Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Hain vom Juni 1878 bis Juni 1879. .-<>. Die Direction der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäss ihren Bericht über das Jahr 1878 bis 1879 zu überreichen. Frankfurt a. M., im Juli 1879. Die Direction: Dr. med. Heiiir. Schmidt, d. Z. erster Director. Dr. phil. H. Theod. Geyler, d. Z. zweiter Director. Dr. phil. Friedr. Kinkelin, d. Z. erster Schriftführer. Dr. med. Robert Fridberg, d. Z. zweiter Schriftführer. ^J-/ Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main. Erstattet am Jahresfeste eleu 25. Mai 1879 Dr. med. Heinrich Schmidt, d. Z. erstem Director. ^/A^^ H 0 e h V e r e li r 1 i c li e Y e r s a m m 1 n u g ! Ju öffeutliclier Sitzung erstattet Ihueu die Directiou alljähr- lich Bericht über Persoueu und Gegenstände, soweit sie mit der Gesellschaft in Beziehung stehen. Die Wiederkehr der Jahresfeier bedeutet für uns einen Festtag, an welchem Jeder, der in diesem Kreise ein Arbeitsfeld gefunden hat, sich Rechenschaft geben soll über das von ihm Erreichte, und an welchem Alle, die einen offenen Sinn, ein warmes Herz haben für unsere Bestrebungen, eingeladen sind, durch Entgegennahme wichtiger Mittheilungen über den Zustand der Gesellschaft sich ein gewisses Urtheil zu bilden. Der üebersichtlichkeit halber erfolgt die Darstellung, seitdem der Bericht allen Mitgliedern gedruckt zugestellt wird, in einem bestimmten Rahmen, so dass auch ein Vergleich des in den einzelnen Jahrgängen Gebotenen unschwer sich ausführen lässt; ja man kann sogar sagen, dass diese wiederkehrende Form zu einer Nebeneinanderstellung geradezu einlädt. lu den ersten Jahrzehnten des Bestehens der naturforscheu- den Gesellschaft pflegte die Berichterstattung in anderer Weise zu geschehen. Denn dieselbe bildete einen Theil der Festrede, die ein Mitglied der Direction über ein naturwissenschaftliches Thema vortrug. Indem dabei die Nachrichten über Personen und Diuge ihre Stelle fanden, wie solches gerade anging, dienten sie zur Klar- stellung der obwaltenden Verhältnisse, gaben willkommene Ge- legenheit, die Leistungen Einzelner in ein besonders günstiges Licht zu stellen und konnten nicht verfehlen, bei dem Zuhörer einen entschieden befriedigenden, öfter sogar einen erhebenden Eindruck zu hinterlassen. Wie leicht war es, das herbe Gefühl, das ein betrübendes Ereigniss hervorrufen rausste, durch die nach- folgende Schilderung erfreulicher Erscheinungen zu beseitigen und an eine, Schöneres und Besseres versprechende Zukunft den Blick zu fesseln. Dagegen zeigen unsere Berichte in den letzten 10 Jahren eine ruhigere, sachlichere Art, aus welcher die persönliche iVn- schauuug des Redners, falls sie der Unzufriedenheit mit unseren Verhältnissen bestimmten Ausdruck gibt, um so schärfer hervor- tritt. Welche Form der Mittheiluno-en gibt nun ein besseres Bild ? Wie ich denke, wohl die jetzt gebräuchliche. Berechtigt sie aber, auch wenn sie in einer Reihe von .Jahrgängen vor uns tritt, zu einem wohlbegründeten Ausspruch über die Gesammt- leistungeu der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft, deren Thätigkeitsäusseruugeu bekanntlich so mannigfaltig sind, deren arbeitende Mitglieder auf so verschiedenartigen, wissenschaft- lichen Gebieten ihren Beruf erfüllen? Sicherlich nicht! Zu solch' einem zusammenfassenden ürtheile müsste eine Geschichte unserer Gesellschaft mit eingehender Berücksichtigung aller an ihr Arbei- tenden vorliegen. In Betreff derjenigen freilich , die nicht mehr leben, wäre dergleichen nicht schwierig herzustellen; aber eine Schilderung des Wirkens und der Erfolge, oder, was dasselbe heissen würde, eine Kritik aller an dieser Stätte thätigen Lehrer und Forscher zu geben, das ist, wie kaum Jemand bestreiten wird, eine völlige Unmöglichkeit. Dass ich es mir gestattete, darauf hinzuweisen, was die Be- richte bieten, möchten Sie, darum bitte ich, nicht als überflüssig ansehen. Die öffentliche Meinung aber, auf welche jedes gemein- nützige Institut mit gebührender Achtung hinblickt, wird mir diese Aucleutimgeu umsoweuiger verargen köuueu, als es der Senckeubergischeu naturforschenden Gesellschaft nnbenommeu bleiben muss, ihre eigene Ansicht über die Tragweite ihrer Mit- theiluDgeu auszusprechen. In herkömmlicher Weise erhalten sie zuerst die Angaben über Zahl und Wechsel unserer geehrten Mitglieder. Im ab- gelaufenen Jahre meldeten ihren Austritt an die Herren : Ingenieur F. F. A n d r e a e , I s i d o r B e r m a u n , L. B 1 i e d u u g , Louis Engel, Ludwig Fuld, J. A. Hamm er an, Consul Jacob Jacobsohn, Jacob Klein, L. A. Meixner, Consul F. A, Muck, Dietr. W^ilh. Schmidt, Fr. Ad. Schürmann, Samuel Trier, J. F. W^eisbrod, Phil. Weydt, Xicolaus Weydt, C. G. B. Zimmer, Philipp Schiff. Weggezogen ist Herr Dr. jur. Fr. Borgnis. Verstorben sind Herr Baruch Bonn, Justizrath Dr. Fester, M. B. Gold Schmidt, H. H. Goldschmidt, Dr. med. M. Gundersheim, Georg Jung-Hauff, Wilh. Rieger, Frau Fr. Rumpf, Herr Kreisthierarzt C. Schmidt, Fr. Wipper- mann, Dr. phii. C. Zimmer. Diese Verluste betreffen uns besouders schmerzlich , da die Mehrzahl der Heimgegangenen eine lange Reihe von Jahren hindurch der Gesellschaft ange- hört hat. Diesem grossen Rückgauge der Mitgliederzahl gegenüber er- scheint die Summe der neu Eingetretenen leider sehr klein. Es sind fünf: die Herren Dr. Emil Buck, Dr. J. H. Reichen- bach, Friedr. Schäfer, Ludwig Stelz, Gustav Trier. Da vor 2 Jahren eine in zahlreichen Exemplaren versandte Auf- forderung zum Beitritt deu schönsten Erfolg hatte, so beabsich- tigt die Direction wiederum Circulare zu versenden ; und zwar gedachte sie die Söhne unserer verstorbenen Mitglieder dabei be- sonders berücksichtigen zu dürfen. Die Gesammtzahl der Mitglieder erreicht heute die Höhe von 524 gegen 550 im Vorjahre, nachdem durch Austritt 19, 12 durch Todesfall aus unserer Gesellschaft geschieden sind und 5 neue Eintritte stattgefunden haben. In den engeren Kreis der arbeitenden Mitg-lieder traten ein die Herren Dr. Emil Buck, Dr. J. H. Reichen bach, In- genieur Ludwig Becker. — 0 — Auf der Marmortafel die dem Eintretenden im Erdgeschosse einen ernsten, stillen Gruss bietet, werden Sie zwei neue Namen finden. Es haben im vergangenen Jahre die ewige Mitgliedschaft erworben Herr Philipp N i c o 1 a u s M a n s k o p f durch Ent- richtung des festgesetzten Beitrags, sowie der verstorbene Schneider- meister Herr Johann Heinrich Roth, der uns die Summe von 500 Gulden vermacht und ausserdem bestimmt hatte, dass der dritte Theil eines Gewinnes, der auf gewisse, einer anderen Stiftung vermachte Werthpapiere entfallen sollte, uns zugewie- sen werde. Zu correspondirenden Mitg-liedern wurden ernannt: Herr Dr. Alexander Strauch, Mitglied der Kaiserlichen Academic der Wissenschaften zu St. Petersburg, wohnhaft daselbst, und Herr Anton Stump ff aus Homburg v. d. H., derzeit auf Ma- dagascar. Von beiden Herren sind dem Museum werthvolle Be- reicherungen überwiesen worden. Die seltene Auszeichnung der Ernennung zum correspon- direnden Ehrenmitgliede Avurde unserem hochverehrten Professor Dr. Böttger bei Gelegenheit seines 50 jährigen Docenten- jubiläums. Auch im verflossenen Jahre entriss der Tod ihrem segens- reichen AYirkungskreise eine Anzahl unserer correspondirenden Mitglieder. Es verstarb am 17. März d. J. in Dresden das Zweitälteste correspondirende Mitglied, aufgenommen 1822, der Geh. Hofratl; Dr. med. et phil. H. G. L. Reichenbach. Geboren am 8. Januar 1793 zu Leipzig, Hess er sich, erst 19 .Jahre alt, in seiner Vaterstadt als Arzt nieder. Nachdem er kürzere Zeit hindurch Privatdocent gewesen, Avurde er schon 1818 ordentlicher Professor. Zwei Jahre später ward ihm die Leitung des Dresdener Museums und des dortigen botanischen . » Johann Daniel Souchay. 1845. Dr. jur. Rath Friedr. Schlosser. 1847. Stephan von Gu K. F. Krepp. 1866. » Jonas Mylius. 1866. » Constantiu Fellner. 1867. Hr. Dr. Heriiianii von Meyer. 1869. » Dr. W. D. Söninierring. 1871. » J. «. H. Petsch. 1871. » Bernhard Doiidorf. 1872. » Friedrich Karl Rüeker. 1874. » Dr. Friedrich Hessenberg-. 1875. » Ferdinand Lanrin. 1876. » Jakob Bernhard Rikofif. 1878. » Job. Heinrich Roth. 1878. » J. Ph. Nicol. Manskopf. 1878. » Jean Noe du Fay. 1879. 111. Mitglieder des Jahres 1878. Die arbeitenden sind mit * bezeichnet. Hr. Alt, Franz. 1873. » Alt, F. G. Johannes. 1869. » Andreae, Achille. 1878. » Andreae, F. F., Director. 1869. » Andreae, Herrn., Bank-Director. 1873. » Andreae, H. V., Dr. med. 1849. >' Andreae-Passavant, Jean, Director. 1869. » Andreae-Goll, J. K. A. 1848. » Andreae-Goll, Phil. 1878. » Andreae- Winckler, Job. 1869. » Andreae-Winckler, P. B. 1860. » Andreae, Rudolph. 1878. » Angelheim, J. 1873. » *Askenasy, Eugen, Dr. [ihil. 1871. » Auffarth, F. B. 1874. » *Baader, Friedrich. 1873. » Bacher, Max. 1873. » Bachfeld, Friedrich. 1877. » Baer, Joseph. 1860. » Baer, Joseph, Director. 1873. » Bärwindt, J., Oberstabsarzt, Dr. med. 1860. » *Bagge, H. A. B., Dr. med., Physi- kus. 1844. » Bansa, Gottlieb. 1855. » Bansa, Julius. 1860. » Bansa-Streiber, K. i860. Hr.*Bardorff, Karl, Dr. med. 1864. » de Bary, Heinr. A. 1873. » de Bary, Jak., Dr. med. 1866. » *ßastier, Friedrich. 1876. » Becker, Adolf. 1873. » *Becker, Ludw., Ingenieur. 1877. » Behrends, Phil. Friedr. 1878. * Belli-Seufferheld, F. 1837. » Bender, Anton Joseph. 1878. » Benecke, Job. Herrn. 1873. » Berg, K. N., Bürgermeister, Dr.jiir. 1869. » Berle, Karl. 1878. » Bermann, Isidor. 1877. » Bertholdt, Job. Georg. 1866. » Best, Karl. 1878. » V. Bethmann, S. M., Baron. 1869. » Beyfus, M. 1873. » Blieduug, L. 1869. » Blum, Herm. 1860. » *Blum, J. 1868. » *Blumenthal, E., Dr. med. 1870. » Blumenthal, Jos. Leop. 1866. » *Bockenheinier, Dr. med. 1864. » Böhm, Joh. Friedr. 1874. » Börne, Jak. 1878. » *Böttger, Oscar, Dr. phil. 1874. » Bolongaro, Karl Aug. 1860. » Bolongaro-Crevenna, A. 1869. — 25 Hr. Bolongaro-Crevenna, J. L., Stadt- rath. 1866. » Bonn, Baruch. 1862. » Bonn, Karl. 1866. » Bontant, F. 1866. » Borgnis, Friedr., ür. jur. 1877. » Borgnis, J. Fr. Franz. 1873. » *v. Bosc-Reiclienbach, Graf. 1860. » Both, J. B. 18^4. » Braunfels, Otto. 1877. » Brentano, Anton Theod. 1873. » Brentano, Ludwig, Dr. jur. 1842. » Brofft, Franz. 1866. » Brofft, Theodor, Stadtrath. 1877. » Brofft, Wilh. Leonh. 1866. » Brückner, Wilh. 1846. » Buchka, Franz Anton. 1854. y Buck, A. F., Dr. jur. 1866. » Büttel, Wilhelm. 1878. » Cahn, Heinrich. 1878. » Cahn, Moritz. J873. » Carl, Dr. med. 1878. > Caspari, Franz, Dr. jur. 1877. » Cassel, Gustav. 1873. » Chun, Oberlehrer. 1866. » Claus, Dan. Audr. 1870. » Cnyrim, Ed., Dr. jur. 1873. » Cnyrim, Vict., Dr. med. 1866. » Conrad, K., Münzmeister. 1873. » Cornill-Goll, Wilh. 1878. » Creizenach, Ignaz. 1869. » Defize, Adolf. 1873. » Degener, K., Dr. 1866. » *Deichler, J. Ch., Dr. med. 1862. >> Delosea, Dr. med. 1878. » Denzinger, F. .]., Baurath und Dombaumeister. 1873. » Dibelka, Jos. 1873. » Diehn, Phil, Thierarzt. 1866. » Doctor, Ad. Heinr. 1869. » Dondorf, Carl. 1878. » Dondorf, Paul. 1878. » Donner, Karl. 1873. » V. Donner, Phil. 1859. » Drexel, Heinr. Theod. 1863. » Dröll, J.Ä. 1878. » Ducca, Wilh. 1873. Hr. Edenfeld, Felix. 1873. » Ehinger, August. 1872. » Ehrhard, W., Ingenieur. 1873. » Ellissen, Justizrath, Dr. jur. 1860. » Emden, Jak. Phil. 1869. » Enders, Ch. 1866. » Engel, Louis. 1873. » Engelhard, Bernhard. 1877. » Engelhard, Karl Phil. 1873. -> Engelhard, Robert. 1878. » Epstein, Theodor. 1873 » Ernst, August, Professor. 1854. » Eyssen, B. Gustav. 1866. » Eyssen, K. E. 1860. •" Fabricius, Franz. 1866. V du Fay, Jean Noe. 1842. y Feege, W. 1877. * Feist, Eduard. 1878. » Fellner, F. 1878. » Fester, Dr. jur., .Justizrath, Notar. 1«73. •!> *Fingcr, Oberlehrer, Dr. phil. 1851. » P'inger, L. F. 1876. » Flersheim, Ed. I860. y> Flersheim, Rob. 1872. » Flesch, Dr. med. 1866. » Fliusch, Heinr. 1866. » Flinsch, W. 1869. » Frank, John. 1878. » Franz, Jean. 1878. :=> Fresenius, Ph., Dr. phil. 1873. » Frey, Philipp. 1878. » Freyeisen, Heinr. Phil. 1876. » *Fridberg, Rob., Dr. med. 1873. » Friedmann, Jos 1869. » Fries, Friedr. Adolf. 1876. « V. Frisching, K. 1873. y Fritsch, Ph., Dr. med. 1873. » Frohmann, Herz. 1873. » Fuld, Ludwig. 1869. y Fuld, S., Dr. jur. 1866. * Fulda, Karl Herrn. 1877. » Funck, K. L. 1873. » Garny, Job. Jak. 1866. « Geiger, Berthold, Dr. Advoc. 1878. » Gering, F. A. 1866. » Gerson, Jak., Generalconsul. 1860. 26 . Getz, Max, Dr. med., Sanitätsrath. 1854. Geyer, Job. Christoph. Iö78. *Geyler, Herrn. Theodor, Dr. phil. 1869. Gockel, Ludwig, Director. 1869. *Goldmaun, Val., Rector. 1876. Goldschmidt, Abr. 1873. Goldschmidt, Ad. B. H. 1860. Goldschmidt, B. M. 1869. Goldschmidt, H. H. 1873. Goldschmidt, Marcus. 1873. V. Goldscbmidt, Leop., General- consul. 1869. Gontard, Moritz. 1850. Gotthold, Gh., Dr. phil. 1873. Grabe, Charles, Consul. 1866. Graubner, Friedrich. 1873. Gross, Max. 1878. Gross, Wilh. 1873. Grünebaum, M. A. 1869. Grunelius, Adolf. 1858. Grunelius, Moritz Eduard. 1869. V. Guaita, Max. 1869. Gundersheim, Joseph. 1873. Gundersheim, M., Dr. med. 1860. Günther-de Bary, Chr., Rentner. 1878. *Haag, Georg, Dr. jur. 1855. Haase, A. W. E. 1873. Häberlin, E. J., Dr. jur. 1871. Hahn, Adolf L. A., Consul. 1869. Hahn, Anton. 1869. Hahn, Moritz. 1873. Hamburger, K., Dr. jur. 1866. Hammeran, J. A., Buchdruckerei- Besitzer. 1873. Hammeran, K. A. A., Dr. phil. 1875 Hanau, Heinrich A. 1869. V. Harnier, Ed., Dr. jur. 1866. Harth, M. 1876. Hauck, Christ., Stadtrath. 1860. Hauck, Georg A. H. 1842. Hauck, Alex. 1878. Hauck, Moritz, Advocat. 1873. Heimpel, Jakob. 1873. Henninger, Heinrich. 1877. Hr. Henrich, Job. Gerhard. 1860. » Henrich, K. F., jun. 1873. » Hensel, L., Rentmeister. 1878. » Herz, Otto. 1878. » Hessel, Julius. 1863. » Hessenberg, Friedrich. 1878. » Heuer, Ferd. 1866. » *v. Heyden, Luc, Hauptmann, Dr. 1860. » V. Heyder, Georg. 1844, » *Heynemann, D. Fr. 1860. » Höchberg, Otto. 1877. » Hoff, Job. Adam. 1866. » Hoff, Karl. 1860. » Hohenemser, H., Director. 1866. ^ Holthof, Carl, Stadtrath. 1878. » V. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867. » Holzmann, Phil. 1866. >' Hornberger, Albert. 1870. » Ihm, August. 1866. " Jacobi, Rudolf. 1843. » Jacobson, Eduard, Consul. 1875. » Jacquet Sohn, H. 1878. » * Jäger, Rudolf, Director. 1867. Die Jägersche Buchhandlung. 1866. Hr. Jassoy, Wilh. Ludw. 1866. » Ickelheimer, Dr., Advocat. 1878. » Jeanrenaud, Dr. jur., Appellations- gerich tsrath . 1866. » Jonas, Adolf, Dr. jur. 1873. » Jordan, Felix. 1860. » Jost, Konr., Apotheker. 1859. » Jourdan, Jacob. 1878.- » Jügel, Karl Franz. 1821. » Jung, Karl. 1875. » Jung-Hauff, Georg. 1866. » Kalb, Emil, ßaukdirector. 1878. » Kassel, Elias, Director. 1873. » Katheder, K. 1863. » Katzenstein, Albert. 1869. » Kayser, Adam Friedr. 1869. » Kayser, J. Adam. 1873. » Keller, Adolf, Rentier. 1878. » Keller, Heinr., Buchhändler. 1844. » *Kesselmeyer, P. A. 1859. » ^Kessler, F. J., Senator. 1838. » Kessler, Heinrich. 1870. — 27 — Hr. Kessler, Wilh. 1844. V Einen, Karl. 1873. » *Kinkeliu, Friedr., Dr. phil. 1873. » Kirchheim, S., Dr. med. 1873. » Kissel, Georg. 1866. » Klein, Jakob Phil. 1873. » Klimsch, Karl. 1873. » Kling, Gustav. 1861. » Klitscher, F. Aug. 1878. » *Kloss, H., Dr. med., Physikus, Sauitätsrath. 1842. » Klotz, Karl Const. V. 1844. » Knabenschiih, Jakob, jun. 1877. » Knips, Jos. 1878. » Knopf, L., Dr. jur., Stadtrath. 1869. » *Kobelt, W., Dr. med. 1877. » Koch, Joh. Friedr. 1866. » Koch, Wilh. 1859. » Königswerther, Martin. 1878. » Kohn-Speyer, Sigism. 1860. » Kotzenberg, Gustav. 1873. » Krämer, Johannes. 1866. » Kraussold, Dr. med. 1878. » Krebs-PfafF, Louis. 1878. » Kriegk, Max, Dr. med. 1878. » Küchler, Ed. 1866. » Kugele, G. 1860. » Kugler, F., Dr. jur., Appellations- gerichtsrath. 1869. » Kuseuberg, R. J., Director. 1873. » Ladenburg, Emil. 1869. » Laemmerhirt, Karl. Director. 1878. » Laudauer, Wilh. 1873. » Lang, R., Dr. jur. 1873. » Langenberger, Franz. 1860. » Langer, Dr. jur. 1873. » Lautenschläger, Alex., Director. 1878. » Lauteren, K., Consul. 1869. » Le Bailly, Georg. 1866. » Lehr-Anthes, Wilh. 1878. » Leschhorn, Ludw. Karl. 1869. » Leser, Phil. 1873. » Lindheimer, Ernst. 1878. » Lindheimer, Gerhard. 1854. » Lindheimer, Julius. 1873. » Lion, Benno. 1873. Hr. Lion, Franz, Director. 1873. » Lion, Jakob, Director. 1866. » Lion, Siegmuud, Director. 1873. » Löhr, Clemens, 1851. * Lönholdt, G. W. 1873. » Löwenick, N. 1875. » Loretz, A. W. 1869. » *Loretz, Herm., Dr. phil. 1877. » Loretz, Wilh., Dr. med. 1877. » *Lorey, Karl, Dr. med. 1869. » Lorey, W., Dr. jur. 1873. » *Lucae, G., Prof., Dr. med. 1842. » Lucius, Eug., Dr. phil. 1859. » V. Lukacsich, Major. 1832. » Maas, Adolf. 1S60. » Maas, Simon, Dr. jur. 1869. » Mack, Joh. Friedr. 1866. » Mahlau, Albert 1867. » Majer, Joh. Karl. 1854. Fr. Majer-Steeg. 1842. Hr. Malss, Dr. jur. 1873. » Mauskopf, Nikolaus. 1859. » Manskopf,W. H.,Geh.Commerzien- rath. 1869. » Marburg-Friderich, Adolph. 1878. » Marburg, Heinrich. 1878. » Marx, Dr. med. 1878. » Matti, Alex., Dr. jur. 1873. » Matti, J. J. A., Dr. jur. 1836. » Maubach, Jos. 1878. » May, Arthur. 1873. » May, Ed. Gustav. 1873. » May, Joh. Val, Dr. jur. 1873. » May, Julius. 1873. » May, Martin. 1866. » Mayer, Wilh., Director. 1878. » Meixner, K. A. 1866. » Merton, Albert. 1869. » Merton, W. 1878. » Merzbach, A. 1873. » Mettenheimer, Chr. Heinr. 1873. » *Metzler, Adolf. 1870. ^ Metzler, Albert. 1869. » Metzler, Gustav. 1859. » Metzler, Karl. 1869. » Metzler, Wilh. 1844. » Metzler-Fuchs, G. F. 1842. - 28 — Hr. Minjon, Herrn. 1878. » Minoprio, Karl Anton. 1821. » Minoprio, Karl Gg. 1869. » Mola-, Oberlehrer, Dr. phil. 186(1. » Moldeuhaiier, F., Ingenieur. 187o. » Mouson, Joh. Gg. 1873. » Muck, F. A., Consul. 1854. » Müller, Joh. Christ. 1866. » Müller-Rentz, F. A. 1874. * Müller, Paul. 1878. » Müller, Siegm. Fr., Dr. Notar. 1878. » Mumm von Schwarzenstein, Alb. 1869. » Mumm V. Schwarzenstein, D. 11., Dr. jur., Oberbürgermeister. 1869. » Mumm V. Schwarzenstein, Herui., Generalconsul. 1852. » Mumqi V. Schwarzenstein, F. H., jun. 1873. » Mumm V. Schwarzenstein, W. 1856. » Mylius, Karl Jonas, Architekt. 1871 . » Nestle- John, Georg 1878. » Nestle, Hermann. 1857. » Nestle, Julius. 1873. » Nestle, Richard. 1855. » Neubert, W. L., Zahnarzt. » Neubürger, Dr. med. 18()0 » Neustadt, Samuel. 1878. » de Neufville-Büttner, Gust. Commerzienrath. 1859. » de Neufville-Siebert, Friedr. 1860. » de NeutVille, Otto. 1878. » Neumüller, Fritz. 1875. » Niederhof heim, A., Director 1873. » *Noll, F. K., Dr. sc. nat. 1863. » V. Obernberg, Ad., Dr. jur. 1870. » Ochs, Hermann. 1873. » Ochs. Karl. 1873. » Ochs, Lazarus. 1873. » Odrell, Leop., Dr. jur. 1874. » Ohlenschlager, J. A., Dr. jur. 1859. » Ohlenschlager, K. Fr., Dr. med. 1873. » Oplin, Adolph. 1878. » Oppenheim, Guido. 1873. » Oppenheimer, Charles. 1873. » Oppenheimer, Marcus Moritz. 1877. 187S. Geh. 1859. 1878. Hr. Ortenbach, Friedr. 1853. » Orthenberger, Dr. jur. 1866. V d'Orville, Friedr. 1846. » O.sterrieth, Franz. 1867. >> Osterrieth-v. Bihl. 1860. » Osterrieth-Laurin, Aug. 1866. » Osferrieth, Eduard. 1878. » Oswalt, H., Dr. jur. 1873. V Parrot, J. Ch. 1873. » Passavaut, E., Dr. jur., Stadtrath. 1866. » Passavant, Gust., Dr. med. » Passavant, Herrn. 1859. >' Passavant, Robert. 1860. > Passavant, Rudolf. 1869. » ^Passavaut, Theodor. 1854. >' Perle, Stabsarzt, Dr. med. » Petermann, Ad., Dr., Zahnarzt. 1875. » *Petersen, K. Th., Dr. phil. 1873. - Petsch-Goll, Phil. 1860. * Pfaehler, F. W. 1878. » Pfeffel, Aug. 1869. » Pfeffel, Friedr. 1850. V Pfefferkorn, R., Dr. jur. 1856. ^ Pfeifer, Eugen. 1846. » Pieg, K., Steuerrath. 1873. » Ponfick, Otto, Dr. jur., Stadt- gerichts-Secretär. 1869. » Posen, Jakob. 1873. > Prestel, Ferd. 1866. « Quilling, Friedr. Wilh. 1869. » Raabe, Ernst. 1872. » Rautenberg, Leopold. 1873. » Raveustein, Aug. 1866. » Raveustein, Simon. 1873. Die Realschule, Israelitische. 1869. Hr. Reiffensteiti, J. P. 1878. >' V. Reinach, Adolf, Baron, General- consul. 1860. » V. Reinach, Alb., Baron. 1870. » Reinganum, Paul, Dr. 1878. » Reiss, Enoch. 1843. » Reiss, Jacques, Geh. Commerzien- rath. 1844. » Reiss, Paul, Advocat. 1878. >> Reuss, Dr. jur., Schöff. 1824. » Ricard, Adolf. 1866. — 29 Hr. Ricard, L. A. 1873. » Richard, Friedr. 1866. » * Richters, A. J. Ferd., Dr. 1877. » Rieger, Wilhelm. 1832. » Rindskopf, Isaak M. 1866. » *Ripps, Dr. med. 1856. » Rittner, G , Commerzienrath. 1860. » *Roberth, Ern.st, Dr. med. 1856. » Rödiger, Konr., Dr. phil.. Direc- torialrath. 1859. y Rössler, F., Münzwardein. 1866. » Rössler, Hector. 1878. » Roos, Benjamin. 1869. » *Roose, Wilh. 1869. » Roth, Georg. 1878. » Roth, Joh. Heinrich. 1878. » V. Rothschild, M. K.,Generalconsul, Freiherr. ] 843. » V. Rothschild, Wilh., Generalconsul, Freiherr. 1870. » Rottenstein, Dr. 1866. » Rueff, Julius, Apotheker. 1873. » Rumpf, Dr. jur., Consulent. 1866. Fr. Rumpf, Fr. 1868. Hr. Saaler, Adolph. 1878. » *Saalmüller, Max, Oberstlieutenant. 1878. » Sachs, Joh. Jak. 1870. » Sanct-Goar, Meier. 1866. » Sandhagen, Wilh. 1873. » Sauerländer, J. D., Dr. jur., Stadt- rath. 1873. » Schaffner, Ferd., Dr. med. 1866. » Scharff, Alexander. 1844. » *Scharff, F. A., Dr. jur. 1852. » Scharff-Osterrieth, Gottfr. 1859. » Schaub, Carl. 1878. » Scheffer, Karl, Postamts-Assistent. 1875. » *Scbeidel, Seb. AI., Director. 1850. » Schenck, Joh. David. 1866. » Schenck, W. 1878. » Schepeler, Ch. F. 1873. » Scherbius, G. Th. 1869. » Scherlensky, Dr. jur. 1873. » Schiele, Simon, Director. 1866. » Schiff, Phil. 1873. Hr. Schilling, Dr. med. 1833. » Schlemmer, Dr. jur. 1873. » Schmick, J. P. W., Ingenieur. 1873. » Schmidt, Adolf, Dr. med. 1832. » Schmidt. Dietrich Wilh. 1876. » ^Schmidt, Heinr., Dr. med. 1866. » Schmidt, J. Chr., Dr. med. 1876. » Schmidt, .Joh. Georg. 1876. » Schmidt, Karl, Kreisthierarzt. 1866. » Schmidt, Konrad Fr. 1872. » Schmidt, Louis A. A. 1871. » *Schmidt, Maxim., Dr. vet., Director. 186(). » *Schmidt, Moritz, Dr. med. 1870. » Schmidt-Polex, Adolf. 1855. » Schmidt-Rumpf, L. D. Phil. 1876. >^ Schmidt-Scharff, Adolf. 1855. » Schmölder, P. A. 1873. » Schmöle, Wilh. 1866. » Schölles, Joh., Dr. med. 1866. » *Schott, Eugen, Dr. med. 1872. » Schürmaun, Friedr. Adolf. 1876 » Schulz, Heinr., Dr. jur. 1866. » Schumacher, Gg. Friedr. 1866. » Schwarz, Georg Ph. A. 1878. » Schwarzschild, Em. 1878. » *Schwarzschild, H., Dr. med., Geh. Sanitätsrath. 1836. » Schwarzschild, Moses. 1866. > V. Schweitzer, K., Dr. jur., Schöff. 1831. » von Seydewitz, Hans, Pfarrer. 1878. » *Siebert, J., Dr. jur. 1854. » Siebert, Karl August. 1869. > Sömmerring, Karl. 1876. » Sonnemann, Leopold. 1873. » Souchay, A. 1842. » Speltz, Dr. jur., Senator. 1860. » Speltz, Jakob. 1819. » Spengel, Friedrich. 1878. » Speyer, Georg. 1878. » Speyer, Gustav. 1873. » Spiess, Alexander, Dr. med., Sani- tätsrath. 1865. » Stadermann, Ernst. 1873. » *Steftan, Ph. J., Dr. med. 1862. » v. Steiger, L. 1869. 30 Hr. Stern, B. E., Dr. med. 1865. » Stern, B. S. 1878. » Stern, Theodor. 1863. » Steuernagel, Joh. Heiur. 1860. » *Stiebel, Fritz, Dr. med. 1849. » Stiebel, Julius. 1877. » V. Stiebel, Heinr., Consul. 1860. » Stilgebauer, Gust , Bankdirector. 1878. » Stock, H. A. 1859 » Straus-Fuld, A. J. 1873. » *Stricker, W., Dr. med. 1870. » Strube, Jak., Hofrath. 1873. » Strubel], Bruno. 1876. » Sulzbach, Emil. 1878. » Sulzbach, Moritz. 1878. » Sukbach, Rud. 1869. » Trier, Samuel. 1873. » Trost, Otto. 1878. » Ulmanu, A., Dr. phil. 1871. » Umpfenbach, A. E. 1873. » Üna-Maas, S. 1873. » Varrentrapp, Fr., Dr. jur. 1850. » * Varrentrapp, Georg, Dr. med., Geh. Sanitätsrath. 1833. • » Varrentrapp, J. A. 1857. » von den Velden, Fr. 1842. > Vogt, Ludwig, Director. 1866. » *Volger, Otto, Dr. phil. 1862. » Volkert, K. A. Gh. 1873. » *Wallach, J., Dr. med. 1848. . Weber, Andreas. 1860. Weiller, Jak. Hirsch. 1869. Weisbrod, Friedr. 1873. Weismann, N. 1873. Weismann, Wilhelm. 1878. V. Weisweiller, Georg. 1866. *Wenz, Emil, Dr. med. 1869. Wertheimber, Emanuel. 1878. Wertheimber, Louis. 1869. Wetzel, Heinr. 1864. Weydt, Nik. 1869. Weydt, Phil. 1872. Wiesner, Dr. med. 1873. Winter, W. Chr. 1852. Wippevmann, Friedr. 1819. Wirsing, Adolf. 1873. * Wirsing, J. P., Dr. med. 1869. Wirth, Franz. 1869. Wittekind, H., Dr. jur. 1860. Wolff, Adam. 1873. Wolff, Phil. 1874. Wolfskehl, H. M. 1860. Wüst, K. L. 1866. Wunderlich, Gg. 1869. Zickwolff, Albert. 1873. Zickwolff, Otto. 1873. *Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869. Ziegler, Otto, Director. 1873. Zimmer, Georg. 1878. Zimmer, K., Dr. phil. 1855. Zimmer, K. G. B. 1869. IV. Neue Mitglieder für das Ja!ir 1879. Hr. *Buck, Emil, Dr. » *Reichenbach, J. H., Dr. Hr. Schäfer, B^iedrich. » Stelz, Ludwig. Hr. Trier, Gustav. 31 T. Correspomlireude Mitglieder. *) 1820. Wöhler, Friedr., Professor in Göttingen (von hier). 1822. Reichenbach, H. G. L., Prof, in Dresden. 1823. Radius, Justus, Dr. Bied. in Leipzig. 1825. de Laizer, Comte Maurice, in Clairmont-Ferrant. 1827. Keferstein, Adolf, Gerichtsrath in Erfurt. 1827. Reinhardt, Joh. A., Professor in Kopenhagen. 1830. Czihak, J. Ch., Dr., Professor in Aschaffenburg. 1832. Engelmann, Joh. Georg, Dr. med. in St. Louis, ^Nordamerika (von hier). 1833. Fechner, Gustav Theodor, Prof. in Leipzig. 1834. Listing, Dr. phil.. Professor in Göttingen (von hier). 1834. Wiebel, Karl, Prof, in Hamburg. 1836. Decaisne, Akademiker in Paris. 1836. Schlegel, Herrn., Professor Dr., Director des Museums in Leyden. 1836. Agard, Jakob Georg, Prof, in Lund. 1837. Studer, Bernhard, Professor in Bern. 1837. Studer, Apotheker in Bern. 1837. Coulon, Louis, in Neufchatel. 1837. de Montmolin , Auguste , in Neufchatel. 1839. Meyer, Georg Hermann, Prof. in Zürich (von hier). 1841. Genth, Adolf, Dr. med., Badearzt in Schwalbach. 1841. Schwann, Theod., Dr., Prof, in Löwen. 1841. Budge, Jul., Prof, in Greifswald. 1841. Betti, Pietro, Soperintendente de sanitä in Florenz. 1841. Parolini, Alberto, in Bassano. 1841. Fasetta, Valentin, Dr. med. in Venedig. 1842. Thomae, K., Prof., emerit. Di- rector des landwirthschaftlichen Instituts in Wiesbaden. 1842. Hein, Dr. in Danzig. 1842. Clans, Bruno, Dr. med. in Bonn (von hier). 1844. Göppert, Heinrich Robert, Pro- fessor in Breslau. 1844. Schimper, W. P., Professor in Strassburg. 1844. Bidder, PMedr. H., Professor in Dorpat. 1844. Plieninger, W. H. Th., Professor in Stuttgart. 1844. Blum, Prof, in Heidelberg. 1845. Bischolf, Th. L. W., Professor in München. 1845. Adelmann, Georg B. F., Prof. in Dorpat. 1845. Kützing, Friedrich Traugott, in Nordhausen. 1845. Meneghini, Giuseppe, Professor in Padua. 1845. Zimmermann, Ludwig Philipp, Dr. med. 1846. Sandberger, Fridolin, Professor in Würzburg. 1846. Worms, Gabriel, auf Ceylon (von hier). 1846. Woi-ms, Moritz, auf Ceylon (von hier). 1846. Schiff, Moritz, Dr. med., Prof. in Florenz (von hier). 1847. Virchow, Rudolf, Prof. in Berlin. 1848. Dunker, Wilhelm, Professor in Marburg. 1848. Philippi, Rudolf Amadeus, Di- rector des Museums in Santiago de Chile. 1849. Beck, Bernh., Dr. med., General- arzt in Karlsruhe. *) Die vorgesetzte Zahl bedeutet das Jahr der Aufnahme. — 32 1849. von Schieiden, M. J., Professor, k. russ. Staatsrat!! in Wiesbaden. 1849. Dohrn, Karl August, Dr., Präsi- dent des Entomolog. Vereins in Stettin. 1849. Fischer, Georg, in Milwaukee, Wisconsin (von hier). 1849. Gray, Asa, Prof. an der lloward- Uuiversitj^ in Cambridge. 1850. Kirchner (Consul in Sj'dney), jetzt in Darmstadt (von hier). 1850. Mettenheimer, Karl Christian Friedrich, Dr. med., Leibaxzt in Schwerin (von hier) 1851. Jordan, Hermann. Dr. med. in Saarbrücken. 1851. Landerer, Xavei", Professor, Hof- apotheker in Athen. 1852. Leuckart, Eudolf, Dr., Professor in Leijjzig. 1853. Robin, Cliarles, Prof. in Paris. 1853. de Bary, Heinr. Anton, Prof. in Strassburg (von hier). 1853. Buchenau, Franz, Dr., Professor in Bremen. 1853. Brücke, Ernst Wilh., Professor in Wien. 1853. Ludwig, Karl, Prof. in Leipzig. 1853. Bruch, K., Dr., Prof. in Offenbach. 1854. Schneider, Wilh. Gottlieb, Dr. phil. in Breslau. 1854. Ecker, Alexander, Professor in Freiburg. 1854. Besnard, Anton, Dr., Oberstabs- arzt in München. 1855. Grube, Eduard, Staatsrath, Prof. in Breslau. 185G. Scacchi, Archangelo, Professor in Neapel. 1856. Palmieri, Professor in Neapel. 1857. Leyh, Friedrich A., Professor in Stuttgart. 1857. v. Homeyer, Alex., Major in Wiesbaden. 1859. Ribeira in Coira, Brasilien. 1859. Frey, Heinrich, Prof. in Zürich (von hier). 1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingen, Württemberg. 1860. Gerlach, J., Prof. in Erlangen. ISCiO. Weismann, Aug., Professor iu Freiburg (von hier). 1861. Becker, Ludwig, in Melbourne, Australien. 18G1. Helmholtz, H. L. F., Professor in Berlin. 1861. von Manderstjerua, Excell., kais. Russ. Generallieut. in Warschau. 1863. Hofmann, Herrn., Professor der Botanik in Giessen. 1863. von Riese-Stalburg, W. F., Frei- herr, Gutsbesitzer in Prag. 1863. de Saussure, Henri, in Genf. 1864. Pauli, Friedr. Wilh., Dr. med., Hofrath, in Bockenheim 1864. Schaafhausen, H., Prof. in Bonn. 1864. Keyserling, Graf Alex., Ex-Cura- tor der Universität Dorpat. 1865. Bielz, E. Albert, Dr., in Hermann- stadt. 1866. Möhl, Dr., Profes.sor in Kassel. 1867. Landzert, Professor in St. Peters- burg. 1867 von Harold, Freih., Major a. D. am Königl. Museum in Berlin. 1867. de Marseul, Abbe' iu Paris. 1868. Hornstein, Dr., Oberl. in Kassel. 1869. Lieberkühn, N.,Prof. in Marburg. 1869. Wagner, R., Prof. in Marburg. 1869. Gegenbauer, Karl, Prof. in Jena. 1869. His, Wilhelm, Prof. in Leipzig. 1869. Rütimeyer, Ludw., Professor in Basel. 1869. Semper, Karl, Prof. in Würzburg. 1869. Gerlach, Dr. med. in Hongkong, China (von hier). 1869. Woronin, M., in St. Petersburg. 1869. Barboza du Boccage, Director des zoolog. Museums in Lissabon 1869. Kenngott, G. A. , Professor in Zürich. 1871. V. Müller, F., Director des botan. Gartens in Melbourne, Australien. — 33 - 1871. V. Haast, Jul., Dr., Staatsgeologe in Christ-Churcli, Auckland, Neu- seeland. 1871. Jones, Matthew, Präsident des naturhistor. Vereins in Halifax. 1872. Agardli-Westerlund, Dr. in Ron- neby, Schweden. 1872. Verkrüzen, Th. A., in Frankfurt am Main. 1872. Nägeli, K., Prof, in München. 1872. Sachs, J., Prof, in Würzburg. 1872. Hooker, J. D., Direct, des botan. Gartens in Kew, England. 1873. Koch, Karl, Dr., Landesgeologe in Wiesbaden. 1873. Streng, Prof, in Giessen(vonhier). 1873. Beyrich, Professor in Berlin. 1873. Stossich, Adolf, Professor an der Realschule in Triest. 1878. vom Rath, Gerh., Prof, in Bonn. 1873. Römer, Professor in Breslau. 1873. Seebach, Professor in Göttingen. 1873. Heer, Oswald, Prof, in Zürich. 1873. von Siebold, Prof, in München. 1873. Caspary, Rob., Prof, in Königs- berg. 1873. Cramer, Prof, in Zürich. 1873. Bentham, Georg, Präsident der Linnean Society in London. 1873. Darwin , Charles , in Down , Beckenham, Kent in England. 1873. Günther, Dr. am British Museum in London. 1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary of zoolog. Soc. in London. 1873. Leydig, Franz, Dr., Professor in Tübingen. 1873. Loven, Professor, Akademiker in Stockholm. 1873. Schmarda, Prof, in Wien. 1873. Pring.sheim, Dr., Prof, in Berlin. 1873. Schwendner, Dr., Prof, in Basel. 1873. de Candolle, Alphonse, Prof, in Genf. 1873. Schweinfurth, Dr. in Berlin, Präsident der Geographischen Gesellschaft in Cairo. 1873. Russow, Edmund, Dr., Prof. in Dorpat. 1873. Cohn, Dr., Prof. in Breslau. 1873. Rees, Prof. in Erlangen. 1873. Godeffroy, J. K., Rheder in Ham- burg. 1873. Ernst, Dr., Vorsitzender d. deut- schen naturforsch. Gesellsch. in Caracas. 1873. Mousson, Professor in Zürich. 1873. Krefft, Director des Museums in Sydney. 1873. Giebel, Professor in Halle. 1874. .Joseph, Gustav, Dr. med., Docent in Breslau. 1874. von Fritsch, Karl, Freiherr, Dr., Professor in Halle. 1874. von Tomassini, Ritter Muzio, in Triest. 1874. Gasser, Dr., Privatdocent in Marburg (von hier). 1875. Bütschli, Otto, Dr., Prof. in Heidelberg (von hier). 1875. Dietze, Karl, in München. 1875. Fraas, Oscar, Dr., Professor in Stuttgart. 1875. Fischer von Waldheim, Alex., Staatsrath u. Ritter in Moskau. 1875. Genthe, Herrn., Prof. Dr., Direc- tor des Gymnasiums in Duisburg. 1875. Klein,Karl,Dr.,Prof.inHeidelberg. 1875. Ebenau, Karl, in Madagascar (von hier). 1875. Moritz, A., Dr., Directeur de l'observatoire physique in Tiflis. 1875. Probst, Pfarrer, Dr. phil. in Unter - Essendorf, Württemberg. 1875. Targioni-Tozetti, Prof.inFlorenz. 1875. Zittel, Karl, Dr., Prof. inMünchen. 1876. Rein, J. J., Dr., Prof. in Marburg. 1876. Liversidge, Prof. in Sydney. 1876. Böttger, Hugo, Director in Beuel bei Bonn (von hier). 1876. Langer, Karl, Dr., Prof. in Wien. 1876. Le Jolis, Auguste, President de la Societd nationale des sciences naturelles in Cherbourg. 3 34 — 1876. Meyer, A. B., Dr., Director cle.s königl. zoolog. Museums in Dres- den. 187G. Wetterhan, J. D., in Freiburg i. Br. (von hier). 1877. Voit, Karl, Dr., Prof, in München. 1877. Schmitt, C. G. Fr., Dr., Prälat in Mainz. 1878. Chun, Carl, Dr. in Neapel (von hier). 1878. Corradi, A., Professor der Kgl. Universität in Pavia. 1878. Hayden, Prof., Dr., Staatsgeologe in Washington. 1878. Strauch, Alex., Dr. phil., Mit- glied der k. k. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. 1878. Stumpff, Anton, aus Homburg v. d. H., d. Z. auf Madagascar. yi. Ausserordentliche Ehrenmitglieder. 1872. Mühlig, J. G. G., Verwalter (von hier). 1875. Erckel, Theodor (von hier). 1878. Hetzer, AVilhelm (von hier). 1878. V. Böttger, Rudolph, Prof. Dr. (von hier). 35 — Verzeichiiiss der Geschenke für das iiaturliistorisclie Museum, welche vom Juni 1878 bis Juni 1879 der Gesellschaft überwiesen wurden. 1. Für die Skeletsammlung. Von Herrn Conrad Ferd. Müller, stud, archit. von hier: der Schädel eines Gaika-Kaffer. Von Herrn Lehrer J. Blum: der Schädel eines Nasua und der eines Gebus. 2. Für die Vögelsamralung. Von Herrn Friedrich Bastier: 1 Anas querquedula. Von Herrn Photograph Huth: 1 Bastard von Girlitz cf und Kanarienvogel 9- Vou Herrn Verwalter Mühlig: ein Nest von Motacilla alba mit Eiern (in einem Pantoffel). 3. Für die Sammlung von Reptilien und Amphibien. Von Herrn Akademiker Prof. Dr. Strauch in Petersburg: 1 Eremias variabilis, 1 Eremias velox und 1 Fhrynocephaliis aiiritus aus der Steppe am Alakul - See und Lepsafluss ; 2 Testudo (Homopus) Horsfieldii, cf uud 9 aus Turkestan, lebend. Von Herrn Dr. Oscar Böttger: 1 Triton taeniatus, 2 Triton cristatus und 4 Triton alpestris von Zeitlofs bei Brückenau an der Rhön. Von Herrn Anton Stumpff, z. Z. in Madagascar, durch Herrn Oberamtsrichter L. Stumpff in Homburg v. d. H. : 3 Sen- dungen Reptilien uud Amphibien von Madagascar, darunter der kostbare Chamaeleo super ciliaris (j und 9? eiu neuer Laub- frosch und ein neuer Gecko. Von Herrn W. v. Schoulerin Wiesbaden : 3 kleine Schlangen (2 für uns neu), gesammelt im Reiche Deli auf Sumatra. 4. Für die Sammlung der Gliederthiere. Von Herrn L. Jeaurenaud durch Herrn Appellationsgerich ts- rath Dr. Jeanrenaud : ein getrockneter Seekrebs. — 36 - Von Herrn W. v. Schouler in Wiesbaden: 2 Gläser mit lu- secteu und Seolopeuderu in Spiritus, gesammelt im Keiche Deli auf Sumatra (Niederländisch-Tndien). Von Herrn Christoph und Lips: ein Hummer. Von Herrn Anton Stumpff auf Madagascar: eine zweite Sen- dung Schmetterlinge aus Madagascar und mehrere Gläser mit O O O Insecten in Spiritus, ebendaher. Von Herrn Baron v. Maltzahn: eine Suite portugiesischer und brasilianischer Schmetterlinge in Tausch gegen Käfer-Dubletten. 5. Für die Sammlung von Mollusken. Von Herrn D. F. Heynemaun dahier : eine höchst werthvolle Sammlung abnormer und verkrüppelter Schneckenschalen — eine in ihrer Art wohl einzige Sammlung. Von Herrn Baron H. v. Maltzan: eine reiche Suite westindischer Zweischaler. Von Herrn Dr. W. Kobelt: eine Anzahl Meeresconchylien aus Westindien, sämmtlich für das Museum neu. 6. Für die Sammlung niederer Thiere. Von Herrn Chr. L ambrecht: eine Macandrina. 7. Für die Pflanzensammlung. Von Herrn Inspector Heiss : der Blüthenstand einer Agave ameri- cana und eine Blüthe von Stanhopca occllata. Von Herrn Dr. W. Kobelt: ein Pinienzapfen. Von Herrn Hofrath Dr. Pauli: ein Stück echtes Gummi Lada- num von Cistus creticus^ Ernte von 1860 (90 Gramm). 8. Für die zoopaläontologisehe Sammlung. Vom Städtischen Museum und vom AI terthu ms verein, durch Herrn Conservator Cornill: Diverse fossile Knochen- reste. Von Herrn Ingenieur L. Becker: ein Backenzahn von Elephas primigenius aus diluvialem Kies, Bockenheimer Landstrasse. Von Herrn Kaufmann Carl Jung in Glasgow : Petrefacteu aus dem Zechstein von Beith bei Glasgow. Von Herrn Dir. Hugo Böttger: einige Fischreste aus der Papierkohle bei Bonn. - 37 — Von Herrn Robert Schar ff in Bordeaux: eine Suite fossile Meeresconchylien aus dem Untermiocäu der faluns de Bor- deaux ('Leognau, Saucats, Meriguac etc.). 9. Für die phytopaläontologische Sammlung. Von Herrn Prof. Dr. S a n d b e r g e r in Würzburg : eine Suite Tertiärpflauzeu aus dem Zsilythale (Siebenbürgen). Von Herrn Dir. Hugo Böttger: einige Pflanzenreste aus der Papierkohle bei Bonn. Von Herrn Georg S teiger w aid: ein Stück Kieselholz vom Maiuufer. 10. Für die geologische Sammlung. Von Herrn Ingenieur Ludw. Becker: 2 Stufen Deistersandsteiu mit Cyrena ovalis aus der Wealdenformation von Oberkirchen bei Rinteln im Teutoburger Wald , eine Platte Tertiärkalk mit Mytilus Faiijasii, bei Frankfurt. Von Herrn H. Heid: Spiriferensaudstein von Wernborn bei Usingen. Von Herrn Hauptmann Dr. v. Hey den: Kalktuff von den Ufern der Plitvicaseen (kroatische Militärgrenze). Von Herrn Dr. Neumann dahier: eine Stufe alpiner Muschel- kalk vom Ampezzothal (Süd-Tyrol). Von Herrn Landesgeologen Dr. Carl Koch: ein Stück Glasopal und Chloropal von der Louisa bei Frankfurt. 11. Für die Mineraliensammlung. Von Herrn Dr. Friedrich Scharff: 24 Stücke Mineralien vom Vesuv, vom Odenwald und Taunus, darunter Leuzit in auf- gewachsenen Krystallen , Amethyst von den Drei Brunnen und Flussspath-Octaeder vom Rossert. Von Herrn Dr. jur. A. Buck: ein Stück Tachylit von Bockenheim. Von Herrn Dr. W. Kobelt: Bergkrystall in carrarischem Marmor. Von Herrn Apotheker Dr. Fresenius : diverse Basalte mit Zeolithdrusen. Von Herrn Steigerwald: ein Achat, durch Herrn Otto Cornill. Von Herrn Hauptmann Dr. v. Heyden: ein Stück Ludvighit von dem einzig bekannten Fundorte Eisensteiu-Morawitza im Krassoer Comitat (Ungarn). - 38 — Vou Heim lugeuienr Christ. Pelluer: 1 Authrazit von Pitts- burg, 1 Speerkies aus dem Duxer Braunkohleurevier, Hart- mannszeche bei Ladowitz uud eine Schlacke aus der Glashütte bei Kopenhagen. Von Herrn Gottfried Scharff: 6 Mineralien von Iserlohn. Von Herrn Dir. Hugo Böttger : eine Septarie mit Gypskrystallen auf Schwefelkies aus der Braunkohle bei Rott. 12. Für die ethnographische Sammlung. Von Frau Müller - Ren tz : eine lederne, mit Stickereien ge- schmückte Cigarrenbüchse aus Japan. Von Herrn J. F o r m h a 1 s : 5 Pfeilspitzen aus Feuerstein. Von Herrn Dr. Oscar Böttger: Stück eines Werkzeugs (einer Schnalle?) aus Bronze, aus dem Steinbruche von Biber bei Offenbach. — Sporn, von Bergfarnstadt bei Querfurt. Geschenke an Geld von Juni 1878 bis Juni 1879. Legat des Schneidermeisters Herrn J o h. Heinrich Roth. fl. 500 = M. 857. 14 Geschenk des Herrn J. P h. Nie. Manskopf als ewiges Mitglied » 500. — Geschenk des Herrn P h i 1. v o u D o u n e r . . . » 40. — Geschenk des Herrn Ad. Metz 1er » 46. — Geschenk von Frau Constanze du Fay geb. Lutteroth, zum Andenken an ihren dahin- geschiedenen Gemahl Herrn Jean Noedu Fay sei » 1600. - Städtische Subvention pro 1878 » 4000. — Geschenke an Büchern. (Die mit * versehenen vom Autor geschenkt.) Agardh-Westerlund, Dr. C, in Ronueby (Schweden): Skandina- viska folgarnes fortplantuiugs historia. Heft l. 1878. Besnard, Oberstabsarzt A. F., in München: Systematischer Jalires- bericht. (Die Mineralogie in ihren neuesten Entdeckungen und Fortschritten.) No. XXXL 1878. — 39 — *BÖttger, Dr. Oscar, in Frankfiut a. M. : Monographie der Clausilieusection Albiuaria v. Vest. 1878. * — Die Tertiärfauna von Pebas am obern Maranon. von Bose-Reicheubacll, Graf, in Frankfurt a. M. : ein aus dem Jahre 1808 stammender Praehtband, der 161 von einem Frankfurter Namens Simon verfertigte Aquarell- zeichnungeu von giftigen u. a. Pflanzen enthält. *Ca8pary, Robert : Alexander Brauu's Leben. ('oriiill, Otto, in Frankfurt a. M. J o h. Friese: Versuch einer leichten und fasslichen Darstellung des Laufs der Gestirne mit 2 Kupfer- tafeln. 1790. Dobson, G. Edw., in London: Catalogue of the Chiroptera of the Collection of the British Museum. *Geyler, Dr. Theod., in Frankfurt a. M.: Ueber fossile Pflanzen von Borneo. 1875. *Haag-Butenberg, Dr. G., in Frankfurt a. M. : Beschreibung neuer Arten von Heteromeren. — Heteromeren aus dem Museum Godeffroy. Y. Heyden, Hauptmann Dr. L., in Frankfurt a. M. E. Mulsant und Ed. Ver r eaux : Histoire naturelle des oiseaux mouches ou Colibris, Tome IH— IV. 1877. Jones, J. Mfittliew: List of the Mollusca of Nova Scotia. Klein, Prof. C, in Göttingen: Die Meteoritensammlung der Universität Göttingen am 2. Jan. 1879. *Kobelt, Dr. med. W., in Schwanheim : Fortsetzung von Ross- raässler's Iconographie der europäischen Land- und Süsswasser-Mollusken. Bd. V, Liefg. 4 — 6. Bd. VI. Liefg. 1-3. Mikroskopischer Terein in Frankfurt a. M. Schnitze : Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. I— XV. u. Bd. XVL Heft 1—2 nebst Namen- und Sacliregister zu Bd. I — VHI. V. Müller, Baron Ferd., in Melbourne : The organic constituents of plants and vegetable substances. 1878. Radius, Dr. Justus, in Leipzig. Einige Bemerkungen der PhaiS ^ macopoea germanica. 1878, -"5"*" ? "5 rr^ — 40 — *vom Katli, Prof. G., in Bonn: Ueber den Granit. * — Vorträge und Mittlieilungen. * — Ein Beitrag zur Keuntuiss der Krystallisation des Cyauit. *Reess, Prof. M., in Erlangen : Der botanische Garten zu Erlangen. Rüppell, Dr. Eduard, in Frankfurt a. M. : Proceedings of the scientific meetings of the Zoological Society of London. 1878. Part. I- IV. (Colorirtes Exemplar.) — Transaction of the Zoological Society of London. Vol. X. Part. 6-n. *Rütimeyer, Prof. L., in Basel : Die Rinder der Tertiär-Epoche, nebst Vorstudien zu einer natürlichen Geschichte der Antilopen. IL Theil. 1878. 8cliarff, Dr. Eriedr., in Frankfurt a. M. P. G r 0 1 h : Tabellarische Uebersicht der einfachen Mineralien nach ihren krystallographisch- chemischen Beziehungen. Scharif, Ingenieur G., jun., in Frankfurt a. M. Dr. Fr. Hochstetter: Ueber einen neuen geologischen ÄufschlusR im Gebiete der Karlsruher Thermen. Senckeubergische Stiftuiigs-Admiiiistration in Frankfurt a. M. : 24. Nachricht von dem Fortgang und Zuwachs der Dr. Senckenbergischeu Stiftuug. *Stoppaiii, Antonio , in Mailand : Carattere marino dei grandi anfiteatri morenici delT Alta Italia. *Stossich, Mich., in Triest : La teoria della vescica germinativa 11 Velebit. * — Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Chaetopoden. *Streng, Prof., in Giessen : Geologisch -miueralogische Mitthei- lungen. No. VII. * — Mineralogische Mittheilungen über die Erze von Chana- cillo in Nord-Chile. *v. Tschusi, Ritter, zu Schmidhofen : Die Vögel Salzburgs. * — Bibliographica ornithologica. *Ziegler, Dr. Julius, in Frankfurt a. M. : Uebersicht der Vege- tatiouszeiten in Frankfurt a. M. (Beobachtungen während der Jahre 1867-78.) 41 — Verzeichniss der vom Juni 1878 bis Ende Mai 1879 im Tausch gegen die Abhand- lungen und Berichte der Gesellschaft eingegangenen Schriften. Von Akademien, Behörden, (Jesellschaften, Instituten, Vereinen u. dgl. Aarau, Aargauische natnrforschende Gesellschaft. Mittheiluugeu, Heft I. Amiens, Societe Liimeeuue du Nord de la France: Bulletin mensuel. Torae IV. No. 70—76 ii. No. 78—81. Amsterdam, Königliche Acaderaie der Wissenschaften: Jaarboek. 1877. Processen Verbaal. 1877—78. Verhaudelingen. Afd. Natuurk. Deel XVIII. Verslagen en Mededeelingeu. Afd. Naturk. 1878. Tweede Reeks. Deel XII-XIII. 1878. — Zoologische Gesellschaft: Opeuiugsplechtigheid van de Tentoonstelling. 1878. Basel. Schweizerische naturforschende Gesellschaft: Verhandlungen. VI. Theil. Heft IV. 1878. Batavia. Genossenschaft fttr Künste und Wissenschaften: Notuleu. Deel XV No. 2—4. 1878. — Deel XVI. No. 1—2. Gedurende de eerste eeuw van zejn bestaau 1778 — 1878 (Gedenkboek). Deel I. nebst einer Kupfermedaille. Tijdschrift voor Indische taal-, laud- und volkenkunde. Deel XXIV. af levering 6. 1878. Deel XXV. aflev. 1. — Natuurkiindige Vereeniging in Neederlansch Indie: Natuurkundig Tijdschrift. Deel XXXV.— XXXVII. Zevende Serie. Deel V— VII. 1875-77. Berlin. Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften: Mathematische Abhandlungen 1877. Monatsehrift. Januar und Februar. 1879. Physikalische Abhandlungen. 1877. — Deutsche geologische Gesellschaft: Zeitschrift. Bd. XXX. Heft 1—4. 1878. — 42 — Berlin. Königl. Preuss. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent- liche Angelegenheiten : Abhandluugen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Tliüringisclieu Staaten. Band IL Heft 3 — 4. Atlas zu den Abhandlungen. Band IL Heft 4. Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüringi- schen Staaten. Lieferung XL in 6 Blättern mit 6 Heften Erläuterungen. Lieferung XIII. in 4 Blättern mit 4 Heften Erläuterungen. — Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg: Verhandlungen. Jahrg. XIX. 1877. — Gesellschaft naturforschender Freunde: Sitzungsberichte 1878. Bern. Naturforsehende Gesellschaft: iMittheilungen. No. 923—936. 1877. Bologna. Accademia Royal delle scieuze dell' Istituto: Memorie. Serie III. Tomo VIII. » Serie III. Tomo IX, Fase. 1 — 2. Rendiconto 1877—78. Boi'deaux. Societe des Sciences physiques et naturelles : Memoires. Tome IL No. 3. 1878. » » III. » 1. » Boston. American Academy of arts and sciences. Proceedings. New series. Vol. IV— V. 1877. — Society of natui-al history: Memoirs. Vol. II. Part. IV. No. 6. 1878. Proceedings. Vol. XIX. Part. I -II. 1877. Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Bd. VI. Heft 1. Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. 55. Jahresbericht 1877. General-Sachregister der in den Schriften von 1804 bis 1876 incl. enthaltenen Aufsätze. Schlesische Inschriften vom XIIL bis XVI. Jabrhundert. Eine Audienz Breslauer Bürger bei Napoleon I. 1813. — Landwirthschaftlicher Centralverein für Scldesien: Bericht 1876-77. Brunn. Natur forsch ender Verein. Verhandlungen. Bd. XVI. 1877. — 43 — Brüun. K. k. Mälirisch - Schlesische CTesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- uud Landeskunde : Mittheiluugen. Jahrg. 58. 1878. Brüssel (ßruxelles). Academie royale des sciences, des lettres et des beaux arts de Belgique. Memoires des membres. Tome XLIT. 1878. Memoires courounes et des savauts etrangers. Tome XL— XLI. 1876—78. Memoires couroimes et autres memoires. Tome XXVII bis XXVIII. 1877—78. Bulletins. II. serie. Tome XLI— XLV. 1876—78. Annuaire. 1877—78. Tables de Logarithmes. 1877. — Societe entomologiqne de Belgique. Aniiales. Tome XXL 1878. Compte reudu. Ser. IL No. 52 — 62. Extrait des Comptes rendus. Calcutta. Asiatic Society of Bengal. List of periodicals and publications. Journal. Vol. XLVL Part L No. 2-4. 1877. Part II. No. 3-4. 1877. Vol.XLVIL Part L No. 1—3. Part IL No. 1-3. 1878. Proceedings. Jahrg. 1877. No. VIII— X. Jahrg. 1878. No. VII— VIIL Cambridge, U. S. A. (Mass.). Museum of Comparatire Zoology: Annual Report. 1877—78. Bulletin. Vol. V. No. 2—9. 1878. Memoirs. Vol. V. No. 2. 1877. Vol. VI. No. 2. 1878. Cassel. Verein für Naturkunde: Jahresbericht. III. V. XL XVI. XVIII. XXIV. XXV. Catalog der Bibliothek. Eisen ach, H., Dr., Uebersicht der bisher in der LTin- gegend von Cassel beobachteten Pilze. Kessler, H. Fr., Dr., Die Lebensgeschichte der bisher auf Ulmus campestris L. vorkommenden Aphiden-Arten. Verzeichniss der bei Cassel in einem Umkreise von drei Meilen aufgefundenen Coleopteren. Catania. Accademia Gioenia di scienze naturali: Atti. Ser. IIL Tomo XI-XIL 1877—78. — 44 — Chemnitz. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Jahresbericht VI. 1875—77. Cliristiania. Königl. noi'wegische Uuiversität. Archiv for Mathematik og Naturwideuskab. Bd. III. Heft 2—4. Chur. Natiirforscheiule Gesellschaft Cfraubiindens. Jahresbericht. 1876 — 77. Djuizig. Naturforschende Gesellschaft: Schriften. Neue Folge. Bd. IV. Heft 2. 1877. Darmstadt. Gesellschaft für Erdkunde und Mittelrheinischer geolo- gischer Verein. Nütizblatt. III. Folge. Heft XVII. No. 193—204. Dorpat. Naturforschende Gesellschaft. Archiv. I. Serie. Bd. VIII. Heft S. 1877. H. Serie. Bd. VII. Heft 4. II. Serie. Bd. VHI. Heft 1—2. 1S77. Sitzungsbericht. Bd. IV. Heft 3. 1877. Dresden. Isis, Naturwissenschaftliche Gesellschaft: Sitzungsberichte. 1878. Schneider, 0., Dr., Naturwissenschaftliche Beiträge zur Keuutniss der Kaukasus-Länder. 1878. Edinburgli, Royal Society: Transactions. Vol. XXVHI. Part II. 1877—78. Elberfeld-Barmen. Naturwissenschaftlicher Verein : Jahresberichte. Heft 5. 1878. Erlangen. Physikalisch-medicinischc Societät: Sitzungsberichte. Heft 10. 1878. Florenz. Real Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamente : (Sezione scienze fisiehe e naturale.) Publicazioni. Vol. I. 1877. Ca van na, Dott. G., Studi e ricerche sui Picuoconidi. Part. I. 1877. Arcangeli, G, Opere publicate. (Sezioue in medizina, cliirurgia e scuola di farmacia.) Publicazioni. Vol. I. 1877. Frankfurt a. M. Neue Zoologische Gesellschaft: Zeitschrift: Der Zoologische Garten. Jahrg. 1878. No. 4 bis 12. Jahrg. 1879. No. 1—4. - 45 - Fran It fürt a. M. Physikalischer Verein : Jahresbericht. 1876—77. — Central- Ausschuss ties Deutsehen a. Oesterreich. Alpenvereins : Mittheikiugen. Jahrg. 1878. No. 1 — 6. Freiburg i. JJr. Naturforschende Gesellschaft: Berichte über die Verhau diu ugen. Bd. VII. Heft 2— 3. 1878. St. Gallen, Naturwissenschaftliche Gesellschaft: Bericht 1876—77. Genf (Geneve). Soeiete de physique et d'histoire naturelle: Memoires. Tome XXV. Part. II. 1 Tome XXVI. Part. I. | 1877/78. Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur, und Heilkunde: Bericht. XVII. 1878. Glas^^OW. Natural History Society: Pr- CI t- ■<* C- CO ■^ o ic c~ CO O --0 «^ :> lo -^ -* t'- t< O (M O l- 03 ■* C<1 -* O "Xi lO CO CO cc -^ --I o .^ <« 5 ^ S H g 5 - &n a o ja ■ m o O a a 'a Si 3 2 ce a: o Q r CO a o rf ^ .i«i ^ ;h = o a O > Cd 'S O be j_( ^ I—* 1^ •S a ». « «t A c :a -O ta • " 1 uo ■x» O o lO r- ^ o 'TJ* O Oi o o o XO c- o 05 ^«^ '^ o OT a; CC OT) r^ 00 '^ o o Of) \a o *-H gtc 03 o i-H o 03 CO eo (M CO lO lo CO cxj o CO eo o CO , Ti . . . bD a O) ^ a o C s a ci > o a _a) fir äi a 0) o TS Ä u4 Ö o CO o bD '& o c S • rH E 3 be :c3 S-i Ol ^3 i a P-i a o > -4- 3 O a o a o a o S-i a iTl c3 c3 o to "a a o > a a o > a a; 3 i si a J CD ; m s a 3 > 1 O a a> o M C Ol > a C3 a o 1^ a o > Co CO riJ a a ; !» m m ^r hr U eS 0) 1 c •' L^li ;■"; ( J 0) O) O 1 m CC tS3 N _ u. i K ^ C 5 CD o C5 O h:^ J > 56 I I I I 5« 00 00 J2 s TS eg 3C CO If Ö 96 «3 o ■* o — '^ o • Ci iC ^ C- tH O s :* o -rf< o lO D- O O CO 00 CM CO «D o CO c> -^ c- ■* 05 »O 00 -H IC -^ CO 00 C^ lO rji T-H CO •9S6in3BJ4J3: aap SimpuajA. -aq naijijqosjoA najoiratjsaq ^nn ijuoo rW a -S o O cq o o S £ § a P5 H i O :S a c '^ o ^ •a § 3 O o a ÖC 3 a Ö as o -r P O J3 ;:2 i^ W a . o TT O m S t> Q O Ö P5 hidia. Farn. I. Typhlopidae. 1. Onychocephalus Simoni Bttg. n. sp. 1879. Char. Caput cmiicum; scuta caput tegentia punctis inscidptis eleganter ornata; rostrale mediocre, subovatum, antice depressiim, in aciem acutissimam transversam nee non media parte angidatam, A-formem protractum^ orem valde superans. Oculi deficientes. Series longitudinales squamarum 20. Squamae jj^aeanalia magni- — 59 — tudine non excellentes. Cauda brevis, latitudine capitis parum longior sed crassior, ultima parte rotundata, nidlo modo mucro- nata. — Unicolor candore flavescenti-carnoso. Long, total. 196; capitis ca. 5, trimci 187,25, caudae 3,75 mm; lat. capit. 3, trunci vix 3,75, caudae 3,5 mm. Hob. Haiffa Striae. Von der Form uud Farbe eines gewöhnlichen Regenwurms, etwa 54mal länger als an der dicksten Stelle des Körpers breit. Der Schwanz ist fast genau so lang, wie der hintere Theil des Körpers breit ist. Der Kopf ist von oben gesehen kegelförmig, nach vorn ziemlich rasch verschmälert, nur in der Gegend der Nasalen eine ganz kurze Strecke cylindrisch und dann rasch wieder zu einer deutlichen Spitze zusammengezogen. Von der Seite gesehen springt die Schnauze als eine oben etwas ausgehöhlte, unten plane, äusserst scharfe, einen Winkel von weniger als 45" bildende Schneide gut 1 ^2 mm über die Mundöffnung vor. Alle grösseren Kopf- schilder sind nach vorn hin wenigstens mit zahlreichen, feinen, eingestocheneu Punkten bedeckt. Der obere Theil der massig grossen Rostralplatte bildet ein regelmässiges, nur vorn winklig zugeschärftes Oval, dessen Vorderrand hornartig und gebräunt erscheint ; der untere, ebenfalls punktirte Theil bildet ein Fünfeck mit etwas ausgehöhlter Basis und ist deutlich in die Quere ge- wölbt. Die Nasalen sind schmal, in ihrer ganzen Ausdehnung ziemlich gleichbreit, unten, da wo die Nasenlöcher ausmünden, in scharfer Wölbung nach der Oberseite zu übergebogen. Vou dem dicht unter der Rostralschneide gelegenen, der Naht des Rostrale stark genäherten Nasenloch ausgehend, trennt eine winklig ge- bogene, nach unten zu den Supralabialen laufende Naht das Na- sale in zwei Theile. Die Praeocularen und die Oculareu, welche übrigens keine Spur eines Auges erkennen lassen, sind schmale Schildcheu, die zusammen die Breite des Nasals kaum übertreffen. Hinter dem Rostrale liegen auf dem Scheitel noch 3 Schuppen, eine unpaare und eine paarige, welche sich nicht durch die Form, wohl aber durch die etwas bedeutendere Grösse vor den übrigen Körperschuppeu auszeichnen. Der kurze, sackförmig ohne vor- tretende Spitze endigende Schwanz ist etwas nach einwärts ge- bogen; der After wird durch mehrere, durch nichts von den übrigen Körperschuppen in Grösse und Form verschiedenen — 60 — Schüppchen gedeckt. Die Schuppen des Körpers sind ziemlich gross, sechseckig und deutlich breiter als lang. Sie stehen in 20 Längsreihen. In der Mitte des Körpers zähle ich ausserdem 22 Querreihen von Schuppen auf 10 mm Länge. ^) Den Schwanz decken unterseits 13 Schuppenquerreihen. Die Färbung ist ein einfarbiges gelbliches Fleischfarb; eine Streifung in Hell und Dunkel, entsprechend den 20 Längs- schuppenreihen, ist nur bei grosser Aufmerksamkeit an dem in Spiritus liegenden Thiere zu erkennen. Vorkommen. Ein Exemplar, aus Haiflfa in Syrien, möglicher- weise aus einer der am Berge Carmel befindlichen Höhlen. Ich erlaube mir diese Bliudschlange nach dem unermüdlich eifrigen Entomologen Herrn Hans Simon in Stuttgart, dem wir die schöne Novität verdanken, zu beneanen. Bemerkungen. Keine der ziemlich zahlreichen bekannten Arten dieses kosmopolitischen Genus hat ein so stark schneidig vortretendes Rostrale, keine zeigt eine ähnliche Scalptur der grösseren Kopfschilder. Auch die Form des sich nach vorn stark verjüngenden Kopfes mit dem A-förmig zugespitzten Rostralende und die Abwesenheit einer Stachelspitze am Schwänze werden die auch durch die Färbung hinlänglich ausgezeichnete, jedenfalls tief in der Erde lebende und das Tageslicht sorgfältig meidende kleine Schlange von allen bekannten Formen mit Leichtigkeit unterscheiden lassen. Die meines Wissens in den Nachbarländern Kleinasien, Persien und Arabien fehlende Gattung zeigt sich in dieser merkwürdigen und so ausgezeichneten Art meines Wissens zum erstenmal in der circummediterranen Thierwelt. Farn. II. Calamariidae. 2, Homalosoma melanocephalum Jan 1862. Jan, Prodromo della Iconogr. gener. degli Ofidi, Genova 1862, S. 34 und Iconogr. des Ophid., S. 36, Lief. 13, Taf. 3, Fig. 4. Diese reizende kleine Schlange liegt mir in 2 Exemplaren, einem erwachsenen (No. 2) und einem ganz jungen Stück (No. 3) von JafiPa vor. ') Es empfiehlt sich bei den Typhlopiden statt des zeitraubenden, jedenfalls überaus lästigen und für manches Auge geradezu unmöglichen — 61 — Die Färbung beider stimmt gut mit Jan 's Zeichnung, die Kopfunterseite insbesondere mit seiner Fig. 4d, doch zeigt bei unseren Stücken das Mentale einen grossen weissen Mittelfleck, und der schwarze Mittelfleck auf der Kehle fehlt. Auch ist die Schwanzoberseite bei beiden Exemplaren uugefleckt. Jederseits zähle ich 1 Postocular, 1 einziges Temporale und 6 Supralabialen. Schuppenformel: No. 2. Squ. 15; G. 4, V. 194, A. 1/1, Sc. 59/59. — No. 3. Squ. 15; G. 4, V. 188, A. 1, Sc. 57/57. Durchschnittszahl aus den 6 von Jan und mir vorliegenden Beobachtungen: Squ. 15; G. 4, V. 197, A. 1/1, Sc. 55/55. Dimensionen: No. 2. No. 3. Totallänge 454 mm. 186 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 369 » 153 » Schwanzlänge 85 » 33 » No. 2 ist demnach das grösste bis dato bekannte Exemplar dieser Art. Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge bei No. 2 wie 1 : 5,34, bei No. 3 wie 1:5,64. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 5 Messungen von Jan und mir wie 1 : 5,56. Vorkommen. Diese Art war bis jetzt nur aus Syrien be- kannt uud übereinstimmend von Jan und mir als bei Beirut lebend angeführt gewesen. Pani. III. Colubridae. a. Subfam. Coroiiellinae. 3. Simotes (ChatacMein) diadema Dum. Bibr. 1854. Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, ßnd. VII, S. 770 (Heterodon); Jan, Prodromo d. Iconogr. gener. d. Ofidi, Modena 1863, S. 18 und Iconogr. des Ophid., Lief. 10, Taf. 6, Fig. 2. Diese interessante, recht seltene uud auch für unser Museum neue Schlange liegt in 2 prächtigen Exemplaren der Sammlung von Jafi'a bei. Zählena der Querschuppenreihen , die auf 10 mm der Körpermitte gefundene Zahl mit der Länge des Thierea zu raultipliciren und das Product durch 10 zu theilen, um eine für den Vergleich vollkommen ausreichende Ver- hältnisszahl (hier 431), die ich »Annäherungswerth der Schuppenquerreihen« nennen will, zu erhalten. — 62 — Dumeril und ßibron uud Jan haben eine so eingehende Schilderung derselben gegeben, dass ich mich hier nur auf das zu beschränken brauche, was mir von den betreffenden Augaben an unseren Stücken abweichend erscheint. Die Färbung der syrischen Exemplare ist rehbraun mit weisslichen Schuppenrändern; längs des Rückens läuft eine Reihe von 33 — 36, längs des Schwanzes eine solche von 10 gi'osseu, rautenförmigen, dunkelbrauuen, schwach hell umrandeten Pleckeu, die aus sehwarzumrandeten Schuppen gebildet werden. Links und rechts von diesen Rückenmakeln und ziemlich alternirend mit ihnen steht je eine Längsreihe kleinerer, weniger lebhaft sich von der Grundfarbe abhebender Fleckchen. Der Kopf zeigt eine sehr sauber sich abhebende, ankerförmige, in der Mitte einen hellen Längsstrich umschliessende Zeichnung. Praeocularen zähle ich jederseits 3, Postocularen 2, Supra- labialen 8, von denen nur das fünfte das Auge berührt. Die beiden Stücke sind, abweichend von der Jan'schen Abbildung, mit durchweg getheilten Subcaudalen versehen. Schuppenformel: No. 1. Squ. 19; G. 4, V. 164, A. 1/1, Sc. 40/40. — No. 2. Squ. 19; G. 4, V. 162, A. 1/1, Sc. 39/39. Durchschnittszahl aus den 8 von Dumeril-Bibron, Jan und mir vorliegenden Beobachtungen : Squ. 19; G. 4, V. 166, A. 1/1, Sc. 40/40. Dimensionen: No. 1. No. 2. Totallänge 448 276 mm Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 380 233 » Schwanzläuge 68 43 » Auch bei dieser Art ist No. 1 das grösste bis dato bekannte Exemplar. Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge bei No. 1 wie 1 : 6,59, bei No. 2 wie 1 : 6,42. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 9 von Dumeril- Bibron, Jan und mir ausgeführten Messungen wie 1 : 6,65. Vorkommen. Diese durch ihr eigenthümlich gestaltetes Rostrale besonders benierkenswerthe Schlange war bis jetzt nur an wenigen Punkten Algeriens und der an Algerien westlich an- grenzenden Wüste gefunden und ausserdem auffallenderweise in der Literatur nur noch in einem Stücke aus Persieu (Dum. Bibr.) angeführt gewesen. Syrien vermittelt jetzt diese beiden weit aus- einander gerückten Fundorte. — 63 — b. Subfam. Colubrinae. 4. Zamenis JDaJili Fitz. sp. 1826. Strauch, Schlangen des russ. Reichs, St. Petersburg 1873, S. 123; Audouin et Savigny, Descript. Egypt., Atlas Suppl., Taf. 4. Fig. 4. Es liegt ein junges, in der Färbung gauz mit der eitirten Abbildung des grossen französischen Werkes übereinstimmendes Exemplar von Jaffa vor, bei dem sowohl die erste, mit dem Zügel- streif nach vorn sich vereinigende Halsfleckenreihe , als auch die dritte oben zu je einem queren schwarzen Halbbande verschmilzt. Im ganzen zähle ich jederseits 6 deutliche, schwarze, heller- umsäumte Halsflecke, die beiden Querbänder eingerechnet. Nach hinten schliessen sich an dieselben noch einige kleinere dunkle Fleckchen in unregelmässiger Weise und wechselnden Abständen an. Fr. Müller nennt diese Farbenvarietät in seinem Katalog der zu Basel aufgestellten Rept. u. Amphib., Basel 1878, S. 599 var. collaris. Bei dem vorliegenden Stück erscheint übrigens nur das oberste Prae- und das oberste Postoculare nahe dem Orbital- rand weisslich. Die Kopfschuppen zeigen sich durchaus normal; jederseits zähle ich 8 Supralabialen. Schuppenformel: Squ. 19; G. 3, V. 214, A. 1/1, Sc. 117/117. Durchschnittszahl aus den 18 von Schlegel, Dumeril- Bibron, Bonaparte, Strauch und mir vorliegenden Be- obachtungen : Squ. 19; G. 3, V. 216, A. 1/1, Sc. 118/118. Dimensionen: Totalläuge 283 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte , 209 » Schwanzlänge 74 » Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 3,82. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 5 von Schlegel, Dumeril-Bibrou, Strauch und mir angestellten Messungen wie 1 : 3,7, also doch nicht ganz »fast ein Drittel«, wie Strauch a. a. 0., S. 124 ausdrückhch hervorhebt. Vorkommen. Strauch führt diese schmucke Schlange, abgesehen von ihren europäischen Fundpunkten, aus Asien von Xanthus, aus der südlich von Angora gelegenen Landschaft Hai- — 64 — uianeh und aus Trebizoud au, uud ausserdem vou deu Inseln Rhodos und Cyperu. Weiter findet sich die Art in ganz Syrien (3 Stücke vou hier auch im Mus. Seuckeuberg. sub III S 1, comm. Rüppell), namentlich auch bei Beirut (^Böttger), weiter in Galiläa, von wo sie bis Aegvpteu geht, und schliesslich an sehr zahlreichen Punkten in Persieu uud in den Kaukasusländern. c. Snbfam. Natricinae. 5. Tropidonotus tesselafKS Laur. sp. 1768. Laurenti. Srnops. reptil., S. S7, ISS; Schreiber, Herpetol. europ., Braunschweig 1S75, S. 231; Böttger in Giebel's Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1S77. Bnd. 49, S. 2S7. Nur ein junges, von Haitt'a aus der Umgebung des Berges Carmel stammendes Exemplar (No. 3). Färbung. Das Stück zeigt olivengraue Grundfarbe und wenig vom Typus abweichende Zeichnung. Die bekannte Nacken- raakel ist deutlich markirt : die wenig aus der Grundfarbe heraus- tretenden schwärzlichen Rückenflecken stehen in 6 Längsreiheu; überdies sind uoch. namentlich au den Körperseiten, ziemlich regelmässig in die durch die dunkeln Rückennuikeln gebildeten Rhomben gestellte weissliche Schuppenränder zu coustatiren. In der Würfelfieckung der Bauchseite herrscht nach hinten das Schwarz über das Horngelb des Halses und der Seitentheile vor. Da^ Exemplar zeigt die bei dieser Art normale Zahl von jederseits S Supralabialeu, von denen aber das vierte und fünfte deu Bulbus berühren. Jedei-seits 2 Prae- und 3 Postocularen. S c h u p p e n f o r m e 1 : Squ. 19 : G. 2, V. 165, A. 1/1, Sc. 53/53, somit Zahlen für die Ventralen und Snbcaudalen, die beide nied- riger als die sämmtlichen vou Strauch für 50 meist südrussische Stücke gegebenen Grössenangaben sind. Die Durchschnittszahl für die 3 von mir (mit Einschluss einer rar. JiyJrus Pali.) beobachteten Schuppenformeln syrischer Exemplare ist : Squ. 19; G. 2. V. 168, A. 1/1, Sc. 61,61. Dimensionen: Totallänge 236 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . . 193 » Schwanzlänffe 43 » — 65 — Verhältuiss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 5,49, wäh- rend Strauch für die süd russische Form dieser Art 1 : 5,03 be- rechnen lässt. Vorkommen: Abgesehen von den zahlreichen von Strauch (Schlangen des russ. Reichs in Mem. de TAcad. d. St.-Petersbourg, VII. ser. Bnd. 20, 1873, S. 164 u. f.) in erschöpfender Vollstän- digkeit und mit treffender Kritik gegebenen Fundortsnachweisen in Süd- und Mittel-Europa wird diese Schlange aus Afrika an- geführt nur von Algerien (A. Dumeril), was aber wohl auf irr- thümliche Bestimmung oder falsche Fundortsangabe zurückzuführen ist, da dieselbe von anderen Forschern daselbst nicht angetroffen wurde und auch dem südlichen Theile der pjrenäischen Halbinsel, die so viele nahe Beziehungen zur algerischen Fauna zeigt, trotz zahlreicher in der Literatur verzeichneter Angaben fehlt, und von Aegypten (Mus. Berolin. et Vindobon.). Aus Asien kennt man sie nach Strauch von Kleinasien (Dum. et Bibr.) und zwar so- wohl vom Festlande von Troja (Jan), von Trebizond (Lichten- steiu) und den Euphratgegenden (Günther), als auch von den Inseln Rhodos und Cypern (ünger und Kotschy), dann von Persien (Dum.-Bibr., Filippi), wo sie speciell bei Teheran (Doria) vor- kommt, von Syrien, wo sie bei Beirut (Böttger) lebt , und von Palästina (Tristram), wo sie in Galiläa bei den Seen von Phiala und von Merom und bei Jerusalem beobachtet worden ist. Im asiatischen Russland findet sie sich nach Strauch namentlich in den an das Schwarze, Asow'sche und Kaspische Meer angrenzen- den Gouvernements bis nach Ost-Turkestan (Blauford) hin, ja östlich geht sie vielleicht sogar bis ins Altai-Gebirge. Pam. rv. Psammopliidae. 6. FsammopMs monüiger Daud. sp. var. Merosolymitana Jan 1870. Jan, Iconogr. des OpMd., S. 90, Lief. 34, Taf. 3, Fig. 2 und 3; vergl. auch Geoffroy St-Hilaire, Descr. Egypt., Hist, natur., Rept. Atlas Taf. 8, Figur 4. Vor mir liegen 2 frisch gefangene, prachtvoll gefärbte Exem- plare dieser Art von Jaffa. Färbung: Nennen wir die mittelste Längsreihe der Rücken- schuppeu 1 und zählen ^"ir von ihr aus links und rechts abwärts bis zu den Bauchschildern, so ist Reihe 1 bei dem ^össöpeuStück /' ' - ■■ /, — 66 — No. 1 gelbweiss gefärbt mit schwarzen Seiteueckeu der Sehuppeu- ränder, Reihe 2 — 4 sind duukel oliveiibraun, Reihe 5 ist iu der oberen Hätfte schwarzbraun, in der unteren weissgelb, Reihe 6 gelbrosa, Reihe 7 iu der oberen Hälfte gelbrosa, in der unteren schwarzbraun, Reihe 8 dunkel olivenbraun, Reihe 9 in der oberen Hälfte olivenbraun, geschieden von der unteren weissen Hälfte durch eine feine schwärzliche Linie. Die Bauchkante ist durch eine bräunliche, Avellige Linie angedeutet; die Bauchschilder sind in ihrem mittleren Drittel isabellgelb, im Uebrigen links und rechts rein weiss gefärbt. Die Farbenzeichnung dieses Exemplars steht somit in der Mitte zwischen der von Jan bei seiner va9\ hierosolymitana angedeuteten und der in Aegypten (vergl. die cit. Abbild, bei Geoffroy St, -Hilaire) bei unserer Art ge- wöhnlichen. Die Zeichnung der Ober- und die der Unterseite des Kopfes stimmt aber vollkommen mit Jau's Abbildung von var. hierosolymitana. Das andere Stück No. 2 zeigt auf olivengraubraunem Grund 3 Längsreihen von schwarzen Punktflecken auf dem Rücken, deren äussere nach unten und zwar namentlich gegen den Schwanz hin von einer breiten, helleren Längszone eingefasst erscheint. Die lebhaften hellen Längsstreifen fehlen, und die Rückenfärbung stimmt also hier noch mehr mit Jan 's Fig. 2 var. hierosolymi- tana., als die unseres Exemplars No. 1. Kopf, Kehle und Bauch sind sehr ähnlich denen des vorigen Stückes gefärbt. Merkwürdigerweise besitzen beide vorliegenden Exemplare, übereinstimmend mit Geoffroy St. -Hilaire 's citirter Abbil- dung, jederseits 9 statt der gewöhnlichen 8 Supralabialen, eine Abweichung von der Regel, die ich bis jetzt in der Literatur nirgends erwähnt gefunden habe. Doch lässt sich das vierte Supralabiale deutlich als dasjenige erkennen, welches als ein- geschoben betrachtet werden muss; das fünfte und sechste steht in Contact mit dem Auge. Die hohe Zahl der Supralabialen er- innert etwas an die nahestehende Gattung Taphrometopon ., doch habe ich mich durch das Vorhandensein der von Zahnlücken um- gebenen langen Zähne im Oberkiefer unmittelbar unter dem Auge davon überzeugen können, dass die vorliegenden Stücke ächte Psammop/ws-Formen sind. Schuppenformel: No. 1. Squ. 17; G. 4, V. 167, A. 1/1, Sc. 119/119. — No. 2. Squ. 17; G. 3, V. 171, A. 1/1, S. 121/121. .— 67 — Diese Zahlen stimmeu fast geuau niit denen ägyptischer Exemplare dieser Art. Durchschnittszahl aus den 7 von Geoffroy St. -Hilaire, Schlegel, Strauch und mir vorliegenden Beobachtungen : Squ. 17; G. 3~4, V. 165, A. 1/1, Sc. 105/105, wobei aber die Zahl der Subcaudaleu doch wohl noch etwas zu niedrig ausgefallen ist, indem Schle gel's und Strauch's An- gaben zum Theil wenigstens von Thieren mit verletztem und gut verheiltem Schwanz herrühren dürften. Dimensionen: No. 1. No. 2. Totalläuge 794 mm 726 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 512 » 462 » Schwanzlänge 282 » 264 » Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge bei No. 1 wie 1 : 2,82, bei No. 2 wie 1 : 2,75. Eine genauere Durchschnittszahl kann ich bei dem Mangel au Angaben in der Literatur über Messungen unverletzter Exem- plare nicht geben. Vorkommen: Aus Asien finde ich diese in Nord- und West- Afrika weit verbreitete Art nur von Tor im peträischen Arabien (Stücke aus Arabien liegen im Mus. Seuckenberg. sub III Q 1, comm. Rüppell), von Jerusalem in Palästina (Jan) und von Beirut (Jan) in Syrien angegeben. In Trans-Caucasien und über- haupt im südlichen Russland, von wo die Art früherhin mehrfach citirt wurde, fehlt sie nach Strauch's neuesten Forschungen ganz bestimmt. Fam. V. Dipsadidae. 7. Tarhophis vivax Fitz. sp. 1826. A. Strauch, Schlangen des russ. Reichs, St. Petersburg 1873, S. 194; Audouin et Savigny, Descr. Egypt., Hist, natur. Rept. Suppl. Taf. 4, Fig. 2. Vor mir liegt e4n schönes Exemplar dieser interessanten Ver- treterin der Dipsadinenfamilie von Jaffa in Syrien. Seine Färbung ist sehr ähnlich der oben citirten Abbil- dung in dem grossen französischen Werke, aber die Kopfunter- seite zeigt sich bei unserem Stück unregelmässig und etwas unter- brochen schwarz und weiss längsstreifig. Die Kopfoberseite ist graulich, fein schwarz gewölkt, der Occipitallängsstreif glänzend — 68 — schwarz, mit der ersten Rückenmakel zusammenhängend. Die 23 Rückenmakeln erscheinen glänzend schwarz, fliessen mit den Seitenmakeln zusammen und bilden auf diese Weise in der Mitte erweiterte, scharf von der bräunlichgelben Grundfärbuug sich ab- hebende Querbiuden, Schwanzmakeln zähle ich 12 oder 13. Die Unterseite des Körpers ist glänzend schwarz und besäet mit zahl- reichen, schmutzig rosarothen Würfelfleckchen. Der Körper ist, wie gewöhnlich, deutlich höher als breit. Jederseits zähle ich 9 Supralabialen, indem sich zwischen 6. und 7. Supralabiale noch je ein grosses, dreieckiges, mit der Spitze nach unten gerichtetes Schildchen einschiebt. Die Kopfschuppen sind im Uebrigen normal, das Prenale mit dem Auge in Contact. Schuppenformel: Squ. 19; G. 5, V. 17G, A. 1/1, Sc. 53/53. Die auffallend geringe Zahl der Bauchschilder ist wiederholt von mir gemessen, und die obige Angabe beruht also nicht auf einem Verseheu. Sie bleibt um 15 hinter der bis jetzt beob- achteten niedrigsten und um 74 hinter der augeblich (von Fleisch- mann) gemessenen höchsten Bauchschilderzahl zurück. Die Durchschnittszahl der Schuppenformel beträgt bei dieser in der Beschilderung schon von Strauch als merkwürdig variabel bezeichneten Schlange nach 23 von Schlegel, Menetries, Eichwald, Dumeril-Bibron, Strauch und mir vorliegenden Beobachtungen : Squ. 19 (21); G. 4 (5), V. 209, A. 1/1 und 1, Sc. 60/60. Dimensionen: Totallänge 428 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 355 » Schwanzlänge 73 » Verhältuiss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 5,86. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 6 von Schlegel, Dumeril-Bibron, Strauch und mir angestellten Messungen genau 1:6. Vorkommen: Abgesehen von den zahlreichen Fundstellen dieser Schlange im südöstlichen Europa und ihrem Vorkommen in Aegypten ist dieselbe aus Asien bekannt von Brussa und Xanthus in Kleinasieu (ein Stück aus Kleiuasien im Mus. Senckeu- berg. sub III W 1, comm. Schneider) uud von der Insel Rhodos, weiter von Beirut in Syrien, dem Berg Tabor und Jerusalem in Palästina, sowie von den Kaukasusläuderu und von West-Persien. — 69 — fee ; J. V, ,. ,. ^ _ ---^ Zr. L acertil ia> Fam. I. Lacertidae. 8. Acanthodactylus hoskianus Daud. sp. var. syriacus m. Dume'ril et Bibron, Erpet. gener., Bd. V, S. 278, exclus. synon. A. lon- gicaudatus Rüpp. (spec, distinctissima!); Audouin et Savigny, Descr. Egypt., Rapt. Atlas Suppl. Taf. 1, Fig. 9—10 {Lacerta aspera et boskiana). Char. Squamae notaei posteriores distincte minores quam in Ac. hosJciano typico. Zwei ziemlich juuge Stücke dieser, wie es scheint, neuen Varietät liegen aus Haiffa vor, die aufs trefflichste mit den oben citirten Beschreibungen und Abbildungen übereinstimmen und nur in der relativen Grösse der hinteren Rückenschuppen etwas ab- weichen. Die Färbung stimmt genau mit der von Dumeril-Bibrou für junge Exemplare dieser Art angegebenen und fast vollkommen mit der von Stücken, die Rüppell aus Aegypten mitbrachte und die im Mus, Senckenberg. sub II NN 9 f — k aufbewahrt werden, nur ist die Zahl der weissen Längsstreifeu des Rückens bei beiden syrischen Stücken vorn 8 und wird erst durch Verschmelzung der beiden mittleren auf der hinteren Rückenpartie zu 7 Streifen. Auch ist die Schwanzunterseite hier lebhaft rosa gefärbt. Die deutlich gekielten Schuppen sind auf der hinteren Hälfte des Rückens zwar mehr entwickelt und hier überhaupt etwa doppelt so gross als auf der vorderen Rückenpartie, aber auf- fallenderweise verhältnissmässig bei weitem nicht so gross als bei den typischen von mir verglichenen Stücken dieser Art aus Aegypten. Alles Uebrige finde ich aber identisch. Auch die Exemplare aus Syrien zeigen jederseits 4 Supraorbitalschilder, ohne Granula vorn und hinten, desgl. 10 Läugsreihen von Bauchschil- dern und 22 — 23 Schenkelporen jederseits. Dimensionen: Totallänge (des grösseren Stückes) . 125,5 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 41,5 » Schwanzlänge 84 » Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge wie 1 : 1,49, welche Zahl sich bei Du meril- Bibron zu 1 : 1,74 berechnet, während bei 8 mir vorliegenden Stücken aus Aegypten das Mittel sich gleichfalls auf 1 : 1,5 stellt. — 70 — Vorkommen: Diese Art war meines Wissens, wenn wir den vagen Ausdruck »empire ottoman« bei Olivier ausuebmeu, bis jetzt aus Asien noch uicbt bekannt gewesen; verbreitet ist sie aber in ganz Nord -Afrika von Algerien au (Straucb) bis Aegypten. 9. Ophiops elegans Menetr. 1832. Dumeril et Bibron, Erpät. gener., Bnd. V, S. 259; Gray, Catalogue of Lizards, 1845, S. 44. Die Färbung der 5 vorliegenden Stücke dieser Art, welche sämmtlich von Haiffa stammen, ist die normale, lehmgelb, oliven- braun oder braungriin, jederseits mit zwei helleren Seiten streifen; die schwarzen Rückeumakelu sind in 4 Läugsreihen geordnet. Die Gliedmaassen zeigen, wie gewöhnlich, helle Tropfenflecken. Diese durch das verkümmerte, ringförmig das Auge uraschlies- sende Lid und durch das nur an den Halsseiten schwach ent- wickelte Halsband von allen etwa verwandten europäischen La- certiden leicht und sicher zu unterscheidende Species stimmt in Körperform und Beschuppung genau mit Dumeril- Bibron 's oben citirter ausführlicher Beschreibung. Jederseits zähle ich 8 Supralabialen, von denen das 5. vorn jederseits vom oberen Frenooculare durch ein dazwischen geschobenes unteres Freno- oculare getrennt ist. Vorhanden sind weiter 8 Längsreihen von Bauchschildern, deren äusserste von den daran stossendeu Seiteu- schuppen in der Grösse allerdings nur wenig abweichen, und 10 — 9, 10—10, 10—10, 11 — 11, 11 — 12 Schenkelporen, was im Durchschnitt für diese Art 10 — 10 Poren ergibt. Dimensionen: No. 1 No. 2 No. 3 No. 4 Totallänge 115,5 131,5 142 145,5 mm Von der Schnauze bis zur Afterspalte 37,5 42,5 45 46,5 » Schwanzläuge 78 89 97 99 » Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 1,47, während die Berechnung von Dumeril-Bibron's Maassen für diese Art fast die gleiche Verhältnisszahl, nämlich 1 : 1,51 ergibt. Vorkommen: Diese Art scheint über ganz Kleinasien, wo sie speciell von Smyrna (A. Dumeril) angegeben wird, bis zum Caspisee (Baku, Chirwän) verbreitet zu sein. In Syrien wurde dieselbe zuerst von Hemprich und Ehrenberg beobachtet. — 71 — Haiffa scheint der südlichste bis jetzt in der Literatur genannte Fundort der 8pecies und zugleich meines Wissens das südwest- lichste Vorkommen der specifisch asiatischen Gattung Ophiops zu sein. Farn. II. Gymnoplithalmidae. 10. Ablepharus pannonicus Fitz. 1824. Fitzinger, Verh. d. Ges. naturf. Freunde Berlin, Bnd. 1, S. 298, Taf. 14; Strauch in Mel. biolog. d. Bull. d. l'Acad. St.-Pe'te'rsbourg, Bnd. 6, 1867, S. 560. Es liegen drei Stücke dieser zarten Eidechse von Haiffa aus Syrien vor. Färbung. Oberseite bronzefarbig mit Kupferglanz. Kopf oben schwarz gestrichelt und gepunktet. Seitenstreif schwärzlich, nach obenhin hell eingefasst, nach unten ganz allmälig in die weissliche, grün und roth opalisirende Unterseite übergehend. Schwanz oben mit oder ohne 2 feine schwarze Längsstreifeu. Die Unterseite des Kopfes und Halses und der Bauch tragen auf jeder Schuppe au ihrem Hiuterrand eine schwärzliche Makel, so dass die untere Körperfläche über und über dunkel punktirt er- scheint. Die Schwanzunterseite ist einfarbig eisengrau. Frontoparietale doppelt; ein grosses Interparietale. Das Augeulidrudiment bildet auf der hinteren Seite des Bulbus einen doppelten Halbring, von denen jeder aus 4 über einander ge- stellten Schüppchen besteht. Froutouasalen von einander getrennt; 4. Sapralabiale das Auge berührend. 18 Längsschuppeureihen, während die typische Form deren wenigstens 20 besitzen soll. Dimensionen: No. 1 No. 2 No. 3 Totallänge 60 61 74 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 33,5 26 26 » Schwanzlänge ("SD 35 48 » Kopfbreite 4 3,75 3,75 » Grösste Breite des Körpers .... 4,75 4 4 » Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge bei dem ganz nor- malen Stück No. 3 wie 1 : 1,54, welches Verhältniss sich bei Dumeril-Bibron zu 1:2,2 berechnet, während Schreiber's Angabe (etwa 1 : 1,65) ebenfalls noch etwas zu hoch gegriffen erscheint. — 72 — Vorkommen: Diese kleine Eidechse ist von enropäischen Fundorten bis jetzt bekannt aus mehreren Orten in Ungarn (Kitzinger), aus Rumelien und Morea (Exped. scientif. d. Moree), den ionischen Inseln und den Inseln Syra (Erber) und Mykonos (Ehrhardt). Aus Asien wird sie bis jetzt nur angegeben von der Insel Cypern (ünger und Kotschy) und aus Persien (coli. Mus, Paris.). Der Fundort Syrien ist demnach neu für die Art. Farn. m. Sepidae. 11. Sphenops capistratus Fitz. 1826. Dumeril et Bibron, Erpet. gener., Bnd. V, S. 578, Atlas Taf. 57, Fig. 3 {capistratus Wagl.) ; Gray, Catalogue of Lizards, London 1845, S. 122; A.udouin et Savigny, Descr. Egypt., Kept. Atlas Suppl. Taf. 2, Fig. 9 — 10 (Scincus sepsoides). Die Färbung des einzigen vorliegenden, gut erhaltenen Stückes von Jaffa ist matter als gewöhnlich, der grauschwarze Zügelstreif zwar deutlich sich abhebend, die 9 Längsstreifen des Rückens aber sind nur hellbräunlich auf isabellgelbem Gruude, ganz durchlaufend, ohne Spur von Punctirung. Unser Stück unterscheidet sich von Dumeril- Bibron's Beschreibung und den im Mus. Senckenberg.' sub I P P 1 lie- genden Exemplaren aus Aegypten nur durch das Auftreten von 24 statt 25 Längsschuppeureihen, durch die etwas stärkere Ent- wickelung der beiden mittleren Praeanalschuppeu auf Kosten der beiden seitlichen und durch die vielleicht etwas schwächere Aus- bildung der Vordergliedmaassen, deren 5te äusserste Zehe nur als sehr kurzer Stummel ausgebildet ist und fast rudimentär genannt werden darf. Doch habe ich auch unter 5 ägyptischen Stücken 2 mit blos 24, 1 mit 26 Längsschuppen gefunden, und auch die Grössenentwickelung der beiden mittleren Praeanalschuppeu und die relativen Maasse der Vorderfüsse haben sich in ähnlicher Weise etwas schwankend gezeigt. Dimensionen: Da der Schwanz bei dem vorliegenden syrischen Stücke an seiuer Spitze regeuerirt ist, hat die Wieder- gabe der Maassverhältnisse*) desselben kein besonderes Interesse. *) Drei nahezu erwacbseue Stücke unserer Sammlung aus Aegypten messen 93,5+70; 90 + 64 und 69+49; das von Dume'ril -Bibron ge- messene Exemplar 87 + 75, so dass sich das Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge danach wie 1 : 2,33 stellt. — 73 — Vorkommen: Ans Syrien wird die vorliegende Species be- reits von Wallace in »Verbreitnng der Thiere« , Bnd, 2, Dresden 1876, S. 439, wohl nach mündlicher Angabe von A. Günther, erwähnt. Ihr eigentliches Vaterland ist die Nord- küste von Afrika von Aegypten an bis Algerien. A. Dumeril und Stranch führen sie auch vom Senegal an, doch dürfte diese mir nnbekanute Form vielleicht der von Wallace erwähnten zweiten Species unserer Gattung augehören. 12. Seps (Gongylus) ocellatus Forsk. sp. 1775. Dumeril et Bibron, Erpet. gener., Bnd. V, S. 616; Gray, Catalogue of Lizards, 1845, S. 123; Geoffroy St-Hilaire, Descr. Egypt., R-ept. Altlas Taf. 5, fig. 1 (Anolis marbre) und Audouin et Savigny, ebda. Suppl. Taf. 2, fig. 7. Vor mir liegen 2 Stücke dieser in Syrien allgemein verbrei- teten Eidechse von JafiFa, eins von Haiffa. In der Färbung stimmen die beiden Exemplare von Jaffa genau mit den Abbildungen in dem citirteu grossen französischen Werke über Aegypten, also mit var. A bei Dum er il-Bibr on, a. a. 0., S. 620 und mit var. d bei Schreiber, Herpetolog. europaea, Braunschweig 1875, S. 356. Namentlich auf dem Schwänze sind die schwarzen, weissaugigen Querbindeu ganz regelmässig durch zwei Querreiheu von olivengrauen Schuppen von einander geschieden, genau wie es Savigny in seiner unübertrefflichen Abbildung darstellt. Das Stück von Haiffa zeigt auf dem Rücken Aveit weniger zahlreiche und viel unregelmässiger gestellte Augenflecke, so dass man bei ihm weder von Querbinden noch von Läugsreihen von Makeln sprechen kann. Auf dem Schwanz aber sind diese Augen- flecke abweichend wie bei den Stücken von Jaffa hier kaum ent- wickelt und nur hie und da in schwachen Spuren sichtbar. In der Beschilderung des Kopfes finde ich nichts Bemerkens- werthes; doch zähle ich bei den beiden Exemplaren von Jaffa nur 28 Längsreihen von Schuppen in der Körpermitte, gerade so wie bei den von mir früher untersuchten Stücken aus Beirut, bei dem Exemplar von Haiffa 30 Reihen, also überhaupt ähnliche Zahlen wie bei den Stücken der var. viridanus Grav. von den Canaren, bei der die Schuppenreihen von 28 bis 30 schwanken, während die zahlreichen Exemplare des Seuckenberg'schen Museums aus — 74 — Marocco deren stets 33 bis 38 aufzuweisen babeu. Duraeril- Bibron und die meisten übrigen Autoren geben für unsere Art als Mittel für die Längsschuppenreihen die Zahl 30 an. Dimensionen: Jaffa Haiffa Totallänge 129,5 mm 163 mm Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 61,5 » 79 » Schwanzlänge 68 » 84 » Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 1,9 und wie 1: 1,94. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 9 von Dumeril- Bibron und mir augestellten Messungen wie 1 : 2,02. Vorkommen: Aus Jaffa war die Art schon von Fr. Müller (Cat. Amphib., Basel 1878, S. 631) angegeben. Sonst aus Asien finde ich sie noch von Persien (A. Dumeril), von Arabien (Forskäl u. a.), von Beirut in Syrien (Böttger), aus Palästina und von den Inseln Chios (Böttger) , Rhodos und Cyperu er- wähnt. Im Uebrigen ist sie in Süd-Europa und Nordafrika, wie auf den Canareii und Madeiren fast allenthalben häufig anzu- treffen. Pam. IV. Geckonidae. 13. Hemidactylus turcicus L. sj). 1767. Linne, Syst. uatur. I, S. 362, 13; Dumeril et Bib r on, Erpet. gener., Bncl. Ill, S. 360 {verructtlatus Cuv.). Es liegen 2 ganz mit südeuropäischeu Stücken dieser Art übereinstimmende Weibchen von Haiffa in Syrien vor. Färbung heller als gewöhnlich, hell lehmgelb oder grau- weiss mit scharf markirten schwarzen Tropfenflecken und theil- weise rein weissen Rückenhöckern. Schwanz mit 11 bräunlichen, vorn und hinten schwarz begrenzten Halbbinden geringelt. Unter- seite einfarbig weisslich; Infralabialen nicht dunkel tiugirt. Zügelstreif deutlich. Rostrale quadratisch; Supralabialen 8 — 8, Infralabialen 7 — 6 und 6 — 6; Submeutalen 2 — 2. Unter dem Daumen 7, unter dem grossen Zeh des Fusses 6 Querlamellen, von denen nur 2, resp. 1 in der Mitte gespalten sind. Die Rückentuberkel, die ihrer lebhaften, schwarzen oder weissen Färbung wegen etwas mehr vorzutreten scheinen als gewöhnlich, stehen auf der Mitte des Körpers in 14, seltner in 12 fast regelmässigen Längsreihen. — 75' — Dimeusioneu: No. 1. No. 2. Totallänge 84 102 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 47 46 » Schwanzlänge (^HrD 56 » Verhältniss von Schwanz- zu Totalläuge wie 1 : 1,82, wäh- rend Messungen an südeuropäischen Stücken die Zahlen 1 : 2,09 (Dumeril-Bibrou) und 1 : 2,28 (Böttger) ergaben. Vorkommen: Abgesehen von Europa, wo diese Art im Süden von Portugal (Böttger) und Spanien, in Süd-Frankreich, ganz Italien, Sicilien, Dalmatieu, auf den ionischen Inseln (Böttger), in Morea und auf den griechischen Inseln des Archipelagns, namentlich den Cycladen (Ebrhardt) und in der europäischen Türkei (Fitzinger) auftritt, und von Afrika, wo sie vom Senegal (Dum.-Bibr.), von Algerien (vergl. Strauch) und von Aegypten und Abessyuien {granosus Rüppell) augegeben wird, lebt Hemi- dadylus turcicus in Asien über ganz Kleinasien verbreitet, wo er bei Trapezuut (Dura. Bibr.), in Natolien (Fitzinger), bei Xanthus (Gray) und auf der Insel Cyperu (üuger und Kotschy) vorkommt, bis zum peträischen Arabien (Rüppell) und bis Persien (A. Dumeril). Speciell aus Syrien habe ich die Art in der Literatur aber nicht augeführt gefunden. 14. Gymnodactylus Kotschyi Steind. 1870. Stein dachner, Sitz.-Ber. d. k. Akad. d. Wiss. Wien, Bnd. 62, S. 329, Taf. 1, Fig. 1; Schreiber, Herpetol. europ., Braunschweig 1875, S. 481. = Gonyodactylus cyprkis Fitzinger 1843 nom. in Syst. Kept., Vindob., S. 93. Ich rechne zu dieser wahrscheinlich vielfach verkannten Art ein prächtig erhaltenes Weibchen von Haiffa, das von Herrn Hans Simon dem Senckenbergischeu Institut zum Geschenk übergeben worden ist. Alles, Färbung und Körperforra, stimmt vollkommen mit den Steindachner'schen Angaben. Färbung. Die au Platydacfyhis facetanus und Delalandei erinuernde Zeichnung besteht aus 4 in der Mitte winklig nach hinten gezogenen schwarzen Querbinden auf hellgrauem Grunde, deren erste auf dem Hinterhals, die zweite und vierte zwischen den Insertionen der Ghedmaassen, die dritte auf dem Mittelrückeu in gleichem Abstand von der zweiten und vierten Binde sich be- finden. Der Schwanz zeigt 10 schmale schwarze Halbiinge. Der Kopf ist oberseits dunkelgrau marmorirt, die Gliedmaassen sind — 76 — undeutlich, die Finger und Zehen deutlich schwarz und weiss gebäudert ; die Labialen sind schwarz und weiss gewürfelt ; die helle Unterseite erscheint schvvarzgrau getropft, die Fleckchen überschreiten aber nicht an Grösse eine einzelne Bauchschuppe. Kopf zwischen den Augen schwach der Länge nach vertieft. Nasenöffnung auffallend kleiu , kleiner als jede der 3 sie nach hinten umgebenden Schüppchen. Ohröffnung oval, ziemlich in die Längsrichtung des Körpers gestellt, etwas gross. Grundschuppen der Oberseite klein, eckig-rundlich, von etwas ungleicher Grösse; die von ihnen bedeckte Fläche an Grösse die der Tuberkel weit überragend. Tuberkel klein und flach, aber doch mit scharfem naseuartig aufgesetztem Läugskiel, durch wenigstens 3 Schüppchen von dem seitlich nächstliegenden und durch wenigstens 2 Schüpp- chen von dem vorhergehenden oder nachfolgenden Tuberkel ge- treuut. Die Tuberkel stehen in 10 sehr deutlichen Längsreihen, welche sich vom Hinterhaupt bis zur Schwan zbasis verfolgen lassen; auf dem Schwänze zeigen sich 22 — 24 Halbriuge, deren jeder 6 dornige Tuberkel trägt. Der ü uterarm ist mit einigen, das ganze Hiuterbeiu oberseits aber mit zahlreichen, dreieckig- kegelförmigen Tuberkeln besetzt. Es findet sich nur je ein Höcker auf der Schwauzbasis rechts und links hinter der Cloake. Das Rostrale ist oben gefurcht, kaum höher als die an- grenzenden Labialen. Supralabialen sind 8 — 8, Infralabialeu 7 — 7 zu zählen, deren 3 dem Mentale zunächst liegende sich durch eine grössere Höhe auszeichnen, als die weiter hinten gelegenen. Auf das dreieckige Mentale folgt jederseits eine Reihe von 3 oder 4 successive an Grösse abnehmender Submentalen, deren erstes Paar in der Mittellinie zusammenstösst und die vom zweiten Paare an nach hinten zwischen sich und den Supralabialeu noch Raum für eine Reihe parallelgestellter kleinerer Schüppchen lassen. Der von den Submentaleu umschriebene Winkel wird von Schuppen ausgefüllt, die fast die Grösse der Abdominalschuppen zeigen und die dann erst in einiger Entfernung von den Submentaleu nach hinten zu kleiner werden und in die kleinen Schüppchen der Kopfunterseite alhnälig übergehen. Diese sind nur halb so gross wie die in etwa 30 schiefe Längsreihen gestellten Abdominal- schuppen. Die Unterseite des Schwanzes wird durch eine Längs- reihe breiter Schindelschuppen gedeckt ; die Schüppchen des letzten Drittels der Schwanzunterseite sind undeutlich gekielt. — 77 — Dimensionen: Totallänge 73,5 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 32,5 » Schwauzlänge 41 » Kopflänge 13 » Grösste Kopfbreite 8,5 » Grösste Kopf höhe 5,5 » Länge der Vordergliedmaassen . . . 14,5 » Lauge der Hintergliedmaassen . . . 18,5 » Verhältniss von Schwanz- zu Totalläuge wie 1 : 1,79; von Kopfhöhe zu Breite zu Länge wie 1 : 1,55 : 2,36. Vorkommen: Bis jetzt wird diese Art nur von Persien, Cypern, der griechischen Insel Syra, Aegypteu(?) und von Goree in Senegambien angegebeu , da die weiteren von Schreiber erwähnten Fundorte Apulieu uud Calabrien von De Bett a (Atti del R. Istit. Veueto, Ser. V, Bnd. V, Sep. A. S. 13) mit Recht als sehr verdächtig betrachtet werden. Sollte aber nicht am Ende Syra blos eine VerAvechslung von Syria sein, wie ich umgekehrt auf Etiquetteu der von Syra stammenden Schnecke Clausilia caerulea Fe'r. in zahlreichen öffentlichen und privaten Samm- lungen die falsche Fundortsangabe Syria angetroffen habe? Immer- hin aber bleibt die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass diese Geckonenart von Kleinasien uud Syrien aus, von wo ich sie nach- gewiesen zu haben glaube, sich über Cypern, woher Fitzinger seinen Gonyodadylus cyprius bekam, der wohl sicher mit der uns vorliegenden Species identisch sein dürfte, bis zu den Cycladen hin verbreitet, eine Muthmaassuug, die zu constatireu späteren Forschungen vorbehalten bleiben muss. Bemerkungen: Ich rechne zu G. Kotschyi als Männ- chen eine Form, die unter Gymn. scaher Rüpp. var. II L l*a von Nisib in Anatolien (comm. Dr. Fischer) in der Sammlung der Senckenbergischen Gesellschaft liegt, und die sich von dem oben beschriebeneu syrischen Stücke nur durch folgende Eigen- thümlichkeiten unterscheidet: Die Rückentuberkel sind etwas grösser uud breiter, so breit wie ihre Zwischenräume, uud in der Mitte des Rückens in querer Richtung durch 3 Schüppchen (wie bei der syrischen Form), in der Längsrichtung aber nur durch 1 — 2 Schüppchen von ihren Nachbarn getrennt. 2 Höcker jederseits an der Schwanzbasis links uud rechts hinter der Cloake. Ausserdem — 78 — fehlt der Schwauzunterseite die grössere Schuppenlängsreihe und die Schüppchen sind in den zwei letzten Dritteln desselben uuter- seits deutlich gekielt. 2 Praeaualporen, weit von der After- s palte entfernt, so dass noch 4 grössere und mehrere kleinere Schuppeuquerreihen sie von dieser trennen. Gymn. geccoides Spix, von dem mir die Rüpp eil 'sehen Originalexemplare seines G. scaber aus Arabien vorliegen, unter- scheidet sich von beiden beschriebenen Stücken, abgesehen von den bekannten Unterschieden im Habitus und abgesehen von den grösseren und schärfereu Tuberkeln, die meist iu 12—14 Längs- reihen stehen, darin, dass er nur jederseits 2 entschieden grössere Subraentaleu besitzt, d. h. dass das dritte Paar, wenn vorhanden, sich nur sehr wenig von den Schuppen der Umgebung an Grösse auszeichnet, dass weiter hinter diesen Submentalen unmittelbar bereits die kleineu Körnerschüppchen der Kehlgegend beginnen und dass die 5 — 6 Praeaualporen dicht an den After gerückt sind, so dass nur noch 2 — 3 grössere Schuppeuquerreihen sie von diesem trennen. Gymn. pipicns Pali, ist, wie ich mich an Originalstücken des Petersburger Museums vom Berg Gross-Bogdo, südl. des Elton-Sees (comm. A. Strauch) überzeugen konnte, eine von den beiden genannten und einander offenbar nahe verwandten Arten durch Färbung — sie besitzt doppelt so viele Querbinden über den Rücken als G. Kotschyi — , durch Rückeuskulptur — aus gerundeten, die Granulationen an Grösse nur sehr wenig über- steigenden Tuberkeln bestehend — , durch die in die Quere ver- breiterten Submentalen und durch die 9 — 11 Praeaualporen wesent- lich abweichende Form. Farn. V. Agamidae. 15. Stellio vulgaris Latr. 1802. Dumeril et Bibron, Erpet. göner., Bnd. IV, S. 528; Gray, Catalogue of Lizards, 1845, S. 255 [cordylina) ; Geoffroy St-Hilaire, Descr. Egypt., Rept. Atlas Taf. 2, fig. 3. Vor mir liegen 2 junge schön gezeichnete Exemplare dieser Art von Haiffa , der mangelnden Praeaualporen wegen wohl beides Weibchen. - 79 - Die Färbung ist die bei jungen Stücken dieser Art ge- wöhnliche, auf schwarzbraunem Untergrund eine helle Querbinde dicht hinter dem Hinterkopf, 4 lehmgelbe Querbinden über dem Rücken und 12 ähnliche Binden über dem Schwanz. Kopf und Gliedmaassen erscheinen etwas heller graubraun, letztere undeutlich hell und dunkel gebändert und gefleckt. Die Länge des Kopfes ist wie bei Jugendexemplaren vieler Eidechsen und Krokodile im Verhältniss zur Breite etwas geringer als im erwachsenen Zustand. An das Meutale setzt sich links und rechts noch je eine Reihe von 2 oder 3 durch Grösse be- sonders ausgezeichneter Schuppen an, welche in ihrer Längen- erstreckung quer auf die Infralabialen gestellt sind und deren erste mit dem ersten Infralabiale in Contact ist. Die Dorngruppen in der Ohrgegend und die Schappeu des Unterhalses sind noch sehr schwach entwickelt; der Schwanz zeigt bei dem einen der vor- liegenden Exemplare 71 Querringe, genau so viel wieDumeril- Bi br on angeben. Dimensionen: No. 1 No. 2 Totallänge 88 107 mm Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 37 49 » Schwauzlänge 51 (verletzt) Kopflänge 14 17 mm Grösste Kopfbreite 12 15 » Grösste Kopfhöhe 8,5 12 » Verhältuiss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 1,73, während Dumeril-Bibron dieses Verhältniss beim erwachsenen Thier zu 1 : 1,66 berechnen lässt. Vorkommen: Diese Art verbreitet sich von Aegypten an über Arabien, Syrien, die Inseln Cypern und Chios und Kleinasien, überhaupt also über das ganze westliche Asien bis in die Kaukasus- länder und bewohnt ausserdem einzelne Theile der europäischen Türkei und die Inseln Mykonos, Faros, Melos und Kephaloniä. Aus Jaffa in Syrien wird Stellio vulgaris bereits von Westphal- Castelnau (Catalogue d. Rept., Montpellier 1870, S. 18) an- geführt. — 80 — Pam. Vi. Chamaeleontidae. 16. CJianiaeleo cinereus Aldrov, 1663. Dumeril et Bib r on, Erpät. gener., Bnd. Ill, S. 204 {vulgaris var. A); Geoffroy St-Hilaire, Descript. Egypte, Hist. nat. Kept. Atlas, Taf. 4, fig. 3. Es liegen 4 junge Stücke dieser Art, sämmtlich von Haiffa in Syrien stammend, vor. In der Färbung sind dieselben ualiezu übereinstimmend mit 2 jungen Exemplaren im Mus. Senekeuberg. sub HCl aus Aegypten. Der Kopf und die vordere Hälfte des Rumpfes er- seheinen matt grünlicbsehwarz, der Bauch, die Gliedmaassen, der hintere Theil des Rumpfes und der Schwanz heller, und zwar durch zahlreiche aufgestreute gelbe Pünktchen hell gelbgrau. Die dunkleren Radialstreifen auf dem Augenlid sind meist deutlich markirt; die Lidspalte ist oft, die Kehl- und Bauchkante und je 2 aus grossen, länglichen Flecken bestehende Längsstreifen an den Seiten sind immer lebhaft citrongelb. Die genannten Seiteustreifeu ziehen sich genau längs des ersten und des zweiten Drittels der Körperhöhe nach hinten, so dass die obere Makelreihe in der Höhe des Auges beginnt und nach hinten bis an die Insertion des Schwanzes fortsetzt, während die untere, gewöhnlich zu einer ununterbrochenen Seitenbinde sich einigende die Insertionen der Vorder- und Hintergliedmaassen verbindet. Die von Geoffroy St.-Hilaire in dem oben citirteu Werke gezeichnete Querbäu- derung von Rücken und Schwanz mit abwechselnd helleren und dunkleren Binden ist gleichfalls bei zweien unserer syrischen Stücke vorhanden, wenn auch nicht gerade sehr deutlich markirt. Zwei von den vorliegenden Exemplaren zeigen überdies auf dem Hinterrücken links und rechts einen sehr ausgedehnten, an den Rändern verschwommenen gelben Fleck. Abweichend von der Form beim Jugendzustand der ägyp- tischen Spielart des gemeinen Chamäleons, zu dem sich in Ober- Aegypten noch eine zweite Art Ch. calyptratus A. Dum. 1851 (nach Prof. W. Peters' gütiger Mittheiluug = Ch, hasiliscus Cope, Proceed. Acad. Nat. Scienc. Philadelphia 1868, S. 316) gesellt, ist bei der syrischen Form die Occipitalcrista mehr geradlinig, hinten weniger in die Höhe gerichtet und daselbst in weniger spitzem Winkel vom Halse abgesetzt, im allgemeinen also ihrer 83 71 112 118 41 43 55 57 42 ( verletzt) 57 61 15 16 19 21,5 7 8 9 9,5 5,5 G,5 8 8,5 9,5 9,5 12 13 13 15 17,5 19,5 10,5 11 13 14,5 — 81 — Längenausdeliiiung nach der Muudspalte mehr parallel verlaufend, während sie bei der ägyptischen Form sich hinten stark zuspitzt und unter spitzerem Winkel vom Halse abgesetzt erscheint. Wei- tere Unterschiede in der Körpergestaltung habe ich nicht auf- finden können, Dimensionen: No. 1 No. 2 No. 3 No. 4 Totallänge 83 71 112 118 mm Von der Schnauze bis zur Afterspalte 41 Schwanzlänge 42 Kopflänge in der Mittellinie . . Hintere grösste Breite des Helms . Länge der Hinterhauptscrisfca Grösste Kopfbreite i. d. Wangengegend Grösste Kopfhöhe am Hinterhaupt . Von d. Schnauzenspitze z. Mundwinkel Die Kopflänge verhält sich demnach zur Rumpflänge (mii Kopf gemessen) bei jungen Thiereu im Durcbschnitt wie 1 : 2,74, die Schwanzlänge zur Totalläuge wie 1 : 1,96, während alte Exem- plare jene zu 1 : 3,4, diese zu 1 : 2,09 zeigen. Vorkommen: Dieses Chamäleon findet sich, wie bekannt, in ganz Nord-Afrika und in Süd-Spanien, Von Aegypten aus geht es ausserdem einerseits bis in den Süden der Sahara und bis in das Gebiet des weissen Nils, andererseits bis Syrien, die Insel Cypern und Persien. Die vorliegende, durch die ziemlich gerad- linig verlaufende Helmcrista ausgezeichnete Localforra aus Syrien war meines Wissens in der Literatur noch nicht erwähnt gewesen. III. Chelonia. Farn. I. Testudinidae. 17. Testudo ptisUla Shaw. 1802. Dumöril et Bibron, Erpetologie generale, Bnd. II, S. 44 {mauritanica) ; Strauch, Vei'breitung d. Schildkr., Petersburg 1865, S. 14. Nur ein ganz junges, kaum dem Ei entschlüpftes Exemplar dieser Art liegt von Haiffa in Syrien vor. Dasselbe trägt schon vollständig sämmtliche Kennzeichen seiner Art, das ungetheilte Subcaudale, den kurzen, ungenagelten 6 — 82 — Schwanz und den kräftigen, bei jungen Stücken freilich nur Husen- förmigen Schenkelhöcker, Von der Beschreibung jugendlicher Stücke bei Dumeril- Bibron, a. a. 0. S. 48 weicht unsere Form nur dadurch ab, dass der Oberkiefer und nicht der Unterkiefer (Druckfehler?) vorn 3 kleine zahnartige Auszackungen trägt, und dass die Vertebralen, deren erste und fünfte in der Mitte keine dunkle Zeichnung be- sitzen nur mit einer centralen schwarzen Makel gezeichnet sind. Das Subcaudale erscheint vollkommen flach. Auch zeigt die Daumenkralle der Hand nur die halbe Länge der übrigen Krallen und kann als relativ schwach ausgebildet bezeichnet werden. Dimensionen : Länge des Rückenpanzers in der Mitte . . 41 mm. Hintere grösste Breite desselben .... 36 » Höhe desselben 23 » Länge- des Brustpanzers in der Mitte ... 34 » Schwanzlänge (vom Vorderrand der Cloake) 5 » Die Breite des Panzers verhält sich demnach zu seiner Länge wie 1 : 1,14, ein Verhältniss, das sich mit dem Wachsthum des Thieres successive (bei maroccanischen Stücken unserer Sammlung) zu 1 : 1,25 ; 1 : 1,27 bis 1 : 1,37 steigert, während die Höhe des- selben sich zur Länge verhält wie 1 : 1,78, ein Verhältniss, das bei grösseren Exemplaren (wiederum bei unseren maroccanischen Stücken) die Grösse 1 : 1,88 bis 1 : 1,95, ja (bei Dumeril-Bi- bron's wohl aus Algerien stammendem Exemplare) 1 : 2,55 er- reicht. Vorkommen: Abgesehen von der ganzen Nordküste von Afrika, wo die Art von Marocco angefangen bis zur Landenge von Suez überall häufig ist, lebt sie in Asien in Syrien (Forskäl), wo sie namentlich am Libanon und bei Aleppo sehr gemein sein soll, in Kleinasien (Gray) und zwar speciell in der Gegend von Angora (Berthold) und von Xanthns (Gray), in Transkaukasien (vergl. Strauch) und Persieu (Pallas), wo sie besonders von Teheran (Strauch) angeführt wird. — 83 — Batracliia. I. Amir a, Fam. I. Hylidae. 18. Hyla arhorea L. sp. var. meridimialis Boettg; 1874. Böttger, Rept. v. Marocco u. v. d. Canaren, Abhaucll. cl. Senckenberg. Ges., Bnd. 9, 1Ö74, S. GO und Noll's Zoolog. Garten 1877, S. 31; Audouin et Savigny, Descr. Egypt., Kept. Atlas Suppl. Taf. II, Fig. 13. Vor mir liegt ein erwachsenes Stück dieser verbreiteten Laub- froschart von HaifFa. Charakteristisch für die citirte Varietät, die im ganzen Mittel- meergehiet als ausschliessliche Localform auftritt, ist das Fehlen der von mir sogenannten Hüftschlinge, einer deutlichen, beim binnenläudischeu Laubfrosch nach oben und vorn gerichteten, buchtigen Einsattelung des schwarzen oder grauen, weiss ein- gefassten Seitenstreifens jederseits in der Hüftgegend. Die Färbung der Körperseiteu ist bei der syrischen Form in folgender Weise leicht verschieden von der als typisch für var. meridionalis anzusehenden citirten Zeichnung in dem grossen Werke über die ägyptischen Amphibien, Der dunkle Seitenstreif, der bei der ägyptischen Form vom Nasenloch an über das Auge und weiter bis zur Insertion der Hintergliedmaassen fast gerad- linig Ober- und Unterseite von einander scheiden soll, bei der cauarischeu Form aber schon nahe der Insertion der Vorderglied- maassen verschwindet, lässt sich bei der vorliegenden syrischen Form bis etwa in die Mitte der Rumpfseiten verfolgen, ist auch nach oben mehrmals gebuchtet und winkelig hin und her gezogen und löst sich nach unten in kleinere grauliche Marmorzeichnuuo-en auf. Weiter hinten geht Rücken- und Bauchfärbung allmälig in einander über. Etwas höher als der Seitenstreif, in einer Linie, die vom Trommelfell nach der AfteröfFnung hinzielt, stehen ausserdem in regelmässigen Zwischenräumen etwa 5 kleine schwarze Flecken in einer Längsreihe. Endlich lassen sich noch zwischen Mundwinkel und Insertion der Vordergliedmaasseu 2 schwarzgraue, hinter einander gestellte Läugsflecke beobachten. Abweichungen im äusseren Bau konnte ich bei dem syrischen Stücke im Vergleich zu uuserer europäischen und der cauarischeu Form nicht nachweisen. — 84 — Dimensioneu: Totalläüge 46 mm. Maulbreite 15 » Obersehenkel, vom After gemessen . . 22 Länge des Unterschenkels im Fleisch . 22,5 Fusslänge (mit den Zehen) 32 Vorkommen: Diese der Hüftschlinge entbehrende Varietät des Laubfroschs war mir bis jetzt nur aus Süd-Frankreich, den cauarischen Inseln und Nord-Afrika bekannt gewesen, wo er sicher in Aegypteu und wahrscheinlich auch in Marocco als ausschliess- liche Form vorkommt. Ihr Auftreten in Syrien ist immerhin beachtenswerth. Die von A. Günther (Catalogue of Batrachia sal., London 1858, S. 108) aus Kleinasien und den Euphrat- gegenden erwähnte Form unseres gemeinen Laubfroschs dürfte ebenfalls der var. meridionalis nahe stehen oder vielleicht gar mit ihr identisch sein. — 85 — Diagnosen zweier neuer Amphibien aus Madagascar. Von Dr. pbil. 0. Böttger. JPhyllodactyliis (Phylloäadylus) tStUfnfft n. sj). Di[iiü omucs unguiculati, graciles, recti^ siibttis serie singula lamellariim transvcrsarum suhgrcwulatarum instructi ; disci scansorn trapesoidales^ sulco longitudinali hipartiti, plani. FhoUdosis notaei heterogenea. FupiUa verticalis; rostrale convexo-trapcsoidale, superne latius; siipralahialia 12; mentale triangtdarc ; infralubialia 12. Suhmentalia anteriora 2 longe producta, ad latera singulis posticeque uno sciitcllo sexangidari majore secuta. Orhitac distinctae sulco circuniscriptae., occiput cute adstrictum, parallelepipedum formans. Dorsum seriebus longitudinalihus ttd)ercidorum ti'iangidarium regular ibus 6 pluribusque indistinctis dorso-latcrcdihus ornatum; latera membraque tuberculis subcarinatis, venter squamis laevibus., satis magnis, rotundato-sex- angidaribus instructus. Cauda ut videtur subverticillata, supra seriebus 6 spinularum armata. Supra nigro-griseus, subtus sordide albus, cajnte subfusco- griseo, subunicolori., dorso linea longitudinali jiallida cum maculis t ransversis dorsalibus i, parallelogramma fortnantibus, ptttllidioribus, nigro-marginatis connexa. Cajnit 23, truncus usque ad cloacam 44,5, cauda (regenerata) 25; long, total. 92,5 mm. ^ Hab. Insida Nossi-Be, spec, unicum a dar. Anton Stumpff lectum. y^(\\(]4 / — 8G — Polypedates ilispar n. sp. Denies pdlakdes duos aecrvos formiuitcs trlantjalares^ inter se et a ehoanis spatio lato sepandi, marguiihus pudieis horisontalihus iiec postice eonveryentihus fasfigia clioanarum postica distincte snperantihus. Ap)ertiirae clioanarum tuhanmique aequa fere may)n- t'udine. CantJd rostrales ohtusiuscidi scd distincti^ antice angtdo aculo juncti. Aperturae nasales suh ipso cantho, satis prominentes, apice rostri magis approximatae quam oculis. liegio frenalis satis alta, suhexcavata. Tympanum distinctum^ magtidudlne dimidiam orhifam aequans. Plica cutanea ah angido postico oculi super tympanum ad regionem humeralcm decurrens. Gidis cranio non adhaerens^ tergo marium media parte densiter verrucidosa, feminarum laevissima, abdomlne internaque femorum parte modlce granulatis. Disci scansorii mediocres, digiti pirimi minimi^ tertii quartique suhaequales, tympano valde minores. Metnbrum posterius antice p)rojectum calce vix aperturam nasalem attinycns. Cutis natatoria perfecta; planta pedis distincte verructdosa. Supra aut alhido-cincreus vel unicolor (9) vel memhris maculis obscuriorihus in transversum ornatis (cf et 9) ^^'-^ olivaceo-griseus (9) macida obscura inter orbitas trapcsoidali signatus et dorso indistincte pwictatus marmoratusque , ad latera semper striyis paUidis binis magis minusve distinctis exstructus. Chines nigre- sccntes, albidopunctatae; regio analis triangidiim albescens formans. Partes abdominis et femorum granulatae fuscae.' Secundum canthum rostralem pUcamque cidaneam regionis humeralis linea nigrescens. Captd maris 14, feminae 17— IS long., long, total, mar. 40—40,5, fem. 48 — 57, memhr. anter. maris 25 — 25,5, fern. 28-31, membr. poster, maris 63 — 65, fern. 74—78,5 mm. Hab. Insula Nossi-Be, specim. 5 a dar. Anton Stumpff lecta. — 87 Diiigiiosc8 Coleoptcroruni aliquot iiovoriim in Japonic a Dom. Prof. J J. Hein, Doct. phil., collectoruni, auctoie Dr. L de Heyden. 1. tloplia Reinii Jlcydeii. JRiifo-picea^ deiisc flava viridi squamosa, sqiianudis rotundatis, opacis; scuteUo, thoracis lateribus squaniidis ddiUioribiis ; corpore suhtus, ahdonihie, 2)ygidio densissinie squamulis argeutco-viridihus lucidis tecto. Fcdihus rußs, tarsis anticis, med lis rufo-piceis, posticis nigro-piccis; femoribus dcnsius^ tibiis parcc squaniidis oblongis viridiargcutcis tectis. Tibiis anticis bidentatis. Autcnnis rufls, clavo rufb-bruiiiico,!J. articulatis^ articulo prinio squajuulis duabus oblongis vcstito. Scutcllo loiigo^ triangidoso^ postice acuta, apice ipso rafundafa. Long, corj) 6 — 7 niillini. H. parvidae Krynichii (jMlinosae Er.) Eussiac mcridianalis valde affinis, scd elyiris breviaribiis, subtus lucida, thoracis angulis posticis rcclis subelevatis, scutella longiore disfincta. * Excmplaria quatuor in insula Kiushiu Japoniaü Dorn. Vrof. Dr. Rein, in cujus honorem hanc speciem nominavi, rep>erit. 2. Podiihrus Reinii Heyden. Capite nigra, nitida, antice flavo-rufa , labra f'usca; tharace flavo-rufo, tertia pars mediana hnmnea, tinea media fartiter sed anguste incisa, lateribus ante angulos 2)ostlcos sinuatis; scutella nigra; elytris flavo-pallidis, singula plaga mediana langitudinali brunnea. Corpore subtus, antennis pedibusque nigro-brunneis; caxis, femortim basi, abdominis marginibus posticis, aiitennarum articidis pnima seciinda ßova-rufis, apice intus brunnea maculata, tertia quarto basi flavo-rufis. Corpore tola subtus elyfrisque flavo-griseis, sat dense pubescentibus. Unguicidis omnilus basi forte tri angular iter dentatis. Long. 10 millim. hl provincia Mino Jiq^oniac a Dom. Frof. Rein, cui de- dicatus^ sctncl captus. 3. J^yrocJiroajaponica Heydcn. Femina. Depressa, obscure r ufo- cocci) lea, antennis pedihusque nigris; ore, tJioracis lateribus ni(jris; fronte nigra, inter oculos fortiter transverse elevato, untice laxe excavato. Thorace minore, parum latiore quam longiore, la- teribus post medium angidatis, ante medium transverse late impresso, linea media canalicidata in foveam antescidellarem cffundente. Elytris plus quadruplo thorace longioribus, ante medium dilatatis, transverse densissime rugosis, in utroque lineae duae e rugis obliquis plumi- formibus latioribus. Falporum articulis primo minuto rufo, secundo quarto aequalibus, tcrtio breviore et angustiore, quarto lateribus parallelis, basi apiceque acuminatis: Antennae |;ar^w« desunt ; articulis 1 et 3 — 6 longitudine aequalibus, primo basi attenuato, 3 — 6 sensim fortiter ramosis, fortius (jam in tertio) quam in P. pcc- tinicorni nostratu, cui affinis scd major. Long. 11 millim. {caput et thorax 2, elytra 9 millim..) Fropje ab urbe Kioto Japoniae semel capita. ■1. Saris Kein Li Boelofs (Compte rendu Soc. eiitom. de Belgique, seance 5 avril 1870). Oblongo-ovalis, nigra, purum nitida, itigrosubsqtiamosa. Elytrorum interstitiis squamulis lutcis linea ornatis, vittaque abbreviatabasali et plag a ultra-medium concoloribus. Ex affmitate B. dispiloti Solsky. Copiose lecta in foliis Benthamiae japonicae Sieb, et Zucc. (Gornus Kousa Buerger) in aditu Äburasaka (800 meter altitud.) inter provincias Mino et Echizen Japoniae. Ab auctore ^xemplariis Eeinianis, a me arbitrio sua permissis, descripta. 5. Toxotus niimitus Gebier var. Heinii Heydcn. Niger, flavo-griseo subpidjescens, antennis totis pedibusque, femorum posticorum apice excepto, obscure lideis; vertice non canalicidato (in typo obsolete canalicidato), thorace in lateribus nodo rotundcUo (in typo dente valde obtuso). Abdomine toto rufo {in typo toto vel apice tantum rufo). Long. 11 millim. (elytr. long. 8 millim.) l'rope ab urbe Osaka Japoniae semel captus. Species typica in deserto ad flumen Ajagus (descrta Kirghisorum) occurrit. — 89 — lieber phänologisclie Beobachtungen. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung der Senctenbergischen naturforschenden Gesellschaft am 15. Februar 1879 Dr. Julius Ziegler. In jedem Jahre hören Sie, wie, des Winters überdrüssig, der Eine dem Andern freudig erzählt: »Der Hasel uussstrauch blüht, das Schneeglöckchen, der Pfirsich, die Kirsche blüht, der Storch ist augekommen, die Schwalbeu sind da« ; fügt wohl auch bedeu- tungsvoll hinzu »schon« oder wohl auch »erst«. Einerseits be- weist damit Jeder, welch' hohes Interesse diese Fragen in An- spruch nehmen. Andererseits zeigt der Widerstreit der Meinungen, die oft geradezu entgegengesetzte Behauptung, dass man von ganz verschiedenen , häufig nur ganz unbestimmten Voraussetzungen ausgeht und so zu keinem Ergebniss gelangt. Wir werden später sehen, wie hierzu bei Nichtbefolgung einer bestimmten Methode fortwährend Gelegenheit geboten ist. Lassen Sie uns zunächst näher ins Auge fassen, was der Betrachtung zu Grunde liegt! In denjenigen Landstrecken der Erde, in welchen eine Wiuter- ruhe eintritt, das heisst eine Periode, in welcher den Witterungs- verhältnissen und zwar wesentlich der geringeren Temperatur entsprechend, mehr oder weniger eine Unterbrechung oder doch eine Verlangsamung der Vegetationsthätigkeit stattfindet, zeigen die meisten Pflanzen eine höchst auffallende Regelraässigkeit in der zeitlichen Anordnung der einzelnen Phänomene, der einzel- nen Stadien ihrer Entwicklung, wie Belaubung, Blüthe, Frucht- reife u. s. w. Es sind also an eine jährliche Periode gebundene Er- scheinungen, welche wir zum Gegenstande der Beobachtung machen — 90 — und dem eutspreclieud wir diese kurz als »phäuologische« Beob- achtungen bezeichnen, — besser aber wohl als »phänomeno- logische« bezeichnen sollten. Hierher rechnen wir nun auch einige Erscheinungen aus dem Thierreiche, welche von denselben örtlichen Einflüssen abhängig sind, wie solche bei den Pflanzen; vornehmlich noch das regel- mässige Kommen und Gehen der wandernden Thiere, besonders der Zugvögel, welches gleichfalls mit der Periodicität der meteo- rischen Vorgänge in innigem Zusammenhange steht. Wie schon angedeutet, ist die Wärme das Hauptbedingniss sämmtlicher be- rührten Verhältnisse, wie sie es auch für das jeweilige geogra-- phische Vorkommen ist; aber sie allein reicht, zumal so, wie sie unsere gewöhnlichen Temperatur-Beobachtungen ergeben, nicht aus zur Erklärung. Hier spielen die Lage nach Höhe (Elevation), Aequator- und Polabstand (bezüglich der Länge der Tage), Meeres- ,nähe, Meeresströmungen, Niederschläge und deren zeitliche Ver- theilung (Regenzeiten), Winde, Reflex von Wasserspiegeln, Expo- sition, Bodenverhältnisse und vieles Andere mit, — kurzum das Klima eines Ortes. Das Klima meteorologisch so zu zergliedern, um einfache Rückschlüsse auf die phänologischen Verhältnisse eines Ortes machen zu können, ist nun, wie wir noch sehen werden, nicht so leicht; geradeso wie es dem Landwirthe und dem Arzte immer- hin schwer fällt , meteorologisches Beobachtuugsmaterial seinen Zwecken wirklich und vollständig dienlich zu machen. Umgekehrt von den phänologischen Verhältnissen auf die klimatischen zu schliessen, wird hingegen in den meisten Fällen keine grossen Schwierigkeiten haben und leicht seine Nutzanwendung auf die Gesundheitspflege und die Pflanzenzucht finden können. Stellen wir also phänologische Beobachtungen an zum Nutzen der ar- beitsthätigen, wie der leidenden Menschheit! Was sollen wir aber beobachten und wie sollen wir beob- achten? — Obgleich Linne schon deutlich den Weg gezeigt hatte, war man sich anfänglich darüber noch nicht recht klar und die ersten Beobachter haben wohl ohne entsprechenden Nutzen ihr grosses Beobachtungsmaterial beschaff't. Aus diesem ist übrigens hervorgegangen, dass das Zweckdienlichste eine Beschränkung auf möglichst wenige ausgewählte Beobachtungsgegenstände sei. So — 91 — schrumpfte die Zahl der Beobachtiings-Pflanzen und -Thiere alhuälig mehr und mehr zusammen. Voü Pflanzen wurden solche festgehalten, welche eine grosse Verbreitung haben, das heisst, so zu sagen in allen Theilen, wenigstens der gemässigten Zonen in grösserer Anzahl und in gedeihlichem Zustande anzutreffen sind, wie viele der angebauten Nutz- und Ziergewächse, Pflanzen, deren Vegetationsstufeu (oder -Phasen) ferner leicht fasslich, von der Saatzeit unabhäugig, keinen individuellen Schwankungen unterworfen und zeitlich gut ver- theilt sind. Als, im Allgemeinen, nicht sonderlich günstige Vegetations- stufen möchten anzusehen sein : die erste Vegetationsbewegung, das Knospenschiebeu, das erste Laub, das Sichtbarwerden der Blattoberfläche, die allgemeine Belaubuug, die allgemeine Laub- verfärbung und der Laubfall. Sie alle sind mit Schärfe nur selten zu bestimmen und jedem Beobachter ist die Möglichkeit einer Anschauungsverschiedenheit unbenommen. Ganz anders verhält es sich bei der ersten Blüthe und der Vollblut he, sowie — wenn auch mit Ausnahmen — der ersten Fruchtreife und der allgemeinen Fruchtreife, welche über- dies auch ein weit grösseres practisches Interesse in Anspruch nehmen. Doch ist auch hier Mancherlei zu berücksichtigen. Vor Allem i^t jederzeit festzuhalten, dass mau normale Erscheinungen beobachten will, nicht abnorme, — wie sie Zeitinigeu mit Vor- liebe zu bringen pflegen. Am Spalier gezogene Pfirsiche, Aprikosen, Birnen und Trauben können nicht maassgebend sein; sie nähern sich gleichsam den Treibhauspflanzen, xiehnlich verhalten sich in engen Höfen be- findliche Exemplare, welche unter der Einwirkung reflectirender und erwärmter Mauern stehen. Leider laufen an Solchen ge- machte Beobachtungen, besonders bezüglich der ersten Blüthe, all- zuleicht mit unter und trüben das Ergebniss empfindlich. Doch wird derjenige Beobachter, welcher einigermaassen Lust und Liebe für die Sache hat, nach kurzer Uebung leicht inne- werden, wo im nächsten Umkreise seines Wohnortes diejenigen Exemplare zu finden sind, welche als normale angesehen werden können, um so mehr, wenn es sich, wie schon gesagt, nur um wenige Arten, Holz- oder doch mehrjährige Pflauzen, wie Apfel, Aprikose, Birne, gelber Hartriegel, Haselnuss, gew. Hollunder, — 92 — rothe Jolianuisbeere, weisse Lilie, kleiublättrige Linde, Pfirsich, Rosskastanie, Schlehe, Süsskirsche, gew. Syringe, Trompetenbaum und Weinrebe handelt, welche vorzüglich als geeignete hervor- zuheben sind. Die grösste Aufmerksamkeit erfordert offenbar die Beobach- tung der ersten Blüthe, das heisst der ersten geöffneten BUithe, beziehungsweise des ersten Stäubens der Köl beben (Antheren). Ein tägliches sorgfältiges Absuchen ist zur betreffenden Zeit durch- aus nothwendig; entgeht die erste Blüthe dem Blick, so kann eintretende ungünstige Witterung den Beobachtungstermin um eine Woche und mehr hinausschieben. Scheinbar schwieriger, aber bei einiger Uebung leicht auf etwa zwei Tage genau zu bestimmen ist der Tag der Voll- blut he, das heisst des Termins, an welchem bei der Mehrzahl der vorhandenen Exemplare über die Hälfte der Blüthen geöffnet ist. Fiel in die Blüthezeit ein Nachtfrost, wovon wir in unseren Klimaten ja fast niemals ganz, am wenigsten bei frühzeitiger Entwicklung verschont werden, so ist davon Notiz zu nehmen, insofern er entweder die Blüthe vernichtet oder die Pflanze, wie man treffend zu sagen pflegt, »gedrückt« hat, in Folge dessen mehr oder weniger eine abnorme Verzögerung der Blüthenent- faltung, ein »Rückschlag« eintritt. — Diese und andere Störungen in dem Entwicklungsgang veranlassen zuweilen ein aber^ialiges, ein zwei und dreimaliges Blühen und selbst Fruchtreifen in ein und demselben Jahr; doch ist, von einem Rückgang der Belaubung begleitete aussergewöhnlich warme, beziehungsweise trockene Witterung die gewöhnlichere Ursache der gleichen, beim Laubholz weit häufigeren Erscheinung, des sogenannten »Johannistriebs«; in der Regel jedoch ohne dem normalen Eintritt der Phase im folgen- den Jahre merklich Abbruch zu thun. — Die erste Fruchtreife, beziehungsweise deren Eintritt ist unter anderen bei der Johannisbeere, welche glasartig durch- scheinend, bei der Süsskirsche, welche auch auf der Schattenseite roth, beim Hollunder, dessen Beere vollständig schwarz werden muss, und bei der Rosskastanie, deren grüne Fruchtkapsel zer- springt, leicht und sicher zu bestimmen. Weniger geeignet ist dagegen die Beobachtung der Fruchtreife der Stachelbeere, des Pfirsichs, der Weintraube, des Apfels und der Biine, da hier die Spielarten durch ungleiche Zeitiguug zu sehr ins Gewicht fallen. — 93 — Von uubestreitbarem Interesse ist die Reifezeit der allverbreiteteu Halmfrüchte, besonders im Verhältniss zu derjenigen ihrer Blüthe; doch ist dies wieder mehr eine Frage für sich, indem bei ihnen Saatzeit und Culturart sehr entscheidend mitsprechen. Unter allgemeiner Frucht reife wird der Zeitpunkt ver- standen, an welchem bei der Mehrzahl der vorhandenen Exem- plare über die Hälfte der Früchte vollkommen reif ist. Eine grosse Erleichterung für den Beobachter ist es, wenn er an bestimmte Exemplare, etwa im eigenen Garten, anknüpfend, sich stets von den ausserhalb im Allgemeinen stattfindenden Vor- gängen annähernd eine Vorstellung machen kann. Er wird da- durch und mit Berücksichtigung der Witterungverhältnisse sich viele unnöthigo Gauge ersparen können. Auf die Beobachtungen bei Thieren übergehend, bemerke ich sogleich, dass mir dieser Theil der Phänologie zu ferne liegt, um ihn hier eingehend besprechen zu können ; übrigens glaube ich nur auf die, den Meisten von Ihnen wohlbekannten Vorträge und Schriften des Herrn Dr. Noll*) und Pal men's**) ver- weisen zu dürfen. Doch sei hervorgehoben, dass sowohl die hier- her gehörenden Phänomene auf weit verwickeiteren Vorgängen beruhen, als auch, dass die Anstellung der Beobachtungen eine weit schwierigere und mühevollere ist. Wo wir die Gewächse aufzusuchen haben, wissen wir ganz genau, bei den Thieren aber sind wir auf ein gutes Stück Zufall angewiesen und die Beweg- lichkeit erschwert obendrein sehr das Erkennen. Die auf den nachher herumzugebenden Tabellen verzeichneten Thiere sind zum Theil eben mit Rücksicht hierauf gewählt; es sind vornehmlich Vögel, Schmetterlinge und Käfer. Streng genommen gehörte hierher nur das Erscheinen derjenigen, welche ihren Winterversteck oder ihren Larvenzustand verlassen, wobei es oft recht schwer fällt, gleichartige Thiere der einen oder der anderen Herkunft zu unterscheiden. Eine viel weitergehende Frage bildet das Kommen und Gehen der Zug- vögel, da es nicht lediglich von den augenblicklichen örtlichen Witterungsverhältuissen bedungen ist, oder doch wenigstens nicht *) Noll, F. C. lieber den sogenannten Instinkt. Zeitschrift: Der Zoo- logische Garten. Jahrg. XVII. 1876. No. 2 bis 10. **) Palmen, J. A. Ueber die Zugstrassen der Vögel. Leipzig. W. Engel- maun. 1876. — 94 — sein mnss. Welchen Weg die Zugvögel nehmen, wie lange Zeit sie zum Weiterkommen bedürfen, was sie örtlich und zeitlich zum Kommen und Gehen bestimmt, das siud hochwichtige Fragen, die meist noch ungenügend beantwortet sind. Zur Lösung aller dieser Fragen gibt es eben nur Eines : Vieljähriges, ununterbrochenes und wahrheitsgetreues Aufzeichnen der geeignetsten Beobachtuugs- erschcinungeu an geeigneten Stellen. Zur Förderung der phänologischen Statistik, wie der Thier- und Pflanzeugeographie müssen wir ein, über alle Th eile der Erde gezogenes Beobachtungsnetz wünschen, ähnlich dem, welches die reine Meteorologie theils besitzt, theils herzustellen im Begriff ist, innerhalb welches nach ganz bestimmten und übereinstimmenden Methoden beobachtet wird. Die Zahl der vorhandenen Beobachtuugsstationen, fast ausschliesslich auf Mittel-Europa und die Vereinigten Staaten Nord- Amerika's beschränkt, ist leider noch eine verhältnissmässig kleine. Sie schmilzt überdies auf eine äusserst kleine zusammen, wenn mau diejenigen ausser Rechnung lässt, welche, wie die meisten Amerikanischen, nur zwei oder doch nur wenige Jahre thätig waren. In erster Reihe stehen ohne Zweifel die Oesterreichisch- Ungarischen Beobachtungen, veranlasst und geleitet von Carl Fritsch, Vicedirector der k. k. Centralaustalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien, jetzt in Salzburg wohnend. Ich lege Ihnen hier die Uebersicht der phänologischen Beobachtungen im Jahre 1876 aus dem letzten Jahrbuch der k. k. Central- austalt vor. Unter den auswärtigen Stationen finden Sie auch Frankfurt a. M., von wo ich 1871 pflanzenphänologische Beobachtungen eiuzu- senden begann. Seit 1874 erhält die Wiener Anstalt nun auch noch thierphänologische Mittheiluugen von hier; doch liegen bis jetzt nur diejenigen von 1875 im Druck vor. Dieselben wurden 1874 und 1875 von Herrn Carl Dietze, 1877 und 1878 von Herrn Inspector J. G. G. Mühlig und mir geliefert. Ausser vielen zerstreuten, sind thierphänologische Beobachtungen von Frankfurt, meines Wissens, nur noch bezüglich der Ankunft des Storches vorhanden, wovon diejenigen über das Nest auf dem Both 'sehen Hause au der grossen Eschenheimer Strasse bereits Iß Jahre hinter einander umfassen. Hier haben Sie ferner eine der vorigen entsprechende — 95 — Tabelle,*) welche die ans den jäbrlicheu Beobachtungen der einzelnen Stationen Oesterreich-Ungarus berechneten mittleren Vegetatious- zeiten enthält, zugleich mit Angabe der Beobachtungsjahre, der Seehöhe, der geographischen Länge und Breite des Ortes. Endlich enthält dieses Heft **) die auf Wien reducirten Zeiten der ersten Blüthe für eine sehr grosse Anzahl der verschiedensten Gewächse. Besondere Beachtung verdienen nächst den eben besprochenen, sowie neben denen von Quetelet, Göppert, Cohn uijd Anderen, allein schon wegen der Nachbarschaft, die in Gi essen von Her- mann Hoffmann durch eine lauge Reihe von Jahren und mit grosser Sorgfalt angestellten Beobachtungen, deren erste noch in das Jahr 1835 fallen. Dieselben finden sich zum Theil in der Botanischen Zeitung***) und in den Berichten der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde niedergelegt. Der vor- liegende fünfzehnte Band enthält die Ende 1875 berechneten mittleren Vegetationszeiten, sowie eine üebersicht der thierphäno- logischen Beobachtungsresultate. Von anderen Orten unserer Gegend liegen, so weit meine Kenutuiss reicht , noch Beobachtungen vor von : Offenbach, Messel und Rossdorf bei Darmstadt, Rehbach im Odenwald, Bir- kenau bei Weinheim au der Bergstrasse, — in Weinheim selbst hat Herr Oberlehrer Dr. Finger schon im Jahre 1834 beobachtet, — ferner von Heidelberg, Bruchsal, Heilbronn, Aschafienburg, Ram- holz bei Schlüchtern, Büdingen, Cassel, Marburg, Braunfels bei Wetzlar, Cronberg am Taunus, Röraerhof bei B^rankfurt, Winkel am Rhein, Trier, sowie Pfeddersheim und Monsheim in Rheinhessen. Von diesen Stationen ist die Mehrzahl gleichfalls wieder einge- gangen und das erbrachte Material meistens nicht ganz genügend. Eine neue Beobachtungsstation wird für Kaichen beabsichtigt. Was schliesslich die Frankfurter Beobachtungen betrifft, so sind vereinzelte sehr alte Aufzeichnungen vorhanden, wie die aus dem Jahre 1826; doch sie mehr planmässig zu betreiben *) F ritsch, Carl. Mehrjährige Mittel der phänologischen Beobach- tungen aus dem Pflanzenreiche. Jahrbücher der k. k. Ccntralaustalt für Meteorologie. Neue Folge Bd. VII. -Jahrg. 1870.. **) Fritsch, Carl. Normaler Blütheukalender von Oesterreich-Uugarn. Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiser- lichen Academie der Wissenschaften in Wien. Bd. XXXIII. 1873. S. 99 b. 140. ***) Hoffmann, Hermann. Zur Kenntniss der Vegetations-Normalen. Botanische Zeitung 18C1. No. 26 u.. 27. — 96 — unternahm erst mein Bruder, Wilhelm Ziegler, dann Herr Con stau tin Fell n er und Herr Stadtgärtner A.Weber. Von 1867 an habe ich meinerseits regelmässige Aufzeichnungen be- gonnen und — leider fast allein — bis heute weitergeführt. Die ersten vier Jahre 1867 — 70 sind in den Berichten der Oberhessischen Gesellschaft abgedruckt. Seit 1871 hat es der Physikalische Verein, beziehungsweise das meteorologische Comite desselben übernommen, den Gegenstand in den Bereich seiner Thätigkeit zu ziehen. Von dieser Zeit au enthält der Jahresbericht des genannten Vereins eine kleine Ueber- sicht der hauptsächlichsten Beobachtungsresnltate des betreffenden Jahres nebst den beigesetzten Mitteln. Während sich die neueren auf die erste Blüthe und die Vollblüthe beschränken, umfasste die Tabelle von 1871 ausserdem noch die erste Laubentfaltung, die allgemeine Belaubung, die erste und allgemeine Pruchtreife, die Laubverfärbung und den Laubfall. Dem begleitenden Texte war eine kleine Tafel beigefügt, welche versuchsweise eine graphische Darstellung zur Vergleichung der mittleren phänologischen Ver- hältnisse verschiedener Orte, hier Wien, Giessen und Frankfurt, enthielt. Die etwas auffallenden Unterschiede waren zum Theil veranlasst durch die Aufnahme von älteren Beobachtungen einzelner Jahre, aus welchen keine Angaben für die übrigen Pflanzen vor- lagen, wodurch die Möglichkeit gegeben war, dass für die eine Pflanze und Phase vorwiegend frühzeitiges, für die andere verspätetes Erscheinen in Rechnung kam und die Zeitfolge der Erscheinungen eine falsche ward. Das unverhältnissmässig spätere Blühen des Pfirsichs in Wien rührte, wie ich erst 1874 dort selbst in Erfahrung brachte, speciell daher, dass dort, was einzig richtig ist, keine Spalierexemplare zur Beobachtung dienen, wie bis dahin in Frankfurt und Giessen, wo es fast nur solche gibt. Der Unter- schied zwischen den beiden Beobachtungsweisen beträgt nicht weniger als zwei Wochen. Diese und manche anderen schon angedeuteten Fehler habe ich weiterhin vermieden und so kann ich Ihnen heute die Er- gebnisse von, der Mehrzahl nach zwölfjährigen ununterbrochenen Beobachtungen vorlegen. Die erhaltenen mittleren Zeiten werden, wie ich überzeugt bin, schwerlich viel von den wahren Mitteln abweichen ; genügte doch meist schon die Hälfte der Zeit, um nahezu dasselbe Resultat zu gewinnen. Von Schaltjahren, die ja — 97 — eineu iiiclit zu beseitigenden Fehler mit sich bringen, kommt je eines auf drei andere Beobachtungsjahre , so dass derselbe mög- lichst gering erscheint. Die von mir seiner Zeit dem Jahresberichte des Physikalischeu Vereins versuchsweise beigegebene graphische Darstellung, (welche ich Ihnen vorhin herumgegeben habe), hat mich von der Zweck- mässigkeit einer solchen überzeugt und in mir den Wunsch rege gemacht, eine qualitativ vollkommenere und einen grösseren Zeit- raum des Jahres umfassende herzustellen. So ist denu die in autographischem Abdruck bereits in Ihren Händen befindliche Tafel der mittlerenVegetationszeiten in Frankfurt a. M. entstanden. Um, durch das ganze Jahr zeitlicli möglichst gleich- massig, etwa auf jede Woche, vertheilte Anhaltspunkte zu haben, musste ich mehrmals zu Objecten greifen, von welchen nur wenige Beobachtungsjahre vorlagen, und selbst zu solchen, die an und für sich nicht sonderlich geeignet genannt werden konnten, während manches Bewährte wegbleiben musste , wenn nicht eine stellenweise Ueberfülluug stattfinden sollte , zum Beispiel im Frühling. Um übrigens der Wahrheit näher zu kommen, berechnete ich im Falle nur weniger Beobachtuugsjahre allemal noch Verhältnisszahlen. Diese sind, im Zweifel, der Reihenfolge zu Grunde gelegt. Sie finden dann immer zwei Kreischen für eine und dieselbe Pflanze und Vegetationsstufe eingetragen ; das eine, welches das gefundene Beobachtungsmittel bezeichnet, ist mit ausgezogenen Linieu verbunden, das andere, welches das, als wahrscheinlich, berechnete Mittel bezeichnet, mit punctirtenLinien. Tragen wir neben diese Curve die betreffenden Beobachtungen eines Jahres ein, wie es in einem der aufgehangenen Blätter in rother Farbe für das nicht besonders abnorme vorige Jahr (1878) geschehen ist, so erhalten wir ein vollkommen klares Bild über den Verlauf der Vegetationsentwickelung in demselben. Sie sehen unmittelbar, um wieviel Tage dieselbe zu einer Zeit voraus oder zurück war. Wollen Sie beispielsweise die Verzögerung in Folge des kühleren Wetters in der zweiten Hälfte des März und ersten des April und wiederum im Juni beachten! Auf das sonderbare Verhalten der Weinrebe und des Trompetenbaums kommen wir noch zurück. Für dieses Jahr (1879) können wir vorerst nur die Haselnuss verzeichnen, welche erst am 11. Februar zu blühen, das heisst zu stäuben begann, also gegen das Mittel 9 Tage zu- 7 — 98 - rück blieb. Die Grenzen, bis zu welchen die einzelnen Vegetations- zeiten während des Zeitraums von Anfang 1867 bis Ende 1878 schwankten, finden Sie in der anderen augehefteten Tafel durch einen rothen Streifeu angedeutet; die Möglichkeit grösserer Ab- weichungen ist natürlich nicht ausgeschlossen. Eine derartige Curve oder Tabelle*) mittlerer Vegetations- zeiten eines Ortes kann, unter gewissen Voraussetzungen, in den meisten Fällen leicht für einen grösseren Umkreis Verwendung finden ; die gewählten Pflanzen und Vegetationsstufen überdies noch in einem grossen Theil der cultivirten Erdstriche, Wo nicht, würden an Stelle der ausfallenden, andere, für das Beobachtungs- gebiet geeignete, dem Verbreitungsbezirk oder Wohngebiet ent- sprechend, einzuschalten sein und so, übergreifend, weiter. Handelt es sich darum Vergleiche zwischen verschiedenen Orten zu ziehen, so ist unsere Tafel wiederum dienlich, für den einzelnen Fall, wie im Allgemeinen. Angenommen ist jedoch dabei, dass an jedem der- selben in gleichem Sinne beobachtet wird. Da dieses zwischen Frankfurt und Giessen im Wesentlichen der Fall ist, habe ich die entsprechenden Giessener Beobachtungsmittel als Beispiel mit ein- getragen; sie sind durch ein liegendes Kreuzchen gekennzeichnet. Die noch vorhandenen kleinen Schwankungen dürften wohl zum grossen Theil der Ungleichzähligkeit der Beobachtungsjahre zu- zuschreiben sein. Bei der Aprikose, dem Pfirsich und der Wein- rebe sind dagegen, wie auch in der Tafel vermerkt ist, die Spalier- pflanzen die Ursache des starken Voreilens und bei der zahmen Kastanie und dem Trompetenbaum die Spärlichkeit der vorhandenen Exemplare Veranlassung der Verspätung in Giessen, so weit diese nicht besondere, in meinem nächsten Vortrag zu erörternde Gründe hat. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch auf das frühere Blühen der Herbstzeitlose sowie das frühere Eintreten der Laub- verfärbung und des Laubfalls in Giessen wieder zurückkommen. Im Uebrigen bleibt Giessen durchgehends um 5 bis 6 Tage hinter Frankfurt zurück. In der Tafel finden Sie ferner, durch starke Punkte bezeichnet, die mittleren Zeiten des ersten Blühens der angegebenen Pflanzen von Oesterreich-Üngarn, und zwar bezogen auf Wien. Da bei *) Nachstehend ist auf Seite 101 und 102 eine der vorerwähnten Tafel entsprechende Tabelle der mittleren Vegetationszeiten in Frankfurt a. M. abgedruckt. - 99 — Ableitung dieser Mittel ein aus den verschiedensten Lagen, von unterschiedlichen Beobachtern, in ungleichen und ungleich zähligen Jahren an ungleichvieleu Pflanzenarten erbrachtes Material ver- wendet werden musste, so kam es, dass die in Wien selbst un- mittelbar erhaltenen Mittel — sie sind hier mit einem kleineu schwarzen Viereck augedeutet — keine vollkommene Uebereiu- stimmung in ihrem Gang mit den vorgenannten zeigen. Streng genommen erscheint es nicht gerechtfertigt, Mittel- zahleu aus, über Monate vertheilten verschiedeneu Phänomenen ab- zuleiten. Geschieht es deunoch, so geschieht es um einen ganz einfachen Ausdruck zur leichten Vergleichung vieler Orte im Grossen und Allgemeinen zu haben, was am vollkommensten wohl durch Linien gleichzeitiger und gleichartiger Vegetationserschei- nungeu, ähnlich den Isothermen, zu erreichen sein würde. Tu der vor Ihnen hängenden, mit Rücksicht auf Hoch- und Tiefland ge- wählten Karte von Deutchland beziehungsweise Mitteleuropa sind in dem eben angedeuteten Sinn, aber auf andere Weise, die meisten Be- obachtungsorte des Gebietes eingetragen und zwar unter Beifügung der Zahl der Tage, um welche die Frühjahrsvegetation daselbst durchschnittlich vor derjenigen Wiens voraus oder dahinter zurück ist.*) Für den ersten Fall ist die carmiurothe Farbe gewählt, für den zweiten die gelbe, zinnoberroth sind die mit Wien übereinstimmenden Orte. Der Durchmesser der Farbenkreise entspricht der ungefähren Differenz der Tage. Die Einflüsse der Lage nach geographischer Breite und Seehöhe, von Binnenland und Küste treten schon deut- lich hervor. Aber wie viele grosse Strecken finden Sie da, wo noch kein Farbenkreis, noch keine Zahl eingetragen werden konnte?! Zur Erreichung dieses Zieles möchte ich übrigens einen an- dern, bei nicht zu ungünstigen Umständen leicht zu befolgenden und lohnenden Weg empfehlen, den ich auch bereits betreten habe. Es ist eine Verallgemeinerung desselben Verfahrens, welches Hermann Hoffmann**) bezüglich Italiens angewendet hat, von wo bis dahin nur spärliche phänologische Beobachtungen bekannt *) Die Angaben sind zum grössten Theil entnommen aus : Fr it seh , Carl. Vergleichung der Blüthezeit der Pflanzen von Nord-Amerika und Europa. Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiser- lichen Academie der Wissenschaften. Jahrg. 1871. Bd. LXIII. Abthl. II. S. 179 b. 213. **) Hoffmann, Hermann. Zur vergleichenden Phänologie Italiens. Zeitschrift für Meteorologie Bd. IX. 1874. S. 305 b. 310. — 100 — waren. Bei einer Reise, an welcher auch ich theilnahm, wurden im Frühjahr 1874 alleuthalbeu, so viel wie möglich, phäuologische Aufzeichnungen gemacht; diese mit den in Giessen in demselben Jahre angestellten Beobachtungen verglichen und die Zeitunter- schiede, das heisst die Zahl der Tage »vor« Giessen eingetragen. In ähnlicher Weise hat Dr. Carl Hoffmann*) 1877 in Italien nnd Griechenland Aufzeichnungen gemacht, die aber weniger gute Ergebnisse lieferten. Um auf die angegebene Art ein vorläufig einigermaassen genügendes Bild zu bekommen, müssen wir offenbar, ähnlich wie in unseren Tabellen und unserer Tafel, enge Grenzen ziehen, das heisst, nur wenige, durchaus geeignete Objecte be- nützen. Das habe ich mich zu thun bemüht, als ich im vorigen Sommer (1878) abermals Italien bereiste und viele der 1874 be- suchten Orte wieder berührte. Die vorliegende Kartenskizze gibt die 1874 und die 1878 eingehaltenen Wege, die Namen der Orte, wo entsprechende Beobachtungen gemacht werden konnten, und in Zahlen die Unterschiede gegen Frankfurt a. M. ; -f bedeutet vor, — nach ; grün unterstrichen sind die Zahlen für den Früh- ling (1874), roth unterstrichen die Zahlen für den Sommer (1878). Deutlich spricht es sich aus, wie an der milden Riviera di Ponente, in dem, von Nizza bis Genua gegen Norden durch eine gewaltige natürliche Mauer geschützten Garten, — mit seinen Pinien, Agaven, immergrünen Eichen, Lorbeeren, Myrten, Pistazien, Citronen, Orangen, seineu ausgedehnten Oliven-Hainen und statt- lichen Palmen, — angeweht von warmen Winden , unter dem freudigen Blicke der Sonne sich frühzeitig Alles belebt, während am Po, am Arno und dem Tiber sich's nur langsam regt und unser Auge erst ganz im Süden des Landes dem gleichen Fort- schritt begegnet. Wie ganz anders sieht es da im Sommer aus! Die geröll-, kies- und sanderfüllteu breiten Flussniederungen er- wärmen sich um so höher, als das Wasser spärlicher wird und rasch verläuft die Blüthe, reift die Frucht, während Gebirg und Meer mit mildernder Hand einer ruhigeren Entwicklung huldigen. — Doch hier gelange ich schon auf dasjenige Gebiet, welches ich heute zu Gunsten der Vereinfachung des Vorzubringenden bestrebt war möglichst zu umgehen, um es ein anderes Mal mit Ihnen zu betreten. *) Hoffmann, Carl. Phänologische Beobachtungen aus Italien und Griechenland. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, Be- richt XVn. 1878. S. 15 b. 22. 101 — Mittlere Vegetationszeiten in Frankfurt am Main. Nach den Beobachtungen von Dr. Julius Ziegler während der Jahre 1867 bis 1878. Erklärung der Abkürzungen: Bo. s. = Blattoberfläche sichtbar; e. Bth. = erste Blüthe oflFen; Vbth. = Vollblüthe, über die Hälfte der Blüthen offen; e. Fr. = erste Frucht reif; a. Fr. = allgemeine Fruchtreife, über die Hälfte der Früchte reif; a. Lhv. = allgemeine Laubverfärbung, über die Hälfte der Blätter verfärbt; a. Lbf. = allgemeiner Laubfall, über die Hälfte der Blätter abgefallen. Anmerkung: Wegen geringerer Anzahl von Beobachtungsjahren oder aus anderen Gründen nur annähernd genaue Angaben sind in ( ) gesetzt. Monat Tag Name der Pflanze Vegetations- Stufe Februar März April Mai 2 (24) (25) 26 3 4 (24) 4 (5) 6 10 11 13 14 15 18 21 21 22 23 23 27 28 6 10 10 24 (26) Corylus Avellana, Haselnuss .... Cornus mas, gelber Hartriegel . . . Helleborus foetidus, stinkende Niesswurz Galanthus nivalis., Schneeglöckchen . Crocus luteus, gelber Safran . . . Leucojum verniim, Frühlingsknotenblume Anemone nemorosa, Windröschen . . Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie Prunus Armeniaca, Aprikose . . . Bibes rubrum, Johannisbeere .... Prunus Avium., Süsskirsche .... Prunus spinosa, Schlehe Persica vulgaris, Pfirsich Pyrus communis., Birne Bibes rubrum, Johannisbeere . . . Prunus Avium, Süsskirsche .... Persica vulgaris, Pfirsich Tilia parvifoUa, kleinblättrige Linde Vitis vinifera, Weinrebe Pyrus Malus, Apfel Pyrus communis, Birne Syringa vulgaris, Syringe .... Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie Pyrus Malus, Apfel Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie Syringa vulgaris, Syringe .... Sambucus nigra, Hollunder .... Atropa Belladonna, Tollkirsche . . e. Bth. e. Bth. e. Bth. e. Bth. e. Bth. e. Bth. e. Bth. Bo. s. e. Bth. e. Bth. e. Bth. e. Bth. e. Bth. e. Bth. Vbth. Vbth. Vbth. Bo. s. Bo. s. e. Bth. Vbth. e. Bth. e. Bth. Vbth. Vbth. Vbth. e. Bth. e. Bth. 102 — Monat Tag Name der Pflanze Yegetations- Stufe Juni 1 9 Prunus Avium, Süsskirsche e. Fr. 10 Sambucus nigra, Hollunder .... Vbth. 14 Vitis vinifera, Weinrebe e. Bth. 19 Bibes rubrum, Johannisbeere . . . e. Fr. 20 Castanea vesca, zabme Kastanie . . e. Bth. 22 Tilia parvifolia, kleinblättrige Linde e. Bth. 24 Lilium candidum, weisse Lilie . . . e. Bth. 25. Castanea vesca, zahme Kastanie . . Vbth. 26 Prunus Avium, Süsskirsche .... a. Fr. 27 Vitis vinifera, Weinrebe Vbth. 30 Lilium candidum, weisse Lilie . . . Vbth. 30 Tilia parvifolia, kleinblättrige Linde Vbth. 30 Ribes rubrum, Johannisbeere . . . a. Fr. Juli 2 Catalpa syringaefolia, Trompetenbaum e. Bth. • (8) Prenanthes purpurea, Hasenlattich . e. Bth. 13 Catalpa syringaefolia, Trompetenbaum Vbth. (22) Atropa Belladonna, Tollkirsche . . e. Fr. August 11 Sambucus nigra, Hollunder .... e. Fr. (13) Aster Amellus, Sternblume .... e. Bth. (24) Yitis vinifera, Weinrebe e. Fr. 31 Sambucus nigra, Hollunder .... a. Fr. September (2) Colchicum autumnale, Herbstzeitlose . e. Bth. 15 Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie e. Fr. (16) Colchicum autumnale, Herbstzeitlose . Vbth. 30 Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie a. Fr. October 18 Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie a. Lbv. 19 Tilia parvifolia, kleinblättrige Linde a. Lbv. 21 Vitis vinifera, Weinrebe a. Fr. 23 Vitis vinifera, Weinrebe a. Lbv. * 24 Prunus Avium, Süsskirsche .... a. Lbv. November 2 Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie a. Lbf. 103 — Ueber thermische Vegetations-Constanteii. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft am 5. April 1879 Dr. Julius Ziegler, Bei dem Ihnen letzthin über phänologische Beobach- tungen Vorgetragenen blieb, mit Rücksicht auf Kürze und Klar- heit, das Ursächliche der Erscheinungen absichtlich möglichst unberührt. Lassen Sie uns dieses heute einer näheren Betrachtung unterziehen ! Nehmen wir die periodischen Vorgänge, wie Be- laubung, Blühen, Frnchtreifen und so weiter, so erscheint es uns, beinahe als selbstverständlich, klar, dass abgesehen von der nöthi- gen Nahrung (Wasser, Kohlensäure, Stickstoff -Verbindungen, Schwefel-, Kiesel- und Phosphor-Säure, Kali, Magnesia, Kalk und andere Aschenbestandtheile) vor Allem die W^ärme die Haupt- bediugung der Thätigkeit sei, wie wir sagen, die »Arbeit leiste.« Indem wir letzteren Ausdruck gebrauchen, sprechen wir nun aber zugleich aus, dass eine Vegetatiousleistung in einem be- stimmten (constanten) Verhältniss zum Wärmeverbrauch stehe. So liegt es denn nahe, darnach zu fragen, welches Maass von Wärme- beziehungsweise Kraft- Verbrauch für eine bestimmte Arbeitsleistung, etwa zur Reifung der Frucht von der Befruchtung der Blütbe ans gerechnet, oder zur Blütheuentfaltuug einer schon ausgebildeten Knospe von der Winterruhe ab, unumgänglich uöthig sei. Sind wir auch nicht im geringsten im Zweifel, dass die au- gedeuteten Beziehungen thatsächlich bestehen, so vermögen wir doch leider keinen so einfachen Ausdruck hierfür zu finden, wie zum Beispiel für eine Dampfmaschine im Kohlenverbrauch, — 104 — wo Arbeitsleistung und Wärme-Einheiten sich genau bestimmen lassen. Die Pflanze ist eben keine Maschine, ebensowenig wie ein Thier es ist, dessen innere Kraftäusserungen noch weit ent- fernt sind, verstanden werden zu können. Eine Pflanze bedarf, obwohl in vielen Fällen schon beim Schmelzpunkt des Eises Vegetationsthätigkeit stattfindet, andere und zwar höhere Temperaturen, um zu blühen, als um Blätter zu treiben oder zu keimen. *) Es ist daher nicht gleichgültig, auf welcher Entwicklungsstufe eine bestimmte Temperatur zur Wirkung kommt. Betrachten wir andererseits die gegebenen natürlichen Tera- peraturverhältnisse, so bietet sich eine grosse Mannigfaltigkeit. Wir haben allenthalben im Verlaufe des Jahres kurze und lange, heitere und trübe Tage, Tage mit bald kürzer, bald länger an- haltender, niederer oder höherer Temperatur ; wir haben schrofte Gegensätze zwischen Tag- und Nacht-Temperatur, zwischen Sommer- und W^inter-Temperatur im Binnenland, im Gegensatz zum Küsten- klima mit seinen durch das Wasser gemässigten Schwankungen ; zunehmende Tageslänge in höhereu Breiten zur Sommerzeit, ebenso auch bei zunehmender Seehöhe, welche selbst dagegen eine un- mittelbare Wärmeabnahme bedingt ; in der Polnähe schieferes Einfallen der Sonnenstrahlen, steileres nach dem Aequator hin, desgleichen bei, nach der Mittagsrichtung abgedachten Lagen. Auch die durch die Winde gebotene Wärme schwankt gleich- falls nach der Lage. Allzugrosse Feuchtigkeit drückt wegen der Wasserverdunstung die Wirkung der Wärme für die Vegetation herab und so kommt hierbei auch der Wechsel in der meteorischen Wasserzufuhr in Betracht. Nicht minder die zeitliche Beschaffen- heit des Bodens, ob feucht oder trocken, ob gefroren, bewachsen, schneebedeckt oder nicht ; sowie die physikalischen Eigenthüm- lichkeiten des Bodens, dessen Erwärmbarkeit abhängig ist von seiner Farbe, seinem Strahlungsvermögen, seiner Lockerheit, seinem Wasserhaltungsvermögen und der Wärmecapacität und -Leitungs- fähigkeit seiner Bestandtheile. Diese und andere, zum Theil schon in meinem letzten Vor- trag berührten Verschiedenartigkeiten Hessen manchen Forschern, *) Sachs, Julius. Jahrbuch für wissenschaftliche Botanik. 1860, Bd. IL — 105 — wie Sachs,*) Koppen,**) Askenasy***) und kürzlich noch Schafferf) die Lösung der Frage überhaupt zweifelhaft er- scheinen. In der That sind die nach den frühereu Verfahren erhalteneu Theriuometerwerthe, selbst als iiar empirischer und iudirecter Ausdruck für die erforderliche Wärme, ganz unzulänglich. Alexander v o n H u m b o 1 d t beschränkte sich auch darauf, die Beziehungen der Mitteltemperatureu zum Vorkorameu im All- gemeinen zu beleuchten, Leopold von Buch nahm an, dass die Erreichung einer bestimmten Vegetationsstufe vom Eintritt einer bestimmten Mittel- temperatur abhänge. Dove ff) wies die Abhängigkeit der voreiligen oder ver- späteten Vegetation von den vorhergehenden günstigen oder un- günstigen Temperaturverhältuissen, an der Hand der vou Eisen- loh r veröffentlichten, in Karlsruhe von 1779 — 1830 angestellten Beobachtungen nach, ohne jedoch einen mathematischen Ausdruck dafür geben zu wollen. Dies hatte dagegen schon Reaumur versucht und Cotte nahm deuientsprechend vermuthuugsweise eine bestimmte Summe von Temperaturgradeu an, die erforderlich sei, damit eine Pflanze blühe. Boussingault fff) glaubte diese iu der Summe der Mittel- temperatureu während der Vegetationsperiode gefunden zu haben, welch' letztere sich bei niederen Mitteltemperaturen ver- längere, bei höheren entsprechend verkürze. *) Sachs, Julius. Geschichte der Botanik. 1875. **) Koppen, Wladimir. Wärme und Pfianzenwachsthum. Inau- guraldissertation 181; 0 und Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou, 1870. Bd. XLIII, S. 41. ***) Askenasy, Eugen, üeber die jährliche Periode der Knospen. Botanische Zeitung 1877. No. 50 b. 52. t) Schaffer, Friedrich. Ueber die Abhängigkeit der Blüthen- entwicklung der Pflanzen von der Temperatur. Inauguraldissertation. Bern 1878. tt) Dove. Ueber den Zusammenhang der Temperaturveräuderungen der Atmosphäre und der oberen Erdschichten mit der Entwicklung der Pflanzen. Verhandlungen der Königlich Preussischen Akademie der Wissen- schaften in Berlin. 1846. S. 16 b. 27. ttt) Boussingault. Traite d'economie rurale. Bd. II. S. 658. — 106 — Claepius, Regiernngsadvocat aus Köthen, war nicht weit von dieser Auffassung entfernt. Sein wenig bekanntes, etwas gezwungenes Verfahren erörterte derselbe in einem am 19. De- cember 1829 im Physikalischeu Verein dahier gehalteueu Vortrag »über die genauere Bestinnuung des Zeitunterschiedes, welcher durch verschiedene Temperaturen bei der Vegetationsentwicklung hervorgebracht wird. *) Die Berechnungen bezogen sich auf Beobachtungen des Aehrentreibens, der ersten Blüthe und der Ernte des Roggens und der ersten Süsgkirscheublüthe in den Jahren 1824 bis 1828 und gingen darauf hinaus, nachzuweisen, wieviel Tage von einer gewissen höhereu Mitteltemperatur zur Ausgleicliung erforderlich wären, um zu dem gleichen Punkt zu gelangen, wenn die Vegetationsentwickeluug gegen ein anderes Jahr zurückgeblieben war. Als Ausgaugszeit wählte Claepius das Frühjahr, beziehungsweise den 1. März. Quetelet**) änderte das Boussingault'sche Verfahren in der Art ab, dass er die Summen, willkürlicher Weise, aus den Quadraten der Mitteltemperatureu bildete. Eine wesentliche Ver-. besserung lag jedoch in der Verwendung bestimmter Pflanzen- Exemplare. Fritsch ***) summirte dagegen vom 1. Januar, als der un- gefähren Zeit tiefster Winterruhe beginnend, bis zur Eintrittszeit der verschiedenen Vegetatiouserscheinungen alle täglichen Mittel- temperatureu unter Ausschluss der Grade unter Null. Tomascheck f) dividirte die auf diese Weise erhaltenen Summen durch die Zahl der verflossenen Tage mit positiven Mitteltemperatureu. *) Jahrbuch des Physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. 1831. S. 91 b. 107. **) Quetelet, A. Sur le climat de la Belgique. Chapitre IV. Pheuo- menes periodiques des plantes. Annales de l'Observatoire T. II. Bruxelles 184(3. ***) Fritsch, Carl. Untersuchungen über das Gesetz des Einflusses der Lufttemperatur auf die Zeiten bestimmter Entwicklungsphasen der Pflanzen. Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. XV. 1858. S. 85 b. 180. t) Tomascheck, A. Mitteltemperatureu als thermische Vegetations- constanten. Verhandlungen des Naturforschenden Vereins in Brunn. 1875 Bd. XIV. S. 70 b. 81. Zeitschrift für Meteorologie Bd. XI. 1876. S. 8 1 b. 84. — 107 — De Candolle*) fing , im Uebrigeu unter Beibehaltung des ursprünglicheD Boussiugault'scben Verfahrens, mit einem als »nützlich« bezeichneten Temperaturgrad zu zählen an, bei welchem und über welchem bis zu einer gewissen Höhe er eine entschiedene Vegetationslhätigkeit für eine Pflanze an- nahm — zum Beispiel für die Buche 5° C, für die Eiche 6*^ C. — und zählte bis zu dem Tage im Herbste fort, an welchem die Mitteltemperatur wieder auf den gleichen Stand herabgesunken war. Er beging jedoch hierbei, besonders in Anbetracht der Un- gleichheit der Zahl der Tage, zunächst den Fehler, die als werth- los angesehene Temperaturhöhe nicht auch bei jeder höheren Tagestemperatur in Abzug zu bringen. L i n s s e r **) glaubte erwiesen zu haben, dass »die an zwei verschiedenen Orten den gleichen Vegetationsphasen zugehörigen Summen von (Mittel-) Temperaturen über Null den Summen aller (jährlichen) positiven (Mittel-) Temperaturen beider Orte proportional« seien und nahm an, dass dies auf der Anpassung der Pflanzen an das jeweilige Klima beruhe. Trotz aller Bemühungen und mathematischen Wendungen kam aber keine rechte üebeieinstimmung zu Staude, wesshalb ich auch manches andere Hierhergehörige übergehe. Was allen Verfahren bis dahin als gewichtiger Maugel an- haftete und erst von Hermann Hoffmann***) thatsächlich be- rücksichtigt wurde, ist, dass die Temperaturmessungen im Schatten *)De Candolle, Alphonse. Geographie botanique raisonnee. Bd. I. 1855. — Sur la luethode des sommes de temperature appliquee aux plienomenes de la vegetation. Archives des sciences physiques et naturelles. Bibliotheque universelle de Geneve. 1875. Bd. LIII. S. 257 b. 280, Bd. LIV. S. 5 b. 47. **) Linsser, Carl. Die periodischen Erscheinungen des Pflanzenlebens in ihrem Verhältniss zu den Wärmeerscheinungen. Memoires de l'Academie imperiale des sciences de St. Petersbourg. VII""* Serie. Tome XI. No. 7, 1867. — Er man's Archiv für die wissenschaftliche Kunde von Russland XXV, 4, 1867, S. 555 b. 619. ***) Hoffmann, Hermann. Das Problem der thermischen Vege- tationsconstanten. Heyer 's allgemeine Forst- und Jagdzeitung, December 1867. S. 457 b. 461. — Ueber thermische Vegetationsconstanten. Abhand- lungen der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft Bd. VIII. 1872. S. 379 b. 405. — Zeitschrift für Meteorologie Bd. III. 1868. S. 93 b. 96, Bd. IV. 1869. S. 392 b. 393 und S. 553 b. 554, Bd. X. 1875. S. 250 b. Wf^Z 2 ''-■'' liy — 108 — geschahen, während die Pflanzen ihre Wärme nicht nur von der Luft übertragen, sondern mehr oder weniger unmittelbar von der Sonne Selbst mitgetheilt erhalten und dabei, wie Asken as y *) gezeigt hat, ihre Temperatur, ohne dabei Schaden zu nehmen, beträchtlicli (über 50*^ C), erhöhen können; wogegen die Er- wärmung der Luft nicht gleichen Schritt hält, indem die er- wärmte fort und fort emporsteigt. H. Hoffmann stellte da- her vergleichende Messungen an einem der Sonne ausgesetzten Thermometer an, welches in der nächsten Nähe der Be- obachtungspflauzeu aufgestellt war, und summirte vom Jahres- anfang (L Januar) an bis zur Eiutrittszeit der verschiedenen Vegetationsstufeu die täglichen Maximalstände über Null des be- sonnten Thermometrographen. Nur die täglich einmaligen höchsten Stände zu nehmen, erschien gerechtfertigt, da eine aus diesen hergestellte Curve einen nahezu vollkommen analogen Gang zeigte mit einer solchen, welche aus stündlichen Beobachtungen an dem besonnten Thermometer hervorgegangen war. Obgleich das benutzte Instrument kein vollkommenes war, so waren die jährlich erhaltenen Ergebnisse, zumal mit den früher erzielten verglichen, von überraschender Uebereinstimmung. Nicht minder die auf gleiche Weise von mir**) seit 1869 in Frank- furt a. M. gewonnenen, auf welche ich noch zurückkommen werde. Die Zahlenähnlichkeit — zum Beispiel 1168, 1159, 1182, 1158" R. für Lonicera aljngena in Giessen — ist wirklich so zufriedenstellend, dass man fragen muss, wie dies trotz der be- sprochenen entgegenstehenden Umstände möglich sei, zumal ein Vegetations-Beobachtungsfehler um einen einzigen Tag leicht einen Unterschied von über 30*^ mehr oder weniger bewirken kann. Hier ist nun wohl zu bedenken : 1. dass, wenigstens in unseren gemässigten Klimaten und Ijei den Frühjahrserscheinungen die auftretenden höheren Tem- peraturen ***) nicht nur von den Pflanzen ertragen werden, sondern *) Askenasy, Eugen, lieber die Temperatur, welche Pflanzen im Sonnenlicht annehmen. Botanische Zeitung 1875 No. 27. S. 441 b. 444. **) Abhandlungen der Senckenbergischen naturforscheuden Gesellschaft Bd. VIII. 1872. S. 386 u. 388. — Ziegler, Julius. Beitrag zur Frage der thermischen Vegetations-Constanten. Jahresbericht der Senckenbergi- schen naturforschenden Gesellschaft für 1873/74 S. 115 b. 123. ***) Die höchsten an meinen Instrumenten beobachteten Stände be- trugen 43-0» C. am 27. VII. 1872 und 39-5» R. am 18. und 19. VII. 1871. — 109 — auch zur mechauisclien Arbeitsleistung Verwerthung finden; wenn- gleich wohl ohne entsprechende Steigerung, selbst unter Abnahnae der Wirkung jenseits einer gewissen Höhe ; 2. dass relativ sehr niedere Temperaturen mit nur geringer Vegetatiousleistung, gegenüber den höheren mit augenfälliger Wirkung, in den Summen zurücktreten und l)ei nicht sehr grossen Unterschieden in der Zahl der Tage immer einen nahezu gleichen Theil der Summe ausmachen; 3. dass die durch Winde zugeführte warme Luft, die Dauer der Erwärmung durch die Sonne nach Tageslänge und Bewölkung und die Durchstrahlbarkeit (Diathermanität) der Luft - welch erstere wiederum von der Dichtigkeit und dem Wassergehalt der letzteren abhängig ist, indem die zurückgehaltene Wärme (die Wärmeabsorption) mit diesen, rasch anwachsend, zunimmt — ebenso wie an der Grösse der den Pflanzen gebotenen Wärme- menge auch einen gewissen Antheil an der Höhe des vom Be- sonnuugsthermometer angezeigten Temperaturgrades nehmen, wo- gegen der Wärmeverlust durch Rückstrahlung und Abgabe an die Luft die Temperaturgrade beider herabdrückt; 4. dass die Reihenfolge der Vegetationserscheinungen — so- weit die geographische Verbreitung, entsprechend der den einzel- nen Pflanzenarten innewohnenden oder mangelnden Anbequenmngs- fähigkeit keine Grenze zieht — eine in günstigster Weise der steigenden Temperatur des Sommers entsprechende ist, indem, wie schon gesagt, die anfänglichen Entwicklungsvorgänge ein weit ge- ringeres W^ärmebedürfniss haben, als die späteren. Wofern wir uns nur au bereits in der Ruhezeit vorgebildet gewesene Organe halten, handelt es sich bei deren Entfaltung wesentlich nur um mechanische Wärmewirkung und Stoffumlage- rung. Bei den meisten der beobachteten Erscheinungen tritt aber die Stofi"-N e u bildung (Assimilation) und Ansammlung von Bau- stoffen hinzu oder läuft nebenher so, dass wir auch den Einfluss des Lichtes mit in Rechnung ziehen müssen. Hier sind wir nun nicht besser daran, als bei den bezüglichen Wärmemessungen, vielmehr weit schlechter. Bleibt für Letztere immerhin noch ein Hoffnungsschimmer, wenigstens bei enger begrenzter Fragestellung einen unmittelbaren Ausdruck zu finden — hier in Wärme- einheiten — so schwindet eine ähnliche Erwartung für das Licht vollends, da für jeden Theil seines Spectrums die chemische — 110 — Wirkung eine verschiedene, auch wieder im einzelnen Fall ver- schieden ist und ein Schluss von einer Lichtart auf die andere unzulässig erscheint. Da jedoch die erhaltenen Summen, wie ge- sagt, eine unleugbare Uebereinstimmung zeigen, und wenn sie dies auch weiterhin thun, so dürfen wir wohl annehmen, dass die täglichen Maximalangaben des Besonnungsthermoraeters ähnlich wie der Wärme-, so auch der ungefähr gleichlaufenden Licht- zufuhr, beziehungsweise dem Licht verbrauch der [pflanzen im Grossen und Ganzen entsprechen. Der vorwiegende Einfluss der Wärme tritt am reinsten her- vor, wenn die Beobachtung zur Zeit der Wiuterruhe beginnt und bis zur Entfaltung eines schon vorgebildet gewesenen Theiles (Blatt, Blüthe) gerechnet wird; ein Vorgang, der sich unter ge- wissen Voraussetzungen mit abgeschnittenen Zweigen auch bei Lichtausschluss künstlich herbeiführen lässt und vom Wurzel- und Keimtreiben eines Samens — worüber Herr Dr. Eugen Askenasy Ihnen von dieser Stelle seiner Zeit Mittheilung ge- macht hat — nicht weit verschieden ist. Die Wahl der Winterruhe und insbesondere des 1. Januar zum Ausgangspunkt der Berechnung ist übrigens nicht ohne Willkür und nur insofern ohne grosse Bedeutung, als einerseits die derzeitigen Temperaturgrade, andererseits die Vegetations- bewegungen nur geringe sind. Letztere sind aber thatsächlich vorhanden, wie die chemischen Umsetzungen der Vorrathsstoffe lange vor dem Knospenschieben und die Vorsprünge später ab- geschnittener Zweige bei Treibversuchen bekunden. Winterblüthige Pflanzen, wie Corylus Ävellaiia, der Haselnussstrauch, und Daphne Mesereum, der Seidelbast, eignen sich aus gleichem Grund vol- lends gar nicht zu dieser Zählungsweise, da sie zu allen Zeiten des Winters blühen können und es darum bisweilen zweimal in einem und demselben Jahre thun. Der Mangel eines wahren Null- oder Ruhepunktes für die Vegetationsthätigkeit in der freien Natur hat mich daher bewogen, versuchsweise einen anderen Ausgangspunkt zu wählen, wofern der Zeitpunkt nur scharf zu bestimmen war. So vom Erscheinen der ersten Blüthe oder reifen Frucht in einem Jahre zählend bis wiederum zur gleichen Erscheinung im darauffolgenden und so fort, also von gleicher zu gleicher Vegetationsstufe , von einem Vegetationsjahre zum anderen. Dabei ist vorausgesetzt, dass von — Ill — der einen, schwer greifbaren, aber in der That bestehenden, an- fänglichen Entwicklungsstufe (der ersten Anlage der Blätter und Blüthen, der Befruchtung u. s. w.) bis zu der äusserlich wahr- nehmbaren und zeitlich bestimmbaren in thermisch-physiologischer Beziehung ein festes Verhältniss bestehe. Nach meiner ursprünglichen Erwartung sollte sich mit dieser Berechnungsweise bei ein und demselben Instrumente für alle einzelneu Versuchspflanzen und beobachteten Entwicklungs- stufen alljährlich nahezu die gleiche Summe ergeben, welche der mittleren Summe vieler Jahre entsprechen, von jener des einzelnen Kalenderjahres dagegen bedeutend abweichen könnte. Das Ergebniss meiner zum Theil jetzt elfjährigen "Beobach- tungen und Berechnungen, welche ich Ihnen vorlege, ist nun ein anderes. Zeigen auch ganze Reihen trotz der Verschiedenartigkeit der Pflanzenarten und -Individuen die überraschendsten Summen- üebereinstimmuugen, ist auch der Gesammteindruck des Erbrachten ein bis zu einem gewissen Grade befriedigender — zumal in An- betracht dessen, dass hier immer zwei Vegetationsbeobachtungen und eine weit grössere Zahl von Thermometerständen, als bei der Zählungsweise vom 1. Januar an, in Rechnung kommen und ihre Fehler geltend machen, — so fällt doch sofort ins Auge, dass innerhalb mancher Zeitspannen übereinstimmend weit niederere, andererseits weit höhere Summen auftreteu, aber nicht plötzlich, sondern in der Aufeinanderfolge der Erscheinungen allmälig zu- und abnehmend, ähnlich wie auch bei den nur aus je zwölf Mo- naten gebildeten Suramenreihen. Dies beruht offenbar darauf, dass bei der Zählung von einem zum andern Vegetationsjahr, einerseits die Gesammtmenge dar- gebotener Wärme und Lichts und die Gesammtleistuug der Pflanze herangezogen werden, was immer innerhalb dieses Zeitraumes neben der phänologischen Leistung stattgefunden haben mag; andererseits über das Bedürfniss hohe Temperaturen in die Summen kommen und zwar ebenso auch in die bei Zählung vom 1. Januar an erhaltenen. Als die normalen Summen, oder doch solchen am nächsten kommende, werden darnach für beide Zählungsweisen die niedersten erhaltenen angesehen werden müssen. Die Minimalsummen stellen also die wahren Wärme- constanten — wenn wir sie noch so nennen wollen — dar. Offen- bar sind diese Werthe zugleich auch diejenigen, welche nach den — 112 — kälteren Gebieten zu, neben anderen Ursachen dem Vorkommen einer Pflanze eine Grenze ziehen, werden also vermuthlich auch da erhalten werden, wo ausnahmsweise günstige Lagen, etwa solche mit Rückstrahlung von Wasserspiegeln (wie bei unserem Main-Nizza) ein Gedeihen von auf höhere Temperaturen angewie- seneu Gewächsen heisser Zonen ermöglichen. Um eine sichere Grundlage zur Beurtheiluug der durch kühleres Klima bedingten Verhältnisse zu gewinnen , habe ich in Anbetracht der schon erwähnten, gegen Frankfurt im Mittel 5 bis G Tage zurückbleibenden Vegetationsentfaltung in Giesseu, seit Anfang 1875 gemeinschaftlich mit Prof. Hermann Hoff mann Beobachtungen in genau gleichem Sinne angestellt. *) Hierzu wurden zwei mit einander verglichene, nach meinen Angaben von Dr. H. Geissler in Bonn neu angefertigte Sounenthermometer übereinstimmend und zwar in nächster Nähe der Versuchspflanzen aufgestellt. Letztere waren ausschliesslich durch Stocktheilung oder Stecklinge bestimmter Exemplare erhalten und folgende dazu erwählt: Äster Amellus, Atropa Belladonna^ Berheris vulgaris, Corylus Avellana^ Prenanthes purpurea, Rihes rubrum, Salix daphnoides, Samhucus nigra, Syringa vulgaris und Vitis vinifera. Durch gegenseitigen Austausch dieser Pflanzen sollte Abweichungen in Folge von Einzelunterschieden begegnet werden. Für Rihes rubrum wurde an beiden Orten überdies die gleiche Erde ge- nommen, damit auch die mineralische Nahrung sowie die Erwärm- barkeit des Bodens übereinstimmten, während die Wasserzufuhr und die Exposition ungefähr als gleich angenommen werden durften. Der schöne Erfolg, welchen die anfänglichen Beobachtungen versprachen, ist jedoch zu meinem grössten Bedauern, an uner- warteten, nicht in der Sache selbst liegenden Hindernissen ge- scheitert; hofl'entlich nur vorerst und ohne Andere von der Nacli- eiferung abzuschrecken. Aber auch ohne diese Beobachtungen vermag uns schon die heute wiederum aufgehangene Tafel der mittleren Vegetations- zeiteu in Frankfurt u. s. w. wohl zu belehren, dass der Trom- petenbaum (Gatdlpa syringaefolia), dessen Samen schon hier nicht *) Hoffmann, Hermann. Thermische Vegetationsconstanten 1875. Zeitschrift für Meteorologie Bd. X. 1875. S. 250 b. 252. „ 113 — mehr zeitigen, die Kastanie (Castanea vesca)^ welche in nnserer Nähe noch herrlich gedeiht, in Giessen nur kümmerlich, und die Weinrebe (Vitis vinifera)^ welche zuweilen selbst hier nicht mehr zur vollkommenen Reife gelangt, als Fremdlinge aus wärmerem Lande sich in Frankfurt wenigstens uoch etwas heimischer fühlen, als in Giessen. Dort kann zum Beispiel die niederste Wärme- summe zur rechtzeitigen Entfaltung der ersten Blüthe alt-ein- gebürgerter Pflanzen in massigen Gaben bereits erreicht sein, ohne dass den grösseren Ansprüchen der Fremdlinge Genüge geschehen wäre, was in Frankfurt indessen vielleicht eintrat unter Ver- schwendung eines kleinen Temperaturüberschusses an die Anderen. — Hierin liegt wohl überhaupt die häufigste und wesentlichste Ursache für die öfters ungleiche Reihenfolge der Erscheinungen bei verschiedenen Pflanzen in verschiedenen Gegenden. Aehnlich verhält es sich an einem und demselben Orte in verschiedenen Jahren. Das eine Mal ist die, eine höhere Temperatur be- anspruchende Pflanze A vor einer anspruchsloseren i? voraus, da Letztere zu der betreffenden Vegetationsleistung von der ihr in höheren Temperaturgraden geboteneu Wärme keinen ent- sprechenden Gebrauch zu macheu weiss, während sie ein anderes Mal bei niederen Temperaturen, welche für A noch unzureichend waren, schon ihr Ziel erreicht haben kann. Im Gegensatz zu dem eben betrachteten Verhalten des Trom- petenbaums, der zahmen Kastanie und der Weinrebe steht das- jenige von Colchicum autumnale, der Herbstzeitlose. Dieselbe blüht in Giessen durchschnittlich viel früher als in Frankfurt und, wie es scheint, in kühleren Spätsommern allgemein früher, als in wärmeren. Ohne Zweifel bedarf diese Pflanze zur Anlage ihrer Blüthe unter der Erde der sommerlichen Wärme und an manchen Orten, zum Beispiel Gurgl in den Oetzthaler Alpen, wo die Blüthe- zeit in den Frühling fällt, reicht die Wärmezufuhr gerade noch aus um vor Wintersanfang die Blüthenanlage zu vollenden. Dagegen sind höhere Temperaturen nicht dazu geeignet die äusserst zarte Blüthe zu treiben und zu entfalten, am wenigsten wenn sie von Trock- niss begleitet sind ; andererseits können verhältnissmässig niedere Wärmegrade noch wirksam sein, wie Crasan's*) Versuche beweisen. *) Crasan, Franz. Beiträge zur Kenntniss des Wachsthums der Pflanzen. Sitzungsbericlite der mathematiscli-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Jahrg. 1873. Bd. LXVII. Abth. I. S. 143 b. 188 u. S. 252 b. 274. — 114 — Bezüglich des in höheren Breiten durchschnittlich , so auch iü Giesseu gegen Frankfurt früheren Eintretens der Laubverfärbung und des Laubfalls haben wir vorläufig nur den Ausweg, sie als auf der Accommodation der Pflanzen beruhend anzunehmen ; abgesehen davon, dass das Fallen des Laubes sehr häufig durch den ersten Frost oder Reif erzwungen wird. Kehren wir zurück zu unseren »niedersten Summen«, so wirft sich die Frage auf, was im anderen Falle das Anwachsen der Summen, auch der entsprechenden bei der Zählung vom 1. Januar an, zu bedeuten hat. Sehen wir von gelegentlichen, unzweifel- haften Schädigungen der mannigfaltigsten Art durch übermässige Hitze, zumal bei gleichzeitiger Trockniss, ab, so dürfen wir wohl annehmen, dass die über die zur Erreichung der betrefienden Ent- wicklungsstufe noch nützliche Temperaturhöhe und über die Nor- malsumme hinaus gebotene Wärme- und Lichtmenge, neben der phänologischen Wirkung eine weitergehende Arbeit leiste, wie ich es schon früher angedeutet habe*). Diese kann darin bestehen, dass im Allgemeinen eine grössere Menge von StofiPen verarbeitet, die Erzeugnisse zum Bau verwandt werden oder zur Aufspeiche- rung gelangen, mit anderen Worten, mehr Holz, grössere Früchte, mehr Laub entwickelt, mehr Blatt- und Blüthenknospen angelegt werden , mehr Stärkemehl u. s. w. in die Zellen gelangt. Oder sie besteht darin, dass die Güte der Erzeugnisse gesteigert wird, dass das Holz, die Früchte u. s. w. frühzeitig, vor Frosteintritt, zur vollen Reife kommen, sich in ihnen die Stoffe derart um- lagern, dass sie in unseren Augen an Werth gewinnen, das Holz an Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Frost, Früchte an Süsse, an Duft und Wohlgeschmack. Ob das Eine oder das Andere eintritt, das hängt offenbar davon ab, zu welcher Entwicklungs- zeit und in welchem Maasse der Wärmeüberschuss gespendet wird. Dies zeigt sich deutlich bei der Laubverfärbung, für welche durch die Beobachtungen und Berechnungen von Hermann Hoffmann und mir**) nachgewiesen worden ist, dass dieselbe durch sonniges Herbstwetter beschleunigt, durch trübes verzögert wird. Die nach- *) Ziegler, Julius. Beitrag zur Frage der thermischeu Vegetations- Constanten. Jahresbericht der Senckenbergischen naturforscheuden Gesell- schaft 1873/74. S. 123. **) Hoffmann, Hermann. Ueber Blattverfärbung. Centralblatt für das gesammte Forstwesen. Wien, 1878. Jahrg. IV. No. 7. - 115 — herige Vegetationsthätigkeit wird hiervon eutschieden beeiuflusst werden könueu. Nehmen wir die Weinrebe als Beispiel, so ist der Farbeuweehsel des Laubes begleitet von der Ablieferung wesent- licher Bestandtbeile au das Holz wie an die Beeren. Ihm folgt bald der normale Laubfall und weiterer Sonnenschein trifft un- mittelbar die freigelegten Trauben, deren Säuregehalt sich mindert, deren Zuckergehalt zunimmt, und ermöglicht die Bildung derjenigen Stoffe, die nach der Vergährung erst zur rechten Geltung kommen. Ich erwähne dies vornehmlich auch um darauf hinzudeuten, wie wichtig die Ergründung der Wärme- und Lichtbedürfnisse der Pflanzen ganz besonders zur Nutzanwendung ist und wie wenig geeignet es erscheint, Bestrebungen in dieser Richtung aus theoretischen Bedenken von der Hand zu weisen. Damit kommen wir nicht weiter. Weiter kommen wir durch geduldiges, um den Erfolg unbekümmertes , gewissenhaftes Weiterbeobachten mit offenen Augen für alle Thatsachen und Trrthümer und durch mög- lichste Beseitigung der Fehler. Langen wir einmal oben au, so werden wir uns freilich vielleicht sagen müssen, dass wir den richtigen oder den kürzesten Weg nicht eingeschlagen haben ; vielleicht haben wir aber dabei an Ueberblick und Einblicken gewonnen, mehr gelernt! — So möchte auch ich unverdrossen weiter an die Arbeit gehen in der Hoffnung, gelegentlich abermals etliche Schritte vorwärts zu kommen. Lassen Sie mich daher zum Schluss noch einige Worte über meine Beobachtungen, Beobachtungspflanzen und Instrumente sagen ! Nach längeren Versuchen, welche anderweitige Apparate entweder nicht geeignet, oder vorerst wenigstens nicht erforder- lich erscheinen Hessen, wurde vor Beginn des Jahres 1875 das obenerwähnte, von Dr. H. Geissler in Bonn nach meinen An- gaben besonders zu dem vorliegenden Zwecke verfertigte Thermo- meter (No. 4) aufgestellt, welches dem obersten, längeren, der vor Ihnen stehenden genau gleicht. Dasselbe hat sich nach meinen bisherigen Erfahrungen recht gut bewährt; denn es zeigen die den Vegetationszeiten entsprechenden Summen der Maxima bei diesem mehr Uebereinstimmung, als bei den anderen Instrumenten. Sein Gefäss 258'6 Gramm reinen Quecksilbers enthaltend, ist aus farblosem , möglichst gleichmässig-dickem Glase, nahezu kugel- — 116 - förmig uucl freistehend der Sonne, beziehungsweise dem Süden, so zugewandt, dass zu allen Tageszeiten eine gleich grosse Fläche den Strahlen ausgesetzt ist. Während eine kurz vorübergehende Besonnuug, deren Wirkung auf die Pflanzen nur eine geringe sein kann , in Anbetracht der verhältnissniäss:ig grossen Masse des Quecksilbers auch nur eine geringe Erwärmung des Instrumentes hervorbringt, die sich bei der, eine sichere Ablesung von Zehntels- gradeu gestattenden Theiluug jedoch immer deutlich anzeigt, ist erst eine längere oder beträchtlich starke Besonnung im Stande, die gleiche Temperaturerhöhung wie an einem kleinen Thermo- meter zu bewirken. Soweit stimmt die Einrichtung mit derjenigen des anderen grösseren Thermometers (No. 3) übereiu, welches nach Art des Hick'schen Thermographen angefertigt wurde, von welchem der Sicherheit halber ein Exemplar (No. 2) noch heute neben dem ersteren im Gebrauch ist. Leider hat sich das vergrösserte Hick 'sehe In- strument nicht bewährt, indem die grössere Röhrenweite den Reibungswiderstau d so sehr verringerte, dass schon kleine Er- schütterungen die Lage des Quecksilberfadens zu verändern ver- mochten. Der Maximalstand des Geissler'schen Thermographen wird dagegen durch ein in der wagrechten Skalenröhre liegenbleiben- des Glasstäbchen bezeichnet, welches durch ein kleineres an dem Quecksilber leicht anhaftendes von diesem getrennt ist. Sollte durch einen unglücklichen Zufall sich Quecksilber vorbeischiebeu, so sind die Stäbchen bei der grossen Weitung der Röhre und einer am Ende angebrachten grösseren Erweiterung ohne Schwierigkeit wieder in Ordnung zu bringen, was bei anderen Stäbchen-Thermographen fast nie gelingt und bei dem vorgelegten anfänglich benutzten vollkommen zur Unmöglichkeit wurde. Die beiden zur Zeit benutzten Instrumente sind 1*5 Meter über der Erde in nächster Nähe der genau gekennzeichneten Beobach- tungspflanzen aufgestellt. Letztere geniessen eine gleichmässige gute Pflege, sowohl in der Sorge für ihre Nahrung u. s. w., als auch im Schutze gegen ihre Feinde. Im Ganzen sind es, da zu den im Jahresbericht für 1873/74 aufgeführten mittlerweile noch einige (nämlich : Atropa Bella- donna, die Tollkirsche, Äster Ämellus, die Sternblume, PrenantJies purpurea^ der Hasenlattich und Salix daphnoides, die Schimmel- V7eide) hinzugekommen sind, jetzt 27 Pflanzeuarten, von welchen — 117 — die erste offene Blüthe und 9 davon (darunter Ätrojja Belladonna), deren erste reife Frucht beobachtet wird. Einzelne Versuchs- pflauzeu, einschliesslich der Beete, sind 60 vorhanden, indem für die meisten Arten mehrere Vertreter da sind. Wollte ich jeder derselben für die erste Blüthe, sowie für die erste Frucht eine einzelne Tabelle einräumen , so würden es , mit Hinzunahme einiger allgemeiner Beobachtungen deren 117 sein. Weder diese noch die mitgebrachten Haupttabellen möchte ich Ihnen übrigens zumuthen jetzt durchzusehen, am allerwenigsten aber Ihnen er- müdende Zahlenreihen vorlesen. Es wird wohl zur Bekräftigung meiner Darlegung genügen einige Blätter*) herauszugreifen, denen ich noch die Zusammenstellung der (berichtigten) Thermometer- Beobachtungen an den zwei Instrumenten für das Jahr 1878, beispielshalber, zugebe, mit der Bitte, dieselben, ebenso wie die aufgelegten Bücher und Schriften in Augenschein zu nehmen. Kurz nachdem der obenstehende Vortrag gehalten worden war, erhielt ich Kenntniss von einer am 30. März erschienenen, höchst beachtenswerthen Abhandlung des Herrn Prof. Dr. A. J. von Oettingen: Phänologie der Dor- pater Liguosen, ein Beitrag zur Kritik phäuologischer Beobachtungs- und Berechnungsmethoden. Dorpat 1879. Druck von Heinrich Laakmann. Näher auf diese Arbeit hier einzugehen gestattet der Raum leider nicht, doch möge wenigstens das Hauptergebniss derselben kurz angedeutet werden. von Oettingen unternahm es, auf Grund der in Dorpat von 1869 bis 1875 angestellten pflanzenphänologischen und der dortigen meteorologi- schen Beobachtungen, die untere Grenze der nützlichen Tempera- turen (vergl. oben S. 107 bez. A. de Candolle!), die »'Schwell e -, wie er sie nennt, für eine grössere Anzahl von Gewächsen festzustellen. Er ge- langte hierzu, indem er luiter Berücksichtigung des wahrscheinlichen Fehlers, die Wärmesummen, von der Winterruhe au, für verschiedene Pflanzen und Vegetationsstufen und für verschiedene Ausgangstemperaturen (von 0 an- fangend bis 10° C.) berechnete, iind allemal diejenige ermittelte, bei welcher sich die grösste Uebereinstimmung der entsprechenden Summen von Jahr zu Jahr ergab. Die gefundenen Schwellenwerthe haben in der That eine grosse Wahrscheinlichkeit. *) Nachstehend sind auf Seite 118 bis 121 neun derselben vervollständigt abgedruckt. Eine ausgedehntere Veröffentlichung ist erst für eine spätere Gelegenheit in Aussicht genommen. — 118 — Ich hoffe bei nächster Gelegenheit wieder auf dieses Buch zurückzu- kommen und das Verfahren von Oettingen's an meinen phänologischen Beobachtungen, sowohl bezüglich der Mitteltemperaturen, als auch der Be- sonnungsmaxima zu erproben. Ferner gedenke ich den, nach meiner Meinung nicht aussichtslosen Versuch zu machen, darnach auch die oberen Grenzen (Schwellen) der in phänologischem Siuue nützlichen Temperaturgrade an- näherungsweise zu bestimmen, und zwar durch fortgesetzte Herabminderung der höchsten an der Sonne erhaltenen Maximalstände bis zum Gleichwerden der höheren Summen mit den entsprechenden niedersten (vergl. oben S. 111). Beobachtungen über die Abhängigkeit der Tegetationszeiten von der Besonnung, angestellt in Frankfurt am Main von Dr. Julius Ziegler, während der Jahre 1869 bis 1879. Anmerkungen. Die dem Namen beigefügte Zahl bedeutet die laufende Nummer der Versuchspflanze, die in ( ) daneben stehende die Bezeichnung derselben im Garten (Feldstrasse 8). Beim Summiren der Sonnenmaxima wurde das am Tag des Eintritts einer Phase beobachtete Maximum nicht .mitgezählt, wofern letztere nicht erst gegen Abend eintrat und die Wärme des Tages als wesentlich mit- wirkend angesehen werden musste; die Vegetationsbeobachtung ist in diesem Fall, der Gleichförmigkeit halber, auf den folgenden Tag eingetragen. Die eingeklammerten Angaben sind nur annähernd genau. Die Thermometerstände sind, mit Ausnahme derjenigen vor dem 21. U. 1870, berichtigt. Am 21. II. 1870 trat an die Stelle der bis dahin benutzten das Maximum- thermometer *R. No. 1. Am 16. III. 1871 kam das Maximumthermometer "R. No. 2 für No. 1 und am 1. VI. 1871 das Maximumthermometer "G. No. 3 in Gebrauch. Das Maximumthermometer "G. No. 4 wurde am Nachmittag des 31. XII. 1874 an die Stelle von No. 3 gesetzt. Den mit den älteren Instrumenten erhaltenen Summen ist ein * beigefügt. — 119 - Tag Summe der täglichen höchsten Stände über Null eines von der Sonne frei bestrahlten Thermometers vom 1. Januar an. I 0 C. 0 R von der Zeit des Erscheinens der ersten Blüthe im ver- flossenen Jahr an. " R. ■ 0 C. Galanthus nivalis, Schneeglöckchen, 1 (Ib), erste Blüthe offen. — — 1869 — (12) (Ill) 1870 (523-5)* — — — 28 II 1871 ! 4095* — (6159-5)* — 4 III 1872 i 580-9 546 9* 6845-5* — 16 II 1873 ! 355-3 463 8* 6247-7 7433-3* 1 III 1874 486-7 444 r 6472-6 7383-5* 9 ni 1875 521-8 358 5 6183-6 — 29 II 1876 347-0 243 0 5903-3 6160-8 11 11 1877 315-3 286 4 6211-3 6404-5 19 II 1878 278-4 225 1 6045-5 6106-4 4 III 1879 331-4 275 2 60288 6243-5 Mibes rubrum, rothe Johannisbeere, 9 (9), ärste Blüthe offen. (10) IV 1869 (1135-5)' — — — (18) IV 1870 (1095-5)* — (6081-5)* — . 26 III 1871 906-0* — 6084-0* — 31 III 1872 1005-5 995-9* 6773-6 — 2 IV 1873 990-8 1186 5* 6458-6 7707-0* 9 IV 1874 1063-4 1046 4* 6413-8 7263-1* 13 IV 1875 1042-3 859 3 6127-4 — 3 IV 1876 796-2 679 5 5832-0 6096-5 4 IV 1877 914-4 807 7 6361-2 6489-3 11 IV 1878 : 935-7 848 8 6103-7 6208-8 9 IV 1879 817-7 • 759 2 5857-8 6103-8 Prunus insitici a f (Pflaume) Reineclaude, 17(16), erste Blüthe offen. 12 IV 1869 1183-5* — — 23 IV 1870 1254-5* — 6193-0* — 16 IV 1871 1298-8* 6317-8' — 18 IV 1872 1319-9 1342-9* 6695-2 — 10 IV 1873 1129-7 1356-7* 6283-1 7530-2* 16 IV 1874 1184-5 1184-1* 6396-0 7230-6* 23 IV 1875 1240-8 10640 6204-8 — 10 IV 1876 952-3 836-8 5789-6 6049-1 11 IV 1877 1071-5 967-6 6362-2 6491-9 18 IV 1878 1087-3 1012-2 6098-2 6212-3 26 IV 1879 1 1050-8 1006-8 i 5939-3 6188-0 120 — Tag ijSumme der täglichen höchsten Stände über Null 'eines von der Sonne frei bestrahlten Thermometers Jahr I ^on der Zeit des Ersclu'iueiis vuiii 1. Januar an. \< der ersteu Blütho im ver- I flossonen Jahr an. " K. I " C. Ij » R. j "C. Pynis 3Iahis, Aepfelbauiii (rother Winter-Calvillo), 23 (20), erste Blüthe offen. (17) IV 1869 (1304-5)* — — — 28 IV 1870 1341-0* — (6158-0)* — 3*) V 1871 (1643-4)' — (6575-9)" — 25 IV 1872 1445-8 1486-7* (6476-5) — 20 IV 1873 1343-7 1625-8* 6381-2 7655-5* 25 IV 1874 1382-2 1399-9' 6379-7 7177-3* 30 IV 1875 1381-9 1210-1 6148-2 — 25 IV 1876 1205-3 1095-8 5901-5 6162-0 6 V 1877 1475-0 1367-0 6513-2 6632-3 28 IV 1878 1296-8 1233-8 j 5904-2 6034-5 5 V 1879 1202-5 1166-0 5881-5 6125-6 *) Frostschaden. Aesculus Hipporastamtm, Kosskastanie, 2(i, erste Blüthe offen. (24) IV 1869 (1445-5)* — — — (2) V 1870 (1411-0)* — (6087-0)* — 29 IV 1871 1565-7' — (6339-5)* — 27 IV 1872 1494-1 1541-5' 6602-5 — 19 IV 1873 1325-4 16090' 6304-6 7583-9* 25 IV 1874 1382-2 1399-9" 6398-0 7194-1* 5 V 1875 1495-9 1331-7 6262-2 — 24 IV 1876 1194-0 1084-2 ! 5776-2 6028-8 10 V 1877 1556-7 1453-2 1 6605-7 6730-1 1 V 1878 1361-2 1302-7 ! 5886-9 6017-2 14 V 1879 1379-2 1345-9 5993-8 6236-6 LUiuni candiduin, weisse Lilie, 40 (33), erste Blüthe offen — — 1869 — — — — — 1870 — — - — — — — 1871 — — — — — — 1872 — — — — 1 VII 1873 2898-3 3483-3* — — 30 VI 1874 2864-5 3115-5* 6807-4 7035'4* 29 VI 1875 2822-9 2816-8 6106-9 — 3 VII 1876 2815-0 2824-3 6070-2 6283-8 2 VII 1877 2888-1 2908'4 6316-1 6445-2 26 VI 1878 26660 2723-7 1 5860-3 5983-0 11 VII 1879 2737-6 2803-4 6047-4 6273-1 121 — Tag Summe der täglichen höchsten Stände über Null eines von der Sonne frei bestrahlten Thermometers Monat I Jahr vou der Zeit des Erseliiinons vom 1. .lauuir an. | der ersteu Frucht — Blüthe — j I im verflossoueu Jahr an. ll " R. I 0 C. i! 0 E. • °C. Itibes Grossularia ^, Stachelbeere, 6 (6j, erste Frucht reif. (15) (VI) 1869 (2532-5)' — — — (27) (VI) 1870 (2853-0)' — (6410-0)' — 8 VII 1871 3417-2* — (6799-9)' — 21 VI 1872 2718-6 2957-2' 5975-5 61736' 3 VII 1873 2947-9 3538-4' 6702-6 8097-6' 29 VI 1874 2848-7 30975' 62420 6962-3* 30 VI 1875 2849-7 2847-1 6149-5 — 29 VI 1876 2723-3 27211 5951-7 6150-3 4 VI] 1877 2931-2 2956-6 6450-9 6596-6 28 VI 1878 27271 2792-4 5878-3 6003-5 — — 1879 — — - — Aster Amellus, Sternblnme, 51 (3G), erste Blüthe offen. — — 1869 — — — — — — 1870 — — — — — — 1871 — — — — — 1872 — — — — — 1873 — — — — — — 1874 — — — — 12 VIII 1875 3954-1 4083-8 — — 10 VIII 1876 3910-9 4040-9 : 6034-9 6233-4 19 VIII 1877 4087-5 4198-2 6419-6 6518-4 18 VIII 1878 4046-4 4237-4 ^ 6041-3 6206-9 20 VIII 1879 3795-6 3900-7 i 5725-0 5856-7 Aesctdus Hipjtocastanwm, Rosskastauie, 26, erste Frucht reif. 6902-5' 77193* 6796-8' 64650 6095-1 6190-5 6128-8 (16) (IX) 1869 (4895-5)' — — 16 IX 1870 4901-5* — (6127-5)' 28 IX 1871 5714-8* — 7086-8* 25 IX 1872 51534 5998-5* 6112-7 30 IX 1873 5274-1 6201-4* , 65940 19 IX 1874 4983-8 55950* ; 60509 13 IX 1875 4833-2 5065-6 5997-9 25 IX 1876 5072-7 5254-3 1 6317-6 1 20 IX 1877 4840-1 4988-3 ! 6010-4 • 15 IX 1878 4774-3 5011-1 6016-6 3 X 1879 1 4823-8 4946-5 6025-3 122 — Beinerkiiiigen und Nachträge zu den „Mittheilungen über Madagaskar und seine Lepidopteren- Pauna" des Jahresberichtes 1877/78. Von M. SaalmUller. Als durch den vorigen Jahresbericht der Senckenb erg's chen naturforschenden Gesellschaft 14 neue Lepidopteren von Madagaskar veröffentlicht wurden, ersuchte mich Herr Professor P. Mab ill e in Paris, der die Lepidopteren für das grosse Werk über Madagaskar von Alfred Grandidier zu bearbeiten über- nommen hat, ihm nähere Mittheilungen zu machen und sie ihm womöglich zu übersenden. Es war mir diese Aufforderung um so erwünschter, als ich dann auf die leichteste Weise Sicherheit über die neu aufgestellten Arten erhielt, da dieser anerkannten Autori- tät augenblicklich das umfangreichste Material aus allen grösseren Sammlungen zu Gebote steht. Bald nach Einsendung der Novae Species und einiger sonst noch zu Zweifel Veranlass gebenden, schon bekannten Arten, erhielt ich durch Herrn Mabille auf die liebenswürdigste Weise das Resultat seiner Vergleichungen über- sandt, und es wurde mir dadurch die Bestätigung, dass die grosse Mehrzahl als neu anerkannt und nur einige wenige älteren Namen weichen mussten. Die stattgehabte Correspondenz und meine weiteren Unter- suchungen veranlassen mich zu folgenden Bemerkungen: ad 11 und 12. A. Eakeli B. ist 9 ^on Ä. Zitja B., welch letzterer Name eingeht. ad 13. A. Piva Gn. (Vinson, Voy. Mad. Lep. p. 34) ist mit A. Ranavalona B. als 9 zusammenzuziehen; ebenso — 123 — ad 16 und 17 als Jiwonia Epiclelia B. 16 = cf; ist aber wohl nur Localform von J. Clelia Cram. ; das Museum besitzt 9 Stücke mit blauen Flecken dieser Art. ad 23. An Stelle von Hypolimnas Bolina L. ist Misippus L. zu setzen (Mus. Ulr. p. 264. 1764) = cT Bolina Cram. 65. E. F. = d' Bolina Dru. Ex. Ent. I. Taf. 14, 1 u. 2). 9 = Biocippus Cram. 28. B. C. ad 25. Pseudacrea Brusilla = Bs. [Banopea) Aptaturoides. Felder, Novara-Reise Lepid, p. 416 gibt die Be- schreibung, aus der ich unser Exemplar nicht erkennen konnte. ad 29. Char axes Candiope God. var. ad 31. Cupido Bomanzo = C. Philippus F. cf- ad 32. Jalimenus Batiheli B. = J. Gambinus B. 9- ad 46. Bapilio Merope Cram. var. Brutus F. ist von Felder als Localform unter dem Namen Bapilio Meriones Feld, aufgestellt. (Novara-Reise Lep. p. 93.) ad 51. Tagiades Flesus F. als Insidaris Mab. bestimmt. ad 52. Plesioneura Hyalinata = Hesperia Andrachne B. Boisduval's Beschreibung ist in seiner Fauna Mad. p. 67 nach einem sehr defecten Exemplar gegeben. Nachträge I. Durch vereitere Sendungen aus Madagaskar ist die Sammlung durch folgende Arten vermehrt worden: Rhopalocera. 79 Banais Chrysippus L. 2. Orbis antiquus. Der griechischen, kleinasiatischeu und afrikanischen Form nahe stehend, nur Flügel kürzer und breiter, die weisse Binde der Vordeiflügel breiter, vor der Spitze befinden sich nur 2 weisse Flecke, die einzelnen Flecke am Rande grösser und in geringerer Zahl, die Hinterflügel mit breiterer, dunkler, wenig gefleckter Aussen- binde. Die Form der Flügel und die Zeichnung der Hiuterflügel wie bei Var. Borippus Klug (Symbolae Phys. taf. 48 flg. 1 — 5). 80. Eurytcla Bryope Cram. 1. Afrika. ad 23. Hypolimnas Misippus L. var. Inaria Cram. (214 A. B.) Nur Varietät des 9 ohne weisse Binde auf den Vorderflügeln, dagegen zwischen Rippe 4 und 7 lebhaft hellbraun, der Fleck vor — 124 — der Spitze der 9 Stammform etwas heller als die Grundfarbe augedeutet. 81. *Eronia Lucasi Grandidier. 2 CJ^ 2 9- Rev. Zool. 1867. p. 273. cf Erotiia VoJiemara Ward, Eut. Monthly Mag. VI. (1870) p. 224. Ward, Afric. Lepid. p. 4. t. 4, fig. 3, 4. 1873. (5* 65 mm, 9 68 mm. lu beiden Geschlechtern sehr verschieden. Vorderrand der Vor- derflügel stark gebogen, Spitze stark vorgezogen besonders beim 9- Ausseurand aller Flügel gewellt, beim 9 stärker, dessen Flügel auch breiter sind. Körper schwarz, weiss behaart, Fühler schwarz, unten braun mit bräunlicher Kolbe. Stirne braun, Palpen braun, unten gelb ; Augen braun, Brust unten orange, ebenso die Beine. (J Oberseite: weiss. Vorderflügel: Spitze breit gelb, von ^/ö des Vorderrandes aus, das letzte '/4 der Mittelzelle ausfüllend und vom Ursprung der Rippe 3 mit dieser nach dem innern ^/s des Aussenrandes laufend. Costalrippe braunschwarz, im letzen ^js des Vorderrandes in einen braunschwarzen Rand auslaufend, der die Spitze umzieht, sich im Aussenrande verschmälert und bis gegen Rippe 4 läuft. Von dem dunklen Rand aus ziehen die Rippen in gleicher Farbe eine kurze Strecke in das Gelbe hinein. Hinter- flügel zeichnungslos. Unterseite: Vorderflügel orangegelb, die Wurzel und den Innenrand breit weiss lassend. Am Ende der Mittelzelle ein schwarzer, länglicher Fleck, zwischen Rippe 3 und 6 gegen den Aussenrand zu dunkelbraun bestäubt. Hinterflügel orangegelb, mit braunvioletter Bestäubung, die am stärksten am Vorderrande in 2 Gruppen auftritt. 9 Oberseite: Hellschwefelgelb. Vorderflügel mit schwarzem länglichem Fleck am Ende der Mittelzelle. Costalrippe schwarz, von ihrem letzten V^ zieht um die Spitze herum bis nahe an den Innenwinkel ein breiter, braunschwarzer, fleckiger Rand. Hinter- flügel am Aussenrande mit 6 braunschwarzen, eckigen Flecken auf den Rippen 2 bis 7, den hellen Rand schmal frei lassend; die mittleren sind die grössten. Vor der Fleckenreihe liegen noch 4 kleinere Flecken im Bogen in Zelle 2 bis 5. In der Nähe der Wurzel mit schwacher dunkler Bestäubung. — 125 — Unterseite : Vorder^ügel schwefelgelb mit dunklerem Vorder- uud Aussenrand, die beide uaeb der Spitze zu ins Orange über- gehen, mit rosavioletter Beschattung, besonders am Aussenrand und dem schwarzen Fleck am Ende der Mittelzelle wie oben. Hinteiflügel hellorangegelb mit rosavioletter Bestäubung, am Vorder- raud in mehreren Gruppen dunkler. Der Aussenrand zwischen Rippe 2 und 7 breit und fleckig rosaviolett. 82. Catopsilia Florella F. 9. Afrika. ad 41. * Callosmie Evanthe B. 4 (;;f, 1 9- Unter den (^(^ befindet sich 1 Exemplar, bei dem der Spitzen- fleck der Vorderflügel statt hellzinuoberroth, hellorangelb ist. Trimen (Rhopal. Africae, Australis I. p. 55), welcher das 9 zuerst beschreibt, sagt: keine Spur von Orange au der Spitze, sondern nur ein einfaches, breites schwärzliches Band etc., während bei vorliegendem Exemplar das schwärzliche Band besonders in seiner Mitte nach der Wurzel zu stark mit orange Schuppen be- streut ist, und an seiner Grenze wurzelwärts einen hellgelben Schein besitzt. Das Vorkommen ausser Madagaskar ist sehr zweifelhaft, ein einziges Exemplar des British Museum trägt das Etiquette Süd- Afrika, in dessen Richtigkeit schon Trimen Zweifel setzt, auch führt Walleng ren in seinen Kafferlandets Dag-Fjärilar (Lepid. Rhop. in Terra Caffrorum) 1857. Evanthe nicht an. 83. Papilio Delalandii God. 1. Süd- Afrika. Im Vergleich mit Stücken vom afrikanischen Festlande ist die schwefelgelbe Binde der Vorderflügel ungemein breit und zu- sammenhängend und nur am Vorderrande durch die dunklereu Rippen 6, 7 und 8 unterbrochen. Der Querast in der Mittelzelle ist dagegen sehr schmal, von gleicher Farbe wie die Binde und nur gegen den Vorderrand zu etwas dunkler bestäubt. 84. "^Heteropterus Howa Mabille 1. Ann. Soc. Eni Fr. 1876 p. 215 et 270. 85. * Meter opterus Bhadama B. 1. Heterocera. 86. '^Enyo {Ambulyx) Coquerelii B. Spec. Gen. des Lep. Heteroceres I. p. 191, PL 4 Fig. 2. Nachsteheude schöne Ophiuside habe ich zu Ehren des Herrn P. Mabille benannt und ist bereits in den »Petites Nouvelles entomologiques. Paris. N. 213. 1. Fev. 1879« beschrieben; da mir — 126 — das Thier jetzt nicht vorliegt, so gebe ich die Uebersetzuug der ausführheben Diagnose. 87. ^OpMsma Mahülii u. s. 1 c?. 66 mm. Flügel hellgraubraun, seidengläuzend. Oberseite: Vorderflügel am Vorderrande nach der Spitze zu convex, haben einen Basalstrich und einen andern in der nieren- förmigen Makel. Der Saum leicht violettblau glänzend, hat einen länglichrunden schwarzen Makel. Darauf folgt eine breite Makel am Vorderrande nahe der Spitze, gelblichweiss, mit 3 rostfarbenen eingelegten welligen Linien; am Inuenrande befinden sich 3 klei- nere von ähnlicher Farbe durch rostfarbene Linien getheilt, in einer Curve gestellt. Aus der Makel am Vorderrande zieht eine dunklere, gezähnte Linie nach dem Hinterwinkel zu. Hinterflügel ungezeichnet, an der Basis breit aschgrau, mit langen, rauhen Haaren. Der Vorderwinkel hat einen weissen Randfleck, der Afterwinkel 2 andere kleinere. Die Fransen am Afterwinkel weisslich. Unterseite: Vorderflügel an der Basis grauweiss, die Makeln am Innenrand in einem verwischten, weissen Raum ; Hinterflügel grau mit bräuulicheu Rändern uud 2 etwas heller braunen gebogeneu Linien gezeichnet. 88. Grammodes Algira L. L süd. Europa, Afrika, Asien. 89. *Remigia Mayeri B. 3. Abgesehen von einigen Consulu, die Sendungen an europäische Museen gelangen lassen, sammelt augenblicklich in Madagaskar von Bedeutung nur Herr J. M. Hildebrandt aus Düsseldorf, leider ist der Engländer Crossley daselbst gestorben. Unsere beiden Freunde Herr Carl Ebenau und Anton Stumpff, die unser Museum durch sehr interessante Naturalien wesentlich bereichert haben, sind nach kurzem Aufenthalt in ihrer Heimath wieder nach der afrikanischen Insel abgereist. Um den beiden Herren das Sammeln zu erleichtern, hat die Seuckenberg'- sche natur forschen de Gesellschaft dieselben mit allem nöthigen Material und Instrumenten ausgerüstet, so dass wir Aussicht haben, noch manches neue Thier in unseren Abhandlungen und Jahres- berichten veröffentlichen zu können. 127 Allgemeines über Sinnesorgane. Vortrag gehalten bei der Jahresfeier der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M. am 25. Mai 1879 Dr. Heinrich Reichenbach. Hochansehulicbe Versammlung! Unsere gegenwärtige Zeit bietet die merkwürdige Erscheinung, dass kein philosophisches System die nach wahrer Menschlichkeit strebenden Geister in einem solchen Grade zu beherrschen vermag, wie dies zu den Zeiten eines Cartesius, Leibnitz, Wolff, Kant und Hegel der Fall war. Dieser Umstand braucht keineswegs auf einem allgemeineren geistigen Rückgang zu beruhen, vielmehr wird mau nicht fehlgehen, wenn man die Ursache dieser Erscheinung zum grossen Theil dem täglich wachsenden Einfluss der Natur- wissenschaften zuschreibt, die sich mit durchschlagendem Erfolg gegen willkürliche Speculatioueu wenden. Man braucht ja nur an die Resultate der neueren Chemie bezüglich der Molecularcon- struction der Materie, an die Auffindung des mechanischen Wärme- aequivalents, an das Priucip der Erhaltung der Energie — oder wie Zöllner es nennt — an die Constanz der Bilanz zwischen Ursache und Wirkung in der uns bekannten Welt zu denken, oder man erinnere sich der Umwälzungen, die durch die Auf- stellung der Zellenlehre und der Descendenztheorie bewirkt wurden, — und man wird den mächtigen Einfluss naturwissenschaftlicher Errungenschaften auf die allgemeine Weltanschauung erklärlich finden. ^ 128 — Freilich hat sich aus dem Lager der Naturforschung und zwar von materialistischer Basis aus ein erbitterter Kampf gegen alle und jede speculative Philosophie entwickelt, der um so erfolgreicher geführt werden konnte, je weniger die letztere die Resultate exacter Forschung berücksichtigte. Aber es kann mit Genugthuung die erfreuliche Thatsache coustatirt werden, dass ebenfalls aus den Reihen der Naturforscher hervorragende Geister, die die Unzulänglichkeit des Materialismus erkannteu, der Philo- sophie in der neueren Zeit ein intensives Interesse zuwenden, durchdrungen von der üeberzeugung, dass die exacte Forschung unaufhörlich durch philosophische Kritik beeinflusst werden muss, sollen ihre Resultate dem Geistesfortschritt wirklich dienstbar sein, anstatt dem zersetzenden Materialismus Vorschub zu leisten. Und in der That, durch innige Wechselwirkung von Natur- wissenschaft und Philosophie sind gerade in der neueren Zeit Errungenschaften von erheblicher Bedeutung erzielt worden. Es hat sich gezeigt, dass durch Benützung naturwissenschaftlicher Methoden, durch rein physikalische Betrachtungsweise auch über die geistige Natur des Menschen Licht verbreitet werden kann, wenn auch in sehr beschränktem Maasse. Einige Resultate der physiologischen Psychologie rechtfertigen diese Behauptung zur Genüge; es sei nur an das psycho-physische Grundgesetz von Weber und Fechner erinnert, welches aussagt, dass zwischen Empfindungsintensität, also einer rein psychischen Grösse, und der Reizstärke ein ganz bestimmter Zusammenhang besteht, der sich sogar in mathematische Fassung briugen lässt. Es gibt aber ein Gebiet der Naturwissenschaften, dessen Re- sultate in ganz besonders hohem Grade auf philosophische Probleme von Einfluss sein müssen, ein Gebiet, das eben deswegen auf das eingehendste erforscht ist und wo der menschliche Geist von jeher seine grössten Triumphe gefeiert hat. Es ist dies die Lehre von den Sinnesorganen. Die grossartigen Errungenschaften dieses Wissensgebietes sind nicht nur von entscheidender Bedeutung für die Erkenntniss- theorie, sie zeigen uns nicht nur, wie alle unsere Vorstellungen von den Structurbediugungen unseres Organismus abhängen, son- dern sie führen uns auch mit zwingender Nothwendigkeit un- mittelbar an die scharf markirte und unübersteigliche Grenze unseres Erkennens und Wissens überhaupt und geben somit — 120 - eutscheidende Gründe zur Wiederlegung des Materialismus aii die Hand. Als mir seitens der Direction der Senckenbergischen Gesell- schaft der ehrende Auftrag ward, heute hier zu sprechen, glaubte ich kein besseres Thema wählen zu können, als gerade die Sinnes- organe. Freilich kann ich mich bei der Kürze der Zeit nur an grosse, allgemeine Züge halten und werde ich vorzugsweise nur die morphologischen Verhältnisse einer eingehenderen Betrachtung unterwerfen. Die Sinnesapparate vermitteln dem Organismus die Kennt- niss der Aussenwelt; eingeschaltet zwischen diese und den Sitz der empfindenden und geistigen Thätigkeit, als welcher das Nerven- system gilt, verhalten sie sich zu diesem Centralapparat nach einem geistreichen Vergleich, wie die verschiedenen Schalter eines Telegraphensystems zur Centralstatiou, die auch je nach ihrer Construction nur ganz bestimmte Depeschen aufnehmen und ver- mitteln können. Bei den höheren Geschöpfen, zumal beim Menschen haben diese Sinuesapparate einen ausserordentlich verwickelten Bau. Eine vergleichende Betrachtung der in Rede stehenden Organe in der ganzen Thierwelt hat aber das merkwürdige Resultat zu Tag gefördert, dass fast alle Sinnesorgane, auch die allereinfach- sten, ähnliche, ja oft identische Einrichtungen besitzen, die sich von einander leicht und ungezwungen ableiten lassen. Wie auf andern Gebieten, so hat sich auch hier wieder gezeigt, wie eine tiefere Auffassung, eine umfassendere Einsicht dadurch erreicht wird, dass man nicht den Menschen am Menschen allein studirt, sondern dass man bestrebt ist, ihn auf der Folie der Thierwelt, ja der ganzen organischen Natur zu verstehen. Ebenso hat auch die Entwicklungsgeschichte der Sinnesorgane Resultate aufzuweisen, die durch ihre Beziehungen zu den Ergebnissen der vergleichenden Anatomie von hohem Interesse sind. Wo wir in der ganzen Thierwelt unzweifelhafte Sinnesorgane antreffen, finden sich eigenthümlich modificirte Zellen, welche mit einem Nerven in Verbindung treten. Diese Zellen sind meist cylindrisch, langgestreckt und tragen den Charakter von Epithel- zellen deutlich zur Schau, An ihrem centralen Pol lässt sich eine Nervenfaser nachweisen und an ihrem peripheren Ende tragen sie ein Ausscheideproduct, ein sogenanntes Cuticulargebilde , das 9 — 130 — bald die Form von Stäbchen, Zäpfchen, Stiftchen besitzt, bald ein oder mehrere Härchen darstellt. Diese Zellen heissen Sinues- zellen; treten sie zu Gruppen zusammen, so bilden sie ein Sinnes- epithel. Diese Sinneszellen übertragen Bewegungsvorgäuge der Aussenwelt, welche wir mit den Worten Licht, Schall, Wärme, chemischer Prozess, Druck etc. zu bezeichnen pflegen, auf die Nervensubstanz; offenbar spielen hierbei die cuticularen End- gebilde eine hervorragende Rolle, denn wir linden sie in den verschiedenen Sinnesorganen ganz verschieden ausgebildet und bei den gleichnamigen Sinnesorganen ganz verschiedener Thiere be- sitzen sie oft den gleichen Bau. üeber die Art ihrer Einwirkung auf die Nervensubstanz stehen uns nur Vermuthungen zu Gebot. So werden wahrscheinlich die feinen Hörhärchen in unserm Ohr durch Schallbewegungen in Mitschwingung versetzt; die End- gebilde der Riech-, Schmeck- und höchstwahrscheinlich auch der Sehzellen dürften durch einen chemischen Prozess alterirt werden, während die Tastnervenendiguugen, ähnlich wie die Hörhärchen, durch einen mehr mechanisch zu nennenden Vorgang erregt werden. Da wir in allen unzweifelhaften Sinnesorganen diese End- apparate auffinden, so sind wir zu dem Schluss berechtigt, dass da, wo ähnliche Sinneszellen auftreten, ein Sinnesorgan vorhanden sein kann, dessen Punktion allerdings aus andern Begleiterschei- nungen erschlossen werden muss. Es waltet aber hier eine mehr oder weniger beträchtliche Unsicherheit, was ganz besonders von den Tast-, Geschmacks- und Geruchswerkzeugen der niederen Thiere gilt, während wir für Hörorgane und für Augen ziemlich sichere Merkmale besitzen. Stets sind die Sinnesepithelien oder die Sinneszellen der äusseren Körperschicht genähert; in vielen Fällen bilden sie einen integrirenden Bestandtheil der äusseren Haut und wo sie in der Tiefe liegen, da weist fast überall die Entwicklungsgeschichte ihren Ursprung aus der äussersten Körperschicht nach. Mit den Sinnesepithelien treten vielfach besondere Apparate in Verbindung, deren ganze Einrichtung darauf hinweist, dass sie die aus der Aussenwelt stammenden Bewegungen in bestimmter Weise zu modificiren haben, ehe die Einwirkung auf die Sinnes- zellen erfolgt. Dahin gehören Farbstofl'e, lichtbrechende Medien, schallleitende Apparate, kleine Polsterchen wie bei den Tast- — 131 — körperchen. Ferner liegen fast überall Nerven- oder Ganglien- zellen in nächster Nähe der Sinuesepithelien, welche mit den Sinuesnerveufaseru vor deren Eintritt iu die Sinneszellen verknüpft sind. Man hat diese Ganglienzellen in sehr sinnreicher Weise als Kraftmagazine gedeutet, dazu bestimmt, bei einer grösseren Zahl von Reizvorgängen dem Nerven die erforderliche Kraft zu übermitteln. Es mag gleich hier noch bemerkt werden, dass wir bei vielen Sinnesorganen zwar die aus der Sinneszelle tretende Nervenfibrille kennen, aber nicht ihren directen Zusammenhang mit dem Sinnes- nerven. So ist es bis auf den heutigen Tag noch nicht gelungen, den Zusammenhang der Nerven mit den Sehzellen im Auge, mit den Hörzellen im Ohr, mit den Riechzellen oder den Schmeck- zellen bei den Wirbelthieren trotz angestrengter Untersuchungen nachzuweisen, so überaus wahrscheinlich derselbe auch ist. Nach Obigem machen wir zur unbedingten Voraussetzung von Sinnesorganen die Existenz eines Nervensystems, eines Central- apparats, wo die von jenen Organen übermittelten Beweguugs- vorgänge zur Empfindung gelangen, oder wie man zu sagen pflegt, sich iu Empfindung umsetzen. Wie verhält es sich nun bei den Thiereu, bei welchen ein Nervensystem noch nicht zur Sonderung gekommen ist? Wie steht es bei den einzelligen Wesen? Haben sie keine Sinnes- organe und demgemäss auch keine Empfindungen? Wir sehen doch, wie die Amoeben, die Infusorien auf äussere Einwir- kungen reagiren. Die Amoehe zieht bei der geringsten Er- schütterung ihre Pseudopodien ein; die Vorticelle schreckt bei der Berührung durch ein kleines vorbeischwimmendes Thierchen heftig zusammen ; wo ein Stückchen faulende Substanz liegt, ver- sammeln sich die Infusorien wie die Adler auf dem Aase ; an der hell erleuchteten Seite des Aquariums treff'en wir stets die zahl- reichsten dieser kleinen Wesen, und bei vielen kennt man einen Pigmentfleck, der an ein Auge erinnert; wir stehen also vor der Thatsache, dass das Protoplasma dieser einzelligen Wesen in ver- schiedener Weise auf Einwirkungen der Aussenwelt reagirt; wir können auch nicht unbedingt in Abrede stellen, dass dabei etwas Aehnliches stattfindet, wie das, was wir Empfindung nennen wenn wir aber unter Sinnesorganen Einrichtungen verstehen, durch welche gewisse Bewegungsvorgänge der Aussenwelt erst auf ein — 132 — Nervensystem übertragen werden müssen, um eine Empfindung zu veranlassen, so dürfen wir jenen einzelligen Thieren keine eigentlichen Sinnesorgane zuschreiben. Wir treffen demgemäss erst da auf ächte Sinnesorgane, wo die Arbeitstheilung im Zellenstaat so weit vorgeschritten ist, dass sich ein besonderer Empfindungsapparat, ein Nervensystem diffe- renzirt hat. Die einfachsten derartigen Thiere finden wir unter den Coele uteraten. Die Medusen besitzen bereits einen verhält- nissmässig hoch entwickelten Nerveuapparat, aus vielen Fasern und Ganglienzellen bestehend. Der Körper dieser Thiere besteht auch schon aus den bekannten drei gesonderten Schichten; in der am weitesten nach aussen liegenden Schicht ist das Nervensystem in Form zweier Ringe entstanden und bleibt auch zeitlebens in dieser Schicht liegen. Diese Thatsache hat eine tiefere Bedeutung: Hat doch die Entwicklungsgeschichte den Nachweis geliefert, dass der Leib aller Thiere, mit alleiniger Ausnahme der Protisten, sich aus solchen blattartigeu, schieb ten weis über einander gelagerten Zellenmassen aufbaut, die in der Zwei- oder Dreizahl vorhanden sind und den Namen Keimblätter führen; ferner weiss man, dass bei den allermeisten Thieren das Nervensystem in dem äusseren Keimblatt, dem Ectoderm sich entwickelt. Die Sinnesorgane der Medusen sind insofern von Wichtigkeit, als wir hier diese Apparate in ihrer einfachsten Gestalt vor uns haben. An verschiedenen Körperstellen und zwar immer in nächster Nähe des Nervenrings hat das physiologische Experiment eine höhere Empfindlichkeit nachgewiesen und die anatomische Untersuchung daselbst typisches Sinuesepithel constatirt, dessen Elemente lange, in das Wasser ragende Geisseihaare tragen und an ihrem entgegengesetzten Pol eine Faser besitzen, die direct mit dem Nervensystem zusammenhängt. In nächster Umgebung dieser Sinnesepithelien finden sich nicht nur Pigmeutanhäufungen, sondern auch lichtbrechende Medien von linsenförmiger Gestalt und ausserdem Einrichtungen, die den Hörorganen höherer Thiere ganz ausserordenlich ähnlich sind. Diese Verhältnisse weisen darauf hin, dass hier die aller- einfachsten Anfänge der Sinnesorgane vorliegen: In dem Sinnes- epithel oder in nächster Nähe desselben treten allmälig die accessorischen Apparate auf, die gesonderte Empfindungen von Licht oder Schall ermöglichen, während die Partien ohne diese — 133 — Einrichtungen vorläufig noch indifferenter Natur sind. Man hat diese letzteren auch sehr bezeichnend »indifferentes Sinnesepithel« genannt. *) Werden solche Geisseihaare besonders lang und nehmen sie eine festere Beschaffenheit an, so sind dadurch Einrichtungen gegeben, die besonders geeignet erscheinen als Tastorgane zu dienen; oft treten derartige Tastborsten zu kleinen Kämmchen zusammen, die dann in der Regel an besonders exponirten Körper- stellen anzutreffen sind. Bei vielen niederen Thieren sind die her- vorragenderen und beweglichen Körperanhänge meist durch feines Tastgefühl ausgezeichnet. Die Empfindlichkeit der Taster und Fühler der Arthropoden ist hinlänglich bekannt und vielfach sind hier von L e y d i g u. A. haarähnliche Nervenenden als Tastborsten gedeutet. In der ganzen, durch hohe Empfindlichkeit ausgezeich- neten Haut der Mollusken sind Tastzellen beschrieben, welche pinseltragende Becherchen darstellen. **) Hier und da trifft man auf verhältnissmässig sehr complicirte Tastapparate, wie bei der Larve von Gorefhra, von der sie Leydig***) beschreibt. Hier entspringen in den Bauchganglien Nerveufäden und treten in kleinere Ganglien ein, die der Körper- oberfläche genähert sind; mit diesen stehen einfache oder gefiederte Borsten in Verbindung, die frei in das Wasser ragen; eine be- sondere Rolle scheint dabei ein eigenthümlicher, federnder Apparat zu spielen. Mit grösserer Sicherheit kennen wir die Tastorgane des Menschen und der höheren Thiere, sie liegen ebenfalls in der Haut und können als Derivate derselben betrachtet werden. Es lassen sich aber ganze Hautpartien namhaft machen, die keineswegs ohne Empfindung sind, jedoch bestimmter Tast- uerveuendigungen gänzlich entbehren. Hier müssen wir an- nehmen, dass die Temperatur- und Druckwirkungen ihrer Natur nach keiner besonderer Uebertragungsapparate bedürfen, um die Nervenfaser zu afficiren. Wo aber der Sitz eines besonders feinen *) 0. u. R. Her twig, Nervensystem und Sinnesorgane der Medusen. Leipzig 1878. **) Flemming, Arch. f. mikr. An. V. VI. Boll, Ebendas. VI. Suggl Vergl. auch Claparede, der sie zuerst sah. >;■ ***) Leydig, Lehrb. der Histologie pag. 211. :%./■'' — 134 — Tastgefühls ist, da treffen wir auch Tastorgane, kleine Polster- apparate von verschiedener Gestalt und abweichendem Bau. Die einfachsten sind die sogenannten »Tastzellen«,*) blaseu- förmige Elemente mit hellem Zellkern, in deren Protoplasma eine Nervenfaser eindringt; treten zwei dieser Tastzellen zusammen, so resultirt eine »Zwillingstastzelle« ; vereinigen sich endlich eine grössere Anzahl rJieser Zellen zu einem kleinen ellipsoidischen Polsterchen, an welches eine vielfach sich verästelnde Nerven- faser tritt, so entsteht ein »Meissner' sches Tastkörperchen«, die besonders häufig an den Fingerspitzen auftreten. Wieder andere Formen sind die »Endkolben«, die bald kuglig, bald cylindrisch sind; hier bilden mehrere Zellen ein Bläschen mit feinkörniger Substanz erfüllt; in dieses tritt die Nervenfaser ein, die meist mit einer kleinen Anschwellung hier endigt. In der Haut und der Schnabelspitze vieler Vögel finden wir ähnliche Bläschen; nur sind sie hier mit einigen Lamellen um- geben, die prall mit einer Flüssigkeit erfüllt sind. Aus diesen nach ihrem Entdecker »Herb st' sehe Körperchen« genannten Gebilden lassen sich leicht die am längsten bekannten »Vater'- schen Körperchen« entstanden denken; diese letzteren haben nur eine bedeutendere Anzahl Lamellen und scheinen besonders dazu bestimmt, mechanischen Druck in hydrostatischen umzusetzen. Wir finden also in der äusseren Haut aller Thiere besondere Nervenendigungen mit Zellen in Verbindung tretend, die im All- gemeinen den Charakter von Sinneszellen aufweisen. Die vielfach von einander abweichenden Tastorgane der höheren Thiere und der Menschen lassen sich, wie wir gesehen haben, leicht von einander ableiten, eine Thatsache, der wir jedenfalls Bedeutung zuschreiben müssen. Höchst räthselhafte Gebilde finden wir in der bekannten Seitenlinie der Fische; alles weist darauf hin, dass wir es mit Sinnesorganen zu thun haben ; zahlreiche Nerven treten in Epithel- zellen ein, die alle Merkmale einer Sinneszelle zeigen ; ihre Ab- stammung vom Ectoderm ist erwiesen; sie liegen anfangs in der äussersten Körperschicht und gerathen erst durch einen Ein- stülpungsprozess in die Tiefe. Ihre Funktion ist gänzlich un- bekannt; sie sind aber deswegen von Interesse, weil sie bei *) Merkel, Arch. f. mikr. Anat. XI. — 135 — Amphibienlarven, solange sie im Wasser leben, genau in gleicher Weise auftreten, und erst verschwinden, wenn das Leben in der Luft beginnt. *) Die Existenz dieser Seitenorgane scheint dem- gemäss mit dem Aufenthalt im Wasser zusammenzuhängen. üeber die Geschmacksorgane der niederen Thiere können wir auch nur Vermuthungen aufstellen, obwohl die Erfahrung lehrt, dass diesen Geschöpfen die entsprechenden Empfindungen keines- wegs mangeln. Ich erinnere nur an die leckere Stubenfliege und die Honig fressenden Kerfe. Bei der Biene glaubt Joseph **) auch Gechmacksorgane gefunden zu haben; er beschreibt kleine Näpfchen in der Mundhöhle, in welchen helle Bläschen sich zeigen, die einen Stift und eine Faser besitzen. Wurden diese Bläschen unter dem Mikroskop mit indifferenten Bitterstoffen behandelt, so entstand eine bläuliche Färbung, während Mue Salzlösung ein gelbgrünes Aufleuchten ergab. Obwohl diese Ver- suche keineswegs beweisend sind, so lassen sie es immerhin als möglich erscheinen, dass dieser chemische Prozess eine Geschmacks- empfindung veranlassen könnte; denn soviel scheint gewiss, dass bei dem Schmecken chemische Prozesse eine Hauptrolle spielen. Auch vom Menschen und den höheren Thieren kennt man die eigentlichen Schmeckzellen erst seit 1867. An den verschie- denen Papillen der Zunge, auch am Gaumen, und bei Fischen selbst an den Kiemenbögen und den Barteln finden sich zahllose becher- oder knospenförmige Gebilde, sogenannte »Schmeckbecher«; die im Innern dieser Becher liegenden Zellen erweisen sich wieder als typische Sinneszellen; sie haben einen centralen Nervenfortsatz und ein peripheres Härchen oder Stäbchen, was sich in manchen Fällen gabelt; man deutet sie als die eigentlichen »Schmeck- zellen«. Da die innere Auskleidung der Mundhöhle in frühen Embryonalstadien sich aus einer Einstülpung aus dem Ectoderm entwickelt, so sind auch die Schmeckbecher mit ihren Sinnes- zellen gerade wie das Nervensystem Producte des äusseren Keim- blattes. Nicht viel besser wie mit den Geschmacksorganen ergeht es uns mit den Riechapparaten der niederen Thiere. Wir müssen vielen derselben ein ganz ausserordentlich feines Geruchs- *) Fr. E. Schnitze, Arch. f. mikr. Anat. VI. **) Joseph, Amtl. Ber. d. Naturf.-Vers. in München 1877, p. 227. - 136 - vermögen vindiciren; mau denke nur au die Aas fressenden Insekten, an die Krebse, die mau mit Ködern in Masse taugt man denke ferner an die interessante Thatsache, dass Schmetter- linge, die zu den Seltenheiten in einer Gegend gehöreD , in grösserer Zahl sich einfinden, wean mau ein Weibchen in einem der Luft zugänglichen Behälter expouirt. Es sind dies stauuens- werthe Leistungen, gegen welche selbst der Geruchssinn eines Spürhundes nicht allzu hoch geschätzt werden darf. Trotzdem stehen sich über deu Sitz des Geruchssinnes bei niederen Thieren die widersprechendsten Anschauungen gegenüber. Wimpernde Grübchen mit Nerveneudiguugen werden bei Medusen und Würmern als Geruchsgrübchen in Anspruch genommen.*) In den Fühlern der Landschneckeu findet sich ein starker Nerv, dessen Fasern in Ganglieu sich verbreiten; man glaubt hier im Einklang mit physiologischen Experimenten das Geruchsorgan vor sich zu haben.**) Bei im Wasser lebenden Schnecken kennt man Wimper- leisten und radförmige Wimperorgane, die ebenfalls als Geruchs- werkzeuge gedeutet werden. Verhältnissmässig sicherer ist man bezüglich der Cephalopoden, da hier ganz ähnliche Bildungen auf- treten, wie bei niederen Wirbelthiereu und den Embryoneu höherer: hinter den Augen der Tintenfische liegen zwei Grübchen; ein direct neben dem Sehnerven im Gehirn entspringender Nerv ver- sorgt diese Riechgruben mit zahlreichen Nervenfäden. Besondere Schwierigkeiten machen die Arthropoden. Ley dig beschreibt bei Daphnien helle Röhrchen mit knopfförmigem Ende an den Antennen und nennt sie Riechhaare; ganz ähnliche Gebilde fand man bei Asellus^ Gammarus und Ästacus nebst seinen Verwandten. Auch bei Insekten sollen die Antennen die Träger der Riechorgane sein; kleine Grübchen mit einer krater- artigen Erhebung sind als solche gedeutet. ***) Eine andere Hypo- these geht von der Voraussetzung aus, dass in physiologischer *) Gl au 8, Denkschrift d. k. Acad. d. Wissensch. Wien XXXVIII. Eimei , Amtl. Ber. d. Naturf.-Vers. München 1877, p. 183 ff. Quatrefages, Mem. sur la fam. des Nemertins. Annal. des sc. nat. 1846. 3e ser. Tab. VI. **) Flemming, Arch, für mikr. Anat. Bd. VI. ***) Vergl. Ley dig, Geruchs- und Gehörorgane der Krebse und In- secten. Müll. Arch. 1860. Lehrbuch der Histol. 1857. — Ferner Leffebore, Ann. de la soc. entom. de France 1838, T. VII. Bergmann u. Leuckart, Phys. Uebersicht des Thierreichs. — 137 — Analogie mit den Verhältnissen bei Vertebraten die Geruchs- orgaue Luft athmender Insekten am Eingang der Respirations- organe liegen müssten. Joseph*) fand auch in der That in der Nähe der Stigmen ein Grübchen mit Nervenendigungen, die er als Geruchgrübchen deutet. Erst für die Wirbelthiere sind die Geruchsorgane mit ab- soluter Sicherheit bekannt; das Riech epithel dieser Thiere ist sogar für die ganze Auffassung der Sinnesorgane von klassischer Be- deutung, insofern von ihm Max Schultze im Jahre 1862 zuerst die hypothetische Behauptung aussprach, die Riechzellen seien weiter nichts als modificirte Epithelzellen, die mit dem Nervus olfactorius in Verbindung getreten seien. Diese Auffassung ist seitdem auf die übrigen Sinnesorgane übertragen und hat sich als vollkommen zutreffend erwiesen. Was nun die Elemente der Riechschleimhaut anlangt, so lassen sie sich in zwei Gruppen bringen. Die einen sind einfache Epithelzellen, tragen weder Härchen noch Stäbchen, zeigen aber einen sich verästelnden Protoplasmafortsatz an ihrem centralen Pol. Die eigentlichen Riech zellen sind weit schlanker, besitzen einen Stift oder einen Stab und haben eine varicose Nervenfaser an ihrem centralen Pol. Von besonders hohem Interesse sind aber die gröberen morphologischen Verhältnisse der Geruchsorgane bei den Wirbel- thieren. Hier können wir nicht nur, wie bei den Geschmacks- organen, den Ursprung des Riechepithels aus dem äusseren Blatte nachweisen, sondern wir können auch die mannigfachen Ab- weichungen der gröberen Structurverhältuisse leicht aus einander ableiten; wir können eine continuirliche Reihe, von Einfachem zu Zusammengesetztem allmälig fortschreitend, aufstellen, und viele der niederen Stadien treten in den Embryonalperioden höherer Thiere gleichsam wie in einem Spiegel reflectirt, wiederum auf. Das Hauptresultat vorweg nehmend können wir behaupten : Die Geruchsorgane bei den Vertebraten sind nichts weiter als Ectoderm-Grübcheu am Kopfe, die allmälig complicirteren Bau annehmen und mit der Mundhöhle in Verbindung treten, sobald das Luftleben beginnt. Der Ämphioxus besitzt, wie manche Würmer und Mollusken, *) Joseph, Amtl. Ber. d. Naturf.-Vers. München 1877, p. 174 S. — 138 — nur ein einziges Geruchsgrübchen vorn am Kopf gelegen; bei den Cyclostomen, zu deneu unser Neunauge gehört, ist die Nase auch noch unpaar, wird aber bereits zu einem hinten blind endigenden Rohr; nur bei Myxine, einem parasitisch lebenden Fisch, com- municirt dieses Rohr mit der Mundhöhle. Alle übrigen Vertebraten haben eine paarige Nase ; in ihrer einfachsten Form stellt sie zwei symmetrisch gelegene, blind endigende Einstülpungen des Ectoderms dar. So tritt das Geruchs- organ bei vielen Fischen und bei sämmtlichen Embryonen der übrigen Vertebraten auf. Bei den Rochen und Haien ragen zwei Fortsätze vom Rand dieser Gruben einander entgegen und bilden eine zum Mundwinkel führende Rinne. Hier haben wir also den Beginn einer Com- munication der Nasenhöhle mit der Mundhöhle vor uns, und dieses Uebergangsstadium tritt genau in gleicher Weise bei den Embryonen der übrigen Wirbelthiere vorübergehend ebenfalls auf. Die seitlichen Randfortsätze, die bei Rochen und Haien die Nasenfurche bilden, können aber frühzeitig verschmelzen, wie bei manchen Knochenfischen; hier besitzt demgemäss die Nasenhöhle zwei Oeffnungen, die aber beide an der Aussenfläche des Körpers sich befinden. Allmälig rückt nun die eine dieser beiden in die Mundhöhle. Bei den Lurchfischen (Dijmo'i) und den Kiemen- lurchen {Perennihranchiaten) liegen die inneren Nasenöffnungen gerade noch auf dem Lippenrand, bei Salamandern und Fröschen sind sie schon hiuter die Kieferränder gerückt, bei den höheren Amphibien wandern sie noch weiter nach hinten, bis sie endlich bei allen höheren Vertebraten weit hinten im Rachen als die beiden Choanen ausmünden. Es scheint, dass diese allmäligen üebergänge im Causalnexus stehen mit dem successiven Aufgeben des Wasserlebens, Wir haben es hier mit einer Anpassung an den Aufenthalt in der Luft zu thun. Durch die Verbindung der Riechorgane mit dem Respirationsorgan werden erstere nicht nur leistungsfähiger bezüglich ihrer eigentlichen Function, sondern sie stellen jetzt auch noch Wächter für die zarten Athmungswerkzeuge dar. Noch überraschendere und anziehendere Resultate ergibt die vergleichende Betrachtung der Gehörorgane in der Thierwelt. Fragen wir wieder nach der denkbar einfachsten Form der Hörwerkzeuge, so muss ohne Weiteres zugegeben werden, dass — 139 — ein einfaches frei in das Wasser ragendes Härchen von etwas steiferer Beschaffenheit vollständig ausreichend sein kann, um Schallbewegungen des Wassers aufzunehmen und auf die Nerven zu übertragen. Vielfach sind auch derlei Haare an den ver- schiedensten wirbellosen Wasserthieren beschrieben und als Hör- haare in Anspruch genommen worden. Man suchte diese Deutung auch durch Experimente zu rechtfertigen. H e u s e n *) fand nämlich an Crustaceen solche Sinneshärchen auf, brachte die Thierchen unter ein Mikroskop, construirte einen schallleitenden Apparat und Hess nun eine Trompete anblasen ; es ergab sich, dass bei verschiedenen Tönen auch verschiedene dieser Härchen in deutlich mit dem Mikroskop wahrzunehmende Schwingungen geriethen, — ähnlich wie die Saiten eines Claviers ohne Dämpfer in Mitschwinguugeu versetzt werden, wenn man einen Ton hinein- singt, wobei dann auch diejenigen Saiten am stärksten erklingen, deren Ton dem gesungenen am nächsten verwandt ist. Aber nur selten ragen die Hörhärchen frei ins Wasser, in weitaus den meisten Fällen befinden sie sich in einem mit Flüssig- keit prall erfüllten Bläschen ; mit diesem Bläschen tritt der Hörnerv in Verbindung, dessen Fasern dann in die Epithelzellen des Hörbläschens eintreten, welche an ihrem entgegengesetzten Ende die in die Hörflüssigkeit ragenden Härchen tragen. In der Regel schwimmen in der Hörflüssigkeit feste, kuglige oder crystallisirte Concremente, vorzugsweise aus kohlensaurem Kalk bestehend; sie heissen Hörsteine oder Otolithen und zeigen meist eine zitternde Bewegung. Was für eine Funktion diesen Otolithen zuzuschreiben ist, weiss man nicht. Man glaubt, es seien Dämpfungsapparate, für welche Ansicht man geltend macht, dass in der Säugethierschnecke keine Otolithen sich finden, wohl aber eine eigenthümliche Membran, die Membrana tectoria der Ana- tomen. Ihre ganze Lage deutet auf einen Dämpfungsapparat hin, ferner sucht mau sie mit Recht der Otolithenmembran niederer Vertebraten gleichzusetzen. Ueberall, wo unzweifelhafte Hörwerkzeuge vorhanden sind, haben wir das gleiche Bauprincip : Ein geschlossenes flüssigkeit- erfülltes Bläschen mit Otolithen und Nerveuendorganeu. Selbst das verwickelte Labyrinth der höheren Vertebraten lässt sich *) Hensen, Stud. üb. d. Gehörwerkzeuge d. Krebse. Zeitschr. f. wies. Zool. Bd. XUI. — 140 - vermittelst vergleichender Betrachtung und der Thatsachen der Entwicklungsgeschichte auf diesen Bauplan mit Leichtigkeit zurück- führen. Schon die Medusen tragen in nächster Nähe ihres indifferenten Sinnesepithels diese Hörbläschen in den sogenannten Sinneskörpern. Bei Muscheln liegen die schönsten Hörbläschen gar im Fusse, während sie bei Schnecken und Würmern (Turbellarien, Nemertiuen, Arenicola, Fabricia u. a.) dem Kopfganglion dicht angelagert sind. Die Brachiopoden haben nur während ihres Larveulebens die Hörbläschen, die sich zurückbildeu, wenn sich die Thiere festsetzen. Nicht in allen Fällen kann der Zusammen- hang mit dem Nervensystem und der Ursprung dieses Hör- bläschens mit wüuschenswerther Sicherheit nachgewiesen werden. Bei den Medusen sind sie aber mit absoluter Bestimmtheit Derivate des Ectoderms und bei den Tintenfischen weiss man ebenfalls, dass sich das Hörbläschen aus dem äusseren Keimblatt durch einen Einstülpungsprozess, wie bei den Wirbelthieren entwickelt; und wie bei Rochen und Haien, so kann man auch bei Tintenfischen die nach aussen führende Einstülpungsöffnuug auch an aus- gewachsenen Thieren auffinden. Die Hörwerkzeuge der Arthropoden kennen wir nur bei wenigen Gruppen mit genügender Sicherheit. Ein kleines Krebschen {Mysis) ist dadurch berühmt, dass es seine Ohren, zwei prachtvolle Hörbläschen mit grossen Otolithen gar in der Schwanzklappe trägt. Dieser immerhin eigenthümliche Standort darf uns nicht allzusehr wundern, denn wir können aus anderen Gebieten ebenfalls auffallende Beispiele derart anführen. Die Medusen haben ihre Sinneskörper au verschiedenen und zahl- reichen Stellen ihres Schirmraudes; manche Muscheln tragen eine grosse Zahl von Augen an ihrem ganzen Mautelrand, Amphicora^ ein Borstenwurm, hat Augen an beiden Körperenden, und Polyophthalmus, ebenfalls dahin gehörig, hat sogar an jedem seiner zahlreichen Segmeute Augen. Diese Thatsachen beweisen nicht nur die ungemein grosse Anpassungsfähigkeit des gesammten Integumentes , sondern sie sind in vorzüglichem Grade dazu geeignet, uns beim Homologisiren ähnlicher Gebilde vorsichtiger zu machen, als gegenwärtig viele Zoologen es sind. So tragen, um nur noch ein Beispiel anzuführen, Grillen und Heuschrecken ihre Ohren in den Schienen der Vorderbeine, während die Feldheu- - 141 — schrecken dieselben an den Seiten der ersten Hinterleibsringe haben ; und die einzelnen Formverhältnisse weichen bei ganz nahe verwandten Gattungen in einem solchen Grade ab, dass man selbst hier, nach Graber,*) an ihrer Gleich werthigkeit zq zweifeln berechtigt ist. Die Richtigkeit der Deutung dieser Apparate als Ohren bei den eben genannten Orthopteren ist durch die neueren Untersuchungen Graber's wieder sehr in Frage gestellt. Es zeigte sich das merkwürdige Factum, dass diese Thiere nach der Exstirpation dieser vermeintlichen Ohren auf Geräusche und Töne noch gerade so gut, ja sogar noch besser reagireu als früher. Auch hörten sie nicht auf zu musiciren und die Geschlechter lockten sich nach wie vor durch Töne einander an. Bei den zehnfüssigen Krebsen stossen wir auf typische Hör- bläschen im Basalglied der inneren Fühler, sie stellen eine Haut- einstülpung dar und comrauuiciren zeitlebens mit der Aussenwelt, sind also mit Wasser gefüllt. Die Rolle der Otolithen spielen hier kleine Sandkörner, die sich der Krebs selbst in die Ohren hineinarbeitet, was H e n s e n dadurch bewies, dass er zu frisch gehäuteten Palaemon, die also ihre Hörsteine verloren hatten, Harnsäurecryställchen brachte, welche er später in den Hör- bläschen wieder auffand. Dass wir, wie bemerkt, das wunderbar gebaute Ohr der Wirbelthiere auf die typische Bläschenform zurückführen können, verdanken wir der Embryologie. In frühen Entwickluugsstadiea bildet sich zu beiden Seiten der Medulla oblongata eine Ein- stülpung des äusseren Blattes, die allmälig tiefer wird, sich von dem Ectoderm abschnürt und sich schliesst. Aus den Wandungen dieses primitiven Ohrbläschens entwickeln sich später die Sinnes- epithelien des Ohres; also auch hier verdankt der wichtigste Apparat, die Sinneszellen, seinen Ursprung dem Ectoderm. Das in die Tiefe gerückte einfache Bläschen nimmt durch allerlei Ausbuchtungen und Hervorstülpungen die merkwürdige Gestalt an, die zur Bezeichnung Labyrinth die Veranlassung gab. Das Labyrinth ist, wie bei den Wirbellosen, mit der Hörflüssigkeit gefüllt, in der die Otolithen schwimmen. Mit dem Labyrinth- bläscheu tritt ein Nerv, der Nervus acusticus, der nach Gegenbaur ein modificirter Hautnerv ist, in Verbindung ; das mittlere Keim- *) Graber, Die tympanalen Sinnesapparate der Orthopteren. Denkschr. d. k. k. Acad. d. Wiss. Wien. Bd. XXXVI. - 142 — blatt liefert unter anderm eine knöcherne Umhüllung ; die erste Kiemenspalte wird von den Amphibieu an aufwärts zur Pauken- höhle , während aus den Kiemenbogen selbst, — die bekanntlich bei den Embryouen höherer Wirbelthiere ähnlich auftreten, wie bei den Fischen, nur dass sie ein anderes Schicksal haben — schallleitende Apparate entspringen. Ganz wie für das Geruchsorgan lässt sich auch für das Hör- organ ein snccessives Auftreten der oben gekennzeichneten Com- plicatiouen darthun, und hier wie dort tritt nicht nur wiederum eine allmälige Anpassung an das Leben in der Luft auf, sondern es existirt auch ein entschiedener Parallelismus zwischen den Embryonalzuständen höherer und den fertig entwickelten Ohren niederer Vertebraten. Der Einstülpuugscanal des Labyrinthbläschens hat sich bei Rochen und Haien erhalten. Die drei bekannten halbzirkel- förmigeu Canäle treten in der Wirbelthierreihe successive auf. Myxine hat einen einzigen, Petromyzon deren zwei und erst die übrigen haben die drei Bogengänge entwickelt. Die Schnecke, jener wichtigste Abschnitt des Labyrinthes, deren wunderbarer Einrichtung wir es zu verdanken haben, dass wir aus einer Klaug- masse einzelne Töne herauszuhören vermögen, die also die Existenz der Musik direct bedingt, — sie kann gleichfalls in ihrer all- mäligen Entwicklung verfolgt werden : Die Schnecke der Fische ist eine leichte Ausbuchtung des Labyrinthes, die bei den Am- phibien, Reptilien und Vögeln sich allmälig vergrössert und an ihrem Ende etwas angeschwollen ist. Die Schnecke der niedersten Säugethiere, des merkwürdigen Schuabelthiers und der Echidna ist auf dieser Entwicklungsstufe stehen geblieben; sie haben die gleiche Schnecke, wie die Vögel uryi Reptilien, und erst bei den höheren Säugern nimmt dieses Gebilde die Form an, die ihm den Namen gab. Vergleichen Sie nun hiermit die Formveränderungen der Gehörschnecke bei den Embryonen der höheren Thiere. Die früheste Anlage ist eine leichte Ausbuchtung, wie bei den Fischen ; bald aber wächst sie in die Länge und bietet bei Säugethier- embryonen eine Lage und eine Form, die — nach einem Ausdrucke Kölliker's*) — fast auf ein Haar die Verhältnisse wiedergeben ") Kölliker, Entwicklungsgesch. pag. 724. — 143 — wie bei den Vögelu. Bei Echidna und OrmtJiorhynchus bleibt sie auch auf diesem Stadium stehen, bei den übrigen aber beginnt sie bald die bekannten Spiralkrümmungeu. Der Schall-Leituugsapparat erscheint erst mit dem beginnen- den Luftleben; während die Schallwellen im Wasser genügende Intensität besitzen, um auf die Gehörorgane durch die Körper- wände hindurch einwirken zu können, bedarf es zum Hören in der Luft eines mehr oder weniger feinen Hebelsystems, das in seiner höchsten Ausbildung ganz ausserordentlich feine Luft- schwingungen dem Labyrinth vermitteln kann. Es setzt sich dieser Apparat im Wesentlichen aus einer schwingenden Platte, dem Trommelfell, und einem, oder einer Kette von drei Gehör- knöchelchen zusammen. Wem verdanken diese Letzteren ihren Ursprung? Sind sie neu auftretende Organe oder finden wir sie auch schon bereits bei Wassertbieren? Wie bereits erwähnt, treten bei den Embryonen höherer Thiere Kiemenbogen auf, die in Lage und Form im Allgemeinen den Kiemenbogen der Fische entsprechen, nur ist eben ihr Schicksal bei den verschiedenen Wirbelthieren ein verschiedenes. Die Kiemeu- spalte, die bei Rochen und Haien die Spritzlöcher bildet, wird von den Amphibien an aufwärts zur Paukenhöhle, die mit der Mundhöhle gerade so wie die Kiemeuspalte communicirt; diese Communication ist die Eustachische Trompete, die bei starken Schalleindrücken durch Oeffnen des Mundes ein Sprengen des Trommelfelles gelegentlich verhindern kann. Der Verschluss der Paukenhöhle nach aussen ist eben das Trommelfell , und das äussere Ohr, wo ein solches überhaupt vorhanden, ist lediglich eine Modification der Kiemenspaltenränder. Die Verbindung zwischen Labyrinth und Trommelfell ist bei Amphibien, Reptilien und Vögeln durch ein einziges Knöchelchen, die sog. Columella, bewerkstelligt, einem Derivat des zweiten Kiemenbogens. Erst die Säugethiere besitzen eine Kette von drei Gehörknöchelchen, die als Hammer, Amboss und Steigbügel genügend bekannt sind. Der Steigbügel entspricht der Columella, die beiden übrigen Knochen entstehen gleichfalls aus dem zweiten Kiemenbogen ; sie finden sich auch schon bei sämmtlichen niederen Wirbel- thieren, funktioniren aber hier als Verbindungsstücke zwischen Ober- und Unterkiefer, sind also beträchtlich grösser. Der Amboss — 144 — entspricht dem Quadratbein, der Hammer dem Os articulare der Anatomen. Das Gehörorgan der Wirbelthiere stellt also in der That ein vom äusseren Blatt stammendes Bläschen dar, welches sich suc- cessive durch Ausbuchtungen etc. zu dem Labyrinth gestaltet und mit welchem bei fortschreitender Entwicklung verknöcherte Ab- schnitte der Kieraenbogen in Verbindung treten, ein feines Hebel- werk darstellen, um die feinsten Schallbewegungen dem Labyrinth, also den Nervenendigungen zu übermitteln. Diese letzteren finden sich an verschiedenen Stellen des Laby- rinthes vertheilt ; die mit Hörhaaren in der Eiu- oder Mehrzahl versehenen Hörzellen treten zu Gruppen zusammen und formiren die Maculae und Cristae acusticae. Die Hörzellen sind evidente Epithelzellen und zeigen an ihrem einen Pol die Nervenfaser. Besonders zahlreich sind aber die Hörzellen in der Schnecke und hier tragen sie alle ganze Büschel von Hörhärcheu, Sie stehen auch hier zu Gruppen vereinigt und setzen mit noch anderen Ge- bilden das sehr genau untersuchte C o r t i 'sehe Organ zusammen, von dem hier nur das Wichtigste hervorgehoben werden kann. Alle Hörzellen stehen auf einer besonderen Membran, welche in der Schnecke ausgespannt ist , alle Windungen derselben mitmacht und einen höchst bemerkenswerthen mikroskopischen Bau zeigt. Dieses von den Anatomen als Membrana basilaris bezeichnete Häutchen ist nämlich aus zahllosen radiär angeordneten Fäserchen zusammengesetzt. Da nun die Basilarmembrau wie der Schneckencanal nach oben allmälig schmäler wird, so verjüngen sich auch die Radiärfasern und es lässt sich eine gewisse Aehn- lichkeit der letzteren mit den Saiten eines Klaviers nicht ver- kennen. Die Membrana basilaris spielt höchst wahrscheinlich die Rolle des Analysators, durch den es ermöglicht ist, aus einer ganzen Klangmasse einzelne Töne herauszuhören ; ihre Fasern werden durch die Schallbewegungen des Labyrinth wassers in Mitschwiugungen versetzt, und gerade wie beim Klavier ohne Dämpfer diejenigen Saiten am stärksten erklingen, deren Eigen- töne dem angegebenen Ton am nächsten verwandt sind, gerade so werden sich die Fasern verhalten und auf die über ihnen be- findlichen Hörzellen mehr oder weniger stark einwirken. Früher glaubte man in den Corti'schen Bogen die Analysatoren suchen zu müssen, seit man aber weiss, dass die Vögel, jene eminent - 145 - musikalischen Geschöpfe, keine Bogea besitzen, folgt mau der oben gegebenen Deutung H e n s e n 's. *) Es bleibt uns nun noch das A.uge übrig. Gerade so, wie wir Hör- organe bereits bei den Medusen aus dem indifferenten Sinnesepithel sich entwickeln sahen, sei es als einfache, frei in das Wasser ragende Härchen, sei es als theilweise oder ganz geschlossene Bläschen mit Otolith, gerade so treffen wir auch hier zum erstenmal auf un- zweifelhafte Sehorgane. Die Sinueszellen haben sich mit Pigment umgeben, es treten bereits lichtbrechende Medien, linsenförmige Verdickungen der äusseren Körperschicht auf Aber die drei Haupt- factoreu der Sehorgane : Nervenendigungen , Pigmente und licht- brechende Medien sind bereits vollständig vorhanden ; sie haben sich aus dem äusseren Blatt gesondert, liegen aber noch voll- ständig in demselben. Wo wir unzweifelhafte Augen antreffen, sind diese drei Factoren beim Aufbau betheiligt, nur lichtbrechende Medien fehlen zuweilen. Demgemäss kann man von dem bei manchen Turbellarien, Rotatorien und andern Würmern dem Ge- hirngaugliou aufgelagerten Pigmentfleck wohl nicht mit absoluter Bestimmtheit behaupten, dass er ein Auge sei, da Sinueszellen noch nicht nachgewiesen sind. Die Nervenendorgane im Auge sind durchgängig von stäbchen- oder zapfenförmiger Gestalt; die Zellen, denen sie aufsitzen, sind typische Epithelzellen mit centralem Nervenfortsatz ; bemerkeus- werth ist, dass bei manchen Augen (Wirbelthiere und einzelne Mollusken) die Stäbchen dem Licht abgewendet stehen ; das Licht muss vorher einige Gewebsschichten durchdringen, um zu den Stäbchen zu gelangen. Woher wissen wir, dass die Stäbchen und Zapfen beim Sehen in der That die Rolle von Uebertragungsapparateu spielen? Wir kennen nämlich im Auge der Wirbelthiere eine Stelle, wo Zapfen und Stäbchen fehlen ; dies ist die Eintrittsstelle des Sehnerven; es gelingt leicht, darzuthun, dass dieser bekannte Mariotte'sche Fleck vollständig blind ist. Ferner; Beleuchten wir unsere Retina in schräger Richtung, so gewahren wir die be- kannte Purkinj e'sche Schattenfigur, die dadurch entsteht, dass die vor den Stäbchen befindlichen Retiuagefässe auf diese einen Schatten werfen. ^) Hen sen, Zeitschr. für wiss. Zool. XII. pag. 481. ^*'^>^'' -«/^ Vi' ^'""^"^ — 146 — Das allereinfachste Aeugleiu besitzen einige Räderthierchen und die berühmte Larvenform der Crustaceen, der Nauplius. Hier liegt ein eioziges Stäbchen im Pigment eingebettet; diese Ein- richtung ist vollständig ausreichend, um verschiedene Inteusitäts- grade von Lichtwelleu zu unterscheiden, während es kaum denk- bar ist, dass damit Farben oder Raumverhältnisse percipirt werden können. Die nächste Complication zeigen die Echinodermeu (Seesterne *) und die Wasserflöhe (Daphnien); hier treten mehrere in Pigment gehüllte Sehstäbchen auf, und bei den Daphnien bildet ihre Aussen- fläche einen Theil einer Kugeloberfläche. Wenn wir wollen, so können wir hier bereits von einer Retina sprechen, die kugelig nach aussen sich hervorwölbt und deren einzelne Elemente von verschiedenen Strahlen verschieden afficirt werden. Aber hier steht das Sehvermögen noch auf tiefer Stufe; denn halten wir daran fest, dass durch ein Nervenstäbchen einer Nervenfaser nur ein Eindruck vermittelt werden kann, so ist klar, dass durch die ge- ringe Zahl der Stäbchen in jenen Augen auch nur eine sehr be- schränkte Zahl von Einzelempfindungen hervorgebracht werden kann. Bei fortschreitender Entwickelung des Auges treten licht- brechende Medien auf. Ein kleines Krebschen, Corycaeus, hat wie der Nauplius ein einziges Sehstäbchen ; aber vor ihm ist eine Linse eingeschaltet. Offenbar hat letztere nicht die Bestimmung, ein Bild zu entwerfen, da ja keine genügende Zahl von Stäbchen hinter der Linse vor- handen ist, um die punctuellen Verschiedenheiten des Bildes zur Perception zu bringen; die Linse verstärkt lediglich die Wirkung, indem sie ein ganzes Bündel Lichtstrahlen concentrirt und auf das Stäbchen wirft. Ganz anders aber gestaltet sich die Sache, wenn die Linse mit einer grösseren Anzahl von Sehzellen sich combinirt; letztere bil- den dann eine flächenhaft entwickelte Retina, und das ganze Auge stellt nunmehr eine Camera obscura dar, wie sie der Photograph benützt. Die Linse entwirft ein verkleinertes, umgekehrtes Bild- chen auf die Retina und letztere verhält sich ähnlich wie die lichtempfindliche Platte des Photographen. Diese Analogie geht *) Häckel, Zeitschr. f. wiss. Zool. X. ^ 147 — sogar noch beträchtlicli weiter. Vor einigen Jahren entdeckte Boll in der Netzhaut von Wirbelthiereu einen rothea Farbstoff, den sogenannten Sehpurpur, der die höchst bemerken s wer the Eigen- schaft hat, durch Licht zersetzt zu werden. In rasch geöffneten Augen eben getödteter Thiere kann man noch deutlich das ver- kleinerte umgekehrte Bildchen vor dem Tod angeschauter Objecte, z. B. eines hell erleuchteten Fensterkreuzes, erkennen. Der Seh- purpur hat möglicherweise weitere Verbreitung. Die Stäbchen in Arthropodeuaugen zeigen nämlich gleichfalls röthlichen Schimmer, und von Max Schnitze wurde auch im Cephalopodenauge eine rothe Farbe beobachtet. Durch die Entdeckung des Sehpurpurs sind die Ansichten über das Wesen des Sehvorgangs erheblich alterirt. Während man früher die Stäbchen bald als katoptrische Apparate, bald als Einrichtungen, durch welche stehende Lichtwellen erzeugt würden, deutete, ist man jetzt genöthigt, einem chemischen Prozess die Hauptrolle beim Sehen zu vindiciren ; die Natur dieses Prozesses wird wahrscheinlich durch die Beschaffenheit der Lichtstrahlen bestimmt. In welcher Weise dabei die Stäbchen alterirt werden, ist bis jetzt gänzlich unbekannt. Soviel scheint aber gewiss, dass von diesem Prozess nur soviel zur Perception kommt, als einzelne Stäbchen in Mitleidenschaft dabei gezogen werden ; demgemäss muss die im Gehirn durch eine Art Addition der Einzelempfiu- dungeu entstehende Gesichtsvorstellung um so ausgebildeter und detaillirter sein, je mehr Stäbchen getroffen werden und je feiner diese sind. Gerade so, wie man aus kleinen und zahlreichen Steinchen ein feiner ausgeführtes Mosaikbild construiren kann, wie aus grossen und wenigen, so werden auch diejenigen Thiere besser sehen, die möglichst kleine, aber zahlreiche Stäbchen und Zapfen besitzen. Hält man an dieser Vorstellung fest, so lässt sich auch die berühmte Frage nach dem Aufrechtsehen der Gegenstände, die doch auf unserer Netzhaut verkehrt abgebildet sind, erledigen. Im Grunde ist diese Frage ohne Weiteres beseitigt, wenn man sich nur klar macht, dass wir ja durch unsere Sinnesorgane überhaupt gar keine Abbilder der Aussenwelt erhalten. Nur Einwirkungen der Objecte auf unser Nervensystem finden statt. Will man aber dennoch diese vielumstrittene Frage erörtern, so bedenke man, was schön Joh. Müller so treffend bemerkt, dass wir ja Alles ver- — 148 — kehrt selieu, folglich auch unseren eigenen Körper und die tastende Hand, Und ferner: Was kommt denn in unser Gehirn? Ledig- lich eine Summe von Einzeleindrücken, vermittelt durch die ein- zelnen Stäbchen, aber keineswegs ein Bild; die Synthese zu einer Gesichtsvorstellung findet im Gehirn statt, wobei die Innervatious- gefühle bei der Augenbewegung eine erhebliche Rolle spielen, und der Umstand, dass das Sehstäbchen, welches mir den höchsten Punkt eines angeschauten Objectes vermittelt, bei dem Netzhaut- bild zu Unterst liegt, kommt gar nicht in Betracht, weil ich ja von der Lage der gereizten Stäbchen auf meiner Netzhaut nicht die geringste Vorstellung habe. Dass aber die relative Lage der in Wirkung tretenden Stäbchen von Bedeutung ist, leuchtet von selbst ein. Bilderzeugende, nach dem Princip der Camera obscura ge- baute Augen kommen in der Thierwelt weit verbreitet vor, und es würde zu weit führen, wollten wir alle kleinen Modificationen bei Würmern, Mollusken, Arthropoden und Wirbelthieren erörtern. Nur Einiges mag noch hervorgehoben werden: Ein sehr wunderbares Auge hat der zu den Cephalopodeu gehörige Nautilus ; es stellt auch eine Camera obscura mit äusserst ausgebildeter Retina dar; merkwürdigerweise fehlt aber die Linse vollständig. Die Augenkammer communicirt durch eine feine Pupillenöffnung mit der Aussen weit, ist also durch Wasser aus- gefüllt;- die Pupillenöffnung kann aber so fein gemacht werden, dass nach bekannten optischen Gesetzen ebenfalls ein umgekehrtes und verkleinertes Bild auf der Retina erzeugt wird. Die übrigen Tintenfische haben ausserordentlich hoch ent- wickelte Augen, die in manchen Beziehungen wahrhaft über- raschende Analogien mit dem Wirbelthierauge darbieten. Indessen es hat eine genaue Untersuchung die Unmöglichkeit einer Homo- logie festgestellt. Erwähnt sei noch die bemerkenswerthe Be- obachtung H e n s e n 's , *) nach welcher an eine Stäbchenzelle des Cephalopodenauges drei Nervenfasern treten ; würde sich dies auch bei andern Thiereu bestätigen, so würde dies der gegenwärtig viel bestrittenen Y o ung-He Im holt z 'sehen Farbentheorie eine erheb- liche Stütze bieten. *) Hen sen, Ueber das Auge einiger Cephalopoden. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XV. — 149 — Den grössten Modificationen miterliegt das Auge bei den Arthropoden. Ausser dem bereits geschilderten Nauplius-Auge, dem Auge des Corycaeus und der Daphnia treten neben ächten bilder- sehendeu Augen die wunderbaren Facetteuaugen auf. Die bilder- sehenden Augen lieissen hier Punktaugeu, Ocellen oder Stemmata und fiudeu sich ausser bei Spinnen, Krebseu, Tausendfüsslern und vielen Insektenlarven auch bei ausgebildeten Insekten; im letzteren Fall sind sie zu drei vorhanden und stehen auf dem Scheitel. Die Punktaugen repräsentireu becherförmige Vertiefungen der äusseren Körperhaut, deren OefFnung nach aussen mit einer linsenförmigen Integumeutverdickung verschlossen ist. Im Grunde des Bechers liegt die Retina und zwischen ihr und der Linse sind einige glashelle Zellen, der Glaskörper, eingeschaltet, während Pigment den Augenbecher rings umgibt. Das merkwürdige Facettenauge lässt sich nun leicht aus diesem Punktauge ableiten. Vermehren sich nämlich die Integu- mentlinsen, wobei ihre Grösse abnimmt, und findet eine Dilferen- ziruug der Retina und des Glaskörpers dergestalt statt, dass je etwa 7 Retinazellen und immer 4 Glaskörperzellen sich zu einer Gruppe vereinigen, sich mit Pigment umkleiden und mit einer der zahlreichen Facetten linsen in Verbindung treten, so haben wir ein Einzeläuglein des zusammengesetzten Insektenauges vor uns.*) Dabei werden die 4 Glaskörperzellen zu dem bekannten Krystallkegel, die entweder nach Grenacher's neuesten Unter- suchungen ihre weiche Beschaffenheit zeitlebens behalten oder aber durch einen Cuticularisirungsprozess allmälig verhärten. Bei verschiedenen Insekten sind Uebergangsstadien dieses Prozesses noch nachzuweisen. Wie wird nun mit dem Facettenauge gesehen? Zwei Möglichkeiten liegen vor. Erstens: In jedem Aeuglein entsteht durch die Facettenlinse ein umgekehrtes Bildchen der angeschauten Objecte; es sind also soviel Bilder da, als Facettenaugen. Diese Anschauung wird seit neuerer Zeit aufgegeben. Denn die geringe Anzahl von Retina- Elementen in einem Einzelauge, deren Stäbchen dazu auch noch zu einem einzigen Sehstab (»Rhabdom« Grenacher) verschmelzen, ist nicht im Stande, eine grössere Summe von Einzelreizen, die *) Vergl. Grenacher, Untersuch, über das Insektenauge. Klin. Monats- blätter für Augenheilkunde. Rostock 1877. — 150 — doch zur Perception des Bildes erforderlich wären, dem Central- organ zu übermitteln; dann aber ist gar keine flächeuhafte Retina^ vorhanden, wo ein Bild überhaupt entstehen könnte, und ferner hat Exner*) dargethan, dass nur central einfallende Strahlen zum Sehstab gelangen können, da die Kry stall zellen durch totale Reflexion das Zustandekommen eines Bildes vollständig unmög- lich machen. Ausserdem aber können ja die Facettenlinsen voll- ständig fehlen, wie bei den Crustaceen. Zweitens: Es kommt beim Sehen mit dem Facetten äuge über- haupt nicht zur Construction eines Bildes ; die Linsen dienen, wie heim Corycaeus-A.\igeiia.v zur Verstärkung, und soviele Einzelaugeu in dem kugelig hervorgewölbten Facettenauge stecken, soviele Eiuzelempfindungen werden beim Sehen erzeugt, gerade wie beim Daphnideuauge. Die Einzeleindrücke werden dann durch das Centralorgan addirt, gerade so wie es im Grunde genommen auch bei den bildersehenden Augen sich verhält; denn ob die meine Stäbchen reizenden Lichtstrahlen vorher einmal irgendwo zu einem reellen Bild vereinigt waren, ist für das Wesen des Sehvorgaugs eigentlich irrelevant, wenn nur die relative Lage der von einem Object gereizten Stäbchen die gleiche bleibt. Da die Einzelaugen wie Kugelradien angeordnet sind, so wird bei einem ruhig dasitzenden Insekt ein bestimmtes Aenglein, z. B. von der Spitze eines Baumes, ein weiter darunter liegendes von einem Punkt des Stammes ge- troffen. Alle dazwischen und seitlich stehenden werden durch ver- schiedene Punkte der Krone verschieden afficirt. Die Gesammtheit aller dieser Reize liefert die Gesichtsvorstellung. Diese Anschauung über die Function des Facettenauges wurde bereits vor 50 Jahren von Joh. Müller vertreten; er nannte diesen Sehprozess das Sehen nach dem Princip der musivischen Sonderung, insofern von einer Menge von Lichtstrahlen durch die Einzeläug- lein gewisse central einfallende ausgesondert werden und zur Wir- kung gelangen. Seine höchste Ausbildung und weiteste Verbreitung hat das Auge im Wirbelthierreiche. Nur der zweifelhafte Amphioxus hat lediglich einen Pigmentfleck, und wo wir auf blinde Wirbelthiere treffen, liegen stets rückschreitende" Metamorphosen vor, An- *) Exner, Ueber das Sehen von Bew. u. die Theorie des zus. Auges. Wiener Sitzungsber. TU. Abth. Juliheft 1875. — 151 — passungen an parasitische Lebensweise oder an den Aufenthalt an dunklen Localitäten. Es unterliegt das Wirbelthierauge auch nur geringen Modi- ficationeu, die durch den Aufenthalt im Wasser oder in der Luft, oder durch die Lebensweise überhaupt bestimmt sind. Hierauf ein- zugehen verbietet die Kürze der Zeit. Wollen wir aber die wichtigsten Theile des wundervollen Wirbelthierauges in ihrer Bedeutung richtig würdigen, so müssen wir auf die Entwicklungsgeschichte in Kurzem eingehen, deren Resultate auch den vielfach complicirten Bau leichter verständlich machen : In dem äusseren Keimblatt entsteht in frühen Embryonal- perioden das Nervensystem zunächst als eine Längsrinne, die sich allmälig von vorn nach hinten zu verschliesst, also zu einem Rohre wird, und in die Tiefe rückt. Wir halten fest, dass das Ceutralnervensystem ein Derivat des äusseren Keimblattes ist. An dem vorderen Ende des Nervenrohrs entstehen drei blasenförmige Erweiterungen, aus denen das Gehirn seinen Ursprung nimmt. In der vordersten dieser drei primitiven Hirnblasen entwickeln sich nun zwei seitliche Ausbuchtungen, die bald zu zwei mit der Vor- derhirnblase in Verbindung stehenden gestielten Blasen werden ; sie heissen die primitiven Augenblaseu und wachsen allmälig hervor bis zur Berührung mit der äusseren Haut, die sich über dem gesammten Nervensystem geschlossen hat. An der Berüh- ruugsstelle zwischen Augeublase und Integument entsteht nun in letzterem eine Verdickung, die aber bald zu einer Einstülpung sich umbildet, auf die Augenblase drückt, wodurch diese letztere von aussen herein gedrückt wird und dann einen doppelwandigen Becher darstellt, dessen Stiel mit dem Vorderhirn zusammenhängt. Der Stiel wird später zum Sehnerv; die hintere oder äussere Becherwand gibt der Pigmentschicht der Retina den Ursprung, während aus der inneren Becherwaud sich die übrigen 5 Retinal- schichten diflferenziren. In den Hohlraum des Bechers ragt die bald sich abschliessende Integumenteinstülpung hinein und ent- wickelt sich zur Linse. Das mittlere Keimblatt liefert die übrigen Augentheile, die Sclera, Cornea, den Glaskörper, Chorioidea, die Scheide des Opticus und die übrigen accessorischen Augentheile. Was uns am meisten interessirt, ist der Ursprung des wichtigsten Augentheils, des Sinnesepithels der Retina, aus dem äusseren — 152 — Blatte; gewiss ein höchst bemerkenswerthes Resultat, zumal wenn wir uns erinnern, dass auch für viele Wirbellose der Ursprung der Sehzellen aus dem Ectoderm constatirt ist, and dass die Sinnes- zellen im Ohr, im Geruchs- und Geschmacksorgan ebenfalls mit absoluter Bestimmtheit im Ectoderm entspringen. Der äusserst verwickelte Bau der Iletiua wird uns durch die soeben geschilderte Entwicklung verständlicher. Die hintere Hälfte des Augenbechers liefert Retiuapigment, das sich bis in die Iris fortsetzt. Aus der Innern Becherwaud entstehen 5 Schichten, die deutlich in zwei Abtheilungen zerfallen, eine nervöse und eine epitheliale. Die nervöse Abtheilung, die unter anderem die Opticus- fasern und zahlreiche Ganglien enthält, kann als eine dünne Lage grauer Hirusubstanz anfgefasst werden, worauf ja auch ihr Ursprung hinweist, während die Epithelialschicht genau dem Epithel des durch Einstülpung entstandenen Centralcanals ent- spricht, Ihre Zellen lagen einmal in der äussersten Körperschicht, wo viele Sehzellen niederer Thiere zeitlebens verbleiben. Wie soeben angedeutet, enthält die Epithelschicht die eigentlichen Seh- zellen, die theils mit cylindrischen, schlanken Stäbchen, theils mit flaschenförmigen Zapfen ausgestattet sind. Je höher die Thiere organisirt sind, je zahlreicher sind die Stäbchen und Zapfen, je detaillirter wird also gesehen. Beim Menschen schätzt man ihre Zahl auf 130 Millionen, während die Zahl der Opticusfasern nur auf 1 Million geschätzt wird. Demgemäss werden wahrscheinlich mehrere Endorgane auf eine Nervenfaser kommen. Den wirk- lichen Zusammenhang zAvischen Sehzelle und Nervenfaser kennen wir nicht ; wir verfolgen die Opticusfasern in die Ganglienzellen, jene »Kraftmagazine«, wir sehen sie auch wieder heraustreten, verlieren sie aber alsdann in der fein granulirten Schicht. Genau am hinteren Ende der Augenaxe kennt man eine ver- tiefte Stelle der Retina, die von ihrer gelben Farbe beim Men- schen und Affen den Namen Macula lutea führt. Sie ist die Stelle des deutlichsten Sehens , auf die beim Fixiren stets das Bild des fixirten Objectes fällt. Die Sehzellen tragen hier nur Zapfen von ungemeiner Feinheit ; die übrigen Partien der Retina verhalten sich zu diesem gelben Fleck nach einem hübschen Vergleich, wie der Sucher am feinen Teleskop zu diesem selbst. — — 153 — Wir sind mit unseren Betrachtungen zu Ende gekommen. Das ungeheure Wissensgebiet konnten wir freilich nur flüchtig durchwandern, um hier und da einige Früchte zu pflücken. Nichts- destoweniger können wir einige allgemeine Resultate aufstellen, die sich daraus unmittelbar ergeben. Zunächst hat sich gezeigt, dass die Sinnesorgane in der Thierwelt auf verschiedenen Entwicklungsstufen sich befinden, von denen viele von einfacheren , ebenfalls vorhandenen abgeleitet werden können. Andere sind fast stets nach einem gleichen Princip construirt, wenn dies auch nicht auf den ersten Blick in die Augen fällt. So Hessen sich die vielfach variirenden Tastorgane der Wirbel- thiere auf allmälig sich mehr und mehr complicirende Polster- apparate zurückführen. Die Geruchsorgane innerhalb des gleichen Typus können in eine vollständige Entwicklungsreihe gebracht "werden, und niedere Glieder dieser Reihe treten bei Embryonen höherer Thiere in identischer Weise wieder auf, aber nur vorüber- gehend. Das Ohr besitzt fast im ganzen Thierreich den gleichen Bau- plan: Ein Bläschen mit Otolithen und Nervenenden. Die Com- plicationen des Wirbel thieroh res, die Bogengänge, die Schnecke und die Gehörknöchelchen treten in der Wirbelthierreihe successive auf und in der gleichen Reihenfolge entwickeln sie sich beim Embryo. Das Auge erweist sich stets aus drei Factoren zusammen- gesetzt: Nervenstäbchen, Pigment und lichtbrechende Medien, die in vielen Thierstämmen zu einer Camera obscura zusammen- treten, deren Bildfläche von den Nervenstäbchen dargestellt wird. Allen Sinnesorganen gemeinsam sind aber die Sinneszellen mit ihren Nervenfortsätzen und ihren cuticularen Endgebilden ; meist treten sie zu Gruppen zusammen und bilden das Sinnes- epithel, das in seiner primitivsten Form bei den Medusen als indifFt^rentes Sinnesepithel zum erstenmal auftritt. Für die meisten Fälle ist festgestellt, dass die Sinnesepithelien aus dem äusseren Keimblatt stammen. Entweder bleiben sie zeit- lebens in der äusseren Haut liegen, oder sie wandern in die Tiefe, theils zum Schutz, theils um mit accessorischen Apparaten in Verbindung zu treten. Die Sinnesorgane sind demnach eigentlich weiter nichts als modificirte Hautpartien, die mit dem Nervenapparat in Verbindung — 154 — treten und deren Structur von der jeweiligen Entwicklungsstufe des betreffenden Geschöpfes abhängig ist. Es ist klar, dass durch den Entwicklungsgrad der Sinnes- organe auch ihre Leistungsfähigkeit bedingt ist und demgeniäss können wir behaupten, dass auch unsere Erfahrung, unsere ganze Erkenntniss von der gegenwärtigen Structur uiiserer Siunesapparate direct abhängig sein muss. Es kommt dabei, ausser den accessorischen Apparaten und den gröberen Verhältnissen, zunächst und vorzugsweise die Be- schaffenheit der specifischen Nervenenden, der Stäbchen, Zapfen, Härchen etc. in Betracht, denu hiervon ist ja nach unserer Vor- stellung die Natur des Nervenprozesses bestimmt. Ueber die Beziehungen der Endapparate unserer Sinnes- organe zu den Vorgängen der Aussenwelt einerseits und zu dem Nerveuprocess andererseits, sowie über die Natur des letzteren selbst stehen uns nur Vermuth ungen zu. Die neuere Physik lehrt uns, die Erscheinungen des Lichtes, des Schalles, der Wärme, die ehemischen Prozesse etc. als Be- weguugsvorgänge der kleinsten Massentheilchen kennen. »Das reichste Naturgemälde eines tropischen Urwaldes bietet der aua- lysirenden Wissenschaft nichts als bewegte Materie.« Diese Be- wegungen pflanzen sich bis zu unseren Sinnesorganen und in letzter Instanz bis auf die Nervenenden fort und müssen dort nach dem Princip der Erhaltung der Energie ebenfalls Bewegungen hervorbringen, Bewegungen, deren Natur durch die Vorgänge der Aussenwelt, aber auch durch die Beschaffenheit der Sinnesorgane bestimmt ist. Aber lange nicht alle Bewegungen der Aussenwelt können unsere Nervenendorgane alteriren. Aus dem unendlichen Chaos der uns umgebenden Vibrationen der Atome werden durch unsere Sinnesorgane nur gewisse ausgesondert und auf das Empfindungs- organ verpflanzt. So haben unsere Tonwahrnehmungen eine obere und eine untere Grenze, denn es gibt Wellenbewegungen der Luft, die genau so ablaufen, wie diejenigen, welche unsere Ton- vorstellungen erzeugen, aber unser Ohr reicht nicht aus, sie zu hören. Ebenso gibt es Lichtstrahlen, die die Silberverbindungen der photographiöchen Platte noch zersetzen, aber wir sehen sie nicht; es sind dunkle Lichtstrahlen. Zahlreiche Gerüche, die von anderen Geschöpfen wahrgenommen werden, machen auf unser I — 155 — Riechorgan keinen Eindruck. Und sind wir nicht umgeben von einem Heer von Beweguugserscheinungen, die wir Elektricität, Magnetismus etc. nennen, die aber erst so zu sagen iu optische, akustische, chemische und mechanische Bewegungsformeu umgesetzt werden müssen , damit wir von ihrem Dasein überhaupt eine Kenntuiss erlangen? Das heisst doch nichts anderes, als: Wir nehmen von der Welt nur soviel wahr, als es unsere Sinnes- organe erlauben, und es kann als einer der höchsten Triumphe der Naturforschung bezeichnet werden , dass wir ganz bestimmt wissen : Es existiren noch Vorgänge in der Welt, für deren Wahr- nehmung uns die Organe fehlen. Es lässt sich aber ausserdem noch mit Leichtigkeit darthuu, dass unsere Vorstellungen von Farbe, Grösse, Lage, Bewegungen eines Objectes durch die Beschaffenheit des Letzteren gar nicht unabänderlich bestimmt sind. Denken Sie nur an die berühmten Versuche, die an die Existenz des blinden Flecks in unserem Auge anknüpfen, oder an die bekannte Zolin er'sche Täuschungs- figur; diese letztere zeigt uns, dass wir nicht im Stande sind, zwei Linien, von denen wir ganz bestimmt wissen, dass sie parallel sind, als Parallellinien zu erkennen , wenn wir sie durch ein System schiefer Linien durchkreuzen. Unsere Erkenntniss ist also, wie Helmholtz sagt, durch unsere Organisation bedingt. Die Atome der Welt leuchten nicht, sie klingen nicht und haben keine Temperatur. Die ganze Welt ist dunkel, stumm, kalt. Erst wenn Sinneshärchen die Vibrationen auf ein Nervensystem übertragen, entsteht Licht, Schall, Wärme. Aber das grösste Räthsel, dessen Unlösbarkeit gerade aus der Lehre von den Sinnesorganen hervorgeht, haben wir noch nicht genannt. Wie entsteht aus einem Nervenprozess, der nach aller Wahrscheinlichkeit nur Bewegungsformen von Molecülen darstellt, eine Empfindung? Hier ist die Brücke abgebrochen; aus bewegter Materie kann Empfindung und Bewusstseiu nicht abgeleitet werden. Auch die Hypothesen von Seelenzelleu helfen hier nicht; aus dem einen grossen allgemeinen Räthsel entstehen dadurch nur Millionen Einzelräthsel , von denen jedes gerade so unlösbar bleibt. Können wir aber nicht die einfachste Empfindung aus be- wegter Nervensubstanz ableiten, und lässt sich darthun, dass wir die Vorgänge der Welt nur insoweit wahrnehmen, als die jeweilige — 156 — Structur der Sinuesapparate und des Nervensystems es gestattet, ja gelingt es sogar zu zeigen, dass wir Objecte gar nicht so wahrnehmen können, wie sie wirklich sind, so ist damit die absolute Unbegreiflichkeit der Naturvorgänge unabänderlich und endgültig erwiesen. Mit der Begreiflichkeit der Naturvorgänge steht und fällt aber der Materialismus ; er kann als philosophisches Priucip niclit aufrecht erhalten werden. Die Naturwissenschaften kämpfen also nicht nur mit Erfolg gegen willkürliche philosophische Speculationen, sondern sie bringen auch entscheidende Gründe gegen den Materialismus auf .und beseitigen mit diesem auch seine zersetzenden Wirkungen. Es sind demnach auch die Naturwissenschaften nach der posi- tiven Seite hin vollkommeu geeignet, hinter unserer Sinnenwelt eine neue und unendliche Welt der Ideale zu eröffnen, die den tief- gehenden Bedürfnissen des menschlichen Gemütbes, welche objectiv betrachtet ja auch schaö'ende Naturtriebe darstellen, in vollem Maasse Genüge leistet Möge es der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft noch lange vergönnt sein, an diesen wahrhaft erhabenen Be- strebungen der Naturwissenschaften intensiven Antheil zunehmen. — 157 — Anhang. a. Sectionsberichte. 1. Bericht über die Section für yergleichende Anatomie. Von der Direction der Senckenberg'schen naturforschenden Gesellschaft zu einem Bericht über die Section für vergleichende Anatomie aufgefordert, komme ich dieser Aufforderung mit voll- kommenster Bereitwilligkeit entgegen. Finden sich aber auch in dem Bericht über 1875 — 76 eine grosse Anzahl osteologischer Thierpräparate von mir aufgeführt, so kann in diesem Jahre davon freilich nicht die Rede sein. Es waren jene Abfälle früherer laugjähriger Arbeiten über vergleichende My ol ogi e und Osteo- logie der Raubthiere etc. Gegenwärtig bin ich freilich mit ähnlichen Untersuchungen, wenngleich in weit unbekannteren Regionen beschäftigt. Das Material hierzu findet sich glücklicher- weise noch in der Section und enthält Choloepus didactyhis, Chironiys madagascariensis, Hyrax, Lemur^ Phascolomys, Halma- turus und Antilo])e dorccis ; Exemplare seltenster Art theilweise nicht nur präparirt, sondern gezeichnet, ja für unsere Ab- handlungen lithographirt. — Hier begegnen wir der Entwicklung der in Frage stehenden Systeme auf der niedersten Stufe, und hier finden wir Verknüpfungen in verschiedenster Richtung zwischen Wiederkäuern, Beutelth ier en und Nagern, zwischen Affen, Faulthieren und Raubthieren. Dass ein solches Material geistig und technisch durchgearbeitet werden muss und nicht kurzer Hand beurtheilt und sichtbar vorgeführt werden kann, versteht sich ja von selbst und muss ich daher, verehrliche Direction, bitten , sich mit obigen Andeutungen zu begnügen. Dr. Lucae. -> 158 — 2. Bericht über die Thätigkeit der entomologisclieii Section der Senckenberg'sclieii naturforsclienden Gesellschaft im Zeitraum 1878/79. Die Thätigkeit der Sectiouäre beschränkte sich im abgelaufe- nen Jahre auf die genaue Durchsicht der Sanimlungshestände und auf die Vorarbeiten für eine durchgeführte und gleichmässige Herstellung der Schräuke und der darin euthaltenen Kasten für die eigentliche Sammlung. Zu diesem Zwecke musste ein grosser Theil der Kasten geräumt und deren Inhalt provisorisch ander- weitig in gesicherten Behältern aufbewahrt werden. Bis zu Ende Sommer werden die Reparaturen volleudet sein und soll dann eine gleichmässige Ordnung und Bearbeitung der Gesammt- bestände in Angriff genommen werden. Bei diesem Umstecken in andere Kasten konnte schon auf diese Umordnung zum Theil Rücksicht genommen und gleichartiges Material zusammengebracht werden. Eine Vermehrung ward der Sammlung zu Theil durch die Sendungen einer grossen Anzahl von Madagaskar-Insekten durch Herrn Stumpf. Herr v. Saussure aus Genf, unser correspou- direndes Mitglied, hatte die Güte, bei seinem letzten Hiersein eine Anzahl davon, besonders Orthopteren und Millepeden zu bestimmen, von denen einige sogar zugleich die Original- exemplare darstellen. Von Herrn von Maltzan wurde eine Anzahl von ihm in diesem Jahre in Portugal gesammelter, sowie ferner eine Suite brasilianischer Pracht-Schmetterlinge im Tausche gegen Dubletten aus den Käferbeständen erworben. Der Vorsteher der entomologischen Section: Dr. von Heyden, K. Hauptmann z. D. — 159 — 3. Bericht über die conchologische Section in 1878/79. Unsere Conchyliensammlung erhielt iu dem abgelaufenen Jahre verschiedene nicht unerhebliche Bereicherungen. Angekauft wurden aus der Gruner'schen Sammlung die Gattungen Triton, Pyrula und Fusus, unter denselben zahlreiche Seltenheiten, welche unserer Sammlung fehlten. Von den Pyrula haben zahlreiche Exemplare als Originale für die Monographie dieser Gattung im Couchylieucabinet von Martini-Chemnitz gedient. Ferner wurden in Tausch von Herrn Verkrüzeu erworben: Panopaea norvegica, Soreofusiis Bernicicnsis, Neptunea norvegica und Bi'ccinopsis Dalei, vier der seltensten Nordsee-Arten, und eine Anzahl uns noch fehlender Seeconchylien von Mauritius. Von Herrn D. F. Heynemann erhielt unsere Sammlung ein sehr werthvolles Geschenk, eine grosse Anzahl abnormer und ver- krüppelter Couchylien, drei Schiebladen füllend, eine in ihrer ^rt wohl einzige Sammlung. Ferner von dem Sectionär eine Anzahl für unser Museum sämmtlich neuer Meerescouchylien aus West-Indien. Im Anschluss an die früher im Tausch erworbene Suite schenkte uns Herr H. von Maltzan ausserdem noch eine reiche Suite westindischer Zweischaler, so dass auch unsere westindische Localsammlung jetzt nicht mehr ganz unbedeutend ist. Die Artenzahl unserer Sammlung hat im verflossenen Jahre um etwa 300 zugenommen und beläuft sich jetzt auf nahezu 8000, immerhin noch nicht ein Viertel der bekannten Arten. Dr. W. Kobe lt. 4. Bericht über die Sectionen der Botanik und der Phytopalaeontologie. Der Direction der Senckenbergischen naturforschenden Gesell- schaft erlaube ich mir folgenden kurzen Bericht über die Botanische Section vorzulegen. Die in letzter Zeit erworbenen Sammlungen, welche sich hauptsächlich auf Europa (hier vor allem auf Süd -Italien, aber auch auf Spanien, Griechenland, Serbien, Ungarn und Scandinavien) — 160 — ferner auf Nord - Amerika (Jowa, Missouri, Californien) und Süd-Amerika (Argentinische Republik) beziehen, konnten wenig- stens zum Theil bereits eingeordnet werden. Hierzu kam noch der grösste Theil des von Prof. Fresenius gesammelten Herbars, sowie die in letzter Zeit von mir bestimmten Pflanzen aus den von Prof. Rein in Japan gemachten Sammlungen. Die Einreibung schreitet vorläufig noch immer sehr langsam fort, da im ver- flossenen Jahre nur erst ein Theil der vorhandenen Fascikel in dem Schwefelkohlenstoff kästen gereinigt werden konnte ; also bei den jetzt einzureihenden Gattungen das lästige und ungemein zeitraubende Durchsehen der Fascikel noch nicht unterlassen werden kann. Im Jahre 1879 wurden durch die Beihülfe von Herrn A. Metzler weitere Erwerbungen von meist südamerikanischen und südeuropäischen Pflanzen gemacht, und schliesslich eine Flora von Colorado, bestehend in 860 Nummern erworben, einem Districte, welcher durch die Grossartigkeit \md Eigenthümlichkeit seiner Terrainbildung sich auszeichnet und zugleich noch kaum bekannt ist. Diese Flora ist Gebirgsflora, gesammelt von 5000 bis 14 000 Fuss über'm Meer. — Bei wissenschaftlichen Arbeiten wurde das Herbar der Seuckenbergischen Gesellschaft in letzter Zeit mehr- fach zu Rathe gezogen , (von auswärtigen hier durchreisenden Botanikern), Die paläontologische Sammlung wurde dieses Jahr durch die von Herrn Prof. Sandberger in Würzburg geschenkte werthvolle Suite von Pflanzen Versteinerungen aus dem Zsilythale in Sieben- bürgen bereichert. Zugleich hoff'e ich, dass wohl in naher Zeit eine Sammlung von Devonpflanzen aus belgischen Fundorten, welche mir Herr Director Crepin in Brüssel für das Museum zugesagt hat, eintreff'en werde. Auch darf ich die Hoffnung aussprechen, dass ich eine grössere Suite von Pflanzen aus dem Pliocen Toskana's, mit deren Bearbeitung ich jetzt gerade beschäftigt bin, durch die Güte des Herrn Dr. v. Bosniaki dem Museum zuzuweisen vermag. Letzteres würde insofern noch besonders erwünscht sein, da die von mir aus gleichaltrigen Ablagerungen Siciliens beschriebenen Abdrücke durch Schenkung des Herrn Director Stöhr schon früher dem hiesigen Museum zugewendet wurden. Dr. Geyler, Sectionär für Botanik. 161 — 5. Bericht der Section für Mineralogie über den Jahr- gang 1878. An Geschenken sind hervorzuheben: 1. Von Herrn Dr. Friedrich Scharff 4 Stufen vom Vesuv, besonders aufsitzende Leuzite, 1 Amethystdruse von den 3 Brunnen. 14 Stufen aus dem Taunus, darunter Flussspath- Octaeder vom Rossert. Weiter: Groth, Uebersicht der Mineralien nach ihren krystallographisch-chemischen Beziehungen. 2. Von Herrn Dr. Alfred Buck 1 faustgrosses Stück Tachyljt aus dem Basalt von Bockenheim, Aus dem durch Herrn Dr. R ü p p e 1 1 seiner Zeit der Minera- logischen Section durch Tauschgegeustände zugewiesenen Capitale sind von demselben alljährlich zu Anschaffungen zu ver- wenden fl. 22.30 = M. 38.57 dazu wurden für den laufenden Jahrgaug weiter . » 111.43 ausgeworfen, so dass zur Verwendung kommen konnte ein Betrag von M. 150, — Hiervon ist angeschafft worden: 1. In dem Heidelberger Mineralien -Comptoir fand ich nur Weniges für das Museum geeignet: Mai: 1 Wolframit von Schlaggenwald M. 3. — 1 verzerrter Kalkspath von Andreasberg » 1, — 1 Markasit von Folkestone . . . . » 1. — M. 5,— 2. C. F. Pech, die ausgezeichnete Mineralien- handlung in Berlin, sandte Besseres: Aug. 13, Gold von Vöröspatak, zierlicher Skelet- bau in Stäbchen reihenweise geordnet, ähnlich einer Stufe in Bonn, welche H ess enb erg in Minera- log. Notiz VH pag, 39 beschrieben M. 20. — Ilmenit von Miask » 13,50 Weiter hat sich die Section an Dr. Schuchardt in Görlitz gewandt in der Hoffnung, daselbst spanische Mineralien zu erhalten, die uns fast durchaus fehlen. M. 33.50 11 — 162 — Er saudte 3 Kistchen, darinnen aber nur wenige spanische Mineralien. 3. (Oct.) bei Dr. Schuchardt in Görlitz.. Proustit von Marienberg . . . . M. 10. — Kalkspathgruppe von Przibram . . » 10. — Skapolith von Gouvernor .... » 20. — Thenardit von Caracolas .... » 2. — 10 Stück Philippsit von Zirswitz . » 3. — Schweizerit nach Quarz, Zermatt . » 1. — Göthit von Lostwithill » 4. — Hydrotitanit 2 Stück, Magnet Cove » 2.50 Stephanit von Andreasberg ... » 12. — Mauganit von Ilefeld » 3, — l'yrolusit von Platten > 1.50 Malachit von Cordova » 1.50 Pyromalit von Nordmarken ... » 4. — Nagyagit von Naguaga .... » 6. — Glauberit von Villa Rubin ... » 10. — Heulandit vom Wallis, Gieblisbach. » 8.50 sog. Sandcalcit » 3. — Sylvanit von Nagyag » 7.— ^ ^^^^ Im Ganzen also . . M. 147.50 Dagegen wurden zufolge eines Beschlusses der Gesellschaft 3 Stück kleiner Nilgeschiebe No. 1855 aus der Mineralogischen Sammlung ausgeschieden und an die städtische historische Samm- lung laut Quittung übergeben. Von den seiner Zeit durch Herrn Dr. Volger eingestellten Gegenständen sind bis jetzt zwei Kisten voll ausgeschieden und abgeholt worden; es ist etwa noch ein gleicher Betrag zu demselben Zwecke zurückgestellt worden. Im Laufe dieses Sommers ist die ganze Mineralogische Sammlung durchgesehen, gereinigt und frisch geordnet worden. Es o-eschah dies wieder nach dem bisher befolgten älteren System von Blum, während neuerdings die öffentlichen Sammlungen mehr und mehr bei der Gruppirung der Mineralien die Aehnlich- keit der chemischen Constitution ohne Berücksichtigung der Form ins Auge fassen und zur Geltung bringen. Ein bezüglicher An- — 163 — trag auf Umänderung des Systems in der Aufstellung ist indess unterblieben, weil eine derartige Umstellung einen verfügbaren freien Raum verlangt, jetzt aber zu diesem Zwecke kaum eine einzige Schublade hätte verwendet werden können; vorerst bleibt noch die Aufstellung der geologischen und der paläontologischen Sammlung zu vollenden, der nöthige Raum wird sich dann wohl finden. Dr. Friedrich Scharff, Sectionär für Mineralogie. 164 — b. Protokoll-Auszüge über die wissenschaftlichen Sitzungen während 1878/79. In diesen Sitzungen werden regelmässig die neuen Geschenke für die Sammlungen, sowie für die Bibliothek vorgelegt. Diese sind, da ein Verzeichniss derselben unter S. 35 gegeben ist, hier nicht erwähnt, insofern sich nicht etwa Vorträge daran knüpften. Ebenso ist nicht erwähnt, dass, was regelmässig geschah, das Protocol! der vorigen Sitzung verlesen wurde. Samstag den 16. November 1878. Vorsitzender Herr Dr. Th. Petersen. Herr Dr. Stricker hielt zur Erinnerung der am 7. April 1778 erfolgten Promotion von Samuel Thomas von Sömmerring einen Vortrag, — das Andenken an die vielseitige Thätigkeit und Bedeutung des grössten Ana- tomen Deutschlands hier in Frankfurt wach zu erhalten, wo er seine Familie begründete. Hierdurch wurde ihm später Frankfurt zu seiner zweiten Heimath, wo er mehrere Jahre als practischer Arzt wirkte, wo er auch die letzten Lebensjahre im Kreise seiner Familie verbrachte und 75 Jahre alt sein ruhmreiches Leben schloss. In eben diesen Jahren schenkte Sömmerring auch unserem Museum und daher vor Allem den kühnen Unterneh- mungen RüppelPs grosses Interesse. 1828 am 7. April wurde hier auf das solennste sein 50jähriges Doctorjubiläum gefeiert. Aus den Ueberschüssen der zur Prägung einer Denkmünze für diesen Tag gesammelten Beiträge wurde der von unserer Gesellschaft alle 4 Jahre zu vergebende, vor 2 Jahren nun zum elften mal vergabte Sömmerring-Preis, welcher der bedeu- tendsten Leistung in der Physiologie werden soll, gegründet. — 165 — In einem zweiten V'ortrage schilderte Herr Dr. v. Heyden seine mit 2 Freunden von Mitte Mai bis Ende Juli dieses Jahres in Croatien und Ölavonien unter- nommene wissenschaftliche Reise. Hierfür ist eine Karte, in welche ihre Reiseroute eiugezeichuet ist, ferner eine grössere Anzahl besonders interessanter Landschaftsbilder etc. aufgestellt. Nachdem nun der Redner die durchreisten Länder orographisch und hydrographisch beschrieben, geht er auf die nähere Beschreibung der besonderen Ziele und der Mittel ein, welche die Reisenden beim Sammeln verwendeten. So wurde Perusic wegen der in den dortigen Höhlen lebenden augenlosen Insecten besucht. Eine Hauptausbeute gaben die auf dem Grunde von trichterförmigen Vertiefungen vermodernden umgestürzten Bäume und das hier liegende Laubwerk. Die Entstehung dieser Kessel erklärt der Redner durch locales Einsinken, Einstürzen des unter- höhlten, kahlen, kalkigen Plateaus; vielfach sind diese Trichter, welche in sehr verschiedeneu Grössen, vielfach in enormer Menge, sich im ganzen Gebiete finden , mit durch die Regenwasser eingeschwemmter, bebaubarer Ackerkrume am Grunde überdeckt. Gelegentlich der Beschreibung der Buchen- und Eicheuurwälder, die von den Reisenden ebenfalls durchforscht wurden, kommt der Redner auf das frühere unsinnige Abholzen des westlichen See- karst und Velebit, ferner auf die Art und Weise, wie die öster- reichische Regierung jetzt diese kolossalen Waldbestände nutzbar zu macheu sucht, zu sprechen. Das Nothweudigste hierfür, Strassen, fehlen ebeu noch meistens. Die Ziege bezeichnet der Redner als den grössten Feind des Pflanzeuwuchses ; wo sie in grösserer Menge gezogen werde, ist das Land arm. Abgesehen von der Insecten weit hat auch die übrige Fauna manch Interessantes: im Oguliuer Regiment sollen in einem Wald- bestand von 40 000 Joch noch circa 150 Bären stehen; hier finden sich auch Auerhähue, Gemsen, häufig auch Wölfe ; ganz enorm reich sind Sümpfe, z. B. im Peterwardeiner Regiment an Sumpfvögeln. Die Plitvica-See'n, welche 12 au Zahl etagenmässig übereinander reihenweise sich folgen, von denen jeder sein krystall- reines kalkreiches Wasser durch mehrere Klafter hohe Fälle iu den unteren ergiesst, sind reich an Lachsforelleu. Das Fischen derselben geschieht durch Werfen mit eisernen Haken nach den- selben von den höchst primitiven Fahrzeugen aus, die einfach — 166 — und gauz roh ausgehöhlte Baumstämme sind. Von Clausilien brachte der Redner 8 neue Varietäten mit. Die erfolgreiche Reise verdanken die Reisenden zum grossen Theil einer von General-Feldmarschall-Lieutenaut Philippovic ausgestellten offenen Ordre, welche alle Civil- und Militär-Behörden anwies, den Reisenden auf jede Weise behülflieh zu sein. Samstag den 7. December 1878. Vorsitzender Herr Dr. Th. Petersen. Den ersten Vortrag hielt Herr Dr. H. Loretz über die Schichten von Hallstatt und St. Cassian und deren Versteinerungen, wozu eine grössere Auswahl der von Herrn von Klippstein angekauften Sammlung vorlag. Die Namen Hallstatt und St. Cassian sind schon lange in den Kreisen derer bekannt, welche sich die touristische oder die wissenschaft- liche Erforschung der Alpenwelt zum Ziele gesetzt haben. Wie die Umgebungen dieser Orte landschaftlich reich an sehens- werthen, grossartigen Scenerien sind, so enthalten auch die dortigen Berge eine grosse Fülle von m'rk würdigen Versteine- rungen, deren Aufsammlung und Untersuchung die Geologen schon seit Jahrzehnten beschäftigt; eine umfangreiche Literatur existirt schon über dieselben. Die Gesteinsschichten, welche jene ver- steinerten üeberreste ehemaliger Meeresgeschöpfe einschliessen, gehören dem Keuper an, welcher sich aber in seiner alpinen Aus- bildung, nach Gestein, wie nach organischen Einschlüssen wesentlich von dem uns nähergelegenen schwäbisch-fränkischen Keuper ab- weichend zeigt. Diese Verschiedenheit in der alpinen und ausser- alpinen Entwickeluug ein und desselben Schichtensystems macht sich mehr oder weniger bei allen Formationen geltend und bildet eine Hauptschwierigkeit bei der zoologischen Entzifferung des alpinen Schichtengebäudes. Der Vortragende berührt nun kurz noch eine Reihe von anderen Schwierigkeiten — so die mannig- faltigen und grossartigen Lagerungsstörungen, welche mächtige, steil aufgerichtete Schichtensysteme betroffen und verschoben haben, dann die grosse Armuth an Versteinerungen oder den schlechten Erhaltungszustand derselben in manchen Gebirgs- partien, weiter die Hindernisse, welche Terrain, Witterung oder auch mächtige Alles verfüllende Schuttmassen dem vordringenden — 167 — Geologen entgegenstellen u. s. f. Erschwerender jedoch als die genannten Punkte ist für die rasche und sichere geognostische Orientirung in den Alpen der sogenannte Facieswechsel, d. h. die Erscheinung, dass ein und dieselbe geologische Bildung an verschiedenen, oft gar nicht weit von einander entfernten Orten im Alpengebirge selbst so ganz anders aussehen kauu, dass also z.B. in demselben geognostischen Horizonten Koralleukalk, Dolomit, Hochseekalk mit Ammoniten etc. miteinander wechseln können. Gerade der Keuper zeigt sich in dieser Beziehung äusserst vielgestaltig und bietet denn auch an den Orten Hall- statt einerseits und St, Cassian anderseits ein sehr abweichendes geognostisches Bild ; während in Hallstatt am unteren und mittleren Keuper eine Kalkbildung mit Ammouiteu, der sogenannte Hall- statter Marmor erscheint, findet sich in St. Cassian als gleich- zeitiges Aequivaleut eine Reihe ganz anders zwischen Schichten und unter diesen als wichtigste die St. Cassianer Kalkmergel und Korallenkalke mit den berühmten Versteinerungen. Den Schluss des Vortracres bildet eine nähere Charakterisirung und Übersicht- liehe Betrachtung der Faunen, welche in Hallstatt und St. Cassian überliefert sind , nebst Bemerkungen über deren gegen- seitige Beziehungen und muthmassliche Lebensbedingungen. Auch durch die Entdeckung dieses Reichthumes an organischen Formen in der Alpen-Trias wird die nur dürftige Fauna der gleichzeitigen ausseralpineu Formationen in erfreulicher Weise ergänzt, und so erst die Verbindung hergestellt zwischen der reichen Entfaltung der Thierwelt einerseits in den paläozoischen Formationen und anderseits in den jüngeren mesozoischen. Hierauf besprach Herr Dr. Petersen die Quellen für die Bildung der Erzgänge. Dass Gangmineralien und Erze im Allgemeinen nicht aus grossen Tiefen stammen, vielmehr zu den Nachbargesteinen in naher Beziehung stehen, konnte nicht unbekannt bleiben; weiss ja auch der Bergmann aus Erfahrung, wie sehr die Erzgänge und Lager nutzbarer Mineralien an gewisse Gesteine geknüpft sind. Es hatte an einschlägigen, genauen chemischen Untersuchungen bislang gefehlt. Der Vortragende erinnert daran, wie er für viele krystallinische Gesteine einen Gehalt an phosphorsaurem Kalk nachgewiesen und so auch die Quelle der nassauischen Phosphoritlager erklärt, ferner wie er bei den in Gemeinschaft mit Prof. Sandberger ausgeführten — 108 — Untersucliungeu der liochiüteressaiiteu Mineralien der Silber, Wismuth, Kobalt uud andere Metalle führenden Erzgänge des mittleren Schwarz waldes eben jene Metalle mehrfach in den Nebengesteinen coustatirt, sowie dass der Schwerspath der dortigen Gänge von dem kleine Mengen von Baryt führenden Feldspathe abgeleitet werden müsse. Neuerdings hat sich nun Sandberger weiter mit diesem Gegenstände beschäftigt und in verschiedenen Hornblenden, Augiten und sogar im Glimmer schwere Metalle, wie Kupfer, Kobalt, Blei, Silber, Wismuth, selbst Arsen und Antimon nachgewiesen, was für die Bildung der Erzgänge von hohem Interesse erscheint. Der Antimon, Kupfer uud Kobalt führende Glimmer von Zindelstein im südöstlichen Schwarzwalde wurde u. A. vorgezeigt. Samstag den 18. Januar 1879. Vorsitzender Herr Dr. H. S c h m i d t. Vorerst erläutert Herr Dr. v. H e y d e n die Bildung der Kalktuffe, welche sich auch heute noch am Grunde der Plitvica-See'u bilden. Der Kalkreichthum der Zuflüsse gelaugt heute durch Auslaugung des Hippuritenkalkes, der die umliegenden Gebirge zum grossen Theil zusammensetzt, in dieselben. Hierauf hält Herr Dr. Reichen bach den angekündigten Vortrag über die Keimblätter und die erste Ent- wickelung des Nervensystems bei Arthropoden. Eine der wichtigsten Errungenschaften der modernen Zoologie ist die Erkeuntniss, dass die Thiere mit alleiniger Ausnahme der Protisten aus gauz einfachen, meist flächenhaft ausgebreiteten Primitivorgauen, den sogenannten Keimblättern, sich entwickeln. Nachdem der Vortragende die Verdienste Wolff's, Pander's, Bar's, Rathke's, Müller's etc. hervorgehoben, zeigt er, wie durch die Aufstellung der Zellentheorie auch die Lehre von den Keimblättern in eine neue Phase getreten uud eine Menge dies- bezüglicher wissenschaftlicher Fragen angeregt habe, u. A. wie entstehen aus der Eizelle die Keimblätter, wie sind die Keim- blätterzellen beschaffen, wie betheiligen sich deren Elemente an dem Aufbau der Orgausysteme ? Neuerdings ist nun durch die Aufstellung der Descendenztheorie die Keimblätterlehre wieder in ein neues Stadium getreten. Jetzt richte sich die Forschung — 169 — besonders darauf, zu eruireu, ob die Keimblätter der verschiedenen Thiertypen, der höheren und niederen, gleiehwerthig oder homolog seien? Behufs dessen geht die Untersuchung dahin zu erkennen, 1. ob der Entsteh ungsprocess der Keimblätter bei allen Thieren der gleiche ist, 2. ob bei denselben aus den entsprechenden Keim- blättern genau die gleichen Organsysteme sich aufbauen. Redner stellte sich nun die Aufgabe, diese beiden Momente an genau untersuchten Repräsentanten des Arthropoden-Kreises zu discutiren, schickte jedoch dem noch die Erläuterung des von ihm verbesserten Leiser'schen Mikrotoms voraus, mittelst dessen z. B. ein erhärteter Embryo in eine ununterbrochene Reihe von Schnitten bis ^jio mm Dicke zerlegt werden kann, so dass eine genaue Einsicht in die inwendig ablaufenden Entwickelungs- processe möglich ist. Aus der Untersuchung Bobretzky's etc. ergab es sich, dass im Arthropodenei eine totale Furchung statt- finde, dass jedoch das Endresultat dieses Processes bei Crustaceen und Arachniden einerseits, bei Insecten anderseits ein wesentlich verschiedenes sei. Genau beschreibt Redner besonders das von ihm in diesem Stadium untersuchte Ei von Ästacus ßuvicUilis und dessen Umwandlung ; schliesslich sei es von einem über ein- schichtigen Zelllager umhüllt. Bei den Schmetterlingen hingegen fand Bobretzky innerhalb dieser Eizelle noch andere sehr voluminöse Zellen, die den ganzen übrigen Zellraum erfüllen. Während also bei Krebsen und Spinnen am Schlüsse des Furchungsprocesses nur e i n Keimblatt vorhanden ist, finden sich beim Schmetterlinge deren zwei. Der Redner schildert nun die von ihm beobachtete weitere Entwickelung der Keimblätter des Flusskrebses — die des Mesodermes und Eutodermes, welch' ersteres wahrscheinlich dem Entoderm entstamme. Nach Kowalewsky bilde sich beim Schwimmkäfer und bei der Biene durch Einstül- pung nicht, wie beim Ästacus das innere, sondern das mittlere Blatt, ähnlich sei es auch nach Bobretzky bei den Schmetter- lingen. Es geht hieraus hervor, dass die Keimblätter nahe ver- wandter Thiere auf sehr abweichende Art entstehen, dass somit, auch wenn man andere Thiere so in den Bereich der Vergleichung zieht, aus dem Entstehungsprocesse bis jetzt noch nicht auf deren Homologie zu schliessen sei. Nun auf die Betheilignng der Keimblätter an dem Aufbaue der Orgaosysteme übergehend , macht der Vortragende geltend, — 170 — dass iu dieser Beziehung mehr Uebereiustimmung vorhanden sei. Wie bei den höheren Thieren entwickeln sich z. B. bei Ästaciis aus dem inneren Blatt der Mitteldarm und die Leber , aus dem mittleren die Muskulatur , das Herz , das Blut etc., aus dem äusseren die Körperbedeckung, der Vorder- und Hinterdarm, besonders aber auch das Nervensystem, dessen hier ablaufende Entwickelungsvorgänge sehr analog denen bei Wirbelthiereu sei. Redner beschreibt genauer die ersten Anlagen des Nervensystems bei Ästaais; zuerst lege sich eine mediane seichte Rinne an, deren mittlere Partieen später segmentweise sich einstülpen, jährend die Randpartieen die Ganglien liefern. In früheren Stadien liege das Gehirn nicht dem übrigen Nerven- system in Bezug auf den Darin entgegengesetzt, vielmehr sei die Lage des Krebsgehirnes über dem Darm lediglich die Folge später eintretender Krümmungen, die mediane Nervenrinne sei auch bei Schmetterlingen und beim Regenwurm aufgefunden. Nach alle dem schliesst Redner, dass die Homologie der Keimblätter noch als ein Problem bezeichnet werden müsse, das in hohem Maasse geeignet sei, den Forschungstrieb anzuspornen und ihm feste Richtung zu geben. Die wichtigsten Behauptungen bezüglich der Entwicklungsge- schichte des Flusskrebses belegte der Vortragende mit beweisenden Präparaten, die er durch Zeichnungen erläuterte und mittels der aufgestellten Mikroskope demonstrirte. Samstag den 15. Februar 1879. Vorsitzender Herr Dr. Geyler. Eine vorliegende Sammlung, ein Geschenk von Herrn Prof. Dr. Sandberger iu Würzburg, gab Herrn Dr. Geyler Gelegen- heit, die Tertiärflora des Zsilythales in Siebenbürgen zu besprechen, demnach ist sie äquivalent unserem Cyrenenmergel, also ober- oligocäu; ausser den von Heer beschriebenen Pflanzen fanden sich unter den von Herrn Sandberger geschenkten auch Spuren von Taxodium disüchum. Hierauf folgte der Vortrag des Herrn Dr. Julius Ziegler über phänologische Beobachtungen. Siehe Seite 89. — 171 — Samstag den 1. März 1879. Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt. Herr Major von Homeyer über Naturleben am C u a n z a. Wie alle westafrikanischen Fkissgebiete, so ist auch das des Cuanza charakterisirt durch eine vordere Barre — zurück ins Land hat derselbe z. B. bei Massangano eine Breite von 1400 Schritt, während die der Mündung nur 500 Schritt beträgt; noch weiter' zurück, oberhalb Dondo stürzt der Fluss über mehrere Wasserfälle. Zur grossen Regenzeit — Februar bis Anfangs Mai — stauen sich daher die Wasser bedeutend und setzen das Tiefland, das sich von der Küste weit ins Innere erstreckt, unter Wasser. Unter anderem beobachtete der Redner (1875) an einer Palme noch in einer Höhe von 22 Fuss Schlammtheile. Das vom Redner durchforschte Gebiet gliedert sich in : 1. die weite Ebene mit Steppenflora, 2. den Urwald mit dichtem unwegbarem Unterwalde, 3. das inselartig aus der Steppe sich heraushebende Felsengebiet mit Bergen von 2 — 4000 Fuss Höhe, durchschnitten von tiefen Schluchten. Hier concentrirt sich das Thier- und Menschenleben. — Die Flora der Steppe besteht, soweit sie feucht ist, vornehmlich aus Ricinus, Papyrusartigen Gräsern und Bourdaonpalmen, auf und an den zurückgetretenen Wassern aus Süsswasser-Blasentangen und Amaryllisartigen Pflanzen; wo in der Trockenzeit die Steppe trocken ist, ist sie von Cactusartigen Euphorbien, Mimosen, Genisten und gelb und roth blühenden Malven- bäumen bewachsen. Weiter werden die Umstände geschildert, welche die Ebene zu einer Malariagegend machen — Wasser, tropische Hitze, dumpfe Luft und starker Temperaturwechsel, der während eines Tages ca. 20" R. beträgt. Auf das Thierleben übergehend bespricht der Redner den grossen Einfluss, welchen die Manier der Neger, die dürre Steppe in Brand zu setzen, auf jene ausübt. Der Löwe ist weit östlich bis Malange verdrängt, wo keine Steppe ist ; dasselbe gilt vom Büffel, vom Elephanten, auch Busch- Antilopen werden nicht mehr gesehen; der Leopard ist ins Gebirg verdrängt, ist auch dort nicht mehr gefürchtet. Doch regenerirt sich rasch wieder die Steppe, flüch- tige Thiere, Perlhühner, Trappen, Heuschrecken finden sich wieder ein, letztere sogar oft in ungeheurer Anzahl. Von den Flussbewohnern bespricht der Redner besonders das Krokodil ; er sah Thiere von — 172 — 10 — 14 Fuss Lauge; es ist als das schlimmste uächtliehe Raubthier gefürchtet; währeucl der Fortpflauzuugszeit hält es sich iu den Tümpelu mit weit aufgerisseuem Racheu, deu oft eiu blauflügeliger Regeupfeifer uach Parasiten fahudeud durchläuft. Nach d e R o s a ist das Nilpferd bei Colombo, 12 Meileu von der Küste, sehr häufig, doch lässt es höchstens 6 Punkte — die Nüstern, die Augen-Stirnränder und die Ohrenspitzen am Wasserspiegel sehen. — Aus dem ge- birgigen Gebiete nannte der Vortragende den Klippschliefer und die graugrüne Meerkatze, deren Hauptaufenthalt Carica Papaya, die Bananen, die Schirmakazien und Gummibäume sind; auffällig ist, dass sie beim Herabkletteru auch von den steilsten Felsen stets mit dem Kopf vorangehen. — Die Regenzeit ist die Zeit der Be- gattung, des Nesterbauens, folglich der Sommer. Zur Berichtigung der verbreiteten Ansicht, als besässen die Tropen keine Sänger, führt der Redner die Buiitdrossel (Bessornis)^ verschiedene Staare und Nectariuen, auch einen drosselartigen Steinschmätzer iu Central- Afrika an. Von den Schmetterlingen hebt der Vortragende deu sehr raschen Generationswechsel hervor. In deu 9 Monaten — September bis Aufaugs Mai — geschieht derselbe meist dreimal. Während die Abkömmlinge einer Generation gleich sind, zeigen dagegen die verschiedeneu Generationen Verschiedenheiten, z. B. hat die 1. Generation von Pontia severhm auf der Unterseite eine schwarz und weisse, die 2. eine schwarz und gelbe und die 3. eine schwarz und rothgelbe Netzzeichuung. Als Beweis für das massen- hafte Vorkommen der Schmetterlinge erwähnte der Redner, dass er in der Regel au einem Abende in seinem Zimmer 180 — 200 Nachtschmetterliuge gefangen habe. Die grossen hochfliegeuden Charaxen, welche am Gipfel der Veronia fehrifuga sich aufhalten, lockte er mit Cognac und Zucker, mit denen er Negercacteen überzog, herab. Die Stellen, an welchen sich die Charaxen gerne aufhalten, sind kleine Stelleu, am Gipfel, an welchen durch Ameisen das Ausfliessen des Nahrungssaftes veranlasst ist. Herr von Homey er vermuthet, es seien die Ueberschwemmungen und Brände, welche die Ameisen nöthigten, so hoch zu steigen. Damit stimme, dass alle Höhlennestbauenden Vögel, die Staare, Eisvögel etc. zahl- reiche Brut haben, im Gegensatze zu denjenigen, Avelche offene Nester bauen, deren Brüten bei uns zahlreich sind. Was die Verbreitung derThiere angeht, wird hervorgehoben, dass die Thier- welt von Pongo Adongo, das vom Ufergebiete durch eine Gebirgs- ~ 173 — kette getrennt ist, sehr geringe Beziehungen zum benachbarten Westen haben , vielmehr gehe die Hauptströraung nach Nordost. So correspondiiTu die Schmetterlinge mit der Fa'ina der süd- asiati^chen Tuseln, sogar des Amurgebietes, wofür Yphthima der Erebien-Abtheilung, dann auch Danais und Charaxes Belege geben. Mit Madagascar hat Pongo Adongo die AcJierontia solam gemein. Eine dritte Strömung führt nach Norden nach dem Senegal, was sich durch gleiches Klima und gleiche Bodenbeschaffenheit erklärt. Von am Cuauza vorkommenden Kosmopoliten erwähnte der Redner schliesslich den Distelfalter, unseren Todtenkopf und die kleine Ackereule. — Mehrfach ist die Bemerkung gemacht, dass an der Küste (Loando) Schmetterlinge, welche weiter land- einwärts mit Punktzeichnung vorkommen, in Strichzeichnung über- gehen, ähnlich wie dies z. B. die Helgoläuder Form Var. Zatima thut, im Vergleiche zur continentalen Stamm- und Punktform Spüosoma liibricipeda. Samstag den 5. April 1879. Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt. Herr Dr. Julius Ziegler spricht über thermische Vegetationsconstanten. Siehe Seite 103. Dr. F. Kinkelin, d. Z. erster Secretär. — 175 —