur ein guter Flugſchütze kann ihn im Fluge ſchießen, in der Nähe von Bienenſtöcken gelingt es am beſten, ſeiner habhaft zu werden. Taf. 82. Buͤllockiſcher Bienenfreſſer. Merops Bullockii. Guepier Bullocſt ou & gorge rouge. Scheitel, Rücken, Deckfedern der Flügel, Schwungfedern matt grün, ins Olivengrüne übergehend, die mittlern Schwung» federn mit ſchwarzer Endſpitze, wodurch auf dem Flügel ein ſchwarzer Fleck entſteht; Hinterhals roſtroth; ein Streif von der Schnabelgegend kommend, Backen und Augengegend ſchwarz; Kehle feuerroth; Bruſt und Bauch roſtgelb mit etwas grünlichem Anflug; Schenkelfedern, Unterbauch und untere Deckfedern des Schwanzes ſchön azurblau; die beiden mittlern und die äußerſte Schwanzfeder grün, die übrigen roſtfarb mit grüner Spitze; alle vollkommen gleich lang. Länge 8½ Zoll. Vaterland. Afrika am Senegal. Taf. 82. Kragen-Bienenfreſſer. Merops amictus. Guepier a fraise. Temm. pl. col. 310. Schnabel dick, gebogen, mit einer ſtark gefurchten Firſte; Schwanzfedern gleich lang; die Federn am Halſe bilden einen ponceaurothen Halskragen; der Scheitel iſt purpurviolet; die Federn um den Schenkel hellgrün; obere Theile grasgrün, untere hellgrün; Schwanz unten gelb, mit ſchwarzer Spitze. Länge 11 Zoll. Vaterland. Sumatra. Zu dieſer Gattung gehören: Merops viridis. enl. 740; Aſrika und Aſien. M. Savignii; Afrika. M. badius. enl, 314; Afrika. M. nubicus. enl, 649; Afrika. M. bicolor; Afrika. M. tenuipennis, Vaill. pl. 4; Afrika. M. alb i- collis. Vaill. pl. 9; Afrika. M. ruficapillus, Vaill. pl. 19; Afrika. M. philippinus, enl. 57, Vaill, pl. 14; Aſien. M. ruficollis. Vaill. pl. 16; Afrika. M. variegatus. Vaill, pl. 7; Afrika. M. erychropterus, enl. 318; Afrika. M. Leschenaultii. Vaill. 18; Java und Ceylon. M. tawa. Vaill. pl. 8, mit gegabeltem Schwanz; Afrika. M. ja va— ni cus. Horsf.; Java. M. urica, Horsf.; Java. Linn, trans. T. XIII. M. melanurus. Horsf. Linn. trans. T. XV, Neu: Holland. R 2 Gatt. Eisvogel. Alce do. Martin-Pecheur. Schnabel lang, gerade, viereckig, ſpitzig, ſchneidend, ſelten etwas platt. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, ſchief eingebohrt, faſt ganz mit einer nackten Haut bedeckt; Fuͤße kurz, uͤber den Knieen nackt; drei 211 Zehen nach vorn, die aͤußern mit der mittlern bis zum zweiten Gelenk verbunden, und dieſe mit der innern bis zum erſten Gelenk; Hinterzehe mit breiter Wurzel und kuͤrzeſter Klaue; Fluͤgel, die erſte und zweite Schwungfeder kuͤrzer als die dritte, welche die laͤngſte iſt. Die Eisvögel, von welchen Europa nur eine Art beſitzt, find über die ganze Erde verbreitet. Sie nähren ſich hauptſächlich von Fiſchen, genießen aber auch mehrere Waſſerinſekten, Würmer und Schnecken. Die unverdaulichen Theile, Gräthe u. ſ. w. ſpeien fie, wie die Raubvögel, wieder aus. Sie find mißtrauiſch, wild, und nicht zu zähmen; ihr Flug iſt reißend ſchnell, dagegen können ſie weder gehen noch klettern; man ſieht ſie oft auf vorſtehenden Steinen oder Zweigen am Waſſer oder über demſelben ſitzen, um auf ihre Beute zu lauern, auf welche ſie dann ſchnell herunterſtürzen. Sie niſten in Erdlöchern an den ſteilen Ufern der Flüſſe. Sie mauſern nur einmal des Jahres. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich bei einigen Arten; doch iſt der Unterſchied nicht ſehr groß, und die Jungen gleichen den Männchen. Man erkennt die Geſchlechter aber immer an der Farbe der Füße und des Schnabels. 2 Alle Arten haben einen großen Kopf und einen ſtarken Körper, welches ihnen ein plumpes Anſehen giebt; die Farben des obern Theils ihres Körpers find meiſt ſehr lebhaft, und die Hauptfarbe iſt faſt bei allen blau, in verſchiedenen Abſtufungen bis zum Grünen, und eben ſo findet man bei den meiſten Arten Roſtroth an den untern Theilen. Einige Arten haben auf dem Kopf einen aufrichtbaren Federbuſch. Das Geſchrei aller iſt einfach, und der Geſang fehlt allen Arten. Taf. 83. Der europaͤiſche Eisvogel. Alcedo ispida. Martin-pecheur d Europe. Der Kopf grün oder grüngrau, jede Feder mit einem grünblauen Svitzenfleck, Mitte des Rückens und Deckfedern des Schwanzes azurblau; Seiten der Bruſt und des Rückens blaugrün; auf den Deckfedern der Flügel mit azurblauen Spitzen— flecken, wie am Kopf; durch die Augen bis zum Ohr geht ein breiter roſtrother Streif, und an den Seiten des Halſes lauft ein weißer herab; neben dieſem aber wieder ein graublauer, der vom Unterſchnabel herkommt; die Kehle weiß, gelblich über⸗ laufen, ganzer Unterleib roſtrothbraun. Schwanz blau, ſehr kurz; Schwungfedern ſchwarz, die äußere Fahne blaugrau. Schnabel braun, an der Wurzel roth; Füße im Winter roth, im Sommer röthlich. Länge 6½ Zoll. Vaterland und Aufenthalt. Ganz Europa, den höhern Norden ausgenommen, allenthalben an Bächen, Flüſſen und Seen, aber nirgends häufig, immer nur einzeln oder paarweiſe. Er verändert ſeinen Aufenthalt oft, ſucht immer fiſchreiche Gewäſſer mit hohen Ufern auf, und zieht die einſamen Orte den bewohnten vor. Er ſoll auch in Afrika, in Egypten, und in Aſien bis China vorkommen. Er wandert nicht, ſondern zieht ſich im Winter nur nach offenen Gewäſſern. Eigenſchaften. Der Eisvogel iſt ſcheu, wild, ſtürmiſch; fein Flug iſt pfeilſchnell, aber der kurzen Flügel und des plumpen Körpers wegen beſchwerlich, und nie lang anhaltend oder weit gehend. Er ſetzt fich bald wieder, und bleibt oft ſtundenlang auf einem Pfahl oder Schiff, oder Steine, oder einem über das Waſſer ragenden Zweig ſitzen, iſt aber dabei ſehr vorſichtig, und liebt entweder offene oder ſehr mit Gebüſchen verdeckte Orte, wo man ſich ihm nicht leicht annähern kann. Im Fliegen läßt er ſeine gellende Stimme, ſih, ſih, ſih, hören; oft ſtößt er mehrere dieſer Töne ſchnell auf einander aus. Jedes Paar hat ſeinen Bezirk, indem es kein anderer leidet, und außer der Paarungszeit behauptet jeder einzelne ſein Gebiet. Kommt ein anderer, ſo giebt es gleich Streit, und ſie beißen ſich ſo lange bis einer weicht. Zur Paarungszeit ſtößt das Männchen einen ſtarken, pfeifenden Ton aus, worauf das Weibchen herbeikommt, dann vom Männchen verfolgt und geneckt wird, ſo daß ſie ſich oft ganze Tage herumjagen, und ſelbſt weit vom Waſſer abkommen, ſich dann auch wohl auf Feldbäume ſetzen. Auch jung eingefangen laſſen ſie ſich ſehr ſchwer oder gar nicht zähmen, und gewähren daher auch wenig Vergnügen. Nahrung. Dieſe beſteht faſt immer aus Fiſchen, beſonders Grundeln und andern kleinen Fiſchen. Man findet ihn daher nicht an fiſchleeren Gewäſſern. Um die Fiſche zu erhaſchen, ſitzt er an den genannten Orten ganz ſtille, und giebt acht, wenn ein Fiſchchen ſich in ſeichtem Waſſer bewegt, dann ſtürzt er pfeilſchnell hinunter, und ergreift es mit ſeinem ſtarken Schnabel. Er verſchluckt ſie nun ſo, daß ſie immer mit dem Kopfe nach dem Magen kommen, wie dieß alle fiſchfreſſenden Vögel thun, damit die Floſſen das Hinuntergleiten nicht hindern. Oft hält er auch flatternd über dem Waſſer, und ſtürzt dann hinab. Nicht ſelten ſtößt er auch fehl. Zur Noth ſoll er auch ſchwimmen können, lange kann dieß aber nicht geſchehen, und oft mag er wohl einige Tage hungern müſſen, beſonders bei trübem Waſſer; daher ändert er auch ſeinen Aufenthalt ſo oft, um immer Nahrung zu erhalten. Fortpflanzung. Das Reſt des Eisvogels wird immer an verpendieularen und ganz ſteilen Flußufern oder fiſchreichen Bächen angelegt, und er ſcharrt ſich dazu, wie die Bienenfreſſer und die Uferſchwalbe, ein horizontales Loch aus, wobei ihm ſein ſtarker Schnabel ſehr zu ſtatten kommt. Es muß ihm aber ſehr ſauer werden, einen zwei bis drei Fuß tieſen Gang und hinten eine gehörige Erweiterung ſich auszugraben, und die Erde bei Seite zu ſchaffen. Es iſt ſchwer zu begreifen, wie dieſes bei den kurzen Füßen veranſtaltet werden könne. Das Loch iſt gewöhnlich fo angebracht, daß er von Menſchen und Thieren wenig zu befürchten hat, denn wenn man es auch noch entdeckt, fo iſt oft ſehr ſchwer zuzukommen. Ich ſelbſt entdecktr mehrere Nefter am Ufer der Limmat, konnte aber nur einmal zu den Eiern gelangen, da das Loch ſonſt immer an der perpen— dicularen Wand über dem reißenden Strome ſtand, wo man obne Gefahr nicht zukommen konnte. Das Reſt ſelbſt iſt im hinterſten und weiteſten Theil der Höhle, und die Eier liegen auf ausgebrochenen Fiſchgräthen. Man weißt kein anderes Beifpiel, daß ein Vogel die Unterlage zu ſeinen Eiern ausbricht, und es muß ſehr auffallen, warum er eine ſolche harte und keine Wärme gebende Materie dazu auswählt. Ob nur die europäiſche Art dieſe Gewohnheit an ſich hat, oder auch andere, das iſt uns unbekannt; aber daß auch die ausländiſchen Arten in Erdlöchern niften, iſt gewiß. Vom nordamerikaniſchen Eisvogel (Alcedo torquata) behauptet Wilſon, er lege feine Eier auf Grashalmen. Zum Aushauen und Ausſcharren feines Loches ſoll der Eisvogel zwei Wochen nöthig haben. Nicht immer geht es gerade hinein, weil Steine im Weg liegen; find die Hinderniſſe zu groß, ſo macht er ein anderes Loch. Ein ſolches dient ihm aber dann auch mehrere Jahre. Ob nur einer der Gatten am Loch arbeitet, oder beide, iſt unbekannt. Die Zahl der Gräthen, die als Unterlage dienen, vermehrt ſich alle Jahre. Aus dem Loche verbreitet ſich ein ſtarker Fiſchgeruch, daher darf man nur hineinriechen, um zu wiſſen, ob ein ſolches Loch bewohnt ſey. Die Neſthöhle iſt oben ganz platt, rundlich und backofenförmig, 3 bis 4 Zoll hoch. Die ſechs bis ſieben Eier ſind rundlich, vom glänzendſten und reinſten Weiß, was man ſich denken kann, wie mit Firniß überzogen. Die Schale iſt ſehr zart und der Dotter ſcheint durch, daher ſehen ſie etwas röthlich aus, und ſind ziemlich groß, 9 bis 10 Linien lang und 8 bis 9 Linien breit. Das Weibchen brütet ungemein treu, und verläßt das Neſt nicht leicht, ſelbſt wenn man am Loche 212 erweitert. Die Brütezeit iſt Ende April, Mai oder Juni. Die Jungen werden vorzüglich mit Waſſerinſekten, beſonders Libellen gefüttert. Feinde ſcheint der Eisvogel keine beſondern zu haben; den Raubbögeln iſt er zu geſchwind, wenn ſie ihn nicht ſitzend überraſchen, und ihre Bruſt iſt durch die Lage des Reſtes meiſt geſichert. Man ſollte daher, bei der Menge der Eier, die fie legen, glauben, ſie ſeyen häufiger als ſie in der That ſind. Jagd. Sie ſind ſchwer zu ſchießen; doch kann man ſie hinterſchleichen, beſonders wenn man ihre Lieblingsſitze kennt. Von ihrem Nutzen und Schaden läßt ſich nichts ſagen, beide ſind für uns unbedeutend. Das Fleiſch ſoll angenehm ſchmecken, und nicht nach Fiſchen riechen. Taf. 83. Allfarbiger Eisvogel. Alcedo omnicolor. Hein. Martin-pecheur omnicolore. pl. col. 135. Rücken, Schultern und Unterleib azurblau; die kleinen Deckfedern der Flügel ſchwarz, die großen mit azurblauem Rande; Schwung- und Schwanzfedern ultramarinblau, die innere Fahne der erſten dagegen weiß, die Spitze aller ſchwarz; Kehle und ein breites Halsband dunkel kaſtanienbraun; der Kopf und Nacken ſammetſchwarz, am Hinterhals braun azurblau gemiſcht. Schnabel und Beine corallenroth; Augen roth. Länge 8 Zoll 9 Linien. Vaterland. Java. Taf. 83. Der dreizehige Eisvogel. Alcedo Ceyx. Alcedo tridactyla. Linn. Alcon Ceye. Kopf, Rücken und Schwanz roſtgelb, ganz in Lila ſchillernd, welches dadurch entſteht, daß jede Feder am Ende einen blauen Rand hat; alle untern Theile ſind weiß; der Schnabel ſchwach carminroth; die Füße röthlich; nur mit drei Zehen. Länge 4 Zoll. Vaterland. Sürinam? Da dieſer Eisvogel nur drei Zehen hat, ſo iſt er von den Eisvögeln getrennt, und zu einer eigenen Gattung, Ceyx, gemacht worden; allein man hätte eben fo gut den dreizehigen Specht von den Spechten, und den dreizehigen Jakamar von den andern trennen können; dieſer Charakter allein kann wohl kein Gattungscharakter ſeyn. Man kennt noch zwei Eisvögel, welche nur drei Zehen haben, nämlich der azurblaue Eisvogel, Alcedo azurea, Lath; aus Neu-Guinea, und der Meninting, Alcedo meninting, Horsf. pl. col. 239.; in Sumatra, Java, Bengalen und Neu-Guinea. Die übrigen Eisvögel find zahlreich. Wir nennen nur einige: Alcedo madagascariensis, pl. enl. 778.; Madagascar. A. purpurea. pl. enl. 778. f. 2.; Oſtindien. A smyrnensis, pl. enl. 232. et 594.; Aſien. A. cancrophaga. enl. 334.; Afrika. A. capensis. pl. enl, 590.; Cap. A. chlorocephaga. pl. enl, 783.; Moluden. A. atricapilla. enl, 676.; China. A. leucocephala, pl. enl, 757.? A. cayennensis; Cayenne. A. bicolor. pl. enl, 592.; Cayenne. A. ame- ricana, pl. enl. 591.; Cayenne. A. Dea. pl. enl. 146.; Ternata. A. maxima. enl. 679.; Afrika. A. torquata, pl, enl, 984; Nordamerika. A. alcyon. pl. enl. 593. et 715.; Südamerika. A. rudis. enl. 62.; Aſien, Südeuropa und Afrika. A. cristata. enl. 756.; Philippinen. A. biru. Temm. pl. col. 239. f. 4.; Java, Sumatra. A. diops. pl. col. 272.; Ambiona, Timor, Celebes. A. melanorhyncha, pl. co 394.; Celebes. A. vagans. Linnean trans. T. White, voyage. at Saft. Saͤgeneis vogel. Syma Tess. Syme. Schnabel lang, an der Wurzel breit, an den Seiten zuſammengedruͤckt und duͤnne; an der obern Lade gegen die Spitze mit leicht aufwaͤrts gebogener Firſte; die Spitze ſehr duͤnne, laͤnger als die untere Kinnlade; die untere Kinnlade gekielt, und unten convex; an der Spitze ſehr ſcharf und in eine Rinne der Oberlade einſchlagend; Raͤnder beider Schnabelladen zwei Drittheile ihrer Laͤnge vorn mit ſtarken, zahlreichen, nach hinten und vorn gerichteten Zaͤhnchen ſaͤgenfoͤrmig beſetzt; unterer Theil des Augenkreiſes nackt; dritte und vierte Schwungfeder gleich lang, lang, die erſte kurz; Laͤufe mittelmaͤßig, die drei vordern Zehen verbunden; die aͤußere kuͤrzer; Fluͤgel kurz; Schwanz mittelmaͤßig, mit ungleichen Federn, naͤmlich 10 lange und zwei aͤußere ſehr kurze. Rur eine Art aus Neu-Guinea. Taf. 83. Der Torotoro. Syma Torotoro. Less. Alcedo ruficeps. Cub. Syme torotoro. Zoolog. de la coq. pl. 31 bis F. 2. Kopf, Schnabel, Füße und Bauch lebhaft gelbroth, oben lebhafter als unten; an der Seite des Halſes zwei ſchwarze Flecken; Mantel blauſchwarz; Schwanz azurblau; Augenkreis ſchwarz. Länge 6 Zoll. Vaterland. Neu-Guinea. Er bewohnt die Ufer des Meeres und die Dänen, und ſtreift über die Meeresfläche hinfliegend das Waſſer, um kleine Fiſche zu fangen. Sein ſägeförmig gezähnelter Schnabel dient zur Feſthaltung derſelben. Auch über die Fläche der ins Meer ſtürzenden Flüſſe ſtreift er. Die Papus nennen ihn Torotoro, wahrſcheinlich ſeines Geſchreies wegen. 213 Ate Gatt. Plattſchnabeleis vogel. Todiramphus. Less. Todiramphe., Schnabel gerade, untere Lade nur wenig aufgeblafen, der Schnabel ſehr niedrig, breiter als hoch, ohne Firſte, Schnabelladen gleich lang, am Ende ſtumpf und platt, die Raͤnder der Laden ganz glatt; Naſenloͤcher an der Wurzel, ſie beſtehen in einer ſchiefen, wenig ſichtbaren Spalte, von den Federn der Stirne begraͤnzt; Fluͤgel kurz, abgerundet; erſte Schwungfeder kurz, die vierte die laͤngſte; Schwanz lang, mit gleich langen Federn, 12 an der Zahl; Laͤufe verlaͤngert, von mittelmaͤßiger Laͤnge, netzfoͤrmig bedeckt. Die Vögel dieſer Gattung leben auf den Inſeln der Südſee, und gleichen ſich ſehr. Sie bewohnen die Wälder, und ſitzen vorzüglich auf die Cocospalmen. Sie nähren ſich nur von Inſekten, welche ſie fangen, wenn ſie auf die Blüthen der Palmen ſich ſetzen. Die Bewohner der Freundſchaftsinſeln nennen fie o Tatarés. Sie wurden nebſt den weißen Reihern vormals von dieſen Völkern verehrt, und es war unter ſchwerer Strafe verbothen, ſie zu tödten. Taf. 84. Heiliger Plattſchnabeleisvogel. Todiramphus sacer. Todiramphe sacre. Alcedo tuta et sacra. Gmel. Linn. Sacred kingsfisher. Lath. Schnabel ſchwarz, an der Wurzel der untern Kinnlade weiß; Scheitel grünbräunlich, diefe Farbe iſt durch einen breiten weißen Streif, der an der Stirn entſteht, über die Augen wegläuft und ſich gegen den Hinterkopf begiebt, eingeſaßt; vom Auge geht ein breiter ſchwarzer Streif ab, wird dann grünlich, endlich braun, und bildet um den weißen Kreis einen zweiten; Die Kehle, die Bruſt und die obern Theile des Halſes ſind rein weiß; ein ſehr breites halbes, weißlichtes, leicht braun gewölktes und ſchwach kaſtanienbraun überlaufenes Halsband nimmt den obern Theil des Mantels ein, und iſt ſchwarz geſaumt; der Rücken, die Deckfedern der Flügel, der Bürzel, die Oberſeite des Schwanzes und die Flügel find einförmig grünblau; Schwungfedern braun, an der äußern Fahne blau; die mittlern Schwanzfedern haben eine braune Spitze, und auch der untere Theil des Schwanzes iſt braun; Läufe ſchwarz; die Flügel reichen bis zu einem Drittheil des Schwanzes. Länge 8½ Zoll, wovon der Schwanz 3 Zoll. a Vaterland. Otaheiti und Borabora, wo er auf den Cocosvalmen ſehr häufig iſt. Sein Flug iſt kurz; er iſt gar nicht ſcheu und fürchtet den Menſchen wenig. Er lebt von Inſekten, welche von dem ſüßen Saft, der aus den Blumenſcheiden der Cocospalme ausſpritzt, ſich nähren. Man bemerkt, daß dieſe Art und der tahitiſche Papagei ſich immer auf den Cocospalmen aufhält, welche die Meeresküſte dieſer Inſeln in einem Kranze umgeben. Er ſoll auch in Neu-Seeland vorkommen. Taf. 84. Der göttliche Plattſchnabeleisvogel. Todiramphus divinus. Tess. Todiramphe divinise. Less. Mem. soc. d’hist. natur. de Paris Tom. III. pl. 12. Scheitel braun, an den Backen etwas weniges ins Grüne übergehend; Kehle weiß; am Schnabelwinkel entſteht ein breiter ſchwarzer Streif und ſcheidet das Braune des Kopfes vom Weißen; ein breites ſchwarzes Halsband ſteht oben an der Bruſt und verliert ſich am Rücken; alle obern Theile ſind braun; der Unterleib weiß, ins Weißgelbe übergehend; die Schwungfedern ſind braun, äußerlich leicht grün gerandet; der Schwanz oben braun, unten braungrün; die Läufe ſchwarz wie bei den Jägereisvbögeln gebildet; die ruhenden Flügel gehen nur bis zum Anfang des Schwanzes. Der Schnabel gleicht ſehr dem der Plattſchnäbel, hat aber keine Spur einer Firſte oder Bartborſten, welche man bei jenen findet; er iſt an der Wurzel weiß, an der Spitze und dem übrigen Theil ſchwarz. Länge 7 Zoll 8 Linien. i Vaterland Die Freundſchaftsinſeln. Man könnte ihn für das Weibchen des vorigen halten; allein die noch plättere Form des Schnabels ſcheint dieß zu widerlegen. Dieſer Vogel ſpielt in der alten Götterlehre dieſer Inſeln eine große Rolle. Er war der Lieblingsvogel des großen Gottes Oro, und durfte nicht getödtet werden. 5* Saft. Jaͤgereis vogel. Dacelo. Zeach. Martin-Chasseur. Schnabel ſehr dick, ſtark, an den Laden ſchneidend, an den Seiten ausgedehnt, oben condex, an der Wurzel etwas platt, ohne deutliche Firſte, an der Spitze ploͤtzlich zuſammengedruͤckt und gekrümmt, ſpitzig aus: laufend, die untere Lade breit, convex, kuͤrzer als die obere, ſpitzig. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, ſchief eindringend, halb durch eine befiederte Haut bedeckt. Fuͤße: Laͤufe kuͤrzer als die Mittelzehe, die aͤußere bis zum dritten Gelenk, die innere bis zum zweiten verbunden; Hinterzehe mit breiter Wurzel. Fluͤgel mittel— mäßig, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, und dieſe nur wenig kuͤrzer als die dritte. Das Gefieder nicht glänzend oder hart anliegend. Die Jägereisvögel bewohnen die entfernteſten Länder Indiens und Neu-Holland. Es find ſtarke Vögel, welche in ihrem Betragen und in ihrem Bau den Eisvögeln gleichen, auch früher damit verbunden waren; allein ihr Schnabelbau und ihre übrige Lebensart machen eine Trennung nöthig, und ſie bilden eine natürliche Gattung, welche ſich an die vorigen genau anſchließt. Sie leben im Dickicht feuchter Wälder und ſcheinen ſich einzig von Inſekten zu nähren. Ihr ſchwerer Körper erlaubt ihnen einen zwar ſchnellen aber nur kurzen Flug. Sie ſollen in hohlen Bäumen und nicht in Erdlöchern niſten. Die große Aufgedunſenheit des Schnabels iſt es beſonders, was dieſe Gattung, welche faſt allgemein angenommen wird, unter— ſcheidet, allein der Uebergang von den eigentlichen Eisvögeln iſt faſt unmerklich. N 54 214 Taf, 84, Großer Jaͤgereisvogel. Dacelo gigant Martin-chasseur geant. Kopf oben, und Rücken braun; Seiten und Vorderhals, Bruſt und Bauch ſind fhmui 5 mit ſchwärzlichen undeut— lichen Querbändern oder gewellt; die großen Deckfedern der Flügel und der Bürzel ſin kaun, grün überlaufen. Der Schwanz lang, rothbraun mit ſchwarzen Querbandern, gegen das Ende weißlich. Die o! innlade iſt braun, die untere gelblich, und die Füße grau. Länge 16 Zoll. Vaterland. Neu-Guinea und Neu-Holland. In letzterm Lande iſt er häufig i Bäldern von Eucalyptus am Ufer der Flüſſe; er iſt ſehr gemein am Fiſchfluſſe. Die Coloniſten in Sydney nennen ihn Yaomina jakaß, die Neu-Holländer Cuck- unda. Zu dieſer Gattung gehören: Da celo Leachii. Linn, trans. T. XV. New- Holland Kıssäsher, Lath.; in Neu-Holland. D. cyanotis, pl. col. 262; Sumatra. D. pulchella, ib. 277; Sumatra. D. concret 346; Sumatra. Taf. 84. Großſchnabeliger Jaͤgereisvogel. Dacelo macnrhinus. Martin-chasseur gros bec. Zool. de la cog. pl. 31 1. Der Scheitel iſt braun, gelbgrünlich geſtreift; zwei breite Binden von brauner Farbe un (ramaxrinfarb geſaumt kommen von den Augen und bekränzen das Hinterhaupt; die Zügel find falb; vom Mundwinkel gem zwei ſchwarze Linien ab; ein weißes Halsband umgiebt den Hals; Rücken, Bürzel und Deckfedern der Flügel find bräund), jede Feder mit falber, gelb geſaumter Spitze, ſo daß alle obern Theile olivenfarb gefleckt erſcheinen; die Schwungfrun find braun, falb geſaumt; Schwanz roſtfarb, mit glänzenden Schäften; Bruſt und Seiten weißlich, mit ſchmutzig farben Flecken und bräunlichen Streifen; der Unterleib weißlich, und die untern Deckfedern des Schwanzes roftfarb. Der Schnabel iſt 2 Zoll lang, und hat 28 Linien im Umfang an der Baſis. Bei den enlöchern iſt er ſehr breit und an der obern Kinnlade ſtark gewölbt, dieſe endet in eine ſcharfe krumme Spitze, und ift ſar az, die untere dagegen iſt weiß, beide an den Rändern ganz glatt; die Naſenlöcher find dreieckig und ſtehen nahe an den Stirndern, von welchen die vorderſten borftenartig find und ſich an die Kinnlade anlegen. Die Läufe find ſtark und braun, Die ganze Länge beträgt 9½ Zoll. Vaterland. Die Wälder von Neu-Guinea. Achte Ordnung. Schwalbenartige Voͤgel. Chelidones. Nelidons. Der Schnabel iſt ſehr kurz, ſchwach, platt, breit an der Baſis; die ober Kinnlade an der Spitze gekruͤmmt. Die Füße ſehr kurz, ſchwach, vierzehig, drei Zehen nach vorn, ine nach hinten, oder alle vier vorwärts gerichtet, ganz getrennt, oder nur mit einer ſehr kurzen Hauen der Wurzel verbunden; die Naͤgel ſehr ſcharf und ſpitzig. Die Fluͤgel ſehr lang und ſchmal. Die ſchwalbenartigen Vögel find am nächſten mit den kleinen inſektenfreſſenden Vögeln verandt, da ihre Nahrung einzig in Inſekten beſteht; fie erreichen keine beträchtliche Größe. Ihr ſchwacher Schnabel erlaubt men durchaus nicht eine andere Nahrung zu ſich zu nehmen als Inſekten. Dieſe fangen fie meiſt im Fluge; dazu dient inen ihre ungemein weite Mund— öffnung, durch welche fie leicht fliegende Thiere erhaſchen können. Schnabel und Mundſpac find auch ungemein weit und breit, und die Mundſpalte geht bis hinter die Augen. Ihre kurzen Füße erlauben ihnen e Gehen nicht; keine Art kann aber hüpfen, ſondern bloß ſtehen oder auch wohl auf erhabenen Gegegenſtänden, Bäumen uo ähnlichen Erhabenheiten, ſich einige Zeit feſthalten Allein es find eigentliche Luftvögel, welche befonders zum langen und fmellen Fluge gebaut find. Sie find über die ganze Erde bis gegen die Polarkreiſe verbreitet, aber in allen kältern Gegenden Zavögel und nur in den Troven— ländern nicht weit vom Aequator, dieß und jenſeits Standvögel. Ihr ſchneller Flug ſetz e in den Stand, ſehr große Länderſtrecken in ſehr kurzer Zeit zu durchfliegen. Im Fluge haben fie unter den Landvögeln micht ihres gleichen. Sie bilden zwei natürliche Familien, die der Tagſchwalben und die der Nachtfchwaoen. Erſte Familie. Tagſchwalben. Hirundines diurnae. Hironelles diurnes. Diefe Abtheilung begreift die ſaͤmmtlichen Arten der Tagſchwalben, welche ſich dorch ihr anliegendes Gefieder, durch ihre langen und ſchmalen Flügel, durch einen meiſt ſtark gegabelten Schwanz un ſchnellen Flug auszeichnen. Sie niſten an Felſen, Mauern, unter den Dächern der Haͤuſer, an Balken, oder 1 Loͤchern, bauen ſich Neſter aus Lehm, Erde oder kleberigen Materien, welche oft ſehr feſt find; legen ſaͤmtlich weiße oder weiße roth geduͤpfelte Eier. 1e Saft. Segler, Mauerſchwalben. Cypselus. Ig. Apus. Cw. Micropus. Meyer. Hi run d o. Linn. Martinets. Schnabel ſehr kurz, gerade, an der Spitze etwas gekruͤmmt, die untere Kiniade ſtark niedergebogen; der Rachen ſehr weit. Naſenloͤcher eirund, mit einer erhabenen Haut. Die Augen Ir groß in einer muſchelfoͤr⸗ migen Vertiefung liegend, die iſt. Die Fuͤße bis an die Zehen fäbelförmig in die Hohe gerich zehn Federn beſtehend. Sie haben einen ſehr hohen ſch Erde, auf welcher fie gar nicht fort können. Ihre fcharfen Krallen Felſenlöchern, und die inländifchen Dieſe Gattung geht unmerfl vereinigt laſſen können, allein die ſie auch hier angeführt. Taf. 85. De Svnonime. Cypselus murarius martinet. Swift. Lath. Thurmfcdm Die Kehle iſt weißgraulich des Auges dunkelbraun. Männche Bei Jungen iſt die Kehle ſchmalen weißen Saum; die unten Länge 7 Zoll 10 Linien. Aufenthalt. Dieſer Segler bei Tage iſt die Luft, welche ſie Thürmen, Mauerlöchern, und nämlich nie vor den letzten Tagen t um mehr als acht Tage verſchieden ihr Daſeyn ſogleich durch ihr fchaı überſchritten. Man ſieht ſie nie Mauern angehäckelt hängend. das Mittel ſich auf Zweigen feſtzul Eigenſchaften. Es find fi fliegen ſie bei ſchönem Wetter hoch andern Schwalben, und nur etw ſieht man fie befonders ſehr früh d die Luft ſchreiend vi, vi, vi, in Auch bei ſternhellen Nächten hört vi, Hi, verkündigt ſie die ſchönen ſich oft mehrere Tage gar nicht ihr kein Vogel gleich, wozu ihr ſcheint nicht in großer Geſellſchaß machen; da ſie aber lange vor den Nahrung. Sie lebt einzig 1, Ichlechtem tief. 215 in Schnabel hin mit einer Reihe kammfoͤrmig geftellter Borſten verſehen bei einigen alle vier Zehen nach vorn gerichtet. Die Fluͤgel ſehr lang, auf dem Schwanze ſich kreuzend. Schwanz gabelfoͤrmig und nur aus on Flug, bewegen nur ſelten die Flügel, und kommen nur durch Zufall auf die und eben ſo wenig ihrer langen Flügel und kurzen Füße wegen wieder auffliegen dagegen geſchickt, ſich an Mauern anzuhäckeln. Sie niſten in Mauer- oder n ganz weiße, längliche Eier. folgende über, mit welcher man fie, wie Linneus es that, gar wohl hätte ift bon den meiſten neuern Ornithologen angenommen worden, und darum wird ine Mauerſegler. Le Martinet de muraulle. Cypselus apus. Micropus murarius. Mey. Brachypus murarius. id. Le martinet noir ou grand ſchwalde, Spyr, Mauerſppr. übrige Gefieder braun ſchwärzlich, an den Läufen kleine Federn. Regenbogenhaut Zeibchen find nicht zu unterſcheiden. ing um den Schnabel rein weiß; Schwung- und Schwanzfedern mit einem ſehr dern der Flügel ebenfalls weiß geſaumt. Schwanz nicht ſtark gegabelt. ganz Europa bekannt, und geht bis Drontheim hinauf. Ihr eigentlicher Aufenthalt gesſchnelle durchfliegen. Die Nacht bringen fie unter den Dächern der Gebäude, in uch in alten hohlen Eichen zu. Er kommt unter den Schwalben am ſpäteſten an, oril oder den erſten des Mai. Die Ankunftszeit iſt in den verſchiedenſten Jahren ſelten lich kaum um vier bis fünf. Sie ſcheinen des Nachts anzukommen, und verrathen chrei. Mit Anfang Auguſts ziehen fie wieder weg, und die Mitte Auguſts wird ſelten Boden, und faſt eben ſo ſelten auf Dächern, ſondern entweder fliegend oder an den men oder ähnlichen Orten können ſie nicht ſitzen, weil ihnen die Hinterzehe, mithin nangelt. ge, muntere, beſtändig herumfliegende Vögel. Wie alle Schwalben unſerer Gegend Doch laſſen ſich dieſe Schwalben weit ſeltener ſo tief herab, als die Waffern ſieht man fie oft ganz tief darüber wegſegeln. Bei hellem warmem Wetter gens und auch ſpät Abends noch in kleinen Geſellſchaften von ſieben bis zwölf Stück ichtungen pfeilſchnell durchziehen, und dabei alle Augenblick Schwenkungen machen. fie oft bis Mitternacht und vor Tagesanbruch in den Lüften. Durch ihr fröhliches des Mai, denn nur an ſchönen Tagen hört man ſie, bei regneriſchem Wetter läßt fie zer hören, und ſcheint ganz verſchwunden zu ſeyn. An Schnelligkeit im Fluge kommt alen aber breiten Flügel beſonders eingerichtet ſcheinen. Ihre Ankunft und ihr Abzug schehen; die erſte bemerkt man nur dadurch, daß fie ſich durch ihr Geſchrei bemerklich ig wenig mehr ſich hören laſſen, fo bemerkt man ihn nicht. lebten, beſonders kleinen Motten, Mücken und andern welche ſich in hoher Luft auf— halten. Da dieſe Inſekten bei regnenther Luft ſich tiefer nach der Erde hinziehen, fo fliegen die Schwalben zu dieſer Zeit auch tiefer. Sie zieht ſchon lange vorher eg, ehe die Inſekten verſchwinden, wahrſcheinlich weil in den höhern Luftregionen, worin fie ſich metſt aufhält, ihr die Kal öneller ſpürbar wird, und die Inſekten dann mehr in der Tiefe ſich aufhalten. Man findet auch große Bremſen und Fiuen, zuweilen auch Ameiſen in ihrem Magen; letztere ſchnappt fie von den Mauern und Häuſern weg, wo fie ihr Neft hat. iv durchfliegen bei ihren Jagden ſehr große Räume. Bei kühlerer Witterung ziehen fie ſich mehr an die Waſſer, weil dort ahr Inſekten ſich aufhalten. Fortpflanzung. Dieſe Set gabe legt ihr Reſt in Mauerlöchern, Thurmlücken, oder unter den Dächern der Häuſer auf die Dachſparren, oder in die ſtlöcher; auch wohl, doch ſelten, in alten Eichen an. Es beſteht aus Strohhalmen, Blättern, Federn oder Lumpen, anche durch eine ſchleimigte Materie zuſammengeklebt werden, die nach der Meinung vieler Naturforſcher der Speichel des Vage iſt. Es iſt ganz flach, hart. Die zwei, ſelten vier, Eier find ſehr ablang und ſchmal, und rein kalkweiß. Sie brütet nu amal. Die Materialien zum Reſte ſcheint fie in der Luft oder ab den Dächern auf zufangen. Jagd. Nur ein ſehr guter Scötze kann fie ſchießen, da es im Fluge geſchehen muß; lebend fängt man fie nicht ſelten, wenn etwa eine durch Zufall auf ein Boden gekommen iſt, da fie nun der langen Flügel wegen nicht mehr auffliegen kann. Lebend kann man fie aber nicht erden. Feinde hat fie an Wieſeln un Ratten, welche etwa ihre Brut zerſtören; den kleinen Raubvögeln entgeht fie meift durch den ſchnellen Flug. Sie nützt durch Vertilgung uähliger Inſekten, und thut gar keinen Schaden. * — Taf. 85. De elſenſegler. Cypselus alpinus. Temm. Le Martinet d ventre blanc. Synonime. Großer Spyr, Alyenfw. Hirundo melba. Gmel. Hirundo alpina. Scop. Micropus alpinus. Meyer. Greatest martin. White bellied Swift. Ronine maggiore. 214 Taf. 84. Großer Jaͤgereisvogel. Dacelo gigantea. Martin-chasseur geant. Kopf oben, und Rücken braun; Seiten und Vorderhals, Bruſt und Bauch find ſchmutzig weiß, mit ſchwärzlichen undeut— lichen Querbändern oder gewellt; die großen Deckfedern der Flügel und der Bürzel ſind braun, grün überlaufen. Der Schwanz lang, rothbraun mit ſchwarzen Duerbandern, gegen das Ende weißlich. Die obere Kinnlade iſt braun, die untere gelblich, und die Füße grau. Länge 16 Zoll. Vaterland. Neu-Guinea und Neu-Holland. In letzterm Lande iſt er häufig in den Wäldern von Eucalyptus am Ufer der Flüſſe; er iſt ſehr gemein am Fiſchfluſſe. Die Coloniſten in Sydney nennen ihn Laughing jakaß, die Neu-Holländer Cuck⸗ unda. Zu dieſer Gattung gehören: Da elo Leachii. Linn, trans. T. XV. New- Holland Kingsflsher. Lath.; in Neu-Holland. D. cyanotis, pl. col. 262; Sumatra. D. pulchella, ib. 277; Sumatra. D. concreta, ib, 346; Sumatra. Taf. 84. Groß ſchnabeliger Jaͤgereisvogel. Dacelo macrorhinus. Martin-chasseur gros bec. Zool. de la cog. pl. 31 bis F. 1. Der Scheitel ift braun, gelbgrünlich geſtreift; zwei breite Binden von brauner Farbe und ultramarinfarb gefaumt kommen von den Augen und bekränzen das Hinterhaupt; die Zügel find falb; vom Mundwinkel gehen zwei ſchwarze Linien ab; ein weißes Halsband umgiebt den Hals; Rücken, Bürzel und Deckfedern der Flügel ſind bräunlich, jede Feder mit falber, gelb geſaumter Spitze, fo daß alle obern Theile olivenfarb. gefleckt erſcheinen; die Schwungfedern find braun, falb geſaumt; Schwanz roſtfarb, mit glänzenden Schäften; Bruſt und Seiten weißlich, mit ſchmutzig roſtfarben Flecken und bräunlichen Streifen; der Unterleib weißlich, und die untern Deckfedern des Schwanzes roſtfarb. Der Schnabel iſt 2 Zoll lang, und hat 28 Linien im Umfang an der Baſis. Bei den Nafenlöchern iſt er ſehr breit, und an der obern Kinnlade ſtark gewölbt, dieſe endet in eine ſcharfe krumme Spitze, und iſt ſchwarz, die untere dagegen iſt weiß, beide an den Rändern ganz glatt; die Nafenlöcher find dreieckig und ſtehen nahe an den Stirnfedern, von welchen die vorderſten borſtenartig find und ſich an die Kinnlade anlegen. Die Läufe find ſtark und braun. N Die ganze Länge beträgt 9% Zoll. Vaterland. Die Wälder von Neu-Guinea. Achte Ordnung. Schwalbenartige Vögel Chelidones. Cheldons. Der Schnabel ift ſehr kurz, ſchwach, platt, breit an der Baſis; die obere Kinnlade an der Spitze gekruͤmmt. Die Fuͤße ſehr kurz, ſchwach, vierzehig, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, oder alle vier vorwaͤrts gerichtet, ganz getrennt, oder nur mit einer ſehr kurzen Haut an der Wurzel verbunden; die Naͤgel ſehr ſcharf und ſpitzig. Die Fluͤgel ſehr lang und ſchmal. Die ſchwalbenartigen Vögel ſind am nächſten mit den kleinen inſektenfreſſenden Vögeln verwandt, da ihre Nahrung einzig in Inſekten beſteht; ſie erreichen keine beträchtliche Größe. Ihr ſchwacher Schnabel erlaubt ihnen durchaus nicht eine andere Nahrung zu ſich zu nehmen als Inſekten. Dieſe fangen ſie meiſt im Fluge; dazu dient ihnen ihre ungemein weite Mund— öffnung, durch welche ſie leicht fliegende Thiere erhaſchen können. Schnabel und Mundſpalte ſind auch ungemein weit und breit, und die Mundſpalte geht bis hinter die Augen. Ihre kurzen Füße erlauben ihnen das Gehen nicht; keine Art kann aber hüpfen, ſondern bloß ſtehen oder auch wohl auf erhabenen Gegegenſtänden, Bäumen und ähnlichen Erhabenheiten, ſich einige Zeit feſthalten Allein es ſind eigentliche Luftvögel, welche beſonders zum langen und ſchnellen Fluge gebaut ſind. Sie find über die ganze Erde bis gegen die Polarkreiſe verbreitet, aber in allen kältern Gegenden Zugvögel und nur in den Tropen— ländern nicht weit vom Aequator, dieß und jenſeits Standvögel. Ihr ſchneller Flug ſetzt ſie in den Stand, ſehr große Länderſtrecken in ſehr kurzer Zeit zu durchfliegen. Im Fluge haben fie unter den Landvögeln nicht ihres gleichen. Sie bilden zwei natürliche Familien, die der Tagſchwalben und die der Rachtſchwalben. Er ſte Familie. Tagſchwalben. Hirundines diurnae. Hirondelles diurnes. Dieſe Abtheilung begreift die ſaͤmmtlichen Arten der Tagſchwalben, welche fich durch ihr anliegendes Gefieder, durch ihre langen und ſchmalen Fluͤgel, durch einen meiſt ſtark gegabelten Schwanz und ſchnellen Flug auszeichnen. Sie niſten an Felſen, Mauern, unter den Daͤchern der Haͤuſer, an Balken, oder in Loͤchern, bauen ſich Neſter aus Lehm, Erde oder kleberigen Materien, welche oft ſehr feſt ſind; legen ſaͤmmtlich weiße oder weiße roth geduͤpfelte Eier. 16 Gatt. Segler, Mauerſchwalben. Cypselus. Tlig. Apus Cw. Micropus. Meyer. Hirundo. Linn. Martinets. Schnabel ſehr kurz, gerade, an der Spitze etwas gekruͤmmt, die untere Kinnlade ſtark niedergebogen; der Rachen ſehr weit. Naſenloͤcher eirund, mit einer erhabenen Haut. Die Augen ſehr groß in einer muſchelfoͤr— 215 migen Vertiefung liegend, die nach dem Schnabel hin mit einer Reihe kammfoͤrmig geſtellter Borſten verſehen iſt. Die Füße bis an die Zehen beſtedert; bei einigen alle vier Zehen nach vorn gerichtet. Die Fluͤgel ſehr lang, ſaͤbelfoͤrmig in die Hoͤhe gerichtet und auf dem Schwanze ſich kreuzend. Schwanz gabelfoͤrmig und nur aus zehn Federn beſtehend. Sie haben einen ſehr hohen ſchwimmenden Flug, bewegen nur ſelten die Flügel, und kommen nur durch Zufall auf die Erde, auf welcher fie gar nicht fortkommen, und eben fo wenig ihrer langen Flügel und kurzen Füße wegen wieder auffliegen können. Ihre ſcharfen Krallen machen ſie dagegen geſchickt, ſich an Mauern anzuhäckeln. Sie niſten in Mauer- oder Felſenlöchern, und die inländiſchen Arten legen ganz weiße, längliche Eier. Dieſe Gattung geht unmerklich in die folgende über, mit welcher man ſie, wie Linneus es that, gar wohl hätte vereinigt laſſen können, allein die Trennung iſt von den meiſten neuern Ornithologen angenommen worden, und darum wird ſie auch hier angeführt. Taf. 85. Der gemeine Mauerſegler. Cypselus apus. Le Martinet de muraille. Sononime. Cypselus murarius. Temm. Micropus murarius. Mey. Brachypus murarius. id. Le martinet noir ou grand martinet. Swift. Lath. Thurmſchwalbe, Spyrſchwalbe, Spyr, Mauerſpyr. Die Kehle iſt weißgraulich, das ganze übrige Gefieder braun ſchwärzlich, an den Läufen kleine Federn. Regenbogenhaut des Auges dunkelbraun. Männchen und Weibchen ſind nicht zu unterſcheiden. Bei Jungen iſt die Kehle und ein Ring um den Schnabel rein weiß; Schwung- und Schwanzfedern mit einem ſehr ſchmalen weißen Saum; die untern Deckfedern der Flügel ebenfalls weiß geſaumt. Schwanz nicht ſtark gegabelt. Länge 7 Zoll 10 Linien. Aufenthalt Dieſer Segler iſt in ganz Europa bekannt, und geht bis Drontheim hinauf. Ihr eigentlicher Aufenthalt bei Tage iſt die Luft, welche fie mit Blitzesſchnelle durchfliegen. Die Nacht bringen fie unter den Dächern der Gebäude, in Thürmen, Mauerlöchern, und zuweilen auch in alten hohlen Eichen zu. Er kommt unter den Schwalben am ſpäteſten an, nämlich nie vor den letzten Tagen des April oder den erſten des Mai. Die Ankunftszeit iſt in den verſchiedenſten Jahren ſelten um mehr als acht Tage verſchieden, gewöhnlich kaum um vier bis fünf. Sie ſcheinen des Nachts anzukommen, und verrathen ihr Daſeyn ſogleich durch ihr ſcharfes Geſchrei. Mit Anfang Auguſts ziehen ſie wieder weg, und die Mitte Auguſts wird ſelten überſchritten. Man ſieht ſie nie auf dem Boden, und faſt eben ſo ſelten auf Dächern, ſondern entweder fliegend oder an den Mauern angehäckelt hängend. Auf Bäumen oder ähnlichen Orten können fie nicht ſitzen, weil ihnen die Hinterzehe, mithin das Mittel ſich auf Zweigen feſtzuhalten, mangelt. Eigenſchaften. Es ſind ſehr ſcheue, muntere, beſtändig herumfliegende Vögel. Wie alle Schwalben unſerer Gegend fliegen ſie bei ſchönem Wetter hoch, bei ſchlechtem tief. Doch laſſen ſich dieſe Schwalben weit ſeltener ſo tief herab, als die andern Schwalben, und nur etwa an Waſſern ſieht man ſie oft ganz tief darüber wegſegeln. Bei hellem warmem Wetter ſieht man fie befonders ſehr früh des Morgens und auch ſpät Abends noch in kleinen Geſellſchaften von ſieben bis zwölf Stück die Luft ſchreiend Hi, hi, vi, in allen Richtungen pfeilſchnell durchziehen, und dabei alle Augenblick Schwenkungen machen. Auch bei ſternhellen Nächten hört man ſie oft bis Mitternacht und vor Tagesanbruch in den Lüften. Durch ihr fröhliches vi, vi, verkündigt ſie die ſchönen Tage des Mai, denn nur an ſchönen Tagen hört man fie ,.bei regneriſchem Wetter läßt fie ſich oft mehrere Tage gar nicht ſehen oder hören, und ſcheint ganz verſchwunden zu ſeyn. An Schnelligkeit im Fluge kommt ihr kein Vogel gleich, wozu ihre ſchmalen aber breiten Flügel beſonders eingerichtet ſcheinen. Ihre Ankunft und ihr Abzug ſcheint nicht in großer Geſellſchaft zu geſchehen; die erſte bemerkt man nur dadurch, daß ſie ſich durch ihr Geſchrei bemerklich machen; da ſie aber lange vor dem Abzug wenig mehr ſich hören laſſen, ſo bemerkt man ihn nicht. Nahrung. Sie lebt einzig von Inſekten, beſonders kleinen Motten, Mücken und andern welche ſich in hoher Luft auf— halten. Da dieſe Inſekten bei regneriſcher Luft ſich tiefer nach der Erde hinziehen, ſo fliegen die Schwalben zu dieſer Zeit auch tiefer. Sie zieht ſchon lange vorher weg, ehe die Inſekten verſchwinden, wahrſcheinlich weil in den höhern Luftregionen, worin ſie ſich metſt aufhält, ihr die Kälte ſchneller ſpürbar wird, und die Inſekten dann mehr in der Tiefe ſich aufhalten. Man findet auch große Bremſen und Fliegen, zuweilen auch Ameiſen in ihrem Magen; letztere ſchnappt ſie von den Mauern und Häuſern weg, wo ſie ihr Neſt hat. Sie durchfliegen bei ihren Jagden ſehr große Räume. Bei kühlerer Witterung ziehen ſie ſich mehr an die Waſſer, weil dort mehr Inſekten ſich aufhalten. Fortpflanzung. Dieſe Schwalbe legt ihr Neſt in Mauerlöchern, Thurmlücken, oder unter den Dächern der Häuſer auf die Dachſparren, oder in die Rüſtlöcher; auch wohl, doch ſelten, in alten Eichen an. Es beſteht aus Strohhalmen, Blättern, Federn oder Lumpen, welche durch eine ſchleimigte Materie zuſammengeklebt werden, die nach der Meinung vieler Naturforſcher der Speichel des Vogels iſt. Es iſt ganz flach, hart. Die zwei, ſelten vier, Eier ſind ſehr ablang und ſchmal, 1 rein kalkweiß. Sie brütet nur einmal. Die Materialien zum Neſte ſcheint fie in der Luft oder ab den Dächern auf zufangen. Jagd. Nur ein ſehr guter Schütze kann ſie ſchießen, da es im Fluge geſchehen muß; lebend fängt man ſie nicht ſelten, wenn etwa eine durch Zufall auf den Boden gekommen iſt, da ſie nun der langen Flügel wegen nicht mehr auffliegen kann. Lebend kann man ſie aber nicht erhalten. Feinde hat ſie an Wieſeln und Ratten, welche etwa ihre Brut zerſtören; den kleinen Raubvögeln entgeht ſie meiſt durch den ſchnellen Flug. Sie nützt durch Vertilgung unzähliger Inſekten, und thut gar keinen Schaden. Taf. 85. Der Felſenſegler. Cypselus alpinus. Temm. Le Martinet d ventre blanc. Synonime. Großer Spur, Alpenſpyr. Hirundo melba. Gmel. Hirundo alpina, Scop. Micropus alpinus. Meyer. Greatest martin. White bellied Swift. Rondine maggiore. 216 Alle obern Theile des Körpers find einfärbig graubraun; über die Bruſt lauft ein gleichfarbiges breites Halsband. Kehle, Vorderhaͤls und alle untern Theile reinweiß; die Läufe find mit braunen Federchen beſetzt. Beim Weibchen ift das Halsband ſchmäler; die Farbe überhaupt heller. Schwanz nicht ſtark gegabelt. Länge 9 Zoll. Aufenthalt. Dieſe Spyrſchwalbe iſt eine Bewohnerin der mittäglichen Alpen der Schweiz, Tyrols, und der Felſen längs dem Mittelmeere; ſehr häufig in den Felſen von Gibraltar, Sardinien, Malta und im ganzen Archipel. Auch in Afrika, bis zum Cap dort mit einiger Farbenverſchiedenheit, indem die braune Farbe der Bruſt etwas breiter iſt. Sie fliegt eben ſo ſchnell und noch höher, als die gemeine Spyrſchwalbe, und kommt gar nicht auf die Erde. In der Schweiz findet ſie ſich nicht blos auf einigen Felſen der Alpen, fondern auch ſeit langer Zeit in den Städten Bern, Freiburg und Lauſanne, und ſeit einigen Jahren auch in Solothurn, wo ſie ihr Neſt auf die Kirchthürme baut. Sie erſcheinen viel früher als die Spyrſchwalben, gewöhnlich ſchon mit Anfang Aprils, und ziehen erſt mit Ende Auguſt oder im September ab; man will ſie oft bis Ende dieſes Monats bemerken. Da nach ihrer Ankunft im Frühjahr oft noch kalte Witterung eintritt, ſo werden dieſe Vögel vor Kälte und Hunger oft fo matt, daß fie aus der Luft auf den Boden herabfallen, und wie todt da liegend mit den Händen ergriffen werden können. Bei heiterem Himmel, beſonders gegen Abend, ſind ſie ungemein lebhaft, fliegen ſchön ſchwimmend, in allen Richtungen ſehr hoch umher, und entfernen ſich wohl Stunden weit von ihren Neſtern. Eigenſchaften. Dieſe haben fie größtentheils mit den kleinen Spyrſchwalben gemein. Der Flug iſt eben fo ſchön und fo reißend ſchnell / ja wo möglich, noch ſchneller als bei jener. Abends ſieht man fie oft mit wildem durchdringendem Gefchrei die Straßen der Städte, wo ſie niſten, durchfliegen und einander verfolgen. Bei warmen Nächten dauert ihr Gezwitſcher ſelbſt in den Neſtern noch lange ununterbrochen fort. Das Geſchrei iſt eben ſo laut, als das der Spyrſchwalbe, aber ganz verſchieden, es lautet wie ſkry, ſkry, ſkry, und klingt faft wie dasjenige des Thurmfalken. Bei regnichtem Wetter ſieht man ſelten eine fliegen und dann geſchieht es viel tiefer. Nahrung. Auch diefe Art nährt ſich einzig von fliegenden Inſekten, welche ſich in der hohen Luft aufhalten, und welche ſie mit ihrem weiten Rachen leicht auffangen können. Fortpflanzung. Sie baut ihr Neſt in die Löcher der Felſen und Thürme, wie in den genannten Städten, wo ſie in die gothiſchen Thürme zwiſchen dem Schnörkelwerk dasſelbe anlegt. Das Neſt iſt ganz platt, und hat als Unterlage meiſt einige grobe Stückchen Reiſer, dann etwas Stroh und auf dieſem Blätter, Lumpen, Papierſchnitzel mehr auf einander gelegt, als geflochten, aber alles mit einer harten glänzenden Maſſe zuſammengekittet, ſo daß es ausſieht, als ob es mit Schnecken— ſchleim überzogen ſey. Ob dieſe Maſſe, wie ein Augenzeuge verſichern will, aus dem Unrath des Vogels, oder aus dem Speichel desſelben beſtehe, iſt wohl ſchwer zu beſtimmen. Auf dieſe unebene rohe Unterlage werden die drei länglichen, rein kalkweißen Eier gelegt. Die Brutzeit iſt gegen Ende Mai; Mitte Juni findet man Junge, welche gegen Ende des Juli völlig befiedert ſind und ausfliegen. Feinde, Jagd, Nutzen und Schaden verhalten ſich ganz wie bei der Mauerſchwalbe. Taf. 85. Der ſchnauzbaͤrtige Segler. Cypselus mystaceus. Martinet a moustaches. Zool. de la coquile. pl. 22. Kopfplatte indigoblauſchwarz, und dieſe iſt mit einem ſchmalen weißen Streif eingefaßt; an den Schnabelwinkeln entſteht ein Büſchel weißer Federn, welcher mit zwei langen zerſchliſſenen Federn endigt, gerade wie ein Schnurrbart; Rücken, Kehle, Bürzel, Bruſt und Seiten ſind bräunlich ſchiefergrau; die Flügel indigoblauſchwarz, die Hälfte der Deckfedern ſchneeweiß; Unterbauch und die untern Deckfedern des Schwanzes graulich; der Schwanz oben braun; die Schäfte weißlich; die beiden äußern Schwanzfedern reichen über 2 Zoll über die andern hinaus, und ſind am äußern Rande unten weißlich. Der Schnabel iſt ſehr platt und braun; die Läufe kurz und nackt; die Zehen ziemlich lang, braun, die Nägel nicht ſehr ſtark; der Daum ſteht nach hinten. Länge 11 Zoll; die Flügel find ſehr lang und endigen 1 Zoll vor dem Schwanzende. Vaterland. Neu-Guinea, wo er ziemlich gemein iſt, und an den ſumpfigen Meeresufern oder über die kleinen Bäche umherfliegt, um die dort im Ueberfluß ſich findenden Inſekten zu haſchen. Zu den ausländiſchen Seglern gehören ferner: Der große Segler, Cypselus giganteus. Temm. pl. 364; Java. Der graue, C. senex. Temm. pl. 397. Der Halsbandſegler, C. collaris. Wied. Temm. pl. 495; beide aus Braſilien. Der langflügelige, C. longipennis, Temm. pl. 83 f. 1; Java. C. Klecko. Horsf.; Java. Der gemähnte, C. oo matus. Temm. pl, 268; Sumatra. 958 Gatt. Schwalbe. Hirundo. Hirondelle. Schnabel kurz, dreieckig, an der Wurzel breit, platt, bis zu den Augen geſpalten; obere Kinnlade an der Spitze etwas gebogen. Naſenloͤcher an der Wurzel, ablang, zum Theil durch eine Haut geſchloſſen, niedri— ger als die Stirnfedern. Fuͤße kurz, Zehen und Klauen duͤnne; vorn drei Zehen, die aͤußere durch eine Haut bis zum erſten Gelenk mit der mittlern verbunden; eine Hinterzehe. Der Schwanz beſteht aus 12 Federn; Fluͤgel lang, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. a = Das Gefieder der Tagſchwalben ift anliegend, die Farben find in großen Maſſen vertheilt und ſehr oft metallifch glänzend, der Flug ungemein ſchnell. Beide Geſchlechter ſind wenig verſchieden. Der Schwanz iſt mehrenthpils gabelförmig, doch nicht bei allen; bei einigen mit. Spitzen am Ende, dieſe haben nur 10 Schwanzfedern. ö Die Schwalben ſind über die ganze Erde verbreitet, doch gehen ſie nicht über den Polarkreis hinaus. Die Luft iſt ihr Reich; ſie freſſen und ſaufen fliegend, ja ſie ſpeiſen ihre größern Jungen ſogar im Fluge. Man hat ehmals ganz irrig behauptet, die Schwalben überwintern wohl gar in unſern Gegenden, indem fie in einen erſtarrenden Winterſchlaf verfallen, allein es iſt ſchon in der Einleitung gezeigt worden, daß kein Vogel ſeiner Natur nach in einen Winterſchlaf verfallen kann, indem keine Claſſe von Thieren der athmosphäriſchen Luft fo wenig entbehren kann, wie die Vögel, und jede Entziehung 217 derſelben, auch nur für kurze Zeit, die Vögel tödtet; daß fie in Folge dieſes vollſtändigern Athmens auch ein wärmeres Blut haben als die Säugethiere, und gerade dieſe Verhältniſſe ſind bei den Schwalben als eigentlichen Luftvögeln in ausgezeichnetem Grade vorhanden. Solche Schwalben, welche man etwa in einem ſcheintodten Zuſtand gefunden haben will, und welche dann bei zweckmäßiger Behandlung wieder erwachten, ſind wahrſcheinlich junge Thiere geweſen, welche von einer ſpäten Brut herkommen, und von der Kälte im Herbſt überraſcht wurden. Wenn nach der Ankunft der Schwalben im Frühjahr noch ziemlich kalte Tage eintreten, ſo gehen nicht ſelten mehrere zu Grunde, oder auch im Herbſt, wenn ſie auf ihrer Reiſe von der Kälte befallen werden, fallen oft mehrere ſcheintodt oder todt aus der Luft, wie dieß z. B. im Herbſt 1829 geſchah, wo man oft todte Schwalben fand. Die Schwalben aller kältern Gegenden wandern alſo aus und machen ungemein große Reifen, bis in die tropiſchen Gegenden, wo fie immer Inſekten genug finden. In großen Schaaren überfliegen fie den Ocean, und unſere europäiſchen Arten kommen jährlich regelmäßig aus Afrika über den Archivel zu uns, und gehen im Herbſt wieder dahin. Die Rauchſchwalbe z. B. geht bis zum Senegal; fie verläßt uns Anfang Septembers, und kommt daſelbſt ungefähr den 8. oder 9. October an. Aus den Tropenländern geht fie im Frühling fogar bis nach Kamtſchatka, wo fie im Mai erſt ankommt, und mit Ende Auguſts ſchon wieder abzieht. Zur Zeit der Abreiſe ſieht man die Schwalben einige Tage vor derſelben in großen Schaaren ſich verſammeln, und zwitſchern. Zu dieſer Zeit ſitzen ſie dann, was ſie ſonſt nicht thun, oft auf Bäume, oder auf die Dächer der Häuſer, oder auf die Dräthe der Blitzableiter, dann nach einigen Tagen verſchwinden fie plötzlich. Auf ihrer Reife übernachten fie aber weder auf Bäumen noch auf Dächern, ſondern im Rohr der Flüffe, Seen und Teiche oder Sümpfe. Sehr häufig ſetzen ſie ſich auch auf die Segelſtangen und das Tackelwerk der Schiffe, wenn ſie ermüdet ſind. Sie reiſen nicht in einem weg, ſondern halten ſich auf der Reiſe oft da oder dort ein paar Tage auf. Man ſieht daher nicht ſelten, nachdem die einheimiſchen Schwalben ſchon mehrere Tage abgezogen ſind, plötzlich wieder eine Menge Schwalben erſcheinen, einen oder zwei Tage bleiben, und dann plötzlich wieder verſchwinden. Es ſind reiſende Haufen, welche aus Norden kommen. Bei einfallender kälterer Witterung bemerkt man fie oft mehrere Tage, weil fie wahrſcheinlich die Reiſe über die Alpen fürchten, die oft dann ſchon mit friſchem Schnee bedeckt werden. Die Witterung ſelbſt hat wenig Einfluß auf die Abreiſe der Schwalben, ſie erfolgt bei jeder Art alljährlich faſt um dieſelbe Zeit; die Ankunft dagegen iſt ſehr verſchieden, oft ſieht man fie ſchon im März einzeln, meiſt aber erſt gegen die Mitte April. Oft ſind fie ſchon mehrere Tage zu fehen, verſchwinden aber wieder, wenn kühle Witterung eintritt, und man weiß nicht wohin ſie kommen, oder ſie ziehen ſich nach den Flüſſen, Seen oder Teichen, und ſchweben langſam über dem Waſſer weg, welches fie oft berühren, wahrſcheinlich um ſchwimmende Inſekten aufzuſchnappen, auch an den Mauern ſchnappen ſie ſolche im ſchnellſten Fluge weg. Auch hier mag es ſeyn wie im Herbſt, nur umgekehrt, die zuerſt ankommenden bleiben ein oder ein paar Tage an Orten, wo ſie hinlänglich Rahrung finden, ſetzen dann ihre Reiſe wieder fort, und werden durch andere erſetzt, ſo daß die bleibenden vielleicht zuletzt ankommen, ſo wie ſie zuerſt zu verreiſen ſcheinen, indeß iſt dieß ſchwer mit Gewißheit zu beſtimmen. Levaillant beobachtete am Cap, daß, nachdem einige Arten, welche daſelbſt niſten, abgezogen waren, andere ankamen und daſelbſt blieben, alſo noch Nahrung fanden. Die Arten, welche man am Cap in dem dortigen Winter oder der Regenzeit antrifft, niſten daſelbſt nicht, und ſind wohl Reiſende aus ſüdlichern Gegenden. Aus dieſer Beobachtung ſcheint hervorzugehen, daß noch andere Urſachen, als Mangel an Nahrung allein die Auswanderung bewirken. Bei uns kommt die Rauchſchwalbe immer zuerſt an, dann folgen faſt zu gleicher Zeit die Hausſchwalbe und die Uferfchwalbe in der zweiten Woche des Aprils. Die Schwalben kommen jährlich immer wieder in die Gegend zurück, in welcher ſie im vorigen Jahre gebrütet haben, und beziehen ihre alten Reſter wieder, und zwar dieſelben Paare. Friſch und Spalanzani haben darüber die beſtimmteſten Verſuche gemacht, indem ſie einzelne Paare einfingen und bezeichneten, wo dann die Zeichen bei ihrer Rückkehr noch an ihnen zu ſehen waren. Spallanzani beobachtete während achtzehn Jahren fünf oder ſechs verſchiedene Paare auf dieſe Art. Jährlich kehrten ſie zurück und machten jedesmal zwei Bruten, und zwar ohne viel am Reſte ausbeſſern zu müſſen. Man hat auch darüber Beobachtungen angeftellt, wie die Schwalben es anſtellen, die Brüteörter wieder zu finden, wenn ſie weit davon entfernt werden, indem man brütende Weibchen mehrere Stunden weit von ihrem Neſte entführte und zu einer beſtimmten Zeit wieder fliegen ließ. Sie ſtiegen hoch in die Lüfte, beſchrieben erſt große Kreiſe, um die Gegend auszukundſchaften, und nahmen nun ſchnell den geradeſten und kürzeſten Weg nach der Heimath, ſo daß es ſcheint, daß das Geſicht darin ihr vorzüg— lichſter Leiter ſey. Sollte aber auf ihren großen Reiſen dieß allein hinreichen, ſie zu führen? Dieß möchte wohl ſchwer zu begreifen ſeyn, wenn ſie über Meere hinfliegen; hier kann vielleicht veränderte Lufttemperatur in etwas ihren Flug leiten. So wunderbar indeß die Erſcheinung iſt, und wir nicht wiſſen können, welcher Compaß die Vögel in dieſer Hinſicht leitet, und was ihnen den Weg andeutet, den ſie jedesmal zu nehmen haben, ſo finden wir dieſelbe nicht nur bei den Schwalben, ſondern auch bei den Störchen und ſehr vielen andern Zugvögeln, welche jährlich ebenfalls ihre alte Wohnung genau wieder zu finden wiſſen. ö Die europäiſchen Arten machen jährlich zwei bis drei Bruten, jede von vier bis fünf Eiern. Die Nefter find entweder auswendig gemauert oder in der Erde angebracht, und die Unterlage der Eier beſteht aus weichen Materien. Die meiſten Arten bauen ihre Neſter gerne nahe beiſammen, und leben in großen Truppen. Immer in der Luft, nach allen Seiten binfliegend, haben ſie den Schnabel nicht offen, wie die Ziegenmelker, ſondern ſie öffnen ihn nur, wenn ſie Inſekten bemerken, und ſchließen ihn mit ſolcher Schnelligkeit und Stärke, daß dadurch eine Art von Knacken entſteht. Die Schnelligkeit ihrer Fluges rettet ſie vor den Nachſtellungen der Raubvögel ſehr häufig, allein da ſie die Gefahr kennen, welche ſie von dieſen zu gewärtigen haben, wenn ſie etwa auf einem Dache oder Zweige ſitzen, ſo ſieht man ſie bei dem Anblick eines Raubvogels mit größter Eile ihren Sitz verlaſſen, wobei ſie, um ihre Jungen zu warnen, ein lautes Geſchrei ausſtoßen, dann aber dichte Schaaren bilden, um den Raubvogel zu verfolgen, wenn es aber eine Katze oder ein anderes Raubthier iſt, ſo fliegen ſie nur in größter Eile davon. Zuweilen ſollen ſie ſogar ſolche Uebungen machen, ohne daß wirkliche Gefahr vorhanden iſt, nur um ihre Jungen zu üben. Die Schwalben ſind ſehr nützliche Vögel durch Vertilgung von Schnaken, Fliegen, kleiner Rüſſelkäfer und anderer unangenehmer und läſtiger Inſekten; beſonders verfolgen ſie auch die Schnaken, von welchen mehrere Arten durch ihre Larven dem Getreide und andern Gewächſen ſchaden; fie verfolgen fie in die höchſten Gegenden der Luftregion, in welche ſie ſteigen, und da dieſe Inſekten bei kommendem Regen ſich tiefer herunter begeben, ſo fliegen ſie dann auch niedriger, daher man ſie auch für Wetterpropheten hält. Aus dieſem Grunde, um mehr Inſekten zu erhaſchen, lieben fie auch ſehr waſſerreiche Gegen— den vorzüglich. Ihres Nutzens wegen werden ſie auch an ſehr vielen Orten ſehr geſchätzt und es gleichſam für Sünde gehalten eine Schwalbe zu tödten. Allein die Verfolgungsſucht der Menſchen hat auch dieſe kleinen Vögel zu ihrem Opfer auserſehen, und eine elende Naſchhaftigkeit ſetzt ſie an vielen Orten großen Nachſtellungen aus, welche gegen ſie beſonders bei ihrer Herbſtwan— derung, wo ſie im Rohr übernachten, ausgeübt werden, ſie werden dann mit Garnen zu vielen hunderten gefangen. Dieß geſchieht in Italien, wo man überhaupt faſt alle Vögel aufs grimmigſte verfolgt; im Elſaß und andern Gegenden Frankreichs; 55 218 in Deutſchland und der deutſchen Schweiz aber nirgends, und der Fang follte, wie der Meiſen- und Sängerfang, in allen gut polizirten Staaten verboten werden. Nach einigen Beobachtungen ſcheint es als ob die Schwalben ſich gegenſeitig in Gefahren zu unterſtützen ſuchen, wie dieß ſchon durch die Verfolgungen der Raubbögel ſich zeigt, indem oft die Schwalben eines ganzen Dorfes oder einer Gegend ſich dazu verſammeln. Düpont de Nemour beobachtete in Paris eine hieher gehörige Thatſache. Eine Hausſchwalbe blieb an einem von der Dachrinne am Collegium der vier Nationen in Paris herabhängenden Faden hangen. Auf ihr Geſchrei kamen faft alle Schwalben, welche die weite Gegend von der neuen Brücke bis zu den Tuillerien bewohnten, herbei, und befreiten fie, indem eine nach der andern nach dem Faden pickte, bis er endlich von fo vielen, wenn auch nur ſchwachen, Schnabel— hieben brach, und die Gefangene frei wurde. Noch ſonderbarer wäre, was Linneus erzählt, es habe ſich ein Sperlingspaar eines Schwalbenneſtes bemächtigt, um darin zu brüten, worauf ſich die Schwalben vereinigt und die fremden Gäſte eingemauert hätten. Man darf indeß gegen dieſe Erzählung Zweifel aufwerfen, wenn Lin neus es nicht ſelbſt geſehen hat, indem Mont— beillard und Spallanzani geſehen haben, daß die Schwalben im Gegentheil nach einer tapfern Vertheidigung am Ende den Sperlingen das Neſt überließen. Die Schwalben der verſchiedenen Welttheile gleichen ſich in ihren allgemeinen Formen und Haupteigenſchaften, ſie unterſcheiden ſich aber ſehr durch verſchiedene Sitten. Die Schwalben des tropiſchen Amerika's, welche nicht wandern, bewohnen die einen Arten Eultivirte Gegenden, andere ziehen dagegen einſame Orte vor; die einen lieben bergigte hohe Gegenden, andere beſonders waſſerreiche. Die nordamerikaniſchen Schwalben wandern im Herbſt in die Tropengegenden aus, und bauen ihre Reſter aus Erde, wie die europäiſchen. Einige Arten von Schwalben, welche die Sundinſeln, den indiſchen Archipel und Cochonchin bewohnen, bauen ſich bekanntlich eßbare Neſter; die Arten, welche dieſes thun, find noch nicht hinlänglich bekannt, da die Beſchreibungen und Abbildungen abweichen, wahrſcheinlich find es drei verſchiedene Arten; welche unter dem Namen der Salanganen bekannt find, und die geſuchteſten Neſter kommen von der kleinſten Art, welche ſich nie von den Ufern des Meers entfernt, da die andern oft weit ins Land hinein fliegen. Ueber die Materien, woraus dieſe Neſter beſtehen, iſt man noch nicht einig; fie gleichen in etwas dem getrockneten Tragantgummi, oder der Haufenblafe, fie find hart, brüchig, halb durchſichtig, und gleichen in der Form einem Weihwaſſernäpfchen, wie man ſie in den Zimmern anbringt, da ſie mit einer oder zwei Seiten an den Felſen befeſtigt ſind. Einige glaubten, ſie beſtehen aus einer Art von Meerſchaum oder Fiſchrogen, andere hielten ſie für eine gummiartige Subſtanz, und noch andere für Schleim, der vom Vogel ſelbſt komme. In der That gleicht ſie aufgelöst einer ſchleimigen Subſtanz, wie Schneckenſchleim, es ſcheint daher nicht unwahrſcheinlich Schleim von Fiſchrogen zu ſeyn. Der Geſchmack iſt, wenigfters von denen welche wir beſitzen, fade, doch etwas ſalzig, und hat durchaus nichts angenehmes. Dieſe Nefter findet man an den Felſen, welche die Meeresufer von Java, Sumatra, Cochinching, Neu— Guinea und die Philippinen begränzen, in großer Menge. Sie ſollen mit Federchen ausgefüttert ſeyn und gewöhnlich drei. Eier enthalten. Die Schwalben, welche ſie bereiten, ſind kaum größer als Colibris. Die Neſter löſen ſich durch Kochen faſt ganz in Gallerte auf, welche nahrhaft ſeyn ſoll. Das Sammeln der Neſter an den Felſen und in den Höhlen iſt oft ſehr gefährlich. Sie finden ſich auch oft ziemlich weit vom Geſtade in Höhlen, wo es ſchwer zu erklären iſt, wie ſie vom Meer her Materialien zu den Neftern finden können. N Es giebt auch Schwalben, welche in der Erde niſten, namentlich unſere Uferſchwalbe, welche ſehr weit verbreitet iſt, und auch in Amerika vorkommt. Dieſe bereitet ihr Reſt an verpendieularen oder ſehr ſteilen Ufern, oder an Mauern, nahe am Waſſer, oft aber auch weit vom Waſſer entfernt in Steingruben mit ſteilen Wänden, wenn dieſelben aus feinem Gerölle beſtehen. Auf eine faſt unbegreifliche Art graben oder kratzen ſich dieſe zarten Vögel mit ihren ſchwachen Füßen oft zwei Fuß tiefe oder noch tiefere horizontal erdeinwärts laufende Gänge, deren hinteres Ende etwas weiter iſt. Hier legen ſie auf einige Strohhalmen und Federn, welche ganz kunſtlos und locker auf einander liegen, ihre ſechs ganz weißen Eier. Der Boden iſt oft fo hart, daß man, um zu dem Reſte zu gelangen, Meiſel und andere Inſtrumente brauchen muß. Ebenſo dringen fie auf eine faſt unbegreifliche Art zwiſchen die Ritzen und Fugen der Mauern, welche Erdwälle ſtützen, ein, und bereiten ſich da ähnliche Gänge. So ſieht man oft eine Menge Löcher neben einander, z. B. an der Mauer des Schanzengrabens in Zürich, durch die man, ohne die Mauer zu verderben, gar nicht eindringen kann. Hier ſind ſie vor dem Eindringen des Waſſers ſowohl als anderer Thiere gefichert, da kein Thier an dieſer vervendikularen Wand hinklettern kann. Die übrigen europäiſchen Schwalben find Maurer, welche ihre Neſter aus Gaſſenkoth bauen, und dasſelbe mit Strohhalmen untermiſcht fo feſt an Mauern und Balken anzukleben wiſſen, daß man es, ohne es zu zerbrechen, nicht leicht wegnehmen kann, es auch kein Sturm herunterwehet. Die Gewohnheit der Schwalben, welche ohnehin meiſt an waſſerreichen Orten wohnen, bei ihren Herbſtzügen im Rohr und Sumpf zu übernachten, hat wahrſcheinlich die Sage veranlaßt, daß ſie den Winter in ſolchen Sümpfen oder im Waſſer zubringen ſollen, was aber ſchon aus phyſiologiſchen Gründen zu widerlegen iſt, und fchon iſt berührt worden. Schon die einzige Thatſache widerlegt alles, daß die Schwalben in ihrem alten Kleide abziehen, und gemaufert wieder kommen, und daß ſie nach Beobachtungen, welche man an ſolchen machte, die man in Gefangenſchaft hielt, im Hornung mauſern. Ihr ſchneller Flug hindert auch nicht während der Wanderung in der Luft Nahrung zu erhalten; man rechnet, daß ſie in einer Minute beinahe eine engliſche Meile durchfliegen, da ihr Flug noch viel ſchneller iſt als der der amerikaniſchen Wandertauben, welche oft 150 Meilen von ihrer Schlafſtätte ihre Nahrung ſuchen, und binnen 6 Stunden einen Raum von 3 bis 400 Meilen oder beinahe 100 Stunden durchfliegen. / Nachdem wir über die Lebensart der Schwalben im allgemeinen etwas weitläufig geweſen find, können wir uns über die einzelnen Arten kürzer befaffen. Man hat die Schwalben nach der Beſchaffenheit des Schwanzes und der Füße in vier Unterabtheilungen abgetheilt, von denen wir aus jeder Arten anführen wollen. 1.) Mit befiederten Fuͤßen und gegabeltem Schwanze. Taf. 85. Die Hausſchwalbe. Hirundo urbica. Hirondelle de fenetre. The Martlet or Martinet. 8 Der ganze Unterleib, die Backen und der Unterrücken und Bürzel ſind rein weiß, alle andern obern Theile und der Schwanz ſchwarz mit blauem Glanze; die Schwungfedern ſind braun, mit grünlichen Säumen; der Schnabel ſchwarz und 219 die Füße graubraun. Die Jungen find an den obern Theilen braunſchwarz, und die Kehle graulich; der 2 Zoll lange Schwanz iſt mäßig gegabelt. a Ganze Länge 5% Zoll. Aufenthalt. Dieſe Schwalbe iſt über ganz Europa verbreitet, und kommt etwas ſpäter als die Rauchſchwalbe im April an. Sie lebt in Städten und Dörfern, in der Nähe waſſerreicher Gegenden, aber auch oft weit von den Dörfern entfernt in felſigen Gegenden. Sie befliegt höhere Luftgegenden als die Rauchſchwalbe, doch gehen ſie bei ſtarkem Regenwetter auch in die Tiefe. Eigenſchaften. Sie fliegt nicht ſo geſchwind wie die Rauchſchwalbe, aber deſto höher. Sie lockt gerr, und das Männchen hat einen tieftönenden zwitſchernden, anhaltenden Geſang, welchen es im Reſte oder auf den Dächern ſitzend, auch wohl im Fluge hören läßt. Schon in der letzten Hälfte des Auguſts verſammeln ſie ſich auf Dächern, Bäumen und Kirchen in Menge, ſo daß oft die Bäume ganz voll von ihnen ſind, oder ſie ſetzen ſich in langen Reihen auf die horizontalen Dräthe der Blitzableiter und zwitſchern dabei, und verlaſſen uns in den erſten Tagen des Septembers. Nahrung. Einzig und allein fliegende Inſekten, beſonders ſolche, welche hoch in der Luft fliegen. Fortpflanzung. Sie baut ihr Neſt immer außen an die Häuſer, an die Wetterbretter, unter die Vordächer derſelben, an Balkenköpfe u. ſ. w., und legt es ſo an, daß es oben und an den hintern Seiten anliegt, und nur eine kleine runde Oeffnung, durch welche ſie ein und ausfliegen kann, übrig bleibt. Es iſt aus Gaſſenkoth gebaut, den ſie aus den Gaſſen und auf den Landſtraßen mit dem Schnabel aufnimmt, und ſo feſt mit demſelben zuſammenmauert, daß man es nur mit Mühe losbrechen kann, wenn es erhartet iſt, obſchon ſie kein Stroh zum Bindemittel nimmt, wie die Rauchſchwalbe. Bei der Arbeit zittert fie ſchnell mit dem Kopfe, und iſt ſehr fleißig im Bau; doch bedarf fie zur Beendigung des Baues etwa vierzehn Tage. Das Innere des Reſtes iſt fo geräumig, daß Eltern und Junge darin Platz haben, und mit einigen Strohhalmen und Federn ausgefüttert. Diejenigen, welche ihre alten Nefter wieder beziehen, niſten zwei bis dreimal des Jahres, diejenigen aber, welche ein neues verfertigen müſſen, brüten oft nur einmal. An einigen Häuſern ſieht man zuweilen Reſt an Reſt ſtehen. Häufig werden aber dieſe Neſter auch an Felſen gebaut, beſonders unter die Vorſprünge derſelben, ſo daß ſie auch von oben Schutz und Anlehnungspunkt haben, welches ſie nie außer Acht laſſen. Die vier bis ſechs Eier ſind ablang eiförmig, auf beiden Seiten faſt gleich dick und rein weiß, zartſchalig. Die Brutzeit dauert 14 Tage; die Jungen ſchreien beſtändig und werden von den Alten mit Inſekten gefüttert, und wenn ſie ſchon ausgeflogen ſind, im Fluge, wo dann beide, junge und alte Vögel faſt ſenkrecht gegen einander anfliegen. Feinde haben fie an den kleinen Raubvögeln, beſonders dem Baumfalken; ſelten gelangen Katzen oder andere Raubthiere zu ihren Reſtern; wohl aber werden ſie von den Sperlingen daraus oft vertrieben, denen ſie aber erſt nach langem Kampfe weichen. Herabhängende Strohhalmen deuten dann den fremden Beſitzer an. Auch trifft man an den Vögeln ſowohl als in den Neftern die große Lausfliege (Hypobasca hirundinis) und Bettwanzen an, deren größere Zahl die Jungen tödten können. Sie nützen durch ihre Nahrung und thun gar keinen Schaden, denn daß fie Bienen wegfangen ſollen, iſt wohl ſehr zu bezweifeln, man mag die Schwebfliege mit den Bienen verwechſelt haben. Jagd. Sie ſind ſchwer zu ſchießen, aber auf dem Herbſtzuge werden ſie im Rohr mit Garnen gefangen und verſpieſen. Zu dieſer Abtheilung gehören: Die Schwalbe mit dem weißen Halsbande, Hirundo cayennensis; in Süd— amerika. Die grüne Schwalbe, H. viridis; aus Nordamerika. 2.) Mit nackten Füßen und gegabeltem Schwanze. Taf. 86. Die Rauchſchwalbe. Hirundo rustica. Hirondelle de chemine. The chimney Swallow. Stirn und Kehle rothbraun; Hals, Bruſt und alle obern Theile ſchwarz, ſtahlblau glänzend. Der Schwanz ſehr ſtark gegabelt, fo daß die längſte äußerſte Feder auf jeder Seite 2 Zoll über die zweitäußerſte und beinahe 3 Zoll über die beiden mittelſten vorragt. Alle Schwanzfedern, die beiden mittelſten ausgenommen, haben einen weißen rundlichen Fleck an der innern Fahne, an der äußerſten Feder bildet er ein verlängertes Dreieck, die äußerſte Schwanzfeder ſpitzt ſich ſehr ſchmal zu. Der ganze Unterleib iſt ſchmutzig weiß, röthlich überflogen, auch der ſchwarze Hals iſt etwas roſtfarb gewölkt , da die Federn einen ſchmalen roſtfarben Rand haben. Die ganze Länge bis zur äuſterſten Schwanzfederſpitze iſt 7 Zoll 2 Linien. Aufenthalt. Sie iſt über ganz Europa und das nördliche Aſien verbreitet, und kommt im Frühjahr zuerſt an, manchmal ſchon Ende März, fallen dann kalte Tage ein, ſo ziehen ſie ſich in die Nähe der Flüſſe, Seen und Teiche, und fireifen ganz nahe am Waſſer in großen Schaaren umher, und halten oft flatternd einige Augenblicke ſtill, wahrſcheinlich um ein auf dem Waſſer ſchwimmendes Inſekt zu erhaſchen, oder ſtreifen an den Mauern vorbei und haſchen nach Fliegen. Oft verſchwindet ſie für einige Tage und erſcheint bei wärmerem Wetter wieder, ſie zieht wahrſcheinlich nur an mehr ſüdlichere Orte, wo fie vor der Kälte Schutz und mehr Nahrung findet. Im September zieht fie in Schaaren weg, und zwar meiſt in den erſten zehn Tagen; die, welche man nachher ſieht, ſind wandernde aus nördlichern Gegenden. Dieſe und die Haus⸗ ſchwalbe verirren ſich zuweilen bis Island, wo fie aber nicht brüten, wohl aber in Kamtſchatka. Sie können nach Spallan— zani eine Kälte von 10 Grad unter 0 aushalten. Eigenſchaften. Sie fliegt ſehr ſchnell und ſchön, wobei fie ihren Schwanz meiſt ganz ausbreitet; bei ſehr hellem Wetter iſt ſie faſt immer hoch in der Luft, bei trüber regneriſcher Witterung aber ſtreift ſie ganz nahe an der Erde oder über den Waſſern herum, welche ſie ſehr liebt. Spallanzani fing ein brütendes Paar und brachte ſie von Pavia nach Mailand, um zu ſehen, ob fie ihr Neſt und in wie kurzer Zeit wieder fänden; fie kamen in dreizehn Minuten nach Pavia zurück, wie man ſich dadurch berſicherte, daß man genau die Zeit des Loslaſſens beſtimmte, wo der Beobachter in Pavia dann die Zeit der Ankunft genau beſtimmen konnte. Sie kann aber auch langſam in der Luft ſchweben, und fich im Fluge überwerfen. Dieſe Schwalbe iſt beſonders auf Raubvögel ſehr aufmerkſam; bemerkt eine Schwalbe einen ſolchen, fo ſchlägt fie gleichſam Lerm, und im Augenblick ſind dann eine Menge anderer herbeigeflogen, welche den Feind mit großem Geſchrei verfolgen. Im Winter gehen ſie nach Afrika, nach Oberegypten und Nubien. Sie fürchtet den Menſchen gar nicht und ſtreift oft ganz in der Rähe desſelben ohne alle Furcht herum, ja man kann ſie als halbes Hausthier betrachten, da ſie in den Kammern und Hausgängen der Häuſer, wo oft ſehr viele Menſchen aus und eingehen, niſtet. Sie hat einen zwitſchernden klirrenden Geſang-; 220 Nahrung. Allerlei fliegende Inſekten, beſonders auch Waſſerinſekten, Schnaken, Mücken, Bremſen. Daß fie aber, wie Bechſtein glaubt, Hummeln und Bienen freſſe, ſcheint ein Irrthum zu ſeyn. Sie ſtreift auch häufig über die Wieſen hin, und ſchnappt die Inſekten vom Graſe weg, und ebenſo ſtreift ſie über Fruchtfelder und Rohr, oder an den Mauern vorbei, und fängt ſitzende Inſekten. Fortpflanzung. Sie niſtet in Häuſern, Scheunen, Ställen, Schornſteinen, unter Dachfenſtern oder unter Brücken, beſonders da, wo fie ein Brettchen, einen Nagel oder fo etwas zur Unterlage hat. Das Neft bilder die Hälfte einer Halbkugel und iſt aus Koth, oder thoniger und kleberiger Erde mit Strohhalmen gemiſcht, gebaut, oben iſt es meiſt offen, oder es berührt auch oft die Decke des Balkens, oder der Kammer, iſt feſt angeklebt und inwendig mit trockenem Graſe oder Federn belegt, welche die Schwalbe; wie die Hausſchwalbe, in der Luft auffängt. Die Eier ſind zart, wenig glänzend, weiß und über und über mit hellbraunen und violeten Punkten beſtreut, beſonders am ſtumpfen Ende. Ihre Zahl iſt vier bis ſechs, und gewöhnlich werden zwei Bruten gemacht. Feinde haben ſie beſonders am Baumfalken und Zwergfalken, welche ſie im Fluge fangen, andern Raubbögeln ſind ſie zu ſchnell; aber die Schwalbenlausfliege und die Schwalbenlaus plagt ſie ſehr. Von den Katzen und andern Raubthieren haben ſie wenig zu fürchten. Jagd. Sie werden an einigen Orten mit Garnen gefangen und gegeſſen, doch glücklicher Weiſe iſt dieß nur an wenig Orten üblich, und an manchen werden fie ſehr geehrt; und geſchont. Es iſt auch ſehr angenehm in feinem Haufe, die Wirthſchaft dieſer Vögel und die Erziehung ihrer Jungen beobachten zu können. Sie nützen nur ohne den geringſten Schaden zu thun. Zu dieſer Abtheilung gehören zahlreiche Arten. Von inländiſchen: Die Uferſchwalbe, Hirundo riparia; in Europa und Amerika. Von ausländiſchen: Die roſtbrüſtige, H. rufa. pl. enl. 724 f. 4, und die Purvurſchwalbe, Hirundo purpurea. pl. enl. 722; beide aus Nordamerika. Die weißgürtelſchwalbe, H. fasciata. enl. 724. Die ſtahlfarbe, H. chalybaea, enl, 545 f. 2. Die geſchminkte, H. fucata. Temm. pl. col. 464 f. 1. Die Gartenſchwalbe, H. jugularis. Temm. ib. f. 2, Die dunkelblaue, U. minuta, Temm, pl, 209 f. 1. Die ſchwarznackige, H. mela— noleuca. Wied. ib. f. 2; alle aus Südamerika. Die rothköpfige, H. capensis, enl. 723 f. 2. Vaill. oiseaux d' Afrique. pl. 245 f. 1. Die langflügelige, H. longipennis. Temm, col. 83 f. 1; Sumatra und Java. Die javaniſche, H. javanica, ib. f. 2; Java. Die Ambra-Schwalbe, H. ambrosiaca, Temm. pl. col. 400 f. 2; Cap. Die Tapera, H. tapera; Südamerika. Die ſchwarze, H. nigra, Briss. T. 2 pl. 45 f. 3; Antillen. Die Sumpfſchwalbe, H. pa- ludicola. Vaill. vis, d'Afrique. 240 f. 2. Die gehaubte, H. cristata. ib. 247. Die Salangane oder Schwalbe mit eß barem Neſt, H. esculenta. Briss. T. 2 pl. 46 f. 2; Indien. Die indiſche, H. indica; Indien. Die rot h- kehlige, H. panayana; Philippinen. 3.) Schwalben mit geradem Schwanze. Taf. 86. Die Felſenſchwalbe. Hirundo rupestris. Hirundo montana. Gmel. Hirondelle de Rocher. Rock Swallow. Obere Theile des Körpers hellbraun; Kehle weißlich; Bruſt und Unterleib ſchmutzig röthlich grau. Flügel und Schwanz— federn ſchwärzlich, letztere mit weißen Flecken, ſo daß die äußerſte auf jeder Seite und die beiden mittlern ungefleckt ſind, die übrigen alle an der innern Fahne einen eiförmigen weißen Fleck ungefähr 4 Linien vor der Spitze haben, die untern Schwanz— deckfedern find mäuſegrau. Schnabel ſchwärzlich; Füße fteiſchfarb. Länge 5%, Zoll, ohne die vorragenden Flügel, welche noch einen Zoll über den Schwanz vorragen, wenn fie geſchloſſen ſind. Aufenthalt. Dieſe Schwalbe, welche lange mit andern verwechſelt wurde, bildet eine ausgezeichnete Art, und iſt die einzige europäiſche Art, welche keinen gegabelten Schwanz hat. Sie bewohnt die wärmern Felsgegenden von Europa, iſt ſehr zahlreich an den Ufern des Mittelmeers, gemein in Savoyen und Piemont, weniger in den Gebirgen der Schweiz. Man findet ſie auch in Afrika und in Südamerika. Sie bewohnt in der Schweiz Burgruinen und Felſen. Sie erſcheint ſchon mit Ende März und verreist oft erſt im Oktober. Eigenſchaften. Sie fliegen, wie andere Arten, bei ſchönem Wetter hoch, bei ſchlechtem ſteigen ſie tiefer herunter, kreiſen dann oft unter den Hausſchwalben. Nach ihrer Ankunft im Frühjahr ſtreichen fie oft lange umher, che fie ihre alten Neſter beziehen, und ebenſo ſtreichen nach vollendeter Brut bis zur Zeit des Herbſtzuges die verſchiedenen Pärchen entweder einzeln mit ihren Jungen oder in Geſellſchaft mit noch ein oder zwei andern Familien umher, von einem Thurme oder Felſen zum andern, und laſſen dabei ein Zwitſchern, meiſt aber nur ein einfaches Cre hören, womit ſie einander locken und ihr Wohlbehagen ausdrücken. Während Gewitterregen ſuchen ſie in Thurm- und Felslöchern ihre Zuflucht, und ſetzen ſich auf vorragende Steine oder in die Maueröffnungen der Thürme. Sonſt ſetzen ſie ſich ſelten am Tage, als etwa im Mai, wo ſie auf dem Boden Materialien zu ihren Neſtern aufleſen; in heitern Sommertagen ſetzen ſie ſich auch auf die Hausdächer, kommen aber nie in die Häuſer, obſchon ſie eben nicht ſcheu ſind. Ihre Jungen warnen ſie durch ein plötzliches ziek, worauf alle zuſammen ſchnell in die Tiefe ſteigen, dann aber ſich wieder in die Höhe ſchwingen. Die fliegenden Jungen füttern ſie im Fluge, wobei ſie gegen einander anfliegen und flattern, bis das Junge das Inſekt erhaſcht hat. Der Form nach gehört dieſe Schwalbe eher unter die Schwalben, den Sitten nach eher unter die Segler. Beim Wegfliegen ſtürzen ſie ſich aus ihren Schlupfwinkeln hervor, und breiten dann erſt im Fallen die Flügel aus, um weiter zu fliegen; dann fliegen ſie meiſt ruhig ſchwimmend dem Felſen entlang hin und her, ſchwenken ungemein ſchnell um alle Ecken herum und in alle Klüfte hinein, ſitzen aber ſehr ſelten ab. Zuweilen entfernen ſie ſich von den Felſen, aber nie weit davon und ſelten, meiſt nur, wenn die Jungen erſt flück geworden ſind, ſenken ſie ſich etwas abwärts, fliegen dann um die Wipfel der Tannen, die ſich hier und da am Fuße der Felſen befinden, und ätzen die gierig nachfliegenden Jungen. Sie ſind viel ſtummer und weniger lebhaft als die neben ihnen wohnenden Hausſchwalben. Zuweilen ſpielen ſie auf Felſenvorſprüngen ſitzend, indem zwei gegen einander die Flügel lebhaft bewegen, und dann ſehr ſchnell unter dem Rufe dwi, dwi, dwi, dwi, auf einander ſtürzen, dann aber plötzlich und mit manigfaltigen Schwenkungen davon fliegen. Die Lockſtimme iſt oft tief und heiſer drü, dei, drü. Nahrung. Sie iſt nicht von der anderer Schwalben verſchieden und beſteht alſo einzig aus Inſcekten. 221 Fortpflanzung. Das Neſt ſoll ſehr kunſtlos ſeyn, wie bei den Spyren, und aus Stroh halmen beſtehen. Es wird an ſenkrechten Felſen in einer Höhe von 4 bis 500 Fuß angebracht, und zwar in Felſenritzen. Ueber die Zahl und Farbe der Eier können wir nichts mit Beſtimmtheit angeben. Nach einer zerbrochenen Schale, welche am Fuße eines Felſens gefunden wurde, und wahrſcheinlich von der Felſenſchwalbe war, find fir weiß , roth getüpfelt. Feinde hat fie wahrſcheinlich außer kleinen Raubvögeln keine, welche ihr ſchaden können. Jagd. Es iſt ihr ſchwer beizukommen und ſie zu ſchießen, auf andere Art fängt man ſie nicht. Man kennt nur ihren Nutzen aber keinen Schaden. Zu dieſer Abtheilung gehören: Die Domingo-Schwalbe, H. dominicensis, et albiventris, Vieill. ois. d'Ame- rique septentrion. pl. 28 et 29. Die Halsbandſchwalbe, H. torquata, enl. 723 f. 1; vom Cap. Die weißflügelige Schwalbe, H. leucoptera, enl. 540. f. 2. Die kleine ſchwarze, H. francica; Inſel Frankreich. Die Getreide— ſchwalbe, H. borbonica; Inſel Bourbon. Die rothafterige, H. americana. 4.) Schwalben mit Stachelſchwaͤnzen, deren kurze Schwanzfedern verlaͤngerte Schaͤfte ohne Baͤrte haben. Taf. 86. Die Louiſianiſche Stachelſchwalbe. Hirundo pelasgia. Hirondelle acutipenne de la Lowisiane. Alle obern Theile find braunſchwärzlich, dunkler auf Flügel und Schwanz; untere Theile graubraun; bei einigen iſt Gurgel und Hals weiß und braun gefleckt, bei andern nicht; Schnabel ſchwarz; Füße braun; die Schwanzfedern verlängern ſich in Stachel oder Schäfte ohne Bart. Ganze Länge 4 Zoll 3 Linien. Aufenthalt. Die vereinigten Staaten von Nordamerika, und von da bis Cayenne und St. Domingo. Von ihren Eigenſchaften und Sitten iſt nichts bekannt, was fie vor andern Schwalben auszeichnen würde. Ihr Stachelſchwanz dient ihr zur Unterſtützung beim Anhängen an Mauern und Felſen, wie bei den Spechten ihre ſteifen Schwanzfedern. Sie niſtet in hohlen Bäumen und Felsritzen, und macht ihr Neſt, nach Wilſon, aus einer ſchleimigen Materie. Sie ſoll zuerſt eine Grundlage von dürren Reiſern machen, dann allerlei Geniſte darauf legen, und alles zuſammen mit dem Gummi des Storaxbaumes (Liquidamber styraciflua) zuſammleimen. Nach Wil ſon find die Eier weiß, und ihre Zahl vier bis fünf. In Martinique lebt eine andere Stachelſchwalbe, Hir. aucuta, und in Neuholland eine dritte, H. caudacuta, Zweite Familie. Nachtſchwalben. Hirundines nocturna e. Zzte Gatt. Nachtſchwalbe. Caprimulgus. Engoulevent, crapaud volant. Schnabel ſehr kurz, biegſam, niedergedruͤckt, leicht gebogen, wenig ſichtbar, Mundoͤffnung bis hinter die Augen geſpalten; die Oberkinnlade an der Spitze gekruͤmmt, mit ſteifen nach vorn gerichteten Borſten beſetzt. Naſenloͤcher an der Wurzel, breit, durch eine Haut, welche uͤber die Stirnfedern vorragt, geſchloſſen. Fuͤße: drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die vordern Zehen durch eine Haut bis zum erſten Gelenk verbunden, die Hinterzehe iſt aber eine Wendezehe und kann alſo nach vorn gekehrt werden; Naͤgel kurz, der Nagel der Mittelzehe lang, bei einigen Arten ſaͤgenfoͤrmig gezaͤhnelt, bei andern glatt. Der Schwanz bald gerade, bald gabelfoͤrmig, aus zehen Federn beſtehend. Fluͤgel lang, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, welche die laͤngſte iſt. Dieſe Vögel haben große Augen und große Ohren, wie die Eulen; die Augen ſind gegen das Tageslicht empfindlich, daher kommen fie nur in der Dämmerung aus ihren Schlupfwinkeln hervor, und jagen beſonders in der Morgen- oder Abends dämmerung nach Schmetterlingen, auch beim Mondſchein. Sie haben in ihrer Lebensart viel mit den Spyrfchwalben und Schwalben gemein. Das Gefieder iſt aber weich und ſeidenartig wie bei den Eulen, und ihr Flug, obgleich ſehr ſchnell, iſt leiſe. Sie fliegen mit weit geöffnetem Schnabel, um Inſekten im Fluge zu erhaſchen, und dieſe bleiben am Rachen hängen, da derſelbe mit einer klebrigen im Schlund abgeſonderten Materie überzogen iſt. Sie mauſern nur einmal im Jahre, und das Männchen unterſcheidet ſich oft vom Weibchen durch weiße Flecken, womit die Seitenfedern des Schwanzes gezeichnet ſind; dieſe Flecken find bei den Weibchen roſtfarb oder mangeln ganz. Wenn die Jungen fliegen können, unterſcheiden ſie ſich wenig von den Alten. Sie bilden eine ſehr natürliche und leicht zu unterſcheidende Gattung, deren Arten ſelbſt im Gefieder unter einander Aehnlichkeit haben. Der alte Name Ziegenmelker kommt davon her, daß man fabelte, fie fügen den Ziegen und Kühen die Milch aus. Man ſah ſie oft des Abends die Schaf- und Ziegenherden um der Inſekten willen beſuchen, und der gemeine Mann, der den Inſektenfang nicht beobachtet, glaubte es geſchehe um der Milch willen. Die Gattung iſt über die wärmern Gegenden aller Welttheile verbreitet, aber in Südamerika leben die meiſten. Man kennt die Lebensart der meiſten Arten noch nicht, aber ſie ſcheint mit den europäiſchen ziemlich gleich zu ſeyn. Taf. 86. Getüpfelte Machtſchwalbe. Caprimulgus punctatus. Engoulevent ordinaire. Synonime. Tagſchläfer, Ziegenmelker. Le crapaud volant. Caprimulgus europaeus. Linn. Geitemeiker. Sepp. European goatsucker. Succhia capare, Nottola. Diefer Vogel iſt ſchwer zu beſchreiben, da feine Farben düſter und ſehr gemifcht find. Der Kopf und Rücken iſt dunkel aſchgrau, die Federn fein ſchwärzlich punktirt und mit einem ſchwarzen Schaftſtrich, am Hinterkopf iſt dieſer am breiteſten 56 222 und bildet in der Mitte der Feder ein vollkommenes Längsband; auf dem Scheitel find die Federn mehr roſtfarb; der Rand der Unterkinnlade bis zu den Augen weiß, bräunlich gemiſcht; Ohrgegend ſchwarz und hell roftfarb oder brandgelb , und ſolche Federn bilden am Hinterhals eine Art von Halsband, indem jede Feder in der Mitte roſtgelb, an den Seiten ſchwarz und roſtgelb gemiſcht iſt. Ueber den Schulterrand der Flügel geht ein Streif von ſchwarzen roſtfarb gemiſchten Federn, unter dieſem ein Streif weißlicher Flecken, die übrigen Deckfedern der Flügel find grauröthlich, ſchwarz punktirt, mit ſchwarzen Schaftfleden, Die Flügelfedern dunkelbraun mit roſtfarben Fleckenbändern; die Schwanzfedern roftfarb und ſchwarz gebändert; der ganze Unterleib roſtgelb mit ſchwärzlichen ſchmalen Querbändern; an der Bruſt und der Mitte des Halſes mit einigen weißlichen Flecken, an den Seiten mit Grau gemiſcht. Das ganze Gefieder des Vogels iſt überhaupt ein Gemiſch von Grau, Roſtfarb, Brandgelb, Schwarz und Weiß. Das Männchen unterſcheidet ſich vom Weibchen durch einen eiförmigen weißlichen Fleck, an der innern Seite der drei erſten Flügelfedern, und durch einen andern an der Spitze der beiden erſten äußern Schwanzfedern. Der Schwanz iſt nicht gabelförmig, ſondern hinten abgerundet, doch ſind die beiden mittlern Federn etwas kürzer und zeigen Annäherung zum Gabelförmigen. Ganze Länge 8½ Zoll, wovon der Schwanz 4 Zoll. Aufenthalt. Er bewohnt ganz Europa von Sandmor an, und ſoll auch in den wärmern Theilen Sibiriens und Kamtſchatka und ebenſo in Nordafrika, wenn er nicht mit einer andern Art verwechſelt worden ift, vorkommen. Er iſt überhaupt in wärmern Gegenden häufiger, als in kältern. In Deutſchland bewohnt er die Wälder und vorzüglich die Nadel— hölzer, welche an der Sonne liegende Schläge und Wieſen und Teiche in der Nähe haben, mehr in Vorhölzern als im Gebirge. Am Tage hält er ſich gewöhnlich auf dem Boden und im Dickigten auf, und des Nachts fliegt er auf den Wegen, auf Schlägen, Wieſen und an den Teichen herum. Er iſt ein Zugvogel, der in der erſten Hälfte des Mai ankommt, und mit Ende Septembers einzeln wieder wegzieht, einige bleiben bis in den Oktober. Eigenſchaften. Er ift ein raſcher, ungeſtümer ſcheuer Vogel, der den Tag über in den Gebüſchen fchläft, mehr auf dem Boden als auf Bäumen. Er ſieht auch am Tage ſehr gut, und läßt ſich ſelten ſchußmäßig ankommen. So bald die Sonne untergegangen iſt, verläßt er ſeinen Schlupfwinkel und fliegt umher. Er hat einen ſchönen, leichten, ſchnellen doch nicht ganz geräuſchloſen Flug, der gewöhnlich durch ſtarken Flügelſchlag beſchleunigt wird und etwas ſchwalbenartiges hat. Zuweilen ſchwebt er eine kurze Strecke und rittelt dann, das heißt, er ſchwebt mit ſchnellem Flügelſchlage über einer Stelle, wenn er etwas auffallendes bemerkt. Bei der Paarung ſchlägt das Männchen, wenn es recht hitzig iſt, die Flügel zuſammen und klatſcht mit ihnen, wie die Tauben. In mondhellen Nächten fliegt der Ziegenmelker bis am Morgen in Abſätzen, denn er ſetzt ſich immer von Zeit zu Zeit um auszuruhen; in dunkeln Nächten iſt er aber von 10 Uhr bis 2 Uhr Morgens ziemlich ruhig. Zu Ende Mai bis in den Juli läßt das Männchen feine Stimme bald nach Sonnenuntergang bis zum völligen Einbruche der Nacht, und von dem erſten Schimmer der Morgendämmerung bis zum Anbruche des Tages, zuweilen die ganze Nacht durch in Abſätzen hören. Es ſitzt auf dem Gipfel eines Baums, am häufigſten einer Fichte auf einem dürren, oder doch reisloſen Aſte, und ſchnurrt unaufhörlich wie rrrrr, örrrrr, das örrrrr immer einen Ton tiefer. Das Weibchen ſchreit ähnlich, aber ganz ſchwach. Man kann den Ruf des Männchens auf hundert Schritte weit bei der Stille der Nacht hören. Der Ziegenmelker ſitzt auf dicken Aeſten der Länge nach auf dem Aſte, mit dem Leib ruhend, nur auf dünnen Aeſten ſitzt er der Quere nach. Im Fluge laſſen beide Geſchlechter einen Lockton hören, der wie hait, hait klingt. Im Zorne, wenn man ſich dem Neſte nähert, blaſen ſie, wie die Eulen, mit weit aufgeſperrtem Rachen. Wenn ſie ſich verbergen wollen, drücken ſie ſich platt auf die Erde und ſind dann ihrer Farbe wegen ſehr ſchwer zu entdecken. Gewiſſe Lieblingsbäume ſuchen ſie alle Nächte auf, meiſt ſolche, die ſehr hoch find oder am Rande eines Holzes vorſtehen und dürre Aeſte haben. Jagt man ſie auf, ſo fliegen ſie auf einen andern, und kommen oft, wenn ſie abermal aufgeſtört werden, auf den erſten zurück. Oft fliegen ſie auch in der Nacht dem Menſchen um den Kopf herum, obſchon ſie ſonſt ſcheue ſind. Nahrung. Sie beſteht wie bei den Tagſchwalben aus lauter Inſekten, aber größern, befonders lieben fie Mai- und Roßkäfer, und ſpäter Nachtfalter. Er frißt ſehr viel und verdaut ſchnell. Sein ſchneller Flug und ſein ungeheurer Rachen helfen ihm hierbei ſehr, und er erhaſcht mit Leichtigkeit den fliegenden Käfer oder Falter; daher iſt feine Nahrung reichlich und ſein Körper im Herbſt mit Fett überzogen. Fortpflanzung. Er brütet gewöhnlich nur einmal des Jahres, und nur wenn ſeine erſte Brut zerſtört wird, zweimal. Das Weibchen baut kein eigentliches Neſt, und legt ſeine zwei Eier auf die Erde. Man findet ſie in Dickigten, wo dieſe bloße Stellen haben, auf Schlägen, im Heidekraut oder auf einem bemoosten Baumſtrunke, in einer Vertiefung. Die Eier ſind verhältnißmäßig ſehr groß, 16 bis 17 Linien lang, und 14 bis 12 Linien breit, länglich, an beiden Enden faſt gleich ſtumpf und auf weißlichem Grunde mit verwaſchenen aſchbläulichen und deutlichen erdfarbigen Flecken marmorirt, welche bald dichter, bald einzelner ſtehen und in einander laufen, aber immer unregelmäßig ſind. Das Weibchen ſoll allein brüten und die Jungen ſehr lieben. Nähert man ſich dem Neſte, fo flattert es wie gelähmt dem Boden nach fort, und ſucht den Feind vom Neſte zu entfernen. Des Nachts iſt es äußerſt ängſtlich und ſchreit, um ſein Männchen herbeizulocken. Die Jungen laſſen ſich leicht mit Käfern und Fliegen aufziehen, bleiben aber ſelten lange am Leben. Jagd. Sie ſind ſchwer zu ſchießen, da ſie auch am Tage ſcheu ſind. Hat man eine Doppelflinte, ſo gelingt die Jagd auf folgende Art: man ſteht an einen Ort, wo der Vogel gewöhnlich vorbeifliegt, und ſchießt, wenn derſelbe nahe genug kommt, einen Schuß, trifft man ihn nicht, ſo rittelt er eine kurze Zeit, und man kann ihn ſicherer aufs Korn nehmen, oder man paßt ihm unter den Liehlingsbäumen auf. Feinde haben die Jungen und die brütenden Weibchen an den vierfüßigen Raubthieren. a EN Ihr Fleiſch iſt wohlſchmeckend; dann aber vertilgen fie eine große Menge Inſekten und thun gar keinen chaden. Die zweite europäiſche Art iſt der rothalſige Ziegenmelker, Caprimulgus ruficollis. Roux ornithologie provencale. pl. 148; in Spanien und wahrſcheinlich in Nordafrika. Dann gehören hieher: Der caroliniſche, Cap. caro. linensis. Chuck wills widow. Wils. american. Ornith. Tom. VI. Der amerikaniſche, C. americanus. Whip-poor- will, ib. T VI.; in Nordamerika. Der ſcheerſchwänzige, C. psalurus, Azara. Temm. pl. col. 157; in Paraguay und Braſilien, hat einen Schwanz, deſſen äußere Federn die andern außerordentlich an Länge übertreffen. Die Tagnacht— ſchwalbe, C. diurnus. Wied. Temm. pl. 482. Die Nattereriſche, C. Nattereri. Temm. pl. 107. Die iſabell— farbige, C. isabellinus. Temm. pl. 379. Die ausgezeichnete, C. eximius. Ruppel. Temm, pl. 389; beide aus Nubien. Die weißkehlige, C. albogularis. Linn. transact. T. XV. pl. 194; aus Java. Die getropfte, C. gutta- tus. ib. 192. Die ſchnautzbärtige, C. mystacalis, Temm. pl. col. 410; beide in Neuholland. Die ähnliche, C. affinis. Horsf., und die langſchwänzige, C. macrourus. Horsf.; beide aus Java. Die guyaniſche, C. guyanen- 223 sis, enl. 733, Die jamaikaniſche, C. jamaicensis. Die cayenniſche, C. cayanensis, enl 760 Die ſpitz⸗ ſchwänzige , C. acutus. ib. 732. Die roftbraune, C. rufus, ib. 735. Die gefleckte, C. semitorquatus. ib. 734; alle aus Südamerika, wo ſich noch mehrere Arten finden. Unter dem Namen: 4 Gatt. Der Ibijau. Nictibius. trennt Vieillot eine Art aus Paraguay. Der Schnabel iſt ſehr breit und mit Borſten an der Wurzel; an der Spitze zuruͤckgebogen und gekruͤmmt; an der obern Kinnlade ſteht an den Seiten, faſt an der Wurzel, ein ſtumpfer Zahn; die untere Kinnlade iſt breiter, die Raͤnder ſind nach außen umgebogen; die vordern Zehen ſind an der Wurzel durch eine kurze Haut verbunden, die Seitenzehen ungleich, die Hinterzehe ſtark und nicht verkehrbar. Mit dem Namen Ibijau werden in Braſilien überhaupt die Ziegenmelker bezeichnet, das Wort bedeutet in der Sprache der Guaranis Erdfreſſer, es bezeichnet aber auch das Geſchrei des Vogels. Ihre Lebensart unterſcheidet ſie auch durchaus nicht von den übrigen Arten der Gattung Caprimulgus, und dieſe neue Gattung, welche nach Vieillot aus einer einzigen Art beſteht, iſt von andern Naturforfchern noch nicht als ſolche anerkannt worden. Die Abbildung zeigt auch deutlich, daß fie nicht getrennt werden darf. Die Gattung Caprimulgus iſt eine ſehr natürliche, die Gattung Nyotibius dagegen eine ſehr künſtliche. Taf. 87. Der große Ibijau. Nyctibius grandis. Le grand Engoulevent. Le grand crapaud volant. pl. enl. 325. L’Urutau. Azara. NV. 308, Das Gefieder dieſes Vogels bietet ein Gemiſch von Braun, Schwarz, Falb und Weiß dar, der Kopf und die untern Theile des Körpers haben feine enge Querſtreifen von derſelben Farbe. Die Schwungfedern find ſchwärzlich mit falben ſchiefen Streifen, die Flügel reichen in der Ruhe nur um einige Linien über den Schwanz hinaus; dieſer iſt braun und roſtfarb marmorirt und etwas abgeſtuft. Die Schnabelöffnung iſt 3 Zoll lang; die Nafenlöcher find nicht vorſpringend und mit den Federn der Schnabelwurzel bedeckt; die Nägel ſind gekrümmt, und bilden unten zu beiden Seiten eine Rinne, die durch eine Gräthe in zwei getheilt wird. Ganze Länge 20 Zoll. Vaterland. Braſilien, Cayenne, Paraguay und andere Theile von Südamerika; den Tag über verbirgt er ſich in hohlen Bäumen, beſonders in ſolchen, welche nahe am Waſſer ſtehen. Wenn ſie auf Bäume ſitzen, ſo wählen ſie dazu die höchſten mit dicken Aeſten, und ſetzen ſich der Länge nach auf dieſelben, und zwar meiſt an die Enden, ſo daß die Hälfte des Körpers vorragt und den Aſt zu verlängern ſcheint. Bei der Aehnlichkeit ihrer Farbe mit den Aeſten und da ſie oft lange ganz ſtille ſitzen, ſind ſie ſchwer zu entdecken. Eigenſchaften. Sie ſetzen ſich nicht auf die Erde, oder wenn es geſchieht, breiten ſie die Flügel aus und ſtützen ſich auf ſie und auf den Schwanz, ohne ſich ihrer Füße zu bedienen. In Paraguay ſind ſie Zugvögel, welche vom October bis zum Februar dort bleiben. Ihr Geſchrei iſt laut, lang und melancholiſch, und ſie laſſen es mit wenig Unterbrechung die ganze Nacht hören. Das Weibchen beantwortet das Geſchrei des Männchens. Oft bleiben ſie den ganzen Tag auf den Aeſten ſitzen; die Jäger, welche ſie fangen wollen, gehen bei Anbruch des Tages ihrem Geſchrei nach und ſuchen den Sitz zu entdecken, dann kehren fie gegen Mittag zurück und werfen mit einem Strick nach demſelben, und fangen ihn auf dieſe Art lebend. Sie ſitzen den ganzen Tag unbeweglich, die Augen geſchloſſen, ſo bald aber die Dämmerung eintritt, durchſtreifen ſie die Luft nach allen Richtungen. Ein ſolcher Vogel, welchen Azara lebend hatte, ſchrie nur dann, wenn er ihn in die Hand nahm, dann ſchrie er mit ſtarker und unangenehmer Stimme qua. Nähert ſich ihm Jemand, fo Öffnet er ſchnell die Augen und den weiten Mund, wobei die Pupille der Augen ſich anfangs ſchnell verkleinerte, dann aber wieder allmählig vergrößerte. Nahrung. Sie beſteht einzig aus Inſekten. Fortpflanzung. Sie niſten in hohlen Bäumen und legen in eine kleine Vertiefung ihre zwei Eier auf das bloße Holz hin. Sie ſind braun und dunkler gefleckt. 0 Fange iſt ſchon geſprochen worden. Nutzen ſtiften ſie durch Vertilgung vieler Inſekten, und Schaden thun ſie gar keinen. Man muß zu dieſer Gattung, wenn man ſie annehmen will, noch einen Vogel aus Afrika zählen, nämlich den gabel— ſchwänzigen Ziegenmelker, Caprim, forficatus, Levaill. ois. d' Afrique, pl. 47 et 48. Er bewohnt das Land der großen Ramaquas, wo er aber ſelten iſt, und gleicht im Aeußern ſehr dem Ibijau. 5" Gatt. Zie genmelker. Aegotheles. Aegothele. Vigors et Horsf. Schnabel kurz, dick, breit, an der Baſis niedergedruͤckt, Schnabelraͤnder ganz; Mund ſehr weit; der Oberſchnabel mit einer abgerundeten Graͤthe, die Schnabelſpitze etwas hackenfoͤrmig gekruͤmmt, die untere Kinnlade mit einer Rinne an der Spitze zur Aufnahme der Hacke des Oberſchnabels. Auf dem Scheitel ſtehen einfache Borſten, die aber an der Wurzel gefiedert find; am Kopfe find die Borſten zahlreich, lang, gerade, auf beiden Seiten gefiedert oder kammfoͤrmig; die Naſenloͤcher ſtehen mitten auf dem Oberſchnabel, ſind linienfoͤrmig, ſchief muͤndend, faſt offen, nach hinten ſchmaͤler. Die Fluͤgel kurz, abgerundet; erſte und ſechste Schwungfeder faſt gleich lang und ſehr kurz, die zweite und fuͤnfte gleich, laͤnger, und ebenſo ſind ſich die dritte und vierte gleich 224 und die laͤngſten von allen; Füße ſtark, mit langen aber ſchwachen nackten Laͤufen; Zehen frei, ſchwach, faft gleich lang; Hinterzehe ſchwach, mit ſeitlich zuſammengedruͤcktem Nagel; Laͤufe geſchildet; Schwanz mittelmaͤßig und abgerundet. Nach dieſen Charakteren zu urtheilen, iſt dieſe Gattung mit Recht von den Nachtſchwalben zu trennen. Der Name Aegotheles iſt eigentlich die griechiſche Ueberſetzung von Caprimulgus, daher habe ich den Namen Ziegenmelker beſonders auf dieſe Gattung übergetragen, und jene mit dem Name Nachtſchwalbe bezeichnet. Die einzige bekannte Art iſt noch nirgends abgebildet, als in Philipps Reiſe, welche nicht zu erhalten war, aber hier nach der Natur. Taf. 87. Der neuhollaͤndiſche Ziegenmelker. Aegotheles novae Hollandiae. Aegothele de la nowelle Hollande. Crested Goatsucker. Die obern Theile find dunkelbraun, weißlich in die Quere geſtreift; der Schwanz abgerundet, mit ſchmalen weißbräun— lichen Binden. Der Hals und die Bruſt ſind ebenfalls in die Quere geſtreift. Der ſogenannte Buſch auf dem Kopf beſteht nur aus ſteifen aufſtehenden Borſten an der Schnabelwurzel. Man findet dieſen Vogel in Neuholland, in der Gegend von Port Jakſon, wo ihm die Eingebornen den Namen Zrringing geben. Er ift etwa 9 Zoll lang. Don feiner Lebensart ift nichts bekannt. Gatt. Podarge. Pod argus. Podarge. Schnabel ſtark, hart, ganz hornartig, viel breiter als hoch; ſehr erweitert, breiter als die Stirn; Graͤthe des Schnabels abgerundet. Oberſchnabel von der Wurzel an gekruͤmmt, an der Spitze ſtark gebogen; die Raͤnder der Kinnladen ſehr ausgedehnt; die Mundoͤffnung bis hinter die Augen geſpalten; die untere Kinnlade ebenfalls hornartig, breit, gerade, an der Wurzel ſchwach gebogen und mit einer Rinne fuͤr die Aufnahme des Hackens am Oberſchnabel verſehen, der beim Schluſſe des Schnabels ganz darin liegt. Die Naſenloͤcher liegen unter den Stirnfedern verborgen, linienfoͤrmig geſpalten, von der Schnabelwurzel etwas entfernt und auf der Flaͤche des Schnabels liegend, durch eine hoͤrnerne Haut faſt ganz geſchloſſen; Naſengrube ſehr klein. Fuͤße mit kurzen Laͤufen, und duͤnne; drei Zehen nach vorn, mit einer Haut die innere an die mittlere verbunden, die aͤußere faſt ganz frei; Naͤgel kurz, gebogen, der Nagel der Mittelzehe platt, die Hinterzehe nur zur Haͤlfte verkehrbar. Fluͤgel mittelmaͤßig, die beiden erſten Schwungfedern weniger lang als die vierte, welche die laͤngſte iſt. g Alle bekannten Arten dieſer merkwürdigen Gattung find in Java und Neuholland zu Haufe, wenn man nicht auch den Fettvogel dazu rechnen will / der aber wohl davon getrennt werden muß, und in Südamerika lebt. Ihr ſtarker Schnabel zeichnet dieſe Vögel ſehr vor den Nachtſchwalben 9 | wäre er mehr zuſammengedrückt, ſo würde er dem der Eulen gleichen, mit welchen dieſe Vögel durch ihre halb nächtliche Lebensart und durch die Weichheit ihres Geſteders einige Aehnlichkeit haben. Zahlreiche Bartborſten ſtehen am Rande des Oberſchnabels vor. Auch mit den Breitſchnäbeln (Eurylaimus) hat der Schnabel einige Aehnlichkeit, aber jenes ſind Tagvögel mit ausgezeichnet lebhaften Farben. Die Podargen leben während dem Tage in Höhlen oder dunkeln Gebüſchen der großen Wälder und verlaſſen ihre Schlupfwinkel bei eintretender Dämmerung, um ihre Nahrung, Nachtfalter und andere Inſekten, aufzuſuchen. Ihre Lebensart iſt aber noch nicht gehörig bekannt, und bei ihrer Verborgenheit ſchwer zu entdecken, da ſie meiſt an unbeſuchten Orten leben. F Taf. 87. Der gehoͤrnte Podarge. Podargus cornutus. Pod. javanensis. Hor S. Podargue cornu. Temm. pl. col. 159, An jeder Seite des Kopfes in der Gegend der Ohren ſteht ein ſtarker Büſchel langer, etwas zerfchliffener Federn, oberhalb und hinterhalb den Augen. Dieſe Hörner oder Federbüſche ſtehen zu beiden Seiten vom übrigen Gefieder des Kopfes ab; ſie bilden mit den zahlreichen Borſten, mit welchen der Schnabel umgeben iſt, eine ſonderbare Art von Kopfputz, welcher die Augen faſt ganz beſchattet und bedeckt, und geben dem Kopf eine verhältnißmäßige Größe gegen die übrigen Theile des Körpers. Die Farbe des Kopfs, des Rückens und der Flügel iſt hell roſtfarb mit ſchwarzen Zickzacklinien; am Nacken iſt ein weißes halbes Halsband; an den Schultern ſind große weißblauliche Flecken, und jede Feder endigt mit einem ſchwarzen Halbkreiſe; die Schwanzfedern ſind abgeſtuft, hell roſtfarb, mit ſieben bis acht dunkel roſtfarben Bändern, welche ſchwarz eingefaßt find, und ſchwärzlichen Zickzacklinien; an der Stirne und hinter den Augen find brandgelbe Flecken; Mitte der Kehle und des Halſes find weiß; Seiten des Halſes wie der Rücken, Bruſt und Bauch find mit großen weißlichen, ſchwarz geſaumten Flecken auf roſtfarbem Grunde mit ſchwärzlichen Wellenlinien bezeichnet, indem die weißen Flecken in der Mitte ſolcher Federn ſtehen. Der Bauch iſt weißlich, mit ſchwärzlichen Zickzacklinien; die Füße ſind roſtfarb, und der Schnabel Aae gelb. Ganze Länge 8% Zoll. Vaterland. Java, Sumatra in den dickſten Gebüfchen. Von den Podargen ſcheint die folgende Gattung ſchon um deßwillen getrennt werden zu müſſen, weil ſie von Vegeta— bilien ſich nährt, folglich einen andern Bau vorausſetzt, wenn ſchon ſein Aeußeres viel Aehnliches mit den Nachtſchwalben und Podargen hat. ze Gatt. Fettvogel. Steatornis. Guacharo. Schnabel hart, ſtark, an den Seiten zuſammengedruͤckt, an der Spitze gekruͤmmt, die obere Kinnlade mit einem doppelten Zahn, der vordere Zahn ſchaͤrfer. Die Mundoͤffnung bis hinter die Augen geſpalten. Die Fuͤße kurz, die Klauen platt, die Zehen ganz getrennt und nicht mit einer Haut verbunden; an der Schnabelwurzel lange ſteife Borſten; die untere Kinnlade kuͤrzer, an der Wurzel breit, und duͤnne, die Naſenloͤcher an der Mitte des Schnabels. Taf. 87. Caripiſcher Fettvogel. Steatornis caripensis, Le Guacharo. Dunkel blaugrau, mit ſchwarzen Streifen und Punkten; Kopf, Bruſt und Unterleib roſtroth mit herzförmigen weißen Flecken, ebenſo Flügel und Schwanz; an den Achſeln und in den Weichen ſind dieſe Flecken zahlreicher und breiter. Der Schwanz keilförmig, doppelt fo lang; die Schenkel faſt nackt, fleifchig, die Nägel ſchwarz und gebogen; die Haut an der Kehle zwiſchen den Schenkeln der Unterfinnlade nackt, dreieckig und weiß. Die Augen ſehr groß, rund, zur Seite ſtehend, blau. Die Ohren groß, mit Federn bedeckt. Die Zunge dünne, ſpitzig, ohne Einſchnitte, gegen die Spitze in eine Haut endigend. Von der Größe unſerer Haushühner, die Breite der ausgeſpannten Flügel 3½ Fuß. Aufenthalt. Die Höhlen im ſüdamerikaniſchen Thale Caripe, wo fie den ganzen Tag verborgen find, Mit der Dämmerung verlaſſen ſie ihre Höhlen, um auf Nahrung auszugehen, beſonders beim Mondenſchein. Eigenſchaften. Der Fettvogel lebt in ſehr großen Gefellfchaften. Die Augen können das Tageslicht nicht vertragen, fie find kleiner als die der Nachtſchwalben. Die Stimme iſt ſcharf, laut und durchdringend, und es iſt ſchwer, ſich einen Begriff von dem furchtbaren Lerm zu machen, welche viele Tauſende dieſer Vögel in dem finſtern Theil der Höhle hervorbringen. Er läßt ſich nur mit dem Lerm der Krähen vergleichen, wenn ſie ſich einander im Baue ihrer Reſter ſtören, wie die Saatkrähen. Dieſe Töne werden dazu noch in den Wölbungen der Felshöhle zurückgeworfen, und das Echo verhallt im Grunde der Grotte. Als Humbold dieſe Höhlen beſuchte, banden die Indianer Fackeln von Copalharz ans Ende langer Stangen, um die Neſter der Vögel zu zeigen. Sie befanden ſich fünfzig bis ſechszig Fuß hoch in trichterförmigen Löchern an der Decke der Grotte. Das Geräuſch wird noch ſtärker, ſo wie man tiefer hinein kommt, und die Vögel vor dem Licht ſcheu werden. War es einige Minuten ſtille, ſo laſſen ſich die entferntern Klagetöne der in den Seitengängen der Grotte niſtenden Vögel hören. Es war als ob ihre Schwärme einander abwechſelnd antworteten. Die Indianer begeben ſich jährlich einmal, um das St. Johannesfeſt, mit Stangen bewaffnet in die Grotte, um den größten Theil der Nefter zu zerſtören. Es werden dann viele taufend Vögel getödtet, und die Alten, gleichſam um ihre Brut zu ſchützen, ſchweben unter fürchterlichem Gefchrei, über den Häuptern der Indianer. Die Jungen, welche zu Boden fallen, werden ſogleich ausgeweidet. Ihr Bauchfell iſt reich mit Fett beladen, und eine Schichte von Fett geht bis zum After. Dieſer Ueberfluß an Fett bei nächtlichen pflanzen— freſſenden Thieren zeigt; wie Finſterniß und Ruhe die Abſönderung des Fettes begünſtigen. Die Indianer bauen ſich in der Nähe der Höhlen, oder im Vordertheil der Höhlen ſelbſt Hütten. Hier wird bei einem mit Buſchwerk unterhaltenem Feuer das Fett der jungen erſt getödteten Vögel geſchmolzen und in tönerne Gefäſſe geſammelt. Es iſt unter dem Namen des Guacharo-Oehls bekannt, halb flüßig, durchſichtig und geruchlos. Seine Reinheit iſt fo groß daß es, ohne ranzig zu werden, über ein Jahr aufbehalten werden kann. Es wird zum Fettmachen der Speiſen benutzt, und hat nie einen übeln Geruch. Die Menge des eingeſammelten Oehls ſteht in keinem Verhältniß mit der Mezelei, welche die Indianer jährlich in dieſer Grotte anrichten, da kaum über 160 Flaſchen voll davon eingeſammelt werden. Der Gebrauch dieſes Oehls in Caripe iſt ſehr alt, und das Geſchlecht der Guacharos wäre ſchon längſt vertilgt, wenn ſeine Erhaltung nicht durch verſchiedene Umſtände möglich würde. Abergläubiſche Begriffe halten die Eingebornen vom tiefern Eindringen in die Grotte ab. Noch mehr aber, benachbarte Höhlen, die ihrer Enge wegen dem Menſchen unzugänglich ſind, werden wahrſcheinlich durch Vögel derſelben Art bewohnt, und die Miſſionaire, welchen die Indianer das Oehl liefern müſſen, bezeugen, es ſey bis dahin keine Verminderung ſpürbar geweſen. Man kann die Guacharos auch jung eingefangen nicht lange am Leben erhalten. Außer den Bergen von Caripe und von Cumana hat man dieſe Nachtvögel bis dahin nirgends angetroffen. Nahrung. Dieſe beſteht ſonderbarer Weiſe aus mancherlei harten und trockenen Kernfrüchten, die unter dem ſeltſamen Namen der Körner von Guacharo ein berühmtes Mittel gegen die Wechfelfieber geben. Die alten Vögel tragen ihren Jungen dieſe Körner, die man ſorgfältig ſammelt, zu, und ſie werden von den Kranken in Caripe und in den übrigen tiefgelegenen fieberhaften Orten mit Nutzen gebraucht. In dem Kropfe und Magen der jungen Vögel findet man dieſe Früchte immer. Humboldt giebt nicht an, von welchen Pflanzen dieſe Früchte kommen. Die Einwohner behaupten, Pflanzennahrung ſey die einzige, welche die Guacharos genößen, und fie verſchmähten die Inſekten. Das merkwürdigſte aber iſt, daß in der Hauptgrotte , welche über 2500 Fuß tief iſt, dieſe Körner, bie von den Guacharos hingetragen werden, überall keimen und in der Dunkelheit einigen Wuchs erreichen. Fortpflanzung. Herr Humboldt ſagt uns zwar, die Neſter der Guacharo ſtehen an der Felsdecke in den Verklüf— tungen derſelben, aber von ihrem Bau und den Eiern ſagt er nichts. Neunte Ordnung. Tauben. Colum ba e. Pigeons, Schnabel mittelmaͤßig, zuſammengedrückt, die Baſis der obern Schnabellade mit einer weichen Haut bedeckt, in welcher die Naſenloͤcher liegen. Schnabelſpitze mehr oder weniger gebogen. Füße: drei Zehen nach vorn, welche ganz getheilt ſind, eine Zehe nach hinten. 57 226 Die Tauben haben durch ihre leichte Zähmbarkeit, und durch ihre fanften Sitten ſehr viel Aehnlichkeit mit den hühner— artigen Vögeln. Ihre Nahrung beſteht ausſchließlich in Körnern und Früchten, welche im Kropfe aufgeweicht und aufgelockert werden, ehe fie in den Magen kommen. Dieſer iſt, wie bei den Hühnern, klein, ſehr muskulos und ſtark. Die Jungen werden aus dem Kropfe ernährt. Die Arten, welche in den kältern Zonen leben, ſind Zugvögel. Sie ſind zahlreich über alle Welttheile verbreitet; die wärmern Gegenden beſitzen aber weit mehrere Arten, und die Gattung gehört beſonders im indiſchen Archipel und in Auftralien zu den ſehr zahlreichen. Schon Büffon hat bemerkt, daß die in Europa einheimiſchen Arten ſehr weit verbreitet ſeyen. Dieſe Behauptung iſt ſehr richtig, es giebt wenig Vögel, die ſo weit über die Erde verbreitet wären, wie die Ringeltaube und die Feldtaube, welche man faſt in der ganzen alten Welt findet. Ebenſo iſt auch die Turteltaube weit verbreitet. Man findet ſie ohne Abänderung ſelbſt in den heißeſten Climaten. Allein Büfffon irrt ſich gar ſehr, wenn er den Satz behauptet, alle andern Tauben ſeyen nur Varietäten von dieſen. Nichts weniger, man kennt gegenwärtig gegen 100 ganz beſtimmte Arten von Tauben. ' 1 Gatt. Taube. Co lum b a. Pigeon. Schnabel mittelmaͤßig, gerade, zuſammengedruͤckt, gewoͤlbt; Baſis der obern Schnabellade mit einer weichen, mehr oder weniger aufgeblaſenen Haut bedeckt. Naſenloͤcher in der Mitte des Schnabels, als Laͤngs— ſpalte gebildet, welche die weiche Haut durchdringt. Die Füße meiſt roth, mit drei ganz freien Zehen nach vorn; die Hinterzehe iſt der mittlern Vorderzehe gleich eingelenkt. Fluͤgel mittelmaͤßig oder kurz; bei den euro— paͤiſchen Arten iſt die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite, und dieſe die laͤngſte. Die Tauben leben paarweiſe in ſtrenger Monogamie. Die Gatten ſind ſich treu und ſehr anhänglich, ſo daß ſie ſich ſelten trennen; ſie machen wenigſtens zwei Bruten im Jahr, und legen jedesmal zwei weiße Eier, welche abwechſelnd von beiden Gatten gebrütet werden. Die Jungen kommen nackt und blind und ſehr unausgebildet aus den Eiern, und werden von den Alten ſo aus dem Kropfe gefüttert, daß die junge Taube ihren Schnabel in den der alten ſteckt, und ihr das Futter ſo einge— würgt wird. Beim Tauber, wie bei der Taube, erzeugt ſich im Kropfe eine weißliche käſeartige Materie, welche den Jungen zur erſten Nahrung dient. Beim Tauber dauert dieſe Abſönderung länger als bei der Taube, bei welcher ſie aufhört, wenn ſie wieder Eier legt. Die Mauſer iſt einfach, und bei den meiſten Arten unterſcheiden ſich beide Geſchlechter entweder gar nicht, oder nur durch mattere Farben beim Weibchen; nur wenige Arten find etwas verſchieden, wohl aber die Jungen von den Alten bis zur erſten Mauſer. Die Augen der meiſten Arten ſind ziemlich groß, ſeitlich und meiſt lebhaft roth oder orangefarb, oder gelb. Bei vielen iſt der Augenkreis nackt, und dieſe nackte Haut roth oder bläulich. Die Federn haben meiſt feine und etwas zerſchliſſene Bärte, und ſtecken ſehr locker in der Haut. Bei einigen Arten ſind die Halsfedern lang und ſchmal, und machen einen dichten Buſch, oder ſind an der Spitze wie abgefreſſen oder abgeſchnitten, was ihnen ein ſonderbares Anſehen giebt. Eine einzige Art hat einen Federbuſch! von langen, zerſchliſſenen, nicht legbaren Federn auf dem Kopfe; eine andere dagegen einen geſchmeidigen hängenden Buſch, wie ein Kiebitz. Mehrere Varietäten der Haustauben haben aufgerichtete Halskragen und andere Federzierden am Hals und Kopf. Die Federn haben ſehr oft ſchöne und metalliſch glänzende Farben, beſonders am Halſe und auf den Schultern, oder der Bruſt. Die Farben find zwar oft lebhaft aber ſelten grell, ſondern ſehr fanft in einander fließend; iſabell, falb, graubiolet und weinröthlich finden ſich ſehr häufig an Hals und Bruſt. Bei manchen Arten iſt die Kopfplatte verſchieden gefärbt; ſehr oft ſieht man an den Seiten des Halſes Flecken von gemiſchten Farben, azurblau, grün violet, metalliſch glänzend. Bei vielen Arten ſind die Farben ohne Glanz, aber ſehr rein und lebhaft, namentlich hellgrün, azurblau, graublau oder weiß. Bei vielen laufen auch Bänder über die Flügel; der Schwanz iſt entweder abgeſtutzt, oder abgerundet oder abgeſtuft und keilförmig, niemals gabelig; die mittlern Schwanzfedern oft bedeutend länger und einfärbig, wenn auch die andern gebändert ſind. Die Größe varirt von der Größe einer Wachtel bis zu der eines Puters, welche Größe aber nur eine einzige Art erreicht. Das Bruſtbein der Tauben iſt ſehr tief und doppelt ausgeſchnitten. Der Kropf iſt ſehr weit und oft von Luſt ausgedehnt; der Magen muskulos; der untere Luftröhrenkopf beſitzt nur einen Muskel; die Gallenblaſe fehlt. Das Fleiſch der Tauben iſt fchmackhaft und allgemein geſchätzt. Bei einigen Arten, welche von aromatiſchen Früchten ſich ernähren, hat es einen ſehr aromatiſchen Geſchmack, wenn fie aber die Beeren gewiſſer Bäume genießen, erhält es eine unerträgliche Bitterkeit. Die Arten mit kurzem und ſtarkem Schnabel bewohnen ganz Afrika, den indiſchen Archipel, Neuholland und die Inſeln der Südſee; in Europa, im nördlichen Aſien und in beiden Amerika's hat man noch keine gefunden. Die Tauben mit mittelmäßi— gem Schnabel ſind dagegen in beiden Feſtländern weit allgemeiner verbreitet. Diejenigen mit dünnem Schnabel und längern Beinen bewohnen Amerika, Aſien und Afrika, keine Europa. Dieſer Welttheil hat nur vier Arten, nämlich die Feldtaube, dieRingeltaube, die Holztaube und die Turteltaube. Von der Feldtaube ſcheinen alle die zahlreichen Varietäten der Haustaube abzuſtammen. Die Tauben ſind ſehr friedliche Vögel, und nähren ſich einzig von weichen Früchten, Beeren und Sämereien, ſelten freſſen ſie auch Inſekten und Schnaken. Beide Gatten bauen das Reſt gemeinſchaftlich, bald in die Gipfel der Bäume, bald ins Geſträuche oder gar auf die Erde, andere in Felſen und Mauerlöcher. Das Neft ift ſehr ſchlecht und unregelmäßig gebaut beſteht aus Reiſern und Blättern, und iſt ſehr platt. Weit die meiſten Arten legen nur zwei Eier, einige vier, und eine Art ſogar ſechs bis acht. (Die Taube mit Karunkeln, Columba carunculata, aus Afrika.) Die Ränder der Wälder und die Nach- barfchaft der Flüſſe ſcheinen fie beſonders zu lieben. Man ſieht ſie ſelten in großen Geſellſchaften, ausgenommen bei ihren Wanderungen. Der Flug iſt ſchwer und geräuſchvoll, kann aber lang ausgehalten werden und iſt dennoch ſchnell. Da ſie einige Früchte genießen, aber nicht verdauen, ſo pflanzen ſie oft Früchte durch ihren Koth. So ſollen ſie die Muskatnüſſe auf mehrere Inſeln verpflanzt haben, wo ſonſt keine waren. Die Tauben haben einen ſtarken Fortpſtanzungstrieb und geben zu dieſer Zeit jene ſtarken und eben nicht angenehmen Töne von ſich, welche man das Ruchſen nennt. Die Jungen der Karunkeltaube macht eine Ausnahme darin, daß ihre ſechs bis acht Jungen ſehr entwickelt aus den Eiern kommen, und wie die Hühner ſogleich ſelbſt auf Nahrung ausgehen können, welche in der erſten Zeit vorzüglich in Inſekten beſteht. Sie macht alſo auch in dieſer Hinſicht den Uebergang zu den Hühnern, da die Jungen der andern Tauben ganz nackt und ſchwach ſind, wenn ſie die Eier durchbrechen. Vaillant und die neuern Syſtematiker haben verſchiedene Familien aufgeſtellt, in welche die Tauben gebracht werden können. 227 Die erſte Familie bilden die eigentlichen Tauben. Der Schnabel ift mittelmäßig dünne und biegſam; der Schwanz bald gerade oder abgerundet, bald ſehr abgeſtuft und koniſch. Sie niſten auf hohen Bäumen oder in Felſenlöchern, zu denen der Zugang ſchwer iſt; legen zwei bis vier Eier, und beſorgen ihre Jungen ſehr lange, da dieſe blind und faſt nackt aus den Eiern kommen. Die Turteltauben gehören zu dieſer Abtheilung. Die zweite Familie bilden die Hartſchnabeltauben, welche einen dicken und harten, an den Seiten zuſammengedrückten Schnabel haben. Die Läufe ſind kurz, die Füße breit und ſtark gerändert. Sie leben in dichten und großen Wäldern, nähren ſich alle von Früchten. Ihr Naturell iſt wild und ſcheu. Sie niſten auf ſehr hohen Bäumen, bauen ihr Net aus dünnen Reiſern, legen nur zwei Eier, welche von beiden Gatten abwechſelnd ausgebrütet werden. Die dritte Familie bilden die Hühnertauben. Sie haben längere Beine, und leben mehr auf der Erde, auf welcher ſie auch niſten. Wahre Tauben. Collum ba e. Colombes ou Pigeons proprement dits. Wilde Taube. Taf. 88. Die Ringeltaube. Columba palumbus. Colombe Ramier. Auf jedem Flügel ſteht ein weißer Fleck, welcher durch die Deckfedern der Schwungfedern gebildet wird. Der Schwanz ift lang, breit und faſt gerade abgeſchnitten, doch jede Feder etwas abgerundet; die vordere Hälfte dunkel grauſchwärzlich, die hintere größere aſchgrau; Kopf, Kehle und Nacken aſchgrau bläulich, Seiten des Halſes und Hinterhals grün golden; am Unterhals zu beiden Seiten ein breiter weißer Fleck. Vorderhals, Bruſt und Schultern weinröthlich grau, beſonders an den Schultern ins Purpurrothe ſchillernd. Mantel röthlich aſchgrau; Seiten, Bauch und Deckfedern des Schwanzes rein aſchgrau; Schwungfedern ſchwarzgrau röthlich, an der ſchmalen Fahne fein weiß geſaumt. Schnabel und Füße roſenroth, erſterer mit blaßgelber Spitze. Iris ſchwefelgelb. Ganze Länge etwas mehr als 13 Zoll, Breite 30 Zoll. Aufenthalt. Dieſe Taube ſcheint den größten Theil der alten Welt zu bewohnen, man hat ſie auch in mehreren Gegenden von Aſien und Afrika angetroffen, ſie iſt die größte europäiſche Taube. Den höhern Norden bewohnt ſie nicht. Sie iſt ein Zugvogel, der uns im Rovember verläßt, auch wohl ſchon im October, dann aber wieder im März ankommt; in den wärmern Gegenden oder in warmen Wintern bleiben oft mehrere zurück. Im mittäglichen Frankreich, in Italien und Spanien übwintern viele, und manche halten ſich dann in den Pyrenäenthälern auf, wo davon gefangen werden. Die mehrern aber gehen wohl nach Sardinien, Korfifa und Afrika. Sie lieben vorzüglich hohe Fichten und dichte Eichwaldungen. Sie ziehen im Herbſt oft in ſehr großen Flügen, im Frühjahr dagegen kommen ſie unvermerkt an. Eigenſchaften. Es ſind ſehr ſcheue, wilde und flüchtige Vögel, welche ſich vor dem Menſchen ſehr in acht nehmen. Sie laufen auf der Erde wie die Haustauben, und nicken dabei ebenſo mit dem Kopf, bei dem geringſten Geräuſch aber retten ſie ſich durch die Flucht. In den Wäldern ſitzt ſie ſehr verborgen, in den dickſten und höchſten Bäumen, und hat gewiſſe Lieblingsplätze, welche fie faſt täglich beſucht, beſonders hohe Fichten, welche über alle andern hinausragen oder dürre Wipfel haben, oder hohe Eichen und Buchen. Ihr Flug iſt ſchön, ſchnell, geſchickt, aber pfeifend. Die Nacht bringen beide Gatten in der Nähe des Reſtes zu, aber bei Tagesanbruch fängt das Männchen an zu Ruckſen, faſt wie die Haustaube, aber ſtärker, ruuuh, ruuuh, wobei es ſtille ſitzt, aber den Kopf bewegt und den Hals ſtark aufbläst. Selten ruchſen fie auf der Erde, und noch ſeltener im Fluge. Es ſcheint ſie anzuſtrengen, und man hört es weit. Am häufigſten ruchſen ſie an warmen Morgen im April und Mai, beſonders früh Morgens und Abends, wo ſie auch auf Nahrung ausfliegen; über die Mittagsſtunden ziehen ſie ſich an warmen Sommertagen in das Dickigt der Bäume zurück. Jung eingefangen laſſen ſie ſich wohl einiger— maßen zähmen, allein nie ſollen fie in Gefangenſchaft brüten. Es iſt daher ſehr unwaͤhrſcheinlich, daß fie auch als Stammraſſe unſerer Haustauben anzuſehen ſeyen, wie man wohl angenommen hat. Nahrung. Dieſe beſteht in allerlei Sämereien, beſonders harten und trockenen Samen. Ihre Lieblingsnahrung iſt Fichtenſamen, dann Weizen, Roggen, Erbſen, Wicken, Bucheckern, Eicheln, auch die Samen vieler Arten Gräſer, außer den Getreidearten und Beeren beſonders Heidelbeeren. Fortpflanzung. Dieſe Taube niſtet bald auf hohen Bäumen, bald ziemlich niedrig in Laubwäldern, auf Kiefern, Eichen, Buchen, Linden. Das Neft ſteht von 10 bis 100 Fuß Höhe, häufiger aber niedrig. Es iſt wohl verſteckt, aber äußerſt ſchlecht gebaut und ganz locker, ſo daß man nicht ſelten die Eier von unten ſieht. Die erſte Brut wird ſehr häufig von Krähen und Raubbögeln zerſtört, weil die Bäume noch nicht belaubt ſind. Oft baut ſie gar kein eigenes Neſt, ſondern benutzt alte Eichhorn- und Elſternneſter, welche von den Tauben nur platt gedrückt werden. Die zwei Eier ſind weiß, und gleichen ſehr den Eiern der Haustaube. Sie werden von beiden Gatten bebrütet. Die Alten haben ſehr wenig Anhänglichkeit an ihre Brut; jagt man eine brütende Taube einmal vom Reſte, ſo brütet ſie die Eier gewiß nicht mehr aus. Gegen die Jungen iſt die Liebe viel größer; doch laſſen ſie meiſt, wenn eine der beiden jungen Tauben weggenommen wird, die andern auch umkommen. Bei regneriſcher oder kalter Witterung bleibt immer einer der Gatten auf dem Neſte, um fie zu erwärmen. Anfangs werden ſie mit dem ſchon angeführten käſeartigen Stoffe gefüttert, welcher ſich im Kropfe beider Gatten zur Brütezeit erzeugt, und beim Tauber länger erzeugt wird, ſpäter aber geben ihnen die Alten erweichte Sämereien aus dem Kropfe. Ein Paar macht jährlich wenigſtens zwei, viele auch drei Bruten. Die Brütezeit dauert 14 Tage. Feinde haben die Alten an den Raubvögeln, und die Eier an Raben, Krähen, Elſtern, Hehern; auch der Edelmarder und der Iltis tödtet Alte und Junge auf dem Reſte. Jagd. Sie ſind ſehr ſchwer zu ſchießen, und es gelingt ſelten ſie zu hinterſchleichen. Nutzen. Das Fleiſch der Jungen ſchmeckt ſehr angenehm. Der Schaden in den angeſäeten Feldern iſt ſelten bedeutend. Taf. 88. Die Feldtaube. Columba livia, Le Hiset. Kopf, Hals und Bruſt dunkel ſchieferblau, je nach dem Licht ins Grüne und Purpurrothe ſchillernd; Mantel und Deck— 7 fegern der Flügel hell aſchgrau; über die Flügel laufen zwei ſchwarze Streifen, welche nach hinten ſich einander ſehr nähern; 230 Taf. 89. Die Holztaube oder Hohltaube. Columba oenas. Colombe colombin. Temm. Kopf und Hals dunkelgrau taubenhalſig glänzend, der Oberrücken und die Achſeln graublau, Flügel, Unterrücken und Bürzel dunkelgraublan; auf dem Flügel eine unvollfommere ſchwarze Binde; Schwanz ſchieferblau; Kropfgegend und Bruſt weinröthlich; der übrige Unterkörper blaugrau; Naſenhaut fleiſchroth, hinten weiß beſtäubt, die Füſſe roth; Auge braun. Länge 13 Zoll; Breite 27 Zoll. a Aufenthalt. Man findet dieſe Taube in ganz Europa von den Farderinfeln an. Sie lebt in Laub und Nadelwäldern, wenn ſie nicht zu weit von Feldern entfernt ſind. Oft findet man ſie in der Nähe der Dörfer. Sie kommt im März in kleinen Geſellſchaften an, und verläßt uns im Oktober in großen Flügen. Eigenſchaften. Sie iſt ſcheu und wild, doch bei weitem weniger als die Ringeltaube, und läßt ſich zuweilen zum Schuſſe ankommen. Ihr Flug iſt ſchnell und ſehr gewandt, dabei pfeifend, doch weniger als bei der Ringeltaube. Sie ſetzt ſich gern auf hohe, andere überragende Bäume, beſonders auf ſolche mit dürren Wipfeln. Ihr Ruchſen iſt von der Ringeltaube und Feldtaube verſchieden, und tönt wie hu, hu, hun, wobei fie den Hals aufbläst, aber feſt auf dem Aſte ſitzt, dies thut ſie zu jeder Tagszeit, am meiſten freilich während der Fortpflanzungszeit. Ihre Nachtruhe hat ſie immer in hohlen Bäumen, wo ſolche nicht ſind, findet man auch die Taube nicht. Männchen und Weibchen ſind ſich ſehr treu. Beſtimmte Beiſpiele daß ſie ſich mit Haustauben gepaart hätte, kennt man wenige, aber daß es zuweilen geſchieht, ſcheint gewiß zu ſeyn, wenn man ſie jung einfängt und einzeln zu andern jungen Tauben thut, und man ſah ſolche mit den andern aus- und einfliegen. Es iſt daher nicht unwahrſcheinlich daß dieſe Taube mit zur Entſtehung von Varietäten möchte beige— tragen haben. Nahrung. Allerlei Sämereien, beſonders aber Getreide aller Art, und Hülſenfrüchte. i Fortpflanzung. Sie macht des Jahrs drei Bruten, und zwar die erſte im April. Das Neſt iſt immer in hohlen Bäumen; am häufigſten in Buchen, Eichen, Aſpen, Tannen, Fichten, Apfel und Birnbäumen; ſie ſucht aber zu jeder Brut ein anderes Neſt, um welches fie ſich oft mit Dohlen und Spechten ſtreiten muß. Das Neſt beſteht aus dürren Zweigen, Moos und Blättern, iſt ſchlecht gebaut und nach der Größe des Loches eingerichtet. Die beiden Eier ſind rein weiß. Die Bruttaube ſitzt ſehr feſt auf ihnen und verläßt ſie nicht leicht, ſo daß man ſie zuweilen über denſelben ergreifen kann. Feinde haben ſie beſonders an den Taubenhabichten und Wanderfalken, an Mardern, Wieſeln und Iltiſen. Die Jagd iſt leichter als bei der Ringeltaube, da ſie nicht ſo ſcheu iſt. Der Nutzen beſteht in ihrem Fleiſche, und der Schaden iſt nur unbedeutend. Taf. 90. Die Prophyrtaube. Columba porphyrea. Colombe porphyre. Lemm. pl. col. 106. Kopf, Hals und Bruſt ſind lebhaft purpurroth, am Kopf mehr roſenroth, an der Bruſt und dem Unterhalſe mehr lack— roth; unter dem Rothen ein breites weißes Halsband, und unter dieſem ein ſchwärzlich grünes; Seiten des Bauches und Bauch ſchön aſchgrau; Unterbauch grün in der Mitte hell; die untern Deckfedern des Schwanzes ſind in der Mitte grün, dann gelb geſäumt; Mantel, Rücken, Flügel und die zwei mittlern Schwanzfedern ſind dunkelgrün; die Seitenfedern des Schwanzes noch dunkler grün, an der Spitze graugrünlich; Schnabel an der Spitze gelblich, Zehen roth. Die Jungen ſind an allen obern Theilen und am Hals und Bruſt grün, auf dem Rücken ſind die Federn gelb gerandet; der Unterleib hell grüngelb; das weiße Halsband fehlt. Länge 10 bis 14 Zoll. Vaterland. Die Sundinſeln und die Molucken. Daf, 90, Die praͤchtige Taube. Columba magnifica. Colombe magnifique. Temm. pl. col. 163. Kopf, Backen und Nacken ſchön rein hellgrün, am Kopf faſt weiß; alle andern obern Theile find glänzend grün; auf den Deckfedern der Flügel ſehr lebhafte gelbe Flecken; die Schwungfedern ſind grünviolet, und eben ſo der Schwanz; an der Kehle beginnt, erſt ſchmal, dann immer breiter werdend ein Streif von purpurvioleten Federn, welche unter gewiſſem Lichte ins ſaphirblaue ſpielen; dieſe Farben bedecken den größten Theil der Bruſt und des Bauches; die Seiten der Bruſt find ſchön grün; Unterbauch, Schenkel und die untern Deckfedern des Schwanzes find dunkelgelb; die untern Deckfedern der Flügel goldgelb; der Schwanz unten gräulich, Füße bläulich; Iris und ein nackter Fleck am Auge roth. Ganze Länge 15 bis 16 Zoll. Vaterland. Die Oſtküſte von Neuholland im Bezirk von Red-Point. Sie nährt ſich vorzüglich von den Beeren des Cabhagebaumes; das Fleiſch iſt ſehr weich und ſchmackhaft. Zu dieſer Abtheilung gehören eine große Menge Tauben aus Aſien, Afrika, Amerika und Neuholland, deren namentliche Anführung uns zu weit führen würde. Es gehören darunter die ſchöne Rieſentaube, Columba spadieea, aus den Freund- ſchaftsinſeln von 19 Zoll Länge; die Muskattaube, Columba aenea, der Moluckiſchen Inſeln, die ſich von der koſtbaren Frucht der Muskatenbäume nährt. C. ar qua trix, Temm, pig. pl. 5. Afrika. Cwarmillaris, Temm, picata et Jamiesson. Neuholland. C. littoralis, Java. Neuholland. C. chale optera, Temm. Pig. pl. 8. Neuholland und ſehr viele andere. Wir müßen auf Temminks Werck über die Tauben Histoire naturelle generale des pigeons, Amsterdam 4813, auf feine planches coloriees und auf Wagler Systema avium verweiſen. Am zahlreichſten ſind die Arten von Java, den Molucken und Neuholland. N 231 Taf. 90. Die Turteltaube. Columba turtur. La tourterelle. Der obere Theil des Kopfes und der hintere Theil des Halſes find grau; der Rücken, der Bürzel und die obern Deck— federn des Schwanzes find braun; die Deckfedern der Flügel find braun und roſtfarb gemiſcht, da jede Feder roſtfarb geſäumt iſt; die Schwungfedern ſind braun ſchwärzlich, grau weißlich geſäumt; Vorderhals und Bruſt find ſchön weinröthlich; die Seiten grau; der Bauch, der Unterleib, und die untern Deckfedern des Schwanzes ſind rein weiß; die Schwanzfedern oben graubraun, unten ſchwärzlich; alle, die beiden mittlern ausgenommen, haben eine weiſſe Spitze, zu beiden Seiten des Halſes ſteht ein Fleck ſchwarzer, weisgerandeter Federn. Um die Augen läuft ein nackter, rother, ſchmaler Kreis. Die Iris iſt rothgelb, die Füſſe roth, die Nägel ſchwarz. Ganze Länge 11 Zoll; die Flügel reichen in der Ruhe bis auf drei Viertheile der Schwanzlänge. Der Schwanz iſt ſtark abgeſtuft und keilförmig abgerundet. Die meiſten Syſtematiker haben die Turteltauben zu einer eigenen Unterabtheilung unter den Tauben erhoben, die ſich durch ihre geringere Größe und den keilförmig abgeſtuften Schwanz auszeichnen, allein die Gränzen dieſer Abtheilungen ſowohl als auch die Kennzeichen derſelben ſind ſchwer zu finden und zu beſtimmen, dennach, obſchon Temmink fie ganz verwerfen will, iſt ſie doch anzunehmen, und die Turteltauben bilden wenigſtens eine Unterfamilie, welche ſich durch ihre Kleinheit, zarten Bau und den längern keilförmigern Schwanz auszeichnet. Vaterland und Aufenthalt. Die europäiſche Turteltaube bewohnt die gemäßigten und wärmern Theile von Europa, man findet ſie aber auch mit wenig Abänderung in China, auf der Inſel Lüzon, in Siam und auf dem indiſchen Continente; auch an den Küſten von Afrika. In Deutſchlaud und der Schweiz iſt ſie nicht ſelten und erſcheint als Zugvogel im April. Ihr gewöhnlicher und liebſter Aufenthalt ſind Fichtenwälder neben Laubhölzern. In manchen Jahren iſt ſie häufiger als im andern. Sie verläßt uns im September. Eigenſchaften. Die Turteltaube iſt ein ſchöner und gewandter Vogel; ihr Flug iſt ſchnell und ſchön, ohne ſtarkes Geräuſch, mit vielen Schwenkungen verbunden. Sie läuft ſchnell auf dem Boden und trägt fich dabei ſchön. In der Gefangenſchaft wird ſie bald ſehr zahm und brütet darin leicht und gerne; frißt aus der Hand, was man ihr von Körnern vorhält. Beide Gatten ſind ſich ſehr treu und außerordentlich zärtlich gegen einander, und das Männchen zeigt ſeine Liebe vorzüglich durch ſein ſogenanntes Girren. Dieſes klingt dem Namen des Vogels ſehr ähnlich turtuur, turtuur, turtur, dabei ſitzt der Tauber meiſt auf der Spitze eines hohen über die andern vorragenden Baumes. Man hört es die ganze Paa— rungszeit durch ſehr oft, und es iſt zum Sprichwort geworden, von zärtlich ſchmachtenden Liebenden zu ſagen, ſie Girren wie die Turteltauben. Beim Girren ſitzt der Tauber ganz ruhig und bläht den Hals etwas auf, wogegen bei der folgenden Art der Lachtaube, der Tauber ein Compliment macht und Kopf und Hals ſtark bewegt. Man kann in der That nichts zärtlichers ſehen, als ein Pärchen ſolcher Tauben, Fe ſitzen faſt immer nahe an einander, ſchnäbeln ſich oft, und das Männ— chen läßt ſeine nicht unangenehmen Töne beſonders vor der Paarung anhaltend hören, und ruft damit das allenfalls ent— fernte Weibchen. Bei der Paarung ſind ſie vielweniger ſcheu als außer derſelben, doch find ſie immer vorſichtig. Sie find ſehr reinlich und halten ſich immer nett, putzen ſich auch ſehr oft. An manchen Orten hält man es faſt für Sünde ein ſo niedliches und zärtliches Thier zu tödten. Aus dein Holze gehen ſie auch auf die benachbarten Felder ihrer Nahrung wegen, fliegen aber bald wieder dem Walde zu. Nahrung Sie freſſen ſehr viele Arten Sämereien, ſowohl mehlige als öhlige. Tannen und Kiefernſamen, Waizen, Rocken, Wicken, Erbſen, und ſelbſt Wolfsmilchſaamen, auch Hanfſaamen. Sie trinken viel, und fliegen oft weit nach friſchem Quellwaſſer. Im Magen ſindet man auch Steinchen und kleine Schnecken. In der Gefangenſchaft nehmen fie mit Taubenkoſt verliebt. Fortpflanzung. Dieſe Taube macht jährlich zwei bis drei Bruten, die erſte mit Ende Aprils. Das Neſt ſteht auf allerlei Waldbäumen, meiſt nicht ſehr hoch. Es ſteht gewöhnlich im dickicht und iſt ſchwer zu finden; fait immer ſitzt es nahe am Stamme. Wie alle Taubenneſter iſt es ſchlecht aus Reiſern zuſammengelegt, platt und wenig vertieft und ſo durchſichtig daß man die Eier und die brütende Taube von unten auf ſieht. Die beiden Eier ſind weiß und faſt regelmäßig eiförmig, ziemlich rauhſchalig und poros. Das Weibchen brütet ſehr eifrig und treu, und verläßt die Eier ſelbſt bei drohender Lebensgefahr nicht. Die Jungen— erziehung und das Bruten beſorgen beide Gatten gemeinſam. Die erſte Nahrung iſt jener käſige Stoff, der ſich im Kropfe des Taubers und der Taube abſondert. Die Jungen nähern ſich wenn fie ausfliegen zuweilen den Dörfern und ſitzen ſogar auf die Dächer. ö Feinde hat dieſe Taube keine beſondern. Jagd. Sie ſind ſchwer zu ſchießen: fangen ſich aber am beſten auf der Tränke. Nutzen und Schaden kommt in unſern Gegenden, wo ſie immer etwas ſelten ſind, in keine Betrachtung. Auf den griechiſchen Inſeln aber werden ſie auf dem Herbſtzuge in ſehr großer Menge gefangen und verſpieſen. Taf. 90. Die Lachtaube. Columba risoria. Colombe blonde. Das ganze Gefieder iſt ſehr hell iſabellfarben, an einigen Theilen ſich dem ganz weißen, an andern ſich dem perlgrauen nähernd; die Schwungfedern ſind ſchwärzlich, falb geſaumt, die Schwanzfedern oben grau, am Ende weiß, die beiden mittlern ausgenommen; am obern Theil des Halſes ſteht ein etwa 2 Linien breites ſchwarzes Halsband. Die Iris iſt hoch orangeroth, die Füße roſenroth. Ganz weiße ſind nicht ſelten. Männchen und Weibchen ſind ſich gleich. Die wilde Lachtaube aus Afrika iſt viel dunkler in der Farbe, und nähert ſich mehr dem Erdgrauen. Vaterland. Man findet dieſe Taube urſprünglich in Afrika. Vaillant fand fie im Lande der großen Namaquas. Sie find etwas kleiner als die zahmen allein ihr Girren iſt ganz wie das der zahmen. Aber auch am Senegal, in Egypten und Nubien findet ſie ſich, und das Exemplar, welches in der Sammlung von Zürich ſich befindet, ſtammt daher. Eigenſchaften. Eine außerordentliche Zähmbarkeit, ein artiges Betragen empfehlt dieſe Taube als Stubenvogel. Man weiß nicht wie lange ſie ſchon als ſolcher in Europa vorkommt und ſich in den Häuſern fortpflanzt. Ihre Haltung dient aber auch einzig zum Vergnügen, denn es iſt nicht der geringſte weitere Nutzen bekannt, den ſie unſerer Oekonomie 232 leiſten könnte. Man könnte ſie freilich fo gut eſſen, wie die andern Tauben; allein ihrer Kleinheit wegen mag dies nur ſelten geſchehen. Auch ſoll ihr Fleiſch trocken und nicht ſo wohlſchmeckend ſeyn. In Egypten wird ſie auch oft zahm gehalten und ſehr gepflegt. Beide Gatten ſind ungemein zärtlich gegen einander und verlaſſen ſich nie, beſonders des Nachts ſitzen fie dicht aneinander. Ihr Girren ſpricht ſich durch die Silben Kukuruku, Kukuruku ſehr deutlich aus, dabei bläst der Tauber den Kropf auf und macht häufige Complimente; auch die Taube ruchſet, aber weniger ſtark. Dieſes Ruchſen hört man beſonders im Frühjahr und zur Begattungszeit; beim Ruchſen ſenkt die Taube den Kopf oft faſt bis zur Erde. Ganz eigen iſt aber das ſogenannte Lachen, welches der Taube den Namen gegeben hat, es beſteht in den Tönen huhuhuhu, und wird beſonders ausgeſtoſſen, wenn das Männchen dem Weibchen feine Zärtlichkeit bezeigen will, wobei es einige Sprünge thut. Da fie oft von Krankheiten befallen werden, fo herrſcht die Meinung beim Landmanne ſie ziehen die Gliederſchmerzen an, darum werden ſie auch meiſt gehalten. Sie lieben die Wärme ſehr und man hält ſie darum faſt immer nahe am Ofen und unter dem Ofen. Man kann fie aber auch zum Ausfliegen gewöhnen, wenn man ihnen nur im Winter Wärme giebt. Sie leben acht bis zehn Jahre. Sie ſind ſehr reinlich und putzen ſich oft. tahrung. Man giebt ihnen Waizen, Haidekorn, Lein, Hirſe, Hanf, Mohn, Rübſamen und Brod. Fortpflanzung. In den Wäldern Afrika's niſten fie auf Bäumen, wie andere Tauben. In der Stube giebt man ihnen ein Stück Pelz oder Tuch, oder einen aus Stroh geflochtenen Korb. Auf dieſes legen ſie ihre zwei weißen Eier, und brüten ſie in 16 Tagen aus. Sehr häufig aber legen ſie unbefruchtete Eier und ſelbſt von einer guten Brut geht meiſt nur ein Ei aus, das andere iſt faul. Sie brüten gewöhnlich dreimal im Jahr, allein die Zahl der Jungen überſteigt ſelten vier, und ihre Fortpflanzung ſcheint überhaupt etwas ungewiß; in ihrem Vaterland iſt dies ohne Zweifel nicht der Fall. Die Jungen laſſen ſich leicht aufziehen. Taf. 91. Wandertaube. Columba migratoria. Pigeon de passage. 5 Passenger Pigeon. g Kopf aſchgrau ins bläuliche ziehend; Hinterhals grün, golden ſchimmernd, Vorderhals und Bruſt weinröthlich, Seiten des Halſes beſonders ins purpurrothe ſchillernd; Unterleib weißröthlich überlaufen; Hinterrücken und Deckfedern des Schwanzes und der Flügel ſchön aſchgrau bläulich, die beiden mittlern Schwanzfedern länger als die übrigen und ſchwarz, der Schwanz überhaupt abgeſtuft, fo daß die äußerſte Schwanzfeder wohl 4 Zoll kürzer iſt, als die mittelſten, die äußern Schwanzfedern ſind an der innern Fahne weiß, an der äußern hell aſchgrau. Die Füße roth, weiß geringelt, der Schnabel bläulich, der Augenſtern hochorangeroth, die Augenbraunenränder fleiſchfarb, Schw - federn ſchwarz, an der äußern Fahne grau, roſt— farben überlaufen. Das Weibchen it um ½ Zoll kleiner, und die Farben weniger lebhaft und glänzend als am Männchen, Länge 16 Zoll. Breite 24 Zoll. Aufenthalt. Die Wandertaube bewohnt ſehr ausgedehnte Strecken von Nordamerika, dieſſeits der Stonygebirge. Sehr Häufig iſt fie an der ganzen Hutſonsbay, und bleibt da, bis im December der Schnee fällt, wo fie dann von Wach, holderbeeren ſich nährt. Sobald aber dieſe zu mangeln anfangen, wandern fie aus, und zwar in fo ungeheuern Schaaren, daß es unglaublich ſeyn müßte, wenn nicht viele tauſend Menſchen davon Zeuge wären, und dieſe Züge zu ihrem großen Vortheil benutzten. Wilſon und Audubon haben darüber die neuſten und zuverläßigſten Nachrichten gegeben. Keine andere Taubenart verdient die Aufmerkſamkeit des Naturforſchers mehr als dieſe, und auch dem Nichtnaturforſcher muß dieſer Umſtand merkwürdig erſcheinen. Sie ſchweifen dann durch das ganze Gebiet der vereinigten Staaten von Oſten nach Weſten, und von Süden nach Norden. Dieſe merkwürdigen Wanderungen rühren einzig von der Nothwendigkeit her, Lebensmittel aufzuſuchen, ſie können die Kälte gut aushalten, und ihre Wanderungen geſchehen in allen Jahreszeiten, und zuweilen bleiben ſie Jahre lang an einem Ort, wenn daſelbſt hinreichende Nahrung zu finden iſt, verſchwinden aber plötzlich, wenn Futtermangel eintritt, und kehren lange nicht zurück. Ihre große Flugkraft fest fie in den Stand, binnen ſehr kurzer Zeit große Länderſtrecken zu durchfliegen. Man hat z. B. in der Nähe von Neu-Pork Tauben geſchoſſen in deren Kröpfen man noch Reis fand, nun aber wächſt der Reis erſt in Georgien und Corolina, und da ſie dieſes Futter in 12 Stunden voll— kommen verdauen, ſo müſſen ſie binnen 6 Stunden 3 bis 400 engliſche Meilen oder über 100 Stunden geflogen ſeyn, was auf die Minute ohngefähr 12 Stunde giebt. So könnten fie, wie die Schwalben, in ein Paar Tagen in Europa ſeyn. Man hat wirklich im Jahr 1826 eine Wandertaube in Schottland geſchoſſen. Bei dieſer großen Flugkraft kommt der Wan— dertaube auch ein außerordentlich ſcharfes Geſicht zu ſtatten, ſo daß ſie im ſchnellſten Fluge ihr Futter leicht entdecken und fo ihrer Reife ein Ziel ſetzen können. Ueber kahle Landſtriche fliegen die Tauben hoch, und dehnen ihre Reihen fo weit aus, daß ſie einen weiten Landſtrich überſehen können. Iſt dagegen eine Gegend reich an Futter oder mit Bäumen bedeckt, von deren Früchten ſie ſich nähren, ſo ſtreichen ſie niedrig und laſſen ſich allmählig auf die beſten Stellen nieder. Ihre ſchlanke Körpergeſtalt, und ihre muskuloſen Flügel, erleichtern ihren Flug gar ſehr, und eine einzelne Taube iſt dem Blick mit Blitzesſchnelle entſchwunden. Audübon erzählt, im Herbſt 1813 habe er eine Reiſe vom Ufer des Ohio nach Louisville gemacht, auf dieſer ſey er in einer Steppe auf ſo ungeheuere Flüge von Tauben geſtoſſen, die von Nordoſt nach Südweſt flogen, daß er ſich entſchloß die Schwärme zu zählen, welche er in einer Stunde erblicken würde. Er ſtieg vom Pferde ſetzte ſich und bemerkte mit dem Bleiſtift auf dem Papiere jeden vorüberſtreichenden Zug. Da jedoch die Schwärme immer dichter kamen ſo zählte er nach 21 Minuten feine Zeichen und fand daß in dieſer kurzen Zeit 163 Züge vorübergezogen ſeyen. Je weiter er reiste deſto mehr traf er Tauben. Die Luft war damit buchſtäblich angefüllt, und wurde wie bei einer Sonnenfinſterniß dadurch ver— dunkelt. Der Taubenmiſt fiel in ſolcher Menge herab, daß man ihn mit Schneeflocken vergleichen konnte, und das beſtän— dige Geräuſch der Flügelſchläge wirkte ganz einſchläfernd. Während er in einem Wirthshauſe einkehrte flogen die Tauben— ſchwürme über das ganze Mittageſſen vorbei, und verbreiteten ſich weſtlich bis weit über den Ohio und öſtlich bis an einen Buchenwald, in welchen ſich aber auch nicht eine Taube niederließ, weil in dieſer Gegend die Buchnüſſe ganz mißrathen waren, ſie flogen deshalb auch fo hoch, daß man fie mit den beiten Flinten nicht erreichen konnte. Sehr ſchön waren ihre Schwenkungen, wenn ein Habicht ſich blicken ließ. Sie formirten plötzlich, gleich einem Strome daherfahrend, eine 233 faſt ſolide Maſſe, indem fie fich ſaͤmmtlich nach der Mitte drängten. Man ſah ſie dann bald im Zickzack vor dem Falken flic- hen, bald dicht an der Erde mit Blitzesſchnelle hinfahren, bald ſenkrecht in die Höhe ſteigen und oben Schlangenlinieu be— ſchreiben. Drei ganzer Tage dauerten dieſe Züge. Die ganze Bevölkerung ſtand gleichſam unter dem Gewehre und beſchoß von allen Seiten die vorüberfliegenden Schwärme, welche beſonders an den Ufern des Ohio niedrig flogen, und ſo in groſſer Menge erlegt wurden. Etwa eine Woche lang aß man nichts als Tauben, und ſprach von nichts als von den Tauben. Auch war die ganze Zeit über die Luft von dem Geruche dieſer Tauben erfüllt. Sehr unterhaltend war es zu beobachten, wie immer ein Schwarm an der Stelle, wo der vorige gewiſſe Schwenkungen machte, dieſelben wiederholte. War z. B. ein Naubvogel auf einen Schwarm geſtoſſen, ſo wie— derholten die folgenden Schwärme dieſelben Zickzackbewegungen an derſelben Stelle. Audubon berechnet die Zahl der in einem jener mächtigen Schwärme enthaltenen Vögel, und die Quantität Futter, welche dieſe täglich verzehren. Er nimmt an eine ſolche Colonne habe eine engliſche Meile in der Breite, (dies ſey aber im allgemeinen viel zu wenig) und der Zug dauere drei Stunden lang ununterbrochen mit einer Geſchwindigkeit einer engliſchen Meile in der Minute fort, ſo gäbe dies ein Parallelegramm von 186 Meilen Länge und 1 Meile Breite, nur auf 4 Fuß zwei Tauben angenommen, kommen auf dieſen Schwarm 1,118, 136,000 Tauben, und da jede täglich gut ½ Pinte Futter zu ſich nimmt, fo braucht ein ſolcher Zug täglich etwa 857,568,000 Pfund Futter. Sobald die Tauben hinlänglich viel Futter erblicken, ſo daß es der Mühe werth iſt ſich nieder zu laſſen, fliegen ſie im Kreiſe umher, wobei ihr Gefieder bald herrlich azurblau, bei einer plötzlichen Schwenkung aber tief purpurroth ſchillert; dann ſtreichen ſie tiefer und verſchwinden für einen Augenblick zwiſchen den Bäumen; doch plötzlich ſieht man ſie wieder in der Luft, indem ſie mit donnerartigem Geräuſch abermal in die Höhe fliegen und den Wald durchſtreichen, ehe ſie ſich ſetzen, der Hunger treibt ſie aber bald alle auf den Boden, und dort wenden ſie jedes Blatt um, ſo daß keine einzige Buchnuß ihnen entgeht. Die hinterſten Schwärme fliegen fortwährend auf und über die andern weg, vor denen ſie ſich niederlaſſen, und dies geht ſo geſchwind hintereinander, daß man glaubt es ſey noch alles in Bewegung. Auf dieſe Weiſe wird ein un— geheuer großer Raum in der Geſchwindigkeit ausgefreſſen und ſo zwar ſo rein, daß da, wo die Tauben geweſen ſind kein Menſch nach Buchnüſſen ſucht. Zu ſolchen Zeiten, wo die Wälder von ihnen wimmeln, werden ſie, jedoch ohne alle merk— bare Verminderung, in ungeheurer Anzahl getödtet. Um Mittag, nach gehaltener Mahlzeit, wird auf den Bäumen ge— ruhet; allein gegen den Abend ziehen fie abermals in Maſſen nach dem Orte wo fie übernachten, oft hundert Meilen weit, was von Perſonen ausgemittelt worden, welche ſie bei ihrer Ankunft und Abreiſe in und vor dieſen Nachtquartieren regel— mäßig beobachtet haben. Einen ſolchen nächtlichen Sammelplatz, nicht weit von den Ufern des grünen Fluſſes in Kentuky, beſuchte Audubon öfters. Es befanden ſich dort ſehr hochſtämmige Bäume und wenig Niederwald. Die Breite betrug etwa 3 Meilen, die Länge über 40 Meilen. Als er zum erſtenmale dieſe Gegend beſuchte, hatten ihn die Tauben etwa 14 Tage lang zum Nacht— aufenthalt erwählt. Es war etwa 2 Stunden vor Sonnenuntergang, und man ſah noch wenig Tauben, allein eine groſſe Menſchenmaſſe mit Pferden und Wagen, mit Gewehren und Munition wohl verſehen, hatten an den Gränzen des Diſtrikts mehrere Lager aufgeſchlagen. Zwei Landwirthe aus der Nachbarſchaft von Ruſſelsville etwa 100 Meilen weit vom Platze hatten eine Heerde von etwa 300 Schweinen mitgebracht um fie mit Taubenfleiſch zu mäſten. Hier und da ſaßen die mit dem Rupfen und Einſalzen der Tauben beſchäftigten Leute, mitten unter ungeheuern Haufen dieſer Vögel, zum vorläufigen Beweis, was für eine gewaltige Menge Tauben hier übernachten müſſe; wahrſcheinlich waren es diejenigen Schwärme, welche ſich zu dieſer Zeit, etwa 150 engl. Meilen weit von dem Orte ätzten. Der Miſt lag ſchon auf dem ganzen Diſtrikt einige Zolle hoch auf der Erde, welche wie beſchneit ausſah. Viele Bäume von 2 Fuß Durchmeſſer waren weit über dem Boden abgebrochen, und die Aeſte vieler der ſtärkſten waren ſo verſtümmelt, daß man hätte glauben ſollen, es habe hier ein wüthender Sturmwind gehauſet. Mittlerweile machte ſich Jedermann zur Jagd bereit; einige thaten Schwefel in eiſerne Töpfe; andere verſahen ſich mit Kienfackeln; viele mit Stangen und die übrigen mit geladenen Schießgewehren. Schon war die Sonne untergegangen und noch keine Taube angelangt, als es plötzlich von allen Seiten erſcholl, da kommen ſie. Schon in der Ferne glich das Ge— räuſch einem ſcharfen Seewinde, der durch das Takelwerk eines Schiffes fährt, deſſen Segel ſämmtlich eingezogen ſind. Als die Tauben über die Leute wegflogen fühlte man eine deutliche Strömung der Luft. Die Leute mit den Stangen hat— ten bald tauſende niedergeſchlagen; allein die Tauben langten in immer dichtern Maſſen an. Die Feuer wurden angezündet, und nun zeigte ſich ein prächtiges und wunderbares Schauſpiel. Die millionenweiſe ankommenden Tauben ließen ſich über— all eine über die andere nieder, bis ſie ungeheuere, wie Bienenſchwärme zuſammengeballte Maſſen bildeten, welche überall an den Baumäſten hingen. Starke Aeſte brachen krachend ab und tödteten im Fallen hunderte von tieferſitzenden Tauben. Das Ganze war eine wahrhaft fürchterliche Scene von Tumult und Verwirrung, niemand konnte ſich dem andern verſtänd— lich machen. Selbſt die Gewehre hörte man nur ſelten knallen, und daß ſie losgeſchoſſen wurden bemerkte man nur daran, daß die Beſttzer ſie wieder luden. Niemand wagte ſich an den Ort ſelbſt zu begeben, wo die gräuliche Verwirrung ſtatt fand, ſelbſt die Schweine waren bei Zeiten eingepfercht worden. Die Niederlage der Tauben durch Schießgewehre und andere Tödtungsmittel erſtreckte ſich daher nur auf den äuſſerſten Rand des Waldes, aber im Innern bewirkte die Menge der Tauben ſelbſt den Tod ſo vieler ihrer Kameraden, daß die Verwüſtung nicht geringer war. Das Aufleſen der getödteten und verwundeten Tauben verſparte man bis am Morgen. Bis faſt nach Mitternacht bemerkte man keine Abnahme in den ankommenden Schwärmen, und das Getöſe dauerte die ganze Nacht fort und wurde, wie Audubon ſich durch abgeſchikte Leute verſichern ließ, auf 1½ Stunde weit gehört. Gegen Tagsanbruch erſt trat einige Stille ein, und das Getöſe nahm merklich ab; allein noch vor Eintritt der Morgendämmerung, fingen die Tauben an nach einer ganz andern Seite, als nach der woher fie bei ihrer Ankunft geflogen waren, fortzuziehen, und bei Sonnenaufgang war keine flugbare Taube mehr vorhanden. Die nächtlichen Raubthiere Wölfe, Füchſe, Luchſe, Kuguare, Bären, Waſchbären, Opoſſums und Marder, welche ebenfalls Theil an der Beute genommen hatten, verbargen ſich, während Raubvögel aller Art, und auch die Geier auf dem Kampfplatze anlangten um die Früchte dieſer Nacht mit zu genießen. Alle Anweſenden aber beſchäftigten ſich nur mit dem Aufleſen der todten und verwundeten Tauben, bis jeder ſo viel hatte, als er nur irgend brauchen konnte. Alsdann wurden die Hunde und Schweine losgelaſſen um Nachleſe zu halten. 59 234 Man ſollte denken durch ſo fürchterliche Blutbade müßte dieſe Art bald ausgerottet werden, allein wenn man bedenkt, daß jedes Paar jährlich zwei bis vier Junge erzteht, fo kann dieſe bedeutende Verminderung erſt dann eintreten, wenn mit der immer ſteigenden Bevölkerung die Wälder gar zu ſehr gelichtet werden. Im Jahr 1805 kamen Schoner, deren Ladung ganz aus Tauben beſtanden, die am Hudſonsfluſſe getödtet worden, nach Neu-Pork, und dort wurde 1 Stück für 1 Centime verkauft. Audübon kannte in Penſylvanien einen Mann, der an einem Tage 500 Dutzend, und manchmal 20 Dutzend auf einen Zug fing. Die Neger an den Salzwerken in der Nähe von Shavanen Town ſchlugen wochenlang bei den Hauptea— nälen ſo viele Tauben todt, die dort ſaufen wollten, daß ſie der Sache überdrüſſig wurden, und noch im Jahr 1826 ſah Audübon in Louiſiana fo ungeheure Taubenſchwärme, als er ſich deren, während eines faſt dreißigjährigen Aufenthalts in den vereinigten Staaten, nur erinnern konnte geſehen zu haben. Man könnte wohl glauben dieſe Angaben ſeyen übertrieben, aber ſie ſtimmen mit denen des Herrn Wilſon vollkommen überein, und auch dieſer treffliche Ornithologe berechnete die Zahl der Tauben noch höher; er ſah die Schaaren vier Stunden ununterbrochen ſich folgen, nimmt ebenfalls eine Meile auf die Breite an, und auf die Quadratelle drei Tauben, fo kommt eine Zahl von 2,230,272,000 Tauben heraus, und ein täglicher Verbrauch an Nahrungsſtoffen 884,136,000 Pfund. Es ergiebt ſich alſo wenigſtens daraus, daß die Berechnung von Audübon nicht zu hoch angeſetzt iſt, und wenn auch fo etwas ſich nicht genan berechnen läßt, wer wollte an Thatſachen zweifeln, welche viele tauſend Zeugen alljährlich beweiſen können. Wir können nicht umhin auf die weiſe Einrichtung der Natur aufmerkſam zu machen, welche in dem Geſelligkeitstrieb dieſer Vögel ſelbſt das Mittel aufgefunden hat, das Gleichgewicht auf eine Art zu erhalten, durch welche ſonſt im Gegentheil die Exiſtenz mancher andern Thiere geſichert wird. Die unendliche Zahl der Tauben ſchadet ſich in ihrer Unterhaltung und in ihrem Fortkommen ſelbſt, wie wir dies auch bei deu eben ſo zahlloſen Zügen von Heuſchrecken ſehen, welche andere Welt— theile verwüſten, und wo ebenfalls ihre Menge durch Mangel an Unterhalt Millionen den Tod zuzieht. Eigenſchaften. Eine merkwürdige Eigenheit dieſer Thiere iſt ihre große Geſelligkeit, welche ſie ihr ganzes Leben durch zeigen, und nur während der Brütezeit ſieht man etwa einzelne Paare, aber auch hier zeigt ſich öfter der allgemeine Geſelligkeitstrieb. Sie find daneben gar nicht ſcheu, und laſſen ſehr leicht an ſich kommen, wie dies die Geſchichte ihrer Wanderungen zeigt, dadurch zeigen ſie eine große Verſchiedenheit vor andern Tauben, und namentlich auch vor unſern wilden Tauben, welche ſehr ſcheu und nur in der Wanderzeit geſellig find, Ihre Stimme gleicht ſehr dem Ruchſen unſerer Haustaube, doch mit weit weniger Geberden begleitet, als bei denſelben. Beſonders bei ihren Zügen verlieren ſie ihre Schüchternheit, und laſſen ſich weder durch Schießen noch durch Geräuſch und Geſchrei von ihrem Weg abbringen. Wilſon erzählt, es habe einſt ein Reiter in eine auf dem Boden ſich fortwälzende Schaar von Wandertauben eingeſpreugt und unter den Füßen ſeines Pferdes ſeyen 13 Tauben todt geblieben. Bei den Zügen findet man nicht immer eine ähnliche Zahl von beiden Geſchlechtern, ſondern oft bei ſehr vielen Männchen nur wenige Weibchen und umgekehrt. Es iſt nirgends geſagt ob dieſe Taube nicht auch gezähmt werden könne, es läßt ſich aber daran nicht zweifeln, wohl aber ob ſie auch zum Ein— und Ausfliegen gewöhnt werden könnte. Wenig Vögel haben einen ſo ſchnellen und geſchickten Flug als dieſe Tauben, und alle Beobachter können nicht genug ſagen wie mannigfaltig die Schwenkungen und Bewegungen ſeyen, welche ſie einzeln oder in Geſellſchaft im Fluge machen, fo daß man ihnen mit Vergnügen zuſehe. Nahrung. Dieſe beſteht in allerlei Beeren und verſchiedenen Baumfrüchten und mehligen Samen. Die Beeren von Cedern, Wachholder, dann Reis und anderes Getraide, Eicheln, Kaſtanien, Mais, Erbſen, Bohnen. Ihre liebſte Nah— rung ſind aber die Buchnüſſe, daher ſind auch die Buchwaldungen immer das Ziel ihrer Wanderungen, indem ſie dort am beſten ihre Rahrung finden. Wenn daher die Buchnüſſe gut gerathen, ſo kann man zuverſichtlich der Ankunft der Wander— taube entgegenſehen, und die reichſten Buchnußjahre find auch die reichſten Taubenjahre. Im ſchnellſten Fluge bemerken ſie ob die Nüſſe ſchon abgeleſen oder ob noch welche da find, und es der Mühe lohnt ſich niederzulaſſen. Fortpflanzung. Clima und Jahreszeit haben weit weniger Einfluß auf das Brüten dieſes Vogels, als Ueberfluß an Nahrung und ſie niſtet nur da, wo ſolcher vorhanden iſt. Auch in dieſem Geſchäfte verläugnen fie ihren Geſelligkeitstrieb nicht. Sie brüten in eben ſo großen Geſellſchaften. Die Brüteplätze ſind eben ſo wichtig für die Nachbaren derſelben, als die nächtlichen Ruheplätze. Auch die Indianer betrachten einen ſolchen als eine reiche Quelle von Nationalreichthum, und wenden alles an, dieſe Quelle zu benutzen. In den weſtlichen Gegenden, wählen ſie dazu beſonders Buchenwälder. Dieſe Brüteplätze ſind indeß an Größe und Ausdehnung ſehr verſchieden, und oft iſt ihre Ausdehnung mehrere Meilen in die Breite und bis 40 und mehr Meilen in die Länge. An dieſen Brüteplätzen findet man dann nicht jene Scenen der Ver— wüſtung und des Todes, ſondern Seenen der zärtlichſten Liebe. Dort niſten jene Myriaden Tauben friedlich neben einander, und alles geht in der größten Ordnung vor ſich. Man ſieht oft auf einem Baume 50 bis 100 Neſter, und jeder Baum hat ihrer ſo viele, als nur ſeine Aeſte tragen können. Die erſte Zeit des Neſtbaues iſt gemeiniglich die Mitte des Aprils, und die Jungen verlaſſen das Neſt nach Mitte Mai. Auch an ſolchen Brüteplätzen iſt ein beſtändiges Geräuſch der abgehenden und zufliegenden Tauben. Das Neſt iſt ſehr unkünſtlich und beſteht aus ein paar troknen dünnen Zweigen, welche mit einan— der verflochten ſind und in den Gabeln der höchſten und niedrigſten Zweige ſtehen. Die Neſter ſind ſo flach und mit ſo wenig Hohlung, daß man das Innge von Ferne ſehr leicht ſehen kann. Das Weibchen legt zwei weiße Eier, von denen aber meiſt nur eines auskommen fol, Beide Geſchlechter löſen ſich im Brüten ab, da aber das Weibchen am meiſten fikt, ſo wird es von dem Männchen, welches beſtändig ab und zufliegt, aus dem Kropfe erhalten. Dieſe Brüteplätze beſuchen die Raubvögel, Habichte, Adler und andere in großer Zahl und rauben Junge und Alte. Aber auch die Menſchen, unter allen Raubthieren die ſchlimmſten, kommen in großer Zahl mit Wagen und Führwerken aller Art um ihren Theil an der Beute zu nehmen, ganze Familien ſideln ſich für einige Zeit hier an, und junge Tauben machen ihre tägliche Koſt aus. Morgeneſſen, Mittag und Abendeſſen beſtehen aus Tauben, welche ein ſehr ſaftiges Fleiſch haben. Um die Jungen zu erhalten geht man ſehr kurz zu Werke, man haut die Bäume um, welche die meiſten Neſter haben und richtet es ſo ein, daß ſie noch ein Paar andere nahe ſtehende erſchüttern oder mit niederreißen, wenigſtens die Jungen aus dem Neſte werfen. In den nördlichen Gegenden wählen ſie auch Schwarzwälder zu Brüteplätzen. Jagd. Außer der ſchon angegebenen Art, wie man dieſe Tauben zur Wanderzeit fängt, hat man noch andere Arten ſie zu fangen; vorzüglich geſchieht dies auch in Schlaggarnen. Feinde haben dieſe Tauben an allen Raubthieren, welche ihnen und ihrer Brut nachſtellen, und tauſende auffreſſen. 235 Nutzen. Derſelbe iſt wirklich groß, da fie zur Zeit ihrer Wanderungen ſowohl als zur Brütezeit tauſenden von Men- ſchen zur Nahrung dienen, und eingeſalzen oder eingemacht eine lange Zeit des Jahres friſch erhalten werden können. Schaden te an fie allerdings in Eichen- und Buchenwäldern, durch das Auffreſſen der Früchte, welche zum Oehl und zur Schweinemaſt gedient hätten, allein dafür dient ihr Fleiſch auch wieder zur Mäſtung dieſer Thiere. Die Turteltaube mit geflecktem Nacken. Columba tigrina. Colombe d nuque perlee. Der Oberkopf und Nacken find grau ins Weinrothe ziehend; die Kehle iſt weißlich und der Vorderhals weinröthlich; die Bruſt hell weinroth. Am Nacken ſteht ein breites Halsband von ſammetſchwarzen Federchen, welche an der Spitze einen kleinen runden weiſſen Fleck haben, an den untern iſt dieſer Fleck roſtfarb. Vaterland. Dieſe Taube iſt in ganz China, auf den indiſchen Continent und den Inſeln des indiſchen Ozeans an— zutreffen, fie iſt ſehr gemein in Java, auch auf Timor. In Java heißt fie Trekutu. Sie bewohnt die Ränder der Wal, dungen und läßt ſich leicht zähmen. Weiter iſt über ihre Lebensart nichts bekannt. Zu dieſer Abtheilung gehören: Die Faſanentaube Columba phasia nella pl. Col. 100 auf Manilla, den Phi— lippinen und Molucken. Sie frißt beſonders eine Art Pfeffer. Die Manteltaube. C. lacernulata Temm. pl. col. 164 aus Java. Die gezaumte Taube. C. capistrata pl. col. 165 aus Java. Die Reinwardſche Taube. C. Rein wardt pl. col. 245 aus Celebes. Die Straußtaube. C. lo photer pl. col. 142 aus Reuholland. Die Dußumieriſche. C. Dussumieri pl. col. 188 aus den Philippinen. Die röthliche Taube. C. Xantho- nu ra pl. col. 190 Marianiſche Inſeln. Die rothbindige Taube. C. humeralis, pl. col. 191. Neuholland. Die gemalte. C. picturata pl. col. 242. Madagascar und Indien. Die Erdtaube. C. bumilis pl. col. 258 und 259. Die mäuſegrauen. C. cinerea, Tem. pl. col. 260. Die kleine Turteltaube. C. venusta Temm. pl. col. 341. 1. 1., aus Südamerika. Die capiſche Turteltaube. C. capensis pl. col. 140 et pl. Col. 341. f. 2. Vom Cap. Die caro— liniſche Turteltaube. C. carolinensis, aus Nordamerika, und andere. Hartſchnabeltauben. Columbars. Schnabel dick, beſonders gegen die Spitze hoͤrnern und aufgeſchwollen, Laͤufe kurz und die Zehen an der Wurzel verwachſen. Taf. 01. Die Gewuͤrztaube. Columba aromatica. Colombar aromatique. Scheitel aſchgrau, diefe Farbe wird gegen den Nacken hin grau grünlich; Hals, ruf, Bauch, Schenkel und Unter- leib ſchmutzig grün; die kleinen Deckfedern der Flügel, die Schulterfedern, der Oberrücken ſind braun ins Purpurfarbe ſcheinend; die mittlern und großen Deckfedern ſind dunkelgrün mit breiten ſchwefelgelben Säumen und Spitzen, die mitt— lern Schwungfedern ſind ebenfalls gelb geſäumt, und die großen ſind ganz ſchwarz; der Bürzel und die mittlern Schwanz— federn, ſo wie die innere Fahne der übrigen ſind olivengrün, die äußere Fahne grau; der Schwanz unten ſchwarz an der Wurzel, grau an der Spitze; die Iris roth, die Baſis des Schnabels röthlich, die Spitze grünlich, die Füße roth. Ganze Länge 9 ½ Zoll. Vaterland. Java, wo die Bewohner fie Buron juane, ader grüne Taube nennen. Sie lebt am Rande der Wälder und nährt ſich vorzüglich von den Früchten des Feigenbaumes (Fieus religiosa.) Zu dieſer Abtheilung gehören, die Kriegstaube. C. militaris, Temm. pigeons pl. . et 2. Indien. Die ſüd— liche Taube. C. australis, pl. col. 411. Madagascar. Die Papageitaube. C. psittacea. Temm. pig. pl. 4. Java. Timor. Die kahle Taube. C. calva. Temm. pig. pl. 7. Afrika. Die Abyſſiniſche. C. abyssi— nica. Temm. pig. pl. 8. et 9. Afrika. Die grüne. C. vernans, pl. col. 183. Java. Banda. Hühnertauben. Colombi-gallines. Schnabel lang und duͤnne; die obere Schnabellade wenig oder gar nicht aufgeblaſen; Lauf lang und duͤnne; Zehen ganz getheilt; Fluͤgel kurz und abgerundet. En * — Taf. 91. Die Kronentaube. Columba coronata. Colombi - galline Goura. Auf dem Kopf ſteht ein Federbuſch, der aus einer ſehr großen Menge ſehr dünnen Federſchäften beſteht, welche mit zerſchliſſenen Bartfaſern verſehen ſind. Dieſer Buſch, den der Vogel immer aufgerichtet trägt, iſt eine auſſerordentliche Zierde deſſelben. Kopf, Federbuſch, Hals und alle Theile ſind bleigrau; die kleinen und mittlern Deckfedern der Flügel, ſo wie des Oberrückens ſind alle kaſtanienbraun geſaumt, auch die großen Deckfedern, aber die Mitte dieſer iſt rein weiß, dadurch entſteht eine weiße Flügelbinde über den ruhenden Flügel. Flügel und Schwanz ſind dunkelbleigrau; der letztere 236 blaugrau geſäumt; der Schnabel ſchwarz, die Iris roth; die Beine find mit rundlichen Schuppen bedeckt, welche fich nicht berühren; die zwiſchenliegende Haut iſt weißlich; die Zehen ſind an ihrer Wurzel verbunden und wie bei andern Tauben eſchuppt. i Dieſe Taube gleicht, den Schnabel und die Füße ausgenommen, den Hokkos in Südamerika und iſt ein wahrer Rieſen der Gattung, da ſie beinahe die Größe eines Puterweibchens hat. Die Länge von der Schnabelſpitze bis zum Ende des Schwanzes it 2 Fuß und 3 Zoll 9 Linien; die Flügel reichen nicht über den langen Schwanz hinaus. Vaterland. Banda, Neu-Guinea und eine große Zahl der Inſeln, welche den Archipel der Molucken bilden, Wai— giu, Tomogui und alle Inſeln der Papus. Gezähmt iſt dieſer Vogel ſehr häufig in Java. Er wird oft auf den Compagnie Schiffen lebend nach Holland gebracht, gewöhnt ſich aber ſchwer an die Feuchtigkeit unſers Clima und erfordert viele Sorg falt, beſonders iſt ihm die Kälte bald tödtlich und es iſt wohl nicht möglich ihn in Europa fortzupflanzen. Die Holländer nennen ihn Kronvogel. Eigenſchaften. Unter den Hühnertauben iſt die Kronentaube wohl diejenige, welche am meiſten den Hühnern gleicht; inſofern man nur auf die äußere Geſtalt ſieht, in ihren Sitten hat ſie dagegen mehr mit den Tauben gemein, als alle andern Vögel dieſer Abtheilung. Sie ruchſet wie die Tauben, ſie legt nur zwei Eier; ſie ernährt ihre Jungen aus dem Kropfe: fie baut ſelbſt ihr Net auf Bäume, da ſonſt alle übrigen Hühnertauben daſſelbe auf die Erde anlegen. Ueber ihre weitere Sitten im wilden Zuſtande iſt ſehr wenig bekannt, daß ſie leicht gezähmt werden könne iſt ſchon angeführt worden, und es ſcheint dieſe Zähmung auch ſchon ſeit frühern Zeiten in Java gebräuchlich zu ſeyn. Man hört von ihr oft einen dumpfen Ton, der aus der Bruſt zu kommen ſcheint, wie bei einem Bauchredner oder wie bei den Putern. Wie die Luft— röhre dieſer Taube in Hinſicht der Hervorbringung dieſer Töne beſchaffen ſey iſt unbekannt. Nahrung. In der Gefangenſchaft nährt man dieſe Taube mit Mais, welchen fie ſehr gerne frißt, fie frißt aber auch Bohnen Erbſen und andere ähnliche Hülſenfrüchte und mehlige Gräſerſaamen. Fortpflanzung. Es iſt ſchon angegeben worden, daß fie auf Bäume niſte und nur zwei Eier lege. Taf. 91. Die nicobariſche Huͤhnertaube. Columba nicobarica. Zath. Colombi - galline Cumdil. Sie hat ungefähr die Größe der Ringeltaube; der Schnabel iſt gegen fein Ende wenig aufgeſchwollen und 1 Zoll 9 Li— nien lang; der Schwanz iſt ſehr kurz und wenig abgeſtuft; die Flügel reichen bis zu ſeinem Ende; die Halsfedern ſind ſchmal, lang, hängend und zerſchliſſen, wie bei einem Haushahn. Die Farbe iſt ſchön dunkelgrün in Blau und Purpur— ſchillernd, oder auch in's Kupferrothe; der Schwanz iſt rein weiß; die Schwungfedern ſchwarzblau mit Goldſchimmer; die Augen ſind nußbraun, und ein nackter Fleck um dieſelben matt braun; die Läufe ſind mit ſechseckigen Schildern bedeckt und blau ſchwärzlich; die Klauen gelb. Ganze Länge 1412 Zoll. Vaterland. Sumatra, Nicobar im Norden von Sumatra, und mehrere Inſeln des weiten Moluckenarchipels. Eigenſchaften. Diele ſchöne Taube lebt den Tag über faſt immer an der Erde und beſteigt die Bäume nur um Nachtruhe zu halten. Sie läßt ſich ſehr leicht zähmen, iſt ſehr ruhig, träge, ſcheint wenig entwickelte Fähigkeiten zu ha— ben und pflanzt ſich in ihrer Heimath in der Gefangenſchaft fort. In Europa iſt dies aber noch nicht gelungen, obſchon ein holländiſcher Liebhaber ſechszehn Stücke beiſammen hielt. In der Gefangenſchaft gehen ſie des Abends nur auf niedrige Schlafſtellen, nur ein höchſtens zwei Fuß vom Boden. Es läßt ſich daher ſchlieſſen daß ſie auch in der Freiheit nur nahe an der Erde ſchlafen. Ihre Stimme iſt ein dumpfes Ruchſen, bei weitem unangenehmer als das der Ringeltaube. Sie laufen ſehr ſchnell auf den Boden, dagegen iſt der Flug ſchwer. Nahrung. Alle Arten von mehligen und Hülſenfrüchten. Fortpflanzung. Sie niſten auf der Erde, wie die Rebhühner, die Zahl der Eier iſt unbekannt. Die Lappentaube. Columba carunculata. Colombi - galline & Barbillon. Stirne und Augengegend nackt, an der Kehle ein Fleiſchlappen, der fich bis zu der Ohrgegend erſtreckt. Kopf, Backen Hals und Brut ſchiefergrau; Schulterfedern und Deckfedern der Flügel ſilbergrau, weiß geſaumt; Bauch, und obere und untere Deckfedern des Schwanzes, Bürzel und untere Deckfedern der Flügel, Seiten und der äußere Rand der letzten Schwanzfeder rein weiß; der leicht abgeſtufte Schwanz aber rothbrau unten ſchwärzlich; Schnabel an der Wurzel roth, an der Spitze ſchwarz; Füße weinroth: die Augen haben einen doppelten Kreis, der eine iſt gelb, der andere roth. Das Weibchen hat keine Fleiſchlappen und iſt kleiner. Größe einer Turteltaube; ganze Länge 10 Zoll. Vaterland. Süd -Afrika im Lande der Namaquas. Eigenſchaften. Unter allen bekannten Tauben iſt dieſe Art in ihrem Betragen am meiſten den Hühnern ähnlich, Die Länfe ſind länger als bei andern Tauben, die rothen Fleiſchlappen ſind hängend, der Schwanz iſt kurz, und hängend wie bei den Rebhühnern, die Flügel abgerundet. Sie halten ſich faſt immer an der Erde auf, fliegen ungeſchickt, laufen aber ſchnell. Außer der Paarungszeit leben fie geſellig in kleinern Truppen, welche ſich erſt zur Begattungszeit in Paare trennen. Nahrung. Alle Arten von Körnern, Samen, Beeren und Inſekten. Fortpflanzung. Dieſer Vogel niſtet auf der Erde in einer kleinen Vertiefung. Das Neſt beſteht aus einigen Reiſern und trockenen Grashalmen. Das Weibchen legt ſechs bis acht weißlich roſtfarbe Eier, welche vom Männchen auch mit abwechſelnd bebrütet werden. Die Jungen kommen mit Federn bedeckt aus den Eiern und laufen gleich mit den Eltern umher, welche ſie wie die Hennen führen, ihnen rufen, und unter ihren Flügeln vor der Sonnenhitze ſchützen. Ihre erſte 237 Nahrung beiteht aus Ameiſenpuppen und Würmern, zu welcher fie die Eltern hin führen, und die fie allein freſſen können. Bald wiſſen ſie auch ihr Futter ohne Anleitung zu finden. Dieſe Vögel gehören alſo, obſchon ſie die Geſtalt der Tauben haben, zu der großen Abtheilung der Hühner. Die Erdtaube. Columba passerina. Colombi - galline Cocotzin. Die oberen Theile des Kopfes und Halfes find ſchön aſchgrau; Bürzel und oberen Deckfedern des Schwanzes find dun— kel braungrau; Stirne, Kehle, der untere Theil des Halſes und Bruſt ſind weinröthlich, jede Feder mit einem dunkeln Fleck in der Mitte, und einem dunkeln Saum, daher ſehen dieſe Theile wie geſchuppt aus; Seiten und Bauch ſind hell weinröthlich; die untern Deckfedern der Flügel und die Schwungfedern ſind roſtroth; die obern Deckfedern der Flügel ſind grau weinröthlich gemiſcht, mit einzelnen dunkelblauen Flecken; die beiden mittlern Schwanzfedern ſind dunkelbraungrau, und die Seitenfedern faſt ſchwarz; die Iris orangefarb; der Schnabel an der Wurzel blaßroth, an der Spitze ſchwärzlich, die Füße roth. Beim Weibchen ſind alle Farben blaſſer. Größe einer Lerche. Länge 8 ½ Zoll; die Flügel bedecken den vierten Theil des Schwanzes. Vaterland. Amerika von Lonifiana an bis nach Braſilien, auf den Caraibiſchen-Inſeln, auf St. Domingo und Porto Ricco, Nord- und Südcorolina, Georgien und Florida. Eigenſchaften. Dieſe Taube bewohnt gerne ſteinige Gegenden, offene Felder und Pflanzungen, ſelten beſucht fie die Wälder, und ſitzt ſehr häufig auf der Erde, und wenn ſie aufgejagt wird, fliegt ſie nicht weit, und fällt ſchnell wieder herunter. Ihre Stimme gleicht etwa der unſerer Turteltaube, iſt aber klagender und nicht angenehm. Häufig bewegt ſie im Sitzen den Schwanz auf und abwärts. Sie wird häufig ihrer Niedlichkeit wegen gezähmt, und kommt auch in Europa gut fort. In Nordamerika iſt ſie Zugvogel und verläßt im Herbſt die nördlichen Staaten um nach Mexiko und weiter zu ziehen, kommt aber im April wieder. Sie fliegt in Schaaren von zwanzig bis dreißig. Ihr Fleiſch iſt ganz vortrefflich, und da ſie ſehr fett wird, ſo haben ihr die franzöſiſchen Coloniſten den Namen Ortolan gegeben. Nahrung. Reis und andere mehlige Sämereien, beſonders auch verſchiedene Beeren. Sehr liebt ſie die Beeren der Herkuleskeule. (Xanthoxylon clava Herculis.) Fortpflanzung. Sie macht ihr Neſt auf der Erde, weiter aber iſt über ihre Fortpflanzung nichts bekannt. Zu dieſer Abtheilung gehören Columba eyanocephala Lath. mit C. jamaicensis eine Art. Vaill. pl. 281. Süd⸗ amerika. C. montana pl. enlum, 141. Südamerika und Nordamerika. C. martinica. Temm. pig. pl. 4. Süd⸗ amerika. C. erythrothora x, Temm pig. pl. 7. Südamerika? C. eruentata, Temm. pig. pl. 7. Molucken. C. Talpacoti Temm, cobocola Spix. Braſilien. C. hottentotta Temm. gularis Vaill. pl. 283. Südafrika. C. mi- nuta, Temm, pig. pl. 16. Paraguay. C. Pic ui. Paraguay und mehrere neue. Zehnte Ordnung. Huͤhnerartige Voͤgel. Gallin ae. Gallinaces. Schnabel kurz, convex; mit einer Wachshaut bedeckt. Die ober Kinnlade gewoͤlbt, ſchon von der Baſis an oder doch an der Spitze gekruͤmmt. Die Naſenloͤcher ſeitlich, mit einer gewoͤlbten Haut be— deckt, nackt oder dann ſtark mit Federn bekleidet. Fuͤße mit langen Laͤufen; drei Zehen nach vorne und dieſe mit einer Haut verbunden; die Hinterzehe iſt hoͤher eingelenkt als die vordern; ſeltener nur drei Zehen, ohne Hinterzehe, oder dieſe nur ſehr kurz. Die Vögel, welche die verſchiedenen Gattungen dieſer Abtheilung bilden, ſind ſchwerfällig, der Körper ſehr fleiſchig; die meiſten haben kurze und abgerundete Flügel, ſcharren in der Erde, und bedecken ſich mit Staub. Sie nähren ſich vor— züglich von Körnern und mehligen Samen; einige fügen dieſen Knoſpen und Beeren hinzu, und alle freſſen auch Inſekten. Sie haben alle einen Kropf in welchem die harten Samen erſt eingeweicht werden. Sie vermehren ſich ſtark, bereiten aber niemals künſtliche Neſter, und zwar auf den Boden. Sie kommen ſo entwikelt aus den Eiern, daß die jungen ſogleich lau— fen und ſich ſelbſt ernähren können. Mehrere Gattungen leben in der Vielweiberey, und die Männchen aller Arten nehmen am Brüten keinen Theil. ö Die Hühnerarten ſtehen in Hinſicht ihres Nutzens, ihres vortrefflichen und geſunden Fleiſches und der Zähmbarkeit, und ſehr alten Hausgenoſſenſchaft einiger Gattungen, in einer gewiſſen Paralelle mit den Wiederkauern unter den Säugethieren. Wie dieſe, ſind die Hühner über die ganze Erde zerſtreut, wie ſie ſind einige Gattungen ſeit den älteſten Zeiten ſchon Haus— genoſſen des Menſchen geweſen und haben ſich mit dieſem in alle Climate verbreitet indem ſie ihm allenthalben hin folgten. Die meiſten, urſprünglich aus warmen Climaten, haben ſich doch auch in kältern acklimatiſirt, und pflanzen ſich fort, doch über den Polarkreis hinaus geht weder der Haushahn noch eine andere gezähmte Art. Amerika gab uns den Puter und empfing dagegen das Haushuhn und den Pfau. Weit die meiſten Hühnerarten und namentlich die ganzen Gattungen des Waldhuhns und Rebhuhns laſſen ſich aber gar nicht zähmen, oder pflanzen ſich doch, wenn auch einzelne Individuen ſich zähmen laſſen, ſelbſt in ihrem Vaterlande nicht in der Gefangenſchaft fort, wenn nicht ganz auſſerordentliche Anſtalten des— wegen gemacht werden, und auch dann gelingt es dennoch nicht immer. Am weiteſten in dieſer Kunſt, ſelbſt Vögel der wärmern und wärmſten Climate zum brüten zu bringen, haben es die Holländer gebracht, obſchon Holland durch ſeine feuchte und ſumpfige Lage und naßkaltes Clima dazu ſich ſehr wenig eignet. Wären dieſelben ſorgfältigen Verſuche in Spanien oder Neapel gemacht worden, es wären ihrer noch vielmehr gelungen. Vor der Revolution legten ſich viele reiche Holländer auf dieſen Zweig, und es gelang ihnen die Hokkos, die ee * Pauxis, die Faſanen, die Spornpfauen, 238 Kronentauben u. ſ. w. fortzubringen und die Menagerien von Europa damit zu verſorgen. Die Zähmung des Haushuhns iſt wohl zuerſt verſucht worden, und ſteigt ſchon in die allererſten Zeiten der Menſchheit hinauf. Wenn wir nach den Schwierigkeiten die bekannten wilden Hühner Aſiens zähmen zu können auf die Zähmung des Haushuhns ſchlieſſen ſollten, fo war der Erwerb dieſes fo ungemein nützlichen Hausthieres nicht fo leicht. Wir kennen zwar die urſprüngliche Raſſe viel— leicht nicht, aber ſo viel wiſſen wir, daß alle Arten in Indien leben, folglich dort ihre Zähmung zuerſt muß verſucht wer— den ſeyn. Es iſt dies mit ein hiſtoriſcher Beweis, daß Indien in der allerälteſten Zeit Sitz der Menſchheit war, von wo aus ſich die Volksſtröme ergoſſen, welche Aſten und Europa bevölkerten. Das Haushuhn iſt eines der nützlichſten Thiere, welche der Menſch ſich zum Genoſſen erwählen konnte. Unter den Vögeln wenigſtens kann keiner den Vorzug ihm ſtreitig machen. Mit weniger Sorge gedeiht dieſes Thier allenthalben, und ſo wie die Kuh beinahe das ganze Jahr durch gemolken werden kann, wenn man ſie, nachdem ſie einmal ein Kalb geworfen, immer melkt, ſo hat auch das Haushuhn die Gewohn— heit Eier zu legen dadurch erhalten, daß man die Eier immer wegnimmt, wodurch der Brütetrieb verſcheucht wird. Selbſt ohne Begattung legt das gut gefütterte Huhn faſt eben fo viele Eier, die zur Nahrung taugen, als das Befruchtete. Dieſe und das nahrhafte und geſunde Fleiſch der Jungen und Alten, die leichte und ſtarke Fortpflanzung geben dieſem Thiere einen ſo großen Werth. Zwar wird das Fleiſch der Faſanen, Puter, Perlhühner noch höher geſchätzt, aber dieſe erfordern auch weit mehr Sorgfalt und Pflege, und legen bei weitem nicht die ſo große Zahl von Eiern, wenn auch ihre Vermehrung dennoch ſtark iſt. So wenig als Amerika die Pferde und die Hausthiere aus der Abtheilung der Wiederkauer urſprünglich kannte und beſaß, ebenſowenig beſaß es die Haushühner. Doch fanden ſich in dieſem Welttheile eßbare wilde Hühnerarten in Menge. Die— fer Wohlthat entbehrte Neuholland ganz, es beſaß eben fo wenig Hühnerarten als Wiederkauer und Pferde, nur die Großfußhühner (Megopodius) fanden ſich dort in einigen Gegenden. Es it daher merkwürdig, daß die eingeführten Thiere dieſer Gattungen ganz vortrefflich gedeihen, und dieſem ſonſt an derlei Produkten ſo armen Lande durch Einführung der— ſelben eine reiche und unerſchöpfliche Nahrungsquelle geworden iſt. Der Arme kann ſeine Hühnchen ernähren wie der Reiche, der Geſunde und der Kranke genieſſen mit gleichem Vortheil Eier und Fleiſch. Das kleine darauf verwendete Capi— tal trägt reichliche Zinſe, wenn dieſe Thiere mit Umſicht und an ſchicklichen Orten gepflegt werden. Nicht in dem Maaße wie das Haushuhn, ſondern hauptſächlich in Hinſicht auf das Fleiſch allein, gewährt auch die Zähmung des Pfaues, des Puters, des Perlhuhns, des Faſans und einiger ſüdamerikaniſchen Hühnerarten Vortheile. Neben dem Nutzen in dieſer Hinſicht, hat die Natur auch noch andere Annehmlichkeiten damit verbunden, welchen das Hal— ten dieſer Claſſe angenehm macht, nemlich die Pracht des Gefieders, wodurch fie unter die merkwürdigſten Thiere ſich rei— hen, bei denen die möglichſte Mannigfaltigkeit faſt erſchöpft ſcheint. Welcher Vogel übertrifft an Schönheit den Pfau, den Goldfaſan, den Argusfaſan und den geäugten Puter. Bei keiner Thierklaſſe zeigt ſich die Geſchlechtsverſchiedenheit mächti— ger, als bei dieſer, nicht nur die ausnehmende Federpracht bezeichnet das Männchen vor dem beſcheidenen Weibchen, ſon— dern auch in der Körpermaſſe iſt dieſes weit von jenem verſchieden, und wenn man menſchliche Leidenſchaften in den Thie— ren widerfinden will, ſo könnte man ſagen die ſtolze Männlichkeit iſt im Haushahn, im männlichen Pfau u. ſ. w. reprä— ſentirt, im Weibchen größere Zartheit, Unterwürfigkeit und Beſcheidenheit. Mit dem Stolz und den Launen einer orienta— liſchen Monarchen bewacht der Hahn feinen Harem von Weibchen, und erſcheint ein Nebenbuhler, fo erwacht ſogleich die Eiferſucht und ein furchtbarer Kampf beginnt. Im Uebermuth und dem Bewußtſeyn der Kraft ruft der Sieger ſeiner Sieg laut aus, während der Beſiegte beſchämt ſich zurückzieht. Dieſe höhere Männlichkeit äußert ſich auch im Geſchlechtstriebe ſelbſt, und die Folge davon iſt die Polygamie oder Vielweiberei, welche wir bei allen den Hühnerarten antreffen, wo die Männchen die Weibchen an Größe weit übertreffen. Da wo Männchen und Weibchen ſich gleich ſind, hat nur Monogamie ſtatt, obſchon auch da das Männchen nicht mitbrütet. Die Hühner ſind in Hinſicht auf die reſpektive Größe der Geſchlech— ter gerade Gegenſatz zu den Raubvögeln, wo das Weibchen größer, ſtärker und muthiger iſt. Bei den männlichen Hühnern iſt der Geſchlechtstrieb ungemein ſtark und äußert ſich auf ſehr verſchiedene und merkwürdige Weiſe, man möchte ſagen bei einigen bis zum Wahnſinne. Durch ſonderbare Geberden, Töne, Sprünge und Stellungen ſucht der Hahn ſich der Henne angenehm zu machen und ſie gleichſam mit Liebkoſungen anzureizen. Der Puter macht nur zur Begattungszeit ſeine ſonder— baren Stellungen, nur dann läßt er ſein Kullern öfters hören, nur dann ſchwellen ſeine Karunkeln an; nur dann wird er kühn und geht ſelbſt auf den Menſchen zuweilen los. Nur zur Begattungszeit ſchlägt der Pfau mit ſeinem ſchönen Gefieder ein Rad und ſtolzirt mit ſeiner Würde umher. Der Argusfaſan ſcheint, wenn er ruhig einhergeht ein beſcheidenes Gefieder zu haben und zeigt ſeine Schönheiten nur in der Begattungszeit, wo auf einmal und oft plötzlich ſein Federreichthum, und die hundert Augen ſich entwikeln, welche an der innern Fahne der Deckfedern ſeiner Flügel verborgen waren; er nimmt einen Raum von faſt drei Fuß ein; und Kopf und Hals färben ſich mit dem ſchönſten Incarnat; ſeine Haltung iſt ſtolz, ſeine Schritte abgemeſſen. Der Auerhahn, der Birkhahn vergeſſen in der ſogenannten Falzzeit ſogar die eigene Sicherheit, und ihre Geberden und Stellungen gränzen an Verrücktheit. Die Perlhühner, die Faſanen, die Penelopen ſträuben die Federbüſche, Federkragen und ihre Backen oder Fleiſchlappen werden hochroth gefärbt. Die Hühner ſind faſt ſämmtlich Erdvögel das heißt mehr zum ſitzen auf ebener Erde, und zum Laufen gemacht, als zum Fliegen. Die Flügel ſind kurz, der Körper ſchwer, der Flug daher ſehr geräuſchvoll und nur auf kurze Strecken be— rechnet. Daher ſind auch die meiſten Hühner Standvögel, und nur eine Art, nemlich die Wachtel ein Zugvogel. So ſehr ſie indeß den Aufenthalt auf der Erde vorziehen, ſo nehmen doch viele ihre Nachtruhe auf Bäumen und erhöheten Sitzen, da ſie hier weniger Nachſtellungen ausgeſetzt ſind. Die Stimme der meiſten iſt unangenehm, bei den Männchen immer ſtärker als bei den Weibchen. Die Luftröhre iſt meiſt einfach, bei einigen Arten macht ſie dagegen mehrere Windungen ehe ſie ſich in die Bruſt begiebt. Die Bruſtbeine ſind ſehr tief eingeſchnitten, und der Kamm des Bruſtbeins ſehr ſtark, da die Bruſt ſehr fleiſchig iſt. Die Haut iſt ſehr locker am Körper befeſtigt, weich und ſchleimig, daher ſehr dehnbar. Die Federn ſind ſehr locker befeſtigt und fallen leicht aus, wie bei den Tauben. Das Fleiſch iſt mehrentheils weiß und zart, doch etwas trocken; bei den Waldhühnern iſt es dagegen ſchwarz. Der Darmkanal iſt ſehr lang, und übertrifft an Länge ungefähr fünfmal den Körper. Man findet an demſelben zwei Blinddärme, Der Magen it ungemein muskulos und ſtark, feine Höhlung dagegen ſehr klein, und die innere Haut deſſelben faltig, hart, rauch und faſt knorpelig. Da die Hühner mehrentheils harte und trockene Körner genießen, ſo muß in ihrem Magen ein eigentliches Zerreiben vorgehen. Nicht nur iſt alſo eine ſo harte Haut nothwendig geweſen, ſondern die Hühnerarten verſchlucken noch über dieſes kleine Steinchen, welche im Magen ſich ganz abrunden und abreiben 239 und zum zermahlen der Speiſen beitragen. Nach Verſuchen, welche man gemacht hat verlieren ſelbſt eckige Glasſtückchen darin ihre Schärfe und runden ſich ab. Der Kropf iſt dagegen dünnhäutig, ſehr ausdehnbar und mit der den Körper bedeckenden Haut durch Zellengewebe verbunden. Er kann ſehr viele Stoffe aufnehmen welche nur allmählig, ſo wie ſie er— weichen, in den Magen übergehen. Der Magen ſcheint übrigens auch bei den Hühnern kräftig genug zu ſeyn, die Verdauung zu vollbringen, da man durch Verſuche dargethan hat, daß dieſelbe auch ohne Steinchen vollkommen vor ſich gehen kann. Die Steinchen aber ſcheinen dennoch die Reibung zu befördern. Nicht immer aber genießen die Vögel nur harte Körner, alle freſſen auch Inſekten, und die Haushühner Brod, gekochtes Fleiſch und andere Abgänge aus der Küche. Die Wald— hühner aber genießen Knoſpen, Blumen, Blätter und nicht ſelten ſogar die harten ſtechenden Nadeln von Tannen und Fichten. Eine eigene Gewohnheit iſt es, daß die Hühner alle gerne in der Erde ſcharren und ſich mit aufgeworfener Erde und Staub bedecken, mit Wohlbehagen ſieht man ſie ſich an die heiße Sonne legen, die Federn ſträuben um den Sand und Staub zwiſchen dieſelben einzulaſſen. Wozu dies ihnen dient iſt nicht bekannt, vielleicht um Schmarotzerinſekten zu entfernen, welche man häufig bei ihnen antrifft, und die ſie ſehr zu plagen ſcheinen. Haushühner bekommen von ihrer Menge nicht ſelten die Abzehrung. Die meiſten Hühner mauſern nur einmal im Jahre, einige aber zweimal. Das männliche Kleid iſt faſt bei den meiſten vom Weibchen verſchieden; vielmehr bei denjenigen, welche in der Polygamie leben, als bei den monagamiſchen. Größe und Farbe iſt oft bei den erſten ſo ungleich, daß man ganz verſchiedene Arten zu ſehen glauben würde, wenn die Erfahrung uns nicht belehrt hätte. Die jungen Hähne ſehen den Hennen ganz ähnlich, und erſt nach der erſten Mauſer, oft erſt nach der zweiten entwickelt ſich das vollkommene männliche Gefieder in ſeiner ganzen Schönheit und Pracht. Man hat indeß Beiſpiele, daß auch alte Hennen, welche nicht mehr legen, Hahnengefieder bekommen haben. Die Männchen der meiſten Arten zeichnen ſich noch überdies durch fleiſchige Lappen, oder warzige, gefärbte Häute, oder Fleiſchkarunkeln oder Spornen von den Weibchen aus, welche Anhänge und Zierden aber erſt zur Begattungszeit ſich vollkommen entwickeln oder lebhaft färben. Auch bei den Hühnern zeigt die Hausgenoſſenſchaft dadurch ihren Einfluß, daß die zähmbaren Arten ihre Farben ändern, während die wilden ſie behalten. Der zahme Pfau iſt ſehr verſchieden vom wilden, und überdies noch in den weißen und bunten ausgeartet. Haushähne und Hühner haben die verſchiedenſten Farben angenommen, und ihre Kämme haben ſich oft in Federbüſche verwandelt. Seltener ſind die Abweichungen bei den Faſanen und Perlhühnern, häufig beim Puter. Auch Verbaſtardungen einiger Arten kommen nicht ſelten vor, ſind aber nicht immer fruchtbar. Selbſt auf die Eier hat die Hausgenoſſenſchaft der Hühner in Hinſicht auf Form und Größe Einfluß gehabt, und man findet gar oft mißgebildete Eier, was bei wilden Vögeln ſelten vorkommt. 1 Gatt. Pfau. Pa vo. aon. * Schnabel mittelmäßig; er bildet einen gekruͤmmten Kegel; Schnabelwurzel nackt; obere Kinnlade niederge— druͤckt, conver und gewoͤlbt. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, offen. Auf dem Kopf ein Federbuſch. Fuͤße; drei Zehen nach vorn, einer nach hinten, die drei vordern Zehen durch eine kurze Haut verbunden; am Lauf ein Sporn von coniſcher Form. Die Deckfedern des Schwanzes außerordentlich lang, beſonders am Maͤnnchen weit uͤber den Schwanz hinausreichend und aufrichtbar. Der Schwanz beſteht aus 18 Federn. Fluͤ— gel kurz, die fuͤnf erſtern Federn weniger lang als die ſechste, welche die laͤngſte iſt. Der Federbuſchpfau. Pavo eristatus. Ze paon ordinaire. Taf. 92. Der wilde Pfau. Pavo cristatus primus. Temm. VDuon sauvage. Der Federbuſch beſteht aus aufrechtſtehenden Federn, welche aber nicht blos an der Spitze mit Bärten verſehen ſind, wie beim zahmen Pfau, ſondern ganz. Der Hals iſt goldgrünbläulicht und nicht ſo blau wie beim Zahmen, und die ſam— metgrünen ſchüppenartigen Federn des Rückens find reiner; die kleinen Deckfedern der Flügel, welche beim zahmen Pfau roſtfarb und ſchwarz find, find bei dieſen dunkelgrün glänzend mit grüngoldenem Saum; die mittlern Deckfedern find dun— kelblau, goldgrün geſäumt; die großen Deckfedern aber ſind ſchwarzgrün metalliſchglänzend mit einem breiten Saum von ſchön purpurbronzefarbe ins kupferrothe ſchimmernd; der Afterflügel it bistrebraun; die zehn erſten Flügelfedern find roſtröthlichbraun; bei den andern find die äußern Fahnen grün geſäumt und ſchimmern ins Bronzefarbe; Bauch, Seiten und Unterleib ſind ſchwärzlich mit goldgrünem Schimmer; auch die Schenkel ſind ſchwarzgräulich grün ſchimmernd und am Knie mit falben Saum. Die Augen an den Schwanzdeckfedern wie beim zahmen Pfau. Auch die Pfauhenne iſt von den zahmen ſehr verſchieden; der Federbuſch grün golden aus ganz bebarteten Federn beſtehend; der Hals wie am Männchen grün golden, gegen die Bruſt hin jede Feder mit einem dunkelgrünſchwarzen Fleck; Bauch und Unterleib dunkelgrün; Deckfedern der Flügel grüngolden ins Blaue ſchillernd. Der Schwanz ebenfalls lang, ſeine obern Deckfedern grüngolden: die Schwanzfedern braungrau. Länge des Männchens bis zum Ende der Deckfedern des Schwanzes 4 Fuß 5 Zoll; der Federbuſch 2 Zoll. Vaterland. Schon lange iſt es bekannt, daß das Vaterland des Pfau Indien iſt. Daſelbſt lebt er auf dem feſten Lande ſowohl, als auf den Inſeln, welche auf dem weiten Archipel des indiſchen Meeres zerſtreut ſind. Alle Reiſende, welche jene Gegenden beſuchten erwähnen ſeiner. Thevenot fand ihn in Menge in der Provinz Gazuate; Tavernier in ganz Indien; Payrard bei Calikut. Nach Blume und Labillardiere ſind die Pfauen häufig auf Java. Blume tödtete auf der Jagd nicht ſelten vier bis funf Stück in einem Tage. In Bengalen und Sumatra iſt die Jagd auf Pfauen ein großes 240 Vergnügen, aber am erfteren Orte ein gefährliches, weil da wo Tieger haufen dieſe faſt immer an denſelben Orten ſich befinden, indem der Tiger das Pfauenfleiſch vorzüglich lieben ſoll, daher der Jäger ſehr vorſichtig ſeyn muß. Die Zähmung dieſes herrlichen Geſchöpfes muß wohl in die älteſten Zeiten fallen, da ſie, wie es ſcheint nicht ſehr ſchwer geweſen ſeyn muß. Es iſt ja bekannt, daß die Flotten Salomons auch Pfauen aus Ophir brachten, dieſes Land muß alſo Indien geweſen ſeyn. In Italien ſcheinen ſie erſt ſpäter eingeführt worden zu ſeyn, da Plinius erzählt der Redner Hortenſius ſey der erſte geweſen, der bei feiner Aufnahme unter die Prieſter Pfauen auf die Tafel gebracht habe. Auſidius Lurcon erwarb ſich durch Mäſtung der Pfauen ein jährliches Einkommen von 60,000 Seſterzien. Bei den unſinni— gen und üppigen Gaſtmalen eines Vitelliäs und Heliogabalus wurden oft ungeheure Schüſſeln mit Pfauenzungen und Pfauen— gehirn aufgeſtellt. Nach Büffon ſollen ſie in Athen lange eine Seltenheit geweſen ſeyn, und die Bewohner der benachbarten Städte dieſe Thiere als Wunder betrachtet haben. Man ſieht zwar auf den Münzen von Samos den Pfau neben den Bil— dern der Juno, als ob der Vogel dieſer Göttin geheiligt wäre, allein dieſe Münzen gehören nicht zu den älteſten, da vor Alexander die Pfauen in Griechenland unbekannt waren und erſt durch ihn dahin gebracht wurden. Da aber Samos ſo nahe an der aſiatiſchen Küſte liegt, fo war es vielleicht die erſte Station, wohin der Pfau gebracht worden, und da die Schönheit des Thieres auffallen mußte, ſo wurde er der Juno geheiligt. Dagegen iſt es ganz gewiß falſch daß Samos das Vaterland der Pfauen ſey, und daß ſie von da aus ſich nach Aſien und Indien verbreitet haben. Wohl aber war das Clima Griechenlandes ihrer Vermehrung ſehr günſtig, und noch vor Alexanders Tode waren ſie dort ſehr gemein, und ver— breiteten ſich dann allmählig von da aus nach Italien und andern Gegenden Europas bis nach Schweden. Weiter nach Norden kommen ſie nicht fort, und ſchon im wärmern Schweden iſt es nicht leicht ſie durchzubringen. Durch die Europäer erſt ſind ſie nach Amerika verpflanzt worden. In Afrika ſcheinen ſie ſchon lange bekannt, und wahrſcheinlich durch Grie— chen und Römer dorthin gebracht worden. Die wilden Pfauen, welche man in den Hühnerhöfen von Java gezähmt hält, verwildern ſehr leicht wieder, und gehen davon, ſobald ſie Gegenheit haben. Ueber die Sitten der wilden Pfauen wiſſen wir nichts gewiſſes, als daß fie ſich ſehr leicht zähmen laſſen. Das Weib— chen ſoll nur einmal des Jahres brüten, und dann 25 bis 30 Eier legen. Das Neſt wird im dickſten Gebüſche, wohin die Tiger nicht dringen, auf der Erde angelegt. Der zahme Pfau. Pavo ceristatus domesticus. Paon domestique. Jedermann kennt dieſen herrlichen und wohl ſchönſten aller Vögel, und er bedarf nur einer kurzen Beſchreibung. Kopf, Hals, Kehle und Bruſt ſind ſchön blau unter gewiſſem Licht ins grüne ſchillernd; zu beiden Seiten des Kopfs ſtehen zwei weiße Flecken, der eine geht über das Auge weg, der andere kürzere aber breitere iſt unter dem Auge. Die Spitzen des zierlichen Federbuſches find ebenfalls blau, die Schäfte find nur oben befiedert und ſchwärzlich; die Federn des Rückens und des Bürzels ſind ſehr glänzend hellgrün, mit ſchwarz ſammetenem Saum, wie Schuppen; die Deckfedern des Schwan— zes bilden mehrere Reihen und ſind ungemein lang, die Schäfte weiß, die Bärte zerſchliſſen und goldgrün, am Ende hän— gen ſie zuſammen und bilden eine Scheibe, deren Mitte ein ſchwarz ſammetenes Herz zeigt, welches mit einem blaugrün goldenen Kreiſe umgeben iſt, und dieſer liegt in einem eiförmigen ſchmutzig olivengrünen Kreiſe, der ſelbſt wieder von einem grüngelben, dieſer von einem lilarothen umgeben iſt, und nun erſt kommt noch ein großer Endkreis von grün oder rothgolden ſcheinenden Franzen, die äußerſten Federn dieſes Federbündels haben keine Augen, ſondern nur an der äußern Fahne grünblaugoldene Franzen, der ganze Bündel beſteht aus mehr als hundert Federn, von welchen einige 3 Fuß Länge haben. Die Deckfedern der Flügel ſind roſtgelb, ſchwarzgrau wellenförmig bebändert, die mittlern Deckfedern der Flügel ſind dunkelblaugrün, die Schwungfedern roſtroth, die Schwanzfedern graubraun. Bei dem einen Lichte ſchimmert der Bündel der Deckfedern des Schwanzes ins Blaugrüne, bei einem andern ins Kupferrothe. Die Länge von der Schnabelſpitze bis zum Ende der längſten Feder iſt über 5 Fuß. Das Weibchen iſt dagegen ſehr beſcheiden, es hat zwar denſelben Federbuſch aber daneben nichts von den herrlichen Farben des Männchens; der Scheitel iſt braun ins goldgrüne ſchillernd, ebenſo der Nacken; die Kehle weißlich, der Hals grüngolden, jede Feder mit grauweißlichen Saum, der an der Bruſt noch breiter wird; Unterleib ſchmutzigweiß; Oberkörper röthlichgrau, die Steißfedern etwas länger und bis zum Ende des Schwanzes reichend mit undeutlichen dunklern Zickzack— linien; der Schwanz graubraun. Sehr alte Weibchen ſollen zuweilen männliches Gefieder erhalten. Wie alle Hausthiere fo hat auch der Pfau durch die Hausgenoſſenſchaft Farbenveränderungen erlitten, die jedoch nicht manigfaltig ſind, da nur zwei Varietäten bekannt ſind nemlich 1. Der weiße Pfau. Er iſt ganz rein weiß, die Augen auf den Deckfedern der Flügel ebenfalls weiß, aber mit „ Er iſt eine zufällige Varietät des gemeinen Pfaus, die aber ſich weiß fortpflanzt. Zuweilen ſind ſie auch nicht reinweiß. 2. Der bunte Pfau. Entſteht aus der Vermiſchung des weißen mit dem gemeinen. Er iſt an den Backen, den Flügeln und am Bauche weiß, ſonſt wie der gemeine Pfau, doch ſind die Augen der Deckfedern meiſt weniger ſchön. Eigenſchaften. Der Pfau wird mehr ſeiner Schönheit als ſeines Nutzens wegen gehalten, und iſt auch die Zierde jedes Hühnerhofes. Sie zeigen ſich herriſch und zänkiſch, und behaupten die Herrſchaft über einen ganzen Hühner— hof, ſo daß die andern Hühner ſich nicht zum Freſſen wagen dürfen, bis die Pfauen geſättigt ſind. Mit den Truthühnern leben ſie friedlicher, doch hat man noch nie Baſtarde von beiden erhalten, obſchon ſie ſich zuweilen begatten ſollen. Sie ſind ſehr reinlich und, ſoviel es ihnen auch Mühe macht, ſo tragen ſie ihren Schwanz immer wagerecht, damit er nicht beſchmutzt werde. Deswegen ſuchen ſie auch ſich mehr in der Höhe aufzuhalten und fliegen auf die höchſten Bäume und Dächer, um da beſonders die Nacht zuzubringen. Von dieſer Höhe herab laſſen ſie auch ihr lautes unangeneh— mes Geſchrei mao oder pao ertönen, wovon ſie den Namen haben; das deutſche Pfau, das franzöſiſche Paon und das latei— niſche Pavo drücken daßelbe aus. Nur das Männchen ſchreit, beſonders zur Begattungszeit, oder wenn das Wetter ändern will. Männchen und Weibchen geben überdies murrende oder knurrende Töne von ſich. Sie werden ziemlich alt, und das Männchen kann ein Alter von fünf und zwanzig Jahren erreichen. Im Auguſt mauſern ſie ſich, dann ſind ſie traurig und 241 ſuchen ſich oft zu verbergen. Das hervorbringen ſo vieler Federn muß auch ihre Kräfte ſehr mitnehmen. Erſt im dritten Jahr erhält das Männchen ſeine vollen Federn und begattet ſich. Eine Eigenheit des Pfaus iſt auch das Schlagen des Rades, dazu erfordert es ſehr ſtarke Schwanzmuskeln, und in der That iſt auch das Schwanzbein und feine Muskeln ſehr ſtark. Die Schwanzfedern unterſtützen und ordnen auch die aufgerichteten Deckfedern, welche ihrerſeits auch noch durch Hautmuskeln erhoben werden können. Nahrung. Sie iſt von der anderer Hühnerarten nicht verſchieden, und beſteht in Hafer, Gerſte, Wiken, Erbſen, beſonders gerne freſſen ſie Waizen, aber auch Inſekten, Kohl, verſchiedene Kräuter und kleine Kieſel. Fortpflanzung. Der Pfau lebt in der Polygamie, und fünf bis ſechs Hennen können von einem Hahn befruchtet werden. Der Fortpflanzungstrieb it beim Pfau fo ſtark wie beim Haushahn. Er tritt je nach dem Clima, welches der Pfau bewohnt, mit Ende März oder im April ein, und die befruchteten Hennen ſuchen ſich im May oder Ende April, einen einſamen Winkel aus, wo ſie ihre Eier auf den bloßen Sand in ein eingeſchartes Loch, oder auf etwas Stroh hinlegen. Das Weibchen legt einen Tag um den andern ſeine acht bis zwölf Eier. In Indien bis auf zwanzig. Die Eier ſind von der Größe der Gänſeeier, und von erbsgelber Farbe, zuweilen mit dunklern Punkten. In unſerm Clima it die Pfauhenne im Brüten nicht treu, ſondern geht öfters von den Eiern und verläßt ſie, oder ſie vernachläßigt auch die Jungen durch das beſtändige hohe Auffliegen. Man giebt daher die Eier meiſt einer Truthenne, welche ihrer zwölf bedecken kann, oder einer Haushenne, welche nicht mehr als acht ausbrüten kann. Die Brütezeit dauert 25 Tage. Wenn die Pfauhenne ſelbſt brütet, fo muß man den Hahn von ihr ſorgfältig entfernen, da er ſonſt ſogleich auf ſie zurennt und die Eier zerbricht. Die Jungen werden wie die jungen Hühner mit Grütze, Semmelkrumen, gehakten Eiern und zerhaktem Kohl gefüttert. Ameiſeneier und Heu— ſchrecken freſſen ſie beſonders gerne. Nach ſechs Wochen freſſen ſie mit den Alten. Sie ſind anfangs gelb, wollig. Wenn die Pfauhenne fie ſelbſt führt, muß man fie alle Abend in einen Hühnerſtall oder unter einen Korb bringen, damit die alte nicht auffliegen könne, ſonſt trägt ſie dieſelben einzeln auf einen Aſt, oder läßt ſie unten ſitzen ohne ſie zu erwärmen, wo— durch ſie zu Grunde gehen. Erſt nach vier Wochen können ſie auf Sitzſtangen oder Aeſten ſitzen. Dieſes iſt aber wirklich für ſie nöthig da das Sitzen auf der Erde ihnen bei uns zu kalt iſt, und ſie ihre ſchönen Federn dadurch verderben. Man muß daher diejenigen, welche von Truthühnern ausgebrütet werden, daran zu gewöhnen ſuchen, auf Sitze zu gehen, wenn ſie es nicht ſelbſt thun. Die Begattungszeit des Hahns tritt auch erſt im dritten Jahr ein, wenn ſein Gefieder vollkom— men iſt. Der Pfau iſt denſelben Krankheiten unterworfen wie die Haus- und Truthühner. Feinde haben die Jungen beſonders an Raubthieren. Nutzen. Dieſer beſteht mehr in dem Vergnügen, welches ihre Schönheit gewährt, als in etwas anderm. Das Fleiſch der alten iſt faſt nicht zu genießen, dagegen ſoll das Fleiſch wilder Pfauen ganz vortrefflich ſeyn. Die Pfauenfedern wer— den häufig zu allerlei Schmuck benutzt. Man webte wohl ſehr ſchöne Zeuge daraus, welche zu Mänteln gebraucht wurden, indem nemlich der Zettel aus Gold und Seidenſtoffen, der Eintrag aus Pfauenfedern beſtand. Daß die Eier ungeſund ſeyn ſollen iſt gewiß unrichtig. Schaden kann der Pfau durch Scharren in den Gärten, oder durch Verderben der Dächer, anrichten. Außer dem gemeinen Pfau iſt nur noch eine Art unvollkommen bekannt und findet ſich bis jetzt noch in keiner europäi— ſchen Sammlung, es iſt der ährentragende Pfau, Pavo mutieus. Vaterland China und Japan, 2te Gatt. Hahn. Gallus. Co. Schnabel mittelmaͤßig lang, ſtark; an der Wurzel nackt; obere Schnabellade gewoͤlbt, conver, gegen die Spitze gebogen. Auf dem Kopfe ein fleiſchiger Kamm oder ein Federbuſch; am Unterſchnabel Fleiſchlappen, die Backen nackt, glatt. Fuͤße: drei Zehen nach vorn, welche mit einander bis zum erſten Gelenk verbunden ſind, die Hinterzehe ſteht von der Erde ab. Am Maͤnnchen noch hoͤher oben ein langer etwas gebogener Sporn. Der Schwanz beſteht meiſtens aus einer doppelten Reihe aufgerichteter mit dem untern Theil gegen einander ſtehenden Federn, von bedeutender Länge, wovon die mittlern bogenförmig nach hinten gerichtet find. Flügel kurz mit abgeſtuften Federn. Die Gattung des Hahns iſt ſchon ſeit den älteſten Zeiten zum Hausthier gemacht worden, und dieſe Zähmung ſcheint in die erſten Zeiten des Menſchengeſchlechts hinaufzureichen, daher iſt die Frage, welches find die Urraſſen unſerer Haus— hühner nicht leicht zu beantworten, doch wohl leichter und mit mehr Sicherheit als dies bei vielen andern Hausthieren der Fall iſt. Linneus hatte ſehr unrecht die Gattung des Faſans mit der Gattung des Hahns zu vereinigen, da beide ſich durch viele Kennzeichen unterſcheiden, und die Gattung des Hahns ſcheint eine ſehr natürliche zu ſeyn, die verſchiedenen wilden Arten gleichen ſich ſehr in ihrer ganzen Form. Es iſt daher um ſo ſchwerer die urſprüngliche Art aufzufinden; ja es iſt wahrſcheinlicher, daß die verſchiedenen Arten der Haushühner von mehreren urſprünglichen abſtammen. Die als Gattungs— charaktere angegebenen Kennzeichen des Kammes und des Schwanzes paſſen nicht auf alle Arten. Bei den Faſanen ſind die Schwanzfedern immer ſchmal, lang und gebogen, die beiden mittlern ſind immer viel länger als die Seitenfedern; die Backen mit ganz kleinen Federchen, wie mit Sammet bedeckt. Sie ſind immer etwas zärtlich, ſehr empfindlich gegen die Witterungsveränderungen und die Kälte. Bei den Hahnen ſind dagegen die Schwanzfedern breit, meiſt aufrechtſtehend, aber mit den Spitzen hängend und einen ſtarken Bogen bildend, und der ganze Schwanz ſteht verti— cal; die rothen Theile am Kopf ſind ganz nackt, und mit fleiſchigen ſtehenden und hängenden Anhängen. Sie ſind weniger zärtlich als die Faſanen und gewöhnen ſich leichter an die Kälte, daher haben ſie ſich auch über faſt alle Länder der Erde, die allerkälteſten ausgenommen, verbreiten können. Der Gang der Männchen und ihre Stellung iſt ſtolz, und den Hals tragen ſie ſehr aufrecht. Das Vaterland der wilden Hähne iſt, nach allen Reiſenden, Indien, die Inſeln Pulocondor, Timor, Sumatra, Java und Ceylon, und eben fo findet ſich eine Art auf dem feſten Lande von Indien. Sonnini will auch in Gujana wilde Hähne 61 242 geſehen haben, er ſagt: Auf meiner Reife durch die dichten und einſamen Wälder Gujanas, mitten im Urwald, hörte ich oft des Morgens ein Geſchrei, welches dem Hahnenſchrei vollkommen ähnlich war, nur weniger ſtark und laut. In dieſer weiten Entfernung von allen menſchlichen Wohnungen konnte ich mir nicht vorſtellen, daß dieſes Geſchrei, welches auch meine Gefährten deutlich hörten, von einem Haushahne herrühre. Die uns begleitenden Indier bezeugten es ſey das Ge— ſchrei der wilden Hähne. Ja ich ſah ſelbſt auf einem Berge einen Vogel von der Größe einer Taube mit braunem Gefieder, einem fleiſchigen Kamm auf dem Kopfe, kurzen Flügeln, und den Schwanz ſo geſtellt wie unſere Haushähne. Er war nicht wild, und ich konnte ihn deutlich beobachten. Unglücklicher Weiſe hatte ich nicht gerade mein Gewehr bei der Hand, und der Vogel verſchwand im Dickicht. Alles ließ mich ſchließen, daß wirklich ein wilder Hahn in Südamerika exiſtire, und ein Coloniſt beſtätigte dies ebenfalls. Auch Stedmann beobachtete im Innern des holländiſchen Gujanas eine ſehr kleine Hühnerart, welche daſelbſt einheimiſch ſchien. Dieſe Zeugniſſe glaubwürdiger Männer ſollten in der That die Sache faſt glaublich machen. Allein ſeit jener Zeit find alle Theile Südamerikas weit bekannter geworben, und doch iſt kein ſolches Huhn mehr geſehen worden, welches doch durch ſein Geſchrei wohl die Aufmerkſamkeit der vielen Naturforſcher auf ſich gezogen hätte, und daher iſt wohl mit Recht an dem Daſeyn eines ſolchen wilden Huhns zu zweifeln. Sollte Sonnini etwa den Felſenhahn dafür angeſehen haben? Wir müſſen die Exiſtenz des wilden Hahns in Amerika für ſehr zweifelhaft halten. Auf keinen Fall aber ward in Südamerika ein zahmes Haushuhn vorgefunden, ſondern aus Europa herübergebracht. Wenn aber Pages auf Samar, einer der öſtlichſten Philippinen in den Wäldern wilde Hühner angetroffen haben will, ſo iſt dies viel eher zu glauben, da jene Inſeln mit den Sundinſeln ſo viele Produkte gemein haben. Die indiſchen Hühner variren unter ſich in der Farbe nicht, wie die Haushühner, und die Weibchen der primitiven Arten, welche wir bis jetzt kennen, gleichen ſich gar ſehr, da doch die Hähne ſehr verſchieden ſind. Die Verſchiedenheit unſerer Haushühner iſt aber eine Erſcheinung, welche unter allen Hausthieren vorkommt. Es iſt auch nicht ein Hausthier bekannt, deſſen Farben nicht veränderlich wären. Es iſt dies ein Einfluß der Hausgenoſſenſchaft, der nicht ſo leicht zu er— klären it, obſchon kaum bezweifelt werden darf, daß es von der veränderten Nahrung abhänge. Schon die in der Gefan— genſchaft gehaltenen Vögel verändern oft ihre Farbe beim Mauſern: der Hänfling bekommt ſeine rothe Bruſt nicht wieder, der Gimpel und der Diſtelfink werden zuweilen ſchwarz. Wie ſollte eine Hausgenoſſenſchaft, welche Jahrtauſende fchon durch immer fortlaufende Generationen fortgegangen iſt, wo die Raſſen ſich vielfach kreuzten, Clima und Lebensart ſich aufs vielfachſte veränderten, auf die primitiven Farben keinen Einfluß gehabt haben? Die Weibchen aller Art des Hahns, welche man bis jetzt wild gefunden hat, ſind braun, roſtgelb oder grau; Farben welche wir an den Haushennen ſehr oft wiederholt finden. Büffon glaubt die primitive Raſſe des Haushuhns ſey weiß geweſen, allein dafür ſpricht auch nicht eine Thatſache. Temmink nimmt zwar an, daß die urſprüngliche Raſſe des Flaumhuhns oder Wollhuhns (Gallus lanatus) weiß ſey , da die Farbe aller dieſer in Japan und China als Hausthiere gehaltenen Hühner die weiße iſt. Aber ob die Urraſſe noch irgend wo vorhanden ſey, iſt unbekannt. Nach dem geſagten läßt ſich mit der höchſten Wahrſcheinlichkeit annehmen, Aſien, dieſe Wiege eines großen Theils des Menſchengeſchlechts, ſey auch das Vaterland des Haushuhns, und es fen dort ſchon in dem älteſten Zeiten gezähmt worden. Die urſprünglichen Arten, alle leicht zähmbar, haben ſich miteinander vermiſcht, und daraus ſeyen die verſchiedenen Raſſen der Haushühner entſtanden, von welchen jedoch einige annoch vieles von ihrer urſprünglichen Form beibehalten haben, und ihre Vorältern repräſentiren. Als primitive Arten find bis jetzt folgende bekannt geworden, es iſt aber wahrſcheinlich daß China, Thibet und Indien noch mehrere nähren. Das Rieſenhuhn. Gallus giganteus. Coq Jago. Dieſe große Art, von welcher noch keine Abbildung bekannt iſt, bewohnt die Wälder des ſüdlichen Theils von Sumatra und die weſtlichen Theile von Java: Dampier und Marsden erwähnen ihrer ſehr deutlich. Der letzte ſagt, ein Männchen dieſer Art habe mit ſeinem Schnabel die Höhe eines gewöhnlichen Tiſches erreicht; wenn es müde geweſen ſey, habe es ſich auf die Läufe geſetzt, und ſey dann noch höher geweſen, als der größte unſerer Haushähne. Bis auf jetzt iſt dieſer Hahn noch in keiner europiiſchen Sammlung und Temmink beſitzt davon nur einen Fuß, den er abbilden ließ, der allerdings die Größe deſſelben beweist, da er größer iſt, als der eines Puters. Ueber ſeine Farben iſt nichts bekannt. Unter den Raſſen der Haushühner ſcheint das ſogenannte paduaniſche Huhn (Gallus patavinus) von ihm herzuſtammen, welches das größte bekannte iſt, das Gewicht eines ſtarken Hahns kann bis auf 10 Pfund ſteigen. Auf Rhodus, in Perſien und in Pegu hat man ähnliche große Hühner. Taf. 94. Der Hahn von Bankiva. Gallus Bankiva. Coq Hunſtivd. Ajam Banki va der Javaner. Der Schwanz iſt erhaben und bildet zwei Reihen verticalſtehender Federn, wovon die mittlern ſchwarz, lang und nach hinten gekrümmt ſind. Kopf, Hals und die langen hängenden Federn, welche den untern Theil des Halſes zieren, ſind feuerfarben, mir ſchön lebhaft orangengelben gemiſcht; der Oberrücken, die kleinen und mittlern Deckfedern der Flügel find ſehr ſchön kaſtanienbraun ins purpurfarbe übergehend, die großen Deckfedern dagegen find ſchwarzgrün ſchillernd; die Schwung— federn find an der äußern Fahne roſtfarben, an der innern ſchwarz; Bruſt, Bauch, Unterleib und Schwanz ſchwarz mit Goldgrün überlaufen. Kamm, Backen, Gurgel und Schnabellappen roth; Füße grau, Spornen ſtark und ſpitzig, Regen— bogenhaut gelb. Das Huhn iſt viel kleiner, der Schwanz ſteht mehr horizontal, der Kamm iſt ſehr klein, und die Fleiſchlappen ſehr kurz; Augenkreis und Gurgel nackt oder mit wenigen, weit auseinanderſtehenden Federchen beſetzt, zwiſchen welchen die rothe 243 Haut durchſcheint; Bruſt, Bauch und Unterleib ſind iſabellfarben. Die Halsfedern länglich, ſchwarz mit weißgelblichen Rändern oder Säumen. Rücken, Deckfedern der Flügel und des Schwanzes braun, ſchwarz geſprenkelt; Flügel und Schwanz braunſchwarz. Die Beine ſind hoch. Dieſe Art, welche Herr Leſchenault zuerſt aus Java gebracht hat, lebt dort in den Wäldern im Innern der Inſel, die Bewohner nennen ſie Ayam Bankiva, ob dieſe Benennung Bezug auf ihre Lebensart hat, iſt unbekannt. Sie bewohnt die Ränder der großen Waldungen, und ſollen ſehr wild ſeyn. In Hinſicht ihrer Form gleichen fie der Raſſe der Haushühner, welche man Bantamhühner nennt, auch den ſogenannten türkiſchen Hähnen gleichen ſie in etwas, ſie ſollen aber den Schwanz mehr horizontal tragen. (Abbildung nach der Natur.) Der Ayam-Alas Hahn. Gallus furcatus. Co Jyam - Alas. Der Kamm auf dem Kopfe hat einen glatten Rand; und unter dem Schnabel hängt nur ein, aber langer Fleiſchlappen herunter; der Augenkreis iſt, ſo wie das ganze Geſicht nackt, glatt und ſchön roth. Die Federn am Hinterhalſe ſind nicht ſchmal wie bei dem Bankiva Hahn, ſondern kurz, breit und eiförmig abgerundet; in der Mitte blau mit Violetglanz, dann grün metalliſch, mit ſchwarzem ſchmalen Saum; die Federn auf dem Bürzel und die Deckfedern find dagegen ſchmal und lang; die erſten ſchwarz mit leichtem grünen Schimmer, und gelb eingefaßt; die der Flügel ſchwarz mit breiter glänzend roſtgelber Einfaſſung; Bruſt, Bauch und Unterleib ſind ſchwarz. Der Schwanz beſteht aus eben ſo viel Federn, wie bei unſerm Haushahn, und iſt grün, metalliſch glänzend. Er trägt ihn wie unſer Haushahn. Die Augen ſind gelblich; der Schnabel braungelb, und die Füße ſind mit einem ſtarken braunen Sporn verſehen. Die Länge von der Spitze des Schnabels bis zur Spitze des Schwanzes iſt 2 Fuß. Das Weibchen iſt ein Drittheil kleiner, hat keine Kehllappen; die Gurgel und Augengegend find befiedert: der Kopf und Hals ſind graubraun; die Gurgel weiß, Bauch und Unterleib graulich iſabellfarben; der Rücken und Deckfedern der Flügel goldgrün, graubraun geſäumt, in der Mitte jeder Feder ein ſchmaler gelber Schaftſtrich; die groſſen Deckfedern und die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſind ſchwärzlich mit Metallglanz, gelblich gewellt; die großen Schwanzfedern braun ins Grünliche ſchillernd, ſchwarz geſaumt, die Schwungfedern graubraun. Auch dieſe Art lebt in Java an den Waldrändern und auf Bergen, wo ſie den Tag über verborgen bleibt. Sie iſt mißtrauiſch, wild, ſchwer zu zähmen und zum Hausthier zu gewöhnen. Das Geſchrei des Hahns gleicht dem unſers Haus— hahns wenig, und kann durch die Sylben co-krik ausgeſprochen werden. Auch auf Sumatra ſoll fie vorkommen. Taf. 94. Der kupferfarbe Hahn. Gallus aeneus. Cuv. Coq bronze. Der ſchöne Hahn, wahrſcheinlich der Ayam-Baroogo der Malajen, iſt etwas größer als die beiden beſchriebenen Arten. Der Kamm iſt ebenfalls glattrandig, aber groß, an der Wurzel des Unterſchnabels finden ſich zwei ſehr kleine Kehllappen; Geſicht und Kehle ſind völlig nakt und rotb. Die Federn an Hals und Mantel ſind länglich eiförmig, aber nicht ſo lang und ſchmal wie beim Haushahn, an der Spitze abgerundet, metalliſch grün, mit Purpurglanz, und ſchön ſammetgrünen Saum; der Vorderhals iſt glänzend ſchwarz mit violetem und Purpurſchimmer, eben ſo alle untern Körpertheile. Die lan— gen Federn des Rückens und Bürzels und die Deckfedern der Flügel ſind glänzend purpurroth, mit granatrothem Saum. Dir andern Deckfedern, die Schwung- und Schwanzfedern ſind ebenfalls glänzend purpurroth, je nach dem Lichte bald ins Grüne, bald ins Blaue ſchillernd. Der Sporn iſt ſtark; Füße und Schnabel graulich; die nackten Theile lebhaft roth. Die Henne iſt noch unbekannt. Die Art lebt in der Umgegend von Pitat-Lanoago in den Wäldern im Innern von Sumatra und an den Waldſaumen, und iſt von Herrn Diard zuerſt nach Europa geſchickt worden. Taf. 94. Sonnerats Hahn. Gallus Sonnerati. Coq Sonnerat. Temm. Der Sonneratiſche Hahn hat den Gang, die Stellung und die Größe der anſehnlichſten Raſſen der Haushühner: der Kamm und die Kehllappen ſind von denen des Haushahns nicht verſchieden, wohl aber die Federn des Halſes und der Flügel. Die Federn an Kopf und Hals verlängern ſich um ſo mehr als ſie ſich dem Körper nähern, ſie ſind aber am Ende nicht ſpitzig, ſondern abgerundet; der Schaft iſt ſtark, und ſehr platt, und über die Mitte derſelben läuft eine glänzend weiße Linie, am Ende iſt eine breite weiße Scheibe von knorpelicher Subſtanz, und ganz an der Spitze eine noch breitere von lebhaft rothgelber Farbe. Die Subſtanz dieſer Scheibe iſt ganz derjenigen ähnlich welche man an den Flügelanhängen des Seidenſchwanzes findet. Die Rückenfedern ſind braunſchwarz, lang und ſchmal, mit hellern Flecken. Bauch, Seiten und Schenkel find ſchwärzlich mit grünen Schiller: die kleinen und mittlern Deckfedern der Flügel haben platte Schäfte, keine Bärte, alle endigen in einer knorpelartigen Scheibe, welche platt und glänzend erſcheint, und von ſehr lebhaft kaſtanienbraun— rother Farbe iſt. Die Vereinigung dieſer Scheiben giebt der ganzen Flügeldecke das Anſehen als ob ſie mit Firniß über— zogen ſey. Die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſind ſchwarz, grünglänzend. Die Schwanzfedern, an der Zahl 14, ſtehen gerade ſo wie am Haushahn, ſie ſind ebenfalls ſchwarz, grün ſchimmernd; die beiden mittlern Federn ſchillern ins Violete oder Purpurfarbe, und krümmen ſich ſichelförmig nach hinten, und ſind zum Theil durch Federn des Bürzels bedeckt, welche metalliſch ſchimmern. Die Füße find graugelblich; die Augen gelb, und die Fleiſchanhänge purpurroth. 5 1 Länge von der Schnabelſpitze bis zur Schwanzſpitze iſt 2 Fuß, 4 Zoll: die Höhe vom Fuß bis zum Scheitel 14 bis Sol. 244 Die Henne iſt ein Drittheil kleiner als der Hahn; ſie hat weder Kamm noch Kehllappen; Kehle und Scheitel find mit Federn beſetzt, nur der Augenkreis iſt nackt; die Federn am Halſe ſind nicht lang, und die Knorpelanhänge fehlen ganz; alle obern Theile ſind mehr oder weniger grauſchwärzlich, mit kleinen aſchgrauen Punkten; in der Mitte der Feder iſt ein weißer Schaftſtrich, der aber ſehr ſchmal iſt. Die Flügel ſind grau, mit dunklerm Grau und Braun gewölkt; das Geſicht weißlich mit etwas Braun; alle untern Theile ſind braungrau, auf jeder Feder ſteht ein breiter weißer Schaftſtrich oder lanzetförmiger Fleck. Das Vaterland dieſer Art iſt Hindoſtan, Sonnerat fand ſie in den Wäldern der Gatesgebirge, ſie ſcheint aber faſt in allen Theilen Oſtindiens vorzukommen. Sonnerat hielt ſie für die Stammraſſe der gemeinen Haushühner, allein es iſt weit wahrſcheinlicher, daß der Bankiva Hahn dieſe Stammraſſe ſey. Wenn auch dieſe Art noch jetzt in Oſtindien vor— kommt, ſo iſt ſie doch gewiß verſchieden von der Raſſe der Haushühner, die man in Oſtindien ſelbſt antrifft, und es ſcheint faſt, als ob die Indier ſelbſt in neuern Zeiten es nicht verſucht hätten, ſie zu zähmen, und alle Haushühner in den engliſch oſtindiſchen Beſitzungen ſind von den unſerigen gar nicht verſchieden. Der Gang des Sonneratiſchen Hahns iſt eben ſo ſtolz wie der Gang des Haushahns, und die Nebenbuhler ſtreiten ſich eben ſo wüthend wie dieſe. Wenn man am Morgen früh durch die Wälder reist, ſo ſieht man häufig ſolche Hennen mit einem Häufchen Junge, welche mit der größten Sorgfalt und Zärtlichkeit von denſelben geleitet werden, wie wir dies an den Haushennen ſehen. Das Mohrenhuhn. Gallus Morio. Cog negre. Auch dieſe Raſſe ſtammt nach Temmink aus Indien, wo die Stammraſſe noch jetzt wild leben ſoll. Sie unterſcheidet ſich dadurch daß Kamm und Kehllappen ſchwärzlich violet, die Haut und Beinhaut der Knochen aber ganz ſchwarz ſind, die Knochen ſelbſt ſind nicht ſchwarz, aber die Knochenhaut; das Fleiſch dagegen iſt weiß und von vortreflichen Geſchmack. Die Hähne haben ausgezähnte Kämme und Kehllappen wie die Haushühner von denen ſie ſich blos durch die ſchwarz— violete Farbe dieſer Theile unterſcheiden; der Schnabel iſt meiſt dunkelblau und die Füße blau ſchwärzlich; das Gefieder iſt ſchwarz ins bronzefarbe ſchillernd; allein in der Hausgenoſſenſchaft nehmen ſie alle Farben an. Man hält ſie in Europa ſelten, weil die ſchwarze Haut auf dem Tiſche unangenehm iſt. Wenn ſie ſich mit andern miſchen, ſo haben die daraus entſtehenden Baſtarde bald weiße bald ſchwarze Haut. Das Wollhuhn. Gallus lanatus. Coq & duvet. Auch bei dieſer Art iſt die Oberhaut und Knochenhaut dintenſchwarz, das Fleiſch aber ſehr weiß und von ganz vor— trefflichen Geſchmack, und ſoll darin alle Arten der Haushühner übertreffen. Im Gefieder aber iſt dieſe Art dem Mohren— huhn ganz entgegengeſetzt, und immer rein weiß; alle Federn find zerſchliſſen und haarartig, die Schäfte find mit außeror— dentlich weichen und feinen Haaren bedeckt, auch der Hautflaum iſt weicher und haarartiger als bei den Haushühnern der gewöhnlichen Raſſen; die Füße ſind ſehr ſtark und dunkelblau; der Schnabel blau; die nackten Theile lackroth; die Regen— bogenhaut roth mit einem ſchwarzen Kreiſe, die Hühner find ebenſo, haben aber nur blaue Kämme und Kehllappen. Sie brüten nicht treu, und legen wenig Eier. Sie ſind wild, doch haben die Hähne weniger Muth als die gemeinen. Sie be— gatten ſich nicht gerne mit den Haushühnern, aber die Begattung iſt fruchtbar. Dieſe Art bewohnt verſchiedene Theile von Aſien und man findet fie in China und Japan, wo die Einwohner fie in großen Behältern halten, um ſie den Europäern zu verkaufen. Allein ſie werden, ihrer Wildheit und wenigen Fruchtbarkeit wegen, ſehr ſelten gehalten. Der gekraͤuſelte Hahn. Gallus crispus. Coq d plümes frisees. Dieſe Art, welche man auch Verkehrthühner nennt, ſoll ebenfalls urſprünglich aus Aſien ſtammen, man findet ſie häufig als Hausthiere in Java, Sumatra und den Philippinen, wo ſie ſehr gut fortkommen. Sie zeichnen ſich dadurch aus, daß ſie ganz verkehrt ſtehende Federn haben. Sie ſind klein, ſehr ſenſibel gegen Kälte und Feuchtigkeit und eignen ſich daher wenig für unſer Klima, wo man ſie nur als Seltenheit hält. Ob die unſprüngliche Raſſe noch irgendwo in Aſien vorhanden ſey, iſt unbekannt. Der ungeſchwaͤnzte Hahn. Gallus ecaudatus primus. Coq IHaulliſtiltili. Temm. Kluthahn. Der Kamm iſt ungezähnt; die Backen bis hinter die Ohren und ein Theil der Kehle ſind nackt; von der Wurzel der untern Kinnladen hängen zwei Kehllappen herab, dieſe Theile ſind alle roth; die Federn des Halſes ſind lang und die Bärte getrennt, ſie haben einen ſchwarzen Längsfleck, der hellorangengelb eingefaßt iſt; ganz nahe am nackten Theil des Halſes ſind die Federn violet mit Purpurſchimmer, die übrigen Federn vorn am Halſe an der Bruſt und Bauch ſind ſchön orangenfarben, jede Feder mit einem dunkelbraunen Längsfleck; die mittlern und kleinen Deckfedern der Flügel und des Rückens ſind braun ins orangenfarbe übergehend; die langen Bürzelfedern find alle bogenförmig gekrümmt und ſchmal, violet mit Bronzeglanz; die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſchimmern violet, und die großen Schwungfedern ſind braun ohne Glanz: die Spornen ſtark und ſehr ſpitzig; Füße und Schnabel graubraun. Was aber dieſen Hahn beſonders charak— teriſirt iſt der Mangel des Schwanzes, der bei den übrigen Hähnen eine fo große Zierde iſt, der letzte Schwanzwirbel, an welchem die Schwanzfedern ſitzen, mangelt ganz. 245 Die Farben der Henne find ganz unbekannt. Die ganze Länge des Hahns iſt nur 13 Zoll, und die Höhe 15 Zoll. Dieſer Hahn bewohnt in ſeinem primitiven Zuſtande die unermeßlichen Wälder von Ceylon. Das Weibchen niſtet auf der Erde, ſein Neſt beſteht aus zarten Kräutern, iſt ohne alle Kunſt und gleicht dem Neſt der Rebhühner. Das Naturel des Hahns iſt wild; man hört ſeine Stimme, welche ganz derjenigen unſers Haushahns gleicht, ſehr oft, die Cingaleſen nennen dieſes Thier Wallikikili, oder Holzhahn. Wie lange dieſe Art zum Hausthier geworden ſey, iſt unbekannt, Temmink glaubt die Hausgenoſſenſchaft ſey nicht ſo alt, als die der gewöhnlichen Haushühner, allein für dieſe Meinung ſind eben ſo wenig Gründe anzugeben, als für eine entgegengeſetzte. Woher ſtammen nun unſere Haushühner, welche der angeführten wilden Raſſen iſt Stammraſſe der gemeinen, über die ganze Erde verbreiteten Haushühner, oder ſind die verſchiedenen Varietäten derſelben Folge der Verbaſtardung der gezähm— ten wilden Arten untereinander? Temmink, in ſeinen Werk über die Hühnerarten, glaubt, daß vorzüglich drei Arten als Stammraſſen der gewöhnlichen Haushühner angeſehen werden können. Der Rieſenhahn, der Bankiva Hahn und der unge— ſchwänzte Hahn; die übrigen, glaubt er, ſeyen nie gezähmt worden, und namentlich irre ſich Sonnerat, wenn er ſeinen oſtindiſchen Hahn zur Stammraſſe annehme. Die Gründe, welche Temmink angiebt, ſcheinen indeß noch lange nicht ent— ſcheidend. Allerdings iſt es wahr, daß der Sonneratshahn in⸗ſeinen ſonderbaren knorpelartigen Federſcheiben ein Unter— ſcheidungszeichen beſitzt, wovon beim Haushahn nichts vorkommt, allein wenn man bedenkt, daß Indien wahrſcheinlich ſchon in den allerälteſten Zeiten der Erde bewohnt war, fo könnte die Zähmung doch gelungen ſeyn, das charakteriſtiſche Zeichen aber ſich im Laufe der Generationen in der Hausgenoſſenſchaft verloren haben, indeß es iſt ſehr ſchwer darüber nähere Gründe anzugeben. Die Aehnlichkeit des Bankiva Hahns mit unſerm Haushahn, von welchem man oft Exemplare antrifft, welche, die Größe ausgenommen, faſt ganz dem Orginal gleichen, machen es ſehr wahrſcheinlich, daß dieſer einer der Stammväter des Haushahns ſey, man iſt noch weiter gegangen und hat ſogar gezweifelt, ob der Bankiva Hahn nicht vielmehr blos ein verwilderter Haushahn ſey, allein es ſind von dieſer Art zu viele in den neuern Zeiten nach Europa ge— kommen, welche alle vollkommen gleich gezeichnet ſind, als das an der Aechtheit der Art, als wilde Art gezweifelt werden könnte. Temmink giebt an, er trage den Schwanz mehr horizontal und nicht vertical, wie der Haushahn; ob dies wahr ſey, wiſſen wir nicht, allein dies allein kann doch kaum etwas beweiſen. Die Hennen beſonders ſehen vielen unſerer Haus— hennen fo ähnlich, daß man ſie leicht verwechſeln könnte, nur find die Bankiva Hennen hochbeiniger. Wenn viele Hähne und Hennen der Urraſſe nicht mehr gleichen, wenn der Kamm ſich zum Theil in Federbuſch bei einigen verwandelt hat, ſo beweist dies nichts weiter, als die Macht der Hausgenoſſenſchaft. Die zahme Ente ſtammt, ohne allen Zweifel, von der wilden ab, und doch hat man auch ſolche mit Federbüſchen und von mannigfaltigen Farben. Der Ueberfluß an Nahrung, der bei der Hausgenoſſenſchaft eintritt, hat, in Folge der Zeit, alle Theile mehr entwikelt und jene Federbüſche, Feder— füße u. ſ. w. hervorgebracht. Werden ja auch im Pflanzenreich nur durch die Gartenkultur gefüllte Blumen hervorgebracht. Kamm und Kehllappen ſind beim Bankiva Hahn ganz dem Haushahn ähnlich, nur kleiner, und beim Haushahn ſind auch dieſe Theile entwickelter geworden, bei der Bankiva Henne fehlen die Kehllappen faſt ganz. Die Meinung ſcheint daher wirklich ſehr wahrſcheinlich und keine jetzt bekannte Art des wilden Hahns hat mehr Aehnlichkeit mit dem Haushahn als der Jagohahn und der Bankiva Hahn. Vom erſten haben wir aber noch keine genaue Kenntniß. Der Kluthahn als Stammraſſe iſt aber noch merkwürdiger, man hätte weit eher annehmen ſollen, eine ſolche Verſtümmelung ſey Wirkung der Domeſticität, die Natur bietet unter den Vögeln kein ähnliches Beyſpiel. Der Menſch hat ſich die Art der Haushühner ganz unterthänig gemacht, allein es unterliegt keinem Zweifel, daß eine ſolche gänzliche Unterwerfung viele Mühe koſtete, ehe ſie ganz gelang, und daß erſt nach vielen Generationen dieſer Grad der Zähmung eintrat, welche das Huhn jetzt hat. Die Zeit, wenn die erſten Verſuche gemacht wurden, verliert ſich ins höchſte Alterthum, und kein älteres Buch giebt uns darüber irgend eine Auskunft. Nur durch den Menſchen aber kann die allgemeine Verbreitung eines Vogels über die ganze Erde geſchehen ſeyn, der in feinem Vaterlande Standvogel iſt; deſſen kurze Flügel und ſchwerer Körper ihm nur einen beſchwerlichen und nie weit gehenden, anhaltenden Flug erlauben. Der menſchliche Verſtand allein konnte ſie aus den einſamen Wäldern hervorlocken, welche ſie jetzt noch bewohnen. Man weißt, daß die Flotten Salomons nebſt Gold auch den Pfau aus Indien brachten, dies leitet ganz natürlich auf den Gedanken das Ophir der Israelitten ſey Indien geweſen, vielleicht wurden auch damals erſt die Haushühner nach Paläſtina gebracht. Ihre Zahmheit, ihre Nützlichkeit und die Leichtigkeit ihrer Fortpflanzung mußte ſie bald weiter verbreiten, und ſo ſind ſie endlich in alle Climate der Erde, in alle Gegenden verpflanzt worden, und nur innert den Polarkreiſen haben fie die Fort— pflanzungskraft verloren. Die kältern Climate thaten das ihrige den wilden Sinn der Hähne nach und nach zu zähmen, und ihre Kraft herabzuſtimmen. Aber noch jetzt ſiegt zuweilen der männliche Muth, wenn fie wohlgenährt find, und man ſieht zuweilen ſolche Hähne, zwar ohne Kraft zu ſchaden, ſelbſt den Menſchen anfallen, der ſich ihrem Harem nähert und ihnen unbekannt iſt. Noch mehr aber zeigt ſich dieſe angeſtammte Kraft und Wildheit in den heftigen Kämpfen der Neben— buhler. Dieſe Kämpfe ſind ſelbſt zu Unterhaltungsgegenſtänden der Menſchen geworden. In Indien ſind die Hahnenkämpfe das größte Vergnügen des Volks und ſelbſt die polizirten Nationen Europas finden große Freude daran, und in England werden oft bedeutende Summen gewettet, welcher der kämpfenden Hähne Sieger ſeyn werde, und manche lieben dieſes Vergnügen ſo ſehr, wie die Spanier die grauſamen Stiergefechte. Selbſt nach Amerika hat ſich die Liebhaberei dafür von England aus verpflanzt. Feierlich werden die Kämpfe angekündigt, haben an eigenen Orten ſtatt, und meiſt bleibt einer der Kämpfer auf dem Platze, und der Sieger ſelbſt trägt ſchwere Wunden davon, da die Füße der Kämpfer mit ſchneiden— den Waffen verſehen werden. Schon die Athenienſer kannten die Hahnenkämpfe, und noch älter ſind ſie in China, auf den Philippinen, auf dem Kontinent von Indien; auch in Java und Sumatra find fie Lieblingsvergnügungen, welche ſehr häufig gehalten werden. Selbſt die alten Römer vergnügten ſich an Hahnenkämpfen. Die Hähne von Rhodus und Tanagra waren als die muthigſten berühmt, auf fie folgten die von Delos und Chalcis. Eigenſchaften. Die Beobachtung der Haushaltung der Hühner iſt in mancher Hinſicht ſehr merkwürdig. Der Hahn iſt der abſolute Monarch über ſeine Hühner, und bewacht ſie mit ununterbrochener Sorgfalt, er führt ſie, er vertheidigt fie, er ruft denen die ſich etwa entfernen wollen, und frißt fogar nicht, bis er ſieht, daß feine Weiber auch freſſen. Findet er etwas, ſo ruft er ſie mit eigenen Tönen zuſammen und ſie kommen eilig herbeigelaufen, und man kann wohl im eigent— lichen Sinne ſagen, er ſpreche und unterhalte ſich mit ihnen. Er iſt zwar ſehr eiferſüchtig, aber ſeine Eiferſucht wendet ſich nur gegen den Nebenbuhler und nicht gegen die Weiber. Der Geſchlechtstrieb iſt ungemein heftig, und er befriedigt 62 246 ton oft. Seinen Sieg feinen Muth, feine Freude bezeugt er durch Krähen. Wird er dagegen beſiegt, fo läßt er, gleich- ſam aus Beſchämung, den Schwanz hängen. Bemerkt er irgend eine drohende Gefahr, gleich ruft er ſeine Hennen um ſich und warnt und vertheidigt ſie. Er hat ſeine Lieblingshennen, welche immer in ſeiner Nähe bleiben. Ein Hahn genügt für fünfzehn bis zwanzig Hühner, da er in einem Tage ſich wohl fünfzigmal begatten kann. Er tritt am Morgen zuerſt aus dem Stall und beobachtet nun auch das Ausgehen der Hühner, welche er gleichſam zu zählen ſcheint, ſind ſie nun alle her— aus, ſo ſchwingt er die Flügel und krähet. Die Wahl eines Hahnes iſt für den glücklichſten Beſtand des Hofes nicht un— wichtig, man ſuche immer den ſtärkſten und ſchönſten aus. Der Kamm muß ſchön roth und glänzend, die Kehllappen ent— wikelt und ebenfalls roth, die Bruſt breit, die Flügel ſtark, das Gefieder dunkel, die Schenkel muskulos, die Beine dick und der Sporn mächtig, die Stimme ſtark und rein ſeyn. Schon im dritten Monat ſeines Lebens erwacht beim Hahn der Fortpflanzungstreib, allein feine Kraft dauert nicht länger, als ſechs bis ſieben Jahre, obſchon er ein Alter von zwanzig Jahren erreicht. Bei Hähnen von großen Raſſen ent— wickelt ſich der Trieb ſpäter, ſie ſind dann aber auch länger zur Fortpflanzung fähig. Wenn man zwiſchen zwei gleich ſchönen und ſtark ſcheinenden Hähnen wählen will, ſo iſt das beſte Mittel ſie gegen einander kämpfen zu laſſen, und dem Sieger den Vorzug zu geben. Die Hühner ſelbſt halten ſich am liebſten zu den ſtärkſten Hahn. Der Hahn ſcheint ein Vergnügen zu haben ſeine Stimme recht laut ertönen zu laſſen, und wird durch andere dazu aufgemuntert, daher das Krähen eines Hahnes von allen benachbarten, welche ihn hören können, beantwortet wird. l Herr Temmink behauptet der wilde Hahn theile das Geſchäft des Brütens mit der Henne, und dieſen Trieb habe er nur durch die Domeſticität verloren. Zur Behauptung ſeines Satzes ſteilt er auf, der wilde Hahn habe nur eine Henne, und dieſe könnte gar nicht allein das Brütegeſchäft verrichten und ſich ernähren, das letztere Geſchäft rufe ſie zu oft von den Eiern ab, folglich müſſe der Hahn ihr in dieſem Geſchäfte helfen. Bei den Zahmen werde dadurch das Brüten cr> leichtert, daß man der Bruthenne die Nahrung neben das Neſt lege. Man ſehe oft, daß der Hahn eine Henne ganz vorzüglich liebe, ſie in einem Winkel locke, das Stroh was er dort fände zuſammentrage, und ſie ſo zum Brüten antreiben wolle. Allein es mag doch wohl erlaubt ſeyn dieſe Meinung ſehr zu bezweifeln. Wo ſind die Beweiſe daß der wilde Hahn in der Einweiberei lebe? giebt es nicht noch viele Vögel, wo nur das Weibchen brütet, das Männchen aber dazu gar nichts beiträgt und ſich entfernt. Leben denn etwa die Auerhühner oder Birkhühner monogamiſch, oder hilft hier der Hahn ſeinen Hennen, und welchen hilft er brüten? trifft man ihn denn nicht einſam an, und hat man je einen Auerhahn brütend ange— troffen? Es iſt wahr, man kann einen Kapaun durch künſtliche Mittel zum Brüten bringen; aber iſt denn ein Kapaun ein Hahn, und hat er nicht durch Verlurſt der Männlichkeit mehr ſich der Weiblichkeit genähert? Bechſtein führt ſogar Bei— ſpiele an, wo man Hahnen zum Brüten gebracht batte. Aber alles dieſes beweist im geringſten nicht, daß die wilden Hähne in der Monagomie leben und ihren Weibchen brüten helfen. Der Hahn liebt die jungen Hühner ſehr, dagegen vernachläßigt er die Alten, welche keine Eier mehr legen, und zeigt gegen ſie einen ordentlichen Haß. Das Gefieder der Hühner zeigt in den Hauptfarben weit mehr Verſchiedenheit, als das der Hähne, und man trifft weiße, ſchwarze, graue, röthliche und ſolche von gemiſchten Farben an. Am häufigſten findet man jedoch unter den gemeinen Hühnern die roſtgelbgrauen, welche den wilden Hennen ſehr ähnlich ſind. Wahrſcheinlich haben Clima und veränderte Lebensart bei der fo allgemeinen Verbreitung der Hühner nach und nach dieſe Varietäten herz vorgebracht; die ſich auch darauf erſtrecken, daß bei einigen der Kamm ſich in einen Federbuſch verändert hat. Für die Menge der Eier ſind die gemeinen die fruchtbarſten; die mit Federbüſchen ſind weniger fruchtbar, da ſie leicht fett werden, aber ihr Fleiſch iſt angenehmer. Die Hennen unter ſich leben zwar oft friedlich untereinander, und ihre etwaigen Streitig— keiten ſchlichtet der Hahn durch feine Dazwiſchenkunft und durch feinen Ernſt. Aber es giebt auch oft ſtreit- und zankſüch— tige, welche beſtändig mit einander im Kriege leben und ſich verfolgen. Das Recht der Stärke gilt auch hier, wie unter allen Thieren, und die Schwächern werden beſonders verfolgt. Kommt eine neue Henne zu den andern, ſo wird ſie ſo lange geneckt, bis ſie ſich durch ihre Kraft Reſpekt verſchafft. Reaumur giebt einen Fall an wo drei Hennen, die eine Zeitlang mit dem Hahn zuſammengelebt hatten, plötzlich einen Haß auf ihn warfen, ihn gemeinſam angriffen und tödteten; man gab ihnen einen andern Hahn und ſie thaten daſſelbe. Was aber eben fo merkwürdig iſt, die Hähne, welche ſtark und kräftig waren, wehrten ſich nicht einmal. Dieſe Hühner waren eingeſperrt, man ließ ſie frei laufen, und von dieſem Augenblick an ver— trugen ſie ſich wieder mit den Hähnen. Das Scharren in der Erde, das Baden im Staub und Sande ſind beſondere Lieb— lingsbeſchäftigungen der Hühner, und es ſcheint ihnen eine wahre Wolluſt zu verurſachen ſich mit Staub zu beſtreuen. Sie ſchaden aber dadurch ſehr oft in Wieſen und Gärten. tahrung. Man kann die Hühner unter die Allesfreſſer zählen, da fie beinahe alles was der Menſch geniest auch genieſſen, und daneben auch noch Inſekten und Würmer. Ihre Hauptnahrung beſteht freilich aus mehligen Früchten, und in den Höfen beſteht ſie gemeiniglich aus mit warmen Waſſer angefeuchteten Kleien, Hafer, Gerſte, Waizen, Brod, ge— kochte Kartoffeln und allem dem was vom Tiſche abfällt. Unabläſſig ſieht man die Hühner bemüht ihre Nahrung zu ſuchen, und das kleinſte Saamenkorn entgeht dem ſcharfen Auge nicht. Sie fangen die Fliegen und Inſekten geſchickt weg, und ebenſo ſind ſie nach Regenwürmern ſehr begierig. Zur Maikäferzeit haben ſie volle Nahrung an dieſen. Kommen ſie auf einen Miſthaufen, ſo wird alles mit den Füßen aufgekratzt und man ſieht ſie unaufhörlich aufleſen. Dabei ſind ſie gar ſehr eiferſüchtig auf einander, und jagen ſich den Biſſen beſtändig einander ab. Findet eines einen Regenwurm, ſo macht es ſeinen Fund ſogleich durch ſein Geſchrei bekannt, eilt aber auch damit nach einem Winkel um ihn verzehren zu können, allein alle laufen herzu und ſchnappen nach dem Wurm, der dann oft von einem Schnabel in den andern geht. Auch alle Arten von Obſt und Beeren find ihnen angenehm, friſch oder gekocht. Kann man die Hühner laufen laſſen, fo braucht man ihnen oft wenig mehr zu geben. Da fie die Würmer fo ſehr lieben, fo legt man an manchen Orten eigene Würmer⸗ colonien an, indem man faulende Stoffe zuſammenhäuft, und fo die Würmer gleichſam künſtlich vermehrt, von dieſen Wurm— haufen giebt man ihnen dann von Zeit zu Zeit. Da die Verdauung durch wirkliches Reiben erfolgen muß, ſo freſſen ſie auch immer kleine Quarzkörner oder Sandkör— ner mit, wodurch dieſe Operation im Magen erleichtert und befördert wird. Zuweilen freſſen ſie aber auch Glasſtückchen als harte Gegenſtände, und dieſe, wenn ſie ſcharf und eckig ſind, können ihnen den Tod bringen. Man hat zuweilen in ſol— chen Fällen, wenn man es zu rechter Zeit bemerkte, den Kropf aufgeſchnitten, das Glas herausgenommen, und denſelben wieder zugenäht, ohne daß die Operation tödtlich ausfiel. 247 Fortpflanzung. Die Zeit wo die Hühner anfangen Eier zu legen, fällt in unſerm Clima gewöhnlich in den Fe— bruar, in wärmern Gegenden legen fie oft ſchon Ende Januar. Nachdem die Henne achtzehn bis zwanzig Eier gelegt hat, zeigt ſich bei ihr die Luſt zu brüten. Allein da man ihr gewöhnlich die Eier wegnimmt, ſo tritt dieſer Trieb erſt dann ein, wenn alle Eier gelegt ſind, häufig auch gar nicht. Nach der allgemeinen Erfahrung kann man, wie in der Einleitung weit— läufiger erklärt wurde, alle Vögel zwingen mehr Eier zu legen, wenn man ihnen die erſten wegnimmt. Dies geht aber bei jedem Vogel nur bis zu einer gewiſſen Zahl, welche ſich nach der Zahl der Eier richtet, die er gewöhnlich legt. Durch die Hausgenoſſenſchaft und durch dieſes Wegnehmen iſt das Eierlegen bei den Haushühnern habituel geworden, ſo daß bei gutem Futter eine geſunde ſtarke Henne wohl 60 bis SO Eier und mehr in einem Jahre legen kann und die Legezeit beinahe bis zur Mauſerzeit fortdauert. Wenn es, wie es oft geſchieht die Hennen ihre Eier an Orte hinlegen, wo man ſie nicht auffindet, ſo brüten ſie bald und dann kommt oft eine ſolche Henne unerwartet mit Küchlein zum Vorſchein, allein nur zu oft werden ſolche Hennen den Naubthieren zur Beute, welche in Städten und Dörfern auf fie lauern. Die Henne legt ent— weder jeden Tag ein Ei, oder ſie läßt einen Tag aus, und legt dann wieder zwei Tage nach einander. Das Wachsthum der Eier im Eierſtock muß daher ſehr ſchnell geſchehen. Merkwürdig iſt es, daß wahrſcheinlich das Eierlegen dem Thiere ſchmerzhaft iſt, daher verkündet die Henne durch ihr freudiges Gegacker, welches auch die übrigen Hühner wiederholen, die Erlöſung von ihrer Beſchwerde. Vermuthlich iſt dies eine Folge ihrer Hausgenoſſenſchaft, fo wie man ſieht, daß in der Freiheit lebende Thiere leichter gebähren als Hausthiere. Die Weibchen ſehr vieler Vögel legen ohne vorhergegangene Begattung Eier, in Menagerien iſt es nicht ſelten, daß Strauße, Kaſuare, Adler, Papageien Eier legen, allein nicht fo häufig wie bei den Hühnern, welche ohne Hahn eben fo viele Eier legen als wenn ſie mit dem Hahn leben. Natürlich ſind ſolche Eier unfruchtbar und bloſe Windeier. Sie ſollen ſich auch nicht ſo lange halten und weniger ſchmackhaft ſeyn. Durch reichliche und gewählte Nahrung kann man die Hen— nen dahin bringen mehr zu legen, und wenn man ſie im Winter an warmen Orten hält, ſo legen ſie bei guter Koſt wohl auch in dieſer Jahreszeit. Man läßt meiſt ein Ei im Neſte, wohin die Hennen gewöhnlich zuſammenlegen, denn ſie legen viel lieber wo ſchon Eier find die ihrigen hin, und vertragen fie dann weniger. Als Futterarten, welche das Cierlegen befördern nennt man reifen Brennneſſelſamen oder getrocknete im Waſſer gekochte Neſſelblätter, welche man unter das Fut— ter miſcht, oder warmer Hafer, Gerſte, Buchwaizen und Hanfſamen. Wenn eine Henne noch zum Eſſen und zur Fortpflanzung dienen ſoll, ſo darf eine ſolche nicht mehr als ſechs Jahre gebraucht werden. Sehr wahrſcheinlich auch eine Folge der Hausgenoſſenſchaft iſt es, daß die Haushennen ſo oft mißge— ſtaltete Eier legen. Man findet Eier von der Größe einer großen Haſelnuß, bis zur Größe der Enteneier; fait ganz runde oder lange, oder krumme, auch rauhſchalige und warzige, oder ungeſchalte, auch wohl im Gegentheil doppelſchalige, wo ein Ei im andern ſitzt, oder ſolche mit zwei Dottern. Aus ſolchen ungeſtalteten Eiern, welche man wohl auch Hahneneier nannte, ſollten nach der Fabel der Alten die ſogenannten Baſtlidbken kommen, Ungeheuer, bei deren Anblick der Menſch ſter— ben müſſe. Die Neigung zum Brüten zeigt ſich bald dadurch, daß die Henne nicht mehr vom Neſte gehen will und keine Eier mehr legt. Zu Bruthennen nimmt man blos zwei bis vierjährige, die jüngern verlaſſen die Eier gerne. Das Brüteneſt muß an einem ſtillen, dunkeln, einſamen und verborgenen Orte angebracht werden, und wenn mehrere Hennen brüten, ſo darf eine die andere nicht ſehen und andere Hühner dürfen ſie nicht ſtören. Das Neſt beſteht am Beſten aus Stroh mit Heu gefüt— tert und mit Federn belegt, welche ſich die Hühner meiſt ſelbſt ausrupfen. Die Eier, welche man unterlegt müſſen weder von zu alten noch von zu jungen Hühnern und weder von den zuerſt noch zuletzt gelegten ſeyn, dürfen auch nicht über 20 Tage gelegen haben. Die Zahl, welche gut gebrütet werden können, iſt neun bis eilf. Da die Hühnchen ſehr ausgebildet aus dem Ei kommen, ſo dauert die Brütezeit 21 Tage. Die nöthige Brutwärme, welche die Entwickelung des Küchelchens zur Folge hat, erfordert 32 Grade Reaumur. In der Einleitung zu dieſem Werke iſt ausführlich angegeben worden, welche Veränderungen jeden Tag in den Eiern vorgehen. Faſt alle Unterſuchungen über die Bildung des Fötus ſind an Haushühnereiern gemacht worden, weil dieſe am beſten zu haben und zu beobachten ſind. Die Henne ſitzt Tag und Nacht auf den Eiern und verläßt ſie nur um zu freſſen oder die Exkremente von ſich zu geben. Die Henne iſt in einem fieberhaften Zuſtande, vorzüglich ſcheint der Zudrang der Säfte gegen den Unterleib ſtark, dieſer iſt immer heiß und die Federn fallen zum Theil aus. Das Sitzen auf den Eiern ſcheint die Hitze zu mindern, und iſt daher zugleich Bedürfniß des Vogels. Merkwürdig iſt es, daß der brütende Vogel ſeine eigenen Eier vor andern nicht unterſchei— den kann, und eben ſo gut auf künſtlichern Eiern ſitzt, als auf ſeinen eigenen. Man kann daher auch die Eier anderer größerer Vögel von der Bruthenne ausbrüten laſſen. Bei weitem aber nicht alle Hennen ſind gleich gute Bruthennen, einige verlaſſen die Eier bald früher, bald ſpäter. Man muß daher nicht ſogleich eine Henne brüten laſſen, wenn fie Zeichen giebt, daß ſie gerne brüten wolle, ſondern ſie zuerſt prüfen, ob es ihr Ernſt ſey. Dies geſchieht indem man ſie ein oder zwei Tage auf einigen Eiern ſitzen läßt, die man dieſen Zweck aufopfert, oder man legt auch wohl nur künſtliche hin. Um eines gu— ten Erfolgs ſicherer zu ſeyn, müſſen auch die Eier mit Sorgfalt gewählt und nur ſolche genommen werden, von welchen man überzeugt iſt, daß ſie befruchtet ſeyn werden, und daß ſie nicht lange nach der Begattung gelegt worden ſind. Zwar iſt es erwieſen, daß eine Befruchtung ſich auf die Eier eines ganzen Monats und länger erſtrecken kann, aber es iſt doch ſiche— rer friſche Eier, die bald nach der Begattung gelegt worden, zu wählen, und immer nur die größten. Ungeachtet aller Sorgfalt kommen doch ſelten alle Eier einer Brut aus, einige ſind meiſt unbefruchtet und faulen. So nöthig es auch iſt, die Wärme der Eier beſtändig gleich zu behalten, ſo iſt es doch auch nöthig, daß die Henne zuweilen für Augenblicke das Neſt verläßt, weil die Luft ein nothwendiges Erforderniß zur Bildung des Fötus iſt. Man muß auch trachten, die Eier verſchiedener Hüh— ner nicht zu miſchen, die Erfahrung lehrt, daß nicht alle gleich auskommen, daher lege man wo immer möglich die Eier ſolcher Hühner, von denen man gerne Nachkommen hätte, befonders, um fie dann unvermiſcht der Bruthenne unterlegen zu können. Dieſe und andere Maaßnahmen, welche hier zu weitläufig wären anzuführen, und anderwärts nachgeſehen werden können, dienen dazu glückliche Bruten zu erzielen, da im Gegentheil Vernachläßigung derſelben unbefriedigende Reſultate giebt, und manche von der Hühnerzucht abſchreckt. Da es blos die Wärme iſt, welche, gleichartig angebracht, das Küchelchen im Ei entwickelt, und da oft die Bruten un— glücklich ausfallen, oder nicht häufig genug eintreten, um die nöthige Menge Küchelchen zu erzeugen, ſo iſt man ſchon in alten Zeiten darauf verfallen künſtlich Eier auszubrüten, in China und Egypten iſt dieſe Methode ſchon ſeit ſehr langer Zeit bekannt. Sie beruht einzig darauf daß 21 Tage lang ununterbrochen derſelbe Wärmegrad auf die Eier angewendet wird. 248 Dieſe Abſicht kann man auf verfchiedene Art erreichen. Am beiten geſchieht es durch Ofenwärme. Auf dieſe Art werden, beſonders in Egypten, eine unglaubliche Menge Hühner erzeugt. Schon die alten egyptiſchen Prieſter ſollen ſich darauf gelegt haben. Man findet in den Nachrichten älterer Schriftſteller, daß jährlich in dieſem Lande bei 100,000,000 Hühner ausgebrütet wurden, und noch jetzt, wo Egypten von ſeiner Bevölkerung ſoviel verloren hat, ſollen noch immer gegen 30,000,000 jähelich erzeugt werden. Dieſes Geſchäfte leiten einfache Landleute, welche ſich beſonders darauf legen, und in den Brütemonaten Februar bis Mai ſich in ganz Egypten zerſtreuen um in mehr als hundert Ofen das Brütgeſchäft zu betreiben. Sie ſind ſo erfahren, daß ſie den gehörigen Wärmegrad ohne Thermometer zu finden wiſſen. Dieſe Ofen werden mit Kameelmiſt geheitzt, da dieſer das häufigſte Brennmaterial in Egypten iſt. Die Eier werden auf ſtroherne Matten gelegt, gewöhnlich zwei Reihen auf einander und ſo werden mehrere Tauſende auf einmal ausgebrütet. Es muß ein mun— teres Gewimmel geben, wenn die Zeit des Auskriechens da iſt. Die Bauern bringen Eier und empfangen dafür Hühner. Nach den Nachrichten, welche uns Plinius giebt, wurde dieſe Kunſt auch in Italien geübt. Eben ſo alt vielleicht, als bei den Egyptiern, iſt die Kenntniß dieſer Kunſt bei den Chineſen, welche zu allen Jahrszeiten Hühner ausbrüten laſſen. In Europa ſank dieſe Erfindung in dem Zeitalter der Barbarei ganz in Vergeſſenheit und erſt als die Wiſſenſchaften wieder aufwachten wurden in Malta, Sizilien, Italien und Frankreich neue glückliche Verſuche damit gemacht. Weniger glücklich waren Verſuche für kleinere Anſtalten, und wenn auch einige derſelben glückten, ſo zeigten ſich doch ſo viele Schwierigkeiten zu überwinden, daß man bald davon abſtand. Sogar durch Lampenfeuer und durch Electricität wollte man zum Werke gelangen. Es wäre indeß für unſern Zweck zu weitläufig alle die Anſtalten näher zu beſchreiben, welche deswegen gemacht worden find. Man kann ſich darüber in mehrern Werken umſehen, beſonders hat Temmink in feinem Werke über die Hühner, die Sache weitläufiger behandelt. Merkwürdig iſt es aber, daß man noch ſo wenig Verſuche gemacht hat, in warmen Bädern deren Waſſer das ganze Jahr den gleichen Wärmegrad haben, der oft noch höher als Brutwärme iſt, Eier auszu— brüten. Es ſollte nicht ſchwer ſeyn, eine Vorrichtung zu erfinden, die Wärme ſo gleichmäßig anzuwenden, als nöthig iſt den Zweck zu erreichen. Bei dem künſtlichen Ausbrüten tritt aber noch eine andere Sorge ein, welche entbehrlich iſt, wenn die Henne ſelbſt brütet, nemlich die Wartung und Erwärmung der ausgekommenen Jungen. Die Mutter erreicht dieſen Zweck indem ſie dieſelben unter ihre Flügel ſammelt und mit ihrem eigenen Körper erwärmet. Bei künſtlicher Ausbrütung muß aber für dieſe Erwärmung geſorgt werden, ohne welche die Küchelchen in den erſten acht Tagen umkommen. In Egypten als einem ſo warmen Lande, und wo es ſo ſelten regnet iſt dies leicht, aber auch dort muß für die Nacht geſorgt werden, welche meiſt verhältnißmäßig kalt iſt. Man thut dies dadurch daß man des Nachts die Küchelchen in ein mit Schafpelz gefüttertes Behältniß bringt. Bei uns muß ein ſolches noch beſonders erwärmt werden, ungefähr bis zum Brütegrad. Im gewöhnlichen Falle, wo die Mutter ſelbſt brütet überläßt man derſelben die Führung und Erwärmung der Jungen, und hat für nichts weiter zu ſorgen, als ihnen die paſſende Nahrung zu geben, welche in den erſten Tagen aus gehackten hartgeſottenen Eiern mit Kohl beſteht, und dann ſie vor den Raubthieren zu ſchützen. Ameiſenpuppen ſind in den erſten Tagen ebenfalls eine ſehr paͤſſende Nahrung. Mit großer Treue und Aengſtlichkeit it die Mutter für ihre Kleinen beſorgt, ſammelt ſie in Gefahren unter ihre Flügel, wehrt ſich für ſie gegen Hunde und Katzen, ruft mit beſonderer Stimme die entfernten, und ſpricht eine vielfache Sprache mit ihnen, die ſie nach den Umſtänden ändert, und die recht gut von den Kindern verſtanden wird. Es iſt eine ſolche Henne ein Muſter der Treue und Sorgfalt für ihre Kinder. Beſonders zeigt ſich auch ihre Angſt, wenn fie etwa Entchen ausgebrütet hat, und dieſe etwa ein Wäſſerchen antreffen, worein fie ſich, durch ihren Inſtinkt getrieben, begeben, wie da die Mutter faſt untröſtlich ruft, bis ſie wieder heraus kommen und ſo der vermeint— lichen Gefahr entgangen ſind. Die Hühner find als Hausthiere mancherlei Krankheiten unterworfen, die leichter oder ſchwerer zu heilen find, Feinde haben die Hühner beſonders am Fuchſe, Marder, Iltis, Wieſel, die Jungen werden von Sperbern, Raben, Elſtern; Krähen, Haus- und Wanderratten verfolgt. Der Nutzen iſt zu bekannt, als daß darüber viel zu ſagen wäre, da das Fleiſch der Jungen und Alten, und vorzüg— lich auch das der Kaſtrirten oder Kapaunen vortrefflich geſund und nahrhaft iſt, und die Eier eben ſo. Den Schaden kann man leicht abwenden, er entſteht durch das Scharren in den Gärten und durch Abfreſſen von Blüthen, Früchten, Samen, auch durch Verunreinigen des Futters mit Federn, die dem Vieh ſchädlich werden können, daher iſt das Laufenlaſſen der Hühner in manchen Dörfern verboten. Eine zweite Abtheilung der Gattung Hahn wird von Temmink aufgeſtellt, die Charaktere ſind: Nur die Seiten des Kopfes find nackt und von Federn entbloͤst; auf dem Kopf ſteht ein Federbuſch; die Laͤufe ſind laͤnger als bei den Hahnen der erſten Abtheilung. 8 Es iſt nur eine Art bekannt Taf. 93. Der Makartneyiſche Hahn. Gallus Macartneyı. Houpifere Macartney. Gallus ignitus. Vieillot. Auf dem Kopfe erhebt fich ein ſehr ſchöner Federbuſch aus mehreren nackten Schäften an deren Spitze längere zerſchliſ— ſene Bärte ſtehen, die ſich Fächerförmig ausdehnen. Eine dicke, nackte, violete Haut bedeckt alle Seitentheile des Kopfes, und umgiebt die Augen, erhebt ſich einige Linien über die Schnabelwurzel und über den Kopf und läuft gegen das Hinter— haupt, auch über den Augen bildet ſie einen Vorſprung. Federbuſch, Hals, Rücken, Bruſt und Bauch ſind ſchwarz, violet glänzend, die Seitenfedern ſind an ihrer Spitze glänzend roſtfarb; Deckfedern der Flügel ſchwarz, mit einem breiten gold— grünen Saum; die breiten und dichtſtehenden Bürzelfedern ſind Feuerfarb, ins Kupferrothe oder auch mit Purpur und Violetglanz. Die vier mittlern gebogenen Schwanzfedern ſind hell roſtroth; die andern unter ſich ſehr abgeſtuften Schwanz— federn find ſchwarz; der Schnabel okergelb, die Füſſe grau; Nägel und Spornen braun. Die Männchen tragen den Schwanz 7 meiſt horizontal, erheben ihn aber oft. Das Männchen iſt kleiner als das Weibchen, nur 20 Zoll lang. Die nackte Haut 249 umgiebt die Augen, die Seiten des Kopfes und die Schnabelwurzel und iſt ohne Verlängerung, auch feſt anhängend. Die Federn des Buſches ſind ganz mit Bärten verſehen, und wie der Kopf, der hintere Theil des Halſes und des Oberrückens kaſtanienbraun, Unterrücken, Flügel, Bürzel und Schwanz dunkler, mit feinen ſchwarzen Querſtrichen: die Kehle iſt weiß, und alle Federn des Unterleibs in der Mitte kaſtanienbraun, mit breitem weißen Saum. Länge des alten Männchens 2 Fuß. Vaterland. Das Innere von Sumatra. Sie ſind ſehr wild, können aber doch gezähmt werden. 3te Saft. Faſan. Phasianus. FTaisan. Schnabel mittelmaͤßig, an der Wurzel nackt, die obere Lade gewoͤlbt, vorne und gegen die Spitze etwas glatt. Die Nafenlöcher an der Wurzel, ſeitlich, zur Hälfte durch eine Haut verſchloſſen, welche eine Woͤlbung bildet. Die Backen mit kleinen Warzenbaͤrtchen bedeckt; Kopf und Kehle befiedert. Füße: drei Zehen nach vorn, einer nach hinten; die drei vordern mit einer kurzen Haut verbunden; am Lauf ein kurzer koniſcher Sporn. Schwanz ſehr abgeſtuft, koniſch, beſteht aus achtzehn Federn. Fluͤgel kurz, die drei aͤußerſten Schwung— federn kuͤrzer als die vierte und fünfte, welche die laͤngſten find. Alle Arten dieſer ſchönen Gattung der Hühner, welche Linne mit der Gattung des Hahns vereinigt hatte, ſind in Aſien zu Hauſe, von wo aus aber einige nach Europa verpflanzt wurden, wo ſie ſich nicht nur fortpflanzen, ſondern, eine Art wenigſtens, auch im wilden Zuſtand vorkommen. Das Fleiſch iſt eben ſo vortrefflich, als die Farbe des Gefieders am Männchen ſchön iſt. Männchen und Weibchen ſind ſehr verſchieden ſowohl in Hinſicht der Größe als der Farbe des Gefte— ders, welches beim Weibchen immer beſcheiden iſt, während das Männchen mit ausgezeichneter Schönheit prangte Die mittlern Schwanzfedern ſind bei den meiſten Arten ungemein lang und ſchmal und ragen weit über die andern vor, und tragen den Schwanz meiſt horizontal. Sie leben in der Vielweiberei, und legen ziemlich viel Eier. Obſchon ſie ſich zäh— men laſſen, ſo iſt man doch noch nicht dazu gekommen ſie zu eigentlichen Hausthieren machen zu können, indem ſie ihre Wildheit und Schüchternheit immer beibehalten. Taf. 95. Der Silber faſan. Phasianus nyethymerus. Faisan bicolore ou blanc de la Cline. Die Augen find mit einem ſchönen ſcharlachfarbigen Raum eingefaßt, der nur mit zarten Haaren beſetzt iſt; dieſe Haut verlängert ſich ob den Augen und iſt dehnbar, ſo daß ſie einen doppelten Kamm bildet, unten aber in zwei Läppchen wie beim Haushahne herabhängt. Am Hinterkopf hängt ein langer, indigoblauſchwarzer Federbuſch herab. Der Nacken und vordere Theil des Oberhalſes iſt weiß, doch fängt ſchon unter dem Federbuſche ein ſchmaler Streif feiner ſchwarzer Punkte an, der bis in die Mitte des Oberhalſes geht. Rücken, Schultern und Deckfedern der Flügel und die mittlern Steißfedern find weiß mit ſchmalen zickzackförmigen ſchwarzen Querlinien, die nach dem Halſe und Schwanze zu immer feiner werden und dem Vogel ein vortreffliches Anſehen geben. Der ganze Unterleib iſt ſchwarz ins Stahlblaue ſchimmernd. Die Schwung— federn ſind weiß, ſehr ſchmal ſchwarz geſaumt, und mit parallellaufenden, eine Linie breiten Querſtreifen bezeichnet, die Schwanzfedern ſind weiß, die mittelſten faſt ganz rein, die folgenden ſchon mehr ſchwarz geſtreift, die äußern noch ſtärker. Die Henne iſt kleiner, Schnabel und Auge braungelb; der Schwanz kürzer, ebenſo der ſchwärzliche Federbuſch. Hals Kopf, Rücken, Bruſt, Schenkel und die mittlern Schwanzfedern roſtbraun, ſehr fein graugeſprenkelt; Kehle und Wangen weißgrau; Unterbruſt, Bauch und die untern Theile weißlich, roſtbraun gefleckt und mit ſchwarzen Querbändern gezeichnet; die großen Schwungfedern ſchwärzlich, die der zweiten Ordnung wie der Rücken; die äußern Schwanzfedern mit ſchwar— zen Wellenlinien und ſchwarzen Kielen. Länge des Männchens 2 Fuß s Zoll. Vaterland. Die nördlichen Theile von China, von wo er aber nach Europa gebracht wurde, und faſt in allen Län— dern gehegt wird. Eigenſchaften. Dieſe Art läßt ſich am leichteſten zähmen, viel leichter als der gemeine Faſan und kann vollkom— men zum Hausvogel werden. Sein Aeußeres ſowohl als ſeine Eigenſchaften nähert ihn ſehr dem Haushahn und er macht den Uebergang von den Hahnen zu den Faſanen. Die Art den Schwanz zu tragen, und die Stellung der Schwanzfedern nähert ihn ebenfalls. Die Erziehung der Jungen hat keine große Schwierigkeit, ſie fordert nicht mehr Sorgfalt als die der gemeinen Hühner, das kältere Clima aus welchem er herſtammt macht ihn fähig das europäiſche leicht zu ertragen. Es iſt ein ſtarker und kecker Vogel und ſtärker als kein anderer ſeiner Gattung. Man könnte ihn leicht verwildern laſſen, allein die weiße Farbe ſeines Gefieders verräth ihn zu leicht dem Jäger und dem Raubvogel. Nahrung. Man füttert ſie mit Reis, Hanf, Waizen, Mais, Kohl, Salat. Sie freſſen auch viele andere Pflanzen gerne, eben ſo Obſt und Inſekten. f Fortpflanzung. Der Hahn iſt ungemein hitzig: die Begattungszeit fällt in den April. Man giebt ihm vier bis ſechs Hennen. Das Weibchen brütet ſehr treu, wenn man ihm eine gewiſſe Freiheit läßt. Die Brütezeit dauert ſechs und zwanzig Tage. Sie legt acht bis vierzehn, ſelten achtzehn Eier von rothgelber Farbe, zuweilen ziehen ſie ins Weißliche, und haben kleine braue Punkte. Die alten Hennen, welche nicht mehr brüten; bekommen zuweilen Hahnengefieder; ſonſt bekom— men die Hahnen das ſchöne Kleid erſt im zweiten Jahr. Das Fleiſch iſt eben fo wohlſchmeckend als vom gemeinen Faſan. 63 250 Taf. 95, Der gemeine Faſan. Phasianus colchicus. Faisan vulgaire. Kopf und Hals find grün golden ins Blaue und Violete ſchillernd, die Federn am Hinterhaupt bilden zu beiden Sei— ten einen kurzen Federbuſch in Form eines kurzen Hornes von goldgrüner Farbe; die Backen ſcheinen nackt, ſind aber mit ganz kleinen Flaumfederchen von ſcharlachrother Farbe bedeckt, unter dem Augen ſteht ein Streif grünlicher Federn; Unter— hals, Bruſt, Bauch, und Seiten ſind kaſtanienbraun ins Purpurfarbe ſchillernd, jede Feder mit einem ſchwarzen violet— glänzenden Saum; Unterbauch und untere Deckfedern des Schwanzes roſtfarb mit braun gemiſcht; Flügel, Deckfedern pur— purbraun mit weißgelblichen Flecken; Schwungfedern braun mit roſtgelben Querbändern; der Schwanz beſteht aus achtzehn Federn, von welchen die beiden mittelſten die längſten und gewölbt find, die Mitte iſt olivengrau mit ſchwarzen Querbän— dern, die Ränder kaſtanienbraun, purpurglänzend; Augenringe gelb, Schnabel hornfarben, Füße graubraun. Länge 2 Fuß 1 Zoll; Breite 2 ½ Fuß. Das Weibchen iſt kleiner und nur 2 Fuß lang. Die Farben ſind matt, der Grund iſt erdgrau, auf dem Rücken und an den obern Theilen iſt jede Feder in der Mitte ſchwarz; auf den Schultern dunkel roſtfarb, ebenſo auf den großen Deck— federn der Flügel; Schwung- und Schwanzfedern ſind auf braunrothem Grund mit ſchwarzen Querbändern geziert, die Mitte iſt okergelb; die untern Theile ſind hell mit unregelmäßigen Flecken. Vaterland. Der Faſan ſtammt, wie ſeine Gattungsverwandten aus Aſien und ſoll ſeinen Namen vom Fluſſe Phaſis (jetzt Kur) in dem ehemaligen Lande Kolchis (jetzt Mingrelien) erhalten haben. Als die Griechen auf dem ſogenannten Argonautenzuge den Phaſis hinaufſchiften ſahen ſie dieſe ſchönen Vögel am Ufer, und nahmen einige davon mit in ihr Va— terland zurück. Noch heut zu Tage ſollen die Faſanen in Mingrelien und Georgien von vorzüglicher Größe und Schönheit angetroffen werden. Jetzt ſind ſie faſt in allen wärmern Ländern des alten Continents verbreitet. Verwildert findet man ſie in Menge in Spanien, in Italien, in einigen Gegenden Deutſchlands, und im ſüdlichen Frankreich. In Böhmen ſind ſie ſehr häufig; in Holland wären ſie längſt ausgerottet, wenn man nicht alljährlich gegen den Winter mehrere einfangen würde, welche den Winter durch erhalten dann im Frühjahr wieder in die Wälder gelaſſen würden, um ſich fortzupflanzen. In Afrika findet man den Faſan nicht, dagegen iſt er in China ſehr gemein, und lebt in den Gehölzen ohne ſich mit andern Arten dieſer Gattung zu vermiſchen. Nach Pallas verbreiten fie ſich bis nach Sibirien und find gemein in den kirgiſi— ſchen Steppen. Die Kirgiſen ſchmücken ihre Mützen mit ihren Federn. Wo er in Europa vorkommt iſt er nur verwildert und nirgends urſprünglich. Die kurzen Flügel machen den Flug be— ſchwerlich und laſſen ihn nicht lange anhalten. Er wandert überhaupt nicht, und wenn er weit verbreitet iſt, ſo geſchah dies darum weil er nicht ſehr zärtlich iſt, und ein gemäßigtes Clima ihm zuſagt. Wenn man auf den Schweizer- und Tyrolergebirgen von Faſanen ſpricht, ſo meint man nicht den Faſan ſondern den Birkhahn. Der Faſan zieht für feinen Aufenthalt die Gehölze der Ebenen vor, während die Waldhühner mehr die Gebirgs— waldungen lieben. Beſonders lieben ſie Gehölze mit ſumpfigem Boden, wo ſich viele kleine Schnecken aufhalten, welche ſie ſehr gerne freſſen. Eigenſchaften. Der Faſan iſt ein wilder, wenig geſelliger Vogel, und flieht nicht blos den Menſchen ſondern lebt ſelbſt nicht einmal geſellig mit feines Gleichen, ausgenommen zur Begattungszeit. Der Lauf iſt ſchnell, und er fliegt nur dann auf, wenn er gejagt wird. In den Gehölzen verändert er oft den Standort. Wenn er fliegen will; nimmt er erſt einen ſtarken Anlauf und ſtiegt dann mit großem Geräuſch auf, wobei das Männchen lebhaft krck, Fre ſchreit. Sein Leben ſoll ſich auf ſechs bis zehn Jahre erſtrecken. Den Tag durch bleibt er meiſt auf den Boden, des Abends aber ſitzt er auf Bäume, und die Jungen im erſten Jahre ſetzen ſich oft vor dem verfolgenden Hund auf niedrige Aeſte, wodurch ſie den Schuß erleichtern. Im äußern Anſtand ſchon unterſcheidet ſich der Hahn von der Henne. Er trägt den Körper mehr auf— recht, ſtreckt den Schwanz gerade aus und hebt den Hals ſtolz in die Höhe. So wild der Faſan iſt, und ſo ſehr er Men— ſchen und Thiere ſcheut, ſo einfältig bezeigt er ſich, wenn ihm Netze, Schlingen oder andere Fallen geſtellt werden, und geht blindlings in dieſelben. Zum eigentlichen Hausthier kann man ihn nicht machen, und wenn man ihre Vermehrung begünſtigen will, muß man eigene Faſanerien oder Faſanengärten anlegen. Zu einer Faſanerie erfordert es vor allem aus Buſchholz, Eichen, Buchen, Birken, Erlen und beſonders beerentragende Holzarten, vorzüglich lieben ſie Wachholder. Schöne Dickichte ſind vorzüglicher als hohe Bäume, da ſie ſich gerne in dieſe Dickichte verbergen. In der Nähe müſſen auch Wieſen, Aecker und Waſſer ſeyn. Wenn man alſo Faſanengärten im Großen anlegen will, ſo müſſen die Orte, wo man die Faſanen ausſetzt, gut ausgeſucht und die Hölzer ordentlich ausgelüftet und eingerichtet werden, damit ihnen die Gegend gefalle und ſie ſich nicht in eine andere ziehen. Vorzüglich müſſen auch vorher Füchſe, Marder und Iltiſe ausgerottet werden. Um ſie noch mehr zu ſichern werden große Bezirke von 6 bis 8 Morgen Landes mit einer Mauer umgeben und darein Holz angepflanzt, auch eigene Hfuſer eingerichtet, in welchen die Faſanen Zuflucht bei ſchlechter Witterung und im Win— ter finden können. Aus ſolchen engern und ſorgfältig gehüteten Faſanengärten werden dann die größern bevölkert. Aus die— ſen größern aber verlaufen ſich die Faſanen oft und zerſtreuen ſich in den Wäldern, daher ſind ſolche Pflanzſchulen immer nothwendig, wenn man Faſanen in Menge haben will, aber die Anſtalten dazu ſind koſtbar und nur für große Herren. Nahrung. Waizen, Gerſte, Hafer und anderes Getraide; Hanfſamen, Linſen werden ihnen in der Gefangenſchaft gegeben; dann aber lieben ſie ſehr Wachholder- und Vogelbeeren, Mehlbeeren, Maulbeeren, Johannisbeeren, Holunderbee— ren. Neben dieſen genießen ſie noch Kohl, verſchiedene Kräuter und Sämereien, Würmer, Ameiſen und andere Inſekten. Fortpflanzung. Sie leben in der Vielweiberei, aber die Faſanenhähne ſind nicht ſo hitzig, wie die Haushähne und die Silberfaſanen, ſie haben es immer nur mit einem Weibchen zu thun, bis dieſes anfängt zu legen, dann geſellen ſie ſich zu einem andern, einem dritten und vierten, mehr läßt man den gezähmten nicht mit Vortheil. Sind zu viele Hähne in der Nähe ſo gerathen ſie leicht in Streit. Die Paarung geſchieht im März und das erſte Ei wird gewöhnlich zu Ende Aprils gelegt. Wenn man die Eier wegnimmt, ſo legt eine Henne, welche gewöhnlich nur zwölf bis zwanzig Eier legen würde, bis zu dreißig. Sie bereitet ſich ein eigenes Neſt in dem dunkelſten und verborgenſten Ort ihres Aufenthalts. Die Eier ſind kleiner als Hühnereier mit zarter weißgelber Schale. Die Brütezeit dauert 24 bis 25 Tage. Bei den in der Gefangenſchaft erzogenen Faſanen bedient man ſich zum Ausbrüten am beſten der Puterhennen, welche überhaupt die beſten 251 Bruthennen find, oder auch den Haushennen. Die Erziehung der jungen Fafanen erfordert viele Sorgfalt. Die gefähr— lichſte Zeit iſt diejenige, wo der Schwanz hervorbricht. Man nährt ſie übrigens anfangs wie andere junge Hühner mit hartgeſottenen, gehackten Eiern, gemiſcht mit Brodkrumen und Salat, auch etwas Ameiſenpuppen, auch die Larven der Schmeisfliegen lieben fie ſehr. Beſonders iſt ihnen friſches Waſſer ſehr nöthig, dieſer muß daher oft erneuert werder. Will man die Faſanen frei laſſen, ſo müſſen ſie wenigſtens zwei und einen halben Monat alt ſeyn. Man trägt den Behäl— ter, in dem ſie erzogen werden mit der Bruthenne an den Ort wo man ſie laſſen will, und läßt ſie nach und nach laufen, ſo daß man ihnen anfangs noch zu freſſen giebt, wodurch ſie ſich an den Ort gewöhnen, nun giebt man ihnen täglich weni— ger und ſo lernen ſie die Nahrung ſelbſt aufſuchen. Sie werden zwar bald weniger zahm, vergeſſen aber den Ort nicht, wo ſie gefüttert wurden, und bleiben meiſt in der Gegend, wenn ſie ihnen anſtändig iſt. Im Freien vermehren ſie ſich häufig, wenn ſie vor Raubthieren geſchützt werden. Im Winter gewöhnt man ſie an gewiſſe Plätze, wo man ihnen Nahrung ſtreut. Feinde hat dieſer Vogel an Füchſen, Mardern, Wieſeln, wilden Katzen und den größern Raubvögeln; die Jungen an Elſtern und Krähen. Die jungen zahmen werden beſonders von einer Art grauer Läuſe geplagt, welche ſie tödten können. Jagd. Sie gehören zur ſogenannten hohen Jagd, da ſie hauptſächlich von reichen Herren und Fürſten gepflegt und gehegt werden. Man ſchießt ſie durch Hülfe kleiner Hunde, der ſogenannten Faſanenbeller, welche ihren Aufenthalt auf den Bäumen dem Jäger anzeigen, oder auch bei Nacht, wenn man den Ort weiß, wo fie übernachten, oder fängt fie in Gars nen, Schlingen und Netzen. Nutzen leiſten ſie beſonders durch ihr Fleiſch, welches beſonders delikat iſt, nur kommt es immer etwas theuer zu ſte— hen. Die Eier ſind zart und ſehr ſchmackhaft. Schaden können ſie allenfalls am Getraide thun. Man kennt mehrere Varietäten, welche durch die Hausgenoſſenſchaft entſtanden ſind, nemlich: Der weiße Faſan. Ph. albus, glänzend weiß, am Halſe mit kleinen ſchwarz violeten, auf dem Rücken mit röthlichen Flecken oder ganz weiß. Der bunte Faſan. Ph. varius. Er hat auf weißem Grunde alle Farben des gemeinen Faſans. Der türki— ſche Faſan. Er iſt größer als der gemeine, und die Haut um die Augen iſt kahl und roth; der übrige Kopf aber mit Federn bedeckt. Das Gefieder beſteht aus einem Gemiſch von den Farben des Faſans und Truthahns. Der Baſtardfa— fan. Ph. hybridus. Vom Haushahn und Faſan erzeugt. Er iſt etwas kleiner als der gemeine, mit einer nackten, rothen Haut um die Augen, ſtruppigen, oben gelbrothen, braun und weißlich gefleckten Federn; unten braun, aſchgrau und ſchwärzlich, überhaupt bunt und oft ſchön gefärbt. Er pflanzt ſich nicht fort, obſchon das Weibchen Eier legt. Sein Fleiſch wird ſehr geſchätzt. Man nimmt gewöhnlich auch den Hals bandfaſan, Ph. tor quatus, als eine Varietät des gemeinen Faſans an, allein Temmink behauptet, daß es eine eigene Art ſey, welche aber ſich mit dem gemeinem Faſan leicht paaren und frucht— bare Baſtarde zeugen. Die Farben des Halsbandfaſans ſind ſehr verſchieden von denjenigen des gemeinen Faſans, und die Sitten deſſelben ſind ebenfalls verſchieden; die Jungen ſind ſchwer zu erziehen, und ſelbſt die Eier ſind nicht gleich, indem ſie eine zarte blaue oder blaugrüne Farbe haben, mit dunklern Flecken, wogegen die Eier des gemeinen Faſans weißlich oli— venfarben ohne Flecke ſind. Dieſe Faſanen ſind erſt etwa ſeit 40 Jahren in Frankreich und Deutſchland bekannt, in den holländiſchen Menagerien ſchon viel länger. Der urſprüngliche Halsbandfaſan iſt immer kleiner als der gemeine, der Schwanz verhältnißmäßig viel kürzer. Die nackten Theile am Kopfe und die hörnerartigen Federbüſchel an den Ohren ſind wie beim gemeinen Faſan. Der Kopf iſt halb ins hellgrüne ſchillernd; über die Augen laufen augenbraunenartig zwei Streifen über jedes; der obere Theil des Halſes, die Kehle und die Federbüſche ſind ſchön dunkelgrün mit violetem Schimmer; ungefähr am Drittheil des Halſes befindet ſich ein ſchimmernd weißes Halsband, breiter an den Seiten als vorn und hinten; die Federn des Oberrücken ſind in der Mitte ſchwarz, am Rande mit einer weißlichen Zickzackbinde, und breiten okerfarbigem Saum in deſſen Mitte ein lanzetförmiger ſchwarzer Fleck; die Schulterfedern ſind an der Wurzel ſchwarz, in der Mitte ein weiß— gelber Fleck mit einem ſchwarzen Kreiſe umgeben, der Reit ſchön kaſtanienbraun mit Purpurglanz; der Mittelrücken und der Steiß ſchillern in verſchiedene Nüencen von Grün, an den Seiten ins Gräuliche, indem jede Feder in der Mitte ſchwarz mit weißlichen Zickzackbändern, und einem ſehr glänzenden dunkelgrünen Querſtreifen geziert iſt; die Deckfedern des Schwan— zes ſind hellgrün mit zerſchliſſenen Bärten; die Bruſt iſt roſtfarb purpurroth, ſehr glänzend, um alle Federn einen ſchmalen ſehr glänzenden violetfarben Saum. Die Seitenfedern des Unterleibs ſind gelblich weiß, an ihrer Spitze mit einem eckigen ſchön violeten Fleck; Bauch, Schenkel und Unterleib ſind ſchwarz herrlich violet ſchillernd; Schwanzfedern in der Mitte olivenfarb, mit Anſtrich von roſtrothviolet und ſchwarzen Querſtreifen. Auch das Weibchen weicht von dem des gemeinen Faſan ab, alle Farben ſind mehr braun, und unter den Augen läuft ein Streif ſehr kurzer ſchwärzlicher Federn und die Schwanzfedern ſind ſehr deutlich in die Quere geſtreift. Dieſer Faſan lebt in den Wäldern von China, wo der gemeine Faſan ſich auch findet, der aber in größerer Zahl die die nördlichen Theile dieſes großen Reiches bewohnt. Taf. 96. Der Goldfaſan. Phasianus pictus. Faisan tricolore. Das Männchen iſt auf dem ganzen Kopf mit einem ſehr ſchönen hochgelben Federbuſch geziert, der an der Stirne an— fängt und mehr als 2 Zoll über den Nacken herabhängt, unter denſelben und von ihm beſchattet, entſteht auch am Nacken ein Buſch von Federn, welche abſtehend, nach vornen immer breiter werdend, und ſich fächerförmig ausbreitend, einen Mantel, kragen bilden, von glänzender Orangenfarbe, mit ſammetſchwarzem Saum; jede untere Feder iſt in gleicher Abſtufung gröſ— ſer als die obere, ſo daß der ganze Kragen mit parallelen gleich weit von einander entfernten Querſtreifen erſcheint; die Ge— gend zwiſchen den Schultern iſt mit goldgrünem, ſchwarzgeſaumten und daher ſchuppigen Federn geziert; die übrigen Theile des Rückens und die obern Deckfedern des Schwanzes ſind hochgelb, etwas dunkler und weniger rein als der Federbuſch am Kopfe; Geſicht, Kehle und Seiten des Halſes weißgelblich; Unterhals und Unterleib hochſafranroth oder pomeranzroth, Deckfedern der Flügel kaſtanienbraunroth; die der zweiten Ordnung und die äußere Fahne der Schwungfedern roſtroth, ſchwärz— lich gemiſcht, die innere Fahne rothgrau; die am Leibe anliegenden hintern Schwungfedern dunkelblau, die mittlern viel längern Schwanzfedern auf bräunlichem Grunde mit einem ſchwarzen Netz überzogen, wodurch bräunliche ſchwarz umſaumte 252 Flecken entſtehen, die unter dieſer liegenden braun mit ſchiefen ſchwarzen parallelen zickzackartigen Streifen; an den Seiten mehrere ſehr ſchmale, ungleich lauge, an der Wurzel braun mit ſchwarzem Netz überzogene, an der vordern Hälfte aber, dunkel ſafranrothe Federn, welche als verlängerte Seitenfedern anzuſehen Ind; Schenkel roſtfarb; Beine gelbgrün, Schnabel weiß— gelb; der Sporn an den Läufen kurz und ſtumpf. Ganze Länge 2 Fuß 6 Zoll. Das Weibchen iſt ziemlich kleiner, Geſicht und Kehle brandgelb, Mantel, Hals, Bruſt und Unterleib hell roſtgelb mit ſchwarzen Querſtreifen, Rücken und Bürzel roſtroth mit ſchmalen ſchwarzen Streifen, Flügel roſtgelb mit breiten ſchwar— zen Bändern, Schwanz kürzer und die langen Federn wie am Männchen, nur etwas düſterer. Vaterland. Man findet dieſen Vogel urſprünglich in China, wo er den Namen Kinki führt. Er wäre ſchon lang in Europa viel gemeiner, wenn man ihm mehr Freiheit ließe, und durch Ausſetzung der Einflüſſe des Climas nach und nach an daſſelbe gewöhnen würde, da es bewieſen iſt, daß ſie unſer europäiſches Clima leicht ertragen lernen, und in Fa— ſanerien mit andern Faſanen leben, und nicht mehr leiden als dieſe. In Deutſchland, Frankreich und andern Ländern Eu— ropas werden ſie aber häufig gehalten. Eigenſchaften. Es iſt ſchade daß dieſes herrliche Geſchöpf fo ſchwer gezähmt werden kann, und feine Scheue nie ganz ablegt, wenn er nicht in einem Zimmer immerfort in der tähe der Menſchen gehalten wird. Wäre er zähmbar, wie der Pfau, er würde mit dieſem die ſchönſte Zierde unſerer Höfe ausmachen. Er läuft ungemein ſchnell und alle ſeine Bewegungen ſind zierlich und ſein Gang ſtolz. Der Hahn ſchreit allemal wenn er Abends und Morgens abfliegt, gick, gick, gick, worauf dann ein langes Pfeifen folgt. Die Henne aber giebt nur dann Töne von ſich, wenn ſie etwas Ungewöhn— liches hört oder ſieht. Nahrung. Man füttert ſie wie andere Faſanen und Hühner mit Reis, Hanf, Waizen, Mais, geſchälter Gerſte, Kohl, Salat. Sie freſſen auch allerlei Grasarten und Sämereien, Obi und Inſekten. Fortpflanzung. Die Paarung geſchieht im April, und die Hähne laſſen dann ihre ee Lockſtimme hören. Sie find dabei fo eiferſüchtig und ſtreitſüchtig, wie die Haushähne und kämpfen ebenſo, wobei fie den Kragen hoch aufſtellen. Sie ſind viel hitziger als die gemeinen Faſanen, und man muß ihnen mehr Weibchen geben, gewöhnlich vier bis ſechs. Jede Henne legt gewöhnlich mit Ende April, in ein in einen Buſch geſcharrtes Loch, zwölf bis fünfzehn Eier, und bedeckt ſie, wenn ſie dieſelben verläßt mit Laub und Gras. Sie ſind etwas kleiner als die des gemeinen Faſans, und hellroſtfarben oder ſchmu— zig röthlichgelblich. Sie brüten drei und zwanzig Tage und, wenn ſie eingeſperrt ſind, nicht gerne; daher legt man ſie gewöhn— lich Zwerghühnern unter, welche auch die Jungen treu beſorgen. Die Jungen find ganz grau, und die Männchen erhalten ihre ſchöne Farbe erſt im zweiten Jahr. Man behandelt und füttert fie wie andere Hühnerarten. Sie find in der Gefangen— ſchaft öftern Krankheiten unterworfen und erreichen ein Alter von zehn bis zwölf Jahren. Ihr Fleiſch iſt eben ſo vortref— lich, wie das der gemeinen Faſanen, es iſt ganz gelb. Taf. 96. Der bunte Faſan. Phasianus versicolor. Faisan versicolore. Diefer Schöne Faſan hat die Größe der gemeinen Faſanen, aber der e iſt kürzer, alle Federn des Mantels, des Halſes und der Bruſt haben am Ende einen Einſchnitt und bilden alſo zwei Lappen, die ſtark getheilt ſind; die nackten Theile der Backen und die Federbüſchel bei den Ohren gleichen ebenfalls denſelben Theilen des gemeinen Faſans. Scheitel / Nacken und Hinterhals ſind goldgrün, die Federn des Mantels und der Schultern mit kleinen weißgelblichen Streifen auf dem reichſten grünen Grunde, der nach dem Lichte bald ins Grüne, bald ins Purpurrothe ſpielt, mit goldgelbem Saum; Rücken und Bürzel graugrünlich, glänzend; Deckfedern der Flügel und des Schwanzes lila oder grün oder grau, je nach dem Lichte; die Schwanzfedern nicht ſehr lang und wenig abgeſtuft, die Seitenfedern graugrünlich mit kleinen faſt unſichtbaren ſchwarzen Pünktchen; die vier mittlern mit ſchwarz und gelben Bändern, die Spitze ſchwarz und an den Seit en mit zerſchliſ— ſenen Franzen von grau in Purpur ſchillernd. An den Läufen des Männchens ein Sporn; die Füße röthlich, Schna— bel gelb. Ganze Länge 2 Fuß, 7 bis 8 Zoll. Das Weibchen gleicht dem des gemeinen Faſans, iſt aber kleiner, der Schwanz kürzer und an den untern Theilen mit vielen ſchwarzen Flecken und etwas grünlichem, metalliſchem Schimmer; die Federn der obern Theile find goldgelb geſaumt. Länge 16—19 Zoll. Vaterland. Japan, wo er in den Wäldern lebt und gemein iſt; feine Sitten ähneln des gemeinen Faſans. Noch ſind von dieſer ausgezeichneten Gattung mehrere Arten bekannt, welche an Schönheit mit einander gleichſam wett— eifern, nemlich der verehrte e Faſan. Phasian veneratus. Temm. pl. col. 485. China. Der Sömmerringi— {he Phas Soemerringii. Temm. pl. col. 487. 488. Japan. Der Amherſtiſche. Ph. Amherstii Lead- beater. Linnean. Trans. vol, 16. tab, 15. Cochinchina und Ava. Der Hardwickiſche. Phas. purer asia. Gray, illustr. of indian Zoology. Cah. 1. pl. 4. Der Reveſiſche. Ph. Reeves ii. Daſelbſt. Cah. 2. pl. 5. Beide aus Indien. Der ſtolze. Phas. superbus. Nicht abgebildet f 4" Gatt. Satyr. Satyrus. Mapaul. Der Schnabel und die Geſtalt wie bei den Faſanen, aber uͤber den ganzen Vorderhals verbreitet ſich eine Haut, deren Lappen auf beiden Seiten uͤber die Federn vorſtehen; dieſe Haut iſt nackt; ein anderer Hautlap— pen entſteht an der untern Schnabellade und lauft, mehrere Falten bildend, in der Mitte des Halſes nach unten; die Vacken ſind faſt nackt nur mit einigen kleinen Federchen bedeckt; hinter den Augen erheben ſich zwei ſchwie— lige Erhabenheiten wie Hörner. 253 Taf. 98. Der gehörnte Satyr. Satyrus cornutus. Feisan Napaul. Phasianus satyrus. Zemm. Der gehörnte Satyr ſteht in der Größe zwiſchen dem Haushahn und Truthahn; Hals und Bruſt find orangeroth, der obere Theil des Halſes iſt etwas mit Schwarz gemiſcht: die untern Theile des Halſes und der Bruſt ſind mit kleinen, wei— ßen runden Flecken, die wieder ſchwarz eingefaßt ſind, beſtreut; Rücken, Bürzel, Schultern, Deckfedern der Flügel und des Schwanzes und der Bauch find braunroth mit weißen perlförmigen Flecken; Rücken und Flügel noch überdies mit kleinen braunen Querſtreifen gezeichnet; der Schwanz lang und ſeine Federn roſtbraun, die Füße weißlich; die nackten Theile am Halſe ſchön blau mit orangenfarben Flecken. Das Weibchen hat weder Hörner noch Fleiſchlappen; die Federn des Kopfes ſind blauſchwarz, lang und fallen nach hinten, ſonſt ſind die Farben wenig verſchieden von denen des Männchens. Vaterland. Dieſer Vogel, der bis jetzt noch in keiner bekaunten Sammlung vorhanden iſt, bewohnt Bengalen und die Gebirgsketten, welche Hindoſtan von Thibet und Nepaul ſcheiden. 5¹e Gatt. Buſchtrager. Buſchfaſan. Lophophorus. Temm. Lophophore. Schnabel Fark, lang, gebogen, an feiner Wurzel breit; die obere Schnabellade gewoͤlbt, ſehr lang, weit uͤber die untere vorreichend, an ſeiner Spitze breit und ſchneidend, in der Mitte eine ſtarke Graͤthe; die untere Kinnlade verborgen. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, halb mit einer Haut verſchloſſen, welche mit ein— zelnen Federchen beſetzt iſt. Fuͤße: Drei Zehen nach vorne, eine nach hinten, die vordern mit einer kurzen Haut verbunden; der obere Theil der Läufe befiedert ; mit einem langen ſchneidenden Sporn. Nägel lang und zuſammengedruͤckt. Fluͤgel: Die drei aͤußern Schwungfedern gleichmaͤßig abgeſtuft, kuͤrzer als die vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Dieſe Gattung beſteht gegenwärtig aus vier Arten von denen man meiſt nur die Männchen kennt. Die Weibchen ſind noch groſſentheils unbekannt; es iſt aber wahrſcheinlich, daß fie ein beſcheideneres Kleid als ihre Männchen ſ tragen, und daß fie des— wegen weniger bemerkt worden ſind. Ebenſo ſind die Sitten dieſer Hühner noch unbekannt. Wenn man nach dem Schna— belbau urtheilen kann, ſo ſcheint die vorzügliche Länge des Oberſchnabels denſelben geſchickt zu machen damit in der Erde zu wühlen, wie dies auch einige Arten der Feldhühner mit ähnlichen Schnabel thun. Es iſt zu vermuthen, daß ſie damit nach zwiebelartigen Pflanzen hacken, welche ihre Hauptnahrung ausmachen. Sie leben in den entfernteſten Gegenden von Indien, in den Hindoſtaniſchen Gebirgen. Taf. 97. Glaͤnzender Buſchfaſan. Lophophorus refulgens. Lophophore resplendissant. Temm. Phasianus Impeyanus. Er iſt ſtärker als der gemeine Faſan, und feine Farben nähern ihn an Schönheit dem Pfau. Auf dem Kopfe trägt er einen Federbuſch von goldenen Aehren, deren 17 bis 18 find. Sie ſtehen auf dünnen Stielen, fo daß fie ſich etwas ſenken, wodurch ein nach allen Seiten ſich ausbreitender herrlich ſchimmernder Kopfputz entſteht. Die Haut um die Augen und gegen die Schnabelwurzel iſt purpurbläulich, mit kleinen, ſehr kurzen grüngoldenglänzenden Federchen bedeckt, die Federn am Kopf, Backen und Hinterhaupt ſind ebenfalls glänzend goldgrün; der hintere Theil und die Seiten des Oberhalſes ſind karminroth mit Rubinglanz; der Unterhals und Rücken kupferroth, mit Purpur; die Mitte des Rückens zieht mehr ins Violete mit Goldglanz; auf dem Rücken ſteht ein weißer Fleck. Aber jede Feder dieſes Theils hat an ihrer Spitze einen glänzenden Purpurfleck: der Bürzel iſt ſtark befiedert, und herrlich goldgrün mit Purpur; der Schwanz iſt hell roſtfarb: die Schwungfedern find ſchwarzarün, diejenigen der zweiten Ordnung dagegen an der äußern Seite goldgrün; die Deckfedern der Flügel goldgrün ins Purpurblaue ſchimmernd, überhaupt je nach dem Lichte bald mehr violet, bald mehr Purpur; Kehle, Bruſt und alle untern Theile ſind ſchwarz mit Grüngolden; der Schnabel okergelb; die Füße ſtark und mit rauhen Schuppen bedeckt, grauſchwärzlich. Die Nägel ſchwarz; der ſtarke Sporn grau. Ganze Länge 2 Fuß, von der Sohle bis zum Scheitel gemeſſen 14 Zoll. Das Weibchen iſt kleiner als das Männchen und nur 20 Zoll lang: die Augengegend und der Schnabel wie beim Mäun— chen: die herrſchende Farbe braun, die Mitte jeder Feder iſt heller, und dunkelbraun geſtreift und geſteckt, fait wie bei der großen Ohreule; über das Auge läuft ein breiter, ſchmutzig weißer Streif; die großen Schwungfedern ſind ſchwarz, die der zweiten Ordnung ſchwarz und roſtfarb gebändert: der ſehr kurze Schwanz reicht wenig über die Flügelſpitze vor, und iſt matt braun; die Füße haben dieſelbe Farbe, wie beim Männchen, ſtatt des Sporns aber eine ſchwielige Warze. Vaterland. Die Gebirge im nördlichen Hindoſtan an einſamen Orten, von da wird er als Seltenheit nach Caleutta gebracht. Er iſt wild, dennoch ſcheint er gezähmt und zum Hausvogel gemacht werden zu können, Lady Impey verſuchte eb einige dieſer Vögel nach England zu bringen, aber ſie ſtarben auf der Ueberfahrt. Sie lieben die Wärme, können aber die Kälte gut vertragen. Die Stimme des Männchens gleicht der des Faſaus, iſt aber angenehmer. Bis jetzt ſind nur etwa fünf oder ſechs Exemplare in europäiſchen Sammlungen. 64 254 Der Cüvteriſche Buſchträger. Lophophorus Cuvieri. Taf. 98. Lophophore Cuvier. Lemm. pl. col. pl. 1. Der Federbuſch beſteht aus langen, hängenden, zerſchliſſenen Federn, mit kurzen Bärten. Die Baden find nackt, der Schwanz iſt von mittlerer Länge und wird vom Vogel horizontal getragen, er iſt leicht abgerundet. Federbuſch, Hals und alle obern und untern Theile des Körpers ſind ſchwarz, ſehr ſchön violetglänzend; Flügel und Schwanz ſchwarz, ohne Glanz, mit feinen graulichen Zickzacklinien; auf dem Bürzel und den Deckfedern des Schwanzes ſind alle Federn weiß ge— ſaumt; alle untern Theile find ſchwarz violetglänzend, an der Kehle mit weißgrauen Zickzacklinien. Temmink glaubt dies ſeyen vielleicht Federn des Jugendkleides. Füße grau, Spornen ſehr ſtark; Schnabel gelb; nackte Theile des Geſichts wahrſcheinlich im Leben roth und warzig. Ganze Länge 18 Zoll. Vaterland. Der indiſche Continent. Das einzig bekannte Exemplar iſt im Pariſer Muſeum; durch Diard und Düvaucel, geſchickt. Hordwicke beſchreibt in den Schriften der Linneiſchen Geſellſchaft: B. XV. noch zwei andere Arten die er Lopho- phorus Wallichii und Gardneri nennt. Der erſte bewohnt das Gebirg Almorah an der Nordweſtgränze von Hin— doſtan, wo er Cheer heißt. Er gleicht an Größe den glänzenden Buſchträger, ſteht ihm aber ſehr an Glanz und Schön— heit nach, da das ganze Gefieder ein Gemiſch von ſchwarz, grau und braun iſt. Er verträgt ſehr gut das Clima Benga— lens, und könnte wahrſcheinlich ohne viel Mühe nach Europa gebracht und gezähmt werden. Der zweite bewohnt die Schneegebirge im Norden von Nepaul; er iſt 14 Zoll lang; die Hauptfarbe iſt roſtrothbraun, mit ſchmalen ſchwarzen Wel— lenlinien, die auf dem Rücken am zahlreichſten ſind. Bruſt, Hals und Backen ſind heller; der Federbuſch von mittelmäßi— ger Größe, der Schwanz faſt abgerundet. 6 Gatt. Argus. Argus. Argus. Schnabel zuſammengedruͤckt, gerade, gewoͤlbt, gegen die Spitze gekruͤmmt, an der Wurzel nackt; die Naſenloͤcher in der Mitte der Oberſchnabellade halb geſchloſſen. Kopf, Baden und Hals nackt; Laufe lang und duͤnn, ohne Spornen; die Deckfedern der Fluͤgel viel laͤnger als die eigentlichen Schwungfedern; die Schwanzfedern in zwei Reihen und aufſtehend wie beim Haushahn, die beiden mittlern viel laͤnger als die andern, wie bei den Faſanen. Taf. 97. Der Pfauenargus. Argus giganteus. Temm. L Argus. Argus pavoninus. Vieill. Der erwachſene Vogel hat die Größe einer Truthenne. Die Kehle, und ein Theil des Vorderhalſes ſind nackt, und nur mit einzelnen ſchwarzen Haaren beſetzt. Dieſe Haut bildet mehrere unregelmäßige Falten, aber keine Anhänge, auch an den Backen nicht; alle dieſe Theile ſind ſchön karmoſinroth. Die Stirne, der Scheitel und das Hinterhaupt ſind mit kleinen ſammetartigen Federn bedeckt; ſchmale mit wenig Bärten verſehene Federn, faſt wie Haare, bedecken den Hinterhals; der untere Theil des Halſes, die Bruſt, der Bauch und die Schenkel ſind braunröthlich; jede Feder iſt unregelmäßig dun— kelgelb und ſchwarz gefleckt; der Oberrücken und die kleinen Deckfedern der Flügel haben große ſchwarze Flecken, mit fei— nen okergelben Linien durchzogen; der untere Theil des Oberrückens, der Bürzel und die Deckfedern des Schwanzes haben auf hell okerfarbenem Grunde braune Flecken, wie beim Leopard; die längſten Deckfedern des Schwanzes ſind blaßgelb, und die braunen Flecken ſtehen ſich näher, als auf dem Rücken, und alle find in der Mitte rothbraun; die langen Schwanz— federn, ſo wie die beiden längſten mittlern, ſind dunkelkaſtanienbraun, mit kleinen weißen, ſchwarzeingefaßten Punkten; die Spitze dieſer beiden Federn iſt ſpiralförmig gewunden, und endigt in ſchmutzig grau. Die ſonderbar geformten Flügel ha— ben ſehr breite Federn, welche mit einer großen Zahl von Spiegelflecken bezeichnet ſind, und dieſe machen die größte Zierde des Vogels aus; die eigentlichen Schwungfedern haben ſtarke, ſchön blaue Schäfte, die Schwungfedern der zweiten Ord— nung haben nur ſchwache, ſchmale und weiße; die äußere Fahne der erſten iſt ſchmutzig weiß, mit ſchwarzen Flecken mit gelbem Saum, und dieſer mit grauen; die innere Fahne iſt doppelt ſo breit; vom Schaft an laufen kurze Streifen gegen eine breite ſchwarze Längsbinde, welche ohngefähr zwei Zoll von der Spitze der Feder ſich endigt; die Spitze iſt roſtroth mit kleinen, Hirſen großen, weißen Punkten; der übrige Theil der Feder iſt lehmgelb, und die ſchwarzen Flecken, welche darauf find, haben einen braunen Saum; ſolcher Federn find zehn. Die übrigen Federn der zweiten Ordnung find noch verſchiedener; der innere Theil iſt faſt ganz weißgrau mit ſchwarzen, braungeſaumten Punkten; die äußern Fahnen aber tragen eine ganze regelmäßige Reihe Augenflecken längs den Schäften; zwiſchen den Augen laufen braunſchwarze Wellen— linien, auf weißem Grunde, gegen das Ende der Feder, wo ſie ſich in ſchwarze runde Fecken verlieren. Auf den längſten Federn ſind neunzehn Augenflecken, auf den kürzern nur fünfzehn; die vom Körper entfernteſten ſind olivengrün mit ver— ſchiedenen Abſtufungen; und unten an jedem Auge iſt ein weißer Fleck wie ein Lichtfleck, die obern Farben bilden dagegen den Schatten; um den Spiegel aber läuft ein ſchwarzer Saum. Die Länge des Männchens von der Schnabelſpitze bis zur Spitze der längſten Schwanzfeder iſt 5 Fuß 3 Zoll, und die Länge der mittlern Feder allein iſt 3 Fuß 8 Zoll, die Länge der langen Flügelfedern iſt 2 Fuß 10 Zoll. Wenn auch ſchon die Farben dieſes Vogels im Ganzen matt ſind, ſo bildet das Ganze doch einen ungemein ſchönen und ſonderbaren Anblick. Beim jungen Männchen iſt das düſtere Braun unregelmäßig rothgelb, braun und ſchwarz gefleckt; aber ſelbſt nach der erſten Mauſer bemerkt man noch keine Spur von Augenflecken; die Schäfte der Flügelfedern ſind ſchwarz; der Bürzel nicht ge— tigert, und die mittlern Schwanzfedern nicht länger, als die andern; die Schwungfedern ſind dunkelbraun, an den innern 255 Bärten ins Olivenfarbe ſchillernd. Erſt nach der zweiten Mauſer erſcheinen die Augenflecken. Das Weibchen gleicht dem Männchen gar nicht, obſchon es faſt dieſelbe Größe hat. Der größte Unterſchied beſteht in der Länge des Schwanzes und der Länge und Form der Flügel, allein dieſer macht das Weibchen ſcheinbar viel kleiner, und ſeine Länge beträgt nicht über 26 Zoll; die größte Breite der Flügel iſt nicht mehr als 13 Zoll 4 Linien; die Augeuflecken fehlen ganz; die nackten Theile am Hals ſind wie am Männchen. Die Hauptfarbe auf den obern Theilen iſt kaſtanienbraun, oder braungelb mit ſchwarzen Zeichnungen oder Zickzacklinien; der Schwanz it kaſtanienbraun, mit ſchwarzen Flecken und Streifen; die Schwungfedern dunkel rothbraun; diejenigen der zweiten Ordnung, welche bei den Männchen mit Augen verſehen find, find dagegen hier mit unregelmäßigen okerfarbigen Binden, wie mit chineſiſchen Lettern bezeichnet. Vaterland. Sumatra und das feſte Land von Indien, in dem Königreiche Pegu, Siam und Cambogia. Er iſt ſehr gemein in den Umgebungen von Malaka; ob ſie auch in China anzutreffen ſeyen, iſt, ungeachtet einiger Angaben von Latham und Sonnini, zweifelhaft. In Sumatra heißen dieſe Vögel Coo-ov. Im Jahr 1780 wurde der Argus zum er— ſtenmal nach Batavia gebracht, wohin er durch den holländiſchen Reſidenten de Bruin nach Malaka geſchickt wurde. Eigenſchaften. Nach Marsden, dem wir das wenige, was wir über dieſen Vogel wiſſen, zu danken haben, ſoll derſelbe ſich ſchwer zähmen laſſen und in der Gefangenſchaft nicht lange leben; er ſoll ſehr wild ſeyn, und ſein Geſchrei Coo feinem indiſchen Namen ähnlich ſeyn. In der Gefangenſchaft lieben fie die Dunkelheit, in der Freiheit aber fliehen ſie das Licht nicht mehr als andere Hühner. Der ſonderbare und merkwürdige Bau erhebt dieſen Vogel zu einer eigenen, ausgezeichneten Gattung. Bei keiner andern findet ſich etwas ähnliches in der Größe der Schwungfedern der zweiten Ord— nung. Dieſe Größe aber dient nicht zum Vortheil des Fluges; dieſe dreimal längern Federn haben ſehr ſchwache Schäfte, und die eigentlichen Deckfedern, welche ſonſt als auffliegende Anhaltspunkte die Schwungfedern unterſtützen, mangeln. Auch der lange Schwanz muß den Flug ſehr erſchweren, und ſo ſcheint das Fliegen dieſem Vogel ſchwerer anzukommen, als ir— gend einer andern Hühnerart. Wenn der Argus ſeinem Weibchen ſchmeicheln will, und um daſſelbe herumtanzt, ſo breitet er feine wunderſchönen Federn wie einen Fächer aus, ſchleift mit denſelben auf dem Boden, und verbreitet eben fo den er— habenen Schwanz fächerförmig, und der Vogel nimmt fo einen großen Raum ein. Nur durch dieſe Ausbreitung werden auch die Augen ſichtbar. Außerdem aber liegen die langen Federn an den Seiten des Schwanzes, deſſen kürzere Federn ſie überragen. K Von der weitern Lebensart und der Fortpflanzung iſt gar nichts bekannt. 7e Saft. Spornhuhn. Polyplectron. Eperonnier. Diplectron. Schnabel mittelmäßig, dünne, gerade, zuſammengedruͤckt, die Wurzel mit Federn bedeckt; die obere Kinn: lade gegen die Spitze gebogen. Die Naſenloͤcher ſeitlich, in der Mitte des Schnabels liegend, zur Haͤlfte mit einer nackten Haut bedeckt, und vorn offen. Fuͤße: drei Zehen nach vorn, einer nach hinten, die drei vor— dern durch eine kurze Haut verbunden; die Laufe lang und dünne, mit mehrern Spornen bewaffnet. Naͤgel klein, beſonders der der Hinterzehe. Fluͤgel kurz, die vier aͤußern Schwungfedern gleichmaͤßig abgeſtuft, kuͤr— zer als die fuͤnfte und ſechste, welche die laͤngſten ſind. Man hat wohl früher den einzigen hierher gehörigen Vogel zu den Pfauen gezählt, und ihn den doppelſpornigen Pfau genannt, dagegen wurde er von einigen der Gattung Faſan beigezählt, er unterſcheidet ſich aber von beiden. Er kann we— der den Schwanz erheben wie der Pfau, noch hat er die langen Rückenfedern des Pfaues, und der Schwanz iſt ganz ver— ſchieden, ſowohl vom Pfau als vom Faſan, und von jedem andern Huhn. Der Schwanz beſteht aus zwei Reihen von Fe— dern, die eine kürzere, ruht auf der untern längern, oder den wahren Schwanzfedern. Von den Faſanen unterſcheidet ihn der abgerundete Schwanz. Ausgezeichnet iſt die Gattung durch das beſtändige Daſeyn mehrerer Spornen, dieſe variren von vier bis ſechs; was aber beſonders merkwürdig iſt, ſie ſind meiſt ungerade, meiſt an dem einen Lauf drei, an dem andern zwei, wenn drei vorhanden ſind, ſo ſind zwei immer an ihrer Wurzel vereinigt, und zwar immer die beiden obern. Taf. 93. Der Chinquis. Polyplectron chin quis. Temm. Eperonnier chinquis. Kopf und Oberhals graubraun, die Kehle heller; Unterhals, Bruſt und Bauch find matt braun, mit braunſchwarzen gewellten Querbändern; die großen Schwungfedern bistrebraun und grau gefleckt; die Schäfte braun; die übrigen Flügel— federn, und alle Federn des Mantels ſind graugelblich, mit kleinen braunſchwärzlichen Binden, an der Spitze jeder Feder aber ſteht ein runder, grünblau in Gold und Purpur ſchimmernder Augenfleck, mit ſchwarzen, und dieſer mit weißgelbem Hof; Rücken, Bürzel und die großen Deckfedern des Schwanzes ſind matt braun, mit kleinen okergelben Flecken; die Schwanzfedern ſind mattbraun, mit eben ſolchen Flecken, ohngefähr ein Zoll von dem Ende jeder Feder ſteht aber ein doppelter Augenfleck, einer neben dem andern, durch den Schaft der Feder geſchieden; dieſe Augen ſind eben ſo ins Grüne, Blaue und Purpurfarbe ſchillernd, wie die andern, aber weniger glänzend als die auf dem Rücken; fie find ebenfalls ſchwarz eingefaßt, und um dieſe Einfaſſung geht eine andere matt graue. Der Oberſchnabel iſt an der Wurzel röthlich, an der Spitze ſchwarz; die untere an der Wurzel gelb, an der Spitze braun; um die Augen ſtehen einige hell— graue Federn, aber das Geſicht iſt nicht nackt; das Auge iſt lebhaft glänzend gelb; die Füße ſchwarz, die Spornen grau. 9 301 Länge des Männchens von der Schnabelſpitze bis zum Ende des Schwanzes iſt 22 Zoll, der Schwanz mißt nur DU, Das Weibchen unterſcheidet fich vom Männchen nur durch weniger glänzende Farben und einen kurzen Schwanz; ſtatt der Spornen ſind nur ſchwielige Höcker. Erſt nach der zweiten Mauſer erlangt auch dieſer Vogel ſein bleibendes Kleid und ſeinen Schmuck. 256 Vaterland. Dieſer Vogel lebt in China, und in der Gebirgskette des Himalaja, zwiſchen Thibet und Hindoſtan. Eigenſchaften. Der Chinquis iſt gar nicht wild, und läßt ſich leicht zähmen. Nach Verſuchen die man in Holland gemacht hat, würde er ſich eben ſo leicht an unſer Clima gewöhnen als der Goldfaſan. 8e Gatt. Truthahn. Meleagris. Dindon. Schnabel kurz, ſtark, obere Lade gebogen, comver und gewoͤlbt, die Wurzel mit einer nackten Haut bedeckt; an der obern Schnabellade eine haͤngende zapfenförmige Fleiſchwarze. Naſenloͤcher ſeitlich, in der Wachshaut ſtehend und zur Haͤlfte mit einer gewoͤlbten Haut bedeckt. Kopf und Hals mit Warzen bedeckt; an der Gurgel haͤngt eine ſchlaffe Haut. Der Schwanz beſteht aus achtzehn Federn, welche aufgerichtet und in einen Halbkreis verbreitet werden koͤnnen. Fuͤße, drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die drei vor— dern durch eine Haut verwachſen; am Lauf ein ſtumpfer Sporn. Fluͤgel kurz, die drei erſten Schwungfe— dern gleichmaͤßig abgeſtuft, und kuͤrzer als die vierte, welche die laͤngſte iſt. Dieſe Gattung, von welcher man, bis vor wenig Jahren, nur eine Art kannte, ſtammt aus Nordamerika und iſt noch jetzt dort im wilden Zuſtande anzutreffen. Seine leichte Erziehung und Zahmheit, ſein vortreffliches Fleiſch haben ihn in alle Länder verbreitet, wo die Europäer wohnen. Den Alten war er gänzlich unbekannt. Im Jahr 1542 wurde derſelbe in England eingeführt, und nach Sonnini ſoll der erſte Truthahn, der in Frankreich verſpieſen wurde, bei der Hochzeit Karl IX. im Jahr 1570 auf die Tafel gekommen ſeyn; Spanien beſaß ihn zuerſt, und bezog ihn aus Mexiko. Die zweite, viel ſchönere, neuentdeckte Art ſtammt aus der Bay von Honduras und könnte wahrſcheinlich eben fo leicht gelimatiſirt wer— den als der gemeine Truthahn. Wir wollen beide anführen. Der gemeine Truthahn. Meleagris gallopavo. Le Dindon ordinaire. Taf. 99. Der wilde Truthahn. Die wilden Hähne ſind viel größer als die zahmen, ſie wiegen von 20 bis 60 Pfund. Die Farbe des ganzen Körpers iſt immer einfärbig dunkelbraun; jede Feder iſt mit hellern einzelnen Wellenlinien bezeichnet; beim Männchen ſchillern die Farben in Bronze, oder ins Kupferrothe, jede Feder hat einen breiten ſchwarzen Rand und einen mattfalben Saum. Der zahme Truthahn. Die Hausgenoſſenſchaft hat die nemliche Wirkung bei dieſem Vogel gehabt, wie bei allen Hausthieren. Die Farben ſind ſehr veränderlich; es giebt ſchwarze, weiße, ſchwarz und weißgeſchäckte, weiß und gelbröthliche und aſchgraue. Die zuſammengeſetzten Farben beſtehen immer aus wellenförmigen Querlinien, die ſich am Schwanze gewöhnlich auszeichnen, indem derſelbe oft mit weißen und ſchwarzen Bändern geziert iſt. Die Schwungfedern ſind mehrentheils geſprenkelt. Ausgezeichnet iſt bei dem Männchen, im wilden und zahmen Zuſtand, der Büſchel harter, ſpröder, an der Spitze ge— krauster, ſchwarzblauer Haare, welche im dritten Jahre eine Länge von 5 bis 6 Zollen erlangen, und die mit der Wurzel auf einer angeſchwollenen Fleiſchwarze ſtehen. Das Weibchen iſt viel kleiner und hat ſtatt des Haarbüſchels eine bloße Warze am Unterhals; der kahle Kopf und Hals hat weniger und kleinere Fleiſchlappen und iſt mehr mit einzelnen Haaren und Federn beſetzt; der Fleiſchzapfen auf der Stirn iſt ſehr klein, und verlängert ſich nur unmerklich. Vaterland. Der Truthahn war ehemals in ganz Nordamerika, von Canada bis Mexiko, und bis zum Iſtmus von Panama, und auf den benachbarten Inſeln häufig; allein die ſteigende Bevölkerung hat ihn aus den meiſten Orten ver— drängt. Die Schwere ſeines Körpers verhindert einen ſchnellen und kräftigen Flug, und ohne alle weitere Vertheidigungs— mittel mußte die Art bald den beſſern Waffen der europäiſchen Coloniſten unterliegen. Hans Sloane ſah ihn noch im wil— den Zuſtand auf Jamaika, wo er drei bis viermal im Jahre brütete; auch auf den übrigen Antillen war er anzutreffen und in großen Schaaren fand er ſich in den weiten Ebenen, an den Ufern des Miſſuri und Miſſiſippi, wo er noch jetzt anzu— treffen ſeyn ſoll. Wilſon erwähnt ſeiner nur beiläufig und ſagt nur, es ſey gewiß, daß er ehmals in Penſylvanien häufig geweſen ſey. Sie fliegen in großen, zahlreichen Schagren von mehreren hunderten; leben den Tag über in Wäldern und Gebüſchen, wo ſſe ſich beſonders von Eicheln nähren; des Abends aber begeben ſie ſich in Sümpfe, wo ſie die Nacht zu— bringen. Sie ſetzen ſich auch auf Bäume, und man jagt ſie zuweilen mit dem Hühnerhund. Im September verlaſſen ſie die Wälder und nähern ſich mehr den Wohnungen. Sie ſind dann ſehr fett, und die Ureinwohner nennen den September den Truthahn Monat. Sie machen dann beſonders auf ſie Jagd und tödten ſehr viele, laſſen ſie gefrieren und bringen ſie in die vereinigten Staaten, von welchen indeß die Thiere ſich immer mehr entfernen. Sie ſind ſehr wild, und obſchon ihr Flug ſehr ſchwerfällig iſt, ſo wiſſen ſie ſehr gut zu fliegen und ſich ſo zu verbergen, daß ſie ſchwer zu entdecken ſind. Die gezähmten, welche man in Amerika hält, und frei laufen läßt, ſo daß ſie auch des Nachts nicht in Ställe geſperrt werden, ſind eben ſo ſehr ausgeartet und ſchwächlich geworden, wie die europäiſchen. Sie nähren ſich, außer den Eicheln, welche ſie ſehr fettmachen, noch von mehrern Waldfrüchten, und ihr Fleiſch hat einen viel angenehmern Geſchmack als das der zahmen, und iſt mit dem Faſanenfleiſch zu vergleichen. Eigenſchaften. Die intellectuellen Fähigkeiten des Truthahns ſind nicht ſehr entwickelt und unter allen Hühnerar— ten unſerer Höfe zeigt er am wenigſten. Ihr Betragen iſt aber fo ſonderbar wie ihre Geſtalt, und ihre Stellungen find . 257 beſonders im Zorn und zur Begattungszeit äußerſt lächerlich. Es iſt eine beſondere Eigenheit mehrerer Hühnerarten, daß fie zur Begattungszeit ſonderbare Stellungen und Gebärden machen, deren Zweck hauptſächlich der zu ſeyn ſcheint, ihren Weibchen zu gefallen. Auffallend bemerkt man dieſe Gewohnheiten bei den Waldhühnern, welche in der Vielweiberei leben, und wenn wir uns die Gebärden des Truthahns vorſtellen, ſo haben wir ein Gemälde von dem, was der Auerhahn zur Falzzeit thut. Jedermann kennt die ſonderbaren Stellungen des Truthahns zur Begattungszeit. Er wirft den Hals zurück und bildet ein lateiniſches 8, das Blut wird in die aufgeſchwollenen Fleiſchklunkern des Kopfes und Halſes gepreßt, der Naſenzapfen verlängert ſich, dieſe Theile werden lebhaft roth und blau; die Federn des Rückens und Unterleibs erheben ſich, mit dem Schwanze ſchlägt er ein Rad, die hängenden und ſteifen Flügel ſchleift er auf der Erde. Dieſes Aufrichten der Federn des Körpers ſcheint dadurch erleichtert zu werden, daß der Vogel viel Luft einathmet, welche, vermöge der Einrich— tung, bei den Vögeln auch die Luftzellen unter der Haut ausdehnt und in die Federſpulen dringt; von Zeit zu Zeit müſſen ſie mit dem Einathmen etwas nachlaſſen, und dann geben ſie die Luft unten ſonderbarem Pfauchen put, put, von ſich; da— bei ſchreiten ſie gravitätiſch einher und wenden ſich nach allen Seiten, und machen einen Kreis um die Weibchen. Die lautern, merkwürdigern Töne, das Kullern, laſſen ſie öfters hören. Stört man ſie in dieſer Stellung, ſo werden ſie ſehr böſe, laſſen die Federn etwas ſinken, kullern noch lauter und heller, und greifen auch wohl den Störer an; ſobald man ſie aber wieder in Ruhe läßt, ſo fangen ſie ihr Spiel von Neuem an. Das Kullern kann man auch nach Willen hervorrufen, wenn man ſie durch ſcharfe Töne oder laute Worte reizt, oder ihnen rothe Lappen oder Kleider vorhält, wodurch ſie in eine Art von Wuth gerathen, ſo daß ſie auf die Perſonen losſtürzen, und ſie mit Schnabel und Flügeln anfallen. Außerdem laſſen Hahn und Henne noch jene Töne put, put, ſehr oft hören, woher man ihnen auch den Namen Puter gegeben hat. Verwunderung und Furcht drücken ſie durch eine Art von Girren aus, und überhaupt verändern ſie ihre Töne oft auf mehrfache Art, und drücken dadurch ihre Leidenſchaften aus. Die Männchen ſind ſehr zänkiſch und beißen ſich oft unter— einander, wobei die Angriffe beſonders gegen die Fleiſchlappen gerichtet ſind; oft verwunden ſie ſich ſo, daß ſie daran ſter— ben. Die Weibchen ſehen ſolchen Streitigkeiten ſtaunend zu, und laſſen oft, wenn der Streit zu hitzig wird, laute Klage— töne hören. Auch mit den Haushähnen gerathen ſie oft in blutigen Streit, in welchem, ungeachtet der Größe, der Puter meiſt den Kürzern zieht, weil der Haushahn in ſeinen Bewegungen ſchneller iſt, und neben dem Schnabel noch an ſeinen Spornen mächtige Waffen hat. Ueberhaupt iſt der Puter dumm und furchtſam, und ein weit ſchwächerer Feind kann ihn in die Flucht jagen. Wenn ſie ſehr ſtreitſüchtig ſind, fo hat man ein ſonderbares Mittel fie zu zähmen, welches man auch bei den Haushähnen anwenden kann. Man fängt ſie, drückt ihnen den Kopf auf einen Tiſch, eine Steinplatte, oder an— dern harten und horizontalen Körper, und macht nun mit einer Kreide, indem man über den Schnabel hinfährt, einen ge— raden, dicken Strich, ſo bleiben ſie ſtarr liegen und ſehen immer den Strich an. Auch in der Hausgenoſſenſchaft leben ſie ſehr geſellig, und halten ſich gerne in Heerden zuſammen. Man kann ſie da— her auch leicht in ganzen Heerden halten, und mit einer Gerte von einem Ort zum andern treiben. Sie gewöhnen ſich bald an die Ställe und Höfe, und find überhaupt zu wahren Hausthieren ſehr geeignet. Die Steißmuskeln find am Männ— chen beſonders ſtark, und dienen daher zum Aufrichten der Schwanzfedern in ein Rad, doch haben ſie nicht die Stärke, wie bei den Pfauen. Sie ſollen ein Alter von fünfzehn bis ſechszehn Jahren erreichen. Die Reinlichkeit lieben ſie ſehr. Ihr Gang iſt langſam, doch können ſie bei Gefahren ziemlich ſchnell laufen. Der Flug iſt ſchwer und ſehr rauſchend. Sie ſitzen gern auf Bäume und erhabene Stellen, und ſchlafen des Nachts am liebſten auf Stangen, mit in den Federn verborgenen Kopf. Es iſt merkwürdig, daß ihnen Näſſe und Feuchtigkeit ſehr ſchädlich iſt, und beſonders die Jungen ſehr oft daran ſterben, da ſie doch im wilden Zuſtand ſumpfige Gegenden lieben, und ſogar in Sümpfen übernachten ſollen. Die Hausgenoſſenſchaft ſcheint überhaupt auf ihre Körperkraft und Größe ſehr nachtheilig gewirkt zu haben. Nahrung. Dieſe hat nichts beſonders von den übrigen Hühnerarten, ſie freſſen alle Arten von Getraide, Kleien von Waizen und Spelz oder Gerſtenſchrot macht ihre Hauptnahrung bei uns aus; dann giebt man ihnen auch Kohl, Erdäpfel, Rüben, Türkenkorn u. ſ. w., auch Inſekten lieben ſie ſehr. N Fortpflanzung. Die Truthähne leben in der Polygamie, und die Männchen ſind ſehr hitzig im Begattungstrieb, man giebt ihm zehn bis fünfzehn Hennen. Am liebſten wählt man zur Zucht große, ſtarke, grauſchwarze oder braune Hähne, benutzt ſie aber nicht länger als zwei Jahre, und zieht wieder andere nach. Die Hennen taugen fünf Jahre zur Zucht, und vom zweiten bis vierten Jahre am beſten. Zur Begattungszeit dürfen ſie nicht vom Hahn entfernt werden, wenn die Eier fruchtbar ſeyn ſollen. Die Henne legt ſelten über fünf und zwanzig oder acht und zwanzig Eier, und macht eine, auch wohl öfters zwei und ſogar drei Bruten, letzteres aber ſehr ſelten. Die Eier ſind weiß mit gelbröthlichen Punkten. Die Hennen legen ſie einen Tag um den andern, oder zwei Tage hinter einander und ruhen den dritten Tag. Sie tragen ſie an einen dunkeln Ort, aber nicht immer an denſelben, und vertragen ſie öfters bald da bald dorthin. Sobald die Henne ausgelegt hat, bleibt ſie auf dem Neſte ſitzen, dann muß man ihr die weggenommenen unterlegen. Die zwei erſten behält man und ißt ſie, da ſie meiſt unbefruchtet ſind. Mehr als 18 Eier legt man überhaupt nicht unter. Das Neſt macht man an einem ruhigen dunkeln Ort. Die Eier, welche man ihr unterlegt, verſucht man dadurch, daß man ſie in laues Waſſer legt, und nimmt dann nur die, welche unterſinken. Es giebt keine treuern Bruthennen als dieſe, daher braucht man ſie auch zum Ausbrüten aller Arten von größern Hausvögeln, Pfauen, Haushühnern, Faſanen, Enten. Sie brüten fo eifrig, daß man ihnen ihr Futter dicht neben das Neſt ſetzen, oder ſie alle Tage von den Eiern abheben muß, damit ſie nicht vor Hunger umkommen. Sie brauchen 26 bis 27 Tage. Die Jungen kommen raſch aus den Eiern und helfen ſich ſelbſt. Wenn man die Zucht im Großen treiben will, ſo macht man in einem Stalle zehn bis fünfzehn Neſter, und eine eigene Perſon muß für die Hennen ſorgen. Sind die Jungen ausgekommen, ſo übergiebt man wohl die Jungen von zwei Hennen einer einzi— gen, füttert die andern gut, und ſie ſchicken ſich von neuem zu einer zweiten Brut an. Die Jungen ſind ſehr zärtlich und verlangen eine ſorgfältige Pflege und Wartung, man muß ſie vor Regen, Kälte, rauher Witterung, Thau und ſtarken Sonnenſchein bewahren, da ſie dadurch leicht krank werden und umkommen. Bei ſchönem Wetter muß man ſuchen ſie bald ins Freie zu laſſen. Die Füße wäſcht man mit Brandtwein, weil ſie ſonſt leicht von dem Reiz der Brenneſſeln krüpplig werden. Das Futter, welches ihnen gereicht wird, iſt übrigens nicht verſchieden von dem aller jungen Hühner. Man muß ſie aber fleißig zur Speiſe nöthigen, da ſie im Anfange zu dumm ſind, ihr Fut— ter ſelbſt zu ſuchen. Später ſuchen ſie im Freien allerlei kleine Inſekten, Regenwürmer, kleine Schnecken und verſchiedene Kräuter. Nach der Erndte treibt man ſie, wo ſie in Menge gezogen werden, in die Stoppeln, wo ſie Getreide, Heuſchre— ken und Gras finden, und wenig Futter bei Hauſe bedürfen. Die menſchliche Erfindungskunſt hat es ſogar dahin gebracht, 65 258 alte Truthähne zum Ausbrüten zu bringen. Man reißt einem folchen die großen Federn am Bauche aus und wäſcht dieſe bloßen Stellen mit Brandtwein, worin geſtoſſener Pfeffer gelegen, oder man peitſcht fie mit jungen Neſſeln, dann bringt man ihn in eine dunkle Kammer, und legt ihm Eier unter. Die Haut juckt und brennt ihn, nun aber findet er durch das Aufſitzen auf den Eiern Linderung, und fängt ſo an zu brüten, nach vier und zwanzig Stunden giebt man ihm Futter und erleuchtet den Ort ein wenig, macht ihn aber wieder dunkel, wenn er gefreſſen hat. So brütet er fort, und führt und erwärmt nachher die Jungen gleich der Henne, und ſchützt ſie ſogar beſſer als die furchtſamen Hennen. Wenn die Hähne keine Weibchen haben, ſo treten ſie Hühner und Enten, jedoch ohne zu befruchten, doch will man Baſtarde von erſtern bekommen haben. N Feinde haben die Jungen an Habichten und Falken, die Henne erblickt aber den Raubvogel ſchon hoch in der Luft, ruft dann die Jungen mit kläglichen Tönen, und dieſe flüchten ſich unter ihre Flügel, oder die größern ins hohe Gras oder Gebüſch. Sobald der Raubvogel verſchwunden iſt, giebt ſie freundliche Locktöne und die Jungen kommen freudig aus ihrem Verſteck hervor. Sie ſind vielen Krankheiten unterworfen, beſonders die Jungen, von welchen viele ſterben. Der Hauptnutzen den wir von dieſem Thiere ziehen, beſteht in ſeinem vortrefflichen und ſchmackhaften Fleiſche. Die Eier ſind zwar eben ſo gut als Hühnereier, da aber ihre Zahl unbedeutend iſt, ſo iſt es auch ihr Nutzen für uns. Man kaſtrirt die Männchen auch, wodurch ihr Fleiſch viel zärter und ſchmackhafter wird. Taf. 100. Der geaͤugte Truthahn. Meleagris ocellata. Dindon oeille. Lemm. pl. col. 112. Dieſer herrliche Vogel vereinigt die Form des Truthahns mit einer Federpracht, worin er dem Pfau wenig nachſteht. Die Größe hat er mit den gemeinen Truthahn gemein. An der Schnabelwurzel hängt ein ähnlicher Fleiſchzapfen. Der Kopf und die obern zwei Drittheile des Halſes ſind nackt; Geſicht und Vorderkopf ſind wahrſcheinlich roth, Hinterkopf und Hals blau. Ueber jedes Auge läuft eine Reihe von fünf oder ſechs fleifchigen Höckern, und auf der Mitte des Kopfs ſitzt ein anderer Haufen von fünf, welche ſich nahe ſtehen; an jeder Seite des Halſes ſteht eine ſehr regelmäßige Reihe von ſechs oder ſieben Fleiſchwarzen, eine von der andern gleich weit entfernt; vorn am Halſe ſtehen dagegen keine, und man ſieht weder hängende Häute noch Karunkeln daſelbſt, auch der Haarbüſchel an der Bruſt fehlt wahrſcheinlich. Alle Federn an den obern und untern Theilen ſind wie beim Truthahn gerade abgeſchnitten. Am Halſe, am obern Theile des Rückens, auf den Schultern und an allen untern Theilen ſind ſie grün, in Bronze ſchillernd, mit zwei Saumlinien, die innere iſt ſchwarz, die äußere goldgrün. Auf dem Rücken und gegen den Unterrücken geht das Grüne jeder Feder immer mehr ins Blaue über und wird endlich herrlich ſaphirhlau, nach dem Lichte auch ins ſmaragdgrüne ſchillernd; die golden bronzene Säumung wird immer breiter und glänzender, und ſchillert endlich ins Kupferrothe, bei gewiſſem Lichte fait fo ſchön, als an der Kehle bei den Colibris, welche Rubin Topas (Trochilus moschitus) heißen. Der Glanz dieſes rothgoldenen Sau— mes iſt um ſo merkwürdiger, da er von dem blau und grüne Theil der Feder durch eine ſammetſchwarze Linie getrennt iſt. Der nicht ſichtbare Theil der Bürzelfedern iſt aſchgrau, braunſchwärzlich geſtrichelt, bei den Deckfedern des Schwanzes wird dieſer Theil breiter und ſichtbar; ſo daß der blaugrüne Fleck allenthalben ſchwarz eingefaßt wird, wobei der herrliche roth— goldene Raum auch noch vorhanden iſt, fo entſtehen hier, wie beim Spornhuhn (Polypleetron) grünblaue Doppelaugen, aber unendlich ſchöner, als bei jenem. Wenn man diejenigen am Ende des Schwanzes mitrechnet, ſo zählen ſich vier Rei— hen ſolcher Doppelaugen, welche durch den grau braunſchwarz geſtrichelten Raum getrennt werden. Die Federn an den Seiten und unter dem Schwanze ſind denen auf dem Bürzel ähnlich, aber dunkler grün und das Gold iſt röther. Die kleinen Deckfedern der Flügel ſind ſmaragdgrün mit ſchmalem ſammetſchwarzen Saum; die großen Deckfedern der zweiten Ordnung ſind herrlich golden kupferroth, der unſichtbare Theil iſt ſmaragdgrün, mit grauer und weißer Zeichnung. Die Afterflügel ſind braunſchwarz, mit ſchmalen, weißen queren und ſchiefen Bändern; ebenſo ſind die Schwungfedern, aber der äußere Rand des letzten iſt weiß, und bei gefaltetem Flügel bildet dieſer weiße Rand einen breiten weißen Streif in der Mitte des Flügels; die nächſten am Rücken liegenden Federn haben das Braunſchwarze mit Goldglanz. Alle untern Theile des Flügels ſind weiß und graubraun bunt. Der Schwanz iſt abgerundet und beſteht aus 14 Federn. Die Schenkel ſind ſchwärzlich; die Läufe etwas höher als beim gemeinen Truthahn und mit einem verhältnißmäßig viel ſtärkern Sporn ver— ſehen als bei dieſem; die Farbe ſcheint ſchön roth zu ſeyn. Die ſchönſten wilden Truthähne haben zwar den Grund ihres Gefieders bronzefarbig, ins Kupferfarbe ſchillernd, mit breitem, ſchwarzem und ſchmalem, mattfalbem Saum; aber nirgends Augenflecken. Vaterland. Dieſer überaus ſchöne Vogel, der ſich wahrſcheinlich eben fo gut zähmen ließe, als der gemeine Trut— hahn, wurde an der Honduras Bay von Schiffern, welche Campecheholz fällten, entdeckt. Von drei Exemplaren, welche ſie ſahen, gelang es ihnen eines lebendig zu fangen. Dieſes ſchickten ſie an Sir Heinrich Halfort, Arzt des Königs von England, aber unglücklicher Weiſe ertrank er in der Temſe, kam dann ins Büllokiſche Muſeum, und beim Verkauf dieſes in die königliche Sammlung in Paris. Es iſt der einzige, welches bis jetzt noch in einer Sammlung vorhanden iſt. 97e Gatt. Perlhuhn. Numida. Peintade. Schnabel kurz, ſtark, obere Lade gebogen, conver und gewoͤlbt, die Vaſis mit einer nackten Haut bedeckt. Naſenloͤcher ſeitlich, in der Wachshaut liegend und durch einen Knorpel getheilt. Kopf nackt oder beſiedert; auf der Stirn ſitzt ein knoͤcherner Helm, oder ein Buſch langer Federn. Fuͤße, drei Zehen nach vorn eine nach hinten, die vordern durch eine kurze Haut verbunden; kein Sporn. Der Schwanz kurz, haͤngend, aus 14 bis 16 Federn beſtehend, von den Deckfedern faſt verborgen. Flügel; kurz die drei erſten Federn abgeſtuft, kuͤr— zer als die vierte, welche die laͤngſte iſt. 259 Dieſe Hühner bewohnen nur die alte Welt, und das gemeine Perlhuhn ſtammt aus Afrika. Die Römer und Griechen kannten es ſchon, und nannten es Meleagris oder Numidiſches Huhn. Durch eine Verwechslung wurde dieſer Name dem Truthahn gegeben und das Perlhuhn Numida genannt, obſchon es auch nicht aus Numidien, ſondern eher aus Nubien nach Eurova kam. Die Römer machten aus demſelben viel Weſens, und ſchätzten ſein Fleiſch ſehr hoch. Sie wandten viele Mühe auf ſeine Zucht, allein ſie verloren ſich wieder aus Europa, wohin ſie dann zum zweitenmal aus dem weſtlichen Afrika nach Europa gebracht wurden, jetzt find fie wie die Truthühner in allen wärmern europäiſchen Colonien verbreitet. Dieſe Verbreitung wäre noch ſtärker, wenn nicht das beſtändige Geſchrei das Halten des Vogels unangenehm machte. Die beiden andern Arten ſind nicht gezähmt. Taf. 100. Das gemeine Perlhuhn. Numida meleagris. Peintade meleagride. Der Schnabel iſt kurz, dick, oben ſtark, aber ſtumpf zugebogen, bald gelb, bald röthlich, bald hornfarben, an der Wurzel roth; der ganze Kopf iſt federlos, die langen ſchwarzen, in der Höhe ſtehenden Haare ausgenommen. Auf dem Kopfe ſteht ein ſchwieliger Knoten oder Helm, in Geſtalt eines abgeſtutzten Kegels mit der Spitze nach dem Nacken gezogen. Der Kern it knorpelartig, ſchwielig, und der äußere Ueberzug beſteht aus einer trockenen, runzelichten Haut, die ſich über den Hinterkopf und deſſen Seiten erſtreckt; die Farbe iſt röthlich; Backen und Seiten des Kopfs find weiß, ſo wie auch die Augengegend. Von jeder Seite des Oberſchnabels hängt ein rundlichter Lappen herab, der auf beiden Seiten wie ein Schnurrbart ſich ausbreitet und mit der Naſenhaut zuſammenhängt, Kehle Hals und Nacken ſind von Federn entblöst und mit ſchwarzen einzelnen Haaren bedeckt, aber ſchön dunkelblau. Alle Theile des Körpers, oben und unten ſind ſchwärzlich ſchieferfarb, mit weißen, oben kleinern, unten größern runden Flecken, wie Perlen beſetzt. Die Schwungfedern aber ſind weiß. Die Federn am Hinterhals, den Schultern und der Kropfgegend find röthlichgrau ungefleckt. Die Beine ſtark, dick und etwas plump. Die Augen ſind hellbraun. Das Weibchen iſt gleich groß, aber der Helm auf dem Kopfe kleiner. Länge 22 Zoll. Zuweilen giebt es ganz weiße Perlhühner, dieſe ſind aber ſelten, häufiger ſind ſolche mit weißlicher Farbe, oder grau— liche mit weißen Flecken. Varietäten mit weißer Bruſt ſind häufig. Vaterland. Das urſprüngliche Vaterland des Perlhuhns iſt Afrika, beſonders der ſüdliche Theil, man findet es häufig vom Vorgebirge der guten Hoffnung bis nach Guinea in großen Truppen. Da die Römer dieſes Thier numidiſches Huhn nannten, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß es auch in Nordafrika zu Hauſe war; Temmink ſagt, ſie ſeyen aus Nubien nach Rom gekommen. Mehrere Bruten geſellen ſich zuſammen und bilden große Geſellſchaften, die zu beſtimmten Tagszeiten ſich nach den Brunnen, oder den nahen Flüſſen begeben, um ſich zu kühlen. Gegen Abend ziehen ſie in die Waldungen zurück, und brin— gen die Nacht auf Bäumen zu. Eigenſchaften. Die Perlhühner find unruhige, lärmende Vögel, unaufhörlich ſchreien fie mit ſcharfer Stimme krük, krük, und wenn ſie müde vom Schreien ſind, ſo rufen ſie, chi ki. Sie ſind ungemein zänkiſch, und leben mit andern Hausgeflügel in een Streit und Zank, und ihre Stärke bedingt meiſt ihre Herrſchaft. Sie ſind ſchwer aufzuziehen, und dies, nebſt den unangenehmen Eigenſchaften ihres Geſchreis und ihrer Zankſucht, macht, daß man ſie, ſo angenehm und vortrefflich auch ihr Fleiſch iſt, doch ſelten hält. Man hat auch verſucht ſie, wie die Faſanen, im Freien zu erziehen, aber die Verſuche ſind nicht gelungen, und die neben ihnen gezogenen Faſanen verlieſſen die Gegend. Das Fleiſch in der Freiheit gezogenen Perlhühner ſoll aber noch an Geſchmack gewonnen haben. Die wilden Perlhühner ſind kleiner als die zahmen, und der Helm derſelben iſt kleiner und ſchmächtiger. Sie laufen hurtig umher, und zwar meiſt nur auf den erſten Gelenken der Vorderzehen, richten dabei den Hals ſtehts in die Höhe, tragen die Flügel unter dem Schwanze, aber auch dieſen breiten ſie nicht aus, ſondern laſſen ihn hangen, daher haben ſie ein buckliches Anſehn. Der Flug iſt beſchwerlich, wegen der Kürze der Flügel. Die Henne ſchreit anders als der Hahn, und ihr Geſchrei tönt wie Gock acht, etliche male wiederholt. Die Luftröhre iſt in ihrem Bau ganz verſchieden von dem Bau dieſer Theile bei den Haushühnern und Faſa— nen, ſie beſteht aus ganzen knöchernen Ringen, zwiſchen welchen häutige ſich e Durch dieſe Einrichtung kann ſie verlängert und verkürzt werden, wozu zwei Paar Muskeln dienen, welche der ganzen Länge nach laufen. Ungefähr ein Zoll vom untern Luftröhrenkopfe entfernt ſind die Ringe 1 0 und vollkommen cylindriſch, aber ganz nahe an einander ſtehend; gegen unten, an jeder Seite der Röhre, entſtehen fünf Häute, auf welche drei Ringe des untern Luftröhrenkopfs folgen, aus welchen die Bronchien entſtehen; dieſe werden aus platten Halbringen gebildet, welche an Länge immer abnehmen. Dieſe Einrichtung ſcheint beſonders das Geſchrei des Perlhuhns zu begründen. Der Darmkanal iſt kürzer als bei den Haushühnern, daher il auch ihr Appetit größer und ſie bedürfen mehr Nahrung. Sie lieben, wie die Pfauen, erhabene Orte, ſetzen ſich am Tage zuweilen auf Mauern, Zäune, Dachfirſten und Bäume. Bei ſtrenger Winterkälte dürfen fie nicht aus dem Stalle, und ſie können überhaupt weder große Kälte noch Näſſe vertragen, da ſie aus einem warmen und trockenen Clima abſtammen. Nahrung. Sie ſuchen ihre Nahrung weniger fleißig auf, als die Haushühner, und müſſen daher täglich zweimal mit Gerſten, Waizen, Hirſen oder Haidekorn, gefüttert werden. Im Freien ſuchen ſie Heuſchrecken, Käfer, Würmer, Ameiſenpuppen, freſſen auch allerlei Pflanzentheile. Fortpflanzung. Sie leben in Polygamie, ein Hahn kann ſechs bis zwölf Hennen befruchten und iſt ſehr hitzig, ſo daß er ſich in Ermangelung eigener Weibchen, auch wohl mit den Haushennen begattet, woraus Baſtarde entſtehen, die aber ſelbſt nicht fruchtbar ſind. Die Henne legt ſechszehn bis vier und zwanzig Eier. Dieſe ſind hart und rauhſchalig, gelb— lich oder roſtroth, bis zum ziegelrothen abändernd, mit kleinen undeutlichen Punkten. Die Brütezeit dauert vier und zwanzig Tage. Da die Perlhenne ſelten gut brütet, ſo thut man gut, die Eier einer Truthenne unterzulegen, oder auch einer Haushenne: auch ſchon darum, weil fie die Jungen beſſer warten. Die Zungen find ſehr zärtlich und verlangen viel Auf— ſicht und Sorgfalt, noch mehr als die Truthühner. 260 Fleiſch und Eier find vortrefflich, und deswegen allein werden fie auch gehalten, da ſonſt ihr fatales Geſchrei fie fait unleidlich macht. Die beiden andern bekannten Arten des Perlhuhns find. Das buſchige Perlhuhn. Numida cris- tata. Peintade cornu. Man findet fie wild im ſüdlichen Afrika. Geſchrei und Lebensart iſt dieſelbe wie beim gemeinen Perlhuhn, und das gehaubte Perlhuhn, N. mitrata, auf Madagaskar und den benachbarten Theilen des feſten Lan— des von Afrika. 10* Gatt. Dickſchnabelhuhn. Talegalla. Lesson. Tulegalle. Schnabel ſehr ſtark, ſehr dick, ein Drittheil ſo lang als der Kopf, oben zuſammengedruͤckt, die obere See gewoͤlbt, und zum Theil zwiſchen die Federn an der Stirn eintretend; die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, ablang eifoͤrmig, durch eine breite Haut, eindringend; die untere Schnabellade weniger hoch aber breiter als die obere, unten faſt gerade, an der Spitze abgeſchnitten, in Form einer Floͤtenmuͤndung, mit glattem Rande, und ausgebreiteten Schenkeln, zwiſchen welchen die Haut mit Federn bedeckt iſt; Backen ganz nackt; Kopf und Hals befiedert; Fluͤgel abgerundet, mittelmaͤßig lang; die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die zweite etwas laͤnger, die dritte die laͤngſte von allen, die vierte und fuͤnfte wieder kuͤrzer; der Schwanz ziemlich lang, abgerundet; die Laͤufe ziemlich ſtark, mittelmaͤßig lang, vorn mit ſtarken Schildern; Zehen lang, die auf ſere am kuͤrzeſten, die drei vordern mit einem Hautſaum verbunden, der zwifchen der aͤußern und mittlern brei— ter iſt; Nägel conver, unten platt, leicht gebogen und mittelmaͤßig ſtark; die Hinterzehe ſehr lang und ganz anf dem Boden aufſtehend, mit ſtarkem Nagel. Taf. 100. Cùvieriſches Dickſchnabelhuhn. Talegalla Cuvieri. Talegullèe de Cuvier. Less. Zool. de la Coquill. p. 38. Schnabel roth, Geſicht und Seiten des Halſes nackt und fleiſchfarb; ein Fleck hinter dem Auge gelblich. Scheitel und Hinterhals mit ſchmalen und zerſchliſſenen Federn von ſchwarzer Farbe bedeckt; Kehle, Vorderhals und Unterhals hell bräunlich leberfarben; alle übrigen Theile des Körpers ſchwarz. Schwanz ziemlich lang, und am Ende abgerundet, eben— falls ſchwarz; die Flügel abgerundet, kurz, reichen kaum bis an die Schwanzwurzel. Läufe nackt, ohne Sporn und graulich. Größe einer kleinen Haushenne. Vaterland. Neuguineg. Lebensart unbekannt. Die Familien der Hokkos, der Pauxis und der Penelopen, oder der ſudamerikaniſchen Waldhuͤhner. Dieſe Hühner leben in großen Truppen, und bewohnen die weiten Waldungen von Südamerika. Sie ſind nicht ſehr wild, ihr Charakter iſt ſanft, ſtill und ohne Mißtrauen, wenn ſie in einſamen Gegenden leben. In der Nähe der bewohn— ten Orte aber ſind ſie viel wilder, da ſie immer den Verfolgungen der Jäger ausgeſetzt ſind, und ſich beſonders vor dem Knallen des Feuergewehrs fürchten. Sie laſſen ſich leicht zahm machen, und werden ſo familiar als alle andern Vögel un⸗ ſerer Höfe, wie die Truthühner, Pfauen u. ſ. w. Allein es hält ſchwer ſie zum Brüten zu bringen, doch iſt es Herrn Ameshof in Holland gelungen, ſo daß er wirklich viele Junge erziehen, und ſeine Tafel mit dem koſtbaren Fleiſche der— ſelben bedienen konnte. Dieſes Fleiſch iſt weiß und von vortrefflichem Geſchmack, und übertrifft noch dasjenige der Faſanen und Perlhühner. Im wärmern Europa würde es ohne Zweifel nicht fo viele Mühe koſten, dieſe vortrefflichen Vögel zu zie— hen und unſere Hühnerhöfe damit zu bevölkern. Es iſt indeß ſehr auffallend, daß die ſüdamerikaniſchen Coloniſten damit nicht Verſuche angeſtellt haben, was wahrſcheinlich der Trägheit zugeſchrieben werden muß, welche das warme Clima her— vorbringt. Wir ſelbſt ſahen in einer Menagerie Hokkos, welche ungeſcheut unter den Zuſchauern herumliefen und ihnen Brod aus der Hand fraßen, was bei Faſanen nicht der Fall iſt, als etwa beim Silberfaſan. Die in Holland erzogenen Hokkos waren fo zahm wie die Haushühner, liebten die Nähe der Menſchen, und ſuchten ihre Geſellſchaft ſogar. Sie ſuch— ten nicht zu entfliehen; kamen regelmäßig des Abends in die ihnen angewieſenen Ställe, und legten und brüteten ihre Eier. Sie leben in der Polygamie, und ein Hahn hat fünf oder ſechs Weibchen. Die verwandten Arten begatten ſich ſelbſt leicht unter einander und zeugen fruchtbare Junge, ſo daß es wahrſcheinlich iſt, daß man in der Hausgenoſſenſchaft von ihne: vielleicht eben ſo viel Varietäten erhalten würde, als von den Haushühnern. Nach und nach an die kältern Gegenden ge— wöhnt, und in denſelben geboren, würden ſie ſich gewiß bald aklimatiſiren und nach einigen Generationen eben ſo gut ge— deihen, als die Pfauen und Perlhühner, welche auch aus ſo heißen Climaten ſtammen. Sie freſſen gezähmt auch alles, was unſere Haushühner genießen. Mais ſcheint ihnen beſonders angenehm, und eben ſo ſollen ſie Liebhaber von Neſſeln ſeyn. Die Pauris find freundliche, wenig lärmende und fanfte Vögel. Sie leben mit allen andern Hofgeflügel in gutem Ver— nehmen, weit beſſer als die Perlhühner. Ihr Gang iſt gravitätiſch; ſie fliegen wenig, ſchwer und nur kurze Strecken, laufen aber ſehr ſchnell, laſſen dabei den Schwanz hängen, breiten ihn aber zuweilen horizontal aus. Ihr Geſchrei läßt ſich mit dem Silben Bo-hie ausdrücken, daher auch der Name Pori oder Pauxi ſtammen mag. Neben dieſen Ton laſſen fie noch einen andern höhern und angenehmern von ſich hören, zu deſſen Bildung wahrſcheinlich die ſehr lange Luftröhre dient, welche mehrere Krümmungen bildet: zuweilen geben ſie auch ſummende, oder leiſe trommelnde Töne von ſich, die aus der Bauchhöhle heraufzukommen ſcheinen, ſo daß ſie gleichſam Bauchredner ſind. Die Luftröhre aller drei Gattungen zeichnet 261 fich nur durch ihre Länge aus. Sie macht unmittelbar unter der Haut eine oder mehrere Windungen, und geht erſt dann in die Bruſt, wo ſie ganz einfach iſt, und nicht, wie bei den Kranichen und Singſchwanen zuerſt in den Kamm des Beni knochens. Temmink hat die Luftröhren aller drei Gattungen abgebildet. Man hat früher alle drei Gattungen in eine zuſammengenommen, allein ſie zeigen wirkliche Verſchiedenheiten. Zwar ſind ihre Sitten, ihre Größe, ſelbſt ihre Farben ſich ähnlich, aber dennoch hat jede derſelben ihre charakteriſtiſchen Merk— male, welche ſie deutlich unterſcheiden. Die Hokkos und Poxis ſind große ſchwere Vögel, von der Größe der Truthühner und Auerhühner, und haben auch mit den letztern einige Aehnlichkeit. Die Flügel ſind nach Verhältniß der Körpergröße ſehr kurz; die vier erſten Schwung— federn find die kürzeſten und gleich abgeſtuft, die fünfte und ſechste find die längſten; der Schwanz iſt lang, und beſteht aus zwölf ſtarken und breiten Federn; die Beine ſind lang, ſtark; die Zehen lang, drei nach vorn, einer nach hinten; keine Spornen. Sie leben geſellig, die Penelopen dagegen nicht, und nur ſelten ſieht man mehrere beiſammen. Alle drei Gattungen niſten auf Bäumen, und das Weibchen legt mehrere Eier, und die Jungen laufen gleich, ſo wie ſie aus den Eiern kommen, ſo daß es wahrſcheinlich iſt, die Mutter trage ihre Jungen, gleich nachdem ſie ausgekommen, auf den Bo— den, indem ſie eines um das andere in den Schnabel nimmt, wie man dies auch bei den wilden Enten ſieht, welche ihre Eier auf Baumſtrünke legen, wie unſere Stockente und mehrere amerikaniſchen Arten. Bei den Enten iſt es das Männ— chen, welches dieſes Geſchäft übernimmt, während das Weibchen auf der Erde die Jungen um ſich verſammelt. Vieillot ſah auch an einer amerikaniſchen Schnepfe, daß ſie ihre Jungen im Schnabel forttrug. Da ſich in der Hausgenoſſenſchaft die Arten der Hokkos untereinander begatten, und Junge zeugen, ſo frägt es ſich, ob nicht auch in der Freiheit dies zu⸗ weilen geſchehe? Temmink ſcheint dies wirklich zu glauben, allein wenn wir die Analogie zu Hülfe nehmen, ſo iſt es ſchwer zu glauben, und was in der Gefangenſchaft aus Mangel an Weibchen geſchieht, geſchieht in der Freiheit nicht, be— ſonders bei ſolchen Vögeln, welche in Geſellſchaft leben, und daher nie Mangel an Weibchen haben können. Daß es aber in der Gefangenſchaft geſchieht, beweist die nahe Verwandtſchaft der Arten. 11 Gatt. it o. G Da oe Schnabel mittelmaͤßig lang, zuſammengedruͤckt, an der Wurzel hoͤher als breit; obere Kinnlade erhoben und gewoͤlbt; von der Wurzel an gekruͤmmt; die Wurzel mit einer Wachshaut bekleidet. Naſenloͤcher ſeitlich, laͤnglich, die Wachshaut durchdringend, mit einer Haut, zur Haͤlfte oben geſchloſſen, vorn offen. Kopf mit einem aus gekruͤmmten Federn beſtehenden Federbuſche geziert. Fluͤgel kurz, die drei erſten Federn abgeſtuft, kuͤrzer als die vierte. Schwanz ziemlich lang und etwas haͤngend, abgerundet. Fuͤße, die Laͤufe glatt; die drei vordern Zehen mit einer Haut vereinigt, die Hinterzehe mit dem Lauf eingelenkt. Taf. 101. Der große ok k o. Crax Allee tor. Hocco Mituporanga. Das dunkelbraune Auge ſteht mitten in einem breiten, nackten Raum von ſchwarzgelber Farbe, welcher fich bis zum Schnabel erſtreckt und die ſchön gelbe Wachshaut bildet. Der Federbuſch den der Vogel nach Willkühr erheben und legen kann, iſt nach dem Alter zwei bis drei Zoll lang, und beſteht aus ſteifen, an ihrer Spitze nach vorn gekrümmten und fri— ſirten Federn; dieſer, Kopf, Hals und alle obern Theile ſind ſchwarz, ins Grünliche ziehend; der Schwanz iſt bei einigen ebenfalls ganz ſchwarz, bei andern haben die Federn deſſelben eine weiße Spitze; der Unterleib und die untern Deckfedern des Schwanzes find dagegen immer rein weiß. Die Weibchen haben vollkommen dieſelbe Farbe, nur der Federbuſch iſt klei— ner, und das Schwarze mehr matt, der Schnabel an der Spitze grau, und die Federn in der Gegend des Kropfes endigen mit einer grauen Linie, wahrſcheinlich aber nur bei jüngern. Vor der erſten Mauſer ſind die Federn des Federbuſches nicht gekräuſelt, ſondern gerade und ſchwarz und weiß geringelt, Hals und Bruſt matt ſchwarz; alle obern Theile des Körpers, Flügel und Schwanz, haben weißröthliche breite Bänder, welche auf dem Rücken ſchmäler ſind; Bruſt, Bauch und Schen— kel ſind roſtfarben, ſchwarz gebändert, Unterleib und die untern Deckfedern des Schwanzes ſind hell roſtfarb; die Füße grau röthlich. Die Bänder verſchwinden mit dem Alter ganz. Ganze Länge 2 Fuß S Zoll. 5 Vaterland. Mexiko, Braſilien, Gujana, bis Paraguay. Die Mexikaner nannten ihn Tepetotoll oder Bergvogel, und die Spanier Bergtruthahn. Dieſer Hoffo zieht auch Gebirgsgegenden den Ebenen vor, und bewohnt die dickſten Wäl— der. Er beſteigt die höchſten Bäume. Eigenſchaften. Das Kleid dieſes Hokko iſt zwar einfach, aber doch zierlich. Sein Charakter iſt geſellig und fried— lich. Sein Fleiſch iſt eben ſo geſund als angenehm, und für die Bewohner jener Gegenden, ſo wie für die durch die Wäl— der Reiſenden eine reiche und vortreffliche Nahrungsquelle. In zahlreichen Haufen findet man ſie in den weiten Wäldern, mit denen dieſe Gegenden noch bedeckt ſind. Sie haben indeß nichts wildes an ſich, als ihren Aufenthalt; Sanftheit und Stille zeichnet dieſe Vögel aus, ſie ſcheinen die Gefahren weder zu kennen noch zu fürchten; ſorglos für ihre Erhaltung fliehen fie nicht. Sonnini erzählt, er habe ſich in Gujana oft mitten unter ihren Truppen befunden, ohne daß fie vor ihm geflohen wären. Man kann ſich ihrer daher auch ohne alle Mühe bemächtigen, und ſelbſt mehrere durch Flintenſchüſſe er— legen, ohne daß die andern ſich ſchnell entfernen, ſie fliegen nur von einem Baume zum andern. Allein ſo findet man ſie nur in einſamen öden Gegenden. In der Nähe menſchlicher Wohnungen ſind ſie ſcheu und furchtſam; alles beunruhigt fie, und bei jedem Geräuſch fliegen fie weg. Dieſe beſtändige Thätigkeit, und die Nothwendigkeit ſchleuniger Flucht, geſtat— tet ihnen nicht, ſich in große Haufen zu vereinigen, und man ſieht ſie nur in Geſellſchaften von zwei oder drei, daher mag es auch kommen, daß Azara ſagt, ſie leben in Paraguay nur paarweiſe. Kein Vogel kann leichter gezähmt werden, und 66 262 Sonnini ſah in Cayenne ganze Schaaren in den Straßen herumlaufen; nichts erſchreckte ſie; fie beſuchten die Häuſer, und ſprangen ſelbſt auf die Tiſche um ſich Nahrungsmittel zu verſchaffen, und obſchon fie im Freien brüteten, kannten fie doch die Häuſer ſehr genau, wo man ihnen etwas zu freſſen gab. Da ſie erhabene Orte zum Schlafen lieben, ſo fliegen ſie des Abends auf die Dächer der höchſten Häuſer. Es würde daher blos einiger Generationen bedürfen, um fie ganz an unſer Clima zu gewöhnen und fie eben fo zu benutzen, wie die Pfauen und Truthühner. Herr Ameshof hielt in Holland viele, welche mit den übrigen Bewohnern des Hühnerhofs im beſten Einverſtändniß lebten, und man würde ſie jetzt noch in Hol— land vorfinden, wenn man ſich mehr Mühe hätte geben wollen, ſie allgemein zu verbreiten. Nahrung. Allerlei Früchte, welche die Wälder ihres Vaterlandes hervorbringen, beſonders lieben ſie die Früchte der brennenden Thoa, (Thoa urens), welche fie ganz verſchlucken. Sie find überhaupt keine Koſtverächter, und freſſen ohne Unterſchied Mais, Reis, Brod, Caſſaven, Bananen, Pataten und alle Arten Früchte. Fortpflanzung. Wie die meiſten Vögel der heißen Climate haben ſie in Braſilien und Gujana keine beſtimmte Brutzeit, doch brüten ſie häufiger in der Regenzeit, welche in Gujana ſieben bis acht Monate dauert, als während der trockenen Jahrszeit. Sie machen nur eine Brut im Jahr, und ſind keine Neſtkünſtler. Auf einige ſtarke Aeſte, legen ſie einige dürre Reiſer, zwiſchen welche ſie Strohhalme oder Grashalme einflechten und das ganze mit Blättern belegen. Das Weibchen legt drei bis ſechs Eier, von der Größe und Form, wie diejenigen der Truthühner, aber ganz weiß. Ihre Jagd iſt leicht, und der menſchlichen Geſellſchaft leiſten ſie Nutzen durch ihr treffliches Fleiſch, der allfällige Schaden in bewohnten Gegenden möchte ſich etwa auf einige Feldfrüchte beziehen. Die übrigen Arten dieſer Gattung find: Der rothe Hokko. Crax rubra. Hocco Coxolitli. Temm. Aus Peru. Der Hokko mit Fleiſchlappen. Crax carunculata. Hocco à barbillons. Temm. Braſilien. Der Teucholi. Grax globicer a. Hocco Teucholi. Mexiko, 12 Gatt. Po x i. Pa ux i. Pauri. Temm. Ourax. Cuv. Schnabel kurz, ſtark, zuſammengedruͤckt, gewoͤlbt conver; die Baſis der obern Schnabellade erweitert ſich in eine hornartige Subſtanz, welche hart und erhaben iſt. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich nahe an der Stirne, hinter der hoͤrnernen Kugel verborgen, nach unten offen. Fuͤße: Laͤufe lang, glatt, die drei vor— dern Zehen durch eine Haut verbunden; die Hinterzehe mit dem Lauf eingelenkt, beruͤhrt aber den Boden zum Theil. Fluͤgel kurz, die vier erſten Schwungfedern abgeſtuft, die ſechste die laͤngſte. Taf. 101. Der Poxi mit dem Stein. Ourax galeata. Pauxi d pierre. An der Schnabelwurzel erhebt ſich eine Art von Helm, oder eine ſteinharte Kugel, die bei Alten gefurcht erſcheint. Das Innere iſt hohl, und zellig und kann mit Luft gefüllt werden, da eine Oeffnung vom Schnabel aus in ſie führt; bei Jungen iſt dieſer Aufſatz kugelig, bei Alten birnförmig, mit dem dünnern Theil aufſitzend, 2½ Zoll hoch, und von blau— grauer Farbe; der Schnabel dagegen iſt blutroth. Alle Federn auf dem Kopf und am Halſe ſind kurz und ſammetartig; und ſo wie alle übrigen Theile des Körpers, der Bauch ausgenommen, ſchwarzgrünlich, jede Feder mit mattſchwarzem Saum; Schwanz ſchwarz mit weiſſer Endbinde; Unterleib und untere Deckfedern des Schwanzes rein weiß; Beine roth, Nägel gelb, Auge braun. Das Weibchen iſt nicht verſchieden, und die Jungen fallen mehr ins Braunrothe. Länge des Männchens 2 Fuß 10 Zoll. Vaterland. Mexiko, man findet ihn aber auch gezähmt in einigen amerikaniſchen Colonien. Eigenſchaften. Sie bewohnen die Wälder wie die Hokkos, leben geſellig, ſind an einſamen Orten gar nicht furcht— ſam, allein in der Nähe der Wohnungen ſind ſie ſcheu und vorſichtig, auch durch Verfolgungen ſeltener geworden. Dieſe Art läßt ſich leicht zähmen und zum Hausthiere machen, ſo daß ſie ihrem Herrn nachfolgen und ihm ſchmeicheln. Ihre Bewegungen ſind weit angenehmer und gefälliger, als diejenigen der Truthühner. Ihr Geſchrei iſt Pol-hi und beim Männ— chen nicht unangenehm. Die Luftröhre macht Viegungen wie bei den Hokkos. Sie laſſen auch ein ähnliches brummendes Getöne hören. Nahrung. In der Freiheit allerlei Früchte und Sämereien, in der Gefangenſchaft alles was die Haushühner und anderes Geflügel freſſen. Fortpflanzung. Nach den Zeugniſſen von Aublet und Fernandez niſten ſie auf der Erde wie die Faſanen, die Mutter führt die Jungen und ruft ihnen. Anfangs freſſen ſie Inſekten, und wenn ſie etwas größer ſind, allerlei Früchte. Auch die zahmen führen ihre Jungen ſehr getreu, allein ſehr oft ſind die Eier unbefruchtet. Sie ſind weiß und ſo groß wie die Eier der Truthühner. Man kann ſie auch dieſen zum ausbrüten unterlegen, da die Brütezeit ſo lange dauert, als bei dieſen. Die Jungen ſind mit braunen Flaumfedern bedeckt, und die Kugel auf dem Schnabel fehlt, erſt nach der erſten Mauſer entſteht ein kleiner Höcker, der nun immer mehr wächst. Beim Weibchen iſt er nur klein. Das Fleisch iſt eben fo vortrefflich, als das der Hokkos. Die zweite Art iſt der Mitu, Ourax Mitu. Temm, Pl. color 153, aus Braſilien. 13° Gatt. Penelope. Penelope. Penelope. Schnabel mittelmäßig, an der Wurzel breiter als hoch, obere Schnabellade faſt gerade, nur an der Spitze gebogen; Gegend um die Schnabelwurzel und Augengegend nackt, oft auch die Kehle nackt. Naſenloͤcher ſeitlich, 203 durch die Wachshaut gehend, faſt in der Mitte des Schnabels, halb mit einer Haut geſchloſſen, nach vorn offen. Füße: Lauf dünne, tuͤrzer als die Mittelzehe; die Hinterzehe lenkt fait mit den vordern in der Höhe ein, die vordern durch eine Haut verbunden. Fluͤgel die vier erſten Schwungfedern abgeſtuft, die fuͤnfte und ſechste ſind die laͤngſten. Die Penelopen ſind nicht weniger geſellige und ſanfte Thiere als die Hokkos und Poxis, und gleichen ihnen ſehr in ihren Sitten. Die Verſuche, ſie zu zähmen, ſind aber noch nicht ſo oft gemacht worden und gelungen, als diejenigen mit den Hokkos, allein es iſt kaum zu zweifeln, daß ſie eben ſo gut gelingen würden, und die europäiſche Oekonomie würde an ihnen nützliche, und in Hinſicht ihres Fleiſches vortreffliche Hausthiere gewinnen. Die Arten ſind zahlreicher, als die der Hokkos und Poxis. Sie nähern ſich mehr den Faſanen der alten Welt, find aber alle amerikaniſch, und in ihren Farben ſich ſehr nähernd. Sie laufen ſchnell, wohnen in Wäldern, fliegen wenig, ſteigen aber doch auf die Bäume. Taf. 100. Der Marail. Penelope Marail. Ze Marail. Das Männchen trägt einen Federbuſch, die Federn deſſelben ſtehen dicht, und die Federn ſind gegen ihr Ende breit; fie find grün ſchwärzlich mit einem feinem weißen Saum; vom Winkel der untern Schnabellade, läuft eine breite, grünliche weißgefleckte Binde bis zu den Ohren; alle obern Theile, Hals und Bruſt ſind ſchön dunkelgrün glänzend; am Nacken, Oberrücken und der Bruſt ſind alle Federn weiß geſaumt; Bauch und untern Deckfedern des Schwanzes ſind braun, die nackte Haut und die Wachshaut des Schnabels iſt ſchön roth, die Füße roth, Nägel und Schnabel ſchwarz. Das Weibchen unterſcheidet ſich vom Männchen nur durch kürzern Federbuſch, und dadurch daß fein Gefieder mehr ins Roſtrothe ſpielt. Ganze Länge 23—24 Zoll. Vaterland. Braſilien, Gujana, Cayenne und andere Gegenden Südamerikas. Eigenſchaften. Der Marail iſt leicht zu zähmen. Sonnini ſah ſolche, welche ſich gerne ſchmeicheln ließen, und ſolche Schmeicheleien eigentlich ſuchten; entſprach man ihnen, ſo bezeugten ſie ihre Freude durch ein Geſchrei, ähnlich den wenn eine Henne ihre Jungen ruft. In der Freiheit ſind ihre Sitten ſanft und ſtille, ſie ſuchen einſame Gegenden. Sel— ten trifft man ſie in großen Geſellſchaften, die einzelnen Paare halten ſich zuſammen und ſuchen andere nicht auf, ſondern fliehen ſie eher. Es ſind die erſten Vögel, welche durch ihr Geſchrei den kommenden Tag verkündigen. Dieſes Geſchrei iſt unangenehm und ſtark, allein den Tag durch laſſen ſie es wenig hören. Sie ſitzen mehr auf Bäumen als auf der Erde, und betreten dieſe nur um ihre Nahrung zu ſuchen. Ihr Flug iſt ſchwer und geräuſchvoll, dagegen laufen ſie auf der Erde mit der größten Schnelligkeit, indem ſie dabei die Flügel ausbreiten. Ihr Fleiſch iſt gut, allein meiſt etwas hart, die Jungen allein haben es zart. Die Luftröhre beſteht aus ähnlichen Ringen wie bei den andern Arten, es wechſeln häutige mit knöchernen ab. Wenn ſie den Hals herabgeſtiegen iſt, ſo neigt ſie ſich auf die linke Seite des Kropfes, geht dann am äußern Bruſtkaſten herab, über den vordern Theil des linken Schlüſfelbeines, zwiſchen die beiden Schenkel des Gabelknochens, läuft über den Kamm des Bruſtbeins, biegt ſich um, läuft abermals zwiſchen die Gabelknochen, biegt ſich nun über das linke Schlüſſelbein und geht nun erſt in die Bruſthöhle. An den Bruſtmuskeln it fie wie bei den Hokkos und Poris mit Zellengewebe befeſtigt. Am obern Ende der Viegung findet ſich aber hier ein ſtarker Muskel, der mit ſeinen Fibern mehrere Ringe der Luftröhre um— faßt, gegen den Kamm des Bruſtbeins anſteigt, und am obern Ende dieſes Knochens ſich in zwei Schenkel theilt, welche an den Bruſtbeinkamm gehen, und nur durch Zellengewebe verbunden ſind; dann aber einen Theil ihrer Faſern mit den Fa⸗ fern der Bruſtmuskeln ſelbſt vereinigen und bis ans Ende des Bruſtkaſtens fortlaufen. Die Luftröhre läuft alſo hier ſtatt im Kamme des Bruſtbeins zwiſchen Muskeln, die als Bänder dienen, fort. Nahrung. In der Freiheit allerlei wilde Früchte, in der Gefangenſchaft alles was unſere Haushühner genießen. Fortpflanzung. Die Marails brüten zweimal im Jahr, am Ende und am Anfang der Regenzeit, im December oder Januar, und im Mai oder Juni. Die Jahl der Eier ſteigt von drei bis ſechs. Das Neſt wird mitten auf dichten Bäumen, ſo nahe als möglich am Stamme angelegt, ſo daß es im Dickicht ſchwer zu entdecken iſt. Wenn die Jungen aus— gekommen ſind, nährt die Mutter dieſelben im Neſte, bis ſie eine gewiſſe Größe erreicht haben und fie ganz befiedert find, dann gehen ſie mit der Mutter auf die Erde, ungefähr nach 12 bis 14 Tagen, und werden von ihr, wie andere Küchlein geführt. Anfangs nähren ſie ſich von kleinen Sämereien und Inſekten; die Mutter ſcharrt in der Erde, wie die Haus— henne, nimmt die Jungen unter ihre Flügel und ſchützt ſie vor Regen und Kälte. Wenn ſie größer geworden ſind, verlaſ— ſen ſie die Mutter, und bleiben bis zur nächſten Regenzeit beiſammen. Werden ſie jung eingefangen, ſo werden ſie ſehr zahm; ſie lernen das Haus, wo man ſie erzogen hat, ſehr gut kennen, und finden es immer wieder; aber man hat viele Mühe ſie zu gewöhnen ſich die Nacht über dort aufzuhalten, da ſie es vorziehen, auf den Dächern oder den benachbarten Bäumen zu übernachten. Das Geſchrei iſt nicht laut, ausgenommen wenn ſie verfolgt oder verwundet werden, dann iſt es lauter und ſchärfer. Die andern Arten dieſer Gattung ſind: Der Abürri. Penelope aburri. Von ihrem Geſchrei ſo ge— nannt. In Columbien, bei Bogota. Der Guan. P. eristata. Lath, In Braſilien und Gujana. Der Jakuhu. P. obscura. Azara. In Paraguay. Der Pavo. P. supereiliosa. Braſilien. Der pfeifende. P. pipile. In Gujana und Braſtlien. 14˙ Saft, Parraqua. Ortalida. Parragoua. Schnabel mit einer erhabenen und ſtark gebogenen Graͤthe, die Spitze der Oberſchnabellade etwas aufge ſchwollen. Der Kopf mit Federn bedeckt, und weder um die Augen noch an der Kehle nackte Theile, außer einem ſchmalen Streif laͤngs dem Rande der Unterkinnlade. Füße: Läufe duͤnn und lang; Flügel kurz; Schwanz ſtark abgerundet. "246 Man hat dieſe Vögel bald zu den Faſanen, bald zu den Penelopen gezählt, fie unterſcheiden ſich aber von beiden, nä— hern ſich aber den Penelopen mehr an, als den Faſanen, beſonders auch durch den breiten und abgerundeten Schwanz, da dieſer bei den Faſanen immer lang und mit ſchmalen Federn befetzt iſt. 2 af. 101. Der Parraqua. Ortalida parraqua. Ze Parragoua. Stirn, Scheitel und obern Theile des Halſes dunkel roſtroth, untern Theile des Halſes, Rücken und Flügel braun, zuweilen graulich olivengrün, die Deckfedern der Flügel roſtfarb; Vorderhals und Bruſt grau, ins olivengrüne ſpielend; Schenkel und Unterleib falb. Die ſechs mittlern Schwanzfedern dunkelgrün, die drei äußern auf jeder Seite dunkel roſt— braun; die Haut um die Augen, welche mit der Wachshaut des Schnabels zuſammenhängt, blaulich purpurfarben, oft ſchön roth, wenn der Vogel in Zorn oder Affekt geräth, wo dann auch die beiden nackten Streifen an den Schenkeln des Unterſchnabels ſchön roth werden; Schnabel graublau an der Wurzel, an der Spitze weißlich; Augen braunroth, Füße blauröthlich. Bei Jungen ſind die Farben heller, und die Federn am Nacken okerfarb geſaumt. Die Luftröhre iſt ſehr lang, beim Männchen 15 Zoll, beim Weibchen dagegen nur 8 ½ Zoll. Die männliche Luftröhre ſteigt außer der Bruſt bis zum Unterleib herab und macht dann eine Rückbiegung; die Weibliche dagegen geht ohne alle Krümmung gerade in die Bruſthöhle. Die ganze Länge des erwachſenen Männchens iſt 20—21 Zoll. Vaterland. Cayenne, Braſilien und Gujana, in Wäldern, nahe an der Küſte, ſeltener im Innern des Landes, be— ſonders in der Nähe bebauter Gegenden. Auch in Columbien. Eigenſchaften. Sie leben geſellig, Humbold fand in der Nähe des Magdalenenſtromes“ in den Provinzen von Ca— racas und Neu-Andaluſſen Truppen von 60 bis SO Stück beiſammen auf abgeſtorbenen Baumäſten eines neben dem andern ſitzen, und die Luft mit ihrem Geſchrei catracas, catracas, oder parraqua erfüllen. Sie laſſen ſich ebenfalls leicht zähmen. Nahrung. Allerlei Früchte, Beeren, Sämereien, zarte Kräuter und Inſekten. Fortpflanzung. Nach Bajon legt das Weibchen vier bis ſechs Eier, und baut ſein Neſt auf dünne Zweige im Dickicht, ſieben bis acht Fuß hoch von der Erde. Die Jungen werden von der Mutter wie die Küchelchen geführt. Die Jungen nähren ſich dann von Würmern und Inſekten, die Mutter ſcharrt in der Erde wie die Haushenne. Sie geht mit ihnen am früheſten Morgen, gleich nach Aufgang der Sonne aus, und zieht ſich mit ſteigender Wärme in die Gehölze zu— rück, wo fie in den dickſten und ſchattigſten Gebüſchen ſich verbergen, und ſchwer zu finden find, Des Abends gehen fie wieder hervor, laſſen dann ihre Stimme hören, und ſuchen ſich Nahrung. Eine zweite Art findet ſich in Bogota. Ortalida Goudolii. 15 Gatt. Saſa. Opisto eo mus. Hodein. Orthocorys. Viel. Schnabel dick, ſtark, kurz, conver, an der Spitze gekruͤmmt, an der Wurzel feitlich erweitert, die Spitze zuſammengedruͤckt; untere Kinnlade ſtark, in einen Winkel endigend, Naſenloͤcher in der Mitte des Schnabel— ruͤckens, durchgehend, oben mit einer Haut bedeckt. Fuße ſtark und muskulos, Laufe kuͤrzer als die Mittelzehe Seitenzehen lang, gleich, ganz getheilt, die Sohle breit, Zehen mit einer Rudimentarhaut geſaumt. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die vier folgenden abgeſtuft, die ſechste die laͤngſte. Die meiſten ältern Syſtematiker und auch mehrere neuere zählen dieſe Gattung den Hühnern bei, und wir müſſen ihnen auch hierin folgen. Es iſt zwar nicht zu leugnen, daß die ganze Bildung etwas abweichend iſt. Temmink zählt ihn un— ter die Allesfreſſenden, allein er ſteht dort noch mehr abgeſondert, als unter den Hühnern, denen er doch ſo gleicht, daß ihn Linneus Phasianus eristatus nannte, ihn alſo den Faſanen beizählt, wohin er jedoch auf keinen Fall gehört. Auch Leſſon zählt ihn zu den Hokkoartigen Vögeln, welche er jedoch von den Hühnern, aber mit Unrecht trennt. Taf. 102. Der gemeine Hoazin. Opistocomus comatus. Le Sasa. Cub. Auf dem Kopf ein Federbuſch von ſehr ſchmalen Federn, welche an ihrer untern Hälfte roſtfarb, an der Vordern ſchwarz ſind, ſie reichen nach Hinten bis zur Mitte des Halſes. Der Vogel kann ſie, wenn er im Affekt iſt, ſteif machen, fo daß fie horizontal aufſtehen Hallein ganz erheben kann er fie nicht. Die Farben find im Allgemeinen düſter, allein im Ganzen nehmen fie ſich angenehm aus. Kopf und Hinterhals find dunkel chocoladebraun, über jede Feder läuft ein weißgelb— licher Schaftſtrich, der ganz übrige Oberkörper hat dieſelbe braune Farbe, aber die Federn ſind nur weißlich geſaumt, ohne den weißen Schaftſtrich, die Deckfedern der Flügel haben beſonders unten breite Saume, wodurch mehrere Querſtreifen über die Flügel gebildet werden, und die Achſeln weißgelb erſcheinen. Schwanz lang, abgerundet, braun, mit breiter weißer Spitze. Kehle roſtroth, Vorderhals, Bruſt und Oberbauch hell roſtgelb, Unterbauch und After gegend kaſtanienbraunroth; die hintern braun. 5 Länge 22 Zoll. Vaterland. Gujana, Braſtlien. Eigenſchaften. Wir wiſſen davon noch ſehr wenig. Sonnini ſah die Saſas in kleiner Anzahl, bald paarweiſe, bald in kleinen Truppen von höchſtens ſechs bis acht Stück. Nie fand er ſie in großen Waldungen oder hohen Orten, ſon— 265 dern auf den überſchwemmten Savannen. Sie ſollen niemals auf die Erde gehen, ſondern fich immer auf Bäumen und Gebüſchen aufhalten. Den Tag Über fen ſie ſtille auf einem Zweige am Rande der Gewäſſer, und gehen nur Morgens und Abends auf Nahrung aus. Sie laſſen ſich leicht annähern und ſind gar nicht ſcheu, wahrſcheinlich weil man „ihres ſchlechten Fleiſches wegen, ſie wenig beunruhigt, auch die Gegenden, in welchen ſie ſich aufhalten, von Menſchen wenig be— ſucht werden. Das Fleiſch dieſer Vögel iſt nicht eßbar, da es einen ſehr ſtarken, nach Bibergeil riechenden, Geſchmack hat. Man ſoll dieſes Fleiſch in kleine Stücke zerſchnitten, als Köder zum Fangen gewiſſer Fiſche gebrauchen, namentlich um eine Art großer Meeräſchen (Ilngil maximus) zu fangen. Unter dem Namen Hoazin werden mehrere Vögel beſchrieben, von welchen noch nicht ausgemittelt iſt, wohin ſie eigentlich gehören. Fernandez nennt Hoazin einen Vogel aus Mexico, von der Größe eines Truthahns, der einen weißen und ſchwar— zen Federbuſch tragen ſoll, er ſey größer als ein Hokko, aber von ihm in der Form verſchieden. Der Schnabel ſey gebogen, die Bruſt weißgelb, Hals, Rücken und Kopf falbbraun, Flügel und Schwanz mit weißen Zeichnungen. Seine Stimme ſey ſehr stark und rufe feinen Namen Hoazin aus. Er lebe in großen Wäldern; ſitze auf Bäumen am Rande der Gewäſſer und nähre ſich von Schlangen. Dies kann unmöglich unſer Hoazin oder Saſa ſeyn, obſchon er ihm, der Veſchreibung nach, einigermaßen gleicht, in der Größe aber gar zu verſchieden iſt. Noch ein anderer Vogel in Neu-Spanien ſoll Hoazin ge— nannt werden, der von der Größe eines Haushahns ſey, ein angenehmes, dem Lachen ähnliches Geſchrei habe, deſſen Fleiſch man eſſe, obſchon es einen wiederlichen Geſchmack habe. Ob dies unſer Vogel ſey, iſt unbekannt. Nahrung. Sie beſteht vorzüglich in Blättern und Beeren, letztere gehören einem ſehr großen Arum (rum arbores— eens, Linn), welches in jenen naſſen Gegenden häufig iſt. Die Jungen nähren ſich von Inſekten. Ueber die Fortpflanzung iſt nichts bekannt. 16* Gatt. Großfußhuhn. Megapodius. Megapode. Tavon. Schnabel duͤnne, ſchwach, gerade, gegen die Spitze etwas gebogen, nicht gewoͤlbt, an der Baſis eben fo breit als hoch; untere Kinnlade gerade, durch die verlängerten Raͤnder der obern Schnabellade nicht bedeckt. Die Naſenloͤcher naher an der Schnabelſpitze als an der Schnabelwurzel, eiförmig, offen; Naſengrube lang, mit einer ganz mit Federn bekleideten Haut bedeckt. Augengegend nackt; Hals nur ſparſam mit zerſtreuten Fe— dern bedeckt. Augengegend nackt; Fuͤße, groß, ſtark; Lauf faſt doppelt ſo lang als die Mittelzehe; alle Zehen lang, die Hinterzehe beruͤhrt beim Stehen den Boden ihrer ganzen Laͤnge nach; die Vorderzehen ſind faſt gleich lang; die innere iſt an der Wurzel mit der mittlern verbunden. Naͤgel ſehr lang, ſchwach gebogen, dreieckig, etwas platt. Flügel mittelmäßig; die beiden erſten Schwungfedern kuͤrzer als die dritte und vierte, und dieſe am laͤngſten. Die Hühner dieſer Abtheilung ſind erſt ganz neu entdeckt worden, und leben in den von uns entfernteſten Ländern von Oceanien. Sie nähern ſich den Gattungen Ruloul und Tinamu, und man kann ſie als die Repreſentanten der Tinamus in der alten Welt anſehen. Offenbar aber haben ſie vieles mit der Menura gemein, und man könnte ſie an dieſe Gattung anreihen. Sie bewohnen die Ränder der großen Waldungen der Küſtenländer; ſie laufen ſehr ſchnell und mehr als ſie flie— gen; fie find ſehr ſcheu, und, wenn man fe am Meeresſtrande überraſcht, fliehen fie bei der geringſten Anzeige von Gefahr ſogleich ins Dickicht oder in die hohen Binſen, wo fie ſich verbergen, fie bleiben auch immer in der Gegend ſolcher beſchü— zenden Orte; ihr Flug iſt von kurzer Dauer und ſchwer, fie berühren dabei fait die Erde. Ihr Gang ſehr ſchwankend; die Beine ſtehen weit nach hinten, der Körper liegt daher ſtark vor, wie bei den Tinamus; ſie ſind ſehr flink in allen ihren Bewegungen; ihr Geſchrei iſt gluchſend. Der Schnabel iſt verhältnißmäßig klein; der Schwanz kurz und großen Theils durch die Flügel bedeckt; der Hals ſehr wenig befiedert, läßt die Haut zwiſchen den Federn durchblicken. Die Weibchen unterſcheiden ſich nicht von den Männchen. Was aber dieſe Vögel vor allen andern auszeichnet, iſt der Umſtand, daß ſie ihre Eier gar nicht bebrüten, und wie die Rep— tilien das Ausbrüten der Sonne überlaſſen, welche in dieſen tropiſchen Gegenden den Sand, in welchen die Eier verſcharrt werden, brennend heiß macht. Man findet die Eier einzeln zerſtreut am Ufer des Meeres im Sande, von dieſem bedeckt, unter Blättern und Pflanzen etwas verborgen. Tauſende ſolcher Eier werden von den Küſtenbewohnern der Inſeln, welche dieſe Vögel bewohnen, mit Sorgfalt aufgeſucht und verſpieſen, ſo daß ſie eine nicht unwichtige Nahrungsquelle für dieſe Leute find. Auch das Fleiſch wird gegeſſen, und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß es einigen Völkern gelungen iſt, dieſe Vögel zu zähmen, obſchon die Verſuche fie lebend zu erhalten den franzöſiſchen Seefahrern nicht gelangen. Die Eier ſind verhältnißmäßig zu den Vögeln ungemein groß, eiförmig und an beiden Enden gleich dick. Es wäre ſehr merkwürdig zu wiſſen, wie die Jungen auskommen und ſich anfangs ernähren, da ihnen die mütterliche Pflege und Sorgfalt, welche ſonſt bei den Hühnern ſo groß iſt, ganz mangelt, obſchon die Menge der Eier der der übrigen Hühnerarten nicht nur gleichkommt, ſondern ſie noch um vieles übertrifft. Sie ſcheinen dieſe Eier hauptſächlich des Nachts zu legen, und man ſieht ſie mit außerordentlicher Schnelligkeit am Ufer umher laufen, und ſich bei Gefahr in den Bambusgebüſchen verbergen, wo es dem Jäger faſt unmöglich iſt, ſie aufzutreiben. Auf Celebes lebt eine Art, welche groß ſeyn muß, da ihre Eier die Größe der Schwaneneier haben, da fie 4 Zoll 5—6 Linien lang find. Reinwardt brachte viele von Celebes mit, welche in einem weiten Raum am Ufer zerſtreut waren, jedes Ei lag beſonders im Sande vergraben, der Vogel ſelbſt aber, den die Einwohner Maleo nennen, ſah er nicht. Schon Gemelli Cereri giebt von einer Art dieſes Vogels Nachricht, welche auf den Philippinen ſich findet. Er beſchreibt ihn in ſeinem Giro del mondo 1719 ſo: „Es iſt ein Standvogel von ſchwarzer „Farbe, kleiner als eine Henne, Füße und Schnabel find lang. Er legt feine Eier in ein Loch, welches er in den Sand »ſcharrt, und wieder mit Sand bedeckt. Dieſe Eier ſind fo groß wie Gänſeeier. Sie legen dieſe Eier in den Monaten „März, April und May, wo das Meer am wenigſten ſtürmiſch iſt, und die Wogen nicht fo tief in das Ufer gehen, alſo die »Eier nicht wegſchwemmen. Die Matroſen ſuchen dieſe Eier fleißig am Rande auf, ſie bemerken die Orte, wo man Spu— 67 266 „ven des Scharrens entdeckt, graben mit einem Stock nach und finden fo die Eier.“ Auch Pigafetta erwähnt ihrer auf ähnliche Art, und bezeugt, daß die Eier vortrefflich ſeyen. Dieſe Nachrichten wurden überſehen oder vergeſſen, und ſo gelten dieſe Vögel als neue Entdeckungen. Die Eigenſchaften der Großfußhühner von Neu-Guinea und den nahen Inſeln find voll— kommen unbekannt. Es iſt aber wahrſcheinlich, daß ſie in den dichten und ſumpfigen Wäldern leben. Ob ſie aber auch ihre Eier und Jungen dem Zufall überlaſſen iſt nicht gewiß. Taf. 102. Duperreyiſches Großfußhuhn. Megapodius Duperreyi. Mesapode Duperrey. Zool. de la Cod. W. 36. Hals, Oberrücken und Unterleib ſchiefergrau, auf dem Kopf ein brauner Federbuſch von ſpitzigen, etwas nach vorn gerichteten Federn. Flügel und Rücken braun; die Flügel ragen weit über denſelben vor. Beine grünlich, Schnabel weißlich. Größe einer kleinen Haushenne. Vaterland. In Neu-Guinea, in dunkeln Wäldern. Iſt ſehr furchtſam, läuft ſehr ſchnell durch die Gebüſche, wie das Rebhuhn durch das Getreide. Taf. 102. Freyeinets Großfußhuhn. Megapodius Freyeineti. Megapode Freycinet. Temm. pl. col. 220, Der Schwanz iſt kurz und abgerundet, die Flügel bedecken davon mehr als die Hälfte; die Füße ſind ſehr ſtark, mit dicken Nägeln; die Zehen ſind faſt gleich lang, und die Nägel halb ſo lang. Die Federn am Hinterhaupt ſind etwas län— ger und buſchiger als die Scheitelfedern; die kleinen Federn am obern Theil des Halſes ſind ſehr dünne ſtehend, ſo daß die darunter liegende, matt röthliche Haut allenthalben durchſcheint. Die Hauptfarbe an allen Theilen iſt ſchwärzlich ſchiefer— grau, etwas dunkler auf den Flügeln und auf dem Schwanze, als am Bauch. Der Schnabel iſt hell hornfarben und die Beine ganz ſchwarz. Ganze Länge 13—14 Zoll. Vaterland. In den Ländern der Papus, auf den Inſeln Guebe, auch auf Amboina und Banda. Dieſe Hühner ſcheinen halbe Hausthiere zu ſeyn, etwa wie unſere wilden Enten, Störche und Schlagtauben. In Guebe heißt der Vogel Blevian, bei den Papus Mankirio. Sie leben an feuchten Orten, fliegen wenig und ganz niedrig. Ihre Eier find ganz unverhältnißmäßig groß, an beiden Enden gleich dick, und erlangen eine Länge von 3 ½ Zoll. Die Farbe iſt hellroth. Sie liegen im Sande zerſtreut, aber jedes Ei iſt ſorgfältig mit einem Häufchen dürrer Pflanzen bedeckt. Die übrigen Arten find das Peyrouſiſche. Megapod. Peyrousii. Zool. de IUranie pl. 33. Auf den philip— piniſchen Inſeln. Das rothfüßige. M. rubripes, Temm. pl. col. 411, Auf Amboina. 1 ne Saft. Sonnenhuhn. Alecthelia. Aiecthelie. Schnabel klein, zuſammengedruͤckt, ſpitzig, die obere Kinnlade vorſtehend, die untere aufgeblaſen, und etwas kuͤrzer, die Naſenloͤcher an der Schnabelwurzel durch eine ſchmale Graͤthe getrennt; Kopf und Stirn dicht mit Federn bedeckt bis zu den Naſenloͤchern; Augenkreis mit kurzen Federchen dicht beſetzt; die mittlere Zehe etwas kuͤrzer als die beiden Andern; die Verbindungshaut der Vorderzehen kaum rudimentariſch; kein Schwanz, alle Federn des Koͤrpers ſehr ſchlaff und mit zerſchliſſenen Baͤrten. Es iſt eine einzige Art bekannt, welche auf den öſtlichen Molucken lebt. Taf. 102. Urvilliſches Sonnenhuhn. Alecthelia Ur villii. Aleciſiclie de Hille. Zool. de la Coqitill. pl. 17. Kopf, Körper, Rücken und Unterleib nußbraun; Kehle grau; Flügel abgerundet, braun mit falben Streifen; Schna— bel und Beine graulich weiß. Ganze Länge 5 Zoll 4 Linien. Vaterland. Die Inſel Guebe, unmittelbar unter dem Aequator, und wahrſcheinlich auch die benachbarten Inſeln, wie Halamira und Gilolo, welche noch fo wenig bekannt find, Dieſer kleine Vogel hat in ſeinem Gefieder Aehnlichleit mit dem Caſuar, in Hinſicht der hängenden, weichen, zerſchliſ— ſenen Federn, von welchen auch immer zwei aus einer Wurzel kommen, und dadurch, daß die Federn des Bürzels in Menge über den Steiß herunter hängen und ſtatt des Schwanzes dienen. Die Form iſt kurz und etwas dick; der Lauf wahrſcheinlich ſchnell, dagegen der Flug ſchlecht. Man kennt übrigens von ſeinen Sitten gar nichts. t 55 ; 5 18° Gatt. Tinam u. Tinamus. Lali. Crypturus. Illig. Tinamou. Schnabel mittelmäßig oder lang, duͤnne, niedrig, breiter als hoch; Spitze abgerundet, ſtumpf; Graͤthe deutlich, fie bildet eine lange Naſengrube. Naſenloͤcher ſeitlich, gegen die Mitte des Schnabels, eifoͤrmig, durchgehend. Fuͤße: Laͤufe lang, an der hintern Flaͤche oft rauh; Zehen kurz, ganz getrennt, die Hinterzehe ſehr kurz, hochſtehend oder den Boden beruͤhrend, Nägel kurz und etwas platt. Der Schwanz fehlt oder if verborgen. Fluͤgel kurz, die erſten vier Schwungfedern abgeſtuft, die erſte ſehr kurz. 267 Die Tinamus find amerikaniſche Vögel, welche den Großfußhühnern und dem Sonnenhuhn gleichen, auf der andern Seite aber wieder Aehnlichkeit mit den Rallen und Schnarrern oder Meerhühnern haben. Wie die Vögel der alten Welt, und diejenigen der nördlichen Theile der Neuen, welche die Gattung des Rebhuhns bilden, den Verfolgungen einer Menge von Feinden ausgeſetzt ſind, ſo ſind es auch die ähnlichen Tinamus des ſüdlichen Amerikas, und noch in höherm Grade. Eine Menge Raubvögel von ſehr verſchiedenen Arten, durch die Menge des Wildes angelockt, die immer hungernden Jaguars und andere Katzenarten und Fleiſchfreſſer, auch viele große Reptilien verfolgen die Tinamus. Selbſt unter den Inſekten giebt es ſolche, welche beſonders den Jungen dieſer Vögel gefährlich ſind, dahin gehören die zahlloſen Schwärme von Ameiſen, welche in dichten Haufen umherziehen. Die Tinamus haben durch ihren kurzen und ſchweren Flug zu wenig Mittel, ſich allen dieſen Feinden zu entziehen, und unterliegen ihnen daher ſowohl auf der Erde als in der Luft. Am ſſcherſten ſind fie auf den Bäumen, wo fie beſonders auch die Nacht zubringen, und auf die dickſten Aeſte ſitzen. Hier ſind ſie durch die dichten Blätter den Augen der Raubvögel entzogen. Allein dieſe Gewohnheit iſt nicht allen Arten gemein; viele leben in offenen Ebenen, dann aber ſuchen fie das dichteſte Gras auf, und flüchten ſich dahin wie die Rallen; nur ſelten fliegen fie, und oft werden ſie da überraſcht und können mit einem Stock erſchlagen werden. Sie unterſcheiden ſich in der Lebensart von den Rebhühnern und Wachteln, mit welchen ſie ſonſt im Aeußern Aehnlich— keit haben. Sie wurden auch wirklich von den Spaniern mit dieſem Namen belegt, die Eingebornen dagegen bezeichnen fie in Gujana mit dem Namen Tinamu, in Paraguay und Braſilien heißen fe Ynambü. Die Tinamus ſind einfältige, wenig geſellſchaftliche Vögel; der Flug iſt ſchwer und kurz, niedrig, dagegen laufen ſie ungemein ſchnell. Einige Arten bewohnen immer offene Gegenden, andere dagegen finden ſich nur im Dickicht der Wälder. Sie leben in kleinen Familien, aber ſie fliegen nicht ſo wie die Rebhühner mit einander. Die Jungen zerſtreuen ſich bald, und jedes ſucht einen eigenen Schlupfwinkel, in welchen es ſich bei Gefahr zurückzieht. Sie nähren ſich von Inſekten und Früchten, welche ſie auf der Erde aufleſen. Ihr Neſt iſt eben ſo unkünſtlich, wie das anderer Hühner, und auf der Erde. Sie legen mehrere grünliche Eier, mehrentheils zweimal des Jahres. Ihr Ruf beſteht in einem langſamen Pfeifen, welches doch laut tönt, ſie laſſen ihn bei Tag und Nacht hören. Die Geſchlechter un— terſcheiden ſich, weder in Farbe noch Größe. Das Fleiſch it weiß, feſt und ſaftig beſonders an den Flügeln und der Bruſt, wo es dem der Rebhühner gleichen ſoll; an den Schenkeln und am Bürzel iſt es dagegen unangenehm bitter. Dies kommt von den Saamen des Blumenrohrs her, welcher ihre vorzügliche Nahrung ausmacht. Genießen ſie andere Früchte ſo iſt alles Fleiſch gut. Sie lieben ſehr die Früchte der wilden Kirſche, des Kaffeebaumes, der gemeinen Palme und andere, welche ſie aber nur auf der Erde aufleſen. Sie ſcharren in der Erde, und graben ſich Löcher zum Neſte, welches nur aus dürrem Graſe beſteht. Die Federn der Tinamus, vorzüglich auf dem Rücken und Bärzel, find mit breiten, glatten und gewölbten Kielen verſe— hen, welche unten tiefe Rinnen haben, und nur loſe in der Haut ſtecken. Gegen das Ende der Feder weden die Kiele plötzlich dünne. Bei einigen Arten kommen zwei Kiele aus einer Wurzel. Der Körper der Tinamus iſt ſtark, fleiſchig, der Hals dagegen lang und dünne, der Kopf klein und platt; die Beine lang und dünne. Die Arten ſind oft ſchwer zu unterſcheiden, da die Totalform des Körpers, die Form des Schnabels und der Füße und die düſtern Farben ſie einander ähnlich machen, während die unregelmäßige Vertheilung der Flecken und Streifen in den verſchiedenen Altern und in der Mauſer die Unterſcheidung erſchwert. Sie theilen ſich in zwei Gruppen. Die erſte begreift die Tinamus ohne Schwanz; die andern die mit einem Schwanze, der aber verborgen iſt. Taf. 103. Der falbe Tinamu. Tinamus rufescens. Tinamou isabelle ou guazu. Temm. pl. col. 412. Rhynchotus fasciatus. Spix. Hals, Bruſt und Bauch ſind hellroſtfarben, der letzte Theil mit etwas dünklern undeutlichen Querſtreifen, der Unter— leib und die Seiten ſind graulich gewölkt mit falben und gelben Streifen; die Kehle iſt weiß; auf dem Scheitel ſtehen einige ſchwarze Längsflecken, mit roſtfarbem Saum; an der Ohröffnung ein ſchwärzlicher Fleck; Mantel, Rücken Deckfe— dern der Flügel, Bürzel und die langen Federn, welche den Steiß bedecken, ſind grau, ſchwach röthlich überlaufen; und jede am Ende mit einem ſchwarz und weißen Querſtreif; die Schwungfedern, der äußere Rand der Flügel und die Af— terflügel ſind roſtroth; der Schnabel iſt roſtroth; der Schnabel iſt lang, die Spitze ſchwach gebogen, braunbläulich, die Füße blaß roſtbraun. Ganze Länge 1512 Zoll. Vaterland. Paraguay und Brafilien, Aufenthalt. Fette, mit hohem Graſe bewachſene Wieſen, wo er ſich gerne verbirgt, und nicht eher auffliegt, als wenn man ihn mit dem Fuße berührt, oder mit Steinen nach ihm wirft. Bei der Dämmerung oder im Mondenſchein ver— läßt er dieſen Aufenthalt, und geht dann in die Getreidefelder oder in die neugeſäeten Maispflanzungen, wo er die Mais— körner, welche nicht ganz mit Erde bedeckt ſind, oder auch ganz vergrabene mit den Schnabel hervorzieht. Seine Stimme welche man von Weitem hört, iſt ein trauriges, etwas zitterndes Ziſchen. Man hat ihn zu zähmen verſucht, aber er iſt immer ſcheu, und entflieht ſobald er immer kann. Nahrung. Getreide und andere Arten von Grasſamen, wahrſcheinlich auch Inſekten. Fortpflanzung. Neſt im Gras verborgen. Das Weibchen legt ſechs bis ſieben ſehr glänzende violete Eier, an bei— den Enden von gleicher Dicke, 20 Linien im Durchmeſſer, und 27 Linien lang. Die Jungen leben in Familie, aber immer zerſtreut, eines vom andern dreißig bis vierzig Schritte entfernt. Ihr Fleiſch ſoll ſehr gut ſchmecken. Man jagt ſie mit Wachtelhunden, welche ſie aufſpüren und auftreiben, wo man ſie dann ſchießen kann. 268 Taf. 103. 5 Der kleine Tinamu. Tinamus nanus. Tinamou carape ou paveonin. Temm. pl. co. 316. Die Federn, welche den Bürzel bedecken, und einen falſchen Schwanz bilden, ſind ſehr zahlreich und dicht übereinander liegend; fie find mit langen Flaum bekleidet, der vorguckt, und nur die Faſern an der Spitze der Federn hängen zuſammen. Sie ragen weit über den Steiß vor. Der Kopf iſt auf dem Scheitel roſtfarb, Twarzg ke die Wangen, Bruſt, Bauch Schenkel und Nacken ſind iſabellfarben, mit braunen Flecken; Kehle weißlich; Seiten des Unterleibs und Deckfedern der Flü— gel mit braunen, ſchwarzen und weißen Querbändern; auf den Schultern, dem Mantel und Bürzel hat jede Feder einen großen ſchwarzen, faſt viereckigen Fleck, unten und oben mit einer ſchmalen weißlichen Querbinde, mehr oder weniger zick— zackartig gezeichnet, wodurch eine grau, ſchwarz und weiße Miſchung dieſer Theile entſteht; Füße und die untere Kinnlade gelb, obere Lade braun. Ganze Länge bis zum Ende der langen Steißfedern etwa 6 Zoll; das Weibchen, da dieſe Federn kürzer find nur 5 Zoll. Vaterland. Paraguay und Braſilien. Die Guagranis nennen ihn Ynambu carape. Er iſt ſehr ſelten in den Miſſto— nen und ſcheint noch viel ſeltener als er iſt, weil er meiſt verborgen lebt. Eigenſchaften. Auch diefer Tinamu, der in Hinſicht feiner Größe und Geſtalt den Uebergang zu der Gattung (Turnix) macht, mit welcher man ihn vereinigen könnte, wenn fein Schnabel ihn nicht den Tinamus anreihete und er keine Hinterzehe hätte, welche den Laufhühnern ganz fehlt, lebt vorzüglich auf Wieſen, und verbirgt ſich im Graſe, aus welchem er nicht entweicht, bis man mit dem Fuß nach ihm ſtößt, dann fliegt er kaum zwanzig Schritte und verbirgt ſich abermals ſo daß man ſeinen Schlupfwinkel nicht auffindet, und ihn nicht mehr aufjagen kann. Gelingt es indeß noch einmal ihn zu finden, und fliegt er nochmals weiter, fo kann man darauf zählen ihn ganz aus dem Auge zu verlieren, da er ſich eher zer— treten läßt, als daß er nochmals fliehen würde. Gewöhnlich entfernt er ſich kaum einige Fuß von dem Ort, wo er nieder— gefallen iſt, und läßt ſich mit der Hand fangen. Nie verläßt er die grasreichen Ebenen, und nie wird man ihn in Gehöl— zen finden. Es iſt ein einſamlebender Vogel, der im Monat Oktober und November ein durchdringendes Geſchrei hören läßt, welches durch das Wort pi ausgedrükt werden kann. Noſeda, Azaras Freund, fing einen alten Vogel, und bot ihm bald nachher zerquetſchten Mais an, welches er aus der Hand fras, wie der zähmſte Vogel, wobei er noch dazu mit der andern Hand gehalten wurde. Azara war mit andern nicht ſo glücklich, ſie wollten weder Mais noch Brod freſſen; haſchten aber nach Spinnen, welche ſie im Hauſe fanden, und ſtarben nach drei Tagen. Sie laufen gut, aber nicht ſo ſchnell wie die andern Arten der Gattung. Ueber ihre Fortpflanzung iſt nichts bekannt. Die übrigen ungeſchwänzten Tinamus find der Hnambi des Azara. Pinamus maculosus. Temm. Tinamus inajor, Spix. “ Lab. S0. In Braſilien und Paraguay. Der mittlere. T. medius. Spix, Tab. 81. Braſilien. Der Boraquira. J. boraquira. Spix. Tab. 79. Brafilien, Die zweite öthellang dieſer Gattung beſteht aus Arten, welche einen kurzen Schwanz haben, der jedoch nicht ſichtbar iſt. Taf. 103. Der Apequia. Tin amus obsoletus. Tinamou apequia. Temm. pl. col. 196. Seiten des Kopfs und Kehle röthlichgrau, Scheitel und die hintern Theile des Halſes dunkler oder braunſchwarz; Brut und Seiten des Bauchs hell zimmetfarben; die langen Federn an den Seiten der Schenkel und der Unterleib haben auf roſt— rothem Grund breite ſchwarze Binden; Rücken, Bürzel, die kleinen Deckfedern der Flügel und die äußern Bärte der zwei— ten Ordnung braunſchwarz, roſtroth überlaufen, Schwungfedern graubraun; Läufe erdfarben, Iris orangefarb. Ganze Länge 19 Zoll. Vaterland. In Brafilien und Paraguay ſehr häufig. Die Sitten find ganz dieſelben, wie bei andern Tinamus. Die andern Arten ſind: Der Braſiliſche. T. brasiliensis. Buff. pl. col. 476. Pezus serratus. Spix. T. 76. Braſilien, Paraguay, Der Nächtliche. T. noctivagus. Pezus Zabele Spix. T. 97. Braſilien. Der Graue. T. einereus, Surinam, Gujana. Der Geſcheckte. T. variegatus. pl. col. 828. Gujana. Der Gewellte. T. undulatus. Vicill. gal. des ois. T. 216, Braſilien. Der Gewürmelte. J. adspersus, pl. col. 369, Pezus Vapura. Spix. T. 78. Braſilien, Paraguay. Der Tataupa. T. Tataupa, pl. col. 415. Pezus inambu. Spix. J. 78. Braſſlien, Paraguay. Der Ouagriana. I. strigulosus. Braſilien. Der Sovi. T. sovi, pl. col. 829. Gujana. 19te Gatt. Rouloul. Cryptonix. Aouloul. Liponyx. Vieill. Schnabel ſtark, dick, zuſammengedruͤckt, oben conver, gegen die Spitze gebogen; beide Schnabelladen gleich, Naſenloͤcher ſeitlich, in der Lange geſpalten,, gegen die Mitte des Schnabels liegend, oben mit einer breiten, nackten Haut bedeckt. Die Laͤufe lang, die drei vordern Zehen mit einer Haut verbunden; die Hinterzehe er— reicht den Boden nicht und hat keinen Nagel. Fluͤgel kurz, die drei aͤußerſten Schwungfedern kurz, die erſte ſehr kurz, die vierte, fuͤnfte und ſechste die laͤngſten. Dieſe Gattung enthält nur zwei Arten aus den Sundinſeln und Indien. Man rechnete ſie bald zu den Faſanen, bald ſogar zu den Tauben, bald zu den Waldhühnern und Rebhühnern. Gmelin machte aus dem Männchen eine Taube, aus dem Weibchen ein Waldhuhn. Sonnerat hat dieſes ſchöne Huhn zuerſt bekannt gemacht. 209 Taf. 13. Der gefrönte Rouloul. Cryptonix coronatus. Rouloul couronne. Temm. pl. col. 351. Männchen. Stirne ſchwarz, Scheitel und Hinterhaupt mit einem ſchönen immer halb erhobenen Federbuſch von zerſchliſ— ſenen Federn von ſchön roſtrother Farbe, an der Wurzel mit einer weißen Binde; an der Schnabelwurzel erheben ſich ſechs Borſten, von welchen die längſte über 1 Zoll lang iſt, der Vogel kann fie nach Belieben erheben. Der Augenkreis und ein Naum hinter dem Auge iſt nackt und hell roth, fo erſcheint auch die mit dünnen Federchen bedeckte Haut der Backen und der Schnabelwurzel; der engere Augenkreis iſt roſenfarb und ſteht etwas vor. Backen, Nacken, Schultern, Vorderhals und alle untern Theile des Körpers ſind ſchwarz mit Violetglanz; der Rücken, Bürzel und die Deckfedern des Schwanzes ſind dunkelgrün; der Schwanz ſchwarz; die Deckfedern der Flügel und die Schwungfedern der zweiten Ordnung find ſehr dunkel rothbraun, auf den kleinen Deckfedern ſpielt Violetglanz; die Schwungfedern ſind an der innern Fahne dunkelbraun, an der äußern roſtroth mit kleinen ſchwarzen Zickzacklinien; die obere Schnabellade iſt faſt ganz ſchwarz, die untere nur an der Spitze; das übrige roth; die Füße rothgelb, das Auge lebhaft roth. Länge 10 Zoll. Das Weibchen iſt etwas kleiner; der Federbuſch fehlt, die Borſten an der Schnabelwurzel dagegen ſind da, ſo wie der rothe Augenkreis. Kopf, Nacken und Oberhals find braunſchwärzlich violet, der ganze übrige Körper grün, die Flügel mit ihren Deckfedern roſtfarben. Vaterland. Malaka, Sumatra, ſelten in Java. Sie leben in den großen Gebirgswäldern niemals auf Ebenen, ſind ſehr mißtrauiſch und wild, ſo daß ſie ſich nicht zähmen laſſen; das Geſchrei des Männchens beſteht in einer Art von Gluchſen, angenehmer als das Geſchrei des gemeinen Rebhuhns. . 20e Gatt. Laufhuhn. Hemipodius. Zurniw. Temm. Ortygis IIlig. Schnabel mittelmaͤßig, duͤnne, ziemlich lang, gerade, zuſammengedruͤckt, die Firſte erhaben, nur gegen das Ende des Schnabels iſt derſelbe leicht gebogen; der Schnabel gleicht im Ganzen dem Schnabel der kleinen Tau— benarten. Die Naſenloͤcher find ſeitlich, in die Lange bis zur Mitte des Schnabels gefpalten, und zum Theil durch eine kleine nakte Haut bedeckt. Die Fuͤße, deren Laͤufe ziemlich lang ſind, haben nur drei Zehen, alle nach vorn und ganz getrennt. Der Schwanz beſteht aus zehn ſchwachen Federn, welche, wie bei den Tinamus, einen Buͤndel bilden, daher iſt er ganz unter den langen Buͤrzelfedern verborgen. Die Flügel mittelmaͤßig, abge— rundet, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Die Gattung wird durch die kleinſten Vögel der Abtheilung der Hühner gebildet. Linneus brachte auch ſie unter die große Gattung des Waldhuhnes von denen ſie jedoch auffallend verſchieden ſind. Am meiſten Aehnlichkeit haben ſie mit den Wachteln, von denen ſie ſich aber durch die blos mit drei Zehen verſehenen und ganz geſpaltenen Füße unterſcheiden. Man kennt ihre Lebensart noch nicht ganz genau. Sie leben in trockenen Steppen und im Graſe, beſonders am Rande der Wüſten; ſie laufen mehr als ſie fliegen und ihr Lauf iſt auſſerordentlich ſchnell, und ſie entziehen ſich dadurch ihren Feinden, eben ſo, aber auch indem ſie ſich in hohem Graſe verbergen. Es iſt leichter ſie zu fangen, wenn man ihren Aufenthalt ent— decken kann, als ſie zum fliegen zu bringen. Sie leben übrigens außer der Paarungszeit einſam, und in der Vielweiberey. Sie ſchwärmen umher und haben nur während der Brütezeit einen bleibenden Aufenthaltsort. Die Nahrung beſteht haupt— ſächlich aus Inſekten, ſelten genießen ſie kleine Sämereien, aber kein Getreide. Die Arten finden ſich in Afrika, in den wärmſten Ländern Indiens und in Neuholland. Zwei Arten leben im ſüdlichſten Spanien. Taf. 13. Das kaͤmpfende Laufhuhn. Hemipodius pugnax. Temm. Turnier combattant. Temm. pl. col. 60. Augengegend, Zügel, Backen und die Gegend hinter den Augen ſchwarz, weiß gefleckt; alle obern Theile ſind dunkel— braun, an der Spitze jeder Feder ſchwarze und roſtfarbige Halbmondflecken, und kleine weiße Längsflecken. Die Flügel ſind auf graubraunem Grunde ſchwarz und weiß gefleckt, und die Schwungfedern haben einen weißen Saum an der äußern Fahne. Beim alten Männchen ſind Kehle und Vorderhals ſchön ſchwarz; die Bruſt iſt in die Quere weiß und ſchwarz geſtreift; alle übrigen untern Theile ſind lebhaft roſtfarben. Der Schnabel graulich. Länge 5 Zoll 5—6 Linien. Das Weibchen hat eine weiße Kehle, deren Ränder weiß und ſchwarz punktirt iſt; Vorderhals und Bruſt ſchwarz und weißlich geſtreift; die Mitte des Bauchs weißlich roſtfarben; das übrige Gefieder wie beim Männchen. Vaterland. Die Sundinſeln. Eigenſchaften. Das Männchen iſt ſehr eiferſüchtig und zänkiſch, und ſo wie zwei ſich begegnen geht der Streit an. Die Kämpfe dieſer Vögel geben in ihrem Vaterland Anlaß zu Kampfſpielen, wie die Hahnenkämpfe. Die Art von Volksbe— luſtigung hat überhaupt ihren Urſprung in Aſien und Indien genommen. Wie die Römer das größte Vergnügen in den Kampfſpielen wilder Thiere fanden, und die Spanier noch heut zu Tage an den Stiergefechten den lebhafteſten Antheil nah— men, ja ſelbſt das zarte Geſchlecht dieſen grauſamen Spielen beizuwohnen ſich nicht ſcheut; ſo hat ſich die Liebhaberei für Hah— nenkämpfe nach England und Amerika, die der Wachteln in einem Theil Italiens fortgepflanzt, nirgens aber wird fie fo weit getrieben wie in Indien und China. Die Vögel, deren Eiferſucht ſie zu ſolchen Kampfe antreibt, ſind die Haushähne, 68 270 einige Wachtelarten und dieſes kleine Laufhuhn. Man erzicht dieſe letztern ganz beſonders zu dieſen Zweck, und dieſe Art von Thierkämpfen iſt fo ſehr Lieblingsvergnügen einiger afarifchen Völker, daß Barrow ſogar angiebt, man richte eine Art von Heuſchrecken in Cochinchina dazu ab, ſich mit einander zu ſchlagen. Das Streitlaufhuhn iſt in Java in dieſer Hinſicht ſehr geſchäzt, und es werden hohe Wetten, bis zu hundert Piaſter und mehr, auf den Sieger geſetzt; ein ſtarker und ſtreit— barer Vogel wird oft mit fünf und zwanzig Piaſter bezahlt. Die Malajen nennen ſie Buron Gama; ſelbſt die Weibchen ſollen ſich bekämpfen. Weiter iſt über die Sitten dieſer Vögel nichts bekannt. Die bekannten Arten dieſer Gattung find das ſchwarzſtirnige Laufhuhn. Hemipodius nigrifrons. Vicill. gal. des ois. pl. 218. Auf dem indiſchen Feſtlande. Das Rothbrüſtige. I. thoraçicus. (Tetrao. luzoniensis) Philippinen. Das ſchnelllaufende. H. tachydromus. Südeuropa und Nordafrika. Das Laufhuhn mit halb— mondförmigen Flecken. H. lunatus. In Südafrika und Nordafrika, auch in Spanien. Beide find nirgends ab— gebildet. Das Geſchäckte. H. varius. Temm. pl. col. 454. f. 1. Oceanien und Neuholland. Das Gefleckte. H. maculosus. Vieill. gal. des ois. pl. 217. Oceanien. Das Hottentottiſche. H. bottentottus. Südafrika, (nicht abgebildet.) Das Düſſümieriſche. H. Dussumieri. Temm. pl. col. 454. f. 2. Indiſches Feſtland. Das Meif— freniſche. H. Meiffrenii. Temm. pl. col. 60. f. 1. Gal. des ois. pl. 300. Weſtafrika. 21e Gatt. Feldhuhn, Rebhuhn. Perdix. Francolinus. Perdrix. Schnabel kurz, zuſammengedruͤckt, ſtark, an der Wurzel nackt; obere Lade gewoͤlbt, conver, gegen die Spitze ſtark gekruͤmmt. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, durch eine gewoͤlbte, nackte Haut halb geſchloſ— ſen. Fuͤße, drei Zehen nach vorn, einer nach hinten; die vordern durch eine Haut bis zum erſten Gelenk ver— einigt. Laͤufe nackt. Der Schwanz beſteht aus 18 oder auch nur aus 14 Federn, er iſt kurz, abgerundet, haͤn— gend. Flügel kurz, die drei erſten Schwungfedern die kuͤrzeſten, gleichmäßig abgeſtuft, die vierte und fünfte die laͤngſten; beſonders die fuͤnfte. Die Augengegend nackt. Einige haben einen oder mehrere Spornen an den Füßen, dieſe werden von mehreren Syſtematikern getrennt und daraus die Gattung Frankolin, Francolinus, gebildet, ſie bilden eine erſte Abtheilung. Die zweite bilden die eigentlichen Feldhühner, keine oder nur ſtumpfe Spornen an den Läufen. Die dritte Abtheilung bilden die Feldhühner mit gezähneltem Schnabel, Odontophorus, die untere Schnabellade hat zwei Zähne auf jeder Seite. Die vierte beſteht aus den Wach— teln, Cotur nix, welche ſich mehr durch Lebensart, als durch Geſtalt von den Feldhühnern unterſcheiden. Die meiſten Arten der Feldhühner leben, wie ihr Name es auch angiebt- meiſt auf freien Feldern, und meiden Gebüſche, ſetzen ſich auch nicht auf dieſelben. Die Frankoline machen eine Ausnahme indem ſie die Säume der Waldungen zum Aufenthalt vorziehen, wenn Waſſer davon nicht ferne iſt. Sie nähren ſich von allerlei Sämereien, Getraide, Zwiebelpflanzen, Kräutern, Inſek— ten und Würmern. Die Mauſer iſt bei allen bekannten Arten nur einfach; die Geſchlechter unterſcheiden ſich durch ihr Ge— fieder, Die alten Männchen der Franfoline tragen überdies noch Spornen, und die der eigentlichen Feldhühner Höcker an den Läufen. Die Jungen des Jahres tragen wieder ein anderes Kleid, die Geſchlechter ſind aber nicht zu unterſcheiden. Sie laufen alle ſchnell, fliegen dagegen ſchwer und nicht weit. Erſte Abtheilung. Frankoline. Francolinus. Francolins. Der Schnabel ſtark, etwas gebogen; die Läufe mit einem oder mehrern Spornen; der Schwanz etwas lang. Sie le— ben in Familien am Saum der Gehölze, am Ufer der Flüſſe, ſetzen ſich auch am Tage auf Bäume, beſonders aber des Nachts, beſuchen Sümpfe und naſſe Gegenden, wo ſie eine etwas andere Nahrung finden, als die übrigen Feldhühner. Taf. 104. Der Frankolin mit roſtfarbigem Halsbande. Perdix Francolinus. Francolin & collier roux. Scheitel, jede Feder in der Mitte mit einem ſchwarzbraunen Längsfleck, roſtfarb geſaumt; Stirne ein Streif über die Augen, der den Scheitel einfaßt und im Genick ſich mit dem der andern Seite vereinigt, untere Theile der Backen und Kehle tief ſchwarz; unter und hinter dem Auge ein weißer Streif, Hals kaſtanienrothbraun, Genick weiß gefleckt; Unter— hals, Bruſt, Oberbauch und Seiten des Bauches tief ſchwarz, an den Seiten hat jede Feder zwei runde, weiße Flecken; untere Theile des Hinterhalſes ebenfalls ſchwarz, weißgefleckt; Schultern und Deckfedern der Flügel ſchwarz, weiß oder roſt— farb geſaumt; Schwungfedern ſchwarz, roſtfarb in die Quere geſtreift; Hinterrücken und Bürzel und obere Deckfedern des Schwanzes mit ſchmalen ſchwarzen, gelblichen und weißen, gleichbreiten Querbändern. Schwanz bis zur Mitte ſchwarz mit ſchmalen weißen Querbändern, das übrige ſchwarz; Unterbauch, Schenkel und untere Deckfedern des Schwanzes roſtroth weiß gemiſcht, Schnabel ſchwarz, Füße braun. Am Lauf ein Sporn. Das Weibchen iſt ſehr verſchieden vom Männchen; eine weißliche Erdfarbe iſt die Hauptfarbe; die Scheitelfedern find braun, auf jeder Seite mit einem großen weißlich roſtfarben Fleck, der über die Augen weggeht; Hals und Bruſt mit klei— nen braunen Flecken, die auf den übrigen untern Theilen noch deutlicher find, und breite Bänder bilden: Rücken und Deck— federn der Flügel ſind matt graubraun, die Federn weißgelb geſaumt; die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſind wech— 271 ſelsweiſe hellroſtfarb und braungeſtreift und gefleckt, fo auch die Schwungfedern der erſten Ordnung; Bürzel und die bei— den mittlern Schwanzfedern graubraun mit hellern Querſtreifen; die übrigen ſchwarz mit wenigen weißen Fleckchen am hin— tern Theil; kein Sporn. Ganze Länge des Männchens 1 Fuß. Vaterland. Das ſüdliche Europa, Sizilien, Calabrien, die Inſeln des griechiſchen Archipels, Nordafrika, und alle Küſten Aſiens bis nach Bengalen. Eigenſchaften. Es iſt die einzige Art dieſer Abtheilung der Rebhühner, welche Europa beſucht, und nur die war— men Theile unſers Welttheils, aber nicht häufig, bewohnt. Auch auf den Inſeln des griechiſchen Archipels iſt es nicht häufig, dagegen wohl in der ganzen Barbarei. Sie halten ſich auf naſſen Wieſen und in Sümpfen vorzüglich auf, daher man ſie Wieſenhühner nennt. Man kann ſie auch in Vogelhäuſern erhalten, nur muß man den Boden mit Sand beſtreuen und ei— nige Tufſteine hineinlegen. Ihre Stimme beſteht in ſtarken Tönen, in einer Art von ſtarkem Pfeifen. Es wäre vielleicht leicht möglich dieſe Art, fo wie andere Arten der Feankoline zu zähmen und zu Hausthieren zu machen. Dies iſt wenig— ſtens mit einer Art am Cap gelungen, welche in der Gefangenſchaft ſich fortpflanzte und ſogar ſich mit einer Haushenne fruchtbar begattete. Das Naturel dieſer Thiere ſoll überhaupt nicht ſehr wild ſeyn. Man kennt indeß die Sitten der euro— päiſchen Frankolins ſo wenig als ſeine Fortpflanzungsart genau. Er ſoll ſich des Nachts beſonders auf Bäume ſetzen. Das Fleiſch dieſes Vogels iſt vortrefflich und ſoll noch dem der Faſanen vorzuziehen ſeyn. * Der blutige Frankolin. Perdix eruenta. Temm. Francolin ensanglante. Temm. pl. col. 332. Alle obern Theile des Halſes und Rückens find ſchön dunkelblaulich aſchgrau, jede Feder mit einer weißen Schaftlinie, die auf beiden Seiten ſchwarz eingefaßt iſt, die Deckfedern des Schwanzes find breit karminroth gefranzt; auch die Schwanz— federn ſind an ihrer Baſis grau, an der Spitze weiß, karminroth geſaumt, die Schäfte ſilberweiß; die Deckfedern der Flügel haben ſtatt der weißen eine zartgrüne Schaftlinie, ebenfalls ſchwarz eingefaßt; der Kopf trägt einen kurzen Feder— buſch von grauen, breit weißlich geſtreiften Federn, Stirn, Schnabelwurzel und Federn um den nackten Augenkreis dunkel— roſtfarben; alle untern Theile des Körpers find zartgrün, an der Brut etwas gelblich, an den Seiten mehr reingrün; die Kehle und die untern Deckfedern des Schwanzes rein karminroth; und an Bruſt und Seiten ſind karminrothe Flecken unre— gelmäßig zerſtreut, wie mit friſchem Blut beſpritzt. Die Zahl der Spornen am Männchen iſt unregelmäßig, von zwei bis vier an einem Beine, ſelbſt an demſelben Individuum finden ſich oft an einem Laufe zwei, an dem andern vier Spornen. Das Weibchen iſt kleiner und gleicht in ſeinem Gefieder dem Männchen, nur ſind die Farben weniger rein. Die ganze Länge des Männchens iſt 16 Zoll. Vaterland. Indien, in den bergigen und wenig bekannten Gegenden von Nepaul. Der ſchreiende Frankolin. Perdix elamator. Südafrika. Der Adanſoniſche. P. Adansonii. Temm. pl. col. 137. Senegambien. Der Zeiloniſche. P. Ceylonensis, Lath, Zeilon. Der Roſtrothe. P. spadicea, Lath, Madagascar. Der Nackthalſige. P. nudicollis. Lath, pl. col. 150. Cap, (auch rubricollis et capensis, Lath.) Der Langſchnabelige. P. longirostris. Temm. Sumatra. Der Geperlte. P. per lata. Lath, Sonnerat. China, Inſel Frankreich. Der Frankolin von Pondichery. P. pondiceriana, Temm. pl. col. 213. Coromandel, Pondicherv. Der Frankolin mit dem Halsband. P. thoracica Temm. Indien. Der afrikaniſche. P. afra. Cap. Wahre Feldhühner. Per dix. Perdrir. Schnabel mittelmäßig ſtark; Läufe ohne Sporn; Schwanz mittelmäßig. Sie nähren ſich von Sämereien und leben in offenen Gegenden. Taf. 104. Das Steinhuhn. Perdix saxatilis. Perdrie bartavelle. In der Schweiz Perniſe, Steinhuhn. Greek Partridge. Scheitel, Hinterhals und ganzer Oberkörper röthlichaſchgrau, Backen, Kehle und Vorderhals weiß; von der Schnabel— wurzel an läuft ein ſchwarzer Streif über die Augen und Ohrengegend, biegt ſich dann breiter werdend um, läuft nach un— ten und vorn, und bildet mit dem der andern Seite zuſammenlaufend ein ſchwarzes Halsband, welches die weißen Theile umfaßt, Bruſt aſchgrau, Unterleib brandgelb, Seiten mit breiten Federn, welche an der Wurzel ſchön aſchgrau am Ende aber mit einem gelblich weißen, hinten und vorn ſchwarz eingefaßten Querſtreifen bezeichnet find, der unterſte- Rand der Feder aber iſt kaſtanienbraun. Schwungfedern dunkelgraubräunlich, an der äußern Fahne mit einem brandgelben Längst, Schäfte weißlich; Unterbauch aſchgrau, in der Mitte gelblich, untere Deckfedern des Schwanzes gelblich; Schwanz, die beiden mittlern Federn grau, die übrigen roſtfarb. Das Männchen hat zur Begattungszeit einen ſtumpfen Sporn, Schna— bel und Füße ſind roth. Länge 12—13 Zoll. Vaterland. Die Alpen der Schweiz, Tyrols, Salzburgs. Im Sommer leben ſie immer über den Holzregionen in ſteinigen Gegenden. Er ſoll auch in Italien und auf den Inſeln des griechiſchen Archipels, vorkommen? Eigenſchaften. Es iſt ein ſchwerer und fleiſchiger Vogel, immer ſitzt er mit eingezogenem Halſe, der deswegen ſehr kurz ſcheint. Im Sommer leben ſie auf der mittäglichen Bergſeite der höhern Alpen, auf denen ihnen die aus den herab— 272 geſtürzten Steinhaufen der Gebirge hervorwachſenden Zwergtannen und Alpenroſengeſträuche zum Schutz dienen, wo fie ihre Jungen erziehen und ſich verbergen können. Sie leben familienweiſe, und außer der Begattungszeit trifft man nicht ſelten zehn bis zwanzig Stück beiſammen an. Sie haben in Vergleichung mit den übrigen Berghühnerarten, einen leichten, gera— den und ſchnellen Flug, und beim Auffliegen erregen ſie nur geringes Geräuſch“, doch fliegen fie nur kurze Strecken und fallen bald wieder auf. Sie laufen ungemein ſchnell. Ihre Bruſtmuskeln ſind ungemein ſtark, daher der Flug ungeachtet der kurzen Flügel doch gut, und ebenſo ſind auch die Schenkelmuskeln groß und dick. Der Hühnerhund ſteht vor ihnen und jagt ſie auf. Im Oktober und November ſteigen ſie tiefer in die höhern Bergthäler herab und weiden auf den einzelnen Plätzen, welche ſchnell vom Schnee wieder befreit werden, ſie nähern ſich auch den Heuhütten und Ställen, ja ſogar den Dörfern. Nie gehen fie auf Bäume, und verlaſſen felſige Gegenden nur aus Noth. Mit ungemeiner Behändigkeit ver— ſtecken ſie ſich in den Felstrümmern ihres Aufenthalts, und nur ein guter Hühnerhund kann ſie dann auffinden. Sie ſind unter allen Berghühnern die ſcheuſten und wildeſten, und haben das ſchärfſte Geſicht, ſie müſſen daher auch mit der größ— ten Vorſicht hinterſchlichen werden, wenn man fie ſchießen will. Es it aber merkwürdig, daß dieſe wilden Vögel ſich ſehr ſchnell zähmen laſſen. Sie freſſen oft ſchon nach wenigen Tagen aus der Hand, laſſen ſich auch wohl berühren, beißen aber tapfer und ſchmerzhaft, wenn man ſie faſſen will. Gezähmt ſind es muntere, liebliche und ſchöne Thiere, allein frei darf man ſie nicht laufen laſſen, ſie fliegen gleich davon, wenn ſie können, und wenn ſie auch den Menſchen ſchon nicht ſcheuen, ſo fliehen ſie doch die Nähe deſſelben, wenn ſie nicht dazu gezwungen werden. Mit andern Vögeln ſind ſie ſehr zänkiſch und beißen ſich mit den Hühnern weidlich herum. Wenn ſie auch in der Freiheit friedlich beiſammen leben, ſo iſt dies dagegen in der Gefangenſchaft nicht immer der Fall. Ich hatte einſt ein Paar dieſer Hühner mehrere Jahre beiſammen, ſie vertrugen ſich ſehr gut, als ich aber ein drittes Individuum dazu geſellte, biſſen ſie es todt. Sie ſchreien ſehr viel, beſonders bei trüber und neblichter Witterung, ihre Stimme iſt eine Art von Gekacker, gagigig, gagigig; wenn ſie verfolgt werden ſchreien ſie während des Wegfliegens pitſchii, pitſchii. Nahrung. Sie beſteht hauptſächlich aus Kräutern und Sämereien, nur ſelten genießen ſie Inſekten. Im Kropfe fand ich immer Knoſpen, Gras, Blumen, z. B. von Hieraceum aureum, Beeren, Kätzchen und Sämereien. Die Gefan— genen freſſen ſehr gerne Kohl, Kartoffeln, Rüben, Aepfel, Brod, Getreide, und ſind überhaupt keine Koſtverächter. Fortpflanzung. Dieſes Huhn lebt in der Monogamie. Die Fortpflanzungszeit fällt auf das Ende Mais, dann tren— nen ſich die Familen, und jedes Paar lebt für ſich. Zu dieſer Zeit ſtreiten ſich die Männchen ſehr heftig mit einander. Sie ſcharren zum Neſte ein Loch, in welches ſie Moos und Haidekraut hineintragen, oder ſie brüten unter niedrigen Zwerg— tannen, unter vorragenden Steinen oder im Alproſengeſträuche; immer iſt das Neſt wohl mit Moos verſehen, damit die Jungen bei der kalten Temperatur der Höhen, wo ſie brüten, warm haben. Die Zahl der Eier ſteigt von 12 bis zu 20, letzteres mag jedoch ſelten ſeyn. Die Eier ſind brandgelb mit dunklern gelblichen oder leberfarben Flecken, welche ungleich zerſtreut, immer aber zahlreicher gegen dem ſtumpfen Ende ſind, wogegen das ſpitzere meiſt gar keine hat. Zuweilen bilden die Flecken einen Kranz um das ſtumpfe Ende. Die Schale iſt poros und wenig glänzend, die Form mehr bauchig und dick als länglich. Die Brütezeit iſt unbekannt. Man hat ſchon öfters dieſe Eier warm erhalten und Haushühnern untergelegt, welche ſie glücklich ausbrüteten, auch hat man Fälle geſehen, wo die brütende Henne mit den Eiern weggenommen wurde und in der Gefangenſchaft glücklich ausbrütete, doch iſt kein Beiſpiel bekannt, wo zahme Perniſſen in der Gefangenſchaft gebrütet hätten. Solche ausgebrütete Junge werden ſehr zahm, fliegen aber doch, wenn ſie älter werden davon. Sie blei— ben in der Freiheit mit den Eltern zuſammen bis zum künftigen Frühjahr. Eine ſolche zahme Familie beiſammen zu ſehen iſt ſehr niedlich, und es wäre wohl der Mühe werth mehrere Verſuche anzuſtelleu, ob dieſe Thiere ſich nicht ganz zähmen ließen. Jagd. Sie werden vor dem Hühnerhund geſchoſſen, oder man ſucht ihre Stimme mit Lockpfeifen nachzuahmen, um ſie an ſich zu locken. Sind ſie auch auseinandergeſprengt worden, ſo ſuchen ſie einander bald wieder. Im Teſſin werden auch viele in Schlingen von Pferdehaar oder in Schlagfallen gefangen, indem in ihren Gängen Steine aufgeſtellt werden, welche, wenn die Thiere das darunter befindliche Holz wegſtoßen, dieſelben erſchlagen. Den Raubvögeln » een ſie ſelten zur Beute, da fie ſich ſchnell verſtecken, öfters aber den Füchſen und Iltiſen. Ihr Fleiſch iſt außerorde klich weiß, und oft mit gelbem Fett bedeckt. Neben dem Haſelhuhn it dieſes Huhn das geſuchteſte, und wird oft mit einem halben Thaler und noch mehr das Stück bezahlt. ; Taf. 194, Das Rothhuhn. Perdix rubra. Perdrix rouge. Guernsey Pardridge. Kleiner als das vorige. Stirn und ein Streif über die Augen weiß, Backen und Kehle rein weiß, von der Schnabel— wurzel läuft ein ſchwarzer Streif durch die Augen, biegt ſich in der Ohrgegend ſchnell, umfaßt die weiße Kehle indem er am Unterhals ſehr breit wird, Seiten des Halſes neben dem Halsband und die Kropfgegend weißlich aſchgrau mit ſchwar— zen Flecken; an den Halsſeiten nemlich iſt jede Feder an der Wurzel ſchwarz, am übrigen Theil weißgrau mit einem ſchwar— zen Schmitzchen auf jeder Seite; an der Kropfgegend dagegen iſt jede Feder mit einem weißen Kreuze gezeichnet. Wurzel und Ecken des Kreuzes find ſchwarz: Scheitel grau, Hinterkopf und Nacken roſtroth, dieſe Farbe zieht ſich ſchmal am Hin— terhals herab, und verbreitet ſich über Schultern und Oberrücken, auch gegen die Seiten der Bruſt; die übrigen Theile des Oberkörpers ſind rothgrau; Mitte der Bruſt und Oberbauchgegend rein aſchgraubläulich, der übrige Unterleib brandgelb; die breiten Seitenfedern an der Wurzel hell kaſtanienbraunroth, dann folgt ein breiter, rein aſchgrauer, dreieckiger Fleck, die Baſis des Dreiecks bildet eine weiße Binde, unter dieſer läuft eine ſchwarze, die abgerundete Spitze der Feder aber iſt ſchön ka— ſtanienbraun; der Schwanz roſtroth, nur die beiden mittlern Federn rothgrau. Schnabel, und der nackte Augenfleck roth. Länge 1112 Zoll. ü 8 Vaterla nd. Die Ebenen Frankreichs und Italiens, wo es beſonders im wärmern Theil ſehr häufig iſt. Eigenſchaften. So ähnlich dieſe Art in Hinſicht ihres Gefieders der vorigen iſt, ſo läßt fie ſich doch ſehr leicht unterſcheiden; um dies deſto beſſer zu können, bilden wir alle drei ähnliche Arten ab, und werden bei der folgenden eine vergleichende Ueberſicht geben. In ihren Sitten unterſcheidet ſich dieſe Art ſehr vom Steinhuhn. Sie iſt weniger geſellig; 273 zwar leben fie familienweiſe, aber fie find unter einander weniger einig, und obſchon zuſammen erzogen, halten fie fich von einander entfernt, und vertheilen ſich des Morgens auf alle Seiten, und locken ſich, außer zur Begattungszeit, nicht. Zur Begattungszeit trennen ſich die Paare, und leben ſo lange mit einander, bis das Weibchen brütet, wo dann das Männchen auch dieſes verläßt, ohne für die Jungen weiter Sorge zu tragen. So leicht das Steinhuhn zu zähmen iſt, ſo ſchwer hält dies für das Rothhuhn. Es koſtet ſehr viele Mühe ſie in den Parks zum Brüten zu bringen, und die Jungen ſterben mei— ſtentheils an verſchiedenen Krankheiten. Auch jung eingefangen ſcheinen ſie nie ſo zahm werden zu wollen, wie die Stein— hühner. Nahrung. Sämereien, Getreide, verſchiedene Kräuter und Inſekten. Fortpflanzung. Das Weibchen niſtet in Feldern und Geſträuchen. Das Neſt wird in einem Loche auf der Erde angebracht. Die fünfzehn oder achtzehn Eier liegen auf einigen Stroh oder Grashalmen und Moos. Die Eier ſind bauchig, an beiden Enden faſt gleich ſpitzig, wenig glänzend, roſtgelb mit roſtfarben Flecken und Spitzen, welche bei einigen um die Mitte einen Kranz bilden, bei einigen finden ſich einzelne, zerſtreute, ſchmutzig leberfarbe Flecken. Die Brütezeit dauert drei Wochen. Jagd und Fang. Sie werden vor dem Hühnerhund geſchoſſen, auch mit Garnen gefangen. trefflich, weiß und ſehr ſaftig. Das Fleiſch iſt vor Taf. 104. Das Felſenhuhn. Per dix petros a. Perdrir gambra. Perdri rouge de Barbarie. Stirn und ein Streif der über die Augen und bis in den Nacken läuft, Backen und Kehle aſchgrau; Scheitel, Nacken, Hinterhals, Seiten des Halſes und ein breites Halsband, welches die graue Kehle und Vorderhals einfaßt, lebhaft kaſta— nienbraunroth, jede Feder des Halsbandes hat an der Spitze einen dreieckigen weißen Fleck. Oberleib röthlich aſchgrau, einige Deckfedern der Flügel haben in der Mitte einen hellgraublauen Fleck und find roſtroth eingefaßt; Bruſt, ſchmutzig aſchgrau, Bauch roſtgelb, Aftergegend und Unterbauch brandgelb; die breiten Seitenfedern des Bauchs an der Wurzel blau— grau, dann kommt eine ſchmale ſchwarze Querlinie, dann ein roſtgelber, darauf ein weißlicher, auf dieſen wieder ein brei— terer ſchwarzer Srteif, der untere Rand aber iſt kaſtanienbraun, der Raum zwiſchen den beiden ſchwarzen Querſtreifen iſt breiter als beim Steinhuhn. Füße und Schnabel roth, Ohrgegend roſtfarb, Augenkreis roth; Schwanz roſtroth an der Spitze, an der Wurzel grau; Schwungfedern ſchwarzgrau, an der Wurzel grau; an der äußern Fahne ein roſtgelber Längsfleck. Länge nur 10 Zoll. Vaterland und Aufenthalt. und Kalabrien; ſehr ſelten in Frankreich längs dem Mittelmeer. den Ufern der Sambia , des Nigers und des Senegal. Eigenſchaften. Dieſe unterſcheiden ſich wahrſcheinlich wenig von denen der beiden vorherbeſchriebenen Arten, ſind aber noch wenig bekannt. Da ſie an dürren trockenen Orten auf ſteinigen Boden ſich aufhalten, wo kein Geſträuch wächst, ſo war ihnen ein ſchneller Lauf nöthig, um ſich verbergen und ihren Feinden entgehen zu können. Nahrung. In dieſer haben ſie nichts beſonders, ſie nähren ſich von Sämereien und Inſekten. Fortpfanzung. Sie leben in der Monogamie. Das Weibchen legt ſeine zwölf bis fünfzehn Eier in ein ſelbſtge— ſcharrtes Loch in niedriges Geſträuche, auf etwas Unterlage von dürren Halmen, in öden Gebirgsgegenden, oder an den felſigen Ufern des Meeres. Sie ſind ſchmutzig weißgelb, mit ſehr kleinen hellroſtfarben Fleckchen, die Form iſt rundlich und bauchig, die Schale poros mit mattem Glanz. Jagd. Sie werden vor dem Hunde geſchoſſen. Die felſigen Gebirge Spaniens, Majorka, Minorka, Sardinien, Korſika, Sizilien Sehr häufig in der Barbarei, auf Teneriffa, auch an Vergleichung der drei Arten der rothen Feldhuͤhner. Das Steinhuhn. Kopf. Stirne und ein Ring um den Schna⸗ bel ſchwarz. Oberkopf grau; durch die Augen läuft ein ſchwarzer Streif der ſich zum Halsband umbiegt. Hals und Backen. Weiß, dieſe Farbe geht über den gan— zen Vorderhals und iſt mit einem, von den Augen herkommenden, breiten ſchwar— zen Haldband, welches an den Seiten herabläuft, eingefaßt; die daſſelbe um— gebenden Theile röthlich aſchgrau. Das Rothhuhn. Stirne weiß, der Schnabel nur ſeit— lich und unten ſchwarz eingefaßt, über die Augen ein weißer Streif. Oberkopf aſchgrau, Nacken rothgraulich. Durch die Augen läuft ein ſchwarzer Streif, der ſich zum Halsband umbiegt. Weiß, aber nur die Backen und Kehle, dieſe mit einem an der Seite ſchmalen, am Vorderhalſe einen großen ſchwar— zen Fleck bildenden Halsbande eingefaßt, die daſſelbe umgebenden Theile weiß— graulich, ſchwarzgefleckt bis zur Bruſt. 60 Das Felſenhuhn. Stirne und Seiten des Kopfes, über und hinter die Augen ſehr hell aſchgrau. Scheitel in der Mitte kaſtanienbraun, ebenſo der Nacken und Hinterhals. Ge— gend um die Schnabelwurzel nicht ſchwarz / kein Augenſtreif. Hellgrau am Vorderhals und Backen. Das Halsband entſteht am Nacken und iſt kaſtanienbraun, weißgefleckt; die um— gebenden Theile und die Bruſt, aſchgrau. 274 Seitenfedern des Unterleibes. An der Wurzel aſchgrau, dann folgt Wurzel aſchgrau, dann folgt ein rein Wie beim Steinhuhn, nur das der ein ſchmaler ſchwarzer, auf dieſen ein weißer ſchmaler, unter dieſem ein ſchwar- zwiſchen den beiden ſchwarzen liegende breiterer, weißgelblicher, unten wieder zer Streif, Spitze kaſtanierbraunroth. Streif, oben roſtfarb, unten weiß if durch einen ſchmalen, ſchwarzen einge— und die Spitze weniger lebhaft kaſtanien⸗ faßten Querſtreif. Spitze der Feder ka— braun iſt. ſtanjenbraun. Rücken und Oberkörper. Daß Aſchgraue iſt vorherrſchend, nur Das Roſtfarbe iſt vorherrſchend, und Das röthlich Aſchgraue iſt vorherr⸗ etwas rothgrau überlaufen. alle obern Theile roſtfarb, nach hinten ſchend, an den Schultern ſind einige mehr ins Graue ziehend. Federn roſtfarb eingefaßt. Das gemeine Rebhuhn. Perdix cinerea. Perdrix grise pl. col. 27. Friſch. Taf. 114. Naumann. T. 3. f. 3. Die einzige europäiſche Art neben den vorigen, allgemein bekannt in ganz Europa in ebenen Gegenden, nur nicht auf Bergen, oder im hohen Norden, auch in Egypten und der Barbarei. Wandert nicht, lebt in der Paarungszeit in der Monogamie mit ſeinem Weibchen zuſammen, das Männchen hilft aber nicht brüten; nachher bleiben die Alten mit den Jungen beiſammen, bis wieder zur Brütezeit, und der Vater führt, und leitet die Familie, die bei ſeinem Tode fich zerſtreut. Sie brüten in Feldern und Wieſen, legen grauliche, ungefleckte Eier, nähren ſich von Getreide und Sä— zereien, die Jungen von Inſekten. Sie laſſen ſich bis zu einem gewiſſen Grad zähmen, wenn fe jung eingefangen werden. Es giebt ganz weiße. Ihr Fleiſch wird ſehr geſchätzt. Die übrigen hierher gehörigen, ausländiſchen Arten find. Das Rebhuhn mit rother Kehle. Perd. gularis, Temm. In Bengalen. Das indiſche Rebhuhn. Perd. camboyensis. Lath. Temm. pl. col. 447 f. 1 et 2. Bengalen. Das großfüßige. P. megapodia. Temm. pl. col. 463. Bengalen. Das Vaillantiſche. P. Vail- lantij. Temm. pl. col. 477. Südafrika. Das Hayiſche. P. Heyi. Temm. pl. col. 328. et 329. Nordafrika. Das Javaniſche. P. Javanica, Temm. pl. col. 148. Java. Das Geäugelte. P. occulea. Temm. Vaterland unbekannt. Das Gingiſche. P. gingica Lath. Küſte Koromandel, Indien. Das Roſtrothe. P. ferruginea. Jemm. Indien. Das Gelbbauchige. P. ventralis. Senegal. Das ſchwarzkehlige. P. torqueola, Indien. Dritte Abtheilung. Amerikaniſche Feldhühner. Odontophori. Colins. Der Schnabel dick, höher als breit; oft mit einem ſtumpfen Zahn an der obern Schnabellade. Sie bilden eine geo— graphiſche Abtheilung, da alle in Amerika zu Hauſe find. Eine Art, der Tokro, hat am Rande der untern Kinnlade zwei ſtumpfe Zähne, Vieillot hat daraus eine eigene Gattung Zahnſchnabel Odontophorus gemacht, allein da außer dieſem ſich durchaus kein unterſcheidendes Merkmal findet, ſo darf dieſe Gattung wohl nicht angenommen werden, um ſo mehr als die Lebensart eben dieſes Vogels, der ganz allein die Gattung ausmachen würde, gar ſehr derjenigen unſers grauen Rebhühns ähnlich iſt. Taf. 104. Der Tokro. Perdix dentata. Colin Tocro ou Uru. Perdix guyanensis. Der Schwanz kürzer als beim grauen Rebhuhn, der Schnabel noch einmal ſo ſtark, die Läufe dünner, die nackte Stelle um die Augen viel größer. Der Kopf oben und das Hinterhaupt kaſtanienbraun mit kleinen ſchwarzen und roſtrothen Punk— ten, über die Augen bis zu den Ohren läuft ein hellroſtrother Streif; Backen und die Gegend der Wurzel der Unterkinn— lade ſind kaſtanienbraunroth; Hals und Oberrücken graulich, mit kleinen ſchwarzen Zickzacklinien; der übrige Rücken roth— graulich, auf jeder Feder mit zwei oder drei kleinen ſchwarzen Punkten; Deckfedern der Flügel an der äußern Fahne grau— lich mit weißlichen und ſchwarzen Zickzacklinien, die innere Fahne roſtroth mit großen ſchwarzen Flecken und Zickzacklinien; die Spitze der großen Deckfedern ſammetſchwarz, mit einem großen hellroſtgelben Fleck; Schwungfedern braun, an der äu— ßern Fahne mit kleinen roſtfarben Querſtreifen; Schwanz braun mit zahlreichen ſchwarzen Zickzackſtreifen; alle untern Theile ſind zimmetfarben, mit gelblichen Querlinien) welche bei alten wenig merklich find, bei den Jungen dagegen ſind fie ſehr deutlich. Ganze Länge 10 4½ Zoll. Vaterland. Wahrſcheinlich der größte Theil von Südamerika, Braſilien, Gufana, Paraguay. Eigenſchaften. Dieſer Vogel hat ſehr viel mit unſerm Rebhuhn gemein, allein, ſtatt daß dieſes die offenen Fel— der liebt, hält ſich der Tokro in den Wäldern auf, aber immer nur am Boden nicht auf Bäumen. Des Nachts aber be— ſteigt er die niederſten Baumzweige, damit er vor den Raubthieren ſicher ſey, welche in dieſen Ländern in Menge vorhan- den find. Sie laufen und gehen wie die Rebhühner, und fliegen nur auf, wenn fie keinen andern Ausweg mehr wiſſen, 275 dies geſchieht aber dann fo eilig, daß man Beiſpiele kennt, wo fie ſich den Kopf an den Bäumen einſtießen. Der Flug iſt rauſchend und dabei ſchreien fie grigri. Der Name Tokro ſoll ihr gewöhnliches Geſchrei, welches ſie auf dem Boden lau— fend hören laſſen, ausdrücken. 2 Nahrung. Allerlei Sämereien, Knoſpen, Blätter und Inſekten. Fortpflanzung. Das Neſt wird bald auf der Erde, bald auf Baumſtrünken angelegt, das letztere geſchieht be— ſonders in Gujana, weil dort die Menge der am Boden kriechenden Inſekten und Schlangen ihnen und ihrer Brut auf dem Boden gefährlicher würde, daher lehrt fie der Inſtinkt, das Neſt auf Bäumen anlegen. Die zwölf bis fünfzehn Eier find nach Sonnini weiß, nach Azara blau, Temmink glaubt Azara habe die Eier irgend einer Art von Tinamus, die alle blau ſind, damit verwechſelt. Das Fleiſch der Alten und Jungen iſt vortreffich. Zu dieſer Abtheilung gehören: Das virginiſche Rebhuhn. Perdix borealis. Temm. (Perd. virginiana, marilandica, mexicana et cogoleos. Cath.) pl. col. 148, Im größten Theil der vereinigten Staaten bis Mexiko. Das gehaubte Rebhuhn. P. eristata, pl. col 106. f. 1. Mexiko. Das Sonniniſche. P. Sonnini. Temm. pl. col. 75. Südamerika. Das Maluiniſche. P. falklaudica, pl. col. 222. Maluiniſche Inſeln. N 8 Vierte Abtheilung. Wachteln. Cotur nix. Calles. Schnabel an der Wurzel nackt, dünne, oben conver gegen das Ende gebogen; kein nackter Fleck um die Augen, kein Spornen; Schwanz kurz, Flügel abgerundet. Linne hat auch dieſe Vögel zu der großen Gattung der Waldhühner Tetrao gezählt, die Neuern geſellten fie der abge— trennten Gattung Rebhuhn bei, und diejenigen Syſtematiker, welche es ſehr lieben recht viele Gattungen aufzuſtellen, ma— chen ſie zur eigenen Gattung Wachtel, Coturnix, allein die unterſcheidenden Charaktere ſind ſo gering, daß wir dieſe Gat— tung nicht annehmen können. Alle übrigen Rebhühnerarten ſind Standvögel, welche ihren Adfenthalt nicht ändern. Die Wachteln dagegen ſind Zugvögel, aber nicht allenthalben, ſondern nur in kältern Ländern, in welchen es die Rebhühner auch zuweilen find. Sie find aber ungeſellig, die Rebhühner geſellig. Sie leben zwar in der Monogamie, aber das Männ— chen entfernt ſich von ſeinem Weibchen gleich nach der Begattungszeit, und nimmt weder am Brüten, noch an der Führung der Jungen den geringſten Antheil, da hingegen das männliche Rebhuhn ſeine Familie leitet und vertheidigt. Sobald die jungen Wachteln die Mutterſorge entbehren können, zerſtreuen fe ſich, und nur der Wanderungstrieb führt ſie wieder zu— ſammen, wo ſie dann in großen Haufen wandern. Angekommen am Orte ihrer Beſtimmung trennen ſie ſich ſogleich wieder. Einige Arten wandern nur über Land, und verlaſſen das Feſtland nie, andere dagegen wagen ihren Flug über Meere, wo viele ihren Tod in den Wellen finden. Sie halten ſich nur in offenen Feldern im Getreide oder auf Wieſen auf, ſehr ſel— ten in nahen Gebüſchen, gehen nur auf Bäume. Der Flug iſt zwar ſchnell aber nicht anhaltend, und nur bei ihren Reiſen erheben fie ſich höher vom Boden, zu jeder andern Zeit iſt der Flug niedrig, gerade und kurz dauernd. Die Arten leben vorzugsweiſe in warmen Ländern, die meiſten in Afien, auf den Inſeln des indiſchen Oceans und des ſtillen Meeres. Europa hat nur eine Art und dieſe mit Aſien und Afrika gemein. Obſchon die Climate dieſer Länder fo verſchieden find, ſo ha— ben ſie doch nicht den geringſten Einfluß auf das Gefieder. Taf. 104. Die gemeine Wachtel. Perdix coturnix. Calle ordinaire. Coturnix dactylisonans. Meyer. Die Kopffedern find ſchwarzbraun, roſtfarb gerändert; von den Naſenlöchern bis zum Nacken läuft auf beiden Seiten ein gelblich weißer Streif, der nach hinten zu breiter wird, und ein dergleichen ſchmälerer geht der Länge nach über die Mitte des Scheitels; Zügel und Schläfe find rothbraun und verwandeln ſich gegen den Nacken hin in einen ſchwarzgeſleck— ten Streifen; an den Seiten des Halſes iſt ein gelblich weißer Fleck; Oberhals und Oberrücken ſchwarzbraun und roſtfarb gefleckt, mit einzelnen weißen Strichelchen; der übrige Oberleib und die Deckfedern des Schwanzes ſchwarzbraun mit roſt— farbenen Federrändern und ſehr ſchmalen, winklichen hellroſtfarben Querlinien, und auf den Seiten mit einzelnen längli— chen, Schr hellroſtfarben Strichen, die auf jeder Seite am Rücken bis zum Schwanze herab zwei hellroſtfarbne breite ſchöne Längsſtreifen machen. Die ſchmutzig weiße Kehle wird in der Mitte durch einen braunen Streif getheilt, der ſich am Vor— derhals in einen ſtumpfdreieckigen Fleck verwandelt, von deſſen Seiten wieder nach der Ohrgegend aufwärts geht und die Seiten des Halſes einfaßt, unter dieſem iſt noch ein ſchmutzig weißes Halsband. Unterhals und Kehle ſind blaßroſtfarben, jede Feder mit einem weißen Längsſtrich; der Bauch iſt ſchmutzig weiß, die Schenkel röthlich grau, die Aftergegend hell— roſtgelb; die Seiten des Unterleibs kaſtanienbraun, die Deckfedern der Flügel find röthlich grau, die größern mit blaßroſt— farben Querlinien und einzelnen Schaftſtrichen; die Schwungfedern dunkelgrau, die vordern auf der äußern Fahne mit vie— len ſchmalen roſtfarben Querbinden, die hintern auf heiden. Das Weibchen iſt an der Kehle blaß weißlich, die Rücken— farbe iſt dunkler, die Seitenſtriche des Rückens hellroſtfarben, die Bruſt auf bellerer Grundfarbe ſchwärzlich gefleckt. Länge 8 Zoll, Breite 15 Zoll. Vaterland. Ganz Centraleuropa, doch nicht weiter als bis nach Schweden; auch im wärmern Europa, in Afrika und im mittlern Aſien. Ihr Aufenthalt iſt immer in ebenen Feldern und daran ſtoßenden Wieſen, niemals in Waldungen, als etwa auf dem Zuge, am liebſten im hohen Getreide und im Graſe. Es iſt die Wachtel der einzige Zugvogel aus der Abtheilung der Hühner. Sie kommt bei uns mit Ende April oder Anfang Mai an, und verläßt uns mit Ende September oder Anfangs Oktober, diejenigen aus Central und Südeuropa gehen nach Afrika, die in öſtlichern Gegenden lebenden aber ziehen durch das ſüdliche Rußland nach Alien, 276 Eigenſchaften. Die Wachtel ift ein munterer und ſcheuer Vogel, der den Jäger nicht leicht an fich kommen läßt. Sie läuft ungemein ſchnell, fliegt aber ſchwer und ungeſchickt, wenn ſchon ſchnell. Sie erhebt ſich wenig über die Erde und fällt gewöhnlich bald wieder nieder. Die jährlichen Reiſen, welche dieſer Vogel macht, haben daher die Aufmerkſam— keit der Naturforſcher ſchon lange auf ſich gezogen. Es it keinem Zweifel mehr unterworfen, daß unſere Wachteln in Egypten und an den Küſten von Afrika überwintern. Der Trieb zur Wanderung zeigt ſich nicht nur bei den freien Wach— teln, ſondern auch bei denen, welche in der Gefangenſchaft ſich befinden. Die letztern werden in dieſer Zeit ſehr unruhig, beſonders bei Nacht; dieſe Uuruhe entſteht auch bei ſolchen Wachteln, welche ganz jung eingefangen und im Haufe erzogen werden; fr dauert ungefähr 30 Tage und fängt jedesmal eine Stunde vor Sonnenuntergang an. Die gefangene Wachtel läuft dann in ihren Bauer immer hin und her und verſucht auch gegen die Decke deſſelben in die Höhe zu fliegen, welches oft mit ſolcher Gewalt geſchieht, daß ſie von der Erſchütterung des Anſtoßes mit dem Kopf, ohnmächtig niederfällt; dieſe Bewegungen dauern die ganze Nacht; am Tage aber ſind ſie dann traurig, müde und ſchlafen viel. Auch die in der Frei— heit lebenden Wachteln ſchlafen einen großen Theil des Tages, und ihre Ankunft bemerkt man auch am Tage ſelten. Die Reiſen geſchehen daher ſicher während der Nacht, und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß fie ſich auf ihrer Reiſe zu Lande da aufhalten, wo ſie Nahrung finden, und nur allmählig weiter dieſelbe fortſetzen, und fie mögen dabei eben fo viel laufen als fliegen. Schon Belon beobachtete das nächtliche Reiſen der Wachteln, und Plinius führt es auch an. Die Kälte treibt fie dazu weniger als der Mangel an Nahrung, denn man bemerkt an den Gefangenen, daß fie die ſtrenge Winterkälte gut aus— halten, da fie viel grüne Kräuter genießen, fo mag das eine Miturſache ſeyn, daß fie fo frühe wegreiſen, daß fie aber ſelbſt das Meer überfliegen it durch eine große Menge von Beobachtungen erwieſen. Wenn fie auch nur familienweiſe aus— wandern, ſammeln ſie ſich auf der Reiſe in ſehr zahlreichen Truppen. So überfliegen fie den inſelreichen griechiſchen Archipel und behalten dabei immer dieſelbe Richtung, ſchlagen immer den nemlichen Weg ein, ſo daß ſie auf einer Inſel jährlich an— kommen, auf einer benachbarten dagegen nie angetroffen werden. Sie paſſiren Malta, Zante, Cerigo und an den italieni— ſchen Küſten, Capri, Pontia, Pandataria u. f. w. Bei tauſenden werden fie auf ihrer Reiſe eingefangen, und eingeſal— zen. So wandern ſie von Inſel zu Inſel, auf jeder derſelben, auf jedem Fels, auf jedem Schiffe ruhen ſie aus, und ſind bei ihrer Ankunft fo ermüdet, daß ſie oft mit der Hand gefangen werden können. Die Schiffskapitaine, welche ſehr öko— nomiſch ſind, geben zu dieſer Zeit ihren Matroſen nichts als Wachteln zu eſſen, worüber ſie ſich ſchon zuweilen beklagten. Obſchon ſehr fett, ſollen ſie doch nicht ſo gut ſchmecken als die in Europa gefangenen. Oft fallen ganze Schwärme auf die Schiffe und können leicht gefangen werden. In Malta landen ſie oft in großer Menge, wenn der Wind güuſtig iſt. Windſtürme ſtürzen oft ganze Schwärme ins Meer, wo ſie natürlich ertrinken. Auf dem Rückzug kommen ſie nur mit dem Nordoſt nach Malta, da dieſer Wind ihrer Landung in der Provenze entgegen iſt. In Egypten werden bei ihrer Ankunft abermal eine große Menge gefangen. Die Joraeliten fingen ihrer bekanntlich auf ihrem Zuge nach Paläſtina fo viel, daß das ganze Volk damit ſich nährte, und fie ihrer überdrüßig wurden. Die Ufer des rothen Meeres und Aethiopien find im Winter mit Wachteln reich geſegnet, der Südoſtwind begünſtigt ihre Ankunft. Zuweilen werden dieſe Wachtelzüge auch von andern Vögeln begleitet, namentlich ſoll der Wieſenſchnarrer mit ihnen ziehen, der daher auch den Namen Wachtelkö— nig erhalten hat. In den ſüdlichen Provinzen Europas in Spanien, Neapel und in einigen Inſeln des Mittelmeeres blei— ben immer einige Wachteln zurück. Es ſind dieſes entweder junge oder ſchwache Thiere, welche die Reiſe nicht aushal— ten konnten. In Afrika fand Vaillant unſere Wachtel auch am Cap, wo ſie aber nicht Zugvogel iſt; vorzüglich findet man ſolche auf der Inſel Roben im Angeſicht der Tafelbay, wo wahrſcheinlich Lokalurſachen ſie zurückhalten. Die Wach— teln verkünden ihre Ankunft bei uns durch ihr Geſchrei, oder den ſogenannten Wachtelſchlag, man kann dieſe Töne mit den Worten Warra, warra ausdrücken, dann folgt der bekannte Dreiſchlag Pikwerwik, Pikwerwik, welche Silben fie mit ausgeſtrecktem Halle und geſchloſſenen Augen von ſich geben, wobei fie zugleich den Kopf von hinten nach vorn bewegen. Sie wiederholen dieſen Ruf drei bis fünfmal hintereinander, und da ſie nebenbei oft ſehr ſchnell laufen, ſo hört man ſie bald hier bald da. Die in der Nachbarfchaft ſich findenden Männchen wiederholen den Ruf. Er belebt des Abends, und bei ſtillen Mondnächten ſehr angenehm die Wieſen und Felder. Einige Männchen rufen wohl acht bis zehnmal hintereinander, und dieſe werden für den Bauer ſehr geſucht. So eintönig der Ruf auch iſt, ſo hat er doch viel angenehmes und bei eini— gen iſt er viel heller und wohlklingender als bei andern. Sie mauſern zweimal im Jahr, das eine mal im Auguſt, ehe ſie uns verlaſſen, und dann wieder im Frühjahr ehe ſie die Rückreiſe antreten. Das Weibchen giebt nur die Töne werra, werra und peek, peek von ſich. In der Furcht ſchreien ſie gilla, und wenn es ihnen behaglich iſt, ſchnurren ſie faſt wie die Katzen. Sie legen ſich oft im Sande auf eine Seite und ſtrecken die Beine von ſich. Im Zimmer iſt das Männchen dann nur ſtumm, wenn es das Weibchen um ſich ſieht; entfernt man dies, fo fängt es bald an zu ſchlagen, um daſſelbe herbeizulocken. Wenn ſie ſchnell überraſcht werden, ſo ſollen fie den Kopf hinter eine Erdſcholle ſtecken und ſich zu verber— gen glauben. Dies mag indes wohl ſelten vorkommen, wenn es überhaupt wahr iſt. Nahrung. Allerhand Sämereien, Getreide, Hanf, Mohn, grüne Pflanzen verſchiedener Art und Inſekten. Im Zimmer giebt man ihnen Getreide, Brod, zerhackten Salat und Kohl. Beſonders muß man ihnen Saud und viel Waſſer geben. a Fortpflanzung. Die Männchen ſind ſehr hitzig im Fortpflanzungstriebe, und doch leben ſie in der Einweiberei. Sie ſind ſehr eiferſüchtig und kämpfen oft bis zum Tode mit ihren vermeinten Nebenbuhlern. Sobald daher ein Männchen ein anderes rufen hört, eilt es ſogleich herbei, um mit ihm Krieg anzufangen. Das Rufen gilt aber eigentllch dem Weib— chen, und dieſes antwortet Peek, peek und eilet ſogleich herbei, da es ebenſo hitzig iſt. Das Weibchen legt nur einmal im Jahre und zwar erſt ſpät, meiſt erſt im Juli, acht bis vierzehn Eier von ſehr verſchiedener Farbe. Die Grundfarbe it im— mer ein helleres oder dünkleres Gelb, zuweilen faſt weiß oder ſtrohgelb, aber die Flecken ſind ſehr ungleich in der Größe, heller oder dunkler olivenbraun. Zuweilen ſind ſie ſehr groß und zuſammenlaufend, rund, eckig, von allen Formen, und kleiner und faſt allemal mehr gegen das ſtumpfe Ende angehäuft, oft um daſſelbe einen Kranz bildend. Es giebt aber auch ſolche Eier, welche über die ganze Schale gleichmäßig mit ſchwarzen Punkten bedeckt ſind. Sie ſind meiſt rundlich, bauchig, faſt niemals länglich. Sie werden in drei Wochen von den Weibchen ſelbſt ausgebrütet. Die Jungen laufen ſogleich, ſo wie ſie aus dem Ei kommen, und werden von der Mutter allein geführt und beſchützt. Sie wachſen ſchnell und laſſen ſich leicht zähmen und erziehen. Man findet nie mehr als ein Paar an einem Standorte, und trifft zuweilen in der Erndtezeit noch brütende Weibchen, oder ſtößt beim Mähen ſpäter Wieſen noch auf ein Neſt. Dieſes Neſt beſteht blos aus einigen Grabhalmen und wird auf der Erde entweder ins Getreide oder dichte Gras angelegt. 1 f 277 Feinde. Eier und Brut find den Verfolgungen der Raben, Rabenkrähen, Wieſel und Iltiſe ausgeſetzt, und die Alten werden von verſchiedenen Raubvögeln und ſelbſt vom Fuchſe oder von Katzen verfolgt. N e Jagd. Sie werden auf ſehr verſchiedene Art mit Garnen gefangen. Zur Begattungszeit beſonders mit der Lockpfeife in kleine Garne gelockt; ein geſchickter Fänger kann auf dieſe Art leicht die Wachteln einer ganzen Gegend wegfangen. Häufig werden fie im Herbſt vor dem Hunde geſchoſſen. Die meiſten werden auf ihren Zügen im Herbſt und Frühjahr auf Inſeln und Schiffen oder bei ihrer Ankunft auf dem feſten Lande gefangen. Nutzen. Das Fleiſch iſt ſehr angenehm, aber des vielen Fettes wegen, für ſchlechte Magen nicht leicht ver— daulich. Die Wachtelkämpfe machen ein Nationalvergnügen der Chineſer, Japaner, Javaner und anderer Nationen aus. Schon die Römer und Griechen kannten die Streitſucht der Wachteln und benutzten ſie zur Beluſtigung. Die Chineſer, welche den nördlichen Theil von China bewohnen, bedienen ſich einer andern Art Wachtel, die man deshalb die wärmende nennen könnte, um ſich die Hände zu wärmen, da das Holz dort ſehr theuer iſt, dieſe Art iſt die Coturnix excalfactoria. Temm. Schaden thun die Wachteln etwa an Hanf, Mohn und Getraide, er iſt aber ganz unbedeutend. Die kleine Wachtel. Cotur nix nana. Caille mignon. Oberleib, Bruſt und Seiten des Unterleibes dunkel ſchiefergrau, an einigen Orten ins Röthliche ſpielend; von der Schnabelwurzel läuft gegen die Ohrgegend eine weiße Linie, welche ſich umbiegend mit der der andern Seite zuſammen— ſtößt und ein weißes Halsband bildet, das die ſchwärzliche Kehle einfaßt, wodurch ein dreieckiger Kehlfleck gebildet wird, Mitte der Bruſt, Bauch, einige Flecke auf den Deckfedern der Flügel kaſtanienbraunroth. Die Größe ungefähr wie ein Sperling. Vaterland. Java. Die Lebensart unbekannt. Die übrigen zu dieſer Abtheilung gehörigen Vögel find, die fchon erwähnte Coturnix excalfactoria. Temm. Nordchina. C. perlata. Temm. pl. col. Afrika. C. australis. Neuholland. C. textilis. Temm, pl. col. Ben— galen, Coromandel. C. tor quata. Vaterland? C. rubiginosa. Pondichery. C. novae Guineae. Neu— Guinea. 2 Gatt. Waldhuhn. Tetra o. Terrds. Schnabel kurz, ſtark, an der Vaſis nackt; obere Schnabellade gewoͤlbt, conver, von der Wurzel an gebo— gen. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, durch die von der Stirn ausgehenden Federn bedeckt. Augenbraunen nackt, warzig, roth. Fuͤße: die drei vordern Zehen ſind bis zum erſten Gelenk mit einander verbunden, und, ſo wie die Hinterzehe an den Rändern lappig. Die Laufe bis zu den Zehen befiedert, oft bis zu den Klauen. Der Schwanz beſteht aus 16 bis 18 Federn. Flügel kurz, die erſte Schwungfeder kurz, die zweite weniger lang als die dritte und vierte, und dieſe die laͤngſten. Die Waldhühner leben meiſt in der Vielweiberei. Sie bewohnen die großen Waldungen, beſonders in Gebirgsgegenden, Sie find über den Norden von Amerika, Aſien und Europa verbreitet, und werden im ſüdlichen Amerika durch die Hokkos und Boris, in den wärmern Gegenden der alten Welt durch die Sandhühner und Fauſthühner vertreten. Einige Arten bes wohnen den höchſten Norden und die Schneegebirge bis dahin wo die Holzvegetation aufhört, wo ſie die niedrigſten Gebü— ſche oder Steinhaufen mit ſolchen zum Aufenthalt wählen. Ihre Nahrung beſteht faſt einzig aus Blättern, Knoſpen, Blü— thenkätzchen, Beeren und Blumen; Körner genießen ſie mehr zufällig und ebenſo Inſekten, wovon aber beſonders die ganz Jungen ſich nähren. Sie verlaſſen die Eier ſehr ausgebildet, und laufen ſogleich herum. Mehrere beſtehen eine doppelte Mau— ſer und erſcheinen in ganz verſchiedenen Kleidern. Der Unterſchied zwiſchen den Geſchlechtern iſt bei einigen ſo groß, daß man ſie leicht für verſchiedene Arten anſehen könnte. Die Männchen ſind oft viel größer. Sie leben, die Schneehühner ausgenommen, einſam. Es ſind meiſt große, ſchwere, dicke Vögel, mit fleiſchigem ſtarken Körper, daher ſehr rauſchendem und ſchwerem Flug. Die Jungen bleiben bei der Mutter bis zur Fortpflanzungszeit, welche beſonders von den Männchen durch ganz eigene Töne und Gebärden bezeichnet wird. Ihre Stimme iſt nicht unangenehm und laut. Sie laſſen ſich zwar einzeln leicht zähmen, doch pflanzen ſie ſich in der Gefangenſchaft nicht fort. Man hat wohl aus den Schneehühnern eine verſchiedene Gattung machen wollen, und es iſt wahr, daß ſie durch ver— ſchiedene Eigenheiten ſich auszeichnen, indem fie in der Einweiberei und geſellſchaftlich mit einander leben und ſich zwei— mal mauſern. Sie bilden wohl eine Unterabtheilung aber keine eigene Gattung. Taf. 104. Auerhahn. Tetrao Urogallus. Tetras Auerliun. Temm. Coq de bruyere. Männchen. Kopf und Hals ſchwarz, weißgrau geſprenkelt, die Federn des Hinterkopfs find lang, und unter der Kehle befindet ſich ein großer Büſchel von langen Federn die einen Bart bilden; über jedem Auge iſt ein carmoſinrother, zwei Zoll langer, kahler, aus lauter kleinen Wärzchen beſtehender Fleck; die Augenlieder röthlich eingefaßt; der Rücken und die mittlern Steißfedern find ſchwarz, klar, weißgeſprenkelt; die Bruſt ſchwarz, grünglänzeud; der Bauch ſchwarz, in der Mitte mit einem weißen Flecken. Die langen Afterfedern ſind . weißen Spitzen; die Schenkel und Beine 0 678 mit haarförmigen graubraunen Federn dicht bedeckt; die großen Deckfedern der Flügel grau, die übrigen alle ſchmutzig kaſta— nienbraun mit ſchwarzen Sprenkeln oder feinen Querlinien; die vordern Schwungfedern grau, an der ſchmalen Fahne mit weißer Einfaſſung; die hintern grau mit einer grau und weißgefleckten äußern Kante und weißen Spitzen; die Schulterfe— dern, wie die Deckfedern fein braun und ſchwarz gewellt; die Unterflügel grau und ihre Deckfedern weiß; die Achſeln weiß; der Schwanz beſteht aus 18 breiten Federn, iſt abgerundet, ſchwarz mit einzelnen weißen Punkten in der Mitte. Die Länge des Männchens iſt 2 Fuß 10 Zoll, die Breite 312 Fuß. Weibchen. Oberkopf, Scheitel und Hinterhals bis auf die Schultern roſtfarb, ſchwarz und weiß gefleckt, indem jede Feder an der Wurzel ſchwarz iſt, dann ein roſtfarbes, dann wieder ein ſchwarzes und endlich ein weißliches Band folgt, an den Schulterfedern fehlt die ſchwarze Wurzel und der roſtfarbe Theil iſt ſehr breit, nur an der Spitze ein ſchwarzes dann ein weißes Band. Vorderhals und Bruſt rein lebhaft roſtroth ohne Bänder, welche aber an Seiten und Bauch wie— der vorhanden ſind. Mantel, Rücken und Deckfedern der Flügel roſtfarb, ſchwarz und weißbunt, da alle Federn ſchwarze und roſtfarbe Zickzackbänder haben und an der Spitze weißlich find; Schwanz lebhaft roſtroth mit vielen ſchwarzen, ſchma— len Querbinden, an der Spitze weißlich geſaumt. Schwungfedern an der innern Fahne ſchwärzlichgrau, an der ſchmalen Fahne roſtfarb gefleckt; Läufe bis auf die Zehen befiedert weißlich. Länge 1 Fuß 17 Zoll. Vaterland. Das nördliche Europa und Aſien. In unſern Gegenden bewohnt der Auerhahn am liebſten gebirgige Wälder, geht aber nicht weit ins Hochgebirge hinauf und nie über den Holzwuchs. Auch niedrige Gegenden, wo nur hohe Wälder ſind, wählt er ſich zum Aufenthalt, ja in nördlichen Gegenden kömmt er auch auf Ebenen vor. Nadelwälder zieht er den gemiſchten vor, doch findet er ſich auch in dieſen. Es iſt ein Standvogel der jedoch zuweilen ſeinen Wohnort verändert und andere nicht ſehr entlegene Bezirke bezieht. Am Tage findet er ſich auf der Erde und auf Bäumen, des Nachts ſtets auf Bäumen. Eigenſchaften. Es iſt ein ſcheuer, plumper, ſchwerfälliger Vogel. Sein Gang iſt geſchwind, und er trägt dabei den Leib wagerecht. Auf Bäumen wählt er ſeinen Stand bald unten bald oben, ſelbſt auf der Spitze derſelben. Der Flug iſt ſchwerfällig, rauſchend und nicht anhaltend, und man kann ordentlich erſchrecken, wenn ein Auerhahn in der Nähe plötzlich vom Boden auffliegt. Gehör und Geſicht ſind ſcharf. Im Winter läßt er ſich leichter ankommen, als im Sommer. Die Hennen ſind weniger ſcheu, beſonders zur Paarungszeit und wenn ſie brüten. Der Lockton der Henne für die Jungen iſt gak, gak, und ſehr verſchieden von der Stimme des Hahns, von welcher wir bei der Begattung ſprechen werden. Außer der Paarungszeit leben beide Geſchlechter einſam und ungeſellig und man trifft nie mehrere beiſammen an, als etwa eine Henne mit ihren Jungen. Jung eingefangen laſſen fe ſich leicht zähmen, und auch alt iſt es öfters gelun— gen. Es ſind Beiſpiele bekannt, wo eine jung eingefangene Auerhenne ihrem Ernährer wie ein Hund nachlief und ſich von ihm ſchmeicheln ließ, andere, ſogar alt eingefangene Hahnen, fraßen aus der Hand. Man hat verſucht ihn auf Höfen zu erziehen, es gelang, doch muß man ihm die Flügel beſchneiden, und zur Fortpflanzung bringt man es nicht. Nahrung. Hauptſächlich Baumknoſpen und Beeren, dann aber auch zärtere Gewächstheile, Blätter, Blumenknoſpen. In dem großen Kropfe der im Frühjahr getödteten findet man weit Tannennadeln und die friſchen Sproſſen der Tannen. Das Fleiſch hat daher wirklich einen Harzgeſchmack. Fortpflanzung. Man nennt in der Jägerſprache dieſe Zeit die Falz oder Balzzeit, und die Töne, welche der Hahn von ſich giebt das Balzen. Dieſes geht folgendermaßen zu. Der Auerhahn ſucht ſich die Bäume aus, wo er Balzen will, auf dieſen übernachtet er, und ſobald der Morgen zu grauen anfängt, fängt er an ſeine Töne von ſich zu geben und lächer— liche Geberden zu machen. Er ſtreckt den Kopf vor, ſträubt Kopf und Kehlfedern und fängt an zu klappen, das heißt, er giebt ſchnalzende Töne von ſich, welche immer ſchneller und ſchneller werden, bis er einen ſtarken Schlag thut, dann geht es in das Schleifen über. Dieſes beſteht aus ziſchenden Tönen, welche dem Schleifen eines eiſernen Werkzeugs ſehr ähn— lich ſind, und in mehrern aneinandergereiheten Abſätzen auf einander folgen, der letzte Ton wird lang gezogen. Im An— fange des Balzens hebt er den Schwanz, breitet ihn fächerförmig aus, und hält die etwas geſenkten Flügel vom Leibe ab— ſtehend. Beim Klappen trippelt er bisweilen auf dem Aſt umher, und beim Schleifen ſträubt er faſt alle Federn, und dreht ſich nicht ſelten herum. Indeß machen nicht alle Hähne dieſes in derſelben Ordnung. Die Zeit des Balzens iſt ſehr ver— ſchieden, je nach dem Wohnort des Hahns; in niedrigen, wärmern Gegenden und bei warmer Witterung geſchieht es im März oder Anfangs April, in höhern Gegenden erſt in der Mitte des April, und dieſe Zeit dauert vierzehn Tage bis drei Wo— chen, bald länger bald kürzer. Das Balzen fängt mit der Morgendämmerung an und hört mit Sonnenaufgang auf; zuwei— len hört man es ſchon Nachts um 12 Uhr. Es geſchieht ſelten im Thale ſondern auf Höhen, an oder auf Bergen, auf Bäumen, welche am Rande der Waldung ſtehen. Meiſt wählt dazu jeder Hahn einen Lieblingsbaum. Auch auf der Erde bei den Hennen balzen ſie zuweilen am Tage. Während dem Balzen hört der Auerhahn nichts, und ſieht auch zuweilen nichts. Man ſoll ſchon beobachtet haben, daß ſoger ein Flintenſchuß ſie nicht ſtörte. Dagegen ſoll er weit eher ſehen und den anſchleichenden Jäger bemerken. Die Hennen in der Umgegend bemerken und hören dieſe Töne, antworten mit Back, back, und nähern ſich dem Baume, auf welchen der Hahn fist, noch öfterer aber fliegt der Hahn, ſobald er die Töne hört, nach dem Ort hin, und ſucht ſie auf, zuweilen ſogar ziemlich weit. Man trifft ſelten mehr als drei oder vier Hennen in der Nähe des Hahns an, obſchon er wahrſcheinlich mehr befruchten könnte. Da die Zahl der Hähne und Hennen ziemlich gleich iſt, ſo entſtehen unter den Hähnen oft ſehr hitzige Kämpfe in der Nähe der Hennen, wenn ſie einander treffen, wo— bei ſie ſo eifrig ſind, daß ſie ſich zuweilen mit der Hand ergreifen laſſen. Herr Brehm erzählt einen Fall, wo ein Auerhahn Leute anfiel, und fie in die Beine hackte, mit den Flügeln ſchlug und ſchwer zu entfernen war. Sohald die Balzzeit vor— bei iſt, trennen ſich dieſe Vögel wieder und Hahn und Henne geht jedes wieder einſam. Die befruchtete Henne ſucht ſich einen Ort zum Neſte aus, das heißt, ſie ſcharrt ein Loch in den Boden auf Schlägen oder auch in langem Holze, in ein— zelnen Büſchen, langem Graſe, Heidekraut oder Heidelbeergebüſche. In dieſes legt fie auf wenige Halmen 7 bis 10 Eier, welche auf röthlichgelber Grundfarbe deutlichere oder undeutlichere Fleckchen und Punkte haben. Die Jungen bleiben bis zur Herbſtmauſer bei der Mutter, welche fie oft mit Lebensgefahr vertheidigt und eifrig beſchützt. Sie lernen ſogleich lau— fen und bald fliegen, und verbergen ſich ſchnell vor ihren Feinden. Im Herbſt zerſtreuen ſie ſich. Feinde haben beſonders die Jungen an Katzen, Füchſen, Mardern, Wieſeln, Iltiſen, Wanderratten, Habichten und Sperbern, die Alten an den Adlern und den Uhus. Jagd. Dieſe geſchieht beſonders zur Balzzeit, wo die Hähne während dem Balzen am beſten geſchoſſen werden kön⸗ 279 nen. Dazu muß aber der Schütze mit dem erſten Grauen des Tages an Ort und Stelle ſeyn. Außerdem kommt man ſel— ten zum Schuſſe. Nutzen leiſten ſie durch ihr Fleiſch, welches aber von alten Hahnen etwas trocken iſt, und auch einen Harzgeſchmack hat. Die Hennen ſind weit ſchmackhafter. Schaden thun ſie nur unbedeutend durch Abreißen der Knoſpen von Bäumen. Taf. 105. Mittleres Waldhuhn. Tetrao medius. Tetras Rachelhan. Temm. Die Kinnfedern etwas verlängert, der Schwanz etwas gabelförmig. Der ganze Hals, Bruſt und Bauch ſehr ſchön ſchwarz violetglänzend; der Rücken und der untere Theil des Unterhalſes ſchwarz violet, ſehr fein weiß beſpritzt; Deckfedern der Flügel braun weiß beſpritzt, Unterbauch und untere Deckfedern des Schwanzes ſchwarz, jede Feder mit ſehr breitem weißem Rande; Schwanz ſchwarz, die fünf äußern Schwanzfedern jeder Seite abgeſtuft, die äußerſte etwas mehr als ein Zoll vorragend, die folgende um einige Linien kürzer und ſo fort bis zur fünften, die mittelſten wenig abgerundet und weiß geſäumt; Achſeln weiß; Schenkel und Läufe bis auf die Zehen befiedert, matt ſchwarz, weiß gefleckt, über die Augen ein rother Streif. Länge 2 Fuß 6 Zoll. — 2 Weibchen. Faſt der ganze Körper iſt rothgelb, mit glänzend ſchwarzen Querbinden, an der Kehle am hellſten, auf dem Rücken am dunkelſten; Unterrücken und Steiß ſchön blauſchwarz, mit roſtfarben Binden, die ag mit zwei breiten weißen Binden, der Schwanz ſchwarz mit dunkelroſtgelben Binden. An der Bruſt und an den Seiten des Unterleibes haben die meiſten Federn ſilberweiße Spitzen, der Unterbauch weiß, mit braunen Querbinden; die Fußwurzeln ſtark befiedert. Am Kinn ein Federbart. Länge 21 Zoll. Vaterland und Aufenthalt. Das nördliche Rußland, Schweden, Finnland, Norwegen, Lappland, ſehr ſelten in Deutſchland und der Schweiz, in den gebirgigen Nadelholzwäldern. Eigenſchaften. Es iſt von dieſen nichts bekannt, als daß es in ſeinen Sitten und ganzem Betragen wahrſcheinulich nur ſehr wenig vom Auerhuhn abweicht. Das Weibchen it, obſchon Linneus daſſelbe ſchon kannte, doch erſt von Herrn Brehm auch in Deutſchland entdeckt und näher beſchrieben worden. Da der Hahn in der That das Mittel zwiſchen dem Auerhahn und dem Birkhahn hält, ſo iſt er von den meiſten nordiſchen Naturforſchern für einen Baſtard von beiden gehalten worden, da man das Weibchen wahrſcheinlich mit dem des Birkhahns verwechſelte. Selbſt Herr Profeſſor Nilson bemühte ſich dieſe Meinung mit ausführlichen Gründen geltend zu machen. Allein derſelben könnte ich, fo wenig als Meyer und Brehm, Beifall geben. Wenn man Beiſpiele von fruchtbaren Begattuugen unter zwei in voller Freiheit lebenden Arten von Vögeln hat, ſo ſind es ſolche, welche durch unbedeutende Abweichungen der Farben einander ähnlich ſind, z. B. die graue und die ſchwarze Bachſtelze und die Nebel und Rabenkrähe, auſſerdem gilt das Geſetz, was bei den Säugethieren aufzuſtellen iſt, on ich keine Abweichung kenne, daß nemlich Verbaſtardungen nur dann vorkommen, wenn eine Art Hausthier iſt, z. B. Pferd und Eſel, Zebra und Eſel oder Pferd, Steinbock und Ziege, Reh und Schaf, Hund und Wolf, Hund und Jakal u. ſ. w., bei Vögeln wilde und zahme Ente, Biſamente und Hausente, Zeiſig und Canarienvogel, Faſan und Haushuhn, aber ſolche Baſtarde ſind meiſt unter ſich ſehr abweichend, beſonders bei Vögeln. Es iſt wahr, man ſollte annehmen, daß ſolche Verbaſtardungen weit eher ſtatt haben können bei Vögeln, welche in der Vielſspeiberei leben, als bei ſol— chen, welche ſich ordentlich paaren, allein die Natur hat auch dafür geſorgt, daß immer genug Weibchen vorhanden ſeyen. Zwar ſind nach Brehms Meinung bei den Auerhühnern faſt ſo viele Männchen als Weibchen, und im Norden leben Auer und Birkhühner häufiger beiſammen und könnten ſich daher eher begatten. In der Schwetz aber ſteigen, fo viel mir bekannt, die Auerhähne licht in die 9 Höhen, auf welchen Birkhähne vorkommen, und doch findet ſich auch hier das mittlere Wald— huhn, zwar nur ſelten. In Deutſchland iſt es aber noch viel ſeltener, dagegen im Norden in einigen Gegenden häufig. Wenn nun Brehm wirklich das Weibchen gefunden hat, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß ſich die Zahl der Weibchen zu den Männchen wie beim Auerhuhn verhalte, und daß fie um deswillen noch nicht entdeckt worden ſind, weil fie mit der Birk, henne verwechſelt wurden. An den Orten wo beide Auer und Birkhahn leben, fehlt es gewiß nicht an Weibchen. Man müßte aber wegen der ungemeinen Verſchiedenheit der Größe eher annehmen, daß der Birkhahn der Vater, die Auerhenne die Mutter ſey; nun aber balzt der Birkhahn ganz verſchieden vom Auerhahn, was ſollte daher die Auerhenne vermögen den balzenden Birkhahnen nachzugehen, und ſich mit ihnen zu begatten, um ſo mehr, als die Erfahrung zeigt, daß eben, weil die Zahl beider Geſchlechter bei den Auerhühnern faſt gleich iſt, ein einziger Hahn aber wohl zwanzig Hennen befruch— ten kann, es alſo wohl nie an Hahnen fehlt wo Henten ſind. Alle bis jetzt bekannten Männchen des mittlern Waldhuhus, welche in Sammlungen ſich finden, find gleich im Gefieder, bei Beſtarden aber it dies ſelten der Fall, und ſchon dieſes gleichartige Vorkommen derſelben, muß die Abſtammung von zweierlei Arten ſehr unwahrſcheinlich machen. Ich neige mich daher ganz auf die Seite derer, e aus dem mittlern Waldhuhn eine eigene Art machen. Solche Naturſpiele finden wir ja, beſonders bei Vögeln, viele, z. B. Grünſpecht und Grauſpecht; großer Buntſpecht, Mittelbundſpecht und weißrückiger Specht; Fichtenkreuzſchnabel und * welche doch alle in unſern Zeiten für eigene Arten gelten, obſchon die Verſchiedenheit nicht ſo groß iſt, als zwiſchen Auerhuhn, Mittelwaldhuhn und Birkhuhn. Nach Brehms Beobachtung war die mittlere Waldhenne, welche er erhielt, weniger ſcheu als ſonſt Auer und Birkhüh— ner ſind, hatte aber in Gang und Betragen mit den angeführten Hühnern die größte Aehnlichkeit. Nahrung. Dieſe mag wohl ganz mit der der größern Waldhühner übereinkommen. Fortpflanzung. Davon iſt nichts ſicheres bekannt. Brehm glaubt Eier davon zu beſitzen. Sie find ſehr länglich, wenig bauchig, oben ſtark zugerundet, glatt, dünnſchalig etwas glänzend, hell zwiebelgelb mit ſchönen roſtfarben, deutlichen Flecken, Fleckchen und Punkten beſtreut. Sie find größer und ſchöner als die Birkhühnereier, und höher gelb als beim Auer und Virkhuhn. 280 Taf. 105, Doppelflügeliges Waldhuhn. Tetrao cupido. Gelinote huppee d Amerique. Pinnated Grous. Tetras huppecol. Am Nacken zwei Federbüſche in Geſtalt von kleinen Flügeln, aus acht Federn beſtehend, fünfe davon find ſchwarz und drei Zoll lang, die übrigen kürzer, ſchwarz, braun gewellt; auf dem Kopf ein Federbuſch von unbedeutender Größe, über die Augen läuft ein breiter, warziger, halbkreisförmiger, orangegelber Fleck, welchen der Vogel nach ſeinem Willen an— ſpannen und erſchlaffen laſſen kann; unter den Nackenflügelchen liegen zu jeder Seite loſe hängende Hautlappen', welche zwei Drittheile dieſes Theils bedecken, und wenn ſie aufgeblaſen ſind, wie ein Klumpen vorragen, ſie ſind ebenfalls hell orange— farben. Kehle weißlich; unter den Augen iſt ein brauner Streif; der ganze obere Theil des Körpers iſt ſchwarz, rothbraun und weißlich gemiſcht und in die Quere geſtreift; Schwanz kurz und abgerundet, dunkelbraun. Bruſt ſchön rothbraun weiß und ſchwarz gefleckt. Der untere Theil der Bruſt und der Bauch blaßbraun mit weißen Querflecken; die Füße find bis auf die Zehen mit hagrartigen gelblichen Federn bedeckt, die Zehen gefranzt; Schnabel bräunlich hornfarben, Auge rothgelb. Das Weibchen iſt viel kleiner, heller und ihm fehlen der warzige Augenfleck, die Flügelchen am Nacken und die nackte Haut unter denſelben. Länge des Männchens 19 Zoll lang, Breite 27 Zoll, Gewicht 3 ½ Pfund. Aufenthalt. Dieſer ſeltene Vogel bewohnt verſchiedene ſehr von einander entfernte Gegenden der vereinigten Staa— ten. Sie bewohnen die großen Ebenen von Neu-Jerſey in der Grafſchaft Burlington und die mit wenigem kurzem Gebü— ſche bewachſenen Heiden von Long-Island, die Fichten und buſchreichen Plätze von Northampton, Penſylvanien und die dürren Heiden von Kentuky, wie die üppigen Wieſen von Indiana, und Ober-Louiſiang, auch, nach Lewis, die weiten und öden Ebenen am Columbiaſtrom. Die Vorliebe für die Ebenen und mit wenig Holz bewachſenen Heiden ſtimmt mit ihren Gewohnheiten zuſammen. Sie fliegen gerade, niedrig und mühſam, daher wäre es für ſie ſehr beſchwerlich, durch dichte Gebüſche zu dringen, wo ſie immer mit ihren Flügeln anſtoßen würden. Sie vermeiden daher dieſe Gegenden und ſuchen ganz freie Plätze. Wilſon führt ein Beiſpiel an, wo ein ſolches Huhn mit ſo großer Gewalt im Fluge an das Ka— min eines Hauſes anprallte, daß es todt niederfiel. Ebenſo vermeiden fie alle Teiche, Sümpfe oder waſſerreiche Gegenden, und ſollen auch ſehr ſelten trinken. An allen dieſen Orten bleiben ſie das ganze Jahr, und haben da ihre Lieblingsplätze, auf welchen man fie immer antrifft, und wo fie in Ueberfluß ſich finden. Wenn aber hohes Holz auf ſolchen Plätzen wächst, fo ziehen fie ganz weg, und es bleibt nicht eines zurück. Sind bebaute Felder in der Nähe, ſo beſuchen fie dieſe beſonders am Morgen und Abend, und wenn ſchlechte Witterung oder Schneegeſtöber eintritt, fo nähern fie ſich oft den nächſten Wohnungen oder den Landſtraßen, und ſollen ſich ſogar oft unter die Haushühner mengen, alſo halbe Hausthiere werden, obſchon fait alle Verſuche ſie zu zähmen mißlangen. Eigenſchaften. Dieſe Vögel leben geſellig, und die Männchen haben die Gewohnheit, während die Weibchen brü— ten mit einander zu kämpfen. Sie verſammelu ſich am Morgen bei anbrechendem Tage, vorzüglich in Gegenden mit kurzem Unterholz. Sobald das Tageslicht hervorbricht, kommen fie von allen Seiten, zu 30 bis 50, dann fängt einer der Hähne mit einem brüllenden Ton an, ein anderer antwortet, und ſo kommen ſie aus den Gehüſchen hervor, und der Kampf be— ginnt mit allen den ſtolzen Gebärden, wie man ſie beim Truthahn oder Auerhahn beobachtet. Sie biegen den Nacken, ſtreuben die Federn, breiten den Schwanz wie ein Fächer aus. Bemerkenswerth iſt hierbei die Seitenhaut, welche derſelbe bei dieſem Anlaß ganz aufbläſt, ſo daß es ausſieht, als ob zu jeder Seite eine Citrone oder Pomeranze läge, gewöhnlich aber hängt die Haut an dieſer Stelle loſe und ſchlaff herab. Der Kampf ſelbſt iſt ſehr hartnäckig, ſie ſpringen dabei ein bis zwei Fuß in die Höhe, mit kackerndem, unangenehmen Geſchrei. Wahrſcheinlich kommt ein Theil ſchon vor Anbruch des Tages auf den Platz, und die übrigen am Morgen. Sobald aber die Sonne hetvorgebrochen iſt, zerſtreuen ſie ſich. Die Entdeckung eines ſolchen Kampfplatzes iſt für die Jäger ſehr günſtig, deſto ſchlimmer aber für die Thiere, da dieſe während ihrem Streite ganz blind ſind, ſo daß der Schütze oft mehr als einen Hahn in einem Schuſſe trifft. Außer der Begattungszeit gehen fie immer in Truppen von zehn bis zwölf, und manchmal vereinigen ſich mehrere ſolche Geſellſchaften. Die Töne dieſer Vögel ſind ſchwer auszudrücken und beſtehen aus drei Silben, und einer Art von Knurren. Die Weib— chen kackern ſtark, und dieſe Töne ſind nicht unähnlich einem ſtarken Gelächter eines Menſchen. Nahrung. Sie beſteht in allen Arten Sämereien, Beeren, Baumknoſpen, grünen Pflanzentheilen und Inſekten. Beſonders lieben ſie den Mais, ganz oder halb reif und ziehen den damit bebauten Aeckern nach. Fortpflanzung. Sie niſten auf den Boden in Grasbüſchen, das Neſt iſt unkünſtlich aus dürrem Gras gebaut, das Weibchen legt 12 bis 14 braun weißliche Eier, von der Größe der Hühnereier. Die Henne brütet fie allein aus. Es wird nirgends berichtet, ob dieſe Vögel in der Vielweiberei leben oder nicht. Ganz jung ſollen ſie doch gezähmt werden können, und ſich dann von Inſekten ernähren, auch Fliegen fangen. Nutzen. Das Fleiſch dieſes Vogels wird für das delikateſte Geflügel gehalten, daher demſelben ſehr nachgeſtellt wird, und er in den bewohnten Gegenden fchon ſelten geworden iſt. Man bezahlt das Stück mit drei bis vier Dolars. Schaden iſt keiner bekannt, als allenfalls in den Maisfeldern. Zu dieſer Abtheilung gehören in Europa das Birkhuhn. Tetra tetrix, mit ſehr gegabeltem und mit den äußern Federn auswärtsgebogenem Schwanze. Man findet es in den meiſten Theilen von Centraleuropa und im Norden von Eu— ropa und Aſien allenthalben. In Amerika, Tetrao phasianellus. Lath, Hutſonsbay. Tet. canadensis, pl. enl. 131, 132. In Canada. T. umbellus, pl. enl. 173. Nordamerika. T. urophasianus. Bonap. Am Miſſuri und am Columbiafluß. T. urophasianellus. Douglas. An denſelben Orten. T. Sabini, Dougl. In den Waldgegenden der Nordweſtküſte von Amerika. T. Franklini. Um die Quellen des Columbiaſtuſſes. T. Rice har dsonii. Im Rocky⸗ gebirge und den Berggegenden am Columbia. S. Iſis 1830. Heft IX. S. 618. T. obscurus Say. Rockygebirge in Nordamerika. Das Haſelhuhn. T. bonas ia. In Europa; macht den Uebergang zu den Schneehühnern. 281 Taf. 105. Das Alpenſchneehuhn. Tetrao Lagopus. Le Ptarmigan. Tetrao alpinus. Brehm. Man hat wohl in neuern Zeiten aus dieſer und den folgenden Arten eine eigene Gattung gemacht, weil ihre Füße fogar bis auf die Klauen befiedert ſind, aber dieſes Kennzeichen allein reicht doch noch nicht hin, um eine Gattung zu bilden, daher laſſen wir ſie bei der Gattung des Waldhuhns. Die Farben des Schneehuhns ſind nach der Jahreszeit ſo verſchieden, daß man ſagen kann, im Sommer ſeyen ſie je— den Monat verändert. Zu allen Jahreszeiten find am Männchen der Bauch, die untern Deckfedern des Schwanzes, die vordern Deckfedern der Flügel, die Schwungfedern und die Läufe weiß, die Schwungfedern haben ſchwärzliche Schäfte und der Schwanz iſt ſchwarz. Im Sommer aber ſind die übrigen Theile ſehr verſchieden. Die Mauſer iſt doppelt, und die Frühlingsmauſer beginnt mit Mitte April, dann kommen hin und wieder ſchwärzliche Federn zum Vorſchein und der Vogel iſt weiß und ſchwärzlich bunt geſcheckt, mit Anfang Mai iſt der Kopf, Hals, Rücken, die obern Deckfedern der Flügel und die Bruſt ſchwarz, roſtfarb und weißbunt, die Federn find nemlich entweder ganz ſchwarz mit ganz undeutlichen roſtfar— ben Querſtreifen, oder ſchwarz hellroſtgelb und weißlich gebändert, an Kehle und den Seiten des Halſes iſt das Weiße am meiſten deutlich. Man findet nicht zwei ganz gleiche Exemplare und die Federn ſelbſt ſtehen bunt untereinander, nicht ſelten mit einigen ganz weißen gemiſcht. Dieſe Federn bleichen aber nach und nach ſo ab, daß mit Ende Auguſt oder September beſonders der Rücken ſchön hellaſchgrau und ſchwärzlich punktirt erſcheint, die roſtfarben Bänder an Hals und Kopf find faſt ganz weiß geworden, meiſt ſtehen noch einige ganz unregelmäßige roſtgelb und ſchwarz gebänderte Federn unter den an— dern. Beim Weibchen ſind alle dieſe Theile ſchwarz und roſtfarb gewellt, die Bänder viel breiter und deutlicher. Im Winter werden alle Theile weiß, nur die Schwanzfedern bleiben ſchwarz, mit weißem Endſaume, da ſie im Som— mer ganz ſchwarz find; auch bleiben am Männchen die Zügel und ein kleiner Fleck hinter den Augen ſchwarz, alles übrige wird rein blendend weiß; auch hier aber bleiben nicht ſelten noch einzelne falſche bunte Federn ſtehen. Die Herbſtmauſer fängt im October an, wo dann die Vögel ganz bunt erſcheinen, im November find fie ganz weiß. Beim Weibchen fehlen die ſchwarzen Zügel. Die mittlern obern Deckfedern des Schwanzes verlängern ſich ſo, daß ſie bis zum Ende des Schwan— zes reichen und es ſcheint als ob die Mitte des Schwanzes weiß ſey. Ueber den Augen ſteht eine rothe, warzige, am obern Rande ausgezackte Haut, die aber am Männchen viel ſtärker iſt. Länge 13 Zoll. Beide Geſchlechter haben faſt die gleiche Größe. Ohne mich zu denjenigen Syſtematikern reihen zu wollen, welche gerne viele Arten machen, ſo glaube ich doch angeben zu müſſen, daß nach einem Exemplare eines Schneehuhns aus Norwegen, welches vor mir ſteht, zu ſchließen, das nordiſche Schneehuhn von unſerm Alpenſchneehuhn verſchieden iſt. Ich muß daher Brehm hierin Recht geben. Das nordiſche Schnee— huhn, welches Brehm Tetrao lagopus nennt, während er unſer Schneehuhn Tetrao alpinus bezeichnet, iſt bedeutend kleiner als das Alpenſchnechuhn; der Schnabel iſt länger und platter, die Nägel an den Zehen ſchwärzer, und im Sommer iſt der ſchwarze Zügel am Männchen deutlich, was beim Alpenſchneehuhn nicht iſt. Die Kehle iſt faſt rein weiß, alle gefärbten Federn aber faſt ganz ſchwarz, nur hin und wieder mit roſtfarben Punkten, und nirgends mit deutlichern Bändern. Sel— ten findet man eines im reinen Sommerkleid, weiße Federn ſind gewöhnlich noch beigemiſcht. Jüngere Männchen ſind mehr braun, ältere faſt ganz ſchwarz, was am Alpenſchneehuhn nicht der Fall iſt. Das Weibchen hat ziemlich regelmäßige roſt— röthliche und ſchwarze Wellenlinien und keine ſchwarze Zügel. Länge 12 Zoll. Dieſes Schneehuhn bewohnt Norwegen, Schweden und Lappland, nicht immer auf Gebirgen, ſondern ſteigt oft ganz bis zum Seeſtrand hinab, wo nur Klippen ſind, doch entfernt es ſich nie weit vom Schnee, der ihm zu ſeiner Exiſtenz nothwendig ſcheint. Auch das isländiſche Schneehuhn iſt nach Brehm, Thienemann und Faber eine eigene Art. Es iſt nicht größer als das nordiſche und beide Geſchlechter haben im Winter ſchwarze Zügel, welche dagegen beiden Geſchlechtern des Moraſthuhns fehlen. Das alte Männchen hat im Sommer den ſchwarzen Streif wie im Winter, Oberkopf, Wangen, Hinter und Vor— derhals mit ſchönen, gleichbreiten, ſchwarzen und roſtfarben Wellenſtreifen, der übrige Oberkörper, Kropf und Bruſt, roſt— braun ſchwarz gewäſſert. Beim Weibchen ſind im Sommer die Zügel weiß, die Stirn roſtroth, mit ſchmalen braunen Wel— lenlinien, der Scheitel ſchwarz mit roſtrothen Federrändern, der übrige Körper wie beim Männchen, aber ſtets vorherr— ſchendem Schwarz; die Wangen gelb mit dunkeln Flecken. Die Farbe hat überhaupt Aehnlichkeit mit der der Birkhenne. So hätten wir alſo drei Arten von Schneehühnern, welche bis anhin mit einander verwechſelt wurden. Ob auch das Nordamerikaniſche wieder verſchieden ſey, iſt unbekannt. Vaterland und Aufenthalt. Das Alpenſchneehuhn bewohnt die hohen Gebirge der Centralalpenkette Europas, der Schweiz, Tyrols, Salzburgs, Savoyens, und ſoll auch die Pyrenäen und Appeninen bewohnen. Im Sommer leben ſie immer über der Region des Holzwuchſes, nahe am Schnee und Eis. Sie ſcheuen die Sonnenwärme und das blendende Schneelicht, und ſetzen ſich unter die Alpenroſengeſträuche oder unter Felſenabſätze in den Schatten; im Frühling ſitzen ſie unter vorhangenden Schnee und Eis. Wenn es regnen will, gehen ſie etwas tiefer herab. Im Herbſte und Winter gehen fie ins Mittelgebirge, unmittelbar über die Hochwälder und bleiben daſelbſt. N Eigenſchaften. Bei ſtarkem Nebelwetter, oder wenn Schnee oder Regen fallen will, ſchreien ſie unaufhörlich den ganzen Tag krögögbögrö, krögögbögrö, oder auch önö-göb, önö, göö. Dagegen wenn fie ihre Jungen locken, oder einen Raubvogel erblicken, fo ſchreien die Alten mehr gä-gä, gaggää, und die Jungen zip, zip, zip. (Das nordiſche Schneehuhn ſoll dagegen knarrend und dumpf auh-auh, oder auh-ah ſchreien.) Bei hellem Himmel hört man nur ſehr ſelten einen Ton von ihnen. Sie haben einen ſehr ſchnellen Gang und Flug, weil ſie aber ſchwer ſind und kurze Flügel haben, ſo fliegen ſie gar nicht hoch und auch ſelten weit, ſondern laſſen ſich in geringer Entfernung wieder auf den Raſen, oder zwiſchen Fel— ſenſtücken und Steinriſſen nieder. Bei neblichtem Wetter laufen ſie am meiſten auf dem Boden herum, und glauben ſich vor allen Nachſtellungen am ſicherſten. Auch beim warmen Sonnenſchein ſind ſie ſehr zahm; dagegen je kälter je wilder und 71 282 ö menſchenſcheuer. (Das nordiſche Schneehuhn ſoll, nach Boje, ſehr träge ſeyn, und während der Brütezeit oft faſt den ganzen Tag knarrend in der Nähe des Neſtes feines Weibchens ſitzen. Dieſes ſchreit, wenn es vom Nefte aufgejagt wird kläglich i-ak, i-ak. Zur Paarungszeit ſitzt das Männchen auf mit Flechten überzogenen, oder wenig Alpenpflanzen bewach— ſenen Felsſtücken, und ſchreit auch des Nachts auh-ah, was ſein ganzer Geſang iſt, ſcheint ſich an der weiten Ausſicht zu ergötzen, und ſitzt ſo ruhig, das es der Jäger oft durch Steinwürfe aufſcheuchen muß, der Flug iſt äußerſt geräuſchvoll.) Im Herbſt und Winter leben die Schneehühner familienweiſe beiſammen. Iſt es ſehr ſtürmiſch und kalt, ſo verſammeln ſich dann oft mehrere ſolcher Familien unter vorſtehenden Felſenwänden, oder verbergen ſich unter die Zwergtannen oder Wettertannen, deren Aeſte bis auf den Boden reichen. Zuweilen laſſen ſie ſich ganz überſchneien und ſchütteln nur von Zeit Kopf und Flügel um ſich ein kleines Luftloch offen zu halten, ſie gehen dann nicht eher hervor bis das Schneegeſtöber nach— gelaſſen hat, oder der Hunger ſie treibt. Zuweilen können ſie aber auch von herabſtürzenden Schneemaſſen erdrückt werden. Wie alle Hühnerarten dieſer Gattung laſſen ſie ſich ziemlich leicht zahm machen, halten aber in der Region der Thäler nicht lange aus, auch hat man fchon mehrmal Eier durch Haushühner glücklich ausbrüten laſſen, allein man konnte ſie nicht auf— bringen. Bei gehöriger Sorgfalt ſollte dies doch wohl gelingen. i Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich in Pflanzen und Samen. Man findet ihren Kropf mit Blättern der Alpenwei— den, Heidekraut, Knoſpen der Alpenroſen und ihren Beeren, mit Preiſſelbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, Blumen von Hieraceen, Ranunkeln und andern angefüllt. Sie freſſen auch Hafer, den ſie auf den Bergſtraßen finden und Inſekten. Kohl freſſen fie in der Gefangenſchaft, dann auch Brod. Auch Knoſpen von Tannen findet man häufig im Kropfe. Fortpflanzung. Die Schneehühner leben in der Einweiberei und beide Gatten halten ſich während der Paarungs— und Brütezeit immer mehr zuſammen. In der Mitte oder mit Ende Juni legt das Weibchen ſeine 7 bis 15 Eier, in ein auf dem Boden geſcharrtes Loch, unter niedrige Geſträuche der Zwergtanne oder Alpenroſen, oder unter einen ſchützenden Stein, oft auf offene Stellen, in eine Vertiefung. Die Unterlage beſteht aus etwas Moos. Das Männchen nimmt weder an dem Brüten noch an der Führung der Jungen Theil. Die Eier ſind blaßgelb mit ſehr ungleichen braunſchwarzen Flecken beim Alpenſchneehuhn ſind dieſe Flecken immer kleiner als an den Eiern der nordiſchen und isländiſchen Schneehühner; ſie And dünnſchalig, wenig glänzend und meiſt ſchön eiförmig faſt an beiden Enden gleich. Die Brütezeit dauert drei Wochen. Die ausgekommenen Jungen laufen ſo wie ſie aus der Schale kommen ſchon ſehr ſchnell, gleichen Anfangs jungen Haus— hühnern, nur find fie kleiner. Sie verbergen ſich, wenn ein Feind ihnen nahet ſehr ſchnell unter die Steine oder Alproſen— gebüſche. Die Mutter flattert in ſolchen Fällen ängſtlich umher, ruft aber nach verſchwundener Gefahr ſogleich die Jun— gen wieder, welche ſich dann unter ihre Flügel ſammeln, indem ſie den pfeifenden Lockton wohl verſtehen. Sie piepen wie unſere kleinen Hühnchen. ö Feinde haben dieſe Thiere, außer dem Menſchen, an Füchſen, Iltiſen, Wieſeln und verſchiedenen Falkenarten. Sie ſollen auch eine eigene Laus und eigene Eingeweidewürmer haben. Jagd. Sie werden im Winter oft in Schlingen gefangen, welche man an die unterſten Tannen oder Arvenäſte oder auch an Alpenroſengeſträuche befeſtigt. Die meiſten aber werden geſchoſſen. Schaden thun ſie gar keinen, dagegen iſt ihr Fleiſch, welches aber nicht weiß, ſondern dunkelrot und gekocht ſchwarz iſt, ſehr ſchmakhaft, und dem Haſenfleiſch ähnlich. Taf. 105. Das Moraſtſchneehuhn. Tetrao saliceti. emm. Tetras des saules. Tet. albus Gmel. Tet. subalpinus Nilss. Tet. lapponicus. Bauch, Flügel und Füße zu allen Jahreszeiten weiß. Das fehr alte Männchen ift im Sommer faft ganz ſchwarzbraun, und dieſe Farbe gegen die Weiße des Bauches ſcharf abgeſchnitten. Bei jüngern iſt Stopf und Hals kaſtanienbraun, an Bruſt und Seiten roſtfarb gebändert; Mantel, Rücken, Deckfedern der Flügel und obere des Schwanzes ſchwarz, roſtfarb und weiß, ſchmal gebändert; jede Feder iſt in der Mitte ſchwarz, an den Seiten mit halben Bändern, am Ende mit einem roſtfarben, dann einer ſchwarzen und endlich einer ſchmalen weißen Binde. Schwanz ſchwarz, die mittlern Federn weiß geſaumt, nur die äußerſte ganz ſchwarz, die zweite mit einem halben Saum. Das Weibchen hat auf roſtrothgelber Hauptfarbe ſchwarze Flecken, faſt wie die Birkhenne. Im Winter werden beide Geſchlechter ganz weiß, der Schwanz ausgenommen, der ſchwarz bleibt. Die Frühlingsmau— ſer beginnt zu Ende Aprils. Die Weihchen bekommen das Sommerkleid weit reiner, als die Männchen, welche ſelten ganz ungerecht erſcheinen, es iſt dies aber auch beim Alpenſchneehuhn und dem nordiſchen der Fall. Länge 13 Zoll, Breite 24 Zoll. Aufeuth alt und Vaterland. Der Norden der alten Welt, bis nach Kamtſchatka hinauf. Sehr häufig iſt es in Norwegen, Schweden und Lappland, fo daß ein einziger Wildhändler im Jahr 18515, 40,000 Stücke nach Drontheim brachte, und Boje im Umfang einer Stunde auf 100 Paare antraf. Es liebt die moorigen mit Birken und Weidengebüſch oder Heidekraut bewachſenen, nicht allzuhochliegenden Orte auf den Inſeln in der Nähe der Küſte, ſtreicht im Winter und kommt dann ſehr ſelten auch an die deutſche Oſtſeeküſte. Eigenſchaften. Zur Vaarungszeit leben dieſe Hühner paarweiſe, außerdem aber familienweiſe, und im Herbſte mit mehrern andern zu großen Flügen vereinigt. Es iſt ſehr wenig ſcheu, beſonders im Sommer, daher leicht zu ſchießen, nicht ſchwer zu zähmen, und in der Gefangenſchaft ſogar zur Fortpflanzung zu bringen. Es iſt viel munterer und läuft ſchneller als das nordiſche Schneehuhn. Kaum aufgeflogen ſetzt es ſich ſchon wieder, und während des Fluges ſchreit es err-reck, eck, eck, eck, doch nur während der Brütezeit, dieſe Töne beſchließt es mit den Silben kabauh, kabauh, die oft wieder— holt und mit einem Vor- und Rückwärtsbiegen des ganzen Körpers verbunden werden, bei einer ſonſt ſehr aufrechten Stellung, welche an die lächerliche Stellung des Puters erinnert. Das Weibchen ſchreit j-ack-f-ack. Am lebenden Vogel ſieht man nichts von den weißen Schwungfedern im Sommer, fie werden ganz von den langen Steißfedern bedeckt, und überhaupt bemerkt man die weißen Federn gar nicht. Bei Annäherung eines Fuchſes, ſah Voje das Männchen ſehr unru— 283 hig werden und ein lautes ack, ack ſo lang wiederholen, bis der Feind verſchwunden war, und ein Rabe, der ſich einem brü— tenden Weibchen näherte, wurde von dem Männchen mit einer wahren Wuth angefallen. Dieſer Trieb des Männchens ſein Weibchen zu beſchützen, und jedem fremden Weſen den Eintritt in das Revier, von welchem es einmal Beſitz genommen hat, zu wehren, geht ſo weit, daß es ſelbſt der Nachbar nicht ungeſtraft betreten darf. Als Boje ein Männchen leicht verwun— det hatte, und dieſes Sicherheit in dem Bezirke eines andern Männchens ſuchte, kam dieſes augenblicklich herbeigeflogen, ſiel mit Ingrimm über daßelbe her und warf es in einen Bach, wo es von Boje erhaſcht wurde. Gegen die Zeit von Son— nenuntergang werden dieſe Hühner am unruhigſten, und man hört ſie im dürren Laube herumlaufen und das erwähnte Ge— ſchrei oft wiederholen. Das Baden im Sande ſcheint ihnen Bedürfniß zu ſeyn, denn allenthalben wo trockner Sand auf— gehäuft iſt, findet man Spuren dieſes Wälzens im Sande. Im Winter iſt es viel ſcheuer, wird aber doch in großer Menge geſchoſſen und gefangen. Nahrung. Sie beſteht in den Knoſpen der Birken, Weiden, der Heide, der Blüthen und Beeren des Heidelbeerkrau— tes und andern Beeren. Auch den Rocken ſollen ſie lieben, und im Sommer genießen ſie auch Inſekten. Fortpflanzung. Es iſt ſchon geſagt worden, daß dieſe Art auch in der Monogamie lebt und Männchen und Weib— chen ſehr anhänglich an einander ſind. Das Neſt findet man im Heide- und Heidelbeerkraut, oder unter Gebüſchen mit neun, zehn bis fünfzehn hellgelben Eiern mit feinen und groben rothbraunen Flecken, welche oft faſt ſchwarz ſind. Die Eier aller Arten der nordiſchen Schneehühner ſind mit größern Flecken bezeichnet als die des Alpenſchneehuhns. Die Jungen wer— den von der Mutter ſehr treu bewacht und gepflegt. Feinde haben ſie außer dem Menſchen beſonders am Fuchs, und die Raben rauben Eier und Junge, da die Zahl dieſer Hühner ſo groß iſt, ſo iſt auch der Nutzen, den der Menſch davon zieht, ſehr bedeutend, ohne daß ſie ihm den ge— ringſten Schaden e Taf. 105. Das Schottiſche Huhn. Tetrao scoticus. Tetras rouge. Temm. Der ganze Körper lebhaft kaſtanienbraunroth, der Vorderhals bis zur Bruſt rein, an der Bruſt mit kleinen ſchwarzen Querbinden, fo wie an den Seiten des Unterleibs und der Aftergegend, Bauch ſchwarzbraun mit weißen Federſpitzen; Hinterhals braunroth, ſchwarz gefleckt; der übrige Theil des Oberkörpers rothbraun mit ſchwarzen und roſtgelben Bändern, die Mitte der Federn ſchwarz, Schwungfedern graubraun, Schwanz ſchwarzbraun. Am Weibchen, welches an Größe dem Männchen wenig nachſteht, ſind alle Theile mehr gewellt und gebändert, die Federſpitzen hier und da weißgelb. Läufe bei beiden weißgrau, Nägel lang, hornfarben; Schnabel ſchwarz und ſtark; Augenhaut ſchön roth, mit zackigem Kamm. Länge 12 Zoll. Vaterland und Aufenthalt. Die trockenen, mit Heide beſetzten Torfgegenden der Mittelgebirge Schottlands in ſehr großer Menge, ſoll nicht über 2000 Fuß hoch angetroffen werden, ſteigt bei Schnee in die Ebenen herab und verirrt ſich ſelten nach England und Irland. Eigenſchaften. Es mauſert nur einmal des Jahrs und wird im Winter nicht weiß. Im Sommer iſt es wenig ſcheu, und hält ſich unter dem Heidekraut ſo feſt, daß es nur vom Hunde aufgeſtöbert, oder vom Menſchen faſt getreten auffliegt, und ſich bald wieder a Im Winter iſt es ſehr flüchtig und ſcheu. Nahrung. Allerlei Knoſpen, Beeren und Blumen. Fortpflanzung. Lebt in der Einweiberei; legt 10 bis 15 Eier, dieſe ſind roſtbraungelb, rothbraun oder ſchwärzlich gefleckt und punktirt. 2 Gatt. Gang a. Pterocle s. Ganga Oends, Vioillot. Schnabel mittelmaͤßig, zuſammengedruͤckt, bei einigen Arten duͤnne; obere Schnabellade gerade, gegen die Spitze gebogen. Naſenloͤcher an der Wurzel, halb durch eine Haut geſchloſſen, und unter den Stirnfedern ver— borgen; noch oben geoͤffnet. Fuͤße mit kurzen Zehen, die Hinterzehe kaum rudimentar und hoch am Lauf einge— lenkt; die vordern Zehen bis zum Gelenk mit einer Haut verbunden, und mit Haͤuten geſaumt; der vordere Theil der Laͤufe mit kleinen ſehr kurzen Federn bedeckt, hinten nackt. Naͤgel ſehr kurz, der hintere ſpitzig, die vordern ſtumpf. Schwanz bei einigen Arten koniſch; bei einigen mit zwei langen fadenfoͤrmigen Federn. Fluͤgel lang, ſpitzig; die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. j Die Arten der Gattung des Waldhuhns haben einen ſehr fleiſchigen Körper, ein derbes Fleiſch, eine dicke Haut, an— liegende Federn und eine doppelte Flaumreihe; die Fußſohlen hart und rauh. Dieſer Bau beweist, daß fie für die kal— ten Climate geſchaffen ſind, und leicht auf dem Eiſe oder auf Baumäſten ſitzen können. Die Schneehühner, welche im hohen Norden, oder nahe an der Schneeregion leben, ſind beſonders dicht mit Federn und Flaum beſetzt; ſelbſt die Füße find überall dicht bis auf die Klauen befiedert, auch unten, fo daß fie vor der Kälte ganz geſchützt find, und mit ihren wolligen Füßen leicht über Eisflächen weglaufen können, und ihre langen und breiten Nägel dienen ihnen zum Schar— ren im Schnee. Die Gangas ſind dagegen die Repräſentanten der Schneehühner in den warmen Zonen, wie jene die Step— pen und Gebürge der kalten Zonen zu ihrer Wohnung wählten, ſo ſchuf die Natur dieſe für die Wüſten Afrikas, und ihr Bau ſteht mit dieſer Beſtimmung ganz im Einklang. Ihr Körper iſt ſchlank, im Verhältniß zu den Gliedern we— nig fleiſchig; die Muskeln faſerig, die Flügel lang, ſo daß ſie zum langen und kräftigen Fluge geſchickt ſind; die kurzen Zehen, und die kleine Hinterzehe zeigen, daß ſie auch ſchnell laufen können, ſelbſt auf Boden der aus beweglichem Sande beſteht. Bei allen ſchnellaufenden Vögeln bemerkt man einen ähnlichen Bau der Füße, bei den Trappen, Läufern, Straußen⸗ 284 Die Gangas müſſen von den Waldhühnern und Feldhühnern getrennt werden, nähern ſich aber auf der einen Seite den Schneehühnern, auf der andern dem Fauſthuhn oder der en Gattung. Sie legen zahlreiche gefleckte Eier, ihre Nefter ſind ſehr einfach und ohne alle Kunſt auf dem Boden in einer Vertiefung angebracht, die Jungen laufen ſo wie ſie aus den Eiern kommen. Sie haben daher alle Eigenſchaften der wahren Hühner. Die Gangas leben in den warmen Gegenden Afrikas und Aſiens; in den wärmern Gegenden Europas kommen fie nur zufällig vor. Ihre Erſcheinung iſt dem Wanderer in der Wüſte ſehr angenehm, denn ſie verkünden ihm die Nähe des Waſ— ſers und die Grenzen der Wüſte, oder die dürren und unfruchtbaren, mit nur ſparſamem Geſträuche bedeckten Ebenen. Es ſind Strichvögel, welche umherziehen, und außer der Brütezeit täglich große Strecken durchirren. Dieſe Reiſen haben zum Zweck die Quellen oder einzelne Brunnen aufzuſuchen, wo fie ihren Durſt löſchen können. Wenn dieſe natürlichen oder durch Menſchen gegrabenen Brunnen, Mangel an Waſſer haben und anfangen auszutrocknen, fo wagen fie ſich ſelbſt über weite Strecken der Wüſten hin, welche alle andern Thiere ausweichen. Bei dieſen Reiſen vereinigen ſie ſich in Truppen von mehrern hunderten, und bleiben bis zur Begattungszeit beiſammen, um die Gefahren zu theilen, welchen ſie auf dieſen Reiſen ausgeſetzt ſind. Beſonders ſind die Arten geſellig, welche mit langen fadenförmigen Schwanzfedern verſehen ſind, dieſe führen ihr Nomadenleben in großer Geſellſchaft; die andern leben nur familienweiſe. Auf Bäume gehen ſie nie. Taf. 106. Spitzſchwanz⸗Ganga. Pterocles setarius. Gunga Cata. Gelinotte des Pyrennees. Buff: Die Kehle iſt ſchön ſchwarz, kaſtanienbraunroth eingefaßt, hinter den Augen iſt ein kleiner ſchwarzer Streif; Wangen, Seiten des Kopfs und Vorderhals ſind graugelblich; am Unterhals verbreitet ſich kreisförmig ein ſchwarzes ſchmales Band, und unter dieſem etwa 2 Zoll weiter unten ein anderes ähnliches, welches über den Oberbauch von einem Flügel zum andern geht; der Raum zwiſchen dieſen beiden Binden iſt ſchön roſtroth orangefarb; der übrige Unterleib iſt rein weiß. Scheitel und Hinterhals ſind mit ſchwarzen und okerfarben Querbändern, und der Rücken mit unterbrochenen, halbzirkelförmigen, ſchwarzen, roſtfarben und gelblichen, und die Deckfedern der Flügel mit ſchwarzen und gelben Querbändern geziert, ſo daß der ganze Oberkörper geſcheckt erſcheint. Die kleinen und mittlern Deckfedern der Flügel haben am äußern Rande einen ſchiefen kaſtanienbraunrothen Streif, und ein halbmondförmiger, weißer, oben und unten ſchwarz eingefaßter Fleck endigt alle Federn; die großen Deckfedern ſind gelblich olivenfarb, mit einem ſchwarzen Halbmonde; die Schwungfedern graulich an der innern breitern Fahne, die äußere, ſo wie die Schäfte tief ſchwarz; die Schwanzfedern an der innern Fahne grau— lich olivenfarhen, an der äußern gelb und ſchwarz geſtreift; alle mit weißer Spitze, und die äußerſte Feder auf jeder Seite iſt weiß geſaumt; unten iſt der Schwanz ſchwarz mit weißer Spitze: die untern Deckfedern find ſchwarz und gelb gewellt mit weißer Spitze, wodurch ein rein weißer Fleck gebildet wird. Die beiden mittlern Schwanzfedern ſind ſchwarz und gelb geſtreift, werden dann ſehr ſchmal und endigen endlich in eine ſchwarze fadenförmige Spitze. Die vordern Theile der Läufe ſind weiß; Schnabel und Füße graulich, Nägel ſchwarz. Das alte Weibchen iſt noch mehr gefleckt und bunt; die Kehle iſt rein weiß und unter dieſer iſt ein ſchwarzes, fleckiges Halsband; der Raum zwiſchen dieſem Halsband und der Augen iſt gelblich roſtfarben mit kleinen ſchwärzlichen Flecken, Bruſt und Oberbauch hell leberfarben, oben und unten mit ſchwarzem Halsband, die obern Federn dieſes Bandes find nem— lich weißlich mit ſchwarzem Saum, die untern roſtgelb oder hellleberfarben mit zwei ſchwarzen Binden, die untern mit ſchmalen weißen Saum; der Bauch und die untern Theile weiß; Scheitel und Hinterhals, roſtgelb, ſchwarz in die Quere geſtreift; der ganze Rücken und alle obern Theile ſind ſchwarzgelb und blaugraubunt, jede Feder nemlich iſt gelb und ſchwarz— gebändert, dann kommt ein blaugrauer, halbmondförmiger auf beiden Seiten ſchwarzgeſaumter Fleck, die Spitze aber iſt ſchön roſtgelb auf beiden Seiten ſchwarz geſaumt, fo daß der ganze Rücken ſehr bunt erſcheint; Schwungfedern aſchgrau? Schwanz an der innern Fahne ſchwärzlich, an der äußern ſchwarz und gelb gebändert, die äußerſte an der innern ſchwarz , an der äußern weiß, alle mit weißer Spitze. Größe 10 Zoll, ohne die langen Schwanzfedern, welche noch 3 Zoll länger ſind. Beide Geſchlechter ſind faſt gleich groß. Vaterland. Man findet dieſe Vögel in großer Menge in den Wüſten von Syrien, Arabien, Perſien, in der Türkey, an der Grenze der Wüſte Zahara, in Sizilien, im ſüdlichen Frankreich, in Spanien und in den Inſeln der Levante. Eigenſchaften. Sie ſchwärmen außer der Brütezeit in großen Geſellſchaften oft von mehr als hundert umher. Lau— fen und fliegen ſehr gut, und ſind überhaupt ſehr unruhig und wild. Nahrung. Allerlei Sämereien, Pflanzentheile und wahrſcheinlich auch Inſekten. Fortpflanzung. Sie leben in der Einweiberei und legen ihre Neſter an dürren Orten auf den Boden an, indem fie ein Loch ſcharren. Die Eier, s bis 14, find ſchön eiförmig von der Größe der Hafel- und Schneehühnereier, für den Vogel ziemlich groß. Sie ſind auf gelbröthlichem Grunde überall mit ziegelröthlichen, braunen und aſchgrauen Flecken be— ſtreut. Brütezeit unbekannt. Taf. 106. Lichtenſteiniſches Flughuhn. Pterocles Lichtensteinii. Ganga Lichtenstein. Temm. pl. col. 355. & 361. Pterocles bieinetus. Lichtenstein. Männchen. Stirn mit drei Bändern, das mittlere iſt ſchwarz, die beiden andern weiß, das ſchwarze Band iſt halb— kreisförmig. Die Kehle iſt nanquinfarben, und dieſe Farbe iſt die herrſchende am ganzen Gefieder; Kopf und Backen ſind mit kleinen ſchwarzen Punkten be ezeichnet; die am Nacken und Hals halbmondförmige Flecken bilden; Mantel und Flügel haben breite ſchwarze Querbänder, die auf den großen Deckfedern weiß geſaumt ſind; die Schwungfedern der zweiten Ord— 285 nung find an der Wurzel braun, an der äußern Fahne rein weiß, gegen die Spitze ganz ſchwarz, die übrigen Schwungfe— dern ſchwärzlich, weiß geſaumt und mit weißer Spitze; die Bruſt iſt nanquinfarben, und dieſer Theil mit einem ſchmalen Halsband von kaſtanienbrauner Farbe durchſchnitten, welches gegen die hintern Theile des Halſes anſteigt; Unterleib und Seiten ſind weiß, jede Feder am Ende mit einem ſchwarzen Halbmondfleck, daher dieſe Theile wie geſchuppt find; der Schwanz iſt abgerundet, etwas koniſch, röthlich nanqinfarben mit ſchwarzen Querbinden; Schnabel und hintere Theile der Läufe und Zehen röthlich. Ganze Länge 9 bis 10 Zoll. 5 Beim Weibchen fehlen die Stirnbänder, der Fleck auf der Bruſt und das Halsband. Das Gefieder hat einen ſchmutzig weißen Grund, an den obern Theilen ins gelbliche ziehend, mit halbmondförmigen Flecken und ſchwarzen Bändern; alle untern Theile ſind wie beim Männchen ſchwarz geſchuppt; die Bänder an der Bruſt und dem Vorderhals ſind ſehr ſchmal; Rücken und Flügel mit etwas breitern Zickzackbändern. Vaterland. Nubien. Die übrigen Arten find, das Sandflughuhn. Pter, arenarius, Temm. pl. col. 52 et 53, Das warme Aſien, Nordafrika, ſelten im warmen Europa. Das Doppelbindige. Pt. bieinctus. Südafrika. Das vierbindige. Pt. quadricinetus. Vieill. pl. 220. Weſtafrika. Das gekrönte. Pt. coronatus. Temm. pl. col. 339 et 340. tubien. Das Schnellfliegende. Pt. Tachypetes, Südafrika. Das Getupfte. Pt. guttatus. Temm. pl. col. Südafrika. Das Brand bauchige. Pt. exustus pl. col. 354 et 360. Weſtafrikaniſche Küſten. 24te Gatt. Fauſthuhn. Syrrhaptes. ig. Hoteroclyte. Schnabel kurz, duͤnne, koniſch, obere Lade ſchwach gebogen; uͤber die Schnabelfirſte lauft eine Furche der Länge nach. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, unter den Stirnfedern verborgen. Füße: nur drei Ze— hen nach vorn, welche ſehr breit und bis zu den Naͤgeln ganz verbunden ſind, ſo daß nur die Spitze der Mittelzehe und die Naͤgel der Seitenzehen das Vorhandenſeyn der Gelenke anzeigt; Fußſohle rauch und uneben; Laͤufe und Zehen reich mit wolligen Federn beſetzt. Fluͤgel ſehr lang, die erſte Schwungfeder iſt viel laͤnger als die andern und endigt ſich, fo wie die zweite in einen borſtenfoͤrmigen Anhang. Schwanz koniſch, mit keilfoͤrmigen Federn, die beiden mittlern in eine Borſte verlaͤngert. Die einzig bekannte Art dieſer Gattung wurde von Pallas entdeckt und ſeitdem ſind einzig durch Eversmann noch zwei Exemplare aufgefunden worden. Pallaſiſches Fauſthuhn. Syrrhaptes Pallasii. Zemm. pl. col. 95. Heteroclite Pallas. > Heteroclitus. Vieill. et Illig. Scheitel hellaſchgrau; Oberhals und Nacken dunkel orangefarb; unterer Theil des Halſes und Brust aſchgrau, letztere mit einigen halbmondförmigen ſchwarzen Flecken, welche durch ihre Vereinigung einen Gürtel bilden, der an jeder Seite bei der Einlenkung der Flügel endigt. Bauch aſchgrau gelblich; eine breite ſchwarze Binde fängt an den Schenkeln an und ſteigt bis unter die Flügel hinauf; Unterleib, Schenkel, die Federn der Läufe, die Zehen und die untern Deckfedern des Schwan— zes ſind falb weißlich, die obern Theile ſind graugelblich, auf dem Rücken mit ſchwarzen halbmondförmigen Flecken; auf den kleinen Deckfedern der Flügel ſind an der Spitze ſchwarze Flecken, die mittlern aber ſind an der Spitze purpurroth und ebenſo geſaumt; die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſind ſchwärzlich, braungelb geſaumt; die großen Schwungfedern ſind grauſchwärzlich mit weißer Spitze; der Borſtenanhang der beiden äußerſten iſt ſchwarz. Schwanz ſehr abgeſtuft, dun— kelgrau, alle Federn mit weißer Spitze und an der innern Fahne mit einigen großen, roſtfarben Flecken; die äußerſte Feder jeder Seite iſt weiß geſaumt. Die Borſtenfedern in der Mitte find ſehr abgerundet und endigen in eine ſchwarze Borſte. Läufe und Zehen kurz, dicht mit wolligen Federn bedeckt, Nägel ſchwarz, breit und ſehr platt, der mittelſte iſt der ſtärkſte und mit einer Seitenfurche verſehen. Ganze Länge 8 Zoll, 10 Linien, bis 9 Zoll. Vaterland. Die kirgiſiſchen und buchariſchen Steppen, bis nach China. Die Kirgiſen nennen den Vogel Büldrück, die Ruſſen Sadſcha. Eigenſchaften. Der Gang dieſes Vogels ſoll langſam und ſcheinbar mühſam ſeyn, indem er oft ruhen ſoll. Der Flug iſt ſchnell, geräuſchvoll und hoch, aber nicht lange daurend. Sie leben gerne in ſandigen Gegenden. Dem Weibchen fehlen die Borſtenfedern. Nahrung. Kleine Sämereien, vielleicht auch Inſekten. Fortpflanzung. Das Neſt liegt zwiſchen Steinen unter einem Buſch und beſteht aus einigen dürren Grashalmen und iſt mit Sand umgeben. Die vier oder fünf Eier ſind weiß röthlich, braun gefleckt. Dies iſt alles was wir über die Lebensart dieſes ſonderbaren Vogels wiſſen, von welchem bisher nur in den Muſeen von Moskau und Verlin Exemplare ſich beſinden. 72 286 Zweite Ordnung der BD). a un f p d ge l., d u r „ F Faun; Der Schnabel mittelmaͤßig oder kurz; Beine lang, uͤber dem Knie nackt. Keine Hinterzehe ſon— dern nur zwei oder drei nach vorn gerichtete Zehen. Die Vögel dieſer Familie leben immer in weiten Ebenen, oder in trockenen Steppen und Wüſten, entfernt von Wal— dungen. Sie leben in der Vielweiberei, und nähren ſich meiſt von Pflanzen. Ihre Flügel ſind zum Fliegen nicht geſchickt, da die Schwungfedern, wie die übrigen aus zerſchliſſenen Federn mit unzuſammenhängenden Bärten beſtehen. Sie laufen dagegen mit außerordentlicher Schnelligkeit, nicht bloß wenn ſie verfolgt werden, ſondern auch aus bloßer Gewohnheit. Linneus hat fie mit den Sumpfvögeln verbunden, zu welchen wohl ihre langen Wadbeine fie reihen, ihre Lebensart und übrige Bildung dagegen ſie trennt. Man kann ihnen als zweite Familie die ſogenannten Hühnerſtelzen Aleetorides anreihen, welche ſich auf der einen Seite den Hähnern auf der andern den Lauf und Sumpfvögeln nähern. Sie laufen ebenfalls ſehr ſchnell, fliegen aber auch gut, doch meiſt nahe an der Erde, wobei fie die Füße nach hinten ausſtrecken. Sie find ſcheu und entziehen ſich leicht den Nach— ſtellungen der Jäger, ſind auch ſchwer zu beobachten. Erſte Familie. Strauße. Rieſenvoͤgel. Proceri, Struthiones. Struthionees. Cuv. * Der Schnabel mittelmaͤßig, breit, ſtumpf. Die Fluͤgel ohne Schwungfedern. Die Fuͤße: lange Stelzen— fuͤße zum Laufen eingerichtet, mit zwei oder drei ganz geſpaltenen oder getrennten Zehen; keine Hinterzehe. Der Fuß— ruͤcken geſchuppt. Die Schenkel ungemein fleiſchig, und ſehr ſtark, mit großer Kraft ausgeruͤſtet, dagegen fehlt der Kamm des Bruſtbeins ganz, und die Muskeln dieſes Theils ſind ſehr duͤnne und zart, ganz das Gegentheil zu den lang und gutfliegenden Voͤgeln. Es iſt als ob die Natur zu ſchwach geweſen waͤre ſo ſtarke Muskeln zu erzeugen, die im Stande geweſen waͤren, eine ſo große Maſſe, wie dieſe Voͤgel bilden, in die Luft zu erheben. Durch die ungemein ſtarken und ausgebildeten Beckenknochen nähern fie ſich den Saͤugethieren, und da dieſe Theile uͤberhaupt ſehr muskulos ſind, ſo wird dadurch die Feſtigkeit des Koͤrpers beim Laufen geſichert, und dem langen Hals ein Gegengewicht geſetzt. An der Bruſt fehlen ihnen ferner die Zwiſchenrippenfortſaͤtze, welche bei andern Voͤgeln die Rippen mit einander verbinden. Auch der Gabelknochen fehlt, welcher bei andern Voͤgeln zur Vefeſtigung und Auseinanderhaltung der Flügel dient. Die Fluͤgelknochen find ſehr kurz, klein und ohne Verhaͤltniſſe zur Größe des Körpers. Die Federn zeigen offenbar den Uebergang von den Federn zu den Hans ren, da ſie durchaus zerſchliſſen und ihre Baͤrte ohne allen Zuſammenhang ſind. Sie ſind ſchlaff, haͤngend, weich, und haben das Eigene, daß meiſt zwei Kiele aus einer Wurzel entſtehen. Selbſt die Fluͤgelfedern ſind keine Schwungfedern, auch ihre Vaͤrte ſind zerſchliſſen und unfaͤhig Luft zu faſſen. Linne hat dieſe Vögel alle unter ſeine Gattung Strauß, Struthio gebracht, allein die bekannten Vögel, welche dazu gerechnet werden können, ſind ſehr verſchieden, ſo daß ſie wenigſtens mehrere Gattungen bilden, ja die franzöſiſchen Natur— forſcher machen ſogar vier Gattungen daraus. 1° Gatt. Strauß. Strut hi o. Autruche. Schnabel mittelmaͤßig, ſtumpf, vorn abgerundet, gerade, an der Spitze platt, und dieſe mit einem ſoge— nannten Nagel. Die Kinnladen gleich lang, biegſam; die Naſengrube verlaͤngert ſich bis zur Haͤlfte des Schna— bels. Die Naſenloͤcher ſtehen etwas nach oben und gegen die Mitte des Schnabels, find ablang und offenſtehend. Deine ſehr lang, ſehr ſtark, muskulos, nur mit zwei hinten mit einer Haut verbundenen Zehen; der erſte mit einem breiten und ſtumpfen Nagel, der letzte ohne Nagel; die Schenkel bis zum Knie ſehr dick und fleifchig. Die Fluͤgel obſchon ziemlich groß, doch zum Fliegen untuͤchtig, mit einem doppelten Sporn; die Schwungfedern haͤngend, ſchlaff und weich. Taf. 107. Der afrikaniſche Strauß. Struthio camelus. ' Autruchie. Der Kopf und obere Theil des Halſes iſt nackt, nur mit wenigen dünnſtehenden Flaumfederchen oder Haaren beſetzt. Der untere Theil des Halſes, der Rücken, der Bürzel, die Bruſt und der Bauch, find mit ſchwarzen Federn bedeckt, hin und wieder mit einigen weißen oder grauen gemiſcht; die großen Federn des Schwanzes und die Schwungfedern ſind ſchön weiß; die Füße rothgrau. Die Farbe der Geſchlechter iſt etwas verſchieden; das Männchen iſt mehr ſchwarz, weiß gemiſcht; 287 zur Brunſtzeit iſt die Haut des Halſes und der Schenkel roth; das Weibchen iſt allenthalben wo das Männchen ſchwarz iſt, mehr braun, und nur an den Flügeln und am Schwanze ſind ſchwarze Federn. Nur bei den Jungen iſt der Hals ſtärker mit Flaumfedern beſetzt, allein ſie fallen bald aus, ohne durch neue erſetzt zu werden, ebenſo an den Schenkeln. Im erſten Jahre iſt die Farbe der Jungen grau. Beim Männchen und Weibchen iſt die Iris nußbraun, und der Schnabel, die ſchwärzliche Spitze ausgenommen, hornfarben. Der Strauß iſt der größte Vogel und erreicht eine Höhe von 7 bis S Fuß, und ein Gewicht von SO bis 90 Pfund. Der Kopf iſt verhältnißmäßig ſehr klein, der obere Theil deſſelben nackt und ſchwielig, die untern Theile mit einigen dünngeſäeten, blendend weißen Haaren beſetzt; der Schnabel gerade, ſtumpf, kurz, platt; die Mundöffnung ſehr weit. Die Ohren unbedeckt, offen, die innere Oeffnung mit Haaren beſetzt; die Augen groß, glänzend und lebhaft und ſo geſtellt, daß dieſer Vogel wie ſonſt keiner, die Gegenſtände mit beiden Augen zugleich ſehen kann; das obere Augenlied iſt beweglich und mit Wimpern verſehen. Der Hals iſt dünne und etwa drei Fuß lang; die Haut davon blaulich, und mit Haaren beſetzt. Die Flügel im Verhältniß ſehr klein, und mit zwei Stacheln oder Spornen verſehen, ungefähr wie die Stacheln des Stachel, ſchweins; die Schäfte der Schwungfedern ganz ſchlaff und hängend, gar nicht aufrichtbar; die Bärte getrennt, ohne ſich anueinanderhängen zu können. Die Schwanzfedern haben ganz dieſelbe Bildung. Die Schenkel und die Gegend unter den Flügeln ſind ebenfalls nackt, und die Haut weiß röthlich. Die Läufe mit einer runzeligen Haut bedeckt, und dieſe ſehr zähe und ſtark; die Füße fleiſchig und mit großen Schuppen verſehen. Beide Zehen haben jede drei Gelenke, und ſind an der Baſis mit einer bis zum erſten Gelenk reichenden Haut verbunden. Der Scelet zeigt eine Annäherung zu dem der Säuge— thiere. Die Zunge iſt ſehr kurz, hufeiſenförmig, und hat nach hinten eine Erhöhung, welche einige für den Kehldeckel hielten. Das Bruſtbein bildet eine Art von Schild, und dieſe Geſtalt iſt ſehr geeignet für die Bewegungen des Vogels. Wenn er ſich nemlich legen will, fo muß er erſt die Kniee biegen und dann ſich auf das Bruſtbein ſtützen, ehe der übrige Körper den Boden erreicht. Das Bruſtbein iſt breiter als beim Menſchen, geht aber nicht ſo weit abwärts als bei andern Vögeln. Die Rippen ermangeln der Rippenanhänge, die man bei andern Vögeln antrifft, und die Flügel des Gabelkno— chens. Da zur Bewegung der Flügelknochen es nur ſchwacher Muskeln bedurfte, fo war auch der Bruſtbeinkamm nicht nö— thig zur Anſetzung dieſer Muskeln. Vom Heiligenbein bildet aus ſieben Wirbeln, welche den menſchlichen gleichen, einen kurzen Schwanz. An der Bruſt befindet ſich eine ſtarke, harte, rauhe Schwiele, welche zum Aufliegen dient. Zwiſchen dem Kropf und dem Magen iſt eine bedeutende Erweiterung, welche man als einen dritten Magen anſehen kann, welches dieſe Organe de— nen der Wiederkauer annähert. Der Schlundkopf und der Schlund iſt ſehr weit und muskulos und geht in den erſten Ma— gen über, welcher zugleich Kropf und Magen verſieht, und mit einer Menge von Drüſen beſetzt iſt, dann erſt kommt der eigentliche Magen, der vom vorigen durch eine Verengerungsfalte getrennt iſt. Auch der Magen iſt mit vielen Drüſen be— ſetzt, die zottige Haut iſt wie Flanelle, hängt nicht mit der mittlern zuſammen und iſt ganz durchlöchert, da die Ausgänge der zahlreichen Drüſen der mittlern Haut fie durchdringen. Er iſt an und für ſich nicht ſehr ſtark, aber mit ſtarken Mus— keln unterſtützt, von welchen einige wohl 3 Zoll dick ſind. Seine Geſtalt gleicht in etwas der des Menſchen. Der Zwölf— fingerdarm iſt ſehr enge, in denſelben münden zwei Ausführungskanäle der Bauchſpeicheldrüſe ein, zuweilen ſogar zwei Fuß unter der Mündung des Gallenganges. Der dünne Darm iſt nicht faltig, bis an ſein Ende wo einige Falten ſind. Die Länge iſt gar ſehr verſchieden, Büffon fand in einem Vogel nur 19 Fuß, in einem andern über 40 Fuß. Der Blinddarm iſt doppelt; der Grimmdarm hat an ſeinem Anfang eine andere Geſtalt als in ſeiner Mitte. Nur der Anfang iſt faltig, dann aber verliert ſich dieſer Bau, ehe der Maſtdarm anfängt. Dieſer iſt ſehr weit und erweitert ſich ſchnell in eine weite Kloake, etwa 1 Fuß lang, an feinem Ende mit fleiſchigen Fibern verſehen, öffnet er ſich in einen weiten Sack, der als die wahre Harnblaſe angeſehen werden kann, in welchem man wirklichen Harn findet, oft bis zu 11 Unzen, da die von den Nieren kommenden Harnleiter ſich hier einmünden. Dieſe erſte Blaſe oder Sack communizirt mit einem zweiten kleinern durch welchen Harn und feſte Exkremente gehn. Dieſe ſind ſchwarz, gleichen dem Schafkothe, und beſtehen aus kleinen unzuſam— menhängenden Bohnen wie bei Schafen und Ziegen, welche aber, wie bei andern Vögeln, mit einer weißen Maſſe umzogen ſind. Das Männchen hat eine ſtarke Ruthe, welche aus zwei feſten, ſehnigen Häuten beſteht, welche etwa vier Linien im Durchmeſſer haben und mit einer dicken Haut bekleidet ſind. Vier Muskeln ſind dem After und der Ruthe gemein, welche aus der Kloake hervortritt, wenn das Thier den Urin läßt. Dieſe it etwa 5 Zoll lang, aber nicht mit der Harnröhre durch— bohrt, ſondern oben mit einer einfachen Rinne verſehen. Sie liegt in den zweiten Sack der Kloake. Betrachtet man die Sinne des Straußes in ihrer Bildung und Stärke, ſo wird man finden, daß beſonders das Geſicht vortrefflich ſey. Die Naſenlöcher liegen am obern Theil des Schnabels, nicht ſeitlich wie bei den meiſten Vögeln, aber doch nahe an der Schnabelwurzel. An jedem Naſenloche bemerkt man einen Vorſprung von Fnorpeligem Bau. Inwendig ſind ſie mit einer feinen Haut bekleidet. Sie ſtehen mit dem Gaumen durch zwei Kanäle in Verbindung, welche hier mit einer weiten Spalte münden. Dieſes Baues ungeachtet iſt der Geruchsſinn des Straußes nicht ſtark, was überhaupt bei weit den meiſten Vögeln der Fall zu ſeyn ſcheint; er iſt im Gegentheil ſehr ſtumpf, und der Strauß vermag damit nichts zu unterſcheiden. Ebenſo ſtumpf ſcheint auch der Geſchmacksſinn, welches wenigſtens daraus zu vermuthen iſt, daß dieſes Thier ohne Unterſchied Eiſen, Kieſelſteine, Glas, Kupfer und ſogar Kalk verſchluckt. Er ſteht in dieſer Hinſicht ſelbſt den Hühnern ſehr nach, welche, obſchon fie trockene Körner verſchlucken, von welchen ihr Geſchmackſinn wenig gereitzt werden kann, doch ſcharfe Sachen nicht berühren und eher Hunger ſterben, als ſolche verſchlingen. Die Ohren ſind in akuſtiſcher Hinſicht gut gebildet, ihre äußere Oeffnung iſt ſehr groß, und der Eingang nicht durch Federn verdeckt und doch behauptete Leo der Afrikaner der Strauß ſey taub, dies könnte vielleicht zur Brunſtzeit der Fall ſeyn, wo ja auch der Auerhahn in gewiſſen Augenblicken nichts hört. Allein dieſe Anſicht mag überhaupt falſch ſeyn, denn gewöhnlich hört der Strauß nur zu gut, wenn man ihn überraſchen will, und ſein Gehör ſteht nur dem Geſicht an Schärfe nach, da dieſe ſehr groß iſt. Vaterland. Man findet den Strauß hauptſächlich in Afrika, und zwar von Egypten und der Barbarei bis zum Vor— gebirge der guten Hoffnung, auf den benachbarten Juſeln und den angrän zenden Theilen von Aſien, aber nicht über den Ganges hinaus. Sein beſtändiger Aufenthalt ſind die ödeſten und dürrſten Gegenden an den Gränzen der Wüſten, und die weiten Sandebenen. Gebirge beſteigt er nicht, ſeine Füße ſcheinen nur zum Laufen in Ebenen gemacht, doch findet man ſie auch in ebenen und breiten Bergthälern. Die Hitze und Dürre zwingt ihn indeß zuweilen die Ebenen zu verlaſſen, und 238 nach den Höhen zu ziehen, wo er eher Waſſer antrifft. Bei dieſen Zügen trifft man oft große Heerden beiſammen an, welche immer durch neu ſich beigeſellende verſtärkt werden. Eigenſchaften. Man hat den Strauß als ein dummes Thier geſchildert, indem man ihn nur nach Solgen beur- theilte, welche man in der Gefangenſchaft beobachtete. Allein nach Lichtenſteins Beobachtungen iſt es ein ſehr kluges Thier, dem im offenen Felde nicht leicht beizukommen iſt, da er ſogleich die Flucht ergreift, ſobald er Gefahr vermuthet. Seiner Höhe wegen ſieht er ſehr weit. Die Quagga und Zebraheerden ſchließen ſich inſtinktmäßig an die Straußenheerden an, und laufen mit ihnen davon, ohne zu wiſſen daß fie verfolgt werden. Schon KXenophon erzählt, das Heer des Cyrus habe in den Ebenen Syriens Strauße und wilde Eſel zuſammen angetroffen. Sein Lauf iſt viel ſchneller als der Lauf des ſchnell— ſten Pferdes, dennoch kann er mit Pferden gejagt werden, indem er eher ermüdet als die Pferde, und da er meiſt einen Kreis in ſeinem Laufe beſchreibt, ſo gelingt es oft ihn einzuholen, wenn man die Sehne des Bogens durchſchneidet, und ihm ſo auf einem kurzen Wege zuvorkommt. Obſchon der Strauß Kraft genug hätte um ſich zu vertheidigen oder andere Thiere anzufallen, So thut er dies ungereizt nicht, und wenn er genöthigt iſt ſich zu vertheidigen, fo bedient er ſich dazu ſeines Schnabels, der Stacheln ſeiner Flügel und ſeiner Füße, ſobald aber das Gefecht ungleich ſcheint begiebt er ſich auf die Flucht. Sein Körper iſt durch die harte Haut, durch das breite Bruſtbein, welches einem Schilde gleicht, und durch die Fußbedekung genug geſchützt, und ein Schlag ſeines Fußes kann leicht einen Hund oder Jakal, oder auch noch größere Raubthiere tödten oder verwunden. Wenn man erzählt der Strauß ſey ſo dumm daß er in Gefahr den Kopf in die Erde ſtecke und dann glaube, wenn er den Jäger nicht ſehe ſo ſehe ihn auch dieſer nicht, ſo iſt die ganze Erzählung entweder ein Mährchen und kann vielleicht daherkommen, daß man geſehen hat, wie ein Strauß der keine weitere Flucht mehr neh— men konnte und zu ſehr ermüdet war, ſeinen Kopft inſtinktmäßig verbarg, weil er in ihm ſeinen ſchwächſten Theil erkannte, und daher denſelben vor einem Schlag ſchützen wollte. Die Knochen des Kopfs find wirklich ſehr dünne, mit Ausnahme des Scheitels, der mit einer hornartigen Schuppe bedeckt iſt, es iſt daher leicht möglich daß das Gefühl von Schwäche dieſes Theils zur Schüzung deſſelben treibt. Furchtſamkeit und Sanftheit ſind Hauptzüge ſeines Charakters. Seine Stimme läßt er nur ſelten hören, die heilige Schrift vergleicht ſie mit dem Seufzen, Brovn mit der Stimme eines heiſern Kindes. Dagegen ſehr abweichend, ſchreibt Sparrmann die Stimme des Straußes gleiche dem Brüllen eines Löwen, aber weniger gezogen. Andere finden in ihr Aehnlichkeit mit dem Ruchſen der Tauben, dieſe Beobachtung wurde aber an gezähmten ge— macht; die Stimme des Männchens iſt etwas ſtärker als die Stimme des Weibchens. Plagt man den Strauß, ſo blöst er, wie eine Gans, und im Zorn hebt und ſchwingt er die Flügel. Wenn die Strauße der Pariſermenagerie Hunde oder an— dere ihnen unangenehme Thiere erblickten, ſo ſchlug das Männchen mit dem Fuße an die Bretter des Behälters, worin ſie gefangen waren, ſo daß es wie Hammerſchläge tönte. Auch kann er mit ſeinen Füßen Steine auf eine bedeutende Weite nach hinten ſchleudern. Seine Schnelligkeit iſt ſo groß, daß, wenn Menſchen auf ihm reiten, ihnen faſt der Athem geraubt wird. Er läßt ſich leicht zähmen und ſogar zum Reiten abrichten, wie Anderſon am Senegal ſah. Mit zwei Negern auf dem Rücken lief der Strauß ſo ſchnell wie der beſte engliſche Läufer. Nahrung. Der Strauß lebt von Vegetabilien, allein obſchon dieſe ſeine Hauptnahrung ausmachen, und man den— ſelben oft weiden ſieht, fo it er fo gefräßig und hat einen fo ſtumpfen Geruch und Geſchmacksſinn, daß er ohne Auswahl mineraliſche und animaliſche Subſtanzen mit verſchlingt, ſo lange ſein großer Magen nicht angefüllt iſt. Er verſchlingt, um nur dieſen Magen zu beladen, Holz, Steine, Glas, Eiſen, Kupfer, Gold, Kalk. Die Stärke ſeines Magenſaftes verdaut leicht und ſchnell alle wirklich nährenden Subſtanzen, allein das Kupfer iſt für ihn Gift, und oft ſah man daß verſchluckte Nägel den Magen durchſtochen hatten. Obſchon er die Metalle nicht verdauen oder auflöſen kann, fo findet man ſie doch ſtark abgerieben, und ſo angefreſſen, daß man deutlich die auflöſende Kraft des Magenſaftes bemerkt. Cüvier fand im Magen eines krepirten Straußes faſt ein Pfund Stein, daneben abgeriebene Stücke Münzen, Kupfer und Eiſen. Am liebſten fraß er Gerſte, von der er jeden Tag vier Pfund nebſt wenigſtens einem Pfund Brod verſchlang, und ebenſo etwa zehn Salathäuptchen. In den Wüſten muß er mit den ſparſamen und trokenen Kräutern ſich ernähren, deren er viele bedarf, um genug Nahrungsſaft zu erzeugen. Man ſagt gewöhnlich er trinke gar nicht, aber die Strauße in Paris tranken täglich vier Pinten Waſſer im Sommer, und im Winter, wenn ſie eingeſperrt waren, mehr als ſechs, allein es kann gar wohl ſeyn, daß er das Waſſer ſehr wohl miſſen kann und muß, da er in den dürrſten Gegenden lebt, wo es oft Monate und länger nicht regnet. Wo aber Waſſer iſt, da trinkt er und legt nach den Quellen, wo er zu trinken gewohnt iſt, or— dentliche Wege an, die ganz gerade laufen, ſo daß man in unbewohnten Gegenden dieſe Bahnen für Straßen von menſch— lichen Fußtapfen entſtanden, halten könnte. Er badet ſehr gerne, macht ſich ſehr naß und wälzt ſich auf der Erde. Er wird oft ſehr fett. Fortpflanzung. Der Strauß lebt in der Vielweiberei, wenigſtens hält er ſich meiſt zu zwei oder drei Weibchen, und man ſieht gewöhnlich höchſtens fünf Strauße beiſammen, wenn ſie brüten, wobei nur ein Hahn iſt. Alle dieſe Hennen legen ihre Eier in ein und daſſelbe Neſt, welches aus nichts weiter beſteht, als aus einer runden Vertiefung in den etwas aufgelockerten Tonboden, die fo groß iſt, daß fie beim brüten dieſelbe eben bedecken können. Rund umher ſcharren fie mit den Füßen eine Art von Wall, gegen welchen ſie die Eier im äußerſten Kreiſe anlegen, und jedes Ei ſteht auf der Spitze, damit die größtmöglichſte Zahl Platz habe. Sobald zehn oder 12 Eier im Neſte ſind, fangen ſie an zu brüten, und zwar abwechſelnd, indem am Tage die Hennen ſich einander ablöſen, bei Nacht aber brütet das Männchen allein um die Angriffe der Jakals und wilden Katzen abzuwehren, welche den Eiern nachſtellen. Man hat häufig ſolche kleine Raubthiere neben den Neſtern erſchlagen gefunden, ein Beweis, daß die Straußen ſtark genug ſind ſolche Thiere zu beſiegen. Ein Schlag von ihren plumpen Füßen reicht bin, einen Jakal zu Boden zu ſchlagen. Während des Brütens aber legen die Weibchen immer fort, nicht blos bis das Neſt voll iſt, welches gewöhnlich dreißig Eier enthält, ſondern auch nachher. Dieſe ſpäter gelegten Eier liegen unordentlich um das Neſt herum und ſcheinen von der Natur beſtimmt die Raubſucht der genannten Raubthiere zu befriedigen, damit die ſchon bebrüteten Eier ſicherer ſeyen. Allein der Hauptzweck iſt wohl der, den jungen Straußen, gleich nachdem ſie aus den Eiern gekommen ſind, wo ſie die Größe eines Haushuhns haben, zu erſter Nahrung zu dienen. Der zarte Magen der Jungen kann nemlich die grobe Nahrung noch nicht vertragen, die Alten zertreten da— her eines dieſer Eier nach dem andern und bringen ſie durch dieſes nahrhafte Futter in Kurzem fo weit, daß fie im Stande ſind, ſich ſelbſt fortzubringen und Nahrung zu ſuchen. Die Vermehrung der Strauße würde ganz beiſpiellos ſeyn, wenn ſie nicht ſo viele Feinde hätten, die beſonders auch den Jungen nachſtellen. Dieſe erſte Nahrung aber bringt die Strauße den Säugethieren näher, da das flüßige Ei die Stelle der Milch vertritt. 289 Beſonders ſorgfältig ſuchen die Strauße den Ort zu verbergen, wo ſie ihr Neſt haben. Nie laufen ſie gerade darauf zu, ſondern umkreiſen es in weiten Bogen. Die Weibchen löſen ſich im Brüten nicht unmittelbar ab, ſondern oft entfer— nen ſich dieſelben aus der Gegend des Neſtes zugleich, damit daſſelbe weniger bemerkt werde, oder ſie wechſeln ſo ſchnell, daß der Späher nie beide zugleich ſieht. Am Tage verlaſſen ſie das Neſt auch wohl ganz, und überlaſſen das Ausbrüten der Sonne. Sobald ſie bemerken, daß das Neſt entdeckt iſt, ſo zerſtören ſie es ſogleich ſelbſt. Wenn ſie die Lage der Eier verändert oder vermindert antreffen, ſo zertreten ſie alle Eier, und legen an einem andern Orte ein neues Neſt an. Wenn daher die Afrikaner ein ſolches Neſt entdecken, ſo nehmen ſie nur die umherliegenden Eier weg, und verwiſchen mit einem Strauch ſorgfältig die Fußtapfen. Auf dieſe Art iſt ein ſolches Neſt eine reiche Vorrathskammer, aus welcher alle zwei bis drei Tage ſo viel geholt werden kann, als eine Haushaltung bedarf. Ein Straußenei wiegt nahe an drei Pfund und wird vier und zwanzig Hühnereiern gleich geſchätzt. Der Dotter iſt ſehr ſchmackhaft, doch hat er nicht den feinen Geſchmack unſerer Hühnereier, iſt aber ſo nahrhaft und ſättigend, daß vier hungrige Perſonen dazu gehören, um ein ganzes Strau— ſienei zu verzehren. Es müſſen noch dazu Afrikaner ſeyn, welche dieſer derben Koſt gewöhnt ſind. Sie halten ſich lange friſch und werden oft nach der Kapſtadt gebracht, wo das Stück zu einem halben Thaler verkauft wird. Strauße in Me— nagerien legen auch oft Eier, die aber natürlich nicht befruchtet ſind. Die Männchen ſind ſehr hitzig und begatten ſich mehrere Male des Tages, ſelbſt in Menagerien, und der Akt ſelbſt geht faſt wie bei den Hühnern vor. In den Wintermonaten von Südafrika, Juli, Auguſt und September, findet man die Straußenneſter am häufigſten, dann taugen die Federn nichts, da ſie beim Brüten abgeſtoßen werden. Man hat indeſſen zu allen Jahreszeiten Neſter und bebrütete Eier angetroffen, da der Wechſel der Jahreszeiten in Südafrika wenig merkbar iſt. Die Brütezeit eines Eies ſoll 36 bis 40 Tage dauern. Nicht ſelten ſoll man in Straußeneiern kleine Steine finden, welche wahrſcheinlich beim Sitzen auf der Erde durch die Kloake in den Körper eindrangen, und mit der Eifchale um— ſchloſſen wurden. Die Hottentotten braten die ſchon bebrüteten Eier in den Schalen mit Hammelfett, und ſelbſt Lichtenſtein fand die Fötus auf dieſe Art bereitet ſehr wohlſchmeckend. Die jungen Strauße ſind im erſten Jahre aſchgrau und haben allenthalben Federn, welche bald ausfallen, und an den Stellen, welche nackt bleiben ſollen, nicht wieder kommen. Die Eier ſind ſchmutzig weiß, hellgelblich marmorirt, die Schale ſehr dick, und überhaupt die Geſtalt ſchön eiförmig an beiden Enden faſt gleich; die Schale glänzend und poros. Jagd. Die Schnelligkeit des Laufes ſchiene wohl hinlänglich um ihn allen Gefahren zu entziehen; allein er wird nicht blos durch Fallſtricke gefangen, ſondern auch durch offene Jagd auf Pferden. Die Araber treiben dieſe Jagd beſon— ders mit Geſchicklichkeit. Sie beobachten die Strauße von Ferne, und wiſſen im gelegenen Augenblick ihnen den Weg abzu— ſchneiden. Dieſe Jagd wird beſonders dann getrieben, wenn die Strauße ſich in Heerden ſammeln, wo ſie dann dieſe be— ſtändig beunruhigen und an der ruhigen Weide ſtören, dadurch werden ſie ſo abgemattet, daß man ſie einholen und mit Schlägen tödten kann. Man bedient ſich auch wohl der Windhunde zu dieſer Jagd. Zuweilen bekommt man ſie ſo lebend; dieſe laſſen ſich zähmen und ſogar in Heerden zuſammentreiben. Wenn man aber auch ſchon auf ihnen reiten kann, fo laſ— ſen ſie ſich doch nicht leiten. Wenn ſie jung eingefangen werden, ſo füttert man ſie mit gehackten Salatblättern und Brod, dadurch werden ſie ſehr zahm und folgſam, und laſſen ſich gewöhnen vom Haus wegzugehen und wiederzukommen. Nutzen. Das Fleiſch des Straußes iſt hart und ſchmeckt unangenehm, das Fleiſch junger fetter Strauße aber iſt gut. Die Römer aßen oft Strauße, und der Kaiſer Heliogabalus ließ einſt bei einem Gaſtmale die Gehirne von 600 Straußen auf die Tafel bringen. Moſes verbot den Juden das Fleiſch der Strauße als eines unreinen Vogels. Die Araber eſſen aber zuweilen ſelbſt Fleiſch von Alten. Die Eier ſind kompakter und gröber als Hühnereier, haben etwas fades und ver— leiden bald. Am Kap macht man damit allerlei Backwerk und Kuchen. Da ſie ſich ſehr lange halten, ſo ſind ſie auf See— reiſen ſehr nützlich. Man macht aus den Schalen Becher, welche mit der Zeit ſo hart wie Elfenbein werden. Die alten Libier machten aus den Straußenhäuten eine Art von Küraß, und die Araber bedienen ſich ihrer noch jetzt zu ähnlichen Zweck. Die langen Flügel- und Schwanzfedern wurden zu allen Zeiten als Putz ſehr geſchätzt. Schon die Römer und Grie— chen trugen ſolche Federn auf ihren Helmen. Der Handel mit Straußenfedern iſt für Afrika ſehr wichtig, und aus dem Innern dieſes Welttheils werden viele tauſende ausgeführt. Schaden thut der Strauß nur etwa durch feine Gefräßigkeit in angebauten Gegenden. 2te Saft, Cheuque. Rhe a. Aled. Schnabel gerade, kurz, weich, an der Wurzel platt, an der Spitze etwas zuſammengedruͤckt, dieſe ſtumpf und mit einem Nagel verſehen; die untere Kinnlade ſehr platt, biegſam, an der Spitze abgerundet, Naſen— grube groß, bis zur Mitte des Schnabels laufend; Naſenloͤcher an der Oberflaͤche des Schnabels, doch ſeitlich, groß, in die Laͤnge geſpalten, offen; Fuͤße lang, ſtark, und ſtaͤmmig; drei Zehen nach vorn, keiner nach hin— ten; Seitenzehen gleich lang, zuſammengedruͤckt, vorn abgerundet und ſtumpf; Schenkel befiedert und nur eine kleine Stelle ob den Knieen nackt. Die Fluͤgel zum Fluge ungeſchickt, doch mit mehr oder weniger langen Fe— dern verſehen, und mit einem Sporn am Ende. Taf. 108. Der Cheuque oder Nandu. Rhea americana. Autiucſie d’Amerique. Struthio rhea Linn. Churi: Autruche magellan, autruche oütarde, Falſch Tuju, da dies ein ganz anderer Vogel iſt. Die Namen Nandu und Churi ſind aus der Guarani Sprache entlehnt, fo heißt der Vogel in Südamerika. Die Por— tugieſen nennen ihn Ema. 73 290 Die Federn am Unterleibe find weiß, auf dem Rücken bleifarben; Kopf und Hals find ebenfalls befiedert, Scheitel und hinterer Theil des Kopfs ſind ſchwärzlich. Am Nacken fängt eine ſchwarze Binde an, und ziehs ſich über den hintern Theil des Halſes weg, wird dann breiter und umzieht den Hals unten, wo er am Körper einlenkt, ganz; der übrige Theil des Kopfes und Halſes iſt weißlich. Die Schulterfedern eben ſo, an der Wurzel ſind ſie weiß, in der Mitte ſchwärz— lich; unten am Flügel ſind einige ganz weiße Federn, die andern ſind nur zu einem Drittheil weiß, das übrige iſt ſchwärz— lich. Uebrigens iſt die Beſchaffenheit des Gefieders ebenſo wie am Strauß. Der Schwanz fehlt, aber die Bürzelfedern hängen über den Steiß herunter, und ſind wie alle Federn biegſam, und hängend; auf dem Kopf ſind es wahre, dichtſte— hende und ſteife Haare. Der Sporn am Flügel it ½ Zoll lang. Die Läufe und Füße ſehr ſtark und mit großen Schup— pen bedeckt. Die Zunge iſt dick, kurz und halbeiförmig. Das Auge ſteht unter einem vorragenden Knochen. Es ſoll ganz weiße und ganz ſchwarze geben. Er iſt etwas kleiner als der Strauß, feine ganze Länge iſt etwa 5 Fuß. Vaterland. Braſilien, Buenos-Ayres, vorzüglich in den Pampas oder Ebenen von Buenos-Ayres bis zur Ma— gellansſtraße, in Monte-Video, ſeltener in Paraguay. Er bewohnt, wie der Strauß, immer nur die Ebenen und freien Fel— der, niemals Gebüſche oder Wälder. Eigenſchaften. Der Nandu iſt wenig ſcheu und ſogar zutraulich, und nähert ſich den ländlichen Wohnungen, wenn man nicht auf ihn Jagd macht, er flieht den Fußgänger nicht. Aber in Gegenden, wo man ihn verfolgt, iſt er ſehr vorſichtig, und flieht den Menſchen ſobald er ihn erblickt. Er fängt ſogleich an zu laufen, und dies thut er mit ſolcher Schnelligkeit, daß er nur mit den beſten Pferden eingeholt werden kann, und es erfordert dazu ſehr gute Reiter. Sie kön— nen eben ſo wenig fliegen als die Strauße, und werden von den Eingebornen mit Schlingen gefangen. Dieſe Schlingen, die man Lascy oder Laſſo nennt, beſtehen aus drei ziemlich großen Steinen, die durch Riemen an einen gemeinſamen Mittelpunkt zu— ſammengebunden ſind. Dieſe Riemen werden von den Jägern, die im ſchnellſten Galopp ſind, mit ſehr großer Geſchicklich— keit ſo geworfen, daß ſie um den Hals des Vogels ſich wie ein Halsband anlegen. Durch die Schwere dieſes Halsbandes werden ſie im Laufe aufgehalten und ereilt, allein man darf ſich ihnen nur ſehr vorſichtig nähern, denn obſchon ſie den Schnabel nicht brauchen, ſo ſchlagen ſie mit den Füßen ſo ſtark hinten aus, daß ſie leicht dem Jäger ein Glied zerſchmet— tern, oder ihn ſonſt ſchwer verwunden können. Wenn ſie mit aller Schnelligkeit laufen, breiten ſie die Flügel nach hinten aus, wahrſcheinlich iſt dies Wirkung der Luft. Wollen fie ſich umkehren oder Schwenkungen machen, fo breiten fie nur einen Flügel aus, und der Wind ſcheint ihnen dadurch behülflich zu ſeyn, und die Bewegungen zu erleichtern, die ſehr ſchnell vor ſich gehen, und wodurch die Jagd mühſam und oft vergeblich wird. Wenn ſie ruhig ſind, ſo iſt ihr Gang ſtolz, und majeſtätiſch, den Hals und Kopf tragen ſie hoch, und der Rücken iſt abgerundet. Wenn ſie freſſen wollen, ſo ſenken ſie den Kopf zur Erde und reißen die Pflanzen, von welchen ſie ſich nähren, mit dem Schnabel ab. Wenn man ſie jung einfängt, fo werden fie vom erſten Tage an zahm, gehen im Hauſe in alle Zimmer, ſpaziren in den Straßen herum, gehen auf die benachbarten Felder, oft eine Stunde weit, und kommen des Abends wieder nach Hauſe. Sie ſind ſehr neugierig, und wenn ſie bei einem Hauſe vorbeigehen, ſehen ſie durch die Fenſter hinein, was im Zimmer vorgehe. Sie ſollen ſehr gut ſchwimmen können und die Flüſſe ſchwimmend paſſiren. Die Art vermindert ſich, mit der ſteigenden Bevölkerung. Nahrung. Sie ernähren ſich von verſchiedenen Kräutern und haben einen guten Appetit bei ſehr ſtumpfem Geſchmack— ſinne. Wie der Strauß verſchlucken fie Steine und Metalle. In der Gefangenſchaft nährt man ſie mit Brod, Getreide, Salat, Kohl und andern Kräutern. Azara glaubt, ſie trinken nicht. Fortpflanzung. Die Zeit der Fortpflanzung iſt der Monat Juli, dann hört man die Stimme des Männchens, welche dem Brüllen einer Kuh nicht unähnlich iſt. Die erſten Eier findet man mit Ende Auguſts, und die erſten Jungen im November. Die Eier haben eine glatte Schale und find weißgelb, an beiden Enden gleich dick, fie find 5 ½ Zoll lang. Die Bewohner der Ebenen ſammeln die Eier, um ſie zu eſſen oder zu verkaufen; ſie ſind von vortrefflichem Geſchmack und werden beſonders auch zu allerlei Backwerk benutzt. Das Neſt beſteht aus einem einfachen Loche, welches breit aber nicht tief iſt, und von der Mutter geſcharrt wird, oder ſich ſonſt vorfindet. Sie laſſen die Grashalmen die ſich an der Stelle fin— den ſtehen, tragen auch wohl noch andere dazu. Die Neſter ſuchen fie gar nicht zu verbergen, und man ſieht oft die Eier ſchon von Weitem. Wie viele Eier ſie legen iſt unbekannt; Azara ſah ein zahmes Weibchen ohne Begattung 17 Eier legen, von welchen er jeden vierten Tag eines an verſchiedenen Orten fallen ließ. Man findet oft 70 bis SO Eier in einem Neſt, welche aber ſehr wahrſcheinlich, wie bei den Straußen, von mehrern Weibchen zuſammengelegt werden. Man ſagt wirklich daß der Nandu in der Vielweiberey lebe und drei oder mehr Weibchen die Eier zuſammenlegen, doch ſoll nur ein Vogel ſie bebrüten, wahrſcheinlich wechſeln Männchen und Weibchen hierin ab, aber nach Azaras Beobachtung werden die Jungen nur von einem Weibchen geführt. Neben dem Neſte werden, wie bei den Straußen, mehrere Eier gelegt, die nachher zer— treten den Jungen zur erſten Nahrung dienen. Auch ſollen dieſe beſonders auch Fliegen freſſen, welche um die Reſte der zerbrochenen Eier ſich ſammeln. Werden die Eier von Menſchen berührt, ſo wird das Neſt verlaſſen. Nutzen. Das Fleiſch der Jungen wird ſehr geſchätzt, es iſt zart und von vortrefflichem Geſchmack, das der Alten aber iſt zähe und trocken. Man könnte dieſe Vögel leicht zu Hausthieren machen, und fie würden ſich auch in warmen Cli— maten gewiß in der Gefangenſchaft fortpflanzen, wodurch für die Tafel ein vortreffliches Gericht gewonnen würde, allein da ſie ſehr viel freſſen, ſo iſt ihr Unterhalt koſtbar. Die Guaranis ziehen die Haut des Halſes bis zur Bruſt ab, trocknen ſie, nähen das eine Ende zuſammen und brauchen fie als Geldgurt. Die Federn dienen, wie die Straußfedern, zum Putze. Die weißen ſind am meiſten geſchätzt, da man ſie leicht auf alle Arten färben kann. Die Kiele ſind ſehr lang aber weich, man färbt ſie roth oder blau, und belegt damit, indem ſie der Länge nach zerſchnitten werden, Geiſelſtiele oder Pferde— zäume. Schaden iſt von dieſem Vogel kein anderer bekannt, als daß er an bewohnten und bebauten Orten durch ſeine Ge— fräßigkeit etwa Pflanzen verderbt. Jagd. Sie geſchieht auf den weiten Ebenen der Pampas, wie ſchon iſt angeführt worden, beſonders mit dem Lasey oder Wurfriemen, ſeltener mit Schießgewehr. 291 3te Gatt. Caſuar. Casuarius. Casoar. Struthio. Linn. Schnabel gerade, mit einer erhabenen Firſte, an der Spitze abgerundet und etwas gebogen; die obere Schnabellade gewoͤlbt, am Rande platt und gegen das Ende etwas eingeſchnitten; die untere gegen die Spitze etwas eckig. Naſengrube fat fo lang als der Schnabel; auf dem Kopf ein Helm; Vorderhals nackt mit zwei hängenden Kehllappen; Füße mit drei Zehen; Flügel zum Fliegen untauglich, mit fünf runden und ſpitzigen Stacheln, an welchen keine Barte find. Federn am ganzen Koͤrper haarartig und zerſchliſſen; kein Schwanz aber der Buͤrzel mit langen haͤngenden Federn bedeckt. Taf. 109. Der indiſche Caſuar. Casuarius orientalis. 2 Le Casoar Emeu. Struthio casuarius. Zinn. Rhea casuarius. TZemm. Ein knöcherner Helm oder breites Horn erhebt fih an der Schnabelwurzel, und bildet einen ſeitlich zuſammengedrückten Kegel, deſſen Farbe vorn braun, hinten und an den Seiten gelb iſt; dieſer Helm iſt 3 Zoll hoch, und an ſeiner Baſis 1 Zoll breit. Er entſteht aus einer Auftreibung des Stirnknochens, und iſt mit concentriſchen Schichten einer hornartigen Subſtanz bedeckt. Der übrige Kopf iſt nackt, himmelblau und nur um die weite Ohröffnung herum ſtehen einige Haare. Die nackte Haut reicht bis zur Mitte des Halſes, und iſt mit Furchen und Höckern bedeckt; nach vorn auf jeder Seite hängt eine rothe dünne Carunkel oder Fleiſchlappe herunter, die nach unten breiter wird. Die Augen ſind ſehr klein, und das Au— genlied mit ſchwarzen Haaren in Form von Augenwimpern umgeben, wodurch der Blick des Vogels ein finſteres, drohendes Anſehen erhält. Die Augen ſind topasgelb. Die Naſenlöcher ſind nahe an der Spitze des Schnabels. Der untere Theil des Halſes iſt mit kurzen zerſchliſſenen Federn bedeckt, welche ſich nur immer mehr verlängern, bis ſie über den Bürzel lang herabhängen. Auch die Schenkel ſind ganz mit Federn bedeckt. Die meiſten dieſer Federn ſind doppelt, indem aus einer Wurzel immer zwei Kiele hervorbrechen, welche platt und ſchlaff aber glänzend ſind. Die Bärte ſind haarförmig zerſchliſ— ſen, und da die Federn immer eine die andere bedecken, fo erſcheint der ganze Vogel wie behaart. Auf dem Bürzel find die haarförmigen Bärte bis auf 14 Zoll lang. Die Flügelfedern nur fünf an der Zahl, ſind dick, ſteif, ohne Bärte und gleichen ſehr den Stacheln der Stachelthiere; ſie ſind inwendig ganz hohl, und mit einer Art von Mark angefüllt, faſt wie die Kiele der neuentſtehenden Federn bei andern Vögeln. Die mittelſte hat faſt einen Fuß Länge, die andern ſind kürzer. Das Thier bedient ſich dieſer Stacheln als Waffen zu ſeiner Vertheidigung. Das ganze Gefieder bei beiden Geſchlechtern iſt ſchwarz. Schnabel, Füße und Klauen haben dieſelbe Farbe. Die Haut iſt blau und ſcheint hier und da durch. Bei den Jungen fehlt der Helm, und die Stelle deſſelben iſt ganz mit einer weißen Haut bedeckt, die Farbe des Gefieders iſt hellroſtfarb mit Grau gemiſcht. Faſt ſo groß am Körper, als der Strauß, iſt er doch bei weitem nicht ſo hoch, da ſein Hals ſtärker, dicker aber auch viel kürzer iſt, die Höhe eines Erwachſenen vom Kopf bis zu den Füßen, ſtehend, iſt nicht ganz 6 Fuß. Vaterland. Man findet dieſen Caſuar im öſtlichſten Theil des ſüdlichen Aſiens, auf den Molucken, auf Java, Su— matra, und vorzüglich in den dichten Waldungen der Inſel Ceram. Nirgends iſt er häufig. Obſchon er in Amboina ge— zähmt iſt, iſt er dort doch eigentlich nicht zu Hauſe, und aus öſtlichen Inſeln dahin gebracht worden. Eigenſchaften. Obſchon ſchwerer und ſcheinbar unbeholfener als der Strauß, läuft der Caſuar doch fait eben fo ſchnell als derſelbe, und wenn er in vollem Lauf iſt, ſo ſcheint er halb zu tanzen, halb zu fliegen. In ſeinem Behälter geht er gemeſſenen Schrittes, aber mit großem Geräuſch und ausgeſpreizten Beinen, macht aber zuweilen auf eine ſchiefe und ungeſchickte Art Sprünge. Valentin vergleicht die Stimme des Caſuars mit der eines kleinen Küchelchens, und ſetzt hinzu, daß er, wenn man ihn jage, oder er ſich zanke, eine Art von Gebrumme hören laſſe. In der Menagerie in Paris hörte man von ihm ein fchwaches Huhu; zuweilen bließ er die Kehle auf, und ſtieß, indem er den Kopf ſenkte, Töne aus, welche einem Geſumme, oder dem Geräuſche eines ferne fahrenden Wagens oder entfernten Donners glichen, und wenn man ihn böſe machte, grunzte er wie ein Schwein. Dabei benutzte er mit Vortheil ſeinen Schnabel um ſich zu vertheidigen, oder Körper auszureißen oder zu brechen. Dieſer Schnabel iſt ſtärker als beim Strauß. Den Schlägen mit den Füßen mußte man ſorgfältig ausweichen, da ſie gefährlich waren, er mochte damit nach vorn oder hinten aufſchlagen. Die Bewohner ſeines Vaterlandes halten ihn für dumm, allein es iſt dennoch ſehr ſchwer Alte zu fangen. Die Jungen laſſen ſich leicht zahm machen, dagegen die Alten nicht, und es bedarf ſehr ſchneller Hunde ſie einzuholen. Nahrung. Sein Geſchmack ſcheint ebenſo ſtumpf als der des Straußes oder Nandu, und er verſchlingt was ihm vorkommt, und verdaut ſehr ſchnell. Man ſah ihn ganze Aepfel und Eier verſchlingen, welche wohl keinen Geſchmack ha— ben. Seine Nahrung beſteht nur in Vegetabilien und Getraide aller Art, ſo wie verſchiedene Arten von Wurzeln, die er ent— weder mit den Füßen ausſcharrt oder mit dem Schnabel ausreißt, machen ſeine Nahrung hauptſächlich aus. Der Caſuar in der Pariſer Menagerie genoß täglich 3 ½ Pfund Brod, 6 bis 7 Aepfel, einen kleinen Korb voll Rüben, und trank im Sommer ungefähr vier Pinten Waſſer, im Winter etwas mehr. In Indien ziehen die gezähmten Brod aus Sagomehl allem vor; die wildem leben hauptſächlich von herabgefallenen Früchten. In den Hühnerhöfen verſchlingen ſie oft junge Hühner und Enten. Ihre Exkremente ſind fait flüßig, da der Harn nicht allein abgeht. Fortpflanzung. Im wilden Zuſtand ſoll der Vogel nicht mehr als drei oder vier Eier legen, welche er in den Sand hinlegt, er ſoll ſie während dem Brüten oft einige Zeit verlaſſen, da die Wärme des Sandes das Brüten zum Theil überflüßig macht. Des Nachts brütet er mehr als am Tage. Er ſcheint alſo nicht ſo viel Eier zu legen als der Strauß und ſich ſparſamer zu vermehren. Ob er ſeine Jungen anfangs auch mit Eiern nährt iſt unbekannt, ebenſo ob das Mäunchen ſich nur zu einem oder mehrern Weibchen hält. Die Eier find ſehr poros, und von Farbe hell grün. Sie legen 292 fie häufig in Menagerien, daher iſt es unwahrſcheinlich, daß fie in der Freiheit nur vier Eier legen ſollten. Das Fleifch des Caſoars iſt ſchwarz, hart und kaum eßbar, als nur von Jungen. Die Holländer brachten dieſen Vogel zuerſt nach Eu— ropa im Jahr 1597. Der König von Cidajo in Java hatte ihnen einen geſchenkt. Faſt immer ſieht man ſolche Vögel bei Thierführern, obſchon ſie die Seefahrt nicht gut vertragen. 5 4e Gatt. Emm Dromic eius. Emo. Schnabel gerade, an den Raͤndern ſehr platt, an der Spitze abgerundet, oben mit einer undeutlichen Firſte; Kopf: kein Helm, keine Karunkeln; behaart und ebenſo der Hinterhals, nur die Kehle nackt. Fuͤße dreize— hig; Fluͤgel ſehr klein, ohne Schwungfedern, und nur mit einer kurzen ſtumpfen Klaue am Ende. Taf. 109. Neuhollaͤndiſcher Emu. Dromicejus novae Hollandiae. Casuarius novae Hollandiae. e de la nouvelle Hollande. Barembang in der Sprache der Men - Holländer um Botany Bay. Dieſer Vogel iſt größer als der indifche Caſuar und wurde früher mit ihm verwechſelt, er bildet aber eine eigene ganz verſchiedene Art, ob man auch eine eigene Gattung aus ihm machen will, das muß dem Befinden der Syſtematiker überlaſſen werden. Auf dieſen Fall unterſcheidet ihn die ver— ſchiedene Schnabelbildung und der Mangel des Helms. Auch die Bildung der Flügel iſt bedeutend verſchieden, da ihnen die Stacheln fehlen, welche an den Flügeln des indiſchen Caſuars vorhanden ſind. Man könnte ihn weit eher zu Rhea, als zu Casuarius zählen. Kopf und Hals befiedert mit haarartigen Federn, die auf dem Scheitel etwas gekraust ſind, der Vorderhals iſt jedoch, beſonders oben, faſt nackt. Die Flügel zeigen ſich nur durch einen Buſch gleichlanger, wie abgeſchnittener, zerſchliſſener Fe— dern. Der ganze Flügelknochen iſt kaum 6 Zoll lang, am Ende mit einem ſtumpfen Nagel verſehen, wie eine ſtumpfe, krumme Klaue. Die Federn am ganzen Körper haben in Hinſicht des Baues alle die gleiche Beſchaffenheit. Sie ſind zer— ſchliſſen und hängend, ausgenommen am Bürzel, wo ſie ſteif und borſtenartig ſind, ſo daß, wenn man mit der Hand dar— über hinfährt, ſie wie dürres Heu kniſtern. Hinten an der Mitte des Halſes bilden die Federn eine Art von Mähne von ſchwarzen und ſchmutzig weißen Federn, ſie laufen gegen den Vorderhals kürzer aus. Die Bruſt ſteht kropfartig vor, da der Vogel den Körper wagerecht trägt; die Federn der Bruſt ſind lang, ſchmutzig weiß, hin und wieder mit ſchwarzen Spitzen, ſie ſtehen ziemlich dicht; der untere Theil der Bruſt und Bauch hat brandgelbe, ſchwarzgeendete Federn. Die Flügelfedern welche ſtatt der Schwungfedern da ſind, ſind gleichlang, hellbrandgelb mit ſchwarzer Spitze, faſt wie abgeſchnit— ten; die Rückenfedern lang, ſchmal, weich, hellbräunlich mit ſchwarzer Spitze, überall hängend und wie lange Haare über einander liegend; die borſtenartigen Bürzelfedern find lang und ſchwarz. Aus jeder Spuhle am Rücken und Bauche kom— men immer zwei Federn heraus; der eigentliche Schwanz fehlt. An der Bruſt auf dem Sattel des Bruſtbeins ſitzt eine große eiförmige, rauhe, harte Schwiele. Hinter dem After eine große runde, faſt wie ein kleiner Apfel geſtaltete knorplige Drüſe, an welcher man keinen Ausführungsgang wahrnimmt. Sie ſteht mit einer Taſche in Verbindung, welche in den After mündet und, wie beim Strauß, eine Art zweiter Kloake bil— det. Die Füße ſind ſtark, die Zehen mit ſtumpfen Nägeln bewaffnet, die Beine rauhſchuppig, höckerig, die Knice dick; die Sehnen ſehr ſtark, die Oberſchenkel befiedert, fo dick wie ein dicker Mannesſchenkel. Die Haut eines ſolchen Caſuars wog mit den Muskeln an den Schenkeln und den Schenkelknochen 25 Pfund. Der Schnabel platt, faſt dreieckig, in der Mitte mit einer Firſte, am Ende mit einem Nagel. Mundöffnung und Schlund weit. Die Zunge klein, dreieckig, gezähnelt; die Luftröhre weit, mit ſehr breiten Hautringen, ünd dagegen mit ſchmalen Knorpelringen, vorn, unten, nicht weit ob der Theilung, findet ſich eine ablange, mehr als 11/2 Zoll lange Oeffnung, welche in eine ſchlaffe Haut mündet, die dadurch aufgeblaſen werden kann; der untere Luftröhrenkopf mangelt. Die Lungen ſind hart, derb, wenig ſchwammig, aber ſehr gefäßreich; die Luftbehälter in der ganzen Bruſt ſehr groß. Das Herz ſehr groß und ſtark, der dreieckige Muskel in der rechten Herzkammer ſehr ſtark und dick; die Herzkammern geraumig, die Pulsadern dickhäutig und ſtark. Die Hauptpuls— ader theilt ſich, ſogleich wenn fie aus dem Herzen kommt, in drei Aeſte. Der Schlund iſt ſehr weit, ſtark, muskulos, aus— dehnbar, erweitert ſich da, wo er in die Bauchhöhle tritt, und bildet erſt einen weiten Schlauch, der ſich dann etwas ver— engert und dann erſt in den Magen übergeht. Dieſer iſt nicht weit, aber von ſtarken Muskeln umgeben. Seine innerſte Haut ſehr ſtark, mehrere Linien dick, mit Querrunzeln verſehen, hart und faſt knorpelig, leicht trennbar. Der Darmkanal weit aber kurz: der Blinddarm doppelt. Ganze Länge vom Schnabel bis zum Ende der Füße 6½ Fuß; Gewicht 70 bis SO Pfund. Vaterland. Neu-Holland, wo er bei der erſten Beſetzung des Landes durch die Engländer in der Gegend von Bo— tany-Bay ſehr häufig war. Er ſcheint aber überhaupt weit in dieſem Lande vorzukommen und über das ganze Feſtland an— getroffen zu werden. In den engliſchen Colonien haben ſie ſich aber ſchon ſehr vermindert, und werden wohl am Ende ganz verſchwinden, man findet ihn nur noch jenſeits der blauen Berge in den Wäldern von Encalyptus und Casuarina. Eigenſchaften. Es iſt ein ſehr ſcheuer Vogel der beim Anblick der Menſchen mit der größten Schnelligkeit die Flucht nimmt. Sein Lauf iſt ſo ſchnell, daß ihn die beſten Windhunde kaum einholen können. Dieſer Schnelligkeit allein hat er es zu verdanken, daß er noch nicht ganz ausgerottet iſt. Er läßt ſich, wenn er jung eingefangen wird, leicht zäh— men, und wird ſelbſt zutraulich, ſo daß man ihn herumlaufen laſſen darf. Er trägt den Körper faſt horizontal und ſcheint deswegen ſchwerfällig zu ſeyn. Sein gewöhnlicher Schritt iſt gravitätiſch. Er vertheidigt ſich hauptſächlich mit ſeinen Füßen, mit welchen er tüchtige Schläge austheilen, einen Hund tödten und Menſchen ſtark verwunden kann. Er lebt in kleinen Truppen oder Heerden. 293 Nahrung. Allerlei Pflanzentheile, Blumen, Blätter, Beeren, Samen. In der Gefangenſchaft Salat, Kohl, Brod und Aepfel. Fortpflanzung. Man weißt darüber nichts gewiſſes ob er in der Vielweiberei oder Monogamie lebe, und wie viele Eier er lege? ihre Zahl mag nicht bedeutend ſeyn. Sie ſind ſehr poros, von der Größe der Eier des indiſchen Caſuars und ſmaragdgrün. Die Jungen find braun und weiß geſtreift. Das Fleiſch der Jungen iſt ſehr angenehm, das von Alten ſchmeckt wie Rindfleiſch. Man hat in Neu-Seeland eine zweite Art entdeckt, welcher dort Kivi-Kivi heißt, Leſſon nennt ihn Dromiceius novae Zeelandiae. Er iſt nur die Hälfte fo groß als der Neuholländiſche; die Farbe des Gefieders iſt graulich. Er ſoll ſehr ge— mein in den Wäldern von Neu-Seeland ſeyn. Die Einwohner ſchätzen ſein Fleiſch ſehr, und jagen ihn des Nachts mit Hunden. Es frägt ſich ob dies nicht die Gattung Aptery x von Temmink ſey, welche er ſo beſchreibt: Schnabel ſehr lang, gerade, walzenfoͤrmig, weich, der ganzen Laͤnge nach gefurcht, nur an der Spitze et— was gebogen und aufgeblaſen; an der Wurzel eine mit Haaren bedeckte Wachshaut. Die untere Lade gerade, an den Seiten etwas ausgeſchweift, an der Spitze walzig; an der Schnabelwurzel ſtehen ſehr lange Vorſten; die Naſengrube verlängert ſich bis zur Spitze des Schnabels, und die Naſenloͤcher ſcheinen ſich auch faſt an der Spitze mit zwei Loͤchern zu oͤffnen, welche durch die Schnabelſubſtanz laufen; Beine kurz, bis zu den Knieen be— ſiedert; mittlere Zehe von der Länge des Laufes; alle drei ganz getrennt; hinten eine kurze Zehe, mit einem geraden, kurzen, dicken Nagel. Fluͤgel zum Fliegen ungeſchickt, endigen mit einem krummen Nagel; kein Schwanz. Da noch kein europäiſcher Naturforſcher den neuſeeländiſchen Caſuar ganz geſehen hat, ſo läßt es ſich nicht beſtimmen ob er mit Apteryx eine Gattung ausmacht. Da es nicht möglich war das Werk von Schaw zu erhalten, ſo kann auch keine Abbildung gegeben werden. Wäre wirklich dieſer Vogel mit dem Kivi-Kivi eins, ſo mußte derſelbe vom Caſuar ganz getrennt werden. Von Apteryx iſt übrigens nur ein einziges Exemplar bekannt, welcher in einer Sammlung aufbewahrt 1 und 0 es aus Auſtralien, aus welchem Theil aber iſt unbekannt, kommt, fo hat ihm Shaw den Namen Apteryx au- stralis gegeben. Zu dieſer Abtheilung gehörte auch die nun verſchwundene Gattung des Dudu über deren Exiſtenz manche Zweifel auf— ſtellen, die aber ungegründet ſind. Der Beſchreibung nach, nähert ſie ſich der Gattung Apteryx in etwas. Ste Gatt. Du du. Didus. Dronte. Schnabel lang, ſtark, breit, ſeitlich zuſammengedruͤckt; obere Lade an der Spitze gebogen, an den Seiten gefurcht; untere Lade ſchmal, etwas aufgeblaſen und nach oben in eine Spitze ſich umbiegend. Naſenloͤcher in der Mitte des Schnabels, ſchief in eine Furche eingeſenkt. Fuͤße: Lauf kurz; drei geſpaltene Zehen nach vorn; hinten eine ſehr kurze; Klauen kurz, gekruͤmmt; Fluͤgel zum Fluge ungeſchickt; der Koͤrper ſehr plump. Taf. 110. Der träge Dudu. Didus ineptus. La Dronte. Nach der Beſchreibung und nach der Blumenbachiſchen Abbildung, welche nach der von Melchiſedeck Thevenet geliefer— ten Abbildung gemacht iſt, iſt die Farbe grau, Schwanz und Flügelfedern weiß. Die Beine und der Kopf ſind nach den in England aufbewahrten Originalien verbeſſert, indem im brittiſchen Muſeum ein Bein und in der Ashmoliſchen Samm— lung in Orfort ein Kopf exiſtirt. Der Umſtand', daß der Schwanz ganz ſchief auf der Seite ſteht, iſt entweder wirklich fehlerhaft oder man wollte vielleicht das Sonderbare des Vogels noch ſonderbarer machen. Die Größe ſoll ungefähr die eines Schwanes geweſen ſeyn. Vaterland. Dieſes war die ehmals unbewohnte Inſel Mauritius, jetzt Inſel Frankreich. Die Holländer machten ihn zu Ende des ſechszehnten Jahrhundert zuerſt bekannt. Im folgenden Jahrhundert kamen ſowohl ausgeſtopfte Exemplare für die Sammlungen, als auch nähere Nachrichten von dem Thiere ſelbſt nach Europa. Die Kunſt Thiere ausgeſtopft zu erhalten, war damals noch wenig bekannt, und die in den Sammlungen aufbewahrten Exemplare wurden bald von den Motten zerſtört. Seit vielen Jahren aber ſind alle Spuren dieſes Vogels in ſeiner Heimath verſchwunden, da ſeitdem die menſchliche Bevölkerung dort überhand genommen hat. Man wollte ſogar mehrere Arten entdeckt haben. Leguat beſchreibt einen ſolchen unter dem Namen des Einſiedler— vogels. Allein dieſer Mann ließ die bekannteſten Thiere als Monſtra abbilden, daher iſt es wahrſcheinlich auch die Dronte die er abbilden ließ. Eine noch andere Art, den Nazarvogel, beſchreibt Franz Couche, hält ihn aber für eins mit der Dronte. So nannten ihn die erſten Bewohner der Inſel Frankreich; die Portugieſen Dodo, die Holländer Walghvogel. Alle dieſe drei Vögel waren gewiß dieſelbe Art. N Das gänzliche Verſchwinden dieſes Vogels hat mehrere Naturforſcher veranlaßt zu glauben, er habe niemals anders als in der Phantaſie exiſtirt. Selbſt Cüvier bezweifelte ſeine einſtige Exiſtenz. Allein außer dem, daß noch Theile von ihm vorhanden ſind, ſind die Nachrichten zu beſtimmt, als daß man denſelben alle Glaubwürdigkeit abſprechen könnte. Er ſoll auch sn Bourbon gelebt haben und auf der Inſel Rodrigo. Er war nichts weniger als felten , doch ſah man ihn nicht in Truppen. Das Gefieder ſoll ganz zerſchliſſen ſeyn, wie bei den Straußen. In ſeinen Bewegungen war er langſam, doch ſoll er ſich ſehr gut zu verbergen und mit Schnabel und Flügel ſich gut zu vertheidigen geſucht haben; ſeine Jagd ſoll daher nicht leicht geweſen ſeyn. Was über feine Fortpflanzung und anderes von Leguat, der als Augenzeuge ſpricht, er— 74 294 zählt wird, klingt zu fabelhaft, als daß man es nacherzählen möchte. Man machte es fich damals zum Vergnügen recht unglaubliche Dinge von den Thieren und Pflanzen der neu entdeckten Länder zu erzählen, wir dürfen nur an den Upasbaum denken, der auf Java wachſen ſollte, und fo giftig fen, daß auf mehrere Stunden umher alle Pflanzen und Thiere zu Grunde giengen, fo kann man ſich denken, daß auch in anderm auf ähnliche Art übertrieben worden ſey. Wenn von un— ſerem Vogel geſagt wird, er lege nur ein Ei, ſo möchte man faſt glauben, er ſey mit dem Pinguin oder Floſſentaucher verwechſelt worden. Wenn aber davon gefprochen wird, man habe in feinem Magen immerfort einen Stein gefunden, fo mag dies Aehnlichkeit mit den Straußen beweiſen, indem er wie dieſe Steine verſchluckte um den Magen zu füllen. Wahr— ſcheinlich lebte der Vogel von Pflanzenkoſt. Im Herbſt ſoll er fehr fett geweſen ſeyn, fo daß fein Gewicht bis zu 50 Pfund ſtieg, dann ſoll man ihn auch am meiſten gejagt haben. Das Fleiſch der Jungen ſey delikat geweſen, und auch das der Alten ſehr gut. Mag auch vieles übertrieben und fabelhaft ſeyn, was man von dieſem Vogel erzählt, ſo berechtigt dies uns doch nicht an feiner ehemaligen Exiſtenz zu zweifeln. Warum ſollte auch ein ſolcher Vogel nicht exiſtirt haben können? Blumenbach hat darüber ſchon die nöthigen Data gegeben. Soll es uns verwundern oder unglaublich vorkommen, daß ein Vogel, dem es an Schnelligkeit und an Waffen zur Vertheidigung gebrach, der auf Inſeln wohnte, wo jedes Zurückziehen vor den Menſchen unmöglich war, bald ausgerottet wurde. Nicht Jahrhunderte werden vorbeigehen, ſo werden die dann zumal lebenden Naturforſcher nur noch in Sammlungen ſehen, daß es einſt Steinböcke, Faulthiere, Ameiſenfreſſer, amerikaniſche Tapire, Emus und Känguruhs gegeben habe, denn ſicher werden dieſe Thiere ganz verſchwunden ſeyn, wenn die Bevölkerung ſteigt, wenn der niemals vaſtende und unerſättliche Menſch, in die Urwälder dringt, und mit der Axt und mit Feuer diefe Zufluchtsörter für die Thiere verſchwinden macht. Ihr Name der Jungfernwälder wird fie nicht ſchützen und mit ihrem Falle iſt auch der Untergang jener Thiere gewiß, da fie ſchon jetzt aus den Gegenden verſchwunden find, welche etwas mehr be— völkert werden. Iſt doch der Hirſch aus der Schweiz, der Wolf aus England verſchwunden. Jene Heerden von vielen Tauſend Biſonten, die einſt die Savannen von Nordamerika bedeckten, wie ſehr haben ſie ſich gemindert, wie weit hat die weiße Bevölkerung und das Feuer der Jagdgewehre ſie verdrängt oder verſcheucht. Der Elephant der einſt Nordafrika be— wohnte, die Löwen die einſt in Griechenland und Theſſalien lebten, ſind längſt ſpurlos verſchwunden. Die Rüſſelphoke, die noch vor wenig Jahren einen ſo reichen Fang gewährte, wird bald vertilgt ſeyn. Noch iſt kein halbes Jahrhundert ver— floſſen, ſeitdem die Engländer ſich in Neuholland anfiederten und ſchon find die Daſyuren und die Känguruhs dieſſeits der blauen Berge ſehr ſelten geworden und die Emus nur noch dort anzutreffen. Wird nicht der Apteryx australis und der neue neuſeeländiſche Caſuar bald daſſelbe Schickſal haben, wenn jene Länder mehr civiliſirt und bevölkert ſeyn werden? Iſt nicht das Rieſenelen, wahrſcheinlich erſt vor wenig Jahrhunderten, aus der Zahl der europäiſchen Säugethiere vertilgt wor— den? Wie ſollte ein Vogel der mit ſo wenig Waffen verſehen, mit ſo wenig Hülfsmitteln ausgerüſtet war, wie der Dudu, ſich haben erhalten können, wenn ſein Vaterland von einer unternehmenden Bevölkerung eingenommen wurde. Es iſt alſo gar nichts unwahrſcheinliches um das Verſchwinden einer Art, und wir haben nicht den mindeſten Zweifel in feine einſtma— lige Exiſtenz zu ſetzen, obwohl keine Hoffnung ihn jetzt noch auffinden zu können, wenn er nicht etwa mit dem auſtraliſchen Apteryx eine Art ausmachte, was aber ſchon die Entfernung Reuſeelands von dem ehemaligen Vaterland des Dudu höchſt unwahrſcheinlich macht. Als eine zweite Familie der ſtraußartigen Vögel, welche auf der einen Seite an die Hühner, auf der andern an die Straußen und Wadvögel gränzen und doch keinen von allen ganz angehören, ſondern wirklich eine Zwiſchenordnung aus— machen, kann man ſtellen: Die Hühnerſtelzen. Alectorides. Alectorides. Der Schnabel iſt kuͤrzer als der Kopf oder doch nicht laͤnger, dick, ſtark, hart; die obere Schnabellade gebogen, gewoͤlbt, convex, oft an der Spitze hakenartig. Füße mit langen Laͤufen, dünne; drei Zehen nach vorn, oft auch eine nach hinten, dieſe lenkt hoͤher oben ein als die vordern. Die Vögel dieſer Ordnung bilden die Meetoriden des Herrn Temmink und einen Theil feiner Läufer die er mit den Straußen vereinigte, namentlich die Gattungen Trappe und Läufer. Die andern dagegen, oder die eigentlichen Alectoriden ſind entweder Feld- oder Ufervögel. Die erſtern nähren ſich vorzüglich von Reptilien; die Ufervögel aber von Inſekten und Würmern, ſeltener von Fiſchen; einige haben an den Flügeln Stacheln, durch welche ſie ſich vertheidigen; im Fluge ſtre— cken dieſe die Beine nach hinten. Die letzten verbinden dieſe Familie mit den Waldvögeln oder Sumpfvögeln. a Gatt. Trappe. Otis. Outarde. Schnabel von der Laͤnge des Kopfs oder kuͤrzer, gerade, koniſch, zuſammengedruͤckt, an der Vaſis etwas niedrig; Spitze der obern Schnabellade etwas gewoͤlbt. Naſenloͤcher eifoͤrmig, offen, nahe bei einanderſtehend, von der Schnabelwurzel entfernt. Füße lang, über dem Knie nackt; drei Zehen nach vorn, kurz, an der Wurzel verbunden, mit Hauten geſaumt. Flügel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder von mittlerer Länge, die zweite nur wenig kuͤrzer als die dritte, und dieſe die laͤngſte. Die Trappen und die dahin gehörigen Gattungen haben einen ſtarken fleiſchigen Körper wie die Hühner, ihre langen Beine aber nähern ſie den Wadvögeln, und ſie bilden den Uebergang von den dreizehigen Arten der Hühner, zu den kleinen ſchnellaufenden Arten der Wadvögel, welche an den Seeufern leben. Alle Arten dieſer Gattung ſind große und ſchwere Vögel, welche ſehr wenig fliegen, dagegen ungemein ſchnell laufen. Sie ſind ſehr ſcheu, und wenn ſie durch die Schnel— ligkeit ihres Laufes ſich ihren Verfolgern nicht mehr entziehen können, ſo ſtreichen ſie in niedrigem aber ſchnellem Fluge über die Erde weg. Sie nähren ſich von Sämereien, Gras, Kräutern, Inſekten. Ob ſie in der Vielweiberei leben oder 295 nicht, iſt noch im Widerſpruch, aber die brütenden Weibchen leben von den Männchen entfernt einſam. Die Maufer ſcheint bei der größern Zahl der Arten doppelt; die Männchen mehrerer ſind mit Federzierden verſehen und die Farben lebhafter. Die jungen Männchen von ein bis zwei Jahren tragen das Kleid der Weibchen; und wahrſcheinlich haben die Männchen im Winter ein den Weibchen ähnliches Kleid. Taf. 110. Der baͤrtige Trappe. Otis tar da. Outarde barbue. Great Bustard. Lath. Große Trappe. Männchen. Am Winkel der untern Kinnlade ſteht ein Schnurbart von langen ſteifen Federn, welche auseinanderſte— hen und nur wenige zerſchliſſene Bartfaſern haben. Kopf, Hals, Bruſt und Flügelrand graulich; über den Scheitel und Hinterhals läuft ein dunklerer Längsſtreif; der Mantel und Rücken ſind rothgelb oder falb, jede Feder am Ende mit einem doppelten, ſchwarzen Querbande; die obern Deckfedern des Schwanzes ſind mittelmäßig lang, rothbraun mit ſchwarzen Querlinien; Bruſt, Bauch, Schenkel, die untern Deckfedern der Flügel, und die vordern obern ſind weiß, graulich über— laufen; die untern Deckfedern des Schwanzes ſind mittelmäßig lang und weiß, die zehn erſten Schwungfedern ſchwarz, die ſieben folgenden weiß, gegen die Spitze ſchwärzlich und röthlichgelb gefleckt, die übrigen roſtfalb, ſchwarz und roſtbraun gebändert; die Schulterfedern und hintern Deckfedern der Flügel roſtgelb, ſchwarz und roſtbraun dicht gewellt und mit einer weißgrauen Binde eingefaßt; die zwanzig Schwanzfedern roſtroth, mit einzelnen ſchwarzen Querſtreifen und Flecken und breitem, gelblich weißem Endbande. Die Spitzen der Federkiele und alle Flaumfedern roſenroth. Das Weibchen iſt kleiner, ihm fehlt der Federbart, Kehle und Seiten des Kopfs ſind braun; Unterhals aſchgrau; die Farben überhaupt weniger lebhaft. Länge des Männchens 3 Fuß 3 Zoll, Gewicht 24 bis 25 Pfund und noch mehr. 3 Vaterland und Aufenthalt. In den ebenen und offenen Gegenden Deutſchlands, beſonders in Thüringen und einigen mehr nördlichen Gegenden, dann aber auch in ſüdlichen, ſehr ſelten in Holland und der Schweiz, jedoch meiſt nur in kalten Wintern. Sie ſind aber keine Zugvögel und nur viel Schnee oder große Kälte treibt ſie in entfernte Gegenden von ihrer Heimath weg. Niemals bewohnen ſie Waldungen, ſondern am liebſten Fruchtfelder, zuweilen auch ſumpfige Ge— genden. Eigenſchaften. Es ſind ſehr ſcheue, furchtſame und vorſichtige Vögel. Sie ſtutzen bei jeder neuen Erſcheinung, fürchten von allen Seiten Gefahr, und ſuchen ſich durch die ſchnellſte Flucht zu retten. Dazu bedienen ſie ſich nicht ſowohl der Flügel, da ſie ſchwer auffliegen, als der Füße, ihr Lauf iſt ſo ſchnell, daß ſelbſt Windhunde ſie ſchwer einholen können; beim Laufen ſind die Flügel immer ausgebreitet. Die größte Furcht hat der Trappe vor den Hunden, und flieht ſogleich, wenn der Hund in der weiteſten Entfernung ſichtbar wird, vielleicht weil man Windhunde auf ihre Jagd abrichtet. Pferde läßt er aber oft viel näher an ſich kommen, da er dieſelben oft im Felde ſieht, und von ihnen nichts zu fürchten hat. Daß er ſehr ſelten, ſchwer und nur kurze Zeit auffliege, iſt nur im Sommer wahr; im Herbſt und Winter aber erheben ſich die Trappen leicht und ſehr hoch und machen oft Reiſen in einem Zuge von etlichen Meilen. Zuweilen wird aber ein Trappe vom Hunde erhaſcht, weil er, ehe er auffliegen kann, feiner Schwere wegen einen Anlauf nehmen muß, dieſen Augenblick er— greift der Hund, und faßt ſie. Ihre Nachtruhe halten ſie in den von den Wohnungen entlegenſten Feldern. Außer der Begattungszeit gehen ſie faſt immer in Truppen, die Alten ſitzen dann meiſt in einiger Entfernung, gleichſam um Schild— wache zu halten. Die Stimme die man ſehr ſelten hört, iſt ein dumpfes Knurren oder Brauſen, faſt wie das Ruchſen der Tauben. Wenn man ſie plötzlich erſchreckt, ſo ſperren ſie den Schnabel auf und geben einen ziſchenden Ton von ſich. Man kann die Jungen zähmen. Nahrung. Sie beſteht aus Kräutern, allerlei Getreide und Samen, Kohl, Salat, Rüben, allerlei Inſekten und Regenwürmern; im Winter vorzüglich aus grüner Saat. Dabei verſchlucken ſie, wie die Hühner kleine Steine. Gezähmt frißt er mit den Hühnern. Auch ſoll er zuweilen Mäuſe freſſen. Fortpflanzung. Noch iſt man uneinig ob der Trappe in der Vielweiberei oder in der Einweiberet lebe. Bechſtein behauptet das erſte, der ſcharfbeobachtende Naumann dagegen das letzte. Er ſagt, da wo das Huhn brüte, ſehe man den Hahn immer herumſpaziren, und kurz vor und nach der Brut ſehe man ſie paarweiſe. Schon im Februar fangen die Hähne an ſich um die Hühner zu kämpfen. Sie ſind dabei ſehr unruhig, fliegen beſtändig hin und wieder, ſtoßen im Fluge auf ein— ander, und im März und April ſieht man fie gepaart. Bei den Kämpfen ſträuben fie die Kopf und Bartfedern, bilden mit dem Schwanze ein Rad, wie die Truthähne, und beißen und ſpringen gewaltig gegen einander. Das Weibchen ſcharrt fich in Getreidefeldern, am liebſten im Rocken, ein Loch in die Erde, und legt zwei, ſelten drei ſchmutzig grünliche oder oliven— grüne, bleichbraun gefleckte Eier, welche die Größe und Geſtalt der Gänſeeier haben, in dies Loch, auf eine Unterlage von etlichen Gras- und Strohhalmen. Die Brütezeit dauert dreißig Tage. Die Jungen können ſogleich laufen, und find mit dunkelbraunem Flaum bedeckt. Sie werden von der Mutter im hohen Getreide herumgeführt, und nähren ſich von Inſek— ten und zarten Kräutern. Bemerken ſie keinen Menſchen, ſo wagt ſich die Mutter mit ihnen auch wohl in die nahen Brach— felder, doch entfernt fie ſich nie weit vom hohen Getreide, damit fie ſich ſogleich verbergen können, wenn Gefahr eintritt; überraſcht man ſie, ſo flattert die Henne um den Störer herum, und thut als ob ſie nicht fliegen könne, damit er ſich mit ihr beſchäftige und die Jungen Zeit haben ſich zu verbergen. Sie läuft dann immer eine kurze Strecke weit, und läßt ſich ganz nahe kommen. Sind aber die Jungen wirklich in Gefahr und können nicht fliehen, ſo ſoll die Mutter ſie mit dem Schnabel vertheidigen und mit geſträubten Federn auf den Feind losfliegen. Die Mutterliebe beſiegt dann ihre ſonſtige Furchtſamkeit. Sobald die Jungen völlig fliegen können, folgen fie den Alten in die Brachfelder und beſuchen die Kohl ſaat und die Rübenäcker, dann gefellen ſich immer mehrere Familien zuſammen, bis endlich gegen den Winter große Trup— pen ſich zuſammenfinden. Man darf die Eier nicht berühren, ſonſt werden ſie von der Henne verlaſſen, wenn ſie Spuren von Menſchen beim Neſt bemerkt. Feinde haben Junge und Eier an den Iltiſen, und auch einige Falken ſtoßen auf die Jungen. An die Alten wagt ſich nur der Adler. Jagd und Fang. Sie gehören in Deutſchland zur hohen Jagd. Man jagt ſie mit raſchen Windhunden oder Jagd— hunden. Auch werden ſie mit ſchnellen Pferden verfolgt, dann reitet man ſo ſchnell als möglich auf ſie zu, und ſucht ſie 296 zu ſchießen, allein dazu find ſehr gut abgerichtete Pferde nöthig. Wenn der Jäger ſich in einen Bauer oder eine Frau ver⸗ kleidet, einen Korb auf den Rücken nimmt, fo kann er auch zuweilen in Schußnähe kommen. Auch hat man eigene Kar— ren, auf welchen der Jäger bedeckt ſitzt und ſich auf dieſe Art der Truppe nähern kann. Oder man beobachtet den Ort, wo die Heerden übernachten, dieſer iſt faſt immer derſelbe. Nun ſchleicht man mit einer unter einem Mantel verborgenen Laterne ſo nahe als möglich, öffnet dann plötzlich den Mantel, ſetzt die Laterne hin, und die geblendeten Trappen bleiben eine Zeit lang ſtehen, ſo kann man oft mehr als einen ſchießen. Nutzen. Das Fleiſch der Jungen iſt vortrefflich und zart, das der Alten etwas hart. Die Schwungfedern kann man zum Schreiben brauchen. Schaden thun ſie in den Saatfeldern, wo ſie in Menge ſich aufhalten. Taf. 110. Der Kragentrappe. Otis Hubara. Linn. Outurde houbara. Otis Rhaad, Gmel. Psophia undulata, Jaquin, Ruffed and Rhaad Bustard. Undulated Trumpeter. Schnabel lang, an der Wurzel niedrig; auf dem Kopf ein ſchöner Buſch von zerſchliſſenen Federn; an den Seiten des Halſes ſtehen ähnliche bis 4 Zoll lange Federn, welche der Vogel zu einem Kragen aufrichten kann, der Schwanz iſt 8 Zoll lang. Stirn und Seiten des Kopfs graulich roſtroth mit kleinen braunen Punkten; Kehle, ein Theil der Wangen und Zü— gel ſchmutzig weiß, die Zügel mit feinen haarähnlichen ſchwärzlichen Federchen einzeln beſetzt; das übrige des Kopfs und der obere Vorderhals roſtgelblich, doch erſterer röthlicher und mit vielen feinen dunkelbraunen Punkten in Geſtalt abgebro— chener Querlinien. Die Federn des Buſches ſind theils ganz weiß, theils weiß mit ſchwarzen Spitzen. Auch die langen Halsfedern ſind ſchwarz, mit einigen weißen untermengt. Der untere Theil des Vorderhalſes zunächſt an der Bruſt, iſt mit langen, hellaſchgrauen Federn beſetzt; Bruſt, Seiten, untere Deckfedern der Flügel, Schenkel und Bauch weiß. Die langen Afterfedern zur Seite gelblich mit dunkelbraun beſpritzt und mit einigen größern graubraunen Querflecken. Der Hin— terhals iſt dunkelroſtgelb, mattbraun beſpritzt und punktirt, die Oberrücken und die Schulterfedern dunkelroſtgelb, an den Enden heller, mit einem ſchwarzbraunen gezackten Fleck in der Mitte und vielen dergleichen fein punktirten, wellenförmigen, abgebrochenen Querlinien; die Flügeldeckfedern von eben der Farbe, nur die kleinern und die vorderſten ohne den großen Fleck in der Mitte und letztere an den Enden weißlicher. Die langen weißen Schwungfedern von der Farbe des Rückens mit mehrern an dem Kiele abgeſetzten, nach oben gezackten, ſchwarzbraunen Querbinden und vielen feinen wellenförmig ab— gebrochenen Querlinien und Punkten; die zweite Ordnung braunſchwarz, mit roſtgelben und ſchwarzbraun gezackten Enden und weißlichen Spitzen. Die fünf vorderſten Schwungfedern an der Wurzelhälfte weiß, an der Endhälfte ſchwarzbraun, welche Farbe ſich an der äußern Fahne weit heraufzieht und ins Roſtgelbe verläuft; die hintern Schwungfedern ſind braun— ſchwarz mit weißen Endkanten. Unterrücken und Steiß dunkelroſtgelb, dunkler als der Rücken, und mit vielen dunkelbrau— nen, feinen, in wellenförmigen abgebrochenen Querlinien laufenden Punkten und dergleichen einzelnen Flecken; die Deckfe— dern des Schwanzes ſind lang und groß, roſtgelb mit ſchwarzbraunen, grau überpuderten unregelmäßigen Querbinden dunkel braun beſpritzt. Die achtzehn Schwanzfedern dunkelroſtgelb, die Seitenfedern abnehmend blaſſer, die Enden weißlich; die zwei Mittelfedern mit drei großen, gezackten ſchwarzbraunen und graubepuderten Querbändern, und regellos ſchwarzbraun beſpritzt, alle übrigen haben ſchwarze Spitzen und drei Querbinden, von welchen die erſte die ſchmälſte iſt, und ſich all- . in Punkten verliert; alle ſind einzeln dunkelbraun beſpritzt. Dem Weibchen mangelt wahrſcheinlich Federbuſch und Kragen. Länge 24 oder 25 Zoll. Vaterland. Die Barbarei und Arabien, zuweilen auf dem Zuge in Spanien, häufiger in der Türkei, iſt aber ſchon mehreremale in Deutſchland vorgekommen, aber immer nnr einzeln, z. B. bei Karlsruhe, Frankfurt und in Schleſien. Man fin— det ihn gewöhnlich nur in dürren Ebenen. Das Weibchen iſt noch nicht bekannt. Der im Jahr 1800 in Schleſien im Novem— ber unweit Breslau geſchoſſene Vogel war nicht ſehr ſcheu, und konnte leicht hinterſchlichen werden. Er war ganz allein. Von ſeinen Eigenſchaften, Nahrung und Fortpflanzung iſt noch nichts weiter bekannt. Die dritte in Europa vorkommende Art, der kleine Trappe Otis tetrax hat ungefähr die Größe eines Haushuhns. Er bewohnt trockene Gegenden von Spanien, Italien und der Türkei; kommt zuweilen in der Schweiz und im ſüdlichen Deutſch— land, aber nur im Winterkleid vor. Bulk. pl. enlum. 25. altes Männchen im Sommerkleid, pl. 10. Weibchen. Die übri— gen Arten find. der Knorrtrappe. Otis afra. Lath. Synops. II. f. 77. Am Kap. Der bengaliſche Trappe. O. bengalensis. Edw. 250. In Oſtindien. Der Lohong Trappe. O. ar abs. Rüppel. Atlas T. 16. Der nubiſche Trappe. O. nuba. Rüppel. T. J. Der Halsbandtrappe. O. torquata. Cuv. Vom Cap. te GN 2 Gatt. Laufer. Cursorius Court-vite. Schnabel kuͤrzer als der Kopf, an der Wurzel niedrig, an der Spitze etwas gewoͤlbt, ſchwach gebogen, ſpitzig. Naſenloͤcher eifoͤrmig, über ihnen ein kleiner Hoͤcker. Veine lang, dünne, drei ſehr kurze Zehen, welche faſt ganz getrennt find, die innere Zehe um die Halfte kuͤrzer als die mittlere. Nägel ſehr klein: Flügel mittel— maͤßig; die erſte Schwungfeder faſt ſo lang als die zweite, welche die laͤngſte iſt; die großen Deckfedern der Fluͤgel ſind ſo lang als die Schwungfedern. Die Arten, delche die Gattung Läufer bilden, find den wärmern Gegenden von Aſien und Afrika eigen, und die ein— zelnen Individuen, welche im wärmern Europa zuweilen vorkommen, kommen dahin blos zufällig; und ihre Erſcheinung in den Gegenden von Centraleuropa gehört zu den größten Seltenheiten, es ſind davon nur etwa fünf bis ſechs Beiſpiele be— kannt. Sie halten ſich in dürren, ſandigen Gegenden, weit vom Waſſer entfernt auf. Man weißt nicht ob ſie eine dop— pelte Mauſer haben, oder nicht, noch auch ob beide Geſchlechter verſchiedene Kleider tragen. So viel iſt gewiß, daß die Jungen wenig von den Alten verſchieden find. Von ihren Sitten iſt beinahe nichts bekannt, als daß fie ſehr ſchnell laufen. 297 Taf. 111. Iſabellfarbiger Laͤufer. Cursorius isabellinus. j Court - vite isabelle. Cursorius europaeus. Charadrius gallieus. Stirne, untere Theile, Hals, Rücken, Schwanz und Deckfedern der Flügel röthlich iſabellfarben, die letztern graulich geſaumt; Kehle weißlich; hinter den Augen ein doppelter ſchwarzer Streif, über dieſem ein weißer, der mit dem der andern Seite zuſammenfließt und einen ſchwarzen, dreieckigen Fleck im Nacken einſchließt; Hinterkopf ſchön aſchgrau; Schwung— federn ſchwarz, an der Spitze ſchmutzig weiß geſaumt. Schwanz, die beiden mittlern Federn iſabellfarben, die folgenden ebenſo mit einem dreieckigen ſchwarzen Fleck und weißer Spitze, die äußerſten faſt zur Hälfte weiß; untere Deckfedern der Flügel ſchwarz; Steißgegend und untere Deckfedern des Schwanzes weiß. Beine weit über dem Knie nackt und hornfarben. Schnabel ſchwärzlich. Länge 9 Zoll. Die Jungen find an den obern Theilen viel heller iſabellfarben, auf den Schultern und den Oeckfedern der Flügel find zahlreiche dunklere Zickzackbänder, das Schwarze hinter den Augen iſt blos durch Hellbraun bezeichnet. Vaterland. Afrika, beſonders Abyſſinien, woſelbſt fie ſehr häufig vorkommen, auch in Nubien. In Europa kamen einzelne vor, in Frankreich, in der Schweiz, in England, im Darmſtädtiſchen und bei Turin. tahrung und Fortpflanzung unbekannt. Die übrigen bis jetzt bekannten Arten dieſer Gattung finds Der violetflügelige. Curs. chalcopterus. Temm. pl. col. 298. Weſtafrika. Der Läufer mit doppelter Halsbinde. C. bieinctus. Südafrika. Der aſia— tiſche. C. asiaticus, pl. enlum. 892. Indiſche Halbinſel. Der Temminkiſche. C. Temminkii, Swains, illustr. Zool. pl. 106. Senegal. 3e Saft. . Sariama. Dicholophus. Cariama. Schnabel laͤnger als der Kopf, dick, ſtark, gewoͤlbt, Mundoͤffnung bis hinter die Augen geſpalten; Schna— belwurzel platt, Spitze zuſammengedruͤckt und etwas gebogen; Naſengrube groß, Naſenloͤcher in der Mitte des Schnabels, klein, vorn offen, mit einer Haut bedeckt. Beine lang, duͤnne; Zehen ſehr kurz, dick, die vordern an der Wurzel mit einer Haut verbunden; eine kleine Hinterzehe artikulirt mit dem Lauf, beruͤhrt aber den Voden nicht. Naͤgel kurz, ſtark. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder ſehr kurz, die fuͤnfte, ſechste und ſiebente die laͤngſten. Taf. 111. Der geſchopfte Sariama. Dicholophus cristatus. Cariama huppe o de Marcgrave. Die Hauptfarbe der Sariama an den obern Theilen iſt die Erdbraune; die untern Theile find weißlich. Alle Halsfe— dern ſind mit dunkelbraunen Zickzacklinien bezeichnet. Die beiden mittlern Schwanzfedern ſind braun; die übrigen größten— theils ſchwarz, an der Spitze weiß; die Flügelfedern find ſchwärzlich, mit weißen, ſchwarzgetüpfelten Querbändern. Auf den Federn des Vorderhalſes finden ſich hellbraune Zickzackbänder auf weißlichem Grunde; an der Bruſt haben die Federn weiße Schaftſtriche. Die nackten Theile des Schnabels, Lauf und Füße ſind orangeroth; der Schnabel ſchön corallenroth, bei Alten, bei Jungen ſchwärzlich roth; das Auge gelb. Im allgemeinen gleicht der Sariama in der Geſtalt und Haltung dem Kranichgeier (Gypogeranos) it aber mehr den Hühnerartigen und Straußen verwandt. Der Leib iſt klein und ſchlank der Hals geſtreckt mit langen lockern Federn beſetzt, die Füße ſind hoch und ſchlank, mit kurzen Zehen und gewölbten Nä— geln; der Schwanz iſt mäßig lang, die Flügel kurz, abgerundet und ſchwach. Er gleicht in dieſer Hinſicht und durch Schnabel und Körper einem hühnerartigen Vogel, durch die Bildung der Füße aber mehr einem Wadvogel, der aber, wie die Strauße trockene Ebenen liebt. Die Federn am Halſe ſind ſo locker, wie beim Rohrdommel, beſonders in der Nähe des Kopfs, und er bläst ſie auch auf ähnliche Art auf, wie dieſer. Sie ſind am Hinterkopf und Oberhals über vier Zoll lang, und ſtehen im Affekt horizontal vom Halſe ab. Beim Männchen ſind ſie länger. Länge eines männlichen Vogels 30 ½ Zoll. Breite 41 Zoll 7 Linien. Die Luftröhre hat eine wenig ausgezeichnete Bildung, ſie iſt oben unter dem Luftröhrenkopfe etwas erweitert und nach vorn ein wenig abgeplattet, dabei ſtark knorpelig, nach unten mehr verengert und mit einem ſehr engen untern Luftröhren— kopfe. Der Magen iſt rundlich eiförmig und muskulos. Die Sehnen an den Beinen ſehr ſtark, faſt knöchern. Vaterland und Aufenthalt. Der Sariama lebt in den großen offenen Triften des innern Braſiliens, wo ſanfte mit Gras bewachſene Höhen oder Ebenen mit einzelnen Geſträuchen abwechſeln, iſt aber über einen großen Theil von Süd— amerika verbreitet, und findet ſich auch in Paraguay, überhaupt vom sten Grade ſüdlich bis zum Ilſten. Eigenſchaften. Man ſieht ihn meiſt gepaart, oder nach der Paarzeit familienweiſe zu dreien oder vieren umherge— hen oder auch ſchnell laufen. Sein Lauf gleicht dem des Truthahns, welchem der Vogel, aus der Ferne geſehen auch in der Geſtalt ähnlich iſt, obgleich er weit höhere Beine und einen ſchlanken Körper hat. Seine ſehr laute, weitſchallende Stimme, welche in vielen gleichartig auf einander folgenden, von der Höhe zur Tiefe herabſinkenden Tönen beſteht, wird zu allen Tagszeiten in den ausgedehnten Campos Geraes gehört; oft rufen mehrere zugleich und oft ſelbſt im richtigen Accord. Sie ſoll ſo laut ſeyn, daß man die Stimme nach Azara auf eine Meile weit hören kann. Zuweilen ſoll man dieſe Vögel auch auf der Spitze eines Strauchs und ſelbſt eines mäßig hohen Baumes ſitzen ſehen, jedoch ſelten, und ſie begeben ſich ſogleich auf die Erde, wenn Gefahr nahet, da ſie ſich derſelben nur durch den Lauf und nicht durch den Flug entziehen können. 75 298 Ihr gewöhnlicher Gang iſt gravitätiſch und abgemeſſen: wenn ſie eine Gefahr vermuthrn, ſo ſehen ſie ſich erſt genau um, ehe ſie ſich zum Bleiben oder zur Flucht entſchließen. Sie leben mit andern Vögeln ſehr friedlich und ſind ſehr ſchüchtern, man bekommt ſie deswegen ſelten zu ſehen, obſchon man ihre Stimme überall hört. Nahrung. Sie beſteht vorzüglich in Inſekten, doch ſollen ſie auch manches Reptil, Schlangen und Eidechſen freſ— ſen. Der Prinz von Wied fand im Magen eines Sariama nichts als Heuſchrecken. Fortpflanzung. In der Paarzeit ſtreiten die männlichen Sariamas heftig um die Weibchen, dieſe Zeit hat im Februar ſtatt. Sie verfolgen ſich dann hitzig, im ſchnellen Laufe, mit weit geöffnetem Schnabel. Sie thun dies aber auch wenn das Männchen dem Weibchen nacheilt. Ihr Neſt legen ſie auf einem niedern oder mäßig hohen Baum an. Der Prinz fand ein ſolches im Campo Geral in der Gegend von Valo, man konnte es ſtehend mit der Hand erreichen. Er beſtand aus dürren Reiſern, welche unordentlich quer über die Zweige gelegt waren. Dieſe Unterlage bedeckt der Vogel mit einer Schicht von Letten oder Kuhmiſt; die zwei Eier ſind weißlich. In demjenigen, welches der Prinz entdeckte, waren zwei noch ziem— lich kleine, mit Pflaumhaaren bedeckte Junge, welche eine lebhafte orangefarbene Iris hatten, und eine rauhe kurze Lock— ſtimme hören ließen. Sie lernen bald laufen. Jagd. Obſchon das Fleiſch dieſes Vogel weiß und wohlſchmeckend wie Hühnerſleiſch iſt, ſo werden ſie doch ſelten gejagt. Da ſie ſehr ſcheu ſind, ſo iſt es nicht leicht, mit der Flinte ihnen zum Schuß nahe genug zu kommen, und ſelbſt die beim Neſte verborgenen Jäger des Prinzen waren nicht ſo glücklich die Alten zu erlegen. Sobald das Sariama etwas fremdartiges bemerkt, verſtummt ſeine Stimme ſogleich und im nächſten Augenblick hört man ihn ſchon in weiter Ferne; dann verbirgt er ſich auch gerne im Gebüſch. Um ihn zu jagen verfolgt man ihn im Trabe zu Pferde, und läßt ihn nicht aus dem Auge; anhaltend in weiten Kreiſen vom Gebüſch abgeſchnitten, ermüdet er endlich. So wie der Jäger dieſes bemerkt, reitet er auf dem Vogel zu, welcher jetzt kleine Wendungen macht, und entweder wirft man ihm nun eine Schlinge über oder ſchießt ihn von einem Baume, auf welchen er ſich nach kurzem Fluge geſetzt hat. Gewöhnlich aber drückt er ſich auf die Erde nieder und man ergreift ihn lebend mit der Hand. 4" Saft, Trompeter. Psophia. Agami. Schnabel kurz, gewoͤlbt, koniſch, gebogen, an der Spitze ſtark gekruͤmmt; die obere Lade länger als die un— tere, zuſammengedruͤckt, an der Wurzel eine deutliche Firſte; Naſengrube weit und breit. Die Naſenloͤcher ge— gen die Mitte des Schnabels, groß, ſchief, nach vorn offen, hinten durch eine nackte Haut geſchloſſen. Beine lang, duͤnne, die mittlere Zehe mit der aͤußern verbunden, die innere getrennt; die Hinterzehe einwaͤrts einge— lenkt, auf derſelben Hoͤhe wie die andern Zehen. Die Fluͤgel kurz, gewoͤlbt; die drei erſten Schwungfedern abgeſtuft, die vierte, fünfte und ſechste find die laͤngſten. Der Schwanz ſehr kurz. Taf. 110. Der cayenniſche Trompeter. Psophiacrepitans. Asami de Cayenne. Schnabel grünlich gelb; die Augen mit einer rothen Haut umgeben. Der Kopf oben und der obere Theil des Hal— ſes kurz geftedert, und die Federn find weich und flaumartig. Am Unterhals oder auf der Bruſt ſteht ein großer rundlicher Fleck von herrlich iriſirenden, in Grün, Goldgrün, Blau und Violet ſchillernder Federn, deren Farben ſich nach dem Lichte ändern. Die Mitte des Rückens und die kleinen Deckfedern der Flügel find roſtfarb, die großen 2 e und der Schwanz, der kurz iſt, hellaſchgrau, Kopf, Hals, Unterleib und alle übrie gen Theile ſchwarz, etwas matt. Die Läufe bis über die Kniee nackt und grünlich, die Nägel kurz und ſchwarz. Länge 20 Zoll, Höhe vom Scheitel bis zur Ferſe 18 Zoll. Vaterla nd. Cayenne und andere Länder von Südamerika in gebirgigen Wäldern, niemals in Sümpfen oder an Dh Ufern der Gewäſſer. Eigenſchaften. Man trifft die Agamis nicht ſelten in zahlreichen Schaaren im Innern von Gujana an, ſie lieben aber offene Gegenden oder bewohnte Orte nicht. Bald laufen ſie ſehr ſchnell, bald ſchreiten fie gravitätiſch einher, oder machen lächerliche und muntere Sprünge, Häufig ſitzen fie auf einem Beine wie die Störche, wobei der Körper verſchiedene Stellungen annimmt. Da die Flügel und der Schwanz kurz ſind, ſo iſt ihr Flug ſchwer, und wenn ſie, ungeachtet ſie zu— traulich ſind, vor dem Jäger fliehen, ſo ſetzen ſie ſich bald wieder auf die Erde oder auf die niedrigſten Aeſte der Bäume, wo ſie leicht mit dem Schuße erreicht werden können. Allein gewöhnlich ziehen ſie das Laufen dem Fliegen vor, und ſchreien dabei, wenn ſie überraſcht werden, mit ſcharfen Tönen. Der Name Trompeter wurde ihnen der ſonderbaren Töne wegen ge— geben, welche man zuweilen von ihnen hört. Sie beſtehen aus den ſechs bis ſiebenmal wiederholten Sylben Tu, Tu, Tu, Tu, Tu, Tu. Dieſe Töne ſcheinen aus dem After zu kommen, ſie bilden ſich aber durch den ſonderbaren Bau der Luft— röhre und der Lungen, und ſind dem Geräuſche nicht unähnlich, welches entſteht, wenn die Luft in den Gedärmen eines Menſchen kollert, fie ſcheinen durch das Zellengewebe der Muskeln zu dringen. Die Hokkos geben ähnliche Töne von ſich, und auch das Ruchſen der Tauben hat etwas ähnliches, der Schnabel wird dabei nicht geöffnet, welches die Täuſchung ver— mehrt, als ob ſie aus dem After kämen. Man beobachtet deutlich, daß ſie im untern Luftröhrenkopfe ſich bilden. Der Agami wird ſehr leicht zahm, und lernt die Perſonen, welche ihn beſorgen oder zum Hauſe gehören, kennen und folgt ihnen mit eben der Treue nach, wie ein Hund. Er gehorcht der Stimme ſeines Herrn, geht vor ihm her oder hin— ter ihm, liebkost ihn, zeigt ſeine Freude, wenn er nach einer Abweſenheit wieder zurückkommt; iſt eiferſüchtig auf andere Thiere, welche die Liebe des Herren mit ihm theilen. Er bewacht die Hühnerhöfe und verjagt fremde Thiere, da er weder Katzen noch Hunde fürchtet und ihren Angriffen leicht auszuweichen verſteht; er hebt ſich dabei in die Luft, und . 299 ſtößt nach ihnen mit ſtarken Schnabelhieben. Sehr gerne läßt er ſich an Kopf und Hals kratzen, und zeigt feine Begierde nach dieſer Liebkoſung durch Gebärden und Ungeduld. Den Freunden des Hauſes geht er entgegen, kann aber oft gewiſſe Perſonen nicht leiden, verfolgt ſie mit grimmigen Schnabelhieben und im höchſten Zorne zuweilen weit. Er geht frei her— um, entfernt ſich ſelbſt weit vom Hauſe, und kommt wieder zurück. Sie laufen in den Straßen von Cayenne herum, und begleiten die Vorbeigehenden weit. Sie ſollen ſogar die Schafheerden auf der Weide bewachen, und des Abends wieder nach Hauſe treiben. Am häufigſten aber werden ſie zu Wächtern der Hühnerhöfe angeſtellt, ſie bemächtigen ſich bald der Herrſchaft über die befiederten Bewohner derſelben, treiben fie des Abends in den Stall, und nehmen dann ihren eige⸗ nen Ruheplatz auf einem Dache oder benachbarten Baume. Ueberhaupt hat der Agami große intellectuelle Fähigkeiten, und gleicht darin am meiſten den Kranichen, die ganz ähnliche Sitten haben. Es wäre ſehr wünſchbar Verſuche zu machen dieſe Vögel in Europa zu aclimatiſiren, wozu man zuerſt die warmen Gegenden unſers Erdtheils wählen müßte. Nahrung. Früchte verſchiedener Art und Inſekten. Die Jungen ziehen kleine Würmer und Inſekten andern Nah— rungsmitteln vor; die Alten freſſen gerne Getreide aller Art und Brod. Fortpflanzung. Die Agamis niſten an der Erde, machen aber kein eigentliches Neſt, ſondern ſcharren, wie die Hühner, am Fuße eines Baumes ein Loch in die Erde. Das Weibchen legt zehn bis ſechszehn Eier in daſſelbe. Die Farbe iſt hellgrün, die Form faſt ſphäriſch, und ihre Größe übertrifft die der Hühnereier. Die Jungen können ſogleich laufen, und behalten den Neſtflaum der ſehr dicht ſteht, lang und weich iſt, ſehr lange, bis ſie zum Viertheil erwachſen ſind. Das Fleiſch der Jungen Agami iſt angenehm, daß der Alten ſchwarz und trocken. Spir beſchreibt noch zwei Arten aus Brafilien, welche aber zweifelhaft find. Ps. viridis. Spix T. 88. und Ps. leu— conptera. T. 84. | 5¹e Gatt. Sandhuhn. Glareola. Glareole. Schnabel kurz, comver, an der Spitze zuſammengedruͤckt, obere Schnabellade von der Hälfte ihrer Länge an gebogen, ohne Ausſchnitt. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich geſpalten. Die Schenkel bis auf die Kniee beftedert. Laufe lang, dünne. Füße: vier Zehen, drei nach vorn, einer nach hinten, die mittlere an die aͤußere durch eine kurze Haut verbunden, die innere getrennt; die hintere Zehe iſt am Lauf einge— lenkt. Naͤgel lang und walzig. Fluͤgel ſehr lang; die erſte Schwungfeder viel laͤnger als die andern. Die Sandhühner ſind kleine Vögel und leben in den warmen und gemäßigten Gegenden; ſie beſuchen die Ufer der ſüßen und hellen Waſſer, ſehr ſelten die Ufer des Meeres. Sie nähren ſich von ſehr kleinen Waſſerinſekten und Waſſerwürmern; laufen ſehr ſchnell und fliegen ſchnell, geſchickt und anhaltend. Sie haben eine doppelte Mauſer, aber das Winterkleid un— terſcheidet ſich wenig vom Sommerkleid, ſo daß man es kaum unterſcheiden kann; der ganze Unterſchied beſteht darin, daß die Farbe im Winter etwas mehr ins Braune zieht und das Halsband weniger deutlich iſt, als im Sommer; in der letzten Jahreszeit iſt die Farbe auf den Flügeln mit einem etwas grünlichen Schimmer bezeichnet; die Füße ſind im Winter etwas dunkler als im Sommer. Man hat das Sandhuhn im Syſtem bald da bald dorthin geſtellt, ſogar unter die Schwalben und unter die Rebhühner. Am ſchicklichſten wird es wohl unter die Hühnerſtelzen geſtellt merden, es iſt nicht eigentlich Sumpf— vogel und nähert ſich wirklich den Hühnern in mancher Hinſicht; nur durch ſeine langen Flügel und gegabelten Schwanz den Schwalben. Taf. 111. Das Halsbandſandhuhn. Glareola tor quata. Glareola austriaca. Glareole & colier. Perdrix de mer. Glareola naevia et senegalensis. Kehle und Gurgel blaßſchmutzig roſtgelb, auf der Seite und unten mit einem ſchmalen ſchwarzen Band eingefaßt, welche vom Schnabel anfängt und durch das Auge wegläuft, dann der Länge des Halſes nach heruntergeht und ſich am Unterhalſe umbiegt und mit dem der andern Seite ſich verbindet, zu beiden Seiten iſt es etwas weißlich. Kopf, Hals, Rücken und alle obern Theile, ſind röthlich grau; dieſe Farbe zieht ſich auch auf die Bruſt, nur iſt ſie dort roſtgelb überflogen. Bauch und Aftergegend weiß“ Schenkel weiß, fo auch die obern Schwanzdeckfedern. Die großen Schwungfedern braunſchwarz, die vordern mit weißen Schäften. Die untern kleinen Flügeldeckfedern roſtroth, oder braungrau. Der Schwanz ſehr ſtark gabelföͤrmig, indem die äußerſte Feder 2 Zoll länger als die mittelſte iſt. Alle Schwanzfedern find ſchwarz, die äußerſte an der äußern Fahne weiß, und nur am Ende ſchwarz. Die Jungen im erſten Sommer unterſcheiden ſich merklich von den Alten. Der Schnabel iſt ſchwärzlich, Rachen und Mundwinkel fleiſchfarben, die Füße ſchwärzlich, fleiſchfarb überlaufen. Kehle und Gurgel ſchmutzig weiß, mit dunkelbrau— nen Fleckchen, in Geſtalt eines dieſe Theile umfaſſenden Bandes umgeben; der Scheitel ſchwarzbraun, weißgefteckt; Zügel, Wangen und Hinterhals braungrau mit ſchmutziggelb untermiſcht; die Kropfgegend in der Mitte grau mit ſchmutzigweißen Federkanten, an den Seiten dunkelbraun mit ſchmutzigweißen großen Flecken an beiden Seiten jeder Feder; Bruſt, Bauch und Schenkel ſchmutzig weiß, letztere nach unten graulich; der Oberrücken ſchwarzbraun, weiß gefleckt; die kleinſten Flügel— federn braungrau, jede Feder am Ende mit einem ſchwarzbraunen Querfleck und gelblich weißer Kante, die am Ende auf jeder Seite in Geſtalt eines rundlichen Fleckes in die ſchwarzbraune Zeichnung laufen, die Schwingen ſchwarzbraun mit ſchmalen roſtgelblichweißen Endſäumen; die obern Deckfedern des Schwanzes weiß, Schwanz an der Wurzel weiß, nach der Spitze ſchwarzbraun mit ſchmutzigweißen Endkäntchen. Dies iſt Glaréola naevia. N Länge 94/3 Zoll. Vaterland und Aufenthalt. Die Ufer der Flüſſe, des Meeres und der Landſeen, deren Gewäſſer ausgebreitete Sümpfe und Binſengelände bilden. In Europa, beſonders in den wärmern Ländern von Ungarn, Dalmatien, aber auch 300 in regulairen Wanderungen in der Schweiz, in Italien und dem ſüdlichen Frankreich, ſelten in Deutſchland und noch fel- tener in Holland und England. In Ungarn iſt dieſe Art ſehr häufig; ebenſo an den Gränzen Aſiens in der ganzen Tarta— rei und dem ſüdlichen Sibirien, auch am ſchwarzen und cuſpiſchen Meer und in den wärmern Gegenden dieſes Welttheils, und in Afrika. Eigenſchaften. Sie fliegen ſchreiend in Schaaren. Der Flug iſt ſchnell ſchwalbenartig und leicht, wobei öfters kurze abgebrochene und helle Töne ausgeſtoßen werden. Sie ſollen öfters Inſekten im Fluge fangen. Der Flug geht meiſt nahe an der Erde oder über der Oberfläche des Waſſers weg. Sie laufen aber auch häufig am Rande der Gewäſſer herum, und ſind muntere und ziemlich ſcheue Vögel. Oft trifft man ſie auch weit vom Waſſer in ebenen und ſandigen Gegenden an. Nahrung. Vorzüglich Mücken und andere Inſekten, welche im Rohr oder an Binſen ſich aufhalten. Auf dieſe ſtürtzt ſich der Vogel mit großer Schnelligkeit, und bemächtigt ſich ihrer ſitzend und fliegend, auch im ſchnellen Laufe. Fortpflanzung. Das Neſt wird im dickſten Geröhricht oder in Binſen und hohem Graſe angelegt, oder auch auf moraſtigen Triften, oder naſſen Brachfeldern in der Sommerſaat. Die vier bis ſieben Eier find nach den Beobachtungen des Herrn Petheny von der Größe und Geſtalt der Widehopfeneier, ſchmutzig grünlichblau, überall mit kleinen grünbraunen Punkten beſpritzt. (Das von mir in meinem Eierwerk als von dieſem Vogel abgebildete iſt nicht, von dieſem Vogel, und mir unter falſchem Namen gegeben worden.) Das Neſt ſitzt unter einem Erdklumpen und beſteht aus einem mit dürren Halmen ausgelegten Erdloche, Die übrigen Arten ſind: Das Oſtindiſche. Glar. orientalis. Leach. Linn, transact. Vol. 13. T. 13. f. 1. 2. In verſchiedenen Theilen Indiens und auf den Inſeln des indiſchen Archipels. Das Weißliche. Gl. lactea. Temm. pl. col. 399. Mit ſehr wenig geſpaltenem Schwanze. In Indien, beſonders an den Ufern des Ganges. Das Südliche. Gl. grallaria. Vieill. gal. des ois, et Leach, Lin, transact. Vol. 13. T. 13. Oceanien und die Molucken. Der Schwanz iſt faſt ganz viereckig. Zwei neuentdeckte Gattungen, nemlich die der Strandlerche. Tinocorus und des Atagis, Pontogalla könnten hier vielleicht eingereihet werden, gehören aber noch eher unter die Hühner und werden mit einigen andern Gattun— gen in einem Supplement-Hefte nachgeliefert werden. 6e Gatt. Kamich i. Palame dea. Kamich. Schnabel kurz, koniſch, conver, gerade, aber an der Spitze ſtark gebogen, der ganzen Länge nach zuſammengedruͤckt; obere Schnabellade gewoͤlbt, die untere kuͤrzer, ſtumpf; Naſengrube groß. Kopf klein, nur mit Flaum bedeckt. Naſenloͤcher von der Schnabelwurzel entfernt, ſeitlich, eifoͤrmig, offen; Na— ſengrube mit einer nackten Haut bedeckt. Füße kurz, dick, die nackte Stelle ob dem Knie klein; Zehen ſehr lang, die Seitenfedern gleich; die Hinterzehe nicht vorſtehend und den Boden beruͤhrend; die innere Zehe mit einem kurzen Hautrudiment, die aͤußere dagegen durch eine breitere Haut mit der mittlern verbunden. Naͤgel mittelmaͤßig, ſpitzig, an der Hinterzehe lang, faſt gerade. Fluͤgel groß, die erſten beiden Schwung— federn kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten find; am Rande der Flügel zwei Spornen. Margrav, Piſo, Sonnini und Mara haben die Vögel dieſer und der folgenden Gattung näher beſchrieben. Es find friedliche gutmüthige Thiere, welche mit andern Thieren ihrer Umgebung keinen Krieg anfangen. Nur zur Begattungszeit ſtreiten ſich die Männchen um die Weibchen. Die gewaltigen Spornen an ihren Flügeln ſind indeß keine gefährlichen Waffen, da fie ſich ihrer nicht bedienen. Sie bewohnen die halbüberſchwemmten und ſumpfigen Wieſen, und die Ufer der Flüſſe, wo das Waſſer nicht tief iſt. Sie ſchwimmen nicht, durchwaden aber die Ufer der Teiche und Sümpfe, um Waſſerpflanzen, ihre Haupt— nahrung aufzuſuchen. Sie leben wirklich nach allen Nachrichten der Reiſenden blos von Kräutern, vielleicht auch von Sä— mereien und Inſekten, und greifen nie ein anderes Thier an, wenn ſchon von einigen Schriftſtellern geſagt wird, fie fräßen auch Fröſche und Fiſche. Sie ſind geſellſchaftlich, beſitzen viele intellectuele Fähigkeiten, und laſſen ſich leicht zahm ma— chen, und an die Hausgenoſſenſchaft gewöhnen. Durch dieſe Eigenſchaft, durch ihre Nahrung und äußere Bildung nähern ſie ſich ſehr den Hühnern. Der Kropf iſt ſehr weit; der Magen unterſcheidet ſich nur durch ſeine Form, weniger durch ſeinen Bau von dem der Hühner. Die äußere Haut deſſelben iſt ſehr muskulos; die innere dagegen weich, wie bei den pflanzenfreſſenden Säugethieren. Der Darmkanal iſt lang und die Häute deſſelben ſehr ſtark. Der Schnabel iſt faſt wie bei den Hühnern. Die Stimme iſt ſtark und ſehr laut. Sie ſind in der Freiheit ſcheu, laſſen ſchwer an ſich kommen, und noch ſchwerer ſich auf andere Art fangen. Man bemerkt äußerlich keinen Geſchlechtsunterſchied; ſie ſitzen zwar oft auf die böchſten Bäume und auf Geſträuche, doch iſt ihr gewöhnlicher Aufenthalt auf der Erde: fie gehen gewöhnlich langſam, und dringen nicht in die Wälder ein. Sie legen nur zwei Eier, die Jungen ſind mit Flaum bedeckt, folgen ihren Eltern ſo— gleich nach, und können wahrſcheinlich ſich ſogleich ſelbſt ernähren. Taf. 111. Der gehoͤrnte Kamich i. Palamedea cornuta. Le Kamich:. Er gleicht in feiner Form dem Truthahn, iſt aber dicker und fleiſchiger. Hals, Rücken, Bruſt, Flügel und Schwanz ſind bei Alten ſchwärzlich ſchieferblau, mit einigen graulichen Flecken; der Bauch iſt weiß, die untern Deckfedern der Flü— gel grauröthlich; der Kopf iſt mit kleinen, weichen Flaumfedern bedeckt, weiß und ſchwärzlich gemiſcht. Auf dem Kopf ſteht ein gerades dünnes Horn; an feiner Wurzel iſt es mit einer Scheide, wie mit einem Federkiel umgeben. Die dünne 301 Spitze krümmt ſich etwas nach vorn um. Die beiden Spornen an den Flügeln find dreieckig, wie Roſendornen, ſeitlich platt und ſchneidend, ſtark und ſpitzig, der untere iſt kürzer und weniger dick. Sie ſtehen am Flügelrande. Die Haut der Füße iſt netzförmig und ſchwarz, der Schnabel ſchwärzlich; die Augen groß, ſchwarz und vorſpringend. Ganze Länge 3 Fuß. Vaterland. Die überſchwemmten Wieſen von Südamerika. Er hält ſich faſt immer auf der Erde auf, geht nie in dichte Waldungen und ſitzt nur für Augenblicke auf Bäume. Eigenſchaften. Er iſt ein ſcheuer vorſichtiger Vogel, der den Menſchen von Weitem flieht, und ſo den Jäger ſchwer an ſich kommen läßt. Wird er aber jung eingefangen, fo läßt er ſich leicht zähmen. Er läuft ſchnell und fliegt auch gut. Er iſt ſehr friedlich, und braucht feine ſcheinbar anſehnlichen Waffen am meiſten gegen feinen Nebenbuhler, außer— dem hat er mit keinem Thiere Streit. Sein Flug iſt zwar etwas ſchwer, doch ſchnell. Er hält ſich meiſt auf der Erde auf. Gezähmt iſt er ſehr folgſam, lernt feinen Herrn kennen und kann mit den Hühnern erzogen werden. Außer der Pag— rungszeit leben ſie in kleinen Truppen. Nahrung. Sie ſoll einzig aus Kräutern und Körnern beſtehen, doch frißt er wahrſcheinlich auch Inſekten. Fortpflanzung. Einmal gepaart verlaſſen ſich beide Gatten nicht mehr, und wenn eines derſelben umkommt, ſo trauert das andere lange, und verläßt die Gegend lange nicht. Sie bauen ſich nach Piſo ein backofen förmiges Neſt, am Fuße eines Baumes. Wahrſcheinlicher iſt aber Bajons Bericht, das Neſt werde auf niedrigen Baumäſten oder in Binſen angelegt und beſtehe aus kleinen Aeſten und Gras. Das Weibchen legt zwei Eier von der Größe der Gänſeeier im Januar oder Februar und brütet nur einmal des Jahres; wenn aber das erſte Neſt zerſtört werde, ſo mache es eine zweite Brut im April oder Mai. Die Jungen folgen der Mutter bald nach, welche ihnen Anleitung zur Aufſuchung ihrer Nahrung giebt. Sobald ſie ſich ſelbſt erhalten können verlaſſen ſie die Mutter. Das Fleiſch der Jungen ſey zwar ſchwarz, dennoch aber gut zu eſſen. Das von Alten hart und von unangenehmem Geſchmack. Die langen Schwungfedern ſind dicker als Schwanenfedern, aber nicht ſo hart, und taugen nichts zum Schreiben. 7e Gatt. N Cha ja. C haun a. Chaa. Schnabel kuͤrzer als der Kopf, koniſch, conver, etwas gewoͤlbt, und an der Spitze gebogen; an der Schna— belwurzel kleine Federn; Zuͤgel nackt. Naſenloͤcher ablang, offen, durchdringend. Fuͤße duͤnne, doch ſtark; Ze— hen lang, durch Haͤute verbunden; Hinterzehe kurz, mit faſt geradem Nagel. An den Fluͤgeln zwei dornenar— tige, ſcharfe Spornen. Taf. 113. Der graue Chaja. Chauna chavaria. Temm. Kamichi chaja. Palamedea chavaria. Parra chavaria. Opistolophus. Vieil. 5 Ein Büſchel langer und zerſchliſſener Federn bilden am Hinterhaupt einen ſpitzigen unbeweglichen Federbuſch; der Schei— tel und Federbuſch iſt grau; Backen und Hals ſind mit kurzen, daunenartigen Federn bedeckt, die Backen hellaſchgrau, der Vorderhals weißlich, der Hinterhals aſchgrau; unter dieſer Stelle läuft rings um den Hals ein nackter Ring und unter dieſem ein vollkommen rundes Halsband von weichen, ſchwärzlich ſchieferblauen Federn; der ganze Unterhals vorn und hin— ten, Bruſt und Bauch find hellaſchgrau; oder bleigrau. Mantel, Rücken, Deckfedern der Flügel und Schwanz ſchwarz— grau; der Schwanz iſt leicht abgerundet; an der Achſel und am Rande des Flügels ſtehen weißliche Federn; die Beine ſind roſenroth ins Grauliche ziehend; der Schnabel ſchwarz; der nackte Augenkreis und die Wachshaut an der Schnabelwurzel roth; die Augen braun. Die Spornen an den Flügelrändern ſind ſtark, ſeitlich platt, dreieckig, an den Seiten faſt ſchnei— dend, wie Roſendornen, ſehr ſpitzig und hart, der obere größer als der untere. Der Unterbauch iſt heller. Die ganze Länge eines erwachſenen Chaja iſt 2 Fuß 6 Zoll bis 8 Zoll. Vaterland. Die beiden Ufer des Plataſtromes und einige von den Wohnungen entfernte Theile von Braſilien und Paraguay, in offenen, trockenen oder überſchwemmten Gegenden. Man trifft ſie bald allein, bald paarweiſe, bald in zahl— reichen Truppen an. Eigenſchaften. Auf dem Boden, ſeinem gewöhnlichen Aufenthalt, iſt der Gang des Chaja gravitätiſch, dabei hält er den Körper horizontal, die Beine ſpreizt er weit auseinander, Hals und Kopf gerade, der Schnabel etwas geſenkt. Sie beſuchen beſonders auch gerne ſumpfige Orte. An Flüſſen trifft man ſie zwar auch an, aber nur da, wo die Ufer flach und das Waſſer nicht tief iſt, auch nicht ſtark ſtrömt. Dieſer Vogel geht zwar oft ins Waſſer, ſchwimmt aber nicht. Er läßt ſich, jung eingefangen, ſehr zahm machen, und gewöhnt ſich an die Hausgenoſſenſchaft ſo leicht, wie die Haushühner, ſo daß er ſich entfernt und wieder regelmäßig zurückkommt, ſeinen Meiſter und die Hausgenoſſen kennt, und ſich von ihnen gerne ſchmeicheln läßt. Seine Stimme tönt ſehr laut, ſcharf und hell, er läßt ſie nicht nur am Tage ſondern auch bei Nacht hören. Das Männchen ſchreit chaja, das Weibchen chajali, und ſie antworten ſich gegenſeitig. Sie ſitzen oft auf der Spitze der höchſten Bäume. Wenn ſie fliegen ſo ſcheint ihr Körper dick und abgerundet. Der Hals iſt lang, der Kopf klein, die Flügel lang und breit, daher ihr Flug auch ſehr geſchickt iſt. Sie ſteigen oft hoch in die Luft, wie die Geier und entſteigen kreiſend dem Auge. So ſehr auch ihr ſtarker Körper, ihre laute Stimme und ihre mächtigen Stachel einen wilden Charakter zu verrathen ſcheinen, fo find es doch fanfte und friedliche Thiere. Die Haut ſitzt ſehr locker am Körper und läßt ſich durch Luft aufblaſen, was der Vogel zuweilen thut, dann erſcheint er beſonders plump. Die Lungen haben mit den Hautzellen Verbindung und er kann ſich leicht aufblaſen, gefällt es ihm nicht mehr, ſo ſtößt er die Luft durch die Naſenlöcher wieder aus. 76 302 Nahrung. Sie ſcheint einzig aus Pflanzen zu beſtehen, und zwar mehr aus Kräutern als aus Sämereien. Ob er auch Inſekten geniest iſt unbekannt, aber nicht unwahrſcheinlich. In der Gefangenſchaft frißt er mit den Hühnern. Es iſt ſehr unwahrſcheinlich daß er auch Reptilien, z. B. Fröſche genieße. Sein Schnabel iſt dazu gar nicht eingerichtet. Fortpflanzung. Der Chaja lebt in der Einweiberei, und die beiden Gatten ſind ſich ſehr anhänglich, ob ſie ge— meinſchaftlich brüten iſt unbekannt, aber die beiden Eltern ſollen die Jungen führen und beſchützen. Das Neſt ſoll groß und geräumig ſeyn, und aus kleinen Aeſtchen und Reiſern beſtehen, bald ſitzt es auf niedern Baumäſten, bald in Binſen und Rohr, zuweilen fol es mit Waſſer umgeben ſeyn. Das Weibchen legt zwei oder mehr Eier von der Größe der Gänſe— eier. Die Brütezeit iſt unbekannt. Dreizehnte Ordnung. Stelzen laͤufer, Sumpfvoͤgel, Wad voͤgel. Grallatores. Gralles. Der Schnabel von ſehr verfchiedener Form; meiſt gerade oder verlängert kegelfoͤrmig, ſeitlich zuſammengedruͤckt, ſelten platt. Beine duͤnne, lang, mehr oder weniger bis uͤber die Kniee nackt; drei Zehen vorn und einer nach hinten, oder nur drei Zehen nach vorn. Die hintere Zehe lenkt mit auf derſelben Hoͤhe mit den vordern ein, oder ſteht hoͤher. Die Gattungen der Sumpfosgel find über alle Zonen der Erde verbreitet und einige Arten find überhaupt beinahe in allen Welttheilen zu finden, und kommen ohne die geringſte bemerkbare Verſchiedenheit in den entfernteſten Gegenden und unter den verſchiedenſten Climaten und Breitegraden vor, von der Schneegränze der kalten Zone bis in die heiße herüber. Es kommt alles darauf an, welche Nahrungsmittel ihnen angewieſen ſeyen. Die Arten, welche ſich von Würmern, Weich— thieren, Cruſtaceen und Waſſerinſekten nähren, ſind über die Küſten aller Meere verbreitet und ihre Arten ſind im Norden eben ſo zahlreich als in wärmern und gemäßigten Ländern, und ſehr viele brüten vorzüglich im Norden oder in den kältern Ländern der ſüdlichen Halbkugel, wandern dann aber alle im Herbſt aus und bringen den Winter in gemäßigten oder war— men Zonen zu. Dahin gehören beſonders die Gattungen des Auſternfiſchers, der Regenpfeifer, Sanderlinge, Brachvögel, Schnepfen, Waſſerläufer, Sumpfläufer, Strandläufer, Kibitze, Rallen, Waſſerhühner, Säbelſchnäbler und Waſſertreter. Ueberall wo Meeresküſten, Seen und Flußufer, Sümpfe und Teiche vorkommen, halten ſich auch Vögel von den genannten Gattungen auf, und mehrere Arten ſind beinahe über die ganze Erde verbreitet, fo findet ſich das ſchwarze Waſſerhuhn in allen gemäßigten Ländern Europas, in Afrika, in Braſilien und in Aſien. Da die Verbreitung der im Waſſer lebenden Thiere wenig abhängig von der Wärme iſt, fo iſt es auch die Verbreitung der von Waſſerthieren lebenden Sumpfoögel. Ihre Zahl nimmt nicht von den kältern zu den wärmern Climaten zu, ſondern wir treffen außerhalb den Wendekreiſen eine eben fo große Anzahl von den genannten Sumpfvögeln an, als innerhalb derſelben. Zur Zeit der Fortpflanzung it die Zahl derſelben in den kalten Ländern ungleich größer, als in den wärmern. Je reicher ein Land an Sümpfen, Flüſſen und Mee— resküſten iſt, gleichviel ob es innerhalb oder außerhalb der Wendekreiſe liegt, deſto reicher iſt es an Cruſtaceen, Waſſerin— ſekten, Weichthieren und Würmern, wenn gleich oft nicht an mannigfaltigen Arten, doch an einer großen Menge der Indi— viduen einer Art; und deſto reicher an Sumpfvögeln, welche ſich von dieſen Thieren nähren. Zwar hat man auch bei die— ſer Ordnung die einzelnen Arten oft weiter verbreitet geglaubt, als ſie wirklich ſind, wozu ihre große Aehnlichkeit Anlaß gegeben hat, und die neuern Unterſuchungen haben gezeigt, daß es dennoch wirklich verſchiedene Arten ſeyen, bei vielen aber kann auch die genauſte Unterſuchung nicht den geringſten Unterſchied wahrnehmen. So erhielt ich den trillernden Strandläufer, Tringa einelus, der in den gemäßigten und kältern Gegenden Europas ſehr häufig it und niſtet, ohne die geringſte Abänderung aus Pondichery in Oſtindien, ebenſo die Morinelle, Strepsilas collaris, dieſer brütet in Europa auf den Inſeln der Oſtſee und tiefer nach Norden. Nordamerika und Nordaſien haben ſehr viele Vögel aus dieſer Abtheilung mit einander gemein. Z. B. den Goldregenpfeifer, Charadrius pluvialis, den Halsbandregenpfeifer, Charadrius biaticula, den ſchwarzbauchigen Kiebitz, Vanellus melanogaster, den rothbraunen Strandläufer, Tringa ferruginea, den veränderli— chen Strandläufer Tringa variabilis, den Schinziſchen Tringa Schinzii, den plattſchnäbeligen, Tringa platyrhyneba, den grauen, Pringa einerea, den kleinen, Tringa pusilla, den lappenfüſſigen Waſſerläufer, Totanus semipalmatus, den lang— ſchwänzigen, Totanus bartramius, den Waldwaſſerläufer, Totanus glareola, den gefleckten, Totanus macularius, den ſchwarzſchwänzigen Sumpfläufer, Limosa melannra, die Heerſchnepfe, Scolopax gallipago, den rothhälſigen Waſſertreter, Phalaropus hyberboreus, das ſchwarze Waſſerhuhn, Fulica atra. Die nördlichen Küſten dieſer Länder ſind zwar die Hauptbrüte— plätze, aber es hat dennoch jeder Welttheil wieder feine eigenen Arten, fo kommt die Waldſchnepfe, Scolopax rusticola, nicht in Amerika vor, und hat dort ihre ſtellvertretende Art in Scolopax minor. Die Heerſchnepfe, Scolopax gallinula, hat man von Joland bis nach Afrika, von Grönland bis nach Chili, von Sibirien und Kamtſchatka bis nach Oſtindien und auf den Inſeln der Südſee angetroffen. Der Goldregenpfeifer kommt vom arktiſchen Kreiſe bis zum Cap der guten Hoffnung und bis zur Magellans Straße vor. Die Regenpfeifer (Charadrius) kommen in allen Welttheilen, in zahlreichen, aber ſich ſehr ähnlichen Arten vor. Die europäiſchen Arten der Gattung Brachvogel (Numenius) kommen auch im nördlichen Aſien vor, dagegen werden fie in Nord— amerika durch drei andere Arten vertreten und in Südamerika durch den kurzſchnäbeligen Numenius brevirostris, in Afrika durch den Sichelſchnabel Faleinellus cursorius Temm. und ebenfalls drei andere Arten. Der europäiſche Säbelſchnabel, Recurvirostra avocetta findet in Amerika feinen Stellvertreter an dem rothhälſigen Recurvirostra americana, der auch in Auſtralien vorkommen ſoll. Die Gattung des Waſſerhühnchens Gallinula, und der Ralle findet ſich ebenfalls in allen Welt— theilen, aber jeder hat ſeine eigenthümlichen Arten und nur Nordaſien hat die Seinigen mit Europa gemein. Die Gattung Auſternfiſcher hat in Europa und Nordafien eine Art, eine zweite in Nordamerika und eine dritte in Auſtralien. 303 Zu den nur den gemäßigten und warmen' Ländern eigenen Gattungen der Sumpfvögel gehören die Gattungen des Ibis, Ibis, des Nimmerſatts Tantalus, des Kahnſchnabels, Caneroma, des Klaffſchnabels, Anastomus, des Schattenvogels, Scopus, des Löfflers, Platalea. Nur die letzte Gattung geht bis an die Gränzen der gemäßigten Zone und hat in Europa eine Art, den weiſſen Löffler, Platalea leueorodia, der im wärmern Amerika durch den roſenrothen P. ajaja vertreten wird. Die Ibiſe ſind Vögel, welche nur den wärmern Zonen angehören, aber in allen Erdtheilen Stellvertreter haben, die im wärmern Europa vorkommende Art Ibis faleinellus, kommt auch in Aſien und Afrika vor, und in Südamerika findet ſich der ſehr ähnliche kupferglänzende Ibis, Ibis chalcopterus, das nördliche Amerika hat den weißen, Ibis albus, und in feinen wärmern Theilen den rothen Ibis, Ibis ruber. Afrika beſitzt in der Gattung des Schattenvogels, Scopus, eine ganz eigene Gattung, und Amerika in der Gattung Kahnſchnabel ebenfalls eine ausgezeichnet merkwürdige Bildung. Die fo ſon— derbar gebildete Gattung der Flamingos, Phoenicopterus, verbreitet ſich über alle wärmern Erdtheile. Europa hat eine Art, Phoenicopterus antiquorum. Afrika eine, den kleinen Flamingo Ph. pygmacus, und Amerika zwei Arten, den rothen Ph. ruber, und den feuerfarbigen Ph. ignipalliatus im ſüdlichen Theile. Einige Gattungen der Sumpfvögel nähren ſich vorzüglich von Reptilien, andere von Fiſchen, einige genießen jedoch auch zarte Pflanzen, wie die Kraniche. So wie Zahl und Mannigfaltigkeit der Reptilien und der Flußfiſche zunimmt, fo ſehen wir auch die Zahl und Mannigfaltigkeit dieſer Vögel zunehmen. Die Gattung Reiher und Storch gehört vorzüglich dahin. Die erſte Gattung iſt zahlreich an Arten über alle Welttheile verbreitet, ſie geht aber nirgends bis zum Polarkreiſe und fängt im Norden mit dem grauen Reiher an, der ſich bis nach Oſtindien verbreitet. In Nordamerika vertritt ſeine Stelle der roſtflügelichte, Ardea Herodias, dem Rohrdommel entſpricht in Amerika der ſchwarzbackige Rohrdommel, Ardea mocoho, der Nachtreiher findet ſich in Europa, Aſien, in Südamerika und Nordamerika. Jeder Welttheil hat aber feine beſondern Arten die in andern nicht vorkommen. Die Störche ſind Vögel der warmen Länder und nur die beiden europäi— ſchen, der weiße und der ſchwarze leben in den gemäßigten Erdſtrichen, Südamerika hat den Maguari, Ciconia Maguari, Aſien und Afrika die großen Arten der Rieſenſtörche, den Marabu, den Argala und den behaarten. Die auch von Vegeta— bilien lebenden Kraniche haben in Europa nur eine Art den grauen, Grus cinerea, in Nordamerika nur eine, den ameri— kaniſchen, Grus americana, die übrigen Arten gehören Aſien und Afrika: Afrika hat ferner eigen die Gattung Dromas. Die Klaffſchnäbel, Anastomus, find in Allen und Afrika zu Hauſe, und die Jabirus, den Störchen nahe verwandt in Amerika. So ſehen wir dieſe Abtheilung der Vögel über alle Zonen der Erde, über alle Länder faſt gleichmäßig an Zahl ver— breitet, die einen Gattungen faſt allgemein, die andern nur gewiſſen Gegenden eigen. Sehr viele Vögel dieſer Abtheilung beſtehen eine doppelte Mauſer, und kommen dann in einem dreifachen Kleide zum Vorſchein, da auch das Jugendkleid verſchieden iſt. Das Kleid, welches ſie zur Begattungszeit anziehen, iſt meiſtens viel ſchöner, glänzender und bunter, und gewiſſe Theile erhalten dannzumal einen ganz eigenen Schmuck; Schnäbel und Füße färben ſich lebhafter roth oder gelb, bei einigen kommen Federkragen hervor, blos für dieſe Zeit beſtimmt, alles Zeichen einer größern Lebensthätigkeit. Die meiſten europäiſchen, nordafiatifchen und amerikaniſchen Arten brüten in Norden, find in den temperirten Ge— genden nur Zugvögel und bringen den Winter in warmen Ländern zu. Sie wandern mehrentheils in großen Zügen, viele des Nachts, ſie ſind im Herbſt beim Abzuge fett, bei der Ankunft im Frühjahr meiſt mager. Die meiſten ſind halbnächt— lich, einige ganz nächtliche Vögel. Die meiſten ſind ſcheu und wild und fliehen den Menſchen ſehr, einige aber laſſen ſich leicht zähmen, und mehrere zeigen dann ſehr viele intellectuelle Fähigkeiten, durch welche ſie ſich vor allen Vögeln auszeich— nen, wie die Störche und Kraniche. Einige halten ſich immer in Sümpfen im tiefſten Geröhricht auf, andere dagegen entfernen ſich oft weit von derſelben und nähern ſich in ihrer Lebensart mehr den Trappen und Hühnerſtelzen. Viele ſizen niemals auf Bäume, laufen mit großer Schnelligkeit, fliegen dagegen ungern, ſchwer und auf kurze Strecken. Sie niſten auch alle an der Erde und machen wie die Hühner gar keine oder doch höchſt unkünſtliche Neſter aus Gras, Blättern, Moos oder Binſen. Andere niſten auf Bäume oder Felſen, ſitzen aber auf Bäumen meiſt nur des Nachts. Sie legen ſelten mehr als vier Eier, nur die Rallen und Waſſerhühner, welche ſich in ihrer Lebensart ſehr den Tinamus nähern, legen mehr, bis auf zwölf oder fünfzehn Eier. Sie leben alle in der Einweiberei und die Gatten ſind ſich ſehr anhänglich und treu. Die gröſſern Arten mit ſpitzigem Schnabel haben in demſelben eine ſtarke Waffe, mit welcher ſie ſich in Gefahr oder wenn ſie verwundet ſind, kräftig vertheidigen, und ſogar gefährliche Hiebe verſetzen können. Einige der größern Arten greifen ſelbſt andere Thiere damit an, und freſſen alles aus dem Thierreich, was ſie nur verſchlucken können, Mäuſe, junge und alte Vögel, Fröſche, Schlangen, Inſekten, Eingeweide anderer Thiere, Fiſche. Die lange nakten Beine geſtatten ihnen, ohne ſchwimmen zu müſſen, tief ins Waſſer zu gehen; andere ſind durch ihre ſehr langen Zehen, welche ſie ſehr ausſpreizen, im Stande über ſumpfigen und ſehr weichen Boden hinzulaufen ohne einzuſinken, noch andere, obſchon ihre Zehen ganz getrennt ſind, und ungeachtet ihrer dünnen und langen Beine, ſchwimmen doch gut und tauchen ſogar mit Leichtigkeit; bei einigen ſind die Zehen mit lappigen Häuten gefranzt. Aber alle ſchwimmen doch eigentlich nicht gewöhnlich, ſondern nur zuwei— len, wenn das Waſeſe zu tief wird, oder fie auf keine andere Art den Verfolgungen ihrer Feinde entgehen können, und ihre belappten Füße dienen beſonders, wie die langen Zehen, dazu, daß ſie auf weichem Boden weniger einſinken. Die Männchen unterſcheiden ſich meiſt wenig von den Weibchen, nur ſind ſie oft etwas kleiner als die Weibchen, beſonders bemerkt man dies bei den Gattungen Sanderling, Strandläufer, Sumpfläufer und Schnepfe. Viele erreichen ihr Wachsthum, erſt im zweiten oder dritten Jahr und pflanzen fich erſt nach dieſer Zeit fort. Das Fleiſch vieler iſt vortrefflich und wird ſehr geſchätzt, wie das der Strandläufer, Waſſerhühner, Schnepfen, Rallen, Kiebitze, Brachvögel; das Fleiſch der Reiher, Kraniche, Störche, Nimmerſatt, Löffler it dagegen hart, zähe und übelriechend, und wird ſelten gegeſſen. Wir theilen die Sumpfvögel in vier Familien, nemlich: 1. Reiherartige. Ar deadeae. Sie enthält fünfzehn Gattungen, nemlich 1. Reiher. Ardea. 2. Storch. Ciconia, 3. Jabiru. Myeteria, 4. Schne— pfenreiher. Aramus. 5. Klaffſchnabel. Anastomus. 6. Sonnenreiher. Eurypysa. 7. Schattenvogel. Scopus. S. Laufrei— her. Dromas. 9. Kranich. Grus. 10. Kahnſchnabel. Caneroma. 11. Löffelreiher. Platalea. 12. Flamant oder Flamingo. Phoenicopterus. 13. Nimmerſatt. Tantalus, 14. Ibis. Ibis. 15. Avocette. Recurvirostra. 304 2. Schnepfenartige. Scolopacides, Sie enthält acht Gattungen. 1. Brachvogel. Numenius. 2. Strandläufer. Tringa. 3. Waſſerläufer. Totanus, 4. Sumpfläufer. Limosa. 6. Schnepfe. Scolopax. 7. Bogenſchnepfe. Kihynchaea, 8. Lappenfuß. Phalaropus. 3. Die Regenpfeiferartigen. Charadrii, Sie enthält folgende Gattungen. 1. Dickfuß. Oedienemus. 2. Sanderling. Calidris. 3. Sichelſchnabel. Falei- nellus. 4. Stelzenläufer. Himantopus. 5. Auſternfiſcher. Haematopus. 6. Regenpfeifer. Charadrius, 7. Kiebitz. Vanellus. 8. Steinwälzer. Strepsilas. 9. Regenläufer. Pluvianus. 4 Rallenartige. Rallusinae. Sie enthält die Gattungen. 1. Ralle. Rallus. 2. Schnarrer. Crex. 3. Waſſerhühnchen. Gallinula. 4. Spornhuhn. Parra. 5, Sultanshuhn. Porphyrio. 6. Waſſerhuhn. Fulica, 7. Sonnenvogel. Heliornis. Reiher artige. Ardeade ae. Herons. Koͤrper ſchmal, aber fleiſchig; Hals lang; Fuͤße lang und duͤnne; bis an die Mitte der Schenkel nackt. Schnabel ungleich; drei Zehen nach vorn, einer nach hinten. 15e Gatt. Reiher. Ar de a. Heron. Schnabel ſtark, gerade oder ſehr wenig gebogen, tief geſpalten; ſehr ſpitzig auslaufend, bei den meiſten Arten fein gezaͤhnelt, zuſammengedruͤckt; Seiten der Laden ſcharf; obere Lade gefurcht, gegen die Spitze meiſt etwas ausgeſchweift; die Schenkel halb nackt, oder bis an die Laufe beſiedert. Zehen, die mittlere ſehr lang, an der innern Seite kammfoͤrmig gezaͤhnelt; die aͤußere an der Wurzel durch eine Haut mit ihr verbunden, die Hinter— zehe mit der innern ebenfalls verbunden; Laͤufe ſehr lang und duͤnn; Fluͤgel: die zweite und dritte Schwungfe— dern ſind die laͤngſten. Die Reiher halten ſich an den Ufern der Meere, Flüſſe und Seen auf, und nähren ſich hauptſächlich von Fiſchen und und ihrem Laich, dann von Fröſchen und Süßwaſſerconchylien, Mäuſen und allen Arten von Inſekten, Würmern und Schnecken. Sie niſten oft geſellſchaftlich auf Bäumen und Felſen. Im Fluge bringen ſie den Hals ſo, daß der Kopf in die Nähe des Rückens zu liegen kommt, die Füße ſtrecken ſie dagegen nach hinten. In nördlichen Gegenden ziehen die meiſten weg und zwar ebenfalls in Geſellſchaft. Bei allen bekannten Arten bemerkt man auf der Haut vier wollige Flecken, welche mit feinem Flaum bedeckt ſind. Sie mauſern nur einmal im Jahr. Die alten Reiher einiger Arten ſind auf dem Rücken mit langen zerſchliſſenen ſchmalen Federn geziert; welche aber bei der Mauſer ſich langſamer wieder erzeugen, als die übrigen Federn, und erſt im Frühjahr wieder zum Vorſchein kommen; dieſe Federn ſo wie die Federbüſche, welche viele tragen, kommen bei Jungen ebenfalls ſpät zum Vorſchein. Die Geſchlechter ſind im Gefieder gar nicht zu unterſcheiden. Man kann dieſe große, und über die ganze Erde verbreitete Gattung in zwei Abtheilungeu bringen, die erſte begreift die eigentlichen Reiher, die man auch dünnhälſige nennen kann, die zweite aber enthält die dickhälſigen, zu welchen die Krabbenfreſſer, Rohrdommel und Nachtreiher gehören. Der Hals der erſten iſt mit langen, ſchmalen, oft zerſchliſſenen Federn geziert, bei den zweiten dagegen ſind dieſe Federn breit aber nur an den Seiten und vorn am Halſe ſtehend, der hintere Theil iſt nackt. Von der Linneiſchen Gattung Reiher ſind die Kraniche und Störche mit Recht getrennt worden, und ebenſo die Schne— pfen und Sonnereiher und die Klaffſchnäbel, die Jabirus gehören unter die Störche. Da viele Reiher in ihrem Jugendkleide ſehr von dem Alterskleide verſchieden ſind, ſo ſind dadurch bedeutende Irrungen in Beſtimmung der Arten entſtanden, die erſt in neuern Zeiten berichtigt worden ſind. Die Reiher haben einen ſehr kleinen Blinddarm; der Magen bildet einen harten, wenig muskulöſen Sack. Es ſind träge Vögel, welche oft Stunden lang an einem Ort ſitzen, der Körper steht dabei aufrecht, der Hals iſt auf die Bruſt umgebogen, der Kopff rubt auf den Schultern, fie ſchnellen ihn aber wie ein Pfeil auf die Beute. Sie ziehen oft weit umher. Die Eier aller Arten, an der Zahl drei bis vier, ſind einfarbig, ungefleckt, weiß oder grünlich. 1. Duͤnnhaͤlſige Reiher. Taf. 114. Der graue Reiher. Ardea cinerea. Heron commun. Ardea major. Die Hauptfarbe des Gefieders iſt ein blauliches Grau, Stirn und Scheitel ſind bei alten weiß, am Hinterhaupt aber hängt ein Federbuſch, von langen, zerſchliſſenen, ſchwarzen Federn, welche mit einem ſchwarzen Streif in Verbindung ſte⸗ hen, der auf beiden Seiten ob den Augen anfängt und durchgeht, und ſo eine dreieckige Einfaſſung des weißen Scheitels bildet; Backen, Kehle und ein Streif, der mitten über den Vorderhals läuft, rein weiß, ſchwarz gefleckt, indem die Sei— tenfedern einen länglichen ſchwarzen Schaftfleck haben, Seiten des Halſes röthlich grau; die untern Seitenfedern des Hal— 305 ſes röthlich grau; die untern Seitenfedern des Halſes laufen in 7 bis s Zoll lange fehr ſchmale und ſehr ſpitzige gewun— dene Federn aus, welche wie Stacheln über die Bruſt herunter hängen, Schultern ſchwarz, Seiten des Unterleibs ebenfalls. Indem jede Feder an der äußern Seite ſchwarz, an der innern Fahne aber weiß iſt, bildet ſich über den ganzen Unterleib ein weißer Streif, Schenkel und untere Deckfedern des Schwanzes weiß, Schwanz abgerundet, kürzer als die Flügel und ſchön aſchgrau; Schwungfedern dunkelſchieferfarben; über die Deckfedern der Flügel laufen lange, bänderartige ſehr ſchmale ſilberfarbe Federn, indem die Spitze der ſchmalen, grauen, zerſchliſſenen Schulterfedern dieſe Farbe annimmt. Ob den ſammetſchwarzen Schulterfedern ſteht ein weißer Fleck. Am jungen Vogel iſt der ganze Oberkopf und der Hinterhals grau, nur am Nacken ſind einige ſchwärzliche längere Federn, die aber keinen Buſch bilden, der Vorderhals iſt weiß und ſchwarzbraun gefleckt, der Unterleib und ſeine Seiten weiß, ohne alles Schwarze, was auch an den Schultern fehlt. Ebenſo fehlen auch die langen hängenden Federn am Un— terhals und die bandartigen ſilberfarben auf dem Rücken. Der Schnabel iſt dunkelhornfarbig, ins Schwarzbraune ziehend, der Unterkiefer grünlich ſtrohgelb. Erſt im dritten Jahr erhält dieſer Reiher ſein Alterskleid, dann iſt der Schnabel vorn wachsgelb, die hintere Hälfte ziegelroth mit durchſchimmerndem gelbem Grunde. Die Augen ſind am jungen Vogel ſchön ſchwefelgelb, am ältern mehr rothgelb. N Länge des ausgewachſenen Vogels etwas mehr als 3 Fuß. Vaterland. Ganz Europa, und das nördliche Aſien, auch in Nordafrika. Ich erhielt einen jungen Vogel aus Pon— dichery in Oſtindien, der durchaus den einheimiſchen ähnlich war. Man findet ihn an Flüſſen und Seen, beſonders da, wo ſie mit Waldgegenden umgeben ſind. Sehr häufig iſt dieſer Reiher an den felſigen Ufern der Seen im innern der Schweiz, wo er auf Felſen niſtet. Eigenſchaften. Es iſt dieſer Reiher ein ſcheuer, flüchtiger und wilder Vogel, der ſich in der Gefahr, wo er nicht ausweichen kann, wüthend mit ſeinem Schnabel vertheidigt und ſchmerzlich, ſelbſt gefährlich verwunden kann. In nördli— chen Gegenden zieht er ganz weg, aber im mittlern Europa ſcheinen die meiſten zurückzubleiben, und im Winter allenthalben an Flüſſen und Seen herumzuſtreichen; ſehr kalte Winter treiben ſie weiter ſüdlich, aber auch ſelbſt in den kälteſten trifft man immer welche an, welche dann oft vor Kälte und Hunger umkommen und ganz abgemagert ſind. Im Juli und Auguſt ſtreichen die Jungen, oft noch im Neſtkleide, an Seen, Teichen, Flüſſen und Bächen herum. In eigentlichen Sümpfen ſieht man ſie weniger, als an offenen, hellen Waſſern. Stundenlang ſieht man ſie träge, mit eingezogenem Halſe und Kopf daſte— hen, meiſt im Waſſer bis an die Kniee. Bemerken ſie etwas, ſo verlängern ſie ſchnell ihren dünnen Hals und bleiben ſteif mit gerade aufgerichtetem Schnabel fo ſtehen, daß man fie für einen dünnen Pfahl anſehen könnte, langſam bewegen fie den Kopf ſich umzuſehen, aber bald bemerkt man Bewegung an dieſem Pfahl und der Vogel erhebt ſich, zeitig genug um aller Gefahr zu entgehen, mit gemeſſenem häufigen aber langſamen Flügelſchlägen; dennoch iſt der Flug ſchön und ſanft. Scheint die Gefahr nicht dringend ſo geht der Flug nur um den nächſten Ufervorſprung und der Reiher ſetzt ſich wieder, oder er ſitzt auch wohl auf die Spitze eines hohen Baumes. Viele ſcheinen indeß auch bei uns im Herbſt wegzuziehen, da ſie im Winter immer ſeltener ſind. Der Gang iſt langſam, im Fluge ſind die Flügel immer gebogen, ſo daß das Ellenbo— gengelenk höher ſteht, als der Rücken, und man kann die Reiher leicht vor den Störchen im Fluge unterſcheiden, da die Störche die Flügel ganz anders halten. Beim Auffliegen ſchlägt er ſtark mit den Flügeln, dann aber im Geradefortſtreichen wenig. Auch des Nachts fliegt dieſer Reiher nicht ſelten und läßt dann am häufigſten ſeine rauhe, weittönende Stimme hö— ren, welche wie kraik, kraik, krüth tönt, aber ſehr laut und unangenehm erſchallt. Jung läßt ſich der Reiher leicht zäh— men, iſt aber bei weitem nicht ſo intelligent, wie der Storch, gegen Unbekannte iſt er biſſig und böſe. Alt gefangen wehrt er ſich grimmig mit dem Schnabel, und hackt tüchtige Wunden ein, dabei ſtellt er ſich gerade in die Höhe, ſträubt alle Kopffedern ſenkrecht in die Höhe, und verfolgt mit ſeinen lebhaften und glänzenden Augen jede Bewegung ſeines Gegners, und ſchnellt plötzlich nach ihm, wobei er furchtbar ſchreit. Es iſt ſehr ſchwer ihm ſich zu nähern, da er immer um ſich ſieht, und alles bemerkt, was etwa um ihn vorgeht. Er geht nie ſo tief ins Waſſer, daß ſeine Schenkelfedern naß werden. In ſeinem Halſe hat er eine außerordentliche Schnellkraft, und wenn er ganz ruhig und ſchlafend dazuſtehen ſcheint, ſo fährt er mit unglaublicher Schnelligkeit nach einem ihm nahenden Thiere, welches er faſſen will, und verfehlt es ſelten. So ſah man in Hühnerhöfen auf dieſe Weiſe ihn Sperlinge fangen, welche ſich dem Freßtroge der Hühner näherten, an wel— chem ſich der Reiher auf die Lauer ſtellte. Alle ſeine Bewegungen ſind daneben langſam und bezeugen ſeine Trägheit. Man kann aber deſſen ungeachtet das Lachen kaum unterdrücken, wenn man die beredten Phraſen eines Büffon über dieſen Vogel liest, wenn er unter anderm ſagt, „die Fühlloſigkeit und Vernachläßigung feiner ſelbſt, und einige andere negative Gewohn— heiten, charakteriſiren den Reiher beſſer als feine pofitiven Fähigkeiten. Traurig und einſam außer der Zeit der Fortpflan— zung, ſcheint er kein Vergnügen zu kennen, und nicht einmal die Mittel zu haben, ſeinen Leiden auszuweichen. Im ſchlechteſten Wetter ſetzt er ſich auf einen Stein oder einer Wehre ſtehend, am Rande eines Baches oder mitten auf einem überſchwemmten Sumpfe allen Unbilden der Witterung aus, da doch andere Vögel im Dickicht der Bäume Schutz finden. Zu dieſem traurigen Leben geſellt ſich noch die Furcht und das Mißtrauen, er ſcheint durch jede Erſcheinung beunruhigt zu werden; angefallen von einem Adler oder Falken, vermeidet er den Kampf nicht, und ſein Hauptmittel zur Vertheidigung findet er dadurch, daß er ſich ſo hoch als möglich in die Luft erhebt, und den Schnabel in die Höhe hält, ſo daß der auf ihn ſtoſſende Raubvogel ſich leicht ſpießt. Zur Zeit, wo die Falkenjagd noch in der Uebung war, war es beſonders der arme Reiher, auf den die Fürſten Jagd machten, und ſein übelriechendes Fleiſch figurirte auf den Tafeln der Könige als ein Schaugericht. Man ſuchte damals die Reiher an gewiſſe Orte hinzulocken, damit ſie niemals bei den Jagden fehlen— konnten, man erleichterte ihnen auch den Neſtbau durch Anbringung von bequemen Stellen an Waſſern. Die Jungen wur— den ausgenommen und gemäſtet.“ Man darf indes nicht Mitleiden mit dem Reiher haben, ſein einſames Leben, ſeine Träg— heit u. ſ. w. machen ſein Leben nicht trauriger als das Leben anderer Vögel, es iſt nun einmal ſein Naturel, und macht ihn eben ſo wenig unglücklich, als das Faulthier es iſt, über welches Büffon ebenfalls ſolche Emphaſen ausſpricht. Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich in Fiſchen, welche er ſehr leicht fangen zu können ſcheint. Wirklich ſcheint etwas daran zu ſeyn, daß feine Beine die Fiſche anziehen, denn man ſieht ihn oft langſam herumſpaziren und die Fiſche gleichſam nur aufleſen. Gewöhnlich aber ſteht er mit eingezogenem Halſe im Waſſer und ſchnellt den Kopf ſchnell nach dem Fiſch, den er fangen will und ſelten verfehlt. Im Sommer fehlt es ihm auch nicht an Nahrung , dann iſt er immer ſehr fett. Seine Unbeweglichkeit im Waſſer und ſein langes Stillſtehen an einem Orte mag wohl auch die Fiſche ſicher machen, ſo daß ſie ſich ſeinen Beinen als einen leblos ſcheinenden Gegenſtand ohne Furcht nähern. Er geht meiſt zu beſtimmten 77 306 Stunden feiner Nahrung nach. Im Sommer ſieht man ihn gewöhnlich von acht bis zwölf Uhr Vormittags auf die Fiſche— rei ausgehen. Im Winter finden ſie weniger Nahrung und ſind daher meiſt mager, ja viele kommen bei größerer Kälte vor Hunger um, oder ſind ſo matt, daß ſie mit Stöcken erſchlagen oder lebend gefangen werden können, wie mehrere Bei— ſpiele in dem kalten Winter vom Jahr 1830 vorkamen. Hat er lange an einer Stelle vergeblich auf Fiſche gelauert, dann geht er einige Schritte weiter und nimmt ſeine vorige Stellung wieder an. Er kennt die Stellen genau, wo die Fiſche vorbei ſtreichen, und die Fiſcher machen an den Stellen, wo oft Reiher ſich aufhalten, den reichſten Fang, und merken ſich dieſelben deswegen. Außer Fiſchen, welche immer die Hauptnahrung ausmachen, wo ſie zu haben ſind, frißt der Reiher auch Fröſche, Mäuſe, Maulwürfe und ſogar junge Vögel mit den Federn. Alles tödtet er zuerſt mit Schnabelhieben. Die Fiſche verſchluckt er, wie alle Vögel, immer mit dem Kopfe voran, und man ſieht die größern ſehr deutlich den Hals hin— untergleiten, und die Speiſeröhre ausdehnen. Fortpflanzung. Der graue Reiher niſtet in der Nähe der Gewäſſer, an Flüſſen', Seen oder am Meere. Das Neſt macht er auf hohen Bäumen oder auf Felſenabſätzen. Es giebt Orte, wo oft mehrere Paare nahe beieinander niſten. So finden ſich in der Schweiz an den ſteilen Felſen, welche die Ufer der Wallenſees und Vierwaldſtätterſees ausmachen, oft drei oder vier Neſter in der Nähe. Das Neſt iſt groß und platt und beſteht äußerlich aus ſtarken Reiſern, die nach innen dünner werden und iſt oben mit weichen Stoffen bedeckt. Die Neſtzeit iſt ende April oder Anfangs Mai. Die drei bis vier Eier find verhältnißmäßig klein, 2 ½ Zoll lang, gewöhnlich ſchön eiförmig, ſeltener ſtark bauchig, dünnſchalig, mit deutlichen Poren, und einfach blaßgrüner Farbe. Zuweilen ſollen ſie weiße Punkte haben, dieſes geſchieht wahrſcheinlich wenn der färbende Stoff die Schale nicht hinlänglich durchdrungen hat, und iſt nur zufällig, inwendig ſind ſie grün. Die Jungen werden von den Alten ſehr zärtlich behandelt und beſchützt und im Anfange mit Nahrung aus dem Schlunde ver— ſorgt, bis ſie ſelbſt freſſen können. Sie bleiben lange im Neſte oder in der Nähe deſſelben, lernen aber bald ihre Nahrung ſelbſt ſuchen. Feinde ſcheint dieſer Reiher an andern Thieren wenige zu haben. Die abgerichteten Falken ſtießen zwar auf ſie, aber man weiß nicht, ob dies auch von denſelben in der Freiheit geſchieht. Schmarotzerinſekten hat er freilich auch an ſich. Die Jagd iſt ſchwer, da dieſer Reiher ſehr ſcheu und vorſichtig iſt, und meiſtentheils an Orten ſich aufhält, wo er ſchwer zu hinterſchleichen iſt. Im Fluge kann er leicht von einem guten Schützen geſchoſſen werden, beſonders Abends auf dem Anſtand. Von unmittelbarem Nutzen für den Menſchen weiß man nichts, der Schaden aber iſt nur in Brutteichen bedeutend, da ſie dieſelben oft faſt ganz entvölkern, in größern Gewäſſern kann er nicht in Anſchlag kommen. Die übrigen zu dieſer Abtheilung gehörigen Reiher ſind in Europa der Purpurreiher. Ardea purpurea. Naumann, Nachträge Taf. 48. f. 89. Er finder ſich allenthalben ſeltener als der graue und geht nicht weit nach Norden. Häufiger iſt er in dem wärmern Europa, und ſehr häufig an der Donau und dem ſchwarzen Meere. Der große Silber— reiher oder Straußreiher. Ardea Egretta. Ardea alba. Naumann, Nachträg. Taf. 46. k. 91. In Ungarn, Po— len, Rußland, in der Türkei, in Sardinien, ſehr ſelten in der Schweiz und im ſüdlichen Deutſchland, und nicht zu ver— wechſeln mit den amerikaniſchen weißen Reihern. Seine langen Schulterfedern liefern die Reiherbüſche. Der kleine Sil— berreiher. A. garzetta. Naumann, Nachtr. Taf. 47. f. 92. In denſelben Ländern. In Nordamerika finden ſich aus dieſer Abtheilung der große graue Reiher A. Herodias. Wils, Orn. 8. T. 65. f. 2. Der weiße. A. candidis- ma. Wils. 7. T. 62. f. 4. Ferner A. rufescens pl. enl. 902. — A. leucogaster pl. enl. 350. Wils. 8. T. 64. A. coerulescens, pl. enl, 349, Wils, 7. T. 62. f. 3. In Südamerika. A. Coco i. Spix T. 90. A. Leuce, enl. S886. In Aſien. A. fla virostris. — A. russata, enl. 910. Dieſer findet ſich in Java, aber auch in Neu-Holland, in Perſien, in Egypten und Nubien, und in Europa in Griechenland, Spanien, Italien und kam ſogar in England vor. A. flavicollis. In Java und Neuholland. In Afrika. A. atricollis. A. gularis. A. ardesiaca. Hempr. et Ehrenberg. Symb. physicae aves decas prima. A, goliat. Temm, col. pl. 474. A. Typhon, ib. pl. 475. In Ocea⸗ nien. A. Bullaragang. A. leucops. A. jugularis. 2. Dickhalſige Reiher, Rohrdommel, Krabbenfreſſer. Taf. 114. Der eur opaͤiſche Rohrdommel. Ardea stellaris. Le Butor. Rohrrind. Die Farben des Rohrdommels ſind die roſtgelbe, die braune und die ſchwarze, leztere beiden bilden ſehr unregelmäßige Flecken. Der Scheitel und die langen Nackenfedern ſind ſchwarz, die letzten an ihrem Ende roſtgelb gebändert; ein Streif über die Augen, Backen und Seiten des Halſes roſtgelb, mit rothbraunen zickzackförmigen Querbändern. Vom Schnabel— winkel des Unterſchnabels läuft ein brauner Streif herunter, der ſich aber unter dem Kopfe wieder verliert. Die Kehle iſt weißlich, der Vorderhals mit ſeinen langen Federn hellroſtgelb, in der Mitte des Halſes iſt jede Feder an der innern Fahne braun, ſchwärzlich beſpritzt, wodurch ſich gerade vorn am Halſe eine Fleckenreihe oder Doppelſtreif bildet, die Seitenfedern des Halſes ſind dunkler roſtgelb mit ſchwärzlichen ſchmalen Zickzackbändern, hinten am Halſe ſind nur Flaumfedern, alle dieſe Federn ſind aufrichtbar, und bilden wenn der Vogel im Affekt iſt, beſonders am Kopfe einen aufgerichteten Feder— buſch, wie Strahlen. Alle obern Theile des Körpers ſind hellroſtgelb, mit ſchwarzbraunen unregelmäßigen und nicht ganz bis zum Rand gehenden Zickzackbändern, welche durch einen Längsſtreif am Schafte zuſammenhängen, der Unterleib iſt hellgelblich die meiſten Federn mit braunen Schaftſtrichen. Der Schwanz ſehr kurz, roſtgelb, ſchwarzbraun beſpritzt, eben⸗ ſo die Deckfedern der Flügel. Die Schwungfedern roſtroth mit ſchwarzen Zickzackbinden, die Schenkel roſtgelb. Der Schna⸗ bel und die Füße ſind grüngelb, die Regenbogenhaut ſchwefelgelb. Länge 2 Fuß 6 bis 8 Zoll. Das Weibchen iſt kleiner als das Männchen. Vaterland. Man findet den Rohrdommel in ganz Eurapa, die nördlichern Gegenden ausgenommen, doch geht er bis Schweden. In Aſien bewohnt er das weniger kalte Sibirien, iſt am caſpiſchen und ſchwarzen Meere und bis Perſten an— 307 zutreffen. Bei uns findet er ſich an ſchilfreichen Seen und Teichen, oder in ſchilfreichen mit Büfchen bewachſenen Süm— pfen. In unſern Gegenden überwintert er ſehr oft, und geht überhaupt kaum aus Europa weg. Eigenſchaften. Es iſt ein träger, plumper, meiſt nächtlicher Vogel, der oft Stunden lang an einem Ort, auf einem Pfahl oder kurzen Baumſtrunk fo fit, daß man ihn eher für einen Pfahl als für einen lebenden Vogel halten ſollte. Der Hals iſt eingezogen, die langen Federn deſſelben liegen feſt an und decken ihn ganz, der Kopf mit dem ſpizigen Schna— bel aber ſteht perpendikular in die Höhe; ſo ſteht er nun ganz unbeweglich und ſieht, da er ganz ſchmal iſt, wirklich ganz pfahlartig aus, wozu feine Farbe auch viel beiträgt. Bei Gefangenen kann man feine ſonderbaren Stellungen genau be— obachten. Nähert man ſich ihm fo hört feine Unbeweglichkeit bald auf, auf einmal ſtreckt es den langen Hals vor, ſträubt die Halsfedern und Kopffedern ſo, daß ſie wie Strahlen um den kleinen Kopf ſich erheben, die lebhaften gelben Augen richtet er ſcharf auf die Gegenſtände, die Flügel breitet er halb aus und läßt ſie, gekrümmt bis an den Boden hängen, ſo vertheidigt er mit furchtbaren Schnabelhieben ſich nicht nur, ſondern geht furchtlos auf ſeinen Feind los und hackt ihn in die Beine, oder wohin er kann. Nicht leicht kann man einen verwegenern und muthigern Vogel ſehen, als den Rohrdom— mel, wenn er alt eingefangen oder nur leicht verwundet wird und ſein ganzes Naturel ſcheint Bosheit und Zorn. Den Tag durch ſitzen ſie meiſt tief im Schilfe und mitten im Moraſte verborgen. Seine langen Zehen hindern das tiefe Einſin— ken. Auch kann er leicht am Rohr hinauf damit klettern. Nur ein Hühnerhund kann ihn des Tages aus ſeinem Schlupf— winkel vertreiben, wo er dann wegfliegt. Da fein Flug aber ſehr langſam iſt, fo kann er dann leicht geſchoſſen werden. Zuweilen doch ſelten fliegt er auf Bäume. Das Nachts iſt er in größerer Thätigkeit und ſcheint dann weit umher zu ſtrei— chen, wo er dann auch ſeine Stimme hören läßt. Obſchon der Vogel auch in unſerer Gegend nichts weniger als ſelten iſt, und ſelbſt in unſerer Stadt, in den am See gelegenen Häuſern, man ſeine Stimme oft gehört haben will, ſo habe ich ſie nie gehört, und diejenigen, welche ich lebend ſah, blieben ſtumm. Aus eigener Erfahrung kann ich daher darüber nicht urtheilen. Es ſoll furchtbar brüllend ertönen, und zur Paarungszeit am meiſten gehört werden. Man drückt es mit den Sylben ui, pump, prump aus. Dieſe Töne ſoll er mehrere male hintereinander ausſtoßen, und zwar immer des Nachts. Es iſt daher an einigen Orten ein Sprichwort, wenn Jemand laut lermt, zu ſagen, er ſchreit wie ein Rohrrind. Abergläu— biſche unwiſſende Leute werden durch ein ſolches Geſchrei oft in Schrecken geſetzt. Daß er dabei den Kopf ins Waſſer ſtecke iſt durchaus unrichtig, er bringt den Ton, wie andere Vögel, blos durch die Luftröhre hervor, welche zwar anato— miſch betrachtet kaum ſo viele Eigenheiten zeigt, daß ſich die Stärke des Tons leicht erklären ließe. Brehm glaubt, es werde durch das ſtarke Ausdehnen und Zuſammenziehen der Luftröhre bewirkt, da die häutigen Ringe ſehr breit ſeyen, wodurch eine ſtarke Verlängerung oder Verkürzung derſelben möglich werde. Es mag wohl ſich ſo verhalten, aber warum dadurch gerade ein ſo ſtarker Ton entſtehe, daß läßt ſich gewiß ſo leicht nicht nachweiſen. Der Rohrdommel iſt übrigens ein unge— ſelliger und einſam lebender Vogel, und man findet, außer der Begattungszeit, niemals mehrere beiſammen. Nahrung. Dieſe beſteht hauptſächlich in Fiſchen, welche in ſtehenden Gewäſſern leben, Rothaugen, Schleien, Kar— pfen, er frißt wahrſcheinlich alle Arten von Fiſchen, aber Forellen und andere in hellen ſtrömenden Waſſern lebende, werden ihm wohl ſelten zu theil, da er mehr die ſtehenden und ſumpfigen Waſſer als die Flüſſe und klaren Bäche liebt. Fröſche frißt er nur, wenn er keine Fiſche hat, häufiger aber Inſekten. Im Hunger mag er auch nach Mäuſen haſchen. Die im Winter gefangenen ſind ſelten ganz mager, und zu andern Jahrszeiten ſind ſie ſehr fett, und üherhaupt fleiſchiger als der gemeine Reiher. Fortpflanzung. Der Rohrdommel niſtet im tiefſten Sumpf und Rohr, auf erhöheten Binſenbüſchen, nicht im— mer nur in großen Sümpfen, ſondern überhaupt an ſchilfreichen Gewäſſern, Teichen, Seen oder Flüſſen. Das Neſt iſt groß und aus Rohr, Schilf und Seggenblättern gebaut. Die drei bis vier Eier ſind bauchig, kleiner als die des grauen Reihers und ſchmutziggrau, beinahe erdfarben. Ihre Form iſt etwas bauchig aber doch meiſt ziemlich regelmäßig eiförmig. Die Jungen wiſſen ſich bald im Rohr und Schilf zu verbergen und klettern ſehr leicht an den Rohrſtengeln auf und nieder, indem ſie die Beine ſehr auseinander ſpreizen und mit den Zehen die Rohrſtengel umfaſſen. Feinde haben die Jungen und Eier an Rohrweihen und andern Raubvögeln, die Alten werden ſelten von dieſen angegriffen und leben theils zu verborgen, theils haben ſie in ihrem Schnabel eine furchtbare Waffe, womit ſie ihre Feinde wohl oft abhalten können. Jag d. Sobald man ſie aufjagen kann, find fie bei ihrem langſamen Fluge und ihrer Größe leicht zu ſchießen. Nutzen und Schaden iſt für unſere Oekonomie unbedeutend. Zwar ſoll ihr Fleiſch in England gegeſſen werden, allein der Geruch deſſelben iſt ſehr trahnig und erfordert einen beſondern Appetit, wenn es ſchmecken ſoll. Wer indeß Reiher eſſen kann, kann wohl auch Rohrdommel genießen, eine Rebhühnerpaſtete dürfte aber doch von den meiſten einer Rohrdom— melpaſtete vorgezogen werden. Da unſer Plan nicht erlaubt die Abbildungen mehrerer europäiſchen Reiher aus dieſer Abtheilung zu geben, ſo erwähne ich nur mit einigen Worten des kleinen Rohrdommels Ardea minuta. Dieſer ſehr kleine Reiher hat im allgemeinen die Farben der Rohrdommel, beſonders das Weibchen und die Jungen; beim alten Männchen werden dagegen Scheitel, Rücken, Schwung- und Schwanzfedern ſchwarz, mit grünlichem Schimmer, und der übrige Theil des Vogels iſt roſtgelb ohne Flecken. Er bewohnt dieſelben Gegenden, vorzüglich wo viel Rohr wächst. Ich bekam einſt drei Junge aus dem Neſte, und konnte ſo ihre Sitten beobachten. Man kann ſich keinen ſonderbarern Vogel denken, als dieſen kleinen Reiher. Er klettert mit großer Leichtigkeit ſelbſt an perpendikular ſtehenden Stäben hinauf, beſonders wenn zwei nahe an einander ſtehen. Gewöhnlich ſitzt er ganz ſtill, die Beine ganz nahe beiſammen, den Hals unten auf die Bruſt gebogen und den Schnabel perpendikular in die Höhe gehalten, und iſt dann ſo ſchmal zuſammengezogen, daß, beſonders ein Junger, er einem Stocke ſo ähnlich ſieht, daß man ihn nicht erkennt, ſelbſt wenn man ſeine Gegenwart weiß, auch nicht die geringſte Bewegung verräth Leben. Erſchreckt man ihn aber, ſo wird der lange dünne Hals plötzlich ausgeſchnellt, die Flügel halb ausgeſpannt, und im ſchnellſten Laufe, in gebückter Stellung, mit aufgehobenem Schwanze läuft er davon. Wird er aber in die Enge getrieben, ſo macht er dieſelben Stellungen wie der große Rohrdommel und hackt wüthend mit ſeinem Schnabel gegen den Angreifer. Man kann ihn mit kleinen Fiſchen, jungen Fröſchen anfangs unterhalten und dann an 5 gewöhnen. Man findet ihn in allen gemäßigten Theilen von Europa, doch mehr in den wärmern Theilen, als in en kältern. Eine dritte Art der Rallenreiher Ardea ralloides, zeichnet ſich durch den dichten aus langen, bandartigen Federn beſtehenden Federbuſch aus, der wie eine Mähne am Hinterkopf ſteht. Er kommt nur im wärmern Europa vor 308 ſtreift aber, wie der kleine Silberreiher, alle Jahre regelmäßig in den erſten Tagen des Mai oder den letzten des April durch die Schweiz. Am Caſpiſchen und ſchwarzen Meere und der untern Donau iſt er häufig. Der nordamerikaniſche Rohrdommel, Ard. Mocoho Wils, hat dieſelben Farben, wie der europäiſche, iſt aber bedeutend kleiner; der ſchwarze Streif iſt an den Seiten des Halſes viel dunkler, größer und breiter, und die braunen und ſchwarzen Flecken auf allen Theilen des Körpers feiner und kleiner. Dem kleinen Rohrdommel entſpricht in Nordamerika, der grünliche Ar d. vi- rescens. pl. enl. 412 — A, Scapularis pl. enl. 908. Braſilien, Parraguay, Sumatra, Java, Senegambia. A. Stur- mii. Senegambien. A,cinnamommea. Java. China. A. radiolata pl. enl. 898. Philippinen. A. undulata pl. enl, 763. Cayenne. A. exilis, Wils, 8 T. 65 f. Nordamerika. A. pusilla. Reuholland. Taf. 114. Nachtreiher. Ardea nyceticorax. Le Biheaureau. Quakreiher. Night heron. Alter Vogel. Kopf platt und Oberkopf bis in den Nacken ſchwarzgrün glänzend, unter gewiſſem Lichte grau überlaufen, Hinterhals und Seiten des Halſes ſchmuzig hellgrauröthlich; Stirne, ein Streif über die Augen, und die Gegend unter den Augen, Kehle, Vorderhals, Bruſt, Bauch und untere Deckfedern des Schwanzes weiß; am alten Vogel im Leben mit ſchwefelgelben Anflug, der aber beim ausgeſtopften verſchwindet; Seiten des Unterleibes, Gegend unter den Flügeln und Hin— terrücken aſchgrau; Mantel ſchwarzgrau, Flügel, ſowohl Deckfedern als Schwungfedern aſchgrau, Flügelrand weiß; Schwanz abgeſchnitten. An den Seiten etwas abgerundet, oben hellaſchgrau unten weiß. Am Hinterkopf ſteht, wie ein ſteifer Zopf, ein Buſch ſehr zugeſpitzter gerollter Federn, die ſich nur als eine darſtellen, indem die drei Federn in einander gerollt ſind, und ſich nur bei künſtliche Entwickelung ſo zeigen, zuſammengerollt aber wie ein weißer Stachel ſteif daſtehen. Beine gelblich aſchgrau Schnabel ſchwarz, Augen ſchön roth. Erſt nach dem dritten Jahr erhält der Nachtreiher dieſe Kleidung. Im erſten Sommer ſind Kehle, Vorderhals, Bruſt, Bauch und Schenkel weiß mit braungrauen Längsflecken, die Scheitelfedern dunkelbraun, mit einem feinen roſtgelben Schaft— ſtriche; Oberrücken und Schultern dunkelbraun, jede Feder mit einem birn- oder tropfenförmigen hellroſtgelben Fleck, ebenſo die Flügeldeckfedern, die größern Schwungfedern dunkelgrau mit weißen Endflecken; Steiß und Schwanz grau, After weiß. Dieß iſt Ardea maculata et Gardenii von Gmelin. Im zweiten Jahre find die weißen Flecken fait ganz verſchwunden und nur noch an den Achſeln, an den Spitzen der Deckfedern der Flügel und der Schwungfedern ſichtbar, der Kopf und der Mantel ſind graubräunlich etwas ins Grüne ſchillernd. Die Kehle iſt weiß, Hals, Bruſt und Unterleib weiß, rothgrau ge— ſtreift; die langen weißen Nackenfedern fehlen. Dies iſt Ardea badia et grisea von Gmelin. Länge 20 Zoll. Vaterland. Das ganze wärmere Europa, findet ſich auch in Deutſchland und Holland; häufig am Caſpiſchen und ſchwarzen Meer, in China und in Nordamerika. Er bewohnt die beſchilften Ufer der Flüſſe und Seen. Eigenſchaften. Er iſt ein träger, ruhiger Vogel, wie der Rohrdommel, ſitzt aber lieber auf Bäume, aber nicht auf die Gipfel derſelben, ſondern er verbirgt ſich in den dichten belaubten Zweigen, wo er nicht ſo leicht geſehen wer— den kann. Er iſt dabei ziemlich ſcheu und furchtſam, doch bei weitem nicht ſo ſcheu wie der graue Reiher. Er kann den Körper ebenſo durch Zuſammenziehung der Federn ſchmal machen, und drückt ſich dann feſt an den Stamm des Bau— mes an, ſo daß er ſchwer zu ſehen iſt, da er nicht die geringſte Bewegung macht. In der Ruhe trägt er die Federn ſei— nes Buſches ganz in einander gelegt, richtet ſie aber bald in die Höhe, bald läßt er ſie ſinken; im Zorne aber ſträubt er die ſchwarzen buſchigen Kopffedern, wobei die drei weißen ſich auch theilen und in die Höhe ſtehen. Er hält ſich am lieb— ſten in ſumpfigem Gebüſche im Rohr und in Weidengebüſchen auf, und wadet oft bis an den Bauch ins Waſſer. Am Tage kommt er ſelten zum Vorſchein und nur in der Abenddämmerung und in der Nacht iſt er thätig und geht dann ſeiner Nah— rung nach. Sein Geſchrei iſt ka, ka; ka, oder kra, daher der Name Nachtrabe, da es mit dem der Raben große Aehn— lichkeit hat. Auch mit dem Ton eines ſich brechenden Menſchen hat es einige Aehnlichkeit. Es iſt nicht gewiß ob er bei uns auch den Sommer über ſey, ſo viel ich weiß iſt er in dieſer Jahreszeit nie in unſern Gegenden bemerkt worden. Alle Exemplare, welche ich erhielt, bekam ich in den letzten Tagen des Aprils oder Anfang Mais, wo überhaupt die Reiher bei uns vorbeiziehen, wie der große und kleine Silberreiher, der Purpurreiher, der Rallenreiher. Im Herbſte iſt er mir nie vorgekommen. Es wäre indes doch wohl möglich, daß er auch in unſern Gegenden hier oder da niſten würde, wenigſtens geſchieht es im wärmern Europa gewiß. Die Hauptbrüteplätze für Europa mögen aber wohl Ungarn ſeyn. Er fliegt mit zuſammengelegtem Halſe leicht, geräuſchlos und meiſt niedrig. Seine Reiſen macht er des Nachts, wobei er ſeine rauhe, weittönende Stimme öfters hören laſſen ſoll. Nahrung. Kleine Fiſche, Fröſche, Schnecken, kleine Muſcheln und Inſekten. Fortpflanzung. Er ſoll ſein Neſt auf der Erde in ſumpfigen Gebüſchen, ſelten auf Binſen anlegen, zuweilen auch auf niedrigen Baumſtrünken oder gar in Felſenlöchern; die drei bis vier Eier ſind düſtergrau, nach Sepp, weißlich, letztere kann wohl die Farbe ſtark bebrüteter oder in Sammlungen aufbewarter Eier ſeyn, welche leicht abſchießen. Nutzen und Schaden ſind für unſere Oekonomie ganz unbedeutend, da er ſelten iſt. Sein Fleiſch ſoll gut ſeyn, allein es hat doch immer den etwas trahnigen Geruch. Die Verſchiedenheit der alten und jungen Reiher in Hinſicht auf die Farben macht die Auseinanderſezung dieſer Gat— tung ſehr ſchwierig, und die Arten ſind wohl auf eine mit der Wirklichkeit nicht übereinſtimmende Art allzuſehr vermehrt worden. j Dem Nachtreiher ähneln der caledoniſche Reiher A. caledonica Forst. Neu-Holland. Der weißrückige Reiher. A. Leuconotus. Senegambien. 309 Taf. 114. Der getiegerte Reiher. Ardea tigrina. Heron tigre. L’Onore', pl. enl. 760. Schwanz und untere Deckfedern der Flügel ſchwärzlich ſchieferfarben, weiß geſtreift; Hals, Rücken, Schulterfedern, obere, und untere Deckfedern der Flügel mit zahlreichen ſchwarzen und roſtgelben Bändern, welche am Halſe zickzackartig, auf dem Rücken und den Flügeln aus Flecken gebildet werden; Unterrücken, Bürzel, obere Deckfedern des Schwanzes und Schenkel ſchwarz, weiß gebändert; Vorderhals und ganzer Körper unten weiß, mit ſchwarzen, gelblich eingefaßten Flecken; Steiß und Unterbauch weiß, jede Feder an der Spitze mit einem ſchwarzen, herzförmigen Fleck; Schwungfedern ſchieferfarb, die erſten an der äußern Fahne mit einigen weißen Bänderchen, die andern inwendig gegen die Baſis weiß gewölkt; die Federn am Halſe etwas lang, ſchmal und gewölbt. Der junge Vogel iſt wenig vom alten verſchieden. Der Schnabel dunkelgelb, oben und an den Schneiden ſchwärzlich, die Füße dunkel gelbgrünlich. Ganze Länge 30 Zoll. Vaterland. Paraguay, Braſilien, Cayenne, Surinam, lebt einzeln oder paarweiſe nach Art der Rohrdommel, in Sümpfen. Der ſtarke, am Rande gezähnelte Schnabel; die etwas abgerundeten Flügel, und die kurzen und gekrümmten Nägel haben Herrn Swainſon bewogen aus dieſem Reiher eine eigene Gattung zu machen, welche er Tigrisoma nannte, wir ha— ben daher denſelben abgebildet, um darüber urtheilen zu können. Wenn alle ſolche leichte Abänderungen im Bau zu Gat— tungskennzeichen erhoben werden ſollten, wer wollte im Stande ſeyn, dieſe Gattungen alle im Kopfe behalten zu können. Das heißt die Wiſſenſchaft erſchweren, das Studium nicht erleichtern. Dr Gatt. Storch. dic oni a. Cicogne. Schnabel lang, gerade, ſtark, Laden aufeinanderliegend walzenfoͤrmig, einen verlängerten Kegel bildend, ſpitzig, Schnabelladen ſchneidend am Rande, obere Lade mit einer abgerundeten Firſte, von gleicher Höhe, wie der Kopf; die untere Kinnlade etwas nach oben gebogen. Die Naſenloͤcher in die Länge die Hornmaſſe des Schnabels durchdringend, nahe an der Schnabelſirſte. Augen mit einem nackten Kreiſe, der aber mit dem Schnabel nicht in Verbindung ſteht; bei einigen Arten jedoch das Geſicht, der Augenkreis und ein Theil des Hal— ſes nackt. Beine lang; drei Zehen nach vorn und dieſe mit einer Haut bis zum zweiten Gelenk verbunden, die hintere Zehe lenkt auf der Flaͤche der andern ein. Naͤgel kurz, platt, ohne Zaͤhne. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, und dieſe etwas weniger lang als die dritte, vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Die Störche leben in Sümpfen, nähren ſich vorzüglich von Reptilien, Fröſchen, Froſchleich, Fiſchen, kleinen Säuge— thieren und jungen Vögeln, auch freſſen ſie Inſekten, dagegen keine vegetabiliſchen Stoffe. Sie werden allenthalben gedul— det und nicht verfolgt, weil man ſie ihrer Nahrung wegen für nützlich hält, indem ſie ſchädliche oder unangenehme Thiere verzehren. In allen kältern Ländern find fie Zugvögel und wandern in großen Schaaren. Man zähmt ſie mit leichter Mühe. Sie haben ſehr viele intelleetuele Fähigkeiten, leben in der Monogamie, das Gefieder unterſcheidet die Geſchlechter nicht, auch die Jungen unterſcheiden ſich nur durch mattere Farben von den Alten. Sie mauſern nur einmal des Jahres, niſten auf Bäumen oder Häuſern und legen vier bis fünf ungefleckte Eier. Sie bilden zwei Familien: a. Mit befiedertem Halſe. gar. 115, Der weiße Storch. Ciconia alba. Cicogne blanche. Der Schnabel iſt ganz gerade; die nackten Stellen an den Backen ſehr klein und mit dem Schnabel nicht in Verbin— dung ſtehend. Das ganze Gefieder iſt rein weiß, ausgenommen die Flügel, welche ſchwarz ſind. Schnabel und Füße ſind bei Alten roth, bei Jungen grau oder rothgrau; die nackte Augenhaut ſchwarz; die Regenbogenhaut der Augen nußbraun. Länge 3 Fuß „s bis 6 Zoll. Vaterland. Ganz Europa bis Schweden, wo Sümpfe oder naſſe Wieſen in der Nähe ſind. In Dörfern und Städten, niſtet auf Häuſern, Kirchen oder abgeſtorbenen Bäumen. Zieht jährlich zu beſtimmter Zeit weg, und kommt ſehr früh wieder. In Holland iſt er in großer Menge, aber auch in vielen Gegenden der Schweiz, beſonders im Aargau. An manchen Orten hat er ſich aber, aus unbekannten Urſachen, ſehr vermindert, und manches Neſt ſteht ſeit vielen Jahren leer, doch find auch hin und wieder neue entſtanden. Wob einmal ein Neſt iſt, wird daſſelbe alle Jahre von demſelben Paare wie— der beſucht und bewohnt. In England ſoll der Storch nicht vorkommen. In Aſien findet er ſich bis zum fünfzigſten Grade nördlich, er bewohnt die Ufer des Irtiſch, die Tartarei, die Ufer des ſchwarzen und kaspiſchen Meeres. In Afrika überwintern unſere Störche in Egypten und der Barbarei. Er geht am Tage auf Wieſen und Aeckern, an Seen, Teichen, Bächen und Flüſſen umher, kehrt aber des Nachts im— mer wieder zu ſeinem Neſte zurück wo er übernachtet, entweder auf und in demſelben oder auf dem nahe liegenden Dachforſte, oder auch auf Bäumen. Im Frühjahr iſt er einer der erſten, welche im anfangenden Herbſte abziehen. Die Ankunft fällt nemlich meiſt in die erſten Tage des März, zuweilen ſchon in den Februar. Die Männchen erſcheinen immer einige Tage, oft zehn bis vierzehn Tage früher als die Weibchen. In den mehr nördlichen Gegenden iſt die Ankunft ſpäter. Der Ab— 78 310 zug geſchieht dagegen ſchon im Auguſt, und ſchon in den letzten Tagen des Juli ſammeln fie fich dazu. Ehemals war die Ankunft der Störche als Zeichen des nahenden Frühling ein Freudenfeſt und wurde durch die Stadttrompeter an einigen Orten durch Blaſen angekündigt. Sie verſammeln ſich jedoch lange vorher ehe fie uns verlaſſen, und man will Beiſpiele haben, daß ſie erſt mit Ende Septembers fortzogen, aber meiſt geſchieht es früher. Ich zählte einſt in den letzten Tagen des Juli in einem gargauiſchen Dorfe, durch welches ich reiste, über 40 Störche, alte und junge. Faſt auf jedem Haus an der Straße ſaßen zwei bis vier friedlich nebeneinander auf der Dachfirfte und klapperten luſtig. Viel häufiger verſam— meln ſie ſich auf einer großen Wieſe, und es ſieht ſonderbar aus, wenn man dieſe groß ſcheinenden Thiere in großem Ernſt hin und her ſchreiten ſieht, als ob ſie philoſophirten. Bald fängt einer an zu klappern, als ob er den andern etwas vor— predigen wollte, und die andern antworten ebenfalls durch klappern. Es iſt überhaupt im Benehmen der Störche etwas ernſtes und gravitätiſches. Nach allen Nachrichten ziehen unſere Störche nach Egypten, und bleiben den Winter durch an den Ufern des Nils. Man hat die Verſammlung der Störche im Herbſte wohl auch das Storchengericht genannt und gefabelt, ſie hielten zuweilen über einen von ihnen Gericht und brächten ihn dann um. Am dieſem Gerichthalten iſt aber nichts, aber es liegt doch eine Thatſache zum Grunde, welche zu dieſer Sage Anlaß gegeben hat. Man hat nämlich geſehen, daß zuweilen ab— ziehende Störche einzelne Kammeraden durch eine Menge von Schnabelbiſſen tödteten, und alle über ihn herfielen, und fo mußte dieſes in Folge eines Urtheils der Verſammlung geſchehen ſeyn. Zahme Störche werden im Herbſte von ihren abzie— henden Kameraden zum Zuge aufgefordert, und wenn ſie nicht folgen können von den andern angefallen. Eigenſchaften und Betragen. Der Bau des Scorches hat viel mit dem der Reiher gemein, iſt aber doch auch wieder bedeutend verſchieden, noch mehr als vom Kranich. Der Rachen iſt weit, und der Schlund ſehr dehnbar, ſo daß der Storch große Biſſen leicht verſchlingen kann. Die Zunge liegt tief im Schlunde, iſt kurz, vorn ſehr ſchmal, oben und unten platt, ſtumpf, hart; die Stimmritze iſt ſchmal, die Luftröhre einfach, ohne ſtarke Biegungen. Sie hat ziemlich breite und weiche Ringe, iſt mehr breit als rund; bei der Spaltung in ihre Aeſte wird ſie hart und auf den Seiten erwei— tert und in der Mitte vorn und hinten tief gefurcht, wie geſpalten. Dieſe Speiſeröhre iſt bei allen Störchen ſehr weit und dehnbar. Der Vormagen groß, fleiſchig, inwendig hart, dick, mit vielen Drüſen, an ſeinem Ende verengert. Der Magen iſt groß, dehnbar, dick, muskulos und hart wie Leder. Der Flug iſt leicht, ſchön, ſchwebend, Hals und Füße gerade ausgeſtreckt. Sie ſteigen oft ſehr hoch, und ehe ſie ab— ſitzen machen ſie viele Kreiſe und laſſen ſich in Schneckenlinien herab. Die Zahmheit des Vogels, der mitten unter uns wohnt, und in Städten und Dörfern ſein Neſt bereitet, hat ihm über— all das Wohlwollen der Menſchen erworben, und er wird allenthalben, wo er ſich einfindet, nicht nur geduldet, ſondern ſehr gerne geſehen und gleichſam heilig gehalten. Selbſt der Aberglauben hat dazu beigetragen, den Storch zu ſchonen, denn man glaubt, das Haus, auf welchem ein Storchenneſt ſey, könne nicht vom Blitz getroffen werden, und die Störche bringen den Bewohnern Glück. Selbſt die- Türken betrachten den Storch als einen Freund der Muſelmänner und als Lieb— lingsthier des Propheten; jeder, auf deſſen Dach ſich dieſer ein Neſt baut, geräth in Entzücken, und wehe dem unglückli— chen Fremden, der, ſey es auch aus Unwiſſenheit denſelben tödten würde; er müßte es mit feinem Blute bezahlen. Auch bei uns würde ſich derjenige, der einem Storch etwas zu leide thut, großen Unannehmlichkeiten ausſetzen. Schon im hohen Alterthum wurde der Storch gleichſam für heilig gehalten, und er als Beiſpiel kindlicher Liebe gegen die Eltern aufgeſtellt, weil man ſagte, die jungen Störche ernähren ihrerſeits die alten, wenn dieſe nicht mehr ſich ſelbſt Nahrung verſchaffen können. Allein dieß iſt durchaus unrichtig, denn die jungen Störche kommen nicht mit den alten zu— rück, und haben überhaupt keine Gemeinſchaft mehr mit ihren Eltern, wie dieß bei allen Vögeln der Fall iſt. Die intellektuelen Fähigkeiten dieſes Vogels ſind ſehr groß, und man bemerkt überhaupt bei dieſer und verwandten Gat— tungen, wie z. B. bei den Kranichen, ſehr merkwürdige Eigenſchaften, welche unſere Aufmerkſamkeit und Bewunderug in hohem Grade verdienen. Es iſt höchſt unterhaltend, die Sitten einer Storchenfamilie in der Nähe beobachten zu können, und noch beſſer kann man es bei gezähmten thun. Es iſt eine irrige Meinung, wenn man glaubt an zahmen Thieren könne man ihre Naturtriebe nicht gehörig beobachten. Sie entwickeln im Gegentheil noch weit mehr ihre Fähigkeiten und zeigen ſie in einem andern Lichte. Gerade weil ſie ihrem urſprünglichen Standpunkte entrückt ſind, ſind ſie gezwungen, ſich in die neuen Verhältniſſe zu fügen, ihre Handlungen und Begriffe werden verwickelter, und die Leichtigkeit, mit welcher ſie ihre Handlungen nach den Umſtänden ändern, bezeichnet ihre größern oder geringern Fähigkeiten. Sobald ein Thier eine Vervollkommnung fähig iſt, ſteht es auch höher auf der Stufe der belebten Weſen und nähert ſich um ſo mehr dem Men— ſchen, der dieſe Eigenſchaft im höchſten Grade beſitzt. Der Storch hat ein vortreffliches Gedächtniß, er lernt bald die Handlungen und ſogar die Worte der Menſchen verſtehen. Wie der Hund kennt er die Bewohner des Hauſes, und zeigt dem einen Abneigung, dem andern Anhänglichkeit. Der Verfaſſer dieſes beſaß viele Jahre durch zahme Störche. Es be— durfte wenig Mühe ſie zahm zu machen, wenn ſie nur jung gefangen wurden, wenige Tage reichten hin, ſie an einen Stall an ein Haus und an die darin wohnenden Perſonen zu gewöhnen. Sobald der Fütterer in den Garten trat oder ſich zeigte, ſo kam der Storch alsbald mit ſchnellen Schritten herbei, legte ſeinen Kopf zurück, fieng an zu klappern, breitete die Flü— gel aus, und ſchlug mit dem Schwanz ein Rad, alles Zeichen der Freude und Freundlichkeit. Durch Klappern zeigt der Storch alle feine Bedürfniſſe und Leidenfchaften an, er bezeigt damit feine Freude, wenn andere Störche zu ihm kommen, bedeutet ſeinen Jungen was ſie zu thun haben, oder zeigt damit die Annährung der Gefahr. Das Klappern entſteht durch ein ſtarkes und ſchnelles Zuſammenſchlagen der Schnabelladen auf einander, und kann weit gehört werden. Es iſt eine Des redte Sprache, welche vielfach angewendet wird. Den ihm gegebenen Namen kannte er ſo gut wie ein Hund, rief man ihm, ſo eilte er ſchnell von Ferne herbei, ſogar, wenn er fliegen konnte, lies er ſich hoch aus der Luft hernieder. Zur Zeit der Maikäfer, welche er ſehr gerne fraß, begleitete er ſeinen Herren wie ein Hund, von einem Baume zum andern, um die herabgeſchüttelten Käfer zu erhaſchen, und forderte durch ſeine Gebärden ihn gleichſam auf, die Bäume zu ſchütteln. Regenwürmer, Mäuſe und Fiſche fraß er ſehr gerne. Nahm jemand eine Schaufel zur Hand, ſo eilte er ſo— gleich herbei, und ſtellte ſich neben den Grabenden, um jeden Regenwurm oder ein ſich zeigendes Inſekt zu erha— ſchen. Man hatte zuweilen kleine Fiſche gefangen um ſie ihm zu geben, ſo wie er nun ſah, daß man eine Angelruthe zur Hand nahm, kam er in größter Eile herbei, und folgte dem Fiſchenden allenthalben nach. Im Felde folgte er dem Pfluge und haſchte Mäuſe und Engerlinge weg. Ehe er recht fliegen konnte, hatte er ſein Nachtlager auf einem Holzſtoß in einem Holzbehälter, ſobald die Dämmerung einbrach eilte er an ſeinen Platz, den er immer beibehielt. Als er nachher fliegen 311 konnte und auf dem Lande war, hatte er ſich das Scheunendach zu ſeiner Wohnung gewählt, und nun kam er jeden Abend bei guter Zeit vom Felde nach Hauſe, ſtieg erſt hoch in die Luft und machte dann, indem er immer tiefer heran kam, einige ſehr ſchöne Schwenkungen um die Scheune, ſetzte ſich auf die Firſte, klapperte einige male und ſchlief dann, auf einem Beine ſtehend, ein. Die ſtärkſten Stürme warfen ihn nicht herunter, nur wandte er immer die Bruſt gegen den Wind, damit der Wind die Federn nicht ergreife. Er zog ſtundenweit umher und kam immer regelmäßig wieder. Zuweilen kamen fremde Störche zu ihm, und ſuchten ihn mitzunehmen, aber er wies ſie ſpröde ab und ging nicht mit. Den erſten Winter, der zufällig ſehr kalt war, flog er nicht fort, da man ſeine Flugkraft etwas durch Beſchneiden eines Flügels geſchwächt hatte, doch ſo, daß er ſein Scheunendach immer beziehen konnte. Hier blieb er, bis der Schnee ſo hoch viel, daß er nicht mehr mit den Füßen auf das Dach kommen konnte, und man wies ihm nun einen Holzſchuppen zum ſchlafen an, allein er gieng ungerne hinein, und öfters übernachtete er am Ufer der Limmat, im Waſſer ſtehend. Oft aber begegnete es, daß er des Morgens eingefroren war und die Schiffleute, die ihn kannten, das Eis aufſchlagen mußten, damit er wieder loskom— men könne. Den Haushund und die Katzen kannte er ſehr gut und lebte mit ihnen, wie mit den Hühnern im Frieden, kamen aber fremde auf den Hof, ſo verfolgte er ſie mit großer Wuth. Gegen manche fremde Perſonen hatte er einen Groll und fiel ſie wüthend an. Einſt wurde er von une Knaben geneckt, und da dies wiederholt wurde, ſo griff er an, und einer der Knaben ſtieß ihm ein Meſſer in den Hals, er fiel um, und ſchien ſterben zu wollen, bald aber flog er auf ſein Scheunendach, blieb einige Tage ohne etwas zu freſſen, und heilte vollkommen wieder. Den folgenden Herbſt ver— ſchwand er, und wurde für verloren gehalten. Allein zum Erſtaunen aller kamen im folgenden Frühjahr mehrere Störche mit einander auf das Gut, einer davon ließ ſich fangen, flog auf das Scheunendach und zeigte ſeine alten Gewohnheiten, lief auch auf den Ruf den Perſonen nach, ſo daß nicht zu zweifeln war, daß er der nämliche ſey, der im Herbſt fortgeflo— gen. So lange der Aufenthalt der Störche im Lande dauert, bleiben ſolche zahme Störche auch ruhig, und zeigen keine Luſt, weiter zu gehen, allein ſobald die Zeit des Wegziehens heranrückt, ſo ſind ſie nicht mehr zu halten, eine große Un— ruhe treibt ſie, und wenn ſie nicht fliegen können, ſo laufen ſie immer herum, und dies dauert einige Wochen, vielleicht ſo lange ihre Kameraden reiſen, dann werden ſie wieder vollkommen ruhig. Wenn man ihr Betragen in der Freiheit be— trachtet, ſo hat es wieder viel Eigenes. Sie wandern zwar unbeſorgt in den Wieſen herum, doch laſſen ſie die Menſchen nicht ganz nahe kommen, ſind nicht ſcheu, aber auch nicht zutraulich. Gar bemerkenswerth iſt die Art, wie ſie ihre Jun— gen unterrichten. Die Eltern halten eine gute Zucht unter den Jungen; durch klappern ſuchen ſie ihren Willen ihnen ver— ſtändlich zu machen, fie lernen fie fliegen, indem ſie ihnen den Flug vormachen, die ungehorſamen beſtrafen fie mit Schnabelhieben, und man möchte ſagen, eine ſolche Familie ſey das Vorbild einer guten Haushaltung, wo Eltern und Kin— der ſich gut verſtehen. Die Ruhe der Familien wird aber zuweilen auf eine ganz ſonderbare Art geſtört. Es giebt nemlich zuweilen herumzie— hende heimathloſe Störche, welche nicht brüten und dagegen auf den Mord ihrer Gattungsverwandten ausgehen. Herr Pfar— rer Steinmüller erzählt davon einige merkwürdige Beiſpiele. Auf dem Kirchendach zu Rheinek brütete ein Storchenpaar, im Jahr 1821 im Juni erſchienen ein Paar fremde Störche, und kreisten über das mit vier faſt ausgewachſenen Jungen beſetzte Neſt, und griffen mit Wuth die Jungen an, die Eltern eilten hinzu und es entſpann ſich ein heftiger Kampf, in welchem die Federn allenthalben herum flogen, zweimal wurden die fremden Angreifer verjagt, aber jedesmal erneuerten ſie ihren Angriff wieder, und zwar galt dieſer nur den Jungen, und ſie ruheten nicht eher, bis alle vier Junge getödtet waren, dann zogen ſie ab und kamen nicht wieder. Die Alten hatten Anfangs gar keinen Begriff vom Tode ihrer Jungen. Sie bemüheten ſich, dieſelben aufzuwecken, klapperten und ziſchten, wie wenn ſie ſie ätzen wollten, und wiederholten dieſe Verſuche auch noch am zweiten Tage, dann aber ſaßen fie traurig auf dem Kranze des Neſtebs. Die fchon faulenden Jungen wurden von einem Maurer aus dem Neſte genommen, und waren ganz zerhackt. Noch einige Tage blieben die Alten da, zogen dann fort und kamen auch das folgende Jahr nicht wieder. Zwar kam einer allein zurück, beſſerte Anfangs das Neſt aus, flog aber dann für immer weg. Zu gleicher Zeit wurden in Gams die jungen Storchen ebenfalls ermordet, und in Schan und Bauren jenſeits des Rheins geſchah daſſelbe, und die Neſter an dieſen Orten blieben verlaſſen. Man wird wohl ſchwerlich in der Thiergeſchichte etwas ähnliches finden, und ſollte dieſes bei den Storchen wohl am wenigſten erwarten, da ſie ſonſt keine andern Vögel anfallen. Die Storchenpaare ſind ſich in der Regel ſehr getreu, und verlaſſen einander nicht. Folgende Geſchichte iſt ein ſpre— chender Beweis davon. Im voralbergiſchen Flecken Dorrenbiren blieb ein alter Storch drei Jahre lang im Winter zurück, und ſuchte an Quellen und Bächen Nahrung; während der grimmigſten Kälte ſuchte er unter den Stalldächern Schutz. Je— des Jahr kam der andere Gatte zurück, und ſie brüteten wie gewöhnlich. Das zuerſt zurückbleibende war das Weibchen. Im vierten Herbſt blieb nun auch das Männchen bei ſeinem Weibchen über Winter und dies drei Jahre hinter einander bis beide von böſen Menſchen getödtet wurden, wo es ſich dann ergab, daß das Weibchen durch eine früher erhaltene Wunde an ſeiner Flugkraft geſchwächt war, und die Reiſe nicht hatte machen können. Man hat aber auch das Gegentheil geſehen, daß nämlich ein fremder Storch ſich mit dem einen der Gatten verband und dann vereint beide den andern umbrachten. Man hat mehrere Male auch geſehen, daß wenn im Herbſte die Störche abzogen, ſie ſich bemühten, zahme Störche von den Höfen mit ſich zu nehmen, und wenn dieſe nicht wollten, oder nicht konnten, dann dieſelben angriffen oder ermor— deten. Nahrung. Der Storch nährt ſich blos aus dem Thierreich und frißt gar nichts aus dem Pflanzenreich. In der Frei— heit nährt er ſich von Fröſchen, Eidechſen, Schlangen, Fiſchen, Mäuſen, Maulwürfen, Regenwürmern und Inſekten aller Art. In der Gefangenſchaft nehmen ſie mit allen Abgängen aus der Küche verlieb, Eingeweide von Fiſchen, Vögeln, kleine Knochen, Stücke von Fleiſch, ſind ihnen gleich angenehm, auch wenn ſie ſchon etwas angegangen ſind. Auch ſieht man ſie, wenn ſie hungrig ſind, nach dem Pferdekoth gehen und daſſelbe verſchlingen. Fiſche, wenn ſie zu groß ſind, zerhacken ſie 99 5 einige Schnabelhiebe. Lebend genieſſen fie nichts, alles wird zuerſt mit Schnabelhieben getödtet und dann erſt ver— ſchlungen. Mäuſe verſchlucken ſie mit den Haaren, Vögel mit den Federn. Größere Fiſche, beſonders breite, geben ihnen ſehr viel zu thun, fie müſſen erſt ordentlich weich gehackt werden, ehe ſie herunter gehen. Selbſt bei kleinern Fiſchen müſ— ſen ſie dieſelben oft wenden, ehe ſie recht mit dem Kopf zuerſt durch den Schlund gehen. Schlangen werden erſt mit dem Schnabel auf den Kopf gehackt und durch Schnabelhiebe auf dem Rückgrath gelähmt, ehe ſie verſchluckt werden. Hängen den Gegenſtänden Unreinigkeiten an, Sand oder Erde, und es iſt Waſſer vorhanden, ſo ſpült der Storch erſt dieſe ab, in— 312 dem er den Gegenſtand ins Waſſer taucht und gleichfam abſchwänkt. Ein zahmer Storch fraß auch ſehr gerne Käſe, Brod wollte er aber nicht berühren. Sie haben große Geſchicklichkeit, Dinge mit dem Schnabel aufzufangen, wirft man einem zahmen Fiſche zu, ſo ſchnappt er ſie in der Luft auf, eben ſo ſchnappen ſie auch Inſekten weg. Nicht ſelten ſieht man ſie auch mit Spänchen ſpielen, die ſie in die Luft werfen und mit dem Schnabel auffangen. Dies thun ſie gewöhnlich wenn ſtürmiſche Witterung eintreten will. Fortpflanzung. Die Störche pflanzen ſich nur in ihrem Vaterlande fort, und brüten in ihrem Winteraufenthalt ſo wenig als andere Zugvögel. Das Heimweh und der Brütetrieb ſcheinen mit zu den Haurturſachen zu gehören, welche die Zug— vögel bewegen aus den warmen Klimaten, wo ſie überwinterten, zurückzukehren. In jenen Klimaten iſt nun der Sommer eingetreten, viele Thiere, welche ihnen in der kühlern Winterzeit zur Nahrung dienten, ziehen ſich vor der Hitze zurück, und das Federkleid dieſer Vögel, auf ein kälteres Klima berechnet, giebt ihnen zu warm, daher beginnen ſie den Rückzug. Jedes Storchenpaar bezieht ſein altes Neſt wieder, und die erſte Sorge nach der Ankunft iſt Ausbeſſerung deſſelben. Die— ſes Neſt ſteht auf Kirchendächern, Kaminen, Thurmdächern oder auch auf Bäumen. Im letzten Falle wählen ſie dazu Baum— ſtrünke von hohen Weiden und andern Bäumen, doch geſchieht dies bei uns ſelten. Das Neſt hat eine Unterlage von Rei— ſern und Aeſten, auf dieſe flechten ſie Stroh / Grashalmen, Moos und andere weiche Materialien, nicht künſtlich aber doch feſt. Inwendig füttern ſie daſſelbe mit alten Lumpen, Büſcheln Garn und andern weichen Stoffen aus, welche ſie in der Nähe der Häuſer finden. Da das Neſt alle Jahr ausgebeſſert wird, ſo erhalten dieſe Neſter mit der Zeit oft eine ungemeine Größe und Breite, ſo daß man ſie an ihren erhabenen Orten von Weitem ſieht. Zuweilen niſten an den Seiten ſolcher Ne— ſter Sperlinge in Menge. Da man die Neſter gerne auf den Häuſern hat, ſo wird gar oft von den Bewohnern der Dörfer ein Wagen- oder Pflug— rad auf das Dach angebracht, und dies bewegt die Störche, darauf zu niſten. In jedes Neſt legt das Weibchen vier bis fünf weiße Eier, faſt von der Größe der Gänſeeter, und brütet fie, abwechſelnd mit dem Männchen, in 28 Tagen aus. Die Jungen werden mit außerordentlicher Sorgfalt gepflegt, und mehr als zwei Monate mit großer Mühe gefüttert. Die Be— obachtung einer ſolchen Familie iſt ſehr merkwürdig. Im Anfange bleibt faſt immer ein Alter im Neſte, der andere fliegt aus und ſucht Fröſche, Blindſchleichen, Mäuſe, welche er verſchluckt. Kommt er nun zurück, ſo klappert der zurückgeblie— bene dem ankommenden freundlich zu, die Jungen bilden einen Kreis um denſelben, und nun ſpeit er ihnen die Nahrung vor. Sind die Jungen e größer, fo verlaſſen beide Alte das Neſt und bringen Nahrung. Die Jungen ſtehen Anfangs lange nicht auf den Füßen, ſondern hocken auf den Knieen, indem die Unterſchenkel vorwärts geſtreckt werden. So wie ſie gröſ— ſer werden, wird das Neſt erweitert und am Rande ſo erhöht, daß es oft ſechs bis ſieben Fuß im Durchmeſſer hat, ſo daß die Jungen nicht herabfallen können, was aber dennoch zuweilen geſchieht, dann ſchlafen die Alten entweder auf dem Rande des Neſtes oder auf dem nahem Dache, oder Kamin. Endlich fangen die Jungen an, aufrecht auf den Füßen zu ſtehen, und ihre Flügel zu prüfen, erſt machen ſie einige Sprünge, dann erheben ſie ſich flatternd über das Neſt, und laſſen ſich wieder hinab, dann fliegen ſie auf die nahe Dachfirſte, nachdem die Alten es ihnen vorgemacht haben, dann beſuchen ſie die benachbarten Dächer, wobei die Alten durch ihr Klappern ſie aufzumuntern ſcheinen, und zuletzt gehen ſie mit den Eltern auf die Wieſen. Anfangs haben ſie graue Beine und Schnäbel, und erſt im zweiten Jahre werden dieſe ſchön roth. Schon im erſten Jahre vereinigen ſie ſich mit den Alten, um fortzuziehen. Man ſollte denken, wenn jährlich jedes Paar drei bis fünf Störche ausbrütet, ſie müßten in einer Gegend ſich ſehr ver— mehren, allein dieß geſchieht nicht, indem die Jungen mit den Alten nicht wieder zurück kommen, ſondern faſt immer nur das Paar dem das Neſt gehört. Meiſt kommt das Männchen einige Tage früher an als das Weibchen, und dieſes kommt dann zuweilen gar in Geſellſchaft eines dritten, der aber nicht lange verweilt und dann weiter zieht. Die Storchenneſter in den Dörfern bleiben daher meiſt einzeln, und man will Beobachtungen haben, daß ein ſolches Neſt hundert Jahre be— wohnt wurde. In einigen Gegenden findet man freilich ebenfalls ſeit ſehr langer Zeit mehrere Neſter in einer Gegend, in einem Dorfe, ja auf einem Dache, welche aber in 20 und 30 Jahren ſich nicht vermehrten, zuweilen aber auf andere Häu— fer gebaut wurden, fo hat das Dorf Suhr bei Aarau 10 Neſter, Kölliken 8, letzteres Dorf hatte lange Jahre nur zwei, und man vermehrte ſie dadurch, daß man mehrere Räder als Anlagen zum Neſt auf Dächer brachte, dagegen hatten ſie ſich in Entfelden von 15 auf 12 vermindert. Werden die Jungen in einem Neſte getödtet, ſo kommen die Alten nicht wieder. Wo bleiben aber im gewöhnlichen Falle die Jungen, warum kommen ſie nicht mit den Alten zurück? Dieſe Frage bleibt bis jetzt unbeantwortet. Man hat im Brandenburgiſchen den Verſuch gemacht und alle jungen Störche zwei Jahre hinter einander eingefangen und mit einem Ringe an den Füßen bezeichnet, und hernach in den Zeitungen ausgeſchrieben, daß man Nachricht geben möchte, wohin dieſe bezeichneten Störche wieder gekommen ſeyen, allein es giengen keine Nachrichten darüber ein, wahrſcheinlich weil man ſie nirgends mehr ſah. Wenn alſo die Störche im Herbſt in Geſellſchaft reiſen, ſo kommen ſie im Frühjahr einzeln oder höchſtens Paarweiſe wieder, und vermehren ſich in einer Gegend nicht, es ſtehen wirk— lich viele Neſter in der Schweiz ſeit vielen Jahren leer oder ſind ganz verſchwunden. Zuweilen ſah man im Frühjahr auch andere Störche mit den eigenthümlichen Erbauern des Neſtes ankommen, wobei dann ein Zank um den Beſttz des Neſtes entſtand, welches dem ſtärkern überlaſſen wurde. Ob aber die mit zurückkehrenden die Jungen des Paares waren, kann nicht ausgemittelt werden. Nutzen und Schaden des Storches mag ſich in Hinſicht unſerer Oekonomie das Gleichgewicht halten. Daß er Fröſche, Eidechſen und Schlangen tödtet, kann ihm nur dann als Nutzen angerechnet werden, wenn er auch Vipern tödtet, die übrigen ſind unſerer Oekonomie nicht ſchädlich', ſondern eher nützlich, und in manchen Gegenden wo der Storch zu Hauſe iſt nicht im Ueberfluß und haben mehr Feinde als fie verdienen. Fiſche frißt der Storch ſehr gerne, und er hat, wenn man von gezähmten ſchließen darf, im Fiſchen faſt ſo viel Ge— ſchicklichkeit als der Reiher, und manche, welche glauben, die Fiſche ſeyen allein für unſern Gaumen geſchaffen, hätten ihn gewiß auch für einen ſchädlichen Vogel ausgegeben, wenn ſie ſeine Fiſchluſt gekannt hätten. Allein wir ſind weit entfernt, aus dem angeführten den Storch für ſchädlich zu erklären, eſſen wir doch bei einer Mahlzeit mehrere Dutzend Froſchſchenkel, und kleine Fiſche, oder ſogenannte Heuerlinge bei mehrern Hunderten, ſo wollen wir den guten Storch darum noch keinen Räuber nennen, daß er mit uns theilt und auch ſein beſcheidenes Theilchen mit nimmt. Dagegen ſpazieren in Maikäferjahren viele hundert Maikäfer und andere Male Heuſchrecken, Regenwürmer und Mäuſe in feinen Magen, ſo daß er dadurch der allzugroßen Vermehrung dieſer unſerer Oekonomie ſo ſchädlichen Thiere kräftig entgegen 313 arbeitet. Man hat ihn auch beſchuldigt Bienen zu freſſen, allein es laſſen ſich dagegen noch erhebliche Gründe aufftellen, daher mag dies dahingeſtellt ſeyn. Das ſchöne und ſonſt friedliche Thier, welches ſich dem Menſchen ſo traulich und ohne Scheu nähert, und ein halbes Hausthier genannt werden darf, mag ferner auf unſern Schutz Anſpruch haben. Der Menſch lebt ohnehin mit fo vielen ſeiner Mitgeſchöpfe oft im ungerechten Kriege. Der Anblick eines Storchenneſtes in einem Dorfe, das muntere Treiben der jungen Familie auf dem Dache, das Klappern der Alten, und ihr gravitätiſches Umherſpazieren auf unſern Wieſen, hat ſo etwas anziehendes, und wie man ſagt heimeliges, daß wir eher eine Vermehrung und weitere Berbreitung dieſer lang— beinigen Herren wünſchen dürfen, als eine Verminderung. Der ſchwarze Storch. Ciconia nigra, iſt die zweite europäiſche Art und faſt von gleicher Größe. Man hat ihn in der Türkei, in Ungarn, Polen, Lithauen, in der Schweiz, in Deutſchland, im gemäßigten Sibirien, in Egypten, auch auf St. Domingo, in Java und Zeilon angetroffen, er iſt aber überall ſelten. In ſeinem Betragen iſt er den weißen ſehr ähnlich, nur ſehr ſcheu, und Mob mitten in Wäldern und Sümpfen, nicht in der Nähe der Häuſer. Doch kann er ſo leicht als der weiße gezähmt werden, wenn er jung gefangen wird. Der Maguari Storch. Ciconia Maguari. Spix, T. 89., iſt in Amerika, in Braſilien und Paraguay zu Hauſe, ſoll aber, nach Temmink, auch mehrere Male in Frankreich angetroffen worden ſeyn. Zu dieſer Abtheilung gehö— ren ferner C. Abdi mii, Rüppel Atlas T. 8. Nubien, Abyſſinien. C. Umbel lata. Ardea leucocephala, pl, enl. 906. In Südafrika und Indien. 6. Stoͤrche mit nacktem Halſe, Kropfſcoͤrche. Der Schnabel iſt länger und dicker als bei den andern, aber von ſehr leichter Maſſe; am Halſe iſt bei einigen ein An— hängſel wie ein langer Kropf. Taf. 115. Der Marabu-Storch. Ciconia Marabu. Cicogne Marabou. Temm. pl. col. 300. Ardea dubia. Gmel. Ardea Argala. Lath. Kopf nackt, röthlich, mit ſchwarzen Flecken; der nackte Hals, fo wie der lange Hautſack unten am Halſe blaßroth, wenn der Vogel ruhig iſt, dunkler wenn er zornig iſt; der Schnabel grüngelb. Alle obern Theile beim alten Vogel ſind dunkel graublau; der Schwanz ſchwarzblau; die großen Deckfedern der Flügel und die Schwungfedern der zweiten Ordnung bleigrau; der Unterleib weiß, und die Federbüſchel, welche unter dem Namen der Marabus bekannt ſind, glänzend weiß. Zuweilen auch ee die Beine ſchwarz, aber am lebenden Vogel grau oder weißlich, weil die Exkremente und ein weißer Staub, der an dem Gefieder des Vogels ſitzt, ſie bepudert; die nackten Theile des Halſes ſind nur dünne mit Haa— ren bedeckt. Die Augen ſind rein weiß. Die Jungen find mattbraun, afchfarb und ſchwärzlich überlaufen; die weißen Theile ſind ſchmutzig und matt, die nack— ten Stellen mehr behaart und mit braunem Flaum bedeckt, beſonders am Hinterhaupt und am Nacken. Die Höhe des ſtehenden Vogel iſt von fünf bis ſieben Fuß. Vaterland. Man findet dieſen großen Storch in ganz Indien, in Java und Sumatra. Die Engländer nennen ihn den Adjutant, die Bewohner der malaiſchen Inſeln Bangu Sula, Burongkambing und Buronggaza. Eigenſchaften. Dieſe Vögel ſind in Indien faſt ſo ſehr verehrt, und werden von den Indiern faſt eben ſo heilig gehalten, als die Ibiſe bei den alten Egyptern. Es gilt für ein großes Verbrechen ſie nicht zu dulden, ſie ſtehen gleich— ſam unter dem öffentlichen Schutze, und werden oft läſtig, ja ſogar den Einwohnern gefährlich. Ihre Zahl iſt, in den auch von den Europäern bewohnten Städten ſehr bedeutend; ſie ſpaziren in den Straßen von Calcutta herum, leben in den Wohnungen der Stadt, und werden durch Verordnungen der Polizei geſchützt, indem es unter Strafe von 10 Guineen ver— boten iſt einen Marabu zu tödten. Düſſumier bemerkt indeß, daß ſie nur ungefähr 6 Monate dort bleiben, wenn der Süd— weſt Muſſon wehet, und daß ſie dort ſich nicht fortpflanzen. Sie ſind ungemein gefräßig, und begeben ſich zu beſtimmten Stunden des Tages nach dem Fort William, um die Ueberreſte der Mahlzeiten der Soldaten zu verzehren, welche dort ca— ſernirt ſind; ebenſo beſtimmt durchlaufen ſie die verſchiedenen Stadtquartiere um den Abgang aus den Küchen oder Aas auf— zuſuchen; allenthalben werden ſie von andern Vögeln gefürchtet, welche ſich nicht nähern, bis die Marabus ſatt ſind. Der indiſche Geier, Vultur indus, ſehr gemein in Calcutta, hält ſich ehrfurchtsvoll in der Ferne; ſelbſt die Hunde, welche in Unzahl herumlaufen, ſtreiten ſich nicht mit ihnen um das Aas. Nicht ſelten bedienen ſie die Vorübergehenden mit derben Schnabelhieben, und vertheidigt man ſich, oder beleidigt man ſie, ſo ſetzen ſie ſich tapfer zur Wehre, und ſelbſt ein ſtarker Mann muß ihnen oft weichen. Herr Dübois, ein Franzoſe, der an den Ufern des Ganges wohnte, erzählte Herrn Tem— mink, daß er einſt auf einem Spazierritte an einem einſamen Orte einen großen Marabu beleidigt habe, worauf dieſer ſo wüthend geworden, daß er ihn mit Schnabelhieben und ſo heftig verfolgte, daß er endlich denſelben nur dadurch abhalten konnte, daß er ihn zu Boden ſchlug. Herr Düßümier beobachtete, daß ſie während der großen Hitze ſich in die Höhe bege— ben und in ſolchen Höhen der Luft ſich aufhalten, daß ſie dem Auge entſchwinden und während dem Fliegen immer Kreiſe bilden, erſt wenn die Hitze des Tages ſich etwas legt, kommen ſie wieder auf die Erde. Die Bereitung der Federbüſche, welche man Marabu heißt, beſchäftigt die Bewohner mehrerer Dörfer, wo man ganze Heerden dieſer Vögel hegt, wie bei uns Gänſe. Die Federn, welche die Mode ſehr beliebt gemacht hat, ſind theuer, be— ſonders wenn ſie lang und rein weiß ſind, ſie ſtehen auf dem Bürzel und bilden die untern Deckfedern des Schwanzes; ſie ſind entweder graubläulich oder ganz weiß, meiſt aber ſtehen von beiden Farben an demſelben Vogel gemiſcht. Wahrſchein— 79 314 lich iſt die Farbe nach den Geſchlecht verſchieden, vom Alter hängt fie nicht ab, denn man findet fie an den Alten und Jungen von beiden Farben. Da der Unterſchied des Geſchlechtes noch nicht bekannt iſt, ſo konnte auch noch nicht ausge— mittelt werden, welches mehr graue oder weiße Federn trage. Die letztern ſind immer bedeutend theurer und ſtehen auch immer höher im Preiſe, als die Federn des Argalaſtorches vom Senegal, da ſie länger und die dünnen Bärte feiner ſind. Man kann auch die Federn des Haarkopfſtorches aus dem indiſchen Archipel ſubſtituiren, da dieſe ebenſo weiß und fein, als beim Marabu ſind. Die unter dem Namen der falſchen Marabufedern vorkommenden Federbüſche ſind meiſt von den untern Schwanzdeckfedern des Pfauen, des Storches oder einiger andern fremden Vögel. Nahrung. Der Marabu genießt alle Abgänge aus dem Thierreich und iſt ſehr gefräßig. Es kann ihn aber in In— dien nicht wohl an Nahrung gebrechen, wenn er Städte und Dörfer in der Nähe der Flüſſe beſucht, da in Indien weder die Cadaver der krepirten Thiere, noch ſelbſt der Menſchen begraben werden, indem die Leichen der gemeinen Indier in die Flüſſe geworfen werden. Hunde, Marabus und Geier ſtreiten ſich dann um dieſe Aeſer, und man ſieht nicht ſelten Geier auf ſchwimmenden Leichen mitten im Fluſſe, indem ſie dieſe mit Hülfe des Windes, den ſie mit halbausgebreiteten Flügeln auffangen, gegen das Land zu treiben ſuchen, und 115 noch ſonderbarer iſt, auf den Rücken der Geier ſitzen nicht ſelten Glanzraben, (Corvus splendens) beſchäftigt mit Ableſung von Schmarotzerinſekten von den Federn der Geier. Von der Fortpflanzung der Marabus iſt nichts bekannt. Mit dem Marabu find zwei andere Arten von Störchen verwechſelt worden und kamen unter dem Namen Ardea dubia vor, nemlich der Argala. Ciconia argala. Temm. pl. col. 301. Am Senegal und in Nubien, und der Haar— kopfſtorch. Cic. capillata, Temm, pl. col. 312, In Java und Sumatra. 35e Gatt. Jabir u. Myeteria Zinn. Jabiru. Schnabel lang, kegelfoͤrmig, platt, ſtark, zuſammengedruͤckt, ſpitzig; obere Schnabellade dreieckig, gerade, die untere dicker, aufwaͤrtslaufend; Hals und Kopf mehr oder weniger an einzelnen Theilen nackt; vordere Ze— hen an der Wurzel mit einer Haut verbunden. Linneus trennte die Jabirus von den Störchen und Reihern, vorzüglich wegen dem dickern Unterſchnabel, allein dies iſt auch der einzige Unterſchied, und da ſie in der ganzen Körpergeſtalt, in Sitten und Lebensart ſich nicht von den Stör— chen unterſcheiden, ſo hat Illiger und nach ihm Temmink und Wagler ſie bei den Störchen gelaſſen, unter denen ſie eine dritte Familie bilden. Taf. 115. Der amerikaniſche Jabiru. Mycteria americana. Jabiru de Cayenne. Ciconia mycteria. Wagler. Der Schnabel ſchwarz; der Kopf nur hinten mit weißlichen, haarartigen Federn, ſonſt, fo wie der Hals nackt und glänzend ſchwarz; zu unterſt am Halſe iſt ein breiter Ring mit Haaren dünne beſetzt, und am Hinterhaupt ein roth glänzen— der Fleck; die Haut am Halſe iſt ſchlaff; Flügel, Schwanz und ganzer Körper weiß, ohne Glanz. Beim Weibchen fehlt der rothe Nackenfleck. Bei jungen Vögeln it das Hinterhanpt und Hinterhals mit ſchwärzlichen und weißlichen haarigen Federn bedeckt, der rothe Fleck fehlt. Das Weiße des Körpers iſt ſchmutzig, und die Deckfedern der Flügel ſind breit braun grau geſaumt. Die Beine der Alten ſind ſchwarz, die Augen braunſchwarz. Ganze Länge 4 Fuß 5 ½ Zoll. Vaterland. Häufig in Brafilien, Gujang, Paraguay, lebt einſam oder paarweiſe auf überſchwemmten Wieſen in Sümpfen und an ſtehenden Waſſern. Eigenſchaften. Der Jabiru iſt ſehr ſcheu und furchtſam. Sein Flug iſt langſam, aber anhaltend. Die Nacht bringt er auf Bäumen zu, den Tag über aber trifft man ihn nur in Sümpfen oder auf überſchwemmten Wieſen an, nicht auf Bäumen. Er wadet tief ins Waſſer, und zieht große Seen vor. Er klappert mit dem Schnabel wie der Storch. Nahrung. Sie beſteht wahrſcheinlich in Reptilien, Fiſchen und Inſekten. Fortpflanzung. Noſeda fand ſein Neſt in einem kleinen Gehölz am Ufer eines Teiches, auf einem hohen dürren Baume. Es iſt groß und ſaß in der Gabel eines Aſtes, beſtund aus ziemlich dicken Aeſten und Baumreiſern, welche ſorg— fältig verflochten waren. Er ſoll nur zwei Eier legen. Die Alten vertheidigen muthig die Jungen und das Neſt dient mehrere Jahre. Man ſoll das Fleiſch eſſen, obgleich es trocken iſt. In der Regenzeit iſt der Vogel am fettſten. Zu dieſer Abtheilung gehört der Storch vom Senegal. Mycteria senegalensis. Ciconia ephippiorhyncha. Rüppel atlas. Mit befiedertem Kopf und Hals. In Nubien, Abyſſinien und am Senegal, ‚Ferner der ſüdliche Storch. Mycteria australis. Lath. Ciconia leucoptera. Wagl. Neuholland. te 3 es 4 2 4˙ Saft, Schnepfenreiher. Ara mus. Courliri, Courlan. Notherodius. Wagl. Baſtardreiher. Schnabel laͤnger als der Kopf, ſehr weit geſpalten, ſeitlich zuſammengedruͤckt; obere Schnabellade etwas gefurcht, gegen das Ende gebogen, viel hoͤher als breit, von der Spitze gegen die Baſis allmaͤhlig an Dicke 315 zunehmend, hart, ohne Ausſchweifung; die untere Kinnlade in der Mitte dicker, eckig, ſpitzig; Naſengrube lang. Naſenloͤcher feitlich von der Baſis entfernt, laͤnglich, durchdringend. Füße lang, Hinterzehe am hintern Theile des Laufes eingelenkt, vordere Zehen ganz getrennt, Flügel mittelmäßig, die beiden erſten Schwungfedern kuͤr— zer als die dritte, welche am laͤugſten iſt. Taf. 115. Der braune Schnepfenreiher. Aramus scolopaceus. Le courlan ou courliri. Notherodius guarauna. Wagler System. Ardea scolopacea. Gmel. Rallus gigas. Lichtenst. Hinterhaupt, Rücken, alle obern Deckfedern der Flügel, Schultern, ganzer Unterhals und Bruſt rußbraun, auf den Deckfedern der Flügel und am Rücken etwas ins grünliche oder blaß purpurfarbene ſchillernd, da die Federn etwas heller braun gerandet ſind; Schwungfedern und Schwanz ſchwarz mit kupferrothem Glanz; Bauch chocoladenbraun ſchwärzlich, dieſe Theile, fo wie die Bruſt und die untern Deckfedern der Flügel , mit weißen lanzettförmigen Flecken; Hinterhals ruß— ſchwarz mit weißen Längsflecken; Geſicht und Kinn weißlich, jede Feder braun geſaumt: Steiß und Bürzel ſchwarzbraun. Schnabel hornſchwarz, die untere Kinnlade an der hintern Hälfte gelb; Füße braunſchwarz; Augen dunkelbraun. Ganze Länge 26 Zoll. Vaterland. Cayenne, Braſilien, Paraguay, nördlich bis Mexiko und im wärmern Theile der vereinigten Staaten, aber da ſehr ſelten, in lehmigen Gegenden. Eigenſchaften. Es iſt ein furchtſamer Vogel, welcher einſam oder paarweiſe lebt. Er iſt träge, kann aber ſchnell laufen; verbirgt ſich nicht, ſondern fliegt beim Anblick eines Menſchen ſogleich weg, und ſteigt hoch in die Luft, ſitzt oft auf Bäume und läßt Tag und Nacht feine ſehr laute langtönende Stimme Carau hören. Wird er erſchreckt, fo wippt er mit dem Schwanze. Sein Flug iſt ſchön und anhaltend. Er ſoll nicht ins Waſſer gehen. ö Nahrung. Weichthiere, Waſſerinſekten, Würmer, aber weder Schlangen noch Fiſche. Fortpflanzung. Sein Neſt ſoll er in Sümpfen und ſeichten ſtehenden Waſſern anlegen, und ſorgfältig zu verber— wiſſen. Das Weibchen legt zwei Eier. — = ge 56 Gatt. Klaffſchnabel. Anastomus. Hians. BDec-ouvert. Schnabel dick, ſehr zuſammengedruͤckt, die Laden in der Mitte von einander abſtehend, aber an der Spike ſich wieder vereinigend; die Ränder gezaͤhnelt; die obere Lade mit einer deutlichen Firſte, mit der Wurzel dringt ſie tief in die Stirne ein, iſt faſt gerade, gegen die Spitze aufgeſchwollen, und ausgeſchweift, an der Wurzel aber gefurcht; die untere Kinnlade zuſammengedruͤckt, gegen die Mitte unten conver, die Spitze gezaͤhnelt. Die Naſenloͤcher ſeitlich, in die Laͤnge geſpalten. Beine lang, duͤnne, die drei vordern Zehen durch eine kurze Haut verbunden; die Hinterzehe wie bei den Stoͤrchen eingelenkt; die Naͤgel gekruͤmmt und ſpitzig. Schwanz kurz. Fluͤgel: die erſte und zweite Schwungfeder faſt gleich lang und die laͤngſten. Taf. 116. Blaͤttchentragender Klaffſchnabel. Anastomus lamelligerus. Bec-ouvert d lumes. Temm. pl. col. 236. Von der Größe des weißen Storchs, aber die Geſtalt ſchlanker. Der Schnabel groß und breit gegen das Ende klaf— fend. Die obere Lade am klaffenden Theil mit feinen, ſehr nahe ſtehenden Querblättchen, wahrſcheinlich dazu dienend eine ſchlüpferige Beute, wie Aale und andere Fiſche, beſſer halten zu können. Dieſer Schnabel iſt ſehr ſtark, an ſeiner Wurzel etwas gewölbt und eine ſtumpfe Firſte bildend, mit Hornſchichten bedeckt, welche ſtark in die Länge gefurcht ſind. Die Kehle und der Raum zwiſchen Augen und Schnabel ſind nackt. Was aber dieſe Art am meiſten auszeichnet ſind die knor— peligen, breiten, ſchwarzen, glänzenden Blättchen, welche die Schäfte aller Federn des Halſes, des Bauches und der Schen— kel verlängern; fie find von derſelben Materie wie beim Sonneratiſchen Hahn, und gleichen ſehr den rothen Anhängſeln an den Deckfedern der Flügel beim Seidenſchwanz. Alle Schäfte der Rückenfedern ſind ebenfalls ſehr glänzend mit metalli— ſchem Glanze, aber ohne die verlängernden Blättchen. Das ganze Gefieder des Vogels würde ſchwarz erſcheinen, wenn er nicht durch den grünen und purpurnen Schimmer und durch die metalliſchglänzenden Schäfte der Federn erhaben würde. Die Beine find ſchwarz, der Schnabel horngrau. N Ganze Länge etwa 3 Fuß; die Länge des Schnabels 7 Zoll. Vaterland. Die beiden einzig bekannten Individuen dieſer Art, welche in den Muſeen der Niederlande und zu Paris ſich finden, kamen vom Senegal. Von der Lebensart dieſer Gattung iſt gar nichts bekannt, aber es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß fie von der der Reiher und Störche wenig abweichen werde, und der Schnabelbau läßt vermuthen, daß Fiſche und Reptilieu Hauptnahrung ſeyen. Die andere bekannte Art iſt der oſtindiſche Klaffſchnabel. Anastomus Typus. Temm. Ardea corromandelica iſt der alte Vogel. A. pondiceriana der junge. In Oſtindien, an der Küſte von Coromandel und in Pondichery. 3 6e Saft. Sonnenreiher. Eurypyga. Caurale, Curale. Helias. Vieill. Ardea. Linn. Scolopax. Lath. Schnabel lang, gerade, ſtark, hart, zuſammengedruͤckt, ſpitzig, etwas aufgeſchwollen; Naſengrube ſehr tief, zwei Drittheile der obern Schnabellade einnehmend; Seiten der Unterſchnabellade gefurcht, Schnabelſpitze aus— geſchweift; Nafenlocher an Schnabelwurzel, linienfoͤrmig, lang. Beine: lang, dünne; Lauf langer als die Mittelzehe, die aͤußere mit der mittlern durch eine Haut verbunden; die innere getrennt, alle mit einem Hautrande; Hinterzehe auf der gleichen Hoͤhe mit den andern Zehen. Fluͤgel breit; die erſten beiden Schwungfedern länger als die dritte, welche die laͤngſte iſt. Schwanz ſehr lang, Federn deſſelben von glei— cher Laͤnge. 8 Taf. 113. Der Sonnenreiher. Eurypyga helias. Ze Caurale. Buff. pl. col. n. 782, Ardea helias. Gmel, Scolopax helias, Lath. Helias phalaenoides Vieill, Petit paon des roses, paon des palétuviers. Kopf und Nacken ſchwarz, eine weiße Linie läuft über die Augen vom Schnabel an bis zum Hinterhaupt, eine zweite unter den Augen nach bis in den Nacken; Kinn und Kehle weiß; Rücken, Schultern und die dem Rücken zunächſt liegenden Schwungfedern ſchwarz, jede Feder mit drei bis vier weit von einander abſtehenden roſtröthlichen Streifen, jeder beſteht aus zwei ſehr nahe ſtehenden Linien; Bürzel und obere Deckfedern des Schwanzes ſchwarz, weiß gebändert; Schwungfedern hellgrau, weiß und ſchwarz marmorirt; der Hals halb mit ſchmalen ſchwarzen Wellenbändern, welche auf dem Rücken brei— ter werden und bis zum Schwanz fortlaufen. Man kann die Flügel und ihre Deckfedern mit Schmetterlingsflügeln verglei— chen, auf welchen braune, roſtfarbe, helle und weißgraue Zickzacklinien laufen- und einen ſehr angenehmen Anblick gewäh— ren. Die Bruſt hell roſtgelbweißlich, mit Zickzacklinien von brauner Farbe; Bauch, Unterleib und Aftergegend find hell zimmetfarb weißlich; die kleinern Deckfedern der Flügel roſtfarb mit großen, weißen Flecken. Ueberhaupt iſt es ſchwer die— ſen äußerſt bunten und ſchönen Vogel zu beſchreiben, da ſein Gefieder mit ſo vielen Farben geziert iſt. Die obere Schnabel— lade iſt ſchwarzbraun, die untere gelblich, die Beine gelblich. Ganze Länge 16 Zoll. Vaterland. Braſilien, Gujana, an den Ufern der Flüſſe und Sümpfe, wo er einſam lebt. Von ſeinen Sitten iſt wenig bekannt. Er breitet oft den Schwanz aus; ſeine Stimme iſt hoch und hell. Wahrſchein— 0 Br er ſich von Inſekten und Würmern. In feinem Aeußern nähert er ſich etwas den Rallen, dann aber auch den hnepfen. te Gatt. Schatten vogel. Seopus. riss. Cepphus. Mugl. Ombrette. Schnabel zuſammengedruͤckt, laͤnger als der Kopf, dünne, viel höher als breit, gerade, von der Spitze gegen die Baſis allmaͤhlig dicker werdend, an der Spitze etwas loͤffelfoͤrmig und weich, wie bei den Schne— pfen; die obere Schnabellade in ihrer ganzen Laͤnge mit einer erhabenen Graͤthe, an deren Seite eine Rinne. Raſenloͤcher an der obern Schnabelflaͤche, linienfoͤrmig, lang, zur Hälfte mit einer Haut geſchloſſen. Füße mittelmaͤßig lang, vierzehig, die mittlere Zehe kuͤrzer als der Lauf, die Hinterzehe berührt den Boden ganz; die Verbindungshaut iſt ausgefchnitten, reicht an der innern Zehe bis zum Ende des erſten Gelenkes, an der aͤußeren bis zur Mitte des zweiten. Fluͤgel, die erſte und zweite Schwungfeder kuͤrzer als die dritte und vierte, welche die laͤngſten ſind. Der Schwanz mittelmaͤßig, Federn gleich lang, 12 an der Zahl. Taf. 116. Der umbrabraune Schattenvogel. Scopus Umbretta. Z’Ombrette. Cepphus scopus. Wagl. pl. enl. 796. Einfärbig umbrabraun, Geſicht und untere Theile des Körpers etwas heller, der Schwanz am Ende mit einem breiten purpurbraunen Bande, und von der Wurzel bis zu dieſer Binde mit zahlreichen kleinern, ähnlichen, unregelmäßigen Binden; die Schwungfedern dunkler als der Rücken mit Purpurglanz; die Federn des Bürzels mit dunklern Streifen. Am Männ⸗ chen ein breiter, nach hinten ſtehender, den Nacken bedeckender Federbuſch, von der Farbe des Körpers, die Federn deſſel— ben find abgeſtumpft; die erſten Halsfedern ſpielen ins Weißliche; dem jungen Vogel fehlt der Buch, Vaterland. Die Länder der Kaffern und am Senegal ziemlich ſelten. Die Sitten und die Lebensart des Vogels find ganz unbekannt. 317 Ste Saft. Laufreiher. Dromas. Paykul. Drome. Erodia. Salt. Schnabel länger als der Kopf, zuſammengedruͤckt, gerade, ſehr ſtark, etwas platt; die Wurzel der Un— terſchnabellade mit ſtark von einanderſtehenden Schenkeln; die Graͤthe der obern Lade undeutlich, gegen die Spitze ſchwach gebogen; dieſe ſpitzig und ohne Ausſchweifung; die untere Lade kegelfoͤrmig; eine Graͤthe bil— dend, den Naſenloͤchern voruͤber mit einem merklichen Anſatz. Die Naſenloͤcher in einer tiefen Grube, von der Seite und oben mit einer Haut bedeckt, Naſenoͤffnung durchgehend. Beine lang, duͤnne, Laͤufe zuſam— mengedruͤckt; drei Zehen nach vorn, die hintere lenkt mit den vordern auf gleicher Hoͤhe ein, iſt lang und freiſtehend; die drei vordern bis zum letzten Gelenk mit einer ſtark ausgeſchnittenen Haut verbunden; Naͤgel ablang, platt. Fluͤgel mittelmaͤßig groß, zugeſpitzt; die erſte und zweite Schwungfeder ſind die laͤngſten. Der Schnabelbau dieſes Vogels nähert ihn etwas der Gattung Dickfuß, Oedienemus, noch mehr aber hat er Aehnlich— keit mit dem Schnabel der großen Meerſchwalben, Sterna; die Beine gleichen denen des Schattenvogels, Scopus, und die Füße in Hinſicht der ſtarken Verbindungshaut den Füßen des Säbelſchnabels, Recurvirostra. Temmink ſtellt den Vogel zwiſchen Schattenvogel und Flammingo. Taf. 116. Das Reiher chen. Dromas arde ola. Drome ardeole. Temm. pl. col. 362. Beim alten Vogel iſt das ganze Gefieder rein weiß, im Leben vielleicht mit einem roſenrothen Ueberfluge, bei den Jun— gen mehr oder minder grau; vom Nacken an geht ein ſchwarzer Streif, der auf dem Rücken einen ſchwarz glänzenden Fleck bildet, beim Weibchen iſt er mattſchwarz. Einige Schwungfedern der zweiten Ordnung ſind an der äußern Fahne ſchwarz oder ſchwärtzlich, an der Wurzel und an der innern Fahne weiß, die größern Schwungfedern ebenſo mit ſchwarzer Spitze und weißen Schäften; der Afterflügel iſt weiß mit ſchwarzer Spitze; der Schwanz viereckig abgeſchnitten; der ſtarke Schna— bel ſchwarz mit weißer Spitze, die Beine bleifarben. N Ganze Länge 14 bis 15 Zoll. Vaterland. Nubien, Abyſſinien an den Küſten des rothen und indiſchen Meeres, von woher Salt, Rüppel, Ehren— berg und Hemprich Exemplare mitbrachten. Auch findet ſich dieſe Art in Bengalen, von woher Düpont ſie brachte. Sitten und Lebensart dieſes Vogels ſind völlig unbekannt. gie Saft. Kranich. Grus. Grue. Schnabel ſo lang oder laͤnger als der Kopf, ſtark, gerade, zuſammengedruͤckt, mit der Spitze einen ab— langen Kegel bildend, etwas gebogen und ſtumpf; die Wurzel der Oberkinnlade gefurcht; Schnabelfirſte er— haben, untere Lade gerade und ſpitzig. Die Naſenloͤcher gegen die Mitte des Schnabels, durchgehend; Na— ſengrube ſehr groß, eine tiefe Furche bildend dieſe Grube iſt mit einer nackten Haut bedeckt; Augengegend und Schnabelwurzel oft nackt, oder doch ſehr duͤnne beſtedert. Beine lang, ſtark, die Stelle weit über dem Knie nackt; von den vordern drei Zehen iſt die mittlere mit der aͤußern durch eine kurze Haut verbunden, die innere frei, die hintere lenkt mit dem Laufe ein, und beruͤhrt den Boden nur mit dem Nagel. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder kuͤrzer, als die zweite, und dieſe faſt ſo lang als die dritte, welche die laͤngſte iſt; die Schwungfedern der zweiten Ordnung, welche in der Nähe des Körpers ſtehen, immer länger als die andern, meiſt zerſchliſſen, und bogenfoͤrmig aufſtehend. Neben dieſen von der äußern Form hergenommenen Kennzeichen kann man noch hinzu ſetzen, daß das Gefieder ſich von dem der Reiher und Störche ſehr unterſcheidet, da beſonders am Halſe die Federn abgerundet und anliegend, kurz und nicht hängend find. Ihr Gang, und die zu den Beinen verhältnißmäßig kurzen Zehen nähern fie den Störchen, aber die Verbindungs— haut der Zehen, welche bei den Kranichen nur zwei Zehen mit einander verbindet, trennt ſie wieder von den Reihern und Störchen, und bei den Reihern ſteht die ganze Hinterzehe auf der Erde auf, und iſt mit den andern zum Theil einwärts verbunden, bei den Kranichen berührt ſie nur mit der Spitze den Boden und iſt ganz frei. Bei einigen Arten iſt auch der Kamm des Bruſtbeins ſehr entwikelt, da ſeine Beſtimmung iſt, die Luftröhre aufzunehmen, welche in demſelben mehrere Windungen macht. Der Blinddarm iſt doppelt. Die Kraniche, welche kältere Länder bewohnen, ſind Zugvögel, welche im Winter in die wärmern oder gemäßigten Län— der auswandern. Sie überfliegen in anhaltendem, kräftigem Fluge große Länderſtrecken. Auf dieſen periodiſchen Reiſen ziehen wenigſtens die beiden europäiſchen Arten von Oſten nach Weſten und umgekehrt, dagegen die Störche von Norden nach Süden und umgekehrt ziehen. So ſieht man in der Schweiz die aus Norden kommenden Kraniche im Herbſtzuge niemals, ſie ziehen öſtlich über Schleſien nach Griechenland und Aſien, die alten nannten daher die Kraniche bald lybiſche bald ſey— thiſche Vögel. Da fie gewöhnlich in Theſſalien ſich niederließen, fo nannte Plato dieſes Land die Kranichweide. Auf die— ſen Zügen vereinigen ſie ſich in großen Schaaren, und bilden wie die Flammingos und die wilden Gänſe im Fluge immer ein Dreieck an deſſen Spitze voran einer der ſtärkſten Kraniche zieht; dieſe Züge geſchehen meiſt in der Dämmerung oder 80 318 bei Nacht; und man vernimmt dabei das ſtarke Geräuſch der kräftigen Flügelſchläge, und das Gefchrei der Wanderer, welche ihren Führer antworten. Wenn ſie ruhen und Nahrung ſuchen, ſo ſind ſie ſehr auf ihrer Hut und einige ſtehen immer als Vorpoſten vom Truppe entfernt, und geben bei der von Weitem drohenden Gefahr das Zeichen zur Flucht, wor— auf dieſe von allen aufs Schnellſte befolgt wird. Man hat geglaubt zu bemerken, daß die Höhe oder Tiefe ihres Fluges ſich nach der Temperatur der Luft richte und als Witterungsanzeige dienen könne. Wenn am Morgen der Flug hoch und in der Stille vor ſich geht, ſo ſoll dies einen ſchönen Tag verkünden; iſt er aber niedrig und nahe an der Erde, ſo zeige es Sturm an; ſchreien ſie am Tage ſtark, ſo werde Regen erfolgen, und um ſo mehr je ſtärker das Geſchrei und der Tumult. Obſchon in der Freiheit äußerſt furchtſam und mißtrauiſch, ſo ſind doch gezähmte Kraniche die angenehmſten und ſehr viel Vergnügen gewährenden Vögel, welche ausnehmend viele intellectuele Fähigkeiten zeigen. Ihr gravitätiſcher und abgemeſ— ſener Gang wird oft auf einmal ſchnell und grazios. Alle Arten gleichen ſich in dieſem Punkt, und der Lappenkranich ſo groß er iſt, iſt doch nicht weniger grazios in ſeinen Bewegungen als der Jungfern-Kranich, der kleinſte der Gattung, den Vieillot davon hat trennen wollen, und zur Gattung Anthropoides gemacht hat. Die Kraniche lieben offene Felder, wo ſie die Gefahren, welche ihnen drohen könnten, am beſten wahrnehmen, und vertheidigen ſich gemeinſchaftlich gegen die Adler oder kleinern Raubthiere, vor den Menſchen aber fliehen fie Obſchon fie oft in weiten Binſenſümpfen, welche die nordiſchen Seen und Flüſſe bilden, ſich aufhalten, fo find fie doch mehr Feldvögel als die Reiher und Störche, und ihre Nahrung iſt mehr vegetabiliſch. Des Nachts ſchlafen ſie meiſt auf Bäumen. Ihre Hauptnahrung beſteht aus Inſekten, allein ſie lieben ebenſoſehr die Getreidearten, und dieſe führt ſie auf die Felder. In— ſekten, Würmer, kleine Reptilien, Fröſche, Fiſche ſuchen ſie in Sümpfen. Zum Neſt wählen ſie die kleinen Binſenhügel, oder erhöhte Stellen mitten in Sümpfen oder Rohr, welche ſie noch durch Haufen von Binſen und Rohrſtengel erhöhen. In dieſe Haufen legen fie ihre Eier und ſollen nach Art des Flammingos reitend, das heißt mit hängenden Beinen brüten, ſo das nur der Leib die Eier berührt. Sie leben in der Einweiberei, ſind ſich ſehr treu, und das Männchen löst das Weib— chen im Brüten ab. Das nicht brütende wacht dagegen für die Sicherheit des andern. Die Kraniche mauſern nur einmal. Man findet Kraniche in allen Theilen des Erdballs, aber nicht in den nördlichſten Gegenden, und eine gemäßigte Tempera— tur ſcheint ihnen am meiſten zu gefallen. Taf. 113. Der graue Kranich. Grus einerea. La Grue commune. j Stirne, Nacken, Kehle und der obere Vordertheil des Halfes matt ſchwarz; hinter den Augen fängt ein breiter weißer Streif an, der das Schwarze des Scheitels und Nackens einfaßt, und am Hinterhals ſich ſo weit herunterzieht als am Vor— derhals das Schwarze. Alle andern Theile find ſchön graublau. Schwung und Schwanzfedern ſchwarz, Deckfedern der Flügel grau, zum Theil an der innern Fahne ſchwarz; die hintern, den Körper in der Ruhe bedeckenden, Deckfedern der Flü— gel lang, zerſchliſſen und bräunlich, fo daß fie eine Art von Buſch über dem Schwanze bilden. Auf dem Scheitel ſteht ein kahler, warziger, rother Fleck der nur mit einigen ſchwarzen Haaren bedeckt iſt. Der Schnabel ſchwarzgrün, an der Wurzel röthlich, an der Spitze hell hornfarben. Der Augenſtern rothbraun. Die Füße ſchwärzlich. Bei jüngern Vögeln fehlt die kahle Kopfſtelle, ſie iſt dicht mit ſchwarzen Haarfedern bedeckt, ebenſo fehlen die gekräuſelten, zerſchliſſenen, hintern Flü— gelfedern, und die Farbe am Körper iſt ſchmutziger, mehr und minder ins Braune ſpielend. Die Länge des Kranichs übertrifft 4 Fuß, daher iſt er einer unſerer größten Vogel. Vaterland. Der Nordoſten von Europa und Aſien, Schweden, Rußland, Sibirien bis Kamtſchatka, Norddeutſch— land, in Pommern, im Brandenburgiſchen, in der Lauſitz, in Polen. Es iſt ein Zugvogel der jährlich zu beſtimmter Zeit feine Wanderungen in großen Schaaren antritt. Die Herbſtwanderung geſchieht im October und November öſtlich über Griechenland. Sie reiſen des Nachts, in der größten Dunkelheit ſowohl als im Mondenſchein. Die Wiederkunft fällt in den März und April, wo ſie meiſt einen andern Weg zu nehmen ſcheinen oder wenigſtens ſich nur dann an gewiſſen Orten niederlaſſen. Zum Beiſpiel in der Schweiz kommen ſie nur im Frühjahr vor, im Herbſt nicht. Sie fallen dann auf die Saatfelder und richten vielen Schaden an der grünen Saat an. Einige bleiben auch in Deutſchland zurück. Wenn ſich eine große Schaar niedergelaſſen hat, ſo glaubt man ein Heer von Menſchen zu ſehen. Eigenſchaften. Der Kranich iſt ein ſehr ausgezeichneter Vogel, nicht blos ſeiner Größe und Schönheit wegen, ſon— dern auch in ſeinem Betragen und durch ſeine intellektuelen Fähigkeiten. Sehr merkwürdig iſt der Bau der Luftröhre. Dieſe tritt nemlich in den Kamm des Bruſtbeins der ſehr ſtark vorragt, auf beiden Seiten aber platt iſt, dann macht fie in demſelben zwei ſchlangenförmige Biegungen, tritt nun erſt wieder aufwärts und in die Bruſt. Die Wände des Bruſt— kammes find ſehr dünne und inwendig neben den Biegungen liegt ein lockeres Gewebe von Knochenzellen. So liegt die Luftröhre allenthalben feſt eingeſchloſſen und iſt keiner Ausdehnung fähig. Höchſt wahrſcheinlich hat dieſer beiſpielloſe Bau Einfluß auf die ſtarke ſchnarrende Stimme welche die Kraniche auf ihren Zügen hoch in der Luft hören laſſen, und wie Irr gorr klingt. Ihre breiten Flügel und leichten Flügelbeine machen, daß ſie leicht, ſehr hoch und anhaltend fliegen / oft ſo hoch, daß man ſie blos hören, aber nicht ſehen kaun. Ihr Flug geſchieht immer in zwei Reihen, die vorn in einen ſpitzigen Winkel zuſammenſtoßen. An der Spitze fliegt immer einer der größern und ſtärkern Vögel, wird aber oft von an— dern abgelöst. Zuweilen fliegt auch vor dem größern Haufen ein kleinerer voran, gleichſam wie zum Recognosciren, und verſchiedene an den Seiten hinten nach. Der große Zug beſteht oft aus etlichen Hunderten. Wie bei den Störchen, ſo tritt auch bei den Kranichen vor ihrem Abzuge eine Unruhe ein. Sie ſammeln ſich, fliegen auf, drehen und ſchwenken ſich in der Luft und laſſen ſich wieder auf kurze Zeit nieder, ſpringen wie tanzend herum, und werfen Steine und Spähne mit dem Schnabel in die Luft, was auch die Störche thun. Dieſe Spiele treiben ſie unter furchtbarem Geſchrei Kirr, kurr, kru und einer Menge anderer furchtbarer Töne. Bald nach dieſen unruhigen Treiben wandern ſie nun fort. Bemerken ſie etwas außerordentliches, fo machen fie Halt, und drehen ſich unter ſtarkem Geſchrei lange Zeit in Kreiſen in bedeutender Höhe über die ihnen auffallenden Gegenſtände herum. So ſah man und hörte ſie bei einer Feuersbrunſt. Sie wandern Tag und Nacht fort, und halten ſich faſt immer in bedeutender Höhe, bei nebligen Tagen ſtreichen ſie niedriger. Die Kraniche ſind ſo wachſam, daß man ſie bekanntlich als Sinnbild der Wachſamkeit aufgeſtellt hat, und ſie ſcheinen wirklich, in einzelnen 319 weit vom Haupthaufen abſtehenden, Wachen auszuſtellen, welche durch ihr Geſchrei die Gefahr verrathen und die übrigen zur Flucht treiben. Auch einzelne ſind ſehr ſcheu. Sobald ſie am Brutorte angekommen ſind trennen ſie ſich in einzelne Paare, und die Männchen beginnen hitzige Kämpfe um die Weibchen. Sie leben alſo nicht in geſchloſſenen Ehen, wie die Störche. Jedes Paar hat im Sommer ſeinen eigenen Standort den es gegen andere behauptet. Erſt im Herbſt werden ſie geſellig und friedlich. N Der Kranich wird in der Gefangenſchaft ſehr zahm und kann wie der Storch zum Hausthier gemacht werden, nur muß man zur Zeit des Zuges ſeine Flugkraft hemmen. Mit Bewunderung wird man bei einem ſolchen Kraniche die Entwicke— lung feiner intellectuelen Fähigkeiten ſehen. Von dieſen giebt Herr Brehm in der Ornis ein höchſt merkwürdiges Beiſpiel, welches in jeder Hinſicht der weitern Erwähnung verdient. Ein Paar junge Kraniche wurden im Anfang mit Fröſchen, dann aber mit Brod ernährt. Sie wurden bald außerordentlich zutraulich, zahm und gutartig; hörten auf die ihnen gege— benen Namen, kamen augenblicklich herbei und lernten alle Hausgenoſſen bald kennen. Man gab ihnen Brod und Fleiſch, letzteres zogen ſie vor, aber es mußte in Stücken geſchnitten ſeyn, da ſie große Stücke nicht zerkleinern können. Kleinere Vögel, wie Sperlinge, verſchluckten ſie indes ganz mit den Federn, doch erſt nachdem ſie den Kopf zerhackt hatten; ebenſo machen ſie es mit Fröſchen. Fliegen, Käfer und andere Inſekten fiengen ſie ſehr geſchickt. Waſſer müſſen ſie ſtets haben, da ſie ſehr viel trinken, und darin wie Gänſe und Enten ſchnattern. Beide Kraniche, welche ein Paar ausmachten waren ſich ſehr anhänglich, verloren ſie einander, ſo ſchrieen ſie ſo lange bis ſie ſich wieder fanden und hatten dann große Freude. Um eine gefundene Beute zankten ſie ſich indes wie die Hühner. Als ſie in den Hühnerhof gebracht wurden, lief alles vor ihnen, ſelbſt ſehr bösartige Truthähne, bald aber verlor ſich die Furcht vor ihnen. Sie ſuchten aber ſehr gerne die Geſell— ſchaft der Menſchen, liefen im ganzen Dorfe umher und kannten die Häuſer derer, die ihnen etwas gaben, und kamen ohne Scheu in die Stube ihres Herrn, fraßen auch mit einem großen Hühnerhunde aus einer Schüſſel. Sie kannten ganz genau die gewohnte Fütterungszeit, ſtellten ſich dabei ein und meldeten ſich durch Geſchrei, dauerte es zu lange ſo gingen ſie in die Küche. Auf Spaziergängen begleiteten ſie ihren Herrn wie ein Hund, flogen zuweilen auf, und kamen wieder zurück Oft waren fie halbe Tage abweſend, kamen aber jedesmal des Abends, oft erſt des Nachts, zurück. Bei der Zugzeit zeigten ſie wenig Neigung wegzugehen, bei kalten Tagen aber beſuchten ſie die warmen Zimmer. Das Männchen brach einſt den Flügel, da machte das Weibchen ein großes Geſchrei und ſuchte Hülfe. Es kam allen Herbeieilenden ſchnell entgegen und hielt bis zur Heilung treu bei ihm aus, und nahm ſich kaum fo viel Zeit um zu freſſen, bewachte den Zugang zum Männ- chen, und lies keinen Fremden zu. Als auch das Weibchen krank wurde bewies das Männchen dieſelbe Treue und kam bei ſeinem Tode ganz außer ſich; es gab ſich alle Mühe das Todte aufzurichten, und, als man daſſelbe entfernte, durchſuchte es jeden Hauswinkel, und verbarg ſich ſelbſt mehrere Tage, und blieb den ganzen Winter durch traurig. Erſt gegen das Frühjahr ſchien er ſeine Gefährtin vergeſſen zu haben, es ſchien ihm aber Bedürfniß ſich an ein lebendes Weſen anzuſchlie— fen, wählte aber wohl den ſeltſamſten Freund den man ſich nur denken kann, nemlich den Bullochſen des Gutes. Täglich zog er mit dem gehörnten Freunde auf die Weide und beſuchte ihn oft im Stalle. Da ſtand er dann ehrerbietig und ganz aufgerichtet neben ihm, als wenn er ſeine Befehle erwarten müßte, wehrte ihm die Fliegen ab, antwortrte, wenn er brüllte und gab ſich alle Mühe ihn zu beſänftigen wenn er in Zorn gerieth. War der Ochſe unter den andern Vieh, ſo ging er gewöhnlich einige Schritte hinter ihm her, tanzte um ihn herum, und machte ihm Verbeugungen, ſo daß jedermann lachen mußte. So begleitete er ihn durch das ganze Dorf und kam jedesmal wieder mit der Heerde zurück und bekomplimentirte den Ochſen beim Eintritt und Austritt aus dem Stalle. Ueber alle andern Thiere des Gutes maßte er ſich die Oberherr— ſchaft an, verſah bei der Heerde die Stelle des Hirtenhundes, und hielt ſie in Ordnung. Die von der Heerde ſich verir— renden trieb er mit Schnabelhieben zurück, und wenn ſie nicht folgen wollten, ſo fing er ſo laut an zu ſchreien, daß ſie erſchraken, ja einſt holte er das junge Vieh ganz allein von der Weide und trieb es mit Schnabelhieben in den Stall. Bei den angeſpannten Pferden ſtand er ebenfalls Wache, ſchrie wenn ſie unruhig wurden, und gab den ungehorſamen Schnabel— hiebe. Unordnung, Zank und Streit unter dem Hofgeflügel duldete er durchaus nicht, behandelte aber die Hühner und En— ten weit ſchonender, als die Truthühner, welche ihm einzig zuweilen wiederſtanden, alle andern gehorchten ihm. Hungerte er, fo ging er nach der Küche und ſuchte durch ein vertrauliches Kur, kur, kur, die Köchin zu bewegen ihm etwas zu geben. Das härteſte Brod war ihm lieb, wenn es geregnet hatte, ſo legte er es in das Waſſer. In ſeinen Stall ging er ungern ſelbſt, ließ ſich aber von der Köchin, der er auf den Ruf folgte, dahin bringen. Sein Gedächtniß war ihm treu, Leute die ihn vor langer Zeit geneckt hatten, kannte er genau, und verfolgte ſie. Er fürchtete keinen Menſchen als den Schornſteinfeger vor welchem er immer floh. Die verſchiedenern Gemüthsbewegungen drückte er durch verſchiedene Töne aus, die aber ſchwer zu beſchreiben ſind. Als die Zugzeit der wilden Kraniche kam, wurde er ſehr unruhig, er begrüßte alle vorüberziehenden mit ſeiner ſtarken Stimme, welche dieſe beantworteten, und nicht ſelten mit ihm in der Nähe zuſammenkamen, wobei nur einmal Streit entſtund. Als der zahme gegen drei wilde ſich wehren ſollte, floh er zu den Menſchen. Des Nachts gieng er in die nahen Sümpfe und brachte dort dieſebe bei den wilden zu, kam aber jeden Morgen wieder und machte ſeine Ankunft bekannt, und brachte einmal einen andern Kranich mit, der ſo zahm wurde, daß er bis auf vierzig Schritte nahe kam, nach etwa acht Tagen aber wegzog. Man gab ihm ein junges Weibchen zur Geſellſchaft, mit welchem er ſogleich ſich vereinigte und daſſelbe im eigentlichen Sinne in die Lehre nahm, indem es ſeinen Gang und ſeine Sprünge nachahmen mußte, wozu er es, wenn es nicht folgen wollte, mit Schnabelhiehen zwang. Im folgenden Herbſt war er beim Zuge der Kraniche nicht mehr ſo unruhig wie früher, obſchon er nicht ſelten mit ihnen zuſammen kam. Bauern, Bettlern und ſchlecht gekleideten Leuten verweigerte er oft den Eingang zum Wohnhauſe, und ſuchte ſie mit ſeiner ſtarken Stimme in Furcht zu ſetzen. Die Abweſenheit ſeiner Fütterer bemerkte er ſehr bald und ſuchte ſie allenthalben auf, kannte ihren Gang und ihre Stimme, und bezeugte bei ihrem Wiedererſcheinen ſeine große Freude. Ließ man ihn, wenn er hungrig war, lange warten, ſo wurde er ſehr unwillig und gab dies auch durch Federſträuben und ſeine ſtarke Stimme zu verſtehen. War ihm vorgeſetztes Waſ— ſer nicht friſch genug ſo warf er das Gefäß um, und verlangte durch Geſchrei anderes. Dieſe Beobachtungen zeigen unſtreitig, daß der Kranich zu den gelehrigſten und merkwürdigſten Vögeln gehört. Sie ſind von einem trefflichen Beobachter gemacht und beglaubigt. Wer je die Handlungen zahmer Störche beobachtet hat, wird viel Aehnlichkeit im Betragen beider Vogelgattungen finden, und dem über den Kranich erzählten gerne Glauben ſchen— ken. Der zahme Kranich hatte ſich viele Fertigkeit erworben, welche die wilden nicht hatten, aber gerade dies zeigt, wie groß feine intellectuelen Fähigkeiten ſeyen. Denn gerade dadurch, wie ein Thier ſich in verſchiedenen Lagen, in welche es in der freien Natur nie kommen kann, ſich benimmt, zeigt wie weit es der Entwickelung fähig iſt, und auf welcher Stuf 320 der Intelligenz es von der Natur geſtellt iſt. Je verwickelter die Fälle find, in die es kommen kann, deſto mehr müſſen ſich auch ſeine Fähigkeiten entwickeln, wenn es ſich aus denſelben heraus helfen will. Nahrung. Der Kranich geniest mannigfaltiges aus dem Thier- und Pflanzenreich. Fiſche, Fröſche, Inſekten, Würmer, Waſſerpflanzen, Getreide, ſowohl grünes als reifes, beſonders Weizen und Erbſen, auch wohl einige Obſtarten und ihm willkommen. Auch Mäuſe und kleine Vögel verſchmähet er nicht und verſchluckt ſie ganz. Schnecken und Mu— ſcheln ſucht er ebenfalls auf. In der Gefangenſchaft freſſen ſie ſehr gerne Brod und Fleiſch. Fortpflanzung. Der Kranich niſtet im Mai in großen, oft unzugänglichen Sümpfen und Brüchen. Das Neſt ſteht auf einer Erhöhung in Binſen, Schilf, Gras, Erlen- und Weidengebüſchen und beſteht aus einer unordentlichen Unterlage von dürrem Gras, Schilf, Geniſte und dergleichen. Es enthält gewöhnlich zwei Eier, welche den Trappenciern gleichen. Sie ſind meiſt ſchön eiförmig, an beiden Enden faſt gleich dick. Die Schale rauh mit deutlichen Poren. Die Länge 31f2 Zoll; die Farbe ſchmutzig grünlich grau, mit verwaſchenen braunen und ölgrünen Flecken. Die Neſter find nicht blos ſchwer zu finden, ſondern auch ſchwer zugängig, da ſie mitten im Schlamme ſtecken, und gut verborgen ſind. Das Weibchen ver— läßt die Eier nur bei naher Gefahr, kriecht durch das Gebüſch, und ſucht durch entferntes Auffliegen vom Neſte den Sucher zu täuſchen. Iſt aber das Neſt entdeckt ſo vertheidigt es daßelbe gegen Thiere und ſelbſt gegen den Menſchen. Feinde hat dieſer große Vogel als jung nur an den Adlern, und auf ihnen wohnen Schmarozerinſekten. Jagd und Fang iſt ſehr ſchwer, und ſie können meiſt nur mit der Kugelbüchſe geſchoſſen werden. In Schlingen fan— gen ſie ſich gewiß ſehr ſelten. Rutzen leiſten fie unſerer Oekonomie unmittelbar wenig, fie vertilgen viele, uns aber wenig berührende Inſekten. Das Fleiſch iſt eßbar, das der Jungen ſogar ſchmackhaft. Die Römer hielten viel darauf. Die Schwungfedern können zum Schreiben benutzt werden. Der Schaden iſt, da wo ſie häufig ſind, an der Frucht und den Erbſenfeldern nicht gering. Taf. 113. Weißer amerikaniſcher Kranich. Grus americana. Grue blanc hie. Wils, american. ornithol. Vol, 8. pl. 64. Buff pl, enl. 889. Ardea ludoviciana et Ardea americana. Grus Struthio, Wagl, The hooping Crane, Ganz rein weiß, mit Ausnahme der erſten Schwungfedern, welche ſchwarz und eines Flecks im Nacken, welcher ſchwärzlich iſt; Scheitel und ein Theil Hinterkopf, und ein Streif hinter dem Mundwinkel, nackt, roth, ſchwarz behaart. Die Schwungfedern zunächſt am Rücken verlängert und zerſchliſſen, hängend und weich, wie beim Strauß gebildet; die fol— genden zugeſpitzt. Der Schnabel gelbbrann, die Augen ſchön gelb, die Füße ſchwarz. Bei Jungen ſind der Rücken, die Schultern und die Deckfedern der Flügel rothbraun überlaufen, die erſten Schwungfedern bräunlich. Länge 5 Fuß. Vaterland. Nordamerika von der Hutſonsbay bis nach Mexiko und auf einigen Antillen. In den nördlichen Ge— genden wandert er. Sein Aufenthalt iſt in niedrigen Gegenden vorzüglich in Reisfeldern Eigenſchaften. Er iſt eben ſo ſcheu und furchtſam wie der europäiſche Kranich, und läßt zum Schuſſe nicht an— kommen. Mit ſeinesgleichen lebt er außer der Begattungszeit friedlich. Er fliegt kreiſend hoch und ſchön und hat eine hohe durchdringende Stimme. Ob er ſich ſo leicht zähmen laſſe, wie der europäiſche, und ob er eben ſo viel intellektuele Eigenſchaften beſitze, wie der Graue, iſt nicht mit Beſtimmtheit bekannt, allein ſehr wahrſcheinlich. Das Fleiſch wird zuwei— len gegeſſen. Nahrung. Er liebt ſehr den Reis, dann frißt er Waſſerpflanzen, Mäuſe, Inſekten. Fortpflanzung. Das Neſt wird auf kleinen Erdhügeln in Sümpfen gebaut, beſteht aus Schlamm mit trockenem Gras überlegt. Die zwei Eier find blaßgrün, an beiden Enden braun gefleckt. Man findet in Nordamerika eine zweite noch etwas zweifelhafte Art, den braunen Kranich Grus canadensis. Edw, pl. 133. Grus poliophaea. Wagl. Er bewohnt die Länder von Canada bis Mexiko und ſoll etwas kleiner ſeyn. Seine Stimme ſoll auch von der des weißen amerikaniſchen verſchieden ſeyn. Sein Fleiſch wird gegeſſen. Die übrigen bekannten Kraniche gehören der alten Welt an. Es find folgende bekannt. Der weiße ſibiriſche Kranich. Grus leucoge- ranos. Temm. pl. col. 467, Ardea gigantea. Gmel. In Sibirien, im nördlichen Aſien bis nach Japan, ſoll auch zu— weilen das öſtliche Europa beſuchen. Der Lappenkranich. Grus carunculata. Lath. Syn. Vol. 5. Tab. 78. mit einem doppelten Fleiſchlappen unten am Schnabel. In Südafrika. Der Halsbandkranich. 6. Antigone. Indien und Perſien, auch in Neuholland. Der japaniſche Kranich. 6. japonica. China und Japan. Der weißnackige Kranich. G leucauchen. Temm. pl. color. 499. Japan. Unter dem Namen des Halsbandkranichs. 6. torquata Buff. pl. 865. trennt Wagler einen in Oſtindien vorkommenden Kranich von Grus Antigone und hält ihn für eine eigene Art. Die Kraniche deren Schnabel kaum die Länge des Kopfs übertrifft, wurden von Vieillot und Vigors als eine eigene Gattung aufgeſtellt, welchen der Name Anthropoides, Menſchenaffe gegeben wurde, allein da alle übrigen Charaktere fie den Kranichen zugeſellt, fo kann wohl dieſe Gattung nicht aufgenommen werden. Es find Vögel, welche ſich durch Schönheit und intellektuele Fähigkeiten auszeichnen, und daher der Erwähnung verdienen. Dahin werden gezählt Der Königskranich, Pfauenkranich. Grus pavonina. Buff, pl. enl, 265, Ein aufgerichteter, ſtrahlenför— mig ſich ausbreitender Buſch von trockenen, haarförmigen Federn zeichnet ihn ſehr aus. Auf der Stirne ſteht ein Buſch ſchwarzer, feiner ſammetartiger Federn; die Schläfen ſind nackt und weiß, die Backen nackt und karminroth, Hals Schul— tern und Rücken ſchön ſchwarz, die erſten Schwungfedern find weiß, die folgenden rothbraun, und die Deckfedern der Flü— gel rein weiß. Die Augen weiß. Ganze Länge 3 Fuß 5 Zoll. Vaterland. Afrika, beſonders am grünen Vorgebirge, in Guinea und Senegambien. 321 Eigenſchaften. Sein Gang iſt gewöhnlich langſam und voll Anſtand, er kann aber mit ausgebreiteten Flügeln ſehr ſchnell laufen; er fliegt hoch und ſchön. Er wird von den Völkern ſeines Vaterlandes ſehr geehrt, läßt ſich ungemein leicht zähmen, und vergnügt durch ſeine Munterkeit und luſtigen Sprünge, die einem Tanze gleichen, wobei er ſich häufig neigt, als ob er grüßen wollte. Seine Stimme iſt ſehr ſtark und dem Ton einer Trompete ähnlich. Des Nachts ſitzt er auf Bäumen und ſchreit dann oft wie ein Pfau. Er iſt halb Hausvogel, und kommt auf die Hühnerhöfe um mit den Bewoh— nern Körner zu freſſen. Er liebt, gezähmt, ſehr die Geſellſchaft und Schmeicheleien der Menſchen und lernt ſeinen Herrn und die Hausgenoſſen leicht kennen. Man bringt ihn häufig nach Europa, wo er ſelbſt den Winter gut aushält, wenn er nur des Nachts etwas warm gehalten wird. Ernährung. Dieſer Kranich frißt wie ſeine Gattungsverwandten allerlei Kräuter und Sämereyen, in überſchwemm— ten Gegenden ſucht er kleine Fiſche, Würmer und Inſekten. Gefangene fraßen ſehr gerne Salat und gekochten Reis. Ueber die Fortpflanzung iſt nichts bekannt. Der Jung fernkranich. Grus Virgo. Buff, pl. enl. 241. Grue demoiselle. Dieſer kleine Kranich trägt ein Kleid gemiſcht aus grau, ſchwarz und weiß. Zwei Büſchel feiner, zarter, weißlicher Federn, entſtehen am äußern Augen— winkel, und fallen wie ein Ohrgehänge an den Seiten des Kopfes herab; die Seiten des Kopfs, ſo wie die weichen und zarten Federn der Kehle, des Oberhalſes find ſchwarz, lang und hängend, alle übrigen Federn am Körper find blaugräulich Das Auge lebhaft roth; der Schnabel an der Wutzel gelb, an der Spitze roth; Beine ſchwarz. Ganze Länge 3 Fuß 3 Zoll. Vaterland. Verſchiedene Theile von Afrika und Aſien, in Guiana, in Numidien, im weſtlichen Egypten; am ſchwar— zen und caſpiſchen Meere, und in den daran gränzenden Theilen von Europa, in ſumpfigen Gegenden. Eigenſchaften. Den Namen der Jungfer erhielt dieſer Kranich wegen ſeiner zierlichen ſchlanken Geſtalt und we— gen der Leichtigkeit und Gewandtheit ſeiner Bewegungen. Er macht ſehr oft die lächerlichſten Gebärden, Sprünge wie ein Tanzmeiſter und Complimente wie ein Zierbengel. Schon im höchſten Alterthum war der Vogel bekannt, und ſeiner mi— miſch ſcheinenden Bewegungen wegen berühmt, während in neuern Zeiten er von den Naturforſchern erſt ſpät genauer be— ſchrieben wurde. Die vielen Verbindungen der Römer mit Numidien brachten ihn wahrſcheinlich oft lebend nach Europa. Vor einigen Jahren wurde ein ſolcher Vogel ſelbſt wild in Italien angetroffen. Das Geſchrei des Vogels gleicht dem des grauen Kranichs aber es iſt ſchwächer und höher. Endlich gehört noch zu dieſer Gruppe der Paradieskranich. Grus paradisea. Vaterland, Südafrika. Soll auch in Indien ſich finden. Temmink hält ihn für eins mit dem Stanlayiſchen Kranich. Gr, stanleyanus. Vigors. Zool. Journ 2. Tab. 8. In Indien. 10° Gatt. Flammant, Flammingo. Phoenicopterus. | Flammant. Schnabel dick, Fark, höher als breit, gezaͤhnelt, gegen die Spitze zu kegelfoͤrmig, ſtumpf; an der Wur— zel nackt; die obere Kinnlade platt, duͤnne, ſchnell ſich umbiegend, und auf die untere, wie der Deckel einer Buͤchſe aufliegend: untere Kinnlade länger und breiter als die obere und aufgedunſen. Naſenloͤcher laͤnglich, in der Mitte des Schnabels, durchgebrochen, nahe an der Firſte des Oberſchnabels, oben mit einer Haut bedeckt. Beine ſehr lang; drei Zehen nach vorn, die hintere ſehr kurz und hoch oben am Lauf eingelenkt; die vordern drei Zehen mit einer Schwimmheit bis auf die Naͤgel vereinigt. Naͤgel kurz und platt. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte und zweite Schwungfeder die laͤngſte. Dieſe merkwürdigen und ſehr ſchönen Vögel bewohnen die Meeresufer und Sümpfe der wärmern Gegenden, und näh— ren ſich von Muſcheln, Meerinſekten und Fiſchleich, welche Körper fie mit ihrem langen Halſe auffiſchen. Der fonderbare Bau ihres Schnabels nöthigt ſie dabei zu einer ganz eigenen Bewegung und Stellung, indem ſie den Kopf umkehren müſſen, ſo daß der Oberſchnabel, den Boden berührt, indem er mit dieſem allein etwas faſſen kann. Sie leben in großen Truppen und wenn fie ruhen oder ihre Nahrung auffuchen, ſollen fie Wachen ausſtellen, welche, ſobald fie etwas außerordentliches bemerken, zu ſchreien anfangen. Dieſes Geſchrei gleicht dem Ton einer Trompete, und der Wächter, der es ausſtößt, flieht auch ſogleich, worauf die andern ihm folgen und hoch in die Lüfte ſteigen. Sie ſetzen ſich ſelten anders wohin als an freie offene Orte. Man glaubte auch, was aber wohl unrichtig iſt, ſie haben einen ſehr feinen Geruch und wittern den Jäger von Ferne; es möchte aber wohl ihr gutes Geſicht und nicht ihr Geruchsſinn ſeyn, der ſie vor Gefahren bewahrt. Sie mauſern wahrſcheinlich nur einmal im Jahr, allein die Jungen ſind ſehr verſchieden von den Alten, welche ihr glän⸗ zendes Kleid erſt im dritten Jahr erhalten, ja vielleicht, nach Temmink, erſt im vierten im höchſten Schmuck erſcheinen. Die Weibchen find kleiner als die Männchen und ihr Farbenkleid it weniger lebhaft und rein. Der Körper des Flammants iſt nicht dunenreicher als der Körper anderer Sumpfvögel, mit einziger Ausnahme der Säbelſchnäbler; ſie ſchwimmen auch un— geachtet ihrer Schwimmfüße faſt gar nicht, welches dagegen die Sabelſchnäbler öfters thun, wenn fie in tiefem Waſſer von einem Ufer zum andern kommen wollen. Die Schwimmfüße ſcheinen hier beſonders dazu zu dienen, damit ſie in dem ſumpfigen und modrigen Boden, auf welchem ſie ihre Nahrung ſuchen müſſen, nicht ſo leicht einfallen und beſſer fortkommen können. Sie vereinigen ſich in den Sümpfen in große Geſellſchaften, und machen es dem Jäger ſehr ſchwierig ſich ihnen mit der Flinte ſchußmäßig zu nähern, da fie ſehr mißtrauiſch, wachſam und ſcheu find. Wenn fie in Schaaren fliegen, fo bil— den ſie, wie die wilden Gänſe, ein Dreieck, und voran an der Spitze fliegt immer ein großer ſtarker Vogel. Im Gehen ſtützen ſie ſich zuweilen auf den platten Theil ihres Unterſchnabels, den ſie auf den Boden aufſetzen. Ihrer langen Beine wegen brüten ſie nicht wie andere Vögel in ſitzender, ſondern in reitender Stellung, indem ſie die Beine zu beiden Seiten des hohen Neſtes herabhängen laſſen. 81 322 Die Zunge der Flammingos it ſehr dick und füllt die Höhle der untern Schnabellade ſo an, daß fie durch die Ränder derſelben geſchützt wird. Sie iſt auf beiden Seiten von der Wurzel an bis zur Hälfte mit zwei Reihen fleiſchiger Warzen, welche mit der Spitze nach dem Rachen zugekehrt ſind, bedeckt. Die Alten kannten nur eine Art dieſer ausgezeichneten Gattung, und bis auf die letzten Jahre hat man auch immer die Arten verwechſelt, nun aber iſt mit Gewißheit hergeſtellt, daß es wenigſtens vier Arten giebt, eine fünfte von Molina erwähnte iſt ſehr zweifelhaft. Wir freuen uns die neulichſt entdeckte ſüdamerikaniſche Art nach der Natur abbilden laſſen zu können und werden eine Vergleichung der Arten beifügen, nach welcher der Naturforſcher ſie leicht unterſcheiden wird. Taf. 117. Der Flammant der Alten. Phoenicopterus antiquorum. Flammant phoenicoptere. Vollkommnes Alterskleid. Der ganze Körper, Hals, Rücken, Schwanz mehr oder minder roſenroth, beſonders am Hals; Unterleib, Bauch und große Deckfedern der Flügel faſt weiß. Deckfedern der Flügel lebhaft karminroth, Schwung— federn ſchwarz. Der Augenkreis und die Baſis des Schnabels ſind weißlich, der übrige Theil des Schnabels fleiſchfarb— roth, die Spitze ſchwarz; die Beine fleiſchfarben, die Schwimmhäute dunkel roſenroth. Am jüngern Vogel ſind alle Theile des Halſes und Körpers weiß, oft ſchwach roſenroth überlaufen, die Flügeldeckfe— dern wie bei den Alten nur matter. Der junge Neſtvogel iſt am Halſe ſchmutzig weiß, Bauch und Schwanz weiß, auf dem Rücken und den Schultern hat jede Feder einen braunen ſchmalen Schaftſtrich, einige hintere auch braune Flecke an der Spitze; die Deckfedern der Flü— gel ſind an der Wurzel weiß, an der Spitze mit einem braunen Fleck, der aber an der äußern Fahne dunkler iſt, als an der innern. Die langen Federn unter den Flügeln ſind ſchwach roſenroth; die Beine ſchwarz, der Schnabel an der Wur— zel gelb, an der Spitze matt ſchwarz. Die ganz Höhe eines erwachſenen beträgt A Fuß 4½ Zoll, dieſe Größe erreichen fie aber ſelten. Vaterland. In Europa, Sardinien, Korſika, die Rohnemündungen, die Küſten des ſüdlichen Frankreichs und Spaniens, auch die Küſten Italiens und Siziliens, längs dem Mittelmeer. In Afrika die Barbarei und Nordafrikas Kü— ſtenländer. Sehr zufällig in der Schweiz und dem ſüdlichen Deuſchland. Auch am Caſpiſchen und ſchwarzen Meer ſoll er gemein ſeyn. Eigenſchaften. Nach allen Nachrichten iſt der Flammingo vorzüglich ein Bewohner der Seeküſten und entfernt ſich ſelten weit davon. Sardinien iſt eins der Länder, wo er alle Jahre hinkommt und daſelbſt 6 Monate bleibt, und was be— ſonders merkwürdig iſt, er bringt den Winter daſelbſt zu. Im März verläßt er Sardinien und kommt mit Ende Auguſt oder Septembers daſelbſt an. Dann ſieht man von der hohen Schanze, welche den Einwohnern von Cagliari zum Spa— ziergange dient, ungeheure Flüge dieſer Vögel ankommen. Im Fluge ein Dreieck bildend, erſcheinen ſie anfangs wie eine Feuerlinie der am Horizonte, und kommen in geregelter Reihe näher. Sobald ſie die Teiche erreichen, welche nicht weit von der Stadt ſich befinden, geht der Flug langſamer und einige Augenblicke ſcheinen ſie ganz ſtille zu ſtehen; dann ziehen ſie lang— ſam im Kreiſe, und bilden eine Spirallinie die einen ungekehrten Kegel umſchreibt, ſo erreichen ſie das Ende ihrer Wande— rung. Ihr Kleid prangt dann noch mit den ſchönſten Farben, und ſo zeigen ſie, wenn ſie in einer Linie ſtehen, ein neues Schauſpiel, indem die kleine Armee eine Reihe bildet, welche in Hinſicht der Uniform nichts zu wünſchen übrig läßt. Aber der Zuſchauer muß ſich auch damit begnügen die friedliche Schaar von Weitem zu betrachten, da der, welcher es wagt in dieſer Jahreszeit ſich dieſen Teichen zu nähern beinahe gewiß vom Fieber ergriffen wird. Sie haben die ſeltſame Gewohn— heit, wenn ſie nicht freſſen, gerade in einer Reihe zu ſtehen. Ihre Zahl ſteigt oft in die Tauſende, und vor jeder Schaar ſoll der Anführer oft in beträchtlicher Entfernung voraus fliegen. Sie halten ſich gewöhnlich in der Mitte der Teiche auf, die für Menſchen am wenigſten zugänglich iſt. Auch in der Gegend von Montpellier erſcheint der Flammingo nur im Win— ter, ſelbſt bei Schnee ſoll er da bleiben. So ſcheu der Vogel in der Freiheit iſt, ſo läßt er ſich doch leicht zähmen, und ſoll dann ſehr zutraulich werden, aber lange hält er in der Gefangenſchaft ſelten aus, ſondern ſtirbt bald, wahrſcheinlich aus Mangel ſchicklicher Nahrung. In unſerm Clima würden ſie ohnehin den Winter nicht aushalten. Aeußerſt ſelten treibt ſie der Zufall auf ihren Wanderungen tiefer ins Land, und bei ſolchen Gelegenheiten kam ein Trupp Flammingos, 27 an der Zahl, an den Rhein bei Gamsheim, von welchem 6 Stück geſchoſſen wurden; am 25. Juni ſah man eine Anzahl der— ſelben über Bamberg ziehen; vom 14. bis 16. Juli hielten ſich zwei bei Schiersheim auf dem Sande an einer Rheininſel auf, und einige Tage darauf zeigten ſich dieſelben bei Idſtein. Es waren alles junge zweijährige Vögel. Im Jahr 1720 wurde ein Flammingo bei Alzey an dem Altrhein geſchoſſen und am Ende des vorigen Jahrhunderts ein ſolcher bei Murten in der Schweiz. Welche Urſachen dieſe Verirrungen herbeiführten iſt unbekannt. Der Flug des Flammingos iſt ſehr ſchön, fie ſtre— cken dabei, wie die Störche, die Beine nach hinten und halten den Hals ſtark gebogen. Sie vereinigen die Eigenſchaften der Wadvögel mit denen der Schwimmvögel. Ohne Zweifel können fie auch ſchwimmen, obſchon fie es gewöhnlich nicht thun, da ihre ſehr langen Beine ihnen geſtatten tief ins Waſſer zu waden, wo fie bei der Ebbe am Meeresſtrand Nahrung genug finden können. tahrung. Dieſe beſteht aus Schnecken, Conchilien, Fiſchleich, vielleicht aus einigen Seepflanzen wie dies Pennant behauptet. Nach Cetti ſoll man im Magen meiſt nichts anders als Seeconchilien finden. Fortpflanzung. Das Neſt des Flammant beſteht aus Sumpfkräutern und Schlamm, welche in einem Hügel auf— gehäuft werden, welcher anderthalb bis zwei Fuß über das Waſſer vorragt. In der Mitte iſt eine Vertiefung, welche mit einigen Wurzeln und trockenen Kräutern ausgefüttert iſt. Dieſe Haufen, welche der Vogel mit den Füßen zuſammenſcharrt gleichen von Weitem kleinen Inſelchen, und bilden eine ſtumpfe Pyramide deren Fuß mit Waſſer beſpült wird. Ihr Durch— meſſer am Grunde mag 15 bis 20 Zoll betragen. In der Vertiefung oben legt das Weibchen zwei, ſelten drei Eier, von der Größe und Form der Gänſeeier und ganz weiß, die Schale nicht glänzend. Das brütende Weibchen ſitzt nicht wie an— dere Vögel auf dem Neſte, ſondern nur mit dem Leibe und läßt die Beine herunter hängen, man kann alſo ſagen, er reite auf den Eiern. Er niſtet in Sardinien zuweilen auch in Frankreich, im Depardement der Rhonemündungen, bei Arles, wo alljährlich einige Paare zurückbleiben und auf dem Inſelchen Camargue, am Ausfluß der Rhone zwiſchen beiden Rhone— 323 armen ihr Net machen. Die jungen Flammingos, find Anfangs faſt grau und können nicht fliegen bis fie alle Federn ha— ben, dagegen aber ungemein ſchnell laufen. Jagd. Sie iſt ſehr ſchwer, da die Flammingos ſehr wachſam und ſcheu ſind, und ihre Größe, verbunden mit dem Aufenthalt an offenen Orten fie in den Stand ſetzt ihre Feinde von Weitem zu erkennen und ſich zu flüchten. Ihr Leben foll übrigens nicht zähe ſeyn, und leichte Verwundungen tödtlich ausfallen. Nutzen leiſten ſie uns unmittelbar wenig, ihr Fleiſch ſoll aber gar nicht unſchmackhaft, wenn ſchon mager ſeyn. Als einen vorzüglichen Leckerbiſſen wird die Zunge gerühmt, welche weich und hinten mit Fett verſehen iſt. Apicius brachte un— ter den Römern ſie zuerſt auf die Tafel, und nicht ſelten wurden bei Gaſtmälern ganze Schüſſeln voll Zungen oder Hirn von dieſen Vögeln auf die Tafel der römiſchen Schwelger gebracht, ſo daß es unbegreiflich iſt, wo man dieſe Menge von Indivi— duen, welche in Italien immer zu den Seltenheiten gehören, auftrieb und wie man ſich ihrer ohne Schießgewehre bemäch— tigen konnte. Auch Philoſtratus ſchätzt das Fleiſch der Flammingos ſehr hoch. Unſere Zeitgenoſſen haben einen andern Ge— ſchmack und fanden das Fleiſch trahnig oder auch moderig. Die Jungen werden auch jetzt noch in Egypten geſchätzt. Aus den Flaumfedern macht man verſchiedene Zierarten, Halsbänder, Gürtel u. ſ. w., und aus den Knochen der Beine machen die Sardinier eine Art von Flöte, welche ſie Lionette nennen; dieſe Inſtrumente geben einen ſehr ſanften Ton. Schaden thut der Vogel nicht den geringſten. Orangerother Flammingo. Phoenicopterus ruber. Flammant rouge. Wils. americ. ornithol, pl. 66. Größer als der europäiſche, der Hals dünner, ſchmächtiger und noch länger. Der alte ausgefiederte Vogel am Hals und Körper ſchön orangeroth, Deckfedern der Flügel brennend gelbroth, Schulterfedern und Rücken weiß, roth überlaufen. Beine blutroth und der Schnabel mehr orangeroth. Die Farbenveränderung geht wahrſcheinlich auf ähnliche Art vor ſich, wie beim europäiſchen. Der alte Vogel iſt etwa um 3 Zoll höher als der größte europäiſche und mißt vom Scheitel bis zu den Füßen 4 Fuß, 7 Zoll. Vaterland. Die wärmern Theile von Nordamerika bis nach Mexico und Braſilien. Eigenſchaften. Die Lebensart ſcheint ganz dieſelbe zu ſeyn, wie die des europäiſchen. Eben ſo ſcheu lebt er in großen Truppen und wandert wohl auch aus den kältern Gegenden nach den wärmern. Taf. 117. Der feuerrothe Flammingo. Phoenicopterus ignipalliatus. Flammant à diles du fei. Viel kleiner, der Hals verhältnißmäßig viel kürzer und dicker. Hals und Körper ſchön roſenroth, viel ſtärker als beim europäiſchen, Flügeldeckfedern gelbroth, faſt feuerroth, ſehr lebhaft, man möchte ſagen brennend; die Schulterfedern weiß, brennendroth überlaufen und mit rothen Flecken. Schwungfedern ſchwarz. Beine grauroth, an den Gelenken ſchön leb— haft gelbroth; Schnabel weiß, roſenfarb überlaufen, an der Spitze ſchwarz. Ganze Höhe 3 Fuß 5 Zoll. Vaterland. Die Lagunen am Plataſtrom und die Pampas von Buenos-Ayres. Sie finden ſich oft in großen Trup— pen und ſind ſehr wild. Taf. 447, Der kleine Flammingo. Phoenicopterus minor. Flammant pygmee. Temm. pl. col. 419. Hals und Körper rofenfarb ins Purpurrothe ſpielend, ohne irgend einen Fleck. Flügel purpurroth; jede Feder mit roſenrothem Saum, Schwungfedern und Schwanz ſchwarz. Schnabelwurzel und Augengegend ſchön purpurfarben; Mitte der untern Lade orangeroth, Spitze ſchwarz; Beine rothblaulich, Gelenke, Zehen und ihre Häute lebhaft roth. Ganze Länge 3 Fuß. Vaterland. Das ſübdliche Afrika an Seen. Was von dem Flammant mit weißen Flügeln, der nach Molina in Chili zu Hauſe ſeyn ſoll, zu halten ſey, wiſſen wir nicht, ſeit Molina hat ihn niemand mehr geſehen, und bis ſeine Exiſtenz beſtätigt iſt, können wir nur die vier angegebenen Arten als wirklich exiſtirend anſehen und folgende Vergleichung kann dieſe Verſchiedenheit begründen. Europaͤiſcher. Rother. Feuerfarbiger. Kleiner. Hals und Körper. Weiß, roſenroth überlaufen. Orangeroth. Stark roſenroth. Roſenroth ins Purpurrothe ziehend. Deckfedern der Flügel. Scharlachroth. Brennend gelbroth. Feuerroth. Purpurroth. 324 Europaͤiſcher. Rother. Feuerfarbiger. Kleiner. Länge von der Schna— belſpitze bis zur Schwanz— ſpitze. Fuß 5 Zoll. 1 Fuß 5 Zoll. 3 Fuß 31½ Zoll. Höhe der Beine. 27 2 27 34 1787/7 Länge des Halſes. 27 10,“ 37 177 1 7 94 Ganze Höhe. 474 120 AN a1 54 3/ Länge des Schnabels. 6 7 7 gu f 8 ; 8 11 * Saft, Nimmerſatt. Tantalus. Tantale. Schnabel ſehr lang, gerade, ohne Naſengrube, an der Spitze etwas gebogen; die obere Schnabellade gewoͤlbt; die Wurzel dick und breit, Spitze zuſammengedruͤckt, walzig; die Rander beider Kinnladen ſtark nach einwaͤrts gebogen, ſchneidend; Geſicht nackt. Naſenloͤcher an der Wurzel, gegen der Schnabeloberflaͤche ſtehend, in der Laͤnge in die Hornſubſtanz geſpalten, und oben von ihr bedeckt. Beine ſehr lang, Lauf doppelt laͤnger als die Mittelzehe; die Seitenzehen durch breite Haͤute verbunden. Die Hinterzehe ſteht ganz auf dem Boden auf, die beiden erſten Schwungfedern ſind gleichlang und die laͤngſten. Linneus hat die Nimmerſatts mit den Ibiſen zuſammengeſtellt, allein beide haben in der That ſehr wenig mit einander gemein, und unterſcheiden ſich durch ſehr charakteriſtiſche Kennzeichen von einander. Sie ſind in der Lebensart den Störchen ſehr nahe verwandt und genieſſen auch ähnliche Nahrung. Die Arten finden ſich nur in den warmen Klimaten von Aſien, Afrika, Amerika und Auſtralien. Sie halten ſich in überſchwemmten Gegenden auf, des Nachts aber ſchlafen ſie auf Bäu— men. Sie ſtehen gerade aufrecht und legen den Schnabel an die Bruſt wenn ſie ſchlafen. Es ſind ziemlich dumme Vögel, ihr Gang iſt langſam, und man kann ſie leicht ſchießen. Sie nähren ſich von Fiſchen und Reptilien. Sie niſten auf Bäu— men, und das Weibchen legt zwei bis drei Eier; die Jungen verlaſſen das Neſt nicht eher bis ſie fliegen können. Taf. 118. Der afrikaniſche Nimmerſatt. Tantalus ibis. Tantale d’Afrique. Tantalus rhodinopterus. Wagl. Geſicht und Stirne find nackt und roth, der Schnabel gelb, die Beine roth; Flügel und Schwanz fihwarz , alle übri— gen Federn weiß, roſenroth überlaufen, dies letztere hauptſächlich an den Weichen und Bürzelfedern, auch an den obern und untern Deckfedern der Flügel. Die Schwungfedern ſchillern ins Goldgrüne. Bei jungen diesjährigen Vögeln iſt der ganze Körper weiß, roſtfarb überlaufen; der Schnabel gelb, die Spitze ſchwarz, Beine grau. Ganze Länge 3 Fuß 2 Zoll. Vaterland. Häufig in Senegambien, Egypten, Nubien. Die Egypter ſchätzen ihn ſehr und nennen ihn Solleikel. Es iſt aber beſtimmt nicht der Ibis der alten Egypter, von welchem bei der folgenden Gattung wird geſprochen werden. Eigenſchaften. Es iſt ein ſtiller träger Vogel, der gar nicht ſcheu iſt und daher leicht gefangen werden kann, allein feines Nutzens wegen wird er geſchont. Man follte daher wirklich glauben, es ſey dieſer Vogel der heilige Ibis der alten Egypter. Allein die nähern Kenntniſſe, welche wir durch Enthüllung und nähere Unterſuchung der Mumien erlangt haben, erheben es zur Gewißheit, daß der heilige Ibis ein ganz anderer Vogel war, von welchem bei der folgenden Gat— tung die Rede ſeyn wird. Der weiße Ibis übertrifft den heiligen mehr als um das Doppelte in der Größe und gleicht in manchem dem weißen Storche ſehr. Er läßt ſich auch leicht zahm machen. Manches was Herodot vom Ibis erzählt ſcheint weit eher auf dieſen zu paſſen, als auf den eigentlichen Ibis, allein aus der Beſchreibung erkennt man den heiligen. Sein Aufenthalt find die überſchwemmten Nilgegenden, wo er feine Nahrung aufſucht. Dieſe beſteht in Fröſchen, Schlan— gen und andern Reptilien. Von ſeiner Fortpflanzung iſt weiter bis jetzt noch nichts bekannt. 11* Gatt. Ibis. Ibis Dis. Faleinellus. Bechst. Tantalus. Linn, Schnabel lang, duͤnne, gebogen, an der Wurzel breit, dann ſchlank und viereckig, nicht ausgeſchnitten, die Spitze ſtumpf und abgerundet, bogenfoͤrmig; die obere Kinnlade tief gefurcht, indem eine Furche der gan— 325 zen Länge nach laͤuft; Naſenloͤcher ſchmal, die Haut, welche die Furche deckt, durchdringend; Geſicht nackt, oft auch der ganze Kopf und Hals; Laͤufe duͤnn, uͤber dem Kniee nackt; Fluͤgel mittelmaͤßig; die zweite und dritte Schwungfeder die laͤngſten. Die Ibiſe tragen ſich wie die großen Brachvögel, denen ſie auch in der Geſtalt gleichen. Es ſind Vögel, welche an den Ufern der Seen, Flüſſe und in Sümpfen leben, wo ſie ſich von Inſekten, Würmern, Schnecken, und ſogar von Waſ— ſerpflanzen nähren. Sie find entweder wirkliche Zugvögel, oder durchziehen doch große Länderſtrecken den Sümpfen nach. Sie mauſern nur einmal im Jahr. Die Jungen gleichen den Alten nicht, und die Körpergröße iſt nach dem Geſchlecht verſchieden. Linne hat die Gattung Ibis mit der Gattung Nimmerſatt Tantalus verbunden, wo ſie auch bis auf die neuſten Zeiten gelaſſen wurde. Allein eine genauere Unterſuchung hat gezeigt, daß außer der partiellen Nacktheit des Kopfes und eines Theils des Halſes, dieſe beiden Gattungen nichts mit einander gemein haben, denn die Nimmerſatts haben einen Schnabel, der an der Baſis faſt ſo breit iſt als der Kopf. Die Zunge der Ibiſe iſt ſehr kurz, glatt, an der Baſis gefranzt und pfeil— förmig, fie iſt ſehr zurückgezogen und ſteckt tief im Kropfe. Die drei vordern Zehen find durch eine Haut an der Baſis ver— einigt. Die Hinterzehe iſt ſo lang, daß ſie auf dem Boden aufſteht, und die Nägel ſind gerade und ſtark. Auſtralien iſt das einzige Land, welches keine Ibiſe hat. Herodot und andere ältere Schriftſteller geben fälſchlich an, daß die Ibiſe Schlangen und andere Reptilien verzehren, dies mag daher kommen, daß man dieſe Vögel mit den Nimmerſatts verwechſelte. Die meiſten Arten niſten auf hohen Bäumen, und die Jungen werden im Neſt ernährt bis ſie fliegen können. Taf. 119. Der Mumien -Ibis. Ibis religios a. His sacre. Tantalus aethiopicus. Latium. Abou hannes Kopf und Hals ganz nackt und mit einer ſchwarzen Haut bedeckt; daß Gefieder weiß, nur die Spitzen der Schwung— federn und die zerſchliſſenen Endigungen der langen Schulterfedern ſind dintenſchwarz; Schnabel und Füße ſchwarz. Beim jungen Vogel iſt nur der Raum zwiſchen Augen und Schnabel nackt; Backen, Unterhals und Kehle ſind mit einigen kleinen weißen Federn bedeckt, womit die Hant wie beſäet iſt, aber doch durchſcheint; auf dem Scheitel und am Nacken ſtehen ſie dichter und ſind länger, ſo daß ſie ſelbſt einen Federbuſch bilden würden, wenn ſie aufrichtbar wären. Man hat ſelbſt eine Ibisfigur in Bronze gefunden, die mit einem Federbuſch dargeſtellt iſt, und einen jungen Vogel vorſtellt. Ganze Länge 1 Fuß 9 Zoll. Vaterland. Dieſer Ibis iſt häufig in Unteregypten, Nubien, Aethiopien und Senegambien. Man findet ihn ein— zeln oder in kleinen Geſellſchaften, wo ſie ſich dann ganz nahe an einanderhalten. Am liebſten halten ſie ſich an Orten auf welche neu überſchwemmt worden, und wo es von kleinen Schnecken wimmelt, die ihre vorzügliche Nahrung ausmachen. In Egypten bleiben ſie nur während den Ueberſchwemmungen des Nils, iſt dieſe vorüber, ungefähr in der Mitte des Mo— nats Juni, ſo wandern ſie nach Aethiopien. Iſt die Ueberſchwemmung des Nils allzuſtark, ſo ſuchen ſie höhergelegene Stand— punkte au oder begeben ſich in die Reis und Kleefelder neben den Kanälen, welche in Menge um die Felder herumgezo— gen ſind. Bruce hat zuerſt gezeigt, daß es dieſe Art ſey, welche die alten Egyptier verehrten und nach dem Tode einbalſamirten. Er fand den Vogel in Unteräthiopien, und verglich ihn mit den Mumien. Die Araber nennen ihn Abu Hannes, Vater Johann, auch Abu Mengel. Herr Cüvier conſtatirte die Behauptung Bruces durch Unterſuchung vieler Ibismumien, welche der Obriſt Grobert und Herr Geoffroy aus Egypten gebracht hatten, und Savigny beſtätigte die Sache durch Unterſuchung an dem lebenden Vogel. Cüvier hat ſeine Unterſuchungen in den Annalen des Muſeums B. 4. und Savigny die Seinigen im Bülletin der philomatiſchen Geſellſchaft bekannt gemacht, und eine Naturgeſchichte und die Mythologie des Ibis geſchrie— ben, ſo daß dieſe beiden Werke vollkommene Aufklärung über dieſen Gegenſtand geben, der ſo viele Jahrhunderte im Dun— keln lag. Aber über die Urſachen, worum der Ibis von den Egyptern verehrt ward, ſind dieſe beiden Männer nicht glei— cher Meinung. Cüvier fand in einem Mumien-Ibis die noch nicht ganz verdauten Reſte der Haut und Schuppen einer Schlange, und ſchloß daraus, daß dieſe Vögel wirklich Schlangen verzehren. Savigny aber fand nie Schlangenreſte im Magen der Exemplare, welche er friſch unterſuchte, und in der That ſcheint weder der Bau des Schnabels, noch die Ge— wohnheiten und die ganze Organiſation des Ibis darauf hin zu deuten, daß feine Nahrung aus Schlangen beſtehen könne. Sein Schnabel iſt viel zu ſchwach, und ſein Schlund viel zu enge, als daß dies möglich wäre. Wohl ſcheint dies eher auf den Nimmerſattibis, der die Größe und Gewohnheit der Störche hat, zu paſſen. Auch behauptete nieinand in Egypten, daß der Ibis Schlangen freſſe. Savigny führt aus dem Herodot an, daß man beim Einbalſamiren der Ibiſe die Einge— weide, welche als ſehr lang beſchrieben werden, herausgenommen habe; daß er ſelbſt bei Unterſuchung eines Mumienibis keine Eingeweide oder weiche Theile, wohl aber eine Menge Larven und Inſektenpuppen, die zum Theil noch erkennbar wa— ren, gefunden habe, und ſetzt als möglich voraus Cüvier könne ſich in Beſtimmung des Gefundenen geirrt haben. Gewiſſe Gattungen von Schlangen waren aber auch heilig verehrte Thiere, von denen man Mumien in den Grotten von Theben fand. Mehrere Mumien aus den Gräbern von Saccara, hatten in ihrem Innern, unter einer allgemeinen Hülle, Ueber— reſte von Thieren verſchiedener Art eingeſchloſſen. j Herodot behauptet allerdings die Verehrung des Ibis beruhe darauf, daß er das Land von Schlangen reinige, welche er bekämpfe und tödte, wie er meint, blos aus Haß gegen dieſe Thiere. Allein dieſer Grund iſt offenbar falſch, da der Ibis die Schlangen nur dann tödten würde, wenn er ſie freſſen könnte; ſtatt wie gefabelt wurde die Schlangen zu hindern in das Land einzudringen, welches der Ibis einen Theil des Jahres bewohnt, würde er vielmehr ſie in dieſem Lande ihrer Heimath aufſuchen. Aber ſchon der Aufenthalt des Ibis zeigt, daß Schlangen nicht ſeine Nahrung ſein können. Die Schlangen bewohnen trockene und ſandige Gegenden, die Ibiſe feuchte und ſumpfige. Wenn Herodot ſagt: er habe ſelbſt geſehen daß an den Gränzen Arabiens der Boden mit einer unglaublichen Menge von Knochen von Reptilien bedeckt geweſen ſeyen, welche die Ibiſe, als dieſe Reptilien in Egypten einfallen wollten, getödtet hätten, ſo überlieferte er der Nachwelt einen 82 326 Beweis feiner Leichtgläubigkeit gegen ungegründete Volksſagen. Jene Reſte, wenn wirklich ſolche Knochenmaſſen da waren, müſſen nothwendig von einer andern Urſache herkommen. Es müſſen alſo wohl andere Gründe vorgewaltet haben, welche die Egypter vermochten den Ibis Ehre zu erzeigen. Sie hielten ihn in ihren Tempeln, und es war Todesſtrafe darauf geſetzt einen Ibis zu tödten. Bei allen den Spuren weiter Fortſchritte in den Wiſſenſchaften, welche die Egypter für ihre Zeit gemacht haben, war doch außerordentlich viel Aberglau— ben bei ihnen, und ihr ganzer Cultus war damit verwebt. Der Ibis kam jedes Jahr zur Zeit der Ueberſchwemmung nach Egypten und zeigte dieſe für das Wohl Egyptens fo wohlthätige Erſcheinung au; er war ein freundlicher Bothe der Seg— nungen des Himmels, der ſeine fruchtbarmachenden Gewäſſer den Egyptern ſandte, und als ſolcher wurde er verehrt. Eigenſchaften. Der Ibis fliegt ſchön und hoch, wobei er Hals und Füße horizontal ausſtreckt, und von Zeit zu Zeit ein heiſeres Geſchrei hören läßt. Wenn mehrere beiſammen ſind und ſich auf die Erde niederlaſſen, ſo ſitzen ſie ganz nahe beiſammen, und man ſieht ſie ganze Stunden mit dem Schnabel im Schlamme wühlen, und dabei Schritt vor Schritt langſam vorwärts ſchreiten. Sobald der Nil zu wachſen anfängt kommen ſie in Egypten an und ihre Zahl wächst oder mindert ſich, wie die Gewäſſer. Mit Ende Juni verreiſen ſie, und gehen nach Aethiopien. Nahrung. Sie beſteht wie ſchon geſagt wurde, vorzüglich aus kleinen Conchilien, welche im Schlamme leben, und Waſſerinſekten, vielleicht verſchlucken ſie auch kleine Fiſche und Fröſche, oder doch Fiſchleich. Fortpflanzung. Die Ibiſe niſten nicht in Egypten ſondern in Aethiopien. Vom Neſthau und den Eiern iſt nichts bekannt. Jagd. Der Zeitpunkt, wo die Gewäſſer des Nils zurücktreten, iſt der günſtigſte für die Jäger. Man ſchießt fie nur ſelten, dagegen werden ſie in Schlingen öfters gefangen. Nutzen leiſten fie durch Vertilgung vieler Schnecken und Inſekten; ob fie gegeſſen werden iſt nichts bekannt. Scha— den thun ſie nicht im Geringſten. In Bengalen findet ſich eine ſehr ähnliche Art von Ibis, der aber durch längern, weniger gebogenen Schnabel ſich auszeichnet; nur die erſte Schwungfeder hat eine ſchwarze Spitze, und die Rückenfedern ſind nicht zerſchliſſen, er wird Ibis Macei genannt. Eine noch ähnlichere nennt Temmink Ibis leucon, pl. col. 481. aus Java. Taf. 118. Der braune Ibis oder Sichelſchnaͤbler. Ibis faleinellus. Le courlis vert. Buff: Tantalus faleinellus. Linn. Courlis d’Italie pl. enl. 819. Tantalus viridis et Tantalus igneus. auctor. Numenius viri- dis. Briss. Zügel und Augengegend nackt und dunkelgrün, graulich geſaumt; Hals, Bruſt, Bauch Schenkel und obere Deckfedern der Flügel kaſtanienbraunroth; Scheitel dunkelbraun ins Rothe ſchillernd; Rücken Schwungfedern und Schwanz ſchwarz— braun ins Violete und Bronzefarbe ſchillernd. Schnabel und Füße ſchwarzgrün. Vaterland. In Europa iſt er meiſt nur Zugvogel: er iſt häufig in Polen, Ungarn, der Türkei, auch in Italien, nicht ſelten in der Schweiz und in einigen Gegenden des ſüdlichen Deutſchlands, auch am Caſpiſchen Meere, in Sibirien und den benachbarten Ländern. Dann in Egypten und auf den Inſeln Java und Celebes. Auch dieſer Ibis wurde von den Egyptiern verehrt, und kommt als Mumie vor. Ariſtoteles nennt ihn Icheras, und die Araber Hareiz. Eigenſchaften. Es iſt ein ſcheuer und flüchtiger Vogel, welcher leicht und ſchön fliegt. Sein Geſchrei iſt weniger heiſer, als das des weißen egyptiſchen Ibis. Er zieht in großen Geſellſchaften von 10 bis 40 Stück. Man findet ihn an flachen Ufern, an Flüſſen, Seen, Teichen und in Sümpfen. Er iſt ſehr vorſichtig wie die Reiher und geht oft bis an den Leib ins ſeichte Waſſer. B Nahrung. Inſekten, kleine Conchilien und Schnecken. Man findet in ihrem Magen wohl auch zuweilen Pflanzen— reſte, wahrſcheinlich aber kommen ſie dahin nur zufällig mit den Conchilien; Fiſch- und Froſchleich und ganz kleine Repti— lien frißt er wahrſcheinlich auch. Fortpflanzung. Er niſtet in Aſien am Caſpiſchen und ſchwarzen Meere. Neſt und Eier find unbekannt. Jagd. Er iſt ſchwer zu ſchießen und noch ſchwerer zu fangen. Nutzen und Schaden ſind für unſere Oekonomie ſehr unbedeutend. Sein Fleiſch iſt aber ſchmackhaft und angenehm. Taf. 119. Rother Ibis. Ibis rubra. Courly rouge du Bresil. Dieſer Ibis wechſelt gar ſehr feine Farbe. Der Neſtvogel iſt mit ſchwärzlichem Flaum bedeckt, dann wird er graulich dann weiß, und endlich nach der dritten Mauſer ſcharlachroth, nur die Schwungfedern haben eine ſchwarze Spitze. Schna— bel, Füße und die nackten Theile des Geſichts ſind blaßroth. Beim Weibchen haben die Federn des Kopfes, des Vorder— halſes und der obern Hälfte des Rückens graue Spitzen, die andere Hälfte des Rückens, der Bürzel und die Deckfedern der Flügel ſind lebhaft roth; die untern Theile ſind blaſſer. Dieſer Vogel, die Flammingos und der rothe Löffler find die einzigen Sumpfvögel mit ſehr lebhaft rothen Farben. Größe 24 Zoll. 2 Vaterland. Braſilien und von da bis Mexiko und bis in die vereinigten Staaten, auch in Gujana, Cayenne und Surinam. Beſonders zahlreich am Amazonenſtrom; auch auf den Bahama und andern Inſeln des tropiſchen Amerikas. Im Juli und Auguſt wandert er in gemäßigte Gegenden des nördlichen Amerikas; doch meiſt nur Junge. Eigenſchaften. Dieſer Ibis iſt wenig ſcheu und nicht ſehr furchtſam. Sie fliegen ſchnell und anhaltend, allein nur am Morgen und Abend ſind ſie in größerer Bewegung um Nahrung zu ſuchen. Sie leben in großen Truppen und zwar halten ſich oft die Alten allein zuſammen und die Jungen bilden beſondere Geſellſchaften. Während der großen Tageshitze und des Nachts ſuchen fie im Schatten der Bäume Kühlung und Ruhe. Man kann ſie leicht zahm machen und frei in den Häuſern herumgehen laſſen. Herr Laborde hatte einen ſolchen Vogel zwei Jabre, und nährte ihn mit Brod, rohen und ge— 327 kochten Fleiſch, Fiſchen, beſonders liebte er die Eingeweide von Fiſchen und Geflügel. Sehr oft war er damit beſchäftigt um das Haus herum Würmer zu ſuchen, und folgte dem Neger der den Garten bearbeitete. Des Abends kehrte er von ſelbſt nach Haufe, und ging in den Hühnerſtall, in welchem über Hundert Hühner waren. Er ſuchte dann den höchſten Platz aus. Des Morgens erwachte er früh, und flog um das Haus herum, ja er beſuchte ſogar die Meeresküſte. Auf die Katzen ſtürzte er ſich mit Muth und fürchtete ſie nicht. Schon öfters wurde er lebend nach Europa gebracht, und ſoll ſo— gar in der Gefangenſchaft brüten. Da ſeine Unterhaltung wenig koſtet, ſo könnte er eine ſchöne Zierde unſerer Hühnerhöfe werden. Es muß ein ſchöner Anblick ſeyn, wenn eine zahlreiche Heerde alter Vögel ſich an den Küſten, oder den Ufern der Flüſſe niederläßt. N Nahrung. Kleine Fiſche, Reptilien, Conchylien und Inſekten. Fortpflanzung. Die Brütezeit ſoll vom Januar bis May dauern. Er niſtet auf der Erde und macht fein Neſt aus dürren Blättern und Gras oft auf kleine Erhöhungen von Binſen. Die Eier find grünlich. Jagd. Er wird geſchoſſen oder auch in Schlingen gefangen. Erſteres iſt oft nicht ſchwer, oft aber iſt er ſcheuer und vorſichtiger, da wo man oft auf ihn Jagd macht. Nutzen und Schaden ſind für unſere Oekonomie unbedeutend. Dieſem Ibis in Lebensart, Geſtalt und Größe ſehr ähnlich iſt der weiße amerikaniſche Ibis. Ibis alba. Er iſt ganz weiß, nur die vier erſten Schwungfedern haben eine ſchwarzgrüne Spitze. Vieillot iſt geneigt den weißen Ibis als bloße Altersverſchiedenheit von dem rothen anzuſehen, da er in Nordamerika zu gleicher Zeit mit jenem ankommt und abzieht und dieſelben Gegenden bewohnt. Taf. 118. Der ſchwarzſichtige Ibis. Ibis melanopis. Le Curucau. Aaun pl. enl. 976. Manduria Azar. Coricoco Nlargr. Die ganze Kopfhaube und der untere Theil des Nackens blaßgelb, der untere Theil des Vorderhalſes fahlgelb; Wan— gen, ein Federſtreif der Länge nach über die Kehle laufend und der Hals weißlich; die Seiten der Kehle, Zügel, Stirn— ſeiten runzlich und ſo wie die Schläfengegend nackt und ſchwarz; Bruſt aſchgrau, Bauch, Unterleib und Steißgegend ſchwarz, kaum ſichtbar ins Purpurfarbe ſpielend; Rücken, Schulterfedern und obere Deckfedern der Flügel ſchön aſchgrau, etwas ins Grünliche oder Purpurfarbe ſchillernd; die größern Deckfedern der Flügel weiß und eine große weiße Längsbinde bil— dend. Rücken, Bürzel, der gefiederte Theil der Schenkel und die untern Deckfedern der Flügel ſchwarz, etwas grünlich überlaufen; Schwung- und Schwanzfedern ſchwarz, grün glänzend; Schnabel und Beine ſchwarz; Augen ſcharlachroth; Beine roth. Ganze Länge 27 Zoll. Beim jungen Vogel iſt die Haube iſabellgelb, und der ganze Hinterhals gelblich, Seiten und Vorderhals weiß; Man— tel, Deckfedern der Flügel und Bruſt aſchgrau. Vaterland. Häufig in Braſilien, Paraguay, Cayenne und bis zum Plataſtrome, auch auf den Neujahrsinſeln. Eigenſchaften. Der Name Kürükau kommt von ihrem Geſchrei, welches aus drei Sylben beſteht, welche der Vo— gel wiederholt, wenn er auf der Erde ſitzt, öfter noch aber ſchreit er Kürüku, zuweilen auch Totak. Dieſes Geſchrei wird ſehr weit gehört. Die Portugieſen in Brafilien nennen ihn Maſarico. Am Plataſtrom iſt der Vogel häufig. Man findet ihn paarweiſe aber auch in Familien und in Schaaren bis zu 50 Stücken. Obſchon man ihn an feuchten Orten findet, fo liebt er doch überſchwemmte Orte nicht und geht auch nicht ins Waſſer, ja man findet ihn ſogar an recht trockenen Orten, weit vom Waſſer. Alle Individuen dieſer Art, welche eine Gegend bewohnen, verſammeln ſich am Abend und bringen die Nacht auf demſelben Baume zu, ſo viel nur immer darauf Platz haben. Sie wählen dazu die höchſten Bäume der Gegend, beſonders ſolche, welche am Rande der Waldungen ſtehen; je ſeltener in einer Gegend ein ſolcher Baum iſt, um deſto häu— figer beſuchen ihn alle Ibiſe der nahe liegenden Gefilde. Des Morgens aber geht jedes Paar oder jede Familie wieder in die Gegend, wo ſie gewöhnlich ihre Nahrung finden. Wenn ſie auf einen Baum oder von demſelben auf die Erde ſitzen wollen, fliegen ſie erſt hoch, aber gewöhnlich iſt ihr Flug niedrig, gerade und anhaltend, mit ausgeſtrecktem Hals und regel— mäßigen Flügelſchlägen. Sie laſſen ſich leicht zähmen. Azara ſah einen ſolchen Vogel in einem kleinen Hofe friedlich mit den Hühnern leben, er fraß die Abgänge aus der Küche und ſuchte nicht zu entfliehen. Nahrung. Sie beſteht vorzüglich in Würmern und Inſekten, wahrſcheinlich auch ganz kleine Reptilien. Fortpflanzung. Sie bauen ihr Neſt auf Bäume, es beſteht aus einer großen Menge von dürren Reiſern und Blät— tern und iſte tief. Sie wählen am liebſten abgeſtorbene Baumſtrünke dazu. Von der Zahl und Farbe der Eier it nichts bekannt. Die übrigen Arten dieſer Gattung find der nacktſtirnige. Ibis nudifrons. Spix aves Bras. T. 84. aus Braſi— lien und Paraguay. Der gezahntſchnäbelige. Ibis dentirostris. Buff. pl. enl. 280. In Braſilien und Cayenne. Der Guarauna. I. guarauna. In Cayenne und Paraguay. Der Glanzflügelige. I. chalcop- tera. In Senegambien. Der Warzige. I. papillosa. Temm, pl. col. 304. In Afrika. Der kahlköpfige. I. calva, pl. enl. 807. In Afrika. Der bräunliche. I. furcata, In Indien. Der bleifarbe. I. plum- bea. Temm. pl. col. 235. Der langſchwänzige. I. ox y ereus. Spix aves Bras. T. 87. Braſilien. Der Ha- gedaſch. I. Hagedas ch. Afrika. 328 13* Saft, Säbelfbnabel. Recurvirostra. Avocette. Schnabel ſehr lang, dünne, ſchwach, feiner ganzen Länge nach platt; die Spitze ſehr dünne, ſpitzig, bieg— ſam, nach oben ſich biegend; die obere Lade an der Oberflache gefurcht, die untere mit Furchen an der Seite. Naſenloͤcher auf der Oberfläche des Schnabels, linienfoͤrmig, lang. Deine dünn, lang; drei Zehen nach vorn, die hintere nur rudimentaͤr, ſehr hoch am Laufe einlenkend, die vordere Zehen durch eine ausgeſchnittene Haut verbunden. Fluͤgel ſpitzig, die erſte Schwungfeder die laͤngſte. Dieſe Gattung iſt eine der ausgezeichneteſten und ſonderbarſten, durch ihren Schnabelbau, durch ihre ſchlanke Geſtalt, langen Hals und langen Beine gehört ſie durchaus den Sumpfvögeln an, nähert ſich aber, wie die Flammingos den Waſ— ſervögeln durch die Schwimmhäute, durch welche ihre Zehen verbunden ſind. Der ſehr dünne, aufwärtsgerichtet und über— gebogene Schnabel zeichnet fie vor allen Vögeln aus, obſchon eine ähnliche Biegung in die Höhe bis auf einen gewiſſen Punkt auch bei einigen Vögeln der Familie der Schnepfen vorkommt, und auch der Schnabel bei den Jabirus ſich nach oben biegt, aber dieſe Vögel haben viel ſtärkere, feſtere und ſteifere Schnäbel. Die Bildung des dünnen Säbelſchnabels ſcheint auch wirklich für den Vogel der ihn trägt wenig Vortheil zu gewähren, und ihm das Einnehmen der Nahrung zu erſchweren, da man kaum begreift wie er etwas damit faſſen kann. Ihre Nahrung beſteht in ſehr kleinen, kaum fichtba- ren Inſekten. Da man ſie nicht lebend erhalten kann, und dieſe Vögel ſehr ſcheu und vorſichtig ſind, ſo iſt es ſehr ſchwer ſich darüber Gewißheit zu verſchaffen, wie ſie ihren Schnabel brauchen. Nur durch die Unterſuchung des Magens konnte man ſich hierüber belehren, allein da die Nahrungsmittel zum Theil ſchon verdaut erſcheinen, ſo iſt man über die Arten der Inſekten, welche ſie vorzüglich ſuchen, ungewiß. Die klebrige, fettige Matterie, die kleinen Steinchen, und das ſchlam— mige Weſen, womit ihre Eingeweide meiſt angefüllt ſind, macht es wahrſcheinlich daß ſie, neben den Inſekten, von wel— chen man immer Reſte findet, auch noch Fiſchleich, Waſſerwürmer und kleine Krebſe freſſen, vielleicht auch ſehr kleine Schalthiere. Der Schnabel ſcheint auch beſonders dazu geeignet um im feinen Sande zu wühlen. Die Weichheit des Schnabels macht es wahrſcheinlich, daß er in demſelben ein Taſtorgan beſitzt, durch welches er die Beſchaffenheit der Ma— terien, welche derſelbe berührt beurtheilen kann. Die Plattheit giebt ihm die Kraft ſeitlich zu ſondiren, und man ſieht ihn oft lange an einem Orte auf alle Seiten damit im Schlamme herumfahren, ohne den Platz zu verlaſſen. Die Spuren im Sande bilden immer kleine Halbzirkel, und da der Grund, den er aufwühlt von weicher Beſchaffenheit iſt, ſo macht es ihm wenig Mühe damit. Der Säbelſchnabler läuft auch vermittelſt ſeiner langen Beine auf ſchlammigen Grunde, der fünf bis ſechs Zoll mit Waſſer bedeckt iſt, leicht herum, und iſt das Waſſer zu tief, ſo kann er vermittelſt ſeiner Schwimmfüße auch ſchwimmen, wenn er tieferes Waſſer antrifft, und auf dieſe Art Fiſchleich erhaſchen, der nicht ganz am Ufer ſchwimmt. So kann es ihm nicht an Nahrung fehlen, und wenn uns auch ſchon ſein Schnabel ſchlecht gebaut ſcheint, ſo iſt doch kein Zweifel, das er damit ſeine Zwecke doch vollkommen erreicht. Zur Vertheidigung aber kann er auf keinen Fall dienen. Könnte man die Nerven in den Schnabel beſſer verfolgen, was die Dünne deſſelben hindert, ſo würde man wahrſcheinlich finden, daß ſie bis in die Schnabelſpitze gehen, und dies Organ ein wahres Taſtorgan iſt. Man findet die Säbelſchnäbler hauptſächlich an den Ufern des Meeres oder ſalziger Gewäſſer, an Orten, welche das Meer bei der Fluth beſpült, wo ſie dann bei der Ebene in dem vom Waſſer verlaſſenen Gegenden und den kleinen Vertiefun— gen, die mit Waſſer angefüllt bleiben, immer Nahrung finden; immer ſuchen ſie ſich die Orte auf wo viel Schlamm iſt. Auch an den Mündungen der Flüße finden ſie ſich, und nicht ſelten verlaſſen ſie auch die Meeresküſten für einige Zeit und beſuchen die Sümpfe des ſüßen Waſſers. Die Mauſer iſt nur einfach, und die Geſchlechter ſind nicht verſchieden; auch das Jugendkleid iſt nicht verſchieden. Sie wandern und leben paarweiſe. Ihr Flug iſt ſchnell und anhaltend. Sie niſten auf der Erde und ihr Neſt iſt nicht vom Boden erhaben, die Eier liegen in einer Vertiefung auf einer Unterlage von einigen Grashalmen. Wenn fie brüten, fo bringen fie die langen Beine gegen die Seiten. Man kennt vier Arten, wahrſcheinlich iſt ihre Lebensart ganz ähnlich. Taf. 119. Der blaufuͤßige Saͤbelſchnabel. Recurvirostra avocetta. Zinn. L’4vocette & nuque notre. Scooping avocette. Das ganze Gefieder iſt rein weiß, mit Ausnahme der Kopfplatte, des hintern Theils des Halſes, der kleinſten und größten Schulterfedern, der Deckfedern, der Flügel und der Schwungfedern, welche ſchön ſchwarz ſind; der Schnabel iſt ſchwarz; die Augen rothbraun; die Beine graublau. Die Länge 17 ½ Zoll. Vaterland. In Holland, an den Ufern der Nord- und Oſtſee, überhaupt im Norden von Europa, aber auch häufig in Ungarn und Italien. Sibirien, Rußland, Schweden u. ſ. w. Bei großer Kälte verlaſſen ſie die nordiſchen Länder, und reiſen in die gemäßigten. Sie folgen auf ihren Reiſen den Ufern der Flüſſe, Seen und den Sümpfen nach. Die aus Egypten und dem Kap herkommenden ſind durchaus nicht verſchieden von unſerer europäiſchen Art. In Holland ſind ſie am häufigſten auf überſchwemmten Wieſen. Auch in der Schweiz kommen ſie auf ihren Reiſen nicht ſelten. Eigenſchaften. Er iſt ein ſcheuer, ſchlauer und wilder Vogel, dem ſehr ſchwer anzukommen iſt, wozu allerdings der Aufenthalt auf offenen Stellen ſehr viel beiträgt, aber auch an den Orten wo er ſich beſtändig aufhält iſt er nur ſelten mit Schlingen zu berücken. Fortpflanzung. Im Sande oder im hohen Graſe findet man das Neſt in einem Erdloche. Die zwei ſelten drei Eier liegen auf einigen Grashalmen. Sie find etwas birnförmig, und haben auf ſchmutzig graugelben Grunde ſchwarze Flecken von verſchiedener Form und Größe gleichartig über die ganze Schale verbreitet. Das Fleiſch wird gegeſſen und ſchmeckt gut. 329 Taf. 119. Amerikaniſcher Saͤbelſchnaͤbler. Recurvirostra americana. Avocette isabelle. Wils. amer. ornith. 7, pl. 63. Kopf, ganzer Hals, Oberrücken und Bruſt hell roſtfarben oder iſabell; Geſicht weißlich; Mitte des Rückens und ein Theil der Schulterfedern ſchwarz; die dem Körper nächſten Schwungſedern und der Schwanz graulich; alle übrigen Kör— pertheile weiß. Der Schnabel an der Spitze eher etwas nach unten gebogen. Länge 17 ½ Zoll. Vaterland. Nordamerika. Lebensart des gemeinen Säbelſchnäblers. Die übrigen Arten find; Der Rothhalſige. Rec, rubricollis. Temm. Im auſtraliſchen Aſien. Der Oſt— indiſche. Rec. orientalis. Cuv. In Oſtindien. 14* Gatt. Loͤffelreiher. Platale a. Spatule. Schnabel ſehr lang, ſtark, ſehr platt, Spitze breit und in Form eines Loͤffelſtiels, oder eines Spatels ab— gerundet; obere Lade gefurcht, gerunzelt, an der Wurzel in die Quere. Naſenloͤcher am Ruͤcken des Schna⸗ bels, nahe beiſammenſtehend, ablang, offen, durch eine Haut geſaumt. Geſicht und Kopf zum Theil oder ganz nackt. Beine lang, ſtark; die drei Zehen nach vorn bis zum zweiten Gelenk durch tiefausgeſchnittene Haͤute ver— bunden; Hinterzehe lang, auf dem Boden aufliegend. Fluͤgel mittelmaͤßig breit; die erſte Schwungfeder von der Laͤnge der zweiten und dieſe die laͤngſte. Die Löffelreiher leben geſellig in bebuſchten Sümpfen, nicht weit von den Mündungen der Flüſſe, ſelten ſieht man ſie an den Ufern des Meeres. Sie nähren ſich von ſehr kleinen Fiſchen, Fiſchleich, kleinen Schnecken und Süßwaſſermuſcheln, klei— nen Reptilien und Inſekten. Sie niſten nach den Umſtänden auf Bäumen, oder auf Gebüfchen, oder in Binſen. Die Mauſer iſt einfach, aber der junge Vogel bekommt erſt im dritten Jahre ſein vollſtändiges Alterskleid; der Schnabel ent— 1 wickelt ſich langſam, und iſt in der erſten Lebenszeit mit einer Haut überzogen. Die Geſchlechter ſind wenig verſchieden. Taf. 117. Weißer Löffler Platale a leucorodia Spatule blanche. Das ganze Gefieder if rein weiß, mit Ausnahme der Brust, über welche fich ein roſtgelber Gürtel zieht; die Enden dieſes Gürtels reichen bis auf den Rücken und vereinigen ſich hier. Die nackten Stellen um die Augen und die Gurgel ſind blaßgelb, der untere Theil der Gurgel ſchwach roth überlaufen; Schnabel ſchwarz in der Tiefe der Furche blaulich, Spitze okergelb; Augen roth, Beine ſchwarz. Am Nacken der Alten ein dichter Federbuſch von langen hängenden weißen Federn. Ganze Länge 2 Fuß 6 Zoll. — Die Jungen werden ſogleich weiß wenn ſie ausfliegen, nur die Spitze der Schwungfedern iſt ſchwarz, ſo wie die Schäfte. Am Kopfe find kurze, abgerundete Federn, der Schnabel der bei Alten 8 1/2 Zoll lang iſt, iſt braun 4½% Zoll lang, dunkelgrau, weich, biegſam und mit einer glatten Haut bedeckt, die Augen graulich, die nackten Theile matt weiß. Der gelbe Gürtel erſcheint erſt im zweiten oder dritten Jahre. Die Luftröhre des Männchens macht, nachdem fie zwiſchen den Gabelknochen getreten iſt, eine Biegung rückwärts und aufwärts, biegt ſich dann wieder abwärts und tritt nun erſt ſich theilend in die Lungen. Beim Weibchen finden ſich dieſe Biegungen nicht. Die zwei Blinddärme ſind ſehr klein, der Magen wenig muskulos; und der untere Luftröhrenkopf hat keine eigenen Muskeln. Vaterland. In Europa die Mündungen der Flüſſe und ihre Ufer, nirgends in ſolcher Menge wie in Holland. Es ſind Zugvögel, welche mit den Störchen wandern, auf ihren Zügen folgen ſie den Meeresküſten am liebſten. Man hat ſie fait in allen Gegenden Europas bis nach Lappland angetroffen; ſeltener im Innern der Länder, als an den Küſten. Eben ſo in Egypten, und an den Küſten Afrikas bis zum Kap, ſogar in Madagaskar. Sonnerat fand ſte auf der Inſel Lüzon: Temmink hält dieſe Löffler für eine eigene dritte Art, giebt aber die unterſcheidenden Charaktere nicht an. Eigenſchaften. Die Löffler find keine ſcheuen Vögel, und laſſen ſich ſehr leicht zahmen. Mit ihrem Schnabel kön— nen ſie nicht ſtark drücken, aber in der Furcht oder im Zorn ſchlagen ſie die beiden Schnabelladen auf einander und klap— pern, wie die Störche. Sie fliegen ſchön und erheben ſich hoch in die Lüfte, und fliegen dann, eine Wellenlinie bildend. Sie gehen in abgemeſſenen Schritten einher und tragen den Hals nicht wie die Reiher, ſondern S förmig, wie die Störche. 5 Nahrung. Kleine Fiſche, Fröſche und Conchilien, die erſten können ſie, ungeachtet der Schwäche des Schnabels, doch leicht faſſen, weil die Runzeln und Höcker im Innern des Schnabels das Halten erleichtern, und die zarten Schneckchen und Muſcheln zerdrücken fie, 83 330 Fortpflanzung. Sie niſten, je nach den Umſtänden, bald auf Bäumen, bald im Gebüſche, oder im Geröhre in der Nähe der Seeküſte oder großer Seen; ſelten im Innern des Landes. Das Weibchen legt zwei bis drei Eier von weißer Farbe, mit ſehr verwaſchenen, roſtgelben Flecken, viele Eier ſind auch ganz weiß. Nutzen leiſten ſie durch ihr Fleiſch, welches gar nicht übel ſchmecken und nichts von dem Thrangeruch anderer rei— herartigen Vögel an ſich haben fol, Schaden thun ſie nicht den geringſten. Taf. 417, Roſenrother Löffler Platalea ajaja. Spatule rose. Kleiner als der weiße und ohne Federbuſch. Der nackte Theil des Kopfs iſt oben gelb, an den Seiten orangefarben, am Hinterhaupt und der Ohrgegend nackt, an der Gurgel ſteht ein weißer Fleck, und das Gefieder iſt blaß roſenroth; die Deckfedern der Flügel und die obern des Schwanzes ſind lebhaft roth, der Schwanz roſtfarb. Dieſe lebhaften Farben ge— hören aber nur dem alten Vogel, und die Jungen ſind faſt weiß, und vor der erſten Mauſer grau, Beine ſchwärzlich mit roſenroth überlaufen, die Augen roth; Schnabel grüngelb. Vaterland. Amerika von den wärmern Theilen der vereinigten Staaten an bis nach Paraguay und in den Pam— pas von Buenos-Ayres. Die Guaranis in Paraguay nennen ihn Guirapita (rother Vogel.) Man ſieht ihn gewöhrlich als lein oder paarweiſe, zuweilen in großen Schaaren. Eigenſchaften. Sie find ſehr ſcheu, Azara ſah ſie oft in den Pfützen im Waſſer bis zu den Schenkeln ſtehen, und mit dem Schnabel ganz unterm Waſſer herumfahren. Ihr Gang und ihre Bewegungen ſind ganz denen der Störche ähnlich und nicht felten ſieht man fie in Geſellſchaft der Jabirus in den Sümpfen. Sie ſitzen aber auch auf Bäume und übernachten daſelbſt. So ſchön die Farbe des Vogels iſt, fo iſt feine Geſtalt unangenehm, vorzüglich wegen der Bildung des Kopfs, deſſen Nacktheit ihn häßlich macht. Bei jungen Vögeln iſt der Kopf viel ſtärker befiedert. Nahrung. Kleine Fiſche, Fiſchleich, Inſekten, zarte Schnecken und Muſcheln. Fortpflanzung. Darüber wird nichts erwähnt. 15° Gatt. Kahnſchnabel. Cancroma. Savacott. Cymbops, Wagl. Cochlearius. Briss. Schnabel langer als der Kopf, ſehr niedrig und platt, viel breiter als hoch, ſchneidend, in der Mitte ſei— ner Laͤnge am breiteſten; mit vorſtehender Graͤthe, auf jeder Seite derſelben eine Laͤngsfurche; die obere Kinn— lade hat die Form eines umgekehrten Loͤffels oder Kahns, an der Spitze ein Nagel; die untere lauft in eine ſcharfe Spitze aus. Naſenlöcher auf der Oberfläche des Schnabels, in der Furche liegend, ſchief, laͤnglich, mit einer Haut bedeckt. Beine mittelmaͤßig; die drei vordern Zehen an der Wurzel durch eine breite Haut vereinigt; die Hinterzehe inwendig eingelenkt, mit den uͤbrigen in gleicher Hoͤhe. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwung— feder kuͤrzer als die zweite, dritte, vierte und fuͤnfte, welche die laͤngſten ſind. Taf. 118. Der Kahnſchnabel. Cancroma cochlearia. Le Savacon. Cymbops cochlearia, Wagl. Stirn, Wangen und Vorderhals weiß; am Hinterhaupt bei alten Vögeln ein ſehr langer Federbuſch aus zahlreichen, breiten, dichtſtehenden Federn, welche bis zum Rücken reichen und ſchön ſchwarz ſind; Seiten des Halſes, Hinterhals, Rücken, Flügel und Schwanz einfärbig, ſchön grau, Schwung- und Schwanzfedern weißlich; Weichengegend ſchwarz; über den Oberrücken läuft eine ſchwärzlich kaſtanienbraune Binde; Bruſt, Bauch, Unterleib und Aftergegend roſtfarb; die untern Deckfedern der Flügel weiß, mit einer ſchwarzen Binde. Der Schnabel ſchwarz; die Kehlhaut blau. Beine ſchwarz Augen braun. Am fungen Vogel fehlt der Federbuſch, der Schnabel iſt ſchwarzbraun; der Nacken ſchmutzig ſchwarz, Stirn und ein Fleck an der Ohrgegend ſchmutzig weiß, Rücken, Bürzel, Schwanz und Flügel zimmetfarb, letztere etwas heller, auf den Schwungfedern der zweiten Ordnung ein weißer Streif; Vorderhals, Seiten des Halſes und ganzer Unter— körper weißlich, roſtfarb überlaufen. Ganze Länge 21 Zoll. Vaterland. Braſtlien, Gujana, Cayenne, an üherſchwemmten Orten oder am Ufer der Flüſſe. Eigenſchaften. Im Gehen trägt er den Hals gebogen, den Rücken gekrümmt, und hat ein eben ſo trauriges An— ſehen als die Reiher. Wenn er gefangen wird oder böfe iſt, knackt er mit dem Schnabel, der Federbuſch erhebt ſich wie eine Kaputze, und er ſtürtzt mit Wuth auf den Gegenſtand der ihn zum Zorn gereitzt hat. Am Meere trifft man ihn nicht an, ſondern fo weit vom Meer aufwärts an den Flüſſen, wohin die Fluth nicht mehr reicht. Meiſtentheils ſitzt er auf Bäu— men deren Aeſte über das Waſſer reichen, und ſtürzt ſich auf die Fiſche, welche an der Oberfläche des Waſſers vorüber— ſtreichen, mit großer Schnelligkeit, erhebt ſich aber ſogleich wieder, wenn er den Fiſch gefangen hat, und fliegt an den vorigen Platz. Fiſche ſcheinen ſeine einzige Nahrung zu ſeyn. Von ſeiner Fortpflanzung iſt nichts bekannt. 331 Schnepfenartige Voͤgel. Scolopacides. Laͤufe von ſehr verſchiedener Laͤnge; der Hals im Allgemeinen duͤnne; der Kopf ganz mit Federn bedeckt; der Schnabel immer länger als der Kopf, gerade oder gebogen, dünne, 1* Saft, Brach vogel. Numenius. Courlis. Scolopax. Linn. Phaeopus. Cuv. Curlew. Schnabel lang, dünne, gebogen, zuſammengedruͤckt; Spitze hart, ſchwach abgeſtumpft; Obere Schnabellade uͤber die untere vorragend, an der Spitze abgerundet, drei Viertheile ihrer Laͤnge nach gefurcht. Naſenloͤcher ſeitlich, linienfoͤrmig, in der Furche liegend. Geſicht beſtedert; Raum zwiſchen Auge und Schnabel ebenfalls mit Federn bedeckt. Beine duͤnn, uͤber die Kniee hinauf nackt; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die vordern bis zum erſten Gelenk verbunden; die Hintere iſt auf dem Lauf eingelenkt beruͤhrt aber den Boden. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder die laͤngſte. Dieſe Vögel, welche man früher mit den Schnepfen, ſpäter mit den Ibiſen zuſammengeſtellt hat, bilden eine kleine Gattung, welche in allen ihren Arten ſehr gut charakteriſirt iſt. Sie halten ſich an trockenen, ſandigen Orten, doch immer in der Nähe der Gewäſſer und Sümpfe auf. Ihre Nahrung beſteht vorzüglich in Erdwürmern, Land- und Waſſerinſekten, Schnecken und Muſcheln. Ihr Flug it anhaltend, ſchnell und ſehr hoch. Sie wandern in Schaaren, leben aber außer der Zugzeit einſam. Die Maufer iſt einfach und der Federwechſel hat nur einmal im Jahr ſtatt. Die Nägel find kurz, ſtumpf, unten rinnenartig, ſcharfrandig, großentheils auf den Zehen liegend; die mittlere Zehe iſt am innern Rande auf— geworfen. Die Flügel ſind lang, ſchmal und ausgeſchnitten, die Schwungfedern hart; der Schwanz kurz und abgerundet. Taf. 120. Der große Brachvogel. Numenius arquata. Grand Courlis cendre, Das ganze Gefieder iſt hellgrau; an Hals und Bruſt mit länglichen braunen Schaftflecken; auf Achſeln und Schultern find die Federn in der Mitte braun, hellroſtfarb geſaumt; Schwanz weißgrau, mit braunen Querbinden, obere Schnabel— lade braunſchwarz, untere fleiſchfarb; Beine dunkelgrau; Auge braun. Der Schnabel it nach dem Alter kürzer oder länger, mehr oder weniger bogenförmig. Geſchlechter gleichgefärbt. Länge 2 Fuß und darüber. Vaterland, Der große Brachvogel iſt über ganz Europa verbreitet, man hat ihn auch in Egypten und am Senegal gefunden, und ebenſo wird er in Oſtindien angetroffen; Temmink verſichert, die aus Pondichery kommenden ſeyen durchaus nicht verſchieden. Auch im nördlichen Aſten, in ganz Sibirien und Rußland iſt er anzutreffen. Die wahre Heimath iſt in Europa der Norden, wo er brütet. Eigenſchaften. Der große Brachvogel iſt ein geſelliger, munterer, gewandter und ſcheuer Vogel. Beim Aufſuchen der Nahrung ſenkt er den Kopf, weil ſein Schnabel ſehr lang iſt, nur wenig. In gewöhnlicher Stellung trägt er den Leib wagerecht, den Hals mehr oder weniger eingezogen und den Schnabel gerade vorgelegt. Beim geringſten Geräuſch richtet er ſich mit ausgeſtrecktem Halſe hoch empor und ſieht ſich nach allen Seiten um, und ergreift ſchnell die Flucht, wenn er Gefahr glaubt. Der Lauf iſt ſchnell, weit ſchreitend und anhaltend; der Flug leicht, ſchnell, ſchön, mit ſtarken Schwin— genſchlage, beinahe gerade aus und oft hoch, vor dem Niederſitzen ſchwebend. Auf dem Zuge beobachten fie im Fluge eine beſtimmte Ordnung wie die Gänſe, einer fliegt voraus, und die andern folgen in einer langen Reihe. Die Stimme iſt pfeifend, voll und angenehm, ſie tönt wie klauit, krait, oder auch Lauis, daher heißt der Vogel an einigen Orten in der Schweiz Luis. Jeder Ton, der bald hoch bald tiefer iſt, hat ſeine Bedeutung, beſonders durch die Art wie er hervorgeſtoßen wird. Sie locken mit dieſen Tönen bald einander an, bald warnen ſie, bald ermuntern ſie einander zum Aufbruch; beim Auffliegen iſt ihr Geſchrei am ſtärkſten. In England überwintern einige, und auch in der Schweiz werden ſie zuweilen im Winter angetroffen, allein dies ſind Ausnahmen von der Regel, da ſonſt dieſer Vogel regelmäßige Wanderungen macht. Man trifft ihn in den meiſten Gegenden Deutſchlands nur zur Zugzeit an. Er beſucht dann die großen Brachfelder, ſum— pfigen Wieſen und flache, ſandige Ufer der Seen, Teiche und Flüſſe. Oft wandert er lange längs der Seeküſte, die ihm am meiſten Nahrung giebt. Nicht immer wandert er in großen Zügen, ſondern oft nur einzeln oder in kleinen Geſellſchaften. Immer ſind ſie vorſichtig und ſcheu und lieben deswegen beſonders die offenen Plätze. Nahrung. Dieſe beſteht in Inſekten und Würmern, auch verſchluckt er kleine Schneckchen. Pflanzentheile, die man in ſeinem Magen fand, ſcheinen nur zufällig in ſeinen Magen gekommen zu ſeyn. Fortpflanzung. Der große Brachvogel brütet im Norden in Norwegen, Schweden, an der Nordſee u. ſ. w. in Grasgebüſchen auf Lehden oder fandigen Orten, auf erhabenen Stellen in Sümpfen und auf naſſen Wieſen, häufig in den Dünen und am Meere. Das Neſt iſt ein Erdloch mit Geniſt oder Wurzelfaſern ausgelegt. Die drei bis vier Eier ſind groß, birnförmig, oben ſtark zugerundet und bauchig, unten ſchnell ſpitzig zulaufend, dick und rauchſchalig mit deutlichen Poren und ſchwachen Glanze, 2 ½ Zoll lang, und 1 Zoll 10 Linien breit, ſchön olivengrün mit undeutlichen grüngrauen und ſchwarzbraunen Flecken und Schmitzen überall gleich beſetzt, oft laufen ſie am dicken Ende zuſammen und verdecken die Grundfarbe. Inwendig ſind fie gräulich und laſſen, gegen das Licht gehalten, die Flecken durchſchimmern. Die Alten verrathen ihr Neſt bei Gefahren durch Geſchrei. Feinde. Die Alten werden von den großen Falken und Habichten, die Eier und Jungen durch Füchſe, Raben, Krä— hen und große Möven verfolgt. 332 Jagd. Da fie ſehr ſcheu find, fo find fie ſchwer zu ſchießen und zu fangen. Durch Nachahmung der Locktöne laſſen ſie ſich zuweilen täuſchen und den Schützen ſich nähern. Auch werden ſie zuweilen in Schlingen gefangen. Der Nutzen für uns beſteht in ſeinem guten Fleiſche und Schaden thut er gar nicht. Taf. 120. Der duͤnnſchnaͤbelige Brachvogel. Numenius tenuirostris. Buonap. Courly & bec fin, Courly d’Egypte. Kopf, Hinterhals, Oberrücken und Deckfedern der Flügel lerchenfarb, das heißt weiß, hell und dunkelbraun gemifcht, Scheitel hellroſtfarb, jede Feder in der Mitte mit einem ſchwärzlichbraunen Schaftſtrich, am Halſe ſchmutzig weiß mit ähn— lichen Schaftſtrich, Oberrücken und Deckfedern der Flügel mit breiten Schaftſtrichen und roſtgelbem Rande, welcher an den Deckfedern der Flügel weiß wird. Ganzer Rücken, Bürzel und obere Deckfedern des Schwanzes blendend weiß, letzter mit ſehr wenigen kleinen braunen Schaftſpitzen, Kehle weiß, ganzer Vorderhals und Bruſt weißlichgelb mit länglich tropfenför— migen Flecken, welche auf dem Oberbauche und den Seiten des Unterleibs rundlich werden, wo auch die Grundfarbe rein weiß iſt, Steißgegend und untere Deckfedern des Schwanzes rein weiß; Schwanz weiß mit weit auseinanderſtehenden Fle— ckenbändern. Der Schnabel iſt ſehr dünne und verhältnißmäßig viel kürzer als bei dem großen und kleinen Brachvogel. Ganze Länge 14 1/2 Zoll. Vaterland. Egypten und andere Theile von Afrika, das wärmere Europa, namentlich die Gegend von Rom, wo er ſehr häufig ſeyn ſoll. Es iſt dies eine Entdeckung des Prinzen Buonaparte. Weiter iſt nichts von dieſer Art bekannt. Die übrigen Arten find der Regenbrachvogel Numenius phaeopus. Naum. 10 f. 10. In Europa; brütet in Island, Lappland, dem nördlichen Norwegen und geht überhaupt weiter nördlich als der große. Er heißt in der Schweiz bei den Jägern Halbluis, iſt aber viel ſeltener. Cüvier hat mit Unrecht aus ihm eine eigene Gattung gemacht. Nordamerika hat drei ganz verſchiedene Arten. N. longirostris Wils. 8, T. 64. f. 4. N. bor ealis Wils 7 T. 56. . 1. N. hudsenius, Vieillot beſchreibt eine vierte Art N. rufus, Viell gal. des ois. 245. In Afrika am Cap kommt vor N. vir gatus enl. 198 In Indien N. lineatus und in Südamerika N, brevirostris, Temm. pl, col, 381. ste Gaft. Strandlaͤufer. Trin ga. Becasseau. Schnabel mittelmaͤßig oder lang, ſehr ſchwach gebogen, an der Spitze etwas gekruͤmmt oder gerade, der ganzen Lange nach weich und biegſam, an der Bafis zuſammengedruͤckt, an der Spitze platt, breit oder ſtumpf; beide Kinnladen bis zur Spitze gefurcht. Nafentöcher ſeitlich, koniſch, ihrer ganzen Länge nach in der Haut, welche die Naſenfurche deckt, eingelaſſen. Beine duͤnne, mittelmaͤßig lang, uͤber die Knie nackt; drei Zehen nach vorn, alle ganz getrennt, nur bei einigen Arten iſt die mittlere Zehe mit der aͤußern durch eine Haut verbunden; die Hinterzehe iſt auf dem Lauf eingelenkt. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwung— feder iſt die laͤngſte— ’ Dieſe Vögel, welche in kleinen Schaaren wandern, niſten gewöhnlich in mehreren Paaren nahe beiſammen. Sie bewoh— nen immer Sümpfe, welche nahe an Flüſſen oder Seen, oder in der Nähe des Meeres liegen. Sie beſuchen ohne nähere Auswahl ſchlammige oder ſandige Gegenden, oder durchſuchen die Sümpfe, auf welchen viele Waſſerpflanzen wachſen, oder Meergras ſich findet, da fie darin ihre Nahrung, welche aus Inſekten und ihren Larven, weichen Würmern, Weichthieren, beſonders kleinen Schnecken und Muſcheln beſteht, finden. Die meiſten folgen auf ihren Wanderungen den Meeresufern, andere dem Lauf der Flüſſe. Sie mauſern zweimal des Jahres und ihr Sommerkleid oder Hochzeitkleid iſt ſehr vom Win— terkleide verſchieden; die Farben verändern ſich vom Weißen ins Roſtfarbe, oder vom Grauen ins Schwarze; die Jungen vor der erſten Mauſer ſind ſehr verſchieden von den Alten; die Geſchlechter unterſcheiden ſich nur durch die Größe, die Weibchen find größer als die Männchen, Die Gattung iſt weit verbreitet und in allen Welttheilen anzutreffen und ſelbſt die einzelnen Arten find oft beinahe über die ganze Erde ohne Abänderung zu finden, doch find die Arten im Norden zahl— reicher als in den warmen Climaten und die meiſten europäiſchen Arten brüten nur im Norden, durchziehen aber auf ihren Wanderungen, welche ſie alle vollführen, alle Theile Europas. Man hat aus dieſer Gattung ohne hinreichenden Grund meh— rere gemacht, und, beſonders ehe man die doppelte Mauſer kannte, viel zu viel Arten zu finden geglaubt, da eine Art oft unter drei verſchiedenen Namen als junger Vogel, Wintervogel und Sommervogel vorkommt. Temmink hat zur nähern Kenntniß dieſer Vögel viel beigetragen, ſo wie die Deutſchen Leisler, Meyer, Naumann und Brehm. Nordamerika hat viele Arten mit Nordeuropa gemein, doch auch mehrere eigene; dagegen find die meiſten europäiſchen auch in Aſien zu finden. Es ſind geſellige, muntere, lebhafte, meiſt ſcheue und vorſichtige Vögel von ſchnellem Laufe und Flug, und mit hellen pfeifenden Stimmen begabt. Die Zunge iſt lang, ſchmal, hinten häutig, an der Spitze hornartig, oben zuwei— len gefurcht. Der Kopf iſt klein, ſehr ſchmal, auf der Stirne aufſteigend, übrigens gewölbt, in der Mitte gefurcht. Der Leib lang und ſchmal. Der Schwanz iſt kurz, aus zwölf Federn beſtehend. Sie laufen geſchwind, tragen dabei den Leib wagerecht. Sie leben in der Einweiberei, und legen drei bis vier, verhältnißmäßig ſehr große, gelbliche, dunkelgefleckte,, birnförmige Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Sie lieben ihre Jungen, welche ſich durch Niederkauern ſehr gut zu verbergen wiſſen; haben ein vortreffliches Fleiſch und find im Herbſte ſehr fett. 333 Erſte Familie. Mit ganz freien Zehen. Taf. 121. Der bogenſchnaͤblige Strandlaͤufer. Tringa subarquata. Decasseau cocorli. Temm. Numenius subarquata. Num. pygmaeus. Bech. Num, ferrugineus. Meyer. Pelidna subarquata. Cuv. Scolopax subarquata et africana, Gmel. 0 Schnabel gebogen, länger als der Kopf, die beiden mittlern Schwanzfedern länger als die Seitenfedern. Junger Vo— gel vor der erſten Mauſer. Geſicht, Augenbraunen, Deckfedern des Schwanzes und alle untern Theile weiß; ein brauner Streif geht von den Augen bis zum Schnabel; Scheitel und Rücken braungrau, mit einem dunklern Schaftfleck; Schulter— federn und Deckfedern der Flügel grauſchwärzlich, jede Feder mit breitem weißgelblichem Saum, die Bruſt gelblich, weiß und hellbraun gemiſcht, Nackenfedern mit braunen Schaftflecken und weiß geſaumt, Schwanz graulich, weiß geſaumt, die äußern Federn weiß, die Schwungfedern an der innern Fahne weiß geſaumt. Wintervogel nach der erſten Mauſer. Wie der junge Vogel, aber die Bruſt und der Unterhals mit braunen Schaft— flecken, Schultern und Deckfedern der Flügel braungrau, mit einem dunklern Schaftfleck. Alter Vogel im Hochzeitkleid. Geſicht, Augenbraunen und Kehle weiß, braun gedüpfelt; Scheitel ſchwarz, jede Fe— der mit roſtfarbem Saum; Nacken roſtroth mit kleinen ſchwarzen Schaftflecken; Hals, Bruſt, Bauch und Unterleib kaſtanien— braunroth, je nach der Jahreszeit mit kleinen braunen Flecken, oder weiß geſcheckt; Deckfedern des Schwanzes oben und unten weiß, mit ſchwarzen und roſtfarben Querbändern; Rücken, Schultern und obere Deckfedern der Flügel ſchwarz, am Saum jeder Feder eine Reihe eckiger, lebhaft roſtrother Flecken, und die meiſten mit grauer Spitze; die kleinen Deckfedern der Flügel ſchwärzlich, roſtgelb geſaumt, Schwanz ſchwarzgrau, weiß geſaumt. Die Farben dieſer Jahreszeit ſind mehr oder minder rein, je nachdem der Vogel der Frühling oder Herbſtmauſer näher ſteht. Der Schnabel und die Füße ſind in allen Jahreszeiten ſchwarz, die Augen braun. Länge 7 1/2 Zoll. Vaterland. Man findet dieſen Vogel in allen Welttheilen, in Europa, Aſten, Nordamerika, Afrika am Kap, und in Oſtindien, ohne alle Abänderung. In Europa brütet er nur im Norden und iſt in den übrigen Theilen nur auf ſeinen Zügen anzutreffen. Er zieht vorzüglich längs der Seeküſte und wird an der Oſt- und Nordſee, in Holland wie in Däne— mark angetroffen. Im Innern des Landes iſt er ſeltener, doch ſieht man ihn an den Ufern der Seen, Flüſſe und großer Teiche, gewöhnlich fchon im Anfang Auguſts und im September, am ſeltenſten bei uns in voller Sommertracht. Eigenſchaften. Er läuft mit wagerechtem Körper und geſenktem Schnabel auf den moorigen Stellen am Ufer der Seen und Flüſſe herum. Der Flug iſt ſchnell und, wenn ſie nicht auf dem Zuge ſind, niedrig, auf dem Zuge aber hoch. Der Zug geſchieht des Abends und Morgens. Wenn ſie einmal abgeſeſſen ſind, ſo fliegen ſie aufgeſcheucht ſelten weit, und ſind überhaupt nicht ſehr ſcheu, und verlaſſen den Ort nicht leicht, wo es ihnen einmal gefällt, kommen dahin, ſelbſt wenn auf ſie geſchoſſen worden, wieder zurück, werden aber doch vorſichtiger. Die Jungen beſonders ſind ſehr zutraulich und laſſen leicht an ſich kommen. Sie haben eine pfeifende, ſchwer zu beſchreibende Stimme, welche aus mehrern Tönen beſteht. Auf dem Zuge find dieſe Vögel immer geſellig und wandern nicht nur in kleinen Truppen mit ihren Artsverwandten, ſon— dern auch mit andern Strandläufern vermiſcht, fo daß man nicht ſelten zwei oder drei Arten beiſammen antrifft es iſt die— ſes wirklich eine Eigenheit der Gattung, daß ſich die Arten unter einander miſchen. Selten trifft man einen allein ſondern meiſt Geſellſchaften von drei, vier und noch mehr Stücken. Nahrung. Kleine Waſſerinſekten und Würmchen, oder kleine Waſſerſchneckchen, welche ſich im Schlamme aufhalten. Der weiche Schnabel der ſchnepfenartigen Vögel deutet darauf, daß der Taſtſinn darin ſeinen Sitz habe. Dieſe Haut des Schnabels iſt nervenreich, und wie bei den Enten ſehr empfindlich, ſo daß ſie durch bloßes Wühlen in weichem Schlamm alles darin lebende oder ihnen dienliche auffinden können, ohne daß ſie das Geſicht dazu brauchen. Die Ufer mit wei— chem Schlamme werden daher vorzüglich von ihnen aufgeſucht, da ſich in demſelben am häufigſten ſolche kleine Thierchen aufhalten. Fi Fortpflanzung. Dieſe geſchieht in Europa wohl immer im nördlichen Theile, wenn auch nicht im höchſten Norden. Unter den Vögeln Islands kommt er nicht vor, wohl aber in Norwegen und Schweden, wo er gewiß brütet. In Holland ſoll er zuweilen, aber ſelten niſten. Die vier bis fünf Eier liegen in einem Erdloch oder in einer Sandgrube auf wenigen Halmen, find birnförmig, für den Vogel ſehr groß, dünn und plattſchalig, mit kaum bemerkbaren Poren, auf mattgelben 0 mit hell und dunkelbraunen größern und kleinern unregelmäßigen Flecken, welche meiſt am ſtumpfen Ende häufiger ind. Feinde hat dieſer Vogel und ſeine Eier an den Krähen, Möven, großen Seeſchwalben und kleinen Falken. Sie ſind leicht zu ſchießen, oft mehrere in einem Schuſſe. Das Fleiſch iſt ſehr ſchmackhaft. Taf. 120. Der veraͤnderliche Strandlaͤufer. Tringa variabilis. Decasseau brunette. Alouette de mer ordinaire, T'ringa alpina et ruficollis. Gmel. The Pure. Pennant. Schnabel fait gerade, ſchwarz, etwas länger als der Kopf, an der Spitze ſchwach gebogen; die beiden mittlern Schwanz— federn etwas länger als die Seitenfedern, und ſpitzig zulaufend. Die Farben ſehr veränderlich, daher auch der Name ihm mit Recht gebührt. Die häufigſte Kleidung, in welcher er im Herbſt und Frühjahr vor der Frühlingsmauſer erſcheint, iſt folgende: Kehle, ein Streif vom Schenkel über die Augen, Unterleib und die untern Deckfedern des Schwanzes rein weiß; zwiſchen Auge und Schnabel ein brauner Streif; Hals und Bruſt roſtgelb, EN braunen Längsflecken; am Bauche ſtehen 8 334 einige braunſchwarze Flecken entweder einzeln oder in größerer Menge; Rücken und Schultern, fo wie Kopf Ober- und Hin— terhals ſchwarz, hellroſtfarb geſäumt, auch zuweilen mit einzelnen graulichen Federn gemiſcht, welche den Uebergang zur Wintertracht anzeigen; Deckfedern der Flügel braun roſtgelb geſäumt. Sommertracht. Kehle weiß, Geſicht, Seiten und Vorderhals, Seiten des Kopfs und der Bruſt weiß, leicht roſtfarb überlaufen, jede Feder mit einem tief ſchwarzen Fleck; Bauch und Unterleib tiefſchwarz, zuweilen je nach der Jahrszeit mit einzelnen weißen Federn gemiſcht; Scheitelfedern iſt der Mitte ſchwarz, lebhaft roſtroth geſaumt; Rücken und Schulter— federn ebenfalls in der Mitte ſchwarz mit einem breiten roſtfarben Saum und grauweißer Spitze; die drei Seitenfedern der obern Deckfedern des Schwanzes nur an der äußern Fahne weiß; Schwanz grauſchwärzlich, weiß geſaumt. Länge 7 Zoll. a Vaterland. Er iſt ebenfalls weit verbreitet, brütet aber in Europa viel nördlicher. Man findet ihn in Island, Norwegen, Lappland, Schweden, Sibirien, Grönland und in den vereinigten Staaten. Warum er aber Alpenſtrandläufer heißt, weiß ich nicht, da er dort nur ſelten auf dem Zuge vorkommt. Er liebt die Moräſte und ſchlammigen Ufer der Flüſſe, Seen und des Meerſtrandes. In einigen Gegenden iſt ſein Zug regelmäßig zweimal im Jahr; in andern kommt er nur im Herbſt. Sie erſcheinen zu Ende April, oder Anfangs Mai an der Oſtſee, und ziehen im September oder Oktober weg; ein— zeln; wahrſcheinlich höher nördlich oder nordöſtlich wohnende Vögel bemerkt man erſt im November. In Holland und an der Küſte von Frankreich find fie häufig. Im Innern des Feſtlandes treffen fie im September faſt überall an Sümpfen, Seen, und Teichen ein. An den holländiſchen und franzöſiſchen Küſten ſollen viele überwintern. Eigenſchaften. Er iſt munter und geſellig, läuft ſehr behende und geſchickt auf dem Schlamme, den Sümpfen und im Sande herum, und ſinkt nicht leicht ein. An erhöheten Stellen bleibt er oft längere Zeit ſitzen, gleichſam um ſich umzuſehen. Er ſteht und geht in geduckter Stellung mit eingezogenem, oft faſt auf den Schultern ſtehendem Kopfe, und verändert ſeine Stellung nur in Gefahr. Sie ſtreichen in großen Schaaren, und oft mit verwandten Arten; auch mit viel größern Vögeln, mit Regenpfeifern, Kiebitzen, Sumpfläufern, oft in ungeheuren Flügen. Er iſt wenig ſcheu und kann leicht geſchoſſen werden. Seine Stimme iſt eine Art von Schwirren, wie girr. Beim Neſte wird ſie ängſtlich, kurz und ſtark, beſonders vom Weibchen ausgeſtoßen. Der Flug iſt leicht, ſchnell, niedrig. Am Brutplatze fliegt er nur über kurze Strecken niedrig hin, auf den Wanderungen aber weit, hoch und anhaltend, wenn er nicht ſchickliche Stellen zum Sitzen antrifft. Herr Faber führt eine ſonderbare Thatſache aus Island an, man ſieht dort oft einen einzelnen Strandläufer ſich zu einem Goldregenpfeifer geſellen, und dieſen gleichſam leiten. Der Strandläufer giebt das Zeichen zur Flucht und zur Ruhe, und der Regenpfeifer ſteht ganz unter ſeiner Herrſchaft, bis er ſich gepaart hat, wo dann dieſe Herrſchaft aufhört. dahrung. Kleine Inſekten, Würmchen und Schnecken, wie bei allen Arten dieſer Gattung. Auch ſoll man in ſeinem Magen zuweilen Sämereien von Waſſerpflanzen antreffen, die wohl nur zufällig mit verſchluckt werden. Fortpflanzung. Er brütet im Norden, aber nach Brehms Beobachtung auch in Deutſchland nicht ſelten. Das Neſt macht er auf Wieſen unter den Zwergweiden oder auf Viehweiden, an Sümpfen und ähnlichen Orten. In Island in der zweiten Woche des Juni, in Deutſchland im April, Mai und Juni. Die drei bis vier Eier liegen in einer ſelbſtge— machten Vertiefung auf Grashalmen und Graswurzeln. Die Eier find birnförmig, oben ſehr dick, kurz, 16 Linien lang und haben auf blaßgelbem oder grüngelbem Grunde ſehr verſchiedene Flecken in Hinſicht der Größe, Menge und Farbe. Sie find bald Ichmfarbig und verwaſchen, bald rothbraun, kaſtanienbraun oder tiefbraun, bald fait allenthalben gleich ver— theilt, bald am ſtumpfen Ende mehr angehäuft und zuſammenfließend. Die Alten lieben ihre Jungen ſehr, und ſchreien, beſonders das Weibchen, in ihrer Nähe ſehr ängſtlich, wodurch das Neſt aber eben verrathen wird. Die Jungen verſtecken ſich fo im Graſe, daß fie ohne Hühnerhund nicht leicht entdeckt werden. Feinde, Jagd und Fang ſind wie beim vorigen. Das Fleiſch iſt aber für Leckermäuler noch mehr geſchätzt und wird verhältnißmäßig fo theuer wie Schnepfen bezahlt. Die andern zu dieſer Abtheilung gehörigen europäiſchen Vögel ſind: der plattſchnäbelige Strandläufer. Tringa platyrhyncha. Naum. Vögel. Nachtr. T. 10. k. 22. In Nordeuropa und Nordamerika. Auf dem Zuge in Deutſchland und der Schweiz ſelten. Der Meerſtrandläufer. T. maritima. In Nordeuropa. Häufig in England und Holland, ſelten in der Schweiz. Der Temminkiſche Strandläufer. T. Temminkii, Temm, pl. col. pl. 41. Die Gegenden des arktiſchen Kreiſes. Auf dem Zuge in Deutſchland und der Schweiz. Kleiner Strand— läufer. T. winuta. Naum. I. 21. k. 30. Norden, auf dem Zuge in Deutſchland und der Schweiz. Roſtfarber Strandläufer. T. ferruginea. T. einerca. Linn. letzteres iſt der Vogel im Winterkleid, erſteres derſelbe im Som— merkleide. Er hat dieſelben Farbenänderuugen, wie der Bogenſchnäbelige und der ganze Unterleib wird im Hochzeitkleide roſtfarben. In den Gegenden des arktiſchen Kreiſes, auf ſeinen Zügen in Deutſchland, Holland und der Schweiz, aber ſelten im Hochzeitlichen Kleide. Brehm unterſcheidet vom veränderlichen Strandläufer den Schinziſchen. T. Schinzii, er hat daſſelbe Vaterland und kommt auch in Amerika vor. Dieſe Art iſt noch problematiſch. Nordamerika hat eigene Ar— ten an T. himantopus. Wils. VII. T. semipalmata. Wils, VII. IT. pectoralis, Auch in andern Welttheilen kommen mehrere Arten vor. Zweite Familie. Strandläufer, bei welchem die Mittelzehe an der äußern bis zum erſten Gelenk durch eine Haut verbunden iſt. Die Männchen im hochzeitlichen Kleide tragen verſchiedene Zierarten. „Dieſe Abtheilung bildet die Gattung Machetes der Herrn Cüvier, ſie unterſcheidet ſich aber blos durch die verhältniß— mäßig längern Beine, und die Verbindungshaut an den Zehen, welche man auch bei Tringa semipalmata. Wils. findet. Sie macht den Uebergang von den Strandläufern zu den Waſſerläufern. 335 Taf. 120. Streitſtrandlaäufer. ring a pu g n a x. Becasseau combattant. Schnabel gegen die Spitze ſehr ſchwach geneigt und etwas aufgeſchwollen; Beine lang; Schwanz abgerundet, die beiden mittlern Schwanzfedern in die Quere geſtreift, die drei äußern immer einfärbig; das hochzeitliche Kleid ſo vielfarbig, daß man nicht zwei Individuen ſindet, welche ſich vollkommen gleich wären. Das Winterkleid iſt ziemlich beſtimmt; das Geſicht iſt befiedert; Hinterhaupt und Hals mit kurzen Federn beſetzt; Kehle Vorderhals, Bauch und untere Theile rein weiß; Bruſt roſtgelb mit braunen Flecken. Die obern Theile meiſtentheils braun, mit ſchwarzen Flecken in der Mitte jeder Feder, welche roſtgelb geſaumt iſt; die längſten Deckfedern der Flügel und die mittlern Schwanzfedern braun, ſchwarz und roſtgelblich geſtreift; Schnabel braun, Beine gelblich grün, oder braun oder röthlich: Augen braun. Das Weibchen iſt ein Drittheil kleiner; fein Gefieder mehr graulich, der Vorderhals ſelten rein weiß; Schnabel ſchwarz, Beine dunkler. Länge des Männchens 14% Zoll, des Weibchens 9 Zoll. Die Jungen vor der erſten Mauſer gleichen ſehr den Weib— chen im Winterkleide, aber die vordern Theile des Halſes und der Bruſt ſind ſchmutzig roſtfarb; die Federn am Kopf, Rü— cken, Schultern und die großen Deckfedern der Flügel braunſchwärzlich, mit breiten, roſtgelben Säumen; die kleinen Deck— federn ſind noch heller geſaumt; Schnabel ſchwarz: Füße grünlich. Der junge Vogel kommt in den Syſtemen unter den Namen Tringa littorea und T. grenovicensis, das Weibchen als T. equestris, Lath. vor, Im hochzeitlichen Kleid wird das Geſicht nackt, und mit Warzen bedeckt; am Hinterhaupt entſtehen lange Federn; und an der Kehle ein ſchöner breiter Federkragen. Dieſe beiden Zierarten unterſcheiden ſich faſt immer durch ihre Farben von den übrigen Körperfarben, und ſind meiſt geſcheckt oder geſtreift. Die Hauptfarben ſind roſtroth, grau, ſchwarz, violet, braun, weiß oder gelb, ins Unendliche abweichend. Der Schnabel orangegelb; die Geſichtswarzen gelb oder röthlich. Die Länge der Federkragen richtet ſich nach dem Alter und der Jahrszeit. Die Hauptvarietäten ſind: 1. Mit ſchwarzem Kragen. 2. Mit ſchwarzem, weißgefleckten Kragen. 3. Mit ſchwarzem, hellroſtfarb gefleckten Kragen. 4. Mit ſchwarzgrünem und hell— roſtfarben Wellenlinien durchzogenen Kragen. 5. Mit rothbraunem, ſchwarz in die Quere geſtreiften Kragen. 6. Mit wei— ßem, roſtroth eingefaßten Kragen u. ſ. w. Nach Brehms Beobachtungen wechſelt das Federkleid bei demſelben Vogel nicht, und der männliche Vogel bekommt bei der künftigen Mauſer wieder daſſelbe Kleid, welches er im vorigen Sommer getragen hatte. Worin der Grund dieſer Far— benverſchiedenheit liege iſt unbekannt, und der Kampfhahn it einer der ſehr wenigen Vögel, welche im freien Zuſtande fo ſehr von einander abweichen, beim veränderlichen Strandläufer tritt dieſe Veränderung nicht in dem Grade ein, und beim Weibchen des Kampfſtrandläufers iſt die Verſchiedenheit ſehr geringe. Die Urſache muß alſo in der Männlichkeit liegen, welche bei Vögeln ſo auffallend auf Federn, Schnabel und Füße wirkt, bei dieſer Art aber faſt auffallender als bei allen andern. Vaterland. Der Norden von Europa und Aſien im Sommer, im Winter die wärmern Gegenden dieſes Welttheils. tan findet ihn auf feuchten Wieſen, oder in der Nähe großer Teiche, Seen und Sümpfe oder des Meeres. An der Oſt— ſee kommen ſie zu Ende April oder Anfangs Mai an, und der Wegzug geſchieht oft ſchon mit Ende Juli. Der Hauptzug in unſerer Gegend iſt mit Ende Auguſt. Sehr ſelten erſcheinen ſie bei uns im Sommerkleide, doch ſcheinen einzelne Paare bei uns zu brüten. In Holland it er am häufigſten. Eigenſchaften. Seinen Namen bekam dieſer Strandläufer von der Streitſucht der Männchen. Dieſe Eigenſchaft zeigt ſich aber nur zur Begattungszeit, außer dieſer iſt fein Betragen von dem der übrigen Strandläufer wenig verſchieden. Er trägt den Körper wie ſie, und Lauf und Flug ſind eben ſo. Im Frühjahr aber, an ihren Standörtern angekommen zeigen ſie ihre Zankſucht auf eine ausgezeichnete Art. Man findet meiſt weit weniger Männchen als Weibchen bei einem Trupp. Sie ſuchen ſogleich nach ihrer Ankunft ihre Brüteplätze auf, und wählen ſich einen trockenen Grasplatz zum Streite und zwar meiſt jedes Jahr denſelben. Auf dieſem Platze, der etwa vier bis fünf Quadratfuß groß iſt, laſſen ſich vier bis zehn und mehr Mäunchen nieder, und beſuchen ihn täglich. Man erkennt ihn an dem niedergetretenen und kothigen Graſe und den vielen ausgerupften Federn. Nun ſträuben fie ihre Federn, ſtellen ihre Kragen in die Höhe, richten ſich ganz gerade auf und fallen wie Fechter auf einander aus, immer zwei gegen einander, und beißen ſich herum, allein ohne daß es blu⸗ tige Wunden giebt, da die vorgehaltenen Federn wie ein Schild jeden Stoß des ohnehin weichen Schnabels abhalten. Nach dem Anrennen kehrt jeder wieder an ſeinen vorigen Platz zurück, ſieht ſeinen Gegner unverwandt an, und ſammelt ſeine Kräfte zu neuem Kampfe. Dies geht faſt den ganzen Tag fort, bis ſie ermüdet ſind, und hungrig wegfliegen, Nahrung ſuchen und wieder kommen, Allein fie find während des Streites auf jede anderweitig drohende Gefahr aufmerkſam, und laſſen nicht an ſich kommen, ſondern fliegen gleich weg, wenn fie etwas verdächtiges bemerken, kommen aber wieder, wenn die Gefahr vorbei iſt. Die vom Kampfplatze abfliegenden Hähne begeben ſich nun zu den Weibchen, welche den hitzigen Kämpfen derſelben zugeſehen haben, und begatten ſich mit ihnen, nach der Begattung gehen ſie wieder auf den Kampfplatz. So lange fie auf dem Zuge find, kämpfen fie nicht. Ihre Stimme hört man am Tage niemals, außer wenn man ſich dem Neſte oder den Jungen nähert, ſo läßt das Huhn ein kakerndes Angſtgeſchrei hören; ſchießt man unter ſie, ſo hört man zuweilen im Schreck ein feines Geſchwirre. Der Hahn ſchreit am Tage gar nicht, des Nachts aber beim Zuge ſchreit er öfters ganz heiſer, kackt, kackt, kickt, kack. Sie laſſen ſich leicht zähmen und ſind artige Stubenvögel, fangen auch ſogleich in der Stube mit einander zu kämpfen an, wie in der Freiheit. Anfangs wirft man in ein flaches Gefäß mit Waſſer kleine Käfer oder Waſſerinſekten und Regenwürmer, ſobald fie dieſe herausſuchen fest man ein Geſchirr daneben voll eingeweich— ter Semmelkrumen, mit kleingehakten friſchen Fleiſche und lebenden Regenwürmern untermengt, und bald gewöhnen ſie ſich ganz an Semmeln. Einige lernen ſogar eingequelten Weizen freſſen und werden davon ſehr ſtark. Bis zur Mauſerzeit ſtreiten ſie beſtändig, und man muß, wenn man mehrere hat, ihnen auch mehrere Freßnäpfe vorſetzen, ſonſt vertragen ſie ſich nicht. Sie ſtecken ſich ſelbſt eine Grenzlinie ab, ſo bald ſie einer überſchreitet, fangen ſie an zu kämpfen. Die Weibchen ſind dagegen ſehr friedlich, ſtille und artig. Sobald die Mauſerzeit eintritt hoͤren ſie auf zu kämpfen, die Drüſen am Kopfe tro nen nie und verſchwinden, und an ihrer ſtatt kommen Federn; die Halskrauſen machen ebenfalls kurzen Federn Platz In der Gefangenſchaft bekommen ſie im Frühjahr weder Drüſen noch Halskrauſen, und die neuen Federn haben ſich wenig von den andern verändert. 336 Nahrung. Kifer, Waſſerinſekten, kleine Schnecken und Regenwürmer, vielleicht auch einige Pflanzentheile, da fie in der Gefangenſchaft leicht ſich daran gewöhnen ſolche zu freſſen, und man in ihrem Magen kleine Steinchen findet. Fortpflanzung. Noch iſt nicht gewiß, ob dieſe Art in der Vielweiberei oder Einweiberei lebt. Es ſcheint aus— gemacht, daß das Männchen mehrere Weibchen treten, und daß das Männchen beim brüten nicht mithilft. Das Neft findet ſich auf trocknen und naſſen Wieſen, ſeltener in Sümpfen. Die drei bis vier Eier ſind birnförmig, am untern Ende ſehr ſpitzig, groß, faſt zwei Zoll lang, der Grund graugrün oder gelbgrau, mit vielen braunen, bald dunklern, bald hellern, bald mehr rothbraunen und ölfarbigen Flecken und Schmitzen ungleich überſäet, mehrentheils am ſtumpfen Ende ſtärker. Das Weibchen brütet treu, und liebt die Jungen ſehr, welche ihrerſeits ſich geſchickt im Graſe verbergen können, und ſchwer zu finden ſind. g Ihre Feinde ſind die Reiher und andere Raubvögel, Raben, Krähen, Möven und Seeſchwalben, auch die Füchſe. Die Jagd iſt nicht leicht, da fie ſcheu und vorſichtig find. Auf den Kampfplätzen laſſen ſich die Männchen leicht in Schlingen fangen. Ihr Fleiſch iſt beſonders im Herbſt vortrefflich, ſie ſind dann ſehr fett. 3te Saft. Waſſerlaͤufer. Totanus. Chevalier. Schnabel mittelmäßig lang, zuweilen etwas aufwärts gebogen, an der Wurzel weich, an der Spitze hart, dicht und ſchneidend; der ganzen Laͤnge nach zuſammengedruͤckt, in eine ſcharfe Spitze auslaufend. Beide Schnabelladen blos an der Wurzel gefurcht; die Spitze der obern Schnabellade leicht uͤber die untere uͤberra— gend. Naſenloͤcher ſeitlich, linienfoͤrmig, der Länge nach geſpalten, in der Furche liegend. Beine lang, duͤnne über den Knieen nackt; Füße: Drei Zehen nach vorn, einer nach hinten, die mittlere an die aͤußere bis zum erſten Gelenk durch eine Haut verbunden, welche ſich zuweilen bis zum zweiten Gelenk hinzieht. Zuweilen an der innern Zehe ein Hautrudiment, ſelten eine halbe Schwimmhaut. Flügel mittelmäßig, die erſte Schwungfeder die laͤngſte. Die Vögel dieſer Gattung wandern in kleinen Truppen, leben ohne beſtimmte Auswahl an den Ufern der Seen und Flüſſe, oder auf den Wieſen in der Nähe des ſüßen Waſſers. Sie beſuchen zu unbeſtimmten Zeiten die Meeresküſten, und die ſchlammigen, lettigen Ufer der Flüſſe. Sie bemächtigen ſich ihrer Beute, welche aus Inſekten, Würmern, Muſcheln und zuweilen, aber ſelten aus kleinen Fiſchen beſteht, durch Hülfe ihrer harten Schnabelſpitze. Die Mauſer iſt doppelt; allein ihr Gefieder unterſcheidet ſich nur ſelten vom Winter auf den Sommer anders als durch eine etwas verſchiedene Ver— theilung der Flecken, und Streifen, welche darin vorkommen, zuweilen blos durch die reineren Farben, welche das Hochzeit— kleid bezeichnen. Die Jungen ſind von den Alten wenig verſchieden, wenn dieſe die Wintertracht haben; die Weibchen ſind nur wenig größer als die Männchen. Die Zunge iſt lang, ſehr ſchmal, weich, vorn ſpitzig oder in Faſern zerriſſen. Die Augen groß, mehr in der vordern, als in der hintern Hälfte des Kopfs liegend, gewölbt, mit einem vorſtehenden Knochen— rande. Der Hals mittelmäßig lang, meiſt länger als bei den Strandläufern. Der Schwanz meiſt kurz und aus zwölf Fe— dern beſtehend. Der Magen fleiſchig, dickhäutig. Da der Schnabel vorn nicht weich, ſondern hart iſt, ſo unterſcheiden ſie ſich dadurch ſehr von den Strandläufern, indem er ihnen, nicht wie dieſen zum Taſtorgan, ſondern hauptſächlich zum Auf— leſen der Nahrung vom harten Erdreich, feſtgedrückten Sande, aus Steinritzen, vom Grunde ſeichter Waſſer, oder feuchter Wieſen, durch Einbohren unter die Oberfläche dient, die Strandläufer ſie dagegen im weichen Schlamme aufſuchen. Sie ſind vorſichtig und ſcheu, haben einen ſchönen und leichten Flug und eine pfeifende Stimme. Sie leben in der Einweiberei, niſten an den Ufern der Gewäſſer, oder auf feuchten Wieſen in das Gras oder in den Sand, und legen gewöhnlich vier Eier, welche ſie, wie die Jungen, welche ſich durch Niederkauern gut zu verbergen wiſſen, ſehr lieben. a. Eigentliche Waſſerlaͤufer, mit an der Spitze unterwaͤrts gebogenem Schnabel. Spitze des Oberſchnabels über die untere umgebogen, mit mittlere Zehe mit der äußern, oder alle drei an der Wurzel verbunden. Sie nähren ſich von Inſekten, Würmern und kleinen Schalthieren, und halten ſich meiſt an ſüßen Gewäſſern oder auf naſſen Wieſen auf. Taf. 121. Der ſchwarzbraune Waſſerlaͤufer. Totanus fuscus. Chevalier arlequin. Totanus natans Bech. Totan. maculatus Bech. Tringa totanus Mey. Tringa longipes. Leisl. Tringa fusca Linn. Scolopax totanus, curonicus, cantabrigiensis et Tringa atra Gmel. Dieſe Namen beweisen wie fehr dieſer Vogel in feinen verſchiedenen Kleidern in frühern Zeiten mißkannt und verwech— ſelt wurde. Die Schnabelwurzel der untern Schnabellade iſt roth, Bürzel rein weiß „obere Deckfedern des Schwanzes weiß und ſchwärzlich gewellt. Sommerkleid. Der ganze Oberkörper ſchwörzlich, auf dem Oberrücken, den Schultern, den hintern Schwung- und Oberflügeldeckfedern mit weißen Zickzacklinien, da jede Feder weißgeſaumt iſt. Der ganze Hals und Unterleib ſchwarzgrau oder dunkelſchiefergrau mit weißen Fleckchen, da die Federn weiße Spitzenränder haben; Schwanz ſchwärzlich, mit weißen Fleckenbändern; der Unterrücken weiß, die obern Schwanzdeckfedern ſchwarzgrau, mit weißen Querbinden. Augenring weiß. Beine braunröthlich überlaufen. 337 Winterkleid. Scheitel, Nacken, Rücken, Schulterfedern und große Deckfedern der Flügel aſchgrau, Vorderhals grau. gewölkt, Kehle, Bruſt und Bauch weiß, Unterbauch weiß, ſchwärzlich gewellt, Deckfedern der Flügel braungrau, mit ecki— gen weißen Flecken, Zügel braun, obere Deckfedern des Schwanzes und Schwanzfedern braun, ſchwärzlich und weißlich in die Quere geſtreift; Schnabel ſchwarz, Unterkinnlade an der Wurzel roth; Beine lebbaft roth. Dies iſt Totanus natans. Bechst. Die Jungen vor der erſten Mauſer ſind oben mehr olivenbraun, und die Rückenfedern ſind an den Seiten weißlich, alle untern Theile weißlich mit vielen bräunlichen Zickzackbändern und undeutlichen Flecken, die Füße orangeroth. Dies iſt To- tanus maculatus. Bechst. Zur Mauſerzeit ſieht man Federn vom Sommer- und Winterkleid durcheinander, daher der ganze Vogel mehr oder min— der gefleckt und bunt erſcheint. Länge 14 bis 1112 Zoll. Vaterland. Die nördlichen Länder von Europa und Amerika, in Sibirien und in Rußland. Der Norden iſt ſein Sommeraufenthalt, gleich nach der Brut wandert er, kommt im Auguſt in Deutſchland, und bei uns an, ſtreift den gan— zen September durch, und verläßt unſere Gegenden meiſt Anfangs October. In Aſien ſoll er bis Bengalen gehen. Im Frühling iſt er bei uns ſeltener, doch kommt er faſt jedes Frühjahr ſchon im Hochzeitkleide vor. Eigenſchaften. Ein ſcheuer und vorſichtiger Vogel, der gewöhnlich etwas aufgerichtet ſteht, beim Suchen der Nah— rung aber den Körper ſenkt und den Hals eingezogen hält. Der Gang iſt raſch mit wagerecht ſtehendem Leibe und vorge— legtem Halſe. Er läuft nicht nur an den Ufern herum ſonderm geht auch ins Waſſer und ſchwimmt ſogar, daher nannte ihn Bechſtein Totanus natans. Die Federn ſtehen dicht, geſchloſſen, wie bei den Waſſervögeln. Selbſt tauchen ſoll er zu— weilen, doch ſehr ſelten, angeſchoſſene ſuchen ſich durch Schwimmen und Tauchen zu retten, wie die Waſſeramſeln. Sein Flug iſt ſchnell, leicht und ſchön, mit gebogenen und ſichelförmigen Flügeln und ſtarkem Flügelſchlag. Wenn er aufgejagt wird, ſetzt er ſich auch an kleinen Gewäſſern nicht ſelten auf das entgegengeſetzte Ufer; wird aber auf ihn geſchoſſen, ſo flieht er ganz aus der Gegend. Er bildet meiſt kleine Geſellſchaften, und flieht ſchon von Ferne, läßt ſich aber hinter einen hohen Ufer doch anfchleichen‘, da er nur den ganzen Mann fürchtet. Sein Geſchrei iſt ſtark und durchdringend, und ertönt hauptſachlich im Fluge. Nahrung. Nach Leislers Beobachtung frißt er hauptſächlich Conchilien, man trifft ihn daher auch nur da an, wo ſolche zu finden ſind. Zu dieſer Muſcheljagd bedurfte er ſeines harten Schnabels. Neben den Schneckchen und Muſcheln nimmt er auch kleine Waſſerinſekten. Seine Nahrung holt er immer vom Grunde des Waſſees herauf, dazu nutzen ihm ſeine langen Beine. Fortpflanzung. Davon iſt nichts bekannt, als daß er im Norden niſtet. Das Fleiſch iſt ſchmackhaft und im Herbſt ſehr fett. Zu dieſer Abtheilung gehören an europäiſchen Arten: Tot. semipalmatus. Temm. VIII. pl. 56. f. 3. Nordeu— ropa, viel häufiger aber Nordamerita. Tot. calidris, Tringa striata et gambetta. Naum. T. 9. f. 9. In ganz Eu⸗ ropa. Eine ähnliche aber um ein Drittheil größere Art lebt in Nortdamerika. T. stagnatilis. Teichwaſſerläufer. Naum. T. 18. f. 20. Nordeuropa. Der Bartramiſche Waſſerläufer. T. Bartramia. Wils, T. 7. pl. 59. f. 2. Naum. Nachtr. T. 38. k. 75. Der punktirte Waſſerläufer. T. ochropus. Naum. T. 4). f. 24. Faſt in ganz Europa. Waldwaſſerläufer. T. glareola Naum. T. 19. k. 25. Mehr im wärmern Europa. Der gefleckte Waſſerläufer. J. macularia. Naum. Nachtr. T. 38. f. 76. In Nordeuropa, viel häufiger in Nordamerika. Der trillernde Waſſerläufer. T.hypoleucos Naum. T. 20. f. 26. In ganz Europa, und in Aſien bis Pondichery. Nordamerika hat aus dieſer Abtheilung eigen Totanus semipalmatus. Wils, VII. T. melanoleucos. Wils. VII. T. flavipes. Wils. VII. T. chloropygius 6. Mit aufwärts gerichteten Schnabel. Der Schnabel biegt ſich vorn etwas in die Höhe, die Spitze iſt gerade und wenig dünner; Schnabel dick und ſtark; Mittelzehe mit der äußern verbunden. a Die Nahrung dieſer Vögel beſteht in kleinen Fiſchen, und kleinen zweiſchaligen Muſcheln; ſie leben an den Ufern der Flüſſe und der Süßwaſſerſeen. Taf. 121. Der grünfüßige Wafferläufer Totanus glottis. Chevalier aboyeur. Totanus chloropus, griseus, fistulans auctor. Schnabel ſtark, an der Wurzel ſtark zuſammengedrückt, höher als breit; die untern Deckfedern der Flügel geſtreift; Füße grünlich. Raum zwiſchen Augen und Schnabel, Kehle, Mitte der Bruſt, Bauch, alle untern Theile und die Mitte des Rückens rein weiß; Kopf, Backen, Seiten des Halſes, Vorderhals, und die Seiten der Bruſt mit braungrauen Längs— ſtreifen auf weißem Grunde; Federn des Oberrückens, Schultern und Deckfedern der Flügel braunſchwärzlich, jede Feder mit breitem roſtgelbem Saum; die längſten Deckfedern der Flügel, welche über die Schwungfedern hinreichen, haben ſchiefe dunkelbraune Streifen; Schwanz weiß; die beiden mittlern Federn ſind in die Quer braun geſtreift; die beiden Seitenfedern der Länge nach; die Spitze der Schwungfedern iſt weißlich, Schnabel braungraulich; Beine gelbgrün. Im hochzeitlichen Kleide iſt der Scheitel und Nacken der Länge nach ſchwarz und weiß geſtreift; um die Augen läuft ein weißer Kreis; Geſicht, Kehle, Vorderhals, Bruſt, Oberbauch und Seiten rein weiß, aber mit ſchwärzlichen eiförmigen Flecken, welche in der Mitte des Sommers ſehr zahlreich find, beſäet; der übrige Theil des Unterleibs rein weiß; Oberrü— cken und Schultern tief ſchwarz, die Rückenfedern weiß geſaumt, auf den Schultern ſtehen am Nande der Federn drei oder vier weißröthliche Flecken; die großen Deckfedern der Flügel ſind grauröthlich, an den Schäften ſchwärzlich, die beiden mitt— lern Schwanzfedern graulich mit braunen Zickzackquerlinien. Länge 12 ½½ Zoll. 85 338 Vaterland. Europa, Nordaſien und in dieſem Welttheil bis Bengalen. Sein Vorkommen in Nordamerika iſt un— gewiß. Er iſt in Nordholland, an den Seen und vom Waſſer überſchwemmten Stellen häufig. In Deutſchland im Auguſt und September an den Ufern der Flüſſe, Seen und Teiche doch nicht häufig, und im Frühjahr noch ſeltener. Eigenſchaften. Er it ein ſchneller gewandter und ſcheuer Vogel, er ſteht hochbeinig mit bald aufgerichtetem, bald wagerecht geſtelltem Körper. Er läuft ſehr ſchnell, geht tief ins Waſſer und ſchwimmt auch wohl. Er fliegt leicht, und geſchwinde, mit bogenförmig gehaltenen Schwingen und ftarfem Flügelſchlage. Wird er von einem mittlern Teiche aufgejagt, fo verläßt er ihn ganz, an größern oder an Seen fliegt er an das andere Ufer. Die Stimme iſt hell, ſtark, pfeifend, Naumann hat fie durch tgia, tgia, kick ausgedruckt. Nahrung. Leisler hat zuerſt die Entdeckung gemacht, daß dieſer Waſſerläufer ſich vorzüglich von kleinen Fiſchen, Fiſch- und Froſchleich, auch von kleinen zweiſchaligen Muſcheln ernähre. Schon Naumann fand aber auch Inſekten in ſeinem Magen und Brehm verſichert, er freſſe nicht blos Inſekten, ſondern auch junge Fröſche, welche Thiere er alle, wie die Reiher, aus dem Waſſer wegnimmt. Wie die Reiher paßt er auch den kleinen Fiſchen ruhig im Waſſer ſtehend ab, und ſchnellt ſchnell mit dem Halſe nach ihnen. Hat er einige Zeit vergeblich an einer Stelle aufgepaßt, ſo geht er an eine andere, und weißt die ſiſchreichen Orte gewiß aufzufinden. Fortpflanzung. Von dieſer iſt nur bekannt, daß er im hohen Norden oder Nordoſten brüte. Feinde hat er keine beſondere. Er iſt, wie ſchon angegeben worden, meiſt ſehr ſchwer zu ſchießen. Sein Fleiſch iſt, obſchon er hauptſächlich von Fiſchen lebt, doch ſehr ſchmackhaft und im Herbſt fett. 4 Gatt. Sumpflaͤufer Lim os a. Barge. Schnabel ſehr lang, mehr oder weniger aufwaͤrts gebogen und der ganzen Laͤnge nach biegſam, etwas nie— drig und gegen die Spitze abgeplattet; die beiden Laden der ganzen Laͤnge nach gefurcht, Spitze breit, ſtumpf. Naſenloͤcher ſeitlich, in die Laͤnge geſpalten, in der Furche eingeſenkt, durchgehend. Beine lang, duͤnn, weit uͤber die Knie nackt; drei Zehen noch vorne; eine nach hinten; die mittlere Zehe durch eine Haut an die aͤu— ßere gebunden, welche bis zum erſten Gelenk geht; die Hinterzehe iſt auf dem Lauf eingelenkt. Flügel mittel— maͤßig; die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Die Sumpfläufer ſind Sumpfvögel von anſehnlicher Größe mit langen Schnäbeln und ſehr hohen Beinen. Sie ſind beſtimmt in Sümpfen und an ſchlammigen Ufern der Flüſſe ſich aufzuhalten. Ihr Schnabel iſt zwar dick, aber doch zart und biegſam und kann ihnen daher weder zum Aufnehmen ihrer Nahrung von hartem und ſteinigem Boden, noch zum Ein— bohren in die Erde dienen; dagegen iſt er ſehr geſchickt um in weichem Schlamme und Moor wühlen zu können, und ſeine Weichheit zeigt zugleich, daß er als Taſtorgan geſchickt iſt. Man findet daher die Sumpfläufer in ſumpfigen Wieſen, und auf Torfmooren, beſonders an den Mündungen der Flüſſe, wo weicher Schlamm in Menge ſich aufhäuft, und nur ſelten an den Ufern des Meeres, wo weicher und beweglicher Sand ſich findet. Sie nähren ſich von Würmern und weichen In— ſektenlarven, oder kleinen Waſſerinſekten. Ihre Wanderungen geſchehen zugleich mit den Strand- und Waſſerläufern. Alle Arten beſtehen eine doppelte Mauſer, wobei ſie ſich in ihren Kleidern ſehr verändern. Die Weibchen mauſern ſpäter als die Männchen; und wenn die letzten ſchon vollkommen das Kleid der Jahrszeit angenommen haben, ſo tragen die Weibchen noch mehr oder minder vollkommen das Kleid der vergangenen. Das Kleid der Weibchen im Sommer iſt immer weniger lebhaft als das der Männchen und mehr geſcheckt, ſie ſind aber größer. Die Jungen ſind leicht kenntlich, unterſcheiden ſich aber in ihrem Kleide wenig vom Winterkleide der Alten. Die Zunge iſt ſchmal und ſehr ſpitzig; die Flügel lang, ſpitzig, und ſichelförmig ausgeſchnitten, aus harten ſtarken Federn beſtehend. Der Schwanz iſt kurz, und beſteht aus 12 Federn. Der Kopf iſt groß, oben rundlich, mit großen in der Mitte liegenden Augen; der Hals mittelmäßig lang und ſtark, der Leib geſtreckt, übrigens walzenförmig. Sie niſten in Wieſen im hohen Graſe, immer in der Nähe der Waſſer, legen vier birnförmige und gefleckte Eier. Taf. 121. Roſtrother Sumpflaͤufer. Limosa rufa, Bunge rousse. Limosa grisea. Briss. Totanus leucophacus, Scolopax lapponica. Der Schnabel etwas aufwärts gebogen, alle Schwanzfedern auf beiden Fahnen in die Quere geſtreift, mit s bis 9 Bändern; Nagel der Mittelzehe kurz, ohne Zähnchen. Junger Vogel. Kopf, Nacken, Rücken, Schultern und die Flügelfedern nahe am Körper dunkelbraun, mit einem iſabellfarben Saum; Deckfedern der Flügel mit weißem Saum; Hals, Bruſt und Seiten grau röthlich; mit kleinen brau— nen Längsſtrichen; die breiten Augenbraunen, Kehle und Bauch rein weiß und ebenſo der Bürzel und die untern Deckfedern des Schwanzes, allein dieſe mit großen, lanzetförmigen, ſchwärzlichen Flecken; Schwanz mit breiten braunen Zickzackbändern auf röthlichem Grunde, mit weißer Spitze: Beine grauſchwärzlich; Schnabelwurzel blaugraulich. Wintervogel. Scheitel, Raum zwiſchen Auge und Schnabel, Backen und alle Theile des Halſes hellgrau, mit zahlreichen dunkelbraunen Schaftſtrichen; die breiten Augenbraunen, Kehle und Bruſt rein weiß, obere Theile des Rückens, Schulterfedern und die dem Körper zunächſt liegenden Theile der Flügel aſchgrau, mit braunſchwärzlichen Schäften und Schaftflecken; der übrige Theil des Rückens, Bürzel und untere Deckfedern des Schwanzes weiß; Deckfedern der Flügel ſchwarz, weiß geſaumt; Schwanz an der innern Fahne mit ſchwärzlichen und weißen Binden, an der äußern faſt einfärbig; alle aber weiß geſaumt: Schnabelwurzel purpurfarbig blaulich, Spitze ſchwarz, Auge braun, Beine ſchwarz. Hochzeitkleid. Scheitel und Nacken hell roſtroth, mit braunen Längsſtreifen; Augenbraunen, Kehle, Seite des Hal— ſes und alle untern Theile lebhaft dunkelroſtroth, an den Seiten der Bruſt und auf den untern Deckfedern des Schwanzes mit 339 schwarzen Längsflecken; Rücken, Schultern und die lang en Deckfedern der Flügel ſchwarz, alle am Rande mit eiförmigen roſtfarben Flecken; Deckfedern der Flügel graulich, weiß geſaumt; Bürzel weiß mit einzeln großen braunen Flecken; Schwungfedern ſchwarz, inwendig weiß marmorirt; alle Schwanzfedern mit braun und weißen Querbändern. Bei den Weibchen iſt die Roſtfarbe niemals ſo lebhaft, und überhaupt alle Farben weniger beſtimmt. Länge 13 1/3 Zoll. Vaterland. Der Norden von Europa und Allen, im Herbſt die deutſche Oſt- und Nordſeeküſte, beſonders häufig am baltiſchen Meere, in England, und Holland, ſeltener in den meiſten Gegenden Deutſchlands und der Schweiz, noch ſelte— ner in ſüdlichen Ländern. In Dänemark ſieht man im Auguſt ungeheure Flüge dieſes Sumpfläufers, auf Rügen aber nur einzelne, allein oder mit andern Strandläufern, an flachen, hohen, und kieſigen Seeufern, wie auf ſumpfigen und moraſti— gen Stellen, ſogar auf Viehweiden. Eigenſchaften. Dieſer Sumpfläufer it eben fo gewandt, vorſichtig und ſcheu, wie die Waſſerläufer. Beim Gehen trägt er den Körper wagerecht, bei Annäherung der Gefahr hoch aufgerichtet. Sein Gang iſt ſchnell, beſonders auf dem Trockenen; er geht aber auch tief ins Waſſer und in den Schlamm. Er fliegt leicht, ſchnell, ſchön und anhaltend. Wenn er aufgejagt wird läßt er ſich bald nahe bald ferne wieder nieder. Seine Stimme iſt ſtark, hell, pfeifend, faſt eintönig und wird meiſt beim Auffliegen gehört. Ganze Flüge ſind ſehr ſcheu, einzelne Vögel weniger, doch auch dieſe ſehr vor— ſichtig. Er ſchwimmt gut und ſoll leicht untertauchen, angeſchoſſene ſuchen ſich immer ins Waſſer zu retten und entkommen nicht ſelten auf dieſe Art. Nahrung. Inſekten, Inſektenlarven, Würmer, Fiſchleich und kleine Muſcheln welche er im Schlamme, Moraſte, oder von den Waſſerpflanzen aufliest. Sein Schnabel dient ihm zum Taſtorgan. Fortpflanzung. Seine eigentlichen Brüteplätze find unbekannt, fo viel iſt gewiß, daß fie im Norden ſich finden, doch kommt er unter den Vögeln Islands nicht vor. Sein Fleiſch iſt vortrefflich, im Herbſt ſehr fett, und dem der Schnepfen gleich zu achten. Die ſogenannte Limosa Meyer i gehört zu dieſer Art, und iſt kein eigener Vogel. Europa hat eine zweite Art, den ſchwarzſchwänzigen Sumpfläufer. Limosa melanura. Naum. T. 11. f. 11. und Nachtr. T. 37. f. 73. Dieſer niſtet in Holland häufig in Wieſen, immer in der Nähe der Waſſer und legt vier Eier von birnförmiger Geſtalt, olivengrüner Grundfarbe mit dunkelbraunen Flecken. Nordamerika hat von dieſer Gattung die Limosa fedoa. Wils. T. VII. eigen, die L. melanura findet ſich auch dort, ferner L. mormorata und hudsonia. In Südamerika iſt eine noch unbeſchriebene Art zu Hauſe. Hals, Kopf und alle obern Theile ſind röthlich aſchgrau, Deckfedern des Schwan— zes weiß, Schwanz ſchwarz mit weißem Saum, Schwungfedern ſchwarzgrau.. Ste Gatt. Schnepfe. Scolo pax. Becasse. Schnabel lang, gerade, zuſammengedruͤckt, duͤnne, weich, Spitze aufgeſchwollen; die beiden Laden bis zur Mitte ihrer Laͤnge gefurcht; Spitze der obern Lade laͤnger als die untere, der aufgeſchwollene Theil bildet einen Nagel; an der Schnabelwurzel eine erhabene Graͤthe. Naſenloͤcher ſeitlich, an der Wurzel, laͤnglich ge— ſpalten, nahe am Rande der Lade liegend, mit einer Haut bedeckt. Beine mittelmaͤßig, duͤnne, der nackte Raum uͤber den Knien iſt ſehr klein. Die drei vordern Zehen ganz getrennt, ſelten die aͤußere mit der mitt— lern durch eine Haut verbunden; eine Hinterzehe. Die Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer oder von derſelben Laͤnge wie die zweite, welche die laͤngſte iſt. Einige Arten dieſer Gattung wohnen in Wäldern, andere in ſumpfigen Ebenen. Die Nahrung beſteht in kleinen Schne— cken, Regenwürmern und kleinen Käfern. In einigen Gegenden find es Standvögel, in allen nördlichen Ländern aber Zug— vögel; ſie ſind zahlreicher in den nördlichen als in den ſüdlichen Ländern. Sie mauſern zweimal im Jahr verändern aber dabei die Farben nur wenig; doch ſind die Farben im Sommer lebhafter. Die Jungen ſind von den Alten nicht zu unter— ſcheiden und auch die Geſchlechter nicht. Der Kopf iſt ſehr zuſammengedrückt, die knöchernen Augenränder erhaben, die Augen ſtehen ſehr weit nach hinten; über den Kopf läuft eine tiefe Rinne. Dieſe Bildung giebt den Schnepfen ein dum— mes Anſehen, und ihr Betragen zeigt auch in der That ſehr wenig intellectuele Fähigkeiten. Sie niſten auf der Erde in Löchern, welche ſie ſcharren oder ſonſt vorfinden, in Fußtritten von Pferden, Vieh oder natürlichen Vertiefungen, und legen drei bis vier birnförmig, gelbliche, dunkelgefleckte Eier. Erſte Abtheilung. Eigentlich ſogenannte Schnepfen. Der Schenkel bis zum Knie befiedert. Sie bewohnen die Wälder in Ebenen und Gebirgen. 20.122, Waldſchnepfe. Scolopax rusticola. Decasse ordinaire. Hinterhaupt in die Quere geſtreift; untere Theile mit zickzackartigen Querſtreifen. Alle obern Theile ſind roſtfarb, gelblich oder gräulich, mit großen ſchwarzen Flecken; untere Theile roſtgelb mit braunen Zickzackquerlinien; Schwungfedern 340 an der äußern Fahne ſchwarz und roſtfarb geſcheckt: Schwanzende oben grau unten weiß; Schnabel gräulich fleiſchfarben; Beine grünlichgrau. a Länge 13 Zoll. Das Weibchen iſt etwas größer, die Farben weniger grell, und auf den Flügeldeckfedern ſtehen viele weiße Flecken. Weißgelbe Varietäten ſind ſelten, noch ſeltener ganz weiße. Vaterland. Der Norden von Europa und Aſten, doch nicht der höhere, und viele niſten auch in vielen Gegenden von Centraleuropa, beſonders in Gebirgen. Sie ziehen im Frühjahr nördlich, im Herbſt ſüdlich. Der Aufenthalt iſt in feuchten Waldungen nahe an Viehweiden und Sümpfen, auf dem Zuge vorzüglich in jungen Schlägen, welche naſſen und ſumpfigen Boden haben. Die Zugzeit iſt März und Oktober. j Eigenschaften Dieſe Schnepfe hat das eigene, daß fie fich beſonders in Waldungen aufhält; nur in der Abend— und Morgendämmerung macht ſie ſich ins Freye und ſucht ihre Nahrung. Des Tags fliegt ſie nur in der Paarungszeit umher oder wenn ſie mit Gewalt aufgejagt wird, außerdem läuft ſie furchtſam unter Hecken und Gebüſchen herum. Jagt man eine auf, ſo fliegt ſie nicht weit, ſondern fällt gleich wieder nieder, läuft unter das Geſträuche und drückt ſich. Auf Bäume ſetzen ſie ſich niemals. Wenn man eine Schnepfe aufiagt, ſo ſchreit fie ein Paarmal katſch, katſch; jedoch in ſanftem und heiſerm Tone; wenn ſie im Frühlinge des Abends und Morgens in der Dämmerung ausfliegen, ſetzen ſie zu dieſem katſch noch ein hellpfeifendes Zuip, welches man im Herbſt nicht hört, weil dieſes der Begattungsruf iſt. Sobald die Abenddämmerung anbricht, fliegen ſie auf Wieſenplätze, Viehweiden, Sümpfe und tiefe naſſe Aecker, wo ſie zuweilen bei finſterer Nacht ſchlafen, daher man oft ſolche Schnepfen mit dem Nachtlerchengarne fängt. Sie ziehen des Nachts am lieb⸗ ſten im Mondenſchein einzeln oder in kleinen und größern Schaaren. Dieſe Züge gehen von einem Gehölze und Gebüſch zum andern, den Tag über ruhen ſie. Man trifft daher oft an einem Ort eine Menge Schnepfen nahe bei einander in Holzun— gen an, und wenn man nun glaubt, eine treffliche Jagd zu machen, und den folgenden Tag noch dazu benutzen will, ſo iſt keine Schnepfe mehr vorhanden, wo man am Abend vorher noch viele ſah. Kommt der Jäger in ein Gehölz, wo viele ſich niedergelaſſen haben, ſo kann er eine ſehr gute Jagd machen, während andere Jäger nicht weit davon auch nicht eine Schnepfe antreffen. Dieſe Striche wechſeln alljährlich in derſelben Gegend, ſo daß die Jagd bald da, bald dort ſehr ergie— big iſt, und in der nächſten Nachbarſchaft ohne allen Erfolg betrieben wird wenn nicht etwa einzelne abirren. Der Früh— lingsrückzag iſt im März und April, in ſehr gelinden Wintern findet man einzelne Schnepfen ſchon im Februar. Im Herbſt beginnt der Zug mit Ende September und endet mit Ende Oktober, oder Anfang November. Die letzten im Frühjahr ſind die magerſten. Zufällige Umſtände, frühe oder ſpäte Kälte, Regen oder Schnee begünſtigen oder verſpäten den Zug, der oft ſchnell vorbeigeht, oft lange dauert, und ſehr ungleich iſt. Die Wanderung geſchieht nach dem wärmern Europa, wo ſie meiſt überwintern. In gewiſſe Gegenden kommen ſie alle Jahre in großer Menge, in andere kommen ſie ſeltener; der Zug der Thäler und die Beſchaffenheit der Holzungen beſtimmen ihren Weg, und die Menge oder der Mangel an Nahrungsmit— teln laſſen fie länger oder kürzer in einer Gegend verweilen. Am meiſten trifft man fie in einzeln liegenden Feldhölzern, öfter als in großen Holzungen an. Wenn der Wind von Abend her weht und warme Abendregen kommen, ſo iſt der Strich in wenig Tagen vorbei. Im Frühjahr, wenn zuerſt Thau fällt und wärmere Nächte eintreten ſo verſchwinden ſie. Im Sommer ſuchen ſie meiſt hohe gebirgige Waldungen, in der Nähe von feuchten Wieſen, Sümpfen oder Moräſten, und ob— wohl weit die meiſten nördlicher zichen, bleiben doch allenthalben in Deutſchland und der Schweiz einzelne Paare zurück, und niſten. Sie ſollen auch nicht gegen den Wind, ſondern mit dem Winde ziehen. Sie ſind übrigens ſehr ſcheu, und ihr Flug iſt ſchnell aber nicht anhaltend, wenn ſie wieder einfallen, ſo geſchieht es ſo ſchnell als ob ſie plötzlich herabſtürzten. Der Gang iſt ſchlecht, obſchon ſie geſchwind laufen können, ſie halten dabei den Kopf hoch, und ſehen ſich nach allen Sei⸗ ten um. Am Tage iſt ihr Geſicht ſehr ſchlecht, bei der Dämmerung aber gut, daher wandern ſie beſonders in dieſer Zeit, oder im Mondſchein. Nahrung. Regenwürmer, nackte Schnecken, allerlei an der Erde ſich aufhaltende kleine Inſekten und Larven. Man findet auch oft Spuren von Kräutern und Sumpfgraswurzeln in ihrem Magen, ob dies nur zufällig iſt, oder ihnen dieſe Pflanzentheile wirklich zur Nahrung dienen, iſt noch nicht ausgemacht. Ihr weicher und empfindlicher Schnabel geſtattet ihnen nicht in harter Erde zu wühlen. Ihr ſehr enger Schlund aber läßt nur kleine Biſſen durch. Fortpflanzung. Sie niſten in Waldungen mit naſſem feuchtem Boden und das Weibchen legt in ein mit etwas Geniſte ausgelegte Vertiefung meiſt vier, ſelten drei etwas birnförmige, aber ſtark bauchige, ziemlich große Eier, welche auf weißgelbem Grunde mit größern und kleinern ölgrünen und braunen, oder auch gräulichen verwaſchenen Flecken, beſon— ders am ſtumpfen Ende beſtreut ſind. Sie brüten oft ſehr früh, da man zuweilen ſchon im März ſtark bebrütete Eier an— getroffen hat, wenn der Strich noch nicht ganz vorbei war. Die Männchen ſchreien zur Brutezeit go, go, go, go, go, pidi, pidi, pidi, eri, cri, eri, welche Töne zuweilen ſehr ſcharf tönen. Sie zanken ſich um die Weibchen, und ſchreien dann oft fru, fru, fru. Die Brutzeit dauert 14 bis 16 Tage. Die Jungen laufen ſogleich mit den Alten fort und werden von ihnen mit kleinen Inſekten, Würmern und Maden gefüttert. Fang und Jagd der Waldſchnepfe wird auf mehrfache Art betrieben, die meiſten werden auf dem Anſtand oder vor dem Hunde geſchoſſen, viele aber auch in Schlingen gefangen. Nutzen leiſten ſie durch ihr vortreffliches Fleiſch und von irgend einem Schaden iſt nichts bekannt, dagegen haben ſie am Fuchs und an Mardern und Iltiſen gefährliche Feinde, beſonders auch da wo ſie brüten. Zu dieſer Abtheilung gehört die amerikaniſche kleine Waldſchnepfe Scolopax minor. Wils VI. pl. 48. f. 2. Ferner die Savannenſchnepfe. S. paludos a, pl. enl, 895. In Cayenne. Zweite Abtheilung. Pfuhlſchnepfen. Moorſchnepfen. Becassines. Der Schenkel ob dem Knie iſt nackt, und die Beine länger, der Leib ſchlanker. Sie leben in Sümpfen. 34l Taf. 122. Die Heerſchnepfe. Scolopax gallinago. Becassine ordinaire. Himmelsziege. Riedtſchnepfe. Der Schwanz beſteht aus vierzehn Federn, die Schäfte der Schwungfedern ſind alle braun. Die obern Theile ſchwarz und hellroſtfarb bunt. Der Schnabel iſt lang, gerade, dünne, an der Spitze breit. Scheitel ſchwarz und roſtgelblich, von der Stirne geht ein weißlicher Streif bis zur Mitte des Kopfs und ein anderer vom Schnabel bis zu den Augen, Kehle weißlich; Hals und Brut roſtgelb, mit kleinen ſchwarzbraunen Längsflecken. Seiten des Unterleibs weiß mit ſchwarzen Querbändern, Mitte des Bauchs und Unterleibs rein weiß, untere Deckfedern des Schwan— zes roſtgelb mit ſchwarzen Querbändern. Rücken und obere Deckfedern der Flügel ſchwarz, rothbraun und weißgelb bunt, indem die Federn ſchwarz und rothbraune Quer- und Zickzackbänder tragen, die Schulterfedern und größern Deckfedern der Flügel aber an der äußern Fahne weißgelb ſind, wodurch weißgelbe Längsſtreifen entſtehen. Die kleinern Deckfedern der Flügel ſind braunſchwärzlich mit weißlichen und roſtgelblichen Rändern. Hinterrücken roſtgelb mit ſchwarzen Zickzack— bändern, fo auch die obern Deckfedern des Schwanzes; Schwanz roſtroth mit ſchwarzen Zickzackbändern und weißlicher Spitze. Beine grünlich. Länge 10 Zoll. Die Farben nach der Frühlingsmauſer ſind immer lebhafter und glänzender, und der grünliche Glanz, der ſich auf dem ſchwarzen des Rückens zeigt, ſchöner. Vaterland. Die Sümpfe und naſſen Wieſen von ganz Europa und Nordaſien. In Nordamerika kommt dieſe Schnepfe ebenfalls vor, ohne daß man einen Unterſchied wahrnimmt. Eine vom Plataſtrome erhaltene zeichnete ſich durch ihre Farbe ebenfalls gar nicht aus, war aber ein Drittheil größer. Sie bewohnt Europa bis Island hinauf, wo ſie ſchon in der letzten Woche des Aprils ankommt, und Ende Mai brütet. Aus allen nördlichen Ländern zieht ſie im Herbſt weg und kommt im Frühjahr wieder. Einzelne trifft man bei uns faſt den ganzen Winter durch an, und einzelne Paare brüten auch in unſern Gegenden. Den Tag über liegt ſie in ſumpfigen Wieſen im Graſe, hinter Binſenhügeln meiſt ganz ſtill, des Abends und Nachts aber beſucht ſie offene Pfützen, Moräſte und Teiche. In moorigen, ſumpfigen Gegenden, beſonders wenn ſie mit Gebüſchen bewachſen ſind, iſt ſie ſehr gemein. ö Eigenſchaften. Sie iſt ſehr ſcheu, ſchlau und liſtig. Sie bleibt ſo lange als möglich in ihrem Stande im Graſe auf der Erde niedergeduckt, und ſieht ob man vor ihr vorbeigehen will, kommt man ihr aber zu nahe ſo fliegt ſie blitzſchnell auf, ſchwingt ſich mit ſchwankendem Fluge hoch in die Luft und fliegt ſehr weit, ehe ſie ſich wieder eben fo ſchnell gerade auf die Erde herabſtürzt. Bei ſchönen Frühlings- und Sommertagen, beſonders wo ſie brütet, ſchwingt ſie ſich himmelhoch in die Luft und läßt im ſchnellen Herunterſchießen Töne hören, welche ſie immer wiederholt und welche dem meckernden Tö— nen einer Ziege nicht unähnlich ſind; daher hat ſie den Namen Himmelsziege erhalten. Man kann dieſe äußerſt ſchnelle wirbelnde Bewegung der Flügel ſehr genau betrachten, ob ſie ſich gleich manchmal unſerm Geſichtskreiſe beinahe entziehen. Sie iſt wie die Waldſchnepfe des Nachts unruhig und munter, und fliegt allenthalben umher, wobei ſie ihr Geſchrei Kreckkeckkäh und zuweilen ein heiſeres Zipp hören läßt. Sie halten nicht truppweiſe beieinander, ſondern liegen immer zer— ſtreut umher. Naumann behauptet der meckernde Ton Mäkära und ket, ket, werde durch Flügelbewegungen hervorgebracht, Bechſtein hingegen giebt mit mehr Wahrſcheinlichkeit an, der Ton komme durch den Schnabel, da er ihn öfters von ſitzen— den Schnepfen gehört habe. Beim Auffliegen wenn ſie erſchreckt wird, ſchreit ſie kätſch oder katſch. In der Brutzeit ſitzt das Weibchen mehrentheils da auf der Erde, wo ſich das Männchen in der Luft herum taumelt und dieſes fällt hierauf zu ihm herunter, ſo ſchnell, daß man es deutlich hören aber kaum ſehen kann. Nahrung. Regenwürmer, kleine Schnecken und Conchilien, auch Inſekten nebſt ihren Larven. Zuweilen findet man Wurzelfaſern, und meiſt Sandkörnchen in ihrem Magen; ob dies nur zufällig ſeye, oder ob dieſe Wurzelfaſern und Pflan— zentheile wirklich zu ihrer Nahrung dienen, iſt nicht ausgemacht, thieriſche Körper machen beſtimmt die Hauptnahrung aus. Fortpflanzung. Sie brüten faſt allenthalben in Europa, doch häufiger in den nördlichen Ländern. Das Neſt wird in einem Erdloche gebildet, und liegt unter einem Weidenbuſch oder Erlengeſträuche, oder auf Binſen und Seggenhügel— chen. Die Eier, deren vier ſind, liegen auf trockenen Grashalmen; ſie ſind birnförmig, grüngelblich, mit großen braunen Flecken und ſo groß wie die Eier der gemeinen Seeſchwalbe. Zur Brütezeit ſchreit das Männchen dick a, dick a. Feinde Vor den Raubvbgeln wiſſen fie ſich durch Niederdrücken ſehr gut zu verbergen. Die Jungen aber werden den kleinen vierfüßigen Raubthieren und die Eier den Krähen oft zur Beute. Jagd. Sie werden meiſt im Fluge geſchoſſen, da man ſie ſehr ſelten ſitzen ſieht. Zuweilen werden ſie auch in Schlei— fen, zwiſchen Binſenhügelchen aufgeſtellt, gefangen. Nutzen leiſten fie uns durch ihr vortreffliches Fleiſch, welches beſonders im Herbſt ſehr fett und zart iſt, Schaden thun ſie gar keinen. f Die übrigen europäiſchen Schnepfenarten find: Die Mittelſchnepfe. Scolopax major. Double bécassine. Naum. Vög. T. 2. f. 2. Seltener als die Heerſchnepfe, aber an denſelben Orten. Die Haarſchnepfe Se. gallinula. Becassine sourde. Naum. T. 4. f. 4. An denſelben Orten. Die graue Schnepfe. S. grisea, Wils. ornith. V. 7. pl. 85. f. 1. Bed. breasted Snipe, in Nordeuropa und Nordamerika, hier viel häufiger. Scolopax Paykullii. Nils. und S. noveboracensis. Lath. Die Brehmiſche Schnepfe. S. Brehmii. Raup. In Deutſchland. Wenig von der Heerſchnepfe verſchieden. — In Südamerika kommt vor: Scolopax platens is. Am Plataſtrom. Ferner Scolopax gigantea. Temm. pl. col. 403. In Braſilien. In Java findet fi) Se. saturata. Horsf. Zool. resca, 86 342 6* Saft, Bogenſchnepfe. Rhynchaea Rhynchee. Cu. Scolopax. Linn. Schnabel länger als der Kopf, gegen das Ende etwas aufgetrieben; ſehr zuſammengedruͤckt, gerade, am Ende gebogen; beide Laden an der Spitze gleich lang, und leicht nach unten gebogen; die obere Lade der gan— en Laͤnge nach gefurcht, die untere nur gegen die Spitze; die Naſengrube verlaͤngert ſich bis in die Mitte des Schnabels, die Zunge fo lang als der Schnabel, ſpitzig. Naſenloͤcher ſeitlich, linienfoͤrmig, durchgehend. Beine von mittlerer Laͤnge; Lauf laͤnger als die Mittelzehe; die vordern Zehen ganz getheilt; die Hinterzehe lenkt hoͤher mit dem Lauf ein, als die andern. Fluͤgel breit, die Schwungfedern der zweiten Ordnung ſo lang als die gro— ßen Schwungfedern; die erſte, zweite und dritte Schwungfeder faſt gleich lang. Mit Recht hat Cüvier zuerſt dieſe Gattung von der Gattung der eigentlichen Schnepfen getrennt, da ihr Schnabelbau und ihre Farben ſie ſehr auszeichnet. Ueber die Arten aber iſt man nicht einig. Temmink hält alle für eine Art, nur in verſchiedenen Altern, Geſchlechtern und Jahrsozeiten, er behauptet alle Uebergänge zu beſitzen, ſagt aber nicht ob die Mauſer doppelt ſey. Leſſon dagegen nimmt vier Arten an, alle aus der alten Welt. Die erſte nennt er Rhynchaca africana fie kommt am Cap vor, die zweite R. sinensis, fie findet ſich in China, die dritte R. madagascariensis, fie lebt in Madagascar und die vierte R. ben- galensis. Rallus bengalensis lebt in Indien. Dieſe Gattung verbindet mit der Geſtalt der Schnepfen, ſehr ſchöne Farben; auf den Flügeln und Schwanzfedern ſind Augenflecken. Wir beſchreiben ausführlicher Taf. 122. Die madagascarifche Bogenſchnepfe. Rhynchaea madagascariensis. Bhynchee de Madagascar. Becassine de Madagascar pl. enl. 922, * Hals und Kopf ſchön roſtroth, mit Ausnahme einer ſchwarzen und weißen Binde, welche die Augen umgeben und ſich dann gegen den Hals nach hinten wenden. Die Federn auf dem Rücken ſind ſchwärzlich, grau geſaumt; die Flügeldeckfe— dern haben auf graugrünlichem Grund braune Augenflecken, welche ſehr dicht ſtehen; Flügel und Schwanzfedern ſind in die Quere roſtroth gebändert, und dieſe Bänder ſind auf grauem Grunde ſchwarz eingefaßt. Die untern Theile ſind weiß, an der Bruſt mit einer ſchwarzen Binde. Der Schnabel gelblich, die Füße hellgrau. Länge 10 Zoll. Vaterland. Madagascar. Von ihrer übrigen Lebensart iſt gar nichts bekannt. te Gatt. Waſſertreter. Phalaropus. Phalarope. Schnabel dünne, ſchwach, gerade, an der Wurzel platt; die beiden Schnabelladen bis zur Spitze geſtreift, die Spitze der Oberlade über die untere uͤbergebogen, ſtumpf, die Spitze der untern ahlenfoͤrmig. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, eifoͤrmig, porſtehend, mit einer Haut umgeben. Beine mittelmaͤßig lang, duͤnne, Laͤufe zuſammengedruͤckt; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die vordern bis zum erſten Gelenk durch eine Haut verbunden, welche fortlaufend die Zehen belappt und am Rande gezaͤhnelt iſt; Hinterzehe ohne Haut, an der innern Seite eingelenkt. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte und zweite Schwungfeder ſind die laͤngſten. Dieſe kleinen Vögel gleichen in ihrem ganzen Körperbau den Strandläufern, machen aber durch ihre belappten Füße den Uebergang zu den Waſſervögeln, ſo wie die Waſſerhühner, daher haben mehrere Syſtematiker ſie den Schwimmvögeln mit Lappenfüßen zugezählt, allein außer den Füßen haben ſie mit dieſen in ihrer Geſtalt nichts gemein. Sie ſchwimmen aber wirklich mit großer Geſchicklichkeit und anmuthigen Bewegungen, ſowohl auf dem Meere, wo fie die Wogen nicht fürch— ten, als auf den Seen und Teichen des ſüßen Waſſers. Man trifft ſie ſogar entfernt von den Küſten auf offenem Meere an. Auf dem Lande laufen ſie nicht ſehr ſchnell. Sie ziehen ſalzige Waſſer und Sümpfe den ſüßen vor, niſten an den Ufern der Seen und Teiche, im Graſe und in Wieſen nahe am Waſſer. Sie nähren ſich von kleinen Inſekten und Wür⸗ mern, welche ſie auf der Oberfläche des Waſſers oder am Ufer finden. Sie mauſern zweimal im Jahr, die Jungen unter— ſcheiden ſich ſehr vor den Alten, die Geſchlechter ſind dagegen wenig verſchieden. Der Körper iſt, wie bei den Schwimm⸗ vögeln dicht mit Flaum beſetzt, und das Gefieder überhaupt anliegend und dicht. Cüvier, Vieillot und Leſſon haben zwei Gattungen aus den Waſſertretern gemacht, und in der That find dieſe Gattun— gen beſſer begründet als manche andere, welche von den franzöſiſchen Naturforſchern aufgeſtellt worden ſind, da der Unter— ſchied in der Schnabelbildung ſehr bedeutend iſt und darauf hindeutet, daß die Nahrung etwas verſchieden ſeyn möchte. Wir laſſen die beiden europäiſchen Arten abbilden und überlaſſen es unſern Leſern, ob fie zwei oder eine Gattung daraus machen wollen; auf jeden Fall bilden ſie zwei Familien. 343 Erſte Familie. Schnabel dünne, nur an der Wurzel platt, dann ſehr dünne und in eine Spitze auslaufend. Taf. 122. Der rothhalſige Waſſertreter. Phalaropus hyperboreus. Phalarope hyperbore. Temm. Lobipes hyperboreus. Cuv. Phalaropus fuscus, Lath. Tringa lobata. Phalaropus Williamsii. Linn, trans, Phalarope cendrde ou de Siberie. Cok cootfooted tringa, Edw. Red. phalarope. Lath. Phalarope brun. Junger Vogel. Stirne, ein breiter Streif über die Augen, Vorderhals, Seiten des Halſes und ganzer Unterleib rein weiß, letzterer an den Seiten gräulich; Scheitel, ein länglicher Fleck hinter dem Auge und Hinterhals ſchwärzlichgrau; Oberrücken, Schultern und Deckfedern der Flügel ſchwarz, jede Feder roſtgelb geſaumt; vordere und kleinere Deckfedern der Flügel und Schwungfedern, ſchwarzgrün, Schwungfedern der zweiten Ordnung mit weißem Saum an der Spitze, wodurch ein weißer Querſtreif über die Flügel entſteht, Hinterrücken und Schwanz grau ſchwärzlich, die Federn der letzten weißlich geſaumt, Schnabel ſchwarz, Beine gelblich grün. Gerade ſo ſcheint auch das Winterkleid zu ſeyn. Alter Vogel im Sommerkleid. Scheitel, Nacken und Seiten der Bruſt; Raum zwiſchen Schnabel und Auge, ſo wie ein kleiner Streif hinter dem Auge dunkelgrau; Seiten des Halſes und Vorderhals lebhaft roſtroth; Kehle, Mitte der Bruſt und alle untern Theile rein weiß, an den Seiten mit großen graulichen Flecken; Rücken, Schultern, Deck— federn der Flügel und die beiden mittlern Schwanzfedern tiefſchwarz, auf dem Oberrücken und den Schultern mit breiten roſtrothtn Säumen; auf den Flügeln ein weißer Querſtreif; Seitenfedern des Schwanzes graulich mit ſchmalem weißem Saum; Schnabel ſchwarz, Augen braun; Beine graugrünlich. Länge 6 Zoll, 10 Linien. Das Weibchen im Sommer unterſcheidet ſich nur durch die weniger lebhaften und reinern Farben am Halſe und durch größere und zahlreichere Flecken an den Seiten. 5 Vaterland. Der Norden von Europa und Nordamerika, nahe und innerhalb des Polarkeriſes, an Seen und Tei— chen, häufig in Island, im Norden von Schottland, auf den Orkaden und Hebriden, gemein in Lappland; auf dem Zuge am baltiſchen Meer; zufällig in Deutſchland, Holland und der Schweiz. . Eigenſchaften. Es find wahre Schwimmöbgel, halten ſich aber nicht fo anhaltend auf dem Waſſer auf wie die Steißfüße und Waſſerhühner, und ſchlafen nicht auf dem Waſſer, ſondern ſitzen oft ruhig am Ufer der Seen. Sie tauchen auch unter, aber nur wenn ſie Nahrung ſuchen oder in großer Gefahr ſind. Sie kommen fliegend zu ihren nördlichen Brut— plätzen, und verlaſſen ſie auch wieder ſo, wenn ſie aber dem Lande auf einige Meilen nahe gekommen ſind, laſſen ſie ſich ins Meer nieder, und man fieht fie da in Haufen ſchwimmen, und ruhig den Wogen des ſtürmenden Eismeers trotzen. Wenn ſie durch ein vorbeiſegelndes Boot oder Schiff erſchreckt werden, ſo fliegen ſie auf, ſetzen ſich aber gleich wieder aufs Waſſer, doch mit mehr Vorſicht als andere Schwimmvögel. Sie ſchwimmen nicht ſehr geſchwind, aber mit unbeſchreib— licher Nettigkeit und Anmuth. Mit den leichteſten Bewegungen drehen ſie ſich ſchwimmend hin und her, und bewegen un— abläßig den Schnabel gegen die Oberfläche des Waſſers, auch dann wenn ſie keine Nahrung ſuchen. In Landſeen und Tei— chen ſchwimmen ſie gerne in der Nähe der Ufer und, wenn fie keine Nahrung ſuchen, ſtitzen fie meiſt ruhig und mit zurück— gebogenem Halſe unter den erhabenen Plätzen am Ufer. Sie machen den unmerklichen Uebergang zu den Schwimmvö— geln. Sie ſind nicht ſehr ſcheu, doch auch nicht ganz unvorſichtig. Nahrung. Auf den Landſeen nähren ſie ſich- von Mücken und andern darauf herumſchwimmenden Inſekten, auf dem Meere aber von Meerinſekten und kleinen Weichthieren, die ſie zwiſchen dem ſchwimmenden Meergraſe antreffen. Fortpflanzung. Dieſer Waſſertreter brütet in Grönland, auf den Faroerinſeln, den Orkaden, in Island, im nörd— lichen Schweden und Norwegen, wo ihn jedoch Boie nicht fand. Auch in Lappland brütet er. Die Brüteplätze finden ſich ſowohl in ſüßen Gewäſſern als in der Nähe des Meeres, auch tief im Lande. Faber fand fie ſogar auf den warmen Schwe— felquellen in Island. Sie leben in uneingeſchränkter Monogamie, und Männchen und Weibchen tragen gemeinſchaftlich Sorge für Eier und Junge. Im Juni paaren und begatten ſie ſich ſchwimmend im Waſſer, indem das Männchen mit einer zwitſchernden Stimme ſich in die Luft erhebt und dann ſich auf den Rücken des Weibchens niederläßt. Die Eier gleichen ſehr den Eiern der Straͤndläufer. Ihre Zahl iſt vier; fie find ſchön birnförmig, gelbgrünlich mit vielen kleinern und grö— Fern ſchwarzbraunen Flecken, welche beſonders am dickern Ende zuſammenfließen. Die Gatten find ſich ſehr anhänglich, ſchwimmen ſtets nebeneinander oder ſitzen auf einem Steine am Ufer, ehe ſie Eier haben; wenn aber das Weibchen Eier hat, ſo ſchwimmt das Männchen vor dem Neſte umher. Merkwürdig iſt es, daß nach Fabers Beobachtung das Männ— chen Brüteflecken am Unterleibe hat, wie die Schwimmvögel, das Weibchen aber nicht. Das Männchen brütet alſo wahr— ſcheinlich auch. Das Neſt ſitzt gewöhnlich in einem Loche im Graſe und die Eier liegen auf einer loſen Unterlage von zu— ſammengetragenem, welkem Graſe. Anfangs Juli ſind die Jungen ausgebrütet und laufen fein pfeifend im Graſe herum, während die bekümmerten Aeltern unter wiederholtem Geſchrei prip, prip, um ſie herumfliegen. Im Anguſt ſind die Jun— gen vollkommen befiedert und verlaſſen mit den Alten den Ort ihrer Geburt. Die Männchen ſind zur Begattungszeit ſehr hitzig und kommen oft mit andern in Streit; ſie erheben ſich dann etwas im Waſſer, und mit geſtrecktem Halſe und aufge— bläheten Halsfedern ſchießen ſie mit ſchnarrender Stimme auf einander los, öfters miſchen ſich mehrere in den Streit, und zuletzt erheben ſie ſich alle in die Luft, wo ſie ſich unter anhaltendem Schreien einander verfolgen. Ueber Nutzen und Schaden dieſer kleinen Vögel läßt ſich gar nichts ſagen, beide find für unſere Oekonomie unerheblich. 344 Zweite Familie. Der Schnabel platt, breit, nur an der Spitze etwas zuſammengedrückt. Taf. 122. Der plattſchnabelige Waſſertreter. Phalaropus platyrhynchus. Temm. Phalarope platyrhinque. Phalaropus. Cuv. Crymophilus. Vieil. Phalaropus lobatus. Phalarope rouge Cuv. Phalaropus glacialis. Lath. Grey cootfooted tringa. Edw, Phalaropus rufus. Winterkleid. Stirne, ein Streif über die Augen, Vorderhals, Seiten des Halſes und alle vordern Theile rein weiß, mitten am Halſe ein gelblicher Fleck; Seiten der Bruſt ſchön aſchgrau. Scheitel, Nacken, ein Fleck an der Ohrge— gend, und untern Theil des Hinterhalſes ſchwarz, jede Feder roſtgelblich geſaumt; vom Scheitel bis zu der Gegend des Oberrückens läuft über den Hinterhals ein Anfangs ſchmaler dann breiter werdender grauer Streif. Schultern und die langen Deckfedern der Flügel oder der Mantel ſchön blaulich aſchgrau; die kleinern Deckfedern der Flügel ſchwarz, weißge— ſaumt; Schwungfedern ſchwarzgrau mit weißlichen Schäften; über die Flügel läuft ein weißer Querſtreif; Rücken ſchwärz— lichgrau, Schwanz ſchwarzgrau, weiß geſaumt. Sommerkleid. Kopf, Nacken, Rücken, Schultern und obere Deckfedern des Schwanzes braunſchwärzlich, alle Federn mit orangengelbem Saum; über die Augen läuft eine gelbliche Binde; Deckfedern der Flügel ſchwärzlich, weiß geſaumt, über die Flügel läuft eine weiße Querbinde; Bürzel weiß, ſchwarz gefleckt; Vorderhals, Bruſt und Bauch, Unterleib und untere Deckfedern des Schwanzes ziegelroth, bis ins Noſtrothe übergehend. Länge 8 ½ Zoll. Vaterland. Das nördliche Europa und Aſien, ſehr häufig in Sibirien an den Ufern der großen Seen und Flüſſe; auf dem Zuge an den Seen Aſiens und am kaspiſchen Meer; auch in Nordamerika. In Island iſt er ſelten und gar nicht allenthalben. In Norwegen und Lappland hat man ihn auch nicht angetroffen, dagegen in Griechenland. In Deutſchland iſt er ſehr ſelten, häufiger in der Schweiz, aber immer nur in der Wintertracht. Eigenſchaften. In ſeiner ganzen Lebensart gleicht dieſer Vogel dem rothhalſigen Waſſertreter. Er trifft zu derſelben Zeit an feinem Brutort ein, und ſchwimmt auf dem Meere herum, wo er im Meergraſe kleine Weichthiere auf— ſucht. Sein Flug iſt etwas langſamer. Oft fliegen ſie plötzlich, ohne erſchreckt zu werden auf, machen einen größern oder kleinern Kreis und kommen an dieſelbe Stelle zurück. In der Stimme iſt ein bedeutender Unterſchied, die Stimme dieſes Waſſertreter lautet wie ein zärtliches ihm, zuweilen, wenn fie erſchreckt werden, rufen fie vik-a-vik-a ſchnell ausgeſprochen. Seine vier Eier legt er wie der Rothhalſige in der Nähe ſüßer Teiche, entfernt ſich aber nicht ſo weit vom Meere, die Eier gleichen ganz denen des Rothhälſigen, ſind aber etwas größer und dicker. Er ſelbſt läuft mit Leichtigkeit am Ufer, auch die Jungen laufen ſchnell und können ſich gut im Graſe verſtecken. N Zu dieſer Abtheilung gehören. Phaloropus fimbriatus. Phalarope lisere Temm. pl. col. 370. Am Se— negal. Phal. Wilsonii, Nordamerika. Phal. fulicarius Buonap. Nordamerika,. Dritte Familie der Sumpfvoͤgel. Regenpfeifer artige. Charadri i. Charadriees. Schnabel abgerundet, lang, oft an der Spitze etwas aufgeſchwollen. Beine lang, dünne; die Vorderzehen nur an der Wurzel mit einer Haut verbunden. 11 Saft. Dickfuß. Oe diene mus. Oedicneme. Schnabel laͤnger als der Kopf, gerade, ſtark, an der Wurzel etwas niedrig und platt, gegen das Ende zu— ſammengedruͤckt. Die Firſte der Oberſchnabellade etwas erhaben; die untere Lade bildet einen ſtarken Winkel. Naſenloͤcher in der Mitte des Schnabels, in die Länge geſpalten, bis zum hornartigen Theile des Schnabels vorn offen, durchgehend. Veine lang und duͤnne; drei Zehen nach vorn, welche bis zum zweiten Gelenk verbunden ſind, die Bindehaut verlaͤngert ſich an den Zehen fortlaufend, keine Hinterzehe. Schwanz ſtark abgeſtuft; Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite, und dieſe die laͤngſte. Die Unterſuchungen über die Lebensart dieſer ſehr ſcheuen Vögelgattung, welche wenig zahlreich an Arten iſt, haben uns noch wenig gründliches geliefert; wir wiſſen nur daß ſie ſich vorzugsweiſe in ebenen, trockenen und einſamen Gegen— den aufhalten, und daß ſie daher in der Lebensart gar ſehr den Trappen gleichen, denen ſie von einigen neuern auch bei— gezählt werden. Es iſt dies eine von den Gattungen, denen man ihre Stelle nirgends recht im Syſteme anweiſen kann. Ihre Scheue, und ihre einſame Lebensart unterſcheidet ſie ſehr von den Regenpfeifern, unter welche Linneus und ſeine Nachfolger ſie reiheten, obſchon ſie auch im Aeußern ſich durch leicht aufzufaſſende Kennzeichen unterſcheiden. Ihr Neſt iſt ohne alle Kunſt, und meiſt im Sande angebracht, wenig tief und die Eier liegen faſt auf dem bloßen Boden; die Arten anderer Welttheile niſten auf ſteinigem Boden. Unſere europaäiſche Art findet ſich auch in Egypten. Sie nähren ſich von Käfern, Schnecken, Eidechſen und jungen Schlangen. Ihre Stimme iſt ſtark und angenehm; die Mauſer einfach, und die Geſchlechter im Gefieder nicht verſchieden. Der Name Dickfuß iſt höchſt unpaſſend, da dieſe Dicke ſich nur bei jungen Vögeln findet, und in dieſem Alter bei mehrern andern Sumpfvögeln vorkommt, allein da der Name ſchon ſehr alt und allgemein angenommen iſt, ſo kann man ihn beibehalten. Alle Arten kommen nur in der alten Welt vor, in Amerika fin— den ſich keine. Die Gattung Laufreiher nähert ſich ihnen auch in etwas. Taf. 123. Der knarrende Dickfuß. Oedienemus crepitans. Oedicneme criard. Charadrius oedienemus. Linn. Otis oedienemus. Lath. Grand pluvier de terre. Buff. Thik kneed bustard, Alle obern Theile ſind roſtgelb graulich, mit einem braunen Längsfleck in der Mitte jeder Feder; der Raum zwiſchen Augen und Schnabel, Kehle, Bauch und Schenkel rein weiß; Hals und Bruſt roſtfarb, mit braunen Schaftflecken; über die Flügel läuft eine weiße Querbinde; auf der erſten Schwungfeder ſteht in der Mitte ein großer weißer Fleck, auf der zweiten ein kleiner an der innern Fahne; alles übrige ſchwarz, obere Deckfedern des Schwanzes roſtfarb; alle Schwanzfe— dern, ausgenommen die mittelſten, mit ſchwarzer Spitze; Schnabelwurzel hellgelb, das übrige ſchwarz; Augenkreis, Regen— bogenhaut, und Füße rein ſchwefelgelb. Die Augen ſehr groß. Länge 16 Zoll. Vaterland. In Europa auf großen trockenen Feldern, wüſten Leden“ ſandigen, unfruchtbaren, kahlen Gegenden an den Flüſſen, doch nicht um des Waſſers willen; auf großen, in trocknen Wäldern gelegenen, zum Anbau verſchiedener Holz— arten umgeriſſenen Heideplätzen. Häufiger in wärmern Gegenden im mittäglichen Frankreich, in Italien, Sardinien und der Türkei, ſeltener in öſtlichen Gegenden, auf dem Zuge auch in Deutſchland und der Schweiz. Ferner in Indien, in mehrern Gegenden von Afrika, in Egypten, am Senegal und am Vorgebirge der guten Hoffnung. In unſern Gegenden findet man ſie meiſt im April, dann wieder im September und Oktober. N Eigenſchaften. Es iſt ein ſcheuer und wilder Vogel, man findet ihn einſam oder höchſtens paarweiſe. Er läßt ſich ſchwer zum Schuſſe kommen, doch drückt er ſich zuweilen platt nieder, beſonders wenn er in der Ferne einen Raubvogel ſieht, dann kann man ihm ſchußmäßig anſchleichen; auch wenn er des Abends um ſich zu baden ans Waſſer kommt, kann man ihm, in einem Schießloch verborgen auflauren. Sein Lauf iſt ungemein ſchnell, dagegen fliegt er, ungeachtet feiner ziemlich großen Flügel, nur mittelmäßig. Seine Stimme iſt hellpfeifend klärlüth, kraüth oder gluüt, auf der Erde ſitzend ein ſanftes ditt, ditt und ein ſtärkeres dillit. Er läßt ſich leicht zähmen; Vater Naumann beſaß einen ſolchen und erzählt von ihm daß er außerordentlich artig und zahm geweſen ſey. Er fütterte ihn mit Semmel in Milch gequellt und zuweilen mit etwas Fleiſch, auch mit Heuſchrecken, Fröſchen, Mäuſen. Auf den Ruf kam er herbeigelaufen, und nahm alles aus der Hand; zuerſt hielt er den Schnabel tief zur Erde, breitete die Flügel aus, und ſchlug mit dem Schwanze ein Rad, wo— zu er ſanft dick, dick hören ließ. Er ſaß meiſt zu den Füßen ſeines Herrn. Als Zeichen ſeines Unwillens dient ein ſtarkes Schnarchen. Seine kreiſchende Stimme ließ er meiſt des Morgens und Abends in der Dämmerung hören, gieng des Nachts beim Lichte an den Freßnapf und fraß wie am Tage; Frauenzimmer fürchtete er ſehr, und gegen gewiſſe Perſonen bezeigte er einen beſondern Haß. Sie ziehen nach Naumanns Beobachtungen des Nachts beim Mondenſchein, und ſammeln ſich dann, wo ſie eine ihnen angemeſſene Gegend finden in kleinen Truppen. Nahrung. Regenwürmer, Käfer und Inſektenlarven, Heuſchrecken, kleine Fröſche, Blindſchleichen und ſogar Mäuſe. Dieſen letztern zerſtößt er mit dem Schnabel alle Knochen, ſo daß ſie ganz weich werden/ dann faßt er ſie beim Kopf und ſchlingt ſie ganz hinunter. Die Haare von dieſen Thieren ſpeiet er wie die Raubvögel wieder aus, die Knochen aber gehen ſtückweiſe mit den Exkrementen weg. An das Waſſer geht er nur zum Trinken und zum Baden, welches letztere er aber ſel— ten thut. Um Würmer zu finden wälzt er ſehr geſchickt mit ſeinem Schnabel die kleinen Feldſteine um, unter welchen dieſe ſich aufhalten. Fortpflanzung. Er niſtet, je nach den Umſtänden im Sande oder in ſteinigen und felſigen Gegenden, zuweilen auch auf Aeckern unter dem Schutze einiger Steine; das Neſt beſteht blos in einer kleinen Aushöhlung. Die zwei bis drei Eier ſind eiförmig, wohl zwei Zoll lang, etwas länglich, die Schale ziemlich ſtark mit vielen Poren, die Grundfarbe roſtbräunlich weiß, oft gelbgrünlich oder blaß olivengelb; auf dieſem Grunde ſtehen eine Menge grünlich dunkelbraune Punkte und Fle— cken, zwiſchen dieſen noch einzelne ſchwarzbraune und dunkelaſchgraue Flecken unordentlich zerſtreut. Die Brutezeit iſt etwas über zwei Wochen und die Jungen werden mit Regenwürmern und Erdmaden genährt, welche Männchen und Weibchen denſelben vorlegen. Sobald die Jungen einige Tage alt find, laufen fie den Alten nach und drücken ſich bei vorfallender Gefahr auf das gegebene Zeichen der Alten platt nieder, ſo daß man ſie, ihrer Erdfarbe wegen eher todttreten als fin— den kann. Sobald aber die Jungen flüchtig ſind, führen ſie dieſelben auf die Brachfelder. Das Fleiſch dieſes Vogels iſt, wenn er nicht zu alt iſt, ſehr gut, und Schaden thun ſie nicht den geringſten. Die andern bekannten Arten dieſer Gattung find der langbeinige Dickfuß. Oedienemus longipes. Temm. pl. col. 386. Oedieneme échasse. Neuholland. Der großſchnäbelige. Oed. magnirostris. Temm, pl. col. 357, Molucken, Sundinſeln und Oſtindien. Der gefleckte. Oed. maculosus. Ocdieneme tachard. Temm. pl, col, 292. Südafrika. 2e Gatt. Gnder (ing Calieris Sanderling. Arenaria. Tringa. Charadrius. Auct. Schnabel mittelmäßig lang, dünne, gerade, weich, der ganzen Lange nach biegſam, an der Baſis zuſammen— gedruͤckt, an der Spitze platt, und breiter als in der Mitte; die u lauft faſt bis zur Spitze. Naſenloͤ— 346 cher ſeitlich, in die Länge geſpalten. Beine duͤnne; drei Zehen nach vorn, welche faſt ganz getrennt find; Feine Hinterzehe. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Dieſe Gattung wurde früher mit der der Strandläufer vereinigt, allein ſowohl ihre äußere Geſtalt als ihre Lebensart unterſcheidet fie, Die einzige dazu gehörige Art it weit verbreitet. Sie wandern in zahlreichen Schaaren, haben eine dop— pelte Mauſer und die Jungen unterſcheiden ſich wieder von den Alten, dagegen iſt kein Unterſchied in den Geſchlechtern zu bemerken. Taf. 123. Der graue Sanderling. Calidris arenaria. Sanderling variable. Temm. Arenaria calidris. Winterkleid. Alle obern Theile und die Seiten des Halſes grau weißlich, jede Feder in der Mitte mit einem dunk— lern Schaftſtrich, Kehle, Vorderhals und alle untern Theile weiß; Achſeln, Flügelrand und Schwungfedern ſchwarz; Deck— federn der Flügel weiß geſaumt; die Schwungfedern an der Wurzel und ihre Schäfte weiß; Schwanz aus zwölf Federn beſtehend, grau, weiß geſaumt; Schnabel, Augen und Beine ſchwarz. Sommerkleid. Geſicht und Scheitel mit großen ſchwarzen Flecken auf roſtfarbem Grunde und weißgeſaumt, Hals, Bruſt und Seiten roſtrothgraulich mit ſchwarzen Schaftflecken; Rücken und Schultern ſchwarz, roſtfarb geſaumt; Deckfedern der Flügel ſchwärzlich braun mit roſtfarben Zickzackſtreifen; die beiden mittlern Schwanzfedern ſchwärzlich, weißgelblich ge— ſaumt, die übrigen heller grauſchwarz, Bauch und untere Theile weiß. Junger Vogel vor der erſten Mauſer. Scheitel, Rücken, Schulterfedern und Deckfedern der Flügel ſchwarz, gelblich geſaumt und gefleckt, Nacken und Seiten des Halſes graulich, Stirn, Vorderhals und alle untern Theile rein weiß. Länge 7 Zoll 3 Linien. Vaterland. Europa, Nordamerika und Aſien, auf ihren Zügen vorzüglich an den Meeresufern; im Frühjahr und Herbſt ſehr häufig an den Küſten von Holland und England. Selten an den Ufern der Seen, Flüſſe und Teiche im innern der Länder, an flachen, ſandigen Ufern, hauptſächlich junge Vögel. Eigenſchaften. Dieſer Vogel gleicht in feinem Betragen ſehr den Strandläufern, iſt aber viel träger. Er hält ſich mit ihnen an einerlei Ort auf, läuft wie ſie an den Ufern in ſeichtem Waſſer herum, und trägt den Körper wie ſie. Er ruht gerne lange an einem Ort und iſt gar nicht ſcheu, ſelbſt wenn man auf ihn ſchießt und nicht trifft, geht er oft nicht von der Stelle, ſo ſchoß Leisler drei Stücke nach einander, und das dritte fehlte er zuerſt, indem er einen Stein dafür an— ſah, ohne daß um deswillen der Vogel entflohen wäre. Schießt man unter einen Trupp, ſo fliegen ſie nicht weit, und ſetzen ſich bald wieder, fo daß man oft alle nach einander ſchießen kann. Sind fie aber unter den Strandläufern, fo find fie viel wilder und vorſichtiger und fliegen mit dieſen weg. Ihr Geſchrei iſt pitt, welches fe beſonders beim Auffliegen hören laſſen. Nahrung. Kleine Würmer, Waſſerinſekten und ihre Larven. Sie ſcheinen ihre Beute mehr zu erwarten, als ihr nachzugehen, ſie geben ſorgfältig auf die Inſekten acht, welche das Waſſer antreibt, und fangen ſie dann ſchnell weg. Fortpflanzung. Dieſe geſchieht wahrſcheinlich tief im Norden, jenſeits des arktiſchem Kreiſes, und es iſt davon weiter nichts bekannt. Sein Fleiſch iſt vortrefflich, und die Jagd leicht. 3" Gatt. Stelzenlaͤufer. Himantopus Echasse. Charadrius. Linn, Schnabel lang, dünne, walzig, dünne auslaufend an der Wurzel platt, an der Spitze zuſammengedruͤckt; die Schnabelladen bis zur Halfte ihrer Länge ſeitlich gefurcht. Naſenloͤcher ſeitlich, linienfoͤrmig, lang. Beine fehr lang, duͤnne, biegſam; drei Zehen nach vorn, die mittlere an die aͤußere durch eine breite Haut verbunden, an die innere nur durch ein Hautrudiment. Naͤgel ſehr klein, platt. Fluͤgel ſehr lang, die erſte Schwungfeder viel laͤnger als die andern. Die Stelzenläufer beſuchen mehr die Seeküſten und Salzſeen, als die Flüſſe und Seen von ſüßem Waſſer. Die euro— päiſche Art findet ſich in Europa, Aſien und Amerika, wenigſtens iſt der Unterſchied ſehr unbedeutend. Die Nahrung be— ſteht in kleinen Würmern und Inſekten. Der Flug iſt ſehr he der Gang dagegen wackelig. Ob die Mauſer einfach oder doppelt ſey, iſt unbekannt. Taf. 123. Der ſchwarzfluͤgelige Stelzenlaͤufer. Himantopus melanopterus. Echusse & manteau noir. Geſicht, Bruſt, Hals und alle untern Theile rein weiß, an Bruſt und Bauch roſenroth überflogen, Hinterhaupt und Nacken ſchwarz oder ſchwärzlich, mit einigen weißen Flecken, vom Nacken zieht ſich ein ſchwarzer Streif am Hinterhals herunter bis auf die Schultern, wo ein weißer Querſtreif als Halsband dieſen Streif vom tiefſchwarzen des Mantels trennt. Beim jungen Vogel fehlt dieſer ſchwarze Streif, und das Schwarze am Kopf und Mantel iſt ſchwarzgrau; Mantel und 347 Flügel an Alten tief ſchwarz mit grünem Schimmer, Hinterrücken und Deckfedern des Schwanzes weiß, Schwanz graulich; Schnabel ſchwarz; Augen karminroth. Beine roth. Länge von der Schnabelſpitze bis zum Schwanzende 14 Zoll. Höhe des ſtehenden Vogels vom Fuß bis zum Scheitel 18 Zoll, die Beine allein meſſen 9 ½ Zoll. j Faſt möchte ich die Meinung von Temmink und Naumann bezweifeln, daß bei alten Vögeln ſich das Schwarze an Kopf und Hals faſt ganz verliere, da im Gegentheil ein offenbar junger Vogel der vor mir ſteht den Nacken blos grau, den Hin⸗ terhals weiß hat, da der andere Vogel daneben alle Zeichen des Alters an ſich trägt und tief ſchwarz iſt. An einem vom Plataſtrome erhaltenen Exemplare iſt der Kopf rein weiß, dagegen der Nacken und Hinterhals viel ſchwärzer und breiter als am europäiſchen, dem er übrigens ganz ähnlich iſt. Vaterland. Die wärmern Theile von Europa, Aſien und Nordamerika, ebenſo findet er ſich in Südamerika. Auch in Egypten, nur ſoll er dort etwas größer ſeyn. Eigenſchaften. Der Stelzenläufer iſt ſcheu, doch läßt er leichter an ſich kommen als viele andere Sumpfvögel. Er läuft ſehr ſchnell, aber etwas wackelig, und wadet tief im Waſſer vermöge ſeiner langen Beine herum. Seine Lockſtimme iſt ein heiſeres Kachſen und helleres Pfeifen. Er hüpft niemals ſondern ſchreitet, und wenn er fliegt ſo ſtreckt er die lan, gen Beine nach hinten aus, ſo daß er ſcheint als hätte er einen rothen Schwanz. Nahrung. Gewürme, kleine Waſſerinſekten und ihre Larven, auch Kaulquappen oder Froſchlarven. Fortpflanzung. Von dieſer iſt noch gar nichts bekannt. In Europa ſind ſeine Hauptbrüteplätze Ungarn und Ruß— land an Salzſeen, im Jahr 1818 niſtete ein Paar nahe bei Abbeville. Von der Zahl und Farbe der Eier und der Be— ſchaffenheit des Neſtes weißt man nichts. Ob er feiner langen Beine wegen auch rittlings brüte? man ſollte es faſt glauben. Das Fleiſch ſoll gut ſeyn. Schaden ſtiftet er durchaus nicht. dach Temmink iſt der Wilſoniſche Standreuter. Himantopus nigricollis eine eigene Art. Wils, amer. ornithol, T. VII. pl. 58. f. 2. In Nordamerika bis Braſllien. 0 te x 7 8 i 4* Gatt. Auſternfiſcher. Haematopus. Huiterier. Schnabel lang, ſtark, gerade, zuſammengedruͤckt, ſcheerenfoͤrmig. Naſenloͤcher ſeitlich, in die Laͤnge geſpal— ten, in der Schnabelfurche liegend. Beine ſtark muskulos, mittelmaͤßig lang; drei Zehen nach vorn, die mittlere mit der aͤußern durch eine Haut bis zum erſten Gelenk verbunden, mit der innern nur durch ein Rudiment, alle mit einer Haut geſaumt, keine Hinterzehe, Fluͤgel mittelmaͤßig lang, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Sie leben faſt immer an den Meeresküſten, wo ſteiniger oder ſandiger Grund iſt; ſie folgen den ſich zurückziehenden Gewäſſern während der Ebbe, um die Meerthiere zu erhaſchen, welche zurückbleiben oder ausgeworfen werden. Sie ſam— meln ſich in große Schaaren um zu wandern, zur Fortpflanzungszeit aber leben fie paarweiſe. Sie niſten im Graſe und auf naſſen Wieſen nahe am Meere; laufen und fliegen ſehr ſchnell; ihr Geſchrei iſt ſcharf und laut tönend. Sie mauſern zwei— mal, ändern aber dabei die Farben des Gefieders nur wenig, der einzige Unterſchied beſteht in dem Daſeyn oder der Ab— weſenheit eines weißen Halsflecks. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich äußerlich nicht. Taf. 124. Der geſcheckte Auſternfiſcher. Haematopus ostralegus. Huiterier pie. Kopf, Nacken, Bruſt, Rücken, Flügel und Schwanzſpitze ſchwarz; im Winter am Oberhalſe ein ſehr bezeichnetes, brei— tes, weißes Halsband am vordern Theil des Oberhalſes, gleich unter der Kehle; im Sommer iſt die Farbe tieferſchwarz. Bürzel, Schwanzwurzel, ein Querſtreif über die Flügel, und alle untern Theile rein weiß; Schnabel und nackter Augen— kreis lebhaft orangeroth, Iris karmoiſinroth; Beine blutroth. Länge 15 Zoll 6 Linien. Vaterland. An den Seeküſten Europas, doch weit mehr an den nördlichen, als an den ſüdlichen, mau findet ihn ſehr weit nach Norden in Island, Lappland, in Sibirien und in Nordamerika. An der Oſtſee kommen ſie im April an und wenn der Frühling früh eintritt ſchon Ende März, ſpäter in den nördlichſten Gegenden, und ziehen gleich nach der Brut, ſchon im Auguſt wieder weg. Eigenſchaften. Er iſt, ungeachtet ſeines plumpen Anſehens, ein munterer, gewandter und ſcheuer Vogel. Er ſitzt meiſt am Strande, ſteht in ſeichtem Waſſer oder auf Steinen, die aus dem Meere hervortreten. Den Leib trägt er ge— wöhnlich vorn etwas tiefer als hinten, den Schnabel etwas geſenkt und die Augen nach dem Waſſer gerichtet, um die In— ſekten, welche allenfalls angetrieben werden, ſogleich zu fangen. Er läuft an ſandigen Ufern und auf Wieſen ſchnell her— um, doch geht er meiſt nur in ſeichtes Waſſer. Auf ſumpfigen Boden bohrt er mit ſeinem harten Schnabel mehr als Zoll tiefe Löcher, um Inſekten und zarte Graswurzeln hervorzuholen. Man bemerkt dieſe Löcher überall wo der Auſternfiſcher hauſet. Er iſt mehr vorſichtig, als ſcheu, läuft ohne Schüchternheit mitten unter dem Vieh herum und weiß den Jäger vor dem Hirten oder Bauer wohl zu unterſcheiden, den Jäger läßt er ſelbſt beim Neſte kaum ſchußgerecht an ſich kommen. Sein Flug iſt leicht, der Flügelſchlag ſtark und ſchnell. Vor dem Niederſetzen ſchwebt er eine kurze Strecke. Der Lockton welchen er im Fluge lauter und öfter hören läßt, iſt zip, zip. Er zieht gewöhnlich am Tage in Geſellſchaften von zwanzig bis dreißig, hoch in der Luft und in beſtimmter Ordunng wie die Saatgänſe, angeſchoſſen ſucht er ſich, wenn er keinen andern Ausweg hat, mit Schwimmen zu retten. Im Zimmer oder der Gefangenſchaft wird er bald zahm, halten aber nicht lange aus. Nahrung. Inſekten, Würmer, wahrfcheinlich auch kleine Krebſe, welche in Muſcheln und Schneckenhäuſern ſich aufhalten. Auſterfiſcher heißt er, nicht weil er Auſtern geniest, ſondern fe oft mit dem Schnabel aufhebt um darunterlie— 348 gende Thierchen zu erhaſchen. Kleine Fiſche und Fiſchbrut frißt er wahrſcheinlich auch. Im Magen faſt aller findet man auch Wurzelfaſern, es ſcheint daher, daß er dieſe gerne genieße. . ö Fortpflanzung. Je nach der Witterung oder dem Lande wo er wohnt, brütet der Auſterfiſcher im May oder Juni. Das Neſt iſt ſehr einfach, eine blos ausgeſcharrte Vertiefung, die oft auch mit Graswurzeln ausgelegt iſt. Man findet es auf Viehweiden, ſeltener im Sande, aber immer nicht weit vom Waſſer, doch ſo, daß das Anſchwellen des Meeres der Brut nicht gefährlich werden kann. Das Neſt enthält zwei oder drei Eier, welche ſehr groß und 2 Zoll 4 Linien lang und 1 Zoll 10 Linien breit find; fie find mehr eiförmig als birnförmig, ſehr bauchig, gelbgrau mit ſchwarzbraunen, unordentlichen Flecken und Strichen, zwiſchen welchen aſchblauliche oder ſchwach violete, verwaſchene ſtehen. Das Weibchen bebrütet fie allein, wenn es ſich aber entfernt oder umkommt fo brütet das Männchen dieſelben treulich aus. Beide Eltern lieben ihre Jungen ſehr, und ſind ängſtlich, wenn man ſich ihnen nähert, ſchreien aber nicht ſtark, bis man das Neſt geplündert hat, dann fliegen ſie oft ſo nahe daß man ſie ſchießen kann. Die Jungen laufen ſehr bald und wiſſen ſich im Graſe oder in den Uferlöchern zu verbergen, ſo daß es ohne einen guten Hühnerhund ſelten möglich iſt ſie aufzufinden. Sie eilen aber, wenn der Hund ſich nähert, oft ins Waſſer und tauchen geſchickt unter, oder laufen ſo ſchnell im Waſſer davon, daß der Hund bald die Spur verliert. Die Jagd iſt ſchwer, fie können faſt nur im Hinterhalt erſchlichen werden. Feinde haben die Eier und Jungen an den kleinen Raubthieren. Das Fleiſch iſt ſchmackhaft und geſund und ein Schade iſt von ihnen unbekannt. 2 BER Die andern bekannten Arten find, der bemantelte Anſternfiſch er. Haemat. palliatus. In Südamerika und der Schwarze. H. niger. In Südafrika und Auſtralien. Der Weißfüßige. H. leucopus. Maluiniſche Inſeln. 4 Gatt. Reegenpfeifer. Charadrius. Pluvier. Schnabel kuͤrzer als der Kopf, dünne, gerade, zuſammengedruͤckt; die Nafenvinne verlängert ſich über zwei Drittheile deſſelben; die Schnabelladen werden gegen das Ende dicker und aufgetrieben. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, vertieft, der Laͤnge nach geſpalten, in mitten einer ſtarken Haut, welche die Naſengrube bedeckt. Beine lang oder von mittlerer Laͤnge, duͤnne, drei, Zehen nach vorn; keine Hinterzehe; die aͤußere Zehe iſt mit der mittlern durch eine kurze Haut verbunden, die innere getrennt. Der Schwanz ſchwach ab— gerundet oder abgeſchnitten. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite, welche die laͤngſte ziſt. Die Regenpfeifer bewohnen zum Theil trockene Orte, die mehreren Arten aber beſuchen die Seeküſten, die ſandigen Ufer der Flüſſe und Seen, und die Mündungen der Flüſſe; andere beſuchen mit Haidekraut bewachſene Plätze. Sie wandern einzeln oder in Geſellſchaften oder in Flügen, die Alten früher als die Jungen und gewöhnlich von ihnen getrennt. Sie haben eine ſtark pfeifende laute Stimme, ſind ſehr unruhig, fliegen ſchön und leicht und laufen äußerſt ſchnell, aber ruckweiſe. Sie nähren ſich von kleinen Würmern und Waſſerinſekten oder Schneckchen. Die Mauſer iſt bei den meiſten Ar— ten doppelt, die Geſchlechter unterſcheiden ſich ſehr wenig. Eine Art mauſert nur einmal und die Geſchlechter unterſcheiden ſich. Einige ausländiſche Arten haben Stacheln an den Flügeln, andere Fleiſchlappen am Kopfe oder den Schnabelladen. Taf. 124. Der Goldregenpfeifer. Charadrius auratus. Pluvier dore. Charadrius pluvialis et apricarius. Linn. Winterkleid. Scheitel und alle obern Theile des Körpers, Deckfedern der Flügel und des Schwanzes ſchwärzlich mit goldgelben Flecken am Saum der Federn; Seiten des Kopfs, Hals und Bruſt mit graulichen, braunen und gelblichen Flecken; Kehle und untere Theile weiß; Schwungfedern ſchwarz mit weißen Schäften; Schnabel ſchwärzlich, Beine dun— kelgrau, Augen braun. Der Schwanz faſt gerade abgeſchnitten, ſchwarzgrau mit lichten, unregelmäßigen Binden, die auf der erſten Schwanzfeder weiß auf den folgenden grauweiß find und am Rande ins graugelbe ziehen. Sommerkleid. Obern Theile tief ſchwarz, mit goldgelben lebhaften Flecken; Stirne und der Raum ob den Augen rein weiß; Seiten des Halſes weiß, mit großen ſchwarzen und gelben Flecken; Kehle, Unterhals und alle untern Theile tief ſchwarz. Dies iſt Charadrius apricarius, der Vogel im Winterkleid Ch. pluvialis Linn. Bei den Jungen, vor der erſten Mauſer find die obern Theile ſchwarzgrau mit graugelblichen Flecken. Länge 10 1/2 Zoll. Vaterland. Dieſer Vogel ſoll faſt in allen Theilen der Erde vorkommen, doch gehören unſere europäiſchen mehr dem Norden an, und beſuchen nur auf dem Zuge die ſüdlichen. Er iſt fo nördlich, daß er nicht in Deutſchland brütet. Sein Aufenthalt ſind öde Plätze, Lehden und Haiden, wenn ſie auch nicht nahe am Waſſer liegen, welches er nur beſucht, wenn er trinken will. Im Frühjahr und Herbſte, wo er unſere Gegengen durchwandert, findet man ihn an wüſten Orten, oder an den Ufern der Teiche und in Feldern. Im Frühjahr iſt er bei uns ſehr ſelten, häufiger im Herbſte in kleinern oder größern Flügen. Ich erhielt mehrere noch im November und einen ſogar im Januar bei gelinder Witterung. Im Gan— zen iſt dieſer Regenpfeifer bei uns nicht ſehr häufig und kommt nicht alle Jahre vor. Eigenſchaften. Er iſt ein munterer, ſcheuer, flüchtiger Vogel. Er läuft ungemein ſchnell hält aber zuweilen an und ſteht, beſonders wenn es warm iſt, oft einige Zeit ſtille um ſich umzuſehen und auszuruhen. Sie halten ſich oft nahe 349 beiſammen, und laufen dicht nebeneinander. Sie fliegen ſchön, leicht, ſchnell und bilden, wie die Staaren, nach dem Auf— fliegen gewöhnlich Kreiſe in der Luft als wollten ſie ſich wieder niederlaſſen, entfernen ſich aber dann immer weiter. Sie ſind ſehr aufmerkſam und lernen leicht Jäger und Landmann unterſcheiden, fliehen den letzten nicht, während ſie in großer Entfernung vor dem Jäger wegfliegen. Sie haben eine eigene etwas knarrende Lockſtimme, wie Tlüi, welche fie ſitzend und fliegend hören laſſen, beſonders wenn fie etwas verdächtiges ſehen, zuweilen ſchreien fie auch Tluni. Wenn man mit einer Pfeife dieſen Ton nachmachen kann, ſo kann man ſie damit anlocken. Bei ihren Zügen fliegen ſie in zwei ſchiefen Linien in Form eines ſpitzen Winkels, jedoch halten ſie dieſe Ordnung nur, wenn ſie ohne Aufenthalt fortziehen, ſonſt fliegen ſie in einem Trupp unordentlich untereinander. Es giebt Jahre wo ſie in einer Gegend häufig ſind, andere wo ſie gar nicht vorkom— men, mithin einen andern Zug nehmen. So lange der Winter ohne Froſt und Schnee bleibt laufen ſie auf den Saat— feldern herum. Nahrung. So oft man dieſe Regenpfeifer auch auf Saatfeldern antrifft, fo findet man doch in ihrem Magen nie— mals Geſäme oder Kräuter, wohl aber grobe Sandkörner und die Reſte von Regenwürmern, Inſektenlarven und kleinen Käfern, welche alſo ihre Hauptnahrung ausmachen. Nach Faber ſoll er in Island auch Beeren und Graskeime freſſen. Fortpflanzung. Dieſer Vogel niſtet in nördlichen Ländern in Norwegen, Schweden, Island. Er lebt in der Mo— nogamie. Seine vier Eier, etwas größer als Kiebitzeier ſind ſehr birnförmig und haben auf gelbgrauem oder weißgelbli— chem Grunde große rothbraune oder ſchwarzbraune Flecken. Er legt fie auf die bloße Erde auf Hügelchen gegen Ende Mai. So wild er in der Wanderzeit iſt, fo zahm iſt er in der Begattungszeit. Gegen Ende des Juli hat er erwachſene Junge und iſt in Geſellſchaft mit dieſen von Anfang Auguſts bis zu Ende Oktober, wo ſie wegziehen. Jagd. Er iſt ſchwer zu ſchießen, weil er ſelten ſchußgerecht aushält. Ihre Brut iſt den kleinen Raubthieren ausgeſetzt und den Alten ſtellen die Raubvögel ſehr nach, beſonders der Wan— derfalke und der isländiſche Falke. Das Fleiſch iſt ſehr ſchmackhaft und Schaden thun ſie gar nicht. Taf. 124. Der große Halsbandregenpfeifer. Charadrius hiaticula, 7 Grand pluvier & collier. Buntſchnaͤbeliger Regenpfeifer. Ringed Plover. Zath. Der Schnabel hinten gelblich, vorn ſchwarz, Beine orangegelb. Stirne, Gegend zwiſchen Auge und Schnabel, ein breites über den Scheitel laufendes Kronband, welches durch die Augen geht und am Hinterkopf endigt, ein breites Bruſt— band, deſſen Enden am Unterhalſe ſich verbinden, ſchön ſchwarz; Stirne, ein Fleck hinter den Augen, Kehle, und ein breites Halsband ob dem ſchwarzen, Unterbruſt und ganzer Unterleib rein weiß; Hinterkopf, Nacken, Mantel und alle obern Theile röthlichgraubräunlich, Schwungfedern ſchwärzlich, an der innern Fahne mit einem weißlichen Fleck. Die äu— ßerſte Schwanzfeder rein weiß, die zweite mit einem ſchwarzen Fleck, die folgenden ſchwärzlich am Ende weiß, und die beiden mittelſten ganz ſchwärzlich. Augenring orangegelb. Länge 7 Zoll. Bei jungen Vögeln ſind alle Theile, welche im Alter ſchwarz werden, ſchwarzgrau. Vaterland. Europa von Schweden an, Sibirien, am Vorgebirge der guten Hoffnung, in Grönland, an der Ma— gellansſtraße und in faſt allen Gegenden von Nordamerika. Er liebt die ſandigen Ufer der Flüſſe und Seen, und die ſan— digen, kieſigen und flachen Seeküſten. Er iſt ein Zugvogel der in Deutſchland mit Ende März erſcheint und wenn noch kalte Witterung eintritt dann die warmen Quellen beſucht. Im Auguſt iſt er ſchon wieder in Durchzug von Norden her, und ſtreicht dann auch in unſern Gegenden bis in den Oktober herum. Eigenſchaften. Es iſt ein unruhiger und ſchneller Vogel, der mit der größten Geſchwindigkeit an den Ufern her— umläuft. Im Laufe hat er viel ähnliches mit der weißen Bachſtelze. Vorzüglich liebt er flache Ufer unter hohen Vorſprün— gen, wo er ſich ſicherer glaubt. Selten trifft man ihn einzeln an, meiſtens in Geſellſchaften von drei bis vier Stücken. Er trägt den Leib gewöhnlich wagerecht und hält den Kopf vor. Er fliegt ſchnell und meiſt ganz gerade über das Waſſer weg, ganz tief in horizontaler Richtung, ſetzt ſich dann gewöhnlich einige hundert Schritte weiter wieder ab und läuft ſchnell vorwärts, oder er fliegt bei ſchmalen Gewäſſern an das entgegengeſetzte Ufer. Die Flügel hält er hierbei gebogen, macht wenig Flügelſchläge und ſchwebt vor dem Niederſſtzen. Im Fluge und im Sitzen ſchreien fie unaufhörlich und ſehr laut, ſtark und pfeifend, wie küh, küh, tüll, tüll, dies Geſchrei unterſcheidet ſie leicht von den ähnlichen Arten. Man hört dieſe Regenpfeifer an unſerm See oft noch ſpät Abends, wo ſie einander jagen, ſehr weit. Der kleine Halsband— regenpfeifer, Charadrins minor, der dem großen ſehr gleicht, iſt aber viel häufiger und wird leicht mit dieſem verwech— ſelt. Man muß überhaupt dieſe beiden Arten, fo wie den kleinen Regenpfeifer mit dem halben Halsbande, Charadrius cantianus, nebeneinander ſehen, um fie gut unterſcheiden zu können. Sehr ſcheu iſt er nicht, doch muß man mit Vor— ſicht an ihn kommen, er lernt den Jäger leicht kennen. Nahrung. Waſſerinſekten und ihre Larven, kleine Käfer, Würmer, kleine Schneckchen u. ſ. w. Fortpflanzung. Er niſtet im Norden von Europa im Mai oder Juni, nahe am Ufer im bloßen Sande, die Eier liegen meiſt auf etwas Seetang faſt immer nahe am Ufer in einem geſcharreten Loche. Die drei bis vier Eier ſind ver— hältnißmäßig ſehr groß, bis 19 Linien lang und 14 Linien breit, ganz birnförmig, oben zugerundet, unten ſehr ſpitzig. Die Grundfarbe iſt graugelb oder hellgelbgraulich, mit braunen und ſchwarzbraunen Punkten, Strichen und Flecken, be— ſonders am ſtumpfen Ende dicht beſtreut. Inwendig ſehen alle graugrün aus. Beide Aeltern lieben die Jungen ſehr und ſchreien ängſtlich, wenn man ſich ihnen nähert. Die Jungen laufen bald und wiſſen ſich ſehr ſchnell unter Steinen zu ver— bergen, ſo daß er äußerſt ſchwer und ohne Hund faſt unmöglich iſt ſie zu finden. Die Jagd iſt nur an den Bruteorten leicht, ſonſt ſind ſie ſchwer zu ſchießen. Feinde haben Eier und Junge an Raben, Krähen, Möven und Seeſchwalben, ebenſo an Füchſen und Mardern. Das Fleiſch iſt vortrefflich, und die Eier werden ſehr geſchätzt, von einem Schaden aber kann keine Rede ſeyn. 88 350 Die übrigen europäiſchen Arten dieſer Abtheilung ſind der kleine Halsbandregenpfeifer. Charadrius mi- nor. Petit pluvier à collier. Naum. Taf. 15. f. 19. Der weißſtirnige Regenpfeifer. Charad. cautianus. Pluvier à collier interrompu. Kentish Plover. Meyer. Vögel Deutſchl. 1 Heft. Der Mornell-Regenpfeifer. Ch. Morinellus. Pluvier Guignard. Naum. T. 12. f. 16. Häufiger in Aſien als in Europa, im Winter häufig in Ita— lien, in der Türkei und der Levante. Sehr zahlreich ſind die in andern Welttheilen lebenden Vögel dieſer Gattung, welche über alle Gegenden der Erde zer— ſtreut find. In Afrika finden ſich Ch. coronatus pl. enl. S00. Ch, pileatus pl. enl, 834. Ch. pecuarius, Temm. pl. col. 183. Ch, leucopolius. Ch. bitorquatus. In Südamerika Ch. Spixii. Braſilien. Ch. trifasciatus. Braſilien. Ch. Az arae. Temm. pl. col. 184. Paraguay. Ch. marmoratus. Paraguay. Ch. larvatus. Braftlien. In Nordamerika. Ch. Wilsonii. Wils, amer, ornith. V. 9. T. 73. k. 5. Ch. vociferus, Wils. amer. ornith. V. 7. T. 59. f. 6. Ch. semipalmatus. In Oceanien. Ch. pectoralis. Auſtralien. Ch. bilobus pl. enl. 880, Cb. Dudoroa. Neu-Seeland. Ch. monachus, Auſtralaſien. Ch. rubricollis. Van Diemensland. Ch, ruficapillus. Temm. pl. col. 47. Neu- Holland. Ch. obseurus, Neu-Seeland. Ch, fulvus, Otaheiti. Ch. nigrifrons. Temm. pl. col. 47. Auſtral— aſien. In Aſien. Ch. Geoffroyi. Pondicheri. Ch. pusillus. Java. Ch. jugularis. Ch. gularis. Beide in Nordaſien. Der letzte in der Mongolei. Von Ch. Cirrhepidesmos. Wagl. und Ch. Okenii Wagl. Ch. leueogaster Wagl. Ch, Xantho- cheilus Wagl, Ch. sanguineus Less. Ch. lugubris iſt das Vaterland unbekannt. Eine zweite Abtheilung befaßt die Regenpfeifer mit Spornen an den Flügeln. Es gehören dahin Charadrius spinosus pl, enl. 801. Am Senegal. Ch. ventralis. Am Senegal. Ch. stolatus pl. enl. 833. In Cayenne, 6* Gatt. Regen laͤufer. Pluvianus. Huvidn. Schuabel an der Wurzel dick, gegen die Mitte zuſammengedruͤckt, ſpitzig; obere Schnabellade etwas ge— bogen, untere gerade; Naſenlöcher ablang, mit einer Haut bedeckt; Hinterzehe fehlt, die drei vordern Ze⸗ hen find an ihrer Wurzel mit einer kurzen Haut verbunden, die mittlere hat einen breiten und fein gezaͤh— nelten Nagel. Taf. 125. Der ſchwarzkoͤpfige Regenlaͤufer. Pluvianus melanocephalus. Plwian a tete noire. Cursorius charadrioides. Wagler. Stirn und Kopfplatte, Hinterhals und Rücken ſchwarz, vom Schnabel weg durch die Augen geht ein ſchwarzer Streif, der ſich mit dem Schwarzen des Hinterbalfes nach der Schulter zu verbindet, und von der Schulter über die Brut weg geht ein Halsband bis über die Augen, gegen den Nacken geht ein weißgelber Steif; Kehle, und Vorderhals weiß, gelb überlaufen beſonders letzterer, Bruſt und Unterleib hell iſabellfarben, Bauch weißlich; Schultern und kleine Deckfedern der Flügel ſchön hellgrau; die Schwungfedern der erſten Ordnung weiß mit ſchwarzer Spitze und Wurzel, die folgenden weiß mit brei— ter ſchwarzer Spitze und Wurzel, die folgenden weiß mit breiter ſchwarzer Spitze, Schwanz grau mit weißer Spitze, die Seitenfedern an der innern Fahne mit einem ſchwarzen Fleck. Ganze Länge 7 Zoll 9 Linien. Vaterland. Senegambien, Nubien, Egypten, paarweiſe. In Egypten beſonders nach den Ueberſchwemmungen an den Ufern des Nils, aber nur an den ſandigen, niemals in Sümpfen. 0 Eigenſchaften. Er fliegt ſchön und ſchnell, mit hoher, durchdringender Stimme, läuft ſehr ſchnell, iſt nicht furcht— ſam. Dieſe Gattung kann wohl eingehen und entweder mit den Regenpfeifern oder mit den Läufern (Cursorius) vereinigt werden. Offenbar macht fie den Uebergang von den Regenpfeifern zu den Läufern. Selbſt die Farben und nicht blos die Form bilden den Uebergang. Wir haben indeß die Gattung beibehalten, damit jeder beurtheilen könne, wohin der Vogel zu zählen ſey. Nahrung. Inſekten, kleine Würmer. Von feiner Fortpflanzung iſt nichts bekannt. Zu dieſer Gattung rechnet Leſſon noch eine Art Pluvian. chalco- cephalus. Auch am Senegal und am Nil. ran Saft, Kiebitz. Vanellus. Vanneau. Tringa. Squatarola. Charadrius. Auctor, Schnabel kurz, dünne, gerade, zuſammengedruͤckt, beide Kinnladen an der Spitze verdickt; die Wur— zel der Oberlade durch eine Fortſetzung der Naſenrinne ſehr vertieft; Naſenloͤcher ſeitlich, in die Laͤnge ge— palten, durch eine Haut durchgehend, welche die Rinne deckt. Beine duͤnn; drei Zehen nach vorn, die 4 351 mittlere an die aͤußere durch eine Haut, doch nur an der Wurzel verbunden; die Hinterzehe ſehr klein, kaum rudimentariſch, doch mit einem Nagel, auf dem Laufe eingelenkt, den Boden nicht beruͤhrend. Fluͤ— gel breit, ſpitzig; die zweite Schwungfeder wenig kuͤrzer als die dritte und dieſe die laͤngſte, die drei erſten überhaupt gleich abgeſtuft, und die folgenden immer kuͤrzer. Einige auslaͤndiſche Arten haben am Flügel ei— nen Sporn von bedeutender Laͤnge und Schaͤrfe. Die Kiebitzen ſind, wie alle inſektenfreſſenden Vögel der kältern Klimate, Zugvögel, und reiſen familienweiſe, oder ver— einigen ſich in große Schaaren. Sie bewohnen die Ufer ſüßer Teiche, Seen und Kanäle oder naſſe Wieſen, nähren ſich von Regenwürmern, Juſekten und ihren Larven. Die inländiſchen Arten mauſern zweimal im Jahr, ob dies bei den aus— ländiſchen Arten auch der Fall iſt, iſt unbekannt. Bei allen wird das Geſchlecht nicht durch das Gefieder bezeichnet. Taf. 124. Der ſchwarzbauchige Kiebitz. Vanellus melanogaster. Fanneau pluvier. Gefleckter Kiebitz. Vanellus varius. JTringa helvetica, squatarola et varia. Charadrius hypomelas. Wagl. Winterkleid. Stirne, Kehle, Mitte des Bauchs, Schenkel, Unterleib, und obere Deckfedern des Schwanzes rein weiß; Augenbraunen, Vorderhals, Seiten der Bruſt und des Unterleibs weiß mit grauen und braunen Flecken; obere Theile braunſchwärzlich, mit gelbgrünlichen Flecken, jede Feder mit graulicher und weißlicher Spitze; die langen innern Flügelfe— dern ſchwarz; die untern Deckfedern des Schwanzes an der äußern Fahne mit kleinen braunen Diagonallinien; Schwanz weiß, an der Spitze roſtröthlich, mit braunen Binden, dieſe ſind an den Seitenfedern blaß und zerſtreuter; Schnabel ſchwarz, Augen ſchwärzlich; Beine ſchwarzgrau. Jugendkleid vor der erſten Mauſer. Es gleicht dem Winterkleid der Alten; Stirne, Augenkreiſe und Seiten der Bruſt und des Unterleibs ſind mit größern aber blaſſern Flecken bedeckt; die Farbe an den obern Theilen iſt hellgrau, weißlich gefleckt; die Spitze der Schwungfedern it weißlich, die Querbänder des Schwanzes find grau. Sommerkleid oder Hochzeitkleid. Raum zwiſchen Auge und Schnabel, Kehle, Vorderhals, Mitte der Bruſt Bauch und Seiten tief ſchwarz; Stirn und eine breite Binde über die Augen, Seiten des Dalfes und der Bruſt, Schen— kel und Unterbauch rein weiß; Nacken braun, ſchwarz und weiß gemiſcht; Hinterhaupt, Rücken, Schultern und Deckfedern der Flügel tiefſchwarz, jede Feder endet mit breiter weißer Spitze; auf den großen Deckfedern der Flügel und Schultern große weiße Flecken; die untern Deckfedern des Schwanzes haben ſchwarze Querbänder; die beiden mittlern Schwanzfe— dern weiß und ſchwarz gebändert. a Länge 10 Zoll, 6 bis 7 Linien. Vaterland. Die Seeküſten der nördlichen Länder vorzüglich an den Mündungen der Flüſſe, an ſchlammigen Tei- chen, geſalzenen Waſſers. Man findet dieſe Art auch in Amerika. Wie der Goldregenpfeifer fo erſcheint auch dieſer Kie⸗, bitz felten in feinem Sommerkleide im centralen Europa, und wenn Linne ihn in dieſem Kleide Tringa helvetica nannte, ſo beruht dieſes wahrlich auf einem Irrthum, da er in der Schweiz in allen Kleidern ſelten, am ſeltenſten aber im hoch— zeitlichen Kleide erſcheint. Auch im nördlichen Aſien, in Sibirien und an der Hudſonsbei kommt er vor. In Deuſchland und der Schweiz erſcheint er auf dem Zuge im September und October auf Lehden, Brachen, an Teichen und Seeufern einzeln oder in kleinen Geſellſchaften. Er macht oft den Anführer mehrerer Strandläuferarten. In Holland iſt er auf den Inſeln ziemlich gemein. Eigenſchaften. Wie in der Geſtalt ſo iſt er auch in ſeinem Betragen den Regenpfeifern ſehr ähnlich. Er läuft ſehr geſchwind, trägt den Leib bald wagerecht, bald aufgerichtet, fliegt leicht, ſchnell und ſchön, und iſt im Fluge ſchwer vom Goldregenpfeifer zu unterſcheiden. Bei ſchönem Wetter ſoll man ihn oft einzeln bei ſchlechtem meiſt in Geſellſchaften ſehen. Sein Geſchrei beſteht in einem knarrenden Tone, welcher ſchnell nach einander, beſonders beim Auffliegen ausgeſto— ßen wird. Er iſt meiſt ſehr ſcheu, und muß mit Vorſicht hinterſchlichen werden, hat auch ein zähes Leben. Nahrung. Inſekten und Würmer, welche er entweder vom Sande oder vom Raſen oder an den Ufern aufliest und immerfort nach Nahrung ſucht. Im Herbſt iſt er meiſt ſehr fett. Fortpflanzung. Er niſtet einzeln auf den nördlichen Inſeln Hollands, häufiger aber im Norden und Nordoſten. Die Eier ähneln ſehr denen des gemeinen Kiebitz, ſind aber bedeutend kleiner und ſtark birnförmig. Die Farbe iſt hell oli— vengrünlich oder gelblich mit ſchwarzen und braunen, auch hellaſchgrauen Flecken, welche oft in einanderlaufen. Die Schale iſt dick, glatt, mit deutlichen Poren und ziemlichem Glanze. Die Zahl der Eier iſt meiſt vier, das Neſt findet man auf naſſen Wieſen nicht weit vom Waſſer in einer Vertiefung, die Unterlage beſteht aus etwas Moos. Ueber Feinde, Jagd, Nutzen und Schaden läßt ſich nichts beſonders ſagen, das Fleiſch iſt vortrefflich. Taf. 125. Der gehaubte Kiebitz. Vanellus cristatus. ö V anneau huppe. , Die Federn am Hinterkopf bilden einen dünnen langen, aufſtehenden und etwas mit der Spitze nach oben umgekrümm— ten Federbuſch. Scheitel, Federbuſch, Vorderhals, Kehle und Bruſt ſchwarz, glänzend, Seiten des Halſes und der ganze Unterleib rein weiß, die untern Deckfedern des Schwanzes roſtfarb; über die Augen läuft bei Jungen ein ſchmutzig weißer nach hinten grauer Streif, der ſich im Nacken mit dem der innern Seite vereinigt. Nacken ſchmutzig grau, Hinter— hals, Mantel und Deckfedern der Flügel dunkelgrün ins bronzefarbe glänzend, einige Deckfedern der Flügel mit weißlichem Endſaum. Der obere Flügelrand und die hintern untern Deckfedern der Flügel weiß, die vordern ſchwarz; Schwungfedern ſchwarz, die erſten drei an der Spitze grau, die obern Deckfedern des Schwanzes roſtfarb, Schwanz von der Wurzel bis über die Hälfte weiß, das übrige ſchwarz, nur die erſte Feder auf jeder Seite ganz weiß. 352 Das Sommerkleid unterſcheidet ſich wenig und nur durch glänzendere Farben und reineres Schwarz. Die Beine find in allen Kleidern hellröthlich. Länge 12 Zoll 6 Linien. Vaterland. Dieſer Kibitz iſt ſehr weit verbreitet, er bewohnt Sibirien bis Kamtſchatka, Perſien China, die Bar— barei, Egypten und ganz Europa. Er liebt ſumpfige und moraſtige Ufer der Seen, Teiche und Flüſſe, feuchte Wieſen, Sümpfe, Triften und Brachfelder. Man trifft ihn daher allenthalben in Deutſchland an, wo ſolche Orte ſich ſinden, nir— gends iſt er häufiger als in Holland. Er kommt zuweilen ſchon zu Ende Februars, gewöhnlich aber erſt im März an, und begiebt ſich bei ſpäten Fröſten und Schnee an die offenen Gewäſſer und Quellen. Im Auguſt und September verſchwinden fie, und überwintern großentheils im warmen Europa. Eigenſchaften. Der Kiebitz iſt ein munterer, unruhiger, ſcheuer, ſchneller und liſtiger Vogel, der faſt Tag und Nacht in Bewegung iſt. Er läuft ſehr ſchnell mit vorgeſtrecktem Halſe und ausgelegten, doch nicht offenen Flügeln und wenig gebogenen Beinen. Sein Flug iſt leicht, ſchön, aber mit vielen Schlägen der Flügel und wunderbaren geſchickten Wendungen, mit denen er ſich oft lange vergnügt und in der Luft ſpielt. Schwingt ein ſitzender die Flügel, ſo fliegt er auch bald fort. Oft ſtürtzt er plötzlich auf die Erde herab, und läßt beim Fliegen ſein widerliches, lautes Geſchrei kiebich, woher er den Namen erhalten hat, ſehr oft hören. Da ſeine Flügel groß ſind, ſo ſcheint er im Fluge viel größer und der weiße Bauch ſchimmert ſehr weit, ſo daß ein ſolcher Flug einen angenehmen Anblick gewährt. Gegen ihre kleineren Feinde benehmen ſie ſich, beſonders wenn ſie Junge haben, nicht furchtſam. Eine Krähe, welche ſich dem Neſte nähern will, wird mit dem heftigſten Schnabelſtößen verfolgt, und ſelbſt ein Hund bleibt nicht verſchont, wenn er in der Nähe des Neſtes kommt, wenigſtens wird er mit großem Geſchrei umflogen um ihn zu ſchrecken, auch wohl auf ihn von oben herab geſto— ßen und mit den Flügeln geſchlagen. Alle in der Nähe wohnenden Kiebitze vereinigen ſich und der ganze Schwarm eilt dem Feinde ſchreiend entgegen, um ihn, wo möglich, durch vereinte Kräfte zu ſchrecken. Iſt er ihnen zu überlegen, ſo nehmen ſie zur Liſt ihre Zuflucht. Das Paar, deſſen Neſte er am nächſten iſt, läßt ſich nahe bei ihm nieder und ſtreicht niedrig auf der Erde hin, um ihn zu ihrer Verfolgung zu reizen und von dem Brüteplatz abzubringen. Das Weibchen zeigt hier— bei die größte Sorgfalt, und es gelingt ihm ſehr oft die Gefahr zu entfernen. Nähert man ſich dem Neſte, ſo fliegt er nicht vom Reſte auf, ſondern läuft erſt in geduckter Stellung eine weite Strecke fort und erhebt ſich erſt dann ſchreiend, ſo leitet er den Feind von den Eiern oder Jungen ab. Iſt man ohne Gewehr fo ſetzt er ſich in einer Entfernung von 20 bis 30 Schrit— ten nieder, oder fliegt einem um den Kopf herum. Das Gewehr aber kennen ſie bald und hüten ſich wohl, auch beim Neſte, ſchußgerecht ſich ankommen zu laſſen. Schlingen wiſſen ſie auch ſehr geſchickt auszuweichen. Bei ſchlechter Witterung iſt der Kiebitz noch ſcheuer als bei guter. Gefangen wird der Kiebitz bald ſehr zahm und läßt ſich mit Brod, Fleiſch, Regen— würmern, Semmel in Milch geweicht und anderm dergleichen leicht erhalten. Solche zahme lernen, beſonders jung aufge— zogen, die ihnen gegebenen Namen kennen, und freſſen aus der Hand, wenn man ihnen ruft. Den Buſch tragen ſie bald aufgerichtet, bald horizontal und ſpielen damit, immer iſt er zertheilt und die Federn auseinanderſtehend. Es ſind Vögel die in der Gefangenſchaft durch ihr artiges Betragen viele Freude machen. Mit beſchnittenen Flügeln läßt man ſie auch in beſchloſſenen Gärten frei herumlaufen, wo ſie ſich großentheils ſelbſt ernähren und die Gärten von kleinen Schnecken, Raus pen, Regenwürmern reinigen. Nahrung. Die meiſten Arten von Inſekten und ihre Larven, Laufkäfer, Regenwürmer, Schnecken. Im Herbſt und Frühjahr, beſonders in letzterm ſieht man deswegen große Flüge auf friſch gepflügten Feldern ſich niederlaſſen und herum— laufen, wo ſie Engerlinge, Inſektenlarven und Käfer finden. Fortpflanzung. Der Kiebitz niſtet ſchon Anfangs April auf Wieſen, oder in Sümpfen. Wenn es trocken iſt, ſcharrt er ein Loch in den Boden und legt die Eier auf die faſt nackte, nur mit wenig Unterlage von etwas Moos oder Queckenwurzeln belegte Erde. An naſſen Orten ſucht er kleine Hügelchen auf, zuweilen niſtet er auch in Saatfeldern in den niedrigen Roggen. Die Neſter find Schwer zu finden, da fie mit dem Boden flach, und die Eier erdfarben ſind. Die vier Eier ſind verhältnißmäßig groß, birnförmig, mehr oder weniger ſpitzig, heller oder dunkler olivenfarb oder erdfarb mit großen und kleinen ſchwarzbraunen Flecken, zwiſchen welchen undeutliche aſchgraue zerſtreut ſind. Die Fle— cken ſtehen faſt immer am ſtumpfen Ende dichter beiſammen, wie dies bei den meiſten gefleckten Eiern der Fall iſt. Das Weibchen brütet ſie allein aus, und macht, wenn die erſte Brut zerſtört wird, eine zweite und wohl auch wenn dieſe abermal verunglückt eine dritte Brut. Die Jungen laufen ſehr bald davon, und werden nur kurze Zeit von den Aeltern gefüttert, lernen aber bald allein ihre Nahrung aufſuchen. Feinde haben beſonders die Eier und Jungen an Krähen, Raben, Raubmöven und den kleinern vierfüßigen Raub— thieren. Die ſchnellen Falkenarten ergreifen oft auch Alte. Nutzen. Das Fleiſch iſt zwar meiſt mager aber doch gar nicht übel, und hat keinen Nebengeſchmack; die Eier wer— den dagegen ſehr geſchätzt und gehören zu den Leckerbiſſen, daher ſie häufig aufgeſucht und korbweiſe zu Markt gebracht werden. Auch durch Vertilgung ſehr vieler Inſekten ſind ſie nützlich und ſchaden gar nicht. Ausländiſche Vögel, welche zu dieſer Gattung gehören find Vanellus modestus. Lichtenst. In Braſilien. V. gregarius, Charadrius Keptuschka. Tringa fasciata. Im öſtlichen Europa, in Sibirien und der Tartarei, auch in Nubien. V. leucurus Deserip. d'Egypte ois. T. 6. f. 2. In der Bucharei, in Nubien und Egypten. Eine andere Abtheilung hat wie einige Regenpfeiffer Spornen an den Flügeln, ohne ſich übrigens durch etwas beſonders auszuzeichnen dahin gehören V. lampronotus enl, 836. In Paraguay, Braflien. V. atrogularis. enl. 807. In Bengalen. Tranquebar. V. gallinaceus, Temm. Timor. V.lobatus. Lath. Neu-Holland. V. alla eas. enl. 835. In Louiſiana. V. albicapillus. enl. 362. In Senegambien. V. macropterus. Java. V. Brissonii. Parra dominica. Gmel. St. Domingo. Der geſellige Kiebitz. V. gregarius, wird wegen feinem etwas breitern Schnabel von Vieillot zu einer eigenen Gattung Burrhinus erhoben, allein dieſes Unterſcheidungszeichen iſt ſo geringe, daß wir dieſe Gattung nicht anerkennen können. 353 Ste Gatt. Sichler. Falcinellus. Falcinelle. Cuvier. Schnabel lang, dünne, von feiner Wurzel an gebogen, hart, die Spitze ſtumpf, bis auf drei Viertheile der Länge ſeitlich gefurcht. Naſenloͤcher ſeitlich, linienfoͤrmig, in der Furche liegend, Geſicht befiedert. Beine duͤnne, uͤber die Kniee nackt, drei Zehen nach vorn, welche an ihrer Wurzel durch eine Haut vereinigt ſind; die Hinterzehe mangelt ganz. Flügel mittelmäßig, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Dieſer Vogel unterſcheidet ſich von den Brachvögeln gerade ſo, wie die Regenpfeifee von den Kiebitzen. Die beſſere Stellung dieſer Gattung wäre daher bei der Familie der ſchnepfenartigen Sumpfvögel. Leſſon, Cüvier und Temmink ha— ben ſie aber hier eingereihet. a Taf. 126. Laufender Eichler. Falcinellus cursorius. Falcinelle co un. Temm. pl. col. 510. Scheitel und Nacken grau mit braungrauen Schaftflecken; Rücken und Flügel ſind dunkler braun, und jede Feder mit einer ſchönen ſchwärzlichen Schaftlinie. Schwungfedern ſchwarz mit weißen Schäften; die Schwanzfedern gleich lang, oben braun, unten weißlich; Bruſt weiß mit kleinen braunen Längsſtreifen; Kehle und alle untern Theile ſind weiß; Beine braun; der ſehr gebogene Schnabel ſchwärzlich. Länge etwas mehr als 7 Zoll. Vaterland. Afrika, in verſchiedenen Gegenden dieſes Erdtheils bis zum Cap. Man will dieſen Vogel auch im mit— täglichen Frankreich geſehen haben. Man hat ihn mit dem breitſchnäbeligen Strandläufer Tringa platyrhyncha verwechſelt. Vieillot aber ließ den jungen Vogel unter den Namen gefleckte Erolie. Erolie variegata abbilden. Wir haben dieſe Abbildung unter dieſem Namen auch zeichnen laſſen. 9* Gatt. Steindreher. Strepsilas. Tourne pierre. Schnabel mittelmäßig lang, an der Spitze hart, ſtark, gerade, einen verlaͤngerten Kegel bildend, oben leicht gewoͤlbt; Schnabelſirſte platt; Spitze gerade, abgeſtutzt. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, lang, zur Haͤlfte mit einer Haut geſchloſſen, durchdringend. Beine mittelmaͤßig, die nackten Stellen uͤber den Knieen klein; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; die vordern an der Wurzel durch eine ſehr kurze Haut verbunden; die hin⸗ tere lenkt am Laufe ein. Flügel ſpitzig, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Die Steindreher wohnen auf trockenen Stellen; haben in ihrem Betragen viel mit den Regenpfeifern und Kiebitzen gemein, wandern, leben in der Einweiberei, nähren ſich von Inſekten und ſind ſehr ſcheu. Sie mauſern wahrſcheinlich nur einmal, allein der junge Vogel erhält erſt im zweiten, vielleicht erſt im dritten Jahre ſein vollkommenes Kleid. Die Gewohnheit dieſes Vogels, ſeine Nahrung unter Steinen zu ſuchen, welche er deswegen umwälzt, hat ihm den Namen Stein— dreher gegeben. Linne hat ihn unter die Strandläufer gebracht, wohin er aber ſeines Schnabels und ſeiner Sitten wegen gar nicht gehört, da der Schnabel ganz hart iſt. Taf. 125. Der Halsbandſteindreher. Strepsilas collaris. Tourne -pierre d collien. Morinella collaris. Mey. Tringa morinella et interpres. auctor, Le coulond chaud. Buff. Tournstone sea Dotterel. Raum. Vogel Nachtr. T. 8. k. 18. Stirne, Raum zwiſchen Augen und Schnabel, ein breites Halsband am Nacken, Stirn, Unterrücken, Kehle, Unter— leib, Seiten deſſelben und untere Deckfedern der Flügel rein weiß, ebenſo ein Streif über die Flügel; ein Streif quer von der Stirne an neben dem Auge vorbei gegen den Hals laufend, Vorderhals, Seiten des Halſes und Bruſt, Achſeln und Man— tel ſchön ſchwarz, letzterer roſtroth gefleckt; Scheitel weiß mit ſchwarzen Längsſtreifen, ebenſo der Hinterhals bis zu dem weißen Halsband; Schulterfedern und große Deckfedern der Flügel kaſtanienbraunroth mit ſchwarzen großen Flecken; über den Bürzel läuft eine große braune Binde. Schwungfedern ſchwärzlich. Schwanz an der Wurzel und an der Spitze weiß, gegen das Ende eine ſchwarze Binde, welche bei den beiden mittlern Federn bis zur Spitze geht, an den Seiten immer ſchmäler wird, und an der äußerſten Feder faſt ganz verſchwindet. Schnabel und Augen ſchwarz, Beine orangegelb. Das Weibchen unterſcheidet ſich nur durch weniger reine Farben. Junger Vogel. An dieſem iſt nichts ſchwarzes und nichts roſtfarbes. Kopf und Nacken ſind braungrau, dunkel— braun geſtreift; an den Seiten des Halſes und Kopfs weiße Flecken, Seiten der Bruſt dunkelbraun mit weißlichen Feder— ſpitzen, die untern Theile und Unterrücken rein weiß, Oberrücken; Schulterfedern und Deckfedern der Flügel dunkelbraun, jede Feder mit einem gelblichen Saume; die Querbinde über den Bürzel dunkelbraun, roſtfarb geſaumt, Beine rothgelb. Länge s Zoll 2 bis 3 Linien. 89 354 Vaterland. Häufig im nördlichen Europa, am baltifchen Meer, in Norwegen, auch in Island, meiſt an den See— küſten, auch an den ſandigen und kieſigen Ufern der Seen und Flüſſe. Zufällig auf dem Zuge den Seeküſten nach, ſeltener im Mittelpunkt von Europa, in der Schweiz und in Italien, an Flüſſen und Seen. Man findet dieſelbe Art auch in Nord und Südamerika; in Afrika am Senegal und am Cap, und in Oſtindien. Ein Exemplar von Pondichery iſt vollkommen den unſrigen ähnlich. Er liebt beſonders auch ſolche Inſeln, welche wenig Gras aber viel Heidekraut und Sand haben, beſonders wenn auch Wachholderbüſche in der Nähe ſind. Er erſcheint im April und Mai in Norden und ſcheint in der Nacht zu wandern, und im Auguſt zieht er ſchon wieder weg. Die meiſten in Deutſchland vorkommenden Steindreher ſind junge Vögel. Eigenſchaften. Es it ein ſehr lebhafter und munterer Vogel, der Morgens ſchon ſehr früh und Abends fpät noch in Bewegung iſt. Sein Gang iſt noch geſchwinder als der des Kiebitz, und ruckweiſe, ſo daß er meiſt von einem hohen Punkte zum andern läuft und dann wieder ausruht. Er trägt dabei den Leib wagerecht und den Hals vor. Im Sitzen und Laufen ſchreit er pitt, pitt, oder piet, piet, bald langſamer, bald raſcher hintereinander, am ſtärkſten beim Auffliegen, auch im Fluge ſelbſt, und in der Nähe des Neſtes. Sein Flug iſt raſch und gewandt und dem der ſchnellſten Strandvögel vers gleichbar. Wenn man nach dem fliegenden Vogel fehl ſchießt, ſtürzt er ein Stück herab und ſtreicht weiter. Er iſt ſehr ſcheu und muß mit der größten Vorſicht hinterſchlichen werden. Selbſt beim Neſte iſt ihm ſchwer beizukommen. 3 Nahrung. Waſeſernſekten, kleine Käfer, welche ſich an ſandigen, mit Heidekraut bewachfenen Stellen aufhalten, auch Würmer. Dabei ſoll er mit großer Schnelligkeit die kleinen Steine umkehren, unter welchen er Inſekten vermuthet, und dazu ſich ſeines Schnabels bedienen, der zu dieſem Gebrauche durch ſeine Härte geſchickt iſt. Fortpflanzung. Er niſtet im Juni, am liebſten unter Wachholdergebüſchen, daher er ſolche Orte allen andern vorzieht, da wo es keine Wachholdergebüſche giebt, macht er ſein Neſt auf Heidehügeln und an andern erhöheten Orten, immer etwas erhöht. Das Neſt iſt eine geſcharrte Vertiefung mit einigen dürren Grashalmen belegt. Die drei bis vier Eier ſind birnförmig, nach Verhältniß ſehr groß 20 bis 22 Linien lang und 14 bis 15 Linien breit, der Grund iſt bleich— grün oder grüngrau bis zum olivenfarbigen auf der einen, und zum meergrünen auf der andern Seite, mit dunkelolivengrü— nen oder braunen und aſchfarbigen Flecken und Strichen. Dieſe Schale dünn und glatt mit undeutlichen Poren und ſtarkem Glanze. Die Aeltern lieben ihre Brut ſehr, und fliegen mit ängſtlichem Geſchrei um das Neſt herum. Die Jungen laufen bald ſehr ſchnell, und wiſſen ſich in Haidegebüſchen und Wachholdergeſträuchen ſehr gut zu verbergen. Die Jagd iſt ſehr ſchwer, aber Fleiſch und Eier ſind ſchmackhaft. Vierte Familie. Rallenartige Voͤgel. Rallusinae. Der Schnabel iſt kurz, ſelten laͤnger als der Kopf; die Beine mittelmaͤßig lang, die Zehen ſehr lang, mit vier Zehen, die hintere hat einen langen Nagel. N Die ſehr langen Zehen und langen Beine ſind ganz beſonders eingerichtet, dieſe Vögel zu ſchnellen Läufern in ſumpfi— gen, faſt bodenloſen Gegenden zu machen, indem die langen Zehen ſie hindern einzuſinken. Bei einigen Gattungen ſind ſie auch zum Schwimmen tauglich, wenn auch ſchon die Zehen nicht belappt ſind. Der Schnabel geht bei den meiſten mit ſei— ner Wurzel weit in die Stirne hinein und bildet oft eine nackte Platte von verſchiedener Färbung. Sie gränzen auf der einen Seite an die regenpfeiferartigen Vögel, auf der andern an die Hühner, mit welchen ſie durch die Tinamus verbun— den würden. Diejenigen mit Lappenfüßen machen den Uebergang zu den Schwimmvögeln. Der Körper iſt ſeitlich ſehr zu— ſammengedrückt, das Bruſtbein iſt ſchmal; die Flügel find mäßig lang oder kurz, der Flug ſchlecht und nicht anhaltend. Sie halten ſich vorzüglich in Sümpfen, im Sumpfgraſe auf, laufen vielmehr als ſie fliegen, nähren ſich von Sumpfkräu— tern und Inſekten oder Schneckchen und Waſſerwürmern. Sie legen viele Eier. 1° Saft. Safana Spornflügel. Parra. Jacana. Schnabel von der Länge des Kopfs, gerade, dünne, zuſammengedruͤckt, gegen die Spike etwas aufgetrie— ben; an der Wurzel platt und in die Stirn eingreifend, wo ſie eine nackte Schuppe oder einen aufſtehenden Kamm bildet; die Schnabelladen ungleich, die untere zugeſpitzt, und kann ſich weit oͤffnen; die Naſengrube iſt lang; die Naſenloͤcher ſeitlich gegen die Mitte des Schnabels vorgeruͤckt, offen, durchgehend. Beine lange, duͤnne Zehen ganz getrennt, oft ungeheuer lang; Naͤgel gerade, der Nagel der Hinterzehe laͤnger als die Zehe ſelbſt. An den Flügeln ein ſcharfer Sporn; Flügel breit, die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite und dritte, welche die laͤngſten ſind. Die Arten leben in den warmen Gegenden beider Welten. Es ſind zänkiſche, viel ſchreiende und lärmende Vögel, welche mit ihren langen Zehen auf den ſchwimmenden Sumpfkräutern umherlaufen. 355 Taf. 125. Der braune Spornflügel Parra jacana. Jacana commun. Kopf, Kehle, Hals und alle untern Theile ſchwarz violet; die obern Theile dagegen kaſtanienbraun; die großen Schwung— federn grüngelb; der Schwanz kurz und abgerundet, die beiden mittlern Federn brann mit ſchwarzer Spitze; Schnabel gelb, an ſeiner Wurzel ſtehen zwei Fleiſchlappen, und an der Stirne iſt die Haut in drei Lappen getheilt. Füße graugrünlich Der Sporn am Flügel gelb. Länge 10 Zoll. Vaterland. Braſilien, Cayenne, St. Domingo. Eigenſchaften. Sie laufen mit großer Schnelligkeit über die breitblättrigen Waſſerpflanzen weg, die Braſilianer nennen fie daher Aguapeazos, Waſſerläufer. Sie haben viel Aehnlichkeit mit den Waſſerhühnern, aber mehr in der Form des Körpers, als in ihren Sitten. Ihre Flügel ſind länger, und ihr gerader Flug wird häufiger angewandt. Sie verber— gen ſich nicht wie die Waſſerhühner, und find am hellen Tage mehr in Thätigkeit als am Morgen und Abend. Sie gehen bis an die Knie ins Waſſer, ſchwimmen aber nicht. Man findet ſie gewöhnlich paarweiſe, und wenn ſie durch Zufall ge— trennt werden, ſo rufen ſie ſich gleich mit ängſtlicher Stimme. Sie ſind ſehr ſcheu, und der Jäger kann ſich ihnen nur dann nähern, wenn er ſich hinter Geſträuche oder das Geröhre verbergen kann. Nach der Regenzeit beſonders ſieht man ſie in den Sümpfen und am Ufer der Teiche. Ihr Flug iſt niedrig aber ſehr ſchnell, und beim Wegfliegen ſchreien fie laut und ſcharf, ſo daß man dieſes Geſchrei ſehr weit hören kann. Ihrer Flügelſpornen ſcheinen ſie ſich hauptſächlich gegen ihre Nebenbuhler zu bedienen, indem ihre große Zankſucht ſie immer in Streit mit ihres Gleichen verwickelt, der ſich über den Beſitz eines Ortes, eines Nahrungsmittels und beſonders eines Weibchens zur Paarungszeit entſpinnt. Nahrung. Inſekten und Würmer, wahrſcheinlich beſonders ſolche, welche ſich vorzugsweiſe auf Waſſerpflanzen aufhalten. 5 Fortpflanzung. Von dieſer iſt nicht viel bekannt, Azara ſagt von der in Paraguay lebenden Art, ſie machen kein eigentliches Neſt, ſondern legen ihre Eier auf die grünen Blätter einer Waſſerpflanze, wahrſcheinlich des Waſſernabels (Hydrocotyle vulgaris.) Dieſe Eier, vier an der Zahl, ſeyen faſt eiförmig, ſtrohgelb, mit ſchwarzen Strichen und Fle— cken, oder marmorirt. Die Jungen ſollen ihren Aeltern folgen und von ihnen geführt werden. . Der Jakana mit großem Kamm. Parra gallinacea. Taf. 126. Jacana d cretes. Temm. pl. col. A64. Die häutigen Anhänge des Schnabels find bei dieſer Art ſehr entwickelt, indem drei kleine an der Wurzel verbundene Kämme an der Stirne ſich erheben, und einer hinter dem andern in einer Linie ſtehen, der hinterſte iſt der größte und ent— wickelteſte, und verbindet ſich mit der breiten Kopfplatte; dieſe Kämme, die Haut in der Naſengrube, und zwei Drittheile des Schnabels ſind ſchön rothgelb; die Spitze des Schnabels aber ſchwarz. Der Scheitel und eine lange Binde, welche über den Nacken herunterläuft, der Oberrücken, die Bruſt und die Seiten des Unterleibs find ſchwärzlich purpurfarben; Rücken und Flügel ſind olivenbraun mit Bronzeglanz; die Backen, die Seiten des Halſes und der Vorderhals ſind gold— gelb; Unterleib, Bauch, Schenkel und untere Deckfedern des Schwanzes ſind weißgelblich; Beine gelbgrünblaulich. Er iſt etwas größer, als der brafilifche Spornflügel. Vaterland. Celebes, Amboina. Die übrigen Arten dieſer Gattung find noch nicht alle richtig beſtimmt, beſonders die braſiliſchen, eine ſchwarze und eine grüne Art, Parra nigra et viridis find wahrſcheinlich nur Altersvarietäten des gemeinen Jakana. Dagegen iſt P. chilensis, welche in Chili ſich findet eine eigene Art. Afrika beſitzt zwei Arten P. africana und P. einn amo— mie a. In Indien findet ſich P. indica, in China P. chinensis, in Ceylon P. eristata, welcher wahrſcheinlich auch in Pondichery vorkommt und von Vieillot unter den Namen P. melanochloris abgebildet wurde. 2* Gatt. Ralle. Rallus. Adlle. Schnabel etwas laͤnger als der Kopf, duͤnne gerade oder wenig gebogen, an der Wurzel platt, an der Spitze walzenfoͤrmig; obere Schnabellade gefurcht. Naſenloͤcher ſeitlich, in die Laͤnge geſpalten, in der Naſen— grube liegend, durchgehend, zur Haͤlfte mit einer Haut bedeckt. Beine lang, ſtark, die Gegend ob den Knieen wenig nackt; drei Zehen nach vorn, und dieſe ganz getrennt, die Hinterzehe kurz, auf dem Lauf eingelenkt. Fluͤgel mittelmaͤßig, abgerundet; die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, dritte und vierte, welche die laͤng— ſten ſind. Der Körper dieſer Vögel iſt ſehr ſchmal aber doch fleiſchig, beſonders an Bruſt und Schenkeln, gewöhnlich auch ſtark mit Fett umgeben. Es ſind lebhafte und ſchnelle Vögel, welche ungemein ſchnell laufen, dagegen ſelten und nur kurze Strecken weit fliegen. Sie laufen über die Waſſerpflanzen und bodenloſen Sümpfe weg, wie die Spornflügel und ſcheinen dabei den Boden kaum zu berühren, dabei ſpannen ſie die Flügel aus und greifen mit den langen Beinen weit vor, indem fie den Körper nahe an die Erde bringen. Sie leben in der Nähe ſüßer Waſſer, an Teichen, Bächen und Sümpfen, welche ſtark mit Binſen beſetzt ſind und in hohem Graſe naſſer Wieſen. Ihre Nahrung beſteht in Würmern, und weichen Inſek— ten, Schneckchen, Waſſerpflanzen und ihren Saamen. Sie ſchwimmen auch wohl kurze Strecken über ſchmale Räume, wenn fie fliehen. Der Körper iſt ſtart mit Federn bedeckt, der Schwanz kurz, aber ſehr beweglich. Die Zunge lang, 356 ſchmal und ſpitzig. Sie mauſern nur einmal im Jahre. Die Weibchen ſind kleiner als die Männchen, außerdem durch die Farben nicht zu unterſcheiden. Aus den kalten Gegenden wandern ſie weg, doch ſcheint die europäiſche Art den Welttheil nicht zu verlaſſen. Man hat dieſe Gattung ſehr oft mit der der Rohrhühner vermengt, allein ſie unterſcheidet ſich hinläng⸗ lich durch den Schnabel, der immer ſchlanker und länger iſt, als der Kopf. Sie vermehren ſich ſtark und die Arten ſind über alle Welttheile verbreitet. Taf. 127. Die Waſſerralle. Rallus aquaticus. Edle d'euu. Kehle weißlich; Seiten des Kopfs, Hals, Bruſt und Bauch bleigrau, alle Federn der obern Theile rothbraun, in der Mitte mit einem ſchwarzen Fleck, Seiten ſchwarz mit weißen Querſtreifen; untere Deckfedern des Schwanzes weiß; Schna— bel roth, an der Spitze und auf dem Rücken braun; Beine bräunlich fleiſchfarb; Augen roth oder orangenroth. Länge 9 Zoll, 3 Linien. » Bei ganz Jungen vor der erſten Mauſer iſt die Mitte des Bauches braunroth; der Unterleib grauſchwarz, die Seiten ohne weiße Binden. . Vaterland. Das nördliche Aſien und ganz Europa, und nirgends ganz ſelten, wo naſſe Wieſen, binſenreiche Teiche oder ſogenannte Strohriedter ſind, da die hohen Seggengräſer ſehr von ihnen geſucht werden. Sie ziehen zwar im Herbſte bleiben aber oft auch im Winter im Lande) wo fie beſonders warme Quellen aufſuchen, es find dies aber meiſt junge Vögel, und faſt immer mager, da ihnen genugſame Nahrung fehlt. Eigenſchaften. Dieſe Ralle lebt ſehr im Verborgenen und ſelten bekommt man ſie zu ſehen, wenn man auch ganz nahe bei ihr iſt, da ſie ſich beſtändig im dickſten Graſe verſteckt hält, und mit großer Schnelligkeit durch daſſelbe läuft. Im eigentlichen Schilf findet man fie nur wenn der Boden trocken iſt, dagegen meiſt da wo hohe Seggengräſer (Carex) ſtehen, dazu hilft ihr ihr ſchmaler Körper, der überall leicht durchſchlüpfen kann, dabei ſtreckt ſie auch den dünnen Hals und ſpitzen Schnabel weit vor, ſpreitzt die Beine weit auseinander und hält ſo den Körper nahe an der Erde. Am Orte ihres gewöhnlichen Aufenthalts macht ſie ordentliche Gänge. Am Tage iſt ſie ruhig, aber gegen Abend, in der Dämme— rung und in hellen Nächten iſt ſie ſehr munter und thätig. Ihr Geſchrei tönt wie hau, oder ſo wie wenn man mit einer dünnen Nuthe in die Luft ſchlägt, man hört es bald da bald dort und beide Gatten rufen ſich damit. So lange ſie immer verborgen bleiben kann, iſt fie nicht zum Fliegen zu bringen, und fie bleibt nicht ſelten in einem ganz kleinen Grasraume immer verborgen und läßt beinahe auf ſich treten, nur wenn ihr der Hühnerhund zu nahe auf den Leib kommt fliegt ſie davon fällt aber bald wieder nieder und läuft weiter. Der Flug iſt gerade, ſchnell, mit ſehr vielen Flügelſchlägen, kann aber nicht lange ausgehalten werden. Beim gewöhnlichen Gange liegen die Flügel unter dem Schwanze und der Vogel bewegt dieſen letztern ſehr oft, er wippt mit demſelben und biegt ihn bei jeder Bewegung ganz nach dem Rücken hin, wobei er zugleich mit dem Kopfe nickt. Im Sitzen iſt der Hals zuſammengezogen, beim Laufen aber ausgeſtreckt. Die Ralle hat überhaupt in ihren Bewegungen vieles mit dem kleinen Rohrdommel, noch mehr aber mit den Schnarrern und Rohrhühnern gemein. Sobald die Ralle auf eine freie Ebene, beſonders am Tage kommt, wird ſie ſo furchtſam und unbeholfen, daß man ſie oft leicht mit der Hand fangen kann, ſie vergißt aus Angſt das Fliegen, daher werden ſolche Rallen, beſonders im Win— ter, nicht ſelten gefangen, und mir ſind Beiſpiele bekannt, wo ſie in Fiſchreuſſen krochen, welche auf dem Lande getrocknet wurden, oder ſich unter Wurzeln verbargen. Brehm erzählt daß man eine Ralle auf dem obern Boden eines Hauſes an— traf, wo ſie die Treppen hinauf gekommen ſeyn mußte. Setzt man eine ſolche Gefangene in eine Stube, ſo ſucht ſie ſchnell die dunkelſten Winkel auf und verkriecht ſich unter Kaſten und Geſtelle. Sie werden aber bald zahm und vergnügen durch ihre artigen Geberden, ihren ſchnellen Lauf und netten Bewegungen. Brehm erzählt von einer Ralle, die ihrem Herrn allenthalben nachlief ſich von ihm gerne ſtreicheln ließ, auf alle feine Bewegungen achtete, ihm das Futter aus der Hand nahm, und im Winter ſogar unter ſeine Bettdecke kroch um ſich zu erwärmen. Nahrung. Kleine Waſſerinſekten, beſonders Larven von Ephemeren und Netzfliegen, kleine Käferchen, kleine Schneck— chen. Aber auch verſchiedene Arten von Sämereien von Gras und Schilfarten. Der Magen iſt ſehr muskulos und man findet auch oft Sand und kleine Kieskörner darin. Gezähmte gewöhnen ſich bald an in Milch eingeweichtes Brod, Sem— meln, Fleiſch, und lieben beſonders auch Mehlwürmer. Fortpflanzung. Sie brüten ſpät, erſt gegen Ende Juni oder Juli in naſſen Wieſen, oder in Seggengras. Das Neſt iſt ſehr verborgen und wird nur ſelten ohne Hund gefunden. Es beſteht aus groben Schilfblättern, dünnen Rohrſten— geln, auf welchen grüne und dürre Seggenblätter liegen. Das ganze iſt ordentlich gebaut und beſſer als bei den meiſten Sumpfoögeln, Die vier bis zehn Eier find ſchön eiförmig, etwas länglich, die Schale dünn und glatt, mit wenig bemerk— baren Poren, glänzend, etwa 17 Linien lang und 12 Linien breit, gelbgrau, oder grünlichgrau mit verloſchenen blaßro— then, aſchfarbenen und rothbraunen Flecken und Punkten, alle ziemlich klein, gleichförmig beſtreut. Die Jungen laufen, ſobald ſie ausgekommen ſind mit der Mutter davon und wiſſen ſich ſo gut zu verbergen, daß man ſie ohne Hühnerhund nicht finden kann. Feinde haben die Rallen an den kleinen vierfüßigen Raubthieren, die Raubvögel können ſelten eine erhaſchen, da ſie ſich ſo leicht verbergen können. Jag d. Man ſchießt fie nur im Fluge vor dem Hund, ſehr ſelten kann man fie auf der Erde ſehen und ſchießen. Das Fleiſch iſt ſehr gut, und Schaden iſt von ihr keiner bekannt. Taf. 127. Die große cayennifche Ralle. Rallus maximus. YVieill. pl. enl. 352. Kehle weiß, Hals vorn hellaſchgrau, Bruſt und Unterleib zimmetfarb oder roſtroth, Schenkel, Unkerbauch und untere Deckfedern des Schwanzes ſchwarz, Scheitel, Hinterhals und Schultergegend graubräunlich, Rücken und Deckfedern der Flügel graubraun ins olivenfarbe übergehend, Hinterrücken und Schwanz ſchwarz, Schwungfedern lebhaft roſtroth; Schnee an der Schnabelfirſte ſchwärzlich, Seiten und die hintere Hälfte röthlich, die vordere Hälfte grau; Beine roth. Länge 18 Zoll. 357 In Cayenne, Braſtlien und andern Gegenden von Südamerika. Amerika beſitzt annoch folgende Arten. Die virginiſche Ralle. Rall. vir ginianus. Wils. Die kn arrende Ralle. R. erepitans. Wils Beide in Nordamerika. Die langſchnäbelige. B. longirostris, enl. 849. Die olivenfarbe. R. olivaceus. Die Kioloralle. R. Kiolo Vieill. pl, enl. 368 et 753, Die geſcheckte. R.va- riegatus pl. enl. 775. Die Kleine. R. minutus pl. enl. 847. Die jamaicaniſche. R. jamaicensis, Ed” Wards. pl, 278. Die Ppakaha. R. Ypacaha. Die Chiricote. R. Chiricote Die ſchwärzliche. R' nigricans. Die Ralle mit gefurchtem Schnabel. R. rytirhynchos. Vieill. Die ſchwarzſichtige. R. melanops. Vieill. Die Weißhalſige. R. albicollis. Vieill. Die Roth und Weiße. R. leucopyrrhus Vieill. Die Braunſchwarze. R. melanophaius. Vieill. Die weißaugige. R. supereiliaris. Vieill, Die gefleckte. B. maculatus. Vieill. Die zehn letztern kommen alle in Paraguay vor und find von Azara beſchrieben, die übrigen in andern Staaten Südamerikas. In Aſten und Oceanien kommen vor. R. philippinus enl. 774. R. fus cus enl, 773. R. striatus. Lin" R. tor quatus. Linn. R. Zelylanicus. Lath. R. rufescens. Vieill. R. sandwicensis, R. obscurus' Lath. B. taitensis. Lath, R. tabuensis Gmel. et Lath. R. pacificus Gmel. et Lath. R. australis. Lath' In Afrika. R. capensis. Linn. R. coerulescens, Gmel. R. rufus. Vieill. R. niger. Lath. R. fuscescens, Vieill, et R. barbaric us. Linn. 3te Gatt. Schnarrer. Cre x. Adle de Gendbt. Schnabel kurz, an den Seiten zuſammengedruͤckt, der Oberſchnabel vorn etwas gekruͤmmt, der Unterſchna— bel vor der Spitze etwas erhöht. Naſenloͤcher ſeitlich, lanzettfoͤrmig, in einer vertieften Haut liegend. Zehen mittelmaͤßig lang, ganz getrennt, die Hinterzehe kurz. Die Rallen, Rohrhühner und Schnarrer ſind oft mit einander verwechſelt worden, und in der That haben alle drei Gattungen ſehr viel mit einander gemein. Ganz gewiß find unter den als Rallen angegebenen Vögeln mehrere, welche zu den Rohrhühnern gehören. Die Gattung Schnarrer iſt von Bechſtein aufgeſtellt, von Meyer angenommen, von Temmink, Brehm und andern aber wieder verworfen worden, und in der That hat ſie mit beiden ſo viel gemein, daß ſich die Gattungs— kennzeichen ſchwer erheben laſſen; dem Körperbau nach gehört der Schnarrer zu den Rallen, dem Schnabel nach zu den Rohrhühnern. Es iſt nur eine Art bekannt. For. 127. Der Wieſenſchnarrer. Crex pratensis. Räle de Genet. Roi de Caslles. Wachtelkoͤnig. Der Schnabel oben röthlich braun, unten und vorn weißlich; der Augenſtern hellbraun; der Augenliderrand fleiſchfar— big; die Beine hellrothbraun; Rücken, Schultern und obere Schwanzdeckfedern ſchwarzbraun, mit an den Seiten der Fe— dern grauer, an der Spitze olivenbrauner Einfaſſung; der Bauch in der Mitte weiß, an den Seiten mit braunrothen und weißen Querſtreifen. Länge 11 bis 12 Zoll. Vaterland. Europa bis Drontheim nach Norden, im weſtlichen Sibirien nach Pallas, in Syrien, China, und ſoll auch in Jamaika vorkommen, was aber wohl zu bezweifeln iſt. Auf feuchten Wieſen und trockenen Strohriedtern, in einigen Jahren häufiger, in andern ſelten oder gar nicht. Nach dem Abmähen des Graſes gehen ſie ins Getreide und wenn auch dieſes eingeſammelt iſt, oft ſogar in Gebüſche. Er kommt im Mai bei uns an und verläßt uns in der erſten Hälfte des Oktobers mit den Wachteln, mit welchen er auch ankommt. Eigenſchaften. Der Wieſenſchnarrer hat viel mit den Rallen gemein. Er lebt faſt immer verborgen in hohem Graſe, und macht ſich beſondere Gänge, in welchen er mit der größten Leichtigkeit, und ohne daß ſich ein Grashalm rührt, hin und her läuft. Daher hört man ihn bald da, bald dort ſchreien, ohne daß man begreifen kann, wie er weggekommen it. Schmale Graben benutzt er beſonders gerne zu dieſen Gängen, in welchen er vor Raubvögeln ſicher iſt. Beim Lau— fen, welches mit ungemeiner Schnelligkeit vor ſich geht, drückt er den Kopf nieder, zieht den Hals ein, hält den Leib wa— gerecht und nickt bei jedem Tritte mit dem Kopfe. Sein ſchmaler Körper macht es ihm leicht durch das dickſte Gras oder Getreide ſchnell durchzuſchlüpfen. Der Flug iſt ſchnell, gerade, niedrig und kurz. Er iſt ſchwer zum Auffliegen zu brin— gen, da er auf dem Boden weit ſicherer iſt, und große Geſchicklichkeit beſitzt ſich zu verbergen. Am Tage iſt er ruhig, und erſt gegen Abend kommt er in Bewegung, und man hört fein Geſchrei bis gegen 11 Uhr und nach 1 Uhr ſchon wieder, bis die Sonne aufgeht. Werden die Wieſen, auf welchen er wohnt, gemäht, ſo begiebt er ſich ſtets in das noch ſtehende Gras, wird auch dieſer letzte Zufluchtsort vernichtet, ſo fliegt er weiter. Die Wanderungen macht er laufend und wahr— ſcheinlich meiſt in der Nacht. Die Töne, welche man von ihm hört ſind ſchnarrend und beſtehen aus zwei verſchiedenen Lauten, der erſte klingt leiſe käh oder Frei und der zweite rrrrp, wie wenn man mit den Zacken eines Kammes ſchnarrt. Gefangen giebt er einen knurrenden Ton von fich , it aber daneben ein ſehr unterhaltender und angenehmer Vogel, der bald zahm wird. Seine Stellungen ſind vielfach abwechſelnd und oft ſehr ſonderbar. Bald ſteht er aufgerichtet wie ein Menſch, mit vorſtehenden Schienbeinen und ganz ausgezogenen Halſe, wobei die Federn ſo angedrückt ſind, daß er ganz ſchlank aus ſieht, bald geht er ganz gedückt in bucklicher Stellung. Läuft er, ſo geſchieht es ungeheuer ſchnell; er ſucht die Winkel gerne auf, beſonders wenn er Katzen oder Hunde bemerkt, vor welchen er ſich ſehr fürchtet. Des Abends und Nachts if er unruhig und ſtiegt gegen dem Fenſter. Er badet ſehr gerne und trinkt viel, das Waſſer muß aber friſch ſeyn, ſonſt be— rührt er es nicht. Im Winter ſucht er, wenn er in einer Stube iſt, die Ofenwärme gerne auf und ſitzt, ſobald die Sonne ſcheint, an die beſchienenen Plätze. Brehm hatte einen, der fo zahm war, daß er in den Hof lief und von ſelbſt wieder 90 358 kam, einem Dienſtmädchen beim Eſſen auf den Schoos ſaß, und aus feiner Hand Nahrung nahm. Er fraß faſt alles, was ihm vorgeworfen wurde und er verſchlucken konnte, Brod und Fleiſch und Sämereien aller Art, und zwar ſehr viel. Im März mauſerte er ſich, und dies ſo ſchnell, daß er faſt ganz kahl war, in 16 Tagen bis 3 Wochen hatte er ſchon wieder ganz neue Federn. Nahrung. Inſekten und Sämereien, Regenwürmer, kleine Käfer, Schneckchen, zarte Graswurzeln und dergleichen. Fortpflanzung. Er niſtet auf denſelben Wieſen, wo er ſich gewöhnlich aufhält, in tiefen Graſe, aber ſo ſpät, daß ſeine Eier oft beim Mähen zerſtört werden. Das Neſt beſteht in einem geſcharreten Erdloch mit Moos ausgefüttert, und mit Grashalmen und Grasblättern überlegt, ziemlich dicht und warm. Die 4 bis 9 Eier find ſowohl in Geſtalt als Farbe ziemlich verſchieden, meiſt länglich eiförmig, niemals eigentlich birnförmig, dünne, glattſchalig, mit ſchönem Glanze, etwa 18 Linien lang, graugelb oder gelblich weiß mit braunrothen, blaßrothen und aſchgrauen Fleckchen und Punkten über— ſtreut, welche am ſtumpfen Ende, wie gewöhnlich dichter ſtehen, und oft einen Kranz bilden. Das Weibchen ſitzt ſehr feſt auf den Eiern und die Jungen wachſen ſchnell und wiſſen ſich ſehr gut zu verbergen. Die Mutter ſorgt ſehr für ſie, und ſucht ſie zu vertheidigen. Feinde. Die kleinen Raubthiere und die Krähen, letztere ſind beſonders den Eiern gefährlich. Jagd. Sie iſt darum nicht leicht, weil der Vogel ſich ſo ſchwer zum fliegen bringen läßt. Das Fleiſch iſt vortrefflich und vom Schaden iſt nichts bekannt. 4% Saft. Rohrhuhn. Gallinula. Pole d’eau. Hydrogallina. Zacep. Schnabel kuͤrzer als der Kopf, zuſammengedruͤckt, koniſch, an der Wurzel viel hoͤher als breit; der Schna— belruͤcken geht in die Stirne hinein und wird zu einer breiten Schuppe; die Spitze der beiden Schnabelladen iſt zuſammengedruͤckt, gleich lang; die obern leicht gebogen. Naſengrube ſehr groß, die untere Schnabellade bildet einen Winkel. Naſenloͤcher ſeitlich, in der Mitte des Schnabels, in die Länge geſpalten, halb mit einer Haut verſchloſſen, durchgehend. Beine lang, uͤber den Knieen nackt; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten, die vordern lang und ganz geſpalten, mit einer ſchmalen Randhaut. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite und dritte, welche die laͤngſten find. Bei einigen auslaͤndiſchen Arten find die erſte, zweite und dritte gleich abgeſtuft, kuͤrzer als die vierte, welche die laͤngſte iſt. Die Rohrhühner haben einen ebenſo zuſammengedrückten Körper wie die Rallen und Schnarrer; ſie leben auf der Erde aber an ſüßen Waſſern; und können geſchickt ſchwimmen, eben ſo gut tauchen, und mit der größten Schnelligkeit laufen, ohne daß ſie durch Binſen oder Rohr daran im geringſten gehindert würden; auch laufen ſie wie jene über die Blätter der Waſſerpflanzen weg, ohne daß ſie dieſelben zu berühren ſcheinen. Sie nähren ſich wie die Rallen von Inſekten und Vegetabilien; ihre Mauſer iſt vielleicht doppelt, aber da ſie die Federn nicht ändern, nicht bemerkbar. Die Jungen ſind von den Alten ſehr verſchieden, und erſt nach einem Jahre erhalten ſie das beſtändige Kleid der Alten. Die Männchen unter— ſcheiden ſich von den Weibchen nur durch reinere Farben, und die Stirnſchilder ſind bei den Männchen größer. In der Größe ſelbſt ſind die Individuen einer Art ſehr verſchieden, daher läßt ſich ihr Maaß auch nicht genau beſtimmen. Sie legen ziemlich viel Eier, und niſten alle an der Erde. Früher hat man mit dieſer Gattung auch die Gattung des eigentlichen Waſſerhuhns, Fulica, vereinigt, welches allerdings in ſeinen Sitten vieles mit ihnen gemein hat, aber durch ſeine Lappenfüße ſich ſehr unterſcheidet und den eigentlichen Ue— bergang zu den Schwimmvögeln macht. Das Fleiſch der Rohrhühner it eßbar und von einigen vortrefflich. Taf. 127. Das punktirte Rohrhuhn. Gallinula por z ana. Poule eau marouette. Stirne, Augenbraunen und Kehle bleigrau; Seiten des Kopfs graulich, ſchwarz gemiſcht; alle obern Theile olivenbraun, aber alle Federn in der Mitte ſchwärzlich und mit kleinen, rein weißen Punkten und Strichelchen; Bruſt und untere Theile olivenfarbig ins graue ſpielend und weißgefleckt; auf der Bruſt ſind die Flecken rundlich, an den Seiten aber bilden ſie Quer— linien; die mittlern Schwanzfedern ſind weiß geſaumt; die untern Deckfedern des Schwanzes rein weiß; Schnabel grüngelb, an der Wurzel roth; Beine gelb grünlich; Augen braun. Nach Brehms Beobachtungen mauſern dieſe Rohrhühner beſtimmt zweimal. Die Farben ändern aber dabei im allge— meinen nicht bedeutend. Die jungen Vögel von der erſten Mauſer, ſind an der Kehle und in der Mitte des Bauches grau weißlich, oft mit braunen Flecken; Gegend ob den Augen, Geſicht und Backen weiß und braun getüpfelt; auf den untern Theilen ſind die weißen Punkte ebenfalls zahlreicher als bei Alten; die untern Deckfedern des Schwanzes ſind hell roſtfar— ben; Schnabel und Beine braun grünlich. Länge 7 bis s Zoll. Vaterland. Die Ufer der Flüße, Seen und Teiche, welche ſtark mit Binſen und Schilf oder Seggengras bewach— fen ind. Es bewohnt die wärmern und ſüdlichen Gegenden häufiger als die nördlichen, und geht nicht weit nach Norden, in Holland iſt es nicht gemein und in England ſelten, in der Schweiz kommt es oft vor. Es ſoll auch im ſüdlichen Ruß— land und im weſtlichen Sibirien vorkommen. In nördlichen Ländern zieht es im Winter weg, ſcheint aber Europa nicht zu verlaſſen, und den Winter nur in ſeinen wärmern Theilen zuzubringen. Bei uns kommt es im April an und verläßt uns im September und Oktober. 359 Eigenſchaften. Es hat in feinem Betragen ſehr viel mit dem Schnarrer und den Rallen gemein, läuft ungemein ſchnell, fliegt aber ungern auf, und läßt ſich oft ſo nahe kommen, daß man es faſt zertreten kann. Da ſein Flug zwar ſchnell, aber der kurzen Flügel wegen mühſam und kurz iſt, ſo entgeht es durch Laufen und Verbergen in dichtem Rohr, Graſe oder Seggen weit eher feinen Verfolgern, in der Angſt verkriecht er ſich aber auch zuweilen an Orte, wo man es dann leicht erhaſchen kann, und die Fälle wo man ſolche Rohrhühner in Scheunen, Ställen oder Häuſern nahe am Waſ— ſer lebend gefangen hat, ſind nicht ſelten, wie bei den Rallen und dem Schnarrer. Es iſt ein eigentlicher Sumpfvogel, und geht gewöhnlich fo weit ins Waſſer, als feine Beine kahl ſind, läuft aber ungerne in tiefem Sumpfe herum und ſchwimmt nur im äußerſten Nothfalle, nimmt dagegen lieber ſeinen Weg über ſchwimmende Schilf und Seeroſenblätter. Gefangen wird es ſehr zahm und zutraulich, und lernt bald allerlei freſſen. Auch in der Freiheit läßt er ſich oft nahe an ſich kommen, ohne zu fliehen, und wird dem Jäger zur Beute. Seine Reiſen macht es wahrſcheinlich mehr laufend als fliegend, oder doch abwechſelnd und bei Nacht. Man hört von ihm einen einförmigen, ſchwer zu beſchreibenden Lockton. Im Herbſt iſt es ſehr fett, im Frühjahr bei ſeiner Rückkunft mager. Nahrung. Inſekten, Würmer, Sämereien und zarte Waſſerpflanzen, auch kleine Schnecken mit ihren Gehäuſen fin— det man in ſeinem Magen, und die am Rohr und Schilf lebenden und kriechenden Inſekten. Der Magen iſt ſtark, dick muskulos. Fortpflanzung. Es brütet im Juni, und wenn die erſte Brut zu Grunde geht, oft erſt im Juli. Das Neſt ſteht im Schilfe, Riedtgraſe oder in Weidengebüſchen an trockenen Orten und ſehr verborgen, es iſt in einer Vertiefung angebracht, und aus dürren Grasblättern und ähnlichen Stoffen zuſammengeſetzt und bildet eine weite Halbkugel. Die ſechs bis zehn Eier find verhältnißmäßig ſehr groß, 1s bis 19 Linien lang und 12 bis 13 breit, ſchön länglich eiförmig, nie birnförmig, an beiden Enden fait gleich dick, glattſchalig und glänzend. Die Grundfarbe iſt blaßgelb oder graugelb mit kleinern oder größern, rothbraunen und verwaſchenen blauröthlichen oder aſchgrauen Flecken und Punkten, entweder gleich oder am ſtum— pfen Ende etwas dichter überſäet. Die Mutter brütet ſehr treu, und beide Alten führen ihre Jungen an, warnen und be— ſchützen ſie, und dieſe wiſſen ſich ſehr gut zu verbergen. Feinde haben ſie an den gewöhnlichen kleinen Raubthieren. Jagd. Sie ſind wegen ihres verborgenen Aufenthalts ſchwer zu ſehen und ohne Wachtelhund, der ſie etwa zum Fliegen bringt, ſchwer zu ſchieſſen. Der Nutzen beſteht in ihrem ſehr ſchmackhaften Fleiſche und Schaden thun ſie gar keinen. Taf. 126. Breitbindiger Rohrhuhn. Gallinula eurizona. Poule d’eau large-bande. Temm. pl. col. 417. Hals, Bruſt und Kopf lebhaft kaſtanienbraunroth; Flügel, Rücken und Schwanz bräunlich olivenfarb; alle kleinern und mittlern Deckfedern der Flügel mit weißen Bändern auf braunem Grunde; die ſchwarzen Schwanzfedern ebenfalls mit zahl— reichen rein weißen Binden; Bauch, Seiten, Schenkel, Unterleib und untere Deckfedern des Schwanzes mit weiß nnd ſchwarzen Binden. Beine lackroth, Schnabel braun grünlich. Länge 7 Zoll. An den Ufern der Flüſſe und Seen von Java. Zu dieſer Abtheilung gehören von europäiſchen Arten das kleine Rohrhuhn Gallinula pusilla. Naum. Vö⸗ gel. T. 32. f. 43. an denſelben Orten, aber ſeltener und das Bailloniſche, Gall. Baillonii auch an denſelben Or ten, aber noch ſeltener. Von ausländiſchen Gall, rubiginosa. Temm. pl. col. 357. Java. 2 Die zweite Abtheilung begreift die Rohrhühner mit nackter Kopfplatte. Taf. 126. Das grünfüßige Rohrhuhn. Gallinula chloropus Poule d’eau ordinaire. Gallinula fusca, maculata et fistulans. Kopf, Kehle, Hals und alle andere Theile ſchieferblau, obern Theile dunkelolivenbraun; der äußere Flügelrand, große Flecken an den Seiten und untere Deckfedern des Schwanzes rein weiß, die mittlern ſchwarz; Schnabelwurzel und Stirnplatte lebhaft roth, Schnabelſpitze ſchön gelb; Augen roth; Beine grüngelb; am Schenkel ein rothes Strumpf band. Die Jungen bis zur zweiten Mauſer ſind ſehr verſchieden. Oberkopf, Nacken, Rücken und Bürzel olivenbraun; Flügel dunkelbraun, hellbraun geſaumt; Schwanz dunkelbraun; Kehle, Vorderhals und ein Fleck über dem Auge iſt weiß⸗ lich, alle übrigen vordern Theile hellgrau, an den Seiten olivenfarb überlaufen; Schnabelſpitze olivengrün, Wurzel braun; Beine olivenfarb, gelblich überlaufen. Länge 14 bis 15 Zoll. . Vaterland. Dieſes Rohrhuhn iſt weit verbreitet. Es findet ſich in Europa von Schweden an; dann in Sibirien am Jeniſei nach Pallas, am Senegal nach Manfon, auf der Inſel Frankreich, in Kanada und Florida nach Wilſon, auf den Antillen, in Braſilien und ſelbſt in Oeeanien, kurz fait auf der ganzen Erde. In Italien, Deutſchland, Frankreich Holland faſt auf allen Gewäſſern, welche mit Schilf bedeckt ſind, in Seen, gröſſern und kleinern Teichen. Immer leben fie paarweiſe beiſammen, und jedes Paar hat fein Gebiet worin es keine andere leidet. Es kommt in den letzten Tagen des März oder Anfangs April an, und bleibt bis Ende Oktober oder November, überwintert wohl auch bei uns in gelin⸗ den Wintern, und bleibet im ſüdlichen Europa. Auf ihren Zügen laufen ſie wahrſcheinlich faſt ſo viel, als ſie fliegen, ſie werden daher, wie ihre Gattungsverwandten, zuweilen an ganz fonderbaren Orten mit den Händen gefangen, Ihre Wande— rungen geſchehen wahrſcheinlich meiſt des Nachts. 300 Eigenſchaften. Sie find, wo fie nicht verfolgt werden zahm, und gewöhnen fich in den Teichen bald an die Men— ſchen, vor welchen fie ganz ungeſcheut hin und her laufen und ſchwimmen. In Luzern halten ſich immer mehrere Pagre, neben den ſchwarzen Waſſerhühnern, welche dort gehegt werden, auf, und kommen mit dieſen eilend herzu, wenn mau ihnen Brod zuwirft. Auch bei uns ſah ich ein Paar ſolcher Rohrhühner ganz nahe an einer Brücke, über welche immerfort Metz ſchen giengen und Wagen fuhren, ungeſcheut niſten. Bo fie aber verfolgt werden ſind ſie ſehr ſcheu. Sie ſchwimmen, un— geachtet ſie keine Schwimmhaut haben, mit ihren langen Zehen ſehr gut, und tauchen in Gefahr ebenfalls gut und lange. Es ſind ſehr niedliche und die Paare unter ſich ſehr zärtliche Vögel, welche ſich immerfort rufen und nahe beiſammen ſind. Gegen andere ſind ſie aber ſehr zänkiſch und wenn ſie einander in ihre einmal gewählten Neviere kommen, ſo giebt es ſo lange Streit und Zank, bis das eine Paar weicht. Ihre Bewegungen geſchehen alle mit gewiſſem Anſtand und Zierlichkeit, beſonders zur Begattungszeit geben ihnen ihre gelb und roth bunten Schnäbel und lebhaften Augen ein ſchönes Anſehen. Sie laufen ungemein ſchnell wobei ſie Kopf und Hals niederdrücken und mit dem Schwanze unaufhörlich Wippen. Dies thun ſie auch ſchon im gewöhnlichen Gange, ſo daß der Schwanz immer in Bewegung iſt. So geſchickt ſie ſchwimmen und laufen, ſo geſchickt klettern ſie auch, indem ſie mit ihren Zehen mehrere Rohrſtengel zuſammen faſſen und ſo ſchnell in die Höhe kommen. Sie ſetzen ſich oft ſelbſt auf Weidenzweige, Baumwurzeln, ſchwimmendes Holz oder auf den trockenen Sand. Sie putzen ſich im Sitzen faſt unaufhörlich, wahrſcheinlich um die Federn einzuölen, damit ſie nicht naß werden; ihre Fett— drüſen ſind auch ſehr entwickelt, und das Waſſer läuft ſo ſchnell von ihrem Körper ab, wie bei den Enten und andern Schwimmvögeln. Wo ſie nicht ganz ſicher ſind, halten ſie ſich am Tage im dickſten Rohr auf, und laſſen ſich nicht ſehen. Ihr ſchlanker Körper ſetzt ſie in den Stand allenthalben auch im dickſten Rohrwald leicht durchzukommen, und ihre lan— gen Zehen erleichtern ſehr das Laufen auf Waſſerpflanzen. In Gefahr verbergen ſie ſich im Rohr, ſo daß man ſie nicht auffinden kann, indem fie ſelbſt unter dem Waſſer durch die geeigneten Stellen erreichen, oder den ganzen Körper unter Waſſer halten und nur mit dem Schnabel über demſelben am Schilf ſich feſthalten und fo athmen können. Kommt ihnen ein Hühnerhund ſchwimmend zu nahe, ſo tauchen ſie unter und entgehen ihm leicht. Auch unter Löcher am Ufer verkriechen ſie ſich und verſchwinden oft nach einem Schuſſe auf eine faſt unbegreifliche Art; unter dem Waſſer hält es ſich mit den Füſ— ſen an Waſſerpflanzen feſt. In ſchilfreichen Stellen find fie gar nicht zum Fliegen zu bringen, wenn fie aber an offenen Stellen überrafcht werden, fo flattern fie auf und fliegen ungeſchickt, mit den Füſſen meiſt das Waſſer berührend, ganz tief und gerade aus, wenn ſie aber auffliegen, ſo geht es dann beſſer, und überhaupt geht das Fliegen bei Alten beſſer, als bei Jungen. Die Stimme tönt bald wie keck, reck, görr, oder auch krih, krick. Die Jungen piepen lange. Mit Anbruch des Tages find fie ſchon in Thätigkeit und Abends bis zum Einbrechen der Nacht. Des Tages über bleiben fie, wo fie fich nicht ſicher glauben, meiſt im Schilfe. Die Jungen laſſen ſich ſehr leicht zähmen, die Alten aber -nur ſelten. Die Zahmen ſind ſehr niedliche und unterhaltende Vögel, welche ihre Wohlthäter bald kennen und ihnen ſogar allenthalbeu nachlaufen. Sie ſind, da ſie faſt alles freſſen, leicht zu unterhalten, und laufen in den Hühnerhöfen mit den Hühnern. Nahrung. Inſekten, Würmer und Sämereien. Die erſten ſuchen fie beſonderz im Rohr auf, man findet daher die Reſte von Waſſerinſekten aller Art und von ihren Larven im Magen; auch kleinere Schnecken aus den Gattungen Helix AR Planorbis freſſen fie häufig und von den Seeroſenblättern die Arten der Rohrkäfer (Donacia). Sie freffen viel, da die J ſekten meiſtens klein ſind, und gehen daher den ganzen Tag ihrer Nahrung nach. Sie verſchlucken auch, beſonders wenn 5 Sämereien genieſſen, Steinchen, welche ſehr lange im Magen bleiben und die Verdauung befördern. Im Herbſt ſind ſie gewöhnlich ſehr fett, da ſie den Sommer über genug Nahrung haben. Fortpflanzung. Sie leben in der vollkommenen Monogamie, ſo daß jedes Paar ſeinen eigenen Bezirk hartnäckig behauptet und vertbeidigt. Veſonders find die Männchen eifrige Zänker und hartnäckige Kämpfer, welche nicht eher ruhen bis ſie den eindringenden Feind verdrängt haben. Dieſe Kämpfe geſchehen meiſt ehe ſie Neſter haben, ſind einmal dieſe ge— baut, ſo bleibt jedes Paar eher in ſeinem Bezirk, und kommt dem andern nicht oft nahe. Den Sieg feiern ſie durch ſtol— zes Umherſchwimmen und Gegacker. Die Begattung geſchieht auf dem Lande und nicht im Waſſer. Sie brüten ein oder zweimal im Jahr, je nachdem ſie früher oder ſpäter ankommen und mehr oder weniger altes Schilf vorfinden. Finden ſie ſolches vor, ſo niſten ſie das erſtemal im Anfang Mai, das zweitemal mit Ende Juni, finden ſie hingegen kein Schilf mehr fo niſten ſie erſt im Juni, und dann nur einmal. Das Neſt iſt groß, platt und breit und ſteht auf umgeknicktem Rohr, Schilf oder Grasſtengeln, fo daß die umgeknickten Stücke die erſte Unterlage bilden, gewöhnlich etwa ½ Fuß über dem Waſſer, nicht ſelten gehen ſtehende Rohrſtengel an den Seiten durch und dienen zum Feſthalten des Neſtes. Herr Brehm fand ein Net auf einem zwiſchen dem Rohr ſchwimmenden Bretchen, überhaupt ſteht es meiſt über dem Waſſer und iſt ſo angebracht, daß Steigen und Fallen des Waſſers ihm nichts thun kann, im erſten Fall wird auch das Neſt gehoben. Steht es über dem Waſſer fo it feine Unterlage ſehr dick, indem viele Rohr und Binſenſtengel unterlegt ‚nd, wodurch es immer ſchwimmend und doch waſſerdicht unterhalten wird, die untern ſind immer dürr, die obern immer grün. Einige Neſter ſind auch tiefer und korbartig. Oben beſteht das Neſt aus abgebiſſenen Schilfblättern, welche ſehr künſtlich durch— einander geflochten find. Die Zahl der Eier iſt acht bis neun, oft nur ſechs oder fieben, ſelten mehr als zehn; in der zweiten Brut nie mehr als ſieben. Sie ſind groß, fait 2 Zoll lang, ſchön eiförmig, doch unten meiſt etwas ſpitziger als oben, dick und glattſchalig mit deutlichen Poren, die Grundfarbe iſt mehr oder weniger gelbgrau oder hellbraungelb mit rothbraunen, braunen und violetten Flecken und Punkten mehr oder minder dicht beſtreut, doch ſelten dicht, und meiſt mehr gegen das ſtunpfe Ende gehäuft, ſo daß am ſpitzigen weniger ſtehen. Das Weibchen brütet die Eier allein aus, wird aber während dieſer Zeit vom Männchen beſchützt und gewarnt. Schon nach einem Tage verlaſſen die Jungen das Net und ſchwimmen Habe und hinter den Alten, welche für ſie Inſekten ſammeln und ihnen dieſe geben, bald lernen fie aber ihre Nahrung ſelbſt fangen, werden aber von den Aeltern annoch beſchützt und vor Gefahren gewarnt. Dies geſchieht durch einen lauten Warnungsruf, auf welchen die Jungen ſich ſogleich im Schilfe verbergen oder untertauchen. Auch die Jun— gen der zweiten Brut miſchen ſich unter die der erſten, und verbergen ſich in Gefahr mit dieſen. Jagd. Sie ſind leicht oder ſchwer zu ſchießen, je nachdem fie ſchon öfters verfolgt worden ſind; find fie oft verfolgt worden fo kommen fie Tage lang nicht aus dem Schilf hervor. Die Jungen laſſen ſich im Herbſt, wenn fie außer dem Waſſer ſind, oft mit den Händen ergreifen. 55 inde find die gewöhnlichen, nebſt dieſen aber vorzüglich die Rohrweihen und Krähen, letztere für Junge und Eier. zutzen Leiten fe uns durch ihr Fleiſch, welches im Herbſt ſehr angenehm und fett it, Schaden iſt keiner bekannt. In Südamerika und Nordamerika findet ſich eine ſchöne hierher gehörige Art, das blaue Rohrhuhn. Gall. martinica. 361 5* Gatt. Purpurhuhn. Sultanshuhn. Porphyrio. Taleve. Schnabel ſehr ſtark, hart, dick, koniſch, faſt ſo hoch als lang, kuͤrzer als der Kopf; die Firſte der obern Schnabellade etwas platt, und in die Stirn hineingehend wo fie eine Scheibe bildet. Naſenloͤcher ſeitlich, nahe an der Schnabelfirſte, in der Hornmaſſe des Schnabels liegend, faſt rund, durchgehend, Beine lang, ſtark; Zehen bei einigen Arten ſehr lang; die vordern ganz getrennt, alle an den Seiten mit einer ſchmalen Haut ge⸗ ſaumt. Flügel mittelmäßig lang, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, dritte und vierte, welche ſtufen— weiſe laͤnger werden. Die Sultanshühner haben in ihrer Lebensart ſehr viel mit den Rohrhühnern gemein, welchen ſie überhaupt ähnlich ſind, beſonders der zweiten Abtheilung, und das blaue Rohrhuhn Gall. martinica nähert ſich ihnen auch in der Farbe, nur der Schnabelbau iſt ſehr verſchieden. Wie die Rohrhühner leben ſie auf ſüßen Waſſern; vorzüglich dienen ihnen die Sümpfe und großen Reisfelder der warmen Zonen zum Aufenthalt. Ihr Schnabelbau macht ſie geeignet ſich mehr von Cerealien als von Gras und Waſſerpflanzen zu ernähren, daher gehen ſie häufiger aufs Trockene. Sie laufen aber eben ſo geſchickt über die Sümpfe, da ihre langen Zehen das Einſinken verhindern, als auf dem Lande, wo ſie mit einem gewiſſen Anſtande ſich bewegen. Der Körper iſt nicht ſo ſchmal, wie derjenige der Rohrhühner und Rallen, und ihr gewaltiger Schnabel iſt ſehr hart, und faſt ohne Naſengrube, mit einer Haut bedeckt. Er dient ihnen zum vorzüglichen Mittel die Hülle der Gräſer zu brechen, welche ihre vorzügliche Nahrung ausmachen, auch knicken ſie damit die härteſten Halme. Ihrer langen Zehen bedienen ſie ſich zum Erfaſſen der Nahrungsmittel, welche ſie auch damit zum Schnabel bringen, ſie können dieſe Zehen ſehr leicht, wie Finger biegen, und ſelbſt die Nägel ſind einigermaßen biegſam, dadurch werden dieſe Organe zum Faſſen ſehr geſchickt. Sie zeichnen ſich durch ein glänzendes Gefieder aus, da die meiſten bekannten Arten mit ſchönen blauen und grünen Farben geziert ſind. Schon die alten Römer ſchätzten deshalb unſere europäiſche Art ſehr hoch, ſie zeichnet ſich durch ihr ſchönes Blau, ihre ſehr langen Zehen und ihren ſtarken und großen Schnabel, der eine ſtarke Kopf⸗ platte macht, aus. Die Römer und Griechen hatten eine Art von Verehrung für dieſen ſchönen Vogel, er wurde beſonders in der Nähe der Tempel unterhalten, und gleichſam unter dem Schutz der Götter geſtellt, wie heute noch mehrere Thiere in den Tempeln des Brama unterhalten werden. Die Alten hatten ſchon die Gewohnheit merkwürdige Thiere in den Tem— peln zu erziehen oder Theile von ihnen aufzubewahren. Im Tempel des Neptuns hingen ſie Fiſche auf; die Thüren des Dianentempels wurden mit Hirſchgeweihen geziert. Der Kartaginenſer Hanno weihte dem Tempel der Juno eine Haut der Gorgone, wahrſcheinlich einer Art groſſer afrikaniſcher Affen. Dieſer Gebrauch pflanzte ſich auch auf die chriſtlichen Kirchen hin und wieder fort. So ſieht man in der Kirche unſerer lieben Frauen von Cimes im Golf von Genua ein gro— ßes Crocodil aufgehangen, und in der Kirche zu Scheveningen den ungeheuren Kopf eines Kachelots. Den Namen Purpurhuhn gab ihm ſchon Aldrovand; Briſſon aber bezeichnete damit die kleine Gattung, welche jetzt wieder von Temmink aufgeſtellt worden iſt; Linneus zählte dieſe Thiere zu den Waſſerhühnern. Das blaue amerikaniſche Rohrhuhn muß von den Purpurhühnern getrennt werden, es gleicht ihnen zwar durch die ſchöne blaue Farbe, iſt aber dem Schnabel nach ein Rohrhuhn. Alle Purpurhühner leben in der alten Welt. Taf. 128. Das blaue Pur purhuhn. Por phyrio hyacinthinus. Taleve Porphyrion. Temm. Die Schnabelfirſte läuft in einer Höhe mit der Stirn fort; die Mittelzehe hat keinen Nagel iſt aber länger als der Lauf, die Stirnplatte geht bis hinter die Augen. Backen, Kehle und alle vordern Theile des Halſes find ſchön türkisblau; Hinterhaupt, Nacken, Unterleib und Schen— kel dunkel indigoblau, aber wenig lebhaft; Bruſt, Rücken, Deckfedern der Flügel und Schwungfedern lebhaft indigoblau; untere Deckfedern des Schwanzes rein weiß; Stirnplatte und Schnabel lebhaft roth; Regenbogenhaut lackroth; Beine und Zehen ſteiſchroth. Schwanz kurz, blau. Länge 18 Zoll, Höhe des ſtehenden Vogels 16 Zoll. Vaterland. Die ſtehenden Gewäſſer, und ſumpfigen Flußufer des wärmern Europa: häufig in Reisfeldern. In großer Menge auf den Seen und überſchwemmten Gegenden in Sizilien, Calabrien, den Joniſchen Inſeln, im griechiſchen Archipel und der Levante. Selten in Dalmatien, und den ſüdlichen Provinzen von Ungarn; auch in Sardinien. Eigenſchaften. Es gleicht in feiner Lebensart ſehr den Waſſerhühnern und Rohrhühnern, doch lebt es mehr auf dem Lande als die erſten. Es läßt ſich ſehr leicht zahm machen und gewöhnt ſich bald an die Hausgenoſſenſchaft. Auf den Höfen lebt es friedlich mit den Hühnern. Es ſoll ſich ebenſo im Staube baden wie ſie. Seiner Füße bedient es ſich ſehr geſchickt, um die Nahrungsmittel damit zum Schnabel zu bringen, da ſein verhältnißmäßig kurzer Hals ihm das Bü— cken mühſam macht. Die Römer und Griechen hatten eine gewiſſe Ehrfurcht für dieſen Vogel und brachten ihn, ungeach⸗ tet ihrer Schwelgerei, niemals auf die Tafel. Man ließ fie aus Lybien, aus Comagene und aus den baleariſchen Inſeln kommen und unterhielt ſie in den Paläſten und Tempeln. Ihre Sanftheit, ihr edler Gang und ihre ſchöne Farbe macht ſie in der That zu angenehmen Hausvögeln und zur Zierde der Höfe. Sie bleiben aber immer etwas furchtſam, und ſuchen ſich zu verbergen, wenn ſie freſſen, oder wenn man ſich ihnen nähert. Ihr Geſchrei in der Furcht iſt Anfangs ſchwach, dann aber wird es lauter und durchdringender. Es beſteht aus zwei oder drei dumpfen Tönen; in der Freude ſind dieſe Töne ſanfter und angenehmer. Es iſt wahrſcheinlich, daß die in Italien und Sizilien ſich jetzt noch wild findenden Purpur— hühner dort feinden Zeiten der Römer aklimatifrt find, und daß das eigentliche Vaterland wirklich Afrika war. Auch in unſern Gegenden würden ſie ſich leicht gewöhnen können, aber die Fortpflanzung wäre ſchwieriger. Ein Paar in Paris legte Eier, brütete auch, aber die Eier kamen nicht aus, eine zweite Brut gerieth aber völlig. Nahrung. Sie beſteht hauptſächlich in Körnern und Wurzelfaſern von Waſſerpflanzen. Getreide aller Art lieben ſie ſehr, daher dann auch Reis aber eben ſo Inſekten. Sie ſollen auch Fiſche freſſen, es müſſen dieſes aber nur kleine ſeyn. 91 362 Fortpflanzung. Gie bauen ihr Reſt nach Art der Nohrhühner und Waſſerhühner ins hohe Schilfgras oder Rohr aus Schilfſtengeln und Blättern. Sie legen 5 bis 6 Eier von rauher Schale, und weißer Farbe. Sie ſollen faſt ganz rund ſeyn. das Fleiſch iſt wahrſcheinlich ſehr gut, allein man ſchont den Vogel ſeiner Schönheit halben faſt an allen Orten. Die übrigen bekannten Arten find. Das Grün rückige. Porphyr. smaragnotus. Buff. pl. enl. 810. An den Küſten des öſtlichen und weſtlichen Afrikas. Das Staubige. P. pulverulentus. Temm. pl. col. 810. Südafrika. Das Weiße. P. albus. Oceanien. Inſel Norfolk. Das Schwarzrückige. P. melanotus, Temm. Neu⸗Hol⸗ land. Das Grüne. P. smaragdinus. Temm. pl. col. 421, 1 Die letzte Familie der Sumpfvögel wird von denjenigen gebildet, deren Zehen mit lappigen Schwimmhäuten verſehen ſind. Sie machen den Uebergang zu den wahren Schwimmvögeln, von welchen ſie ſich jedoch noch unterſcheiden. Sie bil— den zwei kleine Gattungen. Lappenfüß e. Pinnatipedes. Pinnatipedes. Schnabel mittelmaͤßig, gerade; die obere Schnabellade an der Spitze etwas gebogen. Beine mit— telmaͤßig, Laͤufe duͤnne oder ſeitlich zuſammengedruͤckt. Drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; an den Zehen lappige Schwimmhaͤute. Die Hinterzehe iſt nach der innern Seite am Laufe eingelenkt. Die Vögel dieſer Familie leben in der Einweiberei, ſie vereinigen ſich aber in große Geſellſchaften für ihre periodi— ſchen Wanderungen, welche fliegend und ſchwimmend geſchehen. Sie ſchwimmen und tauchen vortrefflich. Zwiſchen Männ— chen und Weibchen bemerkt man keinen Unterſchied. Sie nähren ſich von Inſekten, Würmern, Fiſchen, Fiſchleich und Pflanzen. Der Körper iſt ſtark mit Dunen beſetzt, das Gefieder iſt dicht und glänzend. Wenn ſie fliegen ſtrecken ſie die Beine nach hinten. Die Jungen gleichen entweder den Alten, oder ſind von ihnen ſehr verſchieden. 1 Gatt. Waſſerhuhn. Fu lie a. Foulque. Schnabel mittelmaͤßig, ſtark, koniſch, gerade zuſammengedruͤckt, an der Wurzel hoͤher als breit; die Schna— belfirſte geht in die Stirn hinein und bildet dort eine nackte Schuppe; Spitze der beiden Kinnladen zuſammen— gedruͤckt, gleich lang; die obere leicht gebogen, an der Wurzel ausgeſchweift; die untere bildet einen Winkel. Naſenloͤcher ſeitlich, in der Mitte des Schnabels, in die Laͤnge geſpalten, zur Haͤlfte mit einer Haut geſchloſſen, welche die Naſenrinne bedeckt, durchgehend. Beine lang, duͤnne, uͤber die Kniee nackt; drei Zehen nach vorn, eine nach hinten; alle Zehen ſehr lang, an der Wurzel verwachſen, ſeitlich mit häutigen ausgeſchweiften Lappen verſehen. Flügel mittelmäßig, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite und dritte, welche die laͤngſten find. Die Waſſerhühner ſind noch weit mehr Waſſervögel als die Rohrhühner; man ſieht ſie ſelten auf dem Lande. Sie le— ben und wandern auf dem Waſſer, ſchwimmen und tauchen vortrefflich. Sie bewohnen nur die ſüßen Waſſer, nnd die Seeküſten, gehen aber nicht aufs hohe Meer. Sie nähren ſich von Inſekten und Waſſerpflanzen. Ihre Mauſer ſcheint einfach zu ſeyn, und wenn ſie auch doppelt iſt, ſo ändern ſich die Farben gar nicht. Die Jungen unterſcheiden ſich ſehr wenig von den Alten, und die Geſchlechter ſind eben ſo wenig verſchieden. Wie bei den Rallen ſind die einzelne Indivi— duen einer Art in der Größe oft verſchieden. Wahrſcheinlich hängt dieſe Verſchiedenheit blos von örtlichen Urſachen ab. Taf. 128. Das ſchwarze Waſſerhuhn. Fulica atra. Foulgue macroule. Hurbel, Blaͤſſenhuhn, Boͤllene. Kopf und Hals tief ſchwarz; obere Theile ſchwarzblaulich oder ſchieferblauſchwarz; untere Theile dunkel aſchgraublau; die Stirnſchuppe weiß, leicht roſenroth überlaufen. Augen karmoiſinroth, Beine grauſchwarz, grünlich überlaufen, über den Kniecen mit einem rothgrünlichen Bande. Länge 15 bis 16 Zoll. Beim Weibchen iſt die Stirnplatte etwas kleiner und bei Jungen noch kleiner. Selten ſindet man ganz weiße, zuweilen auch geſcheckte, ſchwarze mit weißen Flügeln u. ſ. w. Vaterland. Dieſer Vogel iſt ungemein weit verbreitet und faſt in allen Welttheilen anzutreffen. In Europa auf allen Seen, Teichen, und Flüſſen, wenn letztere nicht ſchnell fließen. In gelinden Wintern bleiben die meiſten den ganzen Winter in unſerer Gegend, in kalten gehen ſie mehr ſüdlich, ſo lange aber die Gewäſſer offen ſind, bleiben ſie auch. In den erſten Tagen des März aber ſind ſie ſchon wieder da, wenn ſie auch fortgezogen ſind. Ihr Hauptfortzug iſt im Oktober. Eigenſchaften. Sie halten ſich gerne geſellſchaftlich zuſammen, und find auf Seen und großen Teichen, welche viel Rohr haben, oft ſehr häufig. Wo man fie nicht verfolgt, werden fie bald ſehr zahm. In Luzern wo ſie ordentlich geſchützt werden, ſchwimmen ſie oft zu dreißig bis fünfzig und noch mehr herum, und wirft man ihnen von den Brücken Brod her— unter, ſo ſchießen ſie darauf wie die Enten. Sie ſchwimmen mit beſtändigem Kopfnicken. Sie ziehen blos des Nachts, fliegen dabei hoch und laſſen ſehr oft ein helles Kütt oder Kött hören. Auch am Tage rufen ſie ſo, laſſen aber dabei noch ein helles Pitz und dumpfes Knappen hören, beſonders wenn ſie ſich beißen. Im Frühjahr ſtreiten und beißen ſie ſich ſehr oft untereinander mit vieler Wuth; ſie nehmen ſchwimmend die gebückte Stellung der Haushahnen an, hacken mit dem 363 Schnabel ins Waſſer, und fahren dann plötzlich aufeinander los. Wenn ihnen ein vermeintlicher Feind plötzlich nahe kommt, ſo fliegen ſie ſelten auf, ſondern laufen ſo ſchnell als möglich mit Beihülfe der Flügel über das Waſſer weg, wo— durch ein Geklatſche verurſacht wird. Sie machen fliegend eine ſonderbare Figur, da ſie die langen breiten Beine hinten ausſtrecken. Ihr Flug iſt auch ſchwerfällig, fie fliegen daher, da wo fie ſich verbergen können, nicht leicht auf. Auf offe— nen Gewäſſern dagegen ſind ſie ſehr ſcheu, wenn ſie oft verfolgt werden, und fliehen den Jäger ſo gut, wie die Enten. Im Schilfe und wenn ſie ſich außer Gefahr glauben, ſuchen ſie ruhig ihre Nahrung. Wenn ſie gefangen werden, ſo wer— den ſie ſehr leicht und bald zahm, und wenn ſie auch die erſten Tage die Flucht ergreiffen, ſo geht es nicht weit, und nach wenig Tagen gewöhnen fie fich mit den Hühnern auf dem Hofe, mit welcher fie ſehr friedlich leben und aus einer Kufe freſſen. Ganz ruhig bleiben ſie bis zum Herbſt, ohne einen Verſuch zum Wegfliegen zu machen. Im Herbſt aber, wenn man ihnen die Flügel nicht beſchneidet oder lähmt, ſiegt der Trieb zu wandern, und ſie fliegen weg ohne wieder zu kom— men. Ehe im Frühjahr die Waſſerpflanzen wachſen tauchen fie fleißig unter, font aber ſehr ſelten, da es ihnen dabei ſauer zu werden ſcheint, denn ſie ſpringen gleichſam mit dem Kopfe unter Waſſer und halten nicht lange aus. Wenn ſie in großer Gefahr ſind, ſo ſtecken ſie blos den Schnabel heraus; doch können ſie dies nur wo Rohr und Schilf iſt, an wel— chem ſie mit den Zehen ſich anhalten können. Sobald ein Waſſerhuhn einen Raubvogel bemerkt, vorzüglich eine Rohrweihe— welche ſie am meiſten zu fürchten haben, ſo ſchreit es ſogleich, und alle fliehen laufend dem Rohr zu, und verkriechen ſich bis die Gefahr verſchwunden ſcheint. Nahrung. Vorzüglich grüne Waſſerkräuter und deren Samen, Waſſerinſekten, Fiſchleich, vielleicht auch kleine Fiſche. Sie verſchlucken auch viel Quarzkörner zur Verdauung. Fortpflanzung. Sie legen ihr Neſt in einzelnen Rohrgebüſchen oder im dichten Rohre an, in letzterem mehr nach der Waſſerſeite zu, als nach der Landſeite. Es ſteht auf alten Rohrſtoppeln, auf umgeknickten Rohrſtengeln, oder ſonſt auf einer vorragenden Erhöhung feſt, ſeltener findet man es auf dem Waſſer ſchwimmend. Es beſteht aus grünem oder dürrem Rohr, Schilf und den dicken Waſſerbinſen und iſt unordentlich gebaut. Beide Gatten bauen am Neſte, und beide bebrüten die Eier wechſelsweiſe. Das Neſt enthält 8 bis 15 Eier, von eiförmiger Geſtalt. Der Grund der Schale iſt roth— grau, auf dieſem Grunde iſt die Schale allenthalben mit kleinen rothbräunlichen Punkten beſpritzt. Die Brutzeit dauert drei Wochen. Die ſchwarzwolligen Jungen ſchwimmen den Alten ſogleich nach, bleiben aber immer im Rohr verborgen und werden von den Alten mit Waſſerinſekten und ihren Larven, auch mit zarten Waſſerpflanzen ernährt, welches Futter die Alten den Jungen in die Schnabelſpitze ſtecken. Die Farbe iſt bis zur erſten Mauſer dunkelolivenbraun, Kehle und Bauch weißgrau. Zuweilen findet man das Neſt auch im Rohrkolbenſchilfe, wo dann oft die Blätter etwas geknickt ſich über dem Neſte wölben, und daſſelbe verbergen. Feinde haben ſie beſonders an den Rohrweihen, welche Alte und Junge verfolgen und auch die Eier nicht ſchonen. Die Jagd iſt bald leicht, bald ſchwer. Im Rohr ſind ſie oft gar nicht ſcheu, und leicht zu ſchießen, in offenen Ge— wäſſern oder wo ſie ſehr verfolgt werden, ſind ſie ſehr ſcheu, wie die wilden Enten, und fliegen außer Schußweite ſchon auf. Nutzen leiſten ſie durch ihr Fleiſch, welches indes zuerſt ins Waſſer gelegt werden muß, da es ſonſt etwas thranig ſchmeckt. Schaden iſt keiner bekanut. Eine zweite Art dieſer Gattung hat einen erhöheten, doppelten, lappigen Stirnkamm. Es iſt Fulica eristata enl. 797. Sie findet ſich in China und Madagaskar. 2* Saft. Taucher huhn. Podoa lig. Grebe foulque. Heliornis. Schnabel von der Lange des Kopfs, walzenfoͤrmig, gerade, ſpitzig, die Spitze ausgeſchweift, und etwas ge— neigt. Schnabelfirſte deutlich aber niedrig; die Raͤnder der obern Schnabellade etwas breit, die untere gerade, an der Spitze eckig; Naſengrube groß und lang. Naſenloͤcher ſeitlich, gegen die Mitte des Schnabels, lang, ſpaltfoͤrmig, durchgehend. Beine kurz, weit nach hinten ſtehend; Laͤufe abgerundet; die drei vordern Zehen mit einer Haut verwachſen und mit breiten, lappigen Seitenhaͤuten; Hinterzehe klein „ ohne Haut. Flügel mit— telmaͤßig, ſpitzig; die beiden erſten Schwungfedern kuͤrzer als die dritte, und dieſe die laͤngſte; Schwanz ſehr breit. Dieſe kleine Gattung gehört zu denen, welche man nicht leicht irgendwo ſchicklich einreihen kann. Ihr langer und dünner Hals reihet ſie an die Schlangenhalsvögel, ſo wie der kleine Kopf, der Körper dagegen iſt etwas plump und der ſehr breite Schwanz giebt ihm ein ſonderbares Anſehn. Seine Beine nähern ihn den Steißfüßen, und es iſt offenbar, daß der Vogel gut ſchwimmen und tauchen kann. Man weiß aber von ſeiner Lebensart faſt gar nichts. Taf. 128. Das ſurinamiſche Taucherhuhu. Podoa surinamensis. Grebe. foulque de Surinam. Der Schnabel iſt von blaſſer Farbe, Scheitel und Kopf find ſchön ſchwarz, und die Federn bilden am Nacken einen kleinen ſpitzigen Federbuſch; über jedes Auge geht ein weißer Streif, der Hinterhals ſchwarz, Vorderhals weiß eben ſo die untern Theile, alles aber bräunlich überlaufen. Rücken, Flügel und alle obern Theile röthlichgraubraun. Der Schwanz ſehr breit, wie ein Fächer, und abgerundet. Beine braungelb, über die Gelenke der Zehen laufen ſchwarze Bänder. Länge 13 Zoll. N . Vaterland. Amerika von den wärmern Theilen der vereinigten Staaten an bis nach Südamerika und Paraguay; auf ſtehenden Gewäſſern. N Von feiner Naturgeſchichte iſt gar nichts weiter bekannt. Es ſoll hauptſächlich von VWaſſerinſekten leben. Wahrſchein— lich frißt er auch kleine Fiſche. Eine zweite Art ſoll am Senegal fich finden. Podoa senegalensis. Sie it aber noch weni— ger bekannt. 364 Dreizehnte Ordnung. Schwimm gel. Palmipe des. Palmipedes. Die Fuͤße ſind zum Schwimmen eingerichtet, und ſtehen daher bei den meiſten ziemlich weit hin— ten am Koͤrper, daher iſt der Gang wackelig, weil der Koͤrper außer dem Gleichgewicht ſteht. Die Laͤufe ſind kurz, zuſammengedruͤckt, und die Zehen ſind durch Schwimmhaͤute verbunden. Bei einigen Gattungen iſt auch die Hinterzehe mit den andern verbunden. Nur bei einer Gattung find die Zehen belappt. Ihr Gefieder iſt dicht anliegend, und die Haut mit ſehr viel weichem Flaum bedeckt. Die Fettdruͤſen am Steiß ſind ſehr groß, und die Voͤgel ſtreichen ſehr oft mit dem Schnabel daruͤber weg, um das Fett auszudruͤcken, womit ſie dann die Federn einoͤlen, fo daß fie nicht naß werden, und auch die Flaumfedern dadurch ganz vor Naͤſſe geſchuͤtzt find. Dieſe Fettigkeit, fo wie das unter der Haut liegende Fett, faͤrbt bei einigen Waſſer— voͤgeln während dem Leben die Federn; nach dem Tode, wenn das Fett verduͤnſtet iſt, werden die Farben dann veraͤndert und meiſt weiß. Es ſind die einzigen Voͤgel, deren Hals die Laͤnge der Beine zuweilen um ſehr viel uͤbertrifft, dadurch werden ſie in den Stand geſetzt, ſelbſt unter Waſſer zu gehen, und mit großer Leichtigkeit zu tauchen, welches aber nicht alle thun. Das Bruſtbein iſt ſehr lang, und ſchuͤtzt die Eingeweide des Unterleibs. Es hat auf beiden Seiten ſtatt einer Aus ſchweifung, nur ein eifoͤrmiges, mit einer Haut bedecktes Loch, voͤllig das entgegengeſetzte wie bei den Huͤhnern. Der Magen iſt im Allgemeinen muskulos, doch ſehr verſchieden, die Blinddaͤrme lang; der untere Luftroͤhrenkopf einfach, aber bei einer Familie mit knoͤchernen oder knorplichten, Fapfelformigen Auftreibungen verſehen. Es iſt nöthig über einige allgemeine Eigenſchaften der Schwimmbögel ſich etwas näher einzulaſſen, damit man ihre Le— bensart um ſo eher ganz kennen lernen kann. Die Waſſervögel ſind über die ganze Erde verbreitet und ihre Zahl wächſt gegen den Aequator nicht an, im Gegentheil ſind die Länder gegen die Polarkreiſe mit eben ſo großen Schaaren dieſer Vögel bevölkert, als die wärmern Länder, meh— rere Gattungen ſind den Küſtenländern aller Erdtheile gemein, und nur wenige Gattungen ſind auf die Tropenländer beſchränkt. Die meiſten Waſſervögel leben ſehr geſellig und brüten auch in großen Geſellſchaften. Wir wollen zuerſt von der Schwimm- und Tauchfähigkeit der Waſſervögel ſprechen. Die Schwimmfähigkeit iſt die Fä— higkeit der Vögel, auf der Waſſerfläche ruhend, faſt die meiſten Handlungen vorzunehmen, welche die Vögel auf der Erde ausüben. Für dieſe Fähigkeit erhielten ſie einen längern Leib, einen flächern Unterleib, größere Fettdrüſen, einen zuſam— mengedrückten Lauf, lange mit einer Schwimmhaut verbundene Zehen, und Beine, welche weit hinten am Körper ſtehen, wodurch ſie zum Nachſchieben und Rudern ſehr geſchickt werden. Die große Menge der feſtanliegenden, glänzenden, geölten Federn, und die mit Fett meiſt ſehr ſtark unterlegte Haut, machen den Körper zugleich leicht. Das Daſeyn der Schwimm— haut iſt allerdings eine weſentliche Bedingung für des Schwimmen, und die beſten Schwimmer haben ſie ſehr groß. Allein durchaus nothwendig zum Schwimmen iſt ſie nicht, denn wir haben gezeigt, daß auch Vögel ohne Schwimmhaut recht gut ſchwimmen können, wie die Rohrhühner und einige Strandläuferarten. Vögel mit belappten Füßen können ebenfalls vor— trefflich ſchwimmen, und die Trennung der Zehen ſchadet ihnen nicht im geringſten. Wenn die Vögel ſchwimmen liegt ihre ſchmale Bruſt in der Oberfläche des Waſſers, damit fie, wie ein Kiel eines Bootes, daß Waſſer durchſchneiden kann, und der hintere Theil des Körpers wird erhoben. Die Füße dienen als Ruder und der Vogel ſtößt ſie wechſelsweiſe oder beide zugleich nach hinten, und zieht beim Rückziehen die Schwimmhaut zuſammen. Wenn er ſeitwärts ſchwimmen will bewegt er den der Wendung entgegengeſetzten Fuß. Die Fertigkeit rücklings zu ſchwimmen hat er nicht, dagegen kann er ſich, wenn er ſich ſchütteln will, beinahe zu einer ſitzenden Stellung im Waſſer erheben, indem er auf dem After ruht, und wiederholt mit den Flügeln ſchlägt. Die beſten Schwimmer liegen am tiefſten im Waſſer, da es leichter iſt mit etwas geſenktem Körper das Waſſer zu durchſchneiden. Der Rücken ſteht aber immer außer dem Waſſer, wenn ſie nicht in Gefahr ſind. In Gefahr aber können einige den ganzen Körper unter Waſſer behalten und nur den Schnabel hervorſtrecken. Die Pinguine und Floſſentaucher ſchwimmen, auch ohne Gefahr, oft mit dem ganzen Körper unter Waſſer, weil ihnen ihre federloſen Flügel als Floſſen die— nen. Obſchon viele Schwimmvögel ſehr ſchnell ſchwimmen, bedienen fie ſich doch in Gefahr, oder wenn fie ſchnell vor— wärts kommen wollen, der Flügel, ſelbſt auch dann, wenn ſie nicht auffliegen wollen. Die beſten Schwimmer legen jedoch kaum eine halbe Stunde in einer Stunde zurück, wenn ſie ruhig ſind. Einzelne Arten ſcheuen ſich nicht nahe an der Bran— dung zu ſchwimmen, doch ſuchen die meiſten Arten dieſe zu vermeiden. Die Schwimmbbgel mit langen Flügeln können ſich leicht aus dem Waſſer erheben und der Uebergang vom Schwimmen zum Fliegen geſchieht ſehr geſchwind, wie bei den Meven und Meerſchwalben; wenn ſie aber kürzere Flügel haben, müſſen fie, um sich in die Luft hinauf zu arbeiten, erſt mit den Flügeln aufs Waſſer ſchlagen, und zuweilen die Füße mit beweg— ten Flügeln über die Waſſerfläche hinbewegen, ehe fie ſich erheben können, daher entſteht ein brauſendes Geräuſch, wenn ſich eine Schaar ſolcher Vögel erhebt, wie Enten, Gäuſe, Schwäne. Wenn aber die Flügel gar zu lang ſind und die Beine zu kurz, ſo kann der Vogel ſich auch nicht aus dem Waſſer erheben. Es giebt daher Vögel mit Schwimmfüßen, welche gar nicht ſchwimmen, wie die Fregatten. Ueber das Waſſer weglaufen ohne die Flügel auszubreiten kann kein Vo— 18 einige ſetzen doch beim Fliegen zuweilen die Beine aufs Waſſer, wie die Sturmvögel, und laufen fo auf dem Waſ— er fort. Auch das Niederlaſſen aus der Luft aufs Waſſer iſt ſehr ungleich. Die kurzflügeligen werfen ſich ſchräge und fo hart aufs Waſſer, daß fie eine Strecke durch die Wellen durchfahren. Die langflügeligen aber ſetzen ſich vorſichtig und mit be— wegten Flügeln nieder, indem ſie die Beine vorher ausſtrecken, dann legen ſie auch ihre Flügel ſogleich zurecht. Die mei— ſten aber werfen ſich mit dem Bauche aufs Waſſer; andere ſtürzen ſich mit dem Kopf voran und fangen das Schwimmen 365 mit Untertauchen an. Die guten Schwimmer fchlafen im Waſſer, und laſſen ſich mit dem Kopf unter dem Flügel herum— treiben, wobei ſie die Beine lothrecht herunterhängen laſſen, dabei aber ſich bei unruhigem Wetter weit von der Küſte ent— fernen, damit ſie nicht an die Klippen geworfen werden. Sitzen ſie aber, ohne zu ſchlafen, auf unruhigem Waſſer, ſo be— wegen ſie die Beine mit kurzem Streichen hurtig hin und her, und bleiben fo an einem Orte ruhig ſitzen. Kein einziger Vogel aber ſcheint immer im Waſſer zu bleiben, da ſie wenigſtens auf dem Lande brüten, aber mehrere theilen ihre Zeit nur unter Fliegen und Schwimmen, wenn ſie nicht brüten. Nicht alle Schwimmvögel können ſchon in ihrer erſten Lebensperiode ſchwimmen, und alle Arten, welche von ihren Aeltern im Neſte gefüttert werden, bleiben die erſte Zeit im Neſte, bis ihre Schwungfedern hervorgebrochen ſind, dann erſt verſuchen fie das Schwimmen. Bei einigen Arten aber ſchwimmen die noch mit dem Flaumkleide bedeckten Jungen, fo gut als die Alten. Eine mit dem Schwimmen oft, aber nicht immer, verbundene Fähigkeit, iſt das Tauchen. Es iſt alſo eine zuſammen— geſetzte Schwimmfähigkeit, welche aber wieder verſchieden geübt wird. Entweder der Vogel taucht ſchwimmend unter und bleibt längere oder kürzere Zeit unter dem Waſſer, oder aber er kann nur dann tauchen, wenn er plötzlich aus der Luft herabfällt und unter das Waſſer ſchießt. Dieſe beiden Fähigkeiten hat Herr Faber, der über die Lebensart der nordiſchen Waſſervögel merkwürdige Beobachtungen angeſtellt hat, Schwimmtauchfäͤhigkeit und Stoßtauchfähigkeit genannt. Dieſe Fä— higkeiten ſind einander ſo beſtimmt entgegengeſetzt, daß ſie nie bei einer Art beiſammen angetroffen werden. Kein Stoßtau— cher iſt zugleich Schwimmtaucher oder umgekehrt. Die Stoßtauchfähigkeit ſteht der Schwimmtauchfähigkeit weit nach. Meven, Meerſchwalben, Sturmvögel, wenn ſie angeſchoſſen auf dem Waſſer ſchwimmen, vermögen nicht zu tauchen, ob— ſchon mehrere Schwimmvögel, welche ſonſt regelmäßig nicht tauchen, dennoch angefchoffen tauchen können und ſich dadurch zu retten ſuchen. Der Bau beider Arten Vögel iſt aber auch verſchieden, die Stoßtaucher ſind vortreffliche Flieger, die Schwimmtaucher dagegen ſehr ſchlechte. Die eigentlichen Taucher ruhen alle auf dem Waſſer, und wenn ſie tauchen wollen, ſo ſchieben ſie den Kopf voran, und geben ſich mit den Beinen einen ſtarken Stoß von unten nach oben, wodurch ſie alſo nach unten geſchoben werden. Sie haben die Fähigkeit, welche ſie anwenden, völlig in ihrer Gewalt, können ſo lange unter Waſſer bleiben, als es ihnen das Bedürfniß nach Luft, welche ſie immer nothwendig haben, erlaubt. Sie bewegen ſich un— ter dem Waſſer in allen Richtungen, und ſteigen ſenkrecht bis auf den Grund des Meeres herunter, oder ſchwimmen auch horizontal unter dem Waſſer. Wenn ſie herauf kommen müſſen, um Athem zu ſchöpfen, ſtrecken ſie oft nur den Schnabel aus dem Waſſer. Einige können bis S Minuten unter Waſſer bleiben, die meiſten indeß nicht fo lange. Da fie ihre Kunſt oft anwenden, ſo können ſie ihre Nahrung unter dem Waſſer ſuchen und verfolgen, und wohl ſelten werden ſie, ehe ſie tauchen, ihrer Beute anſichtig. Die Stoßtaucher dagegen verhalten ſich in der Zeit da ſie unter dem Waſſer ſind, weit mehr paſſiv. Um unterzuſtoßen müſſen ſie zuerſt ſich in die Luft erheben, um Kraft zu ſammeln, dennoch gelangen ſie ſelten zu der Tiefe von einigen Ellen, da nur die Kraft des Falls darauf Einfluß hat. Sie können deswegen auch nicht lange unter Waſſer bleiben, und kommen wieder herauf, ſobald die Kraft ihre Wirkung verloren hat, da ſie leichter als das Waſſer ſind. Sie ſtoßen nicht unter Waſſer um Beute zu ſuchen, ſondern um eine Beute, welche ſie vorher in der Luft erblickt haben, zu ergreifen. Da ſie aber die Richtung ihres Stoßes nicht immer beſtimmt leiten können, ſo ſtoßen ſie oft fehl. Man will ſogar geſehen haben, daß au ſeichten Orten ſolche Vögel auf Felſen unter Waſſer mit ſolcher Gewalt ſtießen, daß ſie den Hals brachen und todt hervortauchten. Alle ſtecken den Kopf zuerſt unter, und dieſer kommt auch zuerſt wieder zum Vorſchein. Je kürzer die Flügel find deſto beſſere Taucher find die Schwimmvögel, kein langflügeliger Vogel kann ein guter Schwimmtaucher ſeyn, wohl aber ein guter Stoßtaucher. Dieſe ſehen mit ihren ſcharfen Auge eine Beute unter Waſſer auf eine bedeutende Strecke, ſie vermögen in der Luft ſtille zu halten und ſich rittelnd oder ſchwebend über die Nahrung zu ſtellen, nach welcher ſie ſtoßen wollen, und haben ſo viel Kraft in ihren Flügeln um einen ſtarken Stoß zu thun, auch einen ſpitzigen Schnabel um die Waſſerfläche beſſer zu theilen und den Raub zu ergreifen. Die Stoßtauchfähigkeit kann erſt angewendet werden, wenn der junge Vogel feine ganze Fähigkeit erhalten hat, die Schwimmtaucher können aber ſchon im Flaumkleide tauchen, alſo eher ihre Nahrung ſelbſt finden als die Stoßtaucher. Ehe der Schwimmtaucher taucht muß er erſt einen Augenblick im Schwimmen inne halten. Einige müſſen vorher eine Art von Sprung oder Anlauf nehmen und werfen ſich beinahe über Hals und Kopf unter, andere tauchen, indem ſie nur den Hals ins Waſſer ſtecken, ganz ruhig unter. Das vertikale Tauchen wird nur angewandt um Nahrung zu ſuchen, das horizontale dagegen um in andern Gegen— den zu kommen, da ſie unter dem Waſſer ſchneller fortkommen, als über dem Waſſer; ſie wenden es daher hauptſächlich bei Verfolgungen an. Einige tauchen mit an den Leib angezogenen Flügeln, andere mit ausgebreiteten Flügeln, welche ihnen ſo als Floſſen dienen, und dieſe bedürfen der Flügel dann mehr als der Füße. Faber ſah einen Alk, welcher die beiden Füße bis an das Fußglied verloren hatte, eben ſo ſchnell tauchen als andere. Sind bei dieſen aber die Flügel ver— letzt, ſo leidet die Tauchfähigkeit ſehr. Diejenigen Taucher, welche mit den Füßen allein tauchen und die Flügel dabei an— ziehen, haben eine knöcherne Verlängerung der Knieſcheibe und ungemein ſtarke Schenkelmuskeln, ſo daß bei ihnen, wie bei den ſtraußartigen Vögeln die Bruſt ſehr wenig Muskeln, die Schenkel dagegen ungemein ſtarke beſitzen. Es iſt hier auch noch eine Frage aufzuwerfen, wie dieſe Vögel der Luft ſo lange entbehren können, und es iſt dies gewiß eine nicht leicht zu löſende phyſiologiſche Aufgabe. Die Vögel find unter den warmblutigen Thieren diejenigen, welche den Sauerſtoff und überhaupt die Luft am meiſten nöthig haben, und daher in der Regel bei Luftmangel am ſchnell— ſten ſcheintodt werden. Nimmt man nun an, die Tauchvögel nehmen beim Untertauchen eine ſo bedeutende Menge athmos— phäriſcher Luft mit unter Waſſer, daß ſie davon lange Sauerſtoff ſchöpfen können, ſo müßte eine ſolche Luftmenge den Kör— per zu leicht machen, und das Tauchen erſchweren. Athmen ſie aber, wie einige geglaubt haben, vor dem Untertauchen aus, um ihren Körper ſchwerer zu machen, woher kommt der nöthige Sauerſtoffbedarf? In der anatomiſchen Einrichtung des Körpers der Tauchvögel iſt nichts, was uns hierüber Aufſchluß gäbe, dagegen glaube ich bemerkt zu haben, daß bei Schwimmtauchern mehr Venoſttät vorherrſche. Das Fleiſch aller Schwimmtaucher iſt dunkelroth, und die Vögel ſelbſt find blutreich. Der Begriff eines guten Fliegers iſt auch dem Begriff eines guten Tauchers ganz entgegengeſetzt, der erſte iſt ein Luftvogel feinem ganzen Bau nach, er bedarf der athmosphäriſchen Luft in hohem Grade, um ſich in hohe Lufträume zu ſchwingen, oder ſich lange fliegend zu erhalten, daher ſehen wir in der That, daß ſolche Flieger höchſtens Stoßtaucher ſind. Daß die Taucher aber Luft in den Lungen mitnehmen, hat man mit den Luftblaſen erweiſen wollen, welche ob einem Haufen tauchender Vögel entſtehen, in ſeichten Gewäſſern aber könnten dieſe Blaſen wohl auch aus dem Boden des Waſſers 92 366 fich entwickeln. Um nicht Hypotheſen aufzuſtellen, wollen wir die Sache unentſchieden laſſen, und bei dem wirklichen That— beſtand bleiben. Wenn die beſten Taucher ſchlechte Flieger ſind, ſo ſind ſie auch ſchlechte Gänger. Beſonders ſind diejenigen ſchlechte Gänger, welche Fußtaucher ſind, das heißt, welche nur die Füße und nicht auch die Flügel beim Tauchen anwenden, da bei ihnen die Beine zu ſehr auſſer dem Gleichgewicht ſtehen und ihnen kein anderes Stehen möglich iſt, als mit gerade auf— recht ſtehendem Körper. Einige können daher wohl ſtehen, aber gar nicht gehen, ja einige nicht einmal hüpfen, oder doch nichts als hüpfen. Nie ſah ich einen Steißfuß oder einen Seetaucher gehen, nicht einmal ſtehen, und wenn er ſich fortbe— wegen wollte ſo geſchah es in derſelben Stellung wie beim Schwimmen, nemlich auf dem Bauche rutſchend und mit den Beinen nachſtoßend. Daß ſie nicht ſtehen können, will ich nicht behaupten, aber geſehen habe ich es bei vielen lebend Ge— fangenen nicht. Die eigentlichen Schwimmtaucher tauchen regelmäßig und immer fort. Die Schnelligkeit des Tauchens iſt ſo groß, daß es eine ausgemachte Sache iſt, daß ein Taucher, auf welchen man ſchießt, ſobald er das Feuer auf der Pfanne ſieht, un— tertaucht, und man wohl auf den Fleck, wo der Vogel ſaß, ſchießt, den Vogel aber nicht trifft, man muß den Augenblick benutzen wo der Taucher eben aus dem Waſſer hervorkommt und ſich umſehen will. Wer je die Taucherjagd verſucht hat, wird dies beſtätigen, und bezeugen, daß er viel Pulver und Blei verſchießt, ehe er einmal trifft. Die Percuſſionsgewehre haben daher einen Vorzug für dieſe Jagd, da das Feuer mehr zuſammen brennt. Man hat auch den Verſuch gemacht und das Sehen des Feuers auf der Pfanne verhindert, und ſo konnte man den Vogel eher treffen. Viele Waſſervögel tauchen nicht regelmäßig, ſondern nur bei gewiſſen Gelegenheiten, z. B. wenn ſie in Gefahr ſich be— finden, oder wenn ſie als Junge keine ausgewachſenen Flügelfedern haben, oder im Zuſtand der höchſten Mauſer ſind, wo ſie nicht fliegen können, oder wenn ſie krank oder in die Flügel geſchoſſen ſind. Unter dieſen Umſtänden tauchen ſowohl Enten als Gänſe, können aber nicht lange unter Waſſer bleiben, wenn ſie ſich nicht an etwas feſthalten können. In der Todes— noth beißen ſich aber einige Arten unter Waſſer an Waſſerpflanzen feſt und kommen ſo um, wie man dies an Enten und Waſſerhühnern wahrgenommen hat. Die Taucher ſehen aber unter Waſſer ſehr gut, und finden ihre Nahrung nur durch die Augen, da ihr harter Schnabel in dieſem Organ keinen Taſtſinn zuläßt. Bei den Enten dagegen iſt dieſer Taſtſinn in der weichen Schnabelhaut vorhanden, und ſie können daher auch im trüben Waſſer ihre Nahrung finden, was aber bei den eigentlichen Tauchern nicht der Fall zu ſeyn ſcheint, welche trübes Waſſer fliehen. Auch ſollen die Taucher, nach Fa— bers Beobachtung, des Nachts ſelten tauchen. Die Enten denen die eigentliche Tauchfähigkeit gewöhnlich abgeht haben da— gegen die RABEN erhalten mit dem Kopf unter Waſſer den Grund zu erforfchen, und man fiebt fie häufig auf dem Kopfe ſtehend und mit den Füßen gegen das Waſſer arbeitend, ihre Nahrung ſuchen. Allein dieſe Fähigkeit kann nur da von Nu— tzen ſeyn, wo ſie mit dem Schnabel den Boden erreichen können. Wenn die Schwimmtaucher wahre Waſſervögel find, denen dieſes Element durchaus nothwendig it, fo giebt es dagegen Vögel mit Schwimmfüßen, welche wahre Luftvögel ſind, und über dieſe ſey es uns vergönnt, auch noch etwas im Allge— meinen zu ſagen. Freyeinet hat, im zoologiſchen Theile ſeiner Reiſe um die Welt, über die großen Flieger ſehr merkwürdige Beobachtun— gen gemacht, die hier angeführt werden dürfen. Es giebt Vögel, welche man wegen ihrem beſtändigen Aufenthalt über den Meeren, wohl, mit Recht pelagiſche genannt hat, da fie Tag und Nacht in der Luft weilen und ungemein weite Reifen machen, ohne zu ruhen. Die Fregatten, Vögel, welche man ſonſt für die beſten Flieger gehalten hat, machen allerdings große Reiſen, aber ſie verdienen den Namen der pelagiſchen Vögel doch nicht, da ſie gewöhnlich ſich nicht ſehr weit von der Küſte entfernen. Mehrere zur See Reiſende behaupten zwar, Fregatten mehrere hundert Meilen vom Lande entfernt geſehen zu ha— ben, aber dies zugegeben, fo beweist es nur daß fie geſchickte Flieger ſeyen, welches ihre langen Flügel zeigen. Da fie ihrer kurzen Beine wegen ſich nicht aufs Waſſer ſetzen, indem ſie nicht mehr aufkommen könnten, ſo müſſen ſie wohl ſo lange fliegen, bis fie wieder einen Felſen antreffen, der ihnen zum Ruhepunkt dient. Eine Strecke von einigen hundert Seemeilen können ſie wohl überfliegen, und zuweilen ſolche Reiſen machen, aber ſolche machen ſie nicht öfters, und man trifft ſie nur ſelten in dieſer Ferne an, wogegen die eigentlichen pelagiſchen Vögel ſich meiſt weit von den Küſten entfernt halten. Die Fregatten ſind an Arten wenig zahlreich, man hat mit Beſtimmtheit nur zwei unterſcheiden können. Sie ſind große Freſſer und finden ſchon um deswillen ihren Unterhalt eher an den Küſten, als im offenen Meere. Sie machen ſich das Vergnügen hoch in den Lüften zu ſchweben, und wenn ſie eine Beute bemerken, ſo laſſen ſie ſich kreiſend nieder, ſtür— zen darauf, faſſen ſie mit ihren langen Schnabel und tragen ſie davon, ohne das Waſſer zu berühren. Die andern Vögel, welche hier in Betrachtung kommen, unterſcheiden ſich durch ihre verſchiedene Form, und durch ihre Sitten. Ihre Flugkraft iſt weniger groß, und ſie ſind genöthigt öfters zu ruhen, ſey er auf dem Waſſer, oder auf dem Lande. Sie entfernen ſich nicht ſehr weit vom Lande und dann nur in großer Geſellſchaft. Die erſte Stelle nehmen die Tölpel ein. Obſchon man fie ſelten mitten auf dem Ocean antrifft, fo find fie doch fo weit verbreitet, wie die Sturmvö— gel, mit dem einzigen Unterſchied, daß ihre Arten weniger an beſtimmte Breitengrade gebunden ſind. Der gemeinſte iſt der weiße Tölpel, welcher vom Nordpolarkreiſe bis in die Südſee verbreitet ſcheint. Man findet ihn am Cap, an den Küſten der Inſel Frankreich, an denen von Neuholland, von Timor, der marianiſchen Inſeln, und von Amboina, er iſt an ſei— ner weißen Farbe leicht zu unterſcheiden. Schwerer it eine andere Art zu erkennen, welche bedeutend kleiner iſt, und dunkle Farben hat, ſie findet ſich häufig in den Meeren von Braſilien, und eine dritte Art findet ſich bei den Corolini— ſchen Inſeln, bei Guam und Tiniam. Sie beſttzen die Stoßtauchfähigkeit in hohem Grade und ſtreifen weit über die Meere hin, obſchon ihr Flug etwas ſchwerfällig iſt. Sie kreiſen um die Schiffe und betrachten fie, ſuchen aber bald das Weite. Man traf ſie 500 Meilen von allem Lande an, gewöhnlich aber zeigt ihr Erſcheinen doch die Nähe des Lan— des, und mehrere Seefahrer ſind dadurch zur Entdeckung neuer Länder gekommen, daß ſie dem Zuge ſolcher Vögel folg— ten. Viele Schiffer führen als Thatſache an, daß die Tölpel ſich zuweilen auf die Schiffe ſetzen, Freyeinet glaubt in— deſſen man habe die Noddis oder dummen Seeſchwalben mit den Tölpeln verwechſelt, doch erwähnt er ſelbſt eines ſolches Vorfalls, indem bei den Molucken ſich ein kleiner Tölpel auf dem Bord der Uranie niederließ. Eben ſo vortrefliche Flieger ſind die Tropikvögel und die Meerſchwalben, und dennoch verdienen auch ſie noch nicht den Namen der pelagiſchen Vögel. Die Tropikvögel bewohnen nur die Meere der Tropenländer und entfernen ſich nicht weit davon. Am weiteſten von dieſen Gränzen entfernt traf man einen ſolchen unterm 26. Grad ſüdlicher Breite an. Sobald die Tropikvögel einen Segel erblicken, nähern fie ſich demſelben und ſchweben über das Schiff, gleichſam um zu recognos— 367 ziren, wo es dann zuweilen gelingt, durch einen glücklichen Schuß fie auf das Schiff herabzuwerfen. Die am beſten be— kannten Arten find der luftige Tropikvogel und der rothſchwänzige. (Phaeton acthereus et Ph. phoenicurus.) Man findet den letztern auf der Inſel Frankreich, auf der Inſel Norfolk unterm 25. Grad ſüdlich, und auf den Meeren zwiſchen den Sandwichsinſeln und Neuholland. Sie haben eine ſonderbare Art des Fluges, da ſie dabei immer zittern, als ob ſie ſehr ermüdet wären und man glaubt ſchon ſie fallen zu ſehen, zuweilen ſchweben ſie, doch ſelten. Aus großer Höhe herab ſtürzen ſie mit ihrem ganzen Gewicht und bemächtigen ſich eines Fiſches ohne zu tauchen. Sie durchſtreichen die Meere in kleinen Truppen. Die Meerſchwalben, welche man in allen Zonen vorfindet, durchſtreifen die Meere in allen Richtungen und find vor— trefliche Flieger. Man ſieht fie oft weit vom Lande auf offenem Meere und in den Meeren unter dem Aequator reiſen fie ſelbſt des Nachts, und erfüllen die Luft mit ihrem Geſchrei. Die einzelnen wüſten Inſeln oder Felſen beherbergen ihrer zu tauſenden. Sie nähern ſich ſehr den wahren pelagiſchen Vögeln, doch reiſen ſie nicht ſo weit und ſuchen weit eher das Land auf. Sie zeigen, wenn ſie in großen Geſellſchaften ſich vereinigen, die fiſchreichen Meeresgegenden an, und müſſen lange hungern können, da ſie nur bei ruhigem Meere zu fiſchen im Stande ſind. Die eigentlichen pelagiſchen Schwimmvögel find die Albatroße und die Sturmvögel. Die erſten, zugleich die größten Schwimmvögel, find auch die beſten Flieger, und die einzigen bekannten Vögel, welche die Erde umfliegen, da man in den ſüdlichſten Meeren und in dem nördlichſten von Kamſchatka und den Kurilen antrift. Jedem Seefahrer der an den Küſten von Südafrika vorbeifuhr find dieſe Vögel ſehr bekannt, wenn auch unter verſchiedenem Namen; die Franzoſen nen— nen ſie Meerſchafe. Sie gehören hauptſächlich der antarktiſchen oder ſüdlichen Halbkugel an, und ſind in der nördlichen viel ſeltener, auch niemals in den europäiſchen Meeren zu finden, ſondern nur in den aſiatiſchen. Die Sturmvögel aber findet man in allen Meeren, unter allen Meridianen und unter faſt allen Breitengraden. Die Zeit ausgenommen, wo ſie ſich fortpflanzen, bringen ſie ihr ganzes Leben damit hin, den Ocean in allen Richtungen zu durchfliegen, um auf mühſame Weiſe ihre Nahrung von den ſtürmenden Wogen aufzufangen, welche ſie nur ſparſam finden, und welche faſt eben ſo ſchnell verdaut als verſchluckt wird. Dieſe Vögel ſind daher der Gewalt eines einzigen Triebes unterworfen, nemlich des Nahrungstriebes, und man kann mit Wahrheit von ihnen ſagen, ſie ſcheinen nur zu leben, um zu freſſen. Die Reiſen der Fregatten, der Tölpel, der Seeſchwalben ſind bloße Luſtreiſen, wenn ſie auch oft weit über den Ocean gehen, aber die Albatroße und Sturmoögel reifen um zu leben. Wenn man gegen den Aequator ſegelt, fo bemerkt man die Albatroße erſt unter dem 30. Grade der Breite, in den Mer ren von Braſilien, und unterm 55. bis 59. Grade ſüdlich bemerkt man die meiſten. Sie durcheilen alle Meridiane dieſes ungeheuren Raumes und ihre Reiſen werden wahrſcheinlich nur durch die Eismaſſen des Polarmeers begränzt. Mit der Schnelligkeit eines Adlers fliegen ſie immer hin und her, und halten ſich nur da länger auf, wo ſie mehr Nahrung finden. Es giebt indeß gewiſſe Gegenden, welche ſie vorzugsweiſe lieben und dieſe ſind die beiden äußerſten Südpunkte des Kon— tinents Afrika und Amerika, das Vorgebirg der guten Hoffnung und das Cap Horn. In großer Menge bemerkt man ſie gegen Feuerland, und ſie begleiteu von da aus ſehr oft die Schiffe bis an die Küſten von Neuholland; weder Stürme noch Nebel halten ſie von ihrem Wege ab. Da ſie eine ſo große Maſſe bilden, und ſehr nahe an den Schiffen hin fliegen, ſo kann man ſie auch genau beobachten, und ihre Arten unterſcheiden. Es wäre dies ſehr leicht, wenn die Farben nicht ſo ungemein veränderlich bei dieſen Thieren wären, je nach dem Alter, dem Geſchlecht und der Jahrszeit. Allein dies macht es ſo ſchwer, die Arten aufzuſtellen, als bei den Meven. Ihre Zahl mag ſich etwa auf fünfe belaufen. Viel zahlreicher ſind die Arten der Sturmvögel, und dieſe noch viel ſchwerer zu beſtimmen. Sie ſind die unzertrennli— chen Gefährten der Seefahrer auf den längſten und weiteſten Fahrten. Unaufhörlich um die Schiffe kreiſend, verlaſſen ſie dieſe nur bei Windſtille, da ſtürmiſches oder wenigſtens bewegtes Waſſer ihnen großes Bedürfniß iſt. Der kleinſte von allen, der ſchwarze Sturmvogel, Procellaria pelagiea , kommt eben fo gut in den Nordpolarmeeren, wie in den Südpolarmeeren vor. Dagegen wechſeln andere Arten in verſchiedenen Breiten mit einander ab, wie wir dies bei der Beſchreibung der Gat— tung näher angeben werden. Sie beſuchen nicht nur alle Meere ſondern dieſe auch in allen Jahrszeiten, und wenn der Schiffer Vögel bemerkt, welche ſein Schiff immer verfolgen, und um daſſelbe herum fliegen, ſo kann er ſicher ſeyn, daß es Sturmvögel ſeyen. Die großen Arten ſind aber wohl zuweilen von Unkundigen mit den Albatros verwechſelt worden. Sie Jed zu allen Zeiten auf dem Meere und nur zur Fortpflanzungszeit näher an den Küſten. So unbezweifelt es iſt, daß dieſe Vögel ſich von Fiſchen nähren, ſo ſieht man ſie doch nie die Fliegfiſche verfol— gen, und findet auch in ihrem Magen die Ueberreſte ſolcher nicht. Sie ſcheinen hauptſächlich die Dintenfiſche und Calmars zu ihrer Nahrung zu wählen, da man von dieſen immer Theile im Magen antrifft, dagegen ſcheinen ſie auch die großen Meduſen und Quallen zu verſchmähen, fo häufig dieſe auch ſich im Meere finden, und von welchen oft eine einzige hinrei— chen würde, einen ſolchen Vogel einen ganzen Tag zu ernähren. Sie ſind genöthigt nur die bewegten Meere zu beſuchen und die ſtärkſten Stürme ſchrecken ſie nicht. Ihre Gegenwart iſt daher Folge der Bewegungen des Waſſers und zeigt nicht den kommenden Sturm ſondern das Daſeyn deſſelben an. Sie machen ſich das größe Vergnügen zwiſchen den haushohen Wogen der wüthenden See umherzufliegen. Sobald dagegen Windſtille eintritt, fliehen fie in Gegenden wo mehr Winde wehen, und kommen mit dem Winde wieder zurück. Die Urſache dieſes Bedürfniſſes der Winde beruht ohne Zweifel darin, daß durch die Bewegung der Wellen eine Menge Meerthiere auf die Oberfläche kommen, welche ihnen zur Nahrung dienen. Aus demſelben Grunde folgen ſie auch dem Wirbel und der Bewegung des Waſſers, welche durch den Lauf des Schiffes entſteht, man ſieht daher ſehr oft die kleinen Sturmvögel gerade der Linie des Schiffes nachfolgen, und jeden Augenblick mit dem Schnabel auf das Waſſer ſtoßen. Die lange Dauer, die Stärke und die Art des Fluges iſt für den Beobachter ſehr merkwürdig. Die Schnelligkeit, mit welcher fie fich auf die Beute herunterſtürzen, und fie mit dem Schnabel erfaffen, gleicht dem Fluge eines Pfeils, wobei ſie mit den Füſſen die ſchäumende Woge kaum berühren. Ihr Flug iſt immer ſchwe— bend wenn ſie auch zuweilen einmal mit den Flügeln ſchlagen, ſo geſchieht es nur um ſich ſchneller zu erheben. Man kann dieſe Beobachtung vorzüglich an den Albatros machen, welche ſich den Schiffen noch mehr nähern, und ihrer Größe wegen noch leichter ſich dem Auge mit Genauheit darſtellen. Ihre ausgedehnten Flügel machen keine ſcheinbare Bewegung, ſie mogen eine Wendung machen, welche fie wollen, fen es, daß fie nahe am Waſſer hinſtreifen, oder Wellenlinien beſchreiben. Die ſchönftiegenden Raubvögel, welche in der Luft ſolche ſchwimmende Bewegungen machen, ſenken ſich meiſt um fie auszu— führen. Die Albatros und die Sturmvögel erheben ſich dagegen mit großer Leichtigkeit, und ſchwingen ſich drehend um ſich 368 ſelbſt, vorzüglich auch durch Hülfe des Schwanzes, ohne daß ihr Fortkommen dadurch ſcheinbar aufgehalten wird, und ohne eine deutliche Flügelbewegung. Dennoch muß eine Thätigkeit vorgehen, wodurch die Luft, durch welche ſie ſegeln, ſie tragen kann, dieſe Bewegung ſcheint vorzüglich durch die Spitzen ihrer langen Flügel hervorgebracht zu werden, auf andere Art wäre die Fortbewegung unerklärlich. Einige dieſer mächtigen Flieger haben ſo ungeheuer lange Flügel, daß es einige Zeit dauert, bis ſie dieſelben in Ordnung gelegt haben, wenn ſie auf das Waſſer ſich ſetzen. Zuſammengelegt aber machen ſie das Ausſehen des Vogels nicht beſonders ſchön, da der hintere Theil durch ſie zu breit wird. Dagegen gewinnen ſie durch dieſe Größe eine un— glaubliche Flugkraft, und man beobachtete in den langen Sommertagen, welche unterm 59 Grade der ſüdlichen Breite faſt keine Nacht zulaſſen, Sturmvögel, welche ohne anzuhalten oder zu ruhen mehrere Tage anhaltend ihren Flug ver— folgten. Dieſe Vögel tauchen auch gar nicht, wohl aber ſetzen ſie ſich auf die Oberfläche des Meeres, und wenn ihre Beute unter Waſſer iſt, tauchen fie blos mit dem Kopfe darnach, und ſuchen ſie zu erhaſchen. Das Erſcheinen der Sturmvögel iſt alſo auch kein Zeichen des nahen Landes. Die meiſten Schwimmvögel leben in großen, oft unzählbaren Geſellſchaften, und nur ſelten ſieht man ſie einzeln und viele nur während der Brütezeit paarweiſe. Andere behalten auch dieſe Geſelligkeit zur Brütezeit bei und niſten in ſehr gro— ßen Colonien beiſammen. Es gehören dahin die Cormorans, Meven, Seeſchwalben, Lummen, Alken, Tölpel, mehrere Arten der Sturmvögel, Pinguine und Albatros, ſelbſt einige Arten von Gänſen. Man würde wohl glauben manche Reis ſende hätten die Zahl der Vögel, welche oft beiſammen angetroffen werden , übertrieben, wenn nicht die Berichte aller See— fahrer darin übereinſtimmten. Jede einſame Inſel, jede hervorragende Klippe, jedes etwas erhabene Meeresufer unbewohn— ter Gegenden unter allen Zonen bietet zahlreichen Seevögeln Schutz und Platz für Aufenthalt und Brut. Die Colonien verfinſtern beim Auffliegen oft die Sonne, oder die Küſten erſcheinen wie beſchneit, wenn ſie ſich ſetzen. Parry fand auf feiner Entdeckungsreiſe nach den Polargegenden, die kleine Lumme (Uria alle) in fo großen Haufen, daß mit drei Flinten im Laufe von 5 bis 6 Stunden 1263 Stück, (von welchen 93 durch einmaliges Abfeuren der drei Flinten) getödtet wurden. Boje erzählt, in ſeinem Tagebuch einer Reiſe nach Norwegen, er und ſein Begleiter ſeyen von den Schiffern auf einen gro— ßen dunkeln Streif im Waſſer aufmerkſam gemacht worden, der ſich gerade nach ihrem Schiffe hin bewegt hätte, daraus habe ſich ein Schwarm von Alken und Lummen entwickelt über tauſend Schritte breit. Der Zug dauerte ſo lange, daß die beiden Reiſenden ihre Doppelftinten jeder zehnmal laden und abſchießen konnte, ehe der Zug vorbei war. Solcher Flüge gab es zwei bis drei in der Gegend, das Geſchrei betäubte die Ohren. Schwärme von Meven ſaßen auf den Scheeren, daß ſie ganz weiß erſchienen und ein Doppelſchuß 9 Stücke niederſtreckte. In Auſtralien bemerkte man auf einer der Inſeln an der Küſte von Diemensland einen Zug von ſchwarzen Sturmvögeln, welche in der Luft 50 bis 60 Pards (1 ½ Elle) Tiefe und 300 Yards in der Breite einnahm. Sie flogen fo dicht, als es die ungehinderte Bewegung der Flügel geſtattete und dieſer Vogelſtrom floß in der Luft gute anderthalbe Stunden vor dem Beobachter vorüber, mit einer Schnelligkeit, welche derjenigen der Wandertauben nahe kam. Nimmt man den Zug zu 50 Yards Tiefe und 300 Breite, und die Schnel— ligkeit zu 30 englifchen Meilen in einer Stunde, und giebt jedem Vogel 9 Quadratyards Flugraum, fo erhält man eine Zahl von 154,000,000 Seevögeln. Gegen ſolche Schwärme erſcheinen jene der Lummen, Alken, Seeſchwalben und Meven zwar klein, allein da viele Schwärme in einer Gegend nahe beiſammen ſind, ſo wächſt die Zahl wohl auch zu Millionen au. Auf den Maluinen niſten die Rieſenſturmvögel in ſo großer Menge, daß die Mannſchaft der Schiffe, welche dort wegen den Scehundsfang verweilen, oft ganze Boote mit den Eiern beladen. Auf dieſen Inſeln ſammeln ſich Myriaden von Cor— morans, Pinguinen, Sturmvögel und Meven. Der äußerſte Norden, ſo weit man gegen die Pole vordrang, und ebenſo die Südpolarmeere, ſo weit man dort Länder antrifft, find in den Sommermonaten gleich reich an Seevögeln und reicher als die Tropenländer. Dieſe ungeheure Menge macht dieſe Polarländer auch zum großen Theil bewohnbar, da ſie für einen großen Theil des Jahres den Bewohnern Nah— rung liefern, theils an Eiern, theils an Vögeln. Die meiſten von den vorkommenden Arten, aus den Gattungen Meve, Alk, Lumme, Sturmvogel, Larventaucher werden zwar von den Bewohnern fruchtbarer und ergiebigerer Länder ver— ſchmähet, da ihr fettes, thraniges Fleiſch für ſie einen höchſt unangenehmen Geſchmack hat, allein die Bewohner kalter Länder haben einen weniger verwöhnten Geſchmack als wir, und der Thran iſt ihnen nicht ſo wiedrig. Ein guter Vogel— fänger iſt daher ein äußerſt nützliches und wichtiges Mitglied der Geſellſchaft. Es bedarf aber dazu außerordentlichen Muth, Kraft, und eine Ausdauer, die weder Regen noch Schnee, noch ſtürmiſche Meere beſchränken und einen ſchwindelfreien Kopf. Dieſe Art der nordiſchen Oekonomie, welche ſo ſehr mit der Naturgeſchichte der nordiſchen Seevögel verwebt iſt, bedarf daher einer nähern Berückſichtigung und einer allgemeinen Anſicht. Bei jeder Gattung wird ſich dann erſt das, was ſie be— ſonders angeht, ergeben. Schon ältere Schriftſteller haben über den nordiſchen Vogelfang geſprochen, die beſſern und ausführlichern Nachrichten gab Pennant, in dieſem Jahrhundert aber haben Boje, Naumann, Faber und Graba dieſen Gegenſtand behandelt und die Oekonomie der nordiſchen Seevögel ſo ins Klare geſetzt, daß uns darüber wenig zu wünſchen übrig bleibt. Naumann hat durch ſchöne Abbildungen das Treiben einer ſolchen Colonie lieblich verſinnlicht. Er giebt uns über die Inſeln der däniſchen Oſtſee, wo Myriaden von See- und Sumpfuögeln jährlich vorbeiziehen und brüten, ein ſehr belebtes Gemälde. Da das Werkchen nicht in Jedermanns Händen iſt, ſo erlauben wir uns einen Auszug daraus zu geben, ſo wie aus denjenigen von Boje, Faber und Graba. Die Inſeln Süderoog und Sylt find in Hinſicht der Menge, der dort brütenten Vögel beſonders merkwürdig. Süder— bog iſt in kleines, nur von einer einzigen Familie bewohntes Eiland, welches blos als Viehweide benutzt wird und ganz flache Ufer hat. Niemand ſtörte dort die Vögel, als täglich eine Perſon jener Familie, welche während der Legezeit, etwa zwei Wochen lang, die Eier abſucht, oder zuweilen eine überſchwemmende Springfluth. Kein Schuß geſchieht dort nach ihnen, daher ſind dieſe Vögel auch ſo wenig ſcheu, daß ſie ſich durch Reiſende zu Fuß oder zu Wagen gar nicht ſtören laſſen. Keine zwanzig Schritte vom Wagen ſtanden die Silbermeven Paar an Paar, ruhig demſelben nachſehend, ihr blendend weiſſes, oben blöuliches Gefider mit den ſammetſchwarzen Flügelſpitzen, ihr hochgelber Schnabel mit dem korallenrothen Fleck, ihre lebhaft gelben Augen glänzten in der lebendigſten Pracht. Neben ihnen umſchwirrten tauſende von andern Vögeln furchtlos und neugierig den Wagen. Das ganze grüne Feld war mit Hügelchen bedeckt, als ob hier eine große Kolonie von Maul— würfen hauſen würde, auf jedem beinahe war ein Neſt, ſo nahe an einander, daß nicht ſelten die Eier des einen Vogels in ein anderes überfielen. So fand Naumann im Neſte einer Meve, das Ei eines Auſternfiſchers neben den eigenen Eiern, 309 und im Neſte eines Auſternfiſchers das Ei einer Seeſchwalbe. Die kleine Inſel Norderroog, eine Meile von Süderoog in Nordweſten, war der Brüteplatz einer Colonie von Seeſchwalben, welche vielleicht aus einer Million dieſer Vögel beſtund, ſo daß die Inſel in der Entfernung von einer Meile geſehen, wenn die Vögel ruhig waren, einen weiten Streif im Meere bildet, als wenn ſie ganz mit Schnee bedeckt geweſen wäre, wenn die unermeßliche Schaar aber über denſelben aufſchwebte, ſo glich alles einer wirbelnden weißen Wolke. Hier lagen die Eier dieſer Vögel ſo dicht, daß man, ohne welche zu zer— treten, kaum dazwiſchen gehen konnte. Die brütenden Vögel berührten ſich oft, und würden nicht Raum haben, wenn ſie nicht in einer Richtung die Bruſt gegen das Meer gerichtet, über den Eiern ſäßen. Unmöglich könnte hier jeder Vogel ſeine Eier wieder auffinden, und muß ſich gewiß auf die erſten beſten ſetzen. Unbeſchreiblich iſt der Lärm an ſolchen Plä— tzen, denn dieſe lebhaften Vögel machen ſelbſt über Nacht, wo ſie ruhig auf den Eiern ſitzen und ſchlafen ſollten, ein ſpätes oft ſehr lautes Geſchwätz. Nahet man ſich am Tage einem ſolchen Orte, ſo ſieht man ſich nach und nach bald von Schreiern umringt, die Schaar wächst ſchnell zu einer umwirbelnden Maſſe, ihre tauſendfachen Stimmen betäuben die Sinne, und ſie flattern dem Wanderer ſo nahe um den Kopf herum, daß ſie ihn oft mit den Flügelſpitzen berühren. In der Angſt entle— digen fie ſich häufig ihres Unrathes, fo daß man wie mit Kalk beſpritzt ausſieht. Hier iſt es leicht, mit einem Stocke, fo viel als man wünſcht, zu erſchlagen, oder aus der Luft herabzuſchleudern, da dieſe Vögel doch an andern Orten ſehr ſcheu ſind. Durch Schieſſen an ihrem Brüteorte werden ſie vertrieben, daher iſt auch dieſes Schieſſen niemanden erlaubt, da daß Sammeln der Meerſchwalbeneier ein ſehr bedeutendes Einkommen gewährt. Auf allen Inſeln dieſer Küſte, wo große Colo— nien brüten, hat immer eine Familie das Monopol, die Eier eines beſtimmten Diſtrikes einzuſammeln. Sie ſuchen daher ſobald die Legezeit eintritt, täglich die Eier auf, nehmen ſie weg, und laſſen nur hie und da in den Neſtern eins liegen. Das Einſammeln geſchieht ungefähr vierzehn Tage lang, täglich regelmäßig, bis man ſieht, daß die Vögel das Eierlegen hin und wieder überdrüſſig werden, dann läßt man ſie ruhig ihre zuletzt gelegten Eier ausbrüten, daher, da man da— neben die Vögel ſchont und nicht weiter benutzt, fo vermehren fie ſich eher, als daß fie ſich vermindern, und dieſe Vers mehrung wäre noch weit ſtärker, wenn nicht zuweilen hohe Springfluthen die Brut einer ganzen Colonie zerſtörten. Solche Unglücksfälle ſind für alle nahe am Waſſer niſtenden Seevögel ſehr zerſtörend und nicht ſelten. Die Inſel Sylt iſt auf der ganzen Weſtküſte von einem fünf Meilen langen, aus weißem Flugſand beſtehenden, Dünen— gebirg begränzt, und bietet einen andern, jedoch in gewiſſer Hinſicht ähnlichen Anblick dar wie Süderoog. Hier niſten der Goldregenpfeifer und der große Brachvogel, in dem bebauten Theile der Inſel aber zahlloſe Brandenten, (Anas tadorna) welche als halbe Hausthiere betrachtet werden können, da man ihnen künſtliche Höhlen baut, und ſie ſelbſt in den Dörfern in Mauer und Erdlöchern, doch außerhalb der Gebäude brüten läßt. Die Wieſen ſind oft mit vielen hundert Paaren dieſer Enten überdeckt, und dies gewährt bei der Schönheit der Ente einen herrlichen Anblick. Dieſe Enten niſten geſellſchaftliche— in Höhlen unter der Erde, oder unter dem Raſen, wo man die Eier zu hunderten ausnimmt. Die Enten ſelbſt ſchmecken thranig und werden nicht gegeſſen. Auf eben dieſer Inſel niſten auch die großen Meven auf den Dünenhügeln zu tauſen— den und ihre Neſter ſtehen in dem dürftigen, halbdürren Dünenhafer (Carex arenaria), oder auf grau bemoostem oder mit kurzem Heidekraut kümmerlich bedeckten Boden, und zwiſchen ihnen brüteten etwa hundert Paare Eiderenten. Jene großen Meven waren alle Silbermeven (Larus argentatus). Rechts vom Hauptniſtplatz dieſes ſchönen Vogels niſtete eine kleine Colonie Sturmmeven (Larus canus). Mit jedem Schritt wuchs der Schwarm der umſchwebenden Meven. Am Fuße der Sandhügel hatte ein unermeßlicher Schwarm kentiſcher Seeſchwalben (Sterna cantiaca.) ſich angeſiedelt, und einige Schritte weiters die größte aller Seeſchwalben, die Caſpiſche. Alle dieſe vereinten Vögel belebten dieſe ſonſt ſo öden Sand— watten. Erſt am vorhergehenden Tage, hatten die vom Nordwinde aufgeregten Fluthen die Gegend überſchwemmt und die Eier mit fortgenommen, und ſchon fcharrten die Vögel wieder neue Löcher in den Sand, und wenn auch beide Arten, die kaſpiſche und die kentiſche Schwalbe unter einander flogen, ſo hatte doch jede ihren eigenen Brüteplatz. Die Benutzung eines ſolchen Vogelgeheges, wie das bei Lyſt, iſt gar nicht unbedeutend, da der Beſitzer davon ſeine Ein— nahmen jährlich auf wenigſttus 200 Reichsthaler brachte. Er erhielt an 30,000 Stück großer Meveneier, welche mit Moos in Körbe bepackt nach den Städten des Feſtlandes gebracht werden, wo 20 Stück mit etwa 4 Groſchen bezahlt werden. Zum Aufſuchen der Eier hält er zwei bis drei Leute, welche während der Sammlungszeit in einer Hütte neben den Vögeln wohnen, und von Morgen s Uhr bis Nachmittag um 3 Uhr mit dem Aufſuchen der Eier vollkommen beſchäftigt find; als Lohn bekommen ſie die Eier der kleinen Vögel, der Sturmmeven und Seeſchwalben, deren Zahl ſich jährlich auf mehr als 20,000 belaufen, womit dieſe, was ſie davon nicht ſelbſt verbrauchen, ebenfalls Handel treiben. Alle dieſe Eier ſind ſehr wohlſchmeckend, beſonders die der kleinen Seeſchwalben. Die Eier der Silbermeve ſind wenig kleiner als Gänſeeier, die der Sturmmeven und caſpiſchen Seeſchwalben von der Größe der Enteneier; die der kentiſchen Seeſchwalbe von der Größe kleiner Hühnereier. Die Zeit des Eierlegens iſt alſo für viele Bewohner der nördlichen Küſten und Inſeln ſehr wichtig, und erſetzt ihnen die Hühner, welche man weiter nördlich auch nicht hält. Das Einſammeln von Eiern und Vögeln iſt ebenſo wichtig im höhern Norden, oder vielmehr noch viel wichtiger. Die Küſten von Norwegen, Schweden, Lappland, den Föroern, Orkaden, Hebriden, der ſchottiſchen Küſte, ſind eben ſo reich an Alken, Lummen, Larventauchern, Tölpeln, Sturmvögeln, Puffinen, dreizehigen Meven, gelbfüßigen Meven, Mantel— meven, arktiſchen Seeſchwalben. Wir wollen auch noch einiges über das Einſammeln dieſer Eier und Vögel aus den Be— obachtungen Fabers, Bojes und Grabas anführen. Boje und Wöldike ſahen auf den Loffodiſchen Inſeln, unterm 67 und 68 Grade nördlicher Breite, da wo ſie jenen un— geheuren Schwarm von Alken und Lummen ſahen, von welchem wir ſchon geſprochen, auch ihre Brutörter in der Nähe des Bauernhofes Moſta. Eine ſehr hohe Felſenwand wird von oben bis unten auf ihren vielen Abſätzen von dreizehigen Meven bewohnt. So hoch hinauf als das Auge ſah berührte ein aus Seegras gebautes Net faſt das andere, die unterſten konnte man mit den Händen erreichen. Männchen und Weibchen ſaßen in den lieblichſten Stellungen dicht aneinander gedrängt, ohne ſich durch die Flintenſchüſſe abſchrecken zu laſſen. Ihre Schwärme machten gange Scheeren ſchneeweiß, und Boje ſtreckte mit einem Doppelſchuß 9 Stück nieder. Sie und die Lummen flogen in Schwärmen von Hunderten der See zu, während andere von daher zurückkehrten. Alken und Larventaucher bedeckten flächenweiſe das Waſſer unter dem Felſen, da auch ihre Neſter nicht weit von denen der Meven an den Felſen angebracht waren. Der Felſen Sörlands-Ruppen, erhebt ſich mit ſchwindelerregender Steilheit aus der See, und dient ſo hoch als das Auge reicht, den Scharben zum Aufenthalt. Jede Vogelart hat einen eigenen Diſtrikt inne, nur die Alken und Lummen brüten durcheinander, und haben ſich in den Felſen rechts und links getheilt, und zwiſchen ihnen kommen nur auf einzelnen 93 370 Vorſprüngen Scharben vor. Die Gryllumme niſtet nur zu unterſt über dem Waſſer an den Felſen, und fo fcheinen fich die Brüteplätze vom ſüdlichen Schweden, mit Einſluß von Bornholm bis hoch zum Norden hinauf an der ganzen Scheerenküſte zu verhalten. Jede Art von Seevbgeln kehrt jährlich zu ihren einmal gewählten Brüteplätzen zurück, und behauptet ihre Stellung. Faſt immer iſt die dreizehige Meve Begleiterin der Alken, Lummen und Scharben. Bei Salten beſtieg Boje den Rücken eines Vogelberges um die Papagei oder Larventaucher zu beobachten, welche in Fels— löchern brüten. Die Vögel werden mit Hunden hervorgeſucht und es begegneten ihm eine Frau mit zwei zu dieſem Vogelfang abgerichteten Hunden, die ſich bereits an einem minderſteilen Abhange auf der weſtlichen Seite des Gebirges, zwiſchen gro— ßen zerſtreut liegenden Felsblöcken, eine Strecke Weges hinunter gewagt hatte, und ein Dutzend gefangene Vögel um den Leib gebunden trug, auf Bojes Bitten aber mit ihm zurückging. Die Papageitaucher umſchwärmten ſie wie Bienen, mit ſtöh— nendem Geſchrei, oder ſaßen ganz aufrecht auf den Felſen. Die Felsart an dieſem Platze, welche der Papageitaucher ſich wählt, it Schiefer, der ſchon an ſich reich an Vertiefungen, und von den Vögeln ganz durchlöchert iſt. Jede dieſer Höh— len, für ein Pärchen beſtimmt, iſt bei einer Breite von 6 Zoll Durchmeſſer, ein bis zwei Klafter tief, und es läßt ſich nicht bezweifeln, daß der Vogel mit Hülfe ſeines harten Schnabels und ſeiner Klauen ſie ſelbſt grabe, da die innere Zehe ſonderbar horizontal gerichtet iſt. Die Hunde holen den Vogel aus ſeiner Höhle heraus, obſchon er ſich kräftig durch Bei— ßen und Kratzen vertheidigt. Dieſe Hunde ſind an Geſtalt und Zeichnung den Dachshunden ähnlich, aber höher von Bei— nen und durch eine doppelte Klaue am Hinterdaumen ausgezeichnet. Faber erzählt von den Vogelbergen in Island ganz ähnliche Dinge, wie Boje von denjenigen Norwegens. In Grim— ſöes Vogelberg niſten ſie in ſolcher Menge, daß fie die Sonne verbergen, wenn fie auffliegen; die Scheeren bedecken, wenn ſie ſitzen; die Ohren betäuben, wenn ſie ſchreien, und den von Löffelkraut grünen Felſen beinahe weiß machen wenn ſie brü— ten. Hier wohnt neben den fchon angeführten Meven, Lummen, Larventauchern u. ſ. w. auch noch der Eisſturmvogel, Procellaria glacialis. Seine merkwürdigſten Brüteplätze find, gegen Norden Grimfde, gegen Welten Lutrabierg, gegen Süden Hafnardsbierg und Kryſewicks Vogelberg, vorzüglich aber die Klippen von Weſtmanöer, wo fie von allen dort brü— tenden Vögeln die häufigſten ſind. Die Anzahl kann einigermaßen daraus berechnet werden, daß die Einwohner jährlich etwa 20,000 Junge von dieſen Vögeln ausnehmen, da jedes Paar doch nur ein Junges hat. Es brüten da wenigſtens 40,000 Paare, welche Zahl ſich jährlich vermehrt, da man die wenigſten auf den Klippen erreichen kann. Auch die Eider— enten find hier ſehr häuſtg. In Schottland iſt beſonders die Inſel Baß als Brüteplatz berühmt. Sie beſteht aus einer hohen ſteilen Felſenmaſſe, und it von der Landſpitze etwa zwei Seemeilen entfernt; fie gleicht von Ferne einem Kalkfelſen, wegen der vielen weißen Vögel, vorzüglich Sulen und ihrem Kothe, obgleich der Felſen aus rothem Porphyr beſteht und auf feinen abgeplatteten Rücken begrast, ſonſt aber ganz kahl iſt. Nur an einer Stelle erlauben die tobenden Brandungen das Anlanden, und dieſe Stelle, der einzige Eingang, iſt mit einer Thüre verſchloſſen und mit Schloß und Riegel verwahrt. Sie enthält eine See— meile im Umfange, und hat wenige und beſchwerliche Felſenſtiege, um zu einer unbeträchtlichen Anzahl von Vogelneſtern zu gelangen; zu den meiſten kann man nicht anders als an einem Stricke herabgelaſſen kommen. Miriaden von Vögeln bewoh— nen dieſen Felſen, welche man durchaus während dem Brüten nicht beunruhigt, und keine Eier ſammelt. Das Schießen iſt bei 5 Pfund Sterling Strafe verboten, dagegen werden die Jungen ausgenommen. Mit dem erſten Auguſt wird damit an— gefangen und fortgefahren, ſo lange man Vögel habhaft werden kann, da ſie von ungleichem Alter ſind. Man fängt ſo jährlich an die tauſend Stück junge Sulen, welche in Edinburg und andern Städten verkauft werden. Der Pächter zahlt jährlich 35 Pfund Sterling Pacht. Neben den Sulen niſten daſelbſt Sturmmeven, Lummen und Larventaucher, Vö— gel, welche überhaupt weit über alle Gegenden des Nordens verbreitet ſind. Der Puffin, (Porcellaria anglorum) brütet beſonders auf St. Kilda und einigen Orkaden in ſo unermeßlicher Zahl, daß er daſelbſt die Hauptnahrung der Einwohner für das ganze Jahr ausmacht. Er niſtet auf den höchſten mit Erde bedeckten Felſen, wo er lange tiefe Röhren gräbt, dicht unter der Oberfläche entlang, in welchem er ſein Ei ausbrütet. Mit Lebensgefahr werden dieſe Felſen erklommen, und alte und junge Vögel getödtet. Allein es giebt viele Stellen, wohin man gar nicht gelangen kann, daher bemerkt man cher eine Zunahme als eine Abnahme der Zahl. Graba beſchreibt die Vogelberge auf den Foröerinſeln, welche ganz ähnlich den eben angegebenen find. Auch hier hat jede Art ihren eigenen Brüteplatz. Auf einem ſolchen bemerkte Herr Graba zuerſt Larventaucher und Mantelmeven, auf einem Abſatze wo Gras wächst kamen dann Silbermeven, nun die großen Colonien Alken und Lummen, ziemlich weit nach unten die dreizehige Meve, und ganz unten ſaßen die jungen nicht brütfähigen Alken und Lummen. Auch Grönland zeigt nemliche Schauſpiel von Brüteörtern. Die Inſel Orpikſauk, nördlich von Disko, hat eine Felſenwand, auf welcher zu oberſt die Scharben, unter ihnen die Bürgermeiſtermeve, dann die dreizehige Meve, dann die Gryllumme, dann die Alken und zu unterſt das kleine Lumme, (Uria alle) brüten. Wohl die ſüdlichſte Colonie von Seevögeln in Europa, wenigſtens wo die Eier auf ähnliche Art benutzt werden, iſt die Inſel Eierland, eine der nördlichſten im Texel, wo beſonders die Silbermeven zu tauſenden brüten. Auch dieſe Inſel iſt verpachtet, und die Aufſeher müſſen eine beträchtliche Summe an die Regierung dafür zahlen. Man ſchätzt die tägliche Einſammlung der Eier, allein von der Silbermeve, auf 3400, ja manchen Tag auf 800. Nach Johanni werden die Eier nicht mehr ausgenommen. Welche Gründe mögen wohl die Vögel bewegen beſondere Inſeln oder Klippen andern vorzuziehen, und jährlich dahin zurükzukehren, wo ſie ſich einmal eingeniſtet haben, wenn ſchon ſo viele tauſende von Eiern und Jungen ihnen weggenom— men werden. Man ſollte denken, dieſe ſo ſcheuen Geſchöpfe würden die Menſchen ſo ſehr ausweichen, als es nur möglich iſt, und die Gegenden verlaſſen, wo ihre Brut geſtört wird, und in die unzugänglichſten Gegenden hinfliehen. Ueberdem muß es auffallen, daß ſo große Schaaren ſich gegenſeitig die Auffindung der Nahrungsmittel erſchweren, welche, wenn die Vögel auf weitem Brüteplätzen zerſtreut wären, den einzelnen Paaren weit leichter ſeyn müßte. Der bloße Hang zur Ge— ſelligkeit iſt es wieder nicht, wohl vielleicht aber der Schutz den ſie einander zu leiſten vermögen. Das letzte wenigſtens ſcheint die Urſache des geſelligen Brütens bei den Raubmeven, Meven und Seeſchwalben, welche gemeinſam die Raben und andere Vögel angreifen, wenn fie ihre Eier nehmen wollen. Die Raubmeven greifen ſelbſt Menſchen an, und vertheidigen ſich gegen ſie. Dieſe Tapferkeit ſchützt aber nicht immer, und gerade die Raubmeven nehmen oft die jungen Lummen und andere Vögel doch aus dem Neſt weg, und nicht ſelten niſten an demſelben Felſen, mitten unter den Schaaren brütender Waſſervögel, ein oder mehrere Paare Secadler, welche natürlich um Nahrung nicht weit zu ſuchen haben, da ſie ſich mich: 371 viel um den Wiederſtand der kleinen Vögel bekümmern, doch kann der vereinigte Angriff der Meven fie zurückſchrecken. Boje glaubt daß das häufigere Vorkommen der Nahrungsmittel fe beſtimmen möchte, da hier auch, aus ebenſo unbekannten Gründen, unzähliche Fiſche ihren Leich abſetzen, und die junge Fiſchbrut jenen eine unerſchöpfliche Nahrungsquelle darbietet Auch der Ueberfluß an kleinen Krebſen an flachen Orten iſt für die Nahrung ſolcher Vögel ſehr wichtig, da dieſe den Alken und Larventauchern beſonders zur Nahrung dienen. Faber glaubt „daß beſonders der Heimaths— und Geſellſchaftstrieb ſie beſtimme. Das erſte mag wohl die Urſache ſeyn, da wir ſehen, wie ſo viele Vögel die Orte, welche ſie einmal zum Brü— ten gewählt haben, immer wieder beſuchen, und, der Verfolgungen ungeachtet, ſich nicht an ein anderes Ort hinbegeben, Schwalben, Staaren, Störche und andere. Auch bei den Seevögeln ſcheinen dieſelben Paare ihre alten Neſtplätze wieder aufzuſucheu, und da auch die jungen an den Ort ihrer Geburt mit zurückkommen, ſo muß die Colonie bald anwachſen. Solche Colonien können aber nur bei Vögeln entſtehen, welche ihr altes Neſt wieder beſuchen und geſellſchaftlich brüten. Würden dies z. B. auch die Störche thun, ſo würden nach wenig Jahren die Dörfer nicht mehr Häuſer genug haben um alle die Storchenneſter zu beherbergen. So ſieht man zuweilen an einzelnen Häuſern ganze Reihen von Hausſchwalbenne— ſtern. Am meiſten mag die Wahl eines Brüteplatzes bei vielen Seevögeln von feiner Lage gegen die Winde abhängen. Boje ſagt auch, was Graba ſpäter bemerkte, daß die zum Brüten ausgewählten Felſen eine ſteile Abdachung gegen Süden hatten, und von den Nord und Nordoſtwinden geſichert ſeyen und Graba, daß der Vogelberg bei Weſtmannhaven auf den Föroerinſeln durch eine zweite Felswand gegen die ſtarken Winde geſchützt werde. Dieſer Schutz kann zugleich auch auf die Nahrung Bezug haben, da ſo geſchützte Stellen auch für die Thiere, von welchen die Vögel beſonders leben, ebenfalls geeignet ſind, und ſie ſich da in größerer Menge ſammeln. Für die unter der Erde brütenden Seevögel wie die Larven— taucher und Puffine muß die Beſchaffenheit der Felsart oder des Bodens vorzüglich Einfluß haben und die Wahl des Ortes beſtimmen. Ein dichter harter Kalk oder Granitfels könnte nicht durchlöchert werden, wohl aber ein ſchieferiger und leicht— verwitternder. Vögel, welche eine beſondere Art von Fiſchen zur Nahrung wählen, können nur da bleiben wo fie dieſe fin⸗ den, fo nährt ſich die arktiſche Seeſchwalbe beſonders von Stichlingen, und findet ſich nur da, wo dieſe in Menge ſich finden. Einen andern Grund der Geſellſchaftlichkeit beim Brüten, hat uns auch der gut beobachtende Faber, der leider zu früh der Wiſſenſchaft entriſſen worden, aufgezählt, nemlich der, daß im Fall die Aeltern von den Eiern weggefangen oder getöd⸗ tet werden, andere dieſelben ausbrüten. Man findet nemlich bei brütenden Colon ien eine große Zahl Vögel, welche nicht ſelbſt brüten, und dieſe Ueberzähligen ſollen ſich auf die Eier legen, wenn ein Männchen und Weibchen derſelben Art ausbleibt. So ſonderbar dieſes auch ſeyn mag, ſo wird es doch dadurch zur Thatſache, daß Herr Faber aus einem und demſelben Neſte der dreizehigen Meve drei brütende, und aus einem Neſte des Larventauchers ſechs herauszog, wo alſo einer nach dem an— dern die Eier bebrütete. So ſorgte die gütige Natur auf alle Art für die Erhaltung ihrer Weſen. Dies wird auch noch beſonders dadurch bewirkt, daß durch das Wegnehmen oder zu Grundegehen der erſten Eier doch keine Verminderung der Arten zur Folge hat. Dies iſt beſonders bei den Seevögeln wichtig, welche nur ein Ei legen, wohin die Alken, Lummen, Larventaucher und Sturmvögel gehören. In dieſer Hinſicht bilden die Schwimmvögel einen wichtigen Gegenſatz gegen das gewohnte Geſetz der Natur bei Säugethieren und Vögeln, daß die kleinen Arten mehr, die großen weniger ſtark ſich fort— pflanzen. Die kleinen Arten legen nur ein Ei, die größern dagegen, wie Enten, Gänſe, Schwane ſehr viele, und nach den Hühnern am meiſten. Dieſe brütenden Colonien erſetzen dem Nordländer, was der Bewohner der wärmern Gegenden an Lebensunterhaltung von ſeinen Kühen zieht; ſie gewähren ihm eine ebenſo geſunde und nahrhafte Koſt, als die Milch, und da die Nordländer überhaupt keine Koſtverächter ſind, ſo iſt auch das Fleiſch dieſer, für uns eben nicht angenehmen und nach Thran riechen— den Vögel, für fie äußerſt wichtig, und giebt ihnen reichlichen Wintervorrath. Faſt ſämmtliche Seevögel ſind Nahrungs— mittel für die Nordländer mit Ausnahme der Meven, Raubmeven und der Cormorans. Alle übrigen, beſonders die Alken, Lummen und Larventaucher werden ſowohl friſch gegeſſen, als auch eingeſalzen, und getrocknet. Im Mai leben die Bewoh- ner mancher Inſel oder Scheerenküſte von den Eiern der Seevögel. Nur die Noth kann aber den Menſchen zwingen, nicht allein dieſe ſchlechte Speiſe zu genießen, ſondern den meiſtentheils gefährlichen Vogelfang zu unternehmen. Um einige die— ſer erbärmlichen Mahlzeiten zu erlangen, müſſen die Menſchen ſich oft an Felſenwänden über hundert Faden an einem Seile herablaſſen, oder auf Felſen gehen, wo der Raum, den die Füße einnehmen können, kaum einen Fuß breit iſt, oder von der See aus, Klippen erſteigen, wobei ein Fehltritt oder das Losbrechen eines Steines augenblicklich den Tod herbeiführt. Die Methoden die verſchiedenen Arten zu fangen ſind verſchieden, wir wollen ſie kurz anführen. Die einfachſte iſt die mit der ſogenannten Fleiſtange. An einer 10—12 Fuß langen, und 1 ½ Fuß dicken, runden Stange iſt ein Stück ge, krümmtes Horn oben befeſtigt. An jedem Ende des Horns befinden ſich zwei Löcher, durch welche wieder zwei gekrümmte 14 Fuß lange ſchmale Stücke geſteckt werden, ſo daß dieſe an der Stange zuſammen treffen und dort mit Bindfaden befe— ſtigt werden können. Die äußerſten Spitzen dieſer Stöcke werden durch ein Band ſtraff angezogen; fo daß fie etwa 2 Fuß von einander entfernt bleiben. Zwiſchen dieſe wird ein aus großen Maſchen beſtehendes, meiſt aus Wolle geſtricktes Netz geſpannt. Da die Vögel in der Brutzeit wenig ſcheu ſind, ſo laſſen ſie ſich gewöhnlich im Sitzen das Netz überwerfen, und ſtecken ſogleich den Kopf in die Löcher der Maſchen, um in das Waſſer zu kommen, und ſind ſo gefangen. Man tödtet ſie durch die Trennung des Atlas vom Hinterhaupte, wozu ein eigener Griff gehört. Bei der zweiten Methode wird die Flei⸗ ſtange auch angewandt, allein die Leute, welche auf den Fang ausgehen, müſſen die Felſen vom Boote aus erſteigen und die Vögel im Fluge fangen. Auf dieſem Fange vereinigen ſich gerne ihrer vier. Zwei bleiben unten im Boote und ſammeln die herabgeworfenen Vögel auf, die andern beiden erklettern den Felſen. Beide verbinden ſich durch ein 50 bis 60 Fuß lan⸗ ges Tau, welches ſie an dem Hoſenquarder befeſtigen, und bewaffnen ſich mit der Fleiſtange. Nun ſteigt der erſte aus dem Boote auf den Felſen, der zweite ſetzt ihm ein kleines Bret, das an einer langen Stange befeſtigt iſt, unter den Hintern und ſchiebt ihn bis zu einem Abſatze hinauf, wo er feſten Fuß faſſen kann. Von hier hilft der erſte dem zweiten vermittelſt des Strickes zu ſich hinauf. Nun ſchiebt der erſte den zweiten höher, und ſo hilft einer dem andern wechſelsweiſe, bis ſie zu den Abſätzen gelangt ſind, wo die Vögel brüten. Auf dieſen ſchwer zu erſteigenden Plätzen können die kühnen Kletterer die Vögel mit den Händen ergreifen und tödten, ohne daß die erſchreckten Thiere zu entfliehen verſuchen. Iſt der Abſatz gut gelegen, ſo daß viele Vögel daran vorbeifliegen, ſo glückt es zuweilen den Vogelfängern in einem Schlage 2 bis 3 Vögel im Fluge zu fangen, und in Zeit von einigen Stunden mehrere Hunderte in die See ihren Gefährten zuzuwerfen. Beim Herabſteigen geht es umgekehrt, wie beim Heraufſteigen, der, welcher durch den Obenſtehenden am Seil gehalten wird, läßt ſich zuerſt hinab, und hilft dem andern durch die Stange. Dabei geſchieht es aber nicht ſelten, daß der, welcher klet— 372 tert ausgleitet, oder daß der Felſen unter ihm zerbröckelt und er niederſtürzt; hat nun der Obenſtehende nicht feſten Fuß ge— faßt ſo ſtürzen beide in die See. Die gewöhnlichſte aber auch gefährlichſte Art des Fanges aber geſchieht ſo, daß die Jäger durch Herablaſſen an einem Seile zu den Neſtplätzen in den großen Vogelbergen gelangen. Ein 3 Zoll dickes, 600 bis 1200 Fuß langes Tau wird am Gürtel des Vogelmannes befeſtigt. Außerdem hat er einen Sitz, der aus breiten, zuſammengenähten wollenen Bändern be— ſteht, welcher ebenfalls am Stricke befeſtigt iſt. Am Rande des ſenkrechten Felſens wird nun ein Stück Holz gelegt, damit der Strick von dem Geſteine nicht zerſchnitten werde, und über dieſes laſſen ſechs Mann den Vogelfänger an der Bergwand herabgleiten. Neben dem dicken Tau läuft eine dünne Linie herab, mit welcher der Schwebende den Obenſtehenden, die den— ſelben bald aus den Augen verlieren, Zeichen geben kann. Es gehört eine eigene Kunſt dazu, das Herumdrehen des Taues zu verhindern. Der Unerfahrne wird in der Luft wie ein Kreiſel umgewirbelt und verunglückt dann leicht oder kann ſeinen Zweck nicht erreichen. Sobald der Mann zu den Abſätzen gekommen iſt, wo die Vögel niſten, löst er das Tau ab, und befeſtigt es an einem Stein, damit es nicht entfchlüpft, und beginnt nun feine Arbeit. Wenn er die Vögel getödtet hat, welche er mit den Händen ergreifen kann, nimmt er ſeine Fleiſtange zur Hand, und fängt die Vorbeifliegenden in dem Netze, ſo daß ein geſchickter und geübter Fänger bei ſtillem Wetter leicht mehrere hunderte in das Boot herabwerfen kann, welches unten am Felſen liegt. Oft trifft es ſich, daß der Abſatz, auf welchem die Vögel niſten, in einer kleinen Höhle befindlich iſt, dann verſetzt ſich der Vogelfänger vermittelſt feiner Stange in eine Perpentikularſchwinguug, bis er einen ſolchen Schwung erhalten hat, daß er feſten Fuß faſſen kann. Er iſt auf ſolche Weiſe im Stande ſich eine Schwingung von 40 bis 50 Fuß zu geben. Sollte der Abſatz noch tiefer liegen, fo befeſtigt der Mann eine zweite Linie an ſich, welche er bis zu dem Boote herabläßt, durch welches er einen Schwung von 100 Fuß erlangen kann. Nach vollbrachter Arbeit ziehen ihn die Gefährten wieder herauf. Dieſe Art des Vogelfangs iſt natürlich weit die gefährlichſte, da ſelbſt die größte Vorſicht nicht vermeiden kann, daß zuweilen der Strick reist, und ſo der daran Hängende herunterſtürzen muß. Noch häufiger aber reist ſich durch die Reibung des Stricks ein oder mehrere Steine los, und zerſchmettern den Unglücklichen. Oder er ver— fehlt bei der Schwingung den Standpunkt und wird an den Felſen geſchleudert. Bei nicht ſehr hohen Felswänden befeſtigt der Fänger ſeinen Strick auch wohl nur an einen Pflock und läßt ſich ohne fremde Hülfe herab dieſe Methode wird auf dem Föroer und Schettlandsinſeln, auf den Hebriden und in Island angewendet. Die Vogelfänger müſſen als Knaben ſich ſchon darin üben, einen ſchwindelfreien Kopf haben, und überhaupt nicht furchtſam ſeyn. In Norwegen wird häufig die Methode des Aufſteigens von unten geübt, wie auf den Föroerinſeln. Die Waſſervögel, welche an den Seiten der ſteilen Felſen brüten, ſind von Natur die ſorgloſeſten und werden dabei ſo zahm, daß man ſie auf dem Neſt greifen oder mit einer Stange todtſchlagen oder im Garne fangen kann. Die der Regel nach bei ſüſſen Waſſern brütenden Vögel werden weniger zahm, und laſſen ſich nicht auf dem Neſte greifen. Die wenigſten haben den Muth, denjenigen anzugreifen, der ſich dem Neſte nähert, doch thut dies der Eistaucher, der arktiſche Steißfuß, der Singſchwan, die arktiſche Seeſchwalbe, die Bürgermeiſtermeve, die Mantelmeve und die Raubmeven. Die drei erſten vertheidigen ſich ſchwimmend, die andern fliegend, und zwar mit großer Hartnäckigkeit, ſo daß ſie ſelbſt auf den Menſchen niederſtürzen, daß dieſe ſonſt fo ſcheuen Vögel nun auf einmal fo dreiſt werden, zeugt von der erhöhten Reizung in welche der Geſchlechtstrieb ſie bringt. Die Waſſervögel, welche ſonſt ſelten fliegen, wie die Lummen, Alken und Papagaitaucher fliegen nur ſehr oft und müſſen es wohl, da ihre Neſter oft ſo hoch an den Felſen ſtehen. Herr Faber hat zuerſt auf eine Merkwürdigkeit aufmerkſam gemacht, welche man bei einigen Waſſervögeln antrifft, welche in der uneingeſchränkten Monogamie leben, das heißt wo beide Gatten abwechſelnd brüten und gemeinſam die Jun— gen ernähren und beſchützen, ſo lange wenigſtens bis dieſe das Flaumkleid abgelegt haben. Dieſe Merkwürdigkeit beſteht darin, daß das Männchen wie das Weibchen an einer oder mehrern Stellen des Bauches Federn und Flaumfedern ſich ausru— pfen, ſo daß ein oder zwei nackte Flecke entſtehen. Da nun dieſe Vögel kein Neſt bauen, ſo iſt die Beſtimmung der nack— ten Flecke klar, und beſteht darin, daß das oder die Eier von dem Vogel an dieſe angedrückt und ſo mit den umgebenden Federn bedeckt werden, daß ſie gehörig erwärmt werden können, da ſonſt die ſteifen Federn des Vogels, als ſchlechte Wärme— leiter, bei Mangel an Neſtwärme die Eier nicht gehörig erwärmt hätten. Dieſe Flecken nennt Faber ſehr ſchicklich Brütefle— cken, fie bilden gleichſam ein tragbares Neſt am Vogel. Die Anzahl der Flecken überſteigt nie die Zahl zwei und richtet ſich nicht immer nach der Zahl der Eier, denn die Zwerglumme, die Alken und Larventaucher legen nur ein Ei und haben zwei Brüteflecken. Die Meven, welche zwei bis drei Eier legen, haben dagegen nur einen, aber die Zahl der Flecken für jede Art iſt immer dieſelbe. Den Sulen und Scharben mangeln ſie. Die Geſchichte der einzelnen Gattungen wird auch die Eigenheiten einer jeden noch beſſer zeigen, und das Merkwürdige herausheben. Die Schwimmybgel unterſcheiden ſich in ſehr verſchiedenen Familien, nach der Länge der Flügel, und nach der Geſtalt der Füße. Man kann ſie wohl am beſten in fünf natürliche Familien bringen, welche in 27 bis 30 Gattungen zerfallen. Erſte Familie. Taucherartige. Erztaucher. Col ym bi. Noncheurs. Der Schnabel gerade, glatt, zuſammengedruͤckt, ſpitzig; die Beine ganz hinten am Koͤrper, ſo daß der Vogel nicht anderſt als aufgerichtet ſtehen kann. Die Fuͤße ſind entweder Lappenfuͤße, oder die drei vordern Zehen ſind mit einer ſtarken Schwimmhaut verbunden. Der Hals iſt lang und duͤnne, und überhaupt der Vorderkoͤrper ſchmal. Die Flügel kurz und mit ſehr kurzen Schwungfedern verſe— hen, daher der Flug ſchlecht. Dieſe Vögel beſitzen die Schwimmtauchfaͤhigkeit im hohen Grade, und können ſich lange unter dem Waſſer aufhalten. Die einen haben gar keinen Schwanz, die andern nur einen kurzen abgerundeten. Sie haben eine knoͤcherne Verlaͤngerung der Knieſcheiben zum Anſatz der ſtarken Muskeln der Schenkel. Sie tauchen ſo tief und ſo lange ſie wollen bis auf den Grund des 373 Waſſers und koͤnnen bis fünf Minuten unter Waſſer bleiben. Sie bewegen ſich mit anliegenden Fluͤ— geln unter dem Waſſer in allen Richtungen, und wenn ſie Athem ſchoͤpfen wollen, ſo ſtrecken ſie oft nur den Schnabel aus dem Waſſer. Gehen konnen fie gar nicht. Sie leben mehr auf ſuͤßen Waſſern als auf dem Meere, und bruͤten nur an ſuͤßen Waſſern. Sie naͤhren ſich von Fiſchen und Inſekten. Erſte Zunft. Mit Lappen füßen. Pinnatipedes. 1 Gatt. Steißfu ß. Podice ps. Erebe. Colymbus. IIlig. Schnabel mittelmaͤßig, gerade, hart, zuſammengedruͤckt, einen verlängert zugeſpitzten Kegel bildend; die Spitze der obern Lade leicht geneigt, die untere einen Winkel bildend. Naſenloͤcher ſeitlich, ausgehoͤhlt, ablang, hin— ten durch eine Haut geſchloſſen, vorn offen, durchgehend. Beine lang, ganz außer dem Gleichgewicht des Koͤr— pers, am Steiß ſtehend; Laͤufe ſehr zuſammengedruͤckt; drei Zehen nach vorn, einer nach hinten; die Vorder— zehen ſehr platt, an der Wurzel vereinigt, mit einer fluͤgelartigen Schwimmhaut umgeben; Hinterzehe zuſam— mengedruͤckt, mit dem Lauf nach innen eingelenkt, mit einer Schwimmhaut umgeben. Naͤgel breit, ſehr platt. Kein Schwanz. Flügel kurz, ſchmal, die drei erſten Schwungfedern faſt gleich lang, und die laͤngſten. Linneus hat dieſe Gattung mit den Seetauchern und Taucherhühnern vereinigt, allein fie iſt von dieſen zu auffallend verſchieden. Die Taucherhühner oder Lummen beſonders unterſcheiden ſich auch durch ihre Knochenbildung, es fehlt ihnen jene knöcherne Verlängerung der Knieſcheibe, welche bei den Steißfüßen und Seetauchern vorkommt. Sie können nicht an— ders als aufrecht mit fait perpendienlarem Körper ſtehen, fie ruhen und gehen auf dem Lauf, daher iſt ihr Gang langſam und beſchwerlich; ſie haben kurze Flügel, fliegen daher nicht häufig aber anhaltend, aber ſehr geſchwind und hoch in der Luft. Sie ſchwimmen mit gleicher Leichtigkeit auf und unter dem Waſſer. Sie tauchen mit an den Leib angeſchloſſenen Flügeln und einem kleinen Sprunge. Sie ſchwimmen unter dein Waſſer allein durch Hülfe ihrer Füße, daher iſt es ihnen möglich ihre Jungen beim Untertauchen unter ihren Flügeln mit unter das Waſſer zu nehmen. Sie tauchen ſehr lange und tief und ſchwimmen oft fo unter Waſſer daß fie nur den Schnabel hervorſtrecken um Luft zu ſchöpfen. Sie wandern im Winter aus den kältern Gegenden nach den ſüdlichen, wobei ſie den größten Theil wahrſcheinlich im Fluge zurücklegen, dem Lande ſich nähernd aber dann wieder ins Waſſer gehen und ebenfalls große Strecken, den Lauf der Flüſſe und Seen fol— gend, zurücklegen. Sie leben überhaupt mehr auf ſüßen Waſſern und brüten nur an dieſen. Sie wenden viele Mühe auf den Neſtbau und legen viele, meiſt ſechs Eier, welche immer einfärbig ſind. Sie leben in der mittlern Monogamie das heißt, Männchen und Weibchen brüten gemeinſchaftlich, führen die Jungen gleich nachdem ſie ausgebrütet ſind, ins Waſſer, ohne daß irgend einer von den Alten zu ihrer Ernährung beitrüge. Hingegen leiten fie die Jungen, führen fie an und be— ſchützen ſie. Sie gehen zum Brüten bis in die arktiſche Zone hinauf, verlaſſen aber bald dieſe kälteſten Gegenden. Sie haben ein zähes Leben, und tauchen noch mit unglaublicher Leichtigkeit, nachdem ſie Schroot durch den Kopf erhalten ha— ben. Der Leib iſt von vorn nach hinten ſehr platt; das Gefieder ſehr dicht anliegend, ſeidenartig glänzend. Sie mauſern im Herbſte, allein die Jungen erhalten erſt im dritten Jahre ihr beſtändiges Farbenkleid, und die Alten unterſcheiden ſich vorzüglich durch die ſonderbaren Kopfzierarten, welche den Jungen ganz fehlen. Dieſe Gattung iſt über alle Zonen ver— breitet, nicht ſehr zahlreich an Arten, welche gegen die Polarkreiſe an Zahl abnehmen. Sehr merkwürdig iſt, daß dieſe Vögel Federn verſchlucken, welche ſie ſich ſelbſt ausreißen. Nach Fabers Beobachtung ſoll dies beſonders gegen die Brüte— zeit geſchehen, ich habe aber den ganzen Winter und immer dieſe Federn im Magen angetroffen, und oft gar nichts anders. Taf. 128. Der gehoͤrnte Steißfuß. Podiceps cornutus. Grebe cornu. Alter Vogel. Schnabel ſchwarz, mit weißer Spitze, die untere Schnabellade an der Wurzel blaßröthlich. Der Mundwinkel, Augenbraunen und Zügel roth, die Regenbogenhaut purpurfarb, um die Pupille ein weißer Ring. Am Kopf ſteht ein kurzer Hinterhauptsbuſch, die Federn am Halſe ſehr lang und aufſtehend und ſo wie die Kehle ſchwarz; Rücken ſchwärzlich; der Federbuſch über den Augen roſtfarb. Vorderhals und Seiten des Halſes und Unterleibs roſtroth: Bruſt und Bauch ſilberweiß glänzend. Aftergegend grau. Flügel graubraun, die Schwungfedern der zweiten Ordnung weiß. Länge 13 bis 14 Zoll. Die jungen Vögel dieſer und der folgenden Art ſind ſchwer zu unterſcheiden; Oberkopf, Hinterhals Seiten des Halſes Rücken, Flügel und Seiten des Körpers ſind ſchwarzgrau, alles übrige weiß, nur der Hals unter der Kehle etwas graulich. Vaterland. Island, Norwegen, Schweden und andere nördliche Länder, auch in Dänemark und im nördlichen Deutſchland. Im Winter finder man ihn, doch ſelten, im Rhein und Main, ſehr ſelten kommt er alt in der Schweiz vor; ob jung iſt ſchwer zu ſagen, da die folgende Art mit ihm leicht zu verwechſeln iſt, beide kommen unter dem Namen des dunkeln Steißfußes (Podiceps obscurus) in den ältern Syſtemen vor. ö 94 374 Eigenſchaften. Er taucht ſo leicht, wie alle feine Gattungsverwandten und iſt fehr ſchwer zum Fliegen zu bringen, Fliegt er aber einmal ſo fliegt er hoch und ſchnell. Herr Faber verſuchte es ihn zum Fliegen aufzujagen, und ſchoß ohne Schroot auf einen in einem Teiche befindlichen, er tauchte ſchnell unter und kam am andern Ende des Teiches wieder zum Vorſchein, und tauchte ſo immer von einem Ende zum andern, endlich ſteckte er nur ſo viel vom Schnabel hervor, als nö— thig war um Athem zu ſchöpfen, als er aber gegen eine Stunde angehalten hatte ſo unter zu tauchen, und doch der Gefahr nicht entfliehen konnte, kam er plötzlich hervor, bewegte ſich hin über die Waſſerfläche durch wiederholtes Anſchlagen mit den Flügeln, und erhub ſich darauf durch einen ſehr hurtigen Flug, fo hoch in die Luft, daß er ſehr bald außer Geſicht kam. Wenn die Jungen erwachſen ſind, begiebt er ſich fliegend von den Teichen ins Meer und verläßt die nördlichen Küſten Anfangs Oktobers. Doch ſieht man zuweilen noch im December junge Vögel. Während der Brütezeit aber bewohnt er Seen und Teiche in der Nähe des Meeres. Die Ankunft geſchieht in Island in den erſten Tagen des Mai oder auch ſchon nach Mitte April. Sie ſchwimmen erſt einige Tage am Strande im Meere und ſind dann ſchon gepaart, ehe aber eine Woche verfloſſen iſt, find fie ſchon in den ſüßen Teichen dicht am Strande, in welchen fie brüten. Die Stimme, welche man faſt nur zur Begattungszeit hört, iſt laut gackernd. Die Gatten lieben ſich ſehr und ſind ſehr treu, und wenn der eine erſchoſſen wird, nähert ſich der andere ohne Furcht und ſtößt ihn einige Mal ſachte mit dem Schnabel, ehe er wegſchwimmt. Nahrung. Waſeerinſekten, ſehr kleine Fiſche, Fiſchleich, Froſchlarven. Man findet aber auch Waſſerpflanzen befon, ders Converven in ihrem Magen, nebſt Federn, die ſie ſich ſelbſt ausreißen. Fortpflanzung. Sie brüten immer nur im ſüßen Waſſer in Teichen und Seen. Sobald ſie daſelbſt angekommen ſind, bereiten fie ſich gleich zum Neſtbaue, wählen dazu eine kleine Erhöhung zwiſchen den Binſen und dem Rohre, wo das Waſſer am ſeichteſten iſt, erhöhen dann ſo viel mit Schlamm und Waſſerpflanzen, daß ſie etwas über dem Waſſerſpiegel hervorragt. Dieſes feſtſtehende Neſt wird nicht weiter ausgefüttert, jährlich benutzt, und hat ungefähr eine Viertelelle im Durchmeſſer. Das Weibchen legt im Anfang des Juni nicht mehr als ſechs Eier, die länglich, und rein weiß ſind, durchs Brüten aber und durch die Feuchtigkeit des Neſtes graugelb werden. Die Einwohner nehmen ihnen oft die Eier weg, ehe ſie brüten, das Weibchen legt dann wieder andere. Das Männchen ſchwimmt ſtets in der Nähe des Weibchens, und begat— tet ſich im Waſſer, indem er ſeine laute Stimme hören läßt, und mit dem Kopfe ſich neigt. Dann blähet es auch ſeinen Halskragen auf, der im Affekte beinahe den Kopf mit dem Schnabel bedeckt. Der Gatte der nicht brütet, ſchwimmt des Nachts, mit unter den Flügeln geſtecktem Kopfe, ſchlafend neben dem Neſte. Taf. 129. Der Ohrentaucher. Podiceps aurit us. Grebe oreillee. Der Schnabel ift dünne, vorn an beiden Kinnladen etwas aufwärts gebogen und ſchwarz, der Augenſtern brennend karminroth. Kopf, ganzer Hals und Oberleib ſchwarz, an Bürzel und Seiten mit einzelnen roſtfarben Federn gemiſcht; Hinter den Augen entſteht ein Büſchel roſtfarber, langer, zerſchliſſener Federn, die ſich bis über die Ohrgegend erſtrecken, die Federn an Kopf und Hals etwas buſchig und lang; Vorderleib ſilberweiß. Länge 14 Zoll. Vaterland. Er bewohnt die mit Schilf, Binſen oder Gras zum Theil bedeckten Seen und großen Teiche des mitt— lern Europa bis Dänemark, aber nicht bis Norwegen herauf, iſt in manchen Gegenden Deutſchlands, z. B. in der Lauſttz gemein, in andern einzeln auf dem Zuge, in der Schweiz aber ungemein ſelten. Eigenſchaften. Seine Sitten gleichen ganz dem vorigen, iſt aber ſcheuer und vorſichtiger, er taucht vortrefflich, ſchreit pfeifend, faſt wie die kleinen Regenpfeifer. Nahrung. Vorzugsweiſe Inſekten und ihre Larven, welche er vom Boden und den Waſſerpflanzen wegnimmt. Fortpflanzung. Er niſtet in Seen und Teichen, ſein Neſt iſt ſchwimmend; es beſteht unten aus Waſſerpflanzen, oben von dürren ſehr regelmäßig untereinandergeflochtenen Grasblättern, es enthält 3 bis 5 rein weiße, etwas längliche, 20 Linien lange Eier. Beide Geſchlechter haben mitten am Bauche einen Brütfleck, welcher durch die von der Bruſt aus— gerupften und verſchluckten Federn entſteht. In Europa kommen ferner vor der Haubentaucher. Podie. eristatus. Naum. T. 60. f. 106. An den Mee— resküſten, auf Seen, Flüſſen und Teichen von ganz Europa, doch nicht im hohen Norden. Wandert zum Theil ſchwim— mend, zum Theil fliegend. Im Winter iſt er auch bei uns gemein, im Sommer und in der Sommertracht wo er allein die großen Ohrbüſchel hat, ſelten. Da man ſeine ſilberglänzende Haut ehmals und jetzt noch zuweilen als Pelzwerk braucht, ſo hat dies zur Verminderung der Art beigetragen. Der grauwangige Steiß fuß. Podie. suberistatus. Grebe jougris. Naum. T. 70. fk. 107. An den Meeresufern, häufiger aber auf den Seen, Flüſſen und Teichen des öſtlichen Europa, häufig in einigen Gegenden Deutſchlands, ſelten in der Schweiz. Der kleine Steißfuß. Pod. minor. Grebe castagneux. Das Taucherchen. Naum. F. 71. f. 141. Häufig auf allen Seen und Teichen, welche viel Schilf haben, doch mehr im wärmern Europa. Nordamerika beſitzt den caroliniſchen Steißfuß. P. carolinensis enl. 943. Auf den Maluiniſchen Inſeln, leben in den dortigen Flüſſen und Sümpfen zwei Arten Steißfüße. Die eine Art, der Steißfuß mit ſchwarzer Kopfplatte. P. kallipareus. Zool. de la Coq. N. 54. hat am Kopf zwei herabhängende gelbe Federbüſche. Die andere Art P. Rollandi Zool. de T Uranie pl. 36. hat ebenfalls einen ſchönen weiß und braunen Feder— buſch. Auch Chili hat eine Art P. chilensis oder americanus. Garnot. und endlich ſoll nach Temmink der kleine philip— pinifche Steißfuß. P. philippinus enl. 945, eine einige Art ſeyn, welche ſich auch in Afrika vorfindet. 375 Zweite Zunft. Taucher mit einer ganzen Schwimmhaut. Palmipedes. 2te Gatt. Seetaucher. Colymbus. Eudites. Plongeon. Schnabel mittelmaͤßig lang, ſtark, gerade, ſehr ſpitzig zuſammengedruͤckt. Naſenloͤcher ſeitlich, an der Wur— zel des Schnabels, vertieft ablang, zur Haͤlfte mit einer Haut verſchloßen, durchgehend. Beine ganz am Steiß, außer dem Gleichgewicht, mittelmaͤßig lang; Laͤufe ſeitlich zuſammengedruͤckt; die drei vordern Zehen lang, durch eine ſtarke Schwimmhaut verbunden, die Hinterzehe kurz, auf dem Lauf eingelenkt, mit einer ſchlaffen, flügelartigen Haut. Nagel platt, Flügel kurz, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Schwanz ſehr kurz und abgerundet. Die Seetaucher find ebenſo durchaus Waſſervögel, wie die Steißfüße und im Bau des ganzen Körpers, fo wie des Sees lets ſich ſehr ähnlich. Sie nähren ſich aber ausſchließend von Fiſchen, da die Steißfüße auch Waſſerpflanzen genießen. Sie find ebenſo treffliche Schwimmtaucher, und noch ſchlechtere Gänger als die Steißfüße, fliegen aber beſſer, wiewohl auch ſelten. Linneus hat ſie mit den Steißfüßen und Lummen in eine Gattung gebracht, allein von den letztern weichen ſie in allen Beziehungen ſehr ab. Die ganze Gattung, welche nicht viele Arten enthält, iſt nordiſch. Es ſind ſcheue und ein— ſam lebende Vögel, welche nach Art der Raubvögel einzeln oder paarweiſe gewiſſe Bezirke einnehmen, in welcher ſie keine Gattungsverwandten dulden. Sie lieben zwar die Meeresküſten viel mehr als die Steißfüße und halten ſich ſehr häufig dort auf, allein fie brüten bloß an ſüßen Waſſern, oft zwiſchen Bergen in Bergſeen. Sie legen nur zwei Eier, und machen keine oder nur ſchlecht gebaute Neſter. Die Eier, welche bei den Steißfüßen weiß und ungefleckt ſind, ſind bei den See— tauchern länglich, dunkel olivengrün mit ſchwarzen Flecken. Sie leben in der Monogamie. Beide Geſchlechter brüten und leiten die Jungen, bis ſie mit ihnen im Herbſt die ſüßen Waſſer verlaſſen; ſie füttern aber dieſelben nicht, ſo daß ſie nach dem Ausbrüten ſogleich ins Waſſer gehen müſſen. Sie halten ſich außer der Brutzeit immer im Waſſer auf und ſchlafen ſchwimmend. Sie tauchen ohne Sprung mit angeſchloſſenen Flügeln, und ſind alſo Fußtaucher. Sie gehen nie, und in der Gefangenſchaft rutſchen ſie auf dem Bauche fort. Sie fliegen in der Paarungszeit oft hoch und ſicher. Ihre Stimme iſt durchdringend, und mit ihrem Schnabel können ſie tüchtig und tief beißen oder hauen. Viele bleiben im Norden auch im Winter, wo die Küſten nicht gefrieren. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich nicht in der Größe oder Farbe, da— gegen ſind die Jungen ſehr von den Alten verſchieden, und erſt nach Verlanf zweier Winter brütefähig. Es iſt noch nicht ausgemacht, ob ſie zweimal mauſern, da man auch im Winter völlig ausgefärbte Vögel antrifft. Faber erklärt ſich für die Meinung, daß keine doppelten Mauſer bei ihnen vorgehe, ihm tritt Temmink bey; Reinhardt und Boje dagegen nehmen an, ſie habe ſtatt. Es iſt ſchwer die Wahrheit aufzufinden. Zwar ſagte Faber, er habe im November, December und Januar Eistaucher und rothkehlige Taucher in voller Sommertracht geſchoſſen. Auch der ausgefärbte Eistaucher im Darmſtädter Muſeum wurde im Januar geſchoſſen. Daß dieſes auch in der Schweiz geſchehen ſey, davon iſt mir kein Fall bekannt, unter den vielen Tauchern aller drei Arten, welche ich im Winter ſah, war auch nicht einer, der auch nur eine dunkle Fe— der am Hals hatte, ein einziges Mal erhielt ich im März einen arktiſchen Taucher, welcher auf dem Rücken einige ſchwarze und weiſſe Flecken hatte. Dagegen war der Vorderhals ganz weiß. Dies würde aber darum nichts beweiſeu, weil von ſehr vielen Waſſervögeln meiſtens nur Junge beiderlei Geſchlechts zu uns kommen, ſo verhält ſich, zum Beiſpiel, das Vorkom— men der Jungen oder Weibchen von Anas fusca und marila, und von Mergus serrator bei uns wie 10 oder 12 zu 1, von Podiceps auritus und cornutus wie 20 zu 1. Von Anas molissima find mir mehrere Weibchen, aber noch nie ein Männ— chen vorgekommen. Alſo beweist dies Nichtvorkommen der Seetaucher im Sommerkleide weiter nichts als daß die Alten ſelten ſo weit ziehen, allein dann ſollte man in Norden im Winter faſt nur ausgefärbte antreffen, weil nur dieſe da blei— ben, die Jungen wegziehen. Dagegen erhielt ich zweimal mitten im Sommer, im Juni und Juli, das einemal Colymbus glacialis, das anderemal C. septentrionalis in vollſter Pracht, beides waren Männchen. Der junge Vogel muß auf jeden Fall der Wintertracht der Arten, wenn ſie eine ſolche tragen, ſehr ähnlich ſeyn. Allerdings tragen die meiſten in Winter— tracht vorkommenden Seetaucher noch Zeichen der Jugend an sich, aber andere find fo groß und ſchwer als immer alte Seetaucher ſind. Es laſſen ſich alſo für beide Meinungen Gründe aufſtellen, und erſt nach genauere Beobachtungen, welche man nur im Norden anſtellen kann, müſſen hierüber endlich den beſtimmten Aufſchuß geben. Die verſchiedenen Kleidungen, in welchem dieſe Taucher erſcheinen, haben zur Verwechſelung der Arten Anlaß gegeben. Beſonders ſchwer iſt der junge ark— tiſche Taucher vom jungen Eistaucher zu unterſcheiden, und nur die Größe kann hier leiten, da der Eistaucher immer grö— ßer iſt, als der arktiſche. Taf. 129. Der Eistaucher. Colymbus glacialis. Plongeon Imbrim. Colymbus atrogularis. Meyer. Colymb. Immer, Northern Diver, Die obere Schnabellade faſt gerade; die untere aufwärts gebogen, in der Mitte breit und unten gefurcht. Der Schwanz hat 20 Federn. Alter Vogel. Kopf, Hals und Kehle ſchön ſchwarz mit grünlichem und blaulichem Schimmer: unter der Kehle ein kurzer, weiß und ſchwarz gebänderter Querſtreif; am obern Theil des Halſes ein breites Halsband, von weißen und ſchwar— zen Längsstreifen, Rücken, Flügel, Seiten und Bürzel ſammetſchwarz, auf allen Federn des Rückens und der Schultern 376 findet fich gegen ihr Ende ein doppelter, viereckiger blendend weißer Fleck; Deckfedern der Flügel, Seiten und Bürzel mit kleinen runden, weißen Flecken, Bruſt und untere Theile rein weiß; Schnabel ſchwarz, gegen die Spitze graulich. Augen nußbraun; Beine außen braun ſchwärzlich, innerlich ſo wie die Schwimmhäute weißlich. Länge 27 bis 29 Zoll. Junger Vogel. Alle vordern Theile rein weiß; Kopf und Hinterhals braun graulich; an den Baden kleine weiße und graue Punkte, Rücken, Deckfedern der Flügel, Bürzel und Seiten des Bauches in der Mitte dunkelbraun, mit blau⸗ graulichem Saum; obere Schnabellade aſchgrau, untere weißlich; Augen braun; Beine wie bei den Alten. Der junge Vogel des arktiſchen Seetaucher unterſcheidet ſich nur durch ſeine geringere Größe, und wird leicht mit dem Eistaucher verwechſelt. Vaterland. Der Eistaucher iſt als Standvogel zwiſchen dem 60 — 70 Grade nördlicher Breite zu Haufe, die nörd— lichſten Plätze unter dieſer Breite verläßt er im Winter und ſtreicht ſüdlicher; dagegen hat er eine gleichförmige Verbreitung unter dieſer Zone; er iſt nirgends häufig, aber an mehrern Orten recht gemein. Nach Fabrizius verläßt er Grönland im Oktober, in derſelben Zeit zieht er vom nördlichen bis zum ſüdlichen Island, wo er überwintert, nach Landt iſt er bei Förde das ganze Jahr; nach Pennant in der Hutſonsbey, nach Leem und Nilſon brütet er in Finmarken; im Winter zeigt er ſich im ſüdlichen Norwegen, und an der ſchwediſchen Küſte; bei den Orkaden iſt er nach Temmink häufig. Viele müſſen aber auch auswandern, da er alle Jahre regelmäßig, und nicht etwa blos zufällig, im Winter auf unſern Seen ſich einfindet, ja ſogar im Sommer einzeln, doch gewiß ſehr ſelten vorkommt. Den Sommer durch iſt er nur in ſüßen Waſſern anzutref— fen, im Winter beſucht er dagegen die Meere und wandert den Küſten nach. Brehm hält den grönländiſchen Eistaucher für eine eigene Art. Wo er ſich in den aſtatiſchen und nordamerikaniſchen Küſten vorfinde, iſt nicht genau bekannt, wohl aber iſt es gewiß daß er auch da iſt. Eigenſchaften. Er iſt ein zänkiſcher, ungeſelliger, ernſthafter Vogel. Er ſchwimmt tief im Waſſer und iſt einer der gewandteſten Taucher, und ruhet nur am Lande wenn er brütet, und dann liegt er platt mit dem Körper auf der Erde, und geht ſehr ſchlecht. Wird er verfolgt, ſo taucht er immer unter. Beim Schwimmen hat er den Rücken immer ob dem Waſſer, und rudert ſchnell vorwärts, und beim Tauchen braucht er nur die Füße, nicht die Flügel. Mit dem Kopf unter den Flügeln, treibt er ſchlafend auf dem Waſſer, doch ſchläft er nicht feſt. In ein Paar Minuten hat er einen großen Teich durchſchwommen. Einmal erſchreckt kommt er nicht mehr in der Schußweite zum Vorſchein, und wenn er aufmerſam iſt, ſo taucht er beim Schein des Pulvers, ehe der Schroot ihn erreicht. Durch das dichte Gefieder an Bruſt und Bauch geht kein Schroot durch, ausgenommen wenn man von hinten nach ihm ſchießt. Mehrere Stunden nach einander ſieht man ihn nach Nahrung tauchen. Die Fiſche verſchluckt er unter dem Waſſer, wo er doch höchſtens A bis 5 Minuten weilt. Die Stimme it durchdringend, heulend aber zitternd, ſie lautet wie uh — uh — uh — uh hurtig und mit geſchloſſenen Lippen ausgeſtoßen und wird von dem Weibchen mit uh — huuu beantwortet; iſt er gefangen fo heult er hu — yy yyy, welches das Weibchen ebenfalls beantwortet. Dieſe Töne ſind ſchauerlich zu hören, wenn auf den einſamen mit Klippen umgebenen Bergſeen ſie durch das Echo beantwortet werden. In der Brütezeit fliegen ſie ſehr hoch und ſicher, beſonders in den hellen Nächten; oft ſind ſie ſo hoch in der Luft, daß man ſie nur hören kann. Zu dieſer Zeit fliegen ſie immer zwiſchen zwei bis drei Bergſeen hin und her. Im September ſteht man fie familienweiſe felten 7 bis 8 Stück zuſammen. So arg— wöhniſch er ſonſt iſt, ſo ſchwimmt er doch neugierig um die Gegenſtände, welche ihm auffallen, und wenn man ſich verber— gen und ſeine ſtarke Stimme nachahmen kann, ſo antwortet er und kann ſchußrecht ans Geſtade gelockt werden. Zur Paa— rungszeit iſt ſein Leben ſo zähe, daß es ſchwierig iſt ihn zu tödten. Den Nordländern iſt er ein verhaßter Vogel, da er ihnen ſo viele Forellen wegfiſcht. Sie eſſen ſein Fleiſch nicht, obgleich es ſehr fett iſt, und auch die Eier nicht, welche ſie zerbrechen, wenn ſie ſolche finden, damit er ſich nicht ſo ſehr vermehre. Sie beſchuldigen ihn auch fälſchlich, daß er ihren Enten den Bauch aufreiße, und auch den Menſchen mit dem Schnabel gefährlich verwunden könne. Nahrung. Dieſe beſteht in nichts anderm als Fiſchen, Brehm und Temmink meinen zwar, er freſſe auch Vegetabi— lien, allein Faber fand nie etwas anders als Fiſche in ſeinem Magen, und auch ich habe nie etwas anders gefunden, wohl aber war er oft mit Fiſchen bis an den Hals angefüllt, ſein Fleiſch hat aber auch einen ſo ſtarken und unangenehmen Thrangeruch, daß man denſelben nicht von den Händen bringt, wenn man einen ſolchen Taucher abgezogen hat. Gefangen fraß keiner etwas, oft aber verſchlucken ſie Fiſche, welche als Köder an Angelſchnüre angeſteckt worden ſind, und fangen ſich ſo. Dies geſchieht bei uns faſt alljährlich. Ich traf einſt auf dem See einen ſolchen Taucher, und ſchoß nach ihm, er tauchte unter, kam aber immer faſt an derſelben Stelle zum Vorſchein, und am Ende ergab es ſich, daß er einen Angel— hacken verſchlungen und ſich ſo gefangen hatte. Im Meer fiſcht er beſonders nach dem Seeſcorpion (Cottus scorpius) und nach kleinen Schollen, in den Gebirgswäſſern frißt er am liebſten die Alpenforelle und Karpfenforelle (Salmo areticus et carpio), welche dieſe Seen bewohnen. Bei uns iſt der Barſch feine häufigſte Beute, und man findet nicht ſelten die Reſte von 6 bis 10 Stücken in feinem Magen und einige im Vormagen und Schlunde. Fortpflanzung. Sobald er in ſeiner nördlichen Heimath angekommen iſt, ſo ſchwimmt er erſt einige Tage an den Küſten herum, dann aber fliegt er nach den Gebirgen um da die Seen und Teiche zu beſuchen, wo er ſeine Brüteplätze findet, und wo er nun den Sommer überbleibt. In Island hat er feine Brüteplätze meiſt an den nordöſtlichen, und nicht ſelten an den ſüdweſtlichen Plätzen; auf den weſtlichen Gebirgen brütet er nicht. Ohngefähr den 10. Mai zeigt er ſich paar— weiſe in den Buchten des Nordlands, und gleich darnach begiebt er ſich an die Brüteplätze. Dieſe ſind oft tief im Lande und auf Felſen, ſo hoch im Gebirge als der Singſchwan. Zu ſeinen Eiern erwählt er am liebſten einen kleinen unzugäng— lichen Werder in der Mitte des Landſees, und dul x 9 Gattungsverwandte in ſeiner Nähe, und auch nicht gerne andere brütende Vögel, außer die arktiſche ee zwei Eier legt er dicht ans Ufer, ohne ein Neſt zu bauen, fe find oft vom nahen Waſſer feucht. Am Ende Mai 111755 I und in der Mitte Juni find in den Eiern die flaumbedeckten Jun— gen gebildet. Auf dem Neſte ſſtzt er nicht wie andere Vögel, ſondern liegt darauf mit horizontalem Halſe. Beide Aeltern ſind ſich ſehr anhänglich und lieben auch ihre Brut ſehr. Beide Aeltern brüten abwechſelnd. Daſſelbe Paar kommt jedes Jahr an denſelben Brutort zurück, und wird der eine Gatte weggefangen, fo kommt der andere nächſtes Jahr mit einem neuen zurück. So ſcheu und vorſichtig der Vogel ſonſt iſt, ſo fürchtet er ſich doch nicht ſich dem Neſte zu nähern, wenn ein Menſch ſich nähert, und Gebärden zu machen, als wolle er die Eier vertheid'gen. Faber nahm ein Ei weg, und legte eine Schlinge über das andere; am nächſten Morgen war das Weibchen gefangen, und lockte durch ſein Heulen das Männ— chen herbei, und dieſes ſchwamm mit ängſtlichen Gebärden umher, um die Gattin zu befreien, fing ſich aber nachher auf 377 demſelben Ei. Sie legen nie mehr als zwei Eier, von welchen das einte oft faul iſt. Die Eier find groß, ſehr länglich, an beiden Seiten gleich dick, über 3 ½ ä Zoll lang, und haben auf gelblichgraubraunem Grunde, dunkelbraune und tiefaſch— graue Flecken. Das Neſt wird ſelten gefunden, daher verbreitete ſich die abergläubiſche Meinung, das Weibchen brüte die Eier in den Achſellöchern unter den Flügeln ſchwimmend aus. Man ſieht die Jungen mit den Alten ganze Stunden einan— der über und unter der Waſſerfläche ſpielend verfolgen. Im September verläßt die Familie die Berge und beſucht die Meeresufer, geht aber nicht in die offene See hinaus, ſondern folgt den Küſten. Welche Feinde ſie haben iſt nicht bekannt. Die Jagd iſt ſchwer, da ſie ſo ſchwer zu ſchießen ſind und trefflich tauchen. Nutzen iſt für uns keiner bekannt, da ihr Fleiſch nirgends gegeſſen wird, wohl wären die ſchönen Federn und die Bälge als Pelzwerk zu gebrauchen, aber auch der Schaden iſt unerheblich, da ſie nur fiſchreiche Seen bewohnen. Die zweite Art der arktiſche Seetaucher Colymbus areticus, Naumann. Nachträge J. 30. f. 60. und T. 31. f. 61. iſt viel kleiner, und behält immer einen grauen Kopf; in der Jugend iſt aber die Kleidung ganz dieſelbe, wie beim Eistaucher. Er bewohnt die arktiſchen Gegenden beider Welten, kommt aber in Grönland, Island und den Föroerin— ſeln nicht vor, wohnt aber ſüdöſtlicher, nach Nilſon im nördlichen Schweden, im ſüdlichern Norwegen und kommt auch in Kurland vor. Im Winter iſt er häufig an den Küſten von England, Deutſchland und Holland, auch auf den Seen der Schweiz nicht ſelten, doch nicht im Alterskleide. Taf. 129. Der rothkehlige Seetaucher. Colymbus septentrionalis. Colymbus rufogularis. Meyer. C. stellatus. Gmel. Plongeon cat marin ou A gorge rouge. Alter Vogel. Seiten des Kopfs, Kehle und Seiten des Halſes ſchön grau; Scheitel ſchwarz gefleckt; Hinterkopf, hinterer und unterer Theil des Halſes mit ſchwarzen und weißen Längsſtreifen; vorn am Hals ein breiter, lebhaft kaſtanien— braunrother Fleck; Rücken und alle obern Theile braunſchwärzlich, ohne Flecken bei ſehr alten Individuen, bei Jüngern bis zum dritten oder vierten Jahr mit ſehr kleinen, weißlichen, undeutlichen Flecken; Schnabel ſchwarz; Iris braun, ins orangengelbe übergehend; Beine äußerlich ſchwarzgrünlich, inwendige Seite und Schwimmhaut weißgrünlich; alle untern Theile von der Bruſt an rein weiß. Junger Vogel. Obere Theile braunſchwärzlich einfärbig, untere, ſo wie Kehle und Vorderhals weiß. Nach der erſten Mauſer wird der Scheitel und Nacken fein weißlich geſaumt; Rücken, Schultern und Bürzel braunſchwärzlich, mit einer großen Menge kleiner, rundlicher, weißer Flecken am Rande der Bärte, die Deckfedern der Flügel an der Spitze weiß geſaumt; Schnabel graublaulich, oben dunkel; Iris braun. Ueber dem After eine braune Binde. Schwanz ſchwärzlich. Ich beſitze einen Taucher, welcher auf dem ganzen Rücken ganz dunkel braunſchwarz iſt, ohne irgend ein weißes Fleckchen, alle vordern Theile aber weiß. Sollte dies ein ganz junger ſeyn? der Größe nach ſcheint dies nicht. Länge 2 Fuß. Vaterland. Norwegen, Schweden, Island, die Föroerinſeln. Kommt auch in Amerika und Nordaſien vor, auf Seen und Teichen. In Island findet man ihn oft neben dem Eistaucher auf demſelben See, wenn er etwas groß iſt. Er ſteigt faſt eben ſo hoch ins Gebirge hinauf, wählt aber auch oft die Teiche der Ebenen, ſelbſt wenn ſie dicht am Meere liegen, wo der Eistaucher nicht wohnt. In der Mitte Aprils zeigt er ſich ſchon paarweiſe, bei Föroe zeigt er ſich ſchon im März. Eigenſchaften. Dieſer Taucher iſt zwar vorſichtig, aber doch nicht fo ſcheu, wie der Eistaucher, und ſitzt zuweilen ſo feſt auf den Eiern, daß man ihn kaum wegjagen kann. Gewöhnlich verläßt er das Neſt aber doch und ſieht von Ferne zu. Die arktiſchen Meerſchwalben brüten oft in Menge um ſein Neſt, und wenn dieſe wachſamen Vögel ſich wie eine Wolke von den Neſtern in die Luft erheben, ſo iſt es für den Seetaucher ein Zeichen zur Flucht, und er kommt nicht wie— der zum Neſt zurück, bis er ſieht, das die Meerſchwalben wieder ihre Neſter beziehen; dann ſchwimmt er gravitätiſch zwi— ſchen dieſen ſchreienden Vögeln durch und watſchelt zum Neſte. Außer dieſen Seeſchwalben duldet er keinen brütenden Vogel in der Nähe. Seetaucher, Steißfüße und Eiderenten brüten gerne in der Nähe dieſer Seeſchwalben, ohne ſich durch ihr Geſchrei ſtören zu laſſen, gleich ob ſie wüßten daß dieſe kleinen Vogel ſich mit Erfolg gegen Raben, Meven und Raub— meven vertheidigen können. Mit Ende Auguſts verlaſſen Alte und Junge das ſüße Waſſer und gehen ins Meer. Im Win— ter ziehen ſie regelmäßig gegen Süden, und kommen dann bis in die Schweiz, wo ſie auf den Seen überwintern. Er geht eben ſo ſelten aufs Trockene, als der Eistaucher, und rutſcht meiſt auf dem Bauche weiter, indem er mit den Beinen nachſtößt und mit den Flügeln rudert. Er ſchwimmt und taucht ſo hurtig und geſchickt, wie der Eistaucher, nur kaun er nicht ſo lange unter Waſſer aushalten. Er hebt ſich leicht vom Waſſer auf in die Luft. Er iſt neugierig, und läßt ſich leichter als der Eistaucher beſchleichen, hat aber ungefähr dieſelbe Verbreitung, und brütet auch in Grönland, Norwegen, Is— land und Föroe, wo er aber überall Zugvogel iſt. Im Winter iſt er häufig an der däniſchen Küſte. Die Fiſcher um Schles— wig meinen, ſie kommen und gehen mit den Häringen. Er iſt dann geſellig, und ſoll oft in großen Truppen fliegen. Auch von dieſer Art erhielt ich einen völlig ausgefiederten alten Vogel einſt mitten im Sommer vom Bodenſee, der einzige der in der Schweiz, ſo viel ich weiß, in dieſer Kleidung je vorgekommen iſt. Nahrung. Dieſe iſt ganz dieſelbe, wie beim Eistaucher, er frißt nach meiner Erfahrung blos Fiſche. In den Land— ſeen ſtellt er den Forellenarten nach, und iſt deswegen von den Einwohnern gehaßt, ſie fangen ihn oft auf den Eiern; auch wird er manchmal in Fiſchnetzen gefangen, zerreißt fie aber oft. Im Meere liebt er am meiſten die Sprotte. Clupea sprat- tus und Salmo villosus. Fortpflanzung. Zum Brüteplatz zieht er beſonders ſolche Teiche vor, in deren Mitte ein unzugänglicher kleiner Werder liegt, wo daß Neſt dicht am Ufer ſteht, ſo daß er ſich vom Neſt ins Waſſer ſchieben kann, ohne zu gehen, auf grö— ßern Inſeln brütet er nicht, da er da zu große Geſellſchaft in den brütenden Enten finden würde. Jedes Jahr kommt das Paar zu demſelben Teiche zurück, und duldet keinen Artsverwandten darauf; wenn das Gewäſſer nicht fo groß iſt, daß jedes Paar feinen eigenen Bezirk einnehmen kann. Mit Ausgang des Mai bauet er ein großes aber kunſtloſes Neſt von Pflanzen ſüßer Waſſer und Gras und legt darein zwei Eier, welche ö vom Männchen und Weibchen bebrütet 9 378 werden. Beide Gatten brüten abwechſelnd, und der Taucher legt fich wie der Eistaucher auf die Eier, welche im Anfang Juni ausgebrütet ſind. Auch hier iſt das eine Ei oft faul; das Junge aber wird gleich von den Eltern ins Waſſer geleitet, wo es ſelbſt Nahrung unter der Anleitung der Alten ſucht. Da der Vogel oft in ſo kleinen Teichen brütet, wo gar keine Fiſche ſind, ſo iſt er in der Brütezeit immer in Bewegung, indem er mit ſeinem hohen ſichern Fluge zu den größern Land— ſeen ſtreicht, um Nahrung zu ſuchen; deswegen ſieht man ſelten mehr als einen Gatten bei den Jungen, da der andere weg iſt, um Nahrung zu ſuchen. Das Junge, welches ſo lange es das Flaumkleid trägt, nicht auf dieſe Weiſe Fiſche er— halten kann, nährt ſich in den kleinen Teichen von Waſſerpflanzen, welche man immer in ſeinem Magen findet. Der Tau— cher hat ein ſehr ſcharfes Geſicht, und hoch in der Luft fliegend, ſchießt er wie ein Pfeil ſchräg in den Teich hinunter, wo der Gatte mit den Jungen ſitzt. Seine Ankunft bezeichnet er mit dem wiederholten Geſchrei karr, welches die Gattin beantwortet. Schwimmend ſchreien fie ſehr laut und kläglich a auw, und mit einem quakenden äk — äk führt die ängſtliche Mutter mit ſteifgehaltenem Halſe und oft bewegtem Kopfe das Junge ins Waſſer. Bei den Brüteplätzen verräth er ſich leicht durch das Geſchrei, und die Norweger und Föroer ſehen ihn als eine Art von Wetterprophet an, der mit verſchiede— nen Stimmen die Veränderungen des Wetters voraus ſagt. So lange die Jungen leben verlaſſen die Alten ſie nicht, ſon— dern ſuchen ſich mit ihnen tauchend zu retten, werden aber die Juugen getödtet, ſo fliegen die Alten davon. Die Eier glei— chen in Form und Größe denen des arktiſchen Seetauchers, die Geſtalt iſt faſt walzenförmig, die Grundfarbe ſpielt ins Rothbraune, oft aber ins Grünliche, und andere mal mehr ins Dunkelbraune, mit kleinern ſchwarzen Flecken, unregelmäßig allenthalben dünne beſprengt, die Länge iſt über 2 ½ Zoll, die Breite 1 Zoll 8 Linien. Jagd, Nutzen und Schaden iſt wie beim Eistaucher. Sein Fleiſch wird zuweilen gegeſſen, es ſchmeckt aber immer thranig. Die Eier werden nie gegeſſen. Zweite Familie. Alkartige Schwimmvoͤgel. Alcadeae. Hongeuns. Alle Voͤgel dieſer Familie haben ſehr kurze Fluͤgel, der Schnabel iſt ſeitlich zuſammengedruͤckt, der Koͤrper dick, der Hals ziemlich kurz und dick, der Schwanz kurz die Hinterzehe mangelt; die Beine ſtehen ganz hinten am Koͤrper, doch mangelt der knoͤcherne Fortſatz an der Knieſcheibe, der bei den Tauchern vorhanden iſt. Sie leben alle auf den Meeren und gehen nicht auf ſuͤßes Waſſer; niſten in großen Geſellſchaften, gehen außer der Bruͤtezeit nicht aufs Land und naͤhren ſich von Fiſchen und Weichthieren. 1" Gatt. Taucherhuͤhnchen. Cephus. Mergulus. Uria. Mer gule. Der Schnabel kuͤrzer als der Kopf, faſt koniſch, an der Wurzel dicht mit ſammetartigen Federn bedeckt, ſtark, gewoͤlbt, mit einer deutlichen Firſte; Naſenloͤcher ſeitlich, an der Schnabelwurzel, rundlich, mit einer etwas erhabenen Haut umkleidet; Beine ſehr kurz, hinten am Koͤrper; Fluͤgel ziemlich lang, ſchmal, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte; Schwanz ſchmal und zugeſpitzt. Sie mauſern zweimal im Jahre. Taf. 130, Das kleine Taucher hühnchen. Cephus alle. Le petit Guillemot. Winterkleid. Der obere Theil des Kopfs und der ganze Oberleib ſchwarz, am Nacken ein in der Mitte ſehr ſchma— les, weißes Halsband; die hintern Deckfedern der Flügel ſchmal weiß geſaumt, die Schwungfedern der zweiten Ordnung mit weißen Spitzen, Ohrgegend, Kehle, Vorderhals, Seiten und ganzer Unterleib weiß, Unterhals ſchwärzlich gefleckt oder gewölkt. Sommerkleid. Ganzer Kopf, und Hals bis zur Bruſt, und alle obern Theile ganz ſchwarz; das Schwarze ſcheidet ſich in der Kropfgegend ſcharf vom Weißen, welches alle untern Theile bedeckt. Die Schwungfedern der zweiten Ordnung haben eine größere weiße Spitze, dagegen ſind die Deckfedern weniger weiß geſaumt. Beine braunſchwarz, die Schwung— federn ſind mehr ſchwarzgrau. Die Augen braun. Länge 8 1 Zoll. Vaterland. Die Meere des arktiſchen Kreiſes beider Welten, häufiger an den Küſten Grönlands. Es gehört den nördlichſten und weſtlichſten Gegenden der borealen Vogelzone an, und wird in ungeheuren Schaaren im nördlichen Grön— land gefunden, ſo weit man die Meere des Eiſes wegen befahren konnte. Im Winter muß es aber die nördlichſten Meere verlaſſen, iſt aber ſchon um Island ein Standvogel, und bringt dort den Winter im offenen Meere zu, nur in ſehr ſtrengen Wintern geht es in die tiefen Buchten und kommt oft zu hunderten um. Obgleich dieſer Vogel ſo klein iſt, ſo iſt er doch von der härteſten Natur und bewohnt die nördlichſten Länder, er iſt einer der Vögel deſſen wahre Heimath zwiſchen dem Eiſe des Nordpols iſt und ſelbſt Island liegt für ſie zu ſüdlich, ſie zeigen ſich nur in ſtrengen Wintern in Menge in den Buchten, und meiſtens nur nach einem Ungewitter auf dem Meere, deswegen wird auch ihre Ankunft auf Island, Föroe und Norwegen als Vorbote ſtürmiſchen Wetters betrachtet. Nur wenn das grönländiſche Eis ſich um die nördlichen Küſten legt, bringt es unzählbare Schaaren dieſer Vögel mit. Sie find dann fo zahm und vom Hunger ausgemergelt, daß man ſie mit der Hand ergreifen kann. Es iſt ein Bewohner des offenen Meeres, auf welchem es ſchläft, ſich den gan— zen Sommer aufhält und im ſtärkſten Sturme mit Leichtigkeit auf den aufgethürmten Wellen ſchwimmt. 379 Eigenſchaften. Es find wenig ſcheue Vögel, welche meiſt in großen Geſellſchaften beiſammen angetroffen werden Sitze: kommt man ihnen nicht leicht nahe, fie fliegen bald auf, und bewegen den Körper ſehr leicht mit vielen Wendun⸗ gen. Sie tauchen vortrefflich, und ſind Schwimmtaucher wie die Seetaucher, tauchen aber, nicht wie jene, mit geſchloſſenen ſondern mit halbausgebreiteten Flügeln, ſowohl wenn ſie ihre Nahrung ſuchen, als wenn ſie in Gefahr ſind. Während 95 Brütezeit ſind diejenigen, welche nicht brüten auf dem Meere, des Abends ſetzen ſie ſich unter beſtändigem Schreien Schnattern und Gackern auf die Steine bei den Brüteplätzen. Ihr Flug iſt ungemein hurtig und anhaltend, gleich Sr der Eisente. Sie gehen und ruhen auf dem ganzen Fuß, wodurch ſie ſich von den Lummen und Alken unterſcheiden. Wenn die auf den Felſen ſitzenden aufgejagt werden, ſo fliegen ſie ſämmtlich über das Meer hinaus, machen aber ſtets Bögen nach den Brüteplätzen zurück, wo man ſie leicht niederſchießen kann. Der Gang iſt ſehr ſchlecht und der Körper dabei ganz aufgerichtet. In ſehr harten Wintern ziehen ſie ſüdlich bis an die Küſten von Holland, England und Frankreich. Ihr Geſchrei hat verſchiedene Töne, entweder rufen fie wie try hy hy hy, worauf ein gackerndes allll re e —e—e—e folgt oder auch laut ſchreiend giv. Sie laufen gut und verbergen ſich ſehr behende zwiſchen den Steinen. Nahrung. Meerinſekten, Fiſchbrut, ſehr kleine Krabben und Krebſe, vielleicht auch kleine Weichthiere. Oft wenn ſie eine kleine Art rother Krebſe gefreſſen haben wird ihr Koth roth, und die Gegend, wo ſie ſitzen, iſt ganz roth gefärbt. Fortpflanzung. Sie haben zwei Brüteflecken am Bauche, und leben in der uneingeſchränkten Einweiberei. Männ— chen und Weibchen brüten abwechſelnd, und man trifft eben ſo oft die Männchen auf den Eiern. Herr Faber zog einſt zehn brütende aus ihren Löchern hervor, und alle waren Männchen, unter dieſen eines, welches er drei Tage vorher flü⸗ gellahm geſchoſſen und welches ſich zwiſchen den Steinen ſchnell verkrochen hatte, die Schmerzen hatten den Brütetrieb nicht unterdrückt, und es ſaß ganz abgezehrt auf dem Ei. Sie niſten in großen Colonien auf Felſen, zwiſchen die niedergefalle— nen Felſenſtücke. Mitten im Juni legt das Weibchen fein Ei, immer nur eins, etwas größer als ein Taubenei, auf den bloßen Stein. Das Junge wird anfangs von den Alten aus dem Schnabel gefüttert, ſtürzt ſich aber, ehe es fliegen kann, ins Meer, taucht dann ſogleich unter und findet ſeine Nahrung allein, wird aber von den Alten geführt und beſchützt. Die Farbe des Eies iſt weiß mit blaulichem Schimmer, ohne Flecken, wodurch es von den Eiern der Lummen und Alken aus⸗ gezeichnet wird Jagd. Man nimmt die Alten und Jungen aus den Neſtern, auf dem Meere aber können ſie leicht geſchoſſen werden, beſonders da ſie oft in ſo dichten Schwärmen fliegen, daß viele auf einen Schuß fallen. Die Isländer auf Grimſoe neh⸗ men die Eier nicht weg und thun auch den Vögeln nichts, wohl aber die Grönländer. Nutzen leiten fie dem Nordländer durch ihr Fleiſch, welches, obſchon etwas thranig, doch im Ganzen wohl zu genie— ßen iſt. Schaden thun ſie keinen. t + 2. Saft. Lumme. Uria Guillemot. Schnabel mittelmäßig, Fark, gerade, ſpitzig, zuſammengedruͤckt; obere Lade gegen die Spitze leicht gebogen; die untere bildet einen mehr oder minder ſtarken Winkel. Naſenloͤcher an der Wurzel, ſeitlich, vertieft, zur Haͤlfte durch eine befiederte Haut geſchloſſen, durchgehend. Beine kurz, am Steiße ſtehend, außer dem Gleich— gewichte, Laͤufe duͤnne; drei Zehen nach vorn, alle mit einer Schwimmhaut verbunden; Hinterzehe mangelt. Fluͤgel kurz, die erſte Schwungfeder die laͤngſte, Schwanz kurz, etwas abgerundet. Die Lummen ſind Bewohner der nördlichen Meere, dies und jenſeits des Polarkreiſes, welche ſie nur in der großen Winterkälte verlaſſen, wenn das Eis ihnen keinen Aufenthalt mehr geſtattet, wandern ſie längs den Küſten nach aus, und beſuchen die Ufer der nördlichen Länder. Außer der Brutzeit gehen ſie nicht ans Land, und wenn man ſie zuweilen da findet, ſo hat blos der Zufall, Stürme oder heftige Brandung ſie dahin geworfen. Nur ſolche zufällige Urſachen treiben ſie auch in die Flüſſe, an deren Mündungen man ſie im Winter nicht ſelten antrifft, ſehr ſelten verirren ſie ſich durch Zu— fall noch weiter hinauf in die Flüſſe oder auf Landſeen. Ihr wahres Element iſt das geſalzene Waſſer, das ſüße lieben ſie nicht. Sie gehen äußerſt ſchlecht, tauchen aber vortrefflich und lange und ſind Schwimmtaucher, welche unter dem Waſſer mit halb offenen Flügeln ſchwimmen. Sie nähren ſich von Fiſchen, Meerinſekten, kleinen Krebſen und Weichthieren. Ihr Flug iſt von kurzer Dauer und geht meiſt ganz nahe über das Waſſer vor ſich. Nur zur Begattungszeit, fliegen ſie ſchnell und häufig zu den Felſen, auf welchen ſie niſten. Sie leben ſehr geſellig, brüten in großen Geſellſchaften, und hüpfen dann munter auf den Felsabſätzen umher. Auf den Felſen wählen ſie die mittlere Region zu Brüteplätzen und ziehen die Felſen am offenen Meer, oder an den Mündungen der breiten Buchten vor, und gehen nicht ſo tief in die Meerbuſen und Buchten hinein, als es die Larventaucher zuweilen thun. Die Männchen und Weibchen halten ſich paarweiſe zuſammmen, und helfen einander brüten und die Jungen erziehen. Man trifft das Männchen ebenſo oft auf den Eiern an, als das Weibchen. Merkwürdig iſt es, daß ſehr viele Lummen, an den Plätzen, wo die Art brütet, ſich verſammeln, ohne ſelbſt zu brüten. Der Hang zur Geſelligkeit iſt bei dieſen Vögeln ſo groß, daß nicht allein die Brütenden ihre gegenſeitige Ge— ſellſchaft ſuchen, ſondern auch, daß ſolche, welche ſich in dem Sommer nicht fortpflanzen, doch in dieſer Jahrszeit in den Colonien der Brütenden aufhalten, und ſich unter ſie miſchen. Einzig bei dieſer und den folgenden Gattungen dieſer Fa— milie, und bei einigen Meven findet man den ſonderbaren Umſtand, daß die ungepaarten Vögel doch nicht ganz ihre Bedeu— tung für die Fortpflanzung verloren haben, da ſie in der Regel die Stelle der Aeltern vertreten, wenn dieſe außer Stand geſetzt ſind, ihre Eier ſelbſt auszubrüten. Dieſe Erſcheinung ganz eigener Art iſt allen Bewohnern des Nordens bekannt, welche zum Theil von dieſen Vögeln und ihren Eiern leben, und alle mögliche Gelegenheit haben, ſie unter allen Umſtän— den genau zu beobachten. Daher, obſchon dieſe Vögel nur ein Ei legen, bleibt doch die Gattung immer zahlreich, und ein Schatz für die Unterhaltung der Bewohner dieſer traurigen Länder. Männchen und Weibchen haben nur einen Brütefleck auf der Mitte des Bauches, und das Weibchen legt nie mehr als ein Ei, welches aber auch ſehr groß iſt. Die Eier der größern Arten, der Brünnichiſchen, der dummen und der weißgeringelten Lumme ſind ſich ſehr ähnlich, das eine Ende ſehr ſpitzig, das andere ſtumpf, daneben aber unter ſich an Farbe ſo verſchieden, daß man unter mehreren hunderten nicht zwei 350 antrifft, welche vollkommen gleiche Farben oder Flecken hätten. Die Grundfarbe iſt immer die Grüne, welche auf der einen Seite ins Grasgrüne auf der andern ins Weiße übergeht, die meiſten ſind mit ſchwarzen Flecken und Strichen auf verſchie— dene Art bezeichnet, andere faſt durchaus ohne Flecken. Auch die Größe iſt verſchieden, zuweilen ſollen einzelne Eier ge— funden werden, welche nicht größer als Droſſeleier ſind. Die Isländer glauben, dies ſeyen die letzten Eier, welche ein altes Weibchen legt. Ob dieſe, was ſehr wahrſcheinlich iſt, unfruchtbar ſeyen, darüber mangeln uns die Nachrichten. Die ausgenommenen Jungen ſind mit kurzen Dunen dicht beſetzt. In dieſer Zeit iſt die Unterhaltung der Verbindung mit dem Meere von Seiten der Alten lebhaft. Sie ſind dann beſtändig beſchäftigt, von den Felſen ins Meer und von da wie— der auf die Felſen zu fliegen, um die Jungen mit den kleinen Fiſchen, beſonders mit Sprotten und Sandaalen (Clupea sprattus et Ammodytes tobianus,) welche fie tauchend fangen, zu füttern. Sie bringen ihnen dieſe Fiſche im Schnabel zu. Unabläſſtig ſtoßen fie ihr ſchnarrendes Errr aus, indeſſen die Jungen, mit einer durchdringend lauten und klaren Flö— tenſtimme in den Felſen ſchreien. Keine Jungen irgend eines brütenden Vogels werfen ſo früh ihr Dunenkleid ab und be— kommen Federn, und verlaſſen dann auch das Neſt eher, als dieſe Lummen und die Alken. Kaum iſt ein Monat nach ihrem Auskriechen vergangen, fo haben fie das Federkleid der Alten in der Wintertracht erhalten. Noch nicht halb fo groß, wie ihre Aeltern, und zum Fluge noch ganz unfähig, ſtürzen ſie ſich ins Meer. Sie nähern ſich unter lautem Geſchrei dem Rande des Felſens, indeſſen die Alten unter Verdoppelung ihres Schnarrens ihnen nachwatſcheln. Das Junge ſtürzu ſich darauf von ſelbſt herunter, und fällt ſenkrecht ins Meer, die Alten ſtürzen ſich ihm gleich nach, ohne es zu berühren. Das Junge hat kaum das Waſſer erreicht, fo taucht es auch ſchon, worin ihm die Alten folgen. Wenn es wieder zum Vor— ſchein kommt, ſchwimmt es ängſtlich pfeifend dicht unter den Körper der Alten, als ob es auf ihrem Rücken kriechen wolle. Von dieſem Augenblick an muß es ſich ſelbſt Futter ſuchen, wobei es die Alten noch mehrere Monate anführen und beſchü— sen, und gleich mit ihm ins Meer ziehen, wo man ſie viele Meilen vom Lande oft antrifft. Es füllt! dieſen Lummen ſchwer, vom Waſſer auf in die Luft zu kommen, ſie fliegen daher nur dann viel, wenn ſie brüten und Junge haben. Sie fliegen wie alle mit kurzen Flügeln verſehenen Vögel, mit ſchnellen Flügelſchlägen, heben ſich dann aber hoch und fliegen ziemlich anhaltend. Aus der Luft werfen ſie ſich mit dem Bauche ins Waſſer, und bewe— gen gleich darauf den Schnabel gegen das Waſſer. Sie ſind ausgezeichnete Taucher, und entfliehen auch durch Tauchen. Sie müſſen ſehr tief tauchen, da man fie zuweilen im Magen des isländiſchen Heyfiſches findet, welcher ſich nur in der Tiefe aufhält, und niemals der Oberfläche ſich nahet. Auf den N iſt ihre Stellung mit gerade emporſtehendem Halſe; ihr kurzer Schwanz ruht auf dem Felſen und ihre Beine liegen längs dem Bauche, fo gehen fie auch, ihr Gang iſt daher watſchelnd und ſehr ungeſchickt, da ſie ſich im Gehen auf den ganzen aa ſtützen. Sie lieben es ſehr auf den Scheeren im Meere zu ſitzen, welche bei der Ebbe über die Oberfläche hervorragen, dagegen halten ſie ſich ſehr ſelten an der platten Erde auf, und ſie klettern überhaupt viel mehr als ſie gehen, wozu ihnen die hintere Scite des Laufs dient, welche abgerun— det und rauch iſt. Zur Ebbezeit ſchwimmen ſie haufenweiſe an eine ſteile Scheere, umringen ſie plötzlich und erklettern ſie ſchnell von allen Seiten. Man kann ſich keinen dümmern und phlegmatiſchern Vogel denken, als die Lummen. In der Brütezeit ſchreien fie ihr Errr, die gewöhnlichſten Töne aber find neben dieſem örrrrr, meererrerrrr, jou, jau, jä, jirrrrr edarärerrrr, eiürürrärerrrr, welche widerlichen und ſchwer nachzuahmenden Töne fie unaufhörlich wiederholen. Die Schnabelbildung iſt beſonders in der Länge ungemein verſchieden und die weißgeringelte Lumme iſt ſicher nur Va— rietät, da man ſie oft mit der Troillumme geparrt ſieht. Sie liegen entweder auf den Eiern, ruhen auf den Felſen oder ſchwimmen. Wenn ſie nicht brüten, ſitzen ſie in langen Reihen am Rande der Felſenabſätze, wo ihre Gatten liegen, oder auf den Scheeren am Meere und geſtrecktem Halſe unter anhaltendem Schreien und Neigen gegen einander, wenn einige vom Meere neu angekommene die Scheeren beſteigen, neigen die ſchon daſitzenden mit Hals und Kopf denen zu, welche neu ankommen, und dieſe neigen wieder und ſtecken die Schnäbel zuſammen. Schießt man unter ſie, ſo kommen die Brütenden hervorgewatſchelt um die erſchoſſenen zu beſehen, und wenn ſie ſich einige Male mit dem Kopf geneigt haben, gehen ſie wie— der zurück. Im Waſſer kann man fie oft mit Rudern erſchlagen, oder mit Steinen todtwerfen. Beim Tauchen öffnen fie die Flügel und rudern mit dieſen unter dem Waſſer, und wenn ſie auf dem Waſſer ſchwimmen, rudern ſie ſo ſtark mit den Füßen, daß die Schwimmhaut über das Waſſer erſcheint. Wenn räuberiſche Vögel, wie Raben oder Raubmeven ſich ihren Brüteplätzen nahen, um ihnen ihre Eier oder Jungen zu rauben, ſo fliegen ſie bloß dem Räuber eine kleine Strecke ſchnur— rend nach, ſetzen ſich aber darauf zwiſchen ihre Artoverwandten am Meere, und fangen an ihnen zuzuneigen, ohne weitere Sorge um Ei oder Junges. Das Scelet der Lummen zeichnet ſich durch das lange, ſchmale, flachgedrückte Bruſtbein aus, welches indeß mit einem bedeutenden Kamme verſehen iſt, ferner durch lange, ſchmale, in einen ſehr ſpitzigen Winkel zulaufenden Rippen, von wel— chen die zwei letzten frei ſtehen, und ſich bis über das Becken verlängern, bis ſie bei dem äußerſten Schwanzwirbel einan— der beinahe berühren, ſo wie auch durch das lange ſichelförmige Schulterblatt, welches ungefähr die Länge des Oberarms hat, aus, Der Oberarmknochen iſt zuſammengedrückt, und länger als der Unterarm. Der Schenkel iſt ein Drittheil länger, als der Lauf, hat aber keine Verlängerung an der Knieſcheibe. Das Fleiſch der Lummen iſt zwar eßbar, aber doch ſehr thranig, und kann nur dem nicht verwöhnten Geſchmack eines Nordländers angenehm vorkommen. Mänchen und Weibchen ſind einander ganz gleich, ſie haben Sommer- und Wintertracht; mit der letztern fangen die Alten ſchon an bekleidet a werden, wenn fie die Jungen nach führen. Die Jungen ziehen ſchon im nächſten Frühjahr das Sommerkleid an. Bei den Neſtern werden ſie ſehr von einer Art Läuſe geplagt. Taf. 129. Die Bruͤnnichiſche umme. Uria Brumnichii Guillemot Brunnich. Uria Francsii. Leach. Schnabel von der Länge des Kopfs, bleiſchwarz, die Spitze deutlich weiß, und hinter der Spitze mit einem breiten Aus— ſchnitt; die obere Lade etwas meſſerförmig, zuſammengedrückt. Die Schnabelfurche vom Mundwinkel bis zu den Naſen⸗ löchern weiß. 381 Sommerkleid. Kopf und Hals ſchwarzbraun, letzterer oben bleifarb überlaufen, der untere Theil des Halſes, die Bruſt und alle untern Theile weiß, an den Seiten des Unterleibs einige einzelne braune Federn. Schwungfedern braun, die obern Deckfedern etwas dunkler; die Schwungfedern der zweiten Ordnung an der Spitze weiß; die untern Deckfedern der Flügel graulich, der Schwanz mit faſt gleichlangen Federn und braun. Der Lauf vorn und die Zehen ſchmutziggelb, das übrige nußbraun. Winterkleid. Schläfe, Seiten des Halſes, Kehle und Vorderhals weiß, hinter den Augen bis zum Nacken läuft eine ſchwarze Linie, übrigens wie im Sommer. Länge 15—15 ½ Zoll, Breite 2729 Zoll. Vaterland. Grönland, Island. Sie gehört den nördlichſten und weſtlichſten Gegenden der borealen Vogelzone an und iſt ein nördlicherer Vogel als die Troillumme. Sie wird von Spitzbergen längs dem Meere an der öſtlichen Küſte von Grönland angetroffen. Sabine fand fie in der Baffinsbay und in der Davisſtraße. Sie brütet in Island nur jenſeits dem Polarcirkel, iſt im ſüdlichen Island ſehr ſelten, ſoll auch auf den Föroerinſeln vorkommen, wovon indeß Graba nichts er— wähnt. Sie ſoll weder in Norwegen, noch in Schweden, noch an der däniſchen Küſte zu Hauſe ſeyn. Eigenſchaften. Sie hat wenig ausgezeichnetes, von dem was im Allgemeinen über die Lummen geſagt worden iſt. Sie hält ſich den ganzen Winter an der isländiſchen Küſte auf, kommt aber im Winter nicht in die ſchmalen Meerbu— ſen hinein, ausgenommen wenn gewaltige Stürme entſtehen oder das grönländiſche Eis ſich um die Inſel anlegt, dann flieht ſie bei Tauſenden in dieſe Buſen um Schutz zu ſuchen, kriecht aufs Eis, wo ſie zuweilen in großer Menge feſtfriert, und ſo lebendig von Raben oder Falken gefreſſen, oder von den Menſchen ergriffen wird. Sie hat es mit den Artsverwand— ten gemein, daß fie, wenn fie ſich aufs Land verirrt, und das Meer aus dem Geſicht verliert, ganz ruhig da ſtitzt, ſich wie verwirrt umſchaut, und ſich greifen läßt, ohne ſich ihrer Flugfähigkeit zu bedienen. Sie ſchreit nicht ſo anhaltend als die Troillumme, hat aber dieſelbe ſchnarrende Stimme. In der borealen Vogelzone iſt ſie Standvogel. Nahrung. Sie ernährt ihre Jungen von kleinen Heeringen, ſich ſelbſt aber ebenſowohl von Mollusken und Meerin— ſekten. Faber fand oft Oniscus arenarius in ihrem Magen, von welchen ihre Exkremente rothgefärbt werden. Fortpflanzung. Sie brütet in unſäglicher Menge auf der Inſel Grimfde bei Island, und iſt da in weit größerer Anzahl als die Troillumme oder die geringelte numme. Im Vogelberg Lutraberg gegen Nordweſten brüten auch mehr von dieſer Art als von der Troillumme, im Vogelberge Chryſevik gegen Südweſten, nimmt das Verhältniß ab, und die Troil— lumme iſt häufiger, und dies iſt noch mehr auf den Weſtmannberinſeln. Die äußerſt armen Bewohner von Grimfde jenſeits des Polarzirkels, nähren ſich im Sommer großentheils von dieſer Lumme und ihren Eiern. In der Mitte Mais fliegt fie auf den Berg um ihre Eier zu legen. Sie iſt nie mit andern Lummen gepaart, ſondern hält ſich für ſich, und brütet ſo in Reihen ihre Eier in der mittleren Region des Felſens aus. Das Ei hat eine dicke Schale. Im Anfang Juni kriecht das Junge aus und ſtürzt ſich ſchon mit Ausgang Juli ins Meer. Die Bewohner von Grimſbe laſſen ſchon mit Ende Mai Leute in den Berg hinab, um die Eier dieſer Vögel auszunehmen, ſie legen dann wieder, und werden oft auch dieſer Eier beraubt, dann legen ſie noch einmal. In der Mitte Juli wird der Jäger zum letztenmale heruntergelaſſen um die größern Jungen auszunehmen. Sobald das Junge ins Waſſer gekommen iſt, ſchwimmen die Alten mit ihm ins offene Meer hinaus, und unter dieſer Führung werden ſie Anfangs Septembers mit der Wintertracht bekleidet. Ihre Jagd auf verſchiedene Art iſt leicht, ſie wird beſonders bei den Neſtern gefangen. Nutzen leiſtet ſie den Bewohnern der Polargegenden durch ihr Fleiſch und ihre Eier ſehr viel, und macht einen Haupt— gegenſtand für die Eier und Vogeljagd. Der Vogel wird geröſtet und ſchmeckt ſo recht gut. Schaden iſt von ihr keiner bekannt. Die andern dieſer naheſtehenden Lummen ſind die Troillumme. U. Troile. Naum. Vög. B. 1. T. 22. In den nordiſchen Gegenden von Norwegen, Schweden und im ſüdlichen Island. Im Winter gemein an der engliſchen Küſte, im baltiſchen Meere, und an den Küſten von Holland und Nordfrankreich, ſehr ſelten auf den weiter im Land liegenden Flüſſen und Seen. Die weißgeringelte Lumme. U. ringvia et leucopsis. Noch iſt der Streit nicht entſchieden ob dieſe Lumme eine eigene Art ſey, oder nur eine Varietät der Troillumme, das letztere iſt wahrſcheinlicher. Dieſe Lumme iſt übrigens nicht ſo weit verbreitet, wie die Troillumme und nur in den ſüdlichen Gegenden der borealen Vogelzone anzu— treffen. Die einfärbige Lumme. U. unicolor, Faber. Im nördlichen Island, ſehr ſelten. Taf. 129. Die dumme Lum me. Uria grylle. Guillemot d miroir blanc. Auf der Mitte der Flügel ſteht ein großer weißer Fleck, Füße roth. Winterkleid. Scheitel, Nacken und alle obern Theile, den Flügelfleck ausgenommen, tief ſchwarz: die mittlern und großen Deckfedern der Flügel bilden einen großen weißen Spiegelfleck; Augen braun; Schnabel ſchwarz; Mundhöhle und Beine hellröthlich; Backen und alle untern Theile vom Schnabel bis zur Kehle rein weiß. Sommerkleid. Alle Theile, den weißen Flügelfleck allein ausgenommen, ſchwarz, der Flügelfleck rein weiß, Schna— bel ſchwarz; Beine lebhaft roth. Junger Vogel. Kehle, Brut, und alle untern Theile rein weiß; Scheitel, Nacken, untere Theile des Halſes und Seiten der Bruſt ſchwärzlich, grau und weißgefleckt, Rücken und Bürzel mattſchwarz; einige Federn der Schultern und des Bürzels mit grau weißlicher Spitze; Flügel ſchwarz, der weiße Spiegelfleck mit ſchwärzlichen oder graulichen Flecken, Mundhöhle und Füße röthlichblau; Augen dunkelbraun. Länge 11 Zoll. Vaterland. Island, Grönland, Norwegen, die Föroerinſeln und andere nördliche Gegenden. Kein Vogel hat in der nordiſchen Vogelzone eine ſo gleiche Ausbreitung als dieſer. Er iſt nirgends häufig und doch überall gemein. Nach Graba iſt fie gemein auf den Föroerinſeln, Martens fand fie bei Spitzbergen, Sabine und Parry ſahen ſie auch daſelbſt zwiſchen dem Eis; fie iſt gemein um Kamtſchatka. Sie bewohnt die ſchottiſchen und orkadiſchen Inſeln, brütet in Finnmarken; auch an den ſchwediſchen ans Kattegat gränzenden Küſten brüten ſie, und Nilſon fand ſie in den ſchrägen 96 382 Sandufern der Inſel Weiroe in den verlaffenen Löchern der Uferſchwalben. Viele bleiben im Winter in den nördlichen Ländern, mehrere wandern aber ſüdlicher bis nach der Oſtſee. Sehr ſelten dringen ſie durch die Flüſſe ins Innere der Länder, doch wurde einſt eine Gryllumme auf dem Rhein oberhalb Baſel gefangen. Eigenſchaften. Dieſe Lumme iſt noch viel ſanfter oder vielleicht dümmer als ihre Gattungsverwandten. Ihre zärt— lichen Manieren und ihre zarte pfeifende Stimme hat ihr den Namen der grönländiſchen Taube verſchaft. Sie wurde auch weit mehr geſchont als die andern Lummen und zu Olaffens Zeiten ſah man es in Grönland für eine böſe That an, eine ſolche Lumme zu tödten. Zu den Schiffen oder Booten kommen dieſe zutraulichen Vögel ſchwimmend, und betrachten mit geſtrecktem Halſe was man etwa auswerfe. Oft erreichen die Bootsleute ſie mit dem Ruder, und jagen ſie mit demſelben fort, dann tauchen ſie augenblicklich kommen aber wenige Schritte davon wieder in die Höhe. Sie ſchwimmen ungemein ſchnell. Während des Auffliegens ſtoßen ſie noch mehreremale mit den Füßen hinter ſich, als ob ſie ſchwämmen. Wenn ſie auf dem Waſſer ſitzen, ſtecken ſie alle Augenblicke den Kopf und Schnabel ſo in daſſelbe, daß dieſes ihnen über den Nacken herabläuft. Sie iſt weniger geſellig als andere dummen. Vor dem Schießgewehr kann ſie ſich ſehr hüten und taucht beim Blitz auf der Pfanne ſchon unter, aus dieſen Grunde iſt ſie ſchwer zu ſchießen. In der Paarungszeit iſt ſie beſonders zärt— lich und zahm; das Männchen treibt das Weibchen mit artigen Gebärden, geſtrecktem Halſe, und einem langen, wohlklin— genden Pfeifen, welches mit dem Geſang des Wieſenpiepers einige Aehnlichkeit hat, und wie ist, ist, ist lautet, vor ſich her. Sie lieben ſtilles Waſſer mehr als andere Lummen, und halten ſich daher gerne nahe am Ufer und hinter den Schee— ren und Felſen, oder zwiſchen dem Eiſe auf, wo das Waſſer am ruhigſten iſt. Selten ſieht man ſie weit ins Meer hinaus— gehen beſonders bei ſtürmiſchem Wetter. Meiſt ſind ſie nur paarweiſe beiſammen und nicht in großen Haufen. Wenn ſie nicht ſchwimmen, ſitzen ſie Tagelang auf den Scheeren, und es gewährt einen ſchönen Anblick den ſchwarzen Vogel mit ſeinen weißen Spiegel und rothen Füßen auf dem grauen Felſen ſitzen zu ſehen. Die Gryllumme bewegt ſich zwar auf der Fußwurzel, aber nicht ſo langſam wie die Troillumme oder die Brünnichiſche; ſie fliegt ſchnell aber nicht hoch und oft, außer in der Paarungszeit, ſie iſt ein ausgezeichnet ſchneller Taucher, und geht bis auf den Boden des Meeres nach Nahrung. Nahrung. Dieſe ſuchen ſie meiſt auf dem Meeresboden, ſie beſteht großentheils aus kleinen Krebſen; Faber fand in ihrem Magen Oniscus pulex und arenarius, Boje Palaemon squilla, Fabrizius nur Fiſche, als Salmo villosus und die Brut von Cottus scorpins, Pontoppidan Schnecken; letzteres wird von Faber bezweifelt, von Graba beſtätigt. Den Jungen bringen ſie als Futter kleine Fiſche von Blennius gunellus und Ammodytes tobianus, auch Meerwürmer (Gordius marinus.) Fortpflanzung. Sie brüten nicht in fo großen Kolonien wie die Troillumme, der Brüteplatz iſt nur am Meere, ſowohl an offenen, als an tiefen Buchten, an felſigen Ufern, in den niedrigen Gegenden der Felſen, oft auch unter den vom Berge abfallenden Felsſtücken; doch haben ſie oft auch ihr Neſt oben in den nicht ſehr hohen Strandfelſen, über dem der Troillumme und der Scharben. Es giebt kaum einen bequemen Brüteplatz in jenen Gegenden, wo man nicht einige Paare anträfe. Der Vogel hat zwei Brüteflecken, und legt auch zwei Eier, oft aber nur eins, wie die übrigen Arten der Gattung. Das Ei iſt etwa von der Größe eines Hühnereies, die Form viel runder als das Ei der Troillumme. Die Grund— farbe bald blaulich, bald gelblich weiß, mit braunen oder ſchwarzbraunen, und verwaſchenen aſchgrauen Flecken und Punk— ten beſetzt, welche bald gleichvertheilt ſind, bald am ſtumpfen Ende einen Kranz bilden. Die Eier haben einen blutrothen Dotter und ſchmecken gut. Sie liegen ohne alle Unterlage in den Ritzen und Löchern der Felſen. Die Brütezeit dauert 24 Tage und die Jungen ſchlüpfen erſt Ende Juni aus, und im Auguſt ſchwimmen die Jungen in den Buchten herum. Die Alten tragen den Jungen das Futter im Schnabel zu, und ſind ſehr emſig im Füttern, und die Jungen liegen viel länger im Neſte als bei andern Lummen, bis ſie faſt erwachſen ſind. Sie werden gegen Ausgang Juli ausgenommen, und ent— weder, als ſehr fett und wohlſchmeckend, gleich gekocht, oder für den Winter eingeſalzen. Das Fett iſt ſehr fein und nicht thranig, wie das der übrigen. Dieſe Lumme kann gezähmt werden und frißt leicht in der Gefangenſchaft, lebt aber nur kurze Zeit, wenn ſie nicht ins Meer kommt. Feinde hat die Lumme beſonders am großen Seeadler und am isländiſchen Falken. Der Adler verfolgt ſie ſo lange, bis ſie vom Untertauchen ermüdet, ihm zur Beute wird. Außerdem iſt ſie faſt immer mit Eingeweidewürmern geplagt, beſonders mit einer Art Bandwurm (Taenia tordae.) Jagd. Sie iſt ſehr leicht, wenn man das Schießen gut verſteht, allein da ſie ſo ſchnell taucht, ſo fehlt man oft, kann aber wieder ſchießen, da ſie nicht ſehr erſchreckt wird. Einige Isländer haben die Behändigkeit die Vögel ſchwim— mend mit einem vierſpitzigen Eiſen zu ſtechen. In den Neſtlöchern wird die Alte leicht ergriffen. Sie nützt durch ihr Fleiſch und ſchadet nichts. Dieſer Art nahe verwandt iſt Uria Mandtii mit weißen Flügelſpitzen aus Grönland. t + 3e Gatt. Larventaucher. Mor mon. Macdreuæ. Schnabel kuͤrzer als der Kopf, hoͤher als lang, ſehr zuſammengedruͤckt; beide Laden gebogen, und in die Queere gefurcht, gegen die Spitze ausgeſchnitten; die Firſte der Oberlade ſchneidend und uͤber den Kopf ſich erhebend. Naſenloͤcher ſeitlich, am untern Rande der Kinnladen ſtehend, linienfoͤrmig, nackt, faſt ganz mit einer großen nackten Haut geſchloſſen. Beine kurz, hinten am Koͤrper; Fuͤße nur mit drei Zehen und dieſe mit einer Haut ganz verwachſen. Naͤgel ſehr gekruͤmmt, Fluͤgel kurz, die erſte Schwungfeder von der Laͤnge der zweiten oder etwas laͤnger. Dieſe Gattung gehört ebenfalls den nordiſchen Ländern an und iſt bis jenſeits des arktiſchen Kreiſes verbreitet und findet ſich in beiden Welten. Sie iſt von der Gattung Alk allerdings zu trennen, ihr Schnabel iſt breiter und höher, auch ſtärker gefärbt und ihre Lebensart beſonders abweichend. Die Larventaucher gehen beſſer, klettern aber ſchlechter, und be— ſitzen die Fähigkeit Neftlöcher zu graben; fie haben zwei Brüteflecken wie die Alken, und legen nur ein Ei, welches faſt ein— färbig iſt. Das Junge liegt länger im Neſt und verläßt es faſt erwachſen; es hat viel längern und dichtern Flaum. Aus— 383 geflogen wird es bald von den Aeltern verlaſſen. Sie ſtürzen ſich aus der Luft kopflings ins Waſſer. Sie haben keine ver— ſchiedenen Kleider nach den Jahreszeiten; ob ſie deſſen ungeachtet zweimal mauſern, iſt unbekannt. Sie wandern nicht regelmäßig, und ſind mehr an die nördliche Zone gebunden als die Alken. Das Gerippe weicht bedeutend von dem der Lummen ab, der Schnabel iſt viel höher, das Stirnbein ſchmäler, die Augenhöhle kleiner; das Bruſtbein kürzer und ſchmä— ler, und ein Rücken und Schwanzwirbel ſammt einer Rippe weniger, als bei den Lummen. Taf. 130. Der graukehlige Larventaucher. Mormon fratercula. Maucureum moine. Alca arctica, labradorica, deleta et canogularis. Stepapagei. Papageitaucher. Lund. Scheitel, Hinterhals, ein Halsband unter der Kehle und alle obern Theile ſchön ſchwarz; Backen, Ohrgegend und Kehle aſchgrau, vom Schwarzen allenthalben eingefaßt; Unterhals, Seiten des Unterhalſes und alle untern Theile rein weiß. Schwanz kurz, etwas abgerundet, ſchwarz. Der Schnabel hoch, ſehr zuſammengedrückt, beide Laden an den Firſten ſchneidend und von der Stirne gegen die Spitze ſtark gebogen, mit vier deutlichen Querfurchen, der ganze vordere Theil roth, der hintere ſchwärzlich hornfarben, längs der Stirne läuft ein orangerother Wulſt, welcher den ſchwärzlichen Theil ſo einfaßt, daß ein dreieckiger Fleck entſteht. Die Mundwinkel orangeroth, und die Haut um dieſelben runzlich und ſo wie der Augenliderrand hochroth; Beine hochroth, Nägel grau; Augen graulich. Die Jungen im Neſte ſind anfangs mit ſo vielen und ſo langen Federn bedeckt, daß ſie faſt wie junge Eulen ausſehen. Der ganze Körper iſt braunſchwarz, das Geſicht ſchwarz, Bruſt und Bauch weißgefleckt. Der Schnabel iſt verhältnißmäßig ſehr klein und unentwickelt. Länge 11 Zoll. Vaterland. Island, Grönland, Norwegen, Schweden, die Föroerinſeln. Seine eigentliche Heimath iſt innerhalb des arktiſchen Kreiſes, wird aber zwiſchen dem 60 bis 80 Grade brütend angetroffen. Er findet ſich häufig in Finnmar— ken, auf den Laffodiſchen und nordländiſchen Inſeln. Bei Spitzbergen trafen ihn Martens und Mandt, und Sabine in Grönland, wo er aber ſeltener iſt. Auch an den Küſten des aſtatiſchen Eismeeres, in Kamtſchatka u. ſ. w. kommt er vor. Seine ſüdlichſten Brutörter ſind die Küſten von Island und Föroe. Im Winter ziehen viele nach dem Ocean ſüdlicher, und kommen fo manchmal an die holländiſchen, engliſchen und franzöſiſchen Küſten; er ſoll ſogar in den Küſten Andaluſiens vorkommen. Eigenſchaften. Die Larventaucher ſind muntere und poſſirliche Vögel, deren Kolonien einen ſehr belebten Anblick gewähren. Sie ſitzen reihenweiſe des Abends auf dem Rande der Vogelberge vor ihn Löchern, wobei ſie eine Stimme hören laſſen, wie die eines gähnenden Menſchen, aa -haah. Sonſt tönt die Stimme wie ein hartes orr, orr. Sie ſitzen dann in nicht ſehr aufrechter Stellung, und zwar auf dem Lauf; ſobald ſie aber ſich bewegen, wobei der Kopf oft ſehr lächer— liche Wendungen macht, oder wenn ſie auf etwas ungewöhnliches aufmerkſam werden, richten ſie ſich mit dem Lauf auf und ſtehen auf die Füße. Oft blinzeln ſie mit den Augen wie eine Eule, und laſſen wohlbehaglich ihre Stimme ertönen. Der einzelne Vogel iſt ſehr ſcheu, und ſchwer zu erlegen, da er beſtändig taucht; iſt aber eine Geſellſchaft von ihnen beiſammen, ſo verläßt ſich einer auf den andern, dann ſind ſie ſehr dreiſt, ja dummdreiſt. Es ſieht ſehr ſeltſam aus, wenn man auf eine Schaar zufährt, und darunter ſchießt. Im Augenblick ſind alle verſchwunden, tauchen aber, wahrſcheinlich aus Neu— gier gleich wieder, und ganz nahe am Boote auf, worüber ſie dann ſo erſchrecken, daß ſie in größter Eile wieder unter das Waſſer ſchießen. Unter ſich ſind ſie gewöhnlich friedlich, doch gerathen ſie zuweilen in Streit, und mit ihrem Schnabel können ſie ſich recht gut vertheidigen, wenn ſie angegriffen werden. Sie wehren ſich gegen Menſchen und Thiere und beißen oft durch Haut und Fleiſch. Sie beißen oft ſo heftig in einen vorgehaltenen Arm oder Stock, daß ſie daran hängen bleiben, wobei ſie ſtark knurren. Von den Eiern laſſen ſie ſich nicht leicht wegſchrecken, ſchießt man nach ihnen ſo kommen mehrere aus ihren Löchern hervor, ſtrecken den Hals lang aus, um zu ſehen was es gebe, dann watſcheln ſie wieder mit ſchnatterndem Geſchrei in das Neſtloch zurück. Die Jungen vertheidigt die Alte nicht, und fie rührt ſich nicht von der Stelle, wenn man es wegnimmt. Er geht auf dem Fuße allein und nicht auf dem Lauf, und iſt beſſer zu Fuß als die Summen und Alken, läuft recht gut aber ſelten, und klettert nicht wie die eummen. Sein Flug iſt ſehr raſch und dem einer Lumme zu vergleichen; in der Brütezeit fliegt er ſehr oft und ſetzt ſich gerne auf die höchſten Felſen, kann auch ohne Abſatz mehrere Meilen weit fliegen. Geräth er einmal aufs Land, ſo wird er wie dumm und läßt ſich mit der Hand grei— fen, ohne die Flucht zu verſuchen. Er ſchwimmt und taucht ſehr gut, wenn er beunruhigt wird, ſo plätſchert er mit den Flügeln auf der Waſſerfläche und endigt mit Untertauchen. In Gefahr taucht er unter und ſchwimmt unter Waſſer mit Flügeln und Füßen ſehr geſchwind; die Nahrung ſucht er tauchend; aus der Luft ſtürtzt er auf den Kopf ins Waſſer, und fängt das Schwimmen mit einem kurzen Untertauchen an; auf dem Waſſer ſchwimmt er mit hohem Halſe und bewegtem Kopfe. Nahrung. Dieſe beſteht meiſt in Krebſen, und für die Jungen in kleinen Fiſchen. Man findet ſelten etwas in ihrem Magen. Sie ſcheinen nicht fo gefräßig, wie Alken, Seetaucher, Scharben, Enten, Meven oder Sturmvögel zu ſeyn. Daß fie auch zuweilen Vegetabilien genießen ſollen, wie Temmink meint, ſcheint eben fo ungegründet, als daß ſie Muſcheln und Schnecken freſſen. Fortpflanzung. Die Larventaucher niſten auf allen Inſeln der nordiſchen Meere, und allen felſigen Küſten, aber nur hart an der See, niemals mitten im Lande. Wenn ſie Inſeln haben können ſo fürchten ſie ſich, tief in die breiten Buchten hineinzugehen. Gewöhnlich iſt der Brüteplatz zu oberſt im Vogelberg, weil dieſer Vogel fein Net nur in Erd— löchern macht, er muß daher immer Erde haben, welche nicht zu hart zum durchgraben iſt. Dieſe Löcher gräbt er ſich mit ſeinem ſtarken Schnabel und ſcharfen Nägeln, kratzt weniges, altes Gras unordentlich zuſammen und legt ein einziges Ei auf dieſe Unterlagen. Wenn der Felſen oben ſchieferig oder verwittert iſt, ſo gräbt er auch in dieſen ſelbſt ſein Neſt. Er iſt gern nahe unter der Oberfläche des Raſens zu finden, und man muß oft von oben eingraben, wenn die Höhle zu tief iſt, als daß man den Vogel mit der Hand erreichen könnte. Die Oeffnung muß nachher ſorgfältig wieder verſchloſſen werden, weil font keiner dieſer Vögel, welche den Zugwind durchaus nicht ertragen können, wieder fein Neſt hier machen würde, Das Neſt beſteht nur aus einer runden Höhlung, ſo daß mehrere Vögel ſich darin umdrehen können. Die Löcher ſind bei 384 einer Breite von 6 Zoll im Durchmeſſer zuweilen ein bis zwei Klafter tief, und es läßt fich noch bezweifeln daß der Vogel ſie ſelbſt gräbt. In Norwegen bedient man ſich zum Fang dieſes Vogels einer Art von Dachshunden, welche aber höher von Beinen ſind, und am Hinterdaum eine doppelte Klaue haben. Dieſe Hunde kriechen in die Höhlen hinein, und pa— cken den Vogel, den ſie lebend herausbringen. Sie haben aber im Innern der Höhle einen harten Stand mit den ſich heftig vertheidigenden und bis aufs Blut beißenden Vögeln zu beſtehen, ſo daß nicht ſelten ſolche Hunde zu Grunde gehen. Die Höhlen, welche Herr Voje in Norwegen mit ſolchen Hunden ausbeuten ſah, waren in verwittertem Schiefer, der ſchon an ſich reich an Vertiefungen war, und den die Vögel ganz durchlöchert hatten. Das Ei iſt ſchmutzig weiß, mit größern und kleinern verwaſchenen, undeutlichen, grauen Flecken bedeckt, oft auch ganz braun, welche Farbe aber nur vom Koth des Vo— gels herrührt und ſich abwaſchen läßt. Es iſt ziemlich eiförmig und 2 Zoll lang und 1 Zoll breit; wird es weggenom— men, ſo legen ſie nochmals, und wohl auch zum dritten Male. Fängt man die Alten weg, ſo wird es von andern Artsver— wandten bebrütet, und man kann ſo von demſelben Ei mehrere Vögel wegfangen. Die Larventaucher ſind monogam, beide Ge— ſchlechter haben einen Brüteflecken auf jeder Seite des Bauchs, beide brüten und füttern. Das ſtarke flaumige Junge wird ſehr emſig von den Aeltern gefüttert, und iſt daher auch ſehr fett. Das Futter tragen ſie im Schnabel zu, und legen es vor dasz Junge mit einem tiefen Fütterungslaut wie aa ah. Sie fiſchen um dieſe Zeit oft zwei Meilen weit vom Brüte— platze und fliegen beſtändig hin und her vom Berge. Es beſteht beſonders aus dem Sandaale (Ammodytes tobianus) welchen fie in ſandigem Boden auffiſchen, und zwar 10 bis 12 Stück ehe fie wegfliegen; bei jedem Fange kommen fie auf die Ober- fläche des Waſſers und ordnen die Fiſche im Rachen zu beiden Seiten des Schnabels. Den Kopf des Fiſches behalten fie im Schnabel, und der ſchmale Körper hängt herunter, und man begreift es nur aus dem ſonderbaren Bau des Schnabels, wie ſie es anfangen können, daß ſie nicht den zuerſt gefangenen verlieren, wenn ſie die ſpätern ſchnappen. Wenn der Vogel mit dem Futter zum Loche gekommen iſt und die mindeſte Gefahr merkt, ſo ſitzt er ſtundenlang ſtill, und ſieht ſich um, wobei die wie Knebelbärte herabhängenden Fiſche ihm durch ihre Bewegungen um den Kopf ſchlagen, was gar ſonderbar ausſieht; erſt wenn alles ruhig iſt, geht er ins Loch hinein. Die Jungen bleiben im Neſte, bis fie faſt erwachſen find, und werden deswegen im Waſſer von den Aeltern nicht mehr gefüttert und geführt, ſondern bald verlaſſen. Die Jagd geſchieht meiſtens bei den Neſtern, und es werden eine große Anzahl ausgenommen. Auf den Föroer— inſeln wurden, nach Grabas Erzählung, in drei Tagen von einer kleinen abgeſondert im Meer liegenden Klippe 5000 alte Vögel aus ihren Löchern gezogen, und doch klagten die Föringer über das allgemeine Abnehmen dieſer Vögel. Ein einziger Mann fieng an einem Tage, mit der oben beſchriebenen Fleiſtange 950 Vögel. Der Nutzen den dieſer Vogel den Isländern, Föroern und andern Nordbewohnern gewährt, it ſehr bedeutend. Die Federn ſind ſehr gut, das Fleiſch der Alten wird aber nur da gegeſſen, wo man nichts beſſeres hat; aber das der Jungen iſt wohlſchmeckend und das Fett fein. Sie werden oft eingeſalzen oder geräuchert. Auf den Weſtmanoberinſeln, werden den Sommer durch unzählige alte Vögel gefangen, man zieht ihnen die Haut ab, und hängt die Körper zum Trocknen in die Windhäuſer und brennt ſie dann nachher mit Fleiſch und Knochen als Surrogat für Torf, was aber einen ſchrecklichen Geſtank verbreitet. Die Jungen können gezähmt werden, ſterben aber bald. Sie ſchaden durch das Durchwühlen der Erde und verderben den Graswuchs durch ihre ſcharfen Exkremente. Ihre Feinde find der Seeadler und der isländiſche Falke. Eingeweidewürmer (Taenia alex) haben fie ſehr viele, auch eine Askaride und große blaue Läuſe plagen ſie ſehr, und dieſe Läuſe hängen ſich auch den Menſchen an, welche ſich ihren Neftern nähern und beißen ſchmerzhaft, indem fie ſich ſehr feſt ſaugen. Die Frage, ob der Eislarventaucher Mormon glacialis eine eigene Art ſey, iſt noch nicht entſchieden, die Farben find ganz vollkommen dieſelben, allein er iſt um ein Drittheil größer, der Schnabel iſt ſtärker und wirklich höher als lang; er iſt 1 Zoll 9 Linien hoch, bei dem gewöhnlichen Larventaucher aber nur 1 Zoll 3 Linien; die Wölbung an der Firſte iſt auch viel ſtärker. Er bewohnt nur Nordamerika. Taf. 130. Der gemaͤhnte Larventaucher. Mormon cirrhatus. Le macareux huppe. Ganz ſchwarz; nur die Seiten des Kopfs find weiß, fo wie ein Kreis um die Augen, und auf jeder Seite entſteht hinter den Augen ein Vüſchel langer zerſchliſſener Federn von ſchöner gelber Farbe, 3 bis A Zoll lang, welcher dem Vogel ein zierliches Anſehen giebt; die ſchwarzen Flügel ſind weiß geſaumt; der Schwanz beſteht aus 16 Federn und iſt kurz, die Federn gleich lang und ſchwarz, die Beine ſind lebhaft roth. Die Größe übertrifft etwas diejenige des graukehligen Larventauchers und iſt 13 Zoll lang. Vater land. Die nördlichen Küſten des ſtillen Meeres, vorzüglich die Küſten von Kamtſchatka, wo fie wenigſtens im Sommer ſich aufhält, im Winter aber ſich mehr ſüdlich hinzieht. Eigenſchaften. Seine Gewohnheiten ähneln denen des graukehligen Larventauchers, doch ſcheint er noch häufiger auf den Scheeren und Klippen zu ruhen, und jeden Abend ans Land zu gehen. Er fliegt gut und ſchnell, entfernt ſich aber nicht weiter als 5 bis 6 Meilen von den Küſten. Die Einwohner brauchen die Häute, welche fie zuſammennähen zu Kleidern, die Federbüſche zum Putz, und die Prieſter machen aus den Schnäbeln eine Art von muſikaliſchem Inſtrument. Nahrung. Meerinſekten, Krebſe und kleine Weichthiere, ob auch Schalthiere, wie Pallas ſagt, möchte doch noch zweifelhaft ſeyn. Fortpflanzung. Er gräbt eben ſolche Löcher, wie der Graukehlige und eben ſo tief; das Weibchen legt nur ein Ei, welches die Größe zwiſchen einem Enten und Gänſeei hat. Der Geſchmack dieſer Eier ſoll vortrefflich ſeyn. Das Dot⸗ ter deſſelben iſt ſehr groß und von hoch orangegelber Farbe. Die Eier ſollen auf Meergras liegen. 385 4* Gatt. Straußtaucher. Phaleris. Starique. Temm. Schnabel kürzer als der Kopf, etwas niedergedruͤckt, feitlich breiter, faſt viereckig, an der Spitze ausge: ſchnitten; die untere Schnabellade bildet einen vorſpringenden Winkel. Die Naſenloͤcher ſtehen am Rande, in der Mitte des Schnabels, find linienfoͤrmig, hinten und oben zur Hälfte geſchloſſen, durchdringend. Beine kurz am After ſtehend, Laufe dünn, drei Zehen nach vorn, keine Hinterzehe, die Nägel ſehr krumm. Flügel mittel- mäßig, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Dieſe Vögel ſind nahe mit den Lummen und Larventauchern verwandt, und leben auf dieſelbe Art, wie ſie; ſie ſchwim— men auf den Wellen eines ſtürmiſchen, mit Eisklumpen bedeckten Meeres, welchem ihre zahlreichen Schaaren den Anblick eines muntern Lebens geben, wo ſonſt nur der ſtarrende Froſt feine Herrſchaft aufgeſchlagen zu haben ſcheint, mit zierli— chem Anſtand, und ſind von der Natur auf die Polargegenden von Grönland und Kamtſchatka angewieſen. Die Kenntniß ihres Daſeyns verdanken wir den unerſchrockenen Reiſenden, welche dieſe Gegenden beſuchten. Mit Sicherheit ſind nur zwei Arten bekannt, eine dritte iſt ungewiß. Taf. 130. Der kleine Straußtaucher. Phaleris cristatella. Starique cristatelle pl. col. 200. Beide Geſchlechter zeichnen ſich durch einen Federbuſch aus, welcher auf der Stirne ſteht, und aus eigenen Federn zuſammengeſetzt iſt, deren Bärte feſt zuſammenhängen; dieſe Federn 6 bis 8 an der Zahl, bilden einen Buſch, welcher ganz gekrümmt in umgekehrter Richtung von hinten nach vorn, bis über die Schnabelſpitze hinaus einen Bogen bildet. Sehr lange zerſchliſſene, blendend weiße Federn entſtehen an der Schnabelwurzel, und zieren die Stirne, die Backen und die Ohrgegend, je älter der Vogel deſto reiner weiß und deſto länger find ſie, daher bei jungen viel kürzer. Das übrige Gefie— der iſt im Allgemeinen braunſchwärzlich, oben dunkler, unten heller und ins Aſchgraublaue übergehend an Hals und Bruſt, am Unterbauche wird die Farbe graugelb. Der Schnabel iſt gelbroth, an der Wurzel lebhaft roth, welche Farbe bei Alten den ganzen Schnabel einnimmt; Beine ſchwarzgrau. Ganze Länge 61/2 Zoll, ungefähr wie eine ſtarke Wachtel. Die Jungen des Jahres haben einen plattern Schnabel von braunſchwarzer Farbe; der Federbuſch an der Stirne mangelt, ſo wie die langen Federn an den Seiten des Kopfs; an der Ohrgegend ſtehen einige weiße ſehr kurze Borſten; die Stirn iſt ſchwarz, jede Feder mit einer weißen Schaftlinie, alle untern Theile ſind ſchwarz, die Schulterfedern grau— lich; Kehle und Bruſt weißgelblich ſchmutzig; alle untern Theile rein weiß. Die Vögel im Uebergange, ſind am Unterleib weiß und ſchwarz. Vaterland. Die Meere von Japan, die Küſten der Inſel Martamey oder Jeſſo, von woher die Ruſſen die erſten Exemplare brachten. Auch in der Beeringsſtraße finden fie ſich. Die Kamtſchadalen nennen fie Starike oder Steriki. Eigenſchaften. Sie leben ſehr geſellig, und ſchwimmen und tauchen in großen Truppen auf dem Meere. Des Nachts gehen ſie alle ans Land, und entfernen ſich überhaupt nicht weit von den Küſten. Sie ſind ſo zutraulich, oder wenn man will dumm, daß die Kamtſchadalen des Abends nur an die Küſten zu gehen brauchen, und ihnen ihre hängenden Ermel hinſtrecken, wo dann der Vogel in dieſelben hineinkriechen ſoll, um Schutz zu ſuchen. Allein da ihr Fleiſch ſchwarz und zähe iſt, und man die Federn nicht ohne die Haut wegnehmen kann, ſo haben ſie wenig Werth, und werden nicht ſtark verfolgt. Zuweilen kommen jie durch Zufall auf die Schiffe und können dann mit der Hand gefangen werden, die Schiffer halten es für ein Zeichen folgender Stürme, wenn dies geſchieht. Nahrung. Kleine Krebſe und Weichthiere, vielleicht auch Fiſchlaich und ganz kleine Fiſche. Fortpflanzung. Sie legen nur ein ſehr großes Ei, von weißlicher und gelblicher Farbe mit braunen Flecken. Dies geſchieht Mitte Juni in Felſenſpalten, das Ei liegt auf dem bloßen Felſen und ſoll vortrefflich ſchmecken. Man findet auch auf dieſen Vögeln, beſonders den Jungen, eine ſehr große Laus von ganz eigenem Bau. Zu dieſer Art zählt Temmink als jungen Vogel Alca pygmaea. Lath. und hält ihn für den jungen Vogel des Jah— res. Die zweite Art iſt der Seepapagei. Phal. psittacula und dazu ſoll als junger Vogel Alea tetracula gehören, und endlich eine dritte Art Alea antiqua Lath. alle drei bewohnen dieſelben Gegenden. 51e Gatt. Al k. Alca Pinguin. Schnabel gerade, breit, zuſammengedruͤckt, gegen die Spitze ſehr gebogen; beide Kinnladen zur Haͤlfte beſte— dert, gegen die Spitze gefurcht; die obere hackig, die untere bildet einen ſtarken Winkel. Naſenloͤcher ſeitlich, am Rande, linienfoͤrmig, gegen die Mitte des Schnabels, faſt ganz mit einer beſiederten Haut geſchloſſen. Beine kurz, hinten am Steiß ſtehend; nur drei Zehen nach vorn, und dieſe ganz mit der Schwimmhaut ver— wachſen. Nägel ſehr kurz. Flügel kurz, die erſte Schwungfeder nur etwas länger als die zweite, und die laͤngſte. ö Die Alken haben dieſelben Gewohnheiten, wie die beſchriebenen Gattungen der Lummen, Larventaucher, und gehören mit zu den zahlreichen Vögelſchaaren, welche die Meere der arktiſchen Zone bevölkern. Sie verlaſſen ſelten die Ufer, und gehen meiſt nur zur Brütezeit ans Land. Sie ruhen auf der Fußwurzel in ſitzender Stellung, klettern gern auf Scheeren und 97 386 Klippen, und fliegen, ausgenommen die Art ohne Schwungfedern, hurtig aber nicht gerne. Das Junge verläßt das Neſt nur halb erwachſen. Ihre Natur iſt phlegmatiſch, und die Geſchlechter find nicht von außen zu unterſcheiden; fie haben eine doppelte Mauſer. Taf. 130. Der Klubalk. Alea tor da- Le petit pingouin. Alca torda, balthica, pica et unisulcata aucter. Winterkleid. Kopf oben, Hinterhals und alle obern Theile ſchwarz, Ohrgegend und Seiten des Oberhalſes weiß gemiſcht, Kehle und ganzer Unterleib reinweiß, Schnabel ſchwarz mit drei Querfurchen, wovon die dritte weiß, unter der Kehle ein weiß und ſchwarz geflecktes Halsband, die hintern Schwungfedern mit weißen Saum. Sommerkleid. Der ganze Kopf und Kehle ſchön ſchwarzbraun, vom Schnabelrücken bis zum Ange läuft eine ſchmale, glänzend weiße Linie, die obern Theile alle ſchwarz, die untern weiß, die hintern Schwungfedern mit weißem Saum. Der Schwanz ſehr ſpitzig, die mittlern Federn etwas länger als die Seitenfedern, daher der Schwanz ſehr ſpitz zulaufend. Schnabel und Beine in beiden Jahreszeiten ſchwarz, Augen braun. Länge 1 Fuß 3 ½ Zoll. Bei den jungen Vögeln im Neſt iſt der Schnabel, wie bei den Larventauchern, ſehr ſchmal und kaum breiter als bei den Lummen, dann aber wächst er ſchnell und erhält ſeine große Ausdehnung. Vaterland. Der Norden von Europa, Nordamerika und Aſien. Im Winter zeigen fie ſich an den holländiſchen und nordfranzöſiſchen Küſten, ſogar bis nach Spanien und Südfrankreich. Sie finden ſich in Menge in der Nordſee und Oſtſee. Selten gehen ſie die Flüſſe hinauf, und noch ſeltener kommen ſie auf Landſeen. Ihr Gebiet iſt das Meerwaſſer, dieſes allein liefert ihnen die gehörige Nahrung, daher verlaſſen fie es auch nicht leicht. Seine Heimath fällt zwiſchen den 62 bis 72 Grad nördlich. Eigenſchaften. Dieſer Alk iſt ein dummer und phlegmatiſcher Vogel, der ganze Stunden auf Felſen oder Scheeren ſitzen kann, mit ſteifem Halſe und gedrehtem Kopfe; ohne Noth watſchelt er nicht von ſeinem Platze und läßt ſich leicht eine Schlinge um den Hals werfen, wenn er auf dem Neſte ſitzt. Er geht auf der Fußwurzel ſchwer, und ungeſchickt, wie ein Betrunkener. Sitzend ruht er aufrecht, auf dem langen Schwanze ſich lehnend; er klettert ſehr gut auf die Scheeren, welche bei der Ebbe aus dem Waſſer hervorkommen und hat da ſeinen gewöhnlichen Ruheplatz, häufig in Geſellſchaft der Lummen. Er fliegt, beſonders zur Brütezeit, nicht ſelten und leicht bis zu den höchſten Felſen; auch im Winter ſieht man ganze Flüge, welche aber dann niedrig ziehen; er ſchwimmt ſchnell, taucht vortrefflich und benutzt dazu auch ſeine Flügel; bisweilen fängt man ihn in Netzen 20 bis 30 Klafter tief; er braucht die Flügel beim Tauchen mehr als die Füße, und Herr Faber ſah ſogar einen, dem die Füße weggeſchoſſen worden, dennoch tauchen. Sie haben ein hartes und zähes Leben, tauchen tödtlich verwundet und beißen ſich am Seegras feſt, ſo daß man ſelten einen bekommt, wenn man ihn in ſeichtem Waſſer anſchießt. Aus der Luft ſtürzen ſie kopflings ins Waſſer. Im Winter ſind ſie ſcheuer als im Sommer, und wer— den dann nur erhalten, wo die Brandungen ſo ſtark ſind, daß ſie die Todten auftreiben, da viele in ſolchen Brandungen umkommen. Die Stimme der Alten iſt ein tiefes aarr, welches fie ſeltener hören laſſen als die Lummen. Nahrung. Vorzüglich kleine Fiſche, beſonders Sprotten, arktiſche Forellen und Sandaale, auch junge Heeringe, ſie ſind gefräßiger als die Lummen. Fortpflanzung. Der Alk iſt monogam und Männchen und Weibchen brüten beide abwechſelnd, beide haben Brüte— flecken, einen auf jeder Seite des Bauchs. Das einzige Ei iſt dickſchalig, ſehr groß, ſchmackhaft und wird von den Nord— ländern ſehr geſucht, wenn man ihnen ein Ei wegnimmt, ſo legen ſie ein anderes, und wohl auch ein drittes, wenn ſie auch noch das zweite verlieren, dieſes kommt aber ſo ſpät, daß die Jungen nicht mehr aufkommen können. Das Ei iſt eiförmig ſchmutzig weiß, ſelten nußbraun, mit vielen größern und kleinern braunen Flecken. Sie wechſeln ſehr in Farbe und Größe ab, doch findet man keine ungefleckte und niemals find fie fo birnförmig, wie bei den Lummen. Das Junge wird von bei— den Aeltern gefüttert, welche ihm in ſtiller Thätigkeit kleine Fiſche zutragen; das Junge bekommt ſchon Schwungfedern, wenn es nicht mehr als halb erwachſen iſt, und ſtürzt ſich, obgleich noch flugunfähig von den Felſen ohne Mithülfe der Alten gerade ins Meer. Die Aeltern ſtürzen ſich nach, und beide tauchen gewöhnlich gleich unter. Von dieſer Zeit an füttern ſie das Junge nicht mehr, führen es aber noch mehrere Monate, bis es ganz erwachſen iſt, umher. Fällt es aus Verſehen zu früh ins Waſſer ſo kann es noch nicht tauchen, ſchreit dann laut und durchdringend, und kommt vor Hunger um, da die Aeltern es nicht mehr füttern, wenn ſie auch ängſtlich um daſſelbe herumſchwimmen. Das Ei wird auf den bloßen Felſen gelegt, ohne Neſt. Der Nutzen iſt für die Bewohner des Nordens, des Fettes, der Eier und des Fleiſches wegen, ſehr bedeutend. Das Fleiſch wird ſelten eingeſalzen, da es thranig iſt, ſondern friſch gekocht. Die Jungen nimmt man nie, da ſie ſehr klein die Felſen verlaſſen. Adler und Falken ſind ihre Feinde, auch haben ſie Bandwürmer und Läuſe. Der Fang wird auf dieſelbe Art betrieben wie bei den andern ähnlichen Vögeln. Taf. 131. Der kurzflügelige Alk. Alcaimpennis Le grand pingouin. Sommerkleid. Vor den Augen ſteht auf jeder Seite der Schnabelwurzel, ein großer weißer Fleck; Kopf, Nacken, Rücken, Flügel und Schwanz tief ſchwarz; Kehle, obere Theile und Seiten des Halſes ſchwarzbraun gewölkt, Seiten des Körpers dunkelgrau, alle untern Theile rein weiß; über die Federn, welche die Stelle der Schwungfedern der zweiten Ord— nung vertreten, läuft ein weißer Saum; Schnabel breit, ſchwarz, an der Wurzel der Oberlade eine tiefe Querfurche, an 337 der Spitze ſechs andere Furchen mit weißem Grunde; und an der untern Lade find s bis 10 weißliche Querfurchen. Beine und Augen ſchwarz. An den Flügeln mangeln die eigentlichen Schwungfedern, der Schwanz iſt kurz. Größe einer Gans. Länge 2 Fuß 1 bis 2 Zoll. N Das Winterkleid verhält ſich vollkommen wie beim Klubalk, der Augenfleck ſchwarz, mit eingemiſchten weißen Fe⸗ dern, Unterleib und Kehle rein weiß. Vaterland. Grönland, und überhaupt die arktiſche Zone, er iſt aber überall ſelten, ehmals war er in Island, wo ihn aber Faber nicht fand; auf den Föroerinſeln, wo Graba ihn auch nicht antraf, und auf den Hebriden; er ſcheint im ſüdlichen Theile der arktiſchen Zone zu Hauſe und den 60 Grad in ſüdlicher Richtung nicht zu überſchreiten Eigenſchaften. Ihre Stellung iſt ſitzend und aufrecht; ſie gehen plump, klettern aber beſſer als ihre Artsverwand— ten, und zwar mit Hülfe der rauhen Fußwurzeln und der Flügel. Außer der Brütezeit ſind ſie ſelten am Lande, doch ſcheinen ſie gerne auf Scheeren zu ruhen, und halten ſich deshalb den ganzen Winter in der Nähe der Brüteörter. Sie ſchwimmen ſehr gut und tauchen vortreflich, wobei fie ihre Flügel wie die Gattungsverwandten als Ruder brauchen. Auf dem Lande laſſen fie ſich leicht ankommen, allein fie find beherzt und beißen gewaltig um ſich. Ihr Gang iſt mühſam und watſchelig; ihr Geſchrei ſoll wie Aangla tönen. Er iſt der ſeltenſte Schwimmvogel des Nordens, wozu der Mangel der Flugfähigkeit beitragen mag, da ſie nicht hurtig genug ſich entfernen können, wenn plötzlich harte Kälte eintritt, und ſie im Aufſuchen der Nahrung hindert, daher manche umkommen. Eben dieſer Mangel an Flugfähigkeit ſetzt ſie auch mehreren Verfolgungen aus, denen ſie nicht entgehen können. Sie ſind aber wahrſcheinlich doch nicht ſo ſelten als ſie zu ſeyn ſcheinen, aber da ihre Brüteplätze meiſt in ſehr entfernten und unbewohnten Gegenden ſind, ſo werden ſie ſelten entdeckt. Verſchie— dene Scheeren, faſt immer unzugänglich, wegen den heftigen Brandungen, tragen ihren Namen und fie mögen ſich noch da— ſelbſt finden, und ſich vor den Menſchen in acht nehmen. Sie find übrigens, wie die Gattungsverwandten ſehr geſellig. Aber da die Art ſparſam iſt, die Brüteörter ſehr gefährlich zu erreichen und die Ausbeute gering iſt, ſo unternimmt man auch ſelten ihre Jagd, und ſie mögen an manchen Orten noch ungeſtört hauſen. Nahrung. Dieſe beſteht wahrſcheinlich hauptſächlich aus Fiſchen, vielleicht auch bei Jungen aus Waſſerpflanzen; Fabrizius giebt an, er habe in dem Magen eines ganz Jungen Pflanzentheile gefunden; da er aber ſelbſt ſagt, daß der Vogel auf den unzugänglichſten Scheeren brüte, fo mußte dieſes Junge ſchon im Waſſer geweſen ſeyn, und ſich ſelbſt Nah— rung aufgeſucht haben. Fortpflanzung. Die gemeinſamen Bruteplätze dieſes Alks ſind die von den menſchlichen Wohnungen entfernte— ſten und iſolirteſten Scheeren, welche von beſtändigen Brandungen beſpült werden, welche dieſe Plätze unzugänglich für alle andern machen, aber dagegen den großen Alk mit Kraft hoch hinauf heben. Er ſucht die niedrigen und oben flachen Scheeren, weil er ſonſt nicht hinaufklettern könnte. Das Ei wird ohne Neſt auf die Oberfläche gelegt. Das Ei ſoll von der Größe eines Schwaneneies ſeyn, ſonſt aber ganz die Farbe und Geſtalt des Eies des Klubalks haben. Warum Faber die Brütezeit dieſes Vogels wahrſcheinlich auf 6 bis 7 Wochen ſetzt, läßt ſich nicht erklären, da kein Vogel ſo lange brütet. Es wäre intereſſant zu wiſſen, wie lange das Junge im Neſte bleibe, da der Klubalk, der fliegen kann, ſein junges im Neſte füttert, ſo muß es dagegen dem großen Alk viel ſchwerer fallen, und da bei erſterm das Junge bald ſich ins Meer ſtürzt und für ſich ſelbſt ſorgen muß, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß es bei dieſer Art noch früher geſchehe, wahrſcheinlich wird es dann von den Alten geführt und zum Aufſuchen der Nahrung angeleitet. Der Nutzen dieſes Alks iſt ſeiner Seltenheit wegen gering, das Fleiſch ſoll indeß gut ſchmecken. Die Grönländer machen zuweilen Kleidungen aus den zuſammengenäheten Häuten, wobei die Federn inwendig ſtehen. Auch die Eier müßten, ihrer Große wegen, viel Nutzen gewähren, wenn fie häufiger und leichter zu bekommen wären, 6e Saft. Sprungtaucher. Catarrhactes. Corfou. Eudyptes. Vieill. Aptenodytes Linn, Spheniscus. Brisson. Schnabel an der Wurzel gerade, zuſammengedruͤckt, ſchief gefurcht, ſpitzig, Firſte abgerundet; obere Lade mit einem Hacken; untere an der Spitze abgeſchnitten. Naſenloͤcher klein, ſeitlich, am Rande des Schnabels, in eine Furche liegend, welche uͤber einen Drittheil des Schnabelrandes weglaͤuft; die Fluͤgel ohne Schwungfe— dern und ganz unbefiedert, nur behaart und zum Fluge untauglich, Dieſe Vögel und die beiden folgenden Gattungen vertreten die Stelle der Lummen, Larventaucher und Alken in den Tropenländern und auf der ſüdlichen Halbkugel. Sie ſind ihnen in der Lebensart ſehr ähnlich, aber da ſie gar nicht flie⸗ gen können, noch mehr ans Waſſer gebunden und ausſchließliche Meerbewohner, welche außer der Brütezeit das Land nie⸗ mals betreten. Der Hals iſt dick und kurz, die Haut hart und dick wie Leder. Der Körper, beſonders am Unterleib, un gemein fett. Sie können nicht anders als ganz aufrecht ſtehen, wobei ſie mit dem Steiß den Boden berühren und auf dem⸗ ſelben, wie auf der ganzen Ferſe, welche breit iſt ruhen. Gehen können fie nicht, ſondern blos hüpfen. Durch ihre ganz aufrechte Stellung gleichen ſie auf dem Lande in der Ferne kleinen Menſchen. Sie laſſen ſich nahe ankommen, wobei fie den Kopf auf alle Seiten bewegen, man kann fie leicht einholen, auch wenn fie fliehen wollen, und mit Stöcken todt ſchla— gen. Sie haben aber ein ſehr hartes Leben, und vertheidigen ſich mit ſtarken Schnabelhieben. Sie ſind nicht ſo dumm als ſie ihre Stellung und Unbeholfenheit wegen erſcheinen. Sie machen ihre Neſter auf platte Ufer in Erdlöchern, welche ſie ſelbſt graben, und das Weibchen legt zwei bis drei Eier, welche weiß und ſchwarz gefleckt ſind. Die Zunge iſt kegelförmig und ſo wird der Gaumen mit nach hinten ſtehenden Stacheln beſetzt. Der Schwanz beſteht nur aus einem Büſchel ſteifer Federn. 398 Taf. 131. Der goldhaarige Sprungtaucher. Catarrhactes Chrysocoma. Gorfou sauteur. Auf dem Kopf ein Federbuſch von fchönen goldgelben Federn, welche an den Augenbraunen ihren Urſprung nehmen und ſich auf beiden Seiten des Kopfs an die Ohrgegend verbreiten, wann der Vogel im Affekt iſt, ſo kann er ſie aufrichten. Der übrige Theil des Kopfs, das Geſicht, die Kehle und der Rücken ſchwarzblaulich, ebenſo die Flügel; alle untern Theile weiß, der glatte Schnabel und die Augen ſind ziegelroth, die Beine gelblich. Schwanz mit 14 dünnen Federn, faſt ohne Bärte. Von der Größe einer ſtarken Ente, und ungefähr 1 1/2 Fuß lang. Vaterland. Das Südmeer, Magellansland, Diemensland, die Inſel der Verzweiflung, die Maluinen und Falklands— inſeln und die Küſten des Vorgebirgs der guten Hoffnung. Man trift fie oft weit von allem Lande, ſogar 2 bis 400 Mei⸗ len weit an; Leſſon und Garnot beobachteten ſie unterm 43 Grad ſüdlicher Breite und unterm 56 Grad der Länge paarweiſe im Meer. Eigenſchaften. Man kann dieſe Vögel, welche mit denen der folgenden Gattungen ganz dieſelben Sitten haben, wohl Fiſchvögel nennen, da fe ein halbes Jahr durch immer im Waſſer ſind. Sie ſchwimmen mit einer erſtaunenswürdi— gen Schnelligkeit, und bedienen ſich ihres Schwanzes als Steuerruder, um ihre ſchnellen Bewegungen zu leiten. Zu dieſem Zwecke iſt er in der That ſehr geſchickt gebaut, da die Federn von außen nach der Mitte an Länge zunehmen, ſo daß die beiden mittelſten die längſten find , und fie dachförmig ſtehen. Ihre haarartigen Federn find immer wie eingeölt und ſchlü— pfrig, daher fie nie die geringſte Feuchtigkeit annehmen; nicht nur die Fettdrüſen am Steiß ſcheinen dies zu bewirken, ſon— dern durch die ganze Oberfläche der Haut ſcheint Fett auszuſchwitzen. Wenn ſie nach der langen Abweſenheit vom Lande zur Brutzeit an die Brutörter zurückkommen, ſo ſind ſie mager, und das Zellengewebe der Haut ganz fettleer. Sie gehen und ſtehen auf der ganzen Ferſe oder dem ganzen Lauf, welcher deßwegen auch breit und rauh iſt. Der Gang dieſer Tau— cher ſoll ganz ſprungweiſe geſchehen, und iſt auf jeden Fall ſehr linkiſch und ſchwerfällig, wie alle andern Bewegungen auf dem Lande. Sie ſtehen oft in langen Reihen hinter und nebeneinander und machen nur mit dem Kopfe und Halſe Bewegun— gen, dann gleichen ſie von Weitem einer Schaar von Kindern, welche vorn mit einem weiſſen Tuch bekleidet ſind. Wenn ſie ſchwimmen, ſo iſt der ganze Körper unter Waſſer und nur der Kopf ragt hervor, dadurch gewinnen ſie den Vortheil, daß fie ſich ihrer Floſſenftügel als wahrer Ruder bedienen können, dies, mit dem in der Mitte ſcheitelrecht erhöheten Schwanze und verlängertem ſeitlich ſchmalem Körper, giebt ihnen ganz die Eigenſchaft der Fiſche im Schwimmen, welches ſie auch mit derſelben Schnelligkeit und Geſchicklichkeit ausüben, wie dieſe. Zuweilen machen ſie, wie die Fiſche, Sprünge über das Waſſer, wahrſcheinlich um ſich zu beluſtigen. Wenn ſie auch während der Brütezeit auf dem Lande ſich aufhalten müſſen, ſo gehen ſie jedoch jeden Morgen und jeden Abend ins Meer um zu fiſchen, und ſich in ihrem wahren Element zu ergötzen; nach dieſem Geſchäfte ſchwimmen ſie wieder gegen das Land, bleiben aber noch einige Zeit geſellſchaftlich am Ufer, und muſiziren nach ihrer Art, indem fie ihr furchtbares, dem Eſelsgeſchrei ſehr gleichendes Gebrülle ausſtoßen, einer ſcheint den andern überſchreien zu wollen. Einige, weniger glücklich im Fiſchen, kommen jedoch ſpäter. Es ſcheint, daß ſie, ſo lange fie auf dem Lande ſich aufhalten müſſen, nur zu gewiſſen Zeiten ihre Nahrung ſuchen, und fie in der Eile herunterwürgen. Ihr Leben iſt ungemein zähe und hart, und wenn man ſie mit Keulen niederſchlägt, ſo erholen ſie ſich bald wieder, wenn nur der Schädel nicht eingeſchlagen iſt, und ſuchen das Meer zu erreichen. Wenn man nach ihnen ſchießt, ſo entkommen ſie immer, ſo wie die Wunde nicht abſolut und ſchnell tödtlich iſt, ſobald ſie das Meer erreichen können. Sie vertheidigen ſich aber heldenmäßig mit ihrem Schnabel, und beißen ſo gewaltig, daß ſie Haut und Fleiſch wegnehmen. Wenn ſie ſich ge— fangen fühlen, fo ſtoßen fie ein wahrhaft furchtbares Geſchrei aus. Die Jungen verrathen gewöhnlich ihren Aufenthalt durch ein eigenes Geſchrei. Wenn die Jungen eine gewiſſe Größe erreicht haben, und im Stande ſind, das Meer zu halten und ſich zu ernähren, ſo verlaſſen ſie mit den Alten die Geburtsſtätte und kommen erſt im künftigen Jahre dahin zurück. Wahrſcheinlich bringen fie den Winter im Meere zu. dahrung. Sie beſteht hauptſächlich in Fiſchen und Weichthieren, beſonders Sepien oder Dintenfiſchen. Fortpflanzung. Die Geſchichte der Fortpflanzung dieſer Vögel hat viel Merkwürdiges und Aehnlichkeit mit der der Larventaucher und Puffine. Sie ſcharren nemlich auf den flachen Inſeln tiefe Gänge zwiſchen dem hohen Graſe aus, in welchem ein Menſch leicht gehen kann. Dieſe Gänge laufen nach allen Richtungen und endigen mit einem Loche, welches mit dem Schnabel gemacht iſt, und an 3 Fuß Tiefe hat; der Eingang iſt breit aber niedrig und die Vögel ſitzen in dieſem Loche ganz verborgen, meiſt Männchen und Weibchen beiſammen. Die zwei bis drei Eier ſind von ſchmutzig gelber Farbe und etwa ſo groß wie von einem indianiſchen Huhn. Jagd. Im Waffer ift fie ſchwer, da fie fo ſchnell tauchen und ein Schuß, weun man auch trifft, ſelten tödtlich iſt, daher der Vogel entkommt. Auf dem Lande entgehen ſie dagegen ſelten einer lebhaften Verfolgung, und man kann ſie mit kurzen Stöcken todt ſchlagen, nur muß man ſich vor ihren Biſſen in Acht nehmen, da ſie mit dem Schnabel nach den Bei— nen hacken und ſtark verwunden. Forſter erzählt in der zweiten Cookſchen Reiſe, Sparmann habe auf Staaten Land ſchla— fende Vögel dieſer Art überraſcht, und man habe ſie, um ſie zu wecken, eine gewiſſe Strecke auf dem Lande fortgerollt, ſie er— wachten doch nicht eher, bis man ſie tüchtig geſchüttelt hatte, wo dann aber die ganze Schaar muthig auf ihre Feinde los— gieng und ſie in die Füße und Kleider biß, ſo daß die Mannſchaft genöthigt war, ſie niederzuſchlagen, und ſo eine große Niederlage unter ihnen angerichtet wurde, allein während man die übrigen verfolgte, ſtuhnden zum Erſtaunen der Leute die zuerſt geſchlagenen, aber nur betäubten, wieder auf und watſchelten dem Meere zu. Das Fleiſch iſt hart und unangenehm, dient aber doch den Seefahrern oft zur Nahrung, wenn ſie nichts beſſeres haben. Nach Temmink fol Aptenodites catarrhactes der junge davon ſeyn. Auch Apt. minor aus Neuſeeland gehört zu dieſer Gattung. mt 4 o 77 Gatt. Floſſentaucher. Sphenis cus. Sphenisque. a Schnabel kuͤrzer als der Kopf, gerade, zuſammengedruͤckt, ſtark, ſehr dick, hart, in die Quere unregel— mäßig gefurcht; die Raͤnder der beiden Schnabelladen nach innen umgebogen; die untere Lade an der Wurzel be— ſiedert, an der Spitze ſtumpf; Naſenrinne ſehr klein. Naſenloöcher klein, ſeitlich, gegen die Mitte des Schnabels 339 in der Furche liegend, linienformig. Beine ſehr kurz, dick, ganz am Hintertheil des Koͤrvers; vier Zehen, alle nach vorn, drei mit einer Schwimmhaut vereinigt, die vierte ſehr kurz, am innern Theile des Fußes mit der innern Zehe eingelenkt. Fluͤgel ohne Federn, rauch und ſchuppig. Taf. 131. Der gefleckte Floſſentaucher. Spheniscus demersus. Manchot à lunettes. Aptenodytes demersa. Alle obern Theile find ſchwarzgrau, ebenſo Kehle und Backen, über das Auge läuft ein weißer Streif der ſich mit dem Weißen des Halſes verbindet. Vorderhals und ganzer Unterleib weiß, oft mit einzelnen runden braunen Flecken; an der Bruſt entſteht eine Art von ſchwärzlichem Halsband, welches hufeiſenförmig ſich mit ſeinen Schenkeln an die Seiten des Unterleibs hinzieht, und nahe am Schwanze ſpitzig ausläuft, zuweilen mangelt aber dieſer Streif ganz; Schnabel ſchwarz, mit einer weißgelben Querbinde. Flügelchen ſchwarzgrau. Länge 20 Zoll. Vaterland. Der ſüdliche Ocean, vom Cap bis zum Polarkreiſe. Nirgends häufiger zur Brütezeit als auf den Ma— luinen und Falklandsinſeln. Er findet fich auch im ſüdlichen Van Diemensland, und den Inſeln gegen den Südpolar— kreis, welche durch ihre Unfruchtbarkeit und Nacktheit ſich auszeichnen und den Namen der Troſtloſigkeit, Makarie, Gegen— füßler u. ſ. w. tragen, ebenſo an den Küſten von Südamerika von Callao unterm 12 Grade an bis nach Patagonien, den Neu-Orkaden und Neu-Schetland. Allenthalben find die Küſten mit zahlloſen Legionen dieſer ſtupiden Vögel bedeckt, welche durch ihre Unbeweglichkeit, und ihre langen Reihen den ſonderbarſten Anblick gewähren. Eigenſchaften. Die Seehundsfänger nennen ihn Jack-aß, da ſein Geſchrei dieſe Töne ausſpricht, indem es dem Ge— ſchrei des Eſels ſehr ähnlich iſt, die Spanier nennen ihn Paxaros ninnos, oder Kindervogel, weil ihre Schaaren von Ferne kleinen Kindern gleichen. Dieſer Vogel hält ſich während der Brütemonate den ganzen Tag auf dem Lande auf, und geht mit ſonderbarem und gleichſam affektirten Anſtand, da er den Kopf ſteif und gerade, und den Schnabel in die Höhe hält. Wenn er fliehen will um ins Waſſer zu kommen, ſo verliert er oft das Gleichgewicht, was bei der ſonderbaren Stellung ſeiner Beine ſehr begreiflich iſt, und purzelt um, ſteht aber wieder auf, um ſeine Purzelbäume zu wiederholen, was auſſer— ordentlich lächerlich iſt, dabei bedient er ſich ſeiner Flügel als Stützpunkt, und ſo flieht er noch ziemlich geſchwind wenn er in Gefahr iſt, rutſcht auch wohl auf der Bruſt fort. Iſt er am Waſſer angekommen ſtürtzt er ſich ſchnell hinein. So ſchlecht er geht, ſo trefſtich ſchwimmt er, und wenn er in ſeinem naſſen Element iſt, ſo taucht er mit der größten Leich— tigkeit, und ſcheint den Feind zu äffen, vor welchem er ſich noch ſo eben geflüchtet hatte. Ihre Dummheit iſt aber ſo groß daß die Matroſen oft eine große Menge todt ſchlagen, ohne daß andere neben ihnen ſtehenden die mindeſte Furcht zeigen. Erſt nachdem ſolche Niederlagen öfters geſchehen ſind, werden ſie furchtſamer. Faßt man ſie am Halſe, ſo kann man ſie ohne Schwierigkeit lebend ergreifen, hat aber ihren Schnabel zu fürchten, wenn man ſie wieder losläßt. Gewöhnlich wird aber dieſe Jagd mit Stöcken betrieben, womit man ſie erſchlägt, und oft tödtet man ohne allen Nutzen eine Menge dieſer friedlichen Thiere. Die Natur aber gab ihnen ein ſehr hartes Leben, und es begegnet ſehr oft, daß wenn man einen er— ſchlagen glaubt, und er ohne Regung daliegt, und ihn nach fünf bis zehn Minuten nehmen will, ſo erhebt er ſich wieder, und ſucht zu fliehen, was ihm auch oft gelingt. Wenn ſie aber überraſcht werden, ſo vergeſſen ſie die drohende Gefahr und unterliegen ohne Widerſtand. Anderemal aber halten ſie aus, und vertheidigen ſich wacker mit ihren harten Schnäbeln, ſchlimme Wunden dem Angreifer verſetzend. Sey es, daß ſie Feinde fürchten, wie auf den Maluinen die wilden Hunde, oder daß ihnen die ſchieferigen Küſten der großen Inſeln nicht behagen, ſo ſind es nur die kleinen Inſeln in dieſer Gegend, wo ſie ihre Neſter anlegen. Eine dieſer kleinen Inſeln hat den Namen der Pinguinsinſel beſonders erhalten, auf dieſer iſt ihre Zahl aber auch über jeden Begriff groß, und begreift gewiß mehr als 20,000. Schon frühere Seefahrer kannten die Pinguininſel, van Noort ſoll auf dieſer Inſel im Jahr 1599 über 50,000 Stücke getödtet haben, und Wood ließ im Jahr 1669 daſelbſt gegen 100,000 Eier ein— ſammeln. Leſſon und Garnot, welche die Freieinetſche Reiſe um die Erde mitmachten, geben uns darüber ſehr merkwür— dige Nachrichten. Das Schiff Urania, auf welchem ſie waren, ſcheiterte an den Küſten der Maluinen, und die Mann— ſchaft, welche Mangel an Lebensmitteln litt, wurde ausgeſchickt, um ſolche aufzutreiben. Sie beſuchten die Pinguininſel in der Hoffnung dort Seehunde zu finden, was aber fehl ſchlug. Bei Annährung der Inſel ſcholl ihnen ein furcht— bares Geſchrei entgegen. Da es noch nicht Tag war, konnten ſie nicht erkennen, woher dieſes Geſchrei komme, bis endlich das Tageslicht ihnen tauſende dieſer Vögel erblicken ließ, welche am Ufer ſtanden, und alle mit einem— mal aus voller Kehle ſchrieen. Man kann ſich den Lärm kaum vorſtellen, der dadurch hervorgebracht wurde, da es dem Geſchrei der Eſel vollkommen ähnlich iſt, und faſt eben ſo laut ertönt. Nun war wenigſtens für die größte Noth ein Magazin gefunden, wovon man ſich erhalten konnte; aber die Frage war, wie ſich der Beute bemäch— tigen? Man wußte aus Erfahrung vom Cap her, wie hart das Leben dieſer Vögel ſey, und daß durch einen Flintenſchuß niemals mehr als ein oder zwei getödtet werden können, das Pulver aber mußte man ſparen um Gänſe und andere eßbare Vögel ſchießen zu können. Die Taucher entflohen, verſchwanden im hohen Graſe, und liefen in ihre Löcher. Sobald man nur die Wege kannte, welche von denfelben gemacht worden, konnte man auch die Vögel ſelbſt leicht ergreifen, und die Jagd wurde nun immer mit Stöcken betrieben, und ſo oft wiederholt, als es an Nahrungsmitteln mangelte. Es wur— den dann acht bis zehn Mann abgeſchickt, von welchen die Hälfte mit kurzen Stöcken bewaffnet waren; dieſe ſchritten ſtill vorwärts und ſobald die Taucher die Köpfe aus dem Graſe vorſtreckten, wurden ſie in Ohnmacht geſchlagen, was mit jedem Schlage gelang, aber man mußte ihnen den Kopf entzwei ſchlagen, wenn ſie nicht wieder aufſtehen und entfliehen ſollten. Wenn ſich die Vögel überraſcht ſehen, erheben ſie ein herzergreifendes Geſchrei und vertheidigten ſich mit furchtbaren Schna— belhieben. Die Jungen verriethen durch eigenes Geſchrei ihren Aufenthalt, an welchen man dann ficher drei bis vier Junge und die Alten antraf. Es war gerade die Zeit der Mauſer, wo die Vögel ſich ſelbſt mit ihren Schnäbeln die alten Federn ausriſſen, welche nicht eher ausfallen, bis die neuen vollkommen wieder erſetzt ſind. Sie werden durch Vogelläuſe ſehr geplagt, und konnten ſich ihrer nicht immer entledigen. Wenn fie durch ihre Gänge flohen hätte man glauben können, 98 390 kleine Pferde traben zu hören, fo laut ertönte die Berührung ihrer Füße auf dem Boden. Sie wurden mit ſolchem Eifer verfolgt, daß ſelten einer der Verfolgung entging, und wenn ſie ihre Löcher erreichten, ſo zog man ſie mit Flintenziehern hervor. Selbſt diejenigen, welche ſich ins Waſſer geflüchtet hatten wurden doch erreicht, man verbarg ſich, ſobald man fie erblickte und überraſchte ſie dann, wenn ſie mühſam aufs Land ſtiegen, wobei ſie ſich ihrer Flügelchen bedienen um die Steine zu erſteigen, mit welchem dieſe Ufer bedeckt ſind. In fünf bis ſechs Stunden wurden gewöhnlich 60 bis 80 Stücke, welche der Schiffsmannſchaft auf zwei Tage Lebensmittel gewährten, getödtet. Jeder Vogel wog zwar 10 bis 12 Pfund, aber da fie ſehr große Eingeweide haben, und man die Haut abziehen mußte, wodurch alles Fett verloren ging da man ſie mit der Haut nicht kochen konnte, ſo erhielt man von jedem Vogel nicht mehr als höchſtens drei bis vier Pfund Fleiſch. Dieſes giebt ein ſehr ſchlechtes Nahrungsmittel, und nur die eiſerne Noth konnte dazu zwingen gegen dieſe unglücklichen Thiere einen ſo blutigen Krieg zu führen. Einige übrig gebliebene Schweine wurden mit den Häuten ernährt, wodurch aber ihr Fleiſch einen höchſt unangenehmen Geſchmack erhielt. Der Darmkanal dieſer Vögel iſt außerordentlich lang, und mißt vom Magen an, der ſich auch über den ganzen Unterleib ausdehnt, etwa 24 Fuß, und mit dem Magen 25 Fuß, da der ganze Vogel nur 19 bis 20 Zoll lang iſt, es verhält ſich alſo zum Körper wie 15 zu 1. Sie machen im Waſſer auch oft ſolche Sprünge wie die Sprungtaucher, und man glaubt zuweilen eine Heerde von Boniten zu ſehen, welche über das Waſſer ſpringen. Das Geſchrei dieſer Vögel hat wirklich viel Aehnlichkeit mit dem Geſchrei des Eſels, und ebenſo verlängert, ſo daß man— beſonders des Abends, ganz täuſcheud die Langohren zu hören glaubt. An ſchönen Abenden, welche übrigens auf den Ma— luinen ſehr ſelten find, erheben alle dieſe Taucher, ſobald die Abenddämmerung eintritt, ihre Stimme, und ſchreien unauf— hörlich, wodurch eine canibaliſche Muſik entſteht. In gewiſſer Entfernung hat es Aehnlichkeit, mit dem verworrenen Getöne welches eine große Volksmaſſe bei öffentlichen Feſten oder aufrühreriſchen Verſammlungen ausſtößt. Nahrung. Fiſche und Weichthiere. Fortpflanzung. Die Floſſentaucher leben paarweiſe und wählen zu ihren Brüteplätzen beſonders kleine Inſeln mit Torfboden, welche mit hohen Sumpfgräſern oder Seggenarten bedeckt ſind. Zwiſchen dieſen Graswäldern werden nun eine Menge Fußſteige angelegt, welche nach allen Seiten hin ſich vertheilen und allemal wieder zum Waſſer führen. Sie unter— höhlen den lockern Boden allenthalben und bauen ſich ihre unterirdiſchen Wohnungen, ſo daß der auf einem ſolchen Boden wandelnde oft plötzlich in ein ſolches Loch mit den Beinen einbricht, und von den Bewohnern, als unwillkommener Gaſt, mit ſchmerzhaften Schnabelhieben empfangen wird. Zu dieſen Brüteſtellen wählen ſie einen Platz der ſo eben iſt, und ſo wenig Steine hat, als möglich iſt, und durchgraben ihn nun in lauter Vierecken, da nemlich die Linien ihrer Fußſteige ſich, ſo viel immer möglich, rechtwinklich durchſchneiden. Jedes Viereck dient als Neſtſtelle, und wird ausgehöhlt. Das Neſt beſteht aus einem backofenförmigen Loch von 2 bis 3 Fuß Tiefe; der Eingang iſt ziemlich breit, aber ſehr niedrig, und ſie entfernen beim Graben alle Steine, welche ſie losmachen können, und ſchieben ſie aus dem Fußſteig auf die Seite. Zu dieſer Arbeit bedurfte der Vogel alle Kraft ſeines harten Schnabels, um durch die feſt verſchlungenen Graswurzeln und Steine ſich durchzuarbeiten. Jede dieſer Höhlen iſt übrigens durch unterirdiſche Gänge mit den benachbarten verbunden, ſo daß ſie in dieſen unterirdiſchen Galerien ſich Beſuche abſtatten können, und alſo äußere und innere Fußſteige und Verbin— dungen haben. Die Galerien ſind meiſt 10 bis 12 Fuß breit und gehen auf drei Seiten landeinwärts zu den Löchern, die vierte bleibt offen und führt zum Meere. Die äußern Fußſteige gehen um den ganzen Brüteplatz herum, und ſind ſo eben und glatt als die Seitenwege der Straſſen in unſern Städten. Solche Brüteplätze befaſſen oft einen Raum von drei bis vier Morgen Landes, doch giebt es auch kleinere. Die Pinguininſel bei den Maluiuen hat etwa vier Meilen im Umfange und ihre Ufer erſcheinen wie mit einem grünen Wall umgeben, den man von Ferne aus Bäumen beſtehend anſehen möchte, in der Nähe aber erkennt man darin das breitblättrige Fingergras (Dactilis latifolia), welches durch feine zahlreichen Blätterbüſchel am Boden eine dichtverwachſene Wand bildet, welche ſich bis zum Meer erſtreckt. Jedes Jahr fallen die zahlloſen Blätter ab, und bilden durch ihre Verweſung eine Erdlage, welche die Ufer nach und nach immer erhöhet. Zu— gleich aber gewähren dieſe Graswälder den Tauchern den angemeſſenſten Brüteplatz. Nachdem dieſe Vögel den Platz be— reitet haben, wählt ſich jedes Paar ſein Loch, und alle Arten der Floſſentaucher, welche denſelben Brüteplatz bewohnen bil— den eine Familie und gehorchen der gemeinſchaftlichen Ordnung. Die Pinguininſel wird von den drei Gattungen der Floſ— ſentaucher bewohnt. Der gefleckte Floſſentaucher iſt weit aus der häufigſte und macht den Hauptſtamm der Republik aus, nach ihm kommt der Sprungtaucher, deſſen Individuen aber weniger zahlreich ſind, und endlich findet ſich auch der große Floſſentaucher oder Königstaucher in einzelnen Paaren unter ihnen. Das Männchen fit immer neben dem brütenden Weib— chen, und wenn dieſes daß Neſt verläßt, ſo ſchlüpft es ſelbſt hinein und brütet fort, ſo daß die Eier in der Regel niemals von beiden Gatten verlaſſen werden, welches wegen einer ganz beſondern Eigenheit dieſer Vögel nöthig iſt. Sobald ſie nem— lich die Eier der Nachbaren erblicken ſuchen fie ſie zu ſtehlen, um ſie ſelbſt auszubrüten, nicht um fie zu freſſen. Der große Floſſentaucher beſonders läßt nie die Gelegenheit vorüber, einen ſolchen Raub zu begehen, und es begegnet zuweileu, daß man Junge von allen drei Arten in einem Neſte findet. Dieſe Vermiſchung iſt wohl ohne Beiſpiel in der Vögelgeſchichte; nur jene großen Colonien der Meven und Seeſchwalben bieten ähnliches dar, da man im Neſte des Auſternſtſchers Eier der Seeſchwalbe und umgekehrt gefunden hat, allein bier iſt es blos Zufall, durch die Nähe der Neſter herbeigeführt, bei den Tauchern aber Vorſatz und Diebsluſt. Wenn man die Taucher am Ufer ſieht, fo marfchiren fie in Truppen zu vier, ſechs und mehreren, wie Soldaten auf der Parade, auf den Brüteplätzen aber it eine beſtändige unordentliche Bewegung bemerk— bar), die einen kommen aus den Löchern heraus und ſpaziren umher, andere machen in den Gallerien den Nachbaren Be— ſuche und durchkreuzen alle Gänge. Die Eier dieſer Art ſind ſo groß als Gänſeeier von grünlicher Grundfarbe, mit brau— nen Flecken. Sie brüten mit großer Treu, und wenn man fie im Neſte überraſcht, fo fliehen fie nicht, machen aber die ſonderbarſten und lächerlichſten Bewegungen mit dem Kopf von einer Seite zur andern. Die Jungen werden von Vater und Mutter zärtlich beſorgt, allein wenn die Aeltern getödtet werden von andern nicht aufgenommen, ſondern auf grauſame Weiſe durch Schnabelhiebe getödtet, was mit dem ſonderbaren Trieb die Eier zu ſtehlen im Widerſpruche ſteht. Sobald die Brütezeit vorbei iſt, und die Jungen fähig ſind zu ſchwimmen, ſo verläßt die ganze Colonie das Land und kommt erſt im folgenden Jahr wieder dahin zurück. Alle verreiſen auf einmal. Leſſon und ſeine Gefährten waren daher nicht wenig erſtaunt, als ſie zum letztenmal die Pinguininſel beſuchten, von den vielen tauſenden, welche noch vor wenigen Tagen da— ſelbſt waren, nur noch einen einzigen kranken Vogel da zu finden, alle waren verſchwunden und mit ihnen auch die Nah— rungsquelle für die Schiffbrüchigen, welche aber glücklicher Weiſe fie nicht mehr bedurfte. Die Jungen werden in den Neſtern wahrſcheinlich mit Fiſchen ernährt, wovon indes die Nachrichten fehlen. Das Wachsthum muß indeß langſam vor 391 ſich gehen, da nach den Nachrichten, November und December als die Sommermonate jener Gegenden die Brütemonate find, und die Schaaren doch erſt im April das Land verlaſſen. Den Winter ſcheinen ſie im Meere zuzubringen und ſich den Aequatorialgegenden mehr zu nähern. Ste Saft. Fettaucher. Aptenodytes. Manchot. Schnabel länger als der Kopf, dünne, gerade, an der Spitze gekruͤmmt; die beiden Laden gleich lang, etwas ſtumpf; die obere der ganzen Laͤnge nach geſtreift; die untere an der Baſis breiter, und mit einer nack— ten platten Haut bedeckt; Naſengrube ſehr lang, mit Federn bedeckt. Naſenloͤcher verborgen, am obern Theile des Schnabels nahe an der Schnabelſirſte, und in den auf die Stirn vorgehenden Federn verborgen. Beine ſehr kurz, dick, ganz am Steiße ſtehend; vier Zehen nach vorn, drei mit der Schwimmhaut verbunden, die vierte klein und mit der Wurzel an der innern eingelenkt. Fluͤgel kurz, ohne Federn zum Fluge untauglich, wohl aber zum Schwimmen geſchickt. Taf. 131. Der große Fettaucher. Aptenodytes patagonica. Grand manchot. Pinguin roi. Kopf und Kehle Schwarz, hinter den Augen entſteht ein hoch eitrongelber Streif der ſich an den Seiten des Halſes hin, unterzieht, und ſich unter der ſchwarzen Kehle mit dem der andern Seite vereinigt, Hinterhals und Rücken ſind ſchön glän— zend dunkel ſchiefergrau, alle vordern Theile von der Bruſt an weiß, an der Bruſt mehr oder minder gelb. Flügel ſchwarz— grau, Schnabel lang und dünne, zwei Drittheile davon ſchwarz, Spitze und die untere Lade gelblich. Die Beine dick, ſchuppig, ſchwarzbraun, die Zehen groß und dunkler. Das Weiße des Unterleibs iſt wie das ganze Gefieder ſeidenglänzend. Höhe faſt 3 Fuß. Vaterland. Er bewohnt die Gegenden der hohen ſüdlichen Breiten, Staatenland, Feuerland, die ſüdlichen Theile von Diemensland; ſehr häufig iſt er auf den Inſeln Schetland, Kerguelen, Neu-Georgien und den ſüdlichen Orkaden. Auf den Maluinen und Falklandsinfeln it er ſelten, dagegen an den Küſten Patagoniens häufig. Höchſt merkwürdig iſt es, daß dieſer Vogel ſich auch in Neuguinea findet, und nach Sonnerat auch an den Küſten von Neu Holland vorkommen ſoll, wo ihn aber Freyeinet und Düperrey nicht fanden. ü Eigenſchaften. Er unterſcheidet ſich von den andern Arten der verwandten Gattungen dadurch, daß er nur paar— weiſe und nicht in ſo großen Geſellſchaften lebt. Während der Mauſerzeit beſonders leben ſie ganz einſam, und ſcheinen ſich eigentlich zu fliehen, dann aber verſammeln ſie ſich in Schaaren und gehen im Januar ans Land, wo ſie aber ſich wieder paarweiſe vereinzeln und zwar nur auf den einſamſten und unfruchtbarſten Küſten. Wallfiſch- und Robbenfänger ſuchen ihn oft auf, da ſeine ſchönen und angenehmen Farben die Haut ſehr beliebt machen, welche zu Tabackbeuteln und Mützen verarbeitet wird, und einen ebenſo glänzenden als dauerhaften Stoff liefert. Man kann die Gefangenen leicht zäh— men, Bougainville gab ſich alle Mühe einen ſolchen Vogel lebend nach Europa zu bringen aber vergebens. Der Gefangene folgte feinen Fütterer allenthalben nach, ſtarb aber bald. Er fraß neben Fiſchen auch Brod. Ihr Gang iſt ſehr laungſam und beſchwerlich. Oft ſetzen ſie ſich auf die ſchwimmenden Eisklumpen und Eisinſeln, und ſcheinen die Kälte ſehr gut er— tragen zu können. Ihr Gewicht kann bis auf 30 Pfund ſteigen, wenn ſie recht fett ſind. Sie machen ebendaſſelbe furcht— bare Geſchrei, wie die Gattungoverwandten. Fortpflanzung. Man findet die einzelnen Paare unter den brütenden Colonien der andern Floſſentaucher. Ob ſie irgendwo auch in ganzen Colonien zuſammen brüten iſt unbekannt; ſie machen gar kein Neſt; aber Weddell (a voyage towards the South pole, in the years 18221824. London, 1815.) bemerkt, daß das Weibchen die Eier in einer Höh— lung zwiſchen Schwanz und Schenkel trage. Vermuthlich haben dieſe Vögel, wie die nordiſchen Waſſervögel, Brüteflecken. Sie paaren ſich im Januar. Das Männchen it dem Weibchen ſehr treu und beweist gegen daſſelbe, wie gegen die Jun— gen, große Sorgfalt und Zärtlichkeit, und das Weibchen führt die Jungen bis zur folgenden Brütezeit ein ganzes Jahr lang. Sie graben übrigens eben ſolche Höhlen und Gänge wie die andern Gattungen. Nutzen. Das Fleiſch dieſes Tauchers iſt noch härter und ſchlechter, als das der andern Gattungen, und wird nur aus Noth gegeſſen, dagegen werden die Häute wie ſchon angeführt ſehr geſucht. Zu dieſer Gattung gehören der Fetttaucher von Chili Aptenodytes chilensis. Molina und der Fetttaucher von Chiloe. Ap. chiloensis, wenn der letztere eine eigene Art iſt. Was Ap. antaretica ſey, deſſen Gmelin und Latham als auf der Inſel der Verzweiflung in großer Menge vorkommend gedenkt, it unbeſtimmt. Auch der papuaniſche Ap. pa— puana iſt noch nicht gehörig bekannt. Wenn Ap. torquata eine eigene Art iſt, fo gehört ſie zur Gattung Floſſentaucher. arte Familie. Pelekanartige Schwimmvoͤgel. Pelecanoides. Sie begreift die langfluͤgeligen oder weitfliegenden Schwimmvoͤgel, bei welchen alle vier Zehen in die Schwimm— haut verwachſen find. Wenn die Voͤgel der vorigen Abtheilung theils ſchlechte Flieger find, theils gar nicht fie gen koͤnnen, ſo enthaͤlt dagegen dieſe Familie ſolche, welche gewaltige Flugwerkzeuge haben, und daher weit und ſchoͤn fliegen. Sie werden darin nur von der folgenden Familie der mevenartigen uͤbertroffen. Wenn aber 392 die Flugfaͤhigkeit ihnen in dieſer Hinſicht einen großen Vorzug giebt, fo ſtehen fie dagegen in der Tauchfaͤhigkeit ſehr nach. Die meiſten ſind Stoßtaucher und einige tauchen gar nicht, und ſchwimmen auch ſchlecht. Linneus hat fie unter drei Gattungen gebracht, die Pelekane, die Schlangenhalsvoͤgel und die Tropikvoͤgel! (Pelecanus Plotus et Phaeton) allein die erſte Gattung theilt ſich in mehrere ſehr natuͤrliche, wenn ſchon an Arten nicht zahlreiche Gattungen. 14e Gatt. Pelekan. Pelecanus. Pelican. Onocrotolus, Brisson, Schnabel ſehr lang, gerade, breit, ſehr niedrig, die platte obere Schnabellade endigt mit einem fehr far: ken Haken; die untere Lade beſteht aus zwei knoͤchernen, flachen, biegſamen Aeſten, welche ſich an der Spttze vereinigen, von ihnen haͤngt eine große, nackte Haut herab, und bildet einen weiten, dehnbaren, ſchlaffen Sack; Geſicht nackt. Nafenlöcher an der Wurzel, fie beſtehen aus Laͤngsſpalten. Beine ſtark, kurz; drei Zehen nach vorn, der vierte iſt nach innen eingelenkt, aber auf derſelben Flaͤche mit den andern, und alle mit der Schwimm— haut verbunden; die Naͤgel ſtark, der Nagel der Mittelzehe ohne Zaͤhnchen. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, welche die laͤngſte iſt, die großen Deckfedern, und die dem Koͤrper zu— naͤchſt liegenden Federn der zweiten Ordnung ſo lang als die Schwungfedern. Die Pelekane find ſehr große und plumpe Vögel, welche auf Flüſſen, Seen und an Meeresküſten ohne beſondere Aus— wahl leben. Ihre Nahrung beſteht aus Fiſchen, von welchen ſie viele in ihren Kehlſack ſammeln, aus welchem ſie dann nach und nach in den Schlund ſchlüpfen, ſo wie die Verdauung der bereits verſchluckten vorwärts geht. Es ſind vortref— fliche Schwimmer, denn wenn ſchon die Zehen alle in einer Haut verwachfen find, fo können fie damit doch Gegenſtände erfaſſen, und man ſieht daher die Waſſervögel dieſer Abtheilung ſich zuweilen auf Bäume ſetzen und ſich auf den Aeſten gleich andern Vögeln feſthalten. Die Pelekane ſollen keine doppelte Mauſer haben, allein Junge und Alte ſind ſehr von einander verſchieden, und es erfordert mehrere Jahre bis ſie das vollkommene und glänzende Kleid der Alten tragen. Die Arten ſind noch nicht mit Beſtimmtheit auseinandergeſetzt. Sie bewohnen nur die wärmern Zonen, ſind aber in denſelben allenthalben verbreitet. Sie verſammeln ſich oft in große Schaaren und wandern zuſammen. Sie fliegen gut, wenn ſie einmal in die Luft gekom— men ſind; entfernen ſich aber nicht weit von den Küſten, kaum 10 bis 15 Meilen, verlaſſen aber auch die Gewäſſer nie— mals lange, da ſie ſehr gefräßig ſind, und viel und öfter Nahrung bedürfen. Alles was man über die Lebensart dieſer Vögel kennt, betrifft hauptſächlich unſere auch in Europa vorkommende Art, allein es iſt wahrſcheinlich, daß alle andern in ihren Sitten ſich ſehr gleichen. Taf. 132. Der gemeine Pelekan. Pelecanus Onocrotalus. Le Pelican blanc. Der ganze Vogel iſt ſchön weiß, leicht röthlich angeflogen, oder hell roſenroth überlaufen; die Schwungfedern ſchwarz. Die obern Theile des Schnabels blaulich, Ränder roth; Schnabelnagel roth; der nackte Theil des Geſichts weiß, roſenroth überlaufen; Kehlſack hellgelb, Augen lebhaft braunroth; Füße blaulich fleiſchfarben. Am Hinterhaupt ſteht ein Buſch lan⸗ ger und zerſchliſſener Federn; der Schwanz beſteht aus 20 Federn. Länge 5 bis 6 Fuß. Die Jungen im erſten Jahr ſind am ganzen Körper grau weißlich, am Bauch weißlich, Rücken und Flügel dunkelgrau alle Federn heller grau geſaumt; Schnabel und nackte Theile blaulichſchwarz; Augen braun. Am Halſe und Bauch erſchei— nen nachher die erſten weißen Federn. Vaterland. Die öſtlichen Theile von Europa; gemein auf den Flüſſen und Seen von Ungarn und Rußland; häufig an den untern Theilen der Donau bis zum ſchwarzen Meer, ſelten und zufällig an den Küſten des Oceans. Auch in Egyp⸗ ten, in Afrika und im Mittelmeer bis zum Cap. Sehr ſelten auf den Seen im Innern von Europa, und der Schweiz. Geßner giebt Nachricht von einem der auf dem Zugerſee gefangen wurde; ein anderer wurde auf dem Zürichſee erlegt; ein dritter wurde im Jahr 1642 auf dem großen Sumpfe bei Poerdon geſchoſſen. Im Juli 176% erſchienen 130 Pelikane auf dem Bodenſee und ließen ſich bei Lindau nieder, von welchen nur einer, leicht verwundet, gefangen werden konnte, und end⸗ lich wurde den 26. Mai 1809 ein einzelner nahe bei Fußach auf dem Bodenfer ſlügellahm geſchoſſen und nachher in die Me— nagerie des Königs von Würtemberg abgeliefert, wo er bis zum Tode des Königs blieb und nachher mit den andern Thieren verkauft wurde. Eigenſchaften. Die Zunge des Pelekans iſt ſo klein, daß einige ſogar ſie demſelben abgeſprochen, ſie ſitzt am Grunde der Taſche, und iſt 5 bis 6 Zoll, ſowohl von dem Gaumen, als von den Halswirbeln entfernt. Sie iſt kaum 4 Linien lang und 1½ Linien breit und häutig. Die Schenkel der untern Schnabellade, an welcher die Taſchenhaut ſtitzt, find ſehr dünne und biegſam wie Fiſchbein, daher laſſen fie ſich leicht ausdehnen. Die Knochen des Pelekans ſollen beſon— ders leicht und mit Luft durchdrungen ſeyn; die fie bildende Maſſe iſt ſehr dünne und die Verknöcherung foll ſehr langſam vor ſich gehen. Pennant giebt das Gewicht des ganzen Scelets auf noch nicht 1 1/2 Pfund an. Da der Vogel wenn er Fiſche fängt damit auch zugleich Waſſer in ſeinem Sack bekommt, ſo iſt der Luftröhrenkopf mit Ringmuskeln verſehen, welche ihn dann ſchließen damit das Waſſer nicht in die Luftröhre eindringen und den Vogel erſticken könne. Man bemerkt 393 an der Stelle wo er am Sack befeſtigt iſt, eine bedeutende Anſchwellung. Die Haut ſelbſt, welche den Sack bildet, beſteht aus einer doppelten Schichte. Die innere hängt mit dem Schlund zuſammen, die äußere iſt eine Fortſetzung der Haut des Halſes. Sie iſt runzlich und daher auf der einen Seite ſehr ausdehnbar, auf der andern aber kann ſie ſich auch wieder ſtark zuſammenziehen, und hilft wahrſcheinlich die Ausleerung des Waſſers befördern, indem ſie daſſelbe gegen die Schna— belöffnung hintreibt wo es ſich entleeren kann. Der Magen iſt nur eine Erweiterung des Schlundes und mehr häutig als muskulos, durch mehrere Verengerungen aber gleichſam in mehrere Säcke getheilt. Die innere Haut iſt ſehr drüſig und ſchleimig. Der Pelekan iſt ein Stoßtaucher, er ſchwebt meiſt über dem Waſſer, und ſchießt, wenn er Fiſche bemerkt unter daſſelbe wobei er zugleich mit ſeinen großen Flügeln ſo aufs Waſſer ſchlägt, daß die Fiſche erſchreckt und gleichſam betäubt werden. Wenn die Pelekane in Menge beiſammen find, ſo ſollen fie auch gemeinſchaftlich den Fiſchfang fo betrieben, daß fie fich ſchwimmend gegen die Buchten begeben, indem fie einen Kreis bilden, welchen fie immer verengern und dann zugleich mit den Flügeln aufs Waſſer ſchlagen, und ein großes Geräuſch machen, dadurch werden die Fiſche erſchreckt, und begeben ſich in Haufen zuſammen, ſo daß die uun tauchenden Vögel ihre Kehlſäcke füllen, und mit Fiſchen ſchwer beladen wieder auftauchen. Sie fliegen dann aufs Land, und verzehren ihren Raub mit Ruhe. So ſchwimmend können ſie aber nicht unter Waſſer kommen, wenn ſie nicht vorher mit den Flügeln ſchlagend gleichſam einen Anlauf nehmen und dann ſchnell unterſchießen, fo wie man dies bei unſern Hausenten beobachten kann. Bei der Leichtigkeit ihres Körpers hebt fie das Waſſer dann von ſelbſt wieder in die Höhe, da ſie nicht lange unter Waſſer bleiben können, und auch nicht ſehr tief tau— chen. Es ſind langſame, träge und plumpe Vögel, welche oft ſehr lange an einem Ort ſtill ſitzen. Ihr Flug iſt aber dennoch leicht, und oft erheben ſie ſich zu einer außerordentlichen Höhe. Da, wo ſie nicht ſehr verfolgt werden, ſind ſie nicht ſehr furchtſam, aber ſobald ſie Verfolgung merken, werden ſie ſehr ſcheu. Sie laſſen ſich leicht zahm machen und leben in der Gefangenſchaft ſehr lange, man hat ſolche zahme über 50 Jahre lebend erhalten. Intelligenz ſcheinen ſie wenig zu haben, und ihre Geberden verrathen wenig Fähigkeiten. So furchtbar ſein Schnabel erſcheint, ſo hat er darin wenig Kraft, einzig mit dem ſpitzigen Hakennagel kann er verwunden, zuweilen ſchnappt er jedoch nach dem Naheſtehenden und läßt dabei einen grunzenden Ton hören. Sie ſchlafen auch am Tage viel und ſtützeu dabei den Kopf mit dem langen und breiten Schnabel auf die Bruſt. Ihr Geſchrei beſteht gewöhnlich in einem häufig ausgeſtoßenen Rö, rö, dann aber ſtoßen ſie zuweilen brüllende Töne aus, gleich dem Geſchrei des Eſels, es klingt alſo ſehr unangenehm. Die untere Schna— bellade iſt ſo dehnbar, daß ein Menſch leicht den Kopf durchſtecken kann, die Führer der Menagerien zeigen dies oft vor und ſetzen ſo den Sack wie eine Mütze auf den Kopf. Da ſie ſo leicht zahm gemacht werden können, ſo ſieht man ſie oft in Menagerien. In der Freiheit ſitzt er zuweilen auf Bäume, doch niſtet er dort nicht. Nahrung. Dieſe beſteht in der Freiheit allein aus Fiſchen, und die Pelikane ſind ſo gefräßige Vögel, daß einige im Stande ſind einen kleinen See in weniger Zeit faſt ganz zu entvölkern. Sie freſſen ſehr große Fiſche, und ſollen Kar— pfen von 3 Pfund Schwere in ihrem Sacke verbergen können. Dieſer iſt als ein Magazin zu betrachten, aus welchem der große Magen eiue zeitlang immer Zuſchuß erhält, ſo wie das in demſelben befindliche verdaut iſt, indem die im Beutel be— findlichen Fiſche nun immer nachrücken, ſo wie es Platz giebt. Wenn er gefiſcht hat, ſo läßt er erſt das Waſſer aus dem Schnabel laufen, dann ſieht man die lebenden Fiſche ſich noch lange im Sacke bewegen. Er kann aber die Fiſche im Sacke ſo geſchickt wenden, daß ſie immer mit dem Kopf zuerſt in den Schlund eintreten. Es iſt kaum einem Zweifel unterwor— fen, daß man dieſen Pelekan, wie die Fiſcherſcharbe in China, zum Fiſchfang abrichten könnte, und es ſoll dies auch wirk— lich nach Lathams Zeugniß in Amerika geſchehen ſeyn. In der Gefangenſchaft freſſen die zahmen auch Mäuſe und andere kleine Säugethiere, auch Stücke Fleiſch. Sie ſchnappen dieſe Dinge, wenn man ſie ihnen zuwirft ſehr geſchickt in der Luft weg. Man ſieht ſie überhaupt oft den Schnabel aufſperren und offen behalten. Fortpflanzung. Zur Paarungszeit im Frühjahr ſchwillt den Männchen an der Schnabelwurzel ein runder ſchwam— miger Höcker auf, welcher weich und fleiſchfarben iſt, im Sommer ſich aber wieder verliert. Sie leben in der Ein— weiberei und niſten in Sümpfen an den Mündungen der Flüſſe, oder auf unbewohnten Inſeln mit ſumpfigen Boden, und machen ihr Neſt in einem Erdloche aus Riedtgras, mit dem weichſten ausgefüttert. Die Eier, zwei bis drei, ſelten vier ſind weiß und ſchön eiförmig, faſt an beiden Enden gleich dick. Die Brütezeit ſoll 30 Tage dauern. Die Jungen werden mit Fiſchen gefüttert, welche die Alten im Sacke bringen und den Jungen vorwürgen, daher die Fabel, ſie ernähren die Jungen mit ihrem Blut, welches ſie aus der Bruſt abzapfen. Der rothe Schnabelnagel und die rothen Schienen der Un— terlade mögen zu dem Irthum Anlaß gegeben haben. Nach einigen Nachrichten ſollen ſie den Schnabel beim Füttern öffnen und die Jungen aus dem Sacke freſſen laſſen. In Menagerien legen die Weibchen oft Eier, doch nie mehr als zwei. Nutzen. Den Juden war das Fleiſch der Pelikane als unrein verboten, allein man bedurfte dies kaum, da daſſelbe einen ſehr thranigen und moderigen Geſchmack hat, und von alten Vögeln hart iſt, ſo daß nur die Noth zu dieſer Nah— rung zwingen kann, Junge ſollen eher eßbar ſeyn. Ihr Fett kann man als Oel zum brennen gebrauchen, freilich nur da, wo ſie in Menge vorhanden ſind. Die Kehlſäcke werden zu Tabacksbeuteln und ähnlichen Dingen verarbeitet. Einen bedeutenden Schaden für unſere Oekonomie könnten ſie nur in kleinen Seen, durch Ausfiſchen derſelben, an— richten, wenn ſie häufiger wären. Eine neue Art beſchreibt Herr Notar Bruch in Mainz nach Exemplaren, welche Herr von Feldegg aus Dalmatien brachte, und welche auch in Egypten von Herrn von Kittlitz beobachtet wurde, da ich durch die Güte des Herrn Bruch eine von Herrn von Kittlitz gemachte Abbildung nach einem in Egypten friſch geſchoſſenen Exemplar erhalten habe, ſo wird fre hier mitgetheilt. Taf. 132. Krauskoͤpfiger Pelekan. Pelecanus crispus. Pelican d tete frisee. Beine kurz, ſchwarz, Schnabel blaulich, an der Spitze gelb, Nagel röthlich; der Kehlſack vorn und ſeinem großen Theil nach blutroth, hinten mit einem dunkelblauen Fleck. Der Kopf mit einem Buſche von zarten, krauſen Federn an Hinterkopf und Nacken, der nackte Kreis um die Augen kleiner, hellfleiſchfarb, Augen gelb. Das ganze Gefieder ſchön ſil— 99 394 lerweiß glänzend, jede Feder mit ſchwärzlichem Schaft, welcher beim ältern Vogel bläſſer wird. An der Kopfgegend ein ſchmutziggelber Fleck. Er iſt etwas größer als der gemeine Pelekan. Vaterland. Dalmatien und Egypten. Die Abbildung nach einem im März in Egypten geſchoſſenen und ſogleich gezeichneten Weibchen. Die Art findet ſich in dem Muſeum zu Frankfurt, in der Sammlung der Herrn von Feldegg und Bruch in Mainz. Die Arten dieſer Gattung ſind nicht zahlreich, und es iſt ſchwer ſie gehörig auseinander zu ſetzen, nach Temmink ſind außer dem gemeinen Pelikan noch vier Arten bekannt. Der braune Pelekan. Pelecanns fuscus pl. enl. 957. Kleiner als der gemeine. In den wärmern Gegenden Amerikas einheimiſch. Der Roth ſchnäbelige. P. trachy- rhynchos et erythrorhynchos. Lath. Aus Carolina und Nordamerika. Der Roſtröthliche. P. rufes- cens. Latb. Aus Afrika. Der Pelekan mit der Brille. P. conspicillatus. Temm. pl. col 276. Größer als der unſrige. Aus den Südländern, 2e Saft. Schar be. Car bo. Cormoran. Halineus. Phalacracorax, Schnabel mittelmäßig oder lang, gerade, zuſammengedruͤckt, Schnabelfirſte abgerundet; die obere Schna⸗ bellade gegen die Spitze ſehr gekruͤmmt und hakenfoͤrmig; die untere zuſammengedruͤckt, mit ihren Aeſten in einer Haut verwachſen, welche einen kleinen Kehlſack bildet. Geſicht und Kehle nackt. Naſenloͤcher an der Wurzel des Schnabels, linienfoͤrmig und verborgen. Beine ſtark, kurz, weit nach hinten ſtehend; drei Zehen nach vorn, die Hinterzehe nach Innen eingelenkt und mit den vordern in derſelben Haut verbunden. Der Nagel der Mittelzehe ſaͤgenfoͤrmig gezaͤhnelt. Fluͤgel mittelmäßig; die erſte Schwungfeder etwas kuͤrzer als die zweite und dieſe die laͤngſte. Die Scharben find leicht von den Pelekanen und Tölpeln zu unterſcheiden, mit welchen Linneus fie generiſch vereinigte. Sie ſind ausgezeichnete Taucher, und tauchen ſowohl wenn ihnen nachgeſtellt wird, um zu entfliehen als um Nahrung zu ſuchen. Mit Blitzesſchnelle ſchießen ſie unter den Waſſer nach ihrer Beute, welche fie ohne dieſe Schnelligkeit nicht erha— ſchen könnten, da ſie ſelbſt ſchnell entfliehen kann. Sie ſind Fußtaucher, das heißt, ſie brauchen unter dem Waſſer nur die Füße nicht aber die Flügel, und erſtere ſind mit ſehr ſtarken Muskeln verſehen. Sie ſchwimmen tief in der Waſſerfläche doch in der Regel immer mit dem Rücken über dem Waſſer, oft jedoch auch ſo, daß nur der Kopf vorſteht, immer aber ſchwimmen ſie ſehr hurtig, und drehen dabei oft den Hals. Sie tauchen mit einem Sprung. Ihre Nahrung, welche nur aus Fiſchen beſteht, holen ſie oft viele Klafter tief aus dem Waſſer vom Boden des Meeres, und verſchlucken ſie meiſt ganz mit Hülfe ihres weiten Rachens, den Kopf immer voran und immer über der Waſſerfläche. Sie ſind ſehr gefräßig, fliegen hoch, aber nicht ſo anhaltend und ſicher wie die Tölpel. Ihr Gang iſt wackelnd und ungeſchickt, doch beſſer als bei den Tauchgänſen, der Körper wird aber beim Gehen ſehr hoch und geradegehalten, wobei fie den Körper durch ihren ſehr ſtei— fen und elaſtiſchen Schwanz ſtützen, deſſen Federn auch immer etwas abgerieben ſind. Sie ſitzen gerne auf Scheeren, welche ſie vom Meere aus erklettern, und ruhen oft ganze Tage daſelbſt in aufrechter Stellung, mit geſtrecktem Halſe und halb— ausgeſpannten fächelnden Flügeln, welches eine ihnen beſonders eigene Gewohnheit iſt. Oefters auch ſitzen ſie hoch auf die Felſen, und wo Bäume ſind, auch öfters auf dieſe. Am Neſte ſind ſie zahm, ſonſt ſehr vorſichtig. Wenn ſie auf Fel— fen ſitzend erſchreckt werden, fallen fie wie todt ſenkrecht ins Waſſer, und entfliehen tauchend. Sie lieben die Geſellſchaft ihres Gleichen, ſowohl wenn ſie brüten, als wenn ſie auf Scheeren oder Felſen ruhen. Zum Ruheplatz geben ſie gewiſſen Scheeren einen Vorzug, ohne daß man den Grund ſich denken könnte, und warten es ab, bis dieſe durch die Ebbe aus dem Meere hervortreten. Sie niſten, je nach den Umſtänden, auf Felſen oder Bäumen, und machen ein großes Neſt von Meer— gras oder Binſen. Die Eier bis vier an der Zahl, ſind verhältnißmäßig faſt unter allen Waſſervögeleiern die kleinſten, un— gefleckt, grünlich, mit einer ſtarken kalkartigen Kruſte überzogen. Sie niſten früh, die Jungen kommen nackt und ſehr wenig entwickelt aus den Eiern, erhalten aber bald Federn, und bleiben lange im Neſt. Sie leben in der Einweiberei, und beide Aeltern brüten und füttern gemeinſchaftlich, und tragen das Futter im Kehlſacke zu. Sie brüten am Meere und an Süßwaſſern. Sie mauſern doppelt und ändern ihre Kleidung nach den Jahreszeiten, machen aber dadurch eine ſonder— bare Ausnahme, daß ihre Wintertracht ſchöner iſt, als die Sommertracht. Männchen und Weibchen ſind einander nicht ſehr unähnlich; die Jungen weichen aber in der Farbe von den Alten ab, und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß ſie erſt im dritten Jahre brutfähig find. Sie find Standvögel und wandern im Winter nicht. Alle Arten nähern ſich einander in der Farbe des Gefieders. Taf. 132. Die Karmoranſcharbe. Carbo cormoranus. Le Cormoran. Winterkleid. Körper ſchwarz mit Violetglanz, Hinterhaupt mit langen, buſchartigen Federn, am Halſe ſtehen einzelne ſchmale weiße Federn zerſtreut, Kehle und Seiten des Kopfs hinter den Augen weiß; an den Schultern und an den Deck⸗ federn der Flügel ſind die Federn in der Mitte ſchwarzblauglänzend, mit ſchwarzem Saum; die untern Deckfedern des Flü⸗ gel ſchwärzlich, die Schwungfedern ſchwarz mit Metallglanz, an den Hüften iſt ein rundlicher weißer Fleck aus zerſchliſſe⸗ nen Federn beſtehend. Der Schwanz beſtebt aus 14 Federn, welche harte ſehr elaſtiſche Schäfte haben. Schnabel bleifar⸗ 395 ben, dick, der Hacken des Oberſchnabels reicht 3 Linien über die Spitze des Unterſchnabels vor. Augen grün. Kehlhaut oder un nackt, bleifarb, mit gelben Warzen; Augenrand warzig; Beine ſtark, ſchwarz. Das Weibchen iſt ganz ähnlich. Im Sommer fehlt beiden Geſchlechtern der weiße Fleck an den Hüften. Der junge Vogel iſt oben allenthalben ſchwarzbraun, ohne oder mit wenig Glanz, am Kopfe ſtehen einzelne weißliche Borſten; Backen die Seiten des Halſes, die Kehle und der untere Theil der Bruſt, Unterleib und Aftergegend ſchmutzig 2, „Kehle und Oberbruſt graubraun gewölkt; Weichengegend glänzend ſchwarz; Schwungfedern braunſchwarz mit grauem aum. Länge 2 Fuß 6 Zoll, die ausgebreiteten Flügel klaftern 4 Fuß. Vaterland. Der gewöhnliche Aufenthalt der Kormoranſcharbe iſt die boreale Zone, ſie wird aber weſtlicher und nördlicher als die folgende Art gefunden, und geht über den 70 Grad hinaus und iſt überall ein Standvogel. Gmelin be— merkt, daß er häufig in Sibirien brüte, auch in Lappland, auf den Föroerinſeln, und an den Küſten und Scheeren des nördlichen Norwegens findet er ſich, ebenſo in Island und Grönland. Er erſcheint aber auch zuweilen ſüdlicher in Holland, Dänemark und Holſtein. Im Winter kommt er an die deutſchen Küſten, und zuweilen ſogar bis auf die Landſeen der Schweiz, wo er mehreremale angetroffen wurde. Am Bodenſee ſoll er faſt alljährlich vorkommen, und ſich ſogar bis an die Küſten Frankreichs und des nördlichen Afrikas verfliegen. Eigenſchaften. Dieſe Scharbe iſt ein vorſichtiger und ſcheuer Vogel und daher, beim Neſt ausgenommen, ſchwer zu fangen. Des Nachts laſſen ſie ſich aber leicht überraſchen und ſchlafen feſt. Sie ſitzen ruhend in ſehr aufrechter Stellung mit geſtrecktem Halſe. Es ſind ausgezeichnet fertige Schwimmer und Taucher; wenn ſie verfolgt werden, ſchwim— men ſie mit dem ganzen Rumpfe unter dem Waſſer, nur der lange Hals ragt hervor und bietet ein kleines Ziel. Verwun— det oder mehrmals verfolgt, ſieht man ſie oft untertauchen und nicht mehr zum Vorſchein kommen. Am beſten kommt man ihnen an, wenn fie auf die ſchrägen Felſen geklettert find, und ſich fächeln, dann entſchließen fie ſich nicht leicht ins Waſſer zu gehen, bis ihnen die Gefahr zu nahe kommt. Aufgejagt vom Neſte fliegen ſie lange herum, und begeben ſich dann wieder auf ihr Neſt. Werden ſie erſchreckt oder ſchießt man unter ſie, ſo ſtürzen ſie auf den Kopf ins Waſſer. Den ſich Nahenden betrachten ſie mit ſteigender Unruhe aufmerkſam unter beſtändigem Drehen und Wenden des Kopfs. Im freien Waſſer kommt man ihnen nicht leicht nahe, am Lande wenn ſie ruhen, weit eher. Sie tauchen immer mit einem vorangehenden Sprunge und ziehen die Flügel ſtraff an den Leib an. Am Hinterkopfe haben die Vögel dieſer Gattung einen ſtarken Knochenvorſprung, als Fortſetzung der Hinterhauptsgräthe. Sie laſſen ſich leicht zähmen und mit Fiſchen oder auch mit Fleiſch erhalten. Man ſoll ſie ehmals auch im Norden zum Fiſchfang gebraucht haben, wie die Chineſer die Fiſcher— ſcharbe. In China nemlich wird die Fiſcherſcharbe, häufig gezähmt und ſo abgerichtet, daß ſie die gefangenen Fiſche ihrem Herrn überläßt. Man fährt mit vielen dieſer zahmen Vögel in einem Boote, und wenn man in eine fiſchreiche Ge— gend gekommen iſt, ſo legt man den Vögeln einen Ring um den Hals der ſie am Schlucken verhindert und läßt ſie tauchen, ſobald ſie nun mit einem gefaugenen Fiſche hervorkommen, nimmt man ihnen denſelben ab, und ſo ſetzt man dieſe Fiſcherei ſo lange fort bis der Vogel bald ermüdet, dann nimmt man ihn den Ring ab und läßt ihn entweder tauchen um ſich Nahrung zu holen, oder giebt ihm von den gefangenen Fiſchen ſeinen Antheil. Gut gezähmte Vögel erhalten einen bedeutenden Werth. Das Geſchrei der Scharben iſt rauh und dem der Raben ähnlich, der Flug iſt leicht doch etwas ſchwankend, und hält ſelten lange an. Sie ſitzen oft auf Bäume, ſogar auf die Maſten der Schiffe. Nahrung. Sie beſteht ganz in Fiſchen, ihre Nahrung, iſt natürlich nach dem Aufenthaltsort verſchieden, in Is— land und um die Föroerinſeln iſt es der Seeſcorpion (Cottus scorpius) den fie am meiſten verfolgen, nach Temmink ſtellen ſie vorzüglich den Aalen nach, nach Pennant den Heeringen, in ſüßen Waſſern den Karpfenarten, daher iſt er bei den ſüßen Waſſern ein ſchädlicher Vogel der viele Fiſche vertilgt. Fortpflanzung. Die Kormorane niſten in großen Colonien, wenn ſie in Vogelbergen brüten, ſo halten ſie ſich immer in den obern Regionen auf, und legen ihre Neſter auf den Felſen an. Es ſind aber mehrere Beiſpiele bekannt, wo die Scharben viel ſüdlicher an ſüßen Waſſern niſteten, und zwar auf Bäumen. Solche Colonien fanden ſich in Dänemark an verſchiedenen Orten, in Holland und an andern Orten ein. So erzählt Boje im Jahr 1810 habe man zuerſt Kormo— rane in der Nachbarſchaft der Inſel Fühnen bemerkt, wo ſie in den Waldungen niſteten und ſich nach und nach ver— mehrten. Im Frühling 1812 fanden ſich auf dem Gute Neudorf, in der Nähe der Stadt Lütienburg zuerſt vier Paare ein, und ſiedelten ſich dem Seeſtrande nahe in einem Gehölze auf ſehr hohe Buchen an, welche ſeit vielen Jahren einer großen Anzahl von Saatkrähen und Reihern als Brüteplatz gedient hatten. Sie vertrieben zwei Reiherfamilien von ihren Neſtern, brüteten zweimal zuerſt im Mai, dann im Juli, und verließen im Herbſt zu einem Haufen von etwa 30 angewachſen, die Gegend. Im folgenden Frühjahr kamen ſie viel zahlreicher wieder und nach einigen Jahren berechnete man ihre Zahl auf etwa 7000, auf einigen Bäumen zählte man über 50 Neſter, und die Menge der ab und zufliegenden Scharben, Krä— hen und Reiher, betäubte das Ohr durch ihr wildes Geſchrei. Ihr ſcharfer Unrath machte das Laub auf den Bäumen verdor— ren, und die Atmosphäre wurde durch die unter den Bäumen liegenden Reſte der faulenden Fiſche verpeſtet. Auf der See ſah man ſie in großen Haufen auf den Untiefen lange Reihen bilden. Ihrem Schaden zu wehren wurden ſie bei den Neſtern geſchoſſen, und man tödtete an einem einzigen Tage 4 bis 500, dennoch gelang es erſt in den folgenden Jahren ſie ganz aus der Gegend zu vertreiben. Sie theilten ſich dann in mehrere Haufen, die ſich anderwärts anſiedelten. Im Jahr 1822 ka— men einige Paare nach Jütland, und brüteten an den Landſeen in Gehölzen, im Jahr 1823 hatten ſie ſich ſehr vermehrt, und der durch Vertilgung faſt aller Fiſche entſtehende Schaden nöthigte ebenfalls zu ihrer Vertreibung. Sie führen alſo ein wanderndes Leben und dürfen ihres Schadens wegen an Landſeen gar nicht geduldet werden. Die drei bis vier Eier ſind verhältnißmäßig ſehr klein, weißblaulich mit einem ſtarken Ueberzug von weißem Kalk, der oft nur hier und da die blauliche Grundfarbe durchſcheinen läßt. Das Neſt iſt groß und beſteht aus Meergras und verwelktem Graſe, es iſt immer naß und ſchmutzig. Beide Geſchlechter brüten und füttern ihre Jungen theils aus dem Schlunde mit Fiſchen, größere Fiſche aber zerlegen ſie neben dem Neſte und geben ſie den gefräßigen Jungen ſtückweiſe. Die Eier ſind übelſchmeckend und wer— den ſelten gegeſſen, wohl aber ſollen die Jungen gut ſchmecken. Der Schaden den ſie an den Fiſchen anrichten iſt an kleinern Gewäſſern ſehr bedeutend/ der Nutzen dagegen ſehr klein, da auch die Jungen nicht allenthalben gegeſſen werden. 396 Taf. 132. Die Kraͤhenſchaär bee. Carbo graculus. Cormoran Largup. Carbo eristatus. Sommerkleid. Mundwinkel, Schlund, die kleine Zunge und mehrere Punkte an der Kehlhaut dottergelb; die nackte Stelle um die Augen braun, Augenliederrand blaß; Auge ſmaragdgrün; keine Federholle auf dem Kopf. Die Farbe des Körpers oben und unten ſchwarz, grünglänzend, an Kopf, Hals, Bürzel, Bruſt und Unterleib bräunlich, Schwung— federn braunſchwarz, blauglänzend; die Deckfedern der Flügel mit ſchwarzem Saum, die untern braun, Beine braun— ſchwarz, Schwimmhäute blaß; Nagel braun, der innere gezähnelt; der Schwanz keilförmig zugeſpitzt, braunſchwarz, aus 12 Federn beſtehend. Winterkleid. Ganz wie das Sommerkleid nur mehr ins Grüne fallend, und auf der Stirn mit einem langen auf— gerichteten Federbuſch. Länge 26 Zoll, Flügelbreite 3 Fuß 2 Zoll. Vaterland und Aufenthalt. Die Krähenſcharbe iſt als Standvogel im Norden zu Hauſe, doch ſcheint ſie nicht ſo hoch hinauf als der Kormoran zu gehen. In Island fand ſie Faber nicht über den 66 Grad hinaus. Auf den Fö— roerinſeln, den Orkaden, den Hebriden, an den Küſten Englands, in Norwegen und Lappland iſt ſie gemein, dagegen iſt ihr Aufenthalt in Grönland nicht mit Gewißheit anzunehmen. Ins Innere des europäiſchen Kontinents kommt ſie viel ſeltener als die Kormoranſcharbe, doch ſoll fie zuweilen an den ſüdeuropäiſchen Küſten vorkommen, ob auch etwa auf den Seen der Schweiz, iſt nicht ganz ſicher. In Island iſt ſie gemeiner als die Kormoranſcharbe. Eigenſchaften. Sie ſchwimmen hurtig und tief im Waſſer, doch iſt der Rücken immer außer demſelben; ſie entflie— hen tauchend, und tauchen mit einem Sprung und geſchloſſenen Flügeln, ſo daß ſie unter Waſſer nur die Füſſe brauchen. Wenn man ſie in Böten ſo verfolgt, daß ſie nicht gegen den Wind auffliegen können und unter das Ufer getrieben werden, ſo kann man ſie ſchießen, wenn es ihnen aber gelingt durch ihr tauchen auf die andere Seite des Bootes zu kommen, ſo entfliehen ſie augenblicklich fliegend, indem ſie bemerken, daß ihr Tauchen ſie nicht vor der drohenden Gefahr retten kann. Schwimmend drehen und ſchütteln ſie oft mit dem Kopfe und heben den Federbuſch empor. Ihre Nahrung holen ſie 20 bis 30 Klaftern tief vom Boden des Meeres hervor und ſind ſehr gefräßig. Wenn ſie auf den Felſen ſitzen und erſchreckt werden, fallen ſie wie ein Stein ins Waſſer und entfliehen tauchend, ſo daß man ſie vom Blei getroffen glaubt, kommen aber gleich darnach wieder außer Schußweite hervor. Die Jungen ſtinken von den Unreinlichkeiten des Neſtes, doch ſind ſie gut zugerichtet eine angenehme Speiſe, die alten dagegen ſchmecken ſchlecht und ſind nur nach abgezogener Haut eßbar. Man fängt ſie an ihren Schlaförtern, welche auf Felſen ſind, des Nachts mit der Hand. Ihr Geſchrei iſt dem Rabenge— ſchrei ähnlich und unangenehm krächzend. Sie ſitzen in aufrechter Stellung mit geſtrecktem Halſe und durch den ſteifen Schwanz geſtützt, dazu wählen ſie beſonders die Scheeren, und fächeln im Sitzen oft mit den Flügeln. Nahrung. Fiſche, beſonders auch der Seeſcorpion, fie müſſen oft lange arbeiten ehe fie den breiten Fiſch durch den weiten Rachen durchbringen können. Die Jungen werden mit kleinen Forellen und Sprotten (Salmo villosus, Clupea sprattus) und andern kleinen Fiſchen gefüttert. Fortpflanzung. Sie niſten in Felſen und den ſogenannten Vogelbergen, wo möglich immer am Meere. Der Neſt— platz iſt in den obern und mittlern Regionen der Felſen in ihren Abſätzen und Ritzen; ſelten auf der Oberfläche der Fel— ſeninſelchen. Sie ſchlafen oft in denſelben Felſen im Winter, wo fie im Sommer brüten. Die Felſen find von ihren Exkrementen weiß, und der Koth kann kaum vom Regen abgewafchen werden, daher verrathen ſich die Neſter dadurch von weitem. Die vier Eier ſind weiß mit einer grünen Kalkkruſte, und werden bald ſchmutzig. Sie brüten über drei Wochen, und beide Geſchlechter löſen ſich darin ab. In der Neſtzeit herrſcht eine große Unregelmäßigkeit, der gewöhn— liche Monat iſt der Juni. Die Eier ſind ſchlecht an Geſchmack und Geruch, und werden ſelten weggenommen. Ob— gleich gut gefüttert, ſchreien die Jungen beſtändig im Neſte; man ſindet zwar faſt immer vier Eier, aber nur drei Junge im Neſte, ein Ei ſcheint meiſt unbefruchtet. Das Neſt iſt groß und beſteht aus Seegras, und iſt immer naß und ſchmutzig. Mit hohem aber wackelndem Fluge fliegen die Alten oft nach Futter, und wenn ſie ſich wieder beim Neſte niederſetzen, biegen ſie etwas den Hals, und laſſen ſich nur ſchwer vom Neſte wegſcheuchen. Auch dieſe Art ſoll zuweilen ſüdlicher an Landſeen auf Bäumen brüten. Nutzen und Schaden ſind wie bei der Kormoranſcharbe. Die übrigen Arten dieſer Gattung find die kleine Scharbe. Carbo pygmaeus. An den öſtlichen Küſten von Europa, ſehr gemein in Ungarn und auf der untern Donau, ſelten in Oeſtreich, häufig im aſiatiſchen Rußland. Die Scharbe von Desmareſt. C. Desmarestii. An den eorfifanifchen und ſardiniſchen Küſten. Die Fiſcherſcharbe C. sinensis. In China. Häufig gezähmt und zum Fiſchfang gebraucht. Ein Fiſcher ſoll oft ſehr viele beſitzen, welche vom Rande des Fiſcherbootes auf ein gegebenes Zeichen ſich alle zugleich ins Waſſer ſtürzen, untertauchen und die Beute heraufbringen. Die Gaimardiſche. C. Gaimardi, Zool. de la Coquille pl. 48. An den Küſten von Peru. Die braſiliſche Scharbe. C. brasiliensis. An den Küſten Braſiliens. Die gefleckte Schar be. C. naevius. Neu-Seeland. Die Warzenſcharbe. C. carunculatus. In Neu-Seeland. Die Magellaniſche. C. magellanicus. Feuerland. Die Kamtſchatkiſche. C. Urile. Gmel. In Kamtſchatka. Die Violete. C. violaceus. In Kamtſchatka. Einige andere angeführte Arten, welche in Auſtralien vorkommen ſollen, die Grau— braune, die Weiß und Schwarze und die Geſcheckte bedürfen, ſo wie überhaupt die ganze Gattung, einer genauern Un— terſuchung und Sichtung. So ſind z. B. ungeachtet der ſonſt ſehr genauen Nachrichten, welche in den Reiſen von Dü⸗ perrey und Freyeinet vorkommen die Arten der Scharben, welche die Maluinen bewohnen nicht ſyſtematiſch genau beſtimmt. Freyeinet ſagt es herrſche unter den Arten dieſer Gattung noch viel Unbeſtimmtheit, da ſie nach dem Alter dem Geſchlecht, dem Aufenthaltsorte und der Jahreszeit ſo verſchieden ſeyen. Man könne unter den zahlloſen Schaaren, welche am Vorgebirge der guten Hoffnung vorkommen nur eine Art mit Gewißheit unterſcheiden, nemlich die gehaubte Scharbe, welche ſich durch ihre braune Farbe immer auszeichne. Die gehaubte Scharbe des Nordens aber iſt nicht braun, ſondern dunkelgrün und trägt nur im Winter den Federbuſch. Dieſe Scharbe fol auch auf den Maluinen vor— 397 kommen und nichks anders ſeyn als eine Varietät der gefleckten Scharbe, C. naevius, von welchem fie fich durch eine be— deutendere Größe und dunkelblauglänzendes Gefieder auszeichne. Dieſes kann doch nicht wohl zuſammengereimt werden und bezeichnet wohl mehrere Arten. Düperrey ſagt C. naevius ſah ganz braun, zuweilen nach dem Alter weiß gefleckt beſonders am Körper. In der Seehundsbei auf den Maluinen giebt es ganz ſchwarze Scharben und andere find ſchwarz mit weißen Bäuchen. Solche bemerkte man auch am Kap Horn, die Jungen ſollen am Bauche braun, die Alten zu einer Jahreszeit weißbäuchig ſeyn, im höhern Alter aber dieſen weißen Bauch wieder verlieren, die Alten haben an der Schnabelwurzel gelbe Warzen. Auf den Maluinen findet ſich auch eine zweite Art. C. eirrhatus mit ſchieferblauem Gefieder weißem Bauche und Halfe, auf dem Kopf eine Haube von wenigſtens zwei Zoll langen Federn. Die Augen find glänzend blaugrün, die Kehlhaut wie vergoldet, und am Kopf zwei große lebhaft rothe Warzen. Die weißöhrige Scharbe, C. leucotis, welcher der Federbuſch mangelt, iſt wahrſcheinlich nur Alters oder Geſchlechtsvarietät. Alle dieſe Nachrichten und Veſchrei— bungen bezeichnen uns die Arten gar nicht ſo, daß wir ſie ſyſtematiſch unterſcheiden könnten. Erſt die Bemühungen von Graba und Faber haben uns ja die Veränderungen, welchen die Krähenſcharbe unterworfen iſt, näher entwickelt, und es iſt unwahrſcheinlich, daß die nördlichen und ſüdlichen Scharben zuſammen gehören. Die Scharben auf den Maluinen wer den auch als ungemein träge und ſtupid geſchildert, was doch die nördlichſten nicht gerade ſind. 3te Gatt. Toͤlpel. Sula. Zu. Disporus. Illig. Schnabel ſtark, lang, bildet einen verlängerten Kegel; an der Baſis ſehr dick; gegen die ſchwach gebogene Spitze zuſammengedruͤckt, der Mund bis hinter die Augen geſpalten; die Ränder der Schnabelladen gezaͤhnelt. Geſicht und Gurgel nackt. Nafenlöcher an der Wurzel, linienfoͤrmig, verborgen. Beine kurz, ſtark, ſehr weit nach hinten ſtehend; drei Zehen nach vorn, die hintere Zehe einwaͤrts gelenkt, und alle vier durch eine ſtarke Haut verbunden. Der Nagel der Mittelzehe ſaͤgenfoͤrmig gezaͤhnelt. Fluͤgel lang, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte oder der zweiten gleich. Schwanz koniſch, aus zwoͤlf Federn beſtehend. Die Tölpel ſind von Linneus unter die Pelekane gezählt worden, von welchen ſie ſich aber, wie die Scharben ſehr leicht und durch ſehr charakteriſtiſche Merkmale unterſcheiden. Von den Scharben find fie auch ſehr verſchieden, dieſe find die Repräſentanten der wahren Tauchfähigkeit im Norden, ſo wie die Tölpel der Stoßtauchfähigkeit. Jene ſchießen ſchwim— mend unter das Waſſer, dieſe werfen ſich fliegend aus der Luft hinein. Die Tölpel ſind ausgezeichnete und aushaltende Flieger, aber mittelmäßige Schwimmer, die Scharben mittelmäßige Flieger aber ausgezeichnete Schwimmer. Indeſſen ruhen die Tölpel, außer der Brütezeit, faſt immer auf dem Waſſer, und laſſen ſich ſchlafend wie ein Ball vom Wind und Strom treiben. Die Scharben legen mehr Eier, als die Tölpel. Die Scharben wählen die Brüteplätze oft tief in ſchmalen Buchten und brüten auch an ſüßen Waſſern, die Tölpel immer am offenen Meere, beſonders auf iſolirten Scheeren. Die Scharben ſetzen ſich oft auf Bäume, die Tölpel niemals. Die Tölpel leben in vollkommener Monogamie und beide Gatten brüten und füttern die Jungen aus der Speiſeröhre, bis dieſe das Neſt fliegend verlaſſen. Sie haben keine Brüteflecken; die Eier ſind klein und die Jungen kommen klein und nackt aus dem Ei, nicht einmal mit Dunen bedeckt. Sie mauſern nur einmal, aber das Jugendkleid if ſehr vom Alters- kleid verſchieden. Das ſicherſte Kennzeichen die Tölpel von Weitem zu erkennen iſt ihr Stoßtauchen, kein Vogel übt dies fo wie fie, und wenn man fe nur einmal hat tauchen ſehen, fo kann man fie leicht daran wieder erkennen. Das Erſchei— nen dieſer Vögel, wenn ſie ſich in Schaaren zeigen iſt, nach allen Seefahrern, das ſicherſte Zeichen des nahen Landes. Jeden Abend kehren fie zu den Felſen zurück, bei der einbrechenden Nacht aber begeben fie ſich aufs Waſſer um zu ſchlafen. Einzelne ſieht man oft auf 4 bis 500 Meilen vom Lande; bemerkt man aber ganze Truppen und folgt der Richtung ihres Fluges, ſo wird man gewiß Land entdecken, beſonders des Abends, da ihr Flug dann immer gegen das Land geht. Taf. 133. Der weiße Toͤlpel. Sula alba. Fou blanc ou de Bassdn. Pelecanus bassanus et maculatus, Gmel. Manche de velours. Der Schnabel lang, blaß bleifarben. Scheitel, Schläfe und Hals weiß, gelb überlaufen; der ganze Vogel weiß; an Bruſt, Unterleib und Bürzel ſind die Federn gelblich geſaumt. Die Flügel lang und ſchmal, die Schwungfedern der erſten Ordnung ſchwarzbraun, an der innern Fahne blaſſer, mit weißen Schäften. Der Schwanz keilförmig und ſtark zugeſpitzt; die Beine ſchwarzbraun über die Zehen grün. Beide Geſchlechter ſind in der Farbe nicht verſchieden, nur das Weibchen etwas kleiner. Die Augen gelblich. Die Jungen ſind in den erſten acht Tagen nachdem ſie ausgekommen nackt, bleifärbig, die Zehen weißgeſtreift, die Nägel weiß. Später bleiben Stirne, Geſicht, Kehle und Gurgel nackt und braun, alle übrigen Theile ſind ſchwarzbraun mit weißen, ablangen, kleinen Flecken. Der Bauch ſchwärzlich, etwas weiß überlaufen. Nach der erſten Mauſer iſt der Schnabel bleifarben, die Augen ſind weiß. Kopf und Hals oben gelblich; der Körper unten weiß; der Rücken und Mantel wie bei der Mantelmeve, ſchwarzbraun; Bürzel und odere Deckfedern des Schwanzes weiß gemiſcht, der Schwanz ſchwarz— braun; die obern Deckfedern der Flügel ſchwarz, weiß gefleckt, ſo auch die untern. Nach der zweiten Mauſer im Frühjahr, ſind die Schultern ſchwarz und weißgefleckt, der Rücken weiß, Bürzel und obere Deckfedern des Schwanzes ſchwarz gefleckt; Schwungfedern und Afterflügel braun, die letztern mit einzelnen weißen Federn; die größern obern Deckfedern der Flügel 100 398 braunweißlich, die kleinern weiß mit braunen gemiſcht; die untern Deckfedern graulich, die kleinern weiß mit braunen Flecken; der Schwanz weiß. Nach und nach verſchwindet das Braune der Kleidung, in den Flügeln finden ſich noch abwechſelnde braune und weiße Schwungfedern, und im dritten Frühling erſcheint der Vogel vollkommen ausgefiedert. Nur die alten ganz ausgefärbten Vögel werden bei den Brüteplätzen angetroffen, die jungen nicht brütenden treiben ihre Oekonomie beſonders und ſind daher viel ſeltener zu bekommen. a Vaterland. Die arktiſchen Gegenden beider Welten; ſehr häufig auf den Hebriden, in Schottland und Norwegen, in Island. Zufällig auf dem Zuge an den Küſten Englands und Hollands, doch nur in ſtrengen Wintern. Der Tölpel iſt ein Bewohner des offenen Meeres, wo er ſich auch im Winter aufhält. In der Regel iſt er kein Wandervogel; doch ver— fliegen einzelne ſich oft in wärmere Climate. Cook und Lichtenſtein ſahen den Tölpel am Vorgebirge der guten Hoffnung. Sein eigentlicher Aufenthalt aber iſt jenſeits des 60 Grade nördlich und geht nicht über den 70 Grad; der Länge nach ſcheint er nur die Strecken zu bewohnen, die in der Linie mit den Orkaden, Faroe und Island liegen, an den grönländi— ſchen Küſten erſcheiut er ſelten und nicht als brütend. Nach Pennant zeigt er ſich auch an den Küſten Neufundlands. Das Erſcheinen dieſes Tölpels ſoll ein ſicheres Zeichen der Nähe des Vorgebirgs der guten Hoffnung ſeyn. Freyeinet will den weißen Tölpel bei der Inſel Frankreich, an den Küſten Reuhollands und bei Timor bemerkt haben. Er fand ſich in großer Zahl bei Amboina, bei den Marianeninſeln, und noch an ſehr vielen Orten. Sollte dies wirklich derſelbe Vogel ſeyn, der ſich im Norden beider Welten aufhält? Eigenſchaften. Der Tölpel geht ſchlecht und ſelten; doch ſteht er feſt auf den Füßen. Sitzend hat er eine auf- rechte Stellung und ruhet dann auf dem ſteifen Schwanze. Der Flug iſt ausharrend, ſchnell und oft ſehr hoch. Er ruht auf den Wellen, und treibt feſtſchlafend mit dem Kopfe unter den Flügeln vor Wind und Strom weit in die See hinaus. Man kann oft nahe an ihnen vorbeiſegeln, ohne daß ſie erwachen, und ſie ſogar zuweilen ſchlafend überraſchen. Selten ſchwimmt er vorwärts und dann langſam und taucht nie. Wohl aber übertrifft er die bekannten Schwimmöögel alle in der Stoßtauchfähigkeit, das will ſagen indem er plötzlich aus der Luft auf das Waſſer fällt und untertaucht. Wenn fie durch ihr ſcharfes Auge einen Fiſch unter der Waſſerfläche bemerken, ſtehen fie im Fluge ſtill, werfen ſich mit ausgeſpannten Flügeln gegen das Waſſer, arbeiten mit den Flügeln um dem Fall Kraft zu geben, drücken die Flügel dicht über dem Waſſer zuſammen und ſchießen oft mehrere Ellen tief hinunter. Die Beute verſchlucken ſie unter dem Waſſer und kommen nach fünf bis ſechs Sekunden wieder zum Vorſchein, da ſie ſich nicht unter demſelben halten können. Mit dem Kopf fah— ren ſie natürlich zuerſt unter, und dieſer kommt auch wieder zuerſt zum Vorſchein. Bemerken ſie die Beute ſo tief unter dem Waſſer, daß ſie ſie nicht durch einen Fall vom augenblicklichen Standtpunkt erreichen können, ſo erheben ſie ſich ſo hoch in die Luft, daß ſie durch den Sturz um ſo tiefer fallen, und ſelten verfehlen ſie die rechte Höhe. Wenn der Fiſch ſehr hoch gegen der Oberfläche ſteht, ſo laſſen ſie ſich auch tief aufs Waſſer herunter. Ebenſo vermögen ſie auch ſchräge unter das Waſſer zu ſchießen, was die übrigen Taucher nicht bewirken können, und zwar faſt parallel mit der Oberfläche, ſo daß ein weißer Schaum als ein langer Streif ihre ſchnelle Fahrt unter dem Waſſerſpiegel bezeichnet, oft auf eine Länge von vier bis ſechs Ellen. Wenn fie wieder zum Vorſchein kommen, ſitzen fie einen Augenblick ſtille, um den Fiſch ganz zu ver— ſchlucken, dann heben ſie ſich von Neuem in die Luft um abermals zu fiſchen. Mit Fiſchen beladen fliegen ſie dann zu ihren Jungen. Sie fiſchen am liebſten im ſtillen Waſſer und man ſieht fie daher nur auf der Seite fiſchen, wo der Wind nicht aus der See kommt, doch ſtürzen ſie ſich auch in die Brandung. Bei ihrem ſchnellen Fluge folgen ſie den Wanderungen der Heeringe und anderer Fiſche, und ſind daher den Nordländern ein angenehmer Vorbote des angehenden Fiſchfanges. In der Mitte des Aprils nähern ſie ſich ihren Brüteplätzen, den Winter durch aber leben ſie im offenen Meere. a „ g. Sie ſcheint einzig aus Fiſchen zu beſtehen, und es wird nirgends bemerkt, daß ſie auch Weichthiere reſſen. Fortpflanzung. Die Tölpel niſten häufig auf den Hebriden, auf Island und andern Orten des Nordens. Ihre Brüteplätze ſind immer kleine Inſeln und Scheeren im Meere. Sie kommen gegen Ende Aprils zu dieſen Klippen. Um Is— land find ihre Brüteplatze, nach Fabers Bericht, die Inſel Grimſoe, die beiden Vogelberge gegen Werten, Geirfuglaſkiär und drei iſolirte Scheeren. In Schottland iſt beſonders die Inſel Baß dieſes Vogels wegen berühmt, und man nannte ſogar den Vogel den baſſaniſchen Pelekan. Die Neſter ſtehen auf offenen Felsblöcken, an den Seiten der Felſen, doch mehr auf der Oberfläche. Das Neſt it groß und beſteht aus Seetang, z. B. Fucus digitatus und vesiculosus, welche Pflanzen ſie oft Meilen weit aufſuchen und im Schnabel zutragen. Sie brüten in großen Colonien und die Neſter ſtehen dicht an einander; oft ſind ſie von brütenden Taucherhühnern umgeben. Einzelne Individuen bauen keine Neſter. Sie kommen jähr— lich zu demſelben Brüteplatz zurück. Auf der Inſel Baß brüten jährlich Miriaden, ſo daß dieſe Inſel, welche eine See— meile im Umfang hat, von Ferne ganz einem Kalkfelſen gleicht, denn wo nicht Vögel ſitzen, da liegen wenigſtens ihre weißen Exkremente. Sie brüten jährlich nur einmal und jedes Weibchen legt immer nur ein Ei. Die Brütezeit der Art dauert lange und man findet in derſelben Colonie ebengedachte Eier und mehr als halb erwachſene Junge zu derſelben Zeit, dieſe Ungleichheit des Eierlegens it wohl meiſt in den Nachſtellungen gegründet, denen die Eier der nordiſchen Vögel von Menſchen und Thieren ausgeſetzt find. Oft ſind die Eier faul. Wahrſcheinlich wird, wenn das erſte Ei wegkommt noch einmal ein zweites gelegt. Merkwürdig iſt die Beobachtung von Faber, daß einige Tölpel eben ſowohl Futter vor den mit Eiern als mit Jungen verſehenen Neſtern ausgewürgt hatten. Die Isländer nehmen die Eier, welche nicht wohlſchme— ckend ſind, nicht weg, ſondern nur die Jungen. Das Ei liegt in der Mitte des immer naſſen Neſtes, man findet aber auch zuweilen Eier auf dem nackten Felſen liegend. Die Eier weichen in Form und Größe ſehr von einander ab, und ſind häufig unregelmäßig gebildet, ein Umſtand welcher ſonſt bei den in Freiheit lebenden Vögeln ſehr ſelten vorkommt. Gewöhnlich ſind fie 3 Zoll lang und 2 Zoll im Durchmeſſer, und an beiden Enden faſt gleich abgerundet, man ſieht aber auch ſolche welche völlig mißgeſtaltet ſind, wo z. B. die eine Seite nach innen ausgeſchweift iſt. Das Ei iſt eigentlich weiß mit einem grünlichen Anfluge, bekommt aber im Verlauf des Brütens einen bräunlich Falfartigen Ueberzug, der ſehr feſt ſitzt, ſonſt iſt das Ei von feinem Korn. Man ſieht zuweilen Neſter von 112 Fuß im Durchmeſſer und zwei Fäuſte hoch. Männchen und Weibchen helfen einander im Brüten und Füttern der Jungen. Die Jungen ſind ſehr gefräßig, und harren beſtändig mit aufgeſperrten Schnäbeln und gewaltigem Geſchrei auf die Eltern, welche ihnen Fiſche zutragen. Nähert man ſich einer Colonie, ſo ſtimmen Alte und Junge eine übelklingende Muſik an, welche aus einem einzigen Laute, ein tiefes hartes orrr zuſammengeſetzt iſt. Da die Nefter fo dicht an einander liegen, fo find die Stellen um dieſelben herum fo ſchlüpfrig, theils 399 der Menge ausgewürgter Fiſche und Sepien wegen, theils wegen der Menge des Kothes, daß man Gefahr läuft von den ſchrägen Klippen herabzuſtürzen. Merkwürdig iſt daß fo viele Eier faul find, welche dennoch bebrütet werden. Auf Baß iſt das Einfangen der jungen Vögel für 35 Pfund Sterling verpachtet, und die Alten dürfen weder geſchoſſen noch die Eier ausgenommen werden, in beiden Fällen muß der Schuldige fünf Pfund Sterling bezahlen. Von jungen Vögeln werden vom erſten Auguſt an über 1000 Stücke eingefangen und in Edinburg und an andern Orten das Stück bis zu 20 Groſchen verkauft. Da die Felſen ſchwer zugänglich ſind, ſo müſſen ſich die Fänger, wie auf den Orkaden, von den Anhöhen mit einem Strick um den Leib herablaſſen. Die Tölpel haben auf Baß die Oberhand; aber neben ihnen niſten noch eine große Menge Seevögel dort, wie Lummen, Alken, Meven und Larventaucher. Auf dem ſüdlichen Theile Fylands wer— den die Jungen erſt im September und auf Grimſoe, einem ihrer nördlichſten Brüteplätze, erſt um Michaelis aus dem Neſt genommen. Die Alten füttern die Jungen reichlich mit Heeringen und andern Fiſchen, auch mit Sepien. Sie tragen ihnen dieſe im Schlunde zu, und ſtecken ſie anfangs den Jungen in den Schlund, ſpäterhin ſpeien ſie ihnen dieſelben vor. Wenn man ſich ihnen nähert, bleiben die Alten ruhig ſitzen, laſſen aber mit zurückgezogenem Halſe ihre Stimme hören. Feinde. Die Jungen und Alten find beſonders im Neſte ſehr von einer länglichen Laus, Pediculus Bassani , bedeckt, auch werden ſie zuweilen von einer anſteckenden Seuche ergriffen, welche ſehr viele tödtet, welche dann todt an die Küſten treiben. . Jagd. Wenn die jungen Tölpel erwachfen find, ziehen die Einwohner gemeinſchaftlich nach den Scheeren, einige Mann beſteigen die Felſen, tödten die Vögel mit einem Stocke und werfen die Todten ins Meer, wo ſie von untenliegen— den Booten aufgeſammelt, und hernach für den Winter eingeſalzen werden. Auf den Faroerinſeln, wo dieſer Vogel nur auf dem Inſelchen Myggenös brütet, erhält man jährlich etwa 200 Stücke, auf den Weſtmannoerinſeln bei Island ungleich mehr, doch ſteht der Tölpel gegen den Eisſturmvogel in der Menge der Individuen weit zurück, und die um Schottland lie— genden Inſeln bilden die größten Brüteplätze. Wenn die Jungen aus dem Neſte fliegen, ſind ſie eben ſo fett und groß als die Alten. Die Alten werden auch in Island ſehr geſchohnt, und es wird für eine Art Diebſtahl angeſehen, wenn jemand einen alten Tölpel wegnimmt, obſchon keine Geldſtrafe darauf geſetzt Hr. > Nutzen leiſtet der Tölpel den Nordländern durch ſein Fleiſch, welches von ihnen gerne gegeſſen wird, aber doch nur das der Jungen. Allein Alte und Junge riechen widerlich, und man muß am Thrangeruch Geſchmack haben, wie dieſe armen Leute, um ſie gerne zu eſſen. Schaden thut der Tölpel dagegen eigentlich nicht, wenn ihm nicht ſein Fiſchfangen als Schaden angerechnet wird. Allein wenn die Fiſcher Millionen Heeringe fangen, ſo wird es auch den Vögeln erlaubt ſeyn an dieſer Jagd Theil zu nehmen. Auch dieſe Gattung, welche zwar nur wenige Arten zählt, bedarf nach der Sichtung. Der weiße Tölpel ſcheint un— gemein weit verbreitet, man findet ihn in allen Meeren, in allen Breiten. Der braſiliſche Tölpel, Sula piseator ſcheint eine eigene Art zu ſeyn, welche in den Gewäſſern der heißen Zone vorkommt. Er iſt ganz braun, zuweilen mit weis ßem Bauch, und bedeutend kleiner als der weiße Tölpel. Eine dritte Art mit roſenfarbenen Häuten am Kopf, Hals und den Füßen wurde von Berard bei den Carolinen Guam und Tinian gefunden. Die Bewohner fener Inſeln eſſen ſein Fleiſch ſehr gerne, und hatten die Exemplare ſchon gerupft, ſo daß die Farbe unbeſtimmt iſt. 4te Gatt. Fregatte. Tachypetes. Fregate. Pelecanus. Haliaeus. Schnabel lang, dick und ſtark, ſchneidend an den Ladenraͤndern; an der Wurzel etwas platt, an den Geis ten breit, mit einer platten, in der Mitte vertieften Firſte, welche wie mit einer Nath mit den Seitenſtuͤcken verbunden iſt; die Spitzen beider Schnabelladen ſtark gekruͤmmt, die obere mit der Spitze uͤber die untere ſtark vorragend und in einen ſehr ſpitzigen Haken endigend; keine Naſengrube. Naſenloͤcher etwas verborgen, linienfoͤrmig, in einer Furche liegend. Beine zuruͤckſtehend, ſehr kurz; Lauf viel kuͤrzer als die Mittelzehe, welche mehr als das Dreifache laͤnger iſt; die Zehen ſehr lang, beſonders die mittlere, mit langen an den Seiten ſchneidenden und gezaͤhnelten krummen Naͤgeln; alle vier Zehen mit einer kurzen Schwimmhaut verbun— den. Fluͤgel ungeheuer lang ſchmal, die beiden erſten Schwungfedern uͤbertreffen an Laͤnge alle andern weit. Schwanz ſehr gegabelt. Dieſe Vögel ſind eigentliche Luftvögel, welche weder auf ebener Erde ſtehen, noch ſchwimmen können, da ihre kurzen Füße und langen Flügel ihnen nicht mehr von der Erde oder dem Waſſer aufzukommen und Luft zu faſſen geſtatten. Sie leben auf den Meeren der heißen Zone, man trifft ſie mehrere hundert Meilen weit vom Lande an; ſie ruhen blos auf vor⸗ ragenden Klippen und Bäumen und niſten auch hier. Man kannte bis jetzt nur eine Art für ſicher, eine zweite iſt noch ungewiß, und eine dritte ſoll in den Meeren von Chili entdeckt worden ſeyn. Die Fregatten nähern ſich im Bau den Cormorans, der Schnabelbau iſt ſehr ähnlich und Lin⸗ neus ſtellte fie daher mit einander in dieſelbe Gattung Pelecanus, allein in anderer Hinſicht ſind fie fo ſehr von denſelben verſchieden, daß man in neuern Zeiten mit vollem Recht die Fregatten zu einer eigenen Gattung erhoben hat beſonders iſt der gegabelte Schwanz und die ſehr langen Flügel bezeichnend, und ſelbſt der Schnabelbau iſt weſentlich verſchieden. Die Augenränder find nackt, der Rachen weit, die Kehlhaut bildet zwiſchen den Schenkeln des Unterſchnabels einen dehn— baren kleinen Sack und iſt nackt; die Zunge iſt kurz und lanzetförmig. 400 * Die große Fregatte. Tachypetes aquilus. La Fresate. Weibchen. Pelecanus aquilus. Linn. Das Gefieder des alten Männchens iſt ſchwarz, mit ſchwachen blaulichen Schimmer, die Zügel find nackt und ſchwarz; der Schnabel roth, Füße ſchwarz; Augenrand blaulich ſchwarz; an der Kehle verlängert ſich die Haut in zwei fleiſchige Lappen von lebhaftem Roth, welche mehr oder minder herunterhängen. Das Weibchen hat einen weißen Hals, ganz weißen Unterleib; Rücken, Flügel, Schwanz und untere Deckfedern des Schwanzes ſchwarzbraun; obere Deckfedern der Flügel ſchmutzig gelb, der Schnabel hornfarbig. Ganze Länge 3 Fuß 5 Zoll. Die Breite des abgebildeten iſt 5 Fuß 4 Zoll. Vaterland. Die Meere der Tropenländer und etwas über die Tropen hinaus auf beiden Halbkugeln. Eigenſchaften. Unter allen Vögeln iſt die Fregatte der beſte Flieger, daher auch der Name der Fregatte als des beſtſegelnden Schiffes. Die Flugkraft iſt ſo groß, das man ſie bis 400 Meilen von jedem Lande entfernt antrifft. Die ſtärkſten Stürme vermögen nicht ſie von ihrem Fluge abzubringen. Tag und Nacht ſchweben ſie durch die Luft, ohne ſicht— bare Flügelbewegung; ſteigen bald tief bald ſo hoch, daß kein menſchliches Auge ſie mehr ſehen kann, ja über die Wolken hinauf, in eine Atmosphäre wo es faſt unbegreiflich iſt, wie er noch bei der Dünne der Luft in derſelben fortzukommen im Stande iſt. Nicht immer fliegt aber die Fregatte ſo weit vom Lande ab, ja im Gegentheil es geſchieht ſelten, und gewöhn— lich findet man die Fregatten mehr in der Nähe der Küſten. Sie nähern ſich den bewohnten Küſten ſo ſehr, daß ſie zuwei— len ſogar auf den Fiſchmärkten Fiſche holen, oder die Eingeweide wegſchnappen. Ihr Appetit iſt groß, und einer kann bis auf zwei Pfund Fiſche auf einmal verſchlingen. Am häufigſten halten ſie ſich hoch in den Lüften auf, und kreuzen ſchwimmend in der Atmosphäre, ſobald ſie aber eine Beute bemerken, ſind ſie auch gleich bei der Hand. Freyeinet ſagt, er habe die Fregatte auf feiner Reiſe um die Erde nur in der Nähe der Küſte angetroffen, z. B. bei Ascenſion im atlanti— ſchen Meer; bei Rio Janeiro; nahe an der Inſel Roſe im großen Ocean; bei Timor und an andern Inſeln immer nahe an denſelben. In Rio Janeiro kommen ſie oft in die Nähe des königlichen Pallaſtes um auf die Abgänge der Küche, welche an den Strand geworfen werden, zu ſtoßen. Freyeinet ſah einen angeſchoſſenen mehr als zwei Pfund verſchluckte Fiſche wegbrechen, was für einen ſo kleinen Vogel eine tüchtige Mahlzeit iſt. Nur Flügel, Schwanz und der lange Hals geben der Fregatte ein gro— ßes Anſehen, der Körper iſt klein. So wie die Raubmeven die andern Meven durch ihren heftigen Angriff zwingen, die verſchluck— ten Fiſche wieder von ſich zu geben, welche ſie dann in der Luft auffangen, ſo ſtoßen die Fregatten auf die Tölpel und zwingen ſie ſich zu brechen, um von ihrem Fange denſelben Nutzen zu ziehen. Der Ruhepunkt des Vogels ſind die ins Meer vorragen— den Klippen und hohe Bäume, von welchen er ſich fallen läßt, um dann wieder Luft zu faſſen. Gehen kann er zwar, aber mühſam, da die Füße für ſeinen langen Körper nicht im Gleichgewicht ſtehen und viel zu kurz ſind, auch ſein langer Schwanz auf der Erde fortſchleppen würde. Trift man ihn einmal auf Felſen etwas weit von deren Abhang an, ſo kann man ihn überraſchen und fangen, da er feiner langen Flügel wegen durchaus nicht aufkommen kann. Eben fo wenig kann er ſchwimmen, da er nicht mehr vom Waſſer wegkommen kann. Mit Recht muß man dieſen Vogel Luftvogel nennen, da dies ſein wahres Element iſt. Sein Geſicht muß außerordentlich ſcharf fein, da er aus höchſter Höhe, die auf der Ober— fläche des Waſſers ſpielenden Fiſche, und die Fliegfiſche bemerkt, welche ihm zur Nahrung dienen. Mit Blitzesſchnelle ſtößt er auf dieſe Fiſche und weiß ſeinen Flug ſo zu leiten, daß er ungeachtet ſeiner Schnelligkeit nicht ins Waſſer ſtürzt, ſondern über daſſelbe hinſtreichend mit vorgeſtrecktem Halſe und Kopf den Fiſch ergreift, zuweilen bedient er ſich dazu auch ſeiner kurzen aber zum Ergreifen der ſehr langen Zehen und Krallen wegen ſehr geeigneten Füße. Im Fluge hält er den Kopf und Füße horizontal und ſchnellt erſt im Augenblick der Annäherung an die Waſſerfläche den Kopf ſo ſchnell vor, daß er ſelten fehlgreift. Am liebſten und bequemſten zum Fange ſind für ihn vorzüglich die fliegenden Fiſche. Dieſe armen Thiere, welche durch ihre kurzdauernde Flugkraft ſich den Verfolgungen der Thunfiſche, der Boniten und anderer Meer— tyrannen entziehen wollen, fallen dann gerade den Fregatten in den Schnabel, und finden ihr Grab in ihren Magen. Sie verfolgen aber auch die Meven und Tölpel und zwingen ſie ihnen die gefangenen Fiſche zu überlaſſen, indem ſie dieſelben mit den Flügeln ſchlagen und mit dem Schnabel kneipen, bis ſie ſich erbrechen, wo dann die Fregatten den ausgebrochenen Fiſch im Fallen wegſchnappen. Die Fregatten ſind aber auch ſehr ſtreitſüchtige Vögel, und haben ſo viel Vertrauen auf die Kräfte ihres Schnabels und ihrer Klauen, daß ſie es ſelbſt mit dem Menſchen aufzunehmen wagen. Man weiß Bei— ſpiele, daß ſie den Leuten die Fiſche aus der Hand nehmen wollten und dabei mit Stöcken erſchlagen wurden; andere flo— gen kaum einige Fuß vor einem Kochtopfe weg, in welchem Fiſche geſotten wurden, obſchon die Schiffsmannſchaft dabei ſtand. Man kann daher oft leicht zum Schuſſe kommen, wenn man einen bemerkt und die Flinte bereit hält. N Nahrung. Dieſe beſteht einzig aus Fiſchen, vorzüglich Fliegſiſchen, die zwiſchen den Tropen allenthalben in Menge vorkommen. Fortpflanzung. Das Neſt wird auf ſehr hohen Bäumen und Felſen angelegt, auf letztern in Löchern. Das Weibchen ſoll nur ein oder zwei Eier legen. Die Jungen werden im Neſt gefüttert und verlaſſen daſſelbe nicht, bis ſie fliegen können. Die Eier ſollen fleiſchfarb, mit kleinen karmoiſinrothen Punkten beſtreut ſeyn. Nutzen für den Menſchen leiſtet er durch ſein Fett, welchem man viele medieiniſche Kräfte zuſchreibt. Auf den Antillen wird er ſehr geſucht, und im Podagra oder bei Rheumatismen angewandt. Die Flibuſtiers benutzten es als einen Handelsartikel und bereiteten daraus ein Oel durch Ausſieden, welches Fregattöl hieß. Ob es noch einige Arten dieſer Gattung giebt, it unentſchieden, Chili ſoll eine eigene Art beſitzen. 5* Gatt. Tropikvoge . Phaeton. Paille en queue. Schnabel von der Länge des Kopfs, dick, ſtark, hart, ſchneidend, ſeitlich ſehr zuſammengedruͤckt, ſpitzig, von der Wurzel an gegen die Spitze ſich ſchwach neigend; Schnabelraͤnder an der Vaſis breiter, im Fortgang 4201 ſchmaͤler und gezaͤhnelt. Nafenlöcher an der Wurzel, ſeitlich, oben und nahe an der Wurzel mit einer nackten Haut bedeckt, durchgehend. Beine ſehr kurz, weit nach hinten ſtehend, die vordern Zehen lang, die hintere ſeit— lich innerlich am Lauf eingelenkt, alle in die Schwimmhaut verwachfen. Flügel lang, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Schwanz kurz, mit zwei ſehr langen und ſehr ſchmalen Federn. Die Tropikvögel leben, wie ſchon ihr Name zeigt, nur in den Tropenländern und überfliegen dieſe Gränzen ſelten und ſehr ſelten weit. Sie gehören, wie die Fregatten, zu den beſten Fliegern, doch find es nicht eigentlich pelagiſche Vögel, wie die Seeſchwalben und Sturmvögel. Sie ſitzen nur auf Felſen und Bäume, nicht aber aufs Waſſer, und ſchwimmen nur aus Noth, wenn der Zufall ſie aufs Waſſer bringt. Ihre Nahrung ſchnappen ſie, ohne zu tauchen mit dem Schnabel von der Oberfläche des Meeres weg. Sie niſten auf Felſen. Es ſind zwei Arten bekannt, welche beide die Tropenländer nur ſelten überſchreiten. tur zufällig ſieht man fie dies oder jenſeits der Wendekreiſe, und immer nur im Sommer. Ihre Erſcheinung iſt für den Schiffer das ſicherſte Zeichen, daß er ſich den Tropenländern nahe. Daher gab ihnen auch Linneus den Namen Phaeton, als dem Sohn der Sonne. Ihr Flug iſt ſehr ſchön, und meiſtens ſchwimmen ſie durch die Lüfte ohne die geringſte ſcheinbare Flügelbewegung, oft aber unterbrechen ſie plötzlich ihren Flug durch ſchnelle Senkungen, als ob ſie aus der Luft herunterſtürzen wollten, und ſobald fie ein Schiff ſehen, fo eilen fie ſchnell daſſelbe zu umkreiſen, und es gleichſam zu recognosciren. So weit ſie indeß ins offene Meer gehen, ſo kehren ſie doch jeden Abend ans Land zurück, um auf den Felſen zu ſchlafen, auf welchen ſie auch niſten. Ihre Nahrung ſcheint einzig aus Fiſchen zu beſtehen. Taf. 134. Der rothſchwaͤnzige Tropikvogel. Phaeton phoenicurus. Phaeton d brins rouges. Weiß, ſilberglänzend, vor den Augen ein breiter brauner Fleck; die Afterfedern bilden einen großen ſchwarzen Fleck in ihrer Mitte; die dem Körper am nächſten liegenden Schwungfedern find ebenfalls ſchwarz; der Schnabel roth; die beiden mittlern ſchmalen Schwanzfedern ragen 7 ½ Zoll über die andern vor und find ſchön roth da wo fie über den Schwanz vorragen, am Schwanze ſelbſt ſind ſie ſo breit als die übrigen Schwanzfedern und weiß, der Schwanz beſteht mit denſel— ben aus 12 Federn; die eine der ſchmalen Federn iſt meiſt länger als die andere, die Schäfte ſind ſchwarz, an der Spitze weiß, auch die Schäfte der Flügel und übrigen Schwanzfedern ſind ſchwarz; Beine weiß; blaulich überlaufen; die Schwimm— haut zum Theil ſchwarz, derjenige Theil, welcher die Hinterzehe verbindet, blaß fleiſchfarb. Der rothe Schnabel it etwas gezähnelt. Länge bis zum Ende des Schwanzes 181½ Zoll, ohne die ſchmalen Federn, welche etwa 7 Zoll länger find. Vaterland. Vorzüglich Indien, dann aber auch, nach Büffon, auf der Inſel Frankreich, auf Ascenſion, St. Helena und andern Inſeln. Man ſieht außer der Begattungszeit dieſe Vögel ſehr ſelten am Lande, auf größern Inſeln, oder vom Ufer entfernt, da fie gewöhnlich unbewohnte Felſen zum Aufenthalt wählen, wohin fie des Abends von ihren weiten Reifen wieder zurückkommen. Eigenſchaften. Dieſe Vögel durchſtreifen ungemein weite Räume mit ihrem leichten und zierlichen Fluge. Sie nähern ſich jedem Schiffe, welchem ſie begegnen, und werden dann nicht ſelten für ihre Neugier geſtraft. Dieſe Art ſcheint beſonders dem großen tropifchen Meere anzugehören, man findet fie fait in gleicher Anzahl wie die folgende auf Bourbon und der Inſel Frankreich, aber ſeltener außer den tropifchen Regionen. Freyeinet traf dieſen Vogel außer der Inſel Frankreich auch auf der Inſel Norfolk, und unter dem 25 Grad ſüdlicher Breite, zwiſchen den Sandwichsinſeln und Neu— holland an, beſonders aber unter dem Aequator unterm 150 Grad der Länge, weſtlich von Paris. Es iſt aber ſchwer in der Luft die rothen langen Federn des Schwanzes zu erkennen. Die Art wie dieſe Vögel fliegen iſt ganz eigen, ſie machen nämlich zuweilen eine zitternde Bewegung, als ob fie vor Müdigkeit den Flug nicht mehr aushalten könnten und auf dem Punkt wären herunter zu ſtürzen. Seltener durchſegeln ſie ſchwimmend und ohne ſichtbare Bewegung die Lüfte. Pfeilſchnell ſtürzen ſie aus bedeutender Höhe aus der Luft herab, indem ſie ſich ihrem eigenen Gewicht überlaſſen, und bemächtigen ſich ihrer Beute ohne zu tauchen. Man ſieht ſie in allen Richtungen die Inſel Bourbon durchſtreifen und ſich auf Bäume ſetzen, wobei ſie oft ein lautes Geſchrei hören laſſen. Sie ſitzen aber auch aufs Waſſer ab, um ſchwimmend auszuruhen, ſelbſt um zu ſchlafen. Merkwürdig iſt es, daß beſonders die weißen Segel der Schiffe ſie anzuziehen ſcheinen, ſobald ein Schiff ſich zeigt, ſo kommen ſie ſogleich aus der weiteſten Ferne herbei, gleichſam um es auszuſpähen, und umkreiſen es mehrere male, wobei es zuweilen gelingt fie ſchießen zu können. Man kann ſie nicht leicht zahm wachen, und ihr Gang it wacke— lig und unſicher. Sie ſollen ſich auch durch eine rothe Flagge oder ſogar durch das bloße Schwingen eines rothen Tuches an— locken laſſen; es iſt dies eine ſonderbare Eigenheit, deren Grund ſich nicht leicht erklären läßt. Obſchon ſie meiſtentheils des Abends irgend ein Land zu erreichen ſuchen, ſo ſcheinen ſie zuweilen doch auch die Nacht durch zu fliegen, da man in den ſchönen tropiſchen Nächten ihr Geſchrei nicht ſelten in den Lüften hört. Nahrung. Dieſe ſcheint einzig aus Fiſchen zu beſtehen, welche fie, wenn dieſe auf der Oberfläche der See ſpielen, ſchnell mit dem Schnabel ergreifen. Häufig aber ſtoßen ſie nach den Fliegfiſchen welche ſie aus der Luft wegfangen. Fortpflanzung. Sie niſten in Felſen an den unzugänglichſten Orten; man findet die Neſter auf der Inſel Frank— reich und Bourbon in den hohen Baſaltfelſen, wo die Alten ſchreiend herumfliegen und ſehr angenehm von den ſchwarzen Felſen abſtechen. Die Jungen im Neſte ſind mit blendend weißem Flaum bedeckt, und gleichen faſt einer Puderquaſte. Sie legen nur zwei Eier von gelblicher Farbe mit roſtfarben Flecken, zuweilen auch nur eins. Vom Nutzen oder Schaden dieſes Vogels iſt wenig bekannt. Das Fleiſch wird nicht gegeſſen, da es thranig iſt, und die Gegenden wo ſie leben, Nahrungsmittel aller Art für den Menſchen hervorbringen. Auf Otaheiti und den Inſeln der Südſee ſammelt man die ausgefallenen langen Federn in den Gehölzen zum Putz, und einige amerikaniſche Küſtenvölker ſollen ſie in die Naſenſcheidwand ſtecken. 101 402 Taf. 133: Der weißfhmwänzige Tropikvogel. Phaeton aethereus. Phaeton d brins blancs. Größer als der vorige, weiß, mehr oder minder ſchwarz gefleckt auf dem Rücken, je nach dem Alter über den Augen ein hufeiſenförmiger ſchwarzer Fleck. Die langen Schwanzfedern weiß; Schnabel roth, Beine röthlich. Vaterland. Der atlantiſche Ozean, der ſtille Meer, die Inſeln Bourbon, Frankreich, St. Helena, Aseenſion, die Antillen und faſt alle Inſeln der Tropenländer. Seine Lebensart iſt ganz dieſelbe wie beim Rothſchwänzigen. Eine dritte ungewiſſe kleine Art, Phaeton albus, iſt nicht größer als eine mittelmäßige Taube, hat aber dieſelbe Zeichnung von Weiß und Schwarz und ſchreit chirik, chirik. Sie findet ſich an denſelben Orten. bie Gatt. Schlangenhalsvogel. Plotus. Anhinga. Schnabel lang, ganz gerade, duͤnn, ſpindelfoͤrmig, ſehr ſpitzig; Raͤnder der obern Schnabellade breiter an der Wurzel, an den uͤbrigen Theilen zuſammengedruͤckt, die Ränder einwaͤrts gekehrt; untere Lade kuͤrzer als die obere, mit hinten ſtark auseinanderſtehenden Schenkeln; beide an der Spitze fein gezaͤhnelt. Naſenloͤcher verborgen, linienformig, in einer wenig tiefen Rinne liegend. Beine kurz, dick, ſtark, weit nach hinten ſtehend außer dem Gleichgewicht; Lauf viel kuͤrzer als die Mittelzehe und aͤußere Zehe, welche gleich lang ſind; die Hin— terzehe lenkt nach innen ein, ſteht auf derſelben Hoͤhe mit den andern, und iſt mit ihnen durch die Haut ver— bunden. Flügel lang, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite, dritte und vierte; die dritte iſt die laͤngſte. Schwanz ſehr lang aus 12 elaſtiſchen, gewellten Federn beſtehend, abgerundet. N Die Anhingas ſind in Hinſicht ihrer ganzen Bildung ſehr merkwürdige Vögel. Der ungemein lange, dünne, ſpitz zu— laufende Hals mit dem ſehr kleinen Kopf, giebt ihnen das Anſehen als ob eine Schlange auf einem Vogelkörper befeſtigt wäre; die kurzen Füße zu dem mit einem langen ſteifen Schwanze verſehenen Körper zeigen, daß das Gehen keine der Be— wegungen ſeyn kann, welche der Anhinga mit Geſchick und Schnelligkeit verrichtet, dagegen ſchwimmt und taucht er ſehr geſchickt, und läßt nicht ſelten nur den Kopf aus dem Waſſer hervorragen. Aeußerſt ſelten ſetzt er ſich auf die Erde, ſelbſt ſelten auf Felſen, ſondern, wenn er nicht im Waſſer iſt, auf Bäume, ſeltener am Meere, ſondern längs den Flüſſen und überſchwemmten Savannen; er niſtet auf Bäume und ſchläft auf denſelben. Die Haut iſt ſehr dick; der Körper fett, aber das Fleiſch thranig und faſt ungeniesbar, nicht beſſer als das Fleiſch der Meven. Dieſe kleine Gattung bewohnt nur die wärmern Gegenden von Amerika und Afrika, und es iſt merkwürdig, daß die— ſelbe ſonderbare Form ſich unter denſelben Breitegraden in dieſen Welttheilen wiederholt. Der ſchwarzbauchige Anhinga bewohnt das ſüdliche und öſtliche Afrika, Indien und die Inſeln Sumatra und Java, der Amerikaniſche geht bis in die wärmern Gegenden der vereinigten Staaten hinauf. Die Formen beider ſind vollkommen dieſelben, und ſelbſt die Farben ähneln ſich, fo wie die ſonderbare Bildung des Gefieders. Ihre Lebensart iſt dieſelbe in den beiden fo ſehr von einander entfernten Theilen der Erde. Sie unterſcheiden ſich nur durch eine faſt unmerkliche Verſchiedenheit der Schnabelgröße, der Nacktheit der Kehle, der Schulterfedern und durch die beſtimmte Farbenvertheilung in gewiſſen Lebensaltern und in der Mauſer. Sie beſtehen höchſt wahrſcheinlich eine doppelte Mauſer, durch welche die Farbe des Halſes beſonders geändert wird. Im hochzeitlichen Kleide bekommt der Anhinga der alten Welt einige Bündel von ſchmalen, zerſchliſſenen Federn an den Seiten des Halſes, beim amerikaniſchen entſteht eine Art ſchwarzer Mähne. Die Farbe der Jungen verändert ſich einige Male, ehe ſie bleibend wird. Die Jungen beider Arten haben am Halſe und Bauche nichts Schwarzes, was bei den Alten dagegen erſcheint. Taf. 134. Der ſchwarze Anhinga. Plotus anhinga. Anhinga noir d’Amerique. Jugendkleid. Schwarz, Vorderhals und Seiten des Halſes ſchmutzig iſabellfarben, Scheitel, ein ſchmaler Streif über den Hinterhals und Schultern braun, ebenſo der Oberbauch, Unterleib und übrige Theile ſchwarz. Die Schulterfe— dern lang und ſpitzig in der Mitte mit einem ſilberfarben, lanzetförmigen Schaftſtrich, Deckfedern der Flügel ſchwarz mit ſilberfarben dreieckigen Flecken, da jede Federſpitze ſilberfarb iſt, die größern Deckfedern ganz ſilberweiß mit einem ſchwar— zen Fleck an der innern Fahne. Alterskleid. Alle Theile tiefſchwarz, nur am Oberhals und an der Kehle mehr braun, mit einzelnen weißen Feder— chen; Schultern und Deckfedern der Flügel weißgefleckt und geſtreift, wie im Jugendkleid, nur lebhafter, da das Schwarze dunkler iſt. Schwanz in beiden Kleidern am Ende braungelb. Länge 3 Fuß 10 Zoll. Vaterland. Die beiden Amerika, von Brafilien nordwärts bis Louiſſana und Florida, und auf der Südſeite bis Paraguay, vorzüglich an den Ufern der großen Ströme. Eigenheiten. Die Anhingas ſind wilde und ſcheue Vögel, welche den Menſchen fliehen. Sie leben in kleinen Ge— ſellſchaften, welche ſich auf den dürren Aeſten der Bäume, welche über die Flüſſe an den Ufern derſelben vorragen, ver— ſammeln. Sie bewegen, wenn ſie ſitzen ſehr oft Schwanz und Flügel, und breiten den letztern fächerförmig aus. Werden ſie überraſcht, ſo ſtürzen ſie wie todt ins Waſſer und tauchen unter, nach einigen Minuten kommen ſie in weiter Entfernung hervor, wobei aber nur der Kopf, der Hals und zuweilen die Schwanzſpitze ſichtbar iſt. Während der großen Tagshitze fliegen fie hoch in den Lüften über die Flüſſe und Seen. Wenn fie fliegen wird Hals und Schwanz in derſelben horizon— 403 talen Linie gehalten, im Sitzen hingegen bewegen fie den Hals zitternd und windend ſchlangenförmig, und man glaubt den Kopf einer Schlange zu ſehen, welche zwiſchen den Aeſten des Baumes hervorguckt. Da fie ſehr ſcheu find, ſieht man ſie ſelten am Lande, und ſchwimmend ragt meiſt nur der Hals vor; bei der geringſten Gefahr tauchen fie ganz unter, und er— ſcheinen nur in weiter Entfernung, oft bei tauſend Schritten wieder, um Luft zu ſchöpfen. Finden ſie Geröhre oder hohe Waſſerpflanzen ſo verbergen ſie ſich auch gerne darein und darunter. Azara erzählt, es habe ſich am Paraguay ein Anhinga von einem Baume herab in ein vorüberfahrendes beladenes Boot geſtürzt und sich unter der Ladung verborgen, 10 Tage nachher kam das Schiff in Aſſumption an, und der Anhinga kam lebend unter dem Gepäcke hervor und wurde ihm gebracht. Sie halten ſich faſt immer nur an ſüßen Waſſern, Seen und Flüſſen, ihren Mündungen, und auf den überſchwemmten Savannen auf, und beſuchen wohl nur ſelten die Meeresufer, begeben ſich aber nie weit vom Lande ab. Sie ſchlafen immer auf dem Lande auf Bäumen, und zwar auf den höchſten Aeſten. Sie ſollen ſich von dieſen Stellen oft auf die vorüberzie— henden Fiſche ſtürzen, es ſcheint dies aber mehr die Gewohnheit zu ſeyn, ſich wie ſchon angegeben, plötzlich ins Waſſer zu ſtürzen, als auf Beute auszugehen, da ſie, allen Nachrichten nach, keine Stoßtaucher ſind, ſondern wahre Schwimmtau— cher, welche ihre Beute unter dem Waſſer ſuchen und verfolgen, und nicht ſchon vorher auf ſie lauern. Sie ſchwimmen vortrefflich, wie es ſcheint aber ſehr tief und nur ſelten mit über dem Waſſer vorragendem Rücken. Ihr Gang muß ſehr wackelnd und, auf ebener Erde ihr Schwanz ihnen zum Stehen hinderlich ſeyn, da ihre Beine ſehr kurz ſind, und ſo weit nach hinten ſtehen, daß ſie eigentlich, wie die Scharben eine aufrechte Stellung annehmen ſollten, dabei aber kann ihr langer Schwanz ſie nicht unterſtützen. Schon dieſe Bildung zeigt, daß ſie mehr auf Bäume zur Ruhe angewieſen ſind, wo ſie den Schwanz frei bewegen und hängen laſſen können. Auch zum Tauchen ſcheint ihr Schwanz ihnen eher hinderlich als nützlich, und es ſind die einzigen guten Taucher, welche einen langen Schwanz haben, die beſten haben ihn ſonſt ent— weder gar klein, wie die Seetaucher, Fettaucher, Floſſentaucher, oder er iſt ſteif und zugeſpitzt wie bei den Larventauchern, Alken, Lummen, Scharben, aber niemals breit, lang, abgerundet und fächerförmig. Die einzige Ausnahme macht der Sonnentaucher (Heliornis) deſſen Halsbau ihn auch den Anhingas ſo ſehr nähert. Es iſt merkwürdig, daß auch dieſer kleine Vogel eine Art in Amerika und eine in Afrika hat. Die Steißfüße (Podiceps) haben gar keinen Schwanz. Man kann daher wohl fragen, warum dieſe Abweichung von der Regel, wenn man überhaupt fragen dürfte, warum hat die Natur dieſes oder jenes ſo geſchaffen. Es iſt die Gattung des Anhingas eine jener abweichenden, welche ſich nicht leicht an eine andere anreihen läßt. Ihr Körperbau nähert ſie in etwas den Scharben, aber ihr Schnabelbau iſt fo wie der Hals ganz verſchieden; durch Kopf und Hals ähneln ſie den Steißfüßen, die aber gar keinen Schwanz haben. Kaum wird ein Vogel, in Hinſicht ſeiner Größe und ſeines langen Halſes einen kleinern Kopf haben, als dieſer, und auch nicht wohl einen dünnern und ſpitzigern Schnabel. Ihre ziemlich langen und ſpitzigen Flügel machen ſie zu geſchickten Fliegern, was die Steißfüße nicht ſind, und was man ſonſt bei den eigentlichen Schwimmtauchern ſelten antrifft. Wie die Mauſer bei dieſen Vogel eigentlich vorgehe, ob nur das Jugendkleid vom Alter verſchieden ſey, oder als eine jährliche doppelte Mau— ſer vorgehe, das iſt noch nicht ausgemacht, ſo gewiß es iſt, daß das Jugendkleid verſchieden ſey. Merkwürdig iſt auch die Bildung der Schwung- und Schwanzfedern, welche bei keinem andern Vogel ſo gebildet ſind; ſie ſind nemlich in die Quere gefurcht, und dieſe Furchen bilden ziemlich tiefe Eindrücke gerade ſo, wie die Kunſt ſie durch Preſſen an Bändern oder Papier hervorzubringen vermag; auch hier könnte man fragen worzu? warum? wenn wir überhaupt über den Nutzen des Federſchmuckes etwas anzugeben wüßten. Nahrung. Dieſe ſoll vorzüglich aus Fiſchen beſtehen, vermuthlich genießen ſie auch, ihren Schnabelbau nach zu ur— theilen, zuweilen Waſſerinſekten. Es iſt bei dem ungemein dünnen Halſe, wenn ſchon ziemlich großer Mundöffnung ſchwer zu begreifen wie nur etwas breite und große Fiſche dieſen dünnen Hals paſſiren können. Größere ſoll er daher auf Felſen oder Bäume tragen, mit den Füßen halten und zerſtücken, wozu ſein Schnabel auch nicht ganz geeignet ſcheint. Es iſt alſo überhaupt in der Lebensart dieſer Gattung noch viel räthſelhaftes, welches genauere Aufmerkſamkeit verdient. Fortpflanzung. Das Neſt des Anhinga wird auf Bäumen angebracht und beſteht aus Reiſern und dünnen Zwei— gen. Die zwei Eier ſind ablang eiförmig und von blaß hellbrauner Farbe. Die Jungen ſind, nach Azaras Beobachtung anfangs mit einem ganz weißen, ſehr dichtſtehenden Flaum bedeckt, nur am Nacken und hinter dem Kopf iſt ein blauliches Halsband. Der Kopf iſt nackt, und dieſe nackten Theile roſenfarb; der Augenkreis und ein Fleck, der ſich bis hinter die Ohrgegend zieht, ſchwarz; die Augen ſchwarz, fie hatten noch keine andern Federn als die Schulterfedern, die obern Deck— federn der Flügel, die Schwung- und Schwanzfedern, welche alle, die Schwanzſpitze ausgenommen, ſchwarz waren; der Schnabel war ſchwarz. Dieſe Jungen trugen den Hals in einen vollkommenen Kreis gebogen. Sie ſtarben nach acht Ta— gen, ohne daß ſie die angebotenen Nahrungsmittel, aus Brod und Fleiſch beſtehend, berührt hätten. Mit kleinen Fiſchen hätte man ſie eher erhalten können. Ueber Nutzen oder Schaden läßt ſich nichts ſagen, beides iſt für uns unerheblich. Taf. 134. Der Vaillantiſche Anhinga. Plotus Vaillantii. Anhinga le Vaillant. Temm. pl. col. 380. Plotus melanogaster, Winterkleid. Kopf und Hals hell roſtroth oder roſtröthlich mit Braun gemiſcht; auf dem Scheitel und im Nacken iſt die Farbe immer dunkler, als vorn am Halſe; die Kehle iſt weiß oder weißlich; ein rein weißer Streif erſtreckt ſich vom Mundwinkel an die Seiten des Halſes bis gegen der Hälfte ſeiner Länge; die ſehr langen Schulterfedern, die dem Körper zunächſt liegenden Schwungfedern und die Deckfedern der Flügel ſind ſilberweiß, mit einem ſammetſchwarzen Saum; ein Theil des Vorderhalſes, Bruſt und alle untern Theile ſind glänzend ſchwarz; alle übrigen Theile ſammt dem Schwanz ſind ebenfalls ſchwarz. Das Weibchen unterſcheidet ſich vom Männchen blos durch weniger reine und hellere Farben. Die Jun— gen des Jahres zeigen ſchon eine Spur der weißen Binde an den Seiten des Halſes; der ganze übrige Hals iſt hell iſabell— farben, der Bauch und die untern Theile ſind dunkel iſabell; der Rücken braun, die Federn in der Mitte dunkler; die Schulterfedern ſind weniger ſpitzig, mit graubraunen Schaftflecken; die Deckfedern der Flügel ſind graubraun geſaumt; Flü— gel und Schwanz mattſchwarz; Seiten und Schenkel braun. 404 Sommerkleid. Sehr altes Männchen (pl. col. 380), iſt am Scheitel und Hinterkopf lebhaft roſtroth oder mor— doreroth; vom hintern Augenwinkel an lauft eine breite tiefſchwarze Binde an den Seiten des Halſes nach hinunter, und unter derſelben ein weißer Streif, der beiden Geſchlechtern in allen Altern eigen iſt; zur Fortpflanzungszeit aber vergrößern ſich die Federn dieſes Streifes und werden lang, zerſchliſſen und glänzend weiß; der Vorderhals iſt hell iſabell und der hintere mordoreroth; die Streifen auf den Schultern und den Deckfedern der Flügel ſind iſabellfarben, ſehr glänzend; ein Theil des Vorderhalſes, die Bruſt und der ganze Unterleib ſchwarz, grünglänzend; der Schnabel, und die nackte Augenge— gend und ein kleiner nackter Streif ſind ſchön gelb. Ganze Länge 3 Fuß. Der Schnabel iſt dünner und ſpitziger als beim amerikaniſchen Anhinga, welches dagegen etwas größer iſt. Beide aber haben die Streifen an den beiden mittlern Schwanzfedern, Beide haben eine ähnliche Zeichnung der Schulterfedern, welche aber beim Vaillantiſchen länger ſind. Vaterland. Die Gegenden am Senegal, am Vorgebirge der guten Hoffnung, Indien, Sumatra und Java. Eigenſchaften. Vaillant war der erſte, der uns mit dieſem afrikaniſchen Vogel bekannt machte, daher Herr Tem— mink denſelben auch ihm zu Ehren nannte. Die Hottentotten nennen ihn ſehr bezeichnend Schlangenhals-Vogel. Er mag auf Bäumen ſſtzen oder ſchwimmen oder fliegen, fo zeigt ſich fein langer Hals immer, und ſcheint der weſentlichſte Theil ſeines Körpers zu ſeyn, der immer in Bewegung iſt; nur im Fluge iſt er ſteif und ausgeſpannt, er bildet dann mit dem Schwanze eine ſehr gerade und horizontale Linie; der lange, ſteife, elaſtiſche Schwanz ſcheint ihm beim Schwimmen unter Waſſer, als Steuerruder zu dienen, wenn er die Fiſche, ſeine Hauptnahrung, verfolgt; einen andern Zweck kann man ſich von ihm kaum denken. Es läßt ſich allerdings dagegen einwenden, daß andere Tauchvögel alle mit kurzen Schwänzen ver ſehen ſind, oder doch mit zugeſpitzten, und dennoch mit der größten Schnelligkeit in allen Richtungen die Tiefen durchkreu— zen; allein keiner hat einen ſo ſehr langen und dünnen Hals, und es iſt möglich, daß dieſer Schwanz ihm zum Gegenge— wicht dient. Dieſer Anhinga iſt ebenfalls ſehr ſcheu und ſehr mißtrauiſch, und läßt ſehr ſchwer an ſich kommen, beſonders wenn er ſchwimmt, da er gewöhnlich dann nur den Kopf zeigt. Er taucht unaufhörlich und gehört zu den geſchickteſten Schwimmtauchern, welche ſehr lange unter Waſſer aushalten können. Vielleicht bleiben fie aber nicht fo lange unter Waſſer, als man glaubt, weil ſehr oft der dünne und ſpitzige Schnabel, welchen er allein hervorſtrecken kann, nicht bemerkt wird. Nahrung. Kleine Fiſche, welche er ganz verſchluckt, größere trägt er, wie der amerikaniſche, auf Bäume oder Felſen und zerſtückt ſie, indem er ſie mit den Füßen hält. Fortpflanzung. Er niſtet auf Bäumen oder Felſen nahe an den Flüſſen, und legt wahrſcheinlich nicht mehr als zwei, ungefleckte Eier. Vierte Familie der Waſſer voͤgel. Mevenartige Voͤgel. Larideae. Mouettes. Die Flügel ſind lang, oft ſehr lang, zugeſpitzt; der Schnabel iſt niemals gezähnelt, aber immer ſehr ſpitzig, gerade oder am Ende gebogen und mit einem Haken verſehen; der Kopf iſt ganz mit Federn bedeckt; die vordern Zehen ſind allein in der Schwimmhaut verwachſen; die hintere Zehe ſteht frei, oder fehlt ganz. Der Flug iſt ſchön, und es gehören dieſe Vögel unter die beſten Flieger, und mehrere aus dieſer Familie bilden die eigentlichen pelagiſchen Vögel, welche am weite— ſten von den Küſten, oft viele hundert Meilen entfernt angetroffen werden. Sie haben meiſt ein heiſeres unangenehmes Ge— ſchrei; find ungemein gefräßig, und oft fo keck ſelbſt in der Nähe der Menſchen ihre Beute zu erhaſchen. Die Mundöffnung iſt ſehr weit, und die meiſten haben die Eigenſchaft, daß ſie, wenn ſie erſchreckt werden, ſich ſehr leicht erbrechen. Sie ver— dauen ſchnell und man kann von mehrern von ihnen mit Recht ſagen, ſie leben nur um zu freſſen, da ſie unabläßig auf Beute ausgehen müſſen. Sie tauchen nicht, ſchwimmen aber oft und ſitzen dabei ganz auf der Oberfläche des Waſſers. Sie ſind lebhaft und zänkiſch, doch leben ſie meiſt geſellig, beſonders brüten ſie in großen Geſellſchaften und vertheidigen dann gemeinſchaftlich Eier und Junge gegen ihre Feinde, die kleinen Raubthiere, Raubvögel, Raben und Krähen. Alle Küſtenländer der Erde von einem Pole zum andern ſind von zahlreichen, oft unzählbaren Schaaren bevölkert, und einige Arten ſcheinen wirklich über die ganze Erde verbreitet, und mit mächtigem Fluge die Reiſe um die Erde, von einem Pole zum andern zu machen. Die Farben find niemals anders als weiß, braun oder ſchwarz, und bei weitem die meiſten find am Unterleib weiß. Die Arten ſind oft ſehr ſchwer zu unterſcheiden, beſonders auch im Jugendkleid und weil ſie in der Größe ſehr variren, auch bei derſelben Art; ungeachtet der großen Aufmerkſamkeit, welche die neuern Ornithologen, auf die Unterſcheidung der Arten gewendet haben, herrſcht noch viele Verwirrung. Man ißt ihr Fleiſch ſehr ſelten, es iſt meiſt thranig und unangenehm. Dagegen werden ihre Eier ſehr oft aufgeſucht und gegeſſen, fo daß fie für viele Länder ebenfalls ſehr wichtig ſind. 1" Gatt. Albatros. Dio mede a. Albatros. Schnabel ſehr lang, ſehr ſtark, an den Seiten ſchneidend, zuſammengedruͤckt, gerade an der Spitze aber ſich plotzlich umbiegend; Schnabelruͤcken abgerundet; obere Schnabellade an den Seiten gefurcht, an der Spitze hakenfoͤrmig, untere Lade glatt mit abgeſtutzter Spitze. Naſenloͤcher ſeitlich, von der Schnabelwurzel entfernt, roͤhrenfoͤrmig, an den Seiten bedeckt, nach vorn offen, in einer Furche liegend. Beine kurz, nur mit drei, aber ſehr langen Zehen, welche ganz mit der Schwimmhaut verwachſen ſind, die Seitenzehen mit einem Haut— rudiment; Naͤgel kurz und ſtumpf. Fluͤgel ſehr lang, ſehr ſchmal, Schwungfedern kurz, die der zweiten Ord— nung lang. 405 Dieſe Gattung, fo ausgezeichnet an Größe, Stärke, Flugkraft und weite Verbreitung auf der ſüdlichen Halbkugel ift zwar in ihren Sitten wohl beobachtet, aber in Hinſicht der Arten noch nicht mit Beſtimmtheit auseinander geſetzt. Die Schwierigkeiten ſind aber auch nicht gering, welche ſich der genauern Beobachtung von Thieren entgegenſetzen, welche ihren Aufenthalt auf den unermeßlichen Weiten des Oceans nehmen, und die Meere niemals verlaſſen, bis der mächtige Fortpflanzungstrieb ſie dem Lande zuführt, wo ſie nur ſo lange weilen, als erforderlich iſt ihre Jungen zum eige— nen Fortkommen fähig zu machen. Dieſen nur wenige Wochen dauernden Aufenthalt wählen ſie in den einſamſten, unbe— wohnteſten Küſten der weiten antarktiſchen Meere, oder auf Klippen und an Vorgebirgen, an welchen die ſchäumende Brandung jede Annäherung gefährlich macht, deren Anblick ſchon die Schiffer erſchreckt, da jeder Windſtoß die ſegelnden Schiffe dahin treiben und dem Untergange ausſetzen kann. Ausgezeichnet durch ihre Größe und durch die kühne Annäherung an die Schiffe, welche die Albatroße oft viele hundert Meilen weit begleiten, ſind dieſe Vögel zwar jedem Seemann be— kannt, der die Südmeere beſchifft hat. Allein da ſolche Reiſen nur ſelten in naturhiſtoriſcher Hinſicht gemacht werden, fo bekümmern ſich die Seeleute wohl nicht um die Arten der ſie umſchwärmenden Vögel, ſo ſehr ſie ihnen vielleicht auch in anderer Hinſicht, z. B. als Zeichen nahen Landes oder der gefährlichen Klippen ihre Aufmerkſamkeit ſchenken. Wenn ſchon die pelagiſchen Vögel, nicht wie die Delphine oder die an der Oberfläche ſpielenden Fiſche nur für Augenblicke dem Auge ſichtbar ſind, ſo ſind ihre Formen und Farben ſich oft ſo annähernd und bei den benachbarten Arten ſo in einander über— gehend, daß es des ſcharf beobachtenden Naturforſchers bedarf, die bezeichnenden Unterſchiede der Arten, welche nach Alter und Jahreszeit ſich verändern, aufzufinden. Aber auch er wird fo lange nicht in ihrer Beſtimmung auf ſichere Kennzeichen ſich ſtützen können, als er nicht das Neſtkleid, das Jugendkleid und das Alterskleid jeder Art kennt, und dieſes kann er nicht erkennen, wenn er nicht vom Neſt auf die Arten einzeln beobachten kann. Dem Zufall, der etwa Schiffbrüchige an ſolche einſame und unbewohnte Inſeln verſchlug haben wir einen Theil unſerer Kenntniſſe zu verdanken, die über dieſe Vö— gel geſammelt werden konnten. Dieſe allgemeinen Bemerkungen ſind auf alle Arten dieſer pelagiſchen Vögel eben ſo an— wendbar als auf die Albatroße. Die Sturmvögel, die Meven, die Seeſchwalben ſind nicht viel beſſer bekannt, und ſelbſt in Beſtimmung der Arten, welche den Norden von Europa bewohnen und von trefflichen Naturforſchern bei langem Aufent— halt an ihren Wohnörtern, und nicht blos bei ſchnellem Vorüberſegeln von den Schiffen aus beobachtet werden konnten, herrſcht noch immer Verwirrung, ſo viel auch durch Meyer, Temmink, Boje, Faber, Brehm, Naumann und andere gelei— ſtet worden iſt. Wenn man glaubt nun einmal die Arten genau zu kennen, ſo wird man durch eine neue Erſcheinung oft wieder irre. Büffon ließ, ungeachtet er die Beobachtungen und Erfahrungen des großen Seefahrers ſeiner Zeit, des unermüdlichen Cooks und ſeiner Gefährten, beſonders der beiden Forſter, welche alle Meere beſchifften, benutzte, doch noch ſehr viel zu ordnen und zu entdecken übrig. Unſer Jahrhundert hat unſtreitig hierin unendlich viel geleiſtet, und weder die Re— volutionen noch die Kriege haben die Entdeckungen aufhalten können, welche durch engliſche, franzöſiſche, ruſſiſche und an— dere Entdeckungsreiſen in jenen entfernten Zonen und in den Meeren der Tropen ſo wie der Polargegenden beider Welten gemacht wurden. Ausgerüſtet mit allen Bedürfniſſen, welche ſo weite Reiſen, ſo genaue Unterſuchungen nöthig machen, bemannt mit den trefflichſten Naturforſchern, welche alle ihre Zeit, ihre Anſtrengungen, ihr Leben daran ſetzten, mußten die bewundernswürdigen Erfolge, dieſe Rieſenſchritte hervorgehen, welche vorzüglich auch die geographiſche Zoologie in den letzten Decennien bezeichnen. Die Muſeen ſind mit der mitgebrachten Ausbeute bereichert, und dieſe Schätze jedem der ſie benutzen will, geöffnet. Auch Amerika iſt nicht zurückgeblieben, und ſeine Wilſons, Audubons, Bonapartes haben dieſen Theil des naturhiſtoriſchen Wiſſens ebenfalls bereichert. Die beſten und genauſten Nachrichten über die pelagiſchen Vögel, welche die Meere der ſüdlichen Halbkugel oder der Tro— pen bewohnen, können den Nachrichten und Schriften der franzöſiſchen Naturforſcher und Reiſenden Quoy und Gaimard, Leſſon und Garnot, welche die Reiſen von Freyeinet, Düperrey und Dümond d'Urville mitmachten, des engliſchen Capi— tains Dougald Cormichael; und der niederländiſchen Reiſenden Boje und Maklot entnommen werden. Dieſen können die Beobachtungen des Herrn Marion von Proce und die zahlreichen Unterſuchungen, welche durch Naturforſcher in den reichen Sammlungen gemacht wurden, beigefügt werden, und ſo möchte die Monographie der Gattung Albatros einen etwel— chen Grad von Vollſtändigkeit erreichen, welcher durch weitere Beobachtungen leicht noch mehr ſeinem Ziele nahe gebracht werden kann. Leſſon hat zuerſt die Idee aufgeſtellt, gewiſſe Vögel pelagiſche zu nennen und zu zeigen geſucht, daß weder die Tölpel, noch die Fregatten, noch die Tropikvögel dieſen Namen verdienen, obſchon fie oft mehrere hundert Meilen vom Lande Alte getroffen werden, wohl aber glaubt er die Albatroße, Sturmvögel und Seeſchwalben ſo nennen zu dürfen, da man ſie in allen Meeren antrifft. Dies iſt allerdings wahr, da man unbezweifelt dieſe Thiere in jeder Entfernung vom Lande in den ſüdlichen Meeren antrifft, und die Nachrichten von Cook, Vancouver, Lapeirouſe, Labillardiere, Peron und anderer älterer und neuerer Reiſenden ſtimmen darin vollkommen überein. Allein man könnte eben ſo gut die Floſſentaucher und Fettaucher fo nennen, welche, obwohl fie nicht fliegen können, doch im Meere viele hundert Meilen vom Lande geſehen werden, und überhaupt iſt die Linie ſchwer zu ziehen, welche zwiſchen den Fregatten, Tölpeln u. ſ. w. eine Gränze in dieſer Hinſicht machen könnten. Dennoch möchte ich dieſe Eintheilung nicht tadeln, da ſie doch wirklich die größten Flieger bezeichnet. Die Albatroße ſind die größten und plumpeſten Waſſervögel, und ihr ſtarker Schnabel giebt ihnen ein furchtbares An— ſehn, allein ſie ſind deſſen ungeachtet nicht böſe, und bleiben ſelbſt bei den Angriffen der viel kleinern Meven bei der bloßen Vertheidigung. Sie bewohnen die ſüdlichen Meere vom Vorgebirge der guten Hoffnung an bis nach Neuholland, und man findet ſie ſelbſt noch zwiſchen den Eisinſeln des 65 und 66 Grades ſüdlich. Im Juni aber findet man ſie in den Meeren von Kamtſchatka und Ochozk, bei den Beeringsinſeln, wo ſie bei ihrer Ankunft ſehr mager find, aber in den wenigen Wo— chen, welche ſie in dieſen Gegenden zubringen, werden ſie durch den Ueberfluß von Nahrungsmitteln, welche ſie beſonders an den Mündungen der Flüſſe finden, ſehr fett. Sie beſuchen alle zwiſchenliegenden Meere, und dies in allen Jahreszeiten, nur mit dem Unterſchied, daß ſie zur Fortpflanzungszeit ſich weniger weit vom Lande entfernen. Vom atlantiſchen Meere bewohnen die Albatroße nur den ſüdlichen Theil, im ſtillen Meere aber findet man ſie ohne Unterſchied im Süden und Norden aber nur in den höhern und mittlern Breiten, nur ſelten nähern ſie ſich den Tropenländern, und unter dem Aequa— tor will man ſie niemals angetroffen haben. Nun aber frägt es ſich, wie kommt denn das Seeſchaaf, unſtreitig die weit— verbreiteteſte Art, in die Meere von Kamtſchatka und Ochozk, an die Kurilen und Nordweſtamerika, wo aber dieſer Vogel nicht lange bleibt, und nur im Mai und Juni, alſo in den Wintermonaten der ſüdlichen Gegenden angetroffen wird. 102 406 Wenn es dieſelbe Art iſt, welche am Cap Horn vorkommt, fo muß er nothwendig die Reife um die Erde machen, wenn er nach Kamtſchatka kommen ſoll, er muß alſo nicht nur die Tropen berühren, ſondern vom Wendekreis des Steinbocks an, mitten unter dem Aequator weg, den Wendekreis des Krebſes überſchreiten, und doch will man ihn auf ſeiner Reiſe nicht angetroffen haben, eben ſo wenig aber kennt man nördliche Brutörter von ihm. Es iſt alſo dieſer Vogel, neben eini— gen Sturmvögeln, einer der wenigen, welche die Erde umftiegen, da man ihn beim Feuerland an der Südſpitze von Ame— rika und an den nordweſtlichen Küſten deſſelben Welttheils findet. Der ſüdlichen Halbkugel ſich nähernd trifft man ihn noch in den tropiſchen Gegenden an; Freyeinet fand ihn zuerſt bei Capo Frio in Braſilien, gegen die ſüdlichen Breiten hin wer— den fie aber immer häufiger, und fie dringen bis zum Südpolarkreiſe vor. Sie durchſtreifen alſo alle Meridiane dieſer un— ermeßlichen Meere mit der Schnelligkeit eines Adlers, und weilen da, wo ſie am meiſten Nahrung finden, welche ihre große Gefräßigkeit erfordert. Der Fortpflanzungstrieb aber treibt fie ſüdlich, und man findet fie nur da in den Sommermonaten. Die ſüdlichen Vorgebirge, wie das Cap Horn und das Vorgebirg der guten Hoffnung, erſteres der Sitz beſtändiger Stürme, wo die Wellen des Meeres unaufhörlich ſich brechen, bieten ihnen, welche der Stürme ſpotten, dieſe Ruhepunkte dar. Alle Neifenden erwähnen der zahlloſen Haufen in der Nähe des Caps, dieſelbe Erſcheinung widerholt ſich, wenn man dem Feuerlande ſich nähert, und das Schiff des Capitain Freyeinets wurde von ihnen von Port Jakſon in Neuholland bis nach Amerika unaufhörlich begleitet; kein noch ſo ſchrecklicher Sturm entfernte ſie aus der Nähe der Schiffe, ſie kamen ſogar bis zur Inſel Frankreich über hundert Meilen über den Wendekreis des Steinbocks hinaus Der kurzſchwänzige Albatros ſcheint beſonders den auſtraliſchen Meeren zwiſchen Japan und Occanien anzugehören, und weniger ſüdlich zu gehen. So ſchwer ihr Körper ſcheint, ſo wird er dadurch leichter, daß ihre vollkommenen Athmungsorgane viel Luft in den Körper dringen laſſen, wodurch er um vieles leichter wird. Die Flügel ſind ſpitzig, da die Schwungfedern ſehr kurz ſind, die erſte iſt die längſte und die neun folgenden nehmen ſchnell an Länge ab, und übertreffen nur wenig die Länge der Deckfedern, beſonders in der Nähe des Körpers; dagegen ſind die Flügelmuskeln mit ſtarken Flechſen verſehen, welche ihnen eine große Stärke geben. Die breiten Schwimmhäute geben ihnen eine große Schwimmfähigkeit, durch welche ſie auf den Wogen ſichere Ruheplätze finden, wenn fie vom langen Fliegen ermüdet find. Ihr ſcharfes Geſicht liefert ihnen die Fiſche, welche auf der Oberfläche des Meeres ſpielen, zur ſichern Beute, obſchon fie niemals tauchen, ſondern fie nur über das Waffer ſtreifend erhaſchen. Sie halten die ſtärkſten Stürme aus, und ſcheinen über den empörten Wogen zu ſpielen, bei heiterm Wetter aber ſchweben ſie leichten Fluges und mit vieler Annehmlichkeit über die Meere. Dabei bewegen ſie die Flügel nur wenig, und nur wenn ſie ſich höher in die Luft heben oder ſchneller fliegen wollen; die ausgeſpannten Flügel bilden meiſt an ihrer untern Seite eine Höhlung, wobei man aber keine deutliche Vibration wahrnimmt, welche Lage fie auch anneh— men, ſie mögen nahe am Waſſer im Wellenfuge den Wogen folgen, oder um die Schiffe kreiſen. Wenn fie einmal auf dem Waſſer ſitzen, ſo macht ihnen das Auffliegen ſehr viele Mühe, daher bedarf es eines mächtigen Antriebes wenn ſie ſich dazu entſchließen wollen; ſie ſchießen dann eine weite Strecke über die Oberfläche des Waſſers hin, ehe es ihnen gelingt ſich zu erheben; wenn ſie ſchwimmen, ſo fliehen ſie äußerſt ſchnell vor ihren Verfolgern, aber wenn ſie einmal Luft gefaßt haben, fo erheben fe ſich ſehr leicht, und drehen ſich auch ſchnell in Kreiſen, wobei der Schwanz zum Steuerruder dient, der ſtärkſte Sturm ſcheint ihrem ſchnellen Flug kein Hinderniß zu ſeyn, und man bemerkt auch dann keine deutliche Flügelbewe— gung. Wenn fie ſich aufs Waſſer ſetzen, fo halten fie die Flügel noch eine Zeit lang ausgeſtreckt, und falten fie nur langſam. Man kann von dieſen und den meiſten andern Vögeln dieſer Familie ſagen, ſie ſcheinen nur zu leben, um zu freſſen. Ihre Verdauung iſt ungemein ſchnell, daher ſind ſie genöthigt beſtändig nach Beute zu ſuchen, ſie werden auch bald fett; aber auf der andern Seite müſſen ſie oft auch lange hungern, wenn die empörten Elemente ihnen das Erhaſchen der Beute erſchweren oder Tage lang unmöglich machen, daher ſieht man ſie auch oft ausgehungert dem Tode unterliegen. Ihre Nahrung ſcheint weniger aus Fiſchen zu beſtehen als aus Weichthieren. Gaimard will in ihrem Magen niemals Fiſche gefunden haben, obſchon die fliegenden Fiſche in derſelben Gegend ſehr häufig waren, ſondern meiſt nur Dintenfiſche und Kalmars. Allein ſie genießen auch andere Nahrung und ſammeln ſich um die Ueberreſte der Wallfiſche und anderer todter Thiere dieſer Abtheilung, deren Aeſer auf dem Meere herumtreiben oder an den Strand geworfen werden. In Hinſicht auf die Arten, welche dieſe Gattung ausmachen ſind es fünf, welche mit Sicherheit aufgeſtellt werden kön— nen. Herr Dougal-Carmichael hat beſonders auf der Inſel Triſtan da Cunha, unterm 37 Grad ſüdlicher Breite ſehr merk würdige Beobachtungen über die dort brütenden Arten gemacht. Er unterſcheidet vier Arten, von welchen aber noch eine ungewiß iſt, alle niſten auf der Inſel; die beiden erſten Arten (Diomedea exulans et spadicea) machen ein höchſt unkünſt— liches Neſt; ſie ſuchen ſich einen trockenen Ort aus, wo eine Vertiefung ſich vorfindet, damit das Ei nicht rollen könne. Sie legen nur ein Ei, welches ſehr ablang und an beiden Enden gleich dick iſt. Die Farbe iſt weiß, ohne Flecken. Der rußſchwarze Albatros macht fich dagegen aus Schlamm ein fünf bis ſechs Zoll hohes Neſt. Solcher Neſter ſtehen viele nahe beieinander; im Raume eines Morgen Landes waren über ein Hundert. Die balberwachfenen Jungen waren mit weißem Flaum bedeckt, und es war ein ſonderbares Schauſpiel auf jedem dieſer Hügelchen einen ſolchen Vogel zu ſehen, welcher ſo ſtill wie eine Bildſäule ſich verhielt. Durch die Annäherung der Menſchen ließen ſie ſich im Geringſten nicht ſtören, machten aber mit den Schnäbeln ein ſonderbares Geſchnatter, und wenn man ſie berührte erbrachen ſie einen Strom einer ſtinkenden, öligen Materie. Alle Arten der Albatroße ſpeien ihren Jungen die Nahrung aus dem Kropfe vor, und niemals ſieht man fie etwas im Schnabel ihnen zutragen, da das ſtinkende und zähe Fleiſch der Walle und Seehunde von welchen ſie ſich hauptſächlich nähren, nicht in Subſtanz weggetragen werden kann. Jene ölige Subſtanz, welche die Zungen Dre chen, iſt daher das Reſultat der halbvollendeten Verdauung der Alten. Der gelbſchnäbelige Albatros (Diomedea chlororbynchos) baut fein Neſt nicht in die Nähe anderer, ſondern abgeſon— dert in irgend einen Winkel der Küſte, vorzüglich wählt er dazu ſolche Rünze, durch welche das Regenwaſſer dem Meer zufließt. Es iſt wohl 10 bis 12 Zoll hoch, und bildet eine Pyramide, an deren Baſis eine Art von Damm gebaut wird, der das Waſſer ableitet. Wird der Vogel gereizt, ſo trennen ſich die Federn der Backen, und es erſcheint ein Streif nack— ter Haut, von ſchöner Pomeranzenfarbe, welcher vom Mundwinkel bis zum Hinterhaupt reicht. Das Meerſchaf (Diomedea exulans) iſt von allen Arten diejenige, welche ſich am meiſten vom Lande entfernt; fie bewohnt nach Leſſon nur die außertropiſchen Breiten, und vorzüglich die Meere, welche die großen ſüdlichen Vorgebirge beſpülen. Roquefeuil fand dieſe Art auch an der Norſtweſtküſte von Amerika, Gaimard beim Feuerland unterm 55 Grade der Breite, auf den Maluinen und an der Oſtküſte von Amerika bis zu den Tropen. Boje fand auf ſeiner Ueberfahrt nach 407 Java im April vom Porgebirg der guten Hoffnung unterm 37 Grad 51 Minuten ſüdlich und 24 Grad 50 Minuten öſtlicher Länge den rußſchwarzen Albatros und das Seeſchaf, unterm 39 Grad der ſüdlichen Breite und 57 Grad öſtlicher Länge den 12 Mai die drei Arten des Seeſchafes, des rußſchwarzen und des gelbſchnäbeligen Albatros und unterm 31 Grade ſud⸗ lich und 100 Grad der Länge den Albatros mit ſchwarzen Augenbraunen (Diomedea melanophris) und den gelbſchnäbeligen. Nach Temmink ſind fünf Arten dieſer Gattung in ihren verſchiedenen Kleidungen bekannt. 1. Das Seeſchaf. Diomedea exulans, wozu der chocoladebraune Albatros, der unter dem Namen D. s pa- dic ea im Syſtem vorkommt, nach Temmink, gehört, nach Carmichael aber eine verſchiedene Art iſt. 2. Der kurzſchwänzige Albatros. D. brachiura. Temm. pl. col. 468, et pl, enl. 963. In den antarktiſchen auſtralaſiatiſchen Meeren zwiſchen Japan und Occanien. 3. Der Albatros mit ſchwarzen Augenbraunen. D. melanophris. Boje pl. col. 456. In den Meeren, welche die drei großen ſüdlichen Vorgebirge beſpühlen. 4. Der gelbſchnäbelige Albatros. D. ehlororhynchos. Lath. Synops. Vol. 5. Tab. 9%, et pl. col. 408. In den Regionen der antarktiſchen Meere. 5. Der rußſchwarze Albatros. D. fuliginosa pl. col. 469. In allen ſüdlichen Meeren. Leſſon glaubt noch eine ſechste Art entdeckt zu haben, welche er den Albatros mit Epoletten. D. epomo- phora nennt. Temmink hat ihn nicht als Art angeſehen, ſondern zum Seeſchaf gezählt. Taf. 135. Das Seeſcha f. Diome dea exulans. Albatros mouton. Die Farbenverſchiedenheit unter welchem diefer Vogel vorkommt, iſt ſehr groß, und man findet kaum mehrere Exem— plare, welche ſich ganz gleich find, Die Hauptvarigtionen find, Rücken graulich, dieſe Farbe verbreitet ſich über die Flügel und wird immer brauner gegen die Spitze und gegen den Bauch hin Rücken und Bruſt, fo wie die Deckfedern der Flügel blendend weiß; der übrige Flügel ſchwarz. Das Weiße iſt mehr oder minder verbreitet. Flügel braun, Bauch und Rücken weiß, über den Schwanz ein ſchwarzer Streif. Rücken und Deckfedern der Flügel ſchmutzig braun, Bauch weiß. Dieſe Varietät iſt diejenige, welche unter dem Na— men Diomedca spadicea vorkommt. Bei allen ſollen die Flügel unten weiß ſeyn. Die Beine ſind fleiſchfarb, und der Schnabel gelblich. Die Länge des erſten Flügelknochens gleicht der Länge des ganzen Körpers, und dieſer iſt eben ſo groß aber dicker als beim Singſchwan, der Hals kurz und dick; der Schnabel ſehr groß und ſtark, und der Kopf ebenfalls dick. Die ganze Länge iſt mehr als 3 Fuß, und die ausgebreiteten Flügel meſſen 10 Fuß. Verbreitung. Dieſe Art findet ſich vom Vorgebirge der guten Hoffnung an, bis nach Neuholland. Man findet ihn bei der Inſel Frankreich, am Cap Horn und bei Port Jakſon, alſo an ſehr von einander entfernten und durch unermeß— liche Meere getrennten Orten. Auch iſt kein Zweifel unterworfen, daß dieſe Art in den Meeren von Ochozk und Kants ſchatka angetroffen werden, und wenn dies dieſelben Vögel ſind, welche man auch am Cap antrifft, ſo müſſen ſie die Tro— penländer überfliegen, um nach Norden zu gelangen. Man kann alſo nicht ſagen, daß man ſie nur auf der ſüdlichen Halb— kugel antreffe. Eigenſchaften. So groß auch der Vogel iſt, ſo iſt er doch gar nicht wild, und braucht obſchon er dadurch ſehr ſtark verwunden könnte, ſeinen großen Schnabel ſelten zu ſeiner Vertheidigung. Er fliegt meiſt ganz nahe auf dem Waſſer, und nur bei ſtürmiſcher Witterung erhebt er ſich höher. Der ſtärkſte Sturm ſcheint ihm nicht im geringſten hinderlich zu ſeyn. Herr Marion de Proce traf unter dem 34 Grade ſüdlich und 91 Grade öſtlicher Länge eine große Zahl Albatroße an, welche ſich um den ſtinkenden Cadaver eines todten Wallfiſches ſtritten, der einen ſchrecklichen Geſtank verbreitete. Die einen flogen majeſtätiſch um das Schiff, die andern ſaßen ruhig auf dem Meere, und bekümmerten ſich wenig um das Schiff, einige ſtohen, die größere Zahl aber beſchäftigten ſich ganz unbekümmert damit den Cadaver zu zerlegen, und ſchienen das Schiff gar nicht zu bemerken. Man ließ ein Boot ins Meer und näherte ſich den Vögeln, zwiſchen deren Haufen man ohne Mühe diejenigen wählen konnte, welche man haben wollte. Man hätte ſie mit der Hand fangen können, wenn man nicht die Biſſe ihrer gewaltigen Schnäbel hätte fürchten müſſen; man ergriff daher das Mittel ſie in Ohnmacht zu ſchlagen, um nicht ihr ſchönes Gefieder zu verderben, ſo bekam man in weniger als einer Viertelſtunde S Stücke. Die Stupidität dieſer Vögel, ſich fo fangen zu laſſen iſt in der That merkwürdig; allein man muß ihr Benehmen nicht dieſer allein zuſchreiben, ſondern wohl der Schwierigkeit, welche ſie haben, ſich vom Waſſer zu erheben, wenn ſie einmal ſitzen, es bedarf daher wich— tiger Triebgründe, wenn ſie ſich dieſe Mühe nehmen ſollen. Man ſah ſie vorher 40 bis 60 Toiſen über das Waſſer hin— ſchießen, ehe es ihnen gelang Luft zu faſſen. Sie ſchwimmen dagegen ſehr ſchnell, und mehrere Male gelang es nicht ſie auch mit dem angeſtrengteſten Rudern zu erreichen, wenn fie nur verwundet waren. Wenn man einen geſchlagen hatte, fo wankte er ſchnell mit dem Kopfe hin und her, als wenn es die Urſache ſuchen wollte, welchen ihm den Schmerz verurſachte, den er fühlte. Dieſe acht Vögel waren alle von derſelben Größe, aber nicht zwei Individuen hatten dieſelben Farben. Einige waren ganz röthlich braun, andere nur auf dem Rücken, Bauch und Kopf weiß; mehrere waren braun und nur am vordern Theil des Kopfes und unter den Flügeln rein weiß; andere waren nur auf dem Rücken grau, und noch andere ganz weiß. Dieſer Farbenunterſchied konnte unmöglich vom Alter allein herkommen, da alle von gleicher Größe waren, ſie waren ſehr groß, die Flügelbreite 10 bis 11 Fuß, zwei, welche die Section als Männchen zeigte, waren im Gefieder ſehr verſchieden. Man hat das Geſchrei dieſer Vögel mit dem Geſchrei des Eſels vergleichen; nach den Beobachtungen des Herrn Marion gleicht es zugleich dem Grunzen des Schweins und dem Wiehern des Pferdes. 408 Ueber die Nahrung und Fortpflanzung iſt ſchon geſprochen worden. Das Neſt iſt ſehr unkünſtlich, und wird in einer trockenen Vertiefung angelegt, damit das Ei nicht herausrollen könne. Die ältern Nachrichten fagen die Albatroße legen eine Menge Eier, und im Dictionnaire der Naturwiſſenſchaften wird dies widerholt, und auch Herr Voigt in ſei— ner Ueberſetzung von Cüvier ſchreibt es nach, allein nach dem neuern beſtimmten Nachtrichten, legt das Weibchen nur ein großes weißes Ei. Durch dieſe Thatſache nähert ſich dieſe Gattung der Gattung der Sturmvögel, welche allenfalls meiſt nur ein Ei legen. Nach demſelben Wörterbuche find die Eier ſchwarz gefleckt, auch dies wird durch die neuen Nachrichten widerlegt. Das Fleiſch dieſer Vögel iſt hart und von ſchlechtem thranigem Geſchmack, die Seeleute eſſen es daher nur, wenn es ihnen an friſchen Nahrungsmitteln fehlt. Man legt den Körper 24 Stunden lang in Salzwaſſer, nachdem man die Haut abgezogen, und kocht es dann mit einer reizenden Brühe. Selbſt die Kamtſchadalen eſſen dieſe Vögel nur aus Noth, ma— chen aber aus den Flügeln Pfeifenröhre und eine Art von Kamm. Die Eier ſollen einen guten Geſchmack haben, der Dot— ter aber beim Kochen nicht hart werden. Taf. 135. Der Albatros mit ſchwarzen Augenbraunen. Diomedea melanophris. Boie. Albatros sourcils noirs. Temm. pl. col. 456. Alterskleid. Blendend weiß, mit Ausnahme eines ſchwarzen Streifen über die Augen; Oberrücken, Mantel und Flügel ſchön ſchwarzbläulich; Schwungfedern ſchiefergrau mit ſchwarzer Spitze; der Schwanz mehr oder minder ſchwärzlich mit weißen Schäften. Der mächtige Schnabel dieſes Vogels iſt an den Seiten etwas breit, und mit einem ſtarken Haken an der Spitze; mehr oder minder orangegelb mit röthlicher Spitze; Beine ſafran gelb. Die Größe iſt verſchieden, das Weib— chen iſt immer etwas größer als das Männchen, und die Länge beträgt 2 Fuß 6 Zoll. Bei Jungen iſt der Schnabel ſchwarz oder ſchwärzlich. Vaterland. Häufig am Vorgebirg der guten Hoffnung, aber auch in Neu-Holland und in den antarktiſchen Meeren. Taf. 135. Der gelbſchnaͤbelige Albatros. Diomedea Chlororhynchus. Gmel. Albatros ruban jaune. Temm. pl. col. 468. Yellow nosed albatros.“ Schnabel ſchwarz, über die Schnabelfirſte aber läuft ein gelber Streif, der von der Stirne anfängt und bis zur Bie— gung deſſelben fortläuft, welche röthlich iſt, die Spitze der Flügel und des Schwanzes ſtehen in gleicher Linie. Der größte Theil des Kopfes, der Hals, der Rücken, der Bürzel und alle untern Theile ſind rein weiß; die Backen graubläulich ge— wölkt; die Flügel tief ſchwarz, der Schwanz ſchwarzgrau, die Beine orangegelb; die Augen braun. Beſonders iſt dieſe Art ausgezeichnet durch die Art wie der Schnabel an der Baſis mit den Linien der Augen parallel ſteht. Aufenthalt. In den artarktiſchen Meeren, weit vom Lande entfernt. Taf. 135. Rußſchwarzer Albatros. Diomedea fuliginosa. Albatros fouligineux. Temm. pl. 469. Schnabel kurz, in allen Altern ſchwarz, die Schnabellade mit einer tiefen Furche, der Schwanz lang und koniſch. Die Farben dieſer Art variren nicht nur in verſchiedenen Lebensaltern, ſondern auch im völlig alten Zuſtand, und haben einige Aehnlichkeit mit den Farben der Raubmeven. Man findet ſolche mit weißen, oder grauen oder gelblichem Grunde, unter einem Truppe deren meiſten Individuen ganz braun ſind. Die meiſten aber ſind an Hals und Körper ſchieferblau ins Braune ziehend, Flügel und Schwanz ſchön dunkelbraun; die Schäfte weiß; die Augen ringweiß; der Schnabel ſchwarz, die Beine gelb; der Bauch zuweilen weiß. Die Jungen graugelblich, mehr oder weniger mattbraun überlaufen; Flügel und Schwanz braun. Länge 30 bis 34 Zoll. Aufenthalt. Alle Südmeere, beſonders um die drei großen ſüdlichen Vorgebirge. Gatt. Sturmvogel. Procellaria Petrel. Schnabel mittelmäßig, ſehr hart, ſchneidend, an der Vaſis breiter, die Spitze zuſammengedruͤckt, gebogen, die Kinnladen gefurcht, an der Spitze ploͤtzlich eine Hake bildend, die untere gerade und abgeſtumpft; die Na— ſenloͤcher roͤhrenfoͤrmig, vorſtehend, aus zwei Roͤhren beſtehend, welche aber nur eine deutliche Oeffnung bilden; Beine mittelmaͤßig, duͤnne, mit vier Zehen; die hintere nackt, und nur aus einem ſpitzigen Nagel beſtehend, welcher an der Ferſe ſitzt. Die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Die Linneiſche Gattung Sturmvogel beſteht aus einer bedeutenden Menge von Arten, welche ſehr wenig beſtimmt ſind. Man hat dieſe Gattung in mehrere getheilt, welche wir auch einzeln anführen wollen, da die Lebensart ebenſo verſchieden iſt, als die äußere Geſtalt. 409 Die erſte Gattung enthält die eigentlich ſogenannten Sturmvögel, deren Naſenkanal etwas lang iſt, und beide Oeffnun— gen vereinigt. Die Zweite begreift die Puffine, deren Schnabel länger und dünner iſt, die Naſenlöcher beſtehen aus zwei deutlich getrennten Röhren, welche ſich an der Oberfläche des Schnabels öffnen. Die dritte Gattung bilden die Sturm ſchwal— ben, die kleinſten Vogel dieſer Familie. Alle dieſe Vögel find halb nächtlich, und gehen beſonders am Morgen und Abend in der Dämmerung auf ihre Nahrung aus, in den nördlichen Gegenden auch in den hellen Nächten. Am Tage verbergen ſie ſich oft in Felſenſpalten, und in ſolchen Höhlungen, welche von Kaninchen und andern grabenden Thieren gemacht wor— den ſind. Sie beſuchen beſonders die Meere, wo die Wallſiſche häufig ſind. Ihrer Nahrung gehen ſie ſelten an den Küſten nach, ſondern auf dem offenen Meere, weit von den Küſten entfernt. Noch ſeltener und nur zufällig gerathen ſie ins Innere des Landes. Sie zeigen ſich häufig im heftigſten Sturme, und gerathen bei dieſer Gelegenheit auch wohl auf die Schiße allein ſie ſind nicht Verkündiger der Stürme, und fürchten ſie nicht; ſie ſcheinen ſie im Gegentheil eher zu ſuchen, weil fie dabei leichter ihre Nahrung finden können. Sie fliegen öffters ganz nahe über den Waſſerſpiegel, ſetzen ſich aber ſelten aufs Waſſer, und ſcheinen es ungern zu thun, man ſieht fie auch nicht ſchwimmen, wohl aber ſcheinen fie über das Waſſer, hinzulaufen, wobei ſie aber die Flügel immer offen behalten. Sie nähren ſich vom Fleiſche der Wallfiſche und Seehunde, deren todte Körper über dem Waſſer treiben, von Weichthieren, Inſekten und Würmern, welche auf der Oberfläche des Waſ— ſers ſchwimmen. Sie tauchen nicht, ſondern nehmen alles ſchnell mit vorgeſtrecktem Halſe und Schnabel auf. Sie niſten in Erdlöchern, in verlaſſenen Höhlen grabender Thiere, und ſpeien auf die Perſonen, welche fie greifen wollen, ölige Feuchtig— keiten aus, welche durch die Seiten des Schnabels ausgeworfen werden. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht, und auch das Alter ſcheint wenig Unterſchiede in den Farben hervorzubringen; die Weibchen ſind etwas kleiner. Sie ſcheinen keinen dop— pelte Mauſer zu beſtehen, und wenn es geſchieht, ſo ändern ſich dabei die Farben doch nicht. Sie finden ſich unter allen Meeren und unter allen Zonen, und einige ſind ſehr weit verbreitet, und gehören unter die großen Flieger, welche man am weiteſten von den Küſten antrifft, ſie ſcheinen in den ſüdlichen Meeren in dieſer Hinſicht mit den Albatroßen und Seeſchwal— ben zu wetteifern, wer es länger im Fluge und im Sturme aushalten könne. Die Menge ihrer Arten und der geringe Unterſchied ihres Gefieders, welches ſich durch keine grellen Farben auszeichnet, macht es faſt noch ſchwerer ſie zu unterſcheiden als die Albatroße, wenn ſchon ihre Farben viel conſtanter bei derſelben Art ſind. Viele ſind in den Sammlungen unter doppelten Namen aufgeſtellt. Die Arten gehen ſo ſehr in einander über, daß Verwirrung leicht möglich iſt, wenn man nicht die einzelnen mit einander vergleichen kann. Von allen den Gattungen, welche aufgeſtellt worden ſind, werden hier Arten abgebildet, damit man urtheilen könne in wie fern ſie begründet ſind. Zuerſt aber wollen wir noch einige Bemerkungen über die V e ee dieſer merkwürdigen Vögel und ihre Lebensart vorhergehen laſſen, geſchöpft aus den neüſten Beobachtungen, welche Leſſon und Garnot, Temmink und Boje darüber ge— macht haben. Die Sturmvögel find die unzertrennlichen Begleiter der Schiffe, welche weite Fahrten vollführen, und man findet fie unter allen Zonen, in allen Meeren, von einem Pol zum andern. In jedem Sturme ficht man fie um die Schiffe herum— ſchwärmen dagegen bei Windſtillen mehrentheils verſchwinden. Sie werden daher als ſichere Verkündiger der Stürme ge— fürchtet, und haben dieſem Umſtand auch ihren Namen zu verdanken. Allein ſie ſind nicht Verkündiger der Stürme, ſon— dern fie erſcheinen im Gefolge derſelben, weil nach Leſſons Beobachtung, gerade die aufgeregten Wogen das Auffuchen ihrer Nahrung ihnen erleichtern. Kuhl führt in feinen Beiträgen zur Kenntniß der Sturmvögel 28 Arten an, welche er in den Muſeen von Holland und England zu beobachten und zu vergleichen Gelegenheit hatte. Der Eisſturmvogel (Procellaria glacialis) gehört den kalten Gegenden der arktiſchen Länder an, und findet ſich ſo— weit nach Norden als die Meere befahrbar ſind. Das bekannteſte von allen it der capiſche Sturmvogel (Pb. capen- sis.) Im Februar ſchwärmt er über die neblichten Breiten der Maluinen unterm 51 Grad ſüdlich und im September EU man ihn unter dem heitern Himmel Braſtliens. Er nähert fich den Breiten der gemäßigten Zonen und durchfliegt in der Länge den Raum der Afrika, Amerika und Neuholland trennt, Boje ſah ihn unterm 40 Grad 25 Min. ſüdlich und 61 Gr. 11 M. öſtlicher Länge. Ferner unterm 39 Grad der Breite, 87 Grad der öſtlichen Länge; ferner unterm 34 und 31 Grad der ſüdlichen Breite unterm 97 und 100 Grad der öſtlichen Länge. Mit allen Arten dieſer Gattung hat er die Eigen— ſchaft gemein, daß er, ungeachtet ſeine Flügel nicht beſonders lang ſind, doch von einer ebenen Fläche auf welche man ihn ſtellt, nicht auffliegen kann, wie z. B., vom Verdecke eines Schiffes. teben dem capiſchen Sturmvogel iſt die Familie der kleinſten Sturmvögel, der Sturmſchwalben, am häufigſten anzu— treffen, von welchen zwar in Sammlungen einige Arten angetroffen werden, doch ſind bei weitem noch nicht alle ſyſtematiſch beſtimmt. Den kleinſten dieſer Vögel C Procellaria pelagiea ) findet man von den Nordpolarmeeren bis zu den Südpolar— meeren; mit ihm werden aber leicht einige andere kleinere Arten verwechſelt. Leſſon traf unterm 25 Grad weſtlicher Länge im Oktober kleine ſchwarze Sturmſchwalben an, mit weißem Bürzel, welche auf jedem Flügel noch einen deutlichen, viel ſchwär— zern Streife zeigten. Im März ſah er tauſende ſolcher kleiner ſchwarzen Sturmvögel am Vorgebirg der guten Hoffnung, welche auf dem Rücken graue Flecken hatten. Im großen Ocean, unter dem Aequator, ungefähr 150 Grade weſtlich von Paris, erſchien eine ſolche Art mit weißem Bauche und gegabelten Schwanze, der einen reißend ſchnellen Flug hatte, und auf der Reiſe von Port Jackſon, nach der Südſpitze von Amerika erſchienen ähnliche, aber mit abgeſtutzten und nicht ge— gabeltem Schwanze. Geht man von dieſen kleinſten zu den größten über, welche ſich zu jenen wie eine Gans zu einem Sperling verhalten, fo findet ſich der Rieſenſturmvogel (P. gigantea) vom Kap Horn bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung und feiner Grän— zen in der Breite ſcheinen die gemäßigten Zonen, außer welchen man ihn ſelten antrifft. Auch auf den Maluinen findet er ſich ein, und der amerikaniſche Capitain Orne, welcher ſich in jenen Gegenden mit dem Seehundsfang beſchäftigte, berich— tete, daß im Frühjahr dieſe Sturmvögel in ſo großer Menge ihre Eier auf den Sand legten, daß ſeine Mannſchaft ſich zum Theil mit den Eiern nährte, von welchen ſie gauze Boote voll ſammeln konnte. Den Nachrichten des amerikaniſchen Capi— tains Delano zu Folge leben ſie zu dieſer Zeit ſehr geſellig, in großen Colonien, und vertheidigen gemeinſchaftlich ihre Eier. Man verwechfelt dieſen Sturmvogel von weitem leicht mit den Albatroßen, in der Nähe aber unterſcheidet er ſich leicht durch den ſtarken Vorſprung der röhrenförmigen Naſenlöcher. Unter den grauen Sturmvögeln giebt es eben ſolche Abſtufungen wie unter den ſchwarzen, und es iſt eben fo ſchwer ſie zu unterſcheiden. Zwar ſind ſie bei windiger Witterung leicht zu ſchieſſen, aber da ſie meiſt ins Meer fallen, dann auch 103 410 nicht ohne Gefahr aufzufangen; an den Küſten aber ſitzen fie auf unerſteiglichen Felſen. Leſſon konnte etwa s Arten unter— ſcheiden, welche in verſchiedenen Höhen mit einander wechſelten. Man wird aber noch in langer Zeit ihre Oekonomie, und ihre Fortpflanzungsart nicht genau kennen lernen. Nahe am Vorgebirge der guten Hoffnung erſchienen graue Sturmvögel, andere waren ſchwarz mit einem weißen Fleck um die Augen; bei der Inſel Frankreich zeigte ſich eine ganz braune, neben einer kleinern fait ganz ſchwarzen. Zwiſchen der Inſel Burbon und der Seehundsbai in Neuholland zeigten ſich nach ein— ander ganz ſchwarze, andere mit weißem Bauche und braunen Flecken auf dem Kopf und Rücken. Eine ähnliche Art ohne braune Flecken folgte dem Schiff des Herrn Freyeinnet von den Maluinen bis nach Montevideo, und von da bis Braſllien; fo daß dieſelbe Art dies- und jenſeits des Vorgebirgs der guten Hoffnung bis zur Magellansſtraße gefunden wird. Ein grauer Sturmvogel findet ſich auch in der Seehundsbai in Neuholland; nicht weit von Port Jackſon ſah man im Novem— ber Schaaren von Sturmvögeln, welche mit großem Eifer nach Fiſchen und Weichthieren haſchten, und oben ſchwarz un— ten braun waren. Bei der Inſel Campbell unterm 50 Grad ſüdlich, zeigte ſich ein Sturmvogel ähnlich in Größe und Fluge dem Capiſchen, von graulicher Farbe, wahrſcheinlich dieſelbe Art welche ſchon Cook dort beobachtete. Bei den Maluinen zeigte ſich abermal ein ähnlicher Vogel, allein er unterſchied ſich durch einen ſchwarz und weißen Fleck an der Spitze der Flügel. Noch eine andere Art von bedeutender Größe fand ſich bei der Inſel Campbell mit weißem Körper, auf der Breite des Rückens, an den Flügeln und der Schwanzſpitze ſchwarz; die Flügel hatten unten eine weiße Binde. Bei einer andern Art, war der Kopf ſtatt weiß, ſchwarz. Endlich bemerkte Leſſon einige Tage ſpäter, nahe bei derſelben Inſel, einen großen, ſehr ausgezeichneten Sturmvogel. Er war ſehr dick, ganz ſchwarz, nur an der Spitze der nicht ſehr großen Flügel mit weißer Spitze. Er flog weniger geſchickt als andere Arten. Die Anführung dieſer Umſtände glaubten wir nöthig, um zu zeigen wie ſchwer es ſey, beſtimmte Nachrichten über die einzelnen Arten zu erlangen und jeder Art ihren beſtimmten Aufenthalt anzuweiſen. Erſt wenn man von jeder Art die Brutörter kennen würde, wäre es möglich das beſtimmte Vaterland derſelben anzudeuten. Allein wer vermag es diefen flüch— tigen Meerbewohnern in die Schlupfwinkel zu folgen, wohin der mächtige Geſchlechtstrieb ſie zur Zeit der Fortpflanzung lockt. Meiſtens werden die Brutörter einſame, vielleicht großentheils unbewohnte, von Brandungen umtobte Felſen ſeyn, welchen ſie ſich nur während dieſer Zeit nähern, die ganze übrige Zeit aber treiben ſie ein umherſchweifendes Leben und erſcheinen in allen Meeren, unter allen Zonen in allen Jahrszeiten. Nur die Liebe zu ihrer Brut und die Sorge für ihre Jungen zähmt den Wanderungstrieb. Ihre Reiſen werden aber ohne Zweifel hauptſächlich durch das Bedürfniß nach Nah— rung beſtimmt und geleitet, da ſie ſehr ſchnell verdauen, und wie die Albatroße wirklich da zu ſeyn ſcheinen, um zu freſſen. Es läßt ſich nicht bezweifeln, daß die größern Arten der Sturmvögel auch Fiſche genießen, die kleinen aber werden wohl an Meerinſekten und kleine Weichthiere angewieſen ſeyn. Aber merkwürdig iſt es, daß man auch die großen Arten die Fliegfiſche nicht verfolgen ſieht, und in ihrem Magen weder die Reſte von Fiſchen noch von ſolchen Weichthieren findet, welche zuweilen die Oberfläche des Meeres bedecken, von welchen eine einzige hinreichend ſchiene, einen Vogel einen ganzen Tag zu unterhalten. Dintenfiſche ſcheinen ihre Hauptnahrung auszumachen. Der Umſtand, daß die Sturmvögel am häufigſten beobachtet werden, wenn es ſtürmt, iſt ſehr auffallend. Im ſtärkſten Sturme ſieht man fie zwiſchen den Wogenbergen ſpielend umherfliegen, und ohne Mühe gegen den heftigſten Orkan ziehen. Sobald dagegen Windſtille eintritt verſchwinden ſie faſt immer, und es ſcheint als ob ſie andere Gegenden aufſuchen müßten, wo es ſtürmiſcher iſt, mit jedem neuen Sturm aber erſcheinen ſie wieder. Ohne Zweifel hat Leſſon Recht, wenn er den Grund darin findet, daß das aufgewühlte Meer auf ſeiner Oberfläche häufiger Thiere zeigt, welche ihnen zur Nahrung die— nen, als das ſtille. Deswegen folgen ſie auch dem Wirbel, der immer hinter dem ſegelnden Schiffe entſteht, das Meer mag ruhig oder ſtürmiſch ſeyn. Leſſon beobachtete, daß beim Abfahren des Schiffes vom Cap eine Menge kleiner Sturmvögel dem Laufe des Schiffes folgten, immer über das Waſſer hinſtreichend, nebenbei ſah man keinen. Man gab acht, daß nichts aus dem Schiffe ausgeworfen wurde, und doch ſah man ſie alle Augenblicke mit dem Schnabel das Waſſer berühren, und etwas auffangen, was man nicht unterſcheiden konnte. Die Dauer, die Schnelligkeit, die Kraft und die Art des Fluges ſind für den Beobachter höchſt anziehend, und ver— kürzen die Langeweile der Seereiſen, die Geſchicklichkeit ſich auf die Beute zu ſtürzen und fie fliegend zu erhaſchen, die Schnelligkeit, womit ſie mit den Füßen das Waſſer berühren und gleichſam darüber wegzulaufen ſcheinen, oder den Fur— chen nachlaufen, ſind eben ſo viele Momente, welche der Aufmerkſamkeit werth ſind. Sie fliegen immer ſchwebend, und nur ſelten ſieht man einen Flügelſchlag, wenn ſie ſich etwa ſchnell erheben wollen. Man kann indeß den Mechanismus des Fluges noch beſſer bei den Albatros ſtudiren, als bei den Sturmvögeln, da nicht bloß ihre Größe ſie bemerkbarer macht, ſondern ſie auch weit näher als dieſe an die Schiffe kommen. Die Flügel zeigen keine deutlichen oder ſichtbaren Erſchütte— rungen, ſie mögen Bewegungen machen, welche ſie wollen. Der Flug iſt wellenförmig, und wenn ſie an die Schiffe fliegen, fo bilden fie große krumme Linien, die Raubvbögel laſſen ſich meiſt tiefer herab, wenn fie in der Luft ſchwimmen wollen, die Albatros und Sturmvögel erheben ſich aber ohne alle Mühe und wenden ſich im Kreiſe durch Hilfe ihres Schwanzes. Sie ſtürmen gegen den ſtärkſten Wind, ohne daß ihr Flug langſamer würde oder ihre Flügel dabei Erſchütterungen erleiden. Es muß aber dennoch ein Anſtoß vorgehen, den man nicht bemerken kann, da es ſonſt unbegreiflich wäre, wie ſie vorwärts kommen könnten. Das Fliegen iſt ihre natürlichſte Bewegung, welche fie, eben weil fie ihnen keine Mühe macht, auch fo lange aushalten können. Man ſieht daher dieſelben Sturmvögel mehrere Tage lang dem Laufe eines Schiffes unaufhörlich folgen, und in den kürzeſten Sommernächten verlaſſen ſie auch in der Nacht daſſelbe nicht. Da die Sturmvögel nicht tauchen, fo können fie nur Thiere erhaſchen, welche auf die Oberfläche des Meeres kommen, tiefere ſuchen ſie mit dem Schnabel an irgend einem Theile faſſen zu können. Taf. 136. Der Eisſturmvogel. Procellaria glacialis. Petrel Fulmar. Ganzer Vorderleib weiß, Oberkopf, Hals und Schultern weiß, graulich überlaufen, Mantel, Deckfedern der Flügel und alle übrigen Theile des Oberkörpers ſehr hellaſchgrau, Schwungfedern grauſchwärzlich, Schwanz abgerundet, oben 411 weißgrau unten weiß. Der Schnabel ſtark, kurz, gedrungen mit hoher, breiter, vorn aufgeworfener Naſenröhre, welche durch eine tiefe Furche von der Oberſchnabellade geſchieden iſt, und vorn nur eine Oeffnung zeigt, doch ſo, daß man etwas im Hintergrunde die Scheidewand der Röhren deutlich ſieht. Vor der Oeffnung macht der Schnabel eine Biegung in die Höhe, und bildet ſich niederſenkend einen ſtarken Haken, wie bei einem Raubvogel, der aber, da er ſeitwärts eine tiefe Furche hat, wie angeſetzt erſcheint, auch am Unterſchnabel iſt der vordere Theil breiter, und wie angeſetzt. Die Spitze des Hakens des Oberſchnabels paßt in eine Ninne vorn an der Spitze des Unterſchnabels. Der Schnabel iſt gelb, auf der Naſenröhre hornfarb. Die Beine kurz, dünne, die Zehen lang, die Hinterzehe beſteht aber nur aus einem Nagel, und iſt hinten am Laufe eingelenkt, ſo daß ihre Spitze beim Stehen den Boden nicht berührt. Die Farbe der Beine iſt gelb, die Nägel ſpitzig. Augen gelb. Die Länge von der Schnabelſpitze bis zum Schwanzende 1 Fuß 9 ½ Zoll, die Flügel reichen in der Tiefe faſt 2 Zoll über die Schwanzſpitze vor. Je jünger der Vogel, deſto unreiner die Farben, je älter deſto reiner das Weiße am Vorderleib und Halſe und das Graue am übrigen Körper, und die Naſendecke wird dann orangegelb. Doch iſt auch im Alter der Unterleib etwas gelblich überflogen. Der Schwanz hat 14 Federn, die Flügel ſind lang und ſpitzig und die erſte Schwungfeder die längſte. Aufenthalt. Der nördlichſten Meere der beiden Welten, ſehr häufig die Meere der Davisſtraße, um Grönland, Spitz— bergen, Nova-Semlia, ſüdlich bis Island, und überall auf den nördlichen Meeren, im Winter aber müſſen ſie dieſe ver— laſſen, da die Meere gefrieren, und ziehen dann mehr ſüdlich, verirren ſich aber höchſt ſelten an die holländiſche und eng— liſche Küſten. Eigenſchaften. Der Flug iſt ſehr ſchön, ſchnell und ſicher, daher findet man ihn im weiten Meere, weit von allem Lande entfernt; er folgt mit raſchem Fluge dem Gange der Wellen ganz nahe auf dem Waſſer hin, ſo daß man glauben ſollte, er würde von den Wogen verſchlungen, allein er weiß mit auſſerordentlicher Gewandtheit ihnen auszuweichen, und dem ſtärkſten Sturme zu trotzen. Ganze Tage lang bringt er fliegend über den Wogen zu. Zuweilen ſetzt er ſich auch auf das Waſſer und ſchwimmt vermöge ſeiner breiten Schwimmfüße ſehr gut, und in den reißendſten Strömungen. Er iſt ein Tagvogel, der am hellen Tage feiner Nahrung nachgeht, doch auch ſchon in der Morgen- und Abenddämmerung ſich zeigt. Er geht auf der Sohle aber ſchlecht und ungern, und wird überhaupt am Lande nie angetroffen, als wenn er brütet, auf den Eisinfeln ſieht man ihn aber zuweilen ſitzen, am häufigſten aber auf den treibenden Wallfiſchäſern, wo fie ſich in großen Schaaren ſammeln. Sie ſind ſcheu und wiſſen die Nachſtellungen leicht zu vermeiden, wenn ſie aber um die Walls fiſchäſer ſich zanken, fo kann man ihnen leicht ankommen, und auch bei den Neſtern find fie wenig ſcheu. Die Stimme it faſt gakernd, wie gägägäger, im Zorne wie kark. Sie tauchen nicht. Faber ſagt von ihm, er glaube nicht zu irren, daß Island der mittelpunkt ſey, von welchen dieſer Vogel ſich durch die boreale Vogelzone verbreitet. Die Menge, die ſich um die isländiſchen Küſten aufhielt, und die unglaubliche Zahl derer, welche jährlich auf den Weſtmanuberinſeln ihre Jungen ausbrüten, überſteigt bei weitem die Berichte, welche man von dem Daſeyn dieſer Vögel in andern nördlichen Ländern hat. Der erſte kam unterm 61 Grade nördlich zum Vorſchein. Kein Vogel kann einen ſchönern, leichtern und behendern Flug als dieſer haben. Wenn die Wogen in Aufruhr ſind, nähern ſie ſich den Schiffen und fliegen anhaltend zu mehreren Malen um ſie herum. Oft ſchwebt dieſer Vogel wie ein Falke, gehört aber zu den ſehr niedrig fliegenden Vögeln, welche ſich nie hoch in der Luft erheben. Man kann längs der Seeküſte der Inſel Island weite Strecken reiſen, ohne dieſen Vogel zu ſehen, und man ſollte glauben, er ſey da ſelten. Dies kommt daher, daß er als ein Meerbewohner, ſeine Brütplätze auf iſolirten Klippen und Inſeln ſucht, und nie in einer bedeutenden Bucht brütet. Mit andern Arten der Gattung haben die Eisſturmvögel die Gewohnheit gemein, wenn ſie Jemand angreifen will, einen Strahl von gelbem Thran gegen ihre Verfolger auszuſpeien, wodurch ihre Federn oft verdorben werden. Die Alten ſpeien dieſe Flüſſigkeit oft eine Elle weit ohne die geringſte Anſtrengung in einem geraden Strahl von ſich. Den Jungen im Neſte koſtet es mehr Mühe, dieſe Flüſſigkeit hervorzubringen. Sie ſpritzen ſie aus den Seiten des Schnabels mit einer Bewegung des Kopfes und Halſes, als wenn ſie ſich erbrechen wollten, ſie können aber auch länger als eine halbe Stunde beinahe unaufhörlich fortfahren, dieſen Thran aus dem Schnabel fließen zu laſſen. Zu der Zeit, da die Bewohner der Inſel Grimſöe die Jungen ausnehmen, bringen ſie kleine Geſchirre mit, in welchen fie die Vögel ihren Thran ausſpeien laſſen, und welchen dann dieſe armen Inſelbewohner im Winter in der Lampe brennen. Die zarten Jungen vertheidigen ſich nicht auf dieſe Art. Er gehört zu den fetteſten der auf den Klippen brütenden Vögel, und man follte nicht glauben, daß fein Fleiſch eßbar ſey, deſſen ungeachtet iſt er der wohlſchmeckenſte von allen auf dem Vogelberge Grimſbe brütenden Vögeln. Sein Fleiſch iſt ſo weiß, wie Hühnerfleiſch, und Faber aß es täglich geſotten mit gutem Appetit. Er ſchwimmt häufig, und badet ſich gerne, indem er wie die Enten mit den Flügeln im Waſſer plätſchert. Es hält ſehr ſchwer einen angeſchoſſenen einzuholen. Nahrung. Fiſche kann er ſeltener erhalten, da er nicht untertauchen kann, nur etwa kleine auf der Oberfläche ſpie— lende, werden ihm zur Beute. Meerinſekten, Meduſen und ſchwimmende Weichthiere machen ſeine Nahrung aus, Sein liebſtes iſt Wallfiſchſpeck und Fleiſch. Zu hunderten ſammeln fie ſich um die ſchwimmenden Aeſer dieſer Thiere und zanken fich fort mit den Wallfiſchfängern darum. Ihr ſtarker, krummer Schnabel dient ihnen zum Zerſtücken, Zur Brutzeit ſoll er auch Löffelkraut freſſen, welches auf den Felſen wächst, auf welchen er brütet. Ausgeworfene Stücke von Fleiſch von Säug— thieren und Fiſchen ſind dieſem Vogel ein Leckerbiſſen, daher wenn ſie ſo etwas in einem Boote gewahr werden, folgen ſie ihm lange, und ſtreichen mit ſtillſtehenden Flügeln, und gegen die Beute gekehrtem Kopfe hurtig vorbei. Man kann ſie, wie die große Raubmeve mit einem an eine Angel geſtecktem Stücke Leber leicht fangen. Fortpflanzung. Dieſer Sturmvogel brütet auf einſamen Felſen, beſonders häufig iſt er auf den großen nördlichen Vogelbergen Islands, wo Herr Faber ihr genau beobachtete. Die wichtigſten find Grimſöe und die Inſelgruppe Weſtman— nör. Er nähert ſich unter allen brütenden Vögeln dieſer Gegend den Bergen am früheſten, ſchon in der Mitte März, und legt früh ſein Ei. Auch er legt nemlich nie mehr als ein Ei, welches rauhſchalig, groß und weiß iſt. Die Brütezeit ſoll 6 Wochen dauren, was in der That ohne Beiſpiel iſt. Er legt in der erſten Hälfte des Mat; das Junge kommt erſt im Juli aus, und iſt ſchon beim auskommen mit Flaum bedeckt, da hingegen das Junge der Tölpel ganz nackt aus dem Ei kommt, Sie leben in der uneingeſchränkten Monogamie, Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd und füttern das Junge gemein— ſchaftlich. Gewöhnlich legt er in den höhern Gegenden des Berges feinen Brüteplatz an, doch findet man ihn auch zuweilen in den Gegenden des Felſens wo die dreizehige Meve brütet, viel niedriger. Das Ei liegt auf dem bloßen Felſen, in 412 einer Spalte, damit es nicht herabrollen kann. Der Vogel iſt dabei fo zahm, daß man ihn kaum vom Neſt zu treiben im Stande iſt. Herr Faber warf vergebens große Erdklöße auf einen brütenden, er ſchüttelte ſich und blieb liegen, endlich nachdem ihn ein Stein nachdrücklich getroffen hatte, watſchelte er ſo weit auf die Seite, daß das Ei ſichtbar wurde, kroch aber ſogleich wieder auf daſſelbe und legte es mit dem Schnabel ſo zurechte, daß es unter den Brütefleck zu liegen kam. Männchen und Weibchen haben dieſen Brütefleck, und man findet eben fo oft brütende Männchen als Weibchen. Die Jun— gen werden oft durch die große Raubmeve geraubt. Das Ausnehmen der Jungen iſt äußerſt gefährlich, und wird haupt— ſächlich durch das Herablaſſen an einem Seile bewirkt. Es iſt beinahe unglaublich, ſagt Herr Faber, mit welcher Ruhe der Mann, der ſich damit abgiebt, ſich über den Rand des Felſeus herabläßt, und ſich über die unermeßliche Tiefe ſchwe— bend hinauslegt, unter ſich das tobende Gebrauſe der Meereswogen. Wenn er in die Gegend gekommen iſt, wo die meiſten brütenden Vögel ſind, ſo giebt er ein Zeichen nicht weiter herabgelaſſen zu werden, und weiß dann behende, eine an einer langen Stange befeſtigte Schlinge den brütenden Vögeln über den Hals zu werfen, und mit einem am andern Ende ange— brachten Löffel das Ei oder Junge zu nehmen. Wann er mit Eiern und Vögeln wohl beladen iſt, wird er heraufgezogen. Die Isländer fangen aber nie die alten Vögel und nehmen auch ſelten das Ei weg, weil ſie größern Vortheil haben, die erwachſenen Jungen zu fangen, welche ihrer außerordentlichen Fettigkeit wegen für ſie eine Delikateſſe ſind, und auf den Winter eingeſalzen und eingepökelt werden. Wie groß die Menge dieſer Vögel ſei, kann daraus berechnet werden, daß nach Herrn Fabers Bericht nur in Island jährlich 25 bis 30,000 Junge dieſes Vogels ausgenommen werden, alſo die Brut von 60,000 Vögeln, und daß dennoch ihre Zahl nicht nur nicht abnimmt, ſondern eher wächst, da der größere Theil die Eier an Orte hinlegt, wo man nicht zukommen kann, dieſe Vögel für die armen Bewohner alſo eine unverſiegbare, wenn ſchon ſchwer zu ſchöpfende Nahrungsquelle ſind. Die Alten vertheidigen ihre Jungen nicht anders als durch das Ausſpeien von Thran, und ſtoßen dabei ihr erzürntes Kars aus. Von der Höhe herab beobachtete Herr Faber auch wie der Sturmvogel ſein Innges füttert, indem er nämlich das Futter in den Schnabel deſſelben auswürgt. Bei dieſem Anlaß wurde Faber mit der großen, flachen, blauen Laus, welche die Larventaucher ſo ſehr plagt, heimgeſucht, welche ſich ſo ſtark in ſeinen Körper einbiß, daß man den Kopf mit der Spitze eines Federmeſſers ausgraben mußte. Im September verlaſſen Alte und Junge, welche nun fliegen können, ihre Brüteplätze und halten ſich den Winter über im offenen Meere auf; die Jungen rie— chen ſehr unangenehm, und auch an den Federn der Alten bemerkt man einen ſtaͤrken biſamartigen Geruch, wie bei den Scharben, den fie nie verlieren, wenn man fie in Sammlungen aufbewahrt. Die Jungen haben vorzüglich an den großen Raubmeven Feinde; die Alten ſind leicht zu ſchießen, beſonders in der Nähe der Wallfiſchäſer. Zu dieſer Abtheilung gehören der Rieſenſtur Wogel Procellaria gigantea. Lath. Synops. T. 107. Von der Größe einer großen Gans. In den antarktiſchen Meeren. Der Capiſche Sturm vogel. P. capensis. pl. enl. 964, In den antarftifchen Meeren bis zum Cap. Der ſchwarzgeſcheitelte P. hasitata pl. col. 416. In der Südſee. Der Berardiſche. P. Berardi. Freyeinet voy., de I Uranie 37. Auf den Maluinen. Der grüngraue P. des o- lata. Bei der Inſel Deſolatian im Südmeere. Der tropiſche P. ae quinoctialis. In den Meeren der Tropenlän— der. Der rußige P. fuliginosa. In den Südmeeren. Das Täubchen. P. turtur. In den Südmeeren. 37e Gatt. Sturmſchwalbe. Thalassidroma. Perrel-Hirondelle. Procellaria. Linn. Schnabel kurz, duͤnne, ſehr zuſammengedruͤckt, an der Spitze ſich ſchnell kroͤmmend; Naſenloͤcher vorſtehend und in eine Roͤhre vereinigt; Fluͤgel lang, ſpitzig, die erſte Schwungfeder kuͤrzer als die zweite und dritte, und dieſe die laͤngſte; Beine duͤnn; Lauf länger als die Mittelzehe, die Hinterzehe fo klein, daß fie kaum bemerkbar iſt, die drei vordern dagegen lang; Schwanz viereckig oder ſchwach gegabelt. Es find die kleinſten Vögel dieſer Familie, und ſogar die kleinſten Schwimmvögel, wenn man die Lappenfüße (Phala— ropus) nicht zu den eigentlichen Schwimmvögeln zählt. Sie finden ſich in allen Meeren. Taf. 136. Die kleinſte Sturmſchwalbe. Thallassidroma pelagica. Lolseuu de tempete. Procellaria pelagica. Ganz ſchwarzbräunlich, nur über die langen Deckfedern des Schwanzes, läuft eine breite weiße Binde, und an den Weichen iſt ein weißer Fleck. Länge 5 Zoll 6 Linien, Breite 24½ Zoll. Das Innere dieſer kleinen Vögel iſt nach Graba von dem aller andern Vögel ganz verſchieden. Die Lungen ſind ſehr klein; die Luftröhre theilt ſich in zwei gleich große Aeſte nach jedem Lungenflügel; das Herz und die Leber ſind dagegen ſehr groß, und nehmen den größten Theil der Bruſt und Bauchhöhle ein. Den Magen bemerkt man kaum, er erſcheint nur als ein zwiſchen dem Schlunde und den Gedärmen geſchlungener Knoten, mit etwas Thran gefüllt. Der Blinddarm iſt groß. Vaterland. Die einzig bekannten Brüteplätze finden ſich in den nördlichen Meeren, da man aber den Vogel von einem Pole zum andern antreffen ſoll, fo iſt feine unumſchränkte Heimath die Luft über dem unermeßlichen Decan, und er iſt außer der Brütezeit überall und nirgends. Ob wirklich dieſelbe Art aber in beiden Halbkugeln angetroffen werde, oder ob ähnliche Arten verwechſelt werden, iſt noch nicht ganz beſtimmt. 413 Eigenſchaften. Dieſer kleinſte Schwimmvogel treibt fein Weſen im Verborgenen, verſteckt fich forgfältig vor dem Blicke der Menſchen, und erſcheint ihnen nur als Unglücksprophet beim Herannahen und während des Sturmes. Er iſt daher, ſelbſt an ſeinen Brüteörtern, nicht allen Bewohnern der Inſeln bekannt, da man ihn nur ſelten an der Küſte antrifft, und die Löcher, in welchen er brütet, ſehr verborgen ſind, auf dem offenen Meere aber iſt er häufig und ſo gemein, daß Herr Graba an einem Tage neun erhielt. Bei den Föroerinſeln findet man ihn auf den Norderinſeln, Naalſoe, Trollhoet, Store und Lille Dimon. Hier verräth er ſeine Schlupfwinkel durch Knurren und Piepen, welches er des Nachts hören läßt, und leicht gefangen werden kann, da er keine Verſuche zum Entfliehen macht. Er iſt der harmloſeſte Vogel, der nicht ein— mal den Verſuch macht ſich zu wehren oder den Angreifenden zu beißen, ſobald er erſt ſeinen Thran von ſich geſpieen hat. Auf dem Zimmer iſt er ſo zahm, daß man ihn anfaſſen und herumtragen, ſtreicheln und forttreiben kann, wie es beliebt. Die tiefſte Melancholie drückt ſich in ſeiner Stellung aus, er ſitzt unbeweglich auf dem Lauf, ohne daß die Bauchfedern den Boden berühren, läßt den Kopf hängen, und verfällt ſogleich wieder in dieſelbe Stellung, wenn man ihm nach einer Störung Ruhe läßt. Nie macht er einen Verſuch im Zimmer ſeine Flugwerkzeuge zu gebrauchen. Er ging ſchwerfällig einige Schritte vorwärts, wobei ihm die Kniee einknickten, ſobald er aufgejagt wurde. Wenn er ſtand, was ihm ſchwer zu werden ſchien, glich er in der Stellung einer Raubmeve, der Körper liegt wagerecht, die Beine gerade unter der Mitte des Leibes, der Hals aufrecht, wodurch die Bruſt eine ſtarke Wölbung erhielt. Er machte keinen Verſuch Nahrung zu fin— den, oder ſie zu ſich zu nehmen. Gleich den meiſten Seevögeln, welche ſich verloren ſchätzen, ſobald ihnen der Anblick des Waſſers entzogen iſt, trug Herr Graba eine ſolche Schwalbe auf offener Straße auf freier Hand, und ſelbſt am Ufer des Meeres ſaß ſie unbeweglich. Sobald er aber den Vogel in die Luft warf, flog er mit reißender Schnelligkeit erſt gegen den Wind und ſuchte dann mit halbem Winde die weite See. Der Flug gleicht ganz dem der Rauchſchwalbe, fo lange die See ruhig iſt, wenn es aber ſtürmt, ſo ſchweben ſie mit der größten Leichtigkeit über und zwiſchen den Wellen, und ſuchen dann unter die Leeſeite der Schiffe zu kommen, welche ihnen Schutz vor dem Winde gewährt, und dann ſieht man ſie oft mit ausgebreiteten Flügeln über die Spitze der Wogen hinlaufen, dazu dienen ihnen die verhältnißmäßig langen Beine. Nie hat Herr Graba die Sturmſchwalbe ſchwimmen ſehen, aber eben ſo wenig können ſie über dem Waſſer gehen, wie man an— giebt, die ausgebreiteten Flügel erhalten ſie ſchwebend. Außer dem ſchon angegebenen Knurren ſchreit ſie kekerek — i wobei das i ſtark, das übrige leiſe ausgeſtoßen wird, auch ſchreien fie wihl, wihl, üa, üa. Sie umſchweben die Schiffe oft meh— rere Tage hintereinander, ohne daß ein Sturm eintritt, daher iſt es ein Vorurtheil, daß ſie den Sturm verkünden, wohl aber iſt es richtig, daß ſie während des Sturmes Schutz unter dem Borde des Schiffes ſuchen, wenn ſie vielleicht Tage lang ſchon über die rafende See umhergeſchleundert, ermüdet ind und Nahrung ſuchen. Nur dann, wenn die Kräfte ihrer Schwingen den Elementen nicht mehr widerſtehen können, werden ſie ans Land verſchlagen, und kommen oft ungeheure Strecken von der See ab, wie die Beiſpiele beweiſen, da man bei Breslau, bei Darmſtadt, bei Donaueſchingen und in der Schweiz Sturmvögel gefangen hat, welche man aber, weil ſie die See nicht mehr ſahen, mit der Hand ergreifen konnte, was nach dem Geſagten ſehr erklärlich iſt. Nahrung. Darüber iſt man ganz im Dunkeln, da man in ihrem Magen keine feſte Nahrung, ſondern nur Thran gefunden hat. Es iſt wahrſcheinlich, daß fie hauptſächlich kleine Schleimthiere, Meduſen, vielleicht auch kleine Weichthiere genießen, welche auf der Oberfläche der See ſchwimmen, und von ihnen in ſchnellem Fluge erhaſcht werden. Fortpflanzung. Wenn, ganz im Sinn und Geiſt der Sprache, das Vaterland eines Vogels dasjenige iſt, wo er geboren wird, ſo müßte man die nördlichen Meere als das Vaterland dieſes Sturmvogels betrachten, allein wenn es wahr iſt, daß dieſelbe Art bis zu den Südpolarmeeren gefunden wird, ſo iſt es ſehr unwahrſcheinlich, daß nur im Norden die Brüteplätze ſich finden, ſondern daß ſolche vielleicht auch in den entfernteſten Meeren vorkommen; die Verborgenheit des Neſtes und die Lebensart des Vogels machen ſeine Entdeckung ſehr ſchwer. Mit Gewißheit hat man einzig auf den Klippen der Föroerinſeln ſein Neſt entdeckt, und obgleich ſchon lange geſchrieben wurde, er niſte in Felſen, ſo hat doch noch kein Na— turforſcher den Brüteplatz geſehen und den Vogel aus dem Neſt genommen, als Herr Graba, welchem man dieſe Angaben verdankt und als Entdecker deſſelben auſehen darf. Mehrere Wochen vorher, ehe ſie brüten, begeben ſie ſich in die Höhlen und Ritzen, durch loſe Steine und Gerölle gebildet, nicht ferne von der See. Hier graben fie ein Loch, ſo tief fie konnen in die Erde, oft ein bis zwei Fuß tief, und verfertigen das Neſt aus einigen loſen Grashalmen, anf welche fie ein einziges rundes, weißes Ei, mit Ende Juni legen. Schon einige Zeit vorher, ehe der Vogel ſein Ei legt, rupft er ſich Federn am Bauche zum Brütefleck aus, welche bei Männchen und Weibchen vorkommen. Beide Gatten brüten abwechſelnd und unre— gelmäßig, da man zu allen Tagszeiten von beiden Geſchlechtern erhält. Brütezeit, Nahrung und Verhalten der Jungen ſind unbekannt, da Herr Graba noch vor ſeiner Abreiſe in Mitte Juli Eier erhielt. Nutzen und Schaden kann dieſer kleine Vogel für unſere Oekonomie im geringſten nicht haben, da er auch nicht gegeſſen wird. Zu dieſer Gruppe gehören Procellaria Leachii act. Philos. VI. 9. f. 1. Auf St. Kilda nicht ſelten, niſtet wahrſcheinlich dort. P. Wilsonii. Bonaparte. Wilson american ornith VII. T. 60. f. 6. In den Gewäſſern von Nord— amerika. P. occanica Crl. 933. In den Südmeeren. b. Pregatta. In den Meeren der Antillen und im ſüdlichen Ocean. P. marina. Vieill gal. des oiseaux, 292. Im ſüdlichen Ocean. / 52 5 1 Ra pi nf: 4˙ Gatt. Sturmtaucher, Puffin. Puffinus. Pu un. Procellaria. Der Schnabel iſt länger im Verhaͤltniß als bei den Sturmſchwalben und duͤnner und ſchmaͤchtiger als bei den Sturmvoͤgeln, und die untere Schnabellade folgt der obern in der Viegung nach unten. Die Naſenlöcher find roͤhrig aber nicht doppellaͤuſig, wie bei den Sturmvoͤgeln, ſondern wenig vorſtehend, öffnen ſich vollig ge⸗ trennt nach oben und ſtehen ganz offen. Fluͤgel lang, ſpitzig, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Die hin⸗ tere Zehe beſteht nur in einem Nagel, der beim Stehen den Boden nicht beruͤhrt. Die Klauen der Vorder— zehen ſind ſpitzig. 104 414 Die Sturmtaucher nähern ſich im Bau der Seelets ſehr den Scharben, fo wie auch der Schnabel mehr ein Scharben, ſchnabel iſt. Die Zunge hat durch ihre Kürze ebenfalls den Charakter der Scharben, fie iſt von mittlerer Länge, fleiſchig, flach gedrückt und geſpalten, ohne Bürſten. Die Zunge der Sturmvögel aber nähert ſich mehr der der Meven, fo wie auch der Schnabel mehr ein Mevenſchnabel if, Die Lebensart der Sturmvögel, Sturmſchwalben und Sturmtaucher it aber auch ſchon darin ſehr verſchieden, daß die beiden erſten Gattungen nie tauchen und ſelten ſchwimmen, die Sturmſchwalben am ſelteſten, die Sturmtaucher dagegen wirklich tauchen, und beinahe eben ſo gut, wie die Scharben. Der Bruſtbau der Sturmtaucher iſt ſchmaler und länger als bei den Sturmvögeln. Die Schnäbel find kürzer, die Schienen länger und mehr zuſammengedrückt bei den Sturmtauchern. Der Flug der Sturmtaucher iſt von dem der Sturmvögel ſehr verſchieden, die letzten ſtiegen wie die Sperber zwiſchen den Wellen und über die Spitzen derſelben; der Flug der Sturmtaucher aber gleicht mehr dem Fluge der Segler (Cypselus). Die Flügel ſtehen ganz gerade vom Körper ab, und werden nur ſelten geſchwun— gen, und dann ungemein ſchnell. Der Flug it bogenfoͤrmig, indem der Vogel ſchnell zwiſchen die Tiefe der Welle herab— ſchießt, dann wieder ſich 30 bis 40 Fuß erhebt um wieder herabzuſchießen. Die Sturmvögel dagegen ſchweben dicht über dem Waſſer, ohne ſich ſo hoch zu erheben. Eigenthümlich iſt dabei die wackelnde Bewegung, indem der Vogel im Vorbei— fliegen bald den weißen Bauch, bald den ſchwarzen Rücken zeigt. Bei ganz ſtillem Wetter fliegen ſie in gerader Linie über das Waſſer hin, jedoch mit demſelben Schwanken des Körpers. Schon der Umſtand, daß dieſe Vögel tauchen, rechtfertigt ihre Trennung als Gattung von den beiden vorigen, da dieſe Gewohnheit einen andern Bau vorausſetzt. Sie treiben ihr Weſen theils unter der Erde, theils in der Dämmerung und ſind daher ſchwer zu beobachten. Taf. 136. Der nordiſche Sturmtaucher. Puffinus ang lorum. Petrel Manks. Procellaria puffinus. Brünnich. Skrofa. Skraapur. Manks Puffin. Puffinus arcticus. Faber. Schnabel ſehr dünne, 1 Zoll 7 Linien lang; Schwanz abgerundet, aus 12 Federn beſtehend, die Flügel ſpitzig, reicht 1 Zoll über denſelben hinaus. Alle obern Theile ohne Ausnahme ſind ſchwarz; Seiten des Halſes und der Bruſt grau ge— wölkt; alle untern Theile rein weiß. Der hintere ſcharfe Rand des Laufs, ſo wie die äußere Zehe iſt dunkelbraun, die übrigen Theile ſteiſchfarbroth, die Schwimmhäute weißlich fleiſchfarben mit braunen Streifen. Iris dunkelbraun. Die Weibchen haben einen Brütefleck am After. 8 Länge 1212 Zoll — 13 Zoll. Der junge Vogel iſt mehr braun, als ſchwarz. Vaterland. Die Küſten von Island; in großer Menge um St. Kilda, und um die Orkaden; an der Küſte von Schottland, auf den Föroerinſeln, im Winter an den Küſten von England und Irland, auch an den Küſten von Norwegen, ſehr ſelten an den Küſten von Holland und Frankreich. Eigenſchaften. Sie fliegen meiſt bei der Morgen- und Abenddämmerung, den Tag über ſieht man fie ſelten, fie ſcheinen daher in ihren Löchern ſich zu verbergen, dagegen iſt es unrichtig, daß ſie nur des Nachts ausfliegen. In der Re— gel ſieht man fie in Schaaren von 10 bis 40 ausftegen, hintereinander, ſelten fo nah beiſammen wie die Alken und Lummen. Sie halten ſich gerne nahe an der Küſte auf und unterſcheiden ſich auch darin von den Sturmvögeln, auch im Sitzen ſind ſie ſtets ziemlich weit von einander entfernt. Sie ſchwimmen oft und tauchen ſehr geſchickt. Herr Faber traf einſt 20 Stück beiſammen ſchwimmend an, er ſchoß auf fie und erlegte einen, viele der übrigen flogen davon, ſechs bis acht Stück aber tauchten mit der größten Leichtigkeit, mit halb geöffneten Flügeln und blieben lange unter Waſſer, und da ſie wieder her— vorkamen um Luft zu ſchöpfen, tauchten ſie nochmals, bis ſie endlich auch die Flucht ergriffen. Die fliegenden flogen in Kreiſen um den Todten, verſchwanden dann aber auch. Im Winter verlaſſen alle das Land und halten ſich im offenen Meere auf. Sie ſcheinen den ſüdweſtlichen Gegenden der borealen Vogelzone anzugebören und nicht weit über den 70. Grad nördlich zu gehen. Im ſüdlichen Grönland ſollen ſie nicht ſelten vorkommen, Nilsſon und Boje bemerkten ihn an den norwegiſchen Küſten nicht. Obſchon viele den ganzen Winter durch in den nördlichen Meeren verbleiben, fo müſſen fie ſich doch zuweilen weit nach Süden verirren, da das Muſeum in Berlin mehrere von der Küſte von Cypern erhielt. Graba traf dieſe Vögel Abends um s Uhr im Juni an, ſah ſie aber auch Nachmittags um 4 Uhr nach ihrem Hauptbrüteplatze fliegen, und dann ſpäter wieder große Schaaren nach Weſten dem Meere gegen den Wind zufliegen. Sie ſcheinen daher nicht die ganze Nacht auf dem Meere, und nicht den ganzen Tag auf den Neſtern zuzubringen, und die Jungen auch während dem Tage zu füttern. Sie ſpeien dem, der fie greifen will, kein Fett entgegen. Graba giebt an, nur die Weibchen haben Brüteflecken, Faber dagegen ſagt ausdrücklich auch das Männchen habe ſolche, wäre das letztere, fo iſt wohl kein Zweifel, daß beide Ge— ſchlechter abwechſelnd brüten. Im Fluge ſind ſie ſo ſchnell, daß es ſehr ſchwer hält ſie zu ſchießen, auch wenn ſie nahe kommen. Ihre Stimme iſt lautſchreiend. Nahrung. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ſie von Fiſchen ſich ernähren, da Herr Faber anführt, daß ſein geſchoſſe— ner Sprotten (Clupea sprattus) im Schlunde hatte, er vermuthet zwar, er habe dieſe Fiſche ſeinen Jungen bringen wollen, dies mag wohl ſeyn, aber dann werden Fiſche wohl auch die Nahrung der Alten ausmachen. Graba ſagt darüber gar nichts. Fortpflanzung. Dieſe Sturmtaucher niſten auf hohen Felſen, deren Oberfläche mit Dammerde bedeckt iſt, in dieſe und in die Ritzen der Felſen graben ſie ihr Neſt oft mehrere Ellen tief, und die Gänge dazu machen meiſt Krümmungen. Am Ende des Loches oder Ganges befindet ſich das Net, aus wenigen welken Grashalmen zuſammengelegt, auf welchem das eine, fat runde, ungefleckte, rein weiße Ei liegt. Sie ſcheinen ſowohl auf den Felſen am offenen Meer als in den Buch— ten zu brüten. Herr Faber fand ihre Neſter auf der, Inſel Heimef, der größten der Weſtmannoer-Inſeln bei Island auf einem ſehr hohen ſteilen Felſen, deſſen Oberfläche mit Gras bewachſen war. Das Ei it fait doppelt fo klein, als das des Eisſturmvogels. Graba fand die Neſter auf den Föroerinſeln an dem Meerbuſen von Sörvaag. Die herausgezogenen Alten ſpieen kein Fett, waren aber ſehr zornig und biſſen heftig in das Vorgehaltene, und gaben einen Laut von ſich ähnlich dem Knurren eines jungen Hundes. Es waren Weibchen und Männchen, welche auf den Eiern ſaßen. Die Jungen ſind ſo fett, daß ihnen ein Zoll dicker Speck auf der Bruſt ſitzt, deshalb ſind ſie die leckerſte Speiſe der Bewohner, welche aus dieſem Grunde ungern die Neſter nachweiſen und die Alten tödten laſſen. Die Jungen müſſen alſo reichliche Nahrung erhalten, 415 wachſen aber nach Fabers Beobachtung dennoch fehr langſam. An demſelben Orte brüteten keine Larventaucher. Man ſagt, daß die alten Vögel, welche beim Graben ſich die Nägel abkratzen, in demſelben Jahre nicht mehr brüten. Da Faber in demſelben Loche, wo ein gutes Ei lag, auch ein faules Ei fand, fo iſt ſehr wahrſcheinlich, daß daſſelbe Paar jährlich in demſelben Loche brütet. Vom Nutzen und Schaden dieſes Vogels läßt ſich nicht viel ſagen. Die Isländer und Färinger eſſen beſonders die Jungen gerne und ſuchen daher die Neſter fleißig auf, die Eier und Alten nehmen ſie nicht weg. Eine zweite europäiſche, bedeutend größere Art iſt der große Sturmtaucher. Puffinus major. Procellaria einerca pl. en]. 962. Faſt in allen Meeren, oft an den Küſten des ſüdlichen Spaniens und der Provenze, wahrſcheinlich auch Italiens, doch nicht im adriatiſchen Meere. Die Individuen, welche man am Senegal und am Vorgebirge der guten Hoffnung tödtete, waren gar nicht verſchieden. Der dunkle Sturmtaucher. P. obscurus. In den ſüdlichen Meeren beider Welten, ſehr ſelten im Mittelmeer, im griechiſchen Archipel und an den Küſten von Südafrika, niemals im Norden. Der Seidenglänzende. P. sericeus. Lesson. Etwas größer als der capiſche Sturmvogel. Im ſtillen Meer. 5te Saft. Sturmlumme. Halodroma. Pelecanoide. Puffinuria. Lesson. Schnabel ſehr kurz, gerade, zuſammengedruͤckt, hart, in die Länge geſtreift, an der Wurzel etwas breiter, an der Spitze dagegen zuſammengedruͤckt und ſehr hakenfoͤrmig. Die Naſenloͤcher an der Wurzel, nach oben gerichtet, deutlich, an ihrer Wurzel eine Roͤhre bildend, welche aber durch eine Scheidewand in zwei Theile geſchieden wird. Beine kurz, nur drei Zehen vorn, die hintere mangelt ganz, ohne irgend eine Spur von Na— gel. Fluͤgel kurz, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Man hat, ganz ohne Grund, den Gattungskennzeichen dieſer Gattung eine ausdehnbare Kehlhaut zugeſchrieben, bei einer Art iſt ein ſehr kleiner nackter Kehlfleck vorhanden, der aber den andern mangelt und die Kehle nicht ausdehnbarer macht. Der verſchiedene Bau der Schnäbel, der gedrungene Körperbau und der gänzliche Mangel der Hinterzehe, von welcher auch nicht eine Spur vorhanden iſt, unterſcheidet dieſe Gattung, welche aber doch wohl mit den Puffins vereinigt bleiben könnte, da ſie beſonders auch das mit den Puffinen gemein hat, daß fie ſehr gut taucht. Taf. 136. Berardſche Sturmlumme. Halodroma Berardi. Pelecanoide berard. Temm. pl. col. 517. Voyage de l’Uranie pl. 37. Obern Theile ſchwarz, alle untern weiß; die Backen graulich, und die Seiten der Bruſt ſchwärzlich. Die äußern Fe— dern des kurzen Schwanzes ſchmal, weiß geſaumt, und die Schulterfedern ebenfalls mit weißem Saum, vielleicht verſchwin— det dieſes Weiße bei ganz alten Vögeln. Der Schnabel iſt ſchwarz, die Beine grau. Ganze Länge 6 bis S Zoll. Dieſer Vogel wurde in der Nähe der Maluinen gefunden. Von ſeinen Sitten iſt weiter nichts bekannt. Da er gut taucht, ſo nährt er ſich wahrſcheinlich von kleinen Fiſchen. Zu dieſer Gattung gehört Halodroma Urinatrix vom ſüdlichen Theil von Neu-Holland, und bei Neu-Seeland und H. Garnoti, Puffinuria Garnoti. Duperrey voyage. Zool. pl. 46. In den Meeren von Peru, wo dieſer Vogel in großen Truppen angetroffen wird. Aeußerlich iſt er wenig vom Verardſchen verſchieden, ſelbſt an der Größe nicht, aber nach der Abbildung zu urtheilen, iſt ſein Schnabel ſchmaler und geſtreckter, der Schnabel iſt wie aus mehrern Stücken zu— ſammengeſetzt, die Ränder platt, bis zu den Naſenlöchern mit Federn beſetzt, der Oberſchnabel ragt über den untern vor. Die Nafenlöcher ſtehen weit offen, und bilden einen eiförmigen Kreis, die Oeffnung ſteht ganz nach oben, und wird durch eine einfache Scheidewand in zwei Theile getrennt, auf jeder Seite ragt der Rand nur etwas über dieſe Scheidewand vor. Der Unterſchnabel beſteht ebenfalls aus zwei zuſammengeſetzten Stücken, dasjenige, welches den Rand bildet, iſt ſchmal, das untere dagegen, welcher auch den hintern Theil ausmacht, iſt aufgedunſen, die Spitze geht ebenfalls abwärts, Der Vogel ſteht zwiſchen den Sturmvögeln und Lummen in der Mitte, der Körperbau nähert ihn den Lummen, der Schnabel den Sturmvögeln. Sein Gefieder iſt oben braunſchwarz, unten glänzend weiß. Der Flug iſt nur mittelmäßig, aber doch ſchnell und meiſt tief über das Waſſer weg, ſehr oft aber ſchwimmt er ruhig auf dem Meere und ſcheint länger auf dem— ſelben zu weilen als in der Luft, und taucht häufig und lange, wahrſcheinlich um Fiſche zu fangen, welche ſeine Nahrung ausmachen. Die Zunge iſt lang, dick, an den Rändern gezähnelt, der Magen ſehr groß und weit, und über 3 Zoll lang. 6" Gatt. Eturmfäger. Pachyptila. Jlliger. Prion. Schnabel ſtark, dick, breit, niedrig, flach, die obere Lade an den Seiten ſtark aufgedunſen, oben mit deut— licher Firſte, Spitze hakenfoͤrmig zuſammengedruͤckt. Die Ränder der Schnabelladen inwendig mit knorpelartigen Querplaͤttchen gezaͤhnelt, alſo ſaͤgenfoͤrmig; die untere Schnabellade ebenfalls flach, aus zwei an der Spitze ver— 410 einigten Bogen gebildet, zwiſchen welchen ein kleiner Kehkſack iſt; die Naſenloͤcher haben zwei deutliche Oeffnun— gen und bilden zwei kurze Roͤhren; ſtatt der Hinterzehe ein ſehr kurzer Nagel; die erſte Schwungfeder iſt die langite. Taf. 130. Der gebaͤnderte Sturmſaͤger. Pachyptila vittata. Petrel bleu. Procellaria Forsteri et coerulea. Flügel länger als der Schwanz, dieſer keilförmig; alle obern Theile graublau, am Kopf dunkler, Schwung- und Schwanzfedern an der Spitze ſchwarz, und über die Flügel lauft ein ſchwärzlicher Streif; die äußere Fahne der Schwung— federn iſt ſchwärzlich, die innere weiß, hinter den Augen iſt eine dunklere Binde. Schnabel ſchwarz, Beine blaß blaugrau. Länge 11 Zoll. Vaterland. Die ſüdlichen Meere unterm 55 Grad. Von ſeiner Lebensart iſt nichts bekannt, auch wird nirgends angeführt ob er tauche, oder wovon er ſich nähre, und wozu ihm wohl fein ganz verſchieden gebauter Schnabel dienen mag, Eine Abbildung iſt nicht vorhanden als bei Forſter Taf. 87., welche uns aber nicht zu Gebote ſtand. Der abgebildete Kopf iſt aus Kuhls Monographie der Sturmvögel. 7 Gatt. Scheerenſchnabel. Rhynchops. Bec en eise du. Schnabel lang, gerade, ſeitlich ſo zuſammengedruͤckt, ſo daß er ganz meſſerfoͤrmig iſt, an der Spitze ſtumpf abgeſchnitten, obere Lade viel kuͤrzer als die untere, und ihre Seiten fo genähert, daß fie am Ende ganz zuſam— menſtoßen, die untere Lade nur an der Schabelwurzel breit, an der Spitze ein einfaches, duͤnnes Blatt. Naſen— loͤcher ſeitlich, am Rande, von der Wurzel des Schnabels entfernt. Beine ziemlich lang, duͤnne; Lauf laͤnger als die Mittelzehe, die vordern Zehen durch eine etwas ausgeſchnittene Haut verbunden; die hintere Zehe iſt am Lauf eingelenkt. Fluͤgel ſehr lang; die zwei erſten Schwungfedern gehen weit uͤber die andern aus. Den Namen der Scheerenſchnäbel haben dieſe Vögel von dem ſonderbaren Bau ihres Schnabels erhalten; es ſind die einzigen Vögel, deren Oberſchnabel viel kürzer iſt, als der untere, und bei keinem iſt er ſo zuſammengedrückt, und faſt ſchnei— dend. Die Arten ſind nicht zahlreich und in den Meeren der heißen Länder anzutreffen, ſowohl im atlantiſchen Ocean, als im Südmeer und am rothen Meer. Im Körperbau, durch die langen Flügel und die ausgeſchnittenen Schwimmhäute glei— chen ſie ſehr den Seeſchwalben. Dieſe Gattung iſt eine von denen, bei welchen die Natur von den gewöhnlichen Formen abwich und ſich gleichſam zu verirren ſchien, wenn der Ausdruck paſſend wäre. Nach ſeiner Art, hat Büffon bei der Einlei— tung zu dieſer Gattung eine lange Vorrede gemacht, um dann zu zeigen, wie mühſam dieſer Vogel ſeine Nahrung aufſuchen müſſe. Sehr ſonderbar iſt allerdings die Schnabelbildung und der Unterſchnabel gleicht einer Meſſerklinge, der Oberſchna— bel der Meſſerſcheide, in welche der Unterſchnabel einſchlägt. Er hat keine Höhlung, ſeine beiden Aeſte ſind mit einander vereinigt, und man kann nicht recht begreifen wie dieſer Mechanismus dem Vogel dient. Mit dieſem Schnabel kann der Vogel nicht ſeitlich beißen, ſondern einzig von unten nach oben einſchlagen. Er ſchwimmt ſehr ſelten ſondern ſtreift fait unaufhörlich unmittelbar über die Oberfläche des Waſſers hin, und pftügt gleichſam das Waſſer mit feinem Unterſchnabel geſchickt die Beute ergreifend und ſie mit der Schneide des Oberſchnabels faſſend, ohngeachtet der Länge ſeiner Flügel iſt ſein Flug eher langſam als ſchnell zu nennen, damit er deſto eher ſeine Beute ſehen und erhaſchen könne. Dieſe Art, ſeine Nahrung zu ſuchen, hat ihm den Namen des Waſſerſcheerers zugezogen. Taf. 138. Der ſchwarze Scheerenſchnabel. Rhynchops nigra. Dec en ciseau noire. Alle obern Theile ſchwarzgrau, Stirne und Umgegend des Schnabels, Backen, Hals und alle untern Theile weiß. Schwanz gegabelt, rothgrau, weiß geſaumt, die mittlern Schwungfedern an der vordern Hälfte weiß, daher ein weißer Streif über die Flügel, Schnabel hinten roth an der Spitze ſchwarz, Beine roth. Vaterland. Die wärmern Theile von Nordamerika und die Küſten und Flußmündungen von ganz Südamerika. Leſ— ſon fand an den Küſten von Chili eine Art, welche ſehr dem gemeinen ſchwarzen ſich nähert, wenn es nicht dieſelbe Art iſt. Mit den Meven und andern Seevögeln bildeten fie längs den Küſten ungeheure Schaaren, fo daß dieſelben langen be— weglichen Gürteln glichen, welche den Himmel von der Mündung des Fluſſes Penko an, bis zur Inſel Quiriquine verdun— kelten und in einer Länge von 12 Meilen immer in gleicher Menge vorhanden waren. Eigenſchaften. Ihr Flug iſt langſam, ſehr niedrig und immer nahe am Waſſer, wo ſie mit ihrem Schnabel auf— fangen, was ſie bekommen können. So wenig vortheilhaft zuch dieſer Schnabel gebaut iſt, ſo gut weiß der Vogel ihn zu benutzen und zwar auf eine ſehr merkwürdige Art. Leſſon beobachtete nemlich, daß dieſe Vögel allerdings auch Weichthiere genießen, und ihren Schnabel dazu gebrauchen die zweiſchaligen Muſcheln zu öffnen. Die ſandigen Ufer des Fluſſes Beni an feiner Mündung find mit Vacktrogmuſcheln bedeckt, welche die rücktretende Fluth in den Sandlöchern halb auf dem Trock— nen läßt, die Scheerenſchnäbel beeilen ſich aber, ſich der Thiere derſelben zu bemeiſtern, ſie ſetzen ſich neben die Muſchel, und warten ruhig bis dieſelbe ſich ein wenig öffnet, in dieſem Augenblick ſtecken ſie den Unterſchnabel dazwiſchen, die Muſchel zieht ſich gleich wieder zuſammen und klemmt den Schnabel ein, der Vogel fliegt zu einem Stein und ſchlägt 417 die Muſchel fo lange darauf, bis fie in Stücken ſpringt, oder das Band zerſchnitten wird, wo ſie dann das Thier verzehrt. Der meſſerklingenförmige Unterſchnabel dient alſo wirklich ſtatt eines Meſſers. Dieſes Oeffnen geht ſehr geſchwind. Man ſieht daraus, daß die Scheerenſchnäbel nicht blos Fiſche freſſen, ſondern auch am Strande und nicht nur vom Waſſer ihre Nahrung erfaſſen können, man könnte alſo dem Vogel noch mit weit größerm Recht Auſterfiſcher nennen, als den ſogenann⸗ ten Auſterfiſcher, der keine Auſtern frißt. Von ſeiner übrigen Lebensart wird nichts gemeldet, er brütet wahrſcheinlich auch im Sande; über Farbe und Zahl der Eier wird nirgends nichts geſagt, vermuthlich ſind ſie gefleckt wie die Eier der Seeſchwalben. N Noch werden als Arten angeführt: Rhynchops flavirostris Vieill, Gal. 291. In Südafrika. R orientalis. Rüppel Atlas. Nordafrika. R. ciner ascens. Spix aves Bras. 402, Braſilien. R. brevirostris Spix 103. Brafllien. Allein dieſe Arten ſind ſehr zweifelhaft. Ste Gatt. Meerſchwalbe. Sterna. Hirondelle de mer. Schnabel fo lang oder länger als der Kopf, faſt gerade, zuſammengedruͤckt, ſpitzig auslaufend, ſchneidend; beide Laden gleich lang, die obere gegen die Spitze leicht geneigt; die Naſenloͤcher gegen die Mitte des Schna— bels, in die Laͤnge geſpalten, durchgehend. Beine klein, uͤber den Knieen nackt; Lauf ſehr kurz; vier Zehen, die drei vordern durch eine Haut verbunden; Hinterzehe fret; Naͤgel klein, krumm. Schwanz mehr oder weniger gefpalten und gabelfoͤrmig. Fluͤgel ſehr lang, ſpitzig, die erſte Schwungfeder iſt die laͤngſte. Die Zunge bildet beinahe eine dreieckige Pyramide, iſt ſchmal, oben glatt oder gefurcht, unten mit einem eckigen Kiel, vorn nadelſpitzig. Der Kopf iſt mittelmäßig, bei manchen Arten ſehr groß, wenig gewölbt, hinden ſtark abgerundet; der Hals etwas lang, im Sitzen gewöhnlich eingezogen, der Leib lang und geſtreckt, ſchmal und hoch, mit kurzem am Kamme ſtark vorſpringendem Bruſtbeine, langem Bauche, wenig hervorſtehenden, zum Theil über das Ende der Bruſt hinaus ragen— den Rippen, und ſchmalem, ſtarkem Rücken. Die Beine ſehr klein, ſtehen ziemlich nach hinten, ſind aber zum Gehen ge— ſchickt. Die langen Flügel liegen in der Ruhe über einander und find mit der Spitze ſtark gekreutzt, ſäbelförmig in die Höhe ſtehend. N Die Luftröhre iſt einfach; die Speiſeröhre weit, der Vormagen dickhäutig, ſchlauchartig, mit vielen großen, einen ſcharfen Schleim abſondernden Drüſen; der Magen groß, ſackartig, häutig, ſehr dehnbar. Die Leber hat große beinahe gleichlange, zugerundete Lappen, von welchen der linke wenig kürzer als der rechte iſt. Die Gedärme ſind lang, weit, mit zwei kurzen Blinddärmen. Die Seeſchwalben beſtehen eine doppelte Mauſer, die erſte beginnt im Auguſt, die zweite im April, wobei einige ihre Farben aber theilweiſe verändern, da nur der Kopf eine andere Farbe annimmt. Das Jugendkleid iſt vom Alterskleid oft ſehr verſchieden, dagegen it kein Unterſchied in den Geſchlechtern. Die Seeſchwalben find über alle Meere und Seen und Flüſſe, von einem Pole zum andern verbreitet, in den kältern Ländern aber wandern ſie im Winter weg. Sie ſind zu einem anhaltenden, ſchnellen und gewandten Fluge durch ihre langen Schwingen geſchickt und reihen ſich den ächt pelagiſchen Vö— geln, beſonders den Sturmvögeln, in dieſer Hinſicht an, doch lieben fie mehr die Küſten als die offenen Meere. Sie laſſen ſich lieber auf der Erde als auf dem Waſſer nieder und ruhen gerne auf Sandriffen, Klippen, Scheeren, Steinen und Pfählen aus. Finden fie ſolche Gegenſtände nicht, fo ſetzen fie fich auf das Waſſer, ſchwimmen aber gewöhnlich nicht; an— geſchoſſene ſuchen ſich zuweilen durch Schwimmen zu retten. Sie brüten an den Seeküſten meiſt in großen, oft ſehr großen Kolonien, und man findet im Sande meiſt Neſt an Neſt. Die Zahl der Eier iſt drei oder vier, alle ſind gefleckt und verhältnißmäßig ziemlich groß. Einige brüten auch an Landſeen, Moräſten und Flüſſen. Sie lieben ihre Jungen ſehr und vertheidigen fie muthig gegen die Angriffe der Raubvögel, Krähen und andern, ſelbſt gegen den Seeadler, indem ſie ſtür— miſch und mit großem Geſchrei auf den Feind losſtürzen und ihn verfolgen. Die Menge der Seeſchwalben nöthigt den viel ſtärkern Vogel zur Flucht. Sie füttern ihre Jungen lauge. Ihre Nahrung beſteht in Fiſchen, Weichthieren und Waſſer— inſekten, welche fie von der Oberfläche des Waſſers wegſchnappen. Die größern Arten rauben auch wohl die Eier der klei— nern und verſchlucken ſie. Da ſie nicht tauchen können, ſo erhaſchen ſie nur was gerade auf der Oberfläche ſchwimmt, oder ſie mit dem Schnabel erreichen. Während dem Fliegen ſtoßen ſie ein ſcharfes, widriges Geſchrei aus, wie die Meven. Sie ſind ſehr gefräßig und faſt immer in Geſellſchaft ihres Gleichen. Wird eine geſchoſſen, und man läßt ſie auf dem Waſſer liegen, ſo kommen ihre Kammeraden zurück, und man kann auch dieſe ſchießen, zuweilen kann man die ganze Geſellſchaft auf dieſe Art erhalten. Die einzelnen ſind aber meiſt ſcheu und laſſen ſich nicht gut ankommen. Doch iſt es nicht ſchwer, ſie im Fluge zu ſchießen, wenn ſie nahe genug kommen. Wie die Schwalben fangen die kleinern Arten auch im Fluge Inſekten. Man hat fie in Hinſicht ihres Schwanzes in zwei Familien getheilt, nemlich in ſolche mit gegabeltem Schwanze und in ſolche mit geradem Schwanze. Taf. 137. Die caſpiſche Seeſchwalbe. Sterna caspıa. Hirondelle de mer Tschegrava. Lemm. Sterna megarhynchos Meyer, Caspian Pern. Schnabel ſehr dick, ſtark, lebhaft roth, Schwanz kurz, aegabelt, Beine ſchwarz. Winterkleid. Stirne und ein Theil des Scheitels rein weiß, Kopfplatte ſchwarz, Hinterkopf weiß und ſchwarz ge— fleckt, Nacken weiß, Rücken, Schulterfedern, Mantel und Deckfedern der Flügel blau graulich, Schwungfedern blaugrau? Seiten des Kopfs, Vorderhals und alle vordern Theile rein weiß; Schwanz hellgrau, Augenſtern blau. Sommerkleid. Stirn, Scheitel und Nacken glänzend ſchwarz, das übrige wie im Winter. 105 418 Junger Vogel. Schnabel hornfarbenroth, Stirn und Vorderſcheitel weißlich, Hinterkopf ſchwarz und weiß gefleckt, Mantel ſilbergrau, ſchwärzlich und braungrau gemiſcht und geßeckt. Die Schwanzfedern haben ſchwärzliche Spitzen und die Schwungfedern auf der äußern Fahne und an der Spitze braunſchwarz. Das übrige wie bei den Alten. Größe 18 bis 21 Zoll, der Lauf 1 Zoll, s Linien, die Breite der Flügel A Fuß 8 Zoll. Vaterland. Am caſpiſchen Meere, im Archipel, in Sibirien, China, Indien, auf den Sandwich- und Freund— ſchaftsinſeln. Aber auch an der deutſchen Oſt- und Nordſee. Einzelne Streifer kommen zuweilen tief ins feſte Land, ſo wurden ſolche am Genferſee geſchoſſen. An den Küſten von Holland und Frankreich iſt ſie ſehr ſelten, und ſo auch auf den Seen des nördlichen Deutſchlands, ſelbſt wenn ſie nicht tief im Lande liegen. An der Oſtſee geht ſie im Auguſt weg. Eigenſchaften. Dieſe Seeſchwalbe iſt ſehr ſcheu, und läßt ſich nicht leicht nahe kommen, nimmt ſich auch im Fliegen ſehr in acht dem Schützen nicht auf Schußweite zu nahen. Auf dem Zuge findet man ſie einzeln oder paarweiſe oder in kleinen Geſellſchaften von 10 bis 12 Stück, bei den Brüteplätzen aber in Colonien von mehrern hundert Paaren. Außer der Brutzeit liebt ſie die hohe See, und verläßt ſie ſelten. Sie kommt, wenn ſie Nachſtellungen bemerkt, oft lange Zeit nicht ans Land. Im Sitzen unterſcheidet fie ſich leicht durch ihre Größe vor allen Gattungsverwandten, und im Flie— gen durch die ſehr großen Flügel und durch die Art ihres Fluges. Sie fliegt ſchön, ſchnell, hoch, viel höher als die Gat— tungsverwandten, und wenn fie fiſchen will, niedrig oft ſchwebend und kreiſend, im ſchnellen Fluge bewegt fie die Flügel oft, ihr Flug iſt aber gerade und ſicher, und ſie kann es den ganzen Tag aushalten, und ſetzt ſich nur ſelten auf einen Stein oder eine Sandbank nieder. Im Sitzen läßt ſie den Jäger kaum auf 200 Schritte weit an ſich kommen. Sie hat ein ſtarkes widriges Geſchrei, faſt wie das Raab der Raben, und läßt dieſe Stimme faſt beſtändig hören, beſonders zur Paarungszeit, oder wenn ſich Jemand den Neſtern naht. Nahrung. Sie frißt aller Arten Fiſche, welche ſie verſchlucken kann, ſchwebt beim Aufſuchen ihrer Nahrung tief über die See weg, und ſtürzt ſich beim Erblicken eines hochſchwimmenden Fiſches faſt ſenkrecht herab, wobei ſie oft ziemlich tief eintaucht, ergreift den Fiſch ſchnell, wendet ihn ſo, daß er mit dem Kopfe zuerſt in den Schlund kommt, und verſchluckt ihn; ein ſtarker Schnabeldruck tödtet ihn vorher, alles dauert nur einen Augenblick. Sie frißt aber auch Eier und Junge anderer Vögel, wenn fie ſich daher den Neſtern der Strandvögel nähert, fo entſteht ein großes Geſchrei und alle brütenden Vögel ſtoßen auf den Feind und ſuchen ihn zu vertreiben, er aber bekümmert ſich wenig um dieſe Ver— folgung. Die verſchluckten Thiere werden gleich im Schlunde mit einem ſcharfen Schleim überzogen und ſchnell verdaut. Todte Fiſche oder andere todte Thiere frißt dieſe Seeſchwalbe nicht. Fortpflanzung. Dieſe Seeſchwalbe niſtet wie faſt alle Arten dieſer Gattung in großen Kolonien. Naumann beſchreibt, einen ſolchen Brüteplatz den er hinter den Sanddünen von Lyſt auf der Inſel Sylt beſuchte. Da dieſe Beſchreibung ſehr charakteriſtiſch für die Gattung iſt, ſo führen wir ſeine eigenen Worte an. „Als wir, ſagt er, die Dünenhügel allmälich hin— abſtiegen um die jenſeitigen Watten oder Sandbänke zu beſuchen, welche von dieſen Dünen ins Meer hinaus laufen, erhob ſich auf einmal ein unermeßlicher Schwarm weißer flüchtiger Vögel, eine große Kolonie kentiſcher Seeſchwalben (Sterna cantiaca) ſich uns mit ihren tauſendfachen Stimmen entgegenwälzend; allein noch zehn Schritte vorwärts, ſahen wir eine mächtige Schaar der caſpiſchen Meerſchwalben, welche dicht unter den Dünen auf dem Sande ſich gelagert hatten, und uns deshalb nicht früher ſehen konnten. Sie miſchten ſich unter das zahlloſe Gewimmel der kentiſchen, und kamen mit ihnen vereint, uns mit krächzender Stimme entgegen. Wir traten hinab in dieſe jetzt von Myriaden Vögeln belebten, ſonſt todten Sandwüſten, auf denen ſchon manches Schiff, von wüthenden Nordweſtſtürmen hieher geſchleudert, ſeinen Untergang fand. Ueber unſern Häuptern wimmelte die Luft von tauſenden der herrlichſten, ſchlanken, weißen, noch dazu ſeltenen Vögeln. Ihre Stimmen betäubten unſer Ohr und verwirrten unſere Sinne. Wir hatten die Erlaubniß erhalten einige von dieſen ſchießen zu dürfen. Unſer Krieg zog auch eine neugierige Robbe herbei, welche dicht am Rande des Waſſers auftauchte, uns eine Weile zuſah, dann verſchwand, und durch ihr Erſcheinen in das Leben des reizenden Bildes noch mehr Ab— wechslung bringen half. Die armen Vögel hatten geſtern das Unglück gehabt, daß die vom Nordwinde aufgeregten Fluthen ihre Wogen über den Sand gewälzt, und ſo die Eier mit ſich genommen hatten. Heute hatten ſich die Vögel erſt neue Ver— tiefungen in den Sand geſcharrt, und die Kolonie der caſpiſchen Seeſchwalben, etwa dreihundert Paar ſtark, hatte nur etwa 30 Eier gelegt. Beide Arten, die Kentiſche und die Caſpiſche, legten ihre Eier aber nicht an eine Stelle bunt durcheinan— der, ſondern jede Art für ſich allein auf einen beſondern Platz. Die Caſpiſchen waren auch am Brüteplatze vorſichtiger, als die Kentiſchen, und ſind von jenen entfernt, die ſcheuſten dieſer Gattung. Sie ſcheinen auch nicht ſo weit herumzuſchwär— men, und man ſahe ſie ſelbſt einzeln nicht oft auf der entgegengeſetzten Seite dieſer Dünen, welche hier als Halbinſel eine Bucht bilden, und ſeichtes Waſſer, welches ſie zum Fiſchfange lieben, genug hat. Sie fliegen auch ſchwerfälliger als andere Meerſchwalben, und ähneln im Fluge den Meven ſehr, ob ſie gleich noch viel gewandter als dieſe ſind. Die kenti— ſche Seeſchwalbe iſt dagegen eine der flüchtigſten unter den Meerſchwalben, ihr zierlicher, ſchöner Flug geht reißend ſchnell von ſtatten, bewunderswürdig ſind ihre Schwenkungen, und ſie ſchweift oft ſehr weit vom Brüteplatz fort. Die Neſter be— ſtehen in einer einfachen Vertiefung im Sande, und ſtehen ſehr nahe bei einander. Die brütenden Vögel ſſtzen alle in der— ſelben Richtung mit der Bruſt gegen die See gerichtet, damit der daher kommende Wind ſie weniger beunruhigen und über ſie hinſtreichen könne. Die Eier, gewöhnlich zwei an der Zahl, ſelten drei, ſind verhältnißmäßig ungemein groß, faſt 3 Zoll lang und 2 Zoll breit, rauhſchalig, dick, mit deutlichen Poren, ohne Glanz und in Geſtalt und Farbe von einander abwei— chend. Die Grundfarbe iſt heller oder dunkler gelbgrau mit deutlichen olivenbraunen und aſchgrauen, großen und kleinen Flecken überall unregelmäßig beſtreut. Das Weibchen ſoll bei Tage nicht brüten, wohl aber das Männchen, und überhaupt bekümmern ſich dieſe Meerſchwalben weniger um die Brut, als andere Meerſchwalben, doch fliegen ſie um den, der ſich dem Neſte nähert, mit ſtarkem Geſchrei herum, ohne jedoch auf ihn zu ſtoßen. Feinde. Die Raubthiere, große Raubvögel, Raben und Mantelmeven ſind der Brut gefährlich, und die Alten wer— den zuweilen den Falken zu Theil. Jagd. Sie iſt wegen ihrer ungewöhnlichen Scheuheit ſehr ſchwer und ſelbſt beim Neſte nicht leicht zu ſchießen. Nutzen gewährt fie dem Menſchen blos durch ihre Eier, welche gleich andern Meerſchwalben- und Meveneiern ſalzig ſchmecken, aber doch häufig geſammelt und gegeſſen werden. Das Fleiſch wird dagegen nirgens gegeſſen. Herr Brehm unterſcheidet von der caſpiſchen die Schillingiſche Meerſchwalbe, da wir dieſe niemals geſehen haben, ſo können wir darüber nichts entſcheiden, allein der Unterſchied ſcheint ſo gering, daß dieſe Art höchſt ungewiß iſt, wie ſo viele, welche Herr Brehm aufgeſtellt hat. 419 Taf. 137. Die arktiſche Seeſchwalbe. Sterna arctica. Temm. Hirondelle de mer arctique. Sterna macroura Naum, Sterna argentata, Schnabel dünne, roth, ohne rothe Spitze, Schwanz ſehr gegabelt, fo lang oder etwas länger als die Flügel. Sommerkleid. Stirne, Scheitel und die langen Federn des Hinterhauptes tiefſchwarz; der ganze Oberkörper ſchön ſilbergrau, vom Unterrücken an weiß, die äußerſten Schwanzfedern auf der ſchmalen Fahne dunkel; die Schwungfedern ſil— bergrau, die erſte zum Theil ſchieferfarben alle mit weißen Schäften, der Unterkörper ſilbergrau, an der Kehle am hellſten, vom Schnabelwirbel bis an den Nacken unter den Augen weg weiß. Winterkleid. Die Stirne iſt weiß, der Scheitel weiß und ſchwarz gefleckt, der Hinterkopf ſchwarz; vor dem Auge ein großer ſchwarzer Fleck, der übrige Körper wie im Sommerkleid. Jugendkleid. Der Schnabel orangenfarben mit hell hornfarber Spitze, der Augenſtern braun, die Beine orangen— farben; die Stirne rein weiß, der Scheitel weiß, ſchwarz geſpritzt und gefleckt, Hinterkopf und Nacken rein ſchwarz; der Oberkörper ſilberblaugrau mit hellergrauen Spitzenrändern, die Schwungfedern ſilbergrau, die erſte an der äußern Fahne ſchieferſchwarz, der Steiß weiß, Schwanzfedern weiß, auf der äußern Fahne dunkelgefärbt, der Unterleib weiß, gelbgrau überflogen. Länge 13 12 Zoll. Die Seeſchwalbe iſt ſehr nahe mit der gemeinen Seeſchwalbe verwandt und früher immer mit ihr verwechſelt worden, bis der vortreffliche Naumann ihre Artsverſchiedenheit erkannte, welche wirklich beim Zuſammenhalten leicht in die Augen fällt, beim einzeln Exemplare freilich weniger bemerkbar iſt. Ihr ſchlankerer Körper, ihr längerer Schwanz, der ſilber— graue Weberfiug über die untern Theile des Körpers find Merkmale, welche die Unterſcheidung auffallend machen. Die äußerſte Schwanzfeder ſteht bis 5 Zoll über die mittlere vor. Die Jungen im Neſtkleide find weiß, ſchwarz gefleckt; die Kehle oben ſchwarzgrau, übrigens in die Zeichnungen ſehr abweichend und zwar die Jungen in demſelben Neſte. Vaterland. In Europa die engliſche, fchottifche, däniſche, ſchwediſche, wahrſcheinlich auch die norwegiſche Küſte, die Orkaden und die Küſten der deutſchen Oſtſee. Man fand fie auch an der Baffinsbai und an der Davisſtraße, und wahr— ſcheinlich iſt fie an den Küſten des öſtlichen Aſiens in Sibirien und Kamtſchatka anzutreffen, und mit der gemeinen roth— füßigen verwechſelt worden. An der Oſtſee bewohnt ſie am häufigſten gewiſſe Inſeln, einſame, unbewohnte, trockene, ſan— dige, hin und wieder mit ſchilfartigem Graſe bewachſene, meiſt kleine Inſeln, auf welchen ſie allein oder in Geſellſchaft der kleinen Strandlaufer, der Sturmmeve, der Stock-, Löffel- und Kriechente brütet, doch trifft man ſie auch an großen Teichen brütend an, in ihrer Nähe brüten die Enten und Seetaucher gerne, weil fie durch ihr Geſchrei vor Gefahren warnt. Sie lieben klares, helles Waſſer und ſandige Ufer. Zu Ende Auguſts ziehen fie an der Oſtſee weg, wohin, iſt unbekannt; mit der gemeinen Seeſchwalbe ſieht man ſie nie zuſammen. Betragen. Es ſind ſehr geſellige Vögel, welche man oft in ganzen Flügen antrifft. Sie gehen ſehr ſelten, ſitzen aber oft auf Sandriffen mit wagerechtem Körper, eingezogenem Halſe, und etwas aufgerichtetem Schwanze. Seltener ſieht man ſie auf Pfählen oder Steinen ſitzen. Schon in weiter Entfernung fliegen ſie laut ſchreiend vor den Menſchen auf, auch einzelne halten ſelten ſchußgerecht aus. Ihr Flug it ungemein ſchön und leicht. Bei ſchönem Wetter ſteigen ſie oft ſehr hoch, und halten ohne merkliche Flügelbewegung oft lange an einer Stelle aus. Ihr Geſchrei iſt ſchwer zu beſchreiben, weil es mit dem der andern Arten viel Aehnlichkeit hat, doch läßt es ſich, wenn man es neben verwandten Arten hört, leicht unterſcheiden. Zu ihren Eiern oder Jungen haben ſie eine große Liebe, und verfolgen den, welcher ſich ihren Neſtern nähert, ſtoßen auf die Thiere, welche ſich ihnen nähern, auch auf Hunde, und ſelbſt auf den Menſchen mit großem Ge— ſchrei, wodurch Krähen und Raben oft von den Neſtern abgehalten werden. Nahrung. Wahrſcheinlich beſteht dieſe blos aus Fiſchen, wenigſtens findet man nichts anders in ihrem Magen. Sie ſtürzen ſich aus der Luft in faſt ſenkrechter Linie herab, und tauchen nicht ſelten ſo tief in die See, daß ſie einen Augen— blick mit Waſſer bedeckt werden. Sie ſtoßen ſelten fehl, dann aber verfolgt eine die andere mit widrigem, gäckerndem Ge— ſchrei, und ſuchen ſich die Beute abzujagen, ſo daß oft ein Fiſchchen lange von einem Schnabel in den andern geht, ehe es einer gelingt daſſelbe zu verſchlucken, indem fie mit demſelben an einen einſamen Platz kommt, und ihn ſitzend verzehrt. Bei dieſer Gelegenheit zeigen ſie ihre Fliegkunſt durch ſchöne Schwenkungen. Fortpflanzung. Sie niſten ſehr nahe am Waſſer, doch ſo, daß ihre Eier vor Ueberſchwemmung geſchützt ſind. Das Neſt iſt eine natürliche Vertiefung im Sand, oder die Eier liegen auf Seetang ohne ein geſcharrtes Loch, und hat keine herbeigetragene Unterlage, es dient nur das Wegrollen der Eier zu verhindern. Zuweilen findet man das Neſt ziem— lich weit vom Strande in Mitte kleiner Inſeln. Die Neſter ganzer Geſellſchaften ſtehen nahe an einander und ent— halten 2 bis 4 Eier, welche an Größe und Geſtalt gar ſehr abwechſeln, ſo daß man kaum zwei ähnliche unter vielleicht hunderten finden kann. Sie ſind bald mehr eiförmig, bald birnförmig, dick, rauhſchalig, mit mattem Glanze, der Grund ſchmutzigbraun, gelbbraun, gelbgrau bis ins graugelbe, weißgraue und blaßgraue übergehend mit mehr oder weniger ſchwarz— braunen, hellbraunen, kaſtanienbraunen und aſchfarbigen Flecken, welche auch ungleich vertheilt find. Man findet in einem Neſte verſchiedene. Am Tage brütet das Männchen, das Weibchen dagegen mehr des Nachts. Die Jungen kommen ſehr ausgebildet aus den Eiern, und können ſehr bald ſchwimmen und ſich zwiſchen Steinen, Seetang und Graſe recht gut verſtecken. Feinde. Die Brut wird von Naben, Meven und von der caſpiſchen Seeſchwalbe verfolgt. Jagd. Außer bei den Eiern und Jungen ſind ſie ſehr ſchwer zu ſchießen. Das Fleiſch wird nicht gegeſſen und ſchmeckt thranig. Die übrigen europäiſchen Seeſchwalben ſind die engliſche Seeſchwalbe. Sterna angliea, Stern. risoria Brehm. St. aranea Wils. In den ſüdöſtlichen Ländern von Europa und Nord- und Südamerika. Die kentiſche See— ſchwalbe. Sterna cantiaca, Gmel. St, stubberica Gmel, St. Boysii Lath. St. canesceus Meyer. St. africana et striata Gmel. Häufig auf den Inſeln der Nordſee, bei Holland und beſonders auf der Inſel Sylt bei vielen tauſenden, aber auch in vielen andern Gegenden weit verbreitet. Die dugalliſche Seeſchwalbe. St. Dougallii. Montagu. An den engliſchen und ſchottiſchen Küſten ſehr gemein. Die ſchnurrbärtige Seeſchwalbe. St. leucopareja, Natter. Auf den großen Moräſten der öſtlichen Gegenden des ſüdlichen Europa, beſonders in Ungarn. Die weiß ſchwin— 420 gige Seeſchwalbe. St. leucoptera. An den Scen, Flüfen und Moräſten des ſüdlichen Europa, auf den italieni⸗ ſchen Seen, ſelten in der Schweiz. Die rothfüßige Seeſchwalbe. St. hirundo. Sehr weit verbreitet, mehr aber an Landſeen und Flüſſen als am Meere. Die ſchwarze Seeſchwalbe. St. nigra. St. fissipes et naevia, In Europa, Mia und Amerika an Flüſſen, Seen und Moräſten. Die kleine Seeſchwalbe. St. minuta. Häufig an den Küſten von England, Holland, Frankreich, an der Oſt- und Nordſee, auch in Sibirien, am caſpiſchen Meere und in tordamerika. Von aubländiſchen Seeſchwalben führen wir an: Taf. 137. Die peruaniſche Seeſchwalbe. Sterna Inca. Hirondelle de mer des Jncas. Zool, de la coquille pl. 47. Mit rußbraunem und ſchieferblauem Körper; an den Seiten des Kopfes ſchneeweiße Federbüſchel, die Spitze der Flü— gel weiß, Schnabel blutroth; der Schnabel iſt ſtark; die Laufe und Schwimmhäute orangeroth, Nägel ſchwarz; am Mund— winkel eine nackte lebhaft eitrongelbe Haut. Die Körperfarbe iſt im Allgemeinen braun ſchieferfarb überlaufen, heller auf dem Bürzel, an der Bruſt und am Bauche mit einigen falben oder graulichen Flecken; Scheitel dunkler; Augen grau; an der Schnabelwurzel ſtehen zwei Schnurrbärte aus einem Büſchel rein weißer Federn beſtehend, fie gehen über das Auge weg und endigen an den Seiten des Halſes, ſie beſtehen aus fünf bis ſechs Federn und ſind abſtehend. Schwungfedern braunſchwarz und eben fo wie die großen Deckfedern mit weißer Spitze. Der untere Flügelrand iſt mit grauen, braun ge— fleckten Federn beſetzt; Schwanz oben ſchiefergrau mit braunen Schäften. Länge 14½ Zoll. Vaterland. Die Küſten von Peru; Leſſon ſah ihrer eine große Menge auf der unfruchtbaren Inſel St. Lorenzo, am Eingange der Baj von Callao. Aubsländiſche Arten find ferner Sterna plumbea Wilson. — St. cayennens is pl. enl. 988. In Südamerika. St. nilotica Linn. Egypten. St. vittata Linn. Auf der Weinachtsinſel. St. alba Linn. Eine ganz weiße oder vielmehr ſilberglänzende Art findet ſich in Buenos-Ayres am Plataſtrom. St. fuliginosa, Linn. Auf der Inſel Ascenſion, in Neuholland und Neuguinna. St. panayensis Linn. Auf den Philippinen. St. spadicea. Lath. In Cayenne. St. superciliaris Vieill. Paraguay. Es gehören dazu wahrſcheinlich St. brevi- rostris und St. maculata als Altersverſchiedenheiten und vielleicht St. chloropoda. St. melanauchen Temm, pl. col. 427. Celebes. St. melanogaster Temm. rl, col. 434. Ceylon, Java, wo noch vier Arten vorkommen, nemlich St. ja vanica, media, grisca et affinis. Eine zweite Abtheilung der Seeſchwalben machen diejenigen mit abgerundetem oder abgeſchnittenem Schwanze. Dahin gehört: Taf. 137. Die dumme Seeſchwalbe. Sterna stolida. Lath. Le Woddi. Pl. enlum. Nr. 997. Ganz braunſchwarz mit Ausnahme des Scheitels, der weißlich iſt; Schnabel und Beine ſchwarz. Der Schnabel hat einen leichten Vorſprung und nähert dieſe Art etwas den Meven. Länge 15 Zoll Vaterland. Cayenne, und die Küſten der Tropenländer bis an die Südſee. Auch auf Otaheite, Ascenſion und au— dern Inſeln des ſtillen Meeres, und ſogar die Küſten von Neuholland. Eigenſchaften. Dieſe Seeſchwalbe iſt ſo wenig ſcheu, daß ſie ſich leicht fangen läßt, und gegen den Menſchen kein Mißtrauen zeigt. Sehr häufig ſetzt fie ſich auf die Maſten und das Takelwerk der Schiffe, fie ſoll ſogar zuweilen den Matroſen auf die Hände ſitzen. An allen Orten wo ſie ſich findet, iſt ſie ſehr zahlreich, und ſchwärmt in großer Zahl um die Schiffe, bei jedem Kanonenſchuſſe erheben ſich ihre Schaaren wie eine Wolke. Man ſſeht ſie, ohne zu ermüden, in gro— ßen Geſellſchaften unaufhörlich fiſchen und über die Oberfläche des Meeres hinſtreichen, um die kleinen Fiſche zu fangen, welche in eben ſo großen Schaaren die Oberfläche bedecken. Der Fiſchfang ſelbſt ſcheint den Vögeln ein Spiel zu ſeyn, bei welchem ſie ſich herumjagen, und ein großes Geſchrei erheben. Ihre Geſelligkeit iſt aber nur zur Fortpflanzungszeit ſo groß. Sie niſten auf Felſen nach Art vieler Meven, und die Neſter ſtehen in Menge beiſammen, ſo fand ſie Laborde auf dem Felſen in Cayenne, welcher der große Connetable heißt, ſo niſten ſie auf den Felſen in der Nähe von St. Helena, und laſſen ſich leicht auf den Neſtern fangen oder mit Stöcken erſchlagen. Zu dieſer Abtheilung gehört Sterna philippina Lath. Sonnerat voyage pl, 85. Auf den Philippinen. St. tenui- rostris Temm. pl. col. 202. Vom Senegal. te 8 Hie Bart, Meve oder Move. Larus. Moccetie. Move. Schnabel lang oder mittelmaͤßig, ſtark, hart, zuſammengedruͤckt, ſchneidend, gegen die Spitze gebogen, die untere Schnabellade bildet einen vorſpringenden Winkel. Naſenloͤcher ſeitlich, in Mitte des Schnabels, in die Länge geſpalten, ſchmal, durchgehend. Beine dünne, über die Kniee nackt; Lauf lang; die drei vordern Zehen ganz mit einer Haut verbunden, die hintere Zehe frei, kurz, hoch, oben eingelenkt. Der Schwanz, mit Aus— nahme einer Art gleich lang, viereckig abgeſchnitten oder abgerundet. Fluͤgel lang, die erſte Schwungfeder un— gefaͤhr von der Laͤnge der zweiten. 421 Die Zunge iſt ſchmal, hoch, unten abgerundet oder mit einem Kiel, oben etwas gefurcht, fleiſchig, vorn hornartig und foisig, oder gefpalten, die Mundöffnung weit, die Haut am Schnabelwinkel faltig und ausdehnbar. Der Kopf verhältniß— mäßig groß, hoch, an den Ohren eingedrückt. Die Augen groß und gewölbt; der Hals ſtark; der Leib ſchlank; die Flügel lang, ſpitzig, ſchmal, doch kürzer und breiter als bei den Seeſchwalben, fie reichen bei allen Arten über den Schwanz aus, und ſind zu einem weiten und anhaltenden Fluge geſchickt. Der Schwanz iſt mittelmäßig lang, breit und beſteht aus 12 harten, breiten, gleich langen Federn. Die Läufe find lang, dünne, die Füße zum Gehen gut eingerichtet: fie ſtehen mit wagerechtem Körper, die Nägel find kurz, meiſt kegelförmig, unten rinnenartig, ſcharfkantig, ſpitzig. Die Meven haben in Geſtalt, Lebensart und ihrem Aufenthalte viel Aehnlichkeit mit den Seeſchwalben, auch ſelbſt die Farben ſind ſich im Allge— meinen ähnlich, unterſcheiden ſich aber durch ihre Sitten ſehr von ihnen. Ihr Schnabel iſt ſtärker, mehr gebogen, mit grö— ßerm Haken und Nagel, ihre Beine ſind länger, die Füße größer, die Schwimmhaut voller, daher der Gang geſchickter. Sie fliegen viel, ſchwimmen aber viel öfter als die Seeſchwalben. Sie bewohnen wie die Seeſchwalben die Ufer der Meere, Seen und Flüſſe, entfernen ſich aber veil weniger weit vom Ufer, als die Seeſchwalben. Ihre Erſcheinung iſt den See— fahrern ein ſicheres Zeichen des nahen Landes. Ihre Schaaren bedecken die Küſten aller Meere von einem Pole zum andern. Einzelne Arten ſind ſehr weit verbreitet. Sie find ſehr gefräßig, träge, feig, in ihren Bewegungen langſam, nur wenn fie fliehen ſchnell. Sie ſtehen meiſt mit wenig gebogenen Beinen, wagerechtem Körper und eingezogenem Halſe, fliegen aber faſt den ganzen Tag umher, und werden vom ſtärkſten Sturm nicht abgeſchreckt. Sie ſchlafen entweder auf Felſen, oder auf dem Waſſer ſitzend, ſchwimmen leicht, können aber nicht tauchen, und bleiben nicht lange auf dem Waſſer ſitzen. Alle Arten haben im ausgewachſenen Zuſtand nur zwei Farben, weiß und ſchwarz oder ſchwarzbläulich oder hell aſchgrau, Unter— leib und Hals ſind, ſo wie meiſt der Schwanz, rein weiß. Dagegen ſind alle in der Jugend gefleckt, und das reinſte Kleid bringt erſt das Alter hervor. Sie haben eine doppelte Mauſer, wobei aber wie bei den Seeſchwalben nur einzelne Theile ihre Farbe verändern, wenn einmal das Jugendkleid ausgezogen iſt. Die größern Arten leben mehr vereinzelt, die kleinern mehr geſellig. Die kleinern ſind im dritten, die größern erſt im fünften Jahr rein ausgefärbt. So lange ſie das Jugend— kleid tragen brüten ſie nicht und leben getrennt von den Alten. Die Geſchlechter ſind äußerlich weder an Geſtalt, noch Farbe, noch an Größe zu unterſcheiden, doch ſcheinen die Weib— chen etwas kleiner zu ſeyn, als die Männchen. Sie wandern faſt alle, ziehen aber mehr an den Küſten hin und her, und die größern Arten kommen ſelten tiefer ins Land, an die Landſeen, wo dagegen die kleinern häufig ſind, und mehrere nur am fügen Waſſer brüten. Sie ſind die wahren Aasvögel oder Geier des Meers, und reinigen Küſten und Waſſer von todten Thieren, ſie dürfen keinen Angriff auf ſtärkere Thiere wagen, wohl aber auf ſchwächere. Sie nähren ſich von Aas, todten und lebenden Fiſchen, Weichthieren, Fiſchrogen, Inſekten, kleinen Krebſen, ausgeworfenen Eingeweiden, kurz von allen thieriſchen Reſten, welche ſie erhafchen oder bemeiſtern können. Immer hungerig ſtreiten ſie ſich mit großem Geſchrei um ihre Beute und reißen fie einander weg; kranke oder verwundete werden ſelbſt von ihren eigenen Artskameraden angefallen und verzehrt. Sie verdauen ſehr ſchnell, daher find fie immer hungerig, und man kann faſt eben fo gut von ihnen, wie von den Sturmuögeln ſagen, ſie leben um zu freſſen. Im Gegenſatz aber können ſie auch den Hunger lange aushalten, was bei Stürmen ſehr nöthig war, da fie oft mehrere Tage nichts erhaſchen können; dann ſchweifen ſie ſehr weit umber und beſuchen Seen und Flüſſe tief im Lande, wo fie etwas zu finden glauben. Wie die Raubbögel verſchlingen fie durch ihren weiten und dehn— baren Rachen, Knochen, Schuppen, Haare und Federn, welche leicht durch den großen Schlund, Magen und Eingeweide ſchlüpfen. Sie arbeiten ſich leicht den ſtärkſten Stürmen entgegen. Temmink bemerkte z. B. bei einem Sturme, bei welchem man ſich an den Küſten nicht auf den Füßen halten und nicht ſchießen konnte, weil der Sturm das Feuer abbließ, die kleine Meve ganz ruhig über die Wogen ſchweben, und, als ob gar nichts vorginge, mit denſelben bald hoch aufſteigen bald tief herunterfallen, und alles dieſes mit der größten Sicherheit und bewundernswürdiger Leichtigkeit. Einige Arten nähren ſich gewöhnlich von geflügelten Inſekten, Würmern und kleinen Weichthieren, welche ſie auf ſtehenden Waſſern und Teichen auf— ſuchen, oder ſie gehen wohl gar auf die neugepflügten Aecker, und laufen auf denſelben herum um Engerlinge und dergleichen aufzuſuchen, vielleicht auch Regenwürmer. Man ſieht ſie dann mit großer Behändigkeit herumlaufen, und es hält ſchwer die angeſchoſſenen einzuholen. Sie niſten meiſt in großen Geſellſchaften, die einten auf Felſen an den ſogenannten Vogelbergen, die andern auf Sand— dünen. Sie leben monogam und brüten nur einmal im Jahr, wenn man ihnen die erſten Eier nicht weg nimmt, durch die Wegnahme aber kann man ſie zwingen zum zweiten- und drittenmal Eier zu legen. Die Zahl der Eier ſteigt von zwei zu vier, letztere ſelten und niemals mehr. Die Eier aller Arten ſind eiförmig, verhältnißmäßig groß, rauhſchalig und gefleckt, jedoch ſo, daß ſie zwar alle einander ähnlich ſehen, aber die Eier einer Art ſo von einander verſchieden ſind, daß man kaum zwei findet, welche vollkommen einander ähnlich wären, niemals iſt die Grundfarbe rein weiß, und geht vom gräulichen, ins grüngraue, grüngelbe und ins braungelbe über. Die Flecken ſind bald ſehr zahlreich, bald ſehr einzeln, bald ſehr groß, bald klein, bald gleichartig zerſtreut, bald am ſtumpfen Ende mehr angehäuft, ja man trifft zuweilen ungefleckte an, doch ſelten, und dann oft neben gefleckten in einem Neſt. Sie werden häufig aufgeſucht und obſchon fie etwas ſalzig ſchmecken ſollen, doch gerne gegeſſen. Das Neſt iſt ſehr einfach, meiſt nur ein einfaches Loch im Sande ohne Unterlage oder mit etwas See— gras ausgefüttert, beſonders wenn das Neſt auf Felſen in Löchern angebracht iſt. Beide Eltern brüten abwechſelnd, doch mehr des Nachts als am Tage. Beide Gatten füttern die Jungen gemeinſchaftlich und ſind ſehr beſorgt für ſie, und ver— theidigen ſie in Gefahr. Die Jungen ſind mit dichtem langem Flaum bedeckt, und wiſſen ſich durch Niederkauern zwiſchen Steinen, oder Seetang oder im Graſe ſehr gut zu verbergen und ſuchen ſich im Nothfall auch durch Schwimmen zu retten. Sie werden ſchnell befiedert und wachſen ſchnell, die Befiederung wird am Kopf zuletzt vollendet. Mehrere Arten verlaſſen, ſobald ſie fliegen können, ihren Geburtsort, und kommen erſt, wenn ſie ſelbſt brüten können, dahin zurück. Das Fleiſch der Meven wird nirgends gegeſſen, da es thranig ſchmeckt, und hart iſt, nur in Braſilien ſoll man Meven eſſen. Ihre Federn und ihre Eier werden dagegen ſehr geſchätzt, und ſind für die Küſtengegenden nicht unwichtig. Die Krä— hen und Raubvögel, und ſelbſt die Raubmeven find Eiern und Jungen der kleinen Arten gefährlich. Wenn ſchon der Schade, den die Meven durch das Vertilgen vieler Fiſche anrichten, nicht in Anſchlag kommen kann, ſo ſind fie doch ſehr unangenehme Gäſte für die Fiſcher, denen ſie die Fiſche oft faſt aus der Hand nehmen. Das Geſchrei einer Menge von Meven hat etwas höchſt widerliches, kreiſchendes und unangenehmes. Merkwürdig iſt die Eigenſchaft, daß ſie ſich ſehr leicht erbrechen, und wenn ſie erſchreckt oder verfolgt werden, ſo geben ſie die ganze verſchlungene Mahlzeit durch den weiten Schlund von ſich. Dieſen Umſtand benutzen die Schmarotzer oder Raubmeven, zwingen ſie durch Verfolgen zum Brechen und fangen das Erbrochene 100 422 dann auf, ehe es ins Waſſer fällt. Einige Arten find am Halſe und Unterleibe im Leben mit einem roſenrothen Anfluge be— zeichnet, der aber ſehr bald nach dem Tode verſchwindet. Das Fett iſt meiſt hoch orangegelb und grob. Man hat wohl verſucht auch dieſe ſehr natürliche Gattung zu trennen und fie in drei Gattungen Larus, gavia und Xema bringen wollen, allein blos die letzte unterſcheidet ſich durch den gegabelten Schwanz und nähert ſich den Seeſchwalben, es iſt aber eine einzige bekannt, und nur im vollkommenen Alterskleid. Dieſe Gattung iſt eine von denjenigen, deren Arten ſehr ſchwer zu beſtimmen ſind, beſonders gleichen ſich mehrere Arten im Jugendkleide ſo ſehr, daß es ſchwer hält ſie von einander zu unterſcheiden. Die Natur hat ſich hier gefallen mehr als bei andern Vögeln-Arten zu ſchaffen, welche ein— ander ſehr ähnlich ſind, und ſich nur durch die Größe unterſcheiden. Herr Brehm hat zwar auch hier offenbar zu viele Arten aufgeſtellt, aber dennoch mag es mehr geben, als man bis jetzt glaubt, doch hat Temmink in ſeinem Text zu den gemalten Tafeln eine gute Ueberſicht gegeben, welche wir ihrer Vollſtändigkeit wegen anführen wollen. Er führt folgende an: 1, Die Bürgermeiſtermeve. Larus glauens. Larus consul Boie. Große weißſchwingige Meve. Naumann. B. 3. Taf. 35. Fig. 50. Eine der größten Meven. In der Nachbarſchaft der nördlichen Eisfelder ſehr häufig, an den Küſten Lapplands, Islands, Norwegen und Schweden, jung an den Küſten der Oſt- und Nordſee, ſehr ſelten auf den Landſeen. Länge 27 Zoll. Niſtet auf Felſen und ſchreit a-ga-ga, beim Neſte kniii — kniii. Der Mantel am alten Vogel iſt ganz grau, die Schwungfedern weiß. Jung wie die junge Mantelmeve gefleckt. 2, Mantelmeve. Larus marinus. Siehe unſere Tafel. 3. Große Meve. Larus ichtyaetus, Rüppel Atlas. An den Ufern des caſpiſchen Meeres, zuweilen in Ungarn an der Donau, dann an den Küſten des warmen Aſiens, an der Mündung des Ganges, am rothen Meer und in Nordafrika. 4. Silbermeve. Larus argentatus. Siehe unſere Tafel. 5. Gelbfüßige Meve. Larus flavipes. Naum. B. 3. Taf. 36. Fig. 51. Larus fuscus pl. enlum. 990. In ganz Europa, einem Theile von Afrika und in beiden Amerika. Häufiger in wärmern Gegenden als in kältern. Niſtet auf Felſen und Sanddünen. 6. Kleine weißſchwingige Meve. Larus glaucoides. Nicht abgebildet. Die Gegend des arkliſchen Kreiſes, zieht im Winter nach dem wärmern Europa, überwintert aber auch in Island, niſtet in Grönland. 7. Audouiniſche Meve. Larus Audouini. Temm. pl. col. 480. Im mittäglichen Europa. 8. Elfenbeinmeve. Larus eburneus, pl. erl. 994. Im Eismeer, Spitzbergen, Grönland, zufällig an den Küſten von Holland und an den Seen der Schweiz. 9. Sturmmeve. Larns canus. Larus cyanorhynchus, procellosns et bybernus pl. erl. 977. Nau mann B. 3. Taf. 33. Fig. 48. Häufig auf den nordiſchen Meeren, im Winter ſehr häufig an den franzöſiſchen und holländiſchen Küſten, und nicht ſelten auf den Landſeen der Schweiz. Niſtet auf Felſen und im Graſe. 10. Dreizehige Meve. Larus tridactylus. Naumann. Nachträgl. Taf. 36. Im Sommer in den arktiſchen Gegenden, im Herbſt und Winter an den Binnenmeeren und auf Landſeen. 11. Schwarzköpfige Meve. Larus melanocephalus. In den öſtlichen Gegenden von Europa und Aſien, iſt noch nicht abgebildet. 12. Blauköpfige Meve. Larus plumbiceps, Wils american. ormith. Vol. 9, pl. 74, fl. Larus atri- eilla. In Nordamerika und im Mittelmeere. 13. Lachmeve. Larus ridibundus. Siehe unſere Tafel. 14, Maskenmeve. Larus capistratus. Nicht abgebildet. Im Norden von Europa. 15. Kleine Meve. Larus minutus. Naumann. Tab. 36. Fig. 71. In Europa und Aſien, ſehr ſelten an Landſeen. 16. Schwarzſchwänzige Meve. Larus melanurus, Temm. pl. col. 459. Japan und Aſien. 17. Meve mit weiß und ſchwarzem Schwanze. Larus leucomelas et pacificus. Lath. Vieill gal, des oiscanx. Küſte von Oceanien. 18. Schwarzſchnäbelige Meve. Larus melanorhynchus. pl. col. 504. Küſten von Südamerika. 19. Gabelſchwänzige Meve. Larus Sabini. Xema Sabini. Ross voyage. Gegenden des arktiſchen Kreiſes. 20. Weiß augige Meve. Larus leucophthalmus. Temm, pl. col. 366. Nordafrika, rothes Meer. 21. Grauköpfige Meve. Larus eirrocephalus. Vieill. gal. des ois. pl. 289. Südamerika. Einige andere Arten ſind noch nicht mit Sicherheit beſtimmt und können alſo auch nicht eingereihet werden. So hat Brehm gewiß Recht drei Arten weißſchwingiger Meven anzunehmen, ich beſitze alle drei Arten, fie find in der Größe fo verſchieden, daß nicht leicht ein Zweifel über die Artsverſchiedenheit entſtehen kann. So iſt in Dalmatien wahrſcheinlich auch eine der Silbermeve verwandte eigene Art anzutreffen, welche Herr Bruch in Maynz, einer unſerer trefflichſten Orni— thologen, unter den von Herrn Freyherr von Feldegg von dort mitgebrachten Vögeln entdeckte. Taf. 138. Die Mantelme ve. Larus marinus Goeland & manteau noir, Alter Vogel. Mantel ſchwärzlichſchieferfarben; Beine weißlich fleiſchfarben; Augen gelb; Kopf, Hals, Unterleib und Schwanz rein und blendend weiß, Schnabel gelb, am Nagel hellgrau, der Mundwinkel und Augenliderrand orange— farben. Im Herbſt und Winterkleid wird der Augenliderrand dunkelroth, Kopf und Hinterhals mit ſchwarzgrauen, wenig begränzten Schaftflecken und die Gegend um die Augen mit ſchwärzlichen Schäften. Schwungfedern ſchwarz mit weißen Spitzen. Jugendkleid. Schnabel hornſchwarz, Augenſtern braun, Füße gelbbraun; Kopf, Hinterhals und ganze Unterkörper ſchmutzigweiß, graubraun und braungefleckt; der Mantel ein Gemiſch von Schwarzbraun, Grau und Roſtgelblichweiß, indem die Hauptfarbe dunkel und die Nänder und Flecken der Federn licht find; Schwungfedern ſchwarzbraun, die erſte Ord— hung an der Seite weiß geſaumt, die der zweiten weißlich, oder roſtgelbweiß. Der Schwanz in der Mitte ſchwarz oder braunſchwarz und weiß, an den Seiten weiß und ſchwärzlich gefleckt. 423 Vaterland. Die Mantelmeve iſt ſehr weit verbreitet, ſie bewohnt die Meere von Nordeuropa, Nordaſien und Nord— amerika, Sibirien, Grönland, Neuyork und Carolina, auch ſoll ſie auf Teneriffa und am Vorgebirge der guten Hoffnung, ſo wie in den ſüdlichen Meeren vorkommen, wenn es wirkich dieſelbe Art iſt. Häufig beſucht ſie die holländiſche, franzöſiſche, ſchwediſche und däniſche Küſte, ſeltener das Mittelmeer. Selten und meiſt nur jung beſucht ſie einzeln die großen Land— ſeen der Schweiz. Von dieſer Art unterſcheidet Brehm die Rieſenmeve (Larus maximus) fie fol bedeutend größer ſeyn, ungefähr wie ein Rabe zur Krähe. Sie mißt 2 Fuß s bis 10 Zoll, und 6 Fuß in der Breite. Das Gefieder iſt aber vollkommen wie bei der Mantelmeve. Das Jugendkleid ſoll etwas verſchieden fein. Aus Mangel an hinreichenden Vergleichungspunkten wage ich nicht zu entſcheiden, ob es wirklich zwei Arten ſind, da die Größe allein nicht hinlänglich die Art beſtimmen kann. Graba bemerkt von der Mantel- und Silbermeve fie variren fo in Schnabel- und Laufbildung, daß zwiſchen der größten und kleinſten noch viele Arten Platz fänden. Beide Arten und wahrſcheinlich auch die Jungen der Bürgermeiſtermeve und der Silbermeve kom— men unter dem Namen Larus naevius, gefleckte Meve im Linniſchen Syſteme von Gmelin vor. Eigenſchaften. Dieſe Meven find zwar ſehr ſchöne, aber langſame, unſtäte, gefräßige und ſcheue Vögel, welche ſelten ſehr weit vom Lande ſich entfernen, und daher durch ihre Erſcheinung den Schiffern die Nähe des Landes verkünden. Der Flug iſt leicht und ſchön, anhaltend, mit langſamem ſtarkem Schwingenſchlage, meiſt in geringer Höhe, fo legt fie ungeheure Strecken zurück. Den Menſchen ſcheut ſie ſehr, und entfernt ſich ſchnell, wenn ſie einen bemerkt. Man findet ſie einzeln oder in Geſellſchaft von zwei, drei bis zwölf Stück. Sie ſitzt auf Sandbänken, kleinen Inſeln und Landzungen, oder auf Klippen, mit eingezogenem Halſe und wagerechtem Körper, fliegt aber ſchon ſehr von Weitem auf. Die Alten und Jungen, nicht brutfähigen, bilden beſondere Geſellſchaften. Ihr Geſchrei iſt wawag, wawag, faſt wie das Bellen eines kleinen Hundes, ſie ſtößt dieſe Töne ſchnell hintereinander aus, dann aber ſchreit ſie zuweilen guivis, das vis lang gezogen. Bei Stürmen ſtiegt fie fo tief auf dem Waſſer hin, daß man glaubt fie werde von den Wellen bedeckt, und ſtreicht fo zwiſchen den hohen Wellen durch, daß man fie am Ufer nicht ſieht, und trotzt fo den Stürmen, ſetzt ſich wohl auch mitten zwiſchen die tobenden Wogen und läßt ſich von ihnen tragen. Ihr Geſchrei läßt ſie beſonders auch in der Angſt hören. Nahrung. Lebendige und todte Fiſche, Fiſchbrut, ſchwimmendes oder am Ufer liegendes Aas, junge Sumpf- und Waſſervögel, Vögeleier, Schnecken und andere Weichthiere. Fiſche und Aas ſind ihre Hauptnahrung, welche ſie entweder bei der Ebbe vom Schlamme weg nimmt, oder erſtere, wenn ſie hoch ſchwimmen, mit dem Schnabel unter dem Waſſer er— greift. Von den größern todten Thieren hackt fie das Fleiſch mühſam herab; kleinere Fiſche und Vögel verſchluckt fie ganz durch ihren großen Schlund. Federn und Gräthen wirft ſie durch Erbrechen aus, welches ſehr leicht von ſtatten geht. Sie frißt ſehr viel und iſt doch nur im Winter fett, wahrſcheinlich weil die Mauſer lange dauert und viele Säfte erfordert. Fortpflanzung. Sie brütet in den nördlichen und nordöſtlichen Gegenden Europas, wahrſcheinlich ſchon an den nördlichen Inſeln des öſtlichen Dänemarks. Graba bemerkte ihr Neſt auf den Vogelbergen der Föroerinſeln, und ſagt, daß die Larventaucher und Mantelmeven auf dem Berge den oberſten Platz einnehmen, dann kommt auf einem Abſatze, wo Gras wächst, die Silbermeve, dann die großen Colonien von Alken und Lummen, ziemlich weit nach unten die dreizehigen Meven, welche meiſt den unterſten Platz einnehmen. Das Neſt der Mantelmeve beſteht aus Seegras, es enthält zwei bis drei, ſelten vier, ziemlich große, mittelmäßig längliche, ſehr bauchige, oben zugerundete, unten etwas ſpitzigere, rauh-und dickſchalige, mit deutlichen Poren beſetzte, Schwach glänzende 3 ½ Zoll lange und 2 Zoll breite Eier, welche auf dunkelolivenbraunem Grunde mit größern und kleinern ſchwarzbraunen Flecken überall beinahe gleichförmig beſetzt ſind. Die Jagd iſt ſehr ſchwer und nur da, wo ſie niſten find fie leichter zu ſchießen. Nutzen leiſten ſie durch ihre Federn und ihre Eier. Das Fleiſch iſt dagegen zähe und ſchlecht. Der Schade iſt un— bedeutend. Taf. 138. Die Silberme ve. Larus argentatus. Goeland d manteau bleu. Silveri gull. Heering gull. Lath. Alter Vogel im Sommerkleid. Mantel blaugraulich, Augenliverrand orangengelb, Kopf, Hals, Unterleib und Schwanz blendend weiß, Schwungfederſpitzen ſchwarz mit weißen Flecken. Schnabel okergelb, am Nagel lebhaft roth; Augen gelb. Winterkleid. Kopf, die Stelle vor den Augen, Nacken und Hinterhals weiß mit graubraunlichen Schaftflecken. Jugendkleid. Schnabel hornſchwarz, an der Wurzel lichter, der Augenliderrand tiefgrau, der Augenſtern grau— braun, Beine hornfarben; Kopf und Hinterhals hellbraun mit hellgrauen Federrändern, alſo hellgrau, braunlich gefleckt, Schwungfedern ſchwarzbraun mit weißer Spitze; Steiß und obere und untere Schwanzdeckfedern weißlich, braun gefleckt. Der Schwanz ſchwarzbraun, mit roſtgelblichweißer Spitze, an der hintern Hälfte weiß gefleckt und gedüpfelt; der ganze Un— terkörper grau, überall graubraun gewölkt und gefleckt. Länge 22 bis 23 Zoll, das Weibchen iſt etwas kleiner. Aufenthalt. Auch dieſe ſchöne Meve iſt ſehr weit verbreitet, ſie iſt das ganze Jahr hindurch häufig an der hollän— diſchen, franzöſiſchen und engliſchen Küſte, an den Ufern der Nordſee, an den Küſten Englands, Schwedens, Norwegens, auf den Föroerinſeln, ſehr ſelten auf den Flüſſen und Landſeen, doch kommt ſie jung nicht ſelten auf den Seen der Schweiz vor, und zwar faſt alle Jahre im Winter. Alt iſt ſie mir bei uns nie vorgekommen. Herr Brehm unterſcheidet von dieſer Meve noch zwei Arten die er Larus argentens und argentatoides nennt, allein es verhält ſich damit, wie mit Larus maxi- mus und marinus, es ſind wahrſcheinlich keine verſchiedenen Arten, ſondern nur Varieteten in Größe des Schnabels und des Körpers. Eigenſchaften. Die Meve iſt ſehr geſellig und lebt auf ihren Wanderungen und zur Brütezeit in großen Schaaren, da die andern großen Arten ſonſt mehr einſam oder in kleinen Truppen leben. Sie ſchreit ſehr häufig und ſtark keuk — eu keuk, mit durchdringendem Tone. Bei ihren Brutörtern aber wie giouv lang gezogen. Sie it gewandt, flüchtig und ſcheu, ſitzt mit eingezogenem Halſe und wagerecht liegendem Körper, auf Sandbänken, Scheeren, Landzungen und kleinen Inſeln. Ihr Flug iſt ſehr leicht, ſchön, faſt gerade aus, durch ſtarken Schwingenſchlag beſchleunigt, ſie ſtreicht, wie die verwandten Arten längs der Küſte hin, iſt ſehr unruhig und hütet ſich ſehr einem Menſchen nahe zu kommen, auch iſt ſie beim Neſte 424 vorfichtig , wenn ſie oft geſtört wird, aber auch zuweilen ſehr zahm, wo man nicht auf fie ſchießen darf. Sehr anziehend ſchildert Naumann ihr Betragen bei ihren Neſtern auf der Inſel Sylt, er faat von ihnen, „als wir von unſerm gütigen Wirth, dem es allein erlaubt iſt, Eier ſammeln zu laſſen, geführt, uns der nördlichſten Spitze von Sylt näherten, wo ſich das der Weſtſeite einfaſſende Dünengebirg plötzlich öſtlich wendet, erſchienen die graugrünen Hügel der Dünen, wie mit weißen Punkten überſäet, rief er, das ſind meine großen Meven dort, und bald überzeugten wir uns, als wir näher kamen, von der Wahrheit des Geſagten, und die 1 9 Menge der Vögel ſetzte uns in Erſtaunen. Ein eben über ſie hinſchwe— bender Seeadler brachte die Menge in Aufruhr, der ſich jedoch bald wieder legte, und wir fanden ſie, als wir in die Dünen, ſomit mitten unter ſie traten, ſchon wieder vollkommen beruhigt. Da ſtanden wir von tauſenden umringt, die theils dicht über unſern Häuptern ſchwebten und ein heiſerer Hahaha ausſtießen, theils paarweiſe ganz nahe vor uns ſtanden, das im— mer größere Männchen zuweilen ſeinen Hals ausſtreckend und mit weit geöffnetem Rachen ſein Giauk, jauk, jauk ausrufend, theils das Weibchen ruhig auf dem Neſte ſitzend, ſein Männchen daneben ſtehend und gleichſam Wache haltend, einzelne nie— dergekauert, andere ſchlummernd auf einem Beine ſtehend, wieder andere ſich behaglich dehnend u. ſ. w., kurz man wußte nicht, ob man die ungemeine Reinheit, Zartheit und einfache Schönheit ihres Gefieders und ihrer Farben, oder die außer— ordentliche Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit ihrer Stellungen oder die große Zahmheit dieſer Vögel bewundern, oder ob man mehr über ihre ungeheure Zahl auf dieſen kleinen Räumen erſtaunen ſollte. Ueberall, wo man hin ſah, oft wenige Schritte von einander, ſtunden ihre Neſter mit den großen, bunten Eiern, in dem dürftigen, halb dürren, graugrünen Dünenhafer (Carex arenaria) oder auf dem grau bemoosten und mit kurzem Heidekraut kümmerlich bedeckten Boden, aus wenigen alten Halmen, Stengeln von Salicornien oder trockenem Tang gebaut. Rechts vom Hauptplatze dieſes herrlichen Vogels ſchloß ſich eine kleine Kolonie von etwa 300 Paaren Sturmmeven (Larus canııs) an ſie an.“ Nahrung. Sie frißt, wie die verwandten Arten, lebende und todte Fiſche, Fiſchbrut, am Ufer liegendes und auf der See ſchwimmendes Aas jeder Art, junge Vögel und Vögeleier, Muſcheln und dergleichen. Fortpflanzung. Sie niſtet bald auf Felſen, bald auf Sanddünen, wie ſo eben iſt angegeben worden. Auf der Inſel Eierland, an der holländischen Küſte, werden zur Brütezeit täglich blos von dieſer Meve 300 bis 700 Eier ausgenom— men, auf den däniſchen und norwegiſchen Inſeln ſind ſie nicht minder häufig, und einzig auf Sylt liefert ſie jährlich etwa 10,000 Eier. Die Neſter beſtehen in einem bloßen Sandloche mit vertrocknetem Seegraſe (Zostera mama) und Blaſentang (Fucus vesiculoses) oder Salicornien ausgefüttert Man findet faſt immer drei, ſehr ſelten vier Eier im Neſt. Sie find ungefähr 3 Zoll lang, etwa 2 Zoll breit, dünnſchalig, ſchwach glänzend in der Farbe, ſo abwechſelnd, daß man nicht zwei gleiche antrifft, die Grundfarbe iſt braunlich, olivenbraun, gelbbraun, graulich, gelbgrün oder blaßgelb in allen Schatti— rungen, die Flecken olivenbraun, oder dunkelbraun oder aſchgrau, groß oder klein, dicht oder dünn geſäet, zuweilen nur mit einem oder zwei, zuweilen doch ſelten, ganz ohne Flecken. Der Nutzen, welchen ſie dem Menſchen leiſten, beſteht hauptſächlich in dieſen Eiern, gegeſſen werden ſie nicht, wohl aber die Federn gebraucht. Taf. 138. Die Lachmeve. Larus ridibundus. Mouette rieuse. Lar. cinerarius. gmel. L. erythropus. gmel. L. canescens Bechst. Mouette cendrée. Red legged gull. Black headed gull. Alter Vogel im Sommer. Kopf, Nacken, Kehle und Oberhals ſchön dunkel chocoladebraun, Augenliderrand oran— genfarben, um die Augen ein weißer Ring, der jedoch nur am hintern und den Seitentheilen deutlich iſt, Mantel hell aſch— graublaulich, alle andern Theile rein weiß; Schnabel und Beine dunkelroth, Augen braun; Schwungfedern weiß mit ſchwar— zer Spitze, die äußerſte mit ſchwarzem Rande. Winterkleid. Nacken grau, an den Ohren ein ſchwärzlicher Fleck, Backen grauſchwärzlich gewölbt, Stirne, Hals, alle untern Theile und Schwanz rein weiß, Mantel und Flügel wie im Sommer. Junger Vogel. Schnabel horngelb, an der Spitze ſchwärzlich, die Füße fahlgrau; der Kopf bräunlich, vor den Augen ein ſchwarzbrauner, an den Ohren ein lichtbrauner Fleck; der Nacken weiß; der untere Hinterhals, der Oberrücken und die Schulderfedern hellbraun, mit roſtgelblichen und weißlichen Federrändern; Deckfedern der Flügel ſilbergrau mit hellbraun gemiſcht; Flügelſpitzen ſchwarz, Unterrücken ſilbergrau; Vorderhals und ganzer Unterleib nebſt dem Schwanze weiß, letzterer mit einer ſchwarzen Endbinde. Die Gurgel und die Seiten des Unterhalſes find roſtgraulich. Länge 1 Fuß. Vaterland. Dieſe Meve ſcheint ſehr weit verbreitet und iſt die einzige, welche regelmäßig auf den Landſeen im Centrum von Europa und auf den großen Flüſſen ſich aufhält, und daſelbſt brütet. Sie ſcheint die ſüßen Waſſer den ſalzi— gen vorzuziehen, ohne dieſe zu fliehen, aber aufs offene Meer gehen ſie nicht. Sie niſten in Schaaren an den Seen des nördlichen Dentſchlands; am Bodenſee brüten fie auch. Zum Brüten ſollen fie die mit vielem Schilf bewachſenen Seen vor- ziehen. Im Herbſt verlaſſen fie den Norden und ſcheinen hauptſächlich auf den Seen der Schweiz und Italiens zu über— wintern, unſere Gegenden verlaſſen ſie erſt, wenn ſie ihr völliges Sommerkleid angezogen haben. Eigenſchaften. Es ſind dieſe Meven ſehr lebhafte und unruhige Vögel, dagegen ſind ſie, wenigſtens im Winter, wo ich ſie alle Jahr beobachten kann, nichts weniger als ſcheu, und ſelbſt durch wiederholtes Schießen werden ſie nicht erſchreckt. Sobald im Winter Schnee fällt, kommen ſie einzeln oder in Schaaren in unſere Stadt und fliegen zwiſchen den Brücken auf der Limmat hin und her, beſonders unterhalb des Schlachthauſes, wo immer etwas für fie abfällt. Sie ziehen immer um— her und machen oft alle mit einander Züge von einer halben oder ganzen Stunde weit aufwärts auf den See und Fluß abwärts. Je kälter es iſt, deſto zahlreicher erſcheinen ſie, und in den kalten Wintertagen des Januars 1830 zählte ich einſt über ſiebenzig beiſammen auf dem Waſſer ſitzend, oder auf ſchwimmendem Eiſe. Oft verlaſſen alle auf einmal die Gegend für einige Tage und kommen dann wieder. In jenen kalten Wintertagen blieben fie bis Ende Jauuars immer ſehr zahlreich und drängten ſich als der See zugefroren, und die Limmat, ein ſonſt unerhörtes Ereigniß, auch an einigen Orten überfro— ren war, in großen Maſſen an die offenen Stellen, und waren ſo kirre, daß ſie auf zwei Schritte weit ſich den Fleiſcher— knechten näherten, welche Gedärme reinigten, und überhaupt auf fünf oder ſechs Schritte weit ganz ruhig hin und her Rogen oder auf dem Waſſer ſich festen ohne auf die hin- und hergehenden, ihnen oft zuſehenden Menſchen im geringſten zu achten. Sie nahmen ſogar Brod, was man ihnen zuwarf. Als aber Jemand einige, mit in Krähenaugenabſud getränktem 425 Brod, gefangen hatte, indem ſie dadurch betäubt wurden, verſchwanden alle auf einmal, und erſt nach mehrern Tagen wur— den ſie wieder ſichtbar, kamen aber nie mehr in großer Menge. Sie beobachten gewiſſe Luftſtraßen, in welchen ſie immer— fort hin- und herziehen. Da man ſie ſo nahe betrachten kann, ſo kann man auch ihren ſchönen Flug und ihre Geſchicklich— keit in Schwenkungen mit aller Bequemlichkeit beobachten. Selten ſitzen ſie lange auf dem Waſſer ſtille, und ſchwimmen dabei ſehr hoch, und es iſt ein ſchöner Anblick eine Zahl dieſer ſchönen und reinlichen Vögel auf dem ganz hellen Fluſſe oder See ruhig ſchwimmen zu ſehn. Wenn fie abfisen wollen, ſtrecken ſie die Füße voran und laſſen ſich allmälig nieder. Die Nächte bringen fie ſchlafend auf dem Waſſer zu, und laſſen ſich fo herumtreiben, wählen aber die ruhigen windſtillern Buch— ten auf. Hat eine etwas gefunden, ſo wird ſie von den andern verfolgt und ihr die Beute zu entreißen geſucht. Ihr Ge— ſchrei iſt ein heiſeres Crit, oder Givit, oder Griäh, daher nennt man fie bei uns oft Givitz oder Kiebitze, da dies Wort ihr Geſchrei ausdrückt. Zur Brütezeit ſollen ſie oft kreck oder reckweck ſchreien. Junge und Alte fliegen unter einander und eine Trennung wie bei andern Meven habe ich, im Winter wenigſtens, nie bemerkt. Die Frühlingsmauſer beginnt im Anfange des März und mit Ende dieſes Monats erſcheinen alle mit braunen Köpfen, und keine einzige bemerkte ich dann mehr im Jugendkleide, ſo daß es ſcheint ſie nehmen ſchon nach der erſten Frühlingsmauſer ihr vollkommenes Kleid an. Zu dieſer Zeit verlaſſen ſie oft das Waſſer und gehen auf die neu gepflügten Felder, wo ſie munter umherlaufen und nach Inſekten ſuchen. Wird eine angefchoffen, fo hat man Mühe fie einzuholen, da fie ſchnell und mit nickendem Kopfe, wie die Tauben laufen und ſich verbergen können. Schießt man auf eine Lachmeve im Fluge, und ſie fällt und bleibt im Waſſer liegen, ſo ſtreifen andere vorbei und ſtoßen auf ſie, daher kann man meiſt einen zweiten Schuß anbringen. Nähern ſich Krähen oder Raubvögel dem Brüteplatz, ſo erheben ſich alle mit großem Geſchrei gegen den Feind und ſtoßen auf ihn ſtürmend ein, um ihn durch ihr Necken und Schnabelſtöße zu verjagen. Nur ſelten dulden ſie andere Arten unter ihnen, doch ſah ich zuweilen Sturmmeven einzeln unter ihre Schaaren ſich miſchen, ohne verfolgt zu werden. Bei den Brüteplätzen aber dulden ſie ſo wenig eine andere Art, als ſie von andern geduldet werden, es giebt daher unter dieſen Umſtänden immer Krieg. Sie ſchei— nen nur im Winter, und da wo man ſie nicht verfolgt, ſo zahm zu ſeyn, zu andern Zeiten ſind ſie ſcheu und ſchwer zu ſchie— ßen, da ſie den Menſchen weit ausweichen. Gefangen wird ſie bald ſehr zahm, erſchreckt man ſie, ſo erbricht ſie ſich ſehr leicht. tahrung. Sie beſteht aus allem, was die übrigen Meven genießen, kleine Stiche, Inſekten, Würmer, thieriſche Abgänge aller Art. Fiſche mag ſie ſelten verzehren, aber wenigſtens todte Fiſche, welche man ihr vorwirft, frißt ſie, und ſo kann ſie auch wohl lebende kleine Fiſche erhaſchen. Inſekten findet ſie im Winter bei uns nicht, und muß dagegen andere Nahrung aufſuchen, und da find es eben kleine Fiſche, und die Abgänge des geſchlachteten Viehes, Gedärme u. dgl., was ſie aufſucht, und ſelbſt Brod wird von ihr gefreſſen. Im Frühjahr und Sommer aber ernährt ſie ſich hauptſächlich von Inſekten. Sie nimmt alles fliegend vom Waſſer auf und taucht nie tief mit dem Kopfe unter. Zahme kann man leicht mit kleinen Stücken Fleiſch oder auch mit Brod erhalten. Fortpflanzung. Dieſe Meve niſtet am liebſten an moorigen, unzugänglichen Ufern der Seen, z. B. am Bodenſee und großer Teiche, und baut ihr Neſt auf ungeknickte Stengel, oder auf einen Schilfhügel; das unkünſtliche Neſt beſteht aus dürrem Schilf oder Grasblättern. Viele Neſter ſtehen in geringer Entfernung von einander; zuweilen find fie von Rohr hoch aufgethürmt. Die zwei bis drei Eier find länglich, wenig bauchig, oben ſtark zugerundet, unten ſpitzig, oder wenig länglich, und mehr bauchig, etwas dick und rauhſchalig, mit deutlichen Poren und ſchwachem Glanze, 25 bis 27 Linien lang und etwa 29 Linien breit; die Grundfarbe iſt olivengrün oder graulich, graugrünlich oder braungelblich mit hell oder dunkelbraunen und ſchwarzbraunen Flecken beſäet. Die Jungen verbergen ſich ſo gut, daß ſie ohne Hund kaum aufzu— finden ſind. Krähen, Raben und Rohrweihen ſind den Jungen und Eiern gefährlich; die Eier werden gegeſſen, 10e Gatt. Raubmeve. Lestris. Stercoraire. Schnabel mittelmaͤßig ſtark, hart, walzenfoͤrmig, ſchneidend, zuſammengedruͤckt und gebogen, an der Spitze mit einem Haken. Obere Lade mit einer Wachshaut bedeckt; die untere bildet einen vorſpringenden Winkel. Naſenloͤcher gegen die Spitze des Schnabels, quer, ſchmal, hinten durch eine Haut geſchloſſen, durchgehend. Beine duͤnn, uͤber die Kniee nackt; Laͤufe lang; die drei vordern Zehen durch eine Schwimmhaut ganz verbun— den; die Hinterzehe ſehr klein, auf derſelben Hohe mit den vordern ſtehend. Nägel groß, ſehr krumm. Schwanz ſchwach abgerundet, die beiden mittlern Schwanzfedern immer laͤnger. Fluͤgel mittelmaͤßig, die erſte Schwung— feder die laͤngſte. Dieſe Gattung, früher mit den Meven verbunden, unterſcheidet ſich durch ſehr charakteriſche Merkmale und durch die Lebensart von den Meven. Es ſind beherzte, kühne und zänkiſche Vögel, welche mit den Meven immer im Kriege leben, und ſie beſtändig anfallen, wo ſie ſie treffen. Bei den Meven iſt die weiße Farbe immer vorherrſchend am Halſe und den untern Theilen, und der Mantel immer entweder ſchiefergraublau oder hellblau, wenn fie ausgefiedert ſind, bei den Raub— meven ſind die Farben immer düſter, und nur bei einer Art iſt der Unterleib weiß, bei den andern iſt er mehr oder minder von der Farbe des Oberkörpers und dieſer braun oder graubraun. Die Raubmeven ſind wahre Raubvögel, welche von Fiſchen, jungen Vögeln und Eiern, oder von Aas ſich ernähren. Sie fiſchen aber ſelten, ſondern jagen den andern Meven ihren Raub ab, indem ſie dieſelben ſo lange necken, beiſſen und plagen, bis dieſe ſich erbrechen oder den Raub fallen laſſen, den ſie dann, ehe er ins Waſſer fällt, geſchickt auffangen, daher der Name Schmarotzermeven, weil ſie andere Meven berau— ben und von ihrer Induſtrie leben. Sie find ſehr geſchickte und ſchnelle Flieger und werfen ſich mit Blitzesſchnelle auf die Reſte, welche die armen Meven von ſich geben, ſo daß ſie ſelten ins Meer fallen. Auch das Fleiſch der Walle und Muſcheln verzehren ſie. Sie bewohnen die arktiſchen und antarktiſchen Länder und entfernen ſich ſelten von dieſen. Ihre Art zu fliegen hat etwas ganz beſonders, man möchte ſagen convulſiviſches, fie machen ſich von weitem durch die Bogen kenntlich, welche ſie in der Luft beſchreiben. Zwiſchen den Geſchlechtern iſt kein bedeutender Unterſchied, aber in verſchiedenem Alter ſind die Kleider ſehr verſchieden. Die Jungen im erſten Jahre ſind leicht dadurch zu unterſcheiden, daß die beiden mittlern 107 426 Schwungfedern ſehr wenig über die übrigen vorragen; daß die Federn roſtfarb geſaumt und die obern Theile unregelmäßig gefleckt erſcheinen; daß die untern Theile dagegen Querſtreifen haben, welche mehr oder minder zahlreich ſind; daß die Wurzel der Zehen und Schwimmhäute mehr oder weniger weiß ſind. Bei einer Art aber ſind dieſe Kennzeichen nicht da, da Alt und Jung ganz einerlei Kleider haben. Es iſt wahrſcheinlich, daß ſie nur einmal mauſern, da während des Sommers die einzelnen Individuen einer Art ſehr verſchieden gefärbt ſind, man findet gar oft ſolche mit weißem Bauche neben andern mit dunkelm Bauche in einem Neſte. Sie ſind uneingeſchränkt monogam. Männchen und Weibchen brüten und würgen gemeinſchaftlich Futter aus der Spei— ſeröhre vor den Jungen auf, bis dieſe die Größe und Befiederung der Alten bekommen haben. Sie brüten auf Wieſen und Sandebenen, nie auf Felſen am Meere, in großen Kolonien. Sie tauchen nie und ſtürzen ſich nie ganz aus der Luft unter Waſſer herab. Sie ſtehlen andern Vögeln die Eier und die größte Art ſogar die Jungen. Sie ſtehen auf dem ganzen Fuße, fliegen anhaltend, ſchwimmen aber auch nicht ſelten. Sie bauen kein Neſt, haben Brüteflecken und vertheidigen kühn ihre Brut. Taf. 139. Die große Raubmeve. Lestris catharractes. Stercoraire calaracte. Kopf und Augengegend dunkelbraun, Nacken und Oberhals braun, mit einem ſchmalen weißgelblichen Schaftitriche, der ſich mit der Spitze der Feder endigt, die untern breitern Federn des Hinterhalſes ſind braun, in der Mitte mit einem roſt— gelben Fleck, und einem weißlichen Schaftſtrich, eben ſo der Mantel und ganze Rücken, Unterhals, Bruſt und Bauch braun— grau, roſtfarb gewölkt; Deckfedern der Flügel dunkelbraun, an den Schäften etwas heller; Schwungfedern an der erſten Hälfte weißgelblich, an der vordern ſchwarzbraun, die äußerſte an der äußern Fahne ganz ſchwarzbraun, mit weißen Schäf— ten, Schwanz ſchwarzbraun, die mittlern Federn breit, nicht viel mehr als einen Zoll vorſtehend und abgerundet. Schnabel und Beine ſchwarz; Läufe und Zehen ſehr rauhhäutig wie Schagrin. Bei den meiſten ſtehen am Kopf und Nacken einige weiße Federn dei Jung und Alt. Länge 1 Fuß 10 ½ Zoll, Breite 4 Fuß, 4 Zoll. Die jungen Vögel ſind vollkommen wie die Alten befiedert— Vaterland. Dieſer Vogel iſt ſehr weit verbreitet, bewohnt aber in Europa nur den Norden, ſehr häufig auf den Hebriden-, Orkaden-, Schottlands- und Föroerinſeln und auf Island. Mehr zufällig an den Küſten von Norwegen, Schwe— den, Holland und Frankreich, und meiſt nur bei ſtürmiſcher Witterung; häufig in Nordamerika; aber auch in den Südlän— dern, wo man ihn wieder unterm 50. bis 54. Grad ſüdlicher Breite findet, auf den Maluinen, auf Neu-Seeland und Feuer— land. Den Seefahrern iſt er unter dem Namen von Port Egmonts-Huhn bekannt. Eigenſchaften. Es iſt ein muthiger, kräftiger und kühner Vogel, der den Uebergang von den Raubvögeln zu den Meven macht. Die Bildung des Körpers, Gefieder, Nahrung und Brutgeſchichte ziehen ihn zu den Meven; Schnabel, Krallen, Flug und Raubſucht zu den Raubvögeln. Graba ſah ihn mit einem einzigen Stoße einem Papageitaucher den Schedel zerſchmettern; ſogar neugebornen Lämmern hackt er die Augen und das Gehirn aus, raubt den übrigen Seevögeln Junge und Eier, weshalb er von allen ohne Ausnahme gefürchtet und gehaßt wird. Keiner brütet in ſeiner Nähe, keiner hält ſich auf dem Vinnenſee auf, wo er zur Verdauung ſich ausruht; die nicht furchtſamen greifen ihn an, wo er ſich ſehen läßt; jeder blickt ſcheu nach ihm hin, wenn er die Runde an der Küſte macht; von ihm verfolgt, ſtürzen ſie ſich aus der Luft in die See und retten ſich durch tauchen. Menſchen und vierfüßige Thiere greift er mit größter Hartnäckigkeit an, wenn fie in die Nähe feines Neſtes kommen, und bringt ihnen derbe Stöße auf den Kopf bei. Die Färinger halten dann zuweilen ein Meſſer über ihre Mütze, auf welches er ſich ſpiest. Je näher man dem Neſte kommt, deſto dichter umkreiſen die Alten den unwillkommenen Beſucher, und ſtürzen zuletzt in ſchräger Linie auf ihn herab, unwillkührlich bückt man ſich, um nicht ein Loch in den Kopf zu erhalten. Im Sitzen gleichen ſie den übrigen Meven, im Fluge dagegen mehr den Raub— vögeln, namentlich den Adlern, welchen er auch in der Farbe ähnlich iſt. Beim Auffliegen bewegen ſie die Flugmuskeln ſchneller als die Meven, wenn ſie aber erſt hoch in der Luft ſind, ſchweben und kreiſen ſie mit ausgeſpannten Flügeln, wobei ſie gerne ein, dem der Mautelmeve ähnliches, ah ah hören laſſen. Im Sitzen ſchreien fie jia, und beim Verfolgen an— derer Vögel Jo, daher heißen ſie auch bei den Bewohnern ihres Vaterlandes Jo oder Johovögel. Nach gehaltener Mahl— zeit verſammeln fe ſich auf den ſüßen Binnenſeen und treiben darauf in unthätiger Ruhe. Nahrung. Dieſe Raubmeve verſchlingt alles, was Fleiſch iſt, lebendes und todtes, Fiſche, Vögel, kleine Säuge— thiere, das Aas der Walle und die Eier anderer Seevögel. Er verfolgt auch die Fiſcherboote, vorzüglich die, welche Hayfiſche fangen, Meilen weit, um das, was aus dieſen ins Meer geworfen wird, wegzuſchnappen. Selten wagt er ſich an die Tölpel und großen Meven um ſie zu zwingen ihm ihre Beute abzutreten. Fortpflanzung. Sie nähern ſich den Küſten beſonders zur Brütezeit. Mitte Mai begeben ſie ſich nach den Brüte— örtern, welche ſie auf Bergebenen oder mit Gras und Moos bedeckten Abhängen der Bergrücken, oder auf Sandebenen in der Nähe ſüßer Gewäſſer erwählen. Sie ſammeln ſich da in großen Kolonien und brüten beiſammen in Geſellſchaften von 50 bis 100 Paaren. Sie machen ihr Neſt in das bloße Sand oder Moor. Man findet nie mehr als zwei Eier in dieſem Neſte, welche dick, bauchig, abgerundet, 3 Zoll lang find und auf olivengrünem oder bräunlichem Grunde große dunkelbraune Flecken haben, zuweilen ſind dieſe Eier aber auch ganz hell grün ohne Flecken und überhaupt ſehr varirend. Im Anfang Juni ſind die Jungen klein, mitten im Juli mit grauem Flaum beſetzt, und gegen Ende Auguſts fo groß und fo befiedert, wie die Alten. Kurz nachher verſchwinden ſie alle von den Brüteplätzen, entfernen ſich von den Küſten und halten ſich den Winter über auf dem offenen Meere auf. Die Eier haben einen großen Dotter, ſind ſehr fett, und werden gerne gegeſſen. Als Herr Faber ſich einer ſolchen Kolonie von etwa 100 Paaren näherte, ſo fielen die Alten ihn wüthend an. Sie ſtießen Schlag auf Schlag aus der Luft herab auf ſeinen Kopf, indem ſie ein tiefes hoo ausſtießen; ſeinen Hund verfolgten ſie noch mehr, ſo daß er zwiſchen die Füße ſeines Herren winſelnd floh. Herr Faber bemerkte ein Männchen, das eben im Begriff war, ein ganzes verſchlungenes Junges vom Eisſturmvogel vor feinen Jungen auszuwürgen, welches er auf dem 2 Meilen ent— fernten Vogelberge geraubt hatte. Oft ſah er ſie den Lummen ihre Jungen rauben, die Alten verfolgten den Räuber ſchreiend eine kurze Strecke weit; dieſer ſetzte ſich dann mit ſeiner Beute aufs Waſſer, tödtete ſie und flog damit zu ſeinen Jungen. Die Alten haben Brüteflecken. 427 Taf. 139 Die Schmarotzerraubmeve. Lestris parasitica. Stercoraire parasite ou Labbe. Alter Vogel. Alle obern Theile braun, grau oder rotbraun, am Kopfe am dünkelſten, ohne irgend einen Fleck. Der ganze Unterleib ebenfalls gleichfarbig mauſegrau, die Schwanzfedern reichen etwa 2 Zoll über die andern aus. Sehr häufig kommt eine Varietät mit weißem Bauche vor, daß dieſes weiter nichts als Varietät iſt, beweist der Umſtand, daß ſie ſich mit einander paaren. Herr Graba fand auf den Föroerinſeln weiß- und braunbauchige mit einander gepaart, und es ſcheint als ob die Männchen eher weißbauchig werden, da von fünfzehn erlegten 8 weißbauchige Männchen waren, und 6 braunbauchige Weibchen, von welchen einige weiße Federränder am Unterkörper hatten. Die ganz einfärbig braungrauen ſind aber immer die häufigſten. Junger Vogel. Der Oberkörper dunkelbraun, mit roſtgelben Federrändern, der Unterkörper auf verdecktem weißem Grunde, dunkelbraun und braungelb unter einander gewellt; die Füße hornfarben, die Zehenwurzel gelbweiß, der übrige Theil ſchwärzlich, die hintere Hälfte des Schnabels bleigrau, die vordern ſchwärzlich, die mittlern Schwanzfedern / Zoll über die andern ausragend. Länge 14 bis 15 Zoll. Vaterland. Die nördlichen Länder, die Küſten des baltiſchen Meeres, Norwegen, Schweden, die Föroerinſeln u. ſ. w. Eigenſchaften. Sie iſt ebenfalls ein kecker, muthiger und gewandter Vogel. Im Sitzen hat fie mit den Meven große Aehnlichkeit, aber im Fliegen weicht ſie durch ihren bogenförmigen Flug ſehr von ihnen ab. Sie iſt ziemlich ſcheu und ſchwer zu ſchießen. Sie macht auf Meven und Seeſchwalben heftige Angriffe, verfolgt ſie faſt immer und verbreitet unter denſelben heftigen Schrecken. Sie lebt geſellſchaftlich und wandert auch ſo. Sie läuft zuweilen auf Wieſen und Fel— dern umher, wahrſcheinlich um Inſekten zu ſuchen. Sie iſt den übrigen Vögeln beinahe ſo verhaßt wie die große Raub— meve. Sie ſchreien beim Verfolgen jeau und jo. Sie beißen ſich zuweilen im Fluge auf das heftigſte und machen dabei ſehr künſtliche Wendungen. Wenn die verfolgten, geängſtigten kleinen Meven, Seeſchwalben und Enten ihren Raub fallen laſſen, ſo erſchnappen ſie ihn mit der größten Schnelligkeit in der Luft, ehe er das Waſſer erreicht. Nahrung. Sie frißt Fiſche, Würmer, Inſekten, Schalthiere, die erſten fängt fie aber nicht ſelbſt, ſondern jagt fie andern Vögeln ab. Die Eier anderer Vögel, vorzüglich der Enten, ſauft ſie aus, ohne ſie wie die Raben oder großen Meven wegzutragen. Fortpflanzung. Faber fand ſie in Island nicht in Kolonien, ſondern einzeln brütend, Boje und Graba dagegen trafen ſie in Geſellſchaft brütend an. Sie brütet in Mooren, oder in Gras und Moor in der Nähe der Küſte. Die Weib— hen beſchäftigen ſich damit die Neſter auszurunden, die Männchen ſehen dabei unthätig zu. Auf den Föroerinſeln brüteten unter ihnen Auſternfiſcher, Schnepfen und Brachvögel. Die erſten griffen aber die Raubmeven augenblicklich an, wenn fie ſich dem Neſte näherten. In Island brütet ſie auf Wieſen ſowohl in Thälern als auf niedrigen Bergebenen. Die alten vertheidigen tapfer ihr Neſt, wenn man die Eier nehmen will, und geben die Zärtlichkeit für die Jungen durch wunder— liche Gebärden zu erkennen; ſie werfen ſich auf die Erde, und ſchleppen den Bauch auf derſelben mit aufgeſchwellten Federn, herabhängenden Flügeln und leiſem Pfeifen. Ihr Jo laſſen fie aber dabei nicht hören. Die zwei, ſelten drei Eier find etwas birnförmig, am ſtumpfen Ende zugerundet, ziemlich dick und rauhſchalig, mit deutlichen Poren und ſchwachem Clanze, etwa 30 Linien lang, und 22 Linien breit, die Grundfarbe iſt dunkelolivenfarben mit braunen, dunkelbraunen und grau— braunen, um das ſtumpfe Ende oft einen Kranz bildenden, Flecken beſetzt. Inwendig ſehen ſie grünlich aus. Taf. 139. Die breitſchwaͤnzige Raubmeve. Lestris pomarina. Stercoraire pomarin. Temm. Alter Vogel. Geſicht, Scheitel, Hinterhaupt, Rücken, Flügel und Schwanz ſehr dunkelbraun, ohne andre Schatti— rung; Federn am Halſe und Nacken lang, und goldgelb glänzend; Kehle; Vorderhals, Bauch und Unterleib weiß, über die Bruſt lauft ein Halsband von braunen Flecken, an den Seiten und an den untern Deckfedern des Schwanzes ebenfalls gefarbt; die beiden mittlern Schwanzfedern bleiben bis ans Ende gleich breit, das Ende abgerundet; Schnabel helloliven— > farb, an der Spitze ſchwarz; Augen braun; Beine ganz ſchwarz: die langen Schwanzfedern ragen 2 bis 3 Zoll vor. Vö— gel von mittlerm Alter ſind allenthalben ſehr dunkelbraun, die Federn am Halſe braungelblich; die Schwanzfedern weni— ger lang. Der Vogel im erſten Jahr iſt am Kopf und Hals matt braun, die Federränder etwas heller, Mantel braun, jede Feder mit einem roſtfarben Halbmonde, Unterleib braun mit ſchmutzig weißlichen, undeutlichen Querbändern; mittlere Schwanzfedern kaum vorragend. Länge 15 bis 16 Zoll. Vaterland. Die Gegenden des arktiſchen Kreiſes, Norwegen, Schweden, wahrſcheinlich auch auf den Orkaden und an den ſchottiſchen Küſten; die Alten ſtreifen äußerſt ſelten dem Rhein nach hinauf, die Jungen kommen dagegen nicht ſo ganz ſelten auf die Seen der Schweiz. Eigenſchaften. Von dieſen iſt nichts näheres bekannt. Nahrung. Fiſche und andere Meerthiere. Neſt im Graſe oder Moor mit zwei oder drei ſehr zugeſpitzten Eiern mit graulicholivenfarbem Grunde und ſchwarzen einzelnen Flecken. Noch führt Brehm als eigene Art an die Felſenraubmeve. Lestris erepidatus, fie iſt aber wahrſcheinlich nicht von der Schmarotzermeve verſchieden. Als eigene Art muß dagegen wahrſcheinlich die Buffoniſche 9 meve Lestris Buffoni angeſehen werden. Buff. enl. 762. Meißuer Muſeum 3. Heft. Meere der arktiſchen Zone, Spitzbergen. Die letzte oder fünfte Familie der Waſſervögel begreift die Entenartigen, oder die Waſſervögel mit gezähnten Schnä— beln. Anatides. Lammellirostres. Der Schnabel iſt meiſt breit, groß, mit einer weichen Haut überzogen, welche beſon— ders Organ des Taſtſinnes zu ſeyn ſcheint, ſehr empfindlich iſt und dieſe Beſtimmung vollkommen erfüllt. Die Schnabel— ſchneiden ſind durch Querplättchen gezähnt, durch welche das Waſſer auch bei geſchloſſenem Schnabel ablauft. Die Zunge 428 iſt breit und fleiſchig, an ihren Rändern gezähnelt. Die Flügel ſind mittelmäßig lang, zum Fliegen ſehr geſchickt. Sie gehen ſchlecht, da die Beine außer dem Mittelpunkt ſtehen, ſchwimmen aber vortrefflich; einige tauchen auch ſehr gut und ſind wahre Schwimmtaucher. Der Körper iſt meiſt ſchwer, fleiſchig, der Hals lang und dünne. Sie werden ſehr fett, und näh— ren ſich theils von Pflanzen, theils von Inſekten und Fiſchen. Die Luftröhre bei den Männchen iſt oft ſehr von derjenigen der Weibchen verſchieden und durch beſondere Erweiterungen, Knochengebilde und Krümmungen ausgezeichnet. Sie leben auf ſüßen Waſſern oder an den Meeresküſten. Der Vormagen iſt groß, der Magen ſehr muskulos, die Blinddärme lang. Keine Art lebt auf Bäumen, wenn auch einige zuweilen auf Bäumen brüten, ſo ſind es blos abgeſtutzte Bäume oder Baum— köpfe, da ſie nicht auf Aeſten ſitzen können. Die meiſten legen viele und große Eier, vermehren ſich alſo ſtark. Sie leben in der Einweiberei, aber das Weibchen beſorgt allein das Geſchäft des Brütens und die Führung der Jungen. Sie kom— men ſehr entwickelt aus den Eiern und können ſogleich laufen und ſchwimmen. Viele haben ein vortreffliches und wohl— ſchmeckendes Fleiſch; einige werden als Hausthiere gehalten und nützen durch Fleiſch, Eier und Federn. Sie ſind über alle Klimate verbreitet, eben ſo zahlreich in den kalten als warmen Gegenden, die meiſten brüten in den kalten Gegenden, wan— dern aber im Winter mehrentheils in wärmere Zonen. Ihre intellectuelen Fähigkeiten ſind meiſt geringe, aber es ſind ſcheue und flüchtige Vögel, welche alle aber ſich leicht zähmen laſſen. Man kann höchſtens vier Gattungen aufſtellen, und wenn mehrere aufgeſtellt worden ſind, ſo iſt dadurch mehr Verwir— rung als Klarbeit bewirkt worden. 1* Gakt. Kappengans. Cereopsis. (ereopse. Schnabel ſehr kurz, ſtark, ſtumpf, an der Wurzel faſt eben fo hoch als lang, mit einer Wachshaut bedeckt, welche ſich bis gegen die Spitze hinzieht, dieſe iſt gebogen und wie abgeſtutzt; die untere Schnabellade an der Spitze ausgeſchweift. Naſenloͤcher ſehr groß, in der Mitte des Schnabels ganz offen. Beine mit langem Lauf, laͤnger als die Mittelzehe; die Hinterzehe lenkt am hintern Theile des Laufes ein, und iſt lang; die vordern Zehen mit einer kurzen Schwimmhaut verbunden, da ſie tief ausgeſchnitten iſt. Naͤgel ſehr groß und ſtark. Fluͤgel breit; ihre Deckfedern faſt ſo lang, als die Schwungfedern; die erſte Feder etwas laͤnger als die folgenden. Man hat über die Sitten und die Lebensart des Vogels, welcher dieſe Gattung einzig bildet, noch keinen Aufſchluß. Einige Syſtematiker haben ihn den Wadvögeln beigezählt, allein er hat viel mehr mit den Schwimmpögeln gemein und nähert ſich im Bau des Körpers mehr noch als durch den Schnabel den Gänſen. Taf. 139. Graue Kappengans. Cereopsis novae Hollandiae. Cereopse cendre. Temm. pl. col. 206. Die ganze Form gleicht der einer Gans, aber die Beine find länger, und ein Theil des Schenkels über dem Knie it nackt. Eine gelbe gefurchte Haut bedeckt die Stirne; der Schnabel iſt rein weiß; alles übrige iſt dunkelgrau, auf dem Rücken roſtfarb gewellt, und auf den Deckfedern der Flügel mit runden ſchwärzlichen Flecken; Schwanz dunkelbraun; Schwungfedern ſchwarz. Die nackten Theile der Beine gelblichorangefarb; Zehen und Schwimmhäute ſchwarz. Länge 2½ bis 3 Fuß. Vaterland. Man fand dieſe Gans in der Hoffnungsbai und an den ſüdlichen Küſten von Neuholland. 2˙ t Gatt. Schwan. Cyg nus. ne. Schnabel an der Wurzel hoͤher als breit, mit einem fleiſchigen Hoͤcker, der Schnabel ſtumpf, breit an der Spitze mit einem Nagel und etwas krumm; die Schnabelſchneiden gezaͤhnelt und mit Querplaͤttchen verſehen; Na— ſenloͤcher gegen die Mitte des Schnabels offen; der Unterſchnabel platt; die Zuͤgel glatt; die Hinterzehe nackt. Die Schwäne zeichnen ſich durch ihre Größe, durch ihre Schönheit, durch ihre zierliche Geſtalt, durch ihre angeneh— men Manieren und durch ihren langen Hals aus. Ruhig und mit einem gewiſſen Anſtand gleiten ſie über die hellen Ge— wäſſer hin, deren ſchönſte Zierde ſie ſind. Sie nähren ſich von Körnern, Waſſerpflanzen und Inſekten. Zwiſchen Schwa— nen, Gänſen und Enten eine beſtimmte, ſtrenge Gränzlinie zu ziehen, iſt ſehr ſchwer, die Formen gehen unmerklich in einan— der über. Doch unterſcheiden ſich die eigentlichen Enten im Bau der Luftröhre dadurch, daß die Männchen aller bekannten Arten eine mehr oder weniger zuſammengeſetzte Luftröhre haben, wie wir anführen werden. Sie fliegen ſchwer, langſam, aber lange und hoch. Taf. 140. Der Singſchwan. Cygnus music us. Cygne sauvage. Das ganze Gefieder des alten Vogels iſt rein weiß, Kopf und Nacken ausgenommen, welche gelb find; Schnabel ſchwarz, an der Wurzel gelb; Gegend um die Augen gelb; Augen braun; Beine ſchwarz. Der junge Vogel hellgrau, der Schnabel matt ſchwarz, die nackte Wachshaut um die Augen fleiſchfarbblaulich; Beine grauröthlich. Bei der zweiten Mauſer tritt das Weiße ſchon vor. Länge 4½ Fuß bis 4 Fuß 9 Zoll. 429 Vaterland. Dieſer große und ſchöne Schwan bewohnt den Norden beider Welten, Sibirien, Island, Grönland, das nördliche Norwegen, Schweden. In kalten Wintern beſucht er die Küſten von Frankreich, Holland, England und des nördlichen Deutſchlands, geht aber auch oft landeinwärts und beſucht die großen Flüſſe und Landſeen, mehrentheils in kleinen Geſellſchaften, zuweilen auch einzeln. Auf feinen Zügen geht er bis Griechenland, Kleinaſien und Egypten, daher die Alten ihn wohl kannten. In Sibirien verbreiten ſie ſich weit gegen Norden. In der Hutſonsbai kommen ſie zu Ende Mai an, brüten in großer Menge an der Küſte, auf den Inſeln und den Binnenſeen, im Herbſt aber ziehen ſie nach den ſüdlichen Theilen von Nordamerika, ſogar bis nach Carolina und Luiſiana. Auf den Seen Lapplands brüten ſie auch häufig. Eigenſchaften. Der Bau ſeiner Luftröhre unterſcheidet dieſen Schwan ſehr vom ſtummen oder zahmen Schwan. Sie geht nemlich in den weiten und hohlen Kamm des Bruſtbeins, biegt ſich dann trompetenförmig um, und geht wieder aufwärts ſich nach innen wendend in die Lungen. Ob dieſer Bau ſie dazu eignet die Töne hervorzugeben, welche den Namen des Singſchwans erzeugt haben, iſt ungewiß aber wahrſcheinlich. Wenn auch dieſe Töne nicht Geſang genannt werden können, ſo klingen ſie doch ſehr angenehm. Wenn er nemlich in kleinen Schaaren hoch in der Luſt umherzieht, ſo läßt er feine wohlklingende melancholiſche Stimme, wie fernher tönende Poſaunen uugh uugh erklingen. Dieſe Töne müſſen dem Nordländer um ſo angenehmer ſeyn, als ſie ihm die Annäherung einer mildern Jahrszeit verkünden. Neben dieſen Tönen geben ſie noch andere von ſich; werden ſie während dem Schwimmen erſchreckt, ſo ruft das Weibchen dem Gatten ein lautes ang, welches derſelbe ebenſo, aber tiefer beantwortet. Schon im Gange und in ſeinem ganzen Betra— gen unterſcheidet ſich der Singſchwan vom zahmen Schwan, er trägt den Hals aufrecht wie eine Gans und nicht Sför— mig wie der zahme. Sie ſchwimmen vortrefflich und mit eben dem Anſtande wie die zahmen Schwäne, man erkennt ſie aber an ihrem geraden Halſe ſchon von Weitem. Sie können auf dem Lande gut und ſchnell lanfen, und benehmen ſich dabei wie die Gänſe, auch iſt ihr Gang wackelig. Sie ſind, wenigſtens wenn ſie zu uns kommen, ſcheu und laſſen nicht gut an ſich kommen, das Auffliegen macht ihnen einige Mühe und wird mit großem Geräuſche begleitet, wenn ſie aber einmal fliegen ſo geht der Flug raſch und weit. Alte und Junge werden leicht zahm, ich ſah angeſchoſſene alte Schwäne in weniger Zeit ganz zahm werden. Zu uns kommen ſie meiſt nur in harten Wintern, ſind aber, da man ſogleich Jagd auf ſie macht, ſcheu, und halten ſich meiſt in der Mitte der Gewäſſer, wo ſie vor Angriffen aus dem Hinterhalt ſicher ſind. Tauchen können ſie nicht, allein ſie ſuchen ihre Nahrung mit untergetauchtem Halſe, wobei ſie wie die Enten ganz auf dem Kopfe ſtehen. Da ſie dieſe nur an ſeichten Orten finden, wo ſie den Boden erreichen können. Des Nachts, beſonders beim Mondenſchein, ſind ſie ebenfalls thätig und fliegen umher. Der Flug iſt ſchwer und langſam aber hoch. Sie entfernen ſich ſelten weit vom Waſſer. Nicht alle Schwäne des Nordens wandern, viele bleiben zurück, z. B. in Island, und bringen dann den Winter in den offenen Buchten und den warmen Gewäſſern zu, gegen Ende Februars gehen ſie dann auf die kleinen ſüßen Teiche, und bleiben da bis zu Ende Aprils, wo die meiſten auf die höhern Bergſeen ziehen, wo ſie brüten. Im Sommer iſt der alte Schwan an Bruſt und Bauch gelber als im Winter. Nahrung. Verſchiedene Arten von Waſſerpflanzen, Inſekten, kleine Schalthiere, vielleicht auch Fiſchbrut. Fortpflanzung. Das Neſt wird in ſchilfreichen Teichen und Bergſeen und faſt immer im ſüßen Waſſer ange— legt. Es iſt groß und breit, und beſteht aus Binſen und andern Waſſerpflanzen, wird entweder im Schilfe am Ufer oder wie das des gehörnten Tauchers mitten im Waſſer gebaut. Darein legt das Weibchen im Anfange des Mai 's bis 7 Eier, wenig kürzer und dicker als die des ſtummen Schwans, mit ſehr grober und poroſer Schale, und meiſt noch mit einer kalkartigen Kruſte überzogen; die Farbe iſt meiſt olivengrün weißlich, bald etwas heller, bald dunkler bis ins bräun— liche ziehend. Das Neſt iſt mit den Dunen des Weibchens, welche es ſich ſelbſt ausrupft, gefüttert. Im Jahr 1809, erzählt Meyer, legte ein Weibchen in der Gegend von Geisheim am Rhein, auf eine mit Gebüſch bewachſene ſandige Erhöhung vier Eier, welche man einer zahmen Gans unterlegte, die ſie aber, ſtatt zu bebrüten, fraß. Das Weibchen ſoll vierzehn Tage am Neſt bauen, unterdeſſen ſchwimmt das Männchen in der Nähe umher und wacht. Sobald ein anderer Schwan oder eine Gans ihm nahe kommt, ſchießt es mit hocherhobenen Flügeln auf ſie los, und ſucht ſie wegzujagen. Stoßen aber zwei Männchen, deren Weibchen nahe beiſammen geniſtet haben, auf einander, ſo beißen ſie ſich und ſchlagen ſich mit den Flü— geln oft blutig; endlich bleiben beide innert einer Gränzlinie, welche ſie nicht überſchreiten; geſchieht es aber doch, ſo geht das Gefecht von neuem an. Das Weibchen ſoll 30 Tage brüten, die Jungen kommen ſehr entwickelt aus den Eiern und ſuchen im Flaumkleinde ſogleich im Waſſer ihre Nahrung. Sie werden dann von beiden Eltern geführt und beſchützt und vertheidigt, nicht nur fo lange fie klein, ſondern wenn fie eben fo groß wie die Alten find. Das zärtliche Männchen ſitzt oft bei dem brütenden Weibchen auf dem Neſte, doch ohne ſelbſt die Eier zu erwärmen. Schon im Oktober ſind die Jungen erwachſen. Jagd. Man fängt ſie in ihrem Vaterlande, beſonders zur Mauſerzeit, da ſie, wie viele Enten die Federn faſt plötzlich ver— lieren und einige Zeit nicht fliegen können, lebendig, und ſammelt dann auch die Federn. Sonſt werden ſie auch geſchoſſen. Nutzen leiſten ſie durch ihre Eier, ihr Fleiſch und ihre Federn, die Jungen haben ein zartes und wohlſchmeckendes Fleiſch und ſelbſt das der Aeltern, nur nicht gar zu alten iſt noch gut, wie ich ſelbſt zum Erſtaunen wahrnahm, da ich es für ſehr hart hielt. Die Federn geben treffliche Decken und Kiſſen, und die Schwungfedern Schreibfedern. Ein ſolcher Schwan hat daher einen nicht unbedeutenden Werth. Die Haut mit den Flaumfedern zubereitet it ein Modeartikel gewor— den, indem daraus ſehr ſchöne aber zarte und leicht verderbende Palatinen gemacht werden. Von Schaden iſt nichts bekannt. Man will in England einen neuen dem Singſchwan ähnlichen Schwan entdeckt haben. Wingate der Entdecker nennt ihn Cygn. Bewickii, er ſoll ſich durch einen verſchiedenen Luftröhrenbau auszeichnen. Die Farbe iſt weiß, Stirn und Wange roſtfarb gefleckt, an der Schnabelwurzel ein gelber Höcker, Beine ſchwarz, Schwanz keilförmig mit 18 Federn. Taf. 140. Der zahme Schwan. Cygnus olor. Le Cygne tubercule. Cygnus gibbus. Meyer. An der Schnabelwurzel ein ſtarker ſchwarzer Höcker. Der übrige Schnabel rothgelb, mit Ausnahme des Randes, der Naſenlöcher und der Spitze, welche ſchwarz ſind, auch der Augenring iſt ſchwarz; Augen braun, Beine ſchwarz, leicht röth— lich überlaufen. Das ganze Gefieder rein weiß. Länge 4½ Fuß. 108 430 Das Weibchen iſt kleiner, der Schnabelhöcker geringer und der Hals dünner. Die Jungen find braungraulich, Schnabel und Füße bleifarb, und erſt im dritten Jahr wird das Gefieder rein weiß. Vaterland beſonders die Binnenmeere des öſtlichen Europas und die großen Seen der öſtlichen Gegenden, häufig in Sibirien. Auf der Oſtſee find fie häufig, und niſten auf den Seen Kurlands, Rußlands u. ſ. w., nie kommt er auf feinen Zügen bis nach der Schweiz hinauf. Gezähmt findet er ſich beſonders häufig um Berlin, Potsdam und Waldau, auch in Holland. Auch in ſeinem wilden Zuſtande wird er faſt an allen Orten geſchützt. Im Winter ziehen die ungezähmten ſüd— lich oder ſuchen offene Gewäſſer und Sümpfe auf. Eigenſchaften. Seine Luftröhre iſt ganz einfach und nicht wie beim Singſchwan, die Töne, welche er von ſich giebt, beſtehen nur in einem dumpfen Ziſchen, einem unbedeutenden Schnurren und Brummen und einem leiſen Gequakel, welches Männchen und Weibchen gegen einander ſo oft ſie ſich begegnen oder gegen die Jungen hören laſſen. Bei Verwun— dungen oder wenn man ſich den Eiern nähert, laſſen ſie blos einige abgebrochene, ängſtliche, ſtöhnende und ſchreiende, aber keineswegs angenehme Töne hören. Sein Gang iſt langſamer als der des Singſchwans, und den Hals trägt er immer Sfür- mig gebogen. Sie werden ſehr zahm, und ihrer Schönheit, ihres Anſtandes und ihrer zierlichen Bewegungen wegen auf Seen, Flüſſen, Graben und Teichen zum Vergnügen gehalten. Es giebt nichts ſchöneres, als wenn auf den hellen Gewäſſern eines Sees die zahmen Schwane herum rudern und durch Aufhebung der Deckfedern der Flügel natürliche Segel bilden, und ſich vom Winde treiben laſſen. Die ganze Landſchaft gewinnt dadurch einen Schein der Ruhe, der Behaglichkeit und des Friedens. Er liebt nicht nur die Geſellſchaft ſeines Gleichen, ſondern fügt auch andern Waſſervögeln kein Leid zu, wenn er Nahrung genug hat, obſchon er im Schnabel und Flügeln große Kraft beſitzt. Seine Handlungen ſind langſam und ein— förmig; nur während der Begattungszeit ſchießt das Männchen oft mit ausgebreiteten Flügeln mit der größten Schnelligkeit über das Waſſer. Sie fliegen ſelten, wenn es aber geſchieht, ſo iſt der Flug ſanft und ziemlich ſchnell. Will man die Jungen zähmen, ſo fängt man ſie im Herbſte ein, und löst ihnen das erſte Flügelgelenk ab, damit ſie nicht fliegen können. Sie gewöhnen ſich dann leicht an die Menſchen und folgen ihrem Rufe. Sie erreichen ein ſehr hohes Alter. Man baut ihnen auf den Teichen eigene, ſteinerne mit Holz gefütterte Häuschen, in welchen ſie trocken ſitzen, ſich verbergen und brüten können. Ein ſtarker Schwan wiegt etwa 20 bis 25 Pfund. Nahrung. Allerlei Waſſerpflanzen, Sämereien und Inſekten, junge Fröſchen, Schnecken, welche er mit ſeinem langen Halſe an ſeichten Orten aus dem Grunde hervor holt. Wie die Enten, ſcheint er in der Wachshaut ſeines Schna— bels ein feines Getaſte zu haben. Brod, Getraide und das gewöhnliche Gänſe- und Entenfutter lieben ſie ebenfalls, und die gezähmten freſſen auch vorgeworfene Fiſche, die wilden aber ſollen ſie nicht freſſen, können ſie auch nicht fangen. Fortpflanzung. Der Schwan brütet nur einmal im Jahr, bei der Begattung machen ſie allerlei poſſierliche Wen— dungen und locken ſich durch abgebrochene Laute. Das Weibchen baut ſein Neſt ins Schilf oder Geſträuche nahe am Waſſer, es beſteht aus Rohrſtengeln, Binſen und Blättern, iſt groß aber ſchlecht gebaut. Inwendig wird es mit Federn ausgefüt— tert, welche das Weibchen ſich aus der Bruſt ausreist. Sie brauchen zum Neſte eine große Menge Materialien, welche ſie meiſt unter dem Waſſer ſuchen, hervorziehen und aufthürmen. Das Neſt wird alle Jahr wieder ausgebeſſert und daher immer größer und feſter, es hat oft 3 Fuß im Durchmeſſer und iſt ſo feſt, daß es einen Mann tragen kann. Am liebſten bauen ſie auf kleine Inſeln. Sie legen 6 bis s hellgrünliche Eier, welche von rauher Schale, ſehr poros und etwa einmal größer als Gänſeeier ſind. Die Zeit des Ausbrütens ſoll beinahe 6 Wochen dauren. Das Männchen iſt ſo zärtlich, daß es ſich neben ſein Weibchen aufs Neſt ſetzt, und mit brüten hilft; ſie halten ſich aber auch immer beiſammen auf. Die Jun— gen ſchreien faſt wie junge Gänſe. Jagd. Sie iſt meiſt ſehr leicht, da der Schwan ein ſehr zutraulicher Vogel iſt, und den Menſchen wenig ſcheut. Der Nutzen des Schwans, ſeine Schönheit abgerechnet, iſt nicht gering. Sie dienen auf Seen und Teichen nicht blos zur Zierde, ſondern halten auch andere Vögel, welche den Fiſchen ſchaden, von denſelben ab. Das Fleiſch der Jungen iſt ganz vortrefflich, das der Alten etwas zähe. Die Federn ſind von vorzüglicher Güte, und werden beſonders zu Betten, Kiſſen u ſ. w. benutzt. Bei Berlin werden die Schwäne, wie die Hausgänſe gerupft, und geben einen bedeutenden Ertrag. Die Schwungfedern geben bekanntlich gute Schreibfedern, und die Flaumfedern dienen zum Putz. Feinde haben ſie am Fuchs und an den Adlern. Taf. 140. Der ſchwarzhalſige Schwan. Anas nigricollis. Cygne col noir. Anas melacorypha Mol. Kleiner als der zahme Schwan, der Hals ſehr dünne, Kopf und die obere Hälfte des Halſes ſammetſchwarz, alles übrige rein weiß; von den Augenlidern bis zum Hinterhaupt läuft eine ſchmale weiße Linie; der Schnabel iſt an ſeiner Wurzel blutroth, an der Spitze ſchwarz, Beine ſchwarzroth. Die Schwungfedern find ſehr dünne, die zweite, dritte und vierte find gleich lang und die längſten. Der Schwanz hat 18 Federn. Ganze Länge 3 Fuß 2 Zoll bis 4 Zoll, Breite 5 Fuß. Vaterland. Südamerika, Chili, Buenos Ayres, die Provinzen am Plataſtrom und die großen Lagunen der Pampas von Buenos Ahres, auch an der Magellansſtraße und auf den Maluinen. Sie ſind dort ſehr gemein und leben in ſehr großen Schaaren oft zu hunderten beiſammen. Eigenſchaften. Es ſind ſehr wilde und ſcheue Vögel, welche faſt immer in der Mitte der Gewäſſer ſchwimmen. Herr Pöppig ſah auf einem See in Chili ihrer viele hunderte und mitten unter ihnen zwei ſchwarze Schwäne, welche aus Neuholland gebracht und verwildert waren. Sie hielten ſich mit den andern beſtändig ſo, daß man ihnen nicht beikommen konnte, immer in der Mitte des Sees, man hatte ſie ſchon mehrere Jahre bemerkt. Der ſchwarzhälſige Schwan hat in ſeinen Sitten ſehr viel mit dem wilden Schwan gemein; er geht nach Herrn Renggers Beobachtung mit geradem Halſe wie dieſer. Sein herrliches Gefieder wird leicht beſchmutzt und es iſt ſchwer reine Häute zu erhalten. Man macht indes häufig auf dieſe Thiere Jagd. Das Fleiſch wird gegeſſen. Die Nahrung beſteht aus Pflanzen, von der Fortpflanzung iſt nichts bekannt. 431 Taf. 140. Der ſchwarze Schwan. Cygnus atratus. Cygne notre. Anas atrata. Lath. Anas plutonia. Ganz ſchwarz glänzend, mit Ausnahme der ſechs erſten Schwungfedern, welche weiß find; der Schnabel und die nackte Haut am Kopf ſind roth; die Beine dunkelgrau. Er iſt etwas dicker als unſer zahme Schwan, hat aber dieſelben eleganteu Formen. Vaterland. Neuholland und Diemensland. Sie ſind auf einigen Flüſſen ſo gemein, daß man von der Beute einer Jagd ein ganzes Canot füllen könnte. Sie find übrigens ſcheu und wild laſſen ſich aber leicht zähmen, und vertragen ſich ſehr gut mit den zahmen weißen. Sie wurden oft nach Europa gebracht, pflanzen ſich aber hier nicht fort. Zu den Schwanen zählt Cuvier einige Arten von Gäuſen, welche zwar eine weniger ſchöne Form, aber einen ähnlichen Schnabelbau haben, einige haben auch Schnabelhöcker an der Wurzel. Dahin gehört die Schwanengans. CEysn. guinéensis. Enl. 947. Anas eygnoides Linn. Sie ſtammt aus Afrika, wird aber häufig in Europa zahm auf den Höfen gehalten. Die ſpornflügelige Gans. Cygn. gambensis. Lath, Synops. Tab. 109. In verſchiedenen Gegenden Afrikas. Die canadiſche Gans. Cyg. canadensis enl. 346. Aus Nordamerika. Gezähmt in Europa. Die ſchwarzrückige Gans. Cygn. melanotos enl, 927. Ceylon. Die weiße Gans. Cygn. candidus, Am Plataſtrom. 3te Gatt. Gans. Ans e r. Oie. Schnabel hoͤher als breit, an der Wurzel zuweilen aufgetrieben, gerade, verkuͤrzt, an der Spitze abgerun— det, durch Querplaͤttchen gezaͤhnt; die obere Lade etwas gebogen und an der Spitze mit einem Nagel; die un— tere platt und ſchmaͤler, Hinterzehe einfach; die Fluͤgel mittelmaͤßig lang, ohne Spiegel. Die Gänſe, wenigſtens die europäiſchen, leben faſt immer in naſſen Wieſen und weiten Sümpfen. Sie gehen nur ins Waſſer um ſich zu baden, ohne darin ſehr lange zu verweilen, obſchon ſie gut ſchwimmen. Sie tauchen nicht, haben einen wackeligen Gang, und gehen mit aufrechtem vorgeſtrecktem Halſe. Sie leben in zahlreichen Schaaren, find ſehr wachſam, mißtrauiſch und ſcheu. Männchen und Weibchen find von außen nicht zu unterſcheiden, die Luftröhre iſt bei beiden Ge— ſchlechtern einfach. Sie mauſern nur einmal, die Männchen ſchreien ſtark und laut. Sie nähren ſich von zarten Kräutern und Sämereien; legen viele Eier und führen die Jungen lange. Die Arten ſind über alle Länder verbreitet, ſie wandern aber faſt alle regelmäßig. Sie ſind zahlreich, haben jung ein vortreffliches Fleiſch und ein reichliches und dichtes Gefieder. Taf. 141. Die Saatgans. Anser segetum. Oie sauvage. Bohnengans, Wildgans, Schneegans, Moorgans. Die Flügel reichen etwas über den Schwanz vor; Schnabel lang und zuſammengedrückt, Schwanz mit einer orangenfar— ben Binde, Nagel ſchwarz. Kopf und Hals braungraulich, Unterhals und Untertheile hellgrau, Rücken, Schultern und Deck— federn der Flügel braun, weiß geſaumt, Bürzel braunſchwärzlich; Unterleib und Gegend um den After rein weiß; Augen dunkelbraun; Beine orangeroth. Bei jungen iſt der Kopf und der Hals ſchmutzig roſtgelb; das ganze Gefieder iſt heller grau, ſehr häufig ſtehen an der Schnabelwurzel drei weiße Flecken. Länge 2 Fuß 6 Zoll. Vaterland. Die arktiſchen Länder, wandert aber regelmäßig alle Herbſt in wärmere Gegenden und iſt dann unge— mein häufig in England, Deutſchland, Frankreich und beſonders in Holland; ſelten in den Gegenden von Centraleuropa, nur zufällig in den mittäglichen Theilen. Sie ziehen in großen Truppen und beobachten dabei eine merkwürdige Ordnung, da fie, wenn ihrer nicht über S bis 10 Stücke find, faſt immer eine ſchiefe Linie, wenn aber viele find eine doppelt ſchiefe Linie oder zwei Schenkel eines Dreiecks bilden, wovon aber der eine meiſt etwas kürzer iſt. Der Führer iſt ein ſehr altes Männchen, welches ſich durch Größe und Stimme auszeichnet. Eigenſchaften. Es find äußerſt ſcheue, vorſichtige Vögel, welche den Jäger ſehr genau vom Wanderer oder Ackers— mann unterſcheiden können. Sie fliegen faſt immer ſehr hoch und außer Schußweite, bald nach dieſer, bald nach einer andern Gegend hin. Wenn ihre Züge im Herbſt hoch in der Luft und eilig nach Weſten gehen, ſo kann man darauf zählen, daß bald Schnee fallen werde, und daß ſie darum mildere Gegenden aufſuchen, gehen aber ihre Züge im Frühjahr nach Oſten, ſo folgt milde Witterung. Ihre Stimme laſſen ſie während dem Zuge beſtändig hören und beſonders wenn einzelne ſich abgeſondert haben, ſo rufen ſie bis dieſe wieder zurück in den Zug kommen. Ihr gewöhnliches Geſchrei iſt ein nicht gar ſtarkes murmelndes taddadadat. Der Gänſerich hat eine viel gröbere Stimme als die Gans, er ſchreit grob Knia und kajaja, die Gans höher klirrä, kgiikgik, kniakok oder kaika, alſo anders als die zahmen Gänſe. Große Flüſſe, Seen, Teiche, vorzüglich aber große Brüche ſind ihr liebſter Aufenthalt, hier trifft man ſie oft zu tauſenden an. Mit Tagesanbruch fliegen ſie in die nahen Stoppeläcker, beſonders auf Haferfelder, und ſuchen Getreidekörner, junges Gras und andere Kräuter auf, gehen aber des Nachts meiſt wieder in die Brüche zurück. Im Herbſt gehen ſie auf die grünen Saatfelder, und ſo auch im Frühjahr, im Winter aber ziehen ſie ſo weit gegen Weſten, bis ſie offene Felder finden. Im April ziehen ſie wieder nach Norden zurück um zu brüten. Sie baden ſehr oft und ſuchen dabei alle Federn naß zu machen. Sie laſſen ſich ſehr leicht zähmen, beſonders Junge, welche man in den erſten Herbſttagen zu fangen ſucht, und werden fo zahm, wie die zahmſten Hausgänſe, brüten aber niemals in unſerm Klima. 432 Nahrung. Dieſe beſteht aus fehr vielen Arten Sämereien, Gras, grünem Getreide, am liebſten freffen fie Gerft und Hafer, aber auch grüne Erbſen und Bohnen. Gezähmt freſſen ſie mit den andern Gänſen Kohl und andere Gemüſe— arten, auch verſchiedene Waſſerpflanzen und deren Wurzeln, beſonders auch Schilfwurzeln; dabei genießen ſie auch Sand und ſchwarze Erde. Fortpflanzung. Sie brüten nur im hohen Norden, in Sümpfen und im niedrigen Geſträuche und legen 10 bis 12 weiße Eier, von der Größe der zahmen Gänſe. Jagd. Sie iſt ſehr ſchwer, da fie ſehr ſcheu und w achfam find, man bedient ſich aber verſchiedener Liſt um an fie zu kommen. In ſehr kalten Wintern und bei tiefem Schnee laſſen ſie ſich leichter ankommen. In Deutſchland fängt man ſie auch haufenweiſe auf eigenen Heerden mit Garnen. Sie werden durch zahme Gänſe hingelockt. Nutzen. Die jungen Saatgänſe ſind vortrefflich zu eſſen, und oft faſt fo fett wie die zahmen, die alten dagegen find ſehr zähe und faſt ungenießbar. Die Federn ſind ſehr gut zu verſchiedenen Zwecken. Schaden thun ſie, da wo ſie häufig ſind, ſehr bedeutenden auf den Saatfeldern durch Abfreſſen der Saat, beſonders im Frühjahr, im Herbſt zerren ſie oft die keimende Saat aus der Erde. Dieſer Gans nahe verwandt iſt die Bläſſengans. Anser albifrons. Naumann Taf. 43. Fig. 62. Sie zeichnet ſich durch eine weiße Bläſſe an der Stirne aus, und hat eine ganz eigene Stimme, faſt wie ein Kranich. Sie brütet ebenfalls im hohen Norden, kommt ſeltener nach Deutſchland, und äußerſt ſelten in die Schweiz, dagegen ſehr häufig nach Holland. Die Graugans. Anser cinereus Naumann Taf. 41. Fig. 60. Sie iſt die Stammutter unſerer zahmen Gänſe, und hat auch ganz das Anſehen und die Größe derſelben. Naumann hat ſie zuerſt deutlich beſchrieben und von der Saat— gans, welche man fälſchlich für die Urraſſe der Hausgänſe hielt, unterſchieden. Sie iſt in unſern Gegenden viel ſeltener als die Saatgans, ſie bewohnt nicht den hohen Norden, ſondern mehr die öſtlichen Gegenden. Sie niſtet ſehr häufig im mittlern Deutſchland an der Saale und Elbe, lebt paarweiſe und legt 5 bis höchſtens 14 Eier. Beide Aeltern führen ihre Jungen ſehr treu. Sie zieht in großen Schaaren aber nie mit den Saatgänſen. Sie laſſen ſich ſehr leicht zähmen, und ſo— gar aus- und eintreiben, können aber nicht fo gut laufen und werden bald fo müde, daß fie abmagern und zu Grunde gehen, wenn man ſie oft weit treibt. Taf. 141. Die Bernakelgans oder Ringelgans. Anser Bernicla. Oie cravant, Baumgans, Schottiſche Gans. Kopf, Hals und oberer Theil der Bruſt matt ſchwarz; am Halſe ein Ring von weißen Federn, Schultern und Deck— federn der Flügel ſehr dunkelgrau, Mitte des Bauchs braungrau; Seiten ſehr dunkel aſchgrau, jede Feder endigt mit einer weißlichen Binde, Unterleib und Deckfedern des Schwanzes rein weiß; die Schwungfedern, die Flügelfedern der zweiten Ordnung und der Schwanz ſchwarz; Schnabel und Füße ſchwarz, Augen braunſchwarz. Das Weibchen iſt nur etwas kleiner. Den Jungen des erſten Jahres fehlt der weiße Halsfleck; dieſer Theil ſo wie der Kopf und die Oberbruſt ſind grauſchwarz, nur wenig von der Rückenfarbe verſchieden; alle Federn des Rückens und der Bruſt endigen mit einer roſtbraunen Binde, Beine ſchwarzröthlich. Länge 22 bis 23 Zoll. Vaterland. Die Gegenden des arktiſchen Kreiſes beider Welten, eben ſo häufig in Amerika und Aſien wie in Eu— ropa. Sehr gemein in Holland im Winter und Frühjahr, ſeltener an den franzöſiſchen Küſten, nur zufällig in Dentſch— land, und äußerſt ſelten im Innern des Feſtlandes. Eigenſchaften. Sie fliegen in großen Schaaren in Geſtalt eines Keils und wie die Saatgänſe mit großem Geſchrei; welches wie Rot, rot tönt, daher der Name Rotgans. Sie ſollen aber gar nichts von der Schlauheit anderer wilden Gänſe haben, ſehr dumm ſeyn und ſich leicht fangen und ſchießen laſſen. Sie werden auch ſehr leicht zahm, und können wie anderes Hausgeflügel gehalten werden, ob ſie ſich auch in der Gefangenſchaft fortpflanzen, iſt nirgends erwähnt. Nahrung. Sie nährt ſich außer der Brutzeit meiſt von Seethierchen, beſonders von Fliegen und andern Waſſerinſek— ten, Schal- und Weichthieren, weniger von Körnern, Sämereien und Waſſerpflanzen. Fortpflanzung. Sie niſtet auf Wieſen und in Brüchen im hohen Norden und legt weißliche der Eiderente an Größe ähnliche Eier. Nutzen. Das Fleiſch dieſer Gans iſt vortrefflich, fie wird beſonders häufig in Holland gegeſſen und ordentlich ge— mäſtet. Die Federn ſind eben ſo gut zu gebrauchen wie von den zahmen Gänſen. Vom Schaden aber iſt gar nichts bekannt. Die übrigen in Europa vorkommenden Gänſe find die weißwangige Gans. Anser leueopsis. Naum. Nach— träge Taf. 39. Fig. 77. Sie bewohnt den arktiſchen Kreis beider Welten. Den Winter bringt ſie in den gemäßigtern Län— dern zu, in Holland iſt ſie ziemlich häufig, ſeltener im nördlichen Deutſchland und an den franzöſiſchen Küſten. Kann leicht gezähmt werden, iſt aber übrigens ſehr ſcheu und ſchlau. Die Rothhalsgans. Ans. ruficollis. Friſch Vö— gel Taf. 157. Im nördlichen Aſien, an den Küſten des Eismeeres, zufällig auf dem Zuge in Rußland, ſehr ſelten in Deutſchland und noch ſeltener in England. Die Schneegans. Ans. hyperboreus. Naum. Nachtr. Taf. 23. Fig. 46. Ganz weiß, die Spitzen der Schwungfedern ſchwarz, Schnabel und Beine roth. In den arktiſchen Gegenden beider Welten, beſonders häufig in Sibirien, gegen den Winter verläßt ſie ihr Vaterland und fliegt ſchaarenweiß nach Süden, auf ihren Zügen kommt ſie zuweilen nach dem nördlichen Deutſchland, nach Brandenburg und Niederſchleſien, äußerſt ſelten mehr ſüdlich. Die egyptiſche Gans. Ans. acgyptins. Anser varius. enl. 379. Dieſe Gans, welche eigent— lich in Egypten zu Haufe iſt, wurde einigemale in Deutſchland geſchoſſen. Da man aber dieſe Gans hier und da als Haus— gans hält, fo wäre es möglich, daß dieſe geſchoſſenen keine eigentlich wilde, ſondern nur entflohene wären. Herr Brehm giebt noch einige Arten an, deren Artexiſtenz aber noch zweifelhaft ſcheint. Unter die ausländiſchen Gänſe gehören die Magellaniſche Gans. Ans. magellanicus. En]. 1006. Sie ſoll das Weibchen der weißflügeligen Gans Aus. leucopterus ſeyn. In Südamerika, beſonders auf den Maluinen. Die ſüdliche Gans. Ans. antareticus Zool. dela coquill. pl. 50. auf der Südſpitze von Amerika und den Maluinen. 433 4te Gatt. Ent e. An as. Canard. Schnabel an der Wurzel breiter als hoch, zuweilen mit einem Hoͤcker; der Rand durch Querplaͤttchen ge zaͤhnelt; der Oberſchnabel mit einem gekruͤmmten Nagel an der Spitze; die Zügel beſiedert; auf dem Flügel ein Fleck von verſchiedenen Farben, welchen man Spiegel nennt; die erſte Schwungfeder von der Laͤnge der zweiten oder etwas kuͤrzer. Die Beine ſtehen weit nach hinten, die Fuͤße mit vier Zehen, die vordern drei ganz in die Schwimmhaut verwachſen; die Hinterzehe frei, und hoͤher als der Fuß eingelenkt, oder nur mit einer rudimen— taren Schwimmhaut. Die Enten bilden eine ſehr zahlreiche Gattung nützlicher Vögel, welche über die ganze Erde verbreitet ſind, jedoch ſo, daß weit die meiſten in den kältern Zonen brüten, im Winter aber in die wärmern ſich begeben. Sie leben an Sümpfen und auf Meeren, Seen, Flüſſen und Teichen; gehen meiſt ſchlecht und wackelig, ſchwimmen dagegen vortrefflich, einige find ſehr gute Schwimmtaucher, andere tauchen gar nicht, oder nur in der Noth. Sie leben außer der Brütezeit gefellig und wandern oft in großen Schaaren, zur Begattungszeit aber trennen ſie ſich paarweiſe und leben in der eingeſchränkten Monogamie, das heißt, das Männchen nimmt weder am Neſtbau, noch am Brüten, noch an der Führung und Ernährung der Jungen Theil. Die zahmen Enten haben hierin ihr Naturel geändert und leben in der Vielweiberei. Das Männchen der wilden Arten iſt während dem Brüten meiſt in der Nähe des Weibchens. Die Jungen, welche gleich in den Flaum— federn ins Waſſer geführt werden, ernähren ſich ſelbſt, und werden von der Mutter, nur bei wenigen Arten auch vom Va— ter, geleitet und beſchützt; ja dieſer verläßt meiſt das Weibchen, wenn die Jungen ausgebrütet ſind. Die Enten brüten ohne alle Ausnahme an fügen Gewäſſern, wenig Arten aber auch zuweilen am Meere. Auf ſolchen Seen verſammeln ſich oft die Enten einer großen Gegend zum Brüten, fo erzählt Faber vom See Mywaten in Island, dem größten See der Inſel, daß er der Verſammlungsort der meiſten brütenden Enten des Nordens von Island ſey. Die Männchen ſchwimmen dann ganz zahm vor den Neſtern der brütenden Weibchen herum, und wenn man die brütenden Weibchen vom Neſte jagt, ſo ſtrei— chen ſie ihnen mit zärtlichen Liebkoſungen über das Waſſer entgegen, und treiben ſie vor ſich her. Sie niſten beſonders auf den kleinen Inſelchen des Sees, deren er über 50 hat, und legen ihre Eier unter Angelika und andere Schirmpflanzen. Die Einwohner ſammeln im Juni auf dieſem See eine Menge Eier, deren Zahl von den eierlegenden Enten wieder ergänzt wird. Sie haben die Gewohnheit, daß mehrere Weibchen ſowohl von einer und derſelben, als von verſchiedenen Arten ihre Eier zuſammenlegen, welche dann alle entweder gemeinſchaftlich, oder auch von dem Stärkern, welcher das Schwächere ver— jagt, ausgebrütet werden, beſonders iſt dies der Fall mit der Berg- und Eisente. Das Neſt iſt kunſtlos aber mit einem Kranz von Flaumfedern verſehen, welche das Weibchen ſich ſelbſt ausrupft. Werden ſie plötzlich vom Neſte verjagt, ſo beſudeln ſie die Eier mit Koth, ſonſt bedecken fie dieſelben mit den Flaumfedern. Die Eier aller Enten find eiförmig, ungefleckt und aus verſchiedenen Schattirungen von Weiß bis zu Grün oder Olivenfarben gefärbt. Sie legen viel, von 7 bis zu 14 Eier. Die Weibchen ſind meiſt kleiner und faſt bei allen bekannten Arten iſt das Gefieder ſehr vom männlichen verſchieden, und bei weitem weniger ſchön. Die Jungen vor der erſten Mauſer tragen alle das weibliche Kleid. Die Mauſer iſt bei den meiſten Arten doppelt im Juni und November, aber nur bei den Männchen verändert ſich die Farbe. Die Männchen aller bekannten Arten haben an der Luftröhre verſchiedene Erweiterungen und Verengerungen, und die meiſten beſonders am untern Luftröhrenkopf eine zum Theil knöcherne zum Theil häutige Trommel von verſchiedener Größe und Geſtalt, erſt in dieſer theilt ſich die Luftröhre in die beiden Aeſte. Die Luftröhre iſt bis zu dieſer Trommel bald ganz einfach, bald mit einer oder mehreren Erweiterungen und Verengerungen verſehen, welche entweder blos in Erweiterungen der Ringe beſtehen, oder eine ganz knöcherne Höhle bilden. Auch der obere Luftröhrenkopf iſt bei einigen ganz knöchern. Dieſer Bau hat ganz beſtimmt Einfluß auf die Stimme, ſcheint aber dieſe nicht zu erhöhen, ſondern eher zu dämpfen; ein anderer Nutzen iſt davon nicht bekannt. Durch dieſes, durch die Verſchiedenheit der Farben beider Geſchlechter und durch die doppelte Mauſer unterſchei— den ſich die Enten von den Schwänen und Gänſen, ſo daß ſich die Trennung durch anatomiſche Gründe rechtfertigen läßt. Von allen den zahlreichen Entenarten, welche im Winter unſere Seen bedecken und jährlich aus Norden kommen, bleibt gewöhnlich die einzige Stockente oder wilde Ente, die Stammraſſe unſerer Hausente, während der Brütezeit bei uns, alle andern wandern nördlicher und pflanzen ſich in jenen Gegenden fort, und von den übrigen niſtet nur die Pfeifente Anas Penelope und die Löffelente in Holland, ſelten auch die Schellente. Die Enten ſind Vögel, welche auch einen Theil der Nacht in Thätigkeit ſind. Ihre Züge gehen meiſt an der Morgen— und Abenddämmerung vor, und in Mondſcheinnächten ſind ſie die ganze Nacht munter. Der Flug der Enten iſt ſchnell mit ſehr viel Schwingenſchlägen, aber ſehr pfeifend und geräuſchvoll, und wenn ein Trupp Enten in der Nähe auf ein Waſſer fällt, ſo entſteht ein ordentliches Brauſen; man hört ſie daher ſehr weit, beſonders in der Stille der Nacht. Die Enten, welche im Winter auf unſere Seen kommen, halten ſich am Tage immer in der Mitte des Sees auf, wo ſie von allen Sei— ten ſich umſehen können, oder in den Buchten, wo fie vor den Winden mehr geſichert find und ſeichten Grund finden, aber niemals im Rohr. Sie ſind ungemein ſcheu und fliehen vor den Schiffen immer auf Schußweite, und es gelingt nicht an— ders ſie zu überraſchen als wenn man thut, als ob man ſie nicht achte, und neben ihnen vorbei fährt, ſteuerte man gerade auf ſie, ſo würde man nie zum Schuſſe kommen. Wenn ſie tauchen, ſo bleibt immer eine oder einige oben um zu beobach— ten was vorgeht, es müßte denn ſeyn, daß auf der weiten Fläche kein Boot ſichtbar wäre. Fängt erſt eine von der Truppe an die Flügel zu lüften, dann kann man ſicher ſeyn, ſie werden ſich bald erheben, und im brauſenden Fluge begiebt ſich die ganze Schaar auf die Flucht. Sitzen ſie ein, ſo geſchieht es immer ſchief, ſo daß ſie oft von der Gewalt des Fluges noch fort geſtoßen werden. Nur des Nachts gehen ſie ans Land und ſuchen ſich da Nahrung, oder ſuchen am Ufer ſolche Plätze aus, wo ſie mit dem Kopfe untergetaucht im Schlamme wühlen können. Diejenigen, welche tauchend ihre Nahrung ſuchen, gehen nicht ans Land, oder doch ſehr ſelten, und tauchen alle Augenblicke. Sie tauchen mit an den Leib gezogenen Flügeln, und einige können lange unter Waſſer bleiben. Wird eine angeſchoſſen und fie kann tauchend den Boden erreichen und ſich an Waſſerpflanzen feſtbeißen, ſo kommt ſie nicht mehr hervor und geht verloren. Im Winter lagern ſich oft ganze Züge auf dem Eiſe und man trifft bei ſehr weniger Kälte oft einige erfrorne an. Angeſchoſſene tauchen oft auch unter das Eis und bleiben unten; ſelbſt ſolche Enten, welche ſonſt nicht tauchen, ſuchen verwundet ſich durch tauchen zu retten, und gehen verloren. Man kann ſich ihnen am beſten nähern, wo der rudernde Mann in einem grünen oder aus Borken gemach— 109 ten Häuschen verborgen iſt, der Schütze muß fih dann bücken und ſich hinter das Schiffsbord oder noch beſſer fich in einem ähnlichen Häuschen verbergen; ſo kann man fich oft den vorſichtigſten Enten doch annähern. Auf großen offenen Gewäſſern it aber die Entenjagd immer ſchwierig und wenig ergiebig. Man it daher auf andere Mittel gefallen die Enten in größerer Anzahl zu fangen. Die beſte und ergiebigſte Fanganſtalt iſt der ſogenannte Entenkoy, die man in Holland und an vielen andern Orten wohl kennt, und damit jährlich tauſende von Enten fängt. Man wählt dazu einen Teich oder eine Bucht, aus welchem nach den vier Winden eben fo viele, immer ſchmaler und ſeichter werdende, und zuletzt auslaufende Kanäle gehen, die anfänglich mit hohen Bügeln und weitem Gitterwerk überſpannt ſind, was weiter hinten enger wird und endlich in einen ganz engen Garnſack ausläuft. An den Seiten der Kanäle ſind Rohrwände angebracht, hinter welchen ſich der Entenfänger verbirgt. Nun hat man gezähmte Lockenten, welchen man an dieſen Orten gewöhnlich Futter giebt. Sobald nun auf dem Teiche viele wilde Enten angekommen ſind, ſucht man die zahmen durch Futter zu locken, und die wilden folgen ihnen nach; ein kleiner abgerichteter Hund, der in dem benachbarten Buſchwerk befindlich iſt, treibt die wilden Enten nach den Wänden hin und dieſe folgen den zahmen nach, welche in die Kanäle ſchwimmen und ſo die Enten ins Garn bringen. So fängt man in Holland und in andern Gegenden am Rheine jährlich viele tauſend wilde Enten. Auf Sylt fängt man manches Jahr an 20,000 Stücke lebend, ja oft binnen wenig Stunden mehrere hundert. Die Enten, welche in den Koy gehen, gehören aber alle zu denen, welche nicht tauchen, mit Ausnahme der Brandente, welche ſelten hineingeht, und wenn ſie auch gefangen wird, läßt man ix wieder frei, weil dieſe Art nicht gegeſſen wird. Die häufigſte, welche gefangen wird, ift die Kriechente. An den Buchten der Oſtſee, an der Küſte Jütlands 0 man auch die tauchenden Enten, welche in ungeheurer Anzahl dahin kommen, unter Waſſer, indem man bei ſtillem Wetter große lange Klebegarne, denen ähnlich, welche man zum Lerchen— fange bei Tage gebraucht, ins Waſſer hängt, in dieſen verwickeln ſich die Enten beim Untertauchen und fangen ſich. Sie werden bei Kiel oft in einem Winter mehr als 7000 Stück nur Bergenten und noch weit mehr Eisenten gefangen, ſo daß man oft ganze mit Enten befrachtete Wagen nach Hamburg ſchickt. Am Bodenſee fängt man die Enten mit Vogelleim, den man auf große Korkſtücke ſtreicht, welche man durch lange Schnüre an einander bindet und in den Buchten ſchwimmen läßt. Die Enten wollen auf dieſen Korkſtücken ausruhn und bleiben daran kleben, allein von ſolchen Enten kann man nur das Fleiſch benutzen, die beſchmutzten Federn gehen verloren. Man kann alle Arten von wilden Enten zähmen, aber die meiſten pflanzen ſich in der Gefangenſchaft nicht fort, und die aus der Familie der Tauchenden laſſen ſich weniger gut behandeln, da das Waſſer zu ſehr ihr Element iſt, und ſie weniger von vegetabiliſcher Nahrung leben, ihr Fleiſch iſt auch bei weitem nicht ſo angenehm, als das der nicht tauchenden und bei einigen nähert es ſich im Geſchmack den Tauchern, da ſie auch Fiſche freſſen. Da es der Zweck dieſer Blätter nicht erlaubt ſehr viele Abbildungen der Enten zu geben, ſo mag hier eine Ueberſicht der Arten an ihrem Orte ſeyn. Die in Europa vorkommenden Arten kommen größtentheils auch im nördlichen Aſtien und in Nordamerika vor, jedes dieſer Länder hat indes eigene Arten. Die erſte Abtheilung begreift die Enten, deren Hinterzehe frei und ohne Haut iſt. Sie nähren ſich von Vegetabilien, Inſekten und Fiſchen, tauchen aber meiſt gar nicht. Es gehören dahin, als in Europa vorkommend: Die Kaſarka. Anas rutila. Pall. Naumann Vög. Nachträge Taf. 23. Fig. 47. junger Vogel. Im öſtlichen Europa, bis nach Perſien und Indien; zufällig auf dem Zuge in Oeſtreich, Ungarn und Deutſchland, niemals an den Küſten des Oceans, auch in Afrika. Niſtet an den großen Flüſſen von Rußland in hohlen Bäumen oder Erdlöchern. Die Brand— ente. A. tadorna. S. unſere Tafel. Die wilde Ente oder Stockente. Anas boschas. Naum. Taf. 44. Fig. 63 und 64. Die Stammraſſe unſerer Hausente zeichnet ſich beim Männchen durch die gekrümmten Schwanzfedern aus. Allenthalben in ganz Europa auf Flüſſen, Seen und Teichen oder in Moräſten. Sie niſtet im Rohr, in naſſen Wie— ſen und ſelbſt, je nach der Gegend und den Umſtänden, auf Baumſtrünken und ſogar auf hohen Bäumen. Die Jungen wer— den dann von der Mutter im Schnabel ins nächſte Waſſer getragen. Sie läßt ſich ſehr leicht zähmen, und lebt, da wo ſie nicht verfolgt wird, als halber Hausvogel. Es bedarf indes mehrerer Generationen ehe ſie ganz gezähmt wird. Als Haus— thier nimmt ſie verſchiedene Farben an; doch hat Männchen und Weibchen, wenn ſie nicht weiß werden, meiſt die Farbe der wilden Stammraſſe mit mehr oder weniger Veränderung. Zwei Varietäten ſcheinen ſich faſt canſtant fortzupflanzen und ſtammen vielleicht von andern Arten ab, die krummſchnäbelige Hausente, und eine andere, welche oben ſchwarz iſt, mit grünem Spiegel und weißem Bauche. Fleiſch und Eier ſind bekanntlich ſehr gut und ſchmackhaft. Sie freſſen faſt alles was aus der Küche abfällt, thieriſches und vegetabiliſches, und find Allesfreſſer, wie die Schweine. Die Schnatterente. Anas strepera. Naum. Taf. 45. Fig. 65. Weibchen, Taf. 46. Männchen. Im Norden von Europa, ſehr häufig in Holland und an den Küſten Frankreichs, ſeltener im Innern, bei uns meiſt nur im Frühjahr. Findet ſich auch in Nordamerika. Der Pfeilſchwanz. A. acuta. Naum. Taf. 51. Fig. 74 und 75. Im Norden von Europa und in Nordamerika, häufig im Durchzug in Holland und im nördlichen Frankreich, auch in Deutſchland und der Schweiz; überwintert im warmen Europa. Die Pfeifente. A. Penelope. Naum. Taf. 72 und 73. Im Norden von Europa, niſtet aber in kleiner Zahl auch in Holland, häufig auf den Zügen in Deutſchland, überwintert im wärmern Europa. Die Löffelente. A. elypeata. Naum. Taf. 49. Fig. 70 und 71. In Holland ſehr häufig, nicht im höhern Norden von Europa und Nordamerika, auf den Zügen in allen Ländern von Centraleuropa, im Winter im wärmern Europa. Die Knaäckente. A, quer quedula. Naum. Taf. 47. Fig. 66 und 67. Häufig auf Seen, Flüſſen und Sümpfen, welche mit vielem Schilf bewachſen ſind, häufiger im wärmern Europa, ſehr häufig in Holland; im Winter in Deutſchland, der Schweiz und dem wärmern Europa, nicht im höhern Norden. Die Kriechente. A. erecca. Naum. Taf. 48. Fig. 68 und 69. Die kleinſte europäiſche Art. Häufig im Norden von Europa und in Nordamerika, auch in Holland, Eng— land, Deutſchland und der Schweiz, doch mehr auf dem Zuge, da ſie im wärmern Europa überwintert. Die zweite Familie begreift die Enten, deren Hinterzehe mit einer fchlaffen Haut verfeben iſt. Sie nähren ſich vorzüglich von zweiſchaligen Muſcheln, Schneckchen, Fiſchen und Fiſchlaich und tauchen vortrefflich. Die Eiderente. Anas molissima. S. unfere Tafel. Die Königsente. A. spectabilis. Naum. Taf. 40, Fig. 58 und 59. Im Eismeer; gemein auf den Orkaden und andern nordiſchen Inſeln von Schottland; weniger zahlreich im baltiſchen Meer und in Norwegen: ſehr häufig in Grönland und Spitzbergen. Sie hat vollkommen die Lebensart der Eiderente und iſt eben fo zahm wie dieſe. Die Brillenente. A. perspieillata pl. enl. 995. Sehr ſelten und zu— fällig auf den Orkaden und den kälteſten Polarländern, ſehr häufig in Nordamerika in der Hudſonsbai und Baffinsbai. Die Sammetente. A. fusca. S. unſere Taf. Die Trauerente. A. nigra. Naum. Taf. 60. Fig. 91 und 92. Im 72 435 den arktiſchen Ländern; ſehr häufig auf ihren Zügen in Holland, England und Frankreich, ihre Schaaren vereinigt mit denen der Sammetente, der Tafelente und der Bergente, bedecken im Herbſt die Meere, welche die Küſte von Holland beſpülen. Bis nach der Schweiz kommt fie äußerſt ſelten. Die weißköpfige Ente. A. leucocepbala. Naum. Nachträge Taf. 40. Fig. 79 und 80. Auf den Salzſeen des öſtlichen Europas, ſehr häufig in Rußland, Livland und Finn— land, auf dem Zuge in Ungarn und Oeſtreich, niemals in Holland und an den franzöſiſchen Küſten. Die Eisente. Anas glacialis. Naum. Taf. 52. Fig. 76. Auf den arktiſchen Meeren beider Welten, zufällig auf ihren Zügen auf den nördlichen Landſeen Deutſchlands und an den Küſten des baltiſchen Meeres, auch an den holländiſchen Küſten. Die Kol— benente. A. rufina, Naum. Nachtr. Taf. 32. Fig. 63 und 64. In den öſtlichen Gegenden des Nordens von Europa, periodiſch auf dem Zuge auf dem caſpiſchen Meere, in Ungarn und der Türkei, weniger regelmäßig auf den Seen der Schweiz, doch alle Jahre auf dem Bodenſee. Eine der ſchönſten europäiſchen Enten. Die Bergente. A. marila. Naum. Taf. 59. Fig. 90. In den arktiſchen Gegenden beider Welten, ſehr zahlreich auf dem Frühlingszuge an den See— küſten von England und Holland; im Herbſt bedecken ihre zahlreichen Schaaren die kleinen Meere von Holland, weniger zahlreich in Frankreich und der Schweiz. Die Tafelente. A. ferina. Naum. Taf. 58. Fig. 87 und SS, und Taf. 57. Fig. 57. Im Norden, ſehr häufig in Rußland, Dännemark, England, überwintert auf den Seen der Schweiz und in Frankreich. Die Schellente. A. clangula. Naum. Taf. 55, Fig. 81 und 82. In den arktiſchen Ländern beider Welten; einige Paare niſten auch in den gemäßigten Ländern, ſie kommen jährlich auf ihren Zügen an die Küſten des Oceans, und viele überwintern auf den Seen der Schweiz. Die Strauß ente. X. fuligula. Naum. Taf. 56. Fig. 83 und 84. In den arktiſchen Ländern beider Welten, häufig auf ihren Zügen an den Seeküſten, ſehr häufig auf den Seen Deutſchlands und der Schweiz, wo fie überwintern. Die weißaugige Ente. A. leucophthalmos. Naum. Taf. 59. Fig. 89. Auf den großen Seen und Flüſſen des öſtlichen Europa; regelmäßig auf dem Durchzuge im öſtlichen Deutſch— land, ſelten in der Schweiz, in Frankreich und Holland. Die Kragenente. X. bistrionica. S. unſere Tafel. Die Stelleriſche Ente. A. dispar s. Stelleri. Pallas spieill. Zool. T. VI. Tab. 5. Mus. Carls. fasc. 1. Taf. 1. Sehr ſelten in Schweden, häufig in Nordamerika. Die meiſten dieſer Entenarten kommen auf ihren Zügen in kleinern und größern Geſellſchaften auf unſere Seen, welche den ganzen Winter mit ihnen bedeckt ſind. Manche Arten kommen meiſt nur im Frühjahr, andere auf dem Herbſt und Frühlingsſtriche. Die Enten der zweiten Abtheilung ſind meiſt vortreffliche Taucher, ihr Fleiſch iſt aber dagegen nicht ſo gut, und ſchmeckt etwas thranig oder moderig, wie z. B. die Sammetente, die Straußente, die Eiderente und die Brand— ente. Von vielen Arten erſcheinen meiſt nur Weibchen oder junge Männchen bei uns, und zwar oft häufig, die alten Männ— chen dagegen ſind ſehr ſelten z. B. von der Bergente, Sammetente, am ſelteſten von der Eiderente, welche überhaupt nur ſelten ſo weit ſüdlich ſich verirrt, und dann ſind es immer Weibchen. Die ſchöne Kolbenente erſcheint alljährlich auf dem Bodenſee, iſt auf dem Zürichſee ſchon ſeltener und noch ſeltener auf den weſtlichen Seen der Schweiz. Den Anfang machen im Herbſt die gemeine wilde Ente, welche man aber den ganzen Sommer durch paarweiſe antrifft, dann erſcheint die Schell— ente, die Straußente, die Tafelente, die Sammetente, die Bergente im November und December. Im Frühjahr meiſt nur kommt die Pfeifente, die Spitzſchwanzente, die Schnatterente, die weißaugige Ente, die Kriechente und die Knäckente, dann auch die Kolbenente oft erſt mit Ende März, äußerſt ſelten und nur als verirrte erſcheinen die Brandente, die weißköpfige Ente, die Trauerente und wohl am ſelteſten die Kragenente und die Eisente, mir find beide niemals in der Schweiz vorge— kommen, ſo wenig als die Prachtente. Nordamerika hat, wie ſchon angegeben, viele Enten mit Nordeuropa gemein, dann aber noch beſonders die röthliche Ente. Anasrubida Die amerikaniſche Ente. A. americana. Die Bläſſenente. A. discors. Die Brautente. A. sponsa. Die ſchäckige Ente. A. labradora. Die dickköpfige Ente. A. albeola. Die valisneriſche Ente. A. valisneria; die Ente mit roſtrothem Halsbande. A. rufitorques; die Ente von Jamica. A. jamaicensis. Alle dieſe Enten find in Wilſons amerikaniſcher Ornithologie abgebildet. Unter den nordaſiatiſchen Enten führt Pallas noch an, die Ente mit geſtreifter Bruſt. A. lurida. Im ſüdlichen Rußland. Die gluchſende A. glocitaus In Sibirien. Die Sichelente. A, falcaria. Sibirien und Kamtſchatka. Die ſchöne A. kor mos a. Baikal. Das warme Amerika hat noch mehrere eigene Arten, unter dieſen iſt die Biſamente. A. moschata die bekannteſte, da fie in Europa häufig gezähmt ſich als Hausthier unter dem Namen der türkiſchen Ente findet. Sie ſtammt aus Brafilien, wo ſie noch jetzt wild iſt. Nach Pallas kommt ſie verwildert auch im ſüdlichen Rußland vor. Ferner die Bahama Ente. A. bahamensis. In Braſtlien und auf den Bahamainſeln. Die braſiliſche. A. brasiliensis. In Braſilien. Die weißſichtige. A. viduata. Am Maragnon. Die Herbſtente. A. autumnalis. Cayenne. Die Baumente. A. arborea In Jamaika und Südamerika. Die merikaniſche. A. mexicana. Mexiko. Die goldgelbe. A. fulva. Mexiko. Die Schreiente. A. Jaquini. St. Domingo. Die Neuſpaniſche. A. novae Hispaniae. Mexiko. Die ſpitzſchwänzige Ente. A. spinosa. Südamerika. Die Königsente. A. regia. Chili. Afrika hat als eigene Arten die capiſche Ente. A. capensis. Die Dominikanerente. A. dominicana. Beide am Cap. Die egyptiſche Ente. A. damiatiea. Die rothſchnäbeliche. A. er ythrorrhyncha. Eben- daſelbſt. Die Ente Balbul. A. balbul. Egypten. Die Ente Gattair. A. gattair. In Arabien. Die afrikaniſche Ente. A. africana. Die alexandriner Ente. A. alexandrina. Linn. Die arabiſche. A. arabica. Die Ente Sirſair. Die madagascariſche. A. madagascariensis. enl. 770. Die Nilente. A. nilotica. Das wärmere Aſien beſitzt die zimmetbraune Ente. A. caryophillarea. Indien. Die Ente Hina. A. hin a. Linn. enl. 805 et 806. China. Die chineſiſche. A. galericulata. S. unſere Tafel. Die Ente von Coromandel. A. coromandeliana. enl. 949 et 950. Indien. Die Manilliſche. A. manillensis Ma— nillen. Die Ente von Java. A. javanica. enl. 950. Java. Oceaniſche Arten find die neuſeeländiſche. A. novae Seelandiae Die Ente mit häutigem Schnabel. A. melacorhynehos. Neuſeeland. Die Wammenente. A. lobata S. unſere Tafel. Die Ente Wrangi. A. membranacea. Neuholland. Die Gemähnte. A. jnbata. Neuholland. Die Ente mit weißem Augenring. A. superciliosa. Neuſeeland. Die Ente Radjah. X. radjah. Zool. de la Coq. pl. 49. Inſel Buru. Die Ente mit kurzen Schwimmhäuten. A. melanoleuca. Lath. Mem, du Mus. 7 année. pl. 19. Neuholland. Folgende Arten find wohl hinlänglich die verſchiedenen Typen der Enten darzuſtellen. 436 Taf. 142. Die Brandente. A. tador na. Canard Tudorne. Kopf und Hals ſehr dunkelgrün, untere Theile des Halſes, Deckfedern der Flügel, Rücken, Seiten, Bürzel und Schwanzwurzel rein weiß; Schultern, eine breite Binde über die Mitte des Bauchs, Unterleib, Schwungfedern und Spitze der Schwanzfedern tief ſchwarz; ein breiter Gürtel vom lebhafteſten roſaroth umgiebt die Bruſt und ſteigt bis auf die Höhe des Rückens; Flügelſpiegel grün purpurfaͤrben; am Schnabel ein fleiſchiger, blutrother Höcker bis wo die Stirn aufhört; Beine fleiſchfarb; Auge braun. Das Weibchen iſt kleiner, ihm fehlt der Schnabelhöcker, ſtatt deſſen ein weißlicher Fleck; alle Farben ſind matter; der roſarothe Gürtel iſt weniger breit, und die ſchwarze Binde am Bauche ſehr ſchmal, oft weiß gefleckt. Länge 22 Zoll. Bei ganz jungen iſt die Stirne, das Geſicht vorn, untere Theile des Halſes, Rücken und untere Theile weiß; Kopf, Baden und Nacken braun mit weißen Punkten; Bruſt ſehr hell roſaröthlich, Schulterfedern grauſchwärzlich, hellgrau ge— ſaumt; kleine Deckelfedern der Flügel weiß, grau geſaumt; Schwanzſpitze braungrau; Schnabel braunroth; Beine grau— bläulich. Vaterland. Der Norden von Europa ſo wie deſſen öſtliche Gegenden längs den Küſten des Meeres; ſehr häufig in Holland und an den Küſten von Frankreich; zufällig im Innern von Europa, ſehr ſelten in der Schweiz. Eigenſchaften. Dieſe Ente iſt ein halber Hausvogel und wird allenthalben, wo ſie ſich gewöhnlich aufhält, geſchätzt und gehegt. Ihr Fleiſch hat einen ſehr fatalen Thrangeruch, ſo daß ſie nicht gegeſſen werden. Man trifft dieſen Thrangeruch ſonſt meiſt nur bei ſolchen Enten an, welche untertauchen und ſich größtentheils von Fiſchen ernähren. Die Brandente taucht aber nie nach Nahrung unter, ſondern nur wenn ſie angeſchoſſen iſt, um ſich zu retten. Sie lebt mehr auf dem Lande als auf dem Waſſer, iſt ſehr gut zu Fuß und mehr ein Strand- als ein Seevogel. Sie iſt beſonders zur Brütezeit ſo zahm, daß ſie ſich auf zwanzig Schritte nahe kommen läßt, und dieſe herrliche, bunte Ente gewährt einen ſehr ſchönen Anblick, wenn ſie paarweiſe auf den grünen Wieſen umherläuft. Sie ſchwimmt aber auch ſehr gut und hat wohl den Na— men Brandente erhalten, weil ſie oft am Ufer in den Brandungen ſich aufhält. Sie fliegt auch ſehr gut. Im Winter wan— dern viele aus den nordiſchen Gegenden weg und beſuchen die weniger nördlichen Küſten, doch ſammeln ſie ſich nicht in Schaaren. Ueberhaupt bringen ſie den Winter meiſt im Meere zu. Die Luftröhre des Männchens erweitert ſich in zwei Höhlen, welche durch eine knorpelige Subſtanz gebildet werden, deren Oberfläche ungleich iſt; die rechte Höhle iſt immer doppelt ſo groß als die linke. So zahm dieſe Vögel zur Brütezeit ſind, ſo ſind ſie es weniger auf dem Zuge oder im Win— ter, ſie gehören dann zu den ſehr vorſichtigen und ſcheuen Enten. Man kann ſie ſehr leicht ganz zahm machen, welches am beſten dadurch geſchieht, daß man die Eier einer zahmen Ente unterlegt, ſie ſind eine Zierde der Höfe. Man könnte aber auch mit Recht ſagen, ſie gehören in manchen Gegenden ohnehin unter das Hausgeflügel, da ſie ganz in der Nähe der Dörfer niſten und ſich den ganzen Tag auf den Küſten in deren Nähe aufhalten. Nahrung. Dieſe beſteht in der Freiheit hauptſächlich aus kleinen Conchilien, welche ſie jedoch nur am Strande und den ſogenannten Watten bei zurückgetretener See zur Ebbezeit aufliest und aus den ausgeſpühlten Waſſerpflanzen hervorſchnat— tert. Sie frißt aber auch Uferwürmer, Regenwürmer und Getreide, wahrſcheinlich auch Grasſaamen und andere Saamen. Gezähmt ernährt man ſie wie andere Enten. Fortpflanzung. Die Brandente niſtet entweder in durch andere Thiere verfertigten oder auch durch Menſchenhände eigens für ſie bereiteten Höhlen. So erſcheinen ſie im Frühjahr an den Küſten des nördlichen Frankreichs und verbreiten ſich in den Sandflächen und Sanddünen an der Küſte, wo fie paarweiſe umherlaufen, um die verlaſſenen Kaninchenhöhlen aufzuſuchen, welche ſehr zahlreich in dieſen Gegenden ſind, ſie ſind aber dabei ſehr eigen und wählen gar nicht die erſte, die ſie antreffen, ſondern beſuchen oft ſehr viele, ehe fie eine auswählen, und nehmen nur von ſolchen Beſitz, welche etwa 8 bis 9 Fuß in der Tiefe haben und ſo in die Hügel der Dünen eindringen, daß ſie etwas aufſteigen und zugleich der Sonne ausgeſetzt ſind und von weitem bemerkt werden können. In dieſen Löchern legen ſie ihre Eier ohne im geringſten ein Neſt zu machen, auf den bloßen Sand. Die Brütezeit dauert 30 Tage, und während dieſer Zeit bleibt das Männcheu beſtändig auf den Dünen vor der Höhle und entfernt ſich nur zwei oder dreimal des Tags, um ſeine Nahrung im Meere oder an ſei— nem Ufer zu ſuchen. Am Morgen und Abend verläßt dagegen das Weibchen das Neſt für denſelben Zweck, dann geht das Mänuchen in die Höhle, beſonders des Morgens, ſobald aber das Weibchen zurückkommt, geht es wieder auf die Dünen zu— rück. Wenn man im Frühjahr ein Männchen fo auf der Wache ſieht, kann man ſicher ſeyn, ein Neſt zu finden, man darf nur Acht haben, wie es ſich in die Höhle begiebt; wird aber das Männchen den Lauſcher gewahr, ſo fliegt es auf die entge— gengeſetzte Seite und begiebt ſich zu ſeinem Weibchen auf das Meer. Bei der Rückkehr fliegen beide um das Loch herum, und ſetzen ſich nicht, bis ſie niemand mehr bemerken. Die beiden Aeltern führen die Jungen ins Meer, leiten und beſchützen ſie gemeinſchaftlich; ſie gehen ſchon am Tage ihrer Geburt ins Waſſer, und die Alten führen ſie dahin bei der höchſten Fluth, damit ſie weniger weit zu gehen haben, und haben ſie einmal dies Element erreicht, ſo gehen ſie nicht mehr ans Land. Ueberraſcht man ſie bei dem Zuge nach dem Waſſer, ſo fliegen die Alten davon, thun aber als ob ſie aus der Luft herunterſielen; kriechen gleichſam auf dem Bauche und ſchlagen mit den Flügeln die Erde, um den Jäger von der Brut ab» zulenken. Die Jungen bleiben dagegen ganz unbeweglich, bis die Führer wieder zurückkommen, und man kann ſie leicht fan— gen, wenn man fie entdeckt. Auf den dänischen Inſeln und in Norwegen bereiten die Bewohner der Küſte den Brandenten künſtliche Höhlen in die kleinen begrasten, oder mit Heidekraut und Zwergroſen bewachſenen Dünenhügel, oft dicht bei den Häuſern. Es werden nemlich mehrere verſchiedene Röhren gegraben, welche nach verſchiedenen Seiten hinführen, ſo daß eine Haupteingangsröhre zu allen dieſen Löchern führt; in den Winkeln der Gänge werden die Vertiefungen größer gemacht, und zum Neſte eingerichtet, von dieſen Neſtern geht eine Oeffnung nach oben, welche mit einem Stück Raſen bedeckt iſt, dieſes kann abgehoben werden, und wird täglich abgehoben um nach den Eiern zu ſehen und dieſelben annehmen zu können. Die Weibchen find dann fo zahm, daß man ſie ſtreichlen kann; erſt bei unſanfter Berührung verkriechen fie ſich in die Neben— röhren. Jeder Einwohner eines Hauſes hat einige oder mehrere ſolcher Entenbaue zu 9 bis 12 Neſtern eingerichtet; täglich holt man daraus die Eier weg, und treibt dies zwei bis drei Wochen lang, dann läßt man in jedem Neſt nur 6 Stück Eier zum Ausbrüten liegen, nimmt aber zuvor noch die Hälfte der Dunen weg, welche das Weibchen ſich ausrupft um die Eier zu bedecken, und welche ſo fein wie Eiderdunen ſind. So giebt es Höfe, welche jäbrlich zwei bis dreihundert Eier und ſehr viele Dunen erhalten. Junge Weibchen legen gewöhnlich 10 bis 12, alte bis 15 Eier; durch das Wegnehmen aber legen ſie bedeutend mehr. Die alten nannten dieſe Enten, ihres Niſtens wegen, Fuchsgänſe. Es giebt auf den däniſchen 437 Inſeln Baurenhöfe deren Bewohner jährlich zwei bis dreihundert Enteneier ausnehmen. Dieſe Eier find groß und glänzend weiß, und werden von den Nordländern ſehr geliebt. Sie ſind fetter als von vielen andern Seevögeln, haben aber einen fo eckelhaft tyranigen Beigeſchmack, daß fie vielen widerlich vorkommen. Ihr Nutzen beſchränkt ſich auf den Gebrauch der Eier und der Federn. Schaden thun ſie gar keinen. Taf. 142. Die Eiderente. Anas mollissima. Canard Eider. Ole a duvet. Eider duck. Eidergans. Die Schenkel des Schnabels verlängern ſich ſeitlich bis zur Stirne in zwei platte Lamellen, Schenkel und Füße grau— grünlich. Altes Männchen. An jeder Seite läuft über die Augen vom Schnabel ein ſchwarz violeter Streif der auf der Stirne zuſammenläuft; Nacken und Ohrgegend talkgrün, Backen, Hals, Schultern, Deckfedern der Flügel und Rücken weiß, Bruſt weißröthlichgelb; Bauch, Bürzel, Schwanz und Schwungfedern tiefſchwarz, ebenſo die Seiten des Bürzels und Unterleibs. Männchen im erſten Jahre. Scheitel, Kopf, Backen und obere Theile des Halſes mit weichen Federn beſetzt, braungrau, dunkelbraun gefleckt; von der Wurzel des Schnabels an läuft über die Augen weg eine breite weißliche Binde, mit ſchwarzen Punkten. Der ganze übrige Kopf, Oberhals, der ganze hintere Hals und Nücken braun, die erſten Theile etwas heller roſtfarb geſtreift; Deckfedern der Flügel dunkelbraun, vorderer Theil des Unterhalſes weißlich mit braunen Querbändern, Unterleib von der Bruſt an mit ſchmalen, hell und dunkelbraunen Querbändern; an den Schultern ein ſchwärzlicher Fleck. Zweijähriges Männchen. Kopfplatte ſchwärzlich, Backen, ganzer Hals und Mantel braun und weiß gefleckt, auf dem Mantel beſonders große weiße und braune, ſehr unregelmäßige Flecken. Deckfedern der Flügel weiß; Ohrengegend grünlich; Bruſt weißgelb; Unterleib ſchwarz; dies iſt gerade das Uebergangskleid. Weibchen. Das ganze Gefieder iſt rothbraun mit ſchwärzlichen Querbinden, Deckfedern der Flügel in der Mitte ſchwarz, dunkelrothbraun geſaumt, über die Flügel laufen zwei weiße Streifen, Bauch und Unterleib braun oder dunkel— grau mit ſchwarzen Querbändern. Länge 21 bis 22 Zoll. Dieſe Größe varirt indes fo, daß man wirklich geneigt ſeyn könnte zwei Arten anzunehmen, wie Brehm gethan hat, das eine meiner Männchen, welches abgebildet iſt, iſt faſt ein Drittheil größer als das andere, ob— ſchon beide ganz ausgefärbt ſind, und eben ſo beſitze ich zwei unausgefärbte junge, wovon das mehr ausgefärbte, welches ich als zweijähriges hier beſchrieben habe, ebenfalls um ein Drittheil kleiner iſt, das erſte mißt 27 Zoll, das letzte nur 23 Zoll. Vaterland. Der Norden und Nordoſten von Europa und Aſien, ebenſo in Grönland und Nordamerika. In Europa die Küſten von Norwegen, Schweden, Island, Lappland, Spitzbergen, die Hebriden und Orkaden, überhaupt die Nord— polarmeere, im Winter kommt ſie zuweilen an die deutſchen, holländiſchen und franzöſiſchen Küſten, ſehr ſelten auf die Landſeen im Innern, und dann immer nur Junge oder Weibchen. In der Schweiz ſind Weibchen mehreremale vorgekom— men, alte Männchen nie. Eigenſchaften. Die Luftröhre des Männchens iſt in ihrer ganzen Länge gleich weit, und beſteht aus harten, ganzen, cylindriſchen Ringen, welche durch häutige verbunden ſind; der untere Luftröhrenkopf wird nach vorn breiter, und bildet links einen Knochenvorſprung von ſphäriſcher Geſtalt; der untere Theil des obern Luftröhrenkopfs iſt ſehr vorſtehend. Die Eiderenten ſind außer der Brutzeit ſehr ſcheue und wilde Vögel, was ſehr im Gegenſatz mit der Brutzeit ſteht, wo ſie als halbe Hausvögel angeſehen werden können. Wenn das Weibchen gebrütet hat, ſo verläßt die Mutter gleich die ſüßen Teiche, wenn fie da brütete, und watſchelt mit den kleinen Jungen ins Meer, an deſſen freien Küſten ſie noch im Anfange des Septembers die erwachſenen Jungen führt, und mit einem harten orr zuſammenruft. Im Winter ſammeln ſich alle, in dem offenen Meere, wie an den Buchten, in ungeheure Schaaren und find ſehr wild. Man kann dieſe Schaaren lange hören, ehe man ſie ſieht; man ſollte glauben eine Verſammlung von Menſchen zu hören, welche alle zugleich reden. Die Männchen verlaſſen die Weibchen, wenn die Jungen im Begriff find auszukriechen, und halten ſich in Haufen bis zum Herbſte, wo ſich dann alte und Junge von beiden Geſchlechtern mit einander vereinigen. Sie ſchwimmen und tauchen in den ſtärkſten Brandungen; werden ſie erſchreckt, fo fliegt die ganze Schaar weg. Gegen die Paarungszeit und während derſelben läßt das Männchen ein melodiſches ho — hooo hören, auch aa, aa, oder ein höheres a hub. Zuweilen find fie auch weniger ſcheu, und laſſen an ſich kommen, können aber doch nicht leicht geſchoſſen werden, da fie ein ungemein hartes Leben haben. Werden ſie nur angeſchoſſen, ſo tauchen ſie unter und erſcheinen oft nicht wieder; aber wenn auch ſelbſt das Gehirn ver— letzt iſt und eine Menge Schroote in den Leib dringen, ſo ſterben ſie doch noch nicht gleich, und es giebt wenige Vögel, welche ein zäheres Leben hätten. Sie tauchen vortrefflich, lange und tief bis auf den Boden des Meeres, wo ſie ihre Nah— rung finden. Nahrung. Dieſe beſteht aus kleinen Krebſen und Meerinſekten, beſonders aber kleinen Muſcheln, welche ſie mit den Schalen verſchlucken, auch Waſſerpflanzen. Fortpflanzung. So wild und ſcheu die Eiderenten außer der Begattungszeit ſind, ſo zahm ſind ſie während der Brütezeit, und da die einzelnen Paare jährlich wieder an denſelben Ort zum Brüten zurückkehren, fo kann man fie als wirkliche Hausvögel betrachten, und bedeutenden Nutzen von ihnen ziehen. Mitten im Mai ziehen ſie nach den Brüteplätzen, dazu wählen ſie die Scheeren im Meere, oder Inſelchen in den ſüßen Teichen nahe am Meere, oder an den Mündungen der Flüſſe. Oft findet man die Neſter dicht unter den Mauern der Häuſer, in den Holzſtößen, neben denſelben, ſogar, nach Bojes Bericht, in Norwegen zuweilen in den Küchen der Baurenhöfe. In Island iſt, nach Faber, die Inſel Widbe ein Hauptbrüteplatz der Eiderenten, ein großer Theil dieſer Inſel iſt dann ganz von ihnen bedeckt. Oft wählt das Weibchen zur Anlegung des Neſtes wüſte, unbewohnte Laͤndſpitzen, Inſeln, ausgehöhlte Klippen, überhängendes Geſträuch, und vor 110 438 dem Weſtwinde geficherte Plätze, und baut das Neſt am liebſten ins Gras unter Wachholdergebüſchen. Das Neſt beſteht aus Seegras oder Moos. Es iſt ſcharf verboten auf die Eiderenten zu ſchießen, da fie fo nützlich find, allein dieſes Verbot wird nicht immer gehalten, da die Ente einen guten Braten giebt. Wenn man ſich einem brütenden Weibchen nähert, ſo geht es oft gar nicht vom Neſte, man kann es ſtreicheln und von den Eiern abheben, es ſitzt nachher gleich wieder darauf. An einigen Orten nimmt man die Eier und Dunen weg, an andern blos die Dunen. Das Weibchen macht nemlich ein ſehr kunſtloſes Neſt, rupft aber dabei ſich die Federn aus der Bruſt aus, um die Eier zu bedecken. Die Federn bilden oft einen ſo hohen Rand um das Neſt, daß das brütende Weibchen ſelbſt beinahe davon bedeckt wird, und wenn es weg geht und Nahrung ſucht, die Eier ganz warm liegen. Die Federn geben die bekannten koſtbaren Eiderdunen, welche man nur vom lebenden Vogel bezieht. Man nimmt ſie, ſo wie die Eier, zweimal weg, und zwingt ſo den Vogel zum drittenmale ſich zu rupfen und Eier zu legen, wobei zuweilen dann auch das Männchen Federn hergeben muß. Nun aber läßt man das Weib— chen ruhig brüten. Raubt man ihr auch das drittemal Eier und Federn, ſo verläßt ſie den Ort ganz und brütet das fol— gende Jahr anderwärts. Die Zahl der Eier iſt meiſt fünf oder ſechs, ſie ſind graugrün, einfärbig, und 3 Zoll lang 1 Zoll 9 Linien breit, ſchön eiförmig. Nach Faber iſt das Männchen erſt im fünften Sommer zeugungsfähig und in voller Pracht. Der Nutzen dieſer Ente iſt für die Bewohner des Nordens ſehr beträchtlich, da beſonders die Federn ihm anſehnlichen Gewinn geben. Schaden thut ſie nicht den geringſten. Die ihr nahe verwandte und noch ſchönere Königsente A. speetabilis bewohnt den noch höheren Norden, be— ſonders Grönland, ſie kommt aber auch in Island und dem nördlichen Norwegen vor, iſt eben ſo zahm und hat faſt ganz die— ſelbe Lebensart. Sie brütet oft in einzelnen Paaren mitten unter Eiderenten, daher die Isländer glauben, es ſeyen nur recht alte Eiderenten, was aber unrichtig iſt. Taf. 141. Die Sammetente Annas fus ca. Canard double macreuse. Der Schnabel ohne Höcker; der Spiegel auf den Flügeln weiß; Läufe und Zehen roth. Männchen. Das ganze Gefieder tief ſchwarz, über den Augen ſteht ein halbmondförmiger weißer Fleck; der weiße Spiegel auf den Flügeln iſt klein; der Schnabel platt; die Naſenlöcher und äußern Schnabelränder ſchwarz, das übrige orangegelb; der Schnabel rothgelb; Augen roth, die Füße rothbraun, die Zehen roth mit ſchwarzen Gelenken, die Häute ſchwarz. Weibchen und junges Männchen oben braunſchwarz; untern Theile weißlich, graubraunſchwärzlich geſtreift; zwiſchen Augen und Schnabel und an der Ohrgegend ein weißer Fleck; Schnabel grauſchwärzlich; Augen braun; Läufe und Zehen ſchmutzigroth. Recht alte Weibchen nähern ſich in der Farbe den Männchen, ſo wie junge Männchen den Weib— chen, doch unterſcheiden ſie ſich durch die roſenrothen Füße und durch einen kleinern weißen Fleck hinter den Augen. Länge 20 bis 21 Zoll, das Weibchen iſt wenig kleiner. Vaterland. Der Norden und die arktiſchen Gegenden beider Welten; ſehr häufig auf den Hebriden, den Orkaden, in Norwegen und Schweden; periodiſch auf dem Zuge an den Küſten von England, Frankreich und Holland; gemein im Winter auf den Seen der Schweiz, Deutſchlands und Italiens, wo ſie überwintert. Doch ſind es meiſt nur Weibchen und junge Männchen, welche ſo weit ſüdlich ziehen; alte Männchen gehören unter die Seltenheiten. Eigenſchaften. Die Luftröhre der Männchen iſt ſehr zuſammengeſetzt, der obere Luftröhrenkopf iſt knöchern, ſehr hart, und bildet eine gewölbte, längliche, in der Mitte geſtreifte Büchſe; ungefähr in der Mitte der Luftröhre iſt eine andere, ebenfalls ganz knöcherne runde Büchſe, wie ein Knopf, hinten, wo er an die Halswirbel gränzt, iſt er mehr abgeplattet; der untere Luftröhrenkopf dehnt ſich ebenfalls etwas rechts und links aus, und bildet zwei platte Trommeln. Das äußere dieſer Ente iſt nicht angemehm, ihr kurzer Hals und großer Kopf, ſo wie der dicke und gedrungene Körper giebt ihr ein plumpes Anſehen. Das Weibchen dieſer Ente iſt oft mit der Brillenente verwechſelt worden, was auch Naumann be, gegnet iſt. Dieſe Ente kommt jährlich im November und December auf unſere Seen und überwintert ſehr oft auf denſelben. Man findet ſie einzeln oder in kleinen Geſellſchaften, ſelten in etwas größern Schaaren. Sie beſuchen weit häufiger die Seen als die Flüſſe, und halten ſich fo viel möglich auf dem offenen Waſſer auf, wenn die Gegend nicht ganz ſicher iſt. Nur des Abends nähert ſie ſich dem Lande mehr und ſucht auch am Strande, was etwa von den Wellen iſt ausgeſpühlt worden auf. An ſehr einſamen Orten aber iſt ſie auch am Tage näher am Ufer zu finden, allein ſie iſt vorſichtig und entfernt ſich ſchnell, wenn ſie Jemand bemerkt, ſchwimmt ein Paar hundert Schritte vom Ufer, und verhält ſich da ruhig. Doch iſt ſie im Ganzen weniger ſcheu, als die meiſten andern Entenarten, und läßt ſich in Teichen oft zum Schuſſe kommen. Ueberraſcht man ſie plötzlich, ſo läßt ſie beim Auffliegen ein ſtarktönendes tiefes Krraa hören, faſt wie eine Saatkrähe. Sie taucht ſehr gut und tief, und wenn ſie nur angeſchoſſen wird, ſo kommt ſie oft nicht mehr zum Vorſchein. Sie hat ein ſehr zähes Leben, und iſt ihr nicht der Schädel oder das Rückenmark verletzt, ſo bekommt man ſie nicht. Lebend ergriffen, ſoll ſie nach der Hand ſchnappen. Da die alten Männchen ſehr ſelten bei den Weibchen und Jungen gefunden werden, ſo ſcheinen die letzten allein zu ziehen, und die erſten allein. Nahrung. Dieſe beſteht in kleinen Konchilien, Inſekten und Waſſerpflanzen, wobei fie auch oft kleine Steinchen verſchluckt, welche man immer in ihren Magen antrifft. Fortpflanzung. Sie niſtet innert dem arktiſchen Kreiſe, an den großen Seen der ſchwediſchen Lappmarken, auf der Inſel Gothland und den Scheeren an der ſchwediſchen Küſte, am Seeſtrande oder an ſüßen Waſſern, macht ihr Neſt aus Seegras und Federn, meiſt unter Wachholdergebüſche. Sie legt acht bis zehn große, graulich oder gelblichgrau— weiße Eier. Nutzen. Das Fleiſch iſt nicht vorzüglich und hat einen etwas thranigen Geſchmack, doch iſt es wohl eßbar. Sch ſa— den thun ſie nicht. 459 Taf. 142. Die Krage nente. An as hisigionica Canard d collier ow histrion. Anas minuta. Canard arlequin. Harlequin Duck. Schnabel kurz, zuſammengedrückt, Nagel ſehr ſtark gekrümmt; die Naſenlöcher an der Schnabelwurzel und hoch oben, ſehr nahe beiſammen. Männchen. Hals und Kopf violetſchwärzlich; ein großer Fleck zwiſchen Schnabel und Auge, ein kleinerer hinter den Augen, ein Streif an den Seiten des Halſes, ein Halsband, welches halbmondförmig die Bruſt umgiebt, und ein Theil der Schulterfedern rein weiß; von den Achſeln nach der Unterbruſt geht ein zweites aber unterbrochenes Halsband gegen die Mitte, beide Halsbänder ſind ſchwarz eingefaßt. Von der Stirn läuft ein ſchwarzer Streif mitten über den Scheitel zwiſchen zwei roſtrothen, welche im Nacken endigen. Bruſt, Unterleib und Mantel dunkelſchieferblau, am Bauche mehr ins Braune ſpie— lend; Seiten des Bauches oder Weichen kaſtanienbraun; Spiegel dunkelbraunviolet, an den hintern dem Körper zunächſt liegenden Federn iſt die innere Hälfte aſchgraublau, die äußere breitere weiß, ſchwarz geſaumt, und eben ſo die langen Deckfedern der Flügel zunächſt am Körper; Schnabel ſchwarz, Augen braun, Beine ſchwärzlich. Bürzel, Steiß, Schwanz— und Schwungfedern ſchwarz, neben dem Schwanz ein weißer Fleck. Weibchen. Alle obern Theile dunkelbraun, graulich überlaufen, gegen die Stirn und in der Gegend vor den Augen ein weißer Fleck; Schnabelwurzel und Ohrengegend ebenfalls weiß; Kehle weißlich; Bruſt und Bauch weißlichbraun über— laufen und gefleckt; Seiten braunroth. Länge 17 Zoll, das Weibchen 16 Zoll. Die Jungen im erſten Jahre ſind braun und weiß gefleckt, an den Seiten des Kopfes mit weißen Flecken. Vaterland, der arktiſche Kreis beider Welten; häufig in den nordöſtlichen Gegenden von Europa; zufällig auf dem Durchzuge in Deutſchland, niemals an den Küſten des Oceans, äußerſt ſelten kommt ſie bis nach der Schweiz hin. Den Winter bringt fie an der ſüdlichſten Küſte Islands zu. Brehm unterſcheidet die amerikaniſche Kragenente von der europäi— ſchen und nennt nur die erſte Kragenente die letzte Zwergente. Im Sommer leben ſie mehr auf den ſüßen Gewäſſern, wo fie auch brüten. In Ibdland iſt fie Standvogel. Eigenſchaften. Im Winter ſieht man ſie ſchaarenweiße auf dem Meere, wo ſie überhaupt gerne ſind, und ſich den ganzen Winter und einige auch im Sommer aufhalten. Sie laſſen fliegend ein wiederholt ſchluchzendes ek — ek — ek —ek hören, erſchreckt ſtößt das Männchen ein heiſerer leiſes he- he aus. Mitten im Mai fisen fie paarweiſe auf den Scheeren, und kurz darauf vertheilen ſie ſich nach den Brüteplätzen. Zur Brütezeit ſchreit das Männchen laut gi — ack, welches das Weibchen ganz ähnlich beantwortet. Sie ſind vortreffliche Taucher und üben dieſes Geſchäft unaufhörlich. Das Männchen iſt im dritten Sommer im vollkommenen Prachtkleide. Beide Gatten lieben ſich ſehr, ſo wie die Jungen. Schießt man einen der Gatten oder ein Junges, ſo nähert ſich der traurende übriggebliebene unverzagt dem Todten, ſtößt ihn mehrmals leiſe mit dem Schnabel an, um ihn zum Aufſtehen zu ermuntern, erſt, wenn dieſes vergeblich iſt, ſchwimmt er fort. In der Brütezeit bewegen ſie während dem Schwimmen den Hals ſtets vor und rückwärts. Eine Geſellſchaft dieſer Enten iſt in ſteter Bewegung; denn wenn die vorderſte untergetaucht und ſich lange unter Waſſer aufgehalten hat, und beim Herauf— kommen die letzte geworden iſt; ſo fliegt ſie niedrig über die andern weg, um wieder die erſte zu ſeyn. Die ganze Geſell— ſchaft ſchwimmt beſtändig gegen den Wind an. Nahrung. Kleine Fiſche, Schalthiere, Inſekten und zarte Waſſerpflanzen. Faber fand in ihrem Magen cancer pulex, Schwimmſchnecken und andere kleine Schalthiere. Fortpflanzung. Sie brüten, nach Fabers Beobachtungen, nie an anſtehenden Gewäſſern, ſondern immer an reiſſen— den Flüſſen, in deren Strom ſie ſich kühn werfen. In Island brüten ſie im Juni auf niedrigen Bergebenen oder in den Thälern im Graſe unter Weiden oder Schirmpflanzen. Ihre fünf bis ſieben Eier ſind weißgelb, kurz und dick, etwas zu 2 Zoll lang. Das Weibchen ſoll ſich zuweilen des Neſtes der Bergente bemächtigen und ihre Eier mit den ihrigen ausbrüten. Im Anfang Juli führt die Mutter ihre kleinen Jungen in die Flüſſe, und im Anfange des Septembers die erwachſenen Jungen aufs Meer, wo ſie noch bis zu Ende des Monats ihre Führerin iſt, Nutzen und Schaden wie bei andern Enten. Unter den ausländiſchen Enten führen wir an: Taf. 142. Die Chineſiſche Ente. Anas galericulata. Sarcelle de la Chine. Unter allen Schwimmvögeln iſt dies der ſchönſte und ſonderbar gebauteſte. Die beiden dem Körper zunächſt gelegenen Flügelfedern auf jeder Seite haben ſehr lange Fahnen und ſind fächerförmig ausgebreitet in die Höhe gerichtet, dieſe Federn ſind an der äußern Seite ſtahlblau, an der innern ſchön orangeroth, ſchwarz und weiß geſaumt und ganz ſonderbar abge— ſchnitten; ihr Ende bildet die zwei Winkel eines Dreiecks, deſſen Spitze der Schaft iſt. Am Hinterhaupt ein herrlicher Federbuſch von zerſchliſſenen weißen, purpurrothen und grünen Federn, welche bis auf den Rücken herunterhängen; die Federn des Halſes ſind ſchmal, weniger lang und kaſtanienbraun in Purpurfarbe ſchillernd und nach hinten abſtehend. Die Stirn iſt dunkelgrün, die Baden weiß und hellroſtroth; der Vorderhals und die Oberbruſt lebhaft roſtrothorangefarben, an den Seiten und unten mit vier ſammetſchwarzen und ſchneeweißen Bändern, die untern Theile des Körpers ſchneeweiß; Seiten graubraun mit ſchwärzlichen Querſtreifen, am Ende mit einer weißen und einer ſchwarzen Binde: der Rücken bräun⸗ lich orangeroth; die großen Deckfedern der Flügel weiß an der Spitze ſchwarz; die Schwungfedern graubraun, außen weiß— grau geſaumt, der Schwanz braunlich; Schnabel und Beine roth. Das Weibchen iſt viel beſcheidener; alle obern Theile find braun; die Federn am Hinterkopf etwas länger als die übri— gen; hinter den Augen ein weißer Streif, ein anderer läuft über den vordern Theil der Backen; Kehle, Bauch und die untern Deckfedern des Schwanzes ſchön weiß; Bruſt braun, mit ovalen weißen Flecken, an den Seiten hell roſtroth; Flügel braunlich; die breiten Federn an den Flügeln fehlen. 440 Vaterland China, in der Provinz Nankin, wo fie einheimiſch war, und von da über ganz China ſich verbreitet hat. Sie iſt ſehr gemein an den Küſten von Japan, wo ſie den Namen Kinnodſui trägt. Unabhängig von ihren ſchönen Farben, welche die Chineſer entzücken, hat dieſe Ente noch einen großen, eingebildeten Werth, da ſie dieſelbe als Sinnbild der ehe— lichen Treue betrachten; am Morgen der Hochzeit erhält die junge Gattin von ihren Freundinnen ein Paar von dieſen Enten zum Geſchenk, welche dann mit Bändern geſchmückt ſind. Es wäre zu wünſchen, daß man dieſen ſchönen Vogel in Europa fortzupflanzen ſuchte, er würde im Sommer wie in China unſere Hühnerhöfe zieren. Der Transport iſt leicht, und es würde hinreichen während der Fortpflanzungszeit und im Winter ſie etwas warm zu halten. Sie gehört zu der Familie, welche nicht taucht. Taf. 142. Die Wammenente. Anas lob at a. Canard d Fanon. Hydrobates lobatus. Hydrobate A Fanon. Temm,. pl. col. 406. Der Schnabel kurz, platt, an den Seiten breit. Am Männchen eine breite, ſchlaffe und hängende Haut am Kinn. Das Gefieder iſt ſehr glänzend, die Federn des Schwanzes walzenförmig, mit ſteifen, elaſtiſchen Schäften; die Flügel im Ver— hältniß zum Körper kurz. Die Federn des Kopfs und Halſes ſind lang, glatt und ſchwarz; die Seiten des Halſes mit unregelmäßigen mattweißen und ſchwarzen Streifen, alle untern Theile des Körpers, Bruſt, Hals und Seiten braunſchwärzlich glänzend, mit weißlichen Zickzacklinien; die Federn des Bauches ſind braun an der Wurzel und weiß an der Spitze; Flügel und Schwanz braun; der Schnabel, die hängende Haut und die Beine ſchwarz. Länge 2 Fuß 6 Zoll Das Weibchen iſt etwas kleiner, regelmäßiger weiß geſtreift, die Seiten des Halſes ſehr hellbraun, braunfalb gefleckt, keine hängende Haut. Die jungen Männchen gleichen den Weibchen, haben aber ſchon eine kleine Wamme oder wenigſtens eine faltige Haut am Kinn. Vaterland. Oceanien, vorzüglich die Gegend um König Georgs Haven. Sie gehört zu den tauchenden Enten und taucht unaufhörlich, oft ſchwimmt ſie unter dem Waſſer mit dem ganzen Kör— per und läßt nur den Kopf ſehen. Sie iſt ſcheu und taucht ſchnell vor dem Jäger unter, um an einem weit entfernten Orte wieder zum Vorſchein zu kommen. Herr Temmink hat vorgeſchlagen aus der Entenfamilie, deren Hinterzehe mit einer kurzen Schwimmhaut verſehen iſt, eine eigene Gattung zu machen, welche er Hydrobates nennt, da der Seelett dieſer Familie, unſere zweite, von dem der erſten Familie verſchieden iſt, und ſie auch andere Nahrungsmittel genießen. Gatt. Tauchgans. Saͤger, Meerrachen. Mergus. Hale. Schnabel mittelmäßig oder lang, gerade, duͤnne, koniſch verlängert, faſt walzenförmig, an der Wurzel breit; Spitze der Oberlade ſehr gekruͤmmt, mit einem Nagel verſehen und hakig auslaufend; die Raͤnder beider Laden ſaͤgenfoͤrmig gezaͤhnelt, die Zaͤhnchen ſtehen nach hinten. Naſenloͤcher ſeitlich, gegen die Mitte des Schna— bels, elliptiſch, laͤnglich geſpalten, durchgehend. Beine kurz, weit nach hinten ſtehend; die drei vordern Zehen ganz in die Schwimmhaut verwachſen; hintere Zehe frei, auf dem Lauf ein Gelenk, mit einem Hautrudiment. Fluͤgel mittelmaͤßig; die erſte Schwungfeder von der Laͤnge der zweiten oder etwas kuͤrzer. Die Tauchgänſe gleichen in der Lebensart ſehr den Enten der zweiten Familie. Sie halten ſich meiſt im Waſſer auf und ſchwimmen oft mit dem Körper ganz unter dem Waſſer, fo daß nur der Kopf hervorſchant; fie find geſchickte Schwimm— taucher, tauchen ſehr oft und leicht mit zuſammengehaltenen Flügeln und einem Sprunge auf dem Waſſer wie die Schar— ben. In Gefahr fliegen ſie und tauchen dann ſelten unter; ſie fliegen lange und ſchnell; der Gang iſt ſehr wankend und ungeſchickt, da die Schenkel ſehr nach hinten ſtehen. Sie nähren ſich hauptſächlich von Fiſchen und Reptilien; und ver— zehren ſehr viele Fiſche. Sie ſind auf die kalten Klimate verwieſen und beſuchen nur im Winter die gemäßigten und wär— mern Gegenden. Sie ſind viel ſchwerer zähmbar als die Enten, und keine Art konnte noch zum Hausthier gezogen werden. Sie mauſern nur einmal des Jahres, aber die alten Männchen mauſern, wie bei den Enten, im Frühjahr, die alten Weib— chen und Jungen dagegen im Herbſt; die jungen Männchen unterſcheiden ſich vor der erſten Mauſer wenig von den Weib— chen, und bekommen ihr bleibendes Kleid erſt nach der dritten. Männchen und Weibchen ſind ſowohl in der Größe als Farbe ſehr von einander verſchieden, ſo daß man aus den Weibchen früher verſchiedene Arten machte, da auch die jungen Männchen ihnen ſo ähnlich ſehen. Sie leben in der eingeſchränkten Monogamie, blos das Weibchen brütet, während dieſes auf den Eiern ſitzt iſt das Männchen in der Nähe des Neſtes. Das Männchen verläßt die ausgebrüteten Jungen, welche das Weibchen gleich ins Waſſer führt, wo fie ſelbſt Nahrung ſuchen. Sie brüten alle an ſüßen Waſſern, doch bisweilen auch am Meere. Sie legen 12 bis 14 Eier, nimmt man die erſten weg, ſo ergänzt das Weibchen die Zahl wieder. Um das Neſt legen ſie einen Kranz von Flaumfedern. Das Fleiſch iſt thranig, ſchlecht und wird nicht geſchätzt. Die Männchen haben, wie bei den Enten, zuſammengeſetzte Luftröhren mit Verengerungen, Erweiterungen und knöcher— nen Trommelhöhlen, welche noch entwickelter ſind als bei den Enten, 441 Taf. 143. Die große Tauchgans. Mer gus Merganser. Grand Harle. Gänſeſäger, großer Meerrachen. Goosander. Das Weibchen wird in den ältern Syſtemen als eigene Art unter dem Namen Mergus castor und Mergus rubricapillus angeführt. Der Spiegel weiß ohne eine ſchwarze Querbinde. Das alte Männchen trägt eine dicke und kurze Holle oder Federbuſch. 8 Männchen. Kopf und oberer Theil des Halſes ſchwarz ins Grüne ſchillernd; unterer Theil des Halſes, Bruſt, Bauch, Unterleib, Deckfedern der Flügel und die vom Körper am meiſten entfernten Schulterfedern weiß, aber im Leben ſchön lebhaft iſabellgelb überlaufen, welche Farbe ſich aber bald nach dem Tode verliert und meiſt weiß wird. Oberrücken und die zunächſt am Körper liegenden Schulterfedern ſammetſchwarz; Achſeln ſchwarz; große Deckfedern der Flügel ſchwarz geſaumt; Rücken und Schwanz aſchgrau; Schnabel dunkelroth, auf dem Schnabelrücken und am Nagel ſchwarz; Augen braunroth; Beine gelbroth. Länge 26 bis 28 Zoll. Weibchen. Kopf und Oberhals braunroth, am Kopf ein Federbuſch von langen zerſchliſſenen und ſehr ſchmalen Federn; Kehle rein weiß; untere Theile des Halſes, Bruſt, Seiten und Schnabel graublaulich; Bauch und Unterleib weißgelblich; alle obern Theile des Körpers dunkelaſchgrau; Spiegel weiß, ohne ſchwarze Querbinde; Schnabel mattrotb; Augen braun; Beine rothgelblich, Schwimmhäute rothgrau. Länge 24 bis 25 Zoll. Die Männchen unterſcheiden ſich vor der erſten Mauſer nicht von den Weibchen; einjährige Männchen haben an der weißen Kehle ſchwärzliche Flecken; das Roſtrothe des Halſes iſt dunkler, und am Kopfe erſcheinen einzelne ſchwärzliche Federn, und auf den Deckfedern der Flügel weißliche. Das Junge im Flaumkleide iſt am Halſe und ganzen Unterleib weiß, Scheitel, Hinterhals und Rücken dunkelgrau, welche Farbe ſich auch von den Schultern gegen die Bruſt und die Seiten des Unterleibes zieht, Backen und Seiten des Halſes roſtroth, zu beiden Seiten des Schwanzes ein weißlicher rundlicher Fleck. Vaterland. Die arktiſchen Gegenden beider Welten, im Sommer vorzugsweiſe auf ſüßen Gewäſſern in der Nähe des Meeres; im Herbſt in großen Schaaren auf dem Meere an den Küſten des nördlichen Europa, geht dann den großen Flüſſen nach hinauf, und viele überwintern auf unſern Seen. Die alten Männchen find nicht häufig, wohl aber junge und Weibchen. Ich erhielt einſt mitten im Juli ein herrliches altes Männchen. Eigenſchaften. Die ſehr lange Luftröhre des Männchens wird unmittelbar unter dem Luftröhrenkopf aus eylindri— ſchen Ringen gebildet; zwei Zolle weiter unten erweitern ſie ſich plötzlich und bilden eine breite und von hinten nach vorn platte Höhle, dann verengert ſich die Luftröhre wieder und wird durch cylindriſche Ringe gebildet, erweitert ſich aber bald zum zweitenmal, bildet aber eine kleinere Erweiterung als die obere; wird in der Nähe des untern Luftröhrenkopfes aber— mal enger und cylindriſch und geht in den untern Luftröhrenkopf über. Dieſer beſteht aus ſehr feſten Knochen, erweitert ſich vorwärts, links und hinterwärts; auf der rechten Seite dehnt er ſich aus, indem drei Knochengräthe wie Reife vor— ſpringen, welche ſich oben vereinigen und drei breite Flächen bilden, da dünne ſehr geſpannte Häute die Zwiſchenräume überziehen und wie das Fell einer Trommel über die Höhle geſpannt ſind; dieſer Theil des Luftröhrenkopfes iſt vom linken innerlich durch eine häutige nach unten offene und ſchlaffe Haut getrennt. Die beiden Luftröhrenäſte find ſehr weit von einander entfernt, der rechte Aſt geht gerade durch die knöcherne Höhle, wo die ſchlaffe Scheidewand ſich befindet. Dieſe Tauchgans iſt ein ſcheuer, wilder, flüchtiger und unruhiger Vogel. Sein Flug iſt ſchnell und mit pfeifendem Geräuſch begleitet. Auf dem Zuge fliegt er in gerader Linie oder einem Winkel und mit großem Geſchrei ſtets unter ſeines Gleichen, oft auch in Geſellſchaft der beiden andern Arten. Er taucht ſo ſchnell als die Seetaucher und geht ganze Strecken unter dem Waſſer weg, ehe er wieder auf die Oberfläche kommt, und ſo anhaltend, daß oft zwei Minuten vergehen bis man ihn wieder erblickt. Auf den Grund ſcheint er indes weniger zu gehen, da ſonſt ſeine Schwanzfedern mehr abgeſtoßen wären, auch kommt er faſt nie auf demſelben Flecke wieder herauf, wo er unter Waſſer ging, und ſetzt das Waſſer in große Be— wegung, zieht auch weite Strecken unter demſelben umher und verfolgt die Fiſche, wie ein Raubfiſch. Seine Stimme iſt ein helles Knarren. Nahrung. Dieſe beſteht aus Fiſchen und zwar ſolchen von der Länge eines Fingers und darunter, größere können ſie nicht bezwingen; dann verſchlucken ſie auch Fröſche, welche ſie aus dem Schlamme, wo ſie überwintern, hervorholen, eben ſo Inſekten; auch findet man in ihrem Magen zuweilen Neſte von Waſſerpflanzen, welche ſie aber wohl nur zufällig verſchlucken, und eben ſo ſollen ſie auch Regenwürmer freſſen. Fortpflanzung. Er niſtet am liebſten an reiſſenden Flüſſen, nicht an ruhigen Gewäſſern, am Ufer zwiſchen den Rollſteinen, oder in hohle Bäume an den Ufern, oder in Felſenlöcher an den Flüſſen im Norden, zuweilen auch im Mittel, punkt von Europa, man hat Beiſpiele, daß ſie am Bodenſee brüteten. Das Neſt beſteht aus Geniſte und iſt unkünſtlich ge— baut; in daſſelbe legt das Weibchen 12 bis 14 eiförmige, faſt an beiden Enden gleich dicke weißliche Eier, welche vier Wochen bebrütet werden ſollen. Der Nutzen iſt ſehr unbedeutend für den Menſchen, zwar werden die Eier gegeſſen, das Fleiſch dagegen iſt thranig und bedarf einer eigenen Zubereitung, wenn es für uns genießbar ſeyn ſoll, der Nordländer, an den Thrangeſchmack gewöhnt, tnimmt es weniger genau. In kleinen Seen iſt dagegen der Schade an Fiſchen nicht ganz unbedeutend. Tor. 148, Der langſchnaͤbelige Saͤger. Mergus serrator. Harle huppe, Semteinee Seerachen, gezopfter Säger— Spiegel der Flügel weiß, mit zwei ſchwarzen Ouerbinden am Männchen, mit einer am Weibchen. Das alte Männchen trägt einen langen Federbuſch von ſchmalen zerſchliſſenen Federn. 111 442 Männchen. Kopf, Federbuſch und der obere Theil des Halſes ſchwarzgrün glänzend, am Halfe ein weißes Halsband; Bruſt roſtbraun mit ſchwarzen Flecken; bei der Einlenkung der Flügel ſtehen fünf oder ſechs runde, weiße Flecken mit ſchwarzem Saum; Flügelſpiegel weiß mit zwei ſchwarzen ſchmalen Querbinden; Oberrücken und Schultern tief ſchwarz, Bauch weiß; Schenkel und Bürzel mit graulichen Zickzacklinien; Schnabel und Augen roth; Beine orangengelb. Länge 21 bis 22 Zoll. Das alte Weibchen iſt am Kopf, am Federbuſch und Hals roſtbraun; Kehle weiß; Vorderhals und Bruſt grau und weiß gewölkt; obern Theile und Seiten dunkelgrau, untern Theile weiß; Schnabel und Beine matt orangefarben, Au— gen braun. Länge 19 bis 20 Zoll. Vaterland. Der Norden von Europa und Aſien; ſehr häufig im Winter an den Küſten von Holland, auch nicht ſelten auf den Flüſſen und Seen im Innern der Schweiz, doch meiſt Junge, das alte Männchen iſt ſelten. Er kommt oft ſchon im November und iſt den ganzen Winter anzutreffen, bis im März, wo er wieder abzieht. Eigenſchaften. Er iſt ſehr ſcheu und läßt ſich ſchwer zu Schuſſe kommen, taucht ebenfalls ſehr gut und lange und hat überhaupt in ſeinen Sitten ſehr viel mit dem großen Säger gemein. Beim Blitz der Gewehre taucht er ſo ſchnell unter, daß man ihn ſelten trifft. Im Herbſt findet man ihn in Schaaren, mit dem Zuge aber mehr einzeln oder nur einige bei— ſammen. Er fliegt ſehr ſchnell mit einem pfeifenden Getöſe. Die Stimme iſt ein helles ſchnarrendes Körr. Tödtlich ver— wundet taucht er unter und kommt nicht mehr zum Vorſchein. Die Luftröhre iſt von mittlerer Länge und gleicht an ihrem obern Theil derjenigen des großen Sägers, allein die zweite Erweiterung mangelt; ungefährt 11/2 Zoll vom untern Luft röhrenkopf iſt fie ſehr platt und beſteht aus 19 bis 20 Ringen, welche am hintern Theile ſehr breit find, vorn dagegen bil den fie eine Art von Orgelpfeifen, zuſammengeſetzt aus knöchernen Gräthen, zwiſchen welchen 20 bis 22 geſpannte Häutchen ſich finden. Der untere Luftröhrenkopf breitet ſich nach vorn und unten aus, und bildet zwei knöcherne Vorſtände an feinem hintern Theile, von welchen der rechte der größere iſt; alle beide find auf den Seiten mit einer geſpannten Haut überzogen. Bei dieſer Art befindet ſich die häutige Scheidewand in der linken Vorragung, welche man auch bei der vorigen Art aber an der rechten bemerkt. Nahrung. Sie ſcheint faſt einzig aus Fiſchen zu beſtehen, doch holen ſie auch Fröſche aus dem Schlamme hervor, und eben ſo verſchlucken ſie auch Waſſerinſekten. Waſſerpflanzen nur zufällig oder im Hunger. Fortpflanzung. Sie niſten im Norden, z. B. in Island auf ſüßen Landſeen und Teichen gegen April oder An— fangs Mai. Das Erwachen der Begattungszeit äußert das Männchen durch wunderliche Liebkoſungen gegen das Weibchen dadurch, daß es den langen Hals hoch in die Luft ſtreckt, ihn dann plötzlich wieder gegen den Waſſerſpiegel ſenkt und aus ſeiner künſtlich gebauten Luftröhre einen hohlen Ton ausſtößt. Dieſer Vogel brütet häufig auf dem See Myvatn. Die 7 bis 12 Eier ſind ſchmutzig weiß, ſie liegen in einem bloßen Loch auf der Erde, welches mit dürrem Graſe ausgefüttert und mit Federn umkränzt iſt. In der dritten Woche des Juli ſind ſie meiſt ausgebrütet. Das Weibchen leitet die Jungen und ruft ſie in Gefahr mit einem laut ſchnarrenden err zuſammen. In der dritten Woche des Septembers ſchwimmen ſie mit der Mutter in den Buchten umher. Man hat ihn auch an der pommerſchen Küſte auf ſandigen Inſeln nahe am Ufer unter FJeldroſengebüſchen, oder in Löchern an abſchüſſigen Ufern brütend gefunden. Nutzen und Schaden wie bei der großen Tauchgans. Taf. 143. Der amerikaniſche Hanbenfäger. Mergus cucullatus. Harle huppe d’Amerique. Männchen. Kopf und Hals ſchwarz, am Kopf ein zierlicher Federbuſch von abgerundeten zerſchliſſenen Federn, der vorn ſchwarz, hinten aber weiß iſt; die weißen Federn haben oben eine ſchwarze Spitze. Unterer Vorderhals, Bruſt und Bauch rein weiß. Schultern, Rücken, Bürzel, die zunächſt am Körper liegenden Deckfedern der Flügel und Schwung— federn ſchwarz; Schwanz ſchwarzgrau; die mittlern Deckfedern der Flügel ſchwarzgrau, die äußern röthlichaſchgrau. Spie— gel weiß mit doppeltem ſchwarzem Streif, der untere iſt aber nur ſichtbar, wenn man die Federn verſchiebt, die zwei läng— ſten Deckfedern der Flügel find ſchmal und ſpitzig, ſchwarz mit einem weißen Schaftſtrich, der an der längſten erſten ſchmal und undeutlich, an der zweiten breit und an einer dritten breitern und kürzern noch breiter iſt. Von den Schultern ziehen ſich zwei ſchwarze Streifen, von welchen der obere viel länger iſt, gegen die Bruſt, und umfaſſen einen weißen Streif, fo wie dagegen das Meiſte des Unterhalſes ſich zwiſchen das ſchwarze hineinſchiebt und einen dreieckigen Fleck bildet, der unten von dem größern Streif begränzt wird. Die Seiten des ganzen Unterleibes ſind graulich und roſtfarb gewellt. Länge 15 Zoll. Vaterland. Nordamerika, wo er im Norden dieſes Landes brütet. An den Hudſonsbai erſcheint er zu Ende Mais, und baut dicht an die See fein Neſt aus Gras, und füttert es, wie die Gattungsverwandten, mit Federn aus. Die fünf bis 6 Eier ſind weiß. In der Lebensart kommt er mit den übrigen Gattungsverwandten vollkommen überein. Sie ziehen im Herbſt nach Carolina und Virginien, wo ſie überwintern und auf ſüßen Waſſern wohnen. Man hat ſogar in England einmal eine ſolche Tauchgans geſchoſſen. Die dritte europäiſche Art iſt der weiße Säger Mergus albellus. Harle piette Enl, 449. Naum. Taf. 63. Fig. 97., bewohnt ebenfalls den arktiſchen Kreis beider Welten, und bringt den Winter in den gemäßigten Theilen zu. Man findet ihn dann in Deutſchland, Holland, Frankreich, in der Schweiz und Italien auf ſüßen Gewäſſern. Das Weib— chen iſt früher als eigene Art Dierg. minutus angeſehen worden. Niſtet im Norden. Es find noch einige andere neue Arten bekannt geworden, dahin gehört Mergus brasiliensis. Vieill. gal. du Mus, 283. in Braſilien. 443 Nachtraͤge zu den bisher angeführten Gattungen. Es ſind wohl ſeit dem Anfange unſers Werkes einige neue Gattungen aufgeſtellt worden, allein die meiſten von denſelben find wirklich nicht charakteriſtiſch genug um von den angeführten getrennt werden zu können, fo wird ein Vogel Tijuca ge nannt, welcher offenbar zur Gattung Corvus und zur Abtheilung der Steindohlen gehört, er iſt in Braſilien zu Haufe und inſofern intereſſant, da nun auch Südamerika einen Repreſentanten dieſer Abtheilung hat, auf den Flügeln iſt er ſchön gelb, wie der neuholländiſche Repreſentant weiß it. Aus der Familie der droſſelartigen ſtellt Leſſon die Gattung Merulaxis auf, fie hat einen mittelmäßigen, dünnen Schnabel, deſſen obere Lade conver und faſt gerade iſt; eine Firſte iſt blos zwi— ſchen den Naſenlöchern ſichtbar; die Schnabelränder ſind glatt; etwas dick, leicht gebogen; die Naſengruben weit, dreieckig, vorn mit einer gewölbten Schuppe bedeckt, hinten durch ſteife Borſtenfedern. Die Flügel kurz und abgerundet; der Schwanz lang und abgeſtuft, aus 10 Federn beſtehend; Beine ziemlich ſtark. Die beiden Arten der Gattung leben in Mexiko, dieſe beiden Gattungen hat Leſſon in feiner Centurie Zoologique abgebildet. N Wichtiger iſt dagegen das Hinzukommen einer neuen Familie der hühnerartigen Vögel, welche Leſſon aufgeſtellt hat, und in welche drei Gattungen gehören, von welchen zwei ganz neu ſind, welche wir daher abbilden laſſen. Die dritte iſt ſchon lange aber unvollkommen bekannt. Man kann dieſe Familie Strandhühner betiteln, da ſie die Hühner mit den Strand— vögeln und beſonders mit den Alektoriden verbinden. Strandhuͤhner. Tetraochorae. Pontogalles. Geoffroy. Schnabel kurz, ſtark, koniſch, oben conver. Flügel breit; Beine mittelmäßig lang, Füße mit 4 Zehen, die hintere kurz, die drei vordern an der Wurzel mit einer kurzen Haut verbunden. Scheidenhuhn. Chionis. Forst. Vaginalis. Gmel. Chionis. Schnabel ſtark, dick, hart, koniſch, conver, zuſammengedruͤckt, gegen die Spitze gebogen; die Wurzel der obern Schnabellade bis zur Hälfte durch eine Scheide von hornartiger Subſtanz bedeckt, welche vorn abgeſchnit— ten und in die Länge gefurcht iſt; untere Schnabellade glatt, einen offenen Winkel bildend. Naſenloͤcher am Rande, mitten am Schnabel, am Rande der Hornſcheide. Beine mittelmaͤßig, der nackte Theil der Schenkel ſehr klein; die vordern Zehen durch ein Hautrudiment verbunden, welches zwiſchen der aͤußern und mittlern breiter iſt, die innere nur an der Wurzel verbunden. Fluͤgel mittelmaͤßig; die zweite Schwungfeder iſt die laͤngſte; an der Achſel ein Hoͤcker. Nur eine bekannte Art Taf. 144. Das weiße Scheiden huhn. Chionis alba. Chtonis blanc: Vaginalis alba. Gmel. White. sheat bill. Coleoramphus nivalis. Dumer. Chionis novae Hollandiae. Temm. Chionis necrophagus. Vieill. gall. pl. 258. Das ganze Gefieder iſt wenig ausgezeichnet glänzend weiß; die Federn des Halfes etwas ſeidenartig; der Schnabel ſehr dick, leicht abgerundet, ſchmutzig weiß, an der Spitze ſchwärzlich. Die Hornſcheide ſitzt feſt, doch ſcheint ſie im Leben etwas beweglich. Die Backen ſind nackt, fleiſchfarbe, mit Wärzchen bedeckt. Die Beine ſchwarzröthlich, mit breiten Schildern; die Nägel ſchwarz; das Auge bleigrau mit einem innern rothbraunen Ringe. Auf der Mitte des Schnabels ſtehen zwei ſehr deutliche rothbraune Flecken. Länge 14 Zoll. Vaterland. Staatenland, Neuholland und die Maluiniſchen Inſeln, das Land Kerguelen, die Inſel der Verzweif— lung, Diemensland und Neuſeeland. Von den Sitten dieſes Vogels iſt ſehr wenig bekannt, er hält ſich in Flügen und iſt ſcheu. Nach Forſter hat ſein Fleiſch einen abſcheulichen Aasgeruch, daher Vieillot muthmaßte er lebe von Aas und ihm den Beinamen necrophagus gab, allein Quoy, Gaimard und Duperrey ſagen dagegen, daß es ſehr gut, wie Entenfleiſch ſchmecke, fo daß wahrſcheinlich die Exemplare, von welchen Forſter ſpricht, zufällig Aas verſchlungen hatten. Faſt alle Weltumſegler führen dieſen Vogel an, aber merkwürdig iſt was Herr Lesguin von Roscoff, welcher nach einem Schiffbruch lange auf den Crozetinſeln weilen mußte, von dieſem Vogel ſagt, daß der alte Vogel eine ſchwarze Kopfkappe bekomme. Die Nahrung des Scheidenvogels ſcheint hauptſächlich aus kleinen Muſcheln zu beſtehen, welche er am Seeſtrande auf— ſucht. Duperrey fand im Magen einen kleinen Kieſel und die Fragmente einer Conchylie, wazu vielleicht ſein ſtarker Schna— bel dient. Doch mag er wohl auch Sämereien freſſen und vielleicht zuweilen auch Aas. Attagig. Attag is. Attagis. Geoff. St. Hilaire et Lesson. Schnabel kurz, ſtark, an den Seiten zuſammengedruͤckt, oben gewoͤlbt und conver, an der Spitze etwas gebogen, dieſe aber abgerundet. Untere Schnabellade unten conver, gerade, an den Raͤndern erhoben und etwas gefurcht, an der Spitze abgerundet und ſtumpf. Schnabelraͤnder glatt, leicht gebogen. Naſengruben weit, halb kreisfoͤrmig, zum Theil durch eine haͤutige Scheide bedeckt, am Rande abgerundet und conver, und zum Theil von den Stirnfedern bedeckt. Naſenloͤcher durchgehend, eine breite Spalte bildend, am vordern und untern Theile der Deckhaut. Kopf und Backen befiedert. Flügel kurz, ſpitzig; die erſten Schwungfedern ſchmal, die der zweiten Ordnung breit, weich; die erſte und zweite Schwungfeder faſt gleich lang und die laͤngſten, die dritte bedeutend kuͤrzer, und die folgenden nach und nach abnehmend. Schwanz kurz, breit, abgerundet, aus 14 brei— ten Federn beſtehend und unter den Deckfedern verborgen, welche eben ſo lang ſind, ſowohl die obern als die untern. Schnabel bis zum Knie befiedert, Laͤufe kurz, kuͤrzer als die Mittelzehe, ſtark, die Deckhaut netzartig und koͤrnig, Fußſohle ſehr rauh, uͤber die Zehenwurzel vorragend. Die vordern Zehen ungleich, die mittlere die laͤngſte, die beiden Seitenzehen faſt gleich lang, an der Wurzel durch eine Hautfalte verbunden. Hinterzehe ſehr kurz, hoͤher ſtehend. Naͤgel verlaͤngert, krumm, ziemlich ſtark, unten platt, an den Seiten zuſammenge— druͤckt, der mittlere laͤnger und ſeitlich breiter. Dieſe Gattung wird bis dahin nur durch eine Art gebildet, welche in Chili lebt. Sie vertritt in Südamerika die Stelle, welche die Gangas in Afrika und Aſien inne haben. Taf. 144. Der Gayiſche Attagis. Attagis Gayi. ditagis de Gay. Lesson centurie Zoologique pl. 47. Von der Größe und Geſtalt des grauen Rebhuhns. Der Schnabel iſt ſchwarz, die Läufe bleifarben. Das Gefieder ſehr dicht und auf der Haut mit dichtem Flaum verſehen und die Federn überhaupt ſind ſehr weich und ſeidenartig. Alle obern Theile, Kopf, Hals, Rücken, Flügel und Bürzel graufalb mit roſtfarben und ſchwarzen Strichelchen. Die Färbung der ein— zelnen Federn iſt ſchwer anzugeben, an der Wurzel iſt ſie grau, an der Spitze braun mit ſchmalen graufalben Kreislinien und lebhaft rothbraunen Strichen. Auf den Deckfedern der Flügel und des Schwanzes find die Streifen dunkler und mehr grau, und bilden eine angenehme Miſchung des Ganzen. Die Schwungfedern ſind bräunlich, an der Spitze leicht weiß ge— ſaumt; die Schwanzfedern find ganz in den Deckfedern verborgen und hell roſtröthlich fleiſchfarben, mit braunen Querſtrichen. Kehle und der Oberhals hell roſtroth, ſchwach braun getüpfelt; der ganze Vorderhals und die Bruſt roſtroth, ſchwarz gewellt. Bauch und Seiten des Unterbauchs, ſo wie die untern Deckfedern des Schwanzes hellfalb, mit weißlichen Wellenlinien und an den Schenkeln mit braunen. Die Flügel ſind unten hell fleiſchfarben, gegen die Schultern braun; die Deckfedern der Flügel weich und lang. Das Weibchen unterſcheidet ſich vom Männchen nur durch die Größe, durch etwas hellere Flügel und die untern Theile des Körpers ſind mehr blondgelb glänzend, mit deutlichern weißen Wellenlinien. Länge des Männchens 11 Zoll, des Weibchens 10 Zoll. Vaterland. Chili. Lerchenſtrandhuhn. Tinochorus. Eschholz. Tinochore. Der Schnabel kuͤrzer als der Kopf, koniſch, an der Bafıs breiter, an der Spitze duͤnne, oben conver, mit abgerundeter Firſte, gewoͤlbt, leicht gebogen; Schnabelraͤnder glatt; die untere Lade gerade unten conver, mit abgerundeter ſtumpfer Spitze. Naſengrube weit, an den Raͤndern der Stirne und der Schnabelwurzel liegend, durch eine hoͤrnerne Schuppe bedeckt, gewoͤlbt, nach innen umgebogen; Naſenloͤcher offen, unter dieſer Schuppe eine eifoͤrmige Spalte bildend, ſeitlich durchgehend. Die Stirnfedern reichen uͤber die Naſenhautſchuppe hinaus. Kopf und Backen beſtedert. Flügel lang, ſpitzig, die erſten Schwungfedern ſchmal, die erſte Feder die laͤngſte, die uͤbrigen gradweiſe abnehmend, die Schwungfedern der zweiten Ordnung abgeſtuft und ſpitzig. Schwanz kurz, aus 12 abgeſtuften Federn beſtehend, von den langen obern und untern Deckfedern bedeckt. Schnabel befiedert; der Lauf etwas kuͤrzer als die Mittelzehe, duͤnne, die Haut netzfoͤrmig. Zehen ungleich, die mittlere die laͤngſte, die aͤußere etwas laͤnger als die innere, an der Wurzel durch eine kurze Hautfalte verbunden. Hinterzehe dünne, mehr nach innen und hoͤher ſtehend; die Naͤgel gekruͤmmt, mittelmaͤßig lang. Die Gattung wurde von Eſchholz zuerſt entdeckt und beſchrieben, ſie beſteht bis jetzt aus zwei Arten, beide dem ſüdlichen Amerika eigen und nahe an den Küſten lebend. Sie haben die Größe der Haubenlerche. Der Schnabel gleicht dem ser Attagis, aber das Gefieder iſt mehr ſchnepfenartig. Sie tragen ſich wie gewiſſe Sumpfvögel aus der Familie der Regenpfeiftr, haben aber daneben mit den Gangas viel ähnliches. 445 Taf. 144. Eſchholziſches Strandlerchenhuhn. Tinochorus Eschholzii, Tinochore G Escſilolz. Tinochorus rumicivorus. Eschholz. Beim erſten Anblick gleicht dieſer Vogel ſehr einer Lerche. Die obern Theile des Körpers, Rücken, Flügel und Schwanz ſind hell, mit braunen und roſtfarben Wellenlinien, ſo daß der Kopf, der Hals und die Bruſt roſtröthlich, bräunlich gewellt oder geflammt erſcheinen, da die Federn an der Wurzel ſchwärzlich, dann bräunlich und endlich mit einer braunen und leb, halft falben Kreislinie bezeichnet ſind, wie bei den Schnepfen. Die Kehle rein weiß, mit einer ablangen ſchwarzen Ein— faſſung; Bruſt roſtfarb mit einigen fchwarzen Flecken. Alle untern Theile des Körpers weiß; die untern Deckfedern des Schwanzes roſtfarb, weiß und braunlich gemiſcht. Die großen Deckfedern der Flügel find abgeſtuft, ſpitzig, braun mit ſchwärzlichen und falben Wellenlinien; Schwungfedern braun, mit weißem Rand. Die Schwanzfedern ſteif, braun mit weißen Spitzen. Das Weibchen hat eine graue Kehle mit falben Flecken, der Schwanz iſt fälb, hellfalb gefleckt. Länge 7 Zoll. Vaterland. Chili. Orbignys Strandlerchenhuhn. Tinochorus Orbignyanus. Tinochore d’Ordigny. 2 — — — . Hm Lesson. Centur Zool. pl. 48. Ueber die Stirne läuft eine aſchgraue Binde; Kopf, die obern Theile des Körpers, die Flügel und die Deckfedern der Flü— gel und des Schwanzes, der Rücken und Bürzel find falb und ſchwarzbunt, jede Feder iſt braun oder falb goldfarben, in der Mitte mit einer rothblonden und weißlichen Binde, faſt wie bei den Bogenſchnepfen. Die Haut iſt mit dichtem braunem Flaum bedeckt; Kehle und Gurgel weiß, ſchwarz eingefaßt; alle übrigen Theile des Vorderhalſes bis zur Bruſt ſind grau— blaulich ſehr angenehm, in der Mitte etwas röthlich überlaufen, eben ſo an den Seiten des Halſes, Bruſt und Bauch roth— blond, an den Seiten braun gewellt. Die untern Deckfedern des Schwanzes ſind falb, braun geflammt. Die Schwungfedern braun mit weißen Spitzen und weißen Schäften, die äußere mit weißem Saum. Die Schwanzfedern braunfalb geſaumt, unten weiß. Die Deckfedern der Flügel lang, ſpitzig und abgeſtuft. Auge röthlich, Schnabel und Beine gelblich. Das Weibchen unterſcheidet ſich faſt blos durch die Größe und durch den Mangel der Stirnbinde. Die untern Theile des Halſes find falb, braun geſaumt. Bruſt, Bauch und Unterleib weißlich vofifarben, an den Seiten lebhaft roſtroth und braun gewellt. Länge 9 Zoll und einige Linien. Vaterland. Chili. Tafel Seite Einleitung I- XXXVI Eintheilung der Vögel 8 5 5 ; 1 I. Ordnung NRaubvögel. Tagraubvögel. . ite Gatt. Geier. Vultur . 3 1 Der graue Geier. Vult. einereus 8 N 4 — Der weißköpfige Geier. Vult. fulvus 5 — Indiſcher Geier. Vult. indicus 8 5 6 2 Ohrengeier. Vult. auricularis R — Uebrige Arten . Sr R R 8 1 2te Gatt. Aasvogel. Cathartes = 2, Der Greif. Cath. condor . 5 8 — — Schmutziger Aasvogel. Cath. perenopterus 8 Uebrige Arten . 5 ; : R 5 9 3te Gatt. Geieradler. Gypaetos a 2| Der bärtige Geieradler. Gyp. barbatus . 10 Uebrige Arten 5 R a 8 2 8 12 ate Gatt. Falke. Falco — Erſte Familie. Adler. Aquilae . en 6| Der Kaiſeradler. Pal. imperialis : 13 — Der Steinadler. Fal. fulvus ; 8 5 14 — Der Seeadler. Fal. albieilla 5 R 15 — Der Adler mit abgeſtuftem Schwanz. Fal. fucosus 5 8 2 f 8 4 8 47 Uebrige Artttetetr nn — Adler mit nackten Füßen. Pan- — dıon . . . . 8 . — 7 Der Flußadler. Fal. haliaetos . g : — Uebrige Arten . g N R a A 18 Zweite Familie. Edelfalken. Faleones nobiles 5 8 8 — 3 Geierfalke. Fal. islandieus R r — — Wanderfalke. Fal. peregrinuns 19 — Gehaubter Falke. Fal. lophotes ek 20 — Der Chiquera. Fal. chiquera _.» 8 == 4 Weißkehliger Falke. Fal. albogularis R 21 — Lerchenfalke. Fal. subbuteo 1 1 8 — — | Merlin. Falke, Fal. acsalon x 7 — 5| NRothfüßiger Falke. Fal. rufipes 5 22 — Thurmfalke. Fal. tinnuneulus . — 5 23 — Aldrovandiſcher Falke. Fal. Aldrovandı , — — Zweizahniger Falke. Fal. diodon j 2 2 Uebrige Arten. Be Ba 5 N — Dritte Familie. Habichte. Astures — 7 Taubenhabicht. Fal. palumbarius . . — Uebrige Alten 25 8 Grauſamer Habicht. Fal, destructor N — 7 Nackbackiger Habicht. Fal. gymnogenys . — — Neuſeeländiſcher Adlerhabicht. Fal. novae | Zeelandiae 8 R 8 5 5 r 27 Uebrige ten oe ee a 3 Tafel 11 Vierte Familie. Buſſarde. Bu- teones 8 8 8 a 7 8 Der rauchfüßige Buſſard. Fal. lagopus Europäiſche Arten ; ; R R ; Der Hakenbuſſard. Fal. uneinatus . R Ausländische Arten R 8 5 4 R Fünfte Familie. Weihen. Cirei Wieſenweihe. Pal. eineraceus . 5 ; Uebrige Arten . R 2 R R Die Sumpfweihe. Fal. palustris . Die roſtfarbe Weihe. Fal rutilans . 8 Uebrige Arten . R R 8 5 Sechste Familie. Milane. Milvi Der rothbraune Milan. Fal. Nlilvus . Zweite Art re Milan mit unregelmäßigem Schwanze. Pal. dispar 25 9 5 1 a 8 Der kleine Milan. bal. Riocour 1 2 Uebrige Arten . 5 A 5 8 5 ste Gatt. Kranichgeier. Gypoge- ranos N N 8 . A 0 Der afrikaniſche Kranichgeier. Gyp. akricanus Nächtliche Raubvögel. Eulen. ste Gatt. Eule. Six .. a) Tageulen. Habichseule. Strix uralensis . R Die Sperbereule. Strix nisoria Uebrige Arten . : 5 . b) Nachteulen, Kauze. Striges noc- turnae , 8 Pr N 5 Die gemeine Nachteule. Strix Aluco . Die Schleiereule. Strix flammen 2 22 0 Inländiſche Arten 8 . 5 . 3 Die braune Eule. Strix castanoptera 8 Uebrige Arten . 3 8 8 R 0 c) Ohreulen. Striges auriculatae . Der Uhu. Strix Bubo ; 8 8 Die klaffende Ohreule. Strix strepitans . Uebrige Arten . . R A 5 . Die Sumpfohreule. Strix brachyotos . Uebrige Arten © . x u P II. Ordnung. Alles freſſende. Omnivorae, te Gatt. Hornvogel. Buceros 14 Der abyſſiniſche Hornvogel. Bue. abyssinicus 1 Hornvogel mit gefurchtem Schnabel. Bue. sulcatus . 8 — . 5 . 8 Hornvogel mit glattem Horn. Buc. Hydro- coraxX 8 N „ AN . —— Rothhorniger Nashornvogel. Bue. cassidix Uebrige Arten . 2 Seite 1418 — 11te Gatt. II Tafel 2te Gatt. Rabe. Corvus A Eigentliche Raben. 13 Der Nabe. Corv. corax . 8 Inländiſche Arten ; — Die glänzende Krähe. Corv. splendens Ausländiſche Arten . ; ; 5 : — Die Dohle. Corv, monedula . „ 8 ste Gatt. Elſter. Die europäiſche Elſter. Pica Pic. melanoleuca 15 Halsbandelſter. Pie. torquata 8 f A — Himmelblaue Elſter. Pic. azuren . — Eichelheher. Pie. N . . . Uebrige Arten . A A 16 Gehaubte Elſter. Pie. gubernatrix 8 Kahlköpfige Elſter. Pic. gy e 8 Uebrige Arten 8 su: te Gatt. Nucifraga Der europäiſche ee Nueif. caryo- catactes . a A 5 8 öte Gatt. eee COraX . 2 ash fchnübelige Deoffetdopte Pyrrh. gra- eu! 118 Die gelbſchnäbelige Droſſldoßle. Pyrrh. Pyrrhocorax . 8 . . . Uebrige Arten . ; 8 x er 6te Gatt. Saͤgeſchnabel. Prionites Martiusſcher Sägeſchnabel. Prionites Martii ite Gatt. Atzel. Wuͤrgerrabe. arıla 8 5 8 a Die flötende Atzel. Bar. tibicen . Uebrige Arten . g A N g 8 — . | — — — r a 0 — S ae — . ͤ —Ü—H4ẽ4 — Ste Gatt. Lappenvogel. Glaucopis Lappenvogel mit en e Glaue. temnura 8 Uebrige Arten . 8 1 8 g ge Gatt. Mino. Gracula — Der heilige Mino. Glac. religiosa , . 10te Gatt. Federſchnabel. Kitta 15 Meergrüner Federſchnabel. Ritt. thalassina — Grüner e Ritt. virescens Uebrige Art 0 R 2 N „ Racker. — Die Plauracke. Cor. garrula . Uebrige Arten. 8 A R 8 | 12te Satt. Rolle. — Violete Rolle. Col. viola cem Uebrige Arten . . 5 A R a Coracias Colaris 13te Gatt. Ochſenhacker. Buphaga 19 Der rothſchnäbelige Nas Buph. erythrorbyncha 8 R . 14te Gatt. . Bom- | bycilla \ N, — Der au eidenihman, | rula Bomb. gar- uebrige Arten Seite 4 | | SI! Tafel 15te Gatt. Pirol. Oriolus 19 Der europäiſche Pirol. Oriol. galbula — Der Prinzen Pirol. Oriol. regens Uebrige Arten „ A 8 0 9 16te Gatt. Paradiesvogel. Pa- radisea BON 22 Der große Paradiesvogel. Parad. apoda , — | Sechöfadiger Paradiesvogel. Pard. sexsetacea — | Brächtiger Paradiesvogel. Parad. superba — Der Königs⸗Paradiesvogel. Parad. regia Uebrige Arten . 5 ; : 2 17te Gatt. Staardohle. Psaro- O u Nothflüglige Staardohle. Psar. phoeniceus Zweibindige Staardohle. Psar. bifasciatus Gel brückige Staardohle. Psar. ieteronotus Zitrongelbe e Psar, gymnops Uebrige Arten . i Ä A 8 18te Gatt. Staar. 21 Der gemeine Staar. Stur. varius — | Einfarbiger Staar. Stur. unicolor Uebrige Arten . 2 8 A 5 19te Gatt. Staaramſel. Pastor — Die roſenfarbne S e W ee ast. roseus . Uebrige Arten . 5 ; . 20te Gatt. Glanzamſel. Protornis . j 5 Singende Glanzamſel. Lamp. cantor Uebrige Arten . 0 8 i 7 III. Ordnung. Inſektenfreſſer. ite Gatt. Stelzer. Grallina 2te Gatt. Haarvogel. Dasyornis Ste Gatt. Punktdroſſel. Cinclosoma 4te Gatt. Sklave. Dulus Ste Gatt. Drofel. Turdus Die ſchwarze Amſel. Turd. merula Singbroſſel Purd. musieus t „ 8 Blaudroſſel. Tard. eyanus 5 Zitrongelbe Droſſel. Turd. eitrinus Uebrige Arten . Der ſchuppige Oroßling. Bronzeköpfiger Droßling. phalus Uebrige Arten 6te Gatt. Schwaͤtzer. — Gemeiner Waſſerſchwätzer 8 a. Tte Gatt. Kurzſchwanz. Pitta Rothbauchiger Kurzſchwanz. Pit. erythro- gasler . . + + „ Großer Kurzſchwanz. Pit. gigas NG 8te Gatt. Halsbald-Timalie. gte Gatt. Glanzvogel. Myophonus Metallglänzender N Myoph. me— tallicus 5 8 R 0 5 Sturnus , N oO Lam- — SE 8 Jxos sduamatus Jxos chalcoce- Cinclus Timalia. Timala 5 Timalia 8 A N JInseerivorae, Seite 54 Tafel 25 30 | 33 Uebrige Arten . 5 5 Fi 2te Gatt. Schmuckvogel. die Schmuckvogel Quereiva. Amp. cayana . Seite 10te Gatt. Ameiſenfreſſer. Myo- Hein San ee 71 Ser Ameiſenfreſſer. Myoth. Andromedae — Der gezaumte Ameiſenfreſſer. Myoth. capi- strata 85 72 Schwarzbrüſtiger Smeifenfreir. Myothere melanothorax . 3 . — Der Coraya. Myoth. coraya £ R g Se 11te Gatt. Leierſchwanz. Maenura . Prächtiger Leierſchwanz. Maen. superba — Würgerartige Vögel. ite Gatt. Wuͤrger. Lanius . 8 Großer grauer Würger. Lan. excubitor 73 Rothrückiger Würger. Lan. spinitorquus 74 Uebrige Arten . 8 2 5 . . 75 Gehelmter Würger. Lan. frontatus . 2te Gatt. Batara. Thamnophilus 76 Der geftreifte Batara. Tham. radiatus , Er Der getropfte Batara. Tham. guttatus . — Uebrige Arten ; — 3te Gatt. Vanga. Vanga 77 Geſtreifter Vanga. Vanga striata .& —— Uebrige Arten . 8 1 8 5 — Ate Gatt. Bekarde. Psaris . a Die graue Bekarde. Psar. cayana . = Ste Gatt. Hartſchnabel. Sparactes ae Schöner Hartſchnabel. Spar. superbus 78 bte Gatt. Gubernete. Gubernetes 8 7te Gatt. Wuͤrgerſchwalbe. Ocyp- terus ,. 4 8 . , = Weißſchnabelige eie Ocypter, leueorhvynchus 8 8 2 = Uebrige Arten . ; A 1 8 5 — Ste Gatt. Sn Tricho- phorus . N — Bärtiger Haartrager. Trich. barbatus . 79 Uebrige Arten . 8 9 0 — ote Gatt. Drongo. Edolius . — Ruderträger. Edol. remifer a — Der azurblaue Drongo. Edol. puellus . — Uebrige Arten . R s 8 R 8 80 10te Gatt. Wuͤrgelſter. Bethylus er Die zweifarbige Würgelſter. Bath. picatus 11te Gatt. ee Ceble- F , > Zweifarbiger Raupenfreſſer. Cebl. ler — Gelappter Raupenfreſſer. Cebl. Iobatus . . Uebrige Arten . . 8 8 5 8 81 Schmuckvogelartige Vögel. Ampelides. ite Gatt. Rabling. Coracina zu Der Schopfvogel. Corac. cephaloptera , — Kahlſtirniger Rabling. Corac. calva — Rothkehliger Rabling. Corac. scutata ; 82 Tafel 33 32 12 15 10 Geſtreifter Manakin. Goldafterige e Pompadur⸗Schmuckvogel. Amp. Pompadura Rother Schmuckvogel. Amp. 1 Uebrige Arten . R 8 ? 3 ; Ste Gatt. ann Casmar- hynchos . Rt Weichſchnabel Ae P Casm. va- Weichſchnabel Araponga. Casm. nudicollis ate Gatt. Schnapper. Procnias Blauer Schnapper. Proe. ventralis . Manakinartige Vögel. ite Gatt. Felſenhahn. Rupicola Orangenfarber Felſenhahn. Rup. aurantia Grüner Felſenhahn. Bup. viridis . „ 2te Gatt. Manakinmerle. Phiba- u e Gelbſchnäbelige 11 Phib. fla vi- rostris 5 8 5 5 7 8 > Ste Gatt. Manakin. Pipra . Pip. strigilata Pip. rubrocapilla , R Votbkopffger Manakin. Pip. filicauda Fadenſchwänziger Manakin. Ate Gatt. Panthervogel. Parda- n Der verwundete Panthervogel. Pard. per- Cussus 8 „ * * 0 D 0 Uebrige Arten . Punktirter Panthervogel. 5te Gatt. Hypothymis. 8 Hypoth. sorhoca ., 5 a 6te Gatt. Dickkopf. Pachyce- phalus „ „ er Südlicher Dickkopf. Pachyceph. australis , Vebrige Arten . 2 . 8 8 Fliegenfängerartige Vögel. pideae. fte Gatt. Plattſchnabel. Der grüne Plattſchnabel. 2te Gatt. Tyrann. Der Pitangua. Tyrann. pitangua . Uebrige Arten . 4 5 4 ; ; 3te Gatt. ate Gatt. Weitmund. a. mus N 8 „ Horsfieldfcher Weitnund. Euryl. Horsfieldi Der Coridon. Euryl. Corydon , Blainvilliſcher Weitmund. Euryl. Blainvillii ste Gatt. Breitſchnabel. Platyr- hynchuns Grüner Breitſchnabel. Pard. punctatus chry- Todus Todus viridis, Tyrannus Monarche. Monarcha Plat. olivaceus 8 Löffelſchnabeliger Breitſchnabel. Plat. can- eromus . 8 R 8 8 . . 6te Gatt. Fliegenjaͤger. Myagra 113 Pipradeae. Muscica- IS d 18 — — ͤ—ͤ ͤäͤ — 7te Gatt. een Mus- cipeta R N * * Der Tehitrek. Muse. eristata Zu dieſer Gattung gehörig 5 R Fadenf e Fliegenſchnapper. Muse. Klicauda , 8 8 5 R * Ste Gatt. Fliegenfaͤnger. Musei- Capa . . . . . DO Fli egenfänger. Muse, grisola , Der Holsbandfiiegenfünger, Muse. albicollis Uebrige Arten Vielfarbiger Fliegenfänger. Musc. multi- color R 8 8 e Fliegenfänger. Muse. flammea Das Fliegenfängerhähnchen. Muse. alector Der Föcherſchwanz. Muse. flabellifera gte Gatt. Schleifvogel. Seisura 10te Gatt. n Pso- phodes 1 5 Der knallende Klatſchvogel. Psoph. crepitans lite Gatt. Drymophile. Dry- mopklla/ 44 "ir: era Schleier Drymophile. Drym. velata Uebrige Arten . 5 ; ; R 9 12te Gatt. Ameiſenfaͤnger. For- micivora . . DON Sänger. Silviadae. 8 x ite Gatt. Schwalbenſtelze. Eni- curus l 5 x A 1 Verſchleierte cee, Enic. velatus Zweite Art . 2te Gatt. Bachſtelze. Motacilla Die weiße Vachſtelze. Motac. alba . Die ſchwarze Bachſtelze. _Motac. lugubris Die graue Bachſtelze. Motac. sulphurea Die gelbe Bachſtelze. Motac. flava . Uebrige Arten . 5 2 ee ; 3te Gatt. Pieper. Anthus . Der Waſſervieper. Anth. aquaticus . R Michards- Pieper, Anth. Richardi . N Uebrige Arten . 0 . 3 s Ate Gatt. Steinſchwaͤtzer. Saxicola Lachender Steinſchwätzer. Der graue Steinſchwätzer. Der weißliche Steinſchwätzer. S Dazu gehörige Arten . 5 5 dur braunkehlige Steinſchwätzer. Sax. ru- etra . * „ * Dazu gehörige Arten 0 4 R 5 Ste Gatt. Staffelſchwanz. Malurus Iſabellfarbiger Staffelſchwanz. Mal. acaciae Lambertiſcher F Mal. Lam- berti 8 R . Zu dieſer Gattung gehörig 8 8 8 6te Gatt. laxıs Rother Spitzſchwanz. Syn. rutilans 5 Weiß licher Spitzſchwanz. Syn. albeseens Zu dieſer Gattung gehörig 9 Sax. cachinnans 5 Oenanthe ax. stapazına Spitzſchwanz. „ * „ Synal- Seite Tafel — — 5! 46 45 45 47 1118 Seite 7te Gatt. Rundſchwanz. Acanthiza 103 Kleiner Rundſchwanz. Acan, pusilla = Ste Gatt. Langſchwanz. Megalurus 104 Geſtreifter b Meg. marginalis _ Uebrige Arten . $ Se: — gte Gatt. Eigentliche Sänger. Sylvia e — Erſte Familie. N oder UNE fünger . £ 105 Sumpfrohrſänger. Syl. 1 8 ee Ciſtenſänger. Syl. eisticola 8 R ; 406 Uebrige Arten . 1 A 8 5 . 107 Zweite Familie. Laubſänger. Phyllopneustae 5 % x = Gartenlaubvogel, Syl, hypolais R 1 pe. Uebrige europ. Laubſäng. . 8 R 8 108 Sommerſänger. Syl. aestiva F 8 3 Be Dritte Familie. Erdſänger. Humicolae „ 2 8 0 A — a Nachtigall. Syl. Cuseinia , R a Be Das Rothkehlchen. Syl. Rubecula . 8 109 Das Blaukehlchen. Syl. suecica 8 8 110 Zu dieſer Abtheilung gehörig .. — Vierte Familie. ee en Currucae . 5 5 , — Die Dorngrasmücke. Syl. einerea . 111 | SON Grasmücke. Sy!l. melanoce- 10 a Per | Der Meiſterſänger. Syl. orphea 8 A ur Schwarzſcheitellgel Sänger. Spt atricapilla 112 Uebrige Arten . Ä A 8 en I Röthlinge. Ru- ticillae < R 8 8 — Der Gartenröthling. Syl. phoenicurus . 113 1ote Gatt. Waldſaͤnger. Hylo- Philus . .. : — Gelbbrüſtiger Waldſänger. Hyl. thoracicus — ite Gatt. Fluͤevoͤgel. Accentor eu Die Flüelerche. Accen. alpinus 1 . 114 Uebrige Arten . 3 8 3 8 — 12te Gatt. Schluͤpfer. Troglodites a Der Zaunſchlüpfer. Trogl, parvulus A 115 Loniſaniſcher Schlüpfer. Trogl. ludovicianus 116 Uebrige Arten . 0 0 8 a 8 — 13te Gatt. Goldhaͤhnchen. Regulus Heng ſſtges e Reg. ignica- — pillus 5 8 — Uebrige Arten . = SR 117 Sperlingsartige Vögel mit Fonifchen Schnäbeln. Conirostres. Meiſen. Parusinae. ite Gatt. Meiſe. Parus . — Die Kohlmeiſe. Par. major. 418 Blaumeiſe. Par. coeruleus R 1 N 119 Die Haubenmeiſe. Par. eristatus 120 Die Schwanzmeiſe. Par. caudatus » = Die Rohrmeiſen. Die Bartmeiſe. Par, biarmicus 4 8 121 Tafel Seite Die Beutelmeiſe. Par. Pendulinus 122 6te Gatt. Fink. Fringilla b = Ausländische Arten — a Erſte Familie. Kernbeißer. Coc- cothraustes 5 2 N ei 53 Der Kirſchkernbeißer. Fring. cocolhraustes 145 — | Der Cardinal- Fink, Fring. cardinalis . — 2te Gatt. Tyrannchen. Tyran- C TE a 49 Gehauptes Tyrannchen. Tyr. elatus . g „ Adee Spe e. Pyr- Lerchenartige Vögel. Alaudeae. gitae . 5 9 g 7 i 137 — Der ſpaniſche Sperling. Fein: hispaniol en Q rd g.hispaniolensis ite Gatt. Lerche. Alauda 3 — | Der Hausſperling. Fring. domestica 8 en — Die Feldlerche. Aland. arvensis 9 12³ Dazu gebenen 138 — Die Baumlerche. Alaud. arborea .. 124 — Die Kalanderlerche. Aland. calandra R 125 Dritte Familie. Edelfinken. Zweibindige Lerche. Alaud. bifasciata 8 En Fr nei. nobiles . R 139 Uebrige Arten . 8 A r 5 . — Der Schneefink. Fring. nivalis : 8 Eu 2 Bergfink oder c Oügle, n monti- fringilla n. R s 8 140 Dazu gehörigen 5 A 5 8 R 8 — aa RS 2te Gatt. Sporner. Plectrophanes — Der Schneeſporner. Plect. nivalis. . 126 Vierte Familie. Hänflinge. Ligurini 8 5 R : 5 —— — Der Bluthänfling. Fring. canabina. . 141 Zu dieſer Abtheilung gehören . ; B 142 Familie der finkenartigen Vögel. Frin- gillae. tte Gatt. Ammer. Emberiza , 127 50 Schmarsfüpfiger Ammer. Ember. melano- Fünfte Familie. Zeiſige. Spini = Dazu gehörigen . ; A ; : 8 — 7te Gatt. Kreuzſchnabel. Loxia 149 Der Fichtenkreuzſchnabel. Lox. erueirostra = Uebrige Arten . 2 8 s 5 ° 150 3. Dickſchnabel Tangaras. Tana- grae crassirostres R 8 — cephala . . . >= — Der Zitronzeiſig. Fring. eitrinella . ei ar Gartenammer. Emb. hortuna . = — Der Canarienvogel. Fring. canaria . 143 — Die Waſſerammer. Emb. aquatica , 8 128 . Diſelzeiſtg. Fring. Sarduelis 8 . 444 — | Die Rohrammer. Emb. schoeniclus i 129 Uebrige Arten. g = Uebrigen Arten . ; 8 ; 8 R — 2te Gatt. Ammerling. Emberi- Bengali. ie en zoides . R % > 8 8 — 55 Der gefleckte Bengali. Fring. amandava , 445 — Gerandeter Ammerling. Emb. marginalis , — Uehrige beide 9 ae 8 = ste Gatt. Merle. Tangara. Ta- Siebente Nee Wittwen. Vi- nagra , 5 h g ö j 2 du ae R h 8 . R — 1. Eigentliche Tangara. Tanagra = en „Bitte. Fring. paradisea , 146 51 ee Tangara. Tan. tatao R 130 Achte Familie. Gimpelfinken. — Die gelbköpfge Tangara. Tan. ceitrinella , 2 Pyrrhulae . 5 A . 8 — Zu dieſer Abihellung geböſg . 61 50 Der gemeine Gimpel. Fring. pyrrhula. 147 2. eee, Tanagrae >, ee Fring. rosea . . 148 canorae „, j . „ . = — Der fleifchfarbe Gimpel. Fring. gitbaginea ee — Violete Enphone. Tan. se R F — — Der Fichten kernbeiße. Fring. "enueleator . — ! Der Tangara mit bunter Kehle. Tan. magna — 4. Cardinal⸗ 3 ee cardinales 8 == te Gatt. Papagayſchnabel. Psitta cirostra . A A 151 Die rothſcheitlige Tangara. Tan. Gawmicee Dahin gehörig . 2 5 8 8 1 5. Tangaras mit aufgetriebenem Schnabel. Tanagrae inflatac — Der blutfarbige Tangara. Tan. brasilia , — — Gelbköpfiger Papagei INKL Psit. ictero- cephala . 2 . . B — 8 gte Gatt. Kegelſchnabel. Colius en 57 Der Kgeifchnaberquiriva, Col. quiviva . — 6. Pirol ee, Tan. tach y- Uebrige Arten . 1 a : ; 152 ph onae 8 8 8 R 2 — — Die rothhaubige dungen. Tan. eristata . ae 10te Gatt. Pee Phy- Uebrige Arten 5 8 : N — toloma . 5 R _ 4 3 Pachyr- Der Chiliſche Siuntermiber Pbyt yara . — Ga. duct f Der röthliche Pflanzenmaäher. Phyt. rutila — 5 ; N 5 i 5 Abyßyiſcher Pflanzenmäher. Phyt. tridactyla — Schwarzer Dickſchnabel. Pach. niger A 133 ste Gatt. Weber. Ploceus N ur — Der braunköpfige Weber. Ploc. textor 13⁴ — Der Tuknamkurvi. Ploc. philippinus ; — Dazu gehir ing — V. Ordnung. Vögel mit gepaarten Zehen. Zygodaetilx. Erſte Familie. Muſenfreſſer. Musophagae . . . . 153 8 e a ==. Be: | —ꝛů—ů—ů VI Tafel Seite ite Gatt. Turako. Traͤgvogel. Co- rythaix „ 153 Trägvogel. Corythaix. Der guineiſche Turako. Cor. musaphoga . 154 Der rothhaubige Turako. Cor. erythrolophos — Uebrige Arten . f 1 3 — Kukuksartige Vögel. Cuculinae. 2te Gatt. Anzeiger. Indicator — Weißſchnäbeliger Anzeiger. Ind. albirostris 155 3te Gatt. Kukuk. Cuculus . — Europäiſche Kukuk. Cuc. canorus et rufus 156 Glänzender Kukuk. Cue. lueidus A R 159 Dazu gehörige . . 83 „ = Der Straußkukuk. Cuc. glandarius , » ee Uebrige Arten . R 5 N . 5 — Ate Gatt. Cua. Coceyzus A 160 Der rothäugige Cua. Coc. erythrophtalmos — Geoffroy's Cua. Coc. Geoffroyi 8 R es Zu diefer Gattung gehörigen . — ste Gatt. Eidexenfreſſer. Sauro- % ͤ 161 Tacco-Eidexenfreſſer. Saur. vetulaa .. = böte Gatt. Spornkukuk. Centropus = Der Huhu. Cent. houhou R R = Faſan⸗Spornkukuk. Cent. phasianus . s A 162 Dazu gehörig — 7te Gatt. Curol. Leptosomus ne Afrikaniſcher Curol. Lept. afer. . 2 en 8te Gatt. Starkſchnabelkukuk. Eu- dynamis , 163 Indiſcher Starkſchnabelkukuk. End. g ien l = gte Gatt. Malkoha. Phoenico- Paus 3% 5 en Grüner Malkoha. Phoen. viridis 8 8 — 10te Gatt. Rinnenſchnabel. Scy- throps „ 3 Neuholländiſcher Rinnenſchnabel. Seyth. no- vae Hollandiae 8 1 g 8 164 Leichtſchnäbel. Rhamphastides. te Gatt. Federzuͤngler. Ptero- glossus e = Der grüne Federzüngler. Pter. aracari . — Arakari mit gefurchtem un Pter. sulcatus . 5 2 . . Uebrige Arten . A 8 8 8 8 — 2te Gatt. Tukan. RHhamphastos Der Toko. Rhamph. Toco 2 Dazu gehören 8 4 A 8 Mehrfärbiger Tukan. Rham. discolorus Dazu gehörig 5 A . ; R 2 2 ⁊ ee Paarzeher mit abweichen dem Schnabel. ite Gatt. Madenfreſſer. Croto- phaga . ku Großer Madenfreſſer. Crot. major. — Uebrige Arten . 0 5 8 5 6⁴ 66 66 11418 2te Gatt. Kuruku. Trogon Düvauceliſcher Kuruku. Trog. Duvaucelü Kuruku-Narina. Trog. Narina 5 Pfauenkuruku. Trog. pavoninus R Uebrige Arten Bartvögel. —— ite Gatt. Bartvögel. Langſchnautziger Bartvogel. phanes . . . . . . Uebrige Arten . 5 8 R 2 ; —— Bucconides. Bucco 0 Buc. mystaco- 2te Gatt. Schnurrvogel. Pogonias Der maskirte Schnurrvogel. Pog. personatus Uebrige Arten 3te Gatt. Tamatia. Capito . Schwarzohriger Tamatig. Cap. melanotis Uebrige Arten . 8 8 . 8 5 Ate Gatt. Bartkukuk. Monasa . Dunkler Bartkukuk. Mon. tenebrosa Uebrige Arten Ste Gatt. Kleinbartvogel. Myero- pogon Geperlter Kleinbartvogel. Myc. margaritatus Uebrige Arten. „ Erſte Abtheilung. — Papagay. Psittacus. a) Rothe . 5 0 „ ° Der große rothe Ara. Psit. macao . b) Blaue Aras A 8 Der blaue Ara. Psit. byaeinthinus A { Uebrige Arten R ee . c) Grüne Aras 8 BER N Zweite Abtheilung. Spitzſchwänze. Schuppiger Spitzſchwanz. Psit. sqamosus Conurus Gelber Spitzſchwanz. Psit. Carolinae 8 Der Alexander-Pfeilſchwanz. Psit. Alexandri Rothbindige Sittich. Psit. coneinnus 8 Der ſchwarzkappige Lory. Psit. domicella Dazu gehörig 8 5 8 R 8 8 Der graue Sittich. Psit mascarinus. N ne Sittich. Psit. eximius Neuſeeländiſcher Erdſittich. Psit. novae Zee— landiae , R 8 2 5 N N Sperlingspapagayen. Der Früblingspapagay. Psit. vernalis . Uebrige Arten . : A R * Vierte Abtheilung. Wahre Papagayen. Der Amazonen-Papagay. Psit. amazonieus Weißköpfiger Papagay. Psit. leucocephalus Gekrönter Papagai. Psit. aceipitrinus 2 Rothſchwänziger Papagay. Psit. erythacus Fünfte Abtheilung. Kakadus. Psittaciſeristati. Kakadu mit see ee Psit. sulphureus 4 Dazu gehörigen 8 Der roſenrothe Kakadu. Psit. Eos. Schwarze Kakadus. Calyptorhynchus Psittacula. Psittacus. Seite 167 168 Ir n — St ıı 21] r Tafel 68 Temminffche Kakadu. Psit. Temminkii Uebrige Arten . 8 8 8 x Sechste Abtheilung. Rüſſelpapageyen. — Der Goliath. Psit. Goliath 0 A 5 Uebrige Arten . 5 8 s 8 A Zweite Familie. Spechtartige 8 Vögel. Pici . . . . ite Gatt. Specht. Picus ; 69 Der Schwarzſpecht. Pic. martius Der Grünſpecht. Pic. viridis . 2 2 Grauer Grünſpecht. Pic, viridi canus . Dazu gehörigen . — Der Bojeiſche Specht. A — Großer Buntfpecht. Pic. major 5 — | Der Weißſpecht. Pie. leuconotus „ Aehnliche Arten 8 R . 2te Gatt. Kleinſpecht. Pieumnus 70 Gekräuſelter eee gie eirratus Uebrige Arten . we 3te Gatt. Drehhals. Europäiſcher Drehhals. Ate Gatt. Jakamar. Galbula Langſchwänziger Jakamar. Galb. paradisea Pic. Boſei Tun Vunx torquilla VI. Ordnung. Probosciger. Klettervögel mit unpaarigen Zehen. Anisodactyli. Spechtmeiſenartige Vögel. 1te Gatt. eee N cnus 8 „ 0 — Flammenköpfiger Crisis, Gerben flammiceps 8 . . . . 2te Gatt. Langklauer. Orthonix „ Arten s R 0 Orth. spini- Spitzſchwänziger Lan e caudus 5 ® 5 5 . . Ste Gatt. Spechtmeiſe. Sitta n. 71 Europäische . Sit. europaea Uebrige Arten . 5 A ; 5 Ate Gatt. Vaumhacker. Dendro- Salep tes — Langſchnäbeliger e, Dend. pro- curvus 8 5 © a . 0 Dahin gehörig .. . Dend. picus 8 5 ste Gatt. Steigſchnabel. Nenops Hoffmannseggiſcher en Xenops genibarbis 2 Uebrige Arten . 5 er 8 5 6te Gatt. Spechtſaͤnger. Anabates - Der Talapiot. 72 Braunöhriger fete Anab. amaurotis Uebrige Arten . 5 8 8 7te Gatt. e 9 rhynchus . „ Rothbrauner Töpfervogel. 1 rufus Sittae, 188 Tafel Baumläuferartige Vögel. tte Gatt. Baumlaͤufer. Certhia. Europäiſcher Baumläufer. Certh. familiaris 2te Gatt. Honigvogel. Königsblauer ee Coer. coerulea Uebrige Arten . 3 SR Zte Gatt. rinia Grüner Honigſauger. Neet. metalica Scharlachbäuchiger Zuckerfreſſer. Nect. coc- einıgaster Berfchiedenfürbiger Blumenſauger. discolor Blauſchnauziger Blumenſauger. tacalıs Rothbrüſtiger Blämenfauget toralis P 8 Ate Gatt. Rothvogel. Blutbrüſtiger Rothvogel. Die. lentum 73 Scharlachrothvogel. Ste Gatt. Coereba . Necta- N ect, Nect. mys- 8 1 R Nect, pec- Dicaeum ST [09] — 0 U—ñ—j— . — sanguino- 0 * 0 * * Dic. scarlatinum 8 Knorpelnaſe. Poma- nnn Er ni, on turdinus U * 0 * Droſſelartige elta Uebrige Arten Spechtartiger Steigvogel. Clim. picumnus 7te Gatt. Mauerlaͤufer. Ticho- droma . Rothflügliger e Tich. phoeni- coptera & „ „ . Ste Gatt. Vogenſchnabel. Drepanis Der Kleidervogel. Drep. vestiaria Der dunkle Bogenſchnabel. Drep. obscura Der Hoho. Drep. pacifica 8 gte Gatt. Prinia RN | 6te Gatt. Steigvogel. Climacteris En Zutrauliche Prinie. Prin. familiaris , . ote Gatt. che Ortho- tomus . 4 „ Zaungeradſchnabel. Orth. sepium 1ite Gatt. Blumenvogel. Myzantha Gelbbauchiger e et Myz. flavi- venter > . „ . 0 12te Gatt. Gruͤnvogel. Phyllornis Goldſtirniger Grünvogel. Phyl. aurifrons 13te Gatt. Blumenfreund. Antho- chera 1 Schwarzer Blumenfreund. Anth. e g 14te Gatt. Kielſchnabel. Tropi- dorchynchus . Blauwangiger Kielſchnabel. bop cyanotus 15te Gatt. Zaumvogel. Manorrhina Schwarzköpfiger e Mar. melano- cephala . . „ . 114 77 VII Seite Certhiadeae 192 VIII Tafel Seite Tafel Seite 10te Gatt. Buͤrſtenzunge. Philedon 200 2te Gatt. Schwalbe. Hirundo 216 77 Goldflügelige Bürſtenzunge. Phil, erysop- 85 Die Hausſchwalbe. Hir. urbica >, 218 terus „ 201 8⁰ Die Rauchſchwalbe. Hir. rustica . 219 — | Der Mohn, "Phil. fascieulatus x 1 — Zu dieſer Abtheilung gehörig . 220 | Gefleckter Bürſtenvogel. Phil. maculatus 8 — = Selfenfchwarbe, Hir. rupestris 2 | Dan gehüregsgs , en. — — Louiſaniſche Stachelſchwalbe. Hir. pelasgia 221 17te Gatt. Widehopf. Upupa — Zpeite Familie. Nachtſchwalben. es t ae, 78 Europäiſcher Widehopf. Upupa epops : 202 dirun Ines nociurnae 2 Ste Gatt. Nachtſchwalbe. Capri- 18te Gatt. e Epima- mulgus en 5 chus 2 u u N x ! i — Getüpfelte ache Cap. punctatus 29 Stolzer Strupphopf. Epim, superbus 8 203 Uebrige Arten . A x 5 8 222 7s Herrlicher Strupphopf. Epim. magnificus — N — ae Strupphopf. Epim, regius . 204 Ate Gatt. Der Ibyjau. Nictibius 993 ebrige Arten . . . . . . — ge ß x : 87 | Der große Ibyjau. Niet. grandiss . =, Colibriartige Vögel. Trochilides, g g Ste Gatt. Ziegenmelker. Aego- 1te Gatt. Colibri. Trochilus 206 theles . = £ Orasgrüner Colibri. Troch. gramineus = ne ee Aeg. novae 8 Hollandiae 8 , 8 j 294 90 0 Topas Colibri. Troch. pella . 8 ei er Braſtliſcher Colibri. Troch. brasiliensis , 207 79 Gefleckter Colibri. Troch, naevius . — 80 Gemeiner Colibri. Troch. colubris 5 — — Langsdorfiſcher Colibri. Troch. Langsdorff 205 81 Stahlglänzender Colibri. Troch. chalybeus = Der gehörnte Podarge. Pod. «ornutus , — — Prächtiger Colibri. Troch. magnifieus . — 7te Gatt. Fettvogel. Steatornis Er — Kleinſter Colibri. Troch. minimus . 8 209 Ay . vu j j 80 Geſchilderter Colibri. Troch. seutatus . 8 — Laripiſcher Fettvogel. Steat. caripeusis , — Uebrige Arten . 5 5 A x A — | VII. Ordnung. Eisvögel. Alciones, IX. Ordnung. Tauben. Columbae. te Gatt. Taube. Columba Wahre Tauben. ite Gatt. Bienenfreſſer. Merops Be 82 | Europäifcher Bienenfreſſer. Mer. apiaster = 88 Die Ningeltaube, Col. palumbuns 227 — Büllokiſcher Bienenfreſſer. Mer. Bullockii 210 — Die Feldtaube. Col. livia — — Kragenbienenfreſſer. Mer. amictus „ g Schwalbentaube. Col. domestica mercurialis 228 Römiſche Taube. Col. hispanica Uebrige Arten . 8 5 N = 8 — Kropftaube. Col. gutturosa 0 5 5 — 6te Gatt. Podarge. Podargus > 2te Gatt. iSv Alcedo 8 — Fürtiſche Taube. Col. tureica 2 Eisvogel. 1 5 — Mönchtaube. Col. turbita 5 R 5 83 Europfiſcher Eisvogel. Ale, ispida . . 214 89 Pfauentaube. Col. laticauda , 5 . 229 — Allfarbiger Eisvogel. Ale. omnicolor 8 212 — Purzeltaube. Col. gyratrix 8 5 5 — | — Dreizehiger Eisvogel. Ale. Coyx , 5 = — Trommeltaube. Col. dasypus 8 — Uebrige Arten . l : ; 2 — — Holztaube. Col. oenas g 8 . 9 230 4 . 90 Prophirtaube. Col. porphyrea 8 — | ste Gatt. Saͤgeneisvogel. Syma — Prächtige Taube. Col. magnifica 8 5 = ' ro er — Furteltqube. Gol. Inu 231 F Der Torotoro. Sym. Torotoro . „ == — | Lachtaube, Col. risoria . 5 N 8 =» 91 Wandertaube. Col. migratoria 4 8 232 te Gatt. Plattſchnabeleisvogel. To- Turteltaube mit geflecktem Nacken. Col. ti- diramphus n 213 grina ne a, 235 ah + „ * 84 Heiliger Plattſchnabeleisvogel. Tod. sacer — Da bine gehörig Göttlicher Plattſchnabeleisvogel. Tod. divinus — Hartſchnabeltauben. Columbars 5 10 — Gewürztaube. Col. aromatica . — cagereis ’ > zlaube. . . Ste Gatt. Jaͤgereisvogel. Dacelo tt geh ren = = Großer Jägereisvogel. Dac. gigantea 214 4 er » 8 . Großſchnabeliger Fägereisvogel, Dac. macro- Hühnertauben. Colombi gallines. rhinus . 8 . 8 8 — — Kronentaube. Col. coronata . — — Nicobariſche Hühnertaube. ah nicobarica 236 2 ee. * s ® any = / $ Lappentaube. Col. earunenlata , A . VIII. Ordnung. Erdtaube. ‚Col. passerina i j 7 23 Schwalbenartige Vögel. Chelidones. N Dahin gehörig * Erſte Familie. Tagſchwalben. X. Ordnung. Hirundines diurnae x — 95 8 2 75 E Hühnerartige Vögel. Gallinae. tte Gatt. Segler. Srauenfomalen s Cypselus . . ß en te Gatt. Pfau. Pa vo 239 85 Gemeiner Mauerſegler. cyp. apus 215 Der Federbuſchpfau. Pavo eristatus — — Felſenſegler. Cyp. alpinus . 92 Der wilde Pfau. Paro ceristatus primus 2 Schnauzbärtiger Segler. Cyp. mystaceus 216 | Der zahme Pfau. Pavo eristatus domesticus 240 Tafel 100 Hahn. Gallus Gall. giganteus . Hahn Bankiva. Gall. Bankiva . 8 5 Der Ayam-Alas l, Gall. furcatus . Kupferfarbe Hahn. Gall. aeneus R r 2te Gatt. Das Rieſenhuhn. Sonnerats Hahn. Goll. Sonnerali , Das Mohrenhuhn. Gall. Morio A Wollhuhn. Gall. lanatus . , Gekräuſelter Hahn. Gall. crispus 8 Ungeſchwänzter Hahn. Gall. ecaudatus pri- mus Der Makartneyiſche Hahn. Gall. Macartneyi Ste Gatt. Faſan. Phasianus , Silberfaſan, Phas. nycthymerus Gemeiner Faſan. Phas. colchicus Goldfaſan. Phas. pietus x Der bunte Faſan. Phas. versicolor Uebrige Am —— 2 ate Gatt. Satyr. Satyrus Der gehörnte Satyr. Sat. cornutus g ste Gatt. Buſchfaſan. Lopho- phorus „„ Glänzender Buſchfaſan. Loph. refulgens, Der Cüvieriſche Buſchträger. Loph. Cuvieri 6te Gatt. Der Pfauenargus. 7te Gatt. ee ne tron . R Der Chinquis. Ste Gatt. Truthahn. Gemeiner Truthahn. Melcag. gallopavo . Wilder Truthahn A 8 0 8 5 Zahmer Truthahn Geäugter Truthahn. gte Gatt. Perlhuhn. Das gemeine Perlhuhn. 10te Gatt. n Pa legalla 8 Cüvieriſches Dickſchnabelbubn 1 ; 1 dite Gatt. Hokko. Der große Hokko. Crax Alector 8 Uebrige Arten . R R 8 12te Gatt. Poi mit dem Stein. 13te Gatt. Penelope. Penelope , Der Marail. Pen. Marail 4 8 8 Uebrige Arten . : 1 2 ; R 14te Gatt. Paraqua. Ortalida Der Paraqua. Ort. paraua . 15te Gatt. Saſa. Opistocomus Gemeiner Hoazin. Opist. comatus . 5 10te Gatt. e Mega- podius a n Düper reyiſches Großfußhuhn. "Mes. Dupereyi Freycinets Großfußhuhn. Meg. Freycincti Argus. Argus Arg. giganteus . 2 Polypl. Me Meleagris Nel. ocellata . Numida , Num. melcagris . Poi. Pauxi. Ourax Ourax galcata 8 Seite Tafel 240 242 - 102 243 244103 248 104 | 107 Der gekrönte Rouloul. 17te Gatt. thelia Urvilliſches Sonnenhubn. 18te Gatt. Der falbe Tinamu. Tin. rufescens , Der kleine Tinamu. Tin. nanus Der Apequia. Tin. obsoletus . Die übrigen Arten . 5 19te Gatt. Rouloul. RR NER g Alec- Urvillii Wen ale Tinamu. Tinamus Cryp. coronatus. 20te Gatt. Laufhuhn. Hemipodius Das kämpfende Laufhuhn. Hem. pugnax Dazu gehörigen . A 5 . R 8 21te His ZN ie Perdi Erſte Abtheilung. Frankoline. Francolini Frankolin mit roſtfarbnem Halsband. Perd. rancolinus . N Der blutige Frankolin. Perd. eruenta i Uebrige Arten . A R R ; Zweite Abtheilung. Wahre Feldhühner. Perdix. 15 Steinhuhn. Perd. saxatilis . 0 Das Rothhuhn. Perd. rubra Felſenhuhn. Perd. petrosa . . Gemeines Rebhuhn. Perd. cinerea . . Dahin gehörigen 8 A 1 Dritte Abtheilung. 1 1 ww Amerikaniſche Feldkühner. Odontophori Der Tokro. Perd. dentata R R 1 Zu dieſer Abtheilung gehörig 5 ee Vierte Abtheilung. Wachteln. Cotur nix. Gemeine Wachtel. Perd. coturnix , Die kleine Wachtel. Cot. nana Dahin gehörig . 5 22te Gatt. Waldhuhn. Auerhahn. Tet. Urogallus 3 Mittleres Waldhuhn. Pet. medius , Doppelflügeliges Waldhuhn. Tet. cupido Dazu gehörige 5 8 5 Alpenſchneehuhn. Tet. Lagopus iM Das Moraſtſchneehuhn. Tetrao Jet. saliceti, Das ſchottiſche Huhn. Jet. scoticus f 23te Gatt. Ganga. Pterocles Spibfchwans - Ganga. Pter. setarius R Lichtenſteiniſches Slughuhn. Pier. Lich- tensteinu 1 . „ 5 0 Uebrige Arten . x „ 8 24 te Gatt. Fauſthuhn. e Pallaſiſches Fauſthuhn. Syrrh. Pallasii , XI. Ordnung der Voͤgel. Laufvögel. Cursorii Erſte Familie. Strauße, Rieſen⸗ vögel. Proceri, Strutiones Ate Gatt. Strauß. Struthio , Afrikanische Strauß. Struth. camelus 5 Tafel 2te Gatt. Cheuque. Rhea 108 Der Cheuque oder Nandu. Rhea americana gte Gatt. Caſuar. Casuarius , 109 Indiſcher Caſuar. Cas. orientalis. | 4te Gatt. Emu. Dromicejus . — Neuholländiſcher San Drom, novae Hol- landiae „ 8 8 5 8 | ste Gatt. Dudu. Didus . 140 Der träge Dudu. Did. ineptus 88 R; | Die Hühnerſtelzen. ite Gatt. Trappe. Otis — Der bärtige Trappe. Otis tarda ni. Der Kragentrappe. Otis Hubara Uebrige Arten 2te Gatt. Läufer. 111 Iſabellfarbiger Läufer. Curs. isabellinus Uebrige Arten Cursorius * 3te Gatt. Sariama. Dicholophus — Der geſchopfte Sariama. Dich. eristatus Ate Gatt. Trompeter. Psophia 440 Cayenniſcher Trompeter. Psoph. erepitans ste Gatt. Sandhuhn. Glareola 111 Das Halsbandſandhuhn. Glar. torquata . Uebrige Arten < 8 A . A 5 6te Gatt. Kamichi. Palamedea — Der gehörnte Kamichi. Palam. cornuta , | 7te Gatt. Chaja. Chauna 1 113 Der graue Chaja. Chaun. chavaria . XII. Ordnung. Stelzenläufer, Sumpfpögel. Grallatores. 8 8 x N Rleiherartige. Ardeadeae. „ Ate Gatt. Reiher. Ardea 1. Dünnhalſige Reiher. 144 Der graue Reiher. Ard. einerean . Uehrüde Arten r R > Dickhalſige' Reiher. Rohrdommel. — Enropäifcher Rohrdommel. Ard. stellaris Dazu gehörig 8 . . . — Nachtreiher. Ard. nyclicorax x 8 — Der getigerte Reiher. Ard. tigrina n. | 2te Gatt. Storch. Ciconia . 115 Der weiße Storch. Cie. alda — Marabu Storch., Cie. Marabu 5 . Uebrige dazu gehörige 5 s ä : Sabiru. Mycteria , Der amerikaniſche Jabiru. Myct. americana Zu dieſer Abtheilung gehörig . er | Ste Gatt. | Ate Gatt. ee e Ara- mus ar: Der braune Schuss feureler. Ar. Slade 315 116 Tafel Ste Gatt. mus Blättchentragender StaFtnak Anast. la- melligerus : . 8 6te Gatt. urg. PY ga. 8 „ uk Der Sonnenreiher. Kfar Anasto- 2 * * Sonnenreiher. 413 Euryp. helias . | te Gatt. Schattenvogel. Scopus Umbrabrauner Schattenvogel. Scop. Um- | | bretta 8 8 8 8 R N ; ste Gatt. Laufreiher. Dromas Das Reiherchen. Drom. ardeola , a gte Gatt. Kranich. Grus . Grauer Kranich. Grus cinerea A Weißer amerik. Kranich. Grus americana Uebrige dazu gehörige 5 A 10te Gatt. Flammingo, n Phoenicopterus 147 Der Flammant der Alten. Phoen. anti- quor um. 5 1 . . Drangerother Flammingo. Phoen. ruber . — Feuerrother Flammingo. Phoen. ignipalliatus — Kleiner Flammingo. Phoen, minor. * 0 11te Gatt. Nimmerſatt. Tantalus 118 Afrikaniſcher Nimmerſatt. Tant. ibis ; 12te Gatt. Ibis. Pis ae 119 Mumien ⸗Ibis. Ibis religiosa , 5 118 Brauner. Ibis. Ibis ſaleinellus A . 119 Rother Ibis. Ibis rubra 8 118 Schwarzüchtige Ibis. J bis melanopis 5 Uebrige Arten © 8 8 8 2 A 15te Gatt. ee Recur- vırostra 1 5 2 5 Blaufüßiger Säbelſchnabel. Rec. avoceita 1 — Amerikaniſcher eee, Rec. ame- rıcana A 8 5 5 5 Uebrige Arten 5 : . 8 5 8 14te Gatt. Loͤffelreiher. Platalea 147 Weißer Löffler. Plat. leucorodia 8 . — Roſenrother Löffler. Plat. ajaja 4 5 15te Gatt. Kahnſchnabel. Can— croma „ „ ie ar 148 Der Kahnſchnabel. Cane. cochlearea 3 Schnepfenartige Vögel. ite Gatt. Brachvogel. 120 Der große Brachvogel. Num. arquata . = Dünnſchnäbeliger le Num. tenui- rostris „ . . * . Uebrige Arten . 5 ß lee A Strandlaͤufer. Tringa Mit sans 3 Numenius 2te Gatt. Erſte Familie. Zehen ; 121 Der Bogenſchnäbelige Stranriufer, Tring. subarquata . x . . . Scolopacides 333 1l1S „ „ 0 0 D D Uebrige Arten . . ’ 5 R Zweite Familie. Die Mittelzehe an der äußern bis zum erſten Gelenk verbungen 5 8 9 420 Streitſtrandläufer. Tring. pugna«k K Zte Gatt. Waſſerlaͤufer. Totanus a) Mit an der Sal unterwärts ge— bogenem Schnabel. Schwarzbrauner Waſſt erläufer. Tot. fuscus Uebrige Arten . b) Mit aufwärts gerichtetem Schnabel Der grünfüßige Waſſerläufer. Tot, glottis Ate Gatt. Sumpflaͤufer. Limosa Roſtrother Sumpfläufer. Lim. rufa 2 Uebrige Arten . 8 4 5 ° A 5te Gatt. Schnepfe. Scolopax Erſte Abth. Eigentliche Schnepfen 122 Waldſchnepfe. Scol, rusticolaa . Zweite Abth. Pfuhlſchnepfen . Die Heerſchnepfe. Scol. gallinag o Uebrige Arten Tafel e Strandläufer. Tring. varia- 6te Gatt. Vogenſchnepfe. Rhynchea Madagaskariſche ul Rhynch. madagascariensis R . . 5 7te Gatt. Waſſertreter. Phalaropus Erſte Familie. Der rothhalſige Waſſertreter. Phal. hyper- poreus . A 8 . 4 8 8 Zweite Familie. Der plattſchnabelige Wee Phal. pla- tyrhynchus . 8 B . . Dritte Familie der Sumpfpögel. Regenpfeiferartige. Charadrii ite Gatt. Dickfuß. Oedienemus Der knarrende Dickfuß. Oedic. erepitans . Uebrige Arten . 5 8 A R a 123 2te Gatt. Sanderling. Calidris Der graue Sanderling. Cal. arenaria 5 3te Gatt. Stelzenlaͤufer. Himan- pus ws Der ſchwarzflügelige Selene Him. melanopterus . ° * . \ ate Gatt. Aufternfifcher. Haema- topus . A 5 5 3 r | 124 Der geſcheckte Auſternfiſcher. Haem. orstra- egus . . 0 . „ 5 | Uebrige Arten 5 8 ; 5 N R Ste Gatt. Regenpfeifer. Charadrius = Der Goldregenpfeifer. Char. auratus Der große F Char. hia- ticula 5 8 Uebrige Arten 5 5 ; 8 ö Tafel 6te Gatt. Regenlaͤufer. Pluvianus 425 | Der fchwarzfopfige Regen u Pluv. me- lanocephalus , 0 0 * 0 7te Gatt. Kiebitz. Vanellus 124] Der ſchwarzbäuchige Kiebitz. Van. melano- a er 125 Der gehaubte Kiebitz. Van. eristatus Ausländische zu dieſer Gattung gehörige Vögel ste Gatt. Sichler. Falcinellus 126 Laufender Sichler. Fale. eursorius 5 ; gte Gatt. Steindreher. Strepsilas 125 Der Halsbandſteindreher. Streps. collaris Vierte Familie der Sumpfpögel. Rallenartige Vögel. Rallusinae 1te Gatt. Jakana. Parra , — Der braune Spornflügel, Parra jacana , 126 Jakana mit großem Kamm. Parra gallinacea 2te Gatt. Ralle. Rallus . . 127 Die Waſſerralle. Rallus aquatiens . — Die große cayenniſche Ralle. Ral. maximus Uebrige Arten . B 8 B . 8 3te Gatt. Schnarrer. Crex Der Wieſenſchnarrer. Crex pratensis a Ate Gatt. Nohrhuhn. Gallinula — Das punktirte Rohrhuhn. Gall. porzana 126 Das breitbindige Rohrhuhn. Gall. eurizona — Das grünfüßige Rohrhuhn. Gall. chloropus ste Gatt. Purpurhuhn. Por— phyrio 1 128] Das blaue Purpurhuhn. Porph. hyacin- thinus 0 0 0 0 0 e 0 Lappenfüße. Pinnatipedes ite Gatt. Waſſerhuhn. Fulica — Das ſchwarze Waſſerhuhn. Ful. atra P 2te Gatt. Taucherhuhn. Podoa Das ſurinamiſche Taucherhuhn. Pod. suri- namensis 8 8 N 8 8 8 XIII. Ordnung. Sch wimm vögel. Palmipedes. Erſte Familie. Taucherartige. Erſte Zunft. Mit Lappenfüßen. Pinnatipedes. 8 5 8 B ite Gatt. Steißfuß. Podiceps — Der gehörnte Steißfuß. Pod. cornutus 129 Der Ohrentaucher. Pod. auritus Zweite Zunft. Taucher mit einer e, Palm i- pedes Ste Gatt. Seetaucher. Goh nbns — Der Eistaucher. Col. glacialis . Der rothkehlige Taucher. Col. septentrionalis 115 XII Tafel 430 129 131 | 133 Zweite Familie. Anne Schimmvögel. Alcadeae ite Gatt. Taucherhuͤhnchen. Cephus Das kleine Taucherhühnchen. 2tt Gatt. Lumme. Die Brünnichiſche Lumme. nichii Ceph. alle. Uria . Uria Brun— 0 0 0 0 0 Andern Arten 8 R 1 5 A A 3te Gatt. Larventaucher. Mormon Der Van Larventaucher. Morm. fra- tereula . . ° 0 0 0 Der gemähnte Larventaucher. Morm. eir— rhatus 0 0 0 0 0 0 0 Ate Gatt. Straußtaucher. Phaleris Der kleine Straußtaucher. ste Gatt. Alk. Ala. Der Klubalk. Alea torda . 8 8 Der kurzflügelige Alk. Alea i impennis 5 Phal. cristatella 6te Gatt. Sprungtaucher. Catar- rhactes . Der goldhaarige ee Catarr. chrysocoma . s . . „ 7te Gatt. Floſſentaucher. Phe— Discuss em Der gefleckte Floſſentaucher. Phen, demersus Ste Gatt. Fettaucher. Apenodytes Der große Fettaucher. Apenod. patagonica Dritte Familie. Pelekanartige Schwimm vögel. Pelecanoides fte Gatt. Pelekan. Pelecanus Der gemeine Pelekan. Pelee. onoerotalus Krausköpfiger Pelekan. Pelec. erispus a Uebrige Arten . 8 8 8 8 . 2te Gatt. Scharbe. Carbo Die Karmoranſcharbe. Carbo cormoranus Die Krähenſcharbe. Carbo graculus 2 Uebrige Arten . 8 8 8 8 . Toͤlpel. Sula Sula alba, 8 . 3te Gatt. Der weiße Tölpel. àte Gatt. Fregatte. Tachypetes Die große Fregatte. öte Gatt. Tropikvogel. Phaeton Der rothſchwänzige Tropikvogel. phoenicurus . Der weißſchwänzige Tropikvogel. aethercus } 5 Tach, aquilus 8 Phaeton Phaeton 0 0 0 0 6te Gatt. n Plo- tus „ 0 0 Der ſchwarze Anhinga. Plot. anhinga Der Vaillantiſche Anhinga. Plot. Vaillanti Vierte Familie der Waſſervögel. Nevenartige Vögel. Larideae ite Gatt. Albatros. Das Seeſchaf. Diem. exulans — Der Albatros mit ſchwarzen Augenbraunen. Diom. inelanophris — Der gelbſchnäbelige Albatros. rorhynchus — Rußſchwarzer Albatros. Diomedea Diom. chlo- Diom. fuliginosa a 2te Gatt. Sturmvogel. Procellaria Der Eisſturmvogel. 0 Ste Gatt. Sturmſchwalbe. Thal- lassidroma — Die kleinſte Sturmſchwalbe. Ate Gatt. Sturmtaucher. Puffinus — Der nordiſche Sturmtaucher. Puff. anglorum ste Gatt. Sturmlumme. Halo- droma n — Berardſche Sturmlumme. Halod. Berardi 136 Proc. glacialis . 0 * 5 0 Thall. pelagica bote Gatt. Sturmſaͤger. Pachyptila — Der gebänderte Sturmſäger. Pach. vittata 7te Gatt. e Rhyn- chops ,. „ 138 Der ſchwarze eherne. Rhynch. nigra 50 8 A * Uebrige Nen gan ua ai Ste Gatt. Meerſchwalbe. Sterna 137 Die caſpiſche Meerſchalbe. Sterna caspia — Die arktiſche Seeſchwalbe. Sterna arctica Uebrige Arten . 3 8 s — Die peruaniſche Seeſchwalbe. Sterna Juca — Die dumme Seeſchwalbe. Sterna stolida gte Gatt. Meve. Larus . 1 Ueberſcht der Mevenarten .. 9 38 Die Mantelmeve. Larus marinus 8 R En Die Silbermeve. Larus argentatus 5 — Die Lachmeve. Larus ridibundus . 8 10te Gatt. Raubmeve. Lestris 139 Die große Raubmeve. Lest. catharractes — Die Schmarotzerraubmeve. Test. parasitica — Die breitſchwänzige Raubmeve. Lest. po- marina. x 5 A R . E Fünfte Familie der Waſſervögel. Entenartige. Anatides. 5 ite Gatt. Kappengans. Cereopsis — Die graue Kappengans. Cereop. novae Hol- landiae „ 8 f R 8 8 2 2te Gatt. Schwan. Cygnus . 140 Der Singſchwan. Cygn. musicus . — Der zahme Schwan. Cygn. olor 2. N. Sa Cygn. nigri- collıs . 8 8 — Der ſchwarze Schwan. Cygn. atratus =» 3te Gatt. Gans. Anser 141 Die Saatgans. Ans. segetum . N Bernakelgauns. Ans. Bernicla . 5 A Uebrige Arten . 5 & . . . Seite 407 Der langſchnäbelige Säger. te Gatt. Ente Anas 3 Ueberſicht der Arten . 0 0 R Die Brandente. Anas tadorna , 8 Die Eiderente. Apas mollissima A Die Sammetente. Anas fusca , A Die Kragenente. Anas histrionica , Die chineſiſche Ente. Anas galericulata Die Wammenente. Anas lobata 8 2 „ 2 Ste Gatt. Tauchgans. Saͤger. Mer- gus 7 8 erg. Merganser Die große Tauchgans. Merg. ser- rator R a . ; . . B Der amerifanifche Haubenſäger. Merg. cu- eullatus 0 0 0 * 0 0 0 Selte 433 435 436 437 438 439 440 Tafel XIII Seite Nachträge zu den bisher angeführten Gattungen. Strandhühner. Tetraochorae. Pontogalles 2 R h Gatt. Scheidenhuhn. Chionis Das weiße Scheidenhuhn. Chionis alba , Gatt. Attagis. Attagis. . Der Gayiſche Attagis. Attagis Gayi ; Gatt. Lerchenſtrandhuhn. Tino chorus e Eſchholziſches Strandlerchenhuhn. Eschholzu 8 R 8 295 0 . Orbignys Strandlerchenhuhn. Tinochorus Orbignyanus . 5 R 5 . R Tinoch, N - — * + * * ei | R „ * 7 1 * we x * „ v 1 N 9 En * 4 „ . * r 4 1 . e . N er * „ GEN * N 8 : m „ \ = 2 * 5 8 = = = ! 2 . > — * 5 5 g 3 2 0 : , j “ 8 de 2 = . 8 5 Y $ 4 5 8 3 5 5 1 1 12 * PR . : . „ ne m a E 2 8 - “ -& 4 5 Zu UNIVERSITY OF ILLINOIS-URBANA 598.2SCH34N NATURGESCHICHTE UND ABBILDUNGEN DER VOGE Tun 010230354 * 7 „ — * 1 „ . — R 5 ö 5 5 5 i 55 „ ' . „ \ 885 5 N W 1 N 1 j i i AR a \ 5 x N i a) 2 * * = ö . * 8 1 4 „ % 8 N 5 N i 5 a N 1 „ „ 1 a | ö 1 \ * 8 . BE N 8 — „ f N N 5 8 0 . f : 1 * „ 8 ! ö = 5 . N 1 1 = u I „ * * N „ * 0 . * N r f * * * * „ N 5 „ g N 1 7 Den 5 00 f 5 ; i N | Fe He: N Ai „ ” 0 „ 0 5 „ jr N \ . j f N 1 1 u . 2 we ’ 1 8 . ’ x en 25 \ ’ x „ 5 5 23 = b ä h a 75 1 1 I A “ u . = N „ 5 — 8 — ee es G